Israel (René Pache)

6. Teil

Israel und die Wiederkunft Jesu Christi

– Auszug aus dem Buch DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI, Seiten 219 bis 262.

Eingestellt von Horst Koch, Herborn, im November 2023 –

1. Kapitel


Die Berufung Israels

Nach der Schöpfung hatte Gott drei Versuche unternommen, der Menschheit das Glück zu sichern, sie wurden aber vereitelt. Er hatte den Menschen ins Paradies gesetzt, daraus ihn jedoch sein Fall vertrieb. Hierauf erweckte Er in Seth eine neue Linie, aber dann zwang ihn die Verderbzheit der ganzen menschlichen Rasse, die Sintflut zu senden. Und zuletzt zogen die aus den Fluten wunderbar gerettetet Nachkommen Noahs das Strafgericht vom Turmbau zu Babel auf sich. Mit Kapitel 11 des ersten Mosebuches verzichtet Gott zunächst darauf, Sich mit den Völkern abzugeben; sie treten in den Hintergrund, bis ihnen in der Apostelgeschichte das Evangelium gebracht werden kann.

Aber gerade um das Heil schaffen zu können, ruft Sich Gott ein Volk heraus, daß es der Welt die Bibel und den Messias bringe. In souveräner Gnadenwahl beruft Er Abraham, den Ahnherrn Israels, mit den Worten: „Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein land, das Ich dir zeigen will. Und Ich will dichzum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. . . . Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ 1. Mose 12, 1-3. Diese Berufung enthält drei Hauptverheißungen:


1. Das Geschenk eines Landes: Palästina
2. die Zusage, daß Abraham und seine Nachkommen zum großen Volk werden sollen;
3. der Segen, den das auserwählte Volk vermitteln soll, wird über die ganze Erde strömen. Dieser Segen besteht in der Offenbarung Gottes in der Schrift und vor allem im Kommen des Heilands.

Zu wiederholten Malen gibt Gott Abraham diese Verheißungen und bekräftigt sie zuletzt als einen ewigen Bund. 1. Mose 15,18; 17,3-8. Von Abraham geht der Bund auf Isaak, Jakob und seine Nachkommen über, denen er feierlich bestätigt wird. Zu Jakob spricht Gott:
„Siehe, Ich will dich wachsen lassen und mehren und will dich zum Haufen Volks machen und will dies Land zu eigen geben deinem Samen nach dir ewiglich.“
1. Mose 48,4.
Am Sinai sagt der Herr zu Israel: „Werdet ihr nun Meinen Bund halten, so sollt ihr Mein Eigentum sein vor allen Völkern . . . Ihr sollt Mir ein priesterlich Königreich und ein heiliges Volk sein.“ 2. Mos. 19, 5-6.

David, dem König nach dem Herzen Gottes, dem Vorfahren des Messias, verheißt der Herr: „Dein Haus und dein Königreich soll beständig sein ewiglich vor dir, und dein Stuhl soll ewiglich bestehen. 2. Sa m. 7, 16. „Ich habe einmal geschworen bei meiner Heiligkeit, Ich will David nicht lügen: sein Name soll ewig sein und sein Stuhl vor mir wie die Sonne; wie der Mond soll er ewiglich erhalten sein. Ps. 89, 36-38. Jesus Christus wird Sich eines Tages auf den Thron Davids setzen und das Israel solange zuvor verkündete Messianische Reich aufrichten.

Welch wunderbare Berufung für das auserwählte Volk! Die Juden sind ihr nicht immer treu geblieben, aber Gott hat sie schon, sozusagen gegen ihren Willen, zur Erfüllung eines großen Teiles gebracht. Vergessen wir nicht, daß Jesus es selbst gesagt hat: „Das Heil kommt von den Juden!“ Joh. 4 ,22.


2. Kapitel


Die in Bezug auf Israel bereits erfüllten Weissagungen

In diesem Teil unsres Buches wollen wir die Zukunft des jüdischen Volkes zu beleuchten suchen, auf das sich in der Tat viele Weissagungen der Schrift beziehen. Um sie recht verstehen und deuten zu können, müssen wir uns kurz daran erinnern, wie sich einige Prophezeiungen über Israel in der Vergangenheit erfüllt haben.

Weissagung:

l. Die Israeliten werden nach Ägypten hinabgehen, 400 Jahre dort bleiben, zu Sklaven werden und dann mit großem Reichtum wieder ausziehen.
1. Mos. 15, 13-16.

Erfüllung: 
1 . Mos. 46, 1-7. 2. Mos. 1-12 (12,35-36).

2. Aus dem Stamme Juda werden die Königsfamilie und der König der Könige hervorgehen. 1. Mos. 49,10.

Erfüllung:
 2. Sam. 7,16. 
Hebr. 7,14.



3. Alle Kinder Israels, die sich weigerten, ins gelobte Land einzuziehen, sollen 40 Jahre in der Wüste umherirren und dort sterben. 4. Mos. 14, 32-34.
Erfüllung: 5. Mos. 2,1 4-15.


4. Israel ist ein ausgesondertes Volk, das nicht in andern aufgehen soll. 4. M. 23, 9.

Erfüllung:
 So besteht es auch seit Jahrtausenden

5. Es verwirft die von Mose eingeführte Theokratie, und wie alle andern Völker gibt es sich einen König. 5. Mos. 17, 14-15.
Erfüllung: 1. Sam. 8,5.


6. Das Volk wird abfallen, in die Gefangenschaft weggeführt werden, und sein Land wird verflucht sein. 5. Mos.
28, 20-24. 47-48. 64-66, etc.:
Dem Zehnstämmereich wird 65 Jahre zuvor gesagt, daß der König von Assyrien es 
zerstören werde. Jes. 7, 8, 17-20.

Juda soll vom König von Babylon auf 70 Jahre weggeführt werden. Jer. 25, 9-11; 29, 10.
Erfüllung: 2. Chr. 36, 20-21 und 2. Kön. 17, 6-7 



7. Gott verkündet lange zuvor, daß Er den Perserkönig Kores erwecken werde, daß er die Juden nach Palästina zurückführe und den Tempel wieder aufbaue. Jes. 44, 28; 45,13.
Erfüllung: Esra 1,1-2. 


8. Daniel hat 49 Jahre vorher Zeitpunkt und Umstände des Wiederaufbaus von Jerusalem
 angegeben. Dan. 9. 25.
Erfüllung: Neh. 2, 4-17; 6, 15-16. 


9. Israel wird den Messias nicht erkennen, Ihn verabscheuen, um dreißig Silberlinge verkaufen, Ihm die Hände durchbohren und Ihn martern. Jes. 53,2-3; 49,7; Sach. 11, 12-13; 12,10; 13,6.
Erfüllung: Matt. 26, 15; 27, 3-10. 22-23


10. Jerusalem soll wieder zerstört werden und vom Tempel kein Stein auf dem andern bleiben. Matt. 24, 1-2.
Erfüllung: Genau das geschah im Jahre 70, als 1.100.000 Juden unter den Angriffen von Titus fielen. 


11. Dann sollen die Israeliten wieder auf die Sklavenmärkte gebracht werden, ohne Käufer zu finden. 5. Mos. 28,68.
Erfüllung: In der Tat verkauften die Römer Massen von solchen, die sie nicht getötet hatten, so daß die Märkte von Alexandrien überfüllt waren. 


12. Jesus selbst kündigt das Strafgericht des Himmels über das Geschlecht an, das Ihn kreuzigen wird. Matt. 23,
36 ; 24,34; Luk. 21,20-24.
Erfüllung: Das traf 37 Jahre später richtig ein. Nach einem letzten Aufstand machten die Römer 132-135 nach Chr. dem jüdischen Staat ein Ende. Es gab noch 500 000 Tote, und Kaiser Hadrian ließ den Tempelplatz einpflügen.

Man erkennt leicht, wie buchstäblich diese und viele andere Prophezeiungen in Erfüllung gingen. Am Anfang dieses Buches stellten wir genau dasselbe bei all denen fest, die sich auf das erste Kommen Jesu bezogen. Die Schrift enthält aber noch zahllose andere Prophezeiungen über die Zukunft Israels. Matt. 5, 18 sagt Jesus: „Denn Ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.“ Wir können es nicht immer so genau wissen, wie wir es möchten, wie alles geschehen wird, aber wir sind überzeugt, daß jede Weissagung durch Gottes Macht zur vollen Erfüllung kommen wird.

3. Kapitel



Wurde Israel nicht verworfen und durch die Gemeinde ersetzt?


1. Die Verwerfung Israels.
Da die Juden den Messias verstoßen und gekreuzigt hatten, hat sie Gott unleugbar Seinerseits verworfen. Die Weingärtner haben den viel geliebten Sohn, den Erben, getötet. „Der Herr des Weinbergs“, sagt Jesus, „wird diese Weingärtner umbringen und den Weinberg anderen geben . . . Darum sage Ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt. Mk. 12, 9; Matt. 21, 43.
Die Apostelgeschichte zeigt uns, wie die ungläubigen Juden (obwohl ihnen das Evangelium immer zuerst gepredigt wird) zugunsten der in die Gemeinde eintretenden Heiden allmählich beiseite gesetzt werden. „Euch mußte zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihr es aber von euch stoßet, und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden . . . Wohl hat der Heilige Geist gesagt durch den Propheten Jesaja zu unseren Vätern und gesprochen . . . Sie hören schwer mit den Ohren und schlummern mit ihren Augen, . . . damit sie sich nicht bekehren und Ich ihnen helfe. So sei es euch kund getan, daß den Heiden gesandt ist dies Heil Gottes; und sie werden’s hören.“ Ap. 13, 46; 28, 25-28.
Von da ab ist die Türe für Israel als Volk verschlossen. Ein Jude, der Buße tut und an Jesus Christus glaubt, kann ebensogut das Heil erlangen wie wir. Röm. 10, 12-13. Aber das auserwählte Volk ist vorerst seiner Vorrechte entsetzt. Aus lauter Liebe zu den Seinen nagt darum ständiger Kummer am Herzen des Paulus, und er beschreibt in sehr lebendigen Ausdrücken den Abgrund, in den sich Israel willentlich gestürzt hat: „Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anlaufens . . . Sie sind verstockt, wie geschrieben steht: Gott hat ihnen gegeben einen Geist des Schlafs, Augen, daß sie nicht sehen . . . Ihr Fall ist der Welt Reichtum und ihr Schade der Heiden Reichtum . . . Ihre Verwerfung ist der Welt Versöhnung . . . Etliche von den Zweigen (des Ölbaums) sind ausgebrochen (d.h. die ungläubigen Juden) . . . Gott hat der natürlichen Zweige nicht verschont . . . Darum schau den Ernst Gottes an denen, die gefallen sind . . . Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, das Geheimnis . . . Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei.“ Röm. 9, 32; 11, 8-25.

Diese Verwerfung von Israel wurde – schon während der Laufbahn des Paulus wirksam geworden – gleich nach seinem Tode grauenvoll offenbar. So schrieb Paulus den Thessalonichern über die Juden, die jene verfolgten: „Welche auch den Herrn Jesus getötet haben und ihre eigenen Propheten und haben uns verfolgt, und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen zuwider, wehren uns zu predigen den Heiden, damit sie selig würden, auf daß sie ihre Sünden erfüllen allewege; denn der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin.“ 1. Thess. 2, 15-16. Kurz darauf, im Jahre 70, brach Gottes Gericht über sie herein.


II. Das neue Volk Gottes.

Mit Jesu Kommen trat der Neue Bund an die Stelle des Alten. Der Hebräerbrief erläutert es trefflich: Das alte Gesetz ist aufgehoben und durch ein neues ersetzt. Hebr. 7, 18-19; 8, 7.13. Jesus, unser Hoherpriester, ist der Mittler eines viel besseren geworden. Hebr. 8, 6; 9, 15. Kann man nun sagen, daß Israel, das alte Volk Gottes, ebenso völlig abgesetzt ist, um einem neuen Volk, der Gemeinde, Platz zu machen? Diese Frage bedarf einer näheren Prüfung. Sicher ist, daß Gott Abraham durch das Evangelium neue Söhne erweckt hat.


1. Die ungläubigen Juden sind nicht Glieder des wahren Israel. 
„Es sind nicht alle Israeliten, die von Israel sind; auch nicht alle, die Abrahams Same sind, sind darum auch Kinder . . . Nicht sind das Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind, sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet . . . Denn das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, die auswendig am Fleisch geschieht. Sondern das ist ein (wahrer) Jude, der’s inwendig verborgen ist (also durch den Glauben).“ Röm. 9, 6-8; 2, 28-29.

2. Die an Jesus Christus glauben, sind die geistlichen Kinder Abrahams.

Abraham ist „der Vater aller Unbeschnittenen, die glauben . . . und auch derer, die nicht allein beschnitten sind, sondern auch wandeln in den Fußstapfen des Glaubens, welcher war in unserm Vater Abraham.“ Die Verheißung gilt „allem Samen, nicht dem allein, der unter dem Gesetz ist, sondern auch dem, der des Glaubens Abrahams ist, welcher ist unser aller Vater.“ Röm. 4, 11-12. 16.
„So erkennt ihr ja, daß die des Glaubens sind, das sind Abrahams Kinder . . . Christus hat uns erlöst . . . auf daß der Segen Abrahams unter die Heiden käme in Christo Jesu . . . Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.“ Gal. 3,7. 14.29.
Hagar, das leibeigene Weib Abrahams, entspricht dem „Jerusalem, das zu dieser Zeit ist (der jüdischen Synagoge), und ist dienstbar mit seinen Kindern. Aber das Jerusalem, das droben ist (die Gemeinde), das ist die Freie; die ist unser aller Mutter . . . Aber was spricht die Schrift? „Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn, denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien.“ . . .
 Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur. Und wie viele nach dieser Regel einhergehen, über die sei Friede und Barmherzigkeit, und über das Israel Gottes.“ Gal. 4, 25-26.30; 6,15. „Denn wir sind die Beschneidung, die wir Gott im Geiste dienen, und rühmen uns von Christo Jesu und verlassen uns nicht auf Fleisch.“ Phil. 3,3. So wurde Abraham zum Vater vieler Völker; seine Nachkommenschaft ist so zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer . . . 1. Mos. 17, 4; 22,17; Röm. 4, 17.


3. Alle Gläubigen, Juden wie Heiden, bilden das Volk des Neuen Bundes.

Die Mehrheit der Israeliten hat leider den Messias verstoßen. Aber daß die Gläubigen unter ihnen ebenso zur Gemeinde gehören wie die bekehrten Heiden, ist ganz klar. „Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu. Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same.“ Gal. 3, 28. „Die Heiden sind Miterben und miteingeleibt (mit den Juden) und Mitgenossen Seiner Verheißung in Christo durch das Evangelium.“ Eph. 3, 6.


4. Wie steht es dann mit dem jüdischen Volk?

Bei dieser Sachlage könnten wir uns erstens fragen, ob nicht das alte Volk Israel (Abrahams Same nach dem Fleisch) vor Gott sein Daseinsrecht verloren habe, und dann, ob nicht wir alle früheren Verheißungen der Schrift für Israel im geistlichen Sinne für uns in Anspruch nehmen dürften? Das tat man vielfach zur Zeit der Reformation (und tut es noch heute in gewissen Kreisen). Wer so denkt, sieht in dem Wort „Zion“, so oft er ihm im AT begegnet, immer die Gemeinde und glaubt, in ihr seien alle Israel gegebenen Verheißungen erfüllt.


Da die, welche an Jesus Christus glauben, im geistlichen Sinne „den Samen Abrahams“ vorstellen, lassen sich zweifellos viele Verheißungen des AT auf sie anwenden. Obwohl Paulus als erster das Geheimnis der Gemeinde ganz enthüllt hat (Eph. 3,3- 10), haben sicherlich manche Propheten diese vorausgeschaut. So sahen wir, daß Sara, das freie Weib Abrahams, ein Sinnbild von ihr war. Gal. 4, 22-26. Aber es geht doch nicht an, allen dem Volk Gottes im AT verheißenen Segen geistlich auf die Gemeinde zu übertragen, aber die buchstäbliche Erfüllung eines jeden Fluches auf Israel zu beschränken! Gibt man sich zudem die Mühe, jede Weissagung der Schrift genau zu studieren, so kommt man rasch zur Erkenntnis, daß viele Prophezeiungen nur für Israel, nicht für die Gemeinde gelten können. Es ist wirklich unmöglich, sie alle einzig im geistlichen und christlichen Sinne aufzufassen. Wir sahen ja, wie Israel die merkwürdig wörtliche Erfüllung vieler Weissagungen erlebte. So glauben wir, daß sich die andern gleicherweise erfüllen werden, und daß das jüdische Volk noch eine außergewöhnliche Zukunft vor sich hat.

III. Gott verbeißt die Wiederherstellung Seines einstigen Volkes.

Wir wollen hier nicht die Verheißungen des AT anführen, auf die wir bald näher eingehen. Jetzt erinnern wir nur daran, mit welchen Worten bestimmte Texte im NT die Wiedereinsetzung Israels beleuchten.
Petrus sagt zu den Juden, die den Erlöser gekreuzigt hatten: „So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden vertilgt werden, auf daß da komme die Zeit der Erquickung vom Angesicht des Herrn, wenn Er senden wird Den, der euch jetzt zu vor gepredigt wird, Jesus Christus, welcher muß den Himmel einnehmen bis auf die Zeit, da herwiedergebracht werde alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller Seiner heiligen Propheten von der Welt an.“ Ap. 3,1 9-21.
Es kann sich hier nicht um die Wiederherstellung Israels nach der babylonischen Gefangenschaft handeln, sondern vielmehr um die so oft von den Propheten verkündete, glorreiche Rückkehr, die auf die Zerstreuung in der Welt und die Zeit der Völker folgen soll. Luk. 21,24.


Paulus wiederum erklärt, daß Gott aus lauter Gnade Israel erwählt hat. Er macht keinen Fehler bei Seiner ewigen und souveränen Wahl. Gottes Gaben und Berufung mögen Ihn nicht gereuen. Durch die Kreuzigung und die Verfolgung der Gläubigen sind die Juden zu Feinden geworden. „Nach der Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen . . . So sage ich nun, Paulus: Hat denn Gott Sein Volk verstoßen ? Das sei ferne! . . . Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, welches Er zuvor ersehen hat.“ Röm. 11, 28; 11, 1-2.
Von Ewigkeit her kannte Gott die künftige Haltung Israels; trotzdem hat Er ihm bleibende Verheißungen zeitlichen und geistlichen Segens gegeben. Und Gott wird nicht verfehlen, Sein Wort treu zu erfüllen. In der Tat kündet dreimal ein „bis daß“ einen Termin an, nach dem für Israel (und für die Welt) eine neue Ordnung anbrechen soll:


„Jerusalem wird zertreten von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21, 24.

„Euer Haus soll euch wüste gelassen werden bis daß ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Matt. 23, 38.

„Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis daß die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel selig werde.“ R öm. 11, 25.
Darum verkündet Paulus nachdrücklich, daß, wenn auch Gott Israel beiseite gesetzt hat, so doch nicht insgesamt und nicht für immer:

1. Unter den Israeliten gibt es und wird es immer einen Überrest geben,
 einen Samen nach der Gnadenwahl, der den Messias annimmt. Paulus und alle Apostel sind deutliche Beispiele dafür, ganz abgesehen von den „siebentausend“, die wir nicht immer kennen. Röm. 9, 27-29; 11,1-5. Das sind die Juden, die Paulus selbst das „Israel Gottes“ nennt. Gal. 6, 16.


2. Ganz Israel soll schließlich gerettet werden.
„So ihr Fall der Welt Reichtum ist, . . . wieviel mehr, wenn ihre Zahl voll würde? . . . Was wird ihre Annahme anders sein denn Leben von den Toten ? . . . So sie nicht bleiben in dem Unglauben, werden sie eingepfropft werden (auf den Ölbaum der Gnade Gottes); Gott kann sie wohl wieder einpfropfen . . . Wieviel mehr werden die natürlichen (Zweige) wieder eingepfropft in ihren eignen Ölbaum ? . . . Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob. Und dies Mein Testament mit ihnen, wenn Ich ihre Sünden werde wegnehmen . . . Also auch jene haben nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, auf daß sie auch Barmherzigkeit überkommen.“ Röm. 11, 12.15.23-27.31.
Der Bund, den Paulus erwähnt, ist selbstredend der Neue Bund, den Jeremia ankündigt, und der schon seit neunzehnhundert Jahren besteht. Jer. 31, 31-34; Hebr. 8,7 -11. Mit ihrer Bekehrung zu Jesus Christus werden die Juden in ihn aufgenommen.


3. Das jüdische Volk wird bis ans Ende der Zeiten fortbestehen.
Wir hörten von Paulus, daß sich Israel bei der Wiederkunft Jesu Christi bekehren wird, „wenn die Fülle der Heiden eingegangen“ ist, d.h. wenn die Vollzahl der Gemeinde erreicht ist. Wir werden sehen, daß alle Propheten des AT das bestätigen. Hier wollen wir nur erwähnen, daß Israel existieren und in Palästina zu der Zeit sein soll:

des Antichristen, Dan. 11, 41-12,1.7;
da Gog in das Land einfällt, Hes. 38, 8;
der Schlacht von Harmagedon, Joel 4,1.16;
da Christus auf dem Ölberg erscheinen wird, Sach. 14, 1-5.

Dann wird das Wort Jeremias in allem wahr: „So spricht der Herr, der die Sonne dem Tag zum Licht gibt und den Mond und die Sterne nach ihrem Lauf der Nacht zum Licht . . . Wenn solche Ordnungen vergehen vor mir, spricht der Herr, soll auch aufhören der Same Israels, daß er nicht mehr ein Volk vor mir sei ewiglich.“ Jer. 31, 35-36.

Als Schlußfolgerung dieses Kapitels können wir sagen: Gibt es auch im Blick auf das ewige Heil weder Juden noch Griechen, bleibt doch Israel auf Erden bestehen als das von Gott erwählte Volk. Jesus Christus ist gekommen, die den Vätern gegebenen Verheißungen zu bestätigen, und der Vorteil der Juden nützt „viel in jeder Hinsicht“, denn Israels Unglaube hebt Gottes Treue nicht auf. Röm. 15, 8; Röm. 3, 1.3. Darum verspricht der Herr feierlich: „Deine Nachkommen haben viel Gutes zu erwarten.“ Jer. 31,17.
Der göttliche Plan für die Juden, wie ihn die Schrift offenbart, wird ohne Fehl in Erfüllung gehen. Worin dieser Plan besteht, wollen wir nun genau untersuchen.


4. Kapitel

Die weltweite Zerstreuung Israels

Als wir von der Verwerfung der Juden sprachen, blieben wir bei ihrer Vertreibung aus Palästina im Jahre 70 stehen. Die folgende Etappe, d.h. ihre Zerstreuung über die ganze Welt (und nicht nur nach Babylon) war lange vorausgesagt worden.
I. Israel wird über den ganzen Erdkreis zerstreut.
„Der Herr wird euch zerstreuen unter die Völker, und wird euer ein geringer Haufe übrig sein unter den Heiden, dahin euch der Herr treiben wird . . . Der Herr wird dich zerstreuen unter alle Völker, von einem Ende der Welt bis ans andre.“ 5. Mos. 4,27; 28.64. ( S. auch Jer. 9,15 bzw.16) „Und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe (i.J. 70) und gefangen geführt unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21, 24. In der Tat gibt es kein Land der Erde, wo nicht heute Juden zu finden wären. Und erst im Lauf des neunzehnten Jahrhunderts haben die Völker aufgehört, sie für minderwertig zu halten, und haben angefangen, ihnen dieselben Rechte einzuräumen wie den andern Bürgern.

II. Israel findet keine Ruhe in der Zerstreuung.
Bei der Kreuzigung Jesu schrieen die Juden: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“ Matt. 27, 25. Die Unglückseligen wußten nicht, was sie sagten. Buchstäblich erfüllten sich an ihnen die alten Prophezeiungen des Mose: „Du wirst unter diesen Völkern kein bleibend Wesen haben, und deine Fußsohlen werden keine Ruhe haben. Denn der Herr wird dir daselbst ein bebendes Herz geben und verschmachtete Augen und eine verdorrte Seele, daß dein Leben wird vor dir schweben. Nacht und Tag wirst du dich fürchten und deines Lebens nicht sicher sein. Des Morgens wirst du sagen: Ach, daß es Abend wäre! Des Abends wirst du sagen: Ach, daß es Morgen wäre! Vor Furcht deines Herzens und vor dem, das du mit deinen Augen sehen wirst.“ 5. Mos. 28, 65-67. (S. auch 3. Mos. 26, 36.38-39)
Man kann unmöglich alle Verfolgungen, Ausweisungen, Massenmetzeleien, Torturen, Erpressungen, Ausplünderungen aufzählen, welche Israel in den sog. christlichen Ländern im Lauf der Jahrhunderte erdulden mußte. Jeremia hatte es genau angesagt, wie sich ihre Henker rechtfertigen würden: „Wir tun nicht unrecht, darum daß sie sich haben versündigt an dem Herrn in der Wohnung der Gerechtigkeit, und an dem Herrn, der ihrer Väter Hoffnung ist.“ Jer. 50,7 Schon lange zählen die Opfer einer solchen Behandlung nach Hunderttausenden und Millionen.
Hier kurz ein Rückblick auf einige der durch die europäischen Völker den Juden zugefügten Qualen:

– Die Kreuzfahrer massakrierten die Juden überall, unter dem Vorwand, sie seien „Gottesmörder“.
– Mai bis Juli 1096 wurden 12000 Juden im Rheinland getötet.
– Am 1. November 1290 Ausweisung aller Juden aus England bei Androhung  des Erhängens. Erst 370 Jahre später wurden sie wieder zugelassen.
– Frühjahr bis Herbst 1298 werden 1.000.000 Juden in Franken, Bayern und Österreich umgebracht.
– September 1306 werden 100.000 Juden bei Todesstrafe aus Frankreich verbannt.
– 1348 schiebt man den Juden die Schuld an der Schwarzen Pest zu und tötet mehr als eine Million.
– Am 2. August 1492 verjagt die Inquisition 300.000 Juden aus Spanien, ebenfalls unter Todesstrafe.
– Von 1648 – 1658 werden etwa 400.000 polnische Juden im russisch – polnisch – schwedischen Kriege getötet.
– Erst 1791 hebt die Französische Revolution als erster Staat die Ausnahmegesetze gegen die Juden auf.

Nach Lord Beaconsfield Worten haben „die Pharaonen Ägyptens, die Könige von Assyrien, die Römischen Kaiser, die Kreuzfahrer . . . die Führer der Goten, die heiligen Inquisitoren ihre ganze Kraft an die Ausführung des einen Planes gesetzt. Ausweisung, Verbannung, Gefangenschaft, Konfiszierungen, raffiniert erdachte Torturen, Metzeleien in größtem Maßstab, alles wurde versucht, aber vergebens.“ (He shall come again, S.128).

Je mehr die Juden unterdrückt wurden, desto mehr haben sie zugenommen – wie einst in Ägypten. Nach den Massenmorden im Mittelalter gab es in der Welt:

– am Anfang des 16. Jahrhunderts nur noch 1 Million Juden,

– am Anfang des 18. Jahrhunderts gab es 3 Millionen,

– am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es 5 Millionen,

– im Jahre 1896 gab es 11 Millionen,
im Jahre 1919 gab es 13 Millionen,
im Jahre 1933 gab es 16 Millionen,
also dreimal mehr als zur Glanzzeit Davids und Salomos .

Daß Israel diese entsetzlichen Mißhandlungen überleben konnte, ist ein wahres Wunder. Für die ganze Welt sind die Juden ein lebender Beweis für die Wahrheit der Weissagungen und der Absichten Gottes mit ihnen. Napoleon soll eines Tages vom Erzbischof von Mailand den kürzesten Beweis für die Echtheit der offenbarten Religion verlangt haben. Wortlos zeigte dieser nur mit dem Finger auf Marschall Massena, der ein Jude war.
Beachten wir zum Schluß, daß Gott gerade die Leiden Seines Volkes benutzte, um es mitten unter den Völkern zu isolieren und so zu erhalten. Sobald man den Juden alle bürgerlichen Rechte zuerkannte, zeigten sie die Neigung, ihre Eigenart und sogar ihre Religion aufzugeben.

III. Israel wird den Völkern zum Fluch, unter die es zerstreut ist.
„Sie sollen zum Fluch, zum Wunder, zum Hohn und zum Spott unter allen Völkern werden, dahin Ich sie verstoßen werde, darum, daß sie Meinen Worten nicht gehorchen, spricht der Herr.“ Jer. 29,18-19.
„Sie hielten sich wie die Heiden, dahin sie kamen, und entheiligten Meinen heiligen Namen, daß man von ihnen sagte: Ist das des Herrn Volk, das aus seinem Lande hat müssen ziehen? Aber Ich schonte Meines heiligen Namens, welchen das Haus Israel entheiligte unter den Heiden, dahin sie kamen.“ Hes. 36,20-21. Später, als der Herr von der Wiederherstellung Seines Volkes redet, sagt Er noch: „Wie ihr . . . seid ein Fluch gewesen unter den Heiden, so will Ich euch erlösen, daß ihr sollt ein Segen sein.“ Sach. 8, 13.

Jona, der ungehorsame Prophet, ist ein Bild des ungetreuen Israel. Zu den Heiden gesandt, weigert er sich, Gottes Botschaft auszurichten, genau wie Israel Jesus den Heiden hingibt, statt ihnen das Evangelium zu bringen. Wie der Prophet auf einem Schiff entflieht, fliehen die Juden seit zweitausend Jahren im Völkermeer vor dem Herrn. Überall entfesselt die Gegenwart des Propheten – wie auch die des treulosen Volkes – einen Sturm. Dieser legt sich, sobald man Jona – und oft auch die Juden – über Bord wirft. Der Fisch verschlingt Jona, ohne ihn verdauen zu können, und auch die Völker vermögen nicht, die Juden zu assimilieren. Der Fisch muß Jona an die Küste Palästinas ausspeien, woher er gekommen, und so werden die Völker Israel auf die Ufer seines Vaterlandes zurückwerfen. Gott beruft Jona zum zweitenmal; endlich gehorcht er, geht nach Ninive, und die ganze Stadt bekehrt sich. So wird auch Israel, wenn reuig nach Palästina zurückgekehrt, erneut berufen werden, die Heiden zu evangelisieren, die sich nun auf seine Worte hin bekehren. (Nach H. Schaedel).

Ganz sichtlich haben oft ein Verhängnis und ein Fluch den unglücklichen ewigen Juden auf seinen Irrfahrten verfolgt. Verdirbt der Beste, so wird er der Schlimmste. So wurden unleugbar manche Juden zur wahren Geißel für ihr Adoptivland, und scheinbar rechtfertigten sie damit zum Teil die Feindseligkeit gegen sie. Aber wer wäre ohne Sünde und könnte den ersten Stein auf sie werfen? Und haben nicht die „Arier“ gezeigt, welcher Greueltaten sie fähig sind?

IV. In dieser Ära beharren die Juden bei ihrer Ablehnung Jesu Christi.
Im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden schicken die Bürger ihrem abwesenden Herrn, den sie hassen, eine Botschaft nach und lassen ihm sagen: „Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche!“ Luk. 19, 14. Durch das abschreckende Zeugnis, das ihnen die „Christen“ vorlebten, zu einer ähnlichen Auflehnung getrieben, haben die Juden bis vor ganz kurzem immerzu den Namen Jesu verachtet, ja sogar gehaßt. In der Gesamtheit sind sie noch nicht zur Selbsterkenntnis gekommen und stehen nicht von ihrem Unglauben ab.

V. Dennoch ist ihnen alles genommen, was zur Religion des Alten Bundes gehörte.
Nach dem mosaischen Gesetz beruhte jede Gemeinschaft mit Gott auf dem blutigen Opfer, dem Opferdienst und dem Allerheiligsten des Herrn. All das ist dem Volk genommen, wie es Hosea ankündigte:
„Denn die Kinder Israel werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Altar, ohne Leibrock und ohne Heiligtum bleiben.“ Hosea 3, 4. Davids Thron ist leer, und kein Prophet verkündet Israel das Wort des Herrn: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß Ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot, oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn, zu hören; daß sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Mitternacht gegen Morgen umlaufen und des Herrn Wort suchen und doch nicht finden werden.“ Amos 8, 11.
Den Israeliten fehlt das NT, und sie sind nicht imstande, das AT zu verstehen: „Ihre Sinne sind verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, welche in Christo aufhöret; aber bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen. Wenn es sich aber bekehrte zu dem Herrn, so würde die Decke abgetan.“ 2. Kor. 3, 14-16.
Man fragt sich, wie fromme Juden einen solchen Zustand ertragen und eigentlich ohne Vergebung der Sünde und ohne wahre Gemeinschaft mit Gott leben können.

VI. Dennoch bleiben die Juden in der Zerstreuung für sich und vergessen weder ihres Gottes noch ihres Ursprungs.

Es ist ein Wunder, sagten wir, daß Israel trotz der Jahrtausende der Zerstreuung und der Verfolgung noch besteht, während alle Völker des Altertums verschwunden sind. Die Zeitgenossen der Propheten, die Ägypter, Assyrier, Babylonier, Perser, Griechen, Römer existieren alle nicht mehr. Nur die Juden sind noch da als Zeugen für die Wahrheit der Schrift. Bileam sagte schon von Israel: „Siehe, das Volk wird besonders wohnen und nicht unter die Heiden gerechnet werden.“ 4. Mos. 23, 9. Auch Jesus hatte gesagt: „Diese ,Rasse‘ (das ist die zweite
Bedeutung des griechischen Worts für Geschlecht, Generation) wird nicht vergehen, bis daß dies alles geschehe.“ Matt. 24, 34. Ohne das wunderbare Eingreifen Gottes wäre eine solche Fortdauer Israels unerklärlich.

Aber es geht hier um mehr als um äußeren Fortbestand. Der Herr kündigt noch Folgendes an: „Eure Entronnenen werden dann noch an mich gedenken unter den Heiden, da sie gefangen sein müssen, wenn Ich ihr hurisch Herz . . . zerschlagen habe.“ Hes. 6, 9. „Ich will sie unter die Völker säen, daß sie Mein gedenken in fernen Landen, und
 sollen mit ihren Kindern leben und wiederkommen.“ Sach. 10, 9. Sie werden wie bei ihrer ersten Gefangenschaft die Liebe zu ihrem Lande bewahren: „Gedenkt des Herrn in fernem Lande, und laßt euch Jerusalem im Herzen sein.“ Jer. 51, 50.
„In fremden Landen . . . vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen. Meine Zunge
soll an meinem Gaumen kleben, wo ich dein nicht gedenke,wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.“ Ps. 137, 4-6.
Jeder kennt die fanatische Anhänglichkeit der frommen Juden an ihr Gesetz, und wie sie sich untereinander jahrhundertelang zuriefen: „Das nächste Jahr in Jerusalem!“

VII. Trotz Seiner Verwerfung Israels wacht Gott doch immer über ihm.
„Auch wenn sie schon in der Feinde Land sind, habe Ich sie gleich wohl nicht verworfen, und ekelt mich ihrer nicht also, daß es mit ihnen aus sein sollte und mein Bund mit ihnen sollte nicht mehr gelten; denn Ich bin der Herr, ihr Gott. Und Ich will über sie an Meinen ersten Bund gedenken.“ 3. Mos. 26, 44-45.
„Ja, Ich habe sie fern weg unter die Heiden lassen treiben und in die Länder zerstreut, doch will Ich bald ihr Heiland sein in den Ländern, dahin sie gekommen sind.“ Hes. 11, 16.
„Wer euch antastet, der tastet Seinen Augapfel an.“ Sach. 2, 8 (bzw.12)
„Denn Ich bin bei dir, spricht der Herr, daß Ich dir helfe. Denn Ich will mit allen Heiden ein Ende machen, dahin Ich dich zerstreut habe. Aber mit dir will Ich nicht ein Ende machen; züchtigen aber will Ich dich mit Maßen, daß du dich nicht für unschuldig haltest.“ Jer. 30, 11.
So kam die alte, Abraham gegebene Verheißung immer wieder zur Anwendung: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ 1. Mos. 12, 3. Wir haben einen schlagenden Beweis dafür in Haman, dem seine Freunde sagten: „Ist Mardochai vom Geschlecht der Juden, . . . so vermagst du nichts an ihm, sondern du wirst vor ihm fallen.“ Esther 6, 13. Tatsache bleibt, daß die Verfolger, die ihre Wut an Israel ausließen, sich damit selbst rasch ins Verderben stürzten.

VIII. Während der Abwesenheit der Juden wird Palästina eine Öde sein.
Das Gelobte Land war ein Land, „darinnen Milch und Honig floß“, reich bewässert durch zwei Regenzeiten, und Gottes Auge ruhte darauf vom Anfang des Jahres bis ans Ende. 5. Mos. 11, 10-15. Aber infolge der Bosheit Israels lastet ein Fluch darauf.
„Euer Land soll wüste sein und eure Städte zerstört. Alsdann wird das Land sich seine Sabbate gefallen lassen, solange es wüste liegt und ihr in der Feinde Land seid, ja, dann wird das Land feiern.“ 3. Mos. 26, 33-34.

„Wenn sie die Plagen dieses Landes sehen und die Krankheiten, womit sie der Herr beladen hat, daß Er all ihr Land mit Schwefel und Salz verbrannt hat, daß es nicht besät werden kann, noch etwas wächst, noch Kraut darin aufgeht, . . . so werden alle Völker sagen: Warum hat der Herr diesem Land also getan? . . . So wird man sagen: Darum, daß sie den Bund des Herrn verlassen haben.“ 5. Mos. 29, 22-25.

„Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis daß die Städte wüste werden ohne Einwohner und die Häuser ohne Leute und das Feld ganz wüste liege. Denn der Herr wird die Leute ferne weg tun, daß das Land sehr verlassen wird.“ Jes. 6, 11-12.
Auch kündigen die Propheten das Ausbleiben des Regens an. Das wird die Öde des Landes vermehren, das zur Bewässerung nicht mit den Flüssen rechnen kann: „Hütet euch aber, daß sich euer Herz nicht überreden lasse, . . . daß der Herr den Himmel zuschließe, daß kein Regen komme und die Erde ihr Gewächs nicht gebe.“ 5. Mos. 11, 16. 
„ Ich will ihn (meinen Weinberg) wüste liegen lassen, daß er nicht geschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, daß sie nicht drauf regnen.“ Jes. 5, 6. 
„Du verunreinigst das Land mit deiner Hurerei, . . . darum muß auch der Frühregen ausbleiben und kein Spätregen kommen. Jer. 3 ,2-3.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß Palästina seit fast zweitausend Jahren den Charakter einer Wüste trug und der Regen dort selten war. Das Land war nicht mehr wie einst bebaut und bewaldet, wodurch sich sogar auch das Klima veränderte.

IX. Am Ende ihrer Zerstreuung werden die Juden vom Herrn in der Wüste der Völker gerichtet werden.

Beachten wir zuerst, daß die Zerstreuung lange währen wird. „Die Kinder Israels werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer sein. . .“ Hos. 3, 4. „Die Berge Israels, welche lange Zeit wüste gewesen sind.“ Hes. 38, 8. Aber gegen das Ende dieser traurigen Zeit wird der Herr Sein Volk reinigen, damit es in Seinen Bund und ins Gelobte Land zurückkehre: „Ich will euch aus den Völkern führen und aus den Ländern, dahin ihr verstreut seid, sammeln mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm, und will euch bringen in die Wüste der Völker und daselbst mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht . . . .“ Hes. 20, 34-35.37-38.

Die jüngsten Ereignisse erinnern erstaunlich an das hier Gesagte. Die Juden sind mitten aus den Völkern herausgerissen worden, wo sie so fest saßen, und sie haben entsetzliche Prüfungen auf sich nehmen müssen. Wie mochten sie wohl alle gern in ihr Land zurückkehren, und doch wurden 5 Millionen umgebracht! Die jüdische Einwanderung nach Palästina nimmt heute noch zu. In einer Welt, da der Antisemitismus jederzeit wieder aufleben kann, scheint die Rückkehr Israels in sein Land die einzige Lösung zu sein.


5. Kapitel

Die Rückkehr Israels nach Palästina


I. Die Wiederauferstehung Israels.
Israel, sagten wir, hat Jahrtausenden der Verfolgung und der Zerstreuung – wie ein Wunder – getrotzt. Aber als unabhängige Volksgemeinschaft bestand es ja lange nicht mehr. Soll aber Israel in der Zukunft die ihm von den Propheten bestimmte Rolle spielen, so müßte es eine richtige Auferstehung erleben. Und gerade das verkündet Hesekiel in seiner berühmten Vision von Kap. 37:
Der Prophet wird in ein Tal versetzt, das mit ganz verdorrten, d.h. schon lange toten Gebeinen überdeckt ist. Gott fragt ihn: „Meinst du, daß diese Gebeine wieder lebendig werden?“ und er antwortet: „Herr, das weißt Du wohl.“ Und dann heißt es, auf einen Befehl des Herrn: „Da rauschte es, und siehe, es regte sich, und die Gebeine kamen wieder zusammen . . ., es wuchsen Adern und Fleisch darauf, und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen.“ Dann heißt der Herr Seinen Diener sprechen: „Wind, komm herzu aus den vier Winden und blase diese Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden . . . ! Da kam Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig und richteten sich auf ihre Füße. Und ihrer war ein sehr großes Heer . . . Und Er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsre Hoffnung ist verloren, und es ist aus mit uns! Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr Herr: Siehe, Ich will eure Gräber auftun und will euch, Mein Volk, aus denselben herausholen und euch ins Land Israel bringen . . . Und Ich will Meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt; und will euch in euer Land setzen, und sollt erfahren, daß Ich der Herr bin . . . Ich rede es und tue es auch, spricht der Herr. 37, 1-14.
Unbestreitbar regt es sich mehr und mehr unter den verdorrten Gebeinen Israels. Gott holt sie gewaltsam aus den Gräbern der Völker, die sie verschlungen hatten. Sie suchen einander, organisieren sich und kehren auch wohl z.T. nach Palästina zurück, aber „der Geist ist noch nicht in ihnen.“ Es wird etwas ganz anderes sein, wenn sie sich bekehren und das wahre Leben haben.

II. Der treue Überrest in Israel.


Zur Zeit Elias hatten – ihm unbekannt – noch siebentausend Israeliten ihre Kniee nicht vor Baal gebeugt. Zu Lebzeiten des Apostels Paulus gab es auch einen Überrest, nach der Wahl der Gnaden. Röm. 11, 2-5. Am Zeitenende wird es auch eine treue Schar geben, die nach Palästina zurückkehren und sich zum Heiland bekehren soll:
,,Zu der
Zeit werden die übriggebliebenen in Israel und die errettet werden im Hause Jakob . . . sich verlassen auf den Herrn, den Heiligen in Israel, in der Wahrheit. Die übriggebliebenen werden sich bekehren, ja, die übriggebliebenen in Jakob, zu Gott, dem Starken. Denn ob dein Volk, o Israel, ist wie Sand am Meer, sollen doch nur seine übriggebliebenen bekehrt werden . . . Wie eine Eiche und Linde, von welchen beim Fällen noch ein Stamm bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stamm sein . . . In der Zeit wird des Herrn Zweig lieb und wert sein . . . bei
denen, die erhalten werden in Israel. Und wer da wird übrig sein zu Zion und übrigbleiben zu Jerusalem, der wird heilig heißen . . . Ich will aus Jakob Samen wachsen lassen und aus Juda, der Meinen Berg besitze; denn Meine Auserwählten sollen ihn besitzen, und Meine Knechte sollen daselbst wohnen.“ Jes. 10, 20-22; 6, 13; 65, 9.

An diesem Überrest wird der Herr Seine Verheißungen wahrmachen.


III. Wer führt Israel in sein Land zurück?


1. Vor allem wird Gott selbst es tun.

„Ich werde gedenken an Meinen Bund mit Jakob und an Meinen Bund mit Isaak und an Meinen Bund mit Abraham und werde an das Land gedenken, das von ihnen verlassen ist . . . Auch wenn sie schon in der Feinde Land sind . . . will Ich über sie an Meinen ersten Bund gedenken.“ 3. Mos. 26, 42-45.
„Denn der Herr wird Sich über Jakob erbarmen und Israel noch fürder erwählen und sie in ihr Land setzen . . . Denn Er ist’s, der durch meinen Mund gebeut, und Sein Geist ist’s, der es zusammenbringt . . . Denn ihr sollt nicht mit Eile ausziehen noch mit Flucht wandeln; denn der Herr wird vor euch herziehen, und der Gott Israels wird euch sammeln.“ Jes. 14, 1; 34, 16; 52, 12.

„Siehe, es kommt die Zeit, da man . . . sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israels geführt hat aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Ländern, dahin Er sie verstoßen hatte. Denn Ich will sie wiederbringen in das Land, das Ich ihren Vätern gegeben habe.“ Jer. 16, 14, usw., usw. Ja wahrlich, wer könnte denn sonst die so lange zerstreuten Gebeine sammeln und auferwecken?


2. Gott wird Sich der Völker bedienen, um Sein Volk zurückzuführen.
Gleich nach seiner Ankündigung, daß der Herr die Juden wieder in ihr Land einsetzen würde, sagt Jesaja: „Die Völker werden sie nehmen und bringen an ihren Ort . . . Siehe, Ich will Meine Hand zu den Heiden aufheben und zu den Völkern Mein Panier aufwerfen, so werden sie deine Söhne in den Armen herzubringen und deine Töchter auf den Achseln hertragen . . . Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden . . . Die Tharsisschiffe segeln voran (nach Menge), um deine Kinder aus der Ferne herzubringen, samt ihrem Silber und Gold (Tharsis, eine phönizische Kolonie in Spanien, bezeichnet den Westen des Mittelmeers – eigentlich die Gegend um die Landenge von Gibraltar) . . . Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen. “ Jes. 14,2 ; 49,22; 60,4.9- 10.
Offenbar werden die hier genannten Völker den Juden freudig zu ihrer Rückkehr helfen. Denn glücklicherweise gibt es Völker, die ihnen um Christi willen geneigt sind. Dagegen werden andere zur Gewalt greifen, um sie loszuwerden. Nach den Worten: „Ich will sie wieder bringen in das Land, das Ich ihren Vätern gegeben habe“, sagt Jeremia: „Siehe, Ich will viel Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen sie fischen; und darnach will Ich viel Jäger aussenden, die sollen sie fangen auf allen Bergen und auf allen Hügeln und in allen Steinritzen.“ Jer. 16, 16.
Haben wir nicht unlängst die entsetzlichste Jagd auf die Juden erlebt? Wie das Wild gehetzt, verkauft, gejagt, gefährdeten diese Unglücklichen solche, die ihnen halfen, und fanden nicht eine Steinritze als Zufluchtsort. Gott scheint diese furchtbare Bosheit dazu benutzt zu haben, um die Juden, die sich so behaglich in Europa festgesetzt hatten, zu entwurzeln und zum Heimweh nach ihrem einstigen Vaterland zu zwingen.


IV. Wird das ganze Volk nach Palästina zurückkehren?



1. Kein Israelit wird fehlen.

Bei Hesekiel lasen wir, daß kein Rebell oder Abtrünniger ins Land Israels gelangen wird; diese werden, scheint es, da, wo sie sind, gerichtet und vernichtet. Hes. 20, 35.38. Aber alle anderen scheinen bei dem Stelldichein dabei zu sein: „Ihr Kinder Israel werdet versammelt werden, einer nach dem andern. Zu der Zeit wird man mit einer großen Posaune blasen; so werden kommen die Verlorenen . . . Es wird nicht an einem derselben fehlen; man vermisset auch nicht dies noch das. Denn Er ist’s der durch meinen Mund gebeut . . . Diese alle versammelt kommen zu dir…“ Jes. 27, 12; 60,4. Solche Versicherungen, vor kurzem noch unfaßbar, erscheinen heute wohl durchführbar. Hitler gedachte, ohne Ausnahme alle Juden in Europa auszurotten oder zu vertreiben. In Polen – um nur dies eine Beispiel zu nennen – gab es vor 1939 3.300.000 Juden. Nach dem Zusammenbruch des Naziregimes waren dort nur noch 70.000. Und Gott kann unendlich viel wirksamere Mittel ergreifen, um die Israeliten zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen. . . .



2. Die Heimkehrer werden zu zahlreich sein für das Land.

„Deine Baumeister werden eilen, . . . denn dein wüstes, verstörtes und zerbrochenes Land wird dir als dann zu eng werden . . . Die Kinder deiner Unfruchtbarkeit werden noch sagen vor deinen Ohren: Der Raum ist mir zu eng; rücke hin, daß ich bei dir wohnen möge. Du aber wirst sagen in deinem Herzen: Wer hat mir diese geboren? Ich war unfruchtbar, einsam, vertrieben und verstoßen. Wer hat mir diese erzogen?“ Jes. 49, 17-21.
„Ich will sie ins Land Gilead und Libanon bringen, daß man nicht Raum für sie finden wird.“ Sach. 10, 10.


Sogar nach dem mehrfachen Blutbad der letzten Jahre sind noch etwa elf Millionen Juden in der Welt. Würden sie alle zugleich in den schmalen Landstrich zwischen Jordan und Mittelmeer zurückkehren, würde ihnen der Raum natürlich nicht genügen. Raummangel geben daher die Araber als Hauptgrund gegen die Einwanderung der Juden an. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß das Abraham und seinen Nachkommen verheißene Land weit ausgedehnter ist als das kleine Palästina von heute. Als Gott den Bund mit dem Patriarchen machte, gab Er ihm das Land vom Fluß Äyptens bis zum Libanon und zum Euphrat. 1. Mos. 15, 18; Jos. 1, 4. Im Prinzip unterstand dieses Gebiet dem Salomo (1. Kön. 4, 21), aber Israel hat es noch nie ganz inne gehabt. (Wir sprechen noch von den erstaunlichen Möglichkeiten, die sogar seine Wüstenstriche zu bieten scheinen.) Diese neue Ausdehnung deutet Micha an: „Ein Tag kommt, da deine Mauern wieder aufgebaut, der Tag, da deine Grenzen hinausgerückt werden.“ 7, 11.
Die Bibel beschreibt noch den Vorgang, wie Israel das Land füllen wird: „Aber ihr Berge Israels . . ., Gott will bei euch der Leute viel machen, das ganze Israel allzumal; und die Städte sollen wieder bewohnt werden . . . Ich will die Menschen bei ihnen mehren wie eine Herde, . . . die verheerten Städte sollen voll Menschenherden werden.“ Hes. 36, 8-10. 37-38. (S. auch Sach. 2, 4; 8, 4-5; Jer. 31, 27.)


Solche Zusicherungen erhalten ihren vollen Wert, wenn man bestimmte Tatsachen festhält. In Palästina waren:

1908     41 000 Juden,

1920     58 000
1932   175 000

1933   227 000 

1934   307 000
1935   375 000
1939   420 000
1946   675 000
1951   nicht weit von 1 500 000.
Die Einwanderung hat seit der Gründung des Jüdischen Staates ungeheuer zugenommen.

Diese Zahlen sind darum so eindrucksvoll, weil nicht mehr als 60 000 Juden in etwa hundert Jahren aus der babylonischen Gefangenschaft zurück kehrten. Sicher gaben die Verfolgungen unter Hitler einen starken Impuls zur Einwanderung. Von da an sah man nicht nur ärmere Juden, sondern auch Intellektuelle, Kaufleute, Vermögende herbeiströmen. Andererseits steht die Geburtenziffer der Juden sehr hoch. Während sich die Bevölkerung von Europa verdreifacht hat, haben sich die Juden verfünffacht.


3. Welche Stämme Israels werden nach Palästina zurückkehren?

Die zwölf Stämme sind so lange schon zerstreut, daß man sie unmöglich mehr unterscheiden kann. Nach der babylonischen Gefangenschaft kehrte nur ein Teil der vom alten Königreich Juda Verbannten in ihr Land zurück, um im Jahr 70 nach Chr. wieder daraus vertrieben zu werden. Die anderen Juden, mitsamt den nach Assyrien deportierten zehn Stämmen, blieben in der Zerstreuung. Zur Zeit der Apostel waren sie schon im ganzen Römischen Reich verbreitet. Ap. 2, 5-11; 21,21; 26,7; Jak. 1,1; Joh. 7,35. (Die Theorie vom „Britischen Israel“, nach der die zehn Stämme sich nach England begeben hätten und zum britischen Volk geworden wären, entbehrt wohl jeder ernsteren Grundlage.) Die Propheten verkünden, daß Israel bald ganz geeint sein und nie mehr unter der Teilung leiden wird, die es seit Salomos Tod so geschwächt hat. „Zu der Zeit wird das Haus Juda gehen zum Haus Israel, und sie werden miteinander kommen von Mitternacht in das Land, das Ich euren Vätern zum Erbe gegeben habe . . . Ich will das Gefängnis Judas und das Gefängnis Israels wenden und will sie bauen wie von Anfang . . . Zur selben Zeit, spricht der Herr, werden kommen die Kinder Israel samt den Kindern Juda und weinend daher ziehen und den Herrn, ihren Gott, suchen.“ Jer. 3,18; 33,7; 50,4.


V. Aus welchen Ländern werden die Juden zurückkehren?
Nach 70 Jahren der Gefangenschaft kehrten sie nur aus Babylon zurück. Am Zeitenende aber werden sie aus allen Himmelsrichtungen wiederkehren (wir nennen nur die bekanntesten Gebiete): 
246
Aus Assyrien , Jes. 11,11; Sach. 1 0,1 0 ;
aus Ägypten, Jes. 11,11;
aus Äthiopien (Afrika) Jes. 11,11; 
aus Elam (Persien), Jes. 11,11; 
aus Sinear (Mesopotamien), Jes. 11,11; 
aus Übersee (den Inseln), Jes. 11,11; 
aus den vier Enden der Erde, Jes. 11,12; Jer. 31,8;
von Ost und West, Jes. 43, 5 ;
aus fernen Landen, Jes. 43, 6; 
aus allen Völkern und von allen Orten, dahin sie verstreut sind, Jer. 29, 14;
aus dem Lande der Mitternacht (Norden), Jer. 31, 8; 
von der Himmel Ende, 5. Mos. 30,4.

Diese Prophezeiungen haben sich natürlich nicht am Ende der babylonischen Gefangenschaft erfüllt. Nach der 70jährigen Verbannung kehrte Israel nur aus Mesopotamien zurück, und zwar nur ein kleiner Teil von Juda. Die damals Jerusalem wieder bauten, rufen voll Schmerz: „Siehe, wir sind heutiges tages Knechte in dem Land, das Du unseren Vätern gegeben hast.“ Neh. 9, 36. In der Tat erlangten die Juden nie mehr ihre Unabhängigkeit, weder vor noch nach dem Jahre 70 nach Chr. Darum muß ihre endgültige, von dem Propheten geschaute, glorreiche Wiederkehr nach ihrer weltweiten Zerstreuung am Zeitenende erfolgen.


VI. Wohin kehrt Israel zurück?

Darüber macht die Schrift so zahlreiche Angaben, daß wir ohne Zögern antworten können: nach Palästina.


Nach den Propheten kehrt Israel zurück:

in das Land ihrer Väter, das ihnen Gott zu eigen gegeben, 5. Mos. 30,5 ; Jer. 3,18 ; 16,15; 30,3; Hes. 37,25;

in ihr Land, Jes. 14,1; Hes. 36,24; 37,14.21 ; 39,28; Amos 9,15;

in ihre Grenzen, Jer. 31,17;

in das Land, das ihnen Gott zugemessen hatte, Jes. 34,17;

in das heilige Land, Sach. 2, 12;

in das Land des Herrn, Jes. 14, 2;

in das Land, das Gott Jakob gegeben hatte, Hes. 28, 25; 37, 25;

in das Land, daraus Israel in die Gefangenschaft mußte, Jer. 29, 14;

in das Land, das die Kanaaniter bewohnt hatten, Obadja 20;
auf die Berge, die so lange wüste waren, Hes. 38,8; 34,13.15; 36, 8;

nach Zion, nach Jerusalem, Jes. 35,10; Jer. 3,14; Sach. 8, 8;

auf die Weiden des Karmel und von Basan, Jer. 50, 19;

auf die Gebirge von Ephraim und Gilead, Jer. 50,19; Sach. 10,10; Obadja 19;

an die Küste des Philisterlandes, nach Askalon, Zeph. 2, 7;

zum Libanon, Sach. 10,10;

aufs Gebirge Esaus im Philisterland, Obadja 19;

ins Gebiet von Ephraim und Samaria, Obadja 19.


Nach einer solchen Aufzählung (und wir haben nicht alles genannt) läßt es sich kaum bezweifeln, daß Gott die Juden wirklich in ihre alte Heimat zurückführen will. Sogar Männer wie Cromwell und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erwogen – wohl unter dem Eindruck so vieler Bibelstellen – eine Zeitlang den Plan, die Juden in ihrem Land wieder anzusiedeln. Übrigens ist es merkwürdig, daß man, seit die Frage einer nationaljüdischen Heimat akut wurde, mehr oder weniger ernsthaft vorgeschlagen hat, die Juden anderswo unterzubringen. Da die Araber Palästina besitzen, warum könnte man nicht Israel ein anderes Gebiet, z.B. in Afrika oder Südamerika zuweisen? Aber die Juden, mit den Zionisten an der Spitze, haben einem solchen Plan heftig widerstanden und rundweg erklärt, sie gingen nur nach Palästina.
Schon 1903 soll Chamberlain Herzl, dem Begründer des Zionismus, im Namen Großbritanniens vorgeschlagen haben, in Uganda eine Nationalheimat für Juden anzulegen. Herzl zögerte; da fielen seine Glaubensgenossen mit dem Ruf über ihn her: „Nieder mit dem Afrikaner!“ Da lehnte er das englische Angebot ab. Auch der Völkerbund versuchte seinerzeit vergebens, andere Vorschläge zu machen. Und heute ist die Rückkehr nach Palästina Wirklichkeit geworden. Mit dem Beschluß der UNO, Palästina in zwei Staaten, einen jüdischen und einen arabischen, zu teilen, ist die Ära der großen Erfüllungen angebrochen. England hat Palästina verlassen; der jüdische Staat ist ausgerufen und sehr bald von den Großmächten anerkannt worden. Die Araber haben ihn erfolglos bekämpft, und eine vielleicht sehr nahe Zukunft wird uns zeigen, wie sich die sehr genauen Weissagungen der Propheten weiter erfüllen werden.

VII. Für welche Zeitdauer wird Israel in sein Land zurückkehren?

Nach seiner Rückkehr aus Babylon blieb Isr el nur kurze Zeit in Palästina. Grausam wurde es durch die Römer wieder verjagt. Aber es soll bald auf immer heimkehren. „Ich will sie wieder in dies Land bringen und will sie bauen und nicht abbrechen, Ich will sie pflanzen und nicht ausraufen . . . Ich will sie wiederum an diesen Ort bringen, daß sie sollen sicher wohnen . . . Ich will sie in diesem Lande pflanzen treulich, von ganzem Herzen und von ganz er Seele.“ Jer. 24, 6; 32, 37.41.

VIII. Was geschieht bei der Rückkehr der Juden mit Palästina selbst?
Im vorigen Kapitel sahen wir, daß das Land nach dem Fortgang der Juden zu einer Wüste mit nur einzelnen grünen Oasen geworden war.
Die Araber lieben den Feldbau nicht und lassen lieber ihre Herden abweiden, was von selbst wächst. Und die Türken pflanzten kaum einen neuen Baum, wo sie einen gefällt hatten. Sie setzten sogar eine Steuer auf die Bäume. Während der letzten hundert Jahre ihrer Regierung war die Steuer so maßlos hoch, daß man es vorzog, die Bäume zu fällen, statt die Steuer zu zahlen. So war Palästina ohne genügende Vegetation, ohne Pflege und ohne Wasser sehr heruntergekommen. Aber das soll nun alles anders werden.


1. Diese Einöde wird wieder blühen und zu einem Obstgarten werden.
„Es werden auf dem Acker meines Volkes Dornen und Hecken wachsen . . . bis daß über uns ausgegossen werde der Geist aus der Höhe. So wird dann die Wüste zum Acker werden und der Acker wie ein Wald geachtet werden . . . Aber die Wüste und Einöde wird lustig sein, und das dürre Land wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und fröhlich stehen in aller Lust und Freude . . . Ich will in der Wüste geben Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume; Ich will auf dem Gefilde geben Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander . . . Denn der Herr tröstet Zion . . . und macht ihre Wüsten wie Eden und ihr dürres Land wie den Garten des Herrn.“ Jes. 32, 13. 35, 1-2; 41,19; 51, 3. „Das verwüstete Land soll wieder gepflügt werden, dafür, daß es verheert war, daß es sehen sollen alle, die dadurch gehen, und sagen: Dies Land war verheert, und jetzt ist’s wie der Garten Eden.“ Hes. 36, 34.


Ohne der Zukunft vorzugreifen, stellen wir heute schon fest, daß Palästina nicht wiederzuerkennen ist. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts suchen die Juden immer mehr landwirtschaftliche Kolonien anzulegen. Bis 1914 hatte Baron Edmond von Rothschild nicht weniger als 60 Millionen Goldfranken in dieses Unternehmen gesteckt. Eine einflußreiche Organisation, Keren Kayemeth Leisrael genannt, wurde zum Ankauf und Anbau von Ländereien gegründet. 1935 hatten die Juden, trotz des wachsenden Widerstandes der Araber, 1.200.000 Hektar Landes erworben. Die erzielten Erfolge grenzen ans Wunderbare: alle in im Jahre 1934 pflanzten sie 130.000 Bäume (in wenigen Jahren 1 473 000). Die Ebene Saron war einst den Sanddünen überlassen. Nun steht von Gaza bis Lydda ein riesiger Orangenwald. Der Ertrag an Citrusfrüchten (Orangen, Zitronen, Pampelmusen) hat sich so gehoben, daß er z.B. schon von Januar bis April 1935 über den Hafen von Jaffa den Versand von 7 Millionen Obstkisten ermöglichte. Es handelt sich wirklich um eine weltberühmte Pflanzung, denn die Palästinaorangen haben Weltruf auf den Märkten. Ein anderes typisches Beispiel ist die Urbarmachung der einst für ihre Fruchtbarkeit berühmten Ebene von Esdrelon (bzw. Jesreel). 1920 lag sie völlig brach, von übermannshohem Gras überwuchert, von Sümpfen durchsetzt, ein Pestherd der Malaria. Kein Baum, kein Haus in der Ebene; auf den Hügeln vier bis fünf kleine Araberdörfer (die Ebene ist 50 km lang). Heute sieht man überall Häuser, Obstgärten, Weiden, Bauernhöfe. Aber von den 8000 ersten Kolonisten starben 6000 an den dort wütenden Krankheiten. Die Wochenschrift „Minerva“ berichtet darüber: „Es wurde öfter behauptet, daß der Jude die Handarbeit verabscheut und es vorzüglich versteht, andere für sich arbeiten zu lassen. Für Palästina trifft das nicht zu. Der Jude ist und bleibt das Aufbauelement dieses Landes. Ich habe das Tal Jesreels nach dem Krieg von 1914 -1918 gekannt. Es war ein ausgedehnter, verpesteter Sumpf, wo die Malaria Alleinherrscherin war. Alle, die sich in dieser Gegend anzusiedeln versucht hatten, fanden den Tod. Als die ersten Pioniere („Maloutsim“ auf Hebräisch) dieses Gebiet besuchten und nach den Ruinen fragten, die dort zu sehen waren, kam die Antwort: „Ein verschwundenes Dorf . . . Deutsche wohnten dort.“ „Wo sind sie jetzt?“ – „Sie sind gestorben“ – „Und hat sich seitdem niemand hier niedergelassen?“ – „Araber sind gekommen. Sie sind tot, alle tot, tot . .“ – „Hier müssen wir siedeln“, sagte der Älteste. Und sie bauten sich dort an. Viele sind tot . . . tot: Aber so oft ein Pionier umfiel, fand sich sofort ein anderer, um Hacke und Schaufel des Dahingegangenen aufzunehmen.“ (30.11.45). Daher übertreffen auch die Erfolge jede Vorstellung.

1935 erwarb die „Palestine Land Development Company“ das ganze Gebiet von Meromsee, um dort die selbe Sanierungsarbeit vorzunehmen. Bis dahin war das ein ödes fieberverpestetes Land, wo nur einige Beduinenfamilien hausten. Solcher Beispiele könnte man noch mehr nennen. Die Juden, die man als untauglich für die Landarbeit ansah, haben sich in großer Zahl und mit unglaublichem Eifer ans Werk gemacht.


2. Regen und Wasser sollen in Fülle wiederkommen.

Wir sahen, wie Gott, den Weissagungen gemäß, nach dem Weggang der Juden den Wolken gebot, Palästina nicht mehr wie zuvor den Regen zu spenden. Jes. 5, 6. Aber nach der Schrift soll es bei der Rückkehr und Bekehrung der Juden wieder reichlich Regen geben:
„Werdet ihr nun Meine Gebote hören . . . so will Ich eurem Lande Regen geben zu seiner Zeit, Frühregen und Spätregen, daß du einsammelst dein Getreide, deinen Most und dein Öl, und will deinem Vieh Gras geben auf deinem Felde, daß ihr esset und satt werdet.“ 5. Mos. 11, 13-15.
„Ich will auf sie regnen lassen zur rechten Zeit, das sollen gnädige Regen sein . . . Und das Land wird sein Gewächs geben.“ Hes. 34,26-27.
„Und ihr, Kinder Zions, freuet euch und seid fröhlich im Herrn, . . . der euch herabsendet Frühregen und Spätregen wie zuvor.“ Joel 2, 23. Da das jüdische Jahr etwa um die Herbstgleiche beginnt, sind es die Frühregen, die das Getreide zum Keimen bringen. Der Spätregen im Frühjahr ist notwendig zur Entwicklung und Ausreifung des Korns. Diese letzteren waren seit langem ausgeblieben, nach dem Wort von Jer. 3,3 z.B. . . . Aber es heißt, daß sie sich seit etwa 60 Jahren wieder eingestellt haben, und daß sich das Klima Palästinas deutlich in der von den Propheten angezeigten Richtung entwickelt.


Den häufigeren Regenfällen entsprechend reichlichere Quellen: „Es werden auf allen großen Bergen und auf allen großen Hügeln zerteilte Wasserströme gehen . . . Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme im dürren Lande . . . Ich will Wasserflüsse auf den Höhen öffnen und Brunnen mitten auf den Feldern und will die Wüste zu Wasserseen machen und das dürre Land zu Wasserquellen . . . Denn Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre.“ Jes. 30,25; 35,6; 41,18; 44,3.


Tatsächlich hat man bei Bohrungen in Palästina mancherorts neue, bedeutende Wasserquellen entdeckt. Die Bewässerung des Landes ist systematisch organisiert. Seit 1936 hat man fließendes Wasser in Jerusalem. Aber die größte Entdeckung wurde in der syrischen Wüste gemacht, die zu dem Abraham verheißenen Gebiet gehört. Als man 1933 Röhren zur Leitung des Petroleums vom Irak nach Haifa und Tripolis (Syrien) legte, mußte man etappenweise Dauerwachposten einrichten. Nun konnte kein Wächter inmitten einer der trockensten Wüsten der Welt ohne Wasser leben. So versuchte man artesische Brunnen zu bohren und entdeckte zur Überraschung in 20 m Tiefe ein ausgedehntes Wasserbett. Dieses Grundwasser wird durch eine breite Tonschicht geschützt und aus dem riesigen Becken gespeist, das die Gebirge von Persien und Armenien bilden. Und überall, wo dieses Wasser sprudelt, sieht
 man buchstäblich die Wüste erblühen. Wer kann wissen, welche Entfaltung eine ähnliche Entdeckung in den Ostjordangebieten ermöglichen würde?


Eine andere Auswertung des Wassers in Palästina ist die Erfassung der Wasserdruckkraft des Jordans. Sie ließ die Elektrifizierung des Landes und eine bedeutende Entwicklung seiner Industrie zu. Zur Frage des Jordans nennen wir noch die „Times“ vom 8.4.1946, die riesige Kanalisierungspläne zwischen diesem Wasserlauf und dem Meer zur Bewässerung Palästinas darlegt.

3. Das zerstörte Land soll wieder aufgebaut werden und die Menschen sich dort vermehren .
„Sie werden die alten Wüstungen bauen, und was vorzeiten zerstört ist, aufrichten; sie werden die verwüsteten Städte, so für und für zerstört gelegt sind, erneuen.“ Jes. 61, 4. „An diesem Ort, davon ihr sagt: er ist wüst, weil weder Leute noch Vieh in den Städten Judas und auf den Gassen zu Jerusalem bleiben, die so verwüstet sind, daß weder Leute noch Bürger, noch Vieh darin sind, wird man dennoch wiederum hören Geschrei von Freude und Wonne . . . Denn Ich will des Landes Gefängnis wenden wie von Anfang, spricht der Herr.“ Jer. 33, 10. „Die Städte sollen wieder bewohnt und die Wüsten erbaut werden. Ja, Ich will bei euch der Leute und des Viehs viel machen . . . Ich will euch wieder bewohnt machen wie vorher . . . Ich will die Städte wieder besetzen, und die Wüsten sollen wieder gebaut werden . . . daß man sagen wird: Diese Städte waren zerstört, öde und zerrissen und stehen nun fest gebaut.“ Hes. 36, 10 .33-35. (S. auch Sach. 8, 4-5.8).
Auch auf diesem Gebiet wurde Außerordentliches erarbeitet. 1936 gab es 60.000 Juden in Jerusalem (mehr als 1920 im ganzen Land). 1909 wurde bei Jaffa auf ödem, mit Sanddünen bedecktem Gelände die ausschließlich jüdische Stadt Tel Aviv (Frühlingshügel) gegründet. Dank den unterirdischen Süßwasserquellen entwickelte sich die Stadt rasch und wurde von üppigen Gärten umgeben. 1932 hatte sie 46.000 Einwohner, 1935 102.000, 1939 200.000; 1946 hatte sie fast 300.000 erreicht. Sie besitzt einen Hafen, eine Oper, prächtige Läden, eine Universität, höhere Schulen u.a.m.
1936 lebten in einem einzigen Vorort Haifas 50.000 Juden. Auch in der Stadt Tiberias ist eine bedeutende Judenkolonie. In einem früheren Kapitel gaben wir eine Statistik der jüdischen Einwanderung in Palästina vor 1939. Seit der Zeit ist es schwierig, genaue Zahlen einzuholen. Beachten wir noch, daß zur selben Zeit, dank dem wachsenden Wohlstand im Land, auch die moslemische Bevölkerung dort zugenommen hat. Denn auch eine lebhafte moslemische Einwanderung sucht, der jüdischen das Gleichgewicht zu halten und ihr zu vorzukommen.

Palästina zählte:

1908 . . . . . . 41.000 Juden
 . . . . . . 250.00 Mohamedaner
1935 . . . . . . 375.000 Juden
         857.000 Mohamedaner

                                                        116.000 Andersgläubige
Summe 1935 . . . . 1.348.000



Seit der Gründung des Jüdischen Staates am 15. Mai 1948 hat sich die israelitische Bevölkerung in drei Jahren verdoppelt. 600 000 neue Einwohner sind also seit diesem Datum aufgenommen worden. Bis Ende 1951 wollten die Regierung und die Jeswish Agency (Jüdische Agentur) weitere 200 000 ins Land bringen. Die nicht jüdische Minorität beträgt etwa 140 000 Personen („Judenchrist!iche Gemeinde“, Juni 1951)



4. Großer wirtschaftlicher Wohlstand ist diesem Lande verheißen.


In der Tat halten die Juden einen Hauptteil des Weltvermögens in der Hand. Jesaja sagt, daß sie ihren Reichtum mitbringen werden: „ . . . Ich will Gold anstatt des Erzes und Silber anstatt des Eisens bringen und Erz anstatt des Holzes und Eisen anstatt der Steine.“ Jes. 60,9.5.11.17. (S. auch Hag. 2,7 ; Sach. 14,14 u.a.). Wir wollen nur einige Beispiele anführen: Wir haben schon gesagt, daß Baron E. von Rothschild vor 1914 allein in den landwirtschaftlichen Kolonien 60 Millionen Goldfranken angelegt hatte. Als Tel Aviv erst 50 000 Einwohner zählte, hatte es bereits 125 Millionen Goldfranken gekostet. Die Gesellschaft zur Gewinnung von Pottasche und Brom aus dem Toten Meer besitzt ein Kapital von 136 Millionen Goldfranken. 1934 wurden hundert Millionen Pfund Sterling in Palästina angelegt. . . .


Aber es geht nicht nur um fremde Kapitalanlagen in Palästina. Das Land selbst birgt ungeheure Reichtümer. Man hat entdeckt, daß manche Hügel aus Phosphaten bestehen, die sehr gesuchte Düngemittel sind. Man fand auch, daß das Tote Meer das reichste Mineralbecken der Welt ist. Es enthält Salze von Chlor, Magnesium, Kali, Kalk, Natron und vor allem Brom. Nach Aussage eines Fachmanns könnte das dortige Vorkommen sogar auf 2000 Jahre den Weltbedarf an diesen chemischen Stoffen decken. Zur Ausbeutung dieser Schätze wurden Fabriken gebaut, zu deren Betrieb der Jordan die Elektrizitätskraft liefert. Gleichzeitig kam man darauf, daß diese bis dahin als verflucht geltende Ecke der Welt als Luftkurgebiet unübertroffen ist. Die von Sauerstoff geschwängerte Luft und die Mineralquellen haben eine wunderbare Wirkung. Noch etwas Bemerkenswertes: zwischen Jaffa -Tel – Aviv und Triest hält eine Handelsflotte unter der Flagge Israels eine regelmäßige Verbindung aufrecht. All dies ist ja nur ein Anfang. Den Umständen entsprechend wird der Aufschwung des Landes sicher immer weiter voranschreiten.


5. Auch auf kulturellem Gebiet erkennt man eine wirkliche Auferstehung.

Das alte Hebräisch, das so lange nicht mehr gesprochen wurde, ist wieder eine lebendige Sprache geworden. Ben Yehudah, ein jüdischer Gelehrter aus Odessa, hat ein hebräisches Wörterbuch in fünfzehn Bänden herausgegeben, in dem die Sprache allen Bedürfnissen des modernen Lebens und der Technik angepaßt ist. 1925 wurde eine jüdische Universität auf dem Berg Scopus in Jerusalem gegründet. Der Unterricht wird dort in Hebräisch erteilt. Sie zählt 80 Professoren und umfaßt alle Wissenschaften. Die Bibliothek enthält mehr als 300.000 Bände. Im ganzen Land wurden Schulen, Kindergärten, Technische Hochschulen usw. gegründet. Immer mehr wird Hebräisch die Umgangssprache der eingewanderten Israeliten, die aus allen Weltteilen kommen. . . . In den Gaststätten, den Autobussen, den Läden spricht man nur Hebräisch. Das ist nicht das kleinste Wunder der heutigen Zeit. Demnach wurde Hebräisch zur offiziellen Sprache des neuen jüdischen Staates erklärt. . . .


6. Die Zionistenbewegung und die Erklärung Balfours.

Die Häufung so vieler, außergewöhnlicher Ereignisse ist kein Zufall. Seit einigen Jahrzehnten leben die Israeliten nicht mehr weltweit zerstreut in der Verbannung und ohne Fühlung miteinander. Sie sind sich ihrer Volkseinheit bewußt und organisieren sich systematisch zur Wiedereinrichtung ihrer national-jüdischen Heimat. 1897 berief Dr. Theodor Herzl den ersten Zionistenkongreß nach Basel. Anfangs gedieh diese Bewegung wenig. Aber im Krieg von 1914-1918 bedurften die Alliierten der Unterstützung der großen israelitischen Bankherren, besonders in Amerika. Darum versprach der englische Minister Lord Balfour in einem Manifest vom 2. 11. 1917 die Gründung einer jüdischen Heimat in Palästina nach siegreichem Friedensschluß. Bald darauf ließ sich England vom Völkerbund das Mandat über Palästina übertragen. Seit 1919 hat der Zionismus immer größere Fortschritte gemacht und war die Triebfeder zu vielen der oben angeführten Leistungen.


7. Der Sechstage-Krieg vom 5. bis 10. Juni 1967.

Die arabischen Staaten haben niemals auch nur die Existenz des Staates Israel, noch den Verlust eines Teiles von Palästina mit seinem Flüchtlingsproblem anerkannt, auch nicht den „Gewaltstreich am Suezkanal“, durch den der Golf von Akaba für die israelische Schiffahrt geöffnet wurde. Im Laufe der Jahre haben sie ihre Bewaffnung 
unaufhörlich, vorwiegend mit Hilfe der UdSSR, ausgebaut. Dadurch kamen sie auf militärischer Ebene so weit voran, daß theoretisch das Gleichgewicht sich mehr und mehr zu ihren Gunsten zu verlagern schien. Israel bezog seine Waffen zunächst aus Frankreich und den Vereinigten Staaten. Durch die Anstiftung zum heiligen Krieg und
 Aufrufe zur Ausrottung der Juden wurde die Spannung im Mittleren Osten täglich ernster.
Am 26. Mai 1967 erklärte Präsident Nasser: „Wenn jemals der Krieg ausbräche, würde er total sein und die Zerstörung Israels zum Ziel haben“.
Ahmei Choukeiri,
der Chef der Organisation für die Befreiung Palästinas, (PLO) bestätigte, „es sei möglich, ja sogar wahrscheinlich“, daß seine Männer als erste das Feuer eröffnen würden. Wenn die Araber Israel erobern, sagte er,
 würden sie den überlebenden Juden zur Rückkehr in ihr Land verhelfen; „aber es wird meiner Meinung nach keine Überlebenden geben“.

Der Aufruf, der am 4. Juni 1967, am Vorabend der Feindseligkeiten an die ägyptischen Soldaten gerichtet wurde, lautet: „Ihr werdet in Israel eindringen . . . tötet sie bis zum letzten“. Anderntags, am 5. Juni, fügte das Radio hinzu: „Tötet sie alle und laßt keinen einzigen entschlüpfen, denn es wird immer gefühlvolle Herzen geben, um sie zu beklagen“. Nach der vollkommenen Niederlage, die ja bekannt ist, schrieb die große, täglich erscheinende, halbamtliche ägyptische Zeitung Al Achram die zynischen Worte: „Unser einziger Fehler ist, enthüllt zu haben, daß wir beabsichtigten, Frauen und Kinder zu ermorden.“ (Ergebnis einer vom Komitee „Action de Ja Resistance“ durchgeführten Umfrage, veröffentlicht von „Reforme“, 9. 9. 1967).

Israel war zwischen Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, Syrien, dem Irak und dem Libanon eingeschlossen. Diese Staaten waren in der Lage, 472.000 Soldaten, 2380 Tanks und 848 Kampfflugzeuge einzusetzen. Der jüdische Staat, vergleichbar David im Angesicht Goliaths, verfügte nur über 264.000 Soldaten, 800 Tanks und 300 Flugzeuge. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß ein Völkermord im Bereich des Möglichen lag.

Nachdem Nasser den Rückzug der „Blaukappen“, der Schutztruppen der Vereinten Nationen, gefordert hatte, kündigte er die Schließung des Golfes von Akaba am Riegel bei Charm el-Cheikh an. Israel griff am Morgen des 5. Juni, an einem Montag, im Blitzkrieg an und zerstörte in einigen Stunden fast die ganze ägyptische Luftwaffe. Mit schwindelerregender Schnelligkeit folgten einander weitere Operationen. Die arabischen Armeen wurden buchstäblich überrannt.
Die Besetzung der ganzen Sinai-Halbinsel mit Charm el-Cheikh folgte. Dann wurde der Gazastreifen, die Altstadt von Jerusalem, das Westufer des Jordans und das Massiv von Golan und Syrien, Ausgangspunkt der dauernden Angriffe von Obergaliläa, besetzt. Es läßt sich leicht ermessen, welchen ungeheuren strategischen und defensiven Wert jeder dieser Punkte für den Staat Israel besitzt. Aber die erschütterndste Eroberung war jene der alten Stadt Jerusalem mit dem Tempelplatz und der berühmten Klagemauer.


General Dayan rief aus : ,,Wir sind zur allerheiligsten unserer heiligen Stätten zurückgekehrt und werden nie mehr von hier weichen!“

Yves Cuan schrieb im „Figaro“ am 23. 9. 1967:

Dies ist für die frommen Juden das Ende von zwei Jahrtausenden der Trübsal seit der Zerstörung des Tempels durch Titus. Auf dem heiligen Berg, wo die Römer Salz gestreut hatten, um jede Spur mosaischen Kultes auszulöschen, geht man jetzt überall in voller Sicherheit umher. Endlich ist das Gebet erhört, das von den Israeliten bei jedem Passahmahl seit 1900 Jahren gesprochen wird: ,Nächstes Jahr in Jerusalem!‘ Sie besetzen die heilige Stadt.
Die letzte Spur vom Tempel Salomons, die Klagemauer, wird zur Freudenmauer.“
Die Soldaten reinigen den Platz von allem Unrat, der sich dort angesammelt hat. Als Oberhaupt der Armee läßt der Rabbiner die heilige Trompete, den „Schofar“, das Widderhorn, ertönen, das nur an hohen Festtagen erklingt, um das Volk zu Buße, Dank und Freude aufzurufen. „Es ist unmöglich“ , schreibt der Korrespondent von „La Terre Retrouvee“ im Juli 1967, „unsere Bewegung zu beschreiben. Zum ersten Mal in der Geschichte steht Israel als freies Volk gleichzeitig auf Sinai wie in Jerusalem auf den Ruinen dessen, was einst sein Tempel war“.

Viele Israelis riefen angesichts dieses wunderbaren Sieges aus: „Es ist übernatürlich, . . . aber vergeßt nicht, daß wir Gottes Volk sind!“ .

Ein Oberst antwortete einem Radiojournalisten, der ihn nach den Ursachen dieses wunderbaren Sieges fragte, „die Schlacht wurde vom Herrn der Heerscharen gewonnen“. (Figaro, 8. 6. 1967.

Die Texte sind nach Frau M. Blocher im „Chretien Evangelique“, November 1967, zitiert.)

Ein Augenzeuge beschreibt das erste jüdische Passahfest, das im wiedergewonnenen Jerusalem gefeiert wurde: „Am Abend dieses heiligen Sabbats habe ich vor der einzigartigen Mauer, (die nicht mehr Klagemauer ist) Gruppen junger, gläubiger Juden tanzen sehen. Junge Mädchen sangen: „Käme doch der Messias! Käme doch der Messias!“ (Claude Duvernoy in „Vie Protestante“, 19. 4. 1968).

Was wird der nächste Schritt auf geistlichem und prophetischem Gebiet sein?

Oft wird der Text Lk 21, 24 angeführt: „Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt ist“. Sollte seine Aussage vielleicht bedeuten: Wenn Jerusalem endgültig befreit und an Israel zurückgegeben ist, beginnt das messianische Zeitalter?

Praktisch bleiben für Israel offensichtlich noch viele Probleme zu lösen. Bis jetzt hat es weder die Anerkennung seines Staates durch die arabischen Länder, noch die Unterzeichnung eines echten Friedensvertrages erreicht. Die Besetzung neuer Gebiete, in denen rund eine Million Araber leben, wirft große Schwierigkeiten auf. Die Zukunft ist weit entfernt davon, geregelt zu sein, ganz zu schweigen von Attentaten und den häufig sich ergebenden Zusammenstößen. So haben die Grundprobleme noch längst keine Lösung gefunden.

König Hussein von Jordanien hat gelegentlich einer Reise in die Vereinigten Staaten erklärt: „Wenn wir Israel nicht vernichten, wird der ganze Vordere Orient unter den Einfluß der Zionisten kommen“.
Ein Sprecher der ägyptischen Regierung fügte im Januar 1968 hinzu: „Wie kann man nur einem Lande (Israel), das alle seine Feinde in sechs Tagen zerstört, große Gebiete besetzt und gedroht hat, bei nächster Gelegenheit Kairo und Damaskus zu erobern, auch noch Waffen liefern?“
Und die Zeitung Al Achram hat sich folgendermaßen ausgedrückt: „Israels Macht wächst schneller als unsere Anstrengungen, es im Zaume zu halten“. (Dezember 1967).

Was die palästinensischen Flüchtlinge betrifft, so ist die gerechte Lösung ihres Falles sehr dringlich. 1948 hatten die arabischen Staaten ihre Brüder in Palästina ermutigt, die Kampfzone zu räumen. Sie versprachen ihnen eine schnelle Rückkehr zu ihren Heimstätten. 300.000 hatten in Jordanien Zuflucht gefunden und 300.000 im Gazastreifen. Seither haben sie sich vervielfacht, aber ihre Lage ist noch immer beklagenswert. 100.000 erhielten von Jordanien die Erlaubnis, rings um den persischen Golf und vor allem in Saudi Arabien Arbeit anzunehmen. Die anderen leben von Hilfsmitteln, die ihnen von der UNO zugeteilt und vorwiegend von den Vereinigten Staaten bezahlt werden. Statt ihre Arbeitskraft zu formen und zu nützen, mißbraucht man sie zur Unterstützung der arabischen Ansprüche auf Palästina, indem man Haß und Terror gegen Israel weiter nährt. Im Vergleich zu den Ländern, die von den Arabern regiert werden, hat Israel nur ein Gebiet von 2 % besetzt. Andererseits hat sich die Bevölkerung Palästinas, dank der beachtlichen Anstrengungen der jüdischen Siedler, seit vor 1948 auch vermehrt. Endlich mußte eine ansehnliche Menge von Israelis oft blühende Unternehmungen in den arabischen Staaten verlassen. Was hat man getan, um an ihre Stelle die palästinensischen Flüchtlinge einzusetzen? Beiträge von Juden aus aller Welt haben es den Opfern des Antisemitismus ermöglicht, in Israel aus bitterer Armut eine geordnete Existenz aufzubauen. Die arabischen „Öl-Scheichs“ sind unendlich reich. Wenn ein Teil ihrer großzügigen Unterstützungen für etwas anderes als zur Bewaffnung verwendet würde, könnten sie ihren unglücklichen Glaubensbrüdern damit zu Hilfe kommen.
Selbstverständlich geben wir nicht vor, ein so schwieriges und schmerzliches Problem lösen zu können.
Aber Gott ist gerecht und die sich auf ihn berufen, müssen es auch sein. Selbst wenn wir noch nicht sehen, wie dies geschehen soll, wird doch die endliche Erfüllung seines Planes auch eine gerechte Lösung für die Nachbarn Israels bringen. Denn er liebt sie und hat auch für sie seinen Sohn dahingegeben.

IX. Schlußfolgerung.


Natürlich stehen der totalen Wiedereinsetzung Israels in sein Land noch große Hindernisse im Weg. Aber erscheinen nicht die schon überwundenen Etappen bedeutender als die noch bevorstehenden? In einem Augenblick kann Gott mit denen fertig werden, die Seinen Absichten widerstehen.

Jesus sprach: „Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21,24.

Das bedeutet auch, daß die Zeit kommt, da dieser Zustand aufhört, wie es das AT an vielen Stellen weissagt. Und wenn jetzt schon die verdorrten Gebeine zusammenkommen, obwohl noch nicht vom Geiste belebt, so bedarf es 
nur eines einzigen Wortes vom Herrn, damit sie wiederauferstehen.
Jesus sagte zu Seinen Jüngern: „An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr das alles seht, so wißt, daß es nahe vor der Tür ist.“ Matt. 24, 32. In der Schrift ist der Feigenbaum (wie auch die Rebe) oft ein Symbol des Volkes Israel. Lange war der Stamm dieses Volkes dürr und tot. Nun brechen die Knospen auf, und die Blätter sprießen.
Darum wissen wir, daß der Sommer nahe ist und der Menschensohn vor der Tür.

6. Kapitel



Die Zeit der Angst „in Jakob“


I. In welcher inneren Verfassung kehrt Israel nach Palästina zurück?
Aus den Texten geht klar hervor, daß die Juden ohne innere Umkehr zu Gott oder Jesus Christus in ihr Land zurückkehren.
In dem Gesicht von Hesekiel 37 kommen die Gebeine zusammen, und Fleisch und Haut wachsen ihnen, bevor der Geist in sie kam. Genau das geht heute vor sich: Der Zionismus ist eine nationale, keine geistliche Bewegung, und ein großer Teil der jüdischen Rückkehrer nach Palästina hat den Glauben seiner Väter verloren. (Man sagt, daß
von über 1 Millionen Juden, die in New York wohnen, 86 % die Synagoge nicht mehr besuchen). Und traurig ist es, sagen zu müssen, daß die furchtbaren jüngst vergangenen Jahre wohl das Verlangen der Juden nach der Heimkehr steigerten, aber keine Bußbewegung bewirkten, so wenig übrigens wie bei den anderen Völkern !
Um daher mit Israel zu Seinem Ziele zu kommen, wird Gott es einer letzten und furchtbaren, aber entscheidenden Prüfung unterziehen müssen. .Aus allen Geschlechtern auf Erden habe Ich euch allein erkannt; darum will Ich euch heimsuchen in all eurer Missetat.“ Amos 3,2.


II. Israel wird in die Hand des Antichristen gegeben werden.

Wir haben gesehen, daß der Antichrist offenbar sogar Israel verführt und mit ihm einen Bund auf sieben Jahre eingeht, ihn aber nach dreieinhalb Jahren bricht. Joh. 5,43 und Dan. 9,27. Womöglich wird es der Antichrist selber sein, der, um sich der Juden leichter zu entledigen, ihre Rückkehr nach Palästina beschleunigt und dazu den Widerstand der Araber bricht. Man hat sich gefragt, ob nicht die, welche der Hochmut über eine so hohe – aber diabolische – ,,Protektion“ erfüllt, mit den Worten von Jesaja 28 gemeint sind: ,,Ihr sprecht: Wir haben mit dem Tod einen Bund und mit der Hölle einen Vertrag gemacht; wenn eine Flut dahergeht, wird sie uns nicht treffen . . . Darum spricht der Herr: Euer Bund mit dem Tod soll los werden und euer Vertrag mit der Hölle nicht bestehen. Und wenn eine Flut dahergeht, wird sie euch zertreten . . . Denn der Herr wird Sich aufmachen . . . , daß Er Sein Werk vollbringe auf eine seltsame Weise.“ Vs. 15.18.21.
Sacharja spricht davon, wie der Herr kein Mitleid mehr mit den Bewohnern des Landes haben und sie „in die Hand ihres Königs“ – wohl des Antichristen – geben wird. Der „törichte Hirte“ wird „das Fleisch der Fetten (Schafe) fressen und ihre Klauen zerreißen.“ Sach. 11, 6.15 -16. „Und ich sah das Horn (den Antichristen) streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie . . . . Er . . . . wird die Heiligen des Höchsten verstören . . . sie werden aber in seine Hand gegeben werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit . . . bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“ Dan. 7,21.25; 8,24; 9,27. „Israel wird aufgefressen! Die Heiden gehen mit ihnen um wie mit einem unwerten Gefäß . . . Diese will Ich über sie sammeln ; sie sollen der Last des Königs der Fürsten (wohl des Antichristen selbst) bald müde werden.“ Hos. 8, 8.10. Das wird die schlimmste Zeit sein, die Israel je durchlebt haben wird!

III. Die Trübsal Israels.
„Wir hören ein Geschrei des Schreckens, es ist eitel Furcht da . . . Warum sind alle Angesichter so bleich? Es ist ein großer Tag, und seinesgleichen ist nicht gewesen, und ist eine Zeit der Angst in Jakob; doch soll ihm daraus geholfen werden.“ Jer. 30,5-7.
„Es wird eine solch trübselige Zeit sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem Leute gewesen sind bis auf diese Zeit . . . Und wenn die Zerstreuung des heiligen Volkes ein Ende hat, soll solches alles geschehen.“ Dan. 12,1.7.
Der Antichrist und alle seine Heere, Gog und alle seine Horden, alle Völker der Erde werden sich zuletzt versammeln, um Jerusalem zu vernichten. Sach. 12, 3; Hes. 38, 8-12. Dann „sollen in dem ganzen Lande, spricht der Herr, zwei Teile darin ausgerottet werden und untergehen, und der dritte soll darin übrigbleiben. Und Ich will den dritten Teil durchs Feuer führen und läutern, wie man Silber läutert, und prüfen, wie man Gold prüft . . . Siehe, es kommt dem Herrn die Zeit, daß man deinen Raub austeilen wird in dir. Denn Ich werde alle Heiden wider Jerusalem sammeln zum Streit. Und die Stadt wird gewonnen, die Häuser geplündert und die Weiber geschändet werden; und die Hälfte der Stadt wird gefangen weggeführt werden, und das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.“ Sach. 13,8-9; 14, 1-2. Vor einigen Jahren hätten wir gezögert, derlei Weissagungen wörtlich zu nehmen. Aber seit wir in wenigen Jahren ein Drittel aller Juden umkommen sahen, wissen wir leider, daß alles möglich ist.

Maleachi spricht auch von diesem großen Schmelztiegel, der Israel läutern soll. Nach einem Hinweis auf Johannes den Täufer und auf das erste Kommen des Herrn sagt er weiter: „Und bald wird kommen zu Seinem Tempel der Herr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes . . . Wer wird aber den Tag Seiner Zukunft erleiden können? . . . Dann werden sie dem Herrn Speiseopfer bringen in Gerechtigkeit . . . Und Ich will zu euch kommen und euch strafen.“ Mal. 3, 1-5.


Jesus Christus selbst deutet auf dieselben Ereignisse hin, wenn Er vom Greuel der Verwüstung spricht, den der Antichrist an heiliger Stätte aufrichten wird. Und Er fährt fort: „Alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist . . . Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher. Und wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.“ Matt. 24, 16-22.

Man versteht, daß nach all dem „die Kraft des heiligen Volkes ganz gebrochen sein wird.“ Aber wie traurig, daß Israel nicht durch eine aufrichtige Wendung zur Buße und zum Glauben diesen Gerichten entgeht!


IV. Die Befreiung, die der Herr Seinen Auserwählten gewährt.

Ohne das Eingreifen Gottes könnte kein Mensch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen wird Er es tun. Hier sind neben der Androhung des Gerichts einige tröstliche Verheißungen: „Gehe hin, Mein Volk, in deine Kammer, und schließ die Tür hinter dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe! Denn siehe, der Herr wird ausgehen von Seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes.“ Jes. 26, 20.
Zur Zeit, wann Gog kommen wird über das Land, spricht der Herr Herr, wird heraufziehen Mein Zorn in Meinem Grimm . . . Und Ich will ihn richten.“ Hes. 38, 18. „Zur selben Zeit wird der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht, sich aufmachen.“ Dan. 12, 1. Dank dieser übernatürlichen Hilfe wird Israel nicht verschlungen werden. Endlich wird nach Israels Bekehrung das Erscheinen des Herrn die Lösung des Dramas zu Gunsten Seines Volkes bringen. „Aber der Herr wird ausziehen und streiten wider diese Heiden, gleichwie Er zu streiten pflegt zur Zeit des Streits. Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg . . . Und der Ölberg wird sich mitten entzwei spalten . . .“ Sach. 14, 3-5.


V. Die Völker werden nach ihrem Verhalten zu Israel gerichtet.

Gott hatte zu Abraham gesagt: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ 1. Mos. 12,3. Dieses Wort wird sich bis zum Ende bewahrheiten. Zu derselben Zeit, da der Herr Sein Volk befreit, wird Er mit den Völkern abrechnen, die es mißhandelt haben. Oft haben sie geglaubt, Gottes Befehl gegen Israel auszuführen, haben aber das Maß in empörender Weise überschritten. Darum wird ihnen Gott das sagen, was Er einst dem Zerstörer des Zehnstämmereichs zurief:“ „O weh Assur, Meines Zornes Rute!“ Jes. 10,5.

„Ich will alle Heiden zusammenbringen im Tale Josaphat und will mit ihnen daselbst rechten wegen Meines Volks und Meines Erbteils Israel , weil sie es unter die Heiden zerstreut und sich in Mein Land geteilt . . . Die ihr Mein Silber und Gold . . . genommen . . . dazu auch die Kinder Juda und die Kinder Jerusalems verkauft, . . . Ich will ’s euch vergelten auf euren Kopf.“ Joel 4, 2-7.
Er hat mich gesandt nach Ehre zu den Heiden, die euch beraubt haben; denn wer euch antastet, der tastet Seinen Augapfel an. Denn siehe, Ich will Meine Hand über sie schwingen, daß sie sollen ein Raub werden denen, die ihnen gedient haben.“ Sach. 2, 12.
„Und sollen sicher darin wohnen . . . . wenn Ich das Recht gehen lasse über alle ihre Feinde um und um.“ Hes. 28, 26. Sollte das nicht die Feinde des Volkes Gottes zum Nachdenken bringen ? Mögen wir nie zu ihnen gehören!


7. Kapitel



Die Bekehrung Israels


I. Das große Ziel Gottes.
Alle Fügungen Gottes mit Israel ha ben nur das eine Ziel, sie endlich zur Erkenntnis Jesu Christi als ihres Messias zu bringen. Wir ha ben gesehen , daß ihre Bekehrung nach Paulus das Ende unseres Zeitalters und den Beginn einer neuen Ara bestimmen soll : ,.Ganz Israel wird selig werde n, . . . wenn ihre Zahl voll würde, . . . was wird ihre Annahme anders se in als Le ben von den Toten ? Röm. 11,26.12.15. Wir wollen nun sehen, wie s ich dieses Große vollzieht.


II. Die Ausgießung des Heiligen Geistes auf Israel.
An Pfingsten wurde der Heilige Geist auf die Gemeinde, die Gläubigen, ausgegossen, „auf alles Fleisch“, d.h. auf alle Menschenrassen. Aber Israel als Gesamtheit hatte um seines Unglaubens willen keinen Anteil an dieser Gabe. Doch verheißen die Propheten, daß der Herr mit ihrer Rückführung in das so lang verödete Palästina den Juden auch einen mächtigen Geistesstrom von oben senden wird . . . daß über uns ausgegossen werde der Geist aus der Höhe . . . Ich will Meinen Geist auf deinen Samen gießen und Meinen Segen auf deine Nachkommen . . . Denen zu Zion wird ein Erlöser kommen und denen, die sich bekehren von den Sünden in Jakob, spricht der Herr. Und ich mache solchen Bund mit ihnen:
 Mein Geist, der bei dir ist, und Meine Worte . . . sollen von deinem Munde nicht weichen . . . von nun an bis in Ewigkeit.“ Jesaja 32, 13-15: 34,16: 44,3; 59,20-21.

„Ich will euch wieder in euer Land führen . . . Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben . . . Ich will Meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in Meinen Geboten wandeln und Meine Rechte halten . . . denn Ich habe Meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht der Herr.“ Hes. 36,24-27; 39,28-29.

Und Hesekiel erzählt in seiner berühmten Vision, wie der Herr ihm befiehlt, über die schon zusammengebrachten Gebeine zu weissagen: „Wind (Geist), komm herzu aus den vier Winden und blase diese Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden; . . . da kam Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig . . . Ich will Meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen.“ Hes. 37, 1-14.

Und Sacharja verkündigt, was dereinst geschehen wird, wann Israel endlich die Augen aufgehen :
 „Aber über das Haus David und über die Bürger zu Jerusalem will Ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets; und sie werden Mich ansehen, welchen sie zerstochen haben.“12, 10.


So werden auch die Juden an der Pfingstausgießung teilhaben, um die sie willentlich gekommen waren: ,,Und nach diesem will Ich Meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen . . . Auch will Ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde Meinen Geist ausgießen. Und Ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden . . . ehe denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen, wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden. . . .“ Joel 3, 1-5.
Der Schluß dieser Weissagung geht offenbar bei der Bekehrung der Juden noch genauer in Erfüllung als an Pfingsten. (Ap. 2,16-21).


III. Israel begrüßt Jesus Christus als seinen Erlöser.

Endlich werden die Juden, durch die Kraft des Geistes zerbrochen, „Mich ansehen, welchen sie zerstochen haben. Und werden um Ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind . . . Sach. 12, 10.
Staunend wird Israel die Gottheit des Messias, des Sohnes Davids, erkennen: „Die Kinder Israel werden lange Zeit ohne König, ohne Opfer bleiben . . . Darnach werden sich die Kinder Israel bekehren und den Herrn, ihren Gott, und ihren König David suchen (ein und dieselbe Person); und werden mit Zittern zu dem Herrn und Seiner Gnade kommen in der letzten Zeit.“ Hos. 3 ,4-5.
Dann werden die Juden jene Worte verstehen und erfüllen: „Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Als dann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren . . . Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott! . . . Er wird Seine Herde weiden wie ein Hirte . . . Saget der Tochter Zions: Siehe, dein Heil kommt!“ Jes. 35, 4-5; 40 ,9.
Zuletzt sagt Paulus, wie er von der Verstockung seines Volkes redet, die so lange dauern wird, bis „die Fülle (Vollzahl) der Heiden eingegangen ist“, daß ganz Israel dann gerettet wird. Er stützt sich dabei auf das oben genannte Wort Jesajas vom kommenden Erlöser (Kap. 59, Vs. 20). Röm. 11, 25. Dieser Erlöser wird, nach Jesu eigenen Worten, von den Juden klar erkannt und angenommen werden: „Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Matt. 23, 39.


Die Bekehrung des Saulus von Tarsus erscheint wie ein Symbol für die künftige Bekehrung seines Volkes. Wie einst Paulus ist Israel in seinem Judentum verstockt und ein heftiger Gegner Christi. Aber in dem Augenblick, da ihm der Herr in Seiner Herrlichkeit erscheint, zerbricht sein Herz, und er erkennt seinen Heiland. Alsbald wird er, kraft einer unfaßbaren Umwandlung, zum großen Missionar Dessen, den er lange verworfen hatte. Zinzendorf, einer der ersten Christen unserer Epoche, der für die Bekehrung der Juden gebetet hat, sagte sehr richtig: „Gott wird sie bekehren wie einen Saulus, indem Er sie zu Boden wirft.“


IV. Israels Reue

Den bisher verabscheuten Christus annehmen, den langen Irrweg des ganzen Volkes einsehen, ihr Verbrechen gegen Gott verstehen, alle die ihnen verlorengegangenen Segnungen erkennen, all das wird für die Juden sehr schmerzlich sein. Wenn sie Ihn ansehen, welchen sie zerstochen haben, werden sie bitterlich über Ihn und über ihre Sünden weinen. Zu der Zeit wird die Trauer groß sein zu Jerusalem. . . . 

Es kommt der Tag, da das widerspenstige Volk von selbst seinen Gott suchen wir: „Wie lange willst du in der Irre gehen, du abtrünnige Tochter? . . . Zur selben Zeit, spricht der Herr, werden kommen die Kinder Israel und weinend daherziehen und den Herrn, ihren Gott, suchen . . . Ihr werdet Mich suchen und finden. Denn so ihr Mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will Ich Mich von euch finden lassen, spricht der Herr, und will euer Gefängnis wenden und euch sammeln aus allen Völkern.“ Jer. 31, 22; 50, 4; 29, 14.

V. Gott schenkt den Juden ein neues Herz

Der Herr kann nicht hart sein gegen ein bußfertiges und gläubiges Menschenkind. Nach Seiner Verheißung gewährt Er ihm die Gnade der Wiedergeburt. So wird auch zuletzt das Gebet Jesu Christi erhört: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Schon lange bedurfte Israel dieser Gnade, hatte doch schon Mose ihnen gesagt: „Der Herr hat euch bis auf diesen heutigen Tag noch nicht gegeben ein Herz, das verständig wäre, Augen, die da sähen, und Ohren, die da hörten.“ 5. Mos. 29, 3. Dieses von Natur böse Herz hat sich durch die Jahrtausende der Empörung und des Unglaubens nur verhärtet. Aber eines Tages wird Gottes Gnade es besiegen: „Er wird dich in das Land bringen, das deine Väter besessen haben . . . Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden und das Herz deiner Nachkommen, daß du den Herrn, deinen Gott, liebest von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf daß du leben mögest . . . Du aber wirst dich bekehren. . . daß du tust alle Seine Gebote, die ich dir heute gebiete.“ 5. Mos. 30, 5-6.8.

,,Eure Entronnenen werden dann an Mich gedenken unter den Heiden, da sie gefangen sein müssen, wenn Ich ihr abgöttisches Herz . . . zerschlagen habe . . . Ich will euch das Land Israel geben . . . und will euch ein einträchtiges Herz geben und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Leibe und ein fleischernes Herz geben, auf daß sie in Meinen Sitten wandeln und Meine Rechte halten und danach tun. Und sie sollen Mein Volk sein, so will Ich ihr Gott sein.“ Hes. 6, 9; 11,17-20. Die letztere Verheißung ist so wichtig, daß sie im 36. Kapitel, V. 26-28 weiter ausgeführt wird. (S. auch Jer. 24, 6; 31, 33). Endlich wird das wiedergeborene Volk die Schrift verstehen: „Ihre Sinne sind verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, welche in Christo aufhört. Aber bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen; wenn es aber sich bekehrte zu dem Herrn, so würde die Decke abgetan.“ 2. Kor. 3, 14-16. Dann aber, und zwar zum erstenmal, wird Israel wirklich das Volk Gottes geworden sein.

VI. Das unvergleichliche Glück Israels

Die Propheten scheinen kaum Worte genug zu finden, um die ganze Glückseligkeit zu beschreiben, die endlich Israels Herz erfüllen wird. Bei der Rückkehr aus Babylon sangen die Juden: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.“ Ps. 126, 1-2. Wievielmehr wird das bei ihrer endgültigen Heimkehr der Fall sein!


1. Israel wird Triumphgesänge anstimmen
„Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein . .“ Jer. 30,19.


2. Endlich wird es die Freiheit genießen

„Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß ihre Dienstbarkeit ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben.“ Jes. 40, 2. „Es soll aber geschehen zu derselben. Zeit, spricht der Herr Zebaoth, daß Ich sein Joch von deinem Halse zerbrechen will und deine Bande zerreißen, daß er nicht mehr den Fremden dienen muß.“ Jer. 30,8.


3. Es wird in Frieden und Sicherheit leben

Und sie (Meine Schafe) sollen sicher auf dem Lande wohnen und sollen erfahren, daß Ich der Herr bin, wenn Ich ihr Joch zerbrochen und sie errettet habe von der Hand derer, denen sie dienen mußten. . . .“ Hes. 34, 27-28.

„Mein Volk wird in Häusern des Friedens wohnen, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.“ Jes. 32, 18.
Nur Israel, das Jahrtausende unter dem Gespenst der Ausbeutung und der Verfolgung gelebt hat, wird den wahren Wert einer solchen Befreiung würdigen können. . . . . . .



VII. Schlußfolgerung

Beim Abschluß dieser Skizze von der Israel vorbehaltenen Zukunft stehen uns zwei Texte besonders vor der Seele:

„Wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die Ihn lieben. 1. Kor. 2,9.



Kein Mensch hätte je eine solch wunderbare Laufbahn wie die Israels erdenken können, oft so düster infolge seiner Untreue, doch hell beschienen von der triumphierenden Gnade Gottes! Und zuletzt wird die Verwirklichung aller Liebesabsichten Gottes mit dem Volk der Erwählung ein ewiges Denkmal zur Ehre des Herrn sein.



Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß Er Sich aller erbarme.

O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!

Wie gar unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege!
Denn von Ihm und durch Ihn und zu Ihm sind alle Dinge.
Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

Röm. 11, 32-36


info@horst-koch.de