Das Abendrot der Weltgeschichte (Parnes)

In memoriam

Jakob Parnes (1877  – 1954)

Jakob Parnes wurde am 26. Dezember 1877 in Raznio in Ostgalizien als Sohn jüdischer Eltern geboren. Als junger Mann ging er auf Wanderschaft. In Hamburg fand er in das Missionshaus Jerusalem, wo Juden Herberge geboten und auch Jesus bezeugt wurde. An Jesus gläubig gewordene Juden wurden dort in ihrem Glauben weiter gefestigt. Auch Jakob Parnes erkannte dort Jesus Christus als den Messias und Herrn. Er nahm ihn an. Nach seiner Bekehrung wurde er am 19. März 1899 von Pastor Frank in diesem Missionshaus getauft. Als seine Eltern es erfuhren, hielten sie um ihn die jüdische Totenklage.

Von 1900 bis 1904 wurde Parnes in der Pilgermission St. Chrischona an der Bibelschule ausgebildet. Anschließend diente er vier Jahre der Judenmission in Hamburg. Dann erhielt er im Jahr 1908 einen Ruf in die Landeskirchliche Gemeinschaft Ludwigslust in Mecklenburg, wo er zusammen mit seiner Frau Gemeinde- und Missionsdienste übernahm, bis er im 1. Weltkrieg als Sanitätssoldat eingezogen wurde.

Im Frühjahr 1921 kam er mit seiner Frau in deren Heimat Tiengen bei Freiburg und diente dort als Prediger des „Vereins für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses“, kurz „A.B. Verein“ genannt. Dieser Verein ist Teil der Gemeinschaftsbewegung in Baden, die ihre Wurzeln in der Erweckung hat. Sie war als Frucht der Verkündigung des badischen Pfarrers Alois Henhöfer in Spöck entstanden.Nach dem Heimgang seiner Frau wurde er zum Dienst nach Emmendingen in die Gemeinschaft dieser Stadt versetzt. Im Herbst 1933, dem Jahr der Machtübernahme Hitlers, wurde seine kleine Schrift „Die biblische Lösung der Judenfrage“ beschlagnahmt und vernichtet. Der NS-Kreisschulrat in Emmendingen arbeitete gegen ihn. Deshalb war es notwendig, Bruder Parnes im September 1935 wieder nach Tiengen zu schicken.

Am 31. Dezember 1935 schrieb der badische Minister für Kultus und Unterricht dem A.B. Verein drohend: „In nationalsoziatistischen Kreisen ist man empört, daß ein getaufter Jude als Reiseprediger auftreten kann.“ Trotzdem wagte es der Verwaltungsrat des A.B. Vereins, Parnes bis nach der »Reichskristallnacht« 1938 im Dienst zu lassen. Zum 1. Januar 1939 wurde er in den Ruhestand versetzt und durfte im Vereinshaus in Tiengen wohnen bleiben. Es war um 1940, als der Graue Star eine dringende Augenoperation erforderlich machte. In Freiburg war man allgemein nicht bereit, einen Juden zu operieren. Schließlich fand sich in Tübingen ein Arzt, der diesen Eingriff stillschweigend vornahm.

Gott hielt in all diesen Jahren seine Hand über Jakob Parnes. Er war einer von drei (!) Juden in Baden, die nicht ins KZ kamen. Nach Kriegsende 1945 konnte er seinen Dienst wieder aufnehmen und weiterhin segensreich wirken. Am 2. Dezember 1954 rief der Herr seinen treuen Knecht heim. Als geborener Jude hatte er einen besonderen Zugang zur Bibel und zur biblischen Prophetie, die für ihn sehr wichtig war.

Der Abdruck aus einer seiner Verkündigungen über Jesaja, 2, Verse 1 – 4 will uns an seinen gesegneten Dienst erinnern:

Das Abendrot der Weltgeschichte

Jacob Parnes 1877 – 1954

Zwischen der Wiederkunft Jesu und dem neuen Jerusalem liegen 1000 Jahre des Friedens unter  der Regentschaft Jesu Christi, das sogenannte 1000-jährige Reich. Da es danach diese Welt so nicht mehr geben wird, – dafür aber einen neuen Himmel und eine neue Erde – kann man diese Periode mit einem Abendrot vergleichen, das nach dem Unwetter des Tages (Endzeit/Trübsal) noch einmal ein Aufatmen ermöglicht, ehe die letzte Auseinandersetzung und das Ende dieser Welt kommen wird.

Jesaja 2, Vers 2: Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher denn alle Berge, und über alle Hügel erhaben werden, und werden alle Heiden dazulaufen.

Jesaja 2, Vers 3: … und viele Völker hingehen und sagen: Kommt, laßt uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, daß Er uns lehre Seine Wege und wir wandeln auf Seinen Steigen! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.

Jesaja 2, Vers 4: Und Er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen.

Viele Verheißungen sind erfüllt

Viele Verheißungen sind erfüllt, und zwar buchstäblich in wunderbarer Weise. Das ist das Angeld Gottes auch für die Verheißungen, deren Erfüllung noch aussteht. Der Herr Jesus Christus hat eine völlige Erlösung für alle Zeiten und für alle Menschen vollbracht. „Zu allen Verheißungen Gottes liegt in Ihm das Ja“ (2. Kor 1, 20). Das Heil, welches für die Welt vollbracht ist, wird im Lauf der Zeiten auch der Welt zuteil werden.

Nach Gottes Plan ist das Volk Israel das Werkzeug für die Weltmission. Apostelgeschichte 3, Verse 19 21:

 „So tut denn Buße und bekehrt euch, damit euch eure Sünden vergeben werden, auf daß Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen und Er den für euch bestimmten Messias Jesus sende. Diesen muß allerdings der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der vollen Verwirklichung dessen, was Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von alters her verkündet hat.“

Mit der Bekehrung Israels und der Wiederkunft Christi kommen erst jene Zeiten der Erquickung für die Völker. Wie herrlich jene Zeit sein wird, darüber gibt Jesaja 2, Verse 2 4 einigen Aufschluß.

 

In der Endzeit wird es geschehen

Die Endzeit hat mit dem Kommen Jesu in Seiner Niedrigkeit begonnen. „Er hat in dieser Endzeit zu uns geredet durch den Sohn!“ (Hebr 1, 2). Da ist das Erlösungswerk vollbracht worden und wirkt sich zunächst in einzelnen Menschen aus. Die volle Verwirklichung in der Masse der Menschheit beginnt erst mit der Wiederkunft Christi.

Der Tempelberg des HERRN wird fest gegründet dastehen an der Spitze der Berge und über die andern Höhen erhaben sein.

Es tobt in der Welt ein großer Kampf zwischen Religion und Glaubensleben, der mit dem uneingeschränkten Sieg Gottes enden wird. Der religiöse Kain haßte und tötete den im lebendigen Glauben stehenden Abel. Der nach dem Fleisch geborene Ismael verfolgte den nach dem Geist geborenen Isaak (Gal 4. 29). Der Pharisäer verachtete den durch wahre Buße gerecht gewordenen Zöllner. Die religiösen Höhen hatten zu allen Zeiten die Oberhand und die Macht in dieser Welt. Die wahrhaft Gläubigen waren immer in der Minderheit und vielfachen Unterdrückungen seitens der religiösen Welt ausgesetzt.

Das wird so bleiben bis zur Wiederkunft Christi und bis zur Bekehrung Israels als Volk. Dann wird der Tempelberg des HERRN fest gegründet dastehen. Von jeher übertraf der Berg Gottes alle anderen Höhen himmelhoch an innerer Erhabenheit, an Wert und Würde. Einst wird diese innere Erhabenheit offenbar werden in Herrlichkeit.

Dann werden die Völker zu diesem Berg strömen und zahlreiche Nationen hinwallen und sagen: „Kommt, laßt uns zum Hause des HERRN hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit Er uns über Seine Wege belehre und wir auf Seinen Pfaden wandeln,“

Die Gemeinde Jesu Christi hat zwar die Aufgabe, ein Zeuge des Herrn zu sein bis ans Ende der Erde (Apg 1, 8). Aber die Frucht ihres Zeugnisses wird zunächst nur in der Errettung einzelner Menschen bestehen, der kleinen Herde, der wenigen, welche durch die enge Pforte dringen und auf dem schmalen Weg wandeln. Es ist wichtig, dies bei der Evangeliums Verkündigung zu beachten. Me Versuche, die Masse zur wirklichen Bekehrung und Wiedergeburt zu bringen, sind stets gescheitert und werden scheitern bis zur Wiederkunft Christi und bis zur Bekehrung Israels als Volk. Alle bloße Christianisierung der Masse richtet wieder eine religiöse Welt auf. Auch Jesus hat sich beschränkt und ging zunächst nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel. Bis zur Wiederkunft Christi besteht bei der Errettung der Menschen eine Beschränkung auf die Herausrettung der Gnadenauswahl aus Israel (Röm 11, 7) und der Vollzahl aus den Nationen (Röm 11, 25), des Leibes Jesu Christi (Eph 4, 11. 12).

Dann werden alle Völker zum Hause des HERRN strömen

In den furchtbaren Gerichten der Endzeit (Offb 6, 8+9 und 16 18) werden die Völker den Zusammenbruch ihrer eigenen Weisheit und ihrer eigenen Kraft erleben. Bei dem bekehrten Volk Israel werden sie die Herrlichkeit des Gottes Jakobs sehen. Das wird sie anziehen. Berg und Haus Gottes werden in Wahrheit zu einem Turm werden, der bis in den Himmel reicht, und zu einem Mittelpunkt, der alle Völker anzieht und miteinander vereinigt, das göttliche Gegenstück des babylonischen Menschenwerkes (l. Mose 11, 4).

Denn von Zion wird Belehrung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem

Das Heil ist von den Juden gekommen und wird von den Juden kommen (Joh 4, 22). Dem bekehrten Volk Israel bleibt die Weltmission vorbehalten. „Denn wenn schon ihre Verwerfung zur Versöhnung der Welt führt, was kann dann ihre Annahme anderes bringen als Leben aus den Toten?“ (Röm 11, 15). So spricht der HERR der Heerscharen: „In jenen Tagen, da werden zehn Männer der Heidenvölker einen jüdischen Mann ergreifen. ja sie werden ihn beim Rockzipfel ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist“ (Sach 8, 20 23). Die Bekehrung Israels als Volk ist deutlich in der Schrift bezeugt. Die natürlichen Zweige werden in ihren eigenen Ölbaum wieder eingepfropft werden. Israel wird wieder Barmherzigkeit erlangen (Röm 11, 16 32). Die Decke wird von Israels Herzen weggenommen werden (2. Kor 3, 15.16; vgl. Sach 12, 10; Offb 1, 7; Hos 3, 4.5). Zu dieser inneren Herrlichkeit gesellt sich das äußere Wohlergehen der Menschheit.

Dann wird Er zwischen den Völkern richten und vielen Nationen Recht sprechen

Der wiederkommende Herr erscheint als König, und die Völker werden sich Ihm unterwerfen. „Die Herrschaft über die Welt ist zu unserem Herrn und Seinen Gesalbten gekommen, und Er wird als König in alle Ewigkeit herrschen“ (Offb. 11, 15; 12, 10; 19, 6.12 und 16; vgl. Dan 7, 13.14). Da wird sich das Gebet im Vaterunser erfüllen: „Dein Reich komme!“ Da wird der Herr der Schiedsrichter zwischen den Völkern sein und wird die Niedrigen richten mit Gerechtigkeit und den Elenden im Lande Recht sprechen nach Billigkeit. Den Gewalttätigen aber wird Er mit dem Stab Seines Mundes schlagen und mit dem Hauch Seiner Lippen den Gottlosen töten; und Gerechtigkeit wird der Gurt Seiner Hüften sein und die Treue der Gürtel Seiner Lenden, Jesaja 11, Verse 3 5. Das Tausendjährige Reich, das hier offenbar beschrieben wird, wird eine Theokratie (Gottesherrschaft) sein, wo der Herr mit Seiner verklärten Gemeinde regieren wird, Offenbarung 20, Verse 4 6. Da herrscht das göttliche Recht in seiner Fülle, und der Herr selbst straft die Widerspenstigen (Jes 65, 20; Sach 14, 17 19).

Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzenspitzen zu Winzermessern. Weil der Herr der Schiedsrichter sein wird, wird der Krieg überflüssig werden. Die Menschen verwenden alle ihre Kraft zu fruchtbarer Arbeit, und die Landwirtschaft wird unter dem Segen des Herrn sehr aufblühen. Der Fluch ist von der Erde weggenommen, und das langlebige Geschlecht erfreut sich eines herrlichen Wohlstandes. „Sie werden ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, ohne daß jemand sie aufschreckt“, Micha 4, Vers 4, vgl. Jesaja 65, Verse 21 23. Es kommt dann ein sozialer Ausgleich, wie er ja vom Herrn schon angedacht war, als Israel ins Land Kanaan kam.

Kein Volk wird noch das Schwert gegen ein andres Volk erheben und hinfort nicht mehr auf den Krieg einüben. Weil der Krieg aufhört, so braucht man auch keine Kasernen und keine Soldaten mehr. Dann wird Friede auf Erden sein. Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, sangen die himmlischen Heerscharen: „Friede auf Erden in den Menschen des göttlichen Wohlgefallens.“ Andere Übersetzung: „Heil auf Erden bei den Menschen der Erwählung.“ Das ist jetzt schon erfüllt. In den Herzen der Menschen des göttlichen Wohlgefallens ist Friede. Das sind die Menschen der Erwählung, die Gnadenauswahl aus allen Völkern.

Der Völkerfriede kommt aber erst, wenn der Herr als Friedenskönig in Seinem Reich regieren wird. Jetzt ist es unmöglich, in der Welt diesen herrlichen Zustand herbeizuführen, weil Satan noch der Gott dieser Welt ist. Unter seiner Herrschaft stehen die Menschen. Er verblendet sie und umgibt mit einem organisierten Heer der Finsternis die Erde wie mit einem Panzer. Er beeinflußt und verleitet die Menschen zu allem Bösen (Eph 2, 2.3; 6, 12; 2. Kor 4, 3.4). Wenn der Herr wiederkommt, wird Satan gebunden werden (Offb 20, 1 3). Die Luftregionen werden gereinigt werden, in denen dann der Herr mit Seiner verklärten Gemeinde sich aufhalten wird (1.Thess 4, 16.17) und von da aus die Völker zu allem Guten segensreich beeinflussen und regieren wird. Dein Reich komme!

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