Charismatischer Okkultismus (D.Hunt)

Dave Hunt

Charismatischer und evangelikaler Okkultismus

Als Jesus von seinen Jüngern nach den Zeichen für das Bevorstehen seiner Wiederkunft und des Endes der Welt gefragt wurde, nannte er ihnen als erstes Zeichen religiöse Verführung: »Seht zu, daß euch nie­mand verführe!« (Mt 24,4). Seine Antwort war eine Warnung. Dann fuhr er fort und erklärte das Wesen der Verführung, wobei er das erste und wichtigste Zeichen dreimal wiederholte:

Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen … und viele falsche Pro­pheten werden aufstehen und werden viele verführen … Denn es wer­den falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auser­wählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt [euch ge­warnt] (Mt 24,5.11.24.25;

Offensichtlich warnt Christus nicht vor Atheisten oder hochrangigen Ungläubigen oder Führern einer opponierenden nichtchristlichen Reli­gion. Solche Frontalangriffe haben nichts Verführerisches an sich. Chris­tus warnt vielmehr vor einer Verführung, die völlig unterschwellig ge­schehen wird, weil sie von innerhalb der Christenheit ausgehen wird – und unter seinem Namen!

Verführung von innen

Auch Judas warnt uns: »Gewisse Menschen haben sich heimlich einge­schlichen« (Judas 4). Eingeschlichen wo hinein? Offensichtlich in die Ge­meinde. Dabei handelt es sich nicht um Satanisten oder offensichtliche Okkultisten, die heimtückisch in der Christenheit am Werk sind, sondern »christliche Führungspersonen«. Das wird aus Jesu Beschreibung klar:

Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? (Mt 7,22).

Diese Feinde, die sich Christus in seinem Namen widersetzen, sind ein­deutig Okkultisten. Da ist eine Macht am Werk, die nicht von Gott ist. Jesus beschreibt hier nicht bloße Trickkunst, wenngleich diese Männer nicht darüber stehen. Ihre Zeichen und Wunder sind so beeindruckend, daß selbst die Auserwählten in der Gefahr stehen, verführt zu werden. Außerdem überzeugt diese »Kraft« die falschen Propheten selbst, denn sie fragen in offensichtlichem Erstaunen: »Herr, haben wir nicht …?« Die Darstellung solcher Kraft ist es, die heute Menschen anzieht, die auf der Suche nach Erweckung sind.

Die Gier nach Gesundheit und Wohlstand und insbesondere göttliche Macht öffnet okkulten Bindungen Tür und Tor. Das ist ein Hauptpro­blem in der charismatischen Bewegung: ein Wunsch nach Macht und gleich­zeitig eine Verunglimpfung der biblischen Lehre. Daraus resultiert der Ver­lust gerade jener Richtlinien, die vor okkulten Gefahren schützen wür­den. Benny Hinn gibt zu, daß er, als er zum ersten Mal sah, welche Kraft sich durch Kathryn Kuhlman manifestierte, entschlossen war: »Das will ich auch haben … ich will … das mit jeder Faser meines Wesens.«

Denken wir an Benny Hinn, der im Fernsehsender TBN (zusammen mit Paul und Jan Crouch lauthals lachend) unter großer Belustigung er­zählte, wie einem Herrn das Toupet wegflog, als dieser »unter der Kraft« zu Boden fiel, nachdem Hinn seine Stirn berührt hatte. Der Mann rückte sein Haarteil wieder zurecht, ein wenig schief, stand auf, dann berührte Hinn ihn nochmals, nur um ihn hinfallen und das Toupet fliegen zu sehen. Das wiederholte sich fünfmal, wie Hinn mit verschmitztem Grinsen zu­gab. War da etwa  Gottes Kraft, der Heilige Geist am Werk? Sicher nicht! Aber welche Kraft warf den Mann dann immer wieder um? Was ist das für eine seltsame Kraft, die Hinn angeblich an den Gräbern von Kathryn Kuhlman und Aimee Semple McPherson empfangen hat? Dieser Frage müssen wir ernstlich nachgehen!

Eine falsche »Zeichen-und-Wunder«-Bewegung

Leider überzeugen die Hinns, Hagins, Copelands & Co. sich selbst und andere, die angeblich von ihnen gewirkten Wunder würden beweisen, daß sie zu Christus gehören. Kann es sein, daß einige der heutigen Charis­matiker zu denen gehören, die sagen werden: »Herr, Herr, haben wir nicht …« und denen der Herr antworten wird: »Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir …« (Mt 7,23)? Wenn nicht sie, wer dann? Jesus warnt in seinem Wort ganz klar vor einer falschen »Zeichen-und Wunder«-Bewegung in den letzten Tagen. Paulus ging weiter ins Detail:

Dies aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden … immer lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können. Auf die Weise aber, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch sie der Wahrheit, Menschen, verdorben in der Gesinnung, im Blick auf den Glauben unbewährt (2.Tim 3,1.7-8).

Jannes und Jambres waren Okkultisten – Magier am Hof des Pharao. Durch die Kraft Satans kopierten sie einige der Wunder, die Gott durch Mose und Aaron tat. Paulus erklärt, daß in den letzten Tagen der Wider­stand gegen die Wahrheit von denen ausgeht, die durch die Kraft Satans Wunder wirken, die wie Wunder Gottes aussehen, und die somit den Glau­ben pervertieren.

Viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen. Jesus beschreibt hier keine kleine Randerscheinung. Die falsche Erwe­ckung wird sich auf die ganze Welt erstrecken. Tatsächlich ist eine solche Bewegung im Gange und wächst mit der Unterstützung derer, die es ei­gentlich besser wissen müßten.

Bill Bright spricht und schreibt mit Begeisterung, wir stünden kurz vor der Erfahrung der »größten Erweckung der Kirchengeschichte«. Pat Ro­bertson stimmt zu und spricht von der »außergewöhnlichsten Zeit der Erweckung, die die Menschheit je gekannt hat«. Andere bringen ähnli­che Beschreibungen. Leider sind ihre hochgejubelten »Erweckungen« cha­rakterisiert von einer Vernachlässigung der gesunden Lehre und von To­leranz gegenüber falschen Propheten. Solch eine Leichtgläubigkeit und die Verwerfung biblischer Leitlinien öffnet dem Okkulten Tür und Tor.

Dutzendweise falsche Propheten

Satans Macht ist begrenzt. Jannes und Jambres konnten Gottes Wunder nur bis zu einem bestimmten Punkt kopieren. Wenn Satans Macht ver­sagt, bleibt der falsche Prophet sich selbst überlassen. Doch selbst wenn diesen Quacksalbern die offensichtlichsten Fehler unterlaufen, fahren ihre leichtgläubigen Anhänger fort, sie zu verehren und ihnen zu folgen.

Jeden Monat gehen Millionen von Rundbriefen an die Abonnenten zahlreicher Missionsdienste. Viele dieser Briefe sind per Computer ge­neriert, wobei der jeweilige Name des Empfängers an mehreren strategi­schen Stellen automatisch eingefügt wird, um dem Brief eine persönliche Note zu verleihen. In unseren Akten befinden sich Tausende von Rund­briefen von Fernsehevangelisten. Viele berichten, der Verfasser habe ei­nen Großteil der Nacht im Gebet gerade für diesen Empfänger verbracht; oder der Verfasser habe ein besonderes Wort vom Herrn für den Adres­saten empfangen usw. Derartige Behauptungen sind absolut unglaubwür­dig, es sei denn für die allernaivsten Fantasten. Es ist für einen einzelnen Menschen einfach unmöglich, für die vielen Tausend Empfänger in der Adressenliste persönlich zu beten, geschweige denn, um persönliche Nöte und Bitten zu wissen und individuelle Prophezeiungen für jeden Einzel­nen zu erhalten.

In einem Rundbrief an seinen Freundeskreis erklärte Oral Roberts: »… die Gabe der Prophezeiung kam über mich … und 33 Vorhersagen wurden mir über Sie zuteil [an dieser Stelle wurde der jeweilige Name des Empfängers vom Computer eingetragen].« Falsche Propheten rech­nen mit der Leichtgläubigkeit ihrer Anhänger. Zweifellos fühlten sich viele Empfänger dieses Briefes geschmeichelt, daß ein »Mann Gottes« 33 Prophezeiungen speziell für sie erhalten hatte – ohne zu wissen, daß der Brief in identischer Fassung ebenso an Hunderttausende andere Empfänger ging.

Täuscht Oral seinen Anhängern vorsätzlich etwas vor, um ein »Glaubens-Saatopfer« von ihnen zu erhalten, oder ist er wirklich in einem Wahn und meint, Offenbarungen von Gott zu empfangen? Das News-Sentinel veröffentlichte folgenden Brief an den Herausgeber:

Auf Drängen meiner unheilbar kranken Frau steckte ich Hunderte Dol­lar in Oral Roberts Imperium. Man hatte sie per Gehirnwäsche zu dem Glauben gebracht, daß Oral und Gott sie wiederherstellen würden …

Fast ein Jahr nach ihrem Tod kam ein Brief für sie an mit der Un­terschrift von Oral Roberts, mit dem er behauptete, er habe in der vorigen Nacht mit Gott gesprochen und Gott habe ihm versichert, daß meine Frau wieder gesund würde …

Das hat mich so sehr auf die Palme gebracht, daß ich den Brief umdrehte und sinngemäß schrieb, daß er ein Lügner ist, daß Gott ihm nie und nimmer so etwas gesagt hat; daß Gott weiß, daß meine Frau seit fast einem Jahr im Himmel ist … Ich erhielt keine Antwort.

Wann hören wir Leichtgläubigen endlich auf, Gelder an diese [so­undso] zu überweisen und ihre Cadillacs … zu finanzieren?

In Johannesburg (Südafrika) brach Anfang 1996 ein Mann während ei­ner Benny-Hinn-Erweckungsveranstaltung zusammen und wurde nach draußen getragen. Benny versicherte, der Herr habe ihm gesagt, daß der Mann gesund würde. Tatsächlich starb er aber im Krankenwagen auf dem Weg ins Krankenhaus. Beim Silvestergottesdienst Ende 1989 machte Benny Hinn in seiner Kirche in Orlando (Florida) eine Reihe falscher Prophezeiungen. Hier nur eine davon: »Der Herr hat mir gesagt, ich sol­le euch sagen … etwa 1994 oder spätestens 1995 wird Gott die homosexu­elle Gesellschaft Amerikas zunichte machen … Er wird sie mit Feuer vernichten.«

Das traf nicht ein. Doch Hinns Gefolgschaft wächst weiter.

Kenneth Copeland hat ebenfalls zahlreiche falsche Prophezeiungen von sich gegeben. Viele davon sind derart unerhört, daß nur Schwerst­verblendete sie ernst nehmen können. Auch hier nur ein Beispiel:

Mit Beginn des Januars [1976] werdet ihr mehr von der Ausgießung der Herrlichkeit Gottes sehen als je zuvor in der Weltgeschichte … amputierte Gliedmaßen werden durch die Kraft Gottes zurückgege­ben … Neue Augen, wo zuvor keine Augen waren … Gott wird veran­lassen, daß Ihr Pkw, den Sie mit einer Gallone 10 Meilen weit fahren, 70 Meilen mit einer Gallone fährt – derselbe alte Wagen!

Nichts davon traf ein. Israel sollte dem mosaischen Gesetz zufolge solche falschen Propheten steinigen, aber die christlichen Führer von heute über­schütten sie mit Ehre und ihre Anhänger hecheln nach dem nächsten »Wort des Herrn«. Pastor John Hinkle (bis dahin weitgehend unbekannt) sagte 1993 auf TBN, daß Gott ihm gesagt habe: »Am Donnerstag, dem 9. Juni [1994], werde ich das Böse aus dieser Erde ausreißen.« Das Böse ist kein Ding, das man »aus dieser Erde ausreißen« könnte; das Böse wohnt im Herzen des Menschen. Jesus sagte: »Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen« usw. (Mt 15,19). Der Antichrist, die wahre Ver­körperung des Bösen (2Thes 2,4-10), wird erst noch kommen, und sein Regiment durch die Macht Satans (Offb 13,2.4) wird die Kulmination alles Bösen in ungehindertem Zorn auf die Erde ergießen.

In völliger Mißachtung der Bibel und des gesunden Menschenverstan­des wurde Hinkles Prophezeiung vom Publikum mit Applaus begrüßt und von Paul Crouch und später von Pat Robertson begeistert im Fernsehen verbreitet. In mindestens drei Rundbriefen stellte sich Paul Crouch voll und ganz hinter diese lächerliche Prophezeiung. Angeblich haben die »Propheten« von JMEM (Jugend mit einer Mission) sie bestätigt. Der 9. Juni 1994 kam und verging und das Böse floriert weiter unvermindert auf der Erde. Doch Crouch behauptet unbeeindruckt, die Prophezeiung sei in Erfüllung gegangen – und er ist immer noch auf Sendung!

Der sehnliche Wunsch der Charismatiker, außerbiblische Offenbarun­gen zu empfangen, öffnet dem Okkulten Tür und Tor. Pat Robertson hat­te angeblich ein »Wort des Herrn« empfangen, er solle 1988 für die US-Präsidentschaftswahlen kandidieren. Als man ihn nach dieser »Offenba­rung« fragte, lautete seine schockierende Antwort:

Bob Slosser: »Wenn Gott Sie berufen hat, zu kandidieren, warum ha­ben Sie es dann nicht geschafft, als Kandidat der Republikaner nomi­niert zu werden?«

Pat Robertson: »Ich denke, wir können Jesus die gleiche Frage stel­len. Gott sandte ihn als Messias und König Israels; warum hat er dann rundum versagt und wurde gekreuzigt?«

Verführen und verführt werden

Wenn wir hier die nennen, die die Christenheit in Okkultismus führen oder geführt haben, wollen wir damit nicht sagen, daß sie das ihrerseits unbedingt absichtlich tun. Nur wenige, sogar unter Atheisten, lassen sich absichtlich auf Okkultismus ein. Sogar Luke Skywalker beabsichtigte in Krieg der Sterne nicht bewußt, sich auf irgendetwas Böses einzulassen. Er dachte, er nutze die »helle Seite« der Kraft. Doch bediente er sich nicht der Führung und Kraft des wahren Gottes, der dieses Universum erschaf­fen hat, sondern einer »Kraft«, hinter der sich nur Satan verbergen kann.

Drei Jahre lang warnte Paulus die Ältesten von Ephesus Nacht und Tag unter Tränen, daß sogar aus ihrer eigenen Mitte Männer aufstehen würden und »verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her« (Apg 20,28-31). Die Charismatische Bewegung ist insbesonde­re die Gefolgschaft von Männern und Frauen, die »verkehrte Dinge re­den« und Zeichen und Wunder verheißen, darunter Kenneth Hagin, Ken­neth und Gloria Copeland, Marilyn Hickey, Frederick K. C. Price, Oral Roberts, Pat Robertson, Benny Hinn, Yonggi Cho und andere.

Diese Führer glauben vielleicht aufrichtig, sie würden Christus die­nen, doch sie haben die Bibel verdreht. Sie legen Nachdruck auf die Kraft des Heiligen Geistes und erstreben diese ohne großartige Beachtung der Tatsache, daß er der Heilige Geist und der Geist der Wahrheit ist. Aber die okkulte Macht, die sich durch falsche Propheten manifestiert, bringt ihre Anhänger dazu, über all das hinwegzusehen.

Die Macht der Imagination

Das Schlüsselelement im Okkultismus ist Imagination. Diese erstaunli­che Fähigkeit, die Gott dem Menschen gegeben hat, kann zum Guten wie zum Schlechten gebraucht werden. Da leider das Herz des Menschen Sklave des Bösen ist, weil er gegen Gott rebelliert, führt seine Imaginati­on ihn oft in die Richtung, die von seinen eigennützigen Interessen vor­gegeben wird. Gottes Aussage ist unmißverständlich:

Da aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Er­den und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immer­dar … (1. Mo 6,5). … denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf … (1. Mo 8,21).

Das böse Volk, das meine Worte nicht hören will, sondern geht hin in der Verstocktheit seines Herzens … (Jer 13,10)

Alle Eltern wissen, daß man keinem Kind beibringen braucht, selbst­süchtig oder neidisch oder frech zu sein. Diese natürlichen Charakterzü­ge zeigen sich von allein, noch bevor das Kind aus den Windeln ist und lange bevor die Gesellschaft es beeinflussen konnte. Die Grenzsetzung durch die elterliche Zucht (die heute selten geworden ist), die Grenzset­zung durch das Gewissen, das Gott in uns gelegt hat, die Grenzsetzung durch das Wissen, daß andere negativ reagieren und die Grenzsetzung durch Lehrer, Freunde und die Regierung zielen alle darauf ab, das äu­ßere Böse irgendwie im Zaum zu halten.

Der Imagination sind jedoch keine Grenzen auferlegt, außer durch das Gewissen. Dort regiert das Selbst und an seinen Fantasien kann ein Mensch sich ungezügelt ergehen, und das in einem solchen Maße, daß man sich in der Realität dafür schämen würde. In der Imagination kann man den niedrigsten Leidenschaften freien Lauf lassen – und so kann man auch mit Leichtigkeit in die Welt des Okkulten einsteigen.

Das Fernsehen war der nächste Quantensprung nach dem Radio und half der Imagination des Menschen ein ums andere Mal auf die Sprünge, um das Begehren seines Herzens zu visualisieren. Durch das Fernsehen strömte eine derartige Flut von Lust und Bösartigkeit in die Häuser aller Welt, wie es in vergangenen Generation nicht vorstellbar gewesen wäre. Es gibt zwar einige gute und wertvolle Sendungen, doch diese stehen im Schatten einer überwältigenden Übermacht des Bösen. Videospiele wa­ren ein weiterer Quantensprung. Kinder und Jugendliche wurden unver­sehens über Stunden von Kämpfen, Morden, dämonischen Fratzen und okkulten Zauberkräften in Beschlag genommen. Die Imagination wurde für das Okkulte geöffnet. Zuletzt verschmelzen die Video- und die All­tagswelt zu einem verschwommenen Ganzen.

Und jetzt steht uns die neue Technik der virtuellen Realität bevor und wird die Imagination um einen weiteren Quantensprung vorantreiben. Virtuelle Realität ermöglicht es, auf »legale« Weise Böses aller Art zu praktizieren, in einer Umwelt, die von der Wahrnehmung her mit der realen Welt identisch ist. Man wird einen realistischen Urlaub erleben können, ohne sein Haus zu verlassen, oder Intimitäten mit einer hüb­schen Frau (oder einem smarten Mann) austauschen, ohne die stören­den Schranken des Gewissens oder Gesetzes, denn es ist ja nur Fantasie, keine echte Realität, sondern nur virtuelle Realität. Dieses Thema ver­dient allerdings ein ganzes weiteres Buch.

Die Imagination kann nicht zur Kontaktaufnahme mit Gott verwen­det werden, wie es jetzt von Calvin Miller,17 Richard Foster und anderen gelehrt wird. Sie ist vielmehr das Einfallstor des Okkulten. Die Imagina­tion ermöglicht hypnotische Zustände und bringt die falschen Erinne­rungen hervor, die so viele Leben ruinieren. Auf irgendeine Weise ist die Imagination auch der Kanal, den Erscheinungen und Visionen benutzen und sie öffnet Tür und Tor für unbegrenzte weitere Trugschlüsse. Auf­grund der starken Emotionalität, die einen Großteil des eifrigen Aus­streckens nach Zeichen und Wundern charakterisiert, nehmen in der cha­rismatischen Bewegung einige dieser Trugschlüsse überhand.

Ein bekannter Fall, der verdeutlicht, mit welcher Macht die Imagina­tion dem Okkulten Tür und Tor öffnet, war das Philip-Experiment. Es ist etliche Male rund um die Welt wiederholt worden. Mitglieder der kana­dischen »Toronto Society of Psychical Research« (»Gesellschaft für über­sinnliche Forschung«) erdachten sich die Geschichte eines »Geistes«, den sie Philip nannten. Dann versuchten sie zu glauben, daß »Philip« real sei und probierten, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Ein Wesen, das sich als Philip identifizierte, teilte sich ihnen durch Klopfen auf den Tisch mit, um den sie saßen. »Philip« korrigierte die Geschichte, die sie erfunden hatten und brachte den Tisch mit solcher Kraft zum Schweben, daß sie ihn nicht fest halten konnten und im Zimmer umherlaufen mußten, um am Tisch dran zu bleiben.

In der Bibel finden wir nirgends ein Beispiel dafür, daß Gott die Ima­gination von Menschen zu seinen Zwecken benutzt, sondern nur Beispie­le dafür, daß der Mensch durch seine Vorstellungen in die Irre geführt wird und daß sie seine Lüste schürt. Falsche Propheten meinen in ihrer Imagination, Gott würde zu ihnen sprechen, wenn es in Wirklichkeit doch nur die Täuschung ihres eigenen Herzens ist, die sie gerne wahrhaben möchten.

»Propheten« mit unverdienter Ehre

Die heutigen falschen Propheten prahlen mit ihrer Macht und verwen­den sie zur Bedrohung derer, von denen sie anhand des Wortes Gottes beurteilt werden. Um Korrektur zu umgehen, warnen sie ihre Kritiker: »Taste nicht den Gesalbten des Herrn an« und drohen, daß alle, die sie in Frage stellen, Gottes Gericht erleiden werden. Mit der Rückendeckung von Paul Crouch drohte Benny Hinn auf TBN, wenn Kritiker es wagten, »den Gesalbten des Herrn anzutasten« (damit meinte er sich selbst), wür­den ihre Kinder sterben. In einer der vielen Jesus-Visionen, die Ken­neth Hagin angeblich empfangen hat, wurde ihm gesagt (»Der Herr sag­te mir …«), daß es christliche Verkündiger gäbe, die ihn als Prophet ab­lehnten und infolgedessen »auf der Kanzel tot umfallen« würden. Nun sollten sie eigentlich wie die Fliegen umfallen, denn es gibt Tausende christlicher Verkündiger, die Hagins Botschaften ablehnen.

Diese verdrehte Schriftauslegung ist weit verbreitet, um führende Cha­rismatiker vor der Korrektur zu verteidigen, die sie so dringend nötig haben. Dieser Ausdruck findet sich in der Bibel zuerst bei Saul, der zwei­mal in Davids Hand war, wobei David von seinen Männern genötigt wur­de, Saul zu töten. Doch David weigerte sich und dachte: »Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen, denn er ist der Gesalbte des HERRN!« (1Sam 24,11; s.a. 26,9.16; 2Sam 1,14-16; Ps. 105,15).

»Den Gesalbten des Herrn antasten« bedeutet immer, den Gesalbten körperlich zu verletzen oder sogar zu töten. David wollte das nicht – son­dern tadelte Saul öffentlich vor seinen eigenen Männern und Sauls Ar­mee (1Sam 24,9-15), und so bereute Saul (Verse 16-21). Diesen Ausdruck sollte man nicht verwenden, um bei Führungspersonen Erhabenheit über jegliche Kritik zu garantieren.

Dieser Autor hat mit Verwunderung beobachtet, wie Paul Crouch im internationalen Fernsehen etwa zehn Minuten lang um sich schlug – ge­gen seine Lieblingsgegner: die »Ketzer-Jäger«. Er nannte sie »eine ver­dorbene Synedriums-Meute … verdammt und auf dem Weg zur Hölle … [keine] Vergebung für sie … Zur Hölle mit euch … Gott wird euch ab­knallen, wenn ich es nicht tue!« Ganz ähnlich erklärte John Kilpatrick, Leiter der Assembly of God in Brownsville, beim Sonntagsgottesdienst:

Ich möchte heute Morgen ein Wort an Hank Hanegraaff sagen … Sie können meinetwegen andere Leute kritisieren und andere Werke Gottes und andere Missionsdienste, aber von diesem hier lassen Sie lieber Ihre Finger…

Ich prophezeie Ihnen, wenn Sie damit nicht aufhören … wird der Heilige Geist Sie innerhalb von 90 Tagen niederstrecken. Ich habe gesagt, innerhalb 90 Tagen wird der Heilige Geist Sie niederstrecken und das sage ich als ein Mann Gottes … das hier ist ein Werk Gottes und Sie lassen es besser in Ruhe …

Mr. Hanegraaff und all ihr anderen Teufel, hört her … Ich sage dies als ein Mann Gottes, hinter diesem heiligen Tisch in dieser heiligen Umgebung einer großartigen Ausgießung des Heiligen Geistes … die­se Erweckung wird nicht nachlassen und diese Erweckung wird zu ei­nem nationalen Erwachen werden.

Einige Wochen bevor die prophezeiten 90 Tage verstrichen waren (5. Juli 1997) schickte Pastor Kilpatrick per Internet eine Entschuldigung an Hank. Er sagte, er sei im Fleisch gewesen, als er dieses Gerichtsurteil verkündete. Versuchen Sie sich einmal Jesaja oder Jeremia vorzustellen, die sagen: »Tschuldigung, aber ich war im Fleisch, als ich die Kapitel 3, 11 und 24 schrieb, deshalb seht sie als nichtig an.«

Die heute angesagte Erweckung wird von falschen Propheten ange­führt, die es wagen zu sagen, daß es für Propheten in ihrer Ausbildung berechtigt ist, Fehler zu begehen. Wenn aber jemand sagt: »So spricht der Herr« und dabei falsch liegt, ist das der Bibel zufolge kein bloßer Fehler, für den man sich entschuldigen kann, sondern Gotteslästerung! Bis zu seinem kürzlichen Tod lehrte John Wimber, wie man Zeichen und Wunder tun und wie man prophezeien kann und berechnete eine gehöri­ge Gebühr für den Besuch eines seiner Seminare. Die Vineyard-Jünger verwenden immer noch Techniken wie z. B. Handbewegungen in gerin­gem Abstand zum Körper einer Person, um bestimmte Punkte aufzuspü­ren, wo Gott am Werk ist, oder das geistige Entleeren und anschließende Aussprechen von jedem Gedanken, der gerade kommt. Doch gerade sol­che Techniken öffnen dem Okkulten Tür und Tor. Die biblischen Pro­pheten haben niemals Techniken erlernt.

Pat Robertson und CBN

Pat Robertson ist sowohl Südlicher (d. h. konservativer) Baptist als auch Charismatiker. Sein Biograf sagt: »Wenngleich die Südlichen Baptisten öffentlich den ›Charismatikern‹ nicht zustimmen, distanzieren sie sich nicht von Robertson. Adrian Rogers, Präsident der Konferenz Südlicher Baptisten, war sogar Sonderredner auf CBNs 25. Jahresfeier.« Pat star­tete den Sender mit 70 Dollar. Er erzählt die Wunder, die Gott getan hat, um ein christliches Fernseh-Imperium zu schaffen, einschließlich des Sen­ders Family Channel, und das mit Spenden von Zehntausenden christli­cher Gönner.

Man wundert sich nur, warum Pat und seine Familie schließlich diesen Familiensender aufgaben und ihn 1997 für 1,9 Milliarden Dollar an Rup­pert Murdochs »Fox network« verkauften. Haben die Christen ihr Geld gespendet, um Pats Familie reich zu machen und um einen Fernsehsen­der, der eigentlich das Evangelium verbreiten sollte, zuletzt in gottlose Hände zu geben? All die »Wunder« der großen Erfolgsstory von CBN, von denen Pat erzählt hat, haben nun einen hohlen Beiklang.

Pats Traum von CBN geht hauptsächlich auf eine falsche Prophezei­ung vom Mai 1968 zurück:

Es war in der Einweihungswoche unserer neuen Einrichtung in Ports­mouth … Ich hatte gerade eine kurze Ansprache gehalten über die herrliche Zukunft, die uns bei CBN bevorsteht, als urplötzlich Harald Bredesen, unser langjähriger gläubiger Freund, nach vorn kam, seine Hand auf meinen Kopf legte und ein Wort der Prophetie mit solcher Vollmacht sprach, daß ich es mein Lebtag nicht vergessen werde. Denn ich wußte, daß in diesem Augenblick Gott selbst zu uns spricht:

Deine Anfangszeit sieht in deinen Augen klein aus, in dem Licht, wohin ich dich gebracht habe … aber diese Zeit wird klein erschei­nen in dem Licht, wohin ich dich bringen werde … denn ich habe dich dazu auserwählt, die Wiederkunft meines Sohnes einzuleiten.

Eine geradezu elektrische Spannung schoß durch die Versammlung! Aus jeder Ecke des Saals ertönte brausender Beifall. Ich war absolut von Ehrfurcht ergriffen. In diesen letzten Tagen hatte Gott CBN einen Dienst Johannes des Täufers zugeteilt – den Weg zu bereiten für Jesu Wiederkunft!

Diese absurde Prophezeiung spielt ebenfalls eine Rolle in Pats Auffas­sung vom Reich Gottes und den letzten Tagen, worauf wir in einem spä­teren Kapitel zurückkommen werden. Diese Prophezeiung wurde natür­lich zu Spendenaufrufen herangezogen, mit Aussagen wie: »Die Zeit ist gekommen, um die Wiederkunft Jesu Christi einzuleiten! Und ich möch­te Sie einladen, teilzuhaben am größten geistlichen Durchbruch, den die Welt je gesehen hat – mit Ihrer Gabe, die Ihren Glauben erweitert. Und ich bitte Sie, heute so viel zu geben wie nie zuvor, um dem Herrn Jesus Christus den Weg zu bereiten.« Wer könnte sich einem solchen Aufruf verschließen? Das Überweisungs-Formular für die Gabe trug in fetten Großbuchstaben die Aufschrift: »Wegbereitung für die Wiederkunft des Herrn« und sagte im Einzelnen:

Jesus kommt wieder … und vielleicht schneller als wir denken! Und heute nötige ich Sie, bei der Einleitung der Wiederkunft des Herrn mitzuhelfen. Bitte antworten Sie sofort, indem Sie Ihre Gabe mit Ih­rer Antwortkarte noch heute übersenden.

Ja, Pat! Ich möchte bei der Einleitung der Ankunft Jesu mithelfen, indem ich Israel und die Welt auf Christi Wiederkunft auf die Erde vorbereite! [Das ist nicht die Entrückung]

Fast 30 Jahre später fragen wir aufrichtig: Was hat CBN getan, um »den größten geistlichen Durchbruch, den die Welt je gesehen hat« zu schaf­fen und »die Wiederkunft des Herrn einzuleiten«? Zusätzlich zu falschen Prophezeiungen hat es von Anfang an andere Formen des Okkultismus gegeben, wenn auch zweifellos unwissentlich. Robertson beschreibt die neuen Studios in Portsmouth, die am 3. Mai 1968 eingeweiht wurden:

Die wunderschöne Gebetskapelle wurde dem Gedächtnis an meine Mutter geweiht … [und] war mit ihrer symbolischen Bedeutung leben­dig. Alles in diesem Raum lenkte die Aufmerksamkeit himmelwärts. Ein handgeschnitztes Kreuz hing in der Mitte des Raumes über einem Block ungeschliffenen weißen Kristallgesteins.

Im New Age werden Kristalle als Fokus der universalen »Kraft« verwen­det. In der heidnischen Anbetung werden Steine seit Urzeiten eingesetzt. Warum sollten Christen sich um einen Stein zum Gebet versammeln? Und wie kann ein »ungeschliffener Kristall« die »Aufmerksamkeit him­melwärts lenken«? Pat ist uns einige Erklärungen schuldig.

Charismatische »Christliche Wissenschaft«

Darüber hinaus liest sich Pats Buch The Secret Kingdom (»Das geheime Königreich«), in dem er die Geheimnisse des Erfolges aufdeckt, mit de­nen CBN aufgebaut wurde, wie ein Handbuch des Okkultismus. Es ent­hält zwar viele anregende Geschichten von Wundern, die Gott im Leben von Menschen tat und von vielen, die zu Christus gefunden haben, doch gibt es darin auch schwerwiegende Probleme. Wir haben festgestellt, daß das Okkulte auf Gesetzen beruht, die die Kräfte lenken, die angeblich im Universum wohnen und denen auch die spirituelle Welt unterworfen ist. Dieselbe Lüge führt auch charismatische Kapazitäten und ihre Anhän­ger in die Irre.

Kenneth Hagin spricht von Gottes »Gesetz des Glaubens«. Yonggi Cho lehrt dasselbe und gibt zu, daß die »Gesetze der vierten Dimensi­on« Wunder für Okkultisten genau wie für Christen bewirken können. Er beschuldigt die Christen sogar, diese Gesetze nicht zu ihrem Erfolg ange­wendet zu haben, ganz im Gegenteil zu den Okkultisten. Pat nennt uns die acht »Gesetze des Reiches«. Wie Cho, Hagin und andere sieht auch Robertson diese Gesetze als für jeden anwendbar an, sogar für Gottlose. Damit sind wir zurück bei der Christlichen Wissenschaft und ihrer okkul­ten Verbindung! Pat erklärt:

Allmählich erkannte ich, daß es Prinzipien im Reich gibt … die in unserem Leben so gültig sind wie die Gesetze der Thermodynamik oder die Gesetze der Gravitation …

Wenn wir dieses Geheimnis einmal erkannt haben, wird uns aufs Neue klar, daß die Bibel kein unpraktisches Theologiebuch ist, son­dern vielmehr ein praktisches Buch des Lebens mit einem System des Denkens und Verhaltens, das uns Erfolg garantiert … Er sagte im Endeffekt: »Trachtet nach dem Reich, versteht, wie es funktioniert und dann werden – wie der Tag auf die Nacht folgt – … euch die Anzeichen des irdischen Erfolges folgen …«

Das waren solch universale Prinzipien, daß man sie besser als Ge­setze betrachtet, im selben Sinne wie die Naturgesetze von Gott be­gründet sind … Jesus … sagte geradeheraus: »Wenn du dies tust, wird jenes geschehen.« Wenn man sie anwendet, funktionieren die Prinzipi­en einfach …

Leider haben Leute wie Napoleon Hill, der Denke nach und werde reich schrieb, nur einen kleinen Teil der Wahrheiten des Reiches Got­tes entdeckt … Einige der metaphysischen Prinzipien des Reiches kön­nen, für sich genommen, zu fantastischen zeitlichen Segnungen führen.

Also funktioniert das Reich Gottes aufgrund von metaphysischen Prinzi­pien, die auch Napoleon Hill anwandte und die für jeden funktionieren! Die Bibel handelt nicht von Theologie (die Erkenntnis Gottes), was un­praktisch ist, sondern von Prinzipien und Gesetzen, die bei jedem funk­tionieren und jedem irdischen Erfolg einbringen! Die okkulte Formel funk­tioniert!

Die Bibel macht klar, daß man auf solche Weise keine automatische Antwort von Gott erhält, sondern vielmehr Satan sich die Hände reibt. Ja, Pat spricht manchmal davon, Gottes Willen zu erkennen und sich ihm zu unterwerfen. Doch sagt er, diese metaphysischen Prinzipien und Ge­setze würden auch für einen Napoleon Hill funktionieren, der Gott nicht kennt.

Pat zufolge ist eines der acht Gesetze, die das geheime Reich regieren, »das Gesetz der Wunder«. Einerseits gibt er zu, daß ein Wunder einen »Verstoß gegen die Naturgesetze« durch Gott darstellt. Doch behaup­tet er, daß es ein anderes Gesetz gäbe, das Gesetz der Wunder, über das Gott sich nicht hinwegsetzen kann, sondern dem er gehorchen muß, da­mit ein Wunder geschehen kann. Er sagt, die Kraft Gottes stünde uns zur Verfügung, »wenn wir die Regeln der Wunder kennen«. Pat sagt: »Das großartige [CBN-] Zentrum, das heute auf diesem Besitz steht, ist ein vielsagendes Zeugnis für die Kraft Gottes und die Wirksamkeit des Ge­setzes der Wunder.«

Oral Roberts und die Stadt des Glaubens

Pat Robertson behauptete, Gott habe ihn erwählt, die Wiederkunft sei­nes Sohnes vorzubereiten und so seine Gönner zu überreden, Geld zur Finanzierung dieses unglaublichen Projektes zu schicken. Oral Roberts behauptete, Jesus sei ihm erschienen und habe ihm gesagt, daß Gott ihn erwählt habe, das Heilmittel gegen Krebs zu entdecken. Diese »Offenba­rung« erhielt er während eines »siebenstündigen Gesprächs« zwischen Jesus und ihm. Er sah »einen 300 Meter großen Jesus … der ihm [Oral] sagte, er solle seine Hunderttausende ›Gebetspartner‹ bitten, jeweils 240 Dollar zu schicken, um das [medizinische] Zentrum [eine 60-stöckige Diagnoseklinik und ein 30-stöckiges Krankenhaus] fertig zu stellen, da­mit die Forscher dort Heilmittel gegen Krebs und ›andere gefürchtete Krankheiten‹ herausfinden«. Orals »Gebetspartner« finanzierten das mit mehr als 200 Millionen Dollar veranschlagte Projekt.

Daß es sich hier um eine falsche Vision und Prophezeiung handelte, ist jetzt durch die Geschichte erwiesen. Es gab keine Wunder, keine Hei­lung von Krebs, und das Krankenhaus, mit dessen Bau »Jesus« ihn beauf­tragt hatte, ging schon bald bankrott. In seiner Autobiografie versucht Oral es so darzustellen, daß es doch genau das war, was Gott geplant hatte und daß es überhaupt kein Versagen gab: »Es war Gottes Zeit, die Stadt des Glaubens und die medizinische … Schule zu schließen.« Die Medien ließen sich jedoch, anders als Roberts’ Anhängerschaft, nicht täu­schen:

Oral Roberts’ Traum von einem Hospital, das religiösen Glauben mit medizinischer Technik kombiniert, ist aus. Der Evangelist, der wegen unbezahlter Rechnungen verklagt ist, verkauft seinen Klinikkomplex »Stadt des Glaubens«, mit dessen Bau, wie er sagte, Gott ihn beauf­tragt habe. Er begann mit der Schließung des Komplexes – drei hoch­aufragende Gebäude – … im Jahr 1989 …

Das Krankenhaus mit 777 Betten, 1981 eröffnet, erreichte 1984 nur eine Spitzenbelegung von 148 Patienten.

Hatte Oral Halluzinationen, oder log er, als er von seinem siebenstündi­gen Gespräch mit einem 300 Meter großen Jesus sprach? Fest steht, daß Jesus Oral nicht erschien und ihn nicht beauftragt hat, ein Krankenhaus zu bauen, das nicht benötigt wurde und auch keine Wunder verheißen hat, die niemals geschehen sind! Doch Oral steht bei Millionen immer noch hoch im Kurs, einschließlich vieler Gemeindeleiter, insbesondere unter Charismatikern. 1989 wurde er von der Internationalen Organisa­tion christlicher Geschäftsleute mit dem Titel »Christliche Führungsper­son des Jahres« ausgezeichnet.

Die Geheimnisse des Erfolges, die Napoleon Hill aus der Geisterwelt empfing, sind von der charismatischen Bewegung und auch von einem erheblichen Teil der Evangelikalen mit offenen Armen aufgenommen worden. Das »höchste Geheimnis«, das Hill von dämonischen Wesen er­hielt, lautete: »Alles was der menschliche Geist glauben kann, kann der menschliche Geist erreichen.« Oral Roberts behauptet, daß Gott ihm grundsätzlich dasselbe Prinzip offenbart habe: »Was immer du dir vor­stellen und glauben kannst, das kannst du tun!«

Roberts bezieht sich, wie viele andere führende Charismatiker, ein­deutig auf das, was Hill als »die magische Kraft des Glaubens« bezeich­nete. Norman Vincent Peale nannte es die Kraft des positiven Denkens und Robert Schuller nennt es die Kraft des Denkens in Möglichkeiten.

Oral Roberts behauptet entdeckt zu haben, daß Kranke geheilt wer­den, wenn er sie mit seiner rechten Hand berührt, nicht aber mit seiner linken. Auch das ist Okkultismus – und in Wirklichkeit wurden nur weni­ge geheilt, wenn überhaupt welche. In der Bibel ist ein derartiges »Zei­chen« nirgends zu finden, doch ist es unter einer Anzahl von Okkultisten und falschen Propheten aufgetreten, wie z. B. William Branham, der sich selbst nie sicher war, ob es Gott oder Satan war, der ihm seine Kraft ver­lieh, der aber in seiner linken Hand »Gott spürte«. Roberts sagte:

Ich hörte Gott zu mir sagen, daß ich von nun an seine Gegenwart in meiner rechten Hand erfahren würde … Für eine große Zahl Kranker war Gottes Gegenwart in meiner rechten Hand sicherlich ein Zeichen, daß es einen Gott gibt und daß es seinem Wesen entspricht, zu heilen.

Wenn es auftrat, war es unverkennbar. Ich meine, es war da! Wenn es nicht da war, war ich so normal, daß jeder wußte, es war nicht da.

Geld, Geld, wer hat das Geld?

Geld spielt im Okkultismus eine große Rolle. Kenneth Copeland erklärt unverfroren, daß Gott ihn berufen habe, das unbiblische »Wohlstands­evangelium« zu verkünden. Marilyn Hickey, Autorin des Buches Gods Seven Keys to Make You Rich (»Gottes sieben Schlüssel, um dich reich zu machen«) ist Vorsitzende des Führungsgremiums der Oral Roberts Uni­versität. In Miracle of Seed Faith (»Das Wunder des gesäten Glaubens«) behauptet Oral, Gott habe ihm offenbart, dass das große Prinzip des Sä­ens und Erntens, das in der natürlichen Welt so deutlich ist, auch im geist­lichen Bereich gilt. Man kann eine Geldgabe in ein Missionswerk »pflan­zen« und Wunder »ernten«. Auf diese Behauptung hin sind Hunderte von Millionen Dollar von aufrichtigen, aber verführten Christen in die Missionswerke zahlreicher »Glaubenslehrer« geflossen und machten diese reich. Einfältige Seelen sind von der Verheißung eines »hundertfältigen Ertrages« verleitet worden.

Diese falsche Lehre zielt auf die Befriedigung des Begehrens nach Reichtum ab, eine der niedrigsten menschlichen Lüste. »Jesus war reich«, sagen Frederick Price und andere »Glaubenslehrer«, und deshalb müs­sen seine Nachfolger reich sein. Kenneth Hagin sagt, ein altes Auto an­stelle einer Nobelkarosse zu fahren sei nicht »demütig, sondern unwis­send«, was Gottes Gesetze des Wohlstands betrifft. Frederick Price stimmt zu: »Ich fahre einen Rolls Royce … und folge Jesu Fußstapfen.« Gloria Copeland schreibt: »Geben Sie [uns] 1.000 Dollar und empfangen Sie 100.000 Dollar … Markus 10,30 ist ein sehr gutes Geschäft.« Oral Roberts verheißt »Wohlstands-Wunder« für alle, die »die hundertfältige Vermehrung nutzen wollen«. Was ist da noch der Unterschied zum römisch-katholischen Verkauf von Ablässen? Beides ist lediglich eine ver­schiedene Form, »sich für Lohn dem Irrtum Balaams zu überliefern« (Jud 11). Wie unterscheidet sich Pat Robertsons Aussage, wenn Sie »Segen bekennen … und Erfolg, werden diese Dinge zu Ihnen kommen«, von John Marks Templetons Aussage: »Ihre spirituellen Prinzipien ziehen Wohlstand zu Ihnen an … materieller Erfolg … kommt … wenn Sie im Einklang mit dem Unendlichen sind …«?

Gloria Copeland berichtet uns, wie sie lernte, sich Autorität über Geld zu nehmen und dem Geld befahl, »in Jesu Namen« über sie zu kommen. Im Zitat zu Beginn dieses Kapitels sagt Robertson dasselbe. Ja, Pat sagt tatsächlich, Gebet »besteht nicht bloß aus der Bitte um das, was wir wünschen. Beten bedeutet im wahrsten Sinne unser Leben in völlige Übereinstimmung mit dem zu bringen, was Gott wünscht.« Und er weist hin auf Jeremias Warnung vor »den Propheten, die weissagen nach dem Gesicht ihres Herzens«. Solche Warnungen sind jedoch wie vereinzelte und widersprüchliche Einschübe in einem Buch, das in großem Umfang betont, wie man Vollmacht erlangt mittels automatischer »Prinzipien«, die für jeden verfügbar sind.

Patti Roberts, die geschiedene erste Ehefrau von Richard Roberts, berichtet: Als sie in ihre Flitterwochen aufbrechen wollten, nahm Oral sie und Richard in sein Büro. Er warnte sie, wenn sie jemals Orals Missi­onswerk verlassen würden, dann würden sie »bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen«. Sie spricht von zunehmender Desillusionierung, was zu Auseinandersetzungen mit Oral führte. Ihr schien es, daß »unse­re ganzen Anstrengungen sich nur um Spendenbeschaffung drehten … ausgeklügelte Techniken, wie man Jesus verkauft … damit noch mehr Menschen … [das Missionswerk] unterstützen«.

Diese Desillusionierung gipfelte in einer Krise, als Patti Al Bush an­rief, den langjährigen Vorsitzenden von »Oral Roberts Evangelikaler Ver­einigung«. Das Gespräch verlief ihren Erinnerungen zufolge etwa wie folgt:

Al, in den 40 Shows, die wir letztes Jahr gedreht haben, wie viel Mal haben wir den Leuten den Heilsplan gezeigt? Den Heilsplan? Meine Güte, Patti, das weiß ich nicht. Ich bin si­cher, wir müßten ihn mindestens einmal erklärt haben.

Und wie oft haben wir ihnen die Prinzipien des »gesäten Glaubens« präsentiert? Er lachte. Patti, du kennst die Antwort darauf. Wir erklären die Prin­zipien des gesäten Glaubens in jeder Show. Worauf willst du hinaus?

Al, in den Briefen, die du von Zuschauern bekommst, wie viele von ihnen meinten, daß sie sich vielleicht einen kleinen Platz im Reich Gottes erkauft haben, als sie Geld an Oral spendeten? Wie viele ha­ben vielleicht gedacht, daß sie damit Gottes Meinung über ihr ewiges Schicksal umstimmen könnten?

Lange sagte er nichts. Als er schließlich antwortete, senkte er seine Stimme und sagte nüchtern und ein wenig zögernd: Eine ganze Men­ge von ihnen, Patti.

Okkulte Geldbeschaffungs-Programme

Oral Roberts träumt fortwährend von neuen Programmen zur Beschaf­fung von Spendengeldern von seinen Gebetspartnern, von denen viele mit geringen Einkommen und unter Aufopferungen leben, um seinen ausschweifenden Lebensstil zu finanzieren. Bei einem Aufruf bat Oral »über 1 Million regelmäßiger Spender um jeweils 500 Dollar, um eine ›satanische Verschwörung‹ zu stoppen. ›Wegen der Feinde des Missions­werkes kann ich euch … dieses Problem nicht im Fernsehen erklären‹, hieß es in einem Bettelrundbrief.«

Einige von Orals genialen Spendenbeschaffungs-Tricks sind geradezu okkult. Beispielsweise schickte er zwei kleine »Wunderkerzen« – eine rote und eine grüne – an seine »Gebetspartner«, die diese bei einem »Wunderkerzen-Gottesdienst« einsetzen sollten. In den mit den Kerzen ver­schickten Anweisungen war zu lesen:

Ihr Wunderkerzenlicht-Gottesdienst ist für den 24. Dezember ange­setzt. Schicken Sie die rote Kerze heute an mich zurück. Behalten Sie die grüne Kerze und zünden Sie diese am 24. Dezember an, als Zei­chen unserer Zustimmung zu Ihrem Wunder.

Ich glaube, daß Gott ein Weihnachtswunder für Sie auf Lager hat!

Als ich die Worte Gott hat ein Weihnachtswunder für Sie auf Lager schrieb, erging durch mich ein gewaltiger Ausbruch des Heiligen Geis­tes für Sie hindurch. Ich glaube wirklich, daß Sie an der Schwelle ei­nes wahrhaft großartigen Weihnachtswunders stehen …!

Ich glaube wirklich, daß der Heilige Geist mir zeigt, daß ich einige ganz besondere Schritte für Sie unternehmen soll, und das ist der Grund, weshalb ich Ihnen zwei Wunder-Weihnachtskerzen schicke …

 Was ich fühle, wozu der Herr mich auffordert … könnte Ihnen ein unschätzbares Wunder von Gott einbringen. Er bat mich, eine Kerze anzuzünden und meinen Glauben daran anzufachen, welche Wunder Sie brauchen. Und ich werde es in Jesu Namen tun.

Ich habe sogar Richard gebeten mitzumachen … und so werden wir zusammen einen privaten, persönlichen Wunderkerzenlicht-Gottesdienst für Sie und Ihre benötigten Wunder abhalten. Wir werden zu­sammen eine Kerze anzünden (als unseren Wunder-Kontaktpunkt zu Ihnen) und unseren Glauben an Ihr Weihnachtswunder freisetzen.

Welche Gotteslästerung, für ihre okkulte Farce Gottes Führung zu bean­spruchen! Die rote Kerze sollte an Oral zurückgeschickt und die grüne behalten werden, um diese am Weihnachtsabend anzuzünden, wenn Oral und sein Sohn Richard die zurückerhaltene rote Kerze anzünden. Natür­lich folgte der unumgängliche Spendenaufruf, der so dargestellt wurde, als sei dies das Geheimmittel für Wunder:

Wenn Sie Ihren Wunderkerzen-Antrag und die rote Kerze an mich zurücksenden, fügen Sie bitte ein Wunder-Glaubens-Saatopfer bei – ein Weihnachtsgeschenk an das Werk Gottes … für Ihren Weihnachtswunder-Wunsch …

Ich zähle es als persönliches Privileg, Ihnen dienen zu dürfen und eine Kerze des Wunderglaubens anzuzünden (als unseren gemeinsa­men Kontaktpunkt, damit Ihr Wunsch erfüllt wird) …

Jetzt … beeilen Sie sich, mir Ihren Wunderkerzen-Antrag zurückzu­schicken – zusammen mit der roten Wunderkerze und dem besten Weih­nachtsgeschenk des Glaubens, das Ihnen zur Zeit möglich ist. Ich kann mir keine bessere Weise vorstellen, dieses Weihnachten zu feiern.

[Persönlicher Empfängername] – ich spreche wirklich aus meinem Herzen, wenn ich Ihnen sagte, daß ich nicht möchte, daß Sie diesen Wundertag verpassen! Mir fehlen die Worte, um angemessen zu be­schreiben, wie sehr ich die Gegenwart Gottes dabei spüre …

 [Persönlicher Empfängername] – ich möchte Sie noch einmal erin­nern, unverzüglich zu handeln. Wenn wir anfangen, am 24. Dezember die roten Kerzen anzuzünden, möchte ich, daß Ihre Kerze dabei ist – und ich möchte, daß Sie Ihr Weihnachtswunder empfangen (Hervorhe­bungen im Original).

Hat er überhaupt kein Gewissen? Das ist schiere Hexerei. Der Umschlag enthielt ein großes Poster, das Oral und Richard beim Anzünden roter Kerzen zeigte. Oral hielt dabei einen Bündel »Wunderanträge« in seiner Hand und Richard streckte seine Hände aus über einen Stapel solcher Blätter, beide Männer mit Minen großer Sorge und tiefer Ernsthaftigkeit.

Der Kontaktpunkt

Der Mensch hat es schon immer als hilfreich empfunden, etwas Greifba­res zu haben, woran er glaubt. Ein Zauberstab ist ein magisches Instru­ment, das anscheinend Wunder bewirkt. Als Hilfsmittel zur Weissagung läßt sich jeder Gegenstand verwenden, der zum Kontaktpunkt mit der spirituellen Welt wird. Fetische und Talismane und römisch-katholische Skapuliere, Kruzifixe, Medaillen und Bilder wie auch orthodoxe Ikonen spielen alle dieselbe Rolle.

Andere Weissagungsmittel sind Ouijaboards, Pendel, Wünschelruten, Kristallkugeln, Tarotkarten, Tierkreiszeichen usw. Diese Gegenstände bieten etwas Sichtbares, um bei denen eine Erwartung zu erzeugen, die daran glauben. Hexerei macht magische Getränke, Kerzen und andere greifbare Gegenstände nutzbar, als Brücke in die Geisterwelt. Alle diese Objekte funktionieren natürlich gemäß der Prinzipien, die Pat Robertson als die metaphysischen Gesetze des geheimen Königreiches bezeichnet.

Der »Kontaktpunkt« der Charismatiker gehört in dieselbe Kategorie okkulter Hilfsmittel. Oral Roberts hat ihn als seine »größte Entdeckung« bezeichnet. Im oben zitierten Spendenaufruf waren die Kerzen der »Kon­taktpunkt«. W. V. Grant hat einen Umriß seiner Füße verschickt, damit die Empfänger diesen als Kontaktpunkt verwenden und sich darauf stel­len. Oral hat mehrmals einen Umriß seiner Hand versandt, damit seine Anhänger ihre Hände als Kontaktpunkt darauf legen. Andere »Glaubens­heiler« haben ihre eigenen Varianten dieser Okkulttechnik – und bei Fern­sehübertragungen ist der Bildschirm an sich für den Zuschauer das zu berührende Objekt. In einem Spendenrundbrief schrieb Roberts:

Fangen Sie jetzt an: Nehmen Sie das beigefügte Kontaktpunkt-Erinnerungsposter und hängen Sie es … dort auf, wo es Ihnen unmöglich ist, es nicht täglich zu sehen. Legen Sie Ihre Hand auf meine und spre­chen sie laut: »Ich verbinde meinen Glauben mit Oral Roberts … Ich erwarte mein Wunder …«

Nehmen Sie Ihr Gebetsblatt und stellen Sie sicher … daß sich Ihre rechte Hand auf dem Gebetsblatt befindet … schreiben Sie dann Ihre Wünsche auf die Hand. Ich möchte Ihre Bitten am 28. Juli im Gebets­turm salben und werde meine Hand auf den Umriß Ihrer Hand legen und dabei diesen explosiven Glauben freisetzen, damit Ihnen ein Wunder zuteil wird!

Vergessen Sie nicht das Kästchen anzukreuzen, damit ich weiß, daß Sie ein Fläschchen Salböl bestellen … Wenn Sie es erhalten … wen­den Sie dieses Öl im Namen Jesu auf jeden Bereich an, in welchem Sie offene Wünsche haben … [Hervorhebungen im Original].

Dieser »Kontaktpunkt«-Irrglaube rührt von einem falschen Verständnis der Aussage Jesu her, wie sie die englische King-James-Bibel wiedergibt: »Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen, berührend etwas, was sie erbitten, so wird dies ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist« (Mt 18,19 nach King James). Der Ausdruck »berührend« wird so verstanden, daß zwei Parteien wortwörtlich einen gemeinsamen Gegenstand berühren müssen, um die Kraft Gottes zu aktivieren. Doch der alte englische Begriff »as touching«, wie er im Original der King-James-Bibel steht, hat nichts mit einem physischen »Berühren« zu tun. Das griechische Wort, das hier mit »berührend« übersetzt ist, lautet peri, was so viel heißt wie »betreffs, bezüglich, hinsichtlich« und wird in ande­ren Übersetzungen auch so wiedergegeben.

Schlichte Unwissenheit hat zu dem Trugschluß geführt, ein etwaiger »Kontaktpunkt« sei der Schlüssel zu Wundern. Glaubensheiler haben so Millionen ihrer Anhänger in eine weitere Form des Okkultismus geführt. John Goodwin, ehemaliger Vineyard-Pastor und enger Gefährte von John Wimber, schreibt:

Wimber sprach vom Gebrauch von Reliquien, um Menschen zu hei­len. Er glaubte, das sei berechtigt … Reliquien sind Dinge, die Heilige entweder berührt oder besessen haben, ihre Knochen, eine Haarlo­cke, Dinge, die von der heilenden Kraft des Heiligen durchdrungen sind, und wenn jemand in Kontakt mit dieser Reliquie kommt, wird er geheilt.

[Wimber] hat diesen Glauben gefördert. Er sagt: »Das läuft in der katholischen Kirche seit 1200 Jahren so … Wir Protestanten haben ein Problem damit … aber wir Heiler sollten kein Problem damit haben.«

 »Innere Heilung«

Die Regressionstherapie, die falsche Erinnerungen hervorbringt, wird innerhalb der Kirche von christlichen Psychologen praktiziert. Es gibt noch eine weitere Form desselben Irrglaubens namens »innere Heilung«. Sie wurde von Agnes Sanford in die Christenheit eingeführt, eine der bemerkenswertesten Okkultisten, die die Christenheit infiziert haben. Sie ist die »Mary Baker Eddy« der charismatischen Bewegung und ihre ok­kulten Lehren haben Scharen von Nichtcharismatikern beeinflußt. John Wimber war wesentlich an der Verbreitung ihrer Lehren beteiligt, eben­so wie andere Okkultisten wie z. B. Sanfords Pastor Morton Kelsey.

Die okkulte Technik der Visualisierung ist der Schlüssel zu innerer Heilung. Man visualisiert eine Situation aus der Vergangenheit, dann vi­sualisiert man, wie Jesus die Szenerie betritt und das Problem löst. Die­ser »Jesus« wird oft richtig lebendig und spricht als eigenständiges We­sen. Dabei wurde allerdings kein Kontakt zum Herrn Jesus Christus auf­genommen, sondern vielmehr zu einem maskierten Dämon.

Seit Sanfords Tod wurde die innere Heilung von denen fortgesetzt, die durch sie ausgebildet bzw. beeinflußt waren, wie z. B. Ruth Carter Stapleton, Rosalind Rinker, John und Paula Sandford, William Vaswig, Rita Bennett und anderen. Obschon die innere Heilung zunächst vorwiegend unter Charismatikern und in liberalen Kirchen verbreitet war, hat sie heute auch in evangelikalen Kreisen weite Verbreitung gefunden. Dort wird sie in raffinierterer Form praktiziert, und zwar von Psychologen wie David Seamands, H. Norman Wright und James G. Friesen sowie einer Reihe von Laientherapeuten wie z. B. Fred und Florence Littauer.

John und Paula Sandford bekennen, daß Agnes Sanford »für uns alle die Wegbereiterin war auf dem Gebiet der inneren Heilung … unsere erste eigene Lehrerin im Herrn, unsere Freundin und Ratgeberin«. Sie nennen sie »eine solide Kirchenfrau … [die] die ›Schule für Pastorale Fürsorge‹ gründete«. Zu denen, die von Sanford ausgebildet wurden, zählt auch der führende Katholik Francis MacNutt. Diese »Lehrerin« der heu­tigen inneren Heiler lehrte, daß

Gottes Liebe aus dem Bewußtsein des Menschen gelöscht wurde durch die negativen Gedankenvibrationen dieser sündigen … Welt … Des­halb senkte unser Herr … seine Gedanken-Vibrationen auf die Gedanken-Vibrationen der Menschheit … [und] reinigte die Gedanken-Vibrationen, die diesen Globus umgeben …

Da er also ein wirklicher Teil des kollektiven Unbewußten der Menschheit wurde, starb ein Teil der Menschheit mit ihm, als er am Kreuz starb … [und] eine unsichtbare und personalisierte Energie unserer Geister ist bereits mit ihm in die Himmel aufgestiegen …

Sein Blut, diese mystische Lebensessenz … verbleibt auf dieser Erde, in Plasmaform, vom Wind verweht … in alle Länder … und explodiert in einer Kettenreaktion spiritueller Kraft …

Wir lenken diesen großen Fluß von Leben in eine verschlossene Psyche … indem wir Sühne für die Sünden der Welt leisten oder für [eine] bestimmte [Person] … Und indem wir diese Person [per Visua­lisierung] zum Kreuz Christi bringen und dort für sie Vergebung, Hei­lung und Leben empfangen …

Ich habe gelernt, die sakramentale Methode mit der metaphysischen zu kombinieren …

Sanfords Bücher strotzen so von offensichtlichem Okkultismus, daß es schon eine Anklage gegen die ganze charismatische Bewegung ist, daß sie diese Bücher akzeptiert hat. Als ihr Okkultismus durch die Veröffent­lichung von Die Verführung der Christenheit aufgedeckt wurde, verteidig­ten führende Charismatiker Sanford noch und geißelten die Autoren da­für. John Sandford behauptete später, er habe einen Dämon aus Sanford ausgetrieben und sie zu Christus geführt – nachdem sie ihn und andere innere Heiler ausgebildet hatte!

Für Sanford war alles annehmbar, was befähigt, in den von ihr so be­zeichneten »Energiefluß« einzutreten, in diese »Hochspannung von Gottes Kreativität«. Sie behauptete, daß »wir ein Teil von Gott sind«  und bezeichnete Gott deshalb als »Ursprungsenergie« und Jesus als »diesen tiefgründigsten aller Psychiater«. Sie lehrte, man könne per Vi­sualisierung die Sünden einer anderen Person vergeben.

Richard Foster schrieb: »In meinem Verständnis des Wertes der Imagi­nation beim Gebet für andere war mir Agnes Sanford eine große Hilfe … Diesen Rat … des Gebetes mittels Imagination … [wobei man] sich die Heilung bildlich vorstellt … erhielt ich von Agnes Sanford.« Sie lehrte:

Bei der Heilung der Erinnerungen muß man an der Imagination des Bildes … dieses Menschen fest halten … [obwohl er böse ist, als] ein Heiliger Gottes und in der Imagination den dunklen und schreckli­chen Schatten seiner Natur umkehren in strahlende Tugenden und Quellen der Kraft.

Sie können wirklich auf diese Weise umgekehrt werden. Das ist Erlösung!

Foster bekennt sich zu Sanford und ihren Büchern und schreibt: »Ich habe sie [Sanford] als eine extrem weise und fähige Seelsorgerin entdeckt.« Doch lehrte sie offenen fernöstlichen Mystizismus und Okkul­tismus. Sie lehrt, daß es im Himmel Menschen gab, bevor sie auf die Erde kamen und dabei als Spur eine »Wolke der Herrlichkeit … [mit] einem unbewußten Gedächtnis hinterließen«. Die folgenden Auszüge aus Sanfords Büchern stehen als Anklage gegen ihre Verfechter:

Beim Zungenreden … kann es sein, daß das Unbewußte Kontakt auf­nimmt mit dem Unbewußten einer anderen lebenden Person … oder von jemanden, der früher gelebt hat oder von jemanden, der in Zu­kunft leben wird oder sogar von jemanden aus dem Himmel …

Ich kann nicht sagen, was mein Geist macht und wohin er sich be­gibt. Aber daß er wirklich umherreist und daß Gott wirklich durch meinen spirituellen Körper wirkt, selbst wenn mein Sinn sich dessen eigentlich nicht bewußt ist, wird immer offensichtlicher.

Deshalb lenken Sie einfach Ihre Gedanken auf mich oder auf je­manden anderen als einen menschlichen Kanal der Liebe Christi.

Auch Rebecca Brown lehrt, wenn man morgens erschöpft aufwacht, dann läge das daran, daß Gott unseren »Geistkörper« die ganze Nacht über für geistliche Kampfführung benutzt habe. Einen Großteil ihres Okkul­tismus lernte Sanford zweifellos von ihrem Pastor Morton T. Kelsey, der am C.-G.-Jung-Institut bei Zürich studierte und Jungianischer Psychologe wurde, genau wie Sanfords Sohn John Sanford, dessen zahlreiche Bü­cher weiterhin ähnliche Okkultpraktiken verbreiten. Kelseys Bücher sind äußerst populär und haben eine Menge Okkultismus in die Christenheit importiert.

Kelsey setzt schamanische Kräfte mit den Gaben des Heiligen Geistes gleich, glaubt, daß seine Mutter für ihn starb, »so wie unser Herr«, und erklärte, daß ein Schamane oder Hexer »jemand ist, in dem sich die Kraft Gottes konzentriert, die dadurch zu anderen ausströmen kann«. Kelsey schreibt:

An Psi [übersinnliche Kräfte] oder seinem Gebrauch … gibt es nichts wesentlich Böses … Psi-Erlebnisse … sind einfach natürliche Erfah­rungen der menschlichen Psyche …

Hellsehen, Telepathie, Präkognition, Psychokinese und Heilungen wurden bei vielen religiösen Führern und nahezu allen christlichen Heiligen beobachtet …

Meine Schüler fingen an die Rolle zu erkennen, die Jesus erfüllte, als sie Mircea Eliades »Schamanismus« und Carlos Castenadas »Rei­se nach Ixtlan« lasen [die schamanische Kräfte verherrlichen].

Die Verachtung der Lehre

Biblische Lehre ist ein Reservoir an Wahrheit und unser Schild gegen Verirrungen. Ein Kennzeichen der letzten Tage vor Jesu Wiederkunft ist die Weigerung, alles anhand der Bibel zu prüfen. John Wimber stützte sich auf Erfahrungen, und Erfahrungen sind es, die bei den gegenwärti­gen »Erweckungen« allem voran erstrebt werden. Niemand fährt zu ei­ner Toronto-Lach-Erweckung oder zur Erweckung von Pensacola, um biblische Auslegungen zu hören; vielmehr fährt man dorthin, um zu er­fahren, was als »eine frische Berührung des Heiligen Geistes« bezeichnet wird. Und wie kann man wissen, daß man eine solche Berührung emp­fangen hat? Nur durch Gefühle und körperliche Kennzeichen, oftmals von der groteskesten Art.

Die Lehre, die man bei solchen Treffen zu hören bekommt, ist häufig verwirrt und verdreht. In der Airport-Gemeinde in Toronto hörte dieser Autor eine Botschaft darüber, wie unpassend Jesus sich bei der Hochzeit zu Kana fühlte, wie ihm durch die Ermutigung seiner Mutter klar wurde, daß er ein Wunder tun könnte, wenn er nur wollte und welche Ermuti­gung das für uns wäre, die wir unter Gefühlen leiden, unpassend zu sein.

In der Brownsville Assembly of God in Pensacola beobachteten wir, wie ein Mann sich auf der Bühne wälzte und Steve Hill dem Publikum seine Irrlehre präsentierte: »Er gebiert, er gebiert euch spirituell … er stirbt, auf daß ihr Leben habt.« Kürzlich traf folgender Brief ein:

Mein Gemeindeleiter und einige andere Leute aus meiner Gemeinde gingen nach Pensacola und das Ergebnis war Spaltung und Durchein­ander in der Gemeinde. Der Gemeindeleiter sagt jetzt, auf die Lehre käme es nicht drauf an und konzentriert sich auf Manifestationen und Gaben des Geistes. Er ist völlig verändert und meidet die Gemeinde­glieder, die keine »Pensacola-Erfahrung« gemacht haben.

Okkultismus verteidigen

Einer der heutigen Helden unter den Charismatikern und Pfingstlern ist William de Arteaga, der für sein Buch Quenching the Spirit (»Auslöschung des Geistes«) geehrt wird, das die Gegenantwort auf Die Verführung der Christenheit ist. Arteagas weitläufige Akzeptanz unter Charismatikern wird auch dadurch nicht geschmälert, daß er okkulte Visualisierung, die Exis­tenz von Menschenseelen vor Erschaffung der Erde, Rückführungen in vergangene Leben unter Hypnose und Karma und Reinkarnation des fern­östlichen Mystizismus verteidigt.

Die grundlegende These von Quenching the Spirit ist lächerlich und ketzerisch zugleich: Gott würde der Christenheit angeblich neue Wahr­heiten geben, indem er sie zuerst Sekten und okkulten Gruppen offenba­re. Die Tatsache, daß unbiblische Praktiken wie Visualisierung, innere Heilung, positives Denken und positives Bekenntnis aus dem Okkulten stammen, steht daher wirklich in ihrer Gunst, denn das ist Gottes Wir­kungsweise! Charismatiker lieben dieses Buch, weil es gegen Die Verfüh­rung der Christenheit argumentiert, das ihre Irrtümer aufzeigt. Natürlich wird Arteagas Buch von nahezu jedem im charismatischen Lager wärms­tens empfohlen, von Jack Hayford bis Oral Roberts. C. P. Wagner, Profes­sor am Fuller-Seminar, bezeichnet es als »eine wertvolle Zusammenschau der Opposition gegen neue und ungewöhnliche Wirkungen des Heiligen Geistes, von Johannes Calvin bis Dave Hunt«.

De Arteaga bestätigt okkulte Psi-Techniken durch das Argument, die Quantenphysik beweise, daß sich eine »bewußte Beobachtung« auf sub­atomare Teilchen auswirkt. Das ist ein Mythos, der von New-Age-Physikern erfunden wurde. Wenn ein Objekt beobachtet werden soll, muß die­ses Objekt irgendeinem physikalischen Kontakt ausgesetzt sein. Üblicher­weise prallen Photonen (Lichtwellen) von dem Objekt ab und erzeugen ein Bild in Auge und Gehirn des Betrachters. Wenn Licht auf ein Auto fällt, wird dieses dadurch nicht bewegt. Wenn jedoch ein Photon auf ein subatomares Teilchen fällt, so daß es »beobachtbar« ist, verhält sich das, als wenn ein Auto auf ein anderes Auto prallt – es bewegt sich. Von daher wirkt sich Beobachtung (aber nicht der Geist des Beobachters) tatsäch­lich auf subatomare Teilchen aus.

Aus diesem falschen Verständnis der Quantenphysik schließt de Arte­aga, daß »der Geist durch Glauben in der Kraft Gottes handelt und Ber­ge versetzen kann«. Gottes Macht wird als eine Kraft gesehen, die von unserem Geist gesteuert wird, wenn wir den »spirituellen Gesetzen« ge­horchen. Dieses Prinzip, sagt de Arteaga, wurde vom »Logos« den meta­physischen Mysterienkulten und Sekten eröffnet und kam von dort in die Christenheit. In Wirklichkeit ist die Quelle dieses Gedankenguts Satan und die christlich getünchte »Science of Mind«, die de Arteaga propa­giert, ist reiner Okkultismus.

Die These von Quenching wurde vorher in de Arteagas Buch Past Life Visions (»Visionen des früheren Lebens«, 1983) dargestellt: »Der Heilige Geist wird in okkulte Gruppen fließen, wenn dieser Strom von rechts­gläubigen Christen blockiert wird«. Er preist Agnes Sanfords absolut ket­zerisches Buch The Healing Light an, verteidigt ihren Glauben an eine menschliche Existenz vor der Erschaffung der Erde, vertritt anscheinend die Evolution des Menschen von einer niederen Spezies; erklärt, »Geis­ter« seien »an die Erde gebundene Seelen«, die mit den Lebenden kom­munizieren können und behauptet, die Kirche solle den Toten Dienste erweisen. Er meint, Reinkarnation sei biblisch und sei sogar »von Jesus bestätigt« worden und ein solches Evangelium sei hilfreich für Indien, denn es erlaube »den Hindus … das Konzept von Karma und Reinkarna­tion beizubehalten«. Außerdem empfiehlt er Rückführung in frühere Leben als Standardmethode für spirituelle Heilung. Führende Charis­matiker trösten sich damit, von einem derartig schlimmen Irrlehrer un­terstützt zu werden!

Wie traurig muß ein solches Abweichen von der gesunden Lehre von Gottes Gnade den Einen machen, der sagte: »Die Wahrheit wird euch frei machen« (Joh 8,32). Und auf welche Bindungen haben sich viele in der Kirche eingelassen, weil es am richtigen Blick für die Wahrheit fehlt. Laßt uns nicht von denen irre machen, die »sich nebeneingeschlichen« haben!

Geistliche Kriegsführung und Erweckung

Auf der Lausanne-II-Konferenz in Manila 1989, die von 4000 führen­ den Evangelikalen aus aller Welt besucht wurde, gehörte »geistli­che Kriegsführung« zu den heißesten Eisen und ist in der heutigen Chris­tenheit der schallende Ruf. Im Radio und Fernsehen, in christlichen Bü­chern und Zeitschriften und von den bekanntesten Kanzeln wird uns ge­sagt, das Geheimnis zur Weltevangelisation und zu persönlichem Sieg und Wohlstand sei die Offensive gegen Satan und das »Binden« verschie­dener böser Geister, die diese Erde beherrschen. Sogar die Erscheinung von Medjugorje erklärte: »Durch Gebet und Fasten können Christen Krieg und sogar Naturkatastrophen beenden.«

Wenn das stimmt, dann kann man die Christen für alle Naturkatastro­phen und Kriege der Welt beschuldigen. Wenn das Böse diese Welt re­giert und Menschen in die Hölle kommen, liegt das daran, daß Christen nicht genug gebetet haben. Doch das ist weder logisch noch biblisch. Unabhängig vom Ausmaß des Betens und Fastens seitens der Christen muß jeder Mensch immer noch eine persönliche Entscheidung treffen, ob er Gott oder Satan folgen will, ob er dem Evangelium glauben und Gottes Vergebung empfangen oder Christus ablehnen und sein gerechtes Gericht erleiden will. Der Kampf zwischen Gott und Satan wird in jedem einzelnen Herzen ausgefochten.

Ja, Paulus schrieb: »Unser Kampf ist … gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis« (Eph 6,12). Aber was bedeutet das? Der Heilige Geist nötigt uns, »gegen die Listen des Teufels zu bestehen« und nicht, den Teufel anzugreifen. Gott verheißt, daß wir mit »dem Schild des Glaubens« »alle feurigen Pfeile« des Teu­fels auslöschen können, aber nicht dieses Feuer erwidern sollen. Glaube ist eine persönliche Sache und sein Schild schützt den einzelnen Gläubi­gen. Dieses Schild kann nicht über Ungläubige ausgebreitet werden. Hier geht es eindeutig um einen persönlichen Kampf gegen Listen – d. h. gegen die verführerischen Lügen und Lüste, die in Herz und Gedanken angrei­fen. Der einzelne Gläubige ist für einen solchen Widerstand gut gewapp­net. Und der Krieg wird gewonnen durch Glauben an die Wahrheit des Wortes Gottes, das ist das »Schwert des Geistes« (V. 17), mit dem wir »den guten Kampf des Glaubens kämpfen« (1.Tim 6,12).

Die Bibel sagt nichts davon, daß wir die Offensive gegen dämonische Festungen ergreifen sollten. Weder die Apostel noch die frühe Kirche ließen sich auf eine derartige Praxis ein. Als Paulus einen Dämon aus einer Magd austrieb, die einen Wahrsagergeist hatte (Apg 16,16), geschah das erst, als sie Paulus bereits »viele Tage« gefolgt war und er schließlich »unwillig« wurde, weil Satan fortwährend versuchte, Paulus’ Tätigkeit mit Wahrsagerei in Verbindung zu bringen. Paulus ist nicht umhergereist, um gegen Dämonen zu Felde zu ziehen – niemals. Die Einzelheiten der Apos­telgeschichte demonstrieren das Ausleben dessen, was Christus mit sei­nen Worten meinte:

Oder wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht vorher den Starken bindet?

Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein. Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Mt 12,29; 18,18; 28,18).

Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen (Joh 12,31-32).

Christus ist der Eine, der Satan – den Starken – gebunden hat. Und das tat er nicht durch seine Macht als Gott, sondern durch das Bezahlen un­serer Sündenschuld am Kreuz. Satan ist besiegt und Christus hat alle Macht. Doch auf dieser Erde geht es mit dem Bösen weiter, weil die Menschen Christus ablehnen und sich selbst und dem Satan folgen. Wir beten immer noch: »Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden« (Mt 6,10). Gottes Wille wird eindeutig noch nicht auf der ganzen Erde getan, sonst wäre er an allem Übel dieser Welt schuld. Und wir sollen das Böse nicht durch magisches Binden Satans bekämpfen (Satan ist bereits durch Christus gebunden worden), sondern mit Glauben und dem Evangelium der Errettung.

Die unbiblische »geistliche Kriegsführung« von heute

Ein Titelbild der Zeitschrift Charisma zeigte John Dawson von »Jugend mit einer Mission« mit diesem Zitat: »Der Krieg gegen böse spirituelle Kräfte, die unsere Städte beherrschen, kann ausgefochten und gewon­nen werden.« Laut C. P. Wagner ist Dawsons Buch Unsere Städte für Gott gewinnen »das wichtigste Buch zu diesem Thema, das je geschrieben wur­de«. Im Vorwort schreibt Pastor Jack Hayford: »Dies ist ein Buch der Einsicht des Heiligen Geistes … [in] die härtesten Probleme, denen wir uns heute auf diesem Planeten gegenüber sehen.«  Dawson selbst schreibt:

Die [dämonischen] Festungen, die unsere Stadtbevölkerungen binden, haben Macht, aber … wir können sie besiegen. Dieser Abschnitt stellt eine fünffache Methode vor, wie wir die Festungen unserer Stadt nie­derwerfen können.

Man wundert sich, warum Christus, die Apostel und die frühe Kirche niemals versucht haben, dämonische Festungen »niederzuwer­fen«. Dieses Fehlen eines biblischen Beispiels scheint den heutigen Ver­fechtern dieser attraktiven Zielsetzung keine Probleme zu machen. Die aufregende Aussicht auf einen Sieg durch »geistliche Kriegsführung« hat im Denken der Christen Feuer gefangen. Die Prinzipien von Dawsons Buch (und von vielen ähnlichen Büchern) sind während der acht Jahre seit seinem Erscheinen von vielen Gemeindeleitern, Gemeinden und ein­zelnen Gläubigen begeistert und erwartungsvoll praktiziert worden. Doch keine einzige Stadt irgendwo auf der Welt ist »für Gott eingenommen« worden. In Wirklichkeit hat das Böse noch zugenommen.

Das ist die schlichte Realität, trotz der vielen Seminare in Jack Hay­fords »Gemeinde auf dem Weg« in Südkalifornien (zu deren Referenten u.a. Bill und Vonette Bright, Yonggi Cho und Joy Dawson gehören) und anderswo, die die Teilnehmer ausbilden, ihre Städte für Gott einzuneh­men. Die Begeisterung an dieser Verirrung ist immer noch nicht abge­ebbt. Wir haben ein großes Anliegen dafür, daß das Evangelium die En­den der Welt erreicht, wie Christus es befohlen hat. Warum sollten wir uns dazu nicht an das biblische Programm halten, das die frühe Kirche mit großem Erfolg praktiziert hat? Warum neue Methoden und Konzep­te erfinden, die nur unnötig Kraft von Gottes biblischem Plan ablenken?

Die Titelstory der Zeitschrift Pentecostal Evangel vom 2. 4. 1995 (das offizielle Organ der »Assemblies of God«) trug die Überschrift: »Diese Stadt gehört Gott.« Das Foto von den fünf Gemeindeleitern war kom­mentiert: »Gemeindeleiter aus Detroit sichern sich ihr Anrecht auf ihre Stadt.« Gott die Ehre, daß Gemeinden in Aufruhr sind, um Detroit das Evangelium zu bringen, aber diese Stadt wird erst Gott gehören, wenn Jesu tausendjährige Herrschaft begonnen hat. Wer anders denkt, ist hin­ters Licht geführt.

1989 fingen über 1300 Gemeindeleiter aus vielen Denominationen an – angeführt von Lloyd Ogilvie und Jack Hayford –, sich vierteljährlich in der Hollywood Presbyterian Church zum Gebet zu treffen, um eine geist­liche Kriegsführung zur »Befreiung« von Los Angeles anzuzetteln. In den folgenden Jahren hat das Böse nur noch zugenommen. In der Bibel findet sich kein einziges Beispiel, das eine solche »Befreiung« rechtferti­gen würde. Ein Gemeindeleiter schrieb uns: »Wir kommen zusammen und fasten und beten und binden die Geister und sobald wir das Treffen verlassen, sind sie schon wieder auf freiem Fuß!« Einer der führenden Gemeindeleiter bei diesen Treffen mußte sein Amt wegen sexueller Ver­fehlungen aufgeben. Während sie gegen territoriale Geister um die Be­freiung von Los Angeles kämpften, verlor einer ihrer Führer den Krieg in seinem eigenen Herzen.

Wer ist schuld, dass wir es nicht früher wussten?

Diese Treffen, die Love LA genannt wurden, waren von Larry Lea inspi­riert, der erklärte: »Dies ist der Tag, an dem wir zu nichts Geringerem aufbrechen als zur militanten Kriegsführung im spirituellen Bereich … Dämonische Festungen, die das weite Gebiet von Los Angeles und unser Land gebunden halten, werden … niedergeworfen.« Charisma zeigte, wie Larry Lea, der »Apostel des Gebets«, im Kampfanzug nach 300.000 »Ge­betskämpfern« aufruft, die mit ihm zusammen Amerika für Gott einneh­men sollen. Doch Amerika und Los Angeles sinken moralisch immer tie­fer hinab.

C. P. Wagner schreibt in einem Buch über die geistliche Einnahme von Städten:

Dieses Buch deckt die Listen des Teufels auf und präsentiert die Ge­betsziele, die den Feind zwingen werden, Millionen unerretteter See­len freizulassen, die er jetzt gefangen hält. Ich bin begeistert, daß Gott uns ein wunderbares neues Werkzeug zur effektiven geistlichen Kriegs­führung gegeben hat!

Scheint es nicht widersinnig, sich eines »neuen Werkzeugs« zu rühmen, das schließlich »Millionen unerretteter Seelen freilassen« wird, wenn ein solches Werkzeug nicht in der Bibel erwähnt und Christus, den Aposteln und der Urkirche unbekannt ist? Warum hat der Heilige Geist diese ef­fektiven Methoden nicht früher offenbart? Können 19 Jahrhunderte lang Millionen in die Hölle gefahren sein, weil es an dieser neuartigen Tech­nik fehlte? Oder kann es sein, daß Wagner, Dawson, Lea, Hayford und andere Führungspersonen dieser neuen Bewegung sich selbst und ihren Anhängern etwas vorgaukeln?

Am 10. November 1989 erklangen im Sportstadion von Miami die Lie­der, Gebete und Siegesrufe von 10.000 begeisterten Christen. Ihnen war von Larry Lea ein »geistlicher Durchbruch« verheißen worden. Mit der Unterstützung von 430 Leitern von Ortsgemeinden, die eine wesentliche Einheit demonstrierten, identifizierte Lea spezifische Geister der Gewalt­tat, der Drogen, der Hexerei, der Habsucht usw., von denen Miami be­herrscht wird, und gelobte: »Diese Geister werden nicht über dieses Ge­biet herrschen.« Er erklärte, Gott habe ihm »den ›Starken‹ der Habsucht« gezeigt, der den Reichtum der Gottlosen zurückhält, Reichtum, der ei­gentlich den Christen gehört. »Wenn wir den Starken der Habsucht bin­den, wird der Reichtum der Nationen der Gemeinde« und einzelnen Chris­ten gegeben werden. Das begeisterte Publikum schwang zusammen mit Lea ein »imaginäres Schwert« und zerhackte diesen Dämon in Stücke.

Im Gebiet von Miami war seitdem jedoch kein meßbarer Rückgang in den Bereichen Gewalt, Drogen usw. zu verzeichnen, auch ist kein »Reich­tum der Gottlosen« an Christen transferiert worden. Ebenso wenig war in San Francisco ein etwaiger Rückgang auf dem Gebiet der Homosexualität meßbar, seitdem Lea vor einigen Jahren dort Christen dazu ge­bracht hatte, den Geist dieser Sünde zu binden.

Erfahrung produziert Theologie!

Wenn diese Vorstellungen nicht biblisch sind, warum werden dann so vie­le Christen davon irregeleitet? Sie folgen Menschen, ohne deren Lehren anhand des Wortes Gottes zu überprüfen. Was diese Führer sagen, ba­siert häufiger auf Erfahrung als auf der Schrift.

Charisma interviewte »ein Expertengremium« über »den Krieg der Gemeinde gegen die Mächte der Finsternis«. In ihren Antworten spielte die Bibel eine minimale Rolle, wohingegen Erfahrung und persönliche Auffassung dominierten. In einem seiner Hauptbücher zu diesem Thema trifft C. P. Wagner (einer der besten »Experten für geistliche Kriegsfüh­rung«) diese aufschlußreiche Aussage:

Eine fundamentale These wird bei dieser Diskussion entscheiden … ob wir mit einigen dieser neuen und bisweilen recht radikalen Vorstel­lungen klarkommen bezüglich geistlicher Kriegsführung auf strategi­schem Level, geistlichem Kartografieren, stellvertretende Buße und anderen derartigen Themen … [nämlich] die These, daß Dienstpraxis [Erfahrung] der Theologie vorangeht und diese produziert, und nicht umgekehrt.

Wagner nennt Wimber »meinen Lehrer«. Wimber sagte: »Wir katalogi­sieren alle unsere Erfahrungen, so daß wir eine Theologie entwickeln können.«  Was ist mit der Bibel geschehen? Don Lewis vom Regent Col­lege stellt berechtigterweise heraus, daß Wimbers Festhalten daran, daß »kritisches Denken abgelegt werden muß«, »nichts weniger als gefähr­lich ist«. Auf mehr als nur einer Vortragskassette hat dieser Autor Wim­ber sagen hören: »Wann werden wir eine Generation sehen, die nicht versucht, dieses Buch [die Bibel] zu verstehen und einfach daran glaubt?«

Doch man kann nicht glauben, was man nicht versteht. Die Bibel legt nicht Nachdruck auf Gefühle und Erfahrungen, sondern auf das Verste­hen (Jer 9,24; Mt 13,19; 1.Joh 5,20 u.v.a.).

Der oben zitierte Charisma-Artikel erwähnte »eine ausgewählte Grup­pe von Fürbittern [die Anfang 1990] in Südkalifornien zusammenkam, um sich über die Rolle des Gebets für den Sieg über territoriale Geister und für das Gewinnen der Verlorenen zu unterreden«. Zu dieser Gruppe gehörten »C. P. Wagner, John Dawson, Cindy Jacobs, Jack Hayford, Lar­ry Lea, Gwen Shaw, Dick Bernal, Tom White, Joy Dawson und Dick East­man«. (Weitere Mitglieder sind Es Murphy, Charles Craft und Frank Peretti.) Sie bildeten das »Netzwerk geistlicher Kriegsführung«, das eine bedeutende Rolle in der Gebetskette der AD 2000-Bewegung spielt. In Bezug auf diese »Experten aus vorderster Front in der Bewegung geistli­cher Kriegsführung« sagte Charisma:

Ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der geistlichen Kriegsführung sind nicht allein aus Bibelstudium hervorgegangen, sondern auch aus per­sönlichen Erfahrungen, die sie mit dem Herausfordern der Mächte der Finsternis gemacht haben.

Francis Frangipane, einer der »Experten«, meinte, das »Schwert des Geis­tes« habe zwei Schneiden: die Bibel einerseits und andererseits »das le­bendige Wort Gottes: was der Geist jetzt der Gemeinde sagt [d. h. durch neue Offenbarungen durch neue Propheten]«. Frangipane war zusam­men mit dem Gründer John Robert Stevens ein Apostel der »Church of the Living Word« (»Gemeinde des lebendigen Wortes«), die für ihre neuen Offenbarungen durch falsche Propheten und ihren dreisten Okkultismus und ihre Unmoral berüchtigt war. Frangipane hat seine Bedeutung für diese Sekte nie widerrufen und hier finden wir ihn in Charisma, wie er dieselben alten Irrtümer verbreitet. Natürlich haben »neue Offenbarun­gen« die charismatische Bewegung zu dem gemacht, was sie heute ist, und neue Offenbarungen sind grundlegend für die neue Lehre von geist­licher Kriegsführung und territorialen Geistern.

Die Beispiele für erfolgreiche geistliche Kriegsführung sind im Allge­meinen schwach. Cindy Jacobs berichtet von einer Hexe in Mar del Plata (Argentinien), die offenbar »tot umfiel – genau in dem Augenblick, als wir zu beten anfingen«. Aber was ist mit den Hunderten von anderen Hexen, die weiterleben? Das war keine Einnahme der Stadt für Gott. Sie greifen nach Strohhalmen der Erfahrung, während sie das Zeugnis der Bibel igno­rieren. Wagner versucht, Beispiele aus der Kirchengeschichte aufzuzei­gen, aber Beispiele aus der Bibel glänzen nur durch ihre Abwesenheit.

Da gab es, so Wagner, »Gregor den Wundertäter«, dessen Anwesen­heit (so die Überlieferung) ein Götzenbild in einem heidnischen Tempel niederstreckte. Doch – so geht die Geschichte weiter – auf die Bitte des heidnischen Priesters erteilte Gregor dem Dämon die Erlaubnis, wieder durch den Götzen zu wirken. Welch widersprüchlicher Mythos! Dann zitiert Wagner einen Historiker dahingehend, dies sei »die grobe Ver­fahrensweise mit Dämonen« gewesen, »sie demütigen, sie dazu bringen, zu jammern, um Gnade zu bitten und ihre Geheimnisse zu verraten«. Die­ses Verfahren würde Konvertierte in die Kirche ziehen. Demütigung und Dämonen zum Jammern bringen hört sich nicht gerade biblisch an –, zudem war es eine abgefallene Kirche, in die diese »Konvertiten« gezo­gen wurden. Denken wir an Augustinus, der sagte, diese Kirche sei ge­füllt mit »Menschen, die Amulette tragen … Kunden von Zauberern, Astrologen … [die] an heidnischen Feiertagen die Theater füllen«. Es hört sich an, als würde Satan als Letzter lachen.

Territoriale Geister?

Dawson schreibt: »Die Bibel identifiziert einen bösen Geist üblicherwei­se anhand seines Territoriums … z.B. ›der Fürst des Königreichs Persien‹ (Dan 10,13).« Üblicherweise? Das ist das einzige Beispiel, das Verfechter finden können, um die Idee der »territorialen Geister« zu rechtfertigen. Doch es paßt noch nicht einmal. Daniel betete nicht für Persien, sondern um prophetische Einsicht hinsichtlich der Endzeit. Diese Einsicht (die ihm durch Gabriel gegeben wurde) war es, was der »Fürst« verhinderte. Weder Daniel noch Gabriel haben diesen »Fürst« »gebunden«, noch gibt es irgendeinen Hinweis darauf, daß ein solches Binden zu einem geistli­chen Durchbruch für Persien geführt hätte. Kannten Daniel und Gabriel die neuen Strategien von heute einfach nicht und konnten sie sie deshalb nicht anwenden?

Wagner argumentiert: »Die Existenz, Identität und Aktivität territo­rialer Geister ist insbesondere denen wohlbekannt, die in der Dritten Welt leben oder diese häufig bereisen.« Das mag ihre Auffassung sein, aber wiederum gibt es keine biblische Grundlage dafür. Timothy M. Warner, Spezialist in »geistlicher Kriegsführung«, verläßt sich ebenfalls auf die Erfahrung anstatt auf die Bibel:

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß Satan tatsächlich einen Dä­mon oder ein Korps von Dämonen über jede geopolitische Region der Welt gestellt hat und daß sie zu den Gewalten und Mächten gehören, gegen die wir kämpfen. Ich selbst wurde zum ersten Mal damit durch einen Bericht über einen jungen Missionar, der in ein Indianerdorf in Kanada ging, konfrontiert [und nicht durch ein Bibelstudium] …

Wenn diese neue Lehre wahr ist, dann haben Paulus und die anderen Apostel (und Jesus selbst) es schlicht und einfach versäumt, die territo­rialen Geister ihrer Zeit zu binden. Wagner zitiert einen »Experten«, Kali sei »die Göttin der Finsternis, des Bösen und der Zerstörung … der die ganze Stadt Kalkutta geweiht ist«. Das bedeutet jedoch nicht, daß Kali gebunden werden und ganz Kalkutta befreit werden könnte. Ob man von dämonischer Bindung frei wird, ob durch einen Götzen repräsentiert oder nicht, hängt einzig und allein vom persönlichen Glauben an Jesus Chris­tus auf die Verkündigung des Evangeliums hin ab.

Millionen von Menschen, einschließlich von Heiden in tiefster dämo­nischer Finsternis und Bindung, sind zu Christus gekommen, ohne daß jemand irgendwelche Geister gebunden hätte. Das Video von New Tri­bes Mission Befreit von den Mächten der Finsternis dokumentiert die Bekehrung der Taliabo, Heiden auf einer fernen Insel in Indonesien, die in dämonischen Bindungen gehalten waren. Die Missionare praktizier­ten keinerlei Binden von Dämonen oder »geistliche Kriegsführung« der aktuell empfohlenen Art. Anstattdessen wurden die Taliabo durch die geradlinige Präsentation des Evangeliums bekehrt und vollständig befreit. Außerdem gingen die Missionare geradewegs in die Götzentempel und hielten dort ihre Zusammenkünfte ab, ohne den Dämonen irgendeine Aufmerksamkeit zu widmen!

Im Gegensatz dazu muß die Brownsville Assembly of God in Pensa­cola, die angeblich die größte Erweckung der Welt erlebt, ständig von Dämonen gereinigt werden. Diese Tatsache allein bringt diese »Erwe­ckung« in Mißkredit. Hier die Prozedur:

Wir wurden angewiesen, die Hände von zwei oder drei anderen zu ergreifen und uns durch den Saal zu bewegen und das Gebäude zu reinigen. Während der Erweckungsveranstaltungen kommen Verlore­ne zu Hunderten und dämonische Geister, die viele unterdrückt ha­ben, werden durch die Kraft Gottes ausgetrieben.

Diese Gebetskämpfer ergreifen die Initiative, bewegen sich in klei­nen Gruppen zu dritt oder viert durch den Saal und reinigen jeden Winkel des Hauses. Die beten über jedem Sitzplatz …

Neue »spirituelle Techniken«?

Wir haben gesehen, welcher Irrtum »Kontaktpunkte« sind und physische Machtobjekte wie Fetische, Heiligenbilder und Weihwasser. Derselbe Irr­tum unterliegt der Vorstellung territorialer Dämonen und dem Glauben, zum strategischen Beten müsse man sich an den Ort der Macht begeben (oder über jedem Sitzplatz beten). In ihrem Buch über solche Techniken schreiben Steve Hawthorne und Graham Kendrick: »Gebetsgehen ist Gebet vor Ort. Gebet vor Ort ist einfach das Gebet genau an den Orten, an denen Sie Ihre Gebetserhörung erwarten.« Wagner bestätigt das:

Die katholische Kirche verwendet Riten des Exorzismus, um Dämo­nen aus Gebäuden zu entfernen.

Am »Tag, der die Welt verändert« im Jahr 1993 beispielsweise re­krutierten und beschäftigten u.a. »JMEM« Gebetsreiseteams, die an die 24 Scheitelpunkte der Welt reisten (die nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten Punkte der sechs Kontinente), um zu be­ten, dass die Festungen über die Kontinente niedergerissen werden und Fülle des Reiches Gottes kommt.

Die Welt hat sich nicht verbessert – im Gegenteil. Zeit und Kosten für diese Reisen zu den angeblich strategischen Punkten waren vergeudet. Keine Festungen über Kontinente wurden niedergerissen. Der geistliche Zustand hat sich auf allen Kontinenten nur verschlimmert und wird sich weiter verschlechtern: »Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden« (2.Tim 3,13). Diese unbiblische »Kriegsführung« wird zum Götzen unter Christen, die ihre Zeit, Kraft und Ressourcen daran verschwenden. Charles Kraft sagt: »Ich denke, eine der Herausforderungen der 90er Jahre ist es, so stille wie möglich innerhalb der evangelikalen Christenheit zu arbeiten, um sie auf diese Gebiete zu bewegen.« Leider nehmen die Evan­gelikalen diesen Irrglauben immer mehr mit offenen Armen an.

Wagner überschreibt diesen Abschnitt in seinem Buch mit »Spirituelle Techniken für die 90er Jahre«. Und wieder sind wir mitten im Okkultis­mus. Gottes Macht hängt weder (wie bei okkulter Macht der Fall) von irgendwelchen »spirituellen Techniken« ab (von der Bibel her gibt es so etwas nicht), noch davon, wo gebetet wird. Wer hat entschieden, dass ein Gebet an diesen 24 Orten »strategisch« sei? Und was bedeutet das? Wo informiert die Bibel uns durch ein Beispiel oder eine Lehre, dass Gebet effektiver sei, wenn es »vor Ort« ausgeführt wird? Wenn man anfängt zu glauben, dass Techniken notwendig sind, um geistliche Kraft freizuset­zen, hat man okkulten Vorstellungen Tür und Tor geöffnet. Das unter­scheidet sich nicht vom Anzünden von Kerzen und vom Schlagen des Kreuzzeichens. Bei einem »Akademischen Symposium über Power Evan­gelism« am Fuller Theological Seminary bestätigte Wagner mit Hinweis auf einen britischen Psychiater einen okkulten Irrglauben:

Als Anglikaner steht er sehr wohl im Einklang mit der Kraft Gottes, die durch das Sakrament der Eucharistie übermittelt wird.

 Den Dämonen gibt man die Schuld am Unglauben und Ungehorsam der Menschen: Es ist nicht die Schuld derer, die Christus ablehnen, dass sie auf dem Weg zur Hölle sind, sondern die Schuld der Christen, die die territorialen Geister nicht gebunden haben oder nicht die richtige Ge­betstechnik angewendet haben! Von derselben Verirrung ist die heutige »Befreiungsszene« geprägt. Bei Bill wurde am Freitagabend der »Geist der Lust« ausgetrieben, und alles ging gut bis zum nächsten Mittwoch, als er wieder in Unzucht fiel. Offensichtlich war dieser »Geist der Lust« zu­rückgekehrt und muss wiederum ausgetrieben werden. Die eigene Ver­antwortung wird ausgeblendet.

John Avanzini (der Lieblings-Spendeneintreiber von TBN) machte im Fernsehen falsche Versprechungen, um die Leute zu Spenden für sein Missionswerk zu locken: »Wenn Sie mit mir dieses Seminar machen, ver­spreche ich Ihnen … wird die Macht des Geistes der Schulden in Ihrem Leben gebrochen werden … eine übernatürliche Macht, reich zu wer­den, wird in Ihre Hand gegeben.« Das ist das Gegenstück zur Lüge der christlichen Psychologie. Letztere macht frühere Traumata für Versagen verantwortlich, Ersteres schiebt die Verantwortung auf einen »Geist der Schulden«. Weder Eifer noch Geschick, noch Übung oder irgendeine andere praktische Lösung ist nötig. Man braucht nur einfach den »Geist der Schulden« zu tadeln und zu binden und das Geld wird fortan auf magische Weise in die Taschen fließen!

Implikationen für das Evangelium

C. P. Wagner und sein Kollege Charles Kraft sprechen von »autoritativem Gebet«. Anstatt zu beten: »Nicht mein Wille, sondern der deine gesche­he«, befiehlt diese Art von Gebet Gott, bestimmte Dinge zu tun. Satan und seine Untertanen empfangen ebenso Befehle, ihre Finger von einer Person oder einer Gemeinde oder einer Situation zu lassen. Doch Satan wurde unzählige Male von denen »getadelt« und »gebunden«, die mei­nen, diese Formel funktioniere, doch anscheinend führt Satan seine bö­sen Pläne weiter aus, unbeeindruckt von solchem Wagemut.

Welche Auswirkungen muss es auf den Glauben von Jugendlichen haben, wenn sie Woche für Woche erleben, wie ihre Gemeindeleiter Hei­lungen im Namen Jesu befehlen, aber es geschehen keine? Typisch ist Richard Roberts, der im Fernsehen mit seiner zweiten Frau dem Wort Gottes befiehlt, hinauszugehen und bei allen Zuschauern alle Krankhei­ten und finanziellen Probleme zu heilen. Niemand denkt wirklich, das würde so geschehen, und natürlich passiert auch nichts. Wie kann da je­mand bestreiten, dass etwas Grundlegendes falsch ist?

Es besteht eine offensichtliche Verbindung zwischen dem hier Aufge­zeigten und John Wimbers bekannter »Power Evangelism«-Theorie, die behauptet, »Zeichen und Wunder« würden Menschen veranlassen, an das Evangelium zu glauben. Wenn das wahr wäre, dann hätte sich ganz Israel bekehren müssen, als Christus auf der Erde war. Statt dessen lesen wir: »Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn« (Joh 12,37). Römer 1,16 versichert uns, dass »das Evangeli­um … ist … Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden«. Paulus erklärte: »Es hat Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten« (1.Kor 1,21). Ah ja, aber heute muss dem Evangelium durch »Zeichen und Wunder« nachgeholfen werden und Dämonen müssen ge­bunden werden. John Dawson schreibt: »Wir müssen den Feind [Satan] überwinden, bevor wir andere Methoden der Mission anwenden.« Erfah­rung ist an die Stelle von Wahrheit getreten.

Diese Lehre untergräbt das Evangelium. Denken wir an Jack Deere, der das Dallas Theological Seminary nach 12 Jahren Lehrtätigkeit ver­ließ, um der führende Theologe in Wimbers Vineyard-Bewegung zu wer­den. In Sydney wurde er bei einer Konferenz über geistliche Kriegsfüh­rung von Graham Banister interviewt. Diese Konferenz wurde von Wim­ber und seinem Team für 5.500 Gemeindeleiter durchgeführt (die je 150 Dollar Teilnahmegebühr zahlten). Petrus sagte zu Simon dem Zauberer, der für einen Kursus in Zeichen und Wundern Geld anbot: »Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, dass die Gabe Gottes durch Geld zu erlangen sei!« (Apg 8,20). Doch die Vineyard-Teams wer­den für ihren »Unterricht« in Zeichen und Wundern gut bezahlt. Banis­ter berichtete:

Nachdem ich mich vorgestellt hatte, sagte ich zu Dr. Jack Deere: »Könnten Sie mir sagen, warum Sie meinen, meine gestrige Erklärung des Evangeliums sei mangelhaft gewesen?«, worauf er antwortete: »Ich bin wirklich nicht besonders darauf vorbereitet, darüber zu sprechen.«

Ich war ein wenig überrascht … und dachte daran, dass er gerade einen Vortrag vor 5.500 Menschen gehalten hatte … [und] uns über die vielen antiken Sprachen berichtet hatte, die er erlernt hat, um die Bibel ganz zu verstehen. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mit solch beeindruckenden Referenzen es nötig hätte, sich extra auf ein freund­liches Gespräch über den Inhalt des Evangeliums vorzubereiten.

Dann fragte ich: »Nun, was denken Sie denn so geradewegs aus dem Kopf, was das Evangelium ist?« Jack Deere antwortete: »Ich bin nicht darauf vorbereitet, eine offizielle Erklärung darüber abzugeben.« So fragte ich: »Könnten Sie mir vielleicht inoffiziell sagen, was Ihrer Meinung nach das Evangelium ist?« Jack Deere antwortete: »Ich bin mir nicht sicher.«

Irgendwie irritiert sagte ich: »Das finde ich etwas überraschend – dass Sie sich nicht sicher sind, was das Evangelium ist.« Er antwortete: »Früher war ich genau wie Sie … und dachte, das Evangelium sei ein­fach Rechtfertigung durch Glauben.« Ich antwortete: »Sagen Sie, es ist mehr als das? … Was würden Sie hinzufügen?«

»Befreiung«, sagte er, »… Dinge wie Dämonen und Heilungen.« Ich sagte: »Würden Sie … die Austreibung von Dämonen und Heilun­gen als wesentlichen Teil des Evangeliums hinzufügen?« Er nickte. Ich fuhr fort: »… so wie John Wimber es gestern Abend gesagt hat …?« »Ja«, sagte er.

»Aber Sie sind sich nicht ganz sicher, was alles dazugehört?«, fragte ich. »Nein«, sagte er, »noch nicht.«

»Wäre es fair zu sagen«, fragte ich, »dass Sie in einem fließenden Zustand sind, seitdem Sie sich der Sache Wimbers angeschlossen ha­ben?« Er antwortete ohne zu zögern: »Wir sind immer in einem flie­ßenden Zustand – Sie sind es …«

»Aber in Bezug auf die Botschaft des Evangeliums?«, fragte ich … Immer noch erstaunt sagte ich: »Meinen Sie, Sie könnten nicht in den Pavillon dort drüben gehen und den Leuten das Evangelium sagen?« Er antwortete: »Nein – noch nicht.« Ich antwortete: »Wann meinen Sie, sind Sie soweit?« Und er sagte: »In vielleicht fünf Jahren, viel­leicht zehn …«.

Ich konnte es weiterhin nicht fassen, dass einer der führenden Köp­fe, wenn nicht der führende theologische Kopf der Zeichen-und-Wunder-Bewegung, nicht wusste, was das Evangelium ist!

John Wimber sagte am 25. Januar 1994 auf TBN, dass er dachte, ein Dä­mon in Hongkong habe ihm »chinesischen Krebs« auferlegt und gesagt, er werde daran sterben. Bei all dem Binden territorialer Geister in der ganzen Welt und Inanspruchnahme von Städten für Gott wurde irgend­wie dieser eine Dämon nicht durch die Experten geistlicher Kriegsfüh­rung geschlagen, und so erlag ihr »Mentor« der Krebskrankheit durch diesen Dämon im November 1997. Irgend etwas paßt da nicht!

Der Torontosegen

Rodney Howard-Browne, der sich selber der »Barkeeper des Heiligen Geistes« nennt, brachte die Lacherweckung von Südafrika nach Ameri­ka. Bei Howard-Brownes erstem Treffen in Benny Hinns Gemeinde schien Letzterer bestürzt zu sein über das unkontrollierbare Lachen, das das Gemeindehaus in eine tosende Irrenanstalt verwandelte. Doch Hinn er­klärte seiner Herde bald: »Das ist der Heilige Geist!«

Dieses neue Phänomen wurde als heiliges Lachen bekannt und ver­breitete sich überall, wohin Howard-Browne ging. Er kam zur Oral-Roberts-Universität und Oral bezeugte: »Am Ende seiner Botschaft bekam er den längsten Beifall in der Geschichte dieser Uni … er veränderte mein Leben und das Leben meines Sohnes.«  Die Lacherweckung zog jedoch die Aufmerksamkeit der Welt erst Mitte Januar 1994 auf sich, als sie in die Toronto-Vineyard-Gemeinde kam, deren Pastor John Arnott ist. Hier hörte man von denen, die diese »Segnung« bekommen hatten, nicht nur unkontrollierbares Lachen, sondern schreckliche tierähnliche Laute – und Schlimmeres.

In den folgenden Monaten kamen Zehntausende suchender Seelen aus aller Welt nach Toronto, um »es zu bekommen«. In England und Eu­ropa wurde Holy Trinity Brompton in London das Zentrum für das heili­ge Lachen. Ab Mitte 1996 ebbte die Popularität Torontos allmählich ab und zog nicht länger die Massen und Manifestationen an wie zu den al­ten Spitzenzeiten.

Ende 1995 wurde die Toronto-Vineyard-Gemeinde von John Wimber aus der Gemeinschaft der Vineyard-Gemeinden entfernt und zur Toron­to Airport Christian Fellowship (TACF). Diese Aktion wurde irrtümli­cherweise als Zeichen verstanden, dass Wimber reifer werde und einige der Exzesse verwerfe, die er einst so liebte. Doch im Gegenteil setzen viele Vineyard-Gemeinden ihre Aktivität im »heiligen Lachen« fort. Wim­ber hatte nichts gegen die tierischen Verhaltensweisen und Laute; sie gehörten von Anfang an zur Vineyard-Bewegung dazu. Wogegen er et­was hatte, war der Versuch seitens der TACF-Leitung, diese Manifesta­tionen von der Bibel her zu rechtfertigen, was Wimbers Meinung nach unnötig sei.

In Wirklichkeit war es Randy Clark, der Pastor der St.-Louis-Vineyard-Christian-Fellowship, der die Lacherweckung nach Toronto brach­te. Clark »bekam es« von Rodney Howard-Browne in der Kenneth-Hagin-Jr.-Rhema-Bible-Church in Tulsa und verbreitet diese Manifestatio­nen weiterhin weltweit. Außerdem wurde Clark von Howard-Browne an­gezogen, weil »zitternde, umfallende, lachende Menschen« ihn an etwas erinnerten, was er »Jahre zuvor in der Vineyard-Erweckung« gesehen hatte.   Als Redner auf der 25. Internationalen Lutherischen Konferenz zum Thema Heiliger Geist (in St. Paul, Minnesota, vom 6. bis 10. August 1997) wurde Clark in der Konferenzbroschüre beschrieben als derjenige, der »von Gott als Katalysator für die Ausgießung des Geistes in Toronto gebraucht« worden war.

Einige Besucher der Toronto-Gottesdienste sind derart »trunken«, dass sie nicht mehr nach Hause fahren können. Andere sind aufgrund ihres bizarren und unkontrollierbaren Verhaltens nicht mehr in der Lage, zur Heimreise ihr Flugzeug zu besteigen. Das verherrlicht den Herrn wohl kaum. Man versucht, diesen Wahnsinn zu rechtfertigen, indem man als Grundlage den zu Pfingsten an die Jünger gerichteten Vorwurf heran­zieht, betrunken zu sein. Das einzig Seltsame am Pfingstereignis war je­doch, dass die Jünger, obwohl »alle Galiläer«, von den Pilgern in Jerusa­lem jeweils »in ihrer eigenen Sprache gehört« wurden. Die Zuhörer konn­ten sich dies nicht anders erklären als durch die Behauptung »sie sind voll süßen Weines«, doch nicht, weil sie sich etwa wie Betrunkene be­nommen hätten (Apg 2,6-13).

John Goodwin war einige Jahre lang Pastor einer Vineyard-Gemeinde und Führer dieser Bewegung. Bevor er zu Christus fand, lebte er in der Musik- und Drogenszene Hollywoods und im fernöstlichen Mystizis­mus. Als er die Verbindung erkannte zwischen dem Okkultismus, den er vor seiner Bekehrung erlebt hatte, und den Phänomenen in der Vineyard-Bewegung, veranlaßte ihn das, die Vineyard-Gemeinden zu verlas­sen. Goodwin sagt mit tiefer Besorgnis und als Warnung:

An dem, was bei den Vineyards vor sich geht und in Toronto und Pen­sacola ist mehr dran, als zunächst ins Auge fällt. Es ist nicht nur eine Frage irgendeiner Häresie, einer falschen Lehre oder seltsamer Erfah­rungen. Wenn Sie sehen, wie Menschen wie ein Hund bellen, wie ein Löwe brüllen, sich auf dem Boden winden wie eine Schlange …

Haben Sie jemals gesehen, wie sich ein Mensch vor Ihren eigenen Augen in einen Affen verwandelt? Das wird Sie erschüttern!

Wir waren in London und John Wimber stand oben und lehrte … Ich bin oben auf der Empore … mit Blaine Cook … und Carl Tuttle … der jetzt Pastor der Vineyard-Gemeinde in Anaheim ist …

Aus dem Augenwinkel sah ich urplötzlich diese Gestalt von einem Sitz nach hinten springen, etwa anderthalb Meter über der Oberkante des Sitzes in einen Gang … und er begann, sich physisch in einen Af­fen zu verwandeln …

Sein Gesicht veränderte sich … Haben Sie diese unheimlichen Hor­rorfilme gesehen, wo ein Mensch sich plötzlich in einen Werwolf ver­wandelt? Genauso war das hier …! Seine Arme verlängerten sich, sei­ne Schultern verformten sich … sie wurden wie Affenschultern … die total dämonische Manifestation eines Affen!

Die Leute streckten ihre Hände nach ihm aus und sagten: »Herr, wir preisen das Werk deines Heiligen Geistes …« Ich wollte aus dem Saal laufen und ich war noch nicht mal beson­ders nah dran … Ich erwähne das nur, um Ihnen einen Eindruck zu geben … was wir bei dieser Gruppe geschehen sehen … [sind] absolut dämonische Ma­nifestationen. Und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich auf Se­minaren und Konferenzen war, wo so etwas geschah. Leute waren am Kreischen und Wimmern. Tierlaute? Vergessen Sie’s. Solche Tierlau­te haben Sie noch nie gehört …! Das sind übernatürliche Geräusche!

Sie lehren, dies seien Manifestationen des Heiligen Geistes im Le­ben des Menschen … Es gibt keinen biblischen Beleg für irgend etwas dergleichen.

Die Brownsville Assembly of God

Die Erweckung, die seit über zwei Jahren (seit dem 18. Juni 1995) in der Brownsville Assembly of God im Gange ist, hat sich weltweit ausgebrei­tet und ist weit größer und einflußreicher geworden als die Toronto-Lach-erweckung, von der sie ein Ableger ist. Ihr gingen zwei Jahre Beten und Fasten für Erweckung voraus, wobei spirituelles Kartografieren der Um­gegend eingesetzt wurde, um die »territorialen Geister« zu identifizieren und zu binden. Nun durchkämmen sie den Gemeinderaum vor jeder Ver­anstaltung, um Dämonen von jedem Sitz und aus jeder Ecke auszutrei­ben. Sie glauben, dass »geistliche Kriegsführung« für den weiteren Er­folg der Veranstaltungen eine wichtige Rolle spielt.

Wie schlimm, dass Paulus, der mit dem Evangelium »die ganze Welt auf den Kopf stellte« (Apg 17,6; AV), solche Prozeduren nicht für nötig achtete. Er lehrte jeden Sabbat in den Synagogen anhand der Schriften (Apg 17,2-3) und war täglich bei Diskussionen auf dem Marktplatz anzu­treffen sowie in Bildungszentren wie dem Areopag (Apg 17,17-34). Be­reits kurze Zeit nach seiner Bekehrung »predigte er in den Synagogen Jesus, dass dieser der Sohn Gottes ist«. Er »brachte die Juden … in Ver­wirrung, indem er bewies, dass dieser der Christus ist« und »stritt mit den Hellenisten«. Paulus verkündigte das Evangelium so vollmächtig, dass sie ihm entweder glauben oder ihn umbringen mussten – und sie ent­schieden sich für Letzteres (Apg 9,20-29).

Eines der Merkmale der so genannten Erweckung von heute ist das Fehlen einer sorgfältigen und klaren Artikulation des Evangeliums. Die­ser Autor traf sich mit Michael L. Brown, dem Theologen von Brownsvil­le, der die Brownsville Missions-Erweckungs-Schule leitet. Wir sagten Brown, dass wir sechs verschiedene Videoaufzeichnungen von Gottes­diensten in Brownsville gesehen haben und Hunderte von Menschen nach vorn gehen sahen, doch hatten wir aus dem Mund des Evangelisten Steve Hill nicht gehört, dass er das Evangelium deutlich präsentiert hätte. Die Leute kommen anscheinend aus aller Welt hierher, um »es zu bekom­men«, wie sie es in ihren Zeugnissen ausdrücken. Aber was wollen sie bekommen?

Da gab es Zuck- und Schüttelanfälle und Zusammenbrüche und ge­waltsame, unnatürliche Bewegungen, die der Körper normalerweise gar nicht aushalten könnte und die einem unvoreingenommenen Beobachter dämonisch vorkommen würden. Einige Leute mussten buchstäblich aus dem Taufbecken gezogen werden, um sie vor dem Ertrinken zu retten, während andere so heftig zitterten, dass mehrere Männer nötig waren, um sie zu bändigen. Was die Videos zeigten, mißachtete Paulus’ Ermahnung: »Alles aber geschehe anständig und in Ordnung« (1.Kor 14,40). Dann wa­ren da diese häretischen Aussagen wie z.B. die Bemerkungen des Evange­listen Steve Hill über einen jungen Mann, der sich auf der Bühne wälzte:

Gott hat es auf ihn gelegt … und ihn zu Boden fallen und »Geburts­schmerzen« erleben lassen … er gebiert euch spirituell … er stirbt für euch … er stirbt, auf dass ihr Leben habt.

Anstatt dass Brown unsere Beobachtungen ernst nahm, bestand er da­rauf, dass das Evangelium verkündet würde und dass unsere Videos eine Ausnahme sein müssten. Wir baten um Videos mit einer deutlicheren Präsentation des Evangeliums und er versprach, uns sofort welche zu schi­cken. Mehrere Monate vergingen. Er wurde erinnert, doch bis jetzt sind keine Videos bei uns eingetroffen.

Michael Brown hat ein Buch zur Verteidigung des Pensacola-Phänomens geschrieben, mit dem Untertitel Eine Antwort auf die Kritiker der Erweckung. Das Buch versäumt, die eigentlichen Probleme in Pensacola und deren unbestreitbare Verbindung mit Toronto ernst zu nehmen. Brown beschuldigt die Kritiker »desselben negativen, engstirnigen und haarspalterischen Geistes, der auch Jesus verwarf – der es versäumte, ihm verständnisvoll zuzuhören, nur in Ausschau nach Anklage und Wi­derlegung, in Mißachtung des Gesamttenors der biblischen Botschaft, und das im Namen der Treue zum Wort Gottes …« Das Gegenteil ist der Fall: Wir bezweifeln nicht die Aufrichtigkeit der Beteiligten und auch nicht, dass Seelen errettet und Leben verändert wurden. Doch gibt es dort Manifestationen, die nicht den Herrn verherrlichen und zum Teil sogar dämonisch zu sein scheinen. Diesen Problemen muss man sich ehr­licherweise stellen.

Erweckungs- und Herrschaftstheologie

Browns Buch wurde verlegt bei Destiny Image Publishers, ebenso wie ein neues Buch von Steve Hill und ein weiteres von Renee Deloriea, dem Herausgeber des Brownsville Revival Magazine. Der Prospekt vom Winter 1997 dieses Verlages war fast vollständig der Pensacola-Erweckung ge­widmet. Wir fragten Brown nach der Beziehung zwischen der Pensacola-Erweckung und diesem Verlag und erhielten keine zufriedenstellende Antwort. Wie die meisten Befürworter von »geistlicher Kriegsführung« vertritt und verbreitet Destiny Image die »Herrschaftstheologie« (engl. dominion theology). Diese Lehre besagt, dass Adam beim Sündenfall den Herrschaftsbereich, den Gott ihm zugeteilt hatte, an Satan verlor, und in Christus würde dieser Herrschaftsbereich wiederhergestellt. Deshalb soll­ten Christen die Herrschaft über Medien, Schulen und Regierungen er­streben und mit der Beherrschung der Erde das Reich Gottes errichten.

Natürlich soll diese Übernahme der Welt durch nichts anderes erzielt werden als durch geistliche Kriegsführung. Wenn die Christen alles unter Kontrolle haben, so diese Lehre, wird Christus zur Erde zurückkehren – allerdings nicht, um uns per Entrückung in den Himmel zu holen, sondern um über das Reich zu herrschen, das wir aufgerichtet haben. Gary D. Kinna­man, ein Führer in der Bewegung der geistlichen Kriegsführung, erklärt und verbreitet in seinem Buch Overcoming the Dominion of Darkness (»Den Machtbereich der Finsternis überwinden«) diese Lehre so:

Der Missionsbefehl [Mt 28,19-20] ist in Wirklichkeit … ein erneuter Auftrag, die Autorität des Königs in jedem Aspekt des Lebens zu re­präsentieren. Der Auftrag wurde zuerst in 1.Mose 1 erteilt … wir wur­den geschaffen, um zu herrschen …

Jesus kam, um den Befehl des Reiches wieder einzusetzen: »Macht euch die Erde untertan« (1Mo 1,28) … Er vernichtete die Grundlage des Reiches der Finsternis und machte es für das Volk Gottes wieder möglich, den Auftrag aus 1. Mose zu erfüllen und zu herrschen.

In Wirklichkeit erteilte Gott Adam die Herrschaft »über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!« (1Mo 1,26). Und diese Herrschaft hat der Mensch nicht eingebüßt: Wir reiten immer noch Pferde, essen Hähnchen und Rind und zerschlagen Mücken. Gott sagt nichts von einer Herrschaft über Medien und Schulen und Regierungen. Dieses unbiblische Ziel erstreben die Erweckungs- und Geistliche-Kriegsführungs-Bewegungen gemeinsam mit den Jesus-Märschen und Promise Keepers, insbesondere im Hinblick auf das Jahr 2000. Darüber mehr im nächsten Kapitel.

Und was ist mit Erweckung?

Die meisten Christen wird es schockieren, dass das beliebte englische Wort revival (»Erweckung«) in der King-James-Bibel nicht vorkommt (ebenso kommt »Erweckung« in der Elberfelder Bibel nicht vor). »Revi­ved« findet sich sechsmal, doch bezieht es sich stets auf das körperliche Wiederaufleben einer Einzelperson. »Revive« kommt achtmal vor, meis­tens in Bezug auf Israel. Nirgends in der ganzen Bibel findet sich auch nur ein Hinweis auf eine »geistliche Erweckung«, wie Christen es sich heute vorstellen. Kein einziger!

»Erweckung« klingt so biblisch, so geistlich und ist heute das meister­strebte Ziel unter Christen. Jeder denkt gern an die großen Erweckun­gen der Kirchengeschichte: unter Wesley, Whitefield, Edwards, Finney, Moody und anderen. Sicher muss es richtig sein, eine weitere solche »Heimsuchung des Heiligen Geistes« zu erwünschen. Ist das nicht die Hoffnung jedes gottesfürchtigen Gemeindeleiters für seine Gemeinde, für unser Land, für die ganze Welt? Und das soll es in der Bibel nicht geben? Unmöglich!

Berechtigte Fragen kommen auf. Zunächst gibt es eine Reihe von Aus­drücken, die keine biblische Grundlage haben (sie widersprechen sogar der biblischen Lehre), aber mit der Idee der Erweckung in Verbindung gebracht und ohne Hinterfragen akzeptiert werden. Beispielsweise erklärt John Kilpatrick, der Pastor der Pensacola-Gemeinde, mit großer Autori­tät: »Jeder Diener Gottes von heute braucht ein Gewand der 90er Jahre. Das Gewand der 80er funktioniert nicht mehr … Auch das Gewand von Anfang und Mitte der 90er funktioniert nicht mehr … Du brauchst ein frisches Gewand.«
Das klingt beeindruckend, aber was ist das für ein Gewand? Und wie wechselt man es? Diese Erklärung bleibt er uns schul­dig. Es ist einfach eine hingenommene Erweckungs-Terminologie.

Vermutlich hängt Kilpatricks »frisches Gewand« mit anderen Erwe­ckungsbegriffen zusammen wie z. B. »eine frische Heimsuchung des Geis­tes« und eine »frische Salbung«. Wenn der Gläubige Christus in sich hat (Röm 8,10-11; 2. Kor. 13,5; Kol. 1,27 u.a.) und den Heiligen Geist (Joh. 14,17; Röm 8,9; 1. Kor. 3,16 u.a.) und bleibend mit dem Heiligen Geist gesalbt ist (1.Joh. 2,27), und wenn Christus bei unseren Zusammenkünften stets im Mittelpunkt ist, wie er verheißen hat, was könnte dann »eine frische Heim­suchung des Geistes« oder eine »frische Salbung« bedeuten? Die Führer dieser gegenwärtigen Erweckung laden gewohnheitsmäßig den Heiligen Geist ein, anwesend zu sein und zu wirken. Aber er wohnt in uns und er ist anwesend und wirkt unter uns, wenn wir als Christen zusammenkom­men. Deshalb ist der Gedanke einer »Erweckung« als irgendeine beson­dere Salbung oder Heimsuchung des Heiligen Geistes nicht biblisch und könnte auf einen Irrweg führen, wie es bei der charismatischen Bewe­gung geschehen ist.

Wie würde man eine frische Heimsuchung oder Salbung oder ein fri­sches Gewand erkennen? Natürlich an ungewöhnlichen Manifestationen.

Von daher ist man von vornherein in einer Erwartungshaltung und schaut nach solchen Manifestationen aus. Dann werden diese schließlich zum Beweis, dass Gott am Wirken ist. Erweckung ist etwas Besonderes mit ein­zigartigen Zeichen. Wie wir oben gezeigt haben, kann man diesen Irrtum in Toronto und Pensacola feststellen. Ed Roebert, Pastor der 6.000 Glie­der zählenden Hatfield-Gemeinde in Pretoria (Südafrika), erklärt unmißverständlich:

Gott führt uns zur größten Ausgießung des Heiligen Geistes, die die Welt je erlebt hat. Ich glaube, dass Gott uns in das neue Jahrtausend führt und dass er das mit Zeichen und Wundern und himmlischen Machttaten tut. Davon werde ich mich nicht abbringen lassen.

Wenn Christus in uns und mit uns ist – was gewiß der Fall ist – da wir »erfüllt mit dem Geist« sind (Eph 5,18), was Paulus uns als ständige Er­fahrung verschreibt (und nicht als etwas Besonderes), dann sollten wir vollkommen glücklich, siegreich und Frucht bringend sein. Wenn das der Fall ist, was ist das dann für eine »Ausgießung des Heiligen Geistes«? Und wenn wir eine besondere »Ausgießung« brauchen, können wir dann nicht Gott die Schuld dafür geben, dass er sie uns bisher vorenthalten hat? Und wenn diese Ausgießung nur durch Beten und Fasten erreichbar ist, dann sind wir Schuld daran, dass Seelen zur Hölle fahren und Chris­ten in Sünde leben. Die Bibel empfiehlt Gebet und Fasten für besondere Bedürfnisse (Dan 9,3; Mt 17,21; 1.Kor 7,5), doch niemals für die Herbei­führung einer »frischen Ausgießung« der Erweckung mit speziellen Ma­nifestationen.

Wenn der Heilige Geist in uns und mit uns ist und so Sünder überführt und uns aus dem Wort Gottes unterweist, dann sollten wir damit zufrie­den sein und im Licht dieser Wahrheit leben. Es steht fest: Gottes Wort, »das Schwert des Geistes« (Eph 6,17; Hebr 4,12), ist das Mittel, mit dem Seelen überführt und gerettet werden. Gottes Wort reicht absolut aus, um uns vollkommen zu machen, wenn wir uns daran halten (2.Tim 3,15-17). Könnte es möglich sein, dass das Streben nach einer speziellen Salbung oder Ausgießung oder Erweckung uns von einem Leben in der Fülle des­sen abhält, was Gott uns bereits gegeben hat, und uns sogar eine Ent­schuldigung dafür bietet, dass wir es bisher versäumt haben, Gottes be­reitstehende Segnungen zu ergreifen und auszuleben?

Einige ernste Sorgen

Uns liegt es nicht am Herzen, Kritik zu üben, sondern sich vielmehr ernst­lich den Tatsachen und Gefahren zu stellen. Ob man nun glaubt, dass Erweckung biblisch ist oder nicht und welche Definition man für sich selbst bevorzugt, ist doch der persönliche Wunsch sicher der, dass Gott durch Erweckung verherrlicht wird, Christus bekannt gemacht wird als der, der er wirklich ist und seinem Wort gehorcht wird. Was ist, wenn das nicht der Fall ist? Was ist, wenn wir eine Erweckung falscher Lehren erle­ben? Ist das keine berechtigte Sorge? Vor 40 Jahren, lange bevor der Abfall seine heutigen Ausmaße erreicht hatte, warnte A. W. Tozer:

Wo immer Christen heute zusammenkommen, hört man mit Sicher­heit immer wieder das eine Wort: Erweckung.

In Predigten, Liedern und Gebeten erinnern wir den Herrn und einander unaufhörlich, dass wir zur Lösung all unserer geistlichen Pro­bleme eine »mächtige Erweckung, wie in alten Zeiten …« brauchen.

Die Brise der Erweckung bläst so stark, dass kaum jemand auftaucht, der genug Sorge oder Mut hat, um sich umzuwenden und gegen den Strom zu schwimmen, obwohl es gut möglich ist, dass die Wahrheit in dieser Richtung liegt …

Es ist meine ernsthafte Meinung, dass wir unter den gegenwärtigen Umständen überhaupt keine Erweckung wollen. Eine weitläufige Er­weckung unter dem Typus von Christentum, den wir heute in Amerika kennen, könnte sich als eine moralische Tragödie erweisen, von der wir uns nicht in 100 Jahren erholen.

Man könnte meinen, dass jene, die das wollen, was Tozer als »mächtige Erweckung, wie in alten Zeiten« bezeichnet, sich Sorgen machen über den Okkultismus, der heute mit offenen Armen angenommen wird, da­mit diese Erweckung herbeigeführt wird. Und die Erweckung, die sie ein­gebracht haben, ist sicherlich alles andere als das Christentum, das wir im Neuen Testament finden.

Für viele bedeutet Christentum »Zeichen und Wunder« oder »von der Macht umgeworfen sein« oder unkontrollierbares Lachen. Andere bie­ten ein Christentum, das so konzipiert ist, dass es attraktiv ist für weltlich Gesinnte und unanstößig für Sünder. Dazu gehören Gottesdienste und »christliche« Fernsehsendungen, die Hollywood in den Schatten stellen, oder auch die Begeisterung von 50.000 Männern, die in einem Fußball­stadion Jesus zujubeln. Für wieder andere ist Christsein das Streben nach Selbstwert und einem »positiven Selbstbild«, Durchforschung des Unterbewusstseins nach vergangenen Mißbräuchen, die gegenwärtigen Unglau­ben und Fleischlichkeit entschuldigen. Oder das stille, beständige Ge­spräch mit einem eingebildeten »visualisierten Jesus«. Eine »Erweckung« dieser Art von Christentum brauchen wir nicht. Was wir brauchen, sind hingegebene Jünger Jesu, die das Evangelium und die gesunde Lehre der Bibel ausleben und verkündigen, wodurch allein – und nicht durch Zei­chen und Wunder – dem wachsenden Abfall entgegengewirkt werden kann.

Wenn wir die heutige christliche Szene beobachten, erwächst eine weitere Sorge. Erweckung wird durch Emotionalisierung und Publicity künstlich aufgepumpt. In den meisten Gemeinden spielt das so genannte »Praise&Worship-Team« eine große Rolle. Auch in Toronto und Pensa­cola ist es ein wichtiger Bestandteil.40 Dieser Praise&Worship-Stil stammt zum Großteil aus der Vineyard-Bewegung und zeichnet sich aus durch oberflächliche Wiederholungen von Reimen und einem rockähnlichen Rhythmus. Dieser Autor hat sich mit tiefer Traurigkeit endlose Wieder­holungen angehört von »We love to worship You, we love to worship You« oder zur Abwechslung »We love to praise You, we love to praise You«. Doch enthalten solche wiederholten Phrasen weder Anbetung (»worship«) noch Lobpreis (»praise«).

Das ist so, als wären wir in die Liebe verliebt, als würden wir den Lob­preis loben und die Anbetung anbeten. Gefühle geraten in Wallung, aber diesen Gefühlen liegt kein Inhalt zugrunde – bloß grundlose Gefühle. Wahre Anbetung und Lobpreis erfordern eine Wertschätzung dessen, wer Jesus Christus ist und was er getan hat, was die alten Choräle mit einem tiefen Verständnis bieten. Den heutigen Kehrreimen fehlt dieser Tief­gang weitgehend.

Selbst wenn der Reim einen nennenswerten Inhalt hat, dominiert der rockige Rhythmus. In Pensacola und Toronto dauert ein solcher »Anbe­tungsteil« über eine Stunde. Das Publikum steht auf, klatscht, springt und tanzt und wird allmählich in emotionale Raserei geleitet, die weder zu echter Anbetung noch zu einem Verständnis des Wortes Gottes oder der Person Jesu führt.

Abgeguckt und nachgemacht

Wenn man einen Benny Hinn oder Rodney Howard-Browne am Werk sieht, stellt man fest, dass das Publikum sorgfältig auf das, was auf es zukommt, vorbereitet wird. Vier ehemalige Führungspersonen der neu­en Erweckung in England haben ein Buch geschrieben, das jeder Christ lesen sollte: The Signs and Wonders Movement – Exposed (»Die Zeichen-und-Wunder-Bewegung aufgedeckt«). Sie waren fähige Zeichen- und Wundertäter und jetzt erklären sie, dass alles eine Frage des Know how war. Das Buch listet »Vineyard-Tips für Führungspersonen« auf. Hier eine Kostprobe, die erheblichen Aufschluss darüber bietet, wie man eine Er­weckung bewirkt und genau dem Muster von Toronto und Pensacola ent­spricht:

Es ist gewöhnlich hilfreich, jedesmal mit Anbetung [singen, klatschen, tanzen usw.] zu beginnen, daran anschließend folgen persönliche Zeug­nisse von Menschen, die angerührt wurden. Direkt nach den Zeugnis­sen lade den Heiligen Geist ein, wieder auf diese Personen zu kom­men und ein weiteres Werk zu tun … Häufig fangen sie dann an, wie­der dieselben äußeren Manifestationen zu erfahren.

Wenn die Predigt beginnt, halte Ausschau nach … Manifestationen wie z. B. Weinen, Zittern, Lachen usw. … Ermutige die Menschen, sich nicht davor zu fürchten, was Gott tut …

Ein Großteil der heutigen »Befreiung« findet in der emotional aufgelade­nen Atmosphäre von Toronto und Pensacola und deren Ablegern statt. Pastor Don Matzat erinnert uns, dass ein skeptischer Student in den 1880er Jahren den Pariser Chefarzt Dr. Jean-Martin Charcot darauf aufmerksam machte, dass er »den ›hysterischen Anfall‹ eher erfunden als entdeckt habe«. Weil Patienten, die für Suggestion zugänglich waren, mit echten Epileptikern zusammen untergebracht wurden, bekamen auch sie offen­bar Anfälle. Bei diesen Erweckungen finden ganz ähnliche Verhaltens­übertragungen statt, wie jeder nüchterne Beobachter leicht feststellen kann.

Die emotionalen Manifestationen scheinen allesamt gegenseitig das nachzuahmen, was bei denen gesehen wird, »die es bekommen haben«. Während es definitiv eine Beziehung zwischen den typischen Verhaltens­weisen von Toronto und Pensacola gibt, unterscheiden sich doch beide in ihrem Stil. Es scheint, dass das Verhalten im jeweiligen lokalen Umfeld erlernt wird.

Das wirft eine weitere Sorge auf: Ein Großteil der heutigen Verkündi­gung des Evangeliums ist von emotionalen Appellen charakterisiert, eine »Entscheidung für Christus« zu treffen, ohne dass das Evangelium ver­ständlich erklärt wird! Millionen werden zu Christus gezogen aufgrund seiner gewinnenden Person oder seines bewundernswerten Charakters oder weil er »Leben verändert« oder Krankheiten heilt und Wohlstand bringt, doch an das eigentliche Evangelium haben sie noch gar nicht ge­glaubt. Somit sind sie leider gar nicht errettet. Wie oft sind wir Zeugen gewesen, wie die Massen mit psychischen und sogar hypnotischen Mit­teln manipuliert wurden, um »Entscheidungen« zu treffen. Niemand kann das besser als Steve Hill, der Evangelist von Pensacola. Er setzt jeden Trick ein, um die Leute nach vorn zu ziehen, und für alles muss irgendwie die Leitung des Heiligen Geistes herhalten. Derartige Manipulation war schon am berüchtigten 18. Juni 1995 offensichtlich. Fern von der angeb­lichen »spontanen Bewegung des Geistes« begann die »Erweckung« mit viel Überredungskunst und fleischlichen Bemühungen Hills und mit ver­gleichbar geringem Ergebnis.

Eine tiefe Sorge über Leiterschaft

Eine weiterer Grund zu tiefer Sorge sind die Verbindungen der Führer der heutigen Erweckung. Diese »Erweckungen« ziehen jedermann in glei­cher Manier zusammen wie beispielsweise die Promise Keepers. Katholi­ken, die das Evangelium nicht kennen und deren Kirche sich in Wirklich­keit dem Evangelium widersetzt, werden wie alle anderen »erweckt« und als »Brüder und Schwestern in Christus« angenommen. Ein Massenmisch­masch pilgert nach Toronto oder Pensacola oder sonstwo hin, wird »ge­segnet« und kehrt emotional aufgeladen heim, um in ihren eigenen Kir­chen fortzufahren.

Bill Bright behauptet, der Heilige Geist habe ihm offenbart, dass die Erweckung, die nun im Gange ist, »in der größten spirituellen Ernte der Geschichte resultieren«  werde. In seiner Ansprache in einer katholi­schen Kirche in Rom, als ihm der Templeton-Preis für den Fortschritt der Religionen verliehen wurde, versprach Bright, dass »der ganze Erlös [über eine Million Dollar] … in diesen von Gott inspirierten Zweck investiert wird … [nämlich] fasten und beten für eine weltweite spirituelle Erwe­ckung und die Vollendung des Missionsbefehls … zum Ende des Jahres 2000«.

Einen Gebets-und-Fasten-Feldzug für Erweckung, finanziert durch die Verleihung eines Preises für den Beitrag an der Herbeiführung einer neuen vereinten Weltreligion muss man jedoch stark in Frage stellen! Man braucht weder beten noch fasten, um zu erkennen, dass immer mehr Führungs­personen in den vordersten Reihen der Evangelikalen von Ökumenewahn und leichtfertiger Kompromissbereitschaft infiziert werden. Und es ist äußerst beunruhigend, dass die Anführer dieser Erweckungsbewegung zu diesem Abfall beitragen. Wir sollten den schmerzlichen Tatsachen ins Auge blicken.

Der Templeton-Preis für den Fortschritt der Religionen

Einer der antichristlichsten Gestalten, die je als christliche Führungsper­son akzeptiert wurden, ist der Multimillionär und Finanzmanager John Marks Templeton. Er ist so offensichtlich ein Okkultist, dass es erstaun­lich ist, wie er sich – wie der Judasbrief sagt – »nebeneingeschlichen« haben kann. Doch genau das ist der Fall. Templeton verleiht jährlich eine Auszeichnung für religiöse Errungenschaften, die höher dotiert ist als der Nobelpreis. Er erklärt den Grund:

Mikroben evolvierten langsam zu Würmern, Fischen, Reptilien und Säugetieren. Menschen erschienen erst vor 40.000 Jahren auf der Bild­fläche … Der menschliche Verstand hat ein solches Potenzial … dass niemand weiß, was als Nächstes passieren kann. Die Evolution be­schleunigt sich … Das traditionelle Judentum und Christentum verlie­ren ihren Einfluss auf die Information des zeitgemäßen Denkens …

Theologen … müssen anfangen, die unermesslichen und unsicht­baren Dimensionen unseres evolvierenden Universums zu erfor­schen … Der Hauptzweck der Templeton-Stiftung ist es, die Begeiste­rung für die Beschleunigung von Entdeckung und Fortschritt in spiri­tuellen Fragen zu fördern …

Die nächste Stufe menschlich-göttlichen Fortschritts auf der Evo­lutionsskala benötigt … geistige Talente … [die] eine Körperschaft der Erkenntnis über Gott entwickeln, die sich nicht auf antike Offenba­rungen oder Schriften stützt [wie die Bibel] … [sondern] die wissen­schaftlich ist … und nicht aufgrund von Spaltungen zwischen Religio­nen oder Kirchen oder antiken Schriften oder Liturgieformen ange­fochten wird …

Um einen Fortschritt dieser Art zu fördern, haben wir die Templeton-Stiftungs-Preise für den Fortschritt der Religionen eingeführt.

Templeton könnte gar nicht deutlicher ausdrücken, dass er hofft, die neue Weltreligion des Antichristen zu begründen, die alle Religionen vereinen wird! Zu diesem Zweck hat er ein Religions-Forschungszentrum namens »Humility Theology Information Center« (»Informationszentrum für Bescheidenheits-Theologie«)gegründet. Templeton zufolge ist »Fort­schritt« nötig, weil die Schriften der Welt (einschließlich der Bibel) von »Menschen geschrieben wurden … deren Denken durch Kosmos-Vorstellungen beschränkt waren, die lange überholt sind«. Außerdem über­liefert die Bibel angeblich die Worte Jesu nicht korrekt, weil die Schrei­ber nur das »aufschreiben konnten, was sie verstanden … [als] unwissen­de und primitive … Juden«.

Das Gegenteil ist der Fall: Paulus bekräftigte, dass jedes Wort in der Bibel »von Gott eingegeben ist« (2Tim 3,16). Petrus sagte von der Bibel: »Heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist« (2Petr 1,21). Der Psalmist sagt: »In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln« (Ps 119,89). Doch Templeton glaubt nichts davon.

Wenngleich Templeton alle Religionen ehrt, behält er sein größtes Lob den offensichtlichsten antichristlichen Sekten vor: Der »Unity School of Christianity« und der »Church of Religious Science«. Er empfiehlt sie, weil sie den Menschen als »einen sich ausdehnenden Gedanken im Den­ken Gottes« darstellen und weil sie einen »Fortschritt« in der Religion erstreben, denn »mit der Weiterentwicklung des Verstandes sterben die alten Formen [von Religion]«. Er schreibt:

Die lehrmäßigen Formulierungen des Christentums haben sich geän­dert und werden sich von Zeit zu Zeit ändern … Christen meinen, Gott sei vor 2000 Jahren in Jesus von Nazareth erschienen, um uns zu erretten und zu belehren. Aber wir sollten das nicht so verstehen … dass der Fortschritt aufgehört habe … dass Jesus das Ende der Verän­derung war … Die Behauptung, Gott könne sich selbst nicht wiede­rum auf eindeutige Weise offenbaren [durch andere Christusse] … scheint frevelhaft …

Im Einklang mit diesem Gedanken des »Fortschritts« der Religion meint Templeton: »Vielleicht ist Veränderung eine Eigenschaft Gottes.« Das gilt offenbar für seinen »Gott«, aber der Gott der Bibel sagt, dass bei Gott »keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten« (Jak 1,17). Templetons Gott ist eindeutig nicht der Gott der Bibel, sondern der Gott des Pantheismus:

Gott ist Milliarden von Sterne in der Milchstraße und er ist noch weit mehr … Zeit und Raum und Energie sind alles Bestandteile Gottes … Gott ist fünf Milliarden Menschen auf der Erde … Gott ist unzählige Milliarden von Wesen auf Planeten von Millionen anderer Sterne … Gott ist die einzige Realität … Gott ist alles, woraus Sie bestehen, und Sie sind ein kleiner Teil von ihm.

Der Weg der Bescheidenheit?

Die Auffassung, dass das Christentum der eine wahre Glaube und unver­änderlich ist, widerspricht dem, was Templeton den Weg der Bescheiden­heit (»The Humble Approach«) in Sachen Religion nennt. Er sagt, wenn Menschen eine »bescheidene Haltung einnehmen, heißen sie neue Ideen über den Geist willkommen, genau wie sie neue wissenschaftliche Ideen willkommen heißen … Bescheidenheit öffnet die Tür zum Reich des Geis­tes und zu Forschung und Fortschritt in der Religion« und »ist der Schlüssel zum Fortschritt«, denn sie verhindert die arrogante Vorstellung, dass irgendeine Religion die richtige sein könnte:

Die wahrhaft Bescheidenen sollten so tolerant sein, dass sie religiöse Anschauungen von jedem Ort im Universum willkommen heißen, der mit intelligentem Leben bevölkert ist. Suchende, die den Weg der Be­scheidenheit gehen … verwerfen niemals Vorstellungen anderer Na­tionen, Religionen oder Gebiete … der bescheidene Weg zur Theolo­gie geht weiter und evolviert unaufhörlich …

Der Kern wahrer Religion ist tatsächlich die Bereitschaft, in ande­ren Religionen Wahrheiten zu sehen. Die persischen Schriften behaup­ten: »Welchen Weg auch immer ich nehme, er führt mich zur Straße, die zu dir führt … Breit ist der Teppich, den Gott ausgerollt hat …«

Auch Christus sprach von einem breiten Weg; doch er hat ihn keineswegs empfohlen; er sagte vielmehr, dass dieser breite Weg zum Verderben führt (Mt 7,13). Doch Templeton erklärt: »Niemand soll sagen, Gott könne nur auf einem einzigen Weg erreicht werden. Einer solchen Ausschließ­lichkeit fehlt die Bescheidenheit … Neue, freiere und fle­xiblere Glaubensbekenntnisse müssen ausgedacht werden, damit die von Gott gegebene Geisteskraft und Imagination des Menschen helfen kön­nen, das Himmelreich zu bauen.« Templeton hat eindeutig Christus ab­gelehnt, der sagte: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich« (Joh 14,6).

Der Gedanke des »Fortschritts in Religion« an sich verleugnet das Evangelium Jesu Christi. Weder ist Christentum eine Religion noch ist es einer fortschreitenden Entwicklung unterworfen. Jesus Christus ist »der­selbe gestern, heute und in Ewigkeit« (Hebr 13,8). Christentum pflegt auch keine freundliche, ökumenische Beziehung zu den anderen Weltre­ligionen; vielmehr tritt sie ihnen als Erfindungen Satans gegenüber. Wir Christen sollen für den »ein für allemal den Heiligen überlieferten Glau­ben kämpfen« (Jud 3). Jeder wahre Christ sollte sich kompromisslos ge­gen Templetons neuheidnische Auffassungen und den von ihm verliehe­nen Preis aussprechen.

Offensichtlich wäre es unaufrichtig, den Templeton-Preis anzunehmen, wenn man nicht in völliger Übereinstimmung steht mit seinen Zielen und zugrunde liegenden Überzeugungen. Gerade die Annahme des Preises ist eine Bestätigung all dessen, was der Preis repräsentiert. Kein evange­likaler Preisträger kann sich mit Unwissenheit entschuldigen, denn Tem­pletons neuheidnische Ansichten werden seit vielen Jahren durch Publi­kationen weit verbreitet. Doch Billy Graham (1982), Charles Colson (1993) und Bill Bright (1996) haben diesen Preis angenommen und sich so mit hinduistischen, buddhistischen und muslimischen Empfängern verbun­den.

Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, Elia würde von den Prophe­ten des Baal mit einem Ökumenepreis ausgezeichnet oder Paulus von den heidnischen Priestern seiner Zeit! Doch ein Editorial im Moody-Magazin schrieb:
Trotz der Bedenken seiner Kritiker tat Charles Colson gut daran, sei­nen Preis anzunehmen und damit auch die Möglichkeiten zu ergrei­fen, die sich ihm dadurch bieten.

In einer Pressekonferenz am 17. Februar 1993 sagte Colson: »Ich ziehe den Hut vor Sir John, dafür dass er diesen Preis eingeführt hat und ihn auf so großzügige Weise verleiht …«
Seine Verleihungs-Ansprache fand am 2. September 1993 im Parlament der Weltreligionen in Chicago statt, dem Templeton als ein Hauptsponsor angehört. Dieses offiziell vom Par­lament angesetzte Ereignis musste an einen anderen Veranstaltungsort verlegt werden, um den Publikumsmassen gerecht zu werden. So konnte Colsons Büro irreführenderweise behaupten, es sei keine Veranstaltung des Parlaments der Weltreligionen gewesen, obwohl die Abgeordneten des Parlaments in ihrer jeweiligen Religionstracht mit Colson auf der Bühne saßen. Die Veranstaltung wurde eröffnet mit »einem Gebet ei­nes islamischen Theologen und beendet mit einer Meditation eines bud­dhistischen Mönches«.

Leider hat Colson dabei das Evangelium nicht klar verkündet. Glei­cherweise hat Bill Bright dies bei seiner Verleihungs-Ansprache in einer katholischen Kirche in Rom versäumt; mit seinem Lob für Templeton und dessen antichristlichen Preis hingegen geizte er nicht.
Bright sagte:
„Aufgrund des Wesens seiner Zielsetzung ist dieser angesehene Templeton-Preis für mich größer als jeder andere Preis, der zu irgendei­nem Zweck verliehen werden könnte. So bin ich tief betroffen und fühle mich äußerst geehrt, Empfänger dieses herausragenden Preises für das Jahr 1996 zu sein. Ich möchte Sir John Templeton dafür dan­ken und loben, dass er diesen Preis eingeführt hat.“

Der Krieg wird zwischen der Wahrheit Gottes und der Lüge Satans ge­führt. Er wird nicht durch das törichte Binden territorialer Geister aus­gefochten, sondern mit dem Wort Gottes. Jesus sagte, dass es die Wahr­heit seines Wortes ist, die Menschen befreit (Joh 8,30-31).
Leider bieten viel zu viele evangelikale Gemeinden ihren Gliedern zu wenig Hilfe, ins­besondere den Jugendlichen. Diese jungen Leute sind unter ihren Freun­den und Schulkollegen und durch die Medien täglich den Lügen Satans ausgesetzt, die ihnen auf verführerischste Weise präsentiert werden. Un­ter diesen Jugendlichen, die in evangelikalen Gemeinden aufwachsen, ist eine hohe Abfallrate vom christlichen Glauben zu verzeichnen, sobald sie das Elternhaus verlassen, studieren und in die Arbeitswelt einsteigen. Und wie könnte es ein echtes Aufleben des biblischen Christentums ge­ben, wenn die Führer der Erweckung selbst gewissenlose Kompromisse mit den Feinden Christi eingehen!

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