Europa und die NWO (L.Gassmann)

 Europa, Vatikan und die Neue Weltordnung

–  Nähert sich das Reich des Antichristen?  –

Von Dr. theol. Lothar Gassmann

 

1. Einleitung
In absehbarer Zeit wird es nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika geben, sondern auch die Vereinigten Staaten von Europa. Zugleich zeichnet sich in Gestalt der Vereinten Nationen (UNO) bereits eine Weltregierung ab – mit Weltparlament, Weltgerichtshof, Weltbank, Weltarmee und Weltpolizei.

Die Entwicklung ist faszinierend – und gerade wegen ihrer Faszination gefährlich: Wir sind Zeugen der Wiederentstehung des Römischen Reiches. Die Frage nur stellt sich: Ist dieses neue Römische Reich eine auf Europa beschränkte oder weltweit ausstrahlende Größe?

Das antike Römische Reich umfaßte in der Zeit seiner größten Ausdehnung – zur Zeit des Kaisers Trajan um das Jahr 117 nach Christus – alle Länder rund um das Mittelmeer, aber auch Gallien, große Teile Britanniens und die Schwarzmeerregion. Es begann in Portugal und Spanien im Westen und reichte bis nach Mesopotamien im Osten. Es begann im schwarzafrikanischen Nubien im Süden und endete in Schottland und Germanien im Norden, wo es allerdings auch seine Grenzen (Limes, Hadrianswall) fand. Rom hatte zwar viele, aber nicht alle Länder seiner Zeit unterworfen.

Kommt das jetzt anders? Nun, heutzutage umfaßt die Europäische Union bereits 25 Staaten vom Nordmeer bis zum Mittelmeer und vom Atlantik bis zum Bosporus. Nicht in allen Ländern wurde die Bevölkerung gefragt, ob sie der Europäischen Union beitreten will. In mehreren Staaten regte sich starker Widerstand, so etwa in der Schweiz und in Norwegen, die momentan – aufgrund von Volksabstimmungen und gegen den Willen der Regierenden – noch nicht Mitglieder der Europäischen Union sind. Aber auch in mehreren bereits zur EU gehörenden Ländern ist es keineswegs sicher, ob diese nach dem künftigen Willen der Bevölkerungsmehrheit in der EU bleiben werden.

Von den Regierenden und hinter ihnen stehenden Interessengruppen jedoch wird in der überwiegenden Zahl der Staaten der EU-Beitritt propagiert und forciert, so etwa auch in der islamisch dominierten Türkei, deren Beitritt weithin umstritten ist. Der Wille zur Vereinigung ist – zwar gegen den Willen zahlreicher einzelner Bürger, aber gemäß dem Willen der Mächtigen – da und wird sich daher wohl auch vollends durchsetzen.

Dies entspricht auch der biblischen Prophetie, welche die Entstehung eines antichristlichen Einheitsreiches am Ende der Zeiten voraussagt. Die Frage ist eben nur: Wird dieses Einheitsreich eine regional begrenzte Größe (z.B. Europa) oder ein weltweiter Verband sein?

Meine These, die ich im weiteren Verlauf der Darstellung entfalten werde, lautet: Das wiedererstehende Römische Reich besitzt sein maßgebliches religiöses Zentrum – nämlich Rom – in Europa. Es umfaßt aber am Ende die gesamte Welt und Menschheit. Die Herrschaft des Antichristen und seines falschen Propheten wird eine weltweite Erscheinung sein. Denn es heißt im Wort Gottes:

„Die ganze Erde wunderte sich über das Tier, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier Macht gab, und beteten das Tier an … Und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist“ (Offb 13, 3 ff.). 

2. Die Bezeichnung „Europa“

Europa bedeutet sprachgeschichtlich „Abendland“, „Land des Dunkels“, „Land der untergehenden Sonne“. Im hebräischen und phönizischen Sprachbereich bedeutet „ereb“ „Abend“ bzw. „dunkel“. Das griechische Wort „erebos“ meint „das Dunkle“, „das Schattenreich“. Für die geografisch im Südosten Europas lebenden Völker (Hebräer, Phönizier) war der heute als „Europa“ bezeichnete Erdteil die Gegend, in der die Sonne untergeht.
   

3. Die Sage von „Europa“ und die Frau auf dem Tier

Ein immer wieder auftauchendes Symbol für den Kontinent Europa ist eine nackte Frau auf einem Stier.  –  Was hat es damit auf sich?

Dieses Symbol geht auf eine griechische Sage zurück, die u.a. vom römischen Dichter Ovid überliefert wurde. Die Sage berichtet von der phönizischen Prinzessin Europa, Tochter des Königs Agenor und der Telephassa, die mit ihrer Familie am Strand von Tyrus spielt. Plötzlich kommt ein Stier aus dem Meer hervor, der sich Europa nähert. Sie streichelt ihn und streut Blumen auf seinen Kopf. Als er ihr andeutet, auf seinen Rücken zu steigen, tut sie dies, und der Stier schwimmt mit ihr davon. Erst als sie zusammen auf der Insel Kreta ankommen, zeigt der Stier sein wahres Gesicht. Vor den Augen der erstaunten Europa verwandelt er sich in den griechischen „Göttervater“ Zeus. Wegen seiner argwöhnischen Gattin Hera hatte er die Verwandlung in den Stier vorgenommen. Nun, da er sich in seine wahre Gestalt zurückverwandelt hat, zeugt er mit Europa drei Söhne: Minos, Rhadamantys und Sarpedon. Und die „Göttin“ Aphrodite sendet die Verheißung, daß der Erdteil nach der Prinzessin Europa benannt wird.

Dies – so meine ich – ist kein rühmlicher Anfang für unseren Kontinent. Diese Sage berichtet von Täuschung und Betrug, von Ehebruch und Hurerei. Der „Göttervater“ Zeus entpuppt sich als ein menschlich-allzumenschliches Wesen, das mit dem wahren Gott und Schöpfer des Universums nichts gemeinsam hat. Und die Königstochter Europa, die mythologische Namensgeberin des europäischen Kontinents, läßt sich in hurerischer Weise auf den Ehebruch des Zeus ein.

So verwundert es nicht, daß Ausleger der Bibel immer wieder Europa, die Frau auf dem Stier, in Verbindung gebracht haben mit der Frau auf dem Tier, von der in Offenbarung 17 und 18 die Rede ist. Dort lesen wir z.B.:

„Ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei, und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden“ (Offb 17,3-5).

Ist die Tatsache, daß ausgerechnet die Frau auf dem Stier als ein zentrales Symbol für Europa gewählt wurde, ein Hinweis auf eine antichristliche Entwicklung in diesem Kontinent?
Welche Rolle spielt hierbei die Europäische Union?

Wir werden diese Frage weiter untersuchen.
Doch zuvor betrachten wir, wie es zur Entstehung der Europäischen Union kam.  

4. Die Paneuropa-Idee

„Jedes große historische Geschehen begann als Utopie und endete als Realität.“
Dieses Motto steht über der programmatischen Schrift, die wie keine andere die Entstehung des vereinten Europa im 20. Jahrhundert nach Christus geprägt hat. Es ist das Buch Pan-Europa  (auf deutsch ungefähr: „All-Europa“, allumfassendes Europa ), im Jahre 1923 veröffentlicht von dem erst 29jährigen Adligen Graf Richard N. Coudenhove-Kalergi (1894-1973). Coudenhove war der Gründer und erste Präsident der Paneuropa-Union. Sein Nachfolger Otto von Habsburg (geb. 1912), Sohn des letzten österreichischen Kaisers, bezeichnet Coudenhove im Vorwort zur Neuauflage 1982 dieses Buches als „Prophet Europas“.

Coudenhove beginnt sein Werk mit folgenden Sätzen:
„Dieses Buch ist bestimmt, eine große politische Bewegung zu wecken, die in allen Völkern Europas schlummert. Viele Menschen erträumten ein einiges Europa; aber wenige sind entschlossen, es zu schaffen. Als Ziel der Sehnsucht bleibt es unfruchtbar – als Ziel des Wollens wird es fruchtbar. Die einzige Kraft, die Pan-Europa verwirklichen kann, ist: der Wille der Europäer; die einzige Kraft, die Pan-Europa aufhalten kann, ist: der Wille der Europäer. So liegt in der Hand jedes Europäers ein Teil des Schicksals seiner Welt“ (S. VII).

Erschüttert von den blutigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, kommt Coudenhove zu der Erkenntnis, daß nur ein vereintes Europa derartige Konflikte in Zukunft verhindern kann. Er stellt die „europäische Frage“:
„Kann Europa in seiner politischen und wirtschaftlichen Zersplitterung seinen Frieden und seine Selbständigkeit den wachsenden außereuropäischen Weltmächten gegenüber wahren – oder ist es gezwungen, sich zur Rettung seiner Existenz zu einem Staatenbunde zu organisieren?“ (S. IX).

Für Coudenhove ist die Antwort klar. Sie kann nur lauten:
„Weder der Westen noch der Osten will Europa retten: Rußland will es erobern – Amerika will es kaufen. Durch diese Skylla der russischen Militärdiktatur und die Charybdis der amerikanischen Finanzdiktatur führt nur ein schmaler Weg in eine bessere Zukunft. Dieser Weg heißt Pan-Europa und bedeutet: Selbsthilfe durch Zusammenschluß Europas zu einem politisch-wirtschaftlichen Zweckverband“ (S. X).

Doch die Vereinigung Europas ist für Coudenhove nicht das Letzte. Sie ist nur die notwendige Vorstufe zur Herstellung der Welteinheit:
„Soll die Weltorganisation an die Stelle der Welt-Anarchie treten, so müssen erst die Staaten sich zu Über-Staaten zusammenschließen. Wie die Einigung Deutschlands, Italiens und Polens notwendige Etappen waren für die Einigung Europas – so wird die Einigung Europas eine notwendige Etappe bilden zur Einigung der Menschheit … Erst muß Europa sich einigen – dann die Menschheit: diese Entwicklung läßt sich nicht umkehren“ (S. 87).

In der geistesgeschichtlichen Begründung des Paneuropa-Gedankens geht Coudenhove zurück bis zum Römischen Reich:
„Europa … ist verbunden durch die christliche Religion, durch die europäische Wissenschaft, Kunst und Kultur, die auf christlich-hellenischer Basis ruht. Die gemeinsame europäische Geschichte begann mit dem Römerreich und der Völkerwanderung, fand ihre Fortsetzung in Papsttum und Feudalismus, Renaissance und Humanismus, Reformation und Gegenreformation, Absolutismus und Aufklärung, Parlamentarismus, Industrialismus, Nationalismus und Sozialismus“ (S. 143).

Unter der Überschrift „Wege zu Pan-Europa“ nennt Coudenhove konkrete Schritte, die inzwischen – Jahrzehnte nach der Niederschrift seines Buches – zum Teil in verblüffender Weise in die Tat umgesetzt worden sind:
„Der erste Schritt zu Pan-Europa wäre die Einberufung einer paneuropäischen Konferenz durch eine europäische Regierung oder durch mehrere …
Der zweite Schritt zu Pan-Europa ist der Abschluß eines obligatorischen Schieds- und Garantievertrages zwischen allen demokratischen Staaten Kontinentaleuropas…
Der dritte Schritt zu Pan-Europa ist die Bildung einer paneuropäischen Zollunion, der Zusammenschluß Europas zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet …

Die Krönung der paneuropäischen Bestrebungen wäre die Konstituierung der Vereinigten Staaten von Europa nach dem Muster der Vereinigten Staaten von Amerika“ (S. 151 ff.).

Coudenhove ließ es nicht bei der Theorie bewenden, sondern schritt eifrig zur Tat. So gründete er im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seines Buches die Paneuropa-Union. Der erste Europa-Kongreß der Geschichte fand auf Initiative Coudenhoves vom 3. bis 6. Oktober 1926 in Wien statt. Er führte rund zweitausend Teilnehmer aus 24 Ländern zusammen, darunter zahlreiche Politiker. Im Bamberger Programm der Paneuropa-Union vom 9. Juni 1996 heißt es u.a.:

Die Paneuropa-Union erstrebt die Aufnahme der europäischen Völker, die dazu bereit sind und die entsprechenden Bedingungen insbesondere auf dem Gebiete der Rechtsstaatlichkeit, des Menschen-, Volksgruppen- und Heimatrechts erfüllen, in die Europäische Union, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union zur Sicherung des Friedens und der Freiheit in Europa, die Weiterentwicklung der Europäischen Union zu einer politisch nach außen und innen voll handlungsfähigen Einheit, ein souveränes Europa, das keiner fremden Macht untergeordnet ist.

Dieses Programm – so meine Beobachtung – trägt einerseits die Handschrift einer konservativen Politik mit der Beibehaltung christlich-ethischer Werte – im Gegensatz zu liberalistischen und sozialistischen Konzeptionen im Europäischen Parlament. Zugleich aber wirkt es durch die Forderung einer politischen Vereinigung bisher getrennter Staaten revolutionär – doch nur auf den ersten Blick. Betrachtet man die Hintergründe ausführlicher, dann erkennt man dahinter das Ziel des wiederhergestellten einheitlichen europäischen Reiches, wie es im Altertum durch den römischen Kaiser und im Mittelalter durch Kaisertum und Papsttum verkörpert war. Nicht zufällig war der Sohn des letzten österreichischen Kaisers, Otto von Habsburg, jahrzehntelang Präsident der Paneuropa-Union und zugleich einer der einflußreichsten Wegbereiter der Europäischen Union. In ihm und seinen Nachfolgern lebt der Gedanke vom politischen Einheitsreich in Verbindung mit dem Papsttum weiter. Seine Kaiserliche Hoheit Otto von Habsburg war nicht nur jahrzehntelang Europaparlamentarier, sondern auch von 1930 bis 2000 „Chef und Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies“. Er gab die Leitung aus Altersgründen an seinen Sohn Karl ab. Der Orden vom Goldenen Vlies ist „der Jungfrau Maria gewidmet“. Sein Ziel ist „die Erhaltung des katholischen Glaubens, der Schutz der Kirche und die Wahrung der unbefleckten Ehre des Rittertums“.

Über weitere weltanschauliche Hintergründe der Begründer der Europa-Idee schreibt der ungarische Jesuit und Freimaurer Töhötöm Nagy:

„Die Vorkämpfer der Idee eines vereinten Europas waren Freimaurer, zumal diese Ideologie durch ihre freiheitlichen und brüderlichen Grundsätze typisch maurerisch ist. Einer der Großen dieser Bewegung war Graf Richard von Coudenhove-Kalergi; als ich vor vielen Jahren einmal voller Begeisterung ein Buch von ihm las, hätte ich mir nicht träumen lassen, daß er Freimaurer war und daß ich ihn eines Tages als die Personifizierung des maurerischen Prinzips zitieren würde. Drei bedeutende Förderer des paneuropäischen Gedankens wurden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet: Aristide Briand, Gustav Stresemann und General George Marshall – alle drei Maurer.“  –  Als der 29jährige Coudenhove-Kalergi sein Werk „Pan-Europa“ schrieb, hatte er in seiner Freimaurerloge bereits den 18. Grad des Schottischen Ritus, den „Ritter vom Rosenkreuz“, erreicht.   

Welche Ziele vertritt die Freimaurerei?

Es ist ein seit langem erklärtes Ziel der freimaurerischen Doktrin, insbesondere der Illuminaten, eine „Weltbruderschaft“ zu errichten, in der alle Unterschiede zwischen Menschen ‑ vor allem politischer und religiöser Art ‑ beseitigt sind und es keinen Absolutheitsanspruch irgendeiner Religion auf „Wahrheit“ mehr gibt. Laut Auskunft des „Internationalen Freimaurerlexikons“ gehört es zu den Grundgesetzen der Freimaurer, sich „bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Meinung zu lassen.“  Der Satz von der „Religion … in der alle Menschen übereinstimmen … ist das Fundament der Freimaurerei geworden.“

Mutig und treffend stellt hierzu der katholische Freimaurer-Experte Manfred Adler fest, „daß der Progressismus, der die katholische Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil (und nicht nur diese! L.G.) tiefgründig überflutet, ein Ergebnis des philosophischen Einflusses der Freimaurerei auf die Kirche ist. Zwischen der Maurerei und dem Progressismus besteht enge verwandtschaftliche Beziehung hinsichtlich der geistigen Konzeption.“ Und weiter: „Tatsächlich ist es der geheime und offene Traum der maurerischen Weltpolitik, eine universale Weltregierung in einem universalen Welt-Einheits-Staat zu errichten. Nicht zuletzt um dieses Endziels willen waren einflußreiche kosmopolitische Maurerbrüder maßgeblich an der Gründung der ´Organisation der Vereinten Nationen‘ (United Nations Organization = UNO) beteiligt, die ihr ´Hauptquartier‘ in New York haben und 1945 an Stelle des Völkerbundes traten, der sich 1920 in Genf konstituiert hatte.“

5. Welteinheit ohne Gott

In Artikel 1 der UN-Charta setzen sich die Vereinten Nationen u.a. folgende Ziele:

„1. den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen;

2. freundschaftliche, auf der Achtung vor dem Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker beruhende Beziehungen zwischen den Nationen zu entwickeln und andere geeignete Maßnahmen zur Festigung des Weltfriedens zu treffen;

3. eine internationale Zusammenarbeit herbeizuführen, um internationale Probleme wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen und die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder der Religion zu fördern und zu festigen…“ 

Welches sind die weltanschaulichen Grundlagen und Ziele der Europäischen Union?

Im VERTRAG ÜBER EINE VERFASSUNG FÜR EUROPA PRÄAMBEL heißt es:

Schöpfend aus den kulturellen, religiösen und humanistischen Überlieferungen Europas, deren Werte in seinem Erbe weiter lebendig sind und die zentrale Stellung des Menschen und die Unverletzlichkeit und Unveräußerlichkeit seiner Rechte sowie den Vorrang des Rechts in der Gesellschaft verankert haben… [Sind die Hohen Vertragsparteien nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten wie folgt übereingekommen:]

In Artikel 2 der EU-Charta werden Die Werte der Union beschrieben:
„Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte; diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und Nichtdiskriminierung auszeichnet.“

Es fällt auf, dass in dieser Präambel sowie in der Beschreibung der Werte und Ziele jeder Bezug auf Gott und die christlichen Wurzeln des Abendlandes fehlt. An der Stelle Gottes wird in der Präambel „die zentrale Stellung des Menschen“ betont. Dementsprechend finden sich dann die „Werte“ eines atheistischen Humanismus, vor allem der Gedanke des Pluralismus und der Toleranz. Pluralismus und (Sach-)Toleranz  schließen aber gerade feste Werte aus, wie sie uns etwa in den Zehn Geboten der Bibel vermittelt werden. Pluralismus und Toleranz – das bedeutet praktisch: Duldung unterschiedlichster Meinungen und Wertvorstellungen, auch wenn sie in Widerspruch zu Gottes Willen und Geboten stehen. Diese gottlose Basis des neuen Europa zeigt sich besonders folgenreich in Artikel 21 der EU-Charta über „Nichtdiskriminierung“, wo es heißt:

„Diskriminierungen insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung sind verboten.“

Unter „Diskriminierung“ wird die Herabsetzung eines Menschen – etwa aus den genannten Gründen – verstanden. Die entscheidende Frage freilich ist: Wann beginnt der „Straftatbestand“ Diskriminierung? Bei einer üblen Beschimpfung (die in der Tat abzulehnen und zu ahnden ist) – oder aber bereits bei einer von der Bibel her gebotenen sachlichen Kritik? Darf ein Christ etwa nicht mehr sagen: „Wer einer nichtchristlichen Religion anhängt, kann gemäß Joh 14,6 nicht zu Gott dem Vater kommen.“ Oder: „Wer Homosexualität praktiziert, tut Sünde.“?

Hier tut sich ein Konflikt zwischen dem „Nichtdiskriminierungs-Gesetz“ und der ebenfalls (bisher) gesetzlich verankerten Meinungs-, Glaubens- und Religionsfreiheit auf, der den Juristen noch viel zu schaffen machen könnte. Der christliche Jurist Thomas Zimmermans schreibt hierzu:

„Es ist damit zu rechnen, dass schon in den nächsten Jahren weitere Gesetze oder Ergänzungen zu bestehenden Gesetzen erlassen werden, in denen die Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen usw. unter Strafe gestellt oder in sonstiger Weise rechtlich belangt wird. Dies kann zur Folge haben, dass Werturteile, die sich z.B. gegen Abtreibung, feministische Positionen oder Homosexualität richten, nach solchen Gesetzen für strafbar oder schadensersatzpflichtig erklärt werden. Auch berufliche Konsequenzen insbesondere für Angehörige des öffentlichen Dienstes sind dann nicht mehr auszuschließen.

Eine EU-Richtlinie vom 29.06.2000 sieht u.a. vor, dass niemand einen Vertragsabschluss wegen der Rasse oder der ethnischen Herkunft des Anderen verweigern darf. Die Bundesjustizministerin wollte diese Kriterien u.a. auch auf ´sexuelle Orientierung` ausdehnen. Danach hätte sich ein Hauseigentümer nicht mehr weigern dürfen, eine Wohnung an ein homosexuelles Paar zu vermieten. Auch ein Tendenzschutz für christliche Kirchen und Vereinigungen wäre nicht vorgesehen gewesen, so dass diese gegebenenfalls verpflichtet wären, einen atheistischen oder moslemischen Mitarbeiter einzustellen. Auf Grund starker Proteste u.a. auch aus Wirtschaftskreisen ist diese Richtlinie bislang noch nicht in geltendes Recht umgesetzt worden, jedoch ist weiterhin jederzeit damit zu rechnen.

In Schweden wurde im Herbst 2002 mit großer Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, wonach u.a. kritische Äußerungen über Homosexualität und Homosexuelle mit Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren bestraft werden. Dies soll auch dann gelten, wenn sich der Äußernde auf die Bibel beruft; die entsprechenden Bibelstellen sollen wohl noch zitiert werden dürfen, nicht aber als weiterhin verbindliches Wort Gottes verkündigt werden dürfen. Es ist anzunehmen, dass solche Gesetze nicht auf Schweden beschränkt bleiben und auch in den anderen EU-Staaten die erforderlichen Mehrheiten finden werden.“  

6. Die Prophetie Daniels über die vier Weltreiche

Kapitel Daniel 2 geht es um einen Traum, in dem vier Weltreiche geoffenbart werden. Zunächst wird ein goldenes Haupt erwähnt – das ist das babylonische Weltreich (625 bis 538 v. Chr.). Dann kommt der silberne Brustteil, der etwas länger ist, auch entsprechend der Jahreszahlen, die dann zu sehen sind – das ist das Reich der Meder und Perser (538 bis 331 v. Chr.). Dann kommen der Bauch und die Lenden aus Kupfer: Griechenland (331 bis 168 v. Chr.). Und schließlich wird ausführlich das vierte Reich beschrieben:

„Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen. Daß du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt. Und daß die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: zum Teil wird’s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und daß du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht einander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt. Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein andres Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben, wie du ja gesehen hast, daß ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden vom Berg herunterkam, der Eisen, Kupfer, Ton, Silber und Gold zermalmte…“ (Dan 2,40-45).

Das vierte Reich wird ein zerteiltes Königreich sein. Und es wird Eisenhärte haben. Viele Ausleger  – und auch ich – deuten dies auf Rom. Rom teilte sich in Ost- und Westrom und besaß die Härte des Eisens. Es betrieb große Kriegszüge, in denen es mit brachialer Gewalt viele Völker unterjochte. Schließlich ist es selber zerbrochen wie Ton. Es gibt auch Stellen in der Johannesoffenbarung, die darauf hinweisen, etwa Offb 17,8, wo von dem „Tier“ gesprochen wird, das „gewesen ist, nicht ist und wieder aufsteigen wird“. Diese Stelle läßt sich auf Rom beziehen: Es ist äußerlich untergegangen, wird aber am Ende der Tage wieder entstehen. Rom folgte auf Griechenland, und wie Eisen alles zermalmt, so zermalmte es durch seine Kriegszüge seine Feinde.

Wir müssen jetzt noch eine weitere Stelle betrachten, Daniel 7,1-27. Hier ist die Rede von vier Tieren: das erste wie ein Löwe, das zweite wie ein Bär, das dritte wie ein Panther und das vierte schrecklich anzusehen mit verschiedenen Hörnern. In Daniel 7 wird dies so ausgelegt, daß diese vier Tiere vier Königreiche sind, die auf Erden an die Macht kommen werden.

Die Ausleger sind sich einig, dass es sich bei den drei ersten Reichen um das babylonische (625‑538 vor Christus), das medo-persische (538‑331 vor Christus) und das griechisch-hellenistische Weltreich (331‑168 vor Christus) handelt. Das vierte Reich wird häufig auf Rom (seit 168 vor Christus) gedeutet: Es ist zunächst geeint, bricht dann in Ost- und Westrom auseinander, verschwindet eine Zeitlang von der politischen Weltbühne und steht am Ende der Zeiten wieder auf (vergleiche Dan 2,39‑43; Offb 17,8). Das wiedererstandene römische Reich teilt sich dann in zehn Staaten (vergleiche die zehn Hörner in Offb 17,12), die manche Ausleger mit den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) gleichgesetzt haben. Die Geschichte hat gezeigt, dass diese Rechnung nicht stimmt, denn bereits 1986 wurde die Zehnzahl überschritten.

Deshalb neige ich eher der Deutung zu, die zum Beispiel Arnold Fruchtenbaum gibt, und aktualisiere sie nachfolgend. Fruchtenbaum begrenzt das vierte Reich nicht nur auf Rom im begrenzten geographischen Sinn, sondern fasst es weiter: als imperialistisches Reich, das die anderen Länder „frisst“ (Dan 7,19). Dieses Reich durchläuft fünf Phasen:

1. Das geeinte Stadium = Römisches Reich in der Antike.

2. Das zweigeteilte Stadium = die Teilung in Ost- und Westrom, die sich im politisch-religiösen Zweigestirn Rom-Konstantinopel und im zwanzigsten Jahrhundert schließlich im Ost-West-Konflikt fortsetzt. Dieses Stadium hörte meines Erachtens im Jahr 1989 auf, als der „kalte Krieg“ endete. Als nächstes kommt:

3. Das Weltherrschaftsstadium: Der Gedanke der „Neuen Weltordnung“ wird verkündet und gewinnt immer mehr Einfluss. Diesem wiederum folgt:

4. Das Zehn-Reiche-Stadium: Die zehn Reiche sind vielleicht zehn Verwaltungsbezirke, in welche die Welt zwecks besserer Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit aufgeteilt wird. Diese Möglichkeit ist meines Erachtens realistischer als die (überholte) Deutung auf Europa oder einen Staatenblock um das Mittelmeer herum.

5. Das Antichrist-Stadium: Die Deutung „zehn Reiche gleich Staatenblock um das Mittelmeer“ vertritt ‑ mit aller gebotenen Vorsicht ‑ zum Beispiel Marius Baar. Er schreibt:
„1968 haben sich in Beirut zehn arabische Länder zur OAPEC (Organisation arabischer ölausführender Länder) zusammengeschlossen … Wenn ich noch nicht davon ausgehe, dass wir hier schon die zehn Könige finden, so bin ich deshalb nicht weniger davon überzeugt, dass die zehn Könige, die ihre Macht dem Tier ‑ das nicht ist und wiederkommt ‑ übergeben, in dem fünften Reich aus Daniel 2 demnach in der Welt der Propheten zu suchen sind (siehe Offb 17,13), die in Verbindung mit oder gerade um Israels willen die Weltbühne betreten und eines Sinnes gegen Jahweh und seinen Gesalbten sein werden.“

Obwohl diese Deutung im Blick auf die Situation Israels manches für sich hat, gehe ich doch vom biblischen Gesamtkontext her davon aus, dass es sich beim antichristlichen System (bzw. seiner Vorstufe) um eine weltweite Herrschaftsausübung handelt. Die Staaten um das Mittelmeer herum oder auch Europa könnten innerhalb dieses Systems eher einzelne Verwaltungsbezirke von den zehn sein. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass das wiedervereinigte Europa – ungefähr auf dem Gebiet des antiken Römischen Reiches liegend und mit dem Vatikan in seinem Zentrum – bei der Vereinigung der Welt eine zentrale Rolle spielen könnte (siehe insbesondere die Rolle der Römisch-Katholischen Kirche, auf die ich weiter unten eingehe).
Solche Pläne, die Welt in zehn Verwaltungsbezirke zu gliedern, finden sich übrigens in Veröffentlichungen des einflussreichen Club of Rome. Der Club of Rome teilte in Plänen aus den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts die Welt in die folgenden zehn Wirtschaftsräume auf:

1.   Kanada und USA;
2.   Europäische Gemeinschaft (EG);
3.   Japan;
4.   Israel, Südafrika und Australien;
5.   Comecon-Staaten (= Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe);
6.   Lateinamerikanische Freihandelszone;
7.   Arabische Liga;
8.   Organisation für Afrikanische Einheit (OAU);
9.   Nichtkommunistische Staaten Asiens und des Südpazifiks;
10. China und kommunistisches Asien.

Vorstufen solcher Verwaltungsbezirke könnten zum Beispiel auch die bereits existierenden wirtschaftlichen Zusammenschlüsse sein, die in ihrer Zielsetzung der EU entsprechen, zum Beispiel die arabischen OPEC-Länder, die Contadora-Staaten, die Staaten des Zentralamerikanischen Gemeinsamen Marktes, die AKP- (Afrika-, Karibik-, Pazifik-)-Staaten und die ASEAN-Staaten (Ostasien).

Während des Zehn-Reiche-Stadiums – so sagt es uns die Bibel weiter – wird der Antichrist auftreten, drei Reiche vernichten und die restlichen sieben unterwerfen (vergleiche Dan 7,7f.24; Offb 17,12ff.). Dann kann er seine absolute Herrschaft ausüben. Zentren der antichristlichen Herrschaft könnten durchaus in Rom (vergleiche Offb 17f.; 1. Petr 5,13) und in Jerusalem (vergleiche Dan 9,27; 2. Thess 2,4) liegen.

Freilich handelt es sich hierbei nur um eine mögliche Deutung. Zu oft schon ist es anders gekommen, als Menschen es sich in übergenauer Konstruktion ausgedacht haben. So möchte obiges System nur ein Anstoß zum Nachdenken und weiteren Beobachten der weltpolitischen Entwicklung sein.

Fest steht allerdings Folgendes:

Die Weltgeschichte entwickelt sich – besonders auffallend seit dem Ende des 20. Jahrhunderts – auf einen Punkt zu, an dem die Menschheit aus eigener Kraft versucht, ein Friedensreich zu bauen. Sie betreibt damit nichts anderes als den Versuch, das tausendjährige messianische Friedensreich Jesu Christi (vergleiche Offb 20,1-6) aus eigener Kraft vorwegzunehmen. Die Bibel spricht deutlich davon, dass diese Bemühungen der vereinigten Menschheit ohne den einen, lebendigen Gott der Bibel im Antichristlichen ‑ im zweiten Turmbau von Babel (1.Mose 11,1‑9; Offb 17) ‑ enden werden. Doch dieses Friedensreich hat keinen Bestand. Es ist ein Reich „aus Ton und Eisen gemischt“ ‑ eine Einheit ohne Wahrheit, eine Einheit durch Vermischung unterschiedlicher Ideologien und Religionen (vergleiche Dan 2,33.43). Jesus wird sein Gericht über dieses „Sein-Wollen-wie-Gott“ der Menschheit halten: „Wenn sie sagen werden: Es ist Frieden! Es hat keine Gefahr! ‑ dann wird das Verderben schnell über sie kommen“ (1. Thess 5,3).  

7. Das wiedererstehende Römische Reich und die Römisch – Katholische Kirche

Am 29. Oktober 2004 wurde die Verfassung der Europäischen Union von Staats- und Regierungschefs aus 25 Ländern auf dem Kapitol in Rom unterzeichnet. Radio Vatikan kommentierte: „Den Text der Verfassung, der völlig ohne die Worte Gott oder Christentum auskommt, unterzeichnen alle – Ironie der Geschichte – unter einer großen, historischen Papststatue.“

War dies wirklich nur eine Ironie der Geschichte? Warum hat man denn gerade diesen symbolträchtigen Ort gewählt? Hat der Vatikan vielleicht doch mehr mit der Vereinigung Europas zu tun, als viele denken?

Am 30.10.2004 jedenfalls, einen Tag nach der Unterzeichnung, wurde der Papst mit folgenden Worten zitiert: „Die Unterzeichnung ist ein Ereignis, das auf gewisse Weise den Prozess der Erweiterung (der EU; L.G.) abschließt. Europa wurde um jene Staaten erweitert, die immer an der Herausbildung der spirituellen und institutionellen Fundamente des alten Kontinentes mitgearbeitet haben, die aber gleichzeitig in den vergangenen Jahrzehnten an den Rand dieses Kontinentes gedrängt waren. Der Heilige Stuhl und ich persönlich haben diesen Erweiterungsprozess unterstützt, damit Europa mit seinen zwei Lungenflügeln atmen kann: dem Geist des Westens und dem Geist des Ostens … Obwohl in der EU-Verfassung ein ausdrücklicher Verweis auf die christlichen Wurzeln fehlt, die doch die Kultur aller heutigen EU-Nationen bestimmt, bin ich zuversichtlich, dass die Werte des Evangeliums weiterhin die Bemühungen jener Menschen inspirieren, die für das Antlitz Europas verantwortlich zeichnen. Und ich hoffe, dass Europa dieses spirituelle Erbe als Basis seiner Einheit bewahrt.“

Immer wieder hat Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) seinen Willen zur europäischen und weltweiten Vereinigung unüberhörbar bekundet, so z.B. bei dem interreligiösen Friedensgebetstreffen in Assisi im Oktober 1986 oder bei seiner Ansprache an die südwestdeutschen Bischöfe vom 21.12.1992. Dabei sagte er:
„Ich begrüße Eure Initiative, sich der umfassenden Herausforderung des europäischen Einigungsprozesses, gemeinsam mit den Katholiken in allen Ländern Europas, zu stellen. Dabei bin ich sicher, daß ihr wie bisher die Aufgaben in dem noch umfassenderen Einigungsprozess auf dem Weg zur einen Welt nicht aus den Augen verlieren werdet.“

Ebenso äußerte sich Wojtylas Nachfolger im Papstamt, Benedikt XVI., bereits im Jahre 1995 (noch als Joseph Kardinal Ratzinger): „Der Gedanke der Nation muß durch den europäischen Gedanken ergänzt und erweitert werden, der wiederum in die weltweite Verantwortung aller Kulturen füreinander in der einen Welt einzufügen ist.“

Auch die Europafahne gibt einen Hinweis auf den Einfluß der Römisch-Katholischen Kirche auf das vereinte Europa. Sie besteht aus einem Kreis aus zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf blauem Grund. In der Internet-Enzyklopädie Wikipedia wird festgestellt:

„Entwicklungsgeschichtlich geht die Europaflagge auf die Flagge der Paneuropäischen Bewegung zurück. Bei dieser entstammen die zwölf Sterne (plus Sonnenscheibe und Kreuz) der Bibel: Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen (Offenbarung 12,1).

Ohne wirklichen Anhaltspunkt im Bibeltext, wird diese Erscheinung von der Römisch-Katholischen Kirche immer wieder auf Maria, die „Mutter Gottes“, gedeutet. Es kann sich aber – vom biblischen Kontext her – kaum um Maria handeln, sondern eher um ein Symbol für Israel oder die Gemeinde.

Dennoch hat diese Erscheinung bzw. ihre katholische Auslegung die Gestaltung der Europafahne stark beeinflusst. Nach katholischer Vorstellung ist Maria die Herrin Europas. Wir erinnern uns, dass auch Otto von Habsburg, ein überzeugter Katholik, jahrzehntelang sowohl der Paneuropa-Union als auch dem „Orden vom Goldenen Vlies“ vorstand, der Maria geweiht ist. Papst Pius XII. hatte bereits am 24.12.1941 den Appell ausgegeben, „ein neues Europa und eine neue Welt aufzubauen“. Immer wieder haben „Marien – erscheinungen“  –  in Wirklichkeit „spiritistische Phantome“ (E. M. Slade) – über ihre Medien dazu aufgerufen, Europa und die Welt zu vereinigen und diese „dem Herzen Marias zu weihen“.

Obwohl manche denken, Papst Benedikt XVI. sei „reformatorischer“ als seine Vorgänger, darf man sich doch über seine tiefreichende katholische Prägung und unbiblische Marienverehrung keine Illusionen machen. So versprach er z.B. den Teilnehmern des Weltjugendtages in Köln im August 2005 unter bestimmten Voraussetzungen einen Ablaß (!) ihrer zeitlichen Sündenstrafen im Fegefeuer. Und so hielt er wenige Tage vor diesem Kölner Großereignis in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo eine Ansprache anläßlich der „Himmelfahrt Marias“, in der er ausführte:

„Wie Christus mit seinem verherrlichten Leib von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, so wurde die ihm voll zugesellte Jungfrau mit ihrer ganzen Person in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen … Ich bitte die in den Himmel aufgenommene Jungfrau Maria um ihren Beistand für die jungen Teilnehmer des Weltjugendtages … In und mit Gott ist sie jedem von uns nahe, kennt unsere Herzen, kann unsere Gebete hören, kann uns mit ihrer mütterlichen Freundlichkeit helfen und ist uns gegeben, wie der Herr sagte, als eine Mutter, zu der wir uns in jedem Augenblick wenden können. Sie hört uns immer zu, ist uns immer nahe und besitzt als Mutter des Sohnes Anteil an der Macht des Sohnes und seiner Gottheit.“

8. Brautgemeinde gegen Babylonkirche

Die Vereinigung der Menschheit geht heute mit Riesenschritten voran. Die Frage stellt sich: Nähern wir uns der Weltherrschaft des Antichristen in Verbindung mit der Hure Babylon?

Denn zur Person des Antichristen gehört Babylon, das mit 1. Mose 11 (Turmbau zu Babel) zusammenhängt. Babylon ist das System, das mit dem Antichristen kooperiert. Die Hure Babylon ist die vom lebendigen Gott abgefallene, religiöse Welt, die dem Antichristen huldigt. Die Stadt Babylon ist die wirtschaftliche und soziale Welt, in welcher der Handel und der Verkehr gemäß Offenbarung 18 stattfinden. Der Name „Babylon“ könnte damit zusammenhängen, daß das Ereignis von Babel (Sprachenverwirrung) wieder aufgehoben wird, indem man die Einheit der Welt auf allen Gebieten erstrebt: durch das politische Welteinheitsreich, durch das wirtschaftliche Einheitssystem und durch die Einheitsreligion, die eben die antichristliche Anbetungsreligion sein wird. Nun stellt sich mit Macht die Frage: Bestehen Zusammenhänge zwischen der Hure Babylon und Rom?

Die „sieben Hügel“ in Offb 17,9 deuten durchaus auf Rom hin. Gerade in der damaligen Zeit, in der die Johannesoffenbarung entstanden ist, hat jeder sicherlich sofort an Rom gedacht, wenn er von den sieben Hügeln hörte. Es waren ja zum Großteil sehr problematische Kaiser, die im 1. Jahrhundert nach Christus herrschten, so daß die Anspielung auf Rom nicht verwunderlich war.

Ferner finden sich verschiedene Kennzeichen, welche auf die Römisch-Katholische Kirche zutreffen, in deren Lokalisierung und Struktur sich auf eine gewisse Weise das römische Reich fortsetzt. „Katholisch“ bedeutet wörtlich „allumfassend“. Schon durch diese Selbstbezeichnung wird in der Deutung Roms der Anspruch auf Weltherrschaft oder zumindest globale Einflußnahme offen ausgesprochen. Es besteht wirklich ein universaler Anspruch des Papsttums, vor allem die Jurisdiktionsgewalt über alle katholischen Herrscher und im Grunde auch über die anderen Regenten. Der Papst hat als „Vertreter Christi und Petri“ die oberste Gewalt der Rechtsprechung auf Erden.

Die römische Kirche benutzt auch heute noch Latein als Sprache. Ihre Würdenträger sind mit wertvollen Stoffen, Scharlach und Purpur, bekleidet, was auch in Offenbarung 17 und 18 eine gewisse Rolle spielt. Die römisch-katholische Kirche ist sehr reich. Der Papst trug bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil öffentlich drei aufeinandergesetzte Kronen, die „Tiara“. Rom besitzt ungeheure Kunstschätze und Reichtümer. Es ist „trunken vom Blut der Heiligen“ (Offb 17,6), es hat – etwa anfangs als römische Staatsmacht und später durch die Inquisition der römisch-katholischen Kirche – viele Gläubige verfolgt und getötet. Heute ist Rom – neben dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf – Vorreiter einer „interreligiösen Ökumene“ mit dem Ergebnis einer antichristlichen Vermischung der Religionen und dem Entstehen einer Welteinheitsreligion. Das hat sich etwa bei den sogenannten „Friedensgebetstreffen“ der Religionen in Assisi/Italien und an anderen Orten auf Initiative des Papstes auf schockierende Weise gezeigt.

Dennoch ist die Identifikation der Hure Babylon (Offb 17 f.) mit der römisch-katholischen Kirche meines Erachtens zu eng. Ich stimme René Pache zu, der schreibt:
„Die Hure stellt nicht lediglich eine bestimmte Gruppe von Abgefallenen dar, sondern alle falsche Religion auf Erden. Es hat viele falsche Christen bei den Katholiken gegeben, aber ebenso bei den Protestanten, den Orthodoxen und anderswo. Geistlichen Ehebruch begehen alle, die ihr Herz zwischen Gott und der Welt teilen, die bei einem strengen Dogma die Bekehrung ablehnen, die vom Glauben an die Bibel abweichen, indem sie die Gottheit Jesu Christi und die Sühnekraft seines Blutes leugnen, alle, welche Andersgläubige verfolgen … Die große Hure ist die abgefallene Kirche, die Jesu Eigentum zu sein gelobte und nun mit der Welt Ehebruch treibt.“

Das tut eben nicht nur Rom, sondern das geht leider quer durch die Konfessionen hindurch. Dabei schließe ich nicht aus, dass Rom durch seine Macht und seinen Einfluß hierbei eine Schlüsselrolle übernimmt und viele auch aus anderen Konfessionen verführt.

Was sagt die Heilige Schrift über den Unterschied zwischen Hure Babylon und Brautgemeinde Christi?

Die Gemeinde ist die Braut. –  Die Hure ist die von Gott abgefallene Kirche, die nichts mehr mit seiner Wahrheit zu tun hat.
Die Gemeinde ist Christus untertan. – Die Hure aber sitzt auf dem Tier (Offenbarung 17,3).
Die Gemeinde ist das neue Jerusalem,  – die Hure das große Babylon.
Die Gemeinde ist ein Organismus, durch Gottes Geist geprägt und belebt, – während Babylon eine Weltorganisation ist, die aufgebaut wird durch Druck, Zwang und falsche Religiosität.
Die Gemeinde geht durch irdische Niedrigkeit, Verachtung und Verfolgung hindurch zur himmlischen Herrlichkeit (Mt 10,9 f.; 24,9-13; 2. Tim 3,12). – Die Hure ist auf Geld und Macht aus (Offb 17,4.18; 18,7.9-19); sie ist äußerlich prachtvoll, aber innerlich tot (vergleiche Offb 3,1).
Die Gemeinde paßt sich dem Zeitgeist nicht an, sondern ist Salz und Licht der Welt (Mt 5,13 ff.; Röm 12, 1; 1. Joh 2,15-17). – Die Hure stellt sich der Welt gleich und vertauscht Gottes Geist mit dem Zeitgeist (Offb 17,2; 18,3).
Die Gemeinde hält Jesus Christus als dem einzigen Herrn und Erlöser die Treue und lehnt jede Religionsvermischung ab (Joh 14,6; Apg 4,12). – Die Hure betreibt „Hurerei“, das heißt: sie setzt heidnische Götzen mit dem Gott der Bibel gleich und vermischt die Religionen und Ideologien (Offb 17,2.5.15; vergleiche Hos 1,2; 3,1).
Die Gemeinde setzt sich zusammen aus Gläubigen in allen Denominationen, die nur Gott wirklich kennt (Joh 17,20-26). – Die Hure bringt die wahrhaft Gläubigen zunehmend in Bedrängnis (Offb 17,6).
Die Gemeinde fällt nicht auf falsche Zeichen und Wunder herein, sondern orientiert sich allein am Wort der Heiligen Schrift (Jer 23,28; 2. Tim 3,14-17). – Die Hure lenkt durch falsche Zeichen und Wunder von den rettenden Wunden Jesu ab (vergleiche Mt 24,24; 2. Thess 2,9; Offb 13,13).
Die Gemeinde wartet auf Jesu Wiederkunft (Mt 24 f.; 2.Petr 3,11 ff.); sie bereitet Christus den Weg, indem sie viele in seine Nachfolge ruft (Mt 24,14). – Die Hure bereitet dem Antichristen den Weg, der sie zunächst für sein religiöses Gaukelwerk mißbraucht, um sie anschließend fallenzulassen (Offb 17,3.16). Die Religion Babylons vermischt also sämtliche Ideologien und Religionen miteinander und möchte sie unter Umgehung der Wahrheit Gottes zum antichristlichen Einheitssystem verbinden: Die falsche Einheit nach Offb 17 und 18 ist am Entstehen.

Die wahre Einheit hingegen ist die Einheit nach Johannes 17: die Einheit aller derjenigen – und nur derjenigen! -, die an Jesus Christus als den lebendigen Sohn Gottes glauben, ihn lieben und ihm durch alle antichristlichen Wirren hindurch die Treue halten.
Jesus Christus selber beschreibt diese wahre Einheit mit folgenden Worten in seinem Gebet zum Vater:

„Ich bitte aber nicht allein für sie (meine Jünger), sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast“ (Joh 17,20 f.)

Heute geht die falsche Einheit mit Riesenschritten voran. Es gibt eine „Globalisierung“ in der Politik und Wirtschaft, aber leider genauso in christlichen Kirchen und Gemeinden. Alle Religionen und Konfessionen sollen zusammenrücken um des äußeren und inneren Friedens willen. Einheit und Friede werden über Eindeutigkeit und Wahrheit gestellt. Der Maßstab ist nicht mehr „allein Christus“, „allein der Glaube“ und „allein die Heilige Schrift“, sondern eine falsch verstandene Liebe (ohne Wahrheit), eine Selbstverwirklichungs-Ideologie und ein „Evangelium“ zum Wohlfühlen. Hier sollten wir äußerst wachsam sein.

 Das Buch zur Vertiefung: Lothar Gassmann, Europa – das wiedererstehende Römische Reich?, 62 Seiten, 4,50 Euro

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