Verborgene Kraft der Seele (W.Nee)

Watchman Nee

Die verborgene Kraft der Seele

1. Die verborgene Kraft der Seele
2. Der Christ und die seelische Kraft
3. Geistliche Kraft gegen Seelenkraft

Vorwort

Als ich im Jahre 1924 erstmals die Aufmerksamkeit der Kinder Gottes darauf richtete, Geist und Seele zu unterscheiden, hielten dies viele freundlich gesinnte Brüder für einen Wortstreit, der keine große Bedeutung hätte. Was sie nicht erkannten, war, daß unser Konflikt sich nicht um Worte dreht, sondern darum, was sich dahinter verbirgt.
Der Geist und die Seele sind zwei total verschiedene Organe, das eine gehört zu Gott, während das andere zum Menschen gehört. Wie man sie auch bezeichnen mag, sie sind völlig verschieden in ihrer Substanz. Für den Gläubigen besteht die Gefahr, Geist mit Seele und Seele mit Geist zu verwechseln, so daß er auf die Fälschung der bösen Geister hereinfällt und somit in Gottes Werk Verwirrung gestiftet wird. Es war die Absicht, diese Reihe von Artikeln sofort nach der Beendigung des Buches Der geistliche Christ im Jahre 1928 zu schreiben, aber wegen körperlicher Schwäche war es mir erst möglich, sie in den letztjährigen Ausgaben des Revival Magazines zu veröffentlichen. Als Antwort auf Fragen von den Lesern bringe ich nun dieses Büchlein heraus.

Der größte Vorteil in der Erkenntnis des Unterschiedes zwischen Geist und Seele liegt darin, daß man die verborgenen Kräfte der Seele erkennt und ihre Fälschungen des Heiligen Geistes versteht. Solches Wissen ist nicht theoretisch, sondern praktisch und hilft, in Gottes Wegen zu wandeln. Eben letzte Nacht las ich, was F. B. Meyer einmal in einer Zusammenkunft sagte, bevor er verschied. Hier ist ein Abschnitt davon: „Es ist eine verwunderliche Tatsache, daß noch nie soviel Spiritualismus außerhalb der Gemeinde Christi gefunden wurde wie heutzutage. Ist es nicht Tatsache, daß im niedrigeren Teil unserer menschlichen Natur die Stimulation der Seele deutlich überwiegt? Heutzutage ist die Atmosphäre so geladen von allerart Fälschungen, daß es scheint, der Herr berufe seine Gemeinde in eine höhere Ebene.“ Die aktuelle Situation ist gefährlich, „mögen wir alles prüfen, das Gute aber behalten“, wie es in 1. Thessalonicher 5, 21 heißt. Amen.

8. März 1933  –  Watchman Nee

 

Kapitel 1  Die verborgene Kraft der Seele

„Und die Kaufleute der Erde weinen und trauern über sie, weil niemand mehr ihre Ware kauft: Ware von Gold und Silber, Edelsteine und Perlen … und Vieh und Schafe und von Pferden und von Wagen und von Leibeigenen und Menschenseelen“ (Offb. 18, 11‑13).
Bitte beachte in diesem Abschnitt die Liste der Handelsware, die man tauschen kann; sogar Sklaven kann man tauschen oder handeln. Das ist ein Handel mit menschlichen Leibern, hier ist es jedoch ein Austausch von Seelen von Menschen als Handelsware. „So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, war eine lebendige Seele; der letzte Adam ein lebendig machender Geist. Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistige“ (1. Kor. 15, 45. 46).

„Und der Herr bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele“ (l. Mose 2, 7).

In den letzten zwei Jahren habe ich sehr stark die Not empfunden, diese Botschaft zu geben. Es ist eine Botschaft, die sowohl verwickelt als auch tief ist. Es wird nicht einfach sein für den Redner zu reden, noch für die Hörer zu verstehen. Aus diesem Grunde habe ich diese Botschaft nicht in den Teil 3 des Buches Der geistliche Christ eingefügt. . . .

Was ich in dieser Botschaft erwähnen möchte, bezieht sich auf geistliche Kampfführung und ihr Verhältnis zum Ende dieses Zeitalters. Um deretwillen, die das Buch Der geistliche Christ nicht gelesen haben, will ich kurz die Trilogie von Geist, Seele und Leib berühren.

Die Trilogie von Geist, Seele und Leib

„Und der Herr bildete den Menschen, Staub vom Erdboden“ (1. Mose 2, 7). Dies bezieht sich auf den menschlichen Leib. „Und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens.“ Dies beschreibt, wie Gott dem Menschen den Geist gab, es war Adams Geist. So wurde der Leib des Menschen aus Staub des Erdbodens geformt, und der Geist wurde ihm von Gott gegeben. „Und der Mensch wurde eine leben­dige Seele.“ Nachdem der Odem des Lebens zur Nase des Menschen eingegangen war, wurde dieser zur lebendigen Seele. Der Geist, die Seele und der Leib sind drei verschiedene Dinge. „Und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt“ (1. Thess. 5, 23). Der Geist ist Gott-gegeben; die Seele ist eine lebendige Seele; der Leib ist Gott‑geformt.

Gemäß allgemeiner Auffassung ist die Seele unsere Persönlichkeit. Als Geist und Leib vereint wurden, wurde der Mensch zur lebendigen Seele. Die Eigenart der Engel ist Geist; das der Tiere ist das Fleisch. Wir Menschen haben sowohl Geist als auch Leib; aber unsere Eigenart ist weder Geist noch Leib, sondern Seele. Wir haben eine lebendige Seele. Daher nennt die Bibel den Menschen ,Seele‘. Zum Beispiel sagt uns die Schrift, daß, als Jakob mit seiner Familie nach Ägypten herunterzog: „Aller Seelen des Hauses Jakob, die nach Ägypten kamen, waren siebzig“ (l. Mose 46, 27).

Und wiederum jene, die das Wort von Petrus an Pfingsten empfangen hatten und getauft wurden, von denen heißt es in Apostelgeschichte 2, 41: „Und es wurden an jenem Tage hinzugetan bei 3000 Seelen.“ Daher steht Seele für unsere Persönlichkeit, für das, was uns als den Menschen ausmacht.

Welches sind die verschiedenen Funktionen von Geist, Seele und Leib? Diese wurden schon im 1. Teil des Buches „Der geistliche Christ“ erklärt. Aber ich war sehr glücklich, eines Tages auf dem Büchergestell eine Ausgabe von Andrew Murrays Schriften zu finden, in welchen eine Erklärung stand über Geist, Seele und Leib, welche unserer Interpretation sehr ähnlich ist. Im folgenden ist ein Zitat aus diesen Bemerkungen wiedergegeben:

„In der Schöpfungsgeschichte des Menschen lesen wir: Der Herr bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden“ ‑ so wurde sein Leib gemacht ‑ und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens‘ ‑ so kam also sein Geist von Gott; und der Mensch wurde eine lebendige Seele‘. Der Geist, der den Leib belebte, machte den Menschen zur lebendigen Seele, zu einer lebendigen Person mit Selbstbewußtsein. Die Seele war der Treffpunkt, der Punkt der Vereinigung von Leib und Geist. Durch den Leib konnte der Mensch, die lebendige Seele, in Verbindung stehen mit der äußerlichen Welt der Sinne; er konnte sie beeinflussen oder durch dieselbe beeinflußt werden. Durch den Geist stand er in Verbindung zur geistlichen Welt und zum Geist Gottes, von wo er seinen Ursprung hatte; er konnte der Empfänger und der Darreicher von dessen Kraft sein. Indem er so mitten zwischen zwei Welten stand und zu beiden gehörte, hatte sie, die lebendige Seele, Kraft, selber zu entscheiden, die Gegenstände, von welchen sie umgeben war und zu welchen sie in Beziehung stand, entweder zu wählen oder abzulehnen.

In der Zusammensetzung dieser drei Teile des Menschen stand der Geist, der ihn mit dem Göttlichen verband, an erster Stelle; der Leib, der ihn mit dem Tierischen und Sinnlichen verband, der untergeordnete; da­zwischen stand die Seele, Teilhaber beider andern Naturen, das Band, das sie vereinigte und durch welches diese zwei aufeinander einwirken konnten. Ihre Aufgabe als die zentrale Kraft war, diese zwei in ihrem rechten Verhältnis zueinander zu bewahren; den Körper dem Geist zu unterwerfen; die Seele selbst sollte durch den Geist vom göttlichen Geist das empfangen, was ihm zur Vollendung gereichte: und so das an den Leib weiterreichen, was diesen an der Perfektion des Geistes teilhaben läßt, damit dadurch ein geistlicher Leib werden konnte.“

Was ist der Geist? Das, was uns Gottesbewußtsein gibt und uns mit Gott verbindet. Was ist die Seele? Das, was uns mit uns selbst verbindet und uns Selbstbewußtsein gibt. Was ist der Leib? Der Leib stellt unsere Verbindung zur Welt her. C. I. Scofield erklärt in seinen Anmerkungen zur Bibel, daß der Geist Gottesbewußtsein gibt, die Seele Selbstbewußtsein, der Leib Weltbewußtsein. Pferd und Ochs haben kein Gottesbewußtsein, weil sie keinen Geist haben. Sie sind sich nur ihres eigenen Wesens bewußt. Der Leib verursacht es, daß wir die Welt spüren – z.B. sehen wir die Dinge der Welt, oder wir fühlen heiß und kalt.

Was oben erwähnt wurde, bezieht sich auf Funktionen von Leib, Seele und Geist. Ich werde jetzt zum wichtigsten Problem kommen. Viele sehen diese Angelegenheit von Geist, Seele und Leib so an, als ob sie nur auf das geistliche Leben beziehe; aber wir müssen hier erkennen, daß sie auch für den geistlichen Dienst und Kampf wichtig ist. Wir neigen dazu, uns Adam beinahe gleichzustellen vor dem Sündenfall. Wir nehmen an, da wir ja so wie Adam auch Menschen sind, daß kein allzu großer Unterschied zwischen uns ist. Wir denken, daß, was wir nicht tun können, konnte Adam auch nicht. Aber wir erkennen nicht, daß hier zwei Dinge vorliegen:

a) einerseits ist es wahr, daß wir das nicht tun können, was Adam nicht tun konnte; doch

b) wir können das nicht tun, was Adam tun konnte. Ich befürchte, daß wir nicht erkennen, wie fähig Adam war. Wenn wir die Bibel studieren, erkennen wir, was für eine Art Mensch Adam vor seinem Fall wirklich war.

Adams Autorität und Tüchtigkeit

„Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde; im Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und Weib schuf er sie. Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; herrschet über die Fische des Meeres und über die Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!“ (1. Mose 1, 27. 28). „Machet euch die Erde untertan“, sagte Gott.

Freunde, habt ihr euch schon vorgestellt, wie riesig die Erde ist? Angenommen, ein Meister würde von seinem Diener verlangen, zwei Häuser zu verwalten. Er trifft seine Vereinbarungen aufgrund der Fähigkeiten des letzteren, diese zu besorgen. Kein Diener könnte alle Häuser, die an einer Gasse gelegen sind, verwalten, denn er kann nicht tun, was seine Fähigkeiten übersteigt. Würde denn Gott von Adam etwas verlangen, wozu er nicht in der Lage wäre? Wir können daher daraus schließen,. daß, wenn Adam fähig war, die Erde zu beherrschen, dann muß seine körperliche Tüchtigkeit der unsrigen heute überlegen gewesen sein. Er hatte Kraft, Fähigkeit und Geschick. Er empfing alle diese Fähigkeiten frisch vom Schöpfer.

Adams Kraft mußte die unsrige bei weitem übersteigen. Sonst wäre er nicht in der Lage gewesen, die Pflicht zu erfüllen, die ihm von Gott aufgegeben war. Aber wir heute, wir könnten unseren Rücken abends nicht mehr strecken, wenn wir nur eine Gasse im Tag dreimal fegen müßten. Wie könnten wir uns dann überhaupt die ganze Erde untertan machen? Aber Adam machte sich nicht nur die Erde untertan, er herrschte auch über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über jedes lebendige Tier auf der Erde. Und herrschen heißt nicht einfach dasitzen und nichts tun. Es verlangt Verwaltung und Arbeit. Wenn wir das sehen, sollten wir die überlegene Kraft erkennen, die Adam tatsächlich besaß. In Wirklichkeit übersteigt sie bei weitem unseren heutigen Zustand. Meinst du, diese Erkenntnis sei etwas Neues? Tatsächlich ist es die Lehre der Bibel. Vor seinem Fall hatte Adam solche Stärke, daß er sich nach der Arbeit nicht müde fühlte. Erst nach dem Sündenfall sagte ihm Gott: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“

 

Adams geistige Kraft und Gedächtnis
„Und der Herr bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde, so sollte es heißen“ fl. Mose 2, 19). Meine Freunde, ist das nicht wunderbar? Angenommen, du würdest ein Wörterbuch nehmen und alle Namen der Tiere herunterlesen; müßtest du nicht zugeben, daß du die Namen weder erkennen noch dich daran erinnern würdest? Doch Adam gab allen Tieren und Vögeln die Namen. Wie intelligent muß er gewesen sein! Die weniger intelligenten unter uns würden bald ein Zoologiestudium aufgeben, sobald wir unsere Unfähigkeit, all die Details auswendig zu lernen, erkannt hätten. Aber Adam hat diese zoologischen Namen nicht nur auswendig gelernt; er war der Namengeber, denn er gab ihnen allen den Namen. Hieran können wir erkennen, wie reich und vollkommen die Denkkraft oder rationale Kraft Adams war.

Adams Fähigkeit zu verwalten
„Und der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren“ (l. Mose 2, 15). Wenn wir sehen, wie Adam die Erde ver­waltete, sollten wir ein bißchen darüber nachdenken, was Gott ihm aufgab zu tun. Gott hatte ihm befohlen, den Garten zu bebauen. Das mußte systematisch getan werden. Wie groß war der Garten? Im 1. Buch Mose, 2, 10‑14 werden vier Flüsse genannt; mit den Namen Pison, Gihon, Hiddekel und Euphrat. Sie alle flossen aus dem Garten Eden und teilten ihn in vier Flußgebiete ein. Kannst du dir nun vorstellen, wie groß der Garten war? Wie stark muß Adam gewesen sein, daß er beauftragt werden konnte, das Land zu pflegen, welches von vier Flüssen umgeben war! Und er mußte das Land nicht nur pflegen, sondern auch bewahren; er sollte das Land davor bewahren, daß der Feind eindringen konnte. Daher muß die Kraft, die Adam in jenen Tagen hatte, riesig gewesen sein. Er muß ein Mann mit erstaunlicher Fähigkeit gewesen sein. Alle seine Kräfte wohnten in seiner lebendigen Seele. Wir mögen Adams Kraft als übernatürlich und wunderbar ansehen, aber soweit es Adam betrifft, waren diese Fähigkeiten nicht wunderbar, sondern menschlich, nicht übernatürlich, sondern natürlich.

Verbrauchte Adam alle seine Kräfte an jedem Tage? Wie wir aus unsern Studien des 1. Buches Mose erkennen, hatte er seine Kraft nicht verbraucht. Nachdem er von Gott neu geschaffen wurde, doch bevor er alle seine Fähigkeiten ausdrücken konnte, fiel er.

Welches war der Köder, den der Feind benutzte, als er Eva bezauberte? Was versprach ihr der Feind? Es war folgendes: „Gott weiß, daß welchen Tages ihr davon esset, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (1. Mose 3, 5). „Wie Gott sein“ war das Versprechen des Feindes. Er erzählte Eva, daß trotz der Kraft, die sie schon besaß, immer noch eine große Kluft zwischen Gott und ihr war, aber daß, wenn sie diese Frucht essen würde, sie dann Gottes Autorität, Weisheit und Kraft besitzen würde. Und an jenem Tag wurde Eva verführt; sie fiel.

 

Die Kraft, die Gott Adam gab
Wenn wir auf diese Art forschen, sind wir nicht ungebührlich neugierig; wir wünschen nur zu erkennen, was Gott Adam tatsächlich gegeben hatte. „Und Gott sprach, lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis“ (1. Mose 1, 26). Die Wörter „Bild“ und „Gleichnis“ mögen uns in der Bedeutung gleich und daher als Wiederholungen erscheinen. Aber im Hebräischen deutet das Wort „Bild ‑ nicht auf körperliche Gleichheit hin, eher noch bezeichnet es moralische oder geistliche Ähnlichkeit. jemand hat das folgendermaßen ausgedrückt: „Verändern in das Gleichnis“; das bedeutet „einem Bild angleichen“. Die Absicht Gottes, als er den Menschen schuf, war, daß er nach seinem Bild umgeformt werden sollte; Gott wollte, daß Adam ihm ähnlich werden sollte. Der Teufel sagte: „Du wirst sein wie Gott.“ Aber Gottes ursprüngliche Absicht war, daß Adam ihm ähnlich werden sollte. Daraus schließen wir, daß Adam vor dem Sündenfall die Kraft hatte, diese Ähnlichkeit zu erlangen. Er besaß eine verborgene Fähigkeit, auch moralisch Gott ähnlich zu werden. (Ich gebrauche das Wort „moralisch“, um das zu bezeichnen, was über dem Materiellen steht, nicht einfach das, was auf das gute Verhalten des Menschen hinweist.) So wird uns gezeigt, wieviel der Mensch durch den Sündenfall verlor. Die Größe des Schadens übersteigt wahrscheinlich unsere Vorstellungen.

Der Sündenfall
Adam ist eine Seele. Sein Geist und Leib sind durch die Seele verbunden. Die erstaunliche Kraft, die wir soeben erwähnt haben, ist in Adams Seele vorhanden. Mit anderen Worten: die lebendige Seele, welche das Resultat aus dem Zusammentreffen von Geist und Leib ist, besitzt unvorstellbare Kraft. Diese Kraft ging beim Sündenfall verloren. Das bedeutet nicht, daß solche Kraft nicht mehr vorhanden ist. Es heißt nur, daß sie, wohl im Menschen vorhanden, jedoch „eingefroren“ oder stillgelegt ist. Gemäß 1. Mose 6 wird der Mensch nach dem Sündenfall Fleisch. Das Fleisch umschließt das ganze Wesen und unterwirft es. Der Mensch war ursprünglich eine lebendige Seele. jetzt, nachdem er gefallen ist, wird er zu Fleisch. Seine Seele hätte der Kontrolle des Fleisches unterworfen sein sollen; jetzt ist sie der Herrschaft des Fleisches untergeben. Daher sagt der Herr: „Mein Geist wird nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist“ (l. Mose 6, 3). Wenn Gott hier den Menschen erwähnt, nennt er ihn Fleisch, was er jetzt in seinen Augen geworden ist. Dem entsprechend heißt es in der Bibel, daß „alles Fleisch seinen Weg auf Erden verdorben hat“ (1. Mose 6, 12).

Wiederum „auf keines Menschen Fleisch soll man es (das heißt das heilige Salböl, welches ein Typus des Heiligen Geistes ist) gießen“ (2. Mose 30, 32). Weiter: „durch Gesetzeswerke wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden“ (Röm. 3, 20).

Warum erwähne ich das so ausführlich? In Offenbarung 18 werden Dinge erwähnt, die in den letzten Tagen geschehen werden. Ich habe ganz am Anfang gezeigt, wie die menschliche Seele eine Handelsware in BabyIon werden wird, die man verkaufen und kaufen kann. Aber warum wird die Menschenseele als Ware behandelt? Weil Satan und seine Marionette, der Antichrist, die menschliche Seele als Werkzeug für ihre Aktivitäten am Ende dieses Zeitalters benützen. Als Adam im Garten Eden fiel, wurde seine Kraft stillgelegt. Er hatte seine Kraft nicht gänzlich verloren, sie wurde jetzt nur in ihm begraben. Er war Fleisch geworden, und dieses umschloß jetzt fest die wundersame Kraft, welche in ihm war. Generation auf Generation mit dem Ergebnis, daß Adams ursprüngliche Kraft in seinen Nachkommen zu einer verborgenen Kraft geworden ist. Sie ging dem Menschen nicht verloren, sondern ist einfach vom Fleisch eingeschlossen.

Heute liegt diese adamitische Kraft in jeder Person, die auf der Erde lebt, obwohl sie in ihm eingeschlossen ist und sich nicht frei ausdrücken kann. Aber solche Kraft ist in jeder Menschenseele, genauso wie sie am Anfang in Adams Seele war. Das Werk des Teufels richtet sich darauf, die menschliche Seele zu erregen und die verborgene Kraft als eine Täuschung für geistliche Kraft freizulegen. Ich erwähne diese Dinge uns zur Warnung in bezug auf das besondere Verhältnis zwischen der Seele des Menschen und Satan in den letzten Tagen.

Wir haben gesehen, daß Adam besondere Kraft und Fähigkeit besaß, obwohl sie in Wirklichkeit gar nicht besonders oder übernatürlich war, wie sehr es uns heute auch so erscheinen mag. Vor seinem Fall konnte Adam seine Fähigkeiten mit Leichtigkeit ausüben, da sie in seine Seele eingelegt waren. Aber nach seinem Fall wurde seine Kraft vom Körper eingeschlossen. Vorher war der Körper Adams kraftvoller Seele eine Hilfe gewesen; jetzt war die Seele gefallen, und die Kraft wurde von der Schale des Fleisches umgeben. Satan versucht jedoch, diese Schale des Fleisches aufzubrechen, die Kraft, die in der Seele des Menschen schlummert, freizu­legen, um so die Kontrolle über den Menschen zu gewinnen. Viele verstehen diese Strategie nicht und werden dahin getäuscht, daß sie annehmen, es sei alles von Gott.

 

Religiös gesehen
Dies alles geschieht jedoch nicht nur in der Christenheit. Die Babylonier, die Araber, die Buddhisten, die Taoisten und die Hindus versuchen alle in ihrer eigenen Art, die Kraft, die Adam unserer Seele gelassen hat, freizulegen. In irgendeiner Religion, was für Mittel auch zur Instruktion benutzt werden, ein gemeinsames Prinzip steht hinter all den äußerlichen Unterschieden. Es zielt darauf hin, das Fleisch zu überwinden, um die seelische Kraft von aller Art Bindungen loszulösen, damit diese freier ausgedrückt werden kann. Einige Lektionen dieser Religionen gehen dahin, das Hindernis des Leibes zu zerstören; einige, den Leib und die Seele zu vereinigen; während andere die Seele durch Training zu stärken und sie so zu befähigen versuchen, daß sie den Leib überwinden könne. Was auch immer die Mittel sein mögen, das Prinzip dahinter ist dasselbe. Es ist wichtig, das zu wissen, sonst werden wir getäuscht.

Ich weiß nicht, wie die Leute von dieser wunderbaren Energie informiert werden, die in der menschlichen Seele schlummert, jetzt vom Fleisch umschlossen ist und deren Freilegung zu einer Darstellung wunderbarer Kraft führt, sogar bis zum Erreichen des Status eines “ Zauberers “ oder “ Buddha „. Wahrscheinlich werden sie alle vom Teufel, dem bösen Geist, informiert. Ihre Erklärungen mögen unterschiedlich sein, jedoch das ihm zugrunde liegende Prinzip ist immer dasselbe, nämlich der Gebrauch von besonderen Mitteln, um die Kraft der Seele freizulegen. Sie mögen nicht wie wir die Terminologie von Seele und Kraft verwenden; die Tatsache jedoch ist nicht zu übersehen. Zum Beispiel im Buddhismus, Taoismus und sogar in einigen Sekten des Christentums ist spezielle, übernatürliche Kraft für alle erhältlich, um Wunder zu tun wie Krankenheilung und Voraussagen der Zukunft.

Nimm zum Beispiel die asketischen Praktiken und Atemübungen des Taoismus oder sogar die einfachste Form der abstrakten Meditation: diese alle tun es gemäß dem einen Prinzip, den Leib der Seele zu unterwerfen, mit dem Zweck, die Kraft der letzteren freizulegen. Kein Wunder, daß viele wunder­same Dinge geschehen, die man nicht einfach als Aberglauben abtun kann. Buddhismus war ursprünglich atheistisch. Gautama Siddhartha war ein Atheist. Viele Gelehrte und Fachkundige verstehen die Lehre des Buddhismus so. Er glaubte an die Seelenwanderung, sowohl als auch an das Nirwana*. Nun, ich habe nicht die Absicht, Unterricht über den Buddhismus zu erteilen; ich möchte nur erklären, wie und warum viele Wunder durch diese Religion vollbracht worden sind.

Im Buddhismus haben wir die Lehre des Entfliehens von der Welt. Wer das buddhistische Gelübde ablegt, muß sich des Fleisches und der Ehe enthalten. Er darf nichts Lebendiges töten. Durch asketische Praktiken können sie sogar eine Stufe erlangen, wo sie keine Speise mehr benötigen. Einige Mönche von hoher Stufe können sogar die unbekannte Vergangenheit durchdringen und die Zukunft voraussagen. Durch buddhistische Magie vollbringen sie viele Wunder. Wenn, wie sie es nennen, ihr „Herz‑Blut“ in Wallung gerät, sind sie fähig, Geschehnisse vorauszusagen. All die verschiedenen durchgeführten Arten von Enthaltungen und asketischen Praktiken entstammen aus einem einzigen, ihnen übergeordneten Prinzip: der Buddhist ist bestrebt, alle physikalischen und materiellen Schranken zu durchbrechen, um so seine Seelenkraft freigelegt zu bekommen.

Ich kenne einige Leute, die älter sind als ich, die dem Unity Club beigetreten sind. Sie und die andern Club‑Mitglieder praktizieren u.a. abstrakte Meditation. Sie sagen mir, daß jede Stufe, in die sie eintreten, ihre eigene Intensität des Lichts hat. Das Licht, das sie wahrnehmen, folgt der Wahrheit, in die sie eintreten. Ich glaube ihnen, denn sie sind in der Lage, von der Bedrückung des Körpers loszuwerden und so die Kraft freizulegen, die Adam vor seinem Fall besaß. Eigentlich liegt gar nichts Außergewöhnliches darin. Die moderne Sekte der Christlichen Wissenschaft wurde von Frau Mary Baker‑Eddy gegründet. Sie verleugnete die Existenz von Krankheit, Schmerz, Sünde und Tod (obwohl Frau Eddy gestorben war). Da es gemäß ihrer Lehre nichts gibt wie Krankheit, muß jemand, wenn immer er krank wird, nur seine Gedanken gegen eine Anerkennung der Krankheit richten und wird so geheilt. Das bedeutet, daß, wenn jemand an keine Krankheit glaubt, er nicht krank sein wird. So auch, wenn jemand nicht an Sünde glaubt, meinen sie, nicht zu sündigen. Indem der Mensch seinen Wil­len, seine Gedanken und seine Emotionen so trainiert, bis er völlig die Existenz dieser Dinge verneint ‑ indem er sie als falsch und trügerisch ansieht ‑, wird er sie tatsächlich als nichtexistent vorfinden.

Als diese Lehre erstmals verbreitet wurde, wurde sie von vielen Menschen abgelehnt. Besonders Ärzte haben ihr widerstrebt, denn wenn es wahr wäre, würde man keine Ärzte mehr brauchen. Doch nachdem sie Leute untersucht hatten, die von der Christlichen Wissenschaft geheilt worden waren, konnten die Ärzte die Lehre nicht als falsch abweisen. Konsequenterweise glauben mehr und mehr Leute daran; sogar berühmte Wissenschaftler und Ärzte haben diese Lehre angenommen. Es ist gar nicht verwunderlich, da in der Seele des Menschen ein Reservoir von riesiger Kraft vorliegt und nur darauf wartet, von der Gefangenschaft des Fleisches freigelegt zu werden.

Wissenschaftlich gesehen

Jetzt wollen wir diese Angelegenheit wissenschaftlich ansehen. Die Psychologie hat in moderner Zeit noch nie dagewesene Erfor­schungen betrieben. Was ist Psychologie? Das Wort selbst ist eine Kombination von zwei griechischen Wörtern: „psyche“, was Seele bedeutet, und „logia“, was u. a. Abhandlung Wissen bedeutet. Daher ist Psychologie die „Wissenschaft der Seele“. Die Erforschung moderner Wissenschaftler ist die des seelischen Teils unseres Lebens. Sie ist auf diesen Teil beschränkt; der Geist wird nicht berührt.

Moderne Parapsychologie begann mit Franz Anton Mesmer. Seine erste Entdeckung im Jahre 1778 ist jetzt bekannt als Mesmerismus (Hypnose, wie sie von Mesmer selbst praktiziert wurde). Seine Anhänger übertrafen ihn jedoch durch ihre eigenen Entdeckungen, genauso wie das Grüne, das vom Blau abgeleitet wird, das Blaue überstrahlt. Einige ihrer Experimente sind fast unglaublich in ihrem Resultat. Ihre Methode ist ‑ nicht unerwarteterweise ‑ das Entladen der Kraft, die in der Menschenseele liegt. Zum Beispiel beim Hellsehen (Dinge wahrnehmen, die außerhalb des Bereichs der menschlichen Sinne liegen) oder Telepathie (Kommunikation durch wissenschaftlich unbekannte oder unerklärbare Mittel wie durch Betätigung mystischer Kräfte), sind Menschen in der Lage, Dinge zu sehen, zu hören oder zu riechen, die tausende von Meilen entfernt sind.

Es wurde gesagt, daß Mesmerismus „der Fels ist, aus dem alle mentalen Wissenschaften gehauen wurden“.(Penn-Lewis). Vor Mesmers Zeit war die psychische Forschung nicht ein unabhängiger Zweig der Wissenschaft; sie nahm einen unbedeutenden Platz innerhalb Naturwissenschaft ein. Aber wegen dieser erstaunlichen Entdeckung ist sie zu einem eigenen System geworden.

 Ich möchte die Aufmerksamkeit nicht auf das Studium der Psychologie wenden, aber auf die Tatsache, daß alle diese wundersamen Phänomene durch das Freilegen der verborgenen Kraft der menschlichen Seele eintreten. Warum wird diese Kraft „verborgen“ genannt? Weil Gott bei Adams Fall ihm diese übernatürliche“ Kraft nicht entzog, sondern seine Kraft fiel mit ihm und wurde in seinem Körper eingeschlossen. Die Kraft war da, nur konnte sie nicht zum Ausdruck kommen. Daher die Bezeichnung „verborgene Kraft“.

Die Erscheinungen unseres menschlichen Le­bens, so wie Sprechen und Denken, sind Fähigkeiten, die bemerkenswert sind. Aber die verborgene Kraft, die im Menschen versteckt liegt, ist auch verblüffend. Könnte diese Kraft aktiviert werden, würden viel mehr außerordentliche Dinge in unserem Leben zum Ausdruck kommen. Die vielen wundersamen Geschehnisse, die die modernen Parapsychologen entdecken, bezeugen in keiner Art ihren übernatürlichen Charakter. Sie beweisen nur, daß die verborgene Kraft der Seele durch die passenden Mittel freigelegt werden kann.

Eine Liste der Entdeckungen, welche folgten, nachdem Mesmer das grundlegende Wissen der mystischen Kräfte, die in der menschlichen Schale verborgen liegen, entdeckt hatte, zeigt, wie verblüffend diese Bewegung voranging, als der Mensch einmal den Schlüssel erhalten hatte. Im Jahre 1784 entdeckte ein Schüler Mesmers das Hellsehen als ein Resultat des Mesmerischen Schlafs, und zufälligerweise stolperte er über das Gedankenlesen.

Telepathie ‑ welches die Kommunikation zwischen zwei Intelligenzen ist, auf andere Art als durch die bekannten Kanäle der Sinne ‑ befähigt eine Person, seine eigene psychische Kraft zu betätigen, um die Gedanken eines andern zu erkennen, ohne daß sie ihm gesagt wurden. „Hypnose, Neurologie und Psychometrie … und zahllose andere Entdeckungen folgten mit den Jahren. Hypnose ist ein künstlich herbeigeführter, schlafähnlicher Zustand, in welchem ein Individuum extrem empfänglich ist für Eingebungen, die der Hypnotiseur tut. Nicht nur der Mensch, sondern auch Tiere können hypnotisiert werden.

Psychometrie ist die Entdeckung, daß der Geist außerhalb des menschlichen Körpers betätigt werden kann und daß der „psychometrisch Empfindliche“ die Vergangenheit wie ein offenes Buch lesen kann. Dann kam die Entdeckung, die Statuvolismus genannt wird. Bei diesem kann der Geist sich selbst vom Bewußtsein des Schmerzes entziehen und Krankheiten kurieren. Am Anfang gingen die Wissenschaftler diesen Entdeckungen nach als Zweige der Naturwissenschaf­ten … “

Aber wegen der Vielfalt dieser wundersamen Phänomene wurde die Parapsychologie bald eine Wissenschaft für sich selbst. Für die Praktizierenden dieser Wissenschaft sind all diese außerordentlichen Phänome­ne ganz natürlich. Und für uns Gläubige sind sie noch natürlicher. Denn wir wissen, daß sie nur die Konsequenz der Freilegung der verborgenen Kraft der Seele sind. Psychologen erklären, daß innerhalb des Menschen eine riesige Anlage von Kräften ist: die Kraft der Selbstkontrolle, die Kraft zu schöpfen, die Kraft wiederherzustellen, die Kraft zu glauben, die Kraft zu beleben, die Kraft wiederzubeleben. Diese alle können vom Menschen freigelegt werden. Ein Psychologiebuch geht sogar so weit und erklärt, daß alle Menschen Götter seien, nur daß der Gott in uns eingeschlossen sei. Indem man den Gott in uns freilege, werden wir alle zu Göttern. Wie ähnlich sind diese Worte jenen Satans!

 

Die allgemeine Regel
Sei es in China oder in westlichen Nationen, alle diese Praktiken der Atemübung, der asketischen Übung, der Hypnose, der Voraussagungen, der Sympathien und Kommunikationen sind nichts anderes als das Freilegen der Kraft, die in uns ist. Ich nehme an, wir haben alle irgend etwas von der Hypnose gehört. In China gibt es Wahrsager, deren Kunststücke der Vorhersagung bekannt sind. jeden Tag nehmen sie nur wenige Kunden in die Aussprache. Sie haben viel Zeit und Energie dazu verwendet, ihre Kunst zu vervollkommnen. Und ihre Voraussagungen sind verblüffend genau. Die Buddhisten und Taoisten haben auch ihre Wundertaten. Obwohl Beweise für Betrug nicht fehlen, können übernatürliche Manifestationen offensichtlich nicht geleugnet werden.

Die Erklärung all dieser Phänomene ist einfach: entweder durch Zufall oder durch Einführung des bösen Geistes entdeckten sie eine Art oder Arten asketischer Praktiken, die sie befähigen, außerordentliche Kunststücke zu vollbringen. Allgemein weiß man nicht, daß sie diese Kraft in sich selbst besitzen. Andere, die ein wenig wissenschaftlich gebildet sind, wissen, daß diese Kraft in ihnen selbst verborgen liegt, obwohl sie nicht erklären können, woher sie kommt. Wir, die wir von Gott belehrt sind, wissen, daß sich diese Fähigkeiten und verborgene Kraft in der menschlichen Seele befindet und jetzt durch den Fall Adams vom Fleisch eingeschlossen ist. Diese Kraft war mit dem Menschen gefallen, so daß sie nicht mehr gebraucht werden sollte. Aber Satans Absicht ist es, diese verborgene Kraft des Menschen zu entwickeln, so daß er sich so reich wie Gott fühlt, gemäß dem Versprechen, das Satan ihm gegeben hatte. So wird der Mensch sich selbst anbeten, obwohl es indirekt Satans‑Anbetung ist. Daher steht Satan hinter all diesen parapsychologischen Forschungen. Er versucht, das äußerste dieser verborgenen Kraft der Seele zu verwenden, um sein Ziel zu erreichen. Aus diesem Grund können alle, die ihre Seelenkraft entwickeln, es nicht vermeiden, mit Satan in Berührung zu kommen oder von ihm gebraucht zu werden.

G. H. Pember sieht in seinem Buch Earth’s Earliest Ages die Angelegenheit noch von einem anderen Gesichtspunkt:

Es scheint, daß es zwei Methoden gibt, durch welche Menschen ungebührliche Kraft und Wissen erlangen können und wie sie Zutritt bekommen zu verbotenen Praktiken. Wer die erste Methode befolgen will . . ., muß seinen Körper so unter Kontrolle seiner Seele bringen, daß er seine eigene Seele projizieren kann … Das Entwickeln dieser Methode ist zweifelsohne möglich, jedoch nur wenigen und auch in ihrem Fall kann das nur durch einen langen und harten Trainingskurs erreicht werden, dessen Ziel es ist, den Kör­per zu brechen und völlig zu unterwerfen, um eine vollkommene Gefühllosigkeit herzustellen in bezug auf alle Vergnügen, Schmerzen und Emotionen dieses Lebens, so daß kein störendes Element den Aspiranten mehr ablenken kann, um seinen Fortschritt aufzuhalten . . . Die zweite Methode ist passive Unterwerfung an die Kontrolle fremder Intelligenzen . . .

Worauf wir hier im besonderen die Aufmerksamkeit lenken wollen, ist die erste Methode, das heißt, die verborgene Kraft der ei‑enen Seele zu aktivieren. Seine Auffassung fällt völlig mit der unsrigen zusammen. Die asketischen Praktiken der Buddhisten oder die Atemübungen und die abstrakte Meditation der Taoisten, die Meditation und Gedankenkonzentration der Hypnotiseure, das stille Sitzen jener im Unity Club und all die Variationen der Meditation, Betrachtung, des konzentrierten Denkens bis zum Ausschalten allen Denkens und Hunderte anderer Betätigungen, die Menschen praktizieren, folgen der selben Regel ‑ wie unterschiedlich auch ihr Wissen und ihr Glaube sein mag. Was alle diese tun, ist nichts anderes als den äußerlichen, verwirrten Gedanken des Menschen, seine bewegten Emotionen, seinen schwachen Willen an einen Ort der Ruhe zu bringen, wobei sein Fleisch völlig unterworfen ist, was ermöglicht, die verborgene Kraft der Seele freizulegen. Der Grund, warum das nicht in jeder Person manifestiert wird, ist, weil nicht alle die Schranken des Fleisches durchbrechen und all die psychischen Ausdrücke in Ruhe bringen können.

 

Einige Tatsachen

Vor mehreren Jahren machte ich Bekanntschaft mit einem Inder. Er erzählte mir von einem Freund im Hinduismus, der Geheimnisse von Menschen sehr genau bloßlegen konnte. Einmal wollte er die Fähigkeit seines Hindu‑Freundes prüfen. Er lud ihn in sein Heim ein. Der Hindu war tatsächlich in der Lage, alles zu sagen, was in jeder Schublade seines Heimes versorgt war. Später bat mein indischer Bekannter seinen Freund hinauszugehen und zu warten, während er einen sehr wertvollen Gegenstand in ein Tuch und in Papier einwickelte, bevor er ihn in eine Kiste und dann in ein abgeschlossenes Schubfach legte. Sein Hindu‑Freund kam wieder herein und offenbarte, welcher Gegenstand eingepackt war. Das war gewiß nur möglich durch das Durchbrechen aller physikalischer Schranken. Frau Jessie Penn‑Lewis, die wir schon vorher zitiert haben, schrieb folgendes:

Ich traf einmal einen Mann in Nord‑Indien, der Zutritt hatte zu den höchsten Kreisen der Gesellschaft in Simla, dem Sommersitz der Regierung Indiens. Er erzählte mir eines Abends von seiner Verbindung mit den Mahatmas in Indien und anderen Ländern Asiens. Er sagte, daß er große politische Geschehnisse schon Wochen und Monate vor ihrem Eintreffen wußte. „Ich bin nicht abhängig von Nachrichten und Telegrammen und Zeitungen. Diese können nur vergangene Geschehnisse aufzeichnen; wir wissen um Geschehnisse, bevor sie stattgefunden haben“, sagte er. Wie kann ein Mensch in London Dinge wissen, die in Indien geschehen und umgekehrt? Es wurde mir durch vor Menschen projizierte Seelenkraft erklärt welche das Geheimnis der Mahatmas kennen.*

Pember zitiert Wilds „Spiritual Dynamics“ und schreibt, daß ein Meister bewußt die Gedanken anderer sehen kann. Er kann durch (Overcomer Magazine for 1921‑23) seine Seelenkraft auf außenstehende Geister einwirken. Er kann das Wachstum von Pflanzen beschleunigen, Feuer löschen und wie Daniel wilde Tiere bezwingen. Er kann seine Seele auf eine Entfernung wegsenden und dort nicht nur die Gedanken anderer lesen, sondern auch zu jenen entfernten Gegenständen sprechen, sie berühren und nicht nur das, er kann seinen entfernten Freunden seinen geistlichen Körper darstellen in der völligen Gleichheit seines fleischlichen Körpers. Dazu … kann auch der Meister … aus der ihm umgebenden multiplexen Atmosphäre das Gleichnis irgendeines physikalischen Gegenstandes herstellen, oder er kann physikalische Gegenstände in seine Gegenwart befehlen.

 

Die Haltung des Christen

Die wundersamen Phänomene in der Religion und in der Wissenschaft sind nichts als eine Manifestation der verborgenen Kraft der Seele des Menschen, welche vom bösen Geist gebraucht wird. Sie alle befolgen eine gemeine Regel: die Schranken des Fleisches zu durchbrechen und die Kraft der Seele freizulegen. Der Unterschied zwischen uns (den Christen) und ihnen liegt in der Tatsache, daß alle unsere Wunder durch Gott vollbracht werden, durch den Heiligen Geist. Satan braucht die Seelenkraft des Menschen, um seine Stärke zu manifestieren. Die Seelenkraft des Menschen ist das Werkzeug Satans, durch welches er auf sein böses Ziel hinarbeitet.

Gott jedoch wirkt nie mit der Seelenkraft des Menschen, denn sie ist für ihn unbrauchbar. Wenn wir wiedergeboren werden, sind wir durch den Heiligen Geist wiedergeboren. Gott wirkt durch den Heiligen Geist und unseren erneuerten Geist. Er wünscht nicht, die Seelenkraft zu gebrauchen. Seit dem Sündenfall hat Gott verboten, diese ursprüngliche Kraft der Seele anzuwenden. Aus diesem Grund erklärt der Herr Jesus oft, daß wir das Seelenleben verlieren müssen, d. h. unsere Seelenkraft. Gott will heute, daß wir diese Seelenkraft überhaupt nicht gebrauchen.

Wir können nicht sagen, daß alle Wunder, die in der Welt vollbracht werden, unecht sind. Wir müssen zugeben, daß viele von ihnen echt sind. Aber all diese Phänomene wer­den durch die verborgene Kraft der Seele nach dem Fall Adams vollbracht. Als Christen müssen wir sehr vorsichtig sein in diesen letzten Zeiten, nicht die verborgene Kraft der Seele zu erregen, sei es wissentlich oder unwissentlich.

Laßt uns zurückkehren zu jenem Schriftabschnitt, den wir anfangs lasen. Wir bemerken, daß es am Ende des Zeitalters das spezielle Werk Satans und der bösen Geister unter ihm ist, mit der seelischen Kraft des Menschen Handel zu treiben. Das Ziel ist einfach, diese Welt mit der verborgenen Kraft der Seele zu füllen. jemand schrieb an die Zeitschrift „Overcomer“ und machte folgenden Vergleich: „Die Kräfte der Psyche (Seele) in Kraftordnung aufgestellt gegen die Kräfte des Pneuma (Geist).“Alle, die geistliche Erkenntnis und Feinfühligkeit haben, wissen um die Realität dieser Aussage. Seelenkraft stürzt auf uns wie ein reißender Fluß. Indem Satan Wissenschaft (Psychologie und Parapsychologie), Religion und sogar die unwissende Gemeinde gebraucht (indem diese übermäßige, übernatürliche Manifestationen sucht, indem sie die übernatürlichen Gaben nicht gemäß den Leitsätzen der Schrift unter Kontrolle hält, verursacht er, daß diese Welt mit den Kräften der Finsternis angefüllt wird. Doch dies ist nur Satans letzte und abschließende Vorbereitung für das Auftreten des Antichristen. jene, die wirklich geistlich sind (d. h. jene, die die Seelenkraft verwerfen), spüren überall um sich herum das Anwachsen des Widerstandes von bösen Geistern. Die ganze Atmosphäre ist so verfinstert, daß sie es schwierig finden, voranzukommen. Nichtsdestoweniger, dies ist auch Gottes Vorbereitung für die Entrückung der Überwinder.

Wir müssen verstehen, was Seelenkraft ist, und was diese Kraft der Seele tun kann. Laßt es euch gesagt sein, daß ähnliche Dinge wie diese vor der Wiederkunft des Herrn stark zunehmen werden, vielleicht sogar mehr als hundertfältig. Satan wird viele verblüffende Tricks vorführen, indem er diese Seelenkraft gebraucht, um so die Auserwählten Gottes zu verführen. Wir nähern uns jetzt der Zeit des großen Abfalls. „Das Moment nimmt schnell zu“, beobachtet Frau Penn‑Lewis. „Die Hand des Erzfeindes Gottes und des Menschen ist am Steuer, die Welt stürzt in eine finstere Stunde, in der Satan für eine kurze Zeit „der Gott dieser Welt“ sein und durch einen Supermenschen herrschen wird, dessen Parousia (Erscheinung) nicht lange aufgehalten werden kann.“ Was ist Seelenkraft? Indem wir uns von der Schrift her informieren und durch den Heiligen Geist erleuchten lassen, sollten Gläubige realisieren, daß diese Kraft so höllisch ist, indem sie sich über alle Völker der Erde verbreitet und so die Welt in ein Chaos verwandeln wird.

Satan gebraucht jetzt diese Seelenkraft als Ersatz für Gottes Evangelium und dessen Kraft. Er versucht die Herzen der Menschen durch die Wunder der Seelenkraft zu blenden, indem sie eine blutlose Religion annehmen. Er gebraucht auch die Entdeckungen der psychischen Wissenschaft, um Zweifel an den übernatürlichen Erscheinungen im Christentum zu verursachen, und will, daß die Leute das Letztere ebenso für nichts anderes als die verborgene Kraft der Seele betrachten. Sein Ziel ist es, das Heil Christi durch psychische Kraft zu ersetzen. Der moderne Versuch, böse Gewohnheiten und schlechtes Temperament durch Hypnose zu verändern, ist nichts anderes als ein Vorläufer zu diesem Ziel.

Die Gotteskinder können nur dadurch geschützt werden, indem sie den Unterschied zwischen Geist und Seele kennen. Wenn nicht das tiefere Werk des Kreuzes auf unserem Leben aus Adam vollzogen wurde, und wenn nicht durch den Heiligen Geist eine echte Lebensgemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn bewirkt wird, können wir unwissentlich solche Seelenkraft entwickeln.

Es mag eine Hilfe sein, wieder Frau J. Penn-Lewis zu zitieren: „Seelenkraft“ gegen „Geisteskraft“ ist das Kampffeld heute. Der Leib Christi, durch den Heiligen Geist in ihm, geht voran himmelwärts. Die Atmosphäre der Welt wird immer dicker von psychischen Störungen, hinter welchen geballt die Feinde der Luft stehen. Die einzige Sicherung für die Kinder Gottes ist ein erfahrungsgemäßes Erkennen der Vereinigung des Lebens in Christus, in welchem er lebt mit Christus in Gott, über der vergifteten Luft, in welcher der Fürst der Gewalt der Luft sein Werk vorantreibt. Das Blut Christi für Reinigung ‑ das Kreuz Christi für Einssein im Tod ‑ durch den Heiligen Geist die Kraft des auferstandenen, aufgefahrenen Herrn, beständig ausgesprochen, beansprucht und gehandhabt, dies allein wird die Glieder des Leibes im Sieg hindurchtragen, um mit dem erhöhten Haupt vereint zu werden.

Meine Hoffnung ist, daß Du die Quelle und die Betätigung der verborgenen Kraft der Seele erkennen kannst. Möge Gott uns die Tatsache tief einprägen, daß, wo Seelenkraft ist, der böse Geist ist. Wir dürfen die Kraft, die von uns kommt, nicht gebrauchen, sondern wir müssen die Kraft gebrauchen, die vom Heiligen Geist ausgeht. Mögen wir im besonderen die verborgene Kraft der Seele verleugnen, auf daß wir nicht in Satans Hand fallen. Denn, durch Adams Fall, ist die Seelenkraft schon unter die Herrschaft Satans gefallen und ist zu dessen Werkzeug geworden. Daher müssen wir große Vorsicht gegen die Verführung Satans üben.

Kapitel 2  Der Christ und die seelische Kraft

Wir haben gesehen, wie Adam mit außergewöhnlichen und verblüffenden Fähigkeiten ausgerüstet war, als er von Gott geschaffen wurde. Diese scheinbar wunderbaren Kräfte fielen mit Adam. Menschen, die unwissend sind, denken, daß beim Fall Adam alle seine wunderbaren Kräfte verlor. Aber die Beweise, die die moderne Parapsychologie erbracht hat, zeigen, daß Adam seine ursprüngliche Kraft nicht verlor, sondern daß sie nur in seiner Seele verborgen ist. Während den letzten fünf‑ oder sechstausend Jahren gab es schon etliche Ungläubige, die in der Lage waren, die Seelenkraft zu demonstrieren. Innerhalb der letzten hundert Jahre sind mehr und mehr Menschen fähig, die verborgene Kraft der Seele zu manifestieren. Adams ursprüngliche Fähigkeit war nicht verloren, sie ist nur durch das Fleisch verborgen. In diesem Abschnitt der Botschaft will ich vom Verhältnis des Christen zur verborgenen seelischen Kraft sprechen. Wenn wir deren Gefahr nicht erkennen, werden wir nicht wissen, wie wir uns gegen sie schützen können. Ich bitte, im besonderen die folgenden vier Tatsachen zu beachten:

 

Vier Tatsachen

1. In Adam steckt eine beinahe unbeschränkte Kraft, eine nahezu wundersame Fähigkeit. Wir nennen dies die Seelenkraft. Moderne psychische Forscher haben ihr Vorhandensein im Menschen bewiesen. Seit der Entdeckung Mesmers im Jahre 1778 sind viele Arten von verborgener Kraft bloßgelegt worden ‑ sei es jetzt, daß sie psychisch oder religiös ausgedrückt wurden. Dies ist nichts als das Freilegen der Seelenkraft des Menschen. Wir sollten nicht vergessen, daß diese Kräfte der Seele im Menschen waren vor seinem Fall, aber nachher in ihm verborgen wurden.

2. Satan will die verborgene Kraft der Seele des Menschen unter seine Kontrolle bringen. Er weiß genau, daß solche Kraft in der Menschenseele ist, fähig, viele Dinge zu tun. Daher versucht er sie unter seine Kontrolle zu bringen, anstatt daß sie unter Gottes Kontrolle bleibt. Satan will sie für seine eigenen Zwecke benutzen. Er versuchte Adam und Eva im Garten Eden deshalb, weil er die Kontrolle über ihre Seelenkraft gewinnen wollte.

Ich habe oft über die Bedeutung des Baumes der Erkenntnis des Guten und des Bösen und des Baumes des Lebens gesprochen. Die Bedeutung des Baumes der Erkenntnis des Guten und des Bösen ist Unabhängigkeit, das unabhängige Handeln. Der Baum des Lebens jedoch bedeutet Anhängigkeit oder das Auf‑Gott‑geworfen-Sein. Die Bedeutung dieses Baumes uns weiter, daß Adams ursprüngliches Leben nur Menschenleben war und daß er daher von Gott abhängig sein und Gottes Leben empfangen muß, um zu leben. Aber Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen zeigt, daß der Mensch nicht von Gott abhängen muß, sondern daß er arbeiten und lebend Frucht bringen kann, alles von sich aus. Warum erzähle ich dies alles? Einfach um den Grund von Adams und Evas Fall zu zeigen. Wenn wir Adams verborgene Kraft freilegen, können wir viele Wunder vollbringen. Aber haben wir die Erlaubnis dazu?

Satan wußte, daß solche wunderwirkende Stärke im Menschen war; daher versuchte er, dem Menschen seine Unabhängigkeit von Gott zu erklären. Der Fall im Garten Eden war nichts anderes als das Schreiten zur unabhängigen Tat durch den Menschen, der sich so von Gott trennte. Indem wir die Geschichte des Sündenfalls erfahren, können wir erkennen, was die Absicht Satans war. Sein Ziel war es, die Seele des Menschen zu gewinnen. Als der Mensch fiel, fiel auch seine ursprüngliche Fähigkeit und wundersame Stärke alle in Satans Hand.

3. Heute will Satan die verborgene Kraft der Seele freilegen und zum Ausdruck bringen. Sobald der Mensch fiel, schloß Gott seine psychischen Kräfte im Fleisch ein. Seine vielen Kräfte wurden eingeschlossen und durch das Fleisch verborgen ‑ vorhanden, aber nicht wirksam. Nach dem Sündenfall kommt alles, was zur Seele gehört, unter die Kontrolle und Gefangenschaft dessen, was zum Fleisch gehört. Alle psychologischen Kräfte sind daher durch physiologische Kräfte gelenkt. Satans Ziel ist es, die menschliche Seelenkraft zu befreien durch das Niederbrechen der äußeren Schale des Fleisches, um so seine Seele von den Bindungen des Fleisches zu befreien, um so ihre verborgene Kraft zu manifestieren. Das meint Offenbarung 18, 13 mit Handel von Menschenseelen. Tatsächlich, die Seele des Menschen ist nur eine der vielen verkäuflichen Waren des Feindes geworden. Der Feind wünscht sich besonders die psychologischen Fähigkeiten des Menschen als seine Handelsware.

Am Ende des Zeitalters ‑ ich denke an heute ‑ ist es Satans Absicht, das zu vollführen, was schon im Garten Eden sein Ziel war. Obwohl er seine Arbeit angefangen hatte, die menschliche Seele unter seine Kontrolle zu bringen, war es ihm nicht völlig gelungen. Denn, nach dem Fall, kam das ganze Wesen des Menschen, seine Seelenkraft eingeschlossen, unter das Fleisch. In andern Worten, die psychologischen Kräfte des Menschen kamen unter die Herrschaft seiner physiologischen Kräfte. Es gelang dem Feind nicht, die Seelenkraft des Menschen zu gebrauchen; demzufolge war sein Plan also gescheitert. Durch die Jahrtausende hat Satan sich bemüht, den Menschen so zu beeinflussen, daß dieser seine verborgene Kraft zum Ausdruck‑, bringt. Er hat von Zeit zu Zeit, da und dort, Menschen gefunden, aus denen es ihm gelang, ihre Seelenkraft herauszuziehen. Diese sind die wunderwirkenden religiösen Führer der Zeitalter geworden. Aber in den letzten hundert Jahren, ja seit der Entdeckung Mesmers in der Parapsychologie, sind viele neue Entdeckungen der psychischen Phänomene gefolgt. Alle diese haben nur eine Ursache: der Feind versucht, sein zuvor mißlungenes Werk zu vollenden. Er beabsichtigt, alle verborgenen Kräfte der Menschen freizulegen. Das ist das einzige Ziel, an dem er seit Tausenden von Jahren gearbeitet hat. Daher handelt er mit Seelen der Menschen neben solchen Waren wie Gold, Silber, Edelsteinen, Perlen, Vieh und Pferden. Tatsächlich, er hat seine äußersten Anstrengungen unternommen, um diese besondere Handelsware zu erhalten.

4. Wie zieht Satan Nutzen aus diesen verborgenen Kräften? Was sind die verschiedenen Vorteile für ihn?

a) Er wird in der Lage sein, das ursprüngliche Versprechen, welches er den Menschen gab, zu erfüllen: „ihr werdet sein wie Gott“. In ihrer Fähigkeit Wunder zu wirken, werden die Menschen sich selbst als Götter ansehen. Sie werden sich selbst und nicht Gott anbeten.

b) Er will Verwirrung stiften in bezug auf die Wunder Gottes. Er will, daß die Menschen glauben, daß alle Wunder der Bibel in ihrem Ursprung nur psychologisch sind, um so ihren Wert herabzusetzen. Er wünscht, daß die Menschen denken, sie seien fähig alles zu tun, was der Herr Jesus tat.

c) Er will Verwirrung stiften in bezug auf das Wirken des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist wirkt im Menschen durch den menschlichen Geist, aber der Teufel täuscht in der Menschenseele viele Phänomene vor, die dem Wirken des Heiligen Geistes ähnlich sind, und verursacht unechte Buße, unechtes Heil, unechte Wiedergeburt, unechte Erweckung, unechte Freude u. a. beim Menschen.

d) Er wird den Menschen als sein Werkzeug für den letzten Widerstand gegen Gottes Plan in diesem letzten Zeitalter gebrauchen. Der Heilige Geist ist Gottes wunderwirkende Kraft. Die letzten dreieinhalb Jahre (während der großen Trübsal) werden eine Zeit von großen Wundern sein, die durch die menschliche Seele unter der Führung Satans vollzogen werden.

Zusammenfassend sehen wir also, daß
1. alle diese wunderbaren Kräfte schon in Adam waren,
2. es Satans Ziel ist, diese Kräfte unter seine Kontrolle zu bringen,
3. in der Endzeit Satan besonders damit beschäftigt ist und es bleiben wird, diese Kräfte zu manifestieren und
4. dies sein Versuch ist, sein früher mißlungenes Unterfangen zu vollenden.

 

Der Unterschied im Wirken Gottes und Satans

Wie können wir uns gegen Verführungen schützen? Wir müssen unterscheiden, welches das Wirken Gottes und welches das Wirken des Feindes ist; welches Werk durch den Heiligen Geist und welches durch den bösen Geist getan wird. Alle Werke des Heiligen Geistes werden durch den Geist des Menschen getan, aber die Werke des Feindes werden durch die Seele des Menschen getan. Der Heilige Geist bewegt den menschlichen Geist, während der Geist des Feindes die menschliche Seele bewegt. Das ist der grund­legende Unterschied zwischen dem Wirken Gottes und dem des Feindes. Gottes Werk wird durch den Heiligen Geist eingeleitet, aber das Werk des Feindes beginnt in der Seele des Menschen. Wegen des Sündenfalls ist unser Geist tot und kann sich mit Gott nicht verständigen. Wenn wir an den Herrn Jesus glauben, werden wir wiedergeboren. Was bedeutet gerettet sein oder wiedergeboren werden? Das ist nicht nur eine Angelegenheit der Namengebung; ein wirklicher, organischer Wechsel hat sich in uns vollzogen. Wenn wir dem Herrn Jesus vertrauen, legt Gott sein Leben in unsern Geist und belebt ihn. Genauso wie des Menschen Geist wesenhaft ist, so ist auch dieser neue Geist, den Gott in uns legt, wesenhaft.

Johannes 3, 6 sagt uns, was die neue Geburt ist: „Das, was aus dem Geist geboren ist, ist Geist.“ Auch Ezechiel teilt uns mit: „Einen neuen Geist will ich (Gott) in euch legen“ (36, 26). Bei der Wiedergeburt erhalten wir also einen neuen Geist. Der Herr Jesus sagt: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben“ (Joh. 6, 63). Unser Leben und Werk muß sich daher völlig innerhalb des Wirkungskreises des Geistes abspielen. Wenn Gott uns braucht, wirkt er üb­licherweise in und durch unsern Geist. „Seid erfüllt mit dem Geist“ (Eph. 5, 18), sagt, daß dieser, unser neuer Geist mit dem Heiligen Geist gefüllt werden soll. Mit anderen Worten, Gott füllt unsern Geist mit seinem Heiligen Geist.

Der Heilige Geist wirkt in unserem Geist; aber der böse Geist wirkt in unserer Seele. Satan kann nur in unserer Seele und durch die Kraft unserer Seele wirken. Er hat keine Möglichkeit, sein Werk im Geist des Menschen zu beginnen; sein Wirken ist auf die Seele beschränkt. Was er in den letzten fünf-oder sechstausend Jahren getan hat und jetzt tut, das wird er auch in Zukunft tun. Warum scheint es, daß der Teufel so allmächtig, allgegenwärtig und allwissend sei wie Gott? Aus keinem andern Grund als dem, daß er alles mit der menschlichen Seelenkraft tun kann. Wir können sagen, daß während der Heilige Geist die Kraft Gottes ist, so die Seele Satans Kraft ist.

Leider wissen viele Menschen nicht, daß asketische Praktiken, die Atemübungen, die abstrakte Meditation des Buddhismus und Taoismus, die Hypnose in Westeuropa und die zahlreichen Wunder, die wir in den psychischen Erforschungen sehen, nichts ande­res als die Manifestationen der verborgenen Kraft der ‚menschlichen Seele sind. Sie erkennen nicht, wie mächtig die Kraft der Seele ist.

Brüder und Schwestern, sehen wir dies doch nicht als ein kleines Problem an und tun wir es nicht als Wissenschaft für Gelehrte ab. Tatsächlich hat es tiefe Wirkung auf uns.

 

Die zwei Seiten der Seelenkraft

Gemäß der Bibel scheint es, daß die verbor­gene Kraft der Seele zwei Typen einschließt. Dies ist parallel der Einteilung, die wir vom psychologischen Gesichtspunkt her sehen. Wir geben zu, daß wir nicht in der Lage sind, diese zwei Typen klar zu trennen; alles, was wir sagen können, ist, daß es scheinbar zwei verschiedene Typen der Kraft der Seele gibt: ein Typ scheint mehr die gewöhnliche Art, der andere Typ mehr die wundersame Art zu sein. Ein Typus scheint natürlich, der andere übernatürlich; der eine scheint menschlich verständlich, der andere scheint den Menschenverstand zu übersteigen.

 

Der Ausdruck „Geist“ ist in der Psychologie in seiner Bedeutung breiter als in der Bibel.

Was die Psychologen unter „Geist“ oder „Herz“ verstehen, schließt zwei Teile ein: Bewußtsein und Unterbewußtsein. Das Unterbewußtsein ist das, was wir den wundersamen Teil der Seele nennen. Obwohl die Psychologen den Unterschied zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein treffen, können sie sie kaum unterscheiden. Sie können nur die mehr allgemeinen psychischen Manifestationen als zur ersten Gruppe gehörend klassifizieren ‑der des Bewußtseins ‑, währenddem sie die außergewöhnlichen oder wundersamen Manifestationen unter die zweite Gruppe stellen ‑ die des Unterbewußtseins. Gewöhnlicherweise schließen wir diese allgemeinen Manifestationen in den Wirkungsbereich der Seele ein, nicht wissend, daß die seltsamen und wundersamen Manifestationen auch von der Seele sind, obwohl diese mehr im Bereich des Unterbewußtseins sind. Weil die verborgene Kraft in den individuellen Seelen verschiedene Grade hat, zeigen einige Menschen Phänomene mehr innerhalb des ersten Typus; andere mehr innerhalb des zweiten Typus.

Alle, die dem Herrn dienen wollen, sollten diesem Punkt besondere Aufmerksamkeit schenken, sonst werden sie von wundersa­men Kräften weggetragen werden, während sie versuchen, andern Leuten zu helfen. Laßt mich den Unterschied zwischen Seele und Geist wiederholen: Die gefallene Seele Adams gehört zur alten Schöpfung, aber der wiederbelebte Geist ist die neue Schöpfung. Gott wirkt mit dem Geist des Menschen, denn das ist sein wiedergeschaffenes Leben, seine Neuschöpfung. Satan, auf der andern Seite, wirkt mit der Seele des Menschen ‑ mit der gefallenen Seele in Adam. Er kann nur die alte Schöpfung gebrauchen, weil das wiedergeschaffene Leben in der Neuschöpfung nicht sündigt.

 

Was Satan heute in der Gemeinde tut

Wie arbeitet Satan mit der Seele des Menschen, und wie wirkt er durch seine verborgene psychische Kraft? Wir haben schon viele Beispiele gegeben im Buddhismus, Taoismus, Christentum, Parapsychologie usw. Wir wollen noch mit einigen Beispielen illustrieren, wie Satan die menschliche Seele in geistlichen Angelegenheiten braucht. Das wird den Christen zu unterscheiden helfen, was von Gott und was vom Feind ist, und auch zu erkennen, wie Gott den Geist des Menschen gebraucht, während der Teufel die Seele des Menschen gebraucht.

 

Gebet

Die Gebete in der Bibel sind intelligent und nicht blöd. Wenn der Herr Jesus uns das Beten lehrt, sind seine ersten Worte: „Unser Vater, der du bist im Himmel.“ Er lehrt uns zu unserem Vater im Himmel zu beten, aber wir Christen beten oft zum Gott in unserem Zimmer. Unser Gebet sollte zum himmlischen Vater gesandt werden, damit er hört. Gott will, daß wir im Glauben unsere Gebete zum Himmel hochsteigen lassen, ungeachtet, ob unsere Gefühle gut oder schlecht sind, oder ob sogar kein Gefühl da ist. Wenn du zum Gott in deinem Zimmer betest und von ihm erwartest erhört zu werden, dann fürchte ich, daß du von deinem Gott in deinem Zimmer viele seltsame Gefühle und wundersame Erlebnisse und Visionen erhalten wirst. Diese werden dir von Satan gegeben. Was du auch immer von Satan empfängst, gehört entweder zum Bewußtsein oder zum Unterbewußtsein.

Jemand betet vielleicht nicht zum Gott in seinem Zimmer. Er sendet seine Gebete gegen die Person, für die er betet. Das ist äußerst gefährlich. Angenommen, du hast einen Freund, der mehr als dreitausend Kilometer von dir entfernt ist. Du betest für ihn und bittest Gott gesetztenfalls, daß er entweder im Wort neu belebt werde oder daß Gott ihn retten möge. Und anstatt deine Gebete gegen Gott zu senden, konzentrierst du deine Gedanken, deine Erwartungen und dein Wünschen auf deinen Freund und sendest diese als eine Kraft gegen ihn. Dein Gebet ist wie ein Bogen, der deine Gedanken, dein Empfinden und dein Wünschen wie einen Pfeil auf deinen Freund schießt. Er wird bald so bedrückt sein durch diese Kraft, daß ei das tun wird, worum du gebittet hast. Du magst denken, dein Gebet sei erhört. Aber laß es dir gesagt sein, es ist nicht Gott, der dein Gebet erhört hat, denn du hast nicht zu ihm gebetet. Es ist nur die Gebetserhörung, eines Gebetes, das du auf deinen Freund gerichtet hast.

Jemand mag behaupten, sein Gebet sei er. hört, weil „ich meine Gebete auf meiner Freund aufgehäuft habe“, sagt er. Tatsächlich, denn du hast gegen ihn gebetet und nicht zu Gott. Dein Gebet ist erhört, aber nicht vor Gott. Auch wenn du Hypnose nicht kennst, das was du im Geheimen getan hast, hat das Gesetz der Hypnose erfüllt. Du hast deine psychische Kraft freigelassen, um diese Tat zu vollziehen.

Warum ist das so? Weil wir nicht zu Gott im Himmel gebetet haben. Anstatt dessen wurden deine Gebete gegen die Person, für die du gebetet hast, projiziert, auf ihn gelegt und um ihn gelagert. Du scheinst zu beten, aber in der Tat hast du diese Person mit deiner psychischen Kraft bedrückt. Wenn du deine Seelenkraft brauchst, um für jemand Bestimmten zu beten ‑angenommen du betest, er möge gerügt, wenn nicht gestraft werden ‑, das Gebet deiner Seelenkraf t wird auf ihn losschießen, und er wird folglich krank werden. Das ist ein feststehendes Prinzip der Seele. Diese Tatsache steht so fest wie die, daß jemand seine Hände verbrennen wird, wenn er sie ins Feuer hält.

Aus diesem Grund sollen wir kein Gebet sprechen, daß jemand bestraft werde, wenn er nicht tut, was von ihm erwartet wird. Denn ein solches Gebet wird zur Ursache haben, daß jener leidet; damit veranlaßt der Beter Leid. Wenn wir beten, sollten wir zu Gott beten und nicht gegen Menschen. Ich persönlich habe die bösartigen Auswirkun­gen solchen Gebets erfahren. Vor mehreren Jahren war ich über ein Jahr lang krank. Die Ursache davon waren die Gebete von fünf oder sechs Personen, die auf mich aufgestockt wurden. je mehr sie beteten, desto schwächer wurde ich. Schlußendlich entdeckte ich dann die Ursache. Ich begann, solchen Gebeten zu widerstehen und bat Gott, mich von dem, was sie beteten, zu befreien. So wurde ich wieder gesund. Laßt mich in diesem Zusammenhang einen Brief zitieren, den ein Gläubiger schrieb: »Ich bin gerade einem schrecklichen Angriff des Feindes entkommen. Hämorrhoiden, Herzschwäche, Keuchen und Erschöpfung. Mein ganzer Körper ist in einem Zustand des Zusammenbruchs. Im Gebet kam es mir plötzlich in den Sinn, gegen all diese psychische Kraft zu beten, die an mir betätigt wurde durch (psychisches) ,Gebet‘. Im Glauben an die Macht des Blutes Christi, schnitt ich mich selbst von dieser Kraft ab, und das Resultat war bemerkenswert. Sofort wurde meine Atmung normal, die Hämorrhoiden hörten auf, die Erschöpfung verschwand, aller Schmerz floh, und Leben kam zurück in meinen Körper. Seither bin ich erfrischt und neu gestärkt worden. Gott ließ mich als Bestätigung nach dieser Befreiung wissen, daß mein Zustand das Resultat einer Gruppe verführter Seelen war, die mir widersteht und die wegen mir beteten! Gott hatte mich gebraucht, um zwei von ihnen zu befreien, aber der Rest ist noch in einem schrecklichen Loch … «

 

Kraft für den Dienst

jemand, der im Herrn erfahren ist und an einer erwecklichen Versammlung dabei ist, kann sofort sagen, ob der Redner geistliche oder seelische Kraft gebraucht. Einmal sagte mir ein Freund, wie kraftvoll ein bestimmter Prediger war. Ich hatte nie zuvor diesen Prediger getroffen, daher wagte ich kein Urteil. Aber ich schrieb auf einen Notizblock ein paar Wörter und gab sie meinem Freund. Ich schrieb: „Voll von Kraft, aber welcher Kraft?“ Dieser Freund war im Herrn noch nicht so weit voran wie seine Frau. Er verstand nicht, was ich geschrieben hatte. Er wandte sich also an seine Frau, um sie zu fragen. Nachdem sie die Notiz gelesen hatte, gab sie lachend zu: „Das ist tatsächlich ein echtes Problem. Mit welcher Kraft ist der Prediger erfüllt?“ Einmal bemerkte ein Bru­der unter uns, daß man nicht daran, wie stark einer auf den Pult klopft, ermessen könne, ob jemand mit Kraft erfüllt sei oder nicht. Wir müssen in einer Versammlung unterscheiden können, ob die Kraft einer Person psychisch oder geistlich ist.

Wir können diese Kraft von zwei Richtungen beurteilen: vom Prediger selbst und vom Publikum. Wenn ein Prediger sich auf vergangene Erfahrung verläßt ‑ bei der Leute durch seine Botschaft Buße taten ‑ und darauf gestützt entscheidet, ob er die Botschaft ein zweites Mal halten solle und die gleichen Resultate erwartet, dann arbeitet er zweifelsohne mit psychischer Kraft. Oder wenn er versucht, die Leute zu erregen, indem er viele Geschichten von Buße erzählt, ist er wiederum mit der psychischen Kraft am Werk. Auf der andern Seite, wenn die Haltung des Predigers gleich ist wie die von Evan Robers, Gottes Gefäß an der Erweckung in Wales im Jahre 1904/5, dann wird seine Seelenkraft verleugnet werden. Denn dieser Diener Gottes bat den Herrn, ihn zu beugen, seine Seelenkraft zu binden, sein Ich zu zügeln und alles zu blockieren, was aus ihm herauskam. Wer dient, sollte den Unterschied zwischen diesen zwei Kräften kennen. Er sollte fähig sein zu unterscheiden, was durch seine Seelenkraft und was durch Gottes Kraft gewirkt wird.

Das Werk des Heiligen Geistes ist dreifach: 1. uns zu regenerieren, 2. in uns zu wohnen, auf daß wir die Frucht des Geistes hervorbringen, und 3. auf uns zu kommen, damit wir die Kraft zum Zeugen haben.

Wenn immer die Bibel von der Kraft des Heiligen Geistes spricht, deutet sie ohne Unterschied auf Arbeit oder auf Zeugen hin. Das bezieht sich auf den Heiligen Geist, wie er auf uns kommt nicht auf sein Wirken in uns. Es ist klar, daß die Kraft des Heiligen Geistes für Arbeit ist; das Innewohnen für Frucht. Die Kraft des Heiligen Geistes wird im Originaltext immer mit „herabkommen“ oder „auf jemand kommen“ umschrieben. Der fruchttragende Aspekt des Heiligen Geistes jedoch wird als „innewohnend“ bezeichnet.

Warum heißt es von der befähigenden Kraft des Heiligen Geistes, sie sei auf uns? Weil das Befähigen, das der Heilige Geist uns gibt, außerhalb von uns ist. Wir können dessen nicht sicher sein. Wenn dich darum bei einem Treffen Leute fragen, ob du zuversichtlich in bezug auf diese Versammlung seiest ‑ die Zuversicht, daß Leute gerettet werden ‑, dann wirst du zugeben müssen, daß du überhaupt keine Zusicherung hast. Denn diese Kraft ist außerhalb von dir. Die Kraft des Heiligen Geistes ist außerhalb unserer Kontrolle. Aber wenn es Seelenkraft ist, kannst du ihrer sicher sein. Du weißt, daß deine Botschaft im Publikum Tränen der Buße wirkt. Was dynamische Kraft genannt wird, ist nur Kraft der Seele. Einmal fühlte ich mich kraftlos. Obwohl andere Leute mir sagten, ich sei zufriedenstellend, fühlte ich mich eher schwach. Ich ging also zu einer älteren, erfahrenen Schwester, Margaret E. Barber. Ich sagte ihr‑ „Deine Kraft ist groß, warum habe ich keine Kraft?“ Wir kannten einander gut, und sie hatte mir oft in geistlichen Angelegenheiten weitergeholfen. Sie sah mich ernst an und fragte: „Welche Kraft willst du ‑ die du fühlen kannst oder die du nicht fühlen kannst?“ Sobald ich gehört hatte, verstand ich. Daher antwortete ich: „Ich will, was ich mit fühlen kann.“ Da antwortete sie: „Du mußt daran denken, daß Leute die Kraft nicht zu fühlen brauchen, die vom Heiligen Geist kommt. Die Pflicht des Menschen ist es, Gott zu gehorchen. Denn die Kraft des Heiligen Geistes ist dem Menschen nicht gegeben, um zu fühlen.“ („Spüren im Geist“ ist eine andere Sache.) Meine Pflicht ist, Gott zu bitten, meine Seelenkraft, d. h. meine eigene Kraft, zu binden. Ich muß Gott bedingungslos gehorchen, den Rest überlasse ich ihm.

Wenn wir mit Seelenkraft arbeiten, können wir sie genauso fühlen, wie die Hypnotiseure, die genau wissen, was für Resultate sie erreichen werden. Sie wissen alles vom ersten bis zum letzten Schritt. Die Gefahr des Rednerpults liegt darin, daß viele Prediger nicht wissen, daß sie ihre eigene seelische Kraft brauchen. Sie meinen Kraft zu haben; aber sie wenden nur ihre psychologische Kraft an, um Menschen zu gewinnen.

Jemand sagte, daß Prediger Experten geworden sind in der Anwendung von Psychologie, um Leute zu manipulieren. Ich weise solche Manipulation energisch zurück. Obwohl wir wissen, wie wir Menschen mit psychischen Mitteln anziehen können, sollten wir es bewußt ablehnen, irgendwelche psychischen Kräfte zu gebrauchen. Ich arbeitete einmal in Shantung. Professor A. dort sagte zu seinem Kollegen B.: „Diese Prediger arbeiten mit Emotionen.“ An jenem Nachmittag, als ich zu den Gläubigen sprach, sagte ich ihnen, wie unverläßlich und nutzlos Emotionen seien. Der Professor B. war auch dabei. Nachdem er mich gehört hatte, sagte er, es sei schade, daß Professor A. abwesend sei.

Erinnern wir uns doch daran, daß alle Werke, die durch Emotionen getan werden, fraglich und flüchtig sind. In der Arbeit, die durch die Kraft des Heiligen Geistes getan wird, braucht der Mensch seine eigene Kraft nicht aufzuwenden, noch braucht er etwas aus sich selbst zu tun. Wenn eine Arbeit mit seelischen Mitteln getan wird, muß man viel Energie und zahlreiche Methoden anwenden, z. B. weinen, brüllen, springen, unablässiges Singen von Chorussen, Erzählen von mehreren rührenden Geschichten (ich sage nicht, daß Lieder und Geschichten nicht gebraucht werden sollten; nur muß alles innerhalb des gebührlichen Rahmens geschehen). Denn solche Methoden dienen keinem anderen Zweck als dem, das Publikum zu erregen.

Wir alle wissen, daß gewisse Individuen magnetische Anziehungskraft haben. Obwohl sie nicht schöner oder redegewandter als andere sind, ziehen sie trotzdem Leute an sich. Oft haben Freunde zu mir gesagt: „Du hast großen Einfluß auf Soundso, warum ziehst du ihn nicht zu uns in die Versammlung?“ Dem antworte ich: „Das ist nutzlos.“ Denn das ist nur natürlich; es ist ganz und gar nicht geistlich. Viele halten das Christentum fälschlicherweise für eine Art psychisches Phänomen, als ob es zum Gebiet der Psychologie gehörte. Wir können sie wirklich nicht beschuldigen, denn wir Gläubigen machen oft den entsprechenden Fehler. Wenn nicht die Kraft Gottes deine Eltern oder deine Kinder zieht, dann wird deine natürliche Anziehungskraft ‑ wie groß sie auch sei ‑ nutzlos sein. Auch wenn du jemand mit deiner dynamischen Kraft anziehen könntest, was ‑ wenn überhaupt etwas ‑ wäre gewonnen?

 

Friede und Freude

Welches ist das höchste erreichbare Ziel im Christentum? Das der totalen Vereinigung mit Gott und des totalen Verlustes des Ichs. In der modernen Psychologie gibt es auch eine sogenannte Vereinigung des Menschen mit dem unsichtbaren „Geist“ oder „Sinn“, welche einen Verlust der Identität verursacht. Das scheint dem Christentum verwandt zu sein, obwohl diese zwei Wirklichkeiten weit voneinander entfernt sind. Der populäre Dr. Frank Buchman (Oxford Gruppenbewegung) hat diese Art der Psychologie vertreten. Eine seiner Lehren bezieht sich auf Meditation. Er sagte, Meditation wäre alles, das für den Austausch zwischen Mensch und Gott nötig sei. Er lehrte nicht, daß die Leute früh am Morgen die Bibel lesen, sondern daß sie nur meditieren und dann beten sollen. Der erste Gedanke, der nach dem Gebet komme, sagte er, ist der Gedanke, der dir von Gott gegeben wurde. Und dann mußt du den Tag hindurch diesen Gedanken gemäß leben. Das ist nur eine andere Art des stillen Sitzens oder der abstrakten Meditation. Was ist die Auswirkung solcher Meditation? Es wird dir gesagt, daß es dich äußerst friedlich und freudig stimmt. Wenn du deine Gedanken auf irgend etwas für vielleicht eine Stunde richtest, dann wirst auch du das erhalten, was Friede und Freude genannt wird. Auch wenn du eine Stunde mit gar keinem Gedanken abstrakt meditierst, wird es trotzdem nicht fehlschlagen, und du wirst diesen sogenannten Frieden und die Freude bekommen.

Die Meditation vieler Leute ist nichts anderes als eine Art psychischer Betätigung. Nicht so der Christenglaube. Wir müssen nicht über Gott meditieren, denn wir haben schon Gottes Leben. Wir können ihn in unserer Schöpfung erkennen, ungeachtet unserer Ge­fühle. Wir haben in uns eine intuitive Führung zur Erkenntnis Gottes. Dazu haben wir das Wort Gottes. Was immer sein Wort sagt, glauben wir. Wenn wir Glauben haben, können wir das Gefühl mißachten. Hierin liegen die Unterschiede zwischen christlichem Glauben und Psychologie.

 

Wunder

Laßt uns die Wunder ansehen. Ich persönlich bin nicht gegen diese eingestellt. Ich habe mit meinen Augen Fälle sofortiger göttlicher Heilung gesehen. Einige Leute bekennen, sie können Krankheiten heilen. Wir sind nicht gegen Heilung, aber wir richten uns gegen falsche Arten der Heilung. Einige fragen mich, ob ich gegen das Zungenreden sei. Sicher nicht, obwohl ich Zungen in Frage stelle, die durch falsche Mittel erhalten wurden. Was Visionen und Träume anbelangt, ich habe auch großes Licht gesehen. Wir geben zu, daß in der Bibel solche Dinge sind. Aber ich stelle mich gegen Visionen und Träume, die durch unbotmäßige Mittel erlangt werden. Die Bibel spricht von Hände auflegen und salben mit Öl. Einige jedoch, indem sie die Hände auf jemandes Haupt legen, reiben stark das Hinterteil des Gehirns der betreff enden Person oder ihren Nacken und fragen beständig, wie sie sich fühlt. Natürlich, wenn man massiert wird, spürt man Wärme. Das ist ein so niedriger Trick, daß sogar Hypnotiseure sich weigern, ihn anzuwenden. Wir wissen, daß am hintern Teil des Gehirns ein Nerv liegt, der sich bis zur Wirbelsäule ausdehnt. Der „Masseur“ weiß vielleicht nicht. daß das eine Art Hypnose ist. Und jener, der massiert wird, fühlt vielleicht einen warmen Strom durch seine Wirbelsäule fließen und mag sogar geheilt werden. Das ist jedoch nichts anderes als die Manifestation der verborgenen, seelischen Kraft des Menschen. Obwohl er gesund wird, kann ich das nicht als göttliche Heilung anerkennen.

 

Geistestaufe

Kommen wir noch auf die Taufe im Heiligen Geist zu sprechen. Ich bin nicht einverstanden, wenn man viele Leute für mehrere Tage in ein kleines Zimmer einschließt, um zu f asten, zu beten und Chorusse zu singen. Wenn man so etwas tut, wird es nicht lange dauern bis ihre Gehirne betäubt sind, ihr Wille passiv ist und ihre Lippen seltsame und unzusammenhängende Laute oder Zungen her­vorbringen. Auf diese Art wird ihre verborgene Kraft freigelegt werden.
In einer Versammlung, in welcher man die Geistestaufe sucht, werden die Leute beständig, tausendmal Halleluja brüllen. In Wirklichkeit wird ihr Gehirn stumpf, ihr Geist gelähmt, und sie sehen Visionen. Wie kannst du dies als Geistestaufe ansehen? Es ist nichts als eine Seelentaufe. Was sie empfangen, ist nicht die Kraft des Heiligen Geistes, sondern Seelenkraft, die Manifestation der verborgenen Kraft der Seele. Sie kommt durch menschliche Übung, nicht als Gabe von Gott. Es gibt immer noch Leute, die andere auf diese Art belehren. Sie lehren nicht Gottes Anweisungen, sondern geben ihre eigenen Erfahrungen weiter.

Nun mögen einige fragen: „So gibt es also keine echten Wunder?“ Natürlich gibt es solche. Wir danken Gott für all die Wunder, die von ihm kommen. Nichtsdestotrotz müssen wir wissen, daß ein Wunder, das nicht von Gott kommt, durch die psychische Kraft des Menschen vollbracht wurde. Als ich in Shantung war, hörte ich von einer seit mehreren Jahren gelähmten Frau, daß sie völlig geheilt wurde. Wenn diese Heilung wirklich von Gott wäre, würde ich ihm dafür danken.

 

Das Erkennen der psychischen Kraft

Mrs. Mary Baker‑Eddy, die Gründerin der Sekte der Christlichen Wissenschaft, leugnete, daß es Tod, Krankheit und Schmerz gibt. Trotzdem starb sie. Aber die Sekte der Christlichen Wissenschaft überlebte sie und geht noch voran. Sie sind immer noch der Auffassung, daß eine kranke Person, die nicht an ihre Krankheit glaubt, keinen Schmerz spüren wird; und wenn ein Sterbender nicht an seinen Tod glaubt, er nicht sterben wird. Als Konsequenz werden viele Leute geheilt. Ihre Befürworter versuchen nur, die seelische Kraft des Menschen zu stärken, um physische Schäden zu lindern. Durch das Freilegen der verborgenen Kraft des Menschen, werden körperliche Schwachheiten überwunden.

Wegen der Entwicklung der verborgenen Kraft der Seele nehmen Wunder heutzutage zu. Von diesen Wundern sind viele äußerst übernatürlich und wundersam. jedoch alle diese sind nur die Manifestation der verborgenen Kraft der Seele. Obwohl ich kein Prophet bin, habe ich viele Bücher über Prophetie gelesen. Daraus lerne ich, daß die verborgene Kraft der Seele größere Manifesta­tionen haben wird. Denn in den letzten Tagen wird der Feind die seelische Kraft des Menschen ergreifen, um sein Werk zu erfüllen. Wenn es ihm gelingt, diese Kraft zu beschlagnahmen, wird er in der Lage sein, große Wunder zu tun.

Es gibt zwei Gruppen von Menschen, die extreme Stellungen einnehmen. Eine Gruppe besteht darauf, daß es keine Wunder gibt. Wenn sie von Wundern hören, so wie göttliche Heilung, weigern sie sich, hinzuhören. Eine andere Gruppe betont diese Wunder so sehr, daß es ihnen gleich ist, aus welcher Quelle diese Wunder kommen ‑ von Gott oder vom Feind. Heute sollten wir vorsichtig sein, zu keinem der beiden Extreme zu neigen. jedesmal, wenn wir ein Wunder sehen oder von einem solchen hören, müssen wir uns fragen, ob es das Handeln Gottes oder des Feindes ist. Ist es durch den Heiligen Geist Gottes bewirkt oder durch das Gesetz menschlicher Psychologie? Heute müssen wir unsere Fähigkeiten ‑ solche wie die des Verstandes, des Willens und des Gefühls ‑ gebrauchen, um Dinge zu tun; wir sollten aber nicht die verborgene Kraft, die in uns ist, zum Ausdruck bringen. Der Verstand, das Gefühl und der Wille sind die seelischen Organe des Menschen, um die er nicht herumkommt, sie zu gebrauchen. Und wenn der Mensch sie nicht gebraucht, wird der böse Geist ihren Gebrauch übernehmen. Aber wenn der Mensch es wünscht, seine verborgene Kraft, die hinter diesen Fähigkeiten steckt, zu gebrauchen, wird der böse Geist versuchen, ihm alle Arten von Lügenwundern zu geben. Alle Werke, die durch die Seele und dessen psychisches Gesetz getan werden, sind Fälschungen. Nur was durch die Kraft des Heiligen Geistes geschieht, ist echt. Der Heilige Geist hat sein eigenes Gesetz des Wirkens. Denn es heißt in Römer 8, 2: „Das Gesetz des Geistes ist Leben.“ Dank sei Gott, der Heilige Geist ist echt, und das Gesetz des Heiligen Geistes ist tatsächlich. Wunder, die gemäß dem Gesetz des Heiligen Geistes getan werden, kommen von Gott.

Es ist sehr schwierig für einen Moslem an Jesus Christus zu glauben. Daher gibt es verhältnismäßig wenige, die Christen werden. Nun, wie beten die Moslems? Fünfmal am Tag tun sie das in der Moschee. Sie sagen, wenn etwas geschehen muß, braucht es die Gebete von Zehntausenden von Menschen gleichzeitig. „Betrachte nur die große Menge der Mohammedaner in der Lumna Moschee in Delhi beim Gebet“, schreibt Mrs. Penn‑Lewis, „wobei viele Tausende der Nachfolger Mohammeds innerhalb der Moschee im Gebet versammelt sind, und eine noch größere Menge draußen.“ Wofür beten sie? Einstimmig schrieen sie, daß sie die Türkei wiederbelebt und von der weißen Rasse befreit wünschten. Ihre seelische Kraft errang den Sieg. „Es genügt“, fährt Mrs. Penn‑Lewis fort, „auf die Revision des Abkommens von Sevres hinzuweisen, unter welcher vieles, was der Türkei verlorengegangen war, zurückgegeben werden mußte. Einen größeren Triumph einer östlichen Nation über alle westlichen Nationen zusammen kann man sich nicht vorstellen. Die Erklärung, die gegeben und von Millionen von Indern geglaubt wird, ist im Wort Seelenkraft ausgedrückt.“

Leider werden die Gebete vieler Christen nicht von Gott beantwortet, sondern erreichen ihr Ziel durch Projektion der verborgenen Kraft der Seele. Sie arbeiten in ganz ähnlicher Art wie Moslems.

Laßt uns die Kräfte ansehen, die im Hinduismus zum Ausdruck kommen. Einige Hindus können über Feuer gehen, ohne verbrannt zu werden. Und das ist kein Betrug. Sie marschieren auf Feuer, und nicht nur einige Schritte, sondern entlang eines langen Laufs, indem sie mit ihren Füßen auf rotglühende Eisen treten; und doch verletzen sie sich nicht. Einige können auf Beton liegen mit Nägeln, deren Spitzen aufwärts zeigen. Natürliche Menschen, die von ihnen als Anfänger angesehen werden, können solche Dinge nicht ertragen, spüren Schmerzen und verletzen sich. Auch das ist eine Angelegenheit der Entwicklung psychischer Kraft. Wie katastrophal ist es doch für Gläubige, daß sie Wunder mit derselben Kraft wie die Hindus vollbringen!

In Versammlungen spüren Christen sehr oft eine Art Kraft, die sie drückt, oder manchmal beim Gebet oder Bibellesen fühlen sie sich bedrückt ohne Ursache. All das kommt von Satan, der seelische Kräfte benützt, um uns niederzuschlagen oder anzufallen. Erfahrene Christen in der ganzen Welt sind sich der schweren Angriffe des Feindes am Ende dieses Zeitalters bewußt. Da die ganze Atmosphäre der Welt mit seelischer Kraft sehr geladen zu sein scheint, müssen wir uns unter das kostbare Blut des Herrn verbergen und dadurch gedeckt werden.

Wenn wir eine Predigt in einer großen Kathedrale hören, können wir fast sofort spüren, ob Seelenkraft am Wirken ist ‑ ob irgend etwas da ist, das dich anzustacheln scheint. Obwohl der Prediger ankündigen mag, daß einige Leute Buße getan haben und gerettet worden sind, mußt du bedenken, was die Konsequenz für jene Geretteten sein wird. Denn hier ist eine Mischung von ungebührlicher Kraft mit in der Arbeit gewesen. Wenn die Kraft von Gott gekommen ist welche immer aus Gottes Geist ist ‑, hättest du dich leicht und klar gefühlt. Aber psychische Kraft, wie sie vom Feind gebraucht wird, wird immer durch große Menge aufgebracht. Mögen wir fähig sein, den Unterschied zu erkennen, damit nicht auch wir verführt werden!

Die Zeit ist jetzt gekommen. Satan peitscht alle seine Energien auf und gebraucht alle Mittel, um die verborgene Kraft der Seele in religiösen Mentalwissenschaftlern und sogar in Christen zu erregen. Das ist die heutige Situation. Wir sollten den Herrn bitten, uns Licht zur Unterscheidung zu geben.

Kapitel 3  Geistliche Kraft gegen Seelenkraft

Wir werden mit diesem wichtigen Thema der verborgenen Kraft der Seele weiterfahren. Wir haben gesehen, was psychische Kraft tun kann, und wir haben gehört, wie wir zwischen den Dingen Gottes und den Dingen, die nicht von Gott sind, unterscheiden können. Am Ende dieses Zeitalters werden viele Wunder, Zeichen und übernatürliche Tricks auftreten. Werden diese alle von Gott vollbracht oder durch die Wirksamkeit einer anderen Kraft? Wir müssen wissen, wie man das Geistliche vom Seelischen unterscheidet. Wir werden jetzt noch weiter ausführen, wie die Seelenkraft wirkt; d. h. welches ihre Wirkungsmethoden sind. Solches Wissen wird uns noch weiterhelfen, zu erkennen, was von Gott und was nicht von Gott ist.

 

Prophezeiungen in der Bibel

Zuerst laßt uns in der Schrift sehen, welches die Zeichen des Endes dieses Zeitalters sind u n d vor der nahen Wiederkunft des Herrn.

„Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen“ (Matth. 24, 24).

„Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Parder und seine Füße wie die eines Bären und sein Maul wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt. Und ich sah einen seiner Köpfe, wie zum Tode geschlachtet, und seine Todeswunde wurde geheilt. Und die ganze Erde verwunderte sich über das Tier, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tiere die Gewalt gab … und es wurde ihm Gewalt gegeben, 42 Monate zu wirken … und die ganze Gewalt des ersten Tieres übte es vor ihm aus. Und es macht, daß die Erde und die auf ihr wohnen, das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde. Und es tut große Zeichen, daß es selbst Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen läßt, vor den Menschen“ (Offb. 13, 2‑5, 12‑13).

„Und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft; ihn, dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der Ungerechtigkeit, denen die verlorengehen; daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, daß sie errettet würden“ (2. Thess. 2, 8‑10).

Bevor wir diese Abschnitte erklären, beachten Sie bitte, daß in 2. Thessalonicher 2, 9 steht­ „Wunder der Lüge“ ‑ Wunder werden tatsächlich vollbracht, aber mit dem Ziel, Menschen zu verführen. Diese Phänomene sind nicht Einbildungen sondern Tatsachen. Nur, ihr Motiv ist, zu betrügen.

Alle drei Abschnitte, die wir soeben gelesen haben, weisen auf eine Sache hin: Dies sind Dinge, die sich während der großen Trüb­sal ereignen werden. Und doch scheinen zweifelsohne schon vor der Zeit der großen Trübsal einige dieser Ereignisse zu geschehen. Das ist in Übereinstimmung mit einer ziemlich offensichtlichen Regel in der Bibel ‑ daß vor der Erfüllung einer Prophezeiung möglicherweise schon etwas Ähnliches geschieht, als ein Vorzeichen seiner endgültigen Erfüllung. Aus diesem Grund stimmen alle Experten der Prophetie darin überein, Dinge, die während der großen Trübsal geschehen werden, jetzt schon vorkommen, eines nach dem andern, nur nicht so intensiv, wie es in den kommenden Tagen sein wird.

Die Bibelstellen, die wir oben zitiert haben, zeigen uns schon die Hauptmerkmale der großen Trübsalszeit. Während jener Zeit werden große Zeichen und Wunder geschehen. Vor dem Kommen des Herrn wird der Antichrist an etwas ganz besonders interessiert sein: am Vollbringen von Zeichen und Wundern. Es ist allgemein bekannt, daß bevor eine Person ankommt, zuerst sein Schatten gesehen und seine Stimme gehört wird. Genauso wird vor der Ankunft der großen Trübsal der Schatten und die Stimme der Zeichen und Wunder der Trübsal schon da sein. Da Zeichen und Wunder äußerst üblich sein werden in der großen Trübsal, müssen diese in unseren Tagen zunehmen.

Eine persönliche Bemerkung

Bevor wir weiterfahren, möchte ich eine Bemerkung anbringen. Persönlich bin ich nicht gegen Wunder. Viele sind in der Bibel auf gezeichnet und sind sehr wertvoll und wichtig. Ich habe bereits betont, daß ein Gläubiger auf vielen Gebieten wachsen muß. Laßt mich dies wiederholen. Erstens, nachdem jemand gerettet wurde, sollte er die rechte Erkenntnis der Bibel erforschen. Zweitens, er sollte den Wunsch haben, Fortschritte im geistlidien Leben zu machen, so wie Sieg, Heiligkeit, vollkommene Liebe usw. Das ist sehr wichtig. Drittens, er sollte brennend sein im Seelengewinnen. Viertens, er sollte Gott mit solcher Einfältigkeit des Glaubens vertrauen, daß er von Gott gewirkte Wunder sehen k‑ ann.

Die Gemeinde heute hat viele Fehler. Manche Gläubige interessieren sich für nichts anderes als für Schriftauslegung. Ihr Wissen ist hervorragend, aber sie sind nicht um das Wachstum in ihrem geistlichen Leben besorgt. Einige gehen vielleicht einen Schritt ~veiter und suchen das höhere Leben und die tieferen Dinge Gottes, veritachlässigen dabei jedoch die andern drei Aspekte. Andere wiederum haben Eifer, aber kein Wissen. jedes einseitige Bestreben ist ungesund. Ist es nicht verwunderlich, daß es in der Gemeinde heute nicht an solchen mangelt, die entweder wörtliche oder geistliche Schriftauslegung suchen oder die nach tieferem und reiferem Leben streben oder brennend Seelen gewinnen, aber daß es so wenige gibt, die Gott mit einem lebendigen Glauben wirklich vertrauen, etwas von ihm zu erhalten?

Jeder Gläubige sollte nach einem gleichmäßigen Wachstum dieser vier Aspekte streben, so daß es keine unausgewogene Situation gibt. Wunder lehne ich daher nicht ab. Im Gegenteil, ich werte sie sehr hoch. Trotzdem oder gerade deshalb rufe ich zur Unterscheidung auf, denn so viele falsche Wunder und Lügenzeichen geschehen. Wenn ich von diesen Fälschungen sprach, leugne ich nicht im geringsten die echten Wunder.

Wir haben zu beachten, daß die Werke Gottes mit dem Heiligen Geist in Zusammenarbeit mit unserem Geist getan werden. Sie werden nie durch die Menschenseele ausgeführt. Es ist nur Satan, der die Kraft der menschlichen Seele braucht ‑ diese psychische Kraft, die jetzt wegen dem Fall durch das Fleisch des Menschen verborgen liegt. Daher wird Satan in den letzten Tagen unvermeidlich einen Antichristen auf die Füße stellen, dem er alle seine eigene Kraft und Autorität geben wird, denn er wird sich auf die verborgene Kraft der menschlichen Seele verlassen müssen.

Ich werde jetzt einige Beispiele anführen, die uns helfen sollen zu verstehen, wie gewisse Phänomene nicht geistlicher Kraft, sondern nur Manifestationen verborgener Seelenkraft sind. Da wir schon den wunderwirkenden Teil der Seelenkraft behandelt haben, werden wir uns jetzt auf den nicht‑wunderwirkenden Teil konzentrieren.

 

Beispiel 1 ‑ Persönliche Evangelisation

Genauso wie unsere persönlichen psychologischen Zustände von Person zu Person verschieden sind, so sind auch die Seelenkräfte verschieden. Einige Leute haben eine stärkere Psyche; manchmal können sie die Geianken anderer lesen. Einer mag denken, iaß um die treffenderen Worte für jemanden zu finden, er zuerst die Gedanken des Betreffenden kennen muß. Das ist die natürliche Art zu erkennen, und diese sollte abgewiesen werden. Verzeiht mir, wenn ich diesen Punkt mit einer persönlichen Erfahrung illustriere. In meinem Kontakt mit den Menschen kann ich leicht die Gedanken des anderen nach einem nur kurzen Austausch von Worten erkennen. Ich weiß sie einfach, ohne besonderen Grund. Als ich anfing, dem Herrn zu dienen, dachte ich, daß solche natürliche Wahrnehmung der Gedanken des andern sehr hilfreich für die Arbeit sei. Aber als ich es besser verstand, wagte ich nicht mehr, meine natürliche Fähigkeit zu gebrauchen. jedesmal, wenn jetzt eine solche Situation entsteht, widerstehe ich ihr sogleich im Gebet. Wenn man mit Menschen spricht, ist es nicht wichtig zu wissen, was sie denken. Zudem ist es auch nichtig; was immer durch die Seele und deren Kraft geschieht, wird in der Niedrigkeit enden. Wenn ein Werk aus psychischer Kraft getan wird, wird es das Leben eines andern nicht erbauen ‑ wenn er auch bekennen mag, daß ihm geholfen wurde, denn keine wahre Hilfe wurde in die Tiefe seines Seins gelegt. Wenn eine Person zu uns kommt, müssen wir Gott bitten, er möge uns den richtigen Weg zur Hilfe zeigen, da wir nicht wissen, was der Mensch denkt und in welchem seelischen und geistlichen Zustand er steht. Wir sind äußerst abhängig von Gott und legen uns selbst ihm hin, um von ihm die rechte Hilfe zu empfangen.

 

Beispiel 2 ‑ Erweckungsversammlung

Ich bin erstaunt, wie viele Prediger mir folgendes Problem schildern: Wenn sie in einen Versammlungsraum gehen und sehen, daß de Lichter trüb sind, nur wenige Zuhörer da­ sitzen und viele Stühle leer bleiben, sie dann ihre Kraft verlieren, wenn sie zum Predigen aufstehen. Aber wenn die Lichter hell bren­nen, wenn der Raum voll und die Zuhörer begeistert sind, dann nimmt ihre Kraft zu. – Welche Art Kraft ist das?

Darf ich sagen, daß das nichts anderes ist als die Kraft ihrer eigenen Seele. Die Kraft, die vom Heiligen Geist kommt, läßt sich nicht durch äußerliche Umstände beeinflussen. Wenn jemand wissen möchte, was predigen in Seelenkraft bedeutet, muß er nur in eine große überfüllte Versammlung gehen, die der besten technischen Ausrüstung versehen ist. Dann höre er, wie die Leute singen, und beobachte, wie das Publikum mitgeht. Sie werden in der Lage sein zu spüren, daß eine besondere Kraft in diesem von Menschen vollgedrängten Saal wirkt. Was für eine Kraft ist es? Bedrückend? Es kann nicht die Kraft des Heiligen Geistes sein, sondern nur die der Seele. Warum? Beobachten wir die Leute: Wenn sie singen, singen sie einstimmig in eine Richtung mit der Wirkung, daß alle Seelenkräfte der ganzen Menge konzentriert werden. Wie groß ist diese Kraft! Man mag mit dem Gedanken hingehen, ihnen zu helfen, aber statt dessen wird man von ihnen beeinflußt. Welche Gefahr da droht! Eine große Anzahl der Diener des Herrn erzählen dieselbe Geschichte: wie die Anzahl der Besucher oder die Atmosphäre usw. ihrer Arbeit entweder aufhilft oder sie hindert. Ich antworte immer, daß sie von ihrem Umstand beeinflußt werden, weil sie in ihrer eigenen Kraft predigen.

 

Beispiel 3 ‑ Gesang

Oft ist Gesang eine große Hilfe im Werk des Herrn. Manchmal jedoch kann es einfach nichts anderes als seelische Aktivität sein. Eine große Anzahl Leute genießen den Besuch kirchlicher Gruppen, weil die Musik dort hervorragend ist. Einige Gruppen geben eine sehr große Summe aus, nur um eine Orgel zu erwerben. Es gibt Leute, die sich beim Klang der Orgel und des Gesangs in die Gegenwart Gottes gerückt meinen. Aber werden die Geister der Leute durch solche Attraktion frei und näher zu Gott gezogen? Ist das Gottes Weg?

Ich befürchte, daß viele dieser Einrichtungen in den Kirchen fleischlich sind. Sie versuchen die Emotionen des Menschen und seinen religiösen Instinkt zu erregen, sei es durch den Klang einer Orgel oder Gesang. Solche Kraft ist nicht von Gott, sondern von den Liedern und der Musik. Auch wir singen Lieder, aber wir setzen unser Vertrauen nicht darauf . Nur was durch den Heiligen Geist gewirkt wurde, ist nützlich. Nichts anderes kann unsere Geister erreichen.

Einmal war ich in einem Dorf an der See. Die Einwohner waren alle Fischer. Es gab da zerstreut Gläubige. In den Versammlungen waren da manchmal zwanzig, dreißig, fünfzig oder zu sechzig Personen. Welch unregelmäßiger Gesang drang da einem in die Ohren. Einige sangen schnell, andere langsam. Die ersteren mußten am Ende der letzten Linie mehrere Sekunden warten bis die langsameren sie aufgeholt hatten. Ein Bruder sagte mir, daß, nachdem er ihren Gesang gehört hatte, er nicht mehr predigen konnte. Ich antwortete ihm, daß dafür wohl ein Grund vorlag, Kam seine Kraft von ihm oder von Gott?

Gewöhnlich schaut man auf die Umstände und wird davon beeinflußt. Aber wenn es vom Heiligen Geist ist, werden wir die Um­stände beherrschen. Dies ist ein tiefes Prin­zip, an welches wir uns halten sollten. Gebrauchen wir doch nicht unsere eigene psychische Kraft, damit wir nicht von unserer Umgebung beherrscht werden.

Manchmal, wenn die Atmosphäre bedrückend ist, kann Gott Gesang gebrauchen, um Menschen wieder frei zu machen. Manchmal mag auch Gebet helfen. Aber wenn wir Singen oder Beten zum Zentrum machen, stehen wir vor der Gefahr, Seelenkraft freizulegen. Viele Leute leben während sechs Tagen gleichgültig und gehen am Sonntag zu einer Versammlung. Sie hören das Singen vieler Lieder und fühlen sich daher warm und voller Freude, Aber fragen wir uns, woher kommt diese Wärme und Freude? Ich kann bezeugen, daß da etwas nicht stimmt. Wenn jemand sechs Tage oberflächlich lebt und dann an einem Tag vor Gott tritt, sollte er sich schuldig fühlen und nicht freudig. Wie kommt es dann, daß das Singen ihm warme und freudige Gefühle gibt? Das kann nicht geistliche Kraft sein. Ich wünsche nicht, ein engstirniger Kritiker zu sein, aber es muß darauf hingewiesen werden, daß zuviel Gesang seelische Kraft anregt.

 

Beispiel 4 ‑ Schriftauslegung

Sogar beim Studium der Bibel besteht die Gefahr, daß verborgene Kraft der Seele zum Ausdruck kommt. Zum Beispiel ist jemand verwirrt über einen bestimmten Abschnitt der Schrift. Er versteht ihn nicht. Also denkt er dauernd darüber nach, sei es beim Spazieren, vor dem Einschlafen, im Studierzimmer oder im Zug. Plötzlich scheint er in der Lage zu sein, den Abschnitt selbst logisch auszulegen. Wenn er ein gutes Gedächtnis hat, wird er es behalten; wenn sein Gedächtnis nicht so scharf ist, wird er es in ein Notizbuch schreiben. Ist nicht eine solche Interpretation wunderbar? Doch die Frage muß gestellt werden, ist sie verläßlich? Denn manchmal kann sie von der Seelenkraft kommen. Wenn wir ihre Resultate ansehen, dann kann ihre Interpretation gut beurteilt werden. Denn eine solche neue, spezielle, scheinbar tiefe Darlegung bringt vielleicht keine geistliche Frucht. Nicht nur ist er selbst nicht in der Lage, Leben daraus zu entnehmen, er mag auch keineswegs in der Lage sein, anderen Leben weiterzugeben, indem er diese Interpretation weitergibt. Das einzige, was er tun kann, ist, dem Verstand der Leute ein bißchen zu helfen.

 

Beispiel 5 ‑ Freude

Viele Leute möchten freudige Gefühle haben. Das sogenannte „heilige Lachen“ ist ein Extrem‑Fall davon. Es wird gelehrt, daß, wenn ein Mensch mit dem Heiligen Geist erfüllt ist, er unweigerlich dieses heilige Lachen haben wird. jener, der behauptet, diese Art Lachen zu haben, kann sich selbst nicht beherrschen. Ohne irgendeinen Grund wird er lachen und lachen, als ob er von einer Krankheit befallen wäre, und er scheint teilweise verrückt.

In einem bestimmten Treffen, nachdem die Predigt beendigt war, wurde gesagt, daß jedermann dieses heilige Lachen suchen sollte. Alle begannen auf die Tische und Stühle zu schlagen oder herumzurennen und springen, bis nicht lange danach dieses heilige Lachen kam. Die Leute brauchten sich nur gegenseitig anzuschauen, und sie brachen in Gelächter aus. je mehr sie sich ansahen, desto lustiger wurde es. Was ist das? Kann das denn überhaupt die Erfüllung mit dem Heiligen Geist sein? Kann das sein Werk sein? Nein, das ist klar ein Werk der Seele. Ich erwähne diesen außerordentlichen Fall, um durch ein Extrem zu veranschaulichen, wie wir durch eine Unkorrektheit von nur zwei oder drei Graden völlig abweichen können. Als Mr. Barlow (ein beliebter Mitchrist) bei uns war, war seine Bemerkung für mich eine große Hilfe: „Um zu sehen, ob etwas richtig oder falsch ist, muß man es nur auf hundert Grad vergrößern, d. h. was immer es auch sein mag, es ins Extrem zu ziehen.“ Das leitende Prinzip ist, daß, wenn etwas im hundertsten Grad falsch ist, es auch beim ersten oder zweiten Grad falsch ist. Es ist sehr schwierig, schon beim ersten oder zweiten Grad zu beurteilen, ob ein Irrtum vorliegt. Wenn man ihn aber vergrößert, wird alles klar erkenntlich sein.

Ein chinesisches Sprichwort lautet wie folgt: “ Durch Verfehlen um einen Hundertstel oder Tausendstel Zentimeter wird man mit einer Distanz von 1000 km enden. Du kannst mit einem Fehler von nur einem Hundertstel oder Tausendstel beginnen, später findest du dich mit einer Diskrepanz von 1000 km. Oder umgekehrt gesagt, indem du die Diskrepanz von 1000 km ansiehst, kannst du den Fehler schon bei einem Hundertstel oder Tausendstel Zentimeter erkennen. Angenommen, wir hätten zwei Linien, die nicht genau parallel laufen, sondern in einem ge­ringen Winkel von nur einem oder zwei Grad zueinander stehen, kaum bemerkbar für das bloße Auge. Wenn du die beiden Linien um einige Zentimeter verlängerst, wird die Distanz zwischen den beiden Linien ersichtlich größer. Wer weiß, wie viele Hunderte von Meilen diese Linien voneinander entfernt wären, wenn man sie bis zu den Enden der Erde verlängern würde? Die Distanz bei Zehntausenden von Kilometern weg vom Ursprung beweist das Vorhandensein eines Fehlers, der beim Start passierte.

Nun wenden wir diese Regel für das sogenannte heilige Lachen an. Wie erhalten die Leute dieses Lachen? Was für einen Vorgang befolgen sie, oder welche Bedingungen müssen sie erfüllen? Es ist nichts anderes als einfach um das Lachen zu bitten. Nur ein Gedanke ist da, nämlich zu lachen. Suchen sie wirklich die Erfüllung des Heiligen Geistes? Ihre Lippen mögen tatsächlich Worte äußern wie „o Gott, fülle mich mit deinem Geist“. Das Ziel ihres Bittens jedoch ist nicht die Erfüllung mit dem Heiligen Geist; ihr Herz wünscht etwas anderes. Was ist ihr Ziel? Sie wollen lachen, sie wollen freudig sein. Sie beten nicht: „Gott, ich bitte dich, fülle mich mit deinem Geist. Es kommt mir nicht auf äußerliche Gefühle an. Wenn du mich mit deinem Geist füllst, bin ich zufrieden, mit oder ohne Gefühl.“ Wer auch immer mit Gottes Geist gefüllt werden will, sollte eine solche Haltung einnehmen. Laßt mich eine wahre Geschichte erzählen: Ein Student hatte neulich Buße getan und den Herrn angenommen. Er hatte einen Kommilitonen, der vorgab, mit diesem heiligen Gelächter gefüllt zu sein und schien maßlos freudenvoll. Dieser Kommilitone drängte ihn, auch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist zu suchen, und erzählte ihm, wie freudig er von der Morgenröte bis zur Dämmerung sei, ohne irgendwelche Traurigkeit. Diese Erfahrung sei hilfreich für das geistliche Wachstum. Da unser Student den Kommilitonen für einen Gläubigen und Fortgeschrittenen hielt, dachte der Neubekehrte, daß er diese Erfahrung auch haben sollte. Demzufolge begann er ernsthaft zu Gott zu beten und bat, Gott möge ihm diese Erfahrung geben. Er betete in solchem Ausmaß, daß er den Appetit verlor und sein Studium vernachlässigte. Später ging er zu seinem Lehrer und bat ihn, auch für ihn zu beten. Der Student selbst flehte inbrünstig vor Gott und gelobte, daß er an diesem Abend nicht mit Beten aufhören wolle, bis er diese Erfahrung erhalte. Als er so betete, sprang er plötzlich auf und brüllte, wie freudig er sei. Er lachte und lachte. je mehr er lachte, desto lustiger fühlte er sich. Er lachte und tanzte und brüllte. Sein Lehrer dachte, er müsse von Sinnen sein. Indem er wie ein Arzt auftrat, hielt ihn der Lehrer fest und sagte: „Bruder, sei ruhig, führe dich nicht ungebührlich auf.“ Aber je mehr er ermahnt wurde, desto wilder reagierte er. Der Lehrer wagte nichts mehr zu sagen, da er sich f fürchtete, den Heiligen Geist zu beleidigen, falls dies wirklich von Gott wäre. Schließlich ging der Student nach Hause. Am folgenden Tag ging es ihm besser. Nun, dies war nichts anderes als eine große Seelenkraft, die frei wurde, denn er hatte die Bedingungen für dessen Freilegung erfüllt.

 

Beispiel 6 ‑ Visionen und Träume

Heutzutage gibt es in den Gemeinden viele Leute, die Visionen und Träume suchen. Wenn jemand mich fragt, ob ich daran glaube, würde ich antworten, daß ich nicht gegen Visionen und Träume bin; ich habe selbst einige Erfahrung darin. Manchmal können sie hilfreich sein. Doch ich möchte ihre Aufmerksamkeit auf die Quelle lenken. Woher kommen sie ‑ sind sie von Gott oder nicht von Gott?

Wie oft kommt es in einer Versammlung vor, daß jemand erzählt, er hätte eine Vision gehabt. Das löst dann eine Lawine von Visionen aus, bis beinahe jedermann bezeugt, er hätte eine Vision gehabt und Träume geträumt. Wenn wir von Visionen hören, beginnen die Leute zu beten und bitten Gott, ihnen dieselbe Erfahrung zu schenken. Sie fasten und beten mehrere Nächte, wenn sie keine Vision erhalten. Allmählich werden ihre Körper geschwächt, ihr Verstand dumpf, und sie verlieren ihre Willenskraft. Sie empfangen dann, was Visionen und Träume genannt wird.
Zweifelsohne empfangen sie etwas; aber wie erhalten sie diese Visionen und Träume? Sind sie von Gott?
Solches Sichgehen‑Lassen, daß die Sinne dumpf werden und der Wille passiv, ist klar gegen die Lehre der Bibel. Sie hypnotisieren einfach sich selbst. Einige Leute neigen zu träumen, und sie scheinen in der Lage, ihre Träume auszulegen, wenn auch oft in einer lächerlichen Art.
Ich kannte einen Arzt, der leicht träumte. jedesmal, wenn ich ihn traf, erzählte er mir von neuen Träumen und ihren Auslegungen. Er träumte beinahe jede Nacht und oftmals drei oder vier Träume. Warum war das so? Weil Gott so sehr wünschte, ihm Träume zu geben? Ich weiß warum.
Er war gewöhnlicherweise ein Tagträumer, daher träumte er auch nachts. Es war ganz erstaunlich, einen so klugen Arzt mit so verwirrten Gedanken zu finden … Seine Sinne zeichneten beständig Bilder, von morgens bis abends. Er konnte seine Gedanken nicht beherrschen. Was er nachts träumte, war das, was er tagsüber gedacht hatte. Deshalb ermahnte ich ihn in aller Offenheit, diesen Träumen zu widerstehen, sonst würde er schließlich verführt werden, und sein geistliches Leben könne nicht wachsen. Gott sei Dank, er besserte sich später. Daher erkennen wir, daß viele Träume nicht von Gott sind, sondern nur Auswüchse eines zerstreuten Geistes.

 

Prüfe die Quelle

Einige suchen Visionen und bezeugen, Licht und Flammen gesehen zu haben. Andere erzählen ihre Träume. Die Zuhörer werden angesteckt, und viele behaupten, ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Ich widerstrebe diesen Dingen nicht, aber ich forsche nach ihrem Ursprung.
Kommen sie aus der Seele oder vom Geist? Erinnern wir uns daran, daß, was immer im Geist getan wird, das kann die Seele nachahmen. Aber was von der Seele nachgeahmt wird, dient keinem andern Zweck als der Fälschung des Geistes.
Wenn wir nicht die Quelle dieser Phänomene prüfen, können wir leicht verführt werden. Der wichtigste Punkt hierin ist nicht, diese Dinge zu leugnen, sondern zu prüfen, ob sie aus der Seele oder vom Geist kommen.

 

Der Unterschied in den Auswirkungen

Welches ist der Unterschied in den Auswirkungen der Tätigkeiten des Geistes und jener der Seele? Die Antwort wird ein Hauptschlüssel sein zu unterscheiden, was vom Geist und was von der Seele stammt. „Der erste Mensch, Adam, ward eine lebendige Seele. Der letzte Adam ein lebendigmachender Geist“ (1. Kor. 14, 15). Hier sagt Paulus, daß der erste Adam eine lebendige Seele wurde. Die Seele ist lebendig. Sie hat ihr Leben und befähigt daher den Menschen, alle Art Dinge zu tun. Das bezieht sich auf die Stellung Adams. Dann fährt der Apostel fort:
„Der letzte Adam wurde ein lebendig machender Geist.“ Dieses Wort ist es wert, ge­nauer beachtet zu werden; es ist äußerst kostbar und bedeutend. Der Unterschied in den Auswirkungen zwischen den Wirksamkeiten des Geistes und jenen der Seele ist gerade hier klar gegeben. Die Seele selbst ist lebendig und hat in sich selbst Leben. Der Geist jedoch ist fähig, andern Leben zu geben.
Die Seele selbst lebt, aber sie kann nicht verursachen, daß andere leben. Doch der Geist lebt nicht nur in sich selbst, er kann auch machen, daß andere leben. Nur der Geist ist fähig, Menschen zum Leben zu erwecken. Die Seele, wie stark sie auch sein mag, kann nicht andern Leben weitergeben. „Der Geist“, sagt der Herr, „macht lebendig; das Fleisch nützt nichts“ (Joh. 6, 63).

Wir müssen diese zwei Wirksamkeiten klar unterscheiden, denn es ist von äußerster Wichtigkeit. Niemand kann zufriedenstellend arbeiten, wenn er in diesem Punkt irrt. Laßt mich wiederholen: die Seele selbst ist wahrlich lebendig, aber sie kann nicht machen, daß andere leben. Der Geist andererseits ist nicht nur selbst lebendig, sondern kann zudem andern Leben geben. Daher betone ich mit solchem Nachdruck, daß wir unsere Seelenkraft niederlegen müssen. Alles was von der Seele ist, ist nichts nütze. Wir streiten uns hier nicht um Wörter, sondern es ist ein wichtiges Prinzip. Obwohl die Seele lebendig ist, hat sie keine Möglichkeit, andern Leben zu geben. Folglich sollten wir, wenn wir den Menschen helfen wollen, auf die Tiefe ihres Wesens abzielen, anstatt nur ihren Sinnen zu helfen. Wir müssen nicht gemäß psychischer Kraft arbeiten, da diese weder retten noch jemandem Nutzen bringen kann. Wie sehr müssen wir doch vorsichtig sein. Wir müssen alles verleugnen, was von der Seele kommt. Denn nicht nur vermag es den Leuten nicht zu helfen, sondern hindert auch noch Gottes Werk. Es beleidigt Gott und beraubt ihn seiner Ehre.

 

Die Gefahr der Werke aus Seelenkraft

Laßt mich einige gewöhnliche Illustrationen anwenden, um den Unterschied zwischen dem Wirken im Geist und dem Wirken aus Seelenkraft aufzuzeigen. Wiederum will ich nicht jene wunderwirkenden Fälle erwähnen, denn das habe ich schon berührt. Wir können sagen, daß es heute üblich ist, in der Gemeinde mit psychischen Mitteln zu arbeiten. Wie oft werden in Mitarbeiter‑Versammlungen psychologische Methoden verwen­det, um Menschen anzuziehen! Und wie werden doch psychische Methoden angewandt in Versammlungen der Gläubigen, um die Zuhörer zu stimulieren. Indem man die Methoden beobachtet, kann man beurteilen, welche Art Werk betrieben wird. Laßt mich offen sagen, daß viele Botschaften nur der Seele des Menschen helfen können, aber nicht dem Geist. Solche Botschaften sind nur aus der Seele gesprochen, daher können sie nur die Seele des Menschen erreichen, und versorgen den Menschen kaum mit etwas mehr als bloßem geistigem Wissen. Wir sollten nicht auf diese Art arbeiten, denn solche Arbeit dringt nie in den Geist des Menschen ein. Wie werden viele Erweckungsversammlungen durchgeführt? (Ich bin nicht dagegen, daß Gläubige erweckt werden; das will ich klarstellen. Ich frage nur, ob die Art der Versammlungen, so wie sie heute abgehalten werden, vom Geist ist.) Ist es nicht so, daß in vielen Erweckungsversammlungen zuerst eine Atmosphäre geschaffen wird, die die Leute erwärmt und erregt? Ein Chorus wird immer wieder gesungen, um die Zuhörer aufzuheizen. Einige erregende Geschichten werden erzählt, um das Ablegen von Zeugnissen einzuleiten. Das sind Methoden und Taktiken, aber nicht die Kraft des Heiligen Geistes. Wenn die At­mosphäre dann beinahe erhitzt ist, wird der Prediger aufstehen und predigen. Während er spricht, ist er sich schon des Resultats an diesem Tag bewußt, das er erreichen wird. Er hat verschiedene Strategien bereit. Durch geschicktes Handhaben kann er die Leute zum Erzittern bringen, andere werden weinen, Bekenntnisse werden abgelegt und Entscheidungen werden getroffen.

Solche Art von Erweckungen muß jedes oder jedes zweite Jahr wiederholt werden, weil die Auswirkung der Medizin, die man zuvor gegeben hat, nachläßt und der alte Zustand wieder einkehrt. Manchmal wird die Auswirkung einer vorher geschehenen Erweckung schon nach zwei oder drei Wochen oder nach einigen Monaten erbleichen. Großer Eifer und Tatkraft wurden tatsächlich am Anfang der Erweckung gezeigt, aber nach einer Weile ist alles vorbei und abgeschlossen. Darin ist keine andere Ursache zu finden als der Mangel an Leben.

Wenn man die Geschichten von vielen Leuten aufzeichnen würde, enthielten sie eine Reihe von Erweckungen: Erweckung nach einem Fall und Fallen nach einer erneuten Erweckung. Das Aufputschmittel, das man bei der ersten Erweckung gebraucht hatte, muß in der Dosis erhöht werden für die zweite Erweckung. Um wirksam zu sein, muß die Methode, die das zweite Mal gebraucht wird, noch emotionaler und noch rührender sein. Ich schlage deshalb vor, daß diese Art Methode als Injektion von „geistlichem Morphium“ bezeichnet wird. Es muß immer und immer wieder eingespritzt werden. Es ist offensichtlich, daß die Seele nur für sich selbst leben kann, sie hat nicht die Kraft, andern Leben zu geben. Durch Seelenkraft zu arbeiten ‑ auch wenn Leute weinen, Entschlüsse fassen und eifrig werden ‑ ist, praktisch gesprochen, wertlos.

 

Der Geist gibt Leben

Was ist Wiedergeburt? Es ist das Empfangen des Auferstehungslebens des Herrn. Warum sagt die Bibel, daß wir durch die Auferstehung des Herrn wiedergeboren sind, und nicht durch die Geburt des Herrn? Weil das neue Leben mehr ist als das neue Leben von Bethlehem. Das Leben, das in Bethlehem geboren wurde, mußte noch sterben, aber das Auferstehungsleben stirbt nie. „Ich bin … der Lebendige; ich war tot und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offb.

Das Auferstehungsleben stirbt nie, sondern lebt ewig. Das Leben, das geboren wird, ist im Fleisch, daher kann es sterben. Was wir bei der Wiedergeburt empfangen ist Leben, das ewig lebt und nie stirbt.

Was ist Auferstehung? Angenommen hier liegt ein Leichnam. Es ist völlig unmöglich, den Leichnam mit menschlichen Mitteln zu erwecken. Wieviel Energie und Hitze wir auch aufwenden mögen, der Tote wird nicht wieder lebendig. Die einzige Art, ihn zu beleben, ist Gottes Leben in ihn zu legen. Das Leben, das die Toten belebt, ist Auferstehungsleben. Und das ist Auferstehung.

Welche Umgebung ist schlimmer als der Tod?

Was ist kälter als der Tod? Ein Leichnam wird verwesen und verfallen. Aber wenn Auferstehungsleben eingeflößt wird, wird der Tod vom Leben verschlungen. Demgemäß ist eine wiedergeborene Person fähig, allem zu widerstehen, was zum Tod gehört, und ist fähig, alle toten Dinge abzuwerfen.

Die folgende Illustration wurde manchmal gebraucht, um Auferstehung zu erklären: Einmal war ein Mann, der nicht an die Auferstehung glaubte. Er war eine sehr wichtige Person in einem Kreis von Atheisten. Nach seinem Tod stand auf seinem Grabstein geschrieben: „Grab, das nicht aufgebrochen werden kann.“ Das Grab war aus Marmor gebaut worden. Sehr überraschend wurde dieser große Marmorsarkophag eines Tages aufgebrochen. Eine Eichel war in den Riß der Steine gefallen während dem Bau. Allmählich wuchs sie heran zu einer großen Eiche und brach das Grab auf. Ein Baum hat Leben, daher kann er einen Platz des Todes aufbrechen. Leben allein kann Tod bezwingen. Das ist Wiedergeburt, das ist Auferstehung.

Der Geist macht lebendig; er allein kann Leben eingeben. Das müssen wir uns merken. jedoch gibt es heute leider zuviel Ersatz für den Geist.

 

An der Seele muß gearbeitet werden

Gott wirkt nur mit seiner eigenen Stärke. Demgemäß müssen wir ihn bitten, unser Seelenleben zu binden. jedesmal, wenn wir für Gott arbeiten, müssen wir zuerst an uns selbst wirken, wir müssen uns auf die Seite stellen. Wir sollten unsere Talente und unsere starken Seiten niederlegen und Gott bitten, diese Dinge zu binden: „0 Gott, ich will, daß du wirkst, ich will mich nicht auf mein Talent und auf meine Kraft verlassen. Ich bitte dich, daß du selber wirkst, denn aus mir kann ich nichts tun.

Heute betrachten viele Mitarbeiter die Kraft „,on Gott als ungenügend und fügen daher ihre eigene Kraft hinzu. Arbeit, die auf dieser Grundlage getan wird, ist nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich. Erinnert euch daran, daß das Wirken des Heiligen Geistes nicht duldet, daß die Menschenhand sich einmischt. Ich sage oft, daß in Gottes Arbeit der Mensch wie eine Papierfigur sein sollte, die ohne Leben und unfähig ist, irgend etwas zu tun. Er braucht das Einfließen des Lebens, das ihm die Fähigkeit gibt zu arbeiten. Verleugnen wir uns doch selbst, daß wir wie Papierfiguren werden, die in sich selbst keine Kraft haben. Alle Kraft muß von oben kommen; alle Methoden, die angewandt werden, müssen von oben kommen. Wir wissen, daß der Geist allein lebendig macht. Gott wirkt durch den Geist. Wenn wir wünschen, daß Gott wirkt, müssen wir ihn bitten, unser Seelenleben zu binden; sonst wird er nicht freie Hand haben zu wirken.

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ein Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; wer sein Leben haßt in dieser Welt, wird es zum ewigen Leben bewahren“ (Joh. 12, 24. 25). Das Wort „Leben“ im Griechischen weist hier auf „Seele“ hin. Es bedeutet, daß, wer auch immer sein Seelenleben zu bewahren sucht, der wird es verlieren. Aber wer sein Seelenleben verliert, wird es zum Ewigen bewahren. Das ist ein einzigartiger Befehl des Herrn. Er spricht in solchen Worten, um die Bedeutung der vorangegangenen Worte zu erklären. „Wenn ein Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Zuerst sterben, dann geschieht etwas. Wenn ein Gläubiger sein eigenes Seelenleben zur Seite setzt, wird der Geist durch ihn wirken können, um andern Menschen zu dienen. Wenn wir ein tieferes Werk für den Herrn tun wollen, müssen wir praktisch an unserer Seele arbeiten. Das Seelenleben muß verloren werden. Ein Weizenkorn ist gut, und seine goldene Farbe sieht hübsch aus. Aber wenn es auf einen Tisch gelegt wird, bleibt es ein Korn, sogar noch hundert Jahre später. Es wird nie auch nur ein Korn hinzufügen. Alle unsere Seelenkräfte sind wie jenes Weizenkorn, das nicht in die Erde gefallen ist. Es kann nie Frucht hervorbrin­gen.

Mögen wir dieses Problem mit aller Ernsthaftigkeit ansehen. Bringt das Auferstehungsleben, das heilig, ohne Flecken und jetzt in deinem Besitz ist, viel Frucht? Einige Menschen fragen, warum sie unfähig sind, anderen Menschen zur Errettung zu verhelfen? Einige fragen, warum sie Mangel an Kraft zur Arbeit haben. Viele geben zu, daß sie keine Kraft haben. Aber ich gebe zur Antwort, daß sie keine Kraft zum Dienst haben, weil ihre eigene Kraft zu groß ist. Da sie schon in sich selbst zuviel Kraft besitzen, wo bleibt für Gott die Möglichkeit zu wirken? Indem sie ihre eigene Weisheit, ihre eigene Methode, Stärke, oder natürlichen Fähigkeiten gebrauchen, blockieren die Gläubigen die Manifestation der Kraft Gottes.

Viele wundersame Phänomene werden durch Seelenkraft vollbracht, anstatt durch Gott. Wie können sie gute, bleibende Resultate erwarten, wenn sie die Kraft Gottes mit ihrer eigenen, natürlichen Fähigkeit ersetzen? Viele Erweckungsversammlungen mögen im Moment sehr erfolgreich scheinen, aber das Resultat fällt nachher auf Null. Zweifelsohne finden Menschen in einigen Erweckungsver­sammlungen Hilfe. Aber worauf ich mich hier beziehe sind jene Werke, die durch menschliche Methoden getan werden. Darf ich in aller Ernsthaftigkeit erklären, daß, wer auch immer die Absicht hat, ein besseres und tieferes Werk zu tun, sollte nicht von Kraft sprechen. Unsere Pflicht ist es, in die Erde zu fallen und zu sterben. Wenn wir sterben, ist es nur natürlich, daß wir Frucht tragen.

Was sagt der Herr von dem, der sein Leben verliert, d. h. der sein Leben in dieser Welt haßt? Er wird es zum ewigen Leben bewahren. Es ist so, als ob ich Redegewandtheit hätte, doch ich bin nicht willig, sie zu gebrauchen. Mein Herz ist nicht auf Redegewandtheit gerichtet ‑ ich will sie nicht als mein Werkzeug gebrauchen ‑ ich verliere meine Redegewandtheit und weigere mich, mich auf sie zu verlassen. Was ist das Resultat? Ich gewinne Leben; d. h. ich bin fähig, andern im Leben zu helfen. Dasselbe gilt für die Fähigkeit zu verwalten oder für irgendeine andere Fähigkeit, deren Gebrauch ich verleugne. Ich harre statt dessen auf Gott. So werde ich den Menschen wirklich nützen. Wollen wir daher lernen, unsere eigene Kraft nicht zu gebrauchen, auf daß wir viel Frucht bringen.

Kraft sollte auf dem Boden der Auferstehung erhalten werden. Auferstehung ist Leben jenseits des Todes. Was wir brauchen ist nicht größere Kraft, sondern tieferen Tod. Wir müssen allen natürlichen Kräften widerstehen. Wer sein Seelenleben nicht verloren hat, weiß nichts von Kraft. Aber wer durch den Tod gegangen ist, besitzt wahrhaftig Leben. Wer immer sein eigenes Seelenleben verliert, genau wie ein Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, wird im Leben Gottes wachsen und viel Frucht bringen.

Ich glaube, daß viele Leute so reich und stark sind, daß sie Gott keinen Raum zu wirken lassen. Oft wiederhole ich die Wörter „hilflos“ und „hoffnungslos“. Ich muß sagen: „Alles, was ich habe, ist dein, ich selbst habe nichts. Außer dir bin ich wahrlich hilflos und hoffnungslos.“ Wir müssen Gott gegenüber eine völlig abhängige Haltung haben, so daß wir meinen nicht ein‑ noch ausatmen zu können ohne Gott. Auf diese Art werden wir sehen, daß unsere Kraft wie auch unsere Heiligkeit, ja alles von ihm kommt. Was wir auch haben, es ist alles von ihm. Wie sehr freut sich Gott zu sehen, wenn wir hoffnungslos und hilflos zu ihm kommen.

Einmal fragte mich ein Bruder: „Welches ist die Bedingung für das Wirken des Heiligen Geistes?“ Worauf ich antwortete, daß der Heilige Geist nie die Hilfe der Seelenkraft beansprucht. Der Heilige Geist muß uns zuerst an den Ort bringen, wo wir von uns aus nichts tun können. Laßt uns lernen, alles zu verleugnen, was von unserem natürlichen Selbst kommt. Wundersam oder gewöhnlich, was es auch sei, wir müssen alles verleugnen, was von unserem natürlichen Selbst kommt. Dann wird Gott seine Kraft ausspielen, um das zu vollführen, was er zu tun beabsichtigt.

 

Das Beispiel des Herrn

„Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht. Was irgend er tut, das tut auch in gleicher Weise der Sohn“ (Joh. 5, 19). Der Sohn kann nichts von sich selbst tun. Mit andern Worten, von all den Dingen, die der Herr getan hat, hat er nicht ein einziges von sich selbst getan. Das ist die beständige Haltung unseres Herrn. Er tut nichts aus seiner eigenen Kraft oder gemäß seiner eigenen Idee. Was immer von ihm kommt, das verleugnet er. Und doch, ist irgend etwas Falsches an seiner Seele? Ist nicht seine ganze Seele ganz gut zu gebrauchen? Da er nicht die geringste Spur von Sünde hat, wäre es nicht sündig für ihn, seine Seelenkraft zu gebrauchen. Doch bezeugt er, daß der Sohn nichts von sich selbst tun kann. Wenn ein solch heiliger und vollkommener Herr sich weigert, seine Kraft zu gebrauchen, was dann mit uns?

Der Herr ist so vollkommen, und doch ist sein ganzes Leben völlig hoffnungslos und hilflos von Gott abhängig. Er kommt in die Welt, um den Willen des Vaters in allen Dingen zu tun. Wir, die wir nur ein Stäubchen sind, sind wirklich nichts. Wir müssen unsere Seelenkraft ablegen und alles verleugnen, was von der Seele kommt, bevor wir mit geistlicher Kraft wirken und viel Frucht bringen können. Möge Gott uns segnen.

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