Okkultismus (Befreiung) R.Kriese

Richard Kriese

 

OKKULTISMUS IM ANGRIFF

 

INHALT

1.    Die okkulte Explosion
2.    Wissenschaft contra Okkultismus
3.    Das Experimentierfeld der Parapsychologie
4.    Aberglaube – Poesie des Lebens?
5.    Die Magie – Experiment mit dem Übersinnlichen
6.    Der Spiritismus – Trip ins Jenseits?
7.    Befreit aus teuflischen Zwängen
8.    » … Das Feld muss ER behalten«

 

Ab hier Teil 7:   Befreit aus teuflischen Zwängen

Der Teufel bittet zur Kasse. Er befriedigt zwar egoistische Wünsche, geht darauf ein, wenn man im Sicherungsfimmel magisch experimentiert oder halb neugierig, halb skeptisch spiritistisch manipuliert. Aber er präsentiert Rechnungen, bei denen seinen Opfern das Hören und Sehen vergeht. Er ruiniert ihre Nerven, versklavt in Süchte, jagt in den Selbstmord.

Im Alten Testament werden okkulte Praktiken, die sämtlich gegen das erste Gebot verstoßen, von Gott verboten, weil er nicht will, daß sein Volk in den Fangarmen der Dämonie zugrunde geht. Götzendienst ist Dämonendienst. Der Stier-Kalb-Kult Jerobeams wird verächtlich ein Kult für die Feldgeister genannt (2. Chron. 11, 15); ein folgenschwerer Kult, denn die Anbetung des Goldenen Kalbes ist mit Unzucht gekoppelt, die Anbetung des Baal mit Moloch-Opfern und der Bilderdienst (Hes. 8, 10) mit einer verhängnisvollen Verwechslung zwischen Tempel und Götzendienst. Immer und immer wieder predigen die Propheten, warnen, bitten, rufen. Umsonst. Die Führungsspitze, bestehend aus gewissenlosen Königen, unentschlossenen Priestern und falschen Propheten sind »Diebsgesellen«, die bei üppigen Gastmählern und politischen Schachzügen moralisch so absacken, daß Jesaja einem von der Bosheit infizierten Volk sagen muß:

»Ihre Füße laufen zum Bösen, und sie sind schnell, unschuldig Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind Unrecht, ihr Weg ist eitel Verderben und Schaden. Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und ist kein Recht in ihren Gängen – sie sind verkehrt auf ihren Straßen; wer darauf geht, der hat nimmer Frieden« (Jes. 59, 7 8).

Israel ist genau genommen an den Folgen okkulter Praktiken völkisch gescheitert; mußte in die Verbannung, damit »ein Rest« übrigbleibe. Die Geschichte dieses Volkes zeigt, daß Dämonie und Okkultismus einerseits, sittliche Fäulnis und Brutalität andererseits miteinander verkettet sind.

Die einzelnen Folgeerscheinungen okkulter Grenzüberschreitungen sollen nun im einzelnen aufgezeigt werden.

Widerstand gegen alles Göttliche. In vielen evangelistischen Einsätzen habe ich beobachtet, daß sich okkult belastete Menschen gegen das Evangelium sperren, während der Verkündigung unruhig werden, stören, mitunter den Raum verlassen. Der Teufel macht für das Wort vom Kreuz immun. In einer Briefzuschrift war zu lesen:

»Mein Bruder, 17 Jahre, Gymnasiast, ist in spiritistische Sitzungen geraten. Außerdem beschäftigt er sich mit der Parapsychologie. Er lehnt jedes Gespräch ab, ebenso geistliche Literatur. Christen, so sagt er, seien nicht objektiv.«

Okkultisten aller Schattierungen widersetzen sich dem Evangelium. In Apostelgeschichte 13, 8 ist zu lesen: »Da widerstand ihnen der Zauberer Elymas . . . «

Heilsungewißheit. Dazu zwei Beispiele aus der seelsorglichen Korrespondenz. Zu lesen war:

»Etwa 40 Jahre lang hatte ich Kontakte zur christlichen Wissenschaft und bin dabei auch mit okkulten Praktiken in Berührung gekommen. Bei meiner Entscheidung für Jesus fehlt die frohe Hellsgewißheit.«

Oder: » Es fällt mir schwer zu glauben, daß Jesus meine Sünde gesühnt hat. Obwohl ich mich schon lange für Jesus Christus entschieden habe, treten diese Zustände immer wieder auf, in denen ich zweifle, ob ich überhaupt noch ein Gotteskind bin. Als junges Mädchen war ich einmal bei einer Kartenlegerin.«

Okkulte Praktiken aller Art verhindern das frohe Wissen . »Meine Schuld ist vergeben, ich gehöre zu Jesus Christus.« Darum müssen alle Brücken zur Dämonie radikal abgebrochen werden. Am Beispiel des Zauberers Simon (Apg. 8, 21) wird das deutlich.

Mangelndes geistliches Unterscheidungsvermögen. Als sich Israel um das Goldene Kalb sammelte, aß und trank, sang und tanzte, sagte das Volk: »Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben« (2. Mose 32, 4). Unbegreiflich! Nach allem, was sich in Ägypten und am Roten Meer ereignet hat, erwartet man eigentlich eine andere Reaktion. Aber so ist es immer: Satan macht geistlich blind, verschiebt Grenzen, verbiegt Maßstäbe, verwischt Leitlinien.

Ichbezogene Frömmigkeit. Paulus sieht sich genötigt, den Korinthern zu verbieten, an heidnischen Götzenopfermahlzeiten teilzunehmen (1. Kor. 10, 21). Ausgerechnet diese mit Gnadengaben beschenkte Gemeinde ist »flelschlich«, lebt also nach dem »Lustprinzip«, spaltet sich in Interessengruppen, duldet Blutschande, behandelt den Apostel Paulus geringschätzig, kann nicht so recht an die Auferstehung glauben und mißachtet bei den Abendmahlsfeiern die Bruderschaft. Wenn Götzendienst zugleich Dämonendienst ist, müssen wir folgern, daß die Korinther okkult gefährdet waren. Viele Mißstände in Korinth wären demnach die Folge unerlaubter Kontakte mit »Götzendienern«.

Okkulte Praktiken sind mitunter in der Gemeinde ein verborgener Achansmantel, der evangelistische Vorstöße abstoppt und geistliche Niederlagen verursacht.

Angst. In einer Briefzuschrift standen diese Sätze:

»In meiner Jugend habe ich Zaubereisünden begangen: Kartenlegen, Besprechen, Tischrücken und Glasrücken. Ich erwache mit schrecklichen Angstgefühlen, kann kaum glauben, finde keine Ruhe und keinen Frieden, bin immer schlechter geworden und verzweifle an mir selbst.«

Neurotische Störungen. J. Staffort Wright schreibt:

»So schrieb mir zum Beispiel ein Geistlicher von vier Studenten, die nach ein oder zwei Seancen >deprimiert und von Selbstmordgedanken und Zwangsvorstellungen geplagt waren<. Unter anderem waren sie einfach gezwungen, vor bestimmten Häusern stehenzubleiben. Zwei Mädchen wurden von Geistern, die vorgaben, ihre Väter zu sein, gedrängt, Selbstmord zu begehen; eine von ihnen machte tatsächlich einen Selbstmordversuch«.

Lästergedanken. Wer okkult Belasteten seelsorglich zu helfen hat, weiß, daß es Menschen gibt, die von abscheulichen Lästergedanken gequält werden. Diese Lästerungen richten sich gegen Gott, Jesus Christus und den Heiligen Geist. Gelegentlich berichtete mir )’emand, daß er bei einer bestimmten Bibelstelle, die eine wichtige Aussage über das Blut Jesu macht, geradezu gezwungen wurde, an ein Wort aus dem sexuellen Bereich zu denken. Man kann das freilich als eine neurotische Fehlhaltung bezeichnen, packt aber dabei das übel nicht an der Wurzel. Dämonische Mächte können durchaus einen Menschen mit Lästergedanken quälen.

Sexuelle Perversionen (pervers = geschlechtlich verkehrt, entartet, verdorben, widernatürlich). Okkultismus und sexuell abnormes Verhalten, Dämonie und sittliche Fäulnis gehören zusammen. Die Kanaaniter waren nicht nur dem Götzendienst verfallen, der weithin aus Fruchtbarkeitsriten (Festen, Gebräuchen, Worten und Handlungen) bestand, sondern ebenso abscheulichen sexuellen Lastern. Auf den Zikkuratentürmen in Babylon befragten Astrologen nicht nur die Sterne; man huldigte zugleich der Tempelprostitution. Wenn wir bedenken, daß die Antike zur Zeit der Apostel vom Götterglauben = Götzenglauben geprägt war, dann ist es nicht verwunderlich, wenn Paulus in Römer 1, 24 27 in seinem Lasterkatalog auch die Homosexualität erwähnt. Seelsorger wissen längst, daß es zwischen okkulten Praktiken und Homosexualität bzw. lesbischer Liebe zuweilen eindeutige Zusammenhänge gibt. Noch einmal: Sexuelle Perversionen   auch eine unnatürlich zwanghafte Sexualität   sind zuweilen Folgeerscheinungen okkulter Grenzüberschreitungen. In einem Pressebericht war zu lesen:

»Spielarten des Gruppensex   verknüpft mit sakralen Riten gehören zu den am besten gehüteten Geheimnissen der Eingeweihten. Die Teilnehmer versammeln sich um einen Altar zu Okkultorglen, sprechen bei Kerzenschein selbstverfaßte obszöne Gebete und steigern sich in sexuell religiöse Ekstase.«

In seelsorglichen Briefen war zu lesen:

»Ich bin eine 74jährige Frau. über 20 Jahre habe ich dem Herrn gedient. Ich bin in Sünde gefallen. Ich komme einfach nicht weiter. Ich habe mir Handlinien lesen lassen und mußte feststellen, daß einiges von dem eintraf, was man mir voraussagte. Ich heiratete innerhalb eines Jahres. Dann beging ich Ehebruch.«

In einem anderen Brief standen diese Sätze:

»Im 16. Lebensjahr wollte mir eine Zigeunerin die Handlinien lesen. Ich ließ das auch geschehen, obschon ich darüber lachte und nicht daran glaubte. Mit 17 Jahren kam es zu sexuellen Erfahrungen. Es blieb nicht bei einem Mal. Das Weinen um diese Sünde geht mit mir durchs Leben.«

Solchen Menschen ist mit ein paar frommen Trostpflastern nicht geholfen. Sie suchen nicht nur Vergebung. Nach Befreiung sehnen sie sich, weil sie in den Zwängen der Sexualität leiden und gleichsam vergeblich an den Gitterstäben rütteln. Wenn der okkulte Hintergrund aufgehellt ist, die Brücken zur Dämonie abgebrochen sind, kann der Weg in die Freiheit und damit in die sieghafte Nachfolge beschritten werden. Damit soll nicht gesagt sein, daß Sexualität in jedem Fall ein dämonisches Vorzeichen hat. Die sexuelle Kraft ist eine Gabe Gottes, mit der wir verantwortungsbewußt umzugehen haben. Vielfach aber kann man auf sexuellem Gebiet erst dann sieghaft sein, wenn okkulte Bindungen   wo sie bestehen   gelöst sind.

Jähzorn. Damit sind nicht die gelegentlichen Wutausbrüche der sogenannten Choleriker gemeint, sondern Szenen, die mitunter eine ganze Familie zerstören können. In einem Rundfunkinterview sagte Pastor Spieker aus Sao Paulo:

»Mit einem unserer Nachbarn bin ich seit einigen Jahren im Gespräch. Seine Frau ist praktizierende Spiritistin; er selbst ist mehr oder weniger in die Dinge hineingerutscht. Aus nächster Nähe erleben wir Auftritte mit, die man geradezu als hysterische Anfälle bezeichnen könnte. Wenn es in der Familie Krach gibt, schlägt die Frau das Kind   sie haben einen Jungen   oft solange, bis es nahezu zusammenbricht. Man möchte manchmal am liebsten dazwischengehen. Diese Leute sind nie ausgeglichen, haben immer irgendwelche Probleme, leiden dauernd unter einem gewissen Verfolgungswahn.«

In einer Briefzuschrift war zu lesen:

»Vor etwa 20 Jahren habe ich eine Wiedergeburt erlebt. Trotzdem fehlt mir die Gewißheit der Sündenvergebung. Mir ist es, als ob ich geistlich blind wäre. Nach meiner Bekehrung habe ich mir Handlinien lesen lassen. Ich habe Streit mit den Angehörigen. In geistlicher Hinsicht komme ich nicht weiter.«

Ohne Zweifel läßt sich manches auf diesem Gebiet psychologisch erklären. Aber mit der Formel: »Frustrationen führen zu Depressionen oder Aggressionen« kann nicht beantwortet werden, warum sich jähzornige auf okkulter Basis so und nicht anders verhalten. Wenn die okkulte Belastung aufhört, kann ein psychischer Gesundungsprozeß beginnen, bei dem sich dann auch der Jähzorn verliert.

Das Fluchen als zwanghaftes Verhalten. Auch dazu einige Sätze aus der seelsorglichen Korrespondenz.

»Mein Bruder ist vor einigen Jahren schwer erkrankt. Gelegentlich ging er zu einem »Wunderdoktor«, der bei seiner Behandlung ein Pendel benutzte, ihm aber keine Medizin gab. Geholfen hat das alles nichts. Nun wird es mit meinem Bruder immer schlimmer. Wenn er nicht liegt, rennt er unruhig im Zimmer auf und ab. Ruhig sitzen kann er nicht. Er hat Angst, nervenkrank zu werden. Der Teufel plagt ihn mit schlechten Gedanken und Flüchen.«

Der Heilige Geist erreicht alle Bevußtseinsschichten. Wer sich seinem Wirken öffnet, erlebt, daß man nicht mehr zu fluchen braucht, statt dessen aber segnen kann.

Suchtdisposition. Geschrieben wurde:

»Meine Bekannte ist friedlos, heimatlos, krank und tablettensüchtig. Sie hat ihren toten Vater befragt und auch über Lebende Auskunft erhalten, Buchstaben auf den Tisch geschrieben und das Glas gerückt.«

Nicht wenige verfallen dem Alkohol   nachdem sie sich in okkulte Praktiken eingelassen hatten   oder dem Rauschgift. Es gibt nicht nur eine Beziehung zwischen Okkultismus und abnormer Sexuahtät, sondern ebenso zwischen Aberglaube, Magie, Spiritismus einerseits und bev“ußtseinserweiternden Drogen andererseits. In der Seelsorge habe ich das mehr als einmal festgestellt. Die »Rauschgiftwelle« hat sicherlich auch eine okkulte Unterströmung, die mitbedacht werden muß, wenn man den Drogenabhängigen wirksam helfen will. Der Trip ins Drogenparadies wird weithin zu einem Todesmarsch in die Rauschgifthölle, weil er von dämonischen Mächten begleitet wird.

Okkulte Praktiken schaffen eine Disposition für Süchte aller Art. In diesem Zusammenhang ein weiteres Beispiel aus der Briefseelsorge:

»Meine Tochter und ich gehören zu Jesus Christus. Wir sorgen uns um meine Enkelin B., 11 Jahre alt, die mondsüchtig ist. In meiner Jugend galten Tischrücken, Gläserln, spiritistische Sitzungen, Bleigießen usw. als Gesellschaftsspiele. Auch meine Tochter wurde magisch besprochen und ließ sich Karten legen. Von meinem Vater weiß ich von einer Totenbefragung, und B.’s Oma väterlicherseits ist abergläubisch und beschäftigt sich mit Horoskopen und Traumbüchern. Sollten sich diese >Sandkörner< bei B. zum >Sandhaufen< vereinigt haben? Übrigens hat B. ein großes Geltungsbedürfnis und beschäftigt sich gern mit Zaubertricks.«

Erbbiologisch bedingte Folgen können durch eine »familiäre Tendenz« (5/17) weitergegeben werden und wirken sich so und ähnlich aus. Seelsorgern bleibt zuweilen nichts anderes übrig, als je und dann einem okkult Belasteten zu raten, daß er sich von den Sünden der Vorfahren bewußt lossagt. Dadurch wird der Weg zur Entlastung frei.

In 2. Mose 20, 5 wird gesagt:

»Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen.«

Die seelsorgliche Erfahrung zeigt, daß diese Bibelstelle auf okkulte Praktiken anwendbar ist.

Dämonische Belästigung. Dazu auszugsweise drei Beispiele aus der Rundfunkseelsorge. Zu lesen war:

»Das, was ich früher getrieben habe, beunruhigt mich immer noch. Vor kurzem hatte ich eine nächtliche Vision, bei der eine schwarze Hand mit einem verlängerten Arm und ein Verlobungsring zu sehen war. Dieser Arm brachte mir auch den Tisch und die Gläser vor Augen, mit denen ich okkult praktiziert hatte.«

In einem anderen Brief standen diese Sätze.

»Meine Tante erzählt mir von nächtlichen Belästigungen. Eine unsichtbare Macht ziehe sie an den Haaren. Sie leidet oft an Albdruck. Sie spricht oft davon, daß ihr verstorbener Mann, der Freimaurer war, nachts erscheint. Übrigens hat sie Kontakte zu Leuten der Mazdaznan Bewegung und der Anthroposophie.«

Eine weitere Zuschrift:

»Des Nachts sehe ich häßliche Bilder. Manchmal wird auch etwas gesagt. Ich schrecke dann auf. Auch am Tage höre ich des öfteren hinter mir ein merkwürdiges Pfeifen. Mit einer Nachbarstochter bin ich gelegentlich zu einer Kartenlegerin gegangen. Als mein Mann in Gefangenschaft war, habe ich mich dazu verleiten lassen, ebenfalls mit einer Nachbarin eine Kartenlegerin aufzusuchen.«

In seelsorglichen Gesprächen haben mir okkult Belastete ähnliche Vorkommnisse unabhängig voneinander so oft berichtet, daß ich überzeugt bin: es handelt sich um ob)’ektive Tatbestände. Selbst wenn man in dem einen und andern Fall Eidetik oder Halluzinationen vermuten könnte, reicht diese Erklärung nicht immer aus. Dämonen können sich sichtbar machen und quälen   im Gegensatz zu den Engeln  , ihre Opfer mit einer satanischen Zermürbungstaktik so lange, bis sie psychisch krank werden und zuweilen freiwillig ihrem Leben ein Ende machen. Und doch: Vor dem Namen Jesus zittert die Hölle. Wer sich bewußt für den auferstandenen Herrn entscheidet, darf im Namen Jesu allen finsteren Mächten gebieten. Sie müssen weichen. In der Kraft des Blutes Jesu können Menschen, die früher okkult belastet waren, dämonische Belästigungen abwehren.

Mit incubi succubae wird ein dämonischer Geschlechtsverkehr bezeichnet, bei dem »männliche oder weibliche Dämonen« in Aktion sind. Vermutlich läßt sich 1. Mose 6, 4 in dieser Richtung deuten. »In der christlichen Zeit lief dieses Motiv der Dämonenehe weiter. In der Legende vom heiligen Antonius erscheint der Teufel u. a. in der Gestalt eines verlockenden Weibes. Im Volksglauben des Mittelalters hielt sich das Motiv. Im 6. Buch Mose, im 6. Kapitel wird berichtet, wie die Dämonen in schöner Mädchen  und Jünglingsgestalt Menschen nachts sexuell heimsuchen. Beispiel: »Eine Frau erlebt oft nächtliche Spukszenen. Im Wachzustand sieht sie fünf Eber auf sich zustürzen, die sie schänden wollen. Die Frau schreit darüber laut um Hilfe. Es gelingt ihrem Ehemann kaum, sie zu beruhigen. Der Mann sieht die Eber nicht. Er hört nur seltsame Geräusche« (12/140). Es handelt sich dabei um die gräßlichsten Folgen okkulter Praktiken, die mit sexuellen Halluzinationen nicht verwechselt werden dürfen. Ob man das »telepathischen Beischlaf« nennt oder geneigt ist, von einer »Exkursion der Seele« zu sprechen, ist letztlich belanglos. Menschen, die in dieser Weise gequält werden, wünschen sich nichts sehnlicher, als eine bleibende Befreiung. Sie ist möglich, weil jesus Christus auferstanden ist.

Mediale Fähigkeiten – das wird in der Parapsychologie anscheinend zu wenig beachtet  – sind ebenfalls Auswirkungen okkulter Experimente. In einem Brief war zu lesen:

»Ich leide unter unreinen Gedanken, Zwangsvorstellungen, geistlichem Hochmut, Eifersucht und Begehrlichkeit. Geistlichen Dingen gegenüber bin ich unempfänglich. Manchmal meinte ich schon, ich sei von einem Wahrsagegeist beherrscht. Den Namen jesu anzurufen, macht mir zwar keine Mühe, aber das Bibellesen bereitet mir Schwierigkeiten. Ist die okkulte Behaftung der Grund dafür, daß mir der innere Friede fehlt?«

Telepathie, Hellsehen, Telekinese, Exkursion der Seele, Rutenfühligkeit und anderes mehr ist bei den Okkultisten aller Schattierungen zu finden (Apg. 16, 16 17). Das sollte uns hellhörig machen. Es ist uns einfach verwehrt, diese und andere mediale Fähig¬keiten als »paranormale Funktionen« zu etikettieren und dabei zu meinen, es gebe eine »neutrale Zone«. Auch Satan »beschenkt« seine Leute, die sich ihm verschreiben; aber nicht, um sie und andere zu beglücken; vernichten will er sie, und zwar grausam, brutal, endgültig. Wer zu Jesus Christus umkehrt und unter medialen Fähigkeiten leidet, darf den erhöhten Herrn darum bitten, daß er ihn von diesen »Begabungen« befreit.

Dämonische Übertragung. »Die Mediumität läßt sich oft in vier Generationen einer Familie nachweisen. Einerseits trägt die Erbmasse diese dunklen Fähigkeiten weiter; andererseits werden diese Kräfte durch Sukzession weitergetragen. Man versteht darunter den Brauch, daß der sterbende Vater dem ältesten Sohn oder einer Tochter seine magischen Fähigkeiten anhängt, um ruhig sterben zu können. Wenn die Kinder diese Fähigkeit nicht vünschen, spielen sich oft Tragödien im Sterbezimmer ab. . . . Das Sterben solcher Magier zögert sich oft wochenlang hin, bis die >Amtsnachfolge« geregelt ist. Es gibt also nicht nur eine apostolische, sondern auch eine diabohsche Sukzession« (5/119).

Daneben gibt es eine dämonische übertragung anderer Art. Eine Frau berichtete mir, daß sie satanisch angefochten werde, nicht beten könne, an Zwangsgedanken leide und keine feste Verbindung zu Jesus Christus habe. Vor Jahren verliebte sie sich als Hausgehilfin in den Hausherrn. Es kam zu sexuellen Beziehungen. Der Mann   gelegentlich durch magische Methoden geheilt   sagte bei seinem Tode, sein Geist solle in Frau N. hineinkommen.

Ein anderes Beispiel. In falsch verstandener Nächstenliebe bat eine Frau im Gebet, der Unglaube eines Mannes, zu dem sie sich hingezogen fühlte, möge sich ihrer bemächtigen. Nach der ersten intimen Beziehung mit diesem Mann   so wurde berichtet   hatte sie den Eindruck, »als ob ich durch die Hölle geschleift werde. Ich kann das mit Worten nicht wiedergeben«. Paulus schreibt den Korinthern: »Wisset ihr nicht, daß euer Leib Christi Glieder sind. Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Oder wisset ihr nicht, daß wer an die Hure hangt, der ist ein Leib mit ihr? Denn es werden, sagt die Schrift, die zwei ein Fleisch sein. Der aber dem Herrn anhangt, der ist ein Geist mit ihm. Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die ein Mensch tut, sind außer seinem Leibe. Aber wer hurt, der sündigt an seinem eigenen Leibe« (l. Kor. 6, 15 18). Es wäre demnach durchaus denkbar, daß sich Männer bei Prostituierten je und dann dämonisch infizieren, zumal Leib und Seele zusammengehören.

Horoskophörigkeit. Viele Seelsorger wissen, wie fatal sich Horoskope auswirken. Zunächst ist man neugierig, dann interessiert und zuletzt horoskophörig. Während Gottes Geist leitet (Röm. 8, 14), die Persönlichkeit respektiert und niemals gewaltsam zwingt, versklaven die Dämonen ihre Opfer. Paulus erinnert die Korinther an ihren früheren Zustand und schreibt: »Ihr wisset, daß ihr Heiden gewesen seid und hingegangen zu den stummen Götzen, wie ihr getrieben wurdet« (1. Kor. 12, 2).

Geistlicher Stillstand. Die bisher erwähnten Briefzuschriften zeigen, daß okkulte Manipulationen sowohl eine Entscheidung für Jesus Christus erschweren als auch ein gesundes Glaubenswachstum behindern. Darüber hinaus können sie sich lähmend auf die geisthche Entwicklung einer ganzen Gemeinde auswirken. Ein befreundeter Äthlopienmissionar schrieb mir:

»Der Brunnen unserer Missionsstation wurde durch Rutengänger gefunden. Aber seitdem geht die blühende Gemeinde zurück. Es gibt Streit und Reibereien. Ein Missionar, der vor uns den Dienst zu tun hatte, wurde verklagt und mußte von der Station fliehen.«

Diese Zuschrift macht übrigens deutlich, daß auch die »Rutenfühligkeit« durchaus nicht so neutral ist, wie das manche wahrhaben wollen. Mediale Fähigkeiten können leicht zum Einfallstor für dämonische Mächte werden. Für uns ist wichtig festzustellen, daß an diesem Beispiel klar wird, wie die geistliche Entfaltung einer Gemeinde durch Rutengänger abgestoppt wurde.

Spuk. In einer Zuschrift war zu lesen:

»Ich bin in einem Haus beschäftigt, in dem unheimliche Dinge passieren: Es poltert, Schubladen werden aufgezogen und zugestoßen, Schritte und Klopfen sind zu hören, auch wenn niemand außer mir im Haus ist.«

Längst ist erwiesen, daß Spuk und Spiritismus aufeinander bezogen sind. Es mag durchaus der Fall sein, daß vermeintliche Spukphänomene nichts anderes als Halluzinationen sind. Und doch läßt sich nicht bestreiten: Wo Tote befragt werden, zeigt sich mitunter ortsgebundener Spuk.

Besessenheit. Zweifellos wird man mit diesem Wort in der Seelsorge behutsam umgehen müssen und nicht vorschnell einen Menschen für besessen erklären dürfen, der es gar nicht ist. Andererseits sollten wir wissen, daß es auch heute   vielleicht wieder in zunehmendem Maße   Besessenheit gibt.

Als die ersten Christen in Asien und Europa das Evangelium verkündigen, stießen sie auf Dämonenglauben. Bei der Christianisierung der Germanen war es ähnlich: »Energisch gingen die Christen gegen Totenopfer, Hexenwahn, Wahrsagerei und Teufelsspiele vor. Im Mittelalter trieb der Aberglaube seine sonderbarsten Blüten, und hinter den Hexenverfolgungen steckte eine unüberbietbare Teufelspsychose« (5/155). Gewiß hat man sich oft geirrt. Und doch gab und gibt es Besessene, auch wenn das eine bestimmte theologische Richtung nicht gelten läßt. Der Parapsychologe Dr. Ringger berichtete über einen, wie er meinte, schwersten Fall von Besessenheit in unserer Zeit und in Europa:

»Eine Prostituierte wurde in einem evangelischen Erholungsheim aufgenommen. Sie hatte entsetzliche dämonische Attacken zu überstehen, wobei die merkwürdigsten Erscheinungen passierten. Der zuständige Pfarrer berichtete darüber ». . . Sie hatte rostige Nägel und ein halbes Hufeisen erbrechen müssen, und eine Weile nach dem Nachtessen ka¬men aus ihrem Munde   zu meiner Überraschung – wieder krumme Nägel und ein Stück einers kleinen Hufeisens zum Vorschein. Auch an den darauffolgenden Tagen erinnerte sich der Pfarrer, daß wiederum Nägel aus Nasenlöchern und Augenhöhlen getreten seien. Dabei blutete die Besessene jedesmal aus vielen Wunden, die ihr nach Ansicht des Pfarrers von Dämonen beigebracht worden waren.«

Dr. Ringger stellte die Frage, ob man im medizinischen Sinn hier noch von Hysterie sprechen könne, jener >Rumpelkammer für alles medizinisch Unerklärliche<. Er läßt die Möglichkeit offen, daß die Frau nicht an Persönlichkeitsspaltung litt, wie die meisten Durchschnittsärzte diagnostizierten, sondern daß sie Opfer höllischer Mächte geworden sei (5/154).

Professor Oesterreich, der über die charakteristischen Kennzeichen der Besessenheit gearbeitet hat, berichtet von einer besessenen Frau folgende typische Merkmale:

»Ohne besondere Ursache bekam die Frau plötzlich konvulsivische (krampfartige) Zuckungen. Eine fremde Stimme sprach aus ihr und stieß Verwünschungen gegen Gott aus. Wenn die Besessene beten wollte, wurde sie mit Gewalt daran gehindert. Das Gebet wurde durch teuflisches Gelächter unterbrochen« (7/262).

In seinem reichhaltigen Material berichtet er von der Besessenheit einer Vierundzwanzigjährigen:

»War das Mädchen im Normalzustand eine fromme Beterin, so ergoß sich aus ihr im Besessenheitsanfall bitterer Hohn über alles Religiöse. Außerdem sprach dann eine tiefe Männerstimme aus ihr« (7/262).

Ärzte sind geneigt, Besessenheitsphänomene in bestimmte Krankheitsbilder einzuordnen. Das gelingt allerdings durchaus nicht immer. Professors Frei schreibt aus eigener Erfahrung:

»Man muß gewisse Reaktionen solcher Patienten auch auf leise gesprochene Gebete, auf Gebete in fremden Sprachen, auf die gläubige Nennung des Namens jesu selbst gesehen und erlebt haben, um zu sagen: Wir dürfen es uns phänomenologisch (das Erscheinungsbild betreffend) nicht zu leicht machen … Es geht hier zunächst gar nicht um eine Frage des Glaubens, sondern zunächst nur um wissenschaftliche Sauberkeit« (7/263).

An mehreren Stellen wird im Neuen Testament berichtet, wie sich Besessenheit äußert. W. C. van Dam hat die Besessenheitsphänomene in seinem Buch »Dämonen und Besessene« zusammengefaßt:

1. Heftiges Widerstreben gegen alle göttlichen Einflüsse (Mark. 1, 24; 5. 7; Matth. 8, 29; Luk. 4, 34; 8, 28).

2. Eine auffallend starke Körperkraft (Mark. 5, 3; Apg. 19,16).

3. Störungen in den organischen Funktionen (Mark. 9, 17. 25; Matth. 9, 32; 12, 22; Luk. 11, 14).

4. Das Sprechen eines anderen aus dem Besessenen (Mark. 1, 24. 34; 3, 11; 5, 7. 9. 12; Matth. 8, 29; Luk. 4, 34. 41; 8, 28; Apg. 16, 17; 19, 15).

5. Selbstverwundungen (Mark. 5, 5) und Selbstmordversu¬che (Mark. 9, 22).

6. Ein unruhiges, aggressives Verhalten, eine wütende Erre¬gung (Mark. 1, 23; 5, 7; 9, 18. 20).

7. Ein geschärftes Wahrnehmungsvermögen, übernatürliche Kenntnisse, Wahrsagen (Mark. 1, 24. 34; 3, 11; 5, 7; 9, 20; Luk. 4, 41; Apg. 16, 17; 19, 15).

8. Besondere Erscheinungen beim Ausfahren des Dämons (Krämpfe, Schreien, zu Boden fallen)   (Mark. 1, 26; 5, 13; 9, 26; Luk. 4, 35. 41; Apg. 8, 7).

9. Erschöpfung, aber völlige Genesung nach erfolgter Aus¬treibung (Mark. 5, 15; 7, 30; 9, 26 ff .; Apg. 5, 16) (28/112).

W. C. van Dam gliedert die wichtigsten Merkmale der Besessenheit in fünf Gruppen:

1 . Religiöse Symptome: Gotteslästerliche Gedanken, Gotteslästerung, Flüche, Gespött und Obszönitäten, Gebetsverhinderungen, Abscheu gegenüber Christen, Wüten gegen religiöse Gegenstände und Handlungen, Widerstand gegen den Gottesdienst.

2. Körperliche Symptome: Starke Körperkraft, Sinnesstörungen, plötzliche Änderungen im Gesicht und in der Stimme, Schwellungen, Freßsucht, kein Gewichtsverlust bei Nahrungsentzug, Gestank, stockender oder jagender Atem, gebremste oder gesteigerte Geschlechtlichkeit.

3. Psychische Symptome: Wütende Erregung, Selbstverwundungen und Selbstmordversuche, Depressionen, Gebundenheiten Rauschgift, Alkoholismus, erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit.

4. Parapsychische Symptome: Übernatürliche Kenntnisse, Hellsehen, Wahrsagen, Sprachkenntnisse, Elevationen, Verwundungen, Telekinese.

5. Dämonische Belästigung und dämonische Gebundenheit: Kleptomanie, Reinheitszwang, Lustmordneigung, Homosexuafität, Depressionen (28/115 161).

Wer in der konkreten Situation Fehlurteile vermeiden möchte, sollte sich mit dieser Übersicht eingehend beschäftigen. Manche sind geneigt, allzuschnell die Besessenheit in psychiatrische Krankheitsbilder einzuordnen; andere dagegen tun das Gegenteil   nicht minder verhängnisvoll   und reden viel zu rasch von Besessenheit. Beides ist falsch. Es kann gewiß nichts schaden, wenn sich Seelsorger die wichtigsten Merkmale der Besessenheit gut einprägen:

1. Die Besessenen wehren sich mit großer Kraft gegen jede Berührung mit dem Namen Jesu Christi, mit dem Schriftwort oder dem Gebet. Die »Resistenz der Besessenen ist völlig verschieden von den religiösen Wahnideen des Psychotischen«.

2. Ungewöhnliche Veränderungen der Gesichtszüge, der Sprechweise, des körperlichen Verhaltens zeigen sich beim Anfall, und oft scheinen viele Dämonen den Besessenen zu »besitzen« (»Legion heiße ich, denn wir sind viele«   Mark. 5, 9).

3. Überstarke Körperkräfte machen sich bemerkbar.

4. »Ausgetriebene Geister« suchen sich gleichsam eine neue Wohnung; auch Tiere im Stall werden plötzlich unruhig nach einer Heilung, die im Hause stattgefunden hat.

5. Überintelligenz und Hellsichtigkeit ist zu beobachten; im Neuen Testament erkennen die Dämonen vor den Jüngern, daß Jesus der Sohn Gottes ist.

6. Die Heilung geschieht im Gegensatz zu Geisteskrankheiten plötzlich und vollkommen, wenn ein Geistesmächtiger im Namen Jesu die Dämonen besiegt (4/168).

Wer Besessenen seelsorglich zu helfen hat, muß gleichsam den Nahkampf mit der Dämonie aufnehmen; ein Kampf, der mitunter längere Zeit andauern kann, uns ganz fordert, das Letzte abverlangt, zugleich aber auch erkennen läßt, daß Jesus der Sieger war, ist und bleibt. In der Krankheitsgeschichte der Gottliebin Dittus berichtet Pfarrer Johann Christoph Blumhardt:

»Um 2 Uhr morgens brüllte der angebliche Satansengel, wobei das Mädchen den Kopf und Oberleib über die Lehne des Stuhls zurückbog, mit einer Stimme, die man kaum bei einem menschlichen Kind für möglich halten sollte, die Worte heraus: >Jesus ist Sieger! Jesus ist Sieger<, Worte, die   soweit sie ertönten   auch verstanden wurden und auf viele Personen einen unauslöschlichen Eindruck machten. Nun schien die Macht und Kraft des Dämons mit jedem Augenblick mehr gebrochen zu werden . . . Das war der Zeitpunkt, da der zweijährige Kampf zu Ende ging. Daß dem so sei, fühlte ich so sicher und bestimmt, daß ich nicht umhin konnte, am Sonntag, tags darauf, da ich über den Lobgesang der Maria zu predigen hatte, meine triumphierende Freude merken zu lassen. Es gab freilich hintennach noch mancherlei aufzuräumen, aber es war nur der Schutt eines zusammengestürzten Gebäudes« (29/71).

Zu den Folgeerscheinungen okkulter Praktiken gehören auch Selbstmordversuche. Saul ist dafür ein Beispiel. Der Besessene, den das Markus Evangelium in Kapitel 9, 14 28 erwähnt, wird in »Feuer und Wasser geworfen«. Selbstmordabsichten müssen nicht immer durch okkulte Grenzüberschreitungen verursacht sein, sind es aber häufig. Die bereits angeführten Briefauszüge haben das gezeigt. Noch einmal: Der Teufel bittet   nein, zerrt zur Kasse! Er ruiniert systematisch nach Leib, Seele und Geist, jagt in die Verzweiflung, stößt in den Selbstmord, treibt in die Hölle.

Es gibt eine Hölle, auch wenn sie aus lauter Angst, man könnte den Leuten die »Hölle anheizen«, in der Verkündigung kaum noch erwähnt wird. Die Hölle als Vokabel hält sich hartnäckig. Je weniger auf den Kanzeln davon zu hören ist, um so mehr schreien es uns die Film  und Buchtitel, die Blätter  und Zeitungsüberschriften in die Ohren. Von der Hölle ist die Rede, wenn es heißt: »Verdammt in alle Ewigkeit.« Von Dante bis Sartre wird sie beschrieben als der Ort   um es mit Bert Brecht zu sagen   »wo das Dunkel und die große Kälte ist«. Während sich theologisch denkende Menschen überlegen, ob es ihnen und ihren Zeitgenossen noch zumutbar ist, von der Hölle zu sprechen; sich fragen, ob man diese harte Vokabel nicht durch einen milderen Ausdruck ersetzen müßte, reden die Menschen um uns herum ganz frei heraus, daß ihnen die Hölle in Stalingrad, in Auschwitz und in Vietnam entsetzliche Schrecken einflößt. Ein Reporter meint: »Hölle heißt: immer an einem dünnen Faden über einem unendlichen Abgrund hängen.« Man spricht von einer Feuerhölle und einer Geräuschhölle. Alles in allem: Das Wort Hölle ist kein überholter Begriff. Sie wird verstanden als äußerste Qual und unendliche Pein, aus der es kein Entrinnen gibt.

Aber so schrecklich die Ereignisse auch sein mögen, die man mit Hölle bezeichnet: An dem, was die Bibel darunter versteht, geht man mit solchen und anderen Begriffen letztlich vorbei. Das gilt auch für den Versuch, von der Hölle als dem Ort grenzenloser Einsamkeit zu sprechen oder von einem Zustand, in dem man den Namen Jesus nicht mehr hören kann. Hölle ist viel mehr. Die Bibel spricht von einem See, der mit Feuer und Schwefel brennt. Für das Neue Testament ist die Hölle die gehenna. Dieses Wort geht ursprünglich auf das hebräische gehinnom zurück; ein Tal südlich von Jerusalem, in dem Kinderopfer dargebracht wurden. Dreizehnmal erwähnt die Bibel das Wort gehenna als feurigen Abgrund. Jesus sagt, daß dort äußerste Finsternis herrschte und zugleich Zähneknirschen und Weinen. Er erwähnt das im Matthäus Evangelium viermal. Im Markus Evangelium bezeichnet er dreimal hintereinander die Hölle als ein »ewiges Feuer, in dem der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht«. Dieses Feuer ist auch dem Teufel und seinen Engeln zur Strafe bestimmt: »Und ihr Verführer, der Teufel, wurde in den Feuer  und Schwefelsee geworfen, in welchem sich auch das Tier und der Lügenprophet befindet. Dort werden sie bei Tag und bei Nacht in alle Ewigkeit gepeinigt werden. Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod, der Feuersee. Wenn jemand nicht im Lebensbuch ge¬schrieben stand, wurde er in den Feuersee geworfen« (Offb. 20, 10. 14. 15).

Ohne alle diese Aussagen zu entstellen wird man nicht wagen dürfen, auch nur mit Wahrscheinlichkeit eine zeitliche Begrenzung der Höllenstrafen zu behaupten. Alle Stellen sprechen in einem furchtbaren Ernst, der die Gnade Gottes um so heller leuchten läßt, von einem abschließenden, endgültigen, bedingungslosen Urteil von ewiger Schmach und Schande (16/628). Die Botschaft von der Liebe Gottes bedeutet keine Verharmlosung Gottes: Gott ist und bleibt der heilige Gott.

Jesus kann diesen letzten Ernst der Entscheidung so beschreiben, daß er von der »Finsternis« redet, »wo Heulen und Zähneknirschen herrscht«. Wo immer Ferne von Gott, Gottverlassenheit, Unglaube und Sünde herrschen, steht der Mensch im Bannkreis der Hölle. Hölle ist nicht einfach nur Zukunft, sondern sie ist der Ausdruck für die Erfahrung einer gottfernen, gottfremden Wirklichkeit, in der Gnade, Güte, aber auch die Schönheit des Lebens fehlen. Der Mensch ist dabei auf sich selbst gewiesen, allen bösen Mächten preisgegeben, auch allen Folgeerscheinungen der Sünde (30/715).

Manchmal ragt die endzeitliche Hölle in die Gegenwart hinein (Phil. 1, 28; Jak. 3, 6). Die Pforten der Hölle (Matth. 16, 18) können die bedrängte Gemeinde niemals vernichten.

Alles das, was zu diesem Thema biblisch theologisch erarbeitet worden ist, sollte uns erneut bewußt werden, damit in Verkündigung und Seelsorge die endzeitlichen Dimensionen des Evangeliums wieder aufleuchten. Es geht der Bibel nicht nur um »Lebenshilfe« und »bessere mitmenschliche Beziehungen«   so erstrebenswert sie auch sein mögen  , sondern letztlich um Rettung und Verdammnis, Himmel und Hölle, Tod und Leben. In diesen scharfen Kontrasten dachten die Männer der Bibel. Es stände uns gut an, es ihnen gleichzutun.

Der Teufel ist eine Realität. Folgeerscheinungen okkulter Praktiken zeigen sich nicht nur in psychischen Störungen. Besessenheit ist mehr als Hysterie, Epilepsie oder Schizophrenie. Gewiß sollten wir das eine vom anderen zu unterscheiden versuchen; vor allen Dingen aber müssen wir vollmächtig helfen, damit sich solche, die im Machtbereich der Dämonie gequält werden, »bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, zu empfangen Vergebung der Sünden und das Erbe unter denen, die durch den Glauben an Jesus Christus geheiligt sind« (Apg. 26, 18). Wo das geschieht, schenkt der erhöhte Herr mitunter erweckliche Aufbrüche. In der Blumhardt Biographie von Fr. Zündel ist zu lesen:

» Oft schmerzte es Blumhardt, daß manche Leute immer mehr vom Kampfe als von der Erweckung wissen und reden wollten, und einmal, als ihm ein alter Freund das Manuskript der Krankengeschichte zur Einsicht abbettelte, gab er’s ihm ungerne mit der fast befehlenden Bemerkung: >Aber du weißt: Das ist nicht Möttlingen.< Möttlingen   das heißt das Erlebnis, welches der Name Möttlingen ihm ins Gedächtnis rief, auf das er auch seine großen Hoffnungen baute und dem er bis ans Ende seines Lebens eine hohe Bedeutung für die christliche Kirche zuschrieb, war nicht der Kampf, sondern die Erweckung« (32/125).

George Steed, Superintendent in Indonesien, erwähnt, daß es Mitte 1967 auf Westborneo zwanzig Gemeinden gab. Er berichtet, daß der Durchbruch ins tiefste Heidentum anfing, »als die Diener des Herrn begonnen hatten, öffentlich die Kraft der Finsternis herauszufordern und im Namen unseres sieghaften Herrn den Dämonen befahlen, aus Besessenen auszugehen. Die Tore der Hölle wankten, und Gefangene wurden frei. Das machte diese finstere Gegend zu einem der Lichtorte in der Missionsarbeit der letzten Jahre.«

Ob es richtig ist, die Dämonie bewußt herauszufordern, wird von Fall zu Fall entschieden werden müssen. Tatsache aber bleibt, daß der auferstandene Herr seiner Gemeinde zusagt:

»Die Zeichen, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben . . .« (Mark. 16, 17).

Einen ähnlichen Auftrag bekamen die Jünger bei ihrer Aussendung:

»Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus . . . « (Matth. 10, 7 8).

Die Siebzig melden nach ihrem Missionseinsatz.  »Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen« (Luk. 10, 17). Wenn man bei diesen neutestamentlichen Belegstellen bedenkt, daß in der Apostelgeschichte (8, 7; 13, 8; 16, 17; 19, 13 20) ebenfalls vom Sieg über dämonische Mächte berichtet wird, kommen wir zu dem Ergebnis: Zur bevollmächtigten Verkündigung des Evangeliums gehört allemal auch die Befreiung okkult Belasteter.

Einige Sätze zu dem Begriff: »Vollmacht«.

»Die exousia = Recht, Vollmacht, Freiheit, Macht, bezeichnet die Möglichkeit zu einem Handeln, insofern sich ihr keine Hindernisse in den Weg stellen. Exousia ist ferner die von einer höheren Macht gegebene Möglichkeit und damit das Recht, etwas zu tun. Exousia ist die Macht, die sich darin zeigt, daß einem Befehl gehorcht wird, also die Macht, die zu sagen hat. Exousia kann auch die sittliche Kraft bedeuten. Exousia bezeichnet auch den Herrschaftsbereich, vom Staate (Luk. 23, 7) wie vom Geisterreich (Eph. 2, 2; Kol. 1, 13). Exousia eignet sich in besonderer Weise dazu, die unsichtbare Macht Gottes auszudrücken, dessen Wort schöpferische Macht ist.

Bei Jesus zeigt sich die exousia darin, daß er Sünden vergibt (Mark. 2, 10), Dämonen austreibt (Mark. 3, 15) und den Tempel reinigt (Joh. 2, 15). Exousia setzt göttlichen Auftrag und Bevollmächtigung voraus, die zugleich Macht ist.« (34/559).

Diese in Stichworten zusammengefaßte Übersicht neutestamentlicher Aussagen zeigt, daß die Verkündigung des Evangeliums auch den Sieg über dämonische Mächte proklamiert, den »Gebundenen die Freiheit predigt« (Luk. 4,18) und damit rechnet: »Wenn ein Stärkerer über ihn kommt, so wird er ihn besiegen, er wird ihm seine Rüstung abnehmen, auf die er sich verließ, und wird die Beute verteilen« (Luk. 11, 22).

An diesem Geschehen will uns der erhöhte Herr beteiligen, und zwar immer dann, wenn wir uns auch zu solchen senden lassen, die aus okkulten Zwängen befreit werden wollen. Dazu zwei Briefzuschriften:

Wenn ich beten oder in der Bibel lesen will, ist es, als ob mir jemand den Hals zudrückt. Ich habe dann das ganze Leben satt und möchte am liebsten alles wegwerfen. Aber ich will Frieden finden!«

Diesen Frieden schenkt Jesus Christus. Viele haben sich davon überzeugt. Zu ihnen gehört auch ein junger Mann, der wie folgt geschrieben hat:

»Früher habe ich Horoskope gelesen und Anleitungen zum Handlinienlesen studiert. Ich ließ mir sogar ein Lebenshoroskop anfertigen und besiegelte es mit meinem Blut. Nach einem mißlungenen Selbstmordversuch wurde ich zu einem Gottesdienst eingeladen. Höflichkeitshalber ging ich mit und merkte sofort, daß diese Menschen anders waren. Mitglieder dieser Gemeinde haben mich aus Liebe zu Jesus Christus an Sohnesstatt angenommen. Nach zwei Jahren durfte ich auf einer Freizeit erleben, daß Jesus auch von okkulten Bindungen befreit. Unserem Herrn sei Dank dafür!«

Damit das noch viel häufiger geschieht, sollten wir die geistlichen Voraussetzungen kennen, ohne die vollmächtige Seelsorge an okkult Belasteten nicht möglich ist. Nur wer um die Vergebung seiner Sünden weiß, eine klare Beziehung zu jesus Christus hat, jene Lebenswende kennt, die das Neue Testament mit Wiedergeburt bezeichnet, wird dämonisch gequälten Menschen wirksam helfen können. Dr. Riecker schreibt in seinem Buch »Das evangelistische Wort«:

»Die Grundvoraussetzung jedes geistlichen Wirkens ist der pneumatische (geistliche) Stand des Trägers. Das Werkzeug ist nur dann ein zureichendes Vermittlungsorgan des reichen Maßes pneumatischer Lebens-  und Gestaltungsauswirkungen, wenn es selbst dem Wirken des Pneuma (des Heiligen Geistes) untersteht und sein Leben und Tun von diesem bestimmend getragen ist« (44/23).

Erich Schnepel ergänzt: >Es ist ein irrationaler, geheimnisvoller Vorgang, der uns in die Gemeinschaft mit jesus bringt. Die Bibel nennt ihn Wiedergeburt.   Nur wem selbst diese Wiedergeburt widerfuhr, weiß um diesen Lebensvorgang und hat einen Blick für ihn auch bei anderen Menschen. Da alle Seelsorge diesen grundlegenden Lebensvorgang als Zielpunkt hat, vermag Seelsorgedienst nur der zu tun, der um das Geheimnis der Wiedergeburt aus eigner Erfahrung weiß und die verborgene Beziehung eines Menschen zu Christus aus täglichem Umgang kennt« (12/263).

Mit dogmatischen Richtigkeiten ist es bei Befrelungsaktionen auf okkultem Gebiet nicht getan. Mehr als irgendwo sonst gilt hier der Satz aus 1. Johannes 1, 3: »Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir.« Nicht theologisches Wissen allein entscheidet den Kampf mit der Dämonie, sondern ein geistgewirkter Glaube, der die Welt überwindet (l. joh. 5, 4).

Dazu gehört auch, daß wir in Christus bleiben und » aus seiner Fülle nehmen Gnade um Gnade« (Joh. 1, 16); also fortwährend die Vergebung unserer Sünden in Anspruch nehmen und zielklar auf jesus Christus ausgerichtet sein. »Moralischer Sieg« ist die normale Voraussetzung für Autorität über böse Geister (28/232). Watchman Nee schreibt in seinem Buch: »In der Welt   nicht von der Welt«:

»Wir müssen ihm (dem Teufel) die Macht wieder entreißen, müssen ihn von seinem eigenen Territorium vertreiben. Wir müssen ihm seinen Besitz rauben und seine Gefangenen für Gott befreien. Es geht nicht nur darum, welchen Anteil wir an der Gewinnung von Seelen haben, sondern auch darum, welchen Einfluß wir im Reich der Fürstentümer und Gewalten besitzen. Und dafür muß ein Preis gezahlt werden.

Es ist oft möglich, Menschen in Bewegung zu setzen, wenn es völlig unmöglich ist, den Satan von der Stelle zu bewegen. Tatsache ist, daß es viel mehr kostet, sich mit dem Satan auseinanderzusetzen als Seelen zu gewinnen. Es erfordert das Äußerste eines gotthingegebenen Herzens, wenn dem Satan rechtskräftig die Basis in uns entzogen wird, auf deren Anspruch er pocht. Das kostet uns etwas! Gott kann aus seiner barmherzigen Liebe für die Verlorenen bei seinen Knechten oft etwas übergehen und nachsehen, das man als entsetzliche Schwachheit und sogar als Versagen empfinden könnte. Aber während er dies bei dem Seelengewinner tun mag, so sieht die Sache doch ganz anders aus, wenn es um die Auseinandersetzung mit dem Satan geht.

Böse Geister können durch das Zeugnis eines Menschen hindurchsehen. Sie können feststellen, ob es durch Halbherzigkeit oder Unaufrichtigkeit kompromittiert ist. Sie merken es, wenn wir einen Teil des schuldigen Preises zur ückbehalten. Wenn sie uns ansehen, so erkennen sie genau, wem sie trotzen und wen sie einfach ignorieren können. Und umgekehrt wissen sie genau, gegen wen sie machtlos sind. >Jesus kenne ich, und Paulus kenne ich, wer aber seid ihr?< (Apg. 19, 15). Weil sie glauben, wissen sie, wann sie zittern müssen. Lassen Sie mich noch das sagen: Da ihr Sturz unsere Hauptaufgabe ist, ist es wichtiger, das Zeugnis der bösen Mächte als das Lob der Menschen zu haben.

Aber der Preis für dieses Zeugnis an die Fürstentümer und Gewalten ist:   ich wiederhole es   die völlige, uneingeschränkte Hingabe an Gott. Wenn unsere eigenen Meinungen und Wünsche Vorrang haben und wir uns unseren wechselnden und widersprüchlichen Entscheidungen hingeben, so überlassen wir dem Feind das Feld. Dann lassen wir, kurz gesagt, unsere Beute fahren. In jeder Sphäre mag es vielleicht ich weiß es nicht   in unseren Motiven Raum für eigene Interessen geben, ohne daß erheblicher Schaden entsteht. Aber nie   ich wiederhole es: nie hier! Ohne solche unbedingte Hingabe an Gott kann nichts erreicht werden, denn ohne sie machen wir selbst Gott machtlos gegen seine Feinde.«

Deshalb sage ich nochmals: Die Forderung ist sehr hoch. Sind Sie und ich hier auf der Erde zum Äußersten entschlossen, bis aufs letzte Gott hingegeben? Wenn dies so ist, dann schmecken wir jetzt schon die Kr ‚ äfte der zukünftigen Herrlichkeit. Fordern wir vom Fürsten dieser Welt das Territorium zurück für den einen, dem es von Rechts wegen allein gehört? (36/114)

Corrie ten Boom hat deshalb die gute Gewohnheit, Gott zu bitten, ihr Herz zu untersuchen und ihr zu zeigen, ob darin noch verborgene Sünden sind (28/232).

Wir dürfen uns nicht mit der punktuellen Erfahrung der Wiedergeburt begnügen. Unser Leben muß sich gleichsam linear auf der neuen geistlichen Basis fortbewegen; muß zielgerichtet, geheiligt sein, an Jesus Christus abgegeben.

»Wenn wir nun in einer Kleinigkeit ungehorsam sind, werden wir zu Bundesgenossen des Feindes. Wir befinden uns auf einem gefährlichen Gebiet, und jedes Stückchen Selbstvertrauen, Geldliebe, Stolz, Furcht, Groll oder eine andere Sünde, die den Kanal verstopft, macht uns kraftlos und soll deshalb gleich unter das reinigende Blut Jesu gebracht werden… Wenn Dämonen einen schwachen Punkt im Seelsorger entdecken, greifen sie ihn an« (28/232).

Die Auseinandersetzung mit den Mächten der Finsternis – kein Hobby für Spezialisten, sondern vordringlicher Auftrag der Gemeinde Jesu – erfordert einen totalen Einsatz und die Bereinigung begangener Sünden. Darum sollten wir   wo nötig , bevor wir okkult belasteten Menschen helfen, das seelsorgliche Gespräch suchen, Schuld bekennen, die Vergebung in Anspruch nehmen, begangenes Unrecht ordnen, Lügen klären, Spannungen beseitigen, mit einem Satz: den Kampfanzug anziehen und uns geistlich bewaffnen (Eph. 6, 10 17). – Das Schwert des Geistes ist und bleibt Gottes Wort.

Bibelkenntnis ist mehr als wichtig, wenn wir die Schlacht gewinnen wollen. Es versteht sich von selbst, daß wir wissen müssen, was die Bibel über Sünde (Joh. 8, 34; 16, 9; Röm. 3, 23), das Kreuz (l. Petr. 1, 18; 2, 24;), die Gnade (Röm. 3, 24; 4, 25), die Vergebung (jes. 1, 18; jes. 44, 22; Micha 7, 19; 1. joh. 1, 7; Eph. 1, 7) sagt.

Übrigens, wußten Sie schon, daß man mit fünf Bibelstellen einem Menschen den Weg zu Jesus Christus zeigen kann:

Röm. 3, 23; Jes. 53, 4 6; 1. Joh. 1, 9; Joh. 1, 12; Ps. 50, 23.

Diese und ähnliche Bibelstellen müssen wir zur Hand haben. Satan weicht nicht vor unseren schönen oder klugen Formulierungen, aber in jedem Fall, wenn wir ihm mit dem Schwert des Geistes entgegentreten.

Dabei müssen wir mit der Kraft des Blutes Jesu rechnen. Blut und Leben haben in der Bibel geradezu die gleiche Bedeutung. Genauer gesagt: Das Blut ist der Sitz des Lebens. In 3, Mose 17, 11 steht der Satz: »Das Leben des Leibes liegt im Blut. « Das Alte Testament belehrt uns darüber, daß jeder, der sich gegen Gott versündigt, sein Leben verwirkt hat. Wer von der »Blut Theologie« verächtlich spricht, vergißt, daß der alttestamentliche Opferkult dem Volk Israel immer beides einschärfen wollte: die Heiligkeit Gottes und zugleich die Möglichkeit der Sündenvergebung. »Das Blut der Opfertiere wurde entweder auf den Altar gesprengt, auf die Hörner des Altars gestrichen oder am Altar ausgegossen. Der Sünder, der das Opfertier zum Priester brachte, mußte bei der Schlachtung seine Hand auf den Kopf des Opfertieres legen und damit dokumentieren: »Eigentlich sollte ich sterben. Aber dieses Tier stirbt an meiner Statt   für mich« (16/236).

Die damit erlangte Vergebung war gleichsam schattenhaft abgebildet und wollte letztlich auf jesus Christus, das Lamm Gottes, hinweisen. Indem der Sohn Gottes sein Blut am Kreuz vergießt und sein Leben zum Opfer darbringt, befreit er den Menschen von der Sünde und ermöglicht ihm dadurch die Gemeinschaft mit Gott. So wie der Alte Bund auf das Blut von Opfertieren gegründet war, so der Neue Bund auf das Blut jesu. In Matthäus 26, 28 sagt jesus beim Abendmahl: »Trinket alle daraus. Das ist mein Blut des Neuen Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.« Das Blut Jesu ist gegeben zur Erlösung, zur Reinigung, zur Gerechtigkeit, zum Frieden, zur Heiligung, zum Eingang in das Heilige, zur Gemeinschaft mit Gott und zur Überwindung. Das alles ist so wichtig, daß wir die entsprechenden Bibelstellen kennen sollten: Römer 5, 9; Epheser 1, 7; Kolosser 1, 20; Hebräer 9, 14; 10, 19; Offenbarung 12, 11.

»Wir empfangen durch Jesu Blut nicht nur die Vergebung unserer Schuld und die Erlösung von der zwingenden Macht der Sünde (l. Petr. 1, 18 19). Im Blut Jesu liegt auch die Kraft zur Heiligung (Hebr. 13, 12) und Überwindung aller gottfeindlichen Mächte. Eine umwandelnde und erneuernde Kraft strömt vom Sühnetod jesu in unser Leben, wenn wir seine Erlösung im Glauben annehmen. So ermöglicht uns sein heiliges Blut auch ein Leben in der Gegenwart Gottes, es öffnet uns den Zugang zu Gott (Hebr. 10, 19; Eph. 2, 13 u. 18). Wir haben unmittelbaren Zugang zu seiner Herrlichkeit. Das alles wird uns nur durch das Blut jesu zuteil, aber auch eben nur durch sein Blut. Das Blut jesu ist nicht nur Zeichen und Ausdruck seines Opfertodes am Kreuz; man kann nicht ohne weiteres die Begriffe »Blut Christi« und »Tod« vertauschen. Blut Christi bedeutet mehr. Ihm kommt eigenständige geistliche Wirklichkeit zu.

Mose opferte nicht nur das Tier (Hebr. 9, 19 21), sondern er besprengte auch das Volk mit dem Opferblut, so daß die sühnende und reinigende Kraft jedem einzelnen Glied des Gottesvolkes persönlich zuteil wurde. Die Blutbesprengung ist als geistliche Wirklichkeit auch im neuen Gottesvolk wichtig (Hebr. 10, 22). Durch das Blut ist der Tod Jesu auf den einzelnen Menschen persönlich bezogen. Die sühnende und reinigende Kraft des Opfertodes wurde dem Opfernden durch die Blutbesprengung zugeeignet. Was sich im Bereich der alttestamentlichen Gemeinde mit Tierblut sinnbildlich wahrnehmbar vollzog, vollzieht sich im Bereich der neutestamentlichen Gemeinde mit dem Blut Jesu unsichtbar als geistliche Realität. Wenn wir das Blut Jesu für uns persönlich im Glauben in Anspruch nehmen, wird uns die Kraft seines Opfertodes in allen Auswirkungen zuteil« (37/182).

Noch einmal: Der Begriff »Blut Jesu« kann nicht einfach ersetzt werden durch die Begriffe »Kreuz« und »Auferstehung«. Paulus hat zwar Gottes Handeln in Christus zusammengefaßt im »Wort vom Kreuz«, verzichtet aber keineswegs auf den Begriff »Blut Jesu«. Auch wir sollten das nicht tun. Wenn bereits im Alten Testament Blut und Leben geradezu in einem Atemzug genannt werden, dürfen wir auf dem Hintergrund neutestamentlicher Aussagen folgern: »Die Kraft des Blutes Jesu ist sein Leben selbst. « Mit die¬ sein Leben beschenkt er uns. Er wurde auf übernatürliche Weise gezeugt durch den Heiligen Geist. Sein Blut wurde nicht bestimmt von einem menschlichen Vater. Er war ganz Gott und ganz Mensch. Das bedeutet für uns: jesus hat seine Sündlosigkeit bewährt in Haß und Feindschaft, in Anfechtung und Leiden. Die Kraft seines Blutes will uns an seinem Sieg beteiligen. »Und sie haben ihn überwunden«   den Satan   »durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod« (Offb. 12, 11). Das zu wissen ist wichtig, wenn wir okkult belasteten Menschen dienen und damit rechnen müssen, daß uns Satan je und dann frontal angreift.

Zur Bibelkenntnis muß die Sachkenntnis hinzukommen. Wir sollten die wichtigsten Merkmale der Hysterie, Epilepsie und Schizophrenie kennen, damit wir psychische Erkrankung mit Dämonie möglichst nicht verwechseln.

Das Wort Hysterie   so ein medizinisches Fachbuch   wird nur noch für seelische Krisen gebraucht, die heute psychogene Reaktionen oder Neurosen genannt werden. Die seinerzeit auch von hervorragenden Ärzten gemachte Annahme, nur das weibliche Geschlecht sei für Hysterie anfällig, ist abwegig und inzwischen längst verlassen. Das Wort Hysterie hat also nur noch geschichtliches Interesse, ist sachlich falsch und sollte aus dem Sprachgebrauch verschwinden, weil es mit dem Werturteil »minderwertig« verknüpft wird (10/349). Trotzdem sollten wir wissen, wie sich Hysterie äußert. Professor V. D. Berg nennt sechs Symptome:

1. Kontaktbedürfnis 2. Unvermögen zum Kontakt 3. Unechtheit im Kontakt 4. Körperliche Beschwerden und Störungen 5. Angst 6. Bewußtseinsstörungen und erotische Schwierigkeiten

»Bei den körperlichen Störungen besteht keine nachweisbare Ursache im gestörten Organ. Hysterische Blindheit, Lähmung, Heiserkeit, Lauf  und Sehstörungen kommen meistens als körperlicher Ausdruck eines psychischen Problems vor. Sehr ernste körperliche Störungen werden mit Leichtigkeit ertragen. Während ihrer Bewußtseinsstörungen können bei den Hysterikern Stigmata, Schwellungen, Krämpfe und Verrenkungen auftreten. Unter den Körperverrenkungen kommt der sogenannte »hysterische Bogen« vor, in dem man rückwärts gebeugt mit dem Kopf den Boden berührt« (28/187).

Obschon die Epilepsie eine komplizierte Krankheit ist   es gibt Ärzte, die 65 Erscheinungsarten unterscheiden -, sollten wir in groben Umrissen wissen, wie sie sich äußert:

1. Der Epileptiker verliert plötzlich das Bewußtsein.

2. In Krämpfen und Verrenkungen knirscht er mit den Zähnen.

3. Auf seinen Lippen erscheint Schaum, gelegentlich streckt er die Zunge weit heraus.

4. Er bekommt eine abnorme Körperkraft.

5. Seine Persönlichkeit wird verdrängt.

6. Er wird überwältigt von Ideen, Gefühlen und Erinnerungen, die total anders sind als seine normalen und im Gegensatz zur Persönlichkeit des Epileptikers stehen (28/181).

Die Schizophrenie (Spaltungsirresein) ist ein Sammelname für sehr verschiedenartige, ihrem Wesen und ihren Ursachen nach noch wenig erforschte Krankheitszustände. Man unterscheidet im allgemei¬nen.

die Hebephrenie, die im jugendlichen Alter beginnt, bösartige Verlaufsformen hat und zur Verblödung führt;

die Katatonie, gekennzeichnet durch Bewegungsstörungen, große Unruhe und Erregung;

die paranoide und paraphrene Schizophrenie, bei denen Wahn und Sinnentrug (Halluzinationen) vorherrschen (10/614).

Obschon nicht alle Symptome der Schizophrenie aufgezählt werden können – das wäre Sache des Facharztes -, sollen die wichtigsten genannt werden:

1. Der Zusammenhang zwischen Denken, Fühlen und Handeln geht verloren und kommt auf eine für Außenstehende schwierig zu fassende Ebene.

2. Oft hat der Patient das Gefühl, daß sein Denken gesperrt wird, seine Gedanken ihm von einem feindlichen Einfluß geraubt werden.

3. Schizophrene haben mitunter religiöse Wahnideen.

4. Der Geisteskranke hält sich manchmal für einen Besessenen, dessen Gedanken und Taten von einem Dämon veranlaßt werden. In seltenen Fällen bildet er sich ein, ein Tier zu sein.

5. Der Schizophrene hört Stimmen und hat Wahnvorstellungen. Die Worte, die er hört, entsprechen seinen Wahnvorstellungen, sind aber meistens nicht gottwidrig, wohl oft unsinnig.

6. Seine Visionen sind Halluzinationen; sie werden nicht von Zeu¬gen wahrgenommen und bestätigt (28/191).

»Bei der Schizophrenie kann ein gefühlsmäßiger Verfall der Persönlichkeit beobachtet werden. Ein Geisteskranker ist wirklich krank, auch wenn er einige der Besessenheit ähnliche Züge aufweisen sollte. Ein Besessener dagegen ist geistig gesund, auch wenn ihm zeitweise seelisch anormale Zeichen anhaften sollten« (28/193).

Es versteht sich von selbst, daß diese knappe übersicht niemals die fachliche Beurteilung eines Arztes ersetzen kann. Diese Aufzählung soll lediglich Orientierungspunkte andeuten, die gelegentlich zu Grenzpunkten werden können; dann nämlich, wenn psychische Krankheitssymptome dämonisch verursacht sind.

Wir sollten auch wissen, daß man Depressionen nicht in jedem Fall als Folgeerscheinung okkulter Praktiken ansprechen darf. Bei den endogenen Depressionen beispielsweise handelt es sich um anlagebedingte Schwermutszustände, die vermutlich mit Stoffwechselstörungen des Gehirns zusammenhängen. Reaktive Depressionen dagegen sind rein seelischen Ursprungs. Sie erklären sich als Reaktion auf abnorme Erlebnisse oder Konflikte. Erschöpfungsdepressionen und involutive Depressionen (Involution = Rückbildung) haben körperliche Ursachen.

Im seelsorglichen Gespräch müssen wir darum bemüht bleiben, soweit das einem Laien möglich ist, zu differenzieren. Depression ist nicht gleich Depression. Wer voreilig jede psychische Erkrankung auf dämonische Ursachen zurückführt, kann an einem seelisch Leidenden schuldig werden. Umgekehrt ist es verantwortungslos, okkult bedingte Depressionen mit dem Etikett »neurotische Störungen« zu versehen. Das eine ist so falsch wie das andere. Natürlich kann man darüber streiten, wer in dem jeweiligen »Fall« zuständig ist   ob der Arzt oder der Seelsorger. Mit Recht hat man festgestellt: Der Streit um die Zuständigkeit wird vermutlich nie ein Ende nehmen. Vor Verwechslungen und falschen Diagnosen ist weder der Arzt noch der Seelsorger sicher. In der Seelsorge an okkult Belasteten können verhängnisvolle Fehler gemacht werden. Aber auch Psychiater können irren, indem sie Besessene für Geisteskranke halten und sie in eine psychiatrische Heilanstalt schicken, aus der sie nie mehr herauskommen. Mit psychiatrischen Diagnosen kann man zuweilen die Probleme verschieben, keinesfalls aber immer lösen  Darum sollten in Zweifelsfällen Arzt und Seel¬sorger zusammenarbeiten.

Die Beter mobilisieren. Seelsorge an okkult Belasteten sollte im Team geschehen, und zwar deshalb, weil der einzelne dem Ansturm der Dämonie durchaus nicht immer gewachsen ist. Wenn irgend möglich, müßte man vor einem Einsatz auf okkultem Gebiet erfahrene Christen bitten, anhaltend und gezielt für die Betreffenden zu beten.

»Wo zwei auf Erden eins werden, worum es ist, daß sie bitten, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel« (Matth. 18, 19).

Während einer Evangelisation, in der es viele seelsorgliche Gespräche mit okkult Gebundenen gab, kam es zum entscheidenden Durchbruch, als einige wiedergeborene Menschen beteten und fasteten. Es gibt Situationen, auf die das Wort Jesu anwendbar ist: »Aber diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten« (Matth. 17, 21).

In solchen Gebetszellen kann dann die seelsorgliche Betreuung an solchen, die von okkulten Bindungen frei geworden sind, kontinuierlich fortgesetzt werden. Das ist wichtig, denn in der Regel bleiben okkult Belastete nach der Befreiung längere Zeit gefährdet.

Die charismatische Befähigung. Markus 16, 17 18 ist nicht an einen einzelnen adressiert. Diese Zusagen gelten der Gemeinde. Jeder kann in eine seelsorgliche Situation geführt werden, in der es gilt, einen anderen aus den Zwängen dämonischer Bindungen herauszuholen. Gleichwohl werden in 1. Korinther 12, 10 Gnadengaben (Charisma = Gnadengabe) erwähnt, die in besonderer Weise zur Seelsorge an okkult Belasteten befähigen.

Sachkenntnis und geistliche Befähigung schließen einander nicht aus. Andererseits muß festgestellt werden, daß es auf okkultem Gebiet mit psychologischer Sachkenntnis allein bei weitem nicht getan ist. Wilhelm Löhe schrieb . »Erkenntnis und gläubige Erkenntnis sind so verschieden wie ein Gemälde von einem Menschen und der Mensch selbst« (12/268).

Die Gabe der Geisterunterscheidung. Das griechische Wort diakrinein bedeutet so viel wie: auseinanderscheiden, absondern, trennen, auswählen, unterscheiden, entscheiden, beurteilen.

Paulus erwähnt in 1. Korinther 12, 10 die Gabe der Unterscheidung der Geister. Hier steht der Plural (die Mehrzahl), um anzudeuten, »daß es nicht um eine gleichbleibende Qualität einzelner Gemeindeglieder geht, sondern um immer erneute ~Zuteilungen~, die immer wieder >einem andern geschenkt werden können<« (38/204). Diese Gabe wird also der gesamten Gemeinde zugeschrieben. Daraus dürfen wir folgern, daß auch das seelsorgliche Gespräch mit okkult Belasteten nicht Sache einzelner Spezialisten sein darf. Die Unterscheidung von Geistern scheint in der Regel durch Propheten stattgefunden zu haben (39/116). Wichtig ist diese Gnadengabe, weil sie befähigt, trennscharf zu unterscheiden zwischen dem, was menschlich, dämonisch und göttlich ist.

Die Gabe der Prophetie. »Die Prophetie wurzelt nicht in der eigenen Entschließung oder Überlegung des Propheten, sondern in einer von ihm unabhängigen Macht, welche sich seines Geistes bemächtigt und ihn treibt, zu reden und so auf die andern einzuwirken« (39/116). Mitunter können okkult Belastete über ihre Vergangenheit nichts aussagen. Man könnte manchmal meinen, der Teufel verschließe ihnen den Mund. Sie haben Angst, das eine und andere preiszugeben, schämen sich, sind gehemmt, zu einem »Beichtgespräch« geradezu unfähig. Wem es dann geschenkt wird, verborgene Sünden beim Namen zu nennen, ohne daß er die Lebensgeschichte des okkult Belasteten kennt, räumt Barrieren zur Seite, die den Weg zur Befreiung versperren.

Die Gabe der Krafttaten. »Paulus denkt hier an die Fähigkeit, alle möglichen Wundertaten   abgesehen von den bloßen Heilungen – zu verrichten; Taten, die dazu dienen, in verschiedenen Lagen , in die ein Diener Jesu Christi kommen kann, der jeweiligen Not abzuhelfen. Dahin gehören Totenerweckungen, Austreibungen von Dämonen, Verhängung von Strafgerichten über Ungläubige oder Gegner« (39/116).

Die Austreibung der Dämonen ist nicht jedermanns Sache. Für das Wort »Krafttaten« steht in der Sprache des Neuen Testaments energemata dynameon. Das eine Wort kann mit Wirksamkeit, Kraft, Macht übersetzt werden, das andere mit Möglichkeit, Gewalt, Fähigkeit, Wunderkraft. Alle diese Ausdrücke, die sich gegenseitig ergänzen, zeigen, daß Seelsorger, die Besessenen zu helfen haben, in besonderer Weise bevollmächtigt sein müssen.

»Der Heilige Geist schenkt demjenigen, den er erfüllt, Charismen, Gnadengaben. Dazu gehört die Verleihung von machtvoll wirkenden Kräften und auch die so wichtige Unterscheidung der Geister … Wir meinen mit der Erfüllung des Heiligen Geistes weder etwas, das jeder sogenannte Christ automatisch besitzt, noch etwas, das in einem Ritus geschenkt wird, sondern das, was Jesus, die Apostel und viele andere Christen aller Zeiten erfahren haben« (28/235).

In der Seelsorge an okkult Belasteten stößt man sehr bald an letzte Grenzen menschlicher Möglichkeiten. Psychologische Kenntnisse und theologisches Wissen sind zwar wichtig, können aber eine Erfüllung mit dem Heiligen Geist nicht ersetzen. jesus sagt:

»Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.   So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten« (Luk. 11, 9. 13).

Die Diagnose (unterscheidende Beurteilung). Wie bereits erwähnt, müssen wir zwischen körperlich seelischen Symptomen und dämonischen Einwirkungen unterscheiden, damit wir nicht vorschnell alles »verteufeln«. Ebensowenig sollten wir eindeutig okkulte Belastungen in psychotische Krankheitsbilder unterbringen wollen. Damit weder das eine noch das andere geschieht, müssen wir uns für das seelsorgliche Gespräch Zeit nehmen. Noch immer ist die recht verstandene »Beichte«   niemals Zwang, auf keinen Fall mit einem verdienstlichen Vorzeichen versehen   die beste Möglichkeit, den jeweiligen Sachverhalt abzuklären.

Wie können okkulte Belastungen festgestellt werden? Eine wichtige Frage, zumal der okkult Behaftete durchaus nicht immer Farbe bekennt und mit der eigentlichen Problematik   meist geschieht das unbewußt   zurückhält.

1. Es empfiehlt sich, anhand eines kleinen Katalogs (siehe Seite 118) gleichsam den Patienten auf okkulte Praktiken hin »abzuklopfen«. Wenn wir systematisch fragen   das habe ich oft beobachtet  , wird zuweilen geantwortet: »Stimmt, das habe ich ganz vergessen!« Genau diese Reaktion ist beabsichtigt. Einzelne okkulte Grenzüberschreitungen sollen wieder bewußt werden. Wenn je auf einem Gebiet der Satz aus 1. Johannes 1, 9 gilt, dann auf dem okkulten: »Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend. «

2. Die Lebensgeschichte eines Menschen kann mitunter die Frage beantworten, inwieweit neurotische Störungen vorliegen. Damit sind krankhafte Funktionsstörungen des Nervensystems ohne organische Ursachen gemeint, die hauptsächlich durch Fehlentwicklungen des Trieblebens oder durch unverarbeitete seelische Umweltkonflikte entstanden sind. Eine Depressionsneurose kann dann nicht immer einer okkult bedingten Depression gleichgesetzt werden. Nur wenn wir sorgfältig unterscheiden, kann der Punkt gefunden werden, an dem dann die seelsorgliche Betreuung zielstrebig anzusetzen hat. Eine Lebensbeichte macht es dem Seelsorger leichter, diesen Punkt zu finden. »Bei okkulter Behaftung wird stets beobachtet, daß die Hilfesuchenden, die eine Generalbeichte, welche nicht nur die okkulte Betätigung, sondern auch das übrige Leben betrifft, scheuen, nicht frei werden« (11 /276).

3. In vielen Fällen muß gefragt werden, inwieweit die Vorfahren des Betreffenden okkult praktiziert haben (2. Mose 20, 5).

4. Folgeerscheinungen okkulter Praktiken lassen auf okkulte Belä¬stigung schließen (siehe Seite 154 167).

5. Mangelnde Reaktionsbereitschaft im Blick auf geistlichen Zuspruch. In einem Rundfunkinterview sagte Pastor Spieker aus Sao Paulo:

»Man hat sehr schnell ein Empfinden dafür, ob eine Person okkult behaftet ist. Man spürt ein gewisses Mißtrauen, Schwerfälfigkeit im Gespräch, Hemmungen im Blick auf den menschlichen Kontakt. Man hat den Eindruck, daß der andere Angst hat. Es ist so, als stünde eine Wand dazwischen. Man hat es schwer, mit einem solchen Menschen über den Glauben an Jesus Christus zu reden. Irgendwo schaltet er ab, als ob er nicht mehr folgen könnte. Das Verstehen fehlt. «

6. Der Widerstand gegen Gottes Wort kann herausgelockt werden durch Gebet und Schriftlesungen. Besessene reagieren oft mit Wut, wenn beispielsweise K.olosser 2, 14 15 gelesen wird (28/239). Dr. A. Lechler empfahl solche Bibelstellen, in denen besonders von Jesus, seinem Blut und seiner befreienden Macht die Rede ist: Epheser 1, 20  23; Philipper 2, 91  11; Kolosser 1, 14 16; 1. Petrus 1, 18 19; 1. Johannes 1, 3; Offenbarung 5, 6 14 und 12, 10  11. Zu den bewährten Bibelstellen gehören auch 5. Mose 18, Lukas 10, 18 19 und 1. Korinther 6, 20  (28/2761).

7. Die Gabe der Geisterunterscheidung. »Diejenigen, die die Gabe der Unterscheidung haben, werden wohl öfter die geheime und furchtbare Anwesenheit Satans in Seelen verspüren, als der mittelmäßige Christ allgemein wahrhaben will. Diese Gabe ist besonders wichtig, um Einsicht in die dämonische Gebundenheit zu bekommen. Sie kann durch Erfahrungen weiterwachsen« (28/240).

8. Besessenheit zeigt in jedem Fall okkulte Belastungen an (siehe Seite 164 od. 165). Wir sollten allerdings zwischen okkulter Belästigung und Umsessenheit und Besessenheit unterscheiden. Wenn man sich den Menschen als eine Stadt vorstellt, ergibt sich folgendes Bild: »Die Stadt wird belagert, der Feind steht draußen vor den Toren und beschießt die Stadt. In diesem Fall kann man von einer dämonischen Belästigung sprechen. Der Feind kann aber auch in die Stadt eindringen und einige Straßen, ein Viertel erobern. Hier v“ürden wir von dämonischer Gebundenheit sprechen, die je nach dem Umfang des eroberten Gebietes leichter oder schwerer sein kann. Bei dämonischer Besessenheit ist die ganze Stadt in Feindeshand gefallen. Der Kampf um Befreiung wird dann meistens schwer sein und auch länger dauern. Während bei der Besessenheit der Feind den Menschen erobert hat, ihn beherrscht, wird er bei der Umsessenheit von außen her mit Störungen und Verwirrungen angegriffen. Bei Besessenheit stellt bei Umsesman sich den Dämon als permanent gegenwärtig vor, senheit ist er nur ab und zu da. Deshalb ist die Umsessenheit schwieriger zu erkennen (28/151).

Absage an den Teufel. Längst ist seelsorglich erwiesen, daß es keine Befreiung aus okkulten Bindungen gibt, wenn sich der Betreffende nicht bewußt vom Teufel und allen seinen Werken lossagt. Wenn Götzendienst im Neuen Testament dem Dämonendienst gleichgesetzt wird (l. Kor. 10, 1 ff.; Offb. 9, 20), dann ergibt sich daraus . »Die okkulte Betätigung ist ein Vertragsschluß mit dem Reich der Finsternis. Dieser Vertrag muß aufgehoben, annulliert, gelöst werden durch eine bewußte Lossprechung von seiten des okkult Behafteten, nachdem von Christus schon die ob)ektiven Voraussetzungen dafür geschaffen worden sind.« Dr. Riecker schreibt dazu: »überall, wo magische, okkulte oder zauberhafte Handlungen vorgenommen wurden, kann auch ein offizielles Bekenntnis der Loslösung von allen dämonischen Mächten, eine Absage an den Teufel notwendig werden: Ich entsage dem Teufel und allen seinen Werken. Als biblische Begründung werden gewöhnlich Matthäus 25, 41; Johannes 12, 31 Epheser 6, 11 12 und 1. Johannes 2, 13 und 5, 19 genannt. Analysiert man den griechischen Begriff apotassesdiai, was soviel bedeutet wie: aus der Schlachtreihe treten, dann begibt sich der okkult Belastete durch die Absage an den Teufel in die Nachfolge jesu, wird also »Soldat Christi« und kämpft nunmehr unter einem anderen Herrn« (12/278 f.).

Dazu eine kirchengeschichtliche Information.

»In den 40 Tagen vor Ostern mußten die Katechumenen zuerst fasten: Sie bekamen geweihtes Brot, 01, Salz und Wasser; dann mußten sie sich jeden Morgen früh vor dem Gottesdienst in einem besonderen Raum in der Kirche versammeln, um sich die Hände auflegen und die Beschwörungsgebete über sich sprechen zu lassen. Bei dem Prüfungsexorzismus wird der Täufling mit 01 gesalbt und auch >angeblasen<, ehe er die Taufe empfängt« (28/98).

Pfarrer Hans Bruns pflegte den okkult Belasteten aufzufordern, das Lossagegebet nachzusprechen:

»Ich entsage dem Teufel und allem seinem finsteren Wesen und Werken und übergebe mich dir, dreielniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, und will dir im Glauben und Gehorsam treu sein bis an mein Ende« (12/278).

Es kann nicht darum gehen, den Wortlaut genau festzulegen. Immerhin müßte das Lossagegebet zwei wichtige Elemente enthalten: die Absage an den Teufel und alle okkulten Praktiken der Vorfahren und die Ubereignunc, sämtlicher Lebensbereiche an Jesus Christus.

Den Teufel direkt anzureden seitens des okkult Belasteten halte ich nicht für nötig. Auch scheint es mir richtiger zu sein, das Gebet mit der Übereignung an den auferstandenen Herrn zu beginnen.

Es gibt Situationen, in denen okkult Gebundene ein solches Absagegebet einfach nicht nachsprechen können, obschon sie das gern möchten. Sie schaffen es nicht, dem Teufel die Gefolgschaft aufzukündigen. Wiederholt habe ich das bei solchen beobachtet, die zum Satan gebetet, sich ihm verschrieben hatten oder an spiritistischen Praktiken beteiligt waren. Ein ähnliches Verhalten ist mir bei Umsessenen und Besessenen begegnet. Seelsorger können in einem solchen Fall als Einzelkämpfer kaum etwas ausrichten. Sie müssen:

1. andere Seelsorger hinzuziehen und eine Mannschaft bilden. Blumhardt wandte sich zuerst an den Schulvorsteher, »später standen ihm mehrere Helfer zur Seite« (28/243).

2. die Beter mobilisieren. Es ist nicht unbedingt nötig, daß alle Beter beim seelsorglichen Handeln anwesend sind. Sie können mit ihrer Fürbitte auch an einem anderen Ort zu einer vereinbarten Zeit die seelsorglichen Bemühungen begleiten. je und dann empfiehlt es sich, auch zu fasten und zu beten (Matth. 17, 21).

3. okkulte Gegenstände vernichten. Ein spiritistisches Medium in Berfin wurde erst frei, als es bereit war, Blutsverschreibungen, Talismane und anderes mehr verbrennen zu lassen.

4. die Ursachen klären. a) Sünden b) Abfall vom Glauben c) Verfluchung d) Vertrag mit dem Teufel e)Anrufung des Teufels f) Okkultismus(28/260)

5. dem Satan gebieten. Seelsorger, die mit der Kraft des Blutes Jesu rechnen und sich geistlich rüsten ließen, haben über den Teufel und seine Dämonen im Namen Jesu auch Befehlsgewalt. Jesus gebot den Dämonen (Matth. 17, 18; Mark. 1, 25; Luk. 8, 33). Auch Paulus befahl finsteren Mächten (Apg. 13, 11; Apg. 16, 18). Gelegentlich hatte ich mit einer Gemeindehelferin ein seelsorgliches Gespräch, die mit einer südkoreanischen Irrlehre sympathisierte. Beim Lossagegebet wollte der Name Jesus nicht über die Lippen. Als ich sie bat, den Wortlaut der Absage an den Teufel aufzuschreiben, verkrampfte sich ihre Hand. In Gegenwart eines anderen Seelsorgers wurde den dämonischen Mächten der Befehl erteilt, diesen Menschen freizugeben. Das geschah einige Male. Danach konnte jene Gemeindehelferin das Lossagegebet schreiben, und schließlich war sie auch in der Lage, den Namen jesus auszusprechen. Sie wurde frei.

Der Zuspruch der Vergebung kann mit Matthäus 18, 18 20 und Johannes 20, 21 23 begründet werden und sollte in der Seelsorge an okkult Belasteten nicht fehlen. »Die Vergebung der Schuld ist der tiefste, tragende Grund, dem der Christ sein Leben verdankt, der zentralste Vorgang in der Seelsorge, der entscheidende Punkt bei der Hilfe an okkult Belasteten« (6/280 oder 12/284).

Der seelsorgliche Zuspruch kann mit folgenden Bibelstellen erfol¬gen: Jesa)a 1, 18; 43, 25; 44, 22; jeremia 31, 34; Micha 7, 18 19; Matthäus 9, 2; 26, 28; Lukas 7, 48; Johannes 1, 29; Römer 5, 20; Galater 1, 4; Epheser 1, 7; Kolosser 1, 14; 1. Petrus 1, 19; 2, 24; 1. Johannes 1, 7 9; 2, 2; Hebräer 1, 3; Offenbarung 1, 5. Es hat sich bewährt, wenn man diese und andere Bibelstellen in der Ich Form liest, also (Jes. 53, 4 7): »Fürwahr, er trug meine Krankheit … er ist um meiner Missetaten willen verwundet . . . durch seine Wunden bin ich geheilt. « Wir sollten nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß jesus Christus auf Golgatha alle Sünden gesühnt hat. Die Heilstatsachen sind perfekt, abgeschlossen, objektiv. Das gilt es zu betonen. Was Gott für uns bereithält, gilt es nunmehr zu nehmen: Matthäus 28, 18; Römer 3, 24; Römer 4, 25; Römer 5, 1; 1. Korinther 1, 30; Epheser 1, 7; Kolosser 1, 13; 1. Johannes 4, 9. Wir sollten deutlich machen: Glauben heißt jesus aufnehmen, annehmen, was er für uns bereithält, ihm für Golgatha danken.

Im Namen Jesu dürfen dann auch okkult Belastete von ihren dämonischen Bindungen gelöst werden (Matth. 18, 18). Am besten geschieht das in Gegenwart seelsorglicher Menschen, also vor Zeugen, die übrigens auch bereit sein sollten, sich des Betreffenden in Zukunft anzunehmen.

Menschen, die an psychischen Folgeerscheinungen okkulter Praktiken leiden, sind dankbar, wenn man sie im Namen Jesu unter Handauflegung segnet.

»Im Alten Testament sind alle symbolischen Handlungen nicht nur bildhafte Darstellungen eines von ihnen unabhängigen Geschehens, sondern sie haben selbst Vollzugsgewalt und sind wesenhaft mit den entsprechenden geistlichen Ereignissen, die sie begleiten, verbundeii. Bei der Handauflegung geht es um eine reale Übertragung: von geistlicher Macht, Dienstvollmacht und göttlicher Kraft, von Segen und Verantwortlichkeit, aber auch von Schuld.

Im Neuen Testament wird durch ein Gebet, das mit der Handauflegung verbunden ist, Segen übertragen (Matth. 19, 13. 15). Jesus heilt Kranke durch Handauflegung (Mark. 5, 23)   ebenso Paulus (Apg. 28, 8). Mit der apostolischen Handauflegung war wohl in der Regel die Gabe des Heiligen Geistes verbunden (Apg. 8, 14  19) als Anfang des geistlichen Lebens (Hebr. 6, 2). Die Handauflegung der Apostel übertrug nach Apostelgeschichte 6, 6; 13, 3 auch Dienstvollmacht und vermittelte geistliche Gaben (1. Tim. 4, 14; 2. Tim. 1, 6).

Daß es sich bei der Handauflegung nicht nur um eine äußere Zeremonie handelt, sondern um wirklichen Vollzug geistlicher Wirkungen, macht die Warnung des Paulus an Timotheus verständlich, die Hände nicht vorschnell aufzulegen, um sich nicht fremder Sünde teilhaftig zu machen (l. Tim. 5, 22). Demnach kann dieses Eingreifen in den geistlichen Kampf wie auch die Krankenheilung (Apg. 19, 14 16) eine Rückwirkung auf den Ausübenden haben« (16/541).

Beim segnenden Gebet unter Handauflegung darf man darum bitten, daß Jesus Christus die Folgeerscheinungen okkulter Praktiken beseitigt   soweit das seinem Willen entspricht  , psychische oder körperliche Krankheiten heilt und den Befreiten mit seinem Heiligen Geist erfüllt.

Vernichtung okkulter Gegenstände.

In Apostelgeschichte l9, 18 19 ist zu lesen:

»Viele aber von denen, die schon vorher gläubig geworden waren, kamen und bekannten, was sie früher getrieben hatten. Viele andere aber, die sich oft mit Zauberei abgegeben hatten, trugen die Zauberbücher zusammen und verbrannten sie öffentlich. Man errechnete einen Wert von fünfzigtausend Silbergroschen. So breitete sich das Wort des Herrn mit Macht aus und erwies sich als große Kraft.«

Zu okkulten Gegenständen gehören: Horoskope, Spielkarten, die zum Wahrsagen benutzt werden, Pendel, das 6. und 7. Buch Mose, Amuletts, Medaillons, sogenannte Himmelsbriefe, Brandbriefe, Kettenbriefe, Traumbücher und okkulte Literatur. Alles das muß beseitigt werden. Geschieht das nicht, startet die Dämonie erneut gefährliche Angriffe. Wir sollten wissen, daß okkulte Gegenstände die Funktion eines Fetischs haben.

Ebenso müssen alle Kontakte zu Okkultisten abgebrochen werden. Wie wichtig das ist, wurde mir deutlich im seelsorglichen Gespräch mit einem Ehepaar, das freundschaftliche Beziehungen zu einem Spiritisten unterhielt. Weil sich das nicht gut auswirkte, entschloß man sich, die bestehenden Kontakte zu lösen.

Die geistliche Betreuung. »Wer die Seelsorge vorzeitig abbricht, gleicht dem Chirurgen, der die Wunde vernäht, noch ehe sich der Eiter vollständig entleert hat« (28/293). Die geistliche Betreuung ist wichtig, weil die Dämonie zur Gegenoffensive antritt, sobald sie feststellt: »Das Haus ist leer« (Matth. 12, 43ff.; Luk. 11, 24ff.).

Darum müssen solche, die okkult belastet waren, darüber informiert werden, wie man mit dem Heiligen Geist erfüllt werden kann (Eph. 5, 18 21). Außerdem sollten wir ihnen sagen, daß satanische Angriffe abgewehrt werden können, wenn wir für die Kraft des Blutes Jesu danken und den Dämonen im Namen Jesu gebieten (Matth. 4,10). Am Kreuz hat der Sohn Gottes der Schlange den Kopf zertreten und damit die Dämonie entmachtet. Ihm ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. »Er hat alle Mächte und Gewalten entwaffnet, an den öffentlichen Pranger gestellt und am Kreuz über sie einen Triumph davongetragen« (Kol. 2,15). Satan ist ein geschlagener Feind. Das Ende aller Dämonie ist beschlossen. »Denn ihr wißt doch: Gott hat auch die Engel, die gesündigt hatten, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten gebunden, an die Unterwelt dahingegeben, wo sie zum Endgericht in Haft behalten werden« (2. Petr. 2, 4). Es bleibt dabei: »Wer den Namen des Herrn Jesu anrufen wird, soll gerettet werden« (Apg. 2, 21).

Zur geistlichen Betreuung gehört auch, daß wir Menschen, die von okkulten Belastungen befreit worden sind, in das »christliche ABC« einüben (Apg. 2, 42). Wir müssen ihnen sagen:

1. Lesen Sie täglich und systematisch die Bibel.

2. Nehmen Sie sich Zeit zum Gebet. je mehr Sie beten, um so besser werden Sie jesus Christus kennenlernen.

3. Für das geistliche Wachstum ist die Gemeinschaft mit Gotteskindern wichtig. Der Bruder und die Schwester ergänzen das, was wir nicht haben, richten auf, wenn wir niedergeschlagen sind, korrigieren aber auch. Wir brauchen den andern; aber auch umgekehrt: der andere braucht uns. Der wiedergeborene Mensch darf ein aktives Glied am Leib jesu Christi sein.

4. In Johannes 15, 14 ist zu lesen: »Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.« Echter Glaube zeigt sich im Gehorsam. Darum sollten Sie beständig fragen: »Herr, was willst du, daß ich tun soll?«

5. Bekennen Sie sich zu Jesus Christus. Er sagt: »Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmhschen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.« Fürchten Sie sich nicht vor einem solchen Bekenntnis, denn »Bekennen befreit«!

6. Ordnen Sie Ihre Vergangenheit, damit der Teufel keine Angriffsflächen bekommt. Zachäus sagte: »Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder.« Geben Sie Gestohlenes zurück, seien Sie bemüht, Lügen richtig zu stellen, versöhnen Sie sich mit solchen, die an Ihnen schuldig geworden sind.

Damit sind keine neuen Gesetze gemeint, sondern eher Lebensre¬geln, die jeder beachten sollte, der geistlich weiterkommen will. Menschen, die aus okkulten Gebundenheiten kommen   sie bleiben mitunter drei bis vier Jahre hindurch gefährdet  , sind dringend darauf angewiesen, daß sie am Anfang ihres Glaubensweges von einem begleitet werden, der mit ihnen die ersten Schritte geht, für sie Zeit hat, auf Fragen eingeht, ermutigt, betet, korrigiert, kurz: der Freund und Bruder ist.

Diese geistliche Partnerschaft muß in die Gemeinde der Wiedergeborenen einmünden. Der okkult Belastete muß wissen: »Wenn mich der Teufel isoliert, werde ich abgeschossen«. Darum kommt die geistliche Betreuung erst dann zum Zielpunkt, wenn der Befreite als »Sklave Jesu Christi« (Röm. 1, 1) anderen dient und sich der Gemeinde verpflichtet weiß. Nur wenn er als funktionsfähiges Glied am Leibe Jesu empfängt und weitergibt, kann er heranwachsen »zum Maß des vollkommenen Alters Christi« (Eph. 4, 13).

Hausbibelkreise, in denen okkult Befreite im besten Sinne des Wortes »aufgefangen« und betreut werden können, sollten als Brücke zur Gemeinde verstanden werden. Sie schaffen jene Atmosphäre, die es einem Außenstehenden leicht macht, über seine Probleme zu sprechen. Er lernt mit andern, wie man die Bibel liest, betet und sich in das »christliche ABC« einübt. Noch einmal: Menschen, die aus der okkulten Zone kommen, dürfen nicht allein gelassen werden.

Die Nachhutgefechte. Es ist wie bei einer verlorenen Schlacht: Dä¬monische Mächte mußten besetztes Gebiet freigeben und sind nunmehr auf dem Rückzug. Der ehemals okkult Gebundene ist frei und gehört zu Jesus Christus. Aber Satan läßt nichts unversucht. Er möchte   koste es, was es wolle   das verlorene Territorium zurückerobern. Er hat zwar den Rückzug angetreten   aber kämpfend. Sobald Menschen, die aus der okkulten Zone kommen, erneut in okkulte Praktiken einwilligen, hat der Teufel den Fuß in der Tür. Wiederholt ist mir in der Seelsorge aufgefallen, daß beispielsweise erneute Beschäftigung mit Horoskopen sofort zu einer neuen Belastung fiihrt.

An dieser Stelle mag deutlich werden, daß auch das Gebiet des Aberglaubens bei weitem nicht so harmlos ist, wie das die meisten meinen. Was abergläubische Leute als »Spaß« abtun, wird vom Teufel blutig ernstgenommen. Er kennt keinen Spaß. Darüber müssen wir in der betreuenden Seelsorge gründlich informieren und eindeutig davor warnen auszuprobieren, »wie stark man ist«. Ein alter Trick Satans, auf den viele immer wieder hereinfallen. übrigens: Man mag zwischen aufdeckender und zudeckender, betreuender und diakonischer Seelsorge unterscheiden und das direktive seelsorgliche Gespräch ängstlich meiden. In der Seelsorge an okkult Belasteten können wir nicht einfach   wie man heute gern empfiehlt  eine bunte Palette verschiedener Möglichkeiten anbieten mit dem Tip . »Such dir aus, was dir gefällt.« Ohne klare Anweisungen, die selbstverständlich liebevoll und verstehend weitergegeben werden müssen, kommen wir in der Seelsorge an okkult Belasteten nicht aus. Gewiß soll der Befreite geistlich mündig werden. Er ist aber bei den ersten Schritten in der Nachfolge für jeden eindeutigen Orlentierungspunkt dankbar.

Vor Nachhutgefechten schützen sich Menschen, die okkult belastet waren, am besten dadurch, daß sie sich mündlich oder schriftlich von allen okkulten Kontaktpersonen trennen, und zwar sofort, radikal, unwiderruflich und dabei gleich bezeugen, wie jesus Chrlstus sie befreit hat. Die Brücken zur Vergangenheit müssen abgebrochen, alle Lebensbereiche dem auferstandenen Herrn untergeordnet werden. Geschieht das nicht, bildet sich sehr bald ein dämonischer Brückenkopf, von dem aus der Teufel mit gezielten Gegenangriffen ein Gebiet nach dem andern zurückerobert. Damit das nicht geschieht, müssen wir mit dem okkult Befreiten gleichsam die Stellung halten und ihm immer wieder sagen: »Jesus war Sieger. Jesus ist Sieger. Jesus bleibt Sieger!«

In dem Beitrag »Die Herausforderung an die Macht des Bösen« schreibt Dr. A. Mader   seinerzeit Chefarzt der Klinik »Hohe Mark«   :

»Gerade an unseren Kranken in der Kuranstalt Hohe Mark erleben wir und erleiden mit, wie unbeschreiblich notvoll der herausgeforderte Böse sie bedrängt. Schwierig zu beurteilen ist die Lage bei denen, die, da schon rein anlagemäßig gefährdet, immer nah einer im einzelnen kaum beschreibbaren Grenze leben. Sie sind gleichsam von allen Seiten bedroht und wahrscheinlich schon von kleinauf den satanischen Einflüssen ausgesetzt.

Auffallend häufig stoßen wir dann auch auf Beziehungen zu Kartenlegen, Spiritismus und sonstigen okkulten Praktiken. Diese Belasteten versuchen, zwischen Licht und Finsternis zu balancieren. Immer ist eine Zwiespältigkeit nachzuweisen. Sie klagen   und ihre Not ist wirklich glaubhaft nicht lauter und echt reden und handeln zu können. Sie bejammern ihr Elend und tändeln zugleich mit ihm.

Daß der Feind hier von vornherein leichtes Spiel hat, solche Menschen zu umgarnen und zu verführen, liegt auf der Hand. Er bekommt im Laufe der Zeit immer größere Macht über sie. Und wenn ihm und seinen Machenschaften nicht radikal abgesagt wird, so kann Verhärtung des Herzens die Folge sein.

Wir haben mit diesen Leidenden Seite an Seite und Schritt um Schritt den Weg genauesten und geprüften Gehorsams zu gehen, damit sie lernen, dem Feind auch nicht in der kleinsten Kleinigkeit Raum zu geben. Hier geht es wirklich uni ein.en Kampf auf Tod und Leben. Mit den uns Anvertrauten haben wir das Geheimnis der Nachfolge sehr grüiidlicli zu erforschen. Es darf nie Theorie bleiben! . . .

Wo sich ein Mensch oft nach schweren Kämpfen und manchem Hin  und Hergerissensein durchgerungen hat und sich zu Christus hat hinretten lassen, indem er dem Feind und seinen Praktiken absagte, da fühlt Satan sich aii i stärksten herausgefordert. Er stürmt doppelt gegen den Befreiten, sich zu seinem rechtmäßigen Herrn Bekennenden an und möchte das Erreichte zunichte machen. da er unter allen Umständen der legitime Herr bleiben will. Darum pflegen wir auch jedem vom Bann Gelösten zu sagen: Sei auf der Hut! Der Feind wird mit verstärktem Angriff einsetzen. Sei wachsam! . . .

Je vielschichtiger und verfeinerter der Mensch ist (und das macht uns nicht zuletzt sein Leiden offenbar), um so sorgfältiger werden wir auf die raffinierten Winkelzüge des Satans zu achten haben . . . Zu alledem tritt noch die heilige Aufgabe, den Notleidenden auf seine persönliche Verantwortung aufmerksam zu machen, für die es keine Stellvertretung durch uns mehr geben darf (sonst machen wir uns schuldig!). Durch sein Leiden mag ihm ein Teil seiner Entscheidungsfreiheit genommen sein. Selten ist sie ganz geschwunden. jesus aber will völlig   ohne den geringsten Abstrich   der Herr im Leben und Leiden jedes Menschen werden.

Wie sollte der Feind sich geschlagen geben, wenn der angefochtene Mensch nur unter sorgfältig beachtetem Vorbehalt sich zu jesus stellt, wenn er vielleicht äußerlich und oberflächlich sein altes Leben ordnet und unter Umständen uns das Absagegebet nachplappert und nun mit magischen, also abergläubischen, vom Widersacher also beeinflußten Vorstellungen weiterlebt! Denn wenn die Absage an den Bösen nicht mit ganzem Ernst und ungetelltem Herzen auf der Grundlage des mich völlig verpflichtenden Kreuzestodes jesu erfolgt, dann artet sie zu einer magischen Handlung aus und wird zum fürchterlichen Bumerang …

Woher kommt es nun aber, daß wir in unserem seelsorglichen (auch ärztlich seelsorglichen) Dienst an Angefochtenen und Leidenden so häufig versagen? An unserem Herrn kann es unmöglich liegen, unmöglich auch an einer übermacht des Widersachers. Da täten wir ihm zu viel Ehre an! Also muß es an uns liegen; an unserer Untreue, an dem mangelnden Einsatz, der ungenügenden Fürbitte und der zu geringen Geduld, oft genug auch an dem zu schwachen Glauben und Für Glauben; daran, daß wir dem Christus Gottes einfach nicht alle Gewalt zutrauen, daß wir etwa bei der durch wissenschaftliche Erkenntnis gesetzten Grenze stehenbleiben (so bei seelisch Kranken und anlagemäßig Anfälligen), statt voll Glaubensmut gemeinsam mit Brüdern und Schwestern das »Dennoch« für den Bedrängten auszurufen.

Letztlich fehlt es an der Vollmacht. Wir erwägen nicht in ernstem Ringen, daß es nicht genügt, die Breite, Länge, Tiefe und Höhe des Erlösungswerkes zu erkennen, sondern daß wir nur als immer wieder und ganz und gar von Christus Abhängige den Sieg erringen können. Wir beten zu wenig um die Gabe, Geister zu unterscheiden . . . Es ist mehr als gefährlich, in geistlichen Fragen zu vereinfachen. Vergessen wir nie: Solange wir >heute< sagen dürfen, bleibt jesus die Herausforderung an die Macht des Bösen: der lebendige Herr und seine lebendige Gemeinde!« (41).

Und dieser Herr befreit auch heute noch Menschen, die unter okkulten Bindungen und dämonischen Zwängen leiden. Hörer des Evangeliums Rundfunks haben wie folgt geschrieben:

»Seit 20 Jahren bin ich bewußt Christ. Aber erst durch Ihre Sendungen bekam ich den Eindruck, daß in meinem Leben etwas nicht in Ordnung war. In mir wurde die Sehnsucht wach, jesus ganz zu gehören. Er zeigte mir den dunklen Punkt. Früher las ich Horoskope und stellte mich   oft unbewußt   darauf ein. Als ich das bekannt hatte, kam ein unsagbarer Friede über mich. Seither hat sich mein Leben grundlegend verändert. Dort, wo ich mich früher vergeblich mühte, schenkt mir jesus heute Sieg.«

Oder:

» Es waren Taue, mit denen mich Satan gebunden hatte. Aber im Namen jesu bin ich von allen Gebundenheiten gelöst worden. «

Eine andere Zuschrift:

»Als ich von okkulten Bindungen gelöst wurde, meinte ich, der Ring um meine Brust sei gesprungen, so frei fühlte ich mich. Die Freude war unbeschreiblich.«

In einem Brief war zu lesen.

»Ich habe alles im seelsorglichen Gespräch bekannt, mich vom Teufel losgesagt und wurde in Vollmacht von diesen Mächten gelöst, ebenso mein Mann. Friede und Freude sind in mein Herz gekommen. Wir haben beide in ganz neuer Weise die freimachende Kraft des Blutes Christi erfahren.«

Sätze aus einem anderen Brief:

»Meine okkulten Belastungen bin ich los. Vor allen Dingen kann ich jetzt auch frei beten, ohne daß ich dabei diese dämonischen Anfechtungen erlebe. «

Berichtet wurde:

»Heute ist es genau zwei Jahre her, daß ich meine Entschei¬dung für jesus Christus getroffen habe und unter Handauflegung von okkulten Bindungen gelöst wurde. Seitdem bin ich frei von Krankheiten, die ich schon seit meinem 15. Lebensjahr hatte.«

Befreit zum Dienst:

»Im seelsorglichen Gespräch wurde ich von der okkulten Vergangenheit gelöst und an jesus Christus gebunden. In dieseni Sommer nehme ich an einer evangelistischen Aktion teil. Wenn der lebendige und allmächtige Gott mich nicht von befreit hätte, meinen Depressionen und ihren Wurzeln könnte ich )etzt nicht von Haus zu Haus gehen und anderen in persönlichen Gesprächen und Straßeneinsätzen die Frohe Botschaft durch Bekenntnis, Zeugnis und Bücher weitergeben. «

Ein wichtiger Entschluß:

»Inzwischen kam es zur Aussprache. Vieles konnte beseitigt werden. Es waren Dinge, die ich allein nicht vernichten konnte. Was mich an meine Vergangenheit erinnern kann, will ich vernichten, damit es mich nicht erneut zu Fall bringt. «

Sätze zum Mitfreuen:

»Mein Mann hat die okkulten Gegenstände vernichtet. Dann haben wir gemeinsam von ganzem Herzen um Vergebung gebeten. Jesus Christus hat uns erhört. «

Sieg:

»Ich habe erlebt, wie Jesus Christus die Dämonen zur Flucht gezwungen hat. «

Ein Bekenntnis zum Weitersagen:

»Ich lebte unter der Macht Satans. Doch gelobt sei der Herr jesus Christus, der mich erlöst hat. «

Alle diese Zuschriften zeigen: jesus befreit. Mit ihm können wir auch in Nachhutgefechten siegen, und zwar dann, wenn wir uns geistlich bewaffnen lassen und dämonische Angriffe mit den unvei brüchlichen Zusagen Gottes abwehren.

Einige Fragen möchte ich   wenn auch nur knapp   abschließend beantworten.

Darf man für okkult Belastete beten?

Bei einem solchen Fürbittegebet sollte man mit der schützenden Kraft des Blutes jesu rechnen und im Blick auf teuflische Anfechtungen wachsam sein. Gebet ist nicht nur Arbeit der Seele, sondern auch je und dann Kampf mit der Dämonie. Das sollte jeder wissen, der für okkult Belastete vor Gott eintritt. Es empfiehlt sich, einen Gebetspartner an diesem gezielten Fürbittegebet zu beteiligen.

Werden bei der Umkehr zu jesus Christus nicht auch okkulte Grenzüberschreitungen vergeben?

Manche folgern: »Dann ist die okkulte Belastung automatisch erledigt. Wozu also Beichtgespräche, Lossagegebete und anderes mehr?« Gewiß vergibt jesus Christus alles, sofort und gern. Es sei an jene Briefzuschrifteii erinnert, in denen die Hellsungevtrißheit erwähnt wurde. Nicht wenige kommen erst dann zur glaubensfrohen Gewißheit der Sündenvergebung, wenn sie ihre okkulte Vergangenheit aufarbeiten. jesus vergibt dem Dieb, aber er erwartet, daß gestohlene Gegenstände zurückgebracht werden. Er tilgt schuldhafte Unversöhnlichkeit, aber er möchte, daß man sich versöhnt. Auch okkulte Sünden sind auf Golgatha grundsätzlich gesühnt. Aber sie müssen ausgesprochen werden, damit keine Randzonen bleiben, die Satan nur zu gern als Aufmarschgeblet für gezielte Gegenoffensiven benutzt. Wie wichtig es ist, okkulte Praktiken seelsorglich zu bereinigen, zeigt diese Briefzuschrift:

»Vor 18 Jahren bin ich zu Jesus Christus umgekehrt und habe auch meine Vergangenheit, soweit das möglich war, in Ordnung gebracht. Und doch werde ich immer wieder an bestimmte Dinge erinnert. Als 19)ähriges Mädchen war ich mit einer Kollegin bei einer Kartenlegerin. Ich kam auch mit dem Handlinienlesen in Berührung. Zwar habe ich das jesus Christus im Gebet schon bekannt. Die Erinnerung an diese Dinge läßt mich aber nicht zur Ruhe kommen. Muß ich noch von einem Seelsorger von den okkulten Bindungen gelöst werden?«

Darauf kann man nur antworten: ja! Unser Herr will, daß wir okkulte Praktiken erkennen, bekennen, hassen und lassen. Was ist das doch für ein Geschenk, wenn man okkulte Grenzüberschreitungen, die mitunter)ahrelang verdrängt worden sind, endlich aussprechen darf und dann erfährt: das Blut jesu macht rein von aller Sünde. (l. Joh. 1, 7 und 1. Joh. 1, 9)

Muß man unbedingt nachforschen, ob die Vorfahren okkult praktiziert haben?

Man sollte die Dinge nicht auf die Spitze treiben. Wenn sich das geistliche Leben normal entfaltet, kann man auf jede weitere Nachforschung verzichten. Ist das aber nicht der Fall, zeigen sich typische Folgeerscheinungen okkulter Belastungen, ist es empfehlenswert, einen seelsorglich erfahrenen Menschen aufzusuchen, mit dem man die Dinge im Detail abklärt. Wer immer um okkulte Grenzüberschreitungen seiner Vorfahren weiß, sollte sich im seelsorglichen Gespräch von diesen Sünden lossagen.

Können Besessene andere dämonisch infizieren?

Im letzten Stadium der Besessenheit von Gottliebin Dittus wurden ihre Geschwister Katharina und Hansjörg angesteckt. Hier war »deutlich der innere Zusammenhang zwischen diesen dreien zu erkennen«. Christen können angesteckt werden, wenn sie sich übermütig in das Gebiet des Feindes begeben und z. B. heidnische Feste oder Tempel besuchen. Der Apostel Paulus hat davor gewarnt (l. Kor. 10, 20; 2. Kot. 6, 15). Der Missionar Peterson erzählt über seine eigene Erfahrung. Er besuchte ein buddhistisches Dämonenfest, ohne vorher gebetet zu haben. Ein von Dämonen besessener Priester richtete seine Wut auf ihn, als er versuchte, Fotoaufnahmen von ihm zu machen. Peterson bekam das Gefühl, in einem dunklen Gefängnis eingeschlossen zu sein. Während einiger Stunden war er voller Ängste und Selbstmordgedanken. Um dieselbe Zeit veranlaßte der Heilige Geist zwei Freunde Petersons, den einen in den Vereinigten Staaten, den andern in Kanada, zur Fürbitte für ihn. Sofort wurde Peterson befreit; der Nebel verschwand . . . Nicht jeder ist ein Christ, der diesen Namen trägt. Die Gefahr der Ansteckung soll dazu mahnen, die vorbereitenden Schritte ernst zu nehmen (28/285).

Kann ein wiedergeborener Mensch von Dämonen besessen sein?

Nein. Der religiöse Mensch dagegen durchaus. Nicht jede Entscheidung für jesus Christus ist ohne weiteres mit einer Wiedergeburt gleichzusetzen. In der Seelsorge muß das neu beachtet werden. »Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein« (Röm. 8, 9 b). Menschen, die nicht wiedergeboren sind, haben ein psychisches Vakuum, das von Dämonen besetzt werden kann.

Führt Aberglaube automatisch zu okkulter Behaftung?

In der Regel ist das so, wobei allerdings der Grad okkulter Belästung verschieden sein kann. Wer nur gelegentlich ein Horoskop gelesen hat, wird die Folgeerscheinungen okkulter Belastung weniger zu spüren bekommen als einer, der spiritistisches Medium ist. Und doch: Belastung bleibt Belastung. Sie sollte in jedem Fall im seelsorglichen Gespräch geklärt werden.

Darf jeder, der sich Jesus Christus verpflichtet weiß, den seelsorglichen Dienst an okkult Belasteten übernehmen?

Die Aufträge sind verschieden. Nicht jeder ist zum Exorzismus (Geisteraustreibung) berufen. Gaben und Aufgaben sind durchaus aufeinander bezogen. Wenn aber andererseits jesus auch den unerfahrenen Christen in die Seelsorge an okkult Belasteten führt, will er auch bevollmächtigen und Befreiung schenken. Nicht wenige haben dadurch neue geistliche Erfahrungen gemacht und wurden befähigt, von nun an auch bei anderen Gelegenheiten den Kampf mit der Dämonie aufzunehmen.

Dürfen sich Frauen am seelsorglichen Dienst an okkult Behafteten beteiligen?

Betend in jedem Fall. Ich habe den Eindruck, daß Gott barmherzig genug ist, um einer Frau den Nahkampf mit der Dämonie zu ersparen; obschon andererseits gesagt werden muß, daß der erhöhte Herr in einzelnen Fällen durchaus auch Frauen zum seelsorglichen Dienst an dämonisch Gebundenen befähigt hat.

Muß bei einem Rückfall erneut das Lossagegebet gesprochen werden?

Ja, denn der Teufel meldet sofort seine Ansprüche an, die in jedem Fall aufgekündigt werden müssen.

Sollen sich wiedergeborene Menschen mit der Parapsychologie beschäftigen?

Noch einmal sei darauf hingewiesen, daß sich die Parapsychologie mit der wissenschaftlichen Erforschung okkulter Phänomene (das sich den Sinnen Zeigende) beschäftigt. Sie unterscheidet psi Phänomene (psi = Abkürzung für parapsychologisch), gamma Phänomene (gamma = Abkürzung für ginoskein = erkennen), kappa-Phänomene (kappa = Abkürzung für kinein = bewegen). Die Parapsychologie will mithin wissen und erkennen, letzte Zusammenhänge durchsichtig machen, Gesetzmäßigkeiten aufspüren und all¬gemein gültige Formeln finden auf einem Gebiet, von dem die Bibel sagt: ». . . wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel«   (er ist dem Herrn abscheulich) (5. Mose 18, 12 a).

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ein Mensch, dessen Lebensmitte der auferstandene Herr ist, magische oder spiritistische Experimente unbeschadet wissenschaftlich untersuchen darf. Er wird das auch kaum wollen; wer sich für parapsychologische Experimente interessiert, muß wissen, daß er   eher als ihm lieb ist   in das Gebiet der Magie und des Spiritismus hineinstolpert und dort zur Strecke gebracht wird. Noch einmal: es gibt keine neutrale Zone.

Wir sollten nicht vergessen:

1 . Die Parapsychologie untersucht Ob)ekte, für die es zum Teil noch immer keine angemessene wissenschaftliche Methode gibt. Die zu erforschenden Phänomene lassen sich in unsere dreidimensional bestimmte Begriffswelt nicht einordnen.

2. Die Parapsychologie kann immer nur die Außenseite okkulter Phänomene erforschen, vermag aber nichts über den »ungeklärten Rest« auszusagen.

3. Die Parapsychologie deutet einzelne Phänomene sehr unterschiedlich. Die Kluft zwischen der »animistischen« und der »spiritistischen« Richtung innerhalb der Parapsychologie ist nahezu unüberbrückbar.

4. Die Parapsychologie leugnet, daß sich Dämonen objektivieren können und bleibt damit bei allen ihren Erklärungsversuchen im Vorletzten.

5. Parapsychologische Begriffe werden von den Okkultbewegungen als willkommenes Tarnmaterial benutzt, um dämonische Tatbestände zu verschleiern.

Kritische Fragen im Blick auf parapsychologische Forschungsergebnisse sind auf Seite (67 69) erwähnt. Menschen, die sich jesus Christus verpflichtet wissen, sollten den Okkultismus aller Schattierungen meiden und auch zu dem, was die Parapsychologie sagt, eine kritische Distanz wahren.

Wie soll man sich verhalten, wenn man in der Seelsorge bei okkult Belasteten nicht weiterkommt?

In der Seelsorge läßt sich nichts erzwingen. Nicht der Seelsorger befreit, sondern Jesus Christus. Das dürfen wir nie vergessen.

Für Menschen, die seelsorglichen Bemühungen einen hartnäckigen Widerstand entgegensetzen, sollte man beten. Es empfiehlt sich, einen Gebetskreis zu mobilisieren, der auch bereit ist zum fastenden Gebet. Niemals sollte man aufgeben. Der okkult Belastete sehnt sich nach Befreiung, auch wenn sein Verhalten dagegen spricht.

Bleiben mediale Fähigkeiten auch nach der Befreiung von okkulten Behaftungen erhalten?

Das kann gelegentlich der Fall sein, nicht zuletzt dann, wenn sie im seelsorglichen Gespräch verschwiegen werden. Mediale Fähigkeiten sind alles andere als neutestamentliche Gnadengaben. Sie werden als Belastung empfunden; sind also meilenweit von Geistesgaben entfernt, die dazu bestimmt sind, die Gemeinde jesu aufzubauen.

Was versäumt worden ist, muß nachgeholt werden. Im seelsorglichen Gespräch sollte man die einzelnen medialen Fähigkeiten beim Namen nennen und dann gemeinsam mit dem Seelsorger den erhöhten Herrn um Befreiung bitten.

Können mediale Fähigkeiten mit Gnadengaben verwechselt werden?

Anscheinend ist das möglich. Gelegentlich wurde mir von einem befreundeten Seelsorger berichtet, daß jemand, der von einer okkulten Belastung befreit worden ist, prophetische Weisungen gibt und dadurch in einer bibeltreuen Gemeinde eine ernst zu nehmende Verwirrung verursacht. Mit Menschenkenntnis, psychologischem Wissen und gesundem Menschenverstand kommt man in solchen Fällen nicht weiter; wohl aber mit der Gnadengabe der Geisterunterscheidung. Wir sollten sie bewußt vom erhöhten Herrn erbitten. Mehr als je zuvor sind wir auf diese besondere geistliche Befähigung angewiesen.

Vielschichtig ist der seelsorgliche Dienst an okkult Behafteten. Ein starres Schema gut eingespielter Routinefragen und erprobter Rezepte ist ebenso gefährlich wie die mit Bescheidenheit vorgetragene Feststellung: »Das ist nicht mein Auftrag, darum müssen sich andere kümmern!« Wir sollten den erhöhten Herrn bitten, Männer und Frauen für die Seelsorge an okkult Gebundenen vollmächtig auszurüsten, damit sich noch oft ereignet, was ein Hörer des Evangeliums Rundfunks so beschreibt:

»Ich werde nie vergessen, wie mich Satan hin  und hergewor¬fen hat. Aber er hat das Feld räumen müssen. Dem Herrn sei Dank dafür! jesus ist nun auch in meinem Leben Sieger. Wie freue ich mich darüber und bin ihm dafür dankbar. Er hat mir vergeben. Nun gehe ich an seiner Seite und weiß, daß er mein Leben führt«.

 

Teil 8: » . . . Das Feld muß er behalten«

Nicht alle geraten in den Sog okkulter Praktiken. Aber alle, die sich bewußt ihrem auferstandenen Herrn unterordnen, sind den massiven Angriffen des Teufels ausgesetzt. Paulus läßt die Epheser wissen:

»Denn das ist nicht der eigentliche Kampf, wenn wir mit Fleisch und Blut zu tun haben, sondern wir haben zu kämpfen gegen die übermächte und Gewalten, gegen die Herrscher der Finsternis und die Geister der Bosheit in den Himmeln« (Eph. 6, 12).

Wir leben Tag um Tag und Stunde um Stunde in »Feindberührung«. Der Weg zum Himmel ist nicht ein interessanter Urlaubstrip, sondern könnte eher einer schmalen Schneise verglichen werden, die mitten durch feindliches Territorium führt. Die Gemeinde jesu wird links und rechts attacklert, »angeschossen«, »überfallen«. Darum müssen wir die Taktik des Teufels kennen. Sein strategisches Ziel ist unverändert das gleiche: Er will die Gemeinde jesu zerstören. Seine Taktik aber   wörtlich: die Methode   kann von Situation zu Situation wechseln. Es kann jetzt nicht darum gehen, alle »listigen Anläufe« des Teufels im einzelnen aufzuzeigen; einige aber   vielleicht die wichtigsten   seien erwähnt, damit wir nicht unversehens von satanischen Überraschungsangriffen überrannt werden.

Noch einmal sei daran erinnert, daß Satan kein Es, sondern ein Er ist. Die Bibel spricht von ihm nicht in blassen Begriffen. Sie bezeichnet ihn als den Löwen, den Drachen, den Lügner, den Mörder von Anfang, den Fürsten, ja sogar den Gott dieser Welt. Der Teufel ist also keine blasse Idee, ein blutleerer Begriff, eine symbolische Figur oder gar ein Mythos, sondern eine widergöttliche Person, der ein gut organisiertes Heer von Dämonen untersteht. Er ist gewissermaßen der Oberkommandierende, der dem Reich Gottes einen unerbittlichen Kampf angesagt hat; einen Kampf allerdings, der seit Golgatha entschieden ist und mit dem Siege Gottes enden wird.

Noch aber leben wir in der Kampfzone und sollten wissen, wann, wie und wo Satan die Gemeinde jesu überrennen will.

»Sollte Gott gesagt haben?« (l. Mose 3, 1). Mit diesem uralten und längst bewährten Manöver erringt Satan seit vielen jahrtausenden seine Siege. Viele Neuauflagen hat die Frage »Sollte Gott gesagt haben? « inzwischen erlebt. Heute wird sie zuweilen so kommentiert. »Damals, zur Zeit des Neuen Testaments, lebten die Leute in einer anderen Situation und mußten sich dementsprechend verhalten. Inzwischen aber hat sich die Welt verändert, und darum müssen wir die Aussagen der Bibel der neuen Situation anpassen. Die Verfasser neutestamentlicher Schriften haben in den Begriffen ihrer Vorstellungswelt geschrieben. Und darum gilt es, den Wahrheitskern jeweils herauszuarbeiten. Man sollte auch bedenken, daß es überhaupt nichts gibt, was ein  für allemal falsch wäre. Unser Verhalten muß von der )eweiligen Situation bestimmt sein. Sittliche Normen sind schließlich für das menschliche Miteinander nur Spielregeln.«

Mit anderen Worten: »Damals ja   heute nicht.« Damit sind aber nicht nur dogmatische Aussagen gemeint, sondern letztlich ethische. Es geht dem Teufel nicht nur darum, die Gedanken zu verwirren; es geht ihm um die praktische Tat. übrigens sollten wir nicht vergessen, daß es einen Zusammenhang gibt zwischen einem widergöttlichen Verhalten einerseits und einer pervertierten, entarteten Theologie andererseits.

Das Schlagwort »Damals ja   heute nicht«, bei dem man bemüht ist, den Menschen kein unnötiges »joch« aufzubürden, bringt Ergebnisse, über die das Heer der Dämonen ein höllisches Freudengeheul anstimmt, denn: Die Menschen wissen nicht mehr, was Sünde ist. Sie reden nicht vom Geiz, sondern von der Sparsamkeit, nicht vom Neid, sondern von der Strebsamkeit, nicht von der Unzucht, sondern von der Vitalität, nicht von der üblen Nachrede, sondern von Konversation, nicht von der Arroganz, sondern von der Selbstachtung, nicht von Diebstahl, sondern vom »Organisieren«, nicht von der Lüge, sondern von der Intelligenz, nicht mehr von der Heuchelei, sondern von der Anpassungsfähigkeit. Man könnte diesen Katalog beliebig ergänzen.

Die Rundfunkseelsorge hat mir in vielen tausend Zuschriften gedaß Menschen, »die mit Ernst Christen sein wollen«, weithin zeigt, nicht mehr wissen, was Sünde ist. Ein theologischer Relativismus, gepaart mit einer unerlaubten Toleranz, ist zum Pluralismus geworden, der die Sünde salonfähig gemacht hat. Grenzen werden verwischt, Maßstäbe verbogen und sittliche Grundsätze mit dem Schlagwort abgebaut: »Jeder kann nach seiner Fasson selig werden.« Wer gern ironisiert, pflegt hinzuzufügen: »jeder ist auf seine Art komisch.«

Genau das will der Teufel. Mit der Frage »Sollte Gott gesagt haben?« demontiert er systematisch die Bibel. Niemand sollte sich zu schnell auf sein theologisches Wissen berufen. Wie oft hat die Theologie geirrt! Angepaßt an philosophische Modemeinungen wurden unter der Hand biblische Aussagen so verzerrt, daß vom Evangelium nicht mehr übriggeblieben ist als eine Handvoll »vernünftiger Lebensregeln«. Es ist erschütternd, wenn man feststellen muß: »Der eine Theologe weiß mit der jungfrauengeburt nichts mehr anzufangen, für den andern stirbt der Mensch in seiner gesamten Existenz, und schließlich wird alles erledigt, was der moderne Mensch in seinen dreidimensional orientierten Begriffen nicht unterbringt«   als ob sich die Dimensionen der Ewigkeit mit unseren Denkkategorien begreifen ließen! Wer immer biblische Aussagen unserem »Verstehenshorizont« anpaßt, wird Opfer jener uralten Frage: »Sollte Gott gesagt haben?« Das Endergebnis hat ein Universitätsprofessor seinen Studenten mit dem schlichten Satz präsentiert: »Meine Herren, es wackelt alles ~« Genau das will der Teufel. Er will die Fundamente zerstören, den Einzelkämpfer und die Gemeinde insgesamt entwaffnen, um dann schonungslos jeden Bereich des menschlichen Lebens zu dämonisieren.

Daraus ergibt sich die Konsequenz: Wir müssen vorbehaltlos alle Aussagen der Heiligen Schrift akzeptieren, ob wir sie verstehen oder nicht, ob sie uns passen oder nicht. Nur wenn wir das Wort Gottes als Schwert fest in unserer Faust haben, haben wir die Chance zu überwinden. In Offenbarung 12, 11 wird gesagt: »Sie haben ihn (den Teufel) überv“unden durch des Lammes Blut und durch das Wort des Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod. « Alles in allem: wir dürfen die Aussagen der Bibel nicht unserem Denken  genauer: unseren Wünschen   anpassen; andererseits aber ist es auch nicht mit einer toten Rechtgläubigkeit getan, die lautstark Bekenntnisse deklamiert. Die Bibel will gelebt und im Kampf erprobt sein. Sie ist immer noch »Anweisung zum Leben« (Prof. Dr. Seiß).

Vernebelung. Damit soll eine satanische Taktik angesprochen werden, die deshalb so gefährlich ist, weil sie teuflische Aktionen mit dem Dunst gefährlicher Halbwahrheiten überzieht. Dazu drei Beispiele:

Joga ist im Gespräch. »Joga für alle«, »Joga für Frauen«, »Ein neues Leben durch Joga«, »Joga   ein Weg zur Gesundheit und Wahrheit«   solche und andere Slogans gehören neuerdings zum Tagesprogramm vieler Intellektueller, Künstler und Sportler. Das mörderische Arbeitstempo reißt an den Nerven, und darum sind solche Angebote verlockend. Joga will eine Erneuerung der Kräfte anbieten ohne Medikamente. Während im modernen Arbeitsprozeß der Mensch weithin entpersönlicht wird, will joga jene Kräfte entdecken helfen, mit denen man die Persönlichkeit ins Gleichgewicht bringen kann. Das alles und vieles andere mehr macht joga übungen auch bei Christen salonfähig. Dabei wird weithin vergessen, daß joga mit seiner asketischen Heilstechnik auf zwölf verschiedenen Stufen die Erlösung und Versenkung in das göttliche Wesen erreichen möchte. Irreführend sind nicht zuletzt die verwendeten Begriffe. »Heiligkeit« und »Hell« meinen nicht das, was die Bibel darüber aussagt. Der Ansatzpunkt ist )ene teuflisch inspirierte Lehre vom guten Kern des Menschen, den man durch Askese und Meditation bis zur Vergottung entfalten kann. »jede erreichte Stufe der inneren Leere, der völligen Stille, der gewollten Passivität bis hin zur Aufgabe des Bewußtseins bereitet den joga Schüler vor, neue Kräfte in sich aufzunehmen. je mehr er sich diesen Kräften ausliefert, um so freier verfügen sie über ihn. Er ahnt zunächst oft noch nicht, daß er sich damit dämonischen Mächten ausliefert. Mit der Zeit gewinnt er neue Fähigkeiten, empfängt höhere Einsichten, kann Gedanken lesen, erhält telepathische Begabungen und verfügt über okkulte Kräfte« (42/17). Nicht alle wissen   ein Joga Schüler hat mir das berichtet  , daß die letzte Stufe der Joga übungen spiritistisch dämonische Formen annimmt.

Gruppendynamik. In einer Zeit, die den einzelnen immer mehr isoliert, ist es durchaus verständlich, daß man das »zwischenpersonale Kräftespiel« entdecken möchte, um damit die richtige »Selbstentfaltung der Persönlichkeit« zu ermöglichen. Gruppendynamische Experimente unterwandern in christlichem Gewand anscheinend immer häufiger die Gemeinde der Gläubigen. Nicht alle wissen, daß Moreno, der Vater der Gruppendynamik, geschrieben hat: »Ich habe immer die Idee gehabt, daß die schicksalsvolle Welt, in der wir geboren sind, eine Welttherapie braucht und daß ich mit meiner eigenen Person etwas dazu tun muß, um diese Ilerapie zu schaffen und zu verbreiten . . . Es gibt in der heutigen Welt nicht nur die zwei altbekannten Weltanschauungen, die sich um die Vorherrschaft streiten, die kommunistische und die demokratische, sondern eine dritte. Ich nenne sie die the¬rapeutische … Wenn Gott wieder in die Welt kommen würde, würde er nicht als Einzelwesen kommen, sondern als eine Gruppe, als ein Kollektiv … Ich habe versucht, die Saat einer schöpferischen Revolution zu säen. Es gibt nur einen Weg, das Gott Syndrom (Krankheitsgeflecht) auszumerzen: das Rollenspiel in der Gruppe.« Das ist eindeutig genug. Ganz abgesehen davon, daß man fragen müßte, ob dem einzelnen wirklich an der entscheidenden Stelle weitergeholfen wird, müssen sich verantwortungsbewußte Seelsorger deutlich machen, daß man bei gruppendynamischen Experimenten nicht nur eine neue Form des Miteinanders übernimmt, sondern zugleich Inhalte, die dem Evangelium radikal entgegengesetzt sind.

Professor Dr. Seiß sagte im Blick auf die Gruppendynamik: »Man verliert in der Gruppendynamik wohl seine Maske   sicherlich auch seine fromme Maske , man sollte aber keinerlei überspannte Hoffnungen an die Gruppendynamik hängen. Unsere Hoffnung ist und bleibt allein Jesus Christus, und nicht die Gruppendynamik.«

Andererseits freilich müssen wir feststellen, daß gruppendynamische Experimente die Gemeinde jesu herausfordern. Es kann also nicht nur darum gehen, gegenüber der Gruppendynamik feste Positionen zu beziehen und wachsam zu sein. In Hauskreisen und Arbeitsgruppen sollten wir neu entdekken, daß wir in der Bruderschaft nicht nur ergänzt und ermuntert, sondern ebenso korrigiert und ausgerichtet werden.

Wichtig aber ist es zu wissen, daß ähnlich wie bei den Jogaübungen gruppendynamische Experimente nicht losgelöst werden können von einer dämonisch inspirierten Zielsetzung.

Parapsychologie. Noch einmal sei darauf hingewiesen, daß sich die parapsychologische Forschung mit wissenschaftlichen Methoden darum bemüht, das Gebiet des Okkultismus aufzuhellen. Wie schnell der Okkultismus aber mit Parapsychologie verwechselt werden kann, wird da deutlich, wo man sich informiert gibt und okkulte Praktiken rundweg als parapsychologische Experimente bezeichnet. Wir sollten wissen, daß kein anderer als der Teufel den Okkultismus parapsychologisch an den Mann bringen möchte.

An diesen drei Beispielen sollte aufgezeigt werden, daß Satan weder auf »Filzpantoffeln« die Gemeinde umschleicht noch vor seinen Verführungskünsten die Visitenkarte abzugeben pflegt. Er tarnt sich, verstellt sich als ein Engel des Lichts, kommt mit der Bibel in der Hand, vernebelt seine dämonischen Bereitstellungen. Das alles müssen wir wissen und 1. Petrus 5,8 beachten:

»Seid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. «

Satan überlegt sich genau den Zeitpunkt seines Angriffes. Jesus wurde vom Teufel versucht, als er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte. Der Hunger quälte. Wüste. Einsamkeit. Körperliche Ermüdung. jetzt setzt Satan dreimal zum frontalen Angriff an, um jesus den Weg nach Golgatha zu versperren.

Der Teufel weiß genau, wann wir körperlich und psychisch indisponiert sind. Wenn die Nerven vom beruflichen Streß überreizt sind, schießt Satan aus dem Hinterhalt. Er hat sich den Zeitpunkt genau überlegt. Nach einem bekannten Satz spielt Satan auf kaputten Nerven Klavier. Nicht nur das-. er schädigt mitunter einen Menschen nervlich so lange, bis er ihn mit leichter Hand in seine Gewalt bekommt. Das ist seine Taktik. Das müssen wir wissen, mit unseren körperlichen Kräften sorgfältig umgehen, diszipliniert leben und dabei unsere Grenzen sowohl kennen als auch akzeptieren.

Satan setzt aber gelegentlich auch zum Trommelfeuer an nach einem geistlichen Höhepunkt. Viele Verkündiger des Evangeliums wissen das. Die Predigt ist angekommen. Die Gemeinde spürte die Gegenwart Jesu, und schon lauert Satan darauf, den Segen zu zerstören. Darum sollten wir nach geistlichen Segnungen hellwach sein und nicht in einem gefährlichen Hochgefühl meinen: »jetzt kann mir nichts passieren«. Eher als wir’s uns versehen, kann uns der Teufel eine entsetzliche Niederlage zufügen, weil wir anstatt gewappnet zu sein, leichtsinnig den geistlichen Kampfanzug ausgezogen haben. Als David auf dem Gipfel seiner politischen und militärischen Erfolge, anstatt selbst an der Front zu sein, auf seinem Dachgarten spazieren ging, wurde er zum Ehebrecher.

Aber auch vor besonderen missionarischen Einsätzen versucht der Teufel, alles dranzusetzen, um geistliche Aktionen zu verhindern. Er schießt gleichsam aus allen Rohren. Es gibt Schwierigkeiten in der Familie oder in der Gemeinde, am Arbeitsplatz oder mit Nachbarn. Manche Evangelisten werden vor Einsätzen krank oder haben mitunter einen Autounfall. Alles das läßt sich nicht einfach psychologisch wegdiskutieren. Dahinter müssen wir die »listigen Methoden« eines Gegners erkennen, der sich genau überlegt, wann er an¬zugreifen hat. Er bedient sich der Überraschungstaktik. Dann, wenn wir es gar nicht vermuten, werden wir dämonisch angefochten. Darum sagt jesus: »Wachet und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.«

Und Paulus empfiehlt: »Betet ohne Unterlaß«. Das Gebet könnten wir mit jener Funkverbindung vergleichen, bei der uns Christus über die feindlichen Operationen und Angriffsziele informiert. Wer darauf bedacht ist, mit seinem Herrn beständig in »Funkverbindung« zu bleiben, wird von teuflischen Angriffen nicht so leicht überrannt.

Satan greift immer an der schwächsten Stelle an. Er ist ein ausgezeichneter Psychologe und kennt uns besser als wir selbst. Ihm sind die leicht verwundbaren Stellen gut bekannt. Er weiß, wo die charakterlichen Minuspunkte sitzen und setzt gerade dort an, wo wir uns nur schlecht in der Hand haben. Bei dem einen wird es der Leistungsstolz sein, bei dem andern die Faulheit. Ob Selbstbewußtsein oder Minderwertigkeitskomplexe, übertriebene Sparsamkeit oder Feigheit   alles das und auch vieles andere mehr ist dem Gegner gut bekannt. An diesen »Nahtstellen« versucht der Teufel seine Durchbrüche.

Petrus war unbeständig, Markus feige, Johannes neigte anscheinend zum Jähzorn und Paulus zum Fanatismus. Damit sollten wir uns nicht trösten, sondern wissen, daß alle diese Männer von ihrem auferstandenen Herrn so umgeformt worden sind, daß bei ihnen der Charakter jesu ablesbar war. Wer der »Heiligung nachiagt«, darf erleben, daß der auferstandene Herr unsere schwächsten Stellen zu den stärksten machen kann.

Angriff an vielen Fronten zugleich. Hiob bekommt eine   schon fast sprichwörtlich gewordene   Hiobsbotschaft nach der anderen: die Knechte werden getötet, Schafe verbrennen, Kamele kommen um, alle seine Kinder sterben an einem Tag. Hiob selbst wird krank. Seine Frau versteht ihn nicht mehr. Gute Freunde werden zu leidlgen Hiobströstern. Das 1. Kapitel des Buches Hiob zeigt, daß sich das alles nicht zufällig ereignet. Satan greift gleichzeitig an mehreren Stellen an, um Hiob von Gott loszureißen.

Das ist seine Taktik. Satanische Angriffe sind in der Regel konzentriert und massiert. Der Teufel möchte schon im ersten Anlauf alle Stellungen überrennen. Das kann ihm nicht gelingen, solange wir bei unserem Herrn bleiben. Auch dafür ist Hiob ein sprechendes Beispiel: Aus satanischen Angriffen werden schließlich göttliche Siege. Dazu kommt es, wenn wir uns von unserem Herrn abhängig machen, bei ihm bleiben und uns auch von ihm korrigieren lassen.

Das Leistungsprinzip. Wer sich für jesus Christus entscheidet, trennt sich von der Sünde und möchte nur noch für seinen Herrn dasein. Satan weiß das und jagt nicht wenige in einen geistlichen Leistungszwang, bei dem man zur Karikatur wird. Aus dem geistlichen Kampf wird ein » Krampf «, über den man schon oft und viel gewitzelt hat. Gewiß waren die Galater fromme Leute. Aber ihre Frömmigkeit war vom Leistungsstolz geprägt. Ehern stand über ihrem geistlichen Leben das Prinzip: »Wenn   dann«.   »Wenn wir uns beschneiden lassen, bestimmte Feiertage beachten, den Zehnten pünktlich abliefern, dann werden wir von Gott akzeptiert. « Falsch, ganz falsch! Gott liebt uns bedingungslos. Selbst dann, wenn wir versagen, gibt er uns nicht auf. Genau das will der Teufel verdunkeln.

Er möchte, daß wir Dinge tun, die jesus am Kreuz für uns schon längst getan hat. Ein raffinierter Trick! Satan möchte verhindern, daß wir uns über das »Es ist vollbracht« freuen und es andern weitersagen. Statt dessen will er unser Leben zwischen geistlichen Paragraphen ansiedeln und aus uns »komische Heifige« machen. Wenn ihm das gelingt, wirken wir nicht einladend, sondern abstoßend und dürfen uns nicht wundern, wenn christusferne Menschen vom Evangelium nichts wissen wollen.

Das Lustprinzip. Leute, die danach leben, sagen: »Ich tue, was mir Spaß macht.« Also: Man liest die Bibel, solange es Spaß macht. Man betet, solange es Spaß macht. Man ist Mitarbeiter in einer Gemeinde, solange es Spaß macht. Man stellt Zeit und Kraft für Gott zur Verfügung, solange es Spaß macht. Wenn das alles aber keinen Spaß mehr macht   und dieser Zeitpunkt kommt früher oder später  , wird Gott die Freundschaft aufgekündigt. Anscheinend haben die Korinther nach dem Lustprinzip gelebt. Paulus nennt sie fleischfich, mit anderen Worten: egoistisch, selbstbezogen, ich orientiert. Es gibt Menschen, die sich für jesus Christus entscheiden, weil sie sich sagen: »Dann habe ich einen, der sich um mich kümmert«. Richtig! Letztlich aber geht es gar nicht darum, daß wir von Gott etwas haben, sondern da.ß er von uns etwas hat. Wenn dieser entscheidende Gesichtspunkt in der evangelistischen Verkündigung zu kurz kommt, fehlt der entscheidende Akzent. Das Ergebnis ist eine Frömmigkeit, die nach dem Lustprinzip handelt. Jesus sagt:

»Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?« (Matth. 16, 24 26).

Wir sollten mißtrauisch sein, wenn man uns ein erfolgversprechendes christliches Engagement anbietet, bei dem man   natürlich nicht offiziell   sein Image polieren kann, einen weiten Aktionsradius bekommt, so etwas wie eine bekannte Persönlichkeit wird. Schneller als uns lieb ist, kann das der Teufel ausnutzen. Er macht uns zu Leuten, die sich von den Götzen des Lust rinz* s und der Erfolgsstatistik abhängig machen, in Wirklichkeit aber die Sache Gottes verraten.

Ablenkungsmanöver. Satan ist ein raffinierter Taktiker. Er greift durchaus nicht immer dort konzentriert an, wo wir das vermuten. Manchmal lockt er uns mit kleinen Plänkeleien heraus   nicht zuletzt deshalb, damit wir uns verzetteln  , um dann konzentriert an einer ganz anderen Stelle anzusetzen. Mitunter läßt er sogar zu, daß wir große geistliche Siege erringen. Aber während wir uns darüber freuen und auch ein bißchen stolz darauf sind, wie tapfer wir gekämpft haben, rennt er mit voller Wucht an einem Abschnitt unseres Lebens an, der nicht genügend abgesichert ist. Eine gefährliche Taktik. Wir müssen sie rechtzeitig erkennen und dürfen uns nicht ablenken lassen.

Als die Apostel in der ersten Gemeinde anscheinend immer häufiger damit beschäftigt waren, die Verteilung der Almosen zu beaufsichtigen, sagten sie eines Tages . »Es ist nicht gut, daß wir den Dienst der Verkündigung zurückstellen, um auch bei der Verteilung der Almosen aufzupassen. Seht euch, Lebe Brüder, nach sieben Männern aus euren Reihen um, die einen guten Ruf haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind. Die wollen wir mit diesen Aufgaben betrauen. Wir aber wollen uns weiter dem Gebet, dem Dienst der Verkündigung widmen« (Apg. 6, 2 4).

Unnötige Angst. Was damit gemeint ist, zeigt john Bunyan anschaulich in einer bestimmten Szene seiner »Pilgerreise«. Der Christ geht durch den Wald und erschrickt plötzlich, weil ein Löwe brüllend auf ihn zukommt. Dabei merkt er nicht, daß die Bestie angebunden ist.

Satan, der Lügner von Anfang, brüllt, will uns ängstigen, gebärdet sich als ein übermächtiges Ungeheuer, obschon er weiß, daß ihn » ein Wörtlein fällen~, kann. Seit Golgatha ist er »angebunden. « Wir sollten nicht andern ironisch nachplappern: »Aber an einer entsetzlich langen Leine. « Der Teufel ist besiegt. Dabei bleibt es. Er kann nur so weit an uns heran, wie ihm das Christus gestattet. Darum: Keine unnötige Angst! Es gibt viele Stellen in der Bibel, die mit dem Satz beginnen: »Fürchte dich nicht!«

Das letzte Buch des Neuen Testaments nennt den Teufel einen Ver¬kläger der Brüder. Als ihr Ankläger beschwert er sich, beschuldigt, wirft etwas vor, zeigt, beweist   so könnten wir wörtlich übersetzen. Seine Taktik besteht darin, daß er uns zunächst zur Sünde reizt und dabei ein Stück Paradies verspricht; haben wir aber eingewilligt, will er uns einreden: »Es hat doch keinen Zweck. Gott kann dir das nicht vergeben. Deine Schuld ist viel zu groß.«

Mitunter erinnert er auch an längst vergebene Schuld. Mit diesem taktischen Manöver möchte er unsere Liebe und unser Vertrauen zu jesus Christus zerstören. Er will nicht, daß wir kindlich zum Schöpfer Himmels und der Erde »lieber Vater« sagen und uns darüber freuen, daß uns das Blut jesu von aller Sünde reinigt. Viel lieber möchte er, daß wir uns Gott als einen grausamen Tyrannen vorstellen, der nur darauf bedacht ist, unsere Minuspunkte aufzuaddieren. Mit diesem falschen Gottesbild verfolgt er ein bestimmtes Ziel: Er möchte, daß wir uns von jesus Christus abwenden.

Es bleibt dabei: »Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend« (l. Job. 1, 9). Wenn uns der Teufel eine Niederlage beigebracht hat, dürfen wir sofort um die Vergebung unserer Schuld bitten: »Wir müssen schneller sein als der Teufel«   so sagte es gelegenthch ein erfahrener Seelsorger. Richtig! Niemand, der zu jesus Christus gehört, sollte liegenbleiben, wenn ihn Satan »niedergeschlagen« hat. Gott will auch nicht, daß wir unsere Wunden bejammern, sondern sofort damit rechnen, daß jesus Christus alles vergibt und uns erneut auf die Ebene des Sieges stellt. Erich Sauer hat den guten Satz formuliert: »Hinfallen ist menschlich, hegenbleiben ist teuflisch, aufstehen ist göttlich. «

Isolierung. Die Gemeinde Jesu siegt als Mannschaft. Wer sich vom Teufel isolieren läßt, wird »abgeschossen«. Viele scheinen das zu vergessen und merken gar nicht, wie Satan Antipathien, Vorurteile und Mißverständnisse bis zum Haß steigert, um uns dann einzureden: »Setz dich ab. « Er will, daß wir uns über den Bruder ärgern, er¬innert beständig an den Splitter im Auge des andern, zeigt überdimensional die Fehler solcher, die auch zu jesus Christus gehören, und verfolgt dabei immer das gleiche Ziel¬Absonderung.

Wenn es dem Teufel gelingt, die Gemeinde in Gruppen aufzuspalten, die   oft erstaunlich rasch   bestehende Kontakte abbrechen und eines Tages gegeneinander kämpfen, hat er die Schlacht gewonnen. Die wenigen »Oberlebenden« schießt er dann der Reihe nach unbarmherzig ab. Manche Trennung und gewiß auch viele Tränen wären der Gemeinde Jesu erspart geblieben, hätte sie dieses taktische Manöver des Teufels rechtzeitig durchschaut.

jesus sagt  »Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander hebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt. Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine jünger seid, ihr Liebe untereinander habt« (Joh. 13, 34 35). »Diese Liebe addiert die Fehler der andern nicht auf, weil sie um das eigene Versagen weiß, nicht zuletzt auch damit rechnet, daß unser Herr größer ist als unser Herz, das uns so oft verdammt, und alle Dinge weiß (l. Joh. 3, 20). Diese Liebe rechnet das Böse nicht zu, freut sich nicht der Ungerechtigkeit, verträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles (1. Kor. 13, 3 7). Diese Liebe will beim Bruder bleiben, koste es, was es wolle   auch dann , wenn das nur unter Opfern möglich ist. Wir alle haben schwache Stunden, die Satan nur zu gern ausnutzt, um uns in die Knie zu zwingen. Und darum können wir auf den Bruder neben uns nicht verzichten.

Infiltration = eindringen, einsickern, einströmen. Satan hat Zeit. Wenn er bestimmte Gebiete unseres Lebens nicht auf einmal zurückerobern kann, versucht er es nach und nach mit kleineren Teilerfolgen. Er bildet gleichsam Brückenköpfe, die er zu Ausgangspositionen für eine breit angelegte Offensive ausbauen kann. Das weite Feld der »Mitteldinge« sind jene Nahtstellen, auf die er gezielt seine Stoßkeile richtet, um dort Geländegewinne zu erzielen.

Wer immer noch fragt: »Darf ein Christ tanzen, rauchen, trinken … ?«, merkt gar nicht, daß er bereits teuflisch berannt wird. Gewiß gibt es Sünden, die schlimmer sind als alles das zusammengenommen. Wir sind aber falsch beraten, wenn wir diese Dinge verharmlosen. Die Rundfunkseelsorge hat mir mehr als einmal gezeigt, daß das weite Feld der »Mitteldinge«  gemeint ist also alles, was noch nicht Sünde ist, aber zur Sünde werden kann   bei weitem unterschätzt wird. Man könnte den Eindruck haben, daß gerade solche, die lauthals die falsch verstandene christliche Freiheit in alle Welt hinausposaunen, den Jammer über die eigene Gebundenheit übertönen wollen. Schon mancher ist beim Tanz   bildlich gesprochen   ausgerutscht, wurde Sklave des Nikotins oder des Alkohols und geriet dabei in die Zwänge des Lasters. Das alles geschah nicht auf einmal, sondern nach und nach.

Wir sollten hellwach sein und uns in unserem Lebensstil bewußt von einer Welt unterscheiden, die sich im hemmungslosen Sinnengenuß selbst zerstört. Paulus schreibt den Römern: »Nun, liebe Brüder, ermahne ich euch im Blick auf die Barmherzigkeit Gottes: Weiht eure Leiber Gott als ein lebendiges, heiliges und ihm wohlgefälfiges Opfer! Das ist euer vernünftiger (wörtlich: logischer) Gottesdienst, den ihr halten könnt. Gestaltet euer Leben nicht nach der Weise wörtlich: dem Schema) dieser Weltzeit, sondern laßt euch vielmehr umwandeln und eine neue Gesinnung schenken! Dann werdet ihr auch imstande sein zu prüfen und zu erkennen, was Gottes Wille ist, das heißt, was in seinen Augen gut, schön und vollkommen ist« (Röm. 12, 1 2).

Resignation. Teilerfolge des Teufels führen zur Entmutigung. Man rechnet nicht mehr mit dem Sieg jesu. Resignation gibt es aber auch dann, wenn wir keine Erfolge sehen. Darüber hinaus haben wir uns einer Entmutigung zu erwehren vor großen Siegen, die jesus für uns bereithält. Dazu ein Beispiel:

»Der junge Norweger Hans Nielsen Hauge zog aufgrund einer spontanen Christusvision, die er auf freiem Felde erlebte, als Erweckungsprediger im Jahr 1800 in eine verrufene Gegend, das Numetal. Auch dort wollte er das Licht Christi in den Herzen der einsamsten Bauern entzünden. Während er auf seinem Pferd dahinritt, überfielen ihn immer wieder Anfechtungen. Er fühlte die Nähe des Satans körperlich hinter sich her. Am liebsten wäre er umgekehrt. Aber er zwang sich, den Weg fortzusetzen. Wüste Gedanken fallen ihn immer wieder stoßweise an, so daß ihm ist, »als ob der Teufel hinter ihm im Sattel säße«. Aber mit letzter Kraft schüttelt er die Angst von sich ab. »Vorwärts will ich, vorwärts muß ich!« ruft er und reitet scharf drauflos, bis er im ersten Kirchspiel des Tales ankam. Aber gerade dort ist ihm eine besonders gesegnete Wirkung beschieden worden. So hat der Apostel Nordnorwegens »die Kraft des bösen Feindes« als die »Kraft eines rauhen Nordwindes, der durch sein Wehen kalt und gefrieren macht, tötet und starr macht« (Nikolaus von Cusa) zwar gespürt, aber im Sieg Christi überwunden (l/79).

In Jakobus 4, 7 ist zu lesen: »Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch!« Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch!« Es gibt Situationen, in denen wir allen Empfindungen zum Trotz den Auftrag unseres Herrn auszurichten haben. Satan flieht. Er weicht übrigens auch, wenn wir geschützt durch das Blut jesu ihm im Namen Jesu gebieten.

Satan hat viele Methoden erprobt. Er weiß, mit welcher Taktik er jeweils anzugreifen hat. »Groß‘ Macht und viel List sein‘ grausam‘ Rüstung ist.« Dieser Satz Martin Luthers  sicherlich aus eigener Erfahrung gesprochen   kann von vielen bestätigt werden. Und doch sollten wir uns nicht in erster Linie auf den übermächtigen Feind konzentrieren, sondern auf jesus Christus, den Sieger von Golgatha. Er hat der Schlange den Kopf zertreten. Niemand kann ihm seinen Triumph streitig machen. Vor dem kyrios zittert das 1 leer der Dämonen. Alle Gewalt ist ihm gegeben im Himmel und auf Erden.

»Er hat den Schuldzettel, dessen Inhalt uns verklagte, zerrissen, beseitigt, ja ans Kreuz genagelt. Er hat alle Mächte und Gewalten entwaffnet, an den öffentlichen Pranger gestellt und am Kreuz über sie einen Triumph davongetragen« (Kol. 2, 14 15).

»Der Sohn Gottes ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören« (l. Joh. 3, 8).

An diesem Sieg will jesus seine Gemeinde beteiligen. Darum kann Paulus den Korinthern schreiben:

»Die Waffen, mit denen ich streite, sind nicht die sonst übli¬chen, wohl aber starke Gotteswaffen. Mit ihnen sind wir in der Lage, Bollwerke niederzuwerfen, ja jede Festung zu zerstören, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt« (2. Kor. 10, 4. 5).

Menschen, die jesus Christus verpflichtet sind und ihr Leben an ihn gebunden haben, leben mithin nicht defensiv, sondern offensiv. Befähigt werden sie dazu von ihrem auferstandenen Herrn, der ihnen Sieg geben will »an allen Orten« (2. Kor. 2, 14).

Freilich ist das nur möglich in der geistlichen Waffenrüstung, die Paulus in seinem Brief an die Epheser beschreibt (Eph. 6, 13 17):

»Darum nehmt die volle Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage widerstehen, alles gut durchführen und als Sieger das Feld behalten könnt. Steht darum zum Kampf bereit; umgürtet eure Hüften mit Wahrheit, zieht an den Panzer der Gerechtigkeit, bindet eure Schuhe fest an eure Füße in der Be¬reitschaft, die Heils  und Friedensbotschaft weiterzugeben. Habt in allen Lagen den Schild des Glaubens bei euch, mit dem ihr alle Feuerpfelle des Bösen unschädlich machen könnt. Schließlich nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, nämlich das Wort Gottes. Bei allem betet zu jeder Zeit im Heiligen Geist. Dabei seid wachsam in großer Ausdauer und treuer Fürbitte für alle Heiligen.«

Damit wir das, was Paulus hier meint, besser verstehen, sei zunächst noch einmal darauf hingewiesen, daß Satan nicht mit offenem Visier kämpft, sondern mit Ränken, Schlichen, Tarnungen aller Art. Er bedient sich dabei bewährter Methoden, wörtlich: der Umwege, um uns zu überlisten. Berechtigt und dringlich ist darum der Appell: »Werdet stark in dem Herrn und in der Kraft seiner Stärke.« Man könnte auch übersetzen: ». . . in der Machtäußerung seiner inneren Stärke.« Weil der Feind übermächtig und mit einer raffinierten Taktik angreift, müssen wir uns so eng an jesus anschließen, daß er uns mit seiner Auferstehungskraft unmittelbar beschenken kann. Es gilt, hellwach nicht nur den Angn*ff selbst, sondern bereits den dämonisch getarnten Aufmarsch zu erkennen.

Die Waffenrüstung ist da   wörtlich: die Ganzausrüstung Gottes. Dieser Begriff steht im ganzen Neuen Testament nur hier und in Lukas 11, 22. Während Epheser 6, 11 17 modern ausgedrückt  den Kampfanzug solcher meint, die für jesus kämpfen, bezeichnet Lukas 11, 22 die Rüstung des Feindes. Der geistliche Waffengang ist demnach kein Spiegelgefecht, sondern ein bewaffneter Nahkampf genau übersetzt: Ringkampf. Mit der »Ganzausrüstung« will Paulus die volle Rüstung eines römischen Legionärs beschreiben, bestehend aus Schild, Helm, Brustpanzer, Beinschiene, Schwert und Lanze. Fritz Rienecker schreibt dazu in seinem Epheser Kommentar:

» Die Ausrüstung des Gläubigen gleicht nicht der eines Leichtbewaffneten (kleiner Schild), der leicht beweglich sein muß, um schnell angreifend und ebenso schnell fliehend den Feind hier und dort zu bedrängen sucht; der Gläubige ist ein Schwerbewaffneter (großer Schild). Diese Schwerbewaffneten waren die Kerntruppe des antiken Heeres, welche die Entscheidung herbeizwangen, die nur siegten oder fielen. Wegen der schweren Rüstung war eine Flucht unmöglich« (43/407).

Diese Rüstung müssen wir »anziehen, in sie hineingehen, hineinkriechen«. Die ursprüngliche Wortbedeutung lautet: sich hineintauchen. Der Kampfanzug ist also nicht ein Dreß, den man im Bedarfsfall aus dem Schrank holt und im übrigen sorgfältig pflegt, sondern eine Rüstung, mit der wir ständig bekleidet sein müssen: Tag und Nacht, Stunde um Stunde. Nur so können wir den dämonischen überfällen standhalten und das »Feld« behalten. Es gibt »böse Tage«, satanisch beherrschte Zeiten, die man nur in der geistlichen Waffenrüstung durchstehen kann. Wir müssen sie »aufnehmen«: »In diesem Ausdruck liegt, daß man sich bücken muß, daß es mit Beschwerlichkeiten für den Gläubigen verbunden ist, die geistliche Ganzrüstung, die Heiligung >anzulegen<« (43/411).

An der Hüfte gilt es, gegürtet zu sein. (Dieses Wort steht bei Paulus nur hier; dann findet es sich in den bedeutsamen Parallelen zu dieser Stelle: Luk. 12, 3 5. 3 7 und Apg. 12, 8). Da man im Hause das Gewand umgürtet hatte, bezeichnet das Gürten die Bereitschaft zur Tätigkeit, besonders zum Wandern. Der Gürtel, der das Gewand zusammenhält, ist der wichtigste Teil der antiken Kleidung (43/414). Sowohl für den Soldaten als auch für den antiken Kämpfer ist der Gürtel in der Kampfsituation geradezu unentbehrlich. Der römische Legionär befestigte am Gürtel sein Schwert. Kein Schwert ohne Gürtel; aber auch umgekehrt: kein Gürtel ohne Schwert! Ohne Bild: Das Schwert des Geistes   das Wort Gottes   und die innere Wahrhaftigkeit gehören zusammen. »In dem Ausdruck ~Wahrhelt< ist dasjenige vorhanden, was allein ewige Realität hat und ist, was darum ganz allein gilt und ewige Norm ist, von dessen Anerkennung und Aufnahme das ewige Geschick abhängt« (43/114). Wahrhaftig sind wir dann   das entspricht der Wortbedeutung  , wenn wir unverhohlen, aufrichtig, zuverlässig und echt sind.

Der Panzer der Gerechtigkeit. »DasWort Gerechtigkeit bezeichnet eine Eigenschaft. Neben einer profanen Bedeutung als der Eigenschaft des Richters ist es im Neuen Testament stets ein religiöser Wertbegriff. Weil es von Gott und den Gläubigen gleichermaßen ausgesagt werden kann, ist es mit manchen anderen biblischen Worten gleichzustellen und entspringt den tiefsten Tiefen des Glaubens. In Epheser 6, 14 ist der Akzent ein wenig verschoben. Der Ausdruck kennzeichnet das Verhalten des Menschen, der der göttlichen Rechtsentscheidung, der göttlichen Norm entspringt.

Diese Norm, das Lebenselement des Glaubens, ist aber, daß der Christ in Gott wurzelt, daß er aus der oberen Welt die Kräfte, die Antriebe, die ganze Art und Richtung seines Lebens erhält. So liegt in dem Wesen dieses Wortes, daß ein gerechtes, ein rechtes Verhalten zu den Menschen, zur >Umwelt<, nur dann möglich ist, wenn man ein gerechtes, ein rechtes Verhältnis zu seinem Gott und Heiland hat« (43/355). Der Panzer der Gerechtigkeit besteht nicht aus antrainierten Tugenden. Er ist das »Kleid des Heils« (jes. 61, 10) oder »Christi Blut und Gerechtigkeit«, das also, was die Väter des Glaubens »Schmuck und Ehrenkleid« genannt haben. Wenn wir geistlich siegen wollen, müssen wir dafür sorgen, daß sich keine Sünde einschleicht. Bildlich gesprochen: der Panzer der Gerechtigkeit darf keine Löcher haben, in die Satan seine »feurigen Pfeile« hineinschießt. Wir sollten alle miteinander neu entdecken, wie wichtig und heilsam zugleich ein rechtverstandenes »Beichtgespräch« ist, bei dem man Sünden erkennt und bekennt und dabei gleichsam schadhafte Stellen des Panzers ausbessert.

Die Bereitschaft, das Evangelium weiterzusagen, vergleicht Paulus mit geschnürten Schuhen. Dieses Bildwort kann man sprachlich nur ungenau wiedergeben. Wörtlich müßte man sagen: sich untergebunden habend in bezug auf die Füße. Gemeint ist der »Bereitschaftszustand des Evangeliums des Friedens« (43/414). Gewiß kann man auch barfuß kämpfen   aber nicht in J*edem Gelände. Unser Herr will aber, daß wir in allen Bereichen kampfbereit sind und dabei nicht nur die Stellung halten, sondern zugleich Widerstandsnester des Feindes ausheben. Das geschieht, wenn wir in Wort und Tat anderen das Evangelium des Friedens bezeugen.

Der Langschild des Glaubens. »Auch dieser Begriff steht im Neuen Testament nur hier und bezeichnet den großen römischen, vierekkigen Langschild, der ungefähr die ganze Gestalt des Kämpfers verdeckte. So ist auch der Gläubige durch seinen Glauben ganz verdeckt. Der Feind kann ihn nirgends verwunden. Ursprünglich ist thyreos der Türstein, der vor den Ausgang gesetzt wird, um diesen zu verschließen. Der Glaube ist auch gleichzeitig die Tür, durch die man ins Reich Gottes hineinkommt. Der Gläubige ist einer, der mit dem Tau des Vertrauens sich fest verbunden weiß mit seinem Gott« (43/415).

Satan schießt mitunter ein ganzes Bündel quälender Zweifel auf uns ab, die man mit feurigen Pfeilen vergleichen könnte. Sie können alle »ausgelöscht«, also unschädlich gemacht werden, wennvn*r uns als Leute verstehen, die am Kreuz mit dem Blut jesu freigekauft und mit Christus gekreuzigt sind. Auch dann, wenn Denken und Fühlen die Realität unseres auferstandenen Herrn nicht registrieren, dürfen wir glaubensfroh trotz aller Zweifel buchstabieren: »Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes« (i. Petr. 1, 18 19). Dieser Langschild deckt uns ab, wenn Satan auf uns seine Zweifel abfeuert. Müßten wir übrigens nicht viel häufiger gerade dann, wenn wir angefochten werden, mit den Zusagen unseres Herrn rechnen? Bibelkenner sollen ausgerechnet haben, daß es in der Heiligen Schrift mindestens 36 000 Verheißungen gibt   also für jeden Tag hundert. Machen wir sie uns zu eigen.~

Der Helm des Heils. Eigentlich handelt es sich hier um ein Wort, das »um den Kopf gehend« bedeutet. Statt Heil könnte man auch Rettung sagen. Im griechischen Götzendienst bedeutete dieses Wort: »Das alte Leben ist abgelaufen, und die Göttin verpflanzt den Würdigen in ein neues Leben des Heils.« Dieser Wortinhalt kann voll und ganz auf das neue Leben übertragen werden. Unser Herr hat uns hineingepflanzt in eine neue Wirklichkeit. Außerdem besagt der Begriff »Rettung«, daß »alle göttlichen Hellsgüter, obschon in der Gegenwart gegeben, doch in ihrer vollen Entfaltung und Entäußerung der Zukunft angehören« (43/115). Mit diesem Gedanken können wir im Gefecht gewissermaßen unseren Kopf schützen.

Nicht zu Unrecht wird behauptet. »Säe einen Gedanken, und du erntest ein Wort; säe ein Wort, und du erntest eine Tat; säe eine Tat, und du erntest ein Schicksal.« Satan weiß um diese Gesetzmäßigkeit, und darum zielt er auch auf den Kopf. Er will unsere Gedanken vergiften. Gelingt ihm das, sind wir schnell »niedergeschlagen« und liegen sehr bald am Boden. Darum müssen wir uns den Helm des Heils umbinden. Weil wir erlöst sind, haben wir es nicht nötig, in irgendeine okkulte Praktik einzuwilligen. Wer sofort den ersten Gedanken an irgendeinen okkulten Grenzübergang weit von sich weist, hat einen wichtigen Tellsieg errungen.

Wir können es uns einfach nicht leisten, auf den Helm des Heils zu verzichten. »Der Helm hat die Aufgabe, die Schwertschläge des Feindes aufzufangen und abzuschwächen. Nie wird der Christ in seinem Glaubenskampf davor bewahrt bleiben, daß er nicht auch >eins einstecken muß~, daß ihn ein Schlag trifft. Aber dann haben wir das Heil in Christus, das die Wucht des Schlages auffängt. Man kann auch übersetzen >Helm der Erlösung<. In solchen Stunden dürfen wir uns dessen vergewissern, daß wir erlöste Menschen sind   errettet aus Sünde, Tod und Teufel. >Denn dein Heil steht allein bei mir, spricht Gott<« (Hos. 13,9) (43/418).

Das Schwert des Geistes. Man kann auch übersetzen: »Dolch des Geistes. « Machaira ist ursprünglich das kurze, dolchartige Schwert, das man im Nahkampf verwendete. Es handelt sich dabei um die letzte Waffe, die der Kämpfer noch besitzt, wenn er alles andere verloren hat   auch der Geist ist für den Gläubigen das letzte Mittel, zu dem er greifen kann« (43/415).

Wer die Bibel solange angeblich wissenschaftlich kritisiert, bis aus dem Schwert des Geistes ein harmloses Taschenmesser geworden ist, darf sich nicht wundern, wenn er von der Dämonie zum geistlichen Krüppel geschlagen wird. Die ganze Heilige Schrift ist Gottes Wort ohne Wenn und Aber. Sie ist nun einmal im Nahkampf mit den Mächten der Finsternis die unaustauschbare Offensivwaffe. Die Seelsorge an okkult Belasteten hat das tausendfach gezeigt. Und darum sollten wir uns nicht darauf einlassen, im Namen der intellektuellen Redlichkeit die Bibel zu entblättern.

Noch einmal sei darauf hingewiesen, daß wir auch nicht das Recht haben, den biblischen Begriff »Blut jesu« einfach durch »Tod jesu« zu ersetzen. Wenn es dem Heiligen Geist gefallen hat, zwischen diesen beiden Begriffen zu unterscheiden, steht es uns gut zu Gesicht, diese Formulierungen so stehenzulassen, wie sie sind. Im Nahkampf mit satanischen Mächten können wir auf die Kraft des Blutes Jesu nicht verzichten.

Vier Gesichtspunkte zur geistlichen Waffenrüstung

1 . Christen – Menschen also, die durch den Heiligen Geist das neue Leben empfangen haben – sind keine Paradesoldaten, die in Galauniformen vor Touristen eine Show abziehen, sondern Nahkämpfer in der Frontsituation.

2. Wir sollten nicht geistlich abrüsten, sondern aufrüsten, weil die okkulte Invasion längst begonnen hat.

3. Alle Teile der »Ganzausrüstung Gottes« sind gleich wichtig: ob Panzer oder Helm, Schild oder Schwert, Gürtel oder Schuhe. Auf einen Teil dieses Kampfanzuges zu verzichten ist nicht nur leichtsinnig, sondern zugleich lebensgefährlich.

4. Der geistliche Kampf ist nicht nur defensiv, sondern in erster Linie offensiv zu führen. »Wir sollen nicht nur Schwertschläge hinnehmen. Wir sollen sie selber austeilen. In der Macht seiner Stärke wollen wir kämpfen. Wir wollen versuchen, im tapferen Glaubenszeugnis und im Gebet der Finsternis die kostbaren Menschenseelen zu entreißen. Wir wollen versuchen, in der Macht geistlichen Wesens die Sache des Reiches Gottes vorwärtszutreiben« (43/418). Der auferstandene Herr will, daß wir dem »Starken« seine Rüstung abnehmen und »Beute« verteilen (Luk. 11, 22).

Kein Sieg ohne Gebet, aber auch keine geistliche Kampfausr üstung ohne Gebet. Epheser 6, 18 könnte man so beginnen: »So kämpft nun richtig, indem ihr durch vielerlei Gebet und Bitten zu jedem Zeitpunkt im Geiste flehet und indem ihr zu diesem Zweck wachsam seid in aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen.«

Dazu noch einmal Fritz Rienecker:

»Gebet ist Kampf. Das alttestamentliche Vorbild eines solchen Gebetskampfes ist Jakobs Ringen mit dem Engel am jabbok (l. Mose 32, 24ff.).

Gebet ist eine Waffe. Nicht ohne Grund schließt Paulus seiner Beschreibung der geistlichen Rüstung diese Aufforderung zum Gebet an. Es ist, als wollte er sagen: »Hier ist eure beste Waffe. « Als Mose und sein Heer gegen die Amalekiter stritten (2. Mose 17, 8ff.), da half es dem Volk Israel nichts, daß es mehr oder minder gut ausgerüstet war, da half es ihm aber auch nicht, daß es das auserwählte Volk war, das Volk seines Eigentums. Da half ihm einzig und allein, daß oben auf einsamem Berge ein Mann, unterstützt von zwei Glaubensbrüdern, die Hände zum Himmel emporhob.

Gebet zu jedem Zeitpunkt. »Wir sind im Kampfe Tag und Nacht.« Nicht nur zu jeder Stunde. Nein, ob gute oder schlechte Laune, ob Glaubensfreudigkeit oder Niedergeschlagenheit   betet!

Betet im Geist! Man kann auch übersetzen: durch den Geist. Nur Menschen, die wiedergeboren sind   also geistbegabt können recht beten (Joh. 4, 24). Andere vermögen im besten Falle ein Gebet zu sprechen.

Ausdauerndes Gebet für alle Heiligen (43/420).

Wir müssen anhaltend, konzentriert, gezielt beten, zumal wir auch in den Gebeten vor den listigen Anläufen des Teufels nicht sicher sind. jesus mahnt: »Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallt« (Matth. 26, 41). Gott bekennt sich zum anhaltenden Gebet. Von Hanna wird berichtet: »Da sie lange betete vor dem Herrn« (l. Sam. 1, 12). Von Komelius wird gesagt, daß er »immer betete« (Apg. 10, 2). Auch bei David ist das beharrliche Gebet zu finden (Dan. 6, 10). Menschen, die zu jesus Christus gehören, sollten sich im weltumspannenden Gebet üben und dabei sowohl an globale Anliegen denken als auch an kleine, örtlich begrenzte.

»Nur wenn wir gewissenhaft >für alle Heiligen beten<, wird die Gemeinde in göttlicher Glaubenslebendigkeit bestehen und gedeihen« (43/422).

Augustinus hat gesagt: »Einmal gesungen ist zweimal gebetet. « Das trifft weithin zu. Wie wichtig es ist, Gott auch in der geistlichen Kampfsituation zu loben, zeigt ein Bericht aus 2. Chronik 20. Feindliche Truppen sind aufmarschiert. Israel ist in großer Gefahr. Da entschließt sich der König, den Herrn zu suchen. Zu lesen ist: »Josaphat aber fürchtete sich und richtete sein Angesicht darauf, den Herrn zu suchen, und er ließ in ganz juda ein Fasten ausrufen. « Das bleibt nicht ohne Erfolg, Menschen kommen aus allen Städten Judas, um den Herrn zu suchen. Gott antwortet. Jahasiel darf prophetisch sagen: »So spricht der Herr zu euch: Ihr sollt euch nicht fürchten und nicht verzagen vor diesem großen Heer, denn nicht ihr kämpft, sondern Gott.«

Dann wählt Josaphat eine Strategie, die auch der neutestamentlichen Gemeinde zeigen kann, wie wir teuflischen Anfechtungen wirksam begegnen können: »Und er beriet sich mit dem Volk und bestellt Sänger für den Herrn, daß sie im heiligen Schmuck Loblieder sängen und vor den Kriegsleuten herzögen und sprächen: Dankt dem Herrn, denn seine Barmherzigkeit währet ewigech.« Die Auswirkung: »Und als sie anfingen mit Danken und Loben, ließ der Herr einen Hinterhalt kommen über die Ammoniter und Moabiter und die vom Gebirge Seir, die gegen juda ausgezogen waren, und sie wurden geschlagen.«

In allen Anfechtungen dürfen wir wissen: Der Herr kämpft für uns. Jesus Christus hat am Kreuz den Teufel und das ganze organisierte Heer dämonischer Mächte ein für allemal besiegt. Wenn wir   ähnlich wie damals die Leute im Alten Testament   singend in den Kampf ziehen und den Sieg glaubend vorwegnehmen, ehren wir unseren Herrn und überzeugen uns davon, daß vor dem Namen Jesu die Hölle zittert.

Ja, Jesus siegt, obschon das Volk des Herrn noch hart darniederliegt.
Wenn Satans Pfeil ihm auch von nah und fern mit List entgegenfliegt,
löscht Jesu Arm die Feuerbrände; das Feld behält der Herr am Ende.
Ja, Jesus siegt!

 

Literaturverzeichnis

1 Wilhelm Horkel: »Botschaft von Drüben« Verlag Goldene Worte, Stuttgart
2 Paul Müller: »Die unsichtbare Welt« Hänssler Verlag, Neuhausen Stuttgart 1968
3 Hermann Leitz: »Engel gibt es« Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell,
4 Paul Bauer: »Horoskop und Talisman« Quell Verlag, Stuttgart, 1963
5 Reinhold Ruthe: »Medien, Magier, Mächte« Aussaat Verlag, \X’tippertal, 1968
6 Staffort Wright: »Der Christ und das Okkulte« R. Brockhaus Ver!ag, 1974
7 Gerhard Bergmann: „… und es gibt doch ein Jenseits“ Schriftenmissions Verlag, Gladbeck/Westf., 1971
8 Walter Freitag: »Das Dämonische in den Rellgionen« (Aufsatz)
9 »Das Bertelsmann Lexikon«, Band 3 C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh, 1954
10 »Der Gesundheits Brockhaus« F. A. Brockhaus, Wiesbaden, 1953
11 R. Brasch: »Dreimal schwarzer Kater« Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1973
12 Dr. Kurt E. Koch: »Seelsorge und Okkultismus« Evangelisations Verlag, Berghausen b. Karlsruhe, 1955
13 Dr. Kurt E. Koch: »Die Magie« Evangelisations Verlag, Berghausen
14 Richard Kriese: »Besiegte Schwermut« Verlag der Francke Buchhandlung, Marburg
15 Prof. Dr. Walther Hinz: Moderne jenseitsforschung, (Aufsatz)
16 »Lexikon zur Bibel« R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1960
17 »Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament«, Band 11/2 Verlag Brockhaus,Wuppertal, 1971
18 Hans Rohrbach: »Naturwissenschaft, Weltbild, Glaube« R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1967
19 Fritz Rienecker: »Das Evangelium des Matthäus« R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1953
20 Alfons Rosenberg: »Praktiken des Satanismus« Glock & Lutz, Nürnberg
21 Ralph Luther: »Neutestamentliches Wörterbuch« Furche Verlag, Hamburg, 1951
22 Fritz Rienecker: »Das Evangelium des Lukas« R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1966
23 Werner de Boor: »Das Evangelium des johannes«, 2.Teil R. Brockhaus Verlag, Wuppertal
24 Werner de Boor: »Die Briefe des Paulus an die Philipper und an die Kolosser« Brockhaus Verlag,1957
25 Werner de Boor: »Die Briefe des Paulus an die Thessalonicher« Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1960
26 Adolf Pohl: »Die Offenbarung des Johannes«, 1. Teil R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1969
27 «Evangefisches Kirchen Lexikon« Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
28 W. C. van Dam: »Dämonen und Besessene« Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg, 1970
29 Johann Christoph Blumhardt: »Die Krankheitsgeschichte der Gottl. Dittus« Ludwig Appel Verlag, Hamburg, 1950
30 »Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testarnent«, Band II/1 Theol. Verlag Brockhaus, Wuppertal, 1969
31 Kurt Hutten: »Impulse«, Nr. 4 IX/69 Evangelische Zentrale für Weltanschauungsfragen
32 Friedrich Zündel: »Johann Christoph Blumhardt« Brunnen Verlag, Basel, 1942
33 Kurt Hutten: »Informationen« Nr. 54 IX/73 Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
34 »Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament« Band 11Verlag W. Kohlhamrner, Stuttgart, 1935
35 Resene Rojas: »Vom Spiritisten zum Evangelisten« Zeitschrift »Offene Türen« 2/74
36 Watchman Nee: »In der Welt   nicht von der Welt« R. Brockhaus Verlag, Wuppertal
37 Fritz Laubach: »Der Brief an die Hebräer« R. Brockbaus Verlag, Wuppertal, 1967
38 Werner de Boor: »Der erste Brief des Paulus an die Korinther« R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1968
39 F. Godet: »Kommentar zu dem ersten Brief an die Korinther« Verlag Carl Meyer, Hannover, 1886
40 Gudrun Gebhardt: »Teufelsaustreibung als Knüller?« (Beitrag im Evangeliums Rundfunk)
41 Dr. A. Mader: »Die Herausforderung an die Macht des Bösen« »Die Gemeinde« Nr. 3/62 (Aufsatz)
42 Richard Kriese: »konkret gefragt   konkret geantwortet« Verlag R. Brockhaus, Wuppertal, 1974
43 Fritz Rienecker: »Praktischer Handkommentar zum Epheserbrief« Verlag G. Ihloff,Neumünster/Holstein,
44 Otto Riecker: »Das evangelistische Wort« Hänssler Verlag, Neuhausen Stuttgart

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