Dr. RENÉ PACHE
DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI
Titel der Original-Ausgabe:
LE RETOUR DE JESUS-CHRIST
Übersetzt von Frau E. Wieter-Eoll, 1957
– Hier für meine HP leicht gekürzt eingestellt. Viele Textbetonungen sind auch von mir. Im November 2023. Horst Koch, Herborn
PS. Hier im ersten Teil geht es um die generelle Bedeutung von PROPHETIE; um ihre Quellen, Zeiten und Zeichen derselben usw. H. Koch –
Vorwort
Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe: Offb. 1.3.
Mit Freuden bringen wir unsern Lesern dieses Buch, in dem wir den Versuch gemacht haben, die Weissagungen der Bibel, die sich auf die Wiederkunft Jesu Christi beziehen, systematisch zu erforschen. Dieses Studium hat uns so bereichert, daß wir unmöglich einen solchen Schatz für uns behalten könnten. Wir bitten den Herrn, tausendfach die zu segnen, die an der Hand dieses Buches das prophetische Wort lesen, hören und behalten wollen!
Die Wiederkunft Christi wird an so vielen Stellen der Bibel verkündigt (1527mal im AT und 319mal im NT), daß – nach der Geburt und dem Tod des Erlösers – für den Christen nichts von größerer Bedeutung ist. Die noch unerfüllten Weissagungen sind so zahlreich, daß wir alle in bezug auf das Jenseits (die Toten, Auferstehung, Gericht, Jüngstes Gericht, Hölle, Lohn der Gläubigen, Himmel usw.) für ein weiteres Buch (Das Jenseits) zurückstellen mußten. Im vorliegenden Band behandeln wir daher nur die Voraussagen, welche die Zukunft unsrer Erde bis zum Ende des Tausendjährigen Reichs betreffen. . . .
Zu Anfang des Buchs geben wir unsere Methode in der Auslegung der Weissagung an. Dabei möchten wir betonen, daß wir keineswegs einen Anspruch auf Unfehlbarkeit erheben. Um der Klarheit unserer Ausführungen willen mußten wir, gemäß unserer eigenen Überzeugung, einen bestimmten Standpunkt einnehmen und festhalten. . .
Hüter, was dünkt dich um die Nacht?
Der Hüter spricht: Der Morgen naht – und auch die Nacht.
Jes. 21, 11-12.
Vorwort zur 6. Auflage
Seit der ersten Veröffentlichung dieses Buches im Jahre 1948 hat sich viel in der Welt ereignet. . . .
So bildet jedes Kapitel ein Ganzes in sich, und wir meinen, die Darlegungen damit klarer gemacht zu haben . . . Doch sind wir uns vollkommen der Schwierigkeit bewußt, den buchstäblichen oder symbolischen Wert jeder Stelle, sowie die Zeitfolge bestimmter Ereignisse von vornherein festzulegen. Wie es einer gesagt hat: Die
Weissagung wandelt auf den Höhen der Geschichte, sie wirft ihr Licht nur auf die Spitzen und Gipfel der Berge. Die einzig vollständige Auslegung der Weissagung wird uns in ihrer Erfüllung gegeben werden. . . . Es ist wirklich unser Gebet, daß unsere Leser nicht von unseren Urteilen abhängig seien, sondern von der Schrift selbst und von dem allein unfehlbaren Ausleger, dem Heiligen Geist.
Als die Einwohner von Jerusalem Jesum kreuzigten, erfüllten sie damit die Worte der Propheten, die sie doch jeden Sabbat lasen. Apg. 13,27. Genau so laufen viele Namenchristen Gefahr, beim zweiten Kommen Christi gerade durch die Weissagungen verdammt zu werden, die sie lesen, ohne ihnen Beachtung zu schenken. . . .
Vielleicht mag der eine oder andere Leser nicht mit jeder einzelnen Auslegung einig sein, aber es bleibt bei diesen Mahnworten doch der starke Eindruck, daß der Verfasser bewußt unter dem gewaltigen Ernst seines Auftrags steht, und es kann wohl keiner das Buch ohne ganz persönlichen Segen lesen.
Möge die deutsche Ausgabe dieses Buches dazu dienen, daß auch in Deutschland der Weckruf gehört werde, und daß alle Kinder Gottes sich zur wartenden Gemeinde sammeln, die sich bereit macht auf die
Wiederkunft Jesu Christi.
E. F. Wieter-Eoll
ERSTER TEIL
Einführung
1. Kapitel
Bedeutung und Merkmale der biblischen Weissagung.
1. Welchen Raum nimmt die Weissagung in der Bibel ein?
Unbestreitbar nimmt die Weissagung einen sehr großen Raum in der Hl. Schrift ein. Von den 39 Büchern des AT sind 17 prophetischen Inhalts, die zahlreichen Voraussagen nicht eingerechnet, die z. B. bei Mose und in den Psalmen zu finden sind. Im NT sind auch ganze Kapitel der Evangelien, viele Abschnitte der Episteln und die ganze Offenbarung der Weissagung gewidmet. Wir glauben mit Paulus, daß „alle Schrift, von Gott eingegeben, nütze ist zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt“. 2. Tim. 3, 16-17. Wollen wir wahre Christen sein, so müssen wir, ob es uns gefällt oder nicht, die ganze Botschaft der Propheten annehmen und uns zu eigen machen. Viele sog. Gläubige vernachlässigen die Weissagung, weil sie sie nicht verstehen oder gar fürchten. Aber es ist leicht erkennbar, daß ihrer geistlichen Nahrung ein wesentlicher Lebensstoff abgeht, und daß ihr Leben und Wirken der allein richtigen Orientierung entbehrt. Ihre Frömmigkeit gleicht einem Kompaß, dessen entmagnetisierte Nadel keine Richtung mehr anzeigt.
Vergessen wir nicht, daß Weissagung und Wunder zwei starke Beweisgründe bei der Verteidigung der christlichen Religion darstellen. Die Weissagung erbringt den Beweis für das übernatürliche in Worten, das Wunder dagegen in Werken. Sie beweisen damit die Allwissenheit, bzw. die Allmacht Gottes. Nur die Bibel bedient sich der Weissagung, denn sie allein ist das Wort Gottes; die anderen Religionen sind der Weissagung unfähig, da sie Irrlehren sind. Zudem zeigt uns die Prophetie Gott als Lenker der Geschichte, ein nicht geringer Trost für unsere gequälte Zeit.
II. Was sind die Hauptmerkmale der biblischen Weissagung?
An zwei berühmten Stellen erklärt der Apostel Petrus in meisterhafter Weise, was die Botschaft der Propheten ist (1. Petr. 1,10-12 und 2. Petr. 1,16.19-21).
Entnehmen wir diesen Versen die folgenden Tatsachen:
1. Das große Thema aller Propheten ist Jesus Christus. 1. Petr. 1,11.
2. Zeitraum und Umstände des zweifachen Kommens Christi werden von den Propheten angegeben. Vs.11.
3. Zwischen den Propheten des AT und des NT besteht volle Übereinstimmung. Vs.12.
4. Der Heilige Geist ist der alleinige Urheber der Weissagung. 2. Petr. 1,21.
5. Die Propheten haben selbst versucht, die ihnen aufgetragenen Weissagungen zu erforschen. Vs. 10-12.
6. Es gelüstet die Engel, in das Wunderbare hineinzuschauen, das Gott durch Seine Boten ankündigt. Vs. 12.
7. „Ihr tut wohl, daß ihr darauf (auf das prophetische Wort) achtet.“ 2. Petr. 1,19.
8. Das prophetische Wort „ist ein Licht, das scheint in einem dunklen Ort“.
9. Keine Weissagung der Schrift geschieht aus eigener Auslegung. Vs. 20-21.
III. „Der Herr, Herr tut nichts, Er offenbare denn Sein Geheimnis den Propheten, Seinen Knechten.“ Amos 3,7.
Als Jesus von Seiner Wiederkunft sprach, sagte Er zu Seinen Jüngern: ,,Ihr aber sehet euch vor! Siehe, Ich habe es euch alles zu vor gesagt!” Mk. 13,23. Diese Versicherungen geben den Weissagungen, die wir besitzen, ein ganz besonderes Gewicht. Wenn dem so ist, dürfen wir damit rechnen, in ihnen die großen Linien der Hauptereignisse zu finden, die sich bis zur Wiederkunft Christi abspielen sollen (und wir werden bald sehen, daß dies auch der Fall ist).
Schauen wir rückwärts, so erkennen wir, daß kein bedeutendes Ereignis, besonders kein großes Gericht, stattgefunden hat, ohne daß der Herr versucht hätte, die Welt, und vornehmlich die Gläubigen, darauf vorzubereiten. Dafür einige Beispiele:
1. Die Sintflut ist nicht unversehens hereingebrochen. Lange zuvor hatte Gott die Generation Noahs vor dem drohenden Strafgericht gewarnt. Und Er hatte alles zur Rettung Seines Knechtes vorbereitet. 1. Mose 6 -7.
2. Die Zerstörung Sodoms und Gomorras war auch vorhergesagt worden, und Lot wurde vom Herrn zur Flucht gedrängt, bevor es zu spät wäre. 1. Mose 18-19.
3. Als Gott die Vernichtung Ninives beschloß, beauftragte Er Jona ausdrücklich, es der ganzen Bevölkerung der Stadt kundzutun. Jona 3. Und diese Botschaft gab Ninive die Gelegenheit zur Buße und zur Errettung.
4. Die heidnischen Könige Nebukadnezar und Belsazar wurden ebenfalls zeitig von ihrem bevorstehenden Sturz unterrichtet, und die Stadt Babylon fiel erst nach eindringlicher Warnung vor ihrem kommenden Schicksal. Dan. 4-5.
5. Jerusalem, Samaria und dem ganzen Volk Israel war ihre unvermeidliche Vernichtung und Wegführung lange zuvor durch die Propheten angesagt worden. Um so größer wurde ihre Schuld, weil sie alle Warnungen Gottes mißachteten. 2. Chron. 36, 15-16. Genau so war es vor der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 unserer Zeitrechnung: Die Zeitgenossen Jesu wußten ganz gut, was ihnen bevorstand, und sie hatten Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten.
Luk. 19,41-44; 21, 29-34.
Die Beispiele ließen sich häufen. Aber diese genügen, um klarzumachen, wie Gott Seine Kirche und zugleich die Welt auf das große Endgeschehen vorzubereiten sucht. Die Wiederkunft Jesu Christi und alle Begleitumstände sind mit einer solchen Überfülle von Einzelheiten vorausgesagt, daß auch der Ungelehrteste das Wesentliche zu verstehen vermag.
Lassen wir uns diese Warnungen tief zu Herzen gehen, und gedenken wir der Ermahnung des Apostels: “Die Weissagung verachtet nicht“ 1. Thess. 5,20.
IV. Verfahren bei der Auslegung der Weissagung
1. Wörtliche und symbolische Auslegung.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Bibeltexte aufzufassen. Häufig liegt hinter der zunächst wörtlichen Bedeutung ein bildlicher oder geistlicher Sinn. Das trifft bei vielen Ereignissen in der Geschichte Israels zu, die das AT berichtet. “Solches aber widerfuhr jenen zum Vorbilde; es ist aber geschrieben uns zur Warnung.” 1. Kor. 10,11. Offensichtlich glauben die Apostel, daß die von ihnen angeführten Ereignisse sich wirklich zugetragen haben; das hindert sie aber nicht, in ihnen einen tiefen geistlichen Sinn für uns zu finden.
Hier einige aus den vielen Beispielen:
a.) Der Fels, den Mose am Horeb schlug, um das Volk zu tränken, stellte Christus dar, wie Er auf Golgatha für unser Heil geschlagen wurde. 2. Mose 17, 1-6; 1. Kor. 10,4 )
b.) Das Manna, das die Israeliten in der Wüste gegessen haben, war ein Sinnbild auf Christus, das vom Himmel gekommene, lebendige Brot. 2. Mose 16; Joh. 6, 31-35. 48-51.
c.) Das geschlachtete Osterlamm stellte Jesus dar, das Lamm Gottes, für uns geopfert. 2. Mose 12; 1. Kor. 5,7.
d.) Hagar und Sarah, die beiden Frauen Abrahams, versinnbildlichen den zweifachen Bund, den des Gesetzes und den der Gnade. Gal. 4, 22-26 usw
Auch in den Weissagungen, die sich beim ersten Kommen Christi erfüllten, finden wir oft, daß in demselben Text der wörtliche und der bildliche (oder geistliche) Sinn einander bei- oder übergeordnet sind.
Man urteile selber:
l. Psalm 22 sagt die Leiden Christi voraus. Einige Verse sprechen in alltäglichen Ausdrücken von Dingen, die dann buchstäblich eingetroffen sind:
Christus wurde am Kreuz von Seinem Vater verlassen. Vs. 2.
Er wurde verachtet und verspottet vom Volk. Vs. 7-9.
Seine Hände und Füße wurden durchgraben. Vs. 17.
Die Soldaten teilten Seine Kleider unter sich und warfen das Los um Sein Gewand. Vs. 19.
Andere Verse dagegen bedienen sich der bildlichen (oder rein poetischen) Sprache:
Zahllose Stiere haben Mich umringt. Vs. 13.
Hunde haben Mich umgeben. Vs. 17.
Errette Meine Seele vom Schwert. Vs. 21.
Rette Mich von den Hunden, dem Löwen, Vs . 21-22.
Der Sinn dieser Bilder ist völlig klar, und er hat sich auch ganz real erfüllt.
2. Nach Jesaja 53 soll folgendes buchstäblich den Messias treffen:
Er wird von Seinem Volk verachtet und verstoßen, Vs. 3,
gestraft und gemartert, aus der Angst und dem Gericht genommen, Vs. 7-8, und
bei Gottlosen (zwei Mördern) am Kreuze getötet, Vs. 9, und
bei Reichen begraben werden. Vs. 9.
Gleichzeitig aber enthält diese Stelle folgende Bilder:
Wie ein Reis wird Er aus dürrem Erdreich emporsprießen, Vs. 2,
wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt werden, Vs. 7, und
durch Seinen Opfertod die Starken zum Raube haben. Vs. 12.
Viele andere Stellen ließen sich noch anführen. Halten wir es auf jeden Fall fest, daß wir bei der Ausdeutung der noch unerfüllten Weissagungen auf gleiche Weise vorgehen müssen. Wir werden daher:
a) zunächst die wörtliche Bedeutung, die einfachste Anwendung festzustellen suchen – und beim AT den Sinn, der zu Israel am ehesten in Beziehung steht;
b) davon ausgehend, noch einer etwa möglichen symbolischen Bedeutung forschen, einem geistlichen Sinn. Dabei wollen wir uns vom Text selber leiten lassen, oder, falls dessen Sinn dunkel, von anderen klaren Stellen über dasselbe Thema.
Es wäre in der Tat töricht, alles wörtlich nehmen zu wollen, und ebenso falsch, alles symbolisch zu deuten. Gott helfe uns bei dieser schwierigen Aufgabe und leite uns Schritt für Schritt auf dem schmalen Pfad der Wahrheit!
2. Zwei große Richtungen in der prophetischen Auslegung.
Was wir nun sagen, bezieht sich besonders auf die Art, die Offenbarung zu deuten, das Buch, das wir oft anführen werden müssen. Die meisten Ausleger dieser Prophetie nehmen einen der beiden folgenden Standpunkte ein:
a) den „historischen“ Standpunkt. Man betrachtet die Offenbarung als ein ununterbrochenes Freskengemälde der Geschichte der Kirche. Die ersten Siegel beginnen zur Zeit der Apostel, dann folgen die Trompeten und die Schalen, die uns in Etappen der Reihe nach bis zum Ende der Zeiten führen. Es scheint wohl, als schreite die sündige Menschheit unaufhaltsam dem Abgrund zu, und als entwickelten sich die Gerichte Gottes seit langem auf die Endlösung hin. Von diesem Standpunkt aus kann man allerdings in der Offenbarung und den Weissagungen Züge finden, die ein helles Licht auf gewisse, heute schon vergangene Ereignisse werfen. Aber das Ziel unseres Buches ist nicht, uns der Vergangenheit zuzuwenden, sondern den der Schrift gezeigten Zukunft der Welt. Wir ziehen daher den zweiten Standpunkt vor, ohne behaupten zu wollen, daß er immer eine andere Auffassung ausschließt.
b) den „futuristischen“ Standpunkt.
Hat es auch Teilerfüllungen der Weissagungen seit Christi Weggang gegeben, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß die wichtigsten angekündigten Ereignisse noch vor uns liegen. Der allgemeine Abfall, das Offenbarwerden des Antichristen in Person, die Rückkehr der Juden nach Palästina und ihre Bekehrung, die furchtbarsten Gerichte, die Schlacht von Harmagedon, die endgültige Abrechnung, das Erscheinen des Herrn und Seine glorreiche Herrschaft, all das liegt ganz oder teilweise in der Zukunft. Und auf diese große Endlösung hin sind alle prophetischen Texte unentwegt ausgerichtet. Bengel hat gesagt, daß kein Ereignis zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft Christi diesem großen Endgeschehen an Bedeutung gleich sein wird. Darum berühren sich für die Propheten das erste und das zweite Kommen des Herrn. Wir werden uns daher bei den biblischen Weissagungen vor allem mit dem abgeben, was die Gegenwart und Zukunft betrifft. Was die Vergangenheit schon erfüllt hat, wird uns nur zuweilen als Beispiel und Bestätigung dienen.
3. Die fortschreitenden Erfüllungen der Weissagung und ihre Zeitfolge.
Zum rechten Verständnis gewisser Prophezeiungen muß man sich darüber klar sein, daß sie eine Erfüllung in fortschreitender Linie oder mehrere, in ihrer Folgenreihe sich stetig ergänzende umfassen. Z. B.:
a) In Matth. 24 und Lukas 21 erschaut Jesus offensichtlich in einem und demselben Bild zwei ähnliche, aber zeitlich weit auseinanderliegende Ereignisse:
einerseits die Belagerung Jerusalems und die Leiden der Juden,
andererseits die letzte Belagerung der heiligen Stadt durch den Antichristen und die große Trübsal Israels. Beide Erfüllungen zusammen erschöpfen erst den Sinn der Worte Jesu.
b) In seinen Botschaften spielt der Prophet Jeremia immer wieder gleichzeitig auf die beiden Verbannungen und die beiden Wiederherstellungen Israels an. (So z.B. Jer. 25,39; 31,31-40; 32,36-44.) Die Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezar, die babylonische Gefangenschaft, die Rückkehr mit Esra sind nur ein schwaches Vorspiel zu der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70, der weltweiten Zerstreuung der Juden und ihrer völligen Wiederherstellung bei der Wiederkunft Christi
c) Die Stellen, die sozusagen das erste und zweite Kommen des Erlösers verquicken, sind sehr zahlreich. Führen wir nur einige an:
die Geburt des Sohnes und die Herrschaft des Friedefürsten; 9,9-10;
der Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel und Seine Weltherrschaft; Mal. 3, 1-3:
die Erscheinung Johannes des Täufers und die des Herrn, der Israel im Ofen der Trübsal bekehren wird. . . . Diese beiden Handlungen, die die gegenwärtige Heilszeit eröffnen und beschließen – und jetzt schon fast 2000 Jahre umfassen -, werden in demselben Satz erwähnt. Doch hat Jesus Seine Lesung in Nazareth folgerichtig mit dem ersten Teil des Satzes beendet. Luk.4, 17-19.
Anfänger im Studium der Weissagung sollen sich aber nicht durch solche Nebeneinanderstellungen erschrecken lassen. Erblicken wir eine Gebirgskette von weitem, so erscheinen uns vielleicht zwei Gipfel wie ein einziger. Im Weitergehen aber erkennen wir, daß ein tiefes Tal sie trennt, oder wir sehen, daß die ganze Kette in einem steten Auf und Ab sich allmählich zu ihrem höchsten Punkt erhebt.
Es war für die Juden des Alten Bundes nicht leicht, alle Weissagungen auf das erste Kommen Christi zu verstehen. Sollte nicht Jesus kommen
aus Bethlehem, Mich. 5, 1,
aus Ägypten, Hos. 11, 1,
aus Galiläa, Jes. 8,23,
nach Jerusalem, Sach. 9,9,
in den Tempel, Mal. 3,1 ?
Wie konnten sie so viele widersprechende Angaben in Einklang bringen? So ist auch die Wiederkunft des Herrn sehr vielseitig, und möglicherweise werfen wir manche Pläne zusammen. Wir werden ihre ganze Reihenfolge erst im Maße ihrer völligen Erfüllung verstehen. Weit voneinander entfernte Sterne bilden für uns eine Konstellation, die auf derselben Ebene zu liegen scheint. So ist es auch mit manchen Ereignissen der Prophetie. Die Bibel selbst scheint sie zu verquicken, wenn sie zum ersten Mal von ihnen spricht. Matthäus zeigt uns in Kap. 24 u. 25 in ein und demselben Bild die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70, die Entrückung der Gläubigen, die große Trübsal, die Errichtung des Reichs und das Endgericht, aber spätere Prophezeiungen unterscheiden diese Ereignisse ganz klar. So kündet Joh. 5, 28-29 die beiden Auferstehungen gleichzeitig an, während die Offenbarung sie um 1000 Jahre voneinander trennt (20, 4-5).
Bemühen wir uns daher, alles soweit wie möglich zu verstehen! Aber wir wollen auch warten können! Denen, die auf das prophetische Wort achten, wird im gegebenen Augenblick das erwünschte Licht geschenkt werden.
2. Kapitel
Die Botschaft von der Wiederkunft Jesu Christi.
I. Wichtigkeit der Lehre von der Wiederkunft Jesu Christi
1. Welchen Platz nimmt diese Lehre in der Schrift ein?
Die Antwort auf diese Frage gibt uns von vornherein einen Begriff von der Bedeutung, die Gott selbst ihr beimißt.
Beachten wir zu allererst, daß im AT mindestens die Hälfte der zahlreichen Weissagungen auf Jesus Christus sich auf Seine Herrlichkeit und Seine Herrschaft beziehen. Das tritt so deutlich hervor, daß die Juden und die Jünger selbst nur diesen Teil der Botschaft der Propheten in Erinnerung hatten: sie erwarteten unbedingt den Messias als den Sieger, der „das Reich Israel wieder aufrichten“ und Sein Volk von Seinen Feinden erlösen würde. Ap. 1,6; Luk. 24,21. Ihr einziger Irrtum lag darin, daß sie nicht erkannten, daß Christus nach denselben Weissagungen erst nach Seinem Leiden am Kreuz in Seiner Herrlichkeit erscheinen würde.
Was das NT betrifft, so hat man ausgerechnet, daß 319 Verse, d.h. 1 auf 25, der Wiederkunft Christi gewidmet sind. So darf man behaupten, daß wenige Lehren der Bibel die eine, die uns hier beschäftigt, an Bedeutung übertreffen.
2. Welchen Platz räumt Jesus Seiner Wiederkunft in Seiner Lehre ein?
Er hat oft und lang darüber geredet. Wir wollen hier nur folgendes anführen:
a) Seine großen endgeschichtlichen Reden in
Matth. 24 u. 25,
Markus 13,
Luk. 17 u. 21;
b) einige der Gleichnisse, die dasselbe Thema behandeln:
Unkraut und Weizen, Matth. 13,24-30 (bes. Vs. 38-43),
das Netz, Matth. 13,47-50,
die zehn Jungfrauen, Matth. 25,1-13,
die Pfunde, Luk. 19,12-27 (bes. Vs. 12: „Ein Edler zog ferne in ein Land, daß er ein Reich einnähme und dann wiederkäme“,
die getreuen und ungetreuen Knechte, Luk. 12, 35-46; Matth. 24, 45-51,
der ungetreue Richter, Luk. 18,1-8 (bes. Vs 7-8),
die verschlossene Tür, Luk. 13,23-30 usw.
Wie könnten wir also Christen sein, ohne den Voraussagen Christi zu glauben und freudig auf Seine Rückkehr zu warten?
3. Sollen wir die buchstäbliche Erfüllung der Weissagungen auf das zweite Kommen Christi erwarten?
Um das zu wissen, brauchen wir nur zu bedenken, wie buchstäblich sich die Voraussagen auf Sein erstes Kommen verwirklicht haben. Hier einige der genauesten Aussagen der Propheten:
Jesus ist von einer Jungfrau geboren, Jes. 7,14 ; Matth. 1,22-23,
aus dem Geschlechte Davids, Jes. 11,1,
in Bethlehem, Micha 5, 1; Matth. 2,4-6,
bei dieser Gelegenheit wurden die kleinen Kinder gemordet, Jer. 31, 15; Matth. 2,16-18,
das Kind Jesus wurde nach Ägypten gebracht, woher es später zurückgerufen ward, Hos. 11,1; Matth. 2,15,
Er wurde in Galiläa erzogen, Jes. 8, 23 ; Matth. 2,22-23,
Er wurde mit dem Geiste gesalbt, Jes. 11,2; Luk. 4, 17-21,
Er trug unsere Krankheit und lud auf Sich unsre Schmerzen, Jes. 53,4; Matth. 8, 16-17,
Er zog auf einem Esel reitend in Jerusalem ein, Sach. 9,9; Matth. 21,4-5,
Er wurde von einem Seiner Vertrauten verraten, Ps. 41, 10; Joh. 13,18,
Seine Jünger verließen Ihn, Sach. 13,7; Matth. 26,31,
Er wurde um 30 Silberlinge verkauft, die dann für den Töpferacker gegeben wurden, Sach. 11, 12-13; Matth. 26, 15:
Er wurde angespien und den Schlägen preisgegeben Jes. 50,6; Matth. 27,30,
Man bot Ihm Galle mit Essig zu trinken, Ps. 69,22; Matth. 27,3 4.48,
kein Bein wurde Ihm zerbrochen, 2. Mose 12,46; Joh. 19,33.
Seine Hände und Füße wurden durchgraben, Ps. 22, 17; Joh. 20,25-27,
Seine Kleider wurden verteilt und verlost , Ps. 22, 19 ; Joh. 19, 23.24,
Er mußte mit Übeltätern sterben und hatte bei Reichen Sein Grab, Jes. 53,9; Matth. 27,38. 57-60.
Da alle diese Weissagungen viele Jahrhunderte vor dem Kommen des Herrn geschrieben wurden, ist es für keinen aufrichtigen Geist möglich, darin nicht einen starken Beweis für die göttliche Inspiration der Bibel zu sehen. Und es ist klar, daß die Voraussagen auf die Wiederkunft Christi, von denselben Propheten geschrieben, auch dieselbe Vollmacht besitzen und sich ebenso wörtlich erfüllen werden. Jesus hat ausdrücklich erklärt: „Ich sage euch, bis daß Himmel und Erde zergehen, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe“; und nachdem Er Seine eigenen Weissagungen über die Endzeit ausgesprochen hatte, fügte Er hinzu: „Himmel und Erde werden vergehen; aber Meine Worte werden nicht vergehen.“ Matth. 5, 18; 24,35.
Wenn die Weissagungen der Bibel – weit davon entfernt, Träumreien oder poetische Bilder zu sein – bestimmt sind, bis ins Kleinste in Erfüllung zu gehen, wie wichtig sind sie dann doch für die Zukunft unsrer aus den Fugen geratenen Welt!
II. Weshalb muß Jesus Christus wiederkommen?
Aus allem bisher Gesagten geht deutlich hervor, daß Jesus Christus wiederkommen muß, um Sein Werk zu vollenden. Nicht als ob etwas zu der am Kreuz gebrachten Sühne für die Sünden hinzuzufügen bliebe – konnte doch Jesus mit dem Rufe verscheiden: “Es ist vollbracht!“ Aber noch sind nicht alle Absichten Gottes verwirklicht. Er hat Seinen Sohn mit Preis und Ehre gekrönt, darum, daß Er den Tod erlitten, und hat nichts gelassen, das Ihm nicht untertan sei. „Jetzt aber“, fährt der Hebräerbrief fort, „sehen wir noch nicht, daß lhm alles untertan sei.“ Nach der Himmelfahrt wollte der Herr in Seiner Gnade den Menschen und den Völkern eine lange Zeit der Freiheit lassen, in der sie Gelegenheit hätten, das Evangelium anzunehmen. Aber wenn die Zeit der göttlichen Geduld zu Ende ist, wird die Abwicklung Seines Planes ihren Lauf nehmen. Jesus Christus wird erscheinen, um auf den drei folgenden Gebieten Sein Werk zu vollenden:
1. Er wird die Seinen erlösen, Luk. 21,28;
2. Er wird die sündige Welt richten, 2. Thess. 1, 7-8;
3. Er wird Sein ewiges Reich der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten, Dan. 7,13-14.
Würde das zweite Kommen Christi nicht dieses dreifache Ergebnis bewirken, so wären wir wahrlich der Verzweiflung anheimgegeben. Die Gemeinde, die unter den Anläufen des Feindes und der Verfolgung der Welt leidet, würde niemals befreit werden. Die Ungläubigen würden unaufhörlich weitersündigen und Blut vergießen, ohne daß eine Abrechnung ihnen je Halt gebieten würde. Auf Erden würde weiterhin das Böse regieren und zunehmen, ohne jede Aussicht auf eine Ära des Friedens, der Gerechtigkeit und des wahren Glücks. Aber dem Herrn sei Dank, es wird anders kommen! Christus wird bald wiederkommen und den Willen des Vaters auf Erden wie im Himmel zur Vollendung bringen.
III. Aus welchen Gründen bereitet die Botschaft von der Wiederkunft Christi den einen tiefe Freude, den anderen Angst?
Weil sie je nach dem geistlichen Zustand des Hörers wunderbar oder erschrecklich ist.
„Hüter, ist die Nacht schier hin?“ Der Hüter aber sprach:
„Wenn der Morgen schon kommt, so wird es doch Nacht sein.“ Jes. 21, 12.
Jesus Christus wird wiederkommen um –
– der Gemeinde die Herrlichkeit,
– Israel die Wiederherstellung,
– der Welt das Gericht zu bringen.
Es ist daher sehr begreiflich, daß die Menschen Seiner Wiederkunft mit ganz verschiedenen Gefühlen entgegensehen.
1. Die Haltung der Ungläubigen.
Die Menschen, die in ihrem Unglauben und ihrer Unbußfertigkeit beharren, haben nichts Gutes von der Wiederkunft Christi zu erwarten. Sein Erscheinen als ihr Richter wird das Zeichen für eine furchtbare Abrechnung sein. Die Geduld Gottes wird zu Ende sein. Die gottlose und verderbte Kultur, die armselige Wissenschaft, die sonderlich der Vernichtung dient, werden kläglich zusammenbrechen. Unkeuschheit, Lüge und Bosheit werden endlich ihren gerechten Lohn empfangen.
Man versteht, daß die Welt sich nicht gern mit einer solchen Aussicht abgibt. Zur Selbstberuhigung sucht sie der biblischen Lehre von dem unabwendbaren Gericht und der Verdammnis eine völlig andere entgegenzustellen: sie behauptet, der Mensch sei gar nicht gefallen, sondern er stamme vom Affen ab und entwickle sich stetig aufwärts. Dank dem Fortschritt in Technik und Erziehung würde der Wohlstand zunehmen, Kriege aufhören, Glück und Frieden herrschen, und die Erde werde zum Paradiese werden. All das natürlich ohne Gott und einzig dank den Bemühungen des Menschen! Noch vor wenigen Jahren wurden diese Ideen mit einem dreisten Gleichmut gelehrt. Der Kampf auf Leben und Tod, der vor kurzem erst die „zivilisiert” genannten Völker aufeinander hetzte, spricht so laut vom Bankrott der materialisierten Welt, daß diese schöne Selbstsicherheit doch etwas erschüttert worden ist. Aber es gibt keine tauberen Menschen als die, die nicht hören wollen! Die meisten Menschen sind trotz allem überzeugt, daß sich schließlich alles wieder einrenken und daß die Menschheit mit einigen Reformen und guten Friedensverträgen von neuem ihren aufsteigenden Kurs einschlagen wird.
Die Ungläubigen sind sich des unverwischbaren Gegensatzes zwischen ihrem Zukunftsbild und dem biblischen derart bewußt, daß sie die Bibel immerzu mit Spott überschütten (zweifellos, um sich vollends beruhigen zu können). Wir wollen uns aber nicht durch solche stören lassen, die unsre Erwartung der Wiederkunft Christi ins Lächerliche ziehen, sondern der Worte des Petrus gedenken: ,,Und wisset das aufs erste, daß in den letzten Tagen kommen werden Spötter, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur gewesen ist. Aber aus Mutwillen wollen sie nicht wissen, daß der Himmel vor Zeiten auch war, dazu die Erde aus Wasser und im Wasser bestanden durch Gottes Wort; dennoch ward zu der Zeit die Welt durch dieselben mit der Sintflut verderbt. Also auch der Himmel, der jetzt und ist, und die Erde werden durch Sein Wort gespart, daß sie zum Feuer behalten werden auf den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.” 2. Petr. 3, 3-7. Wir werden noch sehen, daß der Herr, wenn Er auch verzieht, nicht weniger gewiß und sogar in Kürze kommen wird. . . .
2. Die Haltung der Juden.
Die Weissagungen schenken dem jüdischen Volk die herrlichsten Verheißungen: Sie verkünden, daß Israel nach langen Leiden nach Palästina zurückgeführt, zum Herrn bekehrt und in wunderbarer Weise wiederhergestellt wird. Die orthodoxen Juden erwarten wohl noch ihren Messias, wollen aber nicht zugeben, daß dieser Jesus Christus selbst ist. Die liberalen Juden hingegen (die zahlreich sind) glauben nicht mehr an die Propheten und sind nur noch der Rasse nach Juden; sie möchten lediglich in einem Land, das ihnen gehört, in Frieden leben. Die Botschaft von der Wiederkunft Christi läßt sie daher gleichgültig. Und doch ist nichts wichtiger und tröstlicher für Israel als die nahe Wiederkunft des Erlösers. Das jüdische Volk hat eine entsetzliche Zeit der Verfolgung durchgemacht. In zahlreichen Ländern wurde es aus geplündert, hingemetzelt oder vertrieben. Diese Leiden werden nach den Propheten so lange anhalten, bis die Juden, nach Palästina zurückgekehrt, ihre Blicke auf Den richten, „Den sie zerstochen haben“, und Ihm endlich als ihrem Messias zu jauchzen. Dann wird Jesus vom Himmel auf den Ölberg herabsteigen und sie endgültig von jeder Unterdrückung befreien. Sach. 12,10; 14,3-4. Suchen wir darum nach Möglichkeit den Israeliten, die wir kennen, die Botschaft von der Wiederkunft Christi nahezubringen, denn für sie ist diese Botschaft mehr als jede andere eine Mahnung zur Bekehrung und eine starkmachende Gewißheit.
3. Die Haltung der religiösen Welt .
Diese Haltung ist je nach der Einstellung des einzelnen sehr verschieden.
a) Gewisse Kreise meinen, wir seien jetzt im Tausendjährigen Reich, wie es die Offb. 20,1-10 beschreibt. Durch Seinen Kreuzestod hat Christus den Satan besiegt und gebunden und regiert seitdem in der Verkörperung der sichtbaren Kirche. Eines Tages kommt wohl das Ende der Welt, das mit dem Endpunkt und dem Übergang in die Ewigkeit zusammenfällt. Aber sie glauben nicht, daß Jesus zu vor kommen soll, um Seine Gemeinde zu Sich zu nehmen und 1000 Jahre mit ihr auf einer neuen Erde zu regieren. Alle diesbezüglichen Verheißungen der Schrift werden vergeistigt und auf die jetzige Zeitperiode bezogen. So bleibt die Lehre von der glorreichen Wiederkunft des Heilands verhüllt, wenn sie nicht gar als gefährlich gilt. Sie ist nicht mehr die lebendige Hoffnung solcher, die vielfach Grund haben, das jüngste Gericht zu fürchten, da ihnen oft die Heilsgewißheit abgeht.
Und doch läßt sich leicht erkennen, daß eine solche Auffassung zu zahlreichen prophetischen Stellen im Widerspruch steht. Wie kann man vor allem glauben, daß Satan 1900 Jahre gebunden liegt und abgehalten ist, die Völker zu verführen (Offb. 20,3), während er uns in der Vergangenheit wie auch jetzt tätiger denn je zu sein scheint. Wenn das wahr wäre , dann wäre die Herrschaft Gottes mehr als eine Täuschung.
b) Andere wieder haben sich von den Theorien der ungläubigen Welt über die Menschheitsentwicklung beeinflussen lassen. Für sie sind die Berichte der Genesis eine Legende und der Sündenfall ein Mythos. Die Menschheit macht immer weitere Fortschritte. Durch die Arbeit der Kirche wird die Welt immer besser. Durch rührige Verbreitung einer vor allem sozialen Religion und guter Moral werden die Gläubigen die Ursachen des Elends überwinden. Selbst Kriege wird es nicht mehr geben, sie werden unmöglich gemacht durch die gegenseitige Fühlungnahme der Kirchen, den Pazifismus und die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen. Hat der Sauerteig des Evangeliums den ganzen Teig zum Aufgehen gebracht, dann ist die ganze Welt christlich geworden. Durch ihre Frömmigkeit werden die Menschen Christus zum König ihrer Herzen krönen und selbst das Reich Gottes auf Erden aufrichten. Unter diesen Umständen braucht Christus garnicht leibhaftig in Seiner Herrlichkeit wiederzukommen (übrigens glaubt man nicht an Seine Auferstehung). Und die Apostel, Paulus allen voran, haben sich schweren Illusionen hingegeben, als sie glaubten, daß der Herr in Bälde wiederkehren würde. Auch alle, die nach ihnen an die nahe Wiederkunft glaubten, haben sich schwer getäuscht. Man komme doch nicht mit diesem alten Irrtum, nur weil die Lage etwas schlecht ist. Auch diesmal wird alles wieder in Ordnung kommen! Übrigens ist ja Christus an Pfingsten geistlich wiedergekommen. Er kommt auch beim Tode eines jeden Gläubigen, um dessen Seele zu Sich zu holen. Nur so darf man Seine Wiederkunft erwarten.
Es ist offensichtlich, daß eine solche Ansicht der biblischen Offenbarung nicht Rechnung trägt. Wir werden noch Gelegenheit haben, auf mehrere dieser Argumente eine Antwort zu geben.
c) Wieder andere Leute haben eine ganz orthodoxe, aber tote Lehre. Ihre Ansichten sind zwar biblisch begründet, doch haben sie sie im Kopf, ab er nicht im Herzen. Sie glauben an die ganze Bibel und wissen sehr gut, daß Christus wiederkehren wird. Aber wollt ihr ihnen etwas zuliebe tun, bitte ja nicht davon reden! Sind nicht alle, die sich mit den Weissagungen abgeben, Adventisten oder etwas ähnliches? (Genau, wie man alle, die vom Heiligen Geist reden, zu den „Pfingstlern“ rechnet.) Von der Wiederkunft Christi wissen sie nur den einen Satz aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis: „von dannen Er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.“ Und da sie vor dem Gericht Angst haben, finden sie eine solche Lehre eher beunruhigend. O nein, sagt uns ja nicht, daß die Rückkehr des Herrn nahe sein könnte! Gewiß, Er kommt wieder, aber erst in tausend Jahren, vielleicht . . . ! Wäre das nicht wie die Haltung einer jahrelang von ihrem Bräutigam getrennten Braut, die auf die Frage, ob er bald käme, ob die Hochzeit bevorstehe, ausriefe: „Sprecht mir nur nicht davon! Nichts bringt mich mehr in Unruhe! Gewiß, er kommt wieder, ich zweifle nicht an seinem Wort! Aber vor zwanzig, vierzig Jahren kann ich nicht an seine Rückkehr denken. Was würdet ihr von der Liebe und der Treue eines solchen jungen Mädchens denken?
d) Für den Gläubigen ist nichts so wunderbar wie die Aussicht auf die Wiederkunft Christi. An dem Tag wird endlich die sehnlichst erwartete Erlösung kommen! Dann wird nicht Leid noch Sünde mehr sein. Dann werden wir mit den Erlösten aus allen Zeiten und unsern im Glauben entschlafenen Lieben in der Herrlichkeit und der Wonne die Hochzeit des Lammes feiern. Wir werden den König sehen in Seiner Schöne, verwandelt werden in Sein Bild und mit Ihm eingehen in Sein Reich.
Ja, in der verzweifelten Lage unsrer Welt sehen nur die wahrhaft Gläubigen einer trostvollen Zukunft entgegen. Denn wir haben uns bekehrt, „zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten Seines Sohns vom Himmel, welchen Er auferweckt hat von den Toten“ 1. Thess. 1 ,9-10. Wir sind „Gäste und Fremdlinge auf Erden“ und warten „auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“. Hebr. 11,10.13. Darum bitten wir täglich erneut: „Dein Reich komme“, und sprechen mit dem Geist und der Braut in den Worten auf der letzten Seite der Schrift: „Amen, ja, komm, Herr Jesu!“ Offb. 22,17.20.
IV. Inwiefern ist die Botschaft von der Wiederkunft Christi aktueller denn je?
Trotz aller Gleichgültigkeit und sogar Gegnerschaft, welcher die Botschaft von der Wiederkunft Christi bei den meisten unsrer Zeitgenossen begegnet, halten wir ihre Verkündigung für dringlicher denn je. Ohne Übertreibung könnten wir sagen, daß zu keiner andern Zeit die Erde so verwirrt war wie heute. Nun ist es ganz normal, daß die Gläubigen in den schweren Zeiten, da die schlimmsten Prüfungen über die Menschen kommen, ihre Augen zum Himmel erheben, woher ihr Erlöser kommen soll. Wird der Bankrott dieser Welt zu offenbar, so erinnern sich die Christen an die Weissagungen, die ihnen eine bessere Welt verheißen. So ist periodisch in den dunklen Stunden der Geschichte die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi neu erstanden, die verzagten Herzen zu beleben. Wie sehr haben wir das heute nötig!
Aber mehr noch! Es wird ganz deutlich, daß wir uns rasch dem Ende der Welt nähern. Wir erleben den Zusammenbruch einer Kultur. Die Wissenschaft, die der Menschheit endgültiges Glück sichern sollte, hat sich als mörderisch und ohnmächtig erwiesen. Allerseits fragt man sich, ob wir ins Mittelalter zurückverfallen. Es ist aber wiederum klar, daß bestimmte Weissagungen sich erfüllen. Wie die Bibel vorausgesagt, werden die Kriege nur grauenvoller und weltumfassender. Die antireligiöse Bewegung entwickelt sich mit unerhörter Dreistigkeit. Die Juden kehren nach Palästina zurück. Mit Riesenschritten gehen wir der Weltdiktatur entgegen, die dem Antichristen vorbehalten ist. Man müßte blind sein, um nicht zu erkennen, wie erstaunlich die jetzige Lage dem Bilde der Bibel von der Endzeit gleicht. So ist es nicht verwunderlich , daß allerorts die Eschatologie (das Studium der letzten Dinge) die Geister beschäftigt. Die aufrichtigen Menschen verstehen endlich das Wort Christi: „Ohne Mich könnt ihr nichts tun“, und sie fangen an, nach Seinem Erscheinen als Heiland zu seufzen. Überall entstehen Kommentare über die Weissagungen, und die neuen Bücher über die Offenbarung lassen sich nicht zählen. . . .
V. Vor welchen Klippen müssen wir uns hüten bei unsrer Verkündigung der Wiederkehr Jesu Christi?
Ist je eine Lehre übertrieben und entstellt worden, so ist es wohl diese. Diese Tatsache beweist, nebenbei gesagt, wie sehr der Feind sie fürchtet und in Mißkredit zu bringen sucht (fast so sehr, könnte man sagen, wie die Lehre vom Heiligen Geist). Zu oft hat man das Datum der Wiederkunft Christi zum voraus festsetzen wollen, trotz der ausdrücklichen Worte der Schrift: „Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ Mk. 13, 32. . . . Jedesmal wurden solche unvorsichtigen Propheten enttäuscht, aber leider hat das andere nicht abgehalten, es wieder zu tun.
Gewisse Sekten verbreiten die weitere Irrlehre, daß Jesus Christus bereits wiedergekommen sei, 1844 nach den einen, 1914 nach den andern (die „Zeugen Jehovas“, die „Ernsten Bibelforscher“, „Wachtturm“).
Das Tausendjährige Reich hätte bereits begonnen (man würde es wirklich nicht vermuten!), da und dort tauchten Inselchen der neuen Welt auf, und die Anhänger dieser Lehre, die jetzt schon auferweckten 144.000 der Offenbarung, würden niemals den Tod schmecken. Ein Kommentar erübrigt sich.
Andere, sonst in jeder Hinsicht ernste Gläubige, haben sich auf dem Gebiet der Prophetie ungemein phantasievolle Deutungen erlaubt, die weder durch die Tatsachen, noch durch die Schrift gestützt werden. Nichts ist gefährlicher als der Versuch, Texte mit einer vorgefaßten Theorie gewaltsam in Einklang zu bringen. Will man in jedem Satz der Propheten das geringfügigste Ereignis der Gegenwart sehen, so läuft man Gefahr, mindestens alle zehn Jahre seine Deutungen revidieren zu müssen. Bleiben wir doch vor allem nüchtern und streng biblisch! Halten wir uns an die von der Schrift klar gewiesenen, großen Linien, und lassen wir die Anmaßung, alles erklären zu wollen! Gedenken wir der Warnungen der Apostel: Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unseres Herrn Jesu Christi . . .
VI. Welche Sonderverheißungen gelten denen, welche die Weissagungen beherzigen und auf die Wiederkunft Christi warten?
Die Offenbarung, das große Buch vom Endsieg unsres Heilands, wird von zwei Verheißungen eingerahmt:
„Selig ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darinnen geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe“. Offb. 1 ,3.
„Siehe, Ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buch!“ Offb. 22,7.
Paulus schreibt an Timotheus: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die Seine Erscheinung lieb haben.“ 2.Tim. 4,7-8. . . .
In den wenigen obigen Versen heißt also viermal der Herr die selig, die gemäß der Schrift auf Seine Rückkehr warten. Er verheißt, daß die Verständigen im gegebenen Augenblick sogar die bis dahin versiegelten Stellen verstehen werden, und Er bewahrt die Krone der Gerechtigkeit für alle, die Seine Erscheinung liebgehabt haben. Wollen wir in Wirklichkeit zu diesen gehören?
Zweiter Teil
Der Gegenstand der Verheißung
1. Kapitel
Jesus Christus, unsere Hoffnung
Die Welt sieht meist in der Wiederkunft Jesu Christi ein schreckliches Ereignis, das mit den furchtbaren Endgerichten in Verbindung steht. Von ihrem Standpunkt aus haben diese Leute nur zu sehr recht, wie wir gesehen haben. Aber ganz anders steht es bei der Kirche Christi. Für sie gibt es keine freudigere Aussicht als das Kommen ihres himmlischen Bräutigams. Mögen hier einige Texte zeigen, wie sehr diese Hoffnung für die Kinder Gottes zugleich als Trost und als Ansporn wirkt.
I. Der, auf den wir warten
Die wahren Gläubigen erwarten nicht das Ende der Welt, noch die Gerichte, nicht einmal die Entrückung der Gemeinde mit den herrlichen Vorrechten, die sie mit sich bringt. Der Gegenstand ihrer Hoffnung ist der Heiland selbst, Er, den Paulus mit Recht „Jesus Christus, unsere Hoffnung“ nennt. 1. Tim. 1,1. In Ihm haben wir alles vollkommen, denn „in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. Kol. 2, 9-10. Nicht seine Gaben sind uns das Wichtige, sondern Sein Leben, Seine Gegenwart, Seine Person. Das Kommen Jesu wird die Antwort auf all unser Sehnen, die Lösung all unserer Probleme sein. Mit Ihm auf ewig vereint werden wir in Sein Bild verwandelt sein. „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, Sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit“ Kol. 3, 3-4.
II. Die einzige Hoffnung der Gemeinde
Erwarten wir den Sohn Gottes in Person, so gibt es für uns keine andere Hoffnung nebenher: „Ihr seid berufen auf einerlei Hoffnung eurer Berufung.“ Eph. 4 ,4. Wohl ist die Zukunft dunkel, menschlich gesehen. Aber die Gläubigen erwarten die Besserung ihrer Lage oder den Sieg ihrer Sache nicht von menschlichen Anstrengungen. Der gute Wille der Völker, Friedensverträge, politische Gruppierungen, Wissenschaft, Kultur, Moral, Evangelisation der Welt, der Einfluß der Kirchen, irgendein Übermensch, der auftreten und die Massen mit sich reißen könnte – nichts von all dem stellt die Hoffnung der Getreuen dar. Wir haben nur die eine Hoffnung auf Erden: das Kommen des Herrn. . . .
III. Die drei Erscheinungen Jesu Christi
Eine Stelle im Hebräerbrief wirft ein auffallendes Licht auf die Wiederkunft unseres Erlösers:
a) Sein erstes Kommen auf Erden: „Er ist einmal erschienen, um durch Sein Opfer die Sünde aufzuheben.“ 9,26.
b) Sein Erscheinen im Himmel: „Er ist eingegangen in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns.“ Vs. 24.
c) Sein zweites Erscheinen auf der Erde: „Christus ist einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden; zum andern Mal wird Er ohne Sünde erscheinen denen, die auf Ihn warten zur Seligkeit.“ Vs. 28.
Der Verfasser des Hebräerbriefes bezieht sich auf Vorgänge im Alten Bund am großen Versöhnungstag. An dem Tag vollzog der Hohepriester folgende drei Handlungen:
1. Er opferte vor der Stiftshütte das Sühnopfer für das ganze Volk.
2. Er ging hinein in das Allerheiligste, um für die Sünder vor Gott zu erscheinen; er trug mit sich das vergossene Blut als Beweis dafür, daß dem Gesetz Genüge getan war (der Tod ist der Sünde Sold, Röm. 6 ,23) , und daß an Stelle der Schuldigen ein anderes Leben geopfert worden war.
3. Nachdem er die Vergebung für alle Übertretungen erlangt hatte, trat er wieder aus dem Heiligtum heraus, und, auf der Schwelle stehend, hob er die Hände, das Volk zu segnen.
Die vor dem Brandopferaltar versammelte, bußfertige Menge sah mit Zittern den Hohenpriester in die Gegenwart des dreimal heiligen Gottes eintreten, und während seiner Abwesenheit verharrte sie, angstvoll zu Boden gebeugt, im Gebet. Aber wenn er erschien und durch den Segen bezeugte, daß ihnen das Heil erworben war, brach das Volk in Jubelrufe und Lobpreisungen aus.
So sahen auch die Gläubigen den Herrn nach Seinem großen Opfer am Kreuz mit Seinem eigenen Blut in den Himmel selbst eingehen, nachdem Er eine ewige Erlösung erfunden. Hebr. 9, 12. Solange Er abwesend ist, besitzen wir nicht das völlige Heil. Unsere Nöte gehen weiter und leider oft auch unsere Niederlagen, während der Feind einen unbarmherzigen Kampf gegen uns führt. Laßt uns aber Mut fassen: bald werden wir in Lieder der Wonne und der Anbetung ausbrechen, wenn Jesus wieder aus dem himmlischen Heiligtum heraustreten und uns völlig und endgültig erlösen wird!
IV. Die Hoffnung auf das ewige Leben
Da Christus zu unserer Seligkeit wiederkommen wird, kann Paulus wohl sagen, daß wir in der Wartezeit nur in Hoffnung selig werden: „Wir selbst , die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unseres Leibes Erlösung. Denn wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung.“ Röm. 8,23-24.
Sicher haben die aufrichtig Gläubigen schon hienieden durch den Heiligen Geist die Gewißheit des ewigen Lebens und der Gotteskindschaft. 1. Joh. 5, 13; Röm. 8, 16. Sie wissen, daß schon jetzt nichts Verdammliches ist an denen, die in Christo Jesu sind , und daß nichts sie zu scheiden vermag von der Liebe Gottes. Röm. 8, 1.38-39. Aber was wir hier auch empfangen und erleben dürfen, ist nur ein Angeld auf die ewige Erlösung, eine Erstlingsgabe des Heiligen Geistes, das Pfand unseres himmlischen Erbteils. 2. Kor. 1,21-22; Eph. 1, 13-14. . . . Eine solche Hoffnung, auf ähnliche Verheißungen gegründet, wird zu einer wunderbaren Gewißheit. Selig sind , die sie besitzen!
V. Die dreifache Äußerung des christlichen Lebens
Paulus schreibt an die Thessalonicher: „Sie verkündigen . . . wie
a) ihr bekehret seid zu Gott von den Abgöttern,
b) zu dienen dem lebendigen und wahren Gott
c) und zu warten Seines Sohnes vom Himmel, welchen Er auferweckt hat von den Toten, Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöst“. 1. Thess. 1,9-10. . . .
VI. Der Anker der Seele
„Die Hoffnung, welche wir haben als einen festen Anker unserer Seele, der auch hineingeht in das Inwendige des Vorhangs, dahin der Vorläufer für uns eingegangen, Jesus . . .“
Jedes Schiff, das nicht fest verankert ist, mag noch so nahe am Ufer sein, vom Sturm gepeitscht, treibt es ab und zerschellt. Wem der feste und sichere Anker der Hoffnung auf die Wiederkehr Christi fehlt, ist jedem Unwetter hienieden ausgeliefert. . . . Sind wir dagegen bei Gott für die Geduld unserer Hoffnung bekannt, so bleiben wir unerschüttert im Hafen bewahrt.
VII. Die christliche Hoffnung ist das Ergebnis von Glaube und Zeugnis.
„Heiliget aber Gott, den Herrn, in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmütigkeit und Furcht.“ 1. Petr. 3,15. Das Merkmal des Christen, nachdem er Vergebung erlangt hat, ist die lebendige Hoffnung in seinem Herzen. Er schaut nicht auf die Vergangenheit – Gottes Gnade hat sie für ihn ausgelöscht -, sondern auf die Zukunft. . . .
VIII. Auch die Schöpfung hat teil an der Hoffnung der Gläubigen
Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit . . . auf Hoffnung, daß auch sie frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnet sich mit uns und ängstet sich noch immerdar“. Röm. 8,19-22. Nach dem Sündenfall wurde die Schöpfung der Sünde wegen verflucht. Aber auch sie wird bei der Erscheinung Jesu Christi neugeboren und frei werden. Wenn das ganze Weltall an dem Warten auf Christus teilnimmt, wie könnten wir uns dem entziehen?
IX. Schlußfolgerung
Gibt es aus der Schau all dieser Bibelstellen etwas Köstlicheres als die christliche Hoffnung auf die Wiederkunft des Heilands und die endgültige Erlösung? In der Tat, Jesus selbst ist unsere Hoffnung. Diese Feststellung genügt als Beweis dafür, daß die Rückkehr des Herrn für die Christen nichts Erschreckliches hat. Ganz im Gegenteil! Für sie wird durch diese wunderbare Aussicht die Zukunft in Licht getaucht. Beim ersten Erscheinen Jesu auf Erden ist Er nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten. Luk. 9,56. So wird es auch bei Seiner Rückkehr sein. Vor allem wird Er kommen, die aufrichtigen Menschen zu erretten und ein Reich der Glückseligkeit zu errichten.
. . .
2. Kapitel
Die siebenfache Schau des Reiches Gottes
Vom Anfang der Bibel bis zum Ende wird uns das Reich Gottes von sieben verschiedenen Blickpunkten gezeigt, und es ist sehr wichtig, diese gut auseinanderzuhalten. Es sind:
1. Das irdische Paradies (der Garten Eden),
2. die Theokratie in Israel,
3. das von den Propheten angekündigte Gottesreich,
4. das beim ersten Kommen Jesu angebotene und abgelehnte Gottesreich,
5. das noch verborgene Reich Gottes in den Herzen,
6. das herrliche Königreich der Tausend Jahre auf Erden,
7. das ewige Reich im Himmel.
I. Das irdische Paradies
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Als Schöpfer aller Dinge ist der Ewige auch deren Besitzer und König. In Seiner Hand hält Er das ganze Weltall, wenn auch Seine väterliche Regierung Seinen Geschöpfen ein erstaunliches Maß an Freiheit läßt. Besonders eindrücklich unterstreichen die Psalmen diese Herrschaft Gottes: „Der Herr ist König immer und ewiglich.“ Ps. 10, 16. . . .
Von Anfang an offenbarte Gott Seinen Willen, Seine Herrschaft auf Erden auszuüben. Der Garten Eden war eine Theokratie (Gottesherrschaft). Der Mensch unterstand unmittelbar der Autorität Gottes. Nur in enger Abhängigkeit von Gott war er geheißen, über die Tiere zu herrschen und sich die Erde untertan zu machen. 1. Mose 1, 28. Durch die Sünde hat sich der Mensch willentlich der Untertänigkeit unter Gott entzogen und sich damit dem Teufel unterstellt. Auf diese Weise ist Satan durch einen Thronraub „der Fürst dieser Welt“ geworden, und so kann er vorgeben, ihm seien „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit übergeben, um sie dem zu verleihen, welchem er will“. Luk. 4,5-6. Gleich nach dem Sündenfall bewies die Menschheit und weiter vor der Sintflut und beim Turmbau zu Babel, daß sie sich selbst zu regieren und unter der Herrschaft des Feindes zu bleiben gedachte.
So wurde der Idealzustand, den der Herr als erste Offenbarung Seines Reiches für den Menschen gewollt hatte, zerstört. Und fortan werden, die ganze Geschichte hindurch, alle Bemühungen Gottes dahingehen, dieses verlorene Reich wiederherzustellen und auf unzerstörbarer, vollkommener Grundlage neu zu errichten. Wir werden sehen, durch welche Stufen hindurch Er zur völligen Verwirklichung Seines Plans gelangen wird.
II. Die Theokratie in Israel
Da sich die Völker von Gott abkehrten, hat Er sie dahingegeben. In Seiner unfaßbaren Geduld überließ Er ihnen sogar weitgehend die Regierung der Welt. Aber darum hat Er Seinen Plan doch nicht aufgegeben. In Abraham erweckte Er Sich ein neues Volk, das die Wiederherstellung Seiner Autorität hienieden und zugleich das Heil der Welt sichern sollte. Und ganz natürlich baute der Herr dieses Volk, um es glücklich zu machen und zu seiner Aufgabe zu befähigen, als Theokratie auf. So suchte Er Sich bei den Menschen eine Basis zurückzugewinnen, von der etwas später Seine große Offensive gegen das Böse ausgehen könnte. Darum spricht Er zu Israel: „Ich habe euch auf Adlersflügeln getragenn und zu Mir gebracht. Werdet ihr nun Meiner Stimme gehorchen und Meinen Bund halten, so sollt ihr Mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Welt ist Mein; ihr sollt Mir ein priesterlich Königreich und ein heiliges Volk sein.“ 2. Mose 19,4-6.
Und als Er von der Niederlassung des Volkes in Palästina redet, fügt Er hinzu: „Ihr sollt das Land nicht verkaufen für immer; denn das Land ist Mein, und ihr seid Fremdlinge und Gäste vor Mir.“ 3. Mose 25,23.
Moses erinnert Israel in den folgenden Worten an die Taten Gottes: „Denn du bist ein heilig Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr erwählet zum Volk des Eigentums, aus allen Völkern, die auf Erden sind.“ 5. Mose 7,6.
. . . Darum verlangten sie von Samuel, daß er ihnen einen König gebe, der, wie sie meinten, weniger streng und leichter zu beeinflussen wäre, da er ihrer eigenen Fehler teilhaftig sei. Gott sprach zu Samuel: „Sie haben nicht dich, sondern Mich verworfen, daß Ich nicht soll König über sie sein!“ 1. Sam. 8,4-9.
Es ist dem Menschen unmöglich, zwei Herren zugleich zu dienen. Mit dem Augenblick, da Israel einen König begehrte, verwarf es die Oberhoheit Gottes. So geschah es gegen den Willen Gottes und in offener Empörung gegen Ihn, daß die Gottesherrschaft auf Erden und bei Israel ein Ende fand. . . .
III. Das von den Propheten angekündigte Gottesreich
In dem Augenblick, da die Theokratie verschwand, sorgte Gott für die Ankündigung, daß sie noch viel herrlicher wieder erstehen würde. Es liegt in der Tat etwas Symbolhaftes in dem Auftreten der beiden ersten Könige Israels:
Saul, den der böse Wille des aufständischen Volkes zum König gewählt, setzt sich an Gottes Stelle und bürdet seinen Untertanen ein hartes Joch auf. Er wird seines Ungehorsams wegen verworfen und kommt elendiglich um. Saul ist das Bild der schlechten, vom Volk gewählten Oberhäupter, denen hörig zu sein viel mühseliger ist, als Gott zu dienen.
David ist der König nach dem Herzen Gottes, der Israel von allen seinen Feinden befreit, und dessen Stuhl ewiglich bestehen soll. 1. Sam. 13,14; 2. Sam. 7, 15. Seine Nachkommen werden auf immer über Jerusalem regieren, und durch den glorreichsten unter ihnen, Jesus Christus, wird das Reich Gottes (die frühere Theokratie) endgültig und auf ewig aufgerichtet werden. Ps. 89,21; 30, 36-38.
Von da an verkündigen die Propheten fortgesetzt das Kommen des Königs aller Könige und die Aufrichtung Seines herrlichen Reichs. Wir werden später eine Anzahl Prophezeiungen über das Tausendjährige Reich betrachten. Hier wollen wir nur einige anführen.
Um der Empörung der Menschen ein Ende zu machen, wird der Ewige selbst erscheinen und in der Person Seines Sohnes unter ihnen wohnen.
Dieser soll von einer Jungfrau geboren werden. Jes. 7,14; 9,5; Jer. 23,5-6. Um das Reich Gottes zu ermöglichen, wird der Messias damit beginnen, daß Er durch Sein Opfer die Sünden hinwegnimmt. Jes. 53, 68.12.
Dann wird der Herr den Menschen ein neues Herz schenken und Seinen Geist in sie geben können; dadurch werden sie imstande sein, Seinem Gesetz nachzuleben und Sein Joch zu ertragen (was sie in der früheren Theokratie nie vermochten). Hes. 36,26. Und wenn der Messias den Widerstand der Nationen mit einer eisernen Rute zerschlagen hat, wird Gott Seinen Sohn zum König über Zion und über die ganze Welt salben. Alle Könige werden vor Ihm niederfallen und alle Völker Ihm dienen. Ps. 2, 6-9; 72, 8.11.
Das Reich Gottes wird immerdar währen, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dan. 2, 44; 7,14-18. Nach tausend Jahren auf der jetzigen Erde wird es in dem neuen Himmel und auf der neuen Erde auf ewig fortbestehen. Jes. 65, 17.22.
Noch keine dieser Weissagungen ist schon erfüllt. Aber wir wissen, daß sie es eines Tages alle sein werden, nach den Worten Jesu selbst: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen . . . Denn Ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.“ Matth. 5,17-18.
IV. Das beim ersten Kommen Jesu angebotene und abgelehnte Gottesreich
Nach den Aussagen der Propheten stellt sich der Heiland nach den Evangelien von vornherein als der erwartete König dar.
1. Die Geburt des Königs
Die erste Bestätigung im NT über Seine Person besagt, daß Er als der Sohn Davids der Erbberechtigte des Thrones Israels ist. Matth. 1,1. Der Engel spricht zu Maria: „Gott, der Herr, wird Ihm den Stuhl Seines Vaters David geben; und Er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und Seines Königreichs wird kein Ende sein. Luk. 1,32-33. Bald nach Jesu Geburt erscheinen die Weisen in Jerusalem und fragen: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ Ohne Zögern antworten die Schriftgelehrten, daß Christus aus der Königsstadt Bethlehem, der Heimat Davids, kommen sollte. Matth. 2, 4-6.
2. Das Angebot des Königreichs
Johannes, der Täufer, erscheint wie die Herolde, die den Fürsten vorausgehen, und ruft: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Matth. 3, 2. Auch Jesus Christus beginnt Seinen Dienst mit demselben Ruf an Sein Volk: „Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!“ Matth. 4, 17. Und dann verkündigt Er mit der wunderbaren Bergpredigt das Grundgesetz Seines Reiches. Matth. 5-7.
Durch den Heiligen Geist tut der Herr Wunder und treibt Teufel aus und beweist so Seine Vollmacht. So kann Er zu den Juden sagen: „Das Reich Gottes ist zu euch gekommen.“ Matth. 12,28. Dasselbe läßt Er in ganz Palästina durch die 70 Jünger wiederholen, die Er aussendet, um dem Volk zu verkünden: „Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.“ Luk. 10,9.
Aber die Juden versteifen sich in ihrem Hochmut, und ihr Herz verhärtet sich von Tag zu Tag mehr. Von den Weissagungen hatten sie nur die eine vom siegreichen Messias im Gedächtnis behalten, der kommen und mit Israel alle Völker beherrschen sollte. Sogar solche, die an Christus glaubten, waren von der Erwartung Seines sichtbaren Triumphs beherrscht. Die Emmausjünger sagen in bitterer Enttäuschung: „Wir aber hofften, Er sollte Israel erlösen. Und über das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist.“ Da erklärt ihnen Jesus, wie gerade nach den Propheten Sein Leiden Seiner Herrlichkeit und Seiner Herrschaft vorausgehen mußte. Luk. 24, 21. 25-27.
Und bis an den Tag der Himmelfahrt fragen die versammelten Apostel: „Herr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?“ Apg. 1, 6. Gerne hätten die Juden Christo zugejubelt, wenn Er sie vom römischen Joch befreit und mit Ruhm bedeckt hätte. Einmal, bei Mehrung des Brots, hatten sie geglaubt, ihr Traum ginge in Erfüllung, und hatten Ihn ergreifen wollen, um Ihn zum König zu machen. Da Er aber ihre fleischlichen Beweggründe und ihr unbußfertiges Herz erkannte, entwich Er ihnen allein auf den Berg. Joh. 6, 15. Ein anderes Mal fragten die Pharisäer Jesus: „Wann kommt das Reich Gottes?“
Er antwortete ihnen: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier oder da ist es. Denn seht, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Luk. 17, 20-21. Solange sich Jesus in Seiner Erniedrigung dem Volke darbot, war das Reich Gottes tatsächlich in Reichweite der Juden. Das hindert Jesus aber durchaus nicht, in den folgenden Versen von diesem Reich zu sagen, daß es bald allen Augen sichtbar würde:
„Denn wieder Blitz oben vom Himmel blitzt und leuchtet über alles, was unter dem Himmel ist, also wird des Menschen Sohn an Seinem Tage sein.“ Luk. 17, 24. Und wenig später: „Auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit“ Luk. 21, 26-27.
Trotz der sichtlichen Herzensverhärtung der Juden wollte ihnen Jesus ein letztes Mal das Reich anbieten. Am Palmsonntag zog Er voll Demut und Sanftmut auf einem Esel in Jerusalem ein. Matth. 21, 4-5. In einem Augenblick der Begeisterung brach die Menge in den Ruf aus: „Hosianna dem Sohne Davids!“ „Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt.“ Matth. 21, 9; Mk. 11, 10. Aber der Herr gab sich keiner Illusion hin. Am selben Tag, beim Einzug in die Stadt, weinte Er über sie und sprach: „Wenn doch auch du erkennetest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen . . . Deine Feinde . . . werden keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkannt hast die Zeit, darin du heimgesucht bist.“ Luk. 19, 41-44.
3. Die Ablehnung des Reiches
Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden ist ein treffendes Bild dafür, wie Israel das Angebot des Reiches angenommen hat. Jesus erzählte dieses Gleichnis, weil Er nahe bei Jerusalem war, und man glaubte, das Reich würde in Bälde in Erscheinung treten. „Ein Mann von vornehmer Abkunft reiste in ein fernes Land, um für sich dort eine Königskrone zu gewinnen . . . Seine Mitbürger aber haßten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her, durch die sie sagen ließen: Wir wollen diesen Mann nicht zum König über uns haben.“ Luk. 19, 11-14.
Jesus ist tatsächlich, weil Er König war, abgelehnt und gekreuzigt worden. Als solcher wurde Er von Pilatus gerichtet. Der Statthalter fragte Ihn: „Bist Du der Juden König? . . . so bist Du dennoch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es. Ich bin ein König.“ Später schrieen die Juden aber und sprachen: „Läßt du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige macht, der ist wider den Kaiser!“ (Mit diesem Argument brachen die Juden den Widerstand des Statthalters und erreichten den Tod Christi.) „ . . . Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euern König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König, denn den Kaiser. Da überantwortete er Ihn, daß Er gekreuzigt würde.“ Joh. 18, 33; 19,16.
Die Ablehnung der Königsherrschaft Jesu trat ebenso in Seinen Martern zutage, wie in Seiner Verurteilung. Die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen, setzten sie auf Sein Haupt und legten Ihm ein Purpurkleid an und sprachen: “Sei gegrüßet, lieber Judenkönig!“ Joh. 19, 2-3. „Sie gaben Ihm ein Rohr in die rechte Hand“, um ein Zepter darzustellen. Matth. 27, 29. „Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König . . . Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: der Juden König, sondern daß Er gesagt habe: Ich bin der Juden König. Pilatus aber antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“ Joh. 19, 19. 21-22.
Nach alldem hatten die Juden nur noch das furchtbare Gericht Gottes zu erwarten. Bald entlud es sich über ihnen, nach den Worten des Herrn in dem Gleichnis: „Doch jene Meine Feinde, die nicht wollten, daß Ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürget sie vor Mir!“ Luk. 19,27. Im Jahre 70 kamen die Römer, zerstörten Jerusalem, metzelten einen großen Teil der Bevölkerung nieder und zerstreuten den Rest über die ganze Welt. Jesus Christus hatte alles, was geschehen sollte, vorausgewußt und darum in tiefem Ernst erklärt: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigest, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Denn Ich sage euch: Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Matth. 23,37-39. Bis sich die Juden am Ende der Tage zum Herrn bekehren, wird ihnen demnach das Reich Gottes entzogen, um in neuer Gestalt den Heiden gegeben zu werden.
V. Das in den Herzen verborgene Reich Gottes
Infolge der Ablehnung des Königs tritt das sichtbare und herrliche Reich vorerst zurück. Christus ist gegangen, Sich mit der Königswürde bekleiden zu lassen. Luk. 19,12. Während Seiner Abwesenheit läuft die Aera der Kirche, die Jesus selbst ein Geheimnis nennt. Als Er Seinen Jüngern die Gleichnisse erzählt – auf die wir später eingehen -, sagt Er ihnen: „Euch ist ‘s gegeben, daß ihr das Geheimnis des Himmelreichs erkennt.“ Matth. 13,11. Das kommende Reich der Herrlichkeit war für die Juden kein Geheimnis, es war ja durch die Propheten klar angekündigt worden. Aber die gegenwärtige Zwischenperiode mit ihren beängstigenden Formen mußte zum Gegenstand einer besonderen Offenbarung werden. Die Jünger mußten lernen, daß die Gemeinde, der Leib Christi, lange innerhalb einer dem Anschein nach evangelisierten Christenheit und einer dem Wesen nach mehr denn je heidnischen Welt verborgen sein sollte, und zwar bis zur Wiederkunft des Herrn, der eine neue und glorreiche Phase Seines Königreichs einleiten würde. Betrachten wir nun die Hauptmerkmale der gegenwärtigen Periode:
1. Sofort nach der Kreuzigung offenbart sich das Reich Gottes an Pfingsten mit Macht in einer neuen Gestalt
Es gibt keine Lücke in der Durchführung von Gottes Plan. Seine ewigen Ziele werden niemals wirklich vereitelt. Die Kreuzigung Jesu, scheinbar eine Niederlage, ist in Wirklichkeit ein Triumph. Israel und das irdische Reich sind allerdings, wie gesagt, eine Zeitlang beiseite gestellt. Nun aber die Sünden gesühnt sind und der Heilige Geist herabgekommen ist, kann Jesus Christus Sein Reich in den Herzen der Gläubigen errichten. In diesem Sinn hatte Er vor Seinem Tode gesagt: Wahrlich, Ich sage euch: „Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in Seinem Reich. . . bis daß sie sehen das Reich Gottes mit Kraft kommen“. Matth. 16,28. Auch als Er Seine Jünger aussandte, das Land zu evangelisieren, hatte Er ihnen gesagt: „Wahrlich, Ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis des Menschen Sohn kommt.“ Matth. 10,23. (Dieser Vers hat wahrscheinlich noch die weitere Bedeutung, daß die Evangelisation Israels erst bei der glorreichen Wiederkunft Christi vollendet werden wird.) Seit Pfingsten ist die Kirche Christi gegründet, werden Seelen zu Tausenden gewonnen, vermehren sich die Gemeinden, erschließt sich ein Land nach dem andern dem Evangelium.
2. Während dieser neuen Gnadenzeit (Dispensation) ist das Reich Gottes ein geistliches
Christus ist geistlich und noch nicht leibhaftig darin gegenwärtig, Darum geschieht alles darin auf der geistlichen, der himmlischen Ebene. In diesem Sinne konnte Jesus zu Pilatus sagen: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre Mein Reich von dieser Welt, Meine Diener würden darum kämpfen, daß Ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist Mein Reich nicht von dannen.“ Joh. 18,36. Da die Juden ihren König verstoßen haben, wird Jesus Christus nicht in dieser aufrührerischen Welt und nicht mit irdischen Mitteln Sein Reich errichten. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß Er, nachdem Er durch Seinen Geist in den Herzen der Gläubigen geherrscht, am Ende dieser jetzigen Welt aus dem Himmel wiederkehren und Sein Reich der Herrlichkeit auf Erden gründen wird.
Bis dahin können wir nur durch die Wiedergeburt das Reich Gottes sehen (mit dem geistlichen Auge) und hineinkommen. Joh. 3,3. 5. Jesus spricht: „Wahrlich, Ich sage euch : Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Matth. 18,3. . . . „Danksaget dem Vater, der uns versetzt hat in das Reich Seines lieben Sohnes.” Kol. 1, 12. . . . Und Jesus sagte schon: „Sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Luk. 17,21.
Dieser rein geistliche Charakter des Reiches Gottes im gegenwärtigen Zeitabschnitt muß kräftig betont werden. Zu oft haben religiös gesinnte Menschen die Zeit, da Christus durch Seine Wiederkunft mit Vollmacht und sichtbar Sein Reich hienieden aufrichten wird, vorauszunehmen gesucht. Durch Feuer und Schwert suchten sie, den Unglauben und die „Ketzerei“ auszurotten. Mit weltlichen und fleischlichen Mitteln, z. B. durch Verbindung Thron und Altar, von der zeitlichen Macht und den Reichtümern der Geistlichkeit, wollte man die Autorität der Kirche befestigen. Andere, die uns zeitlich näher stehen, glaubten, durch die Verquickung mit der Politik die Sache Gottes zu fördern. Alle diese verkehrten Auffassungen haben zu Katastrophen geführt; denn das Reich ist nicht von dieser jetzigen Welt.
3. Während das Reich Gottes in den Herzen verborgen bleibt, ist die Welt eine traurige Mischung von gut und böse
Die Gottesherrschaft ist auf der Erde noch nicht wiederhergestellt. Wir haben die Zeit der Langmut Gottes, die dem Menschen den freien Gebrauch seines Willens läßt. Sind auch alle berufen, so sind doch wenige auserwählt, da die Wahrheit den breiten, bequemen Weg vorzieht, der zur Verdammnis führt. Die sog. Gleichnisse vom Reich Gottes in Matth. 13 geben ein treffendes Bild von der heutigen Welt.
a) Das Gleichnis vom Sämann. Matth. 13,4-9; 18-23. In diesem wohlbekannten Gleichnis wird das Evangelium das „Wort vom Reich“ genannt, das in die Welt ausgestreut wird, Vs. 19. Aus Mangel an einem gut vorbereiteten Boden geht der größte Teil des göttlichen Samens verloren (je drei aus vier Körnern). Der Teufel ist eifrig am Werk und verhindert die verhärteten Herzen, das Gehörte zu bewahren. Während das Evangelium gepredigt wird, gibt es Trübsal, Verfolgung und Niederlagen auf der Erde, die Menschen lassen sich hingegen von der Sorge dieser Welt und dem Betrug des Reichtums einfangen, Vs. 21. Nur eine kleine Minderheit hört auf den Ruf Christi, und noch dazu mit sehr unterschiedlicher Treue, Vs. 23. Ist das nicht das genaue Bild unserer Zeit? Ganz anders wird das sein, wenn Jesus Sein Reich der Herrlichkeit hienieden aufrichten wird. Dann ist Satan gebunden, Offb. 20,2-3. Ganz Israel wird gerettet werden, Röm. 11,26, und „alle übrigen unter den Heiden . . . werden jährlich heraufkommen (nach Jerusalem), anzubeten den König, den Herrn Zebaoth“, Sach.14,16. Der zertretene, steinige oder dornige Boden wird ausgeschieden oder urbar gemacht sein.
b) Das Gleichnis vom Unkraut gibt eine wunderbare Übersicht über die Hauptmerkmale der jetzigen Zeitperiode, Matth. 13, 24 bis 30
.
1. Jesus Christus besät die Welt; denn Er möchte alle Menschen retten, Vs. 37-38.
2. Der gute Same, den Er überall setzt, sind Seine wahren Jünger… In jedem Land, in jedem Kreis erweckt Er Seine treuen Jünger.
3. Der Teufel bleibt nicht untätig. Er nutzt den Schlaf der Gläubigen aus, um das verderbliche Unkraut zwischen sie zu streuen und das Werk des Herrn zu hemmen, Vs. 25. 38-39.
4. Das Unkraut sind „die Kinder der Bosheit“, die bis zur Wiederkunft Christi groß an Zahl auf Erden sein werden. Besonders beunruhigend ist es, daß der Feind, um das Werk Gottes zu zerstören, sie mit Vorliebe zwischen die Gläubigen setzt. Beginnt das Unkraut zu sprießen, sieht es dem Weizen erstaunlich ähnlich; und die Wurzeln der beiden Pflanzen sind so verflochten, daß man keine herausreißen könnte, ohne die andere zu entwurzeln. Man wird sie daher bis zur Ernte miteinander wachsen lassen. Die religiöse Welt bietet tatsächlich diese verwirrende Mischung: In der sogenannten Christenheit stehen die falschen Gläubigen oft Seite an Seite mit den wahren, zum größten Ärgernis der aufrichtigen Seelen, wie auch der Ungläubigen. Das darf uns gewiß bekümmern, aber nicht befremden, denn so wird es sein, bis mit Gottes Geduld auch die Welt ein Ende nimmt.
5. Vergessen wir jedoch nicht, daß der Acker, auf dem der Herr das Unkraut duldet, die Welt ist (sogar die religiöse), aber nicht die wahre Kirche, Vs. 38. Zuweilen stützt man sich auf dieses Gleichnis, um zu behaupten, man könne unmöglich gegen Untreue und Ärgernis vorgehen, „da das Unkraut ja bis zum Ende mit dem Weizen vermengt sein werde“. Man müßte also die Kirchen und die Reichsgottesarbeit so lassen, wie sie seien, um nicht empfindsame Seelen noch mehr zu beunruhigen, das hieße sonst den Weizen entwurzeln! Nichts wäre falscher als das, da im Gegenteil Jesus Christus und Seine Apostel eine strenge Zucht innerhalb der Gemeinde fordern. „Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein . . . Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir . . . Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllner“. . . .
6. Den jetzigen Zeitlauf wird eine ungeheure Katastrophe beschließen, die der Herr das Ende der Welt nennt, Matth. 13,39-42. Christus wird kommen und alle, die da Böses tun, aus Seinem Reiche herausziehen: Er wird sie in den feurigen Ofen werfen, wo „Heulen und Zähneklappen“ sein wird. Unsere sündige Welt geht also nicht einer Vergöttlichung, sondern einem furchtbaren Gericht entgegen.
7. Auf das in den Herzen verborgene Gottesreich, das auf der Erde zur Zeit eine solch beängstigende Mischung von gut und böse beläßt, wird das Reich der Heiligkeit und Herrlichkeit folgen. „Dann werden die Gerechten leuchten, wie die Sonne in ihres Vaters Reich“, und der Weizen wird in Seine Scheuer gesammelt, Vs. 43.30. Diese Gnadenzeit ist also nur vor übergehend und nicht das letzte Wort Gottes auf der Erde. Bald wird Er kommen und mit Ihm eine furchtbare Vergeltung.
c) Das Gleichnis vom Sauerteig. „Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es ganz durchsäuert ward“, Matth. 13,33.
Manche haben in diesem Gleichnis ein Bild vom alles durch dringenden Einfluß des Evangeliums sehen wollen, das manchmal auf verborgene Weise in jeden Kreis, in jedes Land seinen Weg findet; bis zu den Enden der Erde. Wie Paulus sagt: „Das Evangelium ist zu euch gekommen, wie auch in alle Welt, und ist fruchtbar, wie auch in euch“, Kol. 1 ,6.
Eine solche Auslegung würde förmlich den Gleichnissen vom Unkraut und vom Netz im Meer widersprechen. Im Gegenteil! „Bis daß es ganz durchsäuert ward, kann leider das bedeuten, daß gerade der verderbliche Einfluß des schädlichen Sauerteigs zuletzt den Sieg in der sogenannten Christenheit, in der Welt um uns her, davontragen wird. An anderer Stelle, da Er von der Endzeit redet, sagt uns Jesus ausdrücklich: ,,Ihr müsset gehaßt werden um Meines Namens willen von allen Völkern . . . Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten“, Matth. 24,9. „Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, daß Er auch werde Glauben finden auf Erden?“ Luk. 18,8. . . . Diese Warnrufe allein können auch uns davor bewahren, den Glauben zu verlieren, wenn wir sehen, wie das in den Herzen der Gläubigen seit 1900 Jahren verborgene Reich die Welt am Versinken in den Abgrund nicht hindert. Es ist uns aber gesagt worden: wenn der Sauerteig der Sünde sich voll ausgewirkt hat, werden das Gericht Gottes und mit ihm unsere Erlösung nahe sein.
d) Das Gleichnis vom Netz im Meer.
„Abermals ist gleich das Himmelreich einem Netze, das ins Meer geworfen wird, damit man allerlei Gattung Fische fängt. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen, aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen; die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden . . .“ Matth. 13,47-50. Hier wieder legt dieses Gleichnis den Nachdruck auf die beiden Hauptgedanken, die wir bei den vorigen betont haben: im gegenwärtigen Gottesreich sind gut und böse vermischt, und, nach dieser Periode findet die große Scheidung statt und zugleich das Gericht über die Ungerechten. Es ist ja klar, daß ein solch entzweites Reich niemals Christi Reich der Herrlichkeit sein könnte, das die Propheten verkündet haben. Für die Welt bedeutet es auch nichts Wertvolleres als die früheren Epochen, nach den Geschehnissen unserer Tage zu urteilen. Im Gegenteil! Glücklicherweise bleibt das Reich Gottes für unsere arme Erde nicht immer verhüllt, wie es jetzt ist!
4. Von der Art unserer Annahme des verborgenen Reiches wird unser Schicksal im zukünftigen Reich der Herrlichkeit abhängen.
Die vier oben angeführten Gleichnisse müßten uns zu ernstem Nachdenken führen. Um ohne Angst der Zukunft entgegensehen zu können, müssen wir wissen, was wir sein wollen:
Ein unfruchtbarer Boden oder ein gutes Land?
Unkraut oder guter Same?
Sauerteig oder Süßteig ?
Unter den faulen oder den guten Fischen im Netz ?
Haben wir diese wichtigste Frage gelöst?
Wer hier zum Unkraut gehört, wird beim Erscheinen des Königs verbrannt werden. Er wird in den Feuerofen geworfen werden, wo Heulen und Zähneklappen sein werden. Die Gerechten hingegen werden in die Scheuer Gottes gesammelt und werden leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich, Matth. 13,30. 41-43. Die Guten werden als kostbar bewahrt werden, während die Bösen in die Verdammnis geworfen werden, Vs. 48-50. Wollen wir daher bald in Christi Reich der Herrlichkeit eingehen, so laßt uns Ihn von nun an als den alleinigen König unseres Herzens krönen!
VI. Das herrliche Reich, das tausend Jahre lang auf Erden bestehen wird
Das in den Herzen verborgene Reich kann nicht ewig fortdauern. Der König selbst ist abwesend, und Sein Wille geschieht nicht auf Erden wie im Himmel. Seine Kirche leidet und seufzt nach Seiner Rückkehr. Die aufständische Welt versinkt in Schlamm und Blut. Die Verheißungen der Schrift sind noch nicht erfüllt. Darum wird Jesus in Seiner Herrlichkeit wiederkehren und tausend Jahre im Frieden und mit Gerechtigkeit auf der Erde regieren. (Bei unserer Behandlung des Tausendjährigen Reichs werden wir ausführlich auf diesen Gegenstand zurück kommen.)
VII. Das ewige Reich im Himmel
Das irdische Königreich, so herrlich es auch sein mag, kann nicht hat von ewiger Dauer sein. Die Erde ist von zu viel Verbrechen besudelt, so muß sie verschwinden. Wohl wird die Menschheit im Tausendjährigen Reich glücklich und dem König der Könige untertan sein, und doch werden in ihrer Mitte Menschen sein, die noch einen letzten Versuch zur Empörung gegen den Herrn unternehmen werden, Offb . 20,7-9. Darum muß das Reich Gottes an einem an deren Ort und in vollkommener, endgültiger Form errichtet werden.
„ … darnach das Ende, wenn Er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn Er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt. Er muß aber herrschen, bis daß Er alle Seine Feinde unter Seine Füße lege . . . Wenn aber alles Ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein Dem, der Ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allen“ 1. Kor. 15, 24-26. 28.
Dann wird Gott alles neu machen und die Seinen in das himmlische Jerusalem versetzen, wo der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz noch Sünde, Offb. 21, 1-5. Und dieses Reich wird nicht tausend Jahre währen, sondern in alle Ewigkeit. „Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und Sein Königreich hat kein Ende. . . Des Reich ewig ist“ Dan. 7,14.27. „Seine Knechte werden Ihm dienen und sehen Sein Angesicht . . . und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“, Offb. 22,3-5. Freuen wir uns darum, nicht nur über die tausend Jahre der Herrlichkeit, die der Herr für uns hienieden bereit hält, sondern vor allem über die Ewigkeit einer unaussprechlichen Seligkeit, die unser in Seiner Gegenwart wartet. Laßt uns alles tun, was an uns liegt, um ihrer teilhaftig zu werden!
„Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß, euren Beruf und Erwählung festzumachen; denn wo ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln. Und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unseres Herrn und Heilands Jesu Christi“, 2. Petr. 1, 10-11.
DRITTER TEIL
DER ZEITPUNKT DER WIEDERKUNFT CHRISTI
1. Kapitel
Wann wird Jesus Christus wiederkommen
Zu allen Zeiten wollten die Gläubigen. Bei den Jüngern angefangen, gern den Zeitpunkt der Wiederkunft Christi wissen. In der Tat fragten diese Jesus einmal: „Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein Deiner Ankunft und des Endes der Welt?“ Matth. 24,3
Als Jesus im Begriff war, von den Elfen zu gehen, sagte Er: „Ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ Die aber so zusammengekommen waren, fragten Ihn und sprachen: „Herr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?. Apg. 1, 5. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Kirche der treuen den Horizont abgesucht, um zu sehen, ob ihr himmlischer Bräutigam nicht bald käme, um sie zu holen Und heute mehr denn je sprechen wir unter Seufzen: „Herr, wie lange noch?“
Auf diese natürliche Frage antwortet der Herr auf weise, mannigfache Art:
I. Niemand weiß Zeit noch Stunde
„Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater“. Mak. 13, 32. (Wir glauben, daß der Sohn, als Er Mensch war, so sprechgen konnte, daß Ihm aber nun in der Herrlichkeit kein Geheimnis Seines vaters verborgen bleicht.) Auf jeden Fall ist Jesus in Bezug darauf, was die Menschen angeht, völlig sachlich. Er sagt uns: „Darum wache euert, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüßte, welche Stunde der Dieb kommen wollte, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen. Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen
Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr ‘s nicht meint.“ Matth. 24, 42-44.
„So du nicht wirst wachen, werde Ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde Ich über dich kommen werde“ Offb. 3,3.
Suchen wir daher nicht zu erraten, was der Herr uns geheimhalten wollte! Denken wir an Seine Antwort auf die Frage der Jünger: „Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater Seiner Macht vorbehalten hat.“ Apg. 1,7. Gott hat gute Gründe, den Zeitpunkt der Wiederkunft Christi geheimzuhalten. Hätte Er den ersten
Jüngern gesagt: „Es vergehen mindestens 19 Jahrhunderte bis zu diesem großen Ereignis“, was wäre dann geschehen? In dem Gedanken, noch so lange warten zu müssen, wäre die Kirche Christi sicher noch rascher
eingeschlafen, als sie es wirklich tat. Wir haben eine solche Neigung zur Trägheit und Schlaffheit, daß wir immer in Atem gehalten werden müssen. Würde man den Menschen von heute sagen: „Jesus Christus kommt erst in 10 oder 50 Jahren wieder“, so würden die meisten ausrufen: „Dann haben wir noch lange Zeit, Buße zu tun! Da wir die Zeit im voraus wissen, können wir uns in der letzten Minute darauf vorbereiten“. Ja, sagte man sogar den Christen, daß dies Ereignis erst in sechs Monaten stattfinden sollte, würden sie sich fünfeinhalb Monate lang von der Pflicht zu wachen entbunden fühlen. Wer aber nicht mehr wacht, ist praktisch der Versuchung bereits erlegen.
Wenn uns also der Herr die Stunde Seiner Wiederkunft vorenthalten hat, so will Er, daß wir immer darauf vorbereitet seien. Selig die Knechte, die der Herr, wenn Er kommt, wachend findet! Darum wachet, denn ihr wisset weder Tag noch Stunde!
II. Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise!
Gott braucht nur etwas zu verbieten, so sinnen der Teufel und die Menschen, wie sie es trotz dem tun können. Im Garten E den war unseren ersten Eltern alles gestattet, nur nicht die verbotene Frucht zu essen, und gerade danach gelüstete es sie. Über die Wiederkunft Christi hat uns Gott alles Wesentliche geoffenbart, nur deren Zeitpunkt nicht.
Aber gerade diesen möchten viele Menschen und Sekten um je den Preis bestimmen. So manches Mal hat man den ersehnten Zeitpunkt festgelegt. Es wurde z.B. behauptet, Jesus käme im Jahre 1844, 1934, dreieinhalb Jahre nach Ausbruch des Krieges von 1939, usw. Manche behaupten sogar, Christus sei 1914 wiedergekommen, und das Tausendjährige Reich habe damals begonnen (wer könnte das vermuten?).
Ist es nicht merkwürdig, daß der Feind die Christen immer wieder dazu treibt, entweder einen Zeitpunkt für die Wiederkunft Christi festzulegen, so daß sie, bald enttäuscht, überhaupt daran zweifeln, oder auch dieses Ereignis in eine so ferne Zukunft hinauszuschieben, daß sie schließlich gar nicht mehr daran denken
Der Herr selbst hat diese immer mehr zunehmen den Mißbräuche und Fallstricke vorausgesehen. Wiederholt hat Er uns davor gewarnt: „Sehet zu, lasset euch nicht verführen! Denn viele werden kommen in Meinem
Namen und sagen, ich sei es, und: die Zeit ist herbeigekommen. Folget ihnen nicht nach!“ Luk. 21,8.
Und Paulus fügt hinzu: „Aber der Zukunft halben unseres Herrn Jesu Christi und unserer Versammlung zu Ihm bitten wir euch, liebe Brüder, daß ihre euch nicht bald bewegen lasset von eurem Sinn noch erschrecken, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief, als von uns gesandt, daß der Tag Christi vorhanden sei. Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn Er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens ( der Antichrist)“, 2. Thess. 2,1-3.
Seien wir daher fest entschlossen, allein auf dem Boden der Schrift zu bleiben! Und wir wollen demütig und gehorsam genug sein, um uns an die Offenbarungen der Bibel zu halten; sie sind ganz und gar vollständig und ausreichend.
III. Der Meister verzieht zu kommen
Es ist offenbar, daß Gott allein die genaue Stunde der Wiederkunft Jesu Christi kennt. Und doch enthüllt die Schrift jedem aufmerksamen Leser, daß eine ziemlich lange Zeit zwischen dem Weggang und der Rückkehr unseres Heilands vergehen wird. Zunächst waren den Jüngern verschiedene Tatsachen mitgeteilt worden, die vor dem Kommen Christi in Herrlichkeit in Erfüllung gehen sollten: Der Heilige Geist sollte an Pfingsten ausgegossen werden und der Gemeinde die Offenbarungen des NT aufschließen, Joh. 16, 7.13. Petrus sollte den Märtyrertod erleiden; so konnte der Herr nicht zu Lebzeiten Seines Apostels erwartet werden, Joh. 21,18. Vor dem Ende sollte das Evangelium allen Völkern gepredigt werden und sollte der Antichrist mitten im Abfall auftreten, Matth. 24,14; 2. Thess. 2, 3.
Die ersten Jünger hätten also von vornherein verstehen können, daß eine gewisse Frist vor der Wiederkunft des Herrn vergehen würde. Aber wir wissen noch mehr. . . . Aber „da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!“ Matth. 25,5-6.
Im Gleichnis von den Pfunden zog der Meister weg, nachdem er jedem seiner Knechte eine gewisse Summe anvertraut hatte. „Über eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte und hielt Rechenschaft mit ihnen“, Matth. 25,19. . . . „In den letzten Tagen werden Spötter kommen, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur an gewesen ist“, 2. Petr. 3,3-4.
Genau das geschieht heute! Weil Jahrhunderte verstrichen sind und man in der Erwartung der Wiederkunft Christi öfter getäuscht wurde, werden diejenigen verspottet, die noch hoffen. „Ihr seht doch“, heißt es, „daß Gott die Erde vergessen hat, und daß Christus nicht wiederkommt.“ In Wirklichkeit aber liegt die Ursache für dieses Hinhalten der Erwartung in Gottes Verlangen, allen Menschen die Möglichkeit zur Errettung zu geben. Die Endereignisse werden sich erst abspielen, wenn „die Fülle der Heiden eingegangen ist“, Röm. 11,25. Gott kennt ja die Zahl derer, die das Heil annehmen werden, und Er wird die Gnadenpforte nicht zuschließen, bevor Er sie alle geborgen hat. Darum sagt Petrus noch: „Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern Er hat Geduld mit uns, und Er will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre“, 2. Petr. 3,9. . . .
IV. Siehe, Ich komme bald!
Eines ist gewiß: Gott hat den Augenblick für die Wiederkunft Seines Sohnes genau bestimmt, und Er wenigstens weiß den Tag und die Stunde. Paulus schreibt an Timotheus: „Ich gebiete dir . . . , daß du haltest das Gebot ohne Flecken, untadelig, bis auf die Erscheinung unseres Herrn Jesu Christi, welche wird zeigen zu Seiner Zeit der allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren“, 1. Tim. 6, 13. Die Offenbarung zeigt uns einen Engel, der schwört: „daß hinfort keine Zeit mehr sein soll“ (d. h. kein Aufhalten in der Erfüllung der göttlichen Beschlüsse), sondern „so soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie Er hat verkündigt Seinen Knechten, den Propheten“, Offb. 10,5. . . .
In demselben Sinne spricht die Bibel auch von den „letzten Zeiten“ als dem Zeitabschnitt zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi: „Christus, das unschuldige und unbefleckte Lamm, ist zuvor ersehen, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbart zu den letzten Zeiten um euretwillen, die ihr durch Ihn glaubet an Gott“, 1. Petr.
1 ,20)
Vor ewigen Zeiten hat der Herr unser Heil vorbereitet und es in Jesus Christus geoffenbart. Natürlich sind die paar tausend Jahre menschlicher Geschichte in Seinen Augen sehr kurz. Er sieht Seinen Sieg am Ende unserer armseligen Jahrhunderte kommen. Darum kann Johannes auch schreiben: „Kinder, es ist die letzte Stunde“ 1. Joh. 2, 18 (d.h. wir stehen in der letzten Geschichtsperiode der sündigen Menschheit). Danach wird Gott wieder die Zügel der Regierung der Welt in die Hand nehmen. Die letzte Stunde beginnt mit dem ersten Kommen Christi, dem Endziel der Geschichte. Sein zweites Kommen wird das Ende vom Ende sein. Wir wollen es lernen, den Blickpunkt Gottes einzunehmen, wenn wir die Wiederkunft Christi ins Auge fassen. . . .
V. Siehe, Ich habe es euch alles zuvor gesagt, Mk. 13,23.
Viele Christen meinen, es werde immer unmöglich sein, die mehr oder weniger nah bevorstehende Wiederkunft Christi vorauszuahnen. Da nur Gott Tag und Stunde weiß, halten sie es für vergeblich oder gar gefährlich, mehr darüber wissen zu wollen. Eines schönen Tages, früher oder später, werde Christus wie ein Blitz aus dem Himmel hernieder fahren und alle Welt überraschen. Das ist nur zum Teil richtig. Ein Blitz fällt nicht aus heiterem Himmel: er kommt aus Wolken, die sich allmählich zusammengezogen haben. Wer darauf achtete, konnte das Nahen des Gewitters bemerken. Allerdings wahrt Gott das Geheimnis von Tag und Stunde, aber Er hat die Epoche der Endzeit deutlich gekennzeichnet, damit die Christen sie erkennen und sich rüsten können. Die Ungläubigen aber und die vorgeblichen Gläubigen, die das prophetische Wort mißachtet haben, werden völlig unvorbereitet überrascht werden. Es wird ihnen so gehen wie der Generation Noahs: „Gleich aber wie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes. Denn gleich wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut . . . bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging; und sie achteten’s nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin: also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns“, Matth. 24,37-39. Den wahren Gläubigen hingegen, welche die ganze Schrift beachten, hat der Herr mehrere Vorzeichen für das Ende aufgezeigt und hinzugefügt: „Also auch, wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist“, Matth. 24,33.
Auf diese Vorzeichen wollen wir nun näher eingehen.
2. Kapitel
Die Zeichen für die Wiederkunft Jesu Christi
I. Gibt es Zeichen für die Wiederkunft Christi, und darf man ihnen nachforschen?
Die Jünger fragten Jesus eines Tages: „Sage uns, wann wird das geschehen? Und welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und des Endes der Welt?“ Matth. 24,3. Und statt sie anzufahren, deutete ihnen Jesus auf ganz natürliche Weise nicht nur ein einzelnes, sondern eine ganze Reihe von Anzeichen für Sein Kommen an. Es ist also nicht nur erlaubt, sie zu kennen, sondern für jeden Christen eine Pflicht, sie zu durchdenken. Wollen wir nicht wie die Weltmenschen durch die Wiederkunft Christi überrascht werden, so müssen wir unbedingt Seine Voraussagen ernst nehmen.
ll. Welches sind die Zeichen für die Wiederkunft Christi?
Um sie kennenzulernen, fragen wir ganz einfach die Schrift und nehmen als erstes die Antwort, die Jesus in den Evangelien auf die Frage der Jünger gibt. Es ist möglich, daß das Bild, das die Schrift von der Endzeit entwirft, uns nicht gefällt, weil es ein ganz düsteres ist. Aber unsere Meinung ändert weder die Tatsachen noch das Wort Gottes. „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen“, Matth. 24,35.
1. Der Abfall am Ende der Zeit
„Sehet zu, daß euch niemand verführe. Denn es werden viele kommen unter Meinem Namen und sagen: Ich bin Christus, und werden viele verführen“, Matth. 24,4-5. Dieses Zeichen scheint Jesus so wichtig, daß Er es noch zweimal in diesem Kapitel erwähnt. „Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele
verführen. Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten“. . . . In der Hauptsache verkündet Jesus dreierlei:
a) Das Auftreten falscher Christi und falscher Propheten.
Satan hat solche Angst vor dem wahren Christus und Seiner Wiederkehr, daß er eine Menge von Christus- Karikaturen erzeugt, um die allermeisten zu verführen. Und schon Paulus konnte berichten: „Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied werden unter euch kommen greuliche Wölfe, die der Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer, die da verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen“, Apg. 20,29. Seitdem hat es gewuchert von falschen Propheten, und gefährliche Sekten und falsche Lehren mehren sich heute mehr denn je. Von all den vielen, die wir anführen könnten, wollen wir nur wenige nennen: Mrs. Baker- Eddy von der „Christlichen Wissenschaft“ (die weder wissenschaftlich noch christlich ist), Josef Smith, den großen „Offenbarer“ der Mormonen , Rudolf Steiner, den Mann der „Anthroposophen“, usw., usw.
Unter dem Deckmantel des Evangeliums führt man den Götzendienst wieder ein, der die Seelen zugrunde richtet. Von sogenannten christlichen Kanzeln herab leugnet man die Grundwahrheiten des Glaubens. Man stellt einen falschen Christus auf, der, aller Göttlichkeit entkleidet, weder die Sünden sühnen noch den Tod besiegen könnte. Manche behaupten, es gäbe keine Verdammnis, und alle, mitsamt dem Teufel, würden gerettet werden. Man geht sogar soweit, die Person Gottes anzuzweifeln. Wieder andere lehren, daß Materie, Krankheit und sogar der Tod nur Einbildung wären. Viele sogenannte Offenbarungen und menschliche Überlieferungen werden der Schrift angehängt und ihr übergeordnet. Man sieht falsche religiöse Erweckungen, und der Feind erdreistet sich sogar, in wenig gefestigten Herzen die Wirkung des Heiligen Geistes nachzuahmen.
Der Spiritismus muß besonders erwähnt werden, der in den großen Städten seine Anhänger nach Zehntausenden zählt. Die angebliche Totenbeschwörung ist in Wirklichkeit ein Verkehr mit den Dämonen und wurde deshalb im AT mit dem Tode bestraft. Paulus reiht sie unter die Zeichen der Endzeit: „In der letzten Zeit werden etliche von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Teufel“, 1. Tim. 4,1.
Die falschen Laienpropheten lassen sich nicht mehr zählen, die heutigen Götzen mögen sich Fortschritt, Wissenschaft, Politik, Partei, Sport, Staat oder, wer weiß wie, nennen. Sie flößen ihren Anbetern denselben Fanatismus, denselben blinden Glauben wie irgendeine verachtete Religion ein. Tatsächlich sind sie nur neue Formen eines alten immer gleicchen Kults: des menschlichen Hochmuts, der sich selbst anbetet. Wie Paulus sagt: „Sie haben Gottes Wahrheit verwandelt in die Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpf, mehr denn dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit“, Röm. 1,25. Aber es wird noch schlimmer. Jesus kündigt nicht nur das Kommen falscher Propheten, sondern auch falscher Christi an, die sich nicht scheuen werden, frech zu behaupten: „Ich bin Christus“ . . . Alle diese Menschen und die, die noch kommen werden, sind nur die Vorläufer des großen, falschen Christus, des Antichristen der Endzeit.
b) Der Abfall der Massen.
„Sie werden viele verführen, und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten“, Matth. 24, 11.
„Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, daß Er auch werde Glauben finden auf Erden?“ Luk. 18, 8.
Und die Apostel fügen hinzu: „Lasset euch niemand verführen auf keinerlei Weise, denn Er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens (der von allen angebetete Antichrist)“ 2. Thess. 2,3.
Was ist eigentlich der Abfall? Es ist das Drangeben des Glaubens durch solche, die ihn einmal gekannt und bekannt haben. Ohne jegliche Übertreibung kann man sagen, daß die sogenannten christlichen Völker mitten im Abfall begriffen sind. Die Massen unserer evangelisierten Länder wenden sich vom Evangelium ab. Sie „lieben die Wollust mehr denn Gott“; sie wahren vielleicht „den Schein eines gottseligen Lebens, aber seine Kraft verleugnen sie“. Schon lange enthüllen die Statistiken einen erschreckend en Tatbestand: In Frankreich, der früher „ältesten Tochter der Kirche“, halten (nach den Angaben der Priester selbst) nicht mehr als 3-4 Millionen Katholiken „ihre Ostern“. In Paris sollen nur 3 Prozent der Bevölkerung an den Gottesdiensten teilnehmen. In eben dieser Hauptstadt erklärte der Geistliche einer großen Pfarrei von 70 000 Seelen: „Ich habe zahlreiche Katholiken, welche die religiösen Bräuche einhalten, aber kaum zehn Christen, die wirklich ihres Glaubens leben. Unter den etwa 600.000 Gliedern der protestantischen Kirche bekundet auch nur eine bescheidene Minderheit eine wirkliche Frömmigkeit. Es gibt also in Frankreich mindestens 35 Millionen Menschen, die so leben, als gäbe es keinen Gott. In den protestantischen Ländern ist die Lage kaum besser: die Ereignisse der jüngsten Zeit in Deutschland beweisen es. Und die religiösen Blätter Englands sagen, daß nur 5 Prozent der Einwohner Londons die Gotteshäuser besuchen. Zu der passiven Haltung der Mehrheit kommen noch die Verheerungen des vordringenden Atheismus und die Fortschritte des ausgesprochenen Neuheidentums.
Aus dem Studium der Weissagungen und der Tatsachen geht es klar hervor, daß wir die Bekehrung der gesamten Menschheit zum Evangelium nicht vor der Wiederkunft des Herrn erwarten dürfen. Heute, wie zu Jesu Zeiten, sind viele berufen , aber wenige auserwählt, da die große Mehrheit sich weigert, die Sünde zu lassen. Hätte uns die Schrift dies nicht alles vorausgesagt, würden wir den Mut verlieren. Denn das Evangelium wird seit 2000 Jahren gepredigt, und die Welt wird nur immer schlechter. Aber nach der Bibel kann es gar nicht anders sein, denn die Welt will nichts vom Heil wissen. „Nicht etwa kommt Christus noch nicht, weil die Welt noch nicht christlich genug ist; sondern Er kommt deshalb noch nicht, weil die Welt noch nicht ungläubig genug ist.” ( Erich Sauer)
2. Der Krieg
„Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere“, Matth. 24,6-7. Seit dem Brudermord Kains hat es immer Kriege gegeben, und sie
werden bis zum Ende hin immer häufiger werden. Die Gesellschaft für Internationales Recht veröffentlichte Dokumente, nach denen es im Laufe der vergangenen 34 Jahrhunderte nur 268 Friedensjahre gegeben hat, in denen sich die Völker übrigens auch nur mit Mühe verstehen konnten. Während dieser 3400 Jahre sind 8000 Friedensverträge unterzeichnet worden. Obwohl nach der Meinung ihrer Verfasser für die Ewigkeit geschlossen, dauerte ihre Wirkung im Durchschnitt nicht länger als zwei Jahre. Die Worte „sehet zu und erschrecket nicht; denn das muß zum ersten alles geschehen“, bedeuten durchaus nicht, daß der Krieg gottgewollt ist. Im Gegenteil, er ist eine Übertretung aller Gebote Gottes! . . .
a) Der letzte Krieg wird restlos die ganze Welt einbeziehen. In der Offenbarung sieht Johannes in der Gestalt von symbolischen Reitern die Plagen, die schließlich die wider Gott empörte Menschheit treffen werden. „Und es ging heraus ein ander Pferd, das war rot; und dem, der drauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde, und daß sie sich untereinander erwürgten; und ihm ward ein großes Schwert gegeben“, Offb. 6,4. . . .
b) Der letzte Krieg wird auch entsetzlich mörderisch sein. In seiner Beschreibung der Plagen, die den letzten Krieg begleiten sollen, sagt Johannes weiter: „Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten den vierten Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden.“ Offb. 6,8. . . . Wer vor einigen Jahren solche Prophezeiungen las, zuckte die Achseln. Sollte nicht der Krieg von 1914-18 der letzte sein? Hatten wir nicht den Völkerbund?
Brachte es die Abrüstungskonferenz nicht fertig, mit ernsten Gesichtern zu verhandeln, während die Regierungen aufrüsteten wie nie zuvor? . . .
Dabei haben wir noch nicht von chemischen oder bakteriologischen Waffen geredet, die im Geheimen in den Laboratorien der Großmächte vorbereitet werden. . . . Man bereitet auch psycho-chemische Produkte vor. Sie bewirken Panik oder vollkommene Sinnesverwirrung, ohne jedoch den Tod nach sich zu ziehen . . .Wirklich, man braucht es nicht noch einmal zu wiederholen: Unsere einzige Hoffnung auf Frieden und Überleben ist die siegreiche Ankunft des Friedensfürsten!
3. Die Hungersnot
„ . . . und werden sein Pestilenz und teure Zeit.“ Matth. 24,7. Johannes sagt weiter: „Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in der Hand…!“ Offb. 6,5-6. Die Hungersnot ist die zwangsläufige Begleiterscheinung des Krieges; wir wissen etwas davon. Schon hatten mehr denn zehn Millionen Arbeiter unter der Arbeitslosigkeit und der Lahmlegung der Geschäfte gelitten. Aber das bedeutete noch nichts. Wer hätte geglaubt, daß man mitten im 20. Jahrhundert mit seinen modernen Mitteln in der Landwirtschaft und im Transport buchstäblich Hungers sterben könnte?
Und doch ergab die Hungersnot von 1921 in Rußland täglich 30.000 Tote. Dr. Nansen sagte: „Ohne Zweifel ist dies das Schrecklichste, das je in der Geschichte der Menschheit geschehen ist.“ (Aber wir haben leider gelernt, Schlimmeres zu sehen und zu erwarten.) Nach den offiziellen Schätzungen sind in Griechenland 1942 in elf Monaten 150-200.000 Personen auf diese Weise umgekommen. In Rumänien, der Kornkammer des Balkans, gab es mehrere brotlose Tage die Woche. Im Süden Frankreichs, wo nur der Wein gedeiht, hat es an Wein gefehlt (wie in Charleroi an Kohlen!), und im übrigen Teil des Landes, das doch so reich ist, hat man sehr schwere Tage erlebt Wer hätte geglaubt, daß parallel zur Zivilisationshöhe und zur Technik, auf die unser Zeitalter so stolz ist, die Not auf der Erde so anwachsen würde?
. . . Heute sind in Afrika, Asien, Lateinamerika viele Millionen von Menschen unterernährt. Jedes Jahr wächst die Zahl der Menschen, die in ihrer Existenz oder Gesundheit vom Hunger bedroht sind, um mehrere Millionen. Wo liegen die Ursachen dieses furchtbarsten Problemes, das sich je der Menschheit gestellt hat? Wie kann man eine Weltkatastrophe vermeiden?
Die Bevölkerungsexplosion. Das Problem des Hungers ist aufs engste mit folgenden Tatsachen verknüpft: „Die Erdbevölkerung wächst mit alarmierender Geschwindigkeit . . . Man schätzt sie zu Anfang unseres Jahrtausends auf zwei- bis dreihundert Millionen. 1650 hatte ihre Zahl fünfhundert Millionen erreicht und zwei Jahrhunderte später, also 1850 eine Milliarde. 1930 erreichte die Erdbevölkerung die Grenze von zwei Milliarden, und seither hat sich das Anwachsen so beschleunigt, daß 3,3 Milliarden überschritten sind. . . . Im Jahre 2000 werden sich also sieben Milliarden Menschen auf unserem Planeten drängen. Und wie wird man alle diese Leute ernähren, ganz zu schweigen von denen, die nach ihnen kommen? . . .
4. Erdbeben
„Und werden geschehen große Erdbeben.“ Luk. 21, 11. In ihrer bilderreichen Sprache sagt die Offenbarung außerdem: „Da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz . . . Es hat allerdings immer Erdbeben gegeben. Aber die Schrift prophezeit, daß sie in der Endzeit immer häufiger und furchtbarer sein werden. Ohne natürlich sagen zu können, wie nahe die endgültige Auflösung bevorsteht, stellen viele Wissenschaftler ein unbestreitbares Neuaufleben der Erdstöße fest . . .
. . . Der Prophet Sacharja verkündet, daß sich im Augenblick der Erscheinung Christi in Herrlichkeit der Ölberg in einem Erdbeben entzwei spalten wird: „Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberge . . . Und der Ölberg wird sich mitten entzwei spalten, vom Aufgang bis zum Niedergang, sehr weit von einander.“ 14,4
Vor einigen Jahren haben wir nun in einer Pariser Zeitung, dem Jour-Echo de Paris, einen bemerkenswerten Artikel gelesen. Er berichtete, daß kurz zuvor, gemäß einer alten, biblischen Prophezeiung, ein erster Erdstoß auf dem Ölberg eine sichtbare Spalte von oben bis unten bewirkt habe. Weiter heißt es dort, daß auf dem Abhang des Berges ein von Kaiser Wilhelm II. erbauter Palast mit einem großen Mosaikbild steht. Dieses Mosaik war durchspalten und zerstört worden. Beim Erdbeben von 1927 gab es in Palästina 700 Tote, 3000 Verwundete und großen Sachschaden. Professor Bailey Willis, Sachverständiger für Erdbebenkunde an der Universität Stanford, erklärte: Das Heilige Land kann sich auf Erdbeben gefaßt machen; die Gegend um Jerusalem ist ein Gefahrenherd für etwaige Erdbeben. Eine Verwerfung, entlang welcher Erdrutsche vorkommen könnten, zieht sich direkt unter dem Ölberg hin.“ Natürlich haben diese Tatsachen noch wenig zu sagen, verglichen mit dem, was noch angekündigt ist.
5. Die Pest. (Vgl. Luk. 21, 1)
Krieg, Hungersnot und Seuchen treten oft gemeinsam auf. Als im Jahre 1918 eine furchtbare Grippe ausbrach, schrieb im Dezember dieses Jahres die Times: „Sechs Millionen Menschen sind von Grippe und Lungenentzündung dahingerafft worden. Das ist das Sechsfache der eigentlichen Kriegsverluste.“ In der ganzen Welt forderte diese Seuche zwölf Millionen Menschen, vier Jahre Krieg dagegen zwei Millionen an eigentlichen Kriegsopfern. Da der letzte aller Kriege besonders mörderisch sein wird, erscheint es durchaus glaubhaft, daß ein gewaltiger Teil der Menschheit durch Seuchendahingerafft wird.
6. Religiöse Verfolgungen
„Da wird sich allererst die Not anheben. Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um Meines Namens willen von allen Völkern. Dann werden sich viele ärgern und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen.“ Matth. 24,8. Es hat schon früher furchtbare religiöse Verfolgungen gegeben. Aber wer hätte geglaubt, daß sie nach der großen französischen Revolution und der Proklamation der Menschenrechte und der Gewissensfreiheit in unsrem aufgeklärten Zeitalter wieder aufkommen würden, wie im Mittelalter!
Doch da die Menschheit Gott immer offenkundiger verwirft, ist es garnicht erstaunlich, wenn sie die Gläubigen auszumerzen sucht, diese lästigen Zeugen, die sich nicht gleichschalten lassen. Jedermann weiß heute,
daß die religiösen Verfolgungen mit äußerster Heftigkeit wieder eingesetzt haben. In einem sehr großen Lande hetzte man gegen die Christen, entzog den Dienern Gottes allen gesetzlichen Schutz und zerstörte die Kirchen und Gotteshäuser, wenn man sie nicht zu Zwecken der Verächtlichmachung Gottes verwandte. Anderorts wurden Pfarrer, die sich weigerten, sich dem herrschenden Götzen zu beugen, in Konzentrationslager gebracht.
Nach dem Bürgerkrieg wurden in Spanien Jahre hindurch alle protestantischen Kirchen, bis auf vier oder fünf, zerstört oder geschlossen. Bei diesen hatte man die Fassaden umbauen lassen, „damit sie das katholische Gefühl des Landes nicht verletzten“. Lange Zeit hindurch wurden außer dem alle möglichen Unterdrückungsmaßnahmen gegen die evangelischen Christen aufrecht erhalten. Heute ist die Situation glücklicherweise besser. In Japan hat man ebenso die Christen verfolgt, die sich weigerten, den Kaiser und seine Ahnentafel anzubeten.
Die biblischen Prophezeiungen verkünden auch furchtbare Judenverfolgungen. So spricht Daniel von der Behandlung, die sie durch den Antichristen erleiden sollen: „Er wird die Heiligen des Höchsten verstören und wird sich unterstehen, Zeit und Gesetz zu ändern. Sie werden aber in seine Hand gegeben werden . . . Und wenn die Zerstreuung des heiligen Volkes ein Ende hat, soll solches alles geschehen.“ Dan. 7,25.
Zu allen Zeiten wurden die Juden leider in Europa verfolgt, bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein. Aber wer hätte gedacht, daß man sie erneut mit einer solchen Brutalität drangsalieren würde? . . .
Offenbar ist das alles ein Vorspiel der kommenden Ereignisse unter der glücklicherweise kurzen Herrschaft des Antichristen. Unser Herz blutet, wenn wir an so viel Leiden denken, welche die menschliche Bosheit
verursacht, und mit den Märtyrern der Offenbarung rufen wir: „Wie lange noch, Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger? . . .“
7. Die weltweite Verbreitung des Evangeliums
„Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ Matth. 24,14.
. . . Das Evangelium muß allen Menschen gepredigt werden, bevor die Gnadentür zugeschlossen wird. Jesus behauptet nicht, daß sich jedermann bekehren wird (Er hat ja gerade den Abfall am Ende angesagt). Aber das Evangelium soll in der ganzen Welt gepredigt werden „zum Zeugnis über alle Völker“.
So wird jeder Gelegenheit bekommen haben, das Heil zu ergreifen.
Als Jesus diese Worte sprach, konnten sie als ein großes Wagnis erscheinen. Und doch erfüllen sie sich immer mehr vor unsern Augen. Seit wenig mehr als einem Jahrhundert haben die Missionen ungeheuer an Ausdehnung zugenommen. Im Jahre 1500 erst in 14 Sprachen übersetzt, erscheint die Bibel heute in mehr denn 1500 Sprachen und ist 98%der Erdbevölkerung zugänglich gemacht; jedes Jahr bringt weitere Übertragungen. . . . Die Heilige Schrift ist heute noch der größte buchhändlerische Erfolg und wird in der ganzen Welt in Millionen von Exemplaren verkauft (1962 z.B. 50 Millionen Bibeln, Neue Testamente und Bibelteile). . . .
Vor wenigen Jahren schienen einige Länder für das Evangelium völlig verschlossen. Nun öffnet eines nach dem anderen seine Grenzen. In Indonesien wenden sich Hunderttausende dem Evangelium zu. Die Stämme im Innern Arabiens, wohin sich niemand gewagt hatte, werden seit kurzem auch erreicht. Ebenso ist es mit den Volksstämmen im riesigen Amazonas-Gebiet. Und wenn es in Afrika so weitergeht, wird es bald christlicher sein als Europa und selber Missionare zu uns aussenden. Nennen wir als Beispiel allein die Elfenbeinküste, wo riesige Stämme ihre Fetische verbrannt und Kapellen zur Verkündigung des Evangeliums gebaut haben, bevor sie einen einzigen weißen Missionar gesehen hatten. Diese Schwarzen flehen darum, daß man ihnen zu Hilfe komme und Jesum verkündige.
Selbstverständlich bleibt trotz alldem noch eine ungeheure Aufgabe übrig. Aber vergessen wir auch nicht, welche Mittel uns heute zur Verbreitung einer Botschaft zur Verfügung stehen: Presse, Radio, Fernsehen, Schallplatten usw. Allein die Gesellschaft „Gospel Recordings“ hat in wenigen Jahren Evangelisationsschallplatten in 3300 Sprachen herausgegeben. Mehr als 5 Millionen Exemplare davon wurden kostenlos verteilt. Ja, mehr als 50 evangelische Radiostationen, über die fünf Kontinente verteilt, senden Tag und Nacht die frohe Botschaft in vielen Sprachen (z.B. Quito, Manila, Bonaire, Monte Carlo, Monrovia, Okinawa, Addis-Abeba, usw. usw.). Die unerhörte Zunahme der Transistor-Apparate ermöglicht es, daß die Botschaft bis zu den fernsten Völkern vordringt. Sie gelangt in Länder hinter den Vorhängen und in die abgeschlossensten Heimstätten. Und erst das Fernsehen! Man weiß, daß 99 % der Einwohner Tokios täglich mindestens drei Stunden vor dem Apparat sitzen. Wenn uns nur eine Gnadenfrist gewährt würde, kann es also noch in unserer Generation möglich werden, buchstäblich jeden Menschen zu erreichen. Hat Jesus, als er von diesem erreichbaren Ziele sprach, nicht hinzugefügt: „Dann wird das Ende kommen?“
8. Israel und die Ereignisse in Palästina
„Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er stehet an der heiligen Stätte. . .“ Matth. 24, 15. In Judäa ist Christus das erste Mal erschienen, und dort, von den Juden verworfen, hat Er durch Seinen Tod am Kreuz über die Sünde gesiegt.
In Palästina wird Er auch das zweite Mal erscheinen, Sein Volk zu besuchen, das bis dahin durch den Ratschluß Gottes in sein Vaterland zurückgeführt sein wird. Und dort wird Er endlich über alle Seine Feinde triumphieren, die dort aus aller Welt Enden versammelt sind zur letzten Schlacht der Geschichte. Man sehe nach, was der Prophet Sacharja darüber verkündigt! Wie man auch über die Weissagungen denken mag, so lassen sich drei Tatsachen nicht leugnen:
a) Die Juden kehren schon nach Palästina zurück;
b) die Wüste Palästinas blüht wieder auf wie eine Rose;
c) Palästina liegt an einem Knotenpunkt von immer größerer strategischer Bedeutung.
9. Die Erscheinungen am Himmel
Bald aber nach der Trübsal derselbigen Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und als dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns im Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Matth. 24,29-30. „Auf Erden
wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen; und das Meer und die Wasserwogen werden brausen; und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen.“ Luk. 21,25-26. . . .
10. Die überspannten Reichtümer
„Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über euer Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum ist verfaulet, eure Kleider sind mottenfräßig geworden. Euer Gold und Silber ist verrostet, und sein Rost wird euch zum Zeugnis sein und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in den letzten Tagen.“
Jak. 5, 1-3.
Man darf annehmen, daß diese Stelle auf die Vermögen hinweist, welche die unerhörte Entwicklung von Handel und Industrie ermöglicht hat. . . . Die Geldmittel, über die gewisse Welttrusts und gewisse Petroleum-, Stahl-, Gummi- und Rüstungskönige verfügen, übersteigen jeden Begriff. Man versichert, daß in den Vereinigten Staaten 1% der Bevölkerung mehr besitzt als die übrigen 99% zusammen. 6000 vielfache Millionäre und Milliardäre teilen unter sich ein Viertel vom Kapital der Nation (So Manco.)
Der Tadel des Jakobus ist aus zweierlei Gründen gerechtfertigt: manches Vermögens ist „faul“, weil es durch Ungerechtigkeit und Ausbeutung der Schwachen gewonnen wurde: „Siehe, der Arbeiter Lohn, die euer Land eingeerntet haben . . . , der schreit, und das Rufen der Ernter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth. Ihr habt wohlgelebt auf Erden und eure Wollust gehabt und eure Herzen geweidet am Schlachttag. Jak. 5,4. Zum zweiten bewirkt die Zusammenballung solch kolossaler Reichtümer in einer Hand ein unnormales Verhältnis im nationalen Gleichgewicht. Es ist unmoralisch, wenn manche ihr Geld nicht einmal mehr zählen können, während neben ihnen so viele andere Hungers sterben. . . .
11. Die schweren Zeiten
„Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen. Denn es werden Menschen sein, die viel von sich halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unkeusch, wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust denn Gott; die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie.“ 2. Tim. 3, 1-5. Gibt uns hier nicht Paulus die Fotografie unsrer heutigen Gesellschaft?
Eine Begleiterscheinung des von Jesus angekündigten Abfalls ist die größte Verwirrung auf moralischem, sozialem, ökonomischem und internationalem Gebiet. Wo keine Gottesfurcht mehr ist, wankt alles.
12. Das Auftreten von diktatorischen Regierungsformen
Wir werden später sehen, daß der Antichrist seine Weltherrschaft auf der Grundlage des alten, in Form eines Zehnstaatenbundes mehr oder weniger hergestellten Römischen Reiches aufrichten wird. Die Offenbarung zeichnet uns den Antichrist unter dem Bild eines Tieres mit zehn Hörnern und schreibt dazu: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen mit dem Tier. Die haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier . . . Denn Gott hat’s ihnen gegeben in ihr Herz, zu tun Seine Meinung und zu tun einerlei Meinung und zu geben ihr Reich dem Tier, bis daß vollendet werden die Worte Gottes.“ Offb. 17,12.17.
Wie nennen wir denn Personen, die noch kein Reich empfangen haben, aber für kurze Zeit wie Könige Macht erlangen, anders, wenn nicht Diktatoren?
Merkwürdig, gerade diesen Ausdruck nahmen die Ausleger vor fünfzig und vor hundert Jahren, um diese Stelle zu erklären. Heute haben wir Diktatoren plötzlich in fast all den Ländern auftauchen sehen, die dem Römischen Reich angegliedert waren: in Portugal, Spanien, Italien, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, der Türkei, Deutschland, sogar eine gewisse Zeitlang in Frankreich, und weiter entfernt in Rußland, Japan, China, Süd- und Mittelamerika. Und mehrere Länder, die gern eine Demokratie bleiben möchten, sehen sich durch den Krieg und die Macht der Umstände gezwungen, ein faktisch totalitäres Regime in der Hand einer Partei oder eines mächtigen Staatsoberhauptes aufzustellen.
Die Völker haben erklärt, auf ewig in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit leben zu wollen. Aber da sie dies ohne Gott erreichen wollen und sie von den Grundlagen der Moral abgewichen sind, haben sie dies schöne Ideal nicht verwirklichen können. Denn die Menschen müssen sich der Freiheit würdig erweisen und fähig, sie zu wahren. Wir scheinen aber im Gegenteil nah vor der Herrschaft des Antichristen zu stehen, die eine totalitäre Diktatur sein wird. Sogar die Umgruppierung der alten römischen Territorien erscheint nicht unmöglich: spricht man nicht oft von einem Mittelmeer-Block, der die Vereinigten Staaten von Europa bilden würde? Und ein Weltreich könnte sehr wohl als Folge eines Krieges wie der eben erlebte kommen.
13. Wenn die Menschen „Friede und Sicherheit“ sagen werden
„Von den Zeiten aber, liebe Brüder, ist nicht not, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisset gewiß, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Denn wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen und werden nicht entfliehen.” 1. Thess. 5, 1-3.
Dieses Zeichen scheint den Stellen zu widersprechen, die von Kriegen bis ans Ende reden, aber der Widerspruch ist nur ein scheinbarer. Es kommt der Tag, da es nach schrecklichen Feindseligkeiten einem Menschen gelingen wird, die Weltherrschaft an sich zu bringen. Dann wird er in hochmütig – triumphierender Vermessenheit ausrufen: „Friede und Sicherheit! Nun gibt es keinen Krieg mehr zwischen den Völkern! Endlich hat die Menschheit nur noch einen Herrn und ein Ziel. Nun beginnt das goldene Zeitalter. Und ich bin es, der der Welt Sicherheit und Gedeihen verschafft!“ . . .
Toll vor Freude werden sie ihm zujubeln, sich vor ihm niederwerfen und ihn anbeten. . . . Die furchtbaren Gerichte Gottes werden über den Antichristen und seine Anbeter hereinbrechen, und der falsche Friede wird in einer letzten Katastrophe vergehen. „Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden.“ Jes. 48,22.
14. Die Zunahme der Erkenntnis
Gott sprach zu Daniel: „Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese Schrift bis auf die letzte Zeit; so werden viele großen Verstand finden.“ Dan. 12,4.
Das eine steht fest: Jahrhunderte lang waren die Weissagungen wie ein versiegeltes Buch, von dem man nicht sprach. Sogar die Reformatoren, die die ganze Bibel wieder zu Ehren gebracht haben, haben im Grunde genommen der Botschaft von der Wiederkunft Christi wenig Bedeutung beigemessen. . . .
Vor allem haben die Gläubigen seit Darby – vor hundert Jahren – angefangen, sich für die Weissagungen zu interessieren. Heute beschäftigt man sich mehr denn je damit. Die Voraussagen der Bibel werfen ein helles Licht auf die Ereignisse, und diese wiederum tragen immer mehr zum Verständnis der Texte bei. Schon ist es offenbar möglich, die großen Linien der nahenden Endentwicklung deutlich zu erahnen. Unleugbar hat die Erkenntnis zugenommen. Die noch dunklen Einzelheiten werden ohne Zweifel nach dem Maße unserer Bedürfnisse enthüllt werden. Aber nicht nur auf dem Gebiet der Weissagung hat unsere Erkenntnis zugenommen. Nie zu vor hat die Menschheit so viel gewußt wie heute. Sie hat alle Gebiete durchforscht und die Wissenschaft auf eine ungeahnte Höhe gebracht. Sie hätte aber erkennen müssen, daß „Wissen ohne Liebe aufbläst“. 1. Kor. 8,1, . . .
III. Wie müssen wir diese Zeichen einschätzen?
1. Beziehen sich nicht gewisse Zeichen auf die Generation Jesu und die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70?
Ja, zum Teil. Denken wir daran, bei welcher Gelegenheit Jesus die Zeichen für Seine Wiederkunft genannt hat: „Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und Seine Jünger traten zu Ihm, daß sie Ihm zeigten des Tempels Gebäude. Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, Ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und als Er auf dem Ölberg saß, traten zu Ihm Seine Jünger und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen? . . . Matt. 24,1-3. In Seiner Antwort spricht der Herr nun von zwei Dingen:
erstens von der Zerstörung des herodianischen Tempels, und
zweitens vom Ende der Welt. . . .
Das hat sich buchstäblich im Jahre 70 erfüllt. Unter dem Befehl von Titus nahmen die Römer Jerusalem nach einer grauenhaften Belagerung ein . . . und vollführten unsagbare Greueltaten. Bei der Verwerfung Jesu hatten die Juden geschrien: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ Matt. 27,25. . . .
Aber das griechische Wort “genos” bedeutet „Rasse“ so gut wie „Geschlecht“. Luk. 21. Es bedeutete also auch: „Diese Rasse (die jüdische) wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe.“ Daß das jüdische Volk sich gegen zwei Jahrtausende der Zerstreuung und der Verfolgung gehalten hat, ist ein wirkliches Wunder.
Alle Völker des Altertums sind verschwunden . . . und Israel allein existiert noch, weil Gott versprochen hat, es zu erhalten, bis es bekehrt und bei der Wiederkunft Christi als Volk wiederhergestellt sein wird.
Außerdem sind die Geschehnisse des Jahres 70 offensichtlich auch ein Schattenbild davon, was sich am Ende der Zeiten in Palästina begeben wird. Dann wird Jerusalem wieder von Heeren umzingelt werden. Die heilige Stätte wird auf viel schlimmere Weise durch den Greuel der Verwüstung entweiht werden, den der Antichrist dort aufrichten wird, und das jüdische Volk wird vor seiner endgültigen Befreiung in den Tiegel der Trübsal kommen. Immer wieder bedient sich die Schrift der nächsten Ereignisse, um damit die fernsten anzukündigen. So ist es nicht verwunderlich, daß in den Reden Jesu die beiden Ereignisreihen vom Jahre 70 und vom Weltende nebeneinanderstehen. Wir müssen sie nur auseinanderhalten und verstehen, daß diese Weissagung fast in der Gesamtheit die Zukunft betrifft.
2. Hat man nicht schon oft die Erfüllung dieser Zeichen zu sehen geglaubt?
Ja, es ist richtig, daß man in stürmischen Zeiten, wenn Kriege die Erde verwüsteten, Pest und Hungersnot wüteten, die Gläubigen verfolgt wurden und Erdbeben und Erscheinungen am Himmel auftraten, geglaubt hat, die Zeichen der Endzeit zu erkennen. Aber dieser Irrtum der Christen lag dann nicht in der Zielrichtung, sondern in der Perspektive. Ihr Blick ging wohl in die rechte Richtung, und sie taten ganz recht daran, die von Jesus selbst so klar angegebenen Zeichen zu erkennen. Denn mehrere dieser Zeichen gelten ihrem Wesen nach für alle Zeiten: Es hat immer Kriege, Hungersnot, Seuchen, Erdbeben gegeben. Aber was die Ankündigung vom direkten Ende ausmachen muß, ist einerseits eine gewaltige Häufung eines jeden einzelnen dieser Zeichen und andererseits ihr völlig gleichzeitiges Auftreten. Diese beiden Elemente haben bisher gefehlt. Die Christen hielten das Ende für näher, als es war, weil sie nur das eine oder das andere Hauptzeichen und nicht alle Angaben der Schrift insgesamt beachteten. . . .
3. Kann man sagen, daß jetzt die Zeichen für die Wiederkehr Christi erfüllt sind?
. . . dieses Forschen soll nur dazu dienen, den Gläubigen eine immer klarere Erkenntnis dr Endentscheidung zu geben, jedoch niemals, um ein Datum festzulegen. Damit dürfen wir aber nun auch feststellen, daß sich die Zeichen wie nie zuvor erfüllen und in ausdrücklicher Weise übereinstimmen. Um uns davon zu überzeugen, lassen wir nochmals die wichtigsten rasch an uns vorüberziehen:
1. Die Menschheit ist mitten im Abfall begriffen, und die Gesamtheit der Massen wenden sich nun von der Frömmigkeit ab.
2. Der Krieg hat ein solch weltumfassendes Stadium erreicht
3. Die Häufigkeit der Erdbeben . . .
4. Die Christenverfolgungen haben zugenommen. . .
5. Die Evangelisation der Welt hat Riesenfortschritte gemacht. . . .
6. Die Rückehr der Juden nach Palästina, die ein solches Ausmaß annimmt, ist ein völlig neues Faktum. Sie begann vor einigen Jahrzehnten. 1900 Jahre lang eine Wüste, fängt das Land nun an, aufzublühen wie eine Rose. Nie zuvor war diese Prophezeiung zur Tatsache geworden, und ihre Erfüllung ist eines der auffallendsten Zeichen.
7. Die Möglichkeit einer Weltdiktatur ist noch nie in der Geschichte so aufgetreten, wie es heute der Fall ist. . . .
Zu welchen Schlußfolgerungen zwingt uns das Zusammenwirken all dieser Tatsachen?
Jesus selbst sagt es uns: „An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis. Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wisset ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist.“ Matt. 24,32- 33.
Wohl scheint es, daß wir diesem Augenblick nahe kommen.
4. Gehen die Zeichen für die Wiederkunft des Herrn die Gemeinde oder die Welt an?
Sie gehen die eine wie die andere an, aber nach verschiedenen Gesichtspunkten. Ihre Erfüllung wird von der Gemeinde offenbar nicht in allen Teilen erlebt, da sie wohl vor der großen Trübsal entrückt wird (siehe weiter unten die Behandlung dieser Frage!). Tatsächlich wird in den dreieinhalb Jahren am Ende der Antichrist hervortreten, und auch der Abfall, Kriege, Hungersnot, Seuchentod, Verfolgungen, die Ereignisse in Palästina usw. werden ihren Höhepunkt erreichen. So kann man sagen, daß die Zeichen beim Beginn ihrer Erfüllung die Gemeinde angehen. Dieses soll genügen, um sie aufmerken zu lassen, da sie ja wacht und die Weissagungen kennt. Die Gesamterfüllung der Zeichen jedoch betrifft die Welt, denn sie wartet erst auf das Niederfahren des Blitzes, bevor sie erfaßt, daß der Sturm da ist.
Aus diesem Grunde sagt Jesus Seinen Jüngern: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebt eure Häupter, darum, daß sich eure Erlösung naht.“ Luk. 21,28.
5. Wie müssen wir persönlich uns heute verhalten, angesichts der Zeichen, die in der Erfüllung begriffen sind?
a) “Sehet zu und erschrecket nicht!” Die Gesamtheit der prophetischen Zeichen läßt uns eine grauenvolle Zukunft für die Welt ahnen. Und auch wir könnten am Schluß dieses Kapitels voller Angst sein. Aber Jesus sagt uns: „Ihr werdet hören Krieg und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da.“ Matt. 24,6 ; Luk. 21,9.
Wir wissen nicht, welches Maß an Verfolgung über uns kommen wird, da das Gericht am Hause Gottes anfangen soll (1. Petr. 4,17). Aber mag kommen, was will, wir brauchen nicht zu zittern: Sein Geist wird durch unseren Mund reden, kein Haar von unserem Haupt wird umkommen, und durch Ausharren bis ans Ende werden wir unserer Seelen Heil erlangen. Genügen diese Verheißungen nicht, unsere Herzen festzumachen?
b) Erkennet die Zeichen der Zeit!
Beim ersten Kommen Jesu hätten die Juden im Bilde sein können, durch allerlei von den Propheten angekündigte Zeichen, die Seiner Erscheinung vorangingen oder sie begleiteten: alle Umstände bei der Geburt des Kindleins, die Botschaften der Engel, der Dienst Johannes, des Täufers, die Wunder Jesu usw. Die lauteren Seelen in Israel erkannten diese Zeichen und wußten genau, daß die Zeit erfüllt war. Aber Jesus sagt zu den gleichgültigen und ungläubigen Seelen: „Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot; und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler, über des Himmels Gestalt könnt ihr urteilen; könnt ihr denn nicht auch über die Zeichen dieser Zeit urteilen?“
Welch ein Vorwurf: die Zeichen der Zeit nicht zu erkennen! Könnte man ihn nicht auch einer Menge unserer sogar religiösen Zeitgenossen machen, da sie weder auf die Weissagungen noch auf die Ereignisse zu achten meinen? . . .
c) „Wisset, daß es nahe vor der Tür ist.“ „An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis. Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wisset ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es, daß „des Menschen Sohn“ nahe vor der Tür ist.“ Matt. 24,32-33. . . .
Ebenso sollen die Gläubigen wissen, daß die Wiederkunft Christi nahe bevorsteht.
d) Sehet euch vor, wachet! „Ihr aber sehet euch vor! Siehe, Ich habe es euch alles zu vorgesagt . . . Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist . . . So wachet nun, denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt . . . Was Ich aber euch sage, das sage Ich allen: Wachet!“
Mk. 13, 23.33.35.37.
e) Sehet auf und erhebt eure Häupter! Luk. 21,28.
Die Wiederkehr Christi ist die allergrößte Freude, die man sich denken kann. Wenn wir den Heiland lieben und bereit sind, Ihn zu empfangen, warum sollten wir an Sein Kommen als an etwas zu Fürchtendes denken? Wir werden niedergedrückt von der Sünde, von Krieg, Leid und Tränen. . . .
Lasset uns doch zu denen gehören, welche die Zeichen der Zeit zu erkennen wissen und sich beeilen, den vier Befehlsworten zu gehorchen:
Sehet zu und erschrecket nicht!
Erkennet die Zeichen der Zeit!
Wisset, daß es nahe vor der Tür ist!
Sehet auf und erhebt eure Häupter!
Allen, die Seine Erscheinung lieb haben, hält der Herr die Krone der Gerechtigkeit bereit. 2. Tim. 4,8
VIERTER TEIL
Die Gemeinde und die Wiederkunft Jesu Christi
Die Entrückung der Gemeinde
I. Die Erwartung der Gemeinde
Wir haben an früherer Stelle schon gesagt: Die Gemeinde erwartet weder das Ende der Welt noch die Wiederherstellung aller Dinge. Sie erwartet eine Person, ihren himmlischen Bräutigam. Die Zeichen der
Zeit sagen ihr, daß ihre Erlösung naht, ihre Leiden, die letzten Anläufe des Feindes, lassen sie immer heißer flehen: „Komm bald, Herr Jesus!“ Und der Herr wird ein zweites Mal die Gebete der Seinen erhören, die in ihrer Not schreien: ,,Ach, daß Du den Himmel zerrissest und führest herab!“ Jes. 64, 1. Er wird kommen und sie auf ewig zu Sich holen und so die Verheißung erfüllen, die Er Seinen Jüngern gab: „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und wenn Ich hingehe . . . , so will Ich wiederkommen und euch zu Mir nehmen, auf daß ihr seid, wo Ich
bin.“ Joh. 14, 2-3.
Die Entrückung der Gemeinde ist nicht die einzige derartige Erscheinung in der Schrift. Es lag Gott daran, uns durch frühere Beispiele zu lehren, wie Er die, die Ihn fürchten, der Verwesung und dem Gericht über die Welt zu entreißen vermag. Kurz vor der Sintflut wandelte Henoch mit Gott „und ward nicht mehr gesehn“, weil ihn Gott wegnahm. 1. Mose 5,24.
„Durch den Glauben ward Henoch weggenommen, daß er den Tod nicht sähe, und ward nicht erfunden, darum daß ihn Gott wegnahm; denn vor seinem Wegnehmen hat er Zeugnis gehabt, daß er Gott gefallen habe.“ Hebr. 11,5. So war es auch mit Elia 2. Kön. 2, 1-12. Zuletzt wurde auch Jesus Christus selbst am Tag der Himmelfahrt in die Herrlichkeit aufgenommen. „Und da Er solches gesagt, ward Er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm Ihn auf vor ihren Augen weg.“ Apg. 1,9.
Die drei Entrückungen, die von Henoch, Elia und Christus, gewähren uns ein Bild von der Entrückung der Gemeinde und einen festen frohen Glauben der Erwartung. Als Erstlingsfrucht wurde Jesus in den Himmel aufgenommen; Gott wird zu ihrer Stunde die Gemeinde als Ernte in Seine Scheunen einsammeln; zuletzt werden die Heiligen aus der großen Trübsal wie einzelne ihren auf dem Felde in der Nachlese ein gesammelt werden.
II. Die Entrückung der Gläubigen. „Gott hat Seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt durch Ihn selig werde.“ Joh. 3, 17. Was beim ersten Kommen Christi Wahrheit wurde, wird es auch bei Seiner Wiederkunft werden. Er erscheint dann zunächst nicht, um die Sünder zu richten, sondern die Gläubigen zu retten und zu Sich zu holen. „Er wird senden Seine Engel . . . und sie werden sammeln Seine Auserwählten von den vier Winden. . . Matt. 24, 31. „Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andere wird verlassen werden . . .“ Vs. 40. 41
1. In dem von Gott bestimmten Moment
2. wird in einem Augenblick
3. Christus vom Himmel herniederkommen,
4. die im Glauben Entschlafenen auferwecken,
5. den Leib der zu der Zeit auf Erden lebenden Gläubigen verwandeln,
6. und werden alle Gläubigen, verwandelte wie auferweckte, „hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, um ewig bei Ihm zu sein.“
Die noch lebenden Ungläubigen werden zurückgelassen werden zum Gericht. Wir kommen noch im einzelnen auf diese Punkte zurück.
III. Wie geht die Entrückung vor sich?
1. Das Kommen Jesu für Seine Gemeinde unterscheidet sich von Seiner Erscheinung zum Völkergericht.
Nach Paulus wird als erstes Jesus Christus vom Himmel hernieder kommen. Während Er noch in der Luft ist, werden die Gläubigen Ihm in den Wolken entgegengerückt werden. 1. Thess. 4, 16. Kommt Er jedoch, die Völker zu richten, wird Er mit der Gemeinde (allen Seinen Heiligen) erscheinen, und Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen, von dem aus Er gen Himmel fuhr. Sach. 14, 4; Apg. 1,11. Normalerweise tritt ein Bräutigam anders auf als ein Richter. Wir werden noch sehen, welcher Zeitraum zwischen Seinem zweifachen Erscheinen liegen kann. Aber das ist sicher, daß der Herr nur mit allen Seinen Heiligen auf die Erde herabkommen kann, wenn Er sie schon vorher zu Sich geholt hat.
2. Es wird ein Signal gegeben werden. „Er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel.“ 1. Thess. 4, 16. „Wir werden alle verwandelt werden, in einem Augenblick, und zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“ 1. Kor. 15, 51. Das heißt, daß die Entrückung der Gemeinde nicht zufällig und irgendwann geschieht. Dieses große Ereignis ist der Angelpunkt im Plane Gottes für die Zukunft, da es das Ende auslösen soll. Es wird sich genau zu der Stunde einstellen, die bis ins kleinste im Himmel vorbedacht ist, und wird über den ganzen Weltkreis ausgerufen werden.
3. Jesus Christus wird selbst kommen, die Seinen zuholen. „Er selbst, der Herr, wird herniederkommen . . .“ 1. Thess. 4, 16. Es ist wohl die Rede von Engeln, die zur Ernte kommen und die Auserwählten sammeln werden. Matt. 13, 39. Aber damit wird Sich der Herr nicht begnügen. Er selbst wird mit ihnen vom Himmel herniedersteigen, um Seine Braut zu holen. Denn auch Er sehnt Sich tief nach der Vereinigung mit ihr. Welche Wonne wird es sein, wenn wir uns zu Ihm emporschwingen können! Endlich werden unsere Augen den König sehen in Seiner Schöne, endlich wird die Bewährung unseres Glaubens das Ende davonbringen, nämlich „Lob, Preis und Ehre, wenn uns offenbart wird Jesus Christus!“ 1. Petr. 1, 7.9.
4. Die verstorbenen Gläubigen aller Zeiten werden in dem Augenblick auferweckt werden.
Die Entrückung ist vor allem die frohe Hoffnung der Kirche Christi, die ihrem Bräutigam in der Luft entgegeneilen wird. Die Erlösten aller Zeiten werden daran teilhaben, da die selige Auferstehung zur selben Zeit stattfinden wird: „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden Seine Stimme hören. . . Joh. 5, 28.
. . . Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden; ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus, darnach die Christo angehören, wenn Er kommen wird.“ 1. Kor. 15,22. Demnach werden alle Seelen, die in der Ruhe beim Herrn auf den Endsieg warten, in dem einen Augenblick den Auferstehungsleib erhalten.
5. Was geschieht mit den Gläubigen, die der Herr auf Erden noch am Leben findet?
Paulus gibt deutliche Unterweisung darüber: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden . . . Die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.“ 1. Kor. 15, 51. „Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, daß wir, die wir leben, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen . . . Die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Darnach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft.“ 1. Thess. 4, 15.
Also werden die auf Erden leben den Gläubigen, ohne den Tod zu erleiden, in jenem Augenblick verwandelt werden. Das bedeutet, daß auch sie den Auferstehungsleib bekommen. Paulus sagt: Wir, die wir leben, werden verwandelt werden. Da er das Datum der Wiederkunft des Herrn nicht kannte, hoffte er ohne Zweifel, zu seinen Lebzeiten daran teilzuhaben – können wir ihm das verargen? . . .
6. Wo findet die Begegnung zwischen Christus und Seiner Gemeinde statt?
Paulus sagt: „Wir werden zuhleich mit denselben hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit“. 1. Thess. 4, 17. . . . die Kirche ist nicht von dieser Welt, sie ist geistlich und von oben. Unsere Berufung ist eine himmlische. Hebr. 3, 1. . . . und sind „samt Ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu“. Eph. 1, 3; 2,6. Und als letztes hält uns Gott im Himmel, nicht auf Erden, ein unvergängliches und unverwelkliches Erbe bereit. 1. Petr. 1, 4. …
7. Wieviel Zeit nimmt die Entrückung?
„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick (en atomo), zur Zeit der letzten Posaune. . . “ 1. Kor. 15, 50. . . . Die Entrückung wird alle überraschen, sie kommt wie „ein Blitz, wie der Dieb in der Nacht“, Matth. 24, 27. . . .
Da Jesus alle über den Erdkreis zerstreuten Gläubigen entrücken wird, ist es klar, daß sie je nachdem. . . am Abend, um Mitternacht oder am Morgen überrascht werden. Darum gilt es, vorher bereit zu sein.
8. Wird die Entrückung von den Bewohnern der Erde gesehen werden?
Darüber schweigt die Schrift. Sie erlaubt uns höchstens, Vergleiche zu ziehen. Die Entrückung Henochs scheint nicht von den Menschen gesehen worden zu sein. Die Bibel sagt nur: „Gott nahm ihn hinweg, und er ward nicht mehr gesehn.“ 1. Mose 5,24. Der Hingang Elias wurde von niemand außer Elisa gesehen, und das nur als bsondere Gnade. Und nur Seine Apostel waren Zeugen von Jesu Himmelfahrt. Apg. 1, 6.9. Vom Gesamtvolk blieb sie unbemerkt. So fragt man sich, ob die Entrückung der Gläubigen nicht ebenso verborgen geschieht.
Denken wir auch daran, daß nur die Weisen den Stern von Bethlehem sahen und ihm folgten. Matt. 2, 2. Die Stimme Gottes, die vom Himmel an Seinen Sohn erging, hielt die Menge für Donner. Joh. 12, 28. Die Begleiter des Saulus auf dem Weg nach Damaskus nahmen das Licht, aber nicht die Worte Christi wahr. Apg. 22,9. So könnten vielleicht auch die Stimme des Erzengels und der Schall der Posaune, die das Zeichen zur Entrückung geben, unmittelbar nur von den Gläubigen gehört werden. Würde der Anblick der Entrückung die Ungläubigen nicht zur Bekehrung zwingen? Das wäre dann für sie ein Schauen, nicht ein Glauben.
Übrigens, findet die Entrückung in einer Sekunde, in einem Augenblick, statt, so gibt es überhaupt nicht viel zu sehen, besoners da es für die Hälfte der Erde Nacht sein wird. Eins ist aber sicher, überall wird man die leeren Plätze bemerken. Nach seiner Entrückung wurde Elia vergeblich gesucht. 2. Kön. 2,15. Bei Henoch geschah wohl dasselbe; denn Hebr. 11,5 heißt es: „er ward nicht gefunden.“ So wird man wohl auch überall nach den entrückten Gläubigen suchen. Welches Entsetzen wird dann die Herzen derer ergreifen, die sich trotz der treuen Zeugnisse der Gläubigen nicht hatten beizeiten warnen lassen.
lV. Wann findet die Entrückung statt?
1. Kann man den genauen Augenblick voraussehen, indem sie geschieht?
Nein, aus den bei den schon angeführten Gründen: Erstens, niemand weiß Tag noch Stunde. Matt. 24,36. Die Gemeinde hat auch nicht die restlose Erfüllung der Zeichen abzuwarten, die Jesus über die große Trübsal angegeben hat. Seine Jünger heißt Er nur bereit sein. Luk. 12,40. . . .
2. Findet die Entrückung statt, sobald die Kirche Christi vollzählig ist?
Ja, das sagt Paulus in der Tat: ” Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis, auf daß ihr nicht stolz seid. Blindheit ist zum Teil Israel widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob.“ Röm. 11,25. Gott kennt zum voraus die Zahl Seiner Auserwählten. Hat die Vollzahl der zum ewigen Leben Bestimmten den Heiland angenommen, so geht die Gnadenzeit zu Ende, und die Gemeinde wird entrückt. Dann bekehrt sich auch Israel und wird in seine frühere Stellung vor Gott wieder eingesetzt. . . .
3. Findet die Entrückung vor oder nach der großen Trübsal statt?
a) Sicher ist zunächst, daß die Gemeinde nicht jedem Gericht entrinnen wird. Petrus sagt sogar, daß das Gericht am Hause Gottes anfangen muß. 1. Petr. 4,17. Damit die Gemeinde nicht mit der Welt verdammt werde, wird sie der Herr im Feuer der Trübsal reinigen. Andererseits laufen die Endgerichte, sogar schon vor der großen Trübsal, stufenweise an, und die Gläubigen werden mit allen Menschen leiden, da sie zu Zeugen berufen sind. Schließlich wird die Welt, in stetig zunehmender Empörung gegen Gott, Seine Kinder immer mehr verfolgen. Aber diese Leiden sind nicht zu vergleichen mit denen, die auf die Entrückung folgen.
b) Offensichtlich werden auch einige Auserwählte die große Trübsal erleiden. „Es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher, und wie auch nicht werden wird. Und wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt . . . Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und alsdann werden kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und Er wird senden Seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln Seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern.“ Matt. 24, 21-22.29-31. Nach unserer Ansicht handelt es sich hier um solche, die sich nach der Entrückung der Gemeinde während der Herrschaft des Antichristen bekehren. In einem Kapitel über die große Trübsal werden wir tatsächlich sehen, daß diese Schreckenszeit trotz allem noch eine Offenbarung der Gnade Gottes erleben wird. Eine große Zahl von Israeliten und Menschen aus allen Völkern sollen noch gerettet werden. Offb. 7,3-4. 9-14. Um dieser Auserwählten willen werden die Gerichte abgekürzt.
c) Es scheint aber doch, daß die Gemeinde vor der großen Trübsal entrückt wird. Zahlreiche Stellen lassen diese Annahme zu.
1. „Dieweil du hast bewahrt das Wort Meiner Geduld, will Ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.“ Offb. 3,10. Der griechische Text sagt sogar: Ich werde dich bewahren, heraus aus der Stunde der Versuchung, die nach der Sprache der Offenbarung nur die große Trübsal sein kann.
2. Die Gerichte der Trübsal werden „der Zorn des Lammes“ genannt. Offb. 6,16. Nun hat aber die Gemeinde diesen Zorn nicht zu befürchten. Sie erwartet Jesus nicht als ihren Richter, sondern als ihren Bräutigam, um mit Ihm die Hochzeit des Lammes zu feiern. Offb. 19,7-9.
3. Das Gericht muß am Hause Gottes anfangen. 1. Petr. 4,17. Aber Gott fängt mit uns an, gerade damit wir nicht mit der Welt verdammt werden.
4. „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebt eure Häupter, darum, daß sich eure Erlösung naht.“ Luk. 21, 28. Wie könnten wir in Erwartung der Trübsal anfangen, aufzuschauen und uns zu freuen? Gerade vor ihr sollen wir bewahrt werden.
5. „So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.“ Luk. 21,36. Durch Wachen und Beten ist es demnach möglich, all diesem, das kommen soll, zu entrinnen.
6. Nach Paulus geht das Auftreten des Antichrist der Wiederkunft des Herrn voraus: „Was es noch aufhält (den Antichristen), wißt ihr, daß er offenbart werde zu seiner Zeit (der Antichrist). Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit, nur daß, der es jetzt aufhält, muß hinweg getan werden; und alsdann wird der Boshafte offenbart werden, welchen der Herr umbringen wird mit dem Geiste Seines Mundes und wird durch die Erscheinung Seiner Zukunft ihm ein Ende machen.“ 2. Thess. 2,6-8.
Man hat sich oft gefragt, wer mit „der es jetzt aufhält“ gemeint sei, dessen Verschwinden das Offenbarwerden des Antichrist erst ermöglichen soll. Folgende Auffassung erscheint uns als die zutreffendste:
Die Gemeinde ist der Tempel des Heiligen Geistes. 1. Kor. 3,16; Eph. 2, 21-22. Ist sie einmal entrückt, so hat der Heilige Geist keine Wohnung mehr auf Erden und wird auch nimmer der Flut der Versuchung entgegentreten. Dann ist die Bosheit entfesselt und „der Mensch der Sünde“ für kurze Zeit scheinbar Herr der Lage. Wenn wir es recht verstehen, wird Sich der Herr zu Beginn der großen Trübsal von der abgefallenen Menschheit zurückziehen. Andererseits sind die Christen das Salz der Erde. Matt. 5,13. Es ist daher nicht erstaunlich, wenn ihre Entrückung die Zersetzung der Welt beschleunigen würde. Vergessen wir dabei nicht, daß der Heilige Geist, auch nach der Entrückung der Gemeinde, in den Menschen, die guten Willens sind, noch wirken wird. Während der großen Trübsal wird Er über Israel ausgegossen werden, es zur Bekehrung zu führen. Sach. 12, 10; Hes. 39, 29; Jes. 59 ,20-21. Wir wissen auch, daß zur gleichen Zeit eine Menge aus allen Völkern gerettet wird. Offb. 7,9.14. Da nun der Glaube an Christus ohne den Beistand des Heiligen Geistes unmöglich ist, muß dieser wenigstens zum Teil Seine Arbeit auf Erden fortführen.
7. Wir haben schon gesehen, daß Jesus Christus am Ende der großen Trübsal mit all Seinen Heiligen auf dem Ölberg erscheinen wird, die Welt zu richten. Sach. 14,4-5. Das ist für jene nur möglich, wenn sie zuvor in den Himmel entrückt wurden.
8. Wir sehen, daß zu Beginn des Tausendjährigen Reich nur die Märtyrer auferweckt werden, die sich in der großen Trübsal geweigert haben, den Antichrist anzubeten. Offb. 20,4-6. Und doch haben die Gläubigen aller Zeiten Teil an der ersten Auferstehung, zum Leben und Herrschen mit Christus. Joh. 5,28-29. Wann sind diese Gläubigen auferstanden, wenn nicht bei der Entrückung der Gemeinde vor der großen Trübsal?
9. Außerdem sieht Johannes vor der Auferstehung der Märtyrer aus der großen Trübsal auf Thronen Menschen sitzen, welche die Macht empfangen haben zu richten. Offb. 20,4. Wer sind diese Richter? ( Mehrzahl!) Es gibt nur einen souveränen Richter, Jesus Christus, dem alles Gericht übergeben ist . Joh. 5, 22.27. Aber der Herr hat es für gut erachtet, Seine Gläubigen über die Welt mitrichten zu lassen: „Wisset ihr nicht , daß die Heiligen die Welt richten werden? . . . Wisset ihr nicht, daß wir über die Engel richten werden?“ 1. Kor. 6, 2-3. Die Richter, die sich noch vor der Auferstehung der Märtyrer aus der großen Trübsal auf jene Throne setzen, sind also Heilige. Hätten sie diese Schreckenszeit durchgemacht, wären auch sie Märtyrer geworden. Sind sie aber zu dem Zeitpunkt im ewigen Leben, so beweist das wiederum, daß sie vor der großen Trübsal entrückt wurden.
10. Jesus sagt: „Wie es geschah zu den Zeiten Lots: sie aßen, sie tranken . . . , an dem Tag aber, da Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird’s auch gehen an dem Tag. Er sprach zu ihm: „Eile und rette dich . . .“ 1. Mose 19,22.
„Aber gleichwie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“ Matt. 24, 37. Auch Noah wurde von Gott erst in Sicherheit gebracht, bevor die Katastrophe begann. Immerhin mußte er, trotz der göttlichen Bewahrung, durch die Wasser der Sintflut hindurch. Von da aus gesehen, ist es interessant, seine Erfahrung mit der des Henoch zu vergleichen: Henoch wurde, nach – einem Wandel mit Gott, vor den Gerichten von der Erde weggenommen (1. Mose 5, 24) und wäre so das Symbol der Gläubigen, die vor der großen Trübsal lebend entrückt werden. Noah dagegen, inmitten der Sintflut bewahrt, wäre der Hinweis auf die Heiligen (aus Israel und den Völkern), die wohl die große Trübsal erdulden müssen, aber das Siegel Gottes tragen. Und von diesen Heiligen schreibt Johannes: „Und ich sah einen anderen Engel, der sprach: Beschädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis daß wir versiegeln die Knechte Gottes an ihren Stirnen.“ Offb. 7, 2-3.
11. Die Berufung und die Erwählung der Gemeinde ist ein Geheimnis (Eph. 3,3 -10) und ein Zwischenakt im Plane Gottes für die Welt. Sie geht mit dem Geheimnis der Entrückung zu Ende (1. Kor. 15, 55), bevor die Erfüllung der Weissagungen für Israel wieder ihren Lauf nimmt.
12. Es fällt direkt auf, daß keine der Episteln, die doch alle für die Gemeinde geschrieben sind, über Einzelheiten der großen Trübsal spricht. Bedeutet das nicht etwa, daß die Gemeinde diese Zeit nicht durchzumachen hat?
13. Nach Offb. Kap. 2 und 3, die (neben an deren Anwendungsmöglichkeiten) offenbar einen weiten Überblick über Entwicklungsstadien der Gemeinde geben, wird der letzte Zustand der sich Kirche nennen den Gemeinde auf Erden durch Laodizäa dargestellt, d. h. ihre Merkmale sind Lauheit, Rückgang und Abfall. Sie weist keine Züge einer verfolgten, aber treuen Kirche auf.
14. Vor den großen Gerichten der Offenbarung sehen wir die vierundzwanzig Ältesten im Himmel, welche, wie es scheint, die Erlösten aus dem Alten und Neuen Bund sind. Diese sitzen (d. h. sind eingesetzt) verklärt und gekrönt vor demThrone Gottes. Offb. 4.
15. In einer Vision sieht der Apostel Johannes, wie ein Weib ein Knäblein gebiert, das alle Heiden mit einem eisernen Stabe weiden sollte. Satan, der Drache, steht vor ihr, das Kind zu verschlingen; aber es wird zu Gott und Seinem Stuhl entrückt. Das Weib entflieht zur Wüste, vom Drachen verfolgt, aber von Gott beschützt, genau so lange wie die große Trübsal währt, nämlich tausend zweihundert und sechzig Tage. Offb. 12,4-6. 13- 17. Das Weib scheint das Volk Gottes aller Zeiten zu sein, das der Welt den Messias, dann die Gemeinde und zuletzt die Heiligen der großen Trübsal geschenkt hat. Christus, vom Satan wohl in die Feuersee gestoßen, hat ihm aber den Kopf zertreten und wurde zur Rechten Gottes in die Herrlichkeit erhöht. Von dort wird Er wiederkommen, die Völker mit eisernem Zepter zu weiden. Ps. 2,9. Auch die Gemeinde wird durch das Knäblein dargestellt: Vom Feinde belauert, wird sie gleich nach der Geburt ( d. h. wenn sie die Vollzahl erreicht hat) zu Gott und Seinem Thron entrückt, und der Herr gibt ihr die Vollmacht, gleich Ihm die Völker mit eisernem Stabe zu weiden. Offb. 2,26-27. Sofort nach ihrer Entrückung beginnen die dreieinhalb Jahre der Trübsal. Während dieser streitet der Drache in seiner Wut mit „den übrigen von des Weibes Samen, die da haben das Zeugnis Jesu Christi” (12,17), d. h. die aus Israel und den Völkern sich unter der Herrschaft des Antichristen zum Herrn bekehren.
16. Johannes verlegt die Hochzeit des Lammes, auf die sich “Sein Weib bereitet hat”, vor die Schlacht von Harmagedon. “Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und schöner Leinwand (die köstliche Leinwand aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen Offb. 19,7-8 . Anscheinend sind die Vorbereitung zur Hochzeit und die der Gemeinde erteilte Ermächtigung, ihr Kleid der Gerechtigkeit anzulegen, die Folge des unmittelbar nach der Entrückung vor dem Richterstuhl Christi gefallenen Entscheids. 2. Kor. 5,10; 1. Kor. 3,10-15. Erst nach diesem Gericht wird die Gemeinde verklärt und mit ihrem himmlischen Bräutigam vereint, um hernach, Ihm zur Seite, als Mitrichter und Mitherrscher vom Himmel herabzukommen.
17. Fände die Entrückung erst nach der Trübsal statt, so fragt man sich, welche Gläubigen am Leben blieben, um im Tausendjährigen Reich die Untertanen zu sein. Es wird ausdrücklich gesagt, daß sich das ganze jüdische Volk im Feuer der Läuterung zu Jesus Christus bekehren wird. Sach. 2,10; 13,8 -9. Würden diese bekehrten Juden zusammen mit der Gemeinde entrückt, so bliebe keiner von ihnen auf Erden zurück, um die ihnen in den Weissagungen verheissene Rolle zu spielen.
18. Eine Bestätigung dafür, daß der Weggang der Gemeinde den Auftakt zur großen Trübsal gibt, finden wir schließlich im folgenden Gedanken: Paulus nennt die Gläubigen die Botschafter Gottes in dieser Welt, welche die Sünder ermahnen: Lasset euch versöhnen mit Gott! 2. Kor. 5 ,20. Werden nun Botschafter, die den Frieden anbieten, schamlos abgewiesen und beschimpft, so ruft sie ihre Regierung zurück, und die Folge ist der Krieg. So wird auch einmal die Abberufung der Botschafter Gottes das furchtbare Gericht auslösen, das Seine Sache zum Endsieg führen wird.
So scheint nach all den angeführten Bibelstellen die Entrückung der Gemeinde der großen Trübsal vorauszugehen. Doch wollen wir in diesem Punkt ganz nüchtern bleiben und es bei dem allgemeinen Eindruck belassen. Gott hat es nicht für gut befunden, uns über den Zeitpunkt der Entrückung Bestimmteres zu sagen, und das wahrscheinlich, weil Er nicht will, daß wir in der sicheren Beruhigung einschlafen, allen Endgerichten zu entrinnen. Gewiß will Er uns durch die Verheißung einer sicheren Erlösung ermutigen, der Zukunft froh entgegen zu sehen. Aber ebenso mahnt Er uns, daß das Gericht am Hause Gottes beginnt, und daß es ein furchtbares sein kann. Solche, die in den letzten Jahren durch Krieg, Hunger und Verfolgung unaussprechlich gelitten haben, mögen sich manchmal gefragt haben, ob die große Trübsal schlimmer sein könnte. Laßt uns darum wachen und beten, daß der Herr die Zeit unserer Läuterung abkürzen und die Stunde unserer seligen Vereinigung mit Ihm beschleunige!
d) Welche Argumente liegen der Auffassung zugrunde, daß die Gemeinde nach der großen Trübsal entrückt wird? Manche Gläubige, welche die Schrift sehr ernst nehmen, können in den Prophezeiungen keine Pause finden zwischen der Entrückung der Gläubigen und dem Kommen Christi mit ihnen zum Weltgericht. Sie berufen sich auf folgende Gründe:
1. Viele Stellen im NT lassen anscheinend bei der Wiederkunft Christi ohne zeitliche Unterscheidung die Belohnung der Gerechten und das Strafgericht über die Ungerechten zusammenfallen. So wird bei Matt. 13, 30.41-43 das Unkraut ins Feuer geworfen und gleichzeitig der Weizen in die Scheunen gesammelt; nach Matt. 24, 22.29-31 werden die Auserwählten sogar erst nach der Drangsal und Trübsal gesammelt.
Paulus sagt, daß Gott auf den Tag Seines gerechten Gerichts den einen das ewige Leben, den anderen den Zorn vorbehält. Röm. 2, 5-9. Christus wird vom Himmel kommen und den Gläubigen die Ruhe, den Ungläubigen das ewige Verderben geben. 2. Thess. 1, 6-10. Darauf können wir antworten, daß diese Darstellungsweise schon im AT geläufig war. Immer wieder werden in denselben Texten das erste und das zweite Kommen Jesu Christi nebeneinander gestellt (z.B. Jes. 9, 5-6; 61,1-2; Sach. 9,9-10; Mal. 3, 1-2 usw.). Und doch sollten mindestens neunzehn Jahrhunderte zwischen diesen beiden Ereignissen liegen. Das wurde erst durch die Erfüllung des ersten Teils dieser Weissagungen offenbar. Wieviel mehr könnten die Erlösung der Gemeinde und das Endgericht über die Völker in gewissen Stellen des NT nebeneinander stehen, wenn sie tatsächlich nur durch die dreieinhalb Jahre der Trübsal getrennt sein sollen.
Wir haben schon einmal das Bild gebraucht: in der Ferne scheinen sich zwei Gipfel einer Bergkette zu berühren, in der Nähe aber sehen wir das tiefe Tal dazwischen. Besonders die Argumente des letzten Sehers der Schrift ( d.h. des Johannes, dem die Endoffenbarungen gegeben wurden) haben uns persönlich zu der Anschauung geführt, daß die Entrückung der Trübsal vorausgeht.
2. Nach 2. Thess. 2,1-8 scheint Paulus zu sagen, daß das Kommen des Herrn und unsere Vereinigung mit Ihm nicht vor dem Auftreten und der Vernichtung des Antichristen stattfinden werden. In seinem Buch „Die Braut des Lammes“ erklärt Stockmayer die Stelle folgendermaßen: „Warum beunruhigten sich denn die Thessalonicher, indem sie glaubten, der Tag (des Herrn) sei schon gekommen? Eben weil sie dachten, wenn der Tag des Herrn gekommen wäre, hätte die Herauswahl und die Entrückung stattgefunden, und sie wären zurückgelassen worden. Wenn die Gemeinde die ganze Trübsal erleiden müßte, dann hätte des Apostels Trost für die Thessalonicher etwa so viel bedeutet: Beruhigt euch, Christus wird in absehbarer Zeit nicht kommen, solange der Antichrist nicht erschienen ist. – Nun dachte aber der Apostel nicht im mindesten daran, einen Trost dieser Art zu bieten und zu behaupten, die Erscheinung Christi sei nicht nahe. Er wollte durchaus nicht den Thessalonichern sagen, daß viele unter ihnen vor der Wiederkunft sterben würden. Aber er tröstete sie, indem er sagt: Der Antichrist ist noch nicht aufgetreten, und der Tag des Herrn ist noch nicht da, wie ihr meinet. Darum hat auch die Entrückung noch nicht stattgefunden, wie ihr befürchtet, und ihr seid nicht zurückgelassen worden. . .
Die beiden Briefe an die Thessalonicher wurden im gleichen Jahre geschrieben. Im ersten tröstet sie Paulus mit der Erwartung der Wiederkunft. Widerspricht er sich im zweiten, wenn er schreibt: Erwartet jetzt Jesus nicht, ihr müßt erst die antichristliche Zeit durchleben; wir erwarten nicht das Kommen des Herrn, sondern des Antichristen . . . ? Gewiß hat der Apostel das nie sagen wollen.“ (S. Vers 3 u.4)
Zu eben dieser Stelle von 2. Thess. 2, 1-8 fügen wir noch bei, daß wir noch bei keinem, der das Auftreten des Antichristen vor die Entrückung stellt, eine befriedigende Erklärung für den berühmten siebten Vers gefunden haben. Wenn das (im gr. Text der), was den Antichristen aufhält, nicht der Leib Christi ist, der Tempel des Heiligen Geistes, wer ist es dann?
Ganz ohne Zweifel spricht hier Paulus von dem letzten Antichristen, dessen Laufbahn durch die glorreiche Erscheinung Christi ein Ende gesetzt wird. Wer könnte dann der sein, dessen Verschwinden den Anfang dieser verhängnisvollen Laufbahn einleitet? Für unseren Teil finden wir in der vorausgehenden Entrückung der Gemeinde die einzige triftige Antwort auf diese Frage. Manche dachten, mit diesem merkwürdigen Hindernis für den Antichristen sei die römische Weltordnung oder das römische Reich gemeint, wie es in den ersten drei Jahrhunderten der Gemeinde bestand.
Aber es ist klar, daß der Untergang der römischen Weltordnung unter den Vorstößen der Barbaren durchaus nicht
die dreieinhalb Jahre der Endzeit einleitete.
3. Da die Offenbarung vor allem das dramatische Ende der Geschichte behandelt (hauptsächlich von Kap. 4 oder 6 an), würde sie – so sagt man – die Gemeinde nicht mehr interessieren, wenn diese vor all dem Geschehen entrückt würde. Nun sei aber die Offenbarung für die Gemeinde geschrieben und könne nicht lediglich eine Zeit angehen, da jene nimmer auf Erden weile. Das wäre für die zur Zeit des Apostels Johannes verfolgte Gemeinde ein armseliger Trost gewesen, hätte man ihr ein Buch gegeben, das nur für die Heiligen in der letzten, noch Jahrhundene entfernten Trübsal gültig wäre.
Auf dieses Argument gibt es folgende Antwort: Auch wir glauben, daß das letzte Buch der Bibel für die Christen aller Zeit geschrieben wurde. Wie wir schon am Anfang dieses Buches sagten, erfüllt sich die Weissagung oft in einem gewissen Zyklus, d. h. mehrere Teilerfüllungen können sehr wohl zu verschiedenen Zeiten aufeinanderfolgen, und docn in immer stärkerem Rhythmus. In allen stürmischen Zeiten haben die Gläubigen wunderbaren Trost und heilsame Warnungen aus der Offenbarung gescnöpft. Das hindert aber die Gläubigen der Endzeit nicht, ob vor, ob nach der Entrückung, noch mehr Kraft und Licht darin zu finden als alle früheren Geschlechter.
4. Auf Grund einer Unterscheidung der drei griechischen Ausdrücke für das Kommen des Herrn darf man nicht den Zeitpunkt der Entrückung bestimmen wollen:
Parusie – Epiphanie – Apokalypse.
Welchen feinen, ihm eigenen Sinn hat jeder dieser Ausdrücke!
a) Parusie bedeutet Ankunft, persönliche Gegenwart (meist mit „Wiederkunft“ oder „Zukunft“ übersetzt).
1. Kor. 15,23: die Auferstehung, „wenn Er kommen wird“.
1. Thess. 5,23: unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi.
Jak. 5,7: geduldig auf die Zukunft des Herrn.
Phil. 2,12: Paulus sagt: . . . nicht allein in meiner Gegenwart (Parusie) . . schaffet, daß ihr selig werdet.
b) Epiphanie bedeutet Erscheinung, ausbrechender Glanz, Herrlichkeit.
1. Tim. 6, 14: untadelig bis auf die Erscheinung urueres Herrn Jesu Christi.
2. Tim. 4,8: die Seine Erscheinung liebhaben.
Tit. 2, 13: die Erscheinung der Herrlichkeit . . . unseres Heilandes Jesu Christi.
2. Thess. 2,8: der Boshafte . . . welchen der Herr umbringen wird . . . durch die Erscheinung (Epiphanie) Seiner Zukunft (Parusie).
c) Apokalypse bedeutet Offenbarung, Entschleierung unseres Herrn.
1. Kor. 1,7: ihr wartet auf die Offenbarung unseres Herrn.
2. Thess. 1,7: Ruhe, wenn der Herr Jesus wird offenbart werden (wörtlich: bei Seiner Apokalypse).
Aus diesem Verzeichnis geht hervor, daß diese drei Ausdrücke drei verschiedene Seiten derselben Begebenheit beleuchten: die persönliche und herrliche Wiederkunft Christi. Aber sie allein gestatten keine Unterscheidung der Zeit nach. Man hat zuweilen den Ausdruck “Parusie” nur auf das Kommen Jesu zur Entrückung der Seinen beschränken wollen, und „Epiphanie” auf Sein Herabkommen auf den Ölberg zur Vernichtung des Antichristen. Aber die oben angeführten Stellen und vor allem 2. Thess. 2,8 zeigen, daß diese Unterscheidung nicht im Text liegt. Wir stützen aber unsere Auffassung auch durchaus nicht auf ein solches Argument.
5. Paulus sagt den Thessalonichern: ,,Wir werden zugleich mit ihnen hingerückt . . . dem Herrn entgegen in der Luft.” 1. Thess. 4, 17. Das hier gebrauchte Wort scheint sagen zu wollen: jemandem entgegengehen, um mit ihm zurückzukehren.
Derselbe Ausdruck wird bei den Jungfrauen angewandt, die dem Bräutigam entgegengehen (Matt. 25, 6), und bei den Brüdern, die Paulus aus Rom entgegengehen, um mit ihm dahin zurückzukehren. Apg. 28, 15.
Dieser Ausdruck schließt in sich – so sagt man -, daß Abholer und Abgeholter gemeinsam zu einem Ort nahe beim Treffpunkt zurückkehren. Das mag sein! Aber ebenso gewiß ist, daß die Trübsal für den Gott der Ewigkeit von sehr kurzer Dauer ist, und daß die Gemeinde tatsächlich mit Jesus auf die Erde zurück kommt, wo Er erwartet wird.
6. Man findet es der wahren Streiter Christi unwürdig, immer zu berechnen, wie sie dem Leiden für ihren Meister entgehen könnten.
Die ersten Jünger dagegen freuten sich, „daß sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden.“ Ap. 5,41. Paulus sagte zu den Philippern: „Euch ist gegeben, um Christi willen zu tun, daß ihr nicht allein an Ihn glaubet, sondern auch um Seinetwillen leidet.“ Warum, fragt man, sollte denn Gott die Gemeinde nicht die Trübsal erdulden lassen? Mußte sie doch im Lauf der Jahrhunderte schreckliche Verfolgungen von seiten der Juden erleiden, des heidnischen und des päpstlichen Rom und von allen modernen Verfolgern, – Gott hat es ihr nicht erspart.
Zieht man übrigens vor der Schlacht die besten Truppen aus dem Feld? Sollte der Gemeinde die Ehre genommen werden, in diesem allerwichtigsten Augenblick dem Herrn ihre Ergebenheit zu beweisen? Die Helden der Offenbarung haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod“. Sollten die Christen heute weniger Mut haben und es nicht als ihr Vorrecht fordern, an der größten aller Schlachten teilzunehmen, wo die treuen Kämpfer am nötigsten und der Sieg am herrlichsten sein wird? Der Gemeinde Herrschaft und Herrlichkeit versprechen ohne Kreuz, hieße von einem offenbar fleischlichen Sinne zeugen. (Nach R. Cameron.)
Es ist etwas sehr Richtiges an dieser stürmischen Anklage! Man hat die Lehre von der Entrückung zu oft mißbraucht, um die Christen glauben zu machen, sie hätten keine Leiden zu befürchten, sie könnten ruhig auf beiden Ohren weiter schlafen, und trotz ihrer kläglichen geistlichen Verfassung würde sie der Herr mit Freuden zu Sich nehmen. – Die Feigheit und das Schmachvolle an einer solchen Haltung sind nicht zu verkennen. Aber lassen wir die Schrift reden, so sehen wir sofort, daß Gericht und Leiden am Hause Gottes anfangen sollen. 1. Pet. 4,17. So werden nach unserer Meinung die Gläubigen reichlich Gelegenheit haben, dem Herrn vor der Entrückung ihre unbedingte Treue zu beweisen.
Übrigens bleiben, trotz der oben genannten Beweisführung, die Schriftstellen bestehen, nach denen die Gemeinde die Herrschaft des Antichristen nicht sehen wird. Es ist auch verständlich, daß der Herr, wenn Seine Geduld ein Ende hat, die rebellische Menschheit auf kurze Zeit den Händen des Feindes überläßt und vor dieser furchtbaren Prüfung die Glieder Seines Leibes von der Erde wegnimmt. Die vom Antichrist verfolgten Heiligen wären dann (wie gesagt) die nach der Entrückung bekehrten Juden und Heiden. (Dan. 7,25; Offb. 6, 9; 7,3-4. 13-14; 13,7; 20,4 usw.)
7. Um objektiv zu sein, haben wir uns bemüht, die Argumentenreihen vorzuführen, die man in dieser strittigen Frage geltend machen kann. Zum Schluß möchten wir aber nochmals sagen:
Hüten wir uns, zu bestimmt über einen Punkt zu urteilen, den erst die Zukunft ganz aufklären wird. Wir wollen suchen, mit dem uns geschenkten Licht zu einer festen Überzeugung zu kommen, aber nicht gegen solche polemisieren, deren Ansicht ein wenig von der unseren abweicht. Wir wollen mit Paulus sagen: ,,Lasset uns also gesinnt sein, und solltet ihr sonst etwas halten, das laßt euch Gott offenbaren. Doch sofern, daß wir nach derselben Regel, darein wir gekommen sind, wandeln und gleich gesinnt seien!“ Phil. 3, 15-16.
Das Allerwichtigste ist, daß wir zur Entrückung bereit sind, mag sie etwas früher oder später stattfinden.
V. Wer wird genommen, und wer wird zurückgelassen werden?
Eines ist sicher: Nicht alle Toten und Lebenden werden an der Entrückung teilhaben. Unermüdlich wird dieser Gedanke in den uns nun vertrauten Stellen wiederholt: ,,In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden“ usw. Luk. 17, 34 ff. Welche Bedingungen müssen wir erfüllen, um vom Herrn angenommen zu werden? Wir müssen:
1. „In Christo“ sein.
d. h. durch den Glauben das Heil und das Leben aus Christus empfangen haben. (1. Thess. 4, 13. 16-17) Wie ein Magnet nur Eisenteilchen an sich zieht und alles andere läßt, so wird Christus alle, welche die göttliche Natur empfangen haben, zu sich ziehen. An ihnen alle in wird das Wort wahr:
„Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, werdet ihr auch offenbar werden mit Ihm in der Herrlichkeit.“ Kol. 3 , 3-4.
2. Den Heilgen Geist empfangen haben und Sein Licht leuchten lassen.
Im Gleichnis von den zehn Jungfrauen gehen nur die mit dem Bräutigam in den Hochzeitssaal ein, die bereit sind, während die anderen fünf die Pforte verschlossen finden. Durchgängig gilt in der Schrift das Öl als Symbol für den Heiligen Geist. Alle, die an Jesum glauben, empfangen Seinen Geist als Öl in ihre Lampen. Joh. 7, 39. „Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein“. Röm. 8, 9.
Es ist aber möglich, eine Lampe ohne Öl zu haben, d.h. einen Schein von Frömmigkeit und Glauben zu haben, aber ohne das wirkliche Wesen: „Du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot.“ Offb. 3, 1. So ist’s bei religiösen Menschen, die sich sogar religiös betätigen und nach außen fromm sind, aber ohne die Wiedergeburt erlebt zu haben. Gehören wir noch zu diesen?
Bedenken wir es wohl! Wenn Christus kommt, ist es zu spät, auf die Suche nach Öl zu gehen. Es genügt aber noch nicht, Öl bei sich zu haben. Auch die klugen Jungfrauen waren eingeschlafen und mußten erst aufwachen und ihre Lampen schmücken, um nicht ausgeschlossen zu werden. Viele sog. bekehrte Christen schlafen heute, man kann sogar sagen, daß die ganze Kirche schläft. Und doch rufen es uns die Weissagungen und Ereignisse laut zu: Es ist Zeit, vom Schlaf aufzustehen!
Allen, die wirklich den Heiligen Geist empfangen haben, wird es am Herzen liegen, ihre Trägheit abzuschütteln, sich zu heiligen und das göttliche Licht hell leuchten zu lassen. Hätte eine der klugen Jungfrauen in dem beruhigenden Gefühl, Öl im Vorrat zu haben, ein wenig weiterschlafen und später mit den törichten Jungfrauen eingehen wollen, so wäre sie mit ihnen verstoßen worden. Wenn sogenannte Christen in ihrer Lauheit verharren und dem Heiligen Geist wehren, sie auf die Entrückung vorzubereiten, beweisen sie damit ihren Mangel an Aufrichtigkeit und werden einfach zum Gericht auf Erden zurück gelassen werden.
3. Treu im Dienst sein.
Wir sind alle Knechte, denen der Herr je nach unserem Vermögen Gaben anvertraut hat. Bei Seiner Rückkehr wird Er zu denen, die sie verwertet haben, sagen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, Ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Matt. 25, 21. Demnach werden nur solche an der Entrückung teilhaben, deren Werke den Herrn auf der Erde verherrlicht haben.
4. Zu den Überwindern gehören.
In den Briefen an die sieben Gemeinden in der Offenbarung behält der Herr das ewige Leben, das Paradies, die Herrschaft dem, „der überwindet“, vor. Gerettet werden nur die, welche bis zum Ende den guten Kampf des Glaubens gekämpft haben, die den „Widersacher überwunden haben durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses.“ (Offb. 12, 11) . . .
Und derselbe Apostel schreibt den Philippern: „Ich bin in guter Zuversicht, daß, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.“ . . .
Vertrauen wir dem Herrn: Seine Treue wird unsere Zubereitung auf Sein Kommen zu Ende führen.
Und da sich die Entrückung von einem Augenblick zum anderen ereignen kann, laßt uns in der ständigen Erwartung des Herrn leben und uns jeden Tag sagen: Wird es vielleicht heute sein? Dieser Gedanke wird uns keineswegs in ungesunde Schwärmerei treiben, sondern uns wachsam und nüchtern erhalten.
„Und nun, Kindlein, bleibet bei Ihm, auf daß, wenn Er offenbart wird, wir Freudigkeit haben und nicht zuschanden werden vor Ihm in Seiner Zukunft!“ 1. Joh. 2, 28.
Sechster Teil
ISRAEL UND DIE WIEDERKUNFT JESU
siehe separat auf der HP unter ISRAEL
Siebter Teil
DIE ANKUNFT JESU CHRISTI
1. Kapitel
Die glorreiche Erscheinung Jesu Christi
Das Hauptereignis, das die Propheten ankündigen, ist nicht das Weltgericht, nicht die Wiederherstellung Israels, nicht einmal der Sieg der Gemeinde: Es ist das Kommen des Sohnes Gottes in Herrlichkeit. Darum haben wir unserem Buch nicht ohne Grund den Titel DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI gegeben. Ohne die Erscheinung des Einen, Des wir warten, wären die Weissagungen gegenstandslos, die Zukunft leer.
Als der Heiland Seine Jünger durch Seine Himmelfahrt verlassen hatte, vernahmen sie die Botschaft der Engel: „Dieser Jesus, welcher ist von euch aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren.“ Und es heißt: „Da wandten sie sich gen Jerusalem von dem Berge, der da heißt Ölberg.“ Apg. 1,12. Laßt uns sehen, wie der Herrn diesem Text zufolge wiederkommen soll.
1. Jesus Christus wird persönlich wiederkommen
Manche behaupten, wir könnten nicht mit der Rückkehr von Jesus Christus selbst rechnen. Damit nehmen sie diesem großen Ereignis seinen eigentlichen Inhalt, so daß es ganz nebelhaft und unpersönlich wird. Jesus sei an Pfingsten „im Geist“ wiedergekommen, oder Er käme überhaupt nicht wieder, zum einen, weil „man aus jener Welt nicht wiederkehrt“, zum andern, weil Seine Rückkehr gar nicht nötig sei. Das Reich Gottes auf Erden sei einfach der Triumph des guten Willens der Menschen. (Man wundert sich, daß derlei Ideen sich heute noch verbreiten lassen.)
Und doch ist die Schrift hierüber ganz unzweideutig: „Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt. Er selbst kommt und wird euch retten . . . Siehe, der Herr Herr kommt gewaltig, und Sein Arm wird herrschen. Siehe, Sein Lohn ist bei Ihm, und Seine Vergeltung ist vor Ihm. Er wird Seine Herde weiden wie ein Hirte.“ Jes. 35, 4; 40,10-11. „Der Herr wird ausziehen . . . Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberge.“ Sach. 14, 3-4. Offenbar ist Jesus Christus selbst dieser Herr.
Im NT spricht der Herr dieselbe Sprache. Er schickt nicht Engel oder Erzengel, die Seinen zu holen und die Welt zu richten. In eigener Person wird Er ausziehen und von allen erkannt werden. „Ich will wiederkommen und euch zu Mir nehmen . . . Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen.“ Joh. 14, 3; 16,22.
Ebensowenig läßt Er Sich zu Seiner Vermählung vertreten. Gleich dem Bräutigam im Gleichnis von den zehn Jungfrauen überträgt Er niemandem das Recht, die Braut abzuholen: „Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!“ Matt. 25, 6. „Siehe, Ich komme bald und Mein Lohn mit
Mir . . . Ja, Ich komme bald.“ Offb. 22, 12. 20.
Zuletzt bekräftigen auch die Apostel diese Aussagen: „Bekehret euch . . . auf daß . . . der Herr sende Den, der euch jetzt zuvor gepredigt wird, Jesus Christus.“ Ap. 3, 19.20. „Ihr seid bekehrt zu Gott . . . zu warten auf Seinen Sohn vom Himmel . . . Denn Er selbst, der Herr, wird herniederkommen vom Himmel.“ 1. Thess. 1, 9-10; 4,16 usw.
II. Jesus Christus wird als des Menschen Sohn erscheinen
Seit Pfingsten ließ der Herr Seinen Geist in Seiner Gemeinde wohnen. Nun soll Er leiblich wiederkommen, denn Er hat die Menschengestalt, die Er annahm, uns zu retten, nicht abgelegt. Als Johannes am Tage des Herrn im Geiste verzückt ist, sieht er den verklärten Menschensohn kommen, die Gemeinde zu warnen und die Welt zu richten. Der Unterschied zwischen dieser erhabenen Erscheinung und dem schlichten Zimmermann von Nazareth, an Dessen Brust Johannes gelegen hatte, ist so gewaltig, daß der Apostel seinem Meister wie tot zu Füßen fällt. Dieser aber legt die rechte Hand auf ihn und spricht: „Fürchte dich nicht!“ Offb. 1, 12-17. Für die Gläubigen liegt etwas unendlich Tröstliches in dem Gedanken, daß der Herr Sich dazu herabläßt, bis in Ewigkeit die Menschengestalt zu behalten, die Er angenommen hatte, um ans Kreuz zu gehen. Der Weltenbeherrscher ist einer der Unsern, Er nimmt uns in Seinen Himmel auf, wo wir ohne Ihn verloren wären, und läßt uns auf Seinem Throne sitzen. Erschreckend und demütigend aber ist für die Sünder der Gedanke, daß der höchste Richter der leibhafte Menschensohn sein wird. Bald werden sie vor Dem die Kniee beugen und zittern müssen, den sie so verachtet und dessen Vergebung sie so hochmütig verschmäht haben. Manche Texte bestätigen es, daß Jesus wirklich als Menschensohn erscheinen wird: „Siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn . . . Der gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich.“ Dan. 7, 13. Alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit . . . Am Ende der Welt. . . wird des Menschen Sohn Seine Engel senden; und sie werden sammeln aus Seinem Reich alle Ärgernisse.“ Matt. 24, 30; 13,40.41.
III. Christus wird sichtbar wiederkommen
Der Herr könnte Sich damit begnügen, den Seinen zu erscheinen, aber alle Sünder vernichten, ohne Sich ihnen zu zeigen. Doch der Vater will, daß alle den Sohn Seiner Liebe erkennen und Ihn in Seiner Herrlichkeit sehen. An dem Tage werden alle, die auf Erden leben, die Blicke auf Ihn richten, doch mit sehr verschiedenen Gefühlen:
- Die Gläubigen werden Ihm zujauchzen,
- die Juden Ihn endlich anerkennen,
– die Ungläubigen bei Seinem Anblick erbeben.
„Sie (die Juden) werden Mich ansehen, welchen sie zerstochen haben.“ Sach. 12,10. Jesus sagt zu den Juden, sie würden Ihn wieder sehen, wenn sie sagen: „Gelobt sei, Der da kommt im Namen des Herrn!“ Matt. 23,39. „Ihr werdet sehen des Menschen Sohn . . . kommen in den Wolken des Himmels.“ Matt. 26, 64. „Und es werden Ihn sehen alle Augen und die Ihn zerstochen haben; und werden heulen alle Geschlechter der Erde.“ Offb. 1,7. Manche haben die etwas naive Frage gestellt, wieso Christus in einem Augenblick der ganzen Welt sichtbar werden könnte. Man braucht nur daran zu denken, daß das Licht 300.000 km in der Sekunde zurücklegt, und daß die Television erstaunliche Wunder vor unseren Augen vollbringt. Der Herr wird noch andere Mittel haben, um Sein Wort wahr zu machen.
IV. Er kommt vom Himmel auf den Wolken und mit den Wolken
1. Jesus kommt auf den Wolken, d.h. von obenher, wie Er das erste Mal kam. Es sind nicht die Menschen, die Ihn „zum König krönen“ und Sein Reich auf Erden aufrichten. Nein, Er erscheint aus dem Himmel in dem Augenblick, den Sein souveräner Wille bestimmt. Das große Bild, das Symbol der Reiche der Welt, wird von einem Steine zermalmt, der „ohne Hände vom Berg herabgerissen wird“. Dan. 2, 34.45. „Siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn.“ Dan. 7, 13. Und mehrere der schon angeführten Stellen betonen den Gedanken, da Jesus „auf den Wolken des Himmels“ kommt, nicht aus den Tiefen unserer dem Abfall verfallenen Erde.
2. „Siehe, Er kommt mit den Wolken.“ Offb. 1, 7.
Ohne diesen Text vergewaltigen zu wollen, scheint er uns zu sagen, daß Jesus auch mit den Wolken des Gerichts kommt, die die Welt bedrohen. Müßte man nicht blind sein, um zu übersehen, wie sich heute die düstersten Wolken am Horizont auftürmen? Ein Sturm ist im Anzug, dessen Umfang uns nur die Bibel ahnen läßt.
V. Jesus wird plötzlich wiederkommen.
Das Kommen des Herrn für Seine Braut wird unversehens sein. Aber wie ein Blitz wird es auch die Welt treffen, die nicht auf die prophetischen Berichte achtet: „Der Tag wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, wird sie das Verderben schnell überfallen, gleich wie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.“ 1. Thess. 5, 2-3. „So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus, oder da, so sollt ihr’s nicht glauben . . . Wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste! so gehet nicht hinaus; . . . Denn gleich wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheinet bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“ Matt. 24, 23.26-27. Gerade diese Blitzesschnelle kann Jesus Christus allen von einem Ende der Erde bis zum andern sichtbar machen. Dann wehe denen, die sich nicht zur Zeit gerüstet haben!
VI. Christus kommt in Herrlichkeit
Käme Er auch heute als schlichter Zimmermann von Nazareth, würde man Ihn nicht einmal dreißig Jahre leben lassen. Aber Er kommt wieder, um aller Welt Seine göttliche Herrlichkeit zu offenbaren. Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln; und alsdann wird Er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken . . . Alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Matt. 16, 27; 24,30. Wir hörten, daß Jesus Christus bei Seiner Himmelfahrt in die höchste Herrlichkeit einging, und daß Er mit dieser Herrlichkeit bekleidet wiederkehren wird, um Gericht zu üben und Seine Herrschaft auf Erden aufzurichten. Dan. 7, 13-14. Und Johannes zeigt uns diesen König der Könige als den Sieger von Harmagedon. Offb. 19, 11-16. Schon sieht unser Glaubensauge „Jesum durchs Leiden des Todes gekrönt mit Preis und Ehre“. Hebr. 2, 9. Aber unsere Sehnsucht ruft den Tag herbei, da unser Herr endlich im vollen Glanz Seiner Majestät offenbart wird.
VII. Der Herr kommt mit all Seinen Engeln
„Der Herr Jesus wird offenbart vom Himmel samt den Engeln Seiner Kraft und mit Feuerflammen, Rache zu geben über die, so Gott nicht erkennen.“ 2. Thess. 1, 7-8. „Es hat geweissagt Henoch . . . Siehe, der Herr kommt mit vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle.“ Jud. 14-15. „Die Schnitter sind die Engel . . . Des Menschen Sohn wird Seine Engel senden, und sie werden sammeln aus Seinem Reich alle Ärgernisse und die da unrecht tun . . . Und Er wird senden Seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln Seine Auserwählten von den vier Winden . . . Des Menschen Sohn wird kommen in Seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit Ihm.“ Matt. 13, 39-41; 24,31; 25,31. Und Ihm folgte nach das Heer im Himmel auf weißen Pferden, angetan mit weißer und reiner Leinwand.“ Offb. 19, 14. So sollen Ihm die zwölf Legionen Engel, die Er vom Vater nicht erbitten wollte, damit Ihm das Kreuz erspart bliebe, und noch weit mehr als Geleit bei Seinem Triumphzug beigegeben werden.
VIII. Christus kommt mit allen Seinen Heiligen
Die entrückte Gemeinde wird zur Hochzeit mit dem Lamm in den Himmel aufgenommen. Mit Seiner Herrlichkeit gekrönt, wird sie mit Ihm herabsteigen und an Seinem Gericht und Seiner Herrschaft teilnehmen. Nachdem Sacharja das Auftreten des siegreichen Christus bei der Schlacht von Harmagedon beschrieben hat, fährt er fort: „Da wird dann kommen der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit Dir.“
„Wenn aber Christus, euer Leben, Sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit Ihm in der Herrlichkeit.“ Kol. 3, 4. So wird der Herr Seine Braut dem ganzen Erdenrund vorstellen und sie für alle erlittene Qual, Schmach und Verfolgung trösten. „Ihr seid eine kleine Zeit traurig in mancherlei Anfechtungen, auf daß euer Glaube . . . erfunden werde . . . zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun offenbart wird Jesus Christus.“ 1. Petr. 1, 6-7.
IX. Der Herr wird Seine Füße auf den Ölberg setzen
„Aber der Herr (Jesus selbst) wird ausziehen und streiten wider diese Heiden . . . Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen.“ Sach. 14, 3-4. Es ist ganz natürlich, daß der Herr gerade an den Ort zu Seiner glorreichen Vergeltung kommt, da Er im Garten Geth emane mit dem Tode rang, und von wo aus Er gen Himmel fuhr. Matt. 26, 30; Ap. 1, 12. Nahe bei liegt ja auch Golgatha, wo eine Welt von Empörern Ihn ans Kreuz schlug. Ebenfalls auf dem Ölberg hatte Hesekiel die Herrlichkeit des Herrn zuletzt gesehen, als sie vom Tempel gewichen war, der nun bald von Nebukadnezar zerstört werden sollte. Hes. 11, 22-32. Seitdem war der jüdische Tempel wohl wieder aufgebaut, aber nicht wieder sichtbar wie zuvor vom Herrn bewohnt worden. Die Niederfahrt des großen Siegers auf diesen vorbestimmten Ort wird die Herrlichkeit Gottes auf die Erde zurück bringen. Im Tausendjährigen Reich werden wir sie von Jerusalem aus die ganze Welt überstrahlen sehen. Nun wollen wir forschen, in welch zwiefacher Weise Sich Christus nach Seiner Niederfahrt offenbaren wird!
2. Kapitel
Der höchste Richter
I. Alles Gericht wird Jesus Christus übertragen
1. In Wirklichkeit hat Gott allein das Recht zu richten
Allein dem Herrn steht die Bestrafung der Sünder zu. Selbstverständlich kann kein Mensch den Bruder richten, da alle schuldig sind. „Gott, mache Dich auf und richte den Erdboden; denn Du bist Erbherr über alle Heiden . . . ! Herr, Gott, des die Rache ist, erscheine! Erhebe Dich, Du Richter der Welt . . . Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht.“ Ps. 82, 8; 94, 1; 98, 8-9. . . .
In erster Linie, weil Er Gott ist, wird daher Jesus Christus oberster Richter des Weltalls sein. Aber es gibt einen weiteren Grund!
2. Der Menschensohn soll Vollstrecker des Gerichts sein.
„Der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat Er dem Sohn gegeben, auf daß sie alle den Sohn ehren . . . Und hat Ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum daß Er des Menschen Sohn ist.“ Joh. 5, 22.27. . . . „Auf den Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesum Christum richten wird.“ Röm. 2, 16. „Jesus Christus . . . zu richten die Lebendigen und die Toten mit Seiner Erscheinung.“ 2. Tim. 4, 1. „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein jeglicher empfange, nach dem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse.“ 2. Kor. 5, 10.
Aber warum wird aus drücklich das Gericht gera de dem Me nsche n soh n übergebe n? Aus zwei Grü nde n:
a) In Seiner Menschwerdung hat Sich Jesus uns gleichgestellt. Er lernte unsere Versuchungen und Nöte kennen; Er konnte die ganze Wucht der Angriffe des Feindes ermessen. So wird Er die Menschen aus Seiner Kenntnis des Falls und in aller Gerechtigkeit richten. Keiner kann auch nur versucht sein, Ihm zu sagen: „Herr, Du, der Du in der Ruhe des Himmels thronst, Du k nnst Dir meine Lage nicht vorstellen!“ (Natürlich wäre eine solche Sprache albern, da Gott alles weiß; aber Er nimmt dem Sünder jeden Vorwand, so zu reden.) Kurz, Gott hat dafür gesorgt, daß die Menschen von einem der Ihren, dem allein Sündlosen, gerichtet werden.
b) Indem Er Menschensohn wurde, einen Leib annahm, um an unserer Stelle am Kreuz zu sterben, hat Jesus den höchsten Beweis der göttlichen Liebe erbracht. Darum lag das größte Verbrechen der Menschen darin, daß sie diese unaussprechliche Gnade verschmähten. Ein Sprichwort sagt, daß der Haß nahe bei der Liebe wohne. Wir würden nicht wagen, so von Gott zu reden, aber das müssen wir uns sagen, daß der Heiland Sich für alle, die Seine Liebe mißachten, in einen unerbittlichen Richter verwandeln wird. Die Offenbarung zeigt uns Jesus Christus immer wieder als das unschuldige, sanftmütige Lamm, das für unsere Sünden geschlachtet wurde. Aber sie gibt auch den angehenden, furchtbaren Endgerichten einen erschrecklichen Namen: den Zorn des Lammes! Offb. 6,16.
II. Wie wird nun der Richter beschrieben?
Mehrere Stellen behandeln den scharfen Gegensatz zwischen Jesus Christus als Heiland und als Richter:
„Du bist Mein Sohn . . . Heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben . . . Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen . . . Küsset den Sohn, daß Er nicht zürne und ihr umkommet auf dem Wege . . . Aber wohl allen, die auf Ihn trauen!“ Ps. 2, 7-12. „Der Geist des Herrn Herrn ist über Mir, darum daß Mich der Herr gesalbt hat . . . den Elenden zu predigen . . . zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unsers Gottes.“ Jes. 61,1-2.
Ebenso klar verkündigt das NT, daß Jesus alle Gerechtigkeit Gottes erfüllen wird. Johannes der Täufer sagt von Ihm: „Er wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen. Und Er hat Seine Wurfschaufel in der Hand: Er wird Seine Tenne fegen und den Weizen in Seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird Er verbrennen mit ewigem Feuer.“ . . .
Aber gehen wir weiter und gehen wir näher auf die kommende Tätigkeit des großen Richters ein!
III. Welche Gerichte wird Jesus Christus üben?
1. Das Gericht über die Gläubigen
Die Gläubigen entrinnen der ewigen Verdammnis, aber ihre Werke müssen geprüft und der Lohn muß für sie bestimmt werden. Einerseits sagt die Schrift: „Wer Mein Wort hört und glaubt Dem, der Mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Joh. 5,24.
„So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind.“ Röm. 8, 1. Und doch sagt Paulus in. 2. Kor. 5, 10 „Eines jeglichen Werk wird . . . durchs Feuer offenbar werden. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird selig werden, so doch wie durchs Feuer.“ 1. Kor. 3, 13-15.
2. Das Gericht von Harmagedon
Jesus ist’s, der an diesem denkwürdigen Tag der Vollstrecker des göttlichen Zorns sein wird. „Wer ist der, so von Edom kommt, mit rötlichen Kleidern von Bozra? . . . Warum ist dein Gewand so rotfarben und dein Kleid wie eines Keltertreters? . . . Daher ist ihr Blut auf Meine Kleider gesp itzt, und Ich habe all Mein Gewand besudelt. Denn Ich habe einen Tag der Rache Mir vorgenommen; das Jahr, die Meinen zu erlösen, ist gekommen . . . Mein Zorn stand Mir bei. Und Ich habe die Völker zertreten in Meinem Zorn . . .“ Jes. 63,1-6.
Als Nebukadnezar das große Bild der Weltreiche betrachtete, ward „ein Stein herabgerissen ohne Hände; der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und Ton waren, und zermalmte sie . . . Der Stein aber, der das Bild schlug, ward ein großer Berg, daß er die ganze Welt füllte.“ Der Stein bedeutet das plötzliche Erscheinen Jesu Christi vom Himmel, um die irdischen Reiche zu vernichten und Sein Königreich aufzurichten. „Zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird . . . Es wird alle diese Königreiche zermalmen und verstören; aber es selbst wird ewiglich bleiben; wie du denn gesehen hast einen Stein, ohne Hände vom Berge herabgerissen. „Dan. 2,34. 44-45 (s .auch Sach. 14, 3-4).
Zuletzt tritt der Eine auf einem weißen Pferd auf, der „Treu und Wahrhaftig heißt; und Er richtet und streitet mit Gerechtigkeit. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme . . . Aus Seinem Munde ging ein scharfes Schwert, daß Er damit die Heiden schlüge (mit Seinem Wort wird Er Seine Gegner vernichten), und Er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und Er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen . . . Und die anderen wurden erwürgt mit dem Schwert Des, der auf dem Pferde saß, und das aus Seinem Munde ging“. Offb. 9, 11.15.21 .
3. Das Gericht über den Antichristen
Es ist gerecht, daß der Antichrist von Dem gerichtet wird, gegen Den er sich so töricht aufgeworfen hat. „Alsdann wird der Boshafte offenbart werden, welchen der Herr umbringen wird mit dem Geist Seines Mundes (Sein Wort) und wird durch die Erscheinung Seiner Zukunft ihm ein Ende machen.“ 2. Thess. 2, 8. Die zehn Diktatoren und das Tier „werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden (denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige).“ Offb. 17, 14.
4. Das Gericht über die Völker
Bei seinem Erscheinen wird Jesu s alle Lebenden vor Sich versammeln, zur Auslese derer, die Er für würdig hält, an Seinem Reich der Herrlichkeit teilzunehmen. Matt. 25, 31. (Wir sprechen noch über dieses Gericht im Teil über das Millennium.)
5. Das letzte Gericht
Nach den tausend Jahren findet die Auferstehung aller Gottlosen zur letzten Abrechnung statt. Auch hierbei ist Jesus Christus der hohe Richter. „Ich sah einen großen, weißen Stuhl und Den, der darauf saß; vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte gefunden. Und ich sah die Toten, beide groß und klein, stehen vor Gott . . . Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Offb. 20, 11.15. Wie muß man ihn fürchten, diesen Zorn des Lammes! Nun verstehen wir die Mahnung des Psalmisten: „Küsset den Sohn, daß Er nicht zürne und ihr umkommet auf dem Wege, denn Sein Zorn wird bald entbrennen! Aber wohl allen, die auf Ihn trauen!“ Ps. 2, 12.
Haben wir uns wirklich entschieden, wem wir begegnen möchten: dem Heiland . . . oder dem Richter ?
3. Kapitel
Der König der Könige
I. Die Ansprüche Jesu Christi auf die Königsherrschaft
Wir haben gesehen, daß Jesus Christus als Gottes und des Menschen Sohn der Richter ist. Als Herr und zugleich als Sohn Davids ist Er auch der König aller Könige.
1. Christus, der Herr
Gott allein gebührt die Herrschaft. Wir haben das erkannt, als die Rede vom Paradies und der ursprünglichen Gottesherrschaft war. „Der Herr ist König immer und ewiglich . . . Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdboden und was darauf wohnet! Denn Er hat ihn gegründet . . . Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehren . . . Lobsinget, lobsinget unserm König! Denn Gott ist König auf dem ganzen Erdboden.“ Ps. 10, 16; 24,1.10 . . .
Gott ist nicht nur König des Weltalls und der Völker. Er ist auch der König Israels: „Der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser König . . . Der Herr, der König Israels und sein Erlöser.“ Jes. 33, 22; 44,6.
Nun ist Jesus gerade als der im AT genannte, ewige König zum Herrscher über das ganze Weltall berufen. Bei Seiner Geburt verkündigten die Engel:
„Er wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden . . . Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Luk. 1, 32; 2, 11. Jesus entnimmt dem 110. Psalm den Beweis, daß Er der Herr Davids ist: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten . . .“ Matt. 22, 41-45. An Pfingsten sagt Petrus: „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christus gemacht hat.“ Ap. 2, 36. So können sich in Seiner Person die Weissagungen erfüllen, denen zufolge Gott selbst während des Tausendjährigen Reichs regiert: „Er (Gott) wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker . . . Der Herr Zebaoth wird König sein auf dem Berg Zion und zu Jerusalem und vor Seinen Ältesten in der Herrlichkeit.“ Jes. 2, 4; 24,23 u a m.
2. Der Sohn Davids
Als die Theokratie in Israel zerbrach, wollte Gott doch einen König nach Seinem Herzen erwählen, nämlich David. Er übertrug ihm sozusagen einen Teil Seiner Macht und verhieß ihm den Thron auf ewig. Der Prophet Nathan sagt zu David: „Der Herr verkündigt dir, daß der Herr dir ein Haus machen will . . . Ich will deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll; dem will Ich sein Reich bestätigen . . . Ich will den Stuhl seines Königreichs bestäigen ewiglich . . . Dein Haus und dein Königreich soll . . . ewiglich bestehen.“ 2. Sam. 7, 11.16. „Ich habe gefunden Meinen Knecht David . . . Ich will ihm ewiglich Samen geben und seinen Stuhl, solange der Himmel währt, erhalten . . . Sein Same soll ewigs ein und sein Stuhl vor Mir wie die Sonne . . .“ Ps. 89, 21.30.37.
Mit diesem Seinem prophetischen Bund mit David erfüllte der Herr Seine ältesten Verheißungen. Denn bei Gott geschieht nichts unversehens. Er hatte den Fehlschlag der Theokratie voraus gesehen und schon in den ersten Büchern der Bibel das Königtum angekündigt, das dereinst an ihre Stelle treten sollte. Der sterbende Jakob hatte vom Stamme Juda gesagt: „Juda ist ein junger Löwe . . . Es wird das Zepter von Juda nicht entwendet werden, noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis daß der Held (der Schilo, oder der, dem das Zepter gehört) komme; und demselben werden die Völker anhangen.“ 1. Mos. 49, 9-10.
Aus dem Stamme Juda kamen in der Tat die Königsfamilie Davids und auch Christus, den die Offenbarung „den Löwen vom Geschlecht Juda“ nennt. 5,5. Auch Bileam hatte das Kommen des Königs der Könige geschaut: „Ich sehe Ihn, aber nicht jetzt; ich schaue Ihn, aber nicht von nahe. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen . . . Aus Jakob wird der Herrscher kommen.“ 4. Mos. 24, 17.19.
Natürlich haben sich alle diese Verheißungen nicht bei David und seinen Nachfolgern erfüllt. Nach ihnen wird mit der Absetzung des letzten Königs von Juda durch Nebukadnezar im Jahre 585 v.Chr. der Thron Israels leer. Aber in seiner Ankündigung des Messias sagt Amos: „Zur selben Zeit will Ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Lücken verzäunen, und was abgebrochen ist, wieder aufrichten und will sie bauen, wie sie vorzeiten gewesen ist.“ 9, 11.
Auch David hatte es verstanden, daß die seiner Dynastie gegebenen Verheißungen erst in Jesus Christus ihre Erfüllung finden würden. Das erklärt Petrus mit den Worten: „Da er (David) nun ein Prophet war und wußte, daß ihm Gott verheißen hatte mit einem Eide, daß die Frucht seiner Lenden sollte auf seinem Stuhl sitzen, hat er’s zuvor gesehen und geredet von der Aufe stehung Christi.“ Ap. 2, 30. Darum betont es das NT so stark, daß Jesus Christus dem Fleisch nach der Sohn Davids und der von Israel erwartete König ist: als diesen führt Ihn Matthäus im allerersten Vers ein. Joseph, sein Pflegevater, war aus dem Geschlecht Davids, Matt. 1, 16; Luk. 1, 27, ebenso Maria (vergleicht man die beiden verschiedenen Geschlechtsregister in Matt. 1,1-17 und Luk. 3, 23-38, so kommt man zu dem Schluß, daß das letztere wohl das der Maria ist). Der Engel Gabriel spric ht zu ihr: „Du wirst einen Sohn gebären . . . und Gott, der Herr, wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben.“ Und Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, ruft aus: „Gelobet sei der Herr . . . Er hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause Seines Dieners David, wie Er vorzeiten geredet hat durch den Mund Seiner heiligen Propheten.“ Luk. 1, 31-32. 68-70. Die Pharisäer und Schriftgelehrten wußten sehr wohl, daß Christus der Sohn Davids sein sollte ( Matt. 22, 42; Mk. 12, 35), und ohne Zögern wiesen sie die Weisen, die den König von Juda suchten, nach der Davidstadt Bethlehem. Matt. 2, 2-6. Micha hatte ja geschrieben: „Und du, Bethlehem aus dir soll mir kommen, der in Israel Herr sei.“ 5, 1. Jesus erhielt öfter den Titel „Davids Sohn“, da Ihn die Menge und auch Bartimäus so nennen. Matt. 12, 23; Mk. 10, 47. Am Palmsonntag erfüllt Jesus die Verheißung des Sacharja: „Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel.“ Sofort bricht die Menge in den Jubelruf aus: „Gelobt sei, der da kommt . . . Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt.“ Sach. 9, 9; Matt. 21, 5.9; Mk. 11,10. Und die Apostel Paulus und Johannes lehren, wie Jesus Christus „geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch“ und „die Wurzel Davids“ ist. Röm. 1, 3; Offb. 5, 5.
Mit einem solchen Recht auf das Königtum hätte Jesus natürlich schon bei Seinem ersten Kommen als der König Israels auftreten können. Wir haben schon gehört, in welcher Form Er den Juden das Königreich anbot, das sie aber so verstockt ablehnten. Wir wollen nun untersuchen, wie Jesus, der Sohn Davids, Sein wunderbares Reich aufrichtet.
II. Die Krönung des Königs der Könige
1. Jesus wird im Himmel zum König ausgerufen
Jesus ist „der Mann von vornehmer Abkunft, der in ein fernes Land reist, um für sich dort eine Königskrone zu gewinnen und dann wieder heimzukehren“. Luk. 19, 12. Bei Seiner Auffahrt setzte Er Sich zur Rechten Gottes, bis der Vater alle Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße mache. Mk. 16, 19; Ap. 2, 33-35. Gott hat in Christus Seine Macht gewirkt, „da Er Ihn von den Toten auferweckt hat und gesetzt zu Seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen; und hat alle Dinge unter Seine Füße getan.“ Eph. 1, 20-22. Jesus „erniedrigte Sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode . . . am Kreuz. Darum hat Ihn auch Gott erhöht und hat Ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Phil. 2, 8-11. Aber diese Königskrönung Jesu im Himmel ist auf Erden bisher nicht sichtbar geworden. „Jetzt aber sehen wir noch nicht, daß Ihm alles untertan sei.“ Hebr. 2, 8. Aber es naht der Tag, da sich das ändern wird.
2. Jesus Christus nimmt wirklich Besitz von Seinem Reich
„Und der siebente Engel posaunte. Und es wurden große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unsers Herrn und Seines Christus geworden, und Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit . . . Und die Ältesten fielen auf ihr Angesicht . . . und sprachen: Wir danken Dir, Herr, allmächtiger Gott . . . Offb. 11, 15-18.
. . . „Die Könige der Erden lehnen sich auf . . . wider den Herrn und Seinen Gesalbten: „Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!“ Aber Der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und der Herr spottet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in Seinem Zorn. . .“ Aber Ich habe Meinen König eingesetzt auf Meinem heiligen Berg Zion.“ . . . .
Gottes Geduld ist zu Ende, die Zeit der Völker ist verstrichen. Der Herr hat zur Genüge gewartet, lange genug war Er auf Erden der Verachtete. Nun kommt Er als Herrscher . . .
III. Die Beschreibung des großen Königs
Um die Majestät und Herrlichkeit des Herrn aller Herren zu beschreiben, wollen wir nun einige, bisher zumeist unerwähnt gebliebene Stell n aus den Weissagungen anführen:
„Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf Seiner Schulter; und Er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst; auf daß Seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl Davids und in Seinem Königreich, daß Er’s zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit; solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ Jes. 9, 5-6.
„Es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais (Vater Davids und Vorfahre Jesu Christi) und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen; auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn . . . Zu der Zeit . . . steht . . . die Wurzel Isai zum Panier den Völkern, nach der werden die Heiden fragen; und seine Ruhe wird Ehre sein.“ Jes. 11, 1-2. 10. . .
„Und du Bethlehem . . . aus dir soll Mir Der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist . . . Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des Herrn und im Sieg des Namens des Herrn, Seines Gottes . . . Denn Er wird zur selben Zeit herrlich werden, so weit die Welt ist. Und Er wird unser Friede sein.“ Micha 5, 1-4. . . .
Unter Christi Herrschaft wird kein Übergriff einer ehrgeizigen Königsmacht mehr zu befürchten sein; der Herr wird zugleich Priester und König auf Seinem Throne sein.
„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel . . . (Die Erfüllung des ersten Teils dieser Weissagung geschah am Palmsonntag, die des zweiten Teils steht noch aus.)
„Der Streitbogen soll zerbrochen werden. Denn Er wird Frieden lehren unter den Heiden; und Seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende . . . Das Haus David wird sein wie Gott, wie des Herrn Engel vor ihnen.“ Sach. 9, 9-10; 12,8.
„Euch aber, die ihr Meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit . . .“ Mal. 4, 2.
Welche Wonne, einen solchen König auf Erden zu haben! Und welch ein Gegensatz zu dem grausigen König, den sich die Menschen zuletzt nehmen und so die lange, traurige Liste der meist in Hochmut und Sünde verstrickten Führer voll machen werden!
So wird schon allein die Ankunft Jesu Christi genügen, um auf Erden eine Ära tiefster Segnungen einzuleiten.
Darum drängt es uns zu erfahren, welcher Art die Herrschaft des Friedensfürsten sein wird.
8. Teil
DAS MILLENNIUM
( das Tausendjährige Reich )
1. Kapitel
Einführung
I. Was ist das Millennium?
Millennium ist ein lateinischer Ausdruck und bedeutet „tausend Jahre“. Man bezeichnet damit die so lange dauende Ära, da Christus nach Seiner Wiederkunft Gerechtigkeit und Frieden zur Herrschaft bringt.
II. Auf welchen biblischen Grundlagen beruht die Lehre vom Millennium?
1. Auf zahlreichen Stellen im AT.
Im AT gibt es, wie wir wissen, viele, noch unerfüllte Weissagungen. Denken wir an jene über die Endempörung der Völker, den Antichristen, die große Trübsal, Harmagedon; dann an die über Israel, das Ende ihrer weltweiten Zerstreuung, ihre Rückkehr nach Palästina und ihre Bekehrung, die Wiederherstellung des auserwählten Volkes, und schließlich über Jesus Christus selbst, nämlich über alles was Seine Rolle als Richter und König der ganzen Welt angeht!
Wir haben erkannt, wie wörtlich alle diese Prophezeiungen wohl in Erfüllung gehen sollen, ja, bereits im Zuge sind, sich zu erfüllen. Genau so sicher werden, unserer Überzeugung nach, alle Weissagungen auf die glorreiche Herrschaft des Messias auf Erden zur Vollendung kommen. Es wäre wirklich sonderbar, an die wörtliche Erfüllung der unserer armen Welt angedrohten Gerichte zu glauben, die alle gegenwärtigen Ereignisse bestätigen, alle verheißenen Segnungen hingegen zu „vergeistigen“, indem wir sie in den Himmel verlegen! In den folgenden Kapiteln werden wir ständig Gelegenheit haben, eine große Zahl solch wunderbarer Verheißungen anzuführen und aufzuzeigen, wie sie unmöglich alle erst im Jenseits zur Erfüllung kommen können.
Heben wir noch eines hervor: Im AT ist die Lehre vom Millennium so vollständig vorhanden, daß die Juden sie selbst im Talmud ganz zu entwickeln vermochten, obwohl ihnen die späteren Angaben aus dem NT abgingen. Sie hatten z.B. lange vor der Offenbarung behauptet, daß die messianische Herrschaft tausend Jahre dauern würde. So läßt es sich nicht behaupten (wie es manche getan haben), daß ohne die berühmte Stelle in Offb. 20, 1-10 die Lehre vom Millennium gar nicht bestünde.
2. Das NT bestätigt die Aussagen des AT.
Eines dürfen wir nicht vergessen: Das AT bedenkt vor allem die irdische Zukunft Israels und der Völker, auf die das Heil übergeht. Wir finden darin kaum etwas von dem erwähnt, was das Evangelium das „ewige Leben“ und das Jenseits nennt, es sei denn in kurzen Streiflichtern (doch genügend, um es den Juden in großen Linien verständlich zu machen, was ihrer in der anderen Welt wartet).
Das NT hingegen hat zum Hauptthema die Gemeinde, das geistliche Volk Gottes, und das ewige Heil oder die ewige Verdammnis der Menschheit. Nur gelegentlich spielen Christus und die Apostel auf das Millennium an. In ihrer Lehre scheinen sie sogar häufig die glorreiche Wiederkunft des Herrn und die Ewigkeit zusammen zufassen (wie es im AT oft mit dem zweifachen Kommen des Herrn der Fall ist). Aber was das NT über das messianische Zeitalter aussagt, genügt vollkommen, um die Lehre der alten Propheten zu bestätigen. Wir werden dies auch auf den folgenden Seiten sehen. Übrigens brauchte das NT die ausführlichen Beschreibungen vom Millennium, die im AT so zahlreich vorhanden sind, nicht zu wiederholen. Und gerade die noch fehlenden Offenbarungen zeigt Johannes auf:
Die Dauer des messianischen Reichs,
das Gebundenwerden Satans,
die erste Auferstehung zu Beginn der Tausend Jahre,
die zweite Auferstehung am Ende der Tausend Jahre,
die letzte Empörung,
den Zeitpunkt des Weltuntergangs und des letzten Gerichts. Offb. 20, 1-15.
III. Ist ein Millennium notwendig?
Zweifellos, da die Schrift soviel davon redet! Doch wir müssen auch den Grund dafür verstehen. Die Gegner dieser Lehre nennen den Glauben an ein sichtbares, herrliches Reich Christi auf Erden zu fleischlich, eines „Himmelsbürgers“, der von der Erde nichts erwartet, unwürdig. Diese biblische Wahrheit mag wohl zuweilen in fleischlichem Sinn entstellt worden sein. Überdenken wir aber die einfachen Angaben der Bibel, so scheinen sie die einzig mögliche Lösung zu erbringen für die letzten tausend Jahre der Erde vor ihrem Untergang.
Ginge die Entwicklung der Menschheit nur auf die Herrschaft des Antichristen und die Schlacht von Harmagedon hinaus, und sollte die Erde gleich danach vernichtet werden, so wäre im Grunde Satan der Sieger. Trotz der göttlichen Bemühungen, aus der Erde ein Paradies zu schaffen, hätte das Böse triumphiert. Haß , Krieg , Leiden, Abfall hätten sich bis zum Ende nur immer mehr gesteigert. Und Gott wäre als letzter Ausweg nur noch die Auslöschung einer unrettbaren Welt geblieben. In diesem Fall wäre die Wiederkunft Christi nur „ein Gang auf den Ruinen“ ( Mme. Brunel).
Ja, man kann sagen, daß es dann keine Aussicht auf irgendein weiteres Geschehen gäbe, da im Himmel Christus bereits den Thron Seiner göttlichen Majestät innehat. Nein, das ist unmöglich!
Schon um der Ehre des Herrn willen ist es klar, daß die Schrift uns einen ganz anderen Ausgang vor Augen stellen mußte. Gott wird das letzte Wort haben und gewaltige Rache nehmen. Aber nicht die furchtbaren Gerichte der großen Trübsal sind Seine Rache – denn der Herr richtet nur ungern -, sondern es sind vielmehr die tausend Jahre einer unvergleichlichen Wonne und Wohlfahrt, die Er der ihrem Haupte nun endlich unterworfenen Menschheit gewähren wird. Gott rächt Sich im Segnen und im Beweis der unbegrenzten Macht Seiner wunderbaren Liebe. Seine Gnadenabsichten mit dem Menschen, als Er ihn ins Paradies setzte, sind nur eine Zeit lag zurückgestellt worden. Endlich kommen sie zur Ausführung. Danach – wenn der Sieg des Herrn sich vollauf erwiesen hat – werden auch die anderen Weissagungen erfüllt werden. Die Erde wird vernichtet werden, und die Ewigkeit bricht an.
IV. Wird das Millennium tatsächlich auf Erden errichtet werden?
Indem sie alle Verheißungen des AT vergeistigen, verweisen manche das herrliche Reich Christi in den Himmel (während sie die den Juden, dem Antichristen und den Völkern angedrohten Strafen wörtlich nehmen und der Erdenzeit vorbehalten). Aber aus den Propheten scheint uns klar hervorzugehen, daß Jesus Christus erst hienieden Sein Reich sichtbar aufrichten wird.
Der Stein, der die Füße des Bildes von Daniel zerschlägt, wird zum großen Berg, der „die ganze Welt füllte“, d.h. daß das Reich Gottes den Raum einnehmen wird, den bis dahin die Königreiche der Menschen innehatten. Dan. 2,35. 38-39. „Das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden.“ Dan. 7,27. „Und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erd.“ Offb. 5, 10. Der Engel Gabriel sagt von Jesus: „Gott, der Herr, wird Ihm den Stuhl Seines Vaters David geben.“ Luk. 1 ,32. Nun ist Gottes Thron im Himmel, aber Davids immer nur auf Erden gewesen.
Wie zahlreich und bestimmt fanden wir die Texte über Israels Rückkehr nach Palästina und seine Wiederherstellung! Eine ähnliche Fülle von Einzelheiten werden wir nun bei den Propheten über die glorreiche Periode feststellen, welche die Geschichte unseres Planeten beschließen wird.
V. Vor welchen Irrtümern müssen wir uns in Bezug auf das Millennium hüten?
Mehrere unheilvolle Irrtümer haben viele ernste Christen von der hier vorliegenden Lehre abgebracht. Darüber müssen einige Worte gesagt werden.
1. Der Glaube an das Millennium war unter den Kirchenvätern der ersten Jahrhunderte sehr verbreitet. Aber einige von ihnen verstiegen sich darin (wie in vielen andern Dingen) zu solchen Übertreibungen, daß sie ihre Lehre in Mißkredit brachten. Besonders ließ Papias seiner Phantasie die Zügel schießen; er suchte z.B. auszurechnen, wie viele Reben jeder Weinstock und wie viele Trauben jede Rebe im messianischen Zeitalter hervorbringen werde, um so in astronomischen Ziffern den Weinertrag zu bestimmen. „Im Millennium“, sagte er, „wird eine Weintraube einem Menschen, der gerade eine andere pflücken will, sagen: „Nimm mich, du Auserwählter des Herrn, ich bin reifer als meine Nachbarn!“ Zu derlei Beschreibungen kamen noch viele kindische Einzelheiten hinzu.
Solche fleischlichen und lächerlichen Auffassungen lösten bei Origenes, Augustinus und anderen eine heftige Reaktion aus, die zur völligen Aufgabe des ursprünglichen Begriffs vom Millennium und damit wieder zu ebenso schweren Irrtümern führte
2. Augustinus glaubte zuerst selbst an das kommende Reich des Messias, dann aber fing er an zu lehren, die tausend Jahre seien in geistlichem Sinne zu verstehen und hätten begonnen, als Jesus Christus am Kreuz den Satan besiegte und band. Als daher das Jahr 1000 kam, erwarteten große Massen voller Angst das Ende der Welt. Die Kirche ließ sich irdische Güter gegen die Sündenvergebung vermachen und besaß bald fast die Hälfte der Ländereien.
3. Danach erklärte man, daß der Ausdruck „Tausend Jahre“ nur eine lange Zeit bedeute, und daß die tatsächliche Fesselung Satans bei der Bekehrung des Kaisers Konstantin stattgefunden habe. Da habe das Evangelium über das heidnische und christenfeindliche Rom gesiegt und sei das messianische Zeitalter angebrochen. Seither regiere Christus in der Gestalt der Kirche und ihres sichtbaren Oberhauptes, des Papstes.
Solche Ideen sind aus der Begeisterung des Sieges über das Heidentum im vierten Jahrhundert begreiflich, da die langen und schrecklichen Verfolgungen aufhörten. Aber daß sich solche Ansichten trotz der Nacht des Mittelalters, der Kriege und der Verfolgungen der Reformationszeit und aller Greuel der neuesten Zeit halten konnten, ist kaum zu verstehen. Und doch ist dies die vorherrschende Auffassung in den katholischen Kreisen und sogar bei vielen Protestanten. In seiner Anmerkung zu der Stelle in der Offenbarung über die Fesselung Satans auf tausend Jahre (20, 1-3) schreibt Abbe Crampon: „Tausend Jahre: langer Zeitraum, wahrscheinlich von unbestimmter Dauer; umfaßt den Zeitabschnitt zwischen der Einschränkung der Macht Satans durch das erste Kommen des Erlösers und dem Zeitpunkt, da er, kurz vor dem Ende der Welt, wieder losgelassen wird (V. 3), positiv gesagt also, fast die ganze Zeit der Kirche im Kampf.“
Wenn dem so wäre, so müßte man die messianische Herrschaft eine wirklich jämmerliche nennen, denn es hat durchaus nicht den Anschein, als sei Satan gebunden und außerstande, die Völker zu verführen. Oder er müßte – wie es einmal einer gesagt hat – an einer schrecklich langen Kette liegen!
4. Seit der Reformation haben allerlei Sekten merkwürdige Theorien über das Millennium vertreten. Ein Schulbeispiel liefern die Schwärmer von Münster in Westfalen, die 1539 vorgeblich das “Neue Jerusalem” unter der direkten Herrschaft Christi gründeten. Ihre schauerlichen Ausschreitungen wirkten sehr ungünstig auf die Reformation in der Frage der Taufe und der Weissagung.
Von den heutigen Bewegungen nennen wir nur die „Zeugen Jehovas“, deren Anhänger die 144 000 Versiegelten aus der Offenbarung sein wollen. Ihnen zufolge ist Christus 1914 wiedergekommen und hat damals Seine wunderbare Herrschaft angetreten, wenigstens in den Enklaven der „Neuen Erde“, d.h. ihrer eigenen Gemeinschaftssiedlungen. In diesen Kolonien ist die Erde nicht mehr verflucht, ihre Eingeweihten sterben nicht mehr und leben zusammen wie die Engel im Himmel!
5. Zwei in gewissen Kreisen stark verbreitete Lehren sind die vom „Post-Millennium“ und vom „A- (bzw. Anti) Millennium“.
Die Vertreter des „Prä- (bzw. Vor) –Millenniums“ glauben wie wir an die Wiederkunft Jesu Christi vor dem Millennium.
Der Glaube an das „Post-Millennium“ lehrt, daß die Menschheit, dank den religiösen, sittlichen, sozialen und technischen Fortschritten, sich immerzu aufwärts entwickelt und einem wunderbaren, goldenen Zeitalter des Friedens und der allgemeinen Brüderlichkeit entgegen geht. Der Herr käme dann nur, um diese Vergötterung der Menschenrasse mit ihrem Einlaß in die Ewigkeit zu krönen. Vor 1914 hatte diese Lehre viel Erfolg. Aber nach den beiden Weltkriegen, den Gaskammern, der Atombombe hat sie – und mit Recht – viele Anhänger eingebüßt. Entmutigt wurden diese zu A-Millennaristen, wie die Katholiken.
Der A-Millennarismus erklärt, daß wir überhaupt keine glorreiche Herrschaft Christi auf Erden zu erwarten haben. Hier einige der als Begründung für diese Ansicht vorgebrachten Argumente:
a) Die jetzige Periode der Gemeinde wird in der Schrift die „letzte Zeit“ genannt: „Gott hat am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn . . . Nun aber, am Ende der Welt, ist Er einmal erschienen, durch Sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben.“ 1, 2; 9,26.
Petrus erklärt an Pfingsten: „Das ist’s, was durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist: In den letzten Tagen will Ich ausgießen von Meinem Geist auf alles Fleisch.“ Ap. 2, 16-17.
Christus ist zuvor ersehen, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbart zu den letzten Zeiten.“ 1. Petr. 1, 20.
„Kinder, es ist die letzte Stunde! . . . es sind nun viele Widerchristen geworden; daher erkennen wir, daß die letzte Stunde ist.“ 1. Joh. 2, 18. Da wir – so sagen sie – schon am Zeitenende sind, bleibt kein Raum mehr für ein Millennium, und es steht uns nur noch die Ewigkeit bevor.
Darauf antworten wir: es geht hier nur darum, den Ausdruck „Zeitenende“ oder „letzte Stunde“ zu definieren. Wir glauben, daß das erste Kommen Christi wirklich den Anfang von Gottes Triumph bedeutet: es eröffnet die letzte Periode der Weltgeschichte. Aber das schließt zwei Tatsachen nicht aus:
Erstens, wenn die „letzte Stunde“ schon zweitausend Jahre gedauert hat, warum sollte sie nicht wenigstens tausend Jahre mehr andauern?
Zweitens, die so verlängerte „Endzeit“ kann sehr gut die an verschiedenen andern Stellen angekündigten Phasen umfassen, nämlich: die Zeit der Gemeinde, die große Trübsal, das Millennium und das letzte Gericht.
b) Mehrfach, sagt man, scheint die Schrift nur zwei „Zeitalter“ zu kennen:
das jetzige und
das zukünftige Zeitalter;
aber sie erwähnt keine Zwischenperiode (S. Matt. 12, 32 ; 20,34-35; Eph. 1,21 u.a.). Im Grunde wird immer derselbe Fehler gemacht: um eine Bibelstelle zu verstehen, darf man sie nicht für sich allein nehmen, sondern nur in Verbindung mit allen Texten, die dasselbe Thema behandeln. Weder diese „letzte Zeit“, noch „die letzte Stunde“ schließt den Triumph Gottes aus, mit dem sie beide zu Ende gehen.
Jesus bedient Sich eines ähnlichen Ausdrucks: „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben.“ Joh. 5, 25. Diese „Toten“ sind die Menschen, denen das geistliche Leben infolge ihrer Sünden abgeht (Eph. 2, 1), und die Stunde, von der Jesus spricht, hat nun fast zweitausend Jahre gedauert. Auf sie folgt eine andere „Stunde“, da alle, die in den Gräbern sind, leiblich auferstehen werden (Joh. 5, 28), die Gerechten vor den tausend Jahren, die Gottlosen gleich darnach. Ebenso nennen die Propheten sowohl die furchtbaren Endgerichte wie auch das darauf folgende messianische Reich den „Tag des Herrn“ (oder „diesen Tag“). Zeph. 1, 14-18; Sach. 14, 1.9.13.20 usw. Es ist also klar, daß in der Schrift Ausdrücke wie Zeit und Tag, Zeitalter, Jahrhundert, Endzeit verschiedene und oft sehr ausgedehnte Perioden decken können. Nur das gründliche Studium der Gesamttexte ergibt den Sinn einer jeden einzelnen Stelle.
c) Weiter sagt man, daß das NT ohne Unterbrechung (d.h. ohne Zwischenstadium des Millenniums
– die glorreiche Erscheinung Christi und den Eingang in die Ewigkeit (Matt. 25,31),
– die Auferstehung der Gerechten und der Gottlosen (Joh. 5,28; Ap. 24,15),
– die Bestrafung der Empörer und die Belohnung der Auserwählten (Matt. 13,30.41-43; 2. Thess. 1, 6-10 ),
– den Tag des Herrn und die Vernichtung der Erde (2. Petr. 3,10)
beschreibt.
Ein solches Vorgehen darf uns nicht befremden. Wir haben ja gesehen, daß manche Propheten offenbar auch nicht die Zwischenzeit der dreieinhalb Jahre unterscheiden, welche die Entrückung der Gemeinde von ihrer glorreichen Herabkunft trennt. Ganz genau so sagten wir, wird im AT das zweifache Kommen Jesu zusammengefaßt:
Jes. 61, 1-2 spricht im gleichen Satz vom Kommen Jesu als Heiland und als Richter;
Jes. 53, 13-15 beschreibt gleichzeitig das Leiden, die Herrschaft und die Herrlichkeit des Herrn;
Ps. 2 zeigt den vom Vater gezeugten Sohn, Seine Verwerfung, Seine Gerichte und Seine Herrschaft (Apg. 4, 25.)
Mal. 3, 1-2 scheint den Dienst Johannes des Täufers und das glorreiche Kommen des souveränen Richters nebeneinander zu stellen; usw., usw.
Solche Zusammenstellungen heben also keineswegs die vielen anderen Stellen auf, die von der Zeit der Gemeinde zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Herrn und vom Millennium zwischen Seiner Wiederkunft und dem Weltuntergang reden.
d) Endlich erklärt man, die Gemeinde sei himmlisch und dürfe nur geistliche Segnungen erwarten. Wir sind schon mit Christus in die himmlischen Örter versetzt. Eph. 1,3; 2,6. „Unser Bürgertum ist im Himmel“. So haben wir kein irdisches, materielles Reich in Ausicht.
Auf die Rolle der Gemeinde während des Millenniums werden wir später eingehen. Hier genüge es zu sagen, daß die auferstandenen Gläubigen, die mit Christus auf Seinem Throne sitzen, von der Herrlichkeit her mit Ihm regieren werden (wohl aus den „himmlischen Örtern“, in die wir schon hier im Glauben versetzt sind). Eine solche Perspektive schließt keineswegs aus, daß die Erde noch vor ihrer endgültigen Vernichtung am sichtbaren Triumph des Herrn teilhat.
Die Argumente der Millenniumsgegner scheinen uns also von der biblischen Sicht her nicht begründet; ganz abgesehen davon, daß ihre Lehre den Juden keine Zukunft mehr läßt und damit vielen, völlig klaren Texten widerspricht. Diesen Punkt haben wir ja bereits im Teil über Israel berührt.
6. Merkwürdigerweise begegnet man bis in die politische Welt hinein dem brennenden Wunsch, mit rein menschlichen Mitteln ein goldenes Zeitalter auf Erden herbeizuführen. „Die politischen, sozialistischen wie kommunistischen Bestrebungen unserer Tage, diese Vorläufer des Tausendjährigen Reichs, sind nichts anderes als ein grober Chiliasmus (Millenniumslehre). Nicht alles ist falsch an dem Ideal, das die Sozialisten und Kommunisten verfolgen. Was die Kirche übersah, haben sie erahnt, gesucht, heiß erstrebt. Auch darin sind die Kinder dieser Welt klüger gewesen als die Kinder des Lichts. Aber sie wollen dieses Ziel aus eigener Kraft erreichen, ohne Gott, ohne Christus. Da sie aber den Eckstein verworfen haben, wird das Werk den Bauleuten völlig mißlingen.
7. Wie köstlich ist es, den oben beleuchteten Irrtümern und sonderbaren Irrlehren die einfache Botschaft der Bibel gegenüber zu stellen! Läßt man sie allein zu Worte kommen, so staunt man über das Ausgeglichene und Geistliche ihrer Unterweisung. Durch all die Fälschungen aber sucht Satan die Gläubigen von der wunderbaren Hoffnung abzubringen, die unserer armen Erde geschenkt ist. Denn der Gedanke, bald gebunden und von dieser Ära der Heiligkeit und der Wonne ausgeschlossen zu werden, ist ihm entschieden unerträglich.
VI. Wie lange wird das Messianische Zeitalter dauern?
Sechsmal erklären die ersten sieben Verse von Offb. 20, daß es tausend Jahre dauern wird (daher der Name Millennium).
Manche behaupten, diese Zahl, wie viele andere in der Bibel, habe rein symbolische Bedeutung. Auf der menschlichen Ebene drückt sie die Totalität, hier die vollkommene Dauer aus. Es mag schon sein, daß Gott diese Zahl nicht zufällig bestimmt hat. Aber das läßt es uns, nach unserer Ansicht, durchaus zu, sie auch wörtlich zu nehmen. Daß Johannes diese Zeitangabe sechsmal wiederholt, berechtigt uns wohl zu dieser Annahme. Wir fanden oben, daß Daniel und Johannes, um unsere Aufmerksamkeit auf die dreieinhalbjährige Dauer der großen Trübsal zu lenken, sie achtmal in vier verschiedenen Ausdrücken wiederholen. Daher glauben wir, daß Christi Herrschaft auf Erden wirklich tausend Jahre währen wird.
Schon vor dem Kommen des Herrn haben die jüdischen Rabbiner, wie bereits einmal erwähnt, gestützt auf das AT, die Dauer des messianischen Reichs auf tausend Jahre festgelegt. Sie gründeten ihre Ansicht auf den Sabbat Gottes als Symbol für das Millennium.
Beachten wir noch, daß die Propheten des AT zuweilen das messianische Reich auf Erden und im Himmel in einer und derselben Vision vereinigen. Von ihrer Entfernung aus können sie nicht immer das Millennium von der Ewigkeit unterscheiden. Mit der Beschreibung des irdischen Königreiches verkündigen sie, daß der Messias ewig regieren werde. (S. z.B. Ps. 72,5-7; Dan. 7, 14-27 usw.!) Aber es ist klar, daß diese Herrschaft in den Himmel einmünden wird, und daß die tausend Jahre nur wie der Vorhof des königlichen Palastes sind.
VII. Einige Symbole für das Millennium.
1. Der Sabbat.
Ständig findet man in der Schrift den Zyklus von sechs Arbeitsperioden, auf die eine siebente der Ruhe folgt, während die achte einen neuen Anfang einleitet:
a) In sechs Tagen schuf Gott die Welt und ruhte am siebten Tage, Mose 2,2-3;
b) Jede Woche sollte Israel sechs Tage arbeiten und am siebenten 2. Mos. 20,8-1;
c) Es gab den Zyklus der sieben Wochen von Pfingsten. Mos. 23,15-16;
d) Ein anderer Zyklus von sechs Monaten führte zu den großen Festen der Posaunen, der Versöhnung und der Laubhütten, denen der siebente Monat geweiht war. Mos. 23, 24-25. 27. 34.
e) Die Israeliten sollten das Land sechs Jahre bebauen und es im siebenten ruhen lassen. 3. Mo 25,2-4. (Man findet noch solche Siebener-Zyklen im Jubeljahr, in der siebzigjährigen babylonischen Gefangenschaft und in den siebzig Jahrwochen von Daniel 9.)
Gestützt auf diese Analogien waren die Rabbiner zu der Ansicht gelangt, die Welt solle einen Zyklus erleben von:
sechs Jahrtausenden der Arbeit: 6 Tage;
tausend Jahren der Ruhe: 7. Tag;
darnach den Eingang in die Ewigkeit im Morgenrot des 8. Jahrtausends: 8. Tag.
Später drückten alte Kirchenväter denselben Gedanken in neuer Form aus. Sie glaubten, die Erde würde in großen Linien
zweitausend Jahre ohne das Gesetz sein – von Adam bis Abraham;
zweitausend Jahre unter dem Gesetz – von Abraham bis Christus;
zweitausend Jahre unter der Gnade – das jetzige Zeitalter;
eintausend Jahre unter der Herrschaft des großen Königs – das Millennium.
Selbstverständlich geben wir diese Einzelheiten nur dokumentarisch und mit allem Vorbehalt weiter. Wir möchten uns hüten, auch nur dem Anschein nach ein Datum für die Wiederkunft Christi festzulegen. Möglicherweise findet sie bald statt; aber sollte sie auch noch lange verziehen, so würde das unsern Glauben in keiner Weise erschüttern, denn Er allein kennt Tag und Stunde. Immerhin glauben wir – allein auf die Analogie des Glaubens gestützt und unter Vermeidung jeder Übertreibung – mit den Rabbinern aus dem Sabbatzyklus schließen zu dürfen, daß die aufgewühlte Weltgeschichte im Sabbat-Jahrtausend der großen Ruhe ihr Ende findet.
2. Das Jubeljahr.
Nach sieben Sabbatjahren, d.h. nach 49 Jahren, sollte Israel das Jubeljahr feiern. „Ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt ein Freijahr ausrufen im Lande allen, die darin wohnen; denn es ist euer Halljahr. Da soll ein jeglicher bei euch wieder zu seiner Habe und zu seinem Geschlecht kommen . . . Ihr sollt nicht säen auch was von selber wächst, nicht ernten; denn das Halljahr soll unter euch heilig sein.“ 3. Mos. 25,10-12. Und alle Kaufverträge mußten den Zeitabstand bis zum nächsten Jubeljahr berücksichtigen.
Welch schönes Bild vom kommenden großen Jubeljahr haben wir hier! Bald werden völlige Freiheit, Gleichheit, Eigentumsrecht, Ruhe, allgemeiner Wohlstand nicht mehr bloße Worte sein, sondern zur herrlichen Wirklichkeit werden. Könnten wir doch auch alle unsere Geschäfte von heute ab im Blick auf das kommende Reich erledigen!
3. Die Stiftshütte.
Gott hatte die Stiftshütte mit ihren Opfern und Riten als Mittel ersonnen, um Sein Wohnen unter dem Volke Israel zu ermöglichen: „Sie sollen Mir ein Heiligtum machen, daß Ich unter ihnen wohne. . . Da Ich Mich euch bezeugen und mit dir reden will . . . Daselbst will Ich . . . geheiligt werden in Meiner Herrlichkeit. So will Ich die Hütte des Stifts mit dem Altar heiligen . . . Und will unter den Kindern Israel wohnen und ihr Gott sein, daß sie wissen sollen, Ich sei der Herr, ihr Gott, der sie aus Ägyptenland führte, daß Ich unter ihnen wohne . . . Da bedeckte die Wolke die Hütte des Stifts, und die Herrlichkeit des Herrn füllte die Wohnung“ 2. Mos. 25, 8; 29. . . .
4. Das Gelobte Land.
Nach Jahrhunderten der Versklavung und Verbannung in Ägypten und mühevollen Wüstenwanderungen genossen die Israeliten unter Josuas Führung endlich die Freiheit, Ruhe und Fülle im Gelobten Land. Die Segnungen, die ihnen zuteil werden sollten, falls sie treu blieben, gleichen sehr den Verheißungen fürs Millennium: Gott selbst wird vor ihnen hergehen und mit ihnen sein; Er wird es z um heiligen Volk machen und zum Herrn über alle Völker. Großer materieller Wohlstand wird sein Erbteil in einem Lande sein, da „Milch und Honig fließt“. So wird das Volk in Freude und Frieden die Erfüllung der Verheißungen Gottes erleben. 5. Mos. 31, 8. Dann wird das Laubhüttenfest eine ständige Erinnerung an die vergangene Zeit seines Nomadenlebens in Zelten sein. 3. Mos. 23, 42-43. Der Hebräerbrief sieht im Einzug Israels in Palästina ein Bild der Ruhe, in die der Gläubige, indem er das vollkommene Werk Christi annimmt, im Glauben eingeht. 4, 8-10. Aber man darf auch darin ein Bild der Wonne im Millennium sehen. . . .
5. Die Herrschaft Salomos.
Nach der bewegten Zeit der Richter und all den Kriegen Davids (1. Chr. 28,3) erschien Salomo seinem Volke wahrlich als ein Friedenskönig. Er begann damit, seines Vaters Diener zu belohnen und Feinde zu bestrafen. Er gab seinem Volk Ruhe und Sicherheit, daß jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen konnte. Mit großer Weisheit begabt, baute er dem Herrn ein festes, prächtiges Haus. Gott schenkte ihm Reichtum, Güter und Ehren, wie ie vor ihm kein König besessen hatte. Mit außergewöhnlichem Scharfsinn übte er Gericht. . . .
Alle diese Symbole lassen uns die wunderbare Wirklichkeit ahnen, die uns die lichtvollen Blätter der Propheten vorführen sollen.
2. Kapitel
Aufrichtung des Reiches
Mehrere wichtige Ereignisse sollen zu Beginn des Millenniums stattfinden, auf die wir im einzelnen eingehen müssen.
I. Satan wir gebunden
„Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in den Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloß ihn und versiegelte obendrauf, daß er nicht mehr verführen sollte die Heiden, bis daß vollendet würden tausend Jahre; und danach muß er los werden eine kleine Zeit“. Offb. 20, 1-3.
Welche Veränderung, wenn der Versucher nicht mehr imstande ist, die Völker zu verführen! Wunderbarer wird es sein als im Paradies, da Satan dort unsere ersten Eltern zu Fall bringen konnte. Ganz abgesehen davon, daß Christus im Millennium in Herrlichkeit offenbart und bei den Menschen wohnen wird.
II. Die erste Auferstehung
„Und ich sah, . . . die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesus und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht angenommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand, diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre. Die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis daß tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung! Über solche hat der andere Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm regieren tausend Jahre“. Offb. 20, 4-6. Über die Entrückung der Gemeinde hörten wir, daß alle Gläubigen, ob lebend oder tot, den Auferstehungsleib bekamen und mit Christus in die Herrlichkeit eingingen. Mit Ihm kommen sie nun wieder und setzen sich auch auf den Richterstuhl. Andererseits hat sich, so wir es recht verstehen, seit der Entrückung die große Trübsal abgespielt, in der alle getötet wurden, die Christus und nicht den Antichristen zum Herrn wählten. Offb. 12, 6.17; 13,15. Johannes hat schon am Anfang der Offenbarung die Seelen dieser Märtyrer gesehen, die Gott um Gerechtigkeit anflehten. 6, 9-11. Diese erwachen nun zum Leben und haben teil an der ersten Auferstehung. Daraus folgt:
a) Die „erste Auferstehung“ umfaßt die Gläubigen im Blick auf das Millennium. Die daran teilhaben, werden selig gepriesen; sie entrinnen der Hölle und werden mit dem Herrn tausend Jahre lang Könige und Priester sein. Diese Vorrechte sind allen vorbehalten, denen Christus der Heiland geworden ist. Offb. 1, 5-6; 2,11; 3,21. Folglich glauben wir, daß die ganze entrückte Gemeinde an derselben „ersten Auferstehung“ teilhat, wie die hier erwähnten Märtyrer. Johannes führt nur die letzteren an, weil die Gemeinde ja schon auferstanden ist und auf dem Richterstuhl sitzt.
b) Die erste Auferstehung unterscheidet sich klar von der zweiten. Mehrere Stellen der Schrift erwähnen beide: „Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen; etliche zum ewigen Leben, etliche zu ewiger Schmach.“ Dan. 12,2. „Sie warten . . . der Auferstehung . . . der Gerechten und Ungerechten.“ Ap. 24, 15.
„Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden Seine (Christi) Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“. Joh. 5, 28. Aber es ist die Offenbarung, die uns lehrt, daß die ganze Dauer des Millenniums die zwei Auferstehungen voneinander trennt. Ohne diese Zahl anzugeben, sagte Jesaja faktisch dasselbe, als er schrieb: „Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen . . . die Könige der Erde, die auf Erden sind (bei Harmagedon), daß sie versammelt werden als Gefangene . . . im Kerker und nach langer Zeit wieder heimgesucht werden.“ 24, 21. Wie wichtig ist es, daß ein jeder von uns weiß, welche Auferstehung seiner wartet, und ob er teilhaben wird an der ersten Auferstehung!
III. Das Völkergericht.
1.Wenn Christus durch die Endgerichte und den Sieg bei Harmagedon alle Feinde, die sich offen gegen Ihn empörten, vernichtet hat, wird es noch viele Menschen auf Erden geben. Nach der Schrift scheinen zwei Drittel der Juden und ein Viertel der Menschheit in der großen Trübsal umzukommen. . . .
2. Die Gemeinde scheint zusammen mit Christus die Völker zu richten. . . .
3. Die so vom Herrn ausgewählten Menschen werden in Fleisch und Blut auf der Erde weiterleben . . . Wir werden auf den folgenden Seiten sehen, wie viele Texte deren geistliches und materielles Leben während der Tausend Jahre beschreiben. . . .
3. Kapitel
Die Merkmale des Messianischen Reiches
Im Millennium wird der Herr den wunderbaren Plan ausführen, den Er von jeher für die Menschheit vor hatte, und der im Garten Eden nur vorübergehend mißlang. Er wird die Fülle Seiner Güte offenbaren und alles tiefe Sehnen stillen, das Er selbst in des Menschen Herz gelegt. Alles, was die Menschen an höchsten Gütern ohne Gott vergebens erstrebt haben, wird nun im Reich Seines Sohnes in Hülle und Fülle über sie ausgeschüttet werden. Laßt uns die Merkmale dieses Reiches näher betrachten!
I. Die Gerechtigkeit
Daß Sünde und Ungerechtigkeit heute überall triumphieren, das macht unser Erdendasein in so schwierig. Jesus Christus wird das alles ändern.
„Das Zepter Deines Reichs ist ein gerades Zepter. Du liebest Gerechtigkeit und hassest gottloses Wesen.“ Ps. 45,7-8. . . .
Dann werden alle sozialen Probleme gelöst sein. Was die Moral in ihrer Ohnmacht nicht vermochte, was die politischen Parteien nicht erzwingen konnten, was die Kirchen vergeblich zu erreichen suchten, wird eines Tages durch den einzig Gerechten auf Erden verwirklicht werden, Jesus Christus.
„Euch aber, die ihr Meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“ Mal. 4, 2. . . .
II. Friede
Ungerechtigkeit führt immer zum Krieg. Ist jene endlich ausgemerzt, wird dieser auch verschwinden: „Laß die Berge den Frieden bringen unter das Volk und die Hügel die Gerechtigkeit . . . Großer Friede . . . wird blühen, bis daß der Mond nimmer sei. ” Ps. 72, 3.7.
„Er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen . . .
Er heißt . . . Friedefürst, auf daß . . . des Friedens kein Ende werde auf dem Stuhl Davids und in Seinem Königreich, daß Er’s zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. . . . Jes. 2, 4; 9, 5-6.
Seit Kain seinen Bruder getötet hat, ist die Menschheit in Kriege verstrickt. . . . Auf geistlicher Ebene besteht dieser Friede schon zwischen dem Herrn und allen Seinen wahren Kindern. Aber eines Tages wird er sich hier auf Erden herrlich offenbaren. Dann geht endlich die Engelsbotschaft der Weihnacht in Erfüllung: „Friede auf Erden!“
III. Glückseligkeit
„Und es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind . . . Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht . . . . . .
IV. Langes Leben und Gesundheit
Der Tod lag ursprünglich nicht im Plan Gottes, er ist durch die Sünde in die Welt gekommen. 1. Mos. 3,19. Nach dem Sündenfall haben die Patriarchen sogar noch sehr lange gelebt. Adam wurde z.B. 930, Methusalah 969 Jahre alt. Erst die Verderbtheit der Generation der Sintflut ließ Gott die Lebenszeit des Menschen auf höchstens 120 Jahre kürzen, während späterhin nur die Kräftigsten im Durchschnitt 70 bis 80 Jahre erreichten. 1. Mos. 5, 5. 27.
Nach den Weissagungen soll das Leben der Menschen in der messianischen Ära wieder bedeutend länger werden. Keiner stirbt mehr eines frühzeitigen Todes, und ein Hundertjähriger wird noch jung sein . . .
Wir werden gleich sehen, daß der Tod nur ausnahmsweise über solche verhängt wird, die auf dem Weg der Sünde beharren. Dagegen sollen anscheinend Unzählige die Möglichkeit haben, fast das ganze Millennium hin durch zu leben. Solche Behauptungen konnten vor einigen Jahren ein Lächeln hervorrufen. Aber gelehrte Biologen haben entdeckt, daß unsere Organe so beschaffen sind, daß sie viel länger leben könnten. Man versteht nicht, weshalb der Tod so bald eintritt. . . . Und wir glauben, daß es für den allmächtigen Gott ein Kinderspiel sein wird, das Menschenleben zu verlängern, wenn Er den Augenblick für gekommen hält, die Weissagungen zu erfüllen. Bis dahin aber wollen wir Gott danken, daß Er unser Leben, wie es jetzt ist, nicht verlängert. In unserer Welt voll Sünde, Leiden und Gebrechen wäre Langlebigkeit keine Wohltat, eine sehr große dagegen im kommenden goldenen Zeitalter. Aus anderen Texten scheint hervorzugehen, daß der Herr auch in reichem Maße die Gabe der Gesundheit schenken wird:
„Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren werden geöffnet werden; alsdann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch…“ Jes. 35,5-6.
Das erscheint ganz natürlich, da auch zur Zeit der irdischen Wirksamkeit Jesu Christi „die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen.“ Matt. 15, 30. So wird der Herr auch auf diesem Gebiet die „Wiederherstellung aller Dinge“, von der Petrus spricht, bewirken (Ap. 3, 21) . . .
V. Materieller Wohlstand
Gott hat uns einen Leib so gut wie einen Geist und eine Seele gegeben, und Er weiß wunderbar für die Bedürfnisse dieses Leibes zu sorgen. Er hatte Adam in einen Lustgarten gesetzt, wo eine üppige Fülle herrschte. Seitdem hat Er unaufhörlich den Menschen Gutes getan, indem Er „vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsre Herzen erfüllt mit Speise und Freude“. Ap. 14, 17. Denn der Herr gibt uns „reichlich, allerlei zu genießen“. 1. Tim. 6, 17.
So entspricht es wohl ganz dem göttlichen Willen, der Erde im messianischen Reich einen paradiesähnlichen Glückszustand zu gewähren. Auch die Erde soll an der „Wiederherstellung aller Dinge“ teilhaben; genau wie die durch Wiedergeburt und Auferstehung völlig wiederhergestellte Menschheit. Damit richtet Gott alles wieder auf, was im Sündenfall zerschlagen wurde. Manche halten diese Perspektive für viel zu wenig „geistlich“, als daß man sie in Betracht ziehen dürfe. Wenig „geistlich“ waren allerdings die Übertreibungen gewisser überspannter Lehrer wie Papias. Doch die Segnungen, die Gott unserm Leib und der Erde aufbewahrt hat, können nur heilig und vollkommen sein. Um ein Bild von ihnen zu haben, brauchen wir nur die Texte unverändert reden zu lassen:
„Auf Erden . . . wird das Getreide dick stehen; seine Frucht wird rauschen wie der Libanon, und sie werden grünen in den Städten wie das Gras auf Erden.“ Ps. 72,16.
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß man zugleich ackern und ernten und zugleich keltern und säen wird; und die Berge werden von süßem Wein triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein. Denn Ich will das Gefängnis Meines Volkes Israel wenden, daß sie sollen . . . Weinberge pflanzen und Wein davon trinken, Gärten machen und Früchte daraus essen.“ Amos 9,13-14.
„Zu derselben Zeit, spricht der Herr Zebaoth, wird einer den anderen laden unter den Weinstock und unter den Feigenbaum . . . Der Weinstock soll seine Frucht geben und das Land sein Gewächs geben, und der Himmel soll seinen Tau geben“. Sach. 3,10 ; 8,12.
So erfüllen sich an der ganzen Erde die alten Verheißungen, die Gott Seinem Volk gegeben hatte, falls es treu bliebe: „Werdet ihr Meine Gebote halten und tun, so will Ich euch Regen geben zu seiner Zeit, und das Land soll sein Gewächs geben und die Bäume auf dem Feld ihre Früchte bringen. … 3. Mos. 26, 3-5. 10.
So wird die Erde zum größten Wohl der Menschheit wieder ein Paradies werden, ein Paradies jedoch, das das erste gewissermaßen übertrifft, nicht seiner Fruchtbarkeit wegen, sondern weil Christus in ihm ist und der Teufel keinen Zugang hat. Der Wohlstand rührt also nicht von der materialisierten, mechanisierten Zivilisation her. Es ist gut, wenn wir das ein für allemal wissen.
VI. Der Fluch wird von der Natur genommen werden.
Nach dem Sündenfall spricht Gott zu dem Menschen: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen . . . Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ 1. Mos. 3, 17-19.
Darum sagt Paulus: „Das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, . . . denn auch die Kreatur wird freiwerden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.“ Röm. 8, 19-22.
Soll die Erde zu der oben beschriebenen Fruchtbarkeit kommen, so muß erst der Fluch, der auf ihr liegt, aufgehoben werden. „Es sollen Tannen für Hecken wachsen und Myrten für Dornen . . . Ich will die Wüste zu Wasserseen machen und das dürre Land zu Wasser quellen; Ich will in der Wüste geben Zedern, Akazien, Myrten und Kiefern.“ Jes. 55, 13; 41,18.
Zudem werden auch die Raubtiere ihre Wildheit verlieren: „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Parder bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden auf der Weide gehen . . . . Man wird nirgends Schaden tun noch verderben auf Meinem ganzen heiligen Berge.“ Jes. 11, 6-9 (s. auch Hes. 34, 25. 28; Hos. 2, 20).
Zuletzt dürfen wir wohl auch annehmen, daß die Erde nicht mehr von solchen Naturkatastrophen verwüstet werden wird, an denen Satan nach Hiob 1,12. 16. 19 nicht immer unbeteiligt ist. Wie herrlich werden diese „Zeiten der Erqui ckung“ sein, wenn alle Dinge in ihren paradiesischen Zustand zurückversetzt sind!
VII. Hat das „Atomzeitalter“, wie man es schon nennt, etwas mit diesen großen angekündigten Umwälzungen zu tun?
Tatsache ist, daß das Leben der Menschen, das Jahrtausende lang statisch geblieben war, sich seit etwa hundert Jahren gänzlich verändert hat: Kohle, Dampfkraft, Elektrizität, Treibstoffe, Eisenbahn, Motore, Industrie, Chemie, Chirurgie, das Luftwesen, alle diese Dinge haben die frühere Lebensweise ganz über den Haufen geworfen. Heute stehen wir an der Schwelle einer Zeit viel gewaltigerer Neuerungen: Radio, Fernsehen, wahnsinnige Geschwindigkeiten und vor allem die Atomenergie scheinen Möglichkeiten zu eröffnen, die über unsere Denkkraft gehen. Es sind dies übrigens Möglichkeiten zum Guten und zum Bösen hin.
Verkehrt angewandt, kann die Atomenergie die schlimmsten Katastrophen verursachen, dagegen kann sie, wie es scheint, unser Leben auf vielen Gebieten günstig beeinflussen und verbessern, wenn sie in der rechten Weise gebraucht wird: Gesundheit, Lebensdauer, Fruchtbarkeit, Heizung, Transport und Verkehr, Arbeit usw. Ist es nicht merkwürdig, daß diese unbegrenzte Kraftquelle gerade jetzt entdeckt wurde, da unsere Welt vor den zwei großen Umwälzungen steht, die ihre Geschichte beschließen sollen: dem Weltenbrand der Endgerichte und dem Anbruch des goldenen Zeitalters, das unseren Planeten umwandeln soll?
In Seinem Tun hat Gott natürlich tausend Mittel und Wege, und wir wollen nicht behaupten, daß Er Sich nur der von den Menschen entdeckten Kraftquellen bedienen werde, um das Gericht und die Erneuerung der Erde durchzuführen. Und doch wissen wir, daß Er oft zu ganz einfachen, natürlichen Mitteln greift (dem Wasser der Sintflut z.B.); und die uns jetzt schon bekannten genügen vollauf, die Gedanken der Propheten über die neue Lebensgestaltung in der Zukunft zu bestätigen.
4. Kapitel
Deine Augen werden den König sehen in Seiner Schöne
Im siebenten Teil über die Wiederkunft Jesu Christi beschäftigten wir uns mit der Frage, wie uns die Schrift den König der Könige darstellt. Nun wollen wir sehen, wie der Herr Seine Herrschaft ausübt.
I. Jesus Christus wird Seine Gegenwart inmitten Seines irdischen Königreichs offenbaren.
Im Paradies sprach Gott mit dem Menschen und hatte direkte Verbindung mit ihm. Der Sündenfall unterbrach diese Gemeinschaft, da Adam und Eva aus Eden vertrieben wurden.
In der Theokratie Israels ging der Herr selbst in der Wolken- und Feuersäule vor dem Volke her und nahm dann Wohnung im Tempel zu Jerusalem. 2. Mos. 14, 19. 24; 2. Chr. 5, 13-14; 7, 1-2.
Während Seines ganzen Erdendienstes war Jesus Christus wirklich der „Immanuel“, d.h. Gott mit uns. Nach Seiner Auferstehung blieb Er noch vierzig Tage auf Erden, redete mit Seinen Jüngern, erschien und verschwand, kam und hob Sich hinweg, nach Seinem Belieben.
So ist es nicht verwunderlich, wenn die Propheten die göttliche Gegenwart für das Millennium verheißen: „Er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker . . . Zu der Zeit wird des Herrn Zweig lieb und wert sein und die Frucht der Erde herrlich und schön bei denen, die erhalten werden in Israel . . . Der Herr Zebaoth wird König sein auf dem Berg Zion und zu Jerusalem und vor Seinen Ältesten in der Herrlichkeit . . . Deine Augen werden den König sehen in Seiner Schöne . . . Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König, Der hilft uns.“ Jes. 2, 4; 4, 2; 24, 33; 33, 17.22
„Mein Knecht David soll ihr König und ihrer aller einiger Hirte sein . . . Mein Heiligtum soll unter ihnen sein ewiglich. Und Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein.“ Hes. 37, 24. 26-27. „Der Herr wird König sein über alle Lande . . . Und alle übrigen unter allen Heiden . . . werden jährlich herauf kommen, anzubeten den König, den Herrn Zebaoth.“ Sach. 14, 9.16.
II. Wie wird sich Seine Gegenwart offenbaren?
1. Jesus Christus wird sichtbar erscheinen.
Wenn des Menschen Sohn zum Weltgericht kommt, „werden Ihn sehen alle Augen.“ Offb. 1, 7; Matt. 24, 30. Und ebenso gut wie als Richter kann Sich Jesus als König offenbaren.
Darum schreibt Jesaja: „Deine Augen werden den König sehen in Seiner Schöne.“ 33, 17. Zu derselben Gedankenreihe gehört folgendes: Zwischen Ostern und Himmelfahrt aß Jesus im Angesicht Seiner Jünger, um ihnen zu beweisen, daß Sein Leib wirklich auferstanden war. Luk. 24, 36-43. Auch als Er ihnen beim Abendmahl den Kelch reichte, erklärte Er: „Wahrlich, Ich sage euch, daß Ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks, bis auf den Tag, da Ich’s neu trinke in dem Reich Gottes.“ Mk. 14, 25. Man fragt sich daher, ob der Herr nicht auch im Millennium Seine Menschensohnschaft ebenso greifbar machen wird.
Wir wollen noch das eigene Wort des Herrn anführen: „Wahrlich, wahrlich, . . . von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf – und herabfahren auf des Menschen Sohn. Joh. 1, 51. Der Himmel offen! Der Gedanke an alles, was dieses erahnen läßt, bewegt uns tief.
In ihrer Verkündigung von der sichtbaren Offenbarung des Herrn sagt die Schrift aber nichts Genaues darüber aus, ob diese eine ununterbrochene sein soll. Er könnte auftauchen und verschwinden, wie Er will, und wie Er es zwischen Ostern und Himmelfahrt tat.
2. Die Herrlichkeit des Herrn wird in dem wiedererbauten Tempel zu Jerusalem wohnen.
Menschenaugen können Jesus in Seiner Leiblichkeit sehen und das Maß Seiner Herrlichkeit, das Er ihnen enthüllen will, schauen. Aber es gibt einen Glanz Gottes, den kein Sterblicher zu ertragen vermag. „Denn kein Mensch wird leben, der Mich siehet“, sagt Gott zu Mose. 2. Mos. 33, 20. Im Geheimnis des Allerheiligsten des salomonischen Tempels hatte Gottes Herrlichkeit gewohnt. Aber in dem Augenblick, da sie sich dort niederließ, „konnten die Priester nicht hineingehen, denn die Herrlichkeit des Herrn füllte das Haus des Herrn.“ 2. Chr . 7, 2. Später zog sie dann Gott, wie gesagt, vor der Zerstörung des Tempels daraus zurück und vom Ölberg aus wieder in den Himmel. Hes. 9, 3-6; 11, 22-24.
Ist der Tempel im wiederhergestellten Jerusalem nach den Plänen Hesekiels neu erbaut, so wird der Herr wieder dort wohnen (davon noch später). Jesus Christus wird Seine Füße auf den Ölberg setzen und das Wort des Propheten an Zion erfüllen: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir . . . Die Herrlichkeit soll an dich kommen, Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander, zu schmücken den Ort Meines Heiligtums; denn Ich will die Stätte Meiner Füße herrlich machen.“ Sach. 14, 4; Jes. 60, 1.13.
Hesekiel beschreibt dieses große Ereignis genauer: „Und siehe, die Herrlichkeit des Gottes Israel kam von Morgen (von der Seite des Ölbergs) und brauste, wie ein großes Wasser braust; und es ward sehr licht auf der Erde von Seiner Herrlichkeit . . . Und die Herrlichkeit des Herrn kam hinein zum Hause durchs Tor gegen Morgen . . . und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus . . . Und Er sprach zu mir: Du Menschenkind, das ist der Ort Meines Throns und die Stätte Meiner Fußsohlen, darin Ich ewiglich will wohnen unter den Kindern Israel . . . Und Er führe mich wiederum zu dem äußeren Tor des Heiligtums gegen Morgen; es war aber zugeschlossen. Und der Herr sprach zu mir: Dies Tor soll zugeschlossen bleiben und nicht aufgetan werden, und soll niemand dadurch gehen; denn der Herr der Gott Israels, ist dadurch eingegangen.“ 43, 2. 4-5. 7; 44, 1-2. Die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbar wie einst in einer Wolken- und Feuersäule nach außen hin kundtun (2. Mos. 13, 21).
Nach den Worten über die Pracht und Herrlichkeit des „Zweigs des Herrn“ sagt Jesaja: „Der Herr wird schaffen über alle Wohnungen des Berges Zion, und wo man versammelt ist, Wolke und Rauch des Tages, und Feuerglanz, der da brenne, des Nachts.“ 4, 2-5.
Mehr sagt uns die Schrift wohl nicht über die sichtbare Gegenwart des Herrn hienieden. Auf Grund der angeführten Stellen aber glauben wir, daß sie sich wirklich und wunderbar kundtun wird. Damit wollen wir aber nicht behaupten, daß der allgegenwärtige Herr tausend Jahre lang Sein Wesen und Wirken allein auf unsere kleine Erde beschränken wird. Hier handelt es sich nur um das, was Jesus Christus für die Menschheit im Millennium tun wird. Was danach kommt, wird uns später offenbart werden.
NEUNTER TEIL
Die Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu Christi
Wir kommen nun zum Schluß unseres Buches und hoffen, daß die Leser mit uns erkennen, wie fesselnd das Studium der Weissagungen ist. Und doch könnte es zu einer Falle für unsere Seelen werden, sollte es nur ein Spiel unserer geistigen Wißbegierde sein, ohne Einfluß auf unser Leben und unser ewiges Geschick. In Wahrheit haben wenige Lehren eine größere praktische Tragweite wie diese hier. Die Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi muß unser ganzes Leben verwandeln. Bei Prüfung der Weissagungen kann man sich unmöglich des Eindrucks erwehren, daß die Zeit nahe ist, und daß sich das Endstück der Geschichte rasch abspielen könnte. Andererseits sagt die Bibel wiederholt, daß wir weder Tag noch Stunde wissen und wachen müssen, um nicht überrascht zu werden. So bleibt noch die letzte, allerwichtigste Frage zu behandeln übrig:
Wie können wir uns auf die Wiederkunft Jesu Christi vorbereiten?
Natürlich fällt die Antwort darauf sehr verschieden aus, je nachdem es sich um einen Unbekehrten oder um ein Gotteskind handelt.
I. Was muß ein Ungläubiger tun, wenn er von der Wiederkunft Christi hört?
Die ganze Schrift und selbst der Verstand rufen ihm zu: Bekehre dich, eile, Jesus als Heiland anzunehmen, damit du nicht vor Ihm als Richter erzittern mußt! „Du hast den Namen, daß du lebest, und bist tot . . . Tue Buße! So du nicht wirst wachen, werde Ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen werde.“ Offb. 3, 1.3.
. . . Nur die werden bestehen können, die sich rechtzeitig zu Gott bekehrt haben, „zu warten auf Seinen Sohn vom Himmel . . . Der uns von dem zukünftigen Zorn erlöst.“ 1. Thess. 1 ,9- 10. Selig sind, die „ihre Kleider gewaschen haben im Blut des Lammes“ (Offb. 7, 14), d.h., die sich im Glauben durch das Blut Jesu von aller Sünde reinigen ließen. S ollte ein Leser dieser Zeilen noch nicht mit Gott im reinen sein, so flehen wir ihn an, sich doch zu besinnen un d zu h an deln, bevor es zu spät ist. Lebe nicht dahin in der Sorglosigkeit der Zeitgenossen Noahs:
„Sie aßen, sie tranken, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging; und sie achteten’s nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin -, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“ Matt. 24, 38-39. Ihr, die ihr nun gewarnt seid, gehet ein in die Arche des Heils, solange es Zeit ist!
II. Welche Haltung wird der Gläubige in seiner Erwartung der Wiederkunft des Herrn einnehmen?
Wie gesagt, wenige Lehren haben eine größere praktische Tragweite als die Lehre von der Wiederkunft des Herrn. Eine solche Aussicht muß wahrlich das ganze tägliche Leben des Christen beeinflussen. Viele Schriftstellen zeigen die direkte Beziehung zwischen unserer seligen Hoffnung und unseren verschiedensten Lebensgebieten. Wir wollen nur einige der Hauptleitworte hervorheben, die diese Aufrufe für uns zusammenfassen.
1. Erwachen und Wachsamkeit.
Der Herr kommt wieder. Er darf uns nicht schlafend finden. „Und weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen): so lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes!“ Röm. 13,11-12.
2. Heiligung und Sieg.
„So nun das alles soll zergehen, wie sollt ihr denn geschickt sein mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen, daß ihr wartet und eilet zu der Zukunft des Tages des Herrn . . . Darum, meine Lieben, dieweil ihr darauf warten sollt, so tut Fleiß, daß ihr vor Ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet!“ 2. Petr. 3,11-12.14.
Wandelt „würdig vor Gott, der euch berufen hat zu Seinem Reich und zu Seiner Herrlichkeit . . . Euch aber vermehre der Herr und lasse die Liebe völlig werden untereinander und gegen jedermann . . . . Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi.“ 1 . Thess. 2, 12; 3,12-13; 5,23-24
Diese Stellen zeigen uns, wie sehr die Heiligung das stete Anliegen dessen sein muß, der auf das Kommen Jesu wartet. Ohne sie „wird niemand den Herrn sehen.“ Hebr. 12, 14.
Laßt uns darum unser Möglichstes tun, sie zu erlangen, nach den Worten: „Tut Fleiß, daß ihr von Ihm unbefleckt erfunden werdet“ . . .
3. Vorsicht und Unterscheidungsvermögen.
„Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe . . . Sie werden viele verführen . . . so alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus! oder: da! so sollt ihr’s nicht glauben. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten.“ Matt. 24, 4-5.23-24. ” Aber der Zukunft halben unsers Herrn Jesu Christi und unserer Versammlung zu Ihm bitten wir euch, liebe Brüder, daß ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem Sinn noch erschrecken . . .“ 2. Thess. 2,1-3.
4. Mut und Glauben.
„Sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen . . . Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.“ Matt. 24, 6.13. „Entsetzet euch nicht. Denn solches muß zuvor geschehen . . . So nehmet nun zu Herzen, daß ihr nicht sorget, wie ihr euch verantworten sollt (wenn man euch verfolgen wird); denn Ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht sollen widersprechen können noch widerstehen alle eure Widersacher . . . Luk. 21, 9.14-19.
6. Trost und Freudigkeit.
„Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht.“ Luk. 21, 28.
„Auf daß euer Glaube . . . erfunden werde . . . zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun offenbart wird Jesus Christus, welchen ihr nicht gesehen und doch liebhabt . . . Freuet euch, daß ihr mit Christo leidet, auf daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung Seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget.“ 1. Petr. 1, 7-9; 4,13.
8. Warten in Geduld.
„Ihr seid bekehrt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf Seinen Sohn vom Himmel.“ 1. Thess. 1, 9-10. „So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis auf die Zukunft des Herrn. Seid ihr auch geduldig und stärket eure Herzen; denn die Zukunft des Herrn ist nahe.“ Jak. 5,7-8.
„Christus . . . wird zum andernmal ohne Sünde erscheinen denen, die auf Ihn warten, zur Seligkeit . . . Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget. Denn noch über eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und nicht verziehen.“ Hebr. 9, 28; 10,36-37.
9. Liebe und Hilfsbereitschaft.
„Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in Seiner Herrlichkeit . . . wird Er sagen zu denen zu Seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten Meines Vaters, ererbet das Reich! . . . Denn Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt Mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr ha bt Mich getränkt . . . Was ihr getan habt einem unter diesen Meinen geringsten Brüdern, das habt ihr Mir getan.“ Matt. 25,3 1-40.
10. Einkehr und Gebet.
„Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese Schrift bis auf die letzte Zeit; so werden viele darüberkommen und großen Verstand finden . . . Die Gottlosen werden’s alle nicht achten; aber die Verständigen werden’s achten.“ Dan. 12, 4.10.
„Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche.“ 2. Petr. 1, 19.
„Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.“ 1. Petr. 4,7.
„So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, und zu stehen vor des Menschen Sohn.” Luk . 21 ,36.
Und das Hauptgebet, das wir immer mehr zu Gott empor senden, wird das eine sein: Dein Reich komme! Amen, ja, komm, Herr Jesu! Matt. 6,10; Offb. 22,20.
III. Schlußfolgerung.
Stehen wir in der geduldigen Erwartung des Herrn?
Vermögen wir um Deswillen, der da kommt, alle Menschen zu lieben und alles zu ertragen?
Und sind wir bereit, uns in das prophetische Wort zu vertiefen und noch inständiger zu flehen, bis die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht?
Wenn all dies uns beseelt, so wird es uns nicht träge oder unfruchtbar in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi sein lassen. Das Lesen und Studieren so vieler prophetischer Bibelstellen wird für unsere Seelen nicht vergeblich gewesen sein.
Gott gebe, daß wir uns alle einmal das Wort des Apostels Paulus aneignen dürfen:
„Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die Seine Erscheinung liebhaben.“ 2. Tim. 4, 7-8.
„Dem aber, der euch kann behüten ohne Fehl und stellen vor das Angesicht Seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden, dem Gott, der allein weise ist, unserm Heiland, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht nun und zu aller Ewigkeit!“ Amen. Jud. 24-25.
Nachwort von Horst Koch:
Wegen der Fülle der Darlegungen teile ich das Material ein wenig.
Auf der HP separat folgende Kapitel:
SATAN, FÜRST DIESER WELT,
https://horst-koch.de/wp-admin/post.php?post=7194&action=edit
DIE VÖLKER (Das römische Reich),
https://horst-koch.de/die-voelker-und-die-wiederkunft-christi-pache/
DAS MILLENNIUM (Das Tausendjährige Reich)
https://horst-koch.de/das-millennium-rene-pache/
DER ANTICHRIST
https://horst-koch.de/der-antichrist/
DER FALSCHE PROPHET
https://horst-koch.de/der-falsche-prophet-r-pache/
Die HURE BABYLON
https://horst-koch.de/die-grosse-babylon/
ISRAEL
https://horst-koch.de/israel-rene-pache/
DAS JENSEITS
https://horst-koch.de/das-jenseits/
DIE INSPIRATION DER BIBEL
https://horst-koch.de/wp-admin/post.php?post=399&action=edit
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