Revolution der Freimaurer (Adler)

Manfred Adler

DIE ANTICHRISTLICHE REVOLUTION DER FREIMAUREREI

I. DIE „GROSSE“ REVOLUTION
1. Das Signal zum Sturm
2. Die Französische Revolution (1789 – 1799)

II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI
1. „Die große Unbekannte“ und „die große Revolution“  
2. Pluralität und Universalität der Logen
3. Das utopische Endziel der freien Welt‑Maurer
4. Freimaurerei und Kommunismus

III. FREIMAUREREI UND RELIGION
1. Die Freimaurerei ‑ eine antichristliche Ideologie                        
2. Die antichristliche Kulturrevolution
3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen 

VORWORT

Der Verfasser weist nach, daß die Ideologie der Freimaurerei, der autonome Humanismus, mit dem rechtverstandenen christlichen Glauben absolut unvereinbar ist und stellt dabei einige antichristliche Aspekte heraus, die aus dem innersten Wesen der Freimaurerei hervorgehen.
Sollte der Titel des Buches manche Leser schockieren, so beweist das einmal mehr, wie groß die Ignoranz bezüglich des Freimaurerproblems tatsächlich ist. Sowohl Freimaurer als auch ihre Gegner wissen, daß die Prinzipien der Freimaurerei nicht nur zur Revolution führen, sondern selbst schon Revolution sind.  . . .
Die Schrift beginnt folgerichtig mit der Großen Französischen Revolution, die allgemein als „Werk“ oder „Erfolg“ der Freimaurerei angesehen wird und endet mit der antichristlichen Kulturrevolution unserer Tage, die sich mitten durch den “ökumenischen Dialog“ hindurchzieht  . . . Schließlich wird das Verhältnis von Freimaurerei und Islam ebenso angeschnitten wie das Zusammenspiel von Freimaurern und Kommunisten in jüngster Vergangenheit und Gegenwart.
MIRIAM – VERLAG  JESTETTEN

EINLEITUNG
Wir, Autor und Verleger, sind der Meinung, daß es unsere heilige Pflicht ist, die Wahrheit zu sagen und zu schreiben, sei sie gelegen oder ungelegen. Wer nämlich die Wahrheit aus Feigheit verschweigt, ist ein Feind der Freiheit. Denn nach wie vor gilt das Christuswort, daß uns „die Wahrheit freimachen wird“ (Joh. 8,32). Schließlich geht es in dieser Schrift letztlich um die Wahrheit, die Jesus Christus ist und verkündet hat.  . . .
Allerdings wäre es vermessen, hier den Anspruch zu erheben, die ganze Wahrheit über die Freimaurerei sagen zu wollen.  . . .
Bekanntlich hat die Freimaurerei viele Gesichter. Der Philanthrop Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, war Freimaurer. Und nicht wenige Freimaurer – vor allem in den niederen Graden der Johannismaurerei ‑ leisten heute vorbildliche caritative, humanitäre und soziale Arbeit im kommunalen, staatlichen und überstaatlichen Bereich. Das wird allgemein anerkannt. Doch ist damit die Funktion der Freimaurerei keineswegs erschöpft.  . . .

Uns interessiert hier vorwiegend der antichristliche Aspekt der Freimaurerei . . .
… Wir müssen in diesem Zusammenhang daran erinnern, daß Jesus Christus seine Jünger nicht zum Dialog, sondern zur Mission ausgesandt hat. Der Missionsauftrag des Herrn lautet „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. … Seht ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matth. 28).
Pfingsten 1974   –  Manfred Adler

Der Text wurde stark gekürzt, auch die Hervorhebungen sind von mir.
Horst Koch, Herborn, im Jahre 2006

I.  DIE GROSSE REVOLUTION

1. Das Signal zum Sturm

Revolutionen beginnen nicht erst, wenn Schüsse fallen und Blut fließt. Sie haben vielmehr eine lange Vorgeschichte, eine Zeit der geistigen Vorbereitung und wirken noch weit hinein in den Raum der Zukunft. Dieses Gesetz gilt auch für die antichristliche Weltrevolution, die im Zeitalter der Aufklärung begann und bis zum Ende der Zeiten dauern wird, bis der Herr Jesus Christus bei seiner Wiederkunft den Antichristen entmachten und durch den Hauch seines Mundes vernichten wird (2. Thessalonicher 2,8).


Wie jeder Revolution, gehen auch der endzeitlichen, antichristlichen Revolution Ideen voraus, die von antichristlichen Denkern propagiert und von antichristlichen Mächten in die Tat umgesetzt und in die Gesellschaft hineingetragen werden. Versteht man Revolution in diesem umfassenden Sinn als geistige und blutige Umsturzbewegung, dann findet man die geistigen Wurzeln der Weltrevolution bereits in der Zeit der Renaissance, in der die geistige Welt der heidnischen Antike eine Wiedergeburt erlebte.

Die mittelalterliche Geisteswelt mit ihrer Hinordnung auf den transzendenten Gott als Zentrum aller Dinge wurde abgelöst vom Zeitalter eines neu aufbrechenden vorchristlichen Humanismus. Jetzt wird der Mensch, wie zur Zeit der Sophisten das Maß aller Dinge, ein „Gott auf Erden“. Später werden in der Zeit der Aufklärung die neuheidnischen Ideen der Renaissance-Humanisten zum autonomen und antichristlichen Humanismus weiterentwickelt und der Mensch, seine Vernunft und Natur, zum alleinigen Maß aller Dinge und zum Gegen-Gott gemacht.

Durch die Verabsolutierung der Vernunft im Rationalismus und der Natur im Naturalismus wird schließlich der sich offenbarende persönliche Gott überflüssig und zum Gott des Deismus reduziert.

Der Deismus sieht in Gott nur noch den symbolischen Baumeister der Welten, den großen Welt-Architekten, der die Welt zwar geschaffen hat, sich jetzt aber nicht mehr um sie kümmert und nicht mehr in den Lauf ihrer Geschichte eingreift. Gott und Welt sind nach der Schöpfung ohne Beziehung zueinander. Das All mit seinen unabänderlichen Gesetzen ist eine mechanisch perfekt funktionierende Maschinerie, die man schließlich in einem weiteren Schritt mit dem unpersönlichen Gott des Deismus identifiziert. Zuletzt glaubt man auf diesen Mechanismus‑Gott auch noch verzichten zu können ‑ der deistische Gott ist in der Tat ein überflüssiger Gott und gelangt so entweder zum Pan‑Theismus (Alles ist Gott) oder zum nackten Materialismus (Alles ist Materie) und damit zum A‑Theismus (Gott ist Nichts) oder Nihilismus.

Endstation dieser geistigen Entwicklung ist also ein atheistischer Humanismus. Der Mensch ohne Gott ist hier nicht nur das Maß aller Dinge, sondern sogar das „höchste Wesen für den Menschen“, weil der Mensch ohne ein „höchstes Wesen“ unmöglich leben kann.


Diesem Humanismus ohne Gott sind nicht nur die theoretischen und praktischen Atheisten zuzurechnen, sondern auch die zahlreichen sog. „atheistischen Christen“, für die das Wort „Gott“ nur noch eine Leerformel für Mitmenschlichkeit ist. Das alles sind die Früchte des neuzeitlichen Aufklärungshumanismus, der den Menschen Schritt für Schritt dem persönlichen und dreieinigen Gott entfremdet bis hin zum radikalen atheistischen Nihilismus.


Für den persönlichen Gott der christlichen Offenbarung, für den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der in seinem Sohn in unsere Welt kam, um Gottes Herrschaft aufzurichten und alle Menschen aus Sünde zu erlösen, der sein Wort in der Kirche Jesu Christi und durch sie den Menschen offenbart, der Glaube, Hoffnung und Liebe sowohl den Menschen schenkt als auch von ihnen fordert, der durch Christus ewiges Leben gibt, alle Menschen an sich ziehen will und alle Menschen richten wird: für diesen christlichen Gott hat der Geist der Aufklärung kein Verständnis. Ein solcher Gott ist ein Fremdkörper in ihrer autonomen Geisteswelt und wird als solcher abgelehnt, lächerlich gemacht oder gehaßt.

Dasselbe Schicksal widerfährt selbstverständlich auch der Kirche, die diesen Gott verkündet und in seinem Namen wirkt. Sie wird verfolgt bis zur Vernichtung.

Voltaire, der einflußreichste Denker der französischen Aufklärung, hat die Parole zur Ausrottung der Kirche ausgerufen. Der ehemalige Jesuitenschüler, ausgestattet mit glänzender Begabung und gefeiert als Dichter und Schriftsteller, trug die aufgeklärten und antichristlichen Ideen unermüdlich in die Massen. Man hat ihn als Propagator des radikalen englischen Deismus und Patriarch des französischen Rationalismus bezeichnet. …

… Während der französischen Revolution, am 10. Juli 1791, wurde Voltaires Leiche aus der Abtei Selliers in das Pantheon zu Paris überführt. Am 11. Juli war die feierliche Beisetzung. … Bailly, einer der führenden Revolutionäre, feierte Voltaire in der Nationalversammlung als den „größten Mann, den Frankreich geboren hat“. Voltaire war nicht nur ein zeitweiliger Freund des Preußenkönigs Friedrich II., auch Alfred Rosenberg, der Rassentheoretiker der Nazi‑Ideologie und Verfasser des „Mythos des 20. Jahrhunderts“ (1930) schätzte ihn sehr und nannte ihn sogar seinen geistigen Ahnherrn.
Zuletzt sei noch vermerkt, daß die Freimaurer aller Richtungen heute auf ihren Bruder Voltaire nicht minder stolz sind als sie es in der Vergangenheit waren, obwohl Voltaire erst in seinem letzten Lebensjahr von Benjamin Franklin in die Pariser Loge „Les Neufs Soeurs“ feierlich eingeführt wurde.
Voltaire ist für uns deshalb so bedeutsam und wichtig, weil er das Signal zum Sturm auf die Kirche gegeben und die antichristliche Weltrevolution eingeleitet hat. Sein fanatischer Haß gegen Kirche und Christentum ist in die Geschichte eingegangen unter der Parole: „Ecraséz l’infame!“ ‑ „Rottet sie aus, die Verruchte!“ ‑ Gemeint ist die Kirche.

Voltaires Haß hat Schule gemacht und die geistige Atmosphäre seiner Zeit entscheidend beeinflußt. Andere führende Köpfe der Aufklärung wollten ihm nicht nachstehen. So stammt von Diderot (1713 ‑1784) einem der Herausgeber der großen französischen Enzyklopädie, der unter dem Einfluß des englischen Empirismus vom Deismus zum krassen Naturalismus, Materialismus und Atheismus der französischen Aufklärung kam, das entsetzliche Wort:
„Die Welt wird nicht eher glücklich, bis der letzte König mit den Gedärmen des letzten Priesters erwürgt ist.“

2. Die Französische Revolution (1789 ‑1799)

Die Saat, die von Voltaire und den übrigen Wegbereitern der Aufklärungs-ideologie ausgestreut wurde, trug erste Früchte in der Französischen Revolution, die von manchen Historikern mit dem Prädikat „große Revolution“ ausgezeichnet wurde und als solche auch in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Sicher sind in politischer Hinsicht durch diese Revolution die Weichen für kommende Jahrhunderte neu gestellt und Impulse zu großen Fortschritten und entscheidenden Veränderungen in der Gesellschaft gegeben worden. Denken wir nur an die Durchsetzung des demokratischen Staatsgedankens, die Proklamation der Menschenrechte, die erstmals in der amerikanischen Unabhängigkeits-erklärung von 1776 und in Europa von der französischen National-versammlung in der Erklärung vom 27. August 1789 staatsrechtlich verankert wurden, an die Überwindung des Hexenwahns und die Abschaffung der Folter bei Gerichtsprozessen.

Dennoch müssen wir heute feststellen, daß die negativen und zerstörerischen Wirkungen, die von der „großen Revolution“ von 1789 ausgegangen sind, vor allem der von ihr und durch sie eingeleitete kulturelle Zerfall und der Verlust der christlichen Wertordnung, bei weitem all das überwiegen, was durch die Revolution der Aufklärung an positiven und bleibenden Werten errungen werden konnte.

Besonders die Erschütterungen und Katastrophen der beiden Weltkriege und der kommunistischen Weltrevolution, die noch lange nicht abgeschlossen ist, haben uns bitter enttäuscht. Wie sind doch die großen Schlagworte der Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mißbraucht worden und wie sehr werden bis heute Menschenrechte und Menschenwürde in weltweitem Ausmaß mißachtet und verletzt!

Letztlich ist diese unmenschliche Entwicklung der Tatsache zuzuschreiben, daß die Französische Revolution eben doch nur vordergründig eine politische und soziale Umsturzbewegung war. In ihrem innersten Kern ist sie eine antichristliche Revolution gewesen und bis heute geblieben. In der Tat: Mit der Französischen Revolution hat nicht nur das Zeitalter der Revolutionen, sondern die universale und permanente Revolution selbst begonnen.

In den folgenden Ausführungen geht es im wesentlichen darum, diese These durch Tatsachen zu belegen, wobei ich mich bewußt auf den religiösen Bereich beschränken und einige Gedanken über den antichristlichen Charakter dieser weltweiten Revolution darlegen möchte.

Beginnen wir mit den Vorgängen von 1789. Die näheren Umstände die den blutigen Tumult auslösten, sind die Mißstände der absolutistischen Regierungsherrschaft, die Wühlarbeit der Freidenker und Freimaurer und die Sittenlosigkeit der höheren Stände gewesen. Unmittelbarer Anlaß zur Revolution war die Finanznot des Staates . . . 


Als König Ludwig XVI. (1772 ‑1792) die seit 1614 nicht mehr versammelten Reichsstände (Adel, Klerus und Bürgerschaft) zum 5. Mai 1789 nach Versailles berief, wo die Bürger schließlich die Führung an sich rissen und sich am 23. Juni 1789 als Nationalversammlung konstituierten, um eine neue Verfassung zu schaffen, stand die französische Kirche, die etwa 1/10 des gesamten Grund und Bodens besaß, nicht gerade in gutem Ansehen. Die antikirchliche Propaganda der Aufklärer und der Haß, der allenthalben gegen den privilegierten Klerus geschürt wurde, waren nicht ohne Wirkung geblieben.
Zwar haben sich vier Bischöfe und 149 Pfarrer am 23. Juni 1789 dem revolutionären und siegreichen „dritten Stand“ angeschlossen und mit der Masse der in der Nationalversammlung repräsentierten Staatsbürger vereinigt. Aber schon vor dem 4./5. August 1789, als der Klerus in der sog. „Opfernacht“ auf seine sozialen und wirtschaftlichen Privilegien verzichtete und mit dem Adel in der Preisgabe seiner alten Feudalrechte zugunsten der Bauern und Bürger wetteiferte, sind schon Kirchen und Klöster niedergebrannt worden.


Nachdem die gesamte mittelalterliche Feudalordnung der katholischen Kirche in Frankreich zerstört war und es keine Standesunterschiede mehr gab, sind am 27. August 1789 die Bürger‑ und Menschenrechte in der Nationalversammlung zum Staatsgesetz erhoben worden.
Artikel 10 dieser Deklaration garantiert die Gewissens‑ und Kultfreiheit. Er lautet:
„Niemand darf wegen seiner Überzeugungen, auch nicht der religiösen, behelligt werden, vorausgesetzt, daß ihre Betätigung die durch das Gesetz gewährleistete öffentliche Ordnung nicht stört.“ ‑ Dieser Artikel war kaum in Kraft, als durch die Französische Revolution das Grundrecht der Gewissens‑ und Religionsfreiheit schon aufs schwerste verletzt wurde.

Doch bevor die blutige Verfolgung ausbrach, hat die Nationalversammlung das gesamte Kirchengut enteignet, um die Finanznot des Staates zu decken. Am 2. November 1789 wurde auf Antrag des liberalen Bischofs Charles Maurice de Talleyrand von Autun beschlossen, das Kirchengut der Nation zur Verfügung zu stellen, was am 14. April 1790 durch das Gesetz über die Enteignung des gesamten Kirchengutes endgültig durchgeführt wurde.  . . .

Im November 1790 wurde in einem weiteren Dekret der Nationalversammlung von allen Geistlichen der Eid auf die Zivilkonstitution verlangt. Mirabeau hatte in einer seiner Sturmreden angekündigt, wenn die Priester diesen Eid verweigern sollten, müßte die Nation daran zweifeln, daß die Priester noch brauchbare Bürger werden könnten und alle Kirchenämter für erledigt erklären. Aber nur etwa die Hälfte der Pfarrgeistlichen (25 000 bis 30 000), ein Drittel des Gesamtklerus, leisteten den Eid. 60 000 bis 70 000 Priester und alle Bischöfe, mit Ausnahme von vier Diözesan- und drei Weihbischöfen, verweigerten den Eid.

Der katholische Glaube bewies seine Macht, aber die französische Kirche war durch einen tiefen Riß gespalten. Die eidverweigernden Priester, die den größeren Teil des Volkes auf ihrer Seite hatten, wurden verfolgt.

Im Spätjahr 1791 versuchte die „Gesetzgebende Nationalversammlung“, den Widerstand der Geistlichen mit Gewalt zu brechen. Den eidverweigernden Priestern wurde Gehalt und Pension entzogen und der Aufenthalt im Lande unmöglich gemacht. Das Tragen der geistlichen Kleidung war ihnen verboten worden, die noch bestehenden religiösen Genossenschaften wurden unterdrückt, etwa 40.000 Priester sind eingekerkert, deportiert oder hingerichtet worden.

Mit den Septembermorden 1792 in den Gefängnissen von Paris, denen etwa 1400 Menschen, darunter mehr als 200 Priester zum Opfer fielen, begann die erste große Terrorwelle der Revolution, die Zeit der sog. Schreckensherrschaft, die bis zum Oktober 1795 dauerte.


Unter dem Druck der Verfolgung verließen etwa 30 000 Priester das Land. Der Nationalkonvent vollendete den radikalen Umsturz, das Königtum wurde am ersten Tag der Konventsherrschaft (21. September 1792) abgeschafft, Frankreich zur Republik erklärt und Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 als „Verräter an Staat und Nation“ hingerichtet. – Im Oktober folgte ihm Königin Marie-Antoinette.



Nach der Ermordung Marats am 13. Juli 1793 übernahm Robespierre die Herrschaft des Grauens. Die Guillotine liquidierte die Gegner der Republik, Opfer wurden massenweise erschossen oder ertränkt, die Ehescheidung ist erleichtert, die obligatorische Zivilehe eingeführt, das Zölibatsgesetz aufgehoben, die christliche Zeitrechnung abgeschafft und durch den Republikanischen Kalender verdrängt worden. An die Stelle der Sonntagsfeier wurde die Dekade gesetzt und die christlichen Feste sind durch republikanische ersetzt worden. Mit blindem Haß versuchten die antichristlichen Revolutionäre, das Christentum und seine Geschichte radikal und total auszulöschen. Durch Dekret wurde schließlich am 10. November 1793 das Christentum offiziell abgeschafft und der Kult der Vernunft und Natur eingeführt. Die Verwirklichung von Voltaires „Ecrasez l’infame!“ durch die entfesselte Revolution schien greifbar nahe.

Damals geschah in Paris etwas Ungeheuerliches. Extreme Revolutionäre, die von dämonischem Wahnsinn besessen zu sein schienen, führten die Hure und Schauspielerin Madame Maillard in gotteslästerlicher Prozession zum altehrwürdigen Gotteshaus Notre Dame und setzten sie mitten auf den Hochaltar. Hier empfing sie die Huldigung der Republik . . . Das Bild der Heiligen Jungfrau Maria war vom Altar entfernt und durch die „Statue der Freiheit“ ersetzt worden. Die antichristlichen Funktionäre hatten sich des Heiligtums bemächtigt und es durch schmutzige Lieder und Orgien, die man nicht beschreiben kann, entweiht . . .

Mit diesem sakrilegischen Geschehen, das der Geschichtsschreiber Schuck „eines der schauerlichsten Ereignisse der Weltgeschichte“ nennt, nahm der moderne Kult mit den Huren und die sexuelle Revolution ihren Anfang, eine in ihrem tiefsten Wesen antihumane und antigöttliche Revolution, die nicht mit dem „Tode Gottes“, sondern mit dem totalen Untergang des Menschlichen im Menschen enden wird.

Wir dürfen dieses entscheidende und an geschichtlichen Konsequenzen kaum zu überschätzende Datum der Französischen Revolution nicht vergessen. Denn hier hat sich unter dem hemmungslosen Terror der Jakobiner „erstmals ein Staat nicht nur von der Kirche, sondern von jeder christlichen Überlieferung losgesagt. Er wollte selbst an die Stelle der Religion treten und schaffte sich seinen eigenen Kultus mit Dogma und Ritus.

Wohl konnte Robespierre im Frühjahr 1794 die Terrorherrschaft der blutrünstigen Jakobiner brechen ‑ die nach ihrem Versammlungsort, dem Kloster St. Jakob in Paris, benannt werden ‑ und vom Konvent an Stelle des atheistischen Vernunftkultes den deistischen Kult des „höchsten Wesens“ und die Unsterblichkeit der Seele dekretieren und proklamieren lassen. Das gehässige Wüten gegen Royalisten und Priester ging jedoch weiter.

Als am 28. Juli 1794 auch Robespierre unter dem Fallbeil starb, hörte die Schreckenszeit auf. Ein fünfköpfiges Direktorium übernahm nun die Herrschaft (1795 ‑1799). Unter dem Druck einer immer stärker werdenden religiösen Gegenbewegung sah sich der Konvent gezwungen, am 21. Februar 1795 die völlige Trennung von Kirche und Staat zum Gesetz zu erheben. Damit war ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der religiösen Situation getan. Die Priester durften wieder zelebrieren, Kultfreiheit wurde verkündet und die noch nicht veräußerten Kirchen konnten wieder für den Gottesdienst benutzt werden. Trotzdem aber war damit der Religionshaß in der öffentlichen Meinung noch nicht überwunden. Es kam immer wieder zu Verfolgungen und Deportationen von Priestern . . .

In den folgenden Jahren bot sich Napoleon im Zuge der siegreichen Koalitionskriege die Gelegenheit, Rache an Pius VI. zu nehmen und die Ideen der Französischen Revolution in weite Teile Europas hineinzutragen. Nachdem Bonaparte 1796 in Italien bedeutende Siege gegen Österreich errungen hatte, stürzte er sich auf den schwachen Kirchenstaat. … Das Papsttum schien jetzt wirklich am Ende zu sein. … Die Kirche hat in der Französischen Revolution zwar viel gelitten, aber die Revolution hat ihr auch großen Gewinn gebracht und den Weg in eine wenn auch nicht bessere, so doch größere Zukunft eröffnet.

II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI

1. „Die große Unbekannte“ und „die große Revolution“

. . . .  Ein weiterer Grund, warum die „Diener der königlichen Kunst“ – wie die Freimaurer gern genannt werden – bei den „Profanen“ so wenig bekannt sind, besteht in der von ihnen meisterhaft beherrschten Kunst, in ihren Publikationen die Wirklichkeit zu verschleiern oder durch nichtssagende bis widersprüchliche Formulierungen, die oft nur mehr oder weniger unwichtige Gegebenheiten betreffen, von den eigentlich bedeutsamen Fakten abzulenken, bzw. diese unkenntlich zu machen.
  . . .

. . . Nach diesen klärenden Vorbemerkungen können wir nun an die Frage herangehen, welche Rolle die französische Freimaurerei des 18. Jahrhunderts in der Französischen Revolution von 1789 spielte, mit der ja nach unserer Auffassung die „große und permanente Revolution“ der Neuzeit und Endzeit begann. Die Auffassungen darüber gehen sowohl innerhalb wie außerhalb der Freimaurerei auseinander . . . Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in deutschen Freimaurerkreisen die These verbreitet, daß die Französische Revolution „ein Werk der Freimaurer war, denn alle hervorragenden Männer jener Zeit waren Freimaurer“ (Deutsche Freimaurerzeitung vom 24. Dezember 1864).
Daß diese Behauptung eine – für das 19. Jahrhundert typische – freimaurerische Übertreibung ist, liegt auf der Hand. Die heutigen Freimaurerbrüder sind von dem großspurigen Pathos ihrer Vorfahren abgerückt und nüchterner geworden. Richtig ist, daß viele bedeutende Persönlichkeiten zur Zeit der Französischen Revolution Freimaurerlogen angehörten. Allein in Paris gab es 1789 nicht weniger als 65 Logen.
Dennoch waren aber auch viele „hervorragende Männer jener Zeit“ keine Freimaurer. Übereinstimmung besteht bei den Kennern der Geschichte des 18. Jahrhunderts freilich darin, daß ohne die subversive und offene Agitation der französischen Freimaurer die Französische Revolution nicht möglich gewesen wäre. Wenn in einem neueren französischen Werk die Formel aufgestellt wird: „Die Freimaurerei macht nicht die Revolutionen; sie bereitet sie vor und sie setzt sie fort“, so wird diese Meinung von den geschichtlichen Ereignissen nicht bestätigt. Die fanatischen Jakobinerklubs, die in der Zeit des Konvents (1792-1794) maßgeblich die revolutionäre „Schreckensherrschaft“ ausübten, waren nämlich nach einem Bericht, der am 13. April 1883 der Loge von Nantes vorgelegt wurde, nichts anderes als Freimaurerlogen, die man in aktive politische Klubs umgewandelt hatte.
Dafür spricht unter anderem die Tatsage, daß diese Klubs die Titel von Logen beibehielten. Auch in anderen Ländern gab es geheime Verschwörungsgesellschaften, die mit den Jakobinern in Paris in Verbindung standen, so in Ungarn und Süddeutschland. Der Name „Jakobiner“ geht zurück auf das Dominikanerkloster St. Jacques (St. Jakob) in der Rye Saint-Honoré, wo sie im November 1789 bretonische Deputierte der Nationalversammlung, die im Klub „Breton“ vereinigt waren, niederließen. Von diesem Versammlungsort stammt der Name „Jakobinerklub“.  . . . .

Der revolutionäre Fanatismus und das Bestreben der Jakobiner, alle Lebensbereich zu politisieren, ihre radikale Abkehr von Offenbarungschristentum und Kirche zugunsten einer natürlichen Aufklärungsreligion mit eigenen Kultformen, waren bereits erste Signale, die den modernen totalitären Staat ankündigten.

Für die Tatsache, daß Freimaurer die Französische Revolution nicht nur vorbereitet sondern аuch aktiv in ihr mitgewirkt haben, spricht ferner die Rolle, die von den beiden großen Revolutions-Parteien gespielt wurde. Die Girondisten und die Bergpartei vertraten in der Tat die zwei Hauptrichtungen der französischen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts. Die erstere war liberal orientiert, die letztere huldigte einem schwärmerischen Sozialismus. 
Wenn diese Parteien auch manchmal sehr gegensätzliche Positionen einnahmen, so widerspricht das keineswegs der Tatsache, daß sie beide von Freimaurern geführt wurden. Freimaurer waren und sind Individualisten, die das Ideal der Freiheit nicht immer einmütig und eindeutig auslegen und verstehen. So erklärte beispielsweise bei der Gründung der Taunusloge „Zur Freiheit im Orient“ Bad Homburg am 12. Mai 1973 der Festredner: „Es ist eine alte Weisheit, daß zwei Freimaurer mindestens drei verschiedene Ansichten über den rechten Weg der Freimaurerei haben, fast könnte man sagen, weil sie Freimaurer sind, müsse das auch so sein. Noch weiter aber gehen die Ansichten unter Freimaurern auseinander, wenn es sich um die innere Ordnung ihres Bundes handelt.“ (Die Bruderschaft, Juli 1973).

Wer diese innere Welt der Freimaurerei nur einigermaßen kennt, wird auch die Feststellung des belgischen Sozialdemokraten Hendrik de Man akzeptieren, der in seinen Erinnerungen berichtet, daß schon vor dem I. Weltkrieg „die Politik der sozialistischen Parteien von den gleichen Logen gelenkt wurde wie die Politik ihrer scheinbaren Gegner, der bürgerlichen Liberalen. Die intellektuellen Führer beider ,feindlichen Lager‘, die einander auf der Strasse bekämpften, seien im Grunde von den gleichen Hochgradmaurern dirigiert worden.“ (E. Franzel, Groß-Loge im Angriff, Augsburg, S.6)

Wenden wir uns nun noch diesen nicht unwichtigen Bemerkungen wieder der Französischen Revolution zu. Inzwischen hat maurerische Formulierungskunst eine neue Erklärung für das Verhältnis von Freimaurerei und Revolution gefunden. So schrieb 1964 ein eingeweihter und erleuchteter Autor über die freimaurerischen „Erfolge“ zwei Sätze, die meines Erachtens zum Besten gehören, was je über die Freimaurerei geschrieben wurde:

„Zu den freimaurerischen ,Erfolgen’ kann man auch die Französische Revolution rechnen. Zwar wurde sie nicht von den Freimaurern ausgelöst (die Freimaurerei will in sich selbst eine Revolution sein, sie will keine Revolutionen beginnen), aber zum ersten Mal wurden die Ideale der Freimaurerei in unübertrefflicher Prägnanz formuliert: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. (H. Lohfeldt, Die königliche Kunst – Freimaurerei in Deutschland, in „Kristall“ Nr. 10, 1964).

Wir bewundern die Bescheidenheit des Verfassers, der die wichtigste Aussage in Klammern setzt: „Die Freimaurerei will in sich selbst Revolution sein.“ Was heißt das? Wenn ich es richtig verstehe, besagt dieses Wort soviel wie: Zum Wesen der Freimaurerei gehört notwendig das revolutionäre Element. Wenn Freimaurerei und Revolution identisch sind, ist es unlogisch und zwecklos darüber zu streiten, ob die Freimaurer Revolutionen nur planen und vorbereiten, oder ob sie diese beginnen und durchführen oder sie auch noch fortsetzen. Die Gleichsetzung von Freimaurerei und Revolution schließt alle diese Aspekte in sich ein, weil der Begriff „Revolution“ inhaltslos wäre, wenn er nicht sowohl die notwendige Planung und Vorbereitung als auch den Beginn und die Durchführung in sich vereinigte.
Weiter ergibt sich aus der genannten Gleichung die wichtige Erkenntnis, dаß die Freimaurerei Revolutionen nicht nur fortsetzt, sondern sie ist selbst die permanente Revolution. Solange die Freimaurerei existiert, ist sie Revolution. Und das heißt wiederum: Es ist ihre beständige Aufgabe, Revolutionen zu planen, zu beginnen und durchzuführen.

. . . Denn zu den unbestreitbaren „Erfolgen“ gewisser Freimaurer zählt auch die bolschewistische Revolution, und zwar deshalb, weil Lenin und Trotzky erleuchtete Freimaurer waren. Sie gehörten dem 33. Grad des Schottischen Ritus an. Als die Oktoberrevolution 1917 siegreich vollzogen war, hielt Bruder Rozières in der Loge „Art et Travail“ am 24. Dezember 1917 in Paris eine große Lobrede auf die ruhmreichen russischen Hochgradbrüder. Nebenbei sei noch erwähnt, daß auch Bela Khun, der „Bluthund von Ungarn“, Kurt Eisner, der durch den Spartakistenputsch in München bekannt wurde, und Sun-Yat-Sen, der 1912 die Revolution in China durchgeführt hat, dem 33. Grad des „Schottischen Ritus“ angehörten.

2. Pluralität und Universalität der Logen

. . .  Das gilt auch für die beiden großen Richtungen der Weltfreimaurerei, die seit 1877 aus religiösen Gründen gespalten sind: die “reguläre Freimaurerei“, die mit der englischen Mutter‑Loge an dem Bekenntnis zu dem deistisch verstandenen „Baumeister der Welten“ festhält und die “irreguläre Freimaurerei“, die unter der Führung des Groß‑Orient von Frankreich vor allem in den romanischen Ländern und in Lateinamerika arbeitet, als militante Anti‑Kirche auch Atheisten aufnimmt und jede religiöse Bindungspflicht ablehnt. Trotz solcher ideologischer Differenzen arbeiten Vertreter dieser beiden Richtungen in gewissen Bereichen brüderlich miteinander zusammen. Francis Viaud erklärte als Großmeister des Groß‑Orients von Frankreich auf der Generalversammlung im Jahre 1952 ausdrücklich, daß der Groß-Orient sich nicht darauf einlassen werde, von seinen Mitgliedern den Glauben an „Gott“ zu verlangen, er werde aber in bestimmten Aktionen mit allen Freimaurern zusammenarbeiten.

Um ein Bild über die weltweite Freimaurersolidarität gewinnen zu können, ist ein kurzer Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung und Ausbreitung der Logen notwendig.
Der Name „Freimaurer“ stammt ursprünglich aus dem Mittelalter und bezeichnete dort die Mitglieder einer großen kirchlichen Bruderschaft, die als Maurer wie andere Handwerker auch, in Zünften organisiert, jedoch nicht an den örtlichen Zunftzwang gebunden waren, sondern als freie Maurer von Ort zu Ort zogen und ihre Bauhütten (Logen) errichteten. Sie arbeiteten als Architekten, Bildhauer und Steinmetzen an den großen Domen und Kirchen des Mittelalters und verfügten über große fachliche Kenntnisse, die sie Außenstehenden gegenüber geheimhielten. Durch geheimnisvolle symbolische Zeichen (Bilder, Worte, Griffe und Handlungen) und Riten führten sie ihre Mitglieder stufenweise als Lehrlinge, Gesellen und Meister in die Baukunst ein. Zur Zeit der Renaissance und der Glaubensspaltung („Reformation“) gerieten die kirchlichen Freimaurerbruderschaften mehr und mehr in Verfall oder sie verwandelten sich in reine Geselligkeitsklubs, die seit 1614 auch Angehörige anderer Gesellschaftskreise, besonders aus dem Adel, aufnahmen. Das war vor allem in dem konservativen England der Fall. Damals ging die Werkmaurerei in die Geistesmaurerei über. Die alten Bezeichnungen blieben, bekamen aber einen neuen Inhalt. Der Versammlungsort dieses Klubs, meist ein Gasthaus, war nun zur Loge (lodge = Bauhütte) geworden. Später verstand man unter „Loge“ die Vereinigung der freien Maurer selbst, die gewöhnlich den Namen ihres Versammlungslokals zur Bezeichnung ihrer „Loge“ wählten.

Aus den mittelalterlichen Steinmetzgilden sind im Laufe der Zeit neue bruderschaftliche Vereinigungen geworden, die für ihre geistige Maurerarbeit die Begriffe und Zeichen der alten Maurerbünde übernahmen, ihnen jetzt aber symbolische Bedeutung gaben. Die Geburt der „symbolischen oder spekulativen Maurerei“ war damit eingeleitet. Nachdem anfangs Geselligkeit und Bruderhilfe im Vordergrund ihrer Bestrebungen standen, drangen in die Logen immer stärker weltanschauliche Ideen ein. In dem konfessionell zersplitterten England des 17. Jahrhunderts konnten sich besonders die Gedanken des Deismus und Rationalismus ausbreiten und mit ihnen die Ideale der Aufklärung, die eine universale Menschheitsverbrüderung und Einheitsreligion herbeiführen und damit dem Streit der Religionen und Konfessionen und allen Kriegen ein Ende setzen sollten. Der ebenso grandiose wie utopische Traum vom „ewigen Frieden“ hat in diesem Aufklärungsoptimismus seine Wurzeln.

Im Mutterland der Freimaurerei, in England, schlossen sich am 24. Juni 1717, am kirchlichen Festtag des Heiligen Johannes des Täufers, vier Londoner Logen zur ersten Freimaurer‑Großloge zusammen. Dieser Gründungstag, der als offizieller Geburtstag der Freimaurerei allgemein anerkannt wird ‑ andere Altersangaben haben nur legendären Charakter ‑ wurde gewählt, weil Johannes der Täufer Schutzpatron der mittelalterlichen Werkbruderschaften war. (Es wurde auch daran erinnert, daß der 24. Juni der längste Tag des Jahres ist, auf den die kürzeste Nacht des Jahres folgt, was für mystisch oder symbolisch denkende Maurer vielleicht nicht ohne geistige Bedeutung ist.) Von daher sind auch die Bezeichnungen „Johannis‑Freimaurerei“ und „Johannis‑Logen“ zu verstehen. Auf ihren drei Graden bauen alle später entstandenen Hochgradsysteme auf. Die Johannis‑Maurerei wird auch „blaue Freimaurerei“ genannt, weil sie in ihren Abzeichen die blaue Farbe trägt.
Religionsgeschichtlich sei noch daran erinnert, daß genau 200 Jahre nach der abendländischen Glaubensspaltung die von Martin Luther proklamierte „Freiheit des Christenmenschen“, besonders seine Absage an Papsttum und kirchliches Lehramt, in den negativen Freiheitsbegriff der Freimaurerei umgeschlagen ist.


Die Logen haben sich radikal freigemacht von der göttlichen Offenbarung und dem ihr eigenen Freiheitsbegriff, der in der Wahrheit gründet, die Christus ist und die er in seiner Kirche und durch sie verkündet. Anstelle der göttlichen Wahrheit, die frei macht (Joh. 8,32) sucht der aufgeklärte und freie Maurer nun das Heil im Aufbau einer neuen Welt, in der nicht mehr Gott, sondern die menschliche Vernunft über Wahrheit und Freiheit entscheidet und verfügt. Die Geschichte des Turmbaus zu Babel wiederholt sich aufs neue. Die Tragödie des „Humanismus ohne Gott“ nimmt ihren Lauf und führt schließlich zur totalen Unfreiheit im gottlosen Bolschewismus, der 200 Jahre nach dem Ereignis von 1717 die letzte Konsequenz der Entfremdung von Gottes Wahrheit offenbart und mit revolutionärem Fanatismus seinen Weg in die Geschichte beginnt.

Die schnell sich ausbreitende Freimaurerei hat diese Entwicklung entscheidend beeinflußt und vorangetrieben. Schon 1725, zwei Jahre nach der Einführung des Konstitutionsbuches mit den „Alten Pflichten“, die der englische Theologe James Anderson, Prediger an der schottischen Presbyterianerkirche in London als Glaubensbekenntnis der Freimaurer formulierte, entstanden die Großloge von Irland und die erste Loge in Paris. Drei Jahre später, 1728, wurde die erste Loge in Madrid gegründet, 1730 entstand die erste englische Kolonialloge in Kalkutta und die erste Loge in den USA. Hier kam es 1733 zur Bostoner Großloge. Benjamin Franklin gab 1734 die Konstitutionen von Anderson für die USA heraus.
In Lissabon, Den Haag und Stockholm sind 1735 erste Logen gebildet worden, 1736 folgten die Großloge von Schottland und die Großloge von Frankreich, die seit 1773 „Grand Orient de France“ genannt wird und in der Folgezeit beherrschenden Einfluß auf die Loge in den romanischen Ländern gewann.

Die erste deutsche Loge konstituierte sich am 6. Dezember des gleichen Jahres in Hamburg und gab sich die Bezeichnung „Absalom zu den drei Nesseln“. Schon acht Monate später nahm Stuhlmeister Baron von Oberg in einer mitternächtlichen Zeremonie das 31. Mitglied dieser Loge auf: den jungen Kronprinzen Friedrich von Preußen, den späteren Friedrich II.

Weitere Logengründungen folgten. In Berlin: 1740 die Loge „Zu den drei Weltkugeln“, die seit 1744 als Großloge besteht. Die „Großloge der Freimaurer von Deutschland“ entstand 1770 ebenfalls in Berlin. Sie entwickelte sich später zu dem „christlichen Freimaurer‑Orden“.  . . .

3. Das utopische Endziel der freien Welt‑Maurer

. . . Was will die Freimaurerei eigentlich? Will sie mit ihrer königlichen Baukunst nicht einen geistigen Tempel errichten, in dem die gesamte Menschheit in „Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit“ vereint ist? Will sie nicht ihr „Licht“, das „Licht der Aufklärung“, in der Finsternis unserer Welt überall entzünden und ihrer Humanität und ihrer Toleranz, d.h. ihrer Weltanschauung weltweite Geltung verschaffen? . . .

. . . Die universale Bruderkette und der Tempel der Freimaurerei erstreckt sich jedenfalls „von Osten nach Westen, von Süden nach Norden und vom Mittelpunkt der Erde bis zu den Sternen“, wie es bei den Freimaurern heißt. Die individuelle Selbstvervollkommnung des Maurers, die Arbeit am „rauhen Stein“, die so geschehen muß, daß der zugerichtete Stein sich „winkelrecht in den Bau des Tempels einfügen“ läßt, genügt nicht. Denn nach freimaurerischer Tradition ist „alle zu erreichende Vollendung des einzelnen ohne Wert, wenn sie nicht in den Dienst an der menschlichen Gesellschaft gestellt wird …“

Darum muß der Freimaurer, auch über den engen Kreis seines Lebens und seiner Loge hinaus, seinen Blick beständig auf die ganze Menschheit gerichtet halten und nach Kräften alles fördern, was dem Frieden und der Verständigung zwischen allen Menschen und Völkern dient. Diese Arbeit am Tempelbau der Menschheit ist er verpflichtet, einen Baum auch dann zu pflanzen, wenn er selbst nicht mehr in seinem Schatten ruhen wird.
Dies ist die höchste Lehre, die der Freimaurer seinem symbolischen Brauchtum zu entnehmen vermag, sich als ein Werkzeug zu erkennen im Dienste des Großen Baumeisters der Welt, um die Menschen ‑ ungeachtet ihrer zufälligen äußeren Unterschiede ‑ zu Brüdern zu machen.

Bei der so notwendigen und wichtigen „Arbeit am Tempelbau der Menschheit“ spielen die der Freimaurerei eigenen Symbole eine unverzichtbare Rolle. Sie sind nicht nur das geeignete Mittel, um die besondere Lehre der Tempelmaurer vor den Nicht‑Eingeweihten geheimzuhalten, sondern „dienen auch als das ihnen verständliche Bindemittel untereinander dort, wo die Sprachen die Völker trennen. Freimaurer unterschiedlicher Sprache und Nation würden einander fremd sein, aber Symbole und Zeichen führen sie als Brüder zusammen.
Die Symbolik der Freimaurer ist darum eine Eigentümlichkeit, durch die sich die Freimaurerei wesentlich von Institutionen ähnlicher Geisteshaltung unterscheidet. Sein und Leben einer Loge besteht aus diesen überlieferten und immer gültigen Formen. Verlangte man die Preisgabe dieser in der Abgeschlossenheit der Loge angewandten Symbolik, würde man das Auslöschen der Freimaurerei betreiben.

Festzuhalten bleibt also, daß Lehre und Brauchtum der Logen hinzielen auf die Errichtung eines weltumspannenden geistigen Tempelbaues. Das Wort des Freimaurers und Philosophen Johann Gottlieb Fichte, daß der Freimaurer das Vaterland der anderen achte, das seine aber liebe und sein in Freimaurerkreisen oft zitiertes anderes Wort, daß Vaterlandsliebe die Tat, dagegen Weltbürgersinn der Gedanke des Freimaurers sei, muß nach K. Bona dahin revidiert werden, „daß immer mehr Weltbürgersinn des Freimaurers Tat wird“. (R.Appel, S.76)
  . . .

Von den Freimaurern in Deutschland war in einer Illustrierten 1964 zu lesen: „Sie stellen neben den Gedanken der Liebe zum Menschen, den das Christentum seit nunmehr rund 2000 Jahren verkündet, ihre ebenso großartige Utopie, daß die Menschen aus der Vernunft heraus zu einer Lösung aller Probleme kommen, wenn man will: Zu einer Weltregierung.“ (H. Lohfeldt, S.65)

Damit ist endlich das politische Endziel der Welt-Maurerei ohne Umschweife beim Namen genannt. Tatsächlich ist es der Traum der maurerischen Weltpolitik, eine universale Weltregierung in einem universalen Welt‑Einheits‑Staat zu errichten. Nicht zuletzt um dieses Endziels willen waren einflußreiche Maurerbrüder maßgeblich an der Gründung der „Organisation der Vereinten Nationen“ (UNO) beteiligt.  . . .

Über den einen Welt‑Staat und die eine Welt‑Regierung gibt es schon seit längerer Zeit Visionen und Vorstellungen. So erschien gleich nach dem II. Weltkrieg in Deutschland die Schrift „Aufbruch zum Weltbundesstaat“ von R. Wilbrandt. Der liberale Theoretiker begründet darin die Notwendigkeit eines Weltbundesstaates so: „Der Staat kann nur durch den Staat überwunden werden: der kleine durch den großen, der große durch einen Weltbundesstaat, in welchem sich all die Großen wie die kleinen zu einem einzigen riesigen Staatswesen zusammenschließen. Der Staat bleibt dann als ‑ große oder kleine ‑ Verwaltungsprovinz, endet aber als Souverän…“ (S. 41f).




Die drei Konsequenzen, die sich aus der Existenz eines Weltbundesstaates objektiv ergeben würden, sieht er so:
1. Der Weltbundesstaat läßt keinen Raum für Expansion. ja, er nimmt
2. dem Einzelstaat die Möglichkeit, auszuschließen, also von sich fernzuhalten,
     was ihm an menschlichen Qualitäten unerwünscht ist. Noch mehr, er
     verschließt
3. einer Bevölkerung, die bereits von einer fremden Erobererschicht beherrscht
     wird ‑ heute deutlich erkennbar und als Fremdherrschaft empfunden in
     Kolonialländern mit geistig regsamer Bevölkerung, wie Indien, die Möglichkeit
     der Empörung, der Selbstbefreiung.“ (S. 45).

Die barbarische Logik, die aus Punkt 3 hervorsticht, läßt dem kritischen Leser erschreckend bewußt werden, daß dieser so konstruierte Weltstaat um des lieben Friedens willen eine unerträgliche Weltdiktatur ausüben müßte. Um mit dem großen russischen Bürgerrechtskämpfer A. Sacharow zu reden: die Welt müßte das werden, was die Sowjetunion heute bereits ist: „ein gigantisches Konzentrationslager“.



Wir sehen, wie eng blinder Liberalismus und brutale Diktatur miteinander verwandt sind.  . . .

Somit ist also klar ‑ die Christen müssen auf ihr „Dogma“ verzichten, was letztlich auf die Vernichtung des „wahren Christentums“ hinausläuft. Ein dogmenfreies, bekenntnisloses Christentum wäre nicht mehr das von dem historischen Jesus von Nazareth, dem menschgewordenen Sohn Gottes gewollte und in seiner auf Petrus und die Apostel gegründeten Kirche anwesende Christentum. Aber die Ideen R. Wilbrandts decken sich vollständig mit der anti-dogmatischen Ideologie der Freimaurer, die selbst allerdings auch wieder ein Dogma ist, oder wenn man will, eine dogmatische Superreligion. Ein französischer Freimaurer hat das in der geistreichen Formel zum Ausdruck gebracht:
„Wir Freimaurer der Tradition gestatten uns das Wort eines berühmten Staatsmannes zu verdeutlichen und zu übersetzen, indem wir es den Umständen angleichen: Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Muselmanen, Hinduisten, Buddhisten, Freidenker und gläubige Denker sind bei uns nur Vornamen. Unser Familienname ist Freimaurerei.“

. . . Solange die Freimaurerei an diesem ihrem Grunddogma festhält, ist sie mit echtem Christentum ebensowenig zu vereinbaren wie Feuer mit Wasser.

Die Idee eines einheitlichen Weltstaates mit einer einheitlichen Weltregierung impliziert nach dem bisher Gesagten nicht nur ein politisches, sondern auch ein religiöses ‑ für uns ein antichristliches ‑ Programm.
Bischof R. Graber (Regensburg) hat in seiner außerordentlich aufschlußreichen Schrift zum 1600. Todestag des Heiligen Athanasius darauf hingewiesen, daß im Schoß gewisser Geheimgesellschaften „die Keime für das gelegt wurden, was man später Synarchie nannte, d. h. einen einheitlichen Weltstaat mit einer einheitlichen Regierung, die als Gegenkirche geplant ist . . .  Pierre Virion vor allem gebührt das Verdienst, auf diese Geheimgesellschaften in seinen Schriften  aufmerksam gemacht zu haben. Wenn man nur einen Bruchteil dessen liest, was Virion aus all den heute so ziemlich verschwundenen Schriften der geheimen Wortführer zusammengetragen hat, so ist man erstaunt und entsetzt, daß hier gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bereits alle Ideen auftauchen, die heute in der nachkonziliaren Zeit die Kirche auf eine Zerreißprobe stellen. Dabei ist jedoch zu beachten, daß alle diese destruktiven Gedanken insgeheim auf ein einheitliches Ziel ausgerichtet sind, nämlich die Gegenkirche oder die „neue“ Kirche zu schaffen, indem man die alte Kirche unterminiert und umfunktioniert und zwar weniger durch einen von außen kommenden Angriff, sondern, wie man heute im politischen Raum sagt, durch den „Marsch durch die Institutionen“.

Wir haben den französischen Ausdruck für alle diese Bestrebungen schon einmal genannt, nämlich Synarchie. Es handelt sich hier um die Summe von geheimen Mächten aller „Orden“ und Schulen, die sich zusammengetan haben, um eine unsichtbare Weltregierung zu bilden. Politisch erstrebt die Synarchie die Integration aller sozialen und finanziellen Mächte, die diese Weltregierung unter sozialistischer Führung natürlich zu tragen und zu fördern hat. Das Christentum würde folglich wie alle Religionen von einem universellen Synkretismus absorbiert werden. Er würde beileibe nicht unterdrückt, sondern integriert werden, wobei das Prinzip der Kollegialität dies bereits deutlich anvisiert. Man sieht gerade hier, welch unterirdische Konsequenzen die Prägung solcher neuer Worte hat. Im Letzten würde die Synarchie, voll verwirklicht, die Gegenkirche bedeuten … Der Plan der Synarchie wurde in den Jahren 1880 ‑ 1890 ausgearbeitet.“ (R. Graber)

Der englische Journalist Douglas Reed, der von 1928-1935 Korrespondent der „Times“ in Berlin und von 1935-1938 Chefkorrespondent dieser Zeitung in Mitteleuropa mit Sitz in Wien war, darf als einer der besten Kenner der geheimen Drahtzieher hinter den Kulissen des großen Welttheaters in den letzen Jahrhunderten bezeichnet werden. Als hellsichtiger Beobachter der politischen Vorgänge während der Zeit nach dem I. Weltkrieg konnte er schon 1933 den II. Weltkrieg für das Jahr 1938/39 voraussagen. Nachdem er feststellen mußte, daß seine Berichte und Meldungen von der Zensur immer mehr verändert wurden und man ihn in der “Times“ nicht mehr alles schreiben ließ, was er wußte, entschloß er sich, seine Kommentare künftig als freier Schriftsteller in Buchform herauszugeben.

So veröffentlichte er 1948 in London ein Buch, das wie kaum ein anderes Werk die geheimen Mächte entlarvte. Begreiflich, daß es in Deutschland nicht gedruckt werden durfte. Erst 1952 konnte es in deutscher übersetzung im Thomas‑Verlag, Zürich, unter dem Titel: Der große Plan der Anonymen erscheinen. Darin schreibt D. Reed: „Wenn ich zurückschaue auf die rauchigen dreißiger und jetzt um mich herum in die qualmigen vierziger Jahre, dann ist das Abstoßende daran nicht der Rauch, sondern der Plan. Dieser geht dahin, Freiheit und Recht und die Wurzel, aus denen beides entspringt, das Christentum, in diesen Ländern zu zerstören« (S. 61).
An Hand zahlreicher Beispiele belegt D. Reed diese Feststellung, indem er nachweist, wie aus den „Geheimen Gesellschaften“ nach und nach die einzelnen Elemente des genannten Plans hervorgetreten sind. Er kommt schließlich zu der unerschütterlichen Überzeugung, „daß es in der Welt organisierte Mächte gibt, die gemeinsam daran arbeiten, durch das Chaos die Herrschaft über die Menschheit zu erlangen. An erster Stelle streben sie nach der Zerstörung des Christentums, der Nationalität und der Freiheit in Europa“ (S. 314).

4. Freimaurerei und Kommunismus

Papst Leo XIII. veröffentlichte am 20. April 1884 die heute noch lesenswerte Enzyklika „Humanum genus“ gegen die Freimaurerei seiner Zeit. Er forderte darin die Bischöfe auf, „den Freimaurern ihre Masken vom Gesicht zu reißen, damit man sie als das erkenne, was sie sind“. Der Papst sieht in dem Vernichtungskampf, der damals gegen die Kirche Christi und die von ihr geschaffene Kultur tobte, das Reich Satans am Werk, „unter dessen Herrschaft alle jene stehen, die dem ewigen göttlichen Gesetz den Gehorsam verweigern, die über Gott hinweggehen oder gegen ihn etwas unternehmen“.

Seiner Meinung nach scheinen die Feinde Gottes miteinander verschworen zu sein zu einem überaus erbitterten Kampf unter der Leitung des Bundes der sogenannten Freimaurer. Ohne ihre Pläne zu verheimlichen, stacheln sie gegen die Majestät Gottes auf. Offen arbeiten sie daran, die heilige Kirche zu vernichten . . .

Wenn dieses sicher nicht leichtfertige Urteil des Papstes zutrifft, war die Freimaurerei des letzten Jahrhunderts die antichristliche Weltmacht, von der die übrigen kirchenfeindlichen Gruppen inspiriert und gesteuert wurden. Das letzte Ziel ihrer Pläne ist unverkennbar: die gesamte vom Christentum geschaffene religiöse und bürgerliche Ordnung zu stürzen und nach ihrem Plan durch eine andere zu ersetzen, deren Grundlage auf dem Naturalismus beruhen . . . Darin sollen die menschliche Natur und die menschliche Vernunft in allem die höchsten Lehrer und Herrscher sein.

Die Freimaurerei des 20. Jahrhunderts ist nicht mehr die des 19. Jahrhunderts. Sie hat sich inzwischen stark gewandelt, wobei die leidvollen Erfahrungen der zwei Weltkriege und der in unserem Jahrhundert überall sich durchsetzende ökumenische Gedanke und der auch im Bereich der Weltanschauungen und Religionen sich vollziehende Abbau des Freund‑Feind‑Denkens maßgeblich zu einer Verbesserung des Verhältnisses von Freimaurerei und Kirche beigetragen haben. So haben sich zweifellos die Methoden der Freimaurerei im Kampf gegen das Bekenntnischristentum geändert. Die offene und brutale Revolution gegen die Kirche wurde aufgegeben, weil sie nicht zum erstrebten Ziel führte. Heute versucht die Freimaurerei mit einer der modernen Zeit besser entsprechenden Methode ihre Pläne zu verwirklichen. Das geschieht durch eine neue revolutionäre Methode, die ich „Revolution mit freundlicher Miene“ nennen möchte. Man versucht die Anwendung dieser Methode besonders seit dem II. Vatikanischen Konzil . . .

Es wäre aber eine sehr gefährliche katastrophale Naivität, wenn jemand ernsthaft glauben wollte, daß die Freimaurerei ihre von Anfang an gesteckten Ziele aufgegeben hätte. Ihre Methoden mögen sich geändert haben, ihre Ziele sind die gleichen geblieben.  . . .

. . . so stehen alle Freimaurer mit den Kommunisten gemeinsam auf dem Boden des Rationalismus und Laizismus, d.h. sie betrachten die menschliche Vernunft (ratio) als höchste Instanz ihres Erkennens und Wollens und sie sind bestrebt, den Einfluß der Kirche aus dem öffentlichen Leben auszuschalten (Laizismus). Freimaurer und Kommunisten haben schließlich ein gemeinsames politisches Endziel: Der eine Welt‑Staat unter einer Welt‑Regierung.


Das Endziel des revolutionären Kommunismus ist die bolschewistische Weltrevolution, die etappenweise zu einer sozialistischen Welt‑Republik führen soll. Der britische Politiker John Strachey, der in seiner Laufbahn Antifaschist, verschiedene Male ein Konservativer, dann ein unabhängiger Labourmann, dann ein führender Mann des Kommunismus und nach dem II. Weltkrieg schließlich sozialistischer Minister in England war, schrieb bereits 1937 in seinem Buch Der kommende Kampf um die Macht, „daß die einzig mögliche Zukunft für Großbritannien darin liegt, sich zuerst als freie Republik in einen Bund der europäischen Völker und später der weltumspannenden Gemeinschaft der Sowjetrepubliken einzureihen“. (D.Reed, Der große Plan der Anonymen)

Die meisten Zeitgenossen wissen freilich nicht, daß ein konkreter Plan zur Sozialisierung Europas schon seit gut 30 Jahren besteht, ein Plan, der von einem der prominentesten Freimaurer unseres Jahrhunderts zusammen mit dem kommunistischen Massenschlächter Stalin ausgearbeitet wurde. Leider ist der Weltöffentlichkeit dieser Plan aus dem Jahr 1943 erst 1962 bekannt geworden, als die aufsehenerregende Biographie des amerikanischen Kardinals Spellman erschien. Aus der Biographie geht hervor, daß der Hochgradfreimaurer F. D. Roosevelt 1943 bereit war, ganz Europa dem Kreml auszuliefern. . . . Die genannte Biographie enthält die Gedächtnisaufzeichnung eines Gesprächs, das Präsident Roosevelt 1943 mit Kardinal Spellman führte. Dabei teilte der Präsident dem Kardinal mit, daß nach vorliegendem Plan die Welt zwischen den USA, China, Großbritannien und der Sowjetunion aufgeteilt werde. . . .

Wenden wir uns nach diesem weltpolitischen Exkurs nun dem eigentlich antikirchlichen Komplott von Freimaurern und Kommunisten zu. Obwohl in der sowjetischen Machtsphäre alle Logen verboten sind und die meisten Freien Maurer den Kommunismus sowjetischer Prägung nicht anerkennen, gibt es doch auch Logen, die mit den Kommunisten sich verschworen haben zum gemeinsamen Kampf gegen die Kirche. Wie wir bereits wissen, hatten die Väter der russischen Oktoberrevolution Beziehungen zu französischen Logen. Die politischen Verschwörer hatten fast alle in irgendeiner Form Verbindungen mit geheimen Gesellschaften und Zirkeln, die ihrerseits wieder mit den eigentlichen Freimaurerlogen Kontakte pflegten. Wie die Freimaurerei kam auch der Kommunismus ursprünglich aus dem Untergrund.  . . .

Um ihre Ziele zu erreichen, bedient sich die Freimaurerei der Hochfinanz, der hohen Politik und der Weltpresse, während der Kommunismus im sozialen und wirtschaftlichen Bereich eine Revolution gegen Vaterland, Familie, Eigentum, Moral und Religion vorantreibt. Die Freimaurer betreiben ihre Ziele mit geheimen subversiven Mitteln, die Kommunisten mit offenen. Die Freimaurerei bewegt die sektiererischen politischen Minderheiten ‑ der Kommunismus stützt sich auf eine Politik der Massen, indem er die Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit ausbeutet . . .

Was die Freimaurer in ihrer Tätigkeit antreibt, ist letztlich der Haß gegen Christus und gegen alles, was in den menschlichen Seelen und den menschlichen Einrichtungen seinen Namen trägt. Ihr endgültiges Ziel ist die Zerstörung alles Christlichen und alles dessen, was sich an der biblischen Lehre ausrichtet …

Durch ihre Machtpositionen und Schlüsselstellungen in der Hochfinanz, in der hohen Politik sowie im Nachrichten- und Pressewesen ist die liberale und elitäre Maurerei in der Lage, wie keine Macht dieser Welt die Öffentlichkeit mit den von ihr propagierten Ideen und Zielen des Liberalismus zu beeinflussen. Die auf diesem Gebiet von ihr gesteuerte geistige Revolution mit dem Ziel, die Welt zu verweltlichen und das Christentum zu entchristlichen ‑ wie der moderne Säkularisierungsprozeß auf eine knappe Formel gebracht werden kann ‑ hat bereits solche weltweiten „Erfolge“ und Einbrüche in den christlichen Raum, vorwiegend in die christliche Theologie des Westens hinein erzielt . . .

III. FREIMAUREREI UND RELIGION 

1. Die Freimaurerei ‑ eine antichristliche Ideologie
Die wichtigste Frage, die in diesem Kapitel zu besprechen ist, betrifft die Religiosität der Freimaurerei und läßt sich in zwei Teilfragen gliedern:
Ist die Freimaurerei eine Religion oder nur ein ethisches System?

Ist die Freimaurerei mit dem Christentum vereinbar?

Über diese Grundfragen wird besonders seit dem II. Weltkrieg engagiert gestritten. Die Antworten, die bisher von Freimaurern und ihren Gegnern auf diese Fragen gegeben wurden, sind verwirrend. Bei den heutigen Freimaurern fällt die Tendenz auf, die Freimaurerei nicht als Religion zu betrachten.

Wie schon W. Hannah (1952) bemerkte, verwenden sie gern die Formel: „Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern ist Religion.“ Manchmal sagen sie auch: „Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern sie ist religiös.“
 Fast dieselbe Formulierung findet sich in einer deutschen Freimaurerschrift (1970), wo gesagt wird: „Mit der geheimnisvoll-religiösen Bedeutung der Symbole hat es eine besondere Bewandtnis. In der letzten Unausdeutbarkeit und Vielfalt eines Symbols ergreift der Betrachter religiösen Bereich. Freimaurerei ist darum religiös; sie ist aber keine Religion.“  . . .

 Das authentische Christentum, das sich auf Christus beruft, ist mit dem „Logenchristentum“ absolut unvereinbar. Und zwar deshalb, weil Christus von seinen Jüngern das Bekenntnis fordert. Es lebt von Jesus Christus, der „unter Pontius Pilatus Zeugnis gab im herrlichen Bekenntnis“ (1. Tim. 6,13), und der seine Zeugen in alle Welt sandte, damit sie ihn „vor den Menschen bekennen“.

Ja er macht dieses Bekenntnis sogar zur Voraussetzung für das ewige Heil, wenn er sagt: 
“Ein jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel; wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel.“ (Mt 10,32ff).

. . .  
Als Glaubender steht er unter dem Wort Christi und dem Glaubensgehorsam. Der Heilige Paulus beschreibt die Bekenntnispflicht in Röm 10,10 so: „Aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heil.“

Das heißt: Der Christ darf seinen Glauben nicht im Herzen verstecken, er muß ihn in den Mund nehmen und bekennen: das ist sein Heil. Inhalt des christlichen Bekenntnisses ist Jesus Christus, der Sohn Gottes. „Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Das ist der Antichrist, der den Vater leugnet und den Sohn.“ So steht es im 1. Johannesbrief (2, 22.)  Darf man von diesem Schriftwort ausgehend, eine Religion, die das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, ablehnt und aus ihren Tempeln verbannt, nicht eine unchristliche Religion nennen?
 . . .

Nach freimaurerischer Sprachregelung sind alle dogmatischen Religionen und Konfessionen intolerant. Kirchen, die sich als bekennende Kirchen verstehen, sind von der Freimaurerei immer als intolerant verschrien und bekämpft worden.


Der frühere Kultusminister von Baden‑Württemberg, Dr. Gotthilf Schenkel, der am 4. 10. 1959 auf einer Kundgebung der Bruderschaft der Deutschen Freimaurer in der Frankfurter Paulskirche über „Die Gegenwartsaufgaben der Freimaurerei“ sprach, schilderte kurz die Gründung der ersten Großloge im Jahr 1717, die sich gegen die Intoleranz der Kirchen und Konfessionen gewendet habe und sagte, der Kampf gegen Intoleranz sei auch heute noch ein wesentlicher Grundzug der Freimaurerei und die Toleranz ein entscheidendes Prinzip. (FAZ, 5. Okt. 1959).

Demnach ist also die Freimaurerei wesentlich ein Kampfbund gegen die „Intoleranz der Kirchen und Konfessionen“. 

Wenn aber die von Christus gestiftete und in seinem Namen auftretende Kirche ihrem Wesen nach eine konfessionelle Gemeinschaft ist, wenn echtes Christentum nur im Bekenntnis existieren kann, dann ist die Freimaurerei als religiöse Gegenbewegung zu diesem Christentum antichristlich orientiert.
  . . .


“Freimaurerei ist eine Mysterienreligion, sie ist vom christlichen Glauben völlig verschieden, ihm entgegengesetzt und fremd. Wie die Mysterienkulte, trotz scheinbarer Toleranz und Anerkennung fremder Götter zum Synkretismus führen, so ist die heutige Freimaurerei; sie möchte nach und nach alle Menschen umfassen und sittlich vervollkommnen, das Erkennen der Wahrheit fördern und sich zu einer Art Über-Religion erheben, wobei sie auf alle andere Religionen (die christliche nicht ausgenommen) als etwas Minderes herabsieht.  . . .

. . . Angesehene und führende Freimaurer sehen im ökumenischen Dialog nach dem II. Vatikanischen Konzil die große Chance oder sie hegen zumindest die Hoffnung, daß die Katholische Kirche ihre Haltung gegenüber der Freimaurerei revidiere. Sie selbst wollen aber die Freimaurerei in ihrem Wesen nicht verändert wissen, wenngleich sie auch einige unwesentliche kosmetische Reformen in ihrem Ritual und Brauchtum für notwendig erachten, heute manchmal mit der Absicht, dadurch die Logen für Katholiken als akzeptabel erscheinen zu lassen. . . .

Da die Kirche aber keinen Verrat an dem von ihrem göttlichen Stifter stammenden Heilsauftrag üben darf, wird die ersehnte und erstrebte geistige Ökumene mit der Freimaurerei solange nicht möglich sein, als die „dogmenlose Freimaurerei“ die katholische Kirche, „die auf dem Dogma beharren muß“ nicht anerkennt.  . . .

. . . und sprach dabei als Endziel des Grand Orient die vollständige Laisierung an, das heißt die totale Verdrängung der Kirche aus allen öffentlichen Bereichen.
Er sagte in diesem Zusammenhang ein Wort, das wir nicht vergessen sollten: „Die Idee des Laizismus ist für uns nicht eine objektive Idee, sie ist unser Wesen . . .“

. . .  Die Glaubensauffassung und Weltanschauung des Grand-Orient, so wird mancher einwenden, kann doch nicht als normgebend für die gesamte Freimaurerei hingestellt werden. Und doch, so muß diesem Argument entgegengehalten werden, läßt sich auch in vielen angelsächsischen Logen, vorwiegend in der neuen Welt, bei allen sonstigen Unterschieden, eine verblüffende Übereinstimmung mit dem Groß‑Orient hinsichtlich laizistischer Bestrebungen beobachten .  . . .

Auch die amerikanische Freimaurerei kann in ihrer Gesamtheit keinesfalls als kirchenfreundlich betrachtet werden. Die amerikanischen Logen haben in letzter Zeit zunehmend Atheisten aufgenommen. . . . Die amerikanischen Freimaurer sind wie alle anderen davon überzeugt, daß sie über jede „partikularistische Religion“ erhaben sind und erstreben „eine universale Religion auf der Grundlage der Liebe zur Menschheit“.
Die amerikanische Freimaurerei ist zwar in zahlreiche selbständige Logen gegliedert und hält im allgemeinen an ihrem englischen bzw. schottischen Ursprung fest. Das hindert sie jedoch nicht, in Glaubensfragen den englischen Freimaurern religiöse Enge und zu großen Konservatismus vorzuwerfen. Es gibt auch in den USA Logen, die ganz im Stil des Groß‑Orients eine militant antikirchliche Propaganda betreiben und den Einfluß der Kirchen aus dem gesellschaftlichen Leben ausschalten wollen.  . . .

2. Die antichristliche Kulturrevolution

 . . .  Uns interessiert vielmehr die Frage, wie die vielgerühmte freimaurerische Toleranz der Kirche Jesu Christi begegnet, die den Anspruch erhebt, allein zur Verkündigung der von Gott geoffenbarten Heilsbotschaft von ihrem Herrn Jesus Christus zu allen Völkern gesandt zu sein mit dem Auftrag, die Menschen zu Glauben und Taufe zu rufen und ihnen ewiges Leben im Reiche Gottes zu vermitteln. Wer dieser Frage nachgeht, muß leider feststellen, daß die „Humanitäts-Religion“ der Logen für die Kirche weder Verständnis noch die geringste Toleranz aufbringt. Im Gegenteil: Die Freimaurer treten dieser nach ihrem Vokabular „intoleranten Kirche“ und ihren „Dogmen“ mit aller Entschiedenheit entgegen.
  . . .

Ihr leidenschaftlicher und unerbittlicher Kampf gegen das weltumfassende Bekenntnischristentum gilt von jeher in erster Linie der Bekenntnisschule bzw der Christlichen Erziehung.  . . .

. . . Eine sachkritische Würdigung dieses freimaurerischen Erziehungsprogramms kommt zu folgendem Schluß: 
Im Namen von Freiheit und Gleichheit wird hier eine totale Kulturdiktatur angestrebt, die sich ihrem Wesen nach von der in den kommunistisch beherrschten Staaten praktizierten Kollektiverziehung in nichts unterscheidet. Mögen die Erziehungsinhalte hier und dort verbal verschieden sein, im Endeffekt haben sie das gleiche kulturrevolutionäre Ziel, das schon in der Französischen Revolution angestrebt wurde: die Vernichtung des Christentums als der Wurzel der persönlichen Freiheiten, besonders der Glaubens- und Gewissensfreiheit.


Wenn es gelingen sollte, dieses Ziel zu erreichen, dann wäre auch noch der letzte Rest von wahrer Demokratie im Westen beseitigt. Diese Erkenntnis hat niemand klarer ausgesprochen als der große europäische Demokrat Robert Schuman, der in seinem Buch Pour l’Europe schreibt:
„Die Demokratie wird christlich sein oder sie wird nicht sein. Eine antichristliche Demokratie ist eine Karikatur, die in der Tyrannei oder in der Anarchie endet“ (S. 70).


Die größte und heimtückischste Bedrohung unserer demokratischen Gesellschaftsordnung kommt allerdings weniger von der kommunistischen Politik und Unterwanderungsstrategie, von außen also, als vielmehr von der inneren Zersetzung der demokratischen Ordnung durch die extremen liberalen Kulturrevolutionäre, deren geistige Verwandtschaft mit den roten Kulturdiktatoren nirgendwo so deutlich in Erscheinung tritt als gerade auf dem Feld ihrer gemeinsamen antichristlichen Kulturpolitik.

. . .  Die Konzeption und Zielsetzung der militanten „Humanistischen Union“ stimmt im wesentlichen mit den Bestrebungen der freimaurerischen Humanitätsideologie überein. Der Einfluß der elitären Freimaurerei ist deshalb so stark, weil viele Schlüsselpositionen im Bereich der Hochfinanz, der Presse und des Nachrichtenwesens in den meisten westlichen Ländern von Mitgliedern der Logen besetzt sind. Dadurch wird besonders die öffentliche oder veröffentlichte Meinung entscheidend von den Ideen der liberalen Kulturkämpfer geprägt und überall eine für die autonome Geisteswelt der Freimaurerei charakteristische Atmosphäre geschaffen.


Wenn der Freimaurer Axel Springer einen Großteil der deutschen Presse kontrolliert und der Stuhlmeister der ältesten Hamburger Loge gleichzeitig Chef vom Dienst in der Zentrale einer großen deutschen Presseagentur ist (FAZ, 10.12.1962, Bericht über die 225-Jahresfeier der Loge Absalom zu den drei Nesseln), dann versteht man, wie die in den Nachrichten-Agenturen gefilterten und durch die Massenmedien in die Bevölkerung geschleusten Informationen und Nachrichten die Öffentlichkeit entscheidend im Geiste der Freimaurerideologie beeinflussen, manipulieren und programmieren können.

. . .  Was auf uns zukommt ist schon in einer Resolution der Freireligiösen Gemeinde Bayerns vom 26. März 1962 in aller Deutlichkeit ausgesprochen worden:
die völlige Trennung von Staat und Kirche,
die Beseitigung des christlichen Charakters der Gemeinschaftsschulen und höheren Schulen,
die Ausschaltung des kirchlichen Einflusses in Verwaltung und Justiz,
die Abschaffung der Säuglingstaufe und schließlich
die Überprüfung aller Gesetze zum Zwecke der Beseitigung der Bevorzugung der Kirchen und kirchlichen Organisationen.

Die konzentrierte Aktion der organisierten und gesteuerten antichristlichen Kulturrevolutionäre wurde systematisch weitergeführt und erreichte einen spektakulären Höhepunkt im Jahr 1973. Die westdeutsche Drei‑Punkte‑Partei (F.D.P.), „zu der sich die Freimaurer, sofern sie sich politisch betätigen, auf Grund der liberalen Geisteshaltung besonders hingezogen fühlen“ (Kristall, Nr.10/1964, S.63), veröffentlichte in der „Frankfurter Rundschau“ vom 23. August 1973 den Entwurf eines Grundsatzpapiers Freie Kirche im freien Staat ‑Thesen zum Verhältnis von Staat und Kirche. …

Der F.D.P.‑Bundesvorstand hat am 26. August 1973 die Vorlage als „geeignete Grundlage für die Diskussion in der Partei“ freigegeben. Ursprünglich war auch eine Diskussion der „Thesen“ auf dem Bundesparteitag der F.D.P. in Wiesbaden geplant, doch fand die Diskussion dort aus begreiflichen Gründen nicht statt. Die Proteste und ablehnenden Reaktionen, die aus der Öffentlichkeit gegen dieses Kirchenpapier laut wurden, ließen es den Parteistrategen ratsam erscheinen, das antikirchliche Machwerk vorerst auf Eis zu legen und auf günstigere Zeiten für einen neuen Vorstoß zu warten.  . . .

3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen

Mit Papst Johannes XXIII. begann eine neue Ära der Kirchengeschichte. Die universale Brüderlichkeit, die dieser Papst aller Welt vorlebte, weckte auch in der Welt der Freimaurerei große Erwartungen. Man hoffte auf grundlegende Wandlungen im Verhältnis von Katholischer Kirche zur Freimaurerei. Der gütige Roncalli-Papst gab gerade durch seinen brüderlichen Stil nicht zuletzt dem Groß-Orient von Frankreich Anlaß, die antikirchliche Kampagne durch eine bessere revolutionäre Methode abzulösen. Die gehässigen Töne gegen die Kirche verstummten. Die Parole hieß nun: Ökumenischer Dialog.

Der Dialog erlaubte es schließlich, mehr und mehr aus der subversiven Untergrundaktivität aufzutauchen und an das Licht der Öffentlichkeit zu treten. Die Revolutionäre des Groß‑Orient begannen eine Offensive der brüderlichen Umarmung, sie zeigten plötzlich ein freundliches Gesicht. Die antichristliche Revolution sollte auf leisen Sohlen und mittels des ökumenischen Dialogs größere Fortschritte machen und noch bessere Erfolge erzielen. Soweit man heute die Situation überblicken kann, hat sich die neue maurerische Taktik als erfolgreich erwiesen.  . . .

Die erste spektakuläre Aktion, die das Zeitalter des Dialogs mit der Katholischen Kirche einleitete, war die Einladung des ehemaligen Kanzelredners von Notre Dame in Paris, Pater Riquet S. J., zu einem Vortrag vor Freimaurern in der Loge Volney in Laval (Westfrankreich), einer Loge des Groß‑Orient. Der Vortrag fand am 18. März 1961 statt.  . . .

Am gleichen Tag meldete die Katholische Nachrichtenagentur KNA, daß am 18. März erstmals seit zwei Jahrhunderten ein katholischer Priester mit Billigung seiner kirchlichen Obrigkeit eine Freimaurer-Loge in Frankreich betreten werde . . .  Ein „Streitgespräch“ war indes nicht geplant und fand auch nicht statt. Am 22. März 1961 berichtete KNA: 
„Als ein historisches Ereignis in der Geistesgeschichte Frankreichs wurde in einem gemeinsamen Kommunique das Auftreten eines katholischen Geistlichen in der Freimaurerloge von Laval bezeichnet. . . . Damit war ein Anfang gesetzt.

Schon ein Jahr später wurde dem Kapuzinerpater N. M. Wildiers von seinem Freund, dem Freimaurer N. E. van der Laaken, die Gelegenheit geboten zu einem Vortrag vor den versammelten Logen von Amsterdam. P. Wildiers, der durch seine Studien und Vorträge über Teilhard de Chardin bekannt geworden war, sprach vor den Freimaurern in Amsterdam über Teilhard.  . . .

Im Juni 1971 wurde erstmals ein Bischof in eine Loge der Grand Loge de France (GLDF) eingeladen. Bruder Dr. Pierre Simon, der von 1969 – 1971 Großmeister der GLDF war und dieses Amt 1973 wieder übernahm, lud den Weihbischof von Paris, Msgre Pezeril, in die GLDF ein. Nach einer Freimaurer-Zeitung „war es das erste Mal seit der französischen Revolution, daß ein amtierender Bischof offiziell in einer Freimaurerloge empfangen wurde.  . . . 

Im Frühjahr 1961, noch rechtzeitig vor dem Konzil, erschien aus der Feder des angesehenen Rechtsgelehrten Alec Mellor mit dem Imprimatur der Erzdiözese Paris das aufsehenerregende Werk „Unsere getrennten Brüder, die Freimaurer“, das in „Le Monde“ eine „leidenschaftliche Studie über die Freimaurerei und den Katholizismus“ genannt wurde und heftige Diskussionen bei Katholiken und Freimaurern auslöste.

. . .  Selbst die Maurerei in den Vereinigten Staaten darf nicht einfach für weltanschaulich harmlos angesehen werden. Zwar haben sich sowohl Roosevelt wie Truman, die wie viele andere Präsidenten der USA der Loge angehörten, zum Heiligen Stuhl freundlich gestellt; aber danach allein kann man nicht urteilen. Joseph Berteloot hat gezeigt, daß die Maurerei der Vereinigten Staaten ein doppeltes Gesicht besitzt. Es fehlt auch hier nicht an antichristlichen Scharfmachern.  . . .

. . .  Da eine Ökumene der christlichen Kirchen und Gemeinschaften wenig oder gar keine Aussicht hat jemals verwirklicht werden zu können, bleibt als Ausweg aus dem ökumenischen Dilemma nur eine Ökumene der Religionen als Endziel einer universalen religiösen Ökumenismus-Bewegung.

. . .  Wir finden sie wieder in Lessings Drama Nathan der Weise, in welchem zum Schluß Christ, Mohammedaner und Jude geschwisterlich und freundschaftverpflichtet und verbunden sind.
 Mit der bekannten Ringparabel symbolisiert der Dichter seine Auffassung, daß Christentum, Judentum und Islam als geschichtliche Wahrheiten nur zufällige sind, die alle gleichermaßen die ewige notwendige Wahrheit verhüllen. 
Das ist reine Freimaurerideologie.

SCHLUSSWORT

Überzeugt von der unumstößlichen Tatsache, daß die Freimaurerei ihr innerstes Wesen, wie es in dem Grundgesetz der Konstitutionen von 1723 grundgelegt ist, niemals ändern kann, geben wir das letzte Wort dieser Schrift einem Freimaurer, der zu den einflußreichsten Vertretern der internationalen Freimaurerei im 20. Jahrhundert gezählt werden darf: Quartier‑la‑Tente. Er war protestantischer Pfarrer, Großmeister der Schweizer Großloge „Alpina“ und zeitweilig Leiter der freimaurerischen Weltgeschäftsstelle in Genf. 27 Jahre lang war er überdies Staatsrat und Leiter des Departements für Unterricht und Kultur in der Schweiz.
 Er schreibt über die Versöhnung von Freimaurerei und Christentum:
„Die Versöhnung ist nicht mehr möglich. Es kann daher nur Kampf geben, einen Kampf ohne Gnade, der mit dem Sieg der Wissenschaft und des Gewissens enden wird … Der Maurer ist ein freier Mensch; der Christ ist ein Sklave, der einer erzwungenen Disziplin des Geistes unterworfen ist. Und nichts ist unverträglicher mit freimaurerischem Geist.“
(Quartier‑la‑Tente: Two Centuries of Freemasonry, Bern, 1917)

In der Tat ist jeder wahre Christ ein Sklave (Diener) Jesu Christi. Im Neuen Testament wird das oftmals bezeugt, besonders in den Paulusbriefen. Diese Sklaverei aber, die nichts anderes ist als der unbedingte Glaubensgehorsam gegenüber dem Herrn Jesus Christus, nimmt der Christ in freier Liebe auf sich, weil er davon überzeugt ist, daß nur Christus allein uns zur wahren Freiheit befreit.
 Ungehorsam gegen Jesus Christus führt in die Sklaverei der Sünde: das heißt in die Unmenschlichkeit und Barbarei. 

Die Wissenschaft der Freimaurerei hat die Menschheit in eine Sackgasse geführt. Der autonome Humanismus hat nicht Freiheit für alle, sondern eine neue Form der Sklaverei für viele geschaffen, aus der nur Jesus Christus und seine Gnade befreien kann.

Dieser Beitrag entstammt dem Buch DIE ANTICHRISTLICHE FREIMAUREREI, erhältlich im Miriam-Verlag in 79798 Jestetten, Brühlweg 1

Kürzungen und die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Oktober 2006

Weitere ergänzende Beiträge:
1. Die geplante Weltregierung, von Manfred Adler
2. Weltmacht Zionismus, von Manfred Adler
3. Christus und die Welt des Antichristen, von Pfr. Wolfgang Borowsky
4. Das antichristliche Weltsystem, von Erich Sauer
5. Das Völkergericht, von Erich Sauer
6. Karl Marx und Satan, von Pfr. Richard Wurmbrand

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