Adelgunge Mertensacker
Feng Shui, Ti Li, Kan Yü
Seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ist der Gesundheitsmarkt überschwemmt mit Feng Shui Lehrbüchern (gesprochen Fong Shü eh) und Feng-Shui – Beratern, die ihre Ausbildung in nur wenigen Tagen absolviert haben.
Wie viele andere esoterische Heilslehren gründet die Feng Shui Lehre in der Vorstellung, der Mensch müsse, um gesund und glücklich zu sein, mit der Vitalkraft des Kosmos im Einklang stehen. Nur die Beachtung der kosmischen Energie bewirke „gutes“ Feng Shui. Mißachtung der kosmischen Gesetze bewirke „schlechtes“ Feng Shui.
Im Westen dient Feng Shui hauptsächlich der kosmischen Wohnraumgestaltung. Die richtige Position der Möbel erzeuge „gutes“ Feng Shui. Sie könne mit einem Lo p’an, einem geomantischen Kompaß bestimmt werden, der die vier Himmelsrichtungen, die fünf Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde, Holz), die Bahn des Mondes und die astrologischen Daten der Hausbewohner in Einklang bringen soll.
Geomantie ist Wahrsagen aus der Erde, z.B. aus Sandfiguren. Beim Umbau der Möbel werden auch energieausgleichende Hilfsmittel (Spiegel, Pflanzen, Aquarium usw.) an den bestimmten Stellen angebracht.
Die Feng-Shui – Theorie hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Lehrbücher und Beratungen von Feng-Shui – Experten weichen in ihren Aussagen oft erheblich voneinander ab.
Teil 2
Klangtherapie
Heilende Kräfte werden in der esoterischen Medizin auch „schamanischen“ bzw. buddhistischen Musikinstrumenten zugesprochen:
Gongs, Zimbeln, Glocken, Trommeln, Maracas oder „Rainsticks“ (mit Steinchen gefüllten Kalebassen bzw. Kakteen), Monochorden (Harfensaiten unter Massagetischen) oder tibetischen Klangschalen.
Bei den Klangschalen handelt es sich um verschieden große Messingschalen aus dem tibetisch buddhistischen Ritual, die aber en gros in Indien und Nepal (wo sie als traditionelles Küchengeschirr dienen) eingekauft und mit fantastischen Versprechungen teuer weiterverkauft werden.
Die Werbung verspricht:
„Schon vor 5000 Jahren setzte die alte indische Heilkunde auf die Urkraft der Klänge. Der durchdringende Ton der tibetischen Klangschalen entspannt tiefgreifend, löst Unsicherheiten, Blockaden und Verspannungen, setzt schöpferische Kräfte frei, reinigt die Aura, so daß die kosmische Energie wieder frei fließen kann.“
Klangschalen Importeure erklären, daß die Klangschalen zum „spirituellen Wegbegleiter“ würden, wenn sie für regelmäßige Übungen zu Hause aufgestellt werden, „in Resonanz mit den Planeten schwingen“ und entsprechende Töne hervorbringen würden. So schwingt Jupiter angeblich in „Fis“, Mars in „D“, Venus in „A“ usw.
Das gesamte Klangschalen Sortiment beträgt 14 Schalen:
11 „Planetentöne“, der Kosmos Grundton „Cis“, der „Ton des Wassermannzeitalters“ F und der „Grundton der Hopi Indianer“ E.
Zu therapeutischen Zwecken werden die Klangschalen auf den Körper des liegenden Patienten gesetzt und nacheinander mit einem Klöppel angeschlagen. – Die „Klangtherapie“ ist Bestandteil zahlreicher esoterischer Heilverfahren.
Teil 3
Mandala Meditation
Mandalas sind Kreisbilder mit konzentrischem Aufbau. Sie werden aus verschiedenen Materialien hergestellt und enthalten geometrische, gegenständliche oder abstrakte Muster. Im Hinduismus und Buddhismus dienen sie als Meditationshilfe, um außerordentliche Kräfte und Energien im Zustand der Trance zu wecken.
Auf die kleine Anfrage im baden-württembergischen Landtag, welche Bedeutung das Mandala-Malen in den Schulen habe, antwortete das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport am 27.7.1998:
„Unter Mandala (Sanskrit = Kreis, Ring) versteht man ein mystisches Diagramm, welches in konzentrierter Anordnung den Kosmos und die Götterwelt versinnbildlicht. Es handelt sich dabei um eine Darstellung symbolhafter religiöser Erfahrungen zu Meditationszwecken“.
Durch Konzentration der Aufmerksamkeit auf einen Punkt, die Mitte des Mandalas, soll es dem Menschen gelingen, wie durch einen Tunnel in die jenseitsgelegene Welt zu gelangen.
Mandalas werden auch im Schamanismus für „Astral-Reisen“ eingesetzt, als Technik der spirituellen Transkommunikation, der Kontaktaufnahme mit Geistwesen.
Esoteriker nennen diese Geistwesen auch „höheres Selbst“ oder „göttliche Energien“, die durch Mandala Meditation bzw. Mandala Malen geweckt werden sollen.
Mandalas spielen auch in Schulen bei Konzentrations und „Stille-Übungen“ eine immer größere Rolle. Schulkinder werden angeleitet, sich auf das Zentrum des Mandalas zu konzentrieren: „Du fühlst dich, als würdest du da hereingezogen… Stell dir vor, daß du einen langen Tunnel entlang in das Zentrum hineinwanderst. Du gehst direkt in das Zentrum hinein, durch dieses Zentrum hindurch und kommst auf der anderen Seite in das reine Licht hinaus“ (D. Rozmann, Meditation für Kinder).
Mandalas werden von tibetischen Mönchen für magische Rituale benutzt: Während des „Kalachakra Tantra Rituals“ in Graz (Oktober 2002) unter dem Vorsitz des Dalai Lama, wurde z.B. ein Sand-Mandala erstellt mit der Einladung an Götter und Dämonen, im „Mandala Palast“ ihren Wohnsitz zu nehmen. An erster Stelle unter 100 mächtigen Göttern wurden Nechung, der mächtige Kriegsgötze, offizielles Staatsorakel der tibetischen Exilregierung und persönlicher Ratgeber des Dalai Lama, eingeladen und der Todesgott Yama, Feldherr der Yama Truppen, ausgestattet mit schadenbringenden Gegenständen wie Tierhäuten und „abgeschnittenen Köpfen fleischfressender Dämonen“.
Durch die Sand-Mandala-Zeremonie sollen die angerufenen Götzen spirituelle Herrscher über ein bestimmtes Gebiet und seine Bewohner werden.
Die Internet Seite des Dalai Lama erklärt zum Sand-Mandala in Graz: „Weil jedes Sandkorn geladen ist mit den Segnungen des rituellen Prozesses, verkörpert das ganze Sand-Mandala einen gewaltigen Speicher an spiritueller Energie“.
Je nach Anleitung kann es beim meditativen Ausmalen eines Mandala Bildes zu einer Kontaktaufnahme mit der übersinnlichen Welt kommen, vor allem, wenn es verbunden wird mit ritueller Körperhaltung, bestimmten Atemübungen und anderen Meditationspraktiken in abgedunkelten Räumen, begleitet von meditativer Musik, Kerzenlicht u.a.
Einzelne Schulkinder zeigen nach Mandala Meditation Verstörtheit bis zu schweren seelischen Störungen: Ängste, Albträume, Verwirrtheit und Suicidgedanken.
Mandala-Meditation muß zu den okkulten Praktiken gezählt werden. „Das große Praxisbuch der Weißen Magie“ (München, 2000) zählt das Mandala zu den magischen Symbolen.
Horst Koch, Herborn
info@horst-koch.de