Besessenheit + Exorzismus (Dr.Koch)

Kurt E. Koch

BESESSENHEIT UND EXORZISMUS

BESESSENHEIT

I. Erfahrungen aus der Seelsorge
1. Befreiung eines Satanisten
2. Zuluzauberei und Umsessenheit
3. Der Filipino
4. Schwester Maria

II. Aussagen der Bibel
1. Symptome der Besessenheit
2. Ein weißer Rabe
3. Satan
4. Die Dämonen

III. Pro und Contra
1. Katholische Theologen
2. Evangelische Theologen
3. Fehlende Unterscheidung
4. Formen der Besessenheit
5. Haßbesessenheit
6. Pseudocharismatische Besessenheit
7. Materialisationen

EXORZISMUS

1. Seelsorge an okkult Belasteten
2. Zeitweilig besessen
3. Mary
4. Ruben
5. Rauschgift
6. Blutsverschreibungen
7. Das Reich Gottes
8. Irrwege des Exorzismus
9. Spiritistischer Exorzismus
10. Der Taufexorzismus
11. Exorzismus durch einen Psychiater
12. Der Befreier
13. Der Seelsorger
14. Wege der Seelsorge

– Leicht gekürzt für meine Webseite. Horst Koch, im Jahre 2007. Neu durchgesehen im Mai 2023. Die Textbetonungen sind von mir –

Christus hat die Dämonen entmächtigt, die Finsternismächte entlarvt, und er zieht die Gewaltigen im Triumphzug hinter sich her. (Frei nach Kol. 2,15)

SEELSORGE IM VOLLZUG
. . . Wir erleben heute eine Pandämonisierung aller Verhältnisse. Wir brauchen darüber kein Jammerlied anzustimmen. Mit Riesenschritten treiben wir einer Endkatastrophe und der Wiederkunft Jesu entgegen. Der Teufel weiß, daß er wenig Zeit hat. Darum treibt er alles auf die Spitze.
Die Menschheit wird von tausend Nöten gehetzt, gejagt, irrsinnig getrieben. Die Auswirkungen liegen auf der Hand. Immer mehr Menschen werden von Depressionen und seelischen Erkrankungen aller Art befallen. Die Nervenheilanstalten füllen sich. Die Psychiater aller Länder erklären, daß fast die Hälfte aller Kranken nicht organisch, sondern seelisch krank ist.
Parallel zu diesem psychischen Substanzverlust stellt man eine erschreckende Zunahme an Besessenen fest.
Prof. O. S. von Bibra schrieb dazu in seinem Buch „Der Name Jesus“ Seite 84:
„Wieviele Besessene laufen herum, wieviele vom Teufel in der übelsten Weise Gequälte fristen in Anstalten ihr elendes Dasein ohne Hilfe und ohne Hoffnung, nur weil die Gemeinde des Herrn ihren eigentlichen Auftrag an ihnen versäumt und ihre göttliche Vollmacht eingebüßt hat! Wie bleibt der Sieg unseres Herrn Jesus verborgen, die Kraft Seines Namens unwirksam, Sein starker Arm gelähmt und die Ausbreitung Seiner Herrschaft gehemmt, nur weil die berufenen Boten des Evangeliums die Befehle ihres Herrn nicht ausführen und Ihm durch ihren Unglauben im Wege stehen! Das vollmächtige Handeln im Namen Jesu gegenüber den Dämonen ist keine nebensächliche Angelegenheit, sondern ein wesentlicher Bestandteil unseres Auftrages und unserer Vollmacht, wie es auch im Leben des Herrn etwas sehr Entscheidendes gewesen ist. . . . “
Diese Darstellung, die ich voll bejahe, hat einen Nerv der Seelsorge getroffen. Ich bin erfreut, daß Gott heute noch Jünger Jesu zu dieser schweren Seelsorge bevollmächtigt, wenn ihre Zahl auch sehr klein ist.

Warum ist die Seelsorge an okkult Belasteten und Besessenen so schwer, ja mitunter sogar gefährlich? Es handelt sich hier um einen Allfrontenkrieg.
Seelsorge dieser Art wird von allen Seiten abgelehnt, bekämpft, lächerlich gemacht oder ins Extreme verzerrt.
Die Modernisten, die Dämonen und den Teufel als nichtexistent erklären, lehnen natürlich auch eine Seelsorge an Besessenen ab.
Aber nicht nur Modernisten, sondern auch Superorthodoxe nehmen diese Haltung ein. . . .
In Verruf wurde die Seelsorge an Besessenen gebracht durch Extremisten. Hier muß ich einen Namen nennen. Christopher Neil-Smith. Er ist „Chefexorzist der englischen Kirche“ und schrieb das Buch „Der Exorzist und die Besessenen“. Auf Seite 82 bekennt Neil, daß er Verstorbene im Totenreich und Geister von ihrer Besessenheit durch Exorzismus löste. Das ist reiner Spiritismus. Das ist das Extremste, was ich je über den Exorzismus gehört habe. Und dieser Mann in England im kirchlichen Dienst.
Eine vierte Front muß genannt werden, die Seelsorge an Besessenen so schwer macht. Das sind die Attacken des Erzfeindes, der sich wehrt, wenn ihm Beute entrissen werden soll.
Vor Jahrzehnten hatte ich gute Verbindung mit Pastor Ernst Modersohn, vor dem Krieg beim Volke Gottes so hoch geachtet wie später Wilhelm Busch. Er berichte¬, daß bei der Drucklegung seines Buches „Im Banne des Teufels“ schwere Angriffe einsetzten. Die Druckerei geriet in Brand, so daß sein Manuskript gefährdet wurde. In der Familie gab es Unfälle aller Art.
Anderen erging es ähnlich.
Pfarrer Hugo Fleming hat in seiner Broschüre „Gibt es einen Teufel?“ auch auf die Gefährlichkeit der Seelsorge an Besessenen hingewiesen. Er schrieb:
„Ich bekenne, daß mir im Kampfe mit den Finsternismächten oft genug Rückschläge widerfahren sind genauso wie den anderen, die in gleicher Front stehen. Wir Kämpfer auf diesem vorgeschobenen Posten wissen und erfahren es alle, daß der Teufel einen großen Zorn auf uns hat, denn er weiß, daß er wenig Zeit hat.“ Offbg. 12,12.
Ich habe also Bundesgenossen. Ich stehe nicht allein.

Wir sind im Kampfe Tag und Nacht.
O Herr, nimm gnädig uns in acht
und steh uns an der Seiten.

Auf der anderen Seite erlebe ich Bewahrung und Sieg durch den Herrn. Wenn die Finsternis auf mich eindringt, stelle ich mich unter den Schutz des Blutes Jesu und gebiete dann diesen Mächten, die den Namen Jesu respektieren und weichen müssen.
Warum erfährt die Vorstellung der Besessenheit und die Seelsorge an Besessenen eine allgemeine und scharfe Ablehnung bei Theologen, Psychiatern und sogar bei vielen gläubigen Christen?
Verschiedene Ursachen sind zu nennen. Zunächst einmal hat es Satan verstanden, die Fronten zu vernebeln. Paulus schreibt in 2. Kor. 4,4 . „Der Gott dieser Welt hat der Ungläubigen Sinn verblendet.“ Die geistliche Blindheit der Ungläubigen ist die erste Ursache.
Eine zweite Ursache der Ablehnung ist ein irrsinniger oder absurder Extremismus. Denken wir nur an die satanisch inspirierten Machwerke „Der Exorzist“ und „Jesus Christus, der Superstar“. Dazu kommen unbiblische Formen des Exorzismus. So las ich in dem Buch eines katholischen Exorzisten, daß er Dämonen aufforderte, zur Maria zu beten. Wieweit muß ein Mann von der Bibel entfernt sein, um einen solchen Rat zu geben! In dieser Aufforderung liegen gleich zwei unbiblische Tatsachen. Nicht genug damit! Es gibt Kreise, die hinter jedem Busch und hinter jeder menschlichen Abart einen Dämon sehen, den sie exorzieren wollen.
Die Exzesse, die Verwirrung, die unbiblischen Komödien sind so verbreitet, daß es meine Überzeugung geworden ist, daß bei 100 Exorzismen 95 keinen biblischen Charakter und deshalb keine Berechtigung haben. Hier wird mehr Schaden angerichtet als Gutes gewirkt.
Die dritte Ursache für die Verkennung der Besessenheit und des Exorzismus ist die fehlende Inspiration. Wir sind hier am entscheidenden Punkt.
Vor 27 Jahren schrieb ich mein Buch „Seelsorge und Okkultismus“. Ich leitete es mit dem Bibelwort aus 1. Kor. 2,14 15 ein: „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes, nur der geistliche Mensch begreift alles.“

Fehlende Inspiration ist durch nichts zu ersetzen. Nicht die glänzendste theologische oder medizinische Ausbildung befähigt uns, geistliche Wahrheiten zu verstehen.
Diese Wahrheit stellte ich vor Jahrzehnten meinem ersten Buch gegen das Okkulte voran. Ich stehe aber nicht allein auf weiter Flur. Viele Jahre später fiel mir ein amerikanisches Buch in die Hände, das diese Wahrheit wundervoll ausdrückt. Es ist das Buch „Biblical Demonology“ von Unger, einem Experten für semitische Sprachen. Er schrieb auf Seite 7 folgendes. Ich gebe es deutsch wieder:
„Eine Kenntnis des Übernatürlichen kann nur durch eine übernatürliche Offenbarung kommen, da das Übernatürliche jenseits der natürlichen Gesetze liegt. Ferner ist es offensichtlich, daß die geoffenbarte Wahrheit nur durch den Glauben an die Offenbarung und damit an den Offenbarer verstanden werden kann. Der natürliche Mensch kann die Wahrheiten des Geistes Gottes weder begreifen noch kennen, sondern er ist tatsächlich Irrtum und Verdrehung grenzenlos unterworfen. . . “ (1. Tim. 4,1). – Ein wundervolles Zeugnis eines bekannten Wissenschaftlers! . . .

Der Kampf gegen theologische, psychologische und medizinische Blindheit ist nicht aussichtslos. Der Sieg ist auf der Seite Jesu, und wer auf der Seite Jesu steht, hat teil an diesem Sieg. . . .
Bei diesem Kampf gegen die Mächte der Finsternis und ihrer irdischen Gefolgsleute steht man nicht allein. Ich lernte auf allen Kontinenten Wissenschaftler kennen, die gläubige Jünger Jesu sind und das Problem der Besessenheit kennen.
Dr. Wilbur M. Smith vom Fuller Seminar kann ich nennen. Vor vielen Jahren habe ich selbst an diesem Seminar meine Thesen vorgetragen. Mit Dankbarkeit denke ich auch an den gläubigen Chirurg und Psychiater Dr. W. S. Reed.  . . .

Unsere Theologen an in und ausländischen Universitäten schweigen sich über Besessenheit und Exorzismus aus oder geben nur negative Anmerkungen. Ich habe aber unter einigen Medizinern, speziell Psychiatern, die das Irrationale und Dämonische bei manchen Patienten nicht ausgeschlossen haben.

Dieses Buch ist aus der Seelsorge entstanden und will der Seelsorge dienen. Neugierde und Sensationslust ist nicht gefragt. Darum soll gleich ein seelsorgerlicher Rat gegeben werden.
Es ist oft nicht gut, wenn Depressive oder Menschen mit einer anomalen Beeindruckbarkeit der Seele Beispiele lesen, die von schweren Belastungen berichten. Es gibt ja Menschen mit einem schwachen Nervensystem, die gleich alles auf sich beziehen. Es ist gut, wenn solche die folgenden Beispiele aus der Seelsorge nicht lesen. Ferner bitte ich darum, daß jeder Leser, der gläubig ist, sich im Gebet unter den Schutz Jesu stellt. Ungläubigen brauche ich diesen Rat nicht zu geben, weil sie weniger oder gar nicht angefochten werden. . . .

Nicht zuletzt übergebe ich dieses Buch dem, der es geschenkt hat, Jesus, und bitte ihn, es zu benützen, um Blinden die Augen zu öffnen und seinen Sieg zu offenbaren. – „Der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist.“ (l. Joh. 4,4.)

Hinweis: Dieses Buch war schon im Druck, da fiel mir eine äußerst wichtige Neuerscheinung in die Hände. Es handelt sich um den vom Brunnen Verlag Basel herausgegebenen Titel „Gesundheit um jeden Preis?“ von Dr. med. Samuel Pfeifer. Pfeifer ist Vollmediziner, gläubiger Christ und im Blick auf die okkulten Heilmethoden ein erfahrener Mann. Für mich ist es eine Genugtuung, daß er als Arzt zu den gleichen Schlussfolgerungen kam wie ich selbst. Das Buch ist trotz seiner gründlichen Themabearbeitung leichtverständlich geschrieben, so daß jeder Nichtmediziner es gut lesen kann. Das sichert dieser Veröffentlichung eine weite Verbreitung, die es verdient. Rabindranath R. Maharay, Autor des Buches „Der Tod eines Guru“ schreibt in seinem Vorwort:
„Ich empfehle das Buch von Dr. Pfeifer als Pflichtlektüre, … denen das Dilemma des modernen Menschen ein Anliegen ist und die eine echte Hilfe und Wegweisung geben wollen.“ – Aus dem Inhalt:
Der okkulte Aufbruch im Westen: Akupunktur, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Irisdiagnose, Anthroposophische Medizin, Naturheiler u. a.

Teil 1: BESESSENHEIT

I. ERFAHRUNGEN AUS DER SEELSORGE
Es ist schwer, aus einer Sammlung, die in jahrzehntelanger Arbeit zusammengetragen worden ist, die richtigen Beispiele auszuwählen. Ich erwähne nur solche Begegnungen, bei denen urteilsfähige Brüder, Theologen, Mediziner, Evangelisten und erfahrene Seelsorger anwesend waren und als Zeugen angerufen werden können. Zunächst ein Beispiel aus Südafrika.

1. Befreiung eines Satanisten
Wenn in einem Kapitel über Besessenheit von einem Satanisten gesprochen wird, entsteht die Vorfrage, ob alle Satanisten als besessen anzusehen sind. Ich hatte noch keinen ehemaligen Satanisten in meiner Seelsorge, der nicht wenigstens schwer belastet gewesen ist. Vor allem sind solche Menschen nach ihrer Blutsverschreibung an den Teufel total verknechtet. Von über 100 blutsverschriebenen Menschen, mit denen ich es zu tun hatte, sind nur wenige frei geworden. . . .
Im Jahr 1976 lernte ich den Theologiestudenten Ben Maree kennen, der 1977 wieder in mein Gesichtsfeld trat. Er ist inzwischen Pastor einer reformierten Kirche geworden, in der ich zweimal gepredigt habe. Ben Maree ist erst ein halbes Jahr im Amt und hat darum noch keine große Erfahrung in der Seelsorge.
Während meines Aufenthaltes in Kapstadt rief er mich an und bat um meine Hilfe bei der Betreuung eines Satanisten. Ich lehnte zuerst ab mit dem Hinweis, daß damit gewöhnlich schwere Kämpfe verbunden sind. … Ben Maree bat aber so inständig, daß ich schließlich erklärte: „Ich will nur als Berater dabei sein. Den Kampf übernehme ich nicht.“ So war es geplant. Es kam aber anders.
Unsere Zusammenkunft war am 1. August 1977. Anwesend waren der Pastor Ben Maree, ein weiterer Bruder und ich. Zwei Frauen waren in einem anderen Zimmer und beteten.
Der Satanist heißt Samuel, 48 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder. Er war bereits 18 Monate in den Versammlungen der Satanisten im Hottentottengebirge. Schon zu Beginn hatte er seine Bibel mitbringen und verbrennen müssen. Er hatte auch das Versprechen abzugeben, nie mehr eine Kirche zu besuchen. Als Fetisch erhielt er einen präparierten Katzenkopf mit der Anweisung, ihn stets bei sich zu tragen. Man drohte ihm auch, er müsse sterben, wenn er den Fetisch verlieren oder vernichten würde. In der Gemeinschaft mit den Satanisten entwickelten sich bei Samuel okkulte Fähigkeiten. Er konnte Geister sehen, hören und mit ihnen sprechen. Diese Fähigkeiten hatte er vorher nicht besessen.
Die Frau Samuels war gegen seine Besuche bei den Satanisten. Sie fürchtete sich davor. Samuel selbst merkte allmählich, daß sein Umgang mit den Satanisten ihn veränderte. Es wurde ihm langsam unheimlich, und er begann, die reformierte Kirche von Ben zu besuchen.
Die Satanisten merkten das sofort, denn viele von ihnen haben ebenfalls okkulte Kräfte. Als Samuel eines Morgens sich rüstete, um den reformierten Gottesdienst zu besuchen, stand der Pfarrer in seiner Amtsrobe vor ihm und sagte: „Komme nicht in meine Kirche.“ Daraufhin unterließ Samuel den Kirchenbesuch. Dieses Erlebnis wiederholte sich an drei Sonntagvormittagen.
Als Pastor Ben Maree von diesen Erscheinungen erfuhr, erklärte er Samuel: „Ich kann zu dieser Zeit nicht in deiner Wohnung gewesen sein. Das war ja jeweils kurz vor Beginn des Gottesdienstes. Da saß ich in der Sakristei und bereitete mich vor.“ Ben bat dann Samuel: „Wenn du wieder eine solche Erscheinung hast, rufe mich sofort an, dann bekommst du den Beweis, daß ich nicht in deiner Wohnung bin.“
Bei diesen drei Erlebnissen handelt es sich um Transfigurationen, wie wir es bei starken spiritistischen Medien finden und dann auch bei den Satanisten. Es gibt ein Kapitel darüber in meinem Buch „Okkultes ABC“. Es kann hier nicht darauf eingegangen werden. Der Sachverhalt war klar, die Satanisten wollten den Kirchenbesuch Samuels verhindern, was ihnen auch gelungen ist.
Pastor Maree lud dann Samuel zu einer Seelsorge ins Pfarrhaus ein. Samuel wehrte ängstlich ab: «Die Satanisten bringen mich um, wenn ich den Versuch mache, mich völlig von ihnen loszusagen.«
In der Tat ist das bei den Satanisten die Gepflogenheit, ehemalige Kameraden zusammenzuschlagen oder gar umzubringen, wenn sie ausscheren. Ich habe einige Beispiele dazu. . . .
Die Angst von Samuel war also begründet. Darum bot ihm der Pastor an, ihn in seiner Wohnung abzuholen. Das geschah an dem angegebenen Termin am 1. August 1977. Als Samuel das Pfarrhaus betreten hatte, erklärte er: „Vor dem Pfarrhaus standen Gestalten in schwarzen Roben mit roten Augen. Sie drohten mir, das Pfarrhaus nicht zu betreten … «. – Der Pastor selbst hatte nichts gesehen.
Dann saßen wir drei Männer mit Samuel im Studierzimmer des Pfarrers zusammen. Ich führte das seelsorgerliche Gespräch. Wir kamen bis zum Lossagegebet. Samuel konnte es weder nachsprechen noch es von einem Zettel ablesen. Er würgte, griff sich ans Herz vor Schmerzen und erklärte: „I am a dying man, they kill me = ich bin ein sterbender Mann. Die bringen mich um.«
Plötzlich beobachtete der dritte Bruder, wie Samuel etwas aus der Tasche holte. Es war in sein Taschentuch gewickelt. Der Pastor forderte ihn auf, es herauszugeben. Es war sein Fetisch, der Katzenkopf. Samuel war bereit, daß wir ihn sofort verbrannten. Er wurde im Hof mit einem Hammer zerschlagen und dann verbrannt.
Die Seelsorge ging weiter. Samuel konnte jetzt das Lossagegebet nachsprechen. Plötzlich schaute er mich an und erklärte: „Hinter Ihnen steht ein Dämon, eine weiße Gestalt mit einem schwarzen Gesicht.“ Wir beteten sofort alle drei, und ich gebot im Namen Jesu diesem Dämon zu weichen. In der Tat verschwand er nach einigen Minuten. Samuel erklärte „Er ist weg“. Unser seelsorgerliches Gespräch ging weiter.
Da wurde Samuel wieder voll Angst und sagte: „Er ist wieder da und hat einen zweiten mitgebracht. Der ist seine Verstärkung.“ Wieder geboten wir im Namen Jesu und rühmten die Kraft des Blutes Jesu und den Sieg von Golgatha. Samuel erklärte, es müsse noch etwas im Raum sein, was den beiden Dämonen das Recht gibt, hier zu sein. Der Pastor dachte nach. Da griff er auf ein Regal und holte ein weißes Gewand herunter. Es war das Taufgewand, in dem Samuel am nächsten Tag in der Satanskirche getauft werden sollte. Als der Pastor es ausbreitete, fielen auch einige Fetische heraus. Samuel erklärte: „Der erste Dämon steht jetzt mitten in dem Taufgewand.“ Wir fragten Samuel, ob er damit einverstanden sei, daß wir es sofort verbrennen. Er bejahte. Der ganze Teufelskram wurde dann im Hof verbrannt. Samuel fühlte sich erleichtert. Wir sprachen weiter, und ich erläuterte Punkt für Punkt, was zur Befreiung gehört. (In dem Buch „Okkultes ABC“ gab ich 20 Punkte an.) Ich bat dann Pastor Maree, das Lossagegebet zu sprechen.
Stück für Stück wurde es Samuel leichter ums Herz. Die große Angst war gewichen. Ganz ruhig war er aber noch nicht. Er sagte plötzlich: „Es muß noch etwas hier sein, was die geistliche Atmosphäre beeinträchtigt.“ Der Pastor suchte nach und fand einige okkulte Zeitschriften, die dann ebenfalls verbrannt wurden.
Das alles und noch mehr spielte sich am Vorabend der geplanten Taufe in der Satanskirche ab. Wir fragten Samuel, wie sich eine solche Taufe in der Satanskirche abspiele. Er erklärte, man müsse Katzenblut trinken, dann wird der ganze Körper mit Öl gesalbt, danach zwei Stunden Ruhe, und zuletzt folgen dann die Zeremonien, unter denen ein Anwärter in die Satanskirche aufgenommen wird.
Es ist nicht unwichtig zu berichten, daß der Pastor monatelang unter Kopfweh litt, seit das Taufgewand Samuels sich in seinem Studierzimmer befand. Viele junge oder unerfahrene Pastoren wissen nicht, daß man keine okkulten Gegenstände wie Fetische, Amulette, Teufelsmasken, gebrauchte Götzenfiguren, Buddhastatuen und okkulte Literatur im Hause aufbewahren soll, auch nicht zu Studienzwecken.
Das sind stets Kristallisationspunkte für finstere Mächte, wie die vorliegende Seelsorge zeigt.
Pastor Maree hat übrigens die Polizei um Schutz gebeten, weil Satanisten ihre Drohungen wahr machen und ein ehemaliges Mitglied verfolgen, schädigen, schlagen, ihm das Haus anzünden oder es töten können.
Samuel hat an diesem Abend auch seine Sünden gebeichtet und sich ganz unter den Schutz Jesu gestellt. Ich machte dem Pastor klar, daß er für einen einsatzfähigen Gebetskreis sorgen müsse, weil Mitglieder der Satanskulte auch nach ihrer Befreiung oft in Gefahr geraten.
Pastor Ben Maree hat sich in treuer Weise Samuels angenommen. Samuel kommt dreimal in der Woche zu ihm ins Pfarrhaus, wo ein kleiner Gebetskreis sich seiner annimmt, und er besucht ebenfalls treu die Gottesdienste. – „Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus“  (1. Kor. 15,57).

2. Zuluzauberei und Umsessenheit . . .

3. Der Filipino
In Luthers Lieblingspsalm 118,15 lesen wir: „Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten. Die Rechte des Herrn behält den Sieg.“
Auf keinem Gebiet der Seelsorge wird der Sieg Jesu so offenbar wie in der Auseinandersetzung mit Besessenen.
In Kurzform soll hier ein Erlebnis berichtet werden, das ich schon in dem Buch „Unter der Führung Jesu“ auf den Seiten 250 bis 265 veröffentlicht habe.
Dreimal weilte ich auf den Philippinen. Eine Einladung von Dr. Hillis, dem Präsidenten der Oversea Crusades war die Ursache des Besuches gewesen. Diese Mission hatte für mich ein großes Programm organisiert. Ich sprach an der Universität in Manila . . . Eine herausragende Erfahrung soll wiederholt werden.
Am theologischen Seminar sprach ich eine ganze Woche. An einem Freitagmorgen kam um acht Uhr ein Seminarist zu mir und klagte: „Ich habe solches Kopfweh und fühle mich so übel. Bitte beten sie mit mir.“ Als ich dem Wunsche des jungen Mannes nachkam, fiel er vom Stuhl und sank bewußtlos zu Boden. Mir sind derartige Reaktionen bei vielen seelsorgerlichen Aussprachen mit Besessenen bekanntgeworden. Dr. med. Alfred Lechler bezeugt in seinem Buch „Der Dämon im Menschen“ auf Seite 57 den gleichen Tatbestand. Er schrieb: „Der Besessene wird vom Teufel in einen vorübergehenden Dämmerzustand versetzt, damit er die Worte des Seelsorgers nicht hören und auf diese Weise nicht mitbeten kann.“
Trotz der Bewußtlosigkeit des Filipino betete ich weiter. Da kam der Direktor in den Raum, weil er den Sachverhalt ahnte. Der junge Mann war tags zuvor schon in dessen Seelsorge gewesen. Als er den Schüler bewußtlos am Boden liegen sah, verständigte er noch einige gläubige Lehrer, damit wir zusammen einen Gebetskreis bildeten. Bei dem gemeinsamen Gebet sprachen plötzlich fremde Stimmen aus dem Besessenen. . . .
Ein Lehrer fragte dann die Stimme: „Wie heißt du?“ . . . Nach dieser Frage antwortete eine grobe, derbe Männerstimme: „Rakrek.“ Der Lehrer fragte weiter: „Im Namen Jesu, offenbare dich. Wo kommst du her?“ „Aus der Mandschurei!“ „Was treibst du hier in unserer Schule?“ „Wir wollen Don umbringen. Er hat den Kommunismus verraten.“
Vor seiner Bekehrung war Don Juan kommunistischer Untergrundkämpfer gewesen, die den Umsturz der Regierung und die Machtübernahme durch die Kommunisten anstrebten.
Bei diesem Bekenntnis antwortete der Lehrer: „Du kannst Don nicht umbringen. Er ist erlöst durch Christus.“ Der Geist schäumte und tobte und stieß zwischendurch ein grässliches Lachen aus.
Einer der Lehrer fragte die Stimme: „Wie viel seid ihr?“ Die Antwort lautete: „We are 50 demons.“ Dann gebot er im Namen Jesu diesen Dämonen, auszufahren und den Bereich des Seminars zu verlassen.
Die Dämonen stießen ein furchtbares Geheul aus und schrien: „Wir gehen nicht fort. Wir haben hier eine Aufgabe. Ihr habt eine gute Schule. Wir wollen euch den Modernismus und Liberalismus bringen. The modernists and liberalists are our companions = die Modernisten und Liberalisten sind unsere Genossen.“ – Ich wollte, alle modernen Theologen hätten das gehört.
Man kann geteilter Meinung sein, ob man die Dämonen befragen darf. Ich selbst pflege das nicht, außer der Frage nach dem Namen. Und doch hatten die Fragen dieser amerikanischen Missionare eine gute Auswirkung. Ein Psychiater, der gerufen worden war, schrieb sich die detaillierten Angaben des Mordplanes auf und verständigte den Sicherheitsdienst. Man darf ja nicht vergessen, daß hier nur stark verkürzt berichtet wird. Ferner wurde die Schule gewarnt, daß einige Modernisten, die mit Namen genannt wurden, dabei waren, sich in den Lehrkörper eingliedern zu lassen. Der Direktor bekam dadurch die Chance, sich diese Leute vom Halse zu halten.
Die Seminarleitung gab sich alle Mühe, diesen ersten Besessenheitsfall für die spätere Auswertung festzuhalten. Der Direktor stellte ein Bandgerät auf. . . Ferner war ein gläubiger Psychiater und ein Psychologe verständigt worden. Beide Fachleute erklärten, daß das weder eine Psychose noch eine Hysterie sei, sondern eine Besessenheit. Es zeigten sich bei Don Juan Symptome, die bei Erkrankungen nicht auftreten, sondern sich nur bei Besessenheit zeigen. Dazu gehören Hellsichtigkeit, Resistenz gegen geistliche Betreuung, Haß gegen die Bibel und gegen den Namen Jesu und übernatürliche Kräfte. Don mußte oft von sechs Studenten gehalten werden.
Der eindeutige Beweis gegen alle psychiatrischen Erklärungen ist das Verständnis oder das Sprechen von Fremdsprachen, die der Besessene nie gelernt hatte. Es waren ja zuletzt acht oder neun Akademiker da, die alle verschiedene Sprachen sprechen. Ich selbst habe in meiner Jugend sechs Fremdsprachen gelernt. Don sprach nur seine heimatliche Sprache Filipino und Englisch. Einmal wurde ihm ein Bibelvers in Russisch gesagt, da antwortete er fließend auf russisch. Gebrauchte ich europäische Sprachen, dann verstand er sie auch. Die verschiedenen Lehrer und ich wechselten uns in der Seelsorge ab, weil der Kampf so lange dauerte.
Als ich mich im Gebet an Don Juan wandte, schrie plötzlich eine Stimme aus ihm:
„Dr. Koch, you tormented us in France, your tormented us in Switzerland, now you torment us in the Philippines. Leave us alone.“ – „Dr. Koch, du hast uns in Frankreich gequält, du hast uns in der Schweiz gequält, jetzt quälst du uns auf den Philippinen. Lasse uns in Ruhe.“
Ich war überrascht, daß die Dämonen von meiner Arbeit in Frankreich und in der Schweiz wußten. Ein andermal fauchte er mich an.
„Dr. Koch, you have destroyed by your books some of our companions in Europe. Are you not yet satisfied. Leave us alone.“
„Dr. Koch, du hast durch deine Bücher in Europa einige unserer Kameraden vernichtet. Bist du nicht zufrieden damit. Lasse uns in Ruhe.“
Nie in meinem Leben wäre mir der Gedanke gekommen, daß durch meine antiokkulten Bücher Dämonen vernichtet worden wären. Ich brauche diese Anerkennung meiner Arbeit durch die Dämonen nicht. Mehr denn je wurde mir es aber zu einem großen Anliegen, den Sieg Jesu über die finsteren Mächte zu bezeugen. Ich merkte bei diesen Ausrufen auch, wie sehr die finsteren Mächte den Namen Jesu und die Boten Jesu fürchten.
Um der Kritiker willen erkläre ich noch einmal, daß ich selbst keine Fragen an die Dämonen stellte. Sie redeten aber mich an. In einer Kampfesphase wurde ich wieder angegriffen. Ein Dämon schrie:
„Dr. Koch, with the strongest hypnosis of Sumatra fall asleep. With the most powerful black magic of Tibet I kill you.“ – „Dr. Koch, mit der stärksten Hypnose von Sumatra schlafe ein. Mit der mächtigsten schwarzen Magie von Tibet töte ich dich.“
In diesem Fall bezeugte ich den Schutz Jesu und antwortete:
„I stand under the protection of the blood of Jesus Christ, I laugh at your threats. You are a ridiculous boy, you have nothing to offer.“ – „Ich stehe unter dem Schutz des Blutes Jesu Christi. Ich lache über deine Drohungen. Du bist eine lächerliche Figur. Du hast nichts anzubieten.“
Ohne zu überlegen, war mir das herausgefahren. Ich habe es nicht bereut. Der Dämon war wieder wütend und schrie: „Lache nicht über mich.“
Entscheidend wichtig wurde mir bei dieser Seelsorge die eschatologische Bedeutung dieses Kampfes. Die Dämonen ließen ihre vermehrte Aktivität in unserer Zeit durchblicken und erklärten:
„The Lord is soon coming in glory with his holy angels, give us more time, give us more time. His coming is our end.“ – „Der Herr kommt bald in Herrlichkeit mit seinen heiligen Engeln. Gebt uns mehr Zeit, gebt uns mehr Zeit! Sein Kommen ist unser Ende.“
Man verstehe mich nicht falsch. Wir brauchen nicht die Prophezeiungen der Dämonen über das Kommen des Herrn. Wir haben dafür die Prophetie der Bibel. Aufschlussreich ist aber, daß die Dämonen eine bessere Theologie als die Modernisten haben. Die Dämonen kennen Jesus und wissen um sein baldiges Kommen. Die Modernisten aber leugnen die Gottessohnschaft Jesu und seine Wiederkunft.
20 Stunden hätten eigentlich für uns sehr ermüdend sein sollen. Aber wir waren erfüllt von dem Bewußtsein der Gegenwart Jesu. Nach und nach sind auch viele Studenten in den Raum hereingekommen und bildeten Gebetsgruppen. Es wurde 20 Stunden lang von irgendeiner Gruppe gebetet. Zwischendurch sangen wir Glaubenslieder. Einer der Lehrer stimmte das Lied an: Jesus ist der schönste Name … Oft schmetterten wir in den großen Raum:
Would you be free from the burden of sin
there is power in the blood, power in the blood
Would you over evil a victory win
there is wonderful power in the blood.
Willst du frei sein vom Banne der Sünd’
es ist Kraft in dem Blut, Kraft in dem Blut;
willst du über das Böse den Sieg gewinn’
da ist wundervolle Kraft in dem Blut.

Je länger der Kampf dauerte, desto mehr erfüllte uns eine Siegesgewissheit. Wir waren völlig überzeugt, daß der Endsieg des Herrn ist. Wir haben oft im Namen Jesu geboten und bemerkten dabei, daß immer etwas von Don Juan ausfuhr. Endlich, nach einem letzten Gebieten, war der Bann gebrochen. Don kam wieder zum Bewußtsein, fing an zu weinen und zu beten. Da er 30 Stunden nichts mehr zu sich genommen hatte, bat er um Nahrung.
Ein Jubel brach in unseren Reihen auf. 30 Brüder haben das miterlebt. Wir sangen ein Glaubenslied nach dem anderen. Juan sagte sich von allen Mächten der Finsternis los und übergab aufs neue sein Leben dem Herrn. Der Höhepunkt seines Zeugnisses war, daß er sagte. „Ich habe nie gewusst, daß Jesus eine solche Liebe zu uns hat.“ Er gab immer wieder dem Herrn die Ehre für seine Befreiung. Er hat keine Erinnerung an das, was geschehen war. Auch das Gefühl für die Zeit hatte er verloren. Er machte erstaunte Augen, als ich ihm sagte: „Wir waren nun 20 Stunden mit dir zusammen und beteten für dich.“ Er hat auch nicht die geringste Ahnung, was die Dämonen aus ihm gesprochen hatten. Einiges berichteten wir ihm, um ihm seelsorgerlich zu dienen. Juan erklärte dann, er wolle am nächsten Morgen noch etwas ins Reine bringen. Am anderen Morgen ist das geschehen.
Im Zusammenhang mit diesem Erlebnis sind mir schon viele Fragen gestellt worden. Wie konnte es kommen, daß Don Juan besessen wurde?
Darüber müßte ich ein neues Kapitel schreiben. Hier nur einige Hinweise. Don erzählte mir, daß alle seine Vorfahren aktive Zauberei getrieben hatten. 300 Jahre zurück konnte er das durch die mündliche Tradition feststellen. In all den Jahrzehnten, in denen ich es mit Besessenen zu tun hatte, beobachtete ich die große Häufigkeit, daß aktive Zauberei, die Generationen hindurch betrieben wird, zu Besessenheitsfällen führt.
Ein zweiter Hinweis ist, daß Don Juan bei einem Extremisten zum Glauben gekommen war, der über Geistesgaben falsche Lehren verbreitete. Don war davon beeinflußt worden.
Ein dritter Grund für die Besessenheit war die mangelnde Hingabe seines Lebens und Willens an den Herrn Jesus. Auf die Frage eines Lehrers antworteten die Dämonen: „Wir machten ihn besessen, weil er keine völlige Hingabe an seinen Herrn vollzog.“
Das ist eine Warnung für uns, daß eine unvollständige Hingabe an Jesus dem Feind die Türen öffnet. Es waren also drei Hauptursachen, daß er trotz seiner Bekehrung besessen wurde:
Aktive Zauberei durch Generationen hindurch „der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied“;
ferner die geistliche Erneuerung unter extremen Vorzeichen und drittens die Kompromisse, die nicht vollständige Auslieferung des Lebens an Jesus.
Beachten müssen wir auch, daß er trotz seiner Bekehrung besessen war. Es gibt ja viele Christen, die meinen, einem Gläubigen kann vom Erzfeind nichts mehr passieren. Es darf der Hinweis nicht vergessen werden, daß die Tonbänder einige Monate nach der Auswertung vernichtet wurden. Die Schulleitung wollte nicht die Dokumente dämonischer Tätigkeit in ihrer Bibliothek haben.
Der Psychiater Dr. med. A. Lechler, jahrzehntelang Chefarzt der Hohe Mark, hat in seinen beiden Büchern „Der Dämon im Menschen“ und „Krankheit oder Dämonie“ auf dieses Beispiel hingewiesen und gesagt: „Sehr aufschlussreich ist die Beschreibung eines Besessenen in dem Buch von Dr. Koch „Unter der Führung Jesu“. Diesen Fall halte ich für einen einwandfreien Beweis für die Wirklichkeit der Dämonie.“

4. Schwester Maria
1953 kam mein wissenschaftliches Buch heraus „Seelsorge und Okkultismus“. Dieses Buch brachte mir Einladungen zu Vorträgen an Universitäten auf allen Kontinenten. Eine Einladung, über die ich besonders erfreut war, kam im Herbst 1953 von Prof. Hans Bender, der an der Universität Freiburg einen Lehrstuhl innehatte und nun emeritiert ist. Bender ist als Parapsychologe in der ganzen Welt bekannt und anerkannt. Er hatte mich gebeten, ein Referat über die Besessenheit zu halten.
Nach meiner Ankunft in Freiburg hatte ich ein beklommenes Gefühl. Vor mir saßen keine Studenten, sondern nur Fachleute auf dem Gebiet der Parapsychologie und andere Akademiker: Psychologen, Ärzte. . . . Als Diskussionsredner war Professor Bender da und ein Professor der psychiatrischen Klinik. Ich wünschte, ich hätte das vorher gewusst, dann hätte ich mich noch besser vorbereitet.
Nach meinem Referat schilderte der Psychiater die Geschichte einer Patientin, deren Namen er mit Maria angab. Sie war von einem Bischof in die Klinik eingewiesen worden. In dem Begleitschreiben stand, Maria sei besessen. Der Professor war über diese Diagnose ungehalten. Er sagte offen in unserer Gegenwart: „Wie kann ein Nichtmediziner, aber doch geistig hochstehender Mann, einen Krankheitsfall so diagnostizieren!“ Dann trug der Psychiater den Krankheitsbefund vor. Neben dem Erlebnis von Don Juan war es die aufschlussreichste Besessenheitsgeschichte, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe. Vor allem ist dieser Fall beweiskräftig, weil Fachleute aller Disziplinen sich damit befaßt haben: Psychiater, Chefärzte, Psychologen, Parapsychologen, Bischöfe und Jesuiten und ich als der geringste, ein evangelischer Theologe.
Der gebotene Stoff ist so reichhaltig, daß wir systematisch alles ordnen und aufzählen müssen. Maria war während des Krieges eine tüchtige Krankenschwester. In ihrem Leben zeigten sich Symptome, die mir durch die Seelsorge an okkult Belasteten alle geläufig sind. Wir zählen auf.

1. Schwester Maria war hochmedial veranlagt. Das zeigte sich schon vor dem Krieg. Vier Wochen vor der Katastrophe des Zeppelins in Lakehurst in USA erklärte sie: „Ich sah eine Stichflamme. Der Zeppelin wird explodieren.“ Während des Krieges, als sie noch von dem Bischof in Trier betreut wurde, prophezeite sie, daß eine Kirche in Trier zerbombt werden würde. Das Kruzifix würde aber stehen bleiben. Genau so ereignete es sich später. Als ihr Bruder im Einsatz war Maria wußte das nicht , sagte sie eines Tages ihrem Seelsorger: „Mein Bruder ist durch einen Kopfschuß getötet worden.“ Vier Wochen später kam dann diese Nachricht. Pfarrer Horkel nennt das Nekroskopie und meint, das sei eine Naturgabe oder eine Gabe von Gott.

2. Bei jeder intensiven geistlichen Betreuung durch das Wort Gottes und Gebete fiel sie in Trance. Das habe ich in vielen Jahren bei Besessenen genauso erlebt. In der Trance sprachen Männerstimmen aus ihr, die sich meist als sieben Geister ausgaben. Sie nannten sich Kam, Pilatus, Herodes, Barrabas, Nero, Beelzebub, Luzifer. Assistenzärzte in der Psychiatrischen Klinik in Freiburg haben diese Stimmen auf Tonband aufgenommen. Der Professor hat diese Bänder bei unserem Treffen ablaufen lassen. Wenn Schwester Maria aus der Trance wieder das normale Bewußtsein erlangte, wußte sie nichts von dem, was vorgefallen war. So haben wir es auch bei Don Juan gehört.

3. Schwester Maria wurde manchmal von unsichtbaren Mächten geschlagen. Striemen wurden sichtbar, die von den Assistenten des Psychiaters fotografiert wurden. Der Professor nannte das psychogen bedingte Dermographismen (seelisch bedingte Hautveränderungen). Eines Tages wollte eine Schwester Maria beschützen, als sie geschlagen wurde. Die Schwester legte ihre Arme um Maria. Da bekam die mitleidige Schwester die Schläge. Der Professor nannte das psychische Induktion (seelische Übertragung). Eine Friseuse, die Maria die Haare machte, erhielt eines Tages auch solche Schläge. Die Friseuse rannte davon und schrie: „Das ist eine Hexe.“ – Schwester Maria war keine Hexe, sondern ein übel geplagtes Menschenkind.

4. Es stellten sich auch andere Quälereien ein. Der Psychiater berichtete, daß Maria manchmal aufschrie und erklärte, daß eine große Schlange sie schier erdrücke. An ihrem Körper zeigten sich Schlangenwindungen, die wiederum von Assistenzärzten fotografisch festgehalten wurden. Der Psychiater hatte diese Aufnahmen zu unserer Diskussion mitgebracht. Einmal sprang ihr eine schwarze Katze ins Gesicht, die für andere nicht sichtbar war. Maria hatte daraufhin Krallenspuren im Gesicht. Ihre Haut war aufgerissen. Der behandelnde Arzt hat das in ihrer Krankengeschichte festgehalten.

5. Typisch für derartig Kranke oder Belastete sind die Selbstverletzungen. Maria brachte sich mit einem Rasiermesser große Wunden bei, bis 8 cm lang und 2,5 cm tief. Schon diese Tatsache spricht gegen Hysterie, weil Hysteriker bei allem, was sie inszenieren, auf sich aufpassen. Die Wunden heilten sehr rasch. Sie kam selbst bei schwersten Selbstverstümmelungen ihrer Arbeit nach.
Mir ist dieser Vorgang vor allem in Ostasien demonstriert worden. Bei den Prozessionen der Hindus stecken sich die teilnehmenden Jogi Bambusstäbchen, Nägel oder Messer durch die Wangen, Schläfen, Augenbrauen oder durch den Unterarm. Die Prozessionen dauern sechs bis acht Stunden. Die Jogi empfinden dabei keine Schmerzen. Die Wunden heilen rasch und ohne Komplikationen. Ich habe in anderen Büchern darüber berichtet.
Manchmal trank Maria eine starke Dosis Gift, ohne daß ihr das geschadet hätte. Auch das habe ich beim brasilianischen Spiritismus erlebt. Man verstehe mich nicht falsch. Ich habe nie in meinem Leben an spiritistischen Sitzungen teilgenommen. Ich kenne diese Gebiete durch die Seelsorge.

6. Ein Merkmal, das ich bei allen Besessenen regelmäßig beobachtete, ist die Resistenz gegen alles Göttliche. Bei Maria war es so, daß sie gegen alles Heilige einen großen Widerwillen empfand. Bibel und das Kreuz waren ihr ein Greuel. Sie konnte mit unflätigen Ausdrücken über alles reden, was die Kirche betraf.

7. Das stärkste Symptom, mit dem man klar zwischen einer Psychose (Geisteskrankheit) und einer Besessenheit unterscheiden kann, ist das Verständnis nicht erlernter Fremdsprachen. So war es bei Don Juan auf den Philippinen, und so hörte ich es bei Schwester Maria. Sie wurde lateinisch, englisch, französisch, italienisch, griechisch und hebräisch angesprochen und gab sinngemäß in deutsch Antwort. Natürlich war ihr das nur in der Trance möglich, wenn die in ihr wohnenden Geister in Aktion waren. – Im Rituale Romanum wird das ebenfalls als Symptom der Besessenheit angesehen.

8. Eine andere Fähigkeit, die Schwester Maria in der Trance zeigte, war der Einblick in das Leben anwesender Menschen. Sie konnte manchen gewisse Sünden auf den Kopf zusagen.
Ich habe das auch in meiner Seelsorge erlebt. Es war in Frankreich. Zusammen mit anderen Seelsorgern betreute ich eine besessene Frau. Plötzlich sprang sie auf, packte einen Pastor am Kragen und schrie ihn an: „Du Heuchler, bringe dein eigenes Leben in Ordnung, bevor du anderen helfen willst.“ In einem deutschen Fall hielt ein Besessener einem Pfarrer vor: „Du hast gestohlen.“ Es stimmte tatsächlich. Der Pfarrer antwortete: „Du hast die Hauptsache vergessen, daß ich das in Ordnung gebracht habe und von Gott Vergebung erhielt.“
Bevor Maria in die Psychiatrische Klinik nach Freiburg kam, war sie von verschiedenen Ärzten betreut worden. Ein Dortmunder Chefarzt, der große Erfahrung mit Hysterikern hat, beobachtete Schwester Maria und nahm eingehende Untersuchungen vor. Er meinte, er könnte Maria als Hysterikerin überführen. Er täuschte sich. Er mußte zuletzt zugeben, daß das Krankheitsbild von Maria nicht in medizinische Kategorien einzuordnen ist.

9. Ein letzter Punkt sei erwähnt. Als ein Dämon, der sich Beelzebub genannt hatte, ausfuhr, war ein schwefelartiger Geruch wahrzunehmen. Dieses Phänomen wurde mir gelegentlich auch von Spukhäusern berichtet.
Das alles waren die hauptsächlichsten Punkte und Merkmale in der Krankengeschichte der Maria.

Der Freiburger Psychiater fragte nach der langen Diskussion die beiden katholischen Theologen: „Meine Herren, was sagen Sie dazu?“ Die beiden Jesuiten antworteten: „Ein klarer Fall von Besessenheit.“ Der Psychiater antwortete erregt: „Für einen Wissenschaftler gibt es keine Besessenheit, sondern höchstens einen Fall schwerer Hysterie. Mir ist aber bis jetzt ein derartiger Fall nicht vorgekommen.“
Dann wandte sich der Psychiater an mich und stellte die gleiche Frage wie den Jesuiten. Ehe ich antwortete, stellte ich die Gegenfrage: „Hat sich Schwester Maria mit Spiritismus oder der Magie abgegeben?“ Die Frage wurde bejaht. Dann gab ich meiner Überzeugung Ausdruck und erklärte: „Die Symptome sind klar. Sie lassen sich nicht psychiatrisch deuten. Es ist Besessenheit.“ Später erfuhr ich noch, daß Schwester Maria sich auch mit ihrem Blut dem Teufel verschrieben hatte. Blutspakte sind furchtbare Bindungen, auch wenn die Modernisten darüber lächeln. Sie lachen darüber, weil es dem Teufel gelungen ist, die Rationalisten von seiner Nichtexistenz zu überzeugen.
Mit schwerem Herzen fuhr ich von diesem Freiburger Colloquium heim. Was nützt eine klare Diagnose, wenn keine Seelsorger mit geistlicher Vollmacht da sind, die dem hart bedrängten Menschenkind im Auftrag Gottes helfen dürfen? Schwester Maria ist katholisch. Katholische Exorzisten kümmerten sich um sie. Der Ausgang dieses Seelsorgefalles ist mir nicht bekannt.

II. AUSSAGEN DER BIBEL

1. Symptome der Besessenheit
In den seelsorgerlichen Beispielen, die in diesem Buch berichtet sind, tauchten bereits viele Symptome einer Besessenheit auf, die wir auch in dem biblischen Bericht von dem besessenen Gadarener in Markus 5,1 20 vorfinden.
Liberalen und modernen Theologen ist die Gadarener Geschichte ein unechter Einschub in das Evangelium oder ein religiös umfunktionierter Volksschwank vom geprellten Teufel. Für Bultmann ist der Bericht ein Greuel.
Für mich ist dieser Gadarenerbericht in allen Stücken echt genauso wie die anderen Geschichten der Bibel. In jahrzehntelanger Seelsorge habe ich alle Details dieses Berichtes wieder erlebt. Der Text bietet uns authentisches Material zum Problem der Besessenheit. Wir müssen zum besseren Verständnis die Symptome der Reihe nach andeuten:

1. Jesus machte einen Vorstoß in das heidnische Gebiet der Gadarener und gibt auf dieser Tour seinen Jüngern eindrucksvolle Instruktionen, was sie später bei einem missionarischen Einsatz unter den Heiden antreffen können. Darüber hinaus erhalten die Missionare der beiden Jahrtausende Anschauungsmaterial für ihren oft schweren Dienst.
Ein Heide, der sich auf den Friedhöfen zwischen den Grabhöhlen herumtreibt, kommt Jesus entgegen. Wir haben hier das Milieu der Verwesung, des Todes, der Hoffnungslosigkeit, in dem sich der Besessene aufhält. Besessene Menschen tragen alle ein Stück dieser Unheimlichkeit mit sich herum. Nicht die Tendenz zum Leben, sondern die Ausrichtung auf den Tod kennzeichnet ihren Zustand.

2. Der Gadarener ist von einem unreinen Geist beherrscht, bewohnt. Damit ist nicht gemeint, daß sein menschlicher Geist unrein geworden ist. Das ist auch der Fall. Zu verstehen ist dieser Ausdruck, daß eine fremde Wesenheit, ein unreines Geistwesen, ein Dämon von ihm Besitz genommen hat.
Der Psychiater Dr. Lechler sagt in seinem Buch „Der Dämon im Menschen“, Seite 53: „Die Besessenheit ist eine furchtbare Wirklichkeit. Die Finsternismächte sind teils Dämonen, d. h. frühere Engel, ,Satansengel’ (2. Kor. 12,7) die mitsamt ihrem Herrn von Gott abgefallen sind (Luk. 10,18; 2. Petr. 2,4; Judas 6), teils unsaubere Geister, die zu ihren Lebzeiten eine Bindung mit Satan eingegangen waren“. Auf den letzten Punkt kommen wir später zurück.
Hier steht der Psychiater dem biblischen Sachverhalt näher als der Theologe und Missionsdirektor Vicedom von Neuendettelsau. Vicedom und ich waren zu Vorträgen in den Hamburger Michel eingeladen. In meiner Gegenwart sagte dieser Koreferent: „Die Dämonen sind das Übermenschliche und das Untermenschliche in uns.“ Haben die von ihm ausgebildeten Missionare diese Irrlehre mit auf die Missionsfelder hinausgenommen?
Pastor Heitmüller, der damals noch lebte, protestierte und erklärte öffentlich: „Die Dämonen sind weder das Übermenschliche noch Untermenschliche in uns, sondern außermenschliche Wesenheiten.“
Uns gilt die Bibel und nicht der von den Holzwürmern der modernen Theologie angeknabberte Verstand vieler Theologen.

3. Ein weiteres Merkmal der Besessenheit ist die übernatürliche Kraft des Gadareners. „Niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten“, sagt unser Text.
Das Rituale Romanum nennt drei bis vier Merkmale der Besessenheit: übernatürliche Kraft, Wissen um verborgene Dinge, Kenntnis nicht erlernter Sprachen, Opposition gegen alles Göttliche.
In dem Beispiel von Don Juan wurde gesagt, daß sechs Studenten ihn halten mußten. Schwester Maria hat auch einmal zwei Männer herumgewirbelt.
Auf diesem Gebiet gibt es auch Parallelen in den psychiatrischen Anstalten. Manche Patienten entwickeln in einem Tobsuchtsanfall ungeheure Kräfte. Allerdings ist hier einzuwenden, daß sich in unseren Nervenheilanstalten Besessene und okkult Belastete befinden, die eben von ihren Ärzten anders diagnostiziert werden. Ich hatte in den vergangenen Jahrzehnten gute Verbindung mit gläubigen Psychiatern, die der Meinung sind, daß ein Teil der Insassen der Heilanstalten keine Geisteskrankheiten haben, sondern dämonisiert oder besessen sind.

4. Das vierte Kennzeichen der Besessenheit im Gadarenertext ist die Selbstzerfleischung, der Selbstzerstörungstrieb. Der Gadarener schlug sich mit Steinen.
Bei Schwester Maria war das ein ausgeprägtes Symptom. Sie hat sich oft große Wunden beigebracht. Ich bin im Ausland, z. B. in Liberia, Menschen begegnet, die man fesseln mußte, weil sie sonst viel Unheil anrichteten.
Ein Beispiel aus der Schweiz. Ein junger Mann mußte mit Ketten an sein Bett gebunden werden, weil er in seiner Besessenheit mit dem Messer sich selbst oder seine Mutter damit verletzen wollte. Man hatte den jungen Mann mir einmal ins Haus gebracht. Ich lehnte seine Betreuung ab, weil es mir zeitlich und kräftemäßig unmöglich ist, alle Menschen, die man mir bringen will, zu betreuen. Ich verwies diesen jungen Mann an die Mission Kwa Sizabantu. Einige Schweizer reisten mit ihm nach Südafrika. Der Besessene weilte dort einige Monate und wurde völlig befreit.

5. Unser Text zeigt uns als fünftes Merkmal der Besessenheit die Desintegration, die innere Aufspaltung, die Zwiespältigkeit des Gadareners. Der Besessene läuft Jesus entgegen, er sucht Hilfe, er fällt sogar vor Jesus nieder, und dann packt ihn eine große Angst vor Jesus und er schreit: „Willst du mich quälen?“
Es gibt verschiedene Formen der Desintegration, die zu einer Depersonalisation führen können. Es handelt sich um einen Zustand der Selbstentfremdung. Das kann als Krankheit eine schizophrene Ichstörung sein. Es gibt aber auch psychogen bedingte Ichstörungen, z.B. bei der Hysterie.
Wir finden diese innere Aufspaltung auch bei Besessenen. Mir wurde das einmal bei einer besessenen Frau deutlich. Im bewußten Zustand betete sie und lobte Gott. Beim Besessenheitsanfall fluchte und lästerte sie.
Über die Depersonalisation bei Besessenheit muß ich in einem gesonderten Abschnitt einen Hinweis geben.

6. Ein sechstes Merkmal der Besessenheit ist die Hellsichtigkeit. Der Gadarener erkennt sofort Jesus als den Sohn Gottes, obwohl Jesus zum erstenmal in das Gebiet der Gadarener kommt. Er anerkennt auch die richterliche Oberhoheit des Gottessohnes über die Dämonen. Er weiß sofort, daß Jesus die Macht hat, ihm Befehle zu geben. Markus sagt in Kapitel 1,27: „Er gebietet mit Gewalt den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm.“

7. Identifikation der unreinen Geister spielt bei der Seelsorge mit Besessenen eine Rolle. Es ist ein Stückweit richtig, daß der Seelsorger keine langen Gespräche mit dem Besessenen führt, zumal die Dämonen Lügengeister sind und den Fragesteller gern täuschen. In der Gadarenergeschichte spricht der Besessene Jesus an, und Jesus antwortet, allerdings nur soviel, wie es für die Befreiung des Gebundenen wichtig ist. Der Herr fragt nach dem Namen. Dämonen müssen sich zu erkennen geben, wenn man sie austreiben will.
Fast alle Seelsorger, die mit Besessenen Erfahrungen gesammelt haben, forschen nach dem Namen der innewohnenden Geister. Gewöhnlich gebrauchen sie folgende Wendung: „Im Namen Jesu, nenne uns deinen Namen!“ Manchmal werden Seelsorger belogen. Es gibt für diese Lügen gewisse Anzeichen.
Dann muß man gebieten: „Im Namen Jesu, sage uns die Wahrheit.“ Nach einer solchen Aufforderung antwortete Don Juan: „Der Nazarener zwingt uns, die Wahrheit zu sagen.“ Werden die unreinen Geister gezwungen ihre Identität preisgeben, ist die Austreibung leichter.
Das verstehen aber nur Seelsorger, die schon mehrfach eine so schwere Seelsorge auf sich genommen haben.

8. Die Veränderung der Stimme wird bei fast allen Besessenheitsfällen beobachtet. Auf die Frage Jesu antwortete der Gadarener: „Legion heiße ich, denn wir sind unser viele.“
In der Seelsorge macht man vielfältige Beobachtungen. Aus Männern sprechen mitunter Frauenstimmen und umgekehrt. Bei einem besessenen Mädchen im Münstertal im Elsaß meldete sich die Stimme der verstorbenen Großmutter, die aktive Zauberei getrieben hatte. Bei dem Theologiestudenten, dessen Geschichte wir gehört haben, sprachen mehrmals Frauenstimmen.
Aus der Schwester Maria sprachen dunkle Stimmen, die sich als Kain, Herodes und Nero meldeten.
Es müssen nun weitere Merkmale der Besessenheit genannt werden, die noch vielmehr als bisher den Unterschied zu Geisteskranken oder Hysterikern zeigen.

9. Das neunte Merkmal des dämonischen Fremdsprachenwunders kommt zwar in der Gadarenergeschichte nicht vor, schließt sich aber an die Tatsache an, daß der Gadarener sich mit Legion meldet. Wir hörten bei Don Juan, daß er in Sprachen redete, die er nicht gelernt hatte, und Schwester Maria verstand die sechs Sprachen, in denen mit ihr gesprochen wurde. Keine dieser Sprachen wie Latein, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Französisch, Englisch hatte sie vorher gelernt.
Parapsychologen haben dieses Sprachenwunder schon mit Telepathie zu erklären versucht. Es ist schon folgendes Experiment gemacht worden, daß man diese Fremdsprachen, die kein Anwesender verstand, auf ein Tonband aufnahm und später von Philologen übersetzen ließ. Aber auch für diesen Vorgang haben die Parapsychologen noch einen Ausweg. Sie sprechen von Dreieckstelepathie auf große Entfernung. Wie sollte dann aber bei dem brasilianischen Medium Mirabelli, der in Trance 28 Fremdsprachen darunter Hebräisch, Syrisch, Japanisch redete, die er nicht gelernt hatte, plötzlich in 28 Fällen eine Dreieckstelepathie zustande gekommen sein? Wissenschaftler setzen uns manchmal die absurdesten Hypothesen vor, weil sie die einfachen biblischen Tatbestände nicht anerkennen wollen.
Im Bereich der Psychiatrie gibt es überhaupt keine Erklärungsmöglichkeit. Ein Geisteskranker oder ein Hysteriker können nicht plötzlich eine andere Sprache sprechen, die sie nicht gelernt haben.

10. Ein weiteres Merkmal ist die Induktion, die Übertragung, der Übergang der Dämonen auf die Schweine. Die Legion verließ auf das Kommando Jesu den Gadarener und fuhr in 2000 Schweine, die den Abhang hinunterrasten und sich ins Meer stürzten. Einen solchen Vorgang finden wir bei Geisteskranken nicht. Hier versagen alle Erklärungsversuche.
In der Seelsorge sind mir einige solcher Beispiele bekanntgeworden. Ich habe einen Freund in der Schweiz, der in der Reichgottesarbeit einen verantwortlichen Platz einnimmt. Er ist im Toggenburg aufgewachsen. In seinem Elternhaus ist Zauberei getrieben worden. Der Vater war in okkulte Dinge verwickelt. Bei einer Evangelisation erlebte er aber eine klare Bekehrung und wurde von all seinen Bindungen und Belastungen frei. In der Stunde seiner Übergabe an Jesus fingen fünf Schweine im Stall zu toben an. Sie rannten wie irrsinnig einige Stunden im Stall herum. Der Bauer mußte sie erschießen.
In einer Seelsorge baten mich auch Dämonen eines Besessenen, in die Säue fahren zu dürfen. Ich antwortete: „Geht dahin, wo Jesus euch hinschickt.“
Meiner Erfahrung nach bevorzugen ausfahrende Dämonen aber Menschen und nicht Tiere. Wir sind damit bei einem beweiskräftigen Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Psychiatrie. Es gibt in der Pflege von Geisteskrankheiten ein so genanntes induziertes Irresein. Das bedeutet, daß eine Pflegerin, die vielleicht 30 Jahre Geisteskranke betreut hat, selbst geisteskrank wird. Auch bei Psychiatern kommt es selbst vor. Ich erinnere daran, daß Professor Schneider, der frühere Chef der Psychiatrischen Klinik in Heidelberg, depressiv wurde und sich das Leben nahm.
In Amsterdam kam ein Psychiater zu mir, der ebenfalls unter schweren Depressionen litt. Er ließ sich von mir nicht zu Christus führen. Auch er endete im Selbstmord.
Beim induzierten Irresein bleibt der ansteckende Geisteskranke krank, und der Gesunde wird ebenso krank. Bei der Übertragung vom Besessenen auf Gesunde wird der Besessene frei, und der befallene Gesunde wird besessen. Dafür habe ich viele Beispiele. Der Umfang des Buches verbietet die Erwähnung vieler Fälle. Ich weise auf die Sammlung von rund 400 Beispielen hin, die in meinem Buch Okkultes ABC stehen.

11. Ausfahrende Dämonen suchen immer eine neue Behausung, weil sie sich fürchten, in den Abgrund zu fahren. Wir haben im NT den Hinweis, daß wir es mit verschiedenen Gruppen von Dämonen zu tun haben. Es gibt solche, die Gott mit Ketten der Finsternis gebunden in den Abgrund (Tartarus) stieß (2. Petr. 2,4). Es gibt aber auch solche, die sich noch in den Luftgebieten aufhalten und auf die Menschen Einfluß zu gewinnen suchen. In Eph. 6,12 heißt es: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“
Die Furcht, in den Abgrund gesandt zu werden, wurde mir einige Male demonstriert, als die Dämonen riefen: „Do not send us into the pit“, oder sie schrien: „Do not send us into the abyss“ schicke uns nicht in den Abgrund! Irgendeine Behausung, am besten ein anderer Mensch oder notfalls Tiere, ist ihnen lieber als der Abgrund.
Ich habe in der Seelsorge schreckliche Beispiele erlebt, daß Besessene frei wurden, und irgendein Freund, der am meisten für sie betete, wurde gleichzeitig besessen.
Mir sitzt noch der Schock über ein Schweizer Erlebnis in allen Gliedern. Eine Frau betete für eine besessene Freundin einige Jahre lang. Nach vier Jahren wurde die Besessene frei und die Beterin zur gleichen Zeit besessen. Die frei gewordene Frau besucht ihre nunmehr geplagte Freundin nicht, weil sie Angst hat, wieder in den alten Zustand zu verfallen.
Mir ist klar, daß solche Beispiele unseren Psychiatern und Psychologen ein Greuel sind. Ich verstehe das. Der natürliche, nicht wiedergeborene Mensch versteht keine geistlichen Zusammenhänge.
Das Schweizer Beispiel ist eine große Warnung. Ohne göttlichen Auftrag müssen wir mit der Fürbitte für Besessene zurückhaltend sein. Am besten geschieht solcher Dienst in einer Gebetsgruppe. Eine solche Seelsorge ist Teamwork, Gruppenaufgabe.

12. Ein klares Argument gegen die Annahme der Psychiater, Besessenheit sei nur die seltene Form einer Hysterie oder einer Psychose, ist die Sprechweise der Dämonen.
Wenn unreine Geister aus einem Menschen sprechen, gebrauchen sie nicht die Ichform. Sie reden von dem Besessenen in der dritten Person. Ein Beispiel soll klären, was gemeint ist. Ein besessener junger Mann fiel bei meinem Gebet sofort in einen Dämmerzustand. Die fremde Stimme, die aus ihm sprach, rief mir zu: „Koch, gib mir eines deiner Kinder, dann gebe ich diesen frei.“ Natürlich bin ich im Namen Jesu diesem Ansinnen entgegengetreten.
Aus einer besessenen Krankenschwester, zu der ich gerufen wurde, sprach die Stimme eines im Kriege gefallenen SS-Offiziers. Als wir ihn austreiben wollten, schrie er: „Diese Frau gehört mir. Sie muß dahin kommen, wo ich bin.“ Es stellte sich in der Seelsorge heraus, daß diese Schwester zusammen mit ihrem Freund, dem SS-Offizier, sich während des Krieges mit ihrem Blut dem Teufel verschrieben hat. Später hören wir mehr darüber.
In der psychiatrischen und psychologischen Literatur werden solche Fälle von Verdopplung oder Vervielfachung der Persönlichkeit berichtet. Ich erinnere an das Buch von Prof. Österreich „Die Besessenheit“. Ich bin in meinem Buch „Seelsorge und Okkultismus« ab Seite 192 ausführlich darauf eingegangen. Die Psychiater erklären solche Persönlichkeitswandlungen als Spaltungen des Unbewußten in selbständige Teile, die sich meistens als bekannte historische Persönlichkeiten ausgeben.
Solche Kranke meistens Fälle aus dem schizophrenen Formenkreis geben sich beispielsweise als Cäsar aus oder als Napoleon, als Kaiser von China usw. Sie reden dann aber immer in der Ichform und verweisen nicht auf die Primärperson in der dritten Person.
Die Ichform und Erform sind ein scharfes Argument gegen die psychiatrischen Erklärungen, es handele sich bei Besessenen nur um Geisteskranke oder Hysteriker.

13. Wiederum völlig verschieden von der Arbeit der Psychiater ist die rasche Befreiung, wenn sie einem Seelsorger mit geistlicher Vollmacht begegnen. In der Gadarenergeschichte gebot Jesus: „Fahre aus, du unsauberer Geist!“ Und die ganze Legion dieser Finsternismächte hatte zu gehen.
Unsere Psychiater wissen, wie lange oft die Behandlung eines Geisteskranken dauert. Es kann Jahre gehen, bis eine Heilung eintritt, mitunter dauert die Therapie Jahrzehnte.
Bei geistlicher Vollmacht kann ein Besessener in einem Tag frei werden, ja es gibt sogar Fälle, die nur eine Stunde dauern.

14. Was uns bei dieser Seelsorge Jesu an dem Besessenen auffällt, ist die Ruhe, mit der Jesus dem Gadarener begegnet. Hier herrscht keine Hektik, keine sensationelle religiöse Schau, so turbulent die Schweinegeschichte auch ist. Hier geht es nicht um ein exorzistisches Manöver. In der Überlegenheit des Gottessohnes steht Jesus vor dem Heiden, befreit ihn und beweist damit seine göttliche Vollmacht.
Die geistliche Vollmacht ist die Kernfrage beim Exorzismus. Es geht nicht um Riten, nicht um fromme Zeremonien, nicht um eine Amtshandlung, nicht um eine kirchliche Demonstration, sondern um die Exousia kai dynamis, Gewalt und Kraft als göttliche Ausrüstung. Ein Machtbeweis liegt bei Jesus vor als Zeichen, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist.
Ein solches Handeln gibt es bei unseren Fachleuten der medizinischen und psychologischen Wissenschaften nicht, aber auch nicht bei extremen oder von Amts wegen eingesetzten Exorzisten.

15. Am Ende der Gadarenergeschichte steht die Bereitschaft dieses Heiden, Jesus nachzufolgen. Wenn die Entschlossenheit der Nachfolge Jesu bei einem Befreiten fehlt, kommen die Mächte gern wieder zurück. Davor warnt uns Lukas in Kapitel 11,24.
Sehen wir uns die Heilung eines Geisteskranken an, der zuerst mit Psychopharmaka, dann vielleicht mit Schocks und zuletzt mit einer Dauerschlafkur oder „Watertreatment“ (in USA praktizierte Embryohaltung in einem Warmwasserbecken) behandelt worden ist. Der geheilte Geisteskranke wurde wahrscheinlich vom Psychiater gewarnt, sich nicht zu sehr mit religiösen Dingen einzulassen, weil das seinem Zustand nicht zuträglich sei.
Und wie war es bei Jesus: Der Gadarener will in die Jüngerschaft eingegliedert werden. Jesus läßt das nicht zu, sondern gibt ihm einen Missionsauftrag: „Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen und verkündige ihnen, wie große Wohltat dir der Herr getan und sich deiner erbarmt hat!“

16. Am Ende dieser Geschichte steht der Sieg des Lichtes über die Finsternis, Sieg des Gottessohnes über einen schwerbelasteten, besessenen Heiden. Nicht unser Interesse an dunklen Geschichten soll genährt werden, sondern die Kenntnis, daß Jesus der Herr ist, vor dem Satan und das Heer der Hölle zittert.
Pfarrer Blumhardt, der auch einen schweren Kampf mit der besessenen Gottliebin Dittus durchgefochten hat, schenkte uns das Lied:
Jesus ist der Siegesheld,
der all seine Feind besieget.
Jesus ist’s, dem alle Welt
bald zu seinen Füßen lieget.
Jesus ist’s, der kommt mit Macht
und zum Licht führt aus der Nacht.

2. Ein weißer Rabe
Von dem nichttheologischen Autor Jean Starobinski kam der Titel heraus „Besessenheit und Exorzismus“ (Verlag Schulz, Percha). Er unternahm im dritten Kapitel den Versuch, einen Text des Evangeliums, die Geschichte vom besessenen Gadarener, rein literarisch auszulegen. Eingangs erwähnt er, daß seine Bibelexegese, da sie weder von einem Gläubigen noch von einem Theologen verfaßt ist, wegen ihres Außenseitertums unangemessen erscheint.
Diese Einschränkung beeindruckt wegen ihrer Bescheidenheit. In Wirklichkeit aber liegt hier eine grandlose Auslegung vor, wie ich sie bei keinem zünftigen Theologen je gelesen habe.
Er spricht von einer Ehrfurcht vor diesem Text, der von alters her in all seinen Teilen für das Werk einer Inspiration gehalten wurde. Vergleichen wir damit den Ausspruch Bultmanns, der die Geschichte vom besessenen Gadarener als einen Greuel ansah. Starobinski erklärt: „Der Text ist so strukturiert, daß der Leser oder Zuhörer des Evangeliums ipso facto durch die vermittelnde Erzählung zum Jünger Christi wird.“
Bedeutsam ist auch der Hinweis, daß die Gadarenergeschichte nicht nur der Zeit Jesu gilt, sondern zu einer erkennenden Lektüre aller Menschen und aller Zeiten geworden ist. Der Autor arbeitet auch die hauptsächlichsten Besessenheitssymptome heraus, allerdings nicht alle. Er gibt auch an, welche Beurteilungen dieser Evangeliumstext erhalten hat. Bei den Historikern herrscht die Auffassung vor, daß die Fälle von dämonischer Besessenheit ein gutes Beispiel für die kulturelle Interpretation sind. Die Mediziner weisen auf einige Krankheitsbilder hin, wie z. B. Epilepsie, Athetosen (wurmartige Verkrümmungen des Leibes), Schizophrenie und Hysterie.
Für mich ist es ein gewaltiges Bekenntnis, daß dieser hochbegabte Autor zuletzt seine Meinung in dem Satz zusammenfaßt: „Ich glaube, daß die Hypothese, die den Begriff der Teufelsbesessenheit als ein auf eine vorhergehende Gegebenheit angewandtes interpretatives Werkzeug betrachtet, nicht von der Hand zu weisen ist.“ Dieses Bekenntnis hat um so mehr Gewicht, da es von einem vielseitigen Wissenschaftler gegeben wird. Starobinski ist Literaturhistoriker, Professor für Ideengeschichte, Kunst und Musik-Wissenschaftler, Philosoph und Arzt. Er ist Präsident der Genfer Rencontres Internationales, ferner der Gesellschaft Jean Jacques Rousseau.

3. Satan

Zum Thema Besessenheit gehören einige Hinweise über Satan und die Dämonen. Wir beherzigen dabei, was Adolf Pohl in seinem Kommentar über die Offenbarung zweiter Teil Seite 104 sagt: „Wir haben nicht an den Teufel zu glauben, sondern ihm zu widerstehen. Wir sollen ihn uns auch nicht genau vorstellen wollen und uns weder in eine Betrachtung des Satanischen vertiefen, noch eine ausführliche Satanslehre anstreben, noch in unserer Umwelt Satansgewißheit verbreiten. Nicht einmal dann, wenn andere den Satan wegdisputieren, streiten wir beharrlich mit ihnen … Wer sich in Belehrung über Satan und Dämonen ergeht, gewinnt für das Heil gar nichts.“
Dieses Warnschild enthält ein gutes Element, aber auch ein gefährliches. Das Positive an dieser Warnung ist der Hinweis, daß wir keine Satanologie noch Dämonologie betreiben, sondern Christologie. Inhalt unseres Glaubens ist allein der dreieinige Gott und nicht Satan und die Dämonen.
Auf der anderen Seite heißt das nicht, daß wir sie als „Nichtse“ behandeln und tun, als wären sie nicht da. Diese Haltung findet sich bei gläubigen Christen, bei positiven Theologen und bei den Modernen.
Äußerungen, wie wir sie hier bei Pohl finden, haben dazu beigetragen, daß viele Seelsorger sich weigern, okkult Belastete oder gar Besessene zu betreuen. Die wenigen, die darin noch einen Auftrag sehen, werden dann überlaufen, überfordert und über die Maßen in Anspruch genommen. Auf dem Gebiet der Seelsorge vollzieht sich zunehmend eine Tragödie, weil unsere dämonenschwangere Zeit ein Heer von schwer angefochtenen Menschen produziert, die dann in die unrechten Hände übergeben werden, weil unsere frommen Brüder sich theologisch gut abgesichert distanzieren.
Adolf Pohl weist auf Jakobus 4,7 hin: „Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch!“ Wie soll man aber dem Feind widerstehen, wenn wir die Augen vor ihm schließen? In der Kriegführung werden Nebelwerfer benützt, um die Fronten unsichtbar zu machen. Im Nebel trifft kein Schütze das Ziel. Wir brauchen ein gewisses Maß an Erkenntnis, um dem Feind wirksam begegnen zu können.
Noch schlimmer sind die Irrlehren der Modernen oder der von ihnen Beeinflußten. So schrieb Pfarrer Haack, wir hätten dem Teufel nur noch einen Nachruf zu widmen. Einen Nachruf gibt man Verstorbenen. Wir kennen diese Theologie. Dorothee Sölle meint: Gott ist tot. Pfarrer Haack sagt: Der Teufel ist tot.
Wir brauchen uns nicht zu wundern, daß bei den gläubigen Christen und bei Namenchristen soviel Verwirrung im Blick auf die Existenz und Tätigkeit des Teufels herrscht. Das ist im Wesen Satans begründet. In Offbg. 12,9 lesen wir: O planon ten oikumenen olen = Der den ganzen Weltkreis in die Irre führt. Das griechische Verb planáo heißt täuschen, verwirren, irreführen. Diese Funktion Satans neben vielen anderen finden wir in der ganzen Bibel. Jesus nennt ihn Vater der Lügner (Joh. 8,44). Diesem Tatbestand begegnen wir schon auf den ersten Seiten der Bibel. Versuchung und Fall des ersten Menschenpaares (l. Mos. 3) war ein Werk der Schlange, die Satan verkörpert.
Der Ursprung Satans ist weithin verborgen. Wir haben aber einige Hinweise. Namhafte Schriftausleger sind der Überzeugung, daß vor der Erschaffung des Menschen eine Rebellion in der Engelwelt stattgefunden hat. . . .
Geisterfüllte Schriftausleger haben allezeit den Sturz Babels und des Königs von Tyrus hintergründig als den Sturz Luzifers angesehen. In der biblischen Prophetie stehen wir oft vor dem Doppelsinn der Weissagung. In den historischen Sinn ist eine prophetische Aussage hineingepackt. Sehen wir uns die beiden Schriftstellen einmal kurz an:
Jes. 14,12 f.: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern. Gedachtest du in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen und gleich sein dem Allerhöchsten?“

Im Auszug wird die Stelle Hes. 28,12f. hinzugefügt: „Du bist wie ein Cherub, der sich ausbreitet. Du warst ohne Tadel in deinem Tun, von dem Tage an, da du geschaffen wurdest, bis sich deine Missetat gefunden hat.“
Es wird gut sein, man liest diese Abschnitte in der Bibel nach. Es wird hier eine Schilderung gegeben, die man nicht auf irdische Könige beziehen kann. Darum weist Pastor Heitmüller in seiner Schrift „Engel und Dämonen“ Seite 13 darauf hin: „Hinter der Beschreibung vom Sturz Babels und des Falles des Königs von Tyrus erkennen wir die Empörung und den Sturz Luzifers als das Urereignis. Ja, es will mir scheinen, daß die Worte Babel und Tyrus nur Decknamen für den Fürsten der Welt sind.“
Im NT wird der Fall Luzifers bestätigt:
Joh. 8,44: „Der Teufel ist nicht bestanden in der Wahrheit.“
2. Petr. 2,4: „Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie in den Tatarus verstoßen.
Judas 6: „Auch die Engel, die ihr Fürstentum nicht bewahrten, sondern verließen ihre Behausung, hat er behalten zum Gericht.“

Die nächste Frage ist, welche Ziele dieser gefallene Engelfürst verfolgt.
Die Erklärung seines Namens gibt Antwort. Das hebräische Verbum satan heißt anfeinden, anklagen, befehden. Das Nomen (Hauptwort) Satan bedeutet Widersacher, Gegner. Im außerbiblischen Sprachgebrauch wird das Wort auch benützt und bedeutet, vor Gericht gegen jemand Anklage erheben.
In diesem Sinne spielt Satan gegenüber den Gläubigen vor Gott die Rolle des Staatsanwaltes. In dieser Position des Anklägers finden wir Satan in Hiob Kapitel 1,6 12. In Hiob 31,3 5 wird sogar von einer Anklageschrift gesprochen. „Siehe die Schrift, die mein Verkläger geschrieben.“
Ein weiteres Beispiel dieser Art finden wir in Sach. 3,1, wo es heißt: „Und mir war gezeigt der Hohepriester Josua stehend vor dem Engel des Herrn; und der Satan stand zu seiner Rechten, daß er ihm widerstünde.“
Satan hatte das Recht, Josua wegen seiner Unreinheit vor Gott zu verklagen.
Mit dem Kommen Jesu verliert Satan seine Stelle als Ankläger. Jesus sagte (Lukas 10,18): „Ich sah wohl den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz.“
Als ein eschatologisches Ereignis wird in Offbg. 12,10 angekündigt:
“Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus, weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott.“
Im NT wird die aus dem Griechischen stammende Bezeichnung diabolos mehr gebraucht als das hebräische Satan. Diabolos bedeutet Durcheinanderwerfer, Quertreiber, Verleumder. Inhaltlich decken sich beide Ausdrücke. Das wird zum Beispiel in Offbg. 12,9 gezeigt:
“Es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ Drache, Schlange, Teufel, Satan sind also auswechselbare Synonyme, sinnverwandte Vorstellungen. Wir können dem Begriff Teufel im NT nicht nachgehen, weil das den Rahmen eines Taschenbuches sprengt. Eine Visitenkarte ist uns mit dem Johanneswort gegeben. Wir wollen es nur noch ein wenig erweitern.
Wir finden folgende „Amtsbezeichnungen“ für den Teufel, die gefallene Majestät:
Herrscher der Welt – Joh. 12,31
Fürst dieser Welt Joh. – 14,30
Gott dieser Welt – 2. Kor. 4,4
Der Arge – Joh. 17,15
Der Bösewicht – Eph. 6,16
Der Verführer – Mt. 6,24
Der Verkläger – Off. 12,10
Der Versucher – Mt. 4,3
Der Widersacher – 1. Petrus 5, 8
Der Vater der Lüge – Joh. 8,44
Der Verstellungskünstler (Engel des Lichtes) – 2 Kor. 11,14
Der Gott Mammon – Mt. 6,24
Der Drache – Offb. 12,9
Die alte Schlange – Off. 12,9
Der Mörder – Joh. 8,44
Der brüllende Löwe – 1. Petr. 5,8
Wahrhaftig, eine unheimliche Visitenkarte!

Friedrich Heitmüller schreibt in seiner Studie „Engel und Dämonen“, Seite 16: „Aufgrund aller Schriftstellen, die sich auf die Absichten und geschichtlichen Methoden des Satans beziehen, kann man sieben Grundprinzipien satanisch dämonischer Wirkungsweise unterscheiden:
die Selbstherrlichkeit, die Weltherrlichkeit, den Gegenschlag, die Lüge, den Mammon, die Unreinheit, die Besessenheit.“
Die Visitenkarte des Erzfeindes soll auch in unseren Jahrzehnten weiter erläutert werden. Wir erleben in der Gegenwart eine Verstärkung satanischer Aktivität und eine gräßliche Entfaltung seines Aufmarsches gegen Gott.
Es werden nur einzelne Ereignisse angetippt. Es ist einfach unmöglich, die Fülle des Stoffes zu bewältigen.
War nicht der Rassenhochmut des Dritten Reiches, der Millionen Juden und Millionen von Soldaten das Leben kostete, nicht eine Aktion Satans? Man kann mit Recht von einer rassistischen Besessenheit reden. Mir ist das Erlebnis eines SS Offiziers bekannt. Er leitete während des Krieges eine Massenerschießung. Kleine Kinder krochen noch auf den toten Leibern ihrer Mütter. Der SS Offizier sagte erschüttert: „Ich glaube nicht an Gott. Wenn es aber einen gibt, werden wir diesen Krieg verlieren.“ Er war damit ein säkularer Prophet.
Die Tatsache, daß Sowjetrußland mit seinem radikal praktizierten Atheismus sein Land zu einem einzigen KZ verwandelt hat, weist wieder auf den unheimlichen Drahtzieher hin. Nur eine Kleinigkeit am Rande! Zur Zeit dieser Niederschrift laufen in Moskau die Olympischen Spiele. Die ausländischen Journalisten werden scharf überwacht, dennoch gelingen manche Schnappschüsse, die nicht zum olympischen Programm gehören. Im Fernsehen war zu beobachten, daß die Sportler vom Stadion zu ihren Unterkünften von der Polizei begleitet wurden. Moskau hat zu diesem Zweck 5000 Polizisten von anderen Städten zusammengezogen. Links und rechts von den Sportlern ist eine lückenlose Eskorte von Polizisten. Offiziell, um die Sportler zu ehren! In Wirklichkeit, um zu verhindern, daß es keinem Sportler gelingt, eine ausländische Botschaft zu erreichen und dort um Asyl nachzusuchen. Der Bevölkerung von Moskau ist jeglicher Kontakt mit den Sportlern verboten. Sie dürfen sich nicht in das Gebiet begeben, wo die ausländischen Sportler untergebracht sind. Sinn dieser Absperrung, daß keine Post und keine Beschwerdeaktionen in das Ausland gelangen. Ist das nicht ein satanisches System der Verknechtung?
Zu dieser politischen Machtbesessenheit ein kurzer Hinweis auf die Drogenepidemie unserer Tage. Es wurde behauptet, daß Amerika den Krieg in Vietnam verloren hat, weil 60 % seiner Soldaten rauschgiftsüchtig waren. Es hat aber keinen Sinn, über den großen Teich zu schauen, wir haben genug im eigenen Land zu tun. Die Zeitungen melden dauernd die Fälle von Rauschgifttoten. Es ist eine unheilvolle Tragödie, daß junge Menschen durch den Rauschgiftkonsum ihr Leben ruinieren, danach mit 25 oder 30 Jahren Frührentner sind . . .
Gehen wir kurz auf den Sektor der pseudoreligiösen Vorgänge.
Der Daily Telegraph von London berichtete vom 26. März 1975 folgenden Vorfall: Die Methodistischen Pastoren Raymond Smith und Peter Vincent führten mit einem angeblich besessenen Gemeindeglied mit Namen Michael Taylor einen Exorzismus durch. Nach dem Exorzismus ging dieser Mann, Vater von fünf Kindern, heim und tötete auf brutale Weise seine Frau. Er stach ihr die Augen aus und schnitt ihre Zunge ab. Dann lief er mit blutigen Händen durch die Straßen, rannte zur Polizei und stellte sich. Er gab dann ein Geständnis, das die Pastoren schwer belastete. Er erklärte: „Die Pastoren wollten mir Frieden bringen, stattdessen füllten sie mich mit dem Teufel. Sie preßten mich in der letzten Nacht zu dieser Tat.“ Diese letzte Aussage ist eine Unwahrheit. Pfarrer pressen niemand zum Mord. Dieser unglückliche Mann hätte in eine Nervenheilanstalt gehört, bevor diese schauerliche Tat geschah. Beide Pfarrer wurden vor Gericht gezogen wie die Klingenberger Exorzisten. Es kam bei der Verhandlung heraus, daß Pfarrer Smith vorgeschlagen hatte, Taylor einem Psychiater zu übergeben. Pastor Vincent hat das aber abgelehnt. Soll hier nun Gott am Werk gewesen sein? Nein, der Mörder von Anfang!
Eines der furchtbarsten pseudoreligiösen Verbrechen ist die Todesorgie von Guayana. Der Sektengründer Jim Jones sammelte in Kalifornien einige tausend Menschen um sich, denen er predigte. Sein Ziel war, alle Klassenschranken und soziale Unterschiede zu überwinden. Diese Sekte Tempel des Volkes entwickelte sich zu einer Art Diktatur. Die Mitglieder hatten ihr Vermögen abzugeben. Jegliche Verbindung mit Angehörigen oder Verwandten mußte aufgegeben werden. Als sich Widerstände ergaben, siedelte Jones mit 1200 Getreuen in den Dschungel von Guayana (Südamerika) um, wo er Jonestown gründete. Hier entstand eine Kommune, in der alles gemeinsam war. Jones entwickelte sich zu einem Despoten und sexuellen Sadisten. Da immer mehr Eltern sich um ihre Kinder sorgten, reisten mit Billigung Carters ein Regierungsvertreter, Ryan, drei Journalisten und eine Frau nach Jonestown, um die Verhältnisse zu erforschen. Es war ein Flug in den Tod. Jones hatte Killer beauftragt, die diese fünf Besucher auf dem Flugplatz erschossen. Danach begann die eigentliche Tragödie. Jones entfachte durch „süße Reden“ eine Todesstimmung und Todesbereitschaft. Er suggerierte und inspirierte seine Anhänger so, daß sie zu einem Massenselbstmord bereit wurden. Die Sektenmitglieder beschlossen, gemeinsam durch Gift aus dem Leben zu gehen. An einem Tag vollzog sich diese Tragödie. Wer nicht freiwillig bereit war, wurde von den letzten Getreuen erschossen. Insgesamt sind rund 900 Menschen bei diesem gräßlichen Schauspiel ums Leben gekommen. Ganz Amerika, ja die ganze Welt horchte auf. Soll das im Namen Gottes geschehen sein? Nein, es stand der Vater der Lüge, der Fürst dieser Welt dahinter!
Ich frage nun denjenigen, die dem Teufel einen Totenschein ausgestellt haben, ist der Teufel zu unserer Zeit tot, wenn solch schauerliche Dinge passieren?
Natürlich gibt es noch andere Ebenen, wo Satans Wirken nicht so offenkundig ist. Der Teufel, der in Holzpantoffeln kommt, wird schneller erkannt als der, der sich auf Filzpantoffeln heranschleicht. Der verborgen wirkende Satan ist gefährlicher als der polternde. Wir hören noch davon.

4. Die Dämonen
In meinem englischen Buch „Demonology Past and Present“ habe ich ein langes Kapitel über den Begriff Dämon geschrieben. Ich will nicht wiederholen, was dort schon veröffentlicht ist. Außerdem soll der Bericht auch für theologische Laien verständlich bleiben. (Deutsch liegt das Buch nicht vor.)
Im AT finden wir verschiedene Ausdrücke für die Vorstellung des Dämonischen oder der Dämonen.

1. In 1. Mos. 6,4 steht der Ausdruck nephilim. In der Septuaginta und in unseren deutschen Übersetzungen steht dafür das Wort Riesen. Die hebräische Wurzel dieses Wortes ist naphal = fallen. Nephilim kann daher mit größerer Genauigkeit als die „Gefallenen“ übersetzt werden. Im Vers 5 des Textes zeigt sich dann, daß unter diesen Gefallenen die Bosheit auf Erden groß war.

2. Den zweiten Ausdruck für Dämonen finden wir als Shedhim in 5. Mos. 32,17 und Ps. 106,37:
„Sie opferten ihre Söhne und Töchter den Dämonen.“ Shedhim wurde von Luther häufig mit Teufeln übersetzt. Die Wurzel dieses Ausdruckes ist shud = herrschen, Herr sein wollen. Die brutale Herrschsucht der dämonischen Mächte wird bei besessenen Menschen stets offenbar. Ethelbert Stauffer sagte: „Wer den Dämonengeist hat, der verrät sich dadurch, daß er eine führende Rolle spielen will.“ (NT-Theologie S. 49.)

3. Eine dritte Bezeichnung in der hebräischen Bibel ist Seirim. Luther übersetzte wieder Feldteufel. Wörtlich übersetzt heißt es Ziegenböcke oder bocksgestaltige Waldgeister. In 3. Mos. 17,7 steht: „Sie sollen keine Opfer den Böcken darbringen.“ Diese Stelle ist ein Ausgangspunkt für den Ziegenbockskult (goat of Mendes), den die Satanisten heute treiben.

4. Weitere Bezeichnungen für Dämonen und Götzen finden sich in Jes. 65,11: „Ihr richtet dem Gad einen Tisch und schenkt vom Trankopfer voll ein der Meni.“ Gad und Meni sind Schicksalsgötter und wurden oft mit Baal oder Bel gleichgesetzt.

5. Ein unheimlicher Dämonenkult war das Molochopfer. Die Kanaaniter praktizierten Menschenopfer. In 3. Mos. 18,21 verbot Gott diese Opferform: „Du sollst nicht eines deiner Kinder geben, daß es dem Moloch geweiht werde, damit du nicht entheiligst den Namen deines Gottes. Ich bin der Herr.“ Moloch ist das hebräische Melech = König. Kinderopfer gibt es bis in die jüngste Zeit herein beim Macumba Spiritismus in Brasilien, beim Woodooismus auf Haiti, beim Satanismus in Kalifornien, Südafrika und in anderen Ländern.

6. In 2. Kön. 1,2 wird Baal Sebub von Ekron genannt. Dieser Dämon wird auch im NT (Mt. 12,27) erwähnt. Die Pharisäer werfen Jesus vor, er hätte die Teufel durch Beelzebub ausgetrieben. Es wären noch viele Götzen aus dem Bereich des AT zu nennen. Denken wir an Dagon (Ri. 16,23), Sikkuth und Chiun in Amos 5,26. Erinnern wir an den kanaanitischen Pestgott Rescheph und an das Nachtgespenst Lilith. Der sich in der Wüste herumtreibende Asasel (3. Mos. 16,8) muß erwähnt werden. Der Götzendienst der Kanaaniter umspülte und umbrandete Israel, das oft in der Gefahr war, sich diesen heidnischen Gottheiten zu öffnen.
Die grundsätzliche Stellung des AT gegenüber diesen Götzen wird in Ps. 96,5 gezeigt: „Alle Götter der Völker sind Götzen.“ Im Hebräischen steht hier der Ausdruck elilim = Nichtse. Die Götzen sind Nichtse, die Dämonen dahinter aber eine furchtbare Realität.
Damit beenden wir den kleinen Rundgang durch die Götzen- und Dämonenwelt des AT. Das NT wird in dieser Frage klarer für uns.
In Mt. 25,41 spricht der Herr Jesus vom Teufel und seinen Engeln. Auch Judas Vers 6 redet von den gefallenen Engeln, die Luzifers Rebellion mitgemacht haben und seither als Dämonen ihr Unwesen treiben. Ferner weist die Offbg. 12,9 darauf hin, daß Satan auf die Erde geworfen wurde und mit ihm seine Engel. Manche Schriftausleger sehen in Offbg. 12,4 den Hinweis, daß ein Drittel der Engel mit von Satans Partie war. Einen Beweis dafür gibt es nicht.
Literaturgeschichtlich ist zum Begriff Dämon im NT folgendes zu sagen. Der sprachliche Ausdruck Dämon kommt nur einmal vor, und zwar Mt. 8,31: Oi de daimones parekaloun auton = Die Dämonen baten ihn. Hier hat Luther statt Dämonen Teufel übersetzt. Dazu besteht im biblischen Sprachgebrauch ein Recht.
Sonst wird im NT der Ausdruck daimonion in den Evangelien insgesamt 45mal verwendet. Mit gleicher Bewertung taucht in den Evangelien und in der Apostelgeschichte 20mal der Ausdruck pneuma akatharton = unreiner Geist auf. Siebenmal erscheint bei Matthäus, Lukas und Apostelgeschichte der Ausdruck pneuma poneron = boshafter Geist, böser Geist.
Mit den philologischen Erläuterungen sind wir noch nicht bei den Kernfragen. Wenn wir nach der Unterscheidung von den Dämonen und unreinen Geistern fragen, geraten wir bereits in Schwierigkeiten oder Streitfragen. Dämonen sind gefallene Engel. Wer aber sind die unreinen oder bösen Geister? In der jüdischen Dämonologie sind die Dämonen böse Geister. Eine Verbindung mit den Seelen unselig verstorbener Menschen wird ausgeschlossen.
Der Historiker Josephus, von Homer beeinflußt, denkt anders. Er meinte, Dämonen seien Geister von gottlos Verstorbenen, die in lebende Menschen einfahren. In der altchristlichen Literatur finden wir bei Justin (geb. 100 n. Chr., zum Christentum übergetreten 130 n. Chr.) die Vorstellung, daß ein Teil der Dämonen Totengeister sind.
Nun gibt es auch in der Gegenwart Christen, die ähnlich denken wie Josephus und Justin. Pfarrer Vogel, der Autor von „Die göttliche Waffenrüstung gegen die Geister der Bosheit“ denkt ebenso. Dr. med. Lechler, mit dem ich sehr befreundet war, folgt in diesem Punkt Pfarrer Vogel. Woher kommt diese Vorstellung? Wer Seelsorge mit Besessenen hatte, weiß, daß die Stimmen, die aus dem Besessenen sprechen, manchmal sich als Geister der Verstorbenen ausgeben. So hatte ich ein besessenes Mädchen in Frankreich in der Seelsorge. Der Geist, der aus ihr sprach, gab sich als ihre verstorbene Großmutter aus, die Zauberei getrieben hatte und in der Ewigkeit nicht zur Ruhe kam.
Ein anderer Fall ist mir aus Übersee bekannt. Eine Frau wurde in einem Spiritistenzirkel mit einem verstorbenen Indianerhäuptling verheiratet. Solche Geisterhochzeiten gibt es in vielen außereuropäischen Ländern. In Europa ist mir nur in Zürich in der Seelsorge etwas Ähnliches begegnet. Im Gefolge dieser Geisterhochzeit wurde die Frau besessen. Als Missionare sich ihrer annahmen und mit ihr beteten, fiel sie in Trance. Eine Männerstimme sprach aus ihr: „Die bekommt ihr nicht. Sie gehört mir. Sie ist meine Squaw (Frau).“ Der Protest des Indianers erfolgte in seinem Dialekt. Manchmal stürmte diese Frau in der Halbtrance hinaus ins Freie, stieß einen indianischen Kriegsruf aus und schwang den Arm, als wollte sie den Tomahawk werfen.
Aufgrund solcher Erfahrungen bekamen viele Seelsorger die Vorstellung, daß es sich hier tatsächlich um die Geister von Verstorbenen handle. Das ist ein Glaube, den wir auch bei den Spiritisten finden.
Ich bin mit dieser Meinung zurückhaltend, weil die Bibel diesen Gedanken nirgends äußert. Diese seelsorgerlichen Erfahrungen lassen sich auch anders deuten. Wenn Zauberer, Magier und andere gottlose Menschen besessen waren, werden sie bei ihrem Tode von dem Dämon verlassen. Dieser sucht sich dann eine andere Behausung, einen anderen Menschen oder er meldet sich bei einem Spiritisten, der in der Trance liegt. Dann ist es nicht der Geist der Großmutter oder der Geist des Indlanerhäuptlings, sondern deren Dämon. Daß Dämonen ausfahren und in den Menschen zurückkehren können, sehen wir aus Lukas 11,24:
“Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausfährt, sucht er Ruhe und findet sie nicht. So spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin.“
Bei den Zulu Zauberern ist das eine völlig bekannte Tatsache, daß beim Tode eines Zauberers dessen Geist, vielmehr dessen Dämon, in ein anderes Glied der Familie fährt. Was unter heidnischen Völkern weitverbreitet ist, kommt auch in Europa vor. Hier habe ich auch solche Beispiele gesammelt.
Wir sollen bei unseren Aussagen nicht über das hinausgehen, was die Bibel sagt. Wenn Gott über einen Punkt in der Heiligen Schrift Schweigen bewahrt hat, dürfen wir nicht anfangen zu spekulieren.
In diesem Zusammenhang weise ich auf das zentrale und ausgezeichnete Buch von W. C. van Dam „Dämonen und Besessene“ hin. Auf Seite 259 schreibt er: „In den Evangelien sind Dämonen und unreine Geister miteinander identisch. Wir nehmen daher an, daß die Dämonen als Lügengeister nur vortäuschen, Geister Verstorbener zu sein. Sie spielen die Rolle Verstorbener, um Verwirrung zu stiften und den Aberglauben zu fördern. Wie können Dämonen diese Rolle spielen? Woher haben sie die intimen Kenntnisse der Verstorbenen? Es ist möglich, daß sie zu deren Lebzeiten in ihnen gewohnt haben. Schon Tertullian war davon überzeugt. In der Magie werden nicht die Geister von Zauberern aufgerufen, sondern die Dämonen, die früher in ihnen gewohnt haben.“  –  Van Dam spricht hier aus, was ich seit Jahren in meinen Vorträgen und in zwei Taschenbüchern auch so dargestellt habe.

Bei der nächsten Frage geht es um den Aufenthaltsort oder die Operationsbasis der Dämonen. Das NT gibt uns darin Auskunft.
In 2. Petr. 2,4 lesen wir: „Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben, daß sie zum Gericht behalten würden.“ Was Luther übersetzt „zur Hölle verstoßen“, heißt im griechischen Originaltext „tartarosas“ = in den Tartarus verstoßen. Der Tartarus ist in der griechischen Mythologie der tiefste Abgrund der Unterwelt. In diese unterste „Hölle“ hat Zeus die Titanen geschickt. Es gibt Schriftausleger, die meinen, Gott habe die gefallenen Engel, die sich mit Menschentöchtern eingelassen haben (1. Mos. 6,4) in den Tartarus verbannt. Die Nachkommen dieser unheimlichen Verbindung zwischen Dämonen und Menschen wurden Riesen, sagt die Heilige Schrift. Die Titanen von Zeus waren ebenfalls Riesen. Darum ist es nicht verwunderlich, daß unsere Modernisten hier einen mythischen Einschub vermuten. Mythische Einschübe lehne ich ab. Was die Bibel sagt, bleibt bis zum letzten Tüttel bestehen.

Ein zweiter Aufenthaltsort der Dämonen ist der Abgrund. In der griechischen Sprache wird hier abyssos gebraucht. Als Jesus den besessenen Gadarener befreite (Mk. 5 und Lk. 8) baten ihn die Dämonen, er möchte sie nicht in den Abgrund schicken. Dieser Abyssos hat einen König Abaddon (Apollyon). In Offbg. 20,3 wird prophezeit, daß der Drachen in den Abyssos geworfen wird. Das Wort Abyssos wird in diesem letzten Buch der Bibel achtmal benützt. Diese Stellen zeigen, daß nicht alle Dämonen jetzt schon in den Tartarus gebunden sind. Viele Dämonen sind noch frei und verrichten die Aufträge Satans.

Damit kommen wir zum dritten dämonischen Bereich. Paulus nennt das Operationsgebiet der noch frei wirkenden Dämonen in Epheser 6,12: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ Die Dämonen treiben sich im Luftgebiet umher und unternehmen hier ihre Vorstöße auf die Menschen.
In der Seelsorge mit Besessenen haben wir es gewöhnlich mit diesen bösen Geistern zu tun. Bemerkenswert ist oft bei der Austreibung dieser Mächte ihr Schreien: „Sende uns nicht in den Abgrund!“ Sie haben also die gleiche Bitte wie die Dämonen des besessenen Gadareners. Ich selbst habe mir in jahrzehntelanger Seelsorge noch nie die Macht angemaßt, ausfahrende Dämonen in den Abgrund zu schicken. Ich sagte gewöhnlich: „Geht dahin, wo Jesus euch hinschickt.“ Ich kenne aber Brüder, die einen Schritt weitergehen.
Viel wichtiger als die Kenntnis der Operationsbasen der Dämonen ist das Wissen um ihre Tätigkeit. Bevor darüber einiges gesagt wird, muß ich zuerst extreme Vorstellungen abwehren. In gewissen ekstatischen Kreisen fand ich manchmal die Meinung, jede Sünde sei von einem Dämon verursacht worden, den man dann austreiben könne. Man sprach von einem Dämon des Hochmutes, Dämon des Geizes, Dämon des Zornes, vom Sexdämon usw. Wir müssen uns vor allen Übertreibungen hüten. Jakobus kann uns eine Grenzlinie ziehen. Er sagt in Kap. 1, 14: „Ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird.“
Was treiben nun eigentlich die Dämonen? Gehen wir davon aus, was der Engel Geschäfte sind. In Hebr. 1,14 lesen wir: „Sind die Engel nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit?“
Die Hilfe der Engel ragt weiter in das Leben der Gläubigen hinein, als bekannt ist. Denken wir an den Besuch des Engels Gabriel, den Daniel nach seinem Bußgebet um Israel erhielt (Dan. 9). Gabriel war es auch, der von Gott zur Maria nach Nazareth gesandt wurde, um die Geburt Jesu anzukündigen.
So wie Gott sich seiner Engel bedient, so gebraucht Satan die Dämonen als seine Engel und Werkzeuge, um Unheil anzurichten. Die Bibelstelle Offbg. 12,9 wurde schon zweimal erwähnt. Hier werden Satan und seine Engel genannt.
Und nun wäre ein Buch über die Wirksamkeit der Dämonen zu schreiben. Das tue ich aber nicht. Ich schreibe lieber zehn Bücher über die Erweckungen der Gegenwart. Das ist auch geschehen. Wir kommen aber um das leidvolle Thema dämonischer Wirksamkeit nicht herum.
Zu den Auswirkungen dämonischer Aktivität äußert sich van Dam in seinem Buch Seite 84f. Ich will nur kleine Hinweise geben, obwohl mir viel Material vorliegt.
Ich erinnere mich gut an die Erzählungen meiner Großmutter, als ich ein kleiner Knirps war. Mein Geburtsort Berghausen/Karlsruhe liegt nur 22 km von der französischen Grenze entfernt. Die Wellen der katastrophenreichen Französischen Revolution schlugen bis in unser Dorf hinein. Aufzeichnungen wurden nur spärlich gemacht. Um so eifriger wurde mündliche Überlieferung weitergegeben. Unser Dorf hatte auch Spökenkieker, Menschen mit der medialen Fähigkeit des zweiten Gesichtes. Diese Befähigung ist keine Gabe Gottes oder der Natur, sondern eine späte Auswirkung der Zaubereisünden der Vorfahren.
Einer der letzten Spökenkieker unseres Dorfes war in meiner Seelsorge. Spökenkieker sehen gewöhnlich Brandkatastrophen, Überschwemmungen, politische Umstürze voraus. So hieß es in unserer Gegend, daß Menschen mit dieser besonderen Schau die Luft voller Dämonen sahen, die alle Frankreich zustrebten. – Wir wissen es ohne die Spökenkieker, daß Revolutionen mit dem dunklen Geschäft der Dämonen verquickt sind.
Auf einer ähnlichen Ebene liegt ein Ereignis von China, das mir ein Missionar in Saikung vor vielen Jahren erzählte. Er hatte einen Besessenen zu betreuen. Die Dämonen antworteten dem Seelsorger: „Wir gehen hier raus, nicht weil du es befiehlst, sondern weil unser Chef es befiehlt, nach Deutschland zu ziehen, um dort Hitler zu helfen.“ Waren hier vielleicht keine Dämonen am Werk, als Hitler Millionen von Menschen ermorden ließ und ganz Europa in die größte Katastrophe seiner Geschichte stürzte?

Nicht nur politische Katastrophen und Verfolgungswellen gegen die Christen kommen auf das Konto der Satansengel, auch geophysikalische Ereignisse wie Erdbeben und Vulkanausbrüche haben trotz der natürlichen Ursachen auch die Mitwirkung der bösen Geister unter dem Himmel. Man mag darüber lachen, die Rationalisten tun es bestimmt. Es ist besser aufmerksam die Offenbarung zu lesen, dann entdecken wir derartige Zusammenhänge.
Für uns wichtigere Erkenntnis ist die Entdeckung, wie weit die Dämonen unser Leben zu beeinflussen suchen. Jede Schwäche nützen diese Engel Satans aus, um eine große Leidenschaft daraus zu entfachen. Sie wollen uns nach Leib, Seele und Geist schädigen und vernichten, falls es ihnen gelingen sollte.
Sie sind in jedem Fall verwickelt auf dem Gebiet des Spiritismus und der Zauberei jeglicher Art. Die Dämonen sind die Urheber der Umsessenheit und Besessenheit.
Am verheerendsten wirken sie unter frommem Deckmantel. Denken wir etwa an die Wahrsagerin in Philippi (Apg. 16,16f.), die fromm redete und fromme Prophezeiungen gab. Diese Tätigkeit entspricht am meisten ihrem unheimlichen Kommandanten, der sich selbst gern in einen Engel des Lichtes verwandelt (2. Kor. 11,14). In diesem Zusammenhang schreibt Stauffer in Theologie des NT, Seite 50: „Satan kleidet sich in die Gestalt eines Lichtengels, und seine Hilfstruppen sind die Heuchler, die im Gewande der Frömmigkeit einhergehen, die Pseudobrüder, Pseudozeugen, Pseudolehrer, Pseudoapostel, Pseudopropheten, Pseudomessiasse.“  –  Stauffer schrieb das 1946. Heute muß man noch hinzufügen: Pseudocharismata, Pseudoerweckungen, Pseudovisionen, Pseudoweissagungen, Pseudotheologien. Selbstverständlich werden echte Charismata und echte Erweckungen voll anerkannt.
Pseudos (griechisch) heißt Lüge. Satan, der Vater der Lüge, hat Söhne als Kinder der Lüge. Betrügen, lügen, irreführen, verführen ist die Grundtendenz ihrer Natur. Die Betrogenen brauchen wir nicht nur bei den Kindern dieser Welt zu suchen. Wieviele Christen haben als Wesensmerkmal Heuchelei, Gesetzlichkeit, geistlichen Hochmut, Pharlsäismus und harten Richtgeist. Schauen wir aber mit Furcht und Zittern in unser eigenes Herz, bevor wir uns anderen zuwenden.
König David schaute auf seinen eigenen Zustand (Ps. 32) und wurde dabei ein Mann nach dem Herzen Gottes (Apg. 13,22).
Der Pharisäer (Luk. 18,9) schaute auf den Zöllner und blieb in der Gruppe derer, von denen Jesus (Mt. 23,29) sagte: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“

Wir fragen zum Schluß, was bedeutet die Tätigkeit der Engel und der Dämonen? Wir leben zu dritt. Die Engel Gottes sind in seinem Auftrag unsere Gehilfen bei der Nachfolge Jesu und in allen Gefahren des Leibes und der Seele. Die finsteren Gesellen, die dauernd zu uns vordringen und uns beeinflussen wollen, sind die Engel Satans, die an unserer Verführung und Vernichtung stark interessiert sind.
Wer behält das Feld? Wer kommt bei dem täglichen Kampf durch? Nur der, der sich auf die Seite Jesu stellt.
Vor einigen Jahren ist Missionar Pretel, den ich in Thailand besucht hatte, tödlich verunglückt. Nach seinem Tode fand man als seine letzte Eintragung im Tagebuch: Christ is my standard = Christus ist mein Standort. Ist er auch unsere Position?

III. PRO UND CONTRA

1. Katholische Theologen

In der Frage der Besessenheit muß auch die katholische Kirche zu Wort kommen. Es ist dankenswert, daß in der Schwesterkirche dieses heikle Thema nicht vernachlässigt wurde. Es gibt in der katholischen Kirche mehr Veröffentlichungen darüber als in der evangelischen Kirche.
Die positiven Stimmen sollen zuerst zu Wort kommen. Es wird auf eine wichtige Neuerscheinung mit dem Titel „Anneliese Michel und ihre Dämonen“ hingewiesen. Die Autorin ist Frau Prof. Dr. F. Goodman, Anthropologin an der Universität Ohio. Frau Goodman hat bei verschiedenen Völkern die religiösen Ausnahmezustände untersucht. Nach einer wissenschaftlichen Analyse der Tonbänder im Fall Anneliese Michel und nach einer persönlichen Kontaktaufnahme mit den Zeugen kam die Autorin zu dem Schluß, daß hier eine echte Besessenheit vorliegt, und daß die These einer Epilepsie oder einer psychogenen Geisteskrankheit nicht haltbar ist. Frau Goodman ist Nichtkatholikin. Sie gibt aber der Wahrheit die Ehre.
Der katholische Salzburger Universitätsprofessor Dr. Holböck schreibt in seinem Vorwort zu dieser Veröffentlichung: Das Buch ist geeignet „der deutschsprachigen Öffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen, daß in diesem wie in ähnlichen Fällen eine andere Wirklichkeit spürbar geworden ist, für die die allermeisten Mediziner, Juristen und Journalisten weithin kein Sensorium haben und ihr darum ablehnend gegenüberstehen, insofern sie diese Wirklichkeit negieren und allzu rasch in den Bereich krankhafter Psychosen verweisen. Solcher Verdrängung gegenüber versucht die Autorin des Buches in ihrer Art und von ihrem anthropologischen Fachwissen her auf diese andere Wirklichkeit hinzuweisen.“
Auf der gleichen Ebene wie das Buch von Dr. Goodman steht das bekannte Buch des Jesuiten, Pater Rodewyk, der auf dem Gebiet der Besessenheit als internationale Kapazität gilt. In seiner Veröffentlichung „Dämonische Besessenheit heute“ hat er den Fall Magda sorgfältig beschrieben. Darstellen kann ich diese Geschichte nicht, weil sie zuviel Raum einnehmen würde. Rodewyk geht auf seinen 90. Geburtstag zu. Er ist aber geistig noch sehr frisch und klar. Ich stehe mit ihm in Verbindung.
Der Bischof von Trier, der damals den Fall Magda zu beurteilen hatte, gab schriftlich seine Meinung wieder. Dieses Urteil steht auf Seite 84 im Buch von Rodewyk und lautet: „Auf Grund der vorliegenden, gut beglaubigten Tatsachen, auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen, nach gewissenhafter Prüfung der verschiedenen Auffassungen bleibe ich bei meinem Urteil, daß es sich im Fall Magda um wahre Besessenheit handelt und nicht um Hysterie und anhaltenden Betrug.“
In diesem Zusammenhang ist das Vorwort Rodewyks zu dem biblisch korrekten und beweiskräftigen Buch von J. M. Hartmann  „Geister, Magier, Wunderheiler“ interessant. Aus dem Munde Magdas riefen die Dämonen: „Wir haben einen großen Ansturm auf die Menschheit vor. Um zum Ziele zu kommen, müssen wir zunächst dafür sorgen, daß die Menschen nicht mehr an unsere Existenz glauben, damit wir unbeirrt arbeiten können. Wir werden jeden unterstützen, der nicht mehr an uns glaubt.“  . . .

So gesehen, ist es kein gutes Zeichen, daß von überallher Stimmen laut werden, die behaupten, der Teufel sei tot, es gäbe ihn überhaupt nicht, und die zugleich der Kirche vorwerfen, sie lehre in diesem Punkt etwas Falsches. Es gebe wohl das Böse, aber nicht den Bösen.
Es gibt also in der katholischen Kirche erfrischende Stimmen, die trotz der rationalistischen Triumphe der Theologie noch an den biblischen Wahrheiten festhalten. So schreibt der römische Theologe Corrado Balducci in seinem Buch „Priester, Magier, Psychopathen. Grenze zwischen Wahn und Teufel“ folgendes:
„Wer sich nach der Feststellung, daß die psychiatrischen und parapsychologischen Phänomene möglicherweise natürlichen Ursprungs sind, dazu berechtigt glaubt, jeglichen außernatürlichen Einfluß systematisch auszuschließen und damit die konkrete Existenz der Besessenheit zu leugnen, legt zweifellos eine völlig unlogische Einstellung an den Tag, die nur von einem aprioristischen Skeptizismus auf alles Überirdische motiviert ist … Und doch vertreten einige Wissenschaftler diese Anschauung mit erstaunlicher Leichtigkeit … Im besonderen beschränken sich die Ärzte auf den psychiatrischen Aspekt, die Parapsychologen auf den paranormalen. Diesen Ärzten es sei der Wahrheit halber gesagt, daß sie immer weniger werden möchte ich die Frage stellen, welche Geisteskrankheit mit Levitation, okkulten Kenntnissen und anderen derartigen Manifestationen zum Ausdruck kommen kann . . .“

Ein bedeutender Zeuge gegen die Leugnung der Existenz des Teufels und der Besessenheit ist der Münchener Erzbischof Kardinal Joseph Ratzinger. Er schreibt:
“Das Böse ist weit mehr als eine der Komponenten der menschlichen Seele, die man mit einer geschickten psychischen Balance integrieren und so unschädlich machen könnte. Stünde es so, dann würde einen das Wissen vor dem Bösen schützen, und der ’Exorzismus’ läge sozusagen in den Händen der Psychologie, deren Kenntnis seelischer Struktur zur Integration und damit zur Freiheit führen würde. Das Wort des Herrn sieht es anders: Das Böse ist nicht bloß psychische Komponente, es ist eine andrängende, selbständige Macht, die den Menschen anfällt . . . “

Einer der gewichtigsten Zeugen für die Existenz des Teufels, dem der katholische Professor Haag den Abschied geben wollte, ist Papst Paul Vl. Seine Ansprache vom 15. November 1972 wurde in vielen katholischen Blättern abgedruckt. Sogar die Bildzeitung hat darüber berichtet. Die Schlußsätze dieser berühmt gewordenen Ansprache lauten: „Die Sünde gibt einem dunklen, feindlichen Täter, dem Teufel, Gelegenheit zu wirksamem Eingreifen in uns und unserer Welt. Das Böse ist nicht mehr nur ein Mangel, sondern es ist eine wirkende Macht, ein lebendiges, geistliches Wesen, verderbt und verderbend, eine schreckliche Realität, geheimnisvoll und beängstigend.“
Damit sei die positive Seite gläubiger Katholiken abgeschlossen.

Hören wir auch die andere Seite, die Thesen wissenschaftlicher Negativisten.
Beginnen wir mit einer Notiz aus der Stuttgarter Zeitung vom 4. August 1976. Der Artikel ist überschrieben: Theologe empfiehlt, den Teufel totzuschweigen. Es heißt darin: „Die katholischen Bischöfe sollten keine Erlaubnis mehr zu feierlichen Exorzismen erteilen. Dies forderte der Tübinger Theologe Professor Herbert Haag als einen ersten Schritt zur Überwindung des Teufelsglaubens. Vor allem sollten die kirchlichen Glaubens-und Gebetbücher von allem, was den Glauben an den Teufel bekräftige, befreit werden, sagte Haag. Er bedauere, daß diese großartige Chance beim neuen Gesangbuch vertan worden sei.“
Die Äußerungen Haags stehen im Gegensatz zur kirchlichen Lehre. Der Papst hat wiederholt von der Existenz des Teufels in unserer Welt, und zwar nicht nur im übertragenen Sinne, gesprochen.

Wir wenden uns nun dem Buch zu „Teufel, Dämonen, Besessenheit. Zur Wirklichkeit des Bösen“, herausgegeben von W. Kasper und K. Lehmann.
Es gäbe ein Buch für sich, wenn man allen Argumenten dieser Veröffentlichung nachgehen wollte. Nehmen wir einmal zur Einleitung die ersten zwei Seiten des Buches und die letzte Seite, dann bekommen wir schon den Ansatzpunkt und den Schlußpunkt dieser Beiträge von katholischen Wissenschaftlern.
Prof. Kertelge schreibt auf der ersten Seite: „Es besteht kein Zweifel, daß Jesus, seine Jünger und die Autoren der neutestamentlichen Schriften mit der Existenz des Teufels und von Dämonen gerechnet haben. Diese Feststellung läßt allerdings verschiedene Interpretationen zu. Will man nicht einem naiven Biblizismus folgen … dann scheint die Frage unabweisbar, ob die antiken Anschauungen von Teufel und Dämonen, die Jesus und seine Jünger teilten, nicht für uns unter den Voraussetzungen eines anderen Weltbildes überholt und von den eigentlichen Intentionen des Evangeliums zu trennen sind.“
Zu diesem Start des Buches ist vieles einzuwenden. Ich muß mich allerdings größter Kürze befleißigen.
Hinter dieser Theologie steht die Entmythologisierung Bultmanns, der meinte, man müsse das NT seiner mythischen Einkleidungen, die von den orientalischen Mysterlenreligionen stammen, befreien. So führte Bultmann in „Kerygma und Mythos“ aus.
Mit zwei Sätzen sei geantwortet. Es gab schon im ersten Jahrhundert Entmythologisierer. Ihre Abwehr steht in 2. Petr. 1,16: „Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt.“
Man läßt Jesus nicht Gottes Sohn sein, darum ist der Verstand solcher Theologen verdunkelt. Es fehlt die Inspiration des Heiligen Geistes, von der eingangs dieses Buches gesprochen wird. Der Heilige Geist führt in alle Wahrheit. Die menschliche Ratio ist für alle Verführung und Verirrung offen.
Jesus sagte (Joh. 7,38): „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Kertelge sagt: „Wer glaubt, wie die Schrift sagt, betreibt naiven Biblizismus. – Ich halte es lieber mit Jesus als mit Kertelge und lasse mich gern einen naiven Biblizisten nennen.
Der Schlußsatz des Buches ist von Professor J. Mischo und heißt: „Ich würde es begrüßen, wenn dieses Buch den Anstoß dazu liefert, irrationale Reaktionen gegenüber der dämonischen Besessenheit abzubauen, und zu einem tieferen Verständnis dessen hinführt, was die Theologie von heute zu diesem Thema zu sagen hat.“
Das Irrationale muß abgebaut werden. Irrational war aber, daß Gott die Welt aus dem Nichts schuf (Hebr. 11,3). Irrational war, daß Gott seinen Sohn für unsere Schuld sterben ließ. Irrational war, daß Jesus von den Toten auferstand und gen Himmel fuhr. Ich halte es lieber mit dem Irrationalen, das die Bibel uns berichtet, als mit dem Rationalen, das Johannes Mischo uns beibringen will.
Zwischen den aufreizenden Anfangs und Schlußsätzen stehen manche biblische und psychologische Wahrheiten, denen ich beipflichte, aber die Gesamttendenz des Buches bewegt sich nicht auf echter biblischer Ebene.
Hätten Jesus und seine Apostel vor dem Teufel gewarnt, wenn er nur eine Chiffre des Bösen ist, wie Professor Haag meinte (Abschied vom Teufel, Seite 12).
Petrus erhob warnend seine Stimme: „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (l. Petr. 5,8).

“Der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen“ (Offbg. 2, 10). Wenn der Teufel im NT nur mythisches Rankenwerk ist, dann haben wir ihn nicht zu beachten. Natürlich reden wir nicht einer hektischen Überbetonung das Wort, aber die Nichtexistenterklärung ist noch schlimmer.  . . .
Was wir von der sogenannten exakten Wissenschaft zu halten haben, wird an vielen Stellen in diesem Buch von Kasper/Lehmann deutlich. Kertelge spricht beim besessenen Gadarener von Tobsucht und Epilepsie. Sehr wahrscheinlich hat Kertelge noch nie einen Besessenen während des Anfalles gesehen, sonst wüßte er um den Unterschied zwischen einem epileptischen und einem dämonischen Anfall. Ich habe noch nie gehört, daß ein Epileptiker während seines Anfalles plötzlich eine Fremdsprache spricht, die er nie gelernt hat. Noch nie hörte ich auch von Hellsehererlebnissen, wenn ein Epileptiker bewußtlos zu Boden stürzt. Gegen eine apriorische Festlegung ist aber nicht anzukommen. Und ohne die klare Stellung zu Jesus Christus und das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist bleibt jeder Theologe auf totem Gleis. . . .  . . .

2. Evangelische Theologen

Eigentlich müßte man bei den theologisch radikalen Linken, den theologischen Atheisten beginnen, wenn Besessenheit und Exorzismus zur Sprache kommen soll. Wilhelm Busch war es, der erklärte: „Moderne Theologie ist Atheismus unter frommem Vokabular.“ Bultmann und seine Epigonen haben aber beim Volke Gottes so wenig Glaubwürdigkeit daß es überflüssig ist, sich mit der Entmythologisierung auseinanderzusetzen.
Verheerender ist es aber, wenn Pfarrer im aktiven kirchlichen Dienst die Eierschalen des Modernismus nicht ablegen konnten. Ein Beispiel dafür ist die Broschüre von Pfarrer Haack mit dem Titel: „Satan, Teufel, Luzifer – Was ist davon zu halten?“

. . . Pfarrer Haack kann seine unbiblischen Ansichten auf dem Sektor Besessenheit und Exorzismus nicht einfach als Gemeingut aller Christen ausgeben. In der Broschüre Haacks steht viel Verworrenes und Unbiblisches, so daß man nicht weiß, wo man anfangen soll. Er schreibt auf Seite 24: „Der Christ darf die Existenz des Teufels annehmen und ablehnen. Niemand hat das Recht, den anderen seiner Teufelsanschauung wegen zu verurteilen. Das gilt auch für Theologen.“ Diese Sätze bieten einige Angriffsflächen.

1. Eine Verurteilung gibt es für Christen nicht. Das ist Sache Gottes. Biblische Zurückweisung ist keine Verurteilung.
2. Zurückweisung von Irrlehre ist in der Bibel nicht nur erlaubt, sondern geboten. In den sieben Sendschreiben steht mehrmals dem Sinn nach. „Ich habe wider dich, daß du Irrlehrer duldest“ (Offbg. 2,20). Auf der gleichen Ebene liegen die Aussagen von Offbg. 2,2; 2,6; 2,9; 2,14; 2,15; 2,24. Einen Kampf gegen Irrlehre führt auch Petrus (2. Petr. 2), ferner Johannes in seinen Briefen und Paulus an vielen Stellen, z. B. 1. Tim. 4, 1.
3. Mir ist in 50 Jahren meines Dienstes im Reiche Gottes noch kein wiedergeborener Christ begegnet, der die Existenz des Teufels abgelehnt hätte. Solche Erscheinungen gibt es nur bei Namenchristen und Modernisten.
4. Die Haackschen Sätze zeigen seine Kompromißfreudigkeit, die an verschiedenen Stellen seiner Broschüre offenbar wird. „Nach allen Seiten hin die Türen offen lassen, jeden Standpunkt akzeptieren, es mit niemand verderben!“ „Ach, daß du kalt oder warm wärest“.

Prof. O. S. von Bibra schreibt in seiner Broschüre „Werdet nüchtern“ Seite 8: „Mit der Leugnung der Person des Teufels verkennt man die wahre Situation dieser Welt total. Gäbe es nämlich diesen Feind nicht, dann wäre die Sendung des Messias und sein Opfertod unnötig gewesen. Der Apostel Johannes schreibt ja ausdrücklich: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, um die Werke des Teufels zu zerstören“ (1. Joh. 3,8).
Pfarrer Haack weiß es aber besser. Auf Seite 11 der erwähnten Broschüre steht zu lesen: „Es gibt eine Warnung, die man nicht überhören sollte: Hütet euch davor, euch einen persönlichen Teufel vorzustellen. Es gibt wohl die bösen Menschen, es gibt das Böse, aber nicht den Bösen.“ Auf Seite 9 mahnt er: „Eigentlich dürfte es über den Teufel nicht mehr viel zu schreiben geben. Seinen Nachruf höchstens . . .“ –
Haack schrieb auf Seite 24: „Eine der dümmsten Formen des Teufelsglaubens ist die Ansicht, Menschen könnten mit dem Teufel ein persönliches Abkommen treffen, im sogenannten Teufelspakt.“ . . .
Die heidnischen Länder in Afrika, Ostasien und Südamerika sind voll von Menschen, die einen Teufelspakt geschlossen haben. Teufelspakte funktionieren, wie die Seelsorge tausendfältig zeigt. Immerhin habe ich 135 Länder bereist und viel Material zusammengetragen. Bevor ich einige Hinweise gebe, soll erst ein Ausnahmefall erzählt werden.
Ein junges Mädchen probierte eine Teufelsverschreibung. Sie mißlang und blieb ohne Auswirkung. Der Grund war die intensive Fürbitte ihrer Großmutter, eine durch den Geist Gottes wiedergeborene Christin. Gläubige Eltern oder Großeltern können eine „feurige Mauer des Gebets“ um Kinder oder Enkel bilden.
Ein anderes Beispiel erlebte ich in Kanada. In Montreal, im Hause eines gläubigen Bruders, saß ein 19-jähriges Mädchen vor mir in der Seelsorge. Sie litt unter merkwürdigen Störungen und Belastungen. Im Gespräch kam heraus, daß sie aus Neugierde als Vierzehnjährige eine Teufelsverschreibung durchgeführt hatte und seither belastet war. Ursprünglich glaubte sie nicht an eine solche Möglichkeit, bis sie merkte, daß sie in ihrem Leichtsinn sich die Finger verbrannt hatte.
Blutsverschreibungen an den Teufel führen oft zur Besessenheit oder zu schweren seelischen und glaubensmäßigen Schäden.
Vor Jahrzehnten hörte ich als junger Evangelist von einem Teufelspakt durch meinen Freund Pfr. Fritz Eichin. Er hat auf diesem Gebiet Erfahrung, die Pfarrer Haack fehlt. Nun das Beispiel Eichin:
Ein verzweifelter Südbadener ging mit dem Vorsatz in die Hasler Höhle, einen Teufelspakt einzugehen. Auf einem Stück Papier verschrieb er seine Seele dem Teufel. Tief in der Höhle legte er den Zettel nieder und beschwerte ihn mit einem Stein. Als er die Höhle verlassen hatte, reute es ihn. Er kehrte um. Der Zettel war aber schon weg. Er kam zu Eichin in die Seelsorge. Später lernte ich diesen unglücklichen Mann auch kennen. Er hatte die Folgen seiner Unvernunft zu tragen. In der Höhle hatte sich kein anderer Mensch aufgehalten, und ein Windstoß tief im Innern war nicht möglich gewesen. Immerhin ist die Höhle eine halbe Stunde Fußweg lang.

. . .  Zur Zeit dieser Niederschrift mußte ich mich um einen hochbetagten Mann kümmern, der als Junge auf den Knien geschrieen hat: „Du Teufel, ich rufe dich an, weil Gott mir nicht antwortet.“ Jetzt als alter Mann kämpft er noch mit den Folgen dieses Gebetes zum Teufel. Mehr darf ich aus seelsorgerlichen Gründen nicht sagen. Hören wir nun aber, was van Dam über Teufelsbündnisse und Teufelsanrufung sagt:
„Der Vertrag mit dem Teufel. Viele Leute werden dazu getrieben, sich dem Teufel zu verschreiben. Oft geschieht das gerade mit Menschen, die in ihrer Jugend verflucht wurden. Lechler erzählt die Geschichte einer Frau, die als Kind von ihrem Großvater besprochen und verflucht wurde, und die sich später mit dem Mann, mit dem sie zusammenlebte, mit Blut dem Teufel bis an ihr Lebensende verschrieb. Allmählich setzten bei dieser Frau schwere Angstzustände und Depressionen ein, die sie zu mehreren Selbstmordversuchen trieben. Der Kampf um die Befreiung dieser Frau ist noch immer nicht beendet.
Solche Verschreibungen an den Satan werden oft auf einen Zettel geschrieben, meistens mit eigenem Blut. Oft werden sie als Amulett oder Talisman auf dem Körper getragen. Es ist begreiflich, daß solche Verträge mit dem Teufel Menschen unter die Macht des Feindes bringen. Die dämonische Gebundenheit oder Besessenheit ist dann sehr schwer und oft nur nach langem Kampf zu brechen, weil der Betreffende dem Teufel ja ein Anrecht auf sein Leben gegeben hat. Der Anfang des Befreiungskampfes wird deshalb die Aushändigung und Vernichtung des Vertrages sein, die Kündigung des Besitzrechtes.

Die Anrufung des Teufels. Eine mir bekannte, im übrigen auch hysterische Frau, wandte sich für die Behandlung einer ihrer vielen Krankheiten an einen Magnetiseur. Danach rief sie den Teufel an mit den Worten: Wenn Gott mir nicht helfen will, hilf du mir! Daraufhin flüchtete sie aus ihrem Haus und war mehrere Tage verschwunden. Dämonengestalten tauchten nachts um ihr Bett auf; Flüche rollten aus ihrem Mund; vom Glauben hat sie sich seitdem abgewendet.
Viele Menschen gehen nicht so weit, sich durch einen Vertrag dem Teufel zu übergeben. Aber auch, wenn man ihn zur Hilfe ruft, kann das schwere Folgen haben. Der Teufel tut ja nichts umsonst.“ – Soweit van Dam.

Nicht nur van Dam, sondern auch Richard Kriese aus Wetzlar erwähnt die Teufelsbündnisse und die Anrufung des Teufels in seinem Buch „Okkultismus im Angriff“, Seite 187.
Woran liegt es, daß die meisten Pfarrer keinen Zugang haben zu dem, was im Untergrund schwelt? Es hat vier Wurzeln:
1. Eine dem Geist der Bibel entfremdete Theologie.
2. Die fehlende Erfahrung der Missionsgebiete und der Erweckungszentren.
3. Fehlen der Seelsorge auf diesem Gebiet.
4. Die fehlende Inspiration des Heiligen Geistes.

Hat Jesus das Wort in Joh. 3,3 umsonst gesagt: „Es sei denn, daß der Mensch von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“  . . .

Ich stehe schon einige Jahre mit Dr. med. Dieter Kuhl in Batu (Indonesien) in Verbindung. . . .  In einem Brief vom 20. April 1980 schrieb er unter anderem: „Im Westen halten wir leider den Teufel für eine Märchengestalt. Hier in Indonesien wird man schnell von seiner Realität und Macht überzeugt, mit der er Menschen bindet, und man erlebt, daß wir nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern mit Mächtigen, Fürstentümern und Gewalten (Eph. 6,12).“
Da wir es in diesem Buch mit der Besessenheit zu tun haben, bringe ich ein weiteres Zitat aus dem Brief von Dr. med. Kuhl: „Ich diente in der Seelsorge einem Mann mit Doktortitel, der regelmäßig von einem Geist besessen wurde und in diesem Zustand Kranke heilen konnte. Er war einer der bedeutendsten dunkun = Wunderheiler. Er arbeitete ohne Honorar und nur aus ,Nächstenliebe’. Er wurde durch Christus ganz frei.“

. . . Ich wohnte in einem afrikanischen Land im Hause eines Missionars, der das Hobby hatte, Teufelsmasken zu sammeln und in seiner Wohnung aufzuhängen. Es waren keine neu geschnitzten, sondern im Dämonenkult gebrauchte Masken. Ich warnte ihn vor diesem Hobby. Da brach es aus ihm heraus, und er erzählte aus seinem Leben. Nachts wurde er längere Zeit von einer schwarzen Gestalt mit blutroten Augen und Krallen heimgesucht. Es war kein Traum. Er setzte sich auf den Bettrand und betete. Trotzdem kam die Gestalt auf ihn zu. Da gebot er im Namen Jesu, und das Untier verschwand. Nicht lange danach ertrank sein kleiner Sohn in einer kleinen Pfütze des Gartens, in der normalerweise kein Mensch ertrinken kann. Die Frage ist, ob der Tod des Jungen nicht mit der okkulten Sammlung des Vaters zu tun hat. Auf jeden Fall vernichtete der Missionar seine Masken und hatte dann Ruhe. . . .

Die Seelsorge in heidnischen Gebieten und vor allem in Erweckungszentren zeigt die große Variationsbreite der Verstellungskunst Satans. Tiererscheinungen wie Schlangen, Kröten, Hunde; Zwerggestalten wie die Tokoloshe und Tomter, elegant gekleidete Gentlemen bis hin zu Lichtgestalten sind teuflische Erscheinungsformen. Paulus weist in 2. Kor. 11, 14 darauf hin, daß der Teufel auch in Engelsgestalt aufkreuzen kann und sich mit einem religiösen Nimbus umgibt.

Fehlurteile unter Akademikern und Laien können viele Ursachen haben. Ein Erlebnis aus meinem Rundbriefkreis hat mich tief erschüttert.
Eine gebildete Frau, die zwölf Jahre zu meinem Freundeskreis gehörte, wurde von einer Pfarrfrau in die Geistige Loge nach Zürich mitgenommen. Die Geistige Loge betreibt religiösen Spiritismus. In den Gottesdiensten predigt durch ein Medium ein Geist aus dem Totenreich. Diese Frau, die bisher alles Okkulte gemieden hatte, wurde von diesem Irrgeist gefangen und meldete sich von meinem Freundeskreis ab. Ich warnte sie, ich schrieb ihr dreimal. Es war umsonst. Sie ist nun in den Fängen des Spiritismus. Ihr Denkvermögen ist vernebelt.
In der Schweiz ist noch ein solcher Fall. Ich war mit einem Professor der Theologie gut bekannt. Er schätzte und empfahl meine Bücher. Da suchte er zum Studium spiritistische Sitzungen auf, und siehe da, seine Urteile und seine Ablehnung gegen das Okkulte wurden blasser. Sein Denken hatte eine Wandlung durchgemacht.
Nun zwei bayrische Beispiele. Pfarrer Horkel, der auch Bücher schreibt, besuchte spiritistische Sitzungen. Seine Meinung über das Okkulte ist völlig konfus. Auch ihn warnte ich.
Ein anderer bayrischer Pfarrer nahm eine Einladung zu einem Hexenzirkel in England an. Er erlebte dort einen Nackttanz, den er einem Reporter gegenüber als eindrucksvoll schilderte. Man hat mir die Illustrierte zugesandt, in der dieser Pfarrer von seiner Teilnahme bei dem Hexensabbat berichtete. Beide haben aber in okkulten Dingen schiefe, nicht zutreffende Urteile. Teilnahme an okkulten Zirkeln lähmt oder löscht geistliches Denken, wenn vorher solches bestanden hat. Beide Pfarrer sind aber von ihrer Kirche voll anerkannt.
Kommen wir zurück auf das hilfreiche Buch von W. van Dam „Dämonen und Besessene“. Eine Einschränkung muß ich leider machen. Seine positive Bewertung der sogenannten charismatischen Bewegung kann ich nicht übernehmen. Von dieser Einschränkung abgesehen, liefert das Buch wertvolle Einsichten, die meiner Erfahrung entsprechen.  . . .

Epilepsie und Besessenheit
. . . Wir unterscheiden heute Formen der Epilepsie, die nur zum medizinischen Sektor gehören. Einige seien genannt:
a) Die genuine oder idiopathische Epilepsie, die erblich ist.
b) Die symptomatische Epilepsie, hervorgerufen durch eine erworbene Hirnschädigung.
c) Die Temporallappenepilepsie, verursacht durch eine Krampfentladung in einem Schläfenlappenabschnitt.
d) Die psychogen bedingte Affektepilepsie.
e) Die sehr seltene myoklone Epilepsie. Mir ist ein solcher Fall bekannt. Eine Frau, die mit dieser schwer zu behandelnden Epilepsie in einer Universitätsklinik lag, hat eine Glaubensheilung erlebt. Für den Herrn Jesus gibt es keine schweren und leichten Fälle.
Mit diesen Epilepsieformen sind die Mediziner einverstanden. Sie sträuben sich aber, wenn ich noch eine sechste Form nenne: die okkult bedingte Epilepsie, die in schweren Fällen mit einer Besessenheit parallel geschaltet ist. Man hüte sich hier aber vor einer Versteifung ins Extreme. Es wäre eine verheerende Diagnose, wenn man etwa die medizinisch bekannten Formen Besessenheit nennen wollte. Auch die okkult bedingte Epilepsie braucht mit Besessenheit nichts zu tun haben. Nur in der härtesten Form mündet sie gelegentlich in eine Besessenheit ein.
Wir haben in der Bibel Beispiele einer okkult bedingten Epilepsie mit dem härtesten Grad der Besessenheit.
Luk. 9,39 42: „Siehe, der Geist ergreift ihn und reißt ihn, daß er schäumt … Und da Jesus zu ihm kam, riss der Teufel ihn (den jungen Mann). Jesus aber bedrohte den unsauberen Geist und machte den Knaben gesund.“
Mk. 1,23 27: „Der unsaubere Geist riss ihn.“
Mk. 9,17f.: „Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Wo der ihn erwischt, so reißt er ihn; und er schäumt und knirscht mit den Zähnen …“
Natürlich sagen unsere Mediziner: „Hier sind doch Zeichen einer medizinisch bekannten Epilepsie genannt: Anfälle, Schaum vor dem Mund, Knirschen mit den Zähnen usw.“ Die Bibel sagt aber an all diesen Stellen: Der Teufel riss ihn, oder der unsaubere Geist riss ihn. Jesus hat bei diesen Fällen nicht für den Kranken gebetet, sondern dem Geist geboten auszufahren, und die geplagten jungen Männer wurden frei und gesund.
Ich bin überzeugt, daß Jesus sich nie in der Diagnose geirrt hat. Es muß aber den Medizinern dennoch der Unterschied zwischen Epileptikern und Besessenen klargemacht werden.
Der Junge, der von Jesus befreit worden ist, reagiert mit einem Schrei auf das Kommandowort Jesu. Der Epileptiker schreit nur bei Beginn des Anfalls. Der Anfall eines Epileptikers dauert nur kurze Zeit. Meine Seelsorge an dem besessenen Filipino dauerte 20 Stunden.
Medikamente helfen Epileptikern. Bei Besessenen wirken sie nicht. Ein Beispiel aus dem Elsaß. Ein modern orientierter Pfarrer, den ich kenne, rief einen gläubigen Psychiater zu einem tobenden Gemeindeglied. Der Arzt gab der tobenden Frau eine Injektion Morphium zur Beruhigung. Es wirkte nicht. Nach einer halben Stunde gab er ihr eine zweite Spritze, wieder ohne Erfolg. Der Arzt erklärte: „Diese Frau ist nicht geisteskrank, sondern besessen.“ Es war eine heilsame Lektion, daß ein gläubiger Psychiater einem modernistischen Pfarrer eine Besessenheit bestätigen mußte. Bei der okkult bedingten Epilepsie treten die gleichen Symptome auf. Bei der Epilepsie gibt es keine Hellsehererlebnisse während des Anfalles, aber bei Besessenheit. Bei der Besessenheit erstarren die Augen nicht wie bei der Epilepsie. Es gibt noch mehr Unterschiede. Die wenigen mögen genügen, man kann ungläubige Ärzte doch nicht überzeugen.

Hysterie und Besessenheit
Es gibt zwar hysterische Pseudobesessenheiten, aber grundsätzlich hat eine Hysterie eine andere Symptomatik. Man kann einen ganzen Katalog der Unterschiede herausarbeiten. Einige seien genannt:

1. Bei den schwersten Besessenheitsfällen, die es gibt, können Gegenstände und sogar kleine Tiere aus dem Körper der Besessenen heraustreten. In der indonesischen Erweckung kam einmal eine kleine schwarze Schlange aus dem Munde eines Besessenen. In der Schweiz wurde ich selbst mit zwei Besessenheitsfällen konfrontiert, bei denen aus dem Körper von zwei besessenen Frauen in Zürich und in Basel Nägel, Nadeln und Metallteile herauskamen. Der Gottliebin Dittus zu Blumhardts Zeiten passierten auch solche Dinge. In dem Krankheitsbericht der Gottliebin steht, daß einmal Frösche, Fliegen und eine Blindschleiche aus dem Mund der Besessenen herauskamen. Solche Dinge gibt es bei Hysterikern nicht.

2. Im hysterischen Anfall
verliert der Patient nie ganz sein Bewußtsein. Der Besessene ist dagegen total bewusstlos. Er weiß hinterher nicht, was mit ihm geschehen war.

3. Wie bei der Epilepsie haben bei Hysterikern Medikamente eine Wirkung, bei Besessenen nicht.
Einen krassen Fall sah ich in Brasilien. Eine besessene Frau konnte in wenigen Stunden zwei Liter hochprozentigen Alkohol (40 %) trinken, ohne im geringsten betäubt zu sein. Ein Hysteriker kann das nicht.

4.
In Gegenwart von Hysterikern kann ein Zuschauer nicht Schläge aus der unsichtbaren Welt erhalten. Bei Besessenen ist das manchmal der Fall. Ich erinnere an die Friseuse, die Maria die Haare machte und dabei Schläge erhielt. Die Friseuse rannte weg und rief: „Das ist eine Hexe.“ Wie bei der Epilepsie ließen sich hier noch mehr Unterscheidungsmerkmale aufzeigen. Wer aber von vornherein in der Abwehrhaltung steht, kann durch nichts überzeugt werden.

Psychosen und Besessenheit
Van Dam erwähnt in seinem Buch über Besessene, Seite 190, folgendes: „Es sind vor allem die Geisteskrankheiten, bei denen eine Unterscheidung, besonders zu Beginn der Störung, oft recht schwierig ist, weil die Dämonie einer Geisteskrankheit und die Geisteskrankheit einer Dämonie ähnlich sein kann.“
Es gibt auf diesem Gebiet viel Verwirrung. Ungläubige Psychiater diagnostizieren Besessenheitsfälle als Psychosen, und unerfahrene Seelsorger nennen manche Fälle von Geisteskrankheit Besessenheit. Es gibt also falsche Diagnosen auf beiden Seiten. Diese Verwirrung wird noch größer durch die Mischfälle. Auf diese Frage können wir hier aber aus Raummangel nicht eingehen. Ich habe es in anderen Büchern getan.

Die Frage ist, ob und wie man Psychosen von Besessenheit unterscheiden kann.
Das Problem liegt in der beurteilenden Person. Ohne Wiedergeburt und Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist die Unterscheidung sehr schwer. Ferner sollte auch der gläubige Seelsorger, außer der seelsorgerlichen Erfahrung, gute medizinische Grundkenntnisse haben. In dem Kapitel über die verschiedenen Formen der Besessenheit wird das auch an einigen Beispielen deutlich.
In der Frage der Unterscheidung steht in dem Buch von van Dam ein kleiner Fehler. Er schrieb auf Seite 192: „Im Gegensatz zur Besessenheit ist die Schizophrenie nicht ansteckend.“ Das stimmt nicht ganz. In vielen psychiatrischen Lehrbüchern wird das induzierte Irresein genannt. Pfleger oder Psychiater, die jahrzehntelang Geisteskranke betreuen, können manchmal davon angesteckt werden. In dem Kapitel über den Gadarener habe ich zwei Beispiele erwähnt. Ich gebe noch einen Bericht, den ich vor vielen Jahren von einem Freund erhalten habe. Friedrich Heitmüller wurde von einem gläubigen Mann gerufen, weil sein Sohn besessen war. Heitmüller wußte, daß eine solche Seelsorge Teamwork, Mannschaftsarbeit ist und nahm einen gläubigen Lehrer mit. Dieser Lehrer wurde von seinem Sohn begleitet, der glaubensmäßig nicht klar stand. Mit dem Besessenen wurde gebetet, und Heitmüller gebot im Namen Jesu. Der Besessene wurde frei. In der gleichen Stunde wurde aber der Lehrersohn besessen und wurde bis an sein Lebensende nicht mehr frei.

Das beweiskräftigste Unterscheidungsmerkmal ist das Sprechen in Fremdsprachen, die der Besessene nicht gelernt hat. Das gibt es bei keinem Geisteskranken.
Eine andere Unterscheidung, die ich sehr oft erlebte, ergibt sich aus folgendem Sachverhalt. Wenn ich mit einem Geisteskranken bete, bleibt er ruhig. Bete ich dagegen mit einem Besessenen, dann fängt er an zu toben, zu fluchen, zu lästern und sich wie unsinnig zu gebärden, oder er fällt sofort in Trance. Man nehme es mir aber nicht übel, wenn ich folgendes sage: Wenn der Beter kein Jünger Jesu ist, dann bleibt der Besessene auch ruhig. Das heißt zum Beispiel, wenn ein modernistischer Pfarrer aus einem Gebetbuch vorliest, rührt sich der Besessene nicht. – „Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft. Sie haben den Schein des gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie“ (2. Tim. 3,5).
Es gibt im Bereich der protestantischen Theologie und bei gläubigen evangelischen Medizinern Männer, die imstande sind, Geisteskrankheiten von Besessenheit zu unterscheiden. Neben dem oft zitierten Psychiater Dr. Lechler nenne ich den englischen Psychiater McAll, mit dem ich befreundet bin. Im theologischen Sektor nenne ich Prof. Dr. Dr. Unger, Prof. Dr. Dickason und Professor Dr. Matthews, alle Amerikaner. Dann muß die Arbeitsgemeinschaft von 25 Gelehrten unter Montgomery genannt werden, deren Buch im Schlußkapitel erwähnt wird. Daß so viele Amerikaner genannt werden, ist nicht von ungefähr. Das Schwergewicht der evangelischen Theologie hat sich etwas von Europa nach Amerika verlagert. Bultmann und seine Epigonen haben in Europa im übertragenen geistlichen Sinn eine Verwüstung angerichtet. Aber zwei Theologen in Deutschland mit einem klaren Blick muß ich erwähnen. Es ist Prof. Dr. Beyerhaus in Tübingen und Prof. Dr. Michel.

3. Fehlende Unterscheidung
Diesem Kapitel liegen drei Veröffentlichungen von Pfr. Wilhelm Horkel zugrunde. Vor rund 30 Jahren erschien „Botschaft von Drüben“ in erster Auflage. Mit bekümmertem Herzen habe ich damals das Buch gelesen. Ohne mich mit meinem Freund Pfarrer Fritz Eichin abzusprechen, erhielt ich von diesem Kenner der okkulten Phänomene einen Brief, in dem Eichin sich auch bestürzt über dieses Buch aussprach. Unsere Meinungen trafen sich in dem Gesamturteil: Göttliches, Natürlich Menschliches, Mediales und Dämonisches ist ohne Unterscheidung vermengt. Charismatisches und Pseudocharismatisches wird in einen Sack gestopft.
Die Gabe der Geisterunterscheidung hängt nicht von dem Grad oder der Intensität der menschlichen Intelligenz ab, sonst hätten unsere Universitätsprofessoren das meiste göttliche Licht. Die Gabe der Unterscheidung ist Frucht der Gnade Gottes, Wirkung des Heiligen Geistes. Ein einfacher Hilfsarbeiter kann, wenn er ein wiedergeborener Christ ist, die Geistesgabe der Unterscheidung haben, während sich sein Gemeindepfarrer geistlich vielleicht nicht orientieren kann. Geistige und geistliche Gaben liegen auf zwei verschiedenen Ebenen.
Mit der Antwort an Horkel habe ich aus verschiedenen Gründen lange gewartet. Zunächst einmal ist Horkel ein bekannter und begabter Literaturkenner und Pfarrer, der in der Kirche eine geachtete Position hat. Zum andern liebe ich keine öffentlichen Auseinandersetzungen. Es ist ohnehin zuviel Streit unter den Christen. Ich öffne nur dann den Mund, wenn gläubige Christen in der Gefahr sind, verwirrt zu werden.
Ich gehe aus von einer kleinen Notiz in dem Titel „Geist und Geister“. Auf Seite 43 schreibt der Verfasser: »Der badische Pfarrer K. Koch sagt rundheraus: Spiritismus und Christentum unterscheiden sich wie Feuer und Wasser. Ihm entgegen steht Karl Heim: Durch das Auftreten der okkulten Phänomene werden gedankliche Hindernisse für die rettende Wirkung des Wortes (Gottes) aus dem Weg geräumt werden können und die göttliche Wirklichkeit der verkündigten Heilsbotschaft durch solche Machttaten, in denen die Kräfte der zukünftigen Welt sich bereits wirksam erweisen, bezeugt und beglaubigt.“ (Heim, „Ich gedenke der vorigen Zeiten“ S. 311).
Hier versucht Horkel zwischen Karl Heim und mir einen Gegensatz zu konstruieren, der nicht besteht. Zunächst erwähne ich, daß ich Schüler von Karl Heim bin. Er war in meiner Studienzeit der einzige Professor, mit dem ich ungeteilt einer Meinung war. Da ich schon als Student Seelsorge übte und Evangelisationen hielt, sammelte ich damals bereits okkulte Beispiele. Darum schenkte ich Heims Ausführungen über den Okkultismus und Spiritismus große Beachtung. Ich erinnere mich noch gut, was er über den Spiritismus sagte. Er erwähnte, daß manchmal Atheisten über den Weg des Spiritismus zu Christus finden. Genau das entspricht meiner eigenen Erfahrung. Nur ein einziges Beispiel:
Ein Mann war in meiner Seelsorge. In seiner Beichte bekannte er, daß er zuerst Atheist war, dann vom Spiritismus in seinen Anschauungen „umgekrempelt“ worden ist. Als er den Weg zu Christus fand, sagte er sich vom Spiritismus los.
Genau das wollte Heim sagen. Der Blickpunkt meiner Darstellung geht in ganz anderer Richtung. Ich sah in der Seelsorge die Schäden, die der Okkultismus und Spiritismus anrichten und wende alle Kraft auf, die Menschen davon abzuhalten oder ihnen Wege der Befreiung zu zeigen. Heim und ich sind darin keine Gegensätze, wie Horkel konstruieren will. Wir arbeiteten nur an verschiedenen Frontabschnitten. Das kann ich aus dem gleichen Buch beweisen, aus dem Horkel die obigen Sätze entnahm.
In seiner Lebensgeschichte auf Seite 303 schrieb Karl Heim: „Wir wissen ja als Christen, daß die Bibel uns den Verkehr mit der Geisterwelt verbietet. Ich würde deshalb auch niemals an einer spiritistischen Sitzung teilnehmen.“ Horkel kennt diese Stelle, und doch nahm er an spiritistischen Sitzungen teil. Prof. Fritz Blanke hat Pfarrer Horkel in der Schweiz in die spiritistischen Kreise eingeführt. Kein Wunder, daß Horkel selbst medial ist.
Die fehlende Unterscheidungsgabe kann aus Raummangel nur an einem einzigen Beispiel gezeigt werden. Eigentlich müßte ich ein ganzes Taschenbuch darüber schreiben.

In dem Buch „Träume sind keine Schäume“ behandelt Horkel ab Seite 122 den „Träumer Swedenborg“ (1688-1772). Damit ich nicht missverstanden werde, bekenne ich, daß ich an den Visionen und Träumen von Swedenborg nicht zweifle. Das Problem, das Horkel nicht sieht, ist die Wurzel dieses außerordentlichen visionären Geschehens im Leben Swedenborgs. Swedenborg war ein phänomenaler Intellektueller, der seiner Zeit starke wissenschaftliche Impulse und Anregungen gab.
Er war zugleich ein hochmediales, religiöses Medium. Neben vielen medialen Praktiken betätigte er sich auch als religiöses, automatisches Schreibmedium, um nur einen Punkt zu nennen. Er war der Meinung, daß er von Gott, von Christus und von Engeln direkte Diktate erhielt. Er hatte die Auffassung, daß die Reihe der biblischen Propheten und Apostel noch nicht abgeschlossen ist, sondern daß Gott heute noch solche Gestalten hinzufügt. Es klingt durch, daß er sich für eine solche biblische Gestalt hielt. Aufgrund seines religiösen Schrifttums und der erwähnten Diktate hat sich die Sekte der Swedenborgianer entwickelt. Sie nennt sich „Kirche des Neuen Jerusalem“ und hat in USA und in Europa schätzungsweise 20.000 Mitglieder.
Es war mir vergönnt, in Kalifornien eine Kirche der Swedenborgianer zu besuchen. Auf einer landschaftlich phantastisch schönen Anhöhe mit dem Blick zum Pazifischen Ozean steht dieses architektonisch hervorragende Gebäude. Es ist eine totale Glaskonstruktion: alle Wände und das Dach bestehen aus großen Glasplatten, die diese neue Offenbarungsreligion des großen Schweden symbolisch darstellen sollen. Ich las am Ausgang der Kirche die Grundsätze dieser Gemeinde, die mit dem biblischen Christentum nur einige gleichklingende Vokabeln gemeinsam haben. Aufschlussreich ist auch die Beobachtung, daß die Swedenborgianer enge Kontakte zu den Spiritisten pflegen.
Was würden die Männer der Bibel zu Swedenborgs himmlischen Diktaten sagen?
Paulus würde wiederholen, was in Galater 1,8 steht: „So ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.“ – Paulus würde also die Engel, die Swedenborg diktiert haben, verfluchen, weil es ein anderes als das biblische Evangelium ist.
Johannes würde seine Warnung in Offbg. 22,18 wiederholen: „Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen die in diesem Buch geschrieben stehen.“ – Swedenborgs himmlische Diktate würden unter dieses Verdikt fallen.
Was haben die Zeitgenossen Swedenborgs über seine Visionen und Träume gesagt? Hören wir zuerst John Wesley (1703 – 1791) aus seinem Journal Seite 309:
Swedenborg, ein amüsanter Verrückter
28.1.1770. Ich machte mich daran, einige Schriften von Baron Swedenborg zu lesen und ernsthaft darüber nachzudenken. Ich begann mit einem gewaltigen Vorurteil zu seinen Gunsten, da ich wußte, daß er ein frommer und gelehrter Mann war, der einen langen Bildungsweg hinter sich hatte und durch und durch als gläubiger Christ galt. Lange konnte ich es aber nicht aushalten. Irgendeine seiner Visionen zeigt ohne Zweifel seinen wahren Charakter. Er ist einer der begabtesten und aufregendsten unterhaltsamen Schausteller, die jemals ihre Feder aufs Papier setzten. Seine aufrüttelnden Träume sind so wild, so weit entfernt von der Bibel und der allgemeinen Überzeugung, daß man danach leicht die Märchen vom Däumling Tom oder dem Riesen Killer Jack in sich aufnimmt.“

Wesley war einer der größten Männer Gottes Englands. In dem Amphitheater von Gwennap hat er 32 000 Zuhörern gepredigt, und zwar so, daß alle ihn verstanden. Lautsprecher gab es damals noch nicht, aber der Heilige Geist hat wie am ersten Pfingstfest für Verständlichkeit gesorgt. Wesley hatte die Gabe der Geisterunterscheidung, wie man aus seinen Seelsorgefällen und aus seinen Predigten schließen kann. Er hat bei dem moralischen Niedergang des englischen Volkes um 1750 die ganze Nation mit seiner Verkündigung erfasst und aufgerüttelt. Ich wäre froh, wenn Deutschland oder die Schweiz heute einen solchen Mann hätte.
Aber nicht nur von der charismatischen Seite, sondern auch von dem intellektuellen Forum kam schwerer Beschuss gegen Swedenborg.
Der große Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) verspottete 1766 in seinem Pamphlet „Träume eines Geistersehers“ Swedenborg.
Ich pflichte Kant nicht bei, weil er eben alles „von der reinen Vernunft her“ sieht. Hierher würde auch passen, was Köberle im Blick auf Bultmann schreibt. Er gebraucht den Ausdruck „rationalisierende Verharmlosung“. Mit der „bloßen Vernunft“ kommt man Swedenborg nicht bei. Die stärkste Waffe gegen Swedenborg ist nicht Kant, sondern eher John Wesley.
Seit Jahren trage ich auch darüber Leid, daß Swedenborg Einfluß auf Männer des Glaubens gewonnen hat. So sind Swedenborgs Spuren bei Oberlin (1740-1826), Jung Stilling (1740 – 1817) und Oetinger (1702-1782) zu erkennen. Auf theologischem Sektor ist das besonders misslich. Swedenborg glaubte an eine stufenweise Höherentwicklung des Menschen nach seinem Tode, bis hin zur Einung (Vereinigung) mit Gott (unio mystica). Oetinger glaubte ebenfalls an die Läuterungsstufen nach dem Tode bis hin zur Versöhnung des Alls und aller Menschen. Beide Männer haben also gedankliche Systeme entwickelt, die im Widerspruch zur Bibel stehen.
Pfarrer Horkel spricht aber von Swedenborg so harmlos, so fasziniert, weil eben die Gabe der Unterscheidung fehlt. Das ist der Punkt, wo meine Fürbitte für ihn und viele andere eingesetzt hat.

4. Formen der Besessenheit
In der Zeit, da dieses Buch niedergeschrieben wurde, kam eine Frau in die Seelsorge, die behauptete, besessen zu sein.
Zunächst sei eine grobe Faustregel zum Thema Besessenheit erwähnt: Wer wirklich besessen ist, weiß es gewöhnlich nicht. Wer erklärt, daß er besessen ist, ist es normalerweise nicht.
Wenn wir schon bei den Faustregeln sind, dann muß auch gesagt werden, daß ein Seelsorger niemals einem belasteten Menschen sagen darf, er sei besessen, selbst wenn es stimmen sollte. Die Gefahr, Schaden anzurichten, ist zu groß.
Nun aber zu dieser Frau. Ich hatte drei Wochen Gelegenheit, diese Frau zu beobachten. Von einer Besessenheit konnte absolut nicht die Rede sein. Der Hintergrund ihrer Aussage war, daß sie Mitglied einer extremen Gemeinde war, in der viel über Besessenheit geredet wurde. Da mein Beichtkind sehr sensibel und mit einem schwachen Nervensystem ausgerüstet ist, fing es diese überhitzte geistliche Atmosphäre auf. Es war eine glatte Übertragung in Form einer religiösen Massensuggestion. Beim Beten reagieren Besessene sehr rasch, vor allem dann, wenn mehrere geisterfüllte Beter gegenwärtig sind. Diese Frau dagegen blieb nicht nur ruhig, sondern fühlte sich gestärkt. Ich sagte ihr also mehrmals, daß von einer Besessenheit absolut keine Rede sein könne, weil gar keine Symptome dafür vorlägen.
Leider gibt es extreme Gruppen, die ein Sammelbecken und zugleich eine Brutstätte für Neurosen, Depressionen bis hin zur Züchtung von Pseudobesessenheiten darstellen.

Auf der gleichen Linie liegt der nächste Seelsorgefall. Ein Mädchen suchte für einen Urlaub ein christliches Heim auf. Der Heimleiter, den ich kannte, stand in dem Ruf der Glaubens- und Gebetsheilungen. In der Tat sind ihm viele Glaubensheilungen geschenkt worden. Seinen Namen verschweige ich, um nicht seinem Werk zu schaden. Das kranke Mädchen ging zu dem Heimvater in die Seelsorge. Er betete mit ihm nach Jakobus 5,14 unter Handauflegung. Es trat aber keine Heilung oder Besserung ein. Nach einigen Tagen meldete sich das Mädchen wieder zur Aussprache und berichtete, daß nichts geschehen sei. Der Hausvater betete nochmals unter Handauflegung mit der Kranken. Nach einiger Zeit fragte der Bruder sie: „Wie geht es dir? Bist du gesund geworden?“ Sie antwortete wahrheitsgemäß: „Nein.“ Dann rief er ihr lautstark zu: „Du hast den Teufel.“ Die Kranke verließ verzweifelt das Heim. Sie war dann mit der Vorstellung geplagt: „Ich bin besessen. Ich habe einen Teufel.“ Es braucht wohl nicht betont werden, daß das eine furchtbare Seelsorge war. Das war keine Hilfe oder Heilung, sondern eine suggestiv übertragene Pseudobesessenheit. Mit einem solchen Beispiel werden die in diesem Buch erwähnten Kritiker der Besessenheit gern einverstanden sein. Das ist ja Wasser auf ihre Mühle.

Eine weitere Form einer Pseudobesessenheit will ich an einem Beispiel aus Philadelphia (USA) darstellen. Ich hatte an einer Kirche der Stadt einige Vorträge. Nach einem Gottesdienst kam ein Mann zur Seelsorge, der bei einem seelsorgerlichen Gespräch anscheinend in eine Trance oder Halbtrance fiel. Eine Gebetsgruppe von etwa 15 Teilnehmern wurde zusammengerufen. Auch der Pfarrer der betreffenden Kirchengemeinde, ein gläubiger Christ, war anwesend.
Schreiszenen mit Lästerungen wechselten ab. Ich hatte dabei den Eindruck, daß das Wachbewusstsein nicht ausgeschaltet war. Auch fehlte mir die Charakteristik der typischen Besessenheitsfälle, die ich über Jahrzehnte hinweg in der Seelsorge beobachten konnte.
Schließlich nahm mich der Ortspfarrer zur Seite und sagte: „Ich meine, dieser Mann spielt Theater.“ Ich erwiderte: „Meine Überzeugung ist das auch.“ Der Ausgang dieser Geschichte zeigt, daß wir richtig beobachtet hatten. Ich schickte den Gebetskreis weg und sagte dem angeblich Besessenen: „Wir machen jetzt Schluß. „ Darauf die prompte Frage des Pseudobesessenen: „Ist es keine echte Besessenheit?“ Damit hatte er sich verraten. Wirklich Besessene wissen nach dem Anfall nichts von dem, was vorgefallen war. Dieser Pseudobesessene war ein Hysteriker, der das Interesse aller auf sich ziehen wollte. Er wollte einmal im Mittelpunkt stehen und zur Geltung kommen.
Professor Kretschmer schrieb in „Medizinische Psychologie“, Seite 244: „Viele von den hysterischen Mechanismen sind ja nichts anderes als Zweck und Abwehrneurosen, kleine und oft erfolgreiche Mittel schwach ausgerüsteter, nervöser Individuen, um trotz des ungleichen Spieles doch noch von unten nach oben zu kommen und zuletzt über die Klugheit und die Machtmittel des Gesunden und Starken zu triumphieren.“
Kretschmer trifft bei diesem Seelsorgefall die Situation. Ich habe hinterher erfahren, daß dieser Mann, der die Besessenheit schlecht gespielt hat, früher das Moody Bible Institut besucht hatte, um Prediger zu werden. Diese Laufbahn wurde unterbrochen, weil das Institut diesen Bibelschüler entlassen hat. Seither irrte der verhinderte Prediger in verschiedenen Städten umher und versuchte als Hilfsprediger unterzukommen, was ihm aber nicht gelang. So faßte er den Plan, die Besessenheit und danach die Befreiung zu spielen, weil er meinte, daß befreite Besessene bei den gläubigen Christen große Beachtung finden. Dieses Spiel zahlte sich nicht aus. Erfreut war ich, daß der Ortspfarrer, der vorher keinen echten Besessenheitsfall in der Seelsorge hatte, dieses Spiel richtig durchschaute. Man muß also nicht unbedingt Psychologie und Medizin studiert haben, um solche Vorgänge richtig beurteilen zu können.

Der dämonisierte Intellektualismus.
Mein Freund Dr. theol. Otto Riecker, auf dessen Bibelschule in Adelshofen ich wärmstens hinweise, hat ein vielbeachtetes Buch geschrieben „Bildung und Heiliger Geist“ (Hänssler Verlag). Nur einzelne Sätze daraus sollen den Charakter unserer Zeit erhellen!
Im Anschluß an 1. Kor. 2,12: „Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott“, führt Riecker aus: „Gerade daran, welchem Geist das Leben unterstellt ist, sieht man den wesentlichen Unterschied … Es ist auch der sogenannte anständige Mensch, sogar der kirchlich orientierte Mensch, wenn er nicht wiedergeboren ist, noch dämonisch bestimmt durch den Geist der Welt, in der er lebt. Gerade er braucht in der Bekehrung einen Durchbruch von dieser dämonischen Letztbestimmtheit hin zur Gottbestimmtheit …
Die Anmaßung zeigt sich auch darin, daß Jesu Gottessohnschaft in Zweifel gezogen wird …  Dann ist der Intellekt dämonisiert … Ich habe einem Freund, einem ehemaligen Bultmann-Schüler, der in seinem Glauben nicht recht froh werden konnte, in einem nächtlichen Gespräch bemerkt: Du solltest eigentlich Bultmann absagen, wie man sonst dem Teufel absagt. Er hat das gemacht. Das gab dann die Freiheit, die er vorher nicht gehabt hatte … Man muß einer solchen Denkweise absagen, wie man dämonischen Gegebenheiten in Anwesenheit eines Bruders absagen muß. Man muß sie auch als Sünde gegen Gott und Jesus bekennen, sich darüber beugen und sich davon reinigen lassen …  Der dämonisierte Intellekt wird zunehmend die Erfahrung des Abendlandes … “.

Einen überraschenden Beitrag gibt Riecker zum Problem der okkulten Belastung. Er schreibt auf Seite 40: „Wir wissen aus der Seelsorge, daß auch Theologen von Vorfahren her durch Zauberei und Aberglaube okkult belastet sein können. Dementsprechend ist dann auch ihre Wissenschaft, verzerrt … Selbst bei Gläubigen gibt es okkulte Behaftung, so daß wir aus unserer Kenntnis der übersinnlichen Welt auch vermuten dürfen, daß eine Letztbestimmtheit dieser Art hinter solcher Theologie steckt.“

Eigentlich müßte ich noch viele Formen der Besessenheit, Umsessenheit oder Pseudobesessenheit darstellen. Aber es ist rein unmöglich, alles Material auszubreiten, das in einem halben Jahrhundert zusammengetragen worden ist.
Drei Gebiete sollen noch gestreift werden.

5. Hassbesessenheit
Bei der Rückkehr von meinem achtzehnten Afrikabesuch las ich in der Swissair „Die Welt am Sonntag“. Ein Artikel fesselte mich. Es wurde berichtet, daß der Weltkirchenrat abermals die finanzielle Unterstützung der Guerillagruppen in Afrika beschlossen habe und diese aktive Hilfe nicht an gewaltlose Aktionen der „Freiheitskämpfer“ binde. Das heißt, es dürfen Kirchensteuergelder und Kollekten, in Europa gesammelt, auch zur Beschaffung von Waffen und Munition benützt werden. Wie wollen die Herren des Weltkirchenrates das einmal vor Gott verantworten?  . . .  . . .

6. Pseudocharismatische Besessenheit
Es gibt Charismata und es gibt Pseudocharismata. Beide sind unvereinbar. Die Unterscheidung ist oft nur möglich, wenn eine Gabe der Geisterunterscheidung vorliegt.
Unser 20. Jahrhundert erlebt eine pseudocharismatische Großoffensive Satans. Begonnen hat dieser satanische Ansturm 1899 in der kleinen Bibelschule Tekoa in Kansas unter ihrem Leiter Rev. Parham. Er behauptete, daß das Zungenreden der Erweis der Geistestaufe sei. Es gäbe ein langes Kapitel, wenn ich die ganze Geschichte der pseudocharismatischen Bewegung aufrollen sollte. Es kann sich hier nur um kurze Hinweise handeln. Wer mehr darüber wissen will, lese mein Taschenbuch „Die Geistesgaben“.
Der schwarmgeistige Funken sprang von Tekoa über nach Los Angeles, dieser spiritistischen Hochburg in Kalifornien. Dort entstand 1906 in der Azusa-Street eine Pseudoerweckung. Von Anfang an fühlten sich auch echte Kinder Gottes von dieser Bewegung angezogen, weil eben viel vom Heiligen Geist die Rede war.
Das fremde Feuer kam dann herüber über den Ozean. Wales war seit 1905 eine echte Erweckung geschenkt worden. Ich kenne diese Erweckung nicht nur aus Büchern, sondern durch die Berichte alter Veteranen, die als junge Männer daran teilnahmen. Es handelt sich um Lindsey Glegg in England und Dr. Evans, den ich in Chicago kennen lernte. Die Erweckung von Wales kam 1908/1909 zum Erliegen, als das falsche Feuer von Tekoa und Los Angeles eindrang. Man sagte den Walisern: „Ihr müsst die Gabe der Zunge haben, sonst fehlt euch das volle Evangelium. «
Diese Tragödie wiederholte sich in unserem Jahrhundert bei vielen Erweckungen.
Es können nur einige Stichworte gegeben werden. Bei der indonesischen Erweckung, die 1965 auf der Insel Timor begann, zeigten sich viele Geistesgaben mit Ausnahme des Zungenredens. Einige Zungenredner kamen dann von Java herüber und verfälschten das Bild. Mel Tari, der mein Dolmetscher auf Timor war, wurde davon angesteckt. Er sagte in seinem Buch“ Like a mighty wind“ = Wie ein mächtiger Wind, folgendes: „Wer mit dem Heiligen Geist getauft worden ist, wird früher oder später in Zungen reden.“
Der Teufel ist stets darauf aus, Erweckungen zum Erliegen zu bringen. Schafft er es nicht mit groben Sünden, Verfolgungen oder Schlafgeist, dann probiert er es mit falschen Charismata (Geistesgaben, Gnadengaben).

Die Erweckung in Kanada war dieser Gefahr ausgesetzt, hat aber den Versuch des Erzfeindes im Keim erstickt. Ich war im Zentrum dieser Erweckung in Saskatoon. Als 1971 beim Beginn der Erweckung Hunderte zum Glauben kamen, mußten Seelsorgehelfer geschult und eingesetzt werden, um alle Beichtwilligen betreuen zu können. Ohne Berechtigung schlich sich dann eine pseudocharismatische Frau in die Gruppe der Seelsorgehelfer ein. Sie erklärte den Beichtenden: „Ihr müsst die Gabe des Zungenredens haben, sonst fehlt euch die Fülle des Heiligen Geistes.“ Nur kurze Zeit ging das gut. Dann wurde das den Leitern gemeldet, die diese Frau sofort vom Platz wiesen.

Die koreanische Erweckung hat auch eine Gegenströmung in der Bewegung von Dr. Yonggi Cho erhalten. Dr. Cho ist ein hochgebildeter Mann, der in Korea jetzt die größte Gemeinde hat. Er reist auch um die ganze Welt und trägt die Fackel seiner Bewegung weiter. Er sprach auch in meiner Heimatstadt Karlsruhe.
Was er denkt und verkündigt, findet sich in seinem Buch „Die vierte Dimension“. Ein Beispiel daraus. Er sagte einem Schwerverletzten, der den sicheren Tod vor Augen hatte, er solle sich vorstellen, daß er ein junger, gesunder Mann sei, dann würde diese positive Einstellung zu seiner Heilung führen. So geschah es auch.
Das ist keine biblische Heilung, sondern religiöse Suggestion und Autosuggestion. Die suggestive Beeinflussung spielt bei Dr. Cho eine entscheidende Rolle. Wer sich in der Kultur und Geistesgeschichte auskennt, der findet bei diesem Koreaner Gedanken, die andere vor ihm ausgesprochen haben. In Stichworten seien erwähnt: zuerst Descartes (1596-1650), dessen „Discours de la Méthode“ uns als Primaner beschäftigte. Als Ausgangspunkt für unser Denken und der Erfassung unserer Umwelt prägte er den Leitsatz „Cogito ergo sum“ = Ich denke, darum bin ich. Nach zwei Umschaltungen kann das ergeben: Wenn mein Denken in Ordnung ist, dann ist auch meine Existenz in Ordnung. Damit haben wir bereits einen Kernpunkt in der Seelsorge und in der Heiltätigkeit von Dr. Cho. Es gibt aber noch andere Quellen oder Vorläufer auf dieser Linie.
Schopenhauer (1798-1860) erklärte in seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“, daß die gesamte Erscheinungswelt nur Ausdruck unserer Vorstellung ist. Nach einer Umpolung erhalten wir auch hier das Prinzip: Wenn unsere Vorstellung korrekt ist, dann richtet sich die Umwelt, die Erscheinungswelt, danach. Unsere Vorstellung und Gedanken erleben eine Außenprojektion und eine Verdinglichung. Das Wort Materialisation dürfen wir hier nicht gebrauchen, weil das falsche Assoziationen hervorruft. Nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung, also nach der Denkform der Kausalität, assimiliert unsere Außenwelt unsere Vorstellung. Wieder ein Grundstein für die Meinung von Dr. Cho: Wer die rechte Vorstellung hat, kann selbst seinem kranken Leib helfen.
Ein dritter Vorläufer von Dr. Cho ist Coué (1857-1926). Dieser in Nancy lebende Psychotherapeut entwickelte ein Heilverfahren, das sich auf die Autosuggestion gründete. Coué erklärte, daß die Einbildungskraft der Antrieb menschlichen Handelns ist. Diese Einbildungskraft muß so gesteigert werden, daß sich das verwirklicht, was der Mensch sich vorstellt. Von Coué ist das erdacht, von Dr. Cho ist das erfolgreich praktiziert.
Mary Baker Eddy (1821-1910), die Begründerin der Christian Science, schrieb in ihrem Hauptwerk „Science and Health“, daß wir in unserem Geist und Gemüt nur die richtige Einstellung aufbringen müssen, dann würden wir gesund; denn Krankheit und Tod sind unwirklich. Auch hier liegt wieder eine Wurzel von Dr. Chos Auffassung: Heilung und Gesundheit hängt von einem entsprechenden Denken ab.
Zuletzt soll Vincent Peale genannt werden, der in seinem Buch „Die Kraft positiven Denkens“ ähnliche Gedanken entfaltet wie Dr. Cho in seiner Seelsorge und Menschenbetreuung.
Dr. Cho wird nun vielleicht sagen: „Ich habe keines dieser Bücher gelesen.“ Das mag stimmen oder nicht. Es spielt in meiner Beweisführung keine Rolle. Geistige Grundstrukturen wiederholten sich in der Philosophie und in den Denkweisen der Völker immer wieder. Panta rei = alles ist im Fluß oder gar im Kreislauf. Sagen wir es einmal ganz derb und „mittelalterlich“: Der Teufel legt oft die gleiche Platte wieder auf, wenn eine gewisse Zeit verstrichen ist. Damit soll aber keine pauschale Bewertung ausgesprochen sein. Der „Discours de la Méthode“ von Descartes weist diesen Philosophen als ersten systematischen Denker der Neuzeit aus. Mit dem biblischen Gedankengut haben allerdings seine Thesen nichts gemeinsam.
Die Grundposition von Dr. Cho ist ebenfalls nicht die Bibel, sondern die Psychologie, die er allerdings mit biblischem Gedankengut frisiert und auffüllt. Durch seine brillante Beredsamkeit überrennt er seine Zuhörer. Das Wort Gottes geht aber keine Ehe ein mit der Psychologie noch mit moralischer Aufrüstung, auch nicht mit der modernen Theologie, noch mit vielen anderen religiösen und halbreligiösen Strömungen. Der Geist Gottes führt in alle Wahrheit. Er hat keine Anleihen bei menschlichen Wissenschaften nötig.

7. Materialisationen
Materialisationen und Dematerialisationen gehören zu den unheimlichen Praktiken der Magier und Spiritisten. Ich bin auf Missionsreisen oft diesem Phänomen begegnet.
Das Austreten von Materie, sei es Eisen, Steine oder kleine Tiere aus dem Leibe des Menschen, der besessen ist, hat eine besondere Charakteristik. Zuerst einige Beispiele vom Missionsfeld.
In Soe auf der Insel Timor sind in der Zeit der Erweckung viele Zauberer und Besessene zum Glauben an Christus gekommen. Ich erinnere mich besonders an einen jungen Mann. Er hieß Daniel. Er bekannte öffentlich, daß er durch schwarze Magie einige Menschen getötet hat. Der Polizei, die ihm auf den Fersen war, konnte er immer entkommen. Er behauptete, er hätte sich unsichtbar machen können. Wir finden diesen Vorgang auch in dem Buch „From Witchcraft to Christ“, in dem die ehemalige Zauberin Doreen Irvine aus ihrem Leben berichtet.
Nach seinem öffentlichen Zeugnis hatte ich ein persönliches Gespräch mit dem jungen Mann. Er erklärte, daß er 36 Steine in seinem Körper unter der Haut hatte. Bei seiner Bekehrung seien die Steine bei jeder Teilnahme an einer Gebetsgemeinschaft aus dem Körper herausgekommen. Bei unserer Unterredung sagte er, daß der letzte und größte der Steine noch in seinem Körper sei. Er nannte mir die Stelle und erlaubte, daß ich den Stein betastete. Er war so groß wie in Taubenei und befand sich unter dem Jochbein. Er war überzeugt, daß dieser letzte Stein als Zeichen seiner Hörigkeit Satan gegenüber auch noch herauskommen werde.  . . .

Von Materialisationen hörte ich oft in Ostasien. Es nimmt aber zu großen Raum ein, wenn ich alles berichten sollte.
Gehen wir zum europäischen Raum. Als Vorgeschichte erwähne ich den vielzitierten Pfarrer J. Chr. Blumhardt, der in Möttlingen die Erweckung erlebte, deren Auswirkungen heute noch zu spüren sind.
In den Jahren 1842 bis 1844 hatte Blumhardt die besessene Gottliebin Dittus betreut. Auf dem Höhepunkt der Austreibung der dämonischen Geister kamen aus dem Mund der Besessenen gelegentlich kleine Frösche, einmal eine Blindschleiche, ferner Nägel aller Art heraus. Es ist viel über diese Vorgänge geschrieben worden. Ich weise auf eine Veröffentlichung des Brunnen Verlages in Basel hin: „Die Krankengeschichte der Gottliebin Dittus.“
Was Blumhardt erlebte, ist mir in der Seelsorge mehrfach begegnet. In Kurzform einige Details. Ich muß dabei Namen und Ort weglassen, weil die betreffenden Menschen noch leben. In meiner Kartei befinden sich die Geschichten von vier Frauen, die besessen waren oder noch sind und die gleichen Vorgänge zeigen wie die Gottliebin Dittus.
Bei einer Vortragsreihe in einer europäischen Großstadt kam eine Mitternachtsschwester zu mir und bat mich, eine besessene Frau in die Seelsorge zu nehmen. Als ich den Namen und die Begleitumstände gehört hatte, lehnte ich ab.
Mir war die Besessene schon vorher durch den Bericht eines Pfarrers bekannt, ehe diese Schwester mich um deren Betreuung bat. Es handelte sich um die Präsidentin mehrerer Bordells, die ihrerseits selbst eine bekannte Dirne war. Ich wußte auch, daß ihr bisheriger Seelsorger durch dieses dämonische Weib zu Fall gekommen war. Ich lernte diesen Seelsorger kennen und merkte, daß er sich von seiner Katastrophe noch nicht erholt hatte. Nach meiner Ablehnung wurde diese Schwester der Mitternachtsmission energisch und erklärte: „Sie müssen diese Frau übernehmen. Es gehört zu ihrem Auftrag. Wer soll sie sonst übernehmen?“ Ich erwiderte ebenso energisch, daß ich mir keine Besessenen von Reichgottesarbeitern aufzwingen lasse, es sei denn, der Herr gibt mir den Auftrag dazu. Es ist ein Trick des Erzfeindes, uns viele Besessene zuzusenden, bis wir geistlich ruiniert sind. Ich bin ohnehin durch die Seelsorge mit Besessenen in größte Gefahr geraten. Wenn nicht so viele Gläubige für mich gebetet hätten und vor allem, wenn der Herr nicht seine Hand über mich gehalten hätte, wäre ich längst zerbrochen.
Diese Bordellpräsidentin ist in parapsychologischen und seelsorgerlichen Kreisen dadurch bekanntgeworden, weil aus ihrem Körper, aus dem Mund oder aus dem Unterleib, manchmal auch aus den Schläfen Nägel und Nadeln, Hufeisen, Messer, kleine Scheren und Gabeln und auch Glasstücke herauskamen.
Bei einem weiteren Fall aus einem europäischen Land wurde ich abermals zu Hilfe gerufen. Ein Gebetskreis, dessen Leiter ich kennen lernte, nahm sich einer besessenen Frau an, aus deren Körper einige Kilogramm Eisenteile herauskamen. Man hat mir dieses Zeug gezeigt. Ich bat diesen Beterkreis, sie sollten diese Gegenstände nicht aufbewahren, sondern vernichten. Wenn Nägel oder Nadeln aus dem Mund kommen, kann man annehmen, daß sie vorher verschluckt worden sind. Diese Theorie versagt aber, wenn Nägel aus den Schläfen austreten. Bei einem besessenen Mann kamen lange Nägel durch die Haut des Oberarms und durch die Haut des Rückens.
Ein weiteres Beispiel knüpft sich an einen bekannten Namen: Uri Geller. Viele Rationalisten haben ihn als einen Scharlatan angesehen. Damit verharmlost man das Problem. Er ist ein hochqualifiziertes Medium. Natürlich ist bekannt, daß manchmal Medien durch Tricks nachhelfen, wenn ihre mediale Kraft nachlässt oder vorübergehend aufgebraucht ist. Ein Magier, der sich dem Teufel verschrieben hatte, ließ sich mit Uri Geller ein. Vielleicht dachte er, in der Zusammenarbeit mit Uri noch stärkere Kräfte zu bekommen. In seiner eigenen Familie gebärdete sich dieser Mann als Tyrann. Er verschrieb die eigene Tochter dem Teufel. Sie wuchs unter vielen seelischen Nöten auf, die eine Folge ihrer unverschuldeten Blutsverschreibung waren. In ihrer Not fing sie zu beten an. Der Herr nahm sich des belasteten Mädchens an. Es fand Vergebung und Frieden mit Gott.
Damit begann eine Periode schwerster Angriffe. Satan setzt denen fürchterlich zu, die ihm zu entrinnen drohen. Es zeigten sich alle Zeichen einer Besessenheit. Jedesmal, wenn mit dem Mädchen gebetet wurde, fing es an zu toben. Es traten dabei Eisenteile aus ihrem Körper. Es sind jetzt schon einige Kilogramm. Bei ihren Anfällen erschien ihr der inzwischen verstorbene Vater, der seine Besitzrechte anmeldete. Wenn der Anfall vorüber ist, kann das Mädchen glauben und beten. Diesen Wechsel zwischen Besessenheitsanfällen und Phasen gläubigen Betens traf ich auch bei anderen seelsorgerlichen Betreuungen an.
Bei solchen Erlebnissen zeigen sich viele Probleme, die nicht alle erörtert werden können. Einiges soll aber doch angedeutet werden:
1. Das Austreten von Eisenteilen kenne ich nur bei Besessenen oder bei der ostasiatischen Materialisationszauberei, die aber einer Besessenheit gleichkommt.
2. Häufig zeigen sich die Besessenheitsphänomene bei einem Menschen erst dann, wenn er sich bekehrt hat. Unerfahrene Seelsorger oder Theologen leisten sich oft Kurzschlüsse und sagen, daß bei einer Bekehrung und Wiedergeburt eine Besessenheit automatisch aufhört. Meine Erfahrung zeigt einen anderen Sachverhalt.
3. Wichtig ist der Unterschied zwischen psychiatrischen Fällen und der Besessenheit auf diesem speziellen Sektor der Materialisationen. Das erste Beispiel muß hier herangezogen werden. Bei der Frau in der Tübinger Klinik konnten die Eisenteile im Körper geröntgt und damit sichtbar gemacht werden. Bei Besessenheitsfällen können die Eisenteile nur kurz vor dem Austreten ertastet oder sichtbar werden. Zehn Minuten vorher sind sie durch die Röntgenstrahlen noch nicht zu erfassen. Bei den psychiatrischen Fällen geht es rational zu. Die Materialisationen gehen über das Messbare und Rationale hinaus.
4. In psychiatrischen Fällen ohne die Besessenheitskomponente wird in solchen Fällen operiert. Bei Besessenheit weichen die Eisenteile durch vollmächtiges Gebet. Nur formelhaftes Gebet oder das Gebet von Namenchristen haben diese Wirkung nicht. Es handelt sich also hier um charismatische oder echte glaubensmäßige Vorgänge. Frommer Firniss hat keine Wirkung.

Nun zur Erläuterung ein Beispiel aus Deutschland. Ein Pfarrer aus Lübeck hat mich vor etwa 15 Jahren angeschrieben und um eine Aufklärung gebeten. Es handelte sich um folgenden Sachverhalt. Einige Spiritisten suchten den Pfarrer auf und baten ihn, seine Kirche zu öffnen. Der Pfarrer begleitete die Besucher, die beim Betreten der Kirche erstaunt erklärten: „Hier ist eine wundervolle Aura.“ Dann baten sie den Geistlichen: „Offnen Sie einmal die Hand.“ Der Pfarrer tat es. Da fielen rote Steinchen wie Rubine auf seine Hand. Die Spiritisten erklärten: „Das ist ein Gruß der unsichtbaren Welt. Die Steinchen werden wieder verschwinden.“ Etwa nach fünf Minuten lösten sie sich in der Tat auf und verschwanden ins Unsichtbare. Das war eine spiritistische Materialisation und Dematerialisation. Der lutherische Pfarrer begriff diesen Vorgang nicht und schrieb mich deswegen an. Das ist ein Beispiel aus meiner Kartei.
Nebenbei bemerkt, es ist ein schlimmer Tatbestand, wenn eine Kirche statt einer Atmosphäre des Heiligen Geistes eine spiritistische Aura hat. Das gibt es nicht nur einmal. Kirchen, in denen spiritistische Pfarrer amtieren, entwickeln eine spiritistische Aura. In England gibt es einige hundert solcher Kirchen. In Deutschland ist mir nur dieser eine Fall in Lübeck begegnet. Der Amtsbruder, der mich anschrieb, ist aber kein Spiritist. Die spiritistische Aura seiner Kirche war bei seinen Vorgängern entstanden.

Nachtrag
Dieses Buch war schon in Druck gegeben worden, da wurde ich mit einem neuen Fall von Besessenheit bekanntgemacht. Ohne Angabe des Namens, des Ortes und des Landes darf er veröffentlicht werden. Von meinem Wohnsitz aus kann nicht auf den Ort des Geschehens geschlossen werden, da ich immer noch auf verschiedenen Kontinenten Vortragstouren und Missionsreisen unternehme.
Der Seelsorger der besessenen Frau, um die es sich handelt, ist ein gläubiger Mann, der bei mir Rat gesucht hat. Er hat diese Seelsorge richtig angepackt und einige Beter dazugenommen. Denn es handelt sich bei einer solchen Seelsorge immer um einen Nahkampf mit den Mächten der Finsternis, die zurückschlagen.
Die Besessene stammt aus einer Familie, deren Vorfahren verschiedene Arten von Zauberei getrieben haben. Wieder tritt das Merkmal zutage, daß aktive Zauberei gern bei den Nachkommen oder bei den unmittelbar Betroffenen zur Besessenheit führt.
Bei dem geplagten Menschenkind zeigen sich vier Phasen ihrer schweren Belastung. Als Kind war diese Frau das Opfer der verwilderten Sexualität des eigenen Vaters. Auch das ist eine häufige Erscheinung, daß solche Praktiker der Zauberei Sodomie, Blutschande und andere unnatürliche Perversitäten pflegen. Ein Übergreifen der Medialität auf die passiven Opfer habe ich zu hunderten beobachtet.
Die zweite Phase begann mit der Hinkehr des geplagten Mädchens zu Christus. Sie wurde unter der Verkündigung des Wortes Gottes willens, ihr Leben zu ordnen und der Führung Jesu zu unterstellen. Der Teufel läßt sich das nicht ohne Gegenwehr gefallen, daß seine Opfer ausscheren. Wenn der oben erwähnte Seelsorger mit dem Mädchen betete, trat eine Trance ein. Die Besessene fing an zu schreien. Dieser Zustand dauerte fünf bis sechs Stunden. Wenn sie das volle Bewußtsein erlangt hatte, wußte sie von nichts. Der Seelsorger erkannte an diesem Verhalten und an den typischen Reaktionen, daß er es mit einer Besessenen zu tun hatte.
Die dritte Phase wurde noch dramatischer. Auf die Frage des Seelsorgers: „Wer seid ihr?“ erhielt er zur Antwort: „Wir sind mehr als 2000 Dämonen. Unser sind viele. Wir sind eine Legion.“ Damit wurde der Pastor in einen Kampf hineingestoßen, der über seine Kräfte ging. Er wußte aber, daß er auf der Seite des Siegers stand, der am Kreuz auf Golgatha für uns den Kampf entschieden hat. Im Namen Jesu gebot er den Mächten auszufahren. Es schien, daß einige das Feld räumten, aber nicht, ohne sich lästig bemerkbar zu machen. Auf dem Hals und auf dem Arm der Besessenen erschienen Kreuzeszeichen wie rot eingebrannt. Der Seelsorger hatte plötzlich die Initialen seines Namens ebenfalls auf seinem Arm. Ein andermal erschienen auf dem Arm der Besessenen die Zahlen drei, sieben, zwölf. Der Dämon, der alle diese Zeichen einbrannte, fuhr aus. In Zukunft kam dieses Tätowieren nicht mehr vor. Die eingebrannten Zeichen verschwanden nach einiger Zeit.
In der vierten Phase zeigten sich Materialisationen. Aus dem Körper der Besessenen kamen aus verschiedenen Körperstellen kleine Steine, Nägel, Nadeln, kleine Scheren und anderes. Ist es nicht seltsam, daß auf allen Kontinenten diese Materialisationen die gleiche Charakteristik zeigen? Man vergleiche nur die Berichte, die in diesem Buch gegeben worden sind. Bei dem jungen Mann auf Timor (Indonesien) kamen 36 Steine heraus, als er sich bekehrt hatte. Das Austreten von Nägeln, Nadeln und anderen eisernen Gegenständen ist von der Gottliebin Dittus berichtet worden, ebenso von der genannten Dirne und bei vielen gleichgelagerten Fällen auf allen Kontinenten. Die Dämonen haben ihre eigenen, oft gleichbleibenden Spielregeln. Diese Konstanz der Phänomene auf der ganzen Erde und in allen Jahrhunderten zeigt die Strategie Satans, der den Kampf mit Erbitterung führt, bis er beim letzten Gericht in den feurigen Schwefelsee geworfen wird (Offbg. 20,10).
Bedeutsam an dieser Geschichte ist die Tatsache, daß sich die Besessenheitssymptome nur in der Krise, im Moment des Anfalles, zeigen. Ist die Krise vorüber, dann kann die Frau herzlich beten, die Bibel lesen und dem Herrn für seine Hilfe danken. Das ist ein Hinweis für die unerfahrenen Christen, die der Meinung sind, daß mit der Bekehrung derartige Besessenheitsangriffe ein für allemal aufhören. Andererseits haben erfahrene Seelsorger aus solchen Erlebnissen geschlossen, daß sogar gläubige Christen besessen sein können. Ich habe in Vorträgen und auch in anderen Büchern auf die Unterschiede zwischen der Besessenheit der Gläubigen und der Ungläubigen hingewiesen. Ich will das hier nicht wiederholen.
Das Ende dieser Seelsorge kann noch nicht berichtet werden, weil sie noch nicht abgeschlossen ist. Wir rechnen aber mit dem Sieg Jesu, zumal diese Frau von einem guten Seelsorgerteam betreut wird.

Teil 2  EXORZISMUS

1. Seelsorge an okkult Belasteten
In der Nummer 7 des Mitternachtsrufes von Wim Malgo, erschienen im Oktober 1978, steht ein Artikel von Frau Dr. phil. Gertrud Wasserzug. Die Überschrift lautet: „Die Stellung des Gläubigen zu Satan und den Dämonen“.
Zunächst sei vermerkt, daß die überschrift falsch ist. Es muß heißen „Die Stellung von Frau Dr. Wasserzug zu Satan und den Dämonen“. Der Gebrauch des Kollektivbegriffes „des Gläubigen“ steht ihr juristisch nicht zu.
Kaum war dieser Artikel erschienen, da gingen bei mir Proteste ein, ob ich nicht eine Antwort darauf geben wolle.
Ich zögerte. Dieser Beitrag lag fast zwei Jahre in meiner Sammlung. Man kann also nicht sagen, daß ich in erster Erregung reagiert hätte. Zum andern bin ich mir wohl bewußt, was Paulus in Römer 14,4 schreibt:
„Wer bist du, daß du einen fremden Knecht richtest?“ Ein Recht zu richten habe ich nicht und wage ich nicht. Eine Pflicht zur biblischen Klarstellung ist mir aber aufgetragen.
Zuerst will ich zwei Proteste erwähnen.
Die Mission „Fol Evangile“ mit dem Sitz in Colmar teilte mir durch ihren geistlichen Vater Emil Kremer folgendes mit: „Ich sende Dir einen Artikel von Frau Dr. Wasserzug aus dem Mitternachtsruf. Ich wußte wohl von ihr, daß sie direkte Konfrontierung mit dem Teufel und den Dämonen fürchtete. Aber daß sie nun lehrt, daß die Teufelsaustreibungen nur für die Apostel als Zeichen ihres Apostelamtes gelten, widerspricht Markus 16,17, wo es heißt: Die Zeichen, die da folgen denen, die da glauben, sind, in meinem Namen werden sie Teufel austreiben. Die Aussagen von Frau Dr. Wasserzug widersprechen auch den Erfahrungen bei allen Erweckungen.
Da viele den Mitternachtsruf lesen, wäre es notwendig, daß durch die Schrift und durch die Zeugnisse von diesen Erweckungen klar ins Licht gestellt wird, daß im Blick auf die zunehmenden Mächte des Okkultismus der Endzeit gerade die Verheißungen der Heiligen Schrift im Kampf gegen Satan, durch direkten Kampf gegen die Mächte der Finsternis, so notwendig sind zur Befreiung der Gebundenen.“ Soweit lassen wir Emil Kremer zu Wort kommen. Sein Brief trägt das Datum 17. Oktober 1978.
Der zweite Protest kam von einem gläubigen Pfarrer, bei dem ich schon evangelisiert habe, und mit dem ich mich sehr verbunden weiß. Um ihn vor Angriffen zu bewahren, nenne ich nicht seinen Namen. Im persönlichen Gespräch berichtete mir dieser Bruder folgendes: „Wir verteilen in unserer Gemeinde den Mitternachtsruf von Wim Malgo. Als wir den Artikel von Frau Dr. Wasserzug gelesen hatten, verteilten wir diese Nummer nicht, weil diese Darstellung unbiblisch ist. Wir konnten auch nicht begreifen, daß Wim Malgo diesen Artikel veröffentlicht hat…“
In der Tat ist dieser Artikel unbiblisch. Aussagen müssen begründet werden.
Das Positive zuerst! Richtig ist die Feststellung: „Jesus Christus ist der Sieger über den Teufel und über die Dämonen.“
In meinen Büchern gegen das Okkulte und in meinen Vorträgen habe ich allezeit die Botschaft des Sieges Jesu vorangestellt. So ist in meinem Buch OKKULTES ABC, Seite 504, ein Kapitel überschrieben: Realisiere den Sieg Jesu über die finsteren Mächte! In den Schlußsätzen dieses Kapitels heißt es: „Gott hat für uns den Sieg am Kreuz auf Golgatha bereitet, und er ruft auch uns in unseren Kämpfen zu: Was schreist du zu mir, der Sieg ist da, nimm den Sieg in Anspruch!“
Im Ansatzpunkt bin ich also mit Frau Dr. Wasserzug einig, aber nicht mit ihren Folgerungen.
Sie schreibt, daß sie jegliche Konfrontierung mit den Dämonen ablehnt. Was macht sie aber, wenn ihr Menschen in die Seelsorge gebracht werden, die okkult belastet oder gar besessen sind? Ich weiß, was sie tat. In der Schweiz habe ich in meinen Evangelisationen oft davon gehört. Sie hat mit den Belasteten gebetet und sie dann ihrem Schicksal überlassen. Die Schwerbelasteten aus ihrer Bibelschule in Beatenberg wandten sich dann an andere Seelsorger. Als ich in Interlaken evangelisierte, kamen aus ihrer Bibelschule zwei Lehrkräfte und einige Bibelschüler und packten ihre Not, Anfechtungen und Belastungen aus, weil ihnen Frau Dr. Wasserzug keine Hilfestellung geben konnte. Diese Frau war durch ihre amerikanische, fundamentalistische Theologie blockiert. Es war darum auch kein Wunder, daß sie ihren Bibelschülern verbot, meine Bücher zu lesen. (Das gleiche Verbot sprach sie gegenüber den Büchern von Hans Bruns und Corrie ten Boom aus.) Einige Seminaristen haben aber doch meine Bücher gekauft und sie in privaten Familien in Beatenberg aufbewahren lassen, weil es verboten war, daß meine Bücher in die Häuser von Frau Dr. Wasserzug gebracht werden durften. Diese starre doktrinäre Haltung auf diesem und anderen Gebieten war dann die Ursache, daß es mit der Bibelschule bergab ging. Zuletzt waren noch sechs Bibelschüler da. Als sie endlich die Leitung abgegeben hatte, ließ einer ihrer Nachfolger Evangelisten kommen, die versäumte Themen und Entscheidungen nachholten. Die Bibelschule erholte sich wieder und hatte bald 70 und 100 Bibelschüler.
Woher hat Frau Dr. Wasserzug ihre unbiblischen theologischen Lehren, die hier nicht alle ausgebreitet werden können. Sie war von jeher von den amerikanischen Fundamentalisten und ihrer Dispensationstheologie abhängig. In USA wird vielfach gelehrt, daß wir in der Bibel verschiedene Offenbarungsepochen haben. Das ist durchaus richtig im Ansatz, aber nicht in den Folgerungen. Aus Zeitmangel nur ein Problem. Die Dispensationstheologen sagen: „Die Gnadengaben existierten nur im ersten Jahrhundert. Mit der Sammlung der biblischen Bücher hörten sie auf.“ Strengere Vertreter, zum Beispiel Prof. Bullinger, erklären: „Mit dem Tod der Apostel hörten die Geistesgaben auf.“ Frau Dr. Wasserzug übernahm das und erklärt: „Wir leben jetzt in der Zeit der Gemeinde, in der die ursprünglichen Gaben nicht mehr gegeben sind.“ Ich füge eine Aussage hier bei. Sie behauptet in dem Artikel: „Jesus Christus hat der Gemeinde heute keinen Auftrag und keine Macht gegeben, Teufel auszutreiben.“ In einem anderen Satz sagt sie: „Binden und Lösen ist kein Auftrag für die Gemeinde heute, sondern es war ein Auftrag für die Apostel.“ „Es ist kein Einsatz von Beten und Fasten nötig, um Teufel auszutreiben.“ „Wir haben keine Macht, im Namen Jesu den Teufeln zu gebieten. Sie ist für diese Zeit nicht gegeben, weder Männern noch Frauen.“
Warum studiert nicht Frau Dr. Wasserzug die Geschichte der Erweckungen, bei denen zu allen Zeiten bis heute gewaltige Gnadengaben aufgebrochen sind?
Die Aussage ist schriftwidrig, daß alle Charismata im ersten Jahrhundert aufgehört haben. Es bleibt die Wahrheit: Jesus Christus, gestern und heute und in alle Ewigkeit. Es bleibt die Botschaft von Markus 16 am Schluß, daß die Glaubenden teilhaben an der Vollmacht des erhöhten Herrn. Es ist gültig, was Paulus über die Gemeinde in Eph. 1,22 sagt: „Gott hat seinen Sohn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt.“ Die Gemeinde Jesu allerzeiten, nicht nur des ersten Jahrhunderts, hat Anteil an dem Reichtum, der Kraft und der Fülle ihres Herrn.    . . .
Ein einziges Beispiel kann ich mir nicht versagen. Frau Dr. Wasserzug sagt, daß der Sieg vollkommen ist und ein Perfektum darstellt das glaube ich auch. Sie meint nun, aufgrund dieses Sieges könnten wir nicht mehr direkt mit dem Teufel konfrontiert werden. Meine Antwort: Paulus verkündete den Sieg Jesu in 2. Kor. 2,14: „Gott sei Dank, der uns allezeit Sieg gibt.“ Auch diese Aussage halte ich fest. Der gleiche Paulus schrieb aber den Thessalonichern 1. Thes. 2,18: „Darum haben wir wollen zu euch kommen (ich Paulus) zweimal, und Satan hat uns verhindert.“
Ich sehe darin keinen Widerspruch. Karl Heim sagte uns einmal in der Vorlesung: „Satan leistet uns erbitterte Nachhutgefechte.“ Manche Christen meinen aber, sie müßten der Bibel nachhelfen und scheinbare Widersprüche mit einer theologischen Konstruktion überbrücken. Das ist nicht erforderlich. Die Bibel ist vom Heiligen Geist inspiriertes Wort Gottes. Es ist gut, daß zwei scheinbar sich widersprechende Verse in der Bibel stehen. Dann sehen wir, daß der besiegte Feind uns noch furchtbar zusetzen kann. Kein Seelsorger will mit dem Teufel konfrontiert werden. Aber Satan läßt den, der in sein Reich eingreift, nicht in Ruhe.
Prof. Otto Michel, dieser gläubige Theologe von Gottes Gnaden, sagte in seinem Buch „Gestaltwandel des Bösen“ auf Seite 90: „Jeder Versuch, das Böse ernst zu nehmen, wird auf Gegenwehr des Bösen stoßen und wird erfahren, daß es nicht versäumt, sich dafür zu rächen.“  . . .

2. Zeitweilig besessen

Pfarrer Stegmaier gab mir folgenden Bericht:
„Gibt es das, daß ein Mensch zu gewissen Zeiten von einer fremden Macht besessen ist, während er sonst einen völlig normalen Eindruck macht? Ein Erlebnisbericht bestätigt diese Tatsache.
In einer größeren Stadt fand eine Evangelisation statt. Ein treuer Beterkreis hatte diese innerlich und organisatorisch gut vorbereitet. Von Anfang an war der Saal gefüllt mit aufmerksamen Zuhörern. Obwohl ein lebendiger Kreis von Gläubigen hinter der Verkündigung stand, hatte ich vom ersten Abend an den Eindruck, als ob ich gegen eine Wand sprechen würde. Ich spürte einen starken inneren Widerstand, den ich mir nicht erklären konnte. Dabei war mir aufgefallen, daß eine jüngere Frau in den vorderen Reihen saß, die während der ganzen Ansprache mit fest geschlossenen Augen dasaß, während sie beim Singen wieder die Augen öffnete. Zuerst hatte ich das einer gewissen Müdigkeit zugeschrieben. Als sich dieser Vorgang aber jeden Abend wiederholte, kamen mir doch ernste Bedenken.
Ich hatte zu seelsorgerlichen Gesprächen eingeladen. Eines Tages sagte eine Diakonisse, daß die betreffende Frau um ein seelsorgerliches Gespräch gebeten hätte. Auch sie hatte den Eindruck, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
Wir haben einen Termin vereinbart, und ich hatte einige Geschwister gebeten, während dieser Zeit in einem anderen Raum für uns zu beten. Die junge Frau saß mir gegenüber. Ein Tisch war zwischen uns. Sie machte einen ganz normalen Eindruck. Ich bat sie, ihr Herz zu erleichtern, zumal sie ja aus diesem Grund gekommen war. Ganz offen konnte sie zuerst sprechen. Vor allem machte es ihr zu schaffen, daß zu gewissen Zeiten und in unregelmäßigen Abständen eine fremde Macht über sie kam, die ihr Leben veränderte. Sie konnte nicht mehr beten, mußte dagegen fluchen und toben. Stimmen sprachen aus ihr heraus und forderten sie zum Selbstmord auf. Wenn sie auf den Speicher ging, schrie es aus ihr heraus: „Spring aus dem Fenster!“ Ging sie über eine Brücke, kam die Aufforderung: „Stürz dich hinab!“
Die Familie, bei der sie in Stellung war, wußte, daß während einer solchen Zeit nichts von ihr zu erwarten war und sagte: „Sie spinnt mal wieder. In einigen Tagen wird sie schon wieder vernünftig.“
Im Verlaufe des Gesprächs stellte es sich heraus, nachdem ich danach gefragt hatte, daß die Familie okkult belastet war. Sie selbst war in der Kindheit durch ein Familienglied besprochen worden. Bis hierher konnten wir uns ganz normal unterhalten.
Als sie eine gründliche Beichte abgelegt und, soweit bewußt, ihr Leben geordnet hatte, sagte ich, daß es mit der Bitte um Vergebung der Schuld nicht getan ist, sondern daß sie ganz persönlich ein Lossagegebet aussprechen und sich an Jesus Christus mit der Bitte um Befreiung von den dunklen Mächten wenden müsse. Dieses Gebet wollte ich ihr satzweise vorsprechen, und sie sollte dann im Glauben die Worte wiederholen.
Das Gebet hat etwa so begonnen: „Ich danke dir, Herr Jesus Christus, daß du uns erlöst hast von Sünde und Schuld und uns befreit hast von allen finsteren Mächten . . .“
Sie sprach die ersten Worte nach: „Ich danke dir, Herr …“ und stockte dann. Ich sprach das Gebet ein zweites Mal vor und bat sie, die Worte zu wiederholen. Wieder kam sie nur bis zu den Worten: „Ich danke dir, Herr . . .“ Mit großem Ernst sagte ich ihr daraufhin, daß ihr nicht wahrhaft geholfen werden könne, wenn sie den Namen Jesus Christus nicht ausspreche und sich im Glauben an ihn als Heiland und Erretter wende.
Da ging mit einem Mal eine Veränderung mit ihr vor. Ihr Gesicht nahm einen fratzenhaften Ausdruck an. Mit wirrem Blick starrte sie mich an, als wollte sie mich hypnotisieren. Das war doch nicht mehr dieselbe Frau, mit der ich gesprochen hatte! Langsam, ganz langsam erhob sie sich und beugte sich über den Tisch hinweg in meine Richtung. Die Hände waren verkrampft, als wollte sie mir die Augen auskratzen.
Ich war ebenfalls aufgestanden, konnte mich aber nicht vom Fleck rühren. Ich stand wie angewurzelt, konnte kein Wort mehr sprechen und hatte das Gefühl, mich in einem unheimlichen Zirkel zu befinden. Dabei spürte ich eine bleierne Lähmung vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Das Schlimmste war, daß ich auch nicht mehr denken konnte, sondern hilflos zusehen mußte, wie diese Fratze immer näher kam.
Daß wir in solchen Lagen trotzdem nie alleingelassen sind, durfte ich spüren, und die Gebete der Geschwister hatten sicher ganz wesentlich geholfen. Ganz plötzlich bekam ich für Augenblicke einen klaren Kopf und konnte wieder denken. Mit festem Blick sah ich die Frau an und sagte: „Im Namen Jesu Christi, des Sohnes Gottes, befehle ich dieser fremden Macht, auszufahren und nie wieder von ihr Besitz zu ergreifen.“
Da geschah das Wunder: Der Bann war gebrochen. Erschöpft, aber mit friedlichem Gesichtsausdruck setzte sie sich nieder. Auch von mir war der Druck und die Beklemmung gewichen. Sie sagte dann: „Können Sie jetzt verstehen, was Besessenheit ist, und was ich durchgemacht habe?“ Nun war der Weg frei zu Lob, Dank und Anbetung für die Befreiung durch das Blut Jesu Christi.
Auch in der Evangelisation gab es einen Durchbruch, und viele kamen zum Glauben. Jetzt brauchte sie auch nicht mehr mit zugekniffenen Augen in den Versammlungen zu sitzen, und das Wort konnte mit Freude und Vollmacht verkündigt werden.
Mehrere Jahre später trafen wir uns wieder. Auf meine Frage, wie es ihr gehe, sagte sie mit strahlendem Gesicht: „Dem Herrn sei Dank, ich bin immer noch frei, und es hat keinen Rückfall gegeben.“ Der Sieg Jesu war endgültig und völlig. – Pfarrer W. Stegmaier

3. Mary
Professor Buzzard, Dozent in San Francisco, sagte einmal: „The man who denies the phenomena of Spiritism is not entitled to be called a skeptic but he is simply ignorant.“ Übersetzt heißt das: „Ein Mann, der die spiritistischen Phänomene leugnet, kann nicht Skeptiker genannt werden, sondern ist nur als unwissend zu bezeichnen.“
Auf Skepsis und überhebliche Kritik wird dieser Bericht stoßen, nicht nur bei den Rationalisten, die alles mit ihrem Verstand ausmessen wollen, sondern auch bei Christen, die nie mit dämonischen Dingen zu tun hatten. Seelsorger sollten sich aber nicht vor solchen Problemen verschließen, sonst werden sie nie in die Lage kommen, Menschen mit dämonischen Belastungen beraten zu können.
Auf den folgenden Seiten wird eine Geschichte berichtet, die den meisten Lesern unglaubwürdig erscheinen wird, die aber dennoch in allen Einzelheiten wahr ist. Mary ist der zweite Vorname der beichtenden Frau. Es war also keine Namensänderung erforderlich. Eine Verletzung des Beichtgeheimnisses liegt nicht vor. Mary gab ausdrücklich die Genehmigung zur Veröffentlichung, um viele ihrer Leidensgenossen zu warnen und auf Christus hinzuweisen. Diese Veröffentlichung wird nicht gewagt, um einer Sensationslust entgegenzukommen, noch um die „Tiefen Satans zu erforschen“, sondern um zu zeigen, daß auch die gräßlichsten Offenbarungen Satans durch Christus entmächtigt werden. Christus ist der Herr über alle Finsternismächte.

Mediale Vererbung
In einer früheren Veröffentlichung im Zusammenhang mit Uri Geller und dem noch stärkeren englischen Medium Manning wies ich darauf hin, daß eine starke mediale Fähigkeit da zustande kommt, wo beide Vorfahrenreihen in drei bis vier Generationen Zauberei getrieben haben. Eine starke, aktiv betriebene Medialität kommt einer Besessenheit gleich. Besessenheit hat stets mit Dämonen etwas zu tun. Dämonen sind lügnerische und betrügerische Geister, darum leisten sich auch Medien, die von ihnen abhängig sind, Betrügereien, vor allem dann, wenn sie ihren medialen Leistungen nachhelfen wollen. Alle ihre Praktiken aber als Täuschung und Betrug ablehnen zu wollen, wie es die neunmalklugen Rationalisten tun, ist abwegig und geht an der Wahrheit vorbei.
Mary, eine Weiße aus Südafrika, steht in einer sechsmal dominanten, medialen Vererbung. In der mütterlichen Linie finden sich bis zur Urgroßmutter zurück Familienglieder, die weiße Magie, Kartenlegen, Handliniendeutung, Wahrsagerei mit Teeblättern und andere okkulte Praktiken betrieben haben. Ihre Großmutter besaß die Gabe der Nekroskopie, das heißt, sie sah den Tod nahestehender Menschen voraus. . . .  Die Blutsverwandten der Großmutter waren belastete und enthemmte Menschen und dem Alkohol verfallen.
In der väterlichen Linie Marys gibt es zwar Missionare. Der Vater selbst war Kirchgänger, besaß aber viele prookkulte Bücher, die er las und sich damit belastete.
Mary kam mit starken medialen Fähigkeiten auf die Welt. Soweit sie zurückdenken kann, hatte sie Umgang mit Dämonen. Sie erschienen ihr in Gestalt kleiner Menschen. Die Zulus nennen sie Tokoloshe. Stets waren sie freundlich zu ihr. Diese übernatürlichen Erlebnisse waren manchmal von einem hellen Licht begleitet. Im Verlauf ihrer Kindheit übte Mary die Exkursion der Seele. Ohne spiritistische Unterweisung oder durch das Lesen okkulter Literatur war sie dazu fähig. Sie erzählte dann jeweils ihren Eltern von ihren Reisen nach China oder Indien und konnte die Lebensart der Menschen und die Verhältnisse in dem betreffenden Land beschreiben. Die Eltern hatten für diese Vorgänge keine Erklärung. Mary empfand ihre Erlebnisse als völlig natürlich.
Wer das Problem der Exkursion der Seele aus meinen anderen Büchern nicht kennt, dem sei es kurz erklärt. Mary fiel für etwa eine Stunde in Trance. Sie lag regungslos auf ihrem Bett oder auf einer Couch. Ihre Seele oder das Bewußtsein traten aus ihr heraus und ging dann auf „Forschungsreise“, bei der sie weit entfernte Dinge erkunden konnte.

Die Satansweihe
Im Alter von zwölf Jahren erschien Mary Satan in Gestalt eines schönen jungen Mannes in heller Kleidung. Er flößte ihr großen Respekt ein, doch empfand sie keine Angst. Satan machte ihr große Versprechungen, falls sie ihm ihr Leben übergeben würde. Sie sollte Kraft über alle Menschen ihrer Umgebung bekommen, auch über ihre eigenen Eltern. Mit seiner Hilfe sollte sie sich alle Wünsche erfüllen können. An Geld und allen Lustbarkeiten sollte es nie fehlen.
Diesen Verlockungen gab Mary nach und versprach ihr Leben Satan. Von diesem Zeitpunkt an mußte sie alle seine Anweisungen befolgen. Es kam der Tag ihrer Weihe und Blutsverschreibung an den Teufel. Wenn ich das zum ersten Mal gehört hätte, wäre es mir schwergefallen, das alles für wahr zu halten. Ähnliche Satansweihen gibt es aber auch bei den Woodooisten auf Haiti, bei den Macumba Spiritisten in Brasilien, bei den Saugumma Zauberern auf Neuguinea, bei den Hilot auf den Philippinen, bei den Schamanen in Alaska und in Sibirien und bei anderen heidnischen Stämmen auf allen Kontinenten. Ich habe in anderen Büchern schon andeutungsweise darüber berichtet.
Mary gab mir Einzelheiten ihrer Satansweihe. Solchen, die die Existenz Satans leugnen und Namenchristen, die seine Tätigkeit verharmlosen, soll es mitgeteilt werden.
Satanswelhen finden jedes Jahr in Südafrika zweimal statt. Jedesmal wird von Satan dafür eine Gruppe von Mädchen und jungen Männern ausgesucht. Es wird aber nicht die ganze Gruppe Satan konfrontiert, sondern jeder einzelne für sich. Mary war zu Beginn von einer großen Finsternis umgeben. Sie fühlte sich in einen tiefen Abgrund gerissen. Es ging tiefer und tiefer. Oben schloß sich der Schacht, in dem sie in die Finsternis des Abgrundes gezogen wurde. In einem von unheimlichem Licht erhellten Raum wurde sie Satan vorgestellt. Was nun folgte, sind negative Parallelen, teuflische Nachahmungen biblischer Wahrheiten und Vorgänge.
Mary mußte nach Anweisung Satans sich mit einem Messer einen Schnitt in die Magengegend machen. Mit dem herausquellenden Blut hatte sie ihren Namen in Satans Hand zu schreiben.
Wir werden dabei an die blutenden Hände Jesu am Kreuz erinnert, die unser Heil bedeuten. Auch das alttestamentliche Wort taucht hier auf: „Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet“ (Jes. 49,16).
Bei dieser Übergabe ihres Lebens erhielt Mary einen neuen Namen.
Zu diesem Namen Satans haben wir als heiliges Gegenstück in der Bibel den Hinweis, daß die Überwinder einen neuen Namen bekommen. Wir lesen das in Offbg. 2,17 und 3,12.
Dieser satanische Name, den Mary erhielt, bedeutet: Ströme satanischer Wasser.
Auch dafür gibt es ein biblisches Gegenstück in joh. 7,38: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Satan versucht in allen Dingen, Gott nachzuahmen. Für jedes Gotteswunder sucht Satan ein dämonisches Gegenwunder zu inszenieren.
Bei dieser Satanswelhe erhielt Mary auch eine dämonische Nummer. Sie lautete 666902. 666 ist die Zahl Satans und seines kommenden Antichristen (Offbg. 13,18). Die Zahl 9 bedeutet Sklavin und Dienerin Satans. 02 bedeutet die Rangordnung Marys. Bei den Dämonen gibt es eine Hierarchie wie bei den Engeln. Auch darin ahmt Satan die Welt Gottes nach. Mary wurden niedrige Dämonen unterstellt. Sie selbst hatte wieder höhergestellten Dämonen zu gehorchen.
Nach dem Empfang dieser Registriernummer sah Mary oft diese Zahl im Spiegel an ihrer Stirn geschrieben.
Das ist wiederum die Nachäffung biblischer Vorgänge. In Offbg. 14,1 heißt es: „Und ich sah das Lamm stehen auf dem Berg Zion und mit ihm 144000, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn.“
Bei dieser Satanswelhe wurden noch schlimmere Dinge praktiziert. Das heilige Mahl Jesu mit seinen Jüngern wurde verhöhnt und verlästert. Vor einem Altar mit vier Ziegenbockshörnern wurden Katzen getötet, deren Blut Mary und die anderen Teilnehmer trinken mußten. Danach wurde Mary angewiesen, ein Baby zu töten und ebenfalls dessen Blut zu trinken.
An dieser Stelle entsteht die Frage, ob es sich um ein richtiges Kind handelte. Mary erklärte: „In Johannesburg verschwanden ganz in der Nähe ihrer Wohnung kleine Kinder. Die Polizei suchte danach. Die Zeitungen berichteten diese Vorfälle. Solche fürchterlichen Kinderentführungen hörte ich auch in Haiti und in anderen Ländern. Ich erinnere dabei an die Geschichte der Queen of Darkness in Haiti, die alle 14 Tage ein Kind stiehlt, tötet und dessen Blut trinkt. Über die Kinder von echten, wiedergeborenen Christen hat sie nach ihrer eigenen Erklärung keine Macht.
Der Höhepunkt der Satansweihe ist die körperliche Vereinigung Satans mit seinem Opfer. Zwei Stunden lang wurde Mary gequält. Danach wurde sie den Dämonen überlassen, die wiederum zwei Stunden lang ihren Mutwillen an ihr ausübten.
Wir stehen hier vor dem dunkelsten Kapitel dämonischer Besessenhelt. In der Bibel haben wir dafür die Stelle 1. Mos. 6,4. Diese schauerlichen Vorgänge sind bekannt unter dem Stichwort incubi, succubae.
Mary sagte mir, daß sie Kinder aus solchen Vereinigungen kenne, die über eine dämonische Intelligenz und ungeheure Kräfte verfügen. Sie meinte auch, daß der kommende Antichrist ein Wesen aus einer solchen Vereinigung sein werde, weil Satan auch die Jungfrauengeburt Jesu nachahmen wolle.
Mir sind genügend Fälle von incubi und succubae auf allen Kontinenten bekanntgeworden, auch von Befruchtungen und Geburten. Ich habe über den letzten Punkt bis jetzt nicht geschrieben, weil es für das menschliche Gemüt eine große Belastung darstellt.
Nach dieser entsetzlichen Satansweihe wurde Mary in ihre Wohnung zurückgebracht. Sie ist überzeugt, daß sie körperlich in der Unterwelt war. Als sie in ihrem normalen Lebensbereich wieder zu sich kam, lag sie unbekleidet auf ihrem Bett. Ihr Körper wies Stichwunden, Kratzwunden und blaue Flecken auf, auch auf dem Rücken, wo sie sich nicht selbst diese Verletzungen hätte beibringen können.
Die Psychiater, sofern sie nicht selbst erfahrene gläubige Christen sind, werden diese Vorgänge vielleicht als sexuelle Halluzinationen im hysterischen Dämmerzustand erklären wollen. Die Verletzungen will man vielleicht als psychogen verursacht ansehen. Damit wäre aber nur ein kleiner Teil der Symptome erklärt. Das Gesamtbild der Erfahrungen Marys paßt in kein psychiatrisches oder psychologisches System.
Marys Erleben ist kein medizinisch psychiatrisches Problem, sondern ein schwerer Seelsorgefall, der biblisch, geistlich behandelt werden muß.

Die dämonischen „Charismata“
Satan hat mit vielen Gaben aufzuwarten und weiß, die ihm bewußt oder unbewußt Hörigen zu belohnen. Zunächst hatte Mary eine Sprachengabe erhalten. Mit den Dämonen redete sie in deren Sprache. Sie dachte englisch. Ihr Mund aber formte sich zu Sprachlauten der Dämonen. Diese Konversation fand oft statt. Oft erschienen sie des Nachts. Der ganze Raum war mit Kerzenlicht erfüllt. Ein großes Auge beobachtete sie. Die vier Jahre jüngere Schwester konnte die Zwiesprache der älteren Schwester hören. Einmal nahm sie sogar die Gestalten wahr.
Eine andere Gabe Satans war eine ungeheure Machtfülle. Sie beherrschte die Eltern, die Nachbarn, ihre ganze Umwelt. Jedermann fürchtete sie. Ohne Anleitung konnte sie alle okkulten Praktiken ausüben.
Auch sexuelle Wünsche wurden ihr erfüllt. Sie wurde Lesbierin. Sie verfügte über alles, was ihr Leben abwechslungsreich machte. Sie bekam stets das Geld, das sie brauchte, Drogen, Zigaretten. Rauschgift war für sie ungefährlich. Man erwischte sie nie. Es war, als ob sie einen Bann auf die Polizisten ausübte. Das ist übrigens eine Fähigkeit, die mir auch in anderen Ländern gebeichtet wurde. In der indonesischen Erweckung beichtete mir ein Mann, der dreifacher Mörder war. Die Polizei konnte ihn nie fassen. Er behauptete, sich unsichtbar machen zu können. Das berichtete auch, wie schon erwähnt, Doreen Irvine, die das Buch geschrieben hat „From Witchcraft to Christ“ = Von der Zauberei zu Christus. In dem Märchenmotiv von der Tarnkappe Siegfrieds ist dieser Vorgang erwähnt. Bei den hochqualifizierten Satanisten ist es aber kein Märchen, sondern eine Realität.
Wir werden dabei an einen Vorgang in Jesu Leben erinnert. Der Evangelist Lukas berichtet, daß Jesus von seinen Feinden bedrängt wurde. Da ging Jesus mitten durch die hinweg (Luk. 4,30).
Seit der Satansweihe veränderte sich Mary in erschreckender Weise. Sie wurde jähzornig, wurde ständig getrieben, schlimme Dinge zu tun. Ihre Eltern wollten dieser Entwicklung entgegenwirken und verlangten den Besuch der Sonntagsschule. Sie war gegenüber dem Wort Gottes immun. Sie vertrieb sich die Zeit damit, daß sie die Exkursion der Seele praktizierte. Sie begann ihre Eltern, ihre Geschwister und alle Christen zu hassen. Da sie selbst keine Liebe empfing und bei den Christen nichts von Gottes Wirken sehen konnte, war sie überzeugt, daß das Christentum nichts wert sei. Sie war überzeugt, daß Satan mehr Macht besäße als Christus.
In der Schule waren ihre Leistungen mäßig. Doch sie bestand mit Hilfe Satans alle Prüfungen. Nach dem Abitur begann sie ihr Studium. Sie bekam sofort Kontakt mit den Studenten, die schwarze Magie ausübten, genau wie sie selbst. Bald merkte sie zu ihrer Freude, daß sie diesen Schwarzmaglern überlegen war. Sie wurde als die Stärkere respektiert. Man fürchtete sich vor ihr. Als sie ihr die Exkursion der Seele beibringen wollten, erklärte sie, daß sie das ihr ganzes Leben schon ausübte. Zum ersten Mal wurde ihr bewußt, daß man alle diese okkulten Praktiken auch erlernen kann.
Eine weitere Gabe aus dem Arsenal Satans war die Mentalsuggestion, die Fernbeeinflussung von entfernt wohnenden Menschen. Diese Kraft hatte sie im Auftrag der Dämonen zu benützen, um christliche Familien und gläubige Menschen zu beobachten, um ein Einfallstor für die Dämonen zu finden. Das Ziel war dabei, um sie aus der Gemeinschaft mit Gott und aus der Gemeinde der Gläubigen herauszuholen. Oft genügte eine einzige Sünde oder ein Leben halber Hingabe an den Herrn, daß Satan mit seinen Helfern eingreifen und sich festsetzen konnte.
Die Beobachtung der Gläubigen führte sie mit Hilfe einer okkulten Hellsehfähigkeit durch. Sie sah in einen Spiegel und konzentrierte sich auf eine Person. Dann erkannte sie alle begleitenden Umstände, Lebensgewohnheiten und Eigenheiten der Menschen, auf die sie sich einstellte. Ein Beispiel sei genannt. Sie erhielt von ihrem Auftraggeber den Befehl, einen gläubigen Pfarrer aufs Korn zu nehmen. Ihn sollte sie in einem einzigen Monat zu Fall bringen. Sie fand heraus, daß dieser Pfarrer drei Töchter hatte, die sehr hübsch waren. Der Vater war mächtig stolz auf sie. Dieser Stolz war der Ansatzpunkt, um das satanische Zerstörungswerk zu beginnen. Dem Pfarrer war dieser Stolz nicht bewußt. Innerhalb weniger Wochen schlugen alle drei Töchter den Weg in die Welt ein. Sie begannen, sich mit Männern abzugeben, rauchten und verfielen dem Alkohol. Die Vollmacht des Pfarrers begann zu schwinden. Mary sagte: „In der Zwischenzeit ist diese Gemeinde ein Tummelplatz der Dämonen geworden.“
Mary war total unter der Befehlsgewalt Satans. Eine einzige Befehlsverweigerung hätte ihren sicheren Untergang bedeutet. Da sie stets viele Aufträge erhielt, steckte sie ihr Studium auf. Unter dem Schutz ihres Herrn handelte sie mit Drogen. Arbeiten brauchte sie nicht mehr. In den folgenden sechs Monaten hielt sie sich in einer Gegend am Meer auf. Sie lag den ganzen Tag am Strand und vervollständigte ihre telepathischen Fähigkeiten. Auf diese Weise bekam sie auch Kontakt mit den Ufos.
Mentalsuggestion, Hellsehen, mediale Telepathie, magische Kräfte, Fähigkeit zur Dematerialisation, dämonisches Sprachenwunder und viele andere okkulten Fähigkeiten waren die Geschenke oder Entlohnungen Satans für Marys Dienst.
Es gibt in Deutschland naive Theologen oder Psychologen, die diese Fähigkeiten als eine Naturgabe ansehen. Diese Kurzschlüssigkeit leistet dem Geschäft der Dämonen Vorschub.
Für Mary bestand kein Zweifel, woher diese Begabung stammte. Beim Ausüben ihrer okkulten Praktiken beobachtete sie oft, daß sie von Schlangen umgeben war. Ihre eigene Haut fühlte sich gewöhnlich kalt und glatt wie Schlangenhaut an. Manchmal war der Fußboden bedeckt mit Schlangen, oder sie selbst war von einer Schlange umwickelt. Ich erinnere an den Abdruck von Schlangenwindungen auf dem Körper der Maria, deren Geschichte in diesem Buch berichtet ist.
Zur Stärkung ihrer magischen Kraft hatte Mary einen Zweikampf zu bestehen. Es handelt sich um ein magisches Duell, das mir mehrfach auf der Insel Bali, in Brasilien und in Äthiopien berichtet worden ist.
Mary hatte mit einem Mädchen Kontakt bekommen, die mit einem Satanspriester befreundet war. Dieser Satanspriester war von dem höchsten Satanspriester beauftragt worden, Mary zu vernichten. Es sollte nur ein Duell sein. Dieser Priester wollte sich mit ihr messen. Er behauptete, daß er mehr Macht als Mary besitzen würde und forderte sie auf, eine mitgebrachte Flasche zu öffnen. Sie tat es, da schoß eine grüne Flamme heraus, die Mary sofort einhüllte und in ihren Körper eindrang. In diesem Augenblick sah sie eine große Menge Dämonen um sich herum, die schrecklich lachten. Das Ende waren Orgien mit den Dämonen. Es sah also aus, als ob Mary diesen Kampf verloren hätte.
Das Böse reift aus
Nach diesem satanisch magischen Duell wurde Mary gezwungen, noch furchtbarere Dinge zu tun. Die Polizei war ihr auf den Fersen, konnte sie aber nicht festnehmen. Stand sie in einer Gruppe, sahen die Polizisten alle anderen, aber nicht sie.
Das Gegenstück war, daß sie einen medialen Kontakt zu allen Satanisten besaß. Wenn ein Satanist in einem anderen Raum war und sie von seiner Anwesenheit nichts wußte, so fühlte sie rasch seine Gegenwart. Dieser mediale Kontakt ist auch die Ursache, daß religiöse Extremisten in einer großen Zuhörerschar andere medial veranlagte Personen „erfühlen“ und denen auch mediale Kräfte zufließen lassen können. Solche Vorgänge werden dann als Wunder Gottes oder als Wirksamkeit des Heiligen Geistes angesehen. Dabei ist es eine Technik, die von unten stammt.
Ich habe schon jahrelang die Absicht, diese Erfahrungen und Erkenntnisse unter dem Titel „Medialität aus der Sicht der Seelsorge“ zu veröffentlichen. Ein umfangreiches Material liegt vor. Doch die wenigsten Christen wissen, daß die Niederschrift solcher Titel die stärkste Gegenwehr des Teufels auslöst. Das wissen im allgemeinen nur die Seelsorger auf diesem Gebiet, mitunter auch andere reife Christen. Die Veröffentlichung solcher Erfahrungen aus der Seelsorge ist nur möglich unter dem Schutz Jesu und einer Gebetsmauer gereinigter Kinder Gottes. Als Spurgeon im Tabernacle in London predigte, lagen 400 Älteste in einem Raum hinter der Kanzel auf den Knien und beteten. Darum schlugen die Predigten von Spurgeon ein, so daß Tausende sich bekehrten. Wer Seelsorge an Besessenen zu üben hat, der braucht mehr als 400 Beter.
Mary besaß nicht nur den medialen Kontakt, sondern sie konnte sogar die Satanisten an ihrem eigentümlichen Schwefelgeruch riechen. Wenn sie in Johannesburg auf der Straße Hunderten von Menschen begegnete, so konnte sie ihr fremde Satanisten am Schwefelgeruch erkennen. Sie strahlte ihrerseits dieses Erkennungsmerkmal aus. Das ist eine Parallele zum medialen Kontakt. Starke Medien erkennen sich sofort auf der Straße, in den Verkehrsmitteln, in den Kirchen, kurz überall, wo sie sich begegnen, auch wenn sie sich total fremd sind.
Im positiven Sinn gibt es das auch. Menschen voll Heiligen Geistes haben schnell Kontakt, wenn sie sich begegnen. Leider werden von Extremisten mediale Kräfte oft mit dem Etikett des Heiligen Geistes versehen. Darum müssen wir mehr denn je um die Gabe der Geisterunterscheidung bitten.
Zur Frage der Kontaktbildung und Kontaktabwehr noch einige Hinweise aus der Seelsorge.
Wenn treue Jünger Jesu und Besessene sich begegnen, gibt es Reaktionen. Dämonisierte Menschen ertragen Namenchristen, verkraften ohne weiteres kirchliche Veranstaltungen mit Pfarrern oder Predigern ohne den Heiligen Geist. Das sind keine Kontaktgegensätze. Sie gebärden sich aber wie wild, wenn sie mit Menschen voll Heiligen Geistes konfrontiert werden. Es ist gar nicht erforderlich, daß sich solche Menschen im gleichen Raum befinden. Ein Beispiel dazu.
Ich kannte in der Schweiz einen Gottesmann, der Geisteskranke, aber auch okkult Belastete, ja sogar Besessene in sein Haus aufnahm. Abends nach zehn Uhr betete er für seine Schutzbefohlenen. Die Geisteskranken verhielten sich ruhig. Der Besessene aber, der in einem anderen Raum schlief und von der Fürbitte nichts wußte, wachte auf und fing zu toben an. Wir sehen hier den Unterschied zwischen Geisteskrankheit und Besessenheit und begreifen dann auch, was Kontaktbildung und Kontaktabwehr bedeutet.
Ich habe oft solche Dinge erlebt. Bei einer Vortragsreihe in Toronto fing plötzlich ein anwesendes Medium zu rumoren an und störte den Gottesdienst. Der leitende Pfarrer, ein gläubiger Bruder, wies die Spiritistin zur Ruhe. Sie gehorchte nicht. Da hatte der Pfarrer keine andere Wahl, als im Namen Jesu zu gebieten. Daraufhin hörte das Medium auf.
In der lutherischen Kirche in Curitiba (Brasilien) fingen mitten in der Predigt drei Personen zu stören an. Sie konnten die geistliche Botschaft nicht ertragen. Bei modernistischen Theologen bleiben solche Belastete ruhig, denn sie befinden sich geistlich unter ihresgleichen. Redner und Hörer sitzen im gleichen Boot.

Innere Zerrissenheit
Das Leben Marys bewegte sich in einem fortwährenden Wechsel zwischen Zuständen großen Glückes und depressiver Phasen. Daraus kann aber nicht auf ein manisch depressives Irresein geschlossen werden, weil alle anderen Symptome nicht in dieses Krankheitsbild passen. Mary war dauernd von den Befehlen Satans gehetzt, denen unbedingt Folge geleistet werden mußte.
Über diesem sklavischen Gehorsam wurde sie mehr und mehr unzufrieden. Sie war sehr unglücklich und wünschte sich eine Befreiung aus dem harten Joch Satans. Die Dämonen spürten natürlich diese Veränderung und plagten sie unablässig. Diese finsteren Trabanten Satans kamen, wann sie wollten. Mary fühlte ihr Kommen, ja sie konnte sie sogar riechen. Da Mary aus ihren Reihen auszuscheren drohte, versuchten sie, ihr den Verstand zu rauben, was ihnen aber nicht gelang, denn Gott hielt in seiner vorlaufenden Gnade bereits seine Hand über sie.
Es kam die Zeit, da Mary zum ersten Mal einen Pfarrer aufsuchte, um dort Hilfe zu finden. Es wurde mit ihr gebetet. Doch eine Befreiung trat nicht ein. So probierte sie es mit einer anderen Kirche. Die Dämonen lachten über die vergeblichen Versuche. Keiner der Pastoren besaß die geistliche Vollmacht, die erforderlich war.
Die nächste Station, wo Mary Hilfe suchte, war eine Pfingstgemeinde. Sie erklärte dem Prediger, daß ein Mann, der in rechter Weise Gott dient, auch Macht über die Dämonen haben müsse. Da seine Hilfe aber umsonst sei, wäre auch sein Dienst unecht. Der Pfarrer warf sie daraufhin wütend hinaus. Die Kurzschlüssigkeit Marys war nicht ganz korrekt. Wenn ein Mensch sich mit dem eigenen Blut dem Teufel verschrieben hat, wie Mary es getan hat, dann gestaltet sich die Seelsorge außerordentlich schwierig. Ich habe bei etwa 100 Blutsverschriebenen nur sieben bis zehnmal Befreiungen erlebt. Es ist also nicht berechtigt, hier auf diesen Pfingstprediger Steine zu werfen.
Man kann bei dieser Seelsorge viele unvernünftige Urteile hören. Einmal hat in USA ein Prediger mich nach einem Vortrag angegriffen, weil die Seelsorge an Besessenen so langwierig ist. Er erklärte: „Jesus brauchte nur ein Wort zu sagen, dann war der Besessene frei.“ Ich antwortete ihm: „Erstens habe ich nicht die Vollmacht wie Jesus, und zweitens bringe ich den nächsten Besessenen zu Ihnen. Sie machen es dann kürzer als ich.“ Diese deutsche Antwort hat diesen Prediger dann beruhigt. Er nahm mir es aber nicht übel.
Da es mit Mary immer schlimmer wurde, suchte sie eine andere Pfingstgemeinde auf. Sie hörte hier eine Frau, die “in Zungen“ betete. Mary erschrak. Es war eine dämonische Sprache, die sie verstand. Die Beterin lästerte Gott. Danach stand jemand auf, der das Zungenreden übersetzte. Die Übersetzung war aber falsch. Mary suchte den Pastor auf und berichtete ihm ihre Erfahrung. Dieser Bruder erklärte: „Ich konnte das Zungenreden dieser Frau nicht verstehen. Sie ist aber eine Person, die der Gemeinde Not bereitet.“ Mary konnte sich dieser Gemeinde nicht anschließen, da hier Lügengeister am Werk waren.
Mary wanderte durch viele Gemeinden, meistens waren es Pfingstgemeinden, und hörte noch oft das „Zungenreden“. In den meisten Fällen hatte sie ein ungutes Gefühl.
In dieser Meinung wurde sie bestärkt, weil sie beobachtete, daß Satanisten mit Vorliebe sich Pfingstgemeinden und charismatischen Gruppen anschließen. Kirchen mit einer vom Heiligen Geist gewirkten Verkündigung werden von Satanisten gemieden. Satanisten fühlen sich bei Pseudocharismatikern wohl. Es sind ja ihre Kräfte, die da praktiziert werden. Die Eltern von Mary gehören auch zu einer Pfingstgemeinde.
In diesem Zusammenhang wies Mary auch darauf hin, daß viele Satanisten Angestellte in behördlichen Verwaltungen oder in hohen Beamtenpositionen sind.
Da nun soviel Negatives über Pfingstgemeinden gesagt wurde, will ich ein Mißverständnis ausräumen: Es gibt auch in Pfingstgemeinden oder bei den Urchristen treue, opferbereite Kinder Gottes, die ihre Kritiker in den Schatten stellen und ein christusnahes Leben führen. Ich habe Freunde in solchen Gemeinden, denen ich an dieser Stelle für ihre Fürbitte danke.

Wo ist Hilfe?
Marys Zustand drängte nach einer Entscheidung. Durch harte Drogen kam sie an den Rand des Todes. Sie litt unter starken Rückenschmerzen, die keiner heilen konnte. Die Eltern brachten sie zu verschiedenen Ärzten, Magiern, Hindupriestern, Moslempriestern, Wahrsagern und Zauberern. Sie fand keine Hilfe. Spezialärzte gaben ihr noch einige Wochen zu leben.
Man brachte sie schließlich zu ihren Eltern, damit sie bei den Ihren sterben könne. Als sie den jammervollen Zustand der Tochter sahen, fingen sie zu beten an, obwohl sie keine gläubigen Christen waren. In dieser Zeit wiesen sie Bekannte auf eine Missionsstation hin. Zugleich plagten die Dämonen sie heftig. Sie wollten es unter allen Umständen verhindern, daß Mary dorthin gebracht würde.
Schließlich zwang die Mutter ihre Tochter, in den Wagen zu steigen, der sie zum Missionshaus brachte. Dort wurde mit ihr gebetet. Ohne zu verstehen, was mit ihr geschah, wurde Mary im Herzen klar, daß Jesus stärker als Satan ist. Sie versprach in diesem Augenblick des Gebetes, in Zukunft Jesus angehören zu wollen. Die Dämonen leisteten von nun an heftigen Widerstand. Sie wollten unter allen Umständen die Umkehr und Befreiung Marys verhindern.
Zwei Missionare nahmen die schwerbelastete und besessene Mary in eine intensive Seelsorge. Nach dem einleitenden Gebet fühlte sich Mary von den Dämonen umringt. Sie verstand wieder deren Sprache. Sie sagte das sofort den Seelsorgern. Der Missionar betete, und das Verständnis der Dämonensprache war weg. Es folgte dann eine umfassende Lebensbeichte. Mary wollte dabei ihren dämonischen Namen nennen, konnte ihn aber nicht aussprechen. Der Pastor mußte mehrmals im Namen Jesu gebieten, bis Mary es endlich fertigbrachte, den geheimen, von Satan gegebenen Namen auszusprechen. Damit war ein Stückweit der Bann gebrochen. Alle satanischen Machenschaften und Sünden wurden ans Licht gebracht.
Dieser Vorgang zeigt, daß es in der Seelsorge mit Besessenen wichtig ist, daß entweder die Dämonen oder die Satansgeweihten ihren Namen offenbaren müssen.
Bei dieser dramatischen Seelsorge ging es zuerst darum, daß Mary sich von allen bisherigen „Hauseigentümern“ lossagte und im Glauben Vergebung empfing. Danach ging es um die Austreibung, die von den gottbeauftragten Seelsorgern vollzogen wurde. Die Dämonen fuhren unter furchtbarem Geschrei aus. Nur Mary hörte sie und sah sie fliehen. Der Herr Jesus machte sie vollkommen frei. Wir werden dabei an Apg. 8,7 erinnert: „Die unsauberen Geister fuhren aus vielen Besessenen mit großem Geschrei.«
Mary weiß seither, daß nur ein Leben in völliger Hingabe an den Herrn Jesus sie vor einem erneuten Zugriff Satans bewahren kann. Es ist ihr klar, daß sie keinen Kompromiß mit der Welt eingehen darf. Wort Gottes, Gebet und die Gemeinschaft der Gläubigen sind ihr die tägliche Stärkung. Ihre Eltern sind ihr leider keine Hilfe. Bei einem ausführlichen Gespräch anläßlich meines achten Südafrikabesuches fragte ich Mary, ob sie keine Anfechtungen und Kämpfe mehr habe. Sie antwortete: „Doch, der Feind greift manchmal an, aber ich fliehe dann in die Geborgenheit Jesu und bitte auch andere Gläubige, mir mit ihrer Fürbitte beizustehen.“
Was macht Mary beruflich? Sie hat ja ihr Studium vor einigen Jahren abgebrochen. Halbtags betreut sie Kinder in einer Kinderkrippe, die andere Zeit arbeitet sie freiberuflich, macht Buchentwürfe und illustriert christliche Bücher. Das ist eine Arbeit, die ihr liegt.
Die Zeit der satanischen Knechtschaft hat eine positive Frucht gebracht. Sie hat ein starkes Gefühl für Lügengeister, die unter christlichem Deckmantel in den Gemeinden ihr Unwesen treiben. Es geht hier um das Pauluswort (2. Kor. 11,14): “Der Teufelverstellt sich zum Engel des Lichtes, kein Wunder, daß auch seine Diener (die Dämonen) sich als Prediger der Gerechtigkeit verstellen.“

4. Rauschgift
Seit einigen Jahren bekomme ich drogensüchtige Menschen in die Seelsorge. Nur schweren Herzens übernehme ich solche Beratungen. Wenn der Rauschgiftsüchtige nicht zu einer Entziehungskur und zur Übergabe seines Lebens an Jesus bereit wird, besteht wenig Hoffnung auf eine anhaltende Befreiung. Beleuchten wir durch einige Beispiele dieses schwierige Gebiet.

Der Teufelskreis
In der Seelsorge bekam ich Kenntnis von ganz schweren Fällen einer Rauschgiftbindung, die zugleich mit anderen furchtbaren Entgleisungen gekoppelt war.
Hören wir zuerst Margots Geschichte, die ich hier wiedergebe. Margot rief mich aus USA an und fragte, ob ich in den Vereinigten Staaten einen gläubigen Psychiater oder einen erfahrenen Seelsorger wüßte, dem sie sich anvertrauen könne. Ich bat dieses Mädchen, mir schriftlich seine Adresse mitzuteilen, dann wollte ich ihm einige gläubige Psychiater nennen. So geschah es. Einige Tage später erhielt ich in Briefform eine schreckliche Beichte. Es liegt keine Verletzung des Beichtgeheimnisses vor, denn es wurde Erlaubnis zur Veröffentlichung eingeholt. Der Brief ist englisch geschrieben. Ich gebe ihn gleich deutsch wieder. Margot schrieb:
„Mein Zustand ist durch das Wort des Apostels Paulus in 2. Tim. 3,1 f. gekennzeichnet: In den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen; denn es werden Menschen kommen, die unheilig sind und Wollust mehr lieben denn Gott.
Mein Glaube an die Bibel wurde durch die teuflische Musik Rock’n Roll und durch das Lesen ähnlich inspirierter Bücher wie Helen Brown’s Buch und ,Der Playboy’ zerstört. Vergiftet durch diese satanischen Machwerke trieb ich Unzucht mit vielen Männern. Dabei blieb es nicht. Ich fing mit Rauschgift und Alkohol an und wurde dadurch verknechtet.
In diesem Zustand der Hilflosigkeit suchte ich Psychiater auf, die aber versuchten, meine Schuldgefühle abzubauen. Sie sahen mein Leben ja nicht als Sünde an. Die Folge war, daß ich auf dem einmal beschrittenen Weg fortfuhr. Ich las schreckliche Bücher wie das von Carlos Casterada, ferner ’Der Exorzist’, ’Rosemary’s Baby’ und andere.
Durch diese Bücher angeregt, fing ich an, das Okkulte zu erforschen. Ich hatte dabei das Gefühl, daß böse Geister in mich hineinfuhren. In einer Nacht erlebte ich einen schweren Angriff aus dem Reich der Finsternis. Es schien, als ob ein Dämon feurige Pfeile auf mich abschießen würde. Es war keine Halluzination, wie die Psychiater das wohl erklären wollten. Ich stand unter dem Eindruck, daß Gott mich auf diesem Weg in die Hölle senden würde. Ich war innerlich wie tot. Mein bewußtes Leben war noch essen, trinken und schlafen.
Da ich in meinem Unterbewußtsein immer noch nach Hilfe Ausschau hielt, griff ich zu dem Buch von Hal Lindsey ’Satan kämpft um diese Welt’. Mir wurde dabei deutlich, daß es wirklich einen Teufel gibt, und daß ich in seinen Krallen war.
Nach der Lektüre dieses Buches machte ich eine Entdeckung. Wenn ich mit echten gläubigen Christen zusammentraf, hatte ich das Gefühl, daß ich innerlich verbrennen müßte. Mir wurde klar, daß die verschiedenen Geister sich nicht vertrugen. Immerhin versuchte ich mit Christen in Berührung zu kommen und schloß mich daher einer charismatischen Bewegung an. Ich besuchte die Gottesdienste verschiedener Pfingstgemeinden. Das Milieu, die Atmosphäre dieser Gruppen sprach mich aber nicht an. Ich fühlte irgend etwas Unklares, das ich nicht beschreiben konnte. Ich zog daher einen Trennungsstrich, und in meiner Verzweiflung übergab ich mich nunmehr entschlossen dem Teufel.
Es kam eine Phase in meinem Leben, da ich den kommenden Antichristen verehrte und anbetete. Dabei beschlich mich das Gefühl, daß ich kein Mensch mehr sei, sondern ein Dämon. Mich überfiel dabei auch der Gedanke, daß ich die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen hätte. Mir schien das Ende, der Abgrund sehr nahe. Kein Wunder, daß ich völlig enthemmt wurde. Kannibalische Gelüste, die sich manchmal bei Satanisten finden, kamen auch mich an. Nicht genug damit, ich fühlte mich von Judas besessen. Es war mir klar, daß auf diesem Weg nur das Gericht Gottes auf mich wartete. Und doch schrie irgend etwas in mir immer noch nach Hilfe.
Das ist der Grund, warum ich Sie anrief und Ihnen meinen Lebensbericht gab.“

Der Stil Margots ist klar. Ihr Erleben entspricht vielen ähnlichen Berichten, die ich in meiner Kartei habe. Für die Beurteilung dämonischer Vorgänge ist ein ungläubiger Psychiater nicht zuständig. Und eine dämonische Belastung liegt hier vor. Man wiederhole noch einmal die einzelnen Stationen ihrer Entwicklung: Rock’n Roll, sexuelle Perversion, Alkoholmißbrauch, Rauschgift, perverse und okkulte Bücher, Partys und Orgien, Pseudocharismatisches, Teufelsverschreibung, Kannibalismus, Besessenheit. Aus einem solchen Zustand der Vorhölle kann nur Jesus Christus befreien. Allerdings läßt sich eine so schwere Seelsorge nicht durch Telefongespräche zwischen USA und Deutschland übernehmen. Auch Briefe reichen nicht aus. Es sollte ein echtes seelsorgerliches Team in USA gefunden werden.

Jim
Mehrmals sprach ich bei meinen Vortragstouren in USA in dem von D. Moody gegründeten Bibelinstitut. In den vergangenen 90 Jahren seit seiner Gründung sind gewaltige Segensströme von diesem Werk ausgegangen. Einmal wurde ich von Dr. Dickason, dem Dekan der theologischen Fakultät, eingeladen. Außer Studenten waren auch einige Pastoren anwesend. Hinterher lud mich ein Pastor von Rock Islands ein, in seiner Kirche einige Vorträge zu halten. Ich fragte ihn:
„Was für eine Kirche haben Sie denn?“
Er antwortete:
„A church of the Assembly of God.“
Erstaunt fragte ich weiter:
„Ja, sind Sie denn mit dem einverstanden, was ich gesagt habe?“
„Ja, mit allen Einzelheiten.“
„Gut, dann komme ich.“
Da der deutsche Leser kaum weiß, daß die Assembly of God eine gemäßigte Richtung der Pfingstgemeinde darstellt, muß das hier erwähnt werden. Ich habe noch nie konfessionell, sondern biblisch gedacht. Es geht in jeder Gemeinde um die Christuspräsenz, die sich in der gläubigen Haltung des Hirten wie der Herde zeigt. Natürlich muß der Gesichtspunkt berücksichtigt werden, daß ein Evangelist in keine Gemeinde geht, in der Irrlehren verbreitet werden. Ich war deshalb auf allen Kontinenten bei meinen Zusagen vorsichtig. Immerhin habe ich etwa 20 Assemblies gefunden, die nüchtern waren und in ihrer Verkündigung biblischer als viele ihrer Kritiker.
So war es in Rock Islands. Ich fand eine aufgeschlossene Gemeinde mit einer erwecklichen Haltung vor. Es war sehr leicht, dort zu sprechen.
In dieser Kirche begegnete ich Jim. Er fiel mir dadurch auf, daß er nach einem Vortrag die meisten Fragen stellte und offen bekannte, daß er rauschgiftsüchtig gewesen war.
Die Befreiung Jims ist ein Triumph des Sieges Jesu über einen hartgebundenen Menschen.
Es sind einige Jahre her. Jim hatte sich in die Kirche von Rev. Edwards verirrt. Lange Haare fielen ihm auf die Schultern. Das Gesicht war verwüstet, die Augen waren glasig; die Kleidung war zerrissen und verdreckt. Die Besucher des Gottesdienstes rückten etwas zur Seite. Ein übler Geruch ging von diesem heruntergekommenen Menschen aus.
Rev. Edwards sprach über das Kreuz Jesu und seine Bedeutung für uns. Jim hörte teilnahmslos zu. Er war lässig nach hinten gelehnt. Im Verlauf der Predigt rückte er nach vorn. Schließlich lehnte er sich mit den Ellbogen auf die vordere Banklehne. Als Rev. Edwards eine Pause machte, rief Jim aus: »Er starb für uns, für uns. »
Nach dem Gottesdienst saßen Rev. Edwards und Jim zusammen. Zum Abendgottesdienst erschien Jim wieder. In einer anschließenden Aussprache entschied sich Jim für Jesus. Die Lösung von seiner Vergangenheit fiel ihm schwer. Rauschgift und Sex hatten ihn bisher beherrscht.
Regelmäßig kam nun Jim zu den Gottesdiensten. Die Haare waren nun kurz geschnitten. Das Gesicht hellte sich auf. Die Haut wurde glatt, und die Augen wurden ruhig. Er entwickelte sich zu einem hübschen jungen Mann.
Dann kam der Rückschlag. Jim wurde von Stimmen geplagt. Vorher, solange er der Sünde gedient hatte, war das nicht der Fall. Vielleicht war sein Nervensystem durch das Rauschgift geschwächt worden. Die Abgewöhnung von Gift bringt stets Reaktionen mit sich. Jim schenkte den Stimmen Gehör, und das wurde ihm zum Verhängnis.
„Wenn du an Gott glaubst, dann krieche über den Highway (Autobahn). Schaue weder nach rechts noch nach links. Gott wird dich bewahren.“
Jim tat das und kam heil über die große Verkehrsstraße. Das machte ihm Mut.
„Wenn du an Gott glaubst, dann setze dich in dein Auto. Die Hände nimm weg vom Steuer, schließe dann die Augen und gib Vollgas! Gott, dem du vertraust, wird dich bewahren.“
Jim tat es und zertrümmerte drei Autos. Es war ein Wunder, daß er unverletzt aus dem Trümmerhaufen hervorkriechen konnte.
Diese Erfahrung führte ihn wieder zum Gottesdienst.
Rev. Edwards nahm sich seiner an. Die erste Lektion, die Jim zu lernen hatte, war: Höre nicht auf die Stimmen! Sie führen dich ins Verderben!
Dann kam zwischen dem Seelsorger und dem jungen Mann eine lange, lange Unterredung.
„Jim, hast du Gott deine Sünden noch nicht gebeichtet?“
„Nein.“
„Willst du es jetzt tun?“
„Ja.«
„Dann knie nieder und beichte jetzt Gott.“
Jim tat es, bekam aber noch keinen Frieden.
„Hast du deine Sünden bereut?“
„Nein, es ging alles nur mechanisch.“
„Dann bleibe jetzt fünfzehn Minuten hier in diesem Raum. Gehe noch einmal alles durch, was dir Gott zeigt und bereue alles.“
Nach der angegebenen Zeit trat Rev. Edwards wieder in den Raum.
„Hast du jetzt Frieden?“
„Noch nicht richtig.“
Nun bat Rev. Edwards zwei Brüder um ihren Beistand. Sie beteten zusammen mit Jim unter Handauflegung. Bei diesem Gebet der drei Brüder lichtete es sich in der Seele Jims. Jim erklärte fröhlich:
„Ich bin durch! Ich bin frei! Ich habe Vergebung und Frieden.“
Nun ging es in Jims Leben aufwärts. Er bekam Mut, am Arbeitsplatz Jesus zu bezeugen. Jim war Kellner. Sein Christuszeugnis erregte Aufsehen, weil man eben das von Kellnern nicht erwartet.
Eines Tages rief ihn sein Chef: „Jim, du bist zu religiös für uns. Ich muß dich entlassen.“
Jim sitzt nun auf der Straße. Die Entlassung erfolgte erst vor kurzem. Bestimmt hat aber der Herr einen anderen Platz für ihn. Jim hat ja um seines Glaubens willen gehen müssen.
Ein letzter Angriff Satans sollte Jim noch verwirren. Eines Nachts wurde Jim von einer unheimlichen Macht geweckt. In seinem Zimmer lief ein Hund herum, obwohl Türen und Fenster verschlossen waren. Jim wußte sofort: Es ist eine böse Macht, die mich vom Glauben abwenden will.
Jim wagte es in dieser Situation zum ersten Mal, im Namen Jesu den finsteren Mächten zu gebieten. Der Herr gab Sieg. Der Hund und die finstere Macht verschwanden sofort.
Er hatte dabei die Lektion gelernt, daß man als befreiter Mensch die Waffenrüstung des Geistes (Eph. 6,10 18) nicht nur kennen, sondern auch gebrauchen muß, wenn man Sieg haben will.

Carlos
In der Einleitung zu den folgenden Beispielen will ich die Zeugen benennen. Mein Besuch in einem mexikanischen Gefängnis mit rund 700 Rauschgiftsüchtigen und Rauschgiftverbrechern wurde von dem amerikanischen Missionar Brown, der Missionarin Schwester Susi und vor allem der baltischen Missionarin Margarete Urban vermittelt.
Die Baltin kreuzte oft meinen Weg. Nicht nur in der Schweiz und in Deutschland kam es immer wieder zu Begegnungen. Unsere Spuren liefen oft in der gleichen Richtung. In Kalimpong, einer reizvoll gelegenen Stadt im Vorhimalaja, traf Schwester Urban den tibetischen König Gyalpo und schrieb nach dieser Begegnung die Broschüre „Jesus unter Tibetern“, die ich damals in meinem Verlag herausbrachte. Ein ähnliches Treffen mit Gyalpo wurde auch mir möglich, als ich unter den geflüchteten Tibetern das Evangelium verkündigen durfte. Als kleines Gastgeschenk gab mir der König eine rotseidene tibetische Bluse.
Nachdem ich dieser Missionarin von „echtem Schrot und Korn“ das kleine Denkmal gesetzt habe, hören wir nun Carlos’ Geschichte. Im Gefängnis in Tijuana traf ich ihn. Ich fragte ihn: „Warum sind Sie hier?“ Er antwortete offen: „Ich bekam Streit mit einem Dealer (Rauschgifthändler). Wir zogen beide das Messer. Ich war aber schneller und traf ihn in das Herz.“ Bei diesem Bericht griff er unter seine Jacke, zeigte, wo sein Messer steckte, und wie er es handhabte. Acht Jahre war das Gerichtsurteil. Wichtiger aber als seine Bluttat war mir sein Bericht, wie er Jesus gefunden hatte. Schwester Susi hatte mir nämlich erzählt, daß er Christ geworden war.
Neben all dem Dunklen und Unheimlichen in Carlos’ Leben gab es einen Lichtpunkt. Er hatte eine gläubige, betende Mutter. Das wird einmal in der Ewigkeit ein Staunen geben, wenn wir sehen, was betende Mütter und Großmütter im Reichgottes für eine Rolle gespielt haben.
Wie es meistens im Leben geschieht, sind die Kameradschaft, die Schule und die Umwelteinflüsse im Leben der jungen Menschen zunächst stärker. Zuletzt siegt dann ein anderer, der das Flehen der Mütter und Großmütter erhört. Mit 15 Jahren stand Carlos im Sog und im Sumpf der Sünde.
Vielleicht ist es eine Gebetserhörung besonderer Art, daß der junge Mann einen so schweren Unfall hatte, daß die Ärzte ihn aufgaben. Die Mutter wurde verständigt. Am Bett des Schwerverletzten fragte sie den Sohn: „Wenn Gott dir noch einmal eine Chance zum Leben schenkt, willst du ihm dann gehorchen?“ In seiner Todesnot und Leibesschwachheit antwortete der Tunichtgut: „Ja, ich will es tun.“
Die Mutter betete intensiv. Das Wunder geschah. Gott erhörte ihr Flehen und schenkte dem Schwerverletzten eine Wende zur Besserung. Carlos durfte genesen. Kaum waren die „Lebensgeister“ wieder wach geworden, da regten sich auch sofort die „Sündengeister“. Aus dem Spital entlassen, suchte er wieder die Lasterhöhlen auf. Alkohol, Rauschgift, sexuelle Verwilderung, Glücksspiel wurden zur stärkeren Gewohnheit als zuvor. Seiner Mutter ging er aus dem Weg. Er konnte ihren Blick und ihre inbrünstigen Gebete nicht ertragen.
Er fand in einem verrufenen Hotel Arbeit und konnte nun ungehemmt und ungehindert sich dem dolce vita und den Drogen hingeben. Er verdiente gut. Es gab reichliche Nebenverdienste, so konnte er sich den Stoff stets beschaffen.
Dann kam die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Rauschgifthändler, die mit der Ermordung seines Gegners endete und ihn für acht Jahre hinter Schloß und Riegel brachte. Wir hörten das bereits. Die Mutter besuchte ihn, so oft es ging. Sein Herz war aber härter als Stein. Zum anderen litt er darunter, daß er in den ersten Tagen im Gefängnis kein Rauschgift beschaffen konnte. Die gewaltsame Entziehung des Giftes quälte ihn furchtbar. Er meinte, wahnsinnig zu werden. Da half ihm ein Mitgefangener und tröstete ihn: „Keine unnötige Sorge, hier im Knast gibt es Rauschgift, sogar billiger als draußen. Die Wächter schmuggeln es herein und bessern damit ihre schlechte Besoldung auf.“ Großzügig gab ihm dieser Gefangene eine Dosis ab. Carlos spritzte Heroin und war damit an dieses Gift gebunden. Anfänglich war es ihm leicht, sich Nachschub zu beschaffen, weil seine Eltern und die Verwandten ihm genügend Geld brachten. Als die Angehörigen aber merkten, wofür er das Geld brauchte, hörte der Zustrom auf. Carlos verkaufte seine Kleider und was er an kleinen Habseligkeiten noch hatte. Danach begann wieder das große Elend. Der Jammer wuchs, als auch die eigene Frau und seine Tochter ihn aufgaben. Sie alle wollten mit einem Gefangenen des Heroins nichts zu tun haben.
Nur eine Ausnahme gab es in der ganzen Verwandtschaft. Eine ließ ihn nicht fallen. Das war seine Mutter, die weiter für ihn betete. Er war zu dieser Zeit aber unempfänglich für geistliches Geschehen.
Der starke Heroingenuß ruinierte seine Gesundheit. Er wurde in das Gefängnishospital eingeliefert. Da er sich dort kein Heroin beschaffen konnte, litt er furchtbare Qualen. Das peinigende Verlangen nach dem Rauschgift ließ in ihm den Entschluß reifen, mit dem Heroin Schluß zu machen. Ein guter Vorsatz, aber nicht durchführbar! Als er wieder im Gefängnis zurück war, holte er auf, was ihm im Spital versagt gewesen war. Die Heroinbindung wurde stärker als zuvor. Um sich das nötige Geld für den Stoff zu besorgen, bestahl er die eigenen Kameraden. Er wurde schließlich erwischt und kam in den Sonderarrest.
Wieder beschäftigte ihn da der Gedanke wie im Spital, von der Heroin Versklavung frei zu werden. Er bot alle Willenskraft auf, um die Sucht zu überwinden. Es war vergeblich. Die Bindung war stärker als der gute Wille. Diese Verknechtung machte ihn schließlich willig, die christlichen Versammlungen von Schwester Susi zu besuchen. Er ging sogar zu ihr in die Seelsorge, hatte aber keine Kraft, ihren Vorschlägen zu folgen.
Eines Tages, es war um die Weihnachtszeit, hockte Carlos müde und verzweifelt in einer Ecke. Er quälte sich mit Gedanken um seine Befreiung ab. Da hörte er aus der Ferne ein christliches Lied vom Blut Jesu. Ein Missionar, der das Gefängnis besucht hatte, sang es mit einigen Sträflingen, die frei geworden waren. Dieses Lied mit seiner innigen Melodie sprach ihn an und versetzte ihn im Geiste in seine Kindheit. Er dachte an seine Mutter, die ihn beten gelehrt hatte. Er erinnerte sich an das Bemühen Gottes, ihn auf den rechten Weg zu bringen. Wie oft hatte er das Locken und Ziehen des himmlischen Vaters gemerkt und war doch stets ausgewichen. Bei dieser Erinnerung packte ihn plötzlich eine furchtbare Angst. Er fiel auf seine Knie und betete um die Kraft, mit dem Rauschgift fertig zu werden.
In dieser Stunde begegnete ihm der Herr. In dem Augenblick, als er aus der Tiefe seines Herzens zum Herrn schrie, spürte er eine wunderbare Kraft. Der Hang zum Rauschgift war zerschlagen. Durch Gottes Gnade war er frei geworden. Er spürte nicht mehr das geringste Verlangen nach den Narkotika. An Stelle der bisherigen Bindungen war eine stärkere Kraft getreten: Jesus.
Carlos hatte noch den Rest seiner Strafe abzubüßen. Aber mitten im Gefängnis war er ein Freier geworden. Der Herr Jesus hatte ihm alle seine schrecklichen Sünden, auch den furchtbaren Mord, vergeben. Alle Ketten, mit denen er an die Finsternis gebunden gewesen war, waren gesprengt. Nach all seinen vergeblichen Anstrengungen war er durch den Mann vom Kreuz in einem Augenblick gelöst worden.
Seine Befreiung war echt. Er fing im Zuchthaus an, seinen Kameraden Jesus zu bezeugen und schloß sich natürlich sofort der Missionsgruppe von Schwester Susi an.
Ein Problem, das von Kritikern oft erwähnt wird, ist der Hinweis, daß Zuchthausbekehrungen nach der Freilassung nicht standhalten.
Schwester Susi gab mir die erfreuliche Information, daß Carlos sich nach seiner Freilassung als Christ bewährt hat. Ja, noch viel mehr. Der bekehrte Sträfling entwickelte sich als guter Evangelist. Er sammelte Männer, die er durch das Wort Gottes betreute. Es entstanden auf diese Weise in drei Städten evangelische Gruppen inmitten einer katholischen Umgebung. Er besuchte in den gleichen Städten auch die Gefängnisse. Es kamen dort Insassen zum Glauben an Jesus. Carlos konnte drei Gruppen von 20 bis 36 Männern sammeln, die er in Bibelkursen weiterführte. Schwester Susi gab ihm dazu die Vorbereitungshefte.
Dieses Erlebnis Carlos’ zeigt, daß aus einer Hochburg Satans, dem Milieu des Rauschgiftes, durch Jesus ein Zentrum des Evangeliums geworden war. Entscheidenden Anteil an dieser Wende haben die treuen und anhaltenden Gebete der Mutter.

Hektor
Hektor ist einer der geistlichen Söhne von Missionarin Susi. Sein Leben verlief in großen Tiefen. Schon mit 15 Jahren geriet er auf eine verbrecherische Bahn. Mit seinen Einbrüchen und Überfällen mußte er die Familie ernähren, weil sein Vater all sein Geld in Alkohol umsetzte und die Angehörigen darben ließ. Seine Schwester steuerte zum Unterhalt bei, was sie als Dirne verdiente.
In diesem Jammerleben gerieten beide Geschwister eines Tages wegen einer geringfügigen Sache in Streit. Die Schwester rächte sich und zeigte ihren Bruder mit der Begründung an, er habe die Mutter und sie geschlagen. Es war eine Unwahrheit. Da aber Mißhandlungen von Frauen in Mexiko strenger bestraft werden als anderswo, wurde Hektor verhaftet.
Im Gefängnis hörten die Mitgefangenen von seinem Anklagepunkt. Sie zogen ihm darauf die Kleider aus und schlugen ihn halbtot. In der Nacht zahlte Hektor jedem einzelnen zehnfach heim, was er tagsüber erlitten hatte. Die Wärter hielten ihn daraufhin für verrückt und meldeten es weiter. Der Erfolg war, daß ein Polizeiwagen kam, um Hektor in ein Irrenhaus zu bringen. Wegen einer Verkehrsstockung mußte der Wagen an einer Stelle halten. Hektor brach aus. Die Flucht gelang. Er entkam nach den Vereinigten Staaten. Nach einer Serie von Untaten wagte Hektor sich nach zwei Jahren in die Heimat zurück.
Die Polizei hatte seinen Namen aber auf der Fahndungsliste. Er wurde wieder verhaftet und sollte abermals in eine Nervenheilanstalt verbracht werden. Nun aber setzte sich seine Mutter für ihn ein. Sie erklärte vor der Polizei, daß die Anzeige der Schwester nicht berechtigt gewesen war. Damit wurde der Verhaftete auf freien Fuß gesetzt. Gottes Hand suchte ihn. Bei einer Fahrt auf einem Lastwagen hatte er einen Unfall und brach sich ein Bein.
Der Krankenhausaufenthalt wurde zu einer Verschlimmerung seines Zustandes. Ein Pfleger verlockte ihn dazu, Morphium zu spritzen. Ein Elendsleben war die Folge. Nach seiner Entlassung aus dem Spital verschaffte er sich durch Einbrüche das nötige Geld für Morphium. Eine Anzeige brachte ihn wieder ins Gefängnis.
In der neuen Umgebung stand er in Opposition zu den Wärtern. Die Folge war, daß sie ihn eines Tages mit einem Baseballschläger halbtot schlugen. Sogar seine Lunge war verletzt, so daß sich eine Tuberkulose entwickelte. Das war die Zeit, da Gott ihn besonders suchte.
Schwester Susi kam regelmäßig in das Gefängnis. Sechs Jahre lang hörte Hektor ihre Evangeliumsbotschaften, ohne daß sein Gewissen davon erreicht worden wäre. Er brachte es sogar fertig, Schwester Susl zu bestehlen. Obwohl sie es merkte, blieb sie gleichmäßig freundlich zu ihm.
Das liebevolle Verhalten dieser Zuchthausmissionarin sprach zu dem Verbrecher mehr als ihre Botschaften. Das Eis seines Herzens begann darüber zu schmelzen. Es kam die Zeit, da er Susis Bibelstunden nicht der Gaben wegen, sondern des Wortes Gottes Willen besuchte. Die Stunde blieb nicht aus, da Hektor sich als Sünder erkannte und Buße tat.
Seine Bekehrung war so gründlich, daß gleichzeitig mit ihr die Gier nach dem Rauschgift verschwand.
“Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“ Seine Lungenerkrankung bekümmerte ihn von da an nicht mehr. Er empfand eine große Bereitschaft, abgerufen zu werden und zu dem zu gehen, der ihn von seiner Vergangenheit und seinen Sünden befreit hatte.
Es kam aber anders. Nachdem Hektor mit Gott und mit sich ins Reine gekommen war, rührte der Herr ihn an. Seine Tuberkulose wurde völlig geheilt. So hat sich Jesus an diesem ehemaligen Sklaven des Rauschgiftes nach innen und außen verherrlicht.

Hernandez Torres
Ein geistlicher Sohn der Mission „Christus für Mexiko“ ist Hernandez. Vor seiner Bekehrung war sein Leben eine Geschichte der Sünde und Verbrechen. Als er in meinen Gesichtskreis trat, war er 32 Jahre alt. 17 Jahre aber waren überschattet von der Rauschgiftsucht und den automatisch damit verbundenen Verbrechen. Wer im Monat etwa 10000 Mark für Rauschgift verbraucht, kann diese Summen nicht durch ehrliche Arbeit verdienen.
Seine „glanzvolle Karriere“ als Langfinger begann mit 13 Jahren. Im vierzehnten Lebensjahr managte er bereits „dicke Dinger“. Er stahl ein Auto und übte sich in Einbrüchen. Das brachte ihn in eine staatliche Erziehungsanstalt. Nach zwei Jahren entlassen, ging es nach der alten Manier weiter. Wieder Einbrüche, Raub und Diebstahl eines Wagens! Dieses Mal gab es drei Jahre, die er bis 1949 absaß.
Danach wechselte er in die berüchtigte Verbrechermetropole Chicago über, um dort in der Unterwelt die restliche Perfektion zu erlernen. Nach kur¬zer Zeit stand er wieder vordem Kadi. Beabsichtigter Mord, Raub und Rauschgifthandel waren die Anklagepunkte. Der Ernst der Anklage wurde ihm klar, als man ihn im Spital dem Mann gegenüberstellte, den er niedergestochen hatte. Der Verletzte deutete mit dem Finger auf ihn und erklärte: „Ja, das ist er, der mich verletzt hat.“ Zum ersten Mal betete der Übeltäter, weil er wußte, daß der elektrische Stuhl auf ihn wartete, wenn der Verletzte sterben würde. Der Überfallene genas aber und wurde dann bei der Gerichtsverhandlung als Zeuge vorgeladen. Nun erfolgte etwas, was in der Verbrecherwelt der Mafia und der Unterwelt Chicagos oft vorkommt Aus Angst vor den Verbrechern ziehen die Opfer ihre Anklage zurück oder erklären, sie nicht zu erkennen. So war es bei Hernandez. Der Kronzeuge gab plötzlich an, er würde den Täter nicht erkennen. So ließ das Gericht die Anklage auf Körperverletzung mit verbundener Mordabsicht fallen. Er wurde nur wegen Rauschgifthandel zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Die Ketten der Verbrechen riß nicht mehr ab. Es ist ein langes Sündenregister: Besitz und Vertrieb von Falschgeld, Handel mit Heroln. Er war nun so weit, daß er pro Monat 12000 Mark für das Rauschgift brauchte. Sein Leben außerhalb der Gefängnismauern war stets sehr kurzfristig. Die meiste Zeit saß er hinter Schloß und Riegel. Er hatte alle Hoffnung aufgegeben, jemals von dem teuflischen Gift loszukommen. Dazu kamen noch andere Enttäuschungen. Sein zwel)’ähriges Kind, das er sehr liebte, starb. Seine Frau verließ ihn. Und er saß mit Ketten der Finsternis gebunden hinter Kerkermauern.
Da kam die Wende. Er hatte niemand in seinem Bekanntenkreis, der für ihn betete. Kann aber Gott nicht voraussetzungslos einen Sünder retten? Ein Missionar kam ins Zuchthaus, um das Evangelium zu bringen. Nun lassen wir aber Hernandez selber erzählen:
„Dankbar blicke ich auf jenen Tag zurück, an dem ich elend, müde, einsam und verloren, ohne Hoffnung und ohne Gott im Hof herumlief. An diesem Tag besuchte ein Gottesmann von der ‚Christus für Mexiko Mission’ unser Gefängnis. Er war das erste Mal gekommen und konnte kein Spanisch.
Man wählte mich aus, um die Botschaft dieses Mannes zu übersetzen. An diesem Tag zündete Gottes Wort ein Licht der Hoffnung in meinem Inneren an. Die Hellsbotschaft wurde mit solch ungewöhnlicher Macht verkündigt, daß mir jedes Wort offenbarte, was für ein großer Sünder ich war. Sie zeigte mir auch einen Christus, den ich nicht kannte. Er war am Kreuz auf Golgatha gestorben, damit Burschen wie ich die Möglichkeit zu leben hätten. Tief drang das Wort in mein Herz: ‚Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr’ (Matth. 5,3). Ich merkte, daß Gott nahe war, bereit, dem Herzen Kraft zu geben, wenn ich ihn nur anrufen wollte.
Die Botschaft dieses Bruders hinterließ einen tiefen Eindruck in mir. Der Same des Evangeliums war in mein Herz gesät worden, und bald danach konnte ich mit dem Propheten Jeremia sagen: ‚Dein Wort ward meine Speise, da ich’s empfing; und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost’ (Jeremia 15,16). Das Wort Gottes hat ausgerichtet, was Kerker und Gefängnisse, meine Frau und mein Kind, auch Vater und Mutter nicht vermochten. Das Blut Jesu Christi vollbrachte es auf wunderbare Weise und in sehr kurzer Zeit, daß ich frei wurde. Jesus hat alle meine Sünden abgewaschen und alle meine Übertretungen vergessen. Er tat es für mich, als er am Kreuze starb. Nun bin ich wiedergeboren. Alles, was ich zu tun hatte, war, Jesus anzurufen und sein Opfer am Kreuz, als für mich gebracht, anzunehmen. Ewig will ich dem Herrn dafür danken. Das Marihuana, die Heroinspritzen, die Pillen, alles liegt hinter mir. Ich bin frei von dieser todbringenden Gebundenheit, wahrhaftig frei, weil mein Herr Jesus Christus dieses Werk vollbracht hat.
Wenn ich in diesem Gefängnis bleiben muß, soll mein Aufenthalt nur der Erbauung des Tempels Gottes dienen, damit ich fähig werde, dem Herrn zu dienen, so gut ich es vermag. Ich habe ihm versprochen, mein ganzes Leben ihm zu weihen.
Möge mein Zeugnis nicht nur als Warnung dienen, sondern auch von Gott benutzt werden können, andere Menschen zu segnen.«

Die Rauschgiftpalette
Unter einer Palette versteht der Maler ein Mischbrett für Farben. Beim Güterverkehr ist es ein Holzgestell, auf dem die Waren aufgeladen sind. In der Rauschgiftszene ist es ein Universalschlüssel zu allen Lastern und Belastungen.
Rauschgift führt zu Diebstählen und Einbrüchen, denn der tägliche „Stoff” muß besorgt werden. Ich ließ mir sagen, daß manche Süchtige täglich bis zu DM 1000 für Heroin benötigen.
Rauschgift führt viele Mädchen zum Dirnentum, weil das ein Weg ist, um genügend Geld zu verdienen. Der Rauschgiftsüchtige treibt sich in Lokalen dämonisch inspirierter Musik herum, weil diese Atmosphäre ihrer Mentalität und Gebundenheit entspricht.
Rauschgift weckt das Interesse für Magie und Spiritismus, weil darin die gleichen Geister am Werk sind.
Von der Rauschgiftsucht ist nur ein kleiner Sprung zum Satanismus. Viele Suchtgebundene haben sich einer Satanskirche oder einer Satansgruppe angeschlossen. So ist es vorwiegend in USA und in afrikanischen Ländern, aber vereinzelt auch in Europa. Über solche Satansgruppen habe ich schon ausführlich in anderen Büchern berichtet. Es soll nicht wiederholt werden. Eine der ausgeprägtesten Formen des Satanismus ist der Kannibalismus, nicht bei den Bewohnern Neuguineas, sondern in USA und in afrikanischen Ländern.
Rauschgift schafft ein Offensein der Seele für östliche Kulte und überhaupt für alle extremen Bewegungen, in denen es um die Aufpeltschung der Gemütskräfte geht.
Rauschgift kann auch der Ausgangspunkt für ein seelisch geprägtes Christsein sein. Eine der vier oder fünf Richtungen der Jesus People liegt auf dieser Linie. (Bitte beachten, daß es auch echte Bekehrungen bei den Jesus People gab.)
Rauschgiftsüchtige schließen sich mitunter auch charismatischen Bewegungen an. Ich begegnete dem Schüler einer Bibelschule der Pfingstgemeinde, der mir berichtete, daß er im Drogentaumel zu beten anfing und sogar eine Gebetsgruppe unter Drogensüchtigen gründete, die beim Abklingen der Drogenwirkung sich zum Gebet vereinigte. Das ist immerhin besser, als sich Sexorgien hinzugeben. Aber echte Bekehrungen sind das nicht. Petrus sagt dazu: „Seid nüchtern!“ Paulus gebraucht noch ein klareres Wort (2. Tim. 2,6): 59… daß sie wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick.“ Das ist die biblische Diagnose für die Süchtigen, die unter Drogenwirkung fromme Stunden halten: nüchtern werden aus des Teufels Strick! Es gibt also bei den Rauschgiftsüchtigen eine Pseudobekehrung, eine Satansbekehrung. Die Süchtigen geraten in Stimmung, so daß sie die ganze Welt umarmen könnten, selbst ihre schlimmsten Feinde. Satan kennt sich bestens auf der gesamten Klaviatur unserer Seele aus. Er versteht es, jedes Register meisterhaft zu bedienen.
Es gibt bei den Rauschgiftsüchtigen auch satanische Gegengaben zu den Gaben des Heiligen Geistes. Es gibt unter medialem Vorzeichen: Pseudoheilungen, Pseudowunder, Pseudoweissagungen, Pseudozungen, Pseudoprophetien, Pseudokräfte, die alle religiös unterbaut sind und deshalb nicht in ihrem wahren Charakter erkannt werden. Religiös unterbaute Medialität ist ein gefährliches Kapitel. Viele Gläubige schwelgen, waten und schwimmen in diesem religiösen Sumpf und halten diese Wirkungen für Geistesgaben.
Es darf nicht vergessen werden, daß das Rauschgift die körperlichen und geistigen Kräfte ruiniert und ein Heer von Frührentnern produziert.
Nun erhebt sich die Frage: Was haben diese Feststellungen in einem Buch über Besessenheit und Exorzismus zu tun? Schon oft fragte man mich: „Sind Rauschgiftsüchtige besessen?“ Ich habe stets mit Nein geantwortet, aber mit einer Einschränkung. Alle Süchte sind eine offene Tür für das Eindringen dämonischer Mächte. Und in einer speziellen Situation ist das besonders der Fall.
Wenn Rauschgiftsüchtige nicht mehr das erforderliche Geld für ihr Gift zusammenbringen, leben sie in einer konstanten Verzweiflung. In dieser Stimmungslage machen manche eine Blutsverschreibung an den Teufel. Damit haben sie aber die Schwelle zur Besessenheit überschritten. Blutsverschriebene sind besessen, sind eine Beute Satans. Der Teufel hat das totale Besitzrecht erlangt.
Wenn man die ganze Palette der Möglichkeiten überblickt, muß man doch zu der Überzeugung kommen, daß der Teufel ein perfekter Farbenmischer in den Auswirkungen der Rauschgiftsucht ist. Er kann schillernde Visionen bei den Trips vortäuschen, er kann das Selbstbewußtsein stärken, er kann für einige Stunden Frieden und Seligkeit schenken, um hinterher mit einem unendlichen Katzenjammer aufzuwarten. Am schlimmsten aber ist der seelische Zustand der Blutsverschriebenen. Ich bin immer in Sorge und Spannung, wenn ich solche Menschen in die Seelsorge bekomme. Bei ihrer geistlichen Betreuung gibt es genau die gleichen Reaktionen wie bei Besessenen. Das ist der Grund, warum ich die Kapitel über das Rauschgift in dieses Buch aufnahm.

Musikalisches Rauschgift
Zur Palette der Rauschgiftszenerie gehört die Rock Musik. Sie ist das Bindeglied zwischen Satanismus und Rauschgiftsucht. Der Beweis ist nicht schwer. Zum ersten halten sich Satanisten und Drogensüchtige gern in den Lokalen dieser Musik auf. Zum anderen haben die Texte der Rock Musik starke Beziehungen zu Satan. Hören wir einmal einige bekannte Hits. Ihre Anfänge lauten:
Wir fallen in einen Ring von Feuer
Wir machen einen Pakt mit dem Teufel
Die schwarze Schlange lebt in der dunklen Höhle
1968 verlor ich meine Seele
Rufe mich an, ich werde deinen Wunsch erfüllen
Wir praktizieren Zauberei und verkaufen unsere Seele
Jesus wird uns quälen, wenn seine Zeit da ist
Die Christenheit wird im Dunkel enden
Wir arbeiten für eine Welt, in der es keine Religion gibt
Wir sind unsere eigenen Retter
Hexen im Wald
Wir kommen von unten
Der Himmel ist ein Ort, wo niemand hingehen will.

Diese Musik hat eine ganze Generation von Teenagern zur Rauschgiftsucht, Sexmißbrauch und Satanskulten verführt.
Eine Charakteristik dieser Musik ist die Aufnahme und Verwertung biblischer Elemente und deren Verdrehung ins Gegenteil.
Die Rock Musik zeigt wie keine andere die Inspiration von unten im Gegensatz einer göttlich inspirierten Musik, etwa eines Johann S. Bach.
Rock Musik hat die dämonische Tendenz, alles Gute zu zerstören und den Menschen nach unten zu ziehen.

Wir stehen hier in diesem Teil „Exorzismus“ bei der Frage der Befreiung, darum bringe ich ein außerordentliches Beispiel.
Vor einigen Jahren wurden in den Staaten Massachusetts, Maine und New Hampshire (USA) in vielen Kirchen Vortragswochen durchgeführt. Ich war einer der Redner. In 23 Kirchen hatte ich zu sprechen. Bei dieser Tour kreuzte Bob Larsen meinen Weg. Er war einer der jüngsten und zugleich einer der Begehrtesten. Sein Thema war: Von der Rock-Musik zu Christus.

Dieses Thema entsprach seinem eigenen Erleben. Mit dreizehn Jahren hatte Bob bereits seine eigene Kapelle gehabt. Er wurde zu einem jugendlichen Star der Rock Musiker. Die Radiostationen, die Rock-Musik senden, luden ihn laufend ein. Gunst und Geld flossen dem gefeierten jungen Musiker zu.
Da gab es einen plötzlichen Stopp. An einem musikfreien Abend, was ohnehin sehr selten war, wußte der junge Mann nichts mit seiner Zeit anzufangen.
Eine wehmütige Stimmung, eine Art moralischer Katzenlammer kam über ihn. In dieser Einsamkeit zog es den Unbefriedigten in eine kleine Kirche.
Ein Psychologe würde sagen: typische Pubertätsstimmung, die fast jeder einmal durchmacht.
Es war mehr. Bob hat gläubige Eltern, die viel für den „verlorenen“ Sohn beteten.
Während des Gottesdienstes griff der Heilige Geist nach diesem jungen Menschen. Der ganze Jammer seines jungen Lebens stand ihm vor Augen. Schuld, Sünde, Unfrieden bedrängten ihn.
In dieser Stunde übergab er sein Leben Jesus. Er traf radikale Entscheidungen. Seine Kapelle löste er auf. Das Instrument seiner Erfolge, die elektrische Gitarre, bekam einen Ruheplatz. Er mochte dieses Instrument nicht einmal zu geistlichen Liedern verwenden. Es kam ihm stilwidrig vor. Er wollte zunächst einmal Abstand gewinnen.
Bob fragte im Gebet den Herrn: „Was soll ich nun tun?“ Sein Weg wurde klar. Die nächste Station war ein Bibelstudium. Damit kristallisierte sich sein nächster Auftrag heraus. Er wurde Zeuge jesu, Verkündiger des Evangeliums.
Da er von der Rock Musik her den Weg zu Jesus gefunden hatte, spürte er einen Auftrag an den jugendlichen Rock Fans. Die Radiostationen standen ihm immer noch offen, und er nutzte die offenen Türen. Über das ganze Land hinweg sprach Bob Larsen an allen Stationen über seine Wende von der Rock Musik zu Jesus.
Er machte dabei eine hochinteressante Entdeckung, die geradezu ein Symptom unserer Zeit ist.
Sprach Bob Larsen in Kirchen, da wurde er angegriffen. Man sagte ihm: „Du übertreibst. Man kann Rock Musik auch für das Evangelium einsetzen.“
Bob Larsen erklärte: „Nein, diese Musik hat einen Geist, der aus trüben und dunklen Quellen kommt. Sie läßt sich nicht reinigen und für den Heiligen Geist verwerten.“
Sprach Bob Larsen zu den Rock Fans, dann fand er Zustimmung. Sie sagten ihm: „Du bist auf der richtigen Linie. Fahre so fort. Wir alle spüren etwas von der Dämonie dieser Musik.“
Durch die Tat Gottes hatte Bob den Ausweg und die Befreiung aus dem Hexenkessel der Rock Musik gefunden und ist damit zu einem Zeugnis für alle geworden, die von diesem Rauschgift satanischer Musik benebelt sind.

6. Blutsverschreibungen
Diese dämonischste aller Satanswelhen ist in diesem Buch mehrfach erwähnt worden. Weil heute in der Jugend ein Trend zu extremen Reizen vorherrscht, muß dieses Gebiet noch einmal beleuchtet werden. Die jungen Menschen der zivilisierten Welt sind so übersättigt, daß sie, wie die Römer sagten, cupidi rerum novarum sunt = Ausschau nach immer neuem Nervenkitzel halten.
Ich erinnere mich an einen Studenten der Medizin, der etwas von Blutsverschreibungen hörte und sich dabei vornahm, das einmal auszuprobieren. Er tat es und bekam Störungen aller Art. Nachts sah er ein schwarzes Untier auf sich zukommen. Lebensunlust und Depressionen stellten sich ein. Das führte ihn zu mir in die Seelsorge. Darum soll an dieser Stelle eine starke Warnung vor solchen Experimenten ausgesprochen werden. Wer Warnungen in den Wind schlägt, hat die Folgen selbst zu verantworten. . . .

Mit diesem Beispiel will ich eine ausdrückliche Warnung unterstreichen. Blutsverschreibungen sind kein amüsanter Zeitvertreib, sondern ein verhängnisvolles Spiel mit dem Feuer der Hölle.
Da die Rationalisten sich stets über Dinge lustig machen, von denen sie mit ihrer blockierten Vernunft keine Ahnung haben, will ich bei den folgenden Beispielen die Gewährsleute angeben, soweit es die Seelsorge zuläßt. Es werden zuerst Erlebnisse mit negativem Ausgang berichtet, danach solche Erfahrungen, die mit einer Befreiung endeten.

Charakter der Blutspakte
Die erste Geschichte verdanke ich meinem Freund Werner Ambühl, der zusammen mit Pfarrer Schwyn die Telefonseelsorge in der Schweiz gegründet hat.
Es war in St. Gallen. Ein Zahnarzt läutete Ambühl an und fragte nach dem Sinn und der Methode der Telefonseelsorge. Der Arzt begnügte sich nicht mit der Auskunft und sprach daher einmal persönlich im Büro Ambühls vor. Bei dem Gespräch merkten Ambühl und sein Mitarbeiter, daß von dem Besucher eine dunkle Ausstrahlung ausging. Nach der Unterhaltung mußten sich die beiden Seelsorger im Gebet vereinigen und sich von allen Einflüssen dieses unheimlichen Arztes durch Christus reinwaschen lassen.
Am anderen Morgen rief der Zahnarzt an und fragte, ob die Männer der Telefonseelsorge am Abend zuvor nichts gespürt hätten. Sie verneinten. Diese merkwürdigen Anfragen wiederholten sich an mehreren Tagen. Das seltsame Gebahren des Arztes trieb die Brüder von der Telefonseelsorge ins Gebet.
Dann endlich lichtete sich der Schleier. Der unheimliche Arzt rief wieder an und erklärte, er habe sich während seines Studiums in Frankreich mit seinem Blut dem Teufel verschrieben. Er müsse seither die Befehle des Teufels ausführen. jetzt sei seine Aufgabe, die Arbeit der Telefonseelsorge zu stören und Ambühl und seinen Mitarbeiter durch schwarze Magie zu töten. Aber alles, was er inszeniert habe, sei auf ihn zurückgefallen. Es ging eine Macht von den Leuten der Telefonseelsorge aus, der er nicht gewachsen sei. Er müsse daher die Konsequenzen tragen.
Am nächsten Tag rief die Kantonspolizei an, der Zahnarzt habe sich erschossen. Neben ihm lag ein Zauberbuch, das die Polizei Ambühl überlassen wollte. Mein Freund nahm das Buch aber nicht an.
Dieses einwandfrei bezeugte Beispiel zeigt, daß Gott seine Kinder bewahrt und beschützt, wenn sie ihm treu dienen.

Der Irrsinn der Blutsverschreibungen wird an den beiden folgenden Beispielen deutlich. Bei einer Vortragsreihe kam ein Mann aus Düsseldorf in meine Seelsorge. Er hatte sich vor Jahren mit seinem Blut dem Teufel verschrieben und dabei folgende Abmachung getroffen: „Du gibst mir 20 Jahre ein Leben in Saus und Braus mit allen Annehmlichkeiten, und dann erhältst du meine Seele dafür.“
Diese Bedingungen wurden zunächst erfüllt. Der Mann konnte ein flottes Leben führen. Bei einer Evangelisation wachte er aber auf und erkannte die Furchtbarkeit seines Paktes. Er kam zu mir und fragte, wie er das rückgängig machen könne. Die seelsorgerliche Erfahrung zeigt stets, daß der Teufel sofort seine Besitzrechte geltend macht, wenn eines seiner Opfer ausscheren will. So war es auch bei diesem unglücklichen Gesprächspartner. „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los“, hieß es auch hier. Es setzten schreckliche Kämpfe ein. Der Mann wurde homosexuell, was er vorher nicht gewesen war. Sein Seelenleben war ein einziges Chaos. Nachts keinen Schlaf. Mächte der Finsternis drangen auf ihn ein. Den Ausgang dieses Kampfes kenne ich nicht, da ich ja nach Beendigung der Vortragsreihe die Stadt verließ.
Eine sehr häufige Erfahrung ist, daß der Teufel nach einer Blutsverschreibung seine Opfer mit okkulten Fähigkeiten, den satanischen Gnadengaben, ausstattet. Im Kurzstil folgendes Beispiel. In einem Bauerndorf starben vielen Bauern auf unerklärliche Weise die Schweine. Der Tierarzt konnte sich das nicht erklären. Die Giftproben ergaben keinen Befund. Eine Seuche war nicht nachzuweisen. Eines Tages gab es Licht in dieser mysteriösen Affaire. Eine Frau wurde sterbenskrank. Da bekannte sie, daß sie durch eine Blutsverschreibung die Kraft erhalten hätte, durch Magie Tiere zu töten. Im Auftrag Satans müßte sie jede Woche zwei Schweine töten. Die Frau starb, und das Schweinesterben hörte schlagartig auf.

Die negative Reihe wird mit zwei Beispielen abgeschlossen, für die ausgezeichnete Zeugen vorhanden sind. Eine Frau, die ich kennenlernte, ist die Tochter einer Besprecherin, die in früher Jugend ihr Kind besprochen hatte. Während des Krieges war die Tochter Schwester, die sich mit einem Offizier anfreundete. Beide kamen auf die absurde Idee, sich mit ihrem Blut dem Teufel zu verschreiben. Bei Kriegsende verübte der Freund Selbstmord. Seit dieser Zeit plagte sich die Schwester mit den gleichen Gedanken. Sie wurde auch innerlich getrieben, andere Menschen zur Blutsverschreibung zu veranlassen. So gab sie öfter von ihrem eigenen Blut ab mit der Aufforderung, sich damit dem Teufel zu verschreiben. Die Schwester fiel seit dem Tod ihres Freundes häufig in Trance. In diesem Zustand meldete sich der verstorbene Freund, der ihr drohte: „Ich bringe dich so weit, daß du zu mir kommst.“ In der Trance meldete sich auch die verstorbene Mutter, die zu Lebzeiten Zauberei getrieben hatte. Ferner wurde sie von Dämonen heimgesucht. Einmal sagte ein solcher Geist: „Sie hat sich einen Strick gekauft. Morgen will sie sich damit aufhängen.“ Wenn die Schwester aus der Trance erwachte, wußte sie nie, was sich inzwischen ereignet hatte. So war sie erstaunt, daß der Seelsorger sie nach dem Strick fragte, den sie dann herausgab. Die Angaben hatten gestimmt.
Die blutsverschriebene, besessene Schwester suchte den Psychiater Dr. Lechler auf, der sie nicht wegen einer Geisteskrankheit behandelte, sondern als gläubiger Christ die Besessenheit erkannte. Es wurde ein Gebetskreis gebildet, zu dem eine Mitarbeiterin der SMD gehörte, ferner ein bekannter Naturwissenschaftler, Professor Dr. Rohrbach, der ein weithin bekannter, vollmächtiger Seelsorger ist. Dieser Gebetskreis betete ein Jahr für diese blutsverschriebene Schwester, ohne daß sie frei wurde. Einmal holten sie mich zu einer solchen Gebetsstunde hinzu. Als wir zu beten anfingen, tobte die Schwester, krümmte sich vor seelischen Schmerzen, schrie und wälzte sich. Dabei wurde eine Männerstimme aus ihr gehört: „Die gehört mir. Die muß dahin kommen, wo ich bin.“
Das ist eines der deutlichsten Beispiele dafür, daß Blutsverschreibungen zu Besessenheit führen, vor allem dann, wenn sonst noch Zaubereisünden vorliegen.

Eine junge Frau führte eine Blutsverschreibung an den Teufel durch. Sie verpflichtete sich auf sechs Jahre, dem Teufel mit allen Gaben und Kräften ihres Lebens zu dienen. Nach diesem Teufelsbündnis entwickelte diese Frau ungeheure magische Kräfte, die durch ihre spiritistische Betätigung verstärkt wurden. Wir haben hier also eine Blutsverschreibung, kombiniert mit Spiritismus und Magie.
Eine der Gaben Satans war die Hellsichtigkeit. Sie konnte eines Tages ihrem Mann, der arbeitslos war, sagen: „Du bekommst in den nächsten Tagen drei Stellenangebote.“ Es traf ein. Eine weitere Belohnung Satans bestand in der Fähigkeit der Exkursion der Seele und des Astralwanderns. Sie konnte in Trance fallen. Wenn sie dann nach einer Stunde wieder zum Bewußtsein gekommen war, berichtete sie von ihren Reisen zu anderen Planeten. Ob die Seelenreise zu den Planeten stattgefunden hat, ist nicht nachweisbar. . . .
Ein weiteres Satansgeschenk war die Dienstbarkeit von Schutzgeistern. Die blutsverschriebene Spiritistin bekam die Fähigkeit, Schutzgeister zu rufen und sich von ihnen beraten oder helfen zu lassen. Sie konnte mit ihnen reden, als ob sie leibhaftig gegenwärtig wären. An ihrem Geburtstag oder bei anderen Familienfesten fielen manchmal auf unerklärliche Weise drei Rosen in ihr Zimmer. Die Stiele waren nicht abgeschnitten, sondern abgebrannt. Das sind übrigens Apporte, die mir seit Jahrzehnten in der Seelsorge berichtet worden sind. Das ist sogar in einem badischen Pfarrhaus passiert, in dem ich einmal gewohnt habe. Einer der Pfarrer, der früher in diesem Pfarrhaus gelebt hatte, war ein aktiver Spiritist. Sein Nachfolger war ein gläubiger Pfarrer, der in diesem Haus seltsame Dinge erlebte. Er hat es mir persönlich erzählt.
Diese blutsverschriebene Spiritistin entfaltete Kräfte, die wir auch von dem Erzspiritisten Daniel Home kennen. Sie konnte Gegenstände dematerialisieren und in einem anderen Raum rematerialisieren. Es sei kurz erklärt. Eine Blumenvase konnte in einem total verschlossenen Raum unsichtbar werden, verschwinden und in einem anderen Raum plötzlich auf einem Tisch stehen. Das ist weder ein Trick noch ein Betrug. Daniel Home konnte nie eines Betruges überführt werden. Auf dem magischen Sektor konnte diese blutsverschriebene Frau auf übernatürliche Weise Menschen plagen und quälen. Nach Ablauf der sechs Jahre, die durch die Blutsunterschrift vertragsgemäß fest ausgemacht war, starb die Frau ganz plötzlich unter schrecklichen Umständen. Wer sie näher kannte, sagte ganz einfach: „Der Teufel hat sie geholt.“

Am Ende der Sieg
Die Erlebnisse mit Rauschgiftsüchtigen und Blutsverschriebenen stehen hier in Teil VIII, der über den Exorzismus Auskunft gibt. Die Befreiungsbeispiele müssen daher den Vorrang haben. Hören wir einige davon.
Bei einer Vortragsreihe in einer europäischen Großstadt brachte eine kirchliche Mitarbeiterin einen jungen Mann in meine Seelsorge. Im Gespräch gab der Hilfesuchende an, er habe sich mit seinem Blut dem Teufel verschrieben, wolle aber unter allen Umständen aus der Sklaverei Satans frei werden. Er beichtete und zeigte seine Bereitschaft, sich Christus anzuvertrauen.
Mir entfiel bei dieser Seelsorge der Mut. Ehrlich gesagt, ich hatte nicht den Glauben, daß dieser junge, geknechtete Mensch loskäme.
Ich zeigte ihm den Weg, wie man frei wird und benützte dabei die Hauptpunkte, die in meinem Buch „Okkultes ABC“ auf den letzten 90 Seiten angegeben sind. Ich betete mit ihm auch ein Lossagegebet. Ich wagte aber nicht, ihn im Namen Jesu loszusprechen, weil mir dazu der Glaube fehlte. Dann entließ ich ihn, betete aber für ihn in der kommenden Zeit.
Einige Monate danach traf ich wieder die kirchliche Mitarbeiterin. Sie berichtete mir, daß der junge Mann frei geworden war und seither Christus vor anderen bekenne.
Ich war beschämt, überrascht und erfreut zugleich. Hier hatte Jesus trotz meines Unglaubens geholfen.

In dem gleichen Land lernte ich ein Mädchen kennen, dessen Geschichte ich hörte und hinterher aufzeichnete. Sie hatte eine Vergangenheit, in der alles zu finden war, was bei der „Rauschgiftpalette“ erwähnt worden ist. Rauschgift, Sex, Diebstahl, Blutsverschreibung an den Teufel, Rock Musik, orientalische Kulte und anderes. Eine ruinierte Jugend! Es ist eine unbegreifliche Treue und Liebe des Herrn, daß er solche Wracks von Menschen nicht aufgibt.
Mir ist in diesem Zusammenhang eine moderne Übersetzung des Wortes Hebr. 13,5 so groß geworden. Es heißt dort: „Ich will dich nicht aufgeben und dich nicht im Stich lassen.“ Wir Menschen neigen so leicht dazu, andere abzuschreiben, aufzugeben , im Stich zu lassen. Es ist aber einer da, der die 99 Schafe zurückläßt und dem einzelnen verlorenen nachgeht. So ist es auch hier geschehen. Das Mädchen kam mit einem Seelsorger in Berührung, der ihr den Weg der Befreiung zeigte. Es gab furchtbare Kämpfe, Rückfälle und wieder einen neuen Anfang. Aber der Endsieg gehörte und gehört Jesus Christus, der das junge Leben in seine Hand nahm und es zu einem Zeugnis für andere seither gebraucht.

Eine Kombination von Blutsverschreibung und Spiritismus zeigt ein weiteres Beispiel, das mir ein gläubiger Pfarrer übergeben hat. Pfarrer Klingbeil von Braunfels berichtete mir von einem blutsverschriebenen Mann, der zu ihm in die Seelsorge gekommen war. Der Seelsorger wies ihn an, sich wieder vom Teufel loszuschreiben. So geschah es. Der Pfarrer bewahrte dieses Schriftstück in seinem Studierzimmer auf. Der blutsverschriebene Mann hatte einem spiritistischen Zirkel angehört, aus dem er bei seiner Bekehrung austrat. Dennoch arbeiteten die ehemaligen spiritistischen Freunde durch Mentalsuggestion daran, den Ausgetretenen zurückzugewinnen. Ihre geistigen und magischen Kräfte reichten aber nicht aus. Die Zirkelmitglieder kamen dann zu Pfarrer Klingbeil und baten ihn, er möchte die Losschreibung herausgeben oder wenigstens vernichten. Sie begründeten ihr Gesuch damit, daß sie ihren Einfluß und ihre Macht über das ehemalige Mitglied verloren hätten. Natürlich entsprach der Pfarrer nicht ihrem Wunsch.

Für das nächste Beispiel habe ich zwei ehrenwerte Zeugen. Der jetzige Direktor des Chrischonawerkes bei Basel, Edgar Schmid, war Anfang der fünfziger Jahre Pastor der Chrischonagemeinde in Winterthur. Er hat mich zweimal zur Evangelisation eingeladen. In jener Zeit hatte er ein seltsames seelsorgerliches Erlebnis. Zweiter Zeuge ist ein gläubiger Pfarrer der Umgebung Winterthurs. Ein dritter Zeuge bin ich selbst. Zu den beiden erstgenannten Brüdern kam ein okkult arbeitender Mann aus einem Nachbardorf. Er beichtete, daß er in seiner Jugend eine Blutsverschreibung an den Teufel vorgenommen habe. Seit dieser Zeit besitze er okkulte Kräfte. Er könne durch die schwarze Magie Tiere auf Entfernung töten. Sein Gönner und Auftraggeber verlange aber als Gegenleistung für diese unheimliche Kraft, daß er jede Woche zwei Aufträge ausführe. So habe er es jahrelang gehalten. Wenn er einen Hühnerstall verfluche, würden die Hühner keine Eier mehr legen. Die Kühe geben nach einer magischen Beeinflussung keine Milch mehr, sondern nur noch eine braune Brühe. Bringe man die Kühe aber weit weg auf eine Weide, dann geben sie wieder Milch. Diese magischen Kräfte wurden seinem Träger so unheimlich, daß er sich zu einer seelsorgerlichen Beratung entschloß. Edgar Schmid bat den Ortspfarrer des Magiers zu diesem Gespräch. Der Beichtende wollte frei werden und beschritt ohne Aufforderung einen seltsamen Weg. Er ließ sich von Bruder Schmid ein Licht, Nadel, Streichholz und Papier geben. Dann glühte er die Nadel aus und stach sich eine Fingerkuppe an. Mit dem herausquellenden Blut schrieb er sich von Satan los. Seit dieser Zeit bekommt er keine Aufträge mehr und sieht auch nicht mehr die Teufelsgestalt, die ihm vorher oft begegnet war. Die Hauptsache wurde aber noch nicht erwähnt. Dieser Magier beichtete ein zweites Mal bei seinem Ortspfarrer, tat Buße und übergab sein Leben Jesus. Es gab noch einmal einen Rückfall, wie es häufig bei Blutsverschriebenen und Besessenen vorkommt. Er ging dann zum dritten Mal zur Seelsorge und wurde von da an nicht mehr von Satan geplagt. Ich selbst bin zuletzt zu dieser schweren Seelsorge zugezogen worden.
Manche sind der Meinung, daß Blutsverschreibungen äußerst selten vorkommen. Der nichteingeweihte Seelsorger hat natürlich keinen Einblick und keine Erfahrung. Ich habe einige Male in Lüneburg evangelisiert und dort viele unheimliche Dinge in den seelsorgerlichen Gesprächen gehört. Ein gläubiger Bruder, der zu der Landeskirchlichen Gemeinschaft gehört, berichtete, daß er es selbst beobachten konnte, daß ein Besprecher in wenigen Tagen mit 18 Menschen Blutsverschreibungen vorgenommen hat.

Wir haben jetzt schon zwei Beispiele gehört, daß Blutsverschriebene sich wieder losgeschrieben haben. Da hier viel Kritik einsetzt, muß ich eine Erklärung abgeben. Ich selbst habe noch nie in meinem Leben einen solchen Rat gegeben und werde es auch nicht tun. Dennoch weiß ich, daß ein Vertrag mit dem Teufel juristisch gekündigt werden muß. Darum geben manche Seelsorger den Rat, sich abzuschreiben. Einer meiner Freunde in Süddeutschland, ein erfahrener Pfarrer, übt auch diese Praxis. In dem Beispiel Winterthur muß betont werden, daß Edgar Schmid nicht diesen Rat erteilte. Der blutsverschriebene Magier war von sich aus überzeugt, daß er das tun müsse, um loszukommen.
Die Blutsverschreibungen erfolgen nicht nach dem gleichen Schema. Bei manchen Kulten, zum Beispiel bei den Macumba Spiritisten in Brasilien und bei den Wuduisten auf Halti, wird manchmal Bocksblut oder Blut eines Hahnes benützt. Auch fremdes menschliches Blut wird dafür genommen. Wenn Menschenblut gebraucht wird, holt man es nicht überall aus der Fingerkuppe. In Afrika hörte ich, daß die Bauchdecke in der Nähe des Plexus solaris angeritzt wird, um Blut zu gewinnen. Bei den Macumbariten ritzt man gelegentlich auch die Haut hinter dem Ohr an. Ein solches Beispiel soll wiedergegeben werden. Es zeigt gleichzeitig den Triumph Jesu über alle dunklen Mächte.
Die Geschichte der Otilla Pontes habe ich schon einmal ausführlich in „Jesus auf allen Kontinenten“, Seite 544 – 548, veröffentlicht. Hier soll nur der Blutritus und die Befreiung gezeigt werden.
Bei einer Vortragsreihe in Rio de Janeiro kam ich mit Otilla in Berührung. Sie erzählte mir ihre Befreiung aus dem Macumba Spiritismus und gab mir Veröffentlichungsrecht. Sie arbeitete ursprünglich in einer Textilfabrik. Ihre Chefin lud sie zu einem Macumba Zirkel ein. Dort wurde ihre mediale Veranlagung erkannt. Durch große Versprechungen angelockt, war sie bereit, sich als Medium ausbilden zu lassen. Zusammen mit 50 Anwärterinnen unterzog sie sich den umfangreichen Aufnahmeriten. 17 Tage waren sie zusammen in einem fensterlosen Raum eingeschlossen. Danach erfolgte nach einem Festmahl der Blutritus, der den Sinn hat, daß die Novizinnen dem Teufel zum Eigentum übergeben werden. Die Kultmutter ritzte den Teilnehmerinnen mit einem scharfen Dolch die Haut hinter dem Ohr an. Das fließende Blut ist ein Opfer an den Gott der Finsternis und zugleich eine vertragliche Übereignung ihres Lebens an ihn.
Ein weiterer Aufnahmeritus erfolgte nachts um 12 Uhr auf einem Friedhof, wo die Novizinnen dem Totengott verschrieben wurden.
Die Zeit der Vorbereitung umfaßt zwei Jahre und ist ein schweres Training, um auf der Stufenleiter der Macumba Hierarchie hochzukommen. Eine harte Probe ist, daß die Novizinnen aus kochendem, brennendem Öl Baumwolle mit bloßen Händen herausholen müssen, ohne sich die Finger zu verbrennen. Otilla hat alle Proben als beste bestanden. So erhielt sie nach und nach alle Weihen bis zur Kultmutter, ein Amt, das sie 23 Jahre ausübte. Diese totale Hingabe an den Teufel wurde mit unheimlichen Kräften belohnt. Sie alle aufzuzählen, übersteigt diesen kurzen Bericht.
Das wichtigste für uns ist, wie der Herr Jesus sie aus diesem teuflischen Labyrinth herausholte. Ein Ansatzpunkt war die treue Fürbitte einiger Christen. Der nächste Schritt war die Erkrankung ihrer elfjährigen Tochter, an der sie mit großer Liebe hing. Auf Drängen einiger Freunde ließ sie einen gläubigen Pastor kommen, der über dem Kind betete. Innerhalb eines Tages war das Mädchen gesund, ein Erfolg, den die Mutter mit all ihrer Zauberei nicht zustandegebracht hatte. Aus Dankbarkeit war sie dann unter größtem inneren Widerstand bereit, einmal den Gottesdienst dieses Pastors zu besuchen. Unter der Verkündigung meinte sie, verbrennen zu müssen. Trotzdem ging sie ein zweites Mal hin. Das war der Anfang, wie Gott diese hartgebundene Frau aus dem Hexenkessel des Macumba Spiritismus und der vertraglichen Blutsverschreibung herausholte.
Gewöhnlich verfolgen die Macumbaleute ein ehemaliges Mitglied und töten es, weil ja ihre Geheimnisse gewahrt bleiben müssen. Es war der Schutz des Herrn, daß man ihr kein Haar krümmen durfte, obwohl sie den höchsten Rang der Macumbaleute erreicht hatte.
Otilia hat ihrem neuen Herrn, Jesus Christus, die Treue gehalten. Sie wurde eine begehrte Evangelistin. Als ich sie kennenlernte, hatte sie bereits 130 Vortragsdienste in den christlichen Kirchen durchgeführt. Ihre Rettung und ihr hingebungsvoller Dienst im Reiche Gottes ist ein Sieg des Sohnes Gottes, der für uns starb, von den Toten auferstand und zur Rechten Gottes erhöht ist.

7. Das Reich Gottes
In dem Streitgespräch Jesu mit den Pharisäern in Lukas 11 sagte der Herr: „So ich durch Gottes Finger die Teufel (Dämonen) austreibe, so kommt das Reich Gottes zu euch“ (Lk. 11,20).
Das NT spricht oft davon, daß dynamis kai exousia (Gewalt und Macht) die Zeichen der angebrochenen Gottesherrschaft darstellen. Paulus sagt in 1. Kor. 4,20: „Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft.“
Im Leben und in der Tätigkeit Jesu wird diese exousia oft deutlich.
Die Bergpredigt schließt (Mt. 7,29) mit dem Hinweis: „Jesus predigte gewaltig“ = os exousian echon – als einer, der Vollmacht hatte.
Der Evangelist Markus berichtet (1,27): „Er gebietet mit Gewalt den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm. Auch hier steht der Ausdruck: exousian epitassei = in Vollmacht befiehlt er.
Diese Vollmacht beweist Jesus auch in seinen Heilungen. Ein Aussätziger (Mk. 1,40) bat Jesus: „Willst du, so kannst du mich wohl reinigen. Und es jammerte Jesum, und er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will’s tun, sei gereinigt.“
In der Geschichte über den Gichtbrüchigen kommt eine vierte Vollmacht Jesu zum Vorschein. Jesus sagte den kritischen Pharisäern (Mk. 2,10): „Des Menschen Sohn hat die Macht, Sünden zu vergeben“ = Exousian echei aphienai hamartias.
Die Herrlichkeit der Jünger Jesu ist, daß sie an dieser vierfachen Vollmacht teilhaben dürfen. In Lukas 9,1 lesen wir: „Jesus rief seine Zwölf zusammen und gab ihnen Gewalt und Macht dynamin kai exousian Teufel (Dämonen) auszutreiben, Seuchen zu heilen und zu predigen das Reich Gottes.
Von der vierten Vollmacht der Jünger steht in Mt. 18,18: „Was ihr auf Erden binden werdet, soll im Himmel gebunden sein, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.“ Hier geht es in erster Linie um die Absolution nach einer aufrichtigen Beichte. Es bedeutet aber auch einen charismatischen Akt der Lossprechung.
Im Zusammenhang mit dem Problem des Exorzismus interessieren uns nur die Stellen, die von Heilungen und Austreibungen handeln. Hören wir einige von Ihnen:
Mt. 4,24: Sie brachten zu ihm allerlei Kranke … und die Besessenen.
Mt. 8,16: Er trieb die Geister aus mit Worten und machte allerlei Kranke gesund.
Mt. 10,1: Er gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, daß sie die austrieben und heilten allerlei Seuchen.
Mt. 10,8: Macht die Kranken gesund, treibt die Teufel (Dämonen) aus.
Mk. 1,32: Sie brachten zu ihm allerlei Kranke und Besessene.

Was Jesus tat, wurde von den Jüngern fortgesetzt. In der Apostelgeschichte stehen wir vor dem gleichen Sachverhalt, daß Krankheiten und Besessenheit klar unterschieden werden.
Apg. 5,16: Sie brachten die Kranken und die von unsauberen Geistern gepeinigt waren.
Apg. 8,7: Die unsauberen Geister fuhren aus vielen Besessenen mit großem Geschrei; auch viele Gichtbrüchige und Lahme wurden gesund gemacht.
Oft konnte ich von ungläubigen Psychiatern und in deren Kielwasser von den modernen Theologen lesen, daß Jesus ein Kind seiner Zeit war und die Krankheiten als von Dämonen verursacht ansah. Heute wüßten wir es besser. Besessenheit sei das Bild einer Geisteskrankheit oder einer Hysterie. Wenn diese Rationalisten die Bibel lesen würden, dann würden sie erkennen, daß im NT zwischen Krankheit und Besessenheit sauber getrennt wird.

Es wäre nun interessant, die theologische und kirchengeschichtliche Entwicklung im Blick auf Besessenheit und Exorzismus aufzuzeigen. Es gibt jedoch gute Darstellungen darüber. Mein Buch ist außerdem aus der seelsorgerlichen Erfahrung der Gegenwart heraus geschrieben. Darum steige ich nicht in die Kirchengeschichte ein. Ich nenne jedoch eine ausgezeichnete Darstellung von Frau Dr. J. ter Vrugt-Lentz. Sie hat in dem Buch von van Dam die Kirchenväter bearbeitet. Frau Vrugt-Lentz ist eine gläubige Christin. Wir haben vor einigen Jahren korrespondiert.
Nach dieser kleinen Abschweifung eine bedeutsame Notiz von Kirchenvater Origines, der noch der Meinung war, daß jeder Christ, er mag so einfach und ungelehrt sein, wie er will, imstande ist, böse Geister auszutreiben (van Dam, Seite 95). Nach Origines tritt diese Meinung in den Hintergrund. Im neunten Jahrhundert wurde dann in Rom ein Exorzistenamt eingeführt, das viele Generationen hindurch bestand und in einer leichten Abwandlung heute noch in der katholischen Kirche existiert. Das Exorzistenamt ist gekennzeichnet durch bestimmte Riten und festgelegte Formelgebete. Oft fehlte es den Exorzisten an der geistlichen Vollmacht. Die Exorzismen wurden manchmal zu einer öffentlichen Schau. Wie das ausgehen kann, zeigte der Prozeß um Anneliese Michel. Fehlende Vollmacht auf seiten der beiden Exorzisten und eine fehlende Einsicht auf seiten des Gerichtes. Juristen und unerfahrene Gutachter sind nicht geeignet, eine so schwere Frage richtig abzuhandeln.
Die Fragwürdigkeit eines katholischen Exorzismus wurde mir, wie schon berichtet, an folgendem Vorfall deutlich. Ein Exorzist gab den Dämonen den Rat, sich an Maria zu wenden und zu Maria zu beten. Für biblisches Denken ist das eine Ungeheuerlichkeit. Ich schrieb das Pater Rodewyk, dem besten Fachmann auf katholischer Seite. Er schrieb zurück: „Das ist Unfug.“ Kein Wunder, daß biblisch Gesinnte den katholischen Exorzismen mit der größten Skepsis begegnen. Auf protestantischer Seite ist es aber kein Haar besser. Dort herrschen nur andere Probleme vor. Welche Pfarrer wagen sich überhaupt noch daran, einem Besessenen durch Exorzismus zu helfen? Ich weiß nicht, ob wir in ganz Deutschland zehn solcher Diener Gottes zusammenbringen. Dazu kommt noch die Tatsache, daß viele Pfarrer einen Laien, dem geistliche Vollmacht geschenkt ist, meist verächtlich behandeln.
Über das „theologische“ Problem, ob die Jünger Jesu im 20. Jahrhundert noch teilhaben an der Vollmacht, die der Herr seinen Aposteln gegeben hat, will ich nicht viel sagen. Gegen die Dispensationstheologie der Amerikaner habe ich schon meinen Protest angemeldet. Wir sind keine Stiefkinder Gottes. Der Geist Gottes ist der Stellvertreter des erhöhten Herrn und führt sein Werk durch bis zur Wiederkunft Jesu und darüber hinaus. Wo kommen wir hin, wenn wir herausknobeln wollen, was uns gilt und was nicht? Der Schluß des Markusevangeliums sagt, daß die Zeichen der Heilung und Austreibung den Glaubenden folgen und nicht auf eine bestimmte Jüngergruppe beschränkt sind. Natürlich weiß ich, daß manche Handschriften den Markusschluß nicht haben. Alle Handschriften haben Lücken. Gottes Geist wachte über dieser Arbeit, daß uns nichts verlorenging. Dem Geist und Inhalt nach entspricht der Markusschluß dem ganzen Evangelium.

8. Irrwege des Exorzismus
Auf meinen ausgiebigen Missionsreisen bin ich oft auf exorzistische Riten der bekanntesten Weltreligionen gestoßen. Die meisten Formen des Exorzismus finden sich bei den Animisten in Afrika, bei den Indianerstämmen Südamerikas und bei den Bewohnern der pazifischen Inseln. Exorzismus wird praktiziert bei den Shintoisten, Hinduisten, Buddhisten und bei den Moslems. Ich bin oft gefragt worden, ob diese außerchristlichen Austreibungen funktionieren. Es gibt verblüffende Erfolge, wenigstens für den oberflächlichen Beobachter, der den Hintergrund der Probleme nicht kennt.
Ich muß nun Dinge andeuten, die für unsere Rationalisten ein Greuel sind. Während meines Besuches der Insel Bali, wo ich in verschiedenen Kirchen zu sprechen hatte, lief gerade ein magischer Krieg. Zwei Zauberer und ihre Unterzauberer lieferten sich einen magischen Kampf. Ich habe in dem Buch „Uns Herr, wirst du Frieden schaffen“ darüber berichtet. Die Stärkeren behalten den Sieg. Man vergegenwärtige sich, was das heißt. Alle sind Magier. Alle kämpfen mit magischen, dämonischen Mitteln und Kräften. Wer mehr mit der Macht Satans gefüllt und ausgerüstet ist, gewinnt die Oberhand.
Starke Zuluzauberer können einem anderen durch schwarze Magie den Verstand rauben. Der Betroffene hat dann Symptome wie ein Besessener. Die Angehörigen versuchen dann, das Opfer zu einem noch stärkeren Zauberer zu bringen, der durch den Gegenzauber dem Verfolgten wieder einen klaren Verstand gibt. In der Geschichte von Mary hörten wir, daß sie durch ihre Teufelsverschreibung Macht über niedere Dämonen bekam, die ihr gehorchen mußten. Sie selbst hatte sich wieder höheren Dämonen unterzuordnen.
Aus dieser Dämonenhierarchie lassen sich Exorzismen außerchristlicher Religionen erklären. Der Stärkere bestimmt und kann Positionswechsel erzwingen. Die Opfer dieser teuflischen Praktiken sind die dabei Betrogenen und nicht die Befreiten. Befreiung gibt es nur durch den Stärksten aller Starken, Jesus Christus, der gesagt hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Das Weltkommando liegt nicht bei Buddha oder Mohammed, noch bei sonst einer mystischen oder realen Größe, sondern nur bei dem Sohn Gottes, dem der Vater alle Gewalt übergeben hat.

Irrwege des Exorzismus gibt es aber auch innerhalb der christlichen Religionen. Am Rande sind die katholischen Exorzismen schon erwähnt worden. Der Psychiater John White, Professor an der Universität Manitoba (Kanada) sagte in Demon P., Seite 296:
Zu deutsch: „Einem rituellen Versuch, Dämonen zu überwinden, scheint die Schwäche anzuhängen, der Praxis des Teufels mit teuflischen Praktiken begegnen zu wollen. Es mag wahr sein, daß Dämonen komplexen symbolischen und rituellen Gesetzen unterworfen sind, aber die Vollmacht der Christen stammt nicht aus deren Anwendung, sondern von der Quelle aller Autorität. Von Riten abhängig zu sein, um Macht auszuüben, heißt, sich auf Magie zu gründen. Das unterminiert die Abhängigkeit von Gott.“
Das darf nun nicht als Seitenhieb auf die katholische Kirche verstanden werden. Es gibt auch in der katholischen Kirche gottesfürchtige Männer, die den Exorzismus nicht als rituellen Vollzug ansahen. Pauschalurteile gelten nicht. Professor White wollte nur warnen vor dem bloßen religiösen Betrieb. „Tut um Gottes willen etwas Tapferes“ war einmal ein geflügeltes Wort. Auf dem Gebiet des Exorzismus gibt es in der evangelischen Kirche fast nur Fehlanzeigen, in der Schwesterkirche wurde das Problem wachgehalten.
Im protestantischen Bereich finden sich bei Sekten und extremen Gruppen Formen des Exorzismus, die zum Verruf dieses Gebietes beigetragen haben. Ich bringe einen Bericht, der in der Rhein Neckar Zeitung vom 15. Februar 1980 erschienen ist:
„Vom Teufel befreit“
Genau 72 Stunden war die 16 Jahre alte Brasilianerin Elaine Maciel Barbosa an einem Kreuz festgebunden, um auf die Erlösung vom „Teufel und von bösen Geistern“ zu warten. Am Montagabend Ortszeit erlebten Tausende Schaulustige das Ende dieses „Exorzismus“ auf dem Cavera Berg im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul. Erschöpft ließ sich das Mädchen, das im Verlaufe der drei Tage nur Wasser und Brot zu sich genommen hat, vom 25 Kilogramm schweren Holzkreuz lösen.
Anhänger der als fanatisch bekannten Sekte „Pfingstkirche für den universellen Kreuzzug“ hatten fastend der „Teufelsaustreibung“ unter freiem Himmel beigewohnt. Viele von ihnen versanken dabei in Trance. Fünf Polizisten der nahen Kleinstadt Alegrete beobachteten das von Gläubigen und Kirchenkreisen als „abscheuliches Sakrileg“ verurteilte Treiben, griffen jedoch nicht ein.
Die 16-jährige hatte nach eigenen Angaben am 30. Januar eine “Vision“. Ihr erschien ein “Heiliger“ und sagte, sie könne sich von den „bösen Geistern“ wieder befreien, wenn sie sich drei Tage ans Kreuz schlagen lasse. „Teufelsanzeichen“ waren unter anderem in Minutenschnelle wachsende Fingernägel.
Am vergangenen Freitag trug Elaine, begleitet von Verwandten und Sektenmitgliedern, das Kreuz den Berg hinauf und ließ sich festbinden. Ihren ursprünglichen Wunsch, an das Holz genagelt zu werden, vereitelte der örtliche Polizeichef. Da aber bei dem vom „Heiligen“ angeordneten Ritual Blut fließen mußte, ritzte der Vater der 16jährigen die Handflächen mit einem Messer. Die aufgefangenen Blutstropfen gelten schon jetzt als „Reliquie“. Der Polizeichef will den Vater jetzt wegen Körperverletzung vor Gericht bringen. dpa

Ich selbst habe Massenversammlungen bekannter amerikanischer Evangelisten beigewohnt. Ich will keinen Namen nennen. Billy Graham ist nicht gemeint. Bei ihm habe ich keine exorzistischen Exzesse je beobachtet. Nach den Versammlungen haben sich diese Extremisten den Kranken zugewandt und versucht, unter großem Geschrei den Krankheitsgeist auszutreiben. Es waren unerträgliche Szenen. Kein Wunder, daß Handauflegungen ohne Erfolg, Exorzismen ohne Befreiung in der öffentlichen Meinung eine Entwertung erfahren haben, die nahezu den Nullpunkt erreicht hat.
Vergessen wir aber nicht: Abusus not tollit usum
Der Mißbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht auf. Wenn 99 Fälle falsch sind und einer ist echt, dann zeigt das, daß die Frage des Exorzismus nicht am Ende ist.

9. Spiritistischer Exorzismus
Das verrückteste und unheimlichste Buch über Exorzismus, das mir je in die Hände kam, ist der Titel „The Exorcist and the Possessed“ von Christopher Neil Smith. Wir könnten das Buch ungelesen zur Seite legen oder besser verbrennen, wenn Christopher Neil Smith nicht der Chefexorzist der englischen Kirche wäre. Sein Buch wurde mir von Pfingstkreisen zugesandt mit der Absicht, mir über das Wirken des Heiligen Geistes im Leben dieses Mannes Auskunft zu geben. Die Taten dieses Mannes werden als Glanzstück in extremen Kreisen, auch in Deutschland, weiter kolportiert. Darum ist es der Mühe wert, diese Sache zu untersuchen. In der Einleitung zu diesem Buch habe ich Nell Smith bereits zitiert.
Auf der letzten Seite des Buches steht in der Kurzbiographie folgendes: „Chr. Neil Smith ist einer der führenden Exorzisten in der Welt. 1944 hat er die Priesterweihe erhalten. 1949 führte er seinen ersten Exorzismus durch. Seit dieser Zeit praktizierte er jährlich mehr als 500 Exorzismen.“ – Bis 1980 wären das rund 15 000 Austreibungen.
Im Vorwort schreibt der Autor selbst, er habe in den ersten vier Jahren 2200 Exorzismen durchgeführt.
Im Buch selbst erhalten wir viele Einzelheiten. Es wäre verfehlt, alles verdonnern zu wollen. Das Buch enthält auch richtige seelsorgerliche Hinweise, die aber in einen Wust spiritistischer Vorgänge eingepackt sind.
Zunächst fällt das geistige Milieu auf, in dem sich Neil Smith bewegt. Bischof Robinson, der Bultmannschüler, der das atheistische Buch „Honest to God“ geschrieben hat, ferner der Spiritistenhäuptling Canon Higgins gehören zu seinen Freunden. Für den lästerlichen Horrorfilm „Der Exorzist“ findet er anerkennende Worte. Das Sprichwort sagt: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“
Mit was für einer „vollmächtigen“ Größe haben wir es hier zu tun? Er exorziert im Jahr 500 Besessene, die angeblich frei werden, während wir ohnmächtigen Seelsorger manchmal Tage oder gar Wochen brauchen, bis ein gebundener Mensch frei wird.

Was oder wer wird alles exorziert?
Auf Seite 28 lesen wir folgendes: „Ein Mann berichtet mir, daß er von einem Nazi Geist besessen wurde, als er in England das Grab eines abgeschossenen Nazi Fliegers besucht habe. Es wuchs ihm hinterher ein Hitler Schnurrbart. Er empfand eine Besessenheit durch einen Nazi Geist. Ich exorzierte ihn, und er wurde frei.“
Eine andere Geschichte ist noch seltsamer: „Eine der merkwürdigsten Erfahrungen, die ich hatte, war die Austreibung eines bösen Geistes aus einer Nazi-Jacht, die gegen Ende des letzten Krieges von den Engländern aufgebracht worden war. Der neue englische Besitzer war überzeugt, daß die Nazis einen Fluch gegen die Jacht geschleudert hatten, da er einige Jahre hindurch seltsame Erlebnisse mit diesem Boot hatte. Ich exorzierte die Jacht. Der Besitzer fühlte, daß der Geist des ehemaligen Besitzers verschwand. Er hörte dabei deutsche Rufe, die sofort verstummten. Das beweist, daß der Nazi Geist sein bisheriges Revier verlassen hatte.“
Das Buch bringt eine Menge der seltsamsten Ereignisse. Auf Seite 68 lesen wir folgendes. Die Frau eines anglikanischen Priesters hat jahrelang Zauberei getrieben. Sie war dabei nur Handlanger einer Queen Witch (Königin der Hexen) gewesen. Neil Smith wurde zu Hilfe gerufen. Er exorzierte diese geplagte Frau, die danach frei war. Die Queen Witch starb und hörte dann als Geist nicht auf, diese Pfarrfrau zu quälen. Neil Smith wurde abermals gerufen. Da konnte diese Pfarrfrau plötzlich automatisch schreiben eine der spiritistischen Praktiken. Es meldete sich der Geist der Queen Witch aus dem Totenreich und bat um Befreiung. Neil Smith kommandierte den Geist vor den Altar seiner Kirche, wo er sie von der Zauberei lossagte. Die Queen Witch wurde darauf im Totenreich frei.
Mir ist es unfaßbar, daß es noch Menschen gibt, die diese spiritistischen Vorgänge nicht durchschauen. Mit Christus oder mit dem Heiligen Geist haben diese Vorgänge nichts zu tun, obwohl dieser Chefexorzist das behauptet.
Auf Seite 88 berichtet er, daß er Juden, Moslems, Hindus, Buddhisten, Sikhs exorzierte, die er in ihrer eigenen Religion bleiben ließ. Er machte keinen Versuch, sie für Christus zu gewinnen. Um Buße, Beichte der Sünde, Glaube an Christus geht es hier nicht. Neil Smith meint, im Namen des kosmischen Christus könne er als christlicher Priester Angehörige aller Religionen aus der Besessenheit lösen. Um Nachfolge Jesu geht es hier nicht. Was macht dieser seltsame christliche Priester mit dem Wort aus Apg. 4,12: Es ist in keinem anderen Heil als in Jesus Christus.
Aufschlußreich sind die Querverbindungen in der Meinung von diesem Exorzisten. Er spricht von guten und bösen Vibrationen, Wellen, Schwingungen, Strahlen und nennt es ein Parallelgebiet der Radiästhesie (Rutengängerei und Pendelei). Das sollte unseren Reichgottesarbeitern zu denken geben, die meinen, man könne als Christ unbedenklich mit der Rute Wasser oder Bodenschätze suchen.
In diesen geistigen Vorstellungen lebt und arbeitet der Chefexorzist von England. Er geht noch einen Schritt weiter und sagt, daß die guten Strahlen eine Wirkung des Heiligen Geistes seien.
Die Zusammenarbeit mit Geistern aus dem Totenreich begründet Neil Smith mit Mt. 17, wo berichtet wird, daß Moses und Elia Jesus auf dem Berg der Verklärung begegneten. Das ist die gleiche Argumentation, wie sie von Spiritisten der ganzen Welt betrieben wird.
England hat zwei überdimensionale spiritistische Medien: Harry Edwards, der das Buch schrieb „Spiritual Healing“ und Präsident von 2000 spiritistischen Heilern ist. Der zweite, mit noch stärkerer medialer Kraft ist Neil Smith, der sein Teufelswerk im Namen des Heiligen Geistes treiben will. Exorzismus in übelster dämonischer Gestalt!
Die 15000 besessenen Menschen, die von Neil-Smith angeblich befreit worden sind, wurden in Wirklichkeit von ihm schwerstens belastet.

10. Der Taufexorzismus
Seit es die christliche Taufe gibt, wird auch darüber gestritten. Die Taufe ist aber kein Streitobjekt, sondern Befehl und Gnade Gottes. In der Taufe handelt nicht der Mensch, sondern Gott. Das heißt aber nicht, daß dem Menschen die Taufe übergestülpt wird wie ein Stück Holz oder ein Stein, die vom Regen naß gemacht werden. Wo im NT von der Taufe gesprochen wird, steht der Glaube und die Unterweisung im Worte Gottes nicht daneben, sondern davor. Die Reihenfolge im Markusevangelium heißt: Predigt des Evangeliums –  Glaube – Taufe.
Der hauptsächlichste Streitpunkt war die Frage, ob die urchristliche Gemeinde in Jerusalem die Kinder getauft hat oder nicht. Eine direkte Bezeugung haben wir im NT nicht. Wir wissen nur, daß ganze Familien getauft worden sind: Haus des Stephanas, die Familie des Kerkermeisters, Kornelius und seine Angehörigen. Sollen da jeweils keine Kinder dabei gewesen sein? Ein indirektes ja zur Möglichkeit der Kindertaufe haben wir in 1. Kor. 7,14, wo uns Paulus sagt, daß die Kinder durch den Glauben der Eltern mit geheiligt sind.
Um es kurz zu machen, sei gesagt: Die genuine Taufe im NT ist die Taufe der Gläubigen. Statt Kindertaufe ist auch eine Kinderweihe möglich. Kindertaufe hat nur dann einen Sinn, wenn die Eltern Jünger Jesu sind. Es läßt sich natürlich über alles streiten.
Einige Theologen versuchten den Nachweis zu erbringen, daß in der ersten Gemeinde bereits Kinder getauft worden sind. So erklärte Prof. Jeremias in seiner Veröffentlichung „Hat die Urkirche Kinder getauft“, daß man bereits im Jahre 54 die Kindertaufe feststellen kann. Prof. Stauffer sagte in seiner Theologie des NT, Seite 141: „Was hinderte die Urgemeinde, die Kinder taufen zu lassen? Nichts! Was trieb sie dazu? Alles!“ Johannes Warns denkt in der Tauffrage anders. Das kann ihm niemand verargen.
In den ersten Jahrhunderten der alten Kirche fing man bereits an, in den Taufakt verschiedene Dinge „hineinzugeheimnissen“, wie man es heute auch betreibt. Damit sind wir bei dem Problem des Taufexorzismus.
Wir wissen von den Kirchenvätern Cyprian, Tertullian, Origines und anderen, daß die Taufe selber als Exorzismus galt. Man sprach vom heilsamen Taufwasser, das den Teufel überwindet. Wenn der Täufling aus dem Wasser steige, sei er von allen bösen Geistern frei. Das müssen dann aber Erwachsene gewesen sein. Ein Säugling steigt nicht aus dem Wasser. Bei Augustin hören wir, daß der Katechumene, der getauft werden sollte, vor dem Taufakte gefragt worden ist: „Entsagst du dem Teufel und allen seinen Werken?“ Über das Absagen steht in meinem Buch „Seelsorge“, Seite 279. Ich muß mich hier beschränken.
Über die Taufe wird heute noch mehr gestritten als in der Urkirche und noch mehr „hineingeheimnist“ als vor 1600 Jahren. Als Beispiel nehme ich Zitate aus dem Buch von Thurneysen „Seelsorge im Vollzug“.
Auf Seite 10 heißt es: „Die Taufe wirkt Vergebung der Sünden, verleiht die Gabe des Heiligen Geistes und macht die Getauften zu Königen und Priestern.“ Auf der gleichen Seite steht zum zweiten Mal: „Jeder Getaufte ist Priester.“ Das ganze Anliegen der Bibel, daß Sünder Buße tun, glauben und gerettet werden, ist in das Sakramentale verschoben.
Das sind vielleicht Illusionen! Hitler war getauft. Stalin war getauft und sogar Priesterschüler gewesen. Unsere Terroristen sind als Kinder getauft worden.
In dem Buch von Thurneysen stehen noch mehr kurzschlüssige Aussagen. Auf Seite 64 heißt es: „Seitdem Jesus Christus mit den bösen Geistern aufgeräumt hat, ist die Dämonologie für uns entmythologisiert.“
Hier kommt wieder zum Vorschein, daß Theologie das allerungewisseste ist. An der Theologie bin ich schon im ersten Semester verzweifelt. Eines brachte mich im Studium durch all den Wust und Wirrwarr der absurden theologischen Systeme hindurch: Das Wort Gottes ist das Allergewisseste. Schon das ist ein Zeichen seiner Echtheit, daß es den Theologen nicht gelungen ist, es „kaputtzumachen“!.

11. Exorzismus durch einen Psychiater
Die Abwehr gegen unbiblische Äußerungen verursachte manchen negativen Akzent. Beachten wir aber einmal die gegebenen Beispiele aus der Seelsorge. Sie haben alle einen positiven Schluß: die Befreiung besessener Menschen. Zählen wir sie noch einmal der Reihe nach auf:
Befreit wurde Samuel, der Satanist, ein Weißer aus Südafrika.
Die satanischen Bande zerbrachen im Leben der Zuluzauberin Lindiwe, des Filipino und der Zauberin in Südafrika.
Befreit und gelöst wurde die besessene Frau, die bei Pfarrer Stegmaier in der Seelsorge war. Die Hochburg Satans wurde gestürmt im Leben der Mary, die sich der Finsternismacht verschrieben hatte.
Sieg gab es im Leben des besessenen Ruben, einem Angehörigen des schwarzen Stammes der Xhosa. Auch vier Europäer, zwei Mexikaner und zwei Amerikaner sind in der Reihe der Befreiten.
Das sind immerhin vierzehn Menschen, die Gottes Kraft und Sieg über die Macht der Finsternis erlebt haben. Bei einem einzigen Beispiel kenne ich nicht den Ausgang der Geschichte, weil es sich um eine Katholikin handelt, bei der ein bekannter Jesuit die Seelsorge übernommen hatte. Es handelt sich um Maria, deren Erlebnisse ich an der Freiburger Universität erfuhr, als ich über das Thema „Besessenheit“ dort zu sprechen hatte.
Es wird nun noch ein fünfzehntes positives Beispiel gebracht, das deshalb besondere Beachtung verdient, weil ein bekannter gläubiger Psychiater einen Exorzismus durchgeführt hat. Es handelt sich um den schon erwähnten Dr. med. John White, Professor an der Universität Manitoba in Kanada. Lassen wir ihn nun berichten:
„Eine 26jährige junge Frau wurde mir nach einem Selbstmordversuch überwiesen. Sie war in einem motorischen Erregungszustand und ganz verzweifelt.
Als intelligente Frau sprach sie auf psychotherapeutische Behandlung an. Sie gehörte der lutherischen Kirche an, zeigte großes Verständnis für christliche Fragen und betrachtete sich selbst als Christin. Trotz dieser christlichen Gesamthaltung war sie organisierende Sekretärin einer homosexuellen Vereinigung in Winnipeg. Als Lesbierin lebte sie mit einer Frau zusammen, die an Alkohol und andere Süchte gebunden war. Im Verlauf unserer Unterredung lud ich sie zu dem Bibelkreis in meinem Haus ein. Nach der Versammlung fragte sie mich: Was ist mit mir verkehrt? Wenn andere singen: Ich liebe Jesus, singe ich Ich hasse Jesus.
In der weiteren Befragung kam folgender Tatbestand heraus. Wenn sie den Versuch machte zu beten oder zu singen, kamen lästerliche Flüche aus ihrem Mund, die sie gar nicht äußern wollte. Sie stand also unter einem Fluch- und Lästerzwang, den sie nicht kontrollieren und beherrschen konnte.
In der Anamnese kamen weitere Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit zum Vorschein. Sie wohnte in ihrer Jugend in einem Spukhaus, in dem ein freundlicher Familiengeist sein Unwesen trieb. Man hörte ihn durch die Räume gehen und sah seine Fußspuren am Boden. Den Hausbewohnern machte das Spaß, bis dieser Geist sich unangenehm bemerkbar machte. Dieser unsichtbare Untermieter entwickelte solche Geräusche, daß die Schlafenden nachts aufwachten. Es klopfte an die Türen und Fenster. Das Gepolter wurde immer stärker.
Nach diesem Bericht setzte ich den Termin zu einer weiteren Unterredung an. Ich bereitete mich ernsthaft im Gebet vor. Wenn es Poltergeister waren, dann konnte ich nur in der Autorität Jesu ihnen entgegentreten. Als die Frau wieder vor mir saß und ich mit ihr betete, verlor sie ihr klares Bewußtsein. Es war eine Art Halbtrance. Sie lachte gräßlich, dann weinte sie so stark, daß es sie schüttelte. Ich spürte plötzlich, daß ich in einen harten Kampf verwickelt wurde. Stimmen kamen aus dem Mund der halb Bewußtlosen, die mir drohten, sie würden meine Frau und Kinder umbringen. Bei ähnlichen Anlässen hatte ich das bereits erfahren, daß meine Familie seltsame Angriffe erlebte.
Als die Frau aus der Halbtrance oder Trance erwachte, war sie erschöpft. Ihre Fingernägel hatten sich tief in das Fleisch der Hände eingegraben. Ihr Haar war zerzaust. Ihre Kleider waren naß vom Weinen. Ihr erster Satz war: ’Mein Gott, was ist mit mir geschehen?’ Sie wurde dann von mir wieder in unseren Gebets- und Hauskreis eingeladen. Die anderen Glieder des Kreises merkten, daß mit dieser Frau eine große Veränderung vor sich gegangen war. Dennoch gab es noch einmal einen Rückfall, bei dem ich selbst nicht dabei war. In dem Gebetskreis fiel sie beim Beten noch einmal zu Boden. Sie schrie, und ihr Körper zuckte. Ein Glied des Kreises gebot im Namen Jesu. Die Besessene kam wieder zu sich und erholte sich. Das war ihr letzter Anfall.
Bei unserer nächsten Sitzung sagte die Frau gleich zu Anfang zu mir: ’Wissen Sie was. Ich bin keine Lesbierin mehr.’ Ich antwortete: ’Seit wann haben Sie diese Entscheidung getroffen?’ Sie erwiderte: ’Ich habe keine Entscheidung getroffen. Ich bin keine Lesbierin mehr, seitdem die Dämonen mich verlassen haben.’
Es blieb bei dieser Befreiung. Sie trat aus dem homosexuellen Zirkel aus. In den folgenden Jahren bewährte sie sich als Christin ohne jede Unterbrechung und ohne weiteren Anfall.“
Ich wünschte, jeder Pfarrer und Seelsorger würde sich dieses Beispiel eines Psychiaters merken. Vor allem geht es die an, die meinen, von Besessenheit reden nur die primitiven Geister. Psychiater und die Theologen wissen, daß es sich um Erkrankungen handle.
Der Teufel wäre ja dumm, wenn er in den hochintellektuellen Kreisen durch viele Besessenheitsfälle auf sich aufmerksam machen würde. Nein, bei den Superschlauen tritt er kurz, um seine Existenz zu verbergen.

12. Der Befreier
Wir haben in diesem Buch viele Zeugnisse über die Befreiung aus Satans Banden gehört, wie im letzten Kapitel erwähnt worden ist. Es ist nun an der Zeit, das Augenmerk auf den Befreier zu richten. W. van Dam bezeugt in seinem hilfreichen Buch, Seite 231: „Jesus Christus allein ist der Austreiber von Dämonen und Befreier von Besessenen und Gebundenen.“ Blumhardt hat uns den Vers geschenkt:

Jesus ist der Siegesheld,
der all seine Feind besieget.
Jesus ist’s, dem alle Welt
bald zu seinen Füßen lieget.
Jesus ist’s, der kommt mit Macht
und zum Licht führt aus der Nacht.

Dieser Vers gehört zu meiner eisernen Ration im evangelistischen Liedgut.
Mir ist auf meinen vielen Reisen oft die Frage gestellt worden, ob nicht auch ein Moslem-Priester oder ein Hindupriester Dämonen austreiben könnte. Es gibt Beispiele, die einen positiven Ausgang vermuten lassen aber nur für den unerfahrenen Christen. Die Wirklichkeit sieht anders aus.
Bei meinen missionarischen Vortragstouren bin ich Priestern aller großen Weltreligionen begegnet. Viele Beispiele könnten nun angeführt werden, die das Buch aber unnötig verlängern würden. Es sollen aber kurze Andeutungen gegeben werden.
In Japan begegnete ich dem ehemaligen Shintopriester Kazama. Zu seiner Ausbildung gehörten neben der Erlernung von Tricks und Suggestionen auch die Unterweisung in der schwarzen Magie. Ein Teilgebiet dieser Teufelskunst ist die Verfolgung von Feinden und die Befreiung von Verfolgten mit Hilfe des Teufels.
In Australien reiste mir ein Neuseeländer Magier hunderte von Kilometern nach. Er war zuerst auf Neuseeland in der theosophischen Ausbildung, danach zehn Jahre bei den tibetischen Lamas. Tibet hat die stärksten Schwarzmagier in der Welt hervorgebracht. Was ich von ihrer Tätigkeit hörte, ist so teuflisch und grotesk, daß man das im Westen nicht fassen und für wahr halten würde. Zu der tibetischen Abwehrmagie gehört auch der magische Exorzismus. Wir müssen bei solchen Erscheinungen festhalten:
Außerchristliche Exorzismen bringen keine Befreiung, sondern nur Scheinlösungen. Außerchristliche Exorzismen sind keine Austreibungen, sondern nur Verlagerungen oder ein Stellungswechsel.
Exorzismen im Bereich des christlichen Glaubens, die rituell versucht werden ohne geistliche Vollmacht sind zum Scheitern verurteilt. Zeremonien bringen keine Hilfe.
Unsere Hilfe steht allein im Namen des Herrn. Allerdings darf der Name des Herrn nicht als Formel benützt werden, sonst stehen wir wieder im Bereich der Magie. Zeremonien und weiße Magie tangieren sich und bedeuten keine Hilfe, sondern neue Belastungen.
Helfen, retten, befreien, lösen kann nur einer: Jesus Christus, dem alle Macht im Himmel, auf Erden und unter der Erde gegeben ist (Phil. 2,5 11).
Gott hat seinem Sohn Macht gegeben über alles Fleisch (Joh. 17,2). Macht hat Jesus auch über alle Autoritäten der Unterwelt erhalten. Markus bezeugt: „Er gebietet mit Gewalt den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm“ (Mk. 1,27).
Eine der großen Schlußhymnen der Bibel und der Heilsgeschichte lautet: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus“ (Offbg. 12,10).

13. Der Seelsorger
Das größte Problem des Exorzismus sind nicht die Besessenen, nicht die Kritiker, sondern die Seelsorger, die sich auf dieses unhellvolle Gebiet wagen. Der Apostel Jakobus warnt. „Es unterwinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein“ (Jak. 3,1). Man muß diese Warnung noch verstärken: „Es unterwinde sich niemand leichtfertig, den Exorzismus zu wagen.“
Vollmacht zur Austreibung hat nur der, dem Christus seine Macht mitteilt. Seelsorger, die keine Wiedergeburt durch den Heiligen Geist erlebt haben, haben keine Voraussetzung, um Belasteten zu helfen. Seelsorger, die nicht ein geheiligtes Leben der völligen Hingabe an Jesus führen, stehen ohnmächtig vor schweren Seelsorgefällen.
Diese Voraussetzungen gelten auch für Autoren, die seelsorgerliche Bücher schreiben. In diesem Buch wird oft von der Inspiration gesprochen, von dem
Erfülltsein mit dem Geist Gottes. Ohne seine Leitung und Direktive reden und schreiben Autoren am eigentlichen Problem vorbei.
Exorzismus ist eine spezielle Seelsorge. Die Frage ist, ob dafür eine besondere Zurüstung erforderlich ist. Nein und Ja! Gott kann voraussetzungslos bedrängten Menschen helfen. Er braucht keinen Seelsorger zu bemühen, aber es ist sein Prinzip und seine Barmherzigkeit, daß er gläubige Menschen als Werkzeuge benützt.
Ein Seelsorger auf diesem schweren Gebiet der Besessenheit und des Exorzismus sollte die beste Ausrüstung haben, die möglich ist. Am besten wäre, daß gläubige, wiedergeborene Psychiater diesen schweren Dienst tun würden. Bei dem Psychiater Dr. Lechler war es so, ferner bei Prof. Dr. White, den wir in diesem Buch zu Wort kommen ließen. Natürlich kann nicht jeder Seelsorger Medizin studieren und sogar seinen psychiatrischen Facharzt machen, aber Grundbegriffe der Psychiatrie sollte jeder Exorzist haben, daß er nicht versucht, Geisteskranke zu exorzieren.
Im Zusammenhang mit der Austreibung böser Geister gibt es viele spezielle Fragen, die hier nicht alle angeschnitten werden können. Ich habe ja verschiedene Bücher zu diesem Thema geschrieben.
Ein generelles Problem soll kurz gestreift werden.
Gibt es ein spezielles Amt oder Charisma der Austreibung? Darüber sind die Meinungen geteilt.
Wir hörten schon, daß es in der mittelalterlichen Kirche Exorzisten im Auftrag der Kirche gab. In der katholischen Kirche gibt es das heute noch. In der lutherischen Kirche gibt es in manchen Ländern in der Taufliturgie eine Exorzismusformel. Bis jetzt konnte ich in 50 Jahren in keinem seelsorgerlichen Gespräch feststellen, daß diese Exorzismusformel bei der Kindertaufe irgendeinen Nutzen gehabt hätte. Bei der Erwachsenentaufe der Gläubiggewordenen hat die abrenuntiatio diaboli – Absage an den Teufel – eine Bedeutung.
In der Heiligen Schrift gibt es keinen Hinweis für ein Amt des Exorzisten. Ich würde auch nie einen beamteten Exorzisten der Kirche zu Hilfe rufen.
Über die Befähigung zu einer solchen Seelsorge gibt es verschiedene Meinungen.
W. van Dam meint, es sei ein Charisma nötig und glaubt, das mit 1. Kor. 12,7 11 nachweisen zu können. Dort wird die Gnadengabe der energemata dynameon, der Wunderkräfte, erwähnt.
R. Kriese schreibt in „Okkultismus im Angriff“ auf Seite 181, die charismatische Befähigung sei nicht dem Einzelnen gegeben, sondern der Gemeinde.
Emil Kremer, Autor von „Geöffnete Augen“, ist der Meinung, daß jedem Glaubenden die Vollmacht der Austreibung zuteil werden kann.
Es besteht Grund zu der Annahme, daß alle drei Meinungen ein Stück biblischer Wahrheit enthalten.
Mit van Dam bin ich der Meinung, daß ein Seelsorger die Ausrüstung durch den Heiligen Geist zu einer so schweren Seelsorge braucht.
Auch in Krieses Äußerung steckt ein Stück Wahrheit. Seelsorge an Besessenen ist Teamwork, Mannschaftsarbeit, am besten sogar gemeinsames Vorgehen einer biblisch gesunden Gemeinde. Das heißt aber nicht, daß nicht auch einzelne Seelsorger die Austreibung wagen dürften.
Am nächsten steht mir allerdings die Auffassung von Emil Kremer. Markus sagt: „Die Zeichen, die da folgen denen, die da glauben, sind die, in meinem Namen werden sie Teufel austreiben.“ Den Glaubenden ist hier die Vollmacht der Austreibung zugesagt. Nun müßte eigentlich erläutert werden, was Glauben heißt. Doch das geht wieder über den Rahmen des Buches hinaus.
Im Katechismus habe ich einmal gelernt: „Echter Glaube ist nicht nur ein bloßes Wissen und Fürwahrhalten der biblischen Lehre, sondern eine lebendige Überzeugung, die unsere Gesinnung und unseren Wandel regiert.“
Die Teufel glauben auch und zittern dabei. Der Namenchrist glaubt auch und bleibt im Reich der Finsternis. Der Kopfglauben, der Verstandesglauben rettet nicht und bevollmächtigt nicht.
Die pneumatische Existenz des Seelsorgers ist die Voraussetzung für die Seelsorge für Belastete und Besessene. Darüber steht ein Kapitel in „Seelsorge und Okkultismus“, Seite 265.
Mein Freund Dr. theol. O. Riecker schrieb in seinem Buch „Das evangelistische Wort“, Seite 89: „Die Grundvoraussetzung jedes geistlichen Wirkens ist der pneumatische Stand des Trägers. Das Werkzeug ist nur dann ein zureichendes Vermittlungsorgan des reichen Maßes pneumatischer Lebens und Gestaltungsauswirkungen, wenn es selbst dem Wirken des Pneumas untersteht und in seinem Leben und Tun bestimmend von diesem getragen ist.“
In ähnlicher Form drückte es Dr. med. Bovet aus. In seinem Buch „Lebendige Seelsorge“, Seite 164, schrieb er: „Der Pfarrer wird nicht aus seinem theologischen Wissen heraus, sondern aus seinem christlichen Glauben und Leben zum Seelsorger.“
Wenn unsere eigene Seele nicht versorgt ist, können wir nicht Seelsorge an anderen üben (Thimme).

14. Wege der Seelsorge
Es wird hier nur die spezielle Seelsorge an okkult Belasteten und Besessenen behandelt. Zur Einleitung sei ein Artikel von Prof. Dr. Beyerhaus erwähnt. Seit 1963 bin ich mit Peter Beyerhaus befreundet. Dr. Beyerhaus wurde dann als Professor an die Universität Tübingen gerufen, wo er bis heute eigentlich der geistliche Führer dieser Alma Mater ist.
In seinem Buch „Die okkulte Welle“ heißt es dort im dritten Teil:
„Wer durch eigene oder fremde Schuld in eine okkulte Behaftung geraten ist, suche zur Lösung einen vollmächtigen Seelsorger auf. Jesus hat seinen Jüngern die Vollmacht gegeben, in seinem Namen auch den bösen Geistern zu gebieten (Mt. 10,1, Lk. 10,17) und Menschen aus ihrem Bann zu lösen. In früheren Zeiten, als die Kirche noch mehr von der Wirklichkeit der Dämonen gewußt hat, hat es solche kämpferische Seelsorger häufiger gegeben. Heute möchte man sie am liebsten ins Mittelalter verweisen oder gar strafrechtlich verfolgen. Aber es gibt noch Diener Christi, die okkult Belasteten vollmächtig helfen können. Es wird dabei immer um die gleichen fünf Grundschritte gehen:
Der okkult Behaftete muß als erstes seine Schuld erkennen, bereuen und bekennen, was ihn unter diesen Einfluß gebracht hat.
Er muß sich zweitens völlig trennen von dem, was ihn okkult belastet, sei es, daß er sein Amulett ausliefert und vernichtet, sei es, daß er das ihm in der Transzendentalen Meditation zuerteilte Mantra, das Zauberwort, preisgibt.
Der dritte Schritt ist die namentliche Absage an den Satan und die besondere dämonische Macht;
der vierte Schritt ist die erneute Übergabe an Jesus Christus und die persönliche Inanspruchnahme seines Sühneopfers am Kreuz.
Daraufhin wird fünftens der Seelsorger das Lossagegebet sprechen und ihm die Lösung im Namen Jesu und die Vergebung seiner Schuld zusagen.
Angesichts der okkulten Welle werden lebendige Christen ihre Berufung noch gewissenhafter wahrnehmen, sich zum geistlichen Kampf in das Heer des Lichtes einzureihen.
Wir Christen sind nach Eph. 6 oft in die Zone des Kampfes zwischen dem Reich des Lichtes und der Finsternis gestellt. Standhaft sollen wir jeder Verlockung des Satans widerstehen und dem Herrn die Treue bewahren. Diese Treue bewährt sich aber gerade auch darin, daß wir selbst in jenen Geisterkampf eintreten. Es geht darum, gegen die dämonischen Angriffe des Feindes auf die Gemeinde einen Schutzwall des Gebetes zu errichten. ja, in der Kraft des Heiligen Geistes können wir dem Evangelium den Weg auch in dämonisch blockierte Herzen anderer Menschen bahnen. Solcher Kampf kann im äußersten Falle das Leben kosten (Offbg. 13,7). Das lehren uns die Märtyrer Christi. Aber gerade sie haben auch teil an seinem Sieg über den Feind. Denn von ihnen heißt es:
Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod (Offbg. 12,11).»
Was hier Prof. Beyerhaus grundsätzlich gesagt hat, muß nun etwas detailliert wiederholt werden. Für mich besteht dabei die Schwierigkeit, daß ich schon in einigen Büchern den Weg der Befreiung aus okkulter Belastung oder Besessenheit dargestellt habe. Und zwar findet man das in »Heilung und Befreiung», in »Okkultes ABC», ferner in den englischen Titeln »Between Christ and Satan», »Occult Bondage and Deliverance» und »Demonism Past and Present». Bei einer neuen Darstellung wird es ohne Wiederholungen nicht abgehen. Darum soll dieser Teil, der eigentlich der wichtigste ist, kurz zusammengefaßt werden. Ich folge dabei teilweise den 20 Punkten des Buches »Okkultes ABC» auf den Seiten 461 bis 519.
Von vornherein muß dabei ein Mißverständnis abgewehrt werden. Bei diesen 20 Punkten geht es nicht um ein Schema oder System. Es soll keine Schablone angefertigt oder eine Methode entwickelt werden. Der Heilige Geist braucht keine menschlichen Denkmaßstäbe oder Eingliederungen in bekannte oder faßbare Vorstellungen. Er kann voraussetzungslos einen Menschen befreien. Diese Punkte, deren Zahl hier vermindert wird, haben nur den Sinn, daß wir alles beachten wollen, was das NT zur Frage der Befreiung zu bieten hat.

1. Echte Befreiungen gibt es nur durch Christus. Wenn aber ein Befreiter Jesus nicht treu ist, kommen die verjagten Dämonen zurück. Das kennen wir auch aus Lukas 11,24.

2. Alle okkulten Gegenstände sind zu vernichten. Wer frei werden und frei bleiben will, hat alle Dinge okkulter Herkunft und Prägung zu vernichten. Dazu gehören auch die schönsten und vielleicht sogar vergoldeten Buddhastatuen. Dazu gehören ferner Lorbers Werke, auch wenn sie in Leder und mit Goldprägung gebunden sind.
Ich erinnere mich an den Besuch bei einer alten Frau. Sie hatte einen sogenannten Himmelsbrief in ihrer Bibel liegen. Ich bat sie, diesen Brief zu verbrennen. Sie war empört und sagte. „Das ist etwas Frommes.“ Sie hatte keinen guten Tod. Ich war dabei. Sie stand bis zum Tode im Banne der Zaubereisünden.

3. Alle Kontakte mit Personen die Spiritisten oder Wahrsager oder Okkultisten anderer Schattierung sind, müssen aufgegeben und gebrochen werden.
Es ist sträflicher Leichtsinn, wenn Pfarrer oder Nichttheologen aus Neugierde oder aus Studiengründen an Seancen teilnehmen. Pfarrer aus Wels, aus Heidelberg, aus München, aus Pforzheim und anderen Orten haben mir von ihrem Besuch bei Spiritisten berichtet.

4. Eine sehr wichtige Station der geistlichen Führung ist, daß der Belastete seine Sünden erkennt und bekennt. Sündenerkenntnis und echte Reue ist ein Werk des Heiligen Geistes. Sündenbekenntnis oder Beichte zeigt unsere Bereitschaft, unser Leben vor Gott in Ordnung zu bringen.
Der Seelsorger darf niemand zur Beichte zwingen. Geistlicher Knospenfrevel rächt sich.
Bei Zaubereisünden gibt es aber ohne Beichte und Buße keine Befreiung. Das wissen alle, die auf diesem Gebiet Hilfe zu leisten haben.
1. Joh. 1,9: „So wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er unsere Sünden vergibt und reinigt uns . . . „ Beichte Vergebung Reinigung ist der Dreiklang dieses Textes.

5. Zaubereisünden sind ein unbewußter Vertrag mit Satan. Dieser Vertrag muß gekündigt werden. Der Ausdruck „unbewußt“ spielt eine ganz große Rolle. Viele Neurotiker, Depressive, Psychopathen leiden unter den Folgen unbewußter Zaubereisünden. Ich gebe ein Beispiel.
Bei meinem Vortragsdienst hörte ich von einer Hebamme, die viele Jahre in einem Dorf die Kinder zur Welt gebracht hatte. Sie besprach alle Kinder nach ihrer Geburt und verschrieb sie dem Teufel, ehe sie zur Taufe in die Kirche gebracht wurden. Diese Kinder wachsen heran, haben seelische Störungen und Anomalitäten, ohne um die Ursachen zu wissen. Manchmal zeigen sich die Störungen erst dann, wenn solche Menschen sich für Christus entscheiden wollen.
Es gibt also Menschen, die belastet sind und den Hintergrund ihrer Störungen nicht kennen. Man kann also unschuldig unter einem Bann stehen. Das entspricht auch dem ersten Gebot, „der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied, die mich hassen.“
Gott sieht den Menschen im Verband seiner Familie und Ahnenreihe. Unsere Anthropologen und Vererbungsforscher wissen um die Belastungen, die Generationen weiterlaufen. So sagte einmal Professor Pfahler: „Das Blut unserer Vorfahren rollt in unseren Adern.“ In geistlicher Hinsicht ist die successio peccatorum die Erbfolge der Sünde noch ausgeprägter.
Seelsorger auf dem Gebiet der okkulten Belastungen geben darum den Rat, sich nicht nur von eigenen Zaubereisünden loszusagen, sondern auch von denen der Vorfahren. Da Belastete oft die Verfehlungen der Vorfahren auf diesem speziellen Gebiet nicht kennen, darf man auch in folgender Weise beten: „Herr, wenn bei meinen Eltern und Vorfahren Zaubereisünden vorgefallen sind, sage ich mich in deinem Namen davon los und übergebe mein Leben dir, meinem Erlöser und Heiland.“ Ein solches Gebet kann frei formuliert werden und darf niemals als Formel aufgefaßt werden.
Sich auch von Zauberern, Weissagern, Astrologen, Magnetopathen usw. lossagen, d. h. von allen Menschen, durch die man in kontraktliche Verbindung mit den Mächten der Finsternis getreten ist, und auch von allen teuflischen Irrlehren. „Saget euch doch los von den Menschen, in deren Nase nur ein Hauch ist! Denn als was sind sie zu achten’? (Jes. 2,22).

6. Ergreife im Glauben die Vergebung. In der Seelsorge an okkult Belasteten spielt der Glaube eine entscheidende Rolle. Paulus sagt im Römerbrief: „So man von Herzen glaubt, so wird man gerecht.“ Der Glaube ist gleichsam das Bindeglied zwischen dem vollbrachten Erlösungswerk Jesu und uns. In Hebräer 11,6 heißt es: „Wer zu Gott kommen will, der muß glauben … ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ Ohne Glauben können wir uns die Heilsgüter Gottes nicht aneignen. Es ist aber eine Erfahrungstatsache, daß gerade die okkult Belasteten es sehr schwer haben, glauben zu können. Aus diesem Grunde müssen wir alle Hilfsmittel in Anspruch nehmen, die das Neue Testament uns bietet, den toten inneren Punkt des Unglaubens zu überwinden.

7. In manchen Fällen gab mir der Herr die Freiheit, einen Menschen in seinem Namen loszusprechen. Das gründet sich auf Mt. 18,18: „Was ihr auf Erden lösen werdet, das soll auch im Himmel los sein.“
Beim Lossprechen darf man nie voreilig handeln. Ohne Beichte und Bereitschaft, Jesus nachzufolgen, kommt ein Lossprechen nicht in Frage. Und selbst dann muß man erst den Herrn fragen, ob es seinem Willen entspricht. Es gib ja Gläubige, die reservierte Gebiete haben, die sie dem Herrn nicht ausliefern. Wenn ein Seelsorger voreilig handelt, kann er hinterher angefochten werden. Das liegt in der Linie des Pauluswortes: „Macht euch nicht teilhaftig fremder Sünden“ (1. Tim. 5,22).
Ein gutes Beispiel darf erwähnt werden. Eine Pfarrfrau mit Belastungen war bei mir zur Aussprache. Sie hat so aufrichtig gebeichtet und war demütigen Herzens, daß ich die innere Freiheit bekam, sie loszusprechen. Ich habe sie dann lange Zeit aus den Augen verloren. Eines Tages berichtete mir ein Pfarrer, daß diese Frau seither befreit ist.

8. Nach Lukas 11,24 kommen die verjagten Mächte und Dämonen gern zurück. Das erlebt jeder Seelsorger, der auf diesem gefährlichen Gebiet arbeitet. Der befreite Christ muß darum über die Abwehrmaßnahmen biblisch gut orientiert sein. Wir brauchen einen wirksamen Kampfstil, denn wir haben es mit einem listenreichen und machtvollen Feind zu tun.
Paulus mahnt seinen jungen Mitarbeiter Timotheus: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ (l. Tim. 6, 12) Im zweiten Brief an Timotheus nimmt der Apostel dieses Thema noch einmal auf: „So jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht“ (2. T. 2,5). An die Römer schreibt dieser oft angefochtene Gottesmann: „Ich ermahne euch, liebe Brüder, daß ihr mir helft kämpfen mit Beten für mich zu Gott“ (Röm. 15,30).  . . .

Wir müssen nun in Stichworten die Formen des Kampfstils andeuten. Längere Erläuterungen zu diesein Thema finden sich in »Okkultes ABC».

a) Die Wachsamkeit. In den Evangelien finden wir oft den Aufruf zur Wachsamkeit. Dabei müssen wir beachten, daß Jesus die Wachsamkeit noch vor das Gebet stellt, wenn er sagt: „Wachet und betet!« (Mt. 26,41; Mk. 13,33; Mk. 14,38)
Satan und seine Dämonen haben die Eigenart, daß sie den Menschen besonders bei herabgesetzter Kraft angreifen, d.h. in der Krankheit, im Alter, bei zu starker Ermüdung, beim Sterben. Selbst, wenn wir kaum noch Kraft zum Beten haben, müssen wir immer noch wachsam sein. Wer nicht wachsam ist, wird leicht ein Opfer des Erzfeindes.
Die Taktik Satans ist raffiniert. Wenn ein Mensch von allen Belastungen frei geworden ist und in der ersten Liebe zum Herrn steht, dann sagt der Feind: „Warten wir einmal, bis das erste Feuer niedergebrannt ist, dann haben wir bessere Chancen, wieder die alte Stellung zu erobern.“ Wenn es gelingt, wird es mit dem Menschen ärger als zuvor.
Ich kenne einen Evangelisten, der in großem Segen gearbeitet hat. Auf einem Gebiet war er nicht wachsam. Heute steht er wieder in der Welt. Sein Licht ist erloschen. Ich habe früher mit ihm zusammengearbeitet. Er ist kein Europäer. Ich bete um ihn, daß der Herr ihn wieder zurückholt.

b) Es ist kein Synergismus, wie manche kritisierende Theologen es meinen, wenn ich sage: „Der Herr tut das, was wir nicht können. Er erwartet aber von uns das, was wir können.“ Aufgrund der vollbrachten Erlösung am Kreuz ist der Raum freigekämpft, in dem wir siegen können. Wir müssen aber alles in Anspruch nehmen, was die Bibel uns als Hilfe bereithält. Dazu gehören:
Die Gnadenmittel (Apg. 2,42): die tägliche Bibellese, Gemeinschaft der Kinder Gottes, Brotbrechen, privates Gebet und Gebetsgemeinschaft.
Tägliche, manchmal stündliche Inanspruchnahme der Blutskraft Jesu Christi. Jesus sagte (Joh. 6,56): „Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Das Blut Jesu ist unsere Reinigung und unsere Bewahrung. Das Blut Jesu ist unser Panier.

Das Gebieten im Namen Jesu. Manche Christen meinen, nur ein Seelsorger dürfte im Namen Jesu gebieten. Das stimmt nicht. Alle Gläubigen sind aufgerufen, das Schwert des Geistes zu führen. Ich sage denen, die durch Gottes Macht frei geworden sind, gewöhnlich: „Wenn Angriffe kommen, stellen Sie sich unter den Schutz des Blutes Jesu, und dann gebieten Sie im Namen des Herrn den angreifenden Mächten, daß sie weichen müssen.“ In meinem eigenen Leben und in der Seelsorge mußte ich oft gebieten. Ein Beispiel dazu.
Ein durch Zauberei schwer belasteter Mann fing beim Beten zu lästern an. Ich holte zwei weitere Brüder zur Verstärkung. Beim Gebet fing der Belastete abermals zu fluchen und zu lästern an. Da fühlte ich mich gefordert. Ich blickte im Geist auf zum Herrn, dann gebot ich in seinem Namen. Sofort hörte das gräßliche Lachen und Lästern auf.
In Apg. 16,16f. haben wir das Beispiel, daß Paulus den Wahrsagegeistern der Zauberin von Philippi im Namen Jesu gebot. Die Frau wurde daraufhin frei. Der Endsieg ist des Herrn.

Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
bricht dem gewappneten Starken ins Haus.
Sprenget des Feindes befestigte Schlösser,
führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.

15. Nicht umsonst gelebt

. . . Wem die Inspiration des Heiligen Geistes fehlt, dem fehlt auch die Inspiration über die Existenz und Wirksamkeit des Teufels.
Pater Sterzinger erklärte an der Münchner Universität: „Den Teufel zu leugnen, ist Unglaube, ihm zu wenig Macht zuzuerkennen, ist ein Irrtum, ihm zu große Gewalt zuzuschreiben, ist ein Aberglaube“ (zitiert bei van Dam, Seite 109). Das ist ein biblisch gesundes Urteil eines Katholiken, das ich voll unterschreibe.
Der Teufel ist ein Meister des Rationalismus.  . . . 

Christus wäre umsonst gekommen, wenn Satan nur eine Personifizierung des Bösen oder eine Außenprojektion der unmoralischen Qualitäten des Menschen wäre. Nein, er ist gekommen, die Werke des existentiellen Teufels zu zerstören (l. Joh. 3,8).

Die Gemeinschaft des Geistes

  . . .  In allen erstrangigen amerikanischen Veröffentlichungen zum Thema Besessenheit sind meine Bücher positiv erwähnt und zitiert.
Als erstes wäre zu nennen „Biblical Demonology“ von Professor Dr. theol. Dr. phil. Merill Unger, einem Experten für das AT und für semitische Sprachen. Insgesamt 70mal hat er auf meine Bücher in Anerkennung hingewiesen.
Wissenschaftlich von noch höherem Rang ist der Titel „Demon Possession“, herausgegeben von Prof. Dr. theol. Dr. jur. J. W. Montgomery. Er hat in Straßburg und in Chicago promoviert und ist Autor von mehr als 30 Büchern.  . . . Diese führende Veröffentlichung zitiert elfmal in positiver Weise meine Bücher. Beim Studium dieses Buches kam mir zum ersten Mal der Gedanke: Ich habe nicht umsonst gearbeitet.
Ein Zitat darf vielleicht erwähnt werden, weil es ein Stück Herrlichkeit Gottes in meinem Leben aufzeigt. Vor zwei Jahrzehnten wurde mein Buch „Christian Counselling and Occultism“ . . .  zu den Klassikern gezählt oder das führende Buch auf diesem Sektor genannt. Ein Professor der Psychologie, Dr. Gary R. Collins, schrieb . „A much more complete discussion of counselling and the occult can be found in Kurt Koch’s classic volume, Christian Counselling and Occultism.“ (Montgomery, Seite 251). Ist das nicht „Segen die Fülle aus dem offenen Fenster des Himmels“? (Mal. 3, 10) Inzwischen sind insgesamt 16 meiner Titel in englisch erschienen.

Unter der europäischen Literatur muß ich an erster Stelle das Buch von Willem C. van Dam erwähnen „Dämonen und Besessene“ (Pattloch Verlag, Aschaffenburg). Es ist eine Fundgrube für historische Fakten, biblische Wahrheiten und seelsorgerliche Erfahrungen. Obwohl ich zwar bei verschiedenen Einzelheiten anders denke und geführt worden bin, empfehle ich das Buch wärmstens. Van Dam entfaltet eine große seelsorgerliche Weisheit in seiner Veröffentlichung und bezieht klare biblische Positionen.
Nicht unerwähnt darf das schon zitierte Buch von Jesuitenpater Rodewyk bleiben „Dämonische Besessenheit heute“. Was in diesem Buch aus der katholischen Tradition stammt und nicht biblisch beweisbar ist, kann ich als evangelischer Theologe nicht akzeptieren. Dennoch fand ich viele Einzelheiten und seelsorgerliche Beobachtungen, die meiner eigenen Erfahrung konform gehen. Auf jeden Fall versteht Rodewyk das Problem der Besessenheit, von dem der katholische Professor Haag in Tübingen keine Ahnung hat.
Es gibt eine Gemeinschaft des Geistes über Kontinente und Konfessionen hinweg, es gibt eine Bruderschaft Christi jenseits aller Zäune und Grenzen. Die Bibel und ihre Ausstrahlungen einigt, die Theologie trennt. Ich bin darüber froh, daß ich in der weltweiten Gemeinschaft der Kinder Gottes stehen darf, in dieser congregatio sanctorum. . . .
Nicht umsonst gelebt, das wurde mir noch auf einer viel wichtigeren Ebene gezeigt. Daß Bücher positiv zitiert werden, ist zwar ein Erfolg, aber eine schönere Frucht ist es, daß Menschen durch Veröffentlichungen angeregt werden, ihr Leben Jesus auszuliefern. Und das habe ich durch Gottes Gnade und Segen oft erlebt. Jahrzehnte hindurch erhielt ich Zuschriften von Menschen, die durch meine Bücher den Weg der Befreiung gesucht und gefunden haben.
Eine Frau aus Frankreich schrieb mir, sie hätte mich zwar nie gehört, aber durch den Titel „Aberglaube“ angeregt, habe sie Jesus gefunden.
Nach einem Vortrag in Otorohanga auf Neuseeland kam eine Frau in die Sakristei der Kirche. Sie bekannte sich als ehemalige Zauberin. Eine Freundin hatte ihr mein Buch gegeben „Between Christ and Satan“. Es wurden ihr die Augen geöffnet. Sie tat Buße, vernichtete ihre Zauberutensilien und übergab ihr Leben Jesus. Als ich diese befreite Frau kennenlernte, war sie Sonntagsschulhelferin ihrer Kirche.
Eine Frau aus Brisbane in Australien erzählte mir, daß ihr Sohn „Between Christ and Satan“ las und dann seine magische Praxis aufgab und sich Jesus auslieferte.
Ein Psychiater in England berichtete mir anläßlich meiner Vorträge in der Ecclectic Society, daß mein Buch „Christian Counselling and Occultism“ ihm die Augen als Mensch und Arzt geöffnet habe. Er hatte meine Thesen geprüft und angenommen. Seither arbeitet er im Segen, nicht nur auf dem Gebiet der Psychosen, sondern auch im Bereich der dämonisch verursachten Störungen.
Eine amerikanische Schriftstellerin, die zwei bedeutende Bücher geschrieben hat, veröffentlichte ihr Zeugnis. Sie sagte darin, daß sie im Okkultismus steckte und ihn praktizierte, bis ihr meine Bücher die Augen öffneten. Sie tat Buße und übergab ihr Leben Jesus.
Solche Berichte habe ich Jahrzehnte hindurch erhalten. Die schönsten Berichte habe ich gesammelt. Ein dicker Leitzordner ist damit gefüllt. Ich bin mir bewußt, daß ich das bei der Endabrechnung in der Ewigkeit nicht als Pluspunkte präsentieren kann. Nichts aus meinem Leben ist Grundlage meiner Errettung, sondern allein die Tat Jesu am Kreuz von Golgatha, der für meine schrecklichen Sünden gestorben ist. IHM verdanke ich alles: die Vergebung meiner Schuld, den Frieden des Herzens, die Gewißheit des Heils und des ewigen Lebens.  . . .

Ihm sei Ehre, Preis und Anbetung in alle Ewigkeit! Amen.

Leichte Kürzungen und die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im April 2007 (Neu durchgesehen im Mai 2023)

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Weiterere Beiträge von Pfr. Dr. Kurt Koch auf meiner Webseite:
1. SEELSORGE UND OKKULTISMUS
2. DER ABERGLAUBE
3. CHRISTUS ODER SATAN – Wahrsagen, Magie, Spiritismus, Wider das 6./7. Buch Mose, Wunderheilungen.
4. DIE GEISTESGABEN
5. WEICHENSTELLUNG – Okk. Belastung und seelische Erkrankung, eine Unterscheidungshilfe
6. DIE ZUNGENBEWEGUNG