Die okkulte Welle (P.Beyerhaus)

Dr. Peter Beyerhaus

Die okkulte Welle

Seit einigen Jahren bemerke ich in akademischen Kreisen einen geistigen Umbruch ohnegleichen. Viele, die zuvor jeden Glauben an eine übersinnliche Welt geleugnet haben, erfaßt eine ungewöhnliche Veränderung. Gleichgültige, Spötter und solche, die sich bisher voller Stolz an das gehalten hatten, was sie mit ihren fünf Sinnen feststellen konnten, beschäftigen sich jetzt plötzlich mit Fragen des Übersinnlichen. Ein Zeitalter ist offensichtlich zu Ende gegangen: jene Zeit, da man sich ganz allein auf das verlassen hat, was durch die Vernunft zugänglich war. Nun beschäftigt man sich eifrig mit der Erforschung der menschlichen Seele, mit der Parapsychologie, mit mystischer Philosophie und den Religionen des Ostens. Alle möglichen Erscheinungen des Okkulten rücken mit einem Male neu in den Mittelpunkt des Interesses.

Dieser Okkultismus begegnet uns mit ganz unterschiedlichen Gesichtern. Doch ordnet sich seine chaotische Mannigfaltigkeit schnell zu einem Ganzen, wenn man erkennt, daß wir es überall mit einem jähen Einbruch außersinnlicher Kräfte in den Bereich menschlicher Erfahrung zu tun haben. Hier gibt es keine Alters‑ oder Bildungsgruppe, die grundsätzlich eine Ausnahme darstellte. Die okkulte Welle macht weder vor dem nobelpreisgekrönten Physiker halt, der durch Transzendentale Meditation seinen Körper zum Schweben bringt (C.F. von Weizsäcker) noch vor katholischen Klöstern oder evangelischen Pfarrhäusern, auch wenn einige der Betroffenen gegen den Begriff okkult protestieren würden.

Ebenso überraschend ist das Ausmaß dieser Bewegung. In England schwoll die Zahl neuer Bücher, die sich mit den Themen Zauberei, Magie und Okkultismus beschäftigten, von nur 5 im Jahre 1966 auf 500 im Jahre 1972 an! ‑

Was hier vor sich geht, ist schon rein geistesgeschichtlich von größter Beachtlichkeit.
Leider steht aber unsere Generation diesem Einbruch des Jenseitigen geistlich weitgehend urteilslos gegenüber. Was dringend not tut, ist sachliche, theologische und seelsorgerliche Orientierung. Ich möchte deswegen in diesem Beitrag auf drei Fragen antworten:

1. Wie zeigt sich die okkulte Welle?
2. Wie erklärt die Bibel solche okkulte Welle?
3. Wie begegnen Jünger Jesu dieser okkulten Welle?

1. Wie zeigt sich die okkulte Welle?

Wir wollen zunächst in grober Skizzierung auf fünf Richtungen eingehen, von denen der Sturm kommt:

A. Der primitive Okkultismus von Magie und Mantik
Hier handelt es sich meist um Praktiken, die als sogenannter Aberglaube im Untergrund seit heidnischer Vorzeit weiter betrieben worden sind. Durch die Kämpfe Blumhardts in Möttlingen wurde bekannt, wie tief ein großer Teil der ländlichen Bevölkerung noch im Bann von Wahrsagerei und Zauberei stecken. Männer wie Kurt Koch haben später enthüllt, daß es in den Großstädten kaum anders aussieht. In Metropolen wie Hamburg und Frankfurt gibt es mehr Kartenlegerinnen und magische Heilpraktiker als Geistliche in allen Kirchen zusammen. Neu ist aber die Tatsache, daß dieser dunkle Bereich heute immer offener an die Oberfläche tritt. Eine wachsende Literatur gibt jedermann offen Auskunft über Gebiete, die bisher nur den Eingeweihten vorbehalten waren. Bestimmte Zeitungen und Illustrierte könnten sich ohne das regelmäßige Horoskop nicht mehr halten, denn viele ihrer Leser tun keinen Schritt, ohne ihren astrologischen Ratgeber zu befragen.

B. Der Flug in die Ekstase
Sehr viel unmittelbarer in die Welt des Außersinnlichen führt der geheimnisvolle Höhenflug aus der Enge verstandesmäßigen Bewußtseins in die Ekstase.
Leicht erreichbare Hilfe dazu bieten bestimmte Formen von Musik ‑ insbesondere die harten Rhythmen von Beat und Rock ‑ aber auch die sogenannte psychodelische Musik. Sie setzt die kritische Vernunft außer Funktion, spricht den Menschen nicht nur bewußt auf seinen Sexualtrieb an, sondern bricht zugleich die unbewußten Tiefenschichten seiner Seele auf. So versetzt sie ihn, am liebsten in Gemeinschaft mit anderen, in ein rauschhaftes Außersichsein. Wo aber landet er dabei? Die Rolling Stones haben es verraten, wenn sie eine ihrer Kompositionen „Sympathie für den Teufel” genannt haben. Zu ihren Klängen ermordeten in San Francisco die von ihnen als Wächter bestellten „Hell’s Angels” einen Menschen!

Ein noch unheilvollerer Weg in die Ekstase ist der Genuß von Rauschgift. Die Drogen führen keineswegs nur in eine Scheinwelt von Träumen und Wahnvorstellungen. Vielmehr eröffnen sie dem menschlichen Geiste den Ausbruch in ihm bisher verschlossene außersinnliche Wirklichkeitsbereiche. Jemand beschrieb mir seine Erfahrung mit LSD wie folgt: Ich habe durch mein Fleisch meine Knochen und die Wand hindurch das benachbarte Zimmer gesehen. Ich schwebte wie ein Feuerball, ein Kugelblitz, ein Bündel Energie in einem energiegeladenen All.

Was konnte, so müssen wir fragen, einen großen Teil unserer westlichen Jugend, Kinder aus bestsituierten Familien, auf diesen verhängnisvollen Weg bringen? Oft antworten sie so: Wir hatten die ganze materialistisch technisierte Wohlstandsgesellschaft satt. Weder Eltern noch Kirche vermochten es mehr, uns einen echten Lebenssinn zu vermitteln. Auch der politische Radikalismus brachte keinen Ausweg. Da drängte es uns, die unerforschten Kräfte unseres Inneren zu erschließen und das Tor zur außersinnlichen Wirklichkeit aufzustoßen.Einflußreiche Kulturphilosophen wie Aldous Huxley, Herbert Marcuse und sogar Ernst Jünger haben auf diesen Weg hingewiesen!

C. Der Spiritismus
Einen dritten Rutsch ins Okkulte bietet der Spiritismus an. Spiritisten suchen über sogenannte Medien Verbindung mit den Geistern der Toten, um Botschaften aus dem Jenseits zu bekommen, ihre verstorbenen Angehörigen wiederzusehen oder nervenkitzelnde Erlebnisse zu haben wie das Bewegen von Gegenständen durch Geisterhand. Die Möglichkeit solcher Wirkungen ist nicht zu bezweifeln, wohl aber, daß es die Toten sind, die sich hier regen. In jeder europäischen Großstadt schießen hunderte von spiritistischen Zirkeln aus der Erde.
Im wesentlichen entfaltet sich der Spiritismus heute aber wieder als eine religiöse Bewegung. In ihr vermischen sich jetzt heidnischer Geister‑ und Ahnenkult mit christlichen Geistesvorstellungen. In Brasilien haben Macumba und Kardec‑Spiritismus zusammen schon 40 Millionen Anhänger. Aber auch England hat über 100 spiritistische Kirchen…

Der als Spiritist elend umgekommene amerikanische Bischof Pike beweist, wie heute selbst führende Christen das strenge biblische Verbot, die Toten zu befragen (5. Mose 18,11; Jes. 8,19; 1. Sam. 28 und 31), mißachten. ‑
In seinem Buch „Glaube, Geist, Geister” tritt der bekannte ökumenische Theologe Walter Hollenweger gar dafür ein, Spiritismus, Parapsychologie, Gruppendynamik, Charismatische Bewegung und biblischen Geistesempfang als Ausdruck unserer gleichen seelischen Grundausrüstung zu verstehen”. Entscheidend sei nur, ob man sie gemeinschaftsfördernd oder ‑ schädigend einsetze!

D. Die Parapsychologie
Eine vierte okkulte Richtung auf scheinbar wesentlich höherer Ebene bildet die eben erwähnte Parapsychologie. Sie will ‑ manchmal unter dem Codewort „Faktor Psi” ‑ wissenschaftlich experimentell jene Grenzbereiche menschlicher Seelenkräfte erforschen, die man volkstümlich bisher als Hellseherei und Spuk bezeichnete. Das klingt recht seriös, und so erstaunt es nicht, daß mehrere Universitäten Lehrstühle und Institute für parapsychologische Forschungen eingerichtet haben .

Wir dürfen hierbei aber nicht übersehen, daß auch die Parapsychologie bei ihrer Suche nach Experimentierpersonen angewiesen ist auf spiritistische Medien. Und es ist ebenfalls nachgewiesen, daß mediale Veranlagung niemals auftritt, ohne daß der Betreffende selbst oder ein Vorfahre sich okkult betätigten. Wir befinden uns also keineswegs auf weltanschaulich neutralem Boden.
Ebenso beunruhigend wie diese okkulten Grundlagen erscheinen mir aber die zukünftigen Anwendungsziele der Parapsychologie. Es fällt nämlich auf, daß sie heute invier wichtigen Zentren betrieben wird:

1. Das größte parapsychologische Forschungsinstitut befindet sich unglaublicherweise in Leningrad. Allen materialistischen Voraussetzungen der marxistischen Ideologie zum Trotz hat sich hier seit Stalins Tode ein ganzes Heer von Naturwissenschaftlern auf diesen Grenzbereich gestürzt. Wenn es nämlich wirklich gelänge, das menschliche Bewußtsein anzuzapfen oder sogar auf große Entfernung hin geheim zu beeinflussen, so ergäben sich daraus für die Spionage und künftige Kriegsführung erstaunliche Möglichkeiten!

2. Ein zweites Zentrum bildet Israel. Der bekannte jüdische Laientheologe Schalom Ben‑Chorin hat unter Hinweis auf Beispiele wie Uri Geller berichtet, daß sein Volk auch auf diesem Gebiet führend sei.

3. Ein drittes Zentrum ist eine moderne Hochschule in dem kleinen westeuropäischen Staat Luxemburg . Hier soll von weltbekannten Wissenschaftlern die Führungselite der Europäischen Gemeinschaft in allen Zukunftswissenschaften ausgebildet werden, darunter entscheidend auch in Parapsychologie!

4. Sensationell erschien mir ein Artikel im illustrierten Organ des Genfer Weltkirchenrates „One World”. Er berichtet zunächst über die Anwendung parapsychologischer Forschungen in England und Amerika, woran dort Kirchenführer aller Konfessionen beteiligt seien. Der Artikel schließt mit der herausfordernden Frage: Ist es jetzt nicht Zeit für das Chi Rho (die bekannte griechische Abkürzung des Christusnamens) des Christentums, das Psi der Parapsychologie erneut ernst zu nehmen? Kann der Weltkirchenrat dazu helfen, daß dies geschieht?

Welche Perspektiven eröffnen sich hier für die Zukunft des Menschen? Die vier Mächte, die sich je in ihrer Weise politisch, ideologisch und religiös die Gestaltung der künftigen Weltgesellschaft vorgenommen haben, entdecken jetzt die dabei möglicherwiese entscheidende Bedeutung des Faktors Psi. Die okkulten Kräfte werden bewußt in den Dienst gestellt. Wer Ohren hat zu hören, der höre!

E. Die neue religiöse Welle
Als letzte Richtung außersinnlicher Erfahrung nennen wir die sogenannte religiöse Welle . Sie begegnet uns im wesentlichen in fünf Formen, ohne daß wir diese klar voneinander trennen könnten:
1. Vom Spiritismus in seiner religiösen Gestalt war soeben die Rede.
2. Zur neuen okkult‑religiösen Welle müssen auch die schwarmgeistigen Bewegungen in der Christenheit gerechnet werden. Hier sucht eine spiritistisch‑magische Religiosität scheinchristlich den biblischen Glauben zu ersetzen.

3. Die Jugendreligionen

Einen eher sektiererischen Eindruck erwecken die sogenannten Jugendreligionen. Sie sind entweder hinduistisch oder vermischen synkretistisch christliches mit fremdreligiösem Gedankengut. Meist richten sie sich auf eine unter ihnen weilende Messiasgestalt aus und erhoffen von ihr das Heil der Welt. Das neue Handbuch religiöser Gemeinschaften zählt dazu die Hare Krishna‑Gruppe, die Vereinigungskirche e.V. (Mun‑Sekte), die Scientology‑Kirche und die Kinder Gottes des falschen Messias David Berg. Wer in ihre Fänge gerät, der wird aus allen familiären Beziehungen herausgerissen, gerät in den Bannkreis utopischer Hoffnungen und okkulter Erfahrungen und verfällt oft auch krasser Unmoral.

4. Östliche Heilslehren

Mit wesentlich seriöser erscheinendem Anspruch treten die im Hinduismus und Buddhismus verwurzelten Konzentrationstechniken von Yoga und Meditation auf. Sie versprechen dem vom naturwissenschaftlichen Rationalismus und Materialismus ausgedörrten Menschen neue spirituelle Erfahrung. Der in der Hektik seines westlich technisierten Lebensstils abgejagte, deprimierte und verkrampfte Zeitgenosse soll völlige körperliche und seelische Entspannung finden. Seine ungenutzten geistlichen Energien sollen ihm erschlossen und sein Bewußtsein sich ins kosmisch Grenzenlose ausweiten. Was geschieht aber wirklich? Auch hier wird der geistige Personenkern des Menschen künstlich aufgebrochen. Er macht in der Tat außersinnliche Erfahrungen, begegnet geistigen Wirklichkeiten jenseits seiner selbst und entfaltet wunderhafte Fähigkeiten, bis hin zum Schweben. Aber er gelangt dadurch keineswegs in die Lichtwelt Jesu Christi. Vielmehr gerät er in die Abhängigkeit der in den Religionen verehrten Mächte. So erleuchtend und emporhebend solche Erfahrung auch zunächst erscheinen mag: Es geht auch hier um nichts anderes als um dämonisches Erleben. Wir haben darüber warnende Erfahrungsberichte z.B. von Menschen, die sich der Transzendentalen Meditation hingegeben hatten. Ober der ständigen Wiederholung ihres Mantras, eines Zauberwortes, waren sie in den Bannkreis von Hindu‑Gottheiten geraten, was zur geistlichen und seelischen Zerrüttung führte.

5. Die kommende Weltreligion

Die religiöse Welle äußert sich schließlich in den Bestrebungen von namhaften Seiten, das Potential der verschiedenen Religionen und auch Ideologien neu zu erschließen. Man will sie verschmelzen zu einer „Gemeinschaft der Spiritualität“, die bei der Lösung der Menschheitsprobleme in einer kommenden Weltgemeinschaft eine Quelle der Kraft bilden soll. Hier nimmt der Genfer Weltkirchenrat eine führende Stellung ein. Er leitet auf seinen Dialog-Tagungen Vertreter verschiedener Religionen dazu an, in einen geistlichen Austausch zu treten. Diese Bewegung geht insbesondere von indischen Theologen aus. Zu befürchten ist dabei aber, daß die Christenheit schließlich von der Geisterwelt der asiatischen Religionen und des westlichen Spiritismus überrollt wird.

II. Wie erklärt uns die Bibel eine solche okkulte Welle ?

Es ist für uns heute unbedingt wichtig, auf den okkulten Bereich das helle Licht der biblischen Offenbarung fallen zu lassen. Sie erklärt uns zwar bewußt nicht die Einzelheiten der übersinnlichen Wirkungen; aber sie will uns lehren, die okkulten Strömungen im Zusammenhang des Heilsplanes Gottes zu verstehen.

Was sich heute vor unseren Augen vollzieht, ist nichts geringeres als ein zielbewußter Einbruch der dämonischen Mächte in die Menschheit. Gott hat sie bisher gnädig voneinander getrennt dadurch, daß er die transzendentalen Wahrnehmungsorgane unseres Geistes durch die schützende Hülle der Leiblichkeit verschlossen hat. Auch hat er sowohl den Mächten (1. Mose 6, 1 ‑ 6) als auch uns (5. Mose 18, 9 ff.) streng untersagt, direkte Verbindung miteinander aufzunehmen. Nun aber wird diese Schranke beiderseitig durchbrochen. Viele wachsame Bibelleser erblicken darin einen endgeschichtlichen Vorgang, obwohl wir nicht wissen, wie lange Zeit er zu seiner vollen Entfaltung brauchen wird.

Wir können die biblische Geschichte des Reiches Gottes als ein Drama mit 7 Akten beschreiben: Jeder Akt besteht in einer zielgerichteten Heilstat Gottes, der (in den ersten 6 Akten) jeweils ein Gegenschlag des Bösen folgt. Dieser scheint den Heilsplan Gottes zwar zu durchkreuzen, läßt aber seinen schließlichen Triumph nur um so herrlicher aufleuchten.

Der erste Akt vollzieht sich in der Vorgeschichte, von der die Bibel nur sehr andeutend redet (z.B. Hiob 38, 4 ‑ 7). Gott schuf Himmel und Erde in einem doppelten Bereich der uns sichtbaren Welt und der sie steuernden unsichtbaren Geistermächte (Psalm 82, 6). Unter Anführung des Fürsten unter Gottes Engeln kam es aber gegen die Schöpfer zu einem Uraufruhr (Hes. 28, 11 = 15; Jes. 14, 12 ‑ 14). Er ‑ Luzifer ‑ riß einen Teil der Geistermächte mit sich (Judas 6) und brachte eine tiefgehende Störung in die ganze Schöpfung (Röm. 8, 19 ‑ 22).

Gott hält trotzdem an seinem ursprünglichen Plan fest, die Welt zum Schauplatz seiner Herrlichkeit zu machen. Darum erschuf er imzweiten Akt den Menschen (1. Mose 1, 27) nach seinem Bilde und bestimmte ihn dazu, mit ihm die Herrschaft über seine Schöpfung auszuüben (1. Mose 1, 28; Psalm 8, 7; 2. Tim. 2, 12; Hebr. 2, 5 ‑ 8) und sogar dereinst die gefallenen Engel zu richten (1. Kor. 6, 3) ! Zuvor sollte der Mensch allerdings in demütigem Dienst seinen Gehorsam gegen Gott bewähren (Micha 6, 8) ‑
Diese Bestimmung sucht der Teufel zu vereiteln. Ihm gelingt die Verführung unseres ersten Elternpaares (1. Mose 3, 1 ‑ 6). Dies ist sein erster dämonischer Einbruch in den menschlichen Lebensbereich, dem von nun an weitere folgen (1. Mose 6, 1 ‑ 5).
Durch die okkulten Kräfte der Religion und Magie, heute auch der Ideologien , verblendet er die Menschheit (2. Kor. 4, 3 ‑ 4) und bringt sie unter seinen Einfluß.

Gott aber beginnt im dritten Akt , d.h. in der alttestamentlichen Heilsgeschichte, damit, seine Schöpfung von ihrer satanischen Besetzung freizukämpfen. Israel wird durch Gottes Führung dem Machtbereich der heidnischen Götter entnommen (5. Mose 4, 19 ‑ 20), durch strenge Einschärfung des ersten Gebotes von ihnen geschieden (5. Mose 6, 14 ‑ 15) und in ein besonderes Vertrauens‑ und Dienstverhältnis zu Gott gestellt (2. Mose 19, 3 ‑ 6).Israel bleibt seiner Berufung aber nicht treu, sondern verfällt dem dämonischen Götzendienst (2. Kön. 21, 5 ‑ 6). Der Herr vollzieht darum an seinem Volk das Verwerfungsgericht (2. Kön. 23, 26 f.),rettet aber einen heiligen Rest hindurch (Jes. 6, 13).

Als Durchbruch der neutestamentlichen Heilsgeschichte erscheint im vierten Akt der, in dem Gottes Plan zur Erfüllung kommen soll: Jesus Christus, von Ewigkeit wahrer Sohn Gottes, ist zugleich der von der Jungfrau Maria geborene wahre Mensch, der Gott bis zur völligen Selbsthingabe Gehorsam leistet (Phil. 2, 5 f) Sein Kreuzestod, die scheinbare Niederlage unter Satan, führt in Wahrheit zum Siege über den „Fürsten dieser Welt” (Joh. 12, 31; 14, 30; 16, 11). Darum wird Christus durch seine Auferstehung und Himmelfahrt in die Statthalterschaft Gottes über alle Mächte im Himmel, auf Erden und unter der Erde eingesetzt (Matth. 28, 19; Eph. 1, 20 f.; Hebr. 1, 6 ff.; Phil. 2, 10).

Im fünften Akt setzt der erhöhte Christus durch seinen irdischen Leib (Eph. 1, 22 f.), d.h. durch die Mission seiner Kirche (Matth. 28, 19 ‑ 20) die göttliche Wiederinbesitznahme der Erde fort. Dabei kommt es zu einer ständigen unsichtbaren Konfrontation zwischen der Gemeinde und den satanischen Geistern (Eph. 6, 10 f£). Denn sie wollen ja das von ihnen gehaltene Gebiet nicht preisgeben. Vor allem fürchten sie ihr endgültiges Strafurteil (Matth. 8, 29; 25, 41), das dann über sie ergehen wird, wenn die Vollzahl der Gemeinde Jesu aus allen Völkern versammelt sein wird (Offb. 12, 12). Wenn dies heilsgeschichtliche Ziel der Weltmission erreicht ist, wird das Ende kommen (Matth. 24, 14).
Gerade dieser Ausblick veranlaßt den Teufel zu einer letzten Generalmobilmachung. Er entfesselt nun all seine übermenschlichen Kräfte, um nicht nur erneut die ganze Welt, sondern auch die Kirche seiner Herrschaft zu unterwerfen. Dabei spielen auch die okkulten Künste falscher Propheten eine fatale Rolle (Matth. 24, 24; Offb. 13, 11 ff.). Sie helfen mit ihren Zeichen und Wundern dazu, daß schließlich die Menschheit den Antichristen, das satanische Gegenbild Christi, anbeten wird (2.Thess. 2, 3 ff.; Offb. 13, 1 ‑ 8). ‑
Diese letzte Machtentfaltung würde ihm allerdings nicht ohne eine ausdrückliche Zulassung Gottes (2. Thess. 2, 11) möglich werden. Warum aber läßt Gott den begonnenen großen Abfall und die kommende große Trübsal zu (Matth. 24, 10 ‑ 22)? Sie sollen der letzten Sichtung (Luk. 22, 31) der auserwählten Gemeinde Jesu für ihren bevorstehenden höheren Auftrag dienen (2. Tim. 2, 12).

Gerade im rechten Augenblick, im sechsten Akt, wird Christus selbst mit seinen heiligen Engeln vom Himmel her erscheinen (Mark. 8, 38) und den Antichristen durch den Hauch seines Mundes töten (2. Thess. 2, 8). Dann wird der Teufel nach seinem letzten Aufruhr seiner ewigen Höllenstrafe übergeben werden (Offb. 20, 7 ‑ 10).

Das aber ist nur der dunkle Hintergrund für den siebenten Akt: Gott wird an die Stelle der ersten Schöpfung den neuen Himmel und die neue Erde setzen (Offb. 21, 1 ‑ 5). Wenn Christus so alle gottfeindlichen Gewalten zunichte gemacht haben wird, dann wird Gott sein alles in allem (1. Kor. 15, 24 ‑ 28).

Wenn diese sehr vereinfachte dramatische Darstellung dem biblischen Heilsplan Gottes entspricht, so können wir auch die okkulte Welle deuten; wir verstehen sie als die Eröffnung jener letzten Schlacht, die Satan vor Christi Wiederkunft gegen seine irdische Gemeinde entfesseln wird. Es leuchtet nicht nur unmittelbar ein, sondern wird vom prophetischen Wort der Schrift ausdrücklich bestätigt, daß die Gegenangriffe des bisherigen Fürsten dieser Welt in dem Maße heftiger werden, wie sich der Heilsplan Gottes seiner Vollendung nähert; Frohlocket, ihr Himmel, und die ihr darin wohnet! Wehe der Erde und dem Meer; denn der Teufel ist zu euch herabgekommen, und er hat einen großen Zorn, da er weiß, daß er nur noch eine kurze Frist hat (Offb. 12, 12).

So spielt der Teufel nacheinander und miteinander alle Mittel aus, die ihm als dem einst vollendet begabten Geschöpfe Gottes (Hes. 28, 12) zu Gebote stehen. In der Tat führte in den letzten 200 Jahren seit der Französischen Revolution in Europa ein ideologischer, gottfeindlicher Angriff nach dem anderen zur Unterminierung des christlichen Glaubens. Alle diese Angriffe wiederholen sich in unseren Tagen in rasanter Abfolge mit weltweiter Wucht. Bemerkenswerterweise brachen viele dieser Bewegungen 1967 aus, dem Jahr des Sechs‑Tage-Krieges, in demIsrael seine alte Hauptstadt Jerusalem zurückgewann (Luk. 21, 24)!

Wir erlebten zuerst den Durchbruch radikaler Bibelkritik hinunter zur Basis der Gemeinde. Es folgte der globale Ausbruch der neomarxistischen Studentenrevolte. Die Sexwelle und die antiautoritäre Welle zerrütteten das Gefüge von Familie, Schule 2g und Staat 29 . Die moderne gruppendynamische Welle bereitet die Kollektivmentalität der kommenden Einheitsgesellschaft vor. Und nun brandet auch die okkulte Welle heran. Eine schaurige Vorwegnahme ihrer äußersten frevelhaften Zielsetzung fand sie schon bei ihrem Ausbruch 1967: Von San Francisco ausgehend bildeten sich Kirchen, in denen bereits jetzt das geschieht, was wir als zentralen Schlußakt der okkulten Entfesselung zu erwarten haben: die offene Anbetung des Satans (Offb. 13, 4)!

Angesichts dieser furchtbaren Bedrohung stellen wir nun unsere letzte Frage:

III. Wie können Jünger Jesu der okkulten Welle begegnen?

Fünf Leitsätze sollen darauf antworten:

1. Wir dürfen die okkulte Welle in ihren verschiedenartigen Erscheinungen und ihrer satanischen Hintergründigkeit nicht verharmlosen.
Das, was uns heute in den verschiedenen aufgezählten Bereichen begegnet, mag zwar in einzelnen Fällen bloßer Humbug sein. Von der Gesamterscheinung aber gilt, daß wir in ihr der Wirksamkeit unsichtbarer Geistermächte begegnen, denen der Mensch mit seiner natürlichen Ausrüstung nicht gewachsen ist (Eph. 6, 11). Dabei haben wir es nicht etwa zu tun mit einer bloßen Mode, einem gelegentlichen Rückfall in den Aberglauben, sondern mit einer Bewegung, die sich in ihrer Wucht noch erheblich steigern wird. Wir haben vor ihr auf das ernsteste zu warnen, ohne Scheu davor, uns dabei lächerlich zu machen. Satan selbst ist ja am meisten daran interessiert, daß man seine Existenz leugnet, damit er unerkannt im Dunkeln operieren kann. Wer aber heute über die Warnung vor seiner Macht lacht, dem wird morgen das Lachen im Halse stecken bleiben!

2. Zugleich gilt es, unseren Blick nicht etwa auf die okkulten Mächte zu richten, sondern vielmehr auf Jesus Christus: Er hat sie bereits entmächtigt (Kol. 2, 15) und wird sie in Bälde ganz unter seine Füße treten (Röm. 16, 20).
Wir müssen im Blick auf die okkulten Mächte auch die entgegengesetzte Gefahr vermeiden, sie zu ernst zu nehmen. Wir dürfen ihnen nicht etwa eine Mächtigkeit zusprechen, die sie für den durch Christus Erlösten bereits verloren haben (Röm.8,38).
So unglaublich es klingt: Das sich Aufbäumen der okkulten Mächte ist für den Gläubigen auch ein Grund zur wachsenden Siegeszuversicht: Er erkennt nämlich gerade an der Heftigkeit dieser Angriffe, daß die Zeit der endgültigen Erlösung aus ihrem Banne nahegerückt sein muß (Luk. 21, 28). Dann aber wird Christus in seiner ganzen Herrlichkeit erscheinen, um ihrem Treiben ein Ende zu setzen (Matth. 24, 36).

3. Es gilt, der okkulten Welle größte Wachsamkeit im eigenen geistlichen Leben entgegenzusetzen.
Unser Herz darf nicht zugleich ein Tempel des heiligen Geistes (1. Kor. 3, 16; 2. Kor. 6, 14 ‑ 16) und eine Behausung okkulter Geistesmächte (Luk. 11, 24 ‑ 26) sein. Deswegen gilt es einerseits, ständig die innere Gemeinschaft mit unserem wahren Herrn im Gebet und im Hören auf sein heiliges Wort zu pflegen. Wir wollen unserem Taufbunde treu bleiben, die Stärkung des Heiligen Abendmahles regelmäßig empfangen (Apg. 2, 42) und auch die Glaubensgemeinschaft der Brüder nicht verlassen (Hebr. 10, 25). Andererseits aber gilt es, auch den leisesten, wenn auch nur spielerischen oder experimentellen Kontakt mit okkulter Geistermacht zu vermeiden. Jede magische Praxis, jedes angehängte Amulett, jeder Gang zum okkulten Heilpraktiker oder Hellseher, jedes parapsychologische Experiment, ja schon die Lektüre okkulter Literatur führt in den Bannkreis dieser Mächte. Am schlimmsten aber ist die Direktauslieferung an sie durch die aktive Teilnahme an einem fremdreligiösen Ritus oder gar am Satanismus.

4. Wer durch eigene oder fremde Schuld in eine okkulte Behaftung geraten ist, suche zur Lö­sung einen vollmächtigen Seelsorger auf.
Jesus hat seinen Jüngern die Vollmacht gegeben, in seinem Namen auch den bösen Geistern zu gebieten (Matth. 10, 1; Luk. 10, 17) und Menschen aus ihrem Bann zu lösen. In früheren Zeiten, als die Kirche noch mehr von der Wirklichkeit der Dämonen ge­wußt hat, hat es solche kämpferische Seelsorge häu­figer gegeben. Heute möchte man sie am liebsten ins Mittelalter verweisen oder gar strafrechtlich ver­bieten. Aber es gibt noch Diener Christi, die okkult Belasteten vollmächtig helfen können. Es wird dabei immer um die gleichen fünf Grundschritte gehen:

Der okkult Behaftete muß als erstes seine Schuld erkennen, bereuen und bekennen, was ihn unter diesen Einfluß gebracht hat. ‑
Er muß sich zweitens völlig trennen von dem, was ihn okkult belastet, sei es, daß er sein Amulett ausliefert und vernichtet, sei es, daß er das ihm in der Transzendentalen Meditation zuerteilte Mantra, das Zauberwort, preis­gibt. ‑
Der dritte Schritt ist die namentliche Ab­sage an den Satan und die besondere Dämonische Macht; ‑
der vierte Schritt ist die erneute Übergabe an Jesus Christus und die persönliche Inanspruchnahme eines Sühneopfers am Kreuz. ‑
Daraufhin wird fünftens der Seelsorger das Lossagegebet sprechen, im Namen Jesu Christi dem dämonischen Geist gebieten, von dem Belasteten abzulassen, und ihm die Vergebung seiner Schuld zusagen.

5. Angesichts der okkulten Welle werden lebendige Christen ihre Berufung noch gewissenhafter wahrnehmen, sich im geistlichen Kampf in das Heer des Lichtes einzureihen.
Wir Christen sind nach Eph. 6, 10 f. in die Zone des Kampfes zwischen dem Reich des Lichtes und der Finsternis gestellt. Standhaft sollen wir jeder Ver­lockung des Satans widerstehen und dem Herrn die Treue bewahren. Diese Treue bewährt sich aber ge­rade auch darin, ‑ daß wir selbst in jenen Geisterkampf eintreten. Es geht darum, gegen die dämonischen An­griffe des Feindes auf die Gemeinde einen Schutzwall des Gebetes zu errichten. Ja, in der Kraft des Heiligen Geistes können wir dem Evangelium den Weg auch in dämonisch blockierte Herzen anderer Menschen bahnen. Solcher Kampf kann im äußersten Fall das Leben kosten (Offb. 13, 7). Das lehren uns die Märtyrer Christi. Aber gerade sie haben auch teil an seinem Sieg über den Feind. Denn von ihnen heißt es:

Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod (Offb. 12,11).
Und der Herr selbst ruft uns zu: Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben! (Offb. 2, 10
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