Geistliche Kriegsführung (W.Bühne)

Wolfgang Bühne

 

„Geistliche Kriegsführung”

 

C. Peter Wagner:
Mit dem Eintreten in die 90er Jahre empfinde ich und mit mir viele andere christliche Leiter, daß der Heilige Geist zu uns spricht: ,Bereitet euch auf den Krieg vor.’ Dieses Jahrzehnt wird vielleicht den intensivsten geistlichen Kampf der jüngsten Zeit sehen.”

John McFarlane:
Bei einer Gebetskonferenz 1987 in Bonn hat Gott prophetisch geredet, daß er in der nächsten Zeit seinem Volk Strategien für seine Mission, Schlüssel für geistliche Siege geben werde.”

Berthold Becker:
„So haben wir zum Beispiel bei einer Gebetstagung in Frankfurt 1989 sowohl Honecker mit seiner Regierung abgesetzt und die Mauer eingerissen als auch Ceaucescu, den Tyrannen Rumäni­ens im Gebet abgesetzt. Wir waren uns eins, daß das exakt im Willen und der Salbung Gottes war, und alles geschah innerhalb von drei Monaten.”

Roger Forster:
Es ist ein Vorrecht, in diesen aufregenden Zeiten zu leben; Zei­ten in denen Gottes Wahrheit wiederentdeckt wird…Von ganzem Herzen glaube ich, daß diese Wiederentdeckung bzw. neue Betonung von satanischen Geistern mit örtlich begrenzter Wirksamkeit mit Gottes Absicht und Plan verbunden ist, sein Volk zur vollen Erkenntnis seines Sohnes zu führen, so daß wir in das ganze Maß hineinwachsen, sowohl im Hinblick auf die Einnahme geographisch begrenzter Gebiete wie auch hinsichtlich der Kraft geistlichen Lebens.”

Larry Lea:
„Um Menschen geht es uns hier überhaupt nicht, sondern um geistliche Kampfführung. Es geht uns hier um den Nahkampf gegen unsere geistlichen Feinde: den Teufel und seine Dämo­nen. Es geht uns darum, Autorität über böse Geister, Beherr­scher der Finsternis, Gewalten und über die Starken zu nehmen, die dir alles Gute zu rauben versuchen, das Gott dir zugedacht hat.”

Wolfhard Margies:
„Der Himmel tut, was wir tun, befehlen oder durch göttliche Kampfführung bewirken und nicht umgekehrt… Die Willensentscheidung wird zuerst auf der Erde von uns for­muliert und vollzogen, und der Himmel zieht nach!”

Hartwig Henkel:
„Diese Lehre über den geistlichen Krieg wird vom Heiligen Geist gerade jetzt wiederhergestellt. Unsere Autorität über den Feind wird zunehmend erkannt und ausgeübt. In wenigen Jahren werden sich die geistlichen Verhältnisse total verändert haben zugunsten einer Christenheit, die die Segnun­gen von Jesu Sieg über den Feind in überwältigender Weise erlebt.Die Lehre über den Kampf gegen Satans Mächte wird sich als ganz bedeutender Meilenstein zur Wiederherstellung der neu­testamentlichen, herrlichen Gemeinde erweisen.”

Mit diesen Zitaten, die einen ersten Eindruck von „Geistlicher Kriegsführung” geben, habe ich gleichzeitig einige der wichtigsten, auch in Deutschland bekannten Vertreter dieser Praxis vorgestellt.

C. Peter Wagner ist sicher der Pionier und Prophet dieser relativ jungen Theorie und Praxis. Er ist einer der beiden Väter der „Dritten Wel­le” und der führende Kopf der Gemeindewachstums-Bewegung. Als Mitglied des internationalen Lausanner Komitees und Koor­dinator von „A.D. 2000″ hat Wagner beste internationale Beziehun­gen und hält in aller Welt Konferenzen ab, um sein Anliegen „Geistliche Kriegsführung”, das er als das „Programm des Heiligen Geistes für die 90er Jahre” bezeichnet, bekannt zu machen. In deutscher Sprache sind bisher vier Bücher von ihm erschienen, die dieses Thema behandeln, weitere Bücher sind in Vorbereitung. Wagner berichtet, daß er 1985 zum ersten Mal durch den argentini­schen Pastor Omar Cabrera Geistliche Kriegsführung kennen­lernte und daß dieses Thema auf dem Kongreß Lausanne II in Manila 1989 durch fünf Workshops zum Thema „territoriale Mäch­te” Schlüsselleuten in aller Welt bekannt wurde.

Männer wie Jack Hayford, Yonggi Cho, Omar Cabrera, Edgardo Silvoso, Tom White und auch C. P. Wagner selbst hätten in ihren Vorträgen dieses Thema behandelt. Wagner schreibt in Erinnerung an diesen Kongreß:
„Das Interesse an diesen Workshops übertraf unsere Erwartun­gen, und bevor wir Manila verließen, wurde in mir der Eindruck immer stärker, daß Gott mich berufen hatte, auf diesem Gebiet weitere Forschungsarbeit zu treiben.”

1990 fand in Pasadena/Kalifornien ein Treffen von Männern und Frauen statt, die bereits Erfahrung mit „Geistlicher Kriegsführung” besaßen. Wagner war Koordinator dieses Treffens, an welchem Larry Lea, John Dawson, Jack Hayford, Charles Kraft und andere teilnahmen.

Ein Jahr später war C. P. Wagner Hauptredner auf dem ersten Nürn­berger Gemeindekongreß, wo er „Geistliche Kriegsführung” erst­mals in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit vorstellte und bekannt machte.

Dort kündigte er als Koordinator von „A.D. 2000″ auch den „Tag, der die Welt verändert”, den 25. 6. 1994 an, an welchem in Ver­bindung mit Jesus-Märschen in aller Welt die satanischen Mäch­te gebunden und aus den himmlischen Örtern vertrieben werden sollten.

Interessant ist, daß Wagner berichtet, daß zwei Romane einen we­sentlichen Beitrag dazu geliefert haben, „Geistliche Kriegsführung” vielen Christen bekannt zu machen:
„Zweifelsohne waren die beiden Romane von Frank E. Peretti Die Finsternis der Welt und Licht in der Finsternis, der wich­tigste Faktor, der unter amerikanischen Christen das große Inter­esse an der Thematik der strategischen geistlichen Kampf­führung entflammen ließ.”

Inzwischen gibt es eine Anzahl Bücher in deutscher Sprache, die das Thema „Geistliche Kriegsführung” behandeln und es ist erstaunlich, wie diese Theorien in kurzer Zeit sehr bekannt wurden: Durch Missionswerke wie z.B. „Jugend mit einer Mission”, „Ope­ration Mobilisation”, „Campus für Christus” und vor allem durch “Jesus-Marsch e.V.” und „Fürbitte für Deutschland” ist „Geistliche Kriegsführung” eine Methode geworden, die nicht nur von Charis­matikern, sondern auch von vielen Evangelikalen praktiziert wird. Interessant ist, daß ausgerechnet zwei bekannte Charismatiker aus Deutschland in ihren Büchern Stellunggegen diese Methode bezo­gen haben.

Peter Kierner vom Charismatischen Zentrum München schrieb bereits 1991 das Buch „Engel des Lichts im 20. Jahrhundert – Gedanken zu biblischem Befreiungsdienst und geistlicher Kriegs­führung”(Verlag C.M. Fliß).

Im Frühjahr 1994 erschien das Buch von dem Hamburger Pastor Wolfram Kopfeгmann: „Macht ohne Auftrag – Warum ich mich nicht an der ,geistlichen Kriegsführung` beteilige” (Verlag C&P). Beide Autoren warnen ausdrücklich vor diesen Praktiken, stellen sie als biblisch unhaltbar dar und bezeichnen sie als ein „Krank­heitsphänomen” (so W. Kopfermann) der Charismatischen Bewe­gung. Kopfermann beendet seine Untersuchung mit folgenden unmißverständlichen Worten:
„Ich wünsche mir … daß viele Leser sich nach der Lektüre dieses Buches von der ,Geistlichen Kriegsführung` verabschie­den.”Ich werde im Verlauf dieses Kapitels auf die Argumente beider Autoren zurückkommen.

Bezeichnend ist, daß von evangelikaler Seite bisher kaum eine warnende Stimme laut wurde, was beweist, daß man entweder aus Desinteresse oder Gleichgültigkeit die neuen geistlichen Strömun­gen nicht zur Kenntnis nimmt, oder aber gedankenlos alle neuen Modeerscheinungen akzeptiert.

Die Lehre von der „Geistlichen Kriegsführung”

 1. „Territoriale Mächte bzw. Geister”
Auf den folgenden Seiten möchte ich zunächst kurz die Theorien über „Geistliche Kriegsführung” darstellen, wie sie von den bekannten Führern dieser Bewegung gepredigt und publiziert wer­den. Eine Beurteilung dieser Lehren wird später erfolgen.

C. P. Wagner zitiert in seinem Buch Der Kampf mit satanischen Engeln den Professor für Mission, Timothy M. Warner, der fol­gendes erklärt hat:
„Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß Satan tatsächlich jede geopolitische Einheit der Welt einem Dämon oder einem ganzen Korps von Dämonen überträgt und daß diese Dämonen zu den Gewalten und Mächten gehören, gegen die wir kämpfen.”

Möglicherweise ist der Begriff „territoriale Mächte” ebenso wie „Dritte Welle” eine Wortschöpfung C. P. Wagners.

Satan wird als oberster General der Mächte der Finsternis bezeich­net, der sozusagen die Spitze der Pyramide einer hierarchischen Struktur von bösen Geistern bildet. Darunter befinden sich die „Herren” und „Fürsten”, die über eine gewisse Unabhängigkeit ver­fügen und denen die „Mächte” unterstellt sind, „möglicherweise in größerer Zahl und etwas weniger unabhängig und machtvoll” wie die „Fürsten”. Im Rang „untergeordneter Offiziere” werden die „Herrscher der Finsternis” gesehen und die unterste Stufe bilden die „bösen Geister und Dämonen”.Als Beleg für diese Rangordnung zitiert man gewöhnlich Eph. 6,12:
„Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherr­scher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.”

2. Zuteilung von geographischen Gebieten
C. P. Wagner und seine Schüler stellen die Hypothese auf, daß innerhalb der satanischen Hierarchie Gebiete auf- und zugeteilt werden. Daher spricht man von „territorialen Dämonen”.

„Satan delegiert die Kontrolle über Nationen, Regierungen, Städte, Stämme, Völkergruppen, Wohnviertel und auch wichti­ge soziale Netze überall in der ganzen Welt an hochrangige Glieder der Hierarchie der bösen Geister.”

Diese Hypothese hat dazu geführt, daß viele Charismatiker davon überzeugt sind, daß für jedes Haus, jedes Kirchengebäude, jede Straße, Stadt, Bezirk und Nation territoriale Dämonen verschiede­ner Rangordnung zuständig sind. Daneben ist man der Überzeu­gung, daß andere Dämonen jeweils für Medien, Ideologien, falsche Lehren usw. zuständig sind.

So erwähnt C. P. Wagner z.B. den ehemaligen US-Innenminister James Watt, welcher meint, daß „dem Weißen Haus ganz bestimm­te finstere Engel zugewiesen sind. Welche Auswirkungen solche Einsichten für die soziale Gerechtigkeit, den Frieden und die Rechtsprechung, sowie auf die Evangelisation haben könnten, liegt auf der Hand.”

Als biblischer Beleg für diese Hypothese wird Daniel 10 zitiert, wo die Rede ist von dem „Fürst des Königreichs Persien” und dem Fürst des Königreichs Griechenland” (Dan. 10, 13.20), die beide mit den Engeln Gottes im Kampf standen. Alle anderen Bibelstellen, die zitiert werden (5. Mose 32,8; Ps. 18, 29-43; Luk. 11,21-22 usw.), sagen nichts über „territoriale Dämo­nen” aus.

3. Die Geister identifizieren
Um wirksam gegen die dämonischen Mächte kämpfen zu können, wird empfohlen, durch Gebet und Fasten zunächst einmal die Auf­gaben und Namen der zuständigen Dämonen zu erfahren, um sie dann unschädlich machen zu können.

Wagner führt dazu aus:
„Viele, die im Befreiungsdienst stehen, forschen zunächst nach den Namen der Dämonen und treiben sie dann persönlich im Namen Jesu aus. Als Jesus dem dämonisierten Gadarener zur Hilfe kam, fragte Er nach dem Namen des Geistes und fand her­aus, daß er Legion hieß (siehe Mk. 5,9). Wenn diese Methode bei Dämonen angewandt wird, die einzelne Menschen quälen, dann könnte es berechtigt sein, dieselbe Vorgehensweise auch bei territorialen Geistern anzuwenden.”

An anderer Stelle schreibt Wagner:
„Ich habe bei einigen meiner Freunde, die einen vollmächtigen Befreiungsdienst haben, ein Muster festgestellt, nach dem sie oft vorgehen. Wenn sie beginnen, dann provozieren sie die Dämonen oft dazu, mit ihnen zu sprechen, weil sie deren Namen und Wirkungsweise herausbekommen wollen. Sie sind der Mei­nung, daß sie im Verlauf dieses offenen Aufeinandertreffens sicherer sagen können, ob sie den Kampf gewinnen und wann der Dämon tatsächlich gewichen ist.”

Von Rita Cabezas wird berichtet, ihr sei aufgrund von „Worten der Erkenntnis” offenbart worden, daß „unter Satan sechs Weltmächte stehen, die Damian, Asmodeo, Menguelesh, Aros, Beelzebub und Nosferasteus heißen”. Diesen Mächten würden dann jeweils sechs weitere Herrscher unterstehen, die als Oktett über eine Nation herrschen. Jeder einzelne dieser Herrscher wäre dann für bestimmte Aktionsbereiche verantwortlich. So sei der für USA zuständige Herrscher „Anoritho” z.B. für Ehebruch, Trunkenheit, Unzucht, Freßsucht, Gier, Homosexualität, Lesbianismus, Prostitution, Ver­führung, Sex und Laster zuständig.

Don Sherman von „Jugend mit einer Mission” sagt:
„Gott zeigt uns den einzelnen Geist, damit unsere Gebete genau sein können. Danach können wir die Macht dieser Geister im Namen Jesu brechen und dafür beten, daß der Heilige Geist kommt und die Situation heilt.”

Ed Murphy, der Vizepräsident und Direktor von „International Ministry Team of Overseas Crusades” ist der Überzeugung, daß erfahrene Seelsorger in der Lage sind, Dämonen zu zwingen, die Wahrheit zu sagen:
„Wer Erfahrung im Befreiungsdienst hat, kann böse Geister dazu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Ich tue dies immer. Damit soll nicht gesagt werden, daß es weise ist, lange Gespräche zu führen. Wir fordern von ihnen nur die Informationen, die wir brauchen, um mit der Befreiung fortzufahren. Danach treiben wir sie aus an den Ort, wo Jesus sie hinschickt.”

Der Schwede Kjell Sjöberg, der zehn Jahre lang Leiter der „Fürbitte für Schweden” war und seit 1983 in vielen Ländern unterwegs ist, um über Gebet und geistliche Kriegsführung zu lehren, ist der Überzeugung, daß es heute Menschen gibt, welche die Gabe der „geistlichen Spionage” haben, einen „Jagdinstinkt”, der es ihnen ermöglicht, die Machenschaften des Feindes aufzuspüren und das Böse zu lokalisieren.

„In Brüssel verbrachten wir die ganze Konferenz in diesem Pro­zeß der Identifizierung. Wir suchten in der Stille vor dem Herrn, um herauszufinden, welche Mächte über Brüssel herrschen. Die Anwesenden schrieben Bibelverse, Visionen und Bilder und prophetische. Worte auf. Als wir alle diese Informationen zusammentrugen, bekamen wir ein klares Bild von zwei feindli­chen Mächten, gegen die wir zu kämpfen hatten: Mammon und die Hure, Materialismus und Sittenlosigkeit. Es geschah ,zufäl­lig’, daß wir für jedes Gebiet, das wir im Gebet anzugreifen hatten, sieben Zeugnisse und Bestätigungen hatten, die alle übereinstimmten.”

4. Autorität gebrauchen
Weiter wird gelehrt, daß es nun auf die Initiative der Christen ankommt, ob Befreiung geschieht. Einige Männer wie Hartwig Henkel und Wolfhard Margies gehen sogar soweit zu sagen, daß der Himmel auf die Initiative der Erde angewiesen und Gott in sei­ner Allmacht eingeschränkt ist:

„Wie uns in Daniel 10 beschrieben wird, haben Satans Engel­fürsten über einem Land die Kraft, einem geplanten Dienst Gottes auf der Erde zu widerstehen und ihn aufzuhalten. Das Gebet und Fasten Daniels war der entscheidende Faktor! Der Himmel ist auf die Initiative der Erde angewiesen! Die Ent­scheidung von Menschen wird vom Himmel anerkannt und vollzogen! (Matth. 18,18)
Gottes Kraft hat also nicht wegen seiner Allmacht automatisch Freiheit, auf der Erde zu wirken, wie er will. Welch eine Berau­bung und Lähmung hat doch seit Jahrhunderten am Leib Christi stattgefunden wegen dieser Lehre von der Souveränität Gottes! Der Geist des Kommunismus z.B. hat trotz seiner Irrationalität und Inkonsequenz einen solchen Siegeszug feiern und Millio­nen von Menschen knechten können, weil der Leib Christi seine Autorität nicht verstanden und genutzt hat… Nur wenige Jahre Gebetskampf brauchte es, bis ein mehr als europaweiter Zusam­menbruch des Kommunismus übernatürlich erreicht wurde.

Larry Lea, den C. P. Wagner seinen „guten Freund” nennt und ihn zu den „erfahrendsten Kämpfern in Amerika” zählt, ist inzwischen durch seine Vorträge und Bücher auch im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. Lea gibt den bereits schon zitierten Ratschlag:

„Gib dich nicht damit zufrieden, den Starken zu binden und dann einfach wegzugehen. Nimm Autorität über ihn… Um Men­schen geht es uns hier überhaupt nicht, sondern um geistliche Kampfführung. Es geht uns hier um den Nahkampf gegen unse­re geistlichen Feinde: den Teufel und seine Dämonen. Es geht uns darum, Autorität über böse Geister, Beherrscher der Finster­nis, Gewalten und über die Starken zu nehmen, die dir alles Gute zu rauben versuchen, das Gott dir zugedacht hat.”

Die Grundlage für unsere angebliche Autorität über den Teufel sieht Larry Lea in seiner völlig unbiblischen Lehre über den „Blutaustausch”. Er empfiehlt seinen Lesern folgendes Gebet:

„Ich möchte, daß dein Blut durch mein Leben strömt und meine ganze alte genetische Struktur, alle meine früheren Sünden, mei­ne bisherigen Krankheiten und meine ganze ‚alte Natur’ reinigt. Ich möchte eine hundertprozentige Blutübertragung. Ich möch­te, daß dein Blut durch meine Adern fließt. Ich möchte, daß mein Herz so wird wie dein Herz und dein Lebensblut durch mich pulsiert.”

„Nachdem du einmal dein adamitisches Blut durch einen Akt deines Willens und deines Glaubens gegen das Blut Jesu ausge­tauscht hast, ist das Eigentumsrecht für dein Leben auf Jesus übertragen worden.”

„Das Blut gibt dir den geistlichen ,genetischen Code’, der dich zum Kämpfer Gottes werden läßt, der die Macht hat, den Feind zu besiegen und Frieden und Freiheit zu erleben!”

Hartwig Henkel lehrt ebenso wie Wolfhard Margies und andere Männer der „Wort-des-Glaubens”-Bewegung, daß unsere Autorität über Satan in dem „geistigen Tod” Jesu begründet ist.

Diese von E.W. Kenyon und K. Hagin zuerst entwickelte „Identifi­kationslehre” besagt, daß Jesus angeblich nicht nur körperlich, son­dern auch geistlich gestorben ist und der Geist Jesu nach seinem leiblichen Tod drei Tage lang im Hades von Dämonen gequält wur­de und schließlich dem Satan ein Opfer gebracht, oder einen Preis für unsere Erlösung bezahlt hat.

„Diese gewaltige Kraft Gottes war notwendig, als Jesus von den Toten zurückgeholt werden sollte, weil Jesus nach dem Kreuzes­tod im Geist als Gefangener Satans in dessen Machtbereich war, als unser Stellvertreter.”

„Erst am Kreuz gab sich Jesus freiwillig in die Hand des Teu­fels… nach dem physischen Tode wurde Jesus im Geist in die Gewalt der Finsternis gebracht.”

Henkel spricht dann von der „geistlichen Erneuerung”, die Jesus bei der Ruferweckung aus den Toten erfahren habe, andere Auto­ren reden davon, daß Jesus „in den Tiefen der Hölle wieder­geboren” wurde und E.W. Kenyon scheut sich nicht zu sagen:

„Er (Jesus) ging in die Hölle als ein von Dämonen besessener, sterblicher Mensch und entstieg ihr als ein Wiedergeborener und Auferweckter.”

Auch W. Margies sieht in diesem „geistlichen Tod” Jesu die Ursa­che für unsere Autorität über den Feind:

„Er (Jesus) war… für drei Tage unter der Herrschaft des Teufels, die er in all ihrer Grausamkeit, Bosheit und Demütigung ertra­gen mußte. Weil er nun diese Herrschaft ertragen hat, deswegen hat er uns in Gestalt dieses Preises die Autorität erworben, ab jetzt über den Teufel herrschen zu können.”

So kommt Margies in Anlehnung an Lukas 10,19 zu der Schlußfol­gerung:

„Wir sind dem Satan und seinem Reich überlegen. Es ist nicht nur so, daß wir vor seinen Attacken geschützt sind, vielmehr haben wir aktive Vollmacht über ihn.”

Diese vermeintliche Vollmacht wird dazu eingesetzt, Satan und sei­ne Dämonen zu „binden”.

„Der Kampf gegen geistlich-satanische Formationen in der Sphäre von Kulturen und Weltanschauungen, der eigentlich eine Auseinandersetzung mit Wahrheiten und Gedanken ist, obliegt völlig der Gemeinde Jesu und wird nicht für uns von Gott oder irgendeiner anderen göttlichen Instanz übernommen. Wenn wir nicht kämpfen, bleiben Positionen, die uns eigentlich gehören, dem Feind überlassen.

Der Himmel tut, was wir tun, befehlen oder durch göttliche Kampfesführung bewirken, und nicht umgekehrt… Die Willens­entscheidung wird zuerst auf der Erde von uns formuliert und vollzogen, und der Himmel zieht nach!”

5. Den Sieg des Herrn proklamieren und die Salbung frei­setzen
In der Annahme, daß durch „offensives Gebet” die Dämonen über Städte und Länder vertrieben oder gebunden worden sind, sind die Gebetskämpfer überzeugt, daß erst jetzt eine Freiheit und Offenheit für das Evangelium entsteht.

„Nachdem wir also den Gebetskampf ausgetragen haben, ist es das Normale, um die Ausgießung des Heiligen Geistes zu beten. Das Herrschen der bösen Geister muß durch das Herrschen der Heiligen abgelöst werden. Nachdem wir gegen den Starken Krieg geführt haben, beten wir, daß starke christliche Leiter­schaft entsteht und den leergewordenen Platz einnimmt. Nach­dem wir die Stellungen und Befestigungen des Feindes nieder­gerissen und zerstört haben, kommt die Zeit zu bauen und zu pflanzen.” (K. Sjöberg in Berufen zum Sieg, WDL, Remscheid 1993)

Mit dieser „geistlichen Landeinnahme” ist bei vielen Männern der „Geistlichen Kriegsführung“ die Überzeugung verbunden, daß sie in der Lage sind, den Segen Gottes, oder sogar den Geist Gottes „frei­zusetzen”:

„Wir mobilisieren die Armee Gottes zum Kampf. Wir machen uns eins mit dem Heuen und seinen Engeln in einem koordinier­ten Angriff gegen die geistlichen Mächte, die die Völker gefan­gen halten. Dann, in der Autorität der völligen Einmütigkeit in dem Herrn (Matth. 18,18-20), werden wir den Segen Gottes über Europa freisetzen… Gott setzt jetzt Menschen, Geldmittel, Kraft und Weisheit frei, um ganze Städte für das Reich Gottes einzunehmen.”

Kjell Sjöberg hat in seinem Buch auch den Wortlaut seiner Prokla­mation in Bonn veröffentlicht:

„Der Herr hat verheißen, daß er einen Geist der Gnade und der Fürbitte ausgießen wird (Sach. 12,10). Diesen Geist des Gebets, der bereits über die Gruppen der messianischen Juden in Israel gekommen ist, setzte ich jetzt über das Volk Gottes in Deutsch­land frei… Ein Geist des Gebets über Deutschland führt dahin, daß Altäre des Gebets in den Städten entstehen, wo Christen in Einigkeit sich treffen und für ihre Stadt beten können… Der Нerr brüllt wie ein Löwe. Warum brüllst du wie ein Löwe, Неrr? Mein Geist brüllt um die Salbung Elias, daß sie ausgegossen wird auf Männer und Frauen in der Endzeit. Die Zeit ist für euch gekom­men, im Geist und in der Kraft des Elias zu beten, und euch zusammenzutun, um den Weg für die Wiederkunft Jesu vorzube­reiten…. Ich erkläre, daß die Zeit für euch gekommen ist, eure Plätze an Jesu Seite einzunehmen und mit ihm zu herrschen.”

 

Die Praxis der „Geistlichen Kriegsführung”

Damit der Leser eine Vorstellung von der Praxis der „Geistlichen Kriegsführung” bekommt, möchte ich eine Anzahl Beispiele zitieren, die alle von international anerkannten „Gebetskämpfern” stammen.

Larry Lea

In seinem Buch Nicht mit Fleisch und Blut stellt er sich selbst vor:

Ich bin kein heruntergekommener, schwacher, kriecherischer, saft- und kraftloser Prediger, der in irgendeinem Winkel ver­sucht, ein klein bißchen zu erreichen. Auf gar keinen Fall! Ich bin Gottes Streitaxt.

Ich bin nicht nur irgendein Köter, der sich so gut es geht durch diese alte, sorgenvolle Welt durchschlägt. Ich nicht! Ich bin Gottes Instrument – ein Werkzeug, das er ins Dasein gerufen hat, um geistliche Schlachten zu schlagen und zu siegen.”

Bei dieser Selbsteinschätzung wundert man sich nicht, daß Larry Lea auf einer vollseitigen Anzeige in der amerikanischen Zeit­schrift „Charisma” im militärischen Kampfanzug gezeigt wird, um 300.000 Gebetskämpfer aufzufordern, ihm zu folgen und Amerika für Gott einzunehmen.

Er selbst berichtet, wie er beim Anflug auf einen Flughafen in eine Wolke eindrang und eine geistliche Vision bekam. Er sah im Geist eine dunkle Wolke über der Stadt hängen:

„Ich sagte: ,Herr, was ist das für eine Wolke?` In meinem Geist hörte ich, wie er sagte: ,Das sind der Starke und seine Helfers­helfer, die über der Stadt schweben.` Dann zeigte er mir, daß ähnliche Finsterniswolken über jeder größeren Stadt hängen. Im Geist rief ich: ,Was sollen wir tun? Die Wolke muß weg!` Der Неrr antwortete: ,Mein Sohn, dafür sind die 300.000 Fürbit­ter für Amerika da.’ 

Vor einigen Jahren hat mich der Неrr berufen, 300.000 Männer und Frauen zu sammeln, die täglich im Gebet für Amerika ein­treten werden.”

Larry Lea berichtet, daß C. P. Wagner ihm eines Tages gesagt habe: Wir brauchen dich, damit du den Leib Christi beten lehrst und uns den nötigen Anstoß gibst, endlich in die geistliche Kriegsführung einzutreten.”

So ist Lea nun seit Jahren unterwegs, um diese 300.000 Gebets­kämpfer zu suchen und auszubilden.

Steven Lawson berichtet von einem Einsatz Leas in Miami (Flori­da). Er rief dort die Christen der Stadt zu einem Durchbruch im Gebet auf. Pastoren von 430 Ortsgemeinden folgten seinem Aufruf und mit ihnen versammelten sich 10.000 Menschen, um für Miami und Umgebung zu beten.

„An den ersten beiden Abenden wenden sich Lea und mit ihm 10.000 Christen gegen die Herrscher der Finsternis. Lea und die Pastoren aus Miami und Umgebung identifizieren Geister der Furcht, der Religiosität, der Gewalt, der Drogen, der Zauberei, der Entmutigung und Habgier. Lea, vom Podium aus: ,Wir befehlen, daß diese Geister nicht länger dieses Gebiet beherr­schen. Wir befehlen, daß der Geist der Furcht nicht mehr in die­ser Stadt herrscht!’

Am letzten Abend leitet Lea einen geistlichen Angriff gegen den starken Mann der Habgier, den er als den Beherrscher über das gesamte Gebiet ausgemacht hatte.”

Lea teilte in Miami auch mit, daß Gott ihm gezeigt habe, daß der „Starke der Gier” den Reichtum der Bösen zurückhalten würde, der den Christen gehöre. „Wenn wir den Starken der Gier binden, dann wird der Reichtum der Nationen der Kirche gegeben werden.”

Lea schwang dann ein „unsichtbares Schwert”, womit dieser Dämon in Stücke gehauen werden sollte. Lea ist tatsächlich der Überzeugung, daß man durch „Geistliche Kriegsführung” Geldmittel freisetzen kann.

„Wenn wir in Church on the Rock gemeinsam die Worte aus dem Vaterunser beten: ,Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden`, stehen wir auf, richten unseren Blick nach Norden und sagen: ,Norden, gib her, was dieser Gemeinde gehört.` Dann wenden wir uns nach Osten und sagen: ,Osten, gib her, was dieser Gemeinde gehört.`… Damit ist alles gemeint, was Gott will, daß wir es bekommen… Damit sind Geldmittel gemeint, die in unseren Gemeinden freigesetzt werden sollen. Gemeint ist, daß wir jedes Wunder, das wir brau­chen, auch empfangen.” (Aus Larry Lea: Nicht mit Fleisch und Blut, WDL, Remscheid).

Carlos Annacondia

C. P. Wagner nimmt an, daß der argentinische Evangelist Carlos Annacondia „mit seinen Großveranstaltungen der effektivste Evan­gelist ist, der je gelebt hat” (Wagner, Das offensive Gebet, Projektion J, Wiesbaden, 1992). Wagner sieht die Ursache darin, daß Annacondia ein „Gebetskämpfer” ist.

„Ich habe noch nie einen Evangelisten erlebt, der auf der Bühne den bösen Geistern auch nur annähernd so aggressiv entgegen­tritt wie Annacondia. Im Grunde genommen stichelt er die Gei­ster durch seine langandauernde, laute und überaus energische Kampfansage so lange, bis sie sich auf die eine oder andere Weise manifestieren und zu erkennen geben.

Das, was sich während seiner Großveranstaltungen auf den Plät­zen abspielt, erscheint dem Uneingeweihten als Chaos in Rein­kultur. Aber für die geübten und erfahrenen Mitglieder, die zu den 31 Teams gehören, mit denen Annacondia seine Großveran­staltungen durchführt, ist es nur ein weiterer Abend, an dem an der Front Kampfgebet durchgeführt wird, durch das die Macht Jesu Christi über die dämonischen Mächte für alle sichtbar wer­den soll.

Und die Macht ist unglaublich. Es geschehen viele Heilungen, die nur als Wunder interpretiert werden können. Es geschehen zum Beispiel so viele zahnmedizinische Wunder – Zahnlöcher füllen sich, neue Zähne wachsen nach und kaputte Brücken wer­den durch ganze Zähne ersetzt -, daß nur noch diejenigen auf der Bühne von ihrer Heilung Zeugnis geben dürfen, bei denen sich mehr als zwei Zahnlöcher wieder geschlossen haben. Es wird von einem Zwergwüchsigen berichtet, der um 38 Zentime­ter gewachsen ist.”

Edgardo Silvoso

Dieser argentinische Evangelist – der Schwager von Luis Palau – wird von C. P. Wagner als ein „hochkarätiger Evangelisationsstrate­ge” bezeichnet. Er ist Gründer und Leiter von „Harvest Evange­lism”, mit dem Sitz in San Jose, Kalifornien.

Silvoso fand heraus, daß es in einer bestimmten Gegend Argentini­ens 109 Städte und Dörfer ohne eine evangelikale Gemeinde gab. Seine Nachforschungen ergaben, daß dort ein mächtiger Hexenmei­ster, Merigildo, sich übernatürlicher Kräfte bediente, um das Evan­gelium von dieser Region fernzuhalten.

Silvoso schloß sich mit verschiedenen christlichen Leitern zusam­men, um dieser Situation mit einem ernsthaften Kampfgebet zu begegnen. Er sagte: „Wir gaben den Jüngern des Merigildo und den Fürsten der Dunkelheit einen mit dem Blut Jesu versiegelten Aus­wanderungsbefehl.”

Danach sei diese okkulte Macht gebrochen worden und nun würde in jeder dieser 109 Städte und Dörfer eine evangelikale Gemeinde sein.

Omar Cabrera

Dieser ebenfalls argentinische Evangelist hat nach C. P. Wagner die meiste Erfahrung mit „örtlich begrenzt wirksamen Dämonen”.

Vor einer Evangelisation zieht sich Cabrera in ein Hotelzimmer zurück, um einige Tage zu beten und zu fasten, „sich selbst zu ver­leugnen und mit Jesus eins zu werden. Er hat den Eindruck, dabei die Welt zu verlassen und sich in einer anderen Ebene der Realität aufzuhalten, in der geistlicher Kampf stattfindet. Manchmal sind die Angriffe des Feindes erbittert. Er hat sogar einige Dämonen in körperlicher Form zu sehen bekommen. Sein Ziel ist es, ihre Namen zu erfahren und ihre Macht über diese Stadt zu brechen.”

Omar Cabrera pflegt Satan direkt herauszufordern, er verflucht ihn und seine dämonischen Mächte sowohl im privaten Gebet wie auch in der Öffentlichkeit.

Yonggi Cho

Y. Cho ist Pastor der weltgrößten Gemeinde „Yoido Full Gospel Church” in Seoul mit ca. 700.000 Mitgliedern. Cho ist durch seine Lehren über die „Vierte Dimension” („Visualisierung“, „Macht des gesprochenen Wortes“ usw.) weltweit bekannt geworden.

Ostersonntag 1992 nahm er den neuen Namen „David” an, womit er den Wechsel seiner Identität und den Anfang eines neuen Lebens deutlich machen wollte.

Die Vorgeschichte besteht darin, daß Cho mehrere Gebetstreffen mit über 90.000 Teilnehmern für die Wiedervereinigung Koreas durchführte. In diesem Zusammenhang hätte Gott ihm klargemacht, daß die Wiedervereinigung Koreas nur dann stattfinden könne, wenn sich die Gemeinde von Cho mit den „Assemblies of God” (Pfingstgemeinde) in Korea vereinigen würde.

Der Bruder Chos und sein Vater waren gegen diesen Plan und so wurde Yonggi Cho enterbt. Cho war zutiefst gekränkt und sah die­ses Vorgehen als seinen Tod an, so daß er den neuen Namen annahm.

Yonggi Cho hat einen enormen Einfluß auf Männer der Pfingstbe­wegung, der Charismatischen Bewegung und der Dritten Welle. C.P. Wagner hat zu Cho eine freundschaftliche Beziehung und Gebetskämpfer wie John Dawson (Jugend mit einer Mission) und Larry Lea haben ihre Impulse für „Geistliche Kriegsführung” von Yonggi Cho bekommen.

Cho ist der Überzeugung, daß der Teufel hinter Kim Il-sung und der kommunistischen Regierung Nordkoreas stand und ihn mani­pulierte.

„Folglich liegt der Weg zur Absetzung des kommunistischen Regimes von Kim Il-sung darin, den Engel Gottes zu veranlas­sen, uns die Antwort Gottes durch unser Gebet und Fasten zu überbringen… Wenn unser Gebet zu Gott emporgebracht wor­den ist und der Engel Gottes herniederkommt, um den Fürsten der kommunistischen Nationen als Antwort auf unser Gebet gefangenzunehmen, wird der Kommunismus wie ein Sand­kastengebäude zusammenstürzen… Die Gebete, die von treuen Christen Tag und Nacht auf den Bergen und im Flachland, in der Gebetskammer und in der Kirche gesprochen werden, haben unseren wahren Feind, den Teufel, gebunden, der hinter Kim Il-sung steht.”

Yonggi Chos „Geistliche Kriegsführung” unterscheidet sich von den anderen Gebetskämpfern insofern, daß Cho das „Binden” der Dämonen den Engeln Gottes überläßt.

Jesus – Märsche

Wie im weiteren Verlauf des Buches ausführlich gezeigt wird, sind auch die Jesus-Märsche nicht von der „Geistlichen Kriegsführung” zu trennen.

Bei diesen Märschen geht es darum, betend durch die Straßen und Städte zu marschieren, um die territorialen Dämonen zu binden, von denen man glaubt, daß sie besonders dort Herrschaft beanspruchen, wo in der Vergangenheit durch Nationalsozialismus, Antisemitis­mus usw. Weichen gestellt wurden. Daher spielten in den vergange­nen Jahren die Städte Nürnberg und Berlin eine besondere Rolle. Auch die „Berliner Erklärung” von 1909, in der sich damals ein großer Teil der geistlichen Führer in Deutschland kritisch zur anbrechenden Pfingstbewegung stellten, scheint ein weiterer Anlaß zu sein, Jesus-Märsche in Berlin zu starten. Jedenfalls wurde beim ersten Berliner Jesus-Marsch 1992 in besonderer Weise dieser Erklärung gedacht. (Viele Charismatiker sind der Überzeugung, daß diese Erklärung Deutschland unter einen Fluch und unter die Herrschaft territorialer Dämonen gebracht hat.)

 

Was lehrt die Bibel?

1. Werden in der Bibel „territoriale” Dämonen erwähnt?

Ohne Frage wird aus Daniel 10 deutlich, daß es satanische Engel gibt, die für einen bestimmten Bereich zuständig sind. Diese gefal­lenen Engel werden „Fürst von Persien” und „Fürst von Griechen­land” (Dan. 10,20) genannt.

Im NT gibt es eine Anzahl Bibelstellen, in denen die Rede von „Engeln”, „Mächten”, „Gewalten” und „Fürstentümern” ist (vgl. Rö. 8,38; 1. Kor. 6,3; 15,24; Eph. 1,21; 3,10; 6,12; Kol. 1,16; 2,10). Einige dieser Verse reden von guten, andere auch von gefallenen Engeln.

Manche dieser Stellen reden davon, daß Christus Herr ist über alle Fürstentümer und Gewalten und lassen offen, ob es sich um gute oder böse Engel und Fürstentümer handelt.

Einzig aus Dan. 10 und evtl. Judas 9 können wir entnehmen, daß es Engel gibt, die für besondere Völker oder Territorien zuständig sind. Einzelheiten über diese Fürstentümer und Gewalten gibt uns die Bibel nicht bekannt. Doch gibt es Anzeichen dafür, daß es im Judentum zur Zeit der Apostel Gruppen gab, die besondere Lehren über Engel entwickelt hatten, von denen einige Christen negativ beeinflußt wurden (siehe Kol. 2,18).

An keiner Stelle im NT werden Informationen über „territoriale” Engel weitergegeben.

Da, wo Gottes Wort gar keine oder keine konkreten Aussagen macht, sollten wir uns hüten, Lehren und Auffassungen zu ent­wickeln, die über das hinausgehen, was in der Bibel eindeutig geof­fenbart ist.

Man kann Wolfram Kopfermann nur zustimmen, wenn er zu dem Ergebnis kommt:

„In der Heiligen Schrift finden sich zwar Ansätze für die von C. Peter Wagner und anderen vertretene Lehre von territorialen Mächten. Diese Ansätze wurden dann aber von den Vertretern der Geistlichen Kriegsführung spekulativ ausgeweitet. Bereits darin liegt eine Gefährdung des evangelischen Schriftprinzips, weil eine solche Ausweitung nur mittels subjektiver Eindrücke möglich ist.

2. Gibt es Anweisungen in der Bibel, Dämonen zu identifizie­ren und anzugreifen?

Ich habe keine einzige Stelle in der Bibel gefunden, die eine Auf­forderung enthält, Namen von Dämonen zu erforschen und diese Dämonen zu attackieren.

Im Leben unseres Herrn gibt es eine Begebenheit, wo er den Namen eines Dämons erfragt (Luk. 8,30). Doch nirgends Emden wir einen Befehl des Herrn oder der Apostel, in solcher Weise mit Dämonen umzugehen.

Die Apostel trieben Dämonen aus, doch diese Austreibungen waren Reaktionen auf satanische Angriffe oder Herausforderungen und niemals umgekehrt (vgl. Ap. 16, 16-18).

So ist auch die von den „Gebetskämpfern” vielzitierte Stelle Eph. 6, 10-20 zu verstehen. Dort geht es um „widerstehen” (Vers 13), „ste­hen” (Vers 14), um das „auslöschen feuriger Pfeile” (Vers 16). Alle aufgezählten Waffen werden als Verteidigungswaffen beschrieben. Es geht um Wahrheit, Gerechtigkeit, Glauben, eine evangelistische Lebenshaltung, Bibelkenntnis und Fürbitte. Nirgendwo ist hier die Rede vom „attackierenden Gebet”.

Die „Gebetskrieger” benutzen Begriffe aus diesem Abschnitt, fül­len sie willkürlich mit einem anderen Inhalt und entwickeln eine Lehre und Praxis, die im Gegensatz zu den Aussagen von Eph. 6,10-12 stehen.

Auch die Verse in 2. Kor. 10,3-6, wo Paulus von den gottgemäßen Waffen zur „Zerstörung von Festungen” redet, geht es um eine Reaktion auf Lehren und Praktiken, die von „falschen Aposteln” (2. Kor. 11,13) verbreitet wurden. Diesen „Superaposteln” (2. Kor. 11,5) , deren Charakter Paulus in den weiteren Versen und Kapiteln beschreibt, stellt sich Paulus entgegen und entlarvt sie als macht­hungrige, skrupellose und geldgierige Betrüger.

2. Kor. 10 und 11 sind daher Belege dafür, daß unser geistlicher Kampf u.a. darin besteht, falschen Lehrern und Aposteln mit dem Wort Gottes entgegenzutreten und ihre falschen Lehren und Prakti­ken zu entlarven.

3. Haben wir Autorität über den Teufel?

Aufgrund der Worte Jesu an die Jünger „Siehe, ich gebe euch die Gewalt, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über die ganze Macht des Feindes, und nichts soll euch irgendwie beschä­digen” (Luk. 10,19) folgern viele Gebetskämpfer, daß wir als Christen heute in gleicher Weise Autorität über den Teufel ausüben können.

So schreibt Wolfhard Margies: „Wir sind dem Satan und seinem Reich überlegen… wir haben aktive Vollmacht über ihn.”

Doch wer berechtigt uns, eine zeitlich begrenzte, ausdrücklich an die Apostel oder an die 70 Jünger gerichtete Verheißung nahtlos auf uns zu beziehen? Die Geschichte der Apostel zeigt, daß sich die Verheißung von Luk. 10,19 offensichtlich nicht uneingeschränkt auf die Zeit nach der Kreuzigung des Messias anwenden läßt. Der Apostel Paulus wurde von Satan gehindert, die Thessalonicher zu besuchen.

„Deshalb wollten wir zu euch kommen, (ich, Paulus, nämlich) einmal und zweimal, und der Satan hat uns verhindert.” (1. Thess. 2,18)

Paulus mußte als Verkündiger des Evangeliums fliehen, er wurde versteckt, verhaftet, ausgepeitscht und forderte Timotheus auf, mit dem Evangelium „Trübsal” zu leiden. (2. Tim. 4,5)

Allen, die gottselig leben wollen, verheißt Gottes Wort Verfolgung. (2. Tim. 3,12) Der Apostel Jakobus wurde von Herodes getötet. Stephanus wurde gesteinigt. Fehlte diesen Männern Gottes Einsicht in „Geistliche Kriegsführung”?

Im Gegensatz zu den Gebetskämpfern lehrt das NT, daß Satan der „Gott dieser Welt” ist (2. Kor. 4,4) und das die „ganze Welt in dem Bösen liegt”. (1. Joh. 5,19)

Während Gebetskämpfer wie Annacondia und Cabrera Satan öffentlich verfluchen, wagte der Erzengel Michael kein „lästerndes Urteil” über den Teufel zu fällen. (Judas 9)

Satan hat sicherlich keine uneingeschränkte Autorität, aber Gott läßt es zu, daß der Teufel einige Christen aus Smyrna ins Gefängnis wirft. (Offb. 2,10)

Die Zeit, in welcher die Macht Satans endgültig gebrochen wird, liegt noch vor uns:

„Der Gott des Friedens wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten.”(Röm. 16, 20)

In Offb. 20, 1-3 lesen wir, daß Satan vor Beginn des Tausendjäh­rigen Reiches von einem Engel gebunden und für tausend Jahre in den Abgrund geworfen wird. Nach dieser Zeit wird er für eine kurze Zeit noch einmal die Menschen verführen können, bis er endgültig sein Gericht im Feuer- und Schwefelsee finden wird. (Oftb. 20, 7-10)

Wenn wir uns einbilden, Vollmacht über den Teufel zu haben, erlie­gen wir einer tragischen Selbsttäuschung. Die Bibel und auch der Lebensalltag von Charismatikern zeigt, daß wir diese Vollmacht eben nicht haben und es wäre besser, diesen Tatbestand demütig anzuerkennen und „stark in der Gnade” (2. Tim. 2,1) zu sein, als derart unnüchtern auf vermeintliche Autorität zu pochen.

4. Können wir Satan und seine Dämonen binden?

Die Vorstellung, daß wir Satan und seine Dämonen binden können, entbehrt jeder biblischen Grundlage.

Selbst C.P. Wagner gibt zu:

„Aber was geschieht dann, wenn heutzutage Christen „Satan, ich binde dich” befehlen? Wahrscheinlich nicht so viel, wie wir gerne hätten. Satan wird irgendwann in der Zukunft für 1000 Jahre gebunden werden, aber in Offb. 20, 1-2 steht, daß dies ein Engel tun wird. Von einem Menschen ist nicht die Rede.”

Dann aber kommt Wagner zu einer eigenartigen und für ihn typi­schen Folgerung:

„Auf der anderen Seite mag es ganz nützlich sein, wenn man „Ich binde dich, Satan!” sagt, denn damit versichert man sich selbst und auch anderen auf unmißverständliche Weise, daß wir den Teufel nicht dulden, und daß wir ihn so weit wie irgendwie möglich lahmlegen.”

Auch hier wird deutlich, wie tragisch sich ein leichtfertiger Umgang mit der Heiligen Schrift auswirkt. Soll es einen psycholo­gischen Effekt haben, wenn Christen sagen: „Satan, ich binde dich!” – obwohl sie gleichzeitig wissen, daß dieser Befehl in den Wind geredet ist?

Um diese Praktiken biblisch zu rechtfertigen, beruft man sich immer wieder auf die Verheißung in Matth. 18,18:

„Wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und was irgend ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein.”

Doch diese Stelle steht eindeutig im Zusammenhang mit Gemein­dezucht, wobei „binden” bedeutet, an Sünde gebunden sein und Ausschluß aus der Gemeinde zur Folge hat und „lösen” Vergebung, Befreiung und Wiederaufnahme in die Gemeinschaft beinhaltet. Davon zu reden, daß „der Himmel tut, was wir tun, befehlen oder durch göttliche Kampfführung bewirken”, stellt die Dinge auf den Kopf und zeigt, zu welch einer Anmaßung und Vermessenheit ein solches Denken führt.

Alle Autorität zum Binden und zum Lösen hängt damit zusammen, daß Christen „im Namen Jesu” (Matth. 18,20) versammelt sind. Nur das, was dem Willen Gottes entspricht und daher im Namen Jesu getan wird, erfährt die Zustimmung und Anerkennung des Himmels. Gott wird sich niemals zu unbiblischen Aktionen und Beschlüssen bekennen, weil er sich nicht zum Diener der Unge­rechtigkeit und Sünde machen kann.

Während der Jahrhunderte, in denen der Vatikan eine solche falsche Auffassung gelehrt und praktiziert hat, haben aufrichtige Protestan­ten diese Anmaßung oft unter Lebensgefahr gebrandmarkt. Es ist tragisch, daß dieser römische Sauerteig nun auch in evangelikale Kreise eindringt.

Schließlich sollte die Alltagswirklichkeit jeden aufrichtigen Gebets­kämpfer davon überzeugen, daß irgend etwas an der sog. Geistlichen Kriegsführung nicht stimmt. Tatsache ist, daß allem tausendfachen „Binden” von territorialen Dämonen zum Trotz Unmoral, Krieg und Zerstörung weltweit zunimmt.

Auch nach dem 25.6.94, „dem Tag, der die Welt verändert” (Jesus­-Märsche in aller Welt), hat Korruption, Prostitution und Unmoral entgegen allen Prognosen der Gebetskämpfer in keiner Weise abge­nommen. Im Gegenteil, der weltweite Abfall von biblischen Maß­stäben wird weiter rapide zunehmen. Wir steuern nicht auf eine weltweite geistliche Erweckung, sondern auf einen weltweiten Abfall vom biblischen Christentum zu.

5. War Jesus nach seinem Tod auf Golgatha drei Tage unter der Herrschaft des Teufels?

Einige der Gebetskämpfer, die von der „Wort-des-Glaubens”-Bewe­gung geprägt sind, lehren, daß wir durch die angebliche Gefangen­schaft Jesu unter der Macht Satans Autorität über den Teufel bekommen haben.

Diese Männer lehren, daß Jesus am Kreuz angeblich nur leiblich gestorben sei, der „geistliche Tod” aber bereits vorher stattgefunden habe. Durch diesen „geistlichen Tod” wäre Jesus in ein „dämoni­sches Wesen” verwandelt worden und hätte die „Natur Satans” angenommen. Daher habe die eigentliche Versöhnung oder der „Loskauf“ im Hades stattgefunden, in welchem „alle Dämonen der Hölle über ihn herfielen, um ihn zu vernichten”.

Dort sei dann dem Satan ein Lösegeld gezahlt worden, um die Rechts­ansprüche des Teufels aufzuheben. Schließlich wurde Jesus angeblich „in den Tiefen der Hölle wiedergeboren”, damit wir die „Natur Gottes” und damit auch Autorität über den Teufel bekommen können.
So schreibt z.B. Kenneth Hagin:

„Geistlicher Tod bedeutet, Satans Wesensart zu haben – genauso wie das Empfangen des Ewigen Lebens bedeutet, daß wir die Wesensart Gottes in uns haben.”

Auch W. Margies vertritt die Auffassung, daß die Erlösung mit dem Ruf Jesu „Es ist vollbracht!” nicht abgeschlossen war:

„Er war, wie es das Schriftwort gemäß der Bedeutung der vom Heiligen Geist gewählten Worte bezeugt, für drei Tage unter der Herrschaft des Teufels, die er in all ihrer Grausamkeit, Bosheit und Demütigung ertragen mußte. Weil er nun diese Herrschaft er­tragen hat, deswegen hat er uns in Gestalt dieses Preises die Auto­rität erworben, ab jetzt über den Teufel herrschen zu können.”

Diese sog. „Identifikationslehre” ist sicher die schwerwiegendste Irrlehre, die in einigen Kreisen der Charismatischen Bewegung verbreitet wird. Gott sei Dank ist dieser Lehre auch innerhalb der Charismatischen Bewegung deutlich widersprochen worden (siehe D.R. McConnell: Ein anderes Evangelium?, Verlag C.M. Fliß).

Die letzten Worte Jesu am Kreuz: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist” (Luk. 23,46) zeigen, daß die am Kreuz wegen unserer Sünden unterbrochene Gemeinschaft mit Gott nun wieder­hergestellt war.

Hätte Jesus – wie K. Hagin, K. Copeland, W. Margies, H. Henkel usw. behaupten – durch seinen angeblich „geistlichen Tod” die „Natur Satans” angenommen, um ein „dämonisches Wesen zu werden”, dann hätte er Gott niemals mit „Vater” anreden können.Mit dem leiblichen Tod Jesu zerriß der Vorhang des Tempels, um symbolisch anzudeuten, daß der Weg zu Gott nun durch das süh­nende Blut Jesu frei geworden war.

Folgende Verse machen deutlich, daß die Lehre von der „Versöh­nung im Hades” unbiblisch und häretisch ist:

,,…denn auch Christus hat für euch gelitten… welcher selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat…” (1. Petr. 2, 21-24)

„Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für alle­mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.” (Hebr. 10,10)

,,…denn es gefiel der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes…” (Kol. 1,19-20)

,,…wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewi­gen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen.” (Hebr. 9,14)

,,…in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Ver­gebung der Vergehungen…” (Eph. 1,7)

„Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott und Men­schen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst zum Lösegeld gab für alle…” (1. Tim. 2,5)

,,…und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist; welchen Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an sein Blut…” (Röm. 3, 24-25)

Nirgendwo im NT steht, daß dem Satan ein Lösegeld gezahlt wurde oder daß Jesus nach seinem Tod von Dämonen gequält worden wäre. Gott hat als gerechter Richter Jesus als unseren Stellvertreter gerich­tet, der auch in den Stunden der Finsternis am Kreuz, wo er „zur Sünde gemacht” (2. Kor. 5,21) wurde, in sich selbst rein und heilig blieb. Es bleibt für uns ein Geheimnis, daß der Herr Jesus auch in seinem sühnenden Leiden wahrer Mensch und wahrer Gott blieb. Diese Lehre, daß Jesus nach seinem „geistlichen Tod” ein „dämoni­sches Wesen”, von „Dämonen gequält” und in der Hölle wieder­geboren wurde, um uns die Natur Gottes geben zu können, kann nur von jedem aufrichtigen Christ zutiefst verabscheut werden.Zu welchen Auswüchsen die falschen Lehren führen können, zeigt ein Zitat von Kenneth Copeland:

„Sie haben nicht einen Gott, der in ihnen lebt, nein, Sie selbst sind einer!”

Casey Treat geht in seiner Fehleinschätzung noch weiter:

,, …Wenn Gott in den Spiegel sieht, dann sieht er mich! Wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich Gott… und weil ich eine genaue Kopie Gottes bin, werde ich auch handeln wie GOTT!”

Diese Zitate machen deutlich, wie schnell evangelikale Prediger – durch diese falschen Lehren beeinflußt – in die Nähe von Panthei­sten und New-Age-Anhängern geraten können.

Es ist die alte Lüge Satans:„Ihr werdet sein wie Gott!”, die den Menschen groß und Gott klein machen möchte.

 

Seelsorgerliche Aspekte

1. Die Praxis der Geistlichen Kriegsführung führt zu einer überheblichen Selbsteinschätzung

Die Zitate und Beispiele von Larry Lea, Wolfhard Margies, Bert­hold Becker usw. zeigen, daß die Praxis der Geistlichen Kriegs­führung eine ungeistliche und unnüchterne Selbsteinschätzung zur Folge hat.

Die eingebildete Überzeugung, daß der Himmel angeblich das tut, was wir hier auf der Erde befehlen und daß die politischen und moralischen Umstände durch solche Befehle und Kampfgebete ver­ändert werden, läßt sehr schnell ein Machtgefühl und ein Bewußt­sein von Stärke wachsen, das einem Nachfolger Jesu nur zum Scha­den sein kann.

Wolfram Kopfermann hat diese Gefahr sehr genau erkannt und beschrieben:„Wer Geistliche Kriegsführung betreibt, verläßt den Ort der Abhängigkeit und Schwäche (2. Kor. 12), den Gott seiner Kir­che, ihren Leitern und Gliedern zugewiesen hat. Er verläßt ihn auch dann, wenn er subjektiv frei von Stolz ist, ja vorher durch eine Phase ‚geistlichen Zerbruchs’ gegangen ist.”

Peter Kierner kommt zu folgender Überlegung: „Warum findet die Aufforderung zur Geistlichen Kriegsführung so viele Anhänger, obwohl kein Auftrag vorliegt?
Ich glaube, die Beantwortung dieser Frage hängt sehr stark mit dem Machtstreben des menschlichen Herzens zusammen. Es war von Anfang an dieser fleischliche Trieb des Herrschen-Wol­lens im Menschen… Nachdem wiedergeborene Gotteskinder in der Schrift aufgefordert werden, zu lieben, bis hin zur Feindes­liebe, wird dem Herzen der Nährboden zum Herrschen entzo­gen. Nun ist ein Vakuum für diesen alten fleischlichen Trieb ent­standen. Leider ist der Drang zum Herrschen, dieses Machtstre­ben, in vielen Gotteskindern noch nicht gestorben. Er hat sich deshalb in den Bereich des Unsichtbaren verlagert. Da die Bibel den Satan und die Dämonen als Feinde des Men­schen bezeichnet, konzentriert sich das Herrschen auf diesen Bereich. Jetzt fängt man an, dieses Vakuum wieder zu befriedi­gen oder zu stillen. Das ist meiner Erkenntnis entsprechend der Grund für Geistliche Kriegsführung. In Wirklichkeit ist es aber ,ungeistlicher Zeitvertreib’. – Viele wollen über Dämonen herrschen und sind nicht einmal fähig, ihrer eigenen Frau treu zu bleiben.” (P. Kierner: Engel des Lichts im 20. Jahrhundert. Verlag C.M.Fliß, Hamburg)

2. Die Praxis von Geistlicher Kriegsführung verschiebt die biblischen Orientierungspunkte

Im NT werden wir immer wieder aufgefordert, auf Jesus Christus zu sehen (Hebr. 12,2) und über das nachzudenken, was „droben” ist. (Kol. 3, 2)
Die Orientierung auf unseren Herrn hin vermittelt uns nicht nur einen geistlichen Maßstab für eine gesunde Selbsteinschätzung, sondern ermöglicht auch eine biblische und nüchterne Beurteilung von menschlichen „Größen” im Reich Gottes. Das Anschauen des Herrn und seiner Herrlichkeit (2. Kor. 3,18) macht uns Ihm ähnlicher und sorgt auch dafür, daß wir Satan und seine Mächte weder über- noch unterbewerten. Immer dann, wenn unser Interesse und unsere Blicke von unserem Herrn Jesus weg auf andere Personen, Mächte oder Dinge gerichtet werden, verlieren wir geistliche Kraft und erliegen einem Betrug. Wir sollten den Teufel nicht dadurch ehren, daß wir ihm mehr Beachtung schenken, als unbedingt nötig ist.

3. Die Praxis der Geistlichen Kampfführung führt zu einer gefährlichen Fehleinschätzung Satans

Als charismatischer Insider hat Peter Kierner hierzu Ausführungen gemacht, die jeder Gebetskämpfer ernst nehmen sollte:
„Wir sollten uns hüten, den Feind als schwach, hilflos und kraft­los darzustellen. Ich muß immer wieder feststellen, wie Satan mit lächerlichen und lästerlichen Worten bedacht wird und Christen den Bogen ihrer Autorität gegen den Teufel bei weitem über­spannen… Ich kann Gotteskindern nur raten, alle lästerlichen Worte gegen den Satan aus ihrem Vokabular zu streichen. Der Teufel ist keine Witzfigur, die wir lächerlich machen dürfen. Er ist kein Löwe im Käfig. Satan hat auch kein ,Gummigebiß`, und er ist kein Wurm, den wir einfach zertreten können.”

Die Geschichte der sieben Söhne des Hohenpriesters Skevas, die in einer Haltung der Selbstüberschätzung meinten, Dämonen austrei­ben zu können, sollte allen leichtfertigen Gebetskämpfern zu den­ken geben: Diese sieben Beschwörer wurden von dem bösen Geist überwältigt, „so daß sie nackt und verwundet aus jenem Haus ent­flohen.”(Ap. 19,16)

Ein ähnliches Bild geben heute manche ehemaligen Gebetskämpfer ab, die in ihrer Einbildung, Autorität über den Teufel ausüben zu können, für öffentliche Ärgernisse und Schlagzeilen in der Presse gesorgt haben.

Dem empfehlenswerten Buch DIE PROPHETEN KOMMEN entnommen, von Horst Koch, Herborn, im April 2006

www.horst-koch.deinfo@horst-koch.de

Inhaltsangabe des Buches verwendeten Buches:

1. „Die Propheten kommen!”

Paul Cain -Mike Bickle – Rick Joyner
Die „Prophetenbewegung” und ihre Lehre über „Prophetie”
Woran erkennt man einen „Propheten”?
Die Praxis von „Prophetie” in der „Prophetenbewegung”
Beispiele für persönliche „Prophetien”
„Prophetie über Deutschland”
Der „Prophet” Kenneth Hagin
Der Prophet und prophetischer Dienst im Licht der Bibel
Die „Prophetenbewegung” im Licht der Bibel

2. „Geistliche Kriegsführung”

Die Lehre von der „Geistlichen Kriegsführung”
Die Praxis der „Geistlichen Kriegsführung”
Larry Lea – Carlos Annacondia – Edgardo Silvoso – Omar Cabrera – Yonggi Cho
Jesus-Märsche
Was lehrt die Bibel?
Seelsorgerliche Aspekte

3. Die Jesus-Marsch-Bewegung

Die Anfänge in England
Jesus-Marsch in Deutschland und die „Berliner Erklärung”
Jesus-Marsch Berlin 1992
Zielsetzung und Theologie
„Der Tag, der die Welt verändert” – Jesus-Marsch am 25.6.1994
Der Stellenwert der Musik

4. „Evangelisation 2000″

Der Papst ruft Tom Forrest und die Entstehung von „Evangelisation 2000″
„Lumen 2000″ – der Motor von „Evangelisation 2000″
Ziele von „Evangelisation 2000″
„Evangelisation 2000″ – ein Katholisierungsprogramm?
Wird im katholischen Evangelisationsprogramm ein biblisches Evangelium gepredigt?

5. „AD 2000 & Beyond” – Die große Koalition für Evangelisation

Die Vorgeschichte
Die Zielsetzung und Arbeitsweise
Die Rolle Billy Grahams bei der „Verschmelzung”
Einheit auf Kosten der Wahrheit

6. Die Reformation – ein tragischer Irrtum?

Zum Schulterschluß von Evangelikalen und Katholiken in den USA
„Evangelikale und Katholiken sind Brüder und Schwestern in Christus”
Wer ist ein Christ?
„Naiv oder trügerische Falle?”
Wie werde ich gerecht vor Gott
„Die römische Kirche – entweder Meisterwerk Satans oder Königreich des Sohnes Gottes”

7. Der „Toronto-Segen”

Die Wurzeln
Rodney Howard-Browne – Benny Hinn
Die Anfänge
Die Phänomene Auswirkungen
Eine biblische Beurteilung.

Bestellung siehe

www.clv.dewww.leseplatz.de

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info@horst-koch.de