Der Große Reset (J.Mason)

Jason Mason

Der Grosse Reset –
der verborgene Plan hinter der Corona-Krise

Veröffentlicht Dez 14, 2020

– Leicht gekürzt von Horst Koch, Herborn, im Januar 2021 – 

Der große Reset: Die Coronakrise entschlüsseln

Viele Menschen fragen sich, warum die Welt die sogenannte Corona-Pandemie nicht in den Griff bekommt und was der wahre Grund für die ungerechtfertigten Lockdowns in vielen Ländern des Globus sein könnte. In den Mainstream-Medien hört und liest man immer wieder das Gleiche, wobei dort erklärt wird, daß die Krise bald vorüber sein und wir wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren werden.

Das soll laut den Versprechungen der Politiker irgendwann zwischen 2021 bis 2023 erfolgen. Doch stimmt das wirklich oder wird hier eine verborgene Agenda mit einem geheimen Plan ausgeführt? Denn es gibt jetzt seit einigen Wochen die ersten Meldungen über einen solchen Plan.

Renommierte internationale Nachrichtenmedien bringen bereits Beiträge, in denen erklärt wird, daß sich unser Leben nicht wieder normalisieren, sondern völlig und grundlegend verändern soll. Wir befinden uns demnach nicht nur in einer Gesundheits– sowie in einer Wirtschaftskrise, sondern vor allem in einer sozialen Krise, weil wir durch die Lockdowns unsere Mitmenschen und Angehörigen nicht mehr sehen dürfen, was einer sozialen Abgrenzung gleichkommt.

Die Lösung dafür soll uns schließlich wieder näher zusammenbringen. Gleichzeitig wird erwähnt, daß „paradoxerweise“ auch die wichtigsten Wirtschaftsführer in den Krisenmodus gewechselt haben und bekanntgeben, daß viele unserer Arbeitsplätze in Gefahr sind. Die Ergebnisse diese Gespräche sollen klargestellt haben, daß die Menschen wichtiger sind als die Wirtschaft, sofern man diesen Erklärungen Glauben schenken möchte.

Aus diesem Grund entlassen Unternehmen ihre Angestellten und Arbeiter, damit sie vor dem Virus sicher sind und ihn überleben können. Außerdem wollen sich die Dienstgeber absichern, weil sie selbst von ihren Untergebenen ebenfalls mit dem Virus infiziert werden könnten. Die Lage ist für uns deshalb kritisch, weil wir nicht wissen, wie lange wir dieser Krise und dem Niedergang der Wirtschaft noch ausgesetzt sein werden – Wochen, Monate oder Jahre?

Weil sich die Planer der globalen Ökonomie darüber offenbar schon seit geraumer Zeit Gedanken gemacht haben, enthüllten sie nun, daß es „bereits klar ist, daß wir uns in der Mitte eines großen Reset befinden“. Deshalb wird es für uns nötig, gründlich über unsere Arbeit, unser Leben, die Wirtschaft und die Führung der Welt nachzudenken. Das alles soll laut den Ausführungen dieser Experten mit der Finanzkrise im Jahr 2008 zusammenhängen.

Seit damals haben die Märkte sich vorgeblich wieder für mehr als zehn Jahre erholt, doch diese Krise war eigentlich nicht vorüber, sondern wurde nur durch ungezügeltes Gelddrucken der Zentralbanken und der Ausweitung der bestehenden globalen Geldmenge verzögert. Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, an dem immer schneller immer mehr neu erschaffenes Geld in die Märkte gepumpt wird, was jedoch keinen Stimulus auf die Realwirtschaft mehr erzeugt.

Zentralbanker haben deshalb darauf hingewiesen, daß bald mit einer globalen Hyperinflation, also einer totalen Entwertung der Währungen, zu rechnen ist. So hat zum Beispiel der US-Dollar seit der Gründung der FED mehr als 99 Prozent seines Wertes und der Euro seit der Gründung der EZB mehr als 85 Prozent an Wert gegenüber Gold verloren.

Alleine im laufenden Jahr 2020 hat sich die globale Geldmenge um einen unglaublichen Faktor gesteigert, was natürlich zu einer immer schnelleren Geldentwertung und einer globalen Verschuldung führt, die Mitte 2020 bereits 250 Billionen US-Dollar erreicht hat.

Abgesehen von der Krise haben Wirtschaftsführer schon seit Jahren verkündet, daß es in naher Zukunft durch Automatisierung, Auslagerung von Arbeitsplätzen und zunehmender Computerisierung immer weniger Vollzeitarbeitsplätze geben wird und wir uns bald in einer Welt ohne Arbeit bzw. mit massiv hoher Arbeitslosigkeit wiederfinden werden – auch ohne Corona.

Das gilt aber nicht für UNS alle, denn Banken, führende internationale Unternehmen und ihre Leiter und CEOs sowie Aktionäre werden durch die aus der Krise entstandenen Profite in gleichem Masse reicher, mit dem der Rest der Bevölkerung in Rekordgeschwindigkeit verarmt.

Das ist dieser Elite völlig klar, und deshalb spricht man hier vom Begriff des „ungleichen Einkommens“, weil Gesellschaften und Menschen Anzeichen von Streß zeigen und die globale Produktivität zurückgeht – was Unruhe, Depression und Selbstmorde zur Folge hat.

Dadurch soll auch zu erklären sein, warum die Fruchtbarkeitsrate global fällt und in entwickelten Ländern weniger Kinder geboren werden, die uns ersetzten sollen. Aber: Wir als arbeitende Bevölkerung sind nicht dafür verantwortlich, daß das Finanz- und Wirtschaftssystem versagt, und viele Paare in westlichen Nationen können sich einfach aufgrund ihres geringen Einkommens und der steigenden Inflation keine weiteren Kinder leisten.

In Anbetracht der globalen Überbevölkerung und dem Verschwinden von immer mehr Arbeitsplätzen benötigen die entwickelten Ländern auch keine höhere Geburtenrate oder eine Zuwanderung, die das ausgleichen soll – denn wir bewegen uns schnell in eine Welt ohne Arbeitsplätze hinein.

In Zukunft sind vor allem hoch spezialisierte Stellen im Technologiesektor wichtig, den Rest sollen bald künstlich-intelligente Algorithmen und Roboter übernehmen. Weil globale Eliten das alles seit langer Zeit so geplant haben, sprechen sie von einem notwendigen Wandel und einem „großen Reset“, denn SIE und nicht WIR haben diese Zustände ja schließlich herbeigeführt.

Es handelt sich also nicht nur um einen unausweichlichen Reset des Finanzsystems, sondern auch um einen Reset der Arbeitswelt. Und die Planer erklären mittlerweile ganz offen, daß dieser Neustart noch Jahrzehnte nachwirken wird.

Die Menschen sollen sich deshalb bereits jetzt an eine virtuelle Arbeitswelt gewöhnen, in der man viele Dinge von zu Hause aus erledigen müssen wird – man nennt es die „digitale Transformation“, und wir sollen sehr rasch daran gewöhnt werden. 

Das vor allem auch deshalb, weil die globale Wirtschaft einen Reset vollführt und tausende bis hin zu Millionen von Stellen streicht, um produktiv zu bleiben und die Profite bis zum Schluß zu steigern. Die Corona-Krise ist somit eine fadenscheinige Entschuldigung, sich von vielen Mitarbeitern zu trennen, um den Umsatz zu erhöhen.

Diese Entlassungen werden aber damit begründet, daß man sich um das Wohl und die Gesundheit der Menschen sorgen würde. Dennoch müssen wir damit leben und diese Erklärungen schlucken, obwohl immer weniger Menschen Politikern und den Massenmedien ihren Glauben schenken.

Sie wollen uns nämlich glauben machen, daß diese Krise überraschend über uns hereingebrochen ist und der von ihnen präsentierte Big Reset eine gute Sache für uns alle sein wird.

UN-gestützter „Großer Reset“ um die Neue Weltordnung einzuleiten

Alternative und freie Medien berichten hingegen völlig andere Dinge, wobei dort klargestellt wird, daß die Agenda zum großen Reset von den Vereinten Nationen stammt, um ihren Plan für eine Neue Weltordnung umzusetzen.

Der Reset bedeutet somit für alle Menschen – außer der Elite – einen Verlust von Freiheit und Wohlstand sowie eine totalitäre globale Weltregierung – zumindest wenn die Elite mit ihren Plänen Erfolg hat. Vor den Corona-Lockdowns gab es bereits Ausschreitungen und Plünderungen, um angeblich gegen den systemischen Rassismus und Ungleichheit zu protestieren.

Der Deep State selbst hat dann seinen Plan des Big Reset präsentiert, um die ganze Welt ein für alle Mal nach ihren Plänen zu transformieren. Das geschieht aber nicht zum Wohle der Massen, sondern ausschließlich zum Wohle der herrschenden Klasse.

Die Bekanntgabe des großen Reset wurde bis vor wenigen Tagen noch auf einer Webseite des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum) präsentiert, bevor man sie aus unbekannten Gründen gelöscht hat.

Die Planer des Reset sind demnach die wichtigsten Bosse der Wirtschaft, des Globalismus und der Einen Weltregierung, das schließt auch Königsfamilien und kommunistische Regime mit ein. Leider haben diese Kreise nicht mit der immer schnelleren Aufdeckung ihrer wahren Pläne für die Menschheit gerechnet, die man in der Schweizer Stadt Davos ausgehandelt hat, um die Bereiche Industrie, Gesellschaft, Ausbildung, Landwirtschaft usw. umzustrukturieren.

Der führende Fürsprecher des großen Reset ist der deutsche Gründer und Vorsitzende des World Economic Forum, Klaus Schwab, der außerdem ein ehemaliges Mitglied des inneren Kreises der Bilderberger ist.
Der Davoser Globalist Klaus Schwab: Die Welt wird nach COVID „nie“ zur Normalität zurückkehren.

COVID 19 – der große Umbruch

In seinem Ende September 2020 erschienen Buch mit dem Titel „Der große Umbruch“ erklärt Klaus Schwab, daß die Welt, wie wir sie kennen, niemals wieder zur alten Normalität zurückkehren wird. Dort schreibt er auch, daß der Coronavirus keine neue existenzielle Bedrohung darstellt, was zeigt, daß Globalisten die Coronakrise dazu nutzen, ihre Pläne umzusetzen.

Das Weltwirtschaftsforum gab dann auch noch einige Prognosen für das Jahr 2030 ab. Dort wird erklärt, daß die USA dann keine Supermacht mehr sein und sich der UN untergeordnet haben werden. Alle Menschen sollen weniger Fleisch konsumieren, und fossile Brennstoffe sollen endgültig der Vergangenheit angehören.

Außerdem schreibt Schwab, daß die meisten Menschen im Jahr 2030 nichts mehr besitzen werden, und daß wir alle glücklich darüber sein werden!

„Sie werden nichts besitzen.“ – und „Sie werden glücklich darüber sein.“ – So Klaus Schwab, Weltwirtschaftsforum.

„Die Pandemie stellt eine seltene, aber begrenzte Gelegenheit dar, unsere Welt zu reflektieren, neu zu denken und neu auszurichten.“ – Klaus Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender, Weltwirtschaftsforum

Diese Agenda zur globalen Armut und der Herrschaft einer auserwählten Elite soll also durch die sogenannte Covid-19-Pandemie ausgeführt werden, die von den selben Leuten benutzt wird, um Lockdowns durchführen zu können, damit die Weltwirtschaft geplant zusammenbricht.

Dann soll die ganze Industrie verstaatlicht werden und kleine Unternehmen sollen endgültig von der Bildfläche verschwinden. Dazu gehören dann auch neue Impfpässe und digitale Identitätsnachweise, um überhaupt noch reisen zu dürfen. Man wird in den kommenden Jahren versuchen, den internationalen Reiseverkehr sowie die Bewegungsfreiheit zu verringern, um keine weiteren Massenaufstände gegen diese neue kommunistische Agenda zu ermöglichen.

Selbst sozialistische Nationen bewegen sich jetzt in Richtung dieses neuen Kommunismus und viele sehen in Klaus Schwab sogar schon den neuen Karl Marx. Handelt es sich also wirklich um die größte Verschwörung, die jemals gegen die gesamte Menschheit entstanden ist?

Die Akteure geben uns ja bereits bekannt, daß wir alle in 10 Jahren nichts mehr besitzen werden – also auch keinerlei Rechte mehr! Alle Nationen von den USA bis hin zu China sollen zustimmen, daß jede Industrie transformiert werden muß, und es sich daher auch um einen Reset des Kapitalismus handelt.

Diese Gleichmachung soll uns schließlich in ein neues technokratisches und marxistisches Utopia entführen. Wie gesagt soll die Covid-19-Pandemie der vorgebliche Auslöser dafür sein, doch handelt es sich wirklich um eine Pandemie, die solche Lockdowns und Zwangsmaßnahmen erfordern?

CDC-Daten zeigen hohe Virus-Überlebensrate: 99%-Plus für die Altersgruppe der 69-Jährigen und Jüngeren, 94,6% für Ältere

Daten des amerikanischen CDC (Centers for Disease Control = Zentren für Krankheitsbekämpfung) ergeben eindeutig, daß ein Grossteil der infizierten Menschen eine Corona-Erkrankung schadlos überstehen. Bei Menschen bis zu 20 Jahren liegt die Erholungsrate bei 99.997 Prozent, bei 20-40-jährigen immer noch bei 99,98 Prozent, und bei Menschen bis zu 70 Jahren noch bei 99,5 Prozent.

Erst bei über 80 Jahren sinkt die Rate auf ungefähr 95 Prozent. Das bedeutet also, daß die Sterberate durch Covid-19 lediglich bei 0,003 bis 0,5 Prozent bei der arbeitenden Bevölkerung liegt. Mehr als 99,5 Prozent der Altersgruppe bis ca. 80 Jahren sind also überhaupt keiner Gefahr ausgesetzt!

Die Kurve der Toten liegt also genau innerhalb der gewöhnlichen durchschnittlichen Sterblichkeitsrate der Bevölkerung. Rechtfertigt das landesweite Lockdowns? Eigentlich sollte man laut diesen offiziellen Daten nur Altersheime einschränken.

WHO-Funktionär drängt führende Politiker der Welt, keine Lockdowns mehr als primäre Methode der Viruskontrolle einzusetzen.

Sogar Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO haben inzwischen Forderungen an die Weltführer gerichtet, Lockdowns als primäres Mittel zur Kontrolle des Coronavirus nicht länger einzusetzen!
„Wir in der WHO unterstützen keine Lockdowns als primäres Mittel zur Kontrolle dieses Virus“, sagte Dr. David Nabarro von der Weltgesundheitsorganisation.

Er sagte weiter, daß Lockdowns weit schlimmere Konsequenzen nach sich ziehen als andere Einschränkungen, denn durch die Zerstörung verschiedener Industrien werden sich unweigerlich Hunger und Armut ausbreiten. Das betrifft zu Beginn vor allem die internationale Tourismus-Industrie, aber auch Bauern in aller Welt.

Die WHO schätzt, daß sich die Anzahl der Menschen, die 2021 in Armut leben werden, dadurch insgesamt verdoppeln wird! Außerdem werden mehr und mehr Menschen an Unterernährung leiden. Aus diesem Grund haben bereits tausende von Gesundheitsexperten eine Petition eingereicht, die das Ende der Corona-Lockdowns fordert, weil damit ein irreparabler Schaden angerichtet wird!

Bereits jetzt ist bekannt, daß Lockdowns mehr Selbstmorde, Drogentote und einen Anstieg an häuslicher Gewalt verursachen. Die Ängste und Sorgen der Lockdowns verursachen also bei der durch den Virus offiziell nicht gefährdeten Bevölkerung unter 80 Jahren Ängste und Sorgen und zerstören viel mehr Leben als unter normalen Umständen – viel mehr als durch ungerechtfertigte Lockdowns möglicherweise gerettet werden könnten.

Warum Covid-19 eine „seltsame Pandemie“ ist

Handelt es sich eigentlich um eine wirkliche Covid-19-Pandemie? Wie gesagt, haben Experten bekanntgegeben, daß die Sterblichkeitsrate des Covid-19-Virus fast völlig der normalen durchschnittlichen Sterblichkeitsrate entspricht. Im Gegenteil zur Corona-Pandemie sind bei der Spanischen Grippe vor hundert Jahren vor allem Kleinkinder und junge Erwachsene zwischen 20-45 Jahren gestorben.

Bei Corona verhält es sich genau umgekehrt und die meisten Opfer sind in Altenheimen zu beklagen, wobei die Altersschicht unter 50 Jahren so gut wie überhaupt nicht betroffen ist. Somit könnte man behaupten, daß gar keine Corona-Pandemie existiert, weil die momentane Sterblichkeitsrate völlig der normalen ähnelt.

Weiter haben viele Mediziner bekannt gegeben, daß sie gar keinen eigentlichen Corona-Virus in ihrem Besitz haben, und daß er „nicht verfügbar“ sei! Das läßt Zweifel über die eigentliche Existenz dieses Virus entstehen, denn angeblich konnte er von Medizinern und Virologen noch gar nicht isoliert werden, wodurch seine reale Existenz immer noch nicht bestätigt werden kann.

COVID: Das Virus, das es nicht gibt: Der Betrug an den Wurzeln aufgedeckt

Somit könnte es sich um einen Trick handeln, wenn von einer Pandemie die Rede ist, um die globalen Lockdowns zur Zerstörung der Weltwirtschaft zu benutzen.

Die nächste Frage, die dabei entsteht, ist: Wenn der Covid-19-Virus nicht isoliert werden kann, um zu bestätigen, daß er überhaupt existiert – was befindet sich dann in den Corona-Impfstoffen und warum sollen staatlich vorgeschriebene Zwangsimpfungen durchgeführt werden, wenn die Sterblichkeitsrate so niedrig liegt?

Die Lockdowns haben bereits jetzt dazu geführt, daß die Versorgung mit Nahrungsmitteln eingeschränkt ist und bis zum Jahr 2022 neue Hungersnöte entstehen werden. Das sorgt natürlich für weitere Störungen des sozialen Gleichgewichts und einer Ungleichheit der Einkommen.

Im Gegensatz zur hart arbeitenden Bevölkerung sind die Multimillionäre und Milliardäre der Elite während der Krise noch schneller noch reicher geworden.
Warum appellieren die Mitglieder der UN und des Weltwirtschaftsforums nicht an diese reichsten Menschen der Welt, sich freiwillig von ihrem konzentrierten Reichtum zu trennen und ihn einfach mit dem Rest der Menschheit gerecht zu teilen?

Dann wäre kein Big Reset notwendig, denn die Zerstörung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten wird vor allem dadurch erzeugt, daß Reiche den Armen alles wegnehmen und diese dann gezwungen sind, Raubbau an der Umwelt zu betreiben.

Dieser Punkt wird natürlich nicht zur Sprache gebracht, denn der kommende Kommunismus wird nicht die Oberschicht, sondern ausschließlich die Mittelschicht und Unterschicht der Bevölkerung betreffen. Klaus Schwab meint, daß sich alle Aspekte unserer Gesellschaft und Wirtschaft verändern müssen, sogar unser Denken und unser Verhalten.
Uns soll dabei ein „neuer sozialer Vertrag“ aufgenötigt werden, der auf sogenannter „sozialer Gerechtigkeit“ beruht.

Schwab erklärt weiter, daß wir völlig neue Grundlagen für unsere Wirtschaft und unsere sozialen Systeme benötigen und uns keine andere Wahl bleibt, als zuzustimmen und uns unterzuordnen. Doch stimmt das wirklich oder haben wir Bürger und einzelne Nationalstaaten sehr wohl die Wahl, uns diesen Plänen einfach zu widersetzen?

Wenn die freien Märkte und der Kapitalismus verschwinden, dann verschwinden auch die Mittelklasse und der Wohlstand. Seine Stelle wird eine Technokratie einnehmen, in der diese undurchsichtigen Zielsetzungen von demokratisch nicht gewählten Technokraten durchgesetzt werden sollen.

Laut diesen Personen soll uns die Covid-19-Krise verdeutlichen, daß die alten Systeme im 21. Jahrhundert nicht mehr fit genug sind: „Jetzt ist der historische Moment – die Zeit –, nicht nur den Virus zu bekämpfen, sondern das System für die Post-Corona-Ära zu formen.“

Obwohl man in der Öffentlichkeit die Corona-Krise für den großen Reset heranzieht, erklären die Mitglieder des Weltwirtschaftsforums, daß sie an dieser Agenda bereits seit vielen Jahrzehnten arbeiten! Werden wir also einfach belogen, damit sie ihre wirklichen Ziele realisieren können?

Globalisten sprechen schon länger von der „vierten industriellen Revolution“. Diese neue Transformation soll dabei völlig anders sein als jede Revolution, die die Menschheit zuvor erlebt hat. Klaus Schwab erklärt dazu, daß die neue Revolution die Grenzen zwischen „physischer, digitaler und biologischer“ Bereiche verwischen soll.

Das bedeutet, daß der Mensch mit der Maschine zu einer Form des Transhumanismus verschmelzen soll, was laut Aussagen führender Fürsprecher des Transhumanismus bald dafür sorgen soll, daß die Menschheit, wie wir sie kennen, in naher Zukunft nicht mehr existieren soll!

Elon Musk hat sich beispielsweise mehrmals darüber geäußert, daß wir sehr vorsichtig bei der Einführung von Transhumanismus und Künstlicher Intelligenz (KI) vorgehen sollten, weil es sich als die größte existenzielle Bedrohung herausstellen könnte, mit der wir jemals konfrontiert worden sind.

Er sagte, wir könnten mit Künstlicher Intelligenz „den Dämon“ beschwören, den wir dann nicht mehr loswerden und somit bald in einer realen Matrix existieren, einer synthetischen Realität, die durch digitale Implantate und eingepflanzte Mikrochips ermöglicht wird.

Wenn es soweit ist, werden die betroffenen Menschen mit Künstlicher Intelligenz infiziert und ihre Leben zu einer digitalen Simulation verwandelt, und sie werden ein Teil eines neuen technologischen Schwarm-Verstands, indem sie mit der Maschine oder dem Dämon verschmelzen.

Sie können dann nicht mehr zwischen simulierter oder natürlicher Welt unterscheiden. Diese Illusion der Künstlichen Intelligenz bedeutet somit totale Kontrolle. Ob letztlich die Elite oder ihre Künstlichen Intelligenzen Gott spielen werden, um ihre Implantate und Transhumanisten zu steuern und zu kontrollieren, bleibt vorerst offen.

Das Gehirn wird durch diese Implantate aber programmiert und kontrolliert und das kann man gleichstellen mit dem völligen Ende des freien Willens eines natürlichen Menschen – er verwandelt sich in einen Transhumanisten oder Mensch 2.0.

Transhumanismus bedeutet auch genetische Modifikation, Drogen und bionische sowie kybernetische Erweiterungen. Kritiker sehen hier vor allem einen Eingriff in die göttliche Ordnung der Dinge, und nicht nur Satanisten wie Anton LaVey haben über menschliche Roboter und Transhumanisten gesprochen, sondern auch Eingeweihte in die Zukunftspläne der Eliten, wie zum Beispiel der bekannte Schriftsteller Aldous Huxley (1894-1963).

Er hat bereits im Jahr 1932 seinen dystopischen Roman „Schöne neue Welt“ veröffentlicht. Dort schreibt er von einem futuristischen Weltstaat, deren Bürger vom Staat maßgeschneidert genetisch erschaffen werden, um in einer festgelegten sozialen Hierarchie zu dienen.

Das umfaßt auch psychologische Manipulation und Konditionierungen, die es fast unmöglich machen, diese düstere Weltordnung herauszufordern. Weil Aldous in die realen Pläne der Eliten eingeweiht war, wird völlig klar, daß diese Ziele bereits seit sehr langer Zeit geplant und schrittweise in bestimmten globalen Agenden umgesetzt werden sollen.

Wir sprechen hier also wirklich vom Tod der bekannten Menschheit und der Auflösung aller, vor allem christlich geprägten Nationalstaaten. Darum sollte diese Agenda die wichtigste Angelegenheit für Patrioten und Nationalisten sein.

„Ich glaube an den Transhumanismus: Wenn es erst einmal genügend Menschen gibt, die das wirklich sagen können, wird die menschliche Spezies an der Schwelle zu einer neuen Art von Existenz stehen, so unterschiedlich wie die unsere von der des Peking-Menschen ist. Sie wird endlich ihr wahres Schicksal bewußt erfüllen“. Julian Huxley. 

Zitat: Aldous Huxley, März 1962:
„In der nächsten Generation oder so wird es eine pharmakologische Methode geben, die Menschen dazu zu bringen, ihre Knechtschaft zu lieben und eine Diktatur ohne Tränen zu erschaffen, um es so auszudrücken. … Man erschafft eine Art schmerzloses Konzentrationslager für ganze Gesellschaften, so daß den Menschen tatsächlich ihre Freiheiten genommen werden. Doch sie werden es geniessen, weil sie von jedem Wunsch zur Rebellion abgelenkt werden, durch Propaganda oder Gehirnwäsche, oder Gehirnwäsche, die durch pharmakologische Methoden verstärkt wird. … Und das scheint die letzte Revolution zu sein.“

Wenn die Corona-Krise also die Transformation in die vierte industrielle Revolution ermöglichen soll, sollte es immerhin möglich sein, die Bevölkerung zu fragen, ob sie eigentlich damit einverstanden ist, bevor sie dieser marxistischen Agenda der Neuen Weltordnung ohne ihre Zustimmung ausgesetzt wird, denn wir sprechen hier immerhin vom Verlust sämtlicher Freiheiten und unseres kollektiven Wohlstands, für den wir hart arbeiten.

Bereits in der UN-Agenda für 2030 wird festgelegt, daß jede Regierung der Welt sich diesem Diktat unterwerfen soll, nur dann soll es möglich sein, daß Wohlstand und Einkommen endlich allen Weltbürgern in gleichem Masse zustehen.

Doch erbringen die Nationen der Zweiten und Dritten Welt wirklich die gleiche Leistung wie die westlichen Nationen, um zu rechtfertigen, daß der Wohlstand der Bevölkerung, nicht jedoch derjenige der Eliten, gleichmäßig aufgeteilt werden soll?

Weiter geht es in den Forderungen der UN damit, daß eine Form von International- Sozialismus gefordert wird, um alle Ungleichheiten unter den Völkern und Nationen zu beseitigen. Ja, bis 2030 sollen alle Männer und Frauen – speziell die Armen und Bedürftigen – die gleichen Rechte auf alle unsere ökonomischen Ressourcen besitzen.

Dazu wird es notwendig, daß Regierungen die totale Kontrolle über Produktion und Konsum erlangen. Das schließt außerdem ein neues Gesundheitssystem mit ein, das ebenfalls völlig von den Regierungen kontrolliert werden soll.

Das alles soll schließlich ein totalitär-technokratisches System der Einen Weltregierung erschaffen, weil WIR laut Klaus Schwab einfach nicht mehr länger damit warten können.

Ich glaube eher, daß die Elite nicht mehr länger darauf warten kann, weil ihre Pläne für die Neue Weltordnung ansonsten scheitern werden.

1973 sagte ein MIT-Computer voraus, wann die Zivilisation enden wird.

Aber ist die Technokratie wirklich die einzige Möglichkeit, die uns aufgrund der von den Eliten verursachten Probleme durch die Zerstörung unserer Umwelt verursacht wurden, die uns bleibt?

Bekanntlich haben bereits im Jahr 1973 Computermodelle des amerikanischen MIT (Massachusetts Institute of Technology) aus allen damals verfügbaren Daten berechnet, daß die menschliche Zivilisation in diesem Zustand um das Jahr 2040 herum kollabieren bzw. enden wird.

Dieser Zeitpunkt lag damals noch in weiter Ferne, ist mittlerweile aber nur noch eine Generation von uns entfernt!

Warum wurden nicht bereits damals die Weichen gestellt und die ganze Weltbevölkerung über dieses Problem unterrichtet?
Warum haben der Raubbau an der Natur und die zügellose Überbevölkerung seitdem fast ungebremst zugenommen und warum warten die Eliten bis zum allerletzten Moment, um die Notbremse zu ziehen?

Wollten sie mit ihrem Zentralbankensystem und dem Kapitalismus noch das letzte Kapital aus der Weltbevölkerung saugen, bis dieses System schließlich unweigerlich kollabiert?
Haben sie Angst, daß das irgendwann herauskommt und präsentieren sie uns nun deshalb plötzlich ihre anscheinend wohlwollenden Pläne für eine bessere Zukunft?

Das Modell aus dem Jahr 1973 wurde vom Club of Rome in Auftrag gegeben, einer Organisation aus Planern, Wissenschaftlern und ehemaligen Staatsführern sowie UN-Bürokraten, die mit den globalen Herausforderungen zu tun haben, die der Menschheit in Zukunft bevorstehen.

Das Computermodell ergab, wie gesagt, daß wir bis zum Jahr 2040 einen globalen Kollaps erleben werden, weil sich sowohl die Bevölkerung als auch die Industrie in zunehmendem Masse vergrößern würden. Dadurch würde sich die Lebensqualität immer weiter verschlechtern, und die schwindenden natürlichen Ressourcen werden nicht mehr ausreichen, um unsere moderne Zivilisation aufrecht zu erhalten.

Damals wurde das Jahr 2020 als der erste große Meilenstein in dieser Entwicklung genannt, an dem die globale Lebensqualität plötzlich signifikant fallen wird. Das soll schließlich zum Tod eines Großteils der Menschheit führen.
„Um das Jahr 2020 werden die Konditionen auf dem Planeten höchst kritisch. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, wird die Lebensqualität auf unter Null fallen. Die Umweltverschmutzung wird so schlimm, daß sie beginnen wird, Menschen zu töten, das wird wiederum dafür sorgen, daß sich die Bevölkerung verkleinert, geringer als sie im Jahr 1900 war (ca. 1,6 Milliarden Menschen). An diesem Punkt wird schließlich zwischen 2040 und 2050 das zivilisierte Leben, das wir auf diesem Planeten kennen, aufhören zu existieren.“

Die Planer der Neuen Weltordnung haben nicht viel dagegen unternommen, dieses Szenario effektiv zu verhindern, sondern ihre Pläne darum herum aufgebaut, die vorsehen, daß diese Katastrophe nur verhindert werden kann, wenn sämtliche Nationalstaaten ihre Souveränität verlieren, damit eine Neue Weltordnung und ihre Konzerne alle beherrschen können, wobei trotzdem ein Grossteil der Bevölkerung beseitigt werden soll.

Außerdem muß sich der Rest der Menschheit derart einschränken, daß der globale Konsum drastisch heruntergefahren werden wird, und zwar auf ein Level wie im Jahr 1900. Weil die natürlichen Ressourcen schwinden, wird es auch nötig, die Gesamtbevölkerung daran anzupassen und sie gegebenenfalls zu verkleinern. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, sind also Seuchen und Pandemien.

Prinz Philip Fauxpas: Was war der schockierende Witz, den der Herzog über „tödliche Viren“ machte?

Der Vater des britischen Prinzen Charles tätigte einst die Aussage:
„Im Falle, daß ich wiedergeboren werden sollte, würde ich gerne als ein tödlicher Virus zurückkehren, um etwas dazu beizutragen, um die Überbevölkerung zu lösen.“

Und genau diese Einstellung ist unter den Mitgliedern der Familien der Eliten weit verbreitet.

Benjamin Netanjahu schlägt vor, Kinder mit Mikrochips zu versehen, was von Experten abgelehnt wird.

Falls das nicht klappen sollte, wäre die zweite Möglichkeit, die ganze Bevölkerung mit Implantaten und Mikrochips zu versehen, und in einigen Nationen der Welt geschieht das bereits. Somit könnte man die Agenda des großen Reset auch als einen satanischen Plot für die Einführung der Neuen Weltordnung betrachten, der von der globalen Elite geplant wird.

Globale Eliten kündigen „Great Reset“-Plan an – und er ist noch radikaler als der Grüne New Deal.

In einem virtuellen Meeting des Weltwirtschaftsforums sind diese Pläne schließlich Mitte 2020 bekannt gegeben worden, wobei Prinz Charles dazu erklärte:
„Wir haben die goldene Möglichkeit (…) aus dieser Krise etwas Gutes zu erhalten. Ihre beispiellosen Schockwellen können die Menschen durchaus empfänglicher für große Visionen des Wandels machen.“

Somit wird das Coronavirus herangezogen und beschuldigt, die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst zu haben, obwohl das Finanzsystem bereits im Jahr 2008 zusammengebrochen ist.

Daraus leitet man nun eine goldene Möglichkeit ab, die ganze Weltwirtschaft zu zerschlagen, damit Großinvestoren hinterher alles für einen Spottpreis aufkaufen können. Das alles erfolgt auch unter dem Banner des „Kampfes gegen den Klimawandel“, der nachweislich nicht alleine von Menschen verursacht wird.

Erst im März 2020 wurde eine wissenschaftliche Studie von britischen Forschern verschiedener Universitäten veröffentlicht. Sie trägt den Titel „Oszillationen der Basislinie des solaren Magnetfeldes und der Sonneneinstrahlung auf einer tausendjährigen Zeitskala“.

Das angesehene Wissenschaftsjournal Science Report hat die Studie nach heftiger Kritik und Druck von der Fachwelt und von entsetzten Klimaaktivisten zurückgezogen. Darin kommen die beteiligten Forscher nämlich zur belegbaren Schlußfolgerung, daß die stattfindende Klimaerwärmung nicht von Menschen verursacht wird, sondern ein Ergebnis von natürlich auftretenden Sonnenzyklen ist, wenn die Erde sich periodisch näher an die Sonne heranbewegt.
Die Forscher erklären, daß die globalen Temperaturen im letzten Jahrhundert gestiegen sind, weil das mit den Zyklen von Sonnenaktivität und den Bewegungen des Planeten Erde um das Zentrum der Masse unseres Sonnensystems zu tun hat.

Laut der Facharbeit werden die Temperaturen in Laufe der kommenden 600 Jahre weiter um ein paar Grade ansteigen. Diese Schlußfolgerung und die Veröffentlichung der Studie wurden von skeptischen Kollegen und Klimaaktivisten als „peinlich“ bezeichnet.

Die Autoren haben sich zu den Einwänden der skeptischen Kollegen geäußert und bestehen weiterhin darauf, daß ihre Resultate stimmen. Sie konnten bis jetzt tatsächlich nicht widerlegt werden und alles weist darauf hin, daß ein Grossteil des Klimawandels tatsächlich nicht von uns abhängt!


Das sechste Massenaussterben: Das Anthropozän und der Einfluß des Menschen auf die Biodiversität

Einige Faktoren wie Umweltverschmutzung und Luftverschmutzung durch unsere Industrie erzeugen aber einen nicht zu übersehenden ökologischen Schaden, der zusammen mit der Klimaerwärmung und den schwindenden natürlichen Ressourcen dafür sorgt, daß ein neues Massensterben aller Spezies eingesetzt hat. Experten sprechen hier vom 6. Massensterben in der Geschichte unseres Planeten.


Wie der Mensch das Massenaussterben bis 2050 antreibt.

Die steigende Verschmutzung und die Überfischung der Weltmeere zeigen bereits Konsequenzen, und laut einer anderen Studie von internationalen Forschern wird bestätigt, daß das Meeresleben in den Ozeanen in alarmierendem Ausmaß verschwindet.

Wenn wir so fortfahren wie jetzt, ist spätestens bis zum Jahr 2050 alles Leben aus den Ozeanen verschwunden – also noch innerhalb unserer Lebenszeit. Das fällt dann ungefähr mit dem prognostizierten Kollaps der modernen Zivilisation zusammen.

Dafür werden vor allem Düngemittel verantwortlich gemacht, die in die Meere gelangen. Heute lebt rund ein Fünftel der Weltbevölkerung direkt oder indirekt vom Fischfang. Was wird also passieren, wenn diese Nahrungs- und Einkommensquelle versiegt?

Obwohl auch in diesem Bereich Experten und Wissenschaftler schon seit vielen Jahrzehnten davor gewarnt haben, daß so etwas passiert, wurden im Grunde genommen niemals die notwendigen Schritte unternommen, um eine Überfischung der Weltmeere zu stoppen, und das vermutlich ebenfalls aus Gründen des rentablen Profits, der bis zum Ende voll ausgeschöpft werden soll.

Ob jetzt noch genug Zeit vorhanden ist, diesen angerichteten Schaden rückgängig zu machen, ist zweifelhaft, denn diese Forscher weisen darauf hin, daß das sechste Massensterben aller Arten vor allem mit unserer von Menschen gemachten planetaren „Technosphäre“ zusammenhängt oder verstärkt wird.

Die Technosphäre ist demnach das globale Energie konsumierende techno-soziale System der Welt und stellt das ausgedehnte Netzwerk der Menschheit und ihrer Technologie dar. Leider haben wir mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem wir diese Technologie nicht mehr ohne Weiteres abstellen können, denn diese Abläufe haben sich verselbstständigt und wir haben wirklich die Kontrolle darüber verloren.

Kritiker vergleichen die Technosphäre mit Frankensteins Monster, einer von Wissenschaftlern erschaffenen Kreatur, die ihre eigene Agenda verfolgt und ihre Kräfte nun gegen uns richtet. Um hier einen echten Wandel herbeizuführen, muß der Gesellschaft klar werden, daß wir ohne unser Ökosystem nicht überleben können.

Es sind wirklich große Veränderungen notwendig, und hier sind vor allem Schritte in Form einer Zuwendung zur natürlichen Welt notwendig und kein Transhumanismus. Leider leben wir in turbulenten Zeiten und es wird für Forscher aufgrund der schnellen Abfolge von Ereignissen immer schwieriger, Vorhersagen über die nahe Zukunft zu treffen.


Der „Great Reset“-Plan des Weltwirtschaftsforums für Big Food nützt der Industrie, nicht den Menschen.

Der von den Globalisten entworfene große Reset sieht vor, diese Abläufe zu verändern und auch den Kapitalismus in seiner heutigen Form abzuschaffen. Doch hinter diesen Plänen verbergen sich nicht nur Pläne zur Rettung unseres Planeten, sondern vor allem die Bemühung von Konzernen, die private Eigentümerschaft über alles Leben zu erlangen.

In einem Onlineartikel über dieses Thema kommt Dr. Vandana Shiva zu Wort. Sie erklärt, daß das Weltwirtschaftsforum die globalen Nahrungsmittel- und Landwirtschafts-Industrien komplett transformieren möchte. Das soll dafür sorgen, daß sich der Ernährungsplan der Erdbevölkerung drastisch umstellen wird – mit technologischen Methoden sollen diese ganzen Systeme bald vollständig kontrolliert werden.

Der Plan des Weltwirtschaftsforums und ihrer Denkfabriken meint hier vor allem die Einführung von genetisch veränderten Organismen und im Labor erzeugten Proteinen sowie pharmazeutischen Chemikalien, die als Ersatz für biologische Nahrungsmittel herangezogen werden sollen.

Verschiedene Experten haben bestätigt, daß diese großen Konzerne daran arbeiten, nährstoffreiche Lebensmittel mit genetisch veränderten und patentierten Organismen zu ersetzen – diese sind jedoch weder gesund noch nachhaltig.

Eines der größten Unternehmen auf diesem Sektor ist Impossible Foods und erzeugt Fleischersatz aus pflanzlichen Stoffen. Das Unternehmen wurde unter anderem von Google, Jeff Bezos und Bill Gates gegründet, wobei neueste Laborresultate zeigen, daß dieser Fleischersatz extrem hohe Werte an Glyphosat enthält.

GV-Bt-Mais verursachte Organschäden und veränderte Blutbiochemie und bedrohte die männliche Fruchtbarkeit.

Dennoch bestehen Globalisten weiterhin darauf, daß genetisch modifizierte Nahrungsmittel und Biotechnologie eine zentrale Säule des großen Reset darstellen sollen. Klaus Schwab schreibt in seinem Buch, daß die globale Versorgung mit Nahrungsmitteln nur erreicht werden kann, wenn Regulierungen bei genetisch veränderten Nahrungsmitteln stattfinden können, damit zum Beispiel Getreide verbessert und patentiert werden kann.

Bis jetzt werden solche veränderten Sorten nur schwer zugelassen, weil viele von ihnen nachweislich Organversagen verursacht haben und die Biochemie im Blut verändern sowie die männliche Fruchtbarkeit drastisch herabsetzen und die Bevölkerung somit unfruchtbar machen.

Auch Dr. Shiva wendet hier ein, daß die Mitglieder des Weltwirtschaftsforums „Fake-Wissenschaft“ einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, die beinhalten, daß mächtige Biotech-Konzerne die völligen privaten Eigentümer aller Pflanzen und Lebensformen auf Erden werden möchten.

Und diese Pläne können mit dem großen Reset beschleunigt werden. Laut dem Weltwirtschaftsforum enthält die Ernährung der Zukunft so gut wie kein echtes Fleisch und keine echten Milchprodukte mehr. Das alles soll um 90 Prozent reduziert und durch im Labor hergestellte Nahrungsmittel, Getreide und Öle ersetzt werden.

Erzbischof von Rom drängt Trump zum Kampf gegen den „tiefen Staat“.

Vor wenigen Tagen, am 17. November 2020, hat der amerikanische Nachrichtensprecher Tucker Carlson vom geplanten großen Reset berichtet und dabei von den bislang zwei offenen Briefen vom ehemaligen Apostolischen Nuntius (Botschafter des Heiligen Stuhls in Rom) der Vereinigten Staaten von Amerika, Carlo Maria Viganó, gesprochen. Viganó, der auch einen hohen Posten in der Vatikanstadt bekleidete, verfaßte also zwei offene Briefe an den gewählten amerikanischen Präsidenten Donald Trump, in denen er seine Warnungen vor diesem von Globalisten geplanten großen Reset öffentlich verkündet hat. Er spricht dort von den Gefahren, die vom Deep State ausgehen und auch davon, daß die sogenannte Covid-19-Pandemie in Wahrheit ein gigantisches Experiment von Sozial-Ingenieuren der Neuen Weltordnung darstellt!

Erzbischof Viganòs kraftvoller Brief an Präsident Trump: Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse spielt sich gerade jetzt ab.

Tucker Carlson von Fox News berichtete nicht nur über den offensichtlichen Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen in den USA, sondern stellt auch die Frage, warum in vielen Ländern trotz Masken und strikten Lockdowns die Corona-Infektionen stark ansteigen können.

Er spricht von einer gezielten Unterdrückung der Bevölkerung und der persönlichen Freiheiten und weist auch auf die Aussagen von Erzbischof Carlo Maria Viganò hin. Der Erzbischof forderte Präsident Trump dazu auf, gegen den Deep State zu kämpfen und spricht in seinen Briefen auch von der Deep Church (Tiefen Kirche).

Diese offenen Briefe wurden auf mehreren Webseiten im Internet veröffentlicht und ich will die Gelegenheit wahrnehmen, sie hier in vollem Umfang zu übersetzen, denn sie enthalten Hinweise im gegenwärtig stattfindenden Kampf zwischen den göttlichen und satanischen Mächten um die Zukunft unserer Welt und der Menschheit.

Der Erzbischof glaubt, genaue Untersuchungen können endlich Licht hinter die wahren Absichten der Corona-Krise bringen – und er dankte Präsident Trump für seine Aktionen.

Erzbischof Viganò an Präsident Trump:

Hüten Sie sich vor der „Tiefen Kirche“ ebenso wie vor dem „Tiefen Staat“.

„Herr Präsident, in den letzten Monaten haben wir die Bildung zweier gegensätzlicher Seiten erlebt, die ich als biblisch bezeichnen würde: die Kinder des Lichts und die Kinder der Finsternis. Die Kinder des Lichts stellen den auffälligsten Teil der Menschheit dar, während die Kinder der Finsternis eine absolute Minderheit darstellen. Und doch sind erstere Gegenstand einer Art Diskriminierung, die sie in eine Situation moralischer Unterlegenheit gegenüber ihren Gegnern bringt, die oft strategische Positionen in der Regierung, in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien innehaben. Auf scheinbar unerklärliche Weise werden die Guten von den Gottlosen und denen, die ihnen helfen, entweder aus Eigeninteresse oder aus Angst, als Geiseln gehalten.  . . .

In der Gesellschaft, Herr Präsident, existieren diese beiden gegensätzlichen Realitäten als ewige Feinde, so wie Gott und Satan ewige Feinde sind. Und es scheint, daß die Kinder der Finsternis – die wir leicht mit dem tiefen Staat identifizieren können, dem Sie sich weise widersetzen und der in diesen Tagen erbittert gegen Sie Krieg führt – beschlossen haben, sozusagen ihre Karten zu zeigen und ihre Pläne zu offenbaren. Sie scheinen sich so sicher zu sein, daß sie bereits alles im Griff haben, daß sie diese Umsicht beiseite gelegt haben, die bisher ihre wahren Absichten zumindest teilweise verheimlicht hatte. Die bereits eingeleiteten Untersuchungen werden die wahre Verantwortung derjenigen aufzeigen, die den Covid-Notstand nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch in Politik, Wirtschaft und Medien verursacht haben. Wir werden wahrscheinlich feststellen, daß es in dieser kolossalen Operation des Social Engineering Menschen gibt, die über das Schicksal der Menschheit entschieden haben und sich arrogant das Recht nehmen, gegen den Willen der Bürger und ihrer Vertreter in den Regierungen der Nationen zu handeln.

Wir werden auch feststellen, daß die Unruhen in diesen Tagen von denen provoziert wurden, die, da sie sehen, daß das Virus unweigerlich verblaßt und die soziale Besorgnis über die Pandemie schwindet, notwendigerweise zivile Unruhen provozieren mußten, weil ihnen Repressionen folgen würden, die zwar legitim, aber als ungerechtfertigte Aggression gegen die Bevölkerung verurteilt werden könnten. Dasselbe geschieht auch in Europa in perfekter Synchronisation. Es ist ganz klar, daß die Anwendung von Strassenprotesten für diejenigen von entscheidender Bedeutung sind, die jemanden bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen als Sieger sehen möchten, der die Ziele des Tiefen Staates verkörpert und diese Ziele treu und mit Überzeugung zum Ausdruck bringt. Es wird nicht verwundern, wenn wir in ein paar Monaten wieder erfahren, daß hinter diesen Akten des Vandalismus und der Gewalt diejenigen stecken, die hoffen, von der Auflösung der Gesellschaftsordnung zu profitieren, um eine Welt ohne Freiheit aufzubauen: Solve et Coagula (Auflösen und Verbinden), wie das Freimaurer-Sprichwort lehrt.  . . . 

Zum ersten Mal haben die Vereinigten Staaten in Ihnen einen Präsidenten, der mutig das Recht auf Leben verteidigt, der sich nicht schämt, die Verfolgung von Christen in der ganzen Welt anzuprangern, der von Jesus Christus und dem Recht der Bürger auf Religionsfreiheit spricht. Ihre Teilnahme am Marsch für das Leben und in jüngerer Zeit Ihre Proklamation des Monats April als Nationaler Monat zur Prävention von Kindesmissbrauch sind Aktionen, die bestätigen, auf welcher Seite Sie kämpfen möchten. Und ich glaube, daß wir beide in diesem Kampf auf der gleichen Seite stehen, wenn auch mit unterschiedlichen Waffen.  . . . 

Herr Präsident, mein Gebet richtet sich ständig an die geliebte amerikanische Nation, wohin ich das Privileg und die Ehre hatte, von Papst Benedikt XVI. als Apostolischer Nuntius gesandt zu werden.  . . . Ich vertraue darauf, daß das amerikanische Volk mit mir und euch im Gebet zum allmächtigen Gott vereint ist. . . . (Carlo Maria Viganó, 7. Juni 2020)“

 Der Grosse Reset –  Teil 3

Hier nun die Übersetzung des zweiten offenen Briefes von Erzbischof Carlo Maria Viganó an Präsident Donald Trump vom 25. Oktober 2020. Diesmal geht er noch genauer auf den geplanten großen Reset ein.

Erzbischof Viganò warnt Trump vor „Great Reset“-Verschwörung zur „Unterwerfung der Menschheit“ und Zerstörung der Freiheit

„Herr Präsident, gestatten Sie mir, mich in dieser Stunde an Sie zu wenden, in der das Schicksal der ganzen Welt durch eine globale Verschwörung gegen Gott und die Menschheit bedroht wird. . . .  Ich schreibe Ihnen inmitten des Schweigens sowohl der zivilen als auch der religiösen Autoritäten. Mögen Sie diese Worte von mir als die „Stimme eines Schreiers in der Wüste“ akzeptieren (Johannes 1,23). (Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.)

Wie ich sagte, als ich ihnen im Juni meinen Brief schrieb, sieht dieser historische Moment die Kräfte des Bösen in einem Kampf gegen die Kräfte des Guten ausgerichtet; Kräfte des Bösen, die mächtig und organisiert erscheinen, wenn sie sich den Kindern des Lichts entgegenstellen, die desorientiert und desorganisiert sind, von ihren zeitlichen und spirituellen Führern verlassen werden.

Täglich spüren wir die Angriffe, die sich von denen vervielfachen, die die eigentliche Grundlage der Gesellschaft zerstören wollen: die natürliche Familie, die Achtung des menschlichen Lebens, die Liebe zum Land, die Freiheit der Bildung und des Geschäfts. Wir sehen, wie Völkeroberhäupter und religiöse Führer diesem Selbstmord der westlichen Kultur und ihrer christlichen Seele nachgeben, während die Grundrechte der Bürger und Gläubigen im Namen eines Gesundheitsnotstands verweigert werden, der sich immer mehr als entscheidend für die Errichtung einer unmenschlichen gesichtslosen Tyrannei offenbart.

Ein globaler Plan namens „Great Reset“ ist im Gange. Sein Architekt ist eine globale Elite, die die gesamte Menschheit unterwerfen will, indem sie Zwangsmaßnahmen erzwingt, mit denen die individuellen Freiheiten und die der ganzen Bevölkerungen drastisch eingeschränkt werden. In mehreren Ländern wurde dieser Plan bereits genehmigt und finanziert; in anderen ist es noch in einem frühen Stadium. . . .

Über die Übung Event 201 . . . 

Herr Präsident, ich kann mir vorstellen, daß Sie sich bereits bewußt sind, daß in einigen Ländern der große Reset zwischen Ende dieses Jahres und dem ersten Quartal 2021 aktiviert wird. Zu diesem Zweck sind weitere Sperrungen geplant, die durch eine vermeintliche zweite und dritte Welle der Pandemie offiziell gerechtfertigt werden. Sie sind sich der Mittel bewußt, die eingesetzt wurden, um Panik zu säen und drakonische Einschränkungen der individuellen Freiheiten zu legitimieren, was kunstvoll eine weltweite Wirtschaftskrise provoziert. In den Absichten ihrer Architekten wird diese Krise dazu dienen, den Rückgriff der Nationen auf den großen Reset unumkehrbar zu machen und damit einer Welt, deren Existenz und Gedächtnis sie vollständig abschaffen wollen, den letzten Schlag zu versetzen.
Aber diese Welt, Herr Präsident, umfaßt Menschen, Zuneigungen, Institutionen, Glauben, Kultur, Traditionen und Ideale: Menschen und Werte, die nicht wie Automaten handeln, die nicht gehorchen wie Maschinen, weil sie mit einer Seele und einem Herzen ausgestattet sind, weil sie durch ein spirituelles Band miteinander verbunden sind, das seine Kraft aus dem Gott schöpft, den unsere Gegner herausfordern wollen, so wie Luzifer es zu Beginn der Zeit mit seinem „non serviam“ (Ich werde nicht dienen) tat.

Viele Menschen sind – wie wir alle wissen – verärgert über diesen Hinweis auf den Konflikt zwischen Gut und Böse und den Einsatz „apokalyptischer“ Obertöne, die ihnen zufolge Geister verärgern und Spaltungen schärfen. Es ist nicht verwunderlich, daß der Feind verärgert darüber ist, entdeckt zu werden, gerade als er glaubt, die Zitadelle erreicht zu haben, die er ungestört erobern will. Überraschend ist jedoch, daß niemand Alarm schlägt. . . .

Bis vor wenigen Monaten war es leicht, diejenigen, die diese schrecklichen Pläne anprangerten, als „Verschwörungstheoretiker“ zu beschmieren, die wir jetzt bis ins kleinste Detail umgesetzt sehen. Niemand hätte bis zum letzten Februar gedacht, daß in allen unseren Städten die Bürger verhaftet würden, nur weil sie die Strasse hinuntergehen, atmen, ihr Geschäft offen halten wollen, am Sonntag in die Kirche gehen möchten. Doch jetzt geschieht es auf der ganzen Welt.  . . .  Die katastrophalen psychologischen Folgen dieser Operation sind bereits zu sehen, angefangen bei den Selbstmorden verzweifelter Unternehmer und unserer Kinder, getrennt von Freunden und Klassenkameraden, die aufgefordert wurden, ihrem Unterricht zu folgen, während sie allein zu Hause vor einem Computer sitzen.

In der Heiligen Schrift spricht der heilige Paulus zu uns von „dem, der sich widersetzt“ die Manifestation des Geheimnisses der Ungerechtigkeit, (2 Thess 2,6-7: Und was es noch aufhält, wisset ihr, daß er offenbart werde zu seiner Zeit. Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit, nur daß, der es jetzt aufhält, muß hinweggetan werden.) . . .

Herr Präsident, Sie haben klar gesagt, daß Sie die Nation verteidigen wollen – eine Nation unter Gott, grundlegende Freiheiten und nicht verhandelbare Werte, die heute verleugnet und bekämpft werden. Sie, lieber Präsident, sind es, „der sich dem tiefen Staat widersetzt“, dem letzten Angriff der Kinder der Finsternis.

Aus diesem Grund ist es notwendig, daß alle Menschen des Guten von der epochalen Bedeutung der bevorstehenden Wahl überzeugt werden . . .

Um euch herum versammelt euch mit Glauben und Mut diejenigen, die euch als letzte Garnison gegen die Weltdiktatur betrachten. Die Alternative besteht darin, für eine Person zu stimmen, die von dem Tiefen Staat manipuliert wird, der durch Skandale und Korruption ernsthaft kompromittiert wird, der den Vereinigten Staaten das antun wird, was Jorge Mario Bergoglio der Kirche antut, Premierminister Conte Italien, Präsident Macron Frankreich, Premierminister Sanchez Spanien und so weiter. Die erpresserischen Eigenschaften von Joe Biden – genau wie die der Prälaten des „Zauberkreises“ des Vatikans – werden enthüllen, daß er skrupellos ausgenutzt wird, so daß illegitime Mächte sowohl in die Innenpolitik als auch in die internationalen Gleichgewichte eingreifen können. Es ist offensichtlich, daß diejenigen, die ihn manipulieren, bereits jemanden haben, der schlimmer ist als er, mit dem sie ihn ersetzen werden, sobald sich die Gelegenheit bietet.

Und doch taucht inmitten dieses düsteren Bildes dieses scheinbar unaufhaltsamen Vorstoßes des „Unsichtbaren Feindes“ ein Element der Hoffnung auf. Der Widersacher weiß nicht, wie man liebt, und er versteht nicht, daß es nicht ausreicht, ein universelles Einkommen zu sichern oder Hypotheken zu streichen, um die Massen zu unterwerfen und sie davon zu überzeugen, wie Rinder gebrandmarkt zu werden. Dieses Volk entdeckt wieder, daß es eine Seele hat; . . . sie beginnt, den Wert familiärer und sozialer Bindungen zu verstehen, die Bande des Glaubens und der Kultur, die ehrliche Menschen vereinen. . . .  Aber auf unserer Seite haben wir den Herrn, den Allmächtigen . . . „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“ (Röm 8:31).  . . . 

Mit dieser himmlischen Hoffnung und der Zusicherung meines Gebets für Sie, für die First Lady und für Ihre Mitarbeiter, sende ich Ihnen von ganzem Herzen meinen Segen. Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika! (Carlo Maria Viganó, 25. Oktober 2020)“


Tucker Carlson zitiert Erzbischof Viganò und prangert die Forderung nach dem Great Reset an.

Tucker Carlson wies in seiner Livesendung darauf hin, daß die Weltöffentlichkeit nichts von diesen offenen Briefen von Erzbischof Viganó erfahren habe, weil alle Nachrichtenmedien ihr Bestes getan haben, um sie zu unterdrücken und zu diskreditieren.

Er glaubt, daß man den Erzbischof sehr ernst nehmen sollte, denn was er dort schreibt, ist tatsächlich wahr. Carlson sagte: „Das ist keine Verschwörungstheorie, das ist faktisch akkurat.“

Dann kommt er noch auf die Aussagen von bestimmten Staatsführern zu sprechen, die ihre Bevölkerung vor einem Virus retten wollen, den mehr als 99 Prozent aller Menschen überleben. Die Corona-Krise wird deshalb als ein Mittel benutzt, . . . damit alles konform mit ihren verdrehten akademischen Theorien über die Covid-19-Pandemie verläuft, die niemals in der realen Welt getestet und bestätigt worden sind und eigentlich auch überhaupt keinen Sinn ergeben.

Tucker Carlson sprach dann auch noch davon, daß die Globalisten nun ihre Chance sehen, ihre Pläne umzusetzen, so wie es im Buch von Klaus Schwab beschrieben wird, nur daß dieses Buch (Der große Umbruch) nicht wissenschaftlich ist, sondern die satanische Agenda der Neuen Weltordnung beschreibt.

Jetzt erkennt man die höllischen Pläne der Eliten für die Welt und die Menschheit, und vieles von dem, was in den Mainstream-Medien lange Zeit als „Verschwörungstheorie“ betitelt worden ist, stellt sich nun als Wahrheit heraus, und es ist jetzt an der Zeit, daß diese Agenda im kulturellen Aspekt auf breiter Fläche diskutiert wird:

Die Covid-19-Krise wurde geplant, um die Neue Weltordnung zu ermöglichen und die globale Wirtschaft und die Geopolitik zu transformieren.

Anstatt an Gott zu glauben und die biologische Schöpfung zu respektieren, wollen diese Eliten jede Lebensform verändern und zu einem Teil ihres globalen Inventars machen, das dann durch Technologie und superreiche Individuen verwaltet werden soll. Deshalb müssen auch alle Menschen ein Teil einer zentralen Datenbank werden und sich dort registrieren und zwar mit einem digitalen Identitätsnachweis, der von Künstlicher Intelligenz verwaltet werden soll, indem man die neuesten Entwicklungen der Technologie dafür einsetzt.

Die dunklen Machthaber wollen dann alles kontrollieren und zwar mit digitaler Präzision – sie selbst leben dann zurückgezogen in ihren privaten Gebieten mit konservierter Natur und ihren ganzen Freiheiten. Sie haben sich dann von allen souveränen Bauern befreit und halten alle Besitzlosen von ihren weitläufigen Grundstücken fern – denn die geplanten globalen Vermögensumschichtungen werden der Bevölkerung nicht zugute kommen.

Statt dessen will man uns künftig vorschreiben, wie unser Verhalten auszusehen hat und wie wir mit anderen Menschen interagieren und durch totale Überwachung und Kontrolle unsere gesamte Privatsphäre verlieren sollen. Das alles sind keine Verschwörungstheorien mehr, denn dieser Plan wird jetzt ganz offen präsentiert.

Wenn die Pläne des großen Resets umgesetzt werden können, dann gibt es künftig nur noch zwei Arten von Menschen: die technokratische satanische Elite mit all ihrer Macht und der völligen Kontrolle über alle Ressourcen, und dann den gesamten verbliebenen Rest der Menschheit, der keine Macht, kein Eigentum und auch keine Rechte besitzen wird.

Diese Technokratie kann man dann am besten als „internationalen, ökonomischen Faschismus“ oder eben „International-Sozialismus“ bezeichnen. Das ist der Meisterplan der globalen Elite, der zerstört werden muß, denn er bedeutet die wohl größte Gefahr für den Kapitalismus und die persönlichen Rechte, die wir uns aktuell vorstellen können.

Es handelt sich um eine große psychologische Operation in Form einer radikalen Transformation der Welt. Kein Mensch, der über die Details dieser Pläne Bescheid wüßte, würde dem freiwillig zustimmen. Deshalb mußte man zur psychologischen Manipulation greifen, und Angst ist das effektivste Werkzeug, das man dafür benutzt, um die geplante soziale Transformation zu erzeugen.

Neben der Angst wird auch noch die Wissenschaft als zweites Werkzeug eingeschaltet, obwohl viele Mediziner, Fachleute und Experten davon berichten, daß die Covid-19-Agenda eine Anti-Wissenschaft darstellt.

Es zählt jedoch ausschließlich, was die Technokraten selbst als Wahrheit betrachten und durch ihre Massenmedien verbreiten, egal wie viele Beweise dagegen vorliegen. Darum müssen wir weiterhin auf Wahrheit und Transparenz bestehen, wir müssen auch auf unsere medizinische Freiheit, persönliche Freiheit und das Recht auf Eigentum und Privatsphäre bestehen.

Wenn wir jetzt aufgeben, wird diese medizinische Tyrannei niemals wieder ein Ende haben.  . . .

Womit wir uns nun den Impfungen selbst zuwenden. Bill Gates sagte klipp und klar, daß der Corona-Virus es erfordert, daß wir digitale Zertifikate benötigen, um nachzuweisen, daß wir den Impfstoff erhalten haben.

Das geschah bereits im März 2020 und diese Zertifikate stellen bereits die Vorstufe zu den digitalen Identitätsnachweisen dar, die ständig unsere Gesundheit und unseren Impfstatus kontrollieren sollen, denn es sind noch viele weitere Impfungen geplant.

Auch Bill Gates hat bereit bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß wir alle bald große Veränderungen sehen werden, die für gewöhnliche Leute (nicht aber die Elite) zu einer starken Einschränkung ihrer privaten und rechtlichen Freiheiten führen könnten.

Welche Änderungen müssen wir an der Arbeitsweise der Unternehmen vornehmen, um unsere Wirtschaft aufrechtzuerhalten und gleichzeitig für soziale Distanz zu sorgen?  . . . Sicherlich die Lebensmittelversorgung und das Gesundheitssystem. Wir brauchen weiterhin Wasser, Strom und Internet. Die Lieferketten für kritische Dinge müssen aufrechterhalten werden.  . . .  


Moderna-Impfstoff kann Transhumane erzeugen.

Auch das Unternehmen Moderna von Bill Gates will einen Covid-19-Impfstoff entwickeln und dabei DNA-Technologie verwenden. Es wird einem Patienten dabei ein Teil seiner DNA entnommen und gespeichert, dann nimmt man einen modifizierten Teil der RNA des Corona-Virus und nutzt unsere menschlichen Zellen dazu, sie in unserem Körper automatisch zu vervielfältigen.

Aber im Laufe dieses Prozesses verändern unsere Körperzellen ihre eigene DNA-Struktur! Das wurde niemals zuvor durchgeführt und diese Form des Impfstoffs soll mindestens sieben Milliarden Menschen verabreicht werden – ohne daß zuvor offizielle Langzeitstudien durchgeführt worden sind!

Wir wissen also nicht, was sich noch in diesem Impfstoff befindet und was das alles mit uns anstellt.  . . .

„Mensch 2.0“ – Was ist Transhumanismus? Ein Weckruf für die Welt

Förderer des Transhumanismus sprechen davon, daß es nun an der Zeit ist, daß wir uns in Menschen vom transhumanistischen Typ 2.0 verwandeln sollen. Viele haben etwas verschwommene Vorstellungen von diesem Szenario und stellen sich vor, plötzlich übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen.

Deshalb haben die Planer des großen Resets vor, diese Bemühungen mit der Einführung eines zwingend erforderlichen Corona-Impfstoffes zu verbinden. Das soll nicht nur unser Leben verändern, sondern auch das, was wir sind und was uns ausmacht.

Nicht nur Elon Musk, sondern auch Futurologen wie Ray Kurzweil fordern, daß wir zu Menschen 2.0 werden sollen. Ein Weg, das zu erreichen, sind Impfstoffe, die einen Prozeß ermöglichen, den man „Transfektion“ nennt. Auf diese Weise werden auch genetisch modifizierte Organismen hergestellt, wobei durch Transfektion bald unser menschliches Genom – also unsere Erbanlagen – dauerhaft transformiert werden soll.

Ein weiterer Vorteil davon ist, daß Konzerne dann ein Patent auf diese modifizierten Gene anmelden können und unsere Körper somit in fremden Besitz übergehen. Werden dann Moderna (Mode RNA) von Bill Gates, die Bill und Melinda Gates Foundation oder wer auch immer zu einem Teil unseres Genoms?

Experten glauben, daß diese Möglichkeit besteht. Dann will man auch diese elektronischen Dokumente in unsere DNA hineinspeichern, die wie ein unverwüstlicher und selbst-replizierender Datenspeicher agiert. Diese Daten können dann mit Scannern oder Smartphones jederzeit ausgelesen werden, so wie ein Impfpaß.

Man erhält dann praktischerweise auch gleich die geforderte ID-Nummer, einen Strichcode oder ein Tattoo, und damit werden wir wirklich zu einem Produkt!


Elon Musk zeigt, wie das Neuralink-Gehirnimplantat in einem Schwein funktioniert.

Weil man mit weiteren implantierbaren Mikrochips wie Neuralink von Elon Musk und anderen Methoden dann die Möglichkeit erhält, das menschliche Gehirn mit dem Internet und mit Künstlicher Intelligenz zu verbinden, kann man einen Menschen dann wie ein Gerät verbinden, um von ihm und seinem Körper Informationen zu erhalten und sie irgendwo abzuspeichern – so auch sämtliche private Gedanken, wie es viele Technokraten bereits bekannt gegeben haben.

Das soll dann 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr geschehen. Man kann damit auch menschliche Gefühle und Emotionen feststellen sowie die Aktivitäten, die wir tagsüber betreiben. Es kann festgestellt werden, wie wir uns ernähren oder ob wir Medikamente oder sogar illegale Drogen eingenommen haben.

Es besteht also bereits jetzt das Potential dazu, daß alles aufgezeichnet und gespeichert wird, was in unserem Körper und unserem Gehirn vor sich geht! Es fragt sich nur, wer diese Informationen dann kontrolliert und benutzt.

Die Technokraten vom Weltwirtschaftsforum haben diese Frage bereits beantwortet: die Zentralcomputer der Neuen Weltordnung.

Coronavirus: Es gibt kein Gesetz zur „Ernte“ von DNA aus Covid-19-Tests.

Der nächste Punkt ist, daß diese Implantate nicht nur Daten senden, sondern auch empfangen können. Wer soll also kontrollieren, welche Daten an uns übertragen werden? Und können damit vielleicht unser Verhalten und unsere Emotionen verändert oder kontrolliert werden? Kann man damit vielleicht sogar unsere Erinnerungen löschen oder neue hinzufügen?

Außerdem werden spätestens bei den Corona-Tests personenbezogene DNA-Abstriche gemacht und gespeichert. Vergessen wir nicht, daß die Elite aus Eugenikern besteht und die Bevölkerungskontrolle vorsieht, bestimmte Teile der Menschheit loszuwerden, die in dieser Agenda nicht länger erwünscht sind.

Nicht nur die DARPA, sondern auch die Bill und Melinda Gates Foundation sind außerdem an einer neuen DNA-Technologie interessiert, die sich Gene Drive Research oder Gene Extinction Technology (Gen-Auslöschungs-Technologie) nennt – das ist exakt, was sie tun soll!

Durch genetisch verursachte Mutationen durch Transfektion kann man relativ einfach eine ganze Spezies des Planeten Erde auslöschen. Das soll aber nicht nur bei Stechmücken Anwendung finden. Sollte diese Erfindung in falsche Hände geraten oder sich bereits dort befinden, könnten damit ganze Ketten von Ökosystemen zerstört.

Was man mit Insekten machen kann, kann man dann auch mit Menschenrassen durchführen, denn durch DNA-Mapping sind ja bald alle erfaßt. Erinnert euch deshalb an die Worte von Klaus Schwab über den großen Reset. Er sagte, daß es zu einer Fusion unserer physischen, digitalen und biologischen Identität kommen soll!

Klaus Schwab: Der große Reset wird „zu einer Verschmelzung unserer physischen, digitalen und biologischen Identität führen“.

Demnach ist Transhumanismus ein fixer Bestandteil des angekündigten Great Reset. In seinem Buch schreibt er, daß implantierbare Mikrochips dafür vorgesehen sind, unsere Gedanken zu lesen. Im Zuge der „vierten industriellen Revolution“ soll der transhumanistische Mensch 2.0 dann ganz mit der Maschine verschmelzen und zu einer willenlosen und ferngesteuerten Drohne werden.

Durch das Lesen von Gedanken sollten Computermodelle erstellt werden, die es ermöglichen, die Wahrscheinlichkeit von Verbrechen vorauszusagen oder sogar die Gedanken von Menschen zu scannen, um zu überprüfen, ob sie eines Verbrechens schuldig sind oder nicht.

Regierungen sollen sich bereits darauf vorbereiten, daß Behörden bald die Möglichkeit haben werden, in den privaten Bereich der menschlichen Gedanken einzudringen, um unsere Gedanken zu lesen und unser Verhalten zu modifizieren.

Auch das wird in einem Buch von Klaus Schwab genau dargelegt. In dem kommenden dystopischen Utopia der satanischen Technokraten soll sich die zukünftige Menschheit fortan nur mehr aus menschlichen Maschinen zusammensetzen, und das ist dann auch das Ziel der „vierten industriellen Revolution“: die völlige Auslöschung der normalen Menschheit.

Die nächsten Pläne umfassen dann vermutlich die Verschmelzung mit der von Transhumanisten geplanten technologischen Singularität – einer künstlich intelligenten Superintelligenz der Zukunft. Diese Maschine soll dann alle transhumanistischen Menschen steuern, überwachen und kontrollieren, obwohl sich die Elite selbst erhofft, dann zu physisch unsterblichen Gottmenschen zu transformieren.

Doch wir wissen, daß es sich bei diesen Plänen lediglich um Täuschungen des Satans handelt, der plant die gesamte Menschheit auszulöschen.

Deshalb ist jetzt der Moment für jene gekommen, die sich dieser Agenda widersetzen, zu handeln und die Freiheit wiederherzustellen, denn die Globalisten haben ihre finsteren Pläne jetzt offengelegt.

Es wird sich bald zeigen, ob sie mit ihren Täuschungen und Manipulationen genug Leute überzeugen können, ihre Freiheit und ihre Rechte für vorgetäuschte Versprechungen wie Frieden und Sicherheit einzutauschen, die wohl niemals wirklich erfüllt werden.

Jetzt kann man auch verstehen, warum in der Bibel prophezeit wird, daß Satan und all seine Anhänger in die Hölle bzw. den Feuersee geworfen und vernichtet werden müssen, damit ein wahrlich freies und friedliches neues Zeitalter entstehen kann.  –  J. Mason

Geringe Kürzungen und die Hervorhebungen sind von mir. Horst Koch, Herborn.

Anhang von Horst Koch, im Januar 2021:

Daß das hier Geschriebene in den Köpfen der derzeitigen „Gottlosen am Hebel der Macht“ zirkuliert, halte ich sehr gut für möglich. Denn dem 2. Kommen Christi soll eine Zeit der Verführung eines „Falschen Christus“, genannt Antichrist, vorausgehen.
Doch ich erinnere auch gerne daran, daß Gottes Wort, die Bibel, von einer darauffolgenden Zukunft für die Menschheit in Frieden und Gerechtigkeit spricht. Dann unter der Herrschaft des wiedergekommenen Jesus Christus. Denn seit 2000 Jahren beten wir Christen schon:
„ . . . DEIN Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Dies ist der Christen Hoffnung.  Für uns jetzt als Geist-Seele-Menschen das Ewige Leben durch Christus. Als Zukunft für die Völker die erneuerte Erde, ebenso unter Christi Herrschaft. Alles laut Bibel . . .

Weiteres dazu unter:

www.horst-koch.de




Biographie von Horst Koch

Biographie von Horst Koch, Herborn

Im Februar 1940 wurde ich in der Hugenottenstadt Bad Karlshafen geboren. Dort betrieben meine aus Herborn stammenden Eltern eine Bäckerei, bis mein Vater Ende 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Erst im Herbst 1946 wurde er wegen einer Erkrankung aus russischer Kriegsgefagenschaft im Ural entlassen.

Mit meiner Mutter verbrachte ich die Kriegsjahre in unserer Heimatstadt Herborn, am Fusse des Westerwalds. Wir wohnten bei verschiedenen Verwandten. 1947 erwarb mein Vater ein Haus und arbeitete wieder in seinem Beruf. 1955 machten die Eltern sich selbständig, und so war mein Berufsweg als Handwerker praktisch schon vorgegeben. Bis 1992 habe ich mit meiner Frau und zwei Söhnen die elternliche Bäckerei-Konditorei betrieben, dann noch einige Jahre in der Industrie „mein Geld verdient“, um nach 50 Jahren Arbeitsleben nun ab Februar 2005 in den sogenannten Ruhestand zu wechseln…

Unser Sohn David (1967) arbeitet als Architekt, die beiden ursprünglichen Handwerker Michael (1963) und Silas (1971) haben heute ein Fotostudio bzw. Silas eine Internetarbeit.

Meine Heimatstadt Herborn ist stark geprägt von der calvinistischen Reformation, die durch das Haus Oranien von Frankreich her an Einfluss gewann. Schon 1584 hat der Dillenburger Graf Johann von Hessen-Nassau, – ein Bruder Wilhelms von Oranien, des Befreiers der Niederlande -, in Herborn eine Schule für calvinistische (reformierte) Theologie gegründet.
Durch einige grosse Namen wie Johann Piscator, Caspar Olevian und Jan Amos Comenius erlangte Herborn sogar eine europäische Bedeutung. Eine der ersten Bibeln in deutscher Sprache, die Übersetzung von Johann Piscator, wurde schon ab ca. 1600 in Herborn gedruckt und fand internationale Verbreitung, vor allem mittels verschiedener Auswanderungswellen nach Amerika…

Es mag sein, dass von dieser Heimatgeschichte her erste unbewusste Eindrücke mein Interesse an Gottes Wort weckten. Besonders seit 1952 habe ich mich intensiv mit Gott und Seinem Wort beschäftigt, sicher vor allem eine Wirkung Seines Geistes. Seit dieser Zeit bin ich im Glauben an Christus nie wankend geworden, ein Grund zur Dankbarkeit. Somit erhielten die biblischen Begriffe Gnade und Nachfolge für mich eine ganz praktische Bedeutung…

Zeitlebens führte mich dieser Weg des Glaubens etappenweise zu der Beschäftigung mit jeweils unterschiedlichen Themen, wie Geistesgaben, religiöse Verführung, Okkultismus, Kommunismus, Israel, Islam u. a. m. Dabei führten viele Begegnungen mit Männern Gottes zu einem Wachsen der Erkenntnis in Lebens- und Glaubensfragen…

Seit 1946 besuchte ich die Gottesdienste der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde (Offene Brüder) in Herborn. Dort lernte ich Leben und Theologie der sog. Brüderbewegung kennen, der sich mein Grossvater väterlicherseits schon um ca. 1900 angeschlossen hatte.
Durch meine Grosseltern mütterlicherseits kam ich ab 1952 mit Lehre und Praxis der Pfingstbewegung in Berührung, mit der ich mich dann intensiv auseinandersetzte, – und durch das Wiederaufflammen der alten „Pfingstfragen“ nun bis zum heutigen Tag…

Meine Frau, mit der ich seit 1963 verheiratet bin, kommt ursprünglich aus der römisch-katholischen Kirche. Somit habe ich Kenntnis und Respekt gegenüber dem Glauben und Leben vieler Katholiken…, musste mich aber zwangsläufig auch mit deren Dogmatik bzw Sonderlehren (Papsttum, Marienkult, Meßopfer) im vergleichenden Licht der Bibel auseinandersetzen…

1968 bereisten meine Frau und ich – mit dem Schweizer Pastor Konrad Meyer – das erste Mal das Land Israel, danach noch vier Mal. Dabei entstanden etliche Freundschaften mit Israelis und vor allem mit messianischen Juden…

Diese jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Judentum, geschichtlich, politisch und bes. unter dem Aspekt der biblischen Prophetie, öffnete mir die Augen über eine verborgene Seite des von Gott unter die Völker zerstreuten jüdischen Volkes, nämlich deren Hass auf den von Gott gesandten Welterlöser Jesus Christus. Diese Auseinandersetzung zwischen Judentum und Christentum bestimmt weitgehend die schicksalhafte Entwicklung im sogenannten christlichen Abendland, und zwar besonders für Deutschland, dem Land der Reformation, der ehemaligen Hochburg des Christentums, das dann in der Verführung durch das okkulte sog. „Dritte Reich“ und mit der Vernichtung von Millionen europäischer Juden seinen Niedergang erlebte… Diese praktische Erfüllung biblischer Prophetie vor unseren Augen muss jeden wachen Bürger aufschrecken, Juden wie Christen …

Gleichzeitigt hatte ich viele Begegnungen mit Judenchristen – die erste war 1966 mit dem Budapester Pastor Andi Ungar –, Begegnungen, die immer eine Bereicherung waren…

1973 lernte ich den rumänischen Judenchristen Pfr. Richard Wurmbrand kennen, der mir zu einem Lehrer und Vorbild wurde, und mit dessen Werk und Familie ich bis zu seinem Heimgang in 2001 freundschaftlich verbunden war…
1972 begegnete ich Pfr. Dr. Kurt Koch, der durch seine Forschungsarbeit über den Okkultismus bekannt wurde. Mit Dr. Koch verband mich seitdem eine intensive Freundschaft bis zu seinem Heimgang in 1987. Deswegen sehe ich in der Aufklärung über den Okkultismus auch meine vorrangige Aufgabe.
Ebenso beschäftigte ich mich mit den Themen Mission und Erweckung. 1979 besuchte ich die Missionstation Kwa Sizabantu in Südafrika zum ersten Mal, … – habe aber seit dem Jahre 2000 keine Verbindung mehr zu dieser Bewegung. Aufgeweckt durch einige persönliche Erfahrungen ergab sich in der Folge eine intensive Auseinandersetzung über das Problem endzeitlicher Verführung mit falschen Zeichen und Wundern … – wahrlich keine leichte Aufgabe.
Besondere Bedeutung erhält dieser biblische Auftrag ja durch die heute unüberschaubar gewordene sogenannte charismatische Bewegung. Hier erfüllen sich verstärkt vor unseren Augen die Warnungen aus Matthäus 7 und 24: Es werden falsche Propheten und falsche Christusse kommen, und werden viele verführen. Allerdings ist dies aber nur eine der endzeitlichen Bedrohungen der Gemeinde Jesu.

In diesen schweren Fragen der Unterscheidung zwischen der biblischen Wahrheit und der schwärmerischen Verfälschung möchte ich besonders jungen Menschen eine Hilfe anbieten. Zumal die Erfahrungen und Erkenntnisse unserer Glaubensväter auf dem Büchermarkt kaum noch angeboten werden. Moderne erlebnisorientierte charismatische Literatur überschwemmt heute die Büchertische in den Gemeinden und Kirchen…

Alle mittels meiner Webseite angebotenen Beiträge sind von mir sorgfältig ausgewählt. Dennoch können einzelne Erkenntnisse und Gedankengänge der verschiedenen Autoren neu oder auch unterschiedlich sein, das lässt sich nicht vermeiden. Es sollte jedoch immer das Gesamtanliegen betrachtet werden, nämlich den heutigen agressiven antichristlichen Strömungen die entscheidende Antwort entgegenzusetzen: Zurück zu Gottes Wort!


Alles was wir über Gott und Jesus Christus wissen, hat seinen Ursprung in der Bibel. Sie ist das A und O eines gesunden Glaubens, und sie ist der entscheidende Schlüssel zum Verstehen des Weltgeschehens und die letztgültige Offenbarung bzw Antwort Gottes in den Fragen von Zeit und Ewigkeit.

Gerne können Sie mir schreiben.

Horst Koch, 35745 Herborn, Sonnenweg 11, im Mai 2005

info@horst-koch.de




Luther – Lehrmeister des Widerstands

Uwe Siemon-Netto

Luther – Lehrmeister des Widerstands

– Zur Geschichte eines Vorurteils – 


– Ein Auszug, mit dem Schwerpunkt der Obrigkeitsfrage. Eingestellt wegen der Gehorsamsfrage für Christen anlässlich der Versammlungseinschränkungen bei Gottesdiensten, die zukünftig überhandnehmen können. – (H. Koch, 10/2020)

Inhalt
I. Oktober 1989: Das Ende eines Klischees
Klischees, Zeitgeist und Moderne
II. Luther – der Schurke
Die Quellen des Klischees
III. Luther – doch kein Schurke ?
Die beiden Reiche

Wann bewaffneter Widerstand erlaubt ist
Bonhoeffer verneigt sich vor Flacius
IV. Luther gerechtfertigt: Der Fall Goerdeler
Das Klischee vom deutschen Militarismus

Klischeedenken im Weißen Haus

Ein Opfer des Zeitgeistes

V. Luther gerechtfertigt: Leipzig 1989
Luthers Erben bewähren sich

War Gorbatschow ein «Wundermann»?

Ein Gott, zwei Reiche: das lutherische Paradoxon

– Hier ein Auszug aus dem hervorragenden Buch “Luther – Lehrmeister des Widerstands“, mit dem Schwerpunkt der 2. Reiche-Lehre Luthers. Letztlich die Obrigkeitsfrage nach Römer 13. Alles stark gekürzt. Die Heraushebungen sind von mir. Horst Koch, im Oktober 2020 –


Einführung von Prof. P.L. Berger, Heidelberg.
Auszug:  . . . unsere Gesellschaft wird stärker von Klischees beherrscht als in früheren Zeiten. Durch die modernen Medien werden sie schneller und effektiver verbreitet. Ist ein Klischee erst einmal in den Köpfen verankert, so wird es zur nicht mehr hinterfragten Wahrheit uns ist auch durch empirische Gegenbeweise kaum noch zu erschüttern. Die Menschen werden nicht gern mit >kognitiver Dissonanz< konfrontiert, wie die Psychologen es nennen. Zudem sind das Denken und das Nocheinmal-Überdenken recht beschwerliche Prozesse.  . . . 
Als Gegenmittel gegen gefährliche Utopien ist nüchterner Realismus des lutherischen Denkens daher auch heute noch mehr als notwendig. . . . Wie bereits gesagt, werden Überzeugungen (Klischees) normalerweise auf empirische Belege hin weder übernommen noch aufgegeben. Stirbt der Mythos des Sozialismus, treten andere Utopien auf den Plan. Ob von links oder rechts, ob feministisch oder ökologisch ausgerichtet, alle stehen der 2-Reiche Lehre Luthers entgegen. Mir scheint, wie Uwe Siemon-Netto sagt, dass die 2-Reiche-Lehre verkündigt werden muß, um der Gefahr eines erneuten Massenmordes entgegenzutreten.  . . . 
P. L. Berger, 1993.

Einführung von U. Siemon-Netto
. . . Ich hatte den Entwurf für die englische Fassung meines Buches bereits geschrieben, da brach am 9. Oktober 1989 in Leipzig die Revolution aus, die dem kommunistischen Regime in der DDR ein Ende setzte und mir nach vielen Jahren die Heimkehr ermöglichte. Was ich in Leipzig in zahllosen Gesprächen mit evangelischen und katholischen Christen, mit Agnostikern und Atheisten erfuhr, passte nahtlos zu meinem Thema: Dies war eine spezifisch lutherische, will sagen: gewaltlose Revolution. Nur weil sie geordnet und friedlich verlief, gelang sie.
Die erste Auflage dieses Buches war im Gütersloher Verlagshaus unter dem Titel Luther als Wegbereiter Hitlers? – Zur Geschichte eines Vorurteils erschienen. Ich war über diesen Titel nicht sehr glücklich, weil er – wenngleich mit einem Fragezeichen versehen – beim flüchtigen Hinsehen den Eindruck erwecken könnte, dass auch ich den Bogen von einer der überragenden Figuren der deutschen Geschichte zu Hitler spannte, in dem Dietrich Bonhoeffer den Antichristen sah.
Ich nenne diesen Band nun in der Neuauflage Luther, der Lehrmeister des Widerstands, weil er als ein Abgesang auf einen gröblich missbrauchten Luther gedacht ist, auf den Martin Luther des Journalisten und Schriftstellers William L. Shirer, der gewiss manches über den Reformator gelesen hat, sich aber – dessen bin ich mir sicher – nie mit seiner vielschichtigen Theologie im Original beschäftigt haben kann.
Dieses Buch ist andererseits ein Versuch, einen nach wie vor bedeutsamen Aspekt des authentischen Martin Luthers wiederzuentdecken: jenes Luthers nämlich, dessen Lehre von den beiden Handlungsweisen Gottes in der Welt den Christen zum Dienst in dieser Welt befreit hat. Goerdeler und die friedlichen Revolutionäre von Leipzig, aber auch Dietrich Bonhoeffer und der mutige Bischof Eivind Berggrav von Oslo sind meine Zeugen dafür, dass dieser echte Luther unserer Zeit ungemein viel zu sagen hat, vor allem weil er Christen deutlich machte, wie und wann sie einer tyrannischen Obrigkeit die Stirn zu bieten und sie gegebenenfalls zu stürzen haben.
Mir geht es darum, einen Schatz freizulegen, der teils durch Unwissenheit, teils durch Verleumdung verschüttet worden ist. . . Dieser Schatz ist Luthers Zwei-Reiche-Lehre, die uns Nüchternheit bescheren sollte, weil sie uns immer wieder daran erinnert, dass wir aus eigener Kraft nicht alles in dieser Welt zurechtbiegen können. Sie hat Hitler nicht den Weg geebnet, wie Shirer behauptete; im Gegenteil: Sie könnte uns von Hitler kurieren, wie Englands großer methodistischer Theologe Gordon Rupp bereits 1945 schrieb, zu einem Zeitpunkt, an dem die Ruinen des Zweiten Weltkriegs buchstäblich noch qualmten.
Da die Zwei-Reiche-Lehre und insbesondere lutherisches Obrigkeits- und Widerstandsdenken mein eigentliches Thema sind, bitte ich meine Leser um Nachsicht, wenn ich eine zweite Anklage gegen Luther nur knapp in Kapitel 2 berühre: den Vorwurf, dass die antijüdische Polemik des alternden Reformators die Saat des Völkermordes an Millionen Juden in unserem blutigen Zeitalter gewesen sei. Wie die Bewunderer des Reformators noch zu seinen Lebzeiten, so bin auch ich entsetzt über seine Ausfälle, von denen ich aber auch weiß, dass die evangelische Kirche sie über drei Jahrhunderte lang schamhaft unterdrückt hatte. Für sie galt vielmehr die ganz andere Ermahnung des jungen Luthers, «dass Jesus Christus ein geborener Jude sei» (1523).
Über das Thema «Luther und die Juden», um das sich – wie über die Zwei-Reiche-Lehre – viel stereotypes Denken rankt, ist anderweitig ausführlich geschrieben worden. Dass ich dies hier nicht tue, möge mir bitte nicht als ein Mangel an Sensibilität für diese Frage angelastet werden. Der Grund ist lediglich, dass diese Studie sich auf ein anderes Klischee konzentriert, das viele davon abhält, die wohl wichtigste Stimme in unserer Geistes-, Kultur- und Religionsgeschichte in ihrer ganzen Genialität wahrzunehmen.

Uwe Siemon-Netto, Warren, Rhode Island, 1993

I.   Oktober 1989: Das Ende eines Klischees

“Deutschland wird nie wiedervereinigt werden…”. 
Jahrzehntelang verkündigten kommunistische Staatsmänner diesen Satz als eine unverrückbare Wahrheit. Viele ihrer westlichen Kollegen dachten nicht anders… Sogar Willy Brandt nannte es einmal “Lebenslüge der Nation” . . . Aber dann fiel Herbst 1989 die Mauer… Im Nachhinein hat sich eine vermeintliche Wahrheit als ein Klischee decouvriert.
Was ist ein Klischee? . . . Die technische Vokabel “Klischee” steht weltweit als eine Metapher für eine Denkweise, die der Soziologe A. Zijderveld so definiert: “Klischees umgehen die Reflexion und bearbeiten somit den Verstand im Unterbewußtsein . . . ”
Zijderveld hat eine enge Verwandschaft zwischen Klischees und der Moderne ausgemacht. Ich nenne es: “Klischeedenken ist ein Zwilling des Zeitgeistes, der keine Relativierungen zuläßt” . . . Nun war am 9. 11. 89 ein Klischee an ihr Ende gekommen. Luther hat über Lenin gesiegt. . . .

Klischees, Zeitgeist und Moderne
Was ist diese moderne Gesellschaft? Laut dem Philosophen, Anthropologen und Soziologen Arnold Franz Gehlen (1904–1976) trägt sie folgende Merkmale: Industrialisierung, Säkularisierung, Urbanisierung, Bürokratisierung, rapide Fortschritte in der Wissenschaft und kapitalistische Produktionsweisen. Diese Aspekte der Moderne haben traditionelle Institutionen wie Familie, Kirche und Gemeinschaft destabilisiert; Institutionen, die Gehlen als «vorgeformte und sozial eingewöhnte Entscheidungen» definiert.

«Der Mangel an stabilen Institutionen», schrieb Gehlen 1957, «überbeansprucht die Entschlussfähigkeit, aber auch Entschlusswilligkeit des Menschen und macht ihn, die Bastionen der Gewohnheiten schleifend, schutzlos vor den zufälligen nächsten Reizen.» 
Zijderveld meinte dazu: Jetzt ersetzen Klischees diese Institutionen, deren Stabilität von der Moderne unterminiert wurden; die Moderne schafft und nährt Klischees. Das Ergebnis: eine «clichegene Gesellschaft».
Dies ist eine Gesellschaft, deren Menschen von den Traditionen abgeschnitten sind. Die Traditionen gaben früheren Generationen Richtlinien zur Deutung ihrer Umwelt. Heute, da sich in dieser Welt Sinn und Werte ständig wandeln, fallen die Traditionen als Anhaltspunkte aus. Und so gerieten die Menschen in die Abhängigkeit des Haupterzeugers von Klischees: der Massenmedien. Selbst die besten Fernsehberichte oder Zeitungsartikel müssen relativierende Faktoren auslassen. Zum einen machen die knappen Platzverhältnisse eine wirklich umfassende Berichterstattung unmöglich, zum anderen sind ja auch die Journalisten Teil der «clichegenen Gesellschaft» und somit deren Unzulänglichkeiten unterworfen.

Noch nie zuvor war der sprichwörtliche Mann auf der Straße einer solch verwirrenden Vielfalt oft widersprüchlicher Fakten ausgesetzt. Er erfährt plötzlich, dass nicht nur ehemalige Sowjetrepubliken mit unaussprechlichen Namen miteinander im Konflikt liegen, sondern auch innerhalb dieser Republiken Gebiete mit noch exotischeren Namen gewaltsam ihre Unabhängigkeit durchzusetzen versuchen, usw.

Der «Mann auf der Straße» hat weder die Zeit, sich ausgiebig über diese Phänomene zu informieren, noch hat er den Zugang zur relevanten Literatur. Wohl oder übel müssen Journalisten und aus dem Boden gestampfte «Experten» die Bildungslücken des Publikums füllen.  . . .

Der Massenblatt- oder Fernsehstar als stets auskunftsbereiter Experte für alles Neue ist ein weiteres Charakteristikum der Moderne. An die Stelle des oft unter Lebensgefahr vor Ort recherchierenden Reporters von früher sind Alleswisser getreten . . .

Um sich der lästigen und zeitraubenden Pflicht zu entledigen, rätselhafte Ereignisse zu erklären, greift der zeitgenössische Medienstar in seinen Vorrat an Klischees und fördert eine passende Phrase zutage, die dann sofort von seinen Kollegen übernommen wird. Und siehe, diese Phrase wird dann schnell Allgemeingut; es gehört zum Wesen des Klischees, dass es ständig wiederholt wird.  . . .

Vielleicht werden künftige Historiker einmal die Auswirkung dieses Klischees auf die weiteren Ereignisse erforschen.  . . .

Wenn es wirklich, wie Zijderveld sagt, eine Wahlverwandtschaft zwischen Klischees und der Moderne gibt, dann besteht eine ähnliche Affinität auch zwischen der Moderne und dem Begriff «Zeitgeist».  . . . Und wie das Klischee dient er als Leuchtfeuer in der Verschwommenheit und Unsicherheit der modernen Gesellschaft; er gibt den Menschen, die auf dem Ozean der Instabilität schippern, die «korrekte» Position an, eine Position, nach der er sich orientieren kann – für den Augenblick.

. . . In dieser modernen Welt, schreibt Gehlen, würden Kunst, Recht und Religion subjektiviert und aufgeweicht, und die unsichtbaren Stützen ihrer eigenen seelischen Identität wurden zerstört. Der neue Bezugspunkt heißt Zeitgeist, und er tritt an die Stelle des unendlichen Bezugspunktes der prämodernen Gesellschaft: Gott.

Der Theologe Walter Künneth sagt: „Die heutige geschichtsnegative Grundhaltung ist bestrebt, an der Vergangenheit vorbei einen Neuanfang in der Menschheit zu wagen. An die Stelle der geschichtlichen Dimension soll eine völlig andere Lebenserwartung treten, nämlich die Vision einer geschichtsfreien Zukunft der Menschheit“. Künneth sieht in dieser Flucht aus der Geschichte >zugleich eine Flucht vor Gott<.

Joachim Fest formuliert es so: „Seit die christliche Botschaft ihre Macht eingebüßt hat, läuft die Suche auf nichts geringeres als einen Ersatz für Gott hinaus sowie auf ein Jenseits, das die Utopien in diese Welt verlegten“.  . . .

So eng sind die Beziehungen zwischen Klischeedenken und dem Zeitgeist, das sie einander unaufhörlich befruchten. Der Zeitgeist zeugt ein Klischee, das dann wiederum den Zeitgeist fortpflanzt.  . . .

II. Ein Klischee – Luther der Schurke

Das Klischee vom «Fürstenknecht» Luther ist so alt wie der Protestantismus. Das Copyright gehört Thomas Müntzer, Luthers großem Widersacher. Er erfand diese Vokabel während der Bauernkriege 1524–1526. Der Begriff «Fürstenknecht» stellt Luther als Prediger des Quietismus im Angesicht einer allmächtigen Obrigkeit hin. Luther wird unterstellt, er habe dem Herrscher das Recht zugesprochen, das Schwert mit brutaler Gewalt zu schwingen. . . .
Wie schrieb noch der britische Methodist Gordon Rupp, einer der bedeutendsten Luther-Kenner unserer Zeit? «Seit der Aufklärung gibt es in linken und liberalen Kreisen eine Tradition, die Luther … stets verabscheut hat.»

Zum Beispiel:
 Einer der beiden Urväter der modernen Linken, der deutsche Philosoph Friedrich Engels, hatte Müntzers «Fürstenknecht»-Etikett 1850 neu aufgelegt, und zwar in seiner Schrift Der deutsche Bauernkrieg. Im Zweiten Weltkrieg und danach gehörten solche Sprüche zum Repertoire eingefleischter Progressiver und solcher, die es schick fanden, eine Weile in ihrem Windschatten zu segeln, zum Beispiel Thomas Mann.  . . .

Es war jedoch William L. Shirer, dessen Attacke auf den Reformator vor allem die angelsächsische Luther-Rezeption am nachhaltigsten beeinflußt hat. Er schrieb: „Dieser wilde Antisemit, in dessen ungestümem Wesen sich so viele der besten und schlimmsten Eigenschaften der deutschen Eigenschaften mischen – Grobheit, Hesftigkeit, Fanatismus, Intoleranz Gewaltsamkeit, aber auch Ehrlichkeit und Schlichtheit . . . – der das Leben der Deutschen im Guten wie im Schlechten schicksalhafter prägte, als irgendein einzelner Mensch vorher oder nachher. . .“
Shirer hat Thomas Mann sehr beeinflusst . . .
Mann: „. . .Luther ist der Begründer des modernen Nationalismus . . .“ – Dies ist ein Klischee mit üblen Folgen. . .

Bonhoeffer schrieb: „…der moderne Nationalismus ist ein Produkt der französischen Revolution…“ Die ja immerhin 250 Jahre nach Luther stattfand. . .
Auch Luthers angeblicher Antisemitismus ist ein Klischee. Ihm Rassismus vorzuwerfen ist ein Unding. Der junge Luther ermahnte die Christen, die Juden brüderlich zu behandeln . . . Wenn bei Luther im Alter eine Judenfeindlichkeit durchbrach, war dies rein theologisch begründet. Kurz vor seinem Tod verfasste er die schreckliche Schrift >Von den Juden und ihren Lügen<. . . . Dieses Traktat hat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder große Betretenheit ausgelöst. Und ein überzeugter Lutheraner kann sich hier nur Gordon Rupp anschließen:
„Ich gestehe, dass ich mich schäme, . . , und ich muß sagen, dass deren Autoren dies bei Christus nicht gelernt haben, und dies, Gott Sei Dank, nicht der Hauptteil dessen ist, was sie uns mitzuteilen haben.“

Die Quellen des Klischees
. . . (Thomas Müntzer, Ernst Troeltsch, Reinhold Niebuhr, Paul Tillich, Th. Mann, Shirer, Wiener, Vansittard und ander mehr.) . . .


Luther – doch kein Schurke?
Es gehört zu den seltsamsten Aspekten des Luther-Klischees, dass sich seine Propagandisten so wenig darum scheren, wie viele potenzielle Relativierungen es auslässt. Der Vorwurf, Luther habe die Deutschen zur Duckmäuserei erzogen, übersieht seine unermüdlichen Ermahnungen an alle Christen, bei obrigkeitlichem Unrecht «das Maul aufzureißen». Der Vorwurf, er sei ein Kriegshetzer gewesen, übersieht, dass er alle Angriffskriege verurteilte und die Soldaten zum Ungehorsam aufforderte, wenn ihnen Befehle erteilt werden, die gegen die Gebote Gottes verstoßen.

Es ist wenig einleuchtend, dass Luther an den deutschen Misssetaten des Zweiten Weltkriegs mitschuldig sein soll, da doch die übelsten Missetäter des Dritten Reiches ursprünglich katholisch waren: Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Goebbels, Julius Streicher, Arthur Seyß-Inquart, Ernst Kaltenbrunner, Auschwitz- Kommandant Rudolf Höß, KZ-Arzt Josef Mengele!

Und apropos Quietismus: Haben sich nicht die Norweger oder Dänen, die viel einheitlicher lutherisch sind als die Deutschen, bei ihrem Widerstand gegen die Tyrannei gerade auf die Theologie Luthers berufen? Hat nicht andererseits das katholische Österreich, laut Nazi-Jäger Simon Wiesenthal, drei Viertel aller Kommandanten von Vernichtungslagern gestellt?

Fern liege es mir – dies sei hier mit größtem Nachdruck betont – die Verantwortung für den Holocaust vom Luthertum auf den Katholizismus abzuwälzen und damit ein neues Klischee in die Welt zu setzen. Mir geht es lediglich darum, auf eine Absurdität aufmerksam zu machen – die Absurdität des Vorwurfs, dass die Theologie einer christlichen Denomination einem Genozid den Weg geebnet habe.

Allein im 20. Jahrhundert sind Völkermorde von nominellen Protestanten, Katholiken, Orthodoxen, Muslimen und Buddhisten in Deutschland, der Türkei, Russland, China, Kambodscha, dem Irak und dem ehemaligen Jugoslawien verübt worden. Bisher ist noch niemand auf den Gedanken gekommen, diese Verbrechen mit den Lehren der Katholiken, Orthodoxen, nichtlutherischen Protestanten, Muslime oder der Buddhisten Südostasiens in Zusammenhang zu bringen.

Auf die Frage, wieso Menschen mit solch unterschiedlichen religiösen Traditionen mitunter so identisch blutrünstig sind, kann hier nicht einmal versuchsweise geantwortet werden; diese Frage ist auch nicht Gegenstand dieses Buches. Nur so viel sei dazu gesagt: Ich verneige mich vor Helmut Thielickes theologischer Erkenntnis, die wohl alle christlichen Konfessionen akzeptieren können, dass nämlich «ein Schuldverängnis über der Welt brütet, über ihren Kontinenten und Meeren».

Zurück zu Luther: Wer das Fürstenknecht-Klischee zerpflücken will, muss fairerweise zunächst das Selbstverständnis dieses Mannes zur Kenntnis nehmen. Carter Lindberg kommentierte: «Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts … sahen sich nicht als … Ethiker, Soziologen, Politiker oder Ökonomen, wenngleich sich ihre Tätigkeit häufig auf alle diese Gebiete erstreckte … Die Reformatoren waren … Pastoren und Theologen. Punkt! Und das trifft ganz besonders auf Luther zu.»

Das theologische Gewicht der Ordnung
Heinz-Eduard Tödt bezichtigt Luthers moderne Kritiker «fundamentaler Mängel in der Frageweise», wenn sie sich mit seinen Ansichten über die Obrigkeit auseinandersetzen: Sie interpretierten seine Schriften, oft unbewusst, «mit heutigen anthropologisch orientierten Begriffen und Sichtweisen». Dabei sei ihnen nicht hinreichend klar, wie entschieden theozentrisch (gottbezogen) Luther in dieser Frage dachte. Luther gab seinen Zeitgenossen «biblisch begründeten Rechtsunterricht».

Die Frage nach Gerechtigkeit löste zu Luthers Zeiten nicht weniger Verwirrung aus, als sie es heute tut. «Aber Luther konnte die Probleme seiner Zeit nur behandeln, indem er für seine Mitmenschen die Heilige Schrift, bezogen auf die konkreten Lebensfragen, auslegte», erläutert Tödt und macht zugleich darauf aufmerksam, dass «Luthers theologische Aussagen … bekanntlich nicht den Charakter scholastischer ‹Lehre›» haben.

Der Leipziger Theologe Franz Lau, dessen Lehre posthum die spezifisch lutherische Form des christlichen Widerstands in der DDR ganz entscheidend beeinflussen sollte, hat sehr nachdrücklich darauf hingewiesen, dass denn auch «die lutherische Kirche … keinen unfehlbaren Luther kennt. Ein wenn auch nicht förmlich programmiertes Dogma von der Unfehlbarkeit Luthers wäre noch schlimmer als das von der Unfehlbarkeit des Papstes. Luthers Theologie neben oder gar über die Schrift stellen, bedeutete allerschlimmste Verleugnung Luthers».

Das soll natürlich nicht heißen, dass zum Beispiel Luthers Lehre von den beiden Reichen und Regimenten, von der gleich die Rede sein wird, nicht Teil jenes Bekenntnisses wäre, auf das alle lutherischen und die meisten anderen evangelischen Geistlichen in Deutschland ordiniert sind: der Augsburgischen Konfession. Aber sie hat nicht die Kraft einer Glaubensregel. Luther kommt es darauf an, seinen Mitchristen dabei zu helfen, ihre Lebensprobleme zu meistern; er berät sie; er gibt ihnen Richtlinien, während sie sich darum bemühen, richtig zu entscheiden, aber er macht niemandem die Auflage, ihm, dem Theologen, zu folgen. Er sagt ganz einfach, was in der Bibel steht.

Deshalb betont Luthers britischer Verteidiger Gordon Rupp: «Luthers Obrigkeitslehre kann nur verstehen, wer mit dem Studium des Römerbriefs, Kapitel 13, beginnt.» Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wenn wir Luther verstehen wollen, müssen wir die erste Seite der Bibel aufschlagen, den Anfang der Schöpfungsgeschichte. Luther war ein Alttestamentler. Für ihn war die Heilige Schrift nicht nur eine Sammlung historischer Dokumente, sondern «Gottes Zeugnis von sich selbst». Sie ist die Geschichte der Transformation des Universums von Chaos in eine geordnete Welt. Folglich entspricht Ordnung dem Willen Gottes, und der Teufel will die Ordnung zerstören.

Das Resultat ist ein kosmischer Kampf, in dem der Mensch eine Art Schachfigur ist. In einem Akt unbegreiflicher Gnade hat Gott den Menschen «zu seinem Bilde» (imago Dei) geschaffen und ihm damit einen Sonderplatz in der Schöpfungsordnung zugewiesen. Aber wie die Geschichte des Sündenfalls zeigt, kann diese Gottähnlichkeit verlorengehen. «Der Mensch, der der Gefangene des Teufels ist, besitzt weder das imago Dei noch irgendeine Anlage hierfür», schreibt der schwedische Theologe Gunnar Hillerdal. «Es gibt keinen Teil seines Ichs, der höheren Ursprungs wäre, und durch den er sich von der übrigen Schöpfung unterschiede. Es verhält sich vielmehr so, dass er, in des Teufels Gewalt geraten, nunmehr dessen Bild trägt.»

Luther betont, dass der Mensch unfähig sei, sein eigenes Bild anzunehmen; dies ist ein Punkt, der nichtübersehen werden darf, wenn wir Luthers theozentrischer Stoßrichtung den Anthropozentrismus entgegenstellen, der bei seinen modernen Gegnern so weit verbreitet ist. «Der Mensch muss ein Bild sein entweder Gottes oder des Teufels. Denn nach welchem er sich richtet, dem ist er ähnlich», sagte Luther. «So ist’s nun hier so viel gesagt, das der Mensch am Anfang geschaffen ist ein Bild, das Gott ähnlich war, voll Weisheit, Tugend und Liebe … Nun ist er also nicht blieben, und das Bild ist umgekommen, und wir sind dem Teufel ähnlich geworden.»

Gott hat den Menschen als seinen «Cooperator» geschaffen, wie Luther sich ausdrückte, zu seinem Mitarbeiter. Moderne lutherische Theologen wie der Amerikaner Philip J. Hefner führen diesen Gedanken noch weiter: die gottgewollte Aufgabe des Menschen sei die des «Co-Creators», er sei also Gottes Partner im Schöpfungsprozess, der ja weiterlaufe. Durch diesen Mitarbeiter oder Mitschöpfer handelt Gott in der Welt. Damit der Mensch aber als Gottes «Cooperator» funktionieren kann, hat der Schöpfer eine Reihe von Ordnungsformen eingerichtet. Eine davon ist die Ehe, die dafür sorgt, dass das menschliche Leben fortgepflanzt wird. Eine weitere Ordnungsform ist die weltliche Obrigkeit. Sie ist ein Wall wider die destruktiven Kräfte des Teufels; sie verhindert Chaos und somit eine Rückkehr zu dem Zustand, aus dem Gottes Schöpferakt die Welt gerettet hat.

Dazu Hillerdal: «Um das weltliche Regiment aufzulösen oder ganz zu zerstören, werden von ihm [dem Teufel] Aufruhr und Krieg angestiftet, ja sogar die Kräfte der Natur angewandt. Vor allem aber sucht er, die Fürsten und weltlichen Herren zum Missbrauch ihrer Ämter zu verleiten. Denn die Ordnung, die Gott geschaffen hat, dient – auch wenn ihre Verwalter keine Christen sind – der Herrschaft Gottes auf Erden.»

Deshalb schreibt der Apostel Paulus in Römer 13,1: «Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.»

Um die Wichtigkeit der Regierenden hervorzuheben, weist Paulus ihnen einen Titel zu, den er für sich selbst in Anspruch nimmt: Sie sind leitourgoi gar Theou, Gottes Diener. Mit anderen Worten: Paulus und heidnische Politiker – er bezog sich auf die Regierung des Römischen Reiches – sind Kollegen.

Römer 13,1–7 und die entsprechende Perikope im 1. Petrusbrief (1. Petrus 2,13–17) sind die einzigen Passagen des Neuen Testaments, in denen mit einiger Ausführlichkeit auf die politische Ordnung eingegangen wird. Deshalb sind sie nicht nur die Grundlage für Luthers politische Vorstellungen; sie haben bereits im hohen Mittelalter die Ansichten der Theologen über weltliche Gewalt geprägt: Sie kommt von Gott, dem rex regum et dominus dominantinum (König der Könige und Herr der Herrschenden), was nicht ausschließt, dass Macht häufig genug missbraucht wird.

Aber die Erkenntnis, dass weltliche Macht von Gott verliehen wird, war kein originärer Gedanke des Apostels Paulus. Er bezog sich aufs Alte Testament und die Apokryphen, in denen immer wieder betont wird, dass Gott für sein Volk die Führer bestimmt (Psalm 2,6; 1. Samuel 13,14; 16,1.12; 2. Samuel 5,1–3).
In den Sprüchen Salomos (8,15) heißt es: «Durch mich regieren die Könige und setzen die Ratsherren das Recht.»
Und in Weisheit 6,3 steht: «Denn vom Herrn ist euch die Macht gegeben und Gewalt vom Höchsten, der fragen wird, wie ihr handelt, und erforschen, was ihr plant.»

Schließlich wies Jesus selbst auf die Quelle aller weltlichen Macht hin, als er zu Pontius Pilatus sagte: «Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre» (Johannes 19,11).

Die beiden Reiche
Die biblische Aussage, dass Gott derjenige sei, dem weltliche Herrscher ihre Macht verdanken, ist der Kern von Luthers Lehre von den beiden Reichen und Regimenten (oder: von den beiden Regierungsweisen Gottes). Diese Lehre wurde später auf elende Weise von den «Deutschen Christen» pervertiert und von Luthers Feinden böswillig verzerrt, so dass sogar einige lutherische Theologen sie verleugneten, weil ihnen der Missbrauch dieser Doktrin peinlich war.
Laut Luther führen alle Christen ein Doppeldasein; sie sind Bürger zweier Reiche: des geistlichen und des weltlichen.

Luther ist keineswegs der einzige namhafte Theologe, der zwischen den beiden Reichen unterscheidet. In De civitate Dei grenzt der Kirchenvater Augustinus den Staat Gottes und den Staat der Welt voneinander ab. Seit Kain koexistiert das Gottesvolk mit der civitas terrena, dem weltlichen Reich. Dort herrschen Ungerechtigkeit, Selbstsucht und exzessive Selbstliebe.
Die civitas Dei hingegen ist Gottes Welt: die Kirche, in der Christus regiert. Ihr Gesetz ist die Nächstenliebe bis hin zur Selbstverleugnung.

Der ehemalige Augustinermönch Luther hat bei Augustinus wesentliche Anleihen gemacht, als er seine Zwei-Reiche-Lehre formulierte, aber er hat dessen Konzept auch entscheidend verändert. In der mittelalterlichen Interpretation der augustinischen Lehre ist die civitas Dei einerseits die sichtbare, organisierte katholische Kirche und andererseits das endzeitliche Reich.
In Luthers Doktrin hingegen wird das geistliche Reich durch den Glauben eine Realität für den Christen. Es ist ein hörbares Reich, weil es durch das Wort zum Gläubigen gelangt; sichtbar wird es nur im Sakrament, dem sichtbaren Wort.
Luther geht von den Diskrepanzen zwischen den radikalen Forderungen der Bergpredigt und den Strukturen dieser Welt aus und schreibt folglich den beiden Reichen diese Eigenschaften zu:

1. Das geistliche Reich ist unendlich. Es ist das Reich des Deus revelatus, das Reich des in Christus offenbarten Gottes; es ist das Reich des Evangeliums, der Gnade, des Glaubens und der Liebe, ein Reich, in dem Gott und Christus herrschen und alle Menschen gleich sind. Dieses Reich ist eine Realität in dieser sündigen Welt. Es wird dort Wirklichkeit, wo das Wort verkündigt wird, die Sakramente gereicht werden und Christus den Gläubigen die Sünden vergibt.

Dieses geistliche Reich, das Reich der Kirche, wird nicht untergehen, sondern im eschaton glorreich vollendet werden. Bis dahin, sagt Luther, verhalten sich die beiden Reiche so zueinander: «… wie das geistliche Regiment die Leute nach oben weisen soll, wie sie Gott recht tun und selig werden, so soll das weltliche Regiment nach unten die Leute regieren und bewirken, dass Leib, Gut, Ehr, Weib, Kind, Haus, Hof und allerlei Güter in Frieden und Sicherheit bleiben und auf Erden selig sein können.»

2. Das weltliche Reich ist endlich. Es ist das Reich des Deus absconditus, des verborgenen Gottes. Hier wird er sich nie offenbaren, was aber nicht bedeutet, dass dies nicht auch Gottes Schöpfung wäre; das Reich der Welt darf nicht mit dem Reich des Bösen verwechselt werden; der Teufel ist des weltlichen Reiches bitterer Feind.

Franz Lau: «Dass dies eine Welt ist, in der Gott einen sehr seltsamen Mummenschanz treibt, ist deutlich; aber das ist ein echt lutherischer Gedanke. Luther hat uns deutlich genug gemacht, dass Gott reichlich Mittel weiß und braucht, damit seine Herrschaft in der irdischen Welt ihm nicht entgleite.»

Das bedeutet, dass Gott sich aus diesem Reich nicht zurückgezogen, sondern das «Schwert» der Obrigkeit übertragen hat. Unter dem Begriff «Schwert» versteht Luther «alles, was zum weltlichen Regiment gehört, als weltliche Rechte und Gesetze, Sitten und Gewohnheiten, Gebärden, Stände, unterschiedliche Ämter, Personen, Kleider, etc.».
In seinen Tischgesprächen bezeichnete Luther weltliche Obrigkeit als «ein Zeichen göttlicher Gnade, weil Gott barmherzig ist und sich nicht am Töten erfreut».

Im Reich der Welt sind nicht alle gleich. Hier, wo der Mensch sein zeitliches, biologisches Leben fristet, gibt es Vorgesetzte und Untergebene. Hier herrscht das Gesetz, das aber vom verborgenen Gott kommt. Hier regiert die Vernunft, von der Luther sagt, Gott habe sie zusammen mit Weisheit, Ehre und Glauben für diesen Zweck gestiftet.

Im Reich der Welt lebt der Mensch – in Dietrich Bonhoeffers Terminologie – etsi Deus non daretur, als ob es keinen Gott gäbe. Bonhoeffer schrieb: «Gott gibt uns zu wissen, dass wir leben müssen als solche, die mit dem Leben ohne Gott fertigwerden. Der Gott, der mit uns ist, ist der Gott, der uns verlässt (Markus 15,34)!
Der Gott, der uns in der Welt leben lässt ohne die Arbeitshypothese Gott, ist der Gott, vor dem wir dauernd stehen. Vor und mit Gott leben wir ohne Gott. Gott lässt sich aus der Welt herausdrängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns, und hilft uns. Es ist (Matthäus 8,17) ganz deutlich, dass Christus nicht hilft kraft seiner Allmacht, sondern kraft seiner Schwachheit, seines Leidens!»

Im Reich der Welt mögen die Machthaber gottlos sein; gleichwohl tun sie Gottes Werk, indem sie das Böse eindämmen, Chaos und Unordnung verhindern. Gewiss, dies ist ein sündiges Reich, gleichwohl wurde es als Bastion gegen die Sünde geschaffen. Hier werden Missetaten nicht vergeben, sondern bestraft.
Luther hat immer wieder betont, dass dieses Reich, obgleich eine ordinatio divina, also von Gott gefügt, nicht das Reich Gottes, Christi oder des Evangeliums sei; weltliche Herrscher müssen keine Heiligen sein. Luther betonte: «Es ist für den Kaiser ausreichend, wenn er Vernunft besitzt.»

Dies trifft auf alle Ebenen der Obrigkeit zu, wie Franz Lau klarstellt: «Das Amt bindet im Gehorsam nicht nur an den Vorgeordneten, sondern an Gott. Ein Familienvater, der treu seine Pflicht erfüllt, steht damit in Gottes Dienst. Sein Stand hat Gottes Wort, sogar wenn der Mann nichts glaubt und nichts von Gott wissen will. Ein Fürst, der sein Amt (redlich) verwaltet und (gerecht) seine Untertanen regiert, ist Gottes Willensvollstrecker, auch dann, wenn er ungläubig ist, katholisch ist oder epikuräisch lebt. Der Untertan, der gehorsam seine Pflicht erfüllt, gehorcht äußerlich einem Menschen . . . letztlich aber Gott, der heimlich hinter den irdischen Machthabern steht.»

Beide Reiche, obwohl getrennt, bestehen füreinander und dienen einander. Noch einmal Lau: «Das geistliche Reich schützt und stützt durch die Predigt des Evangeliums das weltliche Reich. Das Evangelium mahnt zum Gehorsam und preist ‹klärlich› das weltliche Regiment. Luther fühlt sich als Prediger verpflichtet und legt allen Predigern die Pflicht auf, das irdische Reich zu stützen. Das Predigtamt darf irdische Autorität nicht untergraben, sondern muss sie befestigen. […] Die weltliche Ordnung dient dem Predigtamt, der Verkündigung und damit dem Werden und Wachsen des Gottesreiches. Sie schafft dem Evangelium die Möglichkeit, gepredigt zu werden. Im wilden Chaos könnte das Wort nicht seinen Lauf machen.»

Aber Luther besteht darauf, dass die beiden Reiche peinlich voneinander getrennt werden; Artikel 28 des Augsburger Bekenntnisses verlangt dies ebenfalls. Dies ist ein Punkt, der in diesem Jahrhundert gar zu häufig übersehen wurde. Ein Beispiel dafür ist die Bereitschaft der «Deutschen Christen», sich der nationalsozialistischen Blut- und Rassenideologie zu unterwerfen. Ein weiteres Beispiel ist der auch nach dem Untergang des Dritten Reiches anhaltende Wildwuchs anthropozentrischer Ideologien in der Kirche, etwa des Feminismus, der geistlichen Überhöhung homoerotischer Praktiken, der marxistisch gefärbten Formen von Befreiungstheologie, der political correctness des gänzlich unlutherischen Pazifismus selbst dann, wenn es gilt, einem Völkermord Einhalt zu gebieten.

«Wir wollen aber lernen, das geistliche und weltliche Regiment so weit voneinander zu scheiden als Himmel und Erden», fordert Luther. Der sich ständig wiederholende Versuch, die beiden Reiche zu fusionieren, ist für ihn nichts anderes, als dem Teufel Tür und Tor zu öffnen:
«Solchen Unterschied dieser beiden Reiche muss ich immer neu einbläuen und einkäuen, eintreiben und einkeilen, obwohl so oft davon geschrieben und gesagt ist, dass es verdrießlich ist. Denn der leidige Teufel hört auch nicht auf, diese beiden Reiche ineinanderzukochen und zu brauen. Die weltlichen Herren wollen … immer Christus lehren und meistern. Ebenso wollen die falschen Pfaffen … immer lehren und meistern, wie man das weltliche Regiment ordnen soll. So ist der Teufel auf beiden Seiten sehr fleißig und hat viel zu tun. Gott möge ihm wehren, wenn wir’s wert sind. Amen.»

Eivind Berggrav, der als Bischof von Oslo den Widerstand der lutherischen Staatskirche in Norwegen gegen das faschistische Quisling-Regime anführte, hat dies in einen modernen Kontext gebracht:
«Wenn von Gott die scharfe Grenze zwischen dem Regiment, das mit der Ordnung zu tun hat, und dem Regiment, das mit den Seelen zu tun hat, gezogen worden ist, so nicht nur um der klaren Linien willen. Das hat einen tieferen Grund: Wenn diese Grenze nicht innegehalten wird, so hat Satan den Nutzen davon. Dann schleicht er sich ein und herrscht in beiden Reichen. Maßt sich die Obrigkeit Macht über die Seelen an, so vergreift sie sich an Gottes Angelegenheiten. Will die Kirche weltliche Macht haben, so gerät sie in die Gewalt des Bösen. Die Gefahr ist gleich groß für beide. Sowohl der Papst wie der Kaiser, der Staat wie die Kirche können dahin kommen, dem Teufel zu dienen.»

«Macht über die Seelen», «sich an Gottes Angelegenheiten vergreifen»: Dies sind hier die Kernaussagen. Es ist das Hauptanliegen der vielgeschmähten Zwei-Reiche-Lehre, den Christen von der weltlichen Einmischung in sein Verhältnis zu Gott zu befreien. Gleichzeitig will die Lehre aber Katholiken, Schismatiker, Häretiker und Nichtchristen vor der Verfolgung durch die weltliche Obrigkeit schützen. Luther: «Aber der Seele Gedanken und Sinne können niemandem außer Gott offenbar sein. Darum ist es umsonst und unmöglich, jemandem mit Gewalt zu gebieten, so oder so zu glauben.»
Selbst Ketzer, sagt Luther, sollen ungehindert predigen dürfen, solange sie keinen Aufruhr anstiften: «Ketzerei ist ein geistliches Ding, das man mit keinem Eisen hauen, mit keinem Feuer verbrennen, in keinem Wasser ertränken kann. Es gilt aber allein das Wort Gottes, dass … wie Paulus sagt (2. Korinther 10), ‹unsere Waffen sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören›.»

Luther verulkte Machthaber, die mit Gewalt die reine Lehre durchzusetzen versuchten und damit genau das Gegenteil erreichten: «Darum sieh, wie kluge Junker mir das sind! Sie wollen Ketzerei vertreiben und greifen das in keiner andern Weise an, als dass sie den Gegner nur bestärken, sich selber in Verdacht bringen und jene rechtfertigen.» Luther betonte: «Ketzer verbrennen ist wider den Willen des Heiligen Geistes.»

Hier stellt sich nun die Frage, wer denn eigentlich der Reaktionär unter den Theologen der Reformationszeit ist: Luther, wie seine Gegner behaupten? Oder Müntzer?

Der Amerikaner Carter Lindberg entwickelt zu diesem Thema eine interessante Gedankenkette: Luther hat alle Ausdrucksformen des corpus Christianum, des Leibs Christi abgelehnt, und zwar die des mittelalterlichen Papsttums ebenso wie jene der radikalen Reformatoren Andreas Karlstadt und Thomas Müntzer – oder der Täufer. Luther tat dies aufgrund seiner eigenen Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben. Ob nun Papsttum, ob Müntzer oder die Täufer: Sie alle behaupten, dass für die Entscheidung darüber, was Kirche ist und was nicht, politische Kriterien relevant sind. Sie unterstellen sogar, dass politische Programme mit dem Willen Gottes identifiziert werden können. Luther hat die Bauernkriege gerade deshalb abgelehnt, schreibt Lindberg, weil «aus seiner theologischen Perspektive das Evangelium allen ‹heiligen Kriegen› entgegensteht – und allen Versuchen, die Politik zu ‹taufen›».

Lindberg zog daraus dieses Fazit: Indem Müntzer versuchte, eine religiöse Legitimation politischer Handlungen wiederherzustellen, wurde er zum Reaktionär der Reformationszeit; er versuchte einen vorreformatorischen Zustand wieder herbeizuführen, in dem der Trennstrich zwischen dem geistlichen und dem weltlichen Reich verschwommen und damit unzulänglich war. In Wirklichkeit ist in Lindbergs Augen nicht Müntzer, sondern Luther der Revolutionär. Denn Luther «hoffte den Christen freizumachen für den Dienst in einer Welt … voller politischer und ethischer Vieldeutigkeiten». Deshalb habe Luther scharf unterschieden zwischen menschlicher Gerechtigkeit, die sich nach Recht und fairen Gesetzen messen lasse, und der Gerechtigkeit vor Gott, die ein unverdientes Geschenk sei.

Somit ist die Lehre von den beiden Reichen eng mit Luthers Gnadenlehre verknüpft, mit dem sola gratia (allein aus Gnade), das die «Politik entideologisiert» (Lindberg) und den Staat entgötzt. Damit wird der Staat «in einem redlichen Sinne des Wortes ‹weltlich›», wie Franz Lau schrieb:

«Es wäre die größte Verkehrung von Luthers Zwei-Reiche-Lehre, wenn der totale Machtstaat, der macchiavellistische Staat, der Staat Hitlers, der sich selbst vergötzende Staat als der ideale Staat nach Luther angesehen würde . . . Vergötzung der politischen Welt von Luther her zu begründen, ist nur möglich unter seltsamem Missverstehen Luthers. Auf das Gegenteil will Luther hinaus.»

Bischof Berggrav, der Widerständler, dachte genauso. Im Jahre 1941, als Hitlers Marionette Vidkun Quisling in Norwegen regierte, sagte Berggrav auf Pfarrerkonventen und Gemeindetagen: «Will der Staat total sein, das heißt, will er selbst Lebensanschauung sein und eine Lebensauffassung erzwingen, dann ist nach Luther der Teufel los. Dann fordert der Staat für sich den Glanz des Heiligen, dann setzt sich der Staat an Gottes Stelle, dann ist er Antichrist. Nur solange die Obrigkeit selbst Gott zu ihrer Obrigkeit hat, ist sie Obrigkeit nach Gottes Ordnung.»

Wie wir sehen, ist Luther also genau das Gegenteil von dem, was Ernst Troeltsch und Thomas Mann aus ihm machen: Er ist keineswegs im Mittelalter stecken geblieben, sondern hat vielmehr auf revolutionäre Weise die Kirche und den Staat von den Ketten befreit, die sie aneinander gefesselt hatten. Thomas Müntzer wollte ihnen diese Ketten wieder anlegen.

Shirer irrte, als er Luther «Fanatismus und Intoleranz» unterstellte; tatsächlich wollte Luther den Staat von der Ideologie und Menschen anderen Glaubens von der Angst vor dem «Meister Hans» befreien – dem Henker. Müntzer hingegen sprach ihnen das Lebensrecht ab, und ein buntes Gemisch von Utopisten folgte in seinen Fußstapfen; die Nationalsozialisten und die Kommunisten waren dafür das jüngste Beispiel.

Luther war entsetzt, als Kaiser Karl V. das Evangelium mit Hilfe des Schwertes verbreiten wollte. Für Luther war dies ein Rückfall ins Mittelalter. Er riet den Christen, die Heere der kaiserlichen Kreuzzügler wie den Teufel zu meiden, empfahl den Soldaten, zu desertieren, und machte einen Vorschlag, der modernen Ohren vertraut vorkommt: Die für die Kreuzzüge gegen die Türken vorgesehenen Mittel wären besser für den Bau von Schulen und die Bildung der Kinder angelegt. Müntzer war hingegen durchaus zum Blutvergießen bereit, um dem Gottesreich den Weg zu ebnen.

Der friedensbewegte Historiker Richard Marius, von dem im letzten Kapitel die Rede war, der Mann, der bei seinen Fahrten durch Tennessee «Tag und Nacht mit nachgerade devoter Intensität auf Luther blickte» und keine passenden Worte zum Vietnam-Krieg hörte – nun, dieser Richard Marius hat nicht scharf genug geguckt. Manches von dem, was der Reformator gesagt hat, hätte sich durchaus im Sinne dieses Kriegsgegners auslegen lassen. Andererseits hätten auch Befürworter des amerikanischen Engagements in Indochina in Luthers Schriften über Krieg und Frieden Trost gefunden. Denn Luther war ja nur gegen Aggressionskriege. Es kommt also ganz darauf an, wen der Betrachter für den Aggressor in Vietnam hält; aber dies steht hier nicht zur Debatte.

Gleichwohl hat Luther sogar für dieses Dilemma eine Antwort, die gerade in unserer postfaschistischen und postkommunistischen Ära hochaktuell ist. Auf die Frage, ob ein Christ Befehlen gehorchen muss, von denen er weiß, dass sie gegen Gottes Gebot verstoßen, erwidert Luther: Absolut nicht!


Der Christ schuldet Gott mehr Gehorsam als dem Menschen und muss deshalb verbrecherische Befehle verweigern, selbst wenn er damit sein Leben und seine weltliche Habe verwirken sollte. Andererseits sündigt der Christ auch nicht, wenn er im guten Glauben an einem Krieg teilnimmt, der sich hernach als ungerecht erweist.

Widerstand a la Luther
Warum eignet sich Luthers Lehre so famos, zu Klischees reduziert zu werden? Weil sie reich an relativierenden Faktoren ist, die von Klischeeschöpfern und -krämern ausgelassen werden können. Mit anderen Worten: Zwar ist die Lehre ungemein komplex, aber jede ihrer Komponenten klingt plausibel genug, ein Stereotyp abzugeben. Wer aber fair mit Luther verfahren will, merkt sehr schnell, wie wenig seine Lehre so «atomisiert» werden kann, dass aus dem «Einzelsatz . . . weittragende Folgerungen gezogen werden», schreibt Lau, denn «Luthers Rede ist immer dialektisch». Andererseits ist aber Luthers Sprache, das hyperbolische sächsische Idiom des 16. Jahrhunderts, klar genug, sowohl von Bauern als auch von Patriziern und Adeligen verstanden zu werden; schließlich ist er zuallererst ein Prediger.

Dies wird insbesondere deutlich, wenn wir uns mit Luthers Ansichten darüber auseinandersetzen, ob, wann und wie sich ein Christ den Machthabern widersetzen darf oder gar muss. War er wirklich ein Prediger «widerspruchslosen Gehorsams», wie der «düstere Dekan» Inge behauptete?
War er ein «Erzieher seines Volkes zur Untertänigkeit», wie Thomas Mann sagte? War er wirklich der «Quietist», den Troeltsch und Niebuhr aus ihm machten?

Wer mit dem üppigen Verbosität des 16. Jahrhunderts, namentlich der Sachsen, nicht vertraut ist und ohne Wenn und Aber Luthers Aufruf an die Fürsten liest, die Bauern zu «stechen, schlagen, würgen», dem muss es in der Tat scheinen, dass alle diese Vorwürfe richtig sind. Aber wenn wir verhindern wollen, dass dies zu einem Klischee degeneriert, müssen wir eine Reihe relativierender Faktoren bedenken:

1. Die Sprache: Die Sachsen, zu denen auch ich mich zähle, ergötzen sich gern an der Kunst des Overstatements, und vor 400 Jahren taten sie es noch mehr als heute. In ihrer unnachahmlichen Selbstironie beschreiben Sachsen ihre Art, sich zu artikulieren, wie folgt: «Ginnlade ausfahrn, ’nauslaufn lassen.» Sie machen aus ihren Herzen keine Mördergrube und gehen davon aus, dass ihre derben Sprüche verstanden und cum grano salis (mit einem Korn Salz) aufgenommen werden.
Ein gutes Beispiel dafür ist Luthers vielzitierter, womöglich aber apokrypher Ausspruch, ein guter Prediger müsse die «Zitzen über die Kanzel hängen lassen, auf dass die Gemeinde daran sauge». In den empfindlichen angelsächsischen Ohren des 20. und 21. Jahrhunderts – aber gewiss nicht des 16. – mag dies «grob und unflätig» klingen; aber Sachsen verstehen und lieben solche urigen Reden, wie sie übrigens nicht nur Luther meisterlich beherrschte, sondern auch seine Todfeinde Müntzer und Tetzel, der Ablasskrämer; beide waren Sachsen.

Das will nicht heißen, dass Luther nicht wirklich der Ansicht gewesen wäre, die Rebellen hätten die Todesstrafe verdient. Aus seiner theologischen und juristischen Sicht waren sie schlimmer als Mörder. Denn im Gegensatz zum gewöhnlichen Mörder greift «ein Aufrührer aber . . . nach dem Schwert, um es zu missbrauchen, anders denn es Gott eingesetzt und verordnet hat …» Will heißen: Anders als ein ordinärer Gewaltverbrecher greift der Rebell nach weltlicher Macht. Aber wie Luther es auch immer formuliert haben mag: Letztlich forderte er nicht mehr, als dass das Recht seinen Lauf nehme, um die Anarchie zu verhindern beziehungsweise zu stoppen.

2. Luthers gleichermaßen hartes Urteil gegen die Fürsten: Unmittelbar vor seinem Aufruf zur blutigen Unterdrückung des Bauernaufstandes hatte er die Fürsten angeklagt, diese Insurrektion durch ihr hochmütiges Verhalten ausgelöst zu haben:
«… denn ihr schindet und schröpft, eure Pracht und Hochmut zu führen, bis der arme gemeine Mann es nicht ertragen kann oder mag. Das Schwert ist euch auf dem Halse; noch meint ihr so fest im Sattel zu sitzen, dass man euch nicht ausheben könne. Solche Sicherheit und Vermessenheit wird euch den Hals brechen, das werdet ihr sehen. Ich hab’s euch zuvor vielmal verkündigt: Ihr soll euch hüten vor dem Spruch in Psalm 107,40: «… Er schüttet Verachtung auf die Fürsten.»

Dies ist ebensowenig die Sprache eines Duckmäusers wie sein Appell an die Fürsten, mit kapitulierenden Bauern gnädig zu verfahren oder wie seine Standpauke an die Adresse der Obrigkeit: Er prangerte «die wütenden, rasenden und unsinnigen Tyrannen» an, die «auch nach der Schlacht des Blutes nicht satt werden können». Zwar sei er schon zuvor besorgt gewesen, was geschehe, wenn die Bauern die Macht an sich rissen: Dann würde der «Teufel Abt werden». Aber wenn solche Tyrannen die Herrschaft übernähmen, mache sich des Teufels Mutter zur Äbtissin. Er fuhr fort: «Deshalb hätte ich beides gern, die Bauern zur Ruhe gebracht und die fromme Obrigkeit unterrichtet. Nun aber wollten die Bauern nicht hören. Wohlan, sie werden ihren Lohn auch haben … Höllisches Feuer, Zittern, Zähneklappern in der Hölle werden ihr ewiger Lohn sein, sofern sie nicht Buße tun.»

3. Das biblische Verbot des Aufruhrs: Luther hatte viele Forderungen der Bauern unterstützt. Aber als sie gewalttätig wurden, als sie auszogen, die Junker zu ermorden und ihre Burgen zu brandschatzen, empörten sie sich gegen die von Gott gestiftete Ordnung, wie sie seit dem Anfang dieser Welt besteht. Sie verstießen gegen Christi Befehl: «So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist» (Matthäus 22,21) und gegen die Anweisung des Apostels Paulus: «Jedermann sei untertan der Obrigkeit» (Römer 13,1). Indem sie mordeten und plünderten, brachen sie Gottes Gebot auf die abscheulichste Weise: Sie erhoben das Schwert gegen Gottes Wort. Obendrein verschlimmerten sie ihre Verbrechen noch dadurch, dass sie diesen Frevel «im Namen des Evangeliums» begingen und sich selbst «christliche Brüder» nannten. In Luthers Augen war das Blasphemie.
Verlangt Luther also von uns, dass wir uns der Regierung in allem fügen, nur weil die Obrigkeit von Gott eingesetzt worden ist? Keineswegs, sagt Franz Lau: «Luther ist nicht der Lehrer eines stummen Untertanengehorsams, sondern einer fast tollkühnen Opposition gegen alles obrigkeitliche Unrecht . . .

Er erhebt seine Stimme gegen alle Vergewaltigung des Rechts und gegen alle Gottlosigkeit . . . Er greift den Politikern wohl ins Maul, pfuscht ihnen jedoch nicht ins Handwerk.» Berggrav denkt ebenso: «Wer schweigt, macht sich mitschuldig. Er täuscht Gott. Wenn sie die Machtüber uns haben, darf uns das nicht hindern.»

In der deutschen Besatzungszeit erinnerte Berggrav die norwegischen Pfarrer an Luthers Auftrag an alle Christen, die gegen ihre Obrigkeit opponierten: «Ihr Mund sei Christi Mund.» Luther predigte keinen Quietismus; im Gegenteil: Mit saftiger Wortwahl schalt er quietistische Prediger ungläubige Schweine. «Denn es sind jetzt gar viele Bischöfe und Prediger im Predigtamt, die aber nicht stehen und Gott nicht treulich dienen, sondern lügen und sonst ihren Scherz damit treiben. Das sind die faulen und unnützen Prediger, die den Fürsten und Herren ihre Laster nicht sagen. Etliche, weil sie es gar nicht achten; solche schnarchen im Amt, tun nichts, das zu ihrem Amt gehört, nur dass sie wie die Säue den Raum füllen, an dem sonst gute Prediger stehen sollten.»

Aber nicht nur die Geistlichkeit hat die Pflicht, ungerechte und gnadenlose Herrscher anzuprangern; auch der einfache Bürger ist gehalten, dies zu tun, wenngleich in aller Demut. Gott verlangt von uns, sagt Luther, dass wir für Gerechtigkeit, Wahrheit und unsere Überzeugungen mutig eintreten; Zivilcourage ist unverzichtbare Christenpflicht.

Deshalb machte Dietrich Bonhoeffer eine eminent lutherische Aussage, als er in seinen Gefängnisbriefen den Mangel an Zivilcourage im Dritten Reich beklagte und fortfuhr: «Civilcourage aber kann nur aus der freien Verantwortlichkeit des freien Mannes erwachsen. […] Sie beruht auf einem Gott, der das freie Glaubenswagnis verantwortlicher Tat fordert und der dem, der darüber zum Sünder wird, Vergebung und Trost zuspricht.»

Allerdings darf der Christ, laut Luther, nicht weiter gehen, als frei seine Meinung zu sagen. Er muss es dann Gott überlassen, in Aktion zu treten. Luther begründet seine Forderung nach verbalem, aber friedlichem Widerstand mit dem Jesus-Wort in Johannes 18,23: «Dass er aber zum Knecht spricht: ‹Habe ich übel geredet, so beweise es›, das sollst du also verstehen, dass ein großer Unterschied sei zwischen diesen zweien: den anderen Backen herhalten, und mit Worten strafen den, der uns schlägt. Christus soll leiden, gleichwohl ist ihm das Wort in den Mund gelegt, dass er rede und strafe, was unrecht ist. So mir jemand vor Gericht einen Backenstreich gäbe, soll ich die Wahrheit bekennen. Und ob ich gleich zehn Backenstreiche empfinge, sollte ich dennoch nicht von der Wahrheit weichen … Darum soll ich den Mund und die Hand voneinander scheiden. Das Maul soll ich nicht hingeben, dass ich das Unrecht billige; die Hand aber soll stille halten und sich nicht selber rächen.»

Dies führt uns zu einem Aspekt in Luthers Widerstandslehre, den Troeltsch für besonders verwerflich hält: Während der Christ für den Nächsten eintreten muss, darf er für seine eigene Sache nicht kämpfen. Troeltsch sieht darin einen Beweis für Luthers «doppelte Moral». Aber in Wirklichkeit bezieht sich Luther auch hier auf die Bibel: Er zieht aus Christi Beispiel und der Bergpredigt den Schluss, dass der Gläubige aufgerufen ist, nicht zu richten, sondern zu leiden. So ist die Welt nun einmal geordnet, dass der Mensch sich nicht gleichzeitig richten und freisprechen kann. Aufruhr verstößt gegen diese Grundordnung: Jeder wird dann Richter und Henker zugleich. Damit aber, sagt Luther, sei die Welt in ihren Grundfesten bedroht.

Dies entspricht denn auch Luthers Kreuzestheologie, wie Gunnar Hillerdal betont: «Indem der Christ in der Übernahme von Leiden und Kreuz seinem Herrn nachfolgt, wird er auch dessen Herrlichkeit schauen. Deshalb streitet der Christ niemals für sich selbst und seine eigene Sache, sondern erleidet Unrecht, Schmach und Pein, wie sein Herr am Kreuz. Wo Christus für einen Menschen eintritt, da bedeutet es wenig oder gar nichts, wenn ihn Unglück und Ungerechtigkeit treffen. Die Freiheit und Freude eines solchen Menschen sind dann in Christus begründet und weder von dem irdischen Erfolg abhängig noch von der Achtung und Ehre, die andere Menschen ihm zollen oder verweigern.»

Da Luther die meisten Machthaber ohnehin für Toren und Schurken hielt, ging er davon aus, dass der freiwillige Gewaltverzicht des Christen ihm höchstwahrscheinlich Leid und Unterdrückung bescheren wird. Aber dies, sagt Luther, ist ganz einfach eine Konsequenz des Eintretens für Gerechtigkeit und Wahrheit; der Gläubige hat diese Konsequenz zu akzeptieren. Und obgleich Christen nicht verpflichtet sind, ungerechte Aktionen ihrer Machthaber mitzumachen, müssen sie passiven Widerstand leisten; sie dürfen nicht rebellieren.

Dies ist übrigens eine goldene Regel, in der Luther, Calvin und die anglikanische Doktrin des 17. Jahrhunderts übereinstimmen. Was anglikanische Theologen wie Temple und Inge bei ihrer Kritik an Luther übersehen, ist der Kanon ihrer eigenen Kirche aus dem Jahr 1640. Dort heißt es: «Gegen den König die Waffe zu erheben, ist Widerstand gegen Gottes Ordnung, ganz gleich, unter welchem Vorwand das geschieht.»

Luther macht in seiner Opposition gegen bewaffneten Widerstand auch Ausnahmen; von ihnen wird gleich noch die Rede sein. Aber Aufruhr kann nie geduldet werden, weil er gegen das Naturgesetz verstößt. Hillerdal schrieb dazu: «Luthers Lehre von der lex naturae (dem Naturrecht) will vor allem dem Gedanken Ausdruck verleihen, dass Gott sein Gesetz in aller Menschen Herzen geschrieben hat und dass ihm deshalb niemand entfliehen kann. Wer gegen Gottes Willen verstößt, wird von dem natürlichen Gesetz angeklagt. Das natürliche Gesetz dient ferner als Erkenntnisquelle. Aus ihm kann zwar nicht direkte Gotteserkenntnis gewonnen werden, wohl aber eine Art moralischer Vernunft, die den Menschen anweist, wie er sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat.»

Lord Vansittarts Behauptung, dass Luther die Vernunft hasse und folglich alle Deutschen unvernünftig seien, ist also Unsinn.
Das Gewicht der Vernunft in Luthers Theologie kann gar nicht hoch genug eingestuft werden. Gewiss, die Vernunft unterliegt wie alles im weltlichen Leben der Sünde. Die Vernunft ist «das Haupt aller Dinge … und – gemessen an den übrigen Dingen des Lebens – das Allerbeste, ja etwas Göttliches».

Die Vernunft ist eine Kraft, welche die von Gott am Anfang aller Zeiten geschaffene Ordnung aufrechterhält. «Gott hat das weltliche Regiment der Vernunft unterworfen», schreibt Luther, «weil es … leibliche und irdische Güter regieren soll, welche Gott nach 1. Mose 2,8ff. den Menschen unterwirft».

Selbst die Machthaber der Heiden lassen sich von Vernunft leiten. «Die Vernunft und der natürliche Verstand sind das Herz und die Kaiserin der Gesetze, die Brunnquelle, daraus alle Rechte kommen und fließen.»

Die Vernunft ermöglicht es dem Menschen, in dieser Welt, wie Bonhoeffer es formulierte, etsi Deus non daretur (als ob es Gott nicht gäbe) zu leben. Hier ist sie «schön und herrlich», sagt Luther, und doch gehört sie «in das Weltreich alleine».

«In zeitlichen Dingen und Dingen … die den Menschen angehen», sagte Luther, «da ist der Mensch vernünftig genug, da bedarf er keines anderen Lichtes denn der Vernunft. Darum lehrt auch Gott in der Schrift nicht, wie man Häuser bauen, Kleider machen, heiraten, Krieg führen oder dergleichen tun soll, denn da genügt das natürliche Licht [die Vernunft]».

Alles, was der Vernunft widerspricht, richtet sich aber «mit noch größerer Kraft gegen Gott»; denn «wie könnte etwas nicht gegen die himmlische Wahrheit sein, wenn es … schon gegen die irdische Wahrheit ist?»


Daraus folgt: «Aufruhr hat keine Vernunft und geht gemeiniglich mehr über die Unschuldigen denn über die Schuldigen. Darum ist auch kein Aufruhr recht, wie rechte Sache er immer haben mag … Und folgt allzeit mehr Schaden denn Besserung daraus.»

Aufruhr sei die Herrschaft des Pöbels, der die von Gott gestiftete Ordnung aufzulösen versucht und folglich «nicht christlich» ist.

«Der Pöbel hat und weiß kein Maß, und in einem jeden stecken fünf Tyrannen. Nun ist’s besser, von einem Tyrannen, das heißt von der Obrigkeit, als von unzähligen Tyrannen, das heißt vom Pöbel, Unrecht zu erleiden.»

Es gibt allerdings eine Ausnahme von der Regel, dass der Christ der Obrigkeit gehorchen muss: «Das ist wohl billig … wo etwa ein Fürst, König oder Herr wahnsinnig würde, dass man denselbigen absetze und verwahrete; denn er ist nun fortmehr nicht mehr für einen Menschen zu halten, weil die Vernunft dahin ist.»

Aber auch die Aufgabe, einen wahnsinnig gewordenen Machthaber gewaltsam abzusetzen, darf nicht dem Pöbel zufallen. Für diesen Akt gibt es eine unverzichtbare Voraussetzung, wie Walter Künneth erläutert:
«Den Weg gewaltsamer Mittel zu bedenken und zu realisieren ist nur eine Möglichkeit für Persönlichkeiten, die sich in einer verantwortlichen Position im Staatsgefüge befinden oder als einstige Amtsträger daran teilhatten … Auch der einfache Staatsbürger kann, bedingt durch den Umstand der Verhältnisse, in eine solche Amtsstellung hineinwachsen. Wesentlich aber ist die Erkenntnis einer gegliederten, abgestuften Verantwortung.»

Ähnliches riet Bischof Berggrav dem Grafen Helmuth James von Moltke, als dieser ihn fragte, ob Tyrannenmord theologisch gerechtfertigt sei. Dem deutsch-amerikanischen Historiker Klemens von Klemperer (1916–2012) zufolge antwortete der Bischof:
Die Attentäter müssten «imstande sein … Hitler zu töten und zugleich eine neue Regierung zu bilden, die Frieden schließen könne». Er fügte allerdings hinzu, zum gegebenen Zeitpunkt, im Frühjahr 1942, sei es dafür zu spät gewesen.

Gottes «Wundermänner» und des Teufels Gäuche
Künneth und Berggrav verweisen damit auf einen der wichtigsten Aspekte in Luthers Obrigkeitsdenken: Einerseits müssen Gottes Kinder «ihre Tyrannen nicht allein ertragen, sondern auch für sie beten und ihnen alles Gute gönnen und tun»

Andererseits ist Luther davonüberzeugt, dass eine unerträgliche Tyrannei nicht von Bestand ist. Dazu Franz Lau: «Darum kümmert sich Gott selber. Er hat eine heimliche Weise, solche gräuliche Verheerung seiner Ordnung wieder zurechtzubringen. Er straft einen Buben mit dem anderen. Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen. Das ist Gottes heimliche Ordnung, die Ordnung des Magnifikat.»

Vernachlässigen Tyrannen ihre Pflicht, den Gerechten zu schützen und den Bösewicht zu strafen, dann schickt ihnen Gott Feuer oder plötzlichen Tod. Oder er schickt einen «Wundermann», wie Luther in seiner Auslegung des 101. Psalms ausführlich darlegt. Der Begriff «Wundermann» bedeutet nicht, dass dieser Gesandte Gottes Wunder vollbringt; der Ausdruck bezieht sich vielmehr auf das göttliche Wunder der Erscheinung eines solchen begnadeten Menschen. Der «Wundermann» hat einen afflatus, einen Hauch vom Heiligen Geist; er ist im weltlichen Reich das, was der Prophet im geistlichen Bereich ist: ein besonderes Geschenk Gottes.

Der Zusammenbruch des Sowjetimperiums hatte unter manchen lutherischen Theologen in der früheren DDR und im Baltikum eine Debatte darüber ausgelöst, ob Luthers Definition eines Wundermannes womöglich auf Gorbatschow zutreffe: «Es ist eine hohe Gabe, wo Gott einen Wundermann gibt, den er selbst regiert.»

Aus aktuellem Anlass ist es also nützlich, noch einmal bei Luther nachzulesen, was er mit dieser Vokabel meint:
«Etliche, die Gott selbst lehrt und erweckt, haben einen besonderen Stern vor Gott. Dieselben haben alsdann auch guten Wind auf Erden und, wie man’s nennt, Glück und Sieg. Was sie anfangen, das geht fort; und wenn alle Welt widerstreben sollte, so muss es doch ungehindert hinausgehen. Denn Gott, der’s ihnen ins Herz gibt, ihren Sinn und Mut treibt, der gibt’s ihnen auch in die Hände, dass es geschehen und ausgerichtet werden muss. So Simson, David, Jojoda und dergleichen. Und nicht allein unter seinem Volk gibt es zuweilen solche Leute, sondern auch unter den Gottlosen und Heiden, und nicht allein in Fürstenständen, sondern auch in Bürger-, Bauern- und Handwerksständen. So im Perserreich den König Cyrus, in Griechenland den Fürsten Themistokles und Alexander den Großen, bei den Römern die Kaiser Augustus, Vespasian und dergleichen … Solche Leute heiße ich nicht gezogene und gemachte, sondern von Gott geschaffene und von Gott getriebene Fürsten und Herren.»

In Luthers Augen war auch sein Beschützer, «Herzog Friedrich selig, Kurfürst zu Sachsen . . . dafür geschaffen, als ein weiser Fürst im Frieden zu regieren».
 Ein Wundermann muss kein Heiliger sein, wie die Geschichte Davids zeigt: «Er … fiel selbst in Ehebruch, Mord und große Sünde gegen Gott.»


Nein, das Merkmal eines Wundermannes ist ganz einfach die ungewöhnliche Natur seines göttlichen Auftrages.


Hillerdal kommentierte: «Ein solcher Auftag kann in der Vernichtung einer ungerechten Obrigkeit bestehen. Weil jedoch der Wundermann nur Werkzeug Gottes ist, darf er aus dem Sieg, den er errungen hat, für sich selbst keinerlei Nutzen ziehen. Er hat zu handeln wie ein Fremdling, der aus einem fremden Land fremden Menschen zu Hilfe eilt.»

Ist denn nun das Werk eines von Gott gesandten und mit viel Vernunft und Weisheit ausgestatteten Wundermannes endgültig? Kann es nie wieder rückgängig gemacht werden? Das wäre im höchsten Maße unlutherisch gedacht. In seiner bildreichen Sprache erläuterte Luther: «Aber so geht es in der Welt zu:

Wo Gott eine Kirche baut, da kommt der Teufel und baut daneben seine Kapelle, ja wohl unzählige Kapellen. Wo er einen Mann [Wundermann] gibt im geistlichen oder weltlichen Stande, da bringt der Teufel seine Affen und Gäuche [Narren] auch zu Markt, die alles nachtun wollen, und wird doch lauter Affenspiel und Gaukelwerk daraus.»

«Gott lässt sich aus der Welt herausdrängen», schrieb der Lutheraner Dietrich Bonhoeffer in seiner Gefängniszelle. Aber es wäre wiederum unlutherisch gedacht, hielten wir dies für das letzte Wort im Drama von Gottes verborgenem Wirken im Reich der Welt. Hier sei noch einmal Bonhoeffer zitiert: «Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. […] Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind …»

Wann bewaffneter Widerstand erlaubt ist
Dietrich Bonhoeffer war freilich bereit, über passiven Widerstand hinauszugehen, um die Welt von einem verbrecherischen Machthaber zu befreien. Zwar war Bonhoeffer theologisch ein orthodoxer Lutheraner; gleichwohl befürwortete er schon sehr früh die Attentatsversuche gegen Hitler.
Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde er gefragt, was er denn von dem Jesus-Wort halte: «Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen» (Matthäus 26,52).

Bonhoeffer erwiderte, das gelte auch für den Verschwörerkreis: «Wir müssen akzeptieren, dass wir diesem Gericht verfallen.»
Aber jetzt würden Menschen gebraucht, welche die Gültigkeit dieser Aussage auf sich nähmen.

Hatte sich Bonhoeffer damit von Luther entfernt? Keineswegs, sagt Eberhard Bethge, der diesen Vorgang in seiner Bonhoeffer-Biografie schildert. Bethge erzählte mir, Bonhoeffer habe bei dieser Gelegenheit gesagt, jetzt erst habe er das volle Gewicht des lutherischen Imperativs pecca fortiter (sündige mutig!) erfasst.

Dieser Ratschlag, den der Reformator am 1. August 1521 in einem Brief an seinen engen Freund Philipp Melanchthon niederschrieb, wird oft aus dem Zusammenhang gerissen und dann als schreckliches Klischee gegen Luther verwandt, zum Beispiel von Peter F. Wiener.

Er stellte Luther damit nicht als Prediger des Evangeliums, sondern der Sünde dar. Aber natürlich muss auch diese Aussage in ihrem vollen Wortlaut gelesen werden. Dann wird auf einen Nenner gebracht, wie der Christ in dieser Welt leben soll – hier auf Erden, wo er nicht umhin kann, ein Sünder zu sein:
«Sei ein starker Sünder und habe starke Sünden, aber vertraue noch viel stärker und freue dich in Christus, welcher der Sieger ist über die Sünde, den Tod und die Welt. Wir müssen sündigen, solange wir sind, was wir sind; dieses Leben ist kein [Wohn-] Ort der Gerechtigkeit [ontisch verstanden]; wir warten aber, sagt Petrus, auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.»

Indem er dem Christen das Recht zusprach, das Schwert gegen einen bösen Machthaber zu erheben, knüpfte Bonhoeffer an die gnesio-lutherische Tradition an, die auf die Hugenottenkriege gegen Ende des 16. Jahrhunderts einen großen Einfluss hatte. Der Name dieser Tradition geht auf das griechische Wort gnesios zurück, das wahr oder echt bedeutet.
Sie hat ihren Ursprung im Gesinnungswandel des reifen Luthers in der Widerstandsfrage während des Augsburger Reichstags am 30. Juni 1530. Karl V. stellte den lutherischen Ländern ein Ultimatum:
Binnen sechs Monaten müssten sie zur römischen Lehre zurückkehren. In der Zwischenzeit dürften die Lutheraner weder religiöse Schriften publizieren, noch andere zu ihrem Glauben bekehren. Außerdem hätten sie mit den Katholiken gemeinsame Front gegen Sakramentarier und Täufer zu machen.

Luther war während des Reichstages auf der Veste Coburg – und tobte. Er hielt Karls Bedingungen für unannehmbar und rechnete damit, dass der Kaiser versuchen werde, sie nach Ablauf des Ultimatums mit Waffengewalt durchzusetzen. Und so formulierte er seine Warnung an seine «lieben Deutschen», sich um ihres lieben Seelenheils willen auf so etwas nicht einzulassen. Der Kaiser habe keine Gewalt in geistlichen Fragen. Wo es ums Evangelium gehe, habe der Christ Gott und nicht einem Menschen zu gehorchen.
In dieser «Warnung» sanktioniert Luther ausdrücklich den bewaffneten Widerstand gegen den Monarchen und geht damit von einigen seiner früheren Positionen ab:
«Wo es zum Kriege kommt, da Gott vor sei, so will ich das Teil, das sich wider diese mörderischen und blutgierigen Katholiken zur Wehr setzt, nicht aufrührerisch gescholten haben noch schelten lassen, sondern will’s gehen und geschehen lassen, dass sie es eine Notwehr nennen, und will sie dafür aufs weltliche Recht und an die Juristen weisen. Denn in solchem Fall, wenn die Mörder und Bluthunde ja Krieg führen und morden wollen, so ist’s auch in Wahrheit kein Aufruhr, sich gegen sie zu erheben und zu wehren.  . . . Ein Christ weiß wohl, was er tun soll, dass er Gott gebe, was Gottes ist, und dem Kaiser auch, was des Kaisers ist [Matthäus 22,21], aber doch nicht den Bluthunden, was nicht ihrer ist.  . . .  Man muss nicht alles aufrührerisch sein lassen, was die Bluthunde aufrührerisch schelten.»

Damit legte Luther das Fundament für eine Theologie des Widerstands gegen Tyrannen. Nach dem Augsburger Reichstag entwickelte er seine Gedanken zu diesem Thema weiter, und zwar zunächst mit juristischen Argumenten: Im Oktober 1530 unterschrieb er zusammen mit seinen Mitstreitern Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Georg Spalatin das «Torgauer Gutachten» wonach ja das Recht auf Widerstand gegen die Obrigkeit von eben dieser Obrigkeit garantiert sei.
Ich paraphrasiere: Als Luther und seine Mitreformatoren früher gelehrt hätten, dass der Obrigkeit kein Widerstand geleistet werden dürfe, sei ihnen nicht klar gewesen, dass das Recht dazu von genau dieser Obrigkeit garantiert werde.
Acht Jahre später erklärte er, wenn der Kaiser einen Krieg gegen die Lutheraner anzettele, dann sei er ein Tyrann, der ihre Religion, ihr geistliches Lehramt und letztlich auch ihr Privatleben bekämpfe. Dann aber gebe es überhaupt keine Frage, ob ein Christ für seinen Glauben kämpfen dürfe; er müsse es sogar tun – seiner Familie und seinen Kindern zuliebe.

Der amerikanische Historiker Richard R. Benert sieht drei Argumentationsebenen, auf denen die Lutheraner seither ihr Widerstandsrecht aufgebaut haben:
Die höchste Ebene: Alle Christen sind aufgerufen, aus Liebe zu Gott gegen Satans Legionen anzutreten; dies kommt allerdings in der Geschichte sehr selten vor.
Die mittlere Ebene: Das Naturrecht verpflichtet jedermann, seine Familien und Nachbarn zu schützen – auch gegen Machthaber, die zu Räubern und Mördern degeneriert sind.
Die untere Ebene: Positives Recht und Verfassung erlauben es den Ständen, sich dem Kaiser zu widersetzen, wenn er seine Abkommen mit ihnen bricht; dies entbindet sie ihrer Verpflichtungen gegenüber dem Machthaber.

Benert fügt hinzu: «Feudales Recht, kombiniert mit römischen, kanonischen und germanischen Gesetzen, ließ Selbstverteidigung gegen die Obrigkeit und öffentliche Bedienstete zu, wenn diese wortbrüchig wurden oder die Schranken ihrer Ämter durchbrachen.»
Benert ruft zu einer Korrektur des Klischees auf, dass im Protestantismus nur die Calvinisten einen politischen Aktivismus entwickelt hätten, nicht aber die Lutheraner, deren Beitrag sich auf den geistlichen Bereich beschränke.

Der Historiker weist in diesem Zusammenhang vor allem auf das aus dem 16. Jahrhundert stammende lutherische Konzept der «unteren Obrigkeiten» hin. Zwar ist die Vorstellung weit verbreitet, dass das Recht und die Pflicht der «unteren Obrigkeiten», sich der Tyrannei mit Waffengewalt zu widersetzen, von den Calvinisten erfunden worden sei. Es mangelt jedoch nicht an Beweisen dafür, dass diese Idee zuerst von Lutheranern entwickelt wurde. Dazu betont der Theologe Oliver K. Olson, einer der geistigen Köpfe der in den USA noch sehr lebendigen gnesio- lutherischen Bewegung: «In der Tat: Calvin hat die Pflicht der unteren Obrigkeiten anerkannt, ihre Untertanen vor verantwortungsloser Machtausübung zu schützen – aber mit anderen Mitteln als bewaffnetem Widerstand.»

Es war Luther, der das Recht und die Pflicht, ihre Angehörigen und Nachbarn zu verteidigen, auf alle Familienväter ausdehnte. Wenn sie in Abwesenheit einer verfassungsgerechten Obrigkeit angegriffen werden, dann müsse der Einzelne als «Magistrat» handeln.

Die entscheidende Aussage zu diesem Thema findet sich in eine Expertise, die Luther, Jonas, Bucer und Melanchthon im November 1538 den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen überreichten:

«Und wie das Evangelium der Obrigkeit Amt bestätigt, so bestätigt es auch natürliche und gesetzte Rechte. Wie auch Paulus spricht: Lex est iniustis posita (das Gesetz ist den Ungerechten gegeben, (1.Timotheus 1,9). Und ist nicht Zweifel, ein jeder Vater ist schuldig (verpflichtet), nach seinem Vermögen Weib und Kind wider öffentlichen Mord zu schützen, und ist kein Unterschied zwischen einem Privatmörder und dem Kaiser, so er außer seinem Amt unrechte Gewalt und besonders öffentlich oder notorisch unrechte Gewalt vornimmt. Denn öffentliche violentia (Gewaltsamkeit) hebt alle Pflichten zwischen dem Untertan und dem Oberherrn iure naturae (nach dem Naturrecht) auf.»

Luther und seine Mitarbeiter formulieren damit ein Konzept, das im 21. Jahrhundert ebenso gültig ist, wie es vor vierhundert Jahren war. Es ist einfach nicht wahr, dass das Konzept einer gottgewollten Pflicht «unterer Obrigkeiten», in gewissen Situationen das Schwert gegen den Machthaber zu heben, von Calvin stammt. Vielmehr war es, schreibt Oliver Olson, «vor den Schmalkaldischen Kriegen in Gesprächen zwischen den Wittenberger Theologen und kursächsischen Juristen artikuliert; es wurde dann genau im richtigen Augenblick von Calvins Nachfolger in Genf, Theodor von Beza, an die Monarchomachen (Bekämpfer des Monarchen) übertragen, die . . . nach dem Bartholomäus-Massaker (23.–24. August 1572) den protestantischen Widerstand gegen den König von Frankreich anführten und einer theoretischen Grundlage für ihre Agitation bedurften».

Das Magdeburger Bekenntnis
Dabei fiel Magdeburg eine entscheidende Rolle zu. Magdeburg war die erste norddeutsche Stadt, die sich zu Luthers Reformation bekannt hatte. In einer der größten Krisen des jungen deutschen Protestantismus war es so ziemlich dessen letzte Bastion. Im Schmalkaldischen Krieg, der kurz nach Luthers Tod 1546 ausbrach und 1547 mit dem Sieg Karls V. endete, unterwarfen sich nur Magdeburg und Bremen nicht den Kaiserlichen. Im Jahr darauf widersetzte sich Magdeburg auch dem Augsburger «Interim», der von Karl befohlenen vorläufigen Kircheneinigung in Deutschland.

Katholische Theologen hatten mit Brandenburgs evangelischem Hofprediger Johannes Agricola das Interimsabkommen ausgehandelt. Es erlaubte den Protestanten zwar die evangelische Verkündigung, verbog aber ihre Rechtfertigungslehre im römischen Sinne und «ersuchte» die Lutheraner, in der Reformation «nicht weiter zu greifen noch zu schreiten». Priesterehe und Laienkelch wurden den Evangelischen belassen – aber nur in ihren, nicht den katholischen Territorien. Den Ständen wurde streng verboten, gegen das Interim zu lehren, zu schreiben oder zu predigen. Der alte Kultus wurde restauriert. Der in Luthers Augen unsinnige Kanon, der das Altarsakrament zu einem neuen Opfer für die Lebenden und die Toten macht, sollte wieder verlesen werden. Heiligendienst, Prozessionen, Feste, Weihen und Messgewänder kehrten zurück.
Vor allem um die Messgewänder entbrannte nun ein Streit. Melanchthon, der sich angstvoll dem «Interim» fügte, sah in ihnen ein adiaphoron, zu Deutsch: ein Mittelding, das weder gut noch böse sei. Hatte nicht Luther selbst gesagt, ihm sei es gleichgültig, was ein Pfarrer am Leibe habe – und wenn’s denn 25 verschiedene Kleidungsstücke wären –, solange er das Evangelium korrekt verkündige?

Ein Zugereister aus Dalmatien sah das ganz anders: Matthias Flacius, Professor für Altes Testament in Wittenberg, erkannte die Verfälschung der evangelischen Lehre; er witterte Gefahr für das Augsburger Bekenntnis und empfand die Rückkehr zum römischen Kultus als ein Ärgernis (skandalon), weil sich die Evangelischen in den Augen der Gemeinde unglaubwürdig machten, wenn sie dem Druck des Gegners wichen und damit die von ihnen selbst gepredigte Wahrheit verrieten. Wo aber das Gemeindeglied dem Verkündiger des Evangeliums nicht mehr trauen kann, drohen Zynismus und blanker Atheismus.
Deshalb prägte Flacius einen Satz, der vierhundert Jahre später von Bonhoeffer wieder aufgegriffen werden sollte:
In casu confessionis et scandalii nihil est adiaphoron, wenn also der Bekenntnisfall eingetreten sei und ein Ärgernis herrsche, sei nichts nebensächlich.

Flacius wurde damit der Kopf des Widerstands; an Flacius, dem Gnesio-Lutheraner par excellence, orientierten sich die Stadtväter und die Geistlichkeit von Magdeburg, wohin unbeugsame protestantische Theologen aus ganz Deutschland geflüchtet waren. Unter Flacius’ Einfluss produzierten Magdeburger Druckereien entgegen dem kaiserlichen Befehl buchstäblich Tonnen von Flugschriften wider das Interim, und diese Schriften wurden überall in Norddeutschland gelesen. Deutschlands Protestanten nannten nun Magdeburg «unseres Herrgotts Kanzlei».

Von 1549 bis 1551 belagerte Herzog Moritz von Sachsen Magdeburg. Er war zum Kaiser übergelaufen und hieß deshalb im Volksmund «Judas von Meißen». Die Magdeburger leisteten einen zähen Widerstand, den Moritz’ Legionen trotz sechsfacher Überlegenheit nicht zu brechen vermochten. Damit begann sich das Blatt zugunsten der Evangelischen zu wenden. Während dieser Belagerung nun formulierten Magdeburgs gnesio-lutherische Theologen unter dem Einfluss von Flacius 1550 die Denkschrift Bekenntnis Unterricht der Prediger der Christlichen Kirchen zu Magdeburg. Sie erklärten, dass dieses Dokument nichts anderes sei als eine Neuauflage von Luthers Gedanken zur Widerstandsfrage – freilich von den Vieldeutigkeiten der Wittenberger Angsthasen befreit.

Das Magdeburger Bekenntnis hatte schwerwiegende internationale Folgen, wie wir gleich sehen werden. Eine seiner radikalsten Aussagen erklärt, dass Untertanen, Diener und Kinder ihren Machthabern, ihren Herrschaften und ihren Eltern keinen Gehorsam schulden, wenn diese die ihnen Anvertrauten «von Gottesfurcht und ehrbarem Leben» wegsteuern wollen. Dann nämlich werden diese Obrigkeiten und Eltern «Ordnungen nicht Gottes, sondern des Teufels», und dagegen könne sich jeder «mit gutem Gewissen wehren».

Das Magdeburger Bekenntnis definiert vier Ebenen von Ungerechtigkeit und empfiehlt für jede von ihnen die adäquate Reaktion. Da das Dokument sehr lang und wortreich ist, fasse ich die für unsere Untersuchung relevanten Aussagen knapp zusammen:
1. Wie alles Menschliche habe auch Obrigkeit ihre Sünden und Laster; deshalb sei sie oft in unbedeutenden Angelegenheiten ungerecht. In solchen Fällen «wollen wir nicht, dass sich die minderen Magistrate den höheren Magistraten gewaltsam widersetzen».
2. Wenn eine Obrigkeit einen ungerechten Krieg führe und dabei einem unschuldigen Machthaber «Leib, Leben, Weib, Kind, Freiheiten, Land und Volk nimmt … wollen wir niemandem befehlen, sich im Einklang mit Gottes Gebot zu verteidigen … aber wir wollen auch niemandes Gewissen belasten, wenn er sich verteidigt».
3. Wenn ein Machthaber eine untergeordnete Instanz zur Sünde zwinge und diese Instanz eine Ungerechtigkeit nicht ertragen könne, ohne selbst zu sündigen, dann habe diese «mindere Obrigkeit» sorgfältig darauf zu achten, dass sie bei ihrem bewaffneten Widerstand «kein höheres Gesetz und kein Gebot Gottes bricht und damit den Widerstand zu einer Ungerechtigkeit macht».
4. Wenn aber «Tyrannen so wahnsinnig werden, dass sie mit Waffen und Krieg … die höchsten und notwendigsten Rechte (ihrer Untertanen) und unseren Herrgott selbst angreifen und … neue Gesetze erlassen, die alle erdenklichen Schandtaten … erlauben, dann können wir und andere Christen uns mit ruhiger Zuversicht widersetzen».

Eine Generation später beeinflusste dieses bemerkenswerte Dokument eines der dramatischsten Ereignisse der Reformationszeit, und zwar nicht etwa in Deutschland, sondern in Frankreich: die Hugenottenkriege 4 bis 8, die mit dem Massaker am Bartholomäustag des Jahres 1572 begannen und 1598 mit dem Edikt von Nantes endeten; dieses Edikt garantierte französischen Protestanten, die damals noch Lutheraner genannt wurden, die Glaubensfreiheit.

Nach der «Pariser Bluthochzeit», wie die Bartholomäusnacht von 1572 auch genannt wird, musste Theodor von Beza, Calvins Nachfolger in Genf, Argumente für einen bewaffneten Widerstand formulieren. Beza, vormals Seelsorger der hugenottischen Truppen, versah seine Schrift mit dem Titel: Vom Recht der Magistrate über ihre Untertanen. Ein sehr notwendiges Traktat für diese Zeiten, um die Magistrate und ihre Untertanen über ihre Pflichten aufzuklären: publiziert von jenen in Magdeburg im Jahr 1550 und nunmehr revidiert und ergänzt mit vielen Gründen und Beispielen. . . .

Bonhoeffer verneigt sich vor Flacius
Auf Flacius bezogen sich fast genau vierhundert Jahre später Dietrich Bonhoeffer und sein Kreis in ihrem Kampf gegen Hitler. Gnesio-lutherisch gesehen, erfüllten die Nationalsozialisten eindeutig die Kriterien für einen theologisch legitimen Widerstand. Sie griffen die «höchsten und notwendigen Rechte (ihrer Untertanen) und unseren Herrgott selbst an», und sie erließen «neue Gesetze, die alle erdenklichen Schandtaten erlauben». Sie waren damit Tyrannen scheußlichster Art, solche, gegen die der Christ mit ruhiger Zuversicht gewaltsam kämpfen darf.

Es war kein Zufall, dass in Göttingen 1940, also kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, eine wissenschaftliche Arbeit über Flacius, die Adiaphoron-Frage und Magdeburg verlegt wurde. Dieses bemerkenswerte Werk trägt den Titel
«Die Gestalt der Kirche Luthers. Der casus confessionis im Kampf des Matthias Flacius gegen das Interim von 1548».
Sein Autor war Hans Christoph von Hase, Bonhoeffers Vetter und enger Vertrauter. Wir können davon ausgehen, dass Bonhoeffer mit dem Manuskript schon vor seiner Publikation vertraut war und es wahrscheinlich auch beeinflusst hatte; Bonhoeffer hatte schon früher die Entwicklungen im Dritten Reich mit Ereignissen zu Flacius’ Lebzeiten verglichen, wie wir gleich sehen werden.

Die Tatsache, dass das Buch überhaupt veröffentlicht wurde, war bereits eine Herausforderung. Widersacher totalitärer Regime bedienen sich oft historischer Parallelen, wenn sie auf einen Missstand in ihrer eigenen Zeit hinweisen wollen, einen Missstand, den sie anders gar nicht anprangern könnten. Genau dies tat von Hase, wie er bereits in seinem Vorwort klarmacht:


«Die Verwirrung im evangelischen Lager war groß. Als echter Schüler Luthers aber trat damals Matthias Flacius hervor, der mit unbeugsamem Mut die Freiheit des lutherischen Glaubens von aller päpstlichen Gewalt verfocht und der für die Lage den Begriff des ‹casus confessionis› prägte . . . Wir aber wollen in unserer Zeit erweisen wie damals die tapferen Magdeburger, ‹dass noch alte beständige deutsche Herzen und Gemüter, denen Gottes Wort, ihr Vaterland und Freiheit lieb wäre›»; von Hase zitierte hier einen Augenzeugenbericht «von der Alten Stadt Magdeburg Belagerung».

Wir müssen nicht lange raten, an wen von Hase dachte, als er die folgenden Sätze formulierte:
«Mit einem Blick sieht Flacius, dass der ganze Widerstand Wittenbergs allein am Unglauben krankt. Alles geheime Verhandeln, Schweigen, Nachgeben zeigt ihm klar, dass man Luthers Weg nicht mehr zu gehen vermag. Der stieg, so sagt Flacius, als der dritte Elias, aus dem sicheren Schiff einer Kirche, in der es keine Verfolgung gab; allein aufs Wort schauend eilte erüber die Wellen mit freudigem Gesicht auf Christus zu. Er kam ans Ziel. Nun aber verachten dieübrigen diese ‹fröhliche Art seiner Seefahrt› – und beginnen zu sinken.


Kein Zweifel: von Hase schrieb über Melanchthon und die angstvollen Wittenberger und meinte die angstvollen evangelischen Kirchenführer im Dritten Reich. Er machte keinen Hehl daraus, wie unlutherisch Letztere sich in ihrem Umgang mit Widernissen verhielten; er zitierte Flacius:

«Was hat Petrum anders ins Meer gedruckt / und was ersäuft uns zu unserer Zeit anders / … / denn das er nicht gewollt hat / und wir auch nicht wollen / mit dem Glauben nur allein auf Christum stehen / sondern gaffen um uns her mit menschlicher Weisheit / nach dem Winde / Meer / und Wasserwogen. Dies ist die schöne Weisheit des alten Adams / welcher D. Luther so gram war.»

Selbst in der Wortwahl glichen die «Deutschen Christen» Melanchthon und den Wittenbergern. Auch sie bedienten sich des Begriffs Adiaphoron. Die «Deutschen Christen» meinten damit den «Arierparagraphen», der verlangte, dass evangelische Geistliche jüdischer Abstammung aus dem Pfarramt entfernt wurden. Er betraf zwar nur eine winzige Zahl, nämlich 29 von 18.000 Pastoren in Deutschland, aber Dietrich Bonhoeffer wusste genau, worauf das letztlich hinauslief:

Am Ende würden nicht nur ein paar Geistliche, sondern alle «nichtarischen» Gemeindeglieder aus der Kirche verbannt werden.
Am 6. September 1933 schickte er ein Telegramm folgenden Inhalts an den Generalsekretär des Weltkirchenrates in Genf: «… only Teutonic Christians admitted to National Synod, Aryan paragraph now in action, please work out memorandum against this and inform the press» (nur teutonische Christen zur Nationalsynode zugelassen, Arierparagraph jetzt rechtskräftig, bitte erarbeitet dagegen eine Denkschrift und informiert die Presse).»

Bonhoeffer und seine Familie hatten schon vor Hitlers Machtübernahme den Antisemitismus in Kirche und Gesellschaft bekämpft.
Bonhoeffers Großmutter Julie hatte am 1. April 1933 mit 91 Jahren demonstrativ eine SA-Sperre vor einem jüdischen Geschäft durchbrochen, um dort einzukaufen. Für Dietrich Bonhoeffer war der Gedanke einer «rein deutschen» Kirche, aus der einige Gläubige aus biologischen Gründen ausgeschlossen waren, eine theologische Absurdität.

Als die Nationalsozialisten Juden aus dem Staatsdienst ausschlossen, sagte er in einer Vorlesung:
«Es ist die Aufgabe christlicher Verkündigung zu sagen: hier, wo Juden und Deutsche zusammen unter dem Wort Gottes stehen, ist Kirche, hier bewährt es sich, ob Kirche noch Kirche ist, oder nicht. Es kann keinem, der sich nicht in der Lage fühlt die Gemeinschaft des judenstämmigen Christen zu tragen, verwehrt werden, selbst aus dieser kirchlichen Gemeinschaft auszuscheiden. Es muss ihm aber dann mit letztem Ernst dies klargemacht werden, dass er sich damit von dem Ort lossagt, an dem die Kirche Christi steht.»

Bonhoeffer ließ keinen Zweifel daran, dass sich seine Überzeugungen auf Luthers Theologie gründeten. Er begann seine Vorlesung mit dem Luther-Wort: Wären die Apostel – Juden alle – mit den Heiden umgesprungen wie später die Christen mit den Juden, dann wäre wohl niemals ein Heide Christ geworden. Bonhoeffer endete mit einem Passus aus Luthers großem Kommentar zum 110. Psalm:
«Wer Gottes Volk oder die Kirche Christi sei, ist keine andere Regel noch Probe ohne dies allein, wo ein Häuflein ist derer, so dieses Herrn Wort annehmen, rein lehren und bekennen wider die, so es verfolgen, und darob leiden, wo sie sollen.» . . .

Wie Flacius vierhundert Jahre vor ihm stellte auch Bonhoeffer fest, dass der casus confessionis eingetreten sei und nunmehr nichts mehr weder gut noch schlecht sein könne; jetzt seien Christen zum Widerstand aufgerufen. Genau dies tat Bonhoeffer, als er in die Dienste der Abwehr trat und unter der Ägide dieses Hitler-feindlichen militärischen Nachrichtendienstes Juden aus dem Lande schmuggelte, wofür er letztlich verhaftet und hingerichtet wurde.

Als der NS-Staat dem Kirchenregiment seine Gefolgsleute aufzwang, brach in der «Bekennenden Kirche» eine schwere Krise aus. Lutherische Theologen auch innerhalb der «Bekennenden Kirche» wähnten hinter dem Widerstand gegen diese staatliche Einmischung einen exzessiven «reformierten» Einfluss; dieser Widerstand, sagten sie, verrate eine falsche Lehre.

Bonhoeffer konterte von einem eindeutig gnesio-lutherischen Standpunkt – und mit einem direkten Hinweis auf Flacius –, dass derlei Gerede «dem rechten Luthertum damit einen schlechten Dienst leistet». Er schrieb ein Gutachten mit dem Titel «Irrlehre in der Bekennenden Kirche». In diesem Gutachten, das der Bruderrat der Bekenntnis-Synode Pommern am 24. Juni 1936 aussandte, betonte Bonhoeffer:
«Dass aber die Ordnungen bekenntnisgebunden sein müssen, dass in statu confessionis (Bekenntnispflicht) in der Frage der Ordnungen nun keinen Schritt gewichen werden darf, das ist lutherische und reformatorische Lehre gemeinsam, und darum geht es heute.»

Bonhoeffer fuhr fort: «Es ist lutherische Lehre, dass alle Ämter und Ordnungen der Kirche allein am Bekenntnis der Kirche ausgerichtet sein müssen. An ihrer Bekenntnisgemäßheit entscheidet sich ihr kirchliches Recht. Bekenntnis und Ordnung der Kirche können daher nicht getrennt werden. Es ist lutherische Lehre, dass die Gemeinde frei ist, ihre Ordnung im Dienst der Verkündigung zu gestalten, dass aber in statu confessionis, d.h. beim Angriff auf die Kirche von außen her, auch die Ordnungen der Kirche zum Bekenntnisstande der Kirche gehören, von denen nicht gewichen werden darf, um des Evangeliums willen. Was also innerhalb der Kirche Adiaphoron ist, ist nach außen hin nicht Adiaphoron, sondern gehört zum Bekenntnis. Bekenntnis und Ordnung der Kirche sind in statu confessionis eins.»

Dies ist unverfälschte flacianische Diktion. Aber Bonhoeffer geht in seinem Bekenntnis zu Flacius noch einen Schritt weiter. Unter Hinweis auf die in seiner Konkordienformel angestrichenen Passagen, in denen die Freiheit der Ordnung definitiv am Bekenntnis begrenzt wird, schreibt Bonhoeffer:
«Es ist bezeichnend, dass von dem Lutheraner Flacius hier der ‹volksmissionarische› Gesichtspunkt besonders geltend gemacht wird: ‹Das arme Volk sieht am meisten auf die Zeremonien, denn sie können die Augen füllen, die Lehr ist so wohl aber nicht zu sehen.› . . . Das Volk erkennt den Einbruch der Irrlehre an der Preisgabe der Ordnung.»

Ohne auf die Kirchenordnungen einzugehen, schrieb Bonhoeffers Vetter Hans Christoph von Hase seinen in dieser Frage verwirrten lutherischen Amtsbrüdern eine kernige Flacius-Formulierung ins Stammbuch:
«Der größte Narr muss der sein / der da meinet / man könne von Krieg und Verheerung frei sein / so man sich mit gottlosen Menschen / die Dreck und Koth sind / versühnet / und Gott den allmächtigen und strengen Richter erzürnet.»

Bonhoeffers Kompromisslosigkeit im Umgang mit den Nationalsozialisten hatte einen triftigen Grund: Er sah, so berichtet sein Freund Eberhard Bethge, in Hitler den Antichristen, den Luther in «Ein’ feste Burg» als eine Kraft definierte, die «Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib» nimmt. Deshalb müsse Hitler eliminiert werden, sagte Bonhoeffer.
Deshalb akzeptierte er die ungewöhnliche Doppelrolle eines Abwehr-Agenten und Mitverschwörers gegen das NS-Regime; deshalb sagte er dem Generalsekretär des Weltkirchenrates, W. A. Visser’t Hooft:
«… ich bete für die Niederlage meines Landes, denn ich glaube, dass das die einzige Möglichkeit ist, um für das ganze Leiden zu bezahlen, das mein Land in der Welt verursacht hat»; und deshalb ging er 1942 auch nach Norwegen.

Dies tat er, nachdem deutsche Besatzungsoffiziere, die der hochkirchlichen lutherischen «Michaels-Bruderschaft» angehörten, die Abwehr-Zentrale in Berlin auf die Festnahme des Osloer Bischofs Berggrav aufmerksam gemacht hatten. Die Abwehr entsandte zwei Agenten; einer von ihnen war Bonhoeffer. Bethge: «Die offizielle Rechtfertigung der Reise bestand darin, den Kirchenkampf als eine die Sicherheit der deutschen Besatzungstruppen gefährdende Angelegenheit in Augenschein zu nehmen; die geheime Absicht war, den norwegischen Lutheranern zu raten, dass sie keinen Fußbreit von dem beschrittenen Weg weichen sollten.»

Der Brite Gordon Rupp erinnert an die oft unterschlagene Tatsache, dass sich die norwegischen Lutheraner in ihrem Widerstand gegen Quisling ausdrücklich am deutschen Kirchenkampf orientierten. Und als ihre Pfarrer in einem heldenhaften Akt des Protestes en masse zurücktraten, beriefen sie sich auf den Vater ihrer Kirche – auf Martin Luther, den Müntzer, Engels, Troeltsch, Inge, Wiener, Temple, Shirer und Thomas Mann als Fürstenknecht verunglimpft hatten:
«Wie Luther versuchten wir gegenüber der Obrigkeit loyal zu sein, soweit das Wort und die Gebote dies erlaubten. Wie bei Luther kam auch bei uns der Augenblick, an dem wir unserem Glauben folgen und die Gerechtigkeit der Kirche der Ungerechtigkeit des Staates entgegenstellen mussten. Regierungsformen mögen sich ändern, aber die Kirche weiß – wie der Vater der Kirche –, dass gegen das, was Luther Tyrannei nannte, Gott selbst in seinem Schwert und seinem Heiligen Geist steht. Wehe uns, wenn wir nicht Gott gehorchen, sondern Menschen.»

Zweimal Luther
Ich fasse zusammen: Elemente einer immens komplexen Theologie wurden aus dem Zusammenhang gerissen, um ein Klischee in die Welt zu setzen, das heute noch das Luthertum verfolgt. Die Klischeekrämer übersehen einige der wichtigsten Aspekte der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre:

1. Luther war weder ein Politiker noch ein Soziologe oder Ethiker, sondern ein Theologe, der Ratschläge erteilte, die sich auf der biblischen Aussage gründeten, dass die weltliche Ordnung von Gott gestiftet sei;
2. Luther betonte unermüdlich die Bedeutung der Vernunft im Reich der Welt;
3. Luthers Zwei-Reiche-Lehre war insofern revolutionär, als sie den Christen von religiösen Fesseln befreite, um in einer Welt voller politischer und ethischer Vieldeutigkeiten dienen zu können;
4. Luther war das genaue Gegenteil eines Quietisten, er beschwor die Christen, obrigkeitliche Ungerechtigkeit anzuprangern;
5. im Gegensatz zur römischen Kirche, zu den Schwärmern und Utopisten verdammte Luther die obrigkeitliche Unduldsamkeit gegen Anders- und Ungläubige;
6. die lutherische Kirche kennt keinen unfehlbaren Luther, und Luther selbst hat nie von sich behauptet, unfehlbar zu sein – im Gegenteil: In der Frage des bewaffneten Widerstands gegen Tyrannen hat Luther unerschrocken eine Kehrtwende gemacht.

Was müssen wir daraus schließen? Wenn wir es mit einem Hitler oder einem Stalin zu tun haben, können wir uns auf zweierlei Luther berufen. Keiner von ihnen duldet Aufruhr und die Herrschaft des Pöbels. Der ältere Luther sagt, unter gewissen Umständen müsse der Christ mit Waffengewalt gegen einen bösen Herrscher vorgehen, dabei aber nie für seine eigene Sache kämpfen, sondern nur für seinen Glauben und seine Familie.

Bonhoeffer folgte dem älteren Luther. Der Pfarrer und spätere Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier tat’s auch. Der Jesuitenpater Alfred Delp teilte die Ansicht dieser beiden Lutheraner, dass Hitler physisch beseitigt werden müsse. Im nächsten Kapitel werden wir aber sehen, dass Carl Goerdeler, das zivile Oberhaupt des Widerstands, gegen Hitler in einer Weise gehandelt hat, die den Ansichten des jüngeren Luthers entsprach.
So oder so: In beiden Fällen erwies sich Luther als ein Lehrer größter Zivilcourage und Glaubenskraft.

Luther gerechtfertigt. (I.) Der Fall Goerdeler

Das Klischee vom deutschen Militarismus
. . . Das Militarismus-Klischee war eine fixe Idee, die Vansittart mit Winston Churchill und, wie wir gleich sehen werden, Franklin D. Roosevelt teilte. Es übersieht den zutiefst religiösen Charakter der alten Offiziere, die Goerdelers Freunde waren: die Generalobersten Ludwig Beck und Franz Halder, Oberst Hans Oster sowie Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben.
Aus der Lektüre der «X-Dokumente» und aus seinen eigenen Gesprächen mit Goerdeler musste Vansittart wissen, wie verzweifelt diese Männer über Hitlers Kriegstreiberei waren; er musste wissen, dass sie Aggressionskriege verabscheuten, und er musste ihre Sorge über den Klüngel jüngerer Offiziere gekannt haben, über diese ehemaligen HJ-Führer, denen das alte preußische Soldatenethos wenig bedeutete; sie waren dem «Führer» fanatisch ergeben.

Es lohnt sich, das Militarismus-Klischee genauer unter die Lupe zu nehmen, denn es ist mit daran schuld, dass der Westen den konservativen deutschen Widerstand weder vor noch nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ernst genommen hatte. Somit ist dieses Klischee zumindest teilweise für die «Casablanca-Formel» verantwortlich, die von Deutschland die bedingungslose Kapitulation forderte. Wenn es je eine Chance für einen Putsch gegen Hitler vor dem Holocaust gab, so wurde sie durch diese Formel ausgelöscht. Führen wir diesen Gedanken konsequent weiter, so war das Militarismus-Klischee einer der Faktoren, die letztlich zur Teilung nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas führten – und zur Unterjochung seines östlichen Teils durch die Sowjetunion. . . .

Das Militarismus-Klischee war der Eckstein einer rassistischen Interpretation deutschen Verhaltens, wie Frank Owen, der Chefredakteur der Londoner Zeitung «Evening Standard», auf dem Höhepunkt des Krieges konstatierte: «In dieser Frage ist Vansittart ein Nazi mit umgekehrten Vorzeichen.» Vansittarts rassistische These lautete, dass Großbritannien nicht mit Hitler im Krieg liege, sondern mit einer «verfluchten Rasse», von der «80 Prozent der moralische Abschaum der Erde» seien.

Der «Vansittartismus», wie diese Denkweise in England genannt wurde, unterstellte, dass die «deutsche Rasse» seit über tausend Jahren mit Militarismus imprägniert sei. In seinem Pamphlet «Black Record», behauptete der Lord – immerhin der höchste außenpolitische Berater der Regierung Churchill –, dass seine Landsleute gegen ein gesamtes Volk kämpften, das immer blutrünstig gewesen sei. Die Deutschen, eine «schamlose Horde», seien im Herzen Wilde geblieben. . . .

Aber die britische Bevölkerung erwies sich als zunehmend anfällig für Vansittarts Theorien. Sein Biograf Goldman berichtet: «Obwohl die Deutschfeindlichkeit nie so stark war wie nach dem Ersten Weltkrieg, wurden sowohl die Bevölkerung als auch höhere Beamte im Laufe des Zweiten Welt-Krieges immer feindseliger gegenüber dem deutschen Volk. …» . . .

Victor Gollancz verurteilte Vansittarts «wüsten Appell an primitive Blutrunst und seine niederträchtige Hass- und Rache- Propaganda gegen das deutsche Volk». . . .

Vansittarts spätere Hassausbrüche gegen die gesamte deutsche «Rasse», einschließlich der alten Germanen, Karls des Großen, Barbarossas, Luthers und solch tapferer Nazi-Gegner wie Carl Goerdeler, legen allerdings den Verdacht nahe, dass er doch unter einem grundlegenden emotionalen Defekt gelitten haben muss. Denn wir haben es hier nicht mit einem ignoranten Spießbürger zu tun, sondern mit einem Mann, dem die Sprache, Dichtung, Philosophie und Musik des Objektes seines Hasses wohlvertraut waren. . . .

Klischeedenken im Weißen Haus
Auf der anderen Seite des Atlantiks teilte Präsident Franklin D. Roosevelt Vansittarts Ansichten über die Deutschen. Er betrachtete Deutschland als eine «monströse Nation», wie Frank Freidel in seiner großen Roosevelt-Biografie schreibt. In seiner Korrespondenz mit Churchill erklärte FDR, dass «der deutsche Charakter total reformiert werden muss».

Wie Vansittart hatte Roosevelt seine Meinung über Deutschland und die Deutschen in seiner Jugend gebildet. Wie Vansittart sprach er Deutsch; er hatte ein deutsches Kindermädchen namens Fräulein Reinhardt, und in der Schule in Groton im Bundesstaat New York hatte er in Deutsch ein «A», also eine Eins. Fast jedes Jahr nahmen seine Eltern ihn mit nach Deutschland, wo seine Mutter zu kuren pflegte – zuerst in Bad Nauheim, dann in Sankt Blasien im Hochschwarzwald. Einmal besuchte er sogar sechs Wochen lang eine deutsche Volksschule in Bad Nauheim. . . .

Wie Vansittart empfand Roosevelt die Deutschen als unheilbare Militaristen, obwohl er diese angebliche Charaktereigenschaft nicht so weit in der Geschichte zurückverfolgt wie der Brite.
Dazu sagte Roosevelt 1944 auf einer Pressekonferenz: «Ich ging noch unter dem alten Kaiser Wilhelm I. zur Schule. Da trugen die Bahnbeamten keine Uniform. Die Schüler trugen keine Uniform und marschierten auch nicht die ganze Zeit. Dies war damals noch keine militärisch gesinnte Nation. Das war in 1888 … Der junge Kaiser kam 1889. Als ich Deutschland verließ, trugen alle Bahnbeamten Uniform. Die Schulkinder trugen Uniform . . . Ihnen wurde das Marschieren beigebracht. Das Familienleben der Deutschen war ein anständiges Leben. Aber nach und nach wurden sie militaristisch.»

Dies war nun ein eklatantes Klischee. Denn erstens trugen damals Schüler überall in Europa Uniformen; in Großbritannien und an amerikanischen Privatschulen tun sie es heute noch. Zweitens waren Schuluniformen niemals Symbole militärischer Gesinnung, sehen wir einmal von den nach militärischem Vorbild geführten Internaten in den USA ab – den military schools. Schuluniformen haben den guten Zweck, Standesunterschiede zwischen Schülern zu verwischen. Drittens tragen Bahnbeamte in aller Welt Uniformen – zum Nutz und Frommen der Fahrgäste, damit diese auf einen Blick sehen können, an wen sie sich zu wenden haben.
Roosevelt betrachtete es als ein Anzeichen von «Militarismus» an deutschen Schulen unter Wilhelm II., dass den Kindern beigebracht wurde, Landkarten zu lesen. Freidel zufolge wertete Roosevelt dies als ein Indiz dafür, dass die Deutschen damals schon – also um die Jahrhundertwende – einen Angriff planten.

Wie wir oben sahen, kannte Roosevelt die «X-Dokumente»; er kannte die Pläne Goerdelers und seiner Freunde in der Wehrmacht, Hitler zu stürzen, und er wusste, dass Englands Appeasement-Politik diese Pläne durchkreuzt hatte. Roosevelt wusste ferner, dass der deutsche Widerstand auch nach Kriegsausbruch aktiv war. . . .

Vergeblich versuchte Louis P. Lochner, der Leiter der Berliner Redaktion der amerikanischen Nachrichtenagentur «Associated Press», Roosevelt über die deutsche Opposition aufzuklären. Ihre Anführer hatten ihn im November 1941 gebeten, dies zu tun.

Prinz Louis Ferdinand von Preußen beauftragte Lochner, bei seiner Rückkehr nach Washington den Präsidenten aufzusuchen. Roosevelt und Louis Ferdinand, der bei Ford in den USA gearbeitet hatte, waren Freunde. Noch am 23. März 1939 hatte der Präsident dem Prinzen nach Deutschland gekabelt:
«Ich hoffe, Sie können zurückkommen und uns in Washington oder Hyde Park besuchen, wo ein herzliches Willkommen auf Sie wartet.»

Nun aber wollte Roosevelt nichts mehr von dem Kaiser-Enkel hören – auch nicht von Lochner, den der Präsident persönlich kannte.

Hoffmann schrieb über die verzweifelten Versuche des Widerstands, mit dem Weißen Haus Kontakt aufzunehmen:

In jener Novembernacht des Jahres 1941 nun wurde Lochner von den heimlich Versammelten gebeten, sogleich nach seiner bevorstehenden Rückkehr in die Vereinigten Staaten dem Präsidenten in möglichster Ausführlichkeit von der Zusammensetzung, den Zielen und der Tätigkeit der Opposition zu berichten. Ferner sollte er den Präsidenten ersuchen, sich zu der Frage zu äußern, welche Regierungsform Amerika für ein von Hitler befreites Deutschland bevorzugen würde.
Um spätere Verständigungen zu erleichtern, übergaben die Verschwörer Mr. Lochner einen geheimen Radiocode, mit dessen Hilfe sie eine Funkverbindung zwischen dem amerikanischen Präsidenten und der deutschen Opposition herstellen wollten. . . .

. . . Aber alle Versuche, beim Präsidenten vorgelassen zu werden, schlugen fehl . . . De facto bedeutet dies, dass der Präsident den deutschen Widerstand als nichtexistent erklärte. Wie tief diese Einstellung saß, beweist die Tatsache, dass sie selbst Roosevelts Tod und die Kapitulation Deutschlands überdauerte.

Ein erschütterndes Beispiel für diese Attitüde war Eleanor Roosevelts ätzende Reaktion auf den Besuch kurz zuvor des Pfarrers Martin Niemöller  . . . 
Die prominenteste «Journalistin», die Niemöller mit Gift überschüttete, war Eleanor Roosevelt . . . Knapp drei Wochen später, am 21. Dezember 1946, wies sie den Kirchenratspräsidenten G. Bromley Oxnam zurecht:
Nach dem Ersten Weltkrieg «haben wir als Volk uns vorgemacht, dass Deutschlands Führer die Schuld trügen, nicht aber das Volk, und damit haben wir uns den Zweiten Weltkrieg aufgeladen . . . Wenn Pastor Niemoeller hierherkommt und seine Ansichten vor amerikanischen Zuhörern kundtut, wird er sie abermals einlullen. Ich wünsche, dass wir hellwach die Tatsache ins Auge fassen, dass das deutsche Volk schuldig ist, dass es schreckliche Verbrechen begangen hat. Deshalb finde ich, dass Sie eine unsägliche Dummheit begehen, indem Sie diesen Herrn hierherbringen.» . . .

Aber zurück nach Washington: Die US-Variante des Vansittartismus, der den deutschen Widerstand bagatellisierte, wurde offizielle amerikanische Besatzungspolitik in Deutschland . . .

. . . In seiner Gefängniszelle legte Goerdeler den Fehlschlag des Attentatsversuches als ein Zeichen dafür aus, dass Gott es sich vorbehalten habe, Hitler selbst zu richten. Goerdlers Biograf Gerhard Ritter sinnierte über «die rätselhafte Fügung des Schicksals, die den Tyrannen bis zuletzt immer vor einem raschen Ende bewahrt hat».

Zu Weihnachten 1944, sechs Wochen vor seinem Galgentod, brachte Goerdeler im Gefängnis seine Zuversicht zu Papier, dass die Opposition richtig gehandelt hatte:

«Gott wird uns rechtfertigen, denn wir wollten eine Regierung stürzen, die den deutschen Schild befleckt hat: 1. mit der brutalen, ja viehischen Ermordung von einer Million Juden; 2. mit Mord, Diebstahl und Korruption in den besetzten Gebieten; 3. mit der unmenschlichen Vertreibung von Hunderttausenden von Hof und Herd in Polen, Slowenien, Balkan; 4. mit Blut- und Spitzelregimen in Deutschland und den besetzten Gebieten …»

Roosevelt wusste nichts von den furchtbaren moralischen und religiösen Skrupeln, die nicht nur Goerdeler und seinen Mitgefangenen Ritter verfolgten, sondern fast den gesamten deutschen Widerstand. Dabei lagen diese Informationen in Washington vor.  . . .

In der «Franklin D. Roosevelt-Library» in Hyde Park (New York) sind heute ehemals streng geheime OSS-Unterlagen einzusehen, aus denen hervorgeht, mit welcher erstaunlichen Genauigkeit Washington vor allem über die Christen im Widerstand Bescheid wusste.  . . .

Aber Roosevelt war vom Christentum der Widerständler wenig beeindruckt; ihn beeindruckte, wie er kurz vor seinem Tod in einer Kabinettssitzung sagen sollte, vielmehr das internalisierte Christentum Stalins, der in seiner Jugend an einem georgisch-orthodoxen Priesterseminar Theologie studiert hatte.
«Ich glaube», fand Roosevelt, «dass etwas von der Art und Weise, wie sich ein christlicher Gentleman aufführen sollte, in sein Naturell Eingang gefunden hat.»

Um Stalin zu hofieren – berichtet der amerikanische Historiker Robert Nisbet –, formulierte Roosevelt am 23. Januar 1943 während eines Mittagessens mit Churchill in Casablanca eine Forderung, die an Radikalität in der Geschichte keine Parallele kennt:  Deutschland müsse bedingungslos kapitulieren. . . .

Robert Nisbet schildert, wie frivol diese Formel in die Welt gesetzt wurde; Nisbet zitiert Roosevelts Sohn Elliott: «Plötzlich sagte er [FDR] laut ‹bedingungslose Kapitulation› und fuhr dann fort: ‹Natürlich, das ist genau das Richtige für die Russen. Sie könnten sich nichts Besseres wünschen.› – ‹Bedingungslose Kapitulation›, wiederholte er … ‹Onkel Joe hätte selbst darauf kommen können›.»

Nisbet nennt die Casablanca-Formel eine monumentale Entmutigung der Widerstandsgruppen, die hinter feindlichen Linien arbeiteten; und Stalin sei auch keineswegs begeistert gewesen: «Stalin mochte die Doktrin nicht, weil sie die Verbündeten daran hindern würde, mit deutschen Staatsmännern über eine frühe Kapitulation zu verhandeln.»

Wie der damalige britische Außenminister Anthony Eden berichtete, hielt Stalin die Casablanca-Formel «für eine schlechte Taktik gegenüber Deutschland und empfahl, dass die Verbündeten Bedingungen (für eine Kapitulation) ausarbeiteten und diese dem deutschen Volk bekannt machten». Er fügte hinzu, auch Churchill finde, «dass dies der bessere Vorschlag ist».

Bald darauf vertauschten die drei alliierten Staatsmänner in der Kapitulationsfrage ihre Rollen. Im Januar und im April 1944 war nun offenbar Roosevelt bereit, eine ermutigende Proklamation ans deutsche Volk zu erlassen. Peter Hoffmann glaubt, dass dies das Resultat der OSS-Kontakte mit dem deutschen Widerstand gewesen sein könnte. Wie aus den OSS-Dokumenten in der Franklin D. Roosevelt Library hervorgeht, hatte der Geheimdienst den Präsidenten beschworen, «die Doktrin von einer bedingungslosen Kapitulation auf ‹Hitler-Deutschland› zu beschränken. So wenig wünschenswert das erscheinen mag, so ist es doch dadurch notwendig geworden, dass Stalin dies bereits getan hat . . . wir müssen verhindern, dass Deutschland sich dem Osten zuwendet».
Roosevelt war nun klar geworden, dass die Casablanca-Formel die Deutschen in ihrer Entschlossenheit bestärkt habe, weiterzukämpfen.  . . .

Goerdeler, aus dem Gefängnis heraus, appelierte an die ausländischen Staatsmänner: „Ich bitte aber meine Freunde im Ausland, die verkündeten Vernichtungspläne nicht zu verwirklichen, . . . bedenkt, welches Unheil aus dem Frieden von Versailles hervorgegangen ist . . . ihr braucht das deutsche Volk nicht zu strafen,  . . . das deutsche Volk ist hart bestraft: vier bis fünf Millionen Männer tot, ebenso viele verletzt und verkrüppelt; alle Groß-, viele Mittelstädte zertrümmert. Kostbare Bauwerke aus früheren Jahrhunderten zerstört, fast die Hälfte der Wohnungen und Arbeitsstätten vernichtet oder schwer beschädigt, Hunger und Leid überall! Darum lasst Gott das Gericht, und richtet nicht, dass Ihr nicht gerichtet werdet!“

Ein Opfer des Zeitgeistes
Warum war es Goerdeler und seinen Freuden nicht gelungen, den Westen vor dem Zweiten Weltkrieg zur Härte gegenüber Hitler zu bewegen?

Warum wurden sie ignoriert, verdächtigt, lächerlich gemacht und verunglimpft, als sie ihr Leben riskierten, um die Welt von einem Tyrannen zu befreien, den sie für den Antichristen hielten?

Warum gaben Staatsmänner, die sich Christen nannten, diesen Widerständlern, die alle Christen waren, keine Chance?

In diesem Kapitel hoffe ich klargemacht zu haben, wie die Antwort lauten muss: Klischeedenken und sein Verwandter, der Zeitgeist, haben die Bemühungen der deutschen Opposition durchkreuzt.

Der Geist der Zeit, der endlich ist, lässt keinen Raum für theologische Reflektionen wie diese:


«Wir sind in unserer Zeit viel zu sehr mit dämonischen Mächten in Berührung gekommen, wir haben viel zu deutlich gespürt und gesehen, wie Menschen und ganze Bewegungen verführt und gesteuert wurden von geheimnisvollen, abgründigen Mächten – dorthin, wohin sie selber nicht wollten –;
wir haben allzu oft beobachtet, wie ein fremder Geist in manche Menschen fahren und sie (die vorher vielleicht ganz nett und vernünftig waren) bis in die Substanz hinein verwandeln konnte, wie er sie zu Grausamkeiten, Machträuschen und Wahnsinnsausbrüchen zu bringen vermochte, deren sie vorher niemals fähig zu sein schienen;
wir sahen außerdem, wie sich von Jahr zu Jahr mehr eine Atmosphäre der Vergiftung um unseren Erdball legte».  (H.Thielicke)

Diese Gedanken klingen heute im Zeitalter des internationalen Terrorismus und des weltweiten Kriegs gegen den «Islamischen Staat» wieder hochaktuell. Der Theologe Helmut Thielicke (1908–1986) hatte sie gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einem seiner wunderbaren Vorträge über das Vaterunser formuliert. Er wusste, wovon er sprach.
Er hatte Hitler von Anfang an bekämpft. Obwohl Roosevelt mit 49 Theologen engen Kontakt hielt, begriff er nicht, dass das Böse eine sehr reale Macht ist, «die über der Welt brütet, über ihren Kontinenten und Meeren», um Thielicke zu paraphrasieren;
Thielicke sprach hier von einem «Schuldverhängnis».

Die Unfähigkeit, diese weltumspannende Eigenschaft des Bösen zu erkennen, erklärt auch, wieso Roosevelt in «seinem glühenden Bemühen, Stalins Freundschaft zu gewinnen» (Nisbet), die Ähnlichkeit zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion nicht zu sehen vermochte;  eine Ähnlichkeit, die Goerdeler in einem Memorandum nach dem anderen hervorgehoben hatte.
Und Roosevelt fand, Stalin benehme sich wie ein «christlicher Gentleman».

Im ersten Kapitel habe ich aufzuzeigen versucht, dass der Zeitgeist, wie das Klischee, als ein Leuchtfeuer in der Verschwommenheit und Unsicherheit der modernen Gesellschaft funktioniert.
Der Zeitgeist gibt dieser Gesellschaft eine vorläufig «korrekte» Position an; nach ihr kann sich die Gesellschaft bis auf weiteres orientieren. Aber vom Zeitgeist inspirierte Klischees, so wissen wir von Walter Künneth, «führen in einen gefahrenreichen Irrgarten, in einen Zustand enthusiastischer Blindheit gegenüber den Realitäten geschichtlicher Wirklichkeit.» In unserem Fall sah die historische Realität so aus: Das Böse hatte sich in einem bislang noch nicht dagewesenen Ausmaß manifestiert, und die Moderne mit ihrem Hang zu schnellen anthropologischen Lösungen für jedes Problem zeigte sich außerstande, damit fertigzuwerden.

Am Anfang dieses Buches war von der engen Wahlverwandtschaft zwischen der Moderne und Klischees die Rede. Klischees aber sind kaskadenartig an den Zeitgeist gekoppelt; sie sind seine Waffen und Werkzeuge. Wie der Zeitgeist sind diese Werkzeuge unfähig, die dämonischen Kräfte, von denen Thielicke spricht, in den Griff zu bekommen, zumal der Zeitgeist immer wieder seine Anfälligkeit für diese dämonischen Kräfte beweist.

In den dreißiger und vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts war der Zeitgeist rassistisch. Auf deutscher Seite schloss der rassistische Zeitgeist der Nationalsozialisten das Existenzrecht von Juden, Sinti, Roma und anderen aus; auf alliierter Seite negierte der rassistische Zeitgeist die Existenz eines anderen Deutschlands, dessen Vertreter alles riskierten, um das Böse zu bekämpfen – das Böse, dessen Ausmaß sie rechtzeitig erkannt hatten, ihren britischen und amerikanischen Gesprächspartnern aber nicht zu vermitteln vermochten.

Glaubten die Roosevelts wirklich, dass der Zweite Weltkrieg mit allen seinen Schrecken das Resultat eines ethnischen Defektes bei den Deutschen war?

Glaubten sie ihren eigenen Klischees? Eleanor Roosevelts erschreckende Korrespondenz mit amerikanischen Kirchenführern über Niemöller lässt vermuten, dass dies so war. Und des Präsidenten Blindheit gegenüber Stalins totalitärem Charakter lässt kaum Zweifel aufkommen, dass auch er in Klischees dachte.

Aber Vansittart? War er nicht ein hochkultivierter Mann, der mutmaßlich jede Nuance der europäischen Geschichte und Zivilisation kannte?

War er nicht jahrelang Empfänger eines nicht abreißenden Flusses von Informationen über die Gefahr des Nationalsozialismus?

Waren nicht Deutsche, Goerdeler zumal, die Quellen dieses Flusses?

Was nur hatte diesen Literaten, diesen Kenner und Liebhaber vieler Sprachen, diesen höchsten Karrierediplomaten Großbritanniens zu einem nachgerade primitiven Rassisten reduziert?

Wie kam ausgerechnet er dazu, allen Deutschen, von Karl dem Großen über Luther bis zu Friedrich dem Großen einen Völkermord im 20. Jahrhundert anzulasten?

Warum stieg er damit auf das Niveau der Nationalsozialisten hinab, die mit ähnlicher Rhetorik die Ausrottung von Juden, Sinti, Roma und Polen rechtfertigten?

Grollte er immer noch wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte in seiner Jugend in Bad Homburg?
Versuchte er, wie Goldman andeutet, sein eigenes Versagen in den Vorkriegsjahren zu kompensieren?

Beide Faktoren mögen zu seinem merkwürdigen Verhalten beigetragen haben. Aber Christabel Bielenberg sagt uns noch etwas anderes: «Die Engländer ziehen nicht gern in den Krieg . . . es sei denn, man hätte ihren Hass wirklich entfacht. Im Ersten Weltkrieg war es das Geschäft meines Onkels Northcliffe gewesen, den Hass aufzustacheln, und er hatte gute Arbeit geleistet . . . Ich konnte nicht hassen, weil ich zu viel wusste.»

Hier also liegt die Antwort:
Klischees hatten die Funktion, Hass zu schüren;

Klischees in Form von Demagogie wurden zu einer tödlichen Kriegswaffe.
Aber das funktionierte nur dort, wo die Empfänger von Klischees nicht alle Fakten kannten. Es funktionierte nur deshalb, weil die Klischee-Empfänger einem Klischee-Krämer trauten, der ein hoher Beamter einer rechtmäßigen Regierung war – einer Regierung, der sie nota bene trauen mussten.  . . .

Vansittart behauptete, dass Deutschland wie Sodom gewesen sei: Die zehn Gerechten, um derentwillen Gott das Land verschont hätte, waren angeblich alle abwesend. Christabel Bielenberg versichert, dass sich dies anders verhalten habe. Hier sind die Namen von zehn Männern, deren Gerechtigkeit sich auf ihrem lutherischen Christenglauben gründete:
Carl Goerdeler, Dietrich Bonhoeffer, Pfarrer und Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier, die Diplomaten Hans-Bernd von Haeften und Adam von Trott zu Solz, der Jurist Helmuth James Graf von Moltke, der württembergische Landesbischof Theophil Wurm, der bayerische Landesbischof Hans Meiser, Oberst Hans Oster, Pastor Martin Niemöller; und es gab Tausende von anderen.

«Nach dem Krieg wurde deutlich, dass . . . die Widerstandsbewegung nicht so unbedeutend war wie Vansittart angenommen hatte», schreibt Aaron Goldman.

Ritter bestätigt, dass dies eine weitgehend christliche Bewegung war – evangelisch wie katholisch. Nach Kriegsende setzte sich das Klischee durch, dass ein monumentales Versagen der lutherischen Kirche eines der Merkmale der Nazi-Jahre war, was ja zum Teil auch stimmte.

Dennoch ist es ein Klischee, weil es wichtige relativierende Faktoren übergeht.
Das Klischee ignoriert, dass bereits 1933 rund 6000 evangelische Pastoren – ein Drittel der protestantischen Geistlichkeit in Deutschland – dem oppositionellen «Pfarrernotbund» angehörten; es ignoriert, dass Tausende von Geistlichen wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber Hitler verhaftet, mit Predigtverbot belegt oder eingezogen und vornehmlich an die Ostfront und damit in den Tod geschickt wurden. Das Klischee ignoriert schließlich, in welchem Maße ein spezifisch lutherisches Ethos Männer wie Carl Goerdeler motiviert hat.

Sein internalisiertes Luthertum sagte ihm, dass sich die Deutschen selbst vom Bösen – also von Hitler – befreien müssten; es sagte ihm auch, dass dies ohne Aufruhr zu geschehen habe, weil sonst eine Anarchie wie zu Zeiten der Bauernkriege ausgebrochen wäre. Kompetente Männer müssten bereitstehen, bei Hitlers Festnahme sofort die Regierungsgeschäfte zu übernehmen.

Deshalb stellte Goerdeler nicht nur Kabinettslisten zusammen, sondern Listen mit Namen von hochkarätigen Kandidaten für die obersten Verwaltungsposten in Berlin und in der Provinz. Deshalb entwickelte er ein detailliertes Programm für eine Regierung unter seiner Kanzlerschaft. Wer sich sowohl mit Luther als auch mit Goerdeler beschäftigt hat, erkennt in dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Attribute, die Luther einem «Wundermann» zuschreibt. Nur ein Attribut schien zu fehlen:
«guter Wind auf Erden und, wie man’s nennt, Glück und Sieg» (Luther).

Stattdessen musste Goerdeler, der nach Angaben seiner Tochter wohl nichts von Luthers Kreuzestheologie wusste, diese Kreuzestheologie am eigenen Leibe erfahren – bis hin zum Verrat durch einen Menschen, der ihm und seiner Familie nahegestanden hatte, und schließlich bis hin zum verzweifelten Ruf Jesu: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?»

V. Luther gerechtfertigt (II) Leipzig 1989

War Gorbatschow ein «Wundermann»?
Allerdings hatten die Christen beim Untergraben des (DDR) Regimes Hilfe, sagte Bischof Leich in einem Interview mit mir: «Ich glaube, dass Gott direkt in die Geschichte eingegriffen hat, um der Diktatur und der Teilung Deutschlands ein Ende zu setzen. Aber Gott veranstaltete hier keinen Hokuspokus. Gott machte sich dabei eine Kombination von Umständen zunutze. Dazu gehörten sowohl unsere Aversion gegen Gewalt, die Treue der Kirche, das wirtschaftliche und ökologische Desaster in Osteuropa als auch das Auftauchen von Michail Gorbatschow.»

Entspricht Gorbatschow also Luthers Vorstellungen vom «Wundermann», vergleichbar mit dem persischen König Kyrus, der die Israeliten nach langem Exil wieder heimkehren ließ, dem griechischen Staatsmann Themistokles, dem Wegbereiter der Demokratie in Griechenland, dem überaus siegreichen Alexander dem Großen, dem römischen Kaiser Vespasian oder Friedrich dem Weisen, der die Reformation unterstützte und Luther vor dem Zugriff des Kaisers bewahrte?

Viele DDR-Pfarrer, denen ich gleich nach der Wende diese Frage stellte, antworteten mit einem uneingeschränkten «Ja».
Wie Luther in seiner Auslegung des 101. Psalms sagte denn auch Bischof Leich: «Gott benutzt auch Heiden als seine Werkzeuge. Es ist möglich, in Gorbatschows Handeln die verborgene Hand Gottes zu sehen – ob Gorbi das passte oder nicht.»

Letztlich erwies sich die friedliche Revolution als ein sehr lutherisches Ereignis, das Laus Interpretation der Zwei-Reiche- Lehre bestätigte:
«Vielleicht ist das die allerwichtigste Aufgabe der Stunde, dass die Kirche ihre kritische Funktion gegenüber der Welt, die sie zweifellos auszuüben hat, ausübt nicht herrschaftlich, sondern als Dienst und Gehorsam, demütig also. Nicht um der Welt willen soll sie es letztlich so tun, sondern um Gottes willen, der beide Reiche regiert und doch ein Gott ist und dem wir auch in der Welt dienen wollen.»

Dies geschah am 9. Oktober 1989 bei dem bedeutendsten aller Friedensgebete in der Geschichte des DDR-Widerstands. In den evangelischen und katholischen Gotteshäusern Leipzigs wurden die Christen zur Sanftmut ermahnt. «Mit Geduld wird ein Fürst überredet, und eine linde Zunge zerbricht Knochen», lautete zum Beispiel die Bibelstelle (Sprüche 25,15), über die Superintendent Johannes Richter in Bachs Thomaskirche predigte.

Dann ging die Gemeinde hinaus ins Freie und schloss sich 70.000 anderen Demonstranten an. Sanft setzten sie einer Tyrannei nach vierzig Jahren ein Ende. Doch nicht nur dies: Sie rissen die moderne Welt aus dem utopischen Traum, dass sich das eschaton durch Menschenkraft ins Jetzt verlagern lasse. Und damit entschieden sie den seit vier Jahrhunderten schwelenden Konflikt zwischen Luther und Müntzer wohl endgültig zugunsten Luthers.
Das Vorurteil, dass Luther mit seiner Zwei-Reiche- Lehre die Deutschen zu Duckmäusern erzogen habe und somit Hitlers Wegbereiter gewesen sei, hat sich nunmehr vor den Augen vieler Millionen Fernsehzuschauer in aller Welt als ein banales Klischee entlarvt.

VI. Der lutherische Kairos

. . . Viel wichtiger ist, dass wir nach dem Zusammenbruch des utopischen Zeitalters einen der größten Schätze wiederentdecken, den uns die Geistesgeschichte beschert hat:
Luthers Zweireichelehre, die es dem Christen erlaubt, im Reich der Welt seiner Vernunft gemäß zu wirken, ohne damit seine Bürgerrechte im geistlichen Bereich aufgeben zu müssen. Im zwanzigsten Jahrhundert hat auch die Kirche Luthers diese befreiende Botschaft wiederholt verraten.
Wenn wir darüber rätseln, wieso unsere Gotteshäuser leerstehen, sollten wir darüber nachdenken, ob das nicht damit zusammenhängt dass >der leidige Teufel . . . nicht aufhört, diese beiden reiche ineinanderzukochen. Die weltlichen Herren wollen . . . immer Christus lehren, ebenso wollen die Pfaffen  . . . immer lehren und meistern, wie man das weltliche Regiment ordnen soll< (Luther).
Die Sehnsucht nach Gott lässt sich nicht stillen, wenn wir die Kirche verweltlichen . . .
Die Ideologie, die Utopie, der Zeitgeist und das Klischee sind Phänomene des weltlichen Reiches. . . . Luther lehrt uns: >Das Evangelium befreit, indem es alle Realitäten in dieser Welt relativiert<. Die Kiche ist berufen, das Evangelium zu verkünden, nicht aber den >American Way of Life< zu verteidigen oder den Sozialismus aufzubauen. . . .
Luthers Kirche steht an einem Scheideweg. Sie kann weiter die beiden Reiche >ineinanderkochen<, oder umschwenken. Der Amerikaner Mark Noll sagt:
„…denn Luthers Stimme hat eine ungewöhnliche Bedeutung in der Geschichte der Christenheit: in dieser Stimme hören wir seltene Resonanzen der Stimme Gottes“

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Spiritismus ( Aus Seelsorge u. Okk., von Dr. Koch)

Kurt E. Koch

Seelsorge und Okkultismus

Eine systematische Untersuchung unter Berücksichtigung der medizinischen und psychologischen Grenzwissenschaften.

Auszug aus: SEELSORGE UND OKKULTISMUS, Seiten 30 bis 78.

II. Der Einblick in die seelische Not der okkulten Fälle

1. Die außersinnliche Wahrnehmung (ASW)

Der Spiritismus

Als erstes Teilgebiet soll der Spiritismus durch seelsorgerliche Beispiele beleuchtet werden. … Der Spiritismus stellt eine geistige Bewegung dar, begründet auf der Überzeugung, dass die Menschen über bestimmte Personen, die ,Medien‘, mit den Verstorbenen in Verbindung treten und so Offenbarungen aus dem Jenseits erhalten können.
Damit ist zugleich das Hauptmotiv für die Beteiligung an spiritistischen Sitzungen gekennzeichnet. Viele Menschen wünschen etwas über das Jenseits zu erfahren oder mit ihren verstorbenen Angehörigen oder Freunden in Verbindung zu treten. Wie die Verwirklichung dieses Zieles im einzelnen gesucht wird, soll an fünf Arten spiritistischer Praxis gezeigt werden.

a. Die Totenerscheinung

B 1 Bei einer Evangelisation kommt eine siebzigjährige Frau zur seelsorgerlichen Aussprache. Sie ist eine treue Kirchgängerin und seit 40 Jahren Mitglied einer lebendigen Gemeinschaft. Wie von anderer Seite bezeugt wurde, hat sie sich als Christin bewährt. Sie klagt über Schwermut, Selbstmordgedanken, Unlust zum Beten und Bibellesen. Sie fügt hinzu, sie habe das früher nie gehabt, auch nicht nach dem Tode ihres Mannes. Es drängen sich ihr ungewollt Gedanken auf, deren sie sich schäme. Die Frau bietet ihrer Konstitution nach das Bild einer kräftigen, gesunden Bauersfrau. Nur der etwas bekümmerte Gesichtsausdruck lässt auf seelische Konflikte schließen. Zunächst wird durch Fragen festgestellt, ob die Hilfesuchende nicht an Alterserscheinungen, etwa an Arteriosklerose oder sonst einer organischen oder nervösen Erkrankung leidet. Nach negativem Bescheid wird noch nach Erbkrankheiten und Todesursachen der Eltern geforscht. Auch hier ergeben sich keine besonderen Anhaltspunkte. Es folgt nun die Anamnese okkulter Betätigung. Auf eine diesbezügliche Frage gesteht die Frau, dass sie nicht wisse, was das sei. Nach einigen Erläuterungen kommt doch eine typisch okkulte Geschichte ans Licht, die in das Gebiet des Spiritismus gehört. Die Frau erzählt, dass ihr Gatte ein Trinker und unchristlicher Mann gewesen sei. Da sie ihn aber trotzdem liebgehabt habe, sei sie nach seinem Tode um sein Ergehen in der Ewigkeit besorgt gewesen. Im Gebet habe sie daher Gott oft angefleht, Er möchte ihr im Traum ihren Mann erscheinen lassen. Da erklärt ihr eines Tages eine fremde Frau, sie könne ihren Wunsch erfüllen. Sie möge sich abends bei ihr einfinden. Die Siebzigjährige kommt dieser Aufforderung nach. Nach verschiedenen frommen Zeremonien – so hat es wenigstens den Anschein – wird eine Wand des Zimmers hell erleuchtet. Im Lichtkreis kommt der verstorbene Mann mit einem fürchterlichen Gesichtsausdruck auf einem Ziegenbock reitend ihr entgegen. Die Frau erschrickt und verzichtet von da an auf den Wunsch, jemals wieder ihren Mann zu sehen. Auf die Frage, ob ihre Schwermut vor oder nach diesem Erlebnis eingesetzt habe, bejaht die Patientin, dass kurz nach diesem seltsamen Erlebnis die Selbstmordgedanken und der Widerwille gegen das Wort Gottes eingesetzt haben. Von besonderer Bedeutung ist die Feststellung, dass es sich bei jener fremden Frau, welche die Totenerscheinung „inszenierte“, um die berüchtigte Leiterin eines spiritistischen Zirkels handelt. Sie ist mit ihrer unheilvollen Tätigkeit dem Autor seit 22 Jahren gut bekannt.

Dieses Beispiel wird an dieser Stelle noch nicht voll ausgewertet. Es werden lediglich die Probleme angedeutet, um die es hier geht.
Den Mediziner interessieren hier im wesentlichen vier Fragen: Haben die psychischen Störungen der Frau eine organische Erkrankung als Ursache? Oder handelt es sich um eine reaktive, psychogene Depression mit dem schweren Erlebnis bei der Spiritistin als Anstoß? Könnte nicht die Totenerscheinung einfach eine Halluzination sein? Ist die Koinzidenz (Zusammentreffen zweier Ereignisse) der seelischen Erkrankung mit jener Totenerscheinung real oder imaginär?
Den Parapsychologen wiederum interessieren im wesentlichen drei Fragen: Ist auf die Totenerscheinung die Betrugshypothese anzuwenden? Ist dieses Phänomen die Auswirkung einer Hypnose oder Suggestion? Gilt hier vielleicht sogar die spiritistische Hypothese?

Den Seelsorger interessieren neben den medizinischen und parapsychologischen Problemen die Fragen nach den Folgen okkulter Betätigung und nach dem Weg seelsorgerlicher Hilfe.

Bei diesem Kreis der verschiedenen Fragen muss in diesem Kapitel folgendes festgehalten werden: Die Siebzigjährige nahm nach erfolglosem Beten die Hilfe einer Spiritistin in Anspruch, ohne zu ahnen, dass sie „die Geister, die sie rief, nicht mehr loswerden“ sollte. Als Folgen dieses okkulten Erlebnisses stellten sich hinterher Störungen des seelischen Lebens und ihrer religiösen Haltung ein. Die anderen hier auftauchenden Probleme werden in späteren Kapiteln gesondert untersucht.

b. Das Glasrücken

B 2 Bei einer Bibelwoche berichtete ein Reichgottesarbeiter, ein Akademiker, folgendes Erlebnis: Der Wunsch nach der Erforschung der spiritistischen Phänomene führte ihn zur Teilnahme an Séance. Die Glieder des Zirkels saßen um einen Tisch, auf dem ein großes Alphabet auslag. Die Buchstaben waren mit einer Glasplatte abgedeckt, auf der ein Likörgläschen stand. Nach der Eröffnung der Sitzung mit einem philosophisch-religiösen Gebetswunsch wurde ein Geist zitiert. Die Anwesenden richteten dann an den unsichtbar gegenwärtigen Geist Fragen, die damit beantwortet wurden, dass das Likörgläschen auf dem Alphabet tanzte und auf einzelnen Buchstaben stehen blieb. Die zusammengeschriebenen Buchstaben ergaben die Antwort auf die gestellten Fragen. Der Berichterstatter mühte sich zunächst um die Feststellung, welche Energiequelle hinter den einzelnen Bewegungen des Gläschens stand. Seine Untersuchung führte in vielen Sitzungen zu keinem Erfolg. Er befand sich zuletzt vor der Alternative, entweder mit der Geisterhypothese oder mit dem wesentlich verständlicheren Phänomen der Telekinese zu rechnen.

Die Teilnahme an diesen spiritistischen Sitzungen, die lediglich dem Studium der okkulten Phänomene dienen sollte, hatte bei dem Experimentator schwerwiegende Folgen. Das Interesse für das Wort Gottes schwand. Wenn er am Sonntag den Gottesdienst halten sollte, stellten sich merkwürdige seelische Anfechtungen ein. Es galt immer, einen furchtbaren inneren Widerstand niederzuringen, wenn er den Altar oder die Kanzel betreten wollte. Diese Anfechtungen steigerten sich so sehr, dass diesem Mann zuletzt nichts mehr anderes übrig blieb, als bei der Kirchenbehörde um seine Entlassung zu bitten, die ihm ungern gewährt wurde.

Nach der medizinischen Seite hin ergab sich bei diesem Akademiker kein Anhaltspunkt für seine seelischen Störungen. Er war in seinem Leben selten krank. Nerven- oder Gemütskrankheiten lagen nicht vor. Nach seiner Entlassung aus dem Kirchendienst ergriff er einen anderen Beruf, dem er jetzt noch ohne Hemmungen nachgehen kann.
In parapsychologischer Hinsicht treten vier Fragen in den Vordergrund: Befanden sich die Teilnehmer bei der Beobachtung des tänzelnden Gläschens in Hypnose? Waren die Sitzer Opfer eines Tricks? Gilt die Geisterhypothese, oder lässt sich der Vorgang animistisch als Psychokinese erklären? In der Richtung der letzten Andeutungen bewegt sich die Erklärung des Psychologen Prof. Bender in seinem Buch „Psychische Automatismen“. Er spricht (S. 8) von einer gemeinsamen intellektuellen Leistung eines Zirkels und von der Abhängigkeit automatischer Produktionen, von einer Personenganzheit im Sinne eines Polypsychismus.
In seelsorgerlicher Hinsicht interessiert jene rätselhafte Energiequelle nur sekundär. Dagegen geht es in erster Linie um die Auswirkungen der okkulten Betätigung in der seelischen Verfassung des Experimentators: die totale Abstumpfung gegen das Wort Gottes und die unerklärlichen Anfälle, wenn er in der Kirche seines Amtes walten wollte.

B 3 Eine zweite Art von Glasrücken bringt neue Momente in die Diskussion. Eine junge Frau pflegte privatim das „Gläseln“ auf einer mit Buchstaben versehenen kreisrunden Scheibe. Sie wollte damit für alle Entscheidungen und Fragen, ganz gleich welcher Art sie sein mochten, Klarheit schaffen. Diese private Praxis entwickelte sie aus den in spiritistischen Sitzungen gesammelten Erfahrungen. Das Besondere war, dass die junge Frau der Meinung war, sie könne sogar große Persönlichkeiten wie Luther, ja sogar Paulus und Christus aus dem Jenseits rufen. Sie pflegte das Glasrücken mit Gebet einzuleiten und war von der Religiosität ihres Treibens überzeugt. Im Dorf galt sie als treue Kirchgängerin und fromme Frau. Gelegentlich beriet sie auch Bekannte und Freunde mit Hilfe ihrer magischen Scheibe. Sie benutzte dabei als geläufige Redewendung die Formel: „Warte, ich will mal den Heiland fragen.“
Dieser Spiritistin war eine nur kurze Lebensdauer beschert. Im besten Alter wurde sie unerwartet krank. Sie ahnte ihr bevorstehendes Ende und redete davon, dass der Heiland sie holen würde. Eine im Sterbezimmer anwesende Hausgenossin berichtete von den letzten Augenblicken der Hinscheidenden. Die Sterbende äußerte in der Agonie plötzlich: „Jetzt holt mich der Heiland.“ Sie blickte gespannt zum Fenster hin. Die Augenstellung verriet das Näherkommen eines Unsichtbaren. Da veränderte sich schlagartig der Gesichtsausdruck zu einer angsterfüllten Grimasse, und mit einem Angstruf verschied sie. Es war nach dem Bericht der Augenzeugin eine Szene, als ob die Sterbende im Augenblick des Abscheidens von einem Wahn zu einer schrecklichen Wirklichkeit erwacht wäre.

In seelsorgerlicher Hinsicht treten hier Momente hervor, die sich bei sehr vielen okkulten Fällen wiederholen: Die Frau übte unter christlichem Gewand eine spiritistische Praxis aus. Vermutlich war sie sogar selbst von der „Christlichkeit“ ihres Handelns überzeugt. Erst vor dem Tor der Ewigkeit zerriss dieser Schleier frommen Irrwahns.
Der Mediziner wird einwenden, dass der plötzliche Umschwung im Gesichtsausdruck und der Wehruf nicht auf die religiöse Einstellung oder auf die okkulte Betätigung zurückzuführen sei, sondern auf die Agonie, auf das letzte Aufbäumen körperlicher Funktionen. Der Parapsychologe ist desinteressiert an der ethischen Bewertung okkulter Phänomene. Ihn beschäftigt lediglich das Experiment des Glasrückens, ob hier das Phänomen der Kryptomnesie oder der Hypermnesie, des Hellsehens, des „Geisterverkehrs“ oder sonst eine Form der außersinnlichen Wahrnehmung in Frage kommt, abgesehen davon, dass es auch genug Fälle groben Schwindels und Geldmacherei gibt.
Wenn auch hier die verschiedenen Probleme nicht zur Darstellung kommen, so muss doch der doppelte Befund festgehalten werden: Die spiritistischen Manipulationen geschahen unter frommem Deckmantel. Die Ausübende erlebte einen sehr schweren, unheimlichen Todeskampf, ein Symptom, das sich bei okkulter Betätigung in allen mir bekannten Fällen einstellte. Beachtet darf werden, dass Prof. Bender, ein Fachmann auf dem Gebiet des Glasrückens, vor diesem psychischen Automatismus ausdrücklich warnt.

c. Das Tischrücken

Die okkulte Literatur ist voll von Beispielen über das Tischrücken. Diese Form spiritistischer Praxis hat heftige Kritiker und überzeugte Verfechter gefunden. Zu den Dokumenten kritischer Ablehnung gehören die Untersuchungen des Mediziners Dr. Gullat-Wellenburg, der durch ein Blitzlichtfoto zeigt, wie das Medium Kathleen Goligher mit einer zwischen die Knie geklemmten Stange ein Tischchen hebt. Zu den besten Echtheitsbeweisen gehören die Sitzungen des Physikers Prof. Zöllner mit dem amerikanischen Spiritisten Dr. med. Slade. Slades Levitationsphänomene und Apporte erregten größtes Erstaunen und konnten trotz bester Kontrollierungsmaßregeln nicht als Schwindel entlarvt oder rational erklärt werden. Wie bei allen Beispielen dieser Untersuchung geht es hier nicht darum, das Phänomen der Levitation zu untersuchen, sondern nur die psychischen Verwirrungen aufzuzeigen, die sich im Gefolge okkulter Betätigung einstellten.

B 4 Eine gebildete Dame aus gutem, christlichem Hause berichtete in der Aussprache folgendes Erlebnis: Sie erhielt eines Tages von dem Rektor der städtischen Schule eine Einladung zu einem gesellschaftlichen Abend. Ahnungslos nahm sie die Einladung an. Es war ein Kreis von etwa sieben Personen im Hause des Rektors zusammen. Nach dem Essen schlug der Hausherr ein unterhaltendes Gesellschaftsspiel vor. Die Gäste wurden aufgefordert, mit den gespreizten Fingern eine Kette zu bilden und die Hände etwa 15 cm über die Tischplatte zu halten. Nachdem dieser Aufforderung nachgekommen war und die Sitzenden gespannt warteten, was kommen sollte, äußerte der Rektor: „Es ist ein Nichtleiter dabei.“ Eine Person wurde ausgeschieden, die sich neben die Gruppe der Teilnehmer setzte und alles mit ansehen durfte. Nach der Ausscheidung dieses Nichtleiters spürten die Teilnehmer ein prickelndes Gefühl in den Fingern, wie wenn ein Schwachstrom durch die Kette der Hände liefe. Dem Experiment stand jetzt nichts mehr im Wege. Es wurde den Teilnehmern erklärt, dass ein Verstorbener zitiert würde, der ihre Fragen beantworten sollte. Das Erscheinen des Verstorbenen gab sich durch Klopfzeichen kund. Und nun setzte ein Frage-und-Antwort-Spiel ein. Schließlich bat einer der Anwesenden, der Geist möchte doch seinen Namen klopfen. Die Antwort folgte unverzüglich. Da rief einer der Teilnehmer aus: „Den habe ich gekannt, der hat sich vor 20 Jahren aufgehängt!“
So verlief der Abend bei diesem seltsamen Gesellschaftsspiel. Die Berichterstatterin ging mit merkwürdigen Eindrücken nach Hause. Bevor sie sich zur Ruhe begab, griff sie, wie seit langen Jahren gewohnt, nach ihrer Bibel, um das Wort Gottes zu lesen und zu beten. Im gleichen Augenblick spürte sie einen heftigen Widerstand gegen die Bibel und empfand an der Kehle einen unerklärlichen Druck, so dass sie kein Gebet über die Lippen brachte. Bei einer seitlichen Kopfbewegung sah sie gleichzeitig zwei weiße Gestalten mit einem dämonischen Blick am Kopfende ihres Bettes stehen. Sie stieß einen Angstschrei aus, auf den sofort ihre Schwester herbeieilte. Ihre Furcht war so groß, dass die Schwester bei brennendem Licht in ihrem Zimmer schlafen musste. Diese Anfechtung dauerte viele Nächte. Erst nach einem halben Jahr waren die Auswirkungen jenes spiritistischen Abends verschwunden, und sie konnte wieder wie früher ihre Bibel lesen und beten. Auf Befragen ergab sich, dass sowohl im Leben der Berichterstatterin als auch ihrer Vorfahren keine medizinischen Besonderheiten vorliegen, die auf die im Bericht wiedergegebenen akuten psychischen Störungen hinweisen.

Zunächst soll nun der Mediziner zu diesem Bericht zu Wort kommen. Den Druck am Halse wird er vielleicht mit dem Hinweis auf das Alpdrücken erklären wollen. Unter Umständen kommen auch das Druckempfinden und die krampfartigen Schmerzgefühle bei Angina pectoris in Frage, die sich von der Mitte des Sternums bis zur linken Halsseite und den Kieferwinkeln ausbreiten können. Auch die Atemnot bei einem akuten Anfall von Asthma bronchiale oder cardiale wäre zu beachten. Ferner sind auch die Zustände der Beklemmungsgefühle seelischer Art einiger Formen der Hyperthyreosen wie bei Morbus Basedow und beim idiopathischen Myxödem zu berücksichtigen. Auch bei paroxysmalen Tachykardien treten schmerzhafte Gefühle in der oberen Brust- und Halsgegend auf, die gleichzeitig mit starker psychischer Erregung gepaart sind. Ausgeprägt findet sich das depressive Teilsymptom der Beklemmung als die Präkordialangst der Kreislaufkranken.

Über die Diagnose der inneren Medizin hinaus hat der Psychiater eine Menge Möglichkeiten, die Beobachtung der beiden weißen Gestalten als Halluzination auf Grund seelischer Erregung oder verschiedener medizinischer Bedingtheiten zu erklären. In einem späteren Abschnitt wird noch davon die Rede sein.
Der Psychologe würde vielleicht die Hemmungen der Berichterstatterin der Bibel gegenüber als die Reaktion eines Schuldgefühls ansehen, weil nach christlicher Auffassung die Teilnahme an okkulten Dingen abgelehnt wird. Die betreffende Dame ist ja durch ihre klare christliche Einstellung bekannt. In der Vision der beiden unheimlichen Gestalten würde er vermutlich die personifizierte Projektion des beunruhigten oder strafenden Gewissens erblicken. Alpdrücken und Vision sind auf der Basis der starken psychischen Emotion leicht zu verstehen.

Der Tiefenpsychologe wird vielleicht die Erscheinung der beiden Gestalten, welche die Berichterstatterin sah, als einen visuellen Reflex eines unverarbeiteten psychischen Erlebnisses deuten. Er wird darauf hinweisen, dass diese Vision die gesunde Reaktion des Unterbewusstseins darstelle, das damit den drohenden Konflikt erledigte, der unweigerlich entstanden wäre, wenn die seelische Erschütterung jenes spiritistischen Abends unverarbeitet in das Unterbewusstsein abgedrängt worden wäre und dort eine konstante causa movens für spätere Kollisionen zwischen dem Unterbewusstsein und Bewusstsein geblieben wäre. Eine noch einfachere Deutung wäre der Hinweis, dass es sich bei der Vision der weißen Gestalten um eine Sinnestäuschung handelt, die im Gefolge nachhypnotischer Wirkungen als aktive Leistungen des angerufenen Unterbewusstseins auftreten. Wenn hier und in der Folge vom Unterbewusstsein gesprochen wird, so wird auf folgendes hingewiesen. In der jüngeren Schule: Freud, Adler, Jung hat sich der Terminus „das Unbewusste“ durchgesetzt. Die ältere Schule: Moll, Dessoir, Janet verwandte den Terminus „das Unterbewusstsein“. In dieser Untersuchung wird die Ausdrucksweise der alten Schule beibehalten.

Der Parapsychologe untersucht gern neben dem Phänomen der Levitation die Frage des sogenannten „Leiters“ oder „Nichtleiters“ für den zirkulierenden „Schwachstrom“. Handelt es sich hier um eine Hypnose durch den Rektor, oder existiert tatsächlich ein menschlicher Magnetismus, der sich vom Träger auf verschiedene sensitive Leiter fortpflanzen kann? Oder ist diese Leitfähigkeit nichts anderes als eine mediale Veranlagung? Diese Fragen werden noch behandelt in dem Abschnitt über Heilmagnetismus. Hier sei nur vermerkt, dass das Phänomen des durch die Händekette der Sitzenden pulsierenden „Schwachstroms“ bei Séancen selten auftaucht.

Der Seelsorger hat trotz der Kenntnis der medizinischen und psychologischen Fragen, die hier auftauchen, noch ein entscheidendes Wort mitzureden. Das Problem, ob die Levitation des Tisches und die Klopfzeichen Betrug oder Psychokinese oder ein spiritistisches Phänomen darstellen, interessiert ihn zunächst wenig, wenn er den empirischen Befund einer notvollen seelischen Anfechtung vor Augen hat. Da die berichtende Dame vor jener verhängnisvollen Séance körperlich und seelisch gesund war und auch ein halbes Jahr nach jenem Erlebnis ihre seelische Stabilität wiedererlangte und seither – seit 18 Jahren – nicht mehr verlor, so liegt für den Seelsorger der Schluss sehr nahe, dass jene spiritistische Sitzung diese psychischen Störungen hervorrief. Dem Seelsorger genügen solche Erfahrungen – zumal, wenn sie in Hunderten von Fällen vorliegen -, um vor jeder Teilnahme an spiritistischen Sitzungen zu warnen. Ferner weist die sich in allen Fällen wiederholende und akut eintretende Resistenz gegen das Wort Gottes und Gebet – soweit die Teilnehmer überzeugte Christen sind – noch auf einen anderen als nur psychischen Sachverhalt hin. Ein weiteres Beispiel soll die Auswirkungen des Tischrückens unterstreichen und ein neues Moment spiritistischer Praxis beleuchten.

B 5 Eine ältere Hausangestellte kommt zur Aussprache. Sie klagt über verschiedene seelische Nöte, wie Schwermut, Lebensüberdruss, Selbstmordgedanken, Lästergedanken gegen Gott und Jesus Christus. Sie bekommt Anwandlungen zu Jähzorn und Neigung zu Tobsuchtsanfällen. Wenn sie beten hört, möchte sie davonlaufen, oder sie hält sich die Ohren zu und schließt die Augen. In der Gegenwart von gläubigen Christen ekelt sie alles an. Sie fühlt sich vom Wort Gottes abgestoßen. Sie spürt den Trieb in sich, alles zu zerschlagen und zu zerreißen. – Äußerlich geht es ihr gut. Sie lebt im Ausland bei einer Herrschaft in wohlhabenden Verhältnissen. Sie hat die Möglichkeit, sich gut zu verheiraten. Doch sie weiß nicht, ob sie den Bewerber mit ihrer schwermütigen Art unglücklich machen soll. Die erste Frage, ob die Entscheidung der Verheiratung die seelischen Konflikte bei ihr ausgelöst habe, verneint sie. Einige Fragen nach bisher durchstandenen Krankheiten fördert außer geringfügigen Katarrhen nichts zutage. Das Klimakterium ist noch nicht eingetreten. Nun folgt die Anamnese okkulter Beziehungen. Zunächst zeigt sie sich bei der Frage nach okkulter Betätigung unwissend. Es bleibt nichts anderes übrig, als ihr den ganzen okkulten Katalog aufzuzählen. Sie staunt, als das Stichwort „Tischrücken“ fällt.
Sie erzählt, dass sie das jahrelang geübt und für nichts Schlimmes angesehen habe. Die Dame ihres Hauses habe sie oft zu einer Gesellschaft mitgenommen, in der unter frommen Zeremonien das Tischrücken gepflegt worden sei. Eines Tages, als sie vor einer schweren Entscheidung gestanden habe, sei ihr in den Sinn gekommen, das Tischrücken privatim zu probieren. Es entwickelte sich dann nach diesem Erlebnisbericht folgendes Experiment: Das Mädchen stellt ein Ziertischchen vor sich hin, gebraucht den gleichen frommen Spruch, den sie in der Gesellschaft gehört hat; nur der zweite Spruch ist ihr nicht mehr in Erinnerung. Das Tischchen rührt sich nicht. Da flucht sie: „Wenn nicht in Gottes Namen, dann eben in des Teufels Namen!“ Daraufhin fängt das Tischchen zu klopfen an.
Dieses Erlebnis ist für das Mädchen der Start zu der jahrelangen Gepflogenheit des Tischrückens. Auf entsprechende Fragen wird noch einmal folgendes klargestellt: Sie pflegte jahrelang das Tischrücken ganz privatim für sich. Andere Menschen beriet sie mit ihrem Tischchen nicht. Sie ließ sich in allen wichtigen Fragen und Entscheidungen vom Tischchen beraten, das bei der Antwort „Ja“ sich vor ihr verbeugte und bei „Nein“ sich seitwärts neigte. Das Zimmer wurde bei dieser Praxis nie verdunkelt.
Den Parapsychologen wird dieses Phänomen privaten Tischrückens interessieren. Die Hypothese des Betrugs schaltet aus, da die Hausangestellte gar nie weitere Personen zu ihrem Experiment zuzog. Es kann höchstens angenommen werden, dass sie bei der Aussprache die Unwahrheit gesagt hat. In dem vorliegenden Fall scheidet das aber auch aus, da die Hilfesuchende nur um ihrer seelischen Anfechtungen willen zur Aussprache gekommen ist und nicht etwa mit dem Vorsatz, sich mit ihren okkulten Experimenten und Erfolgen wichtig zu machen. Die Frage ist nun, was für eine Energie hinter der Levitation des Tischchens steht. Hat die Berichterstatterin durch Psychokinese die Antwort ihres Unterbewusstseins herausgeklopft? Gehört dieses Phänomen also zu den „motorischen Automatismen“, die lediglich „Steigrohre des Unterbewusstseins“ darstellen? Oder hat die Experimentierende gar unter Fernbeeinflussung des Leiters jenes spiritistischen Zirkels gestanden, in dem sie das Tischrücken miterlebt hat? Taucht hier also das Problem der Mentalsuggestion auf? Haben gar die Spiritisten recht, die von der Dienstbarkeit jenseitiger „Operatoren“ reden?

Mit welcher Hypothese man dieses Phänomen der Levitation auch erklären will, eines steht für den Seelsorger bei einer Häufung derartiger Beispiele fest, dass die aktive oder passive Teilnahme an spiritistischen Experimenten in der seelischen Struktur des Teilnehmers Spaltungen und Verkrampfungen produziert und die religiöse Haltung des Menschen antichristlich fixiert. Diese letzte These wird bei den Spiritisten viel Widerspruch hervorrufen; es muss daher in einem späteren Abschnitt darauf zurückgekommen werden.

E 1 In der Frage des Tischrückens darf aus der Literatur ein Beispiel eingefügt werden, da in der spiritistischen Praxis nicht nur die Levitation – das einfache Hochheben – des Tisches und das Klopfen bekannt sind, sondern auch das Wegrücken, das Hüpfen und Fliegen des Tisches beobachtet wurde.
Martensen Larsen berichtet von dem Physiker Barret, der dem Phänomen der Telekinese mit Skepsis gegenüberstand. Um so mehr ist zu bewerten, dass er seine Zweifel durch eine Reihe von Erlebnissen überwand. Eines schilderte der Physiker mit folgenden Worten: „Ich hatte Gelegenheit, eine Sitzung … abzuhalten. Das Zimmer war ganz erhellt, und nachdem verschiedene Klopflaute eine Mitteilung hervorbuchstabiert hatten, kam ein kleiner Tisch, den niemand berührte, über den Fußboden auf mich zugehüpft, bis er mich ganz in meinen Lehnstuhl einschloss. Es fanden sich keine Drähte oder Leitungen oder sonst Gründe für die Bewegung des Tisches vor.“

E 2 Die letzte Überspitzung dieses Phänomens des Tischrückens wurde in mündlichen Berichten von Forschern und Missionaren aus Tibet berichtet, die einstimmig bezeugen, dass viele Priester des Taschi Lama über enorme okkulte Fähigkeiten verfügen und kleine Tischchen bis zu 30 m durch die Luft fliegen lassen können. Vor allem sind die sogenannten Rotmützenmönche Experten der Telekinese, Levitation, Materialisation und der Schwarzen Magie. Eine Kontrolle dieser phantastisch anmutenden Berichte, die von den Forschern aus Tibet wiedergegeben werden, ist nicht möglich. Als Argument für die Wahrscheinlichkeit und Echtheit spricht lediglich die Tatsache, dass diese Berichte in das weltanschauliche Gesamtbild Tibets passen, das nach der Meinung der Forschungsreisenden und der Missionare unter allen Völkern und Ländern der Erde die erste Hochburg des Okkultismus ist.

Wenn sich bei diesen Beispielen aus der Literatur und der geokulturellen Sicht auch keine psychologische oder einzelseelsorgerliche Untersuchung durchführen lässt, so ist das Tibetbeispiel doch nicht ganz ohne Ausbeute. Tatsache ist, dass Tibet allen christlichen Missionierungsversuchen am längsten von allen Ländern getrotzt hat. Die Missionare wurden bis in die jüngste Vergangenheit getötet; so wahrscheinlich auch der indische Missionar Sadhu Sundar Singh. Erst 1934 haben christliche chinesische Flüchtlinge das Evangelium nach Tibet hineingetragen. Und erst 1946 bekam Tibet die Bibel – die Übersetzung von Yoseb Gergan – in seiner Heimatsprache.
Es ergibt sich hier also religionsgeschichtlich die interessante Perspektive, dass die okkulte Betätigung und der Fortschritt der christlichen Mission sich umgekehrt proportional verhalten. Selbstverständlich ist diese Feststellung durch ein Beispiel nicht genügend erhärtet. Sie passt aber doch in das System der in den übrigen Beispielen entwickelten Gedanken. Vor allem wird diese These durch die Berichte der Missionare von China und Indien bestätigt.

d. Das Trancereden

Unter diesem Phänomen versteht man einen somnambulen Zustand, in den die Medien durch Autohypnose oder Fremdhypnose versetzt werden. Die Spiritisten sind der Meinung, dass sie mit Hilfe dieser Sprechmedien Botschaften von Verstorbenen erhalten können. Um die Auswirkungen des Tranceredens zu zeigen, sollen hier drei Beispiele aus der seelsorgerlichen Praxis folgen.

B 6 Bei einem Fahrradhändler wurde ein Einbruch verübt und viel Fahrradzubehör entwendet. Der geschädigte Geschäftsmann meldete den Diebstahl der Polizei. Darüber hinaus beauftragte er den Leiter eines spiritistischen Zirkels, in dem betroffenen Geschäft eine Séance abzuhalten, um durch ein Sprechmedium mit Hilfe der „Geister“ den Täter beschreiben zu lassen. Die Sitzung fand im Beisein von sechs Personen statt. Das Medium beschrieb den Täter, und man bekam dadurch auf einen verschuldeten Arbeiter starken Verdacht. Zur vollen Entdeckung des Täters führte diese Sitzung nicht; denn bei der Sitzung waren zwei Verwandte des Verdächtigten anwesend.
Ganz abgesehen von dem zweifelhaften und höchst anfechtbaren Charakter eines solchen Fahndungsdienstes hatte diese Sitzung ein merkwürdiges seelsorgerliches Nachspiel. Zwei beteiligte, christliche Personen dieser Sitzung, ein Mann und eine Frau, kamen zur Aussprache und klagten wieder wie bei allen anderen Fällen über Schwermut, Lebensüberdruss und Beobachtung von Spukerscheinungen. Es soll hier nicht die Problematik des Beispiels aufgerollt werden. Sie ist ähnlich wie bei den vorangegangenen Fällen. Es muss hier nur festgehalten werden, dass als neues Moment die Beobachtung von Spukerscheinungen hinzutritt.

B 7 Ein Pfarrer berichtete mir von einem Sterbebett folgendes Erlebnis: Der Leiter einer kirchlichen Gemeinschaft lag im Sterben. Der angesehene Mann erlebte einen furchtbaren Todeskampf. Im Haus und im Garten rumorte, rasselte und krachte es so unheimlich, als ob die Hölle los wäre. Der Ortsgeistliche, der zur Stärkung des Angefochtenen geholt wurde, erzählte nach dem Tod des Mannes: „Da sieht man, dass auch gläubige Menschen auf dem Sterbebett schwer angefochten werden können.“ Diese Aussage und Anschauung des Pfarrers soll keineswegs bestritten werden. Nur muss zur Vervollständigung hinzugefügt werden, dass mir seit 20 Jahren bekannt ist, dass in dem Hause des Gemeinschaftsleiters mit einem Sprechmedium spiritistische Sitzungen abgehalten wurden. Von dieser Tatsache hat der herbeigerufene Ortsgeistliche nichts gewusst.
In der Problematik gehört dieser Fall zu B 4.

Der Tiefenpsychologe wird die Mobilisierung der seltsamen Kräfte bei der Agonie, also das Krachen, Kratzen, Scharren, Rasseln, Poltern, Fauchen, so erklären, dass beim Erlöschen des Bewusstseins die Kräfte des Unterbewusstseins frei werden und sich vielleicht zur Sonderexistenz abspalten. Dieser Anschauung müsste im Rahmen dieser Untersuchung die Frage entgegengestellt werden, warum treten nach seelsorgerlicher Erfahrung solche Abspaltungen häufig bei den Menschen auf, die sich okkult betätigt haben oder in okkulter Tradition ihrer Vorfahren stehen?
Der Parapsychologe sieht die „Poltergeister“ in der Sterbestunde unter dem Kapitel der paraphysischen Erscheinungen. Von „gewissen Menschen“ geht „Energie-Materie“ aus, die „seelisch gelenkt wird und zielvolle Leistungen vollbringt“ .Es wird etwas ek tēs psychēs exponiert, was vorher en tē psychē existierte.
Im Gegensatz zu dem Parapsychologen, dem es um das Phänomen und um das Experiment geht, sieht der Seelsorger in erster Linie den Menschen, der Hilfe braucht. Deshalb fragt der Seelsorger hier:
Wer sind die „gewissen“ Menschen, die eine solche Revolution und Abspaltung der seelischen Kräfte erleben? Eine Antwort wird im Verlauf dieser Untersuchung gegeben werden. Sie ist aber innerhalb dieses Beispiels in Form einer Frage bereits angedeutet. In dem vorliegenden Fall muss in seelsorgerlicher Hinsicht noch erwähnt werden, dass die Wortverkündigung des betreffenden Gemeinschaftsmannes vielfach abgelehnt und als nicht ansprechend angesehen wurde. Der Grund lag nicht in mangelhaften Fähigkeiten, sondern in seiner okkulten Behaftung. Spiritismus und Christentum scheiden sich wie Feuer und Wasser. Der Spiritismus macht immun gegen das Pneuma!

B 8 Ein für die Untersuchung ergiebiges Beispiel, das durch ergänzende Berichte von drei Personen, die mir alle drei gut bekannt sind, bezeugt ist, soll neue Gesichtspunkte deutlich machen. In dem zweiten Stockwerk eines Hauses fanden regelmäßig spiritistische Sitzungen mit einem Sprechmedium statt. Die Hausgenossin des 1. Stockwerkes, eine christliche Frau, wurde bald auf dieses Treiben aufmerksam. Es war ihr an den betreffenden Abenden immer so unheimlich zumute. Als diese Spiritisten wieder einmal zusammen waren, ging diese Frau in ihrem Zimmer auf die Knie und betete, Gott möchte doch diesen Männern Einhalt gebieten. Während sie im Gebet verharrte, hörte sie, wie oben ein Tumult entstand, Stühle umgeworfen wurden und ein Mann die Treppe herunterstürmte. Sie vernahm, wie er sich auf sein Motorrad setzte und lossauste. Nach etwa 30 Minuten kam der Motorradfahrer mit einem Soziusfahrer zurück. Wie hinterher durch Mitglieder der Sitzung bekannt wurde, hörte das Medium, während die Frau betete, mit dem Trancereden auf und blieb in tiefer Bewusstlosigkeit. Dem leitenden Spiritisten gelang es nicht, das Medium aus dem Trancezustand zu erwecken. Darum fuhr er in ein Nachbardorf und holte einen zweiten spiritistischen Leiter. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen dann, das Medium ins Bewusstsein zurückzurufen.

Als Ergänzung folgt nun der Bericht über den Organisator dieser Sitzung. Im besten Mannesalter von nur 40 Jahren wurde er schwer krank und starb einen qualvollen Tod. Einige Tage vor seinem Hinscheiden schrie er laut vor Schmerzen, dass die Nachbarschaft es hörte. Weiteren Einblick in diesen Zirkel erhielt ich durch Angaben des leitenden Spiritisten selbst. Nach dem Tode seiner Frau war er so erschüttert, dass er eine Zeitlang für das Wort Gottes aufgeschlossen war und ein neues Leben beginnen wollte. Er gestand in dieser Zeit, dass seine Frau, die er oft als Medium benutzt hatte, durch sein Experimentieren erblindete. Er wusste um die Dämonie seines Treibens. Tagelang rang er mit seelsorgerlicher Hilfe um einen Durchbruch aus dem spiritistischen Irrgarten. Aber er war wie mit ehernen Ketten gebunden und fiel bald in sein früheres Leben zurück.

Das vorliegende Beispiel tiefenpsychologisch und parapsychologisch zu untersuchen bringt wenig Klärung in den Vorgang. Es sollen lediglich die Gesichtspunkte der seelsorgerlichen Arbeit deutlich gemacht werden: Der Christ kann mit Gebet und Glauben wirksam dem okkulten Treiben entgegentreten. Das ist eine Erfahrungstatsache der Reichgottesarbeit. Das furchtbare Ende des spiritistischen Managers ist nicht der Ausdruck einer naiven, mystischen Schwarzweißmalerei, sondern eine stets beobachtete Erfahrung. Das vorliegende Beispiel passt in dieser Hinsicht in den Rahmen von B3 (S. 22) und B7 (S. 26). Die Erblindung des Mediums ist in der okkulten Praxis kein seltenes Phänomen. In seelsorgerlichen Aussprachen mit Okkulten tritt das gelegentlich immer wieder in den Vordergrund. Der ergebnislose Kampf um einen religiösen Durchbruch des Spiritisten zeigt, wie okkulte Betätigung eine seelische Hörigkeit schafft. Menschen mit solcher Behaftung können sich nur sehr schwer für Jesus Christus entscheiden.

e. Das automatische Schreiben

Medial Veranlagte können im Wachzustand oder in Trance unter Ausschaltung bewusster Überlegung Sätze, Worte oder Buchstaben niederschreiben, die von den Spiritisten für Botschaften aus dem jenseits gehalten, von vielen Parapsychologen aber als motorischer Automatismus angesehen werden. Da mir aus der Seelsorge kein markantes Beispiel zur Verfügung steht, soll eines aus der Literatur genommen werden. Tischner, der als Parapsychologe nur die okkulten Phänomene untersucht, ohne im geringsten an der seelsorgerlichen Fragestellung interessiert zu sein, bringt in seinem 1950 herausgekommenen Werk Beispiele, die dem Seelsorger von großer Wichtigkeit sind. Eines davon soll hier wiedergegeben werden. Er schreibt:

E 3 „Es ist davor zu warnen, sich dieser reizvollen Beschäftigung (automatisches Schreiben) rückhaltlos hinzugeben! Am besten ist es, sich durch einen Fachmann beraten zu lassen, der darauf dringen wird, von vornherein die Angelegenheit mit Maß zu betreiben und nicht jedem Wunsch und Drängen nachzugeben, andernfalls kann es bald dazu kommen, dass man selbst nicht mehr der Herr im eigenen Körper ist, sondern Diener, ja Sklave, der gehorchen muss, wenn nicht Unangenehmes geschehen soll. So erlebte ich es einmal, dass eine Dame, die viel automatisch schrieb, in einem Kaffeehaus den Trieb dazu verspürte und dann, als ihr Mann sagte, das gehe hier nicht, die Hand automatisch auf dem Marmortisch laut zu trommeln anfing, so dass die Umgebung aufmerksam wurde und wir fluchtartig den Raum verlassen mussten.

Tischner ist also selbst Zeuge dafür, dass der Mensch durch okkulte Betätigung in Gefahr kommt, die Herrschaft über sich zu verlieren. Hier muss also der religiös uninteressierte Fachmann in seiner Eigenschaft als Wissenschaftler dem Seelsorger bestätigen, dass okkulte Betätigung die geschlossene seelische Struktur des Menschen aufspaltet. Okkulte Betätigung bedeutet eine Energieaufladung, welche die Stabilität der psychischen Verfassung des Menschen sprengt. Tischner’s Beobachtung wird von dem Psychiater Albert Moll bestätigt. Moll schreibt: „Etwas wesentlich anderes stellen die gesundheitlichen Gefahren des Okkultismus dar. Ich weise auf die Tatsache hin, dass schon beim automatischen Schreiben, wenn es bei krankhaften Personen geübt und ausgebildet wird, schwere Persönlichkeitsspaltungen beobachtet werden. Auch ich habe Fälle dieser Art gesehen, wo die anfangs ganz schwache Persönlichkeitsspaltung durch das automatische Schreiben so gesteigert wurde, dass schließlich geradezu eine Krankheit der Persönlichkeit auftrat … Ich habe wiederholt starke krankhafte Beeinflussung als Folge gesehen.“

Auch der Tiefenpsychologe erhält durch Tischners Bericht „Wasser auf die Mühle“. Ihm wird durch dieses spontane Erlebnis demonstriert, wie die gewöhnlich latenten Beziehungen zwischen Unterbewusstsein und Oberbewusstsein sichtbar werden. Unter Zurückdrängung des Oberbewusstseins erzielt das Unterbewusstsein nicht nur sensorische, sondern auch motorische Effekte. Okkulte Betätigung ist also das Zyklotron, das die Energie des Unterbewusstseins beschleunigt und erhöht. Nach der Darstellung dieser fünffachen spiritistischen Praxis müsste nun als das interessanteste Gebiet das Phänomen der Materialisation behandelt werden. Dieses Gebiet soll aber im Zusammenhang mit der Schwarzen Magie zur Besprechung kommen, weil sich in der Seelsorge viele Materialisationsbeispiele boten, die eine aktive Beeinflussung bestimmter Menschen darstellen und somit unter dem Abschnitt der ASB zu rubrizieren sind. Ferner soll an dieser Stelle darauf verwiesen werden, dass die Frage der Mediumität und das Phänomen der Klopfgeister noch in anderem Zusammenhang erörtert werden. In diesem ersten Abschnitt, der die seelsorgerliche Problematik der spiritistischen Phänomene untersucht, ging es nur darum, den Fragenkreis anzudeuten, den der Seelsorger in Einzelaussprachen mit seelisch Angefochtenen antrifft.

Die Hyperästhesie

Die Überempfindlichkeit der Sinne ist ein Phänomen, dem neuere Psychologen und Parapsychologen weitgehend Beachtung schenken. Vor allem ist es Richard Baerwald, der in seinen Büchern Die intellektuellen Phänomene und Okkultismus, Spiritismus und unterbewusste Seelenzustände dieses Problem untersucht. Neuerdings ist es der amerikanische Forscher Rhine, der das Gebiet der außersinnlichen Wahrnehmung in seinem Buch The Reach of the Mind behandelt. Diese Forscher führen die Hyperästhesie auf eine dem Menschen a priori innewohnende erhöhte Sensibilität der Sinne zurück. In der Seelsorge interessiert neben der psychologischen und parapsychologischen Fragestellung in erster Linie das Bild der psychischen Verfassung des mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestatteten Menschen. Die in der Seelsorge mir zugegangenen Beispiele werden unter vier Gruppen besprochen.

a. Der Wahrtraum

In der Wertbemessung der Träume gehen in der medizinischen Wissenschaft die Meinungen auseinander. Viele Psychologen und Mediziner sehen in den Erwachsenenträumen nur eine Summe von ungereimten Bildern und verworrenen Bruchstücken von Begebenheiten. Andere dagegen – eine Reihe von Psychotherapeuten und Vertreter der Tiefenpsychologie – sehen in den Träumen wertvolle Brücken zur Entschlüsselung der unterbewussten Vorgänge des Seelenlebens. Diese Schule sieht in dem Erwachsenentraum eine Kombination von „Tagesrest“ und „Kindheitswünschen“. Unter „Tagesrest“ versteht man die Eindrücke, belastende Erlebnisse, unerledigte Konflikte, unbefriedigte Triebregungen, die vom Tageserleben in den Schlafzustand mit hinübergenommen werden. Mit „Kindheitswünschen“ werden die in der Entwicklung des Kindes auftretenden, unbefriedigten, libidinösen (die sexuelle Lust betreffend ) und egoistischen Wünsche bezeichnet. „Tagesrest“ und „Kindheitswünsche“ sollen nach Auffassung dieser Schule der latente Traumhintergrund des manifesten Trauminhaltes sein.
Im Zusammenhang mit der Fragestellung dieser Untersuchung tritt das Problem der Traumdeutung zugunsten der Behandlung eines seelsorgerlichen Anliegens zurück: Gibt es eine spezielle notvolle Beziehung zwischen der Hyperästhesie und der psychischen Verfassung des Menschen? Zur Erhellung dieser Frage werden hier Beispiele von Wachträumen angeführt.

B 9 Eine Schweizerin erzählt in der Aussprache, wie sie eines Nachts im Traum einen Großbrand sieht. Sie kann sich viele Einzelheiten des Brandplatzes einprägen. Nach der Brandnacht bringen die Tageszeitungen Bildberichte über das Großfeuer, die mit den in dem Wahrtraum gemachten Beobachtungen haargenau übereinstimmen. Wohnort des Mädchens und Brandort liegen fast 200 km auseinander.

Den Parapsychologen interessiert die Frage, wie diese außersinnliche Übermittlung des aktuellen Ereignisses funktioniert. Die sonst übliche Erklärung mit dem Hinweis, dass ein telepathischer Vorgang vorliege, ist ebenfalls noch umstritten. Dem Mädchen war am Brandort niemand bekannt, der als Gedankensender in Frage kam. Es sei denn, dass unseren Parapsychologen eines Tages noch der Nachweis gelingt, dass irgendein unbekannter Beobachter, der am entfernten Ort das Ereignis miterlebt, als allgemeiner Gedankensender funktioniert, dessen Ausstrahlungen von telepathisch veranlagten Empfängern aufgenommen werden können. Dieser Nachweis fehlt aber bis heute noch.
Den Seelsorger beschäftigt die Frage, ob das Mädchen im Zusammenhang mit dem Wahrtraum irgendwelche psychischen Störungen erlebt hat. Der vorliegende Fall ist in dieser Hinsicht ohne Befund.

B 10 Eine christliche Frau erlebt eines Tages im Traum, wie ein Verwandter, der 250 km entfernt wohnt, erkrankt. Sie beobachtet im Traum, wie sich die Finger des Patienten merkwürdig verkrümmen. Einige Zeit später kommt die Nachricht, dass dieser Verwandte von einem Arzt eröffnet bekam, dass er die Dupuytrensche Krankheit hätte.

Der Parapsychologe wird diesen Traum als Telepathie erklären, wobei aber der Vorgang der Telepathie ja auch noch ein Geheimnis darstellt.
In medizinischer Hinsicht ist bei dieser Frau zu bemerken, dass sie seit Jahren an einer Psychoneurose, und zwar in der Form einer sich wiederholenden reaktiven Depression, leidet.

In der seelsorgerlichen Situation sind einige Besonderheiten zu verzeichnen. Die Frau beschäftigte sich von Jugend auf mit abergläubischen Traumdeutungen. Mit zunehmendem Alter vermehrten sich die Wahrträume und die telepathischen Fähigkeiten. Es zeigt sich hier, dass sich die Fähigkeit der außersinnlichen Wahrnehmung entwickeln lässt. Im Glaubensleben fehlen die charakteristischen Folgen okkulter Betätigung, wie sie in dem Abschnitt über Spiritismus behandelt wurden.

B 11 Ein Fall, der den Wahrtraum noch in einer anderen Sicht zeigt, sei hier wiedergegeben. Ein junger Mann, der mir von Kind auf bekannt ist, wurde in das Krankenhaus zur Operation eingeliefert. In der Nacht nach der Operation schrie er plötzlich so laut, dass alle Kranken im gleichen Zimmer aufwachten. Er stöhnte laut und rief mehrmals: „Ich will nicht sterben!“ Am Morgen fragte ihn ein Zimmergenosse nach der Ursache seines Rufens. Der Angeredete erzählte, wie er träumte, vier schwarze Männer hätten ihn in einen Sarg legen wollen. Nach seinem heftigen Widerstand wäre plötzlich eine weiße Gestalt erschienen, die ihm eröffnete, dass er noch ein halbes Jahr zu leben hätte. Er sollte sich besinnen und umkehren. Daraufhin wären die vier unheimlichen Männer verschwunden. Soweit geht der eigene Bericht des Betroffenen. Den zweiten Teil des Erlebnisses berichtete seine Schwester. Ganz überraschend schnell heilte die Operationsnarbe. Das schwere Traumerlebnis blieb nicht ohne Wirkung. Dem jungen Mann wurde es geschenkt, ein neues Leben in der Gottesfurcht anzufangen. Nach einem halben Jahr musste die Operation wiederholt werden. Der Chefarzt sagte dem Patienten: „Sie werden es gewiss wieder überstehen. Es sind keine Komplikationen zu befürchten.“ Der Patient widersprach und erwiderte: „Ich sterbe heute nacht.“ Der Arzt lachte ihn aus. In der Nacht verlangte der Patient seinen gläubigen Schwiegervater, der mit ihm betete. In der gleichen Nacht starb der Mann, genau ein halbes Jahr nach jener Traumankündigung.

Der Psychologe wird diesen Traum als Resultante aus den beiden Komponenten Todesangst und Schuldbewusstsein darstellen. Der bedrohliche Zustand der Erkrankung nährte die Angst vor dem Sterben, versinnbildlicht durch den Sarg. Das angesichts des ungewissen Ausgangs der Operation aufgewachte Gewissen vergegenwärtigte die dunklen Punkte im vergangenen Leben, versinnbildlicht durch die vier schwarzen Gestalten. Die Angst vor der Vergeltung vor dem Gericht Gottes führte zur Revision des Verhältnisses zu Gott, versinnbildlicht durch die weiße Gestalt. So lässt sich nach psychologischer Arbeitsweise der manifeste Trauminhalt leicht auf den latenten Traumhintergrund zurückführen.
Schwieriger wird dann die Deutung der religiösen Wandlung des Mannes und der Erfüllung des Traumes sechs Monate danach, wenn nur psychologische Maßstäbe angelegt werden sollen. Wenn der Psychologe die Wandlung nach jenem Traumerlebnis als eine Angstbekehrung ansehen will, so geht es bei der Deutung der Traumerfüllung nicht ohne Gewaltexegese ab. Es könnte ein Psychoanalytiker, der eine Psychologie kat’exochén treiben will, höchstens noch auf die Idee verfallen, den Tod als Auswirkung einer Autosuggestion verstehen zu wollen mit dem Hinweis, dass der Mann ein halbes Jahr von der Vorstellung begleitet war, dass er sechs Monate nach jener Traumnacht sterben müsse. Es sind ja solche Todesfälle durch Suggestion hinreichend bekannt.
Der Seelsorger wird trotz der Wissenschaftlichkeit einer solchen psychologischen Explikation seine starken Bedenken anmelden. Bei dieser Auflösung des Traumgeschehens nach der psychoanalytischen Methode sind wir auf dem besten Weg, in das Fahrwasser Sigmund Freuds zu geraten und alle Glaubensinhalte des Christentums als eine Funktion des Unterbewusstseins darzustellen. Der Christ weiß neben den immanenten Beziehungen des psychischen Lebens auch um das transzendente Geschehen. Der Seelsorger kennt neben der im Bereich der Psychotherapie bekannten Wandlung, die das sokratische gnōthi sautón als Wurzel hat, noch die anakaínosis toū bioū, und er weiß bei längerer Beobachtung und Beratung des Beichtkindes die Wandlung von einer Lebenserneuerung so gut zu unterscheiden, wie der Arzt zum Beispiel eine organische Erkrankung und eine Organneurose differentialdiagnostisch erfassen kann. In dem vorliegenden Fall wird man mit psychologischen Kategorien dem Traumgeschehen und der religiösen Erneuerung des Mannes nicht gerecht. Das kurze halbe Jahr offenbarte den Charakter einer tiefgehenden Wendung, so dass auch die Familienangehörigen durch ihn gesegnet und zur Nachfolge Jesu Christi angespornt wurden. Diese drei Beispiele, die sich um viele vermehren ließen, zeigen, dass solche Spontanerlebnisse keine Spuren okkulter Behaftung im Seelenleben zurücklassen.

b. Die Telepathie

Mit Telepathie wird das Phänomen bezeichnet, dass „Wissen ohne die Zuhilfenahme der Sinne erlangt werden kann“. Man unterscheidet Gedankensenden, Gedankenlesen, Mischtelepathie, bei der sich Telepathie und Hellsehen mischen, ferner Dreieckstelepathie, bei der Sender, Übermittler und Empfänger zusammenwirken, weiter die psychometrische Telepathie, bei der medial begabte Personen an Hand eines Gegenstandes paranormale Angaben über seinen Besitzer machen. Wie bei allen parapsychologischen Phänomenen interessieren hier nicht die telepathischen Experimente, sondern die Personen mit telepathischen Fähigkeiten. Wenn hierin nach seelsorgerlichen Gesichtspunkten gegliedert werden soll, so sollen die Spontanerlebnisse und die telepathischen Experimente unterschieden werden. Zunächst folgt eine Reihe von Spontanerlebnissen.

B 12 Ein evangelischer Pfarrer sah während des Krieges plötzlich seinen Sohn, der an der Ostfront kämpfte, in seinem Blute vor sich liegen. Der Vater dachte sofort, dass dem Sohn etwas passiert wäre. Nach drei Wochen kam dann die Todesnachricht. Todestag und Stunde stimmten mit der visionellen Erscheinung überein.

B 13 Ein katholischer Priester sah nachts seinen Vater, der ihm erklärte, er wäre soeben gestorben. Der Priester schaute auf die Uhr und merkte sich die Zeit. Am nächsten Tag kam das Todestelegramm. Die Todesstunde stimmte zeitlich mit dem nächtlichen Erlebnis überein.

B 14 Eine Missionsschwester war in ihrem Zimmer im Gebet versunken. Da ging die Tür auf, und ihr Bruder, der an der Westfront weilte, trat ein. Die Schwester rief ihn an: „Na, Herrmann, hast du Urlaub?“ Bei dieser Frage verschwand die Gestalt. Einige Zeit später kam die Todesnachricht. Todestag und Stunde stimmten mit dem Erlebnis überein.

B 15 Ein evangelischer Pfarrer ging zu Dienstgeschäften weg. Zehn Minuten vom Haus entfernt packte ihn eine große Unruhe. Er kehrte um und strebte seiner Wohnung zu. Da bemerkte er zu seinem Entsetzen, dass sein fünfjähriger Sohn auf dem Dach des hohen Hauses herumturnte. Der junge wollte da oben Kaminfeger spielen. Der Vater konnte das Kind aus seiner gefahrvollen Lage retten.
B 16 Eine seltsame und sehr prägnante Form von Telepathie wurde mir in der Schweiz bei einer Aussprache berichtet. Eine Missionarsfrau wohnte in dem Vorort einer Großstadt. Ein ihr befreundeter christlicher Mann besorgte ihr in der Stadt oft die Einkäufe, ohne dass er die Missionarsfrau vorher fragte, was sie benötigte. Sie war jedesmal überrascht, wie er alle Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände brachte, an die sie beim Hantieren in der Küche gedacht hatte. Dieser Mann und die Missionarsfrau haben beide eine mediale Veranlagung. Sie gaben auch sonst Beweise für übersinnliche Fähigkeiten.

E 4 Ein charakteristisches, historisches Beispiel steht in Jung-Stillings Geisterkunde. König August II. von Polen war mit König Friedrich Wilhelm I. von Preußen und seinem Feldmarschall von Grumbkow befreundet. Am 1. Febr. 1733 um 3 Uhr bemerkte von Grumbkow plötzlich bei dem Schein der Nachtlampe, dass die Gestalt König Augusts sein Schlafzimmer betrat und die Bettvorhänge öffnete. König August sagte dem erstaunten Grumbkow: „Mon cher Grumbkow! Je viens de mourir ce moment à Varsovie“. Der Feldmarschall schrieb den Vorfall sofort nieder und sorgte für die Verständigung des preußischen Königs. 46 Stunden später kam der Meldereiter von Warschau, der die Nachricht vom Tode des polnischen Königs überbrachte. Das nächtliche Erlebnis und die Todesstunde stimmten genau überein.

Wenn die fünf eigenen Beispiele nun kurz zusammengefasst untersucht werden, so könnte man B 12 – B 14 unter die Rubrik Gedankensenden nehmen. Die sterbenden Menschen haben in der Todesstunde an ihre Lieben gedacht und ihnen einen letzten Gruß gesandt. B15 wäre zur Not ein Beispiel von Gedankenlesen. Der Vater erfasst die gefahrvolle Situation des Sohnes. B16 ist ein Beispiel für den zusammenwirkenden Akt des Gedankensendens und Gedankenlesens.

Bei der Rubrizierung dieser Beispiele darf nicht vergessen werden, dass mit diesen Benennungen keineswegs das Wesen der Erscheinungen gekennzeichnet oder gar erklärt ist. Der psychisch technische Vorgang der außersinnlichen Gedankenübermittlung ist bis heute nicht erforscht. Es sind schon eine Reihe von Hypothesen aufgestellt worden, die sich aber nicht durchgesetzt haben. Als die hauptsächlichsten seien erwähnt:
die Wellen- und atomistische Theorie Demokrits (460 v. Chr.),
die Theorie vom Ausströmen der Gehirnstrahlen (Kotik: „Die Emanation der psychophysischen Energie“, Wiesbaden 1908),
die Gehirnwellentheorie des Physikers Crookes (bekannt durch die Crookessche Röhre, gest. 1919),
die Theorie einer psychischen Energie des Chemikers Ostwald (gest. 1932 in Leipzig),
die Elektronen-Übertragungstheorie des Psychiaters Forel (gest. 1913),
die Theorie der elektrischen Eigenschwingungen des Körpers (Prof. Rohracher vom psychologischen Institut der Universität in Wien).
Als ein nur mangelhaftes Gleichnis für das Phänomen der Telepathie innerhalb des Familienverbandes kann die Funktechnik herangezogen werden: Die Trägerwelle der psychischen Verbundenheit der Familienangehörigen wird durch die gegenseitige Liebe moduliert. Es muss aber hier noch einmal der Bildcharakter des Vergleichs betont werden.

In seelsorgerlicher Hinsicht sind diese Spontanfälle ohne Befund im Blick auf unsere Untersuchung. Anders steht es bei bewusst durchgeführten telepathischen Experimenten. Langjährige Versuche auf diesem Gebiet können psychische Störungen hervorrufen, wie das folgende Beispiel zeigt.

B 17 Ein 20jähriges Mädchen war mit einem Seemann verlobt. Abends war sie mit ihren Gedanken bei dem jungen Freund, mit dem sie sich seelisch aufs innigste verbunden wusste. Eines Nachts wachte sie mit einer furchtbaren Angst um den Verlobten auf. Sie betete, Gott möchte ihn auf dem Meer in der Gefahr bewahren. Einige Zeit später erhielt sie einen Brief, in dem der Verlobte ihr mitteilte, sie hätten auf der Nordsee einen furchtbaren Sturm erlebt, den sie nicht zu überstehen glaubten. In der höchsten Gefahr hätte er nach dem Bild der Verlobten gegriffen und lebhaft an sie gedacht.

Das war bei den jungen Leuten der Anfang eines regen telepathischen Austausches. Sie konnten im Lauf der Zeit ihre Empfindungen und Gedanken telepathisch einander übertragen. Es entstand trotz der großen Entfernung eine starke seelische Hörigkeit, in deren Gefolge das Mädchen in krankhafter Weise alles mitempfand, was der Verlobte durchmachte. Wurde der Bräutigam krank, wurde sie es durch Fernübertragung auch. Litt der Verlobte Schmerzen, empfand sie den gleichen Schmerz. Nahm der Verlobte Medikamente ein, hatte sie die gleiche Geruchs- und Geschmacksempfindung. War am Anfang die Übertragung der seelischen Situation des Verlobten dem Mädchen eine Freude, so wurde ihr diese telepathische Verbindung allmählich zur Last, ja zur großen Not. Aus dem ursprünglich amüsanten Spiel wurde ein psychisches Verhaftetsein, deren sich das Mädchen nicht mehr erwehren konnte. Sie suchte einen Nervenarzt auf, der ihr durch Hypnose zu helfen suchte. Nach der Behandlung erklärte mir das Mädchen in der seelsorgerlichen Aussprache, sie wäre aus dem Regen in die Traufe gekommen. Von der seelischen Hörigkeit und dem telepathischen Austausch mit dem Verlobten wäre sie frei geworden. Sie würde aber jetzt unter dem Einfluss des Arztes stehen, an den sie immer denken müsste, obwohl sie an dem Arzt kein Interesse hätte.

Den Parapsychologen interessiert das nicht alltägliche Phänomen der Übertragung von Geruchs-, Geschmacks-, Schmerz- und Freudeempfindungen. Zunächst ist dieser Fall eine Bestätigung der oft beobachteten Tatsache, dass Telepathie zwischen Menschen, die sich sehr lieb haben, am leichtesten funktioniert. Prof. Bender bestätigt diesen Sachverhalt. Er schreibt dazu: „Hier schaffen bekanntlich affektive Beziehungen eine besonders günstige Voraussetzung.“ Auch Driesch vertritt die These, dass das von zwei aufeinander abgestimmten Personen gewonnene Material gewöhnlich reicher ist als das experimentell gewonnene. Man könnte tatsächlich von einer Fernwirkung der Liebe, von einem seelischen Konnex der Liebenden reden. Der Übertragungsmodus ist allerdings noch ein Geheimnis. Ferner ist dieses Beispiel ein Beleg dafür, dass bei der Telepathie die Entfernung der Partner voneinander keine Rolle spielt. Ob das junge Paar nur 100 km oder 1000 km voneinander entfernt war, so funktionierte doch der Empfang mit gleicher Intensität. Nach den Kategorien der Hochfrequenztechnik ist das ein unverständlicher technischer Vorgang.

Vielleicht darf hier ein kleiner Exkurs eingefügt werden. Der telepathische Empfänger braucht nie wie der „Kollege“ von der Funktechnik am Funkgerät dem sendenden Funker durchgeben: qsa 1 qso ? = „Ich empfange Sie nur schwach mit Lautstärke 1, können Sie nicht Ihre Sendestärke erhöhen?“ Bei diesem Vergleich zwischen psychischer und technischer Übermittlung wird deutlich, dass wir bei dem Phänomen der Telepathie vor einem Wunder der Schöpfung stehen. Was der Mensch mit einer komplizierten Apparatur von Sender und Empfänger und unter Aufwendung großer Energien nur mangelhaft fertig bringt, das bewerkstelligen zwei aufeinander abgestimmte Menschen mühelos. Wird hier nicht wieder sichtbar, wie das Geschöpf aus der Werkstatt Gottes das technische Gemächte aus der Werkstatt des Menschen weit überragt?

Aus der parapsychologischen Literatur sind zu dem obigen Beispiel eine Reihe guter Parallelen vorhanden. Eines der besten wird von Tischner (Seite 73) erwähnt. Dr. von Wasielewski pflegte mit einem Mädchen über die Entfernung von Thüringen nach der Riviera (1000 km) telepathischen Austausch. Die angestellten Versuche können als gut gelungen angesehen werden.

Der Mediziner wird zunächst an der Tatsache hängen bleiben, dass das Mädchen durch die Hypnose des Nervenarztes von der telepathischen Hörigkeit dem Verlobten gegenüber frei wurde, doch in Zukunft mit dem Arzt seelisch verbunden war. Es ist zum Beispiel bei einer analytischen Kur eines Nervenarztes eine gewöhnlich eintretende Zwischenstufe der Therapie, dass der Patient je nach Geschlecht eine verliebte Bindung oder hasserfüllte Ablehnung zum behandelnden Arzt erlebt.
Diesen Vorgang nennt man in der Psychotherapie Übertragung. Diese Übertragung, die zuerst den Arzt in die Lage setzt, die mancherlei Komplexe des Patienten abzubauen, muss bei Beendigung der Kur aufgelöst sein. Bei dem Vorgang der Hypnose handelt es sich um einen ähnlichen Prozess. Wird durch Suggestion ein seelischer Konnex gelöst, so darf nicht ein neuer dadurch entstehen. Das wäre keine Heilung, sondern nur eine psychische Verlagerung. Wenn dem Nervenarzt die Abreaktion der Übertragung nicht gelang, so deutet dieser Endeffekt der hypnotischen Behandlung vermutlich auf eine psychische Komplikation beim Patienten hin. Die Möglichkeit einer Psychose, etwa einer Schizophrenie, in deren Verlauf zum Beispiel Geruchs- und Geschmackshalluzinationen auftreten, entfällt, da die Patientin von einem Psychiater ohne Befund auf diesem Gebiet untersucht wurde. Einen endgültigen medizinischen Befund zu erarbeiten, geht über den Rahmen dieser Untersuchung hinaus. Außerdem bleibt das dem Facharzt vorbehalten.

Dem Seelsorger genügt bei diesem Beispiel die Feststellung, dass langjähriges Experimentieren mit telepathischen Versuchen den Experimentator aus dem seelischen Gleichgewicht bringen kann. Das zeigt sich an dem Mädchen, das durch jahrelange Übung regelrecht eine mediale Fähigkeit für Telepathie erwarb. Ferner wurde mir das durch einen Arzt bestätigt, der 18 Monate lang auf diesem Gebiet experimentierte und die ungünstigen Auswirkungen auf das Seelenleben an sich selbst beobachtete.

c. Das Hellsehen

„Unter Hellsehen verstehen wir die außersinnliche Erfahrung von objektiven Tatbeständen, von denen jeweils kein Mensch Kenntnis hat, unter Ausschluss der bekannten Sinne.“ So charakterisiert Tischner die eigentümliche Gabe einzelner Menschen, in Spontanerlebnissen Verborgenes in der Vergangenheit (Retroskopie), der Gegenwart (Kryptoskopie, Teleskopie) und der Zukunft (profane oder religiöse Prophetie) hellsichtig zu erfassen.
Wie bisher interessiert das eigentliche Phänomen des Hellsehens nur sekundär, dagegen die Person des Hellsehers primär. Nicht das parapsychologische, sondern das seelsorgerliche Problem steht hier im Brennpunkt der Erörterung. In der Seelsorge sind in Aussprachen Hellsehphänomene auf dreifacher Basis aufgetaucht. Es sind Spontanerlebnisse auf religiöser, profaner und okkulter Ebene.
Dr. Schmeïng fasst in seinem Buch alle Hellsehphänomene, ganz gleich, welchen Charakters, unter dem Begriff der Eidetik (Fähigkeit, sich Objekte od. Situationen so anschaulich vorzustellen, als ob sie realen Wahrnehmungscharakter hätten) zusammen. Unter seelsorgerlichem Aspekt ist diese Vereinheitlichung unmöglich, da die psychischen Auswirkungen dieser Hellsehphänomene völlig konträr sind. Durch einige Beispiele soll das deutlich gemacht werden.

B 18 Einer meiner Freunde ging in einer Großstadt eine große Verkehrsstraße entlang. Plötzlich mitten im Menschengewühl verlor er die Umgebung um sich her aus den Augen, aus dem Bewusstsein. Stattdessen sah er sich auf einem ihm unbekannten Friedhof. Er sah vor sich eine große Trauergemeinde, einen Geistlichen, ein offenes Grab, einen Sarg und sich selbst am Grab stehen. Nach der Grabrede des Geistlichen, die seinem verstorbenen Freund galt, sagte er auf Wunsch dessen Angehörigen ein Bibelwort und sprach einige Minuten darüber. –

Das war die Vision am hellen Tage mitten im Gewühl der Straßenpassanten. Wie lange ihm das normale Bewusstsein geschwunden war, wusste er nicht. Er sah sich nur besorgt um, ob die Passanten ihm diese Geistesabwesenheit angemerkt hatten. Er konnte nichts dergleichen feststellen. Er musste wohl während der Vision automatisch mit der Sicherheit eines Traumwandlers mit offenen Augen weitergegangen sein. Am gleichen Tage noch folgte des Rätsels Lösung. Es kam eine telegraphische Todesnachricht mit der Bitte der Angehörigen, am Grabe ihres Sohnes zu sprechen. Mein Freund reiste hin und erlebte am Grabe die gleiche Situation, die gleiche Aufstellung der Trauergemeinde, die gleiche Anordnung der Kranzspenden, den gleichen Verlauf der Grabfeier, wie er es zwei Tage zuvor 160 km davon entfernt in der Großstadt in der hellseherischen Vision gesehen hatte. Natürlich sprach er über den Bibeltext, der ihm in der visionären Schau mitgeteilt worden war.

Zur Vermeidung von falschen Schlüssen muss gesagt werden, dass mein Freund von der Erkrankung des Bekannten keine Ahnung hatte und nie vorher in seinem Leben den betreffenden Friedhof betreten hatte. Ferner ist er ein überzeugter Christ und ein bekannter Reichgottesarbeiter.

Der Parapsychologe wird bei dem vorliegenden Bericht zuerst auf zwei Fragen zu sprechen kommen. Erkrankung und Tod des Bekannten konnte telepathisch übermittelt worden sein. Das Absenden des Telegramms hatte vielleicht einen psychischen Impuls ausgelöst. Die Anlage des Friedhofs konnte z. B. von den Angehörigen des Verstorbenen als Bildtelepathie durchgegeben worden sein. Soweit reichen diese Grundbegriffe. Für die genaue Vorankündigung der Aufstellung von Trauergemeinde, Pfarrer, Sargträger, Art und Aussehen der abgelegten Kränze ist aber der Begriff der Telepathie nicht ausreichend. Da trifft also das Phänomen der zeitlichen Vorschau zu. Im zweiten Gang der Diskussion steht also dieses Phänomen des Hellsehens, die Telästhesie. Es geht hier nicht darum, die verschiedenen Hypothesen zur Erklärung der Telästhesie zu behandeln. Es genügt, sie anzudeuten. Hans Driesch meint, es könnte das Weltsubjekt oder die höhere Sicht der Verstorbenen angezapft werden. E. von Hartmann spricht vom „Telefonanschluß im Absoluten“. Der Psychologe Dr. Karl Schmeïng redet von einer feinfühligen, teleologischen Tiefenschau. Er meint, das Unterbewusstsein des Menschen könnte mit einem instinktsicheren Fingerspitzengefühl die geringfügigsten Ansatzpunkte durch „Blitzdenken“ oder „Kurzschlussdenken“ rapide zu einem Gesamtbild entwickeln oder abrunden. Mit dem Hinweis, dass es sich im Vorgesicht wohl allgemein um ein Eventual- und Ergebnisdenken handle, will er unter Ausscheidung metaphysischer und metapsychischer Möglichkeiten nur den subjektiven Charakter dieser Phänomene betont wissen. Trotz dieser streng sachlichen Basis gibt Schmeïng aber zu, dass ein ungeklärter Rest, ein unerforschtes oder vielleicht unerforschbares Faktum bestehen bleibt. Dieses Zugeständnis vom unerforschbaren, letzten Rest genügt dem Theologen.
Dieser Telos ist der Ausgangspunkt für eine theologische Betrachtungsweise des Hellsehphänomens. Dem Theologen ist bei dem vorliegenden Beispiel klar, dass die Lehre von der Eidetik den letzten Sachverhalten, wie z. B. der Vorschau prägnanter Einzelheiten, nicht gerecht wird. Das Vorgesicht von der Aufstellung der Trauergemeinde, Anordnung der Kränze, Aufstellung der Sargträger, des Geistlichen, der Leidtragenden usw. konnte nicht durch eine „Kombination auf den ersten Blick“ oder eine „seelische Momentaufnahme“produziert werden, da der spezielle Sachverhalt zwei Tage zuvor exakt in der Vision gegenwärtig war.

Dem Seelsorger ist bei dem vorliegenden Beispiel klar, dass bei solchen visionären Erlebnissen auf religiöser Basis keine psychischen Störungen eintreten, es sei denn die Anfechtung zum geistlichen Hochmut. Schmeïng schreibt dazu: „Im allgemeinen haben die Seher, deren Visionen religiösen Charakter tragen, ein Gefühl der Begnadung und Auserwähltheit, das unter Umständen maßlose Formen annehmen kann, ohne sachlich berechtigt zu sein.“ Diese Auswirkung liegt aber auf der ethischen Linie, die hier nicht zur Diskussion steht. –
Es sei hier zur Vermeidung von Missverständnissen ausdrücklich am Rande vermerkt, dass nicht jedes Hellsehphänomen, das einen religiösen Inhalt hat, auch auf religiöser, christlicher Basis entstanden ist. Es gibt unzählige Hellsehphänomene mit religiöser Tendenz, die auf okkulter oder eidetischer Basis entstanden sind. Ja, sie stehen in einem Mehrheitsverhältnis von 50 zu 1, d. h., auf eine echte christliche Vision kommen vielleicht 50 oder noch mehr okkulte oder eidetische Gesichte. Das ist eine merkwürdige Erfahrungstatsache der Seelsorge, die davon Zeugnis gibt, dass die Gegenwart mit den unübersehbaren Maria-, Christus- und Heiligenvisionen kein pneumatisches Geschehen, sondern eine okkulte, wenn nicht gar dämonische Überrumpelung erfährt. Diese seelsorgerliche Beobachtung wird von dem Psychologen Schmeïng wenigstens im Vordersatz bestätigt. Er schreibt: „Es ist offensichtlich, dass eine große Anzahl religiöser Erscheinungen auf eidetischer oder synästhetischer Grundlage deutbar sind.“ Hier gibt der Psychologe dem Theologen in seinem Kampf gegen die Wundersucht und gegen einen eidetisch oder magisch bedingten Mystizismus wertvolle Hilfestellung.

Neben den Hellsehphänomenen auf religiöser Basis ist das profane Vorschau-Erlebnis viel häufiger. Oft handelt es sich bei diesen Phänomenen um vage Zukunftsprophezeiungen, oft überrascht solche profane Prophetie durch ihre große Treffsicherheit und präzise Genauigkeit oder Erfüllung. Im allgemeinen darf wohl gesagt werden, dass in der Volkspsyche viele Versager neben einem Treffer nicht ins Gewicht fallen. Es wird aus diesem Grunde dem Vorschau-Erlebnis viel zu große Bedeutung beigemessen. Andererseits haben die profanen Prophezeiungen oft so zweideutigen Charakter, dass sich die Erfüllung immer aus den doppelsinnigen Angaben herauslesen lässt. Einige Beispiele sollen die Charakteristik des Vorschau- und Nachschau-Erlebnisses deutlich machen.

B 19 1934 veröffentlichte ein Mann per Rundbrief, der mir damals im gleichen Jahr noch in die Hände kam, hellseherische und wahrsagerische Erlebnisse. Er schrieb in einem visionären Stil, dass das deutsche Heer in einem atemberaubenden Tempo Polen und Frankreich überrennen werde. Fünf und sechs Jahre später ist diese „Vorschau“ eingetroffen.
Bei der Erklärung dieser Telästhesie könnte Schmeïng mit seiner Deutung recht haben. Vielleicht hatte jener wahrsagende Mann ein feines politisches Fingerspitzengefühl besessen, das er im „Blitzdenken“ weiterentwickelt hatte. Es muss hier keineswegs ein außersinnlicher Wahrnehmungsakt vorliegen.

E 5 Noch interessanter ist ein Fall der Literatur. Ein Hauptmann hatte 1914 eine Vorschau. Er sah die Entwicklung des 1. Weltkrieges richtig. Vor allem erkannte er schon vier Jahre zuvor den Zusammenbruch Deutschlands auf das Jahr 1918 und die Abdankung des Kaisers. Das Wichtigste an dem Gesicht ist der Satz: „Russland erwacht und streitet mit Amerika um den Besitz der Zukunft.“ Da das Buch, in dem diese Wahrsagung steht, bereits 1923 erschienen ist, handelt es sich bei dieser politischen Voraussage nicht um ein Vaticinium ex eventu. Abgesehen davon ist die Niederschrift des Gesichtes 1915 vom Prinzen Friedrich Wilhelm gelesen worden. Im Atlas der deutschen Volkskunde ist übrigens eine ähnliche Prophezeiung zu lesen.

E 6 Neben diesen Spontanerlebnissen, die keine psychischen Störungen hervorrufen, gibt es Menschen mit dem „zweiten Gesicht“, die diese Fähigkeit oft unter Beweis stellen. Bekannt ist der deutsche Dichter Heinrich Zschokke, der oft im Leben eines ihm fremden Menschen wie in einem Buch lesen konnte. Bei ihm handelt es sich nur um Nachschau-Erlebnisse, die sich durch Telepathie erklären lassen.
Unter den Trägern dieser Fähigkeit des „zweiten Gesichts“ gibt es solche, die ihre Gabe interessant und als eine gewisse Begnadung ansehen und keineswegs darunter leiden. Es gibt aber auch solche – und es sind nach dem Bild der seelsorgerlichen Aussprachen die meisten -, deren Nervensystem stark dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird. Schmeïng berichtet z. B. von einem Bauern, der noch im Jahr 1933 eine erhebliche Geldsumme dafür zahlte, dass ihm das Vorschauen von Todesfällen abgenommen wurde.

Wenn die Erlebnisse der Vorschauer unter parapsychologischen und psychologischen Gesichtspunkten beurteilt werden, so lässt sich dieses Phänomen abgesehen von dem „unerforschbaren Rest“ mit der Telepathie und Eidetik erklären. In seelsorgerlicher Hinsicht sind die vereinzelten Spontanerlebnisse meistens ohne psychische Auswirkung. Nur die typischen Vertreter des „zweiten Gesichts“ empfinden oft nach ihren Gesichten eine körperliche Erschlaffung und nervöse Erschöpfung. In den Fällen, bei denen die Eidetik mit magischer Praxis gekoppelt ist – eine sehr häufige Erscheinung -, treten schwere psychische Störungen auf. Das führt schon hinüber zu dem Phänomen des Hellsehens auf okkulter Grundlage. Dazu einige Erlebnisse aus der Seelsorge:

B 20 Ein typischer Fall von der Koppelung von Eidetik und Magie bot sich in der okkulten Praxis eines bekannten Schäfers. In einer Reihe von seelsorgerlichen Aussprachen wurde dieser Mann mir als Vorschauer, Vorbrandbanner, Viehbesprecher, Krankheitsbanner und Wahrsager bekannt. Er hat um seiner okkulten Fähigkeiten willen einen großen Zulauf. Weil er seine verhängnisvolle, okkulte Tätigkeit mit Bibelsprüchen verbrämt, gilt er teilweise als frommer Mann. Das ist immer der Höhepunkt der dunklen Geschäfte, dass die Leichtgläubigen durch die christliche Fassade getäuscht werden. Ein Beispiel soll in die Praxis des Mannes einführen.

Auf der Weide sah der Schäfer plötzlich in großer Wirklichkeitstreue den Hof eines Dorfbewohners in Flammen stehen. Das Vorgesicht war so lebhaft, so drastisch, dass der Schäfer dem betreffenden Hofbesitzer erklärte: „Innerhalb von vier Jahren brennt dein Haus ab. Wenn du aber das Feuer bannen willst, dann gib mir ein abgetragenes Hemd von dir, in das ich das Feuer wegbannen werde.“ Der Angeredete lachte über dieses Gesicht und die angebotene magische Abwehr. Er lehnte ab. Vier Jahre später brannte sein Hof tatsächlich ab, ohne dass etwa die Polizei die Täterschaft des Schäfers feststellen konnte. Es wäre ja immerhin möglich gewesen, dass er sich durch Brandstiftung in seinem Ruf als Vorschauer hätte festigen wollen. Schmeïng berichtete ja auch von solchen Zwecknutzungen der Vorgesichte. Ein Gutsbesitzer z. B. brannte unter Ausnützung eines Vorbrandgesichtes sein Gehöft selber nieder, um dessen finanzielle Lage zu verbessern.

Der Parapsychologe erkennt in diesem Beispiel zwei Phänomene: Erstens die Telästhesie = die Schau des kommenden Brandes, zweitens das Angebot der magischen Abwehr. Hier wird das Gebiet der sogenannten Weißen Magie berührt, das noch behandelt werden wird.

Der Psychologe Schmeïng sieht hier einen der typischen eidetischen Fälle. Er schildert in seinem Buch, wie solche Vorbrandgesichte das Bannen des Feuers, das sogenannte „Wegversetzen“ in einen Teich oder einen Baum oder einen Stein auslöst. Es gibt in dem von ihm erforschten Gebiet eine Menge „Brandsteine“, „Brandbäume“ oder „Vorbrandseen“.Das „Wegversetzen“ soll das durch das Gesicht gefährdete Objekt vor dem Feuer feien.

Aus der Seelsorge sind mir ähnliche Geschichten bekannt, wie sie Schmeïng in seinem Buch berichtet. Im süddeutschen Raum nimmt man als Bannobjekt nicht Bäume und Steine, sondern ein abgetragenes Hemd des durch das Vorgesicht bedrohten Mannes. Der Feuerbanner trägt dieses Hemd, oder er gräbt es in das Erdreich ein. Ferner werden als Bannobjekte sogenannte „Brandbriefe“ gebraucht, die auf den obersten Balken des Hauses gelegt werden. In seelsorgerlicher Hinsicht erhielt ich durch den oben erwähnten Schäfer bedeutsame Aufschlüsse. Seit 15 Jahren bekomme ich immer wieder Menschen zur Aussprache, die sich von dem Schäfer okkult beraten oder behandeln ließen. Im einzelnen ergab sich für die vorliegende Untersuchung folgende wichtige Ausbeute:

B 21 Eine Frau, die sich von dem Schäfer besprechen ließ, geriet von diesem Tag an in schwere seelische Anfechtungen. Sie fühlte sich wie von Furien gehetzt. Nie vorher in ihrem Leben hatte sie solche Empfindungen.

B 22 Ein junger Mann wurde von dem Schäfer besprochen und tatsächlich dadurch von einer organischen Erkrankung geheilt. Von dieser Zeit an aber hatte er Tobsuchtsanfälle, Lästergedanken gegen Gott und Jesus Christus und eine abnorme sexuelle Verwilderung.

B 23 Eine Familie ließ sich von dem Schäfer einen Diebstahl aufdecken und sonst noch das Vieh besprechen. Von dem Tag der okkulten Beratung und Hilfe beobachteten die Hausbewohner seltsame Spukerscheinungen in ihrem Haus.
So könnte die Reihe dieser Schäferaktionen fortgesetzt werden. In allen Fällen, die mir in den letzten 15 Jahren in der Seelsorge durch die Beichte der Betroffenen bekannt wurden, löste die okkulte Behandlung durch den Schäfer ganz schwere seelische Störungen aus. Das Merkwürdigste bei der okkulten Praxis dieses Mannes ist, dass ein Teil der von ihm behandelten Menschen plötzlich selbst hellsichtig werden und gewisse Spukerscheinungen sehen.
Das lässt sich psychologisch leicht dadurch erklären, dass der Schäfer mit seiner okkulten Heilbehandlung das Unterbewusstsein des Hilfesuchenden anspricht und dort selbst die Kräfte des Unterbewusstseins weckt und mobil macht. Es taucht hier das in der Seelsorge an okkult Behafteten oft beobachtete Phänomen auf, dass okkult Besprochene selbst hellsehend werden. Es handelt sich bei dieser Art von okkult bedingtem Hellsehen nicht um einen metaphysischen Vorgang, sondern um eine Aktivierung und Manifestierung der vorher latenten Kräfte des Unterbewusstseins. Diese Mobilisierung der unterbewussten Kräfte durch einen Besprechungsakt wirkt sich auf das Seelenleben des Betroffenen lähmend, störend und deprimierend aus. Ja, es entstehen in vielen Fällen sogar Abspaltungen, die dann als Spukerscheinungen beobachtet werden. Die seelsorgerlich fast immer zutage tretende Tatsache von der Kombination von Eidetik und Magie soll nun in einem geradezu klassischen Fall dokumentiert werden.

B 24 Ein Mann, der Konstitution nach ein nordischer Typ, hochwüchsig, blond, mit blauen Augen, herb und verschlossen, bekam Jahre hindurch immer Nachschaugesichte. Er konnte am hellen Tag auf der Straße plötzlich seinen Schritt hemmen, wurde ganz geistesabwesend, das Gesicht bleich, das Mienenspiel erstarrt, und sah dann einen Leichenzug die Straße daherkommen. Oft waren es Gestalten mit der Kleidung der Gegenwart, manchmal auch mit Trachten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Autos und Wagen fuhren durch die Leichenzüge hindurch, ohne dass der Geisterzug auswich. Die Gestalten warfen keinen Schatten. Es waren keine starren Bilder ähnlich den Fotografien, sondern bewegliche, lebensnahe Gestalten. Wurde der Schauer im Augenblick der Erstarrung mit Namen angerufen, dann verschwand der kataleptiforme Zustand, und er konnte dann von seinem Gesicht berichten.

Diese Nachschau- oder Vorschaugesichte waren für den Mann stets ein nervenaufreibendes Erlebnis. Hinterher stellte sich eine seelisch- leibliche Erschlaffung ein. Neben der Schau der Leichenzüge sah er auch oft sogenannte „Wiedergänger“. Er geriet dabei ebenfalls in Erstarrung, sah z. B. einen guten Bekannten, der Jahre zuvor gestorben war. Redete der Schauer den Verstorbenen an, dann verschwand das Phantom. Gelegentlich beobachtete er auch Wiedergänger bei einer zu ihren Lebzeiten typischen Beschäftigung. Er konnte z. B. einen ehemals geizigen Bauern beobachten, wie er seine Holzscheite vor dem Haus zählte, so wie es der Betreffende zu Lebzeiten immer getan hatte, um sich gegen Diebstahl zu sichern. Die meisten dieser Gesichte traten nicht in der Dämmerung auf, sondern am hellen Tage. Als eines seiner interessantesten Erlebnisse sei folgendes mit ausdrücklicher Veröffentlichungsgenehmigung hier wiedergegeben.
Eines Morgens stand der Schauer in seinem Arbeitsraum. Da ging die Tür auf, und ein ehemaliger Kriegskamerad trat ein. Der Schauer begrüßte ihn sehr herzlich. Da der Angeredete aber mit fahlem Gesichtsausdruck die Antwort schuldig blieb, erschrak der Schauer, und es fiel ihm ein, dass dieser Kamerad 22 Jahre zuvor im Kriege gefallen war. Da fing dieser Wiedergänger sogar zu reden an und sagte zu ihm: „Du bist mit schuld daran, dass ich bei den Unseligen am Ort der Qual bin. Du hättest mich warnen können. Damit es aber meiner Frau nicht geradeso geht wie mir, suche sie auf und sage ihr, sie solle sich bekehren. Sie kommt sonst auch an den Ort der Qual.“
Mit dieser Aufforderung verschwand der Wiedergänger. Der Schauer war sich nun bewusst, dass es sich um eines der üblichen Gesichte, nur mit besonders starker Ausprägung handelte. Er ging daraufhin zu seinem Ortspfarrer und fragte ihn, was er mit dieser Aufforderung machen sollte. Der Geistliche riet ihm, den Auftrag auszuführen. Die Frau war von dieser Erscheinung ihres Mannes sehr bewegt. Sie ging in sich und wurde von da an eine eifrige Bibelleserin und treue Besucherin der Gottesdienste.

Die Auswertung dieses Beispiels liefert uns im Rahmen unserer Untersuchung wertvolles Material. Darum folgt hier eine etwas eingehendere Besprechung dieser Geschichte. Die Grundlage für diese Besprechung ist eine für diesen Fall gründlich durchgeführte Familienforschung durch vier Generationen hindurch.
Nachdem eine kleine Charakteristik der äußeren Konstitution des Schauers bereits gegeben ist, folgt hier die medizinische Anamnese. Bei dem Schauer liegen seit der Kindheit keine organischen oder nervösen Leiden vor. Im Alter wechselnd rheumatische Beschwerden.
In psychischer Hinsicht ist eine gewisse depressive Veranlagung festzustellen. In der Jugend neigte der Schauer zur Schwermut und zu Selbstmordgedanken. Diese Stimmung der Lebensüberdrüssigkeit schwand, als der Schauer sich dem Christentum zuwandte. Diese depressive Stimmung hatte ihre Wurzel nicht in einer nachweisbaren Psychoneurose, Organneurose oder organischen Erkrankung, sondern in einer okkulten Behaftung, wie wir noch hören werden.

Die okkulte Anamnese ist in diesem Fall bedeutsam. Die Großmutter des Schauers hat mit Hilfe des 6. und 7. Buches Moses Vieh besprochen, Krankheiten gebannt, Schwarze und Weiße Magie betrieben und anderes mehr. Diese Frau hat ihr ganzes Geschlecht durch vier Generationen magisch infiziert. Kinder, Enkel und Urenkel hatten alle mit Lebensüberdruss, Selbstmordgedanken, mit seltsamen Hellsehphänomenen und mit der Fähigkeit des „zweiten Gesichts“ zu tun. Ferner ist die Charakteristik dieses Geschlechtes die Verbiegung des Charakters, die Retroversion aller seelischen Beziehungen. Die Abkömmlinge dieses Geschlechtes sind zum großen Teil abgekapselte, egozentrische, ungesellige, gefühllose, harte Naturen.

Wenn nun das Erlebnis mit dem Auftrag des Wiedergängers kritisch unter die Lupe genommen werden soll, so mag erst der Parapsychologe zu Wort kommen. Der Anhänger des Spiritismus wird in der Erscheinung des Kriegskameraden die Bestätigung der spiritistischen Hypothese sehen. Diese Annahme ist aber nicht erforderlich. Solange noch rationales Verstehen möglich ist, braucht keine Flucht ins Suprarationale erfolgen. Die animistische Erklärung genügt hier vollauf zum Verständnis des Vorgangs. Bei dem Schauer können in das Unterbewusstsein abgedrängte Schuldgefühle, die er dem Kameraden gegenüber empfunden hat, plötzlich durch die Hypermnesie (abnorm gesteigerte Gedächtnisleistung (z. B. in Hypnose), die als das bekannte Steigrohr des Unterbewusstseins fungiert, wieder ins Bewusstsein aufgestiegen sein. Dieser vom Unterbewusstsein kommende Schuldkomplex gibt dem Gehirn einen Impuls, der zu einer vom Gehirn aus rücklaufenden Energie den Anstoß gibt. Diese rückwärtslaufende Energie erzeugt außerhalb der Person etwas Sehbares, Hörbares, Tastbares, Riechbares, Schmeckbares. Es liegt hier also eine Umkehrung der entsprechenden Sinnesempfindungen vor. Diese sogenannte Reversibilitätstheorie ist von L. Staudemeier, der Professor der Chemie an der philosophisch-theologischen Hochschule in Freising war, entwickelt worden. Auch ohne diese Theorie ist bekannt, wie Menschen mit lebhafter Vorstellungsgabe wie Maler, Künstler, Bildhauer ihre intuitiv erfassten Ideen plötzlich als wirklichkeitstreue Materie vor sich sehen. Sie brauchen dann die „Materialisationen“ ihrer eigenen Ideen nur nachzubilden. Solche Fähigkeit, eine geistige Vorstellung nach außen zu projizieren und sie wieder als Objekte zu sehen, wird von dem Dichter Otto Ludwig, dem Schriftsteller Gustav Frenssen, dem englischen Maler William Blake und anderen berichtet.

Noch mehr wird dieser genuine Fall des „zweiten Gesichts“ den Psychologen interessieren. Die Erlebnisse dieses Schauers tragen die echten Merkmale der Eidetik. Die Lehre des sogenannten eidetischen Sehens ist von Prof. Jaensch (Universität Marburg) entwickelt worden. Unter Eidetik versteht man die Fähigkeit, Gesehenes als Nachbilder wieder physisch vor sich zu sehen. Um es in einem Beispiel deutlich zu machen: Wer einen Gegenstand 1 Minute lang fixiert und dann nach dem Wegsehen oder Ausschalten der Lichtquelle das fixierte Objekt weiter als Nachbild vor sich sieht, der ist ein Eidetiker. Bei vielen jugendlichen ist das eidetische Sehen eine normale Erscheinung. Bei Erwachsenen ist diese Fähigkeit selten. Dr. Schmeïng will nun auf das Forschungsergebnis von Jaensch aufbauend den Nachweis führen, dass auch die Vorgesichte, d. h. Hellsehphänomene, und die Gesichte der „Spökenkieker“ eidetischer Natur sind. Er unterscheidet wie Jaensch einen basedowoiden B-Typus und einen tetanoiden T-Typus. Der B-Typus ist gekennzeichnet durch große, glänzende Augen; er ist lebendig, aufgeschlossen, gesprächig, zutraulich. Er ist der integrierte Typus mit einem guten Zusammenspiel aller körperlich-seelischen Funktionen. Der B-Typus entwirft bewegliche, lebhafte, urbildmäßige Nachbilder, die er auch lange später noch willkürlich wieder erzeugen kann. Der B-Typus kann also einmal im Leben Gesehenes reproduzieren, aus sich heraus projizieren und wieder formentreu, beweglich und plastisch vor sich sehen.
Der T-Typus ist gekennzeichnet durch ein glanzloses, zurückliegendes Auge und einen verkniffenen Gesichtsausdruck. Seine Bewegungen sind eckig, kantig, linkisch. Er ist verschlossen, misstrauisch, ängstlich, unsicher, ungesellig. Er ist ein desintegrierter Typus mit schlecht abgestimmtem Zusammenwirken der psychosomatischen Funktionen. Seine eidetischen Bilder sind unbeweglich, starr, flächenhaft wie Fotografien und erscheinen nur in den Komplementärfarben. Die Gesichte werden als lästig und bedrückend empfunden und überfallen oft den Schauer spontan ohne und gegen dessen Wollen und ohne jegliche vorherige seelische Einstimmung.

Die beiden Typen kommen selten rein vor. Jugendliche und mitunter Künstler gehören vorwiegend dem B-Typus an. Erwachsene Vorschauer sind gewöhnlich T-Typen. Der Vorschauer, dessen Erlebnisse hier zur Diskussion stehen, ist ebenfalls der starre depressive T-Typus, aber mit B-Einschlag, da seine Gesichte bewegliche, urbildmäßige Bilder aufweisen. Im übrigen treten bei diesem Schauer ganz typische eidetische Züge auf: Die Erstarrung im Moment des Gesichtes, die Spontaneität der Gesichte bei der Arbeit am hellen Tage, die Lösung aus der kataleptiformen Starre bei Namensanruf, das bedrückende Gefühl nach dem Erlebnis, die charakteristische Beobachtung der Wiedergänger bei einer für sie typischen Beschäftigung. Schmeïng berichtet ähnliches von zwei Wiedergängern. Ein alter Mann erscheint regelmäßig und holt sich ein Buch vom Regal. Ein Müller zählt nachts in seiner Mühle die Säcke. Die Söhne des Verstorbenen beobachten diesen Vorgang und stören sich nicht mehr dabei. – Ein besonderes Merkmal für die Intensität der Gesichte des Sehers in unserem Fall ist das Gespräch mit dem gefallenen Kriegskameraden. Wir haben hier ein gutes Beispiel für die rückläufige Energieumsetzung auf visuellem und akustischem Gebiet. Der Schauer sieht und hört, was sein eigenes Unterbewusstsein ihm inszeniert. Der Eidetiker besitzt also die Fähigkeit, Komplexe des Unterbewusstseins nach außen zu projizieren und dann die Projektion mit sinnlicher Schärfe und Bestimmtheit unter Ausschaltung des Willens passiv zu erleben. Allerdings kann auf diesem Weg nur das Phänomen der Retroskopie erklärt werden. Die rationale und psychologische Auflösung der profanen Prophetie bereitet erheblich mehr Schwierigkeiten. Schmeïng musste auf diesem Gebiet ja den bereits bekannten Kompromiss vom unerforschbaren Rest eingehen.

Die Seelsorge hat zu dem Fall dieses Schauers einen gewichtigen Beitrag zu liefern. Bedeutsam ist wie in B21 die okkulte Wurzel des „zweiten Gesichts“. Die Großmutter des Schauers hatte eine magische Praxis. Ihre Nachkommen entwickelten bei ähnlicher okkulter Beschäftigung immer deutlicher das Phänomen des „zweiten Gesichts“. Die Tochter hatte noch keine ausgesprochene eidetische Prägung, aber sonst Merkmale einer okkulten Behaftung. Der Enkel war bereits Seher, aber einer, der nur Nachschaubilder und keine Vorgesichte hatte. Eine Urenkelin hatte dann auch Vorschaugesichte. Sie sah einmal den Tod ihres Kindes voraus, der bald darnach eintrat. Ein anderer Urenkel hatte auch eine sehr lebhafte eidetische Veranlagung, der er aber mit Macht entgegenstrebte. Der vorliegende Fall ist eines von den vielen Beispielen, die zeigen, wie das Besprechen in der Nachkommenschaft Hellseher und Eidetiker hervorbringt. Schmeïng hat selbst in seinem Buch viele Beispiele erzählt, in denen das „zweite Gesicht“ mit dem Brauch des Bannens gekoppelt ist, ohne in dieser Kombination tiefere Zusammenhänge zu sehen.

Das zweite seelsorgerliche Anliegen dieses Falles ist die Frage: War der Rat jenes Pfarrers richtig? Vermutlich ließ sich doch jener Pfarrer durch den religiösen Inhalt des Gesichtes dazu verleiten, dem Seher den Rat zu geben, diesen seltsamen Auftrag des Wiedergängers auszuführen. Der Psychotherapeut wird unter Umständen vielleicht diese Entscheidung bejahen, weil er damit die Auflösung des Schuldkomplexes gewährleistet sieht. Es geht ja in der Psychotherapie immer darum, Komplexe aufzudecken, zu entwirren und abzubauen. Ich möchte trotzdem aus drei Gründen diese Entscheidung in Frage stellen. Zunächst wird vom Neuen Bund her abgelehnt, dass Verstorbene als Boten Gottes gesandt werden. Auf eine derartige Bitte erhielt der reiche Mann in Lukas 16 die Antwort: „Sie haben Mose und die Propheten; auf diese sollen sie hören!“ Das NT lehnt also Botschaften durch Verstorbene mit dem Hinweis ab, dass die Lebenden das Wort Gottes haben. Da können sie sich orientieren. Zweitens bin ich gegen die Annahme solcher Aufträge, da ich aus vielen ähnlichen Beispielen den Fortgang solcher rätselhaften Geschichten kenne. Der erste Auftrag ist vernünftig. Der zweite Auftrag ist weniger vernünftig. Der dritte ist unvernünftig. Der vierte ist widersinnig usw.. So steigern sich die Aufträge, bis der geplagte Seher in einer Zwangsneurose steckt und die unsinnigsten Befehle ausführen muss. Ich habe die Entwicklung von solchen Anankasten (jemand, der unter Zwangsvorstellungen leidet) von ihrem Anfangsstadium an verfolgt und bin der Meinung, dass solche Aufträge von Anfang an nicht anzunehmen sind, wenn sie auch noch so sehr mit einem bekannten religiösen Inhalt übereinstimmen. Der dritte Grund für die Ablehnung derartiger Aufträge ist die Tatsache, dass der Christ nicht den Auftrag eines Wiedergängers braucht, um seine Schuldgefühle abzureagieren. Dazu gibt es biblisch einen ganz anderen Weg, den Weg zu Jesus Christus.

Das dritte seelsorgerliche Anliegen bei diesem Beispiel ist die Frage, ob der Seher von seinen Gesichten, die immer mit einer gewissen depressiven Stimmung und nervösen Erschöpfung einhergehen, befreit sein will. Bekannt ist, dass die Gabe des „zweiten Gesichts“ abnimmt oder zunimmt, je nachdem sich der Seher seiner Fähigkeit überlässt oder ihr entgegenwirkt. Ferner wird auch dauernd beobachtet, dass mit zunehmendem Alter die Gabe langsam verschwindet. Allerdings gibt es Seher, die ihre Gabe bis ins hohe Alter erhalten haben. Schmeïng berichtet auch von einem solchen 86jährigen Vorschauer. In unserem Fall war es so, dass die Gesichte des Schauers dauernd zunahmen, obwohl er ihnen widerstrebte und niemandem etwas davon erzählte. Nur die eigene Frau und der Ortspfarrer in dem einen bekannten Fall wussten von seiner Gabe. Der Schauer war mit seinen Gesichten übel geplagt. Er sah nicht nur die Leichenzüge auf der Straße, nein, in allen Häusern und Winkeln, auf Bäumen, Äckern und Wiesen, überall, wo er stand und ging, sah er Geister der Abgeschiedenen. Der Schauer kam dadurch in eine Angststimmung. In diesem Zustand hatte er eine seelsorgerliche Aussprache mit mir. Nachdem sowohl er als auch seine Frau durch verschiedene Aussprachen den Weg zu Jesus Christus gefunden hatten, stellte ich die Frage, ob er wirklich von seiner hellseherischen Gabe frei werden wollte. Nach bejahender Antwort verwies ich auf den Bibelvers Matthäus 18, 19: „Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgend eine Sache, für die sie bitten wollen, so soll sie ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel.“ Wir vereinigten uns zusammen mit der Ehefrau im Gebet, dass Gott ihn von der Gabe der Geisterseherei befreien möchte, weil das Nervensystem des Mannes sehr darunter litte. Wir wurden erhört! Seit jenem gemeinsamen Gebet im Jahr 1938 hatte der Mann nie mehr Gesichte gehabt. Er war von seiner hellseherischen Fähigkeit, die gewiss keine Begnadung, sondern der Fluch und der Bann des Besprecherunwesens seines Geschlechtes war, endgültig befreit.

d. Das Hellfühlen

Ein weiterer Fall der Hyperästhesie ist das Hellfühlen. Es handelt sich bei den in der Seelsorge bekannt gewordenen Beispielen um eine irrationale Diagnose von Krankheiten. Verschiedene Typen sind in der Seelsorge in Erscheinung getreten. Einige Beispiele sollen in die Problemlage einführen.

B 25 Ein Mann in einer ostdeutschen Universitätsstadt der Vorkriegszeit wurde durch seine verblüffende Sicherheit in der Stellung von Krankheitsdiagnosen bekannt. Er bediente sich bei seinen Diagnosen keiner medizinischen Hilfsmittel wie Perkussion, Auskultation, Harn- und Stuhluntersuchung, Bestimmung des Blutbildes, röntgenologische Untersuchung, EKG-Bestimmung usw., sondern legte nur seine Hand auf die Hand des Kranken, konzentrierte sich auf ihn und sagte dann die Diagnose, die in allen nachkontrollierten Fällen mit der Diagnose der Universitätsklinik übereinstimmte. Manchmal wollten Ärzte, um seine Fähigkeit zu überprüfen, ihn täuschen. Es gelang aber nicht.

B 26 Eine weitere parapsychologische Diagnosestellung ist die Ermittlung der Krankheiten durch das „Kristallsehen“. Ein Schwarzwälder Bauer ist mir bekannt, der auf diese Weise seine Patienten berät. Die Diagnosen dieses Hellsehers sind im Gegensatz zu B 25 nicht immer zutreffend.
B 27 Seit 20 Jahren ist mir die unheilvolle Praxis von zwei Brüdern bekannt, die ohne Berührung mit den Patienten durch einfache Konzentration mit großer Sicherheit Diagnosen stellen und dann homöopathische Heilmittel verordnen.
B28 Eine vierte Art der Diagnosestellung wurde mir in der Praxis von Pendlern und Rutlern (= Rutengänger) bekannt. Mehrmals ließ ich mir diesen Vorgang der Ruten- oder Pendeldiagnose von einem Pendler erklären. Die Rute oder der Pendel wird gegen den Körper des Patienten gehalten. An der Stelle des kranken Organs schlägt die Rute oder der Pendel aus.
B 29 Eine fünfte Art der parapsychologischen Diagnose ist das Herauspendeln der Medikamente. Hier verzichtet der Pendler auf die Feststellung der Krankheiten, es geht nur um die Bestimmung des richtigen Medikaments. Ein mir bekannter, angesehener Pendler, der zugleich Spiritist, Heilpraktiker, Magnetopath ist, also eine Reihe von okkulten Funktionen ausübt, besitzt eine quadratische Medikamentenkiste mit 225 (15 x 15) Fächern und Medikamenten. Über den Fächern ist ein Pendel angebracht. Der hilfesuchende Patient bringt mit seiner Hand den Pendel in Schwingung. Nach dem Ausschlag erhält er das für seine Krankheit geeignete Medikament.
B 30 Eine sechste Art der Krankheitsfeststellung ist das Abpendeln von Abbildungen des menschlichen Körpers und der einzelnen Organe. Während die linke Hand des Pendlers auf der Hand des Patienten liegt, führt die rechte Hand des Pendlers den Pendel. Über dem kranken Organ macht der Pendel Kreisbewegungen. Dieser Vorgang entspricht im Prinzip dem Fotopendeln, das noch besprochen werden wird.
In parapsychologischer Sicht tauchen hier verschiedene Phänomene auf, die nicht alle unter die Rubrik des Hellfühlens gehören. Sie wurden hier nur zusammengefasst, weil sie sich alle auf die Diagnose von Krankheiten konzentrieren. – Ein merkwürdiges Phänomen ist ohne Zweifel B 25. Handelt es sich bei diesem Hellfühlen um einen psychometrischen Vorgang in Analogie zum psychometrischen Hellsehen, da der Hellfühler zuerst durch Berühren der Hand des Patienten einen Kontakt herstellt und dann sich in die Situation der Erkrankung einfühlt? Oder gilt hier Baerwalds Hypothese, dass es sich bei jeder Form von Psychometrie um „verkappte“ Telepathie handelt? Es soll hier noch keine Antwort erfolgen, sondern nur die Fragestellung angedeutet werden. – Auf eine andere Ebene führt die Diagnosestellung durch das Kristallsehen. Tischner behandelt dieses Phänomen als einen sensorischen Automatismus. Er nennt die Produkte des Kristallsehens bedeutungslose Phantasien. Er gesteht aber zu, dass daneben auf diese Weise auch echt übernormale Tatsachen ans Licht kommen. Außer der üblichen Erklärung als Steigrohre des Unterbewusstseins weiß er bei diesem Phänomen nichts hinzuzufügen. – Noch einen Schritt weiter in dieser Untersuchung führt B 27. In der seelsorgerlichen Praxis haben mir diese beiden Brüder schon viel Not verursacht. Diese beiden Hellfühler wurden seit vielen Jahren von Tausenden von Patienten konsultiert. Wie kommt diese treffsichere Diagnose dieser beiden Nichtmediziner zustande? Mit dem Hinweis auf Scharlatanerie oder auf ein allgemeines, gutes Einfühlungsvermögen oder eine überdurchschnittliche Menschenkenntnis kommen wir hier nur ein Stück weit vorwärts, aber nicht zum letzten Ziel. Nach Beobachtung vieler seelsorgerlicher Fälle kann diese Hellfühligkeit als eine mediale Veranlagung dieser Laienheilkundigen angesehen werden. Der Hellfühler ist genau wie ein Medium imstande, das Unterbewusstsein einer anwesenden Person anzuzapfen. Das nächste Problem, das bei dieser Deutung entsteht, ist die Frage, ob aus dem Unterbewusstsein eines Menschen seine Krankheit überhaupt abgelesen werden kann.
Um eine Antwort zu finden, lassen wir zuerst einen Mediziner, Prof. Dr. med. Brauchle, zu Wort kommen. Der Mensch ist seiner psychischen Struktur nach eine dreigestaffelte Einheit von Oberbewusstsein (OB), Unterbewusstsein (UB) und Organisch Unbewusstem (OU). Dem Oberbewusstsein, dem Gipfel dieser Kräftepyramide, fällt vor allem die Kraft der willensmäßigen Betätigung zu. Das OB hat auf das UB und OU keinen direkten Einfluss. Das UB ist ein seelischer Kräftespeicher. Es ist vor allem als der Motor der Phantasietätigkeit gekennzeichnet. Die tiefste Schicht, die älteste Kraft, die Basis dieser Kräftepyramide ist das OU. Unter diesem Terminus werden alle eigengesetzlichen Körperfunktionen wie Herzschlag, Drüsentätigkeit, das Gefäßspiel, die innere Verbrennung, Ausscheidung und Entgiftung zusammengefasst. „So wie zwischen OB und UB ein wechselseitiger Austausch besteht, in dem Sinne, dass vergessene oder abgedrängte Erlebnisse im UB bewahrt oder von hier aus Erinnerungen und Einfälle dem Bewusstsein zur Verfügung gestellt werden, bestehen auch gegenseitige Beziehungen zwischen dem seelisch Unterbewussten und dem OU.“ Diese Beziehung zwischen dem UB und OU wird sichtbar in der Suggestion. Wenn z. B. in der Hypnose ein Stigma suggeriert wird, so ist im UB nur die Vorstellung des Stigmas vorhanden. Das OU nimmt dann diesen Impuls des UB auf und bringt durch eine Änderung in der Blutversorgung an einer bestimmten Hautstelle als Sekundäreffekt der Suggestion das blutige Stigma zustande. Dieser Sekundäreffekt ist sowohl als Fremdsuggestion als auch Autosuggestion möglich. – Wenn hier in Parenthese eine Randglosse vermerkt werden darf, so ist zu sagen, dass die Stigmata als religiöses Phänomen durchaus medizinisch zu erklären sind und nicht als Wunder Gottes angesehen werden müssen. – Brauchles Lehre von den Beziehungen der einzelnen Stufen der Kräftepyramide ist im Blick auf das Verständnis von seelischen Erkrankungen, vor allem aber in der Seelsorge an okkult Behafteten, eine Schlüsselposition ersten Ranges. Wir wissen dadurch erneut, dass rationale Vorstellungen über das UB organische Reaktionen auslösen können. Diese Feststellung, die in der Hypnose seit vielen Jahren experimental bewiesen ist und neuerdings von der psychosomatischen Schule noch weiter wissenschaftlich erforscht wurde, ermöglicht uns im Rahmen unserer Untersuchung das Verständnis der Laiensuggestion, wie sie von einem Heer von Laienbesprechern geübt wird. Dieses Besprecherunwesen wird in einem späteren Kapitel abgehandelt. Hier in diesem Abschnitt geht es um die Frage, ob der medial veranlagte Hellfühler eine zuverlässige Krankheitsdiagnose stellen kann. Diese Frage ist nur dann zu bejahen, wenn außer dem parapsychologischen Problem der Mediumität der Beweis erbracht werden kann, dass das Organisch-Unbewusste auch rückwärts dem UB Impulse übermittelt. Die erste Frage, dass das UB auf das OU reagiert, hat der Mediziner bejaht. Die zweite Frage, dass das OU auf das UB wirkt, ist bereits damit von der Medizin zugestanden, dass bei einer Reihe von seelischen Erkrankungen organische Veränderungen als Ursache angesehen werden. Die Medizin erkennt damit die vorwärts und rückwärts laufenden Beziehungen in der Kräftepyramide an. Durch zwei medizinische Beispiele soll dieser Vorgang beleuchtet werden. Zunächst ein Fall für organische Störungen auf Grund psychogener Ursachen. Bei der zweckgerichteten hysterischen Reaktion kommt es im Zusammenhang mit motorischen Funktionsstörungen zu psychogenen Lähmungen. Es fehlen bei diesen hysterischen Lähmungen natürlich Tonus- und Reflexveränderungen, fibrilläre Zuckungen und Atrophien. Allerdings tritt bei langem Nichtgebrauch der gelähmten Glieder eine Inaktivitätsatrophie auf. Ein Beispiel aus der Seelsorge kann diesen Vorgang deutlich machen.
B 31 Ein Teilnehmer des Ersten Weltkrieges erlebte während des Krieges eine unbedeutende Verschüttung, aus der er schnell befreit wurde. Der Wunsch, felddienstunfähig geschrieben zu werden und eine Rente zu erlangen, führte zu einer „Rentenneurose“ mit Lähmungserscheinungen an einem Bein. Sein doppelter Wunsch ging in Erfüllung. In der Nachkriegszeit besserte sich das Befinden des Beines rasch. Doch jedes mal beim Besuch des Vertrauensarztes hinkte der Rentner bedeutend mehr als sonst im Alltag. Die Lähmung durfte ja nicht zurückgehen, sonst würde er seine Rente verlieren. Tatsächlich hat heute das Bein durch einen 35jährigen Nichtgebrauch deutlich das Merkmal einer Inaktivitätsatrophie.
Es sind also hier die vorwärts laufenden Beziehungen vom Rentenwunsch über das UB zum OU sichtbar. Der Rentenwunsch wird von der Pyramidenspitze nach unten zur Pyramidenbasis durchgegeben. Der Endeffekt ist ein verkümmertes, zurückgebliebenes Bein. – Beispiele für den umgekehrten Weg gibt es genug in der inneren Medizin. Ein Fall soll zur Demonstration angeführt werden. Unter den Gefäßerkrankungen gibt es eine Form der Zerebralsklerose, die sich hauptsächlich in seelischen Störungen zeigt. Unter den psychischen Symptomen ist besonders die Melancholie zu nennen. Wir haben hier also eine organisch bedingte Gefäßerkrankung, die über den Weg des OU und UB psychische Störungen hervorruft, die im OB als seelische Verstimmung registriert werden. Es besteht hier ein psychischer Impuls von der Basis der Kräftepyramide zur Spitze.
Diese absteigenden und aufsteigenden Wechselbeziehungen in der seelischen Kräftepyramide bilden demnach einen Kreislauf psychoorganischer Korrespondenz (circulus relationis psychoorganicae). Damit ist die Eingangspforte für das Verständnis der Phänomene des Hellfühlens und des Besprechens gegeben. Das Besprechen, die aktive Beeinflussung dieses Kreislaufes, wird unter dem Kapitel der ASB abgehandelt. Das Hellfühlen, das passive Anzapfen dieses Kreislaufes, steht hier in diesem Abschnitt zur Diskussion. Der Hellfühler nimmt auf Grund seiner medialen Sensibilität die Impulse auf, die von dem erkrankten Organ über das OU zum UB aufsteigen. Medizinisch ist der circulus relationis psychoorganicae die Voraussetzung dieses Anzapfens. Es bleibt bei dem Phänomen des Hellfühlens nur noch der parapsychologische Vorgang des Anzapfens zu klären.
Wir kennen in der Parapsychologie das Anzapfen des OB in dem Phänomen der Telepathie, das in der Wissenschaft anerkannt ist. Wir kennen ferner das Anzapfen des UB in dem Phänomen der Mediumität, das in den letzten acht Jahrzehnten durch Hunderttausende von wissenschaftlich geprüften oder von fachkundigen Laien durchgeführten Experimenten bestätigt ist. In der Seelsorge an okkult Behafteten wird die Tatsache der Mediumität in vielen Fällen erkannt.
Auf Grund dieser Vorarbeit kann vielleicht das Phänomen des Hellfühlens in B 26 und B 27 als ein mediumistisches Anzapfen des UB der Patienten verstanden werden. Vermutlich liegt das Phänomen der Rhabdomantie (das Wahrsagen mit geworfenen Stäben od. mit der Wünschelrute) und Pendeldiagnose von B28 auf der gleichen Ebene. Die im UB des Patienten angezapften Impulse werden lediglich im UB des Pendeldiagnosten in der Art eines motorischen Automatismu in die Ausschläge des Pendels oder der Rute kinetisch umgesetzt. B 29 liegt sehr nahe an einer verantwortungslosen Scharlatanerie. Wenn man da ein parapsychologisches Phänomen herauslesen wollte, müsste eine Reihe von metaphysischen Vorgängen gekoppelt werden wie mediumistisches Anzapfen, Psychokinese oder Suggestion und ein hellseherisches Erfassen der richtigen Arznei. Dieses Konglomerat magischer Vorgänge ist selbst für den Parapsychologen bis jetzt noch indiskutabel. B 30 liegt wieder auf der Ebene der Kurpfuscherei. Nicht erwähnt ist in diesem Abschnitt die spiritistische Hellfühlerpraxis, bei der neben der astralen Spaltung des Hellfühlens noch die Intelligenz der Verstorbenen – wie vorgegeben wird – bemüht wird, um die richtige Diagnose zu stellen und das richtige Medikament zu ermitteln.
Wenn über den Grad der Richtigkeit der Diagnose noch ein Urteil aus der Empirie gegeben werden soll, so muss gesagt werden, dass die Diagnose nur bei starker medialer Veranlagung des Hellfühlers medizinisch zutreffend ist. Je geringer die Mediumität ist, desto weniger zuverlässig sind die Diagnosen bis hin zu einem Tohuwabohu großer Fehlentscheidungen. In unserer Hellfühlerreihe ist erfahrungsmäßig nur B 25 ein zuverlässiger Diagnostiker. Auch B 27 brachte jahrelang erstaunliche Diagnosen zustande. Alle übrigen Beispiele sinken in der Treffsicherheit stark ab. Da diese Hellfühlerdiagnostik nicht auf einer exakten, medizinisch wissenschaftlichen Basis aufgebaut, sondern in ihrer Richtigkeit vom Grad der Mediumität abhängig ist, ist sie vom medizinischen Standpunkt aus abzulehnen. Diese okkulten Heilmethoden sind der Volksgesundheit gegenüber nicht zu verantworten. Es ist immer wieder unerklärlich, warum von staatlichen Gesundheitsämtern okkult arbeitenden Naturheilkundigen, Magnetopathen, Heilpraktikern, Pendeldiagnosten, Wunderdoktoren usw. so viel Raum zur Betätigung gelassen wird. Es wäre anzustreben, dass das Heilpraktikergesetz eine Revision erfährt.
Von der seelsorgerlichen Perspektive aus ergeben sich bei der ganzen Reihe B 25 bis B 30 fast immer die gleichen psychischen Auswirkungen: Schwermut, Lebensüberdruss, Beklemmungsgefühle, Abneigung gegen das Wort Gottes, Hemmungen beim Beten, keine Fähigkeit zu einer Glaubensentscheidung, mit einem Begriff zusammengefasst, eine Erstarrung der seelischen und geistlichen Funktionen. Ein seelsorgerliches Beispiel mag das unterstreichen.
B 32 Bei einer Bibelwoche kam ein 19jähriges Mädchen zur Aussprache. Sie klagte über Melancholie, Freudlosigkeit, seltsame Anfechtungen in der Nacht, als wollte ihr jemand die Luft abschnüren, Unlust zum Beten, obwohl sie Christus nachfolgen möchte, Ekel an jeder geistlichen Betätigung. Sie begriff sich selbst nicht, da sie einerseits einen Zug zur Nachfolge Jesu hatte und andererseits einen Widerwillen davor.
Eine medizinische Anamnese förderte nichts Besonderes zutage. Das Mädchen war außer den seelischen Verstimmungen gesund. Es lagen weder organische noch neurotische Störungen vor. Sie hatte auch keinerlei aufwühlende Erlebnisse wie z. B. eine enttäuschte Liebe hinter sich. Die Schwermut setzte schon im schulpflichtigen Alter bei ihr ein. Die Eltern und Geschwister sind gesund. Bei keinem Familienglied ist je eine ähnliche Melancholie aufgetreten. Das Mädchen ist ein Einzelfall in ihrer Familie. – Auf die medizinische Anamnese folgte die Anamnese okkulter Beziehungen. Viele Fragen in dieser Richtung wurden verneint. Schließlich stießen wir auf einen entscheidenden Punkt. Als Schulkind litt sie an Appetitlosigkeit. Sie wurde von der Mutter daraufhin mehrmals zu einem „Wunderdoktor“ gebracht, der mit seinem Pendel die kranke Stelle ihres Körpers suchte. Das Mädchen erinnert sich, dass nach dieser Behandlung ihre Melancholie einsetzte.
Dieses Beispiel ist nur ein Einzelfall aus einer großen Sammlung auf diesem Gebiet. Die seelsorgerliche Praxis zeigt, dass bei allen Behandlungsarten der Laienheilkundigen, bei denen das UB der Patienten aktiv beeinflusst oder passiv angezapft wird, einschneidende Veränderungen in der seelischen Verfassung der Patienten eintraten. Es entsteht eine seelische Erstarrung, die sich nicht nur in melancholischen Verstimmungen äußert, sondern vor allem auch die Entschlussfreudigkeit in alltäglichen, kleinen Entscheidungen lähmt und auf religiösem Gebiet Glaubensentscheidungen fast nicht zustande kommen lässt. Diese seit Jahren in großer Zahl gesammelten Beispiele und Beobachtungen vermitteln ein erschütterndes Bild für die seelischen Verheerungen, die durch okkult arbeitende Laienheilkundige in allen Abarten dieser verhängnisvollen Berufsgruppe entstehen.

info@horst-koch.de




Vorbereitung auf Untergrundkirche (R.W.)

RICHARD WURMBRAND

Vorbereitung auf die Untergrundkirche

 

INHALTSVERZEICHNIS

1. Bereiten Sie sich auf das Leiden vor
2. Die Wahrheit über die Wahrheit
3. Geistliche Übungen
4. Zweifel macht Verräter
5. Folterprüfung
6. Der Augenblick der Krise
7. Höchste Liebe
8. Schweigen lernen
9. Zulässige List
10. Verräterische Streiterei
11. Der Gehirnwäsche widerstehen
12. Das Überwinden der Einsamkeit
13. Wahre Identität

– Neu eingestellt im Mai 2020 wegen der Coronakrise, die auch eine Ankündigung von kommenden antichristlichen Zeiten ist. Ob Zeiten der Verfolgung für bibeltreue Christen? – wir werden sehen.
Geringe Kürzungen und die Betonungen sind von mir.
Horst Koch, Herborn  –

VORWORT
Dies ist der Ausblick eines Mannes in die Zukunft der Kirche, dessen geistliches Leben, Gefängniserfahrung und weitreichende Predigertätigkeit schon viel zur Warnung der Welt vor der Gefahr des atheistischen Kommunismus beigetragen haben.
Richard Wurmbrands Schriften reden offen und lassen den Leser selten gleichgültig gegenüber der Botschaft, die sie beinhalten. Einige der darin gebrauchten Ausdrücke sind charakteristisch für den Mann, der wie ein Jude denkt, wie ein Linguist liest, der wie ein Apostel betet und wie ein Prophet schreibt. Die Botschaft ist kristallklar.
Wenn es, wie die meisten Kirchenführer der Welt sagen, wahr ist, daß die Kirche früher oder später vor zwei Alternativen gestellt sein wird – dem sozial-politischen Kompromiß mit dem Atheismus oder dem Zorn einer kontrollierten politisch‑religiösen Hierarchie ‑, dann hat Wurmbrand recht:

WIR MÜSSEN UNS JETZT VORBEREITEN.

Viele Teile der Welt sind bereits vor diese Alternative gestellt worden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß unsere Generation in Westeuropa und Amerika vor ihr verschont bleibt.
Wir Christen wollen uns darum jetzt vorbereiten und dafür sorgen, daß unsere Kinder ein klares Beispiel vor Augen haben, wenn die Reihe an sie kommt.
HMK, Uhldingen/ Bodensee (Hilfsaktion Märtyrer – Kirche) 

 

BEREITEN SIE SICH JETZT AUF DIE UNTERGRUNDKIRCHE VOR


»Ananias antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wieviel Übles er deinen Heiligen getan hat. Der Herr sprach zu ihm: Gehe hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug . . . Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen.« Apostelgeschichte 9, Verse 13f.

Soviel ich weiß, gibt es auf der ganzen Welt kein einziges theologisches Seminar welche das Fach »Untergrundkirche« lehrt. In Seminaren mögen Sie über Sabellianismus und Apollinaranismus unterrichtet werden, doch fünf Minuten nach Abschluß des Seminars haben Sie dies alles schon vergessen. Wahrscheinlich werden Sie nie einen Sabellianisten oder einen Apollinarianisten treffen.  . . .  Die Untergrundkirche ist die Kirche, der weltweit ein Drittel ihrer Glieder angehört.

. . . Während Amerika mit Watergate beschäftigt war, nahmen die Kommunisten fünfzehn Länder ein. Christliche Pastoren müssen wissen, wie eine Untergrundkirche aussieht, und was sie tut.

Ich sprach in England ungefähr eine Stunde mit einem Bischof über die Arbeit der Untergrundkirche. Endlich sagte er: »Entschuldigen Sie, aber ich habe ein Steckenpferd: ich interessiere mich sehr für Kirchenarchitektur. Würden Sie mir bitte sagen, ob Untergrundkirchen im gotischen Stil erbaut werden?«  –  Wenn ich Ihnen verriete, wer dieser Bischof ist, könnten Sie sich schlecht vorstellen, wie ein Mann mit einem so großen Namen eine solche Frage stellen kann.

Die Untergrundkirche ist verhältnismäßig wenig bekannt. Sie besteht in unserer nächsten Nähe, aber wir sind nicht bereit, uns mit ihr zu befassen, und wir sind nicht vorbereitet. Jeder christliche Pastor sollte die Gemeinde weltweit im Auge haben, und er muß uns auch über die Untergrundkirche unterrichten können.  . . .
In Rumänien, in Rußland, in Rotchina usw. wurden viele Gläubige Opfer des Regimes. Viele kamen ins Gefängnis, und viele starben im Gefängnis.  . . .

Bereiten Sie sich auf das Leiden vor


Leiden kann in der Untergrundkirche auch bei den bestmöglichen Vorsichtsmaßnahmen nicht vollkommen verhindert, sollte aber auf ein Minimum beschränkt werden.
Es ist unmöglich, in einer kleinen Broschüre einen Kurs über die Untergrundkirche zu geben.  . . .

Was geschieht mit einem Land, das von den Kommunisten überrollt wird? In einigen Ländern beginnt der Terror sofort, wie in Rußland und Kambodscha. Andernorts folgt eine religiöse Freiheit wie nie zuvor.

Die Kommunisten kommen gewöhnlich an die Macht, ohne die Macht wirklich zu haben. Sie haben die Leute nicht auf ihrer Seite. Sie haben noch keine eigene Polizei, Armee usw.

In Rußland gaben die Kommunisten am Anfang den Protestanten sofort große Freiheit mit der Absicht, die orthodoxe Kirche zu zerstören. Als sie die orthodoxe Kirche zerstört hatten, kam die Reihe an die protestantische.

Die anfängliche Situation dauert nicht lange. Während dieser Zeit unterwandern die Kommunisten die Kirchen, indem sie ihre Leute in Führungsstellungen setzen. Diese finden die Schwachheiten der Pastoren heraus: Einige sind vielleicht ehrgeizig, andere sind in einer starken Liebe zum Geld befangen. Wiederum ein anderer mag eine verborgene Sünde im Leben haben, mit der er erpresst werden kann. Die Kommunisten erklären, sie würden diese Sache bekannt machen. So setzen sie ihre Männer in Führungspositionen.

Dann, in einem gewissen Moment, beginnt die große Verfolgung. In Rumänien vollzog sich dieser Einschnitt in einem Tag. Alle katholischen Bischöfe wurden inhaftiert, dazu unzählige Priester, Mönche und Nonnen; ebenso viele protestantische Pastoren aller Denominationen, Rabbiner und unzählige Laien. Viele starben im Gefängnis.

Jesus, unser Herr, sprach zu Ananias: »Suche Saulus von Tarsus auf. Er wird mein Untergrundpastor sein.« Und das war Paulus auch ‑ ein Pastor einer Untergrundkirche. Jesus leitete einen Schnellkurs für diesen Untergrundpastoren ein. Er begann mit den Worten: »Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen.«

Die Vorbereitung auf die Untergrundarbeit beginnt mit dem Studium des Leidens, der Martyrologie.
Solschenizyn sagt in seinem Buch »Archipel GULAG«, daß in der Sowjetunion die Polizisten einen Kurs über Arrestologie besuchen müssen ‑ einer Wissenschaft der unbemerkten Arrestierung von Leuten. Wie sie den neuen Ausdruck »Arrestologie« geschaffen haben, schaffen wir den Ausdruck »Leidologie«.

Später werden wir die technische Seite der Untergrundarbeit betrachten, doch zuerst kommt die geistliche Vorbereitung darauf. In einem freien Land braucht es für die Mitgliedschaft in einer Kirche nicht mehr, als zu glauben und getauft zu sein. Bei der Untergrundkirche genügt dies nicht, um ein Mitglied zu sein. Sie mögen getauft sein und glauben, aber Sie werden noch kein Mitglied der Untergrundkirche sein, wenn Sie nicht leiden können. Sie mögen den mächtigsten Glauben der Welt haben, aber wenn Sie nicht darauf vorbereitet sind zu leiden, werden Sie von der Polizei gefaßt werden; Sie werden zwei Hiebe bekommen und alle Geheimnisse der Untergrundkirche preisgeben.

Vorbereitung auf das Leiden ist einer der Hauptbestandteile der Vorbereitung auf die Untergrundarbeit.

Ein Christ gerät nicht in Panik, wenn er ins Gefängnis geworfen wird. Für die meisten Gläubigen ist das Gefängnis ein neuer Platz für das Zeugnis Christi. Für einen Pastoren ist es eine neue Gemeinde. Es ist eine Gemeinde, die kein großes Einkommen, dafür aber große Gelegenheiten zur Arbeit bietet. Darüber schreibe ich in meinem Buch »Stärker als Kerkermauern«.
In anderen Büchern erwähne ich den Morse‑Code, der auch ein Teil des Trainings für die Untergrundkirche ist. Sie wissen ja, was ein Code ist, mit Hilfe dessen Botschaften übermittelt werden. Durch diesen Code können Sie, auch wenn Sie in Einzelhaft sind, denen zu Ihrer Rechten und Linken das Evangelium predigen. Die Gefangenen wechseln ständig. Die Kommunisten nehmen einen aus einer Zelle und bringen einen anderen hinein. Gott gab vielen Christen, die im Gefängnis waren, das Vorrecht, durch den Morse‑Code Menschen zu Christus zu führen, die sie nie gesehen haben. Andere trafen Jahre später jene Leute, die sie durch Morsen zum Glauben gebracht hatten.

Nach Jahren der Einzelhaft verbrachte ich meine Zeit in verschiedenen Gemeinschaftszellen. In der freien Welt läuten am Sonntagmorgen die Kirchenglocken. Wer will, geht zur Kirche, wer nicht will, der kommt nicht. Wenn jemandem an diesem Sonntag die Predigt nicht zusagt, bleibt er am nächsten Sonntag fern. Wenn es regnet, kommt er sowieso nicht. Aber wenn die Gefängniszelle Ihr Versammlungsort ist, haben Sie die Kirchgänger den ganzen Tag um sich.

Freie Kirchgänger schauen auf ihre Uhr: »Er predigt schon seit einer halben Stunde; will er denn nie aufhören?« Bei der Verhaftung wird Ihnen die Uhr abgenommen; Sie haben die Predigtgänger die ganze Woche um sich, und Sie können ihnen vom Morgen bis zum Abend predigen. Die Zuhörer haben keine Wahl.

In der Geschichte der rumänischen oder der russischen Kirche gab es nie so viele Bekehrungen wie im Gefängnis. Fürchten Sie also das Gefängnis nicht. Betrachten Sie es ganz einfach als eine neue, von Gott gegebene Stelle, für Christus Zeugnis abzulegen.

Aber was ist mit den schrecklichen Foltern, die die Kommunisten bei den Gefangenen anwenden? Was werden wir angesichts dieser Foltern tun? Werden wir fähig sein, sie zu ertragen? Wenn ich sie nicht ertrage, bringe ich fünfzig oder sechzig weitere Menschen, die ich kenne, ins Gefängnis; die Kommunisten wollen von mir, daß ich diejenigen verrate, die um mich herum leben. Darum ist es so sehr notwendig, sich jetzt auf das Leiden vorzubereiten. Es ist zu schwierig, sich darauf vorzubereiten, wenn die Kommunisten Sie schon ins Gefängnis geworfen haben.

Ich erinnere mich an einen Fall in Rumänien, wo ein Pastor mit einer Frau gesündigt hatte. Die Pastoren besprachen diese Frage ‑ er war schon seit zwanzig Jahren Prediger. Es wurde gesagt: »Seine Sünde war nicht, was er an jenem Abend tat; die Umstände waren so, daß er der Versuchung nicht widerstehen konnte. Das aber war seine große Sünde, daß er vor zwanzig Jahren, als er nicht auf diese Weise versucht war, nicht zu sich sagte: ‘Während meines Lebens als Pastor werden mir verschiedene Dinge zustoßen. Unter anderen Dingen wird es geschehen, daß ich zu einer sexuellen Sünde versucht werde. Ich werde sie dann nicht begehen’.« Sie müssen sich im voraus auf alle Möglichkeiten vorbereiten. Wir müssen uns auf das Leiden vorbereiten.

2. Die Wahrheit über die Wahrheit


Wieviel jeder einzelne von uns erleiden kann, hängt davon ab, wie eng wir mit einer Sache verbunden sind; wie lieb uns diese Sache ist, und wieviel sie uns bedeutet.
In dieser Hinsicht erlebten wir in kommunistischen Ländern große Überraschungen. Es gab begabte Prediger und Schriftsteller christlicher Bücher, die Verräter wurden. Der Komponist des besten Gesangbuches von Rumänien wurde zum Komponisten des besten kommunistischen Gesangbuches. Alles hängt davon ab, ob wir im Bereich der Worte verblieben sind, oder ob wir mit den göttlichen Realitäten verschmolzen sind.

Gott ist die Wahrheit. Die Bibel ist die Wahrheit über die Wahrheit. Theologie ist die Wahrheit über die Wahrheit über die Wahrheit. Eine gute Predigt ist die Wahrheit über die Wahrheit über die Wahrheit über die Wahrheit. Es ist nicht die Wahrheit.
Die Wahrheit ist Gott allein. Rund um diese Wahrheit gibt es ein Gerüst von Worten, Theologien und Auslegungen. In Zeiten des Leidens ist aber nichts von dem allem nütze. Nur die Wahrheit selbst kann uns behilflich sein, und wir müssen durch all die Predigten, die theologischen Bücher, durch alles Geschriebene hindurchdringen und uns mit der Realität von Gott selbst verschmelzen.

Ich erzählte im Westen, wie Christen bei uns vier Tage und vier Nächte an Kreuze gebunden wurden. Die Kreuze wurden auf den Boden gelegt, und andere Gefangene wurden durch Folter gezwungen , ihre Notdurft über den Gesichtern und Körpern der Gekreuzigten zu verrichten. Ich wurde seither gefragt: »Welcher Bibelvers half Ihnen und stärkte Sie in solchen Umständen?«
Meine Antwort ist: »KEIN Bibelvers brachte da Hilfe«. Es sind scheinheilige Phrasen und religiöse Heuchelei zu sagen: »Dieser Bibelvers stärkte mich, oder jener Bibelvers hilft mir.« Bibelverse allein sind nicht zur Hilfe gedacht.

Wir kannten den 23. Psalm. ‑ »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln… und ob ich schon wanderte im finsteren Tal … «. Wenn Sie durch Leiden gehen, stellen Sie fest, daß es nie Gottes Absicht war, Psalm 23 sollte Sie stärken. Es ist der Herr, der Sie stärken kann, nicht der Psalm, der sagt, daß Er es tut. Es genügt nicht, den Psalm zu haben. Sie müssen Den haben, von Dem der Psalm spricht.
Wir kannten auch den Vers: »Laß dir an meiner Gnade genügen.« Aber der Vers allein ist nicht ausreichend. Es ist die Gnade, die ausreicht und nicht der Vers.

Pastoren und treue Zeugen, die mit dem Wort als mit einer Berufung Gottes umgehen, stehen in der Gefahr, heiligen Worten mehr Wert zu geben, als sie wirklich haben. Heilige Worte sind lediglich das Mittel, um die durch sie ausgedrückte Realität zu erfassen. Wenn Sie mit der Wirklichkeit, dem allmächtigen HErrn, vereint sind, verliert der Kommunismus seine Macht über Sie; er kann den allmächtigen HErrn nicht überrunden. Wenn Sie nur die Worte des allmächtigen HErrn haben, können Sie sehr leicht überwältigt werden.

3. Geistliche Übungen


Die Vorbereitung auf die Untergrundarbeit ist tiefe Vergeistlichung. So wie eine Zwiebel zur Vorbereitung auf den Gebrauch geschält werden muß, so muß Gott von uns »abschälen«, was bloße Worte, Gefühlsregungen und Ergötzung an der Religion sind, um bei der Wirklichkeit unseres Glaubens anzulangen. Jesus sagte uns: »Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich«, und Er zeigte uns selber, wie schwer dieses Kreuz sein kann. Wir müssen darauf vorbereitet sein.

Betrachten Sie das Vorgehen der Welt. Ein pornographisches Heft oder eine Reklame entzünden die Vorstellungskraft. Genau auf dieselbe Weise müssen wir die Vorstellungskraft entzünden, indem wir uns geistliche Wirklichkeiten vor Augen halten. Wir müssen geistliche Übungen machen. Es tut mir sehr leid, daß geistliche Übungen im Protestantismus beinahe unbekannt sind. In der Untergrundkirche müssen wir sie neu erwecken. Geistliche Übungen mögen von einigen Katholiken mißbraucht worden sein; dann kam die Reformation. Wir kennen die Bewegung des Pendels: Wenn der eine in ein Extrem gefallen ist, fällt der andere in das entgegengesetzte. Weil einige den Gebrauch der geistlichen Übungen mißbrauchten, ließen andere die geistlichen Übungen überhaupt weg.

Wir sollten nicht nur unsere Zeit des Gebets haben, in der wir sprechen, sondern wir sollten auch eine Zeit der Meditation und der Betrachtung haben.
In Hebräer 11 können wir die lange Liste derjenigen lesen, die zersägt, an Pfählen verbrannt und von Löwen zerrissen wurden, aber wir müssen uns diese Dinge auch ausmalen. Jetzt stehe ICH vor Löwen, ICH werde geschlagen, ICH bin in Gefahr, verbrannt zu werden, usw. Wie verhalte ich mich?

Ich erinnere mich, daß ich, anläßlich meiner letzten Sonntagsschulstunde vor meiner Ausreise aus Rumänien, eine Gruppe von zehn bis fünfzehn Jungen und Mädchen nicht in eine Kirche, sondern in den Zoo führte. Vor dem Löwenkäfig sagte ich ihnen:
»Eure Vorväter im Glauben wurden um ihres Glaubens willen solchen Biestern vorgeworfen. Ihr sollt wissen, daß auch ihr leiden werdet. Ihr werdet nicht den Löwen vorgeworfen werden, aber ihr werdet mit Menschen zu tun haben, die viel ärger sind als Löwen. Entscheidet euch jetzt und hier, ob ihr Christus die Treue halten wollt.« Mit Tränen in den Augen sagten sie »Ja«.

Wir müssen uns vorbereiten, bevor wir im Gefängnis sind. Im Gefängnis verlieren Sie alles. Sie werden ausgezogen und erhalten einen Sträflingsanzug. Sie haben keine Möbel, keine schönen Teppiche oder Vorhänge mehr. Sie haben keine Frau und keine Kinder mehr. Sie haben Ihre Bibliothek nicht mehr, und Sie werden nie eine Blume sehen.
Nichts von dem, was das Leben erfreut, bleibt ihnen. Niemand widersteht, der nicht vorher den Vergnügungen der Welt entsagt hat.

Im Kolosserbrief steht: »So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind.« Unwissende und treue Katholiken auferlegten sich manchmal übermäßige Bußtaten. Die Protestanten dagegen gaben das Abtöten der Glieder ganz auf. Aber es gibt ein christliches Abtöten der Glieder ‑ das Aufgeben der weltlichen Freuden. Der Christ, der sich jetzt entsprechend vorbereitet, wird sie im Gefängnis nicht vermissen. Sie müssen die Dinge der Welt gebrauchen, ohne sich gefühlsmäßig daran zu binden.

Ich persönlich mache eine geistliche Übung. Ich lebe in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie können sich vorstellen, wie ein amerikanischer Supermarkt aussieht. Sie finden dort viel Schönes und manche Köstlichkeit. Ich schaue mir alles an und sage mir:
»Ich kann auch ohne diese Sachen leben; und jenes Ding ist sehr nett, aber nicht unbedingt notwendig. Die dritte Sache brauche ich ebenfalls nicht.« Ich gehe durch den ganzen Supermarkt, ohne einen Dollar auszugeben. Ich hatte die Freude, viele schöne Dinge zu sehen, und die zweite Freude war zu wissen, daß ich nicht an sie gebunden bin.
Wir hatten auch liberale Theologen. Keiner von ihnen widerstand der geringsten Folter. »Warum sollte ich für einen toten Gott und eine problematische Bibel sterben? Wenn die Geschichte von Adam und Eva nicht wahr ist, wenn die Prophezeiungen viele Jahre nach ihrer Erfüllung geschrieben wurden, wenn Jesus nicht von einer Jungfrau geboren wurde und Er nicht leiblich vom Tode auferstand ‑ dann stehen mehr Lügen in der Bibel als in der »Prawda«. Warum sollte ich in den Tod gehen für etwas, das nicht wahr ist oder wenigstens immer problematisch bleiben wird?«

4. Zweifel macht Verräter


Ich bin Jude. Im Hebräischen, der Sprache, die Jesus sprach und in der die erste Offenbarung gegeben wurde, existiert das Wort »Zweifel« nicht. Wenn ein Mensch zweifelt, ist das ebenso unnatürlich, wie wenn er auf vier Füssen gehen würde ‑ er ist nicht dazu bestimmt, auf vier Füssen zu gehen. Ein Mensch geht aufrecht, er ist kein Tier. Zweifeln ist untermenschlich.

Jedem von uns kommen Zweifel, aber lassen Sie nicht zu, daß sich Zweifel an wesentlichen Lehrsätzen der Bibel, z.B. über die Existenz Gottes, die Auferstehung Jesu Christi, die Tatsache des ewigen Lebens, in Ihrem Geist niederlassen. Jeder theologische oder philosophische Zweifel macht Sie zum potentiellen Verräter. Sie können sich Zweifel erlauben, wenn Sie, in einem bequemen Lehnstuhl sitzend, eine Predigt vorbereiten. Wenn Sie gut gegessen haben, können Sie sich jede Art von verwegenen Ideen und Zweifeln erlauben. Wenn Sie gefoltert werden, leiten diese Zweifel in Verrat, weil Sie sich entscheiden müssen, zu leben oder für diesen Glauben zu sterben.

Eines der wichtigsten Dinge in der geistlichen Vorbereitung auf die Untergrundarbeit ist die Lösung der Zweifel. Wenn bei Ihnen in der Mathematik eine Rechnung nicht stimmt, haben Sie sicher irgendwo einen Fehler gemacht, und Sie rechnen weiter, bis Sie ihn finden. Leben Sie nicht mit Zweifeln, sondern suchen Sie ihre Lösung.

5. Folterprüfung


Kommen wir jetzt zur Folter selbst. Folter ist etwas sehr Schmerzhaftes. Es werden dazu rotglühende Eisen verwendet. Manchmal ist es ein gewöhnliches Geschlagenwerden. Als Kinder wurden wir alle gestraft; einfache Prügel sind sehr leicht zu ertragen. Jesus sagte, wir sollen zu Ihm kommen wie Kinder, was ungefähr heißt, wie Kandidaten für die Züchtigung.

Eine Ärztin kam zu mir und sagte: »Was soll ich tun? Ich denke daran, mich aus dem Fenster zu stürzen. Die Polizei ruft mich wieder und wieder und will aus mir einen Informanten über die Untergrundkirche machen und so ihre Geheimnisse verraten. Sie drohen mir mit Schlägen, wenn ich das nicht annehme. Was soll ich tun? Es ist schrecklich zu denken, daß sie mich schlagen werden. Ich kann es nicht ertragen. Ich habe die Alternative, ein Informant zu werden oder mich aus dem Fenster zu werfen.«

Ich sagte: »Sie haben eine andere Lösung. Geben Sie Ihrem Ehemann einen Stock in die Hand, und bitten Sie ihn, Ihnen eine Tracht Prügel zu verabreichen. Sie werden sehen, Sie können es ertragen. Fürchten Sie sich nicht vor Schlägen.«
Die Kommunisten hören jedoch bei den Schlägen nicht auf; sie gebrauchen sehr raffinierte Foltermethoden.

Aber Sie müssen wissen, daß Folter auf zwei Arten wirken kann. Sie kann Sie abhärten und Ihren Entschluß, der Polizei nichts zu sagen, stärken. Es gibt Diebe, die jeder Folter widerstehen und ihre Komplizen nicht verraten. Je mehr sie geschlagen werden, desto hartnäckiger werden sie. Andererseits kann die Folter Ihren Willen brechen.

Ich erzähle Ihnen einen sehr interessanten Fall, der von der tschechischen kommunistischen Presse veröffentlicht wurde. (Unter Dubcek gab es eine Zeit der Entspannung. In dieser Periode konnten in der Tschechoslowakei gewisse Dinge veröffentlicht werden. Zu jener Zeit erschien ein Artikel, den ich nun anführe.)

Nowotny, der Vorgänger Dubceks, ein kommunistischer Diktator, hatte einen seiner engsten Genossen, einen kommunistischen Führer, überzeugten Atheisten und Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei inhaftiert. (Nicht nur Christen, Juden oder Patrioten sind im Gefängnis. Ein Kommunist verhaftet den andern und foltert ihn wie jeden anderen.)
Sie verhafteten diesen kommunistischen Führer und sperrten ihn allein in eine Gefängniszelle. Elektromagnetische Strahlen, die den Verstand verwirren, durchkreuzten diese Zelle. Ein Lautsprecher wiederholte Tag und Nacht: »Ist dein Name Joseph oder nicht?« Sein Name war nicht Joseph. »Denk gut darüber nach. Bist du Joseph oder bist du nicht Joseph? Der größte Verbrecher Amerikas war Dillinger, aber du bist ein größerer Verbrecher als er. Wie ist dein Vorname? Ist er Joseph, oder ist er nicht Joseph? Du bist ein Konterrevolutionär, du bist ein Spion, aber bist du Joseph oder nicht Joseph?«

Sie versuchten, ihn verrückt zu machen ‑ Tag und Nacht. Er fühlte, daß er den Verstand verlieren würde. An einem gewissen Punkt hatte er eine Erleuchtung: »Ich habe jetzt das vollkommene Böse getroffen. Wenn die Kommunisten einen Christen foltern, ist das nicht absolut böse, denn die Kommunisten glauben, daß sie ein irdisches Paradies errichten werden. Die Christen hindern sie daran. Also ist es richtig, sie zu foltern. Aber wenn ein Kommunist einen Kommunisten foltert, ist es Folter um der Folter willen. Dafür gibt es absolut keine Rechtfertigung. Aber warte ein bißchen. Jede Münze hat zwei Seiten; Elektrizität hat zwei Pole. Wenn es eine vollkommene Bosheit gibt, gegen wen kämpft diese vollkommene Bosheit? Es muß ein vollkommenes Gutes geben. Das ist Gott, und gegen Ihn kämpfen sie.«

Als er zum Verhör gerufen wurde, trat er mit einem Lächeln ein und sagte dem Beamten, er könne den Lautsprecher nun ausschalten, weil er sein Ziel erreicht habe. »Ich bin ein Christ geworden.«
Der Beamte fragte ihn: »Wie ist es geschehen?« Er erzählte ihm die ganze Geschichte. Der Beamte sagte: »Warte ein bißchen.« Er rief einige seiner Genossen und sagte: »Bitte wiederhole die Geschichte vor meinen Genossen.« Er wiederholte sie und der Hauptmann sagte zu den anderen Polizeibeamten: »Ich warnte euch, daß diese Methode nicht funktioniert. Ihr habt es übertrieben.«

Der Teufel ist nicht allmächtig und allwissend wie Gott. Er macht Fehler. Kommunistische Folter ist eine Angelegenheit, die sehr gut zu geistlichem Nutzen verwendet werden kann.

6. Der Augenblick der Krise


Die Folter hat einen entscheidenden Moment, und der Folterer wartet auf diesen kritischen Augenblick. Lernen Sie den Zweifel besiegen und gründlich zu denken. Es kommt immer ein Moment der Krise, wo Sie bereit sind, den Namen Ihres Helfershelfers in der Untergrundarbeit zu nennen oder zu sagen, wo die geheime Druckerei ist oder ähnliches. Sie wurden zu sehr gefoltert; nichts zählt mehr.
Wenn nichts mehr zählt, zählt auch die Tatsache, daß ich nicht Schmerzen haben sollte, nicht mehr. Ziehen Sie diese letzte Schlußfolgerung in dem Stadium, das Sie erreicht haben, und Sie werden sehen, daß Sie diesen Moment der Krise überwinden werden. Wenn Sie diesen einen Moment der Krise überwunden haben, gibt er Ihnen eine intensive innere Freude. Sie fühlen, daß Christus in diesem entscheidenden Augenblick mit Ihnen war. Die Kommunisten sind jetzt geübt und raffiniert ‑ sie sind sich bewußt, daß es diesen Moment der Krise gibt. Wenn sie in diesem Moment nichts aus Ihnen herausbringen, lassen sie von der Folter ab; sie wissen, daß ihre Fortsetzung sinnlos ist.

Mir wurde schon als junger Christ gesagt, ich solle jeden Tag eine Seite der Bibel und die Lebensgeschichte eines Heiligen oder Märtyrers lesen, und das sagte ich auch meinem Sohn. Seit seinem dritten oder vierten Lebensjahr las ich ihm dies vor. Ich las das Buch von John Fox über Märtyrer. Lesen Sie es Ihren Kindern vor. Lehren Sie sie, wie Märtyrer den Moment der Krise überwanden.

Im Zusammenhang mit Folter gibt es noch einige weitere Punkte. Es ist sehr wichtig, zu verstehen, was Jesus sagte: »Sorget nicht für den anderen Morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.«
Ich war vierzehn Jahre lang im Gefängnis; Bruder Chrapow 26, Wang‑Min‑Dao 28. Es scheint unmöglich, lange Jahre kommunistischen Gefängnisses zu ertragen. Aber Sie müssen nicht alles auf einmal ertragen. Tragen Sie nicht einmal einen ganzen Tag auf einmal ‑ tragen Sie je eine Stunde. Jedermann kann eine Stunde der Pein ertragen. Einige von uns hatten schreckliches Zahnweh, einen Autounfall ‑ wir gingen vielleicht durch unsägliche Pein. Sie brauchen Schmerzen nicht mehr als diese gegenwärtige Minute zu ertragen. Die Erinnerung daran, daß ich so oft geschlagen und gefoltert wurde und daß sie mich morgen wieder holen werden und auch übermorgen, vergrößert die Qual. Morgen könnte ich nicht mehr am Leben sein ‑ oder die Folterer könnten nicht mehr leben. Morgen kann es einen Umsturz geben. Die Schläge von gestern sind vorbei; die Folter von morgen ist noch nicht gekommen.

Wir müssen Torturologie kennen. Am Anfang ist die Folter ein entsetzlicher Schock und eine schreckliche Pein. Kardinal Mindszenty durfte 29 Tage und Nächte lang nicht schlafen. Danach erklärte er alles, was sie von ihm wissen wollten.

Nach wenigen Tagen und Nächten des Schlafmangels oder nach wenigen Tagen intensiver physischer Folter kommt ein Augenblick, wo für Sie nichts mehr zählt. Sie vergessen Ihre Pflicht gegenüber Ihrer Frau, Ihren Kindern, gegenüber Ihrem eigenen guten Namen und gegenüber Gott. Sie werden allem gegenüber völlig gleichgültig. Dies ist der kritische Moment, wo die Notwendigkeit, richtig zu atmen, zur Realität wird. Üben Sie richtiges Atmen.
Die Kunst des Atmens bedeutet in den Yoga-Übungen der hinduistischen und buddhistischen Religion viel. Lesen Sie nun über die verschiedenen Arten des Atmens in der Bibel.
Jesus »hauchte« die Apostel an. Es wird gesagt, Jesus habe ihnen den Heiligen Geist eingehaucht. Es gibt also eine bestimmte Art des Atmens, die den Heiligen Geist vermittelt. In der orthodoxen Kirche hauchen der Priester und die Paten bei der Taufe das Kind dreimal an. Wenn Jesus hauchte, hauchte er den Heiligen Geist. In der Apostelgeschichte 9 steht geschrieben, daß Saulus »schnaubte mit Drohen und Morden«. Es gibt Mörder, die Verbrechen atmen. Im Buch Jeremia steht von solchen, die »nach ihres nächsten Weib wiehern«. Es ist das Atmen eines Ehebrechers. Es gibt ein Atmen in großer Emotion. Versuchen Sie einmal, während eines Streites mit jemandem ruhig, gleichmäßig und tief zu atmen. Sie werden bemerken, daß Sie nicht streiten können.
Richtiges Atmen ist eines der Mittel, der Folter zu widerstehen.

Verrat bedeutet den Bruch mit der ganzen Kirche. Sie sind ein Christ, dem Gott und so viele Menschen vertrauen. Sie waren mit den Geheimnissen der Untergrundkirche vertraut. Verrat wäre eine mächtige Gefühlsbewegung. Sie können nicht mit jemandem streiten und schreien und dabei gleichmäßig und tief atmen. So können Sie auch nicht durch die tiefe Gefühlserregung des Verrats gehen, wenn Sie so atmen. Atmen Sie während der Folter gleichmäßig, ruhig ‑ sehr tief. Ein Verräter kann es nicht tun. Die Sauerstoffzufuhr gibt Ihrem ganzen Körper Widerstand, der Ihre Reaktionen ausgleicht und Ihnen eine beherrschte Haltung gibt.
Noch etwas anderes muß ein Untergrundarbeiter wissen, nicht nur in seinem Kopf, sondern in seinen Fingerspitzen: daß er zum Leib Christi gehört. Sie gehören zu einem Leib, der seit nahezu 2000 Jahren gemartert wird. Er wurde immer geschlagen, nicht nur auf Golgatha, sondern unter der römischen Herrschaft und durch so viele Verfolgungen. Er wurde unter den Nazis geprügelt und in Rußland seit über sechzig Jahren. Als ich mich bekehrte, wurde ich bewußt ein Teil eines geschlagenen Leibes, eines verhöhnten Leibes, eines Leibes, auf dem herumgehackt wird, der mit einer Dornenkrone gekrönt ist und durch dessen Hände und Füße Nägel getrieben sind. Ich akzeptierte dies als mein mögliches zukünftiges Schicksal. Ich denke nie an Jesus Christus als an den vor 2000 Jahren Gekreuzigten. Jesu Leiden in Seinem mystischen Leib muß mir zur Realität werden.

7. Höchste Liebe


Die Bibel lehrt einige sehr schwer zu fassende Worte: »Wer nicht haßt seinen Vater, Mutter, Kind, Bruder, Schwester, der kann nicht mein Jünger sein.« Diese Worte bedeuten in einem freien Land beinahe nichts.
Sie wissen wahrscheinlich aus der Literatur der Hilfsaktion Märtyrerkirche, daß Tausende von Kindern in der Sowjetunion ihren Eltern weggenommen wurden, weil jene sie über Christus unterrichteten. Sie müssen Christus mehr lieben als Ihre Familie.
Sie stehen vor Gericht, und der Richter sagt Ihnen, daß Sie Ihre Kinder behalten können, wenn Sie Christus verleugnen. Wenn nicht, wird dies das letzte Mal gewesen sein, daß Sie sie sahen. Ihr Herz mag brechen, aber Ihre Antwort sollte sein: »Ich liebe Gott.«
Nadja Sloboda verließ ihr Heim für vier Jahre Gefängnis. Ihre Kinder waren ihr weggenommen worden, aber sie verließ ihr Haus singend. Die Kinder, auf die die Polizei schon mit einem Lastwagen wartete, als sie ging, sagten zu ihrer singenden Mutter: »Mach dir keine Sorgen um uns. Wo immer sie uns hinbringen mögen, wir werden unseren Glauben nicht aufgeben.« Und das taten sie auch nicht.

Als Jesus am Kreuz hing, litt Er nicht nur physisch: Seine Mutter stand leidend vor Ihm. Seine Mutter hatte einen leidenden Sohn. Sie liebten einander, aber Gottes Ehre stand auf dem Spiel und da muß jedes menschliche Gefühl zweitrangig sein. Nur wenn wir ein für allemal diese Haltung einnehmen, können wir auf die Untergrundkirchenarbeit vorbereitet werden.

Nur Christus, der große Leidensträger, der Mann der Sorgen, darf in uns leben.
In kommunistischen Ländern gab es Fälle, wo Folterer ihre Gummiknüppel, mit denen sie Christen schlagen, wegwarfen und fragten: »Was ist das für ein Schein, den du um den Kopf hast? Wie ist es möglich, daß dein Gesicht leuchtet? Ich kann dich nicht mehr schlagen.« Von Stephanus wird in der Bibel gesagt, daß »sein Gesicht leuchtete«. Wir wissen um Fälle, wo kommunistische Folterer zu ihrem Gefangenen sagten: »Schrei laut, schrei so laut, als ob ich dich schlagen würde, damit meine Genossen wissen, daß ich dich foltere. Aber ich kann dich nicht schlagen.«

Es gibt andere Fälle, wo Gefangene wirklich gefoltert werden, manchmal zu Tode. Sie müssen zwischen dem Tod mit Christus und für Christus oder dem Verrätertum wählen. Welchen Wert hat ein Weiterleben, wenn Sie sich vor Ihrem Spiegelbild schämen müssen, weil es das Gesicht eines Verräters ist?
Diese Denkweise ist das erste Erfordernis für den Untergrundarbeiter, besonders für den Untergrundpastor, und noch wichtiger für die Frau eines Untergrundpastors. Sie spielt eine außerordentliche Rolle. Sie muß ihn stärken; sie muß ihm Mut machen, alles zu tun. Wenn sie ihn um Kinobesuche und um gelegentliche Vergnügungen bittet, kann er nicht ein Untergrundkämpfer sein. Sie muß ihn zur Arbeit, zum Kampf und zur Selbstaufopferung drängen.

8. Schweigen lernen


Etwas weiteres, das wir in der Untergrundkirche lernen müssen, ist zu schweigen. Pastoren sind schon allein durch ihren Beruf versucht, geschwätzig zu werden. Sie sind Leute, die sprechen. Es ist aber nicht so, daß ein Pastor dauernd reden soll. Niemand kann gut predigen, ohne gut zuzuhören.

Wenn ich auf meine Seelsorgetätigkeit zurückschaue, finde ich, ich habe mehr Seelen durch Zuhören als durch Sprechen gewonnen. Die Menschen haben so viele Lasten auf ihren Herzen, und da ist niemand, der die Geduld hat, ihnen zuzuhören. Nicht einmal Ihr eigener Ehemann hat Geduld, oder Ihre Frau, Ihre Kinder. Die letzteren sind jung und wollen irgendwohin gehen. Niemand will Ihnen zuhören. Wenn jemand einen Menschen findet, der ihm zuhört, ist er schon gewonnen ‑ ohne viel Gerede.

In der Untergrundkirche ist das Schweigen eine der ersten Regeln. Jedes überflüssige Wort, das Sie sprechen, kann jemanden ins Gefängnis bringen. Einer meiner Freunde, ein großer christlicher Komponist, kam ins Gefängnis, weil die Christen die Gewohnheit hatten zu sagen: »Wie schön hat doch Bruder N. dieses Lied komponiert.« Sie rühmten ihn, und dafür bekam er fünfzehn Jahre Gefängnis. In der Untergrundkirche soll man singen, aber den Namen des Schreibers nicht erwähnen.

Sie können nicht erst lernen zu schweigen, wenn das Land von den Kommunisten überrollt wird. Sie müssen vom Moment Ihrer Bekehrung an schweigen lernen. Ein Christ ist ein Mensch, der wenig, aber mit großem Gewicht spricht. Wenn er ein Wort sagen will, überlegt er, ob es Schaden anrichten kann oder nicht. Jedes überflüssige Wort kann in der Untergrundkirche Schaden anrichten.

Solschenizyn, der Nobelpreisträger, sagte in einem Interview, daß sein größter Verfolger ‑ die Person, die ihn verriet ‑ seine eigene frühere Frau war. Im Buch des Predigers Salomo steht, daß man die Geheimnisse des Herzens nicht einmal der eigenen Frau verraten soll. Das ist Wort Gottes. Gott wußte, daß es eine Untergrundkirche geben würde, und Er wußte, daß Ihre Frau in einem bestimmten Augenblick über Sie zornig werden könnte. Solschenizyns Sekretärin wurde von den Kommunisten unter solchen Druck gesetzt (Solschenizyns Frau hatte sie verraten), daß sie sich schließlich erhängte.

Wenn Solschenizyn geschwiegen hätte, wäre dies nie geschehen.

Eine andere, sehr wichtige Frage: Ich danke Gott für die Jahre, die ich in Einzelhaft verbrachte. Drei Jahre lang war ich zehn Meter unter der Erde. Ich hörte nie ein Wort, ich sprach nie ein Wort. Es gab dort keine Bücher. Die Stimmen von draußen waren verstummt. Die Wächter trugen Schuhe mit Filzsohlen; man konnte nicht hören, wenn sie sich näherten. Dann, mit der Zeit, verstummten auch die inneren Stimmen. Wir wurden drogiert, wir wurden geschlagen. Ich vergaß meine ganze Theologie. Ich vergaß die ganze Bibel. Eines Tages bemerkte ich, daß ich das »Vaterunser« vergessen hatte; ich konnte es nicht nicht mehr beten. Ich wußte, daß es mit »Vater unser…« begann. Ich wußte die Fortsetzung nicht mehr. Ich blieb ruhig darüber und sagte:
»Vater unser, ich habe das Gebet vergessen, aber Du kennst es sicher auswendig. Du hörst es täglich so viele tausend Mal. Soll es doch ein Engel für mich sagen, Und ich werde stille sein.«

Eine Zeitlang war mein Gebet: »Jesus, ich liebe Dich!« Und nach einer kurzen Weile: »Jesus, ich liebe Dich!« Und dann, nach einer kleinen Weile wieder: »Jesus, ich liebe Dich! Jesus, ich liebe Dich!«
Dann wurde es zu schwierig, sogar dies zu sagen, denn wir wurden mit Drogen betäubt, die unseren Verstand zerstören sollten. Wir waren sehr hungrig. Es gab Zeiten, wo wir in einer Woche eine Schnitte Brot bekamen. Es gab Schläge, Folter, Mangel an Licht und andere Dinge. Es war mir nicht möglich, meine Sinne dermaßen zu konzentrieren, daß ich »Jesus, ich liebe Dich« hätte sagen können. Ich gab es auf, weil ich wußte, daß es nötig war. Die höchste Form des Gebets, die ich kenne, ist das ruhige Schlagen eines Herzens, das Ihn liebt. Jesus wußte, daß jeder Herzschlag für Ihn ist.

Als ich aus der Einzelhaft entlassen und mit anderen Gefangenen zusammen war und ich sie reden hörte, fragte ich mich, warum sie sprachen! So viel Gerede ist nutzlos. Menschen werden miteinander bekannt, und sie pflegen zu sagen: »Wie geht es Ihnen?« und der andere antwortet: »Danke, und wie geht es Ihnen?«
Wozu dient das? Dann wird einer sagen: »Ist das Wetter nicht schön?« und der andere denkt nach und sagt: »Ja, sehr schön.« Warum müssen wir darüber reden, ob das Wetter schön ist? Wir nehmen die Worte Jesu nicht ernst, der sagt, daß nicht jedes schlechte, sondern jedes unnütze Wort gerichtet wird. So steht es in der Bibel. In einem kommunistischen Land bedeutet unnützes Gerede Gefängnis und Tod Ihres Bruders. Ein lobendes Wort über Ihren Bruder kann, wenn es nicht notwendig war, eine Katastrophe auslösen. Es kommt Sie zum Beispiel jemand besuchen, und Sie sagen: »Oh, schade, daß du nicht vorher hier warst ‑ Bruder W. ist soeben weggegangen.« Der Besucher könnte ein Informant des Geheimdienstes sein. Nun wird er wissen, daß Bruder W. in der Stadt ist! Halten Sie Ihren Mund. Lernen Sie das jetzt.

9. Zulässige List


Sie können Untergrundarbeit nicht ohne Anwendung von List tun. Ich weiß um einen Fall in Rußland. Die Kommunisten vermuteten, daß die Christen sich irgendwo versammelt hatten, und überwachten die Straße. Sie wußten, daß die Versammlung dort in der Nähe sein mußte. Sie sahen einen jungen Mann auf das fragliche Haus zugehen. Sie stoppten den Jungen und fragten ihn: »Wohin gehst du?« Er sagte mit trauriger Miene: »Mein ältester Bruder ist gestorben, und jetzt trifft sich die ganze Familie zur Verlesung seines Testamentes.« Der Polizeioffizier war so beeindruckt, daß er dem Jungen auf die Schulter klopfte und sagte: »Geh nur.« Der Junge hatte nicht gelogen.

Ein Bruder wurde zur Polizei gebracht und gefragt: »Trefft ihr euch immer noch zu Gebetsversammlungen?« Er antwortete: »Genosse Hauptmann, Gebetsversammlungen sind jetzt verboten.« ‑ »Nun, es ist gut, daß du dich danach richtest. Du kannst gehen.« Er hatte nicht gesagt, er richte sich danach, er hatte auch nicht gesagt, er ginge nicht zu Versammlungen.
Ein Kurier der Hilfsaktion Märtyrerkirche ging in ein kommunistisches Land. An der Grenze wurde er angehalten und gefragt: »Was für Bücher führen Sie mit sich?« Er sagte: »Ich habe die Werke Shakespeares und Jehovas.« Der Polizeibeamte wollte nicht zeigen, daß er unwissend war. Jehova könnte ein anderer großer britischer Dichter sein, und zu sagen, er habe nie von Jehova gehört, konnte beschämend sein. Er sagte: »O.K., O.K., Sie können passieren.« Es gibt zulässige Listen.

Wenn Engel nur in Kindermärchen existieren, brauche ich sie nicht. Engel sind eine Realität. Jeder von uns hat einen Schutzengel. Wo Christen zusammenkommen, sind Engel beisammen, aber auch immer Teufel. Wir müssen uns auf Engel und auf den Heiligen Geist verlassen. Wir sind nicht verpflichtet, einem atheistischen Tyrannen die Wahrheit zu sagen. Wir sind nicht verpflichtet, ihm zu sagen, was wir tun. Es ist ungehörig von ihm, mir Fragen zu stellen, eine Unverschämtheit.

Wenn ich Ihnen einfach die Frage stellen würde: »Wieviel Geld haben Sie auf der Bank?« oder: »Wieviel verdienen Sie im Monat?« wäre das nicht unverschämt? Solche Fragen sollten nicht gestellt werden. . . .  So hat auch niemand das Recht, mich über meine religiöse Tätigkeit auszufragen, wenn ich es ihm nicht erzählen will. Das ist eine Einmischung in meine privaten Angelegenheiten. Der atheistische Staat ist nicht berechtigt, solche Fragen zu stellen, und wir brauchen nicht darauf zu antworten.

Im Verhör werden alle möglichen Fragen gestellt. Die Kommunisten sagten mir: »Du bist ein Christ und ein Pastor. Es ist deine Pflicht, die Wahrheit zu sagen. So sage uns nun, wer die Leiter der Untergrundkirche sind. Wo trefft ihr euch? Wen triffst du? Wer sind die Leiter in den verschiedenen Städten?«
Wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, wären unzählige Menschen verhaftet worden, die ihrerseits die Wahrheit geredet hätten, usw. Dem muß widerstanden werden. Wo das Resultat des Widerstandes Schläge und Folter ist, müssen Sie es auf sich nehmen, selbst wenn Sie dafür sterben.  . . .

Einmal hielt ein Bettler vor dem Haus eines reichen Mannes an und sagte: »Könnte ich bitte eine Nacht hier schlafen?« Der reiche Mann sagte: »Geh weg von hier, Bettler. Das ist kein Hotel.« Der arme Mann sagte: »Entschuldigen Sie. Ich werde weitergehen. Aber würden Sie mir zuerst bitte eine Frage beantworten? Ich betrachtete dieses Haus. Ich fand es so schön. Wer hat dieses Haus gemacht?« Nun fühlte sich der reiche Mann geschmeichelt und sagte: »Das ist das Haus, das mein Großvater baute.« ‑ »Und wo ist Ihr Großvater jetzt?« ‑ »Er starb vor langer Zeit.« ‑ »Wer lebte nach Ihrem Großvater in dem Haus?« – »Nun, mein Vater.« ‑ »Lebt er noch?« ‑ »Nein, er starb ebenfalls.« ‑ »Und wer lebt jetzt im Haus?« ‑ »Ich.« ‑ »Und werden auch Sie sterben?« ‑ »Ja.« ‑ »Und wer wird nach Ihrem Tod in dem Haus wohnen?« ‑ »Ich hoffe, meine Kinder.« Da sagte der Bettler: »Warum schrien Sie mich an? Sie sagten, dies sei kein Hotel. Es ist ein Hotel. Es wechselt dauernd die Bewohner, genau wie ein Hotelzimmer. Sie packen Ihre Dinge, und jemand anders kommt.«

Ihre Sterblichkeit ist offensichtlich; nehmen Sie sie ganz allgemein als Ihre Lebensanschauung. Wenn Gott will, daß ich heute sterbe, braucht Er dazu keinen kommunistischen Folterer. Der Folterer kann mein Leben auch nicht um einen einzigen Tag verkürzen. Ebensowenig kann das beste Restaurant mit den feinsten Leckerbissen mein Leben im geringsten verlängern. Ich sterbe, wenn Gott mich ruft.

10. Verräterische Streiterei


In der Untergrundkirche ist nicht der geringste Streit erlaubt. Jeder Streit in der Untergrundkirche bedeutet Verhaftungen, Schläge und vielleicht Tod. Die Kommunisten beobachten und hören.
Sie haben ihre Informanten in der Untergrundkirche. Wo immer ein Streit ist, gibt es gegenseitige Anklagen. Der eine sagt zum anderen: »Als du mit Bruder Schmidt zusammen warst, tatest du dies, usw.« Auf diese Weise erwischt die Polizei Schmidt.
Zänkereien bringen immer Namen und Fakten hervor. Deshalb steht in der Bibel: »Zanket nicht auf dem Wege.« In einer rumänischen Stadt gab es einen schlimmen Streit zwischen zwei Gemeinden. Die eine war eine Baptisten‑ und die andere eine Brüdergemeinde. Ihr Streit war erbittert und endete mit der Verhaftung der Leiter beider Gemeinden.

Ich weiß, daß ich den Himmel nur ererben kann, wenn ich heilig bin. Dann wäre es besser, ich finge heute an, ein Heiliger zu sein. Es wird zu spät sein, den heiligen Wandel anzufangen, wenn wir in den Himmel kommen! Wir werden nicht wissen, wie beginnen. Sie müssen ihn jetzt antreten. Wenn es im Falle einer kommunistischen Machtübernahme besser ist, nicht zu streiten ‑ streiten Sie am besten jetzt auch nicht.

Leider gibt es in den Organisationen, die hinter dem Eisernen Vorhang arbeiten, Streitereien. Sie führten schon zu dramatischen Ergebnissen. Sie sollten so weit wie möglich vermieden werden. Sogar ein Famillenstreit kann in einem kommunistischen Land den Tod bedeuten.
Ich war mit einem Mann, der eine Freundin hatte, in der Zelle. Wie es in jungen Jahren geschehen kann, traf er ein anderes Mädchen, das er dem ersten vorzog. Er hatte aber dem ersten Mädchen verschiedene Geheimnisse anvertraut, und das Mädchen informierte die Geheimpolizei darüber. Er wurde zu lebenslanger Gefangenschaft verurteilt. Er wurde im Gefängnis verrückt.
Die Vorbereitung auf die Untergrundarbeit ist grundlegend für die Vorbereitung eines normalen christlichen Arbeiters, sie muß geistlich tief und lebensnah sein. Ich kenne Länder, in denen viele Kirchen durch Streitereien zwischen zwei Pastoren oder zwei Ältesten zerstört werden. Es geschieht überall, aber in einem kommunistischen Land bedeutet es Gefängnis und vielleicht Tod.

11. Der Gehirnwäsche widerstehen

Kommunisten gebrauchen nicht nur physische Folter, sondern auch Gehirnwäsche. Wir müssen wissen, wie man der Gehirnwäsche widersteht.
Gehirnwäsche existiert auch in der freien Welt. Die Presse, das Radio und das Fernsehen üben sie an uns aus. Es gibt keinen Beweggrund, Coca‑Cola zu trinken. Sie trinken es, weil Sie unter dem Einfluß der Gehirnwäsche stehen. Wasser ist sicherlich besser als Coca‑Cola. Aber niemand schlägt vor: »Trink Wasser, trink Wasser.« Wenn für Wasser Reklame gemacht würde, würden wir Wasser trinken.

Die Kommunisten trieben die Technik der Gehirnwäsche auf die Spitze. Die Methoden sind unterschiedlich, aber die Gehirnwäsche in kommunistischen Gefängnissen besteht hauptsächlich darin, daß Sie siebzehn Stunden lang auf einer Bank ohne Lehne sitzen müssen und die Augen nicht schließen dürfen.

Siebzehn Stunden im Tag müssen Sie hören: »Kommunismus ist gut, Kommunismus ist gut, Kommunismus ist gut« usw. »Christentum ist tot, Christentum ist tot, Christentum ist tot« usw. »Gib auf, gib auf« usw.
Nach einer Minute langweilt es Sie, aber Sie müssen es die ganzen siebzehn Stunden lang hören, und das wochen‑, monate‑, sogar jahrelang ohne Unterbrechung. Ich kann Ihnen versichern, es ist nicht leicht. Es ist eine der schlimmsten Foltern, viel schlimmer als physische Folter.

Aber Christus sah alle Dinge voraus, denn für Ihn gibt es keine Zeit. Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart sind bei Ihm ein und dasselbe: Er weiß alles von Anfang an. Die Kommunisten erfanden die Gehirnwäsche zu spät! Christus hatte schon das Gegenteil der Gehirnwäsche erfunden ‑ die Herzenswäsche. Er hat gesagt: »Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen.«

Stephanus, der erste christliche Märtyrer, hatte Hunderte von Leuten um sich, die Steine in der Hand hielten, mit denen sie ihn töten wollten. Er sagte
»Ich sehe«.
Stephanus’ Frau dachte wahrscheinlich, er sehe die Gefahr, in der er sich befand, und werde weglaufen. Aber er sagte:
»Ich sehe JESUS zur Rechten Gottes stehen.«
Vielleicht sagte sie (es ist nicht aufgezeichnet): »Siehst du nicht, daß die Leute um dich bereit sind, dich zu steinigen?« ‑ »O ja! Ich sehe einige kleine Ameisen dort unten, die der Erwähnung nicht wert sind. Ich schaue auf JESUS.« Er schaute nicht auf die, die ihn umbringen wollten. Selig sind, die reinen Herzens sind.

Ich ging mehr als zwei Jahre durch Gehirnwäsche. Die Kommunisten würden sagen, mein Gehirn sei noch immer schmutzig. Im selben Rhythmus, in dem sie sagten »Christentum ist tot«, wiederholten ich und andere leise: »Christus war auch tot, Christus war auch tot.« Aber wir wußten, daß Er vom Tode auferstand. Wir erinnerten uns daran, daß wir in der Gemeinschaft der Heiligen lebten.

Während der Gehirnwäsche dachte ich: »Was sagen sie mir, das Christentum sei tot? . . .  Wenn die ganze Gemeinde ihren Glauben verloren hat, ist das für mich kein Grund, den meinen zu verlieren.«
Wir müssen eine Sicherheit des Glaubens erreichen. Ich sagte Ihnen bereits, daß das Wort »zweifeln« im Hebräischen nicht existiert.

Darf ich Sie auf ein anderes Wort hinweisen, das im Hebräischen nicht existiert? Ich werde sehr oft von Führern des Weltkirchenrates angeklagt. Sie schrieben gegen mich: »Wurmbrand malt die Situation hinter dem Eisernen Vorhang schwarz-weiß. Das ist nicht so. Es gibt auch das Grau.« Ich antworte, daß ich das nur annehme, wenn sie mir im Neuen Testament das Wort »grau« zeigen. Im Neuen Testament kommen viele Farben vor – »grau«, eine Mischung, kommt nicht vor. Eine Sache ist wahr oder unwahr; sie ist richtig oder falsch. Sie ist weiß oder schwarz. Sie müssen mit der Welt gehen, oder Sie müssen mit Christus gehen.

Ebenso existiert im Alten Testament das Wort »zweifeln« nicht. Wir müssen in diesen Glaubensproblemen ebenso sicher sein wie in der Additions‑ oder Multiplikationstabelle. Zwei und zwei sind vier. Das ist wahr. Ob meine Familie lebt oder ermordet wurde, ob ich genug habe oder ob ich Mangel leide, ob ich frei bin oder im Gefängnis, ob ich geschlagen oder geliebkost werde ‑ die Wahrheit der Mathematik ändert sich nicht. Zwei und zwei Zärtlichkeiten sind vier Zärtlichkeiten, und zwei und zwei Schläge sind vier Schläge.

Die Sicherheit der Wahrheit und einer Liebe, wie sie Maria Magdalena hatte, befähigt einen, der Gehirnwäsche zu widerstehen.
Ich wünsche nicht, als Held dazustehen. Ich bin ein Mann, und wie jeder Mann habe ich meine Stärken und meine Schwächen. Wir leben als eine Gemeinde, damit wir einander in Augenblicken der Schwachheit ermutigen können. Unter entsetzlichem Druck flüsterte ich in einem gewissen Augenblick einem Bruder ins Ohr: »Ich denke, ich habe meinen Glauben verloren. Ich bin kein Gläubiger mehr.«
Er fragte mich mit einem Lächeln, das ihn nie verließ: »Aber glaubtest du jemals?« Ich sagte: »Ja, bestimmt.« Er sagte: »Dann erinnere dich an einen Vers der Bibel. Als die Jungfrau Maria zu Elisabeth kam, sagte Elisabeth zu ihr:
Selig bist du, die du geglaubt hast.’ Das Zeitwort steht in der Vergangenheit. Wenn du in der Vergangenheit geglaubt hast, bist du selig. Lebe von dieser Seligkeit.«
Ich kann Ihnen nicht sagen, was mir diese Worte unter den damaligen Umständen bedeuteten. Ich weiß nicht, wie gesund die Theologie ist, aber wir lebten zu jener Zeit nicht von Theologie. Wir lebten von früheren Erinnerungen. Deshalb lehrt uns die Bibel, den HErrn zu segnen und Seine vorigen Segnungen nicht zu vergessen. Erinnern Sie sich an vergangene Segnungen, auch wenn Sie durch eine dunkle Seelennacht gehen.

12. Das Überwinden der Einsamkeit

Eines der größten Probleme eines Untergrundkämpfers ist zu wissen, wie er seine Einsamkeit ausfüllen soll. Wir hatten keine Bücher, kein Stückchen Papier und keinen Bleistift. Wir hörten nie ein Geräusch, und es gab absolut nichts, das unsere Aufmerksamkeit hätte auf sich ziehen können. Wir schauten die Wände an, das war alles. Normalerweise wird man unter solchen Umständen verrückt. Ich kann Ihnen sagen, wie ich es vermied, verrückt zu werden; aber dies hilft nur, wenn Sie sich zuvor durch ein Leben der geistlichen Übungen vorbereitet haben.

Wie lange können Sie ohne die Bibel allein sein? Wie lange können Sie die Einsamkeit ohne Radio oder Plattenspieler ertragen, usw.?

Ich und viele andere Gefangene machten es so: Wir schliefen nie während der Nacht. Wir schliefen am Tag. Die ganze Nacht über blieben wir wach. Sie wissen, daß ein Psalm sagt: » … Lobet den Herren, . . . die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn.« Ein Gebet während der Nacht ist soviel wert wie zehn Gebete während des Tages.

Alle großen Sünden und Verbrechen werden in der Nacht begangen. Große Raubüberfälle, Trunkenheit, Zecherei, Ehebruch ‑ dieses ganze Leben der Sünde ist eher ein Nachtleben. Am Tag muß jedermann arbeiten, in einer Fabrik, einer Schule oder sonstwo. Die dämonischen Kräfte sind Kräfte der Nacht, und deshalb ist es so wichtig, ihnen während der Nacht entgegenzustehen. Nächtliche Andachten sind sehr wichtig.

In der freien Welt sind nächtliche Andachten weitgehend unbekannt. In meinem Land hatten wir schon vor der kommunistischen Machtübernahme nächtliche Andachten. Als mein Sohn Mihal drei oder vier Jahre alt war, wußte er bereits um nächtliche Andachten. Wir verbrachten die ganze Nacht im Gebet.
In der Einzelhaft erwachten wir, wenn die anderen Gefangenen zu Bett gingen.  Wir begannen mit einem Gebet, in dem wir durch die ganze Welt reisten. Es brauchte eine gute Stunde oder zwei, bis wir zurück waren. Wir beteten für Piloten und für Seeleute und für Gefangene. Die Bibel spricht von einer der großen Freuden, die wir sogar in einer kommunistischen Zelle haben können: »Freuet euch mit den Fröhlichen.«
Ich freute mich, daß es irgendwo Familien gab, die mit ihren Kindern zusammen waren, zusammen die Bibel lasen, die sich Scherze erzählten und miteinander glücklich waren. Dort ist ein junger Mann, der ein junges Mädchen liebt und sich mit ihr verabredet; ich kann über sie glücklich sein. Dort wird eine Gebetsversammlung abgehalten, und dort ist jemand, der studiert, der sich am guten Essen freut usw. Wir konnten uns mit den Fröhlichen freuen.

Nachdem ich durch die ganze Welt gereist war, las ich aus meinem Gedächtnis die Bibel. Für einen Untergrundarbeiter ist es sehr wichtig, die Bibel auswendig zu lernen.
Einmal, als ich auf den wenigen Brettern, die mein Bett waren, lag, las ich im Gedächtnis die Bergpredigt nach Lukas. Ich kam an die Stelle, wo es heißt: » … so euch die Menschen hassen… um des Menschensohnes willen, freuet euch alsdann und hüpfet.« Sie werden sich erinnern, daß es so geschrieben steht. Ich sagte: »Wie könnte ich eine solche Unterlassungssünde begehen? Christus sagte, wir sollten zwei verschiedene Dinge tun: Erstens, uns freuen. Das habe ich getan. Zweitens, ,vor Freude hüpfen’. Das habe ich nicht getan.« So hüpfte ich. Ich stand von meinem Bett auf und begann herumzuspringen. Die Gefängnistür hat ein Guckloch, durch das der Wärter in die Zelle blicken kann. Er schaute eben herein, als ich herumhüpfte. Er glaubte, ich sei verrückt geworden. Sie hatten Befehl, verrückte Gefangene sehr gut zu behandeln, damit ihr Geschrei und ihre Schläge gegen die Tür die Gefängnisordnung nicht störten. Der Wärter trat sofort ein, beruhigte mich und sagte: »Du wirst entlassen werden; du kannst sehen, alles wird in Ordnung sein. Bleib nur schön still. Ich werde dir etwas bringen.« Er brachte mir einen großen Laib Brot. Unsere Portion war eine Scheibe Brot in der Woche, und jetzt hatte ich einen ganzen Laib ‑ und Käse. Er war weiß. Essen Sie nie einfach Käse, bewundern Sie zuerst seine weiße Farbe. Er ist schön anzusehen. Der Wärter brachte mir auch Zucker. Er sprach wiederum ein paar nette Worte, schloß die Tür ab und ging.

Ich sagte: »Ich werde diese Dinge essen, wenn ich mein Kapitel von Lukas beendet habe.« Ich legte mich wieder hin und versuchte mich zu erinnern, wo ich verblieben war. Ja, beim Vers ‘Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen… um des Menschensohnes willen. Freuet euch alsdann und hüpfet, denn siehe, euer Lohn ist groß«. Ich betrachtete den Brotlaib und den Käse. Wirklich, der Lohn war groß.

Als nächstes vertieften wir uns in die Bibel. Jede Nacht stellte ich eine Predigt zusammen, die ich mit »Liebe Brüder und Schwestern« begann, und mit »Amen« beendete. Nachdem ich sie zusammengestellt hatte, sprach ich sie. Danach setzte ich sie in sehr kurze Reime um, damit ich mich daran erinnern konnte. Mein Buch »STÄRKER ALS KERKERMAUERN« enthält einige dieser Predigten. Ich prägte mir 350 solche Predigten ein. Als ich aus dem Gefängnis kam, schrieb ich einige davon auf. Fünfzig wurden veröffentlicht. Engel haben Flügel, und sie tragen die Gedanken zu einem anderen Menschen. Die Predigten wurden in vielen Sprachen veröffentlicht und werden verwendet. So füllten wir unsere Zeit aus. Ich schuf Bücher und Gedichte. Ich dachte über meine Frau und meine Kinder nach. Jede Nacht erzählte ich mir Witze, aber immer neue, die ich vorher nicht gekannt hatte; alle waren optimistisch.

Einer der Witze z. B. war: Eine Frau sagt zu ihrem Mann: »Peter, was soll ich tun? Ich setzte mich auf meine falschen Zähne und ich zerbrach sie.« Der Ehemann sagt: »Sei froh, stell dir vor, wie es gewesen wäre, wenn du dich auf deine natürlichen Zähne gesetzt hättest.« So sah ich die gute Seite der Dinge.
Aus Brot machte ich Schachfiguren. Mit Kalk von der Wand übertünchte ich einige weiß; die anderen waren grau. Ich spielte mit mir selber Schach. Ich verlor in drei Jahren kein Spiel; ich gewann immer, ob mit den weißen oder den grauen Figuren!
Sorgen Sie dafür, daß ihr Sinn niemals betrübt sein wird, weil die Kommunisten Sie dann ganz in ihren Händen haben. Sie müssen fortlaufend Übungen machen und Sie müssen denken. Jedermann muß je nach seinen Fähigkeiten, etwas tun.

13. Wahre Identität

Die Untergrundkirche ist nichts Neues. Nachdem ich in der Untergrundkirche gearbeitet hatte, las ich das Neue Testament mit anderen Augen. Ich las in der Apostelgeschichte Beispiele, wo Apostel und Jünger andere Namen trugen als früher, und es gibt viele ähnliche Beispiele durch das ganze Neue Testament (Offenbarung 2,17 ist ein Beispiel dafür).
Weitere Beispiele:
BARNABAS: »Joseph aber, von den Aposteln genannt mit dem Zunamen Barnabas, …« (Apg. 4,36)

JUSTUS‑ »und Jesus, der da heißt Justus.« (Kol. 4,11)
SIMON: »und Simon, genannt Niger« (Apg. 13, )

JOSEPH: »Und sie stellten zwei auf: Joseph, genannt Barsabas, mit dem Zunamen Justus« (Apg. 1,23)
Warum sollten Jakobus und Johannes »Söhne des Donners« und Simon »Petrus« genannt werden? Ich hatte nie eine Erklärung dafür gehabt. Wir finden sehr viele abgeänderte Namen im Neuen Testament. Und das ist genau, was in der Untergrundkirche geschieht. Untergrundarbeiter haben viele Namen. Sie arbeiten unter Decknamen.

Ich glaube an die wörtliche Inspiration der Bibel, nicht nur an die mündliche. Warum enthält sie dann scheinbar »überflüssige« Worte? Im Lukasevangelium steht: »Er war an einem Ort und betete.« Niemand sieht einen Sinn in diesen Worten. Man kann nicht anderswo beten, als »an einem Ort«. Irgendwo muß man sein, wenn man betet. Warum also diese Worte ‑ »an einem Ort«? Es steht geschrieben: »Er kam in eine Stadt«. Dieser Satz sagt nicht viel aus. Aber dies ist genau die Sprache der Untergrundkirche. Wenn ein Prediger von einer Reise zurückkam, sagte er: »Ich war in einer bestimmten Stadt, an einem bestimmten Ort, wo ich einen bestimmten Bruder traf. Wir beschlossen, uns zu einer bestimmten Stunde in einem bestimmten Haus zu treffen.« Er gab keinen Namen der Stadt und keine Adresse.

Jesus wollte mit Seinen Jüngern das Abendbrot nehmen (Luk. 22, 7‑13). Es wäre normal gewesen, wenn Er gesagt hätte: »Geht zu dieser und dieser Straße, zum Haus Nummer soundso und fragt nach Herrn XYZ, und bereitet dort ein Essen«. Statt dessen sagte Er: »Wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folget ihm nach in das Haus, da er hineingeht.« (Zu jener Zeit war es selten, daß ein Mann einen Wasserkrug trug, da die Frauen zum Brunnen gingen.) Genauso taten auch wir es; wenn wir eine Gebetsversammlung hatten, gaben wir keine Adresse an, weil wir nicht wußten, wer der Informant war. Wir sagten: »Steh an der Ecke ‘jener’ Straße, oder setz dich dort in einen Park, und du wirst einen Mann mit blauer Krawatte (oder einem anderen Merkmal) vorbeigehen sehen. Folge ihm.« Wenn einer den anderen fragt: »Wie heißt du?«, dann wissen wir, daß er ein Informant der Geheimpolizei ist.

Die Untergrundkirche bestand bereits zur Zeit der Niederschrift des Neuen Testaments.

Wir kennen Kritiker, die sagen, daß unsere Art von Arbeit vor Gott ungesetzlich sei, weil eine Gemeinde nicht im Untergrund arbeiten solle. Wir müßten der Obrigkeit gehorchen. Der Weltkirchenrat klagt uns an, aber er gibt den Guerillas Geld, die der Obrigkeit nicht gehorchen.

In der Bibel steht geschrieben, daß derjenige eine Autorität ist, der das Böse bestraft und das Gute belohnt.
Eine Obrigkeit, die das Wort Gottes verbietet, stellt sich selbst außerhalb jeder menschlichen Sphäre; kein Bibelvers läßt sich darauf anwenden. Jede Obrigkeit hat ihre Ungerechtigkeiten und Missbräuche, weil keine Regierung aus Heiligen besteht. Sie besteht aus Sündern. Jede Obrigkeit tut richtige und falsche Dinge. Hauptsache ist, daß sie eine Puppe nicht daran hindern sollte, sich zu einem Schmetterling zu entwickeln. Sie sollte eine Knospe nicht daran hindern, eine Blume zu werden; sie sollte einen Sünder nicht daran hindern, ein Heiliger zu werden. Solange Obrigkeiten mir dies erlauben, erwarte ich nicht, daß sie Heilige sein sollen, die vom Himmel gefallen sind. Ich stoße mich nicht daran, daß sie manchmal falsche Gesetze erlassen, die sie nach zwei oder drei Jahren ändern können. Ich werde sie als Autoritäten anerkennen. Aber wenn sie mir den Sinn meines Lebens wegnehmen, der meine Vorbereitung auf ein schöneres Dasein im Himmel ist, bin ich diesen Obrigkeiten nicht mehr verpflichtet.

Unsere Mission führt ihre Untergrundarbeit weiter, um dieser UNTERGRUNDKIRCHE in kommunistischen und islamischen Ländern zu helfen. Ich gab Ihnen nur einen kleinen Einblick in die Probleme dieser UNTERGRUNDKIRCHE, so daß Sie doch wenigstens eine Vorstellung haben, wie sie aussieht. Gott segne Sie.

Richard Wurmbrand – Im Jahre 1980

Die Hervorhebungen im Text wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, den 8. November 2007. Neu eingestellt im Mai 2020

Weitere Beiträge des Autors auf meiner Webseite:

1. Atheismus-ein Weg?
2. Karl Marx und Satan (auch in Englisch)
3. Warum bin ich Revolutionär?
4. Christus wird siegen – Biographie
5. Gefoltert für Christus
6. Prophezeiungen über Israel

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Papsttum (N.Homuth)

Norbert Homuth

DAS PAPSTTUM

Eine Schlüsselfigur zum Verständnis der Endzeit‑Päpste ist der Zisterzienser‑Abt Joachim von Fiore, der um die Wende des 12 . Jahrhunderts mit seiner flammenden Falschprophetie eine ungeheuere geistige Bewegung auslöste. Er kündigte das Kommen eines Neuen Zeitalters (New Age) an, nämlich das Reich des Hl. Geistes, das das alttestamentliche Reich des Vaters und das neutestamentliche Reich des Sohnes ablösen würde. Eine neue Kirche sollte an die Stelle der bisherigen Petrus-Kirche treten, die johannische Geistkirche. Die Sukzessionskette der Päpste, die angeblich bis auf Petrus zurückführt, sollte nun einer Sukzession weichen, die auf Johannes zurückgeht. (Friedrich Heiler, Die Religionen der Menschheit, Stuttgart 1980, S.449)

Diese spiritualistische Bewegung war die Triebfeder aller Kreuzritter, Mystiker, Vorreformatoren und mündete schließlich in die Reformation ein. Die johannische Geistkirche ist der mystische Hintergrund aller Johannes‑Bewegungen wie Johanniter Ritter, Johannis‑Loge, Johannes‑Bruderschaft, Brüder vom gemeinsamen Leben, Gottesfreunde, Begarden, Bogmilen, Hugenotten usw. So paradox es klingen mag, die stockkatholischen Kreuzritter (Johanniter, Templer), die durch Gnosis, Kabbala u. Rosenkreuzerei re-judaisiert und damit arianisiert aus dem Hl. Lande zurückgekehrt waren, wurden die eigentlichen Schrittmacher zur Reformation Luthers.

Der innerste Kreis aller Kreuzritter‑Orden, der Orden hinter den Kulissen, war der in Frankreich gegründete Zions-Orden oder auch Prieure de Sion (Älteste von Zion) genannt. Sie bestanden hauptsächlich aus Juden, und ihr Symbol war die Lilie und das M. Warum das M, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Das M erschien auch auf dem Baphomet-Kopf, den die Templer verehrten. Weil sich der Zions-Orden, der in der breiten Öffentlichkeit als Johanniter‑Orden in Erscheinung trat, seine lückenlose Tradition bis auf Johannes den Täufer zurückverfolgen konnte, hat jeder Herrenmeister der Prieure de Sion den Beinamen Johannes angenommen, und die Amtsbezeichnung “Nautonier”, lat.: nauta = Steuermann. (Licoln-Baigent-Leigh, Der Heilige Gral und seine Erben, Lübbe, 1984, S.98. 359)

Als im Jahre 1963 Jean Cocteau, der 22. Johannes und Herrenmeister der Zions‑Ritter im Sterben lag, war bereits sein Nachfolger als 23. Johannes bestimmt, ein gewisser Monsignore Roncalli, der als Kardinal in Mesembrina in die Freimaurer-Loge aufgenommen wurde. (Pier Carpi, Die Prophezeiungen von Papst Joh. XXIII., Rom 1976.)
Als Papst Johannes XXIII. streifte er sich den Fischerring über und hatte damit das Jahrtausend‑Ereignis perfekt gemacht: Der 23. Johannes des Zions-Ordens war zugleich der 23. Johannes auf dem Papstthron!

Der Freimaurer Jan K.Lagutt schreibt in seinem Buch Grundstein der Freimaurerei, Zürich 1971, S.138: “Man kann sich ruhig fragen, weshalb der derzeitige Papst den Namen Johannes angenommen hat, einen Namen, der seit Jahrhunderten von keinem Papst mehr getragen worden war. Ist es nur Zufall? Mögen die Uhren Roms in mehreren Stücken auch anders gehen, so weiß man dort ebenso genau als anderswo, daß wir im ersten Frührot einer Neuen Ära leben.“

Man muß wissen, daß der letzte Papst mit dem Namen Johannes ein Epigone Joachims v. Fiore war, ein Gegenpapst, der das johannische Papsttum gegen das petrinische durchsetzen wollte, damals aber noch nicht damit durch drang. An diesen Gegenpapst schloß sich Roncalli bewußt an, als er sich Johannes nannte, und wie der Gegenpapst: Johannes der 23.

Noch ein Aspekt darf in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden: Die sogenannten Weissagungen des Malachias, eines irischen Mönches, der ebenfalls im 12. Jahrhundert lebte, also genau in der Zeit Joachims v. Fiore und der Blütezeit des Zions‑Ordens. Erst 1188 trennten sich die Templer ab und bildeten einen eigenen Orden. In den Weissagungen des Malachias werden alle Päpste vom 12 .Jahrhundert an bis zum letzten Papst, den es geben wird, aufgezählt; nicht mit Namen natürlich, aber mit Nummerierung und jeder Papst wird mit einem lateinischen Prädikat, das ihn oder seine Arbeit speziell charakterisiert, versehen. Und darin liegt die eigentliche Weissagung. Insgesamt sind es 113 Päpste. Der jetzige Papst Wojtyla ist der 110. Papst, danach kommen noch drei, dann gibt es keine Päpste mehr. Der 107. Papst, also Johannes XXIII., ist mit dem Prädikat “pasteur et nautonier” versehen (lateinisch: pastor et nauta = Hirte und Steuermann).

Ich glaube nicht, daß es sich hier tatsächlich um eine “Weissagung” dreht, sondern einfach um ein Programm, das in der internen Machtzentrale des Zions‑Ordens vor vielen Jahrhunderten ausgearbeitet worden und seither durchgezogen wird.

Ich habe für diese Annahme genügend Hinweise. Das Unerklärliche liegt ja nicht nur darin, daß Malachias alle Päpste vorausgesehen haben will, sondern auch darin, daß er genau für den 107. Papst die Bezeichnung “nautonier” eingesetzt hatte. Das weist ganz klar auf einen Zusammenhang zwischen den Malachiasweissagungen und den Prieure de Sion hin; denn auch der Herrenmeister der Zionsritter heißt “Nautonier”.

Zufall? Weissagung? Bei diesen Leuten will ich einfach nicht an göttliche Weissagung glauben, eher an Methode und Planung. Man denke nur an die sog. “Protokolle der Weisen von Zion” aus dem 19 .Jahrhundert, in denen die Weltherrschaft durch Zion und den Zionismus vorausgesagt wird. Wahrscheinlich sind beide: die Malachiasweissagungen und die Protokolle der Weisen von Zion von den Prieure de Sion verfaßt.

Außerdem ist es doch sehr erstaunlich, daß die Malachiasweissagungen einen Papst mit dem Namen Johannes der 23. und der Bezeichnung nautonier genau zu dem Zeitpunkt auftreten läßt, als bei den Zionsrittern der 22. Johannes gestorben war.

Dahinter steckt Methode, außerdem haben die johannischen Päpste noch eine Rechnung zu begleichen: der johannische Gegenpapst Joh.XXIII. drang im 13 .Jahrhundert nicht durch. Jetzt aber war die Zeit reif, die petrinische Papstlinie zu durchbrechen. Und das tat der Roncalli‑Papst durch das 2. Vatikanische Konzil sattsam.

Der Nachfolger des Roncalli‑Papstes erscheint auf der Malachias‑Liste als der 108. Papst und hat das Prädikat “flos florum” (Blume der Blumen). Es war Paul VI. In seinem Wappen erscheint tatsächlich die flos florum, die Lilie.
Und ausgerechnet die Lilie ist auch das Wappen der Zionsritter. Zufall? Kaum!
Das andere Zeichen des Zions‑Ordens ‑ wir erwähnten es schon ‑ ist das M, das auch die Templer hatten. Das M erscheint seltsamerweise auf dem Wappen des jetzigen Papstes Wojtyla.

Ab Joh. XXIII. sollen alle Päpste Freimaurer sein, auch der 33‑Tage‑Papst Joh. Paul I., der angeblich einem Ritualmord zum Opfer gefallen war. Dieser 33‑Tage‑Papst empfahl den Luzifer‑Freimaurer G. Carducci als Vorbild für die Jugend.

Von Carducci stammt die Satanshymne “Inno a Satana”:

“Und schon erzittern Mitren und Kronen

Heil dir, Satan
o Rebellion
o
rächende Kraft der Vernunft“.

Carducci war Gründer der Propaganda‑Freimaurerei in Italien (Propaganda Due = P 2) . Mitglied war auch der Wojtyla‑Intimus Kardinal Marzinkus.

Über die Logenmitgliedschaft der beiden Päpste Joh. XXIII (Roncalli) und Paul VI. (Montini) wurde in konservativen katholischen Kreisen viel gemunkelt. Den Beweis aber konnte keiner erbringen. Das mußte ein weltlicher Journalist der Corriere della Sera besorgen, Pier Carpi.
Er schildert in dem Buch Die Prophezeiungen von Papst Johannes XXIII (Rom 1976) die Erhebung des damaligen Kardinals Roncalli in den 7. Grad der Freimaurerloge Der Ritter und die Rose in Mesembria. (Pier Carpi, Die Prophezeiungen von Papst Joh.XXIII., Rom 1976)

Ein weiterer Beweis, daß auch Paul VI. Freimaurer war, kam aus der Loge selbst. Der Hochgradfreimaurer (33°) Janie Ayala Ponce schreibt in seinem Buch Introduccion a la Franemasonria (Mexiko 1983, Teil 1) über die existierenden Aufnahmeakten von Roncalli und Montini in einer Pariser Loge, die in den Freimaurerzirkeln kursieren. Er bringt sogar ein Bild, das Montini im Ephod des Hierophanten zeigt. Gewiß war Montini judenstämmig. Aber einen Ephod tragen heute nur noch die Priester der Freimaurer‑Hochgrade. Ponce kündigte an, die Aufnahmezertifikate der beiden in die Pariser Loge in seinem zweiten Band zu veröffentlichen.

Und damit sind wir beim jetzigen Papst, Karol Wojtyla, Johannes Paul II. Was dieser Papst in seiner bisherigen Amtszeit sich schon alles geleistet hat, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr, z.B.:
5. 9. 1980: Ansprache in Accra: “Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, Worte der Freundschaft an meine islamischen Brüder und Schwestern zu richten.”
31. 5. 1980: Ansprache in Paris: “Mit großer Freude begrüße ich Sie Muslime, als unsere Brüder im Glauben an Gott.”
15. 2. 1981: Ansprache in Karatschi: “Ich grüße alle Männer und Frauen guten Willens und jedweden Glaubens.”
1. 2. 1986: Gebet des Papstes am Gandhi‑Denkmal: “Unser aller Herr und Gott, wir flehen deinen Segen herab auf die Anhänger aller religiösen Traditionen . . . Mache uns fähig, o Herr, mit dir und miteinander eine Weltgemeinschaft aufzubauen, die die ganze Welt umfaßt.”

Einen Höhepunkt als Missionar für den Götzendienst erlebte der Papst beim Kongreß der Religionen in Assisi. Da forderte er für sich die Rolle eines religiösen Weltenführers. Wojtyla hatte alle Religionen zum gemeinsamen Gebet nach Assisi eingeladen. Und sie kamen alle: Krethi und Plethi, Mullas und Yogis, Hotten und Totten, Hindus und Moslems. Friede, Friede keine Gefahr. Mutter Teresa war auch da und Weltkirchenratschef Castro. Gleich neben dem Papst saß der Dalai Lama, göttliches Oberhaupt der Buddhisten. Fehlen durften natürlich auch nicht die beiden Präsidenten des Weltbaptistenbundes und des Methodistischen Weltbundes.

Man bedenke: die altchristlichen Märtyrer weigerten sich standhaft, den Göttern zu opfern und wurden deswegen gefoltert und zu Tode geschunden. Sie wußten, daß die Anerkennung fremder Religionen Abfall von Gott ist. Und nun kommt dieser Gnom aus Rom und lädt die Götterpriester, um deren Ablehnung willen die Märtyrer grausam sterben mußten, nach Assisi ein, wo sie ihren Götterdienst zelebrierten, in einer christlichen Kirche! Auf dem Altar dieser christlichen Kirche hatte man frivol eine Buddha‑Statue aufgestellt.

Zu Beginn seiner Indienreise zeichnete eine Hindu‑Priesterin dem Papst das Tilak‑Symbol an die Stirn. Das Tilak-Zeichen hat seinen Namen von dem Brahmanen Bal Ganghedar, einem indischen Götterpriester. Als Einweihungsritus erhalten seine Jünger das Tilak-Symbol, einen roten Punkt an die Stirn. Es ist das Zeichen des Gottes Schiwa, dem Gott der Zerstörung, der nach indischem Glauben Herr der Welt wird (Luzifer). Sein Symbol ist der Phallus (männl. Geschl.Organ).

Daß sich der Papst mittlerweile schon öfters mit dem Dalai Lama getroffen hat, der sich für eine Inkarnation Buddhas hält, fügt sich nahtlos ein in Wojtylas Freimaurer‑Mentalität.

Laut einer Quelle ist die Mutter des Papstes, eine Kaczorowska= Katz, Jüdin. Vor diesem Hintergrund wird dann auch verständlich, daß der Papst am Sonntag, den 13 4. 86 den Oberrabbiner Elio Toaff umarmte und zu einer Feier in der Synagoge neben ihm Platz nahm. Wojtyla betonte in seiner Predigt: “Siehe wie fein und wie lieblich, wenn Brüder einträchtig beisammen sind” (Ps.132). Brüder oder Logenbrüder?

Papst Wojtyla ist Ehrenmitglied des Rotary-Club (Spiegel 21/83) und Mitglied der freimaurerischen Vereinigung Chain des Rotiseur (Bayr. Rundschau 1 .6. 86).
Abschließend noch ein grundsätzliches Wort zur katholischen Kirche bzw. Hure Babylon: Die Katholische Kirche, Papst, Vatikan usw. ist nicht der Antichrist, sondern Hure Babylon. Hure Babylon aber bedeutet: da ist noch Volk Gottes drin; denn es heißt ja “gehet aus mein Volk aus Babylon”. Und weil die Katholische Kirche die Große Hure ist, kann man annehmen, daß der Anteil an Volk Gottes in ihr auch größer ist, als in den Hurentöchtern. Das lehrt auch die Erfahrung. Katholiken, besonders junge, neigen immer zu einem konsequenten Christentum, wenn sie aus Babylon herauskommen. Das liegt daran, daß ihnen weder das christliche Keuschheitsideal fremd ist noch die Absage an die Welt und das Bekennen (Beichten) der Sünden, während der Protestant mit seiner billigen Gnadenlehre, seiner Genußmentalität u. seinem “Sag’ s Gott und der Wand, so ist die Sünde unbekannt” nur sehr schwer zu einer radikalen Nachfolge Christi zu bewegen ist.

Also, in der Hure ist noch Volk Gottes drin, vergeßt das nicht, die müssen herausgerufen werden.

Dem Buch von Norbert Homuth Die Verführung des Antichristen entnommen.
Horst Koch, Herborn den. 6. 4. 2005

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Kwa Sizabantu Verführung

Kwa Sizabantu – Erweckung oder religiöser Aufbruch?

Eine Stellungnahme zur Mission Kwa Sizabantu aufgrund von Begegnungen und Informationen – Erkenntnisse und Konsequenzen.

Von Horst Koch Herborn, im März 2001

  • Neu eingestellt in 2020, weil der gegenwärtige misserable Zustand der Mission alle meine Warnungen von vor 20 Jahren bestätigt, und weil tausende Christen vor allem geistlich betrogen wurden. Und weil die schwarmgeistigen Verführungen heute überall auftreten und solche Spuren der Verwüstung nach sich ziehen. Die einfache Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist heute vielen zu wenig, leider. Aber Gottes Wort hat diese Zeit warnend vorhergesehen. H. Koch, im Februar 2020 –
  • PS. Leider ist mir eine Kürzung des Textes nicht gelungen; vielleicht ist es auch gut so, weil es doch die Gesamtaussage evtl. schwächen würde.

OKKULTISMUS UND SCHWARMGEIST

Wir leben heute in einer nachchristlichen Zeit, sozusagen in der Übergangszeit zu einem neuen Zeitalter, in welchem dann laut der Heiligen Schrift Frieden und Gerechtigkeit herrschen werden. Jedoch soll vor dieser Friedenszeit eine ungeheure Verführung stattfinden, in der sich Millionen von Menschen, auch in dem sogenannten christlichen Abendland, dem Okkultismus öffnen und Zeichen und Wundern nachrennen werden. (2.Thess.2,8; Offb.13,11; Matth.24,24.)

Diese Warnungen der Heiligen Schrift erfüllen sich heute auf vielfache Weise. Dazu gehört auch das weltweite Überhandnehmen von allerlei schwarmgeistigen Bewegungen.

Diesem Thema der schwarmgeistigen Gefährdung der christlichen Gemeinde habe ich über Jahrzehnte meine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Herbst 1973 lernte ich in meiner Heimatstadt Herborn anläßlich einer Vortragsreihe über die Gefährlichkeit des Okkultismus Dr. theol. Kurt E. Koch persönlich kennen. Nachdem wir beide in den Fragen von Okkultismus und Schwarmgeist eine völlige Übereinstimmung feststellten, habe ich seit dieser Zeit für meine Aufklärungsarbeit vorzugsweise seine Literatur benutzt und jegliche Unterstützung durch seine Schriftenmission dankbar angenommen. Für mich war dabei von großer Bedeutung, daß hinter Kurt Koch eine klare persönliche Berufung des erhöhten Herrn zu diesem Aufklärungsdienst stand. In seinem fünfzig-jährigen Dienst als Seelsorger und Evangelist bereiste Kurt Koch mehr als 100 Länder, wodurch er tiefe Einblicke in die großen religiösen Bewegungen unserer Zeit erhielt. Dabei gelang es ihm bahnbrechend, diese seine Erfahrungen wissenschaftlich fundiert und auf dem Boden der Heiligen Schrift so auszuwerten, daß als Resultat ein Aufklärungswerk mit dem Schwerpunkt Seelsorge entstand. Dieser literarische Höhepunkt seines Schaffens war die Forschungsarbeit „Seelsorge und Okkultismus“, dem der volkstümliche Ergänzungsband „Okkultes ABC“ u.a. folgte.

1998 hatte ich das Vorrecht, aus seinem reichhaltigen Archiv das Buch „Christus oder Satan“ herausgeben zu können. Dieses Buch über die gefährlichen Folgen beim Gebrauch von Wahrsagen, Magie und Spiritismus ist als englische Ausgabe „Between Christ and Satan“ schon einige Jahre früher erschienen und in viele Fremdsprachen übersetzt worden. „Christus oder Satan“ bietet den Menschen, die durch die Berührung mit okkulten und schwarmgeistigen Dingen angefochten sind, seelsorgerliche Hilfe und zeigt den Weg der Befreiung durch Christus.

DR. KURT KOCH UND ERWECKUNGEN HEUTE

Da die Kwasizabantu Bewegung im europäischen Sprachraum besonders durch die Bücher von Kurt Koch bekannt geworden ist, muß diese Verbindung besonders erwähnt werden.

Kurt Koch hatte wegen dem schweren Dienst der Warnung vor dem Okkultismus gerne die Erweckungsgebiete unserer Zeit aufgesucht. Darin sah er ein geistliches Gegengewicht zu der Auseinandersetzung mit der Finsternis. In den Jahren ab 1968 hatte er beeindruckende Begegnungen mit der indonesischen Erweckungsbewegung in Verbindung mit der Bibelschule Batu (Missionar Scheunemann) und mit Evangelist Petrus Oktavianus. Ebenso wurden ihm die Besuche der koreanischen Erweckung ab 1969 sehr zum Segen. Auch kleinere Erweckungsgebiete wie Äthiopien, Taiwan, Nordthailand, Madras/Südindien u.a.m. besuchte er. Als Kurt Koch durch Einladung von Pastor Erlo Stegen im Jahre 1976 mit dem Zuluaufbruch in Kontakt kam, sah er darin eine von Gott gefügte Begegnung mit einer weiteren Erweckung unserer Tage.

Theologisch sah Kurt Koch in den Erweckungen Leuchtfeuer des wiederkommenden HERRN für die in Bedrängnis und Abfall geratene Gemeinde Jesu Christi. „Auf allen meinen Reisen in die Erweckungsgebiete habe ich beobachten können, daß dort die ursprünglichen Segnungen und Gaben wieder zum Vorschein kommen, die in der Bibel berichtet sind. Besonders die indonesische Erweckung war von außergewöhnlichen Wundern begleitet. Die gleiche Beobachtung mache ich jetzt in der südafrikanischen Erweckungsbewegung von Kwa Sizabantu“ (Christus oder Satan, Seite 174)

KWA SIZABANTU

Im März 1976 besuchte Kurt Koch erstmals die Mission Kwa Sizabantu (KSB). Dort wurde ihm von Erlo Stegen von einem großartigen Wirken des Geistes Gottes unter dem Volk der Zulus berichtet. Viele Menschen würden gerettet aus der Finsternis in das Reich des Lichtes. Gewaltiges sei geschehen an Rettungen, Heilungen und Befreiungen. Die vielen übernatürlichen Begleiterscheinungen, die Zeichen und Wunder, seien das Siegel Gottes zu dem Geschehen. Darüber berichtete dann Kurt Koch ab 1976 in mehreren Büchern. Durch das Buch „Gott unter den Zulus“ habe ich selbst im Jahre 1976 zum ersten Mal von dem wunderbaren Geschehen in Südafrika erfahren und war über den geistlichen Aufbruch unter dem Volk der Zulus sehr erfreut.

Meine weiteren Informationen über das geistliche Geschehen dort waren die Berichte von Erlo Stegen und Kurt Koch. Da ich zu beiden ein volles Vertrauen als vollmächtige Diener des Evangeliums mit der Fähigkeit der Geisterunterscheidung hatte, habe ich diese Berichte nie hinterfragt und angezweifelt. Als ich 1979 mit meiner Familie für drei Wochen die Missionsstation KSB das erste Mal besuchte, war ich beeindruckt und erfreut. Beeindruckt von der Gastfreundschaft, dem ruhigen und freundlichen Zusammenleben von Schwarz und Weiß und von der Größe und Schönheit des Landes. Hinzu kamen die fröhlichen Lieder und die beeindruckenden Zeugnisse der aus dem tiefen Heidentum kommenden Zulus, die mit Freude von dem neuen Leben als Christen berichteten.

Kritische Bemerkungen über die Erweckung, die mir von außerhalb zu Ohren kamen, habe ich als teuflische Angriffe auf ein Werk Gottes zurückgewiesen.
Nach dem Tode von Kurt Koch in 1987 hatte ich kaum noch Verbindung zur Mission und gehörte zu keiner Zeit zu einer der KSB-Gemeinden in Deutschland. Deswegen waren mir Berichte über unbiblische Lehren oder ungeistliches Verhalten innerhalb der KSB-Bewegung nicht bekannt. Noch 1998, als ich in Verbindung mit der Herausgabe des Buches „Christus oder Satan“ nach Südafrika eingeladen wurde und somit auch KSB besuchte, wußte und ahnte ich nichts von dem was sich über Jahrzehnte „hinter den Kulissen“ zugetragen bzw. entwickelt hat.

HINTER DEN KULISSEN

Ende Januar 2000 erreichte mich „zufällig“ ein Brief, der von Herrn Erwin Redinger aus Südafrika verfaßt ist. Dieser Brief löste bei mir eine Art heilsames Erschrecken aus.
Darin berichtet Herr Redinger von einem Einbruch fremder Geister schon zu Anfang der sogenannten Erweckung in Mapumulo. Er schreibt, daß in Gebetssitzungen eine Frau Hilda Dube in Zungen redete, in Trance fiel und dabei Worte aussprach, die Pastor Stegen dann als „Mitteilungen Gottes“ ansah.
Ich war urplötzlich tief erschrocken. Sollte tatsächlich das, wovor gerade Kurt Koch immer wieder ernsthaft gewarnt hatte, hier im Zentrum der „Zuluerweckung“ vorgefallen sein?
Und dies schon ganz zu Anfang 1966 in Mapumulo? Niemand erfährt davon, niemand unternimmt etwas, um dies zu klären und vor Gott zu bereinigen?
Diese Hintergrundinformationen gaben mir dann augenblicklich eine andere Sicht für offenen Fragen die sich über viele Jahre angesammelt hatten und von niemanden richtig erklärt werden konnten. Auch für etliche Mitglieder der KSB-Führung erschienen nun viele der Ungereimtheiten der letzten Jahre in einem neuen Licht.

Nachfolgend der entscheidende Auszug aus dem Brief von Herrn Erwin Redinger:
“Als es anfing nahm Erlo für sich in Anspruch, daß Gott ihm eine Gabe gegeben habe, so daß er nicht irre gehen könne. Obwohl es seine Gabe war, wurde sie durch Hilda (Frau Dube) ausgeführt. Sie begab sich in Trance und sprach dann Gottes Wort zu Erlo. Erlo sagte mir, daß Gott ihm diese Gabe gegeben habe, sonst könne er vom Wege abkommen. Ich war Zeuge einer dieser Sitzungen. Hilda sprach zuerst in Zungen, und dann war sie ruhig, und dann sprach sie einige Worte, die Erlo auf einem Blatt Papier notierte. Nach dieser Zusammenkunft fuhren wir weiter nach Durban. Auf dem Weg erwähnte jemand das, was Hilda in dieser Versammlung gesagt hatte. Hilda war sehr erfreut zu hören, was sie gesagt hatte, weil, wie sie sagte, sie niemals wußte, was sie gesagt hatte, wenn es ihr nicht jemand erzählte. Ob so eine Sache biblisch ist, muß bezweifelt werden. Ich erinnere, wie Erlo mir erzählte, daß am Anfang, wenn er und Hilda zum Beten zusammenkamen, es geschehen konnte, daß sie nicht in Trance fallen konnte. Nach dem Beten erkannte er dann, daß das Problem bei ihm lag, und sobald er es bekannt hatte, konnte sie wieder in Trance fallen und ihm Gottes Wort sagen. Aber weil es für Hilda eine so große Anstrengung bedeutete, wenn dies geschah, bat er den Herrn, sie einfach in eine Trance fallen zu lassen, ohne ihm Antworten zu geben. Auf diese Weise konnte er dann merken, daß irgend etwas nicht in Ordnung war, was er in Ordnung bringen mußte. Der Herr erhörte diese Bitte. Es mag Menschen geben, die sagen, daß diese Trance-Geschichte jetzt vorbei ist. Ich glaube das nicht, denn wenn es zu jener Zeit falsch war, dann sollten sie es bekennen und sagen, daß sie sich geirrt hatten, anderenfalls muß geschlußfolgert werden, daß es noch immer so weitergeht. Für mich liegt der Beweis dafür, daß es noch immer so weitergeht in der Geheimnistuerei der ganzen Leiterschaft. Wie es jemand sagte: Dinge passieren nie natürlich oder spontan, die Menschen werden immer überraschend damit konfrontiert. Der Herr hat plötzlich dies gezeigt oder dies oder das gesagt, und dies oder das muß getan werden. Für mich heißt das nicht im Lichte wandeln, sondern in der Finsternis. . .“
Auszug aus einem Brief von Erwin Redinger vom 17. 1. 2000.

(Alle Hervorhebungen nachträglich in 2020. H.K.)

Antwort von E. Redinger:
Lieber Herr Koch, 01. 02. 2000
ich habe Ihren Brief bekommen. Eigentlich bin ich erstaunt, daß Sie solange mit K.S.B. verbunden sind und nichts von der Sache von Hilda und Erlo wissen. Ich war unter dem Eindruck, daß die Leute, die schon lange mit K.S.B. verbunden sind, alle davon wissen; denn im Anfang war das “common knowledge” unter den Angehörigen von Maphumulo, wo ja alles angefangen hat. Hilda ist ja noch immer da. Es war der Mittelpunkt der ganzen Arbeit, es zeigt nur wieder, wie sie das in der späteren Zeit geheim gehalten und verborgen haben.
Wenn Erlo sich davon gereinigt hat, wie Sie das hoffen, dann wäre das nur annehmbar, wenn er es öffentlich bekennt, daß er betrogen und verleitet worden ist von bösen Geistern, sonst müssen wir annehmen, daß sie noch weiter machen mit den Trances und daß er es noch nie als verkehrt angesehen hat. Er hat uns damals gesagt, daß es eine Gabe Gottes ist und daß er dadurch beschützt wird vom Irrtum. Ich weiß ja nicht, ob Sie mein Schreiben gelesen haben, das ich an Freunde in Deutschland geschickt hatte. Ich habe wenigstens zwei lange Briefe geschrieben die viel Information enthalten. Was ich geschrieben habe ist die Wahrheit wie ich es erlebt und erfahren habe, und es kann durch viele andere bestätigt werden.
Es grüsst herzlich und Gott befohlen
Erwin Redinger

Wie konnte solches nur geschehen ?
Und wie konnte dieses über eine so lange Zeit – auch vor vielen namhaften Christen die mit Sizabantu in Verbindung standen – verborgen bleiben ?
Auch Kurt Koch, dem doch einmal die Gabe der Geisterunterscheidung zu eigen war, hat das „fremde Feuer“ nicht erkannt. Das ist besonders tragisch, denn hier wurde ein Diener Gottes, der über Jahrzehnte vor dem Schwarmgeist gewarnt hatte, nun selbst das Opfer einer schwarmgeistigen Verführung.

Vom Worte Gottes her ist es unsere Christenpflicht, Lehre und Praxis jeder religiösen Bewegung sorgfältig im Licht der Bibel zu betrachten. Dies trifft natürlich auch auf die KSB-Bewegung zu.
Diesen biblischen Auftrag habe auch ich in den vergangenen Jahren bei allen Kontakten mit KSB leider sträflichst vernachlässigt. Viele Fragen die sich innerlich meldeten wurden mit dem simplen „es wird schon in Ordnung sein“ verdrängt.
Der andere große Fehler von mir war, daß ich frühzeitige Warnungen von Brüdern des Glaubens in der gleichen Weise leichtfertig zur Seite geschoben habe. Dies war nicht in Ordnung. Es tut mir heute leid. – Diese bittere Erfahrung mit KSB möchte ich heute als eine dringende Mahnung an alle pflichtbewußten Christen mit dem Gotteswort weitergeben:
„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten hinausgegangen in die Welt.“ 1. Joh. 4,1.

UNBIBLISCHE PHÄNOMENE INNERHALB DER KWASIZABANTU-BEWEGUNG

Das Trancereden von Hilda Dube
Das Zungenreden von Erlo Stegen
Falsche Zeichen und Wunder auf KSB
Unbiblische Visionen und Prophetien von Mitarbeitern
Das Jenseitserlebnis der Lydia Dube
Die mediale Heilgabe von Erlo Stegen

1. Das Trancereden ist ein medialer Vorgang. Es funktioniert nur, wenn ein Medium diese Form des Spiritismus beherrscht. Das Medium versetzt sich in Trance, eine Art Tiefschlaf, und die Geister sollen dann durch das Medium zu den anwesenden Personen sprechen. Das Medium selbst weiß und versteht nichts von dem, was es weitergibt. Solche Offenbarungen von Geheimnissen, hellsichtige Voraussagungen und die Begabung, nie erlernte fremde Sprachen zu beherrschen, sind keine Fähigkeit des natürlichen Menschen. Es sind übersinnliche Eingebungen aus der dämonischen Welt. Mit einer Gabe des Heiligen Geistes hat dies nicht das Geringste zu tun!

Solches Trancereden kam seit Mapumulo (1966) durch (Mama) Hilda Dube wiederholt vor und wurde von Erlo Stegen als göttliche Mitteilung akzeptiert und verwendet. Da dieses eindeutig ein spiritistischer Vorgang ist, war die unausweichliche Folge davon der Einbruch böser Geister in die Zulubewegung. Bestätigt wird dieser Einbruch durch die in der Folge auftretenden vielen übernatürlichen medialen Begleiterscheinungen innerhalb der Bewegung. Kurt Koch schreibt: „Spiritistisches Treiben ist eine Einbruchstelle für die Dämonen.“

Auf meine Anfrage, inwieweit andere Gläubige über diese unbiblischen Vorkommnisse informiert waren, antwortete Herr Erwin Redinger mir am 26.3.2000:
“Die Sache mit den Trances war zuerst allgemein im Bibelhaus (Claridge) bei Pietermaritzburg bekannt. Obwohl sie nicht alle Einzelheiten wussten, konnten sie doch sagen, dass Hilda in eine Trance verfällt und Erlo würde dann die Anweisungen von Gott bekommen. Auch könnten sie bezeugen, dass Hilda nie wusste was sie gesagt hat in dem Zustand der Trance. Aber die feinen Einzelheiten und warum Erlo so viel Zeit alleine in dem Zimmer mit ihr verbrachte, wussten wenige. Weithin blieb die Sache ein Geheimnis. Als dann die Leute anfingen dieses kritisch zu betrachten wurde es vertuscht und zugedeckt. Jetzt wissen die meisten Menschen die zu KSB gehören nichts von den Trances.”

2. Das Zungenreden. In der KSB-Bewegung wird seit den Ereignissen von Mapumulo das Zungenreden von Hilda Dube und Erlo Stegen praktiziert. Wegen Frau Dubes medialer Fähigkeit der Trance kann es sich folglich bei diesem Zungenreden nur um dämonisches Zungenreden handeln. Es kann sich unmöglich um eine Gabe des Heiligen Geistes handeln!

Die Theologen teilen das Zungenreden in drei Gruppen ein: Erstens die Gabe Gottes (1.Kor.14). Zweitens die menschliche Nachahmung auf seelisch suggestiver Ebene; drittens die satanische Nachahmung, das dämonische Zungenreden. Interessant ist noch die Beobachtung von Kurt Koch, daß vor allem der medial veranlagte Mensch für das Zungenreden offen ist, und daß die heutige Zungenbewegung zu ca. 90% einen medialen Charakter hat. – Siehe „Die Zungenbewegung“, auf meiner Webseite. –

Viele Seelsorger haben zum Zungenreden eine sehr reservierte Haltung, da die negativen, oft verheerenden Folgeerscheinungen dazu zwingen. Es ist die weltweite Erfahrung, daß es nach dem Auftreten dieses übersinnlichen Phänomens in der Folge immer zu Spaltung und Zerstörung innerhalb von Gemeinden kommt.

Der Evangelist R.A.Torrey schreibt: „…die Zungengabe wurde in der Frühkirche so offensichtlich mißbraucht, ähnlich wie heute, daß es nötig wurde, davor zu warnen. Gott in seiner Weisheit und Liebe hielt es wohl auch deshalb für nötig, diese Gabe eine Zeitlang zu versagen. Und wir haben keinen Grund anzunehmen, daß Er diese Gabe in unserer Zeit erneuerte, denn ganz gewiß ist die sogenannte Zungenbewegung nicht von Gott.“ (Die komplette Schrift siehe meine Webseite: R.A. Torrey)

Erschreckend dagegen ist folgender Hinweis. Arnold Bittlinger, ein Führer der Charismatischen Erneuerungsbewegung, schreibt: “Ohne Zungenreden gäbe es keine Charismatische Erneuerung“.

Nach meiner persönlichen Erkenntnis hat Gott das Phänomen des Zungenredens zugelassen als einen Prüfstein für die geistlich Hochmütigen, die Ehrsüchtigen. Die Demütigen, die nur Christus und seinen Willen suchen, bleiben davor bewahrt.

Zwei Beispiele über die Gefährlichkeit dieses Phänomens.
Aus “Die Zungenbewegung” von Dr. Kurt Koch.
„In einem Lehrerseminar erzählte uns ein Student seine Geschichte. Er war von Kameraden zu einer Konferenz der Pfingstgemeinde eingeladen worden. Die Tagung fand in Irland statt. Die Verkündigung an diesem Konferenzort hatte den üblichen Akzent: Nur wer die Gabe der Zunge hat, ist mit dem Heiligen Geist getauft. Der Student betete um diese Gabe. Einer der leitenden Redner legte ihm auch nach einigen Tagen die Hände auf. Er spürte etwas Heißes auf sich zukommen und begann in Zungen zu reden. Er hatte bei dieser Gabe keine Ahnung, was er eigentlich betete, er spürte nur eine Aufpeitschung seines Gefühls.
Was war das Ende dieser Zungengabe? Nach einigen Wochen hatte der Student keine Lust mehr, die Bibel zu lesen und zu beten. Ebenso hatte er seine frühere Heilsgewißheit eingebüßt. Der Student bekannte mir: »Ich habe durch die Zungengabe alles verloren, was ich vorher durch Gottes Gnade hatte, meine Vergebung und meinen Frieden mit Gott. Erst als ich diese Erfahrung in Irland widerrief, wurde mir alles wieder geschenkt“.

Aus: Die schwarmgeistige Gefährdung der Gemeinde, von Dr. Peter Beyerhaus.
„Ich gebe noch ein Beispiel für jenes Drängen auf Handauflegung zum Zwecke einer größeren ‘Geisteserfüllung’. Die Bibelschule in Batu – Indonesien wurde eines Tages von einem reisenden Vertreter einer ‘charismatischen Bewegung’ besucht. Die Missionare waren gerade auf einer großen evangelistischen Tour und hatten ihre Frauen eine Woche allein zu Hause zurückgelassen.

Jener ‘Evangelist’ hielt jeden Tag Andachten und Bibelandachten, die alle auf das gleiche Ziel zugingen: Wer noch nicht in Zungen redet, der habe noch nicht den Heiligen Geist. Ihm könne aber geholfen werden: Durch Auflegung der Hände und Gebet könne er die ‘Fülle des Geistes’ empfangen. Zum Zeichen dafür werde er in Zungen reden. Eine der beiden Frauen widerstand dieser Lehre, weil sie ihr als unbiblisch erschien. Die andere Missionarsfrau erlebte gerade in jener Zeit eine geistliche Dürre und Niedergeschlagenheit und empfand, daß sie wirklich mehr Kraft brauche. So entschloß sie sich, es doch einmal zu versuchen und sich die Hände auflegen zu lassen. In der Tat, auf der Stelle konnte sie in Zungen reden. Gleichzeitig aber fiel sie in eine geistliche Nacht. Sie verlor ihre Heilsgewißheit und konnte nicht einmal mehr die Bibel lesen oder beten. Dieser Zustand verließ sie ein halbes Jahr nicht mehr. Schließlich meinte sie, ihre Zelte in Indonesien abbrechen und nach Hause zurückkehren zu müssen, weil sie nichts mehr zu geben hatte. Gerade zur rechten Zeit stieß sie auf ein Buch in dem diese von ihr erfahrenen Phänomene geschildert waren. Da wurde ihr deutlich, daß der Geist, der über sie gekommen war, nicht der Heilige Geist, sondern eine dämonische Macht in schwarmgeistiger Verhüllung war. Der Anweisung des Verfassers entsprechend sprach sie schließlich ein Absagegebet, so wie man sich von einer okkulten Behaftung lossagen muß und übergab sich aufs neue Jesus Christus ihrem Herrn und Erlöser“.

3. Zeichen und Wunder Der natürliche Mensch ist für das Sichtbare offener als für das Unsichtbare (1.Kor.2,14). Diesem Bedürfnis des seelisch frommen Menschen weiß Satan Rechnung zu tragen, indem er Zeichen und Wunder geschehen läßt, um dadurch seine Lehren zu bestätigen (5. Mose 13,2-4; Matth. 24,24; 2.Thess.2,9). „Feuer vom Himmel“, „Kräfte“ und „Wunder“ sind kein eindeutiger Beweis göttlichen Wirkens. Je näher wir der Wiederkunft Jesu sind, desto höher steigt die Flutwelle verführerischer Geister, die durch „Zeichen und Wunder“ ihr Werk treiben. Durch übernatürlichen Betrug erringt sich Satan die Weltherrschaft (Offb.13).

In den Berichten von KSB werden häufig sonderbare Zeichen und Wunder erwähnt. Auch hier muß die Frage nach der Quelle gestellt werden. Ist das Zeichen von oben oder von unten.
Ein Beispiel aus “Gott unter den Zulus”:
„Ein junges Mädchen kam 1967 zum Glauben. Ihre erste Liebe erlosch… Nach neun Jahren kam es nach Sizabantu und wohnte einem Gottesdienst bei. Es waren ca. tausend Besucher anwesend. Da zog ein furchtbares Gewitter auf. Das Mädchen saß in der Mitte der großen Menschenmenge. Da schlug der Blitz ein und traf nur sie und warf sie zu Boden. Niemand sonst war getroffen worden. Nach einigen Stunden kam sie wieder zum Bewußtsein. Sie wollte mit Erlo sprechen… Erlo betete mit ihr und die Lähmung verschwand…“

Ein anderes Beispiel falscher Zeichen aus “Christus oder Satan”:
„Seltsame Zeichen geschahen auch im Gefolge des Predigers Lawrie. Dieser predigte in den fünfziger Jahren in verschiedenen Kirchen Amerikas. Er heilte Kranke und Besessene und viele bekehrten sich. Als Lawrie eine Versammlung von William Branham besuchte, prophezeite Branham über ihm: “Mein Sohn, ich sende dich als einen außergewöhnlichen Mann. Viele werden durch dich zu den Füßen Jesu kommen! Gehe nach Indien! Große Zeichen und Wunder werden dir folgen! So spricht der Herr!”
Im Juli 1960 ging Lawrie nach Indien. Er heilte Lepra, Krebs, Lähmungen und trieb aus Tausenden Besessenen die Dämonen aus. Hunderttausende wurden vom “Erweckungsfeuer” ergriffen.
Als Lawrie 1969 in Tuscon in der Gemeinde von Branham predigte, brach plötzlich ein Donner los und ein Lichtstrahl traf auf den Platz, auf dem er stand. Fortan wiederholten sich Donner und Blitz, wo immer er auftrat. War er unterwegs, wurde er begleitet durch eine 200 Meter hohe Säule aus wirbelndem Staub. Schwarze Wolken begleiteten Lawrie überall hin, und wo er haltmachte ließen sie Regen fallen bis er wieder weiterfuhr. Auch in Rom, Griechenland, Tel Aviv und Madras war die Wolke über Lawrie. Die Naturerscheinungen setzten sich fort: eine Wolke in der Ecke seiner Wohnung, Blitze ohne Donner, Donner ohne Wolken, ein großer Lichtball über Lawries Kopf bei einer Versammlung…“
Lawrie und sein dämonischer Betrug endeten in einer Sekte in Indien, die 1977 zerfiel.

Aus ‘Gott unter den Zulus’:
„Einige Wochen nach dem Gebet dieser Frau erlebte die Beterschar ein unbeschreibliches Ereignis. Der Geist Gottes kam über sie. Sie spürten einen starken Luftdruck und hörten zugleich ein Geräusch. Es kam eine große Sündenerkenntnis über die Beter und zugleich eine Gewißheit der Gegenwart Gottes…”
„Erlo war mit einigen Christen in Mapumulo zum Gebet versammelt. Ein Beter rief plötzlich aus: ‘Meine Augen brennen wie im Feuer.‘ Jemand riß die Schuhe von den Füßen und warf sie weit von sich. Seine Füße brannten. Natürlich war kein Feuer zu sehen. Es war ein geistlicher Vorgang. Die ganze Beterschar erlebte, daß Gott ein verzehrend Feuer ist (Hebr.12).
Dieses Brennen im Feuer Gottes war nicht ein einmaliges Erlebnis. Es hat sich bei anderen Gebetsstunden wiederholt. Eine Frau rief: ‘Mein ganzer Körper brennt. Ich bin unrein. Ich muß mein Leben in Ordnung bringen sonst sterbe ich.‘ Sie tat rechtschaffene Buße und ist heute ein Vorbild für Christen und Heiden. Nicht alle kommen im Feuer der Heiligkeit Gottes zurecht. Manche werden darin verbrannt. Dazu ein Beispiel: In einer Gebetsstunde rief ein gläubiger Mann aus: ‘Gott, du bist heilig, heilig.‘ Hinterher teilte er der Mannschaft mit, er hätte beim Beten das Gefühl gehabt, als ob er von Kopf bis zu den Füßen in zwei Teile zerschnitten worden sei. Nach kurzer Zeit kam ans Licht, daß dieser Bruder sich schwer an anderen Brüdern versündigt hatte. Er starb bald darauf einen furchtbaren Tod. Im Feuer Gottes kommen aufrichtige Menschen durch Buße und Beichte zurecht, oder sie gehen daran zugrunde.“

Diese übernatürlichen Empfindungen kommen ausschließlich bei medial veranlagten Menschen vor. Sie finden sich ausschließlich in schwärmerischen Kreisen.Mit dem Wirken des Heiligen Geistes an Menschenherzen hat das nichts zu tun und der nüchternen Gemeinde Jesu sind diese Vorgänge total fremd.

Im Jahre 1979 wurde ich selbst einmal Zeuge eines solchen medialen Brennens. Ein Inder kam zu Besuch auf die Missionsstation KSB und empfand sogleich ein starkes Brennen am Handgelenk. Die Ursache war eine gestohlene Uhr, die er dort trug. Das berichtete er in einem öffentlichen Zeugniss. – Solche Phänomene sind immer nur in einem medialen Umfeld bekannt, wie auch Kurt Koch immer wieder berichtet.

Dies ist auch die Meinung von E. Redinger. Dazu ein Auszug aus einem Brief an mich vom April 2000:
Für mich ist da kein Zweifel, dass KSB schwarmgeistig ist und daß da mediale Kräfte am Werk sind. Dies kam herein als Erlo sich dem Geist übergab der Hilda beherrschte. Daher auch diese heidnischen Sitten die oft zum Vorschein kommen.
Wir müssen nie vergessen, daß Erlo so besessen war von dem Wunsch und Verlangen eine Erweckung zu erleben, dass er bereit war um irgend etwas zu tun. Ob natürlich die innersten Motive recht waren, oder ob es da schon schief ging, ist nicht so einfach zu ergründen. Wenn man die Folgen anschaut, dann muß man zu dem Entschluß kommen, dass da irgend etwas radikal verkehrt war oder verkehrt ging. Er hat ja mal gebetet, daß der Herr Erweckung schicken muss wenn es auch Menschenleben kostet, und als jemand in einem Unglück umkam, nahm er das als Gebetserhörung an. Das waren komische Sachen. Es stimmt wohl schon was Joachim Rosenthal sagt, daß er persönlich halte die KSB für die best getarnteste Verführung innerhalb der konservativ evangelikalen Christenheit.
Es grüßt herzlich, Dein Bruder Erwin

4. Visionen
In „Gott unter den Zulus“ wird auf vielen Seiten von Visionen, Träumen und Offenbarungen berichtet. Von KSB Freunden wird dies alles als wunderbares Reden Gottes angesehen. Leider habe ich auch über Jahre diese Berichte einfach akzeptiert und gedankenlos für biblisches Geschehen gehalten.
„Einmal sah Lindiwe im Traum den Herrn Jesus. Sein Gewand war so weiß, daß es fast die Augen blendete. In dieser Helligkeit und Heiligkeit Jesu erkannte sie ihre große Sünde. Sie dachte, sie wäre nach ihrer Bekehrung ein guter Christ gewesen. Nach diesem Traum lag Lindiwe in tiefer Buße. Sie war sich so ihrer Sünden bewußt, daß sie daran zweifelte, ob ihr je vergeben werden könnte. Nach drei Tagen sprach sie in der Seelsorge aus, was ihr durch den Traum gezeigt worden war. Danach verschwand ihr Schuldgefühl.
Die erste Serie ihrer Träume und Visionen bezog sich auf Erkenntnis der Sünden, Buße und Reinigung. Jesus sagte ihr in einem anderen Traum: ‘Bringe alles in deinem Leben in Ordnung, und dann sage das gleiche deinen Mitmenschen. Die Sünden der Menschen sind schwer. Ich will dir Menschen zeigen, die sich so leichtfertig der Sünde überlassen haben. Siehst du jenen Mann der mich verachtet? Siehst du dort das Haus in dem ich leide? …“ usw.

Nur eine Seite vorher schreibt Kurt Koch noch (S.196):
„Die Extremisten und Schwarmgeister halten ihre absurdesten Ideen, ihre verrückten Phantasieprodukte für eine Offenbarung des Heiligen Geistes. Prof. Dr. Hans Rohrbach sagte einmal: ’99 % der Visionen, Offenbarungen und Träume stammen nicht von oben‘. Ich unterstreiche diese Aussage.“ – „In der Seelsorge ist mir seit vielen Jahren von Lichterlebnissen berichtet worden. In vielen Fällen waren es Menschen, die aus Familien stammen, in denen früher Zauberei getrieben worden war“.

Es ist schwer, diese Gegensätze bei Kurt Koch zu verstehen. Sie sind der traurige Beweis dafür, daß er durch KSB in eine schwarmgeistige Täuschung und Verblendung geriet. Leider wurde es ihm von Gott nicht mehr geschenkt, hinter die Kulisse von KSB zu schauen und somit den falschen Geist zu erkennen.
Bei allen diesen Offenbarungen und Visionen ist es auffallend, daß vor allem Lydia und Lindiwe, die Töchter der hochmedialen Hilda Dube, diese Phänomene hatten. Dies erklärt sich durch ihre ererbte Medialität. Natürlich haben diese übersinnlichen Fähigkeiten mit dem Wirken des Heiligen Geistes nicht das Geringste zu tun.

Zum Schluß ein Wort des erfahrenen Gottesmannes Johannes Seitz:
„Erscheinungen und Träume gibt es jetzt so viele, daß sie billig wie Brombeeren sind. Unter hundert sind wenigstens neunundneunzig vom Satan, der sich in Lichtsgestalt verstellt. Nie werden Weltmenschen Schwärmer, oft aber Bekehrte. Denn ehe unser alter Adam sich abschlachten läßt, wird er nämlich ganz fromm, wozu die Hölle kräftig mithilft. Sie füttern den angeborenen Hochmut mit Visionen, Stimmen und Ekstasen. Halten Sie sich einzig an die Bibel“.

5. Das Paradieserlebnis der Lydia Dube ist ein Glanzstück der Täuschung und des Betruges durch spiritistische Geister innerhalb von KSB. Dieses Schauspiel ist als völlig unbiblisch abzulehnen. Lydia Dube ist stark medial veranlagt und damit geeignet für diese übernatürlichen Vorgänge. Ihre Seelenwanderung, die Visionen und Botschaften sind eindeutig das Werk böser betrügerischer Geister.
Es ist einfach beschämend, welchen Unfug ein Christ zu glauben bereit ist, nur weil es in fromme Worte verpackt von frommen Menschen übermittelt wird:
„Im Paradies rief Jesus Lydia zu sich und sagte ihr: ‘Deine Freunde weinen um dich. Ich will dich nochmals zurücksenden.‘ Lydia bat den Herrn noch um folgendes: ‘Herr, wenn ich zurück bin auf der Erde, so gewähre mir die Bitte, daß nichts zwischen dich und mich tritt. Wenn nur die kleinste Sünde in mein Leben tritt, dann zeige es mir bitte sofort‘.“ (Im Paradies, Seite 63)

Auch an diesem Beispiel ist ersichtlich, daß die betrügerischen Geister ständig das Thema Sünde in den Mittelpunkt rücken. Es ist der bekannte rote Faden, mit dem KSB seine Mitglieder psychologisch-moralisch in Schach hält. Dieses Thema, die Sorge um die Verfehlung, genannt Sünde, verdrängt völlig den Herrn Jesus Christus und sein Erlösungswerk aus dem Zentrum. Bleiben wir bei Gottes Wort, das ist genug für unser Glaubensleben. Was darüber hinaus geht, steht unter dem Fluch (Galater 1, 6-10).

Ich richte niemand der gutgläubig diese Berichte von Lydia für biblisch echt gehalten hat. Vielmehr klage ich mich selbst an, über Jahre hin nicht aufmerksam genug gewesen zu sein, nicht auf die leise mahnende Stimme des Herzens gehört zu haben.

Einzelheiten der Visionen und der Seelenwanderung von Lydia Dube sind ausführlich in der Rosenthal-Broschüre dargestellt und geistlich kommentiert.
Das Nachtoderlebnis der Lydia Dube ist ein spiritistischer Vorgang, welcher leider innerhalb von KSB eine hervorgehobene Rolle spielte. Das Gefährliche daran ist jedoch, daß durch die „seelsorgerliche“ Tätigkeit solcher okkult behafteter Menschen wie Lydia viele andere unter einen okkulten Einfluß oder Bann gekommen sind.

Nun hat mittlerweile Lydia selbst durch ihr Leben einen Beweis erbracht, daß sie von fremden Mächten beeinflußt ist. Sie hat vor Jahren durch einen fingierten Entführungsversuch ihre Leibwächterin „ausschalten“ wollen, was immer man darunter verstehen mag. Erlo Stegen hat diese kriminelle Tat über Jahre gedeckt, was im Sommer 2000 zu einer starken Krise in der Mission geführt hat. Daraufhin hat der langjährige Mitarbeiter Barney Mabaso aus Tugela Ferry KSB verlassen.
Siehe Bericht Barney Mabaso auf meiner Webseite.

Zum Thema Nachtoderlebnisse zwei Beispiele. Bei dem selbsternannten „Propheten“ Kenneth Hagin finden wir auch diese medialen Vorgänge. Hagin gilt als ein Vordenker im Charismatischen Raum. Er hat über 100 Bücher geschrieben mit einer internationalen Verbreitung von über 30 Millionen Exemplaren. Dies zeigt uns erschreckend das heutige Ausmaß der Kräfte der Verführung. Auszug aus „Ein anderes Evangelium“ von McConnell, Seite 85f:

„Kenneth Hagin behauptet, daß er als junger Mann während einer Krankheitsphase mehrmals in die Hölle hinabgestiegen sei. Er habe seinen Körper verlassen, der leblos, kalt und mit starrem Blick dagelegen hätte. Er beschreibt seinen ersten Abstieg in die Hölle folgendermaßen. . . Nach seinem dritten Abstieg übergab Hagin sein Leben Christus. . . In der folgenden Zeit als Prediger kam es in seinem Dienst immer wieder zu „göttlichen“ Erscheinungen der „Herrlichkeitswolke“, unter der Hagins Gesicht wie das eines Engels leuchtete, und seine eigenen Fähigkeiten waren ganz außer Kraft gesetzt, während er predigte. . . Zusätzlich zu der Herrlichkeitswolke, dem Zungenreden und dem Predigen in Trance kommt es in seinem Dienst zu vielen Heilungen und sogar Totenauferweckungen. . . 1952 erging an ihn der Ruf zum Prophetenamt; es kam zu Visionen und Offenbarungen und, wie Hagin selbst berichtet, zu acht persönlichen Begegnungen mit Jesus. Die erste Erscheinung Jesu, die Hagin erlebte, war eher eine Himmelsreise seines vom Körper gelösten Geistes als ein Besuch Jesu. Er hörte eine Stimme vom Himmel, die sagte: ‘Komm herauf!‘ So wie damals dem Apostel Johannes war es nun Hagin vergönnt, das ‚Reich des Geistes‘ zu sehen und zu betreten. Dort im Himmel wurde er auf einen Berg hinaufgetragen, der dicht neben der himmlischen Stadt lag. Nach einer Audienz bei Jesus. . . wurde er im Geist in eine karge Wüstengegend gebracht, wo er dem apokalyptischen Reiter begegnete. Dieser reichte ihm eine Rolle mit der Aufschrift ‘Krieg und Zerstörung‘ und befahl ihm ‘Lies im Namen Jesu‘. Hagin nahm die Rolle und las von der kommenden Zerstörung der Städte Amerikas und der letzten großen Erweckung. . .“

Aus Christus oder Satan, Seite 227:
„Kenneth Hagin hat bei einer Veranstaltung in Pretoria in der Öffentlichkeit gesagt, sein Geist hätte den Körper verlassen und sei zum Thron Gottes entrückt worden. Jesus sei aufgestanden und habe ihm gesagt: ‘Ich nehme hier eine Kohle vom Altar und berühre deine Hände. Du wirst dadurch Menschen heilen können. Ferner kannst du die Heilgabe auf andere übertragen. Außerdem wirst du dann mit diesen Händen Geistesgaben austeilen können.‘ Nach dieser Geschichte rief dann Hagin in die Menge hinein: ‘Wer will die heilenden Hände haben? Meldet euch!‘ Viele standen auf. Dann erhob er seine Rechte und fuhr damit in der Luft über die Menge und erklärte: ‘Hiermit habt ihr diese Gabe.‘ Die meisten kippten dann rückwärts nach hinten, aber nicht alle. Die rücklings kippten, konnten dann auch andere zum Kippen bringen und heilen.
Was sich hier bei Hagin abspielte, sind keine biblischen Vorgänge. Hagin schildert seine Entrückung zum Altar Gottes. Das gleicht der spiritistischen Exkursion der Seele. Das angebliche Austeilen der Geistesgaben durch die krafterfüllten Hände Hagins sind mediale Praktiken und dämonische Nachäffungen. Der Apostel Paulus sagt im Blick auf die Geistesgaben in 1.Kor. 12,11: ‘Dies alles wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden persönlich zuteilt, wie er will.‘ Der Geist Gottes teilt zu, und nicht der Wille und die Hände von Hagins“.

6. Krankenheilungen In den schwarmgeistigen Kreisen sind es vor allem Krankenheilungen, die dem Prediger den Nachweis göttlicher Vollmacht erbringen soll. Schon seit vielen Jahrzehnten fegt ein religiöser Heilungsrummel über die Erde, der jegliche Gottesfurcht und Nähe zur Heiligen Schrift vermissen läßt. Dabei verwechseln ausnahmslos alle diese sogenannten Glaubensheiler ihre ererbte oder erworbene mediale Heilfähigkeit mit einer Heilgabe des Heiligen Geistes.

Die Heilfähigkeit von Erlo Stegen muß ebenso einen medialen Hintergrund haben. Erstens findet sich auch bei ihm die typische Auswirkung einer Personenbindung des Geheilten an den Heiler. In diesem Zusammenhang werden folgende Auswirkungen berichtet. Personen, die eine Handauflegung durch Erlo Stegen erhielten, klagen nach einer Trennung von ihm und KSB über seelische bis hin zu dämonischen Folgeerscheinungen, die aber durch Gebet und Lossagung beendet wurden. Dies ist ein klarer Hinweis auf den Gebrauch medialer Kräfte durch E. Stegen.

Ein zweiter deutlicher Hinweis auf Medialität bei Erlo Stegen ist, daß bei einer Handauflegung durch ihn die typische mediale Wärmeübertragung stattfindet. Einige Personen berichteten von einem Wärmegefühl, andere von einem Brennen auf ihrem Körper. – Dies alles hat mit einer Heilung in der Kraft des Heiligen Geistes nichts zu tun.

Nach Aussage von Kurt Koch ist das Fühlen von Wärme bei Handauflegung ein eindeutiger Hinweis auf eine mediale Kraftübertragung. Die Heilmagnetiseure nennen diesen körperlich spürbaren Vorgang Energieübertragung. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Heiler selbst sich der Quelle seiner Heilfähigkeit bewußt ist oder nicht.

Zur Beurteilung der Heilfähigkeit von Erlo Stegen zitiere ich aus einem Brief E.Redingers:
“Direkt im Anfang wurde uns erzählt, daß jeder von den Claridge – Christen Dämonen hätte und exorziert werden müsste.
Deshalb ermutigte Onkel Anton sie, zu Erlo zu gehen, um befreit zu werden. Erlo würde sie dazu bringen, ihre Schuhe abzunehmen, würde sie auf eine Matte oder ein Bett legen, und würde einige Sätze in Zungen sprechen und sie dann an ihrem Körper fühlen. Wenn er das beenden würde, würde er fragen, ob derjenige dafür gebetet hätte, ob er oder sie irgendeine Wärme fühlte oder irgend etwas im Körper – wenn die Antwort dann eine Bejahung wäre, glaubte er, daß sein Gebet beantwortet wurde. Wenn nicht, würde er der Person raten, die Suche fortzusetzen um zu sehen, was die Behinderung war. Der Patient würde dann mit mehr Geständnissen (Bekenntnissen von Sünden) wiederkommen und der Prozeß würde wiederholt werden. Dies konnte oft mit bestimmten Leuten wiederholt werden. Dies war eine große Unausgeglichenheit. Leute werden von Dämonen belästigt und brauchen Hilfe , aber das, was sie machten, war schwierig zu verstehen, auch weil vielen Leuten nicht gerade geholfen wurde.“

Ein anderer eingeschränkter Hinweis darauf, daß es sich um mediale Heilungen handelt, ist die Tatsache, daß die allermeisten der Geheilten aus dem Volk der Zulus kommen. Diese Menschen, die vielfach aus der Zauberei kommen, sind praktisch alle medial veranlagt. Der medial veranlagte Mensch ist sehr empfänglich für eine solche medial begründete Heilung.
Natürlich ist eine psychosomatische und eine medial bedingte Heilung auch eine Heilung. Nur dürfen sie nicht als biblische Heilung in der Kraft Gottes ausgegeben werden.
– Denn: Mediale Heilungen sind Austauschvorgänge, sind Heilung des Körpers auf Kosten der Gesundheit von Seele und Geist, besonders aber des Glaubenslebens. – Ausführliches darüber in Christus oder Satan, Seiten 106 f.; 147-158; 231-234.

Einige Beispiele medialer Heilungen:
Christus oder Satan, Seite 191: „Edwards ist bekannt geworden durch sein Buch ‘Spiritual Healing‘. Nach den Worten des Buches wurde bei diesem Vorgang seine Medialität entwickelt und eine “spirit possession”, eine Geisterbesessenheit vollzogen. In dieser Zeit setzte plötzlich die Fähigkeit ein, Kranke zu heilen. Durch Betasten des Patienten wurde der Krankheitsherd lokalisiert. Danach strömten durch die Hände des Heilmediums Kräfte auf den Patienten über, die als Wärmegefühl empfunden wurden.”

Cameron Peddie aus Schottland gilt als einer der „Wiederentdecker der Krankenheilung“ unter christlichem Deckmantel. Er schreibt in seinem Buch Die vergessene Gabe:
„Der die Behandlung durchführt ist sich dabei bewußt, daß Kraft durch ihn strömt und der Patient spürt ein eigenartiges Hitze – oder Kältegefühl. Die Hitze, die an den kranken Stellen entsteht, ist manchmal so stark, daß der Patient die Bemerkung macht: ‘O, es brennt ja geradezu !‘“

John Wimber in seinem Buch Power Healing, Seite 208:
„Meine Hände prickeln gewöhnlich und sind warm, und ich fühle so etwas wie Elektrizität aus ihnen herauskommen. Dies veranlaßt mich, die Empfindungen wie Prickeln und Hitze zu verstehen als eine Salbung des Heiligen Geistes an mir, um zu heilen.“

Ich schließe dieses Kapitel mit einem Wort des erfahrenen Evangelisten Pfr. Wilhelm Busch, die dieser in Bezug auf die christlichen Wunderheiler sprach:
„Der Teufel kann sich verstellen in einen Engel des Lichts, wie die Bibel sagt. Es kann also geschehen, daß eine Bewegung den Namen >Jesus< rühmt und doch einen fremden Geist, ein fremdes Feuer (3. Mose 10) hat. Wunder beweisen nichts. Denn nach Offenbarung 13,13 tut auch der Geist aus dem Abgrund Wunder. Nein! Mit diesem Geist wollen wir nichts zu tun haben. . .“

Kwa Sizabantu – eine endzeitliche Verführung !

ZEIT DER VERFÜHRUNG

Wir müssen uns als Christen immer wieder daran erinnern, daß die Bibel deutlich von einer kommenden Zeit der Verführung spricht. Jesus selbst sagt voraus, daß falsche Christi auftreten, die dämonische Zeichen und Wunder tun und damit viele verführen (Matth.24). Dieser Warnung unseres Herrn haben wir alle zu wenig Beachtung geschenkt.

Heute befinden wir uns in der Vorbereitungsphase dieser vorausgesagten mächtigen Religion des Antichristen. Für diese Epoche im Heilsplan Gottes sind in Gottes Wort keine weltweiten Erweckungen prophezeit, sondern vielmehr, daß gerade durch Zeichen und Wunder sowohl Christen als auch Juden verführt werden. Auch die anderen Religionen geraten mehr und mehr in diesen Sog der dämonischen Kräfte, so daß letztendlich eine massive Weltreligion zustande kommen wird (Offb.13,13; 1.Joh.2,22; 1.Tim.4,1).
Diese Verführungszeit hat als ein besonderes Merkmal, daß viele Gläubige sich nicht mehr mit dem schlichten Wort Gottes begnügen wollen, sondern nach etwas Besonderem verlangen, nach Zeichen und Wundern. Dabei wird zu leicht übersehen, daß Zeichen und Wunder nicht eindeutig sind, denn sie können von oben und von unten gewirkt sein.

AN IHREN FRÜCHTEN . . .

Aus welcher Quelle Zeichen und Wunder kommen, ist klar an den Begleiterscheinungen und den Folgen zu erkennen. Der Herr Jesus Christus selbst hat diese Quellenprüfung seinen Jüngern befohlen: “Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Ein guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte” Matth. 7,15-16.

Nun sind es innerhalb der KSB Bewegung gerade die oben erwähnten „argen Früchte“, die in den letzten Jahren in vielen Ländern ein Erwachen ausgelöst haben. Viele ihrer Mitglieder sind zu der Erkenntnis gekommen, daß die Quelle dieser übernatürlichen Vorgänge, vor allem der Zeichen und Wunder, nicht im Wirken des Heiligen Geistes liegt, sondern daß fremde Geisteskräfte am Werk sein müssen. 

Das führte verständlicherweise viele Christen in eine große Spannung. Einerseits bezeugen Menschen geistlichen Segen empfangen zu haben, andererseits sagt Gottes Wort in Jakobus 3, 11: „Sprudelt auch eine Quelle zugleich Süßes und Bitteres? Ein Feigenbaum trägt doch keine Oliven und eine salzige Quelle gibt doch kein süßes Wasser.“

Denjenigen Christen, die darüber in einen geistlichen Konflikt geraten sind, möchte ich mit der Materialdarbietung über das Problem des Schwarmgeistes in aller Schwachheit eine kleine Hilfe anbieten. Dies ist mein ausschließliches Anliegen. – Gottes Wort sagt: „Spaltungen müssen sein, auf daß die, so rechtschaffen sind, offenbar unter euch werden“ 1. Kor. 11, 19. _____________________________________

Am Anfang des religiösen Aufbruchs von Mapumulo stand eine unbiblische Gebetszwängerei mit schwärmerischem Charakter. Kurt Koch schreibt (1970) in „Koreas Beter“:
„Erzwungene geistliche Erlebnisse werden gewöhnlich zum Einfallstor böser Geister, die nur auf solche offene Türen warten (Eph.6,12).“

Hinzu kommt ein übertriebener geistlicher Ehrgeiz von Erlo Stegen. Dazu sagt Gottes Wort: „Gott widersteht den Hochmütigen. . .“ (1.Petr.5,5)

Zur gleichen Zeit hat Erlo Stegen den geistlichen Rat von Glaubensbrüdern mißachtet. Schon vor 1966 hatte er schwärmerische Vorgänge bei Anton Engelbrecht in Claridge miterlebt und in der Folge den gleichzeitigen völligen Zusammenbruch dieses Werkes. Er wurde ausdrücklich gewarnt, diese unbiblischen Vorgänge in Claridge wie Personenkult und Menschenkontrolle u.a. nicht in seine Gemeindearbeit eindringen zu lassen.

Zu diesen ungeistlichen Voraussetzungen hinzu kam als der entscheidende tragische Punkt die Zusammenarbeit von Erlo Stegen mit der medial veranlagten Hilda Dube. Durch diese Verbindung kam es schon in diesen ersten Versammlungen in Mapumulo zu den oben erwähnten okkulten Vorgängen (Trance, Zungenreden, Offenbarungen, Visionen usw.) und als Folge im weiteren Verlauf der Bewegung zu vielen medialen Begleiterscheinungen. – Traurig, ja tragisch ist dabei die Tatsache, daß bis heute keine Trennung zwischen Erlo Stegen und dem Medium Hilda Dube erfolgt ist. (Sie ist inzwischen verstorben, doch Tochter Lydia ersetzt sie H.K. 2020)

Die vielen Gesichte und Offenbarungen die in der Zeit nach 1966 die KSB-Bewegung prägten, haben sich inzwischen alle als falsch bzw. unbiblisch erwiesen. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, daß von Anfang an der Zuluaufbruch kein Werk des Heiligen Geistes war. – Hier ist die folgende Erfahrung beachtenswert, daß nämlich überall dort, wo bei einem erwecklichen Aufbruch die übernatürlichen Zeichen von Zungenreden, Visionen und Wunderheilungen hervortraten, nach einer bestimmten Zeit diese Bewegung in einem unbiblischen System von Extremismus, Gesetzlichkeit, falscher Lehre und oft genug verbunden mit unmoralischen Auswüchsen endete.

Ein anderer Hinweis, daß es sich hier von Anfang an nicht um eine echte Erweckung handelt, ist ein Vergleich von KSB mit dem nüchternen und bewährten Teil der weltweiten Gemeinde Jesu. Die nüchterne Gemeinde Jesu hat andere Frucht des Heiligen Geistes. Besonders die Geschichte der Weltmission zeigt ein völlig anderes Bild von Jüngerschaft und Gemeinde, von echtem Wirken und bleibender Frucht des Heiligen Geistes. Es muß doch nachdenklich machen, daß weder die extremen Sonderlehren von Kwa Sizabantu noch ihre wundersamen übersinnlichen Phänomene in dieser Weise in den Lebenswerken der gesegneten Männer Gottes vorkommen wie Hudson Taylor, James Fraser, Georg Müller, Torrey, Moody, Spurgeon, Blumhardt und viele andere mehr.

Von Gewicht ist auch die Warnung vieler aus KSB ausgetretener Christen, die jahrelang zum inneren Kreis gehörten und Einblicke hinter die Kulissen hatten. Sie alle sagen einstimmig, daß die KSB-Führer Erlo und Friedel Stegen in Lehre und Praxis überdeutlich schwarmgeistige Merkmale zeigen. – Diese besorgten Stimmen können nicht unbeachtet bleiben. Dazu gehören die Erfahrungen bzw. Aussagen der Brüder E. Redinger, K. Greeff, T. Dahl, B. Mabaso und C. Peckham, sowie von F. Bottesch, K-H. Wicker, J. Nissen, M. Rost u.a.m.

DER SCHWARMGEISTIGE BANN

Jede vom Schwarmgeist erfaßte christliche Bewegung stellt vor allem junge Christen vor große Schwierigkeiten. Dabei ist das Durchschauen der frommen Fassade äußerst schwierig. Zu leicht läßt der Mensch sich durch Worte und ein freundliches Erscheinungsbild täuschen. In Bezug auf die KSB-Bewegung möchte ich anhand von einigen wenigen Beispielen auf dieses Problem eingehen.
Der Personenkult, der schwarmgeistige Bann und ein extremes Seelsorgeverständnis als Instrument.

Eine erste typische Auswirkung eines schwarmgeistigen Einflusses ist die Verblendung von Christen. Der Gläubige verliert die Fähigkeit sein religiöses Umfeld nüchtern im Licht der Bibel zu beurteilen. Gleichzeitig entwickelt er eine Art blindes Vertrauen in die jeweiligen Führer und ihre Botschaften, der Einfluß des Wortes Gottes tritt zurück, Sonderlehren und sittliche Vorschriften bilden den religiösen Ersatz. Es kommt zum Personenkult.

Auf KSB beginnt für viele sensible bzw. mediale Personen die Beeinflussung schon mittels eines psychologischen Vorganges. Bei dem Besuch der landschaftlich schön gelegenen Missionsstation entsteht schnell eine Faszination von Größe, Freundlichkeit und Glaubwürdigkeit, wodurch die Psyche des Besuchers angesprochen und geöffnet wird, so daß alle Berichte – wie seltsam und unglaublich sie auch sein mögen – unkritisch und ungeprüft akzeptiert werden.

Für den medial veranlagten Menschen kommt für eine schwarmgeistige Beeinflussung möglicherweise ein zweiter Faktor hinzu. Die Missionsstation ist seit Jahrzehnten eine Stätte mit einer starken Konzentration von übernatürlichen Ereignissen. Oft geschehen schon mit dem bloßen Betreten des Missionsgeländes wunderliche Dinge wie Offenbarungen oder Heilungen. Diese Vorgänge werden zwar von der KSB-Führung als Manifestation der Kraft Gottes angesehen, wozu es jedoch keinerlei biblische Begründung gibt. Vielmehr sind diese Phänomene immer nur in einem okkulten Umfeld zu finden, es sind rein mediale Vorgänge. Sie sind ein klarer Hinweis auf ein starkes mediales Kraftfeld, auf das allerdings nur der medial veranlagte Mensch reagiert. – Der nüchternen Gemeinde Jesu sind diese Vorgänge völlig fremd. Aus diesem Grunde raten erfahrene Seelsorger von einem längeren Besuch der Missionsstation KSB ab. Auch Kurt Koch hat in seiner Zeit vor KSB aus diesen Gründen nie persönlich solche Stätten schwarmgeistiger Bewegungen und nie spiritistische Zirkel zwecks einer biblischen Beurteilung aufgesucht. Er hat ausschließlich die Zeugnisse und Erfahrungen ehemaliger Mitglieder verwendet. Er wußte um diese medial verursachte Gefahr einer schwarmgeistigen Beeinflussung.

Eine andere Ursache für einen schwarmgeistigen Bann liegt in dem Vorgang der Handauflegung. Auch hier gilt der Hinweis erfahrener Seelsorger, daß diejenigen Personen am leichtesten infiziert werden, deren Glaubensleben stark seelisch orientiert ist oder die medial veranlagt sind. Sollte zusätzlich der Prediger über mediale Fähigkeiten verfügen – was ja die Grundvoraussetzung jedes bekannten Glaubenheilers ist – dann ist die Folge einer solchen Handauflegung praktisch immer eine schwarmgeistige Belastung.

Einige Beispiele sollen die Querverbindung von Handauflegung, Personenbindung, Verblendung und Bann deutlich machen:
“Auf der Suche nach der unsichtbaren Wirklichkeit”, Seite 147. Hier schreibt Pfr. Erich Lubahn:
„Eine negative Auswirkung der Handauflegung besteht auch darin, daß eine Abhängigkeit des Empfangenden zum Gebenden entstehen kann. Diese Bindung ist bis zur Hörigkeit möglich. Besonders gefährlich wird sie dann, wenn der psychologisch menschliche Bereich überschritten wird und in frommem Okkultismus mündet.
So erlebte ich es bei einer Frau, die durch ständig wiederholte Handauflegung in eine sklavische Abhängigkeit zu einer Mitschwester geriet. Die betroffene Frau wagte in keiner Weise eine Entwicklung zur geistlichen Mündigkeit. In allen Belangen ihres säkularen und frommen Lebens mußte sie erst jene Mitschwester befragen. Die verlangte von ihr auch Dinge, die offensichtlich unsinnig waren. Als sich die Frau zu lösen trachtete, machte sie unliebsame außersinnliche Wahrnehmungen, die zur Zerrüttung der Nerven führten. Durch eine konsequente Trennung und viel Gebet wurde die entstandene Not langsam gelindert.“

“Christus oder Satan”, Seite 217: Kurt Koch schreibt (1956) über seine Erfahrungen mit dem Heilungsprediger Hermann Zaiss.
„Ein Arzt erklärte mir: ‘Ich habe durch Bruder Zaiss den Anstoß erhalten, Christus nachzufolgen.‘ – Ein Lehrer berichtete, daß er in einer Zaissversammlung den Anstoß zu seiner Bekehrung erhalten hätte. – Diese Zeugnisse zeigen, daß Gott auch aus irrigen Bewegungen Menschen erretten kann. Das entspricht der Größe und Gewalt seiner Gnade, die keine Schranken hat. In der Seelsorge beobachtete ich jedoch leider, daß solche Menschen, die in der Zaissbewegung einen echten Anstoß erhalten haben, eine starke Personenbindung an Zaiss haben. Sie können kaum einem anderen Reichgottesarbeiter zuhören. Vor allem ertragen sie nicht die geringste Kritik. Es liegt in ihrem Christsein ein gewisser fanatischer Zug. Der Lehrer, von dem ich oben berichtete, durfte durch die Gnade Gottes das erkennen. Um aus dieser fanatischen Enge herauszukommen und den Zug zur biblischen Weite zu finden, sagte er sich von Zaiss los.

Die Lossagung

Eine schwarmgeistige Bindung ist der okkulten Belastung gleichzusetzen. Wer davon befreit werden möchte, kann dies nur in einem vollmächtigen Akt der Lossagung tun, im Aufschrei zum Herrn Jesus Christus. Ohne diese persönliche Lossagung wird es niemandem gelingen, die wahre geistliche Wurzel einer schwarmgeistigen Verführung zu erkennen und sich aus ihrem Bann zu lösen. Das gilt in dieser Weise auch für die KSB-Mitglieder.

So habe ich es selbst Anfang Februar 2000 gehandhabt und mich im Namen JESU CHRISTI losgesagt von Erlo und Friedel Stegen und der Institution KSB. Erst nach dieser geistlichen Handlung wurde es mir von Gott geschenkt, die ganze Tiefe der Verstrickung von KSB in den Okkultismus mit den dadurch verursachten menschlichen und geistlichen Verirrungen zu erkennen.

Zur Loslösung gehört zweierlei. Erstens die Trennung von allen Gegenständen die eine enge Verbindung zur KSB-Bewegung darstellen, wie Bücher, Kassetten und der Besuch dieser Veranstaltungen usw.

Zweitens muß es nach der Trennung von KSB zu einem Wechsel der geistlichen Quelle kommen, im Lesen und Hören und in der Gemeinschaft der Gläubigen. Es ist von großer Bedeutung, fortan ein auf Jesus konzentriertes Glaubensleben zu führen. Für mich war es eine Hilfe, sofort nach meiner geistlichen Trennung von KSB ausführlich die Biographie von Hudson Taylor zu lesen. Aufschlußreich war dabei ein Vergleich der beiden Männer und ihrer Arbeit. Bei Hudson Taylor stand im Mittelpunkt das Wirken des Heiligen Geistes auf der Basis von Aufrichtigkeit und Demut, mit dem Ergebnis der China-Inland-Mission, die bis heute im Segen arbeitet.

Auf der anderen Seite die KSB-Bewegung, Erlo Stegen im Rausch von Größe und Zahlen, die Bindung von Menschen und Geld an das eigene Werk, die Trennung und Verachtung von Mitarbeitern die ein Wort der Kritik wagen, übersinnliche Erscheinungen und Visionen die sich als von unten und als falsch erwiesen, ein Werk welches sich wie eine Sekte von den anderen Christusgläubigen absondert.

SÜNDE UND SEELSORGE

Mit diesen beiden Begriffen wird, wie in vielen Sekten, auch in der KSB-Bewegung Missbrauch getrieben. Schon vor vielen Jahren ist mir anläßlich der Vorträge von Erlo Stegen aufgefallen, daß zur seelsorgerlichen Aussprache immer wieder dieselben Personen gingen. Dies erschien mir zwar seltsam, aber nur mit einem innerem Kopfschütteln habe ich dies Schauspiel übergangen und verdrängt. Heute muß ich jedoch sagen, daß es mir leid tut, einen solch beschämenden Vorgang nicht hinterfragt zu haben. Mittlerweile, nachdem ich über die Hintergründe informiert bin, kann ich nur noch mein Entsetzen darüber ausdrücken, daß hier heilige Dinge falsch gelehrt und schändlich mißbraucht werden, nur um Macht und Kontrolle über Menschen zu bekommen. Nach meinem Verständnis des Evangeliums ist hier die Grenze zur Gotteslästerung durch KSB Führer erreicht.

Dazu ein Zitat von Friedemann Bottesch: „Erlo Stegen u.a. binden Menschen durch die Seelsorge an Personen, denn sie sagen, wie auch zu mir damals: ‘Wenn du gesündigt hast, hört dich Gott nicht, denn Gott hört die Sünder nicht . . . , darum mußt du zu jemand gehen, der für dich zum Herrn betet’“.
Dies ist eine falsche Lehre, über einen Mittler, auch wenn dieser fromm „Seelsorger“ genannt wird, mit Gott in Verbindung treten zu müssen. Außerdem ist generell das Mitteilen persönlicher Daten immer ein Risiko, da diese als ein Druckmittel mißbraucht werden können.
Es ist doch immer noch so, daß der Vater im Himmel auf unser persönliches aufrichtiges Gebet antwortet, indem Er in erster Linie durch Sein Wort und durch Seinen Heiligen Geist Seine Absichten in unserem Herzen klar und fest macht.
„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat zur Erlösung“ 1.Tim.2,5.

Zerbruch der Persönlichkeit
Der Kern dieses Seelsorgesystems ist die Ausübung von Macht der jeweiligen Leiterschaft. Alle sektiererischen Bewegungen suchen keine gläubigen Persönlichkeiten sondern brauchen zerbrochene Menschen.
Ein warnendes Beispiel für diesen Seelsorgemißbrauch sind die Evangelischen Marienschwestern in Darmstadt. Sie zeigen nach außen ein frommes Auftreten mit vielen Bibelworten. Andererseits ist ihre Geschichte und ihre Glaubenspraxis geprägt von falschen Offenbarungen und Prophezeiungen, Zungenreden, falscher Lehre, Gesetzlichkeit, Elitedenken u.a.m.
Ein Kernpunkt der Schwesternschaft ist die Seelsorge. Diese Methode wird „Lichtgemeinschaft“ genannt, nach 1.Joh.1,7 „So wir im Licht wandeln. . .“ Oberflächlich betrachtet geht es in der „Lichtgemeinschaft“ um Bekennen der Schuld, um Hilfe und Ermahnung. Das eigentliche Ziel aber ist das Gebrochen-Werden, die Erniedrigung, die Veränderung der Persönlichkeitsstruktur bis hin zum willenlosen Werkzeug. Zum Werkzeug in den Händen der psychologisch geschulten „Mutter“, die sich aufgrund einer Vision „Mutter Basilea“ (Königin) nennt. – ( Das erinnert an „Baba Erlo“, wie dieser sich ehrfürchtig von den Zulus anreden läßt. – Überhaupt hat die Sekte der Marienschwestern erschreckend viele Parallelen zu KSB. ) Entnommen aus dem sehr lesenswerten Buch von zwei ehemaligen Marienschwestern: Wenn Mauern fallen . . .

Im Gegensatz zu diesem Seelsorgemissbrauch steht die biblische Seelsorge, wie sie im Zusammenhang mit einer Bekehrung oder Befreiung von einer okkulten Bindung ausgeübt wird.
Die biblische Beichte ist im Gegensatz zur Psychoanalyse ein ernsthafter geistlicher Vorgang.

Hier stehen Seelsorger und Beichtender vor dem Angesicht Gottes und erwarten und erhalten von dorther Hilfe. Eine echte Beichte kann nicht erzwungen werden, sondern das Wort und der Geist Gottes müssen die Voraussetzung bewirken, nämlich Sündenerkenntnis und echte Buße. Zur Beichte gehört auch die Absolution, d.h. zu dem Bekenntnis der Sünde kommt der Zuspruch der Vergebung aufgrund der Vollmacht Jesu. Die Vergebung der Schuld ist der tragende Grund, dem der Christ sein Leben verdankt, der zentralste Vorgang in der biblischen Seelsorge.

Römer 6,7 + 22: „Wer mit Christus gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde. Wir sind frei von der Macht der Sünde, sind Gottes Knechte geworden, haben unsere Frucht der Heiligung und unser Ende ist das Ewige Leben.“
Dazu gehört der Zuspruch aus Joh. 1,7+9: „Leben wir dann im Licht Gottes, dann sind wir auch miteinander verbunden. Und das Blut, das sein Sohn Jesus Christus für uns vergossen hat, befreit uns von aller Schuld. – Wenn wir unsere Sünden bereuen und bekennen, dann dürfen wir darauf vertrauen, daß Gott seine Zusage treu und gerecht erfüllt: Er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.“ Zitiert aus der Übersetzung „Hoffnung für Alle“.
Meines Erachtens ist es gut, ein solches Kernthema des geistlichen Lebens, kurz zu bedenken
Anhand des Römerbriefes folgende Stichpunkte:

Schuld und Sünde: Röm. 5,12: „Durch Adam ist die Sünde in die Welt gekommen und als Folge davon der Tod. Weil nun alle Menschen gesündigt haben, sind sie alle dem Tod ausgeliefert“ (Übersetzung Hoffnung für Alle). – In der Praxis bedeutet dies für uns Christen, daß wir lebenslang im Kampf gegen die Sünde stehen, in der täglichen Auseinandersetzung zwischen Geist und Fleisch, indem wir uns im Glauben täglich neu unter die Gnade und die Führung Jesu stellen. In dieser geistlich Glaubensverbindung zu Christus überwinden wir die Sünde, also nur IN IHM bzw. ER in uns. – „Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes…“ Gal. 2,20.
Gesetz und Sünde: Was ist Sünde? Röm. 5,14: Wo kein Gesetz ist, kann auch keine Sünde, das heißt eine Übertretung des Gesetzes, angerechnet werden. – Sünde ist also die Übertretung des Gebotes Gottes, ist Aufstand gegen Gott, ist geistliche Zielverfehlung. Praktisch heißt das, daß uns nur im Wort Gottes die Definition von Sünde gegeben ist. Zum anderen, daß wir an Einzelsünden, an den Symptomen, die Wurzel erkennen, unsere totale Sündenverfallenheit, unter der auch noch der Wiedergeborene dem Fleische nach bis zu seinem Abscheiden leidet. Sünder, aber ein gerechtfertigter, das ist unser Stand.
Moral und Sünde Der antibiblische Humanismus brachte die Religion bzw. den Begriff Sünde auf die Ebene von moralischer Verhaltensweise. Wenn nun Bewegungen wie KSB selbsternannte moralische Standards als Sünde deklarieren und zusätzlich noch die Möglichkeit einer Trennung von Gott damit in Verbindung bringen, so ist dies eine unverantwortliche Verdrehung von Heilstatsachen. Sünde ist die Trennung von Gott und kein moralischer Fehltritt.
Seelsorge und Sünde Wenn KSB eine lehrmäßige Verbindung geschaffen hat zwischen moralischem Verhalten und der Errettung bzw. der Heilsgewißheit, so ist das von der Heiligen Schrift her als Irrlehre schärfstes zurückzuweisen. Moralische Standards sind so unterschiedlich, wie diejenigen, die sie zum Selbstzweck willkürlich festlegen, je nach Zeitgeist oder Sektenschwerpunkt.
Christus der Überwinder der Sünde Jes. 53: „ER wurde um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf Ihm, auf daß wir frieden hätten und durch Seine Wunden sind wir geheilt.“ „Röm. 3,23: “„Wir sind alle Sünder … und werden ohne Verdienst gerecht aus Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist, durch die unsere Sünde vergeben wird, damit Gott, der alleine gerecht ist, auch den gerecht mache, der im Glauben an Jesus lebt.“ Gottes Wille für uns lautet „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Werke des Fleisches nicht vollbringen…“ Gal. 5, 16.

DIE GEMEINDE JESU

Innerhalb von KSB gibt es selbstverständlich, wie in allen irrenden Bewegungen, wahre Gläubige. Das ist ein Grund zur Freude und Dankbarkeit. Und vor Gott kann ich sagen, daß ich sie wie alle anderen Christen liebe, ohne Unterschied. Wir werden ja die Ewigkeit miteinander verbringen.
Gerade aus dieser Haltung heraus liegt es mir auf dem Herzen, sie zu warnen.
Es ist erfreulich, daß die schwarmgeistige Verstrickung und der geistlich-theologische Irrweg der Leiterschaft nicht die einzige Seite von KSB ist. In einem solch umfangreichen Missionswerk gibt es auch andere Seiten. Beispielsweise gehören dazu auch die sozialen Aktivitäten, wie sie allerdings in allen religiösen Gemeinschaften vorzufinden sind. Diese Leistungen, vor allem die Schule, sind weithin bekannt und finden auch eine gewisse gesellschaftliche und staatliche Anerkennung.
Erwähnenswert ist auch das persönliche menschliche Engagement, mit dem Erlo und Friedel Stegen und ihre Mitarbeiter das Missionswerk aufgebaut haben.
Ebenso ist unbestritten, daß etlichen Menschen auf verschiedene Art und Weise eine menschliche und geistliche Hilfe auf KSB zuteil wurde.
Viele haben dort eine geistige Lebensänderung erlebt und eine religiöse Heimat gefunden. Und nicht wenige verbringen als Freunde des Werkes zufrieden ihren Urlaub auf KSB als einem Ort der Stille und Erholung.

Sicherlich befinden sich unter den KSB-Mitgliedern eine Anzahl von Menschen, die vom Geist Gottes angerührt wurden und zu einer Wiedergeburt hindurchgedrungen sind. Gott alleine kennt die Seinen. Und deswegen hat der Herr Jesus, der gerne im Verborgenen und vor allem an den Herzen der Demütigen und Aufrichtigen wirkt, auch innerhalb der KSB-Bewegung verborgen seine treue Gemeinde.

Die wichtige Frage der Ewigen Seligkeit, das Heil in Christus, die wird nach meinem Bibelverständnis für den wiedergeborenen Christen durch solch einen schwarmgeistigen Einbruch nicht direkt berührt. Unsere Erwählung zum Ewigen Leben und die Erlösung durch das Opfer Jesu liegen tiefer und stehen oder fallen nicht mit einer geistlichen Verirrung oder durch moralisches Fehlverhalten. Unser Heil ist auch nicht begründet in guten Werken oder abhängig von Gewohnheiten, Lehren und Traditionen. Vielmehr ist unsere Erlösung zuerst das Werk Seiner Gnade, welches wir mittels des Glaubens erfassen können. Und niemand geht wegen seiner Sünde verloren, sondern nur wegen seines Unglaubens.

Das biblische Bild in 1.Kor. 3,11-15 ist für jeden wiedergeborenen Christen eine Hilfe:
Der Grund unseres Heils ist JESUS CHRISTUS,
der (und mit ihm der Wiedergeborene) ewig bestehen bleibt. Doch unsere Werke, aufgebaut auf diesem Fundament, sind entweder wie Gold und Silber oder wie Holz und Stroh. Der Heilige Geist wirkt durch uns Gold und Silber, der Schwarmgeist bringt Holz und Stroh hervor. Am Tage des Gerichtes Gottes werden die Holz-Stroh-Werke verbrennen, der Bauende jedoch wird zum Ewigen Leben gerettet werden, vergleichbar dem verkohlten Holzscheit das aus dem Feuer gerettet wird. So verstehe ich hier den Apostel Paulus bzw. Gottes Wort.

Eine Belastung bedeutet eine schwarmgeistige Umgebung allerdings für Personen die nur erweckt sind, die auf dem Weg hin zu Christus sind. Diese finden nur sehr schwer den Weg aus einer religiösen Betriebsamkeit hin zur Wiedergeburt durch den Heiligen Geist. – Das reformatorische dreifache sola ist hier aus der Mitte gerückt: Allein die Gnade Gottes – allein das Wort Gottes – allein der Glaube als Gottesgabe.
Möchten doch alle diejenigen, die mehr auf die Worte von KSB hören als auf das klare Wort Gottes, zum Ewigen Leben gerettet werden, auch wenn viele ihrer heutigen Werke verbrennen werden wie Holz und Stroh vor dem Angesicht Gottes. Und möchten wir alle Gnade finden vor und bei GOTT und in der Demut Christi bleiben, indem wir immer wieder von uns selbst wegschauen und „aufsehen zu JESUS CHRISTUS, dem Anfänger und Vollender des Glaubens“ Hebr. 12,2.

DIE MACHT DER TÄUSCHUNG – DAS BEISPIEL KURT KOCH

Ein für mich besonders trauriger Teil dieser Verführung ist die Tatsache, daß mein Lehrer Kurt Koch es nicht erkannt hat, daß die KSB-Führung von Anfang an unter dem Einfluß fremder Geistesmächte stand.

Der erste Grund dafür ist, daß Erlo Stegen Kurt Koch getäuscht hat. Der ehemalige Mitarbeiter von KSB, Koos Greeff, schrieb mir, daß Erlo nicht nur Dr. Koch, sondern viele andere Reichgottesarbeiter meisterhaft getäuscht hat: „They deceived not only Dr. Koch, but all of us.“ (Sie täuschten nicht nur Dr. Koch, sondern uns alle.) Weiter schreibt Koos Greeff davon, daß die Leiter von KSB nur an Kurt Koch selbst interessiert waren, aber nicht an dem, was er über Okkultismus zu sagen hatte.

Auch andere Zeugen des Zuluaufbruchs berichten von einem großzügigen Umgang mit der Wahrheit. Vor Monaten fragte ich Erwin Redinger, ob nicht der folgende Bericht in „Gott unter den Zulus“ als ein klares Zeichen für ein Wirkens Gottes angesehen werden muß: „Das große geistliche Ereignis von Mapumulo zeitigte sofort segensreiche Folgen. Die Kraftwirkungen des Evangeliums wurden so offenkundig, daß von überallher Menschen unter das Wort strömten. Manchmal, wenn Erlo aus dem Haus trat, warteten schon 200 Menschen, die ohne Einladung einfach aus einem inneren Antrieb heraus gekommen waren, um die biblische Botschaft zu hören . . .“
Dazu schrieb mir Herr Redinger: „Man muß die Berichte von KSB nicht zu ernst nehmen, denn viele sind übertrieben und auch verdreht. Als ich auf Mapumulo war, habe ich nie die vielen Leute gesehen, die Hunderte, von denen sie berichteten. Gerade vor einigen Wochen fragte ich einen schwarzen Mitarbeiter, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte und der von Anfang an auf Mapumulo dabei war, ob da Menschen kamen nach Mapumulo, um geistliche Hilfe zu suchen. Er sagte mir dann, daß da Zulus kamen, um mit Erlo zu sprechen. Als ich ihn fragte, ob es hunderte waren, sagte er mir ‘niemals‘. Es war, daß da vielleicht mal 5 oder 6 auftauchten mit geistlichen Fragen.“

Ein anderer enger Mitarbeiter von Erlo Stegen, Trevor Dahl, schreibt nach über 25 Jahren Dienst: „ . . . ich bedauere mit gebrochenem Herzen, daß die KSB Missionsleiter Menschen täuschen und belügen. . .“

Barney Mabaso sagte einem meiner Freunde, daß er von Hilda Dubes Trancefähigkeit während seiner gesamten Zeit mit KSB nie gehört hatte. (Warum hat Erlo dieses vor seinem langjährigen Mitarbeiter verborgen, wenn die Sache biblisch wäre?) Barney: „Ich war für über dreißig Jahre verblendet, aber nun ist mir ein Licht aufgegangen…“

Eine andere Fehlentwicklung auf KSB ist die ungeistliche Überhöhung der Person Erlo Stegen. Dazu beigetragen haben u.a. gezielte Berichte darüber, daß Menschen, die den Führern der sog. Erweckung Widerstand geleistet haben, unter ein Strafgericht Gottes gekommen seien. Gott unter den Zulus, Seite 273. „Der strafende Herr. Erlo betete im Herbst 1966 mit einigen Christen für eine Erweckung. 20-30 Christen folgten seiner Aufforderung, andere Christen wehrten sich dagegen. Die Wege der Christen trennten sich…Die Antwort Gottes ließ nicht auf sich warten. Die einen erlebten eine wunderbare geistliche Belebung und Erweckung, die anderen erfuhren die Gerichtshand Gottes . . .“

Solche Berichte haben bis heute viele Menschen beeinflußt und geängstigt, nur keine Kritik an KSB zu üben sondern alle ihre Aussagen und Handlungen stillschweigend zu akzeptieren.

Die Täuschung von Kurt Koch durch Erlo Stegen hat außer der schwarmgeistgen Beeinflussung auch eine psychologisch bedingte Ursache. Bei der ersten Begegnung auf KSB im Jahre 1976 wurde Kurt Koch durch Erlo Stegen mit einer „Prophezeiung“ über seine Eheverhältnisse überrascht, wie er mir persönlich berichtete. Durch diese Offenbarung hat Erlo Stegen gegenüber Kurt Koch gleich zu Anfang den Eindruck echter geistlicher Gaben und göttlicher Vollmacht erweckt. Dieses hatte einen ersten starken Eindruck auf Kurt Koch gemacht. – Heute ist es unbestritten, daß auch diese Offenbarung ihre Quelle in der „Prophetin“ Hilda Dube haben muß.

Kurt Koch jedoch, der seinerzeit keinerlei Information und Ahnung bezüglich des Mediums Hilda Dube hatte, hielt seit dieser ersten Begegnung mit Erlo Stegen in seiner gesamten KSB-Berichterstattung ohne jegliches Hinterfragen an dem Bild einer echten geistlichen Vollmacht von Erlo Stegen fest. Er hatte seitdem am Wahrheitsgehalt der Berichte von Erlo Stegen nie gezweifelt und hielt eine Täuschung durch diesen für ausgeschlossen. So kam es, daß der gebluffte und getäuschte Kurt Koch in seiner Gutgläubigkeit den „Erweckungsberichten“ (so außergewöhnlich und verdächtig sie auch waren) einen soliden theologischen Rahmen gab. – An dem Beispiel Kurt Koch ist in erschreckender Weise die Stärke der schwarmgeistigen Beeinflussung von Erlo Stegen erkennbar.

Über Kurt Koch bezüglich seines KSB Irrtums heute leichtfertig den Stab zu brechen – aus dem Blickwinkel unserer jetzigen Informationen – ist hochmütig und unfair. Schließlich sind es noch Hunderte von bekannten Christen, die sich heute noch leichtfertig von KSB täuschen lassen und die Verführung nicht erkennen.

Die Bedeutung von Kurt Koch für die christliche Gemeinde
Kurt Koch erlebte im Jahre 1930 eine Berufung Gottes zu einem besonderen Dienst für die Gemeinde Jesu, die bei den führenden Gläubigen zu keiner Zeit umstritten war. Schon deswegen ist es unsere geistliche Pflicht, daß sein Leben und seine Arbeit eine sachliche und vor allem biblische Beurteilung erfährt.
Erschwerend für das Ansehen in seinem geistlichen Dienst war Kurt Kochs schwerer Charakter mit einer oft schroffen Art. Es war neben der Vererbung vor allem seine sehr bittere Kindheit, auf die er diese Veranlagung zurückführte, unter der er lebenslang persönlich sehr gelitten hat. Hinzu kam seine leidvolle Ehegeschichte und das Nichterkennen der Sizabantuverführung, welches nun in den Vordergrund der Aufmerksamkeit und Beurteilung der Christen gelangte. So kam es, daß diese schwierige menschliche Seite von Kurt Koch die Haltung bzw. Einstellung der meisten Gläubigen betreffs seiner Person und seines Werkes geprägt hat. Dies hat sich bis heute als eine Belastung für sein theologisches Lebenswerk erwiesen. Nach meinem Verständnis sollte über diese Haltung, nach der ja auch die Lebenswerke eines König David oder eines Luther als Judenhasser usw. für uns inakzeptabel würden, nachgedacht werden.
Verstehen kann ich allerdings die Einschätzung von einigen Christen, die einen Zusammenhang zwischen seinem Eheproblem und dem Nichterkennen der Sizabantuverführung sehen, da einzelne geistliche Gaben auch weggenommen werden können. Diese Haltung gebe ich hier mit zwei Stellungnahmen wieder. Ein mit Kurt Koch lebenslang befreundeter anerkannter deutscher Theologe, P.B., schrieb mir:
„Hinsichtlich des mangelnden Durchblicks von Kurt Koch fällt die Erklärung nicht besonders schwer. Nachdem sein jahrelang geheimgehaltener Ehebruch ruchbar geworden war, war er in evangelikalen Kreisen in Deutschland nicht mehr akzeptiert. Angesichts seines Geltungsdranges war er aber psychologisch auf eine Bestätigung angewiesen. Und die wurde ihm in KSB reichlich zuteil. Da stellte er sein eigenes biblisches Urteil – was er ja zweifelsohne besaß – zurück, bis er sehr bald selbst nicht mehr durchblickte sondern sich ein Wunschbild von der Wirklichkeit in KSB machte“. (Auch wenn diese Beurteilung sachlich in Ordnung geht, möchte ich doch bezweifeln, ob jener Theologe an sich selbst das gleiche Maß anlegt.)

Die zweite Stellungnahme entnehme ich einem Brief von Erwin Redinger:
„Danke für Dr. Kochs Broschüre über die Zungenbewegung. Mein Sohn Johan und ich haben diese klaren Ausführungen mit Interesse und Übereinstimmung gelesen. . . Schon 1956 hatte ich ja einen ersten Kontakt mit Kurt Koch und ich habe mehrere seiner Bücher mit Gewinn gelesen. . .  Aber es scheint, daß er irgendwo den Weg verloren hat. Dies zeigt sich mir in dreierlei Ergebnissen:
1. Er lebte im Ehebruch. 2. Er hat die K.S.B. Sache nicht durchschaut. 3. Er konnte schroff und selbstsüchtig auftreten. Dies sind für mich Beweise, daß der Mann irgendwie eine Schieflage bekommen hat. . .
Der Herr zeigte mir in seinem Wort die andere Seite, nämlich, daß sobald ein Christ hochmütig und stolz wird, verliert er die Beschützung Gottes, so daß er in Sünde fällt. Niemand wird ihn für seinen Hochmut ansprechen und verurteilen, weil es nicht eine greifbare Sünde ist, aber wenn er in offensichtliche Sünde gerät, dann will jedermann ihn verdammen, und dies trägt dazu bei, daß er entblößt wird und so die Gelegenheit bekommt um sich entweder zu demütigen und umzukehren, oder zu verhärten. So bringt der Herr seinen geistlichen Zustand ans Licht. Ehebruch und dergleichen Sünden sind in Gottes Augen nicht schlimmer als Hochmut. Man könnte vielleicht sagen, daß der Hochmut in Gottes Augen die größere Sünde ist…“ – Soweit E. Redinger.

Dieser einseitigen Darstellung der Persönlichkeit Kurt Koch, bei der dem Lebenswerk dieses Dieners Gottes in keiner Weise entsprochen wird, füge ich noch meine persönliche Stellungnahme hinzu.

Es muß eine Unterscheidung getroffen werden zwischen dem menschlichen Versagen von Kurt Koch und seinem göttlichen Auftrag. Aufgrund seines Irrweges im zwischenmenschlichen Bereich gleichzeitig sein geistliches Lebenswerk beiseite zu stellen, entspricht nicht einer biblischen Haltung. Die Kurt Koch von Gott aufgetragene Aufklärungsarbeit über die okkulten und schwarmgeistigen Gefahren gehören der christlichen Gemeinde – gerade heute verstärkt – zugänglich gemacht. Deswegen empfehle ich nach wie vor die Aufklärungsbücher von Kurt Koch außerhalb des Themas Kwa Sizabantu. Hinter seinen Aufklärungsbüchern steht die Erfahrung von über fünfzig Jahren Seelsorge in allen Teilen der Welt. Dabei wird die Gefährlichkeit des Okkultismus deutlich dargestellt und der Weg der Befreiung alleine durch Christus klar und biblisch hervorgehoben.
Es wäre nicht nur ein großer Verlust für uns Christen in Deutschland, wenn wegen der Sizabantuverführung die gesamte Aufklärungsarbeit von Kurt Koch ein Ende finden würde, es wäre auch der endgültige Sieg Satans über diese gesegnete Arbeit. – Leider sieht es zur Zeit nach diesem Triumph des Widersachers aus. Dennoch: JESUS IST SIEGER, er hat auch hier das letzte Wort !
Mit einem Wort des großen Reformators beende ich meine Stellungnahme zur Person Kurt Koch und seinem Werk der Aufklärung. Martin Luther schrieb: „Ich habe zwischen mir und meiner Berufung zu unterscheiden… Ich halte mich für den Geringsten. Aber meine Berufung ist unanfechtbar.“
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Gerade vor einigen Tagen fiel mir das schönes Zeugnis von Pfr. Helmut Braun in die Hände. Es stammt aus der Zeit der ersten Dienstjahre von Pfr. Kurt Koch. Irgendwie fand ich es gerade jetzt hilfreich und verbinde es gerne mit der biblischen Mahnung „ . . .und das Gute behaltet“.
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Pfarrer Helmut Braun
Seit 1952 bin ich Pfarrer in Enzweihingen. Schon zu den Zeiten meines Vorgängers sagte die Krankenschwester zum Ortsgeistlichen: »Herr Pfarrer, so kann es nicht weitergehen; in jedem Jahr ist mindestens ein Selbstmord bei uns!« Nach meinem Aufzug ging es so weiter. Ich wurde auf Dr. Kurt E. Koch aufmerksam gemacht, der an dem Thema »Seelsorge und Okkultismus« arbeitete. Nach mehreren Abendvorträgen wurde es vielen bewußt, daß sie sich vom Aberglauben, von Brandschutzbriefen und dgl. trennen müssen. Das 6. und 7. Buch Mose, ein Zauberbuch, wurde vernichtet und das Besprecherunwesen durch das »Bönninger Mändle« gebeichtet. Als dieser einst Krankheiten und Übel besprach, wichen diese wohl, man hat aber dafür einen unheimlichen Bann eingetauscht.
Viele in der Gemeinde erwachten durch die Vorträge von Dr. Koch. In Buße und Gebet sagten sie sich vom Aberglauben los. Auch kümmerte sich die Gemeinde künftig in besonderer Weise um die Angefochtenen. Die Selbstmordserie hörte auf. Damit ist nicht gesagt, daß die Gemeinde nicht auf anderen Gebieten angefochten würde. Der Teufel ist ein Eichhörnchen, das auf einer Seite des Baumes verschwindet, um auf der anderen wieder aufzutauchen. Der Verführer erscheint auf vielfältige Weise. Auf jede Art will er es verhindern, daß wir uns Gott unterstellen, IHN finden. Wir müssen satanische Verführungen als solche erkennen, Irrwege und Hindernisse meiden und uns von Bindungen lossagen. – Soweit Pfr. Braun
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An dieser Stelle beende ich den ersten Teil meiner Ausführungen über die Ursachen des geistlichen Irrweges der Kwasizabantubewegung. Dies habe ich mit einem traurigen Herzen geschrieben, aber die Tatsachen lassen keine andere Wahl, denn die KSB-Bewegung verdunkelt die Ehre und das Werk Jesu Christi.

Im Teil ANHANG werden einige erklärende Schriften für denjenigen Leser angeboten, welcher als Mitglied von KSB oder einer anderen schwärmerischen Bewegung in einen persönlichen geistlichen Konflikt geraten ist und sich folglich ausführlicher informieren möchte.

ANHANG

FRÜHE WARNUNGEN Marquardt, Seibel, Langhammer, Malgo u.a.
BRÜDERLICHE HILFE HEUTE Peckham; Rosenthal; Trevor Dahl;
DER SCHWARMGEIST Präses Michaelis
DIE TRANCEFÄHIGKEIT Kurt Koch
WUNDERWIRKENDE KRÄFTE F. Eichin
MEDIALE HEILER (Bonnke) Werner Bartl
SCHWARMGEISTIGE GEFÄHRDUNG Beyerhaus
MEINE TRENNUNG VON KSB Barney Mabaso
ZIONISMUS Erwin Redinger
NATHANAEL XIMBA Erwin Redinger
NACHTRAG – DREI BRIEFE Erwin Redinger

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1. FRÜHE WARNUNGEN
Schon frühzeitig waren mir persönlich etliche Hinweise auf Schwärmerei innerhalb von KSB zugetragen worden, denen ich aber seinerzeit keinerlei Glauben geschenkt habe. Heute allerdings erschrecke ich darüber, daß ich seinerzeit diese Warnungen „einfach in den Wind schlug“. In meinem Archiv befinden sich folgende Unterlagen:

Eine erste Warnung kam schon 1978 von Pastor Horst Marquardt. Als Herr Marquardt vom Evangeliumsrundfunk Südafrika bereiste, wurde er von Prediger Trauernicht informiert, die Erweckung von KSB sei nicht von oben, sondern von unten. Ein Freund von Prediger Trauernicht in Johannesburg erklärte sogar, daß die KSB-Erweckung vom Teufel sei. Prediger Trauernicht hat in Gegenwart einiger Zeugen diese beiden Aussagen bestätigt. 1977 fand in Südafrika eine Konferenz statt, auf der Verfehlungen der KSB-Mission wie Trancereden, falsche Visionen und eine unbiblische Seelsorgepraxis zur Sprache kamen. Erlo Stegen zeigte sich den anderen Brüdern gegenüber erschüttert darüber, hat aber die Mißstände nicht abgeschafft. – Später, um 1987, bemühten sich die südafrikanischen Brüder Trauernicht und M. Frische wieder um ein klärendes Gespräch mit Erlo Stegen, welches von E.Stegen abgeblockt wurde. Dabei ging es vor allem um die Trennung der Ehe von Kobus de Preez durch die KSB-Heiratsideologie.

Deutliche Warnungen sprachen in den Jahren 1981-82 Pfarrer Lienhardt Pflaum und die Evangelisten Walter Wjist und Joachim Langhammer aus, indem sie auf unbiblische Vorkommnisse innerhalb der KSB-Bewegung hinwiesen. Pfr. Pflaum nannte den Zuluaufbruch eine „Scheinerweckung“ und sagte, daß Erlo Stegen seine Zuhörer nur seelisch anheize und statt Bibelauslegungen bringe er vorwiegend Erzählungen. Prediger Langhammer warnte in seinen Vorträgen, daß durch Satan die Gemeinde von innen ausgehöhlt wird durch falsche Lehren, falsche Geistesoffenbarungen und durch Pseudoerweckungen, die nicht vom Heiligen Geist sind. „Diese Leute kommen aus Afrika und erzählen uns diese Wundergeschichten, die unserem frommen Fleisch so gut tun. Alles Sonderoffenbarungen neben der Bibel, die uns nicht zum Herrn Jesus Christus hin führen. . .“

Die Evangelisten Wolfgang Bühne und Alexander Seibel veröffentlichten 1982 die Warnschrift „Die Zulubewegung – Stellungnahme zu einigen Büchern des Dr. Kurt Koch“. Diese Broschüre enthält eine gründliche biblische Auseinandersetzung besonders mit den vielen seltsamen Visionen (Lindiwe Dube) und dem übersinnlichen Jenseitserlebnis „Im Paradies“ von Lydia Dube. Dort schreibt A.Seibel von Parallelen zum Spiritismus: “Da nun bei den Zulus solch hochgradiger Spiritismus und so viel Zauberei vorherrscht, ist es dem Teufel kein Problem, gerade bei solchen Völkern Visionen, Träume, Stimmen, Heilungen, Engel- und Jesuserscheinungen wie auch Entrückungen hervorzubringen und dies alles mit einer Aura besonderer Heiligkeit zu umgeben.”

1987 erfuhr ich in einem Brief von Evangelist Wim Malgo aus Zürich, daß er während eines Vortrages von Erlo Stegen in der Mitternachtsruf – Zionshalle erkannt habe, daß sich Erlo Stegen unter dem Einfluß eines Schwarmgeistes befindet. Darauf hin hatte sich Wim Malgo von Erlo Stegen distanziert. – Auch die Warnung von Wim Malgo hatte ich in den Wind geschlagen, denn wiederum hielt ich diese Erkenntnis von Bruder Malgo für ausgeschlossen. – Kleinen Ungereimtheiten bei Erlo Stegen schenkte ich seinerzeit keine tiefere Beachtung.

2. BRÜDERLICHE HILFE HEUTE
Von Gottes Wort her ist es unsere Christenpflicht, die unbiblischen Vorgänge innerhalb der KSB-Bewegung in Lehre und Praxis zu benennen. Es wäre eine Sünde dazu zu schweigen. Darüber haben mehrere Christen unter Gebet und vor Gott in sachlichen Informationsschriften berichtet. Sie haben die „argen Früchte“ erkannt und im Licht der Bibel bewertet. Diese Brüder, darunter Rev. Colin Peckham Südafrika/Schottland und Joachim Rosenthal aus Deutschland, betrachten ihre Informationsschriften als ein seelsorgerliches Bemühen, Unwissenden und Fragenden in der KSB-Bewegung Aufklärung und Wegweisung anzubieten.
Das Anliegen der Schriften wird kurz dargestellt, indem ich ausschließlich die Kapitelüberschriften aufzähle. Die Schrift von Bibelschullehrer Colin Peckham trägt den Titel:

A. Eine Einschätzung von Kwasizabantu:

Entstehung der Brautwerbungsmethoden von KSB – Die Brautwerbungsmethode hat keinerlei biblische Autorität.
Auswirkungen auf die Menschen – Persönlichkeitsverlust; schwärmerischer Gehorsam; Unterordnung und Resignation.
Bekenntnisse – Demütigende Sündenbekenntnisse; Kontrolle durch Beschämung, Seelenkontrolle; Unbiblische Koppelung von Sünde und Verlorensein.
Doktrin – Völlig falsche Bewertung und Einordnung der Sünde. Unterbewertung der Heilstat von Golgatha in Erlösung, Versöhnung und Heilsgewißheit. Fehlen der biblischen Lehre über die Wiedergeburt.
Missionarisches Engagement – Kaum Kontakt zur Weltmission durch KSB-Christen; Ausgeprägter christlich-moralischer Aktionismus (CfT, WLW, Eurochor; Gruppenbildung statt Pioniermission.
Gebet – Kaum öffentliche Gebetstreffen; Gebetsgeist auf Sparflamme.
Bibelstudium – Kaum systematisches Bibelstudium.
Geist der Erweckung – Ein religiöser Aufbruch als „Erweckung“ proklamiert, eine Scheinerweckung.
Die generelle Gefahr einer Geisteskontrolle – Alle extremen Gruppen stehen in der Gefahr einer kultischen Geisteskontrolle durch die vier Komponenten: Kontrolle des Benehmens – der Gedanken – der Gefühle – der Information.
Fazit: Aufruf zur Umkehr an die KSB-Führer – Hört auf mit der autokratischen Entfernung von Glaubensbrüdern; laßt ab von den Sonderlehren und von der Praxis von falscher Überlegenheit; haltet Euch nicht für über alle Korrektur erhaben. – Soweit die Schrift von Rev. Colin Peckham.

B. Was steckt hinter der Kwasizabantubewegung ? ist der Titel der Rosenthal-Broschüre, aus der ich lediglich die Kapitelüberschriften zitiere:
Wie begann die KSB-Bewegung
Welches Verständnis hat Erlo Stegen von Erweckung?
Was folgte der „Erweckung“ von 1966/67
Welche Rolle spielen die Zulufrauen Dube in der KSB?
Welche Auswirkungen werden in der KSB beobachtet?
KSB – ein System des Mißbrauchs?
Hat die KSB ihre Anhänger „bezaubert“?

C. Die Auswirkungen der Mission Kwa Sizabantu bei ihren Anhängern in Deutschland.
Aus der Warnschrift von Ralf Daubermann über ein neues Bewußtsein:
Sizabantu bewirkt einen Ausschließlichkeitsanspruch
Auflösung der Autorität der Heiligen Schrift
Das eigene untadelige Leben steht im Mittelpunkt
Beschränkung auf ethisch-moralische Untadeligkeit
Öffentliches Auftreten bzw. Lehren von Frauen
Bekennen von Sünden vor „Seelsorgern“ als Grundregel
Sündenbekennen als Routinehandlung
Lehrmäßiges Schwergewicht auf persönlicher Heiligung
Relative Geringschätzung der geistlichen Bruderschaft mit allen Nachfolgern Jesu
Unkritische Stellung zur Kirche
Staatsfreundlichkeit
Hang zum Bildhaften
Hang zum Wallfahrertum
Mißverständnis über das Wesen der Gesetzlichkeit

D. „Dringender Appell an die Leitung der Kwasizabantu Mission“ wird von KSBlern und Ehemaligen veröffentlicht. 05.01.2000.
Die einzelnen Punkte lauten:
Mangel an Verantwortlichkeit
Geistlicher Mißbrauch
Lügen und Verführung

19.02.2000: Pastor Trevor Dahl, Schwager von Erlo und Schwiegersohn von Friedel Stegen, unterstützte diesen Appell mit folgenden Worten: „Ich unterstütze das beiliegende Dokument mit dem Titel ‘Dringender Appell an die Leitung der Kwasizabantu Mission’ mit einem schweren Herzen und tiefer Enttäuschung, weil die Leiter der Kwasizabantu Mission wiederholte Aufrufe und Versuche von vielen Menschen zurückgewiesen haben, auch von mir selbst, der sie überzeugen wollte, davon Abstand zu nehmen, die üblen Praktiken, die auf der Mission ausgeübt werden, zu vertuschen und darüber unehrlich zu sein.“
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E. Ein Bericht des Generalsekretärs der Evangelischen Allianz Südafrika vom 23. 6. 2000 enthält unter anderem folgende Punkte:
Unbiblische Lehre
Unbiblische Rolle der Angst
Physische Brutalität
Psychologischer Mißbrauch
Vertrauensbruch
Spaltung von Familien einschließlich Ehen
Unwahrheit und Täuschung
Exklusivität: KSB als „der Weg“.

Anhand dieser wenigen zitierten Punkte, wegen Platzersparnis praktisch nur die Überschriften, ist der Irrweg von KSB eindeutig dokumentiert. Als diese Schriften mir bekannt wurden, war das Konzept meiner Stellungnahme (ab Febr. 2000) schon fertig. Der Schwerpunkt meiner Einschätzung lag von Anfang an auf der okkulten Verstrickung, der Hauptursache der schwarmgeistigen Entwicklung von KSB. Die Rückkehr bzw. Hinkehr von KSB in eine biblische Position kann nur durch eine Klärung und Bereinigung dieses okkulten Hintergrundes geschehen.
Deswegen ist es mein betontes Anliegen, im Licht der Heiligen Schrift und im Vergleich mit den Erfahrungen bewährter Männer Gottes, eine seelsorgerliche Hilfe zum Thema schwarmgeistige Verführung anzubieten. – Dieses war auch das ursprüngliche Anliegen meines Lehrers Kurt Koch, und dies nachzuholen bin ich ihm schuldig.

3. DER SCHWARMGEIST
Hier wird eine allgemeine Hilfe angeboten, anhand der wertvollen Erfahrungen unserer Glaubensväter eine endzeitliche Verführung zu erkennen. Bewährte Gottesmänner wie Elias Schrenk, Johannes Seitz, General von Viebahn, Otto Stockmayer und viele andere haben über Jahrzehnte in der Abwehr des Schwarmgeistes um die Wahrheit gerungen. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, daß ihr Dienst und ihr Lebenszeugnis klar von Gott bestätigt sind nach dem biblischen Maßstab: „An ihren Früchten. . .“ und „. . . ihr Ende sehet an“.
Die folgende Kennzeichnung des Wesens der Schwärmerei entnehme ich der Schrift von Richard Ising: Kräftige Irrtümer – Schwärmer einst und jetzt:

Anläßlich einer Glaubenskonferenz gab Präses Walter Michaelis in einem Referat folgende Kennzeichnung des Schwarmgeistes:

Die Schwärmerei ist eine Versuchung des Satans, der die Kinder Gottes zum Glaubensübermut verleiten möchte. Die Versuchungsgeschichte des Heilands ist ein Beleg dafür.
Die Schwärmerei ist eine Krankheit des Glaubenslebens, ein erregtes Fiebern der Seele.
Die Wurzel der Schwärmerei liegt
a) in dem mangelnden Wahrheitssinn,
b) in dem Hochfahren des menschlichen Geistes.
Aller Schwärmerei liegt ein unpersönlicher, naturhafter Gesetzesbegriff zugrunde.
Die Schwärmerei fängt da an, wo der Mensch die Gesetze überfliegt, die Gott für seinen Verkehr mit den Menschen ein für allemal gegeben hat.
Solche Gesetze sind:

Gott will durch sein geoffenbartes Wort mit uns verkehren. Die Schwärmerei will darüber hinaus „inneres“ Wort Gottes haben und richtet ein neues Prophetentum mit autoritativer Gewalt auf.
Gott will durch seinen Sohn mit uns verkehren. Die Schwärmerei löst den Geist von der Person Christi.
Gott hat uns die Schöpfung und ihre Ordnung gewiesen. Die Schwärmerei will alles „Kreatürliche“ hinter sich lassen und nur Geist sein.
Gott stellt seinen Verkehr mit uns Sündern auf den Grund der rechtfertigenden Gnade. Die Schwärmerei läßt die Rechtfertigung als eine Anfangsstufe des Glaubens hinter sich.
Gott tut uns seinen Willen vornehmlich kund durch sein Wort, durch die Lebensführung und durch erfahrene Christen. Die Schwärmerei will nur unmittelbar vom Geist geleitet werden.
Gott stellt seinen Verkehr mit uns auf den Glauben und nicht auf das Schauen. Die Schwärmerei möchte aus der Glaubensbahn heraustreten und Gesichte und Erscheinungen haben.
Die Schwärmerei überspringt schließlich die geschichtliche Entwicklung des Reiches Gottes und möchte es in der Ungeduld eigenwillig aufrichten.
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Von Schwärmerei ist dann zu reden, wenn im Mittelpunkt der Frömmigkeit der Mensch steht. Er befindet sich dann im Raum des Religiösen. Religion aber will uns einen Weg vom Menschen zu Gott zeigen, das Evangelium dagegen bezeugt uns den Weg Gottes zum Menschen in Jesus Christus.
Schwarmgeist ist nicht nur gesteigertes Temperament, erhitztes Gefühl, phantasievolle Lebensbeurteilung, Schwarmgeist ist ein Ausfluß aus der Welt der Dämonen …
Dem Schwarmgeist wohnt immer etwas Berauschendes, den klaren Blick Benebelndes bei. Man muß staunen, wohin er vernünftige Christen bringen kann. Man wird sagen dürfen, daß er sie oft geradezu lächerliche, sie gründlich blamierende oder gar anstößige Dinge zu tun veranlaßt, um die von ihnen vertretene Sache Gottes vor der Welt lächerlich zu machen und in Verruf zu bringen …
Der Schwarmgeist bietet sich an als höhere Stufe des Christentums. Auch werden viele getäuscht durch lichtähnliche Charaktereigenschaften … Der Schwärmer ist unbelehrbar…
Man darf eine Bewegung nie nach einigen „prächtigen“ Menschen beurteilen, die auch darin sind, sondern nach dem führenden Geist, den ursprünglichen Quellen und den maßgebenden Grundsätzen.
Soweit die Erfahrung von Präses Walter Michaelis.

Die folgende Erfahrung von Pastor Johannes Seitz ist sehr aufschlußreich, da deutliche prinzipielle Parallelen zu den Ereignissen von Mapumulo erkennbar sind.

Auszug eines Briefes von Joh. Seitz
,,Liebe Brüder!
Diesen Gesichten, Erscheinungen, Offenbarungen, Visionen gegenüber steht die Tatsache, daß es so viele davon gibt, welche den biblischen ganz ähnlich sind, aber von 100 derselben sind immer 99 von bösen Geistern, von Satansengeln, die sich in Lichtengelgestalten verstellen. Diese falschen Gesichte, Offenbarungen, Visionen, Erscheinungen sind besonders in unseren Tagen so entsetzlich verbreitet und haben so viele Gestalten, daß es ganz in der Luft liegt. Jung-Stilling sagte schon im 18. Jahrhundert, Satan werde sich vor seinem Sturz in die heiligsten Larven verlarven, um die Auserwählten zu verführen. Er werde sich in Gott, in Jesum, in den Heiligen Geist verlarven, um vor seinem Fall noch recht viele zu verführen.
Als ich mich vor vielen Jahren mit einigen meiner Freunde allmonatlich 8 Tage lang zu anhaltendem Gebet versammelte, um die Kraft aus der Höhe zu erbitten, um ein Pfingsten, um die Gaben des Geistes, da kamen solch wunderbare Offenbarungen und Erscheinungen, die uns alle betrogen hätten, wenn sich Gott nicht über uns erbarmt und wir nicht dem Befehl Gehör geschenkt hätten: ‘Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind!‘ Mir sind nachher die Haare zu Berge gestanden über die furchtbaren, listigen Täuschungsversuche, welche Satan an uns gemacht hatte. Der Teufel hätte das alles zunichte gemacht, wenn wir seinen falschen Offenbarungen und Erscheinungen geglaubt und sie angenommen hätten.
Er hätte als solche, die vom Teufel betrogen wurden, bald Betrüger aus uns gemacht. Solche, welche betrogen sind durch falsche Offenbarungen, die werden meistens selbst Betrüger, ohne daß sie es wissen oder wollen. Hätte ich Zeit zu erzählen, welch großartige List die Höllengeister haben, sich in den Heiligen Geist und in Jesum zu verlarven! Diese Geister, welche wir als Teufelsgeister entlarvt haben, haben so viele herrliche Dinge getan. Dadurch wollten sie uns in den Irrtum führen. Z. B. haben sie uns gesagt, wir würden den Heiligen Geist bekommen, dann das Evangelium in Deutschland verkündigen; wir würden Kranke heilen, Teufel austreiben und Krankenanstalten bauen ‑ das haben wir nicht geahnt, daß Gott uns zu dem brauchen werde, aber es waren doch Satansengel, die uns unter ihren Einfluß bringen und dann irreleiten wollten. O, wie viele, viele lassen sich narren und kommen dann auf Irrwege und werden Werkzeuge falscher Geister. Das hat uns gelehrt, daß man alles, was nicht haarscharf mit dem Worte Gottes übereinstimmt, abweist und nicht aufnimmt.
Ich bin jetzt 50 Jahre als Missionsarbeiter tätig, kam früher vom Süden bis zum Norden Deutschlands herum und fand überall solche, welche, als sie sich bekehrt und Leben von oben und den Geist Gottes empfangen hatten, sich betrügen ließen von falschen Gesichten, Offenbarungen, Erscheinungen, da ihnen Christus oder Engel erschienen und alle, oder fast alle, welche sich von falschen Geistern täuschen ließen, kamen auf Abwege, in Schwärmerei, in frommen Größenwahn, ja manche wurden vom Teufel besessen. Ich habe schon verschiedene in unseren Anstalten gehabt, die besessen oder geisteskrank waren; sie hatten Erscheinungen, wo Christus oder ein Engel ihnen erschienen. Diese Erscheinungen waren oft herrlich, wunderbar, ganz den biblischen Erscheinungen ähnlich. Dadurch, daß sie diesen falschen Christus‑ und Engelserscheinungen glaubten, kamen sie unter einen hochmütigen Schwarmgeist und wurden dann besessen vom Teufel. Es kostete dann viele Kämpfe, bis sich wieder frei wurden. Gottlob, der Herr hat mich bei verschiedenen gebraucht, daß sie wieder frei wurden. Ich konnte bald herausfinden, was falsche Visionen und Offenbarungen sind, weil ich selbst eine Periode durchzumachen hatte, wo ich mit einigen Brüdern die wunderbarsten Erscheinungen und Offenbarungen hatte, aber Gott gab immer Gnade durchzuschauen, daß es Blendwerke des Teufels waren.“

4. ÜBER DIE TRANCE
Um die Gefährlichkeit einer Trancefähigkeit darzustellen, bringe ich hier einen Auszug aus Christus oder Satan, Seite 141:

Alfred Millen war Schauspieler am Garrick-Theater in London… Millen nahm an den Gottesdiensten der spiritualistischen Kirche seines Wohnbezirkes teil. Die Gestaltung war dem christlichen Gottesdienst ähnlich. Es wurden christliche Lieder gesungen und Abschnitte aus der Bibel gelesen. Anstelle der Predigt betätigte sich eine Frau als Wahrsagerin und Prophetin. Gleich beim ersten Besuch zeigte diese „Prophetin“ auf Millen und erklärte: „Wissen Sie, daß Sie große Fähigkeiten haben?“ Millen erschrak. Dieses Medium wußte seine innersten Geheimnisse. Sie konnte ihm die Erlebnisse auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen berichten. Als sie die erstaunten Augen Millens wahrnahm, erklärte sie: „Sie haben die gleichen Fähigkeiten wie ich. Sie wissen es nur nicht. Mir ging es genauso. Ich wußte auch nicht, daß ich ein Medium sein konnte, bis mir ein anderes Medium das offenbarte.“
Nach dem Gottesdienst blieb Millen zu einem persönlichen Gespräch mit dem Medium zurück… Er bat es um Auskunft, wie man ein Medium werden könnte… Er entwickelte in der Trance und Halbtrance folgende Fähigkeiten:
Er konnte in der Halbtrance fremde Sprachen sprechen, ähnlich dem Zungenreden. Es war aber kein Ausleger da, der die Sprachen deuten konnte.
Ferner konnte er in der Halbtrance jede Krankheit ohne medizinische Kenntnisse sofort erkennen und heilend beeinflussen. Stellte sich ein Kranker vor ihn hin, dann legte er die Hände auf die kranke Körperstelle. Der Patient fühlte dann eine wohltuende Wärme. Er hatte ein Gefühl, als würde ein elektrischer Strom den Körper durchfließen. Die Diagnosen waren ohne vorheriges Befragen der Kranken hundertprozentig treffsicher.
In der Volltrance bewältigte Millen die sogenannte Exkursion der Seele. Das ist ein Spaltungsvorgang, bei dem die Seele oder ein Teil des Bewußtseins den Körper zu verlassen scheint. Der Exkursionist kann dabei verborgene und entfernt liegende Dinge erforschen. Er schaut gleichsam durch die Materie hindurch. Die Engländer nennen das auch extrasensory perception…
Wie kam es nun, das Millen aller medialen Tätigkeit entsagte und ein Jünger Jesu wurde? Wie es oft in der Geschichte der Kinder Gottes zu finden ist, benützte Gott indirekt die Frau Millens. Bei einer Evangelisation war sie zum Glauben an Jesus gekommen. Bei dieser Umkehr sagte sie sich auch von allem Spiritismus ihres Mannes los. Sie gewann einige Freunde und bildete einen Gebetskreis, der sich besonders für ihren Mann einsetzte. Sie beteten etwa ein Jahr für ihn. Da setzten in seinem Leben schwere Nöte ein. Es war ein Kampf in der unsichtbaren Welt entbrannt. Die Geister des Abgrundes, denen Millen diente, wehrten sich gegen die Macht des Gebetes. Und doch zogen sie den kürzeren. Das ist ja die wunderbare Erfahrung, die wir als Christen haben. Satan und sein Herr haben zu fliehen, wenn wir unsere Stellung unter dem Kreuz beziehen.
Die Damaskusstunde war für ihn gekommen. Millen erkannte seine furchtbare Sünde. Er warf sich auf die Knie und schrie zu Gott. Seine ganze Vergangenheit stand vor ihm, sein Sündenleben und der verheerende Dämonenkult in der spiritualistischen Kirche. Nichts hielt mehr vor den Augen Gottes stand. Er flehte um Vergebung und Gnade. Und der Herr neigte sich zu ihm. Die Beterschar hinter seinem Rücken, von der Millen bis dahin nichts gewußt hatte, frohlockte und gab Gott die Ehre. Ein mit tausend Stricken gefesselter Spiritist und zugleich Spiritualist war durch den Sieger von Golgatha frei geworden.
Sofort löste Millen alle Verbindungen zum Spiritismus. In einer einzigen Stunde hatte er mit erschreckender Deutlichkeit erkannt, daß die spiritualistischen Kirchen von den Dämonen kontrolliert und beherrscht sind… Jesus sagt in Lukas 10,19: „Sehet, ich habe euch Macht gegeben über alle Gewalt des Feindes und nichts wird euch beschädigen.“
Es ist ein betrübliches Zeichen mangelnder Geisterunterscheidung, daß selbst in christlichen und sogar gläubigen Kreisen Pneumatisches und Spiritistisches, also Geistliches und Seelisches oder gar Dämonisches nicht unterschieden werden können. Der Hinweis, daß sogar große Männer Geistererscheinungen erlebten, ist kein biblisches Argument. Für uns gilt nicht, was große Männer tun, sondern das Wort Gottes. Als der reiche Mann um eine Totenerscheinung bat (Lukas. 16), da wurde ihm gesagt: „Sie haben das Wort Gottes!“
In biblischer, geistlicher Beziehung zeigt sich nun in der Seelsorge eindeutig, daß spiritistisches Treiben eine Einbruchstelle finsterer Mächte ist. Hier gewinnt die Warnung des Apostels Paulus besonderes Gewicht: “Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel” (Eph. 6,12).
Soweit aus Christus oder Satan zum Problem des Tranceredens.

5. WUNDERWIRKENDE KRÄFTE

Auszug aus der Schrift „Prüfet die Geister“ von Pfr. F. Eichin
„Johannes antwortete Jesus und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus und wir verboten es ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus sprach: Ihr sollt es ihm nicht verbieten…denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns“.
Markus 9, 38 – 40 ist für uns außerordentlich lehrreich. Dieser Bericht beweist uns, daß man im Namen Jesu gewisse Heilungen erzielen kann, ohne selbst ein wirklicher Nachfolger und Beauftragter Jesu zu sein. Jesus hat solches Heilen nicht verboten, weil es ja in einem gewissen Grade in seinem Namen geschah. Aber wir sehen: Von Heilungen, die im Namen Jesu getätigt wurden, kann man nicht unbedingt Rückschlüsse ziehen auf die Qualität des Heilenden. Gott benützt in seiner Großzügigkeit sogar Menschen als Werkzeuge, die am Ende von ihm abgelehnt werden (Judas; Bileam). Jene Wundertäter in Mt. 7,22‑23 werden im Namen Jesu tatsächlich Heilungen erzielt haben, denn Jesus bestreitet diese Tatsache nicht. Weil sie aber persönlich von Jesus nicht erkannt waren, d.h. nie in inniger Lebensgemeinschaft mit ihm gestanden hatten, darum schließt er sie beim Endgericht vom Reich Gottes aus. ‑ An dieser Stelle darf das Erlebnis eines vor Jahren heimgegangenen Seelsorgers berichtet werden, der in der Schweiz sehr bekannt war. Er hat selber erzählt, daß er in seinen jungen Jahren durch Evangelisations‑Reden eines Betrügers und Hochstaplers zum eigentlichen Durchbruch des Glaubens gekommen sei. Jener Betrüger nämlich hatte Predigten gesegneter Gottesmänner auswendig gelernt und sie mit einer gewissen seelischen Begeisterung vorgetragen, und Gott hat die Wahrheit seines Wortes bestätigt und die Arbeit dieses Betrügers zum Segen benützt.
Aus Markus 9,38‑40 dürfen wir auch folgenden Schluß ziehen: Jesus geht in seiner Geduld und Großzügigkeit so weit, daß er sogar auch da leiblich und geistlich segnet, wo man nur in Ehrfurcht sich auf seinen Namen beruft, – auch wenn der Redner oder Heiler selbst von dunklen, unheimlichen Kräften getrieben wird, worüber er sich selbst gar nicht im Klaren ist. Paulus äußert in Phil.1,15‑18 einen ganz ähnlichen Gedanken…
Neueste Literatur aus Kreisen der sogenannten spiritualistischen Kirche berichtet auch von Krankenheilungen im Namen Jesu und von Gebetszirkeln, in denen auch auf Jesus, den Sohn Gottes, hingewiesen wird. Wir sehen: Satan, der Vater des ganzen Spiritismus, scheut sich heute nicht, Heilungen im Namen Jesu zuzulassen, nur um die Seelen der Ahnungslosen um so fester in sein Netz zu bringen! Hierher gehört Jesu Warnung in Mt. 24,24…
Einen schlimmeren Rückfall ins Heidentum kann man sich kaum vorstellen; denn jene Medien, die in den sonntäglichen Gottesdiensten im Trancezustand Predigten von »Geistern« aussprechen, sind unbewußt Werkzeuge von widergöttlichen Kräften, auch wenn dauernd zum Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, den Auferstandenen aufgefordert, wird…
Man könnte meinen, Satan kämpfe gegen sich selbst; indem er Menschen auf Jesus hinweise. Aber genau betrachtet ist die Sache so: Wohl werden in spiritistischen und sektiererischen Kreisen ganz ähnliche Worte angewandt wie sie im Neuen Testament stehen (Sohn Gottes; Heiliger Geist; Buße, Bekehrung; Glaube; Vergebung der Sünden; Auferstehung;) aber diese Ausdrücke werden anders akzentuiert, und die ahnungslosen Hörer gelangen in einen gefährlichen, dunklen Bann und werden unfähig, das Bild des biblischen Jesus und seines Erlösungswerkes zu erkennen. Sie lesen das Neue Testament wie in einem gebogenen Spiegel, der alle Linien verzerrt. Beim echten Christusbild des Neuen Testamentes steht im Mittelpunkt das stellvertretende Sühneopfer des sündlosen Gottessohnes, die Tilgung der menschlichen Sündenschuld und die Befreiung aus der Macht der Sünde. Beim verzerrten Christusbild werden diese Punkte an den Rand geschoben. ‑ Satan kann auch durch seine Helfer direkte Warnungen vor sich selbst aussprechen lassen, immer mit dem Endziel, die Gutgläubigen in seinen Bann zu ziehen…

6. OKKULTE HEILER
Auszug aus dem Buch „Hinter den Kulissen“ von Werner Bartl.
Bei Reinhard Bonnke haben wir das Phänomen, daß nach einer herzergreifenden Evangeliumsbotschaft im anschließenden Heilungsdienst dämonische Begleiterscheinungen beobachtet werden. Dabei kommt es häufig zu dem Rückwärtskippen in einen Zustand der Bewußtlosigkeit, dem spiritistisches Phänomen der Trance. – Wie dies alles zusammenpaßt, ist nicht einfach zu verstehen. Dennoch müssen wir lernen, solche Bewegungen nicht nach dem beeindruckenden Erscheinungsbild und den frommen Worten, sondern nach den nachfolgenden Begleiterscheinungen und anhand der Auswirkungen zu beurteilen.
Ein aufschlußreicher Bericht kommt von Gerhard Wissmann, der im Leiterschaftsteam der Biblischen Glaubensgemeinde Stuttgart (Peter Wenz) mehrere Jahre tätig war:
“Unter Handauflegung von R. Bonnke wurde ich wie von einem Blitz getroffen nach hinten auf einen harten Steinboden geschleudert, wobei jegliches körperliche Gefühl verschwunden war. Bei einer anderen Handauflegung erlebte ich für einige Sekunden, wie ich aus meinem Körper herausschwebte und eine beglückende Schwerelosigkeit mich umfing. Gleichzeitig fiel ich nach hinten. Persönlich operierte ich in meinem Dienst mit denselben Kräftewirkungen. In einem Fall wurde eine Person, der ich mich nur näherte, mit Wucht nach hinten gerissen. Nach meinem Austritt aus der BGG Stuttgart und Abstandnehmen von der Lehre traten für einige Zeit seltsame Phänomene bei mir auf, wie sie nachweislich bei Personen geschehen, die sich aus der Zauberei bzw. dem Satanismus lösen. Eines Morgens wurde ich plötzlich aus dem Schlaf gerissen, weil ich von einer starken Kraft im Zimmer regelrecht umgedreht und beim Aufstehen nach hinten gerissen wurde. Eine lähmende Strömung kam durch meinen Körper und Todesangst befiel meine Seele. Nur mit Mühe konnte ich mich an diesem Morgen in ein anderes Zimmer schleppen. Immer wieder versuchte mich diese Kraft umzuwerfen oder nach unten zu ziehen. Eine nie erlebte Schwäche befiel mich.
Es folgten einige qualvolle Nächte, die ich meist sitzend im Bett verbrachte, weil jedesmal, wenn ich mich flach hinlegen wollte “Etwas” an mir zerrte, das mich hinab in mein “Grab” ziehen wollte. So jedenfalls empfand ich es psychisch und physisch. In meiner Arbeit als Ingenieur war ich oft stark durch diese lähmenden Erscheinungen, die mit starken Schwindeln und mit Übelkeit verbunden waren, beeinträchtigt. Manchmal wurde ich für Bruchteile von Sekunden aus meinem Körper gezogen und ich glaubte nach hinten zu stürzen … von ganzem Herzen danke ich Jesus, daß er mich und meine Familie durch die Kraft seines Wortes aus dem Bannkreis religiöser Mächte gezogen und wieder gesund an Geist, Seele und Leib gemacht hat. Wir sehen uns mit neuer Freude an der gesunden biblischen Lehre beschenkt und mit einem tiefen inneren Frieden.”

7. DIE SCHWARMGEISTIGE GEFÄHRDUNG DER GEMEINDE
von Prof. Dr. Peter Beyerhaus.
Auszug: Der Schwarmgeist als Meister der Imitation.

„Ein Wesenszug des Schwarmgeistes ist also die Kunst der Nachahmung, der Imitation. Hier ist nun eine ganz entscheidende Beobachtung die, daß es kaum irgendeine Erscheinungsweise des Heiligen Geistes gibt, wie sie unser Neues Testament bei der Behandlung der Gnadengaben schildert, für die es nicht auch eine Imitation gäbe.
– Wenn Paulus davon spricht, daß er sich in der Ekstase befunden habe und in den dritten Himmel entrückt wurde (2.Kor.12,2), so weiß davon auch die hinduistische Mystik zu erzählen.
– Wenn wir im Neuen Testament davon lesen, daß die Jünger am Pfingsttage in anderen Zungen sprachen oder die Zungengabe auch in der korinthischen Gemeinde erschien, so kennen die Völkerkundler eine Zungengabe auch im afrikanischen Animismus
– Wenn wir von der prophetischen Gabe sprechen, so erinnert uns die Bibel daran, daß es Hellseher auch in allen anderen, nichtchristlichen Religionen gibt. – Wenn wir von der Gabe der Wunderheilung sprechen, so müssen wir wissen, daß es bis zum heutigen Tage Religionen gibt, die ebenfalls wunderhafte Heilungen vollbringen.
Daran hat der bekannte Autor Kurt Koch wohl nicht genügend gedacht, als er sein Buch schrieb über die indonesische Erweckungsbewegung „Uns Herr wirst du Frieden schaffen”. Er hat darin die Ansicht vertreten, daß in Indonesien eine große Geisteserweckung ausgebrochen sei und in ihr alle urchristlichen Gnadengaben wiedergeschenkt worden seien, die der Kirche in der Zwischenzeit verloren gegangen waren. Dies sei das Zeichen dafür, daß das Ende der Geschichte gekommen sei, denn am Ende müsse es wieder sein wie am Anfang. Eine völlig unbiblische Lehre!

Nun bin ich bald darauf im Jahre 1971 selbst nach Indonesien gekommen und mußte mir dort sagen lassen, daß es eine sogenannte “javanische Mystik” gibt. Sie ist eine Bewegung, die aus dem Hinduismus kommt. Es gibt javanische Mystiker, die okkulte Kräfte in sich tragen, durch die sie psychosomatische Wirkungen hervorrufen können, also geistleibliche Kräfte ausstrahlen. Mir erzählte ein indonesischer Kirchenführer, er habe einen solchen Mystiker gekannt, der einen mehrfach gebrochenen Arm durch Überstreichen auf der Stelle wieder zum Heilen gebracht hat. Wenn uns nun erzählt wird, daß es ähnliche Wunder auch in der indonesischen Erweckungsbewegung gegeben habe, müssen uns sofort die Testfrage stellen: Was ist der Ursprung solcher Kraftwirkungen?
Ist es wirklich der Heilige Geist gewesen? Gewiß ist seine Kraft heute nicht geringer als in apostolischer Zeit. Aber könnte der Betreffende nicht noch unter dem Einfluß jener okkulten Bindungen gehandelt haben, in denen er zuvor gestanden hatte? Die reiferen unter den Führern jener indonesischen Christenheit haben schreckliche Erfahrungen machen müssen, bis sie gelernt hatten, hier zu unterscheiden.
Kann also der Schwarmgeist alle Geistesgaben imitieren, so schafft er sich auch menschliche Träger, die ihn vermitteln. Und so tritt an die Stelle des echten Apostels der falsche Apostel; an die Stelle des echten Propheten tritt der falsche Prophet. Das Furchtbarste aber ist, daß am Ende an die Stelle des echten Christus der Antichrist treten wird. Antichrist heißt ja nicht nur, daß er gegen Christus ist, sondern daß er sich an die Stelle Christi setzt. Und zwar tut er dies in einer Weise, daß er zunächst nicht als sein Gegenspieler erkannt wird, sondern von vielen arglosen Christen als der wiedergekommene Christus begrüßt werden wird.
Ich glaube, daß die Geschichte schwarmgeistiger Bewegungen innerhalb der Kirchengeschichte nichts anderes ist als ein ständiges Präludium, ein Vorspiel, für den Schlußakt des Erscheinens des Antichristen selber.
Ich bin allerdings der Überzeugung, daß dieser antichristliche Imitationsschwarmgeist in unserer heutigen Zeit sich in einer ganz neuen Fülle offenbart, so daß man sich oft fragen muß, ob es wirklich schon dem Ende zugehen soll.“

8. BARNEY MABASO
„Am Freitag, den 12. September 1997, erhielt ich nachmittags einen Anruf aus KSB. Es wurde mir berichtet, daß Sisi Thofozi (Lydia Dube) in Umhlali war und entführt wurde und daß Thobekile Mhlongo, die zusammen mit ihr war, mit schweren Verletzungen im Krankenhaus lag. Ich setzte mich sofort in mein Auto und fuhr nach Kwa Sizabantu.
In Kwa Sizabantu angekommen ging ich zum Zimmer Nr. 5 in dem Mama Nsibande, Mama Dube und Sisi Thofozi wohnen. Ich fiel auf meine Knie und betete zu Gott, der Daniel in der Löwengrube bewahrte, nun unsere Schwester, dort wo sie war, zu beschützen . . .

Tugela Ferry. Ein Anruf aus KSB sagte mir, daß man Thofozi auf der Straße gefunden hätte. Ich fuhr nach Sizabantu und dankte Gott für seine große Gnade. Thofozi war unverletzt. – Auf dem Heimweg ging ich zum Krankenhaus, in dem Thobekile lag, und traf sie mit schwersten Kopfverletzungen an. Später hörten wir, daß diejenigen, die sie in Umhlali gefunden hatten, dachten daß sie tot wäre…

Am 22. März 2000 kamen Thulani und Sipho zu mir nach Hause. „Wir sind zu Dir als einem Mann Gottes gekommen, wir haben ein Problem in KSB. Jannie le Roux erzählte, daß Koos Greeff ihm sagte: Jannie, wieso versteckt ihr solch schwere Sünde in KSB. Du weißt doch, daß Thofozi und Heidi Verbrecher gedingt haben, um Fikile Mkhabela (eine der Mitarbeiterinnen, die lange Zeit Thofozis Bodyguard war) zu töten, so daß Heidi Slabber Fikiles Position einnehmen kann“. . .
…Sipho und Thulani berichteten dieses daraufhin Onkel Erlo. Nachdem sie mit Onkel Erlo gesprochen hatten, hätten sie nichts mehr davon gehört… Sie erwarteten, daß Onkel Erlo etwas unternehmen würde…
Danach kamen sie zu mir.
Ich war schockiert. Ich fragte sie: „Kann es sein, daß ihr so eine Sache unter euch in KSB verheimlicht und versteckt? Wie können wir Prediger aus der ganzen Welt einladen und zu uns rufen um ihnen die Wahrheit zu predigen, während so eine Sache unter uns versteckt gehalten wird?“

Eine Woche lang habe ich über die Angelegenheit nachgedacht, mir darüber den Kopf zerbrochen und es in meinem Herzen bewegt. Ich konnte nicht glauben, daß dies die Wahrheit sein sollte. Aber wie konnte es eine Lüge sein?

Am 3. April 2000 traf ich Onkel Erlo. Ich erzählte ihm die Geschichte die Thulani und Sipho mir erzählt hatten.
Er sagte, daß er von dieser Angelegenheit wusste und zusammen mit ‘den Älteren‘ (er meinte Mama Dube und Mama Nsibande) die Sache behandelt hätte. Anschließend gingen wir zum Zimmer Nr. 5, wo sie wohnen. Onkel Erlo, ich, Thofozi und Mama Nsibande. Mama Dube war im Schlafzimmer mit ihrer Tochter, Fanos Frau, aber sie kam nicht zu uns.
Noch einmal erzählte ich die ganze Geschichte so wie ich sie kannte. Dann fragte ich Thofozi, ob sie irgend etwas davon wüßte. Sie sagte: „Nein, absolut nichts. Die ganze Geschichte ist unwahr.“

Wir beschlossen, uns um 14 Uhr wieder zu treffen. Als wir uns wieder trafen, waren wir 12 Personen. Sipho und Thulani waren auch dabei. Onkel Erlo betete und sagte: „Ihr Leute, die ihr Geschichten liebt, sprecht jetzt!“
Ich merkte, daß es ihm nicht gefiel, daß Thofozis Sache besprochen wurde.
Noch einmal erzählte ich die ganze Geschichte, so wie ich sie kannte. Thofozi verleugnete die Anschuldigungen, dieses Mal unter Tränen. Sie sagte, sie wäre unschuldig und wisse absolut nichts von der ganzen Sache.
Mandla Mvelases Frau, Lindive, sprach zu Onkel Erlo. Sie sagte: „Baba, ich habe dir so oft gesagt, daß du aufhören sollst, Gottes Arbeit mit diesen Müttern zu leisten. Ich habe dir so viele Briefe geschrieben und darin erklärt, daß viele Dinge im Leben dieser beiden Damen falsch sind. Ich habe dir gesagt, du sollst unter den Mitarbeitern Männer Gottes auswählen und mit ihnen zusammenarbeiten.“
Dabei wurde Onkel Erlo sehr wütend. Er schrie sie an und mit dem Finger auf sie und Mandla zeigend sagte er in sehr grobem Zulu: „Diese zwei beschützen nur ihre Kinder. Ihre Töchter sind schon Frauen, sie schlafen mit den Jungen aus der Gegend.“
Ich fragte auch, warum Thobekile Mhlongo während der Entführung verletzt wurde und nicht Fikile Mkhabela, wenn die Entführung, so wie Thulani mir sagte, geplant war um Fikile zu töten. Mama Nsibande sagte, daß sie diejenige war die arrangiert hatte, daß Thobekile, anstelle von Fikile, Thofozi begleiten sollte . . .
Ich ging nach Hause und wartete fast zwei Wochen auf das nächste Treffen, aber nichts geschah. Zwei Tage später, am 18. April, wurde ich zu einem Treffen gerufen das abends stattfand. Bei diesem Treffen waren alle zugegen, die auch beim letzten Treffen dabei waren, alle außer Fano, der zu der Zeit in Europa war.1
Onkel Erlo betete und zeigte dann auf Lindiwe Mvelase (Mandlas Frau) und fragte: „Sollte sie hier mit uns sein? Ich traue ihr nicht. Sie redet zuviel. Ich möchte nicht, daß diese Sache aus diesem Raum herausgetragen wird. Wenn unsere Feinde davon hören, werden sie über uns lachen. Wenn meine Brüder, die sich von uns abgewandt haben, davon erfahren, werden sie uns verspotten.“
Lindiwe brach in lautes Weinen aus. Sie war so aufgebracht, das sie aus dem Treffen herausgeholt werden mußte.
Als sie draußen war sprach ich zu Onkel Erlo. Ich sagte zu ihm: „Was du mit diesem Kind getan hast war falsch. Du hast sie nun zum zweiten Mal ohne Grund angegriffen; aber neben dir sitzt eine schlechte Person, die Mord plant und du sagst nichts dazu.  Er zeigte auf mich und sagte zu den anderen: „Könnt ihr sehen, wie Barney mit mir spricht.“
Nun wandte Onkel Erlo sich Thofozi zu und sagte: „Sprich Thofozi.“
„Geschwister“, sagte sie, „bitte vergebt mir. Ich möchte mich für das, was ich beim letzten Treffen gesagt habe, entschuldigen. Ich leugnete, das ich etwas von meiner Entführung wusste, aber eigentlich gibt es etwas von dem ich wusste. Jannie und andere sagten mir, daß sie nicht zufrieden wären mit den Sicherheitsbeamten, und sie entweder meine Mutter (Mama Dube) oder Onkel Erlo entführen würden um die Sicherheitsbeamten ein wenig „wachzurütteln“. Ich sagte, sie sollen nicht meine Mutter entführen, da sie an Bluthochdruck leidet und der Schock zuviel für sie sein könnte. Sie sollen auch nicht Onkel Erlo entführen, da er ein wichtiger Mann ist und das großen Unwillen hervorrufen würde. Ich sagte, daß sie lieber mich entführen sollten. Es tut mir sehr leid, daß ich alles geleugnet habe.“
Alle schwiegen. Ich sprach. Ich sagte: „Baba, wußtest du das?“
Er verneinte.
„Wann hast du das zum ersten Mal gehört?“ fragte ich ihn.
Er sagte: „Gerade jetzt als sie sprach.“
Daraufhin sagte ich: „Baba, was sie sagt ist nicht die Wahrheit. Sie versucht dich zu beeinflussen; sie tut so, als ob sie bereit war sich an deiner Stelle entführen zu lassen. Sie ist ein schlechter Mensch, eine Mörderin. Sie muß aus unserer Mitte ausgestoßen werden. Sie muß von Sizabantu weggejagt werden, ansonsten ist die Arbeit Gottes an diesem Platz tot. Onkel Erlo antwortete: „Aber sie hat ihre Sünde bekannt. Wir müssen ihr vergeben und ihr die Gelegenheit geben Früchte der Buße zu zeigen.“
Ich wartete darauf, etwas zu hören was mit Thofozi geschehen würde. Dann bekam ich Telefonanrufe von den Brüdern in KSB, die darüber bekümmert waren. Sie sagten mir, das seit der Rückkehr von Onkel Erlo aus Europa am 13. Mai nichts getan wurde . . .
Zu diesem Zeitpunkt beschloß ich, das es falsch wäre wenn ich in dieser Sache weitergehen würde ohne einigen der Mitarbeiter und Gemeindemitglieder hier in Tugela Ferry darüber zu informieren mit was ich zu tun hatte, und wie alles bis jetzt gegangen war. Ich rief einige von ihnen zusammen und erzählte ihnen alles das, was ich euch bis jetzt mitgeteilt habe. Ich bat sie ernstlich darüber zu beten, aber mit niemanden darüber zu reden. Ich versuchte vergeblich Fano zu erreichen . . .
Zu diesem Zeitpunkt war mir ziemlich klar, das die Dinge in dieser Angelegenheit absolut nicht geradlinig waren, und daß große Anstrengungen unternommen wurden, um die Wahrheit der Sache nicht ans Licht kommen zu lassen . . .

Als wir (8. Juni) in KSB ankamen, ging ich zu einigen Leuten, die bei den letzten zwei Treffen dabei waren, aber sie waren über dieses Treffen nicht informiert. Wir gingen zu dem Platz an dem wir uns treffen sollten, und ich traf dort mehr Leute an als zuvor, aber die meisten von ihnen waren vorher nicht mit uns zusammen gewesen. Da waren Onkel Erlo, Onkel Friedel, Kjell, Margret, Arno und eine Anzahl anderer schwarzer Mitarbeiter, sowie Mama Nsibande und Thofozi. Wieder war Mama Dube nicht da. Andere Mitarbeiter, die nach Beginn des Treffens kamen, wurden an der Tür wieder weggeschickt. Onkel Erlo sagte, sie würden nicht wissen um was es geht, da sie nicht von Anfang an dabei gewesen waren.
Onkel Erlo betete und sagte: „So wie beim letzten Treffen beschlossen wurde, daß ich gehen sollte und beten, was in der Sache mit Thofozi unternommen werden soll, habe ich nun gebetet und Gott hat mir geantwortet. Ich weiß jetzt, was für einen Entschluß ich zu fassen habe.“

Ich war mächtig überrascht über seine Worte, denn sie waren absolut nicht wahr. Am Ende unseres letzten Treffens waren wir uns uneins. Es wurde nicht erwähnt, daß er beten sollte, um herauszufinden welcher Beschluß gefaßt werden sollte.
Dann sagte er: „Aber bevor ich euch sage was ich beschlossen habe, wird Thofozi sprechen.“
Thofozi sagte dasselbe, das sie auch beim letzten Treffen gesagt hatte. Daraufhin sagte Onkel Erlo: „Nun, das ist der Entschluß den ich gefaßt habe. Thofozi wird von ihrer Arbeit als Mitarbeiterin entlassen werden. Ich bete noch, um zu sehen wo ich sie hintun soll.“

Als er gesprochen hatte sprach Onkel Friedel (der sich zum ersten Mal bei diesem Treffen angeschlossen hatte). Er sagte: „Thofozi, ich danke Gott, der in deinem Herzen gewirkt hat, daß du dich vor uns gedemütigt hast und deine Sünde bekannt hast. Ich danke Gott auch, der zu unserem Leiter gesprochen hat und ihm offenbart hat wie diese Angelegenheit gehandhabt werden soll. Ich glaube, daß ich im Namen von uns allen hier und der ganzen Gemeinde rede, wenn ich sage, daß wir dir vergeben. Und wegen Onkel Erlos Entscheidung, es ist das Richtige. Wir stimmen zu.“ Dann sagte Mama Nsibande: „Wir danken Gott. Wir beteten für Thofozi und wir danken Gott. Er hat in ihrem Herzen gewirkt.“

Zu diesem Zeitpunkt kochte ich innerlich, und muß bekennen, daß ich ärgerlich wurde. Ich sagte zu Onkel Erlo: „Ich bin nicht einverstanden mit deiner Entscheidung und ich akzeptiere sie nicht. Ich verlasse diesen Platz unzufrieden.“
Er antwortete mir: „Barney, hör zu, vor mehr als 30 Jahren betete ich zu Gott und sandte den heiligen Geist. Ich habe darüber gebetet.“

Ich sagte: „Das ist mir egal. Ich akzeptiere deine Entscheidung nicht.“ Ich sagte: „Ich danke Gott für das Evangelium. Wenn wir noch im alten Testament leben würde, wäre ich heute mit meinem Speer gekommen und hätte ihn durch ihren (Thofozis) Körper gestoßen. Aber weil wir im Zeitalter der Gnade leben, müssen wir sie nur aus unserer Mitte verjagen.“

Mama Nsibande sagte zu mir: „So kannst du nicht mit deinem Vater sprechen.“
Ich erwiderte: „Ihr spielt mit uns als ob wir Kinder wären, aber wir sind keine Kinder.“
Nachdem ich geredet hatte stand Arno auf. Er sagte: „Ich habe heute zum ersten Mal von Thofozis Sünde gehört. Es ist wirklich schlimm. Aber was mich viel mehr schockiert, ist die Art und Weise wie Barney mit Onkel Erlo redet.“

Kjell stand auf und sagte so ziemlich dasselbe. Dann wandte er sich an die 3 Männer, die mit mir aus Tugela Ferry gekommen waren, und fragte sie: „Sagt mir, wird euch im Msinga beigebracht, daß man seine Eltern ehren soll?“
Einer der Männer antwortete ihm: „Wir sind nicht hergekommen um Msinga zu repräsentieren, wir kamen als des Herrn Arbeiter um über diese Sache zu hören.“
Ich antwortete indem ich sagte: „Es tut mir leid, daß ich im Ärger geredet habe. Vielleicht bin ich heute abend unter euch wie der Teufel. Als Jesus seinen Jüngern sagte, daß er nach Jerusalem gehen würde, versuchte Petrus ihn davon zu hindern. Jesus sagte zu ihm: Weiche hinter mich Satan. Aber Petrus glaubte von ganzem Herzen das er etwas Gutes tat – das Leben dessen, den er liebte, zu beschützen. Ich spreche aus Liebe zu Gottes Arbeit.“
Dann wurde ein Lied gesungen und das Treffen mit einem Gebet beendet.

Wir gingen zurück nach Tugela Ferry. Am nächsten Tag, Freitag den 9. Juni, rief ich alle Mitarbeiter unserer Gemeinde in Tugela Ferry zusammen und wir vier, die dem Treffen am Vortag beigewohnt hatten, berichteten ihnen was geschehen war. Dann sagte ich den Mitarbeitern, daß sie gerne zu den Mitarbeitergottesdiensten in KSB gehen können. Ich stelle ihnen meine Fahrzeuge und Fahrer zur Verfügung, die sie dorthin bringen könnten, sagte ihnen aber, daß ich selbst nicht hingehen würde. Die meisten Mitarbeiter fühlten, daß es schwierig für sie wäre, einen Segen von den Gottesdiensten zu erhalten, während die Dinge noch nicht geregelt sind. Zwei von ihnen gingen an dem Abend zu den Gottesdiensten.
Ich sagte ihnen, daß das Problem nicht nur oberflächlich ist. Eine Person, die angeklagt ist einen Mordanschlag auf einen anderen Mitarbeiter geplant zu haben, wird beschützt und ich werde angeklagt, weil ich das nicht akzeptiere. Ich fragte sie: „Brüder, sagt mir, was habe ich falsch gemacht. Wo ist mein Fehler, so daß ich ihn in Ordnung bringen kann?“

Ein weiteres Treffen, zu dem alle Mitarbeiter gerufen werden sollten, wurde für Montag den 19. Juni geplant.
Die folgenden Tage verbrachte ich meist im Bett. Mein Körper litt unter diesen Anstrengungen.
Ich merkte, daß die Männer von KSB, die zu mir gekommen waren, wie Männer reden wenn sie hier sind, aber wenn sie in KSB in Onkel Erlos Gegenwart sind, sind sie still.
Ich bin dann der einzige der spricht.

Ich erinnerte mich an etwas, was ich noch nicht erzählt habe, was am Sonntag, den 4. Juni geschah. Nach dem Gottesdienst, den wir in Mahlaba hatten, sprachen Alpheus, Thulani, Sipho und ich über die Sache. Alpheus sagte: „Onkel Erlo ist von einer Wolke böser Geister umgeben. Ich weiß nicht was wir tun können um ihn und Onkel Friedel auf die Seite zu stellen und die Herde zu retten.“

Dann fiel mir ein, wie er bei dem Treffen am 8. Juni reagiert hatte, als alles so schief lief. Er nahm nie einen Standpunkt ein; so wie die meisten anderen, die in diesem Treffen waren und wußten was los war.

Am Samstag, den 17. Juni, lag ich im Bett und betete. Am Nachmittag war es so, als ob jemand zu mir sagte: „Es ist genug.“

Meine Tränen, die während den vergangenen Wochen nicht versiegten, waren plötzlich weggewischt und ich spürte neue Kraft in meinen Körper fließen. Das war der Moment, als ich beschloß, daß ich nicht zurückgehen werde um durch dieses Treffen durchzukämpfen. Ich habe genug davon. Ich werde mich von Onkel Erlo und denen trennen, die diesen Weg mit ihm gehen. Ich rief Alpheus an und teilte ihm meinen Entschluß mit, mich von KSB zu trennen. Ich sagte: „Ich komme nicht mehr zurück nach KSB.“

Ich bat ihn, die anderen davon zu unterrichten. Sie müßten ihr Treffen ohne mich fortsetzen.
Ich rief auch Ferny Jaegle zu dieser Zeit an und teilte ihm meinen Entschluß mit; vor allem wegen einer besonderen Frage, die er mir im April 2000, als wir in Frankreich waren, gestellt hatte. Er fragte mich, ob Onkel Erlo noch auf dem richtigen Weg wäre, denn er möchte nicht einem Menschen folgen, der den rechten Weg verloren hat.

Am folgenden Tag gab ich meine Entscheidung auf der Kanzel bekannt, und gab der Gemeinde Zeit bis Mittwoch, den 21. Juni, um nach KSB zu gehen, falls sie wünschen mehr über die Sache zu erfahren, und darüber zu beten um sich zu entscheiden was sie tun wollten.
An diesem Mittwoch hatte jedes Gemeindemitglied eine Gelegenheit um aufzustehen und seinen Entschluß bezüglich der folgenden zwei Punkte bekannt zu geben:
Möchten sie noch Mitglied von KSB sein?
Möchten sie noch mich als Gemeindeleiter haben?

Am Montag (19. Juni) ergab sich noch ein weiterer Punkt, der die Missionsgebäude betrifft, aber ich möchte hier nicht darauf eingehen.
Bei dem Treffen am Mittwoch, den 21. Juni, entschloß sich die gesamte Gemeinde, sich von KSB zu trennen und mich weiterhin als Gemeindeleiter zu behalten. – Barney Mabaso

Auch mir gegenüber wurde der Vorwurf erhoben, wir KSB Kritiker führten eine Verleumdungskampagne in der Absicht das Werk KSB zu zerstören. Diese Unterstellung weise ich zurück. Meine alleinige Absicht ist, daß die KSB Leiterschaft aufwacht und sich von den okkulten Ursprüngen und Verbindungen lossagt und trennt. Auch die beiden folgenden neueren Berichte bezeugen den schwarmgeistigen Ursprung des Zuluaufbruchs. H. K.
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Der erste Bericht von E. Redinger ist vom 1. Januar 2001.

9. HAT KSB SEINE WURZELN IM ZIONISMUS
Bevor wir diese Frage beantworten können, müssen wir erst einen Begriff bekommen über das was gemeint ist mit Zionismus. In Südafrika gibt es eine einheimische Bewegung unter den Eingeborenen die sich Zionismus nennt. Anscheinend hat die Bewegung gut angefangen, und das Evangelium wurde verkündigt, aber sie gerieten bald in den Irrtum. Ich habe sie nur in dem jetzigen Zustand kennengelernt. Diese Bewegung hat nichts mit den Juden oder Israel zu tun.
Es wird allgemein angenommen, dass der Zionismus eine Mischung von christlicher Lehre und afrikanischen Gebräuchen ist, wie zum Beispiel der Ahnenkult und die Wahrsagerei. Obwohl ein Zionist den Anspruch machen wird, dass er bekehrt ist, wird man finden, dass er noch festhält an den Traditionen der Vorfahren, nur dass die heidnischen Gebräuche christliche Namen bekommen.
Wie z.B.
a) “Ukubhula” (Wahrsagen) nennt man Prophezeien.
b) “Inkonzo yokubuyisa” (eine afrikanische Sitte, wo man die Geister der Verstorbenen nach einem Jahr zurückbringt) wird nun ein Gedenkdienst genannt.
c) Der Wahrsager wird ein Prophet genannt. Dieser Wahrsager oder Propheten, sind diejenigen die von den Leuten besucht werden um auszufinden, warum sie krank sind und wer den Fluch auf sie gelegt hat und sie krank gemacht hat, oder wer ihr Feind ist u.s.w.
Wenn ich auch nicht mit ihnen übereinstimme, so macht doch das, was ich über die Jahre mit ihnen erlebt und erfahren habe, doch unwillkürlich dass man sie bewundert. Wenn man ihre Hingabe und ihren Ernst sieht, ist es erstaunlich; wenn es doch nur der Herr Jesus wäre dem sie dienen würden, wäre es wunderbar. Jemand könnte nun fragen “Ist Jesus aus dem ganzen Zionismus rausgelassen?” Die Antwort ist ja und nein. Jesus wird oft erwähnt, oder sogar zitiert, und auch im täglichem Leben, wenn sie miteinander sprechen, wird der eine oder der andere sagen “We Jesu!” d.h. “O Jesu!”. Dieses ist nicht nötiger Weise verachtend, sondern mehr neutral, oder sogar bittender Weise, “Jesu hilf !” Wenigsten so verstehe ich das.
Ich habe aber oft unter ihnen denselben Geist gespürt der in den “sangomas” (Zauberinnen) wirksam ist, und habe auch schon gehört wie die Zionisten behaupten, dass die Sangomas eine Gabe von Gott empfangen haben und deshalb darf man sie nicht verwerfen.
Nun zurück zur Frage, “Hat KSB ihre Wurzel in dem Zionismus?” Ich werde berichten was ich erlebt, gesehen und gehört habe und ihr könnt selber beschließen was ihr glaubt.

1. Als wir zuerst nach Maphumulo kamen, wo ja die sogenannte Erweckung begonnen hat, sagten die dortigen Maphumulo Einwohner, dass der Geist der in Hilda wirkt von dem Zionismus kommt, d.h. von Mavundla. Mavundla war der Leiter von den Zionisten in der Gegend. Als ich dieses zuerst hörte verwarf ich es als Unsinn, aber als ich das ganze Vorgehen über längere Zeit beobachtete, wurde ich überzeugt, dass da eine bestimmte Möglichkeit bestand, dass sie recht hatten.

2. Vor ein paar Monaten sprach ich telefonisch mit meinem Vetter, den ich in vielen Jahren nicht gesehen hatte. Er erzählte mir etwas Interessantes. Vor etwa 30 Jahren besuchte er seinen Onkel, der schwer krank war, und dann erzählte ihm seine Tante, dass Erlo ihr gesagt hat , dass er sogar zu den Zionisten gegangen ist um zu sehen wie sie das machen und ob er von ihnen lernen könnte. Es war erstaunlich, dass er mir dieses erzählte, denn ich hatte nichts vom Zionismus erwähnt. Dieser Vetter hatte nichts mit KSB zu tun, und war auch nie mit ihnen verbunden, und doch konnte er sich an dieses klar entsinnen.

3. Kürzlich telefonierte ich mit einer Dame die früher, d.h. vor 31 Jahren, eine Mitarbeiterin von Erlo war , und weil sie Fragen hatte, die Erlo nicht beantworten wollte, wurde sie verstoßen. Ich habe sie auch seit der Zeit nicht wieder gesehen. Wir sprachen über KSB und sie sagte wie sie sich freute, dass nach so vielen Jahren der Herr die ganze Sache von KSB ans Licht bringt, so dass die Welt die Wahrheit hören kann, und dann sagte sie anschließend “Lo uyazi ukuthi saxoshwa ngenxa yezilimi zaka Mavundla.” In Deutsch: “Du weißt doch, dass wir wegen den Zungen von Mavundla weggejagt sind.” Diese Dame blamierte die ganze Sache auf die Zionistische Wurzel von KSB, und sie ist überzeugt, dass sie so gehässig gegen uns gehandelt haben war die Folge des zionistischen Geistes. Dieses war um so mehr erstaunlich, da ich wie zuvor nichts vom Zionismus erwähnt hatte.

4. Es sind viele die bezeugen, dass Hilda als junges Mädchen eine Zionistin war. Dies war bevor sie Dube geheiratet hat. Die Dube’s waren Lutheraner und so hat sie sich den Lutheranern angeschlossen nach ihrer Heirat, ob gezwungen oder freiwillig, weiss man nicht. Diese jugendliche Verbindung mit den Zionisten könnte die offene Tür gewesen sein wo der Zionismus reingekommen ist. Wie dem auch sei, es ist nicht so leicht, um KSB mit dem Zionismus endgültig zu verbinden, weil sie nicht die verstorbenen Geister mitanbeten, aber doch glaube ich, dass die ganze Bewegung im Zionismus gewurzelt ist, gerade weil da so vieles ist das dem Zionismus ähnlich ist. So wie ich es schon erwähnt habe, da sind viele verschiedene Arten von Zionismus und die betreiben nicht alle dieselben Gewohnheiten.

5. Die Ähnlichkeiten kõnnen wir in folgende Weise beschreiben.
a) Die Zionisten sind stark auf Sündenbekenntnis.( Sie nennen das “ukuhlanbululwa” ) und KSB betreibt es genau so und bringen dadurch ihre Nachfolger unter einen Bann.

b) Die Zionisten Leiter binden ihre Nachfolger an sich persönlich und KSB tut dasselbe. Man findet außergewöhnliche Hingabe zu den Leitern, dass beinahe an Anbetung grenzt. Die Loyalität ist von solcher Art, dass die Nachfolger nicht hören können, noch hören wollen was Anderen ihre Meinungen sind.

c) Die Zionisten betreiben viele von den Eingeborenen Traditionen, was KSB ja auch tut. KSB betreibt ” virginity testing ” usw.

d) Die Zionisten werden Menschen körperlich strafen und schlagen um die Dämonen heraus zu jagen, und es will scheinen, dass KSB eine ähnliche Auffassung hat. Das könnte die furchtbaren Schläge erklären die sie auch den kleinen Kindern zugeteilt haben, kleine 5 und 6 jährige Kinder wurden den Rücken wundgeschlagen. Unglaublich !

e) Die Zionisten nehmen Träume sehr ernst und werden von ihren Träumen geführt und auch mit KSB ist es so. Bei Maphumulo, in der Zeit wo ich da war, wurden zur Zeit ganze Dienste geweiht um einen Traum zu erklären und so die Leute zu beeinflussen um ihnen zu folgen. Dass Gott durch Träume redet, ist nicht zu bezweifeln, aber weil Träume oft ihren Ursprung in der verkehrten Quelle haben, muss man besonders vorsichtig sein und wenn sie erhoben werden über das Wort Gottes, dann muss man wissen, dass da grosse Probleme sind. Zur Zeiten von Maphumulo kamen die Träume wie eine Flut, von Lydia, Hilda, Josfina und anderen und wurden an die verschiedenen Arbeiter und auch die Christen gegeben um ihnen ihren geistlichen Zustand zu offenbaren ( so hiess es dann ).

Um dadurch zu finden war eine grosse Last und was ist jetzt aus diesen Träumern und Prophetinnen geworden?
Was für Unsinn hat die größte und heiligste unter ihnen, nämlich Lydia, angefangen? Die gestorben ist und nur in den Himmel gekommen ist, weil sie so heilig und rein war und dann wurde sie zurückgeschickt weil sie noch Arbeit auf Erden hatte? (lest ihre Geschichte in Gott unter den Zulus). Ist das die Arbeit die sie tun mußte, um die scheußliche Entführung zu arrangieren, wo eine unschuldige Person beinahe umgebracht worden ist, und heute noch darunter leidet? Wollen wir noch zuschauen und erklären, dass alles mit rechten Dingen zugeht auf KSB? Niemals! Es ist Zeit, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Erlo und seiner Gruppe vertuschen ja alles, und es will scheinen, dass sie mit einverstanden waren mit dem was Lydia getan hat. Oder wie kann man es verstehen?

f) Ob Zionisten Trances betreiben weiss ich nicht, und deshalb kann ich nicht für bestimmt sagen, dass Hilda es von den Zionisten hat, aber woher kommt es? Die schwarzen Geschwister glauben, es kommt von den Zionisten. Bevor Hilda in eine Trance geht spricht sie in Zungen und dann verfällt sie in die Trance. Folglich Erlo ist sie dann in einem Zustand wo er Gott fragen kann und er dann Antworten bekommt, die er als Befehle Gottes annimmt. Diese Zungen werden durch unsere schwarzen Mitarbeiter als vom Zionismus bezeichnet.

g) Nach meiner Erfahrung sind die Zionisten nicht genau mit der Wahrheit, genau so wie KSB. Sie glauben ja, wenn es die Arbeit beschützt oder befördert, dann kann man ruhig lügen, und daher die vielen Lügen die sie verbreiten.

h) Die Zionisten sind sehr gesetzlich. Sie halten sich vielfach an Alttestamentliche Gesetze ( z.B. sie essen kein Schweinefleisch ) und KSB hat seine eigenen Gesetze die sie “standards of revival” nennen. ( z.B. ihre Kleidungs – und Heiratsvorschriften )

i) Aber der größte Fehler in beiden diesen Bewegungen, und welches die Ursache ihrer Irrtümer ist, ist, dass sie Jesus Christus nicht im Zentrum ihrer Verkündigung haben. Das Kreuz von Golgatha, mit all dem was es enthält und entspricht, ist nicht prominent.
Auch unsere Identifizierung mit Christus in Seinem Tode und Auferstehung wird nicht verstanden und wird darum auch nicht gelehrt. Anstatt verkündigen sie Sündenbekenntnis. Selbst die Wiedergeburt wurde auf Maphumulo lächerlich gemacht. Heute sind sie vorsichtiger, denn sie haben herausgefunden, dass dies ihnen schlechte Reklame bringt.
Ist die Wurzel von KSB im Zionismus? Alles was ich sagen kann, dass da sehr viel Ähnlichkeit ist und mit all den Zeugen glaube ich es schon, aber ein jeder muss zu seinem eigenen Entschluß kommen. Möge der Herr uns durch Seinen Heiligen Geist Unterscheidung und Einsicht schenken, damit wir nicht verleitet werden, um Jesu Christi willen! Amen!
Erwin.
(Die Hervorhebungen sind von mir, neu durchgesehen in 2/2020. H. Koch)

10. NATHANAEL XIMBA

Von Erwin Redinger 3. Februar 2001

Liebe Freunde,
vor kurzem besuchten Nathanael und Beauty Ximba uns. Sie erzählten ihre Erlebnisse von der Maphumulo Zeit. So dachte ich, dass es vielleicht gut wäre, wenn ich welche von den Erlebnissen unseren Freunden mitteile, da es mehr Licht auf den Beginn der sogenannten Erweckung wirft. Ein Freund ermutigte mich es zu tun und hier sind einige von seinen Erlebnissen.

Hintergrund Information.
Nathanael Ximba war seit seiner Kindheit der Familie Redinger gut bekannt. Sein ältester Bruder, Gideon, arbeitete viele Jahre für meinen Vater in seinem Laden, dieweil Nathanael als junger Mann in Johannesburg arbeitete. Nach seiner Bekehrung beschloß er um nicht wieder in der Großstadt zu arbeiten, aber ein neues Leben zu Hause zu suchen. Mein Vater war ein christlicher Geschäftsmann, der auch viel das Evangelium verkündigte, und weil er Zulu gut sprach, war er am meisten unter 
den Zulus wirksam. Und dann wenn jemand sich berufen fühlte in die Reichgottesarbeit würde 
mein Vater ihn in die Bibelschule ( Union Bible Institute ) schicken und für sie das Studiumgeld bezahlen. Unter anderem schickte er Nathanael auch nach U.B.I. wo er drei Jahre in der Bibelschule verbrachte, und als er mit seinem Studium fertig war lud mein Vater ihn ein mit ihm zu arbeiten, 
welches Nathanael mit Freuden annahm. Am Tage arbeitete Nathanael mit in dem Büro und abends gingen die beiden los das Evangelium zu verkündigen.
Erlo Stegen hatte inzwischen ein Zelt auf Tugela Ferry aufgeschlagen wo die Menschen dort einigermaßen gut auf die Botschaft reagierten. Er kam dann zu meinem Vater und bat ihn um Nathanael nach Tugela Ferry zu schicken um dort unter den Leuten zu arbeiten. Mein Vater war nicht 
unwillig, denn er wollte nur des Herrn Wille tun. So legten sie die Sache vor Nathanael und nach einiger Zeit des Gebets und Nachdenkens kam Nathanael zu dem Entschluß, dass es des Herrn Wille war für ihn. So kam er nach Tugela Ferry.

Als er dort das Evangelium des Herrn Jesus verkündigte, bekehrten sich von den Maqabas zu dem 
Herrn. (Menschen die in heidnischer Tracht herumgingen, beinahe nackt.) Unter seinen Sonntagsschulkindern war Barney Mabaso. Kurz nachdem Nathanael mit Segen auf Tugela Ferry gearbeitet hatte, kam die sogenannte Erweckung nach Maphumulo. Nur Hilda und Erlo wussten, warum sie Nathanael gegen seinen Wunsch und Überzeugung von Tugela Ferry nach Maphumulo brachten um in der Nähe von Hilda zu wohnen und zu arbeiten. Der Grund den Erlo angab war, dass er dasselbe erreichen sollte in der Gegend wo Hilda wohnte was er in Tugela Ferry getan hatte. Seltsam! Maphumulo, der Ort der Erweckung, muss jemanden von Tugela Ferry kriegen um die Leute auf Maphumulo zur Bekehrung zu bringen. Sollte es nicht andersherum sein?

Auf Maphumulo.
Obwohl er sich freudig unter ihrem Beschluß fügte, wurde es aber bald deutlich für Nathanael, dass die Dinge auf Maphumulo nicht recht zugingen, und weil er ein Mann ist, äußerte er seine Meinung und fragte Fragen. Er wusste ja nicht, dass man das nicht tut in der sogenannten Erweckung weil man 
dadurch in Schwierigkeiten kommen würde und man sofort als Feind angesehen wurde, wenn auch das Motiv recht war und er nur Gottes Willen tun wollte.
Eines Tages sind wir als ein Team nach Kwambonambi gereist um dort Dienste zu halten. Es war da wo Erlo und Hilda eine Zusammenkunft 
von den Arbeitern geregelt hatten, und heimlicherweise die Weissen ausgelassen haben. Nun als sie beisammen waren, fragte Nathanael wo die Weissen sind. Ihm wurde mitgeteilt, dass die Weissen noch Kinder sind ( d.h. geistlich gesprochen ) und darum kann man sie nicht in solch eine Versammlung erlauben. (Ob er und Hilda vielleicht dachten, dass von den Weissen Hilda’s Trances in Frage stellen würden, weiß man nicht.)
Immerhin, Nathanael war nicht zufrieden und sagte, ” Wie können wir die Weissen als Kinder betrachten und wir erlauben ihnen zu predigen und Leute zu betreuen ?” Für Erlo und Hilda war dieses ja eine schreckliche Sache, dass er sich wagte um das 
zu befragen dass die Weissen rausgelassen sind. Danach betrachtete man ihn als einen gefährlichen Mann. Hilda, Lydia und Erlo würden sagen,“er hat Freddy’s Geist”. Meines Vaters Spitzname 
war Freddy von Friedrich. Dann später hieß es, „er hat Erwin’s Geist.“
Lydia war damals noch ein kleines Mädchen, hatte aber einen großen Einfluß über ihre Mutter Hilda und Erlo. Die beiden hielten sie hoch in Ehren.

Es war nicht zu glauben wie diese Leute andere abbrachen um sich selber zu erheben. Sie würden 
andere zertreten, wenn sie auch nicht im Aufstand waren, aber weil sie Dinge nur aufklären wollten, die sie nicht verstanden, wurden sie unterdrückt und schlecht gemacht. Er wurde nun mit Träumen bombardiert die ihn beschuldigten von Eifersucht und anderen Fehlern. Eines Tages wurde ein Traum an ihn überhändigt der ihn in ein besonders schlechtes Licht stellte. Dies machte ihm viel Not. So bat er Obert Mbambo um mit ihm zu beten und den Herrn zu fragen was dies eigentlich bedeutet; sieht der Herr ihn so, oder was steckt dahinter? So beteten die beiden zu Gott um Aufklärung.
In derselben Nacht hatte Nathanael einen Traum. In dem Traum sah er ein frischgegrabenes Grab wo Helen Mzila (eine von Erlos und Hilda’s Mitarbeiter, die Mitarbeiter die Erlo am nächsten waren alle Frauen) sollte begraben werden. Es war gerade zur Zeit wo da eine Reibung war zwischen Hilda und Helen. Nun sagte Erlo zu Nathanael, dass etwas ins Grab gefallen ist und er es rausholen muss. 
Dann stieg er in das Grab und Erlo bestürmte ihn mit einer Decke von hinten und wollte ihn ersticken und er kämpfte um Luft zu kriegen, so dass er nicht stirbt. Dann erwachte er und tat das was von allen erwartet wurde, nämlich dass man den Traum niederschreibt und zu Erlo einhändigt. Erlo muss wohl erkannt haben, dass dieser Traum das schilderte womit er beschäftigt war, nämlich Nathanael zum Schweigen zu bringen und sogar zu begraben und für ewig stille zu machen.
Wie haben sie auf seinen Traum reagiert? Sie kamen mit komischen Ideen heraus. Nun hieß es, dass dieser Traum zeigte, dass Nathanael’s Kinder hungerten und Essen nötig haben und so eilten sie 
um Essen zu den Kindern zu bringen. Wieder einer von ihren Tricks um aus der Ecke zu kommen.
Dann beschuldigten sie seine Frau Beauty, dass sie eifersüchtig auf Hilda war und gerne Hilda’s Gabe haben möchte, d. h. um auch in Trance zu gehen und so wie sie glaubten, das Wort Gottes auszusprechen, und die große Prophetin zu sein. Nathanael behauptete, dass alle diese Anklagen unbegründet und falsch waren. Er hatte willig und freudig in Hilda’s Länderei gearbeitet und auch geholfen um Hilda’s Haus umzubauen und neu zu machen; alles freiwillig ohne Belohnung. Was kriegte er dafür? Anstatt Dank, wurde er beschuldigt, dass er eifersüchtig war. Sie mußten ja irgend etwas finden um ihn loszuwerden, wenn sie es dann auch aufmachen mußten. Sie konnten niemand dulden der seine Augen aufmachte.
Langsam aber sicher wurde Nathanael isoliert. Die Nahrung wurde ihm vorenthalten, dieweil Haufen Essen und andere Waren nach Hilda’s Haus gebracht wurden. Sie taten dies aber im Dunkeln damit die Ximba Familie das nicht sehen sollten. Aber für Hilda’s Schwiegermutter war das nicht recht und sie kam zu den Ximbas und sagte, dass sie nicht glücklich ist mit dem was Erlo und Hilda tun. 
Auch die kleinen Kinder wurden zu den Ximbas gehen und sprechen von all dem leckeren Essen und all den schönen Sachen die nachts bei ihnen ankamen.
Wenn es nicht wäre dass die Nachbarn schließlich gemerkt haben was anging und den Ximbas mit Essen geholfen haben wären die Ximbas beinahe verhungert. Bei mir und Gertrud ging es nicht viel besser. Wir wussten oft nicht wo wir Essen herkriegen würden. Wenn es nicht meine Mutter gewesen wäre, die uns oftmals Gemüse und andere Lebensmittel zuschickte, hätten wir oft hungern müssen. Meine Mutter wusste nichts von dem was auf Maphumulo zuging, denn wir haben mit niemand darüber gesprochen. Als sie es später hörte war sie sehr entsetzt, dass Erlo seine Mitarbeiter so schrecklich behandelte. Wir nahmen von dem was sie uns schickte und teilten es mit Nathanael’s Familie. Er hatte auch in einem Land Sweet Potatoes gepflanzt die noch zu jung und klein waren geerntet zu werden, aber weil die Not drückte grub er sie raus und sie aßen davon und gaben uns auch davon. Diese kleinen Gaben waren sehr willkommen, denn wenn man wenig oder nichts hat, dann schätzt man alles. Sie haben großen Druck auf uns ausgeübt um uns zu brechen, aber der Herr hat uns durchgetragen.
Dann schickten sie Helen Mzila nach Nathanael um ihm zu sagen, er muss nicht mehr die Versammlungen beiwohnen, weil Erlo kann nicht predigen wenn er da ist. Sie sagten, er hat einen Dämon. Nathanael fand dieses komisch, ein Mann der voll Heiligen Geistes ist, ein Leiter einer Erweckung wird durch einen Dämonen in einem anderen Menschen bedrückt. Dann fragte er sich, ob es nicht gerade andersherum der Fall ist, dass Erlo den Dämon hat und deshalb sich unruhig fühlt in der Gegenwart anderer Knechte des Herrn. ( Es war zur selben Zeit, dass sie mich genauso behandelt haben.)
Als Nathanael dann nicht aufhörte den Diensten beizuwohnen, arrangierten sie, daß der Lastwagen, der sie holte, nicht mehr ganz zu Ximbas fuhr, sondern vorher umdrehte, so daß er nicht mitfahren konnte. Als dieses geschah, wusste Nathanael, dass da nichts mehr zu machen ist, und als er hörte, dass sie heimlich einen Dienst auf Kingscliff geregelt hatten wo sie Erwin und Nathanael als böse und schlechte Männer denunziert haben, die sich selber das Leben nehmen würden wie Fanuel Ntsibande das getan hat, dann wusste er, dass er die Stelle verlassen muss um anderswo zu arbeiten. Er ging dann zu Erlo und sprach mit ihm darüber und Erlo sagte ihm er soll sofort gehen, aber Nathanael hatte kein Geld um einen Lastwagen zu mieten und sagte zu Erlo, „ich bin nicht hier auf Maphumulo weil ich hier sein wollte, sondern weil du mich hierher gebracht hast. Und nun ist es deine Pflicht um mich hier weg zu transportieren.”
Als Erlo merkte, dass er in die Ecke getrieben ist, hat er Friedel’s Lastwagen geschickt um Nathanael in der Nähe von Kingscliff abzuladen. Aber vordem er weg ging gab Erlo ihm 23 Rand ( in heutigem Wert würde es wohl mehr als R 230 sein) und sagte, damit sollte er sich einen Sarg kaufen. Nathanael sagte, er könnte sein Geld behalten, denn er ist keine Leiche, sondern ein lebendiger Mensch. Man kann es nicht glauben, wie arrogant und frech diese Leute waren und wie sie andere entwürdigend behandelt haben.
So ist er dann von Maphumulo weg. Viele andere weiße Arbeiter waren schon weg. Ich verließ Maphumulo ungefähr dieselbe Zeit wie er. Dann folgte Obed Mbambo, Constance Masango usw. Kurz vordem Nathanael und ich da weg sind übten sie großen Druck auf Obed Mbambo auf um mich öffentlich zu denunzieren in einer Versammlung wo ich nicht dabei war. In einem Augenblick der Schwäche gab er nach und tat was sie ihm befohlen hatten. Als er zurück kam in sein Zimmer erkannte er auf einmal was er getan hat und er konnte die Nacht nicht schlafen. Den nächsten Morgen kam er zu mir und sagte mir alles was geschehen war und sagte dann, „ich bin wie Judas, der einen unschuldigen Menschen verraten hat. Kannst du mich vergeben? Bitte! Aber wenn du es nicht kannst verstehe ich es auch.” Natürlich vergab ich es ihm, aber ermahnte ihn um es auch Erlo zu sagen. Er sagte dann, dass er schon bei Erlo gewesen war und seine Sache da rechtgemacht hatte. Das ist die Integrität und Heiligkeit der sogenannten Leiter der Erweckung! Laßt mich es hier klar sagen, Erlo und seine Gruppe konnten keine Prüfung vertragen. Warum? Da waren zu viele zweifelhafte Dinge die da betrieben wurden. – Soweit der Brief von Erwin Redinger.

Im Sommer 2001 hatte ich durch den Besuch von Gertrud und Erwin Redinger in meinem Hause Gelegenheit zu einem ausführlichen Austausch mit diesen Zeugen des Mapumulo-Aufbruchs von 1966. Redingers kannten bis dahin die KSB-Bücher von Kurt Koch nicht. Die anschliessenden drei Briefe von Erwin Redinger beziehen sich darauf und bestätigen – leider – erneut den okkulten Hintergrund der Kwasizabantu Bewegung.

Zusammengestellt und eingefügt am 20. April 2002 von Horst Koch

Erwin Redinger 27. Oktober 2001

Liebe Geschwister,
 Endlich habe ich die Bücher gelesen , “God among the Zulus”, und “Erweckung unter den Zulus.”  Von unseren deutschen Freunden haben mich welche gebeten um sie zu lesen und dann auch sollte ich mich darüber äussern. Sie gaben mir dann Kopien von diesen Büchern. Auch bei uns zu Hause waren einige der Meinung, daß man die Bücher lesen sollte, um zu wissen was darin steht, und so kam es dann, daß ich die ganze Geschichte gelesen habe wie Dr. Kurt Koch in dem Buch “God among the Zulus” und Erlo in dem Buch “Erweckung unter den Zulus” berichtet haben.
Irgend jemand, der nicht vertraut ist mit dem Anfang der sogenannten Erweckung, muss beeindruckt sein, wenn er das liest. Die Tatsache ist, daß das Lesen dieser Bücher sie beeindrucken wird, weil sie sogar den Leser auffordern um sich dem Herrn zu ergeben und zu widmen, was ja auch sehr gut ist. Ich werde aber meine Einschätzung und Meinung darüber geben.
Ich hatte noch nicht viel gelesen, als ich schon zu dem Entschluss kam, daß “God among the Zulus” eine Karikatur von Dr. Koch ist. Dies ist von Kurt Koch, zusammen mit Erlo, geschaffen worden. Wahrscheinlich war es um KSB auf die Weltkarte zu setzen. Eines wollte Dr. Koch allerdings tun, nämlich auszumachen, daß alles zu Ehre und Preis Gottes und zu Erhöhung des auferstandenen Christus geschah. Er konnte es ehrlich gemeint haben, aber ihm fehlte die Unterscheidung. Er wiederholt dieses oft, aber meine Erfahrung im Anfang war ganz anders. Eines muss ich Erlo und seine Mamas lassen, sie haben Gott allezeit erwähnt und im Munde gehabt, aber Jesus wurde beiseite geschoben. Ich hatte den Eindruck, wenn sie mal den Namen Jesus nannten, welches nicht oft geschah, daß es nur die Absicht hatte um ihr Evangelium annehmbar zu machen bei den Evangelikalen. Wenn ihr mein vorhergehendes Schreiben lest, dann werdet ihr verstehen was ich meine.
 In dem Buch “Erweckung unter den Zulus” sind die ersten Kapitel, meiner Meinung nach, nahe an einer Gotteslästerung. Abgesehen von dem, daß Erlo dramatisiert und fantasiert, – wie in dem Falle von Malheni (das war der Name des besessenen Mädchen) -, kriegt man wohl das Gefühl, daß Erlo den Namen Jesus als kraftlos dahin stellt. Wenn das seine Erfahrung mit Malheni war, muß ich sagen, haben wir das anders erlebt.
Die Geschichte des Dämonbesessenen, wie sie berichtet wird in “God among the Zulus” ( Seite 44-46 ) und auch in “Erweckung unter den Zulus” ( Seite 16 -27 ), ist so verdreht und falsch dargestellt, daß es einen traurig macht. Ich sehe Erlo als einen Dramatiker, der die aussergewöhnliche Fähigkeit besitzt um zu fantasieren, wie sonst kann man seine Beschreibung von der Heilung von Anagretha und die Geschichte von Malheni erklären?

Lasst uns zuerst die Geschichte von Malheni betrachten. Es war nicht Erlo der zuerst ihre Mutter traf, sondern Gertrud und ich. Die Mutter kam mit Malheni’s Schwester zu unseren Diensten, die wir bei Sandspruit hielten, auf der Farm von Onkel Jan Joosten. Nach einem von den Diensten blieb sie und ihre Tochter zurück. Sie fragte mich, ob sie mich recht verstanden habe, daß Jesus heute noch derselbe ist, und noch Wunder tut unter den Menschen. Ich antwortete ihr dann, daß das wirklich so ist. Dann bat sie mich nach ihrem Hause zu kommen und für ihre kranke Tochter zu beten. Den folgenden Tag als ich zu ihrem Hause kam, fand ich das Mädchen gebunden mit Draht an einem Maulbeeren Baum auf dem Hof und nicht an einem Pfahl in der Hütte. Ja, sie war wirklich mit Draht gebunden, aber um zu verhindern, daß der Draht in ihr Fleisch schneidet, waren Lappen um den Draht gewickelt. Es war nicht so wie Erlo das beschrieben hat. Danach haben wir das Mädchen betreut und für sie gebetet und haben gesehen wie sie frei wurde, aber sie musste dann Rückfälle erleiden. Die Dämonen waren oft ausgefahren, wenn wir sie im Namen Jesus austrieben. (Erlo war nicht da und hat dieses nicht mit uns erlebt). Sie blieb dann in einem vernünftigen Zustand für wochenlang, und hat aber dann wieder einen Rückfall erlebt (es würde zuviel Platz nehmen um die Einzelheiten hier zu berichten). Sie wurde dann nach Herrn William Duma, einen Baptisten Pastor in Durban, genommen. Er war ein sehr gut bekannter Reichgottesarbeiter, der vielen Kranken und Besessenen geholfen hatte. Nachdem er mit ihr fertig war, sagte er, “Man wird ihr nicht helfen können, denn in ihrem klaren Zustand weigert sie sich um Jesus als ihren Herrn und Heiland anzunehmen.” Sie hat ja auch nicht lange gelebt. ( William Duma war ein beliebter Gottesmann, mit viel Erfahrung. Seine Geschichte ist aufgezeichnet in dem Buch “Take Your Glory Lord “. Ich sah ihn an, als einen treuen und lieben Bruder im Herrn. – Es war nur als Gertrud und ich nach Creighton gezogen sind, daß Erlo mit Malheni etwas zu tun hatte.

Nun lasst uns mal die Heilung von Anagretha betrachten. Ich war dabei, und stand da wo Anagretha auf eine Tragbare auf dem Boden vor mir lag, als Erlo für sie betete. Da ging kein Schütteln durch die Knochen des Körpers, wie wenn der Wind die Blätter eines Baumes bewegt. Da war keine unsichtbare Kraft die das Mädchen aus dem Bett hob, und sie begann auch nicht zu laufen, wie das beschrieben wird auf Seite 105. Was geschah denn eigentlich? Erlo betete für sie, und als da eine kleine Regung war, haben die Mitarbeiter sie ermutigt und geholfen aufzusitzen, und dann haben sie Anagretha geholfen aufzustehen, um mit der Hilfe von den Mitarbeitern ein paar Schritt zu nehmen. Am Anfang ging es klapprig, aber den nächsten Tag konnte sie schon frei gehen. Wie anders beschreibt Erlo dieses Geschehnis.
Die meisten Geschehnisse die in dem Buch “God among the Zulus” genannt werden, sind mir unbekannt, weil sie in den Zeitraum fallen wo ich Maphumulo schon verlassen hatte, deshalb ist es schwer für mich um mich darüber zu äussern. Aber die Fälle die mir bekannt sind, sind so verdreht und geändert, daß es eigentlich lächerlich wäre, wenn es nicht so traurig sein würde. Dies zeigt einem was für Unsinn in der Einleitung steht, daß Kurt Koch jeden einzelnen Fall genau untersucht hat. Die Wahrheit ist, daß er nicht alles genau untersucht hat was er geschrieben hat. Ich kann andere Beweise dafür bringen.

Auf Seite 15 & 16 wird uns eine Liste von Namen gegeben, von denen uns gesagt wird, daß sie alles bezeugen können was in diesem Buch geschrieben steht. Nicht einer von ihnen repräsentiert die namenlosen Menschen an denen die sogenannten Wunder geschehen sind. Diese sind Namen von KSB Arbeitern und Angehörigen. Wem wollen sie etwas vormachen? Wenn aber jemand sich die Mühe machen würde um jeden Einzelnen zu fragen, dann werden einem viele Widersprüche entgegen kommen. Ich habe es schon mit einzelnen versucht, und schon sind da Widersprüche. Es wird einem doch deutlich wenn jemand lügt. Einer von ihnen sagte mir, daß er das Buch noch nie gelesen hat. Als ich ihn fragte warum er es nicht gelesen hat, antwortete er mir, daß es zu viele Lügen enthält. Er gab mir genau dieselbe Antwort die ich auch einer Person gab, die mich fragte warum ich es noch nie gelesen habe. Aber wo ich es jetzt gelesen habe, bin ich nur noch mehr überzeugt, daß die Sachen schief liegen. Da sind zu viele Dinge verdreht und verbogen und gelogen.
Um zu behaupten, daß es nur die Zulus waren die den harten Unterschied machten zwischen dem toten Evangelium der Kirchen und Erlo’s lebendigem Evangelium ist gelogen (Seite 35). Erlo und seine weißen Mitarbeiter sagten das auch.
 Die Sache von Fanuel Ntsibande’s Selbstmord ist auch falsch dargestellt, und stimmt nicht überein mit dem was wirklich geschehen ist. Er war durch den Druck, den sie auf ihn ausübten, als sie ihn nach Mozambique deportieren wollten, daß er sich das Leben nahm. Er konnte sich damit nicht abfinden um von seiner Frau und Kinder getrennt zu werden. Warum sind sie gegen ihn gedreht? Obed Mbambo, der ein Kollege von Fanuel war und zu der Zeit mit ihm wohnte, sagte mir den Grund. Fanuel ging eines Tages an dem Fenster von Erlo’s Schlafzimmer vorbei, und sah Erlo und Hilda, wie sie im Gebet knieten und Hände hielten. Und dann, als sich die Gelegenheit bot, fragte er Erlo, ob das recht ist um Hände mit Hilda zu halten, da sie doch die Frau eines anderen Mannes ist. Fanuel sagte Mbambo, daß dieses hätte Erlo zornig gemacht und darum wollte er ihn los werden. Erlo wusste das Fanuel all die Jahre illegal im Lande war, und ging dann zur Polizei, und klagte ihn an, und bekam so ihre Kooperation um ein “deportation order” zu kriegen und ihn so aus dem Lande zu zwingen. Und das ist wie sie ihn los werden wollten. (Das zeigt nur wie sie lügen, wenn sie behaupten, daß sie nicht die Ehen auseinander reissen. Was war dies dann?) Sie haben in der Tatsache einen Kollegen und Mitarbeiter, der Jahre mit Erlo zusammen gearbeitet hat, verraten. Es war der Druck und die Not um von seiner Frau und Kinder geschieden zu sein, was ihn zum Selbstmord getrieben hat. Tat er das willig um von Frau und Kinder zu scheiden? Nein, Erlo zwang ihn dazu!
 
In seinem Buch “Erweckung unter den Zulus” sagt Erlo, daß alles nach der Bibel getestet wurde. Seite 60 & auch Seite 210, und wenn es nicht mit der Bibel übereinstimmt, wurde es rausgeworfen. Von wann?  Als wir im Anfang wissen wollten ob viele Sachen mit der Bibel übereinstimmten, dann hiess es, Gott ist souverän und kann machen was Er will, und Er ist nicht an die Bibel gebunden. Wir wissen Gott ist souverän. Wir wissen auch das Gott tun kann was Er will, aber um zu sagen. Er handelt wider die Bibel, das ist meines Erachtens nach Unsinn, weil die Bibel kommt von Ihm und Er hat uns gebunden nach der Bibel zu leben und zu handeln. Wenn jemand den Punkt benachdruckte, dann hiess es, “Verstehst du dann nicht, Erlo hat direkten Zugang zu Gott.” Gemeint waren die Trances. So wurden die Befehle durch die Trances höher als die Bibel geachtet, weil die Bibel nicht so persönlich war. Dieses glaubten sie fest und haben auch danach gehandelt. Viele können dieses bezeugen und obwohl es schon lange her ist, und viele von den ehemaligen Mitgliedern verstorben sind, leben noch genügend die davon wissen.
Man braucht ja nur die Bücher sorgfältig durchzulesen, dann wird man schon bald bewusst, daß sie den Leser manipulieren und Druck ausüben, so daß er alles glaubt was geschrieben ist. Kurt Koch vergleicht die Leute die Fragen fragen, mit Menschen, die nicht an Wunder glauben und mit denen, die skeptisch und kritisch gegenüber der Bibel sind. Er beschuldigt auch diejenigen, die die Echtheit der Leistungen von KSB hinterfragen, als wären sie lauwarm oder gar abtrünnig geworden. Wir bezweifeln die Echtheit von KSB, aber wir sind noch Gotteskinder, die nur Gottes Willen tun wollen und in der Wahrheit wandeln, so daß alles ans Licht kommt. Es ist die KSB-Leitung die sich weigert um im Lichte zu wandeln, somit müssen wir Dr. Koch’s Anklagen verwerfen, besonders im Lichte der Tatsachen. Wir glauben an Wunder. Wir glauben Gott tut heute noch Wunder, denn wir selber haben schon viele Wunder erlebt, die einfach durch schlichtes Gebet im Namen Jesu geschehen sind.
Wir vergessen aber nicht die Warnungen unseres Heilandes Jesu Christi, nämlich, seid sehr vorsichtig, prüft alle Dinge, prüfet die Geister, seid wachsam, seid wachsam im Gebet, und fürchtet euch nicht um eine Sache genau anzusehen und die Quelle davon zu prüfen. Jesus sagt uns auch, dass in der letzten Zeit die größte Waffe des Teufels werden die Zeichen und Wunde sein um Menschen zu verführen. Diese Zeichen und Wunder  werden im Namen Jesu getan werden, und so werden viele verführt werden.

Deshalb, wenn KSB uns auch sagt das “Misstrauen ist das Evangeliums des Satans”, werden wir dennoch die Sache gut anschauen ob sie von Gott ist oder von Unten herkommt. Diese Aussage “Misstrauen ist das Evangelium des Satans” (Seite 153) zeigt uns genau die Strategie von KSB. Um Menschen zu befehlen, daß sie nicht misstrauen müssen, ist dasselbe als ob man sagt, man soll nicht prüfen, nicht testen und nicht unterscheiden. Wir wollen aber immer auf der Hut sein, so daß wenn Täuschung oder Betrug kommt wir nicht verleitet werden. Dieses ist ja auch was der Herr Jesus von uns verlangt: “Wachet und betet” und “lasset euch von niemand verführen.” Dies gilt auch denen die wir als unfehlbar bezeichnen. Wenn so einer dich verleitet, dann ruht die ganze Verantwortung auf deiner Schulter, denn du bist gewarnt worden und hast es nicht beachtet. Menschen sehen es nicht, daß es der Teufel selber ist, der es das Evangelium des Teufels nennt, damit die Leute ihm nicht misstrauen, sonst könnten sie Fragen fragen die seinen Betrug und seine Lügen aufdecken könnten. Wenn jemand es ernst meint mit der Wahrheit und Gott wirklich bittet, wird der Herr ihm es offenbaren. Es hilft nicht um über eine Sache zu beten, wenn man schon einen Beschluß genommen hat und dann hoffen, Gott wird meinen Beschluß bestätigen. Gott ist nicht ein Gummistempel, der nur deine Entschlüsse bestätigt. Der Teufel wird es schon für dich bestätigen wenn es eine Lüge ist. Gott, der Allmächtige, wird den Demütigen und Gehorsamen in alle Wahrheit leiten. Wir brauchen uns nicht einschüchtern zu lassen, durch Menschen die uns untergeordnet machen wollen, um so über uns zu herrschen. Sie leugnen dieses, aber sie wissen, daß es wahr ist, denn die Tatsachen sprechen für sich selber.

Für Erlo war das Wichtigste in der sogenannten Erweckung diese Gabe, die, wie er sagte, Gott ihm gegeben hat, die wirksam war durch Frau Hilda Dube. Das heisst, Hilda würde in eine Trance geraten und dann Erlo das Wort Gottes bringen. Wenn Erlo das heute leugnet, dann wissen wir, dass er offensichtlich lügt: Aber glücklicherweise sind noch viele von seinen Mitarbeitern, wie z.b. Waldemar Engelbrecht, Werner Engelbrecht, Hogard und Inge Joosten, Erwin und Ruth Schröder, Friedel und Rita Stegen und Jö und Edith Newlands und noch andere die davon wissen.
Ob sie auch so unehrlich sein würden und es leugnen? Ich glaube es nicht. Erlo hatte diese Trance- Befehle sehr ernst genommen und tat immer was ihm gesagt wurde. Auch wurde alles daran geprüft wie z.B. wenn jemand die Gabe des Zungenredens hatte, musste er nach Maphumulo hin, wo Erlo die Sache zu den Trances nehmen würde um auszufinden ob das wirklich echte Zungen waren. Nicht galt dies nur für das Zungenreden, sondern irgend etwas was jemand vorhatte oder tun wollte, musste durch die Trances geprüft werden. Sie nannten das “enquiring of the Lord” oder auch “enquiring of God “. Die ganze Bewegung drehte sich um diese Trances. Zweifelsohne war das der Stift worum alles sich drehte. (Später soll auch die Lindiwe in Trance geraten sein als ich schon weg war.) Als Werner Engelbrecht noch ein junger Mann war, wurde er mal von einem Journalisten wegen diese Trance-Geschichte befragt. Er sagte dem Journalisten, dieses sei Erlo’s geheime Waffe. Er wurde von den Leitern hinterher getadelt und ihm ist gesagt worden um nicht mit Journalisten zu sprechen.
 Obwohl im Anfang alle davon wussten, wurde es doch immer mehr versteckt, weil sie sahen, daß da solche waren die Zweifel hatten über die ganze Sache.
Nun die wichtigen Fragen. Warum wurde diese große Sache nicht in ihren Büchern berichtet?
Könnte es vielleicht sein, daß sie selber an die Echtheit der Trances zweifelten? Haben sie es vor Dr. Koch versteckt? Oder hat Dr. Koch mit ihnen zusammen gearbeitet um es zu verstecken?
Dies sind lebenswichtige Fragen die lebenswichtige Antworten fordern, und Erlo könnte sie beantworten, wenn er das wollte. Seht ihr nun, warum ich diese Bücher nicht ernst nehmen kann weil sie einen Teil ihres Wirkens vertuschen, und dann obendrein werden die Ereignisse, die ich kenne, verdreht und übertrieben. Wer kann da ihnen noch glauben?
Lass sie uns doch mal sagen wo die Trances her sind. Sind sie eine Übertragung vom Zionismus (eine südafrikanische Sekte die viel Okkultes treibt)?
Oder glauben sie wirklich die Trances sind von Gott?
Wenn sie glauben, dass diese Trances von Gott sind, warum werden sie versteckt? Joh. 3,20 & 21 “Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind.”
Warum findet man nicht diese Sorte Trances in der Bibel? Kümmert es sie nicht, daß ihre Trances den spiritistischen Trances ähnlich sind? Viele behaupten sie sind genauso. Wir brauchen Antworten auf diese Fragen, und bis dann sind wir verpflichtet sie zu verwerfen. Wir können nicht etwas annehmen was nicht mit der Bibel übereinstimmt. Könnte dieses vielleicht das Verhalten von Erlo und seinen Mamas erklären? Dies sind ernste Sachen, und doch sind da Menschen die es einfach vermeiden und sogar zudecken. Aber Gott sei Dank, denn Er ist lebendig und wird nicht für immer schweigen. Er ist ein gerechter Richter. Dies ist ein großer Trost.
 In seinem kleinen Buch “Erweckung unter den Zulus” spricht Erlo von Dingen die geschehen sind, die er den Leuten nicht mitteilen könnte, weil sie sich wie Märchen anhören würden. Unter diesen Dingen sind wohl auch die Trances. Ich habe persönlich wenig Zweifel, daß diese Trances noch immer weiter gehen, sonst müssten sie diesen öffentlich absagen und erkennen, daß sie verführt waren. Die Wahrheit ist, daß Erlo diese Trances hochgeschätzt hat am Anfang und wurde durch die Trances regiert. Ich glaube, nichts hat sich geändert.

Für heute ist es genug. Ich werde, so Gott will, später noch etwas hinzufügen.
Es grüßt Euch Alle herzlich, in Jesu Namen und in Ihm verbunden,
Erwin Redinger
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Erwin Redinger 27. November 2001

Liebe Geschwister,
in dem vorigen Brief habe ich nicht alles gesagt was ich sagen wollte, weil ich es euch schnellstens zuschicken wollte. In dem englischen fügte ich allerlei hinzu, welches ich jetzt Euch auch zuschicke. Ihr müsst die beiden Briefe zusammen lesen, da dieses nur eine Fortsetzung von dem vorigen Brief ist.

KSB behauptet, daß alles nach der Bibel geprüft wurde (Seite 210 & Seite 60 ) bzw jeder Traum und jede Vision, aber das ist nicht wahr. Erlo sagt auch in dem Buch “Erweckung unter den Zulus”, daß er nicht an Träume glaubt. Das ist eine offensichtliche Lüge. Warum muß er dann etwas prüfen woran er nicht glaubt? Er sollte es einfach verwerfen. Die Wahrheit ist, er hatte Aktenschränke wo er all die Träume bewahrte, weil sie ihm so wichtig waren.  Alle wurden befohlen um ihre Träume aufzuschreiben und auszuhändigen, damit er sie studieren und bewahren konnte. Den einen Aktenschrank schenkte ich ihm als ich nach Maphumulo kam.
Die kleine Thofozi, mit ihren Träumen, wurde sehr geschätzt, und sie haben sehr viel danach gehandelt. Wie zum Beispiel die Sache von Boy und Constance, die ich in meinem vorigen Schreiben berichtet habe, war der Erfolg von ihren Träumen. Diese Fehlschlag hätte schon als Warnung dienen sollen, aber sie gingen immer weiter mit ihrem Irrtum. Denn dieselbe Thofozi ist die, die zum Himmel gefahren ist und hat all die strengen Heiligungs-Prüfungen bestanden und dann kam sie wieder zurück, weil sie sagte, der Herr Jesus ihr befahl um zurückzugehen, weil ihre Freunde über sie weinten, und weil sie noch Arbeit zu verrichten hatte. Diese Thofozi (Lydia) ist die, die nun die berühmte Entführung geplant und durchgeführt hat.
Ich behaupte nicht, wie Erlo das tut, daß ich nicht an Träume glaube, denn ich weiß, daß Gott auch durch Träume zu Menschen redet, aber ich bin besonders vorsichtig, wenn es zu solchen Dingen kommt. Die Bibel ist maßgebend und wenn es nach irgend so etwas kommt, und es nicht mit der Bibel übereinstimmt, muß es verworfen werden, und wenn es auch allen Anschein nach mit der Bibel übereinstimmt, muß man noch immer sehr vorsichtig sein.
Erlo erzählt von fanatische Übermaße von Extremisten, die das Wirken des Heiligen Geistes mit Lärm und Tumult verbinden. Es ist wahr was er sagt, aber dann macht er die endgültige Aussage, daß wenn der Heilige Geist kommt sind es die stillsten Momente in eines Menschen Leben und er hat es so erfahren. So macht er ein Gesetz daraus, daß es so sein muß, und nicht anders, sonst ist es nicht echt. Die Bibel gibt uns ein viel weiteres Bild. Es passiert wohl, daß da eine Stille ist, aber dann wieder würden Menschen froh und frei dem Herrn mit lauter Stimme preisen und sogar in Zungen reden. Und andere Male gab es Erdbeben usw. Die Gefahr liegt genau darin, daß man seine Doktrin (Lehre) auf eigene Erfahrung basieren lässt, anstatt sich streng an die Bibel zu halten. Ich erwähne dies weil es ein sehr wichtiger Punkt ist. Man muß nicht Erfahrungen suchen, sondern aufschauen auf Jesum den Anfänger und Vollender des Glaubens. Die Menschen, die nach Erfahrung suchen, öffnen die Türe zu den verführerischen Geistern, und ich glaube hier ist es gleich zu Anfang bei Maphumulo schief gelaufen.
Suchet den Herrn und nicht Erfahrungen. Wenn wir dem Herrn folgen werden die Erfahrungen da sein, d.h. die Wunder und Zeichen werden folgen, aber unser Blick muß auf Ihn gerichtet bleiben. Man muß nicht die Erfahrungen suchen sondern im Glauben dem Herrn anhangen. Wandelt im Glauben! Der Grundsatz des christlichen Lebens ist der Glaube, denn der Herr Jesus selber sagte, “Selig ist der Mann, der nicht sieht, und doch glaubt.” Ich kann es nicht genug betonen, daß Jesus Christus der Mittelpunkt sein muß.

 Sie sagen auch, daß das Bekennen von Sünden spontan war (Seite 321). Entweder wissen sie nicht was das Wort spontan meint, oder sie wollen uns absichtlich verführen.. (The dictionary says “acting or done or occuring without external cause or incitement ) (das Wörterbuch sagt, “handeln, oder tun, oder geschehen ohne äußerliche Ursache oder Aufhetzung). Erlo bekennt selbst, daß er nur über Sünde predigen konnte (p. 68). So sagte er, “es tut mir leid, aber meine Erfahrung ist so, daß ich über nichts anders sprechen kann”. Nun schau mal hin, mit solchen Predigten, wie kann man dann noch behaupten, daß das Sündenbekennen spontan war? Nein, die Menschen wurden dazu getrieben durch Erlo und seine Mitarbeiter. So wie ich es schon vorher meldete, die Sünden wurden so betont, daß Jesus beiseite gelassen wurde. Die Leute mußten zu dem Seelsorger gehen und ihre Sünden bekennen, weil es gesagt wurde, daß Gott erhört nicht die Gebete der Sünder und der Seelsorger muß für sie beten. Sie würden sogar eine Bibelstelle angeben um ihre Behauptungen zu rechtfertigen, würden aber nicht den Zusammenhang der Bibelstelle zitieren. Auch würden sie versäumen um ihren Leuten zu sagen von dem Sünder, der ein schlichtes Gebet gebetet hat, nämlich, “Gott sei mir Sünder gnädig” und Gott erhörte ihn. Ja, Gott erhörte ihn, und erklärte ihn gerechtfertigt. (Lukas 18, 13). Ach, wie sie das Sündenbekennen komplizieren! So wie sie selber bekennen, daß die Leute sich den Kopf zerbrechen müssen um ihre Sünden zu bekennen. (Seite 155)
Meine Schwägerin, Evelyn Freese, ging regelmäßig um alle ihre Sünden bei Erlo auf Maphumulo zu bekennen. Sie wurde aber immer wieder zurück geschickt mit der Ermahnung, daß sie sich noch mehr prüfen muß, denn da wären noch versteckte Sünden in ihrem Leben. Evelyn hatte schlimme Arthritis, und es wurde ihr gesagt, sie muß alles bekennen, dann würde sie geheilt werden. Sie glaubte dieses und war eifrig um alles rauszubringen was sie je getan hat. Was sie aber auch rausbrachte war nie genug, und schließlich sagte sie zu Erlo, daß es so wäre, als suchte man eine Nadel im Heuhaufen. Nachdem sie noch längere Zeit versucht hatte, gab sie es schließlich auf und ging nicht mehr nach Maphumulo. Sie war völlig ernüchtert und enttäuscht. – Wie viele Evelyns sind da wohl heute?
Sie deuten auch an (Seite 98), daß man nicht Vergebung empfangen kann, wenn man nicht zu Menschen bekennt. Auf Seite 100 erwähnt Erlo Apg 2,37, aber Petrus hat den Leuten nicht gesagt, daß sie ihre Sünden ihm bekennen müssen, sondern befahl ihnen um sich zu bekehren und sich taufen zu lassen im Namen Jesus Christus zur Vergebung ihrer Sünden u.s.w. Ich glaube nicht an die Art und Weise, wie sie das Bekennen von Sünden ausüben. Echte Sündenbekenntnis folgt, wenn Jesus Christus in all Seiner Größe und Liebe dem Menschen gebracht wird, dann sieht der Mensch plötzlich wie er vor Gott ein verlorener schuldiger Sünder ist, der total auf die Gnade Gottes in Christo Jesu angewiesen ist. Oder wie Luther das so gut ausdrückt, “Ohne all unser Verdienst und Würdigkeit, des alles wir Ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen schuldig sind”. Dass da Fälle sind, wo man die Hilfe eines Bruders braucht und ihm mitteilt was einen belastet, ist nicht zu bestreiten, aber um das zu einem sog. Gesetz zu machen und Druck auf Menschen auszuüben um ihre Sünden den Menschen zu bekennen, ist falsch und unbiblisch. Ja, wenn Jesus uns offenbart wird in Seiner Liebe und Aufopferung am Kreuz für unsere Sünden, dann übergibt man sich willig und freudig dem Herrn, und man hört auf absichtlich zu sündigen; nicht nur weil man sich vor dem Gericht fürchtet, sondern vielmehr, weil man Ihn liebt und nicht betrüben möchte. Wenn der Herr dann Seinen Finger auf etwas in unserem Leben legt, dann bekennt man das zu Ihm, und wenn jemand anders darin verwickelt ist, dann muß man es mit der betreffenden Person in Ordnung bringen. 
Am Anfang wurde es immer gesagt, daß wenn jemand krank war, es die Folge von Sünden ist die nicht bekannt sind. Man wundert sich heute, wo man von so viel Krankheiten auf KSB hört (eingeschlossen Erlo, die Mamas, Friedel und andere) wie sie das erklären? Wie beurteilen sie zum Beispiel verkrüppelte Kinder? Was von denen die Krebs haben? Es ist traurig zu sehen, wie Menschen in solcher Täuschung gefangen genommen werden und ihre Glaubenslehre an ihre Umständen anpassen müssen.
Erlo berichtet von einer Frau die Blut erbrochen hat bei der Austreibung von Dämonen. (Seite 134) Ob er wohl von derselben Frau spricht die auf Maphumulo soviel Blut erbrach, daß es eine Schüssel füllte? Als Erlo und Hilda u.a. den Dämon austrieben, erbrach sie Blut und starb. Ich erinnere mich noch, wie verzweifelt Friedel umherrannte und ganz aufgeregt zu mir sagte: “Dies könnte eine Polizeisache werden.” Was für eine Befreiung ist dies, wenn Leute getötet werden? Als Jesus und Seiner Jünger die Dämonen austrieben wurden sie frei und gesund.
 Ein Erlebnis wird in den Büchern berichtet, welches mich stört. Ich möchte es so wiedergeben wie Erlo es mir am Anfang erzählt hat. Es ist nicht ganz genau so wie es in den Büchern berichtet ist ( S. 286 & 55). Erlo und seine Mitarbeiter beteten für eine besessene Person, dann hörten sie die Dämonen sagen, “Gott den Vater kennen wir und auch Jesus kennen wir, aber wer ist der Heilige Geist? Nun daß Er gekommen ist müssen wir flüchten”, und sie scheuchten einander raus mit den Worten ” Flieht, flieht, eilt, eilt“ (Phuma, phuma, sheshisa, sheshisa) und so flüchteten sie eilig raus.

Erstens muß ich bekennen, daß ich die Aussagen der Dämonen nicht annehme, weil sie Lügengeister sind. Dieses könnte eine Theater Aufführung gewesen sein, um Erlo und seiner Mitarbeiterinnen zu bluffen.
Zweitens, um auszumachen, daß man den Vater und den Sohn nicht ernstnehmen braucht, und nur jetzt wo der Heilige Geist gekommen ist, werden sie gehorchen. Ich sehe das als respektlos und Gotteslästerung an.
3) Um Dämonen ihre Aussagen anzunehmen ist riskant.
4) Um eine Erweckung zu bestätigen auf Grund der Aussagen von Dämonen ist total unannehmbar. Selbst als die Dämonen die Wahrheit sprachen (Apg. 16,16-18), hat es Paulus geärgert und er hat ihnen befohlen in Jesu Namen auszufahren. Er hat sich nicht von den Dämonen beeindrucken lassen als hätten sie Einsicht und Unterscheidungsvermögen. Er benutzte sie nicht als Zeugen, selbst wenn sie auch die Wahrheit sprachen. Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir mit bösen Geistern zu tun haben.

 Erlo, in seinem Buch (Seite 39,46 & 47), erklärt wie furchtbar es ist wenn man lügt. Es wäre besser, sagte er, um zu sterben als um zu lügen. Auf seiner Liste sind unter anderem, die Notlügen, weiße Lügen und kleine Lügen. Er sagt, daß keine von diesen Lügen erlaubt wurden nach Pfingsten, weil in der Zeit einer Erweckung beweist Gott wie ernst Er die Sünde ansieht. Er hat Ananias und Saphira mit dem Tode gestraft, für eine verhältnismäßig kleine Lüge. Nun wird durch Erlo und seine Anhänger gesagt, daß sie eine echte Erweckung erleben. Wie kommt es dann, daß sie noch leben, wo sie doch schon viele Lügen erzählt haben? Könnte dies ein Beweis sein, daß ihre Erweckung falsch ist? Warum sind sie noch nicht getötet? Sagt uns dies etwas? Warum kommen sie mit Lügen weg? Wird Gott ihre Lügen für immer dulden? Ich glaube es nicht. Er wird alles zu Seiner Zeit richten. “Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich fein.”
Auf Seite 97 verweist Erlo nach einem Bibelwort in Matt 5,24. Er zitiert es auch und drängt die Menschen auf es zu tun. Aber tut er was diese Schrift sagt? Geht er zu den Geschwistern von denen er bewußt ist, daß sie etwas gegen ihn haben? Nein! Absolut nicht! Obwohl er öfter mit diesem Wort konfrontiert wurde, hat er es ständig und anhaltend abgelehnt um mit den Geschwistern sich zu treffen und über die Probleme zu sprechen. Sogar eine Gruppe von evangelischen Pastoren haben ihn versucht zu überreden sich mit ihnen zu treffen, aber stets weigert er sich. KSB behauptet, sie handeln nach der Bibel, was ist dieses dann?
Selbst das Bibelwort, das Gottes Kinder verbietet um ihre Geschwister vor der Ungläubigen und Ungerechten Gericht zu bringen, gehorchen sie nicht. Sie haben Christen schon mehre Male zum Gericht aufgefordert. Weil manche Christen nicht vor weltlichen Richtern ihre Sache schlichten wollten, haben diese nachgegeben. Aber nun haben sie von KSB die Sache zu weit getrieben mit ihren Unwahrheiten und haben so schnellstens ihre Sache gegen Barney und seine vier Kollegen zurückgezogen. Es hat KSB viel Geld gekostet.

Nun lasst uns einige von Erlo’s großen Behauptungen erwägen (Seite 90). Könnte er uns vielleicht sagen wo und wie und wann es geschah, daß sich Tausende an einem Tage bekehrten? Könnte er uns auch sagen und mehr erzählen von den Bergen und Tälern wodurch das Feuer des Evangeliums gefahren ist, daß sich Tausende an einem Tage bekehrten? Wo sind diese Berge und Täler? Wir möchten es gerne wissen.
Er behauptet auch, daß so viel geschehen ist, es macht ihn wie Johannes fühlen, daß die Welt die Bücher nicht fassen könnte die geschrieben werden könnten über alles was in der Erweckung stattgefunden hat. Denkt er nicht, daß es eine gewaltige Übertreibung ist? Sogar, daß er sich mit Johannes vergleicht läßt viel zu wünschen über.
Auf Seite 102 & 103 beschreibt Erlo die Wunder die stattfanden an einem besonderen Freitag. Unter anderem sollen 10 Blinde geheilt sein. Dieses alles soll auf Tugela Ferry geschehen sein, und doch weiß scheinbar niemand davon. Ich erkundigte mich bei Barney und Martin Stegen (zwei die es wissen sollten), aber sie konnten mir nicht helfen. Obwohl Martin meinte, er wußte von drei. Als ich ihn dann für die Namen fragte, antwortete er mir und sagte, er wäre hingefahren um den einen auf Mahlaba zu besuchen, und als er hinkam hieß es, er wäre verzogen und wohnt jetzt in der Nähe von Waschbank. Ich sagte dann zu ihm, es wäre kein Problem solange er mir den Namen geben kann, dann kann ich ihn aufsuchen, aber er sagte, daß er seinen Namen schon vergessen hat. “Und was von den anderen beiden?” fragte ich, “Die Namen habe ich auch vergessen” gab er mir zur Antwort. Wäre es nicht wunderbar, wenn man jemand finden könnte, der diese Leute kennt. Wohin sind sie verschwunden? Wir würden sie gerne fragen. Wenn sie schon gestorben sind, dann könnten wir doch die Angehörigen danach fragen.
Warum können wir nicht aufhören Zirkus zu spielen? So etwas zwingt einen jeden, die ganze Sache als Unsinn zu verwerfen.
Dr. Koch, in dem Buch “God among the Zulus” sagt, er hat in seinem Leben mehr unechte Erweckungen gesehen als richtige. Was würde er heute sagen wo da soviel aufgedeckt ist (z.b. die Trances)? Würde er noch behaupten können, daß KSB eine echte Erweckung war? Ich zweifle sehr daran. Ich glaube Herr Rosenthal hat es richtig gesagt: Sie ist nachgemacht.

 Erwin Redinger
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Liebe Freunde, 11. 4. 02

Es sind Einzelne unter den Ex-KSBlern, die es mir für Übel nehmen, wenn ich die Wahrheit ans Licht bringe. Sie möchten es lieber alles zudecken und in der Verborgenheit und Vergessenheit lassen. Leider für sie, ist die Bibel ein Buch, das alles aufdeckt und nicht Dinge verschleiert. Selbst die schlimmsten und greulichsten Taten der Männer Gottes sind aufgedeckt, und sie wurden nicht geschont. Aber wo die Schuldigen Buße taten und ihre Schuld bekannten, durften sie weiter leben als vergebene und freigesprochene Menschen. Wenn doch nur diese Leute das Gleiche tun würden, würden sie erfahren wie wunderbar der Herr ist.

Lasst sie doch sagen, “Ich war verführt und verleitet, aber nun möchte ich in der Wahrheit wandeln.” Bekenne es doch, daß du Trancen gefolgt bist, und mach nicht so als ob du nichts davon weißt. Das ist Heuchelei und Betrug. Gott wird und kann Heuchelei nicht dulden.
Die Leute, die zu Anfang da waren, wissen um diese Sachen. Keine von ihnen können das leugnen. Das ist ja wo Erlo seine Befehle herkriegte. Daran wurde alles geprüft, ob es recht oder verkehrt sein sollte. Wie oft muß ich es bestätigen, daß Erlo Stunden mit Hilda im Zimmer verbrachte, um so, wie er das sagte, den Willen Gottes zu hören. Dieses geschah Tag um Tag solange ich auf Maphumulo war. Hilda ging in Trance und gab Erlo Befehle was er zu tun und nicht zu tun hatte; und danach wurde gehandelt. Die ganze Arbeit wurde durch diese Trance-Angelegenheit geleitet, und leider haben wir alle zuerst mitgemacht bis uns die Augen aufgingen.
Ich will die, die vom Anfang an da waren, herausfordern um dieses Verhältnis zwischen Erlo und Hilda entweder zu bestätigen, oder zu leugnen und zu sagen, daß da nie so etwas bestand. Da werden schon mal die Lügner und die wahrhaftigen Menschen hervorkommen. Laß sie doch ihren Stand öffentlich erklären. Warum muß alles verschleiert werden? Was ist der Zweck? Warum verschleiern sie das? Sie brauchen nicht zu sagen, daß es okkult ist, wenn sie sich nicht sicher sind wo es herkommt. Lasst sie doch wenigstens die Wahrheit sagen, daß die Trancen da waren – und sehr wahrscheinlich noch da sind -, wenn es auch verschleiert wird. Lindiwe verfällt ja auch in Trances. Warum dürfen die Christen in aller Welt nicht wissen was da angegangen ist und noch angeht? Wo sind die Christen die für die Wahrheit stehen und nicht abweichen? Gibt es keine mehr? Möge der Herr Jesus uns Gnade schenken, daß wir zu seiner Ehre feststehen.

Die mein Schreiben “Hat KSB ihre Wurzel im Zionismus?” gelesen haben, werden sich noch erinnern, daß ich sagte, daß ich nicht ganz sicher bin ob die Zionisten (eine afrikanische Sekte) in Trancen verfallen oder nicht.  Seither ist es durch viele bestätigt, daß Trancen häufig unter den Zionisten vorkommen.  Florence Mtolo, die Frau die Gertrud im Hause hilft, sagt es ist allgemein bekannt unter den Schwarzen, daß die Zionisten in Trance gehen.  Sie hat es schon selber oft beobachtet.  Dieses ist für mich noch mehr Beweis daß der KSB-Geist vom Zionismus kommt.  Florence bezeugt auch, daß sie eines Tages in eine Zionistische Versammlung war und es war nicht lange und sie übten Druck auf sie aus um ihre Sünden zu bekennen.  Lässt das einen nicht an KSB denken?
Ich fragte auch einen Prediger von der “Cush Church”, einen bestimmten Herrn Qikelo Kweshube, ob sie auch in Trancen fallen. “Nein” sagte er, “bestimmt nicht.” “Und die Zionisten?” fragte ich. “Die sind allgemein bekannt für ihre Trancen” bestätigte er.  Dann fragte ich, ob sie auch Aussagen machen dieweil sie sich in Trance befinden. Er sagte, das wäre der Fall, und wenn sie aus ihren Trancen kommen, wissen sie nicht was sie gesagt haben.  Dieses ist so wie Hilda das machte. Kweshube erklärte dann weiterhin, daß diese Praxis dasselbe ist wie die Sangomas (Zauberer) das treiben um die Ursache zu finden von Geschehnissen in ihrem Leben, z.B. wer ist es der sie krank macht, oder wer Feind oder Freund ist usw.
Könnte dieses vieles erklären das über die Jahre auf KSB angegangen ist?  Ich glaube das schon.  Persönlich bin ich davon überzeugt.
 Seid alle Gott befohlen, und möge Er Euch in Christus Jesus bewahren.
Erwin
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Hiermit ist meine Stellungnahme zum Thema „Kwa Sizabantu – eine endzeitliche Verführung“ abgeschlossen. Jeder verantwortungsvolle Christ kann anhand des vielfältigen von mir dargelegten Materials prüfen, ob in dieser religiösen Bewegung Christus der Mittelpunkt ist und ob die Gemeinschaft mit KSB für junge Christen eine Hilfe ist, dass sie zu Persönlichkeiten im Glauben und vor Gott werden.
Es ist mein ausdrückliches Anliegen, daß wir Christen zukünftig die vielen Warnungen Jesu vor Verführungen stärker beachten: „Es wird eine große Trübsal sein, wie von Anfang der Welt bis jetzt keine gewesen ist. Und es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden grosse Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten zu verführen.“ Matth. 24, 21-24.
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Zusätzlich möchte ich freundlich auf meine Webseite www.horst-koch.de
hinweisen. Dort werden weitere Informationen zu den Themen Okkultismus und Schwarmgeisterei angeboten.

Horst Koch Herborn, den 4. März 2001
Sonnenweg 11
35745 HERBORN
Tel 02772-3559

E-mail info@horst-koch.de

 

 




Paul Schneider – Gottes Zeuge im 3. Reich

Albrecht Martin

»Getreu seinem Herrn, loyal seinem Land«

Gedanken zum 70. Todestag von Pfarrer Paul Schneider

 

Die Familie verbrachte wie alljährlich die Sommerferien 1939 bei Verwandten im Taunus. Während wir Kinder uns der freien Tage freuten, waren Eltern, Onkel und Tante ernst, ja gedrückt; der drohende Krieg warf seine Schatten voraus. Eines Tages fuhr Vater plötzlich weg und war sehr “ernst, und Mutter weinte beim Abschied, obwohl er doch am nächsten Tag wiederkommen wollte. Erst viel später erfuhr ich, dass er zur Beerdigung von Paul Schneider (29.8.1897 bis 18. 7. 1939) nach Dickenschied gefahren war. Dessen Name war mir bekannt von der Liste derer, für die Vater im Gottesdienst Fürbitte tat. Aber was konnte der Zwölfjährige damit verbinden?

Die beiden Buchstaben B und K, die für Bekennende Kirche standen, wurden dann in den folgenden Jahren, während derer ich von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten das eine oder andere erfuhr und jedenfalls die Unterdrückung unserer Kirche sehr unmittelbar miterlebte, wichtig. Die Buchstaben B und K wurden für mich zum Hoffnungszeichen einer besseren Zeit und eines anderen Deutschland; denn die einzigen Menschen, die ich als entschiedene Gegner des Nationalsozialismus kannte und die auch das Vaterland liebten, sammelten sich in der Bruderschaft der Bekennenden Kirche. Und wie ernst das werden konnte, dafür standen für mich die Namen Paul Schneiders und Martin Niemöllers.

Im Frühjahr 1952 meldete ich mich zum Dienst im Internat des Paul-Schneider-Gymnasiums in Meisenheim. Dieses Referatsjahr wurde für mein ganzes Leben wichtig. Denn nun wurde ich zu intensiver Auseinandersetzung mitwirken und Sterben Paul Schneiders veranlasst. Unter den Schülern des Internats waren manche, deren Eltern dem Nationalsozialismus nicht fern gestanden hatten. Diese fragten nun nach der Berechtigung des Widerstandes von Paul Schneider und danach, wie weit man der Obrigkeit Gehorsam schuldig sei, wenn es um wirklich entscheidende Fragen geht. Und die andern fragten, ob es nicht richtiger gewesen wäre, sich für die Zukunft gleichsam aufzusparen. Denn wie wichtig wäre es, jetzt (1952)- also in den Jahren des Aufbruchs – Männer wie ihn in den Gemeinden, in unserer Kirche zu haben, deren Glaubwürdigkeit keinem Zweifel unterliegen konnte.

Im Sommer 1952 wurde in Meisenheim der Neubau des Internats in Dienst gestellt. Superintendent Ernst Gillmann überbrachte für den Dachreiter des Gebäudes eine Glocke, die, wenn ich mich richtig erinnere, folgende Inschrift trug:

»Gottes Ehre Paul Schneider vor alles ging.

Drum achtete er Leben und Tod gering.

Was in seinem Namen geschieht und geschah,

Mahnt und soli Deo gloria!«

Es ist hier nicht der Ort, über die sprachliche oder gar dichterische Qualität dieser Zeilen zu urteilen. Wichtig aber erscheint mir die Frage, dass es Paul Schneider immer und allein um Gottes Ehre gegangen ist, also nicht zunächst um Widerstand gegen das NS-Regime, nicht das Einstehen für Verfolgte, nicht um den Trost der Gefolterten, nicht um Zucht und Ordnung in der Gemeinde, sondern allein um Gottes Ehre. Dieser unmittelbare Bezug auf Gottes Wort wird in den Äußerungen Paul Schneiders immer deutlich. Da geht es nicht um das Durchsetzen der eigenen Meinung oder gar Überzeugung, da schreit nicht einer in verzweifeltem Zorn aus dem Arrestbunker seine Anklage über den Appellplatz des Lagers Buchenwald, sondern immer spricht der Prediger, tröstet unter Folterschlägen die Häftlinge der Zeuge Jesu Christ.

Wenn das Wort, dass das Blut der Märtyrer der Same der Kirche sei, auch heute noch Gültigkeit haben soll, dann werden wir Paul Schneider nicht gerecht, wenn wir uns damit begnügen, das Leben Paul Schneiders hier nachzuerzählen. Wer darüber Genaueres erfahren will, der greife nach der Biographie von Albrecht Ai-chelin oder der von Claude Foster (Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte). Wichtige Entscheidungen im Leben eines Menschen und insbesondere seine Bereitschaft, sein Leben einzusetzen, sind ja nicht Augenblickseinfälle, sondern sind eingebettet in oft langsam gewachsene Überzeugungen. Wie unwürdig ist es, wenn man heute den Opfergang von Frauen und Männern bezweifelt, weil der Tod am Ende einer oft langen Entwicklung gestanden hat, die vielleicht sogar in die Nähe der Gewaltherrschaft geführt hatte. Und unwürdig ist es auch, wenn Menschen unserer Zeit ihre Ablehnung bestimmter politischer Entscheidungen mit dem Widerstand der Frauen und Männer der Bekennenden Kirche vergleichen. Der inflationäre Gebrauch von Worten, die letzte Entscheidungen umschreiben, entwertet nicht nur Sprache, sondern tastet auch die Ehre derer an, die nun wirklich Widerstand geleistet haben und für ihre Überzeugung das Leben einzusetzen bereit waren.

Wir werden Paul Schneider aber auch nicht gerecht, wenn wir ihn gleichsam auf einen Sockel stellen und ihn durch die Verehrung von uns entfernen. Nun halte ich nichts davon, mit dem Protest gegen die Verehrung eines Mannes, der sein Leben für seine Überzeugung gegeben hat, anzufangen und nach Grenzen oder gar Schwächen zu suchen. Eine Zeit, die nicht mehr menschliche Vorbilder anerkennen will, ist ärmer geworden. Es geht auch nicht darum, das Verhalten des Glaubenszeugen nachzuahmen oder in jeder Hinsicht für heute vorbildlich zu halten. Nur wenn wir uns von dem Blutzeugen nach unserer eigenen Haltung fragen lassen, werden aus vielleicht verehrten Denkmälern Glieder der Gemeinde Christi, die auch heute noch unter uns wirken. Es geht also nicht um Nachahmung, sondern um verantwortliches Fragen, das um gleichen Ernst bemüht ist, wie wir ihm bei Paul Schneider immer wieder begegnen.
Wir wollen einsetzen — nicht bei dem Zusammenstoß mit dem NS-Regime, sondern bei einem innergemeindlichen Konflikt, wie ihn in ähnlicher Weise ein Pfarrer auch heut erleben kann.

Da war es in der ersten Gemeinde, in der Paul Schneider als Pfarrer wirkte in Hochelheim, Brauch, dass jede Altersgruppe gesondert zweimal im Jahr an bestimmten Sonntagen zum Abendmahl geladen wurde. Besonders mit dem Jugendabendmahl hatte Paul Schneider Schwierigkeiten, weil dieser Brauch, wie er dem zuständigen Superintendenten schrieb, »allzu sehr die Wahrhaftigkeit und die Ehrlichkeit« erstickte. Die Diskrepanz zwischen spärlichem Gottesdienstbesuch, anstößigem Lebenswandel einerseits und der großen Beteiligung an diesen Abendmahlsfeiern andererseits, war ihm unerträglich. Ohne Zustimmung des Presbyteriums setzte er das für Weihnachten 1933 vorgesehene Jugendabendmahl ab und lud stattdessen zu einem allgemeinen Abendmahlsgottesdienst unter der Woche ein. Das Presbyterium folgte ihm auf diesem Weg nicht; der Konflikt war da.

Noch einmal: Wenn wir die Entschiedenheit Paul Schneiders in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bewundern, dann dürfen wir seine mit gleicher Entschiedenheit vertretene Position zur Abendmahlsfrage nicht mit einem Achselzucken übergehen, auch wenn wir heute aus mancherlei Gründen diese Position nicht teilen mögen. Aber fragen lassen müssen wir uns, wie wir es heute mit den Sakramenten halten. Es ist gewiss und richtig, dass wir das Abendmahl heute stärker als Zeichen der Gemeinschaft mit Christus und untereinander feiern. Aber ist es bei unserem Feiern noch hinreichend bewusst, gewiss freudig bewusst, dass uns im Sakrament Christi Erlösungstat im Zeichen gegenwärtig wird? Andererseits: Liegt nicht auch in der volkskirchlich geprägten Sitte ein erhaltenswerter Schatz? Auf Dauer werden Sitte und Brauchtum gewiss nicht Inhalte am Leben erhalten können. Aber sie mögen helfen, verschwindende Inhalte neu zu beleben. Deshalb ist die heute verbreitete Missachtung von Traditionen kurzsichtig, so richtig es ist, die Warnung Paul Schneiders vor einer Entwürdigung des Abendmahls durch eine oberflächliche Üblichkeit zu hören.

Aber da war ja auch noch dieses Übergehen des Presbyteriums durch den Pfarrer, angesichts der presbyterial-synodalen Ordnung unserer rheinischen Kirche fast ein Sakrileg. Die Ordnung ist ein hohes Gut und wir werden sehen, dass Paul Schneider sie keineswegs gering geschätzt hat. Aber hier trieb ihn sein Gewissen, das, was in seinen Augen Missbrauch des Abendmahls war, abzustellen. Und wer sagt uns, dass die ablehnenden Presbyter nicht auch ernsthaft ihr Gewissen befragt hatten? Gerade weil Paul Schneider von seinen Presbytern auch viel Unterstützung erfahren hat, dürfen wir so fragen. Es liegt im Wesen der ja auch nicht vollkommenen Kirche, dass Gewissen gegen Gewissen stehen kann und dass dieser Konflikt durch keine Mehrheitsentscheidung zu lösen ist, ebenso wenig wie durch das Wort eines Bischofs. Darum hat es einen guten Sinn, dass die Ordnung unserer Kirche in Fragen des Glaubens und des Gewissens bei den Entscheidungen nicht Einstimmigkeit, wohl aber Einmütigkeit fordert. Ob wir dem in den letzten Jahrzehnten immer gerecht geworden sind? Das Leben Paul Schneiders lässt uns das fragen!

Es war eine rein innerkirchliche Problematik, die im Sommer 1937 die Verhängung der so genannten Schutzhaft über Paul Schneider auslöste. Denn ob eine Gemeinde auf Beschluss des Presbyteriums gegen ein Gemeindeglied wegen sittlicher Verstöße oder wegen der Verbreitung von Irrlehren Maßnahmen der Kirchenzucht ergreift, ist ja eigentlich eine Angelegenheit der Gemeinde und nicht des Staates oder gar einer politischen Partei. Aber sehen wir zunächst einmal von diesem Problem ab und fragen nach Recht und Bedeutung der Kirchenzucht. Wir wissen, dass sie in der frühen Christenheit und auch in den Kirchen der Reformation geübt wurde, dass sie aber, insbesondere mit der einsetzenden Säkularisierung, zunehmend zum Problem wurde. Aus seinem eigenen Zeugnis wissen wir, dass Paul Schneider schon in seiner ersten Gemeinde Hochelheim mit Fällen der Kirchenzucht konfrontiert wurde, damals etwa bei der Frage der Form der Trauung von Paaren, die sich »vor der Hochzeit vergangen« hatten, wie es damals hieß. Wir wissen auch, dass er es sich nicht leicht gemacht hat in dem Konflikt zwischen dem Ernstnehmen einer sich in Sitte und Moral äußernden ethisch begründeten Ordnung einerseits und dem Bemühen, das seelsorgerliche Gespräch nicht abreißen zu lassen andererseits. Gelingt es uns heute immer, das Letztere glaubwürdig zu tun, ohne die Notwendigkeit und auch den Segen einer das ganze Leben prägenden Ordnung zu relativieren? Diese Frage würde Paul Schneider seiner Kirche heute wohl stellen!
Keinen Zweifel, kein Schwanken gab es für ihn in der Frage, ob man Gemeindeglieder, die für die falschen Lehren der Deutschen Christen warben, die im Schulunterricht rassistische und deutschgläubige Lehren verbreiteten, kurz gesagt, die nicht auf dem Boden der Theologischen Erklärung von Barmen standen, auch mit Mitteln der Kirchenzucht begegnen müsse. Vertreter solcher, die Kirche verwüstenden und die Einheit der Kirche sprengenden Irrtümer konnten nicht am Abendmahl teilnehmen und kein Recht außer dem des Gottesdienstbesuches und des seelsorgerlichen Gespräches mehr wahrnehmen. Gerade dieses Gespräch zu suchen, hat Schneider nicht nachgelassen. Aber das Presbyterium ermahnte alle Gemeindeglieder, allen freundschaftlichen und gesellschaftlichen Verkehr mit den unter der Bußzucht stehenden Personen abzubrechen. Es rief darüber hinaus die Eltern auf, ihre Kinder von dem Religionsunterricht des aus der Gemeinde ausgeschlossenen Lehrers abzumelden und in eine vom Pfarrer zu verantwortende »biblische Unterweisung« zu schicken. Diese Ermahnung wurde dann auch zu einem der wichtigsten Anklagepunkte der Geheimen Staatspolizei. Denn die ja zunächst rein örtliche Angelegenheit einer Gemeinde auf dem Hunsrück brachte den Stein ins Rollen und führte zur Schutzhaft, dann zur Ausweisung und Einlieferung ins Konzentrationslager und schließlich zur Ermordung.
Für die Nationalsozialisten, ihre Amtsträger und die in ihrem Dienst stehenden staatlichen Stellen, auch für die von den Deutschen Christen bestimmten kirchlichen Instanzen war Paul Schneider längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, sondern Gegenstand einer immer konsequenter betriebenen Verfolgung.
Wie hatte es dahin kommen können, dass der aus einem national denkenden Pfarrhaus stammende Kriegsfreiwillige von 1915, mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnete Leutnant der Reserve »auf Anordnung des Führers« in Schutzhaft genommen wurde? Und dabei hatte er nach anfänglicher Skepsis die Machtergreifung Hitlers begrüßt, hatte sich hinein nehmen lassen von dem mächtig aufflammenden Gemeinschaftsgefühl und gemeint, dass christliche Werte unter dem neuen Reichskanzler wieder etwas gelten würden. Wie hatte es dahin kommen können?
Die Antwort ist einfach und doch für jeden, der sie ausspricht, unendlich schwer, weil sie jeden vor die Frage stellt, ob er denn in gleicher Situation ohne Wenn und Aber bereit sei, offen gegen den Unglauben und gegen das aus Unglauben erwachsene Unrecht die Stimme zu erheben. Denn das hat Paul Schneider getan. Er hat von Anbeginn an deutlich gesagt, wenn er die Klarheit des Evangeliums verletzt und wenn er Menschen Unrecht leiden sah. Von Anbeginn an nahm er gegen den Arierparagraphen öffentlich Stellung. Und der Antisemitismus der Deutschen Christen war für ihn ein wesentlicher Grund, diese nach kurzem Zögern mit aller Entschiedenheit abzulehnen. Auch gegen die zunehmende Entheiligung des Sonntags durch die Jugendorganisation der NSDAP trat er mit einem Antrag an die Kreissynode hervor, weil er es als eine Pflicht der Volkskirche ansah, für eine dem Evangelium gemäße Lebensordnung des Volkes und also auch für die Heiligung des Sonntags einzutreten. Da erschien im September 1933 ein Artikel des
 
arbeit angegriffen wurde, reagierte er nicht weniger scharf: »Eine klare charaktervolle evangelische, christliche Erziehung vermag die Hitlerjugend als solche allein nicht zu geben.« Die Anzeige über beide Vorkommnisse ging sofort an die Kreisleitung der NSDAP und an das Konsistorium. Zum ersten Mal taucht in einem parteiamtlichen Schreiben der Satz auf: »Dieser Mensch gehört in ein Konzentrationslager und nicht auf die Kanzel!« Der zuständige Superintendent aber erteilte ihm einen strengen Tadel, und das Konsistorium unter dem gerade ernannten Bischof des Bistums Köln-Aachen – so etwas gab es vorübergehend unter der Herrschaft der Deutschen
 
 
 
damaligen Stabchefs der SA Ernst Röhm, dessen Kernsatz lautete: »Die deutsche Revolution ist nicht von Spießern, Muckern und Sittlichkeits-aposteln gewonnen worden, sondern von revolutionären Kämpfern.« Als ein öffentlicher Protest der Kirchenleitung ausblieb, bezog Paul Schneider im Aushängekasten der Gemeinde eindeutig Stellung: es gehe nicht an, dass Werte wie Sittlichkeit und Keuschheit von einer hochgestellten Persönlichkeit despektierlich behandelt würden. Als einige Zeit später in einer Verlautbarung der Hitlerjugend die konfessionelle Jugend-
 
Christen in der rheinischen Kirche – erteilte ihm einen ernstlichen Verweis. Zu seinem späteren Bedauern Heß sich Paul Schneider diesmal zu einem halben Rückzug bestimmen, aber wenige Wochen später brach der Konflikt erneut los. In einer Predigt nahm er eindeutig Stellung gegen die theologischen Aussagen der Deutschen Christen: »Indem sie Blut und Rasse und Geschichte des Volkes als Offenbarungsquellen neben Gottes Wort stellen, neben Jesus als den alleinigen Mittler zwischen Gott und den Menschen, fallen sie in Wahrheit ab von dem lebendigen Gott und
 
 
 
Schneider in Dickenschied.
seinem Christus.« Und in derselben Predigt stellte er klar heraus, dass es mit der »deutschen Glaubensbewegung« eines Alfred Rosenberg vom Standpunkt des christlichen Glaubens keine Verständigung geben könne. Aber noch wollte Paul Schneider nicht so recht glauben, dass mit dem gesamten NS-Regime ein Konsens unmöglich sei. »Zu unvorstellbar war die Perspektive einer dezidierten kirchenfeindlichen Regierungspolitik in Deutschland«, urteilt mit Recht Albrecht Ai-chelin.
Die Einsicht, dass es doch so sei, hat Paul Schneider dann ganz bald gewonnen, insbesondere als es kurz nach Antritt der neuen Stelle in Dickenschied erneut zu schweren Konflikten kam. Ausgelöst wurden sie wieder durch das klare Christuszeugnis, das Paul Schneider gegen die neuheidnischen Äußerungen von Seiten der Vertreter der NSDAP ablegte. Gerade weil die Ereignisse aus heutiger Sicht so belanglos erscheinen, verdienen sie im Gedächtnis festgehalten zu werden. Treue beweist sich eben oft in scheinbar belanglosen Szenen. Da wird ein Hitlerjunge beerdigt, unter großer Beteiligung der Parteiorganisationen. Bei der Feier am Grabe erklärt der Kreisleiter, dass der junge Mann nun in den himmlischen Sturm Horst Wessels hinübergegangen sei. Darauf Paul Schneider: »Ob es einen himmlischen Sturm Horst Wessels gibt, weiß ich nicht. Aber Gott segne deinen Ausgang aus der Zeit und deinen Eingang in die Ewigkeit.« Darauf der Kreisleiter: »Kamerad, du bist doch hinübergegangen in den himmlischen Sturm Horst Wessels!« Aber Paul Schneider streicht nicht die Flagge: »Ich protestiere! Dies ist eine kirchliche Feier, und ich bin als evangelischer Pfarrer für die reine Lehre der heiligen Schrift verantwortlich.« Zwei Tage später wurde er in Schutzhaft genommen, d. h. verhaftet. Und im Grunde ging es bei den folgenden Zusammenstößen bis hin zu der Schutzhaft, die dann zur Ausweisung führte, um ähnliche Ereignisse.
Lohnt es, um solcher Torheiten willen wie dem Reden von einem himmlischen Sturm Horst Wessel Verhaftung und Konzentrationslager zu riskieren? Richtet es sich nicht als grenzenlose Dummheit selbst, wenn dann in der evangelischen Schule statt der Geburt Jesu eine Art germanisches Julfest gefeiert wurde?
Paul Schneider gehörte zu den evangelischen Christen, die – wie z. B. auch Martin Niemöller – sehr früh erkannten, dass hier von einer politischen Partei auf der Grundlage ihrer Weltanschauung der totale Anspruch auf Leben und Glauben der Menschen erhoben wurde. Einige Zeit nach dem eben geschilderten Ereignis hat Goebbels es unmissverständlich eingefordert: »Wir erheben den Anspruch auf die Seele des deutschen Volkes!« Darum musste an die Stelle des lebendigen Glaubens an Jesus Christus die nationalsozialistische Überzeugung von der erlösenden Kraft der nordischen Rasse treten. Dass es nur um diese Grundsatzentscheidung ging, das hat Paul Schneider gesehen und die Konsequenzen gezogen, und die hießen für ihn: Zeugnis ablegen, solange man den Atem dazu hat!
Und nun die Frage an uns: Sind wir noch wachsam gegenüber ähnlichen Versuchungen und Versuchen? Zwar ist uns heute ein Pfarrer in SA-Uniform nicht denkbar, und nationalsozialistische Töne erschallen in unseren Kirchen nicht. Aber so ganz ohne Sympathien für den Marxismus waren und sind manche in unserer evangelischen Kirche nicht, weil sie sich immer wieder blenden lassen vom Programm einer gerechteren Verteilung der Güter und dahinter nicht die Ideologie sehen von der Selbsterlösung des Menschen. Immer wieder muss gefragt werden: »Was steckt hinter den Worten, die vielleicht so eingängig formuliert sind?« Als ich vor einiger Zeit Scholders großes Werk »Die Kirchen und das Dritte Reich« las, stieß ich bei der Darstellung der Ereignisse anfangs der dreißiger Jahre auf Szenen, wie ich sie in den 68 er-Jahren an deutschen Hochschulen auch erlebt hatte. Für beide Zeitabschnitte war gemeinsam eine heillose Vermischung von verfremdeter Theologie und radikaler Politik. Also wachsam zu sein haben wir immer wieder Anlass!
Der Kampf Paul Schneiders lässt uns auch nach seinem, nach unserem Verhältnis zu unserem Staat fragen. Ganz ohne Zweifel hat er sein deutsches Vaterland geliebt. Anders ist seine Meldung zum Kriegsdienst 1915 nicht zu verstehen. Er hat nie aufgehört, den Gehorsam gegenüber der Obrigkeit im staatlichen Bereich einzufordern und hat lange Zeit darauf vertraut, dass auch er unter dem Schutz des Reiches stehe. Es war für ihn und war für viele seiner Zeitgenossen, wie schon gesagt, ganz unvorstellbar, dass die Regierung des Deutschen Reiches eine dezidiert antichristliche Politik betreiben könne. Man wehrte sich gegen
 
Wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre zu ziehen haben, so ist es die Mahnung, alles daranzusetzen, dass unser Staat als freiheitlicher sozialer Rechtsstaat funktionsfähig bleibt. Dazu genügt es nicht, dass wir ihm, wie man heute auch im kirchlichen Raum nicht selten formuliert, »in kritischer Loyalität« gegenüberstehen, sondern dass wir ihn als unsere große Chance begreifen, in Recht und Frieden zu leben.
den Einfluss der Partei und ihrer Organisationen, einschließlich der Deutschen Christen, und erkannte erst allmählich — oder überhaupt nicht — dass es den Staat, der — wie These 5 der Barmer Erklärung sagt — »nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen«, je länger je weniger noch gab. Denn immer unmittelbarer wurde aus dem Staat, der nach innen und außen für Recht und Frieden zu sorgen hatte, das Instrument der nationalsozialistischen Ideologie, so wie wir das nach dem Ende des NS-Staates in der damaligen DDR noch einmal erleben mussten. Wenn wir also aus der   bhbhbhhmhotgsbiwb»«
Vergangenheit eine Lehre zu ziehen haben, so ist es die Mahnung, alles daranzusetzen, dass der Staat in dem wir leben, als freiheitlicher sozialer Rechtsstaat funktionsfähig bleibt. Dazu genügt es nicht, dass wir ihm, wie man heute auch im kirchlichen Raum nicht selten formuliert, »in kritischer Loyalität« gegenüberstehen, sondern dass wir ihn als unsere große Chance begreifen, in Recht und Frieden zu leben. Wer das nicht begreift, der kann schwerlich für sich beanspruchen, in der Tradition Paul Schneiders zu stehen.
Es ist hier nicht möglich, die Ereignisse vom Sommer und Herbst des Jahres 1937 im Einzelnen nachzuzeichnen. Bekanntlich hat sich Paul Schneider der Ausweisung aus dem Rheinland und damit der Trennung von seiner Gemeinde nicht gebeugt, sondern ist im Wissen um die dann drohende Verhaftung in seine Gemeinde zurückgekehrt. In einem ausführlichen Schreiben an die Reichskanzlei begründete er sein Handeln: »Ohne Rechtsgrund greift die Ausweisung erheblich in das Leben von Kirche und Gemeinde hinein. Sie reißt Pfarrer und Gemeinde auseinander, die vor Gott feierlich zueinander gewiesen sind… Gemeinde und Pfarrer sind darum gehalten, dem unrechten Verlangen und Gebot obrigkeitlicher Personen zu widerstehen, zumal ein solcher ohne Rechtsgrund gemachte Eingriff in Freiheit und Selbständigkeit des kirchlichen Lebens den feierlichen Versicherungen der höchsten obrigkeitlichen Person des Deutschen Reiches widerspricht.«
Man muss hier sehr genau hinhören, um die Wucht dieser Worte zu erfassen. Da ist auf der einen Seite die ganz eindeutige Weisung Gottes und auf der anderen Seite – nicht etwa der Staat, sondern eine obrigkeitliche Person, die ihr Wort gebrochen hat und nicht etwa nur das Recht verletzt, sondern der Willkür freien Lauf lässt. Da gab es für Paul Schneider keinen Kompromiss.
Und wie hat sich angesichts dieser Entscheidung der rheinische Bruderrat, wie hat sich die Leitung der Bekennenden Kirche verhalten? Warum hat sie nicht Paul Schneider mit einer eindeutigen Weisung geholfen angesichts dieser Frage, bei der es – das wusste man – um Leben und Tod gehen konnte? Hören wir, was der spätere Präses Joachim Beckmann damals an Paul Schneider schrieb: »Es ist uns klar, dass wir zu Ihrer Entscheidung nicht Nein sagen können. Ebenso klar «mm«———um   ist uns aber auch, dass es sich bei dem Ja Ihrer Entscheidung nicht um das Befolgen einer kirchenregimentlichen Anweisung handeln kann, sondern nur um die Gewissheit des Gehorsams gegenüber dem Befehl des Herrn selbst. Darum kann hier weder etwas befohlen, noch etwas geboten werden.«
Blieb er also doch allein in der letzten schweren Entscheidung, die ihn dann in das Konzentrationslager, in Grauen und Tod führte? Ich kann so nicht urteilen, weil es Augenblicke und Situationen der Entscheidung im Leben eines Christen geben kann, in denen kaum zu raten, aber gewiss nicht anzuordnen ist, in denen nur eines bleibt: die Gewissheit, dass die Zusage, die dem Jeremia gegeben wurde, auch für uns gilt und damals für Paul Schneider gegolten hat: »Ich bin bei dir, dass ich dir helfe, spricht der Herr.«
Mahnt uns nicht die dankbare Erinnerung an Paul Schneider, uns auf diese Zusage zu verlassen?
■ Der Autor dieses Artikels, Albrecht Martin (*1927) war Soldat im Zweiten Weltkrieg, studierte Theologie, Geschichte und Germanistik, war zuletzt Studiendirektor. Von 1960 bis 1972 Lehrbeauftragter für Studien- und Berufsfragen der Facultastheologen an der Universität Mainz. 1974-1985 Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz. Von 1982 bis 1988 stellvertretender Landesvorsitzender der rheinland-pfälzischen Christdemokraten. Von 1984 bis 1990 war er Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. Von 1985 bis 1989 Minister für Bundesangelegenheiten.
Am 27. November 1937 wurde Paul Schneider ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar verlegt, wo er Zwangsarbeit verrichten musste. Hier, in dem zu jener Zeit politisch, religiös oder rassisch Verfolgte wie Kriminelle einsaßen – Juden kamen erst nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 hinzu —, wurde er für seine Mitgefangenen zum »Prediger von Buchenwald«. Über ein Jahr wurde er in einer Einzelzelle inhaftiert und gequält – am 18. Juli 1939 wurde er ermordet.
 
 
 
 
 
 
 




Metallinos – Gottes Bote für Griechenland

Kostas Metallinos – Gottes Botschafter für Griechenland


von Yerasmus Zervopoulos Ph. D.

Zum Gedenken

Es sind nun zwanzig Jahre her, seit wir zum letzten Mal dein strahlendes Angesicht schauten, seit wir zum letzten Mal deine goldenen Worte vernahmen. Ja, zwanzig Jahre sind verflossen, doch die Wunde ist immer noch offen. Offen ist auch noch die klaffende Lücke, die dein plötzlicher Fortgang in dem Bereich hinterlassen hat, in dem du für Gott gearbeitet hast.
Jetzt schaust du deinen Herrn; du siehst ihn, “wie er ist!“. Die Herrlichkeit des Himmels, die menschliche Sprache nicht zu beschreiben vermag, ist nun deine Freude. Die Geheimnisse der göttlichen Weisheit, die wir nicht verstehen können, sind nun keine Geheimnisse mehr für dich. Du verstehst, du erkennst, du begreifst.
Mir und vielen Hunderten warst du Vater und Freund, Erleuchtung und starke Stütze. So schätze ich mich glücklich, dir und deinen geistlichen Kindern diese kurze Geschichte deines Lebens widmen zu dürfen.
Wir werden uns wiedersehen
Januar 1983

Vorwort

Manche von uns gehen durch das Leben, indem wir unser unbedeutendes Wesen hinter einem Riesen verbergen. Wir tun das, weil seine Persönlichkeit uns beeindruckt, sein Leben uns erleuchtet oder sein Wort unsere Dunkelheit erhellt. Häufig kennen wir ihn nur durch seine Schriften oder seine Reden; manchmal widerfährt uns das Glück, ihn persönlich kennenzulernen oder mit ihm zusammenzuleben. Ich durfte einer von diesen glücklichen Menschen sein. Es gibt keinen besseren Einfluß als den, der aus dem Zusammenleben mit einem bedeutenden Menschen erwächst. Da empfangen wir nicht nur die Ausstrahlung seiner erleuchtenden Worte, sondern auch die seines christlichen Charakters und Vorbilds.

Das herausragende Kennzeichen des christlichen “Wandels” von Kostas Metallinos war sein großer Glaube an Gott. Dieser brennende und fruchtbare Glaube bewirkte in ihm eine tiefe und lebendige geistliche Erfahrung, von der er zunächst innerhalb der Griechisch orthodoxen Kirche Zeugnis gab. Es war jedoch von Anfang an sichtbar, daß die alten Schläuche nicht stark genug waren, den neuen Wein aufzunehmen. So lehnte die Orthodoxe Kirche Metallinos ab und verdammte seine Botschaft.

Doch der Widerstand der traditionellen Kirche brachte nicht das Ende. Statt dessen erwuchs daraus der Anfang einer kraftvollen Arbeit, die das Ziel verfolgte, diejenigen Ketten religiöser Formen und Traditionen zu zerbrechen, mit denen die gegenwärtige Orthodoxe Kirche die Seelen der Menschen bindet. Wie zur Zeit der Urgemeinde sollte das Gewissen des griechischen Volkes durch eine Leben spendende Predigt erweckt werden. Die Kirche der Gegenwart sollte den Weg wiederentdecken, den sie verloren hatte. Durch das Wort Gottes sollten die morschen Stützen des Unglaubens zerstört werden.

Metallinos war mehr als ein Christ, er war ein Ereignis, das neue Verhältnisse in die Geschichte des evangelischen Zeugnisses in Griechenland brachte.
Für seine Gegner, die hauptsächlich aus der griechisch orthodoxen Geistlichkeit kamen, war er lediglich ein Ketzer, ein Werkzeug auswärtiger Propaganda und ein Zerstörer der Einheit der Nation. Doch einflußreiche orthodoxe Laien priesen Metallinos als den größten Prediger den Griechenland im 20. Jahrhundert erlebt hatte. Andere sahen in ihm den begabten Vermittler der evangelischen Wahrheit, und ein griechischer Finanzminister bezeichnete sein Wirken als “Rettung der Nation”.

Zum ersten Mal in der Geschichte der griechischen Nation hörten viele Menschen in so bedeutenden Sälen und mit so glänzendem Erfolg durch Metallinos das Evangelium in seiner Einfachheit und Kraft.
Durch seine positive und weitreichende Tätigkeit gab dieser Mann Gottes als Führer einer geistlichen Bewegung dem religiösen Leben im modernen Griechenland neue Impulse. Seine Arbeit hinterließ in allen Bereichen der griechischen Gesellschaft einen lebhaften Eindruck.

Für seine unschätzbare Hilfe für die Übersetzung aus dem ursprünglichen Text möchte ich Evangelos Soteriades meinen Dank aussprechen. Dank gebührt Viola Palos für ihre Arbeit an der Schreibmaschine und ihre hilfreichen Ratschläge. Dieser gilt auch unseren Kindern John und Betsie, die sich den Titel für dieses Buch ausdachten und meiner lieben Frau Litsa für ihre Geduld und ständige Ermutigung. Y. Z.

Inhalt

1. Das Gelöbnis
2. Der Ruf
3. Mein Herr und mein Gott
4. Die Zubereitung
5. Das Ringen mit dem Satan
6. Durch Kämpfe vorwärts
7. Familienleben
8. Das Auswerfen und Einziehen der Netze
9. Das Hirtenamt
10. Das Erntefeld und die Arbeiter
11. Der Held ist gefallen

1. DAS GELÖBNIS

Oktober 1910. Es ist eine kalte und regnerische Nacht. Es ist spät. In einem ärmlichen Stadtviertel, genau unter dem Hügel der Akropolis, brennt in einem Fenster Licht. Innen beugt sich ein Student über ein aufgeschlagenes Buch, das vor ihm liegt und weint bitterlich. Nach einem Augenblick hebt er seine Augen auf und beginnt mit großer Mühe zu sprechen.
“O Jesus, ich kannte Dich nicht, darum kämpfte ich gegen Dich. Ich danke Dir, daß Du auch mich angenommen hast. Ich verspreche Dir, daß ich Dir völlig gehören will, und ich will Dir dienen mit meinem ganzen …“
Hier ersticken Tränen seine Worte.

Der Student hieß Kostas Metallinos; das Buch, in dem er las, war das Neue Testament. Das Gelöbnis, das er in dieser Nacht gab, entzündete die Flamme eines Lebens, das in den folgenden Jahren Weise und Unweise erleuchtete und die Herzen Gerechter und Gottloser erwärmte. Fünfzig Jahre lang brannte dieses zündende Leben, bis es am 22. Januar 1963 plötzlich ausgelöscht wurde.
Dieser Mann gehörte nicht zu den Reichen, Weisen oder Großen dieser Welt. Er war ein Diener des Herrn, der sich mit ganzem Herzen seinem Auftrag hingab. Die Richtschnur seines Lebens und das Geheimnis seines Erfolges finden wir in Jeremia 17, 5 8:
“Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm . . . Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den Herrn verläßt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt . . . und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.”

Die frühen Jahre

Im Norden der wunderschönen Insel Korfu liegt das Dorf Korakiana. Dieses in trostloser und felsiger Gegend gelegene Dorf trägt seinen Namen nach dem Berg Korakion, dem Berg mit den vielen Kronen, an dessen Hängen es gebaut wurde. Der Boden der Gegend ist arm und unfruchtbar, aber seine Bewohner waren immer reich an Freundlichkeit und sie umgab ein Hauch von Vornehmheit.
Der freundliche, lautere Führer des Dorfes hieß Spiros Metallinos, den man unter dem angestammten Namen “Gagas” kannte. Sein begabtes und freundliches Wesen veranlaßte die Mitbewohner seines Dorfes, ihn zu ihrem Bürgermeister zu wählen.
Am 16. Februar 1891 herrschte im Hause des Bürgermeisters Metallinos eine festliche Feiertagsstimmung, denn man feierte ein außergewöhnliches und glückliches Ereignis. An diesem Tag bescherte seine Frau Konstantina der Familie einen Sohn, Kostas. Und da es das Haus eines Amtsträgers war, gingen viele Freunde und Bekannte aus und ein, um ihre Glückwünsche auszusprechen und sich an dem guten Wein des Bürgermeisters zu erfreuen.
Die Freude der Familie dauerte nicht lange. Der Junge war noch nicht zwei Jahre alt, als er wegen einer schweren Bronchitis das Bett hüten mußte. Diese erschwerte das Atmen, schwächte durch das Fieber den ganzen Körper und verursachte häufige und anhaltende Hustenanfälle.

Bei seinem ersten Besuch gab der Arzt der Familie der Mutter die strikte Anweisung: “Wenn sie wollen, daß der Junge am Leben bleibt, lassen sie ihn nur dann aus dem Hause gehen, wenn die Sonne scheint. Und lassen sie das Kind um Himmels willen niemals einen Schluck Wein trinken!”
Doch nach der Meinung der Mutter Konstantina war der Wein die lebensrettende Medizin für die Krankheit ihres Kostas. Die örtliche Volksmedizin wurzelte so tief im Leben des Dorfes, daß bestimmte Verhaltensweisen stärker beachtet wurden als die Anweisungen des Arztes.

Die Leute glaubten, daß sich der Wein im Körper eines Kranken in Blut verwandelt, vorausgesetzt, er wird unverändert getrunken, “so wie der gute Herr ihn gemacht hat”. Trotz aller Warnungen des Arztes pflegte Konstantina das Brot für den kleinen Kostas heimlich mit Wein zu tränken, “um das Antlitz des Kindes ein wenig zu erhellen, und ließ den Arzt sagen, was er wollte”.(…und laß den Arzt sagen was er will) Nach dem griechischen Sprichwort: “Was man in der Jugend gelernt hat, verwirft man nicht im Alter”, wurde in Wein getauchtes Brot zum bevorzugten Leckerbissen für Kostas Metallinos.

Wirtschaftlich gesehen lebte die Familie konservativ. Es war kein reiches Haus und es gab nichts Außergewöhnliches, aber die Gaben, die Gott darreicht, fehlten in der Speisekammer nicht. Spiros Metallinos diente als Bürgermeister ohne Gehalt. So mußten alle Bedürfnisse der Familie durch seinen Besitz erbracht werden, besonders durch die Weingärten und die Olivenbäume. Solange die Verwaltung des Geldes unter den erfahrenen Augen des Haushaltungsvorstandes geschah, lief alles gut, und der Familie fehlte es an nichts. Doch als Kostas noch sehr jung war, er besuchte gerade die Oberschule, erkrankte sein Vater an starkem Rheumatismus, der ihn bis zu seinem Tod ans Bett fesselte.

Für die Haushaltsführung bedeutete diese Krankheit einen schweren Schlag, so daß die Familie in Not geriet. Die Kämpfe in dieser kritischen Zeit veranlaßten Kostas Metallinos später zu schreiben: “Ich wuchs inmitten größter Armut auf.”
Trotzdem war er auch glücklich, denn er wuchs in einer Umwelt auf, die ihm den Wert eines guten Elternhauses lehrte. Sein Vater tat sein Bestes, um die warmen und glücklichen Beziehungen zu seinem Sohn aufrechtzuerhalten. Seine pädagogische Methode beruhte auf dem Satz: Nicht die Rute. Diese Verhaltensweise paßte besser zu dem gewissenhaften und ruhigen Charakter seines Sohnes. Kostas sagt, daß er in seiner Kindheit nur einmal von seinem Vater geschlagen wurde. In den wenigen anderen Fällen des Ungehorsams bestand die Strafe in einer praktischen Lektion. So berichtet er von folgender Begebenheit:
Im Garten unseres Hauses stand ein Feigenbaum, an dem meine Schwester Pagona und ich ein Seil anbrachten, um zu schaukeln. Bei diesem Spiel geschah es, daß die Zweige des Feigenbaumes brachen. Unser Vater verbot uns, weiter an dem Feigenbaum zu schaukeln. aber wir gehorchten nicht. Daraufhin kam er mit einer Säge in den Garten und ließ uns den Baum unmittelbar am Boden fällen und auf einen Platz fünfzig Schritte hinter dem Haus zerren.

Obgleich solche Methoden etwas ungewöhnlich erschienen, minderten sie in keiner Weiser die Liebe und die Achtung; die Kostas gegenüber seinem Vater empfand. Auch der Vater war heimlich stolz auf seinen Sohn. Und er besaß allen Grund dazu. Denn als Kostas heranwuchs, entwickelte er einen wundervollen Charakter und, was noch wichtiger war, er lernte gern. Seine schulischen Leistungen waren so bemerkenswert daß einer seiner Lehrer sich anbot, ihm kostenlosen Englischunterricht zu erteilen, so daß er dieses Studium später mit einem Stipendium anderswo fortsetzen könne. Dieses Angebot erschien dem jungen Kostas sehr verlockend, aber sein Vater vertrat eine andere Meinung. “Mein Junge”, sagte er, “du bist mein einziger, ich möchte nicht, daß du fortgehst. Ich brauche dich in meiner Nähe.”

Die Beziehung zwischen Kostas und seiner Mutter war ebenso herzlich. Vielleicht darf man sagen, daß Kostas als einziger Sohn der Liebling des ganzen Hauses war. Nach der Krankheit des Vaters wurde die Zuneigung seiner Eltern zu ihm noch stärker, weil sie jetzt in Kostas die einzige Quelle für ihre Unterstützung im Alter erblickten.

Im Winter 1903 wurde Bürgermeister Metallinos mit Rheumatismus bettlägerig. Nun hörte die anhaltende, aufmerksame Fürsorge des Hauptes des Hauses auf, und die Familie fing an, die schwere Last der Armut zu spüren. Und welch eine Armut war das! Manchmal befand sich nur Brot und Wein und Öl auf dem Tisch.
Es stimmt, daß in diesen Jahren die Bauern überall eine schwere Zeit durchstehen mußten. Eines Tages ließ Kostas beim Essen sorglos ein Stück Brot zu Boden fallen. Auf den ernsten Hinweis seines Vaters hin hob er es sofort auf, reinigte es sorgfältig, dann küßte er es und aß es auf. “Dies ist die Tradition unseres Hauses bemerkte sein Vater.”

Da Korikiana keine eigens Hauptschule besaß, mußte der Junge die Schule im drei Kilometer entfernten Nachbardorf besuchen. Welche lebendige Erinnerung behielt er sein Leben lang an diesen täglichen Schulweg!

Jeden Morgen pflegte ich mit dem Segen meiner Mutter und mit dem Verlangen zu lernen das Haus zu verlassen. Diese Wege zur Schule sind mir eine unvergeßliche Erfahrung geblieben. Voller Freude und Leben machten sich alle Kinder in kleinen Gruppen auf den Gang zur Schule. Sie sangen vaterländische Lieder, scherzten und lachten herzhaft; damit machten wir aus dem Weg eine wahrhaft festliche Angelegenheit. Ich denke noch daran, welche Freude es mir unterwegs bereitete, in den Hecken nach Veilchen zu suchen. Wo immer ich welche erblickte, wollte ich sie abpflücken und mitnehmen. Ihre Schönheit und ihr Duft erfüllten meine kindliche Seele. Auf dem Heimweg pflegte ich ein kleines Sträußchen zu binden, um es meiner Mutter zu schenken. Dennoch hatte ich in jener Zeit das bittere Gefühl, es mit Dingen zu tun zu haben, die ich nicht besaß. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, daß meine Mitschüler ihre Bücher voller Stolz zur Schule trugen, während ich mich schämte, weil ich lediglich ein Schulheft in meinen Händen hatte. Während meiner ersten Jahre auf der Oberschule konnte ich mir niemals ein Buch kaufen. Ich pflegte von den Notizen zu lernen, die ich machte, während ich auf die Erklärungen des Lehrers achtete, denn daheim blieb kein Geld übrig, um mir die Bücher zu kaufen, die ich brauchte.

Und dennoch schloß Kostas jedes Schuljahr mit der Note “ausgezeichnet” ab. Sein Fleiß in der Schule machte den jungen Kostas im ganzen Dorf beliebt. Einige Dorfbewohner, die die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Familie kannten, pflegten ihn regelmäßig zum Essen einzuladen.
Schließlich kam der Tag, an dem Kostas die Hauptschule abschloß und sich auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitete. In dieser Zeit schienen für ihn die Bedingungen ungünstig zu sein, das Elternhaus zu verlassen. Die Krankheit seines Vaters wurde immer schlimmer, und die Familie war von Armut geplagt. Unter diesen Umständen war es nur dem großen Selbstopfer aller Mitglieder der Familie zu verdanken, daß es Kostas ermöglicht wurde, sein Studium fortzusetzen. Seine Schwester Pagona sagte später: “Wir setzten Himmel und Erde in Bewegung, um Kostas studieren zu lassen.” Kostas schrieb dieses Selbstopfer der Wirkung der göttlichen Vorsehung zu.

Dank der unglaublichen und außergewöhnlichen Opferbereitschaft, die Gott in die Herzen aller Mitglieder meiner Familie gelegt hatte ich war der einzige Sohn neben zwei Schwestern , setzte ich meine schulische Ausbildung auf dem Gymnasium fort und lebte vier Jahre lang in Kerkyra, der Hauptstadt Korfus.
Im Herbst 1904 begab sich Kostas nach Kerkyra, um sich in das Gymnasium aufnehmen zu lassen. Er erreichte die Hauptstadt, die achtzehn Kilometer von seinem Dorf entfernt lag, auf einem Esel, beschützt von seinem Onkel Christodoulos (kurz „Onkel Chtodoulos”), einem Mann der alle Eigenschaften eines einsamen Heiligen besaß. Weil Onkel Chtodoulos keine eigene Familie besaß, widmete er sich von ganzem Herzen dem Haushalt seines Bruders. Besonders nachdem die Krankheit den Vater für die Familie fast nutzlos werden ließ, wurde Onkel Chtodoulos eine Art Ersatzvater, der immer bereit war, die Oliven zu pflücken, die Trauben zu ernten, den Garten zu gießen und nach Kostas zu schauen. Mit welchen Gefühlen des Stolzes und der liebevollen Sorge begleitete er an diesem Tage den verheißungsvollen Gymnasiasten in die Stadt. Onkel Chtodoulos übernahm es selbst, für Kostas eine geeignete Bleibe zu suchen, ihn mit einigen Freunden bekanntzumachen und seinen Neffen am Anfang seines neuen schulischen Abenteuers zu ermutigen.

Obwohl Kostas zum ersten Mal von zu Hause fort war, benötigte er dennoch kaum einen ermutigenden Zuspruch. Seine Begeisterung für die Schule überwand jedes Gefühl der Angst und der Sorge, das mit seiner Trennung von seiner Familie zusammenhing. Er kam auf das Gymnasium mit einem Kopf, der einem trockenen Schwamm glich, bereit alles aufzusaugen, was er in seinen Schulbüchern las oder von seinen Lehrern hörte. Später erzählte er einige seiner Erinnerungen an diesen Lebensabschnitt.

Ich erinnere mich gut, daß damals das Verlangen meiner Seele so zusammengefaßt werden konnte: ein unersättlicher Durst nach aller wissenschaftlichen Erkenntnis und allen Glaubensweisen und Anschauungen, die mit dem Menschen, mit der Welt und mit Gott zu tun hatten. Ich wollte die Wahrheit finden und ihr dienen.

Bei seiner Suche nach der Wahrheit dauerte es nicht lange, bis der junge Kostas von der Theorie Darwins begeistert wurde, die damals stark in Mode war. Zum ersten Mal begegnete er der Lehre Darwins in einem Biologiebuch, das die darwinistische Evolution vertrat. Und als er hörte, daß sein Physiklehrer dieser Lehre anhing, wurde das Denken Kostas ganz von Darwin bestimmt. Damit öffnete er sich dem Materialismus und wurde ein Ungläubiger.

Seine ideologische Unrast hinderte jedoch keineswegs sein schulisches Fortkommen. Da er ernsthaft und fleißig war, hatte er bei seinem Lernen Erfolg, obwohl die Lebensbedingungen in seiner neuen Umwelt manchmal fast unerträglich waren. Onkel Chtodoulos hatte für seinen Neffen ein Zimmer in der Stadt gemietet, aber Kostas besaß es fast niemals für sich allein. Finanzielle Erwägungen machten es notwendig, es mit einem oder mehreren Mitschülern zu teilen.

Die Mahlzeiten waren ebenso der strengsten Wirtschaftlichkeit unterworfen. Damit Kostas kein Geld für Lebensmittel ausgeben mußte, pflegte sein alleinstehender Onkel jeden Samstag zu Fuß von dem Dorf in die Stadt zu kommen, um seinem Neffen einen Sack voll Käse, Kartoffeln, Öl und Wein zu bringen. Er unternahm diese Reise barfuß, doch er nahm Schuhe mit, die er anzog, sobald er die Stadt erreichte. Er wollte seinen Neffen nicht in Gegenwart seiner Klassenkameraden in Verlegenheit bringen.

In der Osterwoche 1906 starb Kostas Vater. Der gute Bürgermeister verließ dieses Leben, nachdem er bettlägerig geworden war und ungefähr drei Jahre lang arthritische Schmerzen erlitten hatte. Onkel Chtodoulos unternahm es, Kostas diese traurige Nachricht zu überbringen. Aber im letzten Augenblick entschloß er sich, es geheim zu halten “damit der Junge seine schulische Ausbildung nicht unterbrechen müßte”.

Bei seinem ersten Besuch nach dem Tode seines Bruders kam Onkel Chtodoulos mit einem Sack voller Lebensmittel in die Stadt, aber diesmal war sein freundliches Gesicht von Traurigkeit erfüllt, und er trug einen Strohhut mit einem schwarzen Trauerband. Kostas bemerkte die völlige Veränderung und neugierig geworden, fragte er danach. Der alte Mann nahm einen einfältigen Gesichtsausdruck an und antwortete: “Ich kaufte ihn, mein Lieber, um meinen Kopf vor der Sonne zu schützen.”

Erst als die Schule schloß und Kostas zu den Sommerferien in das Dorf zurückkehrte, erfuhr er von dem Tod seines Vaters. Diese Nachricht hinterließ im Herzen des Jungen eine tiefe Wunde, und es dauerte lange, bis diese heilte. Kostas übernahm nun die Rolle das Beschützers der Familie, doch in Wirklichkeit war das nur eine Formsache. Wie bisher übernahm der gütige und erfahrene Onkel die Verantwortung für die täglichen Aufgaben, aber Kostas trug das stolze Wesen eines Hausherrn zur Schau.

Doch Kostas Herz hing nicht am Besitz oder an der Aufsicht über den Haushalt, sondern am Lernen. Ja näher der Abschluß am Gymnasium heranrückte, um so mehr liebte er seine Studien. Mathematik war sein Lieblingsfach, aber er zeigte auch besondere Fähigkeiten in den Naturwissenschaften, der Dichtkunst, der Sprachwissenschaft und den Fremdsprachen, besonders im Französischen.

Der religiöse Hintergrund

Kostas Metallinos wuchs zu Hause ohne eine bestimmte religiöse Förderung auf. Der Grund dafür lag in der Gleichgültigkeit seiner Eltern – besonders seines Vaters – gegenüber den Bräuchen und Zeremonien der Kirche. Kostas Eltern hielten Litaneien, Totenmessen, Fasten, das Küssen der Ikonen und dergleichen für entartete und völlig überflüssige Darstellungen der Frömmigkeit. Diese Menschen waren nicht unfromm, im Gegenteil. Sie besaßen ein religiöses Bewußtsein und ein mitfühlendes Herz. Doch es ging ihnen mehr um den Inhalt als um die Form.

Obwohl Kostas Vater nur zwei oder dreimal im Jahr in die Kirche ging, war er bereit, denen ihre Schulden zu erlassen, die sie nicht bezahlen konnten. Wenn er Brot aus der Bäckerei holte, kam es häufig vor, daß er einen großen Teil davon an hungrige Bettler verteilte, die er unterwegs traf. An einem kalten Winterabend kam Kostas Vater ohne seinen Mantel nach Hause. Als ihn Konstatina danach fragte, erklärte er, er habe ihn irgendwo verloren. In Wirklichkeit hatte er ihn einem Armen gegeben, der fror.

So drückte die Familie Metallinos in praktischer Weise das aus, was man als ein allgemeines, natürliches sittliches Verhalten bezeichnen kann. Sie teilten ihr Geld mit den Armen, ihr Brot mit den Hungrigen, ihre Kleider mit den Nackten, doch sie verbanden ihr Tun nicht mit kirchlichen Ordnungen und religiösen Dogmen.
Vor allem war es der unverständliche Inhalt der Liturgie, der Kostas Eltern von der Kirche und ihren Lebensäußerungen trennte. Später schrieb Kostas:
Selten besuchten meine Eltern die Kirche das Ortes, wo keiner der Anwesenden etwas verstand, weil sie in der Regel ungebildete Leute waren. Die Liturgie und die Gesänge vollzogen sich in altgriechischer Sprache; es gab keine Erklärung und auch keine Predigt durch den Priester.

Da sie ohne Bildung und religiöse Unterweisung waren, bestimmten allerlei Vorurteile und der Aberglaube die Dorfbewohner. Sie nahmen ihre Zuflucht zum Spiritismus; so konnten sie mit den Seelen der Verstorbenen in Verbindung treten. Sie praktizierten Teufelsaustreibungen, um so von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Sie trugen einen Talisman, um das “böse Auge” des Widersachers zu besiegen. Und sie ließen, ihre Kleider mit Weihrauch bestreuen, um so von ihren Anfechtungen loszukommen.

Manchmal pflegte das religiöse Leben des Dorfes einer seltsamen Mischung von gottesdienstlicher Anbetung und frommen Materialismus zu gleichen. Solche Atmosphäre herrschte besonders während der religiösen Feste vor, die an den Gedenktagen mancher Heiliger auf dem Gelände der Kirche stattfanden. Dort mischte sich der Weihrauchduft aus dem Allerheiligsten mit dem Geruch der am Spieß gebratenen Tiere. Das Singen der Choräle verschmolz mit dem Geschrei der Händler. Und unter den Klängen der den Tanz begleitenden Geigen offenbarte sich ein wahrer “Jahrmarkt der Eitelkeit”, ein Babel von Geschäftemacherei, Freudentaumel und Religion. Das alles diente mehr den Freuden des Fleisches als denen der Seele. In solch einem religiösen Umfeld wuchs Metallinos auf.

Die beiden Priester des Dorfes, fromme, aber fast gänzlich ungebildete Männer, verrichteten ihre religiösen Pflichten als treue Diener das Allmächtigen. In der Woche versahen sie in den Morgen und Abendgottesdiensten mit angemessener Andacht ihren Dienst, obwohl man die Teilnehmer am Gottesdienst an einer Hand abzählen konnte. Doch zu den Sonntagsgottesdiensten zogen die Dorfbewohner in Scharen in die Kirche Männer, Frauen und Kinder. Tief im Bewußtsein dieser Leute wurzelte die traditionelle Vorstellung, daß die bloße leibliche Anwesenheit eines Christen beim Gottesdienst ein Gnadenmittel für seine Seele sei. Es spielte keine Rolle, daß der Besucher weder verstand, was im Gottesdienst vor sich ging, noch begriff, was die Lesungen aus den Evangelien meinten. Kostas Eltern teilten diese Ansicht nicht und zogen es vor, mit der ganzen Familie am Sonntag daheimzubleiben. Kostas schrieb:
Weil der ganze Gottesdienst in altgriechischer Sprache abgehalten wurde, zog mein Vater es vor, mich an diesem Ruhetag so lange schlafen zu lassen, wie ich wollte, anstatt mich früh zu wecken und in die Kirche zu schicken.

Diese Einstellung führte jedoch zu einer Abkühlung in dem Verhältnis Kostas zu seinen Lehrern. Es galt als feststehende Regel des Rektors, daß alle Schüler an jedem Sonntag teilzunehmen hatten. Jeder, der fehlte, mußte bestraft werden. Und an jedem Montag erschien der Name Kostas auf dem Bericht an den Schulleiter für eine angemessene Strafe. Die meisten Kinder gingen aus Furcht oder aus Gewohnheit zur Kirche und wirkten sogar an der Durchführung des Gottesdienstes mit. Sie trugen brennende Kerzen, sagten das Vaterunser auf, entzündeten das Weihrauchgefäß und boten auf mancherlei Weise ihre Hilfe an. Doch Kostas wuchs im Blick auf diese Dinge als Fremder auf. Das führte ihn einmal zu einer sehr bitteren Erfahrung mit der Kirche.

Nachdem ich viele Jahre der Kirche ferngeblieben war, gelang es dem Lehrer nicht nur, mich zum Kirchgang zu veranlassen sondern auch im Gottesdienst mitzuwirken und das Vaterunser zu sprechen. Ich ging wirklich hin, aber ich machte mich lächerlich weil ich während des Gottesdienstes viermal begann das Gebet an der falschen Stelle aufzusagen. Jedesmal, wenn ich diesen Fehler machte” wies mich der Chorleiter ärgerlich zurück: “Still, du Dummkopf, noch nicht!” während die Gemeinde auf meine Kosten lachte.

Er berichtet als Schlußfolgerung:
Solche Ereignisse wie dieses machten einen tiefen Eindruck auf mich. Mein kindliches Gewissen empörte sich und ich wurde der Kirche völlig entfremdet. In meinem Herzen herrschte nicht nur Gleichgültigkeit, sondern auch Ablehnung gegenüber jeglicher Form von Religion.

In der Schule erhielten die Kinder Religionsunterricht, aber sie liebten dieses Fach nicht. An den Sonntagen empfanden sie besonderen Widerwillen, wenn sie aus den Briefen und aus anderen Abschnitten der Schrift in der alten Sprache lesen mußten, ohne zu verstehen, was sie lasen, und ohne Erläuterungen durch den Lehrer zu erhalten. Der junge Kostas hatte noch einen anderen Grund, warum er religiöse Bräuche ablehnte:
Einmal in der Woche pflegten wir in unserer Schule die Psalmen aus der Septuaginta, der vorchristlichen Übersetzung des Alten Testaments in die damalige griechische Sprache, zu lesen. Weil ich es mir nicht leisten konnte, das Buch zu kaufen, um vorher zu Hause darin zu lesen, sah ich mich diesem Buch erst gegenüber, wenn ich in der Schule war. Es war sehr schwer zu verstehen. Es wurde mir überdrüssig und erzeugte in mir einen Widerwillen.

Während der letzten Jahre im Gymnasium, als er die Lehren Darwins annahm, begann sich Kostas Widerwillen gegen die Religion immer mehr zu verfestigen. Von da an nahm er sich vor, die Fähigkeit zu erlangen, um Christus und Seine Lehren zu bekämpfen. Leidenschaftlich bezeichnete er Jesus als den größten Feind der Wissenschaft und des menschlichen Fortschrittes, ja er verlästerte sogar ihn und sein Evangelium.

Es ist bei Kostas offensichtlich, daß seine intellektuelle Wendung zum Unglauben nichts anderes darstellt, als einen revolutionären Ausbruch nach vielen Jahren der Bedrückung durch die Religion. In seiner Kindheit und Jugend war für Kostas die Religion mit ihren Forderungen und Büchern zu einem Alptraum geworden. Religion brachte ständig Schwierigkeiten mit den Lehrern, machte ihn in der Kirche lächerlich und verletzte seinen kindlichen Stolz und seine Selbstachtung vor seinen Klassenkameraden. Jetzt, als herangereifter junger Mann, fühlte er den inneren Drang, ein für allemal von dieser verwirrenden Last frei zu werden.
Trotzdem dürfen wir nicht versäumen, die edlen Ideale anzuerkennen, die das unruhige junge Herz bestimmten. Er sagt von sich selbst, daß ihn damals eine begierige Entschlossenheit erfüllte, die Wahrheit zu finden und ihr zu dienen. Doch was würde geschehen, wenn Kostas, wie Saul von Tarsus lange vor ihm, entdeckt, daß das wahre Wesen der Wahrheit nur in diesem Jesus Christus zu finden ist, den er lästerte und beschimpfte? Jedenfalls war dieser junge Mann weder ganz schlecht, noch äußerte sich sein Widerstand gegen die Kirche fanatisch. Unter solchen Umständen erweist sich das aufrichtige ernsthafte Suchen nach der Wahrheit immer als erfolgreich. Aber wo würde er die Antwort auf seine Fragen finden? Gewiß in Athen, besonders auf der Universität. Nachdem der günstige Zeitpunkt eingetreten war und er das Gymnasium in Kerkyra erfolgreich abgeschlossen hatte, bestieg Kostas das Schiff und machte sich auf den Weg nach der Stadt des Lichtes und der Weisheit.

2. DER RUF

Im Herbst 1908 erreichte Kostas die Hauptstadt. Der Anblick Athens erfreute sein Herz. Hier stand die berühmte Universität, das Ziel der akademischen Hoffnungen eines jeden jungen Menschen aus der Provinz. Hier befand sich die große Nationalbibliothek mit ihren Schätzen an griechischen und fremdsprachigen Büchern über alle Bereiche des menschlichen Wissens. Hier war die neue Umwelt, in der er seine berufliche Karriere beginnen und seine Familie gründen sollte.

Zuerst hatte er sich natürlich an der Universität einzuschreiben. Er wählte die mathematische Fakultät, seine erste Liebe. Und doch war es nicht allein die Mathematik, die Metallinos während dieser Zeit beschäftigte.
Mein Lernbedürfnis war unersättlich. Viele Stunden verbrachte ich in den Antiquariaten und in der Nationalbibliothek auf der Suche nach verschiedenen Büchern über alle möglichen Wissensgebiete.

Obwohl er zum ersten Mal in Athen war, hütete sich Kostas davor, einem losen Lebenswandel zu verfallen. Während seiner Studienzeit führte er ein reines und geordnetes sittliches Leben. Natürlich hörte die Armut nicht auf, sein unzertrennlicher Begleiter zu sein. Später sagte er: “Heute erkenne ich, daß damals meine große Armut dazu diente, mich vor den zerstörenden fleischlichen Leidenschaften zu bewahren.”

Die ersten Jahre, die Metallinos in Athen verbrachte, schufen keine bedeutenden Entwicklungen in seinem geistlichen Leben. Aber er machte an der Universität außerordentliche Fortschritte. Wie befriedigend wäre es gewesen, wenn er den gleichen Fortschritt in seinem Suchen nach der Wahrheit gemacht hätte!

Tatsache blieb jedoch, daß für Kostas damals das als Wahrheit galt, was Christus und Seine Lehre schmähte. Überwältigender Haß und Lästerungen gegen Christus beherrschten das Herz des jungen Ungläubigen. Immer wieder betonte er gegenüber seinen Mitstudenten: “Das Christentum ist eine Lüge und eine Täuschung. Ein Jude wie Christus kann den Fortschritt in der Wissenschaft und der Menschheit nicht aufhalten. Diese Religion muß bekämpft und lächerlich gemacht werden, damit die Welt von diesem Irrtum Jesus Christus befreit wird.”
Als Student der Mathematik wußte Metallinos jedoch, daß keine Theorie ohne Begründung bestehen kann. Worte waren darum nicht genug. Sein Kampf gegen das Christentum mußte durch logische und wissenschaftliche Argumente unterstützt werden. Auf diesem Schlachtfeld erwiesen sich die Bücher der weltlichen Schriftsteller als eine außerordentliche Hilfe. Eifrig las er zwei Jahre lang Voltaire und andere Schriftsteller, um neue Argumente gegen Christus und Seine Religion zu finden. Damit war er intellektuell beschäftigt, bis sich dies ereignete:
Eines Tages, – ein Tag, der unzerstörbar in meinem Gedächtnis haftet – stöberte ich in einem Buchantiquariat. Dort fand ich ein zweibändiges Werk von Chateaubriand “Le Genie du Christianisme” (Der Geist des Christentums). Der Titel dieses Buches und sein französischer Verfasser zogen mich unwiderstehlich an, denn ich sagte mir: “Hier schreibt ein Franzose über das Christentum. Ich will es lesen, um mein Waffenarsenal gegen das Christentum zu vervollständigen.” Mit diesem brennenden Vorsatz erstand ich es trotz meiner erbärmlichen Armut für eine Drachme.
Das geschah am 15. April 1910.

Niemals in den folgenden Jahren vergaß Metallinos diese kleine Transaktion bei dem Buchhändler in der Stadionstraße. Was zunächst lediglich als ein einfacher Bucherwerb erschien, erwies sich in Wirklichkeit als die erste bedeutsame Wegmarke in seinem geistlichen Leben.
Dies war die Stunde des göttlichen Erbarmens, die mir schlug. Sie führte mich zur Buße und schuf meine Bekehrung zu Christus, den ich zuvor bekämpft und gelästert hatte.

Gottes Angelhaken

Die Buße von Metallinos und seine Bekehrung waren kein plötzliches Ereignis. Das Licht fiel nicht plötzlich in seine Seele, wie es bei Saul von Tarsus auf dem Weg nach Damaskus gewesen war. Die Wahrheit gewann in Metallinos schrittweise Grund und schuf schwere innere Kämpfe. Zuerst war es natürlich nötig, daß der feste Turm seines Unglaubens niedergerissen wurde.

Metallinos hatte Christus aus Unwissenheit bekämpft. Er war ungläubig, aber nicht ungehorsam. Aus diesem Grund war es zunächst notwendig, das kennenzulernen, was er bekämpfte er mußte es gründlich studieren.
Solch eine Gelegenheit bot sich ohne sein Zutun in dem Augenblick, als er seine Drachme zahlte, um das Buch von Chateaubriand zu erwerben.

Kostas verließ die Buchhandlung, um sofort sein Zimmer aufzusuchen. Er war so begierig, die “atheistischen” Argumente Chateaubriands kennenzulernen, daß er bereits unterwegs das Buch öffnete und darin zu lesen begann. Plötzlich hielt er inne. Er las noch einmal, was er soeben gelesen hatte. Er tat es mit Verwunderung und Enttäuschung. Er erkannte, daß er sich getäuscht hatte. Der Verfasser war zwar Franzose, aber er war kein Atheist, wie Kostas es angenommen hatte. Seine Gedanken waren alles andere als antichristlich.
Welches Erstaunen und welche Ernüchterung erfaßte mich, als ich nach kurzem Lesen entdeckte, daß der Verfasser das Christentum verteidigte, statt es anzugreifen. Statt gegen die Religion zu reden empfahl er sie.

Aber da es nun einmal in meine Hände gelangt war, würde ich es widerlegen und meine Kritik in einer kleinen Broschüre veröffentlichen.
Er begann mit der ersten Seite des Buches und fuhr fort, es geduldig und systematisch Kapitel für Kapitel zu studieren, um jedem Gedanken auf den Grund zu kommen und jedes Argument zu prüfen. Er hielt alles für völlig falsch und in seinen Augen besaßen alle Argumente keine Grundlage. Wie leicht und siegreich würde er sie widerlegen!

Einen Monat lang spielte er mit verbissener Entschlossenheit das Spiel, Christus zu widerlegen. Dann griff der Herr ein. Als Kostas an die Seite 30 des Buches kam, hielt er inne. Er stieß auf den Satz: In dem Augenblick, in dem du die Existenz des einen Gottes anerkennst, triffst du, ob du es willst oder nicht, auf die christliche Religion und ihre Lehren. So haben es Clarke und Pascal beobachtet.

Welch ein merkwürdiger Gedanke! Besonders das “ob wir es wollen oder nicht.” Das war unerhört. Was sollte das bedeuten? Metallinos war verwirrt. Er glaubte an das Vorhandensein einer höheren Kraft, durch die die wunderbaren und zahlreichen Gebilde des Universums erhalten und regiert werden. Als logischer Mensch war er neugierig zu erfahren, wieso dieser Glaube an eine höhere Macht zu Christus führen sollte.

Seine Verwirrung war umso größer, weil er bei der Übersetzung des letzten Satzes des Zitates von Chateaubriand einen Flüchtigkeitsfehler gemacht hatte. Metallinos übersetzte das Zeitwort remarquer, beobachten, als ob es demontrer, beweisen, bedeutet. So dachte er irrtümlicherweise, Clarke und Pascal hätten die Wahrheit der christlichen Religion und ihrer Dogmen bewiesen. Dieses bewiesen fesselte die Aufmerksamkeit des mathematisch denkenden Metallinos außerordentlich.

Nun wird zum Beispiel in der Mathematik bewiesen, daß die Summe der Winkel eines Dreiecks zwei rechten Winkeln entspricht. Aber welche Bedeutung besitzt der Beweis, wenn er philosophische und religiöse Dinge betrifft? Das mußte er herausfinden. Clarke war für Metallinos ein unbekannter Schriftsteller. Bei Pascal war Metallinos nicht ganz sicher, ob sich der Hinweis auf den berühmten Erfinder und Mathematiker Blaise Pascal bezog. Auf jeden Fall brachte diese Fehlübersetzung eine große Unruhe in seine Gedanken und weckte den festen Entschluß, diese Angelegenheit gründlich zu untersuchen.

Sofort schloß ich das Buch. Und da es schon nach Mitternacht war, sagte ich mir: Morgen früh gehst du in die Nationalbibliothek und stellst fest, um welche Art von Beweisen es sich hier handelt. Ich bin wirklich neugierig. Wenn sie ernsthaft sind, werde ich sie nachprüfen und annehmen.

An diesen Sätzen kann man sehen, wie ernsthaft Metallinos der Entschluß war, diesen großen Schatz zu besitzen: die Wahrheit. Sei Streben war von wertvoller Art, denn es ging ihm nicht nur darum, seine intellektuelle Neugier zu befriedigen. Er empfand gleichzeitig die Notwendigkeit, das Verlangen seiner hungrigen Seele zu stillen.

Noch voller Unruhe machte sich Metallinos am nächsten Tag auf zur Bibliothek. Beim Lesen der Bücher Pascals wurde Kostas stärker als bisher bewußt, welche große mathematische und physikalische Begabung dieses Genie auszeichnete. Die Erfindungen und eigenen Anschauungen, die Pascal auf diesem Gebiet der Wissenschaft hervorgebracht hatte, waren wirklich ungewöhnlich. Die Konstruktion der ersten Rechenmaschine, die die Bewunderung der ganzen Welt hervorgerufen erregte, seine berühmten Sätze über die Kegelschnitte, seine Experimente im Bereich der Hydrostatik, die Anfänge der Wahrscheinlichkeitsrechnung und noch vieles mehr nahm Metallinos Gedanken gefangen.
Doch diesmal war der verwirrte Student mehr daran interessiert, Pascals “Beweise” für die Religion zu finden als seine wissenschaftliche Leistungen zu bewundern.

Unter den Werken Pascals fesselte jedoch der Titel “Pensées” (“Gedanken”) seine ganze Aufmerksamkeit. Die “Gedanken” enthielten religiöse und philosophische Betrachtungen Pascals, die nach seinem Tode in Buchform veröffentlicht worden waren.
Metallinos verliebte sich auf den ersten Blick in dieses Buch. Erstens war es französisch geschrieben, so daß er es ohne Schwierigkeiten lesen konnte. Zweitens war Pascal ein berühmter Mathematiker, ein anerkannter Wissenschaftler auf Kostas eigenem Gebiet. Und dann war es das Buch, das auf seine Fragen mit “Beweisen” antworten würde. Metallinos erfüllte eine große Freude.

Hätte man mir die ganze Welt angeboten unter der Bedingung, daß ich das Buch wegwerfe, ich hätte das Angebot ohne Zögern abgelehnt. So groß war der Durst und das Verlangen meines quälenden Suchens.
Diese Worte erinnern uns an die Verheißungen des Herrn für die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit: “Sie sollen satt werden” (Matthäus 5,6). Dennoch kann sich keiner ohne die Gnade Gottes eines solchen Sattwerdens erfreuen. Um zu erretten pflegt Gott manchmal Blinde zu erleuchten, manchmal aber auch Sehende blind zu machen. Um von Gottes Angelhaken gefangen zu werden, wurde Metallinos in doppelter Weise mit Blindheit geschlagen einmal, als er ein Buch kaufte, das er gar nicht kaufen wollte, zum andern, als er das Zeitwort “Beobachten” mit “beweisen” übersetzte.

“Mein Gott!”, rief Metallinos in Erinnerung an diese Begebenheit aus, “kann es sein, daß dieser unstillbare Durst und dieses Verlangen meine Seele nie ergriffen hätten, wenn ich nicht diese beiden Fehler gemacht hätte?”

Nein! Nein! Ich bin gewiß, Du verfügtest über zahllose andere Wege, um mir Dein Erbarmen zu zeigen, um mir, der sündhaften und blinden Seele, die Gnade zu bringen und das Licht Deines Christus. Doch unter diesen allen wähltest Du den geeignetesten Berührungspunkt, den “Anknüpfungspunkt”, der aus mir selber kam.

Der “Anknüpfungspunkt”, der aus seinem inneren Wesen kam, war sein großer Wunsch, die Wahrheit durch die Wissenschaft zu finden. Und in Seiner unergründlichen Zuneigung führte der Herr den ruhelosen Studenten zu den Füßen eines Mannes, der einen scharfen wissenschaftlichen Verstand und eine tiefe piety in seinem Herzen trug.

Zu Pascals Füßen
Von seinem Verlangen ganz überwältigt nahm Metallinos Pascals “Pensées” in die Hand und begab sich zu einem der Tische in der Bibliothek. Dort nahm er Platz und begann, es von Anfang zu lesen.

Das erste Kapitel trug die Überschrift: Wider die Gleichgültigkeit der Atheisten.
„Laßt sie erst einmal lernen, was die Religion ist, die sie bekämpfen, ehe sie sie bekämpfen.“
Diese Worte klangen in Metallinos wie Donnerstimmen, und sein Geist wurde verwirrt. Er empfand, daß diese Anklage genau auf ihn zutraf. Auch er war schuldig, indem er das verfluchte und verdammte, was er gar nicht kannte.
Unwissenheit beseitigt natürlich nicht die Schuld vor dem Richterstuhl Gottes, aber sie bewirkt in einem Menschen eine günstige Voraussetzung zur Erneuerung. Christus bat um Vergebung für diejenigen, die ihn gekreuzigt hatten, weil sie nicht wußten, was sie taten. Der Apostel Paulus pries Gott, weil ihm wegen seiner Unwissenheit vergeben worden war, obwohl er Christus verflucht und verfolgt hatte.

Gott begann den nachdenklich gewordenen Metallinos in den gleichen Rahmen zu spannen, denn schon begann ein starkes Gefühl der Reue in seiner Seele zu erwachen.
“Kann es denn sein, daß ich wirklich nicht weiß, was ich bekämpfe?”, fragte er sich, als er die ersten Worte Pascals las.

In diesem Augenblick fühlte ich tief in meinem Herzen Verdammnis, weil ich nie das ganze Neue Testament gelesen hatte, ja nie ein Exemplar davon in meinen Händen gehalten hatte. Metallinos las weiter. Je mehr er las, je mehr wurde ihm bewußt, wie eindrucksvoll und logisch die Stimme des christlichen Zeugnisses war.

Die wahre Wissenschaft gerät nicht mit dem Glauben in Konflikt, und eine rechte Philosophie hebt die Offenbarung Gottes nicht auf. Alle Angriffe gegen den Glauben haben ihren Ursprung in der sittlichen Verderbtheit des Menschen. Diese Verderbtheit hat sein Denken und Urteilen im Blick auf die Wahrheit in die Irre geführt, denn so lange das Herz des Menschen Gott entfremdet ist, kann er in und um sich nur dichte Finsternis wahrnehmen. Gott hat Seiner Kirche deutliche Zeichen gegeben, an denen Er von denen erkannt werden kann, die Ihn aufrichtig suchen. Tatsächlich gibt es genug Licht, um die Aufrichtigen zu erleuchten, und genug Finsternis, um sie demütig zu machen. In derselben Erscheinung liegt genug Finsternis um sie blind zu machen, und genug Licht, um sie zu verdammen.

Solche Gedanken übten eine erschreckende Wirkung auf Metallinos aus. Bis zu diesem Augenblick war sein Problem zuerst und vor allem ein intellektuelles und nur in zweiter Linie ein moralisches. Zuerst wollte er seinen Horizont durch Argumente und überzeugende Gedanken erweitern. Beim Lesen der “Pensées” wurde ihm bewußt, daß Pascal der Mann war, der ihm dabei helfen konnte. Die Kraft seiner Gedanken, die Größe seiner Aussagen, die Klarheit seines Denkens und vor allem die Macht seiner Logik demütigten den aufrichtigen Studenten, und die Stützen seines Unglaubens begannen zu wanken.

Als zur Mittagszeit die Glocke die Schließung der Bibliothek ankündigte, hatte sich Metallinos schon einer Art intellektueller Richtungsänderung unterzogen. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der man Christus dem Barabbas vorzog, war er nun bereit, Pascal dem Atheisten Voltaire vorzuziehen.
Als ich mittags die Bibliothek verließ, war ich ein anderer Mensch als der , der am Morgen dort hineingegangen war. Obwohl es mir damals nicht bewußt war, war ich bereits überwunden, weil ich im tiefsten Inneren getroffen war. Von ganzem ungeteilten Herzen begehrte ich, weiterzusuchen. Ich erkannte, daß ich zum ersten Male auf die ernsthafte, klare und unwiderlegbare Wahrheit hörte, die aus dem Geist eines großen Denkers kam. Dieser redete zu mir über die Fragen, die mich betrafen, und wies mich zurecht auf meinen Platz.

Am gleichen Nachmittag kam er wieder in die Bibliothek. Diesmal brachte er Papier und Bleistift mit, um sich Notizen zu machen. Als er das Buch auf gut Glück öffnete, stieß er auf Pascals Gedanken über die Verwerflichkeit des Menschen, der ohne Gott lebt. Hier einige Schlußfolgerungen, die er aufschrieb.
Der Mensch trägt den Stempel der Größe in sich und das Brandmal der Lasterhaftigkeit. Die Größe des Menschen begegnet uns in seinem Ursprung. Seine Lasterhaftigkeit erwächst aus seiner Verderbtheit und aus seiner Sünde. Es gibt eine harmonische Beziehung zwischen der christlichen Wahrheit und dem Verlangen der menschlichen Seele. Der sich selbst überlassene Mensch ist hilflos und verloren, darum braucht er unbedingt eine Hilfe, eine die von außen kommt, eine höhere, göttliche Hilfe.

Er unterbrach sein Lesen. Er behandelte das Buch fast mit ehrfürchtiger Bewunderung. Ihn ergriff ein starkes Verlangen, dieses Buch zu besitzen. Drei Tage durchstreifte er die Bücherantiquariate der Stadt, bevor er endlich eines fand. Er schreibt: “Ich ging sofort in mein Zimmer, um seinen ganzen Inhalt in mich aufzunehmen.”

Metallinos nahm die Sache sehr ernst. Um sich ungeteilt dem Studium Pascals hingeben zu können, beschloß er, die Mathematik vorübergehend beiseite zu schieben. Er wollte unbedingt zu einigen bestimmten Ergebnissen kommen.
Fast völlig von der Außenwelt abgeschlossen, setzte er zwei Monate lang mit unersättlichem Eifer das Studium der “Pensées” Pascals fort.

Allein mit meinem Buch, ausgelacht von dem kleinen Kreis meiner Studiengenossen, pflegte ich mich den ganzen Tag in meinem ziemlich ärmlich ausgestatteten Zimmer einzuschließen. Ich kam von einer erstaunlichen Entdeckung zur anderen. Aber zur gleichen Zeit erreichten mich Strahlen des Lichtes, dem ich nach und nach zustrebte.

In dieser Zeit fühlte sich der arme Student durch materielle Entbehrungen schwer bedrückt, aber sein Geist nährte sich mit Freuden von den allerbesten Weidegründen.

Diese Ruhe war jedoch nichts anderes als die Stille vor dem kommenden Sturm. Wolken des Unbehagens und moralische Vorwürfe fingen an, ihre Schatten auf die Seele Metallinos’ zu werfen, während er fortfuhr zu lesen, wie dieser göttliche Verfasser den dramatischen Kampf zwischen dem menschlichen Gewissen und dem göttlichen Gesetz beschrieb. Er nahm auch wahr, daß Pascal selbst einen geistlichen Kampf erlebt hatte, als er in der Tiefe seiner eigenen Seele die verborgenen Keime seiner Schuld vor Gott und seiner moralischen Verderbtheit wahrnahm.

Diese Betrachtungen ließen Metallinos auf seinen eigenen moralischen Zustand achten. Und da spürte er zum ersten Mal in seinem Leben, daß er angesichts der göttlichen Gerechtigkeit, die befiehlt, richtet und verurteilt, schrecklich schuldig war. Diese Schuldgefühle hatten eine solche Wirkung auf den feinfühligen Studenten, daß sich sein Interesse und sein Sorgen plötzlich in eine andere Richtung entwickelten. Aus dem Suchen des Geistes war nun eine Betroffenheit der Seele geworden. Er suchte nun nicht mehr, seinen Geist mit Argumenten gegen den Materialismus und Unglauben auszurüsten. Jetzt suchte er zuerst und vor allen Dingen die Antwort zu finden, die sein verwirrtes Gewissen zur Ruhe brachte.
Besaß etwa Pascal die Antwort?

An diesem Punkt lernte Metallinos die ersten Schritte zu seiner moralischen Wiederherstellung und Heilung: Er mußte sich selbst erkennen. Pascal veranlaßte ihn, in die Tiefe seines eigenen Wesens zu steigen, um so die Verderbtheit und Verkehrtheit seiner Natur zu erkennen. Das Böse regiert den Menschen wie ein Gesetz; es gleicht einer unwiderstehlichen Kraft, die seine Seele, seinen Leib und seinen Geist ergreift und verdirbt. Deshalb ist der Mensch machtlos, Gutes zu tun, und unfähig, das moralische Gesetz zu erfüllen. Er hat Leben, besitzt aber nicht das höhere Leben. Er hat Kraft, aber um Gutes zu tun braucht er eine höhere Kraft. Darum ist die Heilung und Wiederherstellung des Menschen nicht möglich, wenn er nicht zuerst seinen moralischen Zustand erkennt, wenn er nicht erkennt, wer er in Wirklichkeit ist.

Metallinos brauchte nicht lange, bis er erkannte, wer er in Wirklichkeit war. Er erkannte in sich Verderbtheit, Ehrfurchtslosigkeit, ungesetzliche Leidenschaften, Haß, Irrtum, Finsternis. Er erkannte, wie er schreibt, “ein Chaos, das sich bedrohlich zu seinen Füßen ausbreitete.” Dies ist der Abgrund, der jeden Sünder anschaut, wenn er nur seine eigene sittliche Verderbtheit wahrnimmt, ohne gleichzeitig Gottes Barmherzigkeit zu erkennen. Doch Pascal erklärte, daß der Mensch zuerst Christus erkennen muß, wenn er Gott und sein Erbarmen erkennen will. Ohne Ihn, den Mittler, kann es keine Verbindung zwischen Mensch und Gott geben. Diejenigen, die Gott außerhalb der Person Christi finden wollen, finden kein Licht, keine Erfüllung, weil Christus das Licht der blinden ist und der einzige, der Hungrige satt macht. Er ist der wahre Gott, dem wir uns ohne Stolz nähern, vor dem wir ohne zu verzweifeln niederknien.

Jesus von Nazareth war für Metallinos der verhaßte Jude gewesen, der die Wissenschaft und den menschlichen Fortschritt bekämpfte. Doch der aufrichtige Student hatte den Wunsch, wie der zweifelnde Thomas seine Hände in die Seite Christi zu legen, doch diesmal mit mehr Bedachtsamkeit und ohne jegliches Vorurteil.

3. MEIN HERR UND MEIN GOTT

Das Fundament des Christentums liegt in dem himmlischen Ursprung Jesu Christi. Das war die erste Schlußfolgerung, zu der Metallinos kam. Er lernte von Pascal, daß jeder, der die göttliche Natur Jesu leugnet, das Christentum auf die Ebene einer menschlichen Religion herabzieht und seinen Begründer auf die Ebene eines Menschen, der ein Lügner und ein egozentrischer Verrückter ist. Durch das Selbstzeugnis Jesu sind wir gezwungen, die eine oder die andere dieser beiden Schlußfolgerungen anzunehmen: Entweder war er ein Größenwahnsinniger, der Gott lästerte, oder er war in Wahrheit Gottes eingeborener Sohn.

Metallinos war tief beeindruckt von der klugen Methode, mit der Pascal die Lehre von der Gottheit Christi bewies, indem er sich auf die Logik und die Geschichte stützte. Nach Pascal gibt es drei Argumente, die den göttlichen Ursprung Christi bezeugen:
Das erste ist Seine sittliche Vollkommenheit. Er lebte vollkommen und sündlos. Jesus brauchte niemand um Vergebung für irgendeinen Fehler zu bitten, noch brauchte Er jemals etwas zu bedauern, was Er getan oder unterlassen hatte. Die Frage, die Er seinen Anklägern stellte, ist bis heute unbeantwortet geblieben: “Wer von euch überführt mich einer Sünde ?” (Joh.8,46).

Diesem Selbstzeugnis Jesu fügte Sein himmlischer Vater Sein eigenes, sichtbares Zeugnis hinzu, die wunderbaren Taten, die Er durch Seinen Sohn vollbrachte.
Diese übernatürlichen Taten, die Seine grenzenlose Macht und Güte widerspiegeln, begründen die zweite Offenbarung des göttlichen Ursprungs Jesu Christi. Er heilt Kranke, macht Blinde sehend, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, stillt den Sturm das alles waren übernatürliche Ereignisse, die den Stempel der Zustimmung Gottes auf Seine Lehre drückten.

Neben die sittliche Vollkommenheit Jesu und Seine Wunder stellt Pascal ein drittes Argument für Seinen göttlichen Ursprung, das sogar noch größer ist und wirklich nicht zurückgewiesen werden kann: Die Weissagungen über die Person und das Werk Christi. Hier sind Pascals eigene Worte: die Weissagungen sind der stärkste Beweis für Jesus Christus. Hätte ein einzelner Mensch ein Buch mit Weissagungen über Jesus Christus geschrieben, in dem er die Zeit und den Ort Seines Kommens voraussagt, und Christus wäre in genauer Übereinstimmung mit diesen Weissagungen erschienen, so wäre dies sicher von außerordentlicher Bedeutung gewesen. Aber in unserem Fall begegnet uns etwas viel Größeres. Hier erscheint eine ganze Reihe von Propheten während eines Zeitraumes von 4000 Jahren, und einer nach dem anderen weissagt von dem gleichen geschichtlichen Ereignis. Wir sehen, wie ein ganzes Volk dieses Ereignis vor seinem Eintreten ankündigt, und dieses Volk bleibt bestehen, und trotz aller Verfolgungen, die es erlitten hat, ist es davon nicht abgewichen. Das ist von noch größerer Bedeutung.

Diese logischen Argumente bedeuteten für Metallinos eine Offenbarung. Schrittweise begann die Wahrheit über die Person Christi seinen Geist zu erleuchten, bis endlich jeglicher Zweifel vertrieben war.

Als ich das Kapitel Pascals von den Weissagungen über Christus las, brach in mir ein Licht auf. Die Schuppen fielen von den Augen meiner Seele, und ich erkannte in Seiner Person, in dem von mir gehaßten Juden, den eingeborenen Sohn Gottes.
Entsetzen erfaßte seine Seele, als ihm bewußt wurde, daß er Gott durch sein Handeln aus Unglauben in der Person Seines Sohnes den Krieg erklärt hatte. Immer wieder wurde er von den gleichen Alpträumen bedrängt, die ein Schuldiger erfährt, der sich zu verbergen sucht, während er gleichzeitig vom Gesetz verfolgt wird.

Der Schrecken und die Verdammnis, die Metallinos empfand, erwiesen sich als Zeichen echter Buße. Er empfand nicht nur Trauer über das schwankende Verhalten in seinem bisherigen Leben, sondern auch ein tiefes Schuldbewußtsein. Wie der Zöllner im Gleichnis bekannte er dies vor Gott und bat aufrichtig um Erbarmen. In Reue bekannte er, daß seine gefallene Natur in Auflehnung gegen Gott lebte, und in tiefer Buße sagte er sich davon los und brach mit seiner sündigen Vergangenheit.

Um von dieser vollzogenen Buße zur vollkommenen Vergebung und zur Rettung seiner Seele zu gelangen, bedurfte es nun eines weiteren Schrittes: Er mußte sich Christus zuwenden, denn nur Christus vergibt Sünden und rettet den Sünder. Und so streckte Metallinos unter der geistlichen Führung von Pascal seinem Retter seine flehenden Hände entgegen und empfing inneren Frieden und vollkommene Vergebung. Später erinnert er sich so an diese glückliche Erfahrung:. Nach jedem Seufzen überströmte mich jedesmal eine friedvolle Ruhe, und wie ein Blitzstrahl durchdrang mich der Gedanke: Fürchte dich nicht, Christus hat dich angenommen, du bist erlöst.

Die Gnade Gottes wirkte vollkommen mit der Aufrichtigkeit von Metallinos zusammen und verwandelte ihn von einem bitteren Feind Christi in einen hingebungsvollen Jünger Jesu. Das Licht des Erkennens wurde nun zum Glauben des Herzens. Was Metallinos mit seinem Verstand aufgenommen hatte, empfing er nun in seinem Herzen, nicht nur als Weisheit, sondern als seelenrettende Wahrheit.
Metallinos bezeichnete seine damalige Entdeckung, die er durch bestimmte Bücher machte, in denen er eine Fülle wohlbegründeter Argumente zur Verteidigung des christlichen Glaubens fand, als Gottes Barmherzigkeit. Gründlich und immer wieder studierte er diese Werke.

Das war es, was ich brauchte. So konnte ich in den Kampf ziehen, nicht mehr gegen Christus, sondern gegen die Feinde Christi.
Nun war für ihn die Zeit gekommen, seine neuen Überzeugungen öffentlich darzulegen. Er begann damit bei seinen Mitstudenten. Mit der Begeisterung eines aufrichtigen Idealisten zog er aus, um gegen die Irrtümer zu protestieren, die die Universitätsprofessoren über den Materialismus und den Ursprung des Menschen lehrten. Der Lohn für diesen schwierigen geistlichen Feldzug bestand in drei oder vier Mitstudenten, die sich ihm anschlossen. Um ihr Interesse an christlichen Grundsätzen wachzuhalten, versorgte Metallinos seine ersten Nachfolger mit Zeugnissen anderer Wissenschaftler, die die Theorien des Darwinismus und des Unglaubens bekämpften.

Doch ihr Hauptgesprächsthema handelte von der Gottheit Christi. Später erinnerte sich Metallinos:
Einige meiner Studiengenossen nahmen die Tatsache zur Kenntnis, daß ich mit wirksamen Argumenten gerüstet zu sein schien, und sie übernahmen meine Überzeugung, daß Christus wirklich Gott ist und daß wir mit ganzem Herzen an Ihn glauben müssen.

Mit Christus reden
Nach seiner Bekehrung erfüllte Metallinos zum ersten Mal das Verlangen nach einer lebendigen und persönlichen Verbindung mit Christus.
Eines Tages, als er allein in seinem Zimmer war, durchzuckte ihn eine Erleuchtung: “Wenn du glaubst, daß Christus Gott ist, warum sprichst du jetzt nicht mit ihm im Gebet ?”

So begann er zu beten. Von dem Gefühl tiefer Demut überwältigt hob er seine Augen auf und ließ seinen Geist dem Geist Gottes begegnen. Die Worte, die er sprach, klangen so einfach, doch sie stiegen mit innerer und instinktiver Kraft aus der Tiefe seines Herzens zu Gott empor. Ein kurzes Schuldbekenntnis, wenige Worte tiefempfundenen Dankes, ein aufrichtiges Gelöbnis und viele Tränen. Als er aufhörte, erfüllte ihn eine unbeschreibliche Freude. Unmittelbar darauf wollte er diese beglückende Erfahrung wiederholen. “Ich empfand solchen süßen Frieden, daß ich mir sagte: Warum sollte ich nicht noch einmal beten?”

Er fing erneut an zu beten mit neuem Sündenbekenntnis, mit neuer Danksagung, mit neuem Gelöbnis; er vergoß weitere Tränen und erfuhr neue Freude. Als er aufhörte, sagte er sich:
Ich habe das Geheimnis entdeckt! Von heute an werde ich mit Jesus reden. Ich werde in Seine Nähe treten und viele Male an jedem Tag mit Ihm reden.
In der Tat hatte er eine große Entdeckung gemacht, denn seit diesem Tag im Herbst 191o wurde das Gebet für Metallinos die Spindel, mit der er anfing, sein geistliches Werk auf dem Teppich seines Lebens zu weben.
Von da an nahm das Gebet in meinem Leben die Art eines lebendigen und bedeutsamen Gespräches mit Christus an und wurde zur Quelle des tiefsten Trostes und der höchsten Freude.

An jenem milden Nachmittag, an dem er diese reiche, neue Erfahrung in seinem Gebetsleben machte, trat er an das Fenster seines bescheidenen Zimmers, öffnete die Schlagläden und warf einen zufälligen Blick auf den Horizont. Da stand das Parthenon in dem klaren, goldenen Licht eines wundervollen attischen Sonnenuntergangs und leuchtete stolz vor ihm auf. Daneben, kaum von der Akropolis getrennt lag die massive,. konturenlose Silhouette des Areopags, auf dem der Apostel der Heiden zum ersten Mal zu den götzendienerischen Athenern den auferstandenen Christus verkündigt hatte. Seit Jahrhunderten standen beide Bauwerke nebeneinander, gewaltige Symbole für das umfassende menschliche Streben, das höchste Gut zu erlangen. Das eine ist das Symbol menschlicher Weisheit; das andere das Symbol göttlichen Heils. Das eine verkörpert die höchsten Leistungen menschlicher Anstrengungen; das andere stellt in der Predigt des Paulus das wunderbare Wirken der Macht und der Liebe Gottes für die Menschheit dar.

In der Schule hatte Metallinos in einigen Stunden des Religionsunterrichts von dem Areopag gehört. Er erinnerte sich an die Predigt des Paulus, an die Art, mit der die Athener den Apostel verspottet hatten, an den Ratsherrn Dionysius. Nun schaute er, die Ellenbogen auf die Fensterbank gestützt, in tiefer Verehrung der Vergangenheit in dieselbe Richtung. Nun rief er sich im Geist die Szene in Erinnerung, als der Apostel der Heiden vor den den Götzen dienenden Athenern stand und ihre Finsternis mit seinem geistlichen Licht erleuchtete. Er schaute die epikureischen und stoischen Philosophen, wie sie über Paulus spotteten und seine Predigt lächerlich machten. Er sah die Neubekehrten, die dem Apostel folgten, nachdem sie zum Glauben an Jesus und an die Auferstehung gekommen waren.
Als er aus seinen Träumen erwachte und in die Wirklichkeit zurückkehrte, erschien ihm die Welt verändert. Nun hatte der steinige Areopag für Metallinos eine größere Bedeutung gewonnen als der Parthenon, und Dionysius, der Areopagite, stand ihm nun näher als Sokrates.

Im Reich des Lichtes
Das Wunder war geschehen. Der Glaube an Christus fing nun für Metallinos an, zu einem umgestaltenden, lebendigen, persönlichen Heilserlebnis zu werden. Doch das genügte nicht. Die geistliche Erleuchtung, die er empfangen hatte, mußte noch stärker werden. Das unsichtbare innere Zeugnis des Geistes, das er in seinem Herzen schon besaß, mußte in gleicher Weise durch das sichtbare, geschriebene Zeugnis Gottes, das Neue Testament, bestätigt werden. Metallinos hatte niemals eine Bibel erworben, noch hatte er sie jemals gelesen. Durch die wenigen Abschnitte, die seine Lehrer früher in der Schule erklärt hatten, besaß er nur eine ungefähre Vorstellung von ihrem Inhalt. Er wußte nur, daß die Worte und Taten Jesu im Neuen Testamen zu finden waren.
Er sagte sich:
Da du nun vollkommen überzeugt bist, daß Christus Gott ist, warum kaufst du kein Neues Testament? Da kannst du mehr von Seinen Worten lesen und lernen, was Er von dir erwartet. Die Folge dieses inneren Dranges war, daß dieser Einfall ein Feuer in meinem Herzen entzündete; mich überkam das innere Verlangen, ein eigenes Neues Testament zu besitzen.

Noch am gleichen Tage konnte Metallinos erwerben, wonach ihn verlangte. Als er im Wagen eines wandernden Buchhändlers stöberte, fiel sein Blick auf ein kleines, schönes antiquarisches Buch mit dem Titel “Neues Testament”. Sofort kaufte er das Buch. Er konnte es kaum abwarten, in sein Zimmer zu gelangen. Er legte sich auf sein Bett, öffnete das Buch auf gut Glück und fing an zu lesen:
Ich bin die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt rette (Johannes 12.46.47).

Diese äußere, geschriebene Tatsache des Neuen Testaments nahm Metallinos als Siegel Gottes entgegen, durch das die eigene, innere Tatsache der Heilserfahrung bestätigt wurde. Das Wort “Finsternis” und das damit verbundene Gericht stellten ihm für einen Augenblick das häßliche Bild seines früheren Lebens vor Augen. Trotz desselben hatte Christus ihm viele Jahre lang Geduld erwiesen, denn er kam ja nicht, um zu verdammen, sondern um jeden Sünder zu retten um Kostas Metallinos zu retten.

Zum ersten Mal in meinem Leben las ich diese Worte im Neuen Testament, und zum ersten Mal erfüllte mich aus tiefster Seele der Dank gegenüber Ihm, der mich so viele Jahre getragen hatte. Ich hatte mich selbst nicht mehr in der Gewalt. Tränen der Reue und Buße über das, was ich einem wie Ihm angetan hatte, erschütterte mich gänzlich. Aber auf dem Grund meines seelischen Zustandes lebte nicht die Verzweiflung, sondern der trostreiche Zuspruch und der himmlische Friede, weil ich wußte, daß Er mich angenommen und mir vergeben hatte.

Das kleine Zimmer wurde für Metallinos zum Paradies. Eine süße, himmlische Erhebung kam über ihn, als ob Gott ihn liebkosen würde. Von seinen Gefühlen überwältigt erhob er sich von seinem Bett. Er ging zu seinem Tisch und setzte sich langsam, fast unbeholfen auf seinen Stuhl. Mit Tränen im Gesicht und in Gedanken versunken hielt er mit beiden Händen das Neue Testament. Es war auf derselben Seite geöffnet. In demütiger Haltung hob er seine Augen auf und flüsterte Christus sein feierliches Gelöbnis: “O Jesus, ich kannte Dich nicht, darum kämpfte ich gegen Dich. Ich danke Dir, daß Du sogar mich angenommen hast. Ich verspreche Dir, daß ich Dir völlig gehören will, und ich will Dir dienen mit meinem ganzen…”

Überwältigt von seinen Gefühlen vermochte er nicht mehr zu sagen. Doch vom Standpunkt des Herrn aus genügte das , was er gesagt hatte.
Metallinos kam sich wie ein Krieger vor, der in heftigen Kämpfen alle Höhen erobert hatte und sich nun anschickte, die Beute ins Tal zu schaffen. Sechs Monate lang hatte er zahlreiche schwere Krisen durchstanden, die sein Innerstes erschüttert hatten.

Die heftige Infragestellung seines ursprünglichen Unglaubens; sein Verwirrtsein bei seiner späteren Wahrheitssuche; die geistigen Qualen und plötzlichen Umwandlungen, die er beim Studium Pascals durchmachte; die Annahme der Gottheit Christi, den er bis dahin geschmäht und gehaßt hatte; die Kämpfe, die der Buße vorangingen; die starken Gefühle, die mit seiner Wiedergeburt verbunden waren, das alles mußte sich in seinem Geist und Sinn als eine eindrucksvolle und unvergeßliche persönliche Geschichte festsetzen.
Für Metallinos wurde es nun notwendig, die Schrift zu studieren, damit er Licht gewann und mit der höheren geistlichen Weisheit vertraut wurde. Getrieben vom Geiste Gottes gelangte er dahin, das Neue Testament mit wahrer Leidenschaft zu lieben.

So wie ich das Gebet als Quelle meines Glückes bezeichnet hatte, fand ich nun im Studium der Worte Christi eine Quelle unbeschreiblicher Freude und Erhebung. Für mich war es mehr als bloßes Lesen und Studieren. Es war die innigste Form persönlicher Gemeinschaft mit meinem Heiland, während Er fortfuhr, lebendige Worte unmittelbar in meine Seele zu legen.
Der Neubekehrte las nun mit Eifer Gottes Wort. Allein in seinem kleinen Zimmer las er täglich fünfzehn Stunden im Neuen Testament, ohne dabei zu ermüden. Das Ergebnis bestand darin, daß er nach zehnmonatiger Beschäftigung mit dem ganzen Neuen Testament, jeden Teil desselben genau zitieren konnte.

Weil er bei vielen Abschnitten der Paulusbriefe Verstehensschwierigkeiten hatte, entwickelte sich bei ihm eine stärkere Vorliebe und Wertschätzung der Evangelien, in denen er die Abschiedsreden Jesu in Johannes 13 16 besonders liebte.
Am Ende seines Lebens schrieb er: Bis auf den heutigen Tag habe ich diese Ausgabe des Neuen Testaments als meinen kostbarsten Besitz aufbewahrt. Seine Seiten tragen die Spuren vieler Tränen des Dankes und der Erleichterung, Tränen, die ungefragt flossen, als ich die Worte meines Heilandes studierte.
Neben dem Studium des Neuen Testaments begann er mit Eifer die Auslegungen der Kirchenväter zu lesen, besonders die das Chrysostomus. Dieser half ihm bei der Lösung vieler schwieriger Fragen in geistlichen Dingen, denn vor allem Chrysostomus half ihm, tiefer in das Verständnis des Neuen Testaments einzudringen.

In dieser Zeit beschloß Metallinos eines Tages, die Heilige Kommunion zu empfangen. “Warum soll ich nicht zur Beichte gehen und ich dann die Heilige Kommunion empfangen?”, fragte er sich. Und so ging er. In dem Bewußtsein, geistlich vorbereitet zu sein, ging er zu dem Priester und beichtete. Er sprach von seiner Buße über sein sündhaftes Leben. Er sprach von der Veränderung, die Christus in sein Leben gebracht hatte. Er sprach von seiner neuen geistlichen Erfahrung. Der Priester hatte es eilig. Er unterbrach die Beichte und legte ihm eine sechsmonatige Bußübung auf: Zehn Gebete an jedem Tag und einige geringere Bußübungen. Als Metallinos die Kirche verließ, fühlte er sich in seinem Gewissen betroffen, denn er empfand, daß ihm gerade etwas widerfahren war, das der Wahrheit widersprach, die er bereits aus dem Neuen Testament kannte. “Warum soll ich auf den Priester hören?”, fragte er sich. “Wenn ich weiß und glaube, daß Christus mich angenommen hat, wozu brauche ich dann noch einen Priester?”

So ging er am nächsten Sonntag in die Kirche zum Empfang der Heiligen Kommunion. Seine Seele verlangte nach Gemeinschaft, aber er begehrte keinen Priester mit seinen Bußübungen. Dieses Problem löste sich jedoch von selbst. Als er drei Wochen lang gekommen war, schickte ihn der Priester fort. “Was soll das alles? Jede Woche immer wieder dieselbe Geschichte. Geh fort und komm nicht wieder!” Metallinos ging.
Trotzdem blieb Metallinos weitere acht Jahre in der Orthodoxen Kirche.

4. DIE ZUBEREITUNG

Zu Beginn des Jahres 1911 lud einer der Universitätsstudenten Metallinos ein, an einem Treffen junger Männer teilzunehmen, die das Neue Testament studierten.
Die Folge dieser Einladung war, daß Metallinos mit dieser kleinen Gruppe junger Männer bekannt und später eng vertraut wurde. Einige von ihnen sollten in den folgenden Jahren entscheidenden Einfluß auf sein Leben und Wirken ausüben.
Metallinos Teilnahme an dieser ersten Zusammenkunft zum Bibelstudium machte auf die Anwesenden einen tiefen Eindruck. Am Ende der Versammlung war jeder in der Gruppe begeistert von dem Beitrag, den der junge Besucher zu dem Gespräch geleistet hatte, besonders der Leiter Christophilos. Er nahm Metallinos beiseite und fragte ihn, woher er seine Kenntnisse erworben habe. Metallinos erzählte ihm einiges von dem, was ihm widerfahren war.

Christophilos war durch das Gehörte tief bewegt und forderte ihn auf, regelmäßig an den Zusammenkünften teilzunehmen.

Von da an entwickelten sich die Dinge in eine neue Richtung.
Die Verbindungen, die Metallinos in den Räumen der orthodoxen Gesellschaften, dem Reform Club, der Gemeinschaft Mariä Verkündigung und darüber hinaus anknüpfte, waren auf zwei Weisen von großem Nutzen für seine christliche Berufung. Zunächst boten sie ihm gute Möglichkeiten und günstige Bedingungen, seine Gabe zum öffentlichen Reden zu pflegen eine Gabe, durch die Gott später Wunder wirken sollte. Außerdem bildete sich aus dem dadurch entstandenen Kennenlernen eine feste Gruppe von vier oder fünf gläubigen jungen Männern, die später mit der Schleuder des Glaubens auszogen, um wie der junge David gegen Riesen zu kämpfen.

Die Kennzeichen, die diese kleine Schar damals bestimmte, waren das regelmäßige Studium des Neuen Testaments, die persönliche Erfahrung, die jedes einzelne Mitglied mit der Wahrheit des Evangeliums machte, und der feste Wunsch, diese seelenrettende Wahrheit zu verkündigen, auch wenn das große persönliche Opfer fordern sollte.

Die Versammlungen folgten einer einfachen Ordnung. Jede Zusammenkunft zum Bibelstudium begann mit dem Aufsagen des Vaterunsers. Darauf folgte die Auslegung eines bestimmten Abschnitts aus dem Neuen Testament. Nach Beendigung der Aussprache suchten die Mitglieder des Kreises eine Gelegenheit, um ein gemeinsames öffentliches Zeugnis ihres Glaubens zu geben. Damals entwickelte sich die kleine Gruppe zu einer Wandermission, zu einer Art von Gemeinde unterwegs. Immer waren sie auf der Suche nach Orten, wo ihre geistlichen Bestrebungen dankbar angenommen wurden in den Wohnungen von Freunden, in öffentlichen Hallen und sogar im Freien
Die Allgemeine Mobilmachung, die zu jener Zeit in Griechenland angeordnet wurde, und der sich anschließende Balkankrieg zerstreute diese christliche Gruppe. Metallinos wurde am 1. April 1913 einberufen und tat bis zum Jahre 1916 aktiven Heeresdienst. Dann wurde er zur Reserve ausgemustert. Während dieser drei Jahre, in denen er immer wieder zu Wehrübungen einberufen wurde, versuchte er jede Gelegenheit zu nutzen, um sich und seinen Standort im Leben zu festigen. So schloß er am 19. Dezember 1915 an der Universität sein Studium ab und erhielt für seine bemerkenswerten Leistungen in dem von ihm gewählten Studienfach den Grad eines Doktors der Mathematik.

Aber er vernachlässigte auch nicht seine geistliche Tätigkeit. In dem kleinen Zimmer von Metallinos pflegten sich Mitstudenten und Freunde zu Aussprachen und Predigten über geistliche Themen zu treffen.
Schon während er sich für diese Tätigkeit einsetzte, war er bereits in den Öffentlichen Dienst eingetreten. Dort sollte er sich später nicht nur als Regierungsbeamter auszeichnen, sondern auch als ein Apostel Jesu Christi, berufen zum Dienst unter seinen Kollegen. Seine erste Einstellung in den Regierungsdienst war am 11. Februar 1911 unterzeichnet worden.

Als Lehrling wurde er der Generalbehörde für das Rechnungswesen zugewiesen, mit einem Gehalt von 20 Dollar im Monat. Davon sandte er seiner Mutter regelmäßig 4 Dollar. Drei Jahre blieb er in dieser Stellung, bis er im Jahre 1914 der Behörde für das Rechnungswesen als ständiger Angestellter zugeteilt wurde.
Dort führte Metallinos einen wirklichen Kampf mit sich und mit dem Satan. Es stellte sich heraus, daß diese Ernennung für ihn zu einer harten Schule wurde, in der er die ersten Lektionen in Ausdauer und Demütigung lernen sollte. So dauerte es nicht lange, bis sein christliches Zeugnis unter seinen Kollegen für diese zu einer Zielscheibe und für ihn zu einer anhaltenden Prüfung wurde. Spott, Verfolgung, Hohn und Schelte waren an der Tagesordnung. Metallinos schluckte alles mit gutem Humor und vollkommenen Gleichmut, niemals mit einer Gesinnung von Haß oder Vergeltung. Wann immer seine Mitarbeiter einen dummen Witz über ihn machten, um ihn zu reizen, versuchte er stets seine Haltung zu bewahren. Wenn sie zum Beispiel eine Nadel aufrecht in seinen Stuhl steckten, so daß er gestochen wurde, sprang er lächelnd von seinem Stuhl auf und flüsterte leise: Es wird euch nicht gelingen, mich verrückt zu machen, ihr Werkzeuge Satans. Ich bete für euch. Jesus ist dabei euch zu ergreifen. Ihr könnt nicht entkommen.

Damit weissagte er richtig, denn nach einigen Jahren hatte Christus tatsächlich die meisten von ihnen ergriffen. Die Hand des Herrn zur Errettung dieser Angestellten wurde völlig sichtbar, als der Lebhafteste von allen, dem Metallinos den Spitznamen “Teufel” gegeben hatte, weil er mit ihm die schlimmsten Scherze trieb, Buße tat und sich Christus zuwandte und dessen Erbarmen und Heil begehrte. Als er das hörte, bekannte Metallinos, daß er 15 Jahre lang für das Heil dieses Mannes gebetet habe.

Von Anfang an war es Metallinos klar, daß er einen besonderen Ruf Gottes besaß, sich für die geistliche Arbeit unter den Regierungsbeamten einzusetzen. Das war sein Evangelisationsgebiet. Und weil er sich stets auf die Macht des Gebets und auf die Führung des Herrn verließ, lebte er in großer Erwartung. Eifrig bemühte er sich darum, daß seine Kollegen mit ihm an der geistlichen Erfahrung des Heils in Christus Anteil bekamen. Und wie wunderbar war es, wenn während seiner verschiedenen Regierungsämter Bibelstudiengruppen entstanden. In dieser Zeit lautete sein Lieblingsspruch: “Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.” Auf diese Verheißung gestützt, setzte Metallinos seine geistliche Arbeit unter seinen Kollegen mit großer Ausdauer fort. Er glaubte, daß er später mit Freuden ernten würde, was er damals mit Tränen säte. Wir werden sehen, daß Gott den Glauben seines ergebenen Arbeiters ehrte.

Die ersten Predigten
Mit Furcht und Zittern stand Metallinos vor seiner ersten Zuhörerschaft. Die Gelegenheit ergab sich, als Basil Christophilos verreisen mußte. Christophilos war Mitglied der Gruppe und regelmäßiger Redner in der Kirche Sankt Demetrius und mußte einen Ersatzmann finden. Er dachte an Metallinos.
“Sag, Kostas, möchtest du am kommenden Sonntag in Sankt Demetrius sprechen? Dann müssen die Leute nicht ohne Predigt nach Hause gehen”, schlug Christophilos vor.

Kostas zögerte mit seiner Antwort. Der Gedanke, allein auf sich gestellt in einer großen Kirche voller Menschen so lange sprechen zu müssen, schreckte ihn. Aber Christophilos tat alles, um ihn zu ermutigen. Schließlich stimmte Metallinos zu, wenn auch nur mit halbem Herzen.
Dem Thema seiner ersten Predigt lag der Text zugrunde: “Schaut die Lilien auf dem Felde an” (Matthäus 6,28).

In seiner Botschaft pries der Laienprediger die Liebe und Güte Gottes. Doch gleichzeitig betonte er, daß der Glaube des Menschen wesentlich an der Auswirkung dieser Güte und Liebe beteiligt ist.
Die Lilie auf dem Felde ist eine Pflanze, auf die man täglich sorglos tritt. Doch ihr Schöpfer kleidet sie mit außerordentlicher Schönheit und Lieblichkeit. Ist es möglich, daß Gott für solch eine kurzlebige Pflanze sorgt und im Blick auf den Menschen gleichgültig ist, dessen Bestimmung das ewige Leben ist? Hier soll sich unser Glaube einschalten. “Ich glaube”, heißt, ich besitze eine große Vorstellung von Gott, von Seiner Güte, von Seiner Macht und von Seiner Zuverlässigkeit im Blick auf Seine Verheißungen. Wer sich fürchtet und an den Verheißungen Gottes zweifelt, setzt Ihn herab und macht Ihn klein. Wenn wir wirklich glauben, müssen wir uns mit völligem Vertrauen auf die Verheißungen das Herrn verlassen. Das gilt nicht nur für die alltäglichen Bedürfnisse unseres Lebens, sondern auch für die Bedürfnisse unserer Seelen.

Es waren solche Gedanken, die Metallinos in seiner ersten Botschaft darlegte. Kaum hatte er geendet, ertönte eine Stimme aus der Zuhörerschaft, die bestätigte, daß er seine Sache gut gemacht hatte. “Bravo, mein Junge, bravo! Du hast uns eine gute Botschaft gegeben!” Die Frauen jedoch verhielten sich zurückhaltender mit ihrem Lob. “Für uns hast du zu schnell gesprochen. Beim nächsten Mal sag es für uns ein wenig langsamer.”

Trotz allem erfahrenen Lampenfiebers hatte Metallinos einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Die Ansprachen setzten sich mit einzigartigen Erfolg fort. Die Gemeinde wuchs immer weiter, und vom rein wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtete der Priester den jungen Prediger als ein Gottesgeschenk, als eine Wohltat, die der heilige Demetrius seiner kleinen Kirche erwies.

Als Christophilos von seiner Reise zurückkehrte und diese Neuigkeit hörte, war er darüber ganz begeistert. Und statt seinen Platz als Redner wieder einzunehmen, nötigte er Metallinos, mit seinem Predigen fortzufahren.
Hier ist es angebracht, auf die demütige christliche Persönlichkeit des Christophilos, “des Lehrers”, hinzuweisen. Gott gebrauchte diesen Mann und ließ ihn eine bedeutende Rolle in der Zubereitung und Mission des Metallinos spielen, ähnlich wie Barnabas bei der Zubereitung und Mission des Apostels Paulus.
Zuerst führte Christophilos Metallinos in die christlichen Kreise ein. Und er war es auch, der ihn ermutigte und half, seine Ängste zu überwinden, als er begann, öffentlich zu predigen. Er überließ Metallinos sein eigenes Predigtamt und nahm jede Gelegenheit wahr, ihn als ein geistbegabtes Werkzeug Gottes herauszustellen. Und das alles, obwohl auch Christophilos selbst ein Prediger war.
Weil Metallinos in Sankt Demetrius so großen Erfolg hatte, sah sich der Priester von Sankt Katharina veranlaßt, Metallinos in seine Kirche einzuladen. Metallinos nahm diese Einladung an mit dem Erfolg, daß sich nun in beiden Kirchen große Gemeinden versammelten.

Doch die harmonische Zusammenarbeit zwischen Metallinos und der Orthodoxen Kirche währte nicht lange. Das anhaltende Studium der Bibel, besonders des Neuen Testaments, ließ Metallinos geistliche Wahrheiten erkennen, von denen er vorher niemals gehört oder gelesen hatte. Darum fing er an, seinen Hörern diese Wahrheiten mit heiligem Eifer in seinen Predigten mitzuteilen. Aber einige der Kirchenbesucher fingen an, sich zu beschweren, nicht über das, was er predigte, sondern über das, was er nie erwähnte. So sprach er zum Beispiel in seiner Botschaft zum 15 August, dem Fest der Gesegneten Jungfrau, ausschließlich über Jesus Christus und Sein Erlösungswerk, ohne überhaupt die Jungfrau Maria zu erwähnen. Es war verständlich, daß solche Auslassungen bei einem Teil der Gemeinden Enttäuschungen hervorriefen.

Neuer Wein in neuen Schläuchen
Durch ihr Bibelstudium und Gebetsleben wurden die Glieder dieses christlichen Kreises schrittweise zu einem tieferen Verständnis geführt. Dies trat in Erscheinung, als sie anfingen herauszufinden, daß viele Wahrheiten des Neuen Testaments nicht mit bestimmten Dogmen übereinstimmten, die von der Orthodoxen Kirche geglaubt und gefordert wurden. In der schwierigen Frage der Beichte und der Sündenvergebung waren sie zum Beispiel gewiß, daß hier eine fehlende Übereinstimmung zwischen der heutigen Orthodoxen Kirche und der Kirche des Neuen Testaments vorlag. Ähnliche mangelnde Übereinstimmung entdeckten sie bei anderen Dogmen und Glaubenslehren, so über die mündliche Tradition, die Sakramente und die Kirchenordnungen.

Bei ihren Einwänden beabsichtigten sie natürlich nicht, sich als Theologen aufzuspielen oder die Orthodoxe Kirche zu verleumden und in Mißkredit zu bringen. Es muß festgestellt werden, daß sie diese achteten. Durch das Zeugnis des Neuen Testaments hatten sie jedoch die Überzeugung gewonnen daß ein einfacher Gläubiger, mit der Wahrheit der Schrift gewappnet, weiser und geistlich besser ausgerüstet ist als der höchste Würdenträger, dem das Licht der Schrift und das Leben des Geistes fehlt. Ihr Glaube gründete sich auf die klaren Aussagen der Heiligen Schrift, nach der jeder Gläubige ein “Tempel Gottes” ist (1. Korinther 3.16), ganz gleich ob er zum Klerus oder zu den Laien gehört. Der Herr rüstet alle Gläubigen, sowohl die Laien als auch den Klerus, aus mit “dem Geist der Weisheit und der Offenbarung” (Epheser 1,17) und auch mit der Fülle aller Erkenntnis. So läßt er sie teilhaben an “allen Schätzen der Weisheit und Erkenntnis” (Kolosser 2,3), die in Christus verborgen sind.

Darum braucht der Heilige Geist keine Helfer, die als Mittler walten, um dem Menschen die ersten Grundsätze des Heils und das wahren Glaubens zu offenbaren.
Von Anfang an beschäftigte Metallinos die Frage: “Warum sollen wir für wahr halten, daß nur die Priester und nicht ebenso die Laien die gottgeschenkte Gabe besitzen, die Schrift richtig auszulegen, zumal die Theologen im Klerus von den Laienprofessoren an den Universitäten gelehrt werden, die Schrift auszulegen?” Gewiß ist es dann überhaupt nicht befremdlich, wenn Gott den Laien die Wahrheit der Schrift ummittelbar durch Seinen Geist mitteilt. Ob einer Arbeiterkleidung trägt oder ein anderer die Gewänder eines Erzbischofs, ob einer willig eine Prüfung erträgt, in der er seinen Herrn mit Glauben und Vertrauen ehrt, oder ein anderer mit himmlischer Rednergabe von der Kanzel predigt, jeder, der durch den Heiligen Geist wiedergeboren ist, ist ein Vermittler der Wahrheit. Jeder von ihnen besitzt die Salbung des Geistes und ist ein Träger das Zeugnisses von oben.

Obwohl Metallinos und seine Freunde nicht dazu neigten, darüber Auseinandersetzungen aufkommen zu lassen, empfanden sie die Notwendigkeit als ernsthafte Gläubige darzulegen, daß sie die Wahrheit wirklich mehr liebten als irgendetwas anderes. Mit anderen Worten: Sie durften sich nicht scheuen, ihrer Überzeugung in der Öffentlichkeit Ausdruck zu verleihen wann immer sich eine günstige Gelegenheit dazu bot.

Die Gelegenheit dazu ergab sich für sie im Herbst 1916. Auf einer stark besuchten Veranstaltung zum Bibelstudium im Saal des Reformclubs richtete Christophilos an seine Hörer die folgende rhetorische Frage: “Wenn Gott nach dem gewissen Wort des Neuen Testaments jedem nach seinen Taten vergilt (Römer 2,6), können Sie mir dann sagen, welchen Wert die Totenmessen haben sollen?” Er beantwortete sofort seine eigene Frage: “Wir sehen im Neuen Testament, daß dort Totenmessen überhaupt keine Geltung oder Wert besitzen, sie können den Zustand eines Menschen nach seinem Tod nicht verändern.” Diese Bemerkung fand die Beachtung der Clubleitung, und der Redner wurde um eine Erklärung gebeten. Christophilos freute sich über diese gute Möglichkeit und wiederholte seine Ansicht über die Totenmessen vor den Mitgliedern der Clubleitung.

Wenn ein Mensch als unbußfertiger Sünder und Ungläubiger stirbt, können für ihn noch so viele Totenmessen gelesen werden; sie werden ihm überhaupt nichts nützen, denn Christus selbst sagt: “Wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden” (Markus 16,16). Stirbt aber ein Mensch als ein Gläubiger, dann nützen ihm weder Totenmessen noch Gebete, weil sich die Seele des Gläubigen bereits im Zustand der Seligkeit befindet. “Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben” (Offenbarung 14.13). Welche zusätzlichen Segnungen können von daher Totenmessen den Seelen bringen, die in der vollkommenen Freude des Paradieses und in der völligen Gegenwart des Herrn leben? Entweder besitzt der Mensch das Leben oder er besitzt es nicht. Daraus folgt, daß er nach seinem Tode entweder bei Christus oder nicht bei Christus ist.

Nachdem Christophilos seine Anschauungen dargelegt hatte, folgte die kurze und einmütige Entscheidung der Leitung: Der Beschuldigte darf nicht länger im Saal des Clubs predigen. So verließ Christophilos mit dem Kreis seiner Vertrauten den Reformclub. In Wirklichkeit löste er sich ebenso endgültig von der Orthodoxen Kirche.
Metallinos dagegen blieb weitere zwei Jahre und predigte in verschiedenen orthodoxen Gemeinden das Wort Gottes. Er hoffte, daß es ihm durch Ausdauer und Geduld gelingen würde, einigen der frömmsten Menschen jene Elemente der Wahrheit nahezubringen, die später zum Samen für eine Reformation der Kirche von innen heraus werden könnte.

Doch sein großer Wunsch nach einer solchen Reformation verwirklichte sich nicht. Die wirklich fehlende Übereinstimmung mit der Orthodoxen Kirche bestand für Metallinos darin, daß ihm “nicht erlaubt wurde, frei über die große Hauptwahrheit das Evangeliums von der Errettung durch die Gnade zu predigen”.
Sein ständiges Predigen über die Person und das Werk Christi und sein gleichzeitiges Schweigen über die Jungfrau Maria und bestimmte Traditionen weckte den Verdacht, er glaube nicht an die Jungfrau Maria und an die kirchlichen Traditionen. Als er um das Jahr 1918 die ersten Anzeichen eines Nervenleidens spürte, entstand das Gerücht, die Jungfrau Maria habe ihn wegen seines Unglaubens mit Krankheit geschlagen. So lösten sich die Bindungen zwischen Metallinos und der Orthodoxen Kirche fast vollkommen.

Der endgültige Bruch fand statt, als Metallinos zufällig das Kloster Pentele besuchte und einem dort lebenden Mönch begegnete, der bei diesem Zusammentreffen begeistert ausrief: “Ihre wunderbaren Predigten haben mich hierhergebracht, Herr Metallinos. Ihretwegen bin ich ins Kloster gegangen.”
“Wieso das? Habe ich gepredigt, um Menschen ins Kloster zu schicken?”, rief er zu sich selbst aus.
Das war der Augenblick, in dem Metallinos beschloß, den neuen Wein in neue Schläuche zu füllen.

Die ersten Fundamente
Es war an einem Abend zu Beginn des Jahres 1919. Metallinos hatte sich einer Gruppe von fünf Freunden angeschlossen, die in der Heracleidonstraße 49, dem Haus von John Demopoulos, mit regelmäßigen Zusammenkünften begonnen hatten. Von 1916 bis 1928 blieb es der ständige Versammlungsort.
Am Anfang fanden die Zusammenkünfte einmal in der Woche statt. Die Predigten, die gehalten wurden, waren einfach in der Form, aber äußerst kraftvoll. Der Leiter pflegte aus dem Wort Gottes vorzulesen und dann die wesentlichen Grundsätze des christlichen Glaubens und Lebens zu erklären. Mit dem gemeinsam gesprochenen Vaterunser pflegten sie zu schließen.
Doch bei dieser Zusammenkunft schlug Metallinos dem kleinen Kreis vor, daß sie dem Herrn durch laute persönliche Gebete danken sollten, nicht durch die üblichen aufgesagten Formelgebete. “Meine Brüder, warum beten wir heute abend nicht laut zu dem Herrn und bitten um Seinen Segen für uns?”, fragte Metallinos.
Ohne zu zögern knieten alle nieder. Jeder dankte, wenn die Reihe an ihn kam, für das Opfer am Kreuz, für die Vergebung der Sünden, für die Errettung seiner Seele, für das Licht des Evangeliums, das seinen Geist erleuchtete. Jeder bat um tiefere geistliche Erkenntnis und um eine vermehrte Fruchtbarkeit in der Arbeit für den Herrn.
Als sie geendet hatten, standen sie erfüllt von dieser himmlischen Erfahrung von den Knien auf, und einer sagte zu dem anderen: “Das war es, was uns fehlte! Das war es was wir brauchten!” Für Metallinos war dieser Abend ein Ereignis von geschichtlicher Bedeutung. Später schrieb er: Als wir in der Heracleidonstraße 48 zum ersten Mal miteinander beteten, war unsere Begeisterung unbeschreiblich. Ohne daß wir es wußten, legte Gott an diesem Abend den Grundstein für unsere Gemeinde.

Durch dieses laute Beten nahm die Gemeinde im Bewußtsein der Gruppe Gestalt an. Aber endgültig trat sie in Erscheinung, als man das Mahl des Herrn miteinander feierte.

Am Gründonnerstag 1919 spürten die Glieder der kleinen Gemeinde zum ersten Mal den Wunsch, miteinander um den Tisch des Herrn zu sitzen. Oft hatten sie in den Evangelien die Worte unseres Herrn gelesen: “Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen” (Matthäus 18,20).
Indem sie sich fest auf diese zuverlässige Verheißung stützten, glaubte sie, daß der Herr in ihrer Mitte gegenwärtig sei und daß Er sich wirklich darüber freue, wenn sie in Erinnerung an Seinen Tod das Heilige Abendmahl feierten.
Für dieses besondere Ereignis hatte man ein Lied geschrieben. Dieses wurde später dem ersten Gesangbuch hinzugefügt und besonders mit Tinte gekennzeichnet. Es war ein kleines Heftchen mit zehn Liedern, die mit der Hand geschrieben waren.

Von da an nahm die neu gegründete Gemeinde das Herrenmahl als einen ordentlichen Teil des sonntäglichen Anbetungsgottesdienstes an.

Geleitet durch das Licht der Schrift erhob die kleine Gemeinde von Anfang an zwei wesentliche Grundsätze zur Grundlage ihrer Verkündigung: Erstens: Der Glaube an die Person und das Werk Christi ist das einzige und ausreichende Mittel zum Heil für den Sünder.
Zweitens: Kirchliche Traditionen, die in klarem Widerspruch zu Aussagen der Schrift stehen, müssen als schädliche Täuschungen für die Seele abgelehnt werden.

Von Anfang an legte Metallinos großen Nachdruck auf die Bedeutung und den Inhalt das Glaubens. Er wollte zeigen, daß der orthodoxe Gläubige der Gegenwart die Verheißungen Gottes nicht richtig versteht, noch sich daran erfreut, weil der Inhalt seines Glaubens sich von dem unterscheidet, was Gott nach der Schrift erwartet. Besonders verlangt Gott einen Glauben, der vor allem von dem völligen Vertrauen zur biblischen Wahrheit und von dem willigen Gehorsam ihr gegenüber bestimmt ist. Der orthodoxe Gläubige hingegen wird belehrt, er solle den Dogmen der kirchlichen Konzilien und den Traditionen der Kirche Glauben entgegenbringen.

Wenn der Glaube nicht inhaltlich dem entspricht, was Gott erwartet oder fordert, dann führt dieser Glaube im Herzen eines Menschen nicht zur Gewißheit und Freude an seiner Errettung, Nur ein vollständiger und vollkommener Glaube vermag die Fülle der Verheißung zu umfangen. Das Evangelium läßt den Gläubigen nicht in Qualen der Ungewißheit, sondern führt ihn zur Freude “Freuet euch in dem Herrn allewege.” Schließlich wird es deshalb Evangelium, “Gute Nachricht”, genannt, weil es ein Buch mit einer Freudenbotschaft ist.
In seinen Predigten erklärte Metallinos diese Heilsfreude mit ansprechenden lebendigen Illustrationen aus dem Alltagsleben: “Sag mir Georg, alter Knabe, ich sehe, daß du außergewöhnlich glücklich bist. Was ist geschehen? Hast du das große Los gewonnen?” “Nein, ich habe in keiner Lotterie gewonnen.” “Warum bist du dann so glücklich?” “Ich bin so glücklich, weil ich Anteil an der Errettung in Christus habe. Ich bin glücklich, weil ich den Heiland aufgenommen habe in mein Herz, weil ich den Sinn des Lebens gefunden habe, weil ich nun unter dem immerwährenden Schutz des Sohnes Gottes stehe, der für mich starb. Darum bin ich glücklich. Und diese Freude wird mich nie verlassen, weil sie nicht abhängig ist von den Dingen dieser Welt. Gepriesen sei der Name des Herrn!”

Eindringlich pflegte Metallinos seine Hörer zu warnen: Hütet euch, euer Vertrauen auf euch selbst zu setzen, indem ihr sagt: “Ich habe niemals im Gefängnis gesessen; ich bin ein guter Mensch; ich bin angesehen in der Gesellschaft; ich habe viele gute Taten vollbracht.” O Mensch, alle diese Dinge gelten rein gar nichts. Sie machen dich nur blind für deine wahren Bedürfnisse. Das einzige, was wirklich Wert besitzt, ist das Kreuz Christi, das Blut, das Er für unsere Sünden vergossen hat; das allein besitzt Kraft. Der Apostel Paulus sagt uns: Der Vater hat uns tüchtig gemacht (Kolosser 1,12).
Das heißt: Er hat uns Sündern die Möglichkeit gegeben, durch den Glauben teilzuhaben an dem Erbteil der Heiligen im Licht. Das einzige Mittel zum Heil, das dem Sünder bleibt, besteht darin, daß er sich vollständig lossagt von der irrigen Vorstellung, er besitze irgendeinen moralischen Wert in sich selbst. Stattdessen muß er sich dem Erlösungswerk Christi zuwenden und daran von ganzem Herzen glauben, das heißt: darin ruhen, sich darüber freuen und den Herrn dafür preisen.

Von Anfang an ging es Metallinos in seinem öffentlichen Dienst nicht darum, die Lehren der modernen Orthodoxen Kirche einer Prüfung zu unterziehen oder sie zu verurteilen. Es lag ihm mehr daran, die positiven Seiten des evangelischen Glaubens darzulegen.

“Ich glaube”, bedeutete für Metallinos, “ich nehme jedes Wort und jede Gnade, die Gott mir in Jesus Christus anbietet, mit völligem Vertrauen an.” Er gebrauchte eine Vielzahl von Bildern, um zu erklären, wie Glaube geschieht. Manchmal pflegte er den Glauben mit einem Seil zu vergleichen, das den Sünder aus der tiefen Grube der Verzweiflung zieht. Manchmal mit einem “eingepfropften Reis”, das die wilde ungezähmte Natur des Menschen zu einem brauchbaren, wertvollen Leben mit ewiger Bestimmung verwandelt. Bei anderen Gelegenheiten mit einem Rettungsring, den ein Mann ergreift, der im Begriff ist, in einem Meer dunkler und widriger Umstände zu ertrinken. Dann wieder mit einem Flugzeug, das den bußfertigen Sünder zu der luftigen Höhe der großen göttlichen Lebensplanung emporhebt. Doch meistens pflegte er von dem Glauben zu reden, der allein in der Lage ist, dem Sünder einen festen Stand in der Gegenwart Gottes zu geben.
Er schrieb:
Im Gegensatz zu der ichhaften Meinung der Menschen, daß man durch Werke mit Gott zurechtkommt und so einen festen Stand vor den Augen Gottes erhält, zeigt uns der aus Liebe und Gnade geborene Plan Gottes mit der Menschheit, wie er uns im Neuen Testament begegnet, einen anderen Weg. Diese gesegnete Versöhnung, diese wunderbare “Zurechtbringung der Dinge”, diese Rechtfertigung wird von dem Sünder durch ein ganz einfaches Mittel erlangt, das für alle erreichbar ist, durch den schlichten Glauben an Christus, durch ihn allein. Das Evangelium Christi bezeugt, daß uns der Glaube diese segensreiche Rechtfertigung, von der alles abhängt, umsonst gibt.

Der Glaube ist auch das Sittliche, der Geist des Sieges und Triumphes im Leben eines Christen.

Der Herr möchte, daß die Seinen Herren sind über die eigenen Lebensumstände, Vollmacht ausüben, herrschen und jede Macht des Feindes überwinden. Weil Er uns zu Königen gemacht hat, will der Herr, daß wir auf dem Thron sitzen. Das bedeutet, wir sollen einen überwindenden Glauben leben; das heißt: wir sollen über unsere Lebensumstände herrschen, über unsere Sünde, über die Macht des Feindes, über das Leiden und das alles, weil wir durch den Glauben mit dem erhabenen und siegreichen Herrn vereint sind.

Metallinos lehrte darum, daß sich der Glaube vor allem auf drei Weisen darstellt: Er ist der einzige Weg, das Heil durch Christus zu erlangen, die einzige Bedingung für die Erfüllung der Verheißungen Gottes in unserem Leben und der einzige Kanal für die Kraft und den Sieg Christi.

Das Wort Gottes und die Traditionen
Die sogenannten “mündlichen Traditionen” waren der zweite wichtige Gegenstand, der von Anfang an die Aufmerksamkeit der jungen Gemeinde fand. Die Heilige Schrift enthält die völlig ausreichende Wahrheit über das Heil des Menschen. Für Metallinos bestand darin von Beginn an die Grundlage für sein Lehren und Predigen.

Auf die Argumente der Orthodoxen Kirche, die so entschieden an dem Wert und an der Autorität der mündlichen Tradition festhielt, gab Metallinos folgende Antwort: Findet sich eine christliche Wahrheit sowohl in der Bibel als auch in der mündlichen Tradition, dann reicht die Autorität der Bibel ohne Zweifel vollkommen aus. Wir brauchen keinerlei Unterstützung durch die Tradition.

Keine dieser Traditionen störte Metallinos mehr und fand bei ihm größere Beachtung als die Lehre, daß man seine Sünden nicht unmittelbar Gott, sondern dem Priester bekennen müsse. Nachdem sein Beichtvater ihn fortgeschickt hatte, hatte die Frage “Wie vergibt Gott Sünden?” angefangen, sein Gewissen zu beunruhigen. Obschon er sofort Schritte unternommen hatte, einen anderen Beichtvater zu finden, war zur gleichen Zeit sein Interesse wachgeworden. So begann er, in der Bibel nach einer Antwort auf diese schwierige Frage zu suchen. Es war ihm unmöglich, zu erklären, warum sich das Neue Testament über die Teilnahme des Priesters an der Vergebung völlig ausschwieg.

Er litt unter einem doppelten Zwiespalt: Warum hören Priester Sündenbekenntnisse und vergeben Sünden, wenn doch die Apostel selber niemals Sünden “bekannten” oder die Sünden eines Sünders vergaben, ja es sogar ablehnten, solche Art von Sündenbekenntnissen anzunehmen. Er sah sich zu der Schlußfolgerung geführt, daß das heutige Dogma, welches dem Priester die Vollmacht gibt, Sündenbekenntnisse eines Menschen anzunehmen nicht apostolischen Ursprungs ist, weil dieses Dogma in der apostolischen Kirche völlig unbekannt war.

Als er diese Angelegenheit mit einem gebildeten Mitglied des Klerus besprach, erinnerte ihn dieser an die Worte des Herrn: “Welchen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten” (Johannes 2o,23). Und er fuhr fort, zu erklären, daß unser Herr diese Worte zu den Apostel gesagt habe, daß die Apostel die Priester als ihre Nachfolger zurückgelassen haben und daß die Priester demzufolge in Übereinstimmung mit dem Gebot des Herrn die Vollmacht besitzen, die Sünden der Menschen zu vergeben oder zu behalten.

Obgleich die Schlußfolgerung des Geistlichen einfach klang, schien es Metallinos schwierig zu sein, das zu begründen. Denn wenn der Herr mit diesem Gebot seinen Aposteln wirklich die Macht verliehen hatte, Sünden zu vergeben, warum handelten dann diese nicht dementsprechend? Warum machten sie nicht von ihrem Vorrecht Gebrauch, statt den Menschen zu sagen, sie sollten unmittelbar zu Gott gehen und ihre Sünden bekennen. Diese Überlegungen führten Metallinos zu dem Schluß, daß die Apostel die Worte des Herrn sicher nicht so gedeutet hatten wie sein geistlicher Freund.

Sein anderer Zwiespalt war dieser: Wenn es stimmte, daß Gott nur durch die Vermittlung der Priester Sünden vergibt, warum fügten dann die Apostel, die doch von Gott inspiriert waren, nicht noch fünf Worte hinzu (die Worte “durch die Vermittlung des Priesters”), wenn das so wesentlich für die Vergebung ist. Metallinos bemerkte dazu in seinen Aufzeichnungen:
Es ist, als wenn jemand sich in Todesgefahr befindet. Der Arzt verschreibt ihm ein unvollständiges Rezept (das dem Patienten nichts nützt) und versäumt es absichtlich, mit wenigen Worten die nötigen Medikamente aufzuschreiben, ohne die der Patient sterben würde oder wenigstens nicht geheilt werden kann.
Es war eine feststehende geschichtliche Wahrheit, wenigstens für Metallinos, daß die Alte Kirche keinerlei apostolische Tradition besaß, die nicht in der Schrift stand. Sie gebrauchte auch den Ausdruck “Tradition” nicht, um damit mündliche Lehren zu bezeichnen, die für das Heil des Menschen wichtig sind, aber nicht niedergeschrieben werden sollten.

Eine völlige Zerstörung der Wahrheit findet dort statt, wenn man, wie es einige tun, lehrt, daß es Traditionen gibt, die, obwohl sie nicht in der Heiligen Schrift stehen, der Bibel gleichgeachtet oder, was noch schlimmer ist, sogar über die Bibel gestellt werden müssen.

Kann es möglich sein, daß der allweise Gott die Vorbilder, Anweisungen und Symbole mit solchen genauen Einzelheiten in das Alte Testament aufnahm, wobei er sogar so weit ging, das Rezept für die Herstellung des Rauchopfers anzugeben, während er andererseits im Neuen Testament wichtige Lehren ausließ, die mit dem überaus wichtigen Gegenstand des Heils des Menschen zu tun hatten? Solch eine Annahme ist für uns nicht nur völlig unvorstellbar, sondern sie ist auch eine Beleidigung der Weisheit Gottes.

Früh hatte die kleine Gemeinde im Licht der Schrift klare und gültige Überzeugungen herausgestellt, die die grundlegenden Wahrheiten des Glaubens, des Heils und der mündlichen Tradition betrafen. In allen anderen Fragen schritt sie in der Gewißheit vorwärts, daß der Herr sie nach Seiner Verheißung “in alle Wahrheit” leiten werde.


5. DAS RINGEN MIT DEM SATAN

“Gott stellte mich in das Lager Satans, damit ich die Strategie Satans kennenlernte. Das war für meine späteren geistlichen Aufgaben notwendig.
Ungefähr ein halbes Jahr, bevor er mit der Orthodoxen Kirche brach, begann für Metallinos die schmerzvollste Erfahrung seines Lebens. In dieser Zeit begegnete er in einer sehr wirklichen Erscheinung dem Engel der Finsternis von Angesicht zu Angesicht. Dieser sprach zu ihm, verspottete ihn mit lautem, grimmigen Gelächter und drohte, ihn zu töten.
In den folgenden zehn Jahren erlebte Metallinos immer wieder Zeiten, in denen er sich ziemlich eigenartig verhielt.

Er selbst erzählte seinen Freunden von einem solchen dramatischen Ereignis:
Als ich auf meinem Bett ausruhte, erschien mir gegenüber plötzlich eine abscheuliche dämonische Gestalt mit grimmig lachendem Angesicht und drohenden Augen. “Ich werde dich töten, ich werde dich töten”, rief er mir zu. “Sieh doch, sieh doch! Hörst du es?”, sagte ich voller Erstaunen zu meinem Freund, der damals zum Gebet in meinem Zimmer weilte. “Ich sehe ihn, ich sehe ihn auch”, antwortete mein Freund und fügte hinzu: “Fürchte dich nicht, er kann uns nicht schaden. Jesus Christus wird es nicht zulassen, daß er uns schadet.” Das ganze Geschehen dauerte nur wenige Sekunden.

Für dieses Erleiden, für diese Zeit der Versuchung, gibt es unterschiedliche Erklärungen. Einige sagten, Metallinos habe einen Nervenzusammenbruch erlitten. Andere meinten, er würde von der Jungfrau Maria bestraft und von den Heiligen, weil er sie nie in seinen Predigten erwähnte. Wieder andere sahen in seinen schmerzhaften Erfahrungen einen Eingriff Gottes, der seinen verheißungsvollen Knecht reinigen und zubereiten wollte.

Als er anfing, die ersten beunruhigenden Symptome zu verspüren, predigte er noch in der Orthodoxen Kirche. Die langen Zeiten der Schlaflosigkeit verbunden mit nervösen Spannungen und schweren Kopfschmerzen hielten an und raubten ihm nach und nach die Kräfte seines Leibes und seines Geistes. Er besuchte einen Arzt nach dem anderen. Ihre Diagnose lautete: Körperliche und geistige Überanstrengung und Erschöpfung.

Nach schweren Kämpfen mit sich selbst war er in der Lage, in seinem neuen Kreis seinen Predigtdienst und andere geistliche Tätigkeiten wieder aufzunehmen, jedoch immer gegen den starken Widerstand seines Nervensystems. Immer wieder machten ihn seine Kopfschmerzen zu allem unfähig, und es dröhnte in seinen Ohren, als ob sie von einem Schmiedehammer getroffen worden wären. Bis 1922 fuhr Metallinos mit verzweifelter und entschlossener Ausdauer fort zu predigen. Dann ereignete sich das, was er später so darstellte:

Eines Abends sprach ich über die Versuchungen unseres Herrn. Als ich die zweite Versuchung erklärte, wurde ich plötzlich blitzartig von einer geistigen Verwirrung ergriffen, die mich zwang, mitten in der Veranstaltung zu gehen. Erst nach sechs Monaten konnte ich meine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen.
Doch obwohl er nach sechs Monaten erneut anfing, die Veranstaltungen zu halten, fühlte er sich zu elend, um seine Pflichten richtig wahrnehmen zu können oder das Programm eines ganzen Tages durchzuhalten.

Sein häufiges Aussetzen mit jeglicher geistlichen Tätigkeit, sein Fernbleiben von der christlichen Gemeinde und jeglicher anderen Gesellschaft und das Fehlen des regelmäßigen Betens, das alles waren Anzeichen einer neuen inneren Krise. Nachdem er ein weiteres Jahr hart gekämpft hatte, ließ er zuletzt “seine Arme sinken”, denn, so erklärte er: “Mein ganzes Nervensystem bebte und war so belastet, daß ich weder reden, noch studieren oder schreiben konnte.

Oft wenn er sich in der Gesellschaft anderer Menschen befand, besonders wenn er Gesprächen über religiöse Themen zuhörte, pflegte er plötzlich die Gruppe zu verlassen und sich in sein Zimmer zurückzuziehen, um dort allein zu sein.
Doch jede Prüfungszeit, die ein Christ durchzustehen hat, muß irgendwann ihr Ende finden. Im Buch der Offenbarung kündigt Gott der Gemeinde in Smyrna an, daß sie zehn Tage in Trübsal sein wird, nicht mehr. Ganz gleich, ob es sich um zehn Tage handelt oder wie bei Metallinos um zehn Jahre, es gibt eine zeitliche Grenze, die Gott festsetzt.

Als die Tage der Prüfung sich dem Ende zuneigten, zeigte Gott endlich an, daß Seine festgesetzte Stunde gekommen war, in der Metallinos von den Anläufen Satans befreit werden sollte. Diese Befreiung brachte ihm keine plötzliche und vollkommene Heilung. Er sprach von “Befreiung”. Sie kam nicht durch ein Arzneimittel zustande, das die menschliche Wissenschaft liefern konnte, sondern allein durch das Gebet. Es ereignete sich so:

Es war Sonntag, der 17. Januar 1927. Sieben seiner Glaubensbrüder besuchten Metallinos, um miteinander zu beten. Ihre einzige Bitte war “die Heilung von Bruder Kostas”. Ein Augenzeuge beschreibt das eindrückliche Geschehen:
Sobald Metallinos hörte, warum die Brüder gekommen waren, verließ er sofort das Zimmer. Er wollte kein Gebet hören, davon sollte nicht einmal gesprochen werden. Trotzdem knieten die sieben Brüder nieder. Nachdem sie zwei Stunden lang ernsthaft gebetet hatten, betrat Metallinos das Zimmer und fragte voller Erstaunen:
“Meine Brüder, habt ihr etwa für mich gebetet? Ich verspüre ein Gefühl der Erleichterung. Der Druck in meinem Kopf ist gewichen. Ich höre nicht länger das Hämmern und Klingeln in meinen Ohren. Mein Kopf ist klar.”
Als die Brüder ihm das bestätigten, kniete er mit ihnen nieder. Unverzüglich salbten sie Kostas mit Öl im Namen des Herrn. Dann beteten sie drei Stunden lang weiter. Als sie sich von ihren Knien erhoben, glänzte das Angesicht von Metallinos.

Zum ersten Mal nach Jahren begannen seine nervösen Beschwerden abzuklingen. Fast einen Monat dauerte es, bis er wieder zu sich selbst fand, sein früheres inneres Gleichgewicht wiederhergestellt war und er sein neues Leben gestalten konnte. In diesem Zeitraum hörte sein merkwürdiges Verhalten auf. Nach und nach wurde für ihn das Gebet zu einer täglichen innerern Notwendigkeit. In seinem Inneren herrschte nun Frieden.

Nachdem Metallinos zehn Jahre lang durch die schreckliche Wildnis der Versuchung gegangen war, führte ihn der Herr aus der Bedrängnis auf das weite Feld des überfließenden Lebens. Gereinigt, wiederhergestellt und fähig zum öffentlichen Dienst kam er hervor. Die folgende Aufzeichnung aus seinen persönlichen Papieren, klingt wie der Siegesruf einer Fanfare:

Am Mittwoch, dem 9. Februar 1927, morgens um halb acht fand meine vollständige Befreiung durch den Sohn Gottes statt. Wir lasen gerade den Bericht über die Auferweckung des Lazarus. Preis sei Jesus Christus, der mich aus der Bedrückung das Teufels befreit hat.

Natürlich findet sich der Ausdruck “Bedrückung des Teufels”, mit dem Metallinos hier seine Krankheit beschreibt, in keinem medizinischen Lexikon. Untersuchte ein heutiger Psychiater seine Krankheit, würde seine Diagnose auf das Vorhandensein einer nervösen Erschöpfung, möglicherweise auf eine Psychoneurose hinweisen. Er würde dann versuchen die Ursachen zu entdecken, die zu diesen Störungen führten.
Der Wissenschaftler hat dazu das Recht. Aber er hat nicht das Recht, entschieden und von vornherein auszuschließen, daß übernatürliche Kräfte in der Lage sind, solche Störungen hervorzurufen.

Der Wissenschaftler wird niemals die Existenz des Teufels durch seine Forschungen im Laboratorium beweisen können, noch wird ein Chirurg mit seinem Seziermesser jemals die menschliche Seele finden. Die Welt des Geistes und der Bereich der christlichen Wahrheit besitzen Gründe und Beweise, die über die Reichweite der Sinne hinausgehen und sogar über das logische Denken des Menschen. Nur der Glaube vermag das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren zu sehen und zwischen geistlicher Wirklichkeit und physischen Erscheinungen zu unterscheiden.
Eine solche geistliche Wirklichkeit im Bereich der christlichen Offenbarung stellen die unsichtbaren Angriffe Satans dar, des Todfeindes der Menschen, dessen Ziel es ist, das geistliche wie das leibliche Leben der Gläubigen zu zerstören. In diesem heftigen Kampf gibt es nur ein Mittel, das dem Erlösten Schutz und endgültigen Sieg verleiht, die geistliche Waffenrüstung, die Gott uns darreicht.

Die Waffenrüstung Gottes

Während seiner geistigen Schwermut lernte Metallinos wertvolle Lektionen. Am Anfang wußte er wenig über die Person das Teufels, über sein Wirken im Verborgenen, über die große Macht, die er besitzt. Metallinos ging durch eine äußerst schmerzhafte Zeit, bis er gelernt hatte, wer der war, mit dem er es zu tun hatte, und wie er seinen Feind bekämpfen konnte. Er selbst bezeichnet diese Zeit als ein “Schmoren” in der Bratpfanne Satans.

Weder er noch seine Ärzte konnten zu einer richtigen Beurteilung seines Zustandes kommen. Er wußte nicht, was sich wirklich in ihm abspielte. Es schien so, als ob all sein Denkvermögen, seine Gedanken und seine Erinnerungen zu einem festen Knoten verwickelt waren. Er merkte, wie sein Geist in tiefste Finsternis versank. Seine Seele glich einem Vogel in einem engen Käfig, der keine Möglichkeit hatte, seine Flügel zu spreizen.

Angst umschloß sein ganzes Sein, besonders die Angst, daß seine Gesundheit sich auf dem Wege zum völligen Zerbruch befände. Obgleich er nicht arbeitete und ihm organisch nichts fehlte, fühlte er sich völlig erschöpft. Die heftigen Kopfschmerzen setzten ihm mehr zu als sein körperliches Unvermögen. Seine Unfähigkeit zu predigen und seine Abscheu vor dem Studium der Bibel und dem Beten ließen ihn geistlich verkümmern. Seine einzige Hoffnung bestand darin, den “Rettungsring” der Verheißungen das Herrn fest zu ergreifen. In den persönlichen Aufzeichnungen, die er in dieser Zeit machte, finden wir folgendes Gebet:
O mein Gott, verleihe mir, daß ich aus diesen tiefen Wassern befreit werde. Rette mich, o Gott, mein Erlöser, denn die Wasser strömen in meine Seele. Ich finde keinen festen Grund, auf dem ich stehen könnte. Ich befinde mich in den Tiefen des Wassers und die Fluten überwältigen mich. Sei mir nahe und rette meine Seele. O Herr, höre mein Gebet und laß mein Schrein vor Dich kommen.
Sein Schreien erreichte tatsächlich den Herrn, und dieser öffnete nun Metallinos die Augen, so daß er die Strategie Satans erkennen konnte.

Die erste Schlußfolgerung, die Metallinos zog, lautete: Sein mächtiger Feind gebrauchte Lügen, um ihn zu bekämpfen. Nachdem er das erkannt hatte, stellte er sich selbst Fragen:
Wie ist es möglich, daß meine Schwierigkeiten durch zu vieles Studieren hervorgerufen werde, (wie die Leute zu sagen pflegten und ich anfing zu glauben), wenn Gott uns auffordert, Sein Wort “Tag und Nacht” zu studieren und unaufhörlich seine Größe zu verkündigen? Oder: Wie kann die Gemeinschaft mit Christen meinen Kopf ermüden, wenn sein Wort sagt, daß wir die Versammlung der Brüder nicht vernachlässigen sollen? Und dann: Wie kann das Gebet mich erschöpfen, wenn ich weiß, daß die Gemeinschaft mit Gott meinen Geist erfrischt?
Er erkannte, daß das Ziel der bösen Geister darin besteht, unsere Gedanken durch ihre zu verdrängen, unser Urteil durch ihres, unsere Ängste durch ihre.
Metallinos konnte nun die Ursachen seiner geistlichen Schwankungen erkennen. Er entdeckte auch die Wurzeln seiner Ängste und woher der Verlust seiner Gesundheit kam.
Doch wie konnte er dagegen ankämpfen? Womit sollte er in seiner Kraftlosigkeit die heftigen Angriffe des Bösen abwehren? Die Antwort lautete: indem er “den Schild des Glaubens” ergreift.

Der Teufel wird durch unseren Glauben besiegt. Gegen die Hoffnungslosigkeit, die Angst, die Feigheit, die er in uns wirken möchte, müssen wir unseren Glauben auf Jesus Christus ruhen lassen. Es geht um einen festen Glauben, der die Anschläge Satans abwehrt und zerstört und der Lächerlichkeit preisgibt.
Grund und Inhalt unseres Glaubens ist das vollendete Werk Christi, die Frucht Seines vollkommenen Gehorsams. Der Herr Jesus wehrte alle Listen und alle Angriffe des Satans ab, indem er dem Vater gehorsam wurde, sogar bis zu Seinem Tode. Und Christi Sieg über den Teufel wird genauso unser Sieg, wenn auch wir dem Willen Gottes gehorchen und in Christus bleiben. Mit anderen Worten: Wenn wir dem Willen Gottes gehorchen sind wir Sieger über den Teufel; sind wir ungehorsam werden wir vom Teufel besiegt.

Metallinos konnte nun deutlicher die verschiedenen Wege unterscheiden die der Satan anwendet. Immer versucht er ja, das sittliche und geistliche Leben der Menschen zu zerstören. Er sah, wie er die Umstände benutzt, wie er das Herz verunreinigt, wie er das Gewissen täuscht, wie er die Vorstellungskraft zerstört, wie er die Beweggründe für unser Handeln verdreht, wie er sich selbst in einen Engel des Lichts verwandelt. So gebraucht er Worte und Gedanken, Gefühle und Handlungen, um im Leben der Christen seine abgründigen Verhaltensweisen täglich zur Geltung zu bringen.

Die Antwort auf diese so listigen Verhaltensweisen des Feindes ist einfach: Jesus Christus und Sein am Kreuz vergessenes Blut.

Als ich noch nicht genug Erkenntnis über den Teufel besaß, meinte ich, er säße verborgen, mit einer Flinte in einer Ecke, und sobald er einen Christen erblickt Bumm! Er würde ihn sich nicht entgehen lassen. Ich wußte nicht, daß die Beziehungen eines Christen mit dem Teufel die Gestalt eines Ringkampfes annehmen kann. Beim Ringkampf steht man seinem Gegner von Angesicht zu Angesicht gegenüber, man spürt seinen Atem, man kommt mit seinem Schweiß in Berührung.

Metallinos spricht hier von dem Angstschweiß, der nachts bei ihm ausbrach, wenn ihn die Zweifel an der Gewißheit seines Heils überfielen. Konnte das Fehlen der christlichen Freude bedeuten, daß er sein Heil verloren hatte? Konnten die plötzlichen Veränderungen in seinem geistlichen Leben die Zeichen eines Schiffbruchs sein?

Später sagte er:
Diese Fragen hielten mich oft wach und verursachten solche Angstzustände, daß mein Bett oft mit Schweiß getränkt war. Gott öffnete mir die Augen, als ich einen diesbezüglichen Satz des Schweizer Theologen Frédéric Godet las, der mit Entschiedenheit feststellte, daß das Heil fest und wahr und unbeweglich bleibt, wie der Leuchtturm an der Küste, auch wenn unsere “Wogen” auf und abgehen. Das brachte mir Stärkung, Trost, Erlösung. Ich hielt mich daran und kam zur Ruhe.
Natürlich müssen wir einsehen, daß wir ohne die Kenntnis der Schrift keinen entscheidenden Sieg über den Teufel gewinnen können.

“Es steht geschrieben”, das ist es, was den Satan überwindet. Die eigenen Erfahrungen von Metallinos beweisen das reichlich. Während der dunklen Tage seiner Versuchung erwies es sich als eine große Hilfe, daß er sich in früheren Jahren Zeit genommen hatte, sich mit dem ganzen Neuen Testament vertraut zu machen. Den Verlockungen und Anschuldigungen der bösen Geister konnte er leicht mit den gewissen Aussagen des Wortes Gottes begegnen. Wider die Ängste und Anfechtungen der eigenen Seele besaß er in den geschriebenen Verheißungen des Herrn ein wirksames Gegenmittel.
Hier erkennen wir, wie wichtig der Glaube an die göttliche Eingebung der Bibel ist, die vollkommene Gewißheit, daß das geschriebene Wort und die darin enthaltenen Verheißungen unmittelbar aus dem Munde Gottes kommen. Wir können das Wort mit der Person gleichsetzen.
Auf der anderen Seite erlangt der Feind unserer Seelen einen bedeutsamen Sieg, wenn es ihm gelingt, den Unglauben an die göttliche Eingebung der Schrift zu wecken.

Der Unglaube straft uns wirklich sehr hart. Er beraubt uns der Segnungen Gottes. Zur Zeit des Elia gab es viele Witwen, aber zu keiner von ihnen wurde er gesandt außer zu der Witwe in Sarepta im Lande Sidon. Es gab viele Aussätzige in Israel, doch keiner wurde geheilt außer Naeman. Ebenso gilt heute: “Wer anders ist Sieger als der Glaubende?”

Wo immer der Feind mit seinem Frontalangriff keinen Erfolg hat, pflegt er seine Zuflucht zu einem Flankenangriff zu nehmen. Ein schlauer Trick, den Satan zu seinem Plan, die Seele von Metallinos zu zerstören, benutzte, bestand darin, ihn zu weltlichem Ehrgeiz zu verlocken und überheblich zu machen.

“Kostas, du besitzt die Erkenntnis der Wahrheit. Gott hat dir erstaunliche Offenbarungen geschenkt. Du bist Doktor der Mathematik. Du bekleidest ein hohes Regierungsamt. Kostas, du bist wirklich jemand. Du mußt dich über alle anderen stellen. Weil du jemand bist und weil du viel erreicht hast, mußt du um dich eine Atmosphäre von Bedeutung verbreiten.”

Daß Metallinos lernte, solchen Verlockungen in rechter Weise zu begegnen, machen seine Aufzeichnungen deutlich, die er bei einer solchen Gelegenheit für sich machte:
Kostas, du bist nichts. Dein Ich, deine Persönlichkeit was immer das sein mag sie sind durch Gott gekreuzigt. So steht jeder Gedanke, der dir deine Würdigkeit vor Augen stellt, und jeder Stolz, der sich in dir regt, unter dem Verdammungsurteil des Kreuzes Christi. Sage nie etwas, tue nie etwas, daß dich selbst in der Wertschätzung durch andere erhöht und dazu dient, Menschen zu veranlassen, dich zu bewundern und zu preisen. Sie müssen Christus bewundern, sie müssen Sein Wort preisen. Du selbst, Kostas, bist ein sündhaftes Geschöpf, das den Tod verdient hat. Du kannst überhaupt nichts aus dir selbst tun. Vergiß nicht, Kostas, du bist nicht der Weinstock, du bist lediglich eine der Reben. Als Rebe besitzt du keinerlei Vermögen, aus dir selbst Frucht zu bringen. Jede Frucht, die entsteht, kommt von dem himmlischen Weinstock, von dem erhöhten Christus.

Reinige mich, o Herr, von eitler Ruhmsucht und von dem Wunsch, beliebt sein zu wollen. Das sind Feinde, die meine Seele entzünden und den Dienst des Evangeliums anpassen und schwächen. Lösche mich aus, Vater, daß die Menschen nicht mehr mich wahrnehmen, sondern erhebe Deinen Sohn zu der Herrlichkeit, die Ihm zurecht gehört. Zerstöre und mache zunichte jeden Versuch Satans, mir irgendwelchen Ruhm und Ehre zuzuschreiben. Verhülle mich vor den Augen der Zuhörer, damit Dein eingeborener Sohn sich in ihren Herzen offenbart, denn Ihm allein gehört aller Ruhm und alle Ehre.

Die Angriffe Satans vollzogen sich manchmal in der Form von Anklagen und Verurteilungen. Oft war Metallinos im Herzen angefochten. Doch wann immer er eine anklagende und. verurteilende Stimme in sich vernahm, wies er diese unmittelbar mit dem folgenden Gebet ab.

O Herr, wenn die Zurechtweisung, die ich in mir verspüre, von Dir kommt, bitte ich Dich, daß Du mir vergibst und mich mit Deinem Blut reinigst. Wenn aber die Zurechtweisung von dem Feind kommt, bitte ich, daß Du ihn kräftig zurückweist und mir die wahre Quelle dieser falschen Anschuldigungen enthüllst. Und vor allem, schenke mir Deinen Frieden.

So erwuchs aus jeder verborgenen Gefahr eine neue Einsicht. Durch seine Erfahrungen in der Schule der Anfechtung lernte Metallinos den Satan und seine Methoden kennen. Zugleich übte er sich in der Kunst, gegen ihn Krieg zu führen. Er entdeckte, daß das ernsthafte Gebet und das Studium des Wortes unbedingt nötig sind, um ein Siegesleben zu führen. Er flehte zu dem Allmächtigen, alle Bande zu zerreißen, mit denen der Satan seinen Leib und seine Seele gefesselt habe, jede satanische Falle zu zerstören, alle Festungen des Feindes bis zu ihrem Grund niederzureißen, alle seine Bollwerke zu vernichten und die Dämonen, die sich ihm entgegenstellten, wie eine Wolke verschwinden zu lassen. Metallinos bat Gott, er möge ihn ausrüsten mit der Kraft Seines kostbaren Blutes und mit einem siegreichen Glauben. Er möge ihn bei den Angriffen Satans zu einer Feuerflamme machen.

Jesus Christus ist der eine, der die Werke das Teufels an Leib und Seele zerstört. Für jedes Leiden und für jede Krankheit schafft er Heilung. Aber dazu ist der Glaube an Ihn unbedingt notwendig. Das heißt, man muß anerkennen, daß Er in der Lage ist, solche Wunder zu vollbringen. Ohne Glauben kannst du diese Quellen der Allmacht des Herrn nicht in Anspruch nahmen. Fürchte dich nicht, glaube nur.

Nachdem Gott eingegriffen und seine Gesundheit wiederhergestellt hatte, wurden für Metallinos die Verheißungen des Herrn zur größten Wirklichkeit seines Lebens. Sie bildeten den festen Grund, auf den er sich immer verlassen konnte. Die Verheißung des Herrn “Seht, ich habe euch Macht gegeben … über alle Gewalt des Feindes” (Lukas 10,19) bedeutete für Metallinos der Ruf, in seinem geistlichen Krieg zum Gegenangriff anzutreten.
Wir sollten um Wunder beten, damit der Vater in dem Sohn verherrlicht wird. Aber wenn ein Wunder geschieht, darf nicht der geringste Eindruck entstehen, als ob dies das Verdienst der Gläubigen sei. Gottes Grundsatz lautet: “Glaube, damit ich wirken kann.”

Metallinos glaubte, und Gott wirkte.
Nachdem der Herr in die Krankheit Metallinos eingegriffen hatte, begann eine Zeit, in der Gott in der kleinen Gemeinde wahrhaft große und wunderbare Taten vollbrachte. In den folgenden achtzehn Monaten geschahen durch die Gebete der Gläubigen sofortige Heilungen an Leib und Seele. Viele ernste Magenleiden, Lähmungen verschiedener Körperglieder, Fieber, dämonische Besessenheit, angebotene Taubheit und andere Leiden verschwanden sofort als Antwort auf das Gebet und die Salbung mit Öl.

In seinen persönlichen Aufzeichnungen hielt Metallinos besondere Beispiele fest, in denen Gott unmittelbar vor ihren Augen Wunder vollbrachte.
Seiner Darstellung dieser Fälle gab er die folgende Erklärung bei, unter der Überschrift: “Geh und sage, wie große Dinge Gott an dir getan hat.”

Jeder, der von den Ereignissen seines eigenen Erlebens berichtet, um dadurch Ruhm zu erlangen und um von den Lesern bewundert zu werden, steht im Begriff, die törichtste und sogar lästerlichste Tat zu vollbringen, die er vermag. Wer jedoch diese Ereignisse so darstellt, daß Gott und Sein Christus erhöht und verherrlicht wird, muß dies als seine Pflicht ansehen. Es zu verschweigen ist ein Verbrechen äußerster Undankbarkeit gegenüber dem Herrn.

In dieser Gesinnung schreibe ich das Folgende nieder:
B.T., ein Seeoffizier, der an einigen Predigtgottesdiensten teilgenommen hatte, litt unter Magengeschwüren. Sein Zustand wurde so ernst, daß er nur noch Molke zu sich nehmen konnte. Als er von meiner Heilung hörte, wurde er ermutigt und bat, daß auch für ihn so gebetet würde. Als Antwort auf das Gebet wurde er sofort geheilt.
Maria, die vierjährige Nichte das Seeoffiziers, die im gleichen Hause wohnte, erkrankte zwei Tage später an Malaria. Das Fieber stieg auf 40 Grad und sie verlor jegliches Verlangen nach Speise. Die Familie bat um Fürbitte für sie. Nachdem man gebetet hatte, fiel die Temperatur und sie setzte sich auf und verlangte nach Speise. Die Folge dieser plötzlichen Heilung war, daß die Mutter der kleinen Maria Christus aufnahm und sich der Gemeinde anschloß.

Unsere zwanzigjährige Hausangestellte wurde von Dämonen besessen so daß sich ihr Verhalten plötzlich völlig veränderte. Sie zeigte eine starke Abneigung gegen den Namen “Christus” und auch gegen das Gebet. Einmal versuchte sie, sich ihre Augen mit einer Nadel auszustechen. Wiederholt versuchte sie, alle Bibeln, die in unserem Hause waren zu zerreißen. Ganz verrückt fing sie an, sich die Haare auszureißen. Sie wurde ganz trübsinnig, und ihr Gesicht nahm einen fremden, wilden Ausdruck an. Als man für sie betete und sie mit Öl salbte, wurde das Mädchen ganz ruhig und fand ihr altes Wesen wieder. An ihr früheres unsinniges Verhalten konnte sie sich nicht erinnern.
Wenige Monate später wurde dasselbe Mädchen plötzlich taub und bekam eine Schwellung im Nacken. Zwanzig Stunden befand sie sich in diesem Zustand, als für ihre Heilung gebetet wurde. Während das Gebets fing sie laut an zu schreien: “Ich habe Hunger, ich habe Hunger!” Ihre Heilung geschah schnell und vollkommen.

Einer unserer Brüder in Christus, der sich wegen starker Rheumabeschwerden nicht bewegen konnte, forderte uns auf, für ihn zu beten. Als wir für ihn gebetet und ihn mit Öl gesalbt hatten, wurde dieser Bruder geheilt.

Diese Zeichen ereigneten sich jedoch nicht dauernd im Leben der Gemeinde. Solche plötzlichen und eindrucksvollen Heilungen hörten nach achtzehn Monaten auf. Natürlich stimmt es, daß die Gemeinde nie aufhörte, die Heilungskraft des Herrn an ihren Gliedern zu erfahren. Solche göttliche Eingriffe umfaßten schrittweise Heilungen und wurden oft als das Ergebnis anhaltenden Betens erfahren, aber es waren keine “plötzlichen” Heilungen wie in jener Zeit.
Warum wollte Gott das Leben der kleinen Gemeinde auf solche Weise bereichern?
Metallinos antwortet: “Nicht weil wir würdig waren, sondern weil Er unser Herz in der Wahrheit Seines Wortes festigen wollte. Er wollte uns ermutigen und uns alle zu einer völligen Hingabe an Sein heiliges Werk führen.”

6. DURCH KÄMPFE VORWÄRTS

Die Schar der Gläubigen beschloß, das Haus in der Heracleidonstraße 49 als ständigen Versammlungsort zu benutzen. Hier trafen sie sich zum Bibelstudium und zu Gebetsversammlungen. Hier kamen sie zusammen, um von Metallinos die Botschaft von der Liebe Gottes zu hören. Ein Gemeindeglied gab den folgenden Bericht von dem, was sich einmal ereignete.

Als in der Anfangszeit unserer Zusammenkünfte Metallinos an einem Abend sprach, hob er plötzlich seine Augen zum Himmel, breitete seine Arme zu uns hin aus und sagte: “Meine Freunde, ehe wir aus dem Leben scheiden, wird der Herr uns ein großes und ansehnliches Gotteshaus geben.”

“Reg uns nicht auf, lieber Kostas”, widersprach einer der Anwesenden, “wir sitzen hier auf Kisten und Truhen, weil wir nicht genug Stühle haben, und du willst uns glauben machen, daß wir ein großes und ansehnliches Gotteshaus bekommen werden.”
“Du darfst nicht zweifeln, du darfst nicht kleingläubig sein,” antwortete Metallinos. “Wenn wir aufrichtig glauben und beten, wird der Herr es uns geben.”

Doch Gott gibt uns keine großen Gaben, ehe wir nicht treu mit dem umgegangen sind, was wir bereits von Ihm empfangen haben. Metallinos hatte solche Treue in der Arbeit für den Herrn bewiesen. Er hatte Ihm das feierliche Versprechen gegeben: “Ich verspreche, daß ich Dir ganz gehören und alle Tage meines Lebens dienen will.” Und von jenem ersten Tage an ist er niemals von diesem Wort abgewichen. Sein früheres Leben mit all seinen weltlichen Plänen und ehrgeizigen Zielen war völlig geschwunden. Es sah so aus, als ob er einen Stein in einen tiefen Brunnen geworfen hätte, ohne im geringsten zu erwarten, daß er jemals wieder an die Oberfläche steigen würde. Die tiefe Gewißheit, daß der Herr ihn zum Dienst an Seinem Evangelium gerufen habe, floß oft aus dem Herzen von Metallinos in seine Feder. In der Anfangszeit seines Dienstes für Christus schrieb er:
Christus ist meine Liebe, das heißt: das Ideal meines Lebens. Meine mich ganz verzehrende Leidenschaft besteht darin, daß Christus mich in Seinen Dienst gestellt hat und ich an der Ausbreitung Seines Evangeliums mitwirken kann. Das ist das Ziel, das zu erlangen mein ganzes Leben geweiht ist.

Die neue Gemeinde hielt nun regelmäßige Gebetstreffen, setzte Abendmahlsfeiern ein und kam zusammen, um Lieder aus ihrem eigenen neuen Gesangbuch zu singen. Die wunderbaren Heilungen, die in der ersten Zeit unter ihnen stattfanden, bereicherten das geistliche Leben der Gläubigen und machten sie doppelt gewiß, daß ihre kleine Gemeinde wirklich ein von Gott gepflanzter Weinstock ist.

Zur gleichen Zeit entfaltete sich ihr Dienst an den Menschen außerhalb ihrer Gemeinschaft wirkungsvoll und fruchtbar. Unter anderem veröffentlichten sie drei Bücher, die hauptsächlich der Erklärung und Verteidigung der christlichen Wahrheit dienen sollten. Jeden Monat verteilten sie eine große Anzahl von Neuen Testamenten. Und im Jahre 1925 begannen sie, eine kleine Zeitschrift in Umlauf zu bringen, die sie Worte des Lebens nannten.

Im Sommer 1928 wurde der Versammlungsort in das Haus von Metallinos in der Orpheusstraße 24 verlegt. Dort gab es angenehmere und geräumigere Unterbringungsmöglichkeiten für die Gruppe. Dieser Ortswechsel bedeutete gleichzeitig einen weiteren Schritt vorwärts im Wachstum und in der Entwicklung der Arbeit.

Die junge Gemeinde verhielt sich in den Dingen des Glaubens entschieden positiv und nicht negativ. Ihre Glieder diskutierten nicht darüber, was sie von der Orthodoxen Kirche oder von anderen Kirchen unterschied, noch lenkten sie die Aufmerksamkeit darauf, sondern sie legten einfach die aufbauenden Wahrheiten des neuen Testaments dar und betonten besonders die Notwendigkeit einer geistlichen Neugeburt des Menschen, die Mitte der Botschaft des Evangeliums.
Im Laufe der Jahre ließ der Herr die Zahl derer anwachsen, die gerettet wurden. Die Gemeinde wurde so groß, daß das Haus von Metallinos überquoll, besonders an den sonntäglichen Gottesdiensten. Wer keinen Stuhl fand, saß auf Truhen, Betten oder Tischen, und ein Teil der Zuhörer drängte sich draußen auf einem Balkon.

Durch die Freude und das Glück, die seiner wunderbaren Heilung folgten, erlebte Metallinos in dieser Zeit eine ungewöhnliche Erquickung des Geistes. Die Aufzeichnungen in seinem Tagebuch aus dem Jahre 1928 offenbaren eine wirkliche Leidenschaft, Seelen zu retten, und entwickeln zahlreiche Ideen, um Gottes Heilsbotschaft den Massen zu bringen. Es gab Pläne, eine christliche Zeitschrift herauszugeben mit Artikeln und Abhandlungen “für die Gebildeten, das einfache Volk und die Gläubigen”, eine christliche Buchhandlung zu errichten, eine Bibelschule zu gründen das alles und manche andere Vorhaben bewegten ständig seine Gedanken, sein Herz und seine Gebete.

Das Leben und Wachstum der kleinen Gemeinde hing allein ab von dem starken Arm des Herrn. Doch bald wurde sichtbar, daß es heftige Kämpfe geben würde, wenn sie ihre eigenen Anschauungen, ihren Predigtdienst und ihre Unabhängigkeit erhalten wollte.

Im Jahre 1926 gab es mancherlei Gespräche, um sich mit anderen Gruppen evangelischer Gläubigen zu vereinen, aber daraus wurde nichts.
Metallinos sagte in diesem Zusammenhang:
Zur Rechten wie zur Linken finden wir sowohl Wahrheitselemente als auch zahlreiche unterschiedliche Meinungen. Wir sind glücklich, daß wir euch alle in unserem Herzen tragen, daß wir unsere Gemeinschaft im Gebet aufrechterhalten und daß wir mit all denen zusammenarbeiten, die Christus mit aufrichtigem Herzen ihren Herrn nennen mit allen zur Linken wie auch mit allen zur Rechten. Die Einheit dagegen ist in Wahrheit eine Sache des Geistes. Dazu müssen wir weder an einem einzigen Ort zusammenkommen noch uns zu einer einzigen Körperschaft vereinigen

Der Angriff der Staatskirche

Nachdem Metallinos die Griechisch Orthodoxe Kirche verlassen hatte, vermied er lehrmäßige Auseinandersetzungen mit deren Priestern und Theologen. Bei seinem zurückhaltenden und bescheidenen Wesen gefielen ihm heftige Diskussionen und Streitgespräche nicht.
Wurde er gefragt: “Was bist du und was glaubst du?”, so pflegte er zu antworten: “Ich bin Christ, ein unabhängiger Sucher und Nachfolger der christlichen Wahrheit, mit der ich mich gründlich beschäftige und die ich unter rein griechischen Gesichtspunkten verteidige, und das mit beträchtlichem persönlichen Einsatz.

Tatsächlich legte Metallinos am Anfang seines Wirkens Nachdruck darauf, sich eher als ein christlicher Mann der Wissenschaft darzustellen, der gegen den Unglauben kämpft, und nicht als der Führer einer christlichen Bewegung. Als Beispiel dafür eine Erklärung, in der er dem Ministerium für religiöse Angelegenheiten seinen Standpunkt darlegt:
Ich bin lediglich ein christlicher Mann der Wissenschaft. Als solcher habe ich das dringende Bedürfnis empfunden, so wichtige und umstrittene Gegenstände wie den Ursprung und die Bestimmung des Menschen, das Wesen Gottes, die Person Jesu Christi, die Autorität der Bibel und das Leben nach dem Tode durch sorgfältige wissenschaftliche Forschungen zu untersuchen. Ich besitze eine natürliche Neigung und eine besondere Ausbildung für wissenschaftliche Diskussionen und habe mit Akademikern, Rechtsanwälten und hohen Regierungsbeamten zu tun. Ich habe nicht die Absicht, sie für irgendeine Sonderlehre zu gewinnen. Ich möchte lediglich, daß sie von ihren rein materialistischen Theorien gelöst werden und eine christliche Anschauung annehmen, die sich auf eine gesunde, kritische und wissenschaftliche Lebensphilosophie gründet.

Das alles ging gut, solange es in diesen Bahnen verlief. Aber das Evangelium spricht nicht nur zu den Gebildeten und Klugen, es spricht ebenso zu den Ungebildeten. Als Prediger des Evangeliums mußte Metallinos mehr tun, als dieses lediglich den Intellektuellen zu bezeugen. Er mußte ebenso die Einfältigen und Ungebildeten erleuchten. Diese seine Arbeit unter dem einfachen Volk war es, die zum ersten Zusammenstoß mit der Staatskirche führte. Der unmittelbare Anlaß war die Bekehrung seiner Schwester Pagona zum evangelischen Glauben.
Es geschah im Jahre 1929. Pagona wurde ernsthaft krank, und die Ärzte auf der Insel Korfu entschieden, daß sie unverzüglich zu einer Notoperation nach Athen gebracht werden müsse.
Was dann geschah, berichtet sie so:
Als ich in Athen ankam, ging ich in das Haus meines Bruders Kostas. Kaum hatte er mich gesehen, kam er mir entgegen, nahm seinen Hut ab und erhob seine Augen zum Himmel. Er pries den Herrn mit lauter Stimme. Dann wandte er sich mir zu und sagte: “Hab keine Angst, Pagona, du bist nicht krank. Seit vielen Jahren bete ich dafür, daß Gott mir einen Menschen aus meiner Verwandtschaft daheim schickt, damit er das Evangelium hört.
Ganz aufgeregt und voller Furcht wegen meiner Krankheit bat ich aufgelöst in Tränen immer wieder: “O Kostas, ich möchte nicht ins Krankenhaus gehen. Lieber möchte ich sterben, als operiert zu werden.”
“Laß dich dann nur nicht operieren, wenn du es nicht wirklich willst”, sagte er. Und dann fragte er: “Pagona, glaubst du, daß Jesus Christus dich zu heilen vermag?”

“Ich glaube, daß Er es kann, lieber Kostas”, sagte ich mit bewegter Stimme.” Von da an pflegte er an jedem Tag an meinem Bett zu knien und zu beten.
Sobald er aufgehört hatte zu beten, goß er ein wenig Öl auf mein Gesicht und rief den Namen des Herrn an. Mein Zustand begann sich entschieden zu bessern, und bald konnte ich auf sein und herumgehen. Am ersten Tag meiner Genesung, als ich mit meinem Bruder die Straße herunterging, spürte ich plötzlich eine Blutung. Ich wurde ganz blaß, und mich ergriff ein plötzliches Gefühl der Schwäche und des Schreckens. Ich fühlte mich so schwach in den Knien, daß ich im Begriff war umzufallen. Ich meinte, wir müßten ein Taxi rufen und sofort nach Hause fahren.

Seine Antwort setzte mich in Erstaunen:
“Fürchte dich nicht, Pagona, versicherte er mir voller Ruhe, “das alte, verbrauchte Blut fließt heraus, damit neues, gesundes Blut durch deinen Körper fließen kann. Kaum hatte er diese Worte gesprochen, geschah etwas in mir. Mein Zustand besserte sich sofort, und statt nach Hause zu gehen setzten wir unseren Weg fort. Der Blutfluß hörte auf, und von da ab hatte sich mein Zustand entschieden verbessert.
Aber da gab es noch etwas viel Wichtigeres. Die gütigen Worte und das hingebungsvolle christliche Leben meines Bruders übten in Verbindung mit dem Studium der Bibel, die er mir gegeben hatte, einen solch großen Einfluß auf mich aus, daß nach kurzer Zeit das herrliche Licht Jesu Christi in meine Seele kam. So wie Gott meinen Leib geheilt und gestärkt hatte, so erleuchtete er nun meinen Geist. Ich kam mir als jemand vor, den ich vorher nie gekannt hatte.

Als Pagona auf die Insel zurückkehrte, geheilt am Leibe und erleuchtet im Geist, begann sie von den Wundern zu erzählen, die Gott an ihrem Leibe und an ihrer Seele getan hatte. In den Augen der Orthodoxen Kirche erschien diese Art des Zeugnisses als Proselytenmacherei, eine Widersätzlichkeit, die man keineswegs dulden konnte, sondern streng bestrafen mußte. Als Pagona anfing, den Bewohnern ihres Dorfes von ihrem neuen christlichen Erleben zu berichten, machten die beiden Priester des Ortes davon solch ein Aufheben, daß das ganze Dorf in Aufruhr geriet. Die Sache wurde noch schlimmer, als bekannt wurde, daß sich drei enge Verwandte Pagonas der “neuen Ketzerei” angeschlossen hatten.
Polizeiliche Befragungen, Vorladungen, Verhöre und falsche Anklagen folgten im schnellen Wechsel. Berichte erschienen in den Zeitungen, und die “Ketzer” wurden offiziell aus der Kirche ausgeschlossen und zu Verfluchten erklärt.

Das alles geschah in der Öffentlichkeit. Die Geistlichkeit jedoch entdeckte “hinter dem Vorhang”, daß Pagonas Bruder Kostas Metallinos, der damals Abteilungsleiter im Finanzministerium war, hinter der ganzen Angelegenheit stand. Sofort eröffneten sie mit Zeitungsartikeln ein starkes Feuer gegen ihn. Hier ein Auszug aus einem derselben:

Indem er von allen möglichen Tricks Gebrauch macht, ist es diesem Erzketzer, einem Abteilungsleiter im Staatsdienst, gelungen, einige einfältige Frauen als Proselyten zu gewinnen, indem er ihnen ketzerische und irrige Lehren darbot. So hat er seine Mitbürger dahin gebracht, daß sie gegeneinander Stellung beziehen. Unter dem Vorwand, das Evangelium zu predigen, sind dieser Abteilungsleiter und seine Schar wie räuberische Wölfe in unsere Herde eingedrungen und verkünden verkehrte Lehren.

Doch wenn das, was Metallinos predigte und schrieb, “verkehrte Lehre” war, hätte doch die Geistlichkeit im Geiste väterlicher Liebe ihre Herde ermahnen und beschützen müssen, indem sie die falsche Lehre herausstellte und widerlegte. Sie konnte sogar den “ketzerischen” Abteilungsleiter vor die Schranken das Gerichts ziehen, wenn sie bestimmte Anklagen gegen ihn vorzubringen hatte. Seine geistlichen Widersacher bevorzugten jedoch eine andere Methode. Sie zogen es vor, Metallinos von hinten anzugreifen.

Die Heilige Synode (die oberste Kirchenleitung) übermittelte dem Finanzministerium ein Memorandum des Diözesanbischofs der Insel Korfu mit Anklagen gegen Metallinos. Darin wurde betont, er habe es “durch seine Schwester fertiggebracht, einige einfältige und arme Christen der Gemeinde in Korakiana durch Zuwendungen, Zeitschriften und Bücher, die er seiner zuvorerwähnten Schwester geschickt hatte, in die Irre zu führen.”

Eine Zusammenfassung der Anklagen des Bischofs wurde Metallinos von seinem Vorgesetzten zugeleitet und mit der Bemerkung “vertraulich” versehen. Hinzugefügt war die Aufforderung: “Reichen sie uns eine ausführliche und genaue Erklärung in Bezug auf die obigen Anklagen ein.”

Ganz offensichtlich schlug die orthodoxe Geistlichkeit genau an jener Stelle gegen Metallinos zu, wo er als Regierungsangestellter am leichtesten zu treffen war an seinem guten Rufe und vor allem an seinen Aussichten, beruflich aufzusteigen, für jeden Beamten ein äußerst empfindlicher Bereich.
Doch statt sich zu fürchten, zeigte Metallinos wahren Mut. In seinen persönlichen Aufzeichnungen aus jener Zeit zitierte er oft Schriftstellen, die vom Mut und vom Sieg handelten. Und um diese bestimmten Stellen tatsächlich seiner Lage anzupassen, änderte er die Verbform aus der Vergangenheit in die Zukunft.

In einer Aufzeichnung mit der Überschrift “Fürchte dich nicht” schrieb er den Abschnitt Jesaja 41,9 13 ab, aber er änderte ihn so:
Du bist mein Knecht, Ich habe dich erwählt und ich werde dich nicht verwerfen. Fürchte dich nicht, denn Ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich werde dich stärken; ja Ich werde dir helfen; ja Ich werde dich verteidigen mit der rechten Hand meiner Gerechtigkeit. Siehe, zu Spott und zuschanden werden alle, die dich hassen; sie werden wie nichts. Die Leute, die mit dir hadern, werden umkommen. Wenn du nach ihnen fragen wirst, wirst du sie nicht finden. die mit dir hadern, sollen werden wie nichts. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand faßt und zu dir spricht: Fürchte dich nichts Ich helfe dir.

Gestärkt durch Gottes Verheißungen schrieb Metallinos zu seiner Verteidigung den folgenden Brief:

An das Finanzministerium
An Seine Exzellenz den Finanzminister
Im Zusammenhang mit der Anklage Seiner Hochwürden, des Bischofs der Insel Korfu, der mein Privatleben angreift, ist es mir eine Ehre, ihnen die folgende Erklärung abgeben zu dürfen: Was die Anklage betreffs der Sekte oder sogenannten Irrlehre der “Evangelischen” betrifft, so kann ich mit Stolz sagen, daß ich in den letzten zwanzig Jahren das Neue Testament unseres Herrn Jesus Christus geglaubt und es studiert habe. Und ich habe die wahre Freude und den Frieden erfahren, der aus der Gemeinschaft mit dem lebendigen Christus erwächst. Die Verhaltensweisen die ich seit zwanzig Jahren in Gegenwart aller meiner Kollegen gezeigt habe, ist sehr wohl bekannt, und ich bin stolz, darauf hinweisen zu können, das sie unabweislich und beispielhaft ist.
Wir haben keine neue Religion begonnen. Wir halten an dem Glauben fest, den die Apostel lehrten, aufrichteten und auslebten. Wenn einige uns Irrlehrer nennen, so ist das ihr gutes Recht. Doch die Inquisition wurde vor vielen Jahrhunderten abgeschafft. Heute kann jeder unter dem vollen Schutz unserer Verfassung und unserer bürgerlichen Gesetzgebung seinem eigenen Glauben folgen, und er besitzt die Freiheit, an Christus, Buddha, Mohammed oder sonst jemanden zu glauben.
Was die sogenannte “Proselytenmacherei” meiner Schwester in unserem Dorf betrifft, so beruht die ganze Angelegenheit darauf, daß einige unserer Verwandten, nachdem sie das Neue Testament in einer Sprache gelesen hatten, die ihnen vertraut war und die sie verstehen konnten, den Sinn der geistlichen Lehre Christi erfaßt und mit Begeisterung und Freude aufgenommen hatten, wie es jeder vernünftig denkende Mensch tun würde. Das heißt, sie kamen zu dem Glauben, daß man nicht durch Fastenübungen oder durch religiöse Formen und Zeremonien gerettet wird, sondern allein durch das alles überragende Erlösungsopfer Christi. Gott möchte, daß unsere Herzen Seine Tempel sind. Man muß täglich die Bibel in der eigenen vertrauten Sprache lesen, damit man sie versteht und durch sie erleuchtet wird. Doch diese Grundwahrheiten, die im Neuen Testament vom Anfang bis zum Ende klar und deutlich verkündigt werden, genügten offensichtlich, um den erbarmungslosen Zorn der Ortspriester zu erregen. Diese haben die ungebildeten, einfältigen Dorfbewohner mit allen möglichen verleumderischen Anklagen aufgehetzt und die Tatbestände völlig verdreht, indem sie jene wenigen Seelen in Verruf brachten, die dem Herrn mit neugefundenem, aufrichtigem Glauben dienten.
Was die Anklage betrifft, daß Geld geschickt wurde, um “Proselyten zu machen”, weise ich diese gewissenlosen und unaussprechlich billigen Vorwürfe mit verächtlichem Lächeln zurück. Sie kommen von Menschen, die sich einfach nicht vorstellen können, daß eine Bewegung für das Evangelium entstehen könnte, die nicht mit der Erwartung irgendeiner finanziellen Belohnung verbunden ist. Gott aber sei Dank, daß es einige Menschen mit reinen und heiligen christlichen Motiven und Idealen gibt. Wir sind stolz, dazu gehören zu dürfen und sind nicht nur bereit, für diese Sache einen Teil unseres Gehaltes zu geben, sondern auch, wenn es nötig sein sollte, unser Leben für die Sache Christi zu opfern.
Ihr allerergebenster Diener
Kostas Metallinos

Die Vorgesetzten von Metallinos leiteten seine Stellungnahme an die Heilige Synode weiter. Von da an erhoben “Ihre Hochwürden”, das Bischofskollegium, keine weiteren Anschuldigungen. Er hatte sich so verteidigt, daß Freund und Feind sehen konnten, daß Jesus Christus ihm alles bedeutete. Metallinos würde Ihn gegen nichts anderes eintauschen. Er war bereit, alles für Christus aufzugeben, sei es das hohe Ansehen das er gewonnen hatte, sei es seine Laufbahn als hoher Beamter, ja sogar sein Leben.
Da er von Natur aus ein ruhiger und milde gesonnener Mann war, hätte Metallinos normalerweise gezögert, eine förmliche und öffentliche Verteidigung seines Glaubens, seines Wirkens und seiner Person abzugeben. Doch als seine Widersacher ihn zu heftig bedrängten, sprang er aus seinem Graben und stürmte mit hocherhobener Fahne zum Angriff, ohne auf irgendwelche Konsequenzen Rücksicht zu nehmen.


7. FAMILIENLEBEN

Kostas Metallinos verliebte sich zum ersten Mal, als er 26 Jahre alt war. Einige seiner persönlichen Aufzeichnungen enthüllen die reinen und erhebenden Gefühle, die der junge Mann empfand, als er zum ersten Mal Alcmene Kapsalis begegnete, jenem Mädchen, das er später zu seiner Lebensgefährtin erwählen sollte.
Ihre Begegnung fand ganz zufällig statt. Ein Freund hatte Metallinos in Alcmenes Haus eingeladen zu einer Feier anläßlich des Geburtstages ihres Bruders John. Sobald Metallinos sie sah, verliebte er sich in sie.
In einer Eintragung in seinem Tagebuch, unmittelbar danach niedergeschrieben, schildert Metallinos seine ersten Eindrücke von Alcmene:

Ein Meisterwerk Gottes, ausgestattet mit einem klaren Verstand und mit Schönheit. Sie übertrifft bei weitem mein Ideal, das ich mir von Frauen gemacht habe. Eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung. Ihre Unschuld und Schönheit fesseln mich.

Zur gleichen Zeit schrieb er einen Brief an John Kapsalis, in dem er den Wunsch ausdrückt, seine Schwester näher kennenzulernen, “wenn das Ihre Zustimmung findet.” Aber dieses Begehren fand bei allen Beteiligten wenig Wohlwollen.
Alcmene selbst zögerte. Unter keinen Umständen wollte sie um der Ehe willen ihre Freiheit verlieren. Sie hatte mit höchster Auszeichnung ihr Studium abgeschlossen und begann gerade ihre Laufbahn als Lehrerin. Alcmene war entschlossen es in ihrem Beruf zu etwas zu bringen. In der Ehe sah sie ein ernsthaftes Hindernis, ihr großes Ziel zu erreichen. Als Christin war sie jedoch bereit, jeden Weg zu gehen, wenn sie sah, daß er dem Willen des Herrn entsprach. Um die Führung Gottes zu erkennen, stellte Alcmene die folgenden vier Bedingungen auf und machte sie zu einem Gebetsanliegen. Wer immer auch ihr Lebensgefährte würde, ganz wesentlich sollte es sein, mit ihm in engster geistlicher Gemeinschaft leben zu können. Jeglichem Versuch einer Eheanbahnung würde sie ihre Unterstützung verweigern. Der Bewerber durfte nicht drängen. Und schließlich durfte er nicht nach ihrer Mitgift aus ein.

Nach kurzer Zeit wurde es deutlich, daß Kostas Metallinos die Antwort auf Alcmenes Beten war. So stand es fest, daß der voraussichtliche Bräutigam weder drängte noch nach ihrer Mitgift aus war. Aber heimlich sehnte er sich danach, seine Erwählte so häufig wie möglich zu sehen. Obwohl dieser Wunsch verständlich und natürlich war, wurde er für Kostas niemals zu einem wirklichen Problem, da er von Natur aus ängstlich war. Wie könnte er es wagen, der Familie Alcmenes eine solche Bitte vorzutragen? Die Lösung erfolgte auf eine unerwartete Weise.

Da damals Krieg herrschte, gab es einen ernsten Mangel an Brot. Das eröffnete dem jungen Liebhaber eine Möglichkeit. Mit überlegter Planung verbündete er sich mit einem befreundeten Bäcker, der dafür Sorge tragen sollte, daß es im Hause Kapsalis nie an Brot fehlen sollte. Der Bäcker stimmte zu.

Kostas selbst sollte das Brot abliefern. So konnte er jeden Tag ein Lächeln und einen Gruß mit seiner Erwählten austauschen. Ach, welch beglückendes Erleben! Kurz nachdem er Alcmene kennengelernt hatte, versuchte er das außerordentliche Entzücken, das er in seiner Seele empfand, mit dem folgenden Gedicht zu beschreiben, das er “Ekstase” nannte:

Aus den Tiefen, dem innersten Sein meiner Seele strömen ungebeten süße Harmonien empor; Da ist ein himmlisches Orchester, das mich mit seinen Tönen beglückt; oder ein Chor von Engeln, deren Lieder zu mir herüberschallen; irgendetwas, irgendjemand nimmt in meiner Seele Gestalt an und begehrt, Flügel zu bekommen und davonzufliegen, ja, verlangt, sich von meiner unwilligen Gestalt zu lösen. Du Ewiger, der mein ganzes Sein erfüllt, Dessen magische Kraft fortfährt meine Seele zu ziehen, nun gebe ich mich Dir glücklich und begierig hin. Nimm mich an, denn nur dann werde ich ohne Qual sein.

Sieben lange Jahre sollten vergehen, ehe endlich der glückliche Hochzeitstag anbrach. Die verworrene politische Lage und die ungeordneten Verhältnisse, die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg herrschten, nötigten die Familie Kapsalis fortzuziehen. Eine beträchtliche Zeit lang hatte Kostas keine Möglichkeit, seine geliebte Alcmene zu sehen. Hochzeitspläne mußten unbestimmt bleiben, aber der zukünftige Bräutigam sorgte dafür, daß die Verbindung durch einen regelmäßigen Briefwechsel aufrechterhalten wurde. Doch er schrieb nicht unmittelbar an seine Braut, sondern an ihren Vater und sandte bei jeder Gelegenheit Grüße “an die ganze Familie”.

Die Hochzeit fand in Callithea statt, einem Vorort Athens, in Anwesenheit des engeren Familienkreises.
Der Bräutigam war ein gut aussehender Mann von 33 Jahren. Als promovierter Mathematiker leitete er eine Abteilung im Finanzministerium, damals die Schiffahrtsabteilung. Sein sorgfältig gekämmtes, dunkles, lockiges Haar glänzte unter den hellen Leuchtern das großen Wohnzimmers. Die dicken, dunklen Augenbrauen bedeckten fast seine durchdringenden, haselnußbraunen Augen, und ein vorbildlich gestutzter Schnurrbart schmückte seine Oberlippe. Seine ganze Erscheinung zeigte an diesem Tag Würde, Männlichkeit, Schönheit, Lebenskraft und klaren Verstand.

Neben ihm stand seine Braut, bescheiden und besonnen, bekleidet mit einem unbefleckten weißen Brautkleid, ihr Angesicht strahlte in Schönheit und Frische.
Die Trauung verlief einfach und kurz. Den Neuvermählten war bestimmt, sich an einem reichen Fest an der Tafel des Lebens zu erfreuen, doch nicht sofort.

So befremdlich es erscheinen mag, am Anfang ihres gemeinsamen Lebens sollten sie sich unvorhergesehenen Schwierigkeiten gegenübersehen. Ihre Hochzeit hatte in jener Zeit stattgefunden, in der Metallinos noch jene sich wiederholenden Anfälle seines Nervenleidens erlebte. Und es war zu erwarten, daß wegen dieser besonderen Zustände zu bestimmten Zeiten dunkle Wolken die Atmosphäre des Hauses überschatten würden.

Diese Schwierigkeiten hielten ungefähr drei Jahre lang an. Aber als Gott ihn an jenem denkwürdigen Tage im Januar 1927 heilte, fanden sein wechselhaftes Verhalten, die häuslichen Spannungen und alle anderen Schwierigkeiten, die von seinen nervösen Spannungen herrührten ihr Ende. Seine Befreiung erwies sich als vollkommen und anhaltend. Von da an herrschte Liebe und Friede in ihren Herzen und in ihrem Hause.

Das tägliche häusliche Leben verlief einfach und reibungslos. Alcmene übernahm die häuslichen Pflichten und die finanziellen Angelegenheiten. Kostas widmete sich seinen Studien und seiner Stellung als Staatsbeamter. In ihrer geistlichen Tätigkeit blieben sie miteinander vereint, und in allen seelischen hielten sie enge Gemeinschaft. Er predigte, lehrte und schrieb; sie half, tröstete und diente.

Metallinos nahm die Dienste seiner Gefährtin in den kleinen Dingen des häuslichen Lebens in Anspruch. Immer lag Alcmenes Name auf seinen Lippen, denn er pflegte sie zu rufen, wann immer er irgendetwas benötigte. “Liebe Alcmene, würdest du, bitte, eine Telefonnummer für mich heraussuchen?”
Alcmene, bring mir, bitte, ein Messer oder etwas anderes, womit ich meinen Bleistift spitzen kann.”
“Alcmene, Liebling, deck doch, bitte, den Tisch, damit wir essen können.”
Seine Stimme klang freundlich, aber manchmal lag darin auch eine Spur von Gereiztheit. Wenn der Geruch von irgendeiner Mahlzeit auf dem Herd Kostas’ Appetit anregte, das war oft der Fall, weil er immer hungrig zu sein schien, pflegte er von seinem Schreibtisch aufzustehen, sofort in die Küche zu eilen, einen großen Löffel zu nehmen und ihn mit langsamen geübten Bewegungen einige Male in den Topf zu führen, indem er erklärte, er “koste gerade das Essen, um zu sehen, ob genug Salz darin sei.”
“Du liebe Güte, bleibst du von dem Topf weg, pflegte Alcmene zu schimpfen.”
Kostas legte dann etwas enttäuscht den Löffel beiseite, doch immer verbunden mit seinem üblichen Kompliment für die Köchin: “Ja, ja, heute gibt es bestimmt ein ganz vorzügliches Essen.”

Nicht nur durch ihr gutes Kochen, sondern auf mancherlei andere Weise erwies sich Alcmene als eine ergebene Frau, die immer bereit war, ihrem geschäftigen Ehemann zu dienen. So pflegte sie zum Beispiel saubere, deutliche Abschriften von seinen unleserlichen Manuskripten herzustellen; sie erinnerte ihn an seine Termine; war er erkältet, pflegte sie seinen Rücken zu behandeln.
Eine andere ihrer Pflichten bestand darin, auf die Finanzen der Familie zu achten. Alcmene hatte ihren gebefreudigen Ehemann überredet, die Hände von seiner Brieftasche zu lassen und ihr die ganze Verfügungsgewalt in Geldangelegenheiten zu übertragen. Sein Gehalt als Staatsbeamter war natürlich nicht sehr hoch, obwohl es ausreichte, um die normalen Bedürfnisse der Familie zu decken. Zuerst wurde ein Zehntel des monatlichen Gehaltes beiseite gelegt für das Werk das Herrn. Sodann verteilte sie einige weitere kleinen Summen für die Bedürfnisse bestimmter armer Christen. Was übrig blieb, mußte für die eigenen Bedürfnisse während des Monats reichen. Metallinos dachte über das Geben des Zehnten so:
Ein Grund, warum manche Christen die Segnungen ihres Herrn nicht erfahren, liegt darin, daß sie keinen Zehnten geben. Die Bedürfnisse der Familie sollten niemals zuerst in Betracht gezogen werden. Wenn wir den Zehnten des Herrn für uns selbst verwenden, werden wir die finanziellen Probleme unserer Familie nicht lösen. Würden wir nicht zahlen, wenn der Finanzminister von uns eine zehnprozentige Steuer fordert? Manche sagen, der Zehnte gehöre in die Zeit des Alten Testaments. Dann müssen wir als Christen des Neuen Testaments noch mehr geben. Von uns Christen wird sicher mehr erwartet als von den Juden. Doch das ist nur ein erster Schritt. Wir müssen darüber hinaus geben. Der Herr ist ein reicher Vergelter.

Immer war irgendetwas im Hause los. Neben den regelmäßigen Versammlungen, wenn die Leute zusammenkamen, um das Wort zu hören und zu beten, schien das Haus voller christlicher Aktivitäten. Dort trafen sich zum Beispiel die Regierungsangestellten zu ihren monatlichen Zusammenkünften, dort wurden Traktate zum Versand fertiggemacht, dort hielt eine Sonntagsschule für Kinder ihre Stunden. Bald erkannte Metallinos, daß geeignetere Räume dafür nötig waren, und er erbat sie von dem Herrn. Und gewiß erhörte Gott sein Gebet. Mit einem Darlehen das Staates erwarb Metallinos in Lahana Straße 38 ein neues Haus auf einem Hügel Athens mit einer wundervollen Aussicht und einer überdachten Terrasse.

Lahana Straße 38
Metallinos betrachtete das neue Haus als ein “Haus Christi”, darum stand seine gastliche Tür jedermann offen. Es wurde zum Heim für die heimatlosen Verwandten, die auf Reisen waren, zum Zufluchtsort für die Verfolgten und zum Ort der Geborgenheit für junge Leute, die keine Freunde besaßen. Eine Lieblingsaufgabe bestand für Metallinos darin, entschieden gläubige junge Leute als Gäste in seinem Hause aufzunehmen, die begabt waren, aber nicht die notwendigen Mittel besaßen vorwärtszukommen. Er pflegte zu sagen:
Wenn Gott dir keine Kinder gegeben hat, heißt das, daß er dich berufen hat, die Verantwortung für andere Kinder zu übernehmen. Werde ihr geistlicher Vater und weihe dein Leben der Aufgabe, sie aufzunehmen und zu versorgen. Auf diese Weise könntest du zum Werkzeug für ihre zweite Geburt werden. Diese ist wichtiger als die erste Geburt, denn es ist die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist.

Metallinos nahm sich vieler solcher Patenkinder an. Er beherbergte sie in seinem Hause und kümmerte sich wie ein geistlicher Vater um sie. In einigen Fällen geschah das für einige Monate, in anderen für etliche Jahre. Er teilte nicht nur sein Dach mit ihnen, sondern auch sein Geld und sein Brot. Zu manchen Zeiten beherbergte und versorgte das “Haus Christi” bis zu zehn Menschen.

In der schweren Zeit der feindlichen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs, als die Geißel des Hungers die Menschen zu Tausenden auslöschte, entdeckten diejenigen, die Lahana Straße 38 bewohnten, eine sehr tröstliche Lektion der Schrift. Sie studierten den Bericht über den Propheten Elia, als die Raben ihn morgens und abends mit Nahrung versorgten, und auch den über die Witwe, deren wunderbarer Krug eine nicht versiegende Ölquelle darstellte. Diese beiden Ereignisse bestimmten ihre Gespräche und Gebete. Brachte zum Beispiel einer der christlichen Brüder wildes Gemüse oder ein Glas mit Syrup oder etwa trockene Erbsen in den gemeinsamen Haushalt in Lahana Straße 38 mit, wurde er als “Rabe des Herrn” bezeichnet. In den Tagen des äußersten Mangels, als das vorhandene Öl fast zur Neige ging, lautete die besondere Bitte bei dem Gebet der Familie: “Herr, segne unser Öl, wie Du das Öl im Krug der Witwe zu Zarpat gesegnet hast.” Dann kam die Zeit, als der kleine Ölvorrat erschöpft war und die kleine geistliche Gemeinschaft auf die Antwort des Herrn wartete. Immer wieder versicherte ihnen Metallinos:
Gott antwortet nicht auf unsere Gebete, indem er uns volle Körbe aus dem Himmel sendet, sondern indem er bestimmte Menschen als Seine Werkzeuge gebraucht. Er bewegt die Herzen und läßt so das geschehen, was Er will und wünscht.

Und genau das geschah im Falle des Öls. Eines Tages war Metallinos im Begriff ins Büro zu gehen, als er jemanden rufen hörte: “Kostas, Kostas!” Es stellte sich heraus, daß es der Besitzer einer Fabrik war, den er kannte. Komm morgen bei meiner Firma vorbei. Ich möchte dich gerne sprechen. Und bring einen Behälter mit. Ich möchte dir gerne etwas von dem Olivenöl geben, da ich für meine Angestellten einkaufe.”

Am nächsten Tag ging Metallinos hin und nahm einen zwei Liter fassenden Krug mit. Mit seinem Behälter voll Öl in bester Qualität ging er wieder weg. Der Spender fügte hinzu: “Schicke jede Woche jemanden, damit der Krug wieder nachgefüllt werden kann.” So fehlte bis zum Ende des Krieges niemals der Vorrat an Olivenöl in Lahana Straße 38. Die Hausbewohner bezeichneten den Besitzer der Fabrik als “der Krug”.

Bei Metallinos finden wir alle Kennzeichen eines glücklichen und frohen Lebens, das völlig Gott hingegeben ist. Der Tag daheim begann mit dem Singen geistlicher Lieder. Er neigte dazu, diese etwas in die Länge zu ziehen, aber er sang sie mit tiefer Empfindung. Er pflegte zu sagen:
Wenn wir Kinder Gottes wirklich die große Liebe kennen, die uns unser himmlischer Vater erzeigt, würden wir wie die Vögel Tag und Nacht vor Freude singen.

Im Haus von Metallinos gab es immer viel zu lachen. In seinen Adern schien Humor und gesunder Spaß zu pulsieren. Es bereitete ihm viel Freude, Verse mit humorvollen Wortspielen zu machen oder kluge, witzige Bemerkungen, um Freunde zu necken. Diese Verhaltensweise störte Alcmene sehr. Oft pflegte sie ihn zu unterbrechen, um ihn von seinen witzigen Sprüchen mit der ernsten Zurechtweisung abzuhalten: “Du liebe Güte, willst du nicht mit deinem Necken und Sticheln aufhören?” Doch die Neckerei von Kostas war so harmlos, daß keiner befremdet war, der sie hörte, auch die nicht, auf die er es abgesehen hatte. Im Gegenteil, im Geheimen erfreute sie sein glänzender Humor. Metallinos machte es ebenso Freude, wenn andere ihn neckten. Einmal blieb ein Gast, der zum Essen eingeladen war, an der Tür stehen und sagte voller Scherz, indem er einen etwas dramatischen Ton anschlug: “Was sehe ich, Kostas! Du hast gewaltig zugenommen, mein Junge! Oh, oh, das ist schlimm, das ist sehr schlimm!”
Metallinos lachte von Herzen über diese Beobachtung und erwiderte: “Ich glaube, du hast noch nie in der Bibel gelesen: ‘Wer sein Vertrauen auf den Herrn setzt, den macht Er fett.’ Was mich verwundert und bedrückt, ist, daß du so hager wirst.”

Ganz gleich, welches Essen auf dem Tisch der Familie stand, immer pflegte Metallinos Gott für Seine guten Gaben zu danken. Er wußte, wie es ist, Überfluß zu haben, und wie es ist, Mangel zu leiden. Bestand zum Beispiel während des Krieges die Mahlzeit nur aus etwas Maisbrot und einigen Oliven oder gelben Erbsen, pflegte er zu beten: “Herr, segne diese Speise und gib, daß sie in unserem Körper wie Kotelett und Hähnchen wirkt, so daß wir die körperliche Kraft gewinnen, Dir zu dienen.”

Man sprach über Ernstes und Leichtes, unter geistlichen Gesichtspunkten oder auch nicht. Hier sind einige seiner charakteristischen Aussprüche und Bemerkungen:
Wenn ich in den Himmel komme, will ich die ersten hundert Jahre zu Füßen meines Herrn sitzen und Tränen der Dankbarkeit weinen.

Als er einmal gefragt wurde, ob er sich auf seiner ersten Reise mit dem Flugzeug gefürchtet habe, antwortete Metallinos: “Wenn ich gehe, setze ich mein Vertrauen auf meine beiden Füße und auf den Herrn. Doch wenn ich mit dem Flugzeug fliege, setze ich mein Vertrauen auf Gott allein. So fühle ich mich, wenn ich fliege, sicherer.”

Das Verlangen, der neuesten Mode zu folgen, stammt vom Teufel. Eine Braut kam einmal zu ihrer Trauung in die Gemeinde und trug ein völlig unpassendes Brautkleid. Es ist traurig, wenn die Modemacher von Paris in der Kirche Jesu Christi den Ton angeben. Allen, die in meiner Gemeinde getraut werden wollen, habe ich klar gemacht, daß sie anständig gekleidet sein müssen, nicht halbnackt. Wenn nicht, verlasse ich die Kanzel und lasse sie sich selbst trauen.
Unsere Herzen sollten denen der kleinen Kinder gleichen. Es stimmt, daß sie manchmal Streit haben. Aber ehe man sich es versieht, haben sie eingelenkt und spielen wieder miteinander.

Wie undankbar und töricht sind wir, was unser Verhältnis zu Gott betrifft und wie wir mit Ihm umgehen. Nehmen wir an, eines unserer Augen ist schwer krank und der Arzt empfiehlt es zu entfernen, damit nicht auch das andere Augen Schaden leidet. Wir gehen dann zum Arzt und sagen ihm: “Bitte, Herr Doktor, entfernen sie das Auge, ich werde sie dafür bezahlen.” Und nach der gelungenen Operation sagen wir ihm: “Hier ist das Geld für die Entfernung meines Auges, ich möchte die Hand küssen, die die Operation ausgeführt hat.” So gehen wir mit Menschen um. Aber wenn Gott uns etwas widerfahren läßt, erheben wir lauter Anklagen gegen Ihn. O welche Geduld zeigt der Herr, wenn er an uns handelt!

Christus sagt, wir sollen unseren Feinden Gutes tun, wenn sie uns Böses tun. Wenn ein psychisch kranker Mensch seinen Arzt tritt, wird dieser keine Vergeltung üben und ihn auch treten. Er wird zu der Schwester sagen: “Geben sie dem armen Kerl, der mich eben getreten hat, ein Beruhigungsmittel. Er scheint es nötig zu haben.”

Viele dieser Einfälle kamen Metallinos, wenn er an milden Sommerabenden auf die Dachterrasse von Lahana Straße 38 stieg, um auszuruhen und nachzudenken. Dort unter dem Eindruck des Himmels von Athen, wo die zahlreichen Lichter der Stadt um ihn und über ihn ein strahlendes Panorama erzeugten, konnte man ihn leise betend oder im Selbstgespräch antreffen, während er auf der Terrasse langsam auf und ab ging. Er mochte ein theologisches Problem bedenken oder, indem er fest auf einen Punkt am Horizont schaute, sich über den Reichtum der göttlichen Wahrheit freuen, die in Jesus Christus offenbar geworden ist.

Seine Vorstellungen von der Ordnung der Ehe
Die Anschauungen, die Metallinos über die Ehe hegte, glichen den hohen Vorstellungen, wie sie der Apostel Paulus ausdrückt. Die Ehe ist weder eine Art fleischlicher Austausch noch in irgendeiner Weise eine geschäftliche Transaktion. Die Ehe bedeutet die Verbindung zweier Menschen zu einer göttlichen Einheit, um so die reinste und heiligste Form der Liebe hervorzubringen.
Die Ehe ist ein heiliges Bündnis. Sie ist eine Darstellung, eine Erfüllung, eine praktische Verwirklichung des Geheimnisses der Liebe Christi (dargestellt durch den Mann) zu der Gemeinde (dargestellt durch die Frau). Gott möchte, daß die Liebe Christi auf menschlicher Ebene nachgebildet wird, die Er erweist, indem Er uns arme Sünder durch ein Heil rettet, das unbeschreiblich herrlich ist und in alle Ewigkeit währt. Er möchte, daß diese Liebe zwischen zwei Herzen, einem Mann und einer Frau, erneut dargestellt wird, sei es in einer armen Hütte, in einem Haus oder in einem Palast.

Das folgende Bekenntnis zeigt sein übermenschliches Begehren, den Himmel zu erreichen, ohne die Berührung mit der Erde zu verlieren. So suchte er seine menschlichen, romantischen Gefühle in göttliche zu verwandeln. Er wollte die ideale Liebe darstellen und sich ihrer als christlicher Ehemann erfreuen. Dieses Bekenntnis fand sich in seinen privaten Aufzeichnungen und war an seine Lebensgefährtin gerichtet:
Aus dem gewaltigen turbulenten Strom des Lebens hat Gott uns beide auf der Bühne dieser gegenwärtigen Welt zusammengebracht. Es ist diese wirbelnde Welt, in der sich Menschen begegnen, ohne erkannt zu werden und ohne sich zu kennen, jeder geht in eine andere Richtung. Gott brachte uns auf denselben Weg, damit wir uns begegnen und von nun an für immer miteinander gehen. Damit wir miteinander in eng verbundener Gemeinschaft Sein Lob singen. Damit unsere Liebe und Anbetung wie ein Rauchopfer zum Thron unseres ewigen Erlösers aufsteigen. Damit unsere Seelen zwei Harfen gleichen, die in vollkommener Harmonie Preis und Anbetung Ihm bringen, der Sein Blut für uns vergoß, um uns zu erlösen, um Sich für uns dahinzugeben und in unserer Seele zu wohnen und unser Leben zu werden, der wahre Pulsschlag unseres Lebens. Angesichts dieser Tatsachen sollen wir uns einander anschauen, und unsere Herzen werden vor Freude springen. Unsere Seelen werden von Liebe überfließen.

Neben diesem ethischen und moralischen Gesichtspunkt, hat die Ehe eine weniger hohe, aber notwendige Aufgabe ihre rein leibliche Funktion. Kinder zur Welt bringen sichert den Erhalt der Rasse. Kinder sind in einem sehr realen Sinn das Material, das wir nach dem Willen des Herrn für Ihn bereiten sollen, weil er einen Bau im Himmel errichten will das große und grenzenlose Königreich des Himmels. Für Sein Königreich braucht Gott Männer und Frauen. Jeder von uns gleicht einem geistlichen Stein, einem Baustein, der durch seine Teilhabe am Leben und Geist Christi zubereitet wird, damit er ein Teil des großen Bauwerks wird und das Angesicht Gottes schaut.

Metallinos empfahl auch, sich streng an die Anweisungen zu halten, die die Schrift für das Verhältnis zwischen Mann und Frau gibt. Die Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes ist von großer Bedeutung und verdient höchste Beachtung. Bei seinen Predigten legte Metallinos darauf großen Wert:
Gott schuf die Frau nicht aus dem Kopf des Mannes, denn Er wollte nicht, daß sie über ihn herrschen und ihn sich untertan machen sollte. Auch schuf Gott die Frau nicht aus dem Fuß des Mannes, denn Er wollte nicht, daß der Mann das Recht habe, sie zu treten und auf ihr herumzutrampeln. Die Frau hat eine enge Beziehung zu der Seite ihres Mannes, nämlich zu seinem Herzen, seiner Liebe.
Diese Bande der Liebe und Achtung zwischen Mann und Frau entstehen und werden erhalten durch ihre geistliche Gemeinschaft. Das tägliche gemeinsame Bibellesen und Beten erinnert die Eheleute an die göttliche Bestimmung ihrer Beziehung, belebt ständig neu ihre erste Liebe, verhindert das Entstehen bitterer Gefühle und veranlaßt die Hausgenossen, an dem göttlichen Leben und dem heiligen Dienst teilzunehmen. Metallinos nannte dieses geistliche Erleben “erfrischend.”

Doch Metallinos blieb hier nicht stehen. Nachdem er empfohlen hatte, das Eheleben ständig zu “erfrischen”, schlug er weiter vor, die Trauung zu “erfrischen”. Er fragte die Glieder seiner Gemeinde: “Warum sollten wir nicht ständig Hochzeit feiern?” Wie gern sah er es, wenn der Vater und die Mutter einer großen Familie ihre Hochzeit erneuerten, indem sie wie Braut und Bräutigam Arm in Arm durch die Gemeinde zur Kanzel kamen, sich liebevoll ansahen und ein halbes Dutzend Söhne und Töchter ihnen folgten, während der Chor entsprechende Hochzeitslieder sang.
Metallinos besaß keine eigenen Kinder. Aber hätte er sich zu einer solchen “Erfrischung” entschlossen und seine eigene Trauung erneuert, wären ihm eine große Schar von Jungen und junger Menschen gefolgt, die Kinder, die er geliebt hatte, für die er gesorgt hatte, die er großgezogen hatte.
Ich danke Gott, daß Er meiner Frau und mir, obwohl Er uns keine eigenen Kinder gab, dennoch die Möglichkeit schenkte, die Verantwortung für zahlreiche Kinder zu übernehmen. So können wir sagen: Wir hatten viele Kinder, ja eine große Menge Kinder

8. DAS AUSWERFEN UND EINZIEHEN DER NETZE

Keiner kann alles tun, aber jeder muß seine Aufgabe erfüllen”, pflegte Metallinos zu sagen. Darüber konnte kein Zweifel bestehen, daß er zum Seelenfischer bestimmt war. Wo immer er sein evangelistisches Netz auswarf, wurde das Wirken des Heiligen Geistes sichtbar. Ob in einem persönlichen evangelistischen Gespräch oder bei einer Predigt auf der Kanzel, in einer kleinen Gesprächsrunde oder in einem öffentlichen Vortrag, ganz gleich welche Methode er benutzte, immer pflegte Metallinos sich den Menschen mit Weisheit und Geschick zu nähern, so wie es die jeweiligen Umstände erforderten. Vom Anfang seiner Laufbahn als Regierungsbeamter an sah sich Metallinos genötigt, die rettende Botschaft des Evangeliums zuerst seinen Mitarbeitern zu vermitteln. Viele von ihnen verhielten sich geistlichen Dingen gegenüber völlig gleichgültig. Andere blieben ablehnend, und wieder andere spotteten über ihn und bekämpften ihn so heftig, daß er sich wie ein Schaf inmitten eines Rudels von Wölfen vorkam. Dennoch besaß er den unerschütterlichen Glauben, daß seine Bemühungen Erfolg aufkommen zu lassen oder daß irgendwelche Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Er tat alles, um sein gutes christliches Zeugnis zu bewahren.

Als er zum Beispiel im Finanzamt dem Büro zur Verwaltung der Staatsausgaben angehörte, begehrte ein Teil der Angestellten sehr, in die Kommission versetzt zu werden, die die Wiedergutmachungszahlungen an die Flüchtlinge zu überweisen hatte. Bei der Größe der Wiedergutmachungen, die zu leisten waren, war das verständlich. Metallinos hatte entscheidend über die Zusammensetzung dieser Kommission zu bestimmen. Darum versuchten verständlicherweise viele Mitarbeiter, die dorthin versetzt werden wollten, ziemlichen Druck auf ihn auszuüben. Obwohl Metallinos auf Grund seiner Stellung und seines Ranges gerechterweise einen Platz als stimmberechtigtes Mitglied hätte beanspruchen können, machte er sich selbst zum Sekretär mit einer vergleichsweise geringeren Vergütung, die er mit seinem Stellvertreter teilte, der in Wirklichkeit besser bezahlt wurde als Metallinos.
Als man ihn fragte, warum er so handle, antwortete er: “Gerade auf diese Weise konnte ich vermeiden, die anderen herauszufordern.”
Trotz des guten Zeugnisses seines Lebens als Regierungsbeamter trug die Saat des Evangeliums, die Metallinos säte, keine Frucht. Sie fiel auf das Erdreich, damit war es aus. Offensichtlich fiel einiges auf felsigen Grund und einiges unter Dornen. Aber die Saat, die auf gutes Erdreich fiel, trug wirklich Frucht. Diejenigen, die zuerst Interesse zeigten, waren bereit, sich in Privathäusern zu Gesprächen über geistliche Fragen und zum Bibelstudium zu treffen. So entstand ein kleiner Kreis geistlich gesonnener Menschen, und Metallinos fuhr fort, andere einzuladen, dieser Gruppe beizutreten und an den Aussprachen teilzunehmen.

Die Gegenstände, über die man sprach, wechselten, und es gab keinen bestimmten Ablauf für diese Gespräche. Doch mit Geduld und Takt sorgte Metallinos dafür, daß die Gedanken der Teilnehmer immer auf die Wahrheit gerichtet wurden, die rettet und frei macht. Manchmal durch eine systematische Darlegung der Lehre über die Erlösung durch Christus, dann wieder durch ein gründliches Studium des Johannesevangeliums vermittelte er seinen Mitarbeitern die Botschaft von der Liebe Gottes in ihrer ganzen Tiefe und Macht.
Denen, die ein ernsthaftes Verlangen nach geistlichen Dingen zeigten, wandte Metallinos besondere Aufmerksamkeit zu. Er pflegte sie regelmäßig in ihren Büros zu besuchen, ihnen ein Neues Testament zu schenken und ihre Namen auf seine persönliche Gebetsliste zu setzen. Die Frucht dieser Zusammenkünfte bestand darin, daß einige Regierungsangestellte das Licht des Evangeliums erkannten.
George Sophronopoulos, ein früherer Mitarbeiter von Metallinos und späterer Finanzminister, gab dieses öffentliche Zeugnis von seinem eigenen Erleben:
Während einer dieser Zusammenkünfte in unserem Gesprächskreis lasen wir den fünften Vers von Johannes fünfzehn: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.”
Ich fragte Kostas Metallinos: “Aber wie kann das je möglich sein?” Er sagte zu mir: “Durch Gebet, durch persönliche Hingabe, durch eine enge Verbindung mit dem Herrn des Lebens. Wenn Sie Ihn von ganzem Herzen darum bitten, wird er es Ihnen geben, und Sie werden ein wahrhaft Glaubender.” In diesem Augenblick durchströmte mich etwas wie ein elektrischer Strom, vom Scheitel meines Kopfes bis zur Sohle meiner Füße, und ich wurde in einem Augenblick ein Glaubender. Genau in diesem Augenblick empfand ich die echte Freude, Anteil zu haben an dem Reichtum, den Jesus für uns bereithält. Von diesem Moment an verstand ich die Größe und Tiefe der Liebe des Herrn.

Basil Beretsos, Direktor des Außenministeriums, bezeugte öffentlich:
“Ich preise den Herrn, der Metallinos als ein Werkzeug in Seinen Händen gebrauchte, um mir zu der Erkenntnis der Wahrheit zu verhelfen, die mich frei gemacht hat. Dieser Bruder hielt keine Anstrengung für zu groß und zögerte nie, ungewöhnliche Methoden anzuwenden, wenn es darum ging, einen Menschen zu gewinnen und ihn auf den Weg des Heils zu führen.”

Einige frühere Mitarbeiter von Metallinos gaben ähnliche öffentliche Zeugnisse.
Voller Begeisterung über seinen Erfolg beschloß Metallinos, jede sich bietende Gelegenheit wahrzunehmen. Er nannte die neue geistliche Bewegung: “Regierungsangestellte untersuchen die Gültigkeit des christlichen Glaubens”. Gleichzeitig traf er Vorbereitungen für eine Reihe von Vorträgen in öffentlichen Sälen, die sich hauptsächlich mit der Verteidigung des christlichen Glaubens beschäftigten. Mit diesem Vorträgen versuchte er immer, die geistige Führungsschicht, die eine höhere Bildung besaß, zu erreichen. Und er hatte Erfolg. Vorträge über Themen wie “Durch die Wissenschaft zu Gott”, “Die Stellung der heutigen Wissenschaft zur Person Jesu Christi”, “Vom Wesen der Seele” und ähnliche Themen weckten das Interesse vieler Gebildeter.

Der damalige Finanzminister Papathanis wies alle ihm unterstellten Beamten an, sich mit diesen Vorträgen von Metallinos zu beschäftigen, “weil diese dazu dienen, den Bildungsstand der Staatsbeamten zu heben”. Und Loberdos, ein anderes Kabinettsmitglied, der noch mehr von dieser Arbeit unter den Regierungsbeamten begeistert war, meinte, sie habe eine Heilswirkung für das ganze Land.

Da alles so gut zu laufen schien, ging Metallinos einen weiteren Schritt vorwärts. Als Vertreter des Klubs unterbreitete er der Regierung die Bitte, das frühere Parlamentsgebäude für öffentliche Vorträge benutzen zu dürfen, zu denen der Eintritt völlig frei sein sollte. Die Bewilligung wurde unverzüglich erteilt. Etwa drei Jahre lang vom Herbst 1935 bis zum Sommer 1938 kamen jede Woche zweimal große Scharen zusammen, um von der Rednertribüne des früheren griechischen Parlaments die Wahrheiten zu hören, die die Erlösung durch Christus betrafen.
Später, während der heldenhaften Kämpfe des griechischen Volkes gegen das faschistische Italien, wurde Metallinos am Radio Athens Redezeit eingeräumt, um durch seine Ansprachen die Moral der Zivilbevölkerung zu stärken. Zur gleichen Zeit druckte das Amt für Öffentlichkeit der Regierung kostenlose Flugschriften von Metallinos, die an Tausende von Soldaten an der Front verteilt wurden.
Der Klub der Regierungsangestellten war das ideale Mittel, um die klare, seelenrettende Wahrheit des Evangeliums über das Radio allen Schichten der Bevölkerung zu senden und alle Ereignisse im Leben der Nation anzusprechen. Sophronopoulos, der frühere Finanzminister, sagte treffend: “Metallinos war das Werkzeug, das Gott gebrauchte, um Griechenland in seiner Zeit der Not zu helfen.”

Lycurgusstraße 18
Die ganze geistliche Bewegung nahm eine völlig neue Form an und empfing ein neues Leben, als die Gemeinde aus dem Haus von Metallinos in der Orpheusstraße 24 in ihr erstes eigenes Gotteshaus umzog, ein Gemeindehaus von ansehnlicher Größe in der Lycurgusstraße 18. Dies geschah am 7. Februar 1939. Der neue Saal besaß ungefähr 300 Sitzplätze. Trotz des Nachteils, daß das Gebäude an einer Terrasse lag – 72 Stufen von der Straße aus – war die Gemeinde ganz gewiß, daß der Herr sie dorthin geführt hatte.
Um die Öffentlichkeit von diesem kleinen Ort in Kenntnis zu setzen, verlegte Metallinos seine Vorträge von dem alten Parlamentsgebäude nach Lycurgusstraße 18 und vermehrte zur gleichen Zeit die Zahl der wöchentlichen Veranstaltungen der Gemeinde auf fünf. Auf diese Weise wurde das Gesamtprogramm verbreitert und bereichert. Neben den volkstümlichen Vorträgen zur Verteidigung des Glaubens gab es auch evangelistische Predigten, Ansprachen zur Vertiefung des Glaubenslebens und Gebetsstunden
Im Oktober 1940 wurde Griechenland der Krieg erklärt. Im April des folgenden Jahres drangen die feindlichen Truppen in das Land ein, um die Herrschaft zu übernehmen, zu töten und zu verwüsten. Die Bevölkerung war entsetzt. Die Folge dieser dramatischen und tragischen Entwicklung der Ereignisse bestand darin, daß jeder Schutz und Gnade bei Gott suchte.
Diese Umstände schufen für die verstörte Bevölkerung eine günstige Zeit, um die tröstende Botschaft des Evangeliums zu hören. Metallinos, dessen machtvolles Wort durch seine bewegende Redeweise verstärkt wurde, fing an, von der Kanzel aus Gottes Unzufriedenheit mit dem Wandel der Menschen und ihrem aufrührerischen Verhalten zu verkündigen. Sein Lieblingstext in jener Zeit stand in Jesaja 1,3: “Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk versteht’s nicht.”
Dennoch lädt Gott jene, die sich gegen Ihn aufgelehnt haben, ein, sich wieder versöhnen zu lassen. Er will ihnen entgegenkommen, ihre Vergangenheit übersehen und ihnen völlig vergeben. “So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden” (Jesaja 1,18).
“Gott sendet den Nationen und Völkern der Erde Gericht. Laßt uns für unsere bösen Taten Buße tun, damit wir dem Zorn Gottes entfliehen, wie ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerissen wird”, predigte Metallinos. Die Zuhörer nahmen die Botschaft wie eine kostbare, heilende Salbe an. Tag für Tag waren die Räume in Lycugusstraße 18 brechend voll. Die Menge besetzte die Treppe und die Dachterrasse des Gebäudes. Einige drängten sich unter die Kanzel, fast zu des Redners. Voller Erwartung schauten sie auf zu ihm, um jedes Wort zu trinken, das von seinen Lippen strömte. Das Wort des Herrn wirkte mächtig in dieser Zeit. An jedem Sonntag begehrten Neubekehrte, in die Gemeinde aufgenommen zu werden. Diejenigen, die im Glauben erkaltet waren, spürten in sich einen neuen, brennenden Eifer, während andere mit Tränen in den Augen zu Gott schrieen und Ihn um Reinigung “von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes” baten.

Plötzlich entstand eine weitere Schwierigkeit. An einem Sonntagmorgen im Juli 1941 erschien ein italienischer Offizier mit dem amtlichen Befehl, den Saal unverzüglich zu räumen, weil eine Militäreinheit dort am gleichen Tag ihr Quartier beziehen sollte. Man ließ ihnen nur zwei Stunden, das Anwesen zu räumen.
Verwirrt und enttäuscht verließen die Leute sofort den Saal, ihre Herzen waren so leer wie der Raum, den sie gerade verlassen hatten. Als Metallinos an jenem Morgen ankam, um seine Predigt zu halten, verwunderte er sich über die Glieder seiner Gemeinde. Er sah, wie sie eilig Stühle, Bücher und Möbel auf die Straße hinabtrugen. Als er hörte, was sich ereignet hatte, schien ein Schwert seine Seele zu durchbohren. Schweren Herzens ging er die vielen Stufen zu dem Saal hinauf, gab einige Anweisungen zur richtigen Verwendung des Mobiliars und versuchte, die Glieder der Gemeinde zu trösten. “Seid nicht traurig, weil wir ausgewiesen worden sind; alles wird sich zur Ehre des Herrn erweisen, versicherte er der Gemeinde. Dann warf er einen wehmutsvollen Blick auf den Saal und ging weg. Als er die Treppe hinabging, füllten sich seine Augen mit Tränen.
Diejenigen, die an diesem Morgen zum Gottesdienst gekommen waren, hatten es nicht eilig, sich zu zerstreuen und nach Hause zu gehen. Zusammengedrängt blieben sie am Eingang des Gebäudes stehen und beobachteten, ohne ein Wort zu sagen, den italienischen Offizier mit traurigen Blicken. Sie glichen Vögeln, die zuschauen, wie eine Schlange ihr Nest zerstört.
Sie alle fragten sich, warum wohl der Herr dem Teufel gestattet habe, diese böse Tat zu vollbringen. Ihr Rätsel wurde jedoch sehr bald gelöst. Unmittelbar nach dieser Machenschaft Satans begann der Plan sichtbar zu werden, den Gott zuvor gefaßt hatte. Es sieht so aus, als ob Gottes wichtigstes Werk darin besteht, die Dinge so zu lenken, daß sogar das größte Übel benutzt werden kann, um dem persönlichen Wohl einiger der Seinen zu dienen oder dem größten Nutzen Seiner Kirche.
Die Gemeinde blieb nicht lange ohne ein Zuhause. In derselben Woche begann Metallinos, die Zeichen der Führung Gottes zu erkennen. Als offizieller Vertreter des “Klubs der Regierungsbeamten” verfaßte er eine Bittschrift an das Büro des Premierministers, die er persönlich überreichte. Diese enthielt die Bitte, “daß Sie freundlicherweise erlauben, die Halle des Parlaments im “alten Palast” zu benutzen, die gegenwärtig nicht gebraucht wird. Hier sollen eine Reihe von Vorträgen stattfinden, in denen den Damen und Herren der Gesellschaft Athens geistiger Zuspruch, christlicher Trost und Wegweisung vermittelt werden, was unserem Gemeinwesen und unserem Land zum Nutzen sein wird.”

Am 4. August 1941 wurde der Bittschrift stattgegeben. Unverzüglich begannen die Vorträge, die große Menschenmengen anzogen. Diese kamen aus allen Gesellschaftsschichten und Bildungsstufen. Die Bewohner eines Altersheim nahmen daran teil und der wohlhabende Geschäftsmann; der Pförtner eines Ministeriums wie der Direktor desselben; der Arzt, die ungebildete alte Frau und der Professor. Es war eine wahrhaft schillernde Zusammensetzung der Hörerschaft, die ein gemeinsames Anliegen hatte, den brennenden Wunsch, von den Lippen Kostas Metallinos’ die seelenrettende Botschaft des Evangeliums zu hören.
Es war ganz deutlich, daß Gott in Seiner Vorsehung dafür gesorgt hatte, daß seine Botschaft von vielen unter idealen Bedingungen gehört werden konnte. Die Halle des Parlaments war geräumig und anziehend und besaß bequeme Sitze. Sie lag zentral und konnte leicht von allen Stadtteilen Athens aus erreicht werden. Da außerdem die Mehrheit der Bevölkerung wegen des Krieges arbeitslos war und ohne ihre normalen beruflichen Pflichten, verfügte sie über genügend freie Zeit, um sich geistlichen Dingen widmen zu können. Andererseits veranlaßten die ständigen Ängste und Gefahren, die der Krieg brachte, viele, sich Gott näher zuzuwenden.
Metallinos erkannte die einzigartige Gelegenheit, die diese ungewöhnlichen Umstände boten. Dreieinhalb Jahre lang predigte er dreimal wöchentlich unermüdlich von der Rednertribüne des Parlaments aus. Die Themen, ,die er wählte, umfaßten ein weites Gebiet. An einem Tag sprach er über die Seele und die Beweise für ihre Existenz, an einem anderen über Ehe und Familie. In einem Vortrag konnte er Darwins Evolutionstheorie angreifen, während er im nächsten die Lehre eines der Gleichnisse unseres Herrn zu erklären versuchte. Dann befaßte sich eine seiner Ansprachen mit den Irrtümern des Spiritismus, während er in der nächsten Gottes Heilsplan für die Menschen darlegte. Manchmal forderte er als Mathematiker und Naturwissenschaftler seine Hörer auf, zum Himmel aufzusehen und die vollkommene Harmonie der Gesetze der materiellen Welt zu bedenken, während er sie bei einer anderen Gelegenheit als Theologe zur Erde zurückbrachte und sie veranlaßte, in die geheimen Tiefen des menschlichen Herzens zu schauen.
Doch unabhängig von seinen Themen versäumte Metallinos niemals, in jeder Ansprache die Hauptwahrheiten des Evangeliums zu bringen: Gottes Liebe zu dem Sünder, die Notwendigkeit der Wiedergeburt für den Menschen, das Heil durch den persönlichen Glauben an das Erlösungswerk Christi. Wenn wir den Segen des Herrn haben wollen, dann muß das Evangelium in jeder Botschaft enthalten sein. Unsere Mission ist die Evangelisation. Jede Woche sollten wir dafür beten, daß Gott Menschen zubereitet.

Zum ersten Mal in der Geschichte der griechischen Nation wurde die Botschaft des Evangeliums in seiner ganzen Schlichtheit und Kraft von so vielen Menschen während einer so langen Zeit mit solch hervorragenden Ergebnissen gehört.
Während dieser Vorträge nahm die ganze Atmosphäre den Charakter eines geistlichen Festes an. Die Zuhörer bekamen nie genug, den vom Herrn begabten Menschenfischer zu beobachten, wie er unter der Leitung des Heiligen Geistes das Netz des Evangeliums in das Meer der Menschen um ihn herum auswarf.
Tausende hörten und verstanden den Heilsplan, und eine große Zahl neuer Glaubender, unter ihnen Professoren. Ärzte, Rechtsanwälte und hohe Regierungsbeamte, schlossen sich der Gemeinde an.

Im März 1944 hatte sich das Kriegsgeschick gewendet, und die Italiener hielten es für notwendig, Lycurgusstraße 18 zu räumen. Kurz danach fand die feindliche Besetzung Griechenlands ihr Ende, und der Parlamentssaal mußte der Regierung zurückgegeben werden. Dieser Abschnitt des Wirkens Gottes war nun zu Ende. Und so kehrte die Gemeinde in ihr altes Haus Lycurgusstraße 18 zurück. Sie kehrten zufrieden und glücklich zurück, wie Soldaten, die beladen mit der Beute eines erfolgreichen Feldzuges zurückkehren.

In den folgenden Monaten erwies sich Lycurgusstraße 18 als ein Gottesgeschenk. Hier war ein Zufluchtsort, wo Männer und Frauen, die von vielen Nöten erschöpft waren und denen fast nichts geblieben war, den Mut fanden, Loblieder zu singen und wieder zu lachen. Alle die Treuen kamen zu jedem Gottesdienst, obwohl es als Folge des Krieges keine Verkehrsmittel gab. Einige waren wegen des Nahrungsmangels zu Haut und Knochen abgemagert. Einige waren wegen des Mangels an Vitaminen aufgedunsen und kaum wiederzuerkennen. Andere kamen mit hageren Gesichtern und eingefallenen Wangen, eine Folge der Nöte, die sie während des Krieges erlitten hatten. Einige hatten sich noch nicht von den Schrecken der Belagerungen und Massenhinrichtungen erholt. Und andere litten noch unter Krankheiten, weil sie verdorbene Nahrungsmittel gegessen hatten. Sie kamen alle zu Fuß, einige mit Krücken, andere schwer auf Stöcke gestützt. Andere mußten sich an die Hauswände lehnen, um Kraft zu gewinnen. Und wenn sie nach mühsamen und anstrengenden Wegen Lycurgusstraße 18 erreicht hatten, mußten sie noch die 72 Stufen zum Dach des Gebäudes bewältigen. Langsam, Schritt für Schritt nahmen sie eine Stufe nach der anderen, getrieben von dem Verlangen, den Saal auf dem Dach zu erreichen, damit ihre Seele durch eine süße, geistliche Erquickung gesegnet würde. Sie waren gewiß, daß Gott diese über sie ausgießen würde, besonders während ihrer Gebetsstunden und bei der Teilnahme am Mahl des Herrn.

Metallinos als Schriftsteller
Eine andere Weise, auf die Metallinos seinen evangelistischen Dienst versah, bestand in dem Gebrauch des gedruckten Wortes. Leider fiel ihm das Schreiben für Veröffentlichungen nicht leicht. Er war ein lebhafter Redner, aber eher ein langsamer Schreiber. Oft benötigte er Stunden tiefer geistiger Konzentration, um den Stoff für eine Seite zu schaffen, bis sie ihm als druckreif erschien. Tatsächlich konnte er manchmal nach vielen arbeitsreichen Stunden, in denen er nichts zuwege brachte, von seinem Stuhl aufstehen und erklären, er sei heute nicht fähig, einen gescheiten Gedanken hervorzubringen. Oft neckten ihn seine Freunde, weil seine “Untersuchung des Römerbriefes” nur so langsam vorwärtskam. Um die Tiefe der Themen, über die er schrieb, deutlich zu machen, pflegte er zu antworten: “Ein Kaninchen bringt seine Jungen in drei Monaten zur Welt, ein Elefant braucht dafür zwei Jahre.
Er gab sich große Mühe, seine Gedanken so deutlich niederzuschreiben, daß jeder sie leicht verstehen kann. Um darin sicher zu sein, ging er mit einigen seiner Freunde das Geschriebene durch und besprach sich mit ihnen über schwierige Abschnitte. Einige seiner Manuskripte pflegte er sogar der Hausangestellten vorzulegen, einem Mädchen, das nur die Grundschule besucht hatte. Er pflegte sie dann zu bitten, ihm zu sagen, was sie darin nicht verstanden habe.
Ehe Metallinos anfing, die Feder in die Hand zu nehmen und zu schreiben, pflegte er immer zuerst zu beten. Er bat Christus, ihn so zu erleuchten, daß sein Schreiben so wirkungsvoll würde “wie der kleine Stein Davids”.
Für den christlichen Autor sollte sein Hauptziel nicht darin bestehen, in sich zu schauen und dort Wahrheiten zu finden, und den besten Weg zu suchen, diese zu entfalten. Er sollte vielmehr danach trachten, vom Himmel her zu hören, so daß das, was er schreibt, von Christus eingegeben ist. Diese Frage nach dem Quellgrund, nach dem wahren Ursprung unseres Schreibens, ist von höchster Bedeutung. Wo stammen die Worte wirklich her, die wir weitergeben wollen? Kommen sie lediglich aus uns selbst, werden sie keine Frucht tragen. Kommen sie aber von Christus, dann werden sie in den Herzen der Menschen Wurzeln schlagen und Frucht bringen, weil sie der Heilige Geist bestätigen wird. Es hängt also von der inneren Einstellung des christlichen Schreibers ab. Der wahre Gläubige muß beim Schreiben ständig und ernsthaft Christus anflehen, daß Er ihm Einsicht gibt in Seine “Schätze der Weisheit und Erkenntnis”, damit alles, was er schreibt, zu seiner Ehre und zur Ehre Gottes geschieht.

Alle schriftlichen Arbeiten von Metallinos tragen ihre bestimmte Eigenart. Sowohl die Gedanken, die er darlegt, als auch der Stil, in dem er schreibt, spiegeln etwas von seiner Persönlichkeit wieder. Niemals folgt er in seinen Schriften allgemeingültigen Regeln und den Maßstäben fester literarischer Formen. Freimütig schmückt er seine Sätze aus und folgt seinen eigenen Einfällen, um an den Wahrheiten festzuhalten, die er weitergeben will. Die Wahrheiten, mit denen er sich an den Verstand wendet, formuliert er sorgfältig und mit wissenschaftlicher Genauigkeit. Er kleidet sie in ein schönes, kraftvolles, gelehrtes Griechisch. Wendet er sich aber an das Herz, benutzt er das vom einfachen Volk gesprochene Griechisch und einen ernsten, ausdrucksvollen Stil, der stark vom Gefühl bestimmt ist. In welchem Stil er jedoch auch schreibt und welches Thema er auch immer entfaltet, stets wird in allem, was er schreibt, seine ungewöhnliche Begabung deutlich, schwierige Dinge einfach auszudrücken und ihren Sinn ausführlich und umfassend darzulegen.
Das Werk Christi (1922) ist die Übersetzung eines Buches von Frédéric Godet aus dem Französischen.
Die Französische Akademie der Wissenschaft und ihre Einstellung zu Religion und Wissenschaft (1932) heißt der Titel eines von Metallinos ins Griechische übersetzten Buches, das Ansichten von Mitgliedern der Französischen Akademie wiedergibt.
Das Problem der Bibel (1933) verteidigt die Inspiration und Autorität der Heiligen Schrift. Es ist besonders für Laien geschrieben. In dieser Studie, die auch in zweiter Auflage erschien, entwickelt Metallinos zum ersten Mal seine Gedanken über die Bibel, wie Gott Sich den Menschen mitteilt und an ihnen handelt. Dann behandelt er sein Hauptthema: den Nachweis des göttlichen Ursprungs der Bibel.
Mehrere Jahre lang hatte sich Metallinos Aufzeichnungen über den prophetischen Abschnitt in Daniel 9,25 27 gemacht, der sich auf die Zeit des ersten Kommens Christi bezieht. Eine erstaunliche Weissagung über Christus (1945) handelt von diesem wahrhaft prophetischen Abschnitt und weist auf, wie er sich se ich genau erfüllt hat. Es handelt sich um eine Verteidigungsschrift, die die Vertrauenswürdigkeit und die Autorität des prophetischen Wortes deutlich herausstellt.
Eine Untersuchung über den Beichtstuhl und die Vergebung der Sünden (1949) trägt einen ganz lehrhaften Charakter.
Nun kommen wir zu dem Werk, an das Metallinos sein Herz gehängt hat, von dem er geträumt, für das er gebetet hat, seine Untersuchung des Römerbriefs (1949).
Er plante ihre Veröffentlichung in sechs Bänden, die, wie er betonte, “das Ergebnis seines 40jährigen Studierens und Mühens” enthalten sollten. Es war ein umfassend geplantes Projekt, das nie vollendet wurde. Metallinos konnte nur den ersten von sechs Bänden vollenden, dann wurde er dem irdischen Leben entrissen.
Die sogenannten “wissenschaftlichen” Ergebnisse der Ungläubigen sind nicht die einzigen Faktoren, die zur Zerstörung des Glaubens und der Hoffnung der Christen führen. Ebenso zerstörend wirken die dogmatischen Abwegigkeiten jener, die zwar die Bibel lesen, aber durch ihre eigenen vorgefaßten Meinungen und Vorurteile verblendet sind. Das stellte Metallinos in seinem Buch Der Streit um die Seele heraus.
Obwohl er zuerst beabsichtigt hatte, in diesem Buch “den Irrtum der Zeugen Jehovas zu widerlegen, die die völlige Bewußtlosigkeit der Seele nach dem Tode lehren”, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, in dieses Buch eines seiner Lieblingsthemen einzuarbeiten: die Existenz, das Wesen und der göttliche Ursprung der menschlichen Seele.
Ein Beitrag, der unter den Schriften von Metallinos überrascht, ist seine Darstellung einer eigenen Methode, das Studium der Hebräischen Sprache zu vereinfachen. Diese neue Methode bot er zuerst als deutsches Buch dar: Neue und leichte Methode der Hebräischen Sprache (1962).
Metallinos schrieb diese Grammatik hauptsächlich für diejenigen, die den Text des Alten Testaments in seiner hebräischen Grundsprache studieren wollten. Sie trug die Widmung: “Meinem Herrn und Heiland, Jesus dem Messias”.
Eine weitere erstaunliche Entwicklung in seiner schriftstellerischen Laufbahn, diesmal in einem völlig anderen Bereich, bestand darin, daß er eine Erzählung schrieb, die er Claudia (1954) nannte. Hier wollte Metallinos seine Fähigkeiten auf dem Feld der reinen Dichtung erproben.
Ein weiterer Bereich der schriftstellerischen Tätigkeit von Metallinos begegnet uns in Beiträgen über verschiedene Themen, die als Fortsetzungsreihen in christlichen Zeitschriften erschienen.

Metallinos als Dichter und Verfasser geistlicher Lieder
Metallinos liebte die Dichtkunst. Aus einer Sammlung seiner Gedichte wird deutlich, daß er über eine beachtliche Begabung verfügte, Verse zu schreiben. Er war, noch sehr jung, als er begann, seine ersten Gedichte zu verfassen. Obwohl diese sich nicht durch eine besondere rhythmische Vollkommenheit auszeichneten oder literarisch überragend waren, offenbarten sie doch seine Gabe poetischer Vorstellungskraft und zeigten eine reiche Ausdrucksfähigkeit. Seine ersten Verse waren durch eine romantische Grundstimmung mit einer melancholischen Unterströmung gekennzeichnet. Darin offenbarte sich die innere Tiefe und die empfindliche Seele eines jungen Menschen Das folgende Gedicht gehört zu seinen ersten und ist von einer bedrückenden Traurigkeit geprägt. Er nannte es:
“Für die Blumen auf meinem Schreibtisch”.
Oh ihr lächelnden, lieblichen kleinen Blumen,
Wie lange soll meine Seele fortfahren,
Von eurem süßen Duft vergiftet zu werden?
Wie lange werde ich mich an eurem Honig laben können,
Wie die Biene, die saugend immer Abstand hält?
Nur für kurze Zeit welch ein Jammer
Denn euer Leben gleicht dem der Menschen;
Auch euch wirft der gnadenlose Tod zu Boden,
Und dann spendet ihr keinen Honig mehr
Sondern ihr zerstiebt wie die Asche des Räuchwerks,
Wie alles, was dahinschwindet, wie alles, was stirbt.

Wie zu erwarten, war es Metallinos unmöglich, seine Lieblingsblume, das Veilchen, in seinen Gedichten auszulassen. Diese liebliche Blume erinnerte ihn an die sorglosen Jahre seiner Kindheit und das Glück, das er auf seinem Schulweg empfand. Er verstand das Veilchen als ein Gleichnis für die Demut und erinnerte sich an ein Wort der Schrift, in dem es heißt, daß “wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden”. So schrieb er dieses Gedicht.

Demut
Scheu hinter dem Zaun hervorschauend, sich den Blicken wie ein Vagabund entziehend, So verbirgt sich das Veilchen vor den Vorübergehenden, Verbirgt seine Schönheit und seinen lieblichen Duft. Doch plötzlich tritt es in den Blick, Und seine Pracht ist zu sehen. Es findet sich im Palast auf des Königs Tafel. Und es schmückt die Brust der Königin. Lerne, mein Freund, deine Lektion vom Veilchen: Wahre Demut kleide dich, Immer bedecke sie deine göttliche Seele Solche Haltung wird dich stark machen. Dann wird eines Tages die Hand eines Engels Gottes Dich sanft aus dem Leben pflücken, Und du wirst im Himmel allezeit anbeten den Herrn, Deinen Heiland befreit von den Mühen der Erde
Um einen jungen Seeoffizier mittleren Grades zu necken, der gerade zum Glauben gekommen war und mehr streitbaren Eifer zeigte als reife Urteilskraft, wenn er sich bemühte, die Richtigkeit seiner Ansichten aus der Bibel zu begründen, schrieb Metallinos diese Zeilen:
Basil Tsoulouhopoulos
Todfeind des Materialismus! Kritiker und Verkläger der Priester! Der jeglichen Irrtum völlig vernichtet, Der selbst alle falsche Lehre verbrennt Mit dem heiligen teuer göttlicher Aussprüche! In Wirklichkeit jedoch nur ein Seeoffizier mittleren Grades.
Doch in seiner weisen Vorsehung hat Gott Metallinos diese dichterische Gabe nicht so sehr dazu gegeben, um mit seinen Versen die Natur zu preisen oder Menschen zu necken, sondern um die Bedürfnisse der Glaubenden zu befriedigen und das Wirken der Gemeinde fördern. Die junge Gemeinde mußte singen. “Loblieder reinigen die Atmosphäre der Gemeinde von allen Bazillen und jeglichem Schmutz Satans”, pflegte Metallinos zu sagen. Und so fuhr er fort, von seinem Talent Gebrauch zu machen, und Singweisen aus dem Englischen und anderen Sprachen griechische Worte zu verleihen. Er lernte die Melodien mit dem Ohr und schuf dazu geistliche Gedichte. Ihr erstes Gesangbuch bestand nur aus einem zwölfseitigen, handgeschriebenen Heft, aber seine Lieder fanden Zustimmung und Begeisterung. Diese unvergessenen Loblieder haben immer wieder die Herzen der Erlösten entfacht und sie zu neuen Höhen christlichen Erlebens geführt. Die Beiträge von Metallinos zu den drei gedruckten Ausgaben von 1936, 1947 und 1961 wurden noch zahlreicher und waren sehr geschätzt.

9. DAS HIRTENAMT

Sein Dienstamt an der Ortsgemeinde versah Metallinos mit Güte, Liebe und Hingabe – ein Hirte der aufrichtig für das Wohlergehen jeder Seele in seiner Herde sorgte. Als er, wie es seine Gewohnheit war, an einem Frühlingsmorgen nach einer Zeit des Betens in seinem Garten auf und ab ging, fiel sein Auge auf eine wunderschöne Rose. Irgendetwas schien ihn innerlich zu bewegen. Er näherte sich der Rose, bewunderte sie still, dann nahm er sie vorsichtig in seine Hand, beugte sich über sie und küßte sie. Mit diesem bewegenden Geschehen läßt sich die tiefe Anteilnahme vergleichen, die er jenen Seelen erwies, die der Herr ihm anvertraut hatte, und auch jene liebevolle Fürsorge, die er an ihnen ausübte. “Als ein Glied am Leibe Christi, der Gemeinde,” so schrieb er einmal, “richtet sich mein ganzes Trachten auf den Leib. Mit ganzer Aufrichtigkeit und tiefer Hingabe möchte ich in der Gemeinde und für sie wirken.” O Herr, gib mir die Leidenschaft zu helfen, zu dienen und Deine Kinder zu trösten.”

Der Herr gewährte ihm diese Bitte. In seiner Gebetsliste, die einige Notizbücher füllte, befinden sich die Namen von über 500 Personen. Neben jedem Namen stand ein besonderes Anliegen, und jedes Anliegen machte er zum Gegenstand einer besonderen Fürbitte. Er mußte für Georg beten, der sich in den Stricken der Versuchung verwickelt hatte, für Helene, die seit wer weiß wie langer Zeit ans Bett gefesselt war, für Basil, der in einem abgelegenen Dorf für die Sache Christi leiden mußte. Die persönlichen Probleme jedes Einzelnen standen in seinem Notizbuch und in seinem hingebungsvollem Hirtenherzen.
Niemals verhielt er sich gleichgültig gegenüber den Bedürfnissen “einer dieser Geringsten”. So konnte er zum Beispiel während seines Betens um geistliche und heilige Anliegen plötzlich sein Herz ausschütten, um für die Aufbesserung der Rente einer armen Witwe zu beten oder für die Aufnahme eines leidenden Bruders in ein Krankenhaus.

Mit besonderer Hingabe betete er für alle, die besondere Verantwortung für die Aufrechterhaltung und Förderung der Gemeindearbeit trugen die Ältesten, die Lehrer des Wortes, die schriftliche Arbeiten erledigten, die Glieder des Chores und überhaupt die verschiedenen Arbeitszweige der Gemeinde und alle, die in irgendeiner Weise der Gemeinde dienten. Der letzte auf seiner Liste, der letzte, für den er betete, war er, Metallinos, selbst: “Herr, mache etwas aus mir. Bereite mich zu, damit ich als brauchbarer und treuer Diener erfunden werde. Hilf mir, daß ich wie eine jener klugen Jungfrauen in dem Gleichnis werde und so das Vorrecht empfange, Dein Angesicht zu schauen und allezeit Dein Lob zu singen.”
Doch er beschränkte sich nicht darauf, nur für die Bedürfnisse der Kinder Gottes zu beten. Es wurde ebenso an seinem Handeln deutlich. So pflegte er zum Beispiel in jedem Monat einen Teil seines Gehaltes beiseite zu legen, um es an Arme zu verteilen, die sich in besonderer Not befanden. Er pflegte das Geld in ein Stück Papier zu wickeln, auf dem der Name des Empfängers stand, und fand dann eine Gelegenheit, es in dessen Tasche zu stecken und ihm leise zuzuflüstern: “Hier ist etwas, das Jesus Christus dir geben möchte. Nimm es.” Durch sein hohes Regierungsamt war es ihm möglich, vielen auf mancherlei Weise zu helfen und für mancherlei Bedürfnisse zu sorgen. Da er ein ziemlich hohes öffentliches Amt bekleidete, machte er manchmal von seiner Dienstbezeichnung Gebrauch. Dann wiederum nutzte er seine Beziehungen, um Arbeitslosen eine Stellung zu vermitteln, um alten Menschen zu ihrer Rente zu verhelfen, um Mittel für einen Kuraufenthalt zu erlangen. Oder er setzte sich für einen Angestellten ein, dem man die verdiente Beförderung verweigert hatte. Den Montag hielt er sich frei für Gespräche, im Gemeindebüro mit den Gliedern seiner Gemeinde, die irgendwelche persönlichen Gespräche hatten. Dort verbrachte er viele Stunden, in denen er zuhörte, ermutigte tröstete. Doch obwohl die Schar der Gläubigen in vielen Bereichen ihres Lebens durch ihren Hirten hingebungsvoll betreut wurden, hatte sie mit manchen inneren Schwierigkeiten zu kämpfen.

Als besonders ernst erwies sich der etwas ungeordnete Zustand der wachsenden Gemeinde. Natürlich wußte man, daß die organisatorische Struktur der Gemeinde auf allgemein gültigen Grundsätzen der Führung beruhte. Diese Grundsätze mußten jedoch auf diejenigen Personen angewendet und, wenn nötig, durchgesetzt werden, die solche Führungsverantwortung wahrnahmen. Diese Ausübung der Autorität zur rechten Zeit dient dazu, “den Frieden und das Wohlergehen” der ganzen Gruppe zu bewahren. Hier ergab sich für diese Gemeinde eine Schwierigkeit. Entstanden irgendwelche Nöte, empfand jeder, daß es die Aufgabe des Pastors sei, als erster etwas zu unternehmen. Doch Metallinos scheute sich, sich einzumischen und Autorität auszuüben. Selten zeigte er die Bereitschaft, Brüder in Zucht zu nehmen, die den geraden und schmalen Weg verließen oder sich in ihrem christlichen Wandel ernste Fehltritte zu Schulden kommen ließen, es sei denn, andere bestanden darauf, daß er sich darum kümmere. Ebenso pflegte er nicht die Initiative zu ergreifen und sich vermittelnd einzuschalten, wenn es heftige Mißverständnisse gab oder ein überzogener Standpunkt zu Parteiungen in der Gemeinde führte, so daß sie schließlich völlig aus der Hand glitt.
Ohne Zweifel rief die Neigung ihres Hirten, sich in solche Angelegenheiten nicht einzumischen, bei den Gemeindegliedern beträchtliche Enttäuschung und Besorgnis hervor. Als noch notvoller erwies es sich, daß er gewöhnlich zu schnell nachgab, wenn sich gegen einen seiner Anregungen und Vorschläge von seiten einiger lautstarker und herausfordernder Brüder Widerspruch erhob. Ohne Zweifel, so sicher er von der Richtigkeit seiner Anschauung in einer bestimmten Angelegenheit überzeugt war, er hielt daran nur bis zu einem gewissen Punkt fest, um dann in der Regel den Kampf “um des lieben Frieden willens” aufzugeben. In weniger wichtigen Gemeindeangelegenheiten schadete diese von ihm geübte wohlwollende, zurückhaltende, nachgebende Art nicht so sehr. Aber ging es um wichtige Entscheidungen, die die ganze Gemeinde betrafen, dann rief natürlich solches Nachgeben “um des lieben Frieden willen” in der Gemeinde sorgenvolle Gedanken hervor. Manche begannen zu fragen, ob die Gemeinde unter solchen Umständen wirklich wachsen könne. Doch trotz dieser Schwäche liebte die Gemeinde ihren Hirten. So lange er da war und ihnen durch seine bloße Anwesenheit Licht und Wärme vermittelte, bestand keine Gefahr für irgendeine ernsthafte Schwierigkeit. Sie alle erblickten in ihm einen vertrauenswürdigen, hingebungsvollen, aufrichtigen, heiligen Diener des Herrn. Wenn es sein sollte, waren sie bereit für ihn ihre Augen hinzugeben, um so ihrem geistlichen Vater ihre Dankbarkeit zu erweisen. Hatte er sie doch aufgezogen und ihnen zum Wachstum im Glauben geholfen, ohne jemals die geringste materielle Vergütung dafür zu erbitten.
Metallinos hingegen spürte die Liebe und Hingabe seiner Herde, diente ihr mit Demut, ermahnte sie mit Liebe, lehrte sie, wies sie zurecht und betete ohne Aufhören für sie und ihre Bedürfnisse oft mit Tränen in den Augen. Allzuoft lag er mit tränenreichen Bitten ganz anderer Art auf den Knien. Diese Gebete wurden durch eine geistliche Krise hervorgerufen, die die Gemeinde erlebte. Immer wieder stifteten einige Personen Unruhe unter den Gliedern und riefen solche Spannungen und Nötigungen hervor, daß Wachstum und Einheit der Gemeinde ernsthaft bedroht waren. Diese geistlichen Krisen schmerzten wie Dornen im Fleisch und bedruckten, ja zerbrachen fast die Seele des empfindsamen Hirten. Überängstlich besorgt, nur kein Mißfallen zu erregen, und entschlossen, lieber stille zu halten, als irgend jemand zu verletzen, pflegte Metallinos den bitteren Kelch ganz selbst zu trinken. Bei solchen Gelegenheiten nahm er seine Zuflucht zu dem “Gnadenthron” und erfuhr über dem Weinen und Beten Trost und Erleuchtung. Er glich einer Mutter, die lieber selber Leiden auf sich nimmt, als daß ihr unartiges, wildes Kind, das sie so sehr liebt, die Strafe empfängt, die es verdient hat. Wann immer es darum ging, jemanden für etwas Verkehrtes verantwortlich zu machen, pflegte er immer ohne zu zögern aufzustehen und bereitwillig die Verantwortung auf sich zu nehmen. Er nahm die Verantwortung für allen Mißbrauch und alle ungerechten Anklagen auf sich, um so die Gemeinde vor allen Schuldzuweisungen zu bewahren. “Schießt weiter, Jungs”, sagte er einmal, “ich bin ein gutes Ziel, ich bin dick.”
Es ist überflüssig, zu betonen, daß unter solchen Umständen dieser Anflug von Humor in Wirklichkeit als Maske diente, die den tiefen Schmerz verbergen sollte, den er über das, was da geschah, empfand. In seinen persönlichen Aufzeichnungen begegnen wir manchen Klagen, Feststellungen, Zurückweisungen und Anklagen, die er schriftlich festgehalten hatte. Aber es ist beachtenswert, daß er es am Ende seiner Überlegungen immer wieder zuwege brachte, alles unter den Mantel der Liebe und Vergebung zu stellen. Häufig jedoch vergab er nicht nur, sondern deckte die Fehler anderer, indem er deren Schuld auf sich nahm und so sein eigener Ankläger wurde. Schauen wir, mit welch feiner christlichen Einsicht und Demut er sich einmal äußerte, um einen Streit zu schlichten, der in der Gemeinde entstanden war:
Um unserer christlichen Gemeinsamkeit willen haben diese Brüder und wir alle als Glieder eines Leibes diese Angelegenheit vor den Herrn gebracht. Wir wollen fortfahren, Ihn für sie und für uns um Erbarmen anzuflehen. In einer so ernsten Meinungsverschiedenheit wie dieser, ist es höchst unwahrscheinlich, daß wir alle richtig gehandelt haben und umsichtig gewandelt sind. Auch haben wir nicht immer und in allen Dingen die Haltung eingenommen und die Weisheit gezeigt, die unser Herr besaß. Uns ist das bewußt und wir alle haben das Gefühl tiefer Beugung.
Diese liebenswerte Gesinnung der Selbstverurteilung, jene von Gott gegebene Tugend der Bereitschaft, die Schuld auf sich zu nehmen, drückt sich in vielen Aufzeichnungen aus, die Metallinos in Augenblicken starker innerer Bewegung niederschrieb. Das geschah besonders dann, wenn er sich in heftige Kämpfe verwickelt sah. So schreibt er zum Beispiel: “Ich bin den in mich gesetzten Erwartungen nicht nachgekommen, ich habe in vielen Fällen versagt, ich bitte dich, mir zu vergeben”. Oder: “Ich möchte die Dinge wieder in Ordnung bringen auslöschen, womit immer ich dich betrübt habe.”
Obwohl es einige in der Gemeinde gab, deren Worte und Taten er wie bittere Pillen schlucken mußte, fanden sich viele, die durch ihr opferbereites Leben und durch ihren Lebenswandel das Herz des Hirten erfreuten. Das wurde besonders deutlich, als Metallinos die Gemeinde aufrief, das Anwesen in Alcibiadestraße 3 als neuen Versammlungsort zu erwerben. Im Jahre 1952 wurde es durch äußeren Druck für die Gemeinde unmöglich, weiter den Saal in Lycurgusstraße 18 für ihre Gottesdienste zu benutzen. Die Brüder mußten versuchen, an einen anderen Ort zu ziehen. Es wurde der Vorschlag gemacht, etwas Eigenes zu erwerben. Durch eine Kette wunderbarer Umstände ermöglichte es ihnen der Herr, ein geeignetes Anwesen zu finden. Der Preis für das Gebäude und das Grundstück betrug 2300 Goldpfund. Als Metallinos das Anwesen sah, entschloß er sich sofort und erklärte: “Wir kaufen es!” Der Kassenverwalter verfügte nur über 150 Pfund. Wie sollten sie den fehlenden Betrag aufbringen? “Unser Gott ist reich und weiß, daß wir das alles für seine Ehre begehren”, lautete Metallinos’ sofortige Antwort.
An dem Tag, als er diese große finanzielle Herausforderung von der Kanzel aus darlegte, reagierten die Brüder unvergleichlich und mit großem Eifer. Die Ärmsten zeichneten ein Darlehen oder gaben das wenige, was sie vermochten. Die Reicheren reagierten mit großzügigeren Beiträgen. Ein Mädchen, das sich kürzlich verlobt hatte, opferte ihren Verlobungsring. Eine alte Frau brachte das Geld, das sie für eine notwendige Zahnbehandlung zurückgelegt hatte. Eine alleinstehende Frau brachte ihre Ersparnisse, die für ihre Altersversorgung bestimmt waren. Eine andere Frau schenkte ihren ganzen Schmuck. Ein armer Mann brachte seine Milchziege und ihre drei Zicklein. Jeder zeigte eine solche gebefreudige Gesinnung, daß Metallinos davon sehr bewegt war und sich veranlaßt sah, in seinen privaten Aufzeichnungen dieses Gebet festzuhalten: “Ich danke Dir, Herr, daß Du mich berufen hast, solchen Brüdern zu dienen.”
Am 3. Juli 1954 bezog die Gemeinde ihr neues Gebäude.

Das Gebetsleben von Metallinos
Die Gebete von Metallinos umschlossen eine ganze Welt von Menschen, Dingen und Situationen. Er machte es sich zur Gewohnheit, seine Gebetsanliegen aufzuzeichnen und sich auf sie zu beziehen, um so sein Gedächtnis aufzufrischen und unnötige Wiederholungen zu vermeiden. Die meisten Gebete, die sein persönliches geistliches Leben betrafen, stammen aus der Bibel zumeist aus den Psalmen und aus den Briefen des Paulus und werden oft wörtlich zitiert. Er besaß auch eine Sammlung von ihm selbst verfaßter Gebete, aus denen er bestimmte nach den jeweiligen geistlichen Bedürfnissen auswählte. Wir halten es nicht für verkehrt, hier eine Auswahl aus dieser Sammlung seiner persönlichen Gebete aufzunehmen. Doch wir bringen jedesmal nur Auszüge und keine vollständigen Gebete.

Gebet um innere Erneuerung
Nimm weg, o Herr, alle Hindernisse und alle Widerstände, die mich aufhalten, und schenke mir die Freiheit, die in Deinem Heiligen Geist zu finden ist. Zerreiße, o mein Herr, alle Stricke des Satans wie ein Spinnennetz. Erfülle jede Faser von mir mit neuem Leben, indem die Kraft Deiner Auferstehung mich durchdringt. Erquicke meine Seele und laß sie überfließen. Gewähre mir die Fülle Deiner Freude. Durchströme mich mit froher Ergriffenheit, damit ich Deinen heiligen Namen preise und verherrliche und rühme und erhebe, durch Jesus Christus, meinen Erlöser.

Gebet um Errettung
Erweise mir, o Herr, zur Zeit meiner Not Deine Gnade. Errette mich aus dem tiefen Schlamm, damit ich nicht versinke. Befreie mich aus den Händen derer, die mich hassen, und errette ich aus den tiefen Wassern. Dein starker Arm komme mir zu Hilfe. Strecke von oben Deine Hand aus. Befreie mich und beschütze mich vor der Menge der Dämonen, laß sie ohne Kraft sein. Rette mich, o Herr, mein Erlöser, denn die Wasser überfluten meine Seele. Ich versinke im Schlamm und finde keinen Platz, wo ich stehen kann. Laß deinen Blitzstrahl das Heer der Dämonen, die mich bedrängen, zerschmettern, erschrecke sie, bitte, mit der Stimme Deines Donners. Gürte mich mit Stärke, daß meine Feinde unter meinen Füßen zertreten werden.

Gebet um geisterfülltes Wirken
Lösche mich aus, o Vater, in den Gedanken meiner Hörer, denn allein Dein Sohn darf erhoben werden. Reiße mich aus den Herzen der Menschen, damit nur Dein Name verherrlicht wird. Mache jeden Versuch Satans zunichte, daß ich gepriesen und geehrt werde, denn Preis und Ehre gebührt allein Dir.

Gebet um Führung
O Herr, laß auf alle Bereiche meines geistlichen Lebens Dein Licht fallen, damit ich Deine Führung erlebe und erkenne, was ich tun soll. Laß mich in allen Begebenheiten dieses Tages die Zeichen Deiner Gegenwart erkennen. Laß mich meine Stellung zu Dir klar und deutlich erkennen, damit ich in Demut wandle, so wie Du mich nach Deinem Willen führst. Nimm von mir ganz Besitz und leite mich an allen Tagen meines Lebens, damit ich Dir allezeit diene, dich verherrliche und anbete Deinen heiligen Namen.
Gebet um Frieden in den Gemeinden
O Herr, Gott des Friedens, laß die Glieder Deines Leibes immer im Frieden miteinander leben, daß sie eines Sinnes in Christus Jesus sind. Zerstöre die Macht Satans und zertritt ihn unter den Füßen Deiner Heiligen. Laß Zwietracht, üble Nachrede, Parteiungen und Uneinigkeit unter Deinen Heiligen ein Ende finden. Öffne ihnen die Augen, damit sie ihren wahren Zustand erkennen. Fülle sie mit Eifer, Deinen Namen zu verherrlichen. Erfülle alle Deine Heiligen mit Kraft, mit Glauben und mit geistlichem Verständnis. Öffne, ihnen die Augen, damit sie erkennen, daß die Gemeinden Liebe und Frieden brauchen. Dann können sie siegreich vorwärtsschreiten, als ein Leib, der mit dem Haupt verbunden ist, und jubelnd die Wahrheit bezeugen, die in Christus ist.

Gebet um persönliche Erbauung
O mein gepriesener Erlöser, laß mich allen Listen Satans widerstehen, damit ich in jedem Augenblick unter der Führung Deines Heiligen Geistes wandle und die unaussprechliche und herrliche Freude eines geisterfüllten Lebens erfahre. Gib mir die unaussprechliche Gnade, so zu leben, daß jeder Schritt und jeder Atemzug das Leben des Heiligen Geistes bezeugt, der durch mich wirkt. Es ist meine Bitte, daß ich mich eines Lebens voll süßen Friedens erfreuen kann und voll himmlischer Freude im Glanz der Ewigkeit. Zerstöre, o Herr, jede fleischliche Gesinnung und jedes unheilige Begehren, damit Deine kostbare Gabe an mich, das Leben im Geist, weder verdunkelt noch ausgelöscht wird. Hauche mich an, damit alle Ruhelosigkeit aus meinem Herzen verschwindet wie die Wolke am Morgen.
Laß mich im Heiligen Geist und mit völlig reinem Herzen so auf meine Schwestern und Brüder schauen wie auf Dich. Laß Deine Gedanken, Deine Worte, Deine Wege sich tief einprägen in meinem Herzen.
Gib mir, Herr, solch brennende Leidenschaft, daß jede Botschaft, in der ich Deinen heiligen Namen verkündige, reich gesegnet wird. Mache mich begierig und eifrig, Deinen Kindern zu helfen, Ihnen zu dienen, sie zu trösten. Laß mich als Dein guter und treuer Diener erfunden werden.
Metallinos meinte, das Gebet sei für die Seele das, was das Atmen für den Leib ist. Je häufiger ein Christ betet, umso stärker drückt er damit seine Zuneigung zu seinem Herrn aus, und das erfreut Ihn sehr Gott gibt uns Verstandeskraft und sagt zu uns: “Ich bin die einzige Quelle deines Glücks und deiner Freude. Erkennst du, wie arm und bedürftig du bist? Gestehst du deine Fehler ein? Bete stets zu mir, dann werde Ich dich aus dem Warenhaus Meiner himmlischen Güter mit allem versorgen, was du brauchst.” Der Herr ermutigt uns, alles, was wir nötig haben, von Ihm zu erwarten, die großen Dinge wie die kleinen, denn in Seinen Augen ist nichts zu groß und nichts zu klein
Halte an, den Herrn darum anzurufen, daß Er Eifer und Verlangen in dein Beten legt, sowohl in die Bitten, die dich persönlich betreffen, als auch in die, die sich auf Sein Reich beziehen.

Die Predigt des Wortes
Unter der vielseitigen geistlichen Tätigkeit von Metallinos nahm das Predigen ohne Zweifel den ersten Platz ein. Doch wenn ein Prediger das Wort Gottes wirkungsvoll verkündigen will, muß er ständig unter der unmittelbaren Leitung des Heiligen Geistes stehen wenn nicht, macht er nur Worte. Metallinos wußte das. Darum machte er es zu seiner Gewohnheit, erst dann die Kanzel zu betreten, wenn er sich vorher durch brennendes, anhaltendes Beten in die richtige geistliche “Form” gebracht hatte. Dabei pflegte er drei wesentliche Bitten auszusprechen: Daß der Geist Gottes ihn reinige von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes; daß der Herr ihn vor den Augen der Hörer verberge, damit nur Christus gesehen und verherrlicht wird; und daß Gott ihm eine reiche und fruchtbare Predigt schenke, damit die Bedürfnisse der Menschen durch ihn gestillt würden.
Bei seiner Vorliebe für originelle Aussprüche und seiner Begabung für ungewöhnliche Aussagen pflegte Metallinos gelegentlich die Vorbereitung einer Predigt als das “Kochen” und das Halten derselben als das “Servieren” zu bezeichnen. Die Hörer bezeichnete er als “Feinschmecker” (“herzhafte Esser” wäre eine bessere Wiedergabe des griechischen Ausdrucks), weil sie nach immer mehr geistlicher Speise verlangten. Doch er achtete sorgfältig darauf, ihnen niemals zu viel auf einmal vorzusetzen. “Ich ziehe es vor”, pflegte er zu sagen, “daß meine Zuhörer hungrig nach mehr weggehen, als mit einem überfüllten Magen, der Beschwerden bereitet, weil man sich übergessen hat. Es ist besser, sie verlassen die Gemeinde und klagen, daß ich zu früh aufgehört habe, als daß sie verstimmt sind, weil ich zu lange gemacht habe. In Wirklichkeit natürlich hörte Metallinos nie Klagen darüber, daß er zu lange reden würde. Seine Botschaften waren immer so interessant und anregend, daß seine Hörer ihm gerne stundenlang zugehört hätten, ohne sich im geringsten ermüdet zu fühlen.

Wenn er die Kanzel betrat, hatte er gewöhnlich die Bibel, ein Neues Testament in der griechischen Grundsprache und ein Gesangbuch bei sich. Er pflegte seinen Platz hinter der Kanzel einzunehmen und seine Zuhörer in Erwartung einer ersten Eingebung einige Augenblicke still anzuschauen. Fing er endlich an zu sprechen, schienen die Zuhörer lebendig zu werden. Seine kraftvolle Stimme, voll Spannung und Wärme, beherrschte die Anwesenden und weckte ihre Aufmerksamkeit. Die Worte kamen klar, packend, kraftvoll und fließend aus seinem Munde. Verstärkt durch eine angemessene, ausdrucksvolle Gestik wurden seine Worte zum Träger einer bewegenden und überzeugenden Verkündigung der Wahrheit.
Niemals las er seine Predigten ab. Er nahm nur wenige Notizen mit auf die Kanzel, eine Abfolge der wichtigsten Punkte, das übrige überließ er der Führung durch den Heiligen Geist. Deshalb überrascht es nicht, daß es ihm zur Gewohnheit geworden war, diese Bitte in sein Eingangsgebet einzuschließen: “Gib mir, Herr, heilige Gedanken. Laß das Gesagte Dein Wort sein, nicht Menschenwort, Worte des Heiligen Geistes, nicht des Fleisches.”

Metallinos brachte einige grundsätzliche Neuerungen in die Verkündigung des Evangeliums und in die Predigtweise überhaupt. Das eine war seine Gliederung der Botschaft in drei getrennte Teile. Der erste Teil sollte ermuntern und trösten. Einige Verse aus den Psalmen oder Propheten gaben den bewegten und bewegenden Prediger eine Fülle von Stoff, der dazu diente, die Kleingläubigen zu stärken und die Angefochtenen zu trösten. Manchmal brachte er im ersten Teil seiner Predigt einige geistreiche, praktische Illustrationen, um damit die Anschauungen der Ungläubigen lächerlich zu machen. Hier ein Beispiel:
Jeden Abend frage ich meine Frau: “Hast du die Türen abgeschlossen, Alcmene; und hast du sie gut verriegelt?” Warum verriegeln und verschließen wir unsere Türen so sorgfältig? Wollen wir uns vor Bären oder vor Löwen schützen? Nein! Wir schützen uns vor den Menschen des 20. Jahrhunderts, vor den Menschen, die ohne Gott leben, die aus unserer Welt einen richtigen Dschungel gemacht haben. Leider! Leider! Mensch! Das ist Gottes größtes Problem!

Einmal stellte der die hohle, heuchlerische Frömmigkeit mancher Geschäftsleute unserer Tage heraus, indem er die folgende Geschichte erzählte:
Eines Tages traf ich einen befreundeten Geschäftsmann und fragte ihn, wie die Geschäfte gingen. “Es läuft wirklich gut, Gott sei Dank!”, sagte er. “Kürzlich übernahm ich den Laden meines Nachbarn, so daß sich nun meine Schaufensterfront vergrößert hat. Wissen sie, Herr Metallinos, Gott ist gut zu uns.”
Sechs Monate später traf ich denselben Mann wieder. Als ich ihn begrüßte, fragte ich ihn erneut, wie die Geschäfte gingen. “Sie fragen mich nach meinem Geschäft, Herr Metallinos”, antwortete er mit bitterer Stimme. “Nun, ich habe keins mehr. Ich hatte ernsthafte finanzielle Rückschläge und mußte den Laden schließen. Und nun reden sie mir nicht von Gott. Es gibt keinen Gott, Herr Metallinos!”
Nach diesem ersten Teil des Gottesdienstes sprach Metallinos ein Gebet und ließ die Gemeinde ein oder zwei Lieder singen. Dann ließ er den zweiten Teil seiner Predigt folgen. Dieser war gewöhnlich für die Darlegung der Botschaft des Evangeliums bestimmt. Hier nahm er die Gelegenheit wahr, die Grundwahrheiten des göttlichen Heilsplans für die Menschen zu erklären und herauszustellen: Die ewige Praeexistenz Jesu Christi; die wesenhafte Gottheit Seiner Person; Seine Menschwerdung; Sein Erlösungswerk am Kreuz; Seine leibliche Auferstehung aus den Toten; Seine zukünftige Wiederkehr zur Entrückung Seiner Gemeinde. Metallinos berührte und erklärte diese Themen immer wieder, so daß sich einige seiner Zuhörer beschwerten, weil er in jeder Ansprache immer wieder dasselbe predige. “Hör zu, mein Freund”, sagte er zu einem dieser Kritiker, “du mußt dir bewußt machen, daß eine Predigt, die sich nicht auf diese seelenrettenden Wahrheiten gründet, keine echte Evangeliumsverkündigung darstellt, sondern nur frommes Gerede ist, ohne die Kraft, sterbende Seelen zu retten.”
Ein oder zwei weitere Lieder schlossen diesen zweiten Teil des Gottesdienstes und leiteten zu einem dritten Teil der Botschaft über, die mehr lehrhafter Art war.

Die Gleichnisse Jesu, die Wunderberichte des neuen Testaments und die Geschichten aus dem Alten Testament waren die reiche Quelle, aus der er seine Wahrheiten und Illustrationen zu schöpfen pflegte. Sie dienten ihm als Bausteine, aus denen er ein wunderbares Bauwerk praktischer Unterweisung errichtete. Diese geistliche Feierstunde endete mit einem weiterem Lied und mit dem Schlußgebet. Auf diese Weise erwies sich die Verkündigung von Metallinos, in der der Trost, die Lehre des Evangeliums und die praktische Unterweisung ihre jeweils besondere Rolle spielten, als reich, beeindruckend und wirksam.

In Worten liegt Ausstrahlung und Kraft. Es gibt Menschen, die können kleine Kinder nur mit Worten zum Einschlafen bringen. Andere vermögen, durch den Gebrauch des Wortes ein ganzes Volk zu heldenhaften Taten zu entflammen. Wenn Metallinos predigte, waren seine Worte mit göttlicher Kraft erfüllt, so daß sie sich Eingang zu den geheimsten Kammern der menschlichen Seele verschafften und dort Wunder wirkten. Seine Worte glichen nicht kunstvollen Reden, die nur eines beabsichtigten, dem Ohr zu gefallen. Es waren wirkungsvolle Äußerungen, die die Kraft besaßen, Seelen zu erregen und zur Entscheidung zu führen.

Eine besondere Stärke, die Metallinos auf der Kanzel so erfolgreich sein ließ, lag in der persönlichen Art seines Predigens. Dies war das Ergebnis seiner langen und gründlichen Erfahrung in der Kunst der öffentlichen Rede. Er sprach zu dem einzelnen Zuhörer mit derselben Anteilnahme wie ein Arzt, der mit seinem Patienten spricht, oder ein Vater mit seinem Kind. Ein weiterer Wesenszug, der in seiner Predigt eine Rolle spielte, lag in jener Begabung, die wir Ausdrucksstärke nennen könnten. Er gebrauchte eine einfache Sprache, kurze Sätze und Ausdrücke, die dem einfachen Menschen vertraut waren. Dabei kleidete er seine Darbietungen über die Wahrheiten des Heilsplans Gottes in Jesus Christus in das Gewand einer Erzählung, die eine anziehende Frische besaß.

Metallinos liebte es besonders, sich an das “moderne Denken” zu wenden – er meinte damit den gebildeten Menschen der Gegenwart. Er empfand die Verpflichtung, die Begebenheiten und Lehren der Schrift auf eine Weise darzubieten, die der geistigen Einstellung der Zeit entsprach. Dieser äußerst moderne Einstieg bedeutete eine weitere Erneuerung, die er mit seiner Predigt erreichte.

Religiöse Begriffe und Ausdrücke, die man jahrelang immer wieder verwendet hatte, sollten durch andere, modernere, ansprechendere, interessantere ersetzt werden. So wurde aus der Heiligen Schrift “das Buch”. Das Neue Testament wurde in “Gottes gute Nachricht für die Menschen” umbenannt. Der Begriff für Beten lautete nun: “Ich habe mit Ihm gesprochen.” Die Predigt nannte er nun “eine geistliche Rede” oder einfach eine “Ansprache”. Die Lehren des Evangeliums, die auf Gleichnissen beruhten, die das bäuerliche Leben Palästinas im 1. Jahrhundert widerspiegeln, wurden nun in modernem Gewand dargeboten und mit Bildern aus der modernen Technik und dem Leben in der Stadt erläutert. Die Gemeinschaft des Christen mit seinem auferstandenen Herrn fand nun seine Entsprechung in einem Stecker, der ein Elektrogerät mit der Stromquelle verbindet. Den Glauben verglich er mit dem Schalter eines Radios. Solange er abgestellt ist, besitzen wir keine Verbindung mit den elektromagnetischen Wellen, die uns ständig umgeben. Doch sobald wir den Schalter des Glaubens betätigen, empfängt unsere Seele die ganze Welt der Wahrheiten und Offenbarungen, eine Welt, der wir vorher völlig fremd gegenüberstanden.

10. DAS ERNTEFELD UND DIE ARBEITER
Die Gebete von Metallinos verbanden sich mit der Kraft Gottes. Das Werk breitete sich aus und festigte sich. Bald drang dieser Dienst am Evangelium in neue Bereiche. Der Erfolg ihrer Arbeit in Athen machte der Gemeinde Mut, ihre Tätigkeit auf die Vororte auszudehnen. Dort wurden kleine Gruppen gebildet, die in Privathäusern zusammenkamen. Indem sie das Wort studierten und miteinander beteten, fanden sie den Trost und die Kraft, die sie brauchten, um die schrecklichen Belastungen der Kriegsjahre ertragen zu können. Die ersten beiden Vorposten wurden um 1943 in Neo Smyrna und Neo Ionis errichtet. Durch die missionarischen Anstrengungen der Glieder der Gemeinde Lycurgusstraße 18 vermehrten sich in den folgenden Jahren die Zahl dieser neuen Zentren.
Doch während die neuen Arbeitsfelder reif wurden für die Ernte, wurde immer deutlicher, daß es an fähigen Arbeitern fehlte. “O Herr, sende Arbeiter aus in Deinen Weinberg. Sende uns ein Heer von Mitarbeitern am Evangelium und salbe sie für ihre Aufgabe.” Das war das tägliche Gebet von Metallinos. Er lud einige besonders fähige und besser ausgebildete Gemeindeglieder ein, besonders junge Männer und Frauen, um sie zum Bibelstudium anzuleiten. So sollten sie besser für den christlichen Dienst zubereitet werden. Auf diese Weise entstand 1945 eine zwanglose kleine Bibelschule, die später als Griechisches Bibel-Institut bekannt wurde. Im ersten Jahr waren es ungefähr zwanzig Studenten.
Der Unterricht erfolgte zumeist in der Form freier Aussprachen. In den vielen Stunden, die sie jede Woche zusammenkamen, beschäftigten sich die Studenten und ihr Lehrer mit einer Fülle von Themen. Fast über alles, was zur Sprache kam, tauschten sie sich aus. Sie sprangen von dem Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit zur Auferstehung von den Toten, um dann anschließend eine einfache Methode, Hebräisch zu lernen, vermittelt zu bekommen. Dann konnte eine Aussprache über die Irrtümer der Evolutionstheorie Darwins folgen, um schließlich mit einem Gespräch über die Grippe und ihre wirkungsvollste Bekämpfung zu enden. Während der Diskussionen pflegten die Studenten Fragen zu stellen – alle Arten von Fragen. Sie wollten über viele Dinge Bescheid wissen: Hat der Teufel wirklich Hörner und einen Schwanz? Werden wir uns im Himmel wiedererkennen? Haben Bazillen etwas mit bösen Geistern zu tun? Kommen die Priester der Orthodoxen Kirche in die Hölle?
Obwohl es noch an ausgearbeiteten Lehrplänen fehlte (erst nach ein oder zwei Jahren wurde der Unterricht vereinheitlicht und die Stoffverteilung geregelt), gelang es dem Griechischen Bibel-Institut viele begabte christliche Arbeiter zuzurüsten. Diese leisteten später unschätzbare Dienste für die Arbeit der Freikirche in Athen und für die ganze Evangelische Kirche Griechenlands. Die Lehrgabe von Metallinos trug wesentlich zu diesem Erfolg bei. Die Einfachheit und Klarheit seiner Darbietung und seine besondere Fähigkeit, Wissen zu vermitteln, machten seinen Studenten das Lernen zum Vergnügen. Er besaß eine erstaunliche Fähigkeit, neue Worte und Ausdrücke zu prägen, und seine persönliche Art machte seine Darbietungen lebendig und seine Ansichten verständlich.
Immer strebte Metallinos in seiner Theologie praktische Ziele an. Niemals trennte er in seinem persönlichen Wandel zwischen Lehre und Leben. Obwohl er in seinem Denken die Freude am reinen Theoretisieren genoß, vergaß er niemals, daß er einen heiligen Wandel zu führen hatte. Diesen Schwerpunkt behielt er auch bei seiner Lehrtätigkeit bei. Obwohl es ihm große Freude bereitete, theoretische Themen wie “Der Glaube philosophisch betrachtet” oder “Der Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Gnade” zu behandeln, hörte er nicht auf, ebenso den praktischen Gesichtspunkt des christlichen Lebens zu betonen.
“Liebet eure Feinde”, das ist die höchste Vollendung. Die zu lieben, die euch lieben, bedeutet wenig oder nichts, das tun die Diebe auch. “Liebt diejenigen, die eurer Liebe nicht wert sind. Wenn ihr das nicht tut, seid ihr nicht besser als die Zöllner und Sünder.” Die zu lieben, die euch lieben, ist eine selbstverständliche Pflicht. Doch wenn ihr einen liebt, der eurer Liebe nicht wert ist, dann begebt ihr euch in den Bereich der christlichen Liebe und werdet eurem himmlischen Vater ähnlicher. Wenn wir jemand hassen und erklären, daß wir ihn nicht sehen wollen, dann findet der Satan bei uns Raum. Wo immer Menschen uns Unrecht tun, sollten wir beten: “0 Gott” gib uns ein Herz wie Deins, so daß ich alle lieben kann.”
Ist euer Herz nicht zur Vergebung bereit, regiert euch noch euer “alter Mensch”. Wir dürfen nicht sagen: “Vor zwei oder drei Jahren hast du mir dieses oder jenes angetan” und versuchen, Rache zu nehmen. Stattdessen sollten wir beten: “Mein Gott, sei ihm gnädig.”
Macht ihr euch über viele Dinge Sorgen, so laßt ihr letztlich zu, daß eure Kraft vergeudet wird. Wo das geschieht, verliert ihr jegliches Empfinden für geistliche Dinge. Gebt der Sorge keinen Raum. Ihr habt einen Vater im Himmel, der für euch sorgt. Denkt an die Vögel, die keine Nahrungsmittelvorräte besitzen, die weder säen noch ernten. Der Herr hört nicht auf, sie mit Nahrung zu versorgen.
Einmal ließ ich in meinem Garten einige Brotkrumen fallen; sofort stürzte sich eine Schar Vögel darauf. Wer hat sie herbeigeholt? Der Instinkt, den Gott ihnen gab, führte sie genau zu diesem Platz. Stimmt es nicht, daß Gott sich noch mehr um uns sorgt?
Ihr geht zu eurem Bruder und sagt ihm: “Du hast einen kleinen Splitter in deinem Auge, laß mich ihn entfernen.” Doch gleichzeitig seht ihr nicht den dicken Balken in eurem Auge. Was seid ihr für Heuchler! Zieht nicht los, um andere zu verurteilen. Das tut Gott. Er ist dabei, euch zu richten. Kümmert euch um eure Angelegenheiten. Schaut in den Spiegel. Seht ihr in ihm, daß ihr ohne Flecken seid, könnt ihr hingehen und mit den Menschen reden – nicht um sie zu verdammen, sondern um ihnen im Geist der Liebe den rechten Weg zu weisen. Doch zuerst seht zu, daß der dicke Balken aus eurem Auge verschwindet. Es ist schlimm, wenn Christen in üble Nachrede verwickelt sind, das schmerzt den Herrn. Wenn ihr nicht bald mit der Nachrede aufhört, wird der Herr euch an den Ohren ziehen müssen. Gerne gebt ihr vor, ihr tut es aus Liebe, und ihr versucht, euch zu verteidigen, indem ihr sagt: “Bin ich nicht der Hüter meines Bruders?” Wer hat euch zu Hütern bestellt? Jesus Christus und der Heilige Geist sind die Hüter eures Bruders. Anstatt eilig euren Bruder zurechtzuweisen, bekennt ihm zuerst eure Sünden, dann könnt ihr mit ihm auch über seine reden.
So unterwies Metallinos die Gläubigen nicht nur über Fragen der Lehre, damit sie mehr über Christus verstehen lernen, sondern er lehrte sie auch praktische Wahrheiten, um sie in dem Leben in Christus zu stärken.
Besonders achtete der darauf, daß diejenigen, die vorhatten in den Dienst Christi zu treten, geistlich und moralisch gut zugerüstet wurden. Er betrachtete die Mahnung des Apostels Paulus: “Das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren”, als eine große persönliche Verantwortung. Er wollte, daß diejenigen, die an dem Evangelium dienten, fest in der Schrift gegründet waren. Ihr Wandel sollte weise und ihr Leben heilig sein. Tag für Tag betete er: “Schirme, o Herr, und beschütze Deine Diener vor falschen Anklagen des Teufels.” Gleichzeitig vermittelte er ihnen praktische Ratschläge, die aus der Fülle eigenen Erlebens stammten.
Die Gemeinde Jesu Christi wird durch Christus gebaut und nicht durch Menschen. Das bedeutet, es ist Christus, er allein, der Menschen entzündet und beeinflußt, damit sie den Weg in die Hürde finden. Er ist es, der sie rettet und stärkt. Darum laßt uns darauf achten, daß wir immer aufschauen und beten: “Herr, führe mich zu einem Menschen, den du zubereitet hast.” Wir dürfen nicht auf unsere Fähigkeiten vertrauen und erklären, wir würden unseren Nachbarn zu einem Christen machen. Wir sind einfach nur Werkzeuge, die Christus gebrauchen kann. Wir können Tote nicht lebendig machen. Doch das ist es gerade, was an den Nicht-Geretteten geschehen muß. Es ist Christus, der das Werk ausführen muß. Ihr müßt predigen und dann anfangen zu beten: “0 Herr, nimm einem Menschen seine Sorgen und Ängste, laß ihn hier Dein Wort hören und führe ihn zu Deinem Heil.”
Menschen, die ihr aus euch herzubringt, bleiben nicht. Nur die, die Christus herbeibringt, bleiben. Es war Christus, der den Kämmerer aus Äthiopien berief. Er sandte Philippus, um mit ihm zu reden. Es war Christus, der Paulus zur Lydia sandte. Paulus konnte nicht wissen, wie es in den Herzen der Menschen aussah. Es ist ein Fehler, wenn man, wie es einige tun, sagt: “Ich mache aus ihm einen Christen” oder: “Ich sorge dafür, daß er seinen Sinn ändert.” Wer so redet, scheint nicht zu wissen, wer das Bauwerk errichten muß. Wiederum mag einer klagen: “Wir sind so wenige.” Das macht nichts. Seid ihr zu zweit? Nun, dann seid ihr viele. Haltet fest am Glauben und haltet an am Gebet. Das Leben wird zeigen, wo du stehst. “Aber er hat uns keinen Menschen in den Weg gestellt.” Vielleicht ist noch keiner so weit. Der Herr wird einige Menschen zubereiten und sie dir zuführen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Überstürze dich nicht. Christus hat ein größeres Verlangen als wir. Unser Verlangen, die Dinge voranzutreiben, kommt aus unserem Stolz; wir wollen Zahlen sehen. “Der Herr … fügte … hinzu, die gerettet wurden.” Nehmt ihr euch nicht in acht, und wollt ihr lediglich Aufmerksamkeit erregen, geratet ihr in ernste Schwierigkeiten.
Das heißt nicht, ihr sollt euch hinsetzen und nichts tun. Weit gefehlt! Haltet an am Gebet, bleibt abhängig von Ihm, dem Haupt der Gemeinde. Geht dort hin, wohin Er euch führt. Verteilt dort Traktate wohin er euch leitet. Doch verfallt nicht dem Fehler zu meinen, ihr seid das Haupt. Wenn wir uns nahe zu Gott halten, wird Sein Geist uns führen. Dann werden wir spüren, wohin wir gehen und mit wem wir für unserem Herrn reden sollen. Wir wollen uns unter Seine unmittelbare Führung stellen und gewiß sein, daß Er uns dorthin sendet, wo Menschen für unseren Dienst zubereitet sind.
Wenn ihr in enger Verbindung mit Gott lebt, wird Er euch dorthin führen, wo ihr predigen sollt. Schaut den Herrn an. Von Ihm lesen wir: “Er mußte aber durch Samarien reisen” (Johannes 4,4). Und seht, was geschah, nachdem Er mit der Samariterin gesprochen hatte.
In Philippi ging der Apostel Paulus zum Flußufer und sprach zu einigen Frauen, die zum Gebet dorthin gegangen waren. Das Ergebnis: Lydia wurde bekehrt, und daraus entstand eine Gemeinde in Philippi.
Fängt einer an, feierlich zu schwören, sprecht nicht mit ihm. Warum wollt ihr mit ihm reden? Daß er noch mehr beschwört? Es ist der Herr, der hinzufügt, die gerettet werden (Apostelgeschichte 2,47). Wenn wir das täten, was der Herr uns tun heißt, würden wir nicht so viel Durcheinander anrichten.

Verfolgt, aber siegreich
Nach 25jähriger ausgezeichneter Zusammenarbeit zwischen Metallinos und den Protestantischen Kirchen Griechenlands (1925-1950) bestand kein Grund, einen solchen Aufstand zu erwarten, wie er über der christologischen Frage aufbrach.
Der Funke wurde gezündet, als ein Student des Griechischen Bibel-Instituts, dessen Präsident Metallinos war, über die Erniedrigung Christi predigte. In seiner Predigt vertrat der Redner die Lehre von Metallinos, daß sich der Sohn Gottes während seiner Menschwerdung von allen seinen göttlichen Eigenschaften “selbst entäußerte” und Seinem Vater in allen Dingen völlig gehorsam war. Diese christologische Schau hatte in den Ohren bestimmter evangelischer Gläubiger, die sich an das traditionelle Glaubensbekenntnis hielten, einen harten Klang.
Der Kern der Sache ist, kurz gesagt, dieser: Nach der traditionellen Lehrmeinung, wie sie auf dem Konzil zu Chalcedon (451 n.Chr.) formuliert worden war, eine Lehrmeinung, die auch die meisten Protestanten angenommen hatten, war Jesus Christus während seines 33jährigen Lebens auf Erden “wahrer Mensch und wahrer Gott. Er besaß zwei getrennte Naturen, eine göttliche Natur und eine sündlose menschliche Natur. Diese waren voneinander unterschieden, doch untrennbar in einer Person miteinander verbunden, mit all Seinen unveränderten göttlichen Vorrechten und Vollkommenheiten.”
Metallinos, der immer bemüht war, die Tradition an der Schrift zu prüfen, war nicht bereit, diese traditionelle Anschauung zu übernehmen, ehe er nicht selbst die Schrift über diesen wichtigen Gegenstand befragt hatte. Er wußte, daß diese sogenannten “traditionellen Glaubensbekenntnisse” auf Entscheidungen der Ökumenischen Konzilien beruhte, denen er mit Vorbehalt begegnete. Beim Forschen in der Schrift fand er seinen Verdacht bestätigt. Er kam zu dem Ergebnis, daß der Sohn Gottes “Gott gleich” war, den Himmel verließ und wahres menschliches Wesen annahm. Er entäußerte sich freiwillig Seiner göttlichen Eigenschaften, seiner Allgegenwart, Allmacht und Allwissenheit. Er wurde ganz Mensch, jedoch vollkommen, ohne durch die Sünde seine Gemeinschaft mit Gott zu zerstören.
Einige unternahmen den Versuch, Metallinos den Mut zu nehmen, so sehr die Person Christi zu erforschen. Sie meinten, “wir dürften nicht versuchen den Schleier wegzuziehen, der das Geheimnis des menschgewordenen Sohnes vor unseren Augen verhüllt.”
Metallinos sah die Dinge nicht so. Für ihn war es nicht verboten, Christologie zu treiben. Dieser Gegenstand verdient unser Studium. Durch dieses in rechter Demut und Ehrfurcht ausgeübte Studium, werden die Herzen der Gläubigen in Wirklichkeit gesegnet und belebt. Er schreibt:
Für uns ist es keine Sünde oder mangelnde Frömmigkeit, wenn wir uns bemühen, immer mehr die Natur Christi zu erkennen, vorausgesetzt, wir gehen niemals über das hinaus, was die Bibel über Ihn offenbart. Alles, was wir über die Person Jesu lernen können, erquickt die Seele. Christus heißt uns, Sein Fleisch zu essen und Sein Blut zu trinken, damit wir durch Ihn das Leben haben. Und es wird uns gesagt, es sei Gottes Wille, daß wir alle zu “der Erkenntnis des Sohnes Gottes” kommen sollen, um “zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis(Epheser 4,13; Kolosser 2,2.3).

Von dieser Erklärung aus fuhr Metallinos unverzüglich fort, aus der Schrift zu. zeigen, daß das Wort – Jesus Christus – “Fleisch wurde” (Johannes 1, 14), “arm wurde” (2.Korinther 8,9), “sich entäußerte” (Philipper 2,7). Das alles kann nur heißen, daß der Sohn während Seiner 33jährigen irdischen Lebenszeit voll und ganz die menschliche Seinsweise angenommen hat, ohne damit aufzuhören, der ewige Sohn Gottes, der Gott-Mensch zu sein. Er verzichtete auf seine Selbstbestimmung und führte ein Leben in völliger Anhängigkeit von seinem himmlischen Vater (Johannes 5,30.36) und in völliger Unterordnung unter Seinen Vater in allen Dingen (Johannes 6,57; 8,26 29; 11,41 42; 12,49 50; 13,3; 14,10; 16,28).

Die Vertreter der traditionellen Anschauung sagten: “Ein Gott, der aufhört, Gott zu sein, war niemals Gott.”
Metallinos antwortete: “Dieses Argument hält nicht stand. Eigentlich müßten wir sagen: Ein Gott, der der Gefangene Seiner eigenen Natur ist und nicht ganz genau das werden kann, was Er will, ist überhaupt kein Gott.”
Es wäre ein Glück gewesen, wenn sich dieser Dialog auf theologische Argumente beschränkt hätte. Doch je länger die Diskussion anhielt, um so mehr gewann sie an Umfang. Sie wurde so hitzig, daß heftige Erwiderungen vernünftige Argumente ersetzten. So wurde die ganze Situation immer schwieriger. Statt die christologische Frage auf der Ebene einer fruchtbaren Diskussion zu halten, gingen einige, die damit befaßt waren, dazu über, Metallinos persönlich anzugreifen. Dies war ein unglücklicher Irrtum. Diejenigen, die es unternommen hatten, eine fruchtbare Diskussion über die Person Jesu Christi zu führen, hatten die Liebe Christi vergessen.
Für diese Angriffe und Anklagen gab es keine stichhaltige Rechtfertigung, denn im September 1951 hatte Metallinos in einer offiziellen Erklärung seinen Standpunkt unmißverständlich dargelegt:
Von ganzem Herzen glaube und bekenne ich, daß Jesus Christus, als Er auf Erden war, die zweite Person der göttlichen Dreieinheit war und blieb, der ewige Gottessohn, der die Gestalt eines Knechtes angenommen hatte, um sich als Stellvertreter für alle Menschen darzubieten. Nach Seiner Menschwerdung blieb Er Gott dem Wesen nach, die zweite “Person” der göttlichen Dreieinigkeit, obwohl er in das menschliche Leben getreten und wesensmäßig und um aller praktischer Ziele willen wahrer Mensch geworden ist.
Metallinos war keiner, der die traditionellen “Glaubensbekenntnisse” annahm, wie jemand, der in einem Restaurant die vorgesetzten Speisen zu sich nimmt, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Wann immer ihn irgendwelche allgemein vertretenen theologischen Anschauungen nicht ganz befriedigten, wollte er selber am “Kochen” beteiligt sein. Immer forschte er, wie er es häufig bezeugte, “mit Gebet und aufrichtigem Herzen und mit viel ernsthaftem Studium” in der Schrift.

Als tüchtiger Bibelgelehrter und gründlicher Kenner der griechischen Sprache konnte Metallinos nicht einsehen, daß die christologischen Aussagen des Konzils von Chalcedon irgendeine Unterstützung durch das Neue Testament fanden. So konnte er zum Beispiel nicht einsehen, wieso Christus als eine Person zur gleichen Zeit als Gott alle Dinge wußte und dieselben Dinge als Mensch nicht wußte. Als Gott konnte Er alle Dinge tun, als Mensch konnte Er dieselben Dinge nicht tun. Als Mensch war Er am Kreuz von Seinem Vater verlassen, und als Gott war er zur gleichen Zeit in der Herrlichkeit des Himmels. Statt dieser Widersprüche entdeckte Metallinos in der Schrift die harmonische Lösung: Christi Erkenntnis nahm schrittweise zu (Lukas 2,52), Er empfing Seine Allmacht vom Vater (Johannes 14,10b) und befand sich während seiner Erdentage nicht im Himmel (Johannes 16,28). Diese oben genannten Widersprüche wurden aufgehoben und dem Geheimnis seiner Selbsterniedrigung zugeschrieben (Philipper 2,6 8). Das war eine Tat, in der Christus, ohne jemals aufzuhören, der zu sein, der Er war (der ewige Sohn), sich freiwillig in das verwandelte, was Er war (Eigenschaften, Bedingungen), indem Er sich ganz den menschlichen Bedingungen unterwarf und so der einzigartige Mensch wurde.
Auf die oben erwähnte Erklärung antworteten die Vertreter der traditionellen Anschauung: “Für einen Menschen ist es unmöglich, die wahre Natur des Mensch gewordenen Gottessohnes zu erklären. Hier haben wir es mit einem Geheimnis zu tun, und das muß im Glauben angenommen werden.”
Metallinos erkannte, daß diejenigen, die nicht mit ihm übereinstimmten, das Wort “Geheimnis” nur zu ihren Gunsten verwandten. Sie sprachen von “Geheimnis”, wenn sie ihn an der Darlegung seiner christologischen Anschauungen hindern wollten. Boten sie jedoch ihre christologische Anschauung dar, unternahmen sie große Anstrengungen, eben dieses “Geheimnis” zu erklären.
Sie erklärten zum Beispiel: “Christus muß in zwei Naturen erkannt werden, ohne Vermischung, ohne Veränderung, ohne Teilung, ohne Trennung. Die Unterscheidung der Naturen hebt keineswegs die Einheit auf, sondern bewahrt die Merkmale jeder Natur und verbindet sie zu einer Person und Seinsweise. Diese ist nicht in zwei Personen geteilt oder getrennt, sondern ist derselbe Sohn und der Eingeborene Gott und das Wort, Jesus Christus.”

Ist die Menschwerdung des Sohnes Gottes ein Geheimnis, so ist sie ein Geheimnis für alle und nicht für einige, stellte Metallinos fest. Außerdem erscheint im Neuen Testament das Wort “Geheimnis” niemals in der Bedeutung von etwas Geheimnisvollem und/oder für den menschlichen Geist Unbegreiflichem. Im Gegenteil, dieses Geheimnis wurde dem Apostel Paulus völlig offenbart (Epheser 3,4 6), der in Wirklichkeit alle Gläubigen auffordert, “zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis”(Kolosser 2,2 3).

Was Metallinos über diese Anschauungen lehrte und schrieb, versuchte er niemals irgend jemandem aufzunötigen. Als Bibelgelehrter war er ohne Vorurteile und tolerant. Er achtete die Überzeugungen anderer und empfand eine besondere Freude, die verschiedenen Lehrmeinungen nebeneinander stehen zu lassen.
Doch er litt unter dem Verhalten bestimmter Brüder. Trotz all seiner Erklärungen und Erläuterungen trachteten diese danach, das Feuer der Auseinandersetzung am Brennen und die Gedanken der Brüder in ständiger Verwirrung zu halten.
Während dies alles das empfindsame Herz von Metallinos tief verwundete, diente es zugleich dazu, seinen christlichen Charakter sichtbar zu machen. Noch während die Auseinandersetzung tobte, schrieb er seinen Gegnern und Anklägern in demütiger und vornehmer Gesinnung einen Brief. Indem er auf bestimmte Ereignisse hinwies, wollte er ihnen zeigen, welches Unrecht ihm getan wurde. Und er versicherte ihnen: “Ich halte es kaum für nötig hinzuzufügen, daß ich, während ich dieses schreibe, sie alle mit brüderlicher Zuneigung aufrichtig liebe. Ich trage gegenüber Keinem Bitterkeit in meinem Herzen. Ich rufe Gott als meinen Zeugen an. Bitte, nehmen sie meine brüderlichen Grüße in Christus an.” Und dann bietet er ihnen sogar die andere Backe dar und fügt hinzu: “Ich stelle mich ihnen zur Verfügung und bin bereit, meinen Brüdern zu dienen, wo immer sie es wünschen.”
Dennoch schien dieser unglückliche Zustand kein Ende zu nehmen. Während dieser Streitigkeiten drangen die Anklagen sogar nach Europa und nach Nordamerika.
Die Folge war: Metallinos brachte seine mit Schreibmaschine geschriebene Studie über die Person Christi einigen ausländischen Theologen zur Kenntnis und bat sie um ihre kritische Stellungnahme. Besonders bat er sie, ihm genau zu zeigen, wo seine Untersuchungen und Schlußfolgerungen nicht mit dem Neuen Testament übereinstimmen. Er erklärte ihnen, daß es nicht auf die Dogmen ankäme, die durch die “Tradition der Kirchen” überliefert worden seien, sondern auf die Lehren, die ihren Grund im Neuen Testament haben.
Daraufhin trafen viele Briefe aus dem Ausland ein. Einige bestanden darauf, er müsse seine Studie veröffentlichen. Viele andere drückten ihre Zustimmung zu der Stellung aus, die er in dieser wichtigen Frage einnahm.
Doch nun wurde Metallinos durch den unglücklichen Verlauf, den die Diskussion von Anfang an genommen hatte, so müde, daß er die hier folgenden endgültigen Erklärungen abgab und damit die Tür zu jeder weiteren Auseinandersetzung über diese Angelegenheit schloß.

Erklärung I
Von ganzem Herzen glaube und bezeuge ich, daß “das Geheimnis der Gottseligkeit ist groß: Gott ist offenbart im Fleisch” (1.Timotheus 3,16).
Um es deutlicher zu sagen: Zu keinem Augenblick habe ich aufgehört zu glauben und zu bekennen, daß der geschichtliche Jesus immer Gott-Mensch war, die zweite Person der Heiligen Dreieinigkeit, der Sohn Gottes vor allen Zeitaltern, der den Menschen gleich war (Philipper 2,7), der sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat (Jesaja 53,10), Sein Leben zu einer Erlösung für viele (Matthäus 20,28).
Darum betone ich hiermit entschieden, daß alle Anschuldigungen, die mich darstellen als einen, der die oben genannten lebenswichtigen und fundamentalen göttlichen Wahrheiten leugnet oder gering achtet, völlig ungerecht und unbegründet sind. Alle wissen, daß ich durch Gottes Gnade 24 Jahre lang unermüdlich und opfervoll für die Verkündigung dieser Grundwahrheit des Glaubens gearbeitet habe. Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich an diesem herrlichen Zeugnis festhalten. Zum Zeugen dafür rufe ich Ihn an, der die Geheimnisse des Herzens kennt und auch die Beweggründe für unser Handeln, vor dem ich an jenem Tage stehen werde, um Rechenschaft zu geben.

Erklärung II
Was meine mit Schreibmaschine geschriebene Studie “Die Person unseres Herrn Jesus Christus” betrifft, in der die christologischen Abschnitte des Neuen Testaments zur Übereinstimmung gebracht werden, ziehe ich willig alle außerbiblischen Ausdrücke, die darin gefunden werden, zurück – die philosophischen und die psychologischen – und ich bitte demütig darum, sie als nie geschrieben zu betrachten. (gezeichnet) Kostas Metallinos

Einige deuteten die Erklärung von Metallinos als eine Zurücknahme seines christologischen Standpunkts, aber das war sicher nicht der Fall. Er war nicht der Mann, der mit einem Federstrich Schlußfolgerungen und Überzeugungen widerrief, die er nach vielen Jahren gründlichen Studiums des griechischen Neuen Testaments formuliert hatte. Der einzige Zweck der oben gebrachten “Erneuten Bestätigung des Glaubens” lag darin, wie er selbst sagt, “alle außerbiblischen Ausdrücke, philosophische und psychologische, zurückzuziehen”. Er wollte nicht seine ursprünglichen christologischen Ansichten zurückziehen, die sich auf biblische Aussagen gründeten. Er schrieb: “Die Lehre von der Selbstentäußerung gründet sich nicht nur auf den Abschnitt Philipper 2,7-8, sondern auch auf die Evangelien, genauer gesagt, auf die klaren und zahlreichen Aussagen unseres Herrn über Seine Person und auf den historischen Bericht über Sein Leben, wie er in den Evangelien enthalten ist, besonders im Johannesevangelium.” Im Verlauf der Jahre ebbte diese Auseinandersetzung nach und nach ab.

Verbindungen mit dem Ausland
Hauptsächlich dadurch, daß Metallinos Christen in anderen Ländern kannte, entwickelte sich nach und nach ein beachtlicher Grad der Zusammenarbeit zwischen dem Bund der Freikirchen Griechenlands und dem Internationalen Bund Freier evangelischer Gemeinden. Der erste Kontakt wurde 1950 aufgenommen.

Als Präsident des Bundes Freier evangelischer Gemeinden von Griechenland nahm Metallinos an den jährlichen Konferenzen des Internationalen Bundes teil. So hatte er die Gelegenheit, zahlreiche Brüder in Christus kennenzulernen. Häufig wurde er als Gast in ihre Häuser eingeladen, und oft wurde er gebeten, länger zu bleiben.
Jedesmal, wenn er die europäischen Länder bereiste, erfuhr er eine freundliche Aufnahme. Die Zeitungen der Länder, die er besuchte, berichteten ausführlich über ihn, besonders in Deutschland, Dänemark und Schweden. Und jedesmal ließ er beim Abschied einen Teil seines Herzens dort zurück. Als ihm einige Monate vor seinem Tod die Art und Weise, wie einige Leute in der Gemeinde in Athen die Dinge behandelten, große Seelenqual bereitete, sagte er zu seiner Frau: “Alcmene, ich kann nicht mehr länger hier bleiben. Warum gehen wir nicht von hier nach Deutschland, um dort zu leben?”

Natürlich war das nicht ernsthaft gemeint. Es waren lediglich Worte, – Worte, die aus einem beschwerten und erschöpften Herzen kamen. Niemals dachte Metallinos ernsthaft daran, die Gemeinde zu verlassen, die er so sehr liebte. Seine Rundschreiben, die er an seine geistlichen Kinder sandte, wenn er während seines letzten Lebensabschnitts regelmäßig Reisen ins Ausland unternahm, offenbaren, welche zarten und heilige Gefühle er für sie empfand.

Diese Briefe werden der Gemeinde immer in Erinnerung bleiben. Sie waren ein anderer Bereich seines anregenden und fruchtbaren Hirtendienstes. Die erregende, brennende Weise, in der Metallinos Gott lobte; die Fülle biblischer Wahrheiten, die er darbot, um seinen Leuten Trost und Friede zu bringen; der siegreiche Klang, mit dem er die verzweifelten Herzen ermutigte; und die heiligen Gedanken, die er zum Tragen brachte, wenn er Alte und Junge ermunterte – das alles spiegelt die verschiedenen Seiten seiner Persönlichkeit wieder, einer Persönlichkeit, die in einem heiligen und völlig dem Herrn und Seiner Gemeinde geweihten Leben milde und abgeklärt geworden war. Von seinem Besuch in Ewersbach in Deutschland schrieb er seiner Gemeinde:
Meine geliebten Brüder!
Wir sind Pilger in dieser Welt. Wir sind in die Welt gekommen, um Christus kennenzulernen, Ihn zu lieben, Ihm zu dienen und Ihn in Kürze von Angesicht zu Angesicht zu schauen.
Doch sollen wir, meine geliebten Brüder, immer von Herzen die heiligen Gebote unseres Herrn bewahren und befolgen. Nur so machen wir Ihm Freude. Und er wird uns mit neuer Liebe lieben und mit göttlicher Kraft in unserem Herzen leben.
Die Versuchungen, durch die Er uns gehen läßt, das Feuer der Feindschaft, in das wir durch die Verhältnisse gestoßen werden, das alles kommt von Ihm. Das alles hat Er zuvor sorgfältig geprüft, denn Er will uns dadurch zu einem höheren Standpunkt verhelfen, von dem aus wir Ihn besser erkennen und durch Seine Gegenwart, Seinen Trost und Seine Freude erquickt werden. Als dem Paulus diese Wahrheit offenbart wurde, schrieb er in jubelndem Geist: “Ich will mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.”
Darum, meine Lieben, seid allezeit fröhlich und danket dem Herrn für alles, auch wenn wir in unserer Schwachheit aneinander leiden. Keiner verdamme seinen Bruder, laßt uns nicht einander richten, laßt uns nicht eifersüchtig aufeinander sein. Bittet den Herrn, daß Er uns Ihm gleich macht, denn Er hat uns dazu geschaffen, dieses herrliche Ziel zu erreichen.
Meine lieben Brüder, der Herr hat mir hier eine Arbeit anvertraut, die mich noch einen weiteren Monat hier festhalten wird.
Von der Kanzel aus schaue ich Eure strahlenden und heiligen Gesichter und ich umarme euch in Christus.
Euer Diener in dem Herrn, Kostas

11. DER HELD IST GEFALLEN

An jenem Samstag im Januar 1963 war der Terminkalender von Metallinos übervoll. Nach der Predigt am Morgen feierte er das Mahl des Herrn. Danach mußte er an einer Konferenz mit Gemeindevertretern aus den Außenbezirken teilnehmen. Und am Nachmittag hatte er zwei Trauungen zu halten. Obwohl er blaß und erschöpft aussah, vernachlässigte er keine seiner Aufgaben. Um jeden zufriedenzustellen kümmerte er sich um alles. Es schien so, als ob er schon ahnte, daß dies sein letzter Sonntag in Alcibiadestraße 3 sein würde. Am nächsten Tag brach er mit einigen Brüdern zu einer geistlichen Rüstzeit nach Sounion auf.
“Laßt uns gehen,” sagte er zu ihnen, “laßt uns nach Sounion gegen, damit wir allen Menschen und allem Irdischen absterben und für den Herrn leben. Möchte Er uns doch von dort aus in den Himmel aufnehmen.”
Sie gingen wirklich nach Sounion. Und der Herr erfüllte ihm den erbetenen Wunsch und nahm ihn von dort auf in den Himmel. Als in früheren Jahren ähnliche Gruppen aus verschiedenen Gemeinden nach Sounion gingen, um dort die Bibel zu studieren und geistliche Gemeinschaft zu erleben, wählte Metallinos für die Botschaften, die er zu ihrer Erbauung gab, eine Vielzahl von Themen. Dieses Mal jedoch hatte ihr geistlicher Vater das starke Bedürfnis, zu den Versammelten über das Buch der Offenbarung zu sprechen.
Fünfzehn Tage lang hatte er die Lehren, Weissagungen und geheimnisvollen Bilder der Offenbarung des Johannes ausgelegt. Nun war er zu dem 20. Kapitel des Buches gekommen. Er war gerade dabei, das Gericht vor dem großen, weißen Thron zu beschreiben, als ihn ein plötzliches Unwohlsein überfiel, so daß er seine Botschaft abbrechen mußte. Unmittelbar danach bat er darum, besonders dafür zu beten, “daß der Satan zurückgeschlagen werden möchte”. Das geschah. Nun schien er wieder er selbst zu sein und fuhr fort. Doch kurz darauf brachte er seine Botschaft zu einem vorzeitigen Ende.

Hier die Zusammenfassung jener Botschaft, die die letzte seines Lebens sein sollte:
Diejenigen, die im Herrn entschlafen, gehen ein in Seine Gegenwart. Doch das Wort Gottes schildert uns keine Einzelheiten. Sind wir zu sehr bestrebt, mehr Einzelheiten zu erfahren, besteht die Gefahr, daß wir in die Irre geführt werden. Was uns froh macht, ist die Tatsache, daß wir bei Christus sein werden. Diejenigen, die in dem Herrn sterben, befinden sich bereits in einem gesegneten Zustand, aber sie befinden sich noch nicht in der Herrlichkeit.
In Kapitel 21,3 finden wir eine Schilderung, in der beschrieben wird, wie Gott unter den Menschen wohnt. Auf wunderbare Weise wird Er die Menschen mit einer neuen Art Leben beschenken. Es wird ein himmlisches Leben sein. Es wird keine Schmerzen, kein Leid, keine Tränen mehr geben.

Nun noch etwas über die himmlische Stadt. Hier auf Erden begegnen uns Städte mit hohen Gebäuden, mit Fabriken und wunderbaren Maschinen, mit Erfindungen und Unternehmungen. Denn die Menschheit träumt von einem idealen Staat, streckt sich nach etwas aus, sehnt sich danach, von den Lasten des Lebens, unter denen die Menschen voller Angst seufzen, befreit zu werden. Die Menschheit gibt sich große Mühe, diesen Idealstaat hervorzubringen. Doch Gott besitzt einen solchen Ort, der unseren Augen noch verborgen ist. Wenn Er ihn uns offenbart, wird all unser Verlangen gestillt sein. Was sonst könnte unser Herr gemeint haben, wenn er sagt: “Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten”? Diese Stadt wird dem Ideal entsprechen, das wir begehrt haben, ein Ort von unbeschreiblicher Schönheit und absoluter Vollkommenheit. Und wir werden darin wohnen, für alle Zeitalter, die kommen werden. Der Name unseres Herrn sei gelobt.

Es war Montag, der 21. Januar. Am Abend mußte sich Metallinos mehrmals übergeben. “Ein brennender Schmerz an der Magenöffnung” hielt ihn fast die ganze Nacht hindurch wach. Er meinte, er litte unter einer “bösen Magengrippe”. Keiner erkannte den Ernst der Lage. Er blieb im Bett und verbrachte einen Teil seiner Zeit im Gebet. Die andere Zeit nutzte er, um seine Gedanken für die Botschaften der nächsten Tage über die beiden letzten Kapitel der Offenbarung zu sammeln. Doch am nächsten Tag war er nicht in der Lage aufzustehen. Irgendwann am Nachmittag nahm er ein Blatt Papier, auf das er mit großer Mühe dieses Gebet schrieb: “O Herr, nimm diese brennenden Magenschmerzen von mir, mit denen der Teufel mich plagt.” Am Abend bat er Alcmene, die bei ihm war, ihm aus dem Bücherschrank einen Kommentar über die Offenbarung zu holen. Als sich Alcmene dem Bücherschrank näherte, um nach dem Buch zu suchen, hörte sie hinter sich ein leichtes Röcheln. Es war der letzte Atemzug von Kostas Metallinos.
Man schrieb Dienstag, den 22. Januar 1963, acht Uhr abends.

Kurz darauf trat eine liebe Schwester aus der Gemeinde von Metallinos hinzu und schloß mit einer leichten Berührung ihrer Finger seine beiden Augen. Es waren die beiden Fenster, durch die seine Leute so viele Jahre lang die Schönheit seiner Seele wahrgenommen hatten, die ihn gerade verlassen hatte.

Die Nachricht von seinem Tode breitete sich aus, von Mund zu Mund, durch Telefon und Telegramme, durch das gedruckte Wort. Sie wirkte tiefe Trauer bei alt und jung, bei groß und klein, bei Freunden und Bekannten. Als die Menschen hörten, daß er gestorben sei, hatten sie das Empfinden, in ihnen sei etwas ausgelöscht worden, ein Teil von ihnen sei für immer von ihnen gegangen. Am folgenden Tage brachte man den Leichnam von Sounion nach Alcibiadesstraße 3, wo er vor der Kanzel aufgebahrt wurde.
Die Beerdigung fand am Donnerstag, dem 24. Januar, um 10.30 Uhr vormittags statt.
Lange vor Beginn des Gottesdienstes war der Raum mit Menschen und Blumengaben überfüllt. Es schien, als ob jeder von nah und fern gekommen sei, um über ihn zu trauern. Der eine kam, um seinen Vater im Glauben zu beklagen, der ihn über Jahre hindurch geistlich versorgt und sich um seine verschiedenen materiellen Nöte gekümmert hatte. Ein anderer kam, um über den Kollegen im hohen Regierungsamt zu trauern, der ihn durch seine Geduld und seine Demut dahin geführt hatte, das Licht des Heils Gottes zu schauen. Ein anderer trauerte über den Diener des Evangeliums, der über einen Zeitraum von 50 Jahren ein würdiger Diener des Evangeliums gewesen war, ohne dabei den geringsten materiellen Vorteil für sich zu erlangen. Dieser Dienst war in voller Lebendigkeit geschehen und hatte reiche Frucht getragen. Ein anderer kam, um diesen “wunderbaren Mann” zu beklagen und gleichzeitig um seine Neugier zu befriedigen. Wollte er doch wissen, wie dieser wahre Mensch Gottes im Sarg aussah.

Zu Ehren des heimgegangenen Dieners Gottes sang der Gemeindechor, dessen Dienst Metallinos sehr geschätzt hatte, in ruhigen, getragenen Weisen Lieder der Hoffnung und des Sieges. Außer diesen eindrücklichen Weisen war nichts in diesem überfüllten Heiligtum zu hören. Die einen standen da, schweigend, bewegt, benommen. Die anderen zogen als ein langsamer, schweigender Strom am Sarg vorüber.

Die tiefe Trauer derer, die an der Beerdigung teilnahmen, machte auf den Bestattungsunternehmer einen solchen Eindruck, daß er für seine Bemühungen keine Vergütung annahm, obwohl ihm Metallinos völlig fremd war. Tief bewegt von dem, was er sah, sagte er: “Die Tatsache, daß eine so große Menge gekommen ist, diesen Mann zu beweinen, macht deutlich, daß er wirklich ein heiliger Mann gewesen sein muß”.

Die Sargträger waren junge Männer, die eifrig am Wort dienten. Sie alle waren durch Metallinos zum Glauben gekommen. Durch ihn hatten sie ihre geistliche Speise empfangen und waren Nachfolger und Nachahmer ihres geliebten Lehrers geworden. Wo immer sie auch predigten, trugen sie die Botschaft von Metallinos weiter und verbreiteten so seine theologischen Ansichten. Sie hatten sogar manche seiner besonderen Verhaltensweisen angenommen.
Es war fast Mittag, als der Leichenzug sich in Bewegung setzte. Es war ein regnerischer Tag voll durchdringender Kälte. An der Spitze fuhr der Leichenwagen mit den sterblichen Überresten von Kostas Metallinos. Dann folgte eine lange Auto-Prozession mit Menschen und wunderbaren Kränzen und Blumengebinden. Die lange Wagenkolonne brauchte eine halbe Stunde, um den Eingang des Friedhofs zu erreichen. Von dort zog, fast beredt in seiner würdigen Feierlichkeit, ein langer Zug zur eigentlichen Beerdigungsstätte.
Der Sarg wurde neben das offene Grab gestellt, und alle versammelten sich zu einem letzten Abschiednehmen. Es gab ein kurzes Zeugnis von der lebendigen Hoffnung der Christen. Dann sang die Schar der Gläubigen einige Lieder. Langsam wurde der Sarg in das Grab gesenkt und mit einem milden Regen von Erde und Blumen sanft bedeckt.
“Wie sehr wünschte ich mir, ich würde aufwachen und erkennen, daß das alles nur ein böser Traum war”, sagte einer der Trauernden beim Verlassen des Friedhofs. Aber leider war es kein Traum. Einer der Helden war wirklich gefallen.

Die Bedeutung des Mannes
Die Person und das Werk von Kostas Metallinos kann man mit einer der hohen Pyramiden vergleichen, deren gewaltige Größe uns ebenso stark beeindruckt wie die Kammern mit ihren verborgenen Schätzen im Inneren. Den äußeren Dimensionen seines geistlichen Wirkens entsprach die innere Heiligkeit seines Herzens.

Ein Beitrag, den Metallinos der christlichen Kirche leistete, bestand in seiner Lehrtätigkeit. Als Lehrer der Bibel bot Metallinos in Wort und Schrift die göttliche Wahrheit dar, kristallklar, interessant und, wie er gern sagte, “frisch”. Seine Verkündigung war nicht mit den traditionellen dogmatischen Klischees überladen. Er war ein wagemutiger Prediger. Wenn er davon überzeugt war, daß seine Gedanken auf der Schrift beruhten, scheute er sich nicht, diese auszusprechen, auch wenn er wußte, daß dies einigen seiner Hörer mißfallen würde.

Sowohl seine Anschauungen über die christologischen Probleme, über die Verkündigung des Evangeliums unter den Toten und über die moralische Freiheit des Menschen, als auch seine Argumente, die er bei der Darlegung dieser Themen verwandte, zeigen uns einen unabhängigen theologischen Denker. Die Grundwahrheiten unserer Erlösung durch Christus deutete er durch das Licht, durch das Gott ihm das Sehvermögen geschenkt hatte. Er tat es aber immer erst, nachdem er gründlich geforscht, hart gearbeitet und besonders für diese Aufgabe gebetet hatte.

Doch das Herausragende an der Lehrtätigkeit von Metallinos bestand darin, daß es ihm gelang, einfache, ungebildete Gläubige so für ihren Glauben zu begeistern, daß sie sogar bereit waren, über theologische Fragen zu diskutieren und Argumente auszutauschen. Dieser Erfolg beruhte auf seinem Vermögen, Themen und Vorstellungen klar auszudrücken, so daß sogar einfache Menschen sie verstehen konnten. Auf diese Weise veranlaßte er durch sein Lehren einen Schneider zu einer Diskussion über die moralische Verantwortung des Menschen; eine Hausfrau zu begeisterten Aussagen über den Heilsplan durch Christus; einen Friseur zu einer langen Erklärung über den Tod Christi als wirksames Mittel, Gottes Gerechtigkeit und Gnade miteinander zu versöhnen. Die Theologie wurde lebendig und so vereinfacht, daß Laien sie verstehen konnten. Diese Theologie schlug in den Freikirchen wurzeln und wurde nicht nur zu ihrem Kennzeichen, sondern sie erwies sich auch als eine reale Kraft, die ihre Glieder über Jahre hinaus hellwach hielt und ihnen dazu verhalf, die Quellen ihres Glaubens und dessen wesentlichen Inhalt bewußt zu erleben.
Ein weiterer wichtiger Beitrag, den Metallinos der Gemeinde Christi leistete, lag in der Wahrnehmung seines Hirtenamtes. Er war ein beliebter und hingebungsvoller Hirte, von dem viele anregende und bewegende Züge seines opfervollen Dienstes in Erinnerung geblieben sind. Nur in einem Bereich seiner Arbeit, auf dem Gebiet verantwortlicher Führerschaft, scheint er eine gewisse Schwäche gezeigt zu haben. Es lag ihm sehr daran, daß in der Gemeinde alles “anständig und ordentlich” geschieht. In seinem Bemühen, aus der Gemeinde eine reine demokratische Körperschaft zu machen, versäumte er es als ihr verantwortlicher Leiter, Maßnahmen zu ergreifen, die die rechte Ordnung und Zucht in der Gemeinde sicherten. Das Ergebnis war, daß jeder in der Gemeinde Tätigkeiten ausüben konnte – ohne rechte Anleitung, ohne Einschränkungen und ohne irgendeine Aufsicht. Einige, noch jung an Jahren und im Glauben, übernahmen – völlig aus eigener Verantwortung – Aufgaben, die ihre geistliche Erfahrung und Reife überstieg. Diese ungezügelte Freiheit verursachte in der Gemeinde eine Unzahl von Reibungen und Mißverständnissen, besonders dann, wenn sie mehr mit Kraft als mit Weisheit ausgeübt wurde. Dieser Zustand hemmte nicht nur die Entwicklung der Gemeinde, sondern verursachte Rückschläge, die Metallinos häufig in große Bedrängnis brachten und am Ende seines Lebens zu starken Seelenängsten führte.

Weil er sich ganz dem Dienst am Wort verschrieben hatte, kam die Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben bei ihm zu kurz. Doch auf jenem Gebiet erkennen wir den überragenden Beitrag von Metallinos an die Gemeinde Christi. Er hat es selbst bezeugt, daß er von Gott den Ruf empfangen habe, zu predigen, das Wort auszulegen, den Griechen das Evangelium Christi in einer schlichten, leicht verständlichen Weise zu bringen.
Seit Beginn seiner Wirksamkeit im Jahre 1917 empfand er, daß er vom Herrn für diese besondere Aufgabe gesalbt worden sei. Damals schrieb er:
Mein Lebensideal, der so wichtige Plan für mein Leben, dessen Erfüllung ich als Sinn meines Daseins empfinde, liegt in meinen Eintritt in den Dienst Christi und in meinem Bemühen, Sein Evangelium auszubreiten.

Und es gelang ihm tatsächlich, das zu verwirklichen, was er als das Ideal seines Lebens ansah. Und außerdem gelang es ihm durch die Art, wie er die Wahrheit bezeugte, dem Evangelium zu hohem Ansehen zu verhelfen. Seine ihm eigene Predigtweise diente dazu, die Grundwahrheiten des Neuen Testaments zum Leuchten zu bringen. Dieses übte bis dahin kaum irgendeinen Einfluß auf das moderne griechische Denken aus. Die Geistlichkeit und die Mönche der Staatskirche hatten bis dahin mehr dazu beigetragen, die Wahrheit des Evangeliums zu verbergen als ans Licht zu bringen. Metallinos machte den Inhalt des Evangeliums so lebendig und betonte seine Bedeutung für die Gegenwart so geschickt, daß Gläubige wie Ungläubige von seiner Ausstrahlung angezogen wurden. Er war ein Wegbereiter, ein Pionier, der für das religiöse Leben Griechenlands neue Pfade eröffnete und neue Markierungen setzte.
Außerdem war er der erste Staatsbeamte, der die Wahrheit unter denen verbreitete, die im Staatsdienst standen. Er war darin so erfolgreich, daß einige der höchsten Beamten Bibelstudienkreise und Gebetsgruppen für Regierungsangestellte einrichteten.

Als Wissenschaftler, der das Christentum angenommen hatte, war er der erste, der den Mut besaß, unserem materiellen Zeitalter in öffentlichen Vorlesungen über wissenschaftliche Themen den Glauben an Christus als etwas darzustellen, das nicht im Widerspruch zu unserer modernen Gesellschaft steht. Sogar die Orthodoxe Kirche ist Metallinos zu großem Dank verpflichtet. Widmete er doch sein ganzes Leben der Aufgabe, das religiöse Gewissen des griechischen Volkes zu wecken und den Kampf gegen die Mächte des Unglaubens zu führen. Darüber hinaus brachte er durch seine Predigten das Licht des Evangeliums zu angesehenen orthodoxen Laien, die, nachdem sie die Rettung durch den Glauben erfahren hatten, aktive Mitarbeiter in ihrer Kirche wurden und dazu beitrugen, daß wünschenswerte Reformen innerhalb der Orthodoxen Kirche in Gang gesetzt wurden.

Das Fundament, aus dem alle Arbeit von Metallinos erwuchs, war sein persönlicher Glaube. Ein Blick in den Reichtum geistlicher Schätze, die in diesem Mann verborgen lagen, mag uns gut tun. Er war weder ein systematischer Theologe noch ein überragender Organisator oder Verwalter. Er war jedoch ein Mann des Glaubens. Mit dem schlichten Glauben eines kleinen Kindes vertraute er den Zusagen und Verheißungen Gottes. Solch einfältiger und unmittelbarer Glaube begegnet uns niemals ohne wahre Demut. Diese Tugend gab seinem Auftreten und seinen täglichen Verrichtungen einen besonderen Glanz. Nie suchte er das Licht der Öffentlichkeit. Er besaß genug Demut und genug Einsicht, um zu erkennen, daß Gottes Werk durch Gott geschieht und nicht durch Menschen. Seinen Erfolg betrachtete er als eine Kraftwirkung des Evangeliums, niemals verstand er ihn als persönliche Leistung.

Im Verlauf seiner geistlichen Entwicklung erwies er sich nicht als ein streitbarer Krieger, sondern als ein einfältiges Lamm. Seine einzige Angriffswaffe war seine Predigt, seine einzige Verteidigungswaffe war sein zartfühlendes heiliges Leben. So war Metallinos um seines Herrn willen allezeit bereit zu predigen und zu leiden. Doch das Hauptmerkmal dieser gebildeten und zarten Seele war die Liebe, die Liebe Gottes, die übersieht, die vergibt, die mitleidet, die versteht. Diese alle umschließende Liebe verspürte er zum ersten Mal in seinem kahlen, kleinen Zimmer, während seiner Studentenzeit. Damals vergoß er Tränen der Freude und der Dankbarkeit. Diese Liebe hatte ihn so ergriffen, daß er bereit wurde, für alle Zeit ein Sklave in Fesseln zu werden. Damals hatte er mit leiser Stimme seinem Herrn gesagt: “Ich verspreche Dir, daß ich Dir ganz gehören will und daß ich mein ganzes Leben nicht aufhören will, Dir zu dienen.” Kostas Metallinos hielt sein Versprechen, und der Herr trieb sein Werk.
Dieses Werk starb nicht mit Metallinos. Im Gegenteil, es wurde größer und breitete sich aus. Einige ehemalige Studenten der Bibelschule von Metallinos gründeten in Griechenland zahlreiche neue Ortsgemeinden. Andere trugen die Botschaft in fremde Länder. Diese hingebungsvolle Arbeit für Gott wurde auf vielfältige Weise für die in zahlreichen Ländern zerstreuten Auswanderer, die unter Einsamkeit und manchmal unter Verzweiflung litten, zur Botschaft der Hoffnung.
Der Herr bestätigte diesen Dienst. Das führte dazu, daß sich heute zahlreiche griechischsprechende Gemeinden in Europa, den USA, Kanada und besonders in Australien entfalten. Alle diese Gemeinden sind durch ein gemeinsames Zeugnis, ein gemeinsames Ideal und ein gemeinsames Streben verbunden. Und die Arbeit geht weiter.
Das Reich Gottes gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis er ganz durchsäuert war (Lukas 13,18).

In herzlicher Verbundenheit mit den Christen Griechenlands, herausgegeben von Horst Koch, Herborn, im März 2006

Kontakt: info@horst-koch.de

 

 




Pergamonaltar – Thron Satans

Gedanken zum Pergamonaltar

Zusammengestellt von Horst Koch, Herborn, 2007

Schon viele Jahre ist mir der Zusammenhang des Pergamonaltars in Berlin mit seiner Erwähnung in der Bibel bekannt. Am 20. März 2007 hatte ich Gelegenheit diesen im Berliner Pergamonmuseum zu besichtigen. Unter archäologischen Gesichtspunkten ist die gesamte Ausstellung beeindruckend.
Für Christen stellt sich jedoch die Frage, ob es eine geistliche Verbindung geben mag zwischen dem im alten Pergamon zu Kulthandlungen benutzten Altar, der in Offenbarung 2 Verse 12 bis 17 als Thron Satans erwähnt wird, und dem in der Deutschen Hauptstadt wiedererrichteten Altar von Pergamon.
Für mich persönlich wurde durch diesen Besuch ein altes Thema wieder in Erinnerung gerufen, mit der Frage, ob es solche zeitüberdauernde geistliche Zusammenhänge gibt. Eine Antwort zu finden ist nicht einfach.

Einige bekannte Fakten und Stellungnahmen mögen zum Nachdenken anregen:

1. Der Pergamon-Altar steht seit ca. 100 Jahren in Berlin.

Von J. Fichtel

Am 9. September 1878 hatte Carl Humann begonnen nach dem berühmten Altar in Pergamon zu suchen. Nachdem er schnell fündig geworden war, gelangten ab 1879 ausgegrabene Teile nach Berlin. Ab 1902 wurden sie im alten Pergamonmuseum aufgestellt, interimsweise in einem Provisorium, danach ab 1930 im neu erbauten Pergamonmuseum, welches nach Abriss des ersten Pergamonmuseums an der alten Stelle auf der Museums – Insel mitten in Berlin errichtet wurde. Die Darstellung wurde mit einzelnen Fragmenten als Rekonstruktion vorgenommen und wird bis heute immer wieder ergänzt. Das Museum erweist sich als Publikumsmagnet.

Der Pergamonaltar wurde zwischen 180 und 160 vor Christus errichtet als ein dem Zeus geweihter Monumentalaltar in einer Größe von ca. 36 x 34 Meter.
Erbauen ließ diesen Altar Eumenes II, einer der Herrscher des Pergamenischen Reiches, dessen Hauptstadt Pergamon war.
An den Seiten des Altars zieht sich ein Fries entlang, in welchem Szenen aus der griechischen Mythologie dargestellt werden. Auffallend sind Schlangen-darstellungen und kultische Abläufe.
Der Altar war wohl konzipiert für Menschenopfer. Die sehr steil nach oben führende Treppe war für Tiere nicht begehbar. Dass nur zur Libation die Darbringung nicht lebender Opfer vorgenommen wurde, ist recht unwahrscheinlich. Es ist davon auszugehen, dass Kriegsgefangene und später Christen in kultischen Handlungen auf diesem Altar geopfert wurden.
Der Altar war in byzantinischer Zeit abgerissen worden und lag lange Zeit verschüttet, ehe er von deutschen Archäologen ausgegraben wurde und nach Berlin gebracht wurde.

Was sagt die Bibel über den Pergamon-Altar:
“Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: das sagt, der da hat das scharfe zweischneidige Schwert: Ich weiß wo du wohnst; da, wo der Thron des Satans ist; und du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, als Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet wurde, da wo der Satan wohnt.” (Offenbarung, 2, 12 – 14)

Welche Auswirkung hatte es, dass der Thron Satans mitten in Berlin war. Es hatte verheerende Auswirkungen. Nachdem dieser Altar aufgestellt war, gingen von Berlin zwei Weltkriege und der Holocaust aus. In den mehr als Tausend Jahren deutscher Geschichte, die vorausgegangen waren, passierte nicht annähernd so Katastrophales wie dann, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die mehr als Tausend Jahre deutscher Geschichte sind sicherlich nicht ein einziges Glanzstück gewesen, aber sie hoben sich nicht negativ ab gegenüber der Geschichte anderer Nationen. Dies änderte sich, als in Berlin der Thron Satans aufgestellt worden war. Deutschland ging in seine eigene Katastrophe und riß viele Nationen mit und verursachte ungeheuerlich großes Unheil. Millionen von Menschen kamen zu Tode. In besonderem Maße hatten die Juden zu leiden.
J. Fichtel, Weinstadt

 

2. Das Ischtar-Tor, der Pergamon-Altar, Babylon und die Rolle der Deutschen

Von Ulrich Skambraks

Die Pressemeldung werden viele Leser wohl nur am Rande wahrgenommen haben – wenn überhaupt: „Deutsche Archäologen restaurieren Babylon.”


Bedingt durch die Besetzung Iraks haben die Truppen der USA und Polens den Ort des antiken Babylon als Militär-Camp benutzt und dort schwere Schäden verursacht. Nun soll unter Führung des Deutschen Archäologischen Institutes das historische Gemäuer von Babel wieder restauriert werden.

Babylon ist nicht irgendein X-beliebiger Ort auf dieser Welt. Nicht nur in der Weltgeschichte spielte es eine herausragende Rolle. Auch seine Bedeutung in biblischen Zusammenhängen ist absolut einmalig. Etliche Bibelausleger sehen im Wiederaufbau von Babylon ein Symbol für eine antichristliche Entwicklung unserer Tage. Dieser Wiederaufbau begann 1978 durch Saddam Hussein, den einstigen Diktator des Iraks. Hussein schaffte es, der alten Stadt Babylon wieder neuen Glanz zu verleihen. So steht der prächtige Südpalast Nebukadnezars wieder, ebenso einige Tempelanlagen. Unter dem antiken Babylon ließ Hussein Tiefgaragen und Restaurants anlegen, um Babylon einem Massentourismus zugänglich zu machen.

Dass es gerade Deutsche sind, die Husseins Werk in gewisser Weise weiterführen wollen, ist bei näherer Betrachtung nicht so ungewöhnlich. Deutschland scheint ein besonderes Verhältnis zu Babylon zu haben. Denn eines der Herzstücke des antiken Babylon steht nicht im Irak selbst, sondern in Berlin.
Es ist das Ischtar-Tor, das von 1898 bis 1917 von dem deutschen Archäologen Robert Johann Koldewey im Zentral-Irak ausgegraben und in 800 Kisten nach Berlin geschafft wurde. Dort wurde es im Vorderasiatischen Museum, das zum Pergamon-Museum gehört, wieder als Original aufgebaut. Das Ischtar-Tor bewachte in Babylon den Zugang zum Schrein des Marduk.

Ischtar war die babylonische Liebesgöttin und Herrin des Himmels. Marduk, ein schlangenähnlicher Drache, wurde als Hauptgott verehrt und konnte angeblich ewiges Leben verleihen.

Einer der besten Babylon-Kenner im christlichen Raum des deutschsprachigen Europas ist der Schweizer Sprachforscher Dr. Roger Liebi. Er ist der Auffassung, dass die Babylonier in Marduk Satan persönlich verehrt haben, der auch in der Bibel in Drachenform beschrieben wird. Liebi machte in einem Gespräch mit der Zeitschrift TOPIC deutlich, dass gerade Deutschland immer wieder in einer besonderen Beziehung zu Babylon bzw. Babylonien gestanden habe. So war es der Nazi-deutsche Botschafter im Irak, Fritz Groppa, der Anfang der 40er Jahre großen Einfluß auf die irakische Elite ausüben konnte und mit dazu beigetragen habe, dass damals ein Massenabschlachten von Juden im Irak stattfand, so Dr. Liebi.

Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass ausgerechnet in Berlin archäologische Funde präsentiert werden, die laut Bibel so direkt mit dem Satanischen in Verbindung gebracht werden wie kaum etwas anderes. So ist unweit des Ischtar-Tores im selben Museum der Pergamon-Altar zu besichtigen. Auch er wird nach der Bibel in eine Beziehung mit Satan gebracht. In Offenbarung Kapitel 2 ab Vers 12 wird Pergamon als Ort beschrieben, “da, wo der Thron Satans ist“.

Der deutsche Archäologe Carl Humann fand 1878 den in der Antike als Weltwunder bestaunten Altar in Pergamon (heute Bergama/Türkei) und schaffte ihn nach Berlin. Ab 1902 konnte er im Pergamon-Museum besichtigt werden. Der Pergamon-Altar war ein dem griechischen Hauptgott Zeus geweihter Monumental-Altar, der für Menschenopfer ausgelegt war. Dass die Bibel Pergamon mit dem „Thron Satans” kennzeichnet, könnte allerdings auch mit einem Schlangen-Heilkult zusammenhängen, dessen Hauptsitz in Pergamon war.
Wie auch immer:

Vom Pergamon-Altar in Berlin ging und geht wohl immer noch eine gewisse Faszination aus. So ließ Hitler auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg eine Haupttribüne errichten, die dem Pergamon-Altar nachempfunden war. Stalin beorderte 1949 den Pergamon-Altar nach Leningrad und ließ eine Gipsnachbildung anfertigen, bevor er ihn 1953 an Deutschland wieder zurückgab. Zu DDR-Zeiten wurden am „Thron Satans” Jugendweihen abgehalten.
Interessant ist die Tatsache, dass bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele die Berliner Initiatoren für die Vertreter des Olympischen Komitees ein Essen organisieren wollten zu Füßen des Pergamonaltars. Genauso hatten es die Nazis gemacht, als sie 1936 die Spiele haben wollten.

Sofort nach der Wende wurde der Pergamon-Altar für drei Millionen Euro Staatsgelder vollständig restauriert. Wozu? Erhaltung eines unersetzbaren antiken Kulturgutes? Oder geht es doch um mehr?
Ulrich Skambraks

3. Lenins Grab

von Pfr. Richard Wurmbrand (aus Karl Marx und Satan)

In der Offenbarung des Johannes sagte Jesus zu der Gemeinde in Pergamon, einer Stadt in Kleinasien, ein geheimnisvolles Wort: „ Ich weiß, wo du wohnst, da des Satans Thron ist (Offb. 2,13). Pergamon muß zu dieser Zeit eine Hochburg des Satanskults gewesen sein. Im Baedeker steht, daß sich im Inselmuseum in Berlin bis 1944 ein Pergamonaltar befand. Deutsche Archäologen hatten ihn ausgegraben. Er befand sich unter der satanischen Herrschaft Hitlers im Zentrum der Nazi-Hauptstadt.

Aber damit ist die Geschichte vom Sitz des Teufels noch nicht zu Ende. Im „Svenska Dagbladet“, Stockholm, vom 27. Januar 1948 steht:
1. Daß die sowjetische Armee nach der Eroberung Berlins den Pergamonaltar von Deutschland nach Moskau brachte.
Dieses imposante Gebilde ist ca. 39 m lang, 36,5 m breit und 12 m hoch. Seltsamerweise wurde er jedoch in keinem sowjetischen Museum ausgestellt. Wozu wurde er dann nach Moskau gebracht?
Ich erwähnt schon früher, daß hohe Spitzenfunktionäre der sowjetischen Hierarchie satanische Riten zelebrierten. Haben sie vielleicht den Altar für private Zwecke reserviert? Es gibt so viele ungeklärte Fragen. Aber so wertvolle historische Stücke verschwinden gewöhnlich nicht einfach, sondern sind der Stolz der Museen.

2. Daß der Architekt Stjusew, der das Lenin‑Mausoleum baute, den Pergamon‑Altar beim Bau des Grabmals 1924 zum Vorbild nahm. Stjusew erhielt damals die notwendigen Informationen von Frederik Poulsen, einer Autorität in archäologischen Kreisen.
Tausende von Sowjetbürgern stehen jeden Tag Schlange, um das Heiligtum des Satans zu besichtigen, in dem Lenins Mumie liegt. Führer von Staat und Kirche aus der ganzen Welt erweisen dem „Schutzheiligen“ der Sowjets in diesem Wahrzeichen des Teufels die Ehre. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Blumen dorthin gebracht werden, während die christlichen Kirchen auf demselben Roten Platz dagegen vor langer Zeit in Museen umfunktioniert wurden.
Der Satan herrscht deutlich sichtbar in der Sowjetunion.
Der Satanstempel in Pergamon war einer von vielen seiner Zeit.
Weshalb hat Jesus gerade ihn genannt? Wahrscheinlich nicht wegen seiner damaligen untergeordneten Rolle, sondern weil seine Worte prophetisch waren. Er sprach vom Nazismus und Kommunismus, die beide diesen Altar ehren würden.
Dies ist die Geschichte von Lenins Grab; ironischerweise steht auf dem Grab seines Vaters die Inschrift „Christi Licht erleuchtet alle“ mit einer Vielzahl von Bibelversen.
Im Kampf des Christentums gegen den Kommunismus kämpfen die Gläubigen nicht „mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel”. (Eph. 6,12)

4. DIE SYNAGOGE SATANS


Von Norbert Homuth (aus dem Buch Die Verschwörung des Antichristus)

Jeder, der auch nur in den untersten Grad einer Freimaurerloge aufgenommen wird, steht im Dienste Satans und seiner Kolonnen, auch wenn er kein offizieller Satanist oder Magier ist; denn der Logenraum hat eine unsichtbare und geheime Anordnung von magischen Symbolen, Kreisen und Bannlinien. Die meisten Eintretenden geraten unwissend in diese aufgebauten Kraftfelder heidnischer Magie, indem sie die im Tempelraum ausgelegten Linien überschreiten und durchqueren. Das magische Kräftefeld, das in jeder Loge aufgebaut ist, ist ungewöhnlich stark.

Darum ist die Freimaurerei nichts anderes als eine Spielart des Hexentums. Jede Loge ist von ihrer Grundkonstruktion her so angelegt, daß in der Mitte unsichtbar das magische Pentalpha angebracht ist mit dem Kreis herum. Jeder, der das Hexentum kennt, weiß: wenn die Magie dieses Symbols aktiviert ist durch verschiedene Riten und Sprüche, kommt es zur Manifestation von Dämonen. Im Hexentum wie in der Freimaurerei sind es die alten Götter, die vor dem Christentum angebetet wurden und nun wieder neu beschworen werden: der Große Gott Pan, Osiris oder der Gehörnte Gott oder Jäger, und Isis, Artemis, Astarte, Diana, Innana, Kali, Lilith, Tanith usw., alles verschiedene Namen für die Große Göttin oder Himmelskönigin.
Ich bin mir bewußt, daß diese Leute über Kräfte verfügen. Nicht nur einmal bin ich an Hexen und Magier geraten, die mich mit Bannflüchen belegten und auch mein Haus unter magischen Beschuß nahmen, wobei ich Dinge erlebte, die ich hier nicht veröffentlichen will. Aber dem Kreuze Christi hatten sie nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Der in uns ist, ist stärker als der in der Welt. (1.Joh.4,4)

Im Hexentum wie in der Freimaurerei und in allen Mysterienbünden geht es letztlich immer nur um eines: Zerstörung des Christentums und Wiedereinsetzung der vorchristlichen, heidnischen Zustände. Dazu ist das Tier aus dem Meer gestiegen und wieder zum Leben gekommen, um zusammen mit dem Falschen Propheten das Kreuz zu vernichten und das Hexagramm wieder zu aktivieren. Darum sind auch gerade im Zionismus zutiefst okkulte Stömungen.

Im Hexentum spricht man immer von der “Alten Religion” und meint damit “Die heidnische Religion vor dem Aufkommen des Christentums”. Das Hexentum wie die Freimaurerei verstehen sich als die “Fortsetzung und Wiederanknüpfung an die heidnische, durch das Christentum unterbrochene, Tradition”.
Die Freimaurerei der ersten drei Grade, die sog. Johannis ‑ Loge, wird oft auch von den Evangelikalen als harmlos oder gar christlich hingestellt. Doch die Mitgliedschaft in den 3 untersten Graden reicht aus, um den Eintretenden unter satanischen Einfluss zu bringen. Um meine Warnung zu unterstreichen, veröffentliche ich hier das Ritual für die Erhebung in den Meistergrad (3.Grad):

Das Ritual des Meistergrades dreht sich wie fast alle anderen Grade um den abgefallenen König Salomo und seinen ermordeten Tempelbaumeister Hiram aus dem Stamme Dan. Bei der Beförderung in den 3. Grad wird die Ermordung Hirams und seine Auferstehung von den Toten nachvollzogen. Der Freimaurer erleidet zunächst den rituellen 2. Tod (der 1. Tod war im 1. Grad), und zwar derart makaber und schauerlich, daß es ihm zum Erleben wird, das er sein Leben lang nicht mehr vergessen kann.

Nach der Einführung in den Tempel durch den 1. Aufseher ‑ er wird rückwärts hineingeführt, die Augen noch verbunden, ein Strick um den Hals ‑ wird das Ritual dramatisch. Der Tempel ist schwarz verhangen und fast völlig dunkel. Nur ein erleuchteter echter Totenschädel, der aus den Augen leuchtet, ruht auf einem Katafalk und verbreitet Gruftatmosphäre. Im Westen des Tempels erhebt sich ein Mausoleum; es zeigt eine Urne auf einem dreieckigen Grab. Ein leuchtender Dampf steigt aus ihr empor.

Nach der symbolischen Reise durch die Dimensionen wird der Neuling von einer ernsten Stimme angerufen, die aus einer fernen Tiefe zu kommen scheint. Es ist der Meister der Loge, der nun mit rechteckigen Bewegungen wie eine Puppe auf ihn zukommt und ihn mit einem Maurerhammer rituell erschlägt. Der so “Getötete” wird in einen Sarg gelegt oder unter ein Leichentuch. Nun kommt der erste Bruder Aufseher, berührt die rechte Hand des Toten, um ihn unter Aussprechen des Paßwortes des 1. Grades zum Leben zu erwecken: Jachin!
Doch der Tote rührt sich nicht. Dasselbe versucht nun der zweite Bruder Aufseher mit dem Paßwort des 2. Grades: Boas! Vergeblich.
Jetzt befiehlt der Meister allen anwesenden Brüdern, die Menschenkette um den “Toten” zu schließen, um die höchste Kraft der Loge zu entbinden. Und tatsächlich, der “Tote” kommt zu sich.
Der so durch die Kraft der Kette Wiedergeborene wird nun in die 5 Punkte der Vollkommenheit eingeweiht: Gesicht an Gesicht, rechter Fuß an rechten Fuß, Knie an Knie, Brust an Brust, die rechten Hände verschlungen, den linken Arm über die Schulter des Bruders. In dieser Stellung flüstert ihm der Meister das geheime Wort ins Ohr: Mahabon (Sohn der Verwesung!).
Er spricht nun den Eid: “Ich schwöre feierlich, daß ich den Grad eines Meisters weder jemandem unterhalb des Grades noch irgendeinem Wesen in der bekannten Welt enthüllen werde . . .  ich tue dies unter der Strafandrohung, daß mein Körper in der Mitte zerrissen wird . . . und meine Eingeweide zu Asche verbrannt und durch alle vier Winde zerstreut werde.”

In diesem Moment wird die Loge durch einen Lichtstoß schlagartig erleuchtet. Hiram ist wiedergeboren und lebt nun im neu Eingeweihten weiter, der hinfort besessen ist von einer uralten Magie, der Hexagramm‑Magie, die bis über Salomo hinausgeht und sich in den babylonischen, ägyptischen und druidischen Mysterien grauer Vorzeiten verliert.

Das Hexagramm, das erst durch den Götzendienst Salomos in Israel eingedrungen war, ist zusammen mit dem Pentagramm das Sigillum Salomonis und ist daher das Zeichen des Meistergrades in der Freimaurerei.

Mildtätigkeit ist die Maske der Freimaurer. Dahinter aber steckt die Fratze: ein grausames Ritual, das den Menschen durch die Beschwörung jener uralten Magie zurück ins vorchristliche Heidentum schleudern soll.
Letztlich ist die Wiedergeburt Hirams im Freimaurer immer ein Stück Wiedergeburt des Tieres, das die Wunde vom Schwert hatte und wieder lebendig wurde. Und so formiert der Antichrist seine Kolonnen, um das Christentum zu überwinden und das vorchristliche Heidentum wieder zu aktivieren.
Der Freimaurer O. Wirth schreibt in „Symbolisme hermetique”: “Der 2. Tod entspricht der Vollendung des großen Werkes”  –  Ja, des Satanswerkes!

Was der 2. Tod wirklich bedeutet, sagt uns Offb. 20,14: Es ist der endgültige Zustand in der Hölle!

Zusammengestellt und die Hervorhebungen, Horst Koch, Herborn, im Jahre 2007
www.horst-koch.de
info@horst-koch.de

Anhang zum Thema. Beitrag von Doron Schneider, Jerusalem. Stark gekürzt eingefügt am 10. 1. 2019. Horst Koch, Herborn

Auszug:

… “Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Das sagt, der das scharfe zweischneidige Schwert hat: Ich kenne deine Werke und weiß, wo du wohnst: da, wo der Thron des Satans ist …“


. . . bereits sechs Monate später konnten die ersten Reliefteile des 120 Meter langen Götterfrieses nach Berlin geschafft werden und Ende 1886 waren die Grabungen bereits abgeschlossen. Als der Pergamon-Altar 1902 in Berlin eingeweiht wurde, führten 1.500 Künstler unter kaiserlicher Aufsicht ein pergamonisches Götterfest auf, denn die wilhelminische Dynastie feierte die Überführung des Altars nach Berlin als “stolzestes Denkmal ihrer Monarchie”.

Gebannt von der Faszination des Altars beauftragte Adolf Hitler 1934 seinen Architekten Albert Speer mit der Nachbildung des Pergamon-Altars für seine Reichsparteitage in Nürnberg. Von der Pergamon- Zeppelintribüne konnte Hitler ab 1936 als “Hoherpriester der Partei” für seine Gläubigen die Festgottesdienste zelebrieren − von dort aus proklamierte er die Vernichtung alles nichtarischen Blutes und Glaubens. So zog der “NS-Thron Satans” Millionen Deutsche in seinen Bann und Tod.


. . . der Seher von Patmos nennt ihn nur “Satans Thron”. Die Opfer wurden auf den hinaufführenden Stufen der 20 Meter breiten Treppe getötet und oben verbrannt. Im Zuge der Christenverfolgung brachte man dort auch Christen um. Die 2,40 m hohen Götter- und Titanenfiguren des Altarfrieses stellen eine Gigantomachie dar, den Kampf der Götter gegen die Giganten . . .  
Wegen des Zweiten Weltkrieges wurde der Pergamon-Altar 1941 abgebaut und in bombensicheren Räumen untergebracht. Nach Ende des Krieges 1945 transportierten die Sowjets die noch eingepackten Altarteile als Beute nach Leningrad, wo der Pergamon-Altar in der Eremitage lagerte. Die Russen aber hatten keine Freude an dem “Thron Satans”, so schickte ihn Chruschtschow auf Verlangen der Deutschen und “auf Drängen seiner frommen Mutter” 1958 nach Ost-Berlin zurück, wo er seit 1959 wieder im Pergamon-Museum zu sehen ist.
 

. . . Davon redet auch die Apokalypse: “Da hob ein starker Engel einen Stein auf und schleuderte ihn ins Meer mit Worten: So wird die große Stadt Babylon weggeschleudert werden und nicht mehr zu finden sein” (Offenbarung 18,21.24).
 
Kann und darf man Berlin mit Babylon vergleichen, mit dem Babylon, das ruhelos durch die Imperien zieht, weil es dem Himmel und den von Gott Auserwählten den Kampf erklärte?
So wie Babylons “gehende Schlange” gegen Jerusalem und das jüdische Volk Krieg führt, so erklärte der Böse vom Pergamon-Altar, dem “Thron Satans” aus, den gläubigen Christen den Krieg. Beide aber stehen nebeneinander in Berlin. Zuerst wurden im Dritten Reich die Juden verfolgt, sofort danach die bekennenden Christen, die den “deutschen Mythos” nicht mitmachten. So war es immer: Wenn die Juden verfolgt wurden, dauerte es nicht lange, dann wurden auch die wahren Christen verfolgt.
Babylons Ischtar-Tor und Pergamon-Altar gehören genauso zusammen wie Juden und Christen. Genauso wie die wahren Christen in den Ölbaum Israel hineingepfropft sind (Römer 11) und eine geistliche Einheit und Auserwählung bilden, genauso formte Gottes Widersacher eine gemeinsame Front aus Babylons “Gewimmel der Bestien” und Pergamons “Thron Satans” − beide stehen vereint nebeneinander in Berlin. 
 
Daher sollte man sehr aufmerksam die wieder von Berlin ausgehende Politik beobachten und sich umso entschiedener auf die Seite Gottes stellen, sonst wird Berlin wirklich zum Sitz des vierten und damit letzten Reiches.
Gott aber “weiß, wo du wohnst”, daher wird er jene stärken, die in Politik und Kirche sich mutig zu Gottes Volk Israel und zur Gemeinde Jesu als eine von Gott zusammengefügte Einheit bekennen, die von niemandem überwunden werden kann.


Doron Schneider, Jerusalem.