Wer ist Maria Prean?
Zweifellos ist Maria Prean eine faszinierende Persönlichkeit. Manches von ihrer Glaubensdirektheit wirkt ansteckend. Etliches ist auch vorbildlich. So z.B. ihr Einsatz für Kinder in Uganda, denen sie in mehr als 20 Jahren, verbunden mit einigen von ihr gegründeten Organisationen, Schule und Ausbildung ermöglicht hat. Inzwischen sind es viele Tausende.
1939 in Tirol geboren, kommt sie aus stark katholischem Hintergrund. Mit sieben Jahren beginnt die Vorbereitung für die Erstkommunion. Der Priester erzählte ihr von Jesus. «Ich wusste, ich brauche Hilfe. Ich war so verwirrt, dass mein Leben plötzlich so anders geworden war, und da habe ich mich unwahrscheinlich gefreut, dass jetzt Jesus in mein Leben kommt.» Dass dies ihre «Bekehrung» ist, weiss die Siebenjährige gar nicht, «ich wusste nur: Ich liebe Jesus». Ab dem Moment geht sie fast täglich in eine Kirche, um dort – oft auch laut – mit ihrem Vater im Himmel zu reden.1
Geprägt von dem Denken katholischer Werksgerechtigkeit versucht sie in eigener Kraft und großer Hingabe, Gott zu gefallen. So geht sie zusätzlich zu allen ihren katholischen Verpflichtungen noch jeden Morgen in die Frühmesse.
Weil ihr Kinder besonders am Herzen lagen, wird sie 1966 SOS-Kinderdorfmutter in Dornbirn. Sie übernimmt die Verantwortung für neun Kinder. Doch das bringt sie an ihre Grenzen und führt so weit, dass sie eines Tages kraft- und bewusstlos zu Boden sinkt. Später bezeichnete sie diese Erfahrung als einen geistlichen Burnout. «Als ich am Boden aufwachte, sagte ich: ‚Herr, jetzt streng ich mich doch schon so an‘ und er sagte: ‚Ja, du bist sehr anstrengend…‘ Das war der letzte Todesstoss für meine selbstgebastelte Erlösung. Ich wusste, ich habe Jesus aufgenommen, aber ich war immer im Zweifel, ob er mich so annehmen kann, wie ich bin. Ich dachte, ich muss mich noch viel mehr verändern…»2
In einer Nacht spricht der Heilige Geist zu ihr, sie soll jedes der neun Kinder zurück auf Gottes Altar legen. «Das war das Schlimmste für mich, es war ein Zerbruch, wie ich ihn vorher und hinterher nicht mehr durchgemacht habe.» Unter vielen Tränen gibt sie jedes einzelne Kind an Gott zurück. «Als das letzte Kind auf Gottes Altar liegt, sehe ich, wie Jesus bei mir im Raum am Kreuz hängt.» Sie dachte zuvor, Jesus sei für die bösen Menschen gestorben, aber sie selbst war ja gar nicht böse. «Heute schäme ich mich für diesen Stolz. Aber in der Nacht sah ich, wie ich vor dem Kreuz stehe. In meiner Schürze war meine ganze Sünde drin, mein Stolz, meine Selbstgerechtigkeit, meine Ängste vor Gott. Und der Herr sagte: ‚Maria, öffne den Schurz‘ und ich sagte: ‚Herr, das wird dir sehr weh tun‘, aber er antwortete: ‚Deshalb bin ich hier!‘ Und ich öffnete nur den Schurz und es war wie ein Magnet, so wurde meine ganze Sünde auf Jesus gelegt. Er hatte grosse Schmerzen, aber ich sah mich mit einem schneeweissen Kleid am Fusse des Kreuzes stehen und habe zum ersten Mal begriffen: Ewiges Leben kann sich keiner verdienen. Es ist ein Geschenk!» Von dem Moment an weiss sie: Es ist nicht ihr Tun, das sie vor Gott gerecht macht, sondern ihr Sein.3
Spätestens hier müsste man hellhörig werden. Der Jesus, der hier erscheint wirkt fast hilflos und windet sich vor Schmerzen am Kreuz. Nun ist man bei übernatürlichen Offenbarungen nicht auf neutralem Boden, da ich keinesfalls annehme, dass sich Maria Prean dies erfunden oder eingebildet hat. Gemäß der Bibel befindet man sich entweder im göttlichen oder dämonischen Bereich. Hier gibt es keine Grauzone, wie es gerne im Zeitalter des New Age verstanden wird. Hier beginnt unser Auftrag, die Geister zu prüfen, so sehr wir über die Motive dieser tiefreligiösen Frau nicht richten dürfen und sollen. Denn zweifellos meint sie es von Herzen gut.
Doch dieser Jesus, der sich hier offenbart, ist nicht der biblische Herr der Herrlichkeit, sondern vielmehr typisch für katholische Mystiker, frommer Spiritisten, Esoteriker und nicht selten auch
Charismatiker.
Wieso? Hier wird der Hebräerbrief überaus deutlich und schildert das genaue Gegenteil von solchen Erlebnissen und sagt von unserem Erlöser: Kap. 9:25-28: auch nicht, um sich oftmals zu opfern, wie der Hohepriester alle Jahre mit fremdem Blut in das Heiligtum geht; sonst hätte er oft leiden müssen vom Anfang der Welt an. Nun aber, am Ende der Welt, ist er ein für allemal erschienen, durch sein eigenes Opfer, die Sünde aufzuheben… so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil. Kap. 10,12 sagt: Dieser aber hat ein Opfer für die Sünden dargebracht, und sitzt nun für immer zur Rechten Gottes. … Wo aber Vergebung dieser Sünden ist, gibt es kein Opfer für Sünde mehr (Vers 18).
Er sitzt für immer zur Rechten Gottes. Im Gegensatz dazu lehrt das eucharistisch, katholische Verständnis vom Messopfer, dass Jesus bei der angeblichen Wandlung vom Thron Gottes in die Hostie kommt und so von dem Priester beim Abendmahl als Realopfer dargebracht wird. Es ist ein Christus, der immer noch geopfert wird, dessen Werk somit nicht vollbracht ist, der immer noch leidet und blutet. Dementsprechend kennt die katholische Kirche auch keine Heilsgewissheit und selbst dem frömmsten Katholik bleibt das Fegefeuer nicht erspart.
Auch die Wundmale bzw. Stigmata, die mit Franz von Assisi 1224 ihren Anfang nahmen, vermitteln einen Jesus, der immer noch leidet und blutet. Für den seelisch, mystisch-religiösen Menschen sind solche Erlebnisse sehr beeindruckend. Jedoch vom Standpunkt des Siegers von Golgatha, der das „es ist vollbracht“ sprach, ist es eindeutig ein anderer Jesus, wie Paulus gegenüber den Korinthern beklagte (2. Kor. 11,4).
Auch bei dem Beginn der Pfingstbewegung sahen in einer Vision die Gläubigen, wie Jesus im Himmel ihre Namen in das Buch des Lebens mit Blut aus den Nägelmalen und seiner Hand eintrug.4 So sehr dies zu begeistern und zu beglücken vermag, es ist auf zweifacher Basis unbiblisch. Erstens, wie schon erwähnt, der wahre Jesus blutet nicht mehr, schon gar nicht im Himmel. Zweitens ist man eingetragen in das Buch des Lebens seit Grundlegung der Welt (Offb. 17,8).
Auch dass sich beim Öffnen ihrer Schürze ihre ganze Sünde angeblich wie ein Magnet auf Jesus gelegt hat, erinnert mehr an magische Phänomene denn an biblischen Glauben, der bekanntlich das Gegenteil vom Schauen ist (Hebr. 11,1).
Trotz all dieser oder womöglich wegen dieser eindrücklichen Erlebnisse erfährt sie einen noch größeren Schwächeanfall.
Mit einem Mal ist die junge Frau so schwach, dass sie sich nicht mehr allein bewegen, noch nicht einmal die Augen öffnen kann. Sie fragt sich, ob sie jetzt den Rest ihres Lebens auf der Couch verbringen soll. Doch Gott sagt ihr: «Mach alles in meinem Namen!» «Ich sagte: ‚In Jesu Namen, Augen öffnen‘ – und sie öffneten sich. Ich sagte: ‚In Jesu Namen den linken Arm bewegen‘ – und er bewegte sich.» Drei Wochen lang kann sie nichts tun, ausser sie tut es im Namen Jesu. Nach drei Wochen hat sie es verstanden: «Ohne ihn können wir nichts tun. Da wurde Jesus mein Leben! (…) Und damit begann eine ganz neue Identität, denn ich wusste: Gott führt mich jetzt Schritt für Schritt.»5
Auch hier wird man eher an Phänomene einer magischen Entsprechung erinnert, denn an Manifestationen des Heiligen Geistes. Dieser bewirkt das genaue Gegenteil, nämlich Selbstkontrolle (Gal. 5,23) und keine Direktkontrolle. Und bekanntlich sind die Geister der Propheten den Propheten untertan (1. Kor. 14,32).
Bei diesem ziemlich deutlich mystischen Hintergrund überrascht es nicht, dass Maria Prean früher
öfters mit einem katholischen Priester durch die Lande reiste, der sie segnete. Auch beruft sich der
Schwärmer gerne auf das innere Wort, nicht primär auf das geschriebene, wie es besonders die Reformatoren betonten. In einem Interview, das sie mit Nelli Kronwald führte, in dem auch viel Richtiges und Ansprechendes festgestellt wird, erklärt Frau Prean wörtlich: Wir stehen jetzt im Neuen Bund unter der Führung des heiligen Geistes, nicht mehr unter dem geschriebenen Wort. Und der Heilige Geist wird dich nicht falsch führen.6
Man muss dieses Zitat nicht unbedingt überbewerten, doch man kann immer wieder beobachten, wie besonders „übergeistliche“ Personen sich zwar offiziell zur Autorität der Bibel bekennen, in der Praxis jedoch nicht selten ihre inneren Erfahrungen und Emotionen über die Schrift stellen. Mit anderen Worten, das Erlebnis, auch wenn es der Bibel widerspricht, wird als persönliche Führung und Erweis der Gunst Gottes verstanden. Die Erfahrung bestimmt das Bibelverständnis und nicht, wie es sein sollte, umgekehrt. Hier spricht Jesus in Luk. 11,35 eine bedenkliche Warnung aus.
Nachdenklich stimmt auch, was sie im Zusammenhang mit dem Tod ihres Mannes Herbert Prean, er starb im Jahre 1992, berichtet. Unter der Überschrift „Unsere letzten gemeinsamen Monate“ schildert sie in einer charismatischen Zeitschrift, wie ein Freund einen Traum hatte, in dem Herbert ihm strahlend erschien und sagte: „Ich habe eine ganz dringende Botschaft für Maria. Sag ihr, daß sie nicht mehr um mich weinen darf, denn es geht mir sehr gut.“ Kurz darauf träumte ich, wie mein Mann mich mit dankbarem Blick anschaute und sagte: „Ich bin so froh, daß Du weißt, daß ich lebe.“ Seitdem ist der tote Herbert, den ich durch das stundenlange Betrachten immer noch vor Augen hatte, für mich wahrhaftig auferstanden. Weil Jesus lebt, lebt auch mein Herbert.7
Sie weiß also, dass ihr toter Mann bei Jesus ist, nicht durch Gottes Wort und dem damit verbundenen Glauben, sondern durch die Botschaft eines Verstorbenen, angeblich ihres Herberts. Auch hier wieder statt Glaube eher Schauen (2. Kor. 5,7). Und vor Mitteilungen aus dem Totenreich warnt die Bibel, auch wenn es sehr fromm getarnt und gut gemeint ist, ausdrücklich.
Ihre ausgeprägte charismatische Betonung zeigte sich besonders auf der von Campus für Christus Schweiz organisierten Konferenz Explo 2000. Dort war sie Starrednerin und ein damaliger Theologiestudent berichtete eher detailliert darüber, was Maria Prean auf dieser von Hanspeter Nüesch – der als Charismatiker ebenfalls einen starken Zug zur Mystik und zum Katholizismus hat – organisierten Veranstaltung am 31. Dez. 1999 predigte und verkündigte.
Die Botschaft an diesem Morgen hielt dann Maria Prean. eine Österreicherin. Es war eine sehr „volkstümliche“ Botschaft. Sie sagte am Anfang: „Wir wollen jetzt ein kräftiges Klatschopfer geben“. Dann wurde gejault und gegrölt und gestampft und natürlich geklatscht „zur Ehre Jesu“. Die Botschaft enthielt auch gute Aussagen und verschiedene Besonderheiten, wie z. Beispiel: „Ich freue mich, wenn man mich fanatisch und radikal nennt“, oder: ,,Ich bin in meinen Herrn verliebt“. Sie sagte unter anderem weiter: „Gott führt uns in ein neues Jahrtausend mit einer neuen Radikalität“, und: „Wir haben Jahrhunderte lang Kirchenmitglieder gezüchtet, das ist nun vorbei, Jesus will Jünger. Der Herr macht mit dem Konsumentendasein ein Ende. Gott will Jünger, Er will nicht mehr in diesen Gruppierungen und Abgrenzungen leben“. Sie ging dann auf das Sendschreiben an Ephesus in Offenbarung 2 ein und sprach über die verlassene Liebe. Dann ging sie über zu Hosea 6,1+2: „Er wird uns nach zwei Tagen neu beleben, am dritten Tag uns aufrichten, daß wir vor seinem Angesicht leben“. In diesem Zusammenhang erwähnte sie die Bibelstelle aus 2. Petr. 3,8: ,,Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, daß beim Herrn ein Tag ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag“. Damit machte sie die Anspielung, dass jetzt der dritte Tag beginnt, und empfing großen Applaus. Dann forderte sie alle diejenigen auf aufzustehen, die ein laues Herz hätten. Es blieben nur ein paar wenige sitzen. Dann betete sie für diese. Eigenartigerweise wird in den Videos, die nachbestellt werden konnten, der weitere Verlauf der Versammlung ab hier ausgeblendet. Sie sagte weiter, der Auftrag, den Jesus uns gegeben hat, könnten wir nicht erfüllen, ohne mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein, und forderte alle diejenigen auf, die mit dem Heiligen Geist erfüllt werden möchten, nach vorn zu kommen. Wohl 3/4 aller Teilnehmer wollten nach vorn gehen. Die meisten blieben aus Platzmangel in den Gängen und Reihen stehen. Sie betete für diese: „Jesus ich empfange Dich als Erfüller des Heiligen Geistes. Dann sagte sie: ,,Empfangt die Gabe der Verkündigung“, und anderes mehr; und: „Ich spreche euch Vergebung zu für die Sünde der Menschenfurcht….“, oder „ich setze euch frei zur Heilung“, oder ,,ich setze euch frei für den prophetischen Dienst“ usw. Dann führte sie über zur Zungenrede und sagte: „Ich setze euch frei für die Zungensprache wer will in Zungen reden? OK! Öffne einfach deinen Mund und die Rede wird fließen….“ Dann begannen viele in Zungen zu reden und in Zungen zu singen. Das war wie ein eintönig katholisch liturgischer Gesang mit zusammenhanglosem Gelalle. Dann begann sie zu heilen und sagte, „lege die Hände auf, dort wo du Heilung brauchst. Ich spreche dir Heilung zu“.8
Dieser Augenzeuge berichtete auch, wie etliche derer, die zum Empfang der Geistestaufe nach vorne strömten, zu Boden fielen, somit das bekannte Phänomen „Erschlagen werden im Geist“ erfuhren. Das aber ist eher das Kennzeichen dafür, dass ein anderer Geist am Wirken ist (1. Kor. 12,2).
Fazit: Nochmals soll gesagt werden, dass wir die Motive der Menschen nicht kennen und deswegen nicht richten sollen (1. Kor. 4,5). Doch die Geister und besonders solche Manifestationen müssen wir prüfen. Das ist uns bekanntlich befohlen (1. Joh. 4,1) und nicht zufällig ermahnen uns Jesus und die Apostel immer wieder zur Wachsamkeit. Man kann sich des Eindrucks nicht entziehen, dass Maria Prean es von Herzen gut meint, mit ihrem Einsatz für benachteiligte Kinder auch Segen und Beindruckendes bewirkt hat und womöglich noch bewirkt. Auch kann sich manch einer, der die gesunde Lehre vertritt oder zu vertreten meint, von ihrer Begeisterung, Spontanität, Einsatz- und womöglich Leidensbereitschaft sicherlich eine Scheibe abschneiden.
Trotzdem ist es andererseits auch deutlich, wie hier ein mystischer Geist am Wirken ist, der an frommen Spiritismus erinnert und über charismatische Phänomene nahtlos Brücken zum Katholizismus baut. Als jemand, der selber mehrere Jahre halb-intern in Niederösterreich im katholischen Kloster verbrachte, treffe ich eine solche Aussage nicht leichtfertig. Und ein Jesus, der bei der katholischen Messe in Empfang genommen wird, ist ganz sicher nicht der wahre Erlöser.
Quelle:
1) Von Selbstgerechtigkeit, Zerbruch und Gottes Gnade | Jesus
2) ebenda
3) ebenda
4) Arno C. Gaebelein, “The So-called Gift of Tongues,” Our Hope, XIV (July, 1907), 15.
5) Von Selbstgerechtigkeit, Zerbruch und Gottes Gnade | Jesus
6) https://www.youtube.com/watch?v=74cqjfYDtNg
Zitat ab 11. Minute des Interviews.
7) Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche, Okt. Dez. 3/93, Nr. 49, S. 19.
8) Paul Zürcher, EXPLO 2000, „Wie ich die Explo erlebte“, Thun, 7. Febr. 2000.
Alexander Seibel