Akupunktur (Dr. Samuel Pfeifer)

Dr. Samuel Pfeifer

 

Akupunktur  –  heilende Nadeln aus Fernost

 

Vorwort

Der okkulte Aufbruch im Westen  

Wir leben in einer Zeit der okkulten »Erweckung«. Was vor zehn Jahren noch unmöglich schien, ist heute alltäglich. Was noch vor kurzem vom Durchschnittsbürger als Aberglaube, Hexerei und Spiritismus abgelehnt wurde, ist heute durch Wissenschaft und Parapsychologie salonfähig geworden.
»Gegenwärtig gelangt der Aberglaube zu neuer, beinahe mittelalterlich anmutender Hochblüte«, schreibt ein deutsches Nachrichtenmagazin. »Mit einer Vehemenz, vor einem Jahrzehnt kaum vorstellbar, haben sich die Menschen – auch Intellektuelle – in den westlichen Industriestaaten von der einst hochgespannten Wissenschaftserwartung abgewandt: Enttäuschte des Wissenschaftszeitalters, die Hermann Hesses Mystizismus wiederentdeckten oder auch den Zen-Buddhismus oder die transzendentale Meditation.«
So sind heute immer mehr Menschen bereit, Krankenheilungen von Methoden zu erwarten, denen jede naturwissenschaftliche Basis fehlt.

Handauflegung und Hypnose

In einem kleinen Schweizer Dorf z.B. bietet eine Frau ihren Patienten Magnetismus und Geistheilung, Mediale Beratungen und Meditationskurse an. Seit eine große Tageszeitung über sie berichtet hatte, pilgerten Tausende zu ihr, um sich durch Handauflegung von ihren Krankheiten, vornehmlich psychosomatischen Leiden, heilen zu lassen. Diejenigen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, werden immer wieder Inserate finden, die ihnen Handauflegung und Hypnose zur Lösung ihres Problems anbieten.
Solange diese Praktiken im medizinischen Abseits ausgeübt werden, haben wenige etwas dagegen. In Amerika ist man schon einen Schritt weiter. Die »New York Times« berichtet: »Eine ungewöhnliche Therapie wird in Spitälern und Schwesternschulen im ganzen Land eingeführt. Krankenschwestern versuchen, den Patienten ihr Los durch Handauflegen leichter zu machen. Die Therapie ist in vielerlei Hinsicht ähnlich dem Handauflegen von Wunderheilern und Mystikern . . .«
Der Unterricht im Handauflegen ist Teil einer neuen Bewegung in Amerika mit dem verheißungsvollen Namen »Holistic Health« (Ganzheitsmedizin), die in ihrem Programm auch Akupunktur, Akupressur, autogenes Training, Bio Feedback, »kreatives Träumen«, Hatha Yoga und andere okkulte Techniken der Heilung anbietet.

 

Auch Ärzte nicht immun

Ich weiß von mehreren Ärzten, die mit mir studiert haben, daß sie einem okkulten Orden angehörten, spiritistischen Seancen beiwohnten oder sich in die Transzendentale Meditation einführen ließen.
Immer stärker lassen sich Ärzte dafür einspannen, obskure Außenseinertherapien bekannt und salonfähig zu machen. Ziel vieler Okkultisten ist es denn auch, eine »Heirat von Wissenschaft und Religion«, eine Romanze von Physik und Okkultismus zu arrangieren.
Ärzte garantieren Ihnen heute den Erfolg von Akupressur und beweisen mit aufwendigen Methoden den heilenden Effekt der TM-Technik. Mediziner überprüfen heute ihre Diagnose mit Hilfe der Irisdiagnostik und ziehen bei unklaren Fällen das Pendel aus der Tasche.
Es wird heute viel von der »neutralen« Anwendung verschiedener Methoden gesprochen, die ihre Wurzel im Okkulten haben. Ein wissenschaftlich ausgebildeter Arzt wird nur zu gerne als Garantie für »saubere« Paramedizin genommen. Doch die Tatsachen zeigen klar: Auch der Titel »Dr.med.« ist für den Patienten keine Sicherheit mehr, daß keine Außenseiter Therapie mit okkultem Hintergrund in ihrer »neutralen, wissenschaftlichen« Form angewendet wird, und damit keine Auswirkungen auf die Psyche und das geistliche Leben hat.
Auch die Schulmedizin, noch vor wenigen Jahren ausschließlich Domäne der Vernunft, wird zunehmend von östlicher Philosophie durchsetzt. Die Hoffnung auf die Wissenschaft, auf den Sieg über die großen Geißeln der Menschheit hat sich zerschlagen. Die Enttäuschung hat auch in vielen Ärzten eine Ratlosigkeit hinterlassen, die sie und ihre Patienten immer mehr in die Arme der Gurus und Heiler treibt.
 
                

Akupunktur – heilende Nadeln aus Fernost

Die amerikanischen Professoren waren verblüfft. Sie standen auf Einladung der chinesischen Regierung auf der Zuschauertribüne eines modern eingerichteten Operationssaales in der Pekinger Medizinischen Universität.
Im gleißenden Licht liegt ein Mann mittleren Alters auf dem Operationstisch. Um den Patienten ist ein Chirurgenteam versammelt. Nun tritt der Akupunkturarzt an den Tisch und gibt dem Patienten eine kleine Dosis Morphium in einen Akupunkturpunkt nahe dem Unterkiefer. Darauf reinigt er sorgfältig den linken Vorderarm mit Alkohol und sticht dann eine Nadel zwischen Handgelenk und Ellbogen ein. Sanft dreht er sie mit seinen Fingern hin und her. Rund zwanzig Minuten später erklärt der Patient, daß er das typische Gefühl der Schwere und der Taubheit im Gebiet um die Nadel herum fühlt. Der Akupunkteur gibt nun dem Chirurgen das Zeichen zum Beginn der Operation.
Die amerikanischen Wissenschaftler, ein jeder ein bekannter Spezialist seines Gebietes, schauen ungläubig zu, wie der Chirurg in Sekunden einen 30 cm langen Schnitt von der Wirbelsäule über die linke Seite des Brustkastens bis nach vorn zum Brustbein legt. Dann entfernt er mit einem scherenähnlichen Instrument zwei Rippen, drückt sie mit einem Retraktor auseinander, und da liegt die rosige Lunge, die sich im Rhythmus des Atems auf  und abbewegt. Das Erstaunlichste: Während der ganzen Operation, die eine der schwierigsten ist, die wir kennen, spricht und scherzt der Patient mit den Ärzten. Nach einiger Zeit wird eine kleine Pause eingelegt, in der der Patient etwas zu essen bekommt. Während der ganzen Prozedur bewegt der Akupunkteur ständig die Nadel im Arm des Patienten. Einer der amerikanischen Ärzte erinnert sich: »Der Patient zuckte mit keiner Wimper, noch bewegte er sich oder schwitzte er. Er tat nichts, was Schmerz oder Unwohlsein angedeutet hätte«.
Seit 1971, als dies geschah, reißen die Berichte in den Zeitungen über die chinesischen Nadelwunder nicht mehr ab. Die Akupunktur ist auch in den Universitäten der westlichen Wissenschaftler zu einem anerkannten Forschungsobjekt geworden, über dessen Wirkungsweise sich die Gelehrten bis heute nicht einig sind. Große Universitätskliniken wie z.B. die Justus Liebig Universität in Gießen wenden Akupunktur an Tausenden von Patienten an, um angeblich die Risiken der Narkose zu verringern und Medikamente einzusparen.

Das große Rätsel

Doch wird die Akupunktur längst nicht mehr nur zur Schmerzlinderung eingesetzt. Immer mehr Naturärzte und Heilpraktiker wenden sie mit großem Erfolg gegen Leiden aller Art an, vom Heuschnupfen bis zum Magengeschwür, von Schweißfüßen bis zur Drogenentziehung. Heute praktizieren in Frankreich über 1000 Akupunkturärzte, in Deutschland mehr als 1500, und ihre Zahl ist ständig im Steigen begriffen. Fast jedes Jahr wird eine neue Variante der Akupunktur »erfunden«. So wird bei der Akupressur statt der Nadeln einfach der Druck der Finger angewendet, bei der Laserakupunktur »sticht« man mit Hilfe einer kleinen Laserkanone. Die Ohrakupunkteure schließlich behaupten, es genüge, die Nadeln nur am Ohr anzusetzen. Bei der Elektroakupunktur werden die Nadeln an ein batteriebetriebenes Gerät angeschlossen, das feine elektrische Vibrationen erzeugt. Im Grunde genommen sind alle diese neuen Methoden aufgebaut auf dem Prinzip der chinesischen Akupunktur. Unter den einzelnen Schulen herrscht teilweise eine erbitterte Auseinandersetzung um den »rechten Weg«. Auf diesen Streit kommen wir noch zu sprechen.

Besonders unklar ist jedoch, wie denn Akupunktur eigentlich wirkt. Allein in den Jahren 1976/77 erschienen in angesehen medizinischen Zeitschriften über hundert wissenschaftliche Arbeiten, in denen sich die Gelehrten den Kopf darüber zerbrachen, wie es möglich sei, daß z. B. eine goldene Nadel im Ohr Beschwerden bei Krampfadern lindern könne.

Was sollen wir als Christen von der Akupunktur halten? Hat sie, wie mir ein Arzt sagte, »mit der chinesischen Akupunktur nur noch den Namen gemeinsam?« Oder ist sie eine neue Form der Hypnose, die einen Menschen unter den Einfluß widergöttlicher Mächte bringen kann? Inwieweit wirkt sich der Hintergrund der östlichen Philosophie auf die Anwendung durch den Arzt und Heilpraktiker von heute aus?
Ich will versuchen, Licht in diese Fragen zu bringen anhand der Aussagen, die die Akupunkteure unserer Zeit in ihren Büchern machen, sowie aufgrund der Erfahrungen verschiedener Seelsorger, die hinter die Kulissen der mit Akupunktur behandelten Patienten gesehen haben.

»Des Gelben Kaisers Lehre von der Inneren Medizin« – eine kurze Geschichte der Akupunktur
Die chinesische Medizin ist uralt. Die Grundlagen der traditionellen Medizin des Reichs der Mitte werden auf den sagenumwobenen Kaiser Huang Ti zurückgeführt, der vor etwa 5000 Jahren gelebt haben soll. Seine Lehren wurden über Jahrhunderte mündlich überliefert und dann im Buch »Huang Ti Nei Ching« (übersetzt: Des Gelben Kaisers Lehre von der Inneren Medizin) niedergeschrieben.

Darin unterhält sich der Kaiser mit einem seiner Minister über die Funktionen des menschlichen Körpers, über seine Erkrankungen und ihre Heilung. Das ganze Werk ist inspiriert von den astrologisch-religiösen Auffassungen der damaligen Zeit und ist für den westlichen Leser unverständlich und geheimnisvoll wie das große Land hinter der chinesischen Mauer selbst.

Es war das Anliegen Huang Tis und späterer medizinischer Schriftsteller in China, die Funktion des Menschen in die Funktion des Weltalls einzufügen. »Weil die Welt sich aus fünf Elementen zusammensetzte, gab es fünf Hauptorgane: Herz, Lunge, Niere, Leber und Milz. Zu ihnen gehörten fünf Hilfsorgane: Dickdarm, Dünndarm, Gallenblase, Magen und Harnblase.

Sie standen in einem merkwürdigen Verhältnis von Freundschaft und Feindschaft zueinander, die wiederum auf die Eigenarten der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zurückgingen. Die Niere als Organ des Wassers mußte ein Feind des Herzens sein, das als Organ des Feuers galt. Jedem Organ entsprach ein bestimmter Planet und eine bestimmte Jahreszeit. So besaß das Herz z.B. eine Wechselbeziehung zum Sommer«.

Am wichtigsten jedoch war die Wirksamkeit der durch alle Menschen fließenden Energie, des Tao und ihrer Komponenten Yang und Yin. Dieser »Weltgeist« bewegte sich angeblich durch ein System zahlreicher Adern und Kanäle – auch Meridiane genannt – , die bis heute nicht nachgewiesen werden konnten. Da es den Chinesen aus religiösen Gründen verboten war, menschliche Körper zu sezieren, besaßen sie nur ungenaue Kenntnisse der anatomischen Verhältnisse. Das Gehirn hielten sie für ein kleines unbedeutendes Organ, die Milz dagegen für das Denkzentrum. Sie ersetzen diesen Mangel an Wissen durch die Zuordnung der beiden Kräfte Yin und Yang zu den einzelnen Organen. So war der Rücken Yang, der Bauch Yin. Leber, Herz, Milz, Lunge und Niere waren Yang, während Magen, Galle, Dickdarm, Dünndarm und Harnblase Yin waren. Yang ist das Symbol der Wärme, der Kraft, der Männlichkeit. Yin hingegen steht für Kälte, Schwäche, für das Weibliche.

Die »Zauberpforte«

Im zweiten Teil des Buches, genannt »Zauberpforte«, beschreibt das »Nei Ching«, welche Möglichkeiten der Akupunkturarzt hat, um Krankheiten zu verhüten und zu heilen. Dazu gehörte nicht nur die Kenntnis der richtigen Nadelungspunkte, sondern auch eine Unmenge von Kräuter-Rezepten, verschiedene Massageformen und nicht zuletzt Zaubersprüche und Amulette.  Sie alle sollten irgendwie das Gleichgewicht der kosmischen Kräfte wiederherstellen. Die Theorien des ersten und die praktischen Anweisungen des zweiten Teils des »Nei Ching« bilden noch heute die Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin.

Wie in anderen Hochkulturen lag auch im alten China das Wissen um die Medizin in den Händen der Priester. Dies ergaben Knochenfunde aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., auf denen Texte eingeritzt waren, die sich sehr ausführlich mit verschiedenen Krankheiten beschäftigen. »Die Beschreibung solcher Leiden auf Orakelknochen, mit deren Hilfe die Götter um Rat gefragt wurden, zeigt, wie sehr auch die altchinesische Medizin einmal von der Vorstellung erfüllt war, daß die Krankheiten von Göttern und Dämonen gesandt seien.

Offensichtlich geht die Behandlung mit Nadeln, die man später im Westen »Akupunktur« (vom Lateinischen acus = Nadel und punctus = Punkt) nannte, auf die allerfrühesten Ärzte zurück, wahrscheinlich auf spiritistische Schamanen. »Der Kampf gegen die vermeintlichen Dämonen im Körper eines Kranken hatte letzteren vielleicht den Gedanken eingegeben, die bösen Geister durch Einstiche mit Nadeln zu vertreiben«.  
Die späteren Gelehrten verließen die Geistertheorie und bauten statt dessen die Akupunktur in ihre astrologischen Systeme ein.
Nicht nur in der Behandlung ging die chinesische Medizin eigene Wege, sie entwickelte auch eigene Diagnoseverfahren. Schon früh hatte man nach äußeren Zeichen für innere Krankheiten gesucht. »Zufallsbeobachtungen führten dazu, Beziehungen zwischen dem Aussehen der Zunge oder des Auges mit verborgenen Krankheiten herzustellen«.  Darauf wurde dann ein ganzes Lehrgebäude errichtet, das mehr auf Spekulation und wildwuchernder Phantasie beruhte als auf der Wirklichkeit. Man wird dabei unwillkürlich an moderne diagnostische Außenseitermethoden erinnert, wie die Irisdiagnose. Den wichtigsten Platz nahm jedoch die »Pulsdiagnose« ein, denn auch der Puls war ein Glied der großen Vorstellungswelt von Kosmos und Mensch.
Durch die Jahrtausende wurde auch in China selbst die Akupunktur verschieden beurteilt, sie blieb jedoch ein wichtiger Bestandteil der Volksmedizin. Durch Jesuitenmissionare, die in China tätig waren, wurde das Wissen um die Akupunktur schon vor 200 Jahren nach Frankreich gebracht. Zur Zeit der Französischen Revolution war die Akupunktur eine richtige Modetherapie, doch verschwand sie bald wieder aus dem öffentlichen Blickfeld.
Bevor wir uns jedoch mit der Anwendung der Akupunktur im Westen beschäftigen, wollen wir ein wenig mehr auf die philosophischen Hintergründe der Akupunktur, insbesondere auf den Taoismus, eingehen.

Harmonie mit dem Kosmos

Der Taoismus ist eine alte chinesische Religion, die auf den sagenumwobenen Philosophen Lao Tse zurückgeht. Sie »schillert in allen Farben und enthält Elemente des philosophischen Taoismus . . . zusammen mit Bestandteilen der alten Volksreligion, mit Zauberei, Geomantik und Alchemie«.

Schon lange vor Lao Tse gab es im alten China Spekulationen über die Naturkraft, die diese Welt hervorgebracht hat. Diese kosmische Kraft nannten sie Tao und ihre verschiedenen Auswirkungen führten sie auf die beiden Kräfte Yin und Yang zurück. Sie sind einander entgegengesetzt und doch eins. Es gibt im Taoismus nicht, wie die Bibel es lehrt, die beiden widerstreitenden Kräfte von Licht und Finsternis, von Gott und Satan. Gut und Böse kommen aus derselben Quelle. »Die Chinesen«, schreibt Marcel Granet, ein Kenner der chinesischen Phi¬losophie, »sehen in der Religion und in der Magie ebensowenig wie im Reinen und im Unreinen absolute Gegensätze«.  Eine solche Lehre bezeichnet man als »Monismus« (mono = eins). Wir finden sie in allen östlichen Religionen wieder, aber auch hinter allen modernen Naturheilverfahren. Diese Lehre wird konsequenterweise auch auf die chinesische Medizin angewandt. »Für die chinesische Medizin ist der ganze Mensch, Körper und Seele, eine echte Einheit, deren vollkommene Harmonie erst das Tao ausmacht«.

»Dieses Universum schwingt hin und her zwischen den Polen von Yin und Yang«, schreibt ein moderner taoistischer Philosoph. »Alle Wesen und Naturereignisse, die erscheinen und vergehen, sind nichts anderes als vielfältige Ausdrucksformen dieser kosmischen Ur Energie. Alles fließt aus dieser einen Unendlichkeit und unterscheidet sich nur durch ein verschiedes Maß an Yin und Yang«.
Yin und Yang haben Beziehungen zu den Sternbildern und zu den Naturelementen (Feuer, Holz, Wasser etc.), zu den Jahreszeiten und zu den Farben, zu unseren Gemütsregungen und zu unseren Körperfunktionen. Wiederholt haben chinesische Philosophen Systeme entworfen, die alle diese Beziehungen einordnen”. So teilten sie auch den Körper in acht Teile, denen sie acht Zeichen zuordneten. Diese bestehen aus kurzen und langen Balken, die in drei Lagen übereinander angeordnet sind und deshalb auch Trigramme genannt werden. Sie wurden früher vor allem von den Meistern der Orakelkunst gebraucht, um Diagnosen zu stellen. Heute findet man sie immer wieder in den Akupunkturbüchern abgebildet.

Das Hauptthema der taoistischen Philosophie ist der Einklang zwischen Mensch und Kosmos. Der Mensch soll sich dem Walten des Himmels, dem Handeln des Tao unterstellen und tugendhaft leben. Die chinesischen Philosophen waren überzeugt davon, daß der Makrokosmos, also die Sterne und die Naturgewalten, einen Einfluß auf den Mikrokosmos haben, auf das also, was im menschlichen Körper abläuft. Wer die Beziehungen zwischen den Körperöffnungen und den Eingewei¬den kenne, der wisse nicht nur Bescheid über den Menschen, sondern habe dadurch auch eine umfassende Kenntnis von Himmel und Erde, weil es Entsprechungen gebe zwischen Eingeweiden, Tugenden, Ele¬menten, Gefühlsregungen und der himmlischen Energie »Ch’i«, die das ganze Universum und auch den Menschen durchströme.

Unsterblich durch Meditation?

Lao Tse könnte auch ein Ausgeflippter von heute sein, denn er war gegen Wissenschaft und Kultur und sah das Heil in der Rückkehr zum natürlichen und einfachen Leben. Viele taoistische Einsiedler und Aske¬ten versuchten durch Versenkung in das Tao und durch die Naturverbundenheit ihr Leben zu verlängern. Mit Hilfe von Alchemie, Rutengehen, Magie und Mystik wurden allerlei Lebenselixiere und Unsterblichkeitspillen hergestellt. Wer sein unbedingtes Vertrauen in sie setzte, erlebte den Erfolg der Mittel.

Ein weiteres Element des Taoismus war die Meditation. Durch sie wollte man einen vergeistigten, über alle Beschränkungen dieser Welt erhabenen Körper erlangen. Durch körperliche und geistige Zucht sollte das eigene Ich ausgelöscht werden und an seine Stelle das weltumfassende Tao treten. Wer dies erreicht habe, dem könne nichts mehr in dieser Welt etwas anhaben. Er gehe durch Mauern und reite auf Wolken. Die Geister und Dämonen seien ihm untertan, und er könne sie herbeirufen und ihnen Befehle erteilen.

Gesundheit und Unbesiegbarkeit durch Meditation   wer wird da nicht an die Versprechungen des Maharishi Mahesh Yogi mit seinem Programm der Transzendentalen Meditation erinnert? Immer wieder und unter immer neuem Gesicht bieten okkulte Heilslehren dem Menschen an, wovon er schon lange träumt! Doch was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, und dabei doch Schaden an seiner Seele nimmt?

Keine Akupunktur ohne östliche Philosophie

Der okkulte Hintergrund der Akupunktur wird von vielen ihrer heutigen Anhänger verharmlost. So schreibt Dr. J. Bischko, ein Wiener Akupunkteur, die Chinesen seien »kein mystisches Volk, ganz im Gegenteil sehr ausgeprägte Realisten. Sie haben es aber meisterhaft verstanden, durch Einsetzen höherer Gewalten bestimmte Dinge auf der Erde durchzusetzen. So wurden beim Hausbau Geomanten  zugezogen, die erforschen sollten, ob die geplante Lage einer Wohnstatt auch den diversen Geistern angenehm sein würde. In Wirklichkeit waren diese Leute Landschaftsarchitekten . . .«

Es wundert bei dieser Haltung nicht, daß an dem von Dr. Bischko geleiteten Ludwig Boltzmann Institut in Wien unter anderem auch mit dem Pendel »Forschung« betrieben wird.

Andere Akupunkteure haben sich völlig von der Mutter ihrer Kunst, von der taoistischen Philosophie abgewandt. »Vergessen Sie die alten Lehren des Taoismus«, sagte mir ein Akupunktur Arzt. »Was wir heute mit unseren Nadeln bewirken, beruht auf der Stimulierung des vegetativen Nervensystems. Yin entspricht dem Parasympathikus, Yang dem Sympathikus. Die alten Chinesen haben dieses System in genialer Weise erkannt, haben es aber mangels besseren Wissens in ihre Philosophie eingebaut.«

Diese Ansicht wird vor allem von naturwissenschaftlich ausgebildeten Ärzten vertreten, die eine gewisse Wirkung nicht leugnen wollen, sich sonst aber von Okkultismus und Aberglauben freihalten möchten. Solche Akupunktur Ärzte zu finden, gleicht der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen, denn, so sagte mir ein Akupunktur Spezialist: »Neunzig Prozent aller Akupunkteure arbeiten mit okkulten Mitteln.«
Dies zeigt sich auch in der Literatur über die Akupunktur. Was die einen verharmlosen und die andern verleugnen, wird von der dritten Gruppen vehement verteidigt. Ihre erstaunlichen Wirkungen entfalte die Akupunktur »nur, wenn sich der Behandler nach den originalen Vorschriften richte, die auf jahrtausendealten Grundsätzen beruhen«, meint der Freiburger Akupunktur Spezialist Dr. C. Schnorrenberger. Selbst eine Kombination von westlicher Diagnose und chinesischer Behandlung lehnt er ab. Er rät den westlichen Akupunkturärzten, sie dürften in keinem Fall ihre Einstichpunkte der westlichen Medizin zuordnen. Der Akupunkteur »muß sich unbedingt zusätzlich nach den Theorien der alten chinesischen Medizin orientieren, wenn er bedeutende Heilerfolge haben will. Verhält er sich anders, mag er bestenfalls so etwas wie eine unspezifische Reiztherapie zustandebringen«. Diese Ansicht vertritt auch der neuzeitliche taoistische Philosoph G. Ohsawa. Er sagt ganz klar, die orientalische Medizin sei nicht von ihren philosophischen Grundlagen zu trennen. Für viele Parapsychologen und Spiritisten ist die Akupunktur ein Beweis ihrer okkulten Lehren. Und immer mehr Menschen glauben ihnen unter dem Eindruck der Erfolgsmeldungen, die überall veröffentlicht werden.

Pulse, Punkte, Meridiane

Wir sehen, die Akupunkteure sind sich selbst nicht einig. Doch bevor wir näher darauf eingehen, wollen wir einen Blick auf die Begriffe werfen, die sie immer wieder verwenden:

1. Die Energie Ch’i
2. Die Meridiane         
3. Yin und Yang
4. Die Akupunkturpunkte
5. Die Diagnose
6. Die Therapie

Sodann wollen wir einige Forscher zu Wort kommen lassen, die diese Dinge näher untersucht haben. Gibt es wissenschaftliche Beweise für die Behauptungen der Akupunktur?

In einem weiteren Abschnitt werden wir die Theorien diskutieren, die man sich über die Wirkungsweise der Akupunktur gemacht hat. Läßt sich der Effekt der Akupunktur wissenschaftlich nachweisen? Weshalb wirkt sie auch bei europäischen Patienten im Krankenhaus, z. B. bei der Narkose?
Schließlich wollen wir uns der Frage zuwenden, ob und wo okkulte Elemente in die moderne Ausübung der Akupunktur hineinspielen.

1. Die Energie Ch’i

»Die Wurzel der Akupunktur liegt im Geist . . . Der menschliche Geist ist vom Himmel gegeben, die körperliche Energie stammt von der Erde. « So beschreibt es eine alte chinesische Schrift.

Wir haben schon gesehen, daß die schöpferische Urkraft eine zentrale Rolle im chinesischen Denken spielte. Die Energie, die den Menschen durchfließt und aus der Unendlichkeit des Kosmos ausströmt, wird Ch’i genannt. Jede unsichtbare Kraft, sei dies das Rollen des Donners, das Zucken der Blitze, die Bewegung eines Armes oder das Wachsen einer Pflanze, wird auf Ch’i zurückgeführt. Die gleiche Vorstellung finden wir bei den Hindus, die der Lebenskraft den Namen »Prana« gaben. Prana offenbart sich im Weltall, hat ihren Sitz aber im Herzen des Menschen. Mit ihrer Energie rechnen auch die Besprecher, und einige von ihnen nennen sich deshalb »pranische Heiler«. Diese Energie hat noch weitere Namen. Sie entspricht dem »Ätherleib« der Anthroposophen und der »feinstofflichen Energie«, mit der spiritistische Heiler arbeiten.

Das Ch’i des menschlichen Körpers wird nach Ansicht der Chinesen aufgenommen aus dem Ch’i der Luft und geht von dort in das Organsystem der Lunge, die wiederum mit dem Dickdarm verbunden ist. Der Magen entzieht sein Ch’i der Nahrung und gibt sie weiter an die Milz.

Der Mensch kann nur funktionieren, wenn sein Ch’i mit der kosmischen Energie im Einklang steht. Eine Mutter kann nur ein Kind empfangen, wenn sie in dieser kosmischen Harmonie lebt. Nimmt das Ch’i im Körper ab, so entsteht eine Schwächung; der Tod tritt ein, wenn das Ch’i aus dem Körper entflieht.

2. Die Meridiane

Die Energie zirkuliert nach Ansicht der chinesischen Forscher in vorgezeichneten Bahnen, auch »Meridiane« genannt. Diese haben nichts mit Nerven, Arterien, Venen oder Lymphgefäßen zu tun. Unser Körper weise angeblich zwölf Meridiane auf, die den verschiedenen Organen zugeordnet sind. So gibt es einen Herz Meridian und einen Gallenblasen-Meridian, einen Lungen  und einen Dickdarm Meridian u. a. m. Jeder wird mit einem Buchstaben und mit einer Zahl bezeichnet. Eine besondere Rolle spielt der Meridian mit dem blumigen Namen »Dreifacher Erwärmer«. Über ihn werden drei Funktionskreise beeinflußt: die Atmung, die Nahrungsaufnahme und die sexuelle Potenz. Während diese zwölf Kanäle paarig als je sechs Yin  und sechs Yang Meridiane angelegt sind, gibt es noch zwei »wunderbare Gefäße«, das »Konzeptionsgefäß« und das »Lenkergefäß«, auf denen viele wichtige Punkte liegen.

Die Energie pulsiert in diesen Meridianen in einem bestimmten kosmischen Rhythmus. Jeder Meridian hat zu einer gewissen Zeit seine größte Energiefülle, zu einer anderen Zeit seine größte Energieleere. So hat der »Meister des Herzens« seine größte Empfindlichkeit zwischen 12 und 14 Uhr, der Leber Meridian aber zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Auf alle diese Rhythmen muß der Akupunkteur Rücksicht nehmen, wenn er richtig behandeln will.

3. Yin und Yang

Die Kräfte Yin und Yang spielen nicht nur in der chinesischen Philosophie eine große Rolle. Wie die ganze Natur zwischen Yin und Yang hin  und herschwingt, so verhält es sich auch im menschlichen Körper. Solange diese Kräfte im Gleichgewicht sind, kann die Energie Ch’i fließen.
Geraten Yin und Yang aber aus der Balance, so entsteht Krankheit. So werden die schrecklichen Fieberattacken bei Malaria von Kaiser Huang Ti folgendermaßen erklärt: »Das Frostgefühl und das Fieber werden durch die abwechselnde Vorherrschaft von Yin und Yang verursacht. Die Erscheinung kommt zustande, indem im Sommer Hitze unter der Haut gespeichert wird, die sich dann in den anderen Jahreszeiten, wenn sich das Gleichgewicht zwischen Yang und Yin verschiebt, in Form von Frostschauern und Fieber äußert.«

Für den westlich geschulten Mediziner sind auch die Leiden, die durch eine Energieverschiebung hervorgerufen werden, nur schwer mit dem schuldigen Meridian zu verbinden. So verursacht ein Yin-Yang-Ungleichgewicht im Milz-Meridian folgende Symptome: Übelkeit, Magenschmerzen, Schluckauf, Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit, übermäßiges Verlangen nach süßschmeckender Nahrung, Tagesmüdigkeit, Durchfall und ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Ist der Dünndarm-Meridian betroffen, so können Taubheit, Gelbfärbung der Augen, Ellenbogenschmerzen, Nackenschmerzen oder Gesichtsschwellungen entstehen.

4. Die Akupunkturpunkte

Auf den Meridianen liegen über 700 Punkte, die man nadeln kann. Die Akupunkteure unterscheiden verschiedene Typen: Tonisierungs  und Sedierungspunkte, Quell  und Durchgangspunkte, Herolds  und Zustimmungspunkte, Reunions  und Kardinalpunkte (nach Bischko). Um diese Punkte mit einem Durchmesser von 1-3 mm aufzufinden, verwendet der Akupunkteur ein Punktoskop. Dieses ist nichts anderes als ein Hautwiderstandsmeßgerät. Wenn es auf einen Punkt mit erniedrigtem Hautwiderstand stößt, so kann der Akupunkteur dies an einer Skala oder an einem Lämpchen sehen. Der wissenschaftliche Wert dieser oft mit großem technischem Klimbim versehenen Punktoskope ist sehr umstritten.

5. Die Diagnose

Die chinesische Medizin kennt vier Arten der Diagnose:

1. WANG  = Beobachten
2. TING   =   Hören und Riechen
3. WEN    =   Befragen
4. TSIE    =   die Pulsdiagnose

Wenn der Akupunkteur beobachtet, so sucht er nicht wie der westliche Arzt nach Krankheitszeichen, auch wenn er ganz ähnlich vorgeht. Er beobachtet besonders die Körperöffnungen, von denen Zunge und Augen am wichtigsten sind. Die Augen sind die Öffnung der Leber, das Oberlid gibt Aufschluß über die Milz, und das Augenweiß zeigt ihm den Zustand der Lungen. Das Verfahren gehört zu den Vorläufern der heutigen Irisdiagnose, auf die wir noch zu sprechen kommen.

Durch Hören und Riechen erfährt der Akupunktur-Arzt weitere wichtige Details. Er hört nicht nur auf die Schwingungen der Stimme, sondern versucht auch feinste Körpergerüche festzustellen, die das Zentrum der Yin-Yang-Störungen ermitteln helfen, eine Arbeit, die ihm durch die moderne Kosmetikindustrie nicht gerade erleichtert wird.

Auch in der Befragung legt der Akupunkteur andere Schwerpunkte als der westlich geschulte Mediziner. Weil die vier Himmelsrichtungen Beziehungen zu den Organen haben, ist die Anfälligkeit für Krankheiten davon abhängig, wo ein Patient wohnt. Je nachdem muß er auch seine Nadeln anders einsetzen. In seiner Befragung interessiert sich der Akupunktur-Spezialist daher besonders für das Klima, unter dem der Patient lebt, für seine Nahrung, für seine Aktivitäten und nicht zuletzt für seinen Tagesrhythmus, denn die Tageszeit und die Sterne haben seiner Ansicht nach ganz bestimmte Einflüsse auf den Körper. Alle Fragen beziehen sich auf Yin und Yang und geben ihm so nach der chinesischen Philosophie den besten Aufschluß über den körperlichen Gesundheitszustand.

Diese alten Diagnosemethoden werden von den heutigen Akupunkteuren im Westen in verschiedener Weise angewendet. Die einen halten nichts mehr davon und verlassen sich lieber auf die westliche Diagnostik von Blut, Urin und Stuhl, andere beharren darauf, daß nur die chinesi¬sche Art der Diagnose den rechten Aufschluß für die korrekte Behandlung gibt.
Besonders umstritten im Lager der westlichen Nachahmer Huang Ti’s ist die wichtigste chinesische Diagnosehilfe: die Pulstastung. Für den Akupunkturarzt bedeutet der Puls mehr als nur der Schlag des Herzens. Er sieht darin das Pulisieren der kosmischen Energie, die ihm die besten Aussagen über den Zustand des Patienten machen kann.

Er faßt die Hand des Patienten ungefähr an der Stelle, wo auch die westlichen Ärzte den Puls fühlen und legt drei Finger im Abstand von ungefähr 1,5 cm darauf. Zuerst setzt er die Fingerkuppen nur leicht auf und tastet dabei die oberflächlichen Pulse, die ihm an der rechten Hand Auskunft geben über die Funktion des Dickdarms, des Magens und des »dreifachen Erwärmers«. Dann verstärkt er den Druck, um auch die »tiefen Pulse« zu tasten, die ihm an der rechten Hand den Zustand der Lunge, der Milz und des Organs »Kreislauf Sexualität« anzeigen. Um die andern sechs Organe auf ihren Energiegehalt zu untersuchen, fühlt er die sechs Pulse der linken Hand.

Dazu schreibt der Akupunkteur Stiefvater: »Die Pulsdiagnose bringt meines Erachtens das Unbewußte von Arzt und Patient in Kontakt . . . Das ganze Procedere legt den Gedanken nahe, daß es sich hierum eine archaische Methode handelt, die sich über den Puls an die seelisch-körperliche Komplexität dessen heranzutasten versucht, was die Chinesen Ch’i (Energie) nennen. Möglicherweise gibt es sensitive Untersucher, die auf diese Weise das Unbewußte des Patienten anzapfen können« (Hervorhebungen durch den Verfasser).

6. Die Therapie

Wenn der Akupunkteur die Diagnose gestellt hat, sei es durch die Pulsdiagnose, sei es mit den Mitteln der modernen Medizin, so beginnt er mit der Behandlung. Der moderne Akupunkteur hat heute im Minimum folgende Nadeln, deren Länge zwischen 2 und 17 cm schwankt:

2 Gesichtsnadeln aus Gold (angeblich anregende Wirkung)
2 Gesichtsnadeln aus Silber (angeblich beruhigende Wirkung)
2 große Goldnadeln
4 kleine Goldnadeln
4 große Silbernadeln
6 kleine Silbernadeln
2 Japannadeln mit Führungsröhrchen (aus Silber oder Stahl)

Doch gibt es auch Ärzte, die mit einem ganz anderen Besteck arbeiten. Strittig ist, ob man wirklich Gold  und Silbernadeln verwenden soll, oder ob die gleichen Effekte nicht einfach auch mit Nadeln aus Stahl erzielt werden können. Geteilter Meinung sind die Experten auch über die Zahl der Nadeln. Während man noch vor ein paar Jahren Bilder von Patienten veröffentlichte, die einem Igel ähnlich sahen, werden heute oft nur noch einige wenige Nadeln gesetzt.
Ziel der Nadeltherapie ist die Wiederherstellung des gestörten Gleichgewichts zwischen Yin und Yang und damit die Heilung der Krankheit.

Wo will Akupunktur helfen?

Welche Krankheiten können nach Angaben der Akupunkteure eigentlich behandelt und geheilt werden? Die folgende Liste ist einem Vortrag des französischen Akupunkturarztes Dr. de Tymowsky  entnommen:

1. Alle Arten von Schmerzen, insbesondere rheumatische Beschwerden, Sehnenentzündungen, Neuralgien, Migräne und Gürtelrose
2. Die krampfartigen Beschwerden: Magen  und Darmkrämpfe (Verstopfung, Durchfall, Geschwüre an Magen und Zwölffingerdarm). Die Akupunktur sei auch nützlich bei Umschulungstherapien in Fällen von Kinderlähmung und Querschnittslähmung (!)
3. Schlafstörungen
4. Bettnässen
5. Allergien: Heuschnupfen, Ekzeme, Asthma, Hautjucken
6. Leichte Depressionen und Angstzustände
7. Krampfadern, Hämorrhoiden
8. Nach Unfällen und Operationen, schnellere Heilung von Knochenbrüchen
9. Gewisse Fälle von Schwerhörigkeit und Taubstummheit
10. Alkoholiker, Raucherentwöhnung, Suchtentwöhnung
11. Narkose

Diese Liste, die leicht gekürzt wiedergegeben wurde, ist ein klassisches Beispiel für die Überschätzung der Akupunkturwirkungen. Es ist ein Verbrechen, Querschnittgelähmten mit Akupunktur Hoffnung zu machen und ihnen große Summen Geldes abzuknöpfen. Auch in der Behandlung von Schwerhörigkeit gibt es bis jetzt keine überzeugenden Resultate. Wir kommen darauf noch am Schluß des Kapitels zu sprechen.

Soweit die Stimme der Akupunkteure. Aber wie beweisen sie ihre Aussagen? Inwieweit können ihre Erklärungen wissenschaftlichen Untersuchungen standhalten? Wird die Akupunktur den hohen Erwartungen, die sie weckt, wirklich gerecht? Warum funktioniert sie nicht bei jedem Patienten? Ist die Nadeltechnik wirklich so ungefährlich? Diese Fragen bedürfen einer Klärung.

Fadenscheinige Beweise

Vielen Ärzten, die selbst Akupunktur praktizieren, ist es nicht recht wohl mit dem philosophischen und okkulten Ballast, den sie in ihrem Beruf mit sich herumtragen. Immer wieder versuchen sie, ihre Therapie zu rechtfertigen und zu erklären. Die Deutsche Akademie für Akupunktur e.V. lehnt daher jede Akupunkturerklärung ab, die mit »Himmel und Erde« und »verdorbenen Energien« zu tun hat.  Dr. Johannes Bischko vom Ludwig Boltzmann Institut in Wien will so weit nicht gehen. Er versucht zwar auch, die Akupunktur zu entmystifizieren, möchte aber die Begriffe beibehalten, weil sie »weit über unsere enggefaßten Synonyme hinausgehen«. Auch in China wird auf diesem Gebiet eifrig Forschung betrieben, denn auch den kommunistischen Machthabern paßt die mystische Grundlage der Akupunktur nicht in ihr materialistisches Weltbild.

Weil Bischko die »kosmische Energie« für nichts anderes als Änderungen des elektrischen Kraftfeldes der Erde hält, beschäftigen sich Forscher an seinem Institut insbesondere mit dem Nachweis dieser elektrischen Energien.

Noch schwieriger als der Nachweis der Akupunkturpunkte ist ein Beleg des Meridiansystems. Die Akupunkteure geben ja selbst zu, daß ihre Meridiane nichts mit Nerven und Blutgefäßen zu tun haben. Die wenigen Erklärungen, die dafür gegeben werden, beruhen auf höchst seltenen Einzelbeobachtungen. Im ganzen gesehen sind sie dünn und kraftlos.

Was sagt die Schulmedizin?

In einigen Universitäts Krankenhäusern Europas wird heute die Akupunktur zur Unterstützung der Narkose angewendet. In einem Bericht über 500 Operationen am Deutschen Herzzentrum München berichtete Dr. Pongratz, daß Narkosemittel hätten eingespart werden können und daß die Patienten auch während komplizierter Operationen ansprechbar geblieben seien. Wenn man sie etwas fragte, so konnten sie mit Nicken oder Kopfschütteln Antwort geben. Durch die Elektroakupunktur Stimulation seien auch die Narkose Komplikationen nach der Operation vermindert worden.
Es ist wichtig, daß wir zuerst klarstellen, in welchem Rahmen Akupunktur bei der Narkose in westlichen Krankenhäusern angewendet wird. Die Narkose wird wie üblich mit einer kurzen Vollnarkose eingeleitet. In dieser Zeit werden die Nadeln gesetzt und an ein batteriebetriebenes Stimulier Gerät angeschlossen. Dazu kommen alle üblichen Kontrollgeräte einer modernen Narkose. Nach etwa einer halben Stunde läßt man den Patienten langsam zu sich kommen: Er wird wacher, verspürt aber weiterhin keine Schmerzen. Sollte dies ausnahmsweise doch der Fall sein, so gibt man mehr Schmerzmittel in die Tropfinfusion.

Neurophysiologen (Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung der Nervenfunktionen befassen) haben verschiedene Theorien aufgestellt, die die Wirkung der in den westlichen Operationssälen angewendeten Elektro-Akupunktur erklären könnten.

So haben vielleicht diejenigen Forscher nicht unrecht, die die Wirkung der Akupunktur auf Hypnose und Suggestion zurückführen. Prof. Wall beispielsweise beschreibt in zwei Artikeln seine eigenen Erlebnisse in China: Die Patienten, die unter Akupunktur-Narkose operiert werden, glauben felsenfest an diese Methode. Sie werden schon Tage oder Wochen vor der Operation aufgenommen und unterziehen sich einem intensiven psychischen Training. Die Ärzte sprachen von »geistigen Aspekten« der Akupunktur, um ihre Wirksamkeit zu erklären.

Interessant ist, daß in China selbst immer weniger Patienten mit Hilfe von Akupunktur narkotisiert werden. Nach einem Bericht der nationalen Akademie der Wissenschaften der USA werden heute nur etwa 10 % der Operationen mit Hilfe von Akupunktur durchgeführt, und auch dabei kombiniert man sie mit westlichen Narkosemethoden. Andere Berichte sprechen sogar von nur 5 %.

Zweifel bestehen auch hinsichtlich der Notwendigkeit, genau in die Punkte zu stechen, die auf den alten Akupunkturtafeln angegeben werden. Prof. Wall schreibt, der Akupunkturreiz bei der Narkose werde in China so »chaotisch verschiedenartig« gegeben, daß man auf dieser Grundlage gar nicht beginnen könne, die Akupunkturwirkungen wissenschaftlich exakt zu erforschen. Durch Forschungen an Freiwilligen in Toronto haben andere Forscher ebenfalls festgestellt, daß auch die Nadelung falscher Punkte zum gleichen schmerzlindernden Effekt führt.

Die wissenschaftlichen »Beweise« für die Akupunktur sind so verschieden und einander widersprechend, daß der amerikanische Narkose Papst und weltbekannte Schmerzspezialist Prof. Dr. J.J. Bonica die Akupunktur nicht einmal für Narkose, geschweige denn für die Heilung von chronischen Leiden anwenden würde, bevor genauere Forschungen vorliegen.

Ich kann gut verstehen, wenn Ihnen jetzt der Kopf raucht. Worauf ist denn Verlaß? Bis heute steht die Wissenschaft vor einem Rätsel, wie die Akupunktur denn eigentlich funktioniert. Es gibt wohl Modelle, wie wir gesehen haben, aber schlüssige Antworten gibt es nicht.

Der Beweisnotstand der Akupunktur Anhänger schafft einen fruchtbaren Nährboden für spiritistische Erklärungsmodelle jeder Art. Immer mehr Bücher wollen gar nichts mehr wissen von einem materiellen Beweis für die Akupunktur. Sie rechnen ganz neu mit okkulten Kräften, auch wenn sie diese wissenschaftlich verbrämen. Dr. G. Fisch spricht für viele, wenn er sagt: »Die Akupunktur kann nicht getrennt werden von der chinesischen Medizin, von der Wissenschaft der menschlichen Energetik . . . Wir sind weit entfernt von der einfachen Reflextherapie, die in Europa durch die Unkenntnis von der chinesischen Medizin aus der Akupunktur gemacht wurde.«

Die gefährliche Schlange

Nach der Überzeugung der Hindus ruht in jedem Menschen eine gefährliche Schlange. Ihr Name ist »Kundalini«, und sie liegt zusammengerollt am Ende der Wirbelsäule. Man sollte nie versuchen, sie ohne die Anleitung eines Guru zu wecken. Erhebt sie sich nämlich, und wird sie ohne Kontrolle losgelassen, so rast sie, und kein Mensch kann ihr widerstehen.

Die Schlange »Kundalini« symbolisiert für die Hindus die verborgene übernatürliche Energie, die in jedem Menschen schlummert. Um sie freizusetzen, üben die Gurus ein spezielles Yoga, das Kundalini Yoga. Wenn die Schlange erwacht, so bewegt sie sich entlang feiner Kanäle, Chakras genannt, und steigt auf bis zum Herzen, wo sie dann Wohnung nimmt.

Doch was hat dies mit unserem Thema zu tun? Verschiedene Forscher stellen einen Zusammenhang zwischen Kundalini und der chinesischen Energie Ch’i her. Die Kanäle, denen die Schlange folge, entsprächen den Akupunktur Meridianen. Akupunktur sei nichts anderes als ein kontrolliertes Wecken und Gebrauchen der Schlange »Kundalini«, wie dies im Kundalini Yoga geschehe. Als den Punkt, wo westliche Medizin, chinesische Heilkunde und indisches Yoga sich treffen, bezeichnet Dr. Hiroshi Motoyama, Leiter des Instituts für religiöse Psychologie in Tokio, die Akupunktur.

Besondere Anstrengungen werden unternommen, um zu zeigen, daß der Mensch wirklich von einer kosmischen Energie durchflossen wird. Schon 1854 hat der deutsche Freiherr von Reichenbach ein Buch veröffentlicht, in dem er beschreibt, daß »sensitive« Menschen im Dunkeln ein Licht abstrahlen, das manchmal bläulich, manchmal orange aufglimme. 1939 entdeckte der sowjetische Forscher Kirlian eine Fotographie, die nach ihm benannt ist und angeblich das Energiefeld des Menschen, seine Aura, zeigt. Wenn man die Hand eines Menschen in ein Hochspannungsfeld bringt und sie dann fotografiert, zeigen sich bläuliche und rötliche Blitze an den Fingerspitzen. Seriöse Wissenschaft¬ler erklären, daß es sich dabei um elektrische Phänomene handle, die von feinsten Wassertröpfchen an der Hand ausgehen. Doch Parapsychologen und Akupunkturforscher in aller Welt verwenden die Kirlian-Photografien als Beweis für die Existenz der von Chinesen und Hindus postulierten kosmischen Lebensenergie.

Professor William Tiller von der Stanford Universität glaubt, das bisher gesammelte Material genüge, um zu beweisen, daß der Mensch nicht nur seinen leiblichen Körper habe, sondern auch einen »Astralleib«, wie ihn die Yoga Literatur beschreibt. Der Körper bestehe aus sieben Ebenen: 1. die Ebene des sichtbaren Körpers. Die 2. Ebene nennt er die ätherische. Sie werde angeblich von einem »ätherischen Double« bewohnt, das den Körper nicht verlassen könne und vor allem die Aufgabe habe, die kosmische Energie im Körper zu verteilen und die Gesundheit des Menschen zu erhalten. Auf dieser Ebene lägen auch die Wirkungen der Akupunktur. Die dritte Ebene bilde dann der Astralleib, der in etwa der menschlichen Seele entspreche und den Körper verlasse, wenn er sterbe, um sich später wieder zu reinkarnieren. Dazu kommen noch weitere hypothetische Körperebenen.

Die Liste von okkulten »Beweisen« für die Existenz der kosmischen Energie der Akupunktur könnte beliebig fortgesetzt werden. Je mehr sich die Wissenschaft erfolglos abmüht, das Phänomen der Akupunktur befriedigend zu erklären, desto mehr wenden sich die Menschen von heute den Erklärungen der Parapsychologie zu, ob diese nun stimmen oder nicht. Immer mehr Menschen gelangen durch die Erfolgsmeldungen der Akupunktur zu der Überzeugung, daß die Philosophien der Hindus und der Chinesen die Grundlagen für die Wiederherstellung der Gesundheit in sich tragen. Immer mehr Menschen werden offen für die östlichen Heilslehren und verlassen Gottes Weg, den ihnen die Bibel zeigt.

 Soll ein Christ sich mit Akupunktur behandeln lassen?

Nachdem wir nun alle diese Hintergründe der Akupunktur gesehen haben, kommen wir zu der wichtigen Frage: Soll ein Christ unter diesen Umständen zum Akupunkteur gehen oder nicht?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir unterscheiden zwischen
Akupunktur bei Narkose im Krankenhaus und Akupunktur zur angeblichen Heilung von Krankheiten durch Heilpraktiker.

Ich bin davon überzeugt, daß wir nicht alle Wirkungen der Akupunktur dämonischen Kräften in die Schuhe schieben können. Viele der Erfolge der Akupunktur sind Suggestiverfolge, die ebensogut durch ein »Placebo« (eine wirkungslose Tablette) oder durch geschickte Suggestion hätten erzielt werden können. Ich weiß aus persönlichen Gesprächen, daß es Akupunkturärzte gibt, die nichts, aber auch gar nichts von den philosophisch okkulten Hintergründen der Akupunktur wissen wollen. Sie sind davon überzeugt, daß sie mit ihren Nadeln nur das unwillkürliche Nervensystem beeinflussen. Diese Ärzte sind selten, aber wir dürfen sie nicht in den Eimer okkulter Verallgemeinerungen werfen.

Vor allem trifft man diese Ärzte in den Narkose Abteilungen westlicher Krankenhäuser, doch selbst hier werden nicht selten okkulte Modelle für die Erklärung der Akupunktur gebraucht. Wir haben schon gesehen, daß sich einige Effekte auf diesem Gebiet durch die spezielle Bau  und Funktionsweise unseres Nervensystems erklären lassen. Auf der anderen Seite dürfte die zusätzliche Anwendung von herkömmlichen Schmerzmitteln einen nicht geringen Anteil an den vermeintlichen Erfol¬gen der Akupunktur in der Narkose haben.

Wenn Sie jedoch als Christ die Anwendung von Akupunktur während der Narkose nicht mir Ihrem Gewissen vereinbaren können, so teilen Sie dies einfach dem verantwortlichen Arzt mit. »Die Methode ist nämlich nicht angezeigt«, sagt der Gießener Professor Herget, »wenn die Patienten . . . dem Verfahren von vornherein ablehnend gegenüberstehen.«

Nun kommen wir aber zur zweiten Gruppe, zu jenen Akupunkteuren, die mit ihren Nadeln Krankheiten heilen wollen und die zu 90 % mit der Wirkung okkulter Kräfte rechnen. Ich habe zu der Frage, ob ein Christ sich von ihnen behandeln lassen soll, verschiedene Ärzte und Seelsorger um eine Stellungnahme gebeten.

Besonders interessiert uns natürlich die Meinung eines christlichen Arztes, der unter Chinesen arbeitet. Dr. Peter Wee ist selbst Chinese und führt eine Praxis in Singapore. Er schreibt:

»Hier in Singapore wird der Akupunkteur einfach als Heilpraktiker der chinesischen Medizin betrachtet und sonst nichts. Sucht der Patient mehr, als ihm der Akupunkteur bieten kann, so geht er in einen buddhistischen Tempel, um ein Medium zu konsultieren. Vielleicht empfiehlt ihm dann das Medium Akupunktur, je nachdem, ob es Erfahrung damit hat oder nicht. Obwohl die Akupunktur seit Präsident Nixons Besuch in China 1972 im Westen Mode geworden ist, hat das die medizinische Alltagsarbeit hier in Singapore in keiner Weise beeinflußt. Es gibt hier einige westlich ausgebildete Ärzte, die versuchen, Geld auf diesem Gebiet zu machen, aber die Leute, die sich häufig durch Akupunktur behandeln lassen, gehen nicht zu westlich ausgebildeten Ärzten, die sich ihr Wissen nur in einem raschen Kurs angeeignet haben. Nach der Volksmeinung sollten die westlichen Ärzte bei ihrer Art von Medizin bleiben und Akupunktur und Kräutermedizin den Heilpraktikern der traditionellen chinesischen oder malayischen Medizin überlassen.

Ich habe oftmals Patienten, die zu mir kommen, wenn die Akupunktur versagt hat (z.B. bei Arthritis, Fibrositis, Neuritis,  etc.) . . . So hatte ich bis jetzt keinen Grund, einen Patienten und noch weniger einen christlichen Patienten zu einem Akupunkteur zu schicken. Die westlichen Medikamente, die wir geben, genügen vollauf, um die meisten rheumatischen Leiden zu behandeln, die die Menschheit befallen. Wenn die Krankheit unheilbar ist, dann kann der Akupunkteur auch nicht mehr machen, sind doch die meisten seiner >Behandlungen< rein symptomatisch. Man beanspruchte immer wieder dramatische Heilungen durch Akupunktur, so wie man oft zu Unrecht wunderbare Heilungen in der charismatischen Bewegung aufbauschte . .

Persönlich habe ich keine Erfahrung mit Akupunktur, und ich habe auch kein Verlangen, einen Kurs zu besuchen, denn ich habe viel zu oft die Komplikationen und das Elend gesehen, das entstanden ist, weil die Patienten Zuflucht beim Akupunkteur suchten. Patienten mit halbseitigen und mit Querschnittslähmungen sowie mit Krebs haben riesige Summen für Akupunkturbehandlungen ausgegeben, ohne jeden Erfolg. In vielen Fällen wären rheumatische Leiden auch ohne Medikamente und Akupunktur ausgeheilt, denn wir wissen sehr gut, wie durch die Weisheit unseres HERRN die Körpergewebe sich selbst heilen, ohne daß irgendein Eingriff durch Medikamente, Kräuter oder Nadeln nötig wäre.«

Dr. Christian Klopfenstein, Autor des Buches »La Bible et la santé«, schrieb mir:
»Ich persönlich glaube, daß die Akupunktur keine sehr exakte Wissenschaft ist. Selbst wenn gewisse Aspekte wissenschaftli¬che Erklärungen haben, ist nichts sehr sicher. Dennoch gibt es Phänomene, die sich möglicherweise wissenschaftlich erklären lassen werden. Es scheint mir aber offenkundig, daß der Geist der Magie und die Suggestion einen sehr großen Einfluß auf die Resultate haben.

Alle diese Naturheilmethoden beanspruchen den Glauben der Kranken, vielleicht weil ihnen die medizinische Wissenschaft Gott oder den Glauben an Gott wegnehmen wollte. Der Mensch hat ein fundamentales Bedürfnis, etwas zu glauben und sich jemandem anzuvertrauen. Und wenn er nicht an den wahren Gott glaubt, dann setzt er sein Vertrauen auf alle Arten von Betrug, Nachahmungen und auf alle möglichen Dinge, die ihn in die Irre leiten . . .«

In der Seelsorge scheint sich zu bestätigen, daß viele westliche Akupunkteure mit okkulten Mitteln arbeiten.

Dr. Kurt Koch, bekannt durch seine zahlreichen Veröffentlichungen zum Problemkreis von Seelsorge und Okkultismus, sieht hinter den Erfolgen der Akupunktur als wichtige Kraft den medialen Faktor.  Der spiritistische Hintergrund der östlichen Religionen und Heilpraktiken führe zur Entwicklung medialer Kräfte, die Dr. Koch folgendermaßen definiert: »Medialität ist ein Offensein für das Transpsychische, das Metaphysische, das Supranaturale, das Dämonische.« Er zitiert dann Missionare und gläubige Forscher, die jahrelang in Asien gelebt haben. Sie erklären, daß 95 – 99 % der nichtchristlichen Bevölkerung medial veranlagt seien. Diese Medialität habe verschiedene Stärke, je nachdem, wie stark sich eine Person in die okkulten Praktiken der asiatischen Religionen eingelassen habe. Weil im Westen der Prozentsatz medial veranlagter Menschen viel kleiner sei, habe die Akupunktur dort auch viel weniger Erfolg. Koch fügt hinzu, »daß Medialität die Meditation, die Suggestionen jeder Art, die Hypnose, die Narkose, die Telepathie, die Trancefähigkeit vertieft. Nahezu alle spiritistischen Praktiken sind ohne Medialität nicht durchführbar. Akupunktur ist in vielen Fällen eine mediale Anästhesie (Unempfindlichkeit, Schmerzbetäubung). Ob das in allen Fällen zutrifft, vermag ich nicht zu sagen.«

Die kritiklose Öffnung für die Einwirkung einer unbekannten Energie führt immer wieder zum Einfluß widergöttlicher, dämonischer Mächte und in der Folge zu schweren Glaubenshindernissen sowie zu psychischen Störungen. Dies geschieht auch beim blinden Glauben an die Wirksamkeit der Akupunktur, besonders wenn der Akupunkteur bewußt mit übernatürlichen Mächten rechnet.

Dr. Kuster, Arzt und Seelsorger, erzählte mir, daß sich die Frau eines Predigers in der Schweiz von einem Akupunkteur habe behandeln lassen. Die rheumatischen Schmerzen seien weggegangen, doch habe sie wochenlang nicht mehr mit ihrem Mann beten können. Dies ist kein Einzelfall.

Ein anderer sehr erfahrener Seelsorger, ein Pfarrer der Schweizerischen Landeskirche, schrieb mir von einer Familie, in der sich mehrere Mitglieder bei einem Akupunkteur behandeln ließen. Die Folge: »Sie gerieten durch die Behandlung in ein geistiges Durcheinander, in eine Verwirrung, die ihnen jede Lust nahm, je wieder zur Akupunktur Zuflucht zu nehmen. Sie durften dann in der Seelsorge wieder zurechtfinden.«

 

Kampf um den Geist

Der Kampf um die Heilung durch Akupunktur spielt sich auf der Ebene des Geistes ab. »Manches deutet darauf hin, daß sich auf dem Weg über die Ohrmuscheln eine Änderung des Bewußtseins einleiten und sich der Mensch seelisch manipulieren läßt«, meint der Freiburger Akupunkteur Dr. Schnorrenberger im Hinblick auf die Ohrakupunktur. Und an die Versprechungen der modernen östlichen Heilslehren erinnert ein Ausspruch der deutschen Akupunkteurin Gräfin Hardenberg: »Leute, die immer irgendwelche seelischen Konflikte haben, mache ich einfach frei . . .«

Für Christen stellt sich die Frage: An wen glauben Sie? Wer macht Sie wirklich frei? Wem öffnen Sie Ihr Bewußtsein, um sich manipulieren zu lassen? Die Aussagen der Akupunkteure und die Verheißungen Gottes stehen sich diametral gegenüber. Wer beansprucht, Menschen mit Hilfe von Nadeln »frei zu machen«, der bietet Steine statt Brot. Wer sich einer Bewußtseinsänderung unter Akupunktur öffnet, der wird »seelisch manipuliert« – aber von wem?

Was ein amerikanischer Experte auf dem Gebiet östlicher Denkströmungen, Mark Albrecht, schreibt, deckt sich auch mit meiner Erfahrung: »Obwohl viele Arten psychischer Heilung, wie z.B. die Akupunktur, nicht offen anti christlich oder anti biblisch sind, zeigt unsere Erfahrung, daß Leute, die sich mit diesen Dingen einlassen, meistens zu irgendeiner Form okkulter Weltanschauung oder östlich mystischer Praktik gelangen.«

Ein Abschnitt aus dem Buch von Dr. Duke über Akupunktur mag zum Abschluß noch einmal illustrieren, wie sehr auch die heutige Anwendung der Akupunktur verwoben ist mit östlicher Philosophie:
»Der Akupunktur Spezialist . . . ist von dem Bewußtsein erfüllt, daß im Universum alles Geschehen von absoluter Präzision und Ordnung erfüllt ist und es somit keine Mysterien gibt, die sich seinem Begreifen entziehen. Das ist keine Arroganz, sondern das beglückende Gefühl einer innigen Verbindung zwischen Mensch und Natur. Da keine höchste Macht, kein Herr über himmlische Heerscharen die Welt erschaffen hat, liegen die Kräfte, die hinter Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit stehen, nicht jenseits des menschlichen Fassungsvermögens. Sie sind als Ch’i in jedem Lebewesen, jedem Baum und jeder Blume, jedem Windhauch und jedem Regentropfen enthalten.

Der Akupunkturarzt sieht das Leben jedes Kranken als integralen Bestandteil des Weltalls. Er stellt die Gesundheit des Patienten nicht nur um ihrer selbst willen wieder her, sondern auch damit die ganze Welt richtig funktionieren kann. Jede Nadel, die er zwischen seinen Fingern dreht, führt die gewichtige Sendung universaler Harmonie in ihrer dünnen Spitze mit sich.«

Die wichtige Anfrage der Christen an die Akupunktur liegt nicht nur in der Gefahr der okkulten Belastung. Viel wichtiger ist die Frage: Wem glauben wir mehr, den Verheißungen der Bibel oder den Versprechungen östlicher Philosophien? Wem öffnen wir unser Bewußtsein: Gott oder fremden Mächten, die uns seelisch manipulieren? Hier liegen die wahren Gefahren der Akupunktur. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft und unter dem Anspruch, die Gesundheit wiederzugeben, wird dem Patienten unmerklich eine Dosis östlicher Philosophie unter die Haut gespritzt. Das ist der wunde Punkt, an dem sich Christen ernstlich fragen müssen, ob sie diese Methode anwenden und gar weiterempfehlen sollen oder nicht.

»Seht zu«, schreibt der Apostel Paulus an die Kolosser, »daß Euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Grundsätzen der Welt und nicht nach Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr habt alles völlig in ihm (Kol. 2.8-9).«

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