Untergang des Abendlandes

Willem Jan Ouweneel

Der Untergang des christlichen Abendlandes

  –  Philosophische Strömungen und Kulturepochen  –

 

EINFŰHRUNG

Unsere Generation ist verunsichert. Nach den gro­ßen Siegen von Wissenschaft und Technik brachen die ungelösten Probleme der Menschheit wieder auf.

Die Hippies sitzen nicht mehr in den Parks; verklungen sind die großen Namen der Studenten­revolte – die geistigen Aufbrüche sind gescheitert, die von der Jugend mit so großer Hoffnung aufge­nommen worden waren. Und wir können manche Proteste gut verstehen, die sich gegen fragwürdige Verhältnisse in unserer Gesellschaft richteten.

Eine andere Frage ist allerdings, ob diese Studen­ten eine klare Vorstellung davon hatten, was für eine Gesellschaft sie anstrebten und ob die Grundlagen dieser neuen Gesellschaft wirklich tragfähig sein würden. Denn ihr Denken gründet sich im wesent­lichen auf dieselbe Weltanschauung, den Rationa­lismus, der seit längerem unsere Kultur bestimmt.

Das Denken und Handeln unserer Generation wird überwiegend nicht mehr von christlichen Werten und Wahrheiten geprägt, so daß wir nicht mehr von einem „christlichen“ Deutschland oder Abendland sprechen können. Dr. Francis Schaef­fer, den ich noch mehrmals zitieren werde, hat das treffend gesagt: „Wir leben im nachchristlichen Zeitalter.“

Die ältere Generation lebt meist noch in der Illusion, als werde sich im wesentlichen nichts ändern, wenn man die neuen Philosophien über­nimmt. Sie hält noch an manchen christlichen Maßstäben fest – oft allerdings nur aus Tradition. Die Jugend durchschaut das und lehnt es ab: „Wenn ihr nicht wißt, warum ihr so handelt, warum tut ihr es dann? Nur aus Tradition etwas zu tun, ist nicht unsere Sache. Wenn ihr uns keine vernünftige Antwort auf unsere Fragen geben könnt, erwartet nicht, daß wir auf euch hören.“

Darum sind weite Bereiche von Kirche und Christenheit heute „tot“. Es scheint zwar, als ob sie viele Menschen anziehen könnten, doch ihre Aussa­gen haben kein Gewicht. Denn sie geben auf die großen Fragen dieselbe Antwort wie Humanisten und Kommunisten. Diese Antwort lautet: „Es gibt keine absoluten Antworten!“

Hierin liegt die Ursache für die Unruhe und Instabilität unserer Zeit; und die Kirche ist dabei, im ganzen gesehen, zu einer Ruine zu werden.
Was können wir in dieser Situation tun? Was sollen wir von den modernen Philosophien halten, die man uns heutzutage empfiehlt? Und welcher Zusammenhang besteht mit dem Darwinismus, der das moderne Denken so nachhaltig geprägt hat?

DER DARWINISMUS UND DIE HUMANWISSENSCHAFTEN

Charles Darwin hat in seinen Schriften im vergan­genen Jahrhundert die moderne Evolutionslehre entwickelt. Er war nicht der erste Evolutionist, aber er hat den Entwicklungsgedanken in einer moder­nen Form dargeboten, und seitdem hat diese An­schauungsweise einen gewaltigen Einfluß ausgeübt.

Ich stimme der Aussage des Philosophen Durand zu, daß 1859, das Jahr, in dem Darwins Buch „Der Ursprung der Arten“ erschien, als Anfang des modernen Denkens anzusehen ist.

Denn die Lehre, die in erster Linie für Biologen gemeint war, begründete ein ganz neues Menschen­bild. Darwin selbst hat das in späteren Büchern über die Abstammung des Menschen aufgezeigt. Es hat doch Auswirkungen auch auf unseren Alltag, ob wir den Menschen als ein höherentwickeltes Tier be­trachten oder als ein Geschöpf Gottes, nach seinem Bilde erschaffen, das also wesentlich – ich meine, seinem Wesen nach, nicht äußerlich – nicht den Tieren ähnelt, sondern Gott, dem Schöpfer.

Die Gedankengänge der Evolution haben nicht nur Geologie und Biologie beeinflußt, sondern bald auch Psychologie und Soziologie. Denn die Be­gründer dieser Fachgebiete stützten sich direkt oder durch Nietzsche auf Darwin.

Indem man in der Psychologie den Menschen als ein „veredeltes Tier“ ansieht, sucht man seine Triebe auf Instinkte und Neigungen der Tiere zurückzufüh­ren.

Genauso wird die Soziologie dadurch bestimmt, ob man die sozialen Strukturen unserer Gesellschaft auf die Beziehungsgeflechte der Tiere zurückführt oder auf solche, die im Anfang von Gott eingesetzt waren und durch die Sünde gestört wurden. Deshalb ist bei der Betrachtung von Ergebnissen der moder­nen Psychologie und Soziologie immer zu beden­ken, daß deren „Väter“ – Sigmund Freud, Wilhelm Wundt, Max Weber und Emil Dürkheim – in ihrem Denken und Forschen vom darwinistischen Men­schenbild ausgingen.

Tatsächlich sind heutzutage alle Wissenschafts­zweige mehr oder weniger deutlich von diesem Evolutionismus geprägt. Denn die Betrachtung des Menschen als höchstentwickeltes Tier hat sich auch in unserer Erziehung durchgesetzt. Die Jugend wird nicht nur in der Evolutionslehre unterrichtet, son­dern auch nach der Evolutionslehre, nach den neueren „Gesetzen“, die aufgrund dieser Anschau­ungsweise aufgestellt worden sind.

DER EINFLUSS GRIECHISCHER PHILOSOPHIE AUF DIE LEHRE DER CHRISTLICHEN KIRCHE

Lassen Sie uns noch weiter in die Vergangenheit zurückgehen, denn ich habe erwähnt, daß nicht nur Darwin eine Evolutionslehre entwickelt hat. Die Vorstellung einer Evolution ist an sich viel älter; man kann sie schon bei den alten griechischen Philoso­phen Enden, bei Plato und besonders bei Aristoteles.

In Aristoteles‘ Denken war das Werden ein wichtiges Prinzip, und er lehrte schon eine Art theistischen Evolutionismus, das heißt eine Evolu­tion der lebendigen Organismen unter göttlicher Steuerung.

Dieser Gedanke wurde dann später durch die christlichen Philosophen übernommen. Bei Augu­stinus, dem größten abendländischen Philosophen der ersten Jahrhunderte, findet man deshalb eine merkwürdige Spaltung seines Denkens. Einerseits hielt er an der wörtlichen Bibelauslegung auch im ersten Buch Mose, der Genesis, fest, andererseits übernahm er jedoch die griechischen Vorstellungen und führte sie in die Lehre der damaligen christ­lichen Kirche ein.

Diese Gedanken des Augustinus wurden von Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert wieder aufgegriffen und in der offiziellen Lehre der rö­misch-katholischen Kirche verankert.

Das Natur- und Gnade-Schema des Thomas von Aquin

Eine an sich positive Neuerung bei Thomas von Aquin war die Wiederentdeckung der Natur. In den vorherigen Jahrhunderten hatten die Christen nur wenig Wert auf das Irdische gelegt. Nur das Himm­lische und Unsichtbare hielten sie für wichtig. Man erkennt das deutlich an Heiligenbildern aus der Zeit vor Thomas von Aquin. Sie sind ganz bewußt keine natürliche Abbildung der Personen. Zum Beispiel wird das Christuskind als erwachsener Mann darge­stellt. Das Kunstwerk diente als symbolische, idea­listische Darstellung des Glaubens der Menschen, nicht als Abbildung der Natur.

Thomas von Aquin betonte nun, daß, wie uns die Bibel zeigt, auch das Irdische und Körperliche von Bedeutung ist. Gleichzeitig machte er aber eine Marke, willkürliche Trennung zwischen den zwei Bereichen „Gnade“ und „Natur“.

Und hier liegt ein Problem auch des modernen Menschen begründet. Denn das Natur- und Gnadeschema von Thomas von Aquin enthält zwei „Stockwerke“. Das obere, die Gnade, umfaßt das Unsichtbare: den Schöpfer, den Himmel und die Seele, der untere Bereich das Sichtbare: das Geschöpf, die Erde und das Leibliche.

Dem unsichtbaren, geistlichen Bereich ordnete Thomas von Aquin die Bibel als Autorität zu, während das Sichtbare durch die Philosophie, die Vorläuferin der heutigen Wissenschaften, untersucht und beschrieben werden soll.

In diesem Zusammenhang ist noch eine weitere Lehre des Thomas von Aquin wichtig. Er behaupte­te, der Sündenfall des Menschen sei nicht vollstän­dig gewesen. Der Wille des Menschen sei wohl verdorben gewesen und sollte wieder gereinigt werden, aber der Verstand sei durch die Sünde nicht beeinträchtigt worden. Der Mensch könne mit seinem Verstand die Natur erforschen und zu Erkenntnissen gelangen, ohne sich mit der Bibel auseinandersetzen zu müssen.

Diese Lehre ist sehr problematisch, denn sie bedeutet, daß der Mensch im Bereich des Sichtbaren autonom, unabhängig von Gott und der Bibel, arbeiten kann.

Die Folgen wurden auch unmittelbar erfahren – zunächst positiv, und zwar in der Kunst. Die Kunst ist oft das erste Gebiet, das auf neue Entwicklungen in der Philosophie reagiert. Und schon im 13. Jahrhundert wurde zum erstenmal wieder die Natur gemalt.

In der „Wehklage über den toten Leichnam“ von Giotto, einem der ersten Renaissance-Maler aus Italien, erkennt man einen vorsichtigen Versuch einer Landschaftsdarstellung: einen Berg, einen Baum und – besonders wichtig – richtige Men­schen mit Gesichtern, auf denen menschliche Gefüh­le zu erkennen sind. Dies war eine der ersten Abbildungen von etwas Natürlichem.

Doch es ging weiter; die Ansichten von Thomas von Aquin setzten sich durch. In der Miniatur von Jan van Eyck „Die Taufe im Jordan“ nimmt das geistliche Motiv nur noch einen kleinen Teil des Bildes ein, eingebettet in eine Landschaft, wie sie in der abendländischen Kunstgeschichte noch nicht dargestellt worden war. Nach dieser Miniatur wur­den viele Gemälde in Europa so gemacht.

Die Natur hatte sich durchgesetzt: Jetzt wurde zum erstenmal das Irdische dargestellt. Aber was geschah? Weil man die Natur von dem geistlichen Bereich unabhängig machte, drohte die Natur, wie Francis Schaeffer gesagt hat, „die Gnade zu ver­schlingen“. Die symbolischen, geistlichen Dinge wurden herabgesetzt und in das Gebiet der Natur hineingezogen.

Als Jean Fouquet um 1450 „Die Magd und das Kind“ malte, sah jedermann, daß diese Madonna in Wirklichkeit die Mätresse des französischen Königs war. Das war revolutionär. Während es die Maler früher nie unternommen hatten, die Natur zu malen, scheuten sich jetzt die Humanisten nicht, eine Mätresse zu malen, und zwar als Madonna. Sie hatte auch eine Brust entblößt – nicht mehr, um ein Kind zu stillen, sondern eigentlich als Sex-Symbol.

Hier geschah die erste Vermischung und Herab­setzung geistlicher Werte. Das obere Stockwerk wurde sozusagen leer, denn die geistlichen Dinge waren bedeutungslos geworden.

In der Christenheit – und man kann kaum einen Unterschied zwischen Christenheit und Welt in dieser Zeit machen – mußte man wieder neu Antworten auf die Lebensfragen suchen. Denn damals wurde die Jugend auch mit Fragen geboren. Da die Bibel beiseitegelegt und die „Gnade ver­schlungen“ worden war, suchte man die Antworten jetzt wieder in der griechischen Philosophie.

In der Stanza della Segnatura im Vatikanpalast hat Raffael auf der einen Seite die römische Kirche, auf der anderen Seite aber die athenische Schule mit Plato und Aristoteles in der Mitte dargestellt. Denn deren Philosophie sollte jetzt die Antwort auf die grundsätzlichen Fragen geben.

Schon zu dieser Zeit hat ein Mann das aufkom­mende Problem erkannt: Wenn das Sichtbare den geistlichen Bereich ganz verdrängt, dann ist es unmöglich, absolute Antworten auf die Lebensfra­gen zu finden, und der Mensch wird zu einer biochemischen Maschine reduziert. Das heißt, der Mensch ist im geistlichen Bereich tot.

Der das verstand, Jahrhunderte bevor die Welt anfing, es zu begreifen, war Leonardo da Vinci. Er hatte das Vertrauen in die Bibel verloren und suchte in seinem ganzen Leben danach, eine echte Antwort zu finden, was nun der Sinn und das Ziel des Menschenlebens sei. Er suchte das Menschliche abzubilden und malte und zeichnete und skizzierte, um das Innerliche im Menschen zu finden.

Manchmal hat er die Personen so dargestellt, daß sie ihre Umgebung beleuchteten, um dadurch das Innere des Menschen hervorzuheben, wie zum Beispiel in „Die Madonna der Felsen“. Aber es gelang ihm nicht, das Eigentliche des Menschen zu finden; und er ist in Verzweiflung gestorben.

Leonardo da Vinci war der erste Mensch in der Geschichte, der dieses Problem erkannte, das heute ein Problem der ganzen Welt ist.

Doch dann brach eine neue Entwicklung auf. Zwei Jahre, bevor Leonardo da Vinci starb, also 1517, begann in Deutschland und in Europa die Reformation.

Lösung des Natur- und Gnade-Problems in der Reformation

Die Reformatoren gaben auf das Problem von Natur und Gnade eine neue Antwort. Sie bestand einfach darin, daß sich ihnen das Problem nicht stellte. Denn Lösungen brauchen wir nur zu suchen, wenn wir ein echtes Problem haben. Oft ist die richtige Antwort, zu zeigen, daß hier nur ein Scheinproblem vorliegt.

Für die Reformatoren war das Problem deshalb gelöst, weil sie zeigen konnten, daß es keine echte Trennung zwischen Natur und Gnade gibt. Sie bezeugten, daß die Bibel mit Autorität nicht nur über geistliche, sondern auch über irdische Dinge spricht. Ihre Aussagen über Himmel und Erde, Schöpfer und Geschöpf sind gleichermaßen gültig. Das ist äußerst wichtig, auch für uns heute.

Die Reformatoren lehrten das Prinzip „sola Scriptura“, das heißt, „nur die Schrift“ und nicht noch auf gleicher Stufe die traditionelle Lehre. Wissenschaft und Philosophie sollten der Heiligen Schrift unterworfen sein. Denn der Bibel kommt Autorität über das ganze Leben zu. Sie hat nicht nur mit dem Gottesdienst am Sonntag zu tun, sondern auch mit dem Alltag, mit allen Bereichen des menschlichen Lebens.

Und das zweite Prinzip, das als erster Martin Luther wieder verkündet hat, war „sola fide“, das heißt „nur durch Glauben“. Die Reformatoren lehrten, daß der Sündenfall doch vollständig ge­wesen und nicht nur der Wille des Menschen, sondern auch sein Verstand verdorben sei.

Das war natürlich in der Bibel schon klar ausge­sagt, aber sie entdeckten es wieder neu. Da der Mensch durch die Sünde vollständig gefallen sei, brauche er eine vollkommene Errettung und Erlö­sung – nicht nur geistlich, sondern umfassend. Unser Geist und Leib brauchen dieselbe Erlösung wie unser Wille. Das heißt aber, daß wir die großen Fragen durch Philosophie und Wissenschaft, unab­hängig von der Bibel, nicht wirklich lösen können. Die Bibel hat Autorität, so lehrten sie, über das ganze Leben.

DIE ENTSTEHUNG DER NATURWISSENSCHAFTEN

Als sich diese Gedanken der Reformatoren durch­setzten, war die erste Konsequenz ganz merkwürdig. In solch einer Situation konnte eine richtige Natur­wissenschaft entstehen. Und das sage ich nicht, weil ich ein stolzer Christ wäre, sondern große nicht­christliche Philosophen, zum Beispiel Whitehead und Robert Oppenheimer, haben dasselbe festgestellt, und verschiedene christliche Philosophen haben diese Entwicklung ausführlich beschrieben.

Die Griechen wußten viel von der Natur. Die Wissenschaftler des 16. und 17. Jahrhunderts waren noch nicht sehr viel weiter als die griechischen Philosophen. Aber die Griechen hatten niemals eine Naturwissenschaft – einfach, weil sie die Natur nicht als von einem persönlichen Gott erschaffen und dadurch Ordnung, Harmonie und gewissen Gesetzmäßigkeiten unterworfen betrachteten. Sie glaubten an Götter und Göttinnen, die ganz unbe­rechenbar die Natur ändern konnten. Sie sahen nicht das Wesentliche und Gesetzmäßige der Natur, das jetzt die Naturwissenschaftler erkannten, weil sie die Bibel als Autorität anerkannten und darin Ordnung und Harmonie als Attribute Gottes beschrieben fanden. In ihrem Forschen entsprachen sie völlig der biblischen Aufforderung, die Werke der Schöpfung zu untersuchen, um darin Gottes Größe und Wahrheit zu begegnen und ihn deshalb zu verherrlichen. Dies war die Motivation für ihre grundlegenden naturwissenschaftlichen Arbeiten. Es ist erstaunlich, daß die meisten Wissenschaftler heute das nicht wissen.

Es trifft nicht zu, wenn gesagt wird, daß sich nur im 19. Jahrhundert die Naturwissenschaft als solche geändert hätte, sondern man zog gewissermaßen die Grundlagen unter dem „Haus“ weg und versuchte, ihm eine andere Grundlage zu geben. Es ist interes­sant, diese Entwicklung zu verfolgen.

Isaac Newton war einer der großen Naturwissen­schaftler des Anfangs. Er hat als Christ Wissenschaft getrieben und schrieb mehr über Bibelstudium und den christlichen Glauben als über Naturwissen­schaft. Es war eine gesunde Kombination von Christentum und Wissenschaft, die heute viele Menschen verloren haben – auch viele, die beken­nen, Christen zu sein. Sie meinen, man sollte die beiden Bereiche völlig trennen. Wir werden später sehen, mit welcher Begründung.

Bald prägte dieses integrierte Denken der Refor­mation auch die Kunst. In Rembrandts Gemälde „Die Emmausjünger“ zum Beispiel sind diese beiden Bereiche in völliger Harmonie. Es ist eine ganz natürliche Abbildung der Szene, doch durch die Art der Anordnung und Haltung der Jünger hat Rem­brandt ihre Ehrfurcht und Zuneigung für Christus und damit eine geistliche Aussage wiedergegeben.

Aus derselben Haltung heraus ist auch Jan van Goyens „Ansicht von Dordrecht“ entstanden.

Man sieht auch hier zuerst Natur. Und viele gehen im Amsterdamer Reichsmuseum an dem Gemälde vorbei, weil sie nichts Besonderes darin finden. Sie halten es für eine Fotografie von Dordrecht; aber das ist es nicht. Niemals konnte man zu van Goyens Zeit eine solche Ansicht des Dordsekiel bei Dor­drecht sehen, weil der Maler die Elemente so zusammengestellt hat, daß eine Botschaft ausgedrückt wird.

Wenn Sie auf die Anordnung der Schiffe achten, durch die der starke Eindruck von Tiefe erzielt wird, oder wenn Sie die Wolken betrachten – das Ganze ist eine Botschaft. Goyen wollte Natur malen, aber sein Anliegen war, ein Lied auf die Schöpfung zu singen. Seine Botschaft war: Das ist Gottes Werk! Obwohl es in der Welt heute dunkle Wolken gibt, ist sie doch die Schöpfung Gottes. Und so hat er zur Ehre Gottes „gesungen“.

DIE RENAISSANCE

Da die Reformation damals nur einen Teil des Abendlandes erfaßt hat, gab es zu gleicher Zeit auch eine andere Linie, die sich aus der Renaissance durch den Humanismus fortgesetzt hat.

Nicolas Poussins Gemälde „Die Hirten von Arca­dien“ stammt aus derselben Zeit wie „Die Ansicht von Dordrecht“. Es enthält auch eine Botschaft, jedoch eine ganz andere. Wie bei van Goyen sehen Sie ein Paradies, denn auch Poussin hatte seine Ideale, aber sie gehörten zu dieser Welt. Sie sind in einer Landschaft dargestellt, die von Göttern und Helden der alten griechischen Mythologie und Philosophie bewohnt ist. Dieses Paradies soll jetzt und hier verwirklicht werden. Denn in all seinen Gemälden sieht man ein Grab oder den Tod. Und auf dem Grab hier steht: „Et ego in Arcadia – Auch ich bin Arkadien“: Auch der Tod ist da.
Und die Humanisten kennen kein Jenseits. „Wenn es ein Paradies geben sollte“ – und es sind viele heutzutage, die das wiederholen -, „dann soll es hier und jetzt, in dieser Welt und Zeit, realisiert werden!“

RATIONALISMUS UND EVOLUTIONSLEHRE

Die Anschauungen von Reformation und Humanis­mus lebten nebeneinander weiter, bis im 18. Jahr­hundert in Deutschland die Zeit der Aufklärung begann und Humanismus und Rationalismus weit­hin den Sieg davontrugen.

Der Rationalismus war ein großer Versuch der Menschen, sich alles Übernatürlichen zu entledigen. Immanuel Kants Philosophie zum Beispiel ging von der Voraussetzung aus, alles, was mit dem Verstand des Menschen nicht zu erklären sei, sei abzulehnen.

Diese Voraussetzung ist aber nicht notwendiger­weise zutreffend; sie ist eine nicht beweisbare, willkürliche Annahme, fußend auf seiner Weltan­schauung. Und es ist gar nicht logisch anzunehmen, daß nur das wahr sein kann, was der Mensch mit seinem begrenzten Verstand begreifen kann. Man schließt von vornherein aus, daß es Wirklichkeiten geben könnte, in die der Mensch nicht eindringen kann.

Heute wissen wir, daß es sie gibt. Kein Mensch kann sich wirklich ein Atom vorstellen. Man kann sich Modelle davon machen, aber man kann niemals ganz erfassen, wie es aussieht und was es ist. Wir wissen jetzt, daß wir uns viele Dinge, die wir untersuchen, nicht vorzustellen vermögen, so daß wir sie also nicht wirklich ergründen können. Aber in jener optimistischen Epoche glaubte man, man müsse alles ablehnen, was nicht mit dem rationalen Denken in Übereinstimmung zu bringen ist.

Die Aussagen der Bibel über die Entstehung der Welt verwarf man zum Beispiel allein deshalb, weil eben das übernatürliche grundsätzlich ausgeschlos­sen wurde. Und darum stellte Immanuel Kant als Philosoph selbst eine Hypothese auf, um das Entstehen des Sonnensystems zu erklären. Er hatte keine naturwissenschaftlichen Gründe, nicht einmal Hinweise für seine Gasnebel-Hypothese. Sie sollte nur als Alternative dienen, als natürliche Erklärung für die Entstehung des Sonnensystems, die der Erklärung der Bibel entgegengesetzt werden konnte.

Im Grunde haben wir diese Theorie schon längst aufgegeben. Und tatsächlich gibt es überhaupt keine Theorie, die wirklich die Entstehung des Sonnensy­stems erklären kann, weil so viele Fakten zu berücksichtigen sind, die durch eine Theorie nicht erklärt werden können. Die Entstehung des Sonnen­systems bleibt also ein ungelöstes Problem für die Evolutionisten.

Aber es ist besonders wichtig zu verstehen, von welchen Gedanken diese Philosophen ausgingen und wie sie argumentierten. Denn sie mußten sich mit den christlichen Wissenschaftlern auseinander­setzen, die es seit einigen Jahrhunderten gegeben hatte und die ja die Naturwissenschaft weithin aufgebaut hatten.

Dieser Streit wurde mit großer Härte ausge­fochten, und scheinbar standen Logik und Fort­schritt auf seiten der Evolutionisten, so daß sie in jener Zeit den Sieg davontrugen. So fingen die Christen an, Kompromisse zu suchen.

Der große französische Naturwissenschaftler Georges Cuvier zum Beispiel suchte nach einer Zwi­schenlösung. Er hielt noch an dem biblischen Bericht von der Sintflut fest und glaubte, daß die Erdschichten durch große Katastrophen entstanden seien. Aber er hielt sehr viele Katastrophen für nötig und meinte, die Sintflut sei die letzte davon gewesen.

Solche Kompromisse akzeptierte man nicht lan­ge, sondern versuchte, die Erdentstehung ganz ohne Katastrophen zu erklären. Denn weltweite Kata­strophen implizieren das übernatürliche Eingreifen Gottes, und das lehnte man grundsätzlich ab.

1830 veröffentlichte der englische Geologe Charles Lyell das erste seiner drei Bücher über die Geologie, die noch immer die Grundlage dieses Fachs bilden. Lyell schloß bei seinen Überlegungen die Möglichkeit solcher Katastrophen grundsätz­lich aus und versuchte, das Entstehen der Erdschich­ten durch Prozesse zu erklären, wie sie auch heute zu beobachten sind.

Er mußte schon zu seiner Zeit erfahren, daß das nicht möglich ist, denn er war gezwungen, das Auftreten von Eiszeiten anzunehmen. Eiszeiten gibt es aber nicht mehr, und man kann keine Ursache für ihr Entstehen angeben, die wir heute in der Natur finden könnten. Er mußte also eine Art Katastrophismus annehmen, obwohl er diesen prinzipiell ablehnte.

Das ist nun eine sehr wichtige historische Tat­sache, daß diese neuen Einsichten nicht wesentlich auf neue wissenschaftliche Entdeckungen gestützt wurden. Diese folgten wohl später, denn wenn man nach etwas unbedingt sucht, dann läßt sich oft auch etwas finden, das sich dafür halten läßt.

Viele Argumente wurden herangezogen, um das neue Modell zu unterstützen, doch sind sie zum Teil gerade in den letzten Jahren von Wissenschaftlern verschiedener Fachgebiete in Zweifel gezogen und neu überprüft worden; und es gibt heute eine zunehmende Anzahl fundierter Arbeiten, die sich kritisch mit der evolutionistischen Argumentation auseinandersetzen.

Der Anlaß zur Entwicklung der geologischen Evolutionslehre waren also philosophische Überle­gungen. Das ist sehr wichtig. Ausgangspunkt des neuen Denkens waren nicht Änderungen in den Tatsachen, sondern in den Voraussetzungen, mit welchen die Tatsachen betrachtet wurden.

Genauso ging es bei Charles Darwin, der als junger Mann Lyells Bücher las und darin unmittel­bar die Lösung für eine Frage fand, die ihn sehr beschäftigt hatte. Denn er war nicht mit der Annahme einverstanden, daß alle Lebewesen durch einen Schöpfungsakt Gottes entstanden seien, doch konnte er sich auch keine andere Möglichkeit denken. Nun lernte er Lyells Gedanken kennen und fand darin die Vorstellung, daß unsere Welt sehr alt sein müsse, denn die allmähliche Entstehung der Erdschichten beanspruchte natürlich sehr viel Zeit.

Diese langen Zeiträume waren aber gerade ein Faktor, dem Darwin später bei der Konzeption seiner Abstammungslehre nötig hatte. Denn für die zufällige Entwicklung von Lebewesen mußte er auch viele Milliarden Jahre annehmen, sonst wäre der Gedanke von vornherein absurd.

Diese Vorstellungen haben einander nun beein­flußt. Darwin veröffentlichte später seine Evolu­tionslehre – ebenfalls nicht wesentlich aufgrund neuer wissenschaftlicher Entdeckungen, sondern aus philosophischen Gründen, wie ich noch zeigen werde.

Der Einfluß dieser Lehren, die zunächst für Geologie und Biologie aufgestellt worden waren, ging weit über deren Fachgrenzen hinaus. Die Zeit war reif, denn die Menschen waren von den Thesen der Aufklärung beeinflußt. Die Französische Revo­lution und die industrielle Revolution in England hatten ihr Denken tiefgreifend verändert. So waren sie für ganz neue Ansichten offen. Manche bezeich­nen deshalb Darwins „Ursprung der Arten“ als Anfang des modernen Denkens, weil seine Gedan­ken in dieser Situation unmittelbar auf ganz ver­schiedenen Gebieten angewandt wurden.

Ein Beispiel davon ist Karl Marx. Er war ein direkter Schüler von Georg Friedrich Hegel. Hegel und Kant hatten aus philosophischen Gründen schon eine Art historische Evolution gelehrt; in der Geschichte der Menschheit sollten, wie Hegel sagte, durch Auseinandersetzungen zwischen Thesen und Antithesen immer wieder Synthesen entstanden sein, denen dann wieder neue Antithesen entgegen­stünden und so weiter. Dieses dialektische Prinzip wurde von Karl Marx auf ökonomische Verhält­nisse angewandt.

Als Marx nun Darwins Gedanken kennenlernte, war er davon begeistert, wie man in seinen Briefen an Friedrich Engels nachlesen kann, weil er unmittel­bar sah: Wenn Darwin recht hatte, dann gab ihm das eine naturwissenschaftliche Grundlage für sein Mo­dell, und seine kommunistischen Theorien waren wissenschaftlich bewiesen. Darum hat der Darwi­nismus heute noch immer große Bedeutung für den Kommunismus, was man in vielen wissenschaftli­chen Veröffentlichungen aus der Sowjetunion er­kennen kann. Der Darwinismus ist ja nicht einfach eine wissenschaftliche Theorie, sondern eine Welt­anschauung, die für den Kommunismus grundle­gend ist.

In vielen Bereichen hat die Evolutionslehre Be­deutung erlangt, aber das Beispiel von Karl Marx ist besonders wichtig, vor allem, weil heutzutage min­destens ein Drittel der ganzen Menschheit unter dem Einfluß seiner Philosophie steht. Diese hätte viel­leicht niemals solche Bedeutung erlangt, wenn sie nicht den Darwinismus als angeblich wissenschaft­liche Grundlage hätte vorweisen können.

Und wenn wir heute an die Jugend denken, dann haben wir zu berücksichtigen, daß die Jugend in einem Drittel der Welt nach den Voraussetzungen des kommunistischen Modells erzogen und ausge­bildet wird.

Kommen wir zurück zu Charles Darwin selbst. Ich habe gesagt, daß sich seine Lehre zunächst nicht wesentlich auf wissenschaftliche Entdeckungen stützte. Er suchte nach einer anderen Lösung des Problems „Lebensentstehung“, denn er wollte nicht mehr an eine Schöpfung glauben. Er hatte eine längere Periode von Glaubenszweifeln, als er zwi­schen 22 und 29 Jahren alt war, und las in dieser Zeit einen Aufsatz des englischen Pfarrers Thomas Robert Malthus über die Überbevölkerung.

Malthus lehrte, daß Kriege, Hungersnöte und Epidemien notwendig seien, denn nur dadurch könne der Überbevölkerung begegnet werden. Ei­nen Kampf ums Dasein sollte es geben und ein Überleben der Stärksten oder Geeignetsten, also eine „natürliche Auslese“, wie man es später nannte.

„Und plötzlich ging mir das Licht auf“, berichtete Darwin später. Auf einmal wußte er, welches die richtige Lösung für sein Problem war. Die nächsten zwanzig Jahre bis 1859 verwandte er darauf, Argu­mente für seine neue Theorie zu sammeln.

Sehen Sie, wie diese Lehre entstand? Eigentlich genauso, wie die Wissenschaft im allgemeinen arbeitet. Sie beginnt nicht damit, Beobachtungen zu machen und dann eine Theorie aufzubauen, sondern am Anfang steht eine Konzeption, eine Idee.

Diese Idee kam von Malthus, und Darwin hat 20 Jahre gebraucht, um Argumente zu sammeln und andere Argumente, die nicht dazu paßten, beiseite­zuschieben, bis er seine Lehre veröffentlichte.

Vielleicht hätte er noch weitere 20 Jahre darauf verwandt, wenn nicht Alfred Wallace denselben Gedanken entwickelt hätte und Darwin ihm mit der Veröffentlichung seines Buches „Über den Ursprung der Arten“ zuvorkommen wollte.

Vielleicht haben Sie die irrige Vorstellung, daß Wissenschaftler völlig rationale Menschen sind, die ganz objektiv und vorurteilsfrei Tatsachen sammeln und ordnen. Denn nicht nur Darwin ging so vor, sondern alle Wissenschaftler benutzen diese Metho­de. Sie sehen, daß es darum so wichtig ist, daß wir uns der Voraussetzungen bewußt sind, die wir in unsere Überlegungen einbringen.

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel dafür ist Thomas Huxley. Durch ihn erlangte der Darwinis­mus im wesentlichen seine Popularität, denn Tho­mas Нuxlеy war der größte Kämpfer auf Darwins Seite.

Er schrieb später, er habe in seiner Jugend den Schöpfungsbericht einfach abgelehnt, weil er ihn mit seinem Verstand nicht begreifen konnte. Er hatte keine alternative Vorstellung, und er faßte seinen Entschluß nicht unter dem Eindruck von wissenschaftlichen Entdeckungen, sondern weil er aufgrund seiner Voreingenommenheit die Schöpfungsvorstellung ablehnte. Und er schrieb – es klingt wie eine religiöse Schilderung -, daß er auf einem dunklen Weg wandelte und die Wahrheit nicht sah. Ihm war klar, daß er eine Alternative brauchte, wenn er den Schöpfungsbericht ablehnte. Aber er wußte nicht, wie die aussehen sollte.

Doch dann las er 1859 Darwins Monographie und erfuhr dadurch seine „Erleuchtung“: ,,Es war mir, als ob das Licht anfing zu scheinen. Plötzlich war alles klar und hell, plötzlich sah ich die Wahrheit. Und ich habe mich selbst beschuldigt, daß ich nicht eher die Wahrheit entdeckt hatte.“

Das war seine „Bekehrungsgeschichte“. Sie sehen, aus welchen Gründen er – und auch Ernst Haeckel in Deutschland und Herbert Spencer in Amerika, die größten Kämpfer für den Darwinismus im vergangenen Jahrhundert – dieses Modell so bereitwillig übernahm. Sie waren Positivisten, Opti­misten also, die glauben, daß sie objektiv Tatsachen sammeln und dadurch die ganze Wahrheit verstehen können, ohne gesicherte geistliche oder weltan­schauliche Voraussetzungen nötig zu haben.

In der Malerei war die Auswirkung der neuen Anschauung wieder unmittelbar zu spüren. Die idealistischen Vorstellungen traten zurück; die Men­schen der Romantik mußten sich mit den Kon­sequenzen des neuen Denkens auseinandersetzen. Denn wenn es wahr ist, daß wir von den Tieren abstammen, dann sind wir eigentlich nichts anderes als physikalisch – chemische Maschinen. Das heißt, daß der Mensch seinem Wesen nach tot ist.

Damit ist gemeint, daß es das Menschliche, das wir immer angenommen hatten, das Einmalige des Menschen, nicht gibt. Wenn man heutzutage sagt: „Gott ist tot!“, dann meint man nicht, daß Gott je gelebt hätte und jetzt gestorben sei, sondern daß die alte Vorstellung Gottes aufgelöst, gleichsam „ge­storben“ ist.

Das gleiche gilt für den Menschen. „Der Mensch ist tot! Hast du immer geglaubt, daß du eine Seele hast? Das ist nicht wahr! Du bist tot. Hast du geglaubt, daß du etwas Einmaliges hast, was das Tier nicht hat? Das ist nicht richtig. Der Mensch ist tot! Der Mensch ist nichts als eine physikalisch – che­mische Maschine.“ Das ist die Konsequenz.

Deshalb hat man im letzten Jahrhundert die harte Wirklichkeit so gemalt, wie sie aussieht. Da ist der Tod realistisch, und die Wirklichkeit wird nicht verhüllt, sondern so, wie man sie sieht, wiedergege­ben.

Die Entwicklung ging weiter. Neue Gedanken fanden durch den schon erwähnten deutschen Philosophen Georg Friedrich Hegel Eingang in die Philosophie. Hegel sagte – und es empfiehlt sich, das ausführlich bei Francis Schaeffer (Gott ist keine Illusion) nachzulesen: „Wir haben in Tausenden von Jahren versucht, eine Philosophie zu entwickeln, die die ganze Wirklichkeit, die sichtbare und die unsichtbare, in einem System zusammenfassen kann. Es ist uns jedoch nicht gelungen. Deshalb sollten wir es jetzt auf eine andere Weise versuchen. Laßt uns unseren Wahrheitsbegriff ändern. Wir haben immer über absolute Wahrheiten gesprochen und vorausge­setzt: Wenn eine Aussage wahr ist, dann ist ihr Gegenteil nicht wahr. Dieses Prinzip der Antithese ist für uns ganz selbstverständlich, weil wir so angelegt sind. Hegel entwickelte nun das Prinzip der Dialektik: Wir lassen eine These und ihre Antithese nicht einander gegenüberstehen, sondern zusammen in der Synthese aufgehen. Das heißt, jede Aussage, mit ihrer entgegengesetzten Aussage vereinigt, führt zu einer neuen, übergeordneten Aussage.“

Was bedeutet das aber praktisch? Nun, daraus folgt zum Beispiel, daß heute viele Eltern ihre Kinder nicht mehr verstehen. Denn sie sind nach dem Grundsatz erzogen worden, daß Wahrheit und Lüge absolute Gegensätze sind. „Wenn etwas wahr ist, dann ist das ihm Entgegengesetzte nicht wahr.“ Aber unsere Jugend wird anders erzogen – mit der Auffassung, daß Wahrheit in gewissen Umständen Lüge und Lüge Wahrheit sein kann. Der Wahrheits­begriff wird grundsätzlich relativiert.

Das hat ganz einschneidende Konsequenzen. Früher war es absolut verboten zu morden, zum Beispiel auch, gesunde Kinder zu töten. Heute gibt es aber Fälle, in denen das Leben von Mutter und Kind nicht gefährdet ist und kein wirklich unlösbares Problem vorliegt, und doch erwogen wird, die Tötung des Kindes im Mutterleib zu legalisieren.

Früher war es Personen desselben Geschlechts verboten, miteinander geschlechtlichen Umgang zu haben. Heutzutage ist es denkbar, das zu tolerieren oder sogar zu propagieren. Wir leben nicht mehr mit Gegensätzen zwischen Wahrheit und Lüge, zwi­schen Gutem und Bösem. Früher wurden die Kinder mit absoluten moralischen Maßstäben erzogen. Das ist nicht mehr so. Und darum gibt es keine echten Antworten mehr auf die drängenden Fragen der Jugend.

Hegel war aber noch ein Idealist. Er glaubte, daß er auf diese neue Weise zu einem allumfassenden System kommen könnte.
Doch dann kam der zweite Schritt, und zwar durch den Dänen Sören Kierkegaard.

DIE ENTSTEHUNG DES EXISTENTIALISMUS

Kierkegaard war seinem Bekenntnis nach Christ, und ich will nicht über seine Motive urteilen, sondern nur beschreiben, was er gelehrt hat. Er wurde der Vater der modernen Theologie sowie der modernen Philosophie.
Als erster in der gesamten Philosophiegeschichte forderte er, daß wir die Hoffnung aufgeben sollten, je zu einem rationalen System zu kommen, in welchem wir die ganze Wirklichkeit erfassen können. Der Mensch lebe eigentlich nicht in den Bereichen Natur und Gnade, sondern nur in der Natur, in der Wirklichkeit und Wissenschaft, er sei deshalb seinem Wesen nach tot, eine bio-chemische Maschine ohne Sinn und Ziel. (Ich sage das jetzt mit eigenen Worten.)

Kierkegaard wußte aber, daß der Mensch mit dem Gedanken, daß er nur eine Maschine ist, nicht leben kann. Er will sich als Mensch verwirklichen, doch seine Vernunft sagt ihm, daß das unmöglich ist; vernunftgemäß ist nur der Tod.
Hier muß der Mensch einen „Glaubensschritt“ machen, einen blinden Sprung ins Dunkle. Er weiß nicht, was ihm passieren wird, doch er kann die verzweifelte Hoff­nung haben, daß er so vielleicht den Sinn seines Lebens entdeckt.

Es hat lange gedauert, bis sich Kierkegaards Ansichten durchsetzten. Aber heute erkennen wir sie auf allen Gebieten.

In Kierkegaards Denken finden wir starke Paralle­len zu Thomas von Aquins Trennung von Natur und Gnade. Aber jetzt heißt es ein wenig anders. Wir haben hier „Glaube“ in Anführungszeichen, weil es nicht der Glaube ist, zu dem die Bibel auffordert. Denn Kierkegaard empfiehlt einen „blinden“ Opti­mismus, den wir blind nennen, weil er die Augen vor den Tatsachen verschließt.
Der Glaube bei uns Christen ist grundsätzlich anderer Natur: Er ist ein Vertrauen, das sich auf nachprüfbare historische Tatsachen, die Heilstatsachen Gottes in der Ge­schichte, stützt. Solche Glaubensschritte sind rational nachvollziehbar. In Übereinstimmung mit unse­rem Verstand, mit welchem Gott uns erschaffen hat, gehen wir auf sein Angebot der Gemeinschaft ein.

Im kierkegaardschen Schema befindet sich dem „Glaube“ genannten blinden Optimismus gegenüber die Natur mit Vernunft und Logik, die uns aber Pessimismus lehre: Der Mensch ist tot, eine Maschine ohne eigentlichen Sinn. Rein naturwissenschaftlich betrachtet, bestehe ich nun aus physikalischen und chemischen Prozessen und Molekülen.

Dieses Denken hat sich auf allen Gebieten durch­gesetzt, auch in der Theologie. Hier sagt man, die Bibel sei unwissenschaftlich und voller Fehler. Dennoch verwendet man die biblischen Begriffe weiter und gibt ihnen einen neuen Inhalt. Man spricht zum Beispiel von Gott, sagt aber zugleich „Gott ist tot“ und meint damit, die alte Vorstellung eines persönlichen Gottes ist tot.„

Doch so kann der Mensch nicht leben“, sagt Kierkegaard, und die ganze Welt, obwohl man sich dessen nicht bewußt ist, folgt ihm heute nach. „Der Mensch kann nicht mit dem Gedanken leben, daß er nur eine Maschine ist.“ Darum empfiehlt Kierke­gaard den „blinden Sprung ins Dunkle“. Wir sollen optimistisch sein, obwohl uns Vernunft, Erfahrung und wissenschaftliche Erkenntnis Pessimismus leh­ren.

Trotzdem kann der Mensch nicht anders leben als mit der Vorstellung, daß es doch Optimismus geben kann. Er sucht in existentiellen Erfahrungen da­nach, in der orientalischen Mystik, in Sex, Porno­graphie und Drogen – im weitesten Sinn. Das ist heute einfach der Ersatz für das Bewußtsein des Menschen, daß es mehr gibt als nur Moleküle und Atome, Energie und Materie. Denn der Mensch ist auf die Ewigkeit hin angelegt und weiß um die Existenz Gottes.

Aber wenn er Gott aufgrund seiner Anschauung von vornherein abgelehnt hat, dann muß er für seinen Hunger nach Gott Ersatz finden. Es ist der Ersatz, der heutzutage für die Jugend äußerst wichtig ist, nicht nur zum Vergnügen, sondern weil sie – und davon bin ich durch viele Gespräche überzeugt – verzweifelt suchen, darin ihre Mensch­lichkeit zu realisieren.

Solchen Ersatz bietet uns auch die moderne Theologie. Wenn einer nun vielleicht die Sexwelle, die Pornographie oder die Drogen empfiehlt, so gehört das zu derselben Kategorie, als wenn uns liberale Theologen sagen, daß wir eine „Begegnung mit Jesus“ haben sollten. Denn sie meinen dann damit, daß Jesus als Mensch natürlich vor 2000 Jahren gestorben und begraben worden und niemals auferstanden sei. Doch wir können jetzt Jesus in dem Nächsten begegnen. Wir sollen also eine „mystische Begegnung“ mit Jesus haben.

Es ist alles wesentlich dasselbe. Es sind irrationale, nicht verständliche und nicht erklärbare Erfahrun­gen, durch die der Mensch vielleicht hoffen kann, daß er sich selbst verwirklichen, sich selbst wahr­machen und vermenschlichen kann. Denn er möchte nicht eine Maschine – eine tote Maschine – sein, weil er in sich das Bewußtsein trägt, daß er ein Mensch ist und eine Persönlichkeit besitzt, die er nicht leugnen kann.

Wir sehen das unmittelbar in der Kunst. Vincent van Gogh und die anderen Neoimpressionisten haben diese Entwicklung als erste nachvollzogen. Sie malten auf ganz neue Weise, im wesentlichen expressionistisch, und drückten dabei in vielen ihrer Gemälde die Desillusion des modernen Menschen aus.
Van Gogh war ein moderner Mensch. Seine Kunst war nicht nur Spaß, sondern sie war Spiegelbild seiner geistigen Not. Daß er Selbstmord beging, war nicht wegen irgendeiner Geschichte, wie oft erzählt wird, son­dern weil er aufgrund dieser neuen Einsichten eine Künstlergemeinschaft anstrebte und diese nicht zustande kam. Das hat ihn, einen der ersten modernen Menschen, in die Verzweiflung getrieben.

Das erste moderne Gemälde hatte jedoch vor ihm schon Pablo Picasso geschaffen: Les Desmoiselles d’Avignon (1906-1907).
Auch seine Botschaft war: Der Mensch ist tot. Diese „Damen“ sind wesens­mäßig keine Menschen, sondern tote Figuren. Sie haben Gesichter ohne menschliche Züge oder tragen sogar Masken. Picasso hat es verstanden, daß der Mensch wesenhaft nicht mehr ist als eine Maschine oder eine Lochkarte. Der Mensch ist eine Nummer und nichts weiter. Nicht einmal Verzweiflung hat er abgebildet, nur seinen Notschrei. Eine der Figuren hat die Arme hochgehoben. Da drückt er seine eigene Verzweiflung aus. Picasso ist wahrscheinlich der größte Maler unseres Jahrhunderts.

Manche Menschen, die überhaupt nicht verste­hen, worum es bei dem modernen Menschen geht, fragen: „Konnte dieser Mann denn nicht wie Rem­brandt malen?“

Vielleicht konnte er das; er war ein großer Maler. Aber hätte Picasso wie Rembrandt gemalt, dann hätte er gelogen. Er hatte nicht die gleiche Weltan­schauung wie Rembrandt. Diese beiden Männer haben nach ihren eigenen Weltanschauungen ge­malt. Die Weltanschauung von Picasso war: Der Mensch ist tot. Und was damals revolutionär war, was viele Leute aufgeregt hat, ist heute normal. Wir sind daran gewöhnt, aber wir sehen die Situation nicht mehr.

Einige dieser Maler sind ihrem Wesen nach Philosophen. Marcel Duchamp zum Beispiel nann­te man den „Hohenpriester der Vernichtung“. Er wollte nicht nur zeigen, daß der Mensch tot ist, sondern auch noch ein wenig nachhelfen, daß er endlich stirbt. Er malte einen „Akt, eine Treppe hinuntergehend“. Aber man sieht nicht, daß er nackt ist. Das ist es, was er Ihnen zeigen möchte: daß Sie selbst nicht normal sind, sondern der Mensch als solcher pervers sei. Er möchte uns auffordern, auf die Suche nach etwas zu gehen, was aufreizend ist. Das ist die Vernichtung. Ihn trieb wirklich nicht ein billiges Vergnügen, einmal auf andere Weise zu malen als sonst.

Es ist tragisch, daß die breite Mittelschicht in Deutschland und allen europäischen Ländern nicht versteht, worum es geht. Diese Künstler waren aufrichtig, aber sie waren aufrichtig in ihrer Vernichtungsphilosophie.

Ich nehme noch ein Beispiel von Karel Appel. Er ist wohl einer der größten holländischen Maler in diesem Jahrhundert. Karel Appel hat in einem Gedicht gesagt: „Malen ist vernichten.“ Und viele seiner Themen beziehen sich darauf. Eins seiner Gemälde heißt zum Beispiel: „Ein großes Tier verschluckt ein kleines Tier“. Er will die Vernichtung zum Ausdruck bringen, denn dazu sollte seine Kunst dienen.

In Jackson Pollocks „Augen auf die Hitze II“ sehen Sie ein weiteres Beispiel, wie der moderne Mensch denkt. Es geht ihm nicht darum, Spaß zu machen, wie viele Menschen meinen, die das einfach nicht ernst nehmen. Sie verstehen es nicht und lachen darüber, anstatt zu weinen. Doch ich weine darüber, denn Jackson Pollock, der das Gemälde gemacht hat, hat selbst geweint. Er sagte, daß er vollkommen in seinem Malen aufging. Denn er war aufrichtig und malte mit Ernst. Er legte das Tuch auf den Boden, und dann ließ er die Farben darauftropfen. Durch reinen Zufall entstanden seine Gemälde. Warum hat er das getan?

Weil er wußte, daß es keinen Zweck und Sinn in einem Leben gibt, wo es still geworden ist und in dem Gott nicht mehr spricht. Da es nur Schweigen im Weltall gibt, weil Gott auch „tot“ ist, da hoffte er, daß durch den Zufall vielleicht das Weltall noch einmal anfinge zu reden und daß er dadurch vielleicht noch einen Sinn für das Leben entdecken könnte.

Glauben Sie nicht, daß dieser Mann ernsthaft war? Er hat seine eigene Auffassung so ernst genommen, daß sie auch ihn zum Selbstmord geführt hat.

Diese Leute waren aufrichtig. Hier ist die Tragik des modernen Menschen.

Francis Bacon in England hat genau dasselbe gemacht. Er hat alte Malereien von Velasquez kopiert, zum Beispiel ein Porträt von Papst Inno­zenz X. Aber er malte ganz anders als Velasquez, weil seine Weltanschauung eine andere war. Seine Figuren schreien. Denn Francis Bacon hat geschrieen. Seine Figuren sehen aus, als ob sie auf dem elektrischen Stuhl im Marterzimmer säßen. Sie weinen und schreien, weil der moderne Mensch verzweifelt ist, denn er findet keine Antwort auf seine Fragen.

Diese Künstler waren aufrichtig in ihrer Verzweif­lung.

Eine ähnliche Botschaft enthielt Anfang der sechziger Jahre ein Bühnenstück von Samuel Bec­ket: Warten auf Godot. „Godot“ bedeutet eigentlich nichts anderes als „Gott“.

Da sehen Sie nur zwei Figuren auf der Bühne den ganzen Abend, die miteinander reden. Sie reden eigentlich nichts Sinnvolles, aber das Reden deutet darauf, daß sie auf jemanden warten, der niemals kommt, denn „Gott ist tot“, Gott schweigt.
Es gibt keine Antwort mehr auf die großen Fragen heutzutage. Gott ist tot, und der Mensch ist tot.

Und die Menschen haben das so gut verstanden, daß sie Samuel Becket den Nobelpreis zugesprochen haben.

Auch Ernest Hemingway empfing diese Aus­zeichnung. In seinen Büchern schrieb er über den Kampf des Menschen gegen den Tod. Seine Bücher waren aufrichtig, denn er selbst kannte diesen Kampf. Er war ein moderner Mensch, der es verstand, moderne Menschen zu beschreiben. Er hat selbst in diesem Kampf verloren und, sehr wahrscheinlich jedenfalls, Selbstmord begangen. Er wußte, was der moderne Mensch war.

MODERNER ERSATZ

Was ist der Ersatz, der der modernen Jugend angeboten wird? Zum Beispiel die Popmusik. Diese modernen Popstars sind Propheten und Philoso­phen. Sie haben gesagt: „Wir müssen die Jugend so früh wie möglich haben, damit wir unsere Ziele erreichen können.“ Sie wissen, was sie tun, und sind sehr ernsthaft dabei.

Diese vier Säulen, die in dem Schema aufgeführt sind, haben eine innere Verbindung – Popmusik, Drogen, Sex und Mystik. Und meistens sind die Pop-Festivals tatsächlich mit Sexshows oder Propaganda für Drogen, Alkohol und orientalischer Mystik verbunden. In wie vielen der modernen Lieder kommt das vor! Meinen Sie, das geschieht nur zum Spaß?

Sie haben gehört, wie Jimmy Hendrix, einer der bekanntesten Popsänger, geendet hat. Er hat wahr­scheinlich auch Selbstmord begangen – mit einer Überdosis an Drogen.

Es ist diesen Leuten ernst. Ich möchte das den Eltern sagen. Es geht nicht nur um Spaß. Wenn Sie sich mal die Mühe machen, die Lieder zu studieren, um zu sehen, was da gesungen wird, dann finden Sie eine Botschaft. Denn diese jungen Leute haben eine Botschaft. Aber es ist wesentlich eine Botschaft der Verzweiflung.

Warum? Weil die Gesellschaft und die Kirchen eine Antworten mehr auf die großenFragen haben, womit auch diese Jugendlichen geboren wurden.

Genauso ist es auch mit den Drogen. Meinen Sie, aß die jungen Leute einfach aus Vergnügen Dro­gen nehmen? Nur so zum Spaß? Ich glaube, daß ele von ihnen sich dessen bewußt sind, daß Aldous Huxley und andere moderne Philosophen den Drogenkonsum empfohlen haben. Denn Huxley gehörte zu den vielen Menschen, die glauben, daß er Mensch tot ist und vielleicht durch einen blinden Sprung ins Dunkle doch noch mal die Hoffnung hat, sich zu vermenschlichen. Er hoffte, durch einen Trip könne der Mensch aus sich selbst heraustreten und was von seinem eigentlichen Wesen entdecken, um nicht mehr nur eine Maschine zu sein. Er bat seine Frau, ihm vor dem Sterben LSD zu geben, damit er während einer Halluzination in die Ewigkeit gehen und dabei vielleicht noch ein existentielles Erlebnis haben würde.

Das sind Menschen, die ihre Auffassungen ernst nehmen. Aber wir kennen heute die Folgen ihrer Empfehlungen.

Warum nehmen so viele Drogen? Weil es Ersatz ist, da der Jugendliche, der oft viel ehrlicher ist als Ältere, die schon ins Establishment eingefügt sind, konsequent auf der Suche nach der großen Antwort ist und hofft, sie auf diesen Trips zu erhalten.

Wissen Sie das? Lachen und spotten Sie darüber? Odder weinen Sie über sich selbst, daß wir Christen versäumt haben, diesen jungen Leuten die echten Antworten klarzumachen?

Das gleiche gilt für die orientalische Mystik. Wie ist es möglich, daß sich Tausende, ja Millionen von Menschen hier im Abendland heutzutage der My­stik zuwenden? Es ist Ersatz. Wenn sie aufgehört haben, an einen persönlichen Gott zu glauben, dann suchen sie einen Ersatz, indem sie durch all diese mystischen Methoden mit der Gottheit, die nicht mehr eine Person ist, sondern eine Kraft im ganzen Weltall, in Verbindung kommen. Yoga heißt ja Entheftung, also Loslösung von dieser Welt.

Der Mensch „weiß“, daß er eine Maschine ist, aber er hat einen irrationalen Glauben, weil er fühlt, daß er mehr ist – ein Mensch -, und so möchte er doch versuchen, in dieser Weise über die Materie hinauszusteigen, um sich zu verwirklichen. Wie wäre es sonst möglich, daß ein junger Mann aus Indien in kurzer Zeit sechs Millionen Menschen hier im Westen hinter sich haben kann? Warum, glauben Sie, praktizieren heutzutage so viele Intellektuelle transzendentale Meditation? Warum haben sie diese früher nicht ausgeübt, obwohl es diese Methoden schon seit Tausenden von Jahren gibt? Sie brauchen es, weil wir im nachchristlichen Zeitalter leben, der Mensch aber derselbe geblieben ist.

Ich habe mit Kollegen gesprochen, die transzen­dentale Meditation praktizieren. Sie sagten, sie hätten etwas verloren und empfänden die Lücke. Die geistliche Dimension ihres Menschseins ist ihnen bewußt geworden, und sie verstehen, daß sie mehr sind als veredelte Tiere und biochemische Maschinen. Jetzt suchen sie Zugang zu diesem geistlichen Bereich.

Die Lücke ist dadurch entstanden, daß die Menschen den persönlichen Gott „verloren“ haben. Wenn ich mit Leuten über Gott spreche, merke ich immer wieder, daß wir die Frage klären müssen: „An was für einen Gott glauben Sie? An einen persön­lichen Gott?“ Der Mensch hat mit Tieren, Pflanzen und Maschinen gemeinsam, daß uns eine Kluft von Gott trennt, der unendlich ist; wir aber sind endliche, begrenzte Geschöpfe.

Auf der anderen Seite verbindet es den Menschen mit Gott, daß der Mensch eine Persönlichkeit ist, die auf den Kontakt mit dem persönlichen Gott angelegt ist.

Es ist ganz wesentlich, an einen persönlichen Gott zu glauben, wenn wir versuchen wollen, auf die Fragen der Jugend Antwort zu geben. Denn wenn es keinen persönlichen Gott gibt, dann ist auch meine Persönlichkeit nur eine Illusion, nichts weiter als veredelte Instinkte der Tiere.

Lehne ich den persönlichen Gott ab, so bleiben mir nur die unpersönlichen Götter des Hinduismus, mit denen mich Yoga oder transzendentale Medita­tion in Verbindung bringen.

Doch sie können mir nicht helfen, denn ich kann meine Persönlichkeit nicht verneinen.

Sie sehen, was in der modernen Philosophie vor sich gegangen ist. Ich habe den Marxismus schon erwähnt, und die Antworten in der wichtigsten Philosophie des Westens, im Existentialismus, ge­hören in dieselbe Kategorie.

Alle glauben nach der wissenschaftlichen Welt­anschauung heutzutage – wenigstens was wir wissenschaftlich nennen -, daß der Mensch tot ist, aber so nicht leben kann.

Martin Heidegger bezeichnete die Angst als wesentliches Element des Menschseins. Nicht eine konkrete Furcht, sondern die unbestimmte Angst vermittelt dem Menschen die Gewißheit, daß er als Persönlichkeit überlebt.

Bei Jean-Paul Sartre stand der Wille im Zentrum seines Systems. Der Mensch kann beweisen, daß er Mensch ist, wenn er seinen Willen verwirklicht. Aber wie?

Ich kann meinen Willen verwirklichen, indem ich einem kleinen Kind helfe, das in elenden Umständen lebt. Ich kann das Kind aber auch auf grausame Weise umbringen, dann habe ich meinen Willen auch verwirklicht. Es liegt kein wesentlicher Unter­schied zwischen beiden Handlungsweisen, wenn ich nur „mich als Mensch verwirkliche“, denn es gibt kein absolutes Gutes oder Böses.

Sartre hat diesen Gedanken selbst nicht konse­quent durchführen können, sondern er hat auch moralische Entscheidungen getroffen, zum Beispiel in seiner Stellungnahme zum Kolonialkrieg in Algerien.

Der Mensch kann also nicht nach solchen An­schauungen leben. Aber wenn er anfängt zu glauben, daß es, rational gesehen, nur Materie gibt und der Mensch autonom ist, aber genauso autonom wie Kaninchen oder Moleküle sind, wohin bringt ihn das? Da kommt er zu Auffassungen, die wesentlich nicht mehr mit seinem Charakter als Mensch und seiner Persönlichkeit übereinstimmen.

Karl Jaspers war der dritte große Existential­-Philosoph. Er behauptete, durch existentielle Er­fahrungen könne sich der Mensch verwirklichen und einen Sinn im Leben entdecken. Aber diese „Grenzerlebnisse“, wie er sie meinte, sind irrationale Erfahrungen.

Christen machen auch existentielle Erfahrungen, aber es sind Erlebnisse, die man beschreiben kann. Ich kann sagen, wie ich zur Bekehrung gekommen bin und ein Christ wurde. Über meine Erfahrungen als Christ kann ich sprechen. Jaspers existentielle Erfahrungen dagegen sind irrational und können nicht begründet werden. Sie sind wie Sprünge ins Ungewisse, über die man nicht vernünftig reden kann. Man kann nur hoffen, daß man sie einmal erleben wird.

Seine Studenten haben das so ernst genommen, daß Karl Jaspers sie warnen mußte, nicht Selbst­mord zu begehen, denn niemand wisse mit Sicher­heit, ob sie dann im Moment des Todes tatsächlich diese Erfahrungen machen würden. So makaber sich das auch anhört, diese Menschen sind doch aufrichtig und gemäß ihren Denkvoraussetzungen konsequent.

Die moderne Theologie hat eine ähnliche Ent­wicklung genommen. Die geistigen Linien gehen entweder durch die Philosophie von Heidegger und Nietzsche über Darwin zurück bis zu Kant oder durch die Theologie über Barth, Kierkegaard und Hegel zu Kant. Deshalb sind die Denkvoraussetzungen der modernen Theologie grundsätzlich dieselben wie die der Existentialisten.

Im vergangenen Jahrhundert haben die bibelkri­tischen Theologen gesagt: „Alles, was in der Bibel nicht wissenschaftlich zu erklären ist, nehmen wir heraus.“ Da blieb nicht viel übrig, denn das Übernatürliche findet man auf jeder Seite der Bibel.

Ab 1919 hat Karl Barth die existentialistische Methode in die Theologie eingeführt. Er ließ die biblischen Berichte stehen, deutete sie jedoch um. Dabei unterlief ihm derselbe Irrtum wie schon Thomas von Aquin: Er wollte nicht länger an die Autorität der Bibel glauben, wenn sie über die Natur und über die Geschichte spricht. Denn die Bibel – und ich sage Ihnen, Millionen von Christen glauben das heute – sei nur ein religiöses, ein erbauliches Buch für den Gottesdienst, aber nicht für das tägliche Leben, in dem wir uns mit Wissenschaft und Kunst, Natur und Geschichte beschäftigen. Die Bibel sei „übergeschichtlich“ – was viel schöner klingt als „ungeschichtlich“ -; sie gehöre wieder zum höheren Stockwerk, zu den geistlichen Dingen. Deshalb könnten Geologen und Biologen ihre Lehren und Modelle aufstellen, ohne die diesbezüg­lichen Aussagen der Bibel in Betracht ziehen zu müssen.  –  Es gibt heute kaum eine größere Gefahr im Christentum.

MODERNE MYTHEN

Wenn man verneint, daß die Bibel mit Autorität über die Natur spricht, und – wie viele Christen heute – die Evolutionslehre akzeptiert, dann wird man sich „den Fabeln zuwenden“, wie Paulus im zweiten Timotheusbrief sagt.

Das ist interessant, weil in unserer Zeit viele die „Fabeln“ aus der Theologie durch „Entmythologisierung“ verschwinden lassen möchten. Paulus sagt es gerade umgekehrt: Die Leute werden sich wieder den Fabeln – oder Mythen – zuwenden (2. Tim. 4, 4).

Moderne Mythen beschreiben die drei Stützen des Evolutionismus: „Wir sind entstanden aus dem Unpersönlichen, der Zeit und dem Zufall.“ Das sind die modernen „Götzen“, an die so viele glauben, statt anzunehmen, daß die Welt und alle Lebewesen durch direkte Schöpfungstaten in vernünftiger Planmäßigkeit von Gott erschaffen wurden.

Sehen Sie, wissenschaftlich kann ich sagen, daß ich rein zufällig ins Dasein getreten bin, weil meine Eltern zusammengekommen sind und ich dabei zufällig entstanden bin. Rational gibt es deshalb keine Bedeutung und keinen Zweck in meinem Leben. Ich kann nur hoffen, auf irrationale Weise ein Ziel zu finden. Vielleicht habe ich einmal Begegnungen mit Jesus in meinem Nachbarn und erlebe, daß sich dadurch möglicherweise mein Menschsein verwirklicht.

Wird nun unsere Welt wirklich durch diese drei Götzen bestimmt?

Nehmen Sie zuerst die Zeit. Professor George Wald in den Vereinigten Staaten hat geschrieben: „Die Zeit selbst tut Wunder. Wenn man Götter hat – Götter tun Wunder. Nun, die Zeit tut auch Wunder. Was heute nicht möglich ist, wird aber in Tausenden oder Millionen von Jahren möglich. Und was da möglich wird, das wird auf die Dauer wahrscheinlich; und was wahrscheinlich wird, das wird auf die Dauer unbedingt wahr.“

Die Zeit tut also Wunder. Die Entstehung des Lebens ist rein naturwissenschaftlich unmöglich. Aber wenn man viele Milliarden Jahre ins Spiel bringt, dann erscheint schließlich alles möglich. So wird die Zeit zum Gott des Evolutionismus.

Es gibt Untersuchungen, die zeigen, daß das Weltall und besonders die Erde jung sind und deshalb die notwendige Zeit nicht zur Verfügung stand. Das sind zum einen Messungen der Abnahme des Erdmagnetismus, deren Rück-Extrapolation zu einem „Punkt Null“ vor höchstens 20 000 Jahren führen. Weitere Hinweise geben geologische For­mationen, die durch tiefgreifende, umfassende Ka­tastrophen entstanden sein müssen.

Eine zunehmende Anzahl qualifizierter Wissen­schaftler sind deshalb heute der Ansicht, daß das Evolutionsmodell abzulehnen ist. Viele von ihnen sind keine Christen, sondern nur aufgrund ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu dieser Überzeugung gekommen.

Genauso ist es mit dem Zufall. Zufall bedeutet hier, daß das Leben durch rein zufällige Prozesse, also nicht durch Eingriffe von oben durch einen Intellekt, entstanden ist. Und so soll auch die ganze Welt entstanden sein.

Was meinen Sie, was der Zufall tun könnte? Es ist nicht wissenschaftlich zu glauben, daß höhere Ordnung und Komplexität und ein höherer Infor­mationsinhalt durch reinen Zufall entstanden sein könnten, das heißt ohne Information, die von vornherein schon vorhanden ist, und ohne ein organisierendes Prinzip, welches das zustandebrin­gen kann.

Wir haben einerseits Wissenschaft, andererseits Götter: die Zeit, den Zufall und das Unpersönliche.

Der Zufall kann nur Tod hervorbringen, Unord­nung und Verlust von Komplexität. Glauben Sie, daß die Natur durch rein zufällige Prozesse entstan­den ist?

Für die Evolutionslehre in der Biologie hat man noch immer nichts anderes als zufällige erbliche Veränderungen und zufällige Änderungen in der Umwelt, die zusammen die Auslese dieser Erbveränderungen bestimmen sollen. Dadurch soll die wunderschöne Natur entstanden sein, die nicht nur zweckmäßig, sondern auch schön ist.

Kann man denn mit dem Gedanken leben, daß es nur Zufall gibt?

Stellen Sie sich einmal jemanden vor, der in seiner Freizeit zufällig Gemälde nach diesen Grundsätzen des Zufalls malt, weil er ein moderner Mensch ist. Glauben Sie, wenn er als Designer bei Boeing arbeitete, daß er ein Flugzeug entwerfen würde? Es ist nach gewissen Gesetzmäßigkeiten von Ordnung konzipiert. Warum? Weil das ganze Weltall so aufgebaut ist nach wunderbaren Prinzipien von Ordnung und Komplexität; denn die Welt ist von einem Gott erschaffen, dessen Wesen so ist.

Der Mensch kann nicht so leben, als ob die ganze Welt nur vom Zufall bestimmt würde. Er kann nicht eine Straße überqueren oder Pilze im Wald suchen nach Grundsätzen des Zufalls. Der Mensch ist nicht so angelegt, und er weiß das. Hier wurzelt die Verzweiflung des modernen Menschen. Er greift nach Ersatz, doch er weiß, daß ihm dieser nicht entspricht.

Keine Mutter kann so leben, als ob ihre Persön­lichkeit nur eine Illusion wäre und ihre Mutterliebe vollkommen auf die Gefühle zurückgeführt werden könnte, die Tiere wahrscheinlich füreinander haben.

Ich spreche hier besonders zu jungen Menschen: Kein Mensch kann so leben, als ob unsere Liebe nichts anderes wäre als Sex. Viele junge Leute haben das geglaubt, bis vielleicht zu dem Augenblick, als sie sich wirklich in jemand verliebt haben. Und da kamen sie zu der Entdeckung, daß Liebe mehr ist als Sex.

Kein Mensch kann seine Persönlichkeit vernei­nen. Doch woher kommt sie? Aus dem Unpersön­lichen des Tieres?

Kann ich ohne Moral leben? Wer kann wirklich glauben, daß es nichts ausmacht, ob ich einer alten Frau helfe oder sie für ein paar Mark zusammen­schlage?

Aber wenn es die Moral gibt, wenn es Gegensätze zwischen Gutem und Bösem gibt, woher kommen sie? Sind sie auf die Grundsätze zurückzuführen, die wir in der Welt finden? Das ist die Frage.

Das moderne Denken stimmt doch nicht mit dem Wissen um mein Menschsein und mit dem überein, was ich in mir selbst erfahre. Deshalb brauchen wir eine neue Weltanschauung, die an sich nicht neu, aber in ihrem Kern weithin unbekannt ist.

DIE REALITÄT DES CHRISTLICHEN LEBENS

Ich bin manchmal gefragt worden: „Warum sind Sie eigentlich Christ?“

Darauf habe ich geantwortet: Ich bin aus vier konkreten Gründen Christ. Der Mensch muß erstens eine Weltanschauung haben, die ihm klare Antworten gibt, wie er entstanden ist und welchen Sinn sein Leben hat. Ich möchte wissen, warum ich hier bin. Und ich glaube an einen Gott, der einen Plan für mein Leben hat, so daß es nicht umsonst ist. Er hat mir zugesagt, daß ich nicht zufällig geboren bin, sondern daß er schon vor meiner Geburt an mich gedacht hat. Durch die Bibel hat mir Gott klargemacht, was sein Plan für mein Leben ist, und er zeigt es mir im einzelnen konkret für jeden Tag. Er hat mir ein Ziel für mein Leben vorgestellt, nach dem ich streben kann und durch das meine Lebensfüh­rung Ausrichtung und tiefe Sinnerfüllung erhält. Das ist etwas Einmaliges, das die Weltanschauung auszeichnet, die ich in der Bibel gefunden habe.

Zweitens ist es eine Weltanschauung, die zuver­lässig und beglaubigt ist. Ich bin überzeugt – als Christ und als Wissenschaftler -, daß ich wirklich Grund habe, der Bibel zu vertrauen, wenn es sich um das Heil handelt, aber auch, wenn sie über die Natur, den Kosmos und die Geschichte spricht. Ich habe Grund dafür, das zu glauben, und ich habe es ausprobiert. Weil ich Gottes Aussagen über irdische und sichtbare Dinge als wahr erfahren habe, habe ich allen Grund, ihm auch zu vertrauen, wenn er über himmlische und geistliche Dinge spricht.

Drittens möchte ich eine Weltanschauung ha­ben, die konsequent ist, nicht nur für den Sonntag, sondern auch für den Montag. Wesentlich die gleichen Prinzipien und Grundsätze sollen für den Himmel und die Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare gelten; denn die Welt ist ein Ganzes.

Wir machen zwischen sichtbarer und unsicht­barer Welt eine scharfe Trennung, weil wir die unsichtbare Welt natürlich nicht mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Aber die völlige Trennung der beiden Bereiche ist tatsächlich nicht vorhanden, sie besteht nur in unseren Gedanken.

Ich möchte eine Weltanschauung haben, in wel­cher ich die ganze Welt nach Grundsätzen erklären kann – soweit mein Verstand reicht -, wie Gott sie geoffenbart hat und ich sie ausprobiert habe.

Und schließlich, viertens, möchte ich eine Welt­anschauung haben, nach der ich leben kann. Ich kann nicht mit dem Gedanken leben, daß meine Persönlichkeit nur eine Illusion ist, so, als ob ich nur eine biochemische Maschine wäre. Ich kann nicht mit dem Gedanken leben, daß meine Liebe ganz auf Sex zurückzuführen ist und daß die Mutterliebe ganz auf manche Verhältnisse zurückzuführen ist, die es im Tierreich gibt. Denn das ist vollkommen im Widerspruch mit meinem Menschsein.

Die Bibel hat mir die Antwort gegeben. Und die Bibel gibt heutzutage die klaren Antworten auf die Fragen der Jugend. Und darum geht es mir. Nicht darum, Ihnen ein wenig Kunst- oder Philosophiegeschichte aufzuzeigen, sondern Ihnen Zusammen­hänge deutlich zu machen und nachzuweisen, wie alles von unseren Voraussetzungen, von unserer Weltanschauung abhängt.

Ich habe Ihnen konkrete Gründe genannt, warum ich an den Herrn Jesus Christus glaube, und ich habe gezeigt, daß er die großen Antworten auf meine Fragen hat.

Ich kann bezeugen, daß ich hier echte Liebe erfahren habe; denn das alles wurde mein Teil, weil er am Kreuz von Golgatha für mich gestorben ist. Er hat dort meine Schuld, meine Rebellion, auf sich genommen, die mein Leben verdorben hatte. Die Trennung, die zwischen Gott und mir stand, hat er aufgehoben und direkten Kontakt mit Gott möglich gemacht.

Ich weiß, daß viele meinen, es habe keinen historischen Sündenfall gegeben, und deshalb ge­höre unsere Sündigkeit, Grausamkeit und Perversi­tät einfach zu unserem Menschsein. Aber das ist nicht wahr! Der Mensch war ursprünglich nicht so. Er ist falsch und böse geworden. Aber genauso ist es möglich, daß die Bosheit wieder weggenommen wird.

Doch das kann nur geschehen, weil Gottes Sohn selbst Mensch wurde und als einziger dadurch fähig war, diese Schuld auf sich zu nehmen. Er hat es für jeden getan.

Die innere Ordnung und Harmonie, die die Schöpfung ursprünglich besaß, kann in unserem Leben in dem Maße Platz greifen, wie wir uns ihm unterstellen.

Die Bibel sagt, daß jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, errettet werden wird. Wer ihm Zutritt gewährt, ihn in sein Denken, Fühlen und Handeln aufnimmt, wird erfahren, daß Gott Wirklichkeit ist und seine Liebe erst unser Leben neu, erfüllt und fruchtbar macht.

Erst wenn wir durch Jesus Christus in Gott, der Quelle und dem Ziel des Lebens, volles Angenommensein, letzte Geborgenheit und Sinnbestimmung erfahren, kann unser Leben für ihn und für unsere Umgebung reich und fruchtbar werden.

 

 ­­­­­­­­­­­­­­­­­­Der vorliegenden Abhandlung liegt ein öffentlicher Vortrag des Verfassers in der Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen zugrunde. Der lebendige Vortragsstil wurde bei der Bearbeitung soweit wie möglich erhalten.

Dr. Willem J. Ouweneel ist Holländer, Jahrgang 1944. Er studierte Biologie an der Reichsuniversität Utrecht und promovierte 1970 über eine These auf dem Gebiet der Entwicklungsbiologie und Ver­erbungslehre. Bis Ende 1976 war er bei der Königl. Niederl. Akade­mie der Wissenschaften für Forschungsarbeiten angestellt. Der Autor hat sich darüber hinaus intensiv mit der Bibel beschäftigt. Naturwissenschaftliche und biblische Vorträge sowie seine Ver­öffentlichungen auf beiden Gebieten machten ihn im In- und Aus­land bekannt. Über seine naturwissenschaftlichen Ergebnisse liegen 20 Veröffentlichungen vor. Zu seinen Hauptthemen gehören Evo­lutionslehre, Okkultismus und Apologetik. Dr. Ouweneel doziert Philosophie an der Evangelischen Hochschule Amersfoort und ist Hauptredakteur der Zeitschrift „Bijbel en Wetenschap“ (Bibel und Wissenschaft).

Die Hervorhebungen im Text sind von mir. Horst Koch, Herborn, 2008

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