Ist die gegenwärtige Zungenbewegung von Gott?
Beantwortet von Reuben A. TORREY
Antwort: »Sie ist es nicht.«
Das wird durch die folgenden Tatsachen offensichtlich.
1. Die gegenwärtige „Zungenbewegung“ erhebt das Zungenreden zum einzigen und entscheidenden Beweis dafür, daß jemand die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen hat. Die „Zungenredner“ erklären ständig, daß jeder, der noch nicht in Zungen gesprochen hat, auch noch nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen habe. Diese Behauptung widerspricht der ausdrücklichen und klaren Lehre der Bibel. Jeder, der aufrichtig das Anliegen Gottes, wie es in der Schrift geoffenbart ist, erkennen und nicht einfach eine bestimmte Theorie aufrechterhalten möchte, wird entdecken, Theorie aufrechterhalten möchte, daß es nur eine Taufe mit dem Geist und nur einen Heiligen Geist gibt. Dennoch kann sich diese Geistestaufe auf viele verschiedene Weisen manifestieren. Wer sorgfältig 1. Korinther 12,4-11 liest, wird diesen Sachverhalt erkennen. In Vers 30 desselben Kapitels fragt der Geist Gottes durch den Apostel Paulus solche, die er als „in den Geist getauft“ bezeichnet (V. 13): „Reden sie alle in Zungen“ (V. 30)? Die eindeutig Schlußfolgerung daraus ist, daß nicht alle in Zungen redeten.
Dieses Kapitel erklärt in unmißverständlichen Worten, daß ein Gläubiger zwar mit dem Heiligen Geist getauft sein kann und aber dennoch nicht in Zungen redet. Deshalb widerspricht die Auffassung der „Zungenredner“, daß jeder, der nicht in Zungen redet, auch nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen hat, den eindeutigen Aussagen der Bibel.
2. Die praktische Auswirkung der Lehre der „Zungenbewegung“ besteht darin, das Zungenreden zur wichtigsten der Manifestationen der Gegenwart und Kraft des Geistes zu machen. Dies ist wiederum der klaren Lehre des Wortes Gottes entgegengesetzt. Das Wort Gottes erklärt in unmißverständlichster Weise, daß das Reden in Zungen eine der am wenigsten wichtigen Kundgebungen der Gegenwart und Kraft des Heiligen Geistes ist. In der Liste, die wir im 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes finden, wird „mancherlei Zungenrede“ (V. 10) praktisch am Ende der derjenigen Gaben angeführt, die der Geist den Gläubigen schenkt. Ebenso steht das Zungenreden in den Versen 29-30 desselben Kapitels am Ende der Liste. Bemerkenswerterweise findet im Epheserbrief (Epheser 4,7-12) die Zungenrede gar keine Erwähnung. Sie wird hier nicht als eine Gabe erwähnt, die von dem aufgefahrenen Christus durch den Heiligen Geist der Gemeinde geschenkt wird. Darüberhinaus wird in 1. Korinther 14,5 deutlich gesagt, daß derjenige, der weissagt, größer ist als der, welcher in Zungen redet. Und im 19. Vers erklärt der Apostel Paulus selbst, daß er lieber fünf verständliche Warte reden würde, um andere lehren zu können, als 10000 Worte in Zungen.
3. Die „Zungenbewegung“ führt ihre Anhänger dazu, das Zungenreden mehr als jede andere Gabe zu suchen, während uns die Bibel klar lehrt, daß wir eher nach einer anderen Gabe als dieser streben sollten. In 1. Korinther 12,31 sagt die Bibel: „Strebet nach (oder begehrt ernsthaft) den besseren Gaben.“ Die hier gebrauchten Worte bedeuten buchstäblich übersetzt „die größeren Gaben“ und der Zusammenhang zeigt klar, daß mit den „größeren Gaben“ eine andere Gabe als das Zungenreden gemeint ist. Das 14. Kapitel sagt im ersten Vers: „Strebet nach den geistlichen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen möget.“ Dann begründet Paulus in den nachfolgenden Versen, warum wir das Weissagen der Zungenreden vorziehen sollten. Somit ist das Streben nach der Zungenrede, das solch ein hervorstechendes Merkmal in der „Zungenbewegung“ ist, völlig unbiblisch. Es steht in direktem Widerspruch zu den klaren Lehren des Wortes Gottes.
4. In bezug auf das Zungenreden in öffentlichen Versammlungen sind die Leiter der „Zungenbewegung“ in ständigem Ungehorsam gegenüber der offenbarten Lehre des Wortes. Das Wort Gottes lehrt in 1. Korinther 14 sehr klar, daß das Zungenreden eher privat als öffentlich praktiziert werden sollte. Paulus sagt in 1. Korinther 14,19: „… aber ich will in der Gemeinde (d.h. in der öffentlichen Versammlung) lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen.“ Er fährt fort darzulegen, daß, wenn in der öffentlichen Versammlung in Zungen geredet wird, nicht mehr als zwei oder höchstens drei in solch einer Zusammenkunft reden sollten. Außerdem: wo zwei oder höchstens drei in Zungen reden, sollten sie nur einer nach dem anderen reden und nicht zwei oder mehr zur selben Zeit (1. Kor. 14,7). Und er befiehlt sogar weiter, daß, wenn kein das Gesagte auslegen kann, niemand in der öffentlichen Versammlung in Zungen reden soll. D.h.: wenn kein Ausleger in der Gemeinde anwesend ist, soll derjenige, der in Zungen reden möchte, schweigen und für sich selbst und zu Gott reden (V. 7-29). In den Versammlungen der „Zungenredner“ sprechen oft viele in Zungen. Meistens sprechen mehrere zur selben Zeit, und sie sprechen auch dann, wenn kein Ausleger anwesend ist. Durch dieses Verhalten sind sie Gott völlig ungehorsam und ganz sicher ist eine Bewegung, die so beständig dem nicht gehorcht, was Gott in seinem Wort befiehlt, nicht von Gott.
5. Die „Zungenbewegung“ ist von schwerwiegendster Unordnung und schlimmster Unmoral begleitet. Gott erklärt in 1. Korinther 14,33, daß „Gott nicht ein Gott der Unordnung ist“ (das hier mit „Unordnung“ übersetzte Wort bedeutet „ein Zustand der Unordnung,“ „Störung,“ „Verwirrung“). Auf einer der bedeutendsten Versammlungen der „Zungenredner“, die kürzlich in dieser Stadt (Los Angeles) abgehalten wurde, hat sich die unbeschreiblichste Unordnung, Störung und Verwirrung abgespielt. Viele Männer und Frauen haben stundenlang bis weit in die Nacht hinein Seite an Seite am Boden oder auf der Bühne in unanständigster und unzüchtigster Weise in einem Zustande hypnotischer Bewußtlosigkeit gelegen, und haben sich damit schändlicher Mißachtung in den Augen der Öffentlichkeit ausgeliefert. Die Leiterin in diesen Versammlungen, eine Frau von großer Berühmtheit, hat diese bedauernswerten Männer und Frauen mit Methoden in diesen Zustand versetzt, die eindeutig hypnotischer Natur waren und völlig identisch mit den Methoden der Heiden in Afrika und den Hypnotiseuren in spiritistischen oder anderen Versammlungen in diesem Land sind. Wenn jemand geheilt werden oder die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen wollte, wurde er, den Rücken zum Publikum gewandt,auf einen Stuhl mit gesetzt. Dann ergriff ein Mann ihn am Kopf, legte die eine Hand auf das Haupt und die andere heftig auf den Hinterkopf. Anschließend hat diese Frau am Körper herumgerieben; an Männern geschah das manchmal in unzüchtigster Weise. Wenn sich später die Leute von ihrem Sitz erhoben, wurden ihnen die Arme von unten abgestützt und man befahl ihnen, ihre Arme hochzuhalten. Dies taten sie so lange, bis diese Menschen ohnmächtig umfielen. In einem bestimmten Fall, der mir bekannt ist, hat ein Junge seine Arme wenigstens eine Stunde hochgehalten, bevor er unter „der Kraft“, wie sie es nennen, umfiel. Es muß kaum gesagt werden, daß dies nicht im geringsten mit dem im Neuen Testament übereinstimmt, dafür aber dem ähnelt, was die Heiden in Afrika, die „Fakire“ in Indien und Hypnotiseure in diesem Lande praktizieren. Die ganze Sache ist für jeden, der die biblischen Lehren wirklich kennt und weiß, was das tatsächliche Wirken des Heiligen Geistes ist, sehr abstoßend. In 2. Timotheus 1,7 werden wir gelehrt, daß der Heilige Geist nicht ein Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit ist. Der Geist, der sich in den Versammlungen der Zungenredner manifestiert, ist alles andere als ein Geist der Besonnenheit (Vernunft). Aber die Verwirrung, so unehrenhaft sie für das Wort Gottes ist und so klar wie sie vom Wort Gottes zurückgewiesen wird, ist nicht das Schlimmste in der „Zungenbewegung“. Mit ihr ist, wie bereits oben erwähnt, schlimmste Unmoral verbunden. Der Mann, durch den die „Zungenbewegung“ zur damaligen Zeit anfing, wurde wegen schlimmster Unmoral eingesperrt, eine Unzucht. für die wir (damals jedenfalls, Anm.) in unserer englischen Sprache keinen Namen haben, obwohl sie im ersten Kapitel des Römerbriefes beschrieben wird. Ein anderer der herausragenden Führer, vielleicht der berühmteste im Staate Ohio, wurde des Vergehens mit einer jungen Frau überführt, obwohl er selber verheiratet war. In einer Anzahl von Fällen sind führende Männer und Frauen in der Bewegung der ausschweifendsten Beziehungen zueinander für schuldig befunden worden. In vielen Fällen ist diese Bewegung überquellend mit Unmoral der schlimmsten Art. Dies soll keinen Moment lang heißen, daß es in dieser Bewegung nicht saubere und wohlwollende Männer und Frauen gibt, aber diese Bewegung hat offensichtlich mehr Unmoral als irgendeine andere moderne Bewegung hervorgebracht, abgesehen vom Spiritismus, mit dem sie in so vielfältigerweise verwandt ist. Zwei der Leiter dieser Bewegung gingen von diesem Land nach Indien und hatten dort für eine gewisse Zeit eine Gefolgschaft unter den angesehensten christlichen Mitarbeitern, aber einige von denen, die da hineingerieten, waren über die sich abspielenden Unanständigkeiten so schockiert, daß sie davon wieder loskamen.
6. Mit der Ausbreitung der „Zungenbewegung“ wurde es in zahlreichen Fällen offenbar, daß sie dämonisch war. Es schien offensichtlich, daß solche, die behaupteten in Zungen zu reden, tatsächlich in einer ihnen unverständlichen Sprache redeten, aber was sie sagten, war ordinär und schlimm. Es bewies, daß der sie bewegende Geist nicht der Heilige Geist, sondern ein Dämon war. In Macao, China, traten genau solche Manifestationen auf, wie sie von der „Gesellschaft für parapsychologische Forschung“ (Society for Psychical Research) im Zusammenhang mit spiritistischen Versammlungen beschrieben werden. Einige, die in Zungen geredet haben, entdeckten nachher, daß sie dämonisch besessen waren, anstatt mit dem Heiligen Geist getauft zu sein. Auf derselben Linie gab es bemerkenswerte und erschreckende wie abstoßende Entwicklungen in Deutschland. Die Wahrheit ist, daß so viele Leute so begierig sind, von irgendeinem übernatürlichen Geist gesteuert zu werden, daß sie nicht mehr darauf achthaben, ob dieses übernatürliche Wesen, das sie kontrolliert, nun der Heilige Geist oder ein Dämon ist, und die „Zungenbewegung“ hat einige der erschreckendsten Entwicklungen auf diesem Gebiet aufzuweisen.
7. Die „Zungenbewegung“ ist in all ihren wesentlichen Kennzeichen nichts Neues. Dieselben Phänomene traten zwischen 1830 und 1840 in der unglücklichen Irvingianischen Bewegung in England auf. In dieser Bewegung gab es die wunderbarsten Phänomene des Zungenredens, die für einige Zeit einige sonst besonnene Männer und Frauen verführte. Danach bekamen sie aber unzweideutige Beweise dafür, daß der Geist, der den Redner kontrollierte, auf keinen Fall der Heilige Geist, sondern ein böser Geist war. Zungenreden ist für viele Jahre bei den Mormonen praktiziert worden. Während ihres Werdegangs haben in Mormonenversammlungen Männer und Frauen oftmals erklärt, in Zungen zu reden.
Um es zusammenzufassen: Die „Zungenbewegung“ ist eine Bewegung, auf die Gott in unmißverständlicher Weise das Kennzeichen seines Mißfallens gesetzt hat, sowohl durch sein Wort, wie auch in dem, was in seiner Zulassung in Verbindung mit dieser Bewegung sich ereignet hat. Es ist eine Bewegung, die jeder, der dem Wort Gottes glaubt und gehorcht, stricktest meiden sollte, es sei denn, um je nach Gelegenheit aufzuzeigen, welch grobe Irrtümer und Bosheiten mit ihr verbunden sind. Wir leugnen nicht die Möglichkeit, daß Gott in unseren Tagen jemanden die Zungenrede geben kann. Wenn Gott es gefällt, dies zu tun, dann kann und wird Er es tun. Aber die „Gabe der Zunge“ wurde so offensichtlich in der frühen Kirche in einer Weise, die dem gegenwärtigen Mißbrauch in der „Zungenbewegung“ sehr ähnlich ist, falsch gebraucht, daß es sogar in der Zeit des Apostels Paulus nötig war, Leute über die Irrtümer, die mit der Zungenrede verbunden sind, zu warnen. Gott hat in seiner Weisheit und Liebe für einige Zeit diese Gabe zurückgezogen und es gibt keinen guten Grund für die Annahme, daß Er sie in der gegenwärtigen Zeit wieder gegeben habe.
Und somit ist gewiß: die sogenannte „Zungenbewegung“ ist nicht von Gott. The Biola Book Room, Los Angeles, o.J.
[ 1 ] REUBEN ARCHER TORREY (1865 – 1928) war Dwight L. Moodys Nachfolger in Chicago. 1912 übersiedelte er nach Los Angeles. Von 1912 bis 1924 war Torrey Leiter von BIOLA, Bible Institute of Los Angeles. In der Zeit um 1912 ist obiges Traktat, bei dem keine Jahreszahl angegeben ist, höchstwahrscheinlich geschrieben worden.
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