Geboren von der Jungfrau Maria (Rohrbach)

> Geboren von der Jungfrau Maria<

 

Von Dr. Hans Rohrbach

 

 

I.

In der Pfingstausgabe eines evangelischen Sonntagsblattes erschien vor einiger Zeit ein Artikel, der eine Revision des Glaubensbekenntnisses empfiehlt, weil es Sätze und Behauptungen enthalte, die für den modernen Menschen anstößig seien. Hierzu gehöre insbesondere der Satz: „Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria.“ In Übereinstimmung mit vielen evangelischen Theologen der letzten 100 Jahre hält der Verfasser jenes Artikels die Empfängnis vom Heiligen Geist und die Geburt von der Jungfrau für biologische Abnormitäten, sieht darin also nicht eine historische Tatsache, sondern nur einen gleichnishaften Hinweis für die Offenbarung von Gottes Wahrheit. Wir Heutigen könnten, wie er meint, zwischen Fakten und Gleichnissen genauer unterscheiden, und es ginge nicht an, den Gemeinden   etwa durch das Glaubensbekenntnis   zuzumuten, legendäre Dinge für historisch zu halten. Hier berührt sich jener Artikel mit einem anderen, der einige Zeit vorher in einer Weihnachtsnummer desselben Sonntagsblattes veröffentlicht wurde und in dem behauptet wird, bei der Gottessohnschaft Jesu handle es sich nicht um Zeugung, sondern um Sendung. Es ginge dabei nicht um eine naturhafte, sondern um eine geschichtliche Kategorie. Die Aussagen über den „Sohn Gottes“ müßten sich streng in den Grenzen des Historischen und damit zugleich des historisch Möglichen halten.

In meinen Augen ist es ein Zeichen der Zeit, daß seit einigen Jahren die Gemeinde von seiten einer bestimmten theologischen Richtung sehr zielbewußt darüber belehrt wird, sie sei in ihrem Glauben an Jesus Christus mehr oder weniger Legenden und Mythen aufgesessen. Die Berichte der neutestamentlichen Bücher und vor allem die Formulierungen der Väter des Glaubensbekenntnisses, denen – wie man sagt – keine tatsächlichen Ereignisse zugrunde liegen, müßten neu interpretiert werden. Nun ist es gewiß richtig, daß die Bibel der Auslegung bedarf, ich verweise nur auf Lukas 24, 27 und Apg. 8, 31, und es ist ebenfalls richtig, daß wir hierzu die wissenschaftliche theologische Arbeit nicht entbehren können. Entscheidend aber ist, daß kein Ausleger der Hilfe des Heiligen Geistes entraten kann; denn er allein, der Geist der Wahrheit, kann uns in die volle Wahrheit leiten.

Deshalb ist es für uns, die Gemeinde, wesentlich, daß wir uns an den Rat des Apostels Johannes halten: „Geliebte, glaubet nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott stammen; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, stammt von Gott; und jeder Geist, der Jesus zunichte macht, stammt nicht von Gott, und das ist der Geist des Widerchrists, von dessen Kommen ihr gehört habt, und jetzt ist er schon in der Welt.“ (1. Joh. 4, 1 3.)

Heute wird Jesus in mancherlei Weise zunichte gemacht: er sei nicht der Sohn Gottes, er habe keine Wunder gewirkt, er sei nicht für unsere Sünden gestorben, er sei nicht auferstanden, er sei nicht erhöht zur Rechten Gottes, er werde nicht wiederkommen.

Wenn uns das damit begründet wird, daß dies alles historisch nicht möglich sei und wir uns streng in den Grenzen des Historischen halten müßten, so kann ich nur erwidern: Was heißt denn „historisch möglich“? Es sind doch nicht Männer oder Menschen, die Geschichte machen, sondern Gott ist es, der durch sein Tun Geschichte wirkt.

Was wir Menschen „Geschichte“ nennen, ist bestenfalls Antwort auf Gottes Tun, im allgemeinen aber nur der Versuch, mit dem, was Gott tut, ohne ihn oder gar gegen ihn fertig zu werden. Wir verhalten uns weithin so, als ob es ihn nicht gäbe und wir allein auf uns gestellt seien. Gott sei Dank, daß wir nicht uns selbst überlassen sind. Denn „so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben“. Gott hat insbesondere in der übernatürlichen Zeugung Jesu Geschichte gewirkt; deshalb ist diese Zeugung historisch möglich.

Ich halte es für erforderlich, daß der Verfälschung des Evangeliums und der Verleugnung der Gottessohnschaft Jesu durch die existentiale Interpretation auch von der Gemeinde her entgegengetreten wird. In diesem Sinne ist die vorliegende Schrift gemeint. Da ich aber kein Theologe bin und daher nur bedingt zu einem solchen Thema sprechen darf, habe ich mir bei Theologen Rat geholt.

Ich stütze mich in erster Linie auf Ausführungen von zwei wohlbekannten Männern, die ich schon zu den Kirchenvätern der Gegenwart rechnen möchte: Wilhelm Stählin und Karl Barth, und tue im Grunde nichts anderes, als daß ich deren Stimme hier zu Gehör bringe. (W.Stählin, Das Bekenntnis der Kirche, 1954; K. Barth, Credo, 1935; Otto Rodenberg, Der Sohn, 1963).

 

II.

Das Glaubensbekenntnis bereitet unzähligen Gliedern in der Kirche und in den Gemeinden eine schwere, kaum tragbare Not. Viele sprechen auch diese Not ehrlich aus oder zeigen es in ihrem Verhalten, daß sie sich keineswegs an dieses Bekenntnis gebunden fühlen, daß ihr Glaube darin gar nicht zum Ausdruck kommt, daß sie nicht begreifen, was mit diesem Bekenntnis gemeint ist. Aber mit dieser gewiß sehr großen Not berühren wir nur die Oberfläche. Die eigentliche Not liegt tiefer. Es wäre uns wenig damit gedient, wenn wir intellektuell wüßten, was im Glaubensbekenntnis ausgedrückt wird, und wenn wir es theoretisch bejahen könnten, sofern wir nicht einsehen, was es mit uns zu tun hat, warum wir es brauchen, warum es uns in unserem praktischen Leben von heute betrifft.

Denn im Glaubensbekenntnis ist von dem die Rede, das uns alle zutiefst angeht, auch und gerade den modernen Menschen von heute. Es hat mit den persönlichen Nöten des einzelnen zu tun. Mit meinen Sorgen für mich selbst, für meine Familie, für mein Volk, mit meinem Leben in der Familie, im Beruf, in der Welt. Es hat aber genauso zu tun mit den großen Fragen der Politik und der Wirtschaft, mit dem Zusammenleben der Völker und der Menschen untereinander. Es hat zu tun mit den unüberwindlichen Spannungen in Ost und West, mit der Zerschneidung unseres Vaterlandes, mit der Mauer in Berlin. Es hat auch zu tun mit der Sinnentleerung unseres Lebens; mit den Ansprüchen, die wir an das Leben stellen; mit der Lieblosigkeit, der wir überall begegnen; mit der Gottlosigkeit unserer Zeit. Mit jeder Art von modernem Heidentum, mit den vielen Mißverständnissen über Tod und Sterben.

Hier will uns das so „anstößige“ Glaubensbekenntnis helfen und kann es uns helfen. Aber wie will es das tun? Es will uns alle Nöte und Schwierigkeiten des einzelnen und der Völker überwinden helfen, indem es uns zu der eigentlichen Wirklichkeit hinführt, von der es redet. Es will uns abziehen von dem Vordergründigen, von der gegenständlichen, sichtbaren Welt, die uns so gefangennimmt, und uns vor Gottes Angesicht stellen. Es will, daß wir uns und unsere Lage so erkennen, wie er sie sieht, und es kann uns eben dadurch zurechtbringen. Es will und kann uns die Begegnung mit der eigentlichen Wirklichkeit vermitteln, in der Gott lebt. Denn es redet von gar nichts anderem als von dieser seiner Wirklichkeit. Es deutet die Wirklichkeit Gottes als die eigentliche, die wesentliche, auf die es allein ankommt. Und es bekennt, daß die Wirklichkeit Gottes erfahrbar ist, daß es Menschen gegeben hat und gibt, die sie erfahren haben. Und es bezeugt, daß jeder von uns diese Wirklichkeit für sich erfahren kann. Davon redet das Glaubensbekenntnis.

Und die Frage an uns, an die Kirche, an die Gemeinde ist: Wissen wir das, glauben wir das, wagen wir das zu verkündigen? Wagen wir das gerade dein modernen Menschen zu sagen, der mit dem Glaubensbekenntnis nichts anfangen kann?   Damit wir dazu imstande sind, muß es uns, die wir uns zur Gemeinde zählen, zuallererst deutlich sein, was es um das Glaubensbekenntnis ist. Mehr noch: Wir müssen selber erst die Hilfe in Anspruch genommen haben, die es uns geben will. Wir müssen selber die Wirklichkeit Gottes erfahren haben, von der es redet und von der her die Hilfe kommt. Wie sollten wir das sonst anderen bezeugen und unseren Glauben bekennen können? Deshalb rede ich davon als einer, der sich zur Gemeinde zählt und sich an das Glaubensbekenntnis gebunden weiß.

Warum sprechen wir als Gemeinde im Gottesdienst das Glaubensbekenntnis? Für wen sprechen wir es? Für Gott, zum Lobpreis Gottes. Es ist zu Gott hin gerichtet, nicht so sehr zu Menschen. Der Psalm 66 macht das deutlich. Er beginnt mit der Aufforderung: „Jauchzet Gott, alle Lande; lobsinget zu Ehren seinem Namen, rühmt ihn herrlich! Sprechet zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Alles Land betet dich an und lobsinget dir, lobsinget deinem Namen.“

Das ist es, was wir tun, wenn wir in der Gemeinde das Glaubensbekenntnis beten: Wir danken damit Gott und loben ihn über allem, was er an uns Menschen getan hat. Deshalb heißt es auch an der betreffenden Stelle in der Liturgie, wenn sie recht gehalten wird: „Lasset uns Gott das Lobopfer unserer Herzen darbringen!“ Damit ist das Glaubensbekenntnis gemeint. Und dieses Lobopfer gilt dem Dreieinigen Gott: Gott dem Vater, Gott dem Sohne, Gott dem Heiligen Geist. Die großen Taten Gottes sind es, die wir preisen; die immer gepriesen und besungen werden sollen in der Gemeinde. „Jauchzet Gott, alle Lande, lobsinget seinem Namen.“ Und erst am Schluß des Psalms 66 heißt es dann auch: „Kommet her, höret zu, alle, die ihr Gott fürchtet. Ich will erzählen, was er an meiner Seele getan hat.“ Dann erst, nachdem der Lobpreis Gottes zu ihm hin erklungen ist, nachdem vor ihm seine großen Taten gerühmt sind, sollen wir auch Menschen davon erzählen, was er an uns getan hat. Erst in zweiter Linie ist das Glaubensbekenntnis an Menschen gerichtet.

Hier aber liegt nun die Schwierigkeit, wenn wir zu Menschen vom Glaubensbekenntnis reden wollen. Durch die ganze Geschichte der Christenheit hindurch ist es ein, menschlich gesprochen, aussichtsloses Unternehmen, von dieser Wirklichkeit, in der Gott lebt, zu Menschen zu reden, die ihr noch nicht begegnet sind. Da liegt die Schwierigkeit. Das Glaubensbekenntnis ist   soweit es sich an Menschen richtet   der unmögliche Versuch, dem Blinden von der Farbe zu reden oder einen Menschen, der Illusionen nachjagt, verständig zu machen. Wir können nur darum beten, daß Gott uns beistehe, wenn wir einem anderen unseren Glauben bekennen, und er es uns dann schenke, so zu bekennen, daß dem anderen das Tor zu der eigentlichen Wirklichkeit aufgetan wird, zu dieser Wirklichkeit, die den Menschen zwar erschüttert, aber auch tröstet.

Nicht erst seit heute gibt es die Schwierigkeit, den Glauben in der rechten Weise zu bekennen. Sie hat in der ganzen Geschichte der Christenheit bestanden, weil es so wenig Menschen gibt, die der Wirklichkeit Gottes begegnen wollen, auch wenn sie an Gott glauben. Aber hier haben wir nun die Verheißung Gottes auf unserer Seite. Er hilft dabei. Denn neben dem äußeren Lebenslauf eines Menschen, den man biographisch festhalten kann, gibt es auch eine heimliche, innere Geschichte des Menschen, die sich in der Berührung mit der Wirklichkeit Gottes ereignet. Diese unsere heimliche Geschichte mit Gott verschweigen wir gern oder verdrängen sie. Und dann erfahren wir:

„Da ich’s verschwieg, zerfiel mein Gebein ob meines unablässigen Stöhnens; denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, vertrocknet war mein Lebenssaft wie durch Gluten des Sommers.“ (Psalm 32, 3. 4.)

Wir tragen als Menschen ein Organ in uns, durch das Gott zu uns reden kann. Die Bibel nennt es das Herz. Aber es ist meist ein unbrauchbar gewordenes, ein verhärtetes Organ. Das Gewissen ist der letzte Rest dieses Organs, das Gott zum Empfang seines Wortes in uns angelegt hat. Aber wer hört darauf? Wer weiß überhaupt davon und versteht es? Das Gewissen ist bei den meisten Menschen recht schwach. Es nimmt das Reden Gottes kaum noch wahr. Es will es oft gar nicht hören, es wehrt es immer wieder ab. Gott muß es wecken, muß es rufen und mahnen. Und das tut er, Gott sei Dank! Er tut es, indem er uns stört, indem er uns beunruhigt, indem er uns erschüttert. In allem Leid, in jedem Unglück haben wir das Positive zu suchen, das, was Gott uns dadurch sagen will.

Die Not, die vielen Menschen gerade das Glaubensbekenntnis macht, besteht nicht so sehr in intellektuellen, verstandesmäßigen Schwierigkeiten; diese werden im allgemeinen nur vorgeschoben, liegen an der Oberfläche. Die eigentliche Frage ist, ob wir bereit sind, uns von Gott stören zu lassen, uns von Gott stellen zu lassen. Oder ob wir weiter ausweichen wollen. Deshalb muß allen Versuchen der Entmythologisierung des Glaubensbekenntnisses, allen Versuchen einer existentialen Interpretation entschieden entgegengetreten werden. Denn jeder solche Versuch vernebelt Gottes Wirklichkeit, läßt sein Eingreifen in unser Leben als zweifelhaft oder gar unmöglich erscheinen und hindert Gott, uns zu stören, uns zu beunruhigen. Jeder solche Versuch hindert Menschen, zu Gott zu finden. Gott sei Dank, daß er uns immer wieder stört, daß er uns immer wieder beunruhigt.

Hier sind wir nun an dem Punkt, wo sich die heimliche Geschichte des Menschen mit Gott und das Glaubensbekenntnis berühren. Die Störung, die Gott uns schickt, sieht oft so aus, daß uns ein anderer seinen Glauben an Jesus Christus bezeugt. Und darauf ruht die Verheißung, daß, wenn solches geschieht, Gott durch seinen Heiligen Geist an uns wirken und uns zur Einsicht und Umkehr bringen will. Ist das durch ihn geschehen, hat sich unser Glaube am Glau¬ben eines anderen entzündet, so treten von selbst die verstandesmäßigen Probleme zurück. Sie werden zu Fragen geringerer Ordnung, die nun vom Glauben her angegangen werden können und sollen. Auch das gehört zur Aufgabe der Verkündigung. In dieser Richtung, Glaubenshindernisse hinwegzuräumen, sehe ich insbesondere für mich selbst einen Auftrag.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle ein persönliches Erlebnis berichten. Ich selbst bin durch ein Zeugnis der genannten Art von Gott getroffen worden. Ich könnte sonst nicht den Dienst der Verkündigung tun, zu dem ich mich gerufen weiß. Ich tue ihn gerne, gerade für das Glaubensbekenntnis, weil ich seine Wirkung an mir selber erlebt habe.

Es war vor dem letzten Kriege. Wir wohnten in Berlin, und meine Frau besuchte einen Bibelkreis, der von Schwester Sigrid zu Eulenburg in unserer Gemeinde geleitet wurde. Meine Frau glaubte damals noch nicht, doch ging sie regelmäßig hin. Sie war nämlich schon unruhig gemacht worden. Wodurch? Durch unsere Kinder. Jeder, der Kinder hat oder gehabt hat, weiß, was und wie Kinder fragen können, wenn das Interesse wach wird. Sie beobachten, hören in der Schule davon, denken nach und kommen mit ihren Fragen. Und was tun wir Eltern dann? Wir weichen aus: „Damit mußt du zum Religionslehrer gehen; frage den Pfarrer im Konfirmandenunterricht, ich weiß es nicht.“

So wurde meine Frau beunruhigt durch Fragen unserer Ältesten. Deshalb ging sie zur Bibelstunde, weil sie sich informieren wollte, erst einmal für sich selbst eine Antwort suchte, um dann auch dem Kinde antworten zu können. Und sie lernte viel dabei, aber – doch das sei nur nebenbei hier angemerkt – sie machte auch die Erfahrung, wie schwer es ist, als Außenseiter in einem Bibelkreis heimisch zu werden. Ich sage das nur zum Trost für viele, die eine ähnliche Erfahrung machen. Man lasse sich dadurch nicht abschrecken, wenn man fremd in einen solchen Kreis hineinkommt und merkt, wie andere schon viel weiter sind und klug daherreden, man selber aber nichts weiß und stumm dabeisitzt. Man bleibe bei ihnen, es lohnt sich! Gott arbeitet an jedem, der willig ist, zu hören und sein Wort aufzunehmen.

So ging es jedenfalls meiner Frau. Und als ich sie einmal von jenem Bibelkreis abholte, sagte sie zu mir – und es erschien mir wie eine beiläufige Bemerkung, sie selber glaubte es noch nicht – : „Du, die da glauben, daß Jesus Gottes Sohn ist!“ Und bereits dieses schwache, indirekte Zeugnis traf mich. Ich fühlte einen schmerzhaften Stich in meinem Innersten, den ich wie einen körperlichen Schmerz empfand. Von heute aus kann ich rückblickend sagen, was wohl damals geschah, was damals anfing. Gott hatte bei mir zu jener Operation angesetzt, die er in Hesekiel 36 uns allen verheißen hat: „Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen. Ich werde das steinerne Herz aus eurem Leibe herausnehmen und euch ein fleischernes (d.h. ein lebendiges) Herz geben. Meinen Geist werde euer Inneres legen und machen, daß ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Gesetze treulich erfüllt.“ (Hes. 36, 26 27.) Diese Operation, mit der das verhärtete, unbrauchbare Organ in uns, das Gottes Wort nicht mehr aufnehmen kann, herausgenommen und ein neues, gewandeltes, lebendiges Herz in uns hineingelegt wird, hat Gott damals bei mir eingeleitet.

Es dauerte dann noch einige Jahre, bis ich es begriff, und mich ihm ganz und gar hingegeben habe. Ich mußte erst lernen, daß es auf die völlige Hingabe an diesen Arzt ankommt. „Ich bin der Herr, dein Arzt“, sagt er (2. Mos. 15, 26). Noch heute bin ich bei ihm in Behandlung; man denke nicht, daß ich entlassen sei. Ich will es auch bis zum Ende meines Lebens bleiben, auf daß er alle Schäden an meinem inwendigen Menschen heile. Angefangen aber hat es damals, als mich das Zeugnis von Menschen erreichte, die von sich her das Glaubensbekenntnis bezeugen konnten. Und was mich traf, war gerade dieser Satz, der das Thema der vorliegenden kleinen Schrift ist: Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria – Jesus, der Sohn Gottes!

Ihm sei sie daher dargebracht als Lob- und Dankopfer meines Herzens. Möge mein Dichten ihm wohlgefallen! Ich freue mich des Herrn (Ps. 104, 34).

 

III.

Und nun will ich näher auf diese Aussage eingehen! Was heißt das, daß Jesus Christus wahrhaftiger Mensch und wahrhaftiger Gott zugleich ist? Zunächst einmal bekennen wir damit und beten Gott darüber an, daß er in Jesus von Nazareth Mensch wurde. Daß das Wort Gottes Fleisch wurde, wie Johannes sagt (Joh. 1, 14). Oder wie es Paulus bezeugt (Phil. 2, 5 7): „Ein jeglicher von euch sei so gesinnt, wie jesus Christus auch war; welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, nahm er es nicht als einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden.“ Um diese göttliche Entscheidung geht es: daß Gott sich entschloß, Mensch zu werden, um unseretwillen.

Diese göttliche Entscheidung bildet den Inhalt unseres menschlichen Glaubens. Und das Bekenntnis dazu   als Antwort von uns auf Gottes Entschluß steht an zentraler Stelle im Glaubensbekenntnis. Es ist auch äußerlich die Mitte und kennzeichnet damit das Wesentliche, um das es hier geht: Daß Gott Mensch wurde, „daß Jesus im Fleisch gekommen ist“, ist nicht nur eine, es ist die große Tat Gottes, die wir damit preisen.

Weiter müssen wir beachten: Die Formulierung „empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“ enthält ein Doppeltes, das man zwar unterscheiden kann, das man aber nicht trennen darf. Es geht einmal um eine innere, sachliche Bedeutung, nämlich um das unbegreifbare Geheimnis: „Jesus ist wahrhaftiger Gott und zugleich wahrhaftiger Mensch.“ Und es geht zum anderen um eine äußere, zeichenhafte Bedeutung, nämlich um das begleitende Wunder: „Jesus hat allein Gott zum Vater und deshalb die Jungfrau Maria zur Mutter.“ Unser Glaubensbekenntnis faßt beide Bedeutungen in eine Aussage zusammen: „Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria.“ Es trennt nicht das Geheimnis vom Wunder. Und es will auch nicht, daß wir dies beides trennen. Daß wir etwa zu dem einen, dem Inhalt, ja sagen und zu dem anderen, dem Zeichen, nein. Beides ist unzertrennlich verbunden, und beides soll von der Gemeinde zu Gott hin bekannt und er darüber gepriesen werden. Wissend und staunend sollen wir vor ihn hintreten und ihm das Lobopfer unserer Herzen darbringen.

In dieser doppelten, aber unzertrennlichen Bedeutung spiegelt sich gewissermaßen jenes Ineinander von Sichtbarem und Unsichtbarem, das mir ein entscheidendes Moment im Selbstzeugnis der Bibel zu sein scheint und mir für ihr Verständnis eine wesentliche Hilfe ist. Ich beziehe mich insbesondere auf Paulus, der vom Sichtbaren und vom Unsichtbaren spricht (Kol. 1, 16; 2. Kor. 4, 18), und aus seinem Zeugnis sowie aus vielen anderen Stellen der Schrift dürfen wir die Erkenntnis gewinnen, daß beide Wirklichkeiten nicht übereinander oder umeinander, sondern ineinander liegen: das Unsichtbare durchdringt das Sichtbare überall .2 Von hier aus haben wir jetzt Anschluß an ein anderes Glaubensbekenntnis, an das sogenannte Credo chalcedonense – das Glaubensbekenntnis von Chalcedon – , in dem unsere Väter 451 das Wagnis unternahmen, das unkündbar große göttliche Geheimnis „Jesus von Nazareth wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich“ in Worte zu fassen. Sie fanden die überraschende, aber wie keine andere zutreffende Formulierung – ich hebe nur die entscheidende Aussage hervor -, daß die beiden Naturen, die göttliche und die menschliche, in der einen Person Jesus von Nazareth unvermischt und ungetrennt enthalten waren. Unvermischt heißt „völlig geschieden“, ungetrennt heißt „völlig vereinigt“. Nur in einem solchen Paradoxon kann von diesem Geheimnis gesprochen werden.

Wie in Jesus von Nazareth beide Naturen ungetrennt und unvermischt vorhanden waren, so dürfen wir uns auch das Ineinander von Sichtbarem und Unsichtbarem denken: ungetrennt und unvermischt. Es handelt sich bei dem Ganzen der Wirklichkeit („Himmel und Erde“) weder um einen Dualismus, ein Auseinanderfallen, noch um einen Monismus, ein Zusammenfallen, sondern um ein „zusammenfallendes Auseinander“ oder „auseinanderfallendes Zusammen“. Umgekehrt können wir von diesem paradoxen Ineinander aus auch das Geheimnis der zwei Naturen Jesu erahnen: Er war im Sichtbaren ganz und gar Mensch, im Unsichtbaren ganz und gar Gott.

Karl Barth formuliert: „Jesus war und ist Gott und Mensch, aber immer Beides, das Eine nicht ohne das Andere, und Beides, jedes in seiner Weise (das heißt: im Sichtbaren sowohl wie im Unsichtbaren), Welch ernsthaft, gleich nachdrücklich … Keine Vermischung zwischen Gott und Mensch, keine Verwandlung eines Gottes in einen Menschen oder eines Menschen in einen Gott wird damit ausgesagt. Sondern nur dieses Eine: Gott ist, ohne aufzuhören, Gott zu sein, zugleich Mensch. Er redet, er handelt hier, er tut es als Mensch, aber er ist es, der es tut. Unbegreiflich   aber so ist Gott.“

Und „Gott wurde wirklich“, fährt Karl Barth fort, „was wir sind, um wirklich bei uns zu sein und für uns dazusein. Um als Mensch das nicht zu tun, was wir tun, nämlich Sünde, und das zu tun, was wir nicht tun, nämlich Gottes Willen. Und um so an unserer Stelle, in unserer Situation und Verfassung der neue Mensch zu sein.«  – Soviel zu dem Geheimnis: wahrhaftiger Mensch, wahrhaftiger Gott.

Nun noch etwas zu dem Wunder: empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Die Worte „empfangen vom Heiligen Geist“ reden nicht von einer irgendwie gearteten Vermählung zwischen Gott und einer Frau. In der Mythologie gibt es solche Vorstellungen. Man denke etwa an die Sage von Leda und dem Schwan: Zeus nähert sich in der Gestalt eines Schwanes der Leda, und sie gebiert Eier von ihm. Unser Glaubensbekenntnis aber redet von keinerlei Mythologie, sondern vom Tun Gottes. Hier geht es um das große Wunder seiner Menschwerdung, nicht um eine mythologische Idee. Auch der Urgemeinde oder unseren Vätern, die das Glaubensbekenntnis formten, darf man keine mythologischen Vorstellungen unterschieben. Wer hier Mythologie sieht oder zu sehen meint, weiß nicht, wie Gott ist, was Gott vermag, was Gott getan hat. Er sieht Gott vielleicht als das „Wie meiner Existenz“ oder als das „Warum meiner schlechthinnigen Abhängigkeit“ oder als das „Woher meines Umgetriebenseins“. Er versucht Gott von menschlichen Denkkategorien her zu verstehen oder zu beschreiben, aber weiß nichts von dem einen lebendigen Gott, dem Vater Jesu Christi.

Er weiß auch nichts von der Wirklichkeit und Wirksamkeit der Macht der Finsternis, des Satans und seiner Dämonen. Bereits um 200 schreibt Tertullian: „Welche Weise könnte ihnen mehr am Herzen liegen, als daß sie den Menschen vom Gedanken an die wahre Gottheit abbringen durch falsche Gaukeleien … Alle Mittel gegen die Wahrheit sind auf der Wahrheit selbst aufgebaut, und diese Rivalität bewirken die Geister des Irrtums. Von ihnen sind derartige Verfälschungen der Heilslehre aufgebracht worden, von ihnen auch manche dichterischen Mythen eingegeben, die durch ihre Ähnlichkeit den Glauben an die Wahrheit erschüttern oder vielmehr ihn sich selber verschaffen sollten, so daß man deshalb den Christen nicht glauben zu müssen meint.

Diese Worte sind keineswegs überholt. Sie treffen genau den Kern der Sache und gelten daher heute ebenso wie vor 1800 Jahren. Sie zeigen auf, wo die Mythen und Legenden wurzeln   im Denken des von Gott abgekehrten Menschen, nicht in der Bibel.

Die Worte „empfangen vom Heiligen Geist“ besagen zunächst nur, daß Jesus nach seiner menschlichen Existenz überhaupt keinen Vater hat. An Maria ereignet sich etwas, bei dem der Mann als aktiver sündiger Mensch einfach ausgeschlossen ist, von Gott her ausgeschaltet. Natürlich ist auch Maria ein sündiger Mensch. Aber sie empfängt nur, sie ist passiv an diesem Geschehen beteiligt. Sie ist das Gefäß, der Ort dieser besonderen Offenbarung Gottes, der Fleischwerdung seines Wortes. Maria ist dazu auserwählt, dieses Gefäß zu sein, als ein Zeichen dafür, was der Mensch trotz seiner Sünde sein kann, wenn Gott sich seiner annimmt. Maria wird selig gepriesen, weil sie geglaubt hat. Nicht um ihrer Jungfräulichkeit willen, nicht um ihrer Weiblichkeit willen, Maria wird befähigt zu einer Antwort, die Gott auch von uns haben will, wenn er an uns handelt: Mir geschehe, wie du gesagt hast.

Ganz behutsam möchte ich nun zum Wunder der übernatürlichen Zeugung auch etwas von der Naturwissenschaft her sagen. Aber wirklich nur behutsam, denn sie hat praktisch nichts damit zu tun. Ich halte mich an den Bericht aus dem Lukas Evangelium nach der Zürcher Übersetzung, über den Besuch des Engels bei der Jungfrau Maria: „Er kam zu ihr herein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie aber erschrak über das Wort und sann darüber nach, was das für ein Gruß sei. Da sprach der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein. Maria aber sagte zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiß? Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; daher wird auch das Heilige, das gezeugt wird, Sohn Gottes genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet einen Sohn in ihrem Alter; und dies ist der sechste Monat für sie, die unfruchtbar hieß. Denn kein Wort, das von Gott kommt, wird kraftlos sein. Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach deinem Wort.“ (Luk. 1, 28 38.)

Diese Botschaft zeigt zunächst, daß der Ausdruck „übernatürliche Geburt“ unzutreffend und irreführend ist. Die Geburt Jesu ist eine ganz natürliche. Er kommt auf die Welt wie jedes andere Kind auch. Er wird in Windeln gewickelt und in die Krippe gelegt. Er wird genährt und wächst auf als wirkliches Kind. Das Übernatürliche bei diesem Geschehen ist nur die Empfängnis. Wie dürfen wir in dieser Hinsicht die geheimnisvollen Worte verstehen, die der Engel zu Maria sagt? Zweierlei ist es, wovon er spricht. Beides ist aufschlußreich.

Das eine: „Heiliger Geist wird über dich kommen.“ Wozu wohl? Um die Stätte zu bereiten! Vom Unsichtbaren her umhüllt Gottes Geist Maria, um sie zu reinigen, zu heiligen. Er hüllt sie ein und durchdringt sie, um sie zu einem Gefäß zu machen, das wirklich rein und heilig ist. Wie die Priester die Gefäße für den Gottesdienst und sich selbst zu reinigen hatten: Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt! (Jes. 52, 11)   so soll es auch an Maria geschehen. Sie soll gereinigt werden für das Große, das Gott an ihr tun will. Wenn Gott aus dem Unsichtbaren heraus ins Sichtbare kommt, wird durch ihn das Sichtbare heilig. Man denke etwa an die erste Begegnung, die Mose mit Gott gehabt hat, am Dornbusch. Wie Mose auf ihn zugehen will, ruft ihm Gott entgegen: „Tritt nicht heran! Ziehe die Schuhe von den Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heiliges Land.“ (2. Mose 3, 5.) So wurde auch Maria geheiligt dadurch, daß Heiliger Geist über sie kam.

Nun das andere: „Die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Was soll das sagen? Nichts anderes als: das Wort Gottes wird an Maria und in ihr wirken. Denn „Kraft des Höchsten“ ist das Wort Gottes. Wie er spricht, so geschieht’s; wie er gebeut, so steht’s da. Es ist ein Schöpfungswerk Gottes, das an Maria geschieht. Ähnlich wie es uns im Schöpfungsbericht bezeugt wird: Der Geist Gottes schwebte über den Wassern, und Gott sprach: „Es werde, und es geschah also.“ Und weiter heißt es im Schöpfungsbericht (l. Mose 1, 24): „Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebende Wesen, ein jegliches nach seiner Art, und es geschah also.“ In dieser Weise   aber viel größer und viel mächtiger   geschieht es hier an Maria. Gott spricht sein „Es werde“ in ihren zuvor geheiligten Schoß hinein, damit die neue Schöpfung eingeleitet werde: Es werde ein befruchtetes Ei, und es geschah also. Das ist es, was mit den Worten gemeint ist: „Die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Gottes Wort geht ein in Maria und schafft das befruchtete Ei: „Das Wort ward Fleisch“ (Joh. 1,14).

Jesus Christus ist der Erstling der neuen Schöpfung. Er ist der wahre Mensch, der Mensch nach Gottes Herzen, das wirkliche Ebenbild Gottes. Und das Erstaunliche, das Gütige, das Barmherzige, aus dem die ganze Liebe Gottes zu uns spricht, ist, daß er die alte, gefallene Schöpfung nicht einfach wegwirft, sondern sie   bevor er sie durch sein Wort vergehen läßt – neu adelt, indem er Jesus von einer menschlichen Mutter empfangen und geboren werden läßt. Hier bedient sich Gott der Kräfte seiner ersten Schöpfung, die er selber in sie hineingelegt hat, als der Mensch noch Gottes Ebenbild war, um sein Werk zu vollenden und den Erstling der neuen Schöpfung hervorzubringen. Danken wollen wir Gott für seine Güte und für die Wunder, die er an den Menschenkindern tut!

Kann gegen die Zeugung durch das Wort Gottes naturwissenschaftlich etwas eingewendet werden? Das wäre vom naturwissenschaftlichen Weltbild der Neuzeit, insbesondere in dem darin verankerten Verständnis von Materie und Naturgesetzlichkeit her, gewiß möglich und ist ausgiebig getan worden. Dieses Weltbild, das noch Anfang dieses Jahrhunderts allgemein anerkannt war, enthielt aber mancherlei metaphysische Aussagen, die nicht als naturwissenschaftliche Erkenntnisse angesprochen werden dürfen, z. B. alle Unendlichkeits-  und Absolutheitsvorstellungen über den Kosmos, über Raum, Zeit, Materie, Naturgesetz. Inzwischen sind diese metaphysischen Reste ausgemerzt, ist das Weltbild gereinigt, sozusagen „entmythologisiert“ worden. Es hat sich durch das Experiment erwiesen, daß Materie sich in ihren letzten Einheiten nicht, wie man früher angenommen hatte, aus unzerstörbaren, ewig aus sich selbst heraus bestehenden substantiellen Teilchen zusammensetzt, sondern aus sich immer neu ereignenden Energieimpulsen, von denen nicht feststellbar ist, woher und ob sie überhaupt einen Ursprung haben. Materie ist nicht, Materie geschieht. Dieses eigentliche, dynamische Verhalten aller Materie läßt vom Glauben her das Zeugnis der Bibel ganz neu aufleuchten, daß Gottes Wort Kraft, Dynamis ist. Wie er spricht, so geschieht’s (Ps. 33, 9). Das darf wie folgt interpretiert werden: Gott spricht, und sein Wort hat die   für uns Menschen unbegreifliche Fähigkeit, sich im Sichtbaren als physikalisch meßbare Energie zu manifestieren, d. h. genau dort, wo das nach seinem Willen geschieht, ereignet sich Materie, ist also Sichtbares als vom Menschen her Erkennbares vorhanden. Im Lichte dieses nur dem Glauben offenbaren (l. Kor. 2, 12 14) Zusammenhangs erscheint auch meine Deutung der Zusage  „die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ durch: „Gott sprach: Es werde ein befruchtetes Ei, und es geschah also“ naturwissenschaftlich denkmöglich.

Aber all das, was ich eben sehr behutsam von der Naturwissenschaft her zu deuten versuchte, löst das Geheimnis nicht auf, daß, mit den Worten Karl Barths, Gott Mensch wurde, ohne aufzuhören, Gott zu sein. Das Wunder und das Geheimnis gehören unzertrennlich zusammen. Das eine bedingt immer das andere. Wir wissen von keiner göttlichen Notwendigkeit, daß das Wort Fleisch werden mußte. Wir wissen von keiner menschlichen Möglichkeit, daß das Wort Fleisch werden konnte. Wir können nur um die Wirklichkeit wissen: „Das Wort ward Fleisch.“ Und der Glaube, der dieses Geheimnis und dieses Wunder betend bekennt, wird nicht aufhören, darüber zu staunen. So also beten wir unser Glaubensbekenntnis recht, wenn es mit einem staunenden, ehrfürchtigen, anbetenden Herzen geschieht. Paulus gibt uns da die richtigen Worte (Röm. 11, 33 36):

„O welch eine Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Entscheidungen und unausdenkbar seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm zuvor etwas gegeben, daß es ihm wieder vergolten werden müßte? Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge. Sein ist die Ehre in Ewigkeit! Amen.“

 

IV.

Die bisherigen Ausführungen möchte ich, wie folgt, zusammenfassen. Wenn wir unseren Glauben bekennen mit den Worten: „Ich glaube an Jesus Christus, empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“, so bekennen wir damit nichts anderes als: „Ich glaube, daß Jesus allein Gott zum Vater gehabt hat und deshalb die Jungfrau Maria zur Mutter.“ Jesus ist nicht durch einen menschlichen Vater gezeugt worden. Diese Tatsache ist für unsere Erlösung aus dem Verfallensein an die Sünde von entscheidender Bedeutung. Denn sie ist es, die   zusammen mit der an Maria geschehenen Heiligung sichert, daß Jesus ohne Sünde ist. Und nur durch ein fehlloses, d. h. sündloses Lamm konnte das Sühnopfer für unsere Versöhnung mit Gott gewirkt werden (Hebr. 7, 26. 27; 1. Petr. 1, 19). Wäre Jesus von einem Manne gezeugt worden, so wäre er nur Mensch gewesen und hätte wie jeder andere Mensch unter dem Gesetz der Sünde gestanden. Es hat sich deshalb nicht nur ereignet, daß Gott wirklich Mensch, sondern auch wirklich Gott Mensch wurde (2. Kor. 5, 19 21). Was ist es aber dann um Joseph als den Mann der Maria? Dazu sei noch einiges nachgetragen.

Die Botschaft des Engels an Maria erforderte von einen Glauben an das „historisch Mögliche“ wie er nie zuvor in der Geschichte Gottes mit den Menschen von einem Menschen gefordert wurde, weder von Noah noch von Abraham, weder von Mose noch von Elia oder anderen Menschen des alten Bundes. Im Grunde ist es wohl nur für eine Frau möglich, nachzuempfinden, was Maria in der Verkündigung durch den Engel angetragen wurde.

Als liebevolle Hilfe, sich dem unfaßbaren „historisch Möglichen“ im Glauben hinzugeben, erhält Maria durch Gottes Güte und Barmherzigkeit ein Zeichen: „Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet einen Sohn in ihrem Alter; und dies ist der sechste Monat für sie, die unfruchtbar hieß. Denn kein Wort, das von Gott kommt, wird kraftlos sein.“ (Luk. 1, 36, 37.) Dies zeigt uns, daß auch natürliche Zeugung nichts Selbstverständliches ist. Gott kann sie versagen; Gott kann sie auch bei hohem Alter möglich machen – durch sein Wort. Maria versteht und macht sich auf und wandert zu Elisabeth. Dort gibt ihr Gott ein weiteres Zeichen der Bestätigung dafür, daß er an ihr gehandelt hat, und redet zu ihr durch den Mund der Elisabeth (Luk. 1, 41 45). Drei Monate bleibt Maria bei ihr, wohl bis zur Geburt des Johannes; dann kehrt sie nach Nazareth zurück.

Und nun kommt Joseph ins Spiel. Er erfährt, daß Maria schwanger ist; ob sie selbst es ihm sagt oder ob der Augenschein ihn belehrt, wird uns nicht berichtet. Er war mit ihr verlobt, nach jüdischem Brauch war damit auch schon die Ehe geschlossen (zu entnehmen aus Matth. 1, 19). Maria wird Joseph beteuert haben, daß sie „von keinem Manne weiß“, und wird ihm von dem Besuch des Engels erzählt haben. Joseph aber hielt das   wie viele heute nicht für historisch möglich und gedachte, Maria heimlich zu entlassen, d. h. ihr den Scheidebrief zu geben, weil – so berichtet Matth. 1, 19 – er rechtschaffen war und sie nicht in Schande bringen wollte. Er gibt damit zu erkennen, daß er die Vaterschaft ablehnt, aber Maria weiter lieb hat und ihr die Möglichkeit geben will, den „andern“ zu heiraten, damit sie nicht bei den Leuten in Verruf käme. Gott aber läßt sich in diesem entscheidenden, geschichtsträchtigen Handeln nicht von einem Menschen ins Konzept pfuschen. Durch den Engel des Herrn wird Joseph bestätigt, was er Maria nicht hat glauben wollen (Matth. 1, 20 23). Und Joseph gehorcht und nimmt Maria als seine Frau zu sich; nach jüdischem Verständnis gilt Joseph nun als Vater Jesu. Er ehrt damit das von Gott an Maria Geschehene und sorgt durch dieses Verhalten seinerseits dafür, daß sie vor der Welt nicht als verachtet dasteht (Matth. 1, 24. 25). Gott hat sich in beiden, in Maria und Joseph, die rechten Eltern für seinen Sohn erwählt. So wirkt Gott Geschichte.

Sein Erwählen hält sich aber auch an seine Verheißungen (2. Sam. 7, 12 16). Joseph wird von dem Engel als Sohn Davids angeredet. Matthäus gibt uns dazu den Stammbaum Josephs, von Abraham an über David bis zu Jakob; der zeugte „den Joseph, den Mann der Maria, aus der jesus geboren wurde, der der Christus genannt wird“ (Matth. 1, 2 16). Aber nun gibt es noch einen zweiten Stammbaum Jesu, der von Lukas berichtet wird und von dem ersten nicht unerheblich abweicht (Luk. 3, 23 38)! Das hat zu mancherlei Verwirrung und Irrlehre geführt, wie etwa in anthroposophischen Kreisen zu der Hypothese von zwei verschiedenen Jesusknaben, die sich erst später in mystischer Weise vereinigt haben sollen. Dennoch läßt sich auch das Geheimnis der beiden unterschiedlichen Stammbäume deuten, wenn man nur genau hinsieht, was da steht, und etwas davon weiß, wie biblische Aussagen verstanden sein wollen.

Die Ahnenreihe von David aufwärts bis Abraham ist bei beiden Stammbäumen die gleiche, abgesehen von kleinen Unterschieden in der Schreibweise der Namen und von der Erwähnung eines Namens, der bei Lukas zusätzlich genannt wird. Lukas setzt sogar die Ahnenreihe über Abraham hinaus bis zu Adam fort, Matthäus setzt erst bei Abraham ein. Von David zu Joseph dagegen werden von beiden Evangelisten gänzlich verschiedene Stammbäume genannt. Lukas nennt einen Eli als Vater von Joseph, Matthäus einen Jakob. Lukas führt die Linie bis zu Nathan als Sohn Davids (2. Sam. 5, 14), Matthäus bis zu Salomo.

Wesentlich für die Deutung ist nun der Unterschied im Aufbau und in der Ausdrucksweise. Matthäus beginnt bei Abraham und führt von da bis zu Joseph, wobei er stets das Wort „zeugen“ verwendet: Abraham zeugte Isaak, . . . , Jakob zeugte Joseph, den Mann der Maria. Mit diesem Wort ist leibliche Nachkommenschaft in direkter Linie gemeint, selbst wenn ein Glied oder mehr in der Ahnenreihe fehlen. Wie bereits erwähnt, nennt Lukas z. B. zwischen David und Abraham einen Namen mehr als Matthäus. Lukas dagegen geht von Joseph aus zurück bis zu David (und weiter über Abraham bis Adam) und gebraucht stets die Wendung „Sohn“: Jesus war, als er auftrat, etwa 30 Jahre alt und war, wie man annahm, ein Sohn des Joseph, der des Eli, der des Matthat, …, der des Nathan, der des David (Luk. 3, 23 31). Das Wort „Sohn“ wird jedoch in der Bibel nicht nur im Sinne direkter leiblicher Nachkommenschaft verstanden (vgl. etwa 5. Mos. 25, 5. 6)! So ist es denkbar, daß Lukas  der ja von Joseph so gut wie nichts berichtet (da das von Matthäus getan wird), um so mehr aber von Maria, die sicherlich zu seinen Gewährsleuten gehört, die er befragt hat (Luk. 1, 3)   in der Ahnenreihe bis David den Stammbaum der Maria bringt, mit Eli also den Schwiegervater von Joseph nennt, und uns damit aufzeigen möchte, daß nicht nur Joseph, sondern auch Maria David als Ahnherrn hat, Jesus also von beiden „Eltern“ her ein Sohn Davids ist. Die bekannte Prophezeiung (Jes. 11,1), daß ein Reis aufgehen wird aus dem Stamme Isais – des Vaters Davids – und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen wird, könnte eher auf Maria als auf Joseph hinweisen.

Noch ein weiterer Punkt bedarf wohl der Klärung: das Jahr der Geburt Jesu. Bekanntlich hat der Abt Dionysius 525 bei der Festsetzung des Beginns der christlichen Zeitrechnung das Jahr der Geburt Jesu einige Jahre zu spät angesetzt, so daß eine Korrektur notwendig ist. Nach Matthäus, der den Besuch der drei Weisen aus dem Morgenlande, die Flucht von Maria und Joseph mit dem Kind Jesus nach Ägypten, den bethlehemitischen Kindermord und den Tod von Herodes dem Großen berichtet (Matth. 2, 1 19), muß Jesus vor dem Jahre 4 vor Beginn der Zeitrechnung geboren sein. Denn dies ist das Todesjahr des Herodes. Nach Lukas aber wurde Jesus im Jahre einer von Kaiser Augustus angeordneten Schätzung geboren, als Quirinius Statthalter in Syrien war (Luk. 2, 1. 2). Forscht man in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung nach, so findet man im Buch „Antiquitates judaicae“ des Flavius Josephus, daß im Jahre 6 nach Beginn der Zeitrechnung eine Schätzung stattfand und tatsächlich zu dieser Zeit Quirinius in Syrien war. Man könnte daher meinen, einen Widerspruch in den Zeitangaben bei Matthäus und Lukas gefunden zu haben. Es zeigt sich jedoch, daß die Angabe bei Lukas sehr präzise ist und Übereinstimmung mit Matthäus ergibt, wenn man sie nur genau liest.

In Luk. 2, 2 heißt es: Diese Schätzung war die erste und geschah, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Auf die kursiv gesetzten Worte kommt es an. Es hat bereits vor der Schätzung im Jahre 6 nach Beginn der Zeitrechnung eine erste Schätzung, ebenfalls vom Kaiser Augustus angeordnet, gegeben, die etwa im Jahre 7 vor Beginn der Zeitrechnung durchgeführt wurde. Sie war von Saturninus, dem damaligen Statthalter für Syrien, zugleich mit Syrien auch für das angegliederte Judäa eingeleitet worden und ist deshalb als Census Saturninus in römischen Archiven nachweisbar. Doch war Saturninus nur bis zum Jahre 8 vor Beginn der Zeitrechnung in Syrien. Sein Nachfolger als Statthalter, von dem zwar die Amtsdauer, nicht aber der Name bekannt ist, war vermutlich Quirinius, der dann die Schätzung durchzuführen hatte. Denn auf dem Grabstein des Quirinius in Tibur ist angegeben, daß er zweimal in Syrien war. Nach Flavius Josephus war er aber das zweite Mal (im Jahre 6 nach Beginn der Zeitrechnung) nicht als Statthalter dort, sondern als Juridicus mit einem Sonderauftrag, offenbar im Zusammenhang mit der zweiten Schätzung, um seine bei der ersten Schätzung 13 Jahre vorher gesammelten Erfahrungen nutzbar zu machen. Man sieht also, daß Lukas in seiner Berichterstattung sehr sorgfältig gelesen sein will. Er wußte von der ersten und der zweiten Schätzung und wußte, daß Quirinius einmals als Statthalter und einmal als juristischer Sachverständiger nach Syrien geschickt worden war. Deshalb betont er: Diese Schätzung war die erste und geschah, als Quirinius Statthalter in Syrien war.

So kommt man etwa auf das Jahr 7 vor der Zeitrechnung als Geburtsjahr Jesu. Um diese Zeit ereignete sich auch die dreimalige Konjunktion von Jupiter und Saturn, die vermutlich als „Stern von Bethlehem“ zu verstehen ist und deren erste den drei Weisen die Deutung „König der Juden“ eingab (Jupiter=Königsstern, Saturn=Kewan, Stern Judäas, vgl. Amos 5,26) und sie veranlaßte, nach Jerusalem zu ziehen, dem neugeborenen König der Juden zu huldigen, deren zweite sie in Jerusalem erlebten und deren dritte vor ihnen aufleuchtete, als sie nach Bethlehem kamen (Matth. 2, 9). Etwa zwei Jahre später erließ dann Herodes den Befehl, alle Knaben in Bethlehem und Umgebung zu töten, die zweijährig und darunter waren (Matth. 2, 16). Wieder ein Jahr später starb Herodes.

Wie dem auch sei, eine das ausschließlich intellek¬tuell geprägte Denken befriedigende Klärung erhalten wir nicht. Der durch das Wort entzündete Glaube aber erkennt zur Genüge, wie zuverlässig die Bibel berichtet. Die Aussagen des Glaubensbekenntnisses sind für mich nicht Dogmen, die ich für wahr halte, weil die Kirche das von mir als einem Christen erwartet. Sie haben für mich ebensowenig legendären Charakter, so daß ich sie aus wissenschaftlicher Redlichkeit heraus nur mit schlechtem Gewissen nachsprechen könnte. Sondern sie sind für mich Zeugnisse von großen Taten Gottes, die ich gemeinsam mit den Vätern der Christenheit mit den schlichten, aber prägnanten Worten, die sie dafür gefunden haben, anbetend als auch für mich maßgeblich bekenne. Ich darf in diesem Zusammenhang Rudolf Alexander Schröder zitieren, der 1949 vor der bayerischen Landessynode u. a. sagte:

„Aber wenn mir im Raum meiner Kirche von der Legende der Jungfrauengeburt oder gar von der Legende der Auferstehungsgeschichte gesprochen oder geflüstert wird, und wenn somit die heiligen Männer, denen ich die Urkunde meines Heils und meiner Errettung verdanke, mir aus frommen Historikern, als die ich sie kenne und verehre, zu frommen Hysterikern gemacht werden sollen, so fühle ich mich von ungeschickter Hand an den schwer errungenen und verteidigten Grundlagen meines Glaubens angetastet. Im Bericht von der Geburt und im Bericht von der leiblichen Auferstehung hängt als in seinen beiden Eckpfeilern das Zeugnis der Schrift von Jesus Christus!“

Es handelt sich um Fakten; auf ihnen habe auch ich mein Leben gegründet   im Vertrauen auf den einen Gott, der sich in Jesus Christus zu mir bekennt. Dazu gehört, daß über dem großen Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazareth auch Äußerlichen ein Schleier liegt, als Zeichen dafür, Gott seiner Verborgenheit geglaubt und nicht bewiesen sein will. Kein anderer hat dies schöner in Worte gefaßt als Blaise Pascal. Ich setze daher diese Abschluß hierher.

“Gott hat die Menschen erlösen und das Heil denen eröffnen wollen, die ihn suchen. Aber die Menschen machen sich dessen so unwürdig, daß es gerecht ist, wenn Gott einigen wegen ihrer Verhärtung verweigert, was er anderen gewährt aus einem Erbarmen, das er ihnen nicht schuldet. Wohl hätte er die Hartnäckigkeit der Verhärteten durch eine offene Selbstenthüllung zu überwinden vermocht, so daß sie an der Wahrheit seines Wesens nicht hätten zweifeln können – so wie er am Jüngsten Tage erscheinen wird, mit einem solchen Glanz der Blitze und einer solchen Umwälzung der Natur, daß die Toten auferstehen und die Blinden ihn sehen werden.

Er hatte aber sich für seine Ankunft Sanftmut vorgenommen, und darum hat er nicht in dieser Weise erscheinen wollen. Weil so viele Menschen sich seiner Milde unwürdig machen, hat er sie in der Entbehrung eines Gutes belassen wollen, nach dem sie nicht verlangten. Es war also nicht gerecht, in einer Weise zu erscheinen, die mit ihrer unverhüllten Göttlichkeit unbedingt fähig gewesen wäre, alle Menschen zu überzeugen. Es war aber auch nicht gerecht, auf eine so verborgene Art zu erscheinen, daß er von denen, die ihn aufrichtig suchten, nicht erkannt werden konnte. Da er also unverhüllt denen erscheinen wollte, die ihn von ganzem Herzen suchen, und da er denen verborgen bleiben wollte, die ihn von ganzem Herzen fliehen, setzt er seine Erkennbarkeit in der Weise herab, daß er Zeichen seiner Selbst gibt, sichtbar denen, die ihn suchen, aber nicht sichtbar denen, die ihn nicht suchen. Es gibt Licht genug für die, die nichts anderes wollen als sehen, und es gibt Finsternis genug für die anderen, die nicht sehen wollen.“

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