Buddhismus im Licht d. Bibel (R.Liebi)

 Roger Liebi


Der Buddhismus im Licht der Bibel


 

Zum Ursprung des Buddhismus

Der Buddhismus ist die von Gautama Siddharta (560-480 v. Chr.) gegründete Religion. Buddha gehörte der zweithöchsten Hindu-Kaste an (Kaste der Krieger). Er wuchs in großem Reichtum auf. Mit 23 J. heiratete er. Mit 29 J., nach der Geburt seines Sohnes Rahula, begann er die Wahrheit zu suchen und verließ seine Familie. Er gab sich dem Yoga hin. Dies brachte ihm aber nichts. Danach versuchte er es einige Jahre durch Selbstkasteiung. Nach diesem zweiten Mißerfolg versuchte er es auf dem meditativen Weg. Mit 36 Jahren erlebte er seine Erleuchtung. Von da an nannte er sich „Buddha“ (= „der Erleuchtete“). Er glaubte, dass dadurch eine weitere Wiedergeburt aufgehoben worden sei. Später gründete er einen Mönchsorden. Nur nach bestandener Prüfung konnte man in denselben aufgenommen werden. Man wurde jedoch auf die Laiengemeinde verwiesen. Buddhas Mönche hatten grosse Missionserfolge in Nordindien. Schriftliche Grundlage für den Buddhismus ist der sog. Pali-Kanon.


Der Buddhismus und die Götter

Buddha sprach den Göttern ihre Bedeutung für die Erlösung ab. Der ursprüngliche Buddhismus ist eine Religion, in der es nicht um die Verehrung eines Gottes geht und in der die Erlösung des Menschen von keinem Gott abhängt. Deshalb ist der Buddhismus schon als „atheistische Religion“ bezeichnet worden. Später entstanden neue Richtungen. In gewissen späteren Entwicklungen, wie z.B. im Volks-Buddhismus Ceylons, bekamen die Götter wieder Erlösungsbedeutung (leichtere Erlösungswege). Sogar Buddha wird dort göttlich verehrt, obwohl er dies strikt abgelehnt hatte. Andere Richtungen haben kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Buddhismus zu tun. In den vorliegenden Ausführungen geht es insbesondere um den klassischen Buddhismus (= Hinayana-Buddhismus; elitäre, komplizierte Vollzeiter-Religion). Dieser Buddhismus ist eine Mönchsreligion.

Buddha stellte folgende Klassifizierung auf:

1. Buddha und seine Mönche
2. die Götter (Götter = unerlöste, sterbliche Wesen)
3. die Laien


Im Licht der Bibel:

• Der eine Gott existiert und ist ewig (2Mo 3,14: „Ich bin der ich bin“. Jes 42,8: „Jahwe“ = der Ewige). Er ist der Höchste (El Eljon; 1Mo 14,19). „Der Tor spricht: Es gibt keinen Gott“ (Ps 14,1).
• Die ersten zwei Gebote des Gesetzes verbieten Götzendienst und Bilderverehrung (2Mo 20,1-6).
• Dem ewigen Gott gebührt Anbetung und Liebe (5Mo 6,5.13).
• Lüge Satans: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1Mo 3,5).


Selbsterlösung

Buddha lehrte wie der Hinduismus die Reinkarnation.
„Erlösung“ = Selbstbefreiung des Menschen aus der leidvollen Existenz. Der Mensch könne die höchste moralische Vollkommenheit schon in diesem Leben auf Erden erreichen. Das Konzept „Erlösung durch Gnade“ ist den Buddhisten ein Gräuel.

Ziel der Erlösung: das Nirvana (= Sanskrit; Pali: Nibbana) = unbeschreibbarer Zustand der vollkommenen Leidenserlöstheit, vollkommene Ruhe, in der jegliches Leben erloschen ist. Zustand jenseits von Sein und Nichtsein, jenseits von Zeit und Nichtzeit. Nir = aus; va = wehen; na = part. pass., ausgeweht, ausgelöscht.

Buddhismus = das radikalste System der Selbsterlösung. Nur der Buddhismus habe die Erlösung. Nach dem Buddhismus komme an Bedeutung der Hunduismus, danach das Christentum, der Islam und die anderen Religionen.

Buddha: Leben = Leiden / Leiden = Leben. Jede Hochstimmung, jedes Glücksgefühl trägt schon den Keim des Leidens in sich.

Buddhismus = majjhimapatipada = der mittlere Weg = Vermeidung der Extreme von Lust und Selbstquälerei. Wer alles hinter sich lässt, um sich auf diesem Weg zu erlösen, wird ein „Samana“. (Buddha wurde mit 29 Jahren ein solcher Samana.)

Die vier edlen Wahrheiten (= Ergebnis seiner Erleuchtung; = Zentrum und Summe des Buddhismus):
1. Dies ist das Leiden (Geburt, Alter, Tod, mit Freunden zusammensein, von Freunden getrennt sein etc.)
2. Dies ist die Entstehung des Leidens. (Durst nach Werden / Vergehen, Begierde, Freude, Leidenschaft)
3. Dies ist die Aufhebung des Leidens. (Sich abwenden von diesem Durst, völlige Leidenschaftslosigkeit, Meditation betreiben)
4. Dies ist der Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt. (der edle achtfältige Pfad: rechte Anschauung [= Anerkennung der 4 edlen Wahrheiten], rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Tun,
    rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Überdenken [Körperbewusstsein entwickeln, als Vorbereitung zur Meditation], rechtes Sich-Versenken [Meditation in 9 Versenkungsstufen, Ekstase])
    Der Zen-Buddhismus lässt die Teilpunkte 2-6 (moralische Gebote) weg, da man dort davon ausgeht, dass der Mensch in sich bereits göttliche Eigenschaften habe.

Im Licht der Bibel:

• Selbsterlösung ist unmöglich (Röm 3,23). Erlösung ist nur durch Gnade auf der Grundlage des Opfers Christi möglich, und muss durch persönlichen Glauben empfangen werden (Röm
   3,24-25) und durch reuiges Sündenbekenntnis (Apg 3,19; 1Joh 1,9).
• Leiden und Tod ist eine Folge des Sündenfalles (1Mo 3,16-19). Ursprünglich war die Schöpfung vollkommen, ohne Leid und Tod, voll Freude und Genuss (1Mo 2; „Eden“ = Ort der Wonne).
   Die himmlische Herrlichkeit ist ewige, bewusste und freudige Gemeinschaft mit Gott (Joh 14,1-3; Off 22,4; Jes 51,11).
• Erlösung durch höhere Erkenntnis = Verführung (1Tim 6,20-22; „Erkenntnis“ = „Gnosis“; betrügerischer Erlösungsweg der Gnostiker durch höhere Erkenntnis). Lüge Satans: göttliche
   Erkenntnis (1Mo 3,5-6). NT: 14x Aufruf zum „Wachen“ (Mat 26,41); 11x Aufruf zu Nüchternheit, z.B. 2Tim 4,4: „nepho“ = Abwesenheit von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit,
   Exaltiertheit, Verwirrnis (W. Bauer: Wörterbuch zum NT). Der Heilige Geist ist ein Geist der Selbstbeherrschun g/ des gesunden Denkens / der Besonnenheit (2Tim 1,7: „sophronismos“).
• Absolutheitsanspruch des Christentums: Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6; vgl. Apg 4,12).


Grundanschauungen

Dharma = Weltgesetz
Karma = Gesetz der Vergeltung (= selbstmächtiges Schicksal, das nichts mit einem Gott zu tun hat)
Sansara = Kreislauf der Geburten (Ein gutes Leben bringe ein besseres zukünftiges Leben, aber keine Erlösung. Die Erlösung komme nur durch Verinnerlichung der 4 edlen Wahrheiten Buddhas)
Ewige Welt = anfangs- und endlose Reihe von Weltenstehungen und Weltuntergängen. (Kein Raum für einen Schöpfungsbericht!). Der Kosmos sei ferner in unzählige Einzelwelten aufgeteilt. Alle seien wie folgt aufgebaut:
1. untere Region der Sinnenlust (unten: Höllendasein; in der Mitte: die Erde; oben: Himmel mit Göttern)
2. mittlere Region: höhere Götter
3. obere Region der Nicht-Formen (erhabene, körperlose Götter)

Es habe viele Buddhas gegeben. Ein zukünftiger wird noch erwartet. Man nennt ihn „Maitreya” (vgl. New-Age, 1997). Buddhas seien Wesen aus der 3. Region, die von dort herabkommen in das Gefängnis der Welt.

Religiöse Atomlehre: Alles Wahrnehmbare sei aus kleinen Partikeln, die sich ständig bewegen, zusammengesetzt. Deshalb könne nichts zu zwei verschiedenen Zeitpunkten genau gleich sein. Ein solcher Daseinsfaktor wird „Dhamma“ genannt (dham = tragen).

Die Dhammas des Menschen zerfallen in 5 Gruppen:
1. Das Körperliche
2. Gefühle und Empfindungen
3. Unterscheidungsvermögen, Wahrnehmungen
4. Triebkräfte, Willenskräfte
5. Bewusstsein, Erkenntnisfähigkeit

Nicht der Mensch denke und handle, sondern es denke und handle im Menschen. Es gebe keinen „Atman“ im Menschen (klare Absetzung gegen den Hinduismus), und auch keine Seele. Nach dem Tod falle der Mensch auseinander. Durch das Karma werde eine ganz neue und andersartige Existenz in der Reinkarnation zusammengesetzt. Auf der höchsten Stufe (Nirwana) sollen die Faktoren ins Nichts zerfallen.

Im Licht der Bibel:

• Gott hat im Anfang alle Dinge sehr gut erschaffen (1Mo 1; Kol 1,16). Die Materie ist daher nicht schlecht, sondern gut.
• Durch Jesus Christus wird die ganze Materie des Weltalls zusammengehalten (Kol 1,17). Alles hängt ab von Gottes Hand (Dan 5,23).
• „Es ist dem Menschen gesetzt, 1x zu sterben“ (Heb 9,27). Unser Schicksal ist in Gottes Hand und hängt nicht von einem früheren Leben ab (Joh 9,1-3; Ps 31,16; Röm 8,29-30). Jak 3,6: w. „das
   Rad der Natur“; Kreisläufe in Pred 1,4-11 (Sonne, Wind, Wasser), Räder am Thron Gottes (Hes 1,15-21.26): Die Räder drehen, aber nicht an Ort, sondern hin zu dem göttlichen Ziel der
   Heilsgeschichte. Lineare Heilsgeschichte in dynamischen Zyklen kontra zielloses Kreisdenken!
• Der einzelne Mensch ist eine wirkliche Person, die in alle Ewigkeit als Identität existiert (Luk 16,19-31; Mat 8,11; 17,3). Buddhismus = Leugnung des Menschen als Einheit von Seele, Geist und
   Körper (1Thess 5,23).


Zum moralischen Handeln

Es gebe keine Grenze zwischen Mensch und Tier. Auch Tiere sollen bewusst und sittlich handeln können.
Keine Scheidung nach Rassen Herkunft und Kaste. Es gebe nur moralische Qualitäten. Moral ist im Buddhismus
Selbstzweck.
Gut sei, was zur Erlösung hin führt. Böse, was von ihr wegführt.
 individualistische Gesinnungsethik,
Erlösungsegoismus

Im Licht der Bibel:

•Der Mensch ist im Gegensatz zum Tier im Bild Gottes erschaffen worden, und zwar als moralisch verantwortliches Wesen (1Mo 1,27; 2,16-17).
• Die Liebe zu Gott und zum Nächsten soll die Triebfeder für alles moralische Handeln sein (Joh 14,21; Röm 13,8-10). Objektiver Massstab sind das Wort Gottes (Joh 14,21.23).


Übereinstimmungen zwischen Buddhismus und Hinduismus

• Die Welt – ein ewiger Kreislauf
• Karma (Vergeltungsgesetz)
• Sansara (Rad der Wiedergeburten)
• Ziel: Ausbrechen aus dem Geburtenkreislauf
• Anerkennung des Dharma (Weltgesetz)


Gegensätze zwischen Hinduismus und Buddhismus

• Buddha: Lehre der Seelenlosigkeit, Ablehnung des Atman
• Nirwana nicht identisch mit Brahman
• Keine Vorrangstellung der Brahmanen
• Die Veden und Upanischaden seien für die Erlösung nicht notwendig.
• Das Kastensystem sei nur ein menschliches System und damit belanglos für die Erlösung.
• Buddhismus: gestiftete Religion; Hinduismus: „ewige Religion“ ohne Stifter


Roger Liebi, 2001

www.horst-koch.de

info@horst-koch.de