Ihr seid das Salz der Erde (Thielicke)

Helmuth Thielicke

Das Salz der Erde

Wenn man viele Christen in ihrer oft weichen und femininen und süßlichen Art sieht, möchte man meinen, daß sie doch den Ehrgeiz hätten, der Honigseim der Welt zu sein. Sie versüßen und verzuckern die Bitternis des Schicksals durch eine allzu billige Vorstellung vom lieben Gott. Sie erweichen die Härte der Schuld durch eine fast beängstigende Kindschaftsromantik. Sie haben die Hölle wegretuschiert und sehen nur den Himmel offen. Sie stecken vor Teufel und Anfechtung den Kopf in den Sand und haben das ewige und verkrampfte Lächeln einer gespielten Weltüberwindung auf ihren Zügen.

Das Reich Gottes, das unter den Wehen der Geschichte und unter wilden Schmerzen, das unter den Exzessen des Antichrists und unter dem Stöhnen der Märtyrer hereinbrechen soll, ist ihnen zu einem harmlosen Blütengarten geworden, und ihr Glaube ein süßer Honig, den sie diesen Blüten entnehmen. Daher kommt es denn auch, daß die Welt sich an diesen Christen immer wieder überißt und sich angeekelt abwendet, weil sie spürt, daß das Leben härter ist und daß es deshalb größeren Anstand verrät, wenn man seine Bitternisse unverzuckert erträgt.

Aber Jesus sagt ja gar nicht: »Ihr seid der Honig«, sondern »Ihr seid das Salz«. Das Salz beißt; und die unverkürzte Botschaft vom Gericht und von der Gnade Gottes hat denn auch noch immer gebissen, so sehr, daß man dagegen aufbegehrte und oft genug wieder gebissen hat.

Der Honiggott der natürlichen Weltanschauungen war leichter zu ertragen. Wo Salzkraft in einer Kirche und in einer Predigt ist, da findet man auch immer das saure Reagieren. Denn das Salz beißt und ätzt überall da, wo wir Menschen wunde Stellen haben. Wir aber wollen eine Heilung ohne Schmerzen – und außerdem sind wir nicht gern an jene wunden Stellen erinnert. Darum schreit die Welt nicht nur nach dem Goldenen Kalb, sondern nach den Honiggöttern, die unsere tiefsten Wunden vergessen machen. Wo das saure Reagieren auf die Botschaft nicht mehr da ist, da fehlt das echte Salz.

Es ist ein bedenkliches Zeichen, wenn die Welt in einem allzu ungetrübten Frieden mit der Kirche lebt und wenn eine Gemeinde allzu begeistert von ihrem Prediger ist. Dann hat er in der Regel kein Salz von der Kanzel gestreut. Die Menschen unter der Kanzel hat es nicht gebissen, und so sind sie denn nach Hause gegangen und haben gemeint, sie seien gesund, sie trügen keine Wunden, und der liebe Gott hätte sie »mit heiler Haut« davonkommen lassen. Begeisterung und allzu einmütige Zustimmung zu einer Predigt pflegen auf bedenkliche Mangelerscheinungen zu deuten.

Und weiter: Das Salz hat eine fäulnisverhindernde, eine konservierende Kraft. Das Fleisch des Abendlandes ist faulig und stinkend geworden, seitdem das Salz fehlt. Gewiß, man hat Fortschritte gemacht, man ist technisch auf der Höhe, man hat die Freude des Diesseits entdeckt, man liebt das braungebrannte, das lebensfrohe, das junge Fleisch. Aber darin kann der Wurm sitzen, und wohin wir mit der Devise der sonnengebräunten Lebensbejahung gekommen sind, in welchen Abgrund die Welt ohne Gott stürzt (diese in ihren eigenen Wonnen erschauernde und sich selber vergötternde Welt), das haben wir ja wahrhaftig in einer Weise am eigenen Leibe erfahren, daß ich darüber kein Wort zu verlieren brauche.

Wir, einschließlich aller nur denkbaren Freidenker, Atheisten und Antitheisten, leben alle noch vielmehr vom christlichen Erbe, vom »Salz im Fleisch«, als wir es selber wissen. Aber der Organismus unseres Vaterlandes, ja unseres ganzen Erdteiles, hat es allmählich aufgesaugt. Darum sind die Jünger so nötig, die neue Salzkraft in die Welt tragen und sie gegen die eingedrungenen Giftstoffe der Fäulnis und der Verwesung gegen alle jene Prozesse, die man mit einem ahnungsvollen Namen als »Untergang des Abendlandes« bezeichnet immunisieren helfen.

Professor Helmut Thielicke in: Das Helmut Thielicke Lesebuch; Quellverlag Stuttgart 1998: 200-201




Der Ernstfall (Dr. Fr. Lux)

Dr. Friedemann Lux

DER ERNSTFALL IST DA

KIRCHEN NACH EINEM JAHR CORONA

Einleitung 

Jetzt ist es fast ein Jahr her, dass die Corona-Pandemie die Gemüter beschäftigt. Und ein halbes Jahr, dass bei sommerlichem Wetter die große Erleichterung an ng: Jetzt haben wir es doch wohl bald geschafft . . . Wir wissen, dass es ganz anders gekommen ist. Die „zweite Welle“ hat die Welt im Griff. Neue Mutationen des Virus könnten seine Bekämpfung zu einem Fall des klassischen Wettlaufs zwischen Hase und Igel machen: Was die Medizin auch anstellt, das Biest ist schneller. Statt „Lockerungen“ erleben wir einen neuen, ungleich härteren Lockdown, der schon bald bis an den Rand des faktischen Hausarrests für fast alle gehen kann. Juristisch ist er in Deutschland mittlerweile abgesichert durch die am 18. November 2020 im Bundestag durchgepeitschte „Reform des Infektionsschutzgesetzes“, von manchen als „Ermächtigungsgesetz“ bezeichnet. 

Was für Versprechen, Erklärungen und Prognosen kann man zurzeit noch glauben? 

„Unsere Mediziner haben die Lage im Griff.“ Stimmt nicht. Sie wollen sie zwar in den Griff bekommen, sind schier besessen von dem Willen, die Pandemie mit den Mitteln menschlicher Medizintechnologie zu meistern. Doch in Wirklichkeit erleben wir den nächsten Turmbau zu Babel (bereits den dritten in der neueren Zeit, zählt man die „Energiewende“ und die „Klimarettung“ dazu). Und ein gigantisches Gericht Gottes über die „Halbgötter in Weiß“. Sie geben selber zu, dass keiner so genau weiß, wie das mit den Impfungen werden wird, und jederzeit können die Meldungen über eine neue Mutation kommen, die nicht nur im Ansteckungspotenzial, sondern auch in der Schwere des Krankheitsverlaufs wesentlich aggressiver ist als das Virus, das wir bisher kennen. 

„Die Maßnahmen wirken, wir müssen nur ein bisschen nachbessern.“ Tatsache ist: Regierende und Mediziner in aller Welt können offenbar machen was sie wollen, die Pandemie rast weiter. 

„Das sind doch nur vorübergehende Einschränkungen.“ Das hören wir jetzt seit einem Dreivierteljahr, und je länger wir es hören, umso unglaubwürdiger wird es. 

„Einen Lockdown wie im Frühjahr 2020 wird es nie mehr geben.“ Tönten die Regierenden in Deutschland Anfang September. Wie kurz „nie mehr“ doch sein kann . . . Oder stimmt der Satz vielleicht doch? Der jetzige Lockdown ist ja in der Tat nicht so wie der im Frühjahr, sondern schlimmer. 

„Wir wollen die Bevölkerung schützen. Der Schutz des Lebens ist unser höchstes Gut.“ Wer sich klarmacht, dass in diesem Land jedes Jahr über 100.000 Kinder im Mutterleib fachgerecht getötet werden, der weiß, wie hohl dieser Satz ist. 

„Das machen die da oben doch nie.“ – „Das dürfen die doch gar nicht.“ – „Das trauen die sich doch gar nicht.“ – „Wir leben doch in einer Demokratie.“
Wir wissen inzwischen, was sie alles machen und sich sehr wohl trauen. Seit dem Gesetz vom 18. November 2020 dürfen sie es sogar. Fundamentale Grundrechte der Demokratie sind ausgesetzt oder beschnitten.
Meinungsfreiheit? Wird zügig reduziert; die „elektronische Bücherverbrennung“ (Abschaltung von Beiträgen im Internet) boomt.
Demonstrationsfreiheit? Ist, wenn es um die Corona-Maßnahmen geht, an die Leine genommen worden.
Eine glaubwürdige Opposition in den Parlamenten? Gibt es höchstens auf Sparflamme.
Bewegungs- und Reisefreiheit? Bleiben eingeschränkt.
Freiheit der Religionsausübung? Selbst hier kriselt es, aber mehr dazu unten in Abschnitt 4 und 5. 

Und es ist ja nicht nur in Deutschland so, sondern in weiten Teilen der Welt. Und was dem nachdenklichen Beobachter auffällt, ist nicht nur das, was alles gesagt wird, sondern auch das, worüber nicht gesprochen wird – GOTT. Die Medizin, die Wissenschaft, die Politik, die richtige Strategie soll es richten. Gott kommt in der öffentlichen Debatte nicht vor. 

Das ist unsere Situation. Die erste große Frage lautet hier: Wie konnte es zu dieser Reaktion auf Corona kommen? Die zweite Frage lautet: Wozu hat das geführt? Wie ist die derzeitige Lage speziell in Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften? Was lässt diese Lage für die Zukunft ahnen? Und die dritte Frage ist: Wie können Christen und Gemeinden sich auf diese Zukunft vorbereiten? Ich werde diese Fragen bewusst aus der geistlich-christlichen Perspektive heraus stellen. Es ist die alles entscheidende Perspektive, denn die fundamentale Realität unseres Kosmos heißt nicht „Wissenschaft“, nicht „Politik“, noch nicht einmal „Demokratie“, sondern „Gott“. Fangen wir an. 

1. Die vergessene Realität: Ein Weltbild ohne Gott 

Das klassische jüdisch-christliche Weltbild basiert darauf, dass es eine Welt der Immanenz und eine Welt der Transzendenz gibt. Das Nizäische Glaubensbekenntnis formuliert es so: „Wir glauben an den einen Gott, . . . der alles geschaffen hat, . . . die sichtbare und die unsichtbare Welt.“ Die sichtbare Welt ist der Kosmos, wie er den Sinnesorganen sowie den diversen Beobachtungs- und Messinstrumenten des Menschen zugänglich ist. Sie ist das, was physikalisch erfassbar und beschreibbar ist. Die unsichtbare Welt ist die Welt Gottes und der Engel sowie des Teufels und der Dämonen – eine Welt, die physikalisch nicht erfassbar und keinem Fernrohr, Teleskop oder Mikroskop zugänglich ist. Diese Welt liegt nicht etwa „ganz weit draußen“, hinter x Galaxien, sondern sie ist mit der sichtbaren Welt verwoben und verschränkt. Für den Menschen, der den wahren Gott liebt, kann sie sich augenblicksweise schon in diesem Leben öffnen – etwa im Gebet, beim Hören der Matthäuspassion, beim Lesen der Bibel, in der Gottesdienstliturgie oder bei der Feier des Abendmahls. Der Wissenschaft ist sie hermetisch verschlossen. 

Es ist die übereinstimmende Aussage sowohl der Bibel als auch der Kirchen- und Missionsgeschichte, dass die Transzendenz in die Immanenz hineinwirkt. Die Zahl der Bibelstellen, die Kriege, Naturkatastrophen und politische Erschütterungen, aber auch wunderbare Errettungen und Krankenheilungen Gottes Wirken zuschreiben, ist Legion. Es ist für die Bibel eine absolute 

Selbstverständlichkeit, dass Gott ein Akteur, ja in gewissem Sinne der Akteur der Weltgeschichte ist. Und genauso selbstverständlich ist, dass auch das Böse in die Welt hineinwirken kann – dass Menschen von Dämonen besessen sein können und dass hinter Kriegen, Revolutionen, falschen Ideologien und unterdrückerischen Regimes Mächte der Finsternis stecken. 

Diese ganze Dimension der Transzendenz ist zuerst von der philosophischen Aufklärung und danach von der bibelkritischen Theologie für das Denken abgeschafft worden. Aus dem „Darüber können wir nichts aussagen“ wurde schnell ein „Das existiert nicht, das kann man einem denkenden Menschen nicht zumuten.“ Das Weltbild der Moderne kennt keine „unsichtbare Welt“ mehr; diese Welt zählt nicht mehr für Erklärungen und Forschungen. 

Mit das Heimtückischste an dieser Entwicklung ist, dass sie auch bei den „Frommen“, die eigentlich Bibel und christliche Tradition hochhalten, Spuren hinterlassen hat. Dafür zwei Beispiele, die erst ein paar Jahrzehnte zurückliegen. 

Beispiel Nr. 1: In Markus 9,14ff. nden wir die Heilung eines besessenen Knaben durch Jesus. In einer frühen modernen Bibelübersetzung fügte die Redaktion vor dieser Episode folgende Zwischenüberschrift ein: „Jesus heilt ein epileptisches Kind.“ Die geschilderten Symptome „passen“ zum Teil durchaus zu einem epileptischen Anfall. Aber der Text redet eindeutig von einem „unreinen Geist“. Was ist hier geschehen? Der redaktionelle Bearbeiter war im Weltbild der Moderne gefangen, die keine Dämonen mehr kennt; also musste Epilepsie als Erklärung herhalten. 

Beispiel Nr. 2: In den 1980er Jahren schrieb der Leiter eines christlichen Sanatoriums ein Buch, in welchem er u.a. auf das Gebet für die Kranken nach Jakobus 5,14-15 zu sprechen kam. Er schrieb, dass das moderne Gegenstück des Salbens mit Öl die Verabreichung moderner Medikamente sei: Früher haben sie die Kranken mit Öl gesalbt, heute machen wir das anders . . . Aber das „anders machen“ ist in Jakobus 5 gar nicht vorgesehen. Medikamente gab es auch damals schon, aber Jakobus fordert nicht dazu auf, dem Kranken z.B. Heilkräuter zu geben, sondern ihn mit Öl zu salben (als Symbol des Heiligen Geistes) und für ihn zu beten; der Ansatz ist überhaupt nicht medizinisch, sondern seelsorgerlich. Doch das moderne Weltbild war im Hinterkopf dieses Autors so stark, dass er Jakobus‘ Anweisung gleichsam nur durch die Brille dieses Weltbildes sehen konnte. 

Ein Riesenproblem der Christenheit in der Moderne und Postmoderne ist, dass sie zwar in Gottesdienst und Bibelstunde das biblische Weltbild der sichtbaren und der unsichtbaren Welt glaubt, aber im Alltag (fast möchte man sagen: „im richtigen Leben“) oft zurückfällt in das moderne Weltbild, das nur noch die sichtbare Welt kennt. Welcher Christ rechnet z.B. noch damit, dass die an Krebs erkrankte Freundin durch ein Eingreifen Gottes geheilt werden könnte? Stattdessen wird gleich darum gebetet, dass sie die Chemotherapie möglichst gut übersteht . . . 

Jesus hat in der Bergpredigt gesagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Genauso kann man als Christ nicht zwei Weltbilder haben – das eine für die Kirche, das andere für das „wirkliche“ Leben. Wir müssen uns entscheiden. Und da lautet die wichtigste Erkenntnis, die es zu Corona gibt, so: Diese Pandemie hat zentral mit Gott zu tun. Wir haben sie als Gericht bzw. Sich-zu-Wort-Melden Gottes zu verstehen. Wer dies nicht begreift bzw. als „unwissenschaftlich“ beiseiteschiebt, wirft den Schlüssel zum Verständnis – und zur Beendigung – der Pandemie von vornherein weg. 

Eine Regierung, die die Dimension Gottes ernst nimmt, würde die Bürger zum Beten und zu Bitt- und Bußgottesdiensten aufrufen, anstatt ihre religiöse Versammlungsfreiheit einzuschränken. Können wir im Ernst erwarten, dass Corona aufhört und alles wieder gut wird, solange wir es nicht als Reden Gottes begreifen und darauf antworten? Wie realitätsfremd kann man werden? Noch einmal: Man kann nicht zwei Weltbilder haben. 

2. Die vergessene Realität: Gesundheit statt Seelenheil 

Parallel zur Abschaffung der Dimension der Transzendenz hat sich eine massive Störung der Gewichtsverteilung zwischen dem Körper und der Seele des Menschen vollzogen. Hier ist nicht der Ort für eine philosophische oder theologische Analyse des Leib-Seele-Dualismus, aber halten wir fest: Überall, wo im Neuen Testament von Bekehrungen die Rede ist, geht es zentral um das Seelenheil, genauer: um das ewige Heil, das nach dem Tod fortbesteht und dann erst seine ganze Erfüllung findet. Es war die Sorge um das Seelenheil, die Luther zum Reformator werden ließ, und viele Jahrhunderte lang ging es in Mission und Evangelisation zuvörderst darum, „Seelen zu retten“; dass die geretteten Seelen dann auch vernünftiger mit ihrem Leib umgingen, war sozusagen eine positive Nebenwirkung. 

Der Einbruch der heidnischen Gnosis in die alte Kirche hat die Balance zwischen Seele und Leib zeitweise bedenklich weit zugunsten der Seele verschoben. Manche spätantiken Eremiten lebten nach dem Motto: „Wir waschen uns nie“. Der Leib, das war das Böse. Doch das ist heute Schnee von vorgestern. Längst ist das Pendel weit in das andere Extrem hineingeschwungen. Heute geben die Bürger der Wohlstandsländer (darunter auch Christen) jährlich Unsummen aus, um ihren Körper möglichst lange schön, frisch und gesund zu erhalten. Gesundheit und ein langes Leben sind für viele eine Religion geworden. Ewige Seligkeit bzw. „in den Himmel kommen“ spielt für die Menschen, die an keinen Gott glauben, keine Rolle mehr; von Wohlfühlchristen wird es als Selbstverständlichkeit abgehakt. 

Man muss um diese Verschiebung der zentralen Sorge des Menschen vom ewigen Seelenheil zur körperlichen Gesundheit wissen, um die irrationale Angst der Menschen in unserem Land vor einer Ansteckung mit COVID 19 verstehen zu können. Die Medizin, die Medien und die Mächtigen brauchen gar nicht viel zu unternehmen, um dieses Feuer zu schüren; die Flamme ist schon so stark genug. Menschen, für die das ewige Seelenheil entweder nicht mehr existiert oder billig geworden sind, sind bereit, fast jeden Preis zu zahlen, um nur ja nicht vorzeitig sterben zu müssen. Masken tragen, keine Geburtstagsfeiern mehr, die Oma im Altenheim nicht mehr besuchen, auf den Urlaub verzichten, der sicheren Arbeitslosigkeit und dem sicheren Staatsbankrott ins Auge sehen – alles geht. 

Folgende Fragen sind hilfreich, um zu bestimmen, wo man bezüglich des Themas „Gesundheit und Seelenheil“ steht. Fragen wir uns einmal ganz einfach: 

• Was ist mir wichtiger: regelmäßiger Ausgleichssport oder regelmäßig das Heilige Abendmahl feiern? 

• Was ist mir wichtiger: der Arztbesuch oder die Beichte? Gesundheit oder Vergebung der Sünden? 

• Wovor habe ich mehr Angst: Krebs (oder Corona!) zu bekommen oder in Gottes Gericht verdammt zu werden? 

• Wenn ich wüsste, dass ich in einer Stunde sterben werde, wüsste ich dann ganz genau, dass es anschließend weitergehen und Gott mich gnädig annehmen wird? 

3. Die vergessene Realität: Menschen mehr gehorchen als Gott 

Zu der absoluten Realität Gottes gehört es auch, dass Gott derjenige ist, dem ich am meisten Gehorsam und Loyalität schuldig bin. Der Satz „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29) ist eines der zentralsten Prinzipien in der Bibel. Im Kontext eines Predigtverbots durch den Sanhedrin in Jerusalem ausgesprochen, zieht er sowohl in der Bibel (dort bereits im Alten Testament) als auch in der Kirchengeschichte weite Kreise. Im Gegensatz zu dem, was heute durch manche evangelikalen Köpfe geistert, wird er durch die bekannte Stelle Römer 13,1–7 („jedermann sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat . . .“) mitnichten aufgehoben.
Von den ägyptischen Hebammen und Mose im Buch Exodus bis zu „modernen“ Glaubenszeugen wie Dietrich Bonhoeffer und den Christen bei den Montagsdemonstrationen 1989 in der ehemaligen DDR reicht die Palette von gottesfürchtigen Menschen, die staatlichen Obrigkeiten und Verordnungen trotzten, weil Gottes Gebote und Gerechtigkeit etwas anderes nicht zuließen. 

Aber Gott gehorchen – auch dies ist dem modernen (und erst recht dem postmodernen) Menschen abhandengekommen. Dies gilt selbst für viele fromme Kreise, wo das unbiblische, dem Zeitgeist angepasste Gotteszerrbild des lieben Gottes, der ein Züchtigungsverbot bekommen hat, den Gedanken, dass man Gott so etwas wie Gehorsam schuldig sein könnte, weithin verdrängt hat. Dann lieber dem Staat gehorchen, denn der – vgl. den riesigen Bußgeldkatalog für „Verstöße“ gegen die Corona-Regeln – hat kein Züchtigungsverbot, sondern bestraft einen munter. Traurig, aber wahr: Viele Christen fürchten heute die Vertreter des Staates mehr als Gott – und das (es ist eigentlich nicht zu fassen) in einem demokratischen System, wo ja der Bürger der Souverän sein sollte! 

Abschließen möchte ich diesen Abschnitt mit einer (manchen vielleicht schon bekannten) Szene aus einer Bibelstunde vor vielleicht 50 Jahren. Das Thema des Abends sind Gottes Gebote, und um den Teilnehmern etwas zu geben, worin sie sich festbeißen können, erzählt der Leiter eine wahre Geschichte aus der Hitlerzeit: 

Man schreibt das Jahr 1943, die „Endlösung der Judenfrage“ rollt. Eine gläubige Familie hat im Keller ihres Hauses einen Juden versteckt. Eines Abends – man sitzt in der Küche beim Abendessen – klingelt es an der Tür. Der Hausherr geht hin und öffnet. Draußen stehen zwei Gestapo-Beamte: „Wir machen gerade eine Umfrage für die öffentliche Sicherheit. Wohnen in Ihrem Haus Juden?“ Der Hausherr erwidert mit der ruhigsten Miene der Welt: „Nein, wie kommen Sie auf so was? Bei uns gibt’s keine Juden!“ Man tauscht noch ein paar Höflichkeiten aus, dann gehen die Männer wieder. 

Kommentar mehrerer Teilnehmer der Bibelstunde: „Wie konnte der Hausherr so was sagen? Christen dürfen doch nicht lügen!“ Ob diese von Freiheit verwöhnten Frommen schon einmal von den hebräischen Hebammen aus 2. Mose 1 gehört hatten? 

4. Wie haben die Kirchen auf Corona reagiert? 

Zurück zur aktuellen Lage. Stellen wir uns, C.S. Lewis‘ geniale Idee mit seiner fiktiven „Dienstanweisung an einen Unterteufel“ aufgreifend, einen Augenblick lang vor, beim Satan und seinen Dämonen gäbe es Neujahrsansprachen. Dann hätte die Ansprache des für Deutschland zuständigen Oberteufels am 1. Januar 2021 vielleicht die Überschrift „Sie singen nicht mehr“ gehabt, und der höllische Funktionär hätte schadenfroh über ausgefallene Christmetten referiert, über Präsenzgottesdienste mit absoluter Maskenpflicht, über Ordner, die einen maskenlosen Gottesdienstbesucher rüde anfahren, über verbitterte Gemeindeglieder, die nicht mehr kommen, und über Pastoren, die einem Sterbenden im Altenheim aus Hygienegründen das letzte Abendmahl verweigern. Und als Nächstes hätte er vielleicht süffisant hervorgehoben, dass, wenn die „Maßnahmen“ und „Auflagen“ noch wenige Monate weitergehen, die Christen in Deutschland, aber auch anderswo ein ganzes Kirchenjahr nicht in der gewohnten und gebotenen Weise begehen konnten. 

Viele Eltern und Lehrer sorgen sich heute, dass, wenn die Lockdowns weitergehen, die Schüler bald ein ganzes Schuljahr verloren bzw. nur als Notbetrieb erlebt haben werden, und fragen sich, was das mit der Bildung, aber auch den Seelen der Kinder macht. Bei Christen sollte der „Ausfall“ von demnächst einem ganzen normalen Kirchenjahr die Alarmglocken noch viel lauter klingen lassen. Diese Sache hat eine geistliche Bedeutung, über die viele vielleicht noch gar nicht nachgedacht haben. Nicht ins Ausland oder ins Fitnesscenter fahren zu können, ist lästig; aber kein normales Abendmahl mehr und nicht mehr singen dürfen – das zeigt, dass wir es bei Corona mit mehr als einem medizinischen Problem und menschlichen Bevormundungsspielen zu tun haben, nämlich mit den Mächten der Finsternis (vgl. Epheser 6,12). Corona ist eindeutig mehr als ein Angriff auf die Gesundheit der Menschheit; letztlich zielt es auf die Zerstörung von Freiheit und Demokratie, von Bildung und sozialem Leben, aber auch auf die Zerstörung der Gemeinde Jesu und ihrer konkreten Kirchen vor Ort. 

Leider ist das Bewusstsein für diese geistliche Tiefendimension bis jetzt noch nicht in den Chefetagen von Kirchen und kirchlichen Verbänden angekommen. Was sich im März 2020 noch als Überrumpelungseffekt erklären ließ, ist inzwischen zur eisernen Normalität geworden: Christen haben den staatlichen Aussagen Folge zu leisten, basta. Wenn in diesem Zusammenhang die Bibel zitiert wird, dann meist nur Römer 13. Wagt eine Gemeinde es, einen „normalen“ Gottesdienst abzuhalten, droht ihr die Auflösung der Veranstaltung durch die Polizei; es ist schon mehrfach passiert. Kommt es infolge dieses Gottesdienstes zu Corona-Ansteckungen, ist diesen Christen die Häme und Wut der Gesellschaft sicher. Und der Tadel selbst frommer Christen, wie man nur so „verantwortungslos“ sein kann . . . 

Der gläubige Christ, der angesichts der Mischung aus Panik und Härte, mit der die Oberen auf Corona reagieren, feststellt, dass hier Dinge fundamental schieflaufen, und sich ein mahnendes Wort von evangelikalen Organisationen und Repräsentanten erhofft, wird bisher weitgehend enttäuscht. Selbst Institutionen wie die Evangelische Allianz und diverse Gemeinschaftsverbände fahren die Linie des strikten Befolgens der staatlichen Maßnahmen. Die Bezeichnungen „Verschwörungstheoretiker“ und „Coronaleugner“ sind längst auch in Kirchen und Gemeinschaften zu verbalen Keulen geworden, mit denen selbstständig Denkende in „die rechte Ecke“ gestellt werden. Wer sich besorgt fragt, was die „Corona-Maßnahmen“ mit uns machen, findet hilfreiche Informationen und Analysen oft eher bei säkularen Autoren und Journalisten als bei kirchlichen Stellen. Diese Autoren kommen ohne Bibelzitate daher, dafür aber mit einem wachen gesunden Menschenverstand, von dem viele Fromme sich eine dicke Scheibe abschneiden könnten.

Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Zum einen erleben wir hier die Folgen einer jahrzehntelangen und zunehmenden Anpassung von Kirchen und Gemeinschaften an den Zeitgeist.
Zum Zweiten haben Jesus und die Apostel uns im Neuen Testament unmissverständlich vorhergesagt, dass in der Endzeit kräftige Verführungen über die Gemeinden hereinbrechen und viele vom Glauben abfallen werden (vgl. Matthäus 24,10; Lukas 21,16).
Und drittens gibt es historische Präzedenzfälle dafür, wie ganze Kirchenverbände und ihre Repräsentanten in Situationen, wo sie ihre Stimme hätten erheben sollen, von Blindheit geschlagen waren. Man denke nur an die Reaktion der Mehrheit der Christen und Kirchen in Deutschland auf Hitlers Diktatur. Oder an die willig angepassten Kirchen im Ostblock in den Jahren 1945– 1990. Die Verführung, sich mit den Mächtigen gutzustehen, ist schon immer stark gewesen, und die innere Widerstandskraft der heutigen Christen und Kirchen im so lange verwöhnten Westen ist definitiv nicht hoch. 

5. Christenverfolgung? 

In dem Hin und Her der Stimmen, Meinungen und Warnungen zu Corona ist auch das Stichwort „Verfolgung“ aufgekommen. Die einen sehen die Corona-Maßnahmen als Beginn einer Christenverfolgung, die anderen kontern, dass es eine Unverschämtheit sei, wenn Christen, die unter den Maßnahmen leiden, sich mit den Bürgerrechtlern in der DDR verglichen; sie wüssten doch gar nicht, was Christenverfolgung ist. Hier ist dringend Versachlichung geboten, und ich möchte sie mit zwei Punkten versuchen: mit einem historischen Rückblick und mit einigen Gedanken über gekochte Frösche. 

5.1 Wie es in den Ostblockländern war 

Als 1945 der Kommunismus Osteuropa überrollte, standen die Kirchen alsbald vor dem Problem, wie sie sich zu der neuen Obrigkeit und ihrer Ideologie verhalten sollten. Die Strategie der neuen Machthaber war – anders als anfangs in China oder in der Frühphase der russischen Revolution – nicht der Frontalangriff auf die christliche Religion als solche; vielmehr wurde systematisch versucht, die Kirche als Institution bestehen zu lassen, sie aber mit der Parteiideologie gleichzuschalten. Es ist (möglicherweise mit der Ausnahme Albaniens) in den Ostblockstaaten wie auch in der nachstalinistischen Sowjetunion nie „verboten“ gewesen, Christ zu sein; die Verfassungen enthielten selbstverständlich einen Religionsfreiheits-Paragrafen. Aber es wurde, in geschickter Ausnutzung von Römer 13, von den Kirchen erwartet, dass sie sich „an die Gesetze hielten.“ Die Devise lautete: „Ihr könnt selbstverständlich als Christen leben und zur Kirche gehen – ihr müsst euch nur an die Regeln halten.“ 

Was für Regeln waren das? Zum Beispiel, dass religiöse Unterweisung für Kinder verboten war; also bitte keine Kinderkirche oder Jungschar für Kinder unter beispielsweise 10 Jahren. Begründet wurde dies mit dem Kindeswohl (Schutz Minderjähriger vor Indoktrination). Bald darauf wurde die Altersgrenze zum Beispiel auf 12 Jahre angehoben, dann auf 14, schließlich auf 18.
Oder: Das Verteilen von Bibeln und anderen religiösen Schriften im öffentlichen Raum war verboten.
Oder: Keine religiösen Gespräche mit Kollegen während der Mittagspause.
Oder: Die Sonntagspredigt bitte vorher dem örtlichen Religionsbeauftragen vorlegen, damit etwaige missverständliche oder nicht sozialismuskonforme Formulierungen bereinigt werden können. Und muss die geplante Bibelstundenserie über die Johannesoffenbarung wirklich statt finden in diesen Zeiten, wo der Weltfriede gefährdet ist? 

Wir sehen das Prinzip. Es hat damals nicht sehr lange gedauert, und den ersten Christen wurde klar:
„So geht das nicht weiter; wenn wir da mitmachen, verraten wir unseren Herrn, das Seelenheil unserer Kinder, das Heil unserer Kollegen und, und, und . . .“
Und es bildeten sich die ersten illegalen Gemeinden (später „Untergrundkirchen“ genannt), die sich in privaten Örtlichkeiten, aber auch zum Beispiel nachts im Wald trafen, um heimlich Gottesdienst zu feiern, Gelegenheit zu Abendmahl und Beichte zu gehen, zu taufen und vieles mehr. Es dauerte wiederum nicht lange, und der Staat begann, die Untergrundkirche gnadenlos zu verfolgen. Gottesdienste wurden polizeilich aufgelöst, Pastoren inhaftiert. Und warum die Verfolgung? Weil diese Menschen Christen waren? Aber nicht doch, sondern weil sie die Regeln nicht eingehalten hatten . . . 

Es war die Untergrundkirche, die die Flamme des christlichen Glaubens in den langen Jahren der kommunistischen Unrechtsherrschaft in Europa am Brennen gehalten hat. Ohne sie wäre der Glaube in diesen Ländern rückstandslos verschwunden. Nicht alle in den westlichen Kirchen haben das begriffen. Als die Bücher des rumänischen Pastors und Dissidenten Richard Wurmbrand, den westliche Christen aus der Haft freigekauft hatten, im Westen bekannt wurden, haben viele ihm nicht geglaubt; hätte es das Wort damals schon gegeben, sie hätten ihn glatt als „Verschwörungstheoretiker“ tituliert.

5.2 Wie man einen Frosch kocht 

Viele kennen das Beispiel schon: Wenn man einen Frosch nimmt und in einen Topf mit siedend heißem Wasser wirft, wird er instinktiv versuchen, aus dem Topf herauszuspringen; selbst sein kleines Hirn hat begriffen, dass man ihn umbringen will. Tut man ihn dagegen in einen Topf mit kaltem Wasser und steigert im Folgenden die Temperatur ganz allmählich, hat man am Schluss einen perfekt gekochten Frosch, denn zu keinem Zeitpunkt hat er das dringende Bedürfnis verspürt, in die Freiheit zu springen: Es ist doch nur ein kleines bisschen wärmer geworden, das werde ich auch noch schaffen . . . 

Die osteuropäischen Machthaber nach 1945 haben diese Taktik der allmählichen Temperatursteigerung geschickt eingesetzt. Die „Untergrundkirchenfrösche“ waren diejenigen, die rechtzeitig erkannten, was mit ihnen gespielt wurde; die anderen ließen sich fertiggaren. 

Was uns zurück zu der Debatte führt, ob man die Corona-Maßnahmen als Beginn einer Christenverfolgung sehen kann. Das hängt ganz davon ab, welchem Frosch-Koch-Modell man folgt – dem mit dem siedend heißen Wasser oder dem mit der allmählichen Temperatursteigerung. Niemand kann heute im Ernst versuchen, die Lage der Christen in Deutschland mit der ihrer Glaubensgeschwister in Nordkorea, Pakistan oder dem Iran gleichzusetzen; dort ist der Boden für Christen wirklich siedend heiß. Und wo heutigen Querdenker-Demos der Wasserwerfer droht, mussten die Teilnehmer der Montagsdemonstrationen in Leipzig damit rechnen, mit Maschinengewehrsalven niedergemäht zu werden. Insofern Bejahung der einschlägigen Stellungnahmen christlicher Organisationen. 

Aber . . . Das Bild ändert sich, sobald wir in die Perspektive der zweiten Methode, Frösche zu kochen, überwechseln. Bereits seit geraumer Zeit erleben wir in den westlichen Ländern eine fortschreitende Einengung der Spielräume von Christen in Beruf, Alltag und selbst in den Kirchen. Da ist die schwedische Krankenschwester, die sich weigerte, bei Abtreibungen mitzuwirken, und daraufhin die (inzwischen von den Gerichten bestätigte) Kündigung bekam.
Da ist der Pastor in Deutschland, dem seine eigene Kirchenleitung ein totales Verbot der Ausübung seines Berufes als Pfarrer seiner Gemeinde erteilt hat, weil er angeblich „homophob“ ist.
Da ist der Schüler, der in der Abiturarbeit im Leistungsfach Biologie eine schlechtere Note bekommt, weil er sich kritisch zur Evolutionslehre geäußert hat.
Da ist die Studentin, die für ihre Semesterarbeit vorgeschrieben bekommt, alles zu „gendern“. Die Liste der Dinge, die man bei uns als Christ vorsichtshalber nicht mehr sagen sollte, wird länger und länger. Sogenannte „Hate-Speech“-Gesetze machen das Internet für den, der es wagt, seine Meinung frei zu äußern, zunehmend zu vermintem Gelände. 
Die Parallele zu dem Frosch, der ganz allmählich totgekocht wird, ist offensichtlich, und wer hier tapfer tönt: „Aber das werden die doch nie machen, und so weit wird es doch nie kommen“, beweist nur, dass er immer noch nichts begriffen hat. Was sich heute im „christlichen Abendland“ anbahnt, ist schlicht die allmähliche Erdrosselung des Christentums. 

In diese Erdrosselung passen die Corona-„Regeln“ perfekt hinein. Vor siebzig Jahren mussten Christen in Rumänien, Ungarn, Bulgarien usw. sich entscheiden, ob es „denn wirklich so schlimm“ war, wenn die Kinderstunde nicht mehr stattfand. Heute müssen Christen bei uns sich entscheiden, wie schlimm oder wie harmlos sie es finden, wenn in ihrer Gemeinde Abendmahlsfeiern nicht mehr möglich sind, Lieder und Liturgie (die ja Bekenntnisse zu Gott sind) nicht mehr von der Gemeinde gesungen werden dürfen oder die Beichte nur noch an Telefon oder Computer stattfinden kann. 

Nein, ich behaupte nicht, dass staatliche Stellen im vergangenen Februar urplötzlich in einer finsteren Verschwörung die Liquidierung der Kirchen beschlossen. Aber die Corona-„Regeln“, die sie beschlossen haben und für deren Bruch sie mit empfindlichen Strafen drohen, laufen objektiv auf eine Erdrosselung kirchlichen und christlichen Lebens hinaus. 

Was mag dem sterbenden Frosch in seinen letzten Minuten durch den Kopf gehen? Ein Satz, wieder und wieder: „Wäre ich doch gesprungen!“ Damals, als das noch ging, auch wenn es eine große Anstrengung erfordert hätte. Wäre ich doch gesprungen . . . 

• als die Redaktion des Gemeindebriefes beschloss, die Sprache im Gemeindebrief künftig konsequent zu „gendern“. 

• als die Erzieherinnen im Kindergarten der Kirche die Vorgabe bekamen, die Kinder andere Geschlechterrollen ausprobieren zu lassen. 

• als das Abendmahl in meiner Gemeinde „bis auf Weiteres“ abgeschafft wurde, um „die amtlichen Vorgaben zu erfüllen“. 

• als das Singen im Gottesdienst eingestellt wurde, „um unserer Verantwortung während der Pandemie Rechnung zu tragen“. 

• als die Gemeindeleitung beschloss, künftig freitags die Kirchenräume muslimischen Migranten als Moschee zur Verfügung zu stellen, „um unsere christliche Nächstenliebe zu zeigen“. 

• als das Presbyterium per Mehrheitsbeschluss die Gemeinde zur „Regenbogengemeinde“ erklärte, die gerne auch gleichgeschlechtliche Paare traut, und die biblische Position zur praktizierten Homosexualität für „menschenverachtend“ erklärte. 

• als der Pastor die Hauskreisleiter anwies, die Hauskreise so lange ruhen zu lassen, bis wieder mehr als drei Personen aus zwei Haushalten sich privat treffen dürfen.  Wann springen die Frösche endlich? 

6. Kirche der Zukunft: In Verfolgung leben 

Kann man in der Lage, in der die Christenheit sich in der Welt allgemein und im Mutterland der Reformation im Besonderen heute befindet, überhaupt noch etwas Positives sehen? Ja, durchaus. Jeder mündige Christ kann aus dem, was um ihn her geschieht, lernen. Jeder mündige Christ kann sich an die Fundamente seines Glaubens erinnern. Und jede mündige Gemeinde kann ihre Strukturen und Strategien ändern und das tun, was nötig ist. 

6.1 Was wir gelernt haben sollten 

Wir leben nicht mehr in einem „christlichen“ Land. Das „christliche Abendland“ ist vorbei. Wir leben nicht mehr in einem Staatswesen, dem die freie Religionsausübung – nach den Regeln, die die Religion und nicht der Staat vorgibt – heilig ist. Christen in Deutschland können nicht mehr davon ausgehen, dass die Rechte und Freiheiten, die ihnen das Grundgesetz garantiert, durch Dick und Dünn von den Regierenden respektiert werden und dass der Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes noch gilt. Das alles ist vorbei. 

Der „große Reset“ für die schöne neue Welt nach Corona, den globale Kräfte in Politik, Finanzwelt und digitalen Tech-Konzernen anstreben, wird keinen Platz für Gott und das Christentum haben. Das hatten schon die bisherigen Reset-Versuche in der Geschichte der Menschheit (französische Revolution, Marxismus-Leninismus, Hitler u.a.) nicht, und wir können von Klimarettung, neuer Zivilgesellschaft, Gender und Co. nichts Besseres erwarten. Was Jesus seinen Jüngern in seinen Endzeitreden vorhersagte, beginnt sehr konkret, Realität zu werden: die weltweite Christenverfolgung. 

Wir können dabei nicht erwarten, dass die Leitungen der klassischen Kirchen und Freikirchen schon rechtzeitig den nötigen Widerstand leisten werden. Corona hat demonstriert, dass es dem Staat in kürzester Zeit gelingen kann, auf den Kirchen zu spielen wie auf einer Klaviatur, ohne dass die Kirchen aufmucken. Diese Lehre aus der Corona-Krise werden heutige und kommende Obrigkeiten, aber auch die Kräfte, die schon lange auf eine antichristliche Gesellschaft hinarbeiten, nicht vergessen. 

Angesichts dieser Realität muss auch festgestellt werden: Das Modell der „Wohlfühl-Kirche“, das in den vergangenen Jahrzehnten für viele (gerade auch evangelikale) Gemeinden prägend wurde, hat ausgedient. Es wird bereits den Rest der Corona-Zeit nicht überstehen, geschweige denn das, was danach kommen wird. 

6.2 An was wir uns neu erinnern müssen 

Schon seit längerem hört man im kirchlichen Raum den Ruf nach einer „neuen Reformation“. Es sind die Kirchen, die tatsächlich einen „Reset“ brauchen. Reformation – das größte historische Beispiel war bekanntlich Martin Luther – bedeutet immer Erinnerung an das, wie Gott Christsein und Kirche eigentlich gemeint hat. Es bedeutet entschlossene, tabulose Rückkehr zu den Aussagen und Lehren der Bibel. In der aktuellen Lage bedeutet dies, dass Einzelchristen und kirchliche Amtsträger sich wieder über die folgenden Dinge klarwerden: 

• Christen haben keinen Anspruch darauf, in diesem irdischen Leben „glücklich“ zu werden. Das Ziel christlicher Existenz ist die ewige Seligkeit nach dem Tod, nicht ein „gelungenes Leben“ hier auf der Erde. 

• Gott ist immer beides: heilig und gnädig, Erlöser und Richter. Es gibt keinen „nur lieben“ Gott. Alle Menschen werden sich einmal vor Gottes Richterthron verantworten müssen. Auch wir (vgl. z.B. Römer 14,10; 1. Korinther 3,12-15). 

• Christen ist ausdrücklich befohlen, nicht Menschenfurcht, sondern Gottesfurcht zu haben (vgl. Matthäus 10,28-33). Alles, was Menschen ihnen antun können, endet spätestens mit dem Tod. Das eigentliche Leben kommt aber erst nach dem Tod. Damit ist alles, was staatliche und gesellschaftliche Machthaber oder ideologische Meinungsmafias Christen antun können, entscheidend relativiert und verliert seine lähmende Kraft. 

• Es gibt einen Plan Gottes für den Ausgang der Menschheitsgeschichte. Gott ist stärker als alle Mächte des Bösen. „Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht; sein wird die ganze Welt“ (Johann Christoph Blumhardt). 

• Vor dem Triumph Gottes kommt der Generalaufstand des Bösen. Es gibt in der gesamten Bibel kein Endzeit-Szenario, das so aussieht, dass die Christen die Welt immer „christlicher“ machen, bis sie dem wiederkommenden Christus nur noch die Schlüssel übergeben müssen. 

• Verfolgung ist etwas Normales im Leben der Christen und Kirchen. „Haben sie mich verfolgt“, sagte Jesus seinen Jüngern, „so werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20). Märtyrer sind nicht dazu da, um sie zu bemitleiden, sondern um sich mit ihnen zu solidarisieren und von ihnen zu lernen. Das Schlimmste, was Christen passieren kann, ist nicht Verfolgung, sondern Abfall, nicht das Martyrium, sondern die Anpassung an die antichristliche Welt (vgl. Matthäus 10,33). 

• Christen haben nicht die Welt zu verbessern, sondern Seelen zu retten. Ihr höchstes Gut ist nicht die Freundschaft der Welt, sondern die Liebe Gottes. 

• Christen ist von Christus selber befohlen, in Gemeinden zu leben, den Gottesdienst und das Heilige Abendmahl zu feiern sowie Seelsorge und Mission zu betreiben. 

6.3 Was wir in den Gemeinden ändern müssen, um den kommenden Sturm zu überstehen und bereit zu sein für den wiederkommenden Herrn 

Die Kirche von morgen wird eine Kirche sein, die auf die Wiederkunft Jesu Christi wartet und dabei mit zunehmend gottlosen Gesellschaften und autoritären bis totalitären Regierungen konfrontiert ist. Die Herrschenden werden Christen diskriminieren, oft offen verfolgen. Diese Situation erfordert von den Kirchen im ehemaligen Abendland andere Strukturen und Strategien als die bisherigen. 

a) Die Kirche von morgen wird aus Christen bestehen, die ihre Bibel kennen. Sie kennen nicht nur ein paar Goldene Worte, sondern die roten Fäden und großen Linien. Sie kennen die biblische Historie, von Schöpfung und Sündenfall bis zur Wiederkunft Christi. Sie wissen, wer Noah und wer Abraham war, was beim Exodus passierte und wie Israel überhaupt nach Ägypten gekommen war. Sie kennen sich aus mit der israelitischen Monarchie und den Gründen für ihren Untergang. Man muss ihnen nicht erklären, wozu der Tempel gut war. Sie können begründen, warum es nicht richtig ist, wenn zwei Frauen heiraten und Kinder adoptieren. Sie wissen, dass Paulus nicht nur gewaltige Begegnungen mit Gott, sondern auch gewaltige Leiden erlebte. 

Und nicht zuletzt haben sie das aus der Bibel Gelernte verinnerlicht. Sie können vielleicht nicht alle Bibelstellen über den Zehnten nennen, aber sie sind freigebig, wo es um Gottes Sache geht oder Menschen in Not sind. Sie wissen vielleicht nicht, was „Vergebung“ auf Hebräisch heißt, aber sie praktizieren Vergebung. Sie spekulieren nicht, wann Jesus wiederkommen wird, aber ihr Leben ist von dem Wissen geprägt, dass er wiederkommt. 

b) Die Gemeinden von morgen werden aus mündigen Christen bestehen, die Aufgaben erledigen können, die heute nur der Pastor „darf“. Es wird in jeder Gemeinde genügend Glieder geben, die berechtigt (sozusagen ordiniert) sind, der Feier des Abendmahls vorzustehen. Oder Gottesdienste durchzuführen und Predigten zu halten. Oder zu taufen, zu konfirmieren, kirchlich zu trauen oder zu beerdigen. Wenn dann der Pastor wegen „Hassrede“ oder „Islamophobie“ ins Gefängnis kommt, läuft das Gemeindeleben ohne Unterbrechung weiter. 

c) Die Kirche von morgen wird „privater“ sein als heute. Es ist schwieriger, zwanzig Hauskreise aufzuspüren und zu schließen, als ein Kirchengebäude dichtzumachen. Die Gemeinden werden sich den Strukturen der „Untergrundkirchen“, aber auch der Kirche der ersten drei Jahrhunderte der Kirchengeschichte annähern. Vor etwa zehn Jahren merkte in Süddeutschland ein scheidender Pfarrer in seinem letzten Mitarbeitergottesdienst an, “dass dann, wenn Jesus wiederkommt, die einzige Organisationsform der (Jesus-treuen) Kirche womöglich die Hausgemeinde sein wird”. Er könnte recht haben. 

d) Die Kirche von morgen wird auch vorsichtiger sein als heute. (Das waren die Katakombenkirchen und die Untergrundkirchen auch.) Sie weiß darum, dass es Verräter in den eigenen Reihen geben kann. Ihre Abendmahlsfeiern sind nicht zum „Reinschnuppern“ gedacht. Wer in ihr Mitglied werden will, muss glaubhaft machen können, dass er sich zu Jesus Christus bekehrt hat. Ämter und Aufgaben werden nicht leichtfertig vergeben. 

e) Die Gemeinden von morgen werden vom Hightech-Fieber geheilt sein. Sie wissen nach wie vor um die Möglichkeiten von Internet, Videokonferenzen, Blogs und E-Mail-Aktionen. Sie wissen aber auch, wie leicht diese Dinge überwacht und abgehört werden können. Und wie leicht sie zensiert und abgeschaltet werden können. Die Gemeinden von morgen werden sich daran erinnern, dass das stürmische Wachstum der frühen Kirche in einer Zeit ohne Computer und Smartphone stattfand, dass Paulus seine Missionsreisen zum Großteil zu Fuß erledigte und dass noch John Wesley sich auf dem Pferd zum nächsten Evangelisationseinsatz begab, wo er dann selbstverständlich ohne Mikrofonanlage sprechen musste. 

Die Christen von morgen werden wieder von Hand schreiben und Mitteilungen persönlich abgeben. Wo nötig, benutzen sie statt E-Mail Kuriere, und die Cloud werden sie meiden wie die Pest. Sie werden das allererste Speichermedium der Kulturgeschichte neu schätzen lernen: unser Gedächtnis. Sie werden inhaltsreiche Kirchenlieder, von Paul Gerhardt bis zu modernen Liederma-chern, auswendig können, ebenso eine Auswahl besonders wichtiger Psalmen und Kernstellen im Alten und Neuen Testament. Sie werden die Gleichnisse Jesu aus dem Gedächtnis nacherzählen können und brauchen keine Vorlage, um das Vaterunser oder das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen zu können. Sie kennen die Abendmahlsliturgie und den typischen Ablauf eines Gottesdienstes aus dem Effeff. 

f) Die Kirche von morgen wird eine missionierende Kirche sein. Sie weiß, dass der Glaube an Jesus Christus alleinseligmachend ist. Sie weiß, dass er das Einzige in der Welt ist, was wirklich „alternativlos“ ist. Ihr Motto lautet: „Jeder Christ ein Missionar, jeder Nichtchrist ein Missionsfeld.“ 

g) Die Kirche von morgen wird eine wartende Kirche sein. Sie nimmt das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen in Matthäus 25 ernst. Sie ist vorbereitet sowohl auf das „große“ Ende (die Wiederkunft Jesu) als auch auf das „kleine“ Ende, das jeder von uns bei seinem Tod erlebt. Sie betrachtet dieses Ende nicht mit Heiden-Ängsten, aber mit dem größten Respekt und Ansporn. Sie rechnet fest damit, ja weiß darum, dass Gott der Sieger sein wird. Sie weiß, dass alles, auch alles Böse, dann aufgedeckt und gerichtet werden wird. Sie weiß, dass der gerechte Richter alles aufrollen wird, dass alle verbrannten Schriften und alle gelöschten Blogs wieder da sein werden. Und sie weiß, dass dieser Richter sie liebt und sich am Kreuz für sie geopfert hat. Ihr Einsatz wird nicht umsonst gewesen sein. 

Die Kirche von morgen, die so ist, wird den Stürmen standhalten. Sie steht unter der Verheißung ihres Herrn: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20). Sind wir bereit, in ihr mitzuarbeiten? 

 

Quellenhinweise: 

1 Genaueres dazu in meinem Artikel: „Corona Zweite Welle: Aufruf zum Umdenken in ernster Lage“, www. nbc-pfalz.de, dort der Abschnitt „Corona und die Obrigkeit“. Inzwischen gedruckt erschienen als Sonderdruck AG7001 der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V. 

2 Ich möchte als Beispiele zwei besonders empfehlenswerte Bücher nennen. Die Vorgeschichte der CoronaKrise wird beleuchtet in: Paul Schreyer, Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte (Frankfurt/M Westend Verlag, 2020, bereits mehrere Aussagen). Eine Zwischenbilanz der Maßnahmen zieht: Gertrud Höhler, Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Corona-Bilanz (München: Heyne, November 2020). 

3 Wer sich über R. Wurmbrand informieren will, sei auf seine Biographie verwiesen, die 2019 die Hilfsaktion Märtyrerkirche herausbrachte: Hilfsaktion Märtyrerkirche (Hg.), Ungebrochen die Kraft der Hoffnung. Die Geschichte von Richard und Sabina Wurmbrand (Gießen: Brunnen, 2019). 

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Der Autor, Dr. Friedemann Lux, ist Mitglied im Netzwerk bekennender Christen Pfalz und im Gemeindehilfsbund sowie Übersetzer zahlreicher christlicher Bücher.  –  Kontakt: Internet: www.agwelt.de 

Eingestellt von Horst Koch, im März 2021 Auch die Hervorhebungen im Text sind von mir

Siehe auch: www.horst-koch.de

info@horst-koch.de




Kampf gegen Deutschland (Pfr. Wolfgang Borowsky)

Auszug aus dem Buch von Pfarrer Wolfgang Borowsky: Kommt Luzifer an die Macht?, Seiten 120 bis 148.
 

Hier der Teil, der den Antigermanismus abhandelt, und dadurch ein Licht wirft auf die derzeitige Zerstörung unseres deutschen Vaterlandes. Eingebracht von Horst Koch, Herborn, im Coronajahr März 2021

 

2. Kapitel:

Zerstörerische Ziele und Werke der One-World-Bewegung auf dem Wege zum „Weltstaat“ und der „Weltkirche“

A) Gotteshaß

Bereits die Französische Revolution ‑ unter dem Einfluß weit früherer Gottesfeinde und gegengöttlicher Strömungen ‑ wollte die Abschaffung Gottes, und damit des Christentums. Dies zeigt, daß es bei den einweltlerischen Bewegungen nicht um Atheismus, d.h. Gottlosigkeit geht, sondern im Grunde um Anti-theismus, d. h. Gottesfeindschaft.

Dort, wo man noch von „Gott” spricht, wie weithin im Freimaurertum, handelt es sich nicht um unseren dreieinigen Gott, sondern um eine Schöpfung des Menschen. In ihr will sich der Mensch selber verherrlichen. So wie Symbole, Fahnen, „Führer” u. dgl. der eigenen Machterhöhung dienen können, soll auch dieser vom Menschen erschaffene „Gott” seiner Machterhöhung dienen. Zugleich bekämpft man den wahren Gott, wenn auch versteckter und unter edel klingenden Parolen, die abfällig von versklavenden Dogmen sprechen und unserem Gottesglauben Intoleranz vorwerfen. Letztlich weiß man um Gott, und da man gegen ihn steht, verbündet man sich mit seinem Gegenspieler. So entstehen Satanskulte und das Bemühen, Luzifer auf den Thron zu heben.

Verhängnisvoll, daß das liberal genannte Gottesbild der Einweltler auch zur Unterwanderung der Kirche benutzt wird. Die Kirche läßt es sich weithin nicht nur gefallen, sondern arbeitet zum Teil selber an der Abschaffung des wahren Gottesbildes mit. Wir brauchen nur an die Gott‑ist‑tot‑Theologie zu denken oder an den jüngst entstandenen Feminismus mit seiner Bekämpfung des „Vatergottes” und seiner Hereinholung von „Göttinnen”. 

Die One‑World‑Bewegung versucht, den Glauben von innen her langsam auszuhöhlen, indem man etwa Gott unter der Hand mit einem Gegengott, letztlich mit Luzifer, vertauscht. Ein bloßer Atheismus, der nicht gegen Gott für Luzifers Thronbesteigung kämpft, wird im Grunde abgelehnt. Es werden aber oft zugleich äußere Versuche der Einschüchterung und Umfunktionierung unternommen. Es wird Druck von außen ausgeübt bis hin zu Verfolgungen, oder man setzt ‑ wie im Osten ‑ geschickt eigene Leute als Kirchenführer ein.

Gotteshaß und Christushaß heißen zugleich: Christenhaß. Schon Jesus selber sagte an einigen Stellen, daß „die Welt, so wie ihn, so auch die Seinen haßt” (Joh. 15,18 ff.; Joh. 17,14 ff.). Unter Welt versteht die Bibel eine personhafte, von der Menschenwelt und von Dämonen gebildete, gegen Gott stehende Macht. Welt ist also nicht gleich Schöpfung.

Diese Welt verfolgt nun Christus und die Seinen in einem noch nie dagewesenen Maße. Daß in einer Zeit der größten Christenverfolgungen christliche Brüder und Schwestern und selbst ganze Kirchen von der satt gewordenen Christenheit im Stich gelassen werden und es womöglich erleben, daß man mit ihren Peinigern paktiert, sich anbiedert und antichristlichen Bewegungen auch noch den Weg ebnet, gehört zu den schwärzesten Kapiteln der gesamten Kirchengeschichte.

B. Der Kampf gegen unser deutsches Volk und die Völker

Um die Menschen leichter beherrschen und leichter unter die Sklaverei des Welt‑Staates bringen zu können, versucht man nicht nur Ehe und Familie zu zerstören, sondern auch jegliches Volksbewußtsein. Hierzu bedient man sich der Völker‑ und Rassenvermischung, zugleich mit dem gewünschten Nebeneffekt, daß es so nicht nur zu sozialen Spannungen, sondern auch zu völkischen und rassischen Spannungen kommt, die das gewünschte Chaos vermehren. 

Der Kampf der Illuminaten ging seit ca. einem Jahrhundert besonders gegen Europas Mitte, d. h. gegen das deutsche Volk und hat ‑ bei aller deutschen Mitschuld ‑ zwei Weltkriege über uns und andere Völker gebracht. Schon über die Anfänge dieser Einkreisung und Zerstörung schreibt überzeugend Heinz Pfeifer in Brüder des Schattens.

Im Zweiten Weltkrieg paktierte der US‑Präsident Roosevelt, der weithin die Haupttriebfeder dieses Krieges war, sogar mit der Mafia auf Sizilien. Auch sonst arbeiten in den USA Illuminaten mit Gangstern zusammen. Der internationale Terrorismus ist ebenfalls zu einem großen Teil ein Werk der Illuminaten.

Weitreichende üble Auswirkungen hat die illuminatistische Umerziehung des deutschen Volkes nach 1945. Zudem haben wir nun in Ost- wie in Westdeutschland zumindest praktisch den Status einer Kolonie und schweigen in Staat, Gesellschaft und Kirche fast völlig zur andauernden Deutschenhetze selbst unserer „Verbündeter“, z.B. durch Filme. Wir schweigen auch zur Unterdrückung der Auslandsdeutschen innerhalb und außerhalb des ‑ juristisch noch gültigen ‑ Reichsgebiets und kümmern uns kaum um die vielen weiteren Deutschen in Europa und Übersee. Schon dadurch wird das angestrebte Europa, sofern es nicht zu einer grundlegenden Sinnesänderung auf allen Seiten kommt, zu einer Farce.

Wie es z.B. den Deutschen in Oberschlesien ergeht, können wir den Worten von Dr. Herbert Czaja, MdB, entnehmen (Unser Oberschlesien, 25. Januar 1985): „. . .  besonders die über 800 000 Deutschen sind unterdrückt und verfolgt. Die tiefgläubigen Menschen hatten keinen deutschen Weihnachts‑Gottesdienst. Sie durften keine deutschen Weihnachtslieder öffentlich singen. Kinder und Enkel werden mit geistigem und physischem Zwang ihrem Volkstum entfremdet; es gibt in den Schulen nicht einmal Deutsch als Fremdsprache. Mutige Anträge jugendlicher Deutscher auf Genehmigung deutschen Privatunterrichts und auf kulturelle deutsche Vereinigungen werden abgelehnt und mit Verfolgung beantwortet…“

Unter der Überschrift Deutsche Protestanten unter massivem Druck steht folgende Nachricht: „Deutsche Protestanten sind in Polen massivem Druck ausgesetzt. Sie leiden unter wirtschaftlichen Benachteiligungen, einer deutschfeindlichen Entnationalisierungspolitik und unter der Herabwürdigung durch unduldsame katholische Polen. Darauf hat der Ostexperte Dr. jur. Christian Th. Stoll bei der Frühjahrstagung des Iserlohner Kreises der Gemeinschaft evangelischer Schlesier in Wertheim am Main hingewiesen. Nur in Niederschlesien und in Pommern, wo einige Tausende meist evangelische Deutsche lebten, sei es erlaubt, deutschsprachige Gottesdienste zu feiern und sich in der Muttersprache zu unterhalten…“

Stoll kritisierte, daß die Existenz einer deutschen Minderheit im polnischen Herrschaftsbereich tabuisiert werde. Westliche Menschenrechtsorganisationen, die Gefangene und Verfolgte in der ganzen Welt betreuten, nähmen die Menschenrechtsverletzungen von Polen an Deutschen überhaupt nicht zur Kenntnis. Stoll, der als Richter in Hildesheim tätig ist, wörtlich: ,Wer mobilisiert die Weltöffentlichkeit und fordert die Menschenrechte für unsere so alleingelassenen Landsleute?’ Nach Angaben Stolls leben noch rund eine Million Deutsche in den Oder‑Neiße‑Gebieten und im Danziger Gebiet  sowie etwa 100.000 Deutsche in den angrenzenden Gebieten Ost‑Oberschlesiens und im übrigen Polen. Eine Verständigung mit dem polnischen Volk ist sehr wichtig. Aber dies darf nie und nimmer auf Kosten der Wahrheit und Liebe geschehen.“

Nicht nur im Osten, sondern auch im Westen – Südtirol und Elsaß‑Lothringen ‑ werden die Deutschen unterdrückt. Und tiefes Schweigen bei allen Lobgesängen auf Europa, das als ein Europa der Völker so wünschenswert wäre!

Der Kampf der Illuminaten gegen unser Volk und andere Völker geht weiter… Daß diese Machenschaften schon frühzeitig auch gegen Mitteleuropa zielten, geht aus dem genannten Plan Pikes hervor. Von dort aus muß man auch die beiden Weltkriege und unser deutsches Schicksal verstehen.

Dieser Plan wurde in einem Brief an Giuseppe Mazzini vom 15. August 1871 in anschaulichen Einzelheiten von Albert Pike, dem souveränen Großmeister des Altertümlichen und Anerkannten Schottischen Ritus der Freimaurerei und obersten Illuminaten in Amerika, dargelegt. Pike schrieb, der Erste Weltkrieg sollte zusammengebraut werden, um das zaristische Rußland zu zerstören ‑ und dieses weite Land unter die unmittelbare Kontrolle der Illuminaten‑Agenten zu bringen. Rußland sollte dann als Buhmann benutzt werden, um die Ziele der Illuminaten weltweit zu fördern. Weltkrieg Nummer 2 sollte über die Manipulation der zwischen den deutschen Nationalisten und den Politischen Zionisten herrschenden Meinungsverschiedenheiten fabriziert werden. Daraus sollte sich eine Ausdehnung des russischen Einflußbereiches und die Gründung eines Staates Israel in Palästina ergeben.

Der Dritte Weltkrieg sollte dem Plan zufolge sich aus den Meinungs-verschiedenheiten ergeben, die die Illuminaten‑Agenten zwischen den Zionisten und den Arabern hervorrufen würden. Es wurde die weltweite Ausdehnung des Konfliktes geplant.”

Wie genau ist dieser Plan erfüllt worden, der über hundert Jahre zurückliegt! Daß Pike über 40 Jahre vor 1914 von der Zerstörung des zaristischen Rußlands und von dem noch andauernden Gebrauch des illuministischen Rußlands als „Buhmann” schreiben konnte, 70 Jahre vor 1939 vom Konflikt zwischen dem deutschen Nationalsozialismus und dem Weltjudentum und von der Gründung Israels und 80 Jahre vor den noch aktuellen Spannungen zwischen Israel und den Arabern von diesen, müßte man entweder auf eine mehr als erstaunliche prophetische Gabe bei Pike zurückführen, oder auf Planungen einer Macht, die die Weltgeschichte bis in Einzelheiten fest im Griffe hat, so daß sich die Konflikte der Weltkriege – bei aller Mitschuld der Beteiligten – fast zwangsläufig ergaben.

Bei aller deutschen Mitschuld ist das entscheidende Übel doch von außen geschehen: der von Pike erwähnte Plan, die Mitte auszuschalten, die Ausführung dieses Planes ‑ etwa durch das Versailler Diktat ‑ und dann die Unterstützung des Nationalsozialismus durch die den Zweiten Weltkrieg vorbereitenden ’International Bankers’. So ist das deutsche Volk durch Ränke von außen und durch innerliche Verführung durch die One‑World‑Bewegung niedergezwungen worden, und wird es noch heute, so daß man dem deutschen Volk nicht die Hauptschuld, geschweige denn die Alleinschuld geben kann. 

Es ist für viele beschämend, daß sich bereits nach dem Ersten Weltkrieg ausgerechnet Reichsaußenminister Walther Rathenau ‑ deutscher Jude mit einem glühenden Herzen für Deutschland, am 24. Juni 1922 ermordet –  gegen die Zerstörung Deutschlands und damit gegen kommende Kriege und Versklavung der Völker wandte. Seine verschiedenen Schriften sind hierbei nicht nur historisch, sondern hochaktuell. In Gerhard Müllers Überstaatliche Machtpolitik steht im Hinblick auf das deutsche Volk:

„Über die Zukunft schreibt Walther Rathenau in seiner Schrift Nach der Flut…:

’Den Völkern der Erde, denen, die neutral, und denen, die befreundet waren, den freien überseeischen Staaten, den jungen Staatsgebilden, die neu entstanden sind, den Nationen unserer bisherigen Feinde, den Völkern, die sind, und denen, die nach uns kommen, in tiefem, feierlichem Schmerz, in der Wehmut des Scheidens und in flammender Klage rufen wir das Wort in ihre Seele:
Wir werden vernichtet. Deutschlands lebendiger Leib und Geist werden getötet. Millionen deutscher Menschen werden in Not und Tod, in Heimatlosigkeit, Sklaverei und Verzweiflung getrieben. Eines der geistigen Völker im Kreise der Erde verlischt. Seine Mütter, seine Kinder, seine Ungeborenen werden zu Tode getroffen.
Wir werden vernichtet von Brudervölkern europäischen Blutes, die sich zu Gott und zu Christus bekennen, deren Leben und Verfassung auf Sittlichkeit beruht, die sich auf Menschlichkeit, Ritterlichkeit und Zivilisation berufen, die um vergossenes Menschenblut trauern, die den Frieden der Gerechtigkeit verkünden, die die Verantwortung für das Schicksal des Erdkreises tragen. Wehe dem und seiner Seele, der es wagt, dieses Blutgericht Gerechtigkeit zu nennen. Habt Mut, sprecht es aus, nennt es bei seinem Namen: es heißt Rache
. . . darf um der Rache willen ein Volk der Erde von seinen Brudervölkern vernichtet werden, und wäre es das letzte und armseligste aller Völker?
. . . Wenn dieses Ungeheure geschieht, gegen das der schrecklichste aller Kriege nur ein Vorspiel war, so soll die Welt wissen, was geschieht, sie soll wissen, was sie zu tun im Begriffe steht. Sie soll niemals sagen dürfen: wir haben es nicht gewußt, wir haben es nicht gewollt.
Sie soll vor dem Angesicht Gottes und vor der Verantwortung der Ewigkeit ruhig und kalt das Wort aussprechen: wir wissen es und wir wollen es” (S. 253/254), ferner: „. . . Der deutsche Geist, der für die Welt gesungen und gedacht hat, wird Vergangenheit. Ein Volk, das Gott zum Leben geschaffen hat, das noch heute jung und stark ist, lebt und ist tot.

Es gibt Franzosen, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen starken Nachbar haben.

Es gibt Engländer, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen kontinentalen Nebenbuhler haben.

Es gibt Amerikaner, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen Konkurrenten der Wirtschaft haben .

. . . Wenn die Furchtsamen, die Neidischen und die Rachsüchtigen in einer einzigen Stunde, in der Stunde der Entscheidung, siegen und die drei großen Staatsmänner ihrer Nationen mit sich reißen, ist das Schicksal erfüllt.

Dann ist aus dem Gewölbe Europas der einstmals stärkste Stein zermalmt, dann ist die Grenze Asiens an den Rhein gerückt, dann reicht der Balkan bis zur Nordsee. Dann wird eine Horde von Verzweifelten, ein uneuropäischer Wirtschaftsgeist vor den Toren der westlichen Zivilisation lagern, der nicht mit Waffen, sondern mit Ansteckung die gesicherten Nationen bedroht.

Nie kann aus Unrecht Recht und Glück entstehen.

Das Unrecht seiner Abhängigkeit und Unselbständigkeit, das Deutschland schuldlos auf sich lud, büßen wir, wie nie ein Unrecht gebüßt worden ist. Wenn aber die westlichen Nationen in ruhiger, kalter Überlegung aus Vorsicht, Interesse oder Rachegefühl Deutschland langsam töten und diese Tat Gerechtigkeit nennen, indem sie ein neues Leben der Völker, einen ewigen Frieden der Versöhnung und einen Völkerbund verkünden, so wird Gerechtigkeit nie wieder sein, was sie ist, und niemals wieder wird die Menschheit froh werden, trotz aller Triumphe.

Ein Bleigewicht wird auf dem Planeten liegen, und die kommenden Geschlechter werden mit einem Gewissen geboren werden, das nicht mehr frei ist. Die Kette der Schuld, die jetzt noch zerschnitten werden kann, wird unzerreißbar und unendlich den Leib der Erde umschnüren. Der Zwist und Streit der künftigen Epoche wird bitterer sein als je zuvor, weil er mit dem Gefühl des gemeinsamen Unrechts getränkt worden ist .

. . . Eine einzige große Frage des Bekenntnisses sollte den siegreichen, zivilisierten und religiösen Nationen gestellt werden.

Diese Frage lautet: Menschlichkeit oder Gewalt? Versöhnung oder Rache? Freiheit oder Unterdrückung?

Menschen aller Völker bedenkt es! Diese Stunde entscheidet nicht nur über uns Deutsche, sie entscheidet über uns und euch, über uns alle. Entscheidet sie gegen uns, so werden wir unser Schicksal tragen und in die irdische Vernichtung gehen.
Unsere Klage werdet ihr nicht hören. Dennoch wird sie da gehört werden, wo noch nie eine Klage aus Menschenbrust ungehört verhallte” (S. 255/256).

Wie sehr ist durch die dann doch erfolgte Entscheidung für Gewalt, Rache und Unterdrückung die „Gerechtigkeit” noch mehr belastet und das Gewissen unfrei geworden !

Dieser bewegten, prophetischen Klage fügt Müller hinzu: „26 Jahre später, 1945, und in den folgenden Jahren ,ziehen deutsche Füße über die Erde und suchen Heimat` (S. 258/259).

Rathenau hat mit diesen immer noch hochaktuellen und ins Herz gehenden Worten, wie sie in der Weltliteratur selten zu finden sind, die Verknüpfung des Schicksals der Völker mit dem unseres Volkes anschaulich gemacht. Auch hat er unserem Volk seinen ihm zugedachten besonderen Weg nahegelegt, leider vergeblich. Schon die Einzigartigkeit dieser Dokumente rechtfertigen es, sie der Vergangenheit zu entreißen. Auch heute haben sie uns viel zu sagen. Dieser Aufruf zur Versöhnung ist der Ruf eines deutschen Juden, der zudem seine Heimat Deutschland so liebt, wie wir diese Heimat auch lieben sollten. Auch dies möge uns Deutschen die deutschen Juden, die doch zu uns gehörten und gehören, nahe bringen und uns ihre Tragödie besser verstehen lehren.

Nach diesem Vorbild, das uns Rathenau so eindrucksvoll bietet, sollten wir handeln. Gerade wir als Christen sollten gemäß Matthäus 5,9 „Friedensstifter” sein und für die Wahrheit eintreten. Wir sollten weder die Schuld unseres Volkes leugnen noch falsche Beschuldigungen unseres Volkes wie die anderer Völker dulden. Wir sollten vielmehr überall für Verständigung, Versöhnung, für die Schließung der Kluft (z. B. zwischen Juden und uns Deutschen) eintreten und gemeinsam gegen die Zerstörung und gegen die Zerstörer der Menschheit vorgehen.

Eine echte und dauerhafte Versöhnung setzt aber voraus, daß man einander auf dem Boden der Wahrheit begegnet. Auch und gerade Fragen der Vergangenheit gehören in Wahrhaftigkeit untersucht und erörtert. Nur so können sie bewältigt werden. Diese Bewältigung aber ist auch notwendig, um gemeinsam stark zu sein im Kampf gegen die Zerstörer der Völker in Abwehr und Angriff.

Wir alle sollten es endlich wieder lernen, allein nach dem Willen Jesu Christi zu fragen und allem Opportunismus aus dem Weg zu gehen. Gewiß ist das nicht leicht. Im Gegenteil, es fällt manchmal bitter schwer, das, was „ankommt“, was „in“ ist, fallenzulassen und Jesus zu folgen. Aber Jesu Weg sollte unser Weg sein

b) Der sich ausweitende Mord an den Ungeborenen

In manchen Staaten erreicht die Zahl der Abtreibungen bereits die Zahl der Geburten. In den letzten Jahren sind in der ganzen Welt 50 Millionen Abtreibungen vorgenommen wurden, das heißt, 50 Millionen entsetzlicher Morde. Wir werden so mehr und mehr zu einer Gesellschaft von Massenmördern. Durch Schwarzweißmalerei von einer Bevölkerungsexplosion durch den „Club of Rome“, durch die Weltbank, durch das Rockefeller‑Imperium und bei uns etwa durch „Pro familia”, die sich „Anti familia” nennen sollte, wird durch Wort und Tat dieser Massenvernichtung, diesem größten „Holocaust” der Weg geebnet.

Da dieses Gott‑ und Menschenwidrige auch damit bemäntelt wird, es handle sich bei den Ungeborenen zumindest in den ersten Monaten noch nicht um Menschen, schrieb ich bereits im Sept. 1971 u. a.: „Die ganze Fragestellung mit den vielschichtigen Diskussionen darüber, bis zu welchem Monat man noch keinen Mord begehe, ist unzureichend. Selbst wenn man sehr spät oder erst mit der Geburt  ’Mensch’ würde, ließe es sich doch nicht bestreiten: ein Embryo erreichte ohne Abtreibung diesen Zeitpunkt und käme zur Ausübung seines vollen Menschseins. Wir haben nicht nur den Embryo zum Zeitpunkt der Abtreibung zu sehen, sondern auch seine weiteren Möglichkeiten, die er ohne Abtreibung doch haben würde. Wir haben auch da den ganzen Menschen zu sehen, seine ganze Lebensgeschichte, die wir nicht willkürlich unterbrechen und damit beenden dürfen. Mit welch einem Recht versagen wir auch nur einem einzigen den Eintritt ins Leben, vereiteln seine mit der Befruchtung gegebene Bestimmung zum Leben? So ist schon der Zeitpunkt der Befruchtung maßgebend. Von da ab ist eine jede Abtreibung Mord. Es ist unmenschlich und undemokratisch, den Betroffenen selber zu seinem Lebensrecht nicht zu höre, sein Anliegen nicht zu vertreten. Nicht nur für uns Christen ist hier das Wort verbindlich: „Tue deinen Mund auf für die Stummen und die Sacher aller, die verlassen sind“ (Sprüche 31,8).

Zum verhängnisvollen Schweigen der Christenheit

Besonders schmerzlich ist das Verhalten des überwiegenden Teils der Christenheit ‑ das von einzelnen Christen, von Gemeinschaften, von Kirchen und von Verantwortlichen in ihnen ‑ in diesen Zeiten schlimmster Verführungsmächte: weithin ein Schweigen und Im‑Stich‑Lassen wie auch ein Unterstützen bedenklicher Bestrebungen. Und beides dient dem Vormarsch endzeitlicher antichristlicher Mächte.

Wo die Liebe erkaltet und die Wahrheit sich verflüchtigt, betrachten viele bereits das Gespräch mit anderen nur unter dem Standpunkt der Nützlichkeit. Sie meiden vor allem das Gespräch mit „Unbequemen”, fragen letztlich nichts nach einem Zusammenhalten, nach Gemeinschaft und sehen auch ihre „christlichen” Aktivitäten unter dem Gesichtspunkt ihrer „frommen” oder „humanitären” Karriere. Viele, die als vorbildliche Christen gelten, lassen in Wirklichkeit ihre Brüder und Schwestern bitter allein.

Man schweigt aber oft nicht nur zu aufklärerischen Tätigkeiten von Mahnern, sondern verschweigt auch Tatbestände, die dem Ansehen der One-World-Bewegung schaden könnten. So kommt es auch in der Kirche zu einer einseitigen Geschichtsbetrachtung wie auch zu einem Alleinlassen von Glaubensbrüdern und ‑schwestern und auch von Nichtchristen in vielen Teilen der Welt, besonders im kommunistischen Machtbereich . Da geschieht es sogar, daß man nicht nur über ihr Schicksal schweigt, sondern überdies diejenigen noch angreift, die auf deren leidvolles Schicksal aufmerksam machen. Während man ‑ in unseliger Vermischung von Glaube und Politik fast nur und dazu beständig Südafrika, Südkorea und manche mittelamerikanische Staaten heftig angreift, wiewohl in ihnen weit weniger Schlimmes als in gewissen kommunistischen Staaten geschieht, schweigt man zu den millionenfachen Morden und körperlichen und seelischen Vergewaltigungen im kommunistischen Machtbereich beharrlich. Eine Heuchelei und eine Taktik, die weithin die Unterstützung kirchlicher Medien genießen und hinab bis auf die Gemeindeebene wuchern. Es ist ein tödliches Schweigen, ein Schweigen, das schlimme Zerstörungen in der Kirche anrichtet.

Wer im kommunistischen Machtbereich unter Einsatz seines Lebens Appelle an seine Glaubensbrüder im nichtkommunistischen Teil der Welt mit erschütternden Informationen richtet, wird in der westlichen Christenheit kaum gehört. Er wird nicht nur von kleinen Gruppen nicht gehört, sondern auch von großen Kirchenverbänden nicht. So richtete Vladimir Rusak, Diakon der Russischen Orthodoxen Kirche, einen „Offenen Brief an die Delegierten der 6. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver vom 24. 7.‑10. 8. 1983″. In ihm stehen die bezeichnenden Worte: „Es ist auch schwer vorstellbar, daß mein Brief an einer der Sitzungen der Vollversammlung verlesen wird. Schwierig ist der Weg zu Ihnen, sehr schwierig. Schwieriger als zu Gott. Aber ich kann nicht schweigen.” Hierzu schrieb die Schriftleitung von „Erneuerung und Abwehr”: „Neben der ,großen` Rede von Dorothee Sölle auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates, die viel kommentiert wurde, hat man in Vancouver die Briefe vieler Christen aus Osteuropa verschwiegen. Was nicht sein darf, ist eben nicht!” Kommentar überflüssig. Denn von einer Kirchenversammlung eines Gremiums, das mit Weltverschwörern und Luzifer‑Verehrern gemeinsame Sache macht, den Kommunismus ‑ auch durch derartige Manipulationen ‑ deckt und sein Anliegen weltweit unterstützt, konnte man kaum etwas anderes erwarten. Man konnte es kaum erwarten, daß sie, im Unterschiede zum großen Geschrei bei weit kleineren Verfehlungen im Westen, für Brüder und Schwestern unter kommunistischem Joch auch nur ein wenig die Stimme erhebt. Es sollte aber uns allen so gehen, daß wir sagen: „Aber ich kann nicht schweigen.”

3. Kapitel: Der Sieg über die Finsternis

Diese vielen erschreckenden Beispiele und mein unablässiges Ringen mit den Verführungsmächten zeigen, daß ich durch die Gnade Jesu Christi nicht aufgegeben, nicht resigniert habe. So mancher meiner Amtsbrüder ist still geworden und hat sich zurückgezogen und läßt die Kämpfenden allein. 

Ich finde, daß wir nicht zu fragen haben, wie spät es sei, auch nicht, ob es bereits zu spät sei. Wir haben bis zuletzt, bis ER wiederkommt ‑ auch in den Zeiten des Antichristen hindurch ‑ Jesus Christus nachzufolgen in Verkündigung und in Taten und im Wandel. Er ist Sieger, die letzte Zukunft gehört Ihm!

Darum, auch wenn wir Verwüstungen und Zerstörungen, selbst in der Kirche, sehen und bitter erleben müssen, wie die Liebe erkaltet und die Wahrheit überaus käuflich wird, besteht doch kein Grund zur Resignation. Lesen wir die Offenbarung Johannes mit geöffneten Augen, so erkennen wir, daß es genauso kommen „muß”. Wir erfahren, daß uns kein äußerer Sieg über die Mächte der Finsternis verheißen ist: sowenig wie ein ewiges, einiges Friedensreich, sowenig eine verchristlichte Welt. Vielmehr werden die Gläubigen besonderen Unterdrückungen und Benachteiligungen ausgesetzt werden, denken wir etwa an die Stelle 13,15 ff., wo es vom „anderen Tier“ heißt: Es ward ihm gegeben, daß es dem Bilde des Tiers den Geist gab, daß des Tiers Bild redete und machte, daß alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden. Und es macht, daß die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte ‑ allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens… sechshundertsechsundsechzig.”

Wir können in die Irre führende Bewegungen nicht äußerlich besiegen oder gar vernichten, möge es auch kleinere Siege durch unseren Einfluß geben. Wir können erst recht nicht die One-World-Bewegung besiegen. Das heißt aber gerade nicht, daß wir ihr gegenüber unsere Hände in den Schoß legen dürften. Nein, durch Aufklärung, Gebet, Verkündigung des wahren Evangeliums und in unserer verantwortlichen Tätigkeit als Staatsbürger können wir hie und da und dann und wann diese Bewegung oder doch Teile von ihr eindämmen oder sogar vermindern. Eine jede Träne, die weniger geweint wird, und ein jeder Blutstropfen, der weniger fließt, ist bereits eines Einsatzes wert.

Können nicht wir der One-World-Bewegung oder sonstigen Strömung der Finsternis ein Ende setzen, so wissen wir doch in frohem Glauben, daß Jesus Christus, der am Kreuz Sünde und Tod bereits besiegt hat, alles Bedrückende mit seiner triumphierenden Wiederkunft vollends auslöschen wird. In der Offenbarung wird es so herrlich ausgedrückt: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein” (21,4). Und wir wissen, daß Jesus Christus im Glauben an ihn Anteil an seinem Sieg gibt, heißt es doch so tröstlich: „Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat” (l. Joh. 5,4).

In diesem Glauben können wir zumindest unsichtbare und doch nachhaltige Siege auch über die One-World-Bewegung erringen und sind gewiß, daß bei allem Scheitern, bei allem Verkannt‑, Verhöhnt‑ und Zertretenwerden, keine der Abgrundmächte, sondern die ewige Herrlichkeit das letzte Wort hat, die uns liebe‑ und freudevoll erwartet.

Unsere geistlichen Augen sehen schon jetzt etwas von der Herrlichkeit Gottes, und wir dürfen uns bereits in diesem Kampf des Wortes des Apostels Paulus trösten: „Ich halte dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden” (Röm. 8,18).

Bis dahin heißt es, vertrauensvoll und gehorsam unserem Heiland nachzufolgen ‑ auf seine festen Verheißungen bauend ‑, auch in seinem geistlichen Kampf gegen die luziferischen Mächte und Bewegungen. Vertrauensvoll und dankbar mögen wir auf unserer gefährdeten und verantwortungsreichen Wanderschaft die Worte von Arno Pötsch sprechen:

„Mein Gott, mein Gott, du kennst mich ganz allein,
mein Wollen und Vollbringen und Versagen und hüllst mich ganz in deine Gnade ein!
Herr, tief im Staub bet’ ich die Liebe an, die mir das Leben und das Heil ersann und die durch Schuld und Schicksal mich getragen!”

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Corona und das Leid der Welt (W.Gitt)

WERNER GITT

CORONA UND DAS LEID IN DIESER WELT

Das Jahr 2020 wird in unser aller Erinnerung bleiben. Nie zuvor hat eine Krankheit die ganze Welt in die Knie gezwungen wie in diesem Frühjahr, in dem das Corona-Virus das öffentliche Leben zum Stillstand brachte.

Es war das Jahr der abgesagten Festivals, der ausgefallenen Volksfeste, der verschobenen Veranstaltungen, einschließlich der Olympiade in Tokio. Es war ein Jahr der leeren Stuhlreihen, der verwaisten Plätze und unzähliger Insolvenzen. Für Viele wurde es zum Jahr des Leides und des Todes.

So bricht die uralte Frage nach Leid und Tod in dieser Welt wieder ganz neu auf, umso mehr, wenn Gott dabei ins Spiel gebracht wird: Wenn es einen liebenden und allmächtigen Gott gibt, dann dürfte es doch in dieser Welt weder Leid noch Tod geben!
Skeptiker haben vier logische Möglichkeiten vorgelegt:

1) Entweder will Gott das Leid beseitigen, aber er kann es nicht,
2) oder er kann es und will es nicht,
3) oder er kann es nicht und will es nicht,
4) oder er kann es und will es.

ALLGEGENWÄRTIG: LEID UND TOD

Leid und Tod sind ständige Begleiter unseres Lebens. Wir wissen von Naturkatastrophen, Unglücksfällen und mancherlei Epidemien – wie jetzt ganz aktuell die Corona-Pandemie –, die unbeabsichtigt von Menschen verursacht wurden.

Leider kennen wir auch Katastrophen, die bewusst von Menschen herbeigeführt wurden. Der New Yorker Terroranschlag vom 11. September 2001 mit über 3000 Toten ist ein beredtes Beispiel für die letztere Art.

Zur Lösung des Problems stellen wir zwei deutlich voneinander zu unterscheidende Erklärungsmöglichkeiten gegenüber:

Auffassung 1 – der Evolutionsglaube:

Nach dieser Deutung ist unsere Erde Millionen von Jahren alt, und der Tod ist ein ständiger Begleiter unserer Geschichte. Leid und Tod sind Verbündete bei der „Schaffung“ von Leben. Nur durch das Ausmerzen des weniger Angepassten durch den Tod kann sich das Leben höher entwickeln.

Auffassung 2 – der Glaube an den Schöpfer:

Die Bibel benennt Gott als den Schöpfer. Er beurteilte alles Geschaffene mit der nur einmalig in der Bibel vorkommenden Beurteilung „sehr gut“ (1. Mose 1,31). Diese Bewertung bezieht sich auf die gesamte Schöpfung und damit auch auf die ersten Menschen Adam und Eva. Den Tod gab es nicht.

Die Menschen missachteten Gottes Gebot und handelten sich dadurch Krankheit, Leid und Tod ein. Das nennen wir den Sündenfall. Damit kam das Gesetz „Denn der Sünde Sold ist der Tod“ (Römer 6,23) zur Auswirkung.

Die Sünde brachte einen Eindringling – den Tod – in die zuvor sehr gute Welt. Seitdem ist die gesamte Schöpfung dem Verfall und der Vergänglichkeit preisgegeben.

 Eine der beiden Auffassungen muss logischerweise falsch sein! In den Zellen aller Lebewesen finden wir eine geradezu unvorstellbare Menge an Information. Diese ist erforderlich zur Bildung der Organe und zur Steuerung aller Prozesse des Lebens. Information aber kann nicht von selbst in der Materie entstehen. Somit ist die Evolutionsidee naturwissenschaftlich nicht mehr haltbar. Mithilfe der Naturgesetze der Information kann das ganze Gebäude der Evolution zum Einsturz gebracht wer-den. Somit folgen wir Auffassung 2 – und das ist die biblische Lehre.

Das allgemeine Leid in dieser Welt ist durch die Sünde des Menschen seit Adams Zeiten erklärt. Es ist somit unsere Schuld, dass die Welt so ist, wie sie ist. 

GOTTES HANDELN IN KATASTROPHEN

Wie aber ist es mit Naturkatastrophen und Unglücken, die nicht von Einzelpersonen verschuldet wurden? 

In Amos 3,6 (Die Bibel) finden wir eine unerwartete und recht drastische Antwort: „Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tut?“

Ähnlich steht es in Jesaja 45,5a+7: „Ich bin der Herr, … der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut.“

Es erstaunt uns sehr, dass Gott sich als Verursacher von Unglücksfällen und Unheil vorstellt. Diese Aussage ruft im ersten Augenblick unser Entsetzen hervor. Gott lässt das Unglück nicht nur zu – mehr noch: Er ist sogar dessen Urheber. Das passt nicht so recht in unsere Vorstellung „vom lieben Gott “.

Ist Gott nur ein Gott der Liebe?

Das Bewusstsein, dass Gott nicht nur ein Gott der Liebe, sondern auch des Gerichtes über die Sünde ist, scheint in unserer Zeit fast völlig abhanden gekommen zu sein. In diesem Zusammenhang zitiere ich den Ratsvorsitzenden der Ev. Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm:

 „Ich glaube, wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, nach der Gott irgendwo im Himmel thront und die Strippen zieht und dann eben auch, aus welchen Motiven auch immer, auf den Tsunami-Knopf drückt oder ein neues Virus erschafft und auf die Erde schleudert.“

Ähnlich äußerte sich Bischof Karl-Hinrich Manzke zu der Frage „Ist das (Corona) – Virus eine Strafe Gottes?“ mit „Nein, es ist keine Strafe Gottes, sondern eher eine Unterbrechung Gottes .“
Hat Gott also eine Pause gemacht? Und schlich sich in dieser Pause das Virus in die Welt ein? Ich frage weiter: Und wenn Gott da eine Pause gemacht hat, reicht seine Allmacht dann nicht mehr aus, um das Unheil zu beseitigen?

Gottes Gerichte

Es ist die zigfach in der Bibel bezeugte Tatsache, dass Gott über Sünde Gericht hält. Drei Beispiele seien hier herausgegriffen:

„Als der Menschen Bosheit groß war“, schickte Gott die Sintflut:
„Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen“ (1. Mose 6,5+17).

2. Als die Sünden in Sodom und Gomorra überhand nahmen, „da ließ der Herr Schwefel und Feuer vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra regnen und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war“ (1. Mose 19, 24 -25). 

3. Beim 40 Jahre währenden Auszug aus Ägypten widersetzten sich die Israeliten Gott zehnmal. Von denjenigen, die einstmals aus Ägypten ausgezogen waren, durften darum nur Josua und Kaleb und die unter Zwanzigjährigen in das verheißene Land kommen (4. Mose 14,29-30).

Vielfach wird heute argumentiert, der Gott des Alten Testamentes sei ein Gott des Gerichtes, aber der des Neuen Testamentes ein Gott der Liebe. Aber Gott ist immer derselbe (Jakobus 1,17) und darum gilt beides. Die im Neuen Testament geschilderten Gerichte sind sogar noch massiver als diejenigen des Alten Testamentes: 

•„Von diesen drei Plagen wurde getötet der dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und Rauch und Schwefel, der aus ihren Mäulern kam“ (Offenbarung 9,18).

•„Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind – ein solches Erdbeben, so groß“ (Offenbarung 16,18). 66

DAS LEID DES EINZELNEN 

Während das allgemeine Leid in dieser Welt mit der Sünde verknüpft ist, kann das beim individuellen Leid des Einzelnen nicht gesagt werden. Hüten wir uns davor, einem Kranken oder Notleidenden zu sagen, seine momentane Situation sei auf seine Sünden zurückzuführen. Auch die Bibel offenbart nur in sehr wenigen Fällen, warum ein Einzelner Leid ertragen musste.

Hiob ist ein solcher Spezialfall. Obwohl er ein gerechter Mann war, mutete Gott ihm viel Leid zu. Den Grund dafür nannte Gott ihm nicht, aber er lässt jeden Leser des Hiob-Buches „Augenzeuge“ einer außerordentlichen Szene werden. Gott erlaubte dem Teufel, Hiob zu plagen. Dennoch hielt Hiob an Gott fest. Der Teufel darf nur in den von Gott festgelegten Grenzen agieren.

Was hat Corona mit Gott zu tun?

Seit dem Frühjahr 2020 stellt die Corona-Pandemie das Leben auf dem gesamten Globus auf den Kopf. Die Wucht, mit der sie über die ganze Menschheit hereinbrach, stellte sogar die Klimadebatte in den Schatten. Der Mikrobiologe und Präsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin Lothar H. Wieler äußerte sich am 14.04.2020 in einer ZDF-Sendung wie folgt: „Diese Pandemie gab es bisher nicht. Wir haben keine Blaupause, nach der wir handeln könnten. Die Krankheit ist neu.“

Wir suchen nach einer Erklärung für diese Pandemie, aber wer gibt sie uns? 

Die Antwort der Kirchen

Der Historiker Prof. Michael Wolffsohn beklagt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 20.04.2020 das Schweigen der Kirche: „Ich jedenfalls habe keine theologisch tiefgehende Interpretation dieser Pandemie seitens führender Geistlicher registriert.“

Die „Welt am Sonntag“ titelte: „Wird die Corona-Krise zum Offenbarungseid für die Kirchen?“ Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige zitiert eine Stellungnahme der „katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche in Deutschland“:
„Krankheit ist keine Strafe Gottes – weder für Einzelne noch für ganze Gesellschaften, Nationen und Kontinente oder gar für die ganze Menschheit. Krankheiten gehören zu unserer menschlichen Natur als verwundbare und zerbrechliche Wesen.“

Nach Darstellung dieser Positionen wenden wir uns der Bibel zu – oder anders gefragt:

WAS SAGT UNS GOTT DAZU IN SEINEM WORT? 

Gemäß der Mehrheitsmeinung hat Gott mit Corona nichts zu tun.

Wir hatten durch einige Zitate belegt, dass heutzutage Gerichte Gottes weithin ausgeklammert werden. Aber kann man Gott in der Corona-Krise so einfach beiseiteschieben, wie das landauf, landab viele Politiker und manche Kirchenoberen tun?

Der Gott, der sogar die Haare auf unserem Haupt zählt (Matthäus 10,30) und der jeden der 10 hoch 25 Sterne mit einem eigenen Namen versieht (Psalm 147,4), den ignorieren wir bei einem so weltweiten Geschehen wie diese Corona-Pandemie.

Nichts ist dringender als die Aussagen der Bibel zu beachten, denn nur von dorther werden wir zu einer angemessenen Beurteilung der Lage kommen.

Der vergessene Gott

Im Jahr 2019 gab es in Deutschland 100 000 Abtreibungen – nach der Bibel ist das Mord. Die biblische Wahrheit des Schöpfungsberichtes haben wir einseitig und flächendeckend durch die wissenschaftlich nicht haltbare Evolutionslehre ersetzt. Ist uns bewusst, was wir damit angerichtet haben?
Indem wir sein Wort – die Bibel – ablehnen oder für nichtig erklären, bezichtigen wir Gott der Lüge.

Die Klimadiskussion nimmt Züge einer Ersatzreligion an. Mit der staatlich sanktionierten „Ehe für alle“ haben wir Gottes Gebot missachtet. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff behauptete zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung in Bremen: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Mit solchen beklagenswerten Äußerungen öffnen wir ganz bewusst dem Islam Tür und Tor.
Wie antichristlich diese Religion ist, wird deutlich an der strikten Ablehnung des Kreuzes. Im Koran werden Ungläubige – aus islamischer Sicht sind damit Christen, Juden und Atheisten gemeint – als die schlechtesten Geschöpfe bezeichnet, die noch unter dem Vieh stehen (Sure 8,57; Sure 98,6).
Hieran wird deutlich, der Gott der Bibel kann niemals der Allah des Islams sein.
Wer dazu beiträgt, dass der Islam zu Deutschland gehört, trägt dazu bei, dass Deutschland zum Islam gehört.

Wir tun so, als wenn es Gott gar nicht gäbe. Oder haben wir uns einen Märchenbuchliebergott zurechtgeschneidert – wie ihn der Nachkriegsdichter Wolfgang Borchert bezeichnete –, der für nichts mehr zuständig ist?

Würden wir an einem belebten Platz einer Großstadt eine Meinungsumfrage starten und die Passanten befragen: „Glauben Sie an Jesus Christus als den gekreuzigten und auferstandenen Herrn, und haben Sie sich in einer persönlichen Entscheidung bewusst zu ihm hingewandt?“ – wie viele würden wohl mit einem eindeutigen JA antworten? Wir würden sehr deutlich unter der „5-Prozent-Klausel“ bleiben.
Sollte Gott zu alledem schweigen? In Galater 6,7 heißt es: „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“

3. Corona hat sehr viel mit Gott zu tun!

Angesichts dieser genannten Fakten hören wir einmal auf das, was Gott dem König Salomo schon damals offenbarte:
„Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2. Chronik 7,13-14). 

Hier lässt uns Gott wissen, dass er in allem der Handelnde ist und bleibt. Er ist es, der den Regen zurückhält, der eine Heuschreckenplage über das Land bringt, der flächendeckende Waldbrände und Tsunamis oder eine Seuche (z. B. Pest, Corona) zulässt. Es erstaunt uns sehr, dass Gott sich als Verursacher von Unglücksfällen (Amos 3,6), Unheil, Seuchen u. a. vorstellt. Es gilt beides: Gott verursacht das Unglück oder er lässt es zu. In allen Fällen, ob aktiv oder passiv verursacht – Gott ist und bleibt der Souverän über alle Dinge. Corona hat also doch etwas mit Gott zu tun!

4. Was sagt uns Gott heute?

In Hebräer 1,1-2 werden wir auf Jesus, den Sohn Gottes, hingewiesen:
„Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn (Jesus Christus).“
Jesus ist der Schlüssel zum Verständnis der Bibel und auch für unsere Weltdeutung.

Nach all den vorangegangenen Überlegungen stellt sich die berechtigte Frage: Ist diese Pandemie zufällig über uns hereingebrochen, oder ist sie doch von Gott geschickt?
Gott auszuklammern, wäre die absolut falsche Lösung. Wir sind hier mit seinem Handeln in dieser Welt konfrontiert, aber wir können es nicht eindeutig entschlüsseln. 

Bezüglich der Pandemie scheinen mir nach den obigen Überlegungen vier Antworten ableitbar zu sein:

1) Sie führt uns die Vergänglichkeit und das Seufzen der ganzen Schöpfung vor Augen (Römer 8,21-22). Gott will uns zur Demut leiten (Micha 6,8).

2) Sie ist ein Gericht Gottes über eine gottlos gewordene Welt. Gott will uns zur Umkehr rufen (Offenbarung 3,19b).

3) Sie ist ein Ruf Gottes, damit wir in Jesus Rettung finden, um nicht dem ewigen Gericht zu verfallen (Hebräer 9,27).

4) Sie ist ein Zeichen der baldigen Wiederkehr Jesu. Er hat uns vorausgesagt, dass seinem Kommen die „Wehen“ vorangehen (Matthäus 24,8).

Aus den obigen Betrachtungen können wir erschließen, dass alle diese vier Punkte in die Erklärung der Pandemie einzubeziehen sind. 

5. Welche Botschaft richtet Gott an uns?

Von dem Corona-Virus ist die ganze Menschheit infiziert. Kein Land und keine Personengruppe ist ausgenommen – es trifft Christen und Atheisten, Muslime und Hinduisten, es trifft Junge und Alte, Arme und Reiche, es trifft Gesunde und Vorerkrankte, kurz: jeden! Wenn Gott so universell zu jedem von uns spricht, dann stellt sich die Frage:
Gibt es eine Botschaft, die ebenfalls jedem Erdenbürger gilt?

Wenn wir bisher so ausführlich auf die Gerichte über die Sünde eingegangen sind, so gilt es zu betonen, dass Gottes Wesensart die Liebe ist: „Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4,16). Gottes Absicht mit uns ist Hilfe und Rettung, und das widerfährt uns wegen seiner grenzenlosen Liebe und Barmherzigkeit. Die zahlreichen Aussagen der Bibel bezeugen dies sehr eindeutig und unmissverständlich, wie z. B.:

•„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“ (Jeremia 31,3).

•„Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“(Psalm 121, 2).

•„Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?“(Hesekiel 18,23).

•„Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2,4).

•„So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden“ (Apos-telgeschichte 3,19).

•„Ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist“ (1. Timotheus 6,12).

In seiner Schrift „Angst vor dem Virus?“ vergleicht Manfred Röseler vom Missionswerk Bruderhand das Coronavirus mit einem viel heimtückischeren Virus – und das ist die Sünde. Mit diesem Virus haben wir uns sogar einen dreifachen Tod eingehandelt.

DER DREIFACHE TOD

Wenn die Bibel vom Tod spricht, so meint sie damit keineswegs das Aufhören der Existenz. Die biblische Definition für Tod heißt „abgetrennt sein von …“ Da der Sündenfall einen dreifachen Tod kennzeichnet, gibt es auch ein dreifaches Abgetrenntsein.

1. Der geistliche Tod: Im Augenblick des Sündenfalles erlag der Mensch dem „geistlichen Tod“, d. h. er war damit abgetrennt von der Gemeinschaft mit Gott. In diesem Zustand leben auch heute alle Menschen, die nicht an ihren Schöpfer glauben. Sie bestimmen eigensüchtig ihr Leben und geben den Leidenschaften und Verlockungen der Sünde nach.

2. Der körperliche Tod: In der weiteren Auswirkung kommt es zum leiblichen Tod: „… bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist“ (1. Mose 3,19). Wegen des Sündenfalles ist die gesamte Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen.

3. Der ewige Tod: Die Endstation des Todeszuges ist der ewige Tod. Dort wird jedoch nicht die Existenz des Menschen ausgelöscht (Lukas 16,19-31), sondern hiermit ist das endgültige Abgetrenntsein von Gott markiert. Der Zorn Gottes bleibt über den Menschen, weil „durch die Sünde eines Menschen – Adam – alle Menschen in Tod und Verderben geraten sind“ (Römer 5,18).

Am Anfang nannten wir vier logische Möglichkeiten bezüglich des Verhaltens Gottes zum Leid. Variante 2 ist offensichtlich die zutreffende:
 Gott kann das Leid beseitigen! Was aber müsste er tun, um Leid und Tod aus der Welt zu entfernen? Nun, er müsste ihre Ursache beseitigen. Da wir aber die Verursacher der Sünde sind, müsste er uns beseitigen. Wenn Gott uns aber mit unvergebener Schuld sterben ließe, bliebe uns als ewiger Aufenthaltsort nur die Hölle. Das aber will Gott nicht (Johannes 3,16). Sein Plan ist ein Plan der Liebe.

Gottes Gedanken möchte ich wie folgt zusammenfassen:

Während ihres kurzen Erdendaseins werden die Menschen zwar Leid und Tod erfahren, aber ich lasse ihnen das rettende Evangelium von Jesus Christus verkündigen. So erhalten sie die Möglichkeit, dem ewigen Leid zu entkommen und die Ewigkeit im Himmel zu verbringen. – Das soll jetzt erläutert werden.

DER LEBENSZUG

Wegen seines grenzenlosen Erbarmens und seiner Liebe zu uns hat Gott alles getan, um uns in seinen Himmel zu bringen. Würde Gott uns mit unseren Sünden in den Himmel lassen, würde auch der Himmel daran kaputt gehen, und Leid und Tod hielten auch dort Einzug wie einst auf der Erde. So übernimmt Gott selbst die Lösung des Problems:

Jesus Christus, der Sohn Gottes, begleicht stellvertretend unsere Sündenrechnung. Der Preis ist hoch – nur das vergossene Blut von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha reicht aus, um die Rettung für uns zu erwirken. Sein Wort am Kreuz „Es ist vollbracht!“ markierte bildlich die Fertigstellung. des Lebenszuges. Es ist nun der erklärte Wille Gottes (z. B. 1. Timotheus 2,4), dass wir vor dem Verlorengehen gerettet werden – oder bildlich gesprochen: aus dem rasenden Todeszug aussteigen. 

Wir sind eingeladen, durch die Tür zu gehen, die himmelwärts führt (Matthäus 7,13+14). Jesus ist die einzige Tür und damit auch der einzige Weg der Errettung. Er ist derjenige, der für uns gestorben und auferstanden ist. Dies bestätigt uns die Bibel:

„Nur Jesus kann den Menschen Rettung bringen. Nichts und niemand sonst auf der ganzen Welt rettet uns.“ (Apostelgeschichte 4,12)

Niemand anderes – außer Jesus – hat stellvertretend für unsere Sünden bezahlt. Somit können wir nur durch Jesus Vergebung unserer Sünden bekommen. Doch auch dies geschieht nicht automatisch. Unsere Entscheidung ist gefragt.

Der Wechsel von dem einen Zug in den anderen geschieht dadurch, dass wir uns zu Jesus hinwenden, unser altes selbstbestimmtes Leben, das wir ohne ihn gelebt haben, loslassen, ihn um Vergebung bitten und ihn einladen, in unser Leben einzutreten. Er hat fest versprochen, jeden – und damit auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser – anzunehmen. Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Johannes 6,37).

DER WEG ZUM LEBEN

Wenn wir heute den Lebenszug besteigen, dann haben wir damit den schönen Ort gebucht, den Himmel, von dem es in 1. Korinther 2,9 heißt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“ Es ist jener Platz, an dem es uns ewig gut geht. Dort gibt es keine Krankheit, kein Leid, keine Vergänglichkeit und auch keinen Tod mehr.

DER NÄCHSTE SCHRITT

Gott erwartet nur eines von uns, dass wir aus freier Entscheidung diesen Weg wählen: „Ich habe euch (ewiges) Leben und (ewigen) Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählest“ (5. Mose 30,19). Es wird auch hier noch einmal deutlich, dass es Gottes Wille ist, uns zum ewigen Leben einzuladen.

Jesus ist der beste Verteidiger, denn er befreit uns vom verurteilenden Gericht durch Freispruch: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom (geistlichen) Tode zum (ewigen) Leben hindurchgedrungen“ (Johannes 5,24).

Wenden Sie sich in einem Gebet zu Jesus, dem Sohn Gottes. Auf diese Weise verlassen Sie noch heute den Todeszug und besteigen den Zug des Lebens. Diese grundlegende Lebensveränderung können Sie mit folgendem Gebet beginnen:

„Herr Jesus Christus, ich habe meine fatale Situation erkannt. Meine Lebensweise stimmt keineswegs mit Deinem Wort, der Bibel, überein. Nun weiß ich: Ich sitze im falschen Zug. Darüber bin ich zutiefst erschrocken und flehe Dich um Hilfe an. Vergib mir alle meine Schuld, die mir sehr leid tut, und verändere mein Leben, indem ich Dein Wort lese und mich danach ausrichte. Mit Deiner Hilfe möchte ich nun den Lebenszug besteigen und immer bei Dir bleiben. Ich nehme Dich jetzt in mein Leben auf. Sei Du mein Herr und gib mir den Willen und die Kraft, Dir zu folgen. Ich danke Dir von ganzem Herzen, dass Du mich von meinen Sünden befreit hast und ich jetzt ein Kind Gottes sein darf. Amen.“

Wenn Sie dieses Gebet zu Ihrem eigenen gemacht haben, dann hat Jesus Sie heute angenommen. Sie haben damit den Lebenszug bestiegen und gleichzeitig die Nachfolge Jesu angetreten. Das wird in Ihrem Leben eine Wende bewirken. Anhand von vier Punkten sei dies kurz erläutert:

1) Beginnen Sie mit dem regelmäßigen Lesen des Wortes Gottes, der Bibel. Es ist das einzige Buch, das Gott als von ihm gegeben autorisiert hat. Die Bibel ist die notwendige Gebrauchsanweisung für unser Leben und Sterben.

2) Sprechen Sie jeden Tag mit Ihrem Herrn. Unser Gebet richten wir an Gott, den Vater, und an Jesus Christus, den Sohn Gottes.

3) Beginnen Sie damit, in Ihrem Leben umzusetzen, was in der Bibel gesagt ist.

4) Suchen Sie Gemeinschaft mit anderen Menschen, die sich auch bewusst Christus zugewandt haben.

Bitte nutzen Sie auch die Angebote der angeführten Schriften, sie werden Ihnen eine Hilfe sein.

Das Jahr 2020 wird in unser aller Erinnerung bleiben. Nie zuvor hat eine Krankheit die ganze Welt in die Knie gezwungen wie in diesem Frühjahr, in dem das Corona-Virus das öffentliche Leben zum Stillstand brachte. So bricht die uralte Frage nach Leid und Tod in dieser Welt wieder ganz neu auf.

Bruderhand-Medien
Am Hofe 2,
29342 Wienhausen Deutschland
Mail: info@bruderhand.de
Homepage: bruderhand.de

Missionswerk Bruderhand e.V. arbeitet überkonfessionell im Rahmen unterschiedlicher Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften. Es hat die Bibel, das Wort Gottes, als Grundlage, wird von Spenden getragen und distanziert sich von allen Sekten. 

Autor: Dr.Ing. Werner Gitt
Von 1971 bis 2002 leitete er den Fachbereich Informations-technologie bei der Physikalisch-Technischen Bundes-anstalt (PTB) in Braunschweig. 1978 wurde er zum Direktor und Professor bei der PTB ernannt. In seinem weltweiten Vortragsdienst und in seinen Publikationen spricht er allge-meinverständlich zu wissenschaftlichen Fragestellungen in Verbindung mit biblischen Leitlinien

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Der Große Reset (J.Mason)

Jason Mason

Der Grosse Reset –
der verborgene Plan hinter der Corona-Krise

Veröffentlicht Dez 14, 2020

– Leicht gekürzt von Horst Koch, Herborn, im Januar 2021 – 

Der große Reset: Die Coronakrise entschlüsseln

Viele Menschen fragen sich, warum die Welt die sogenannte Corona-Pandemie nicht in den Griff bekommt und was der wahre Grund für die ungerechtfertigten Lockdowns in vielen Ländern des Globus sein könnte. In den Mainstream-Medien hört und liest man immer wieder das Gleiche, wobei dort erklärt wird, daß die Krise bald vorüber sein und wir wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren werden.

Das soll laut den Versprechungen der Politiker irgendwann zwischen 2021 bis 2023 erfolgen. Doch stimmt das wirklich oder wird hier eine verborgene Agenda mit einem geheimen Plan ausgeführt? Denn es gibt jetzt seit einigen Wochen die ersten Meldungen über einen solchen Plan.

Renommierte internationale Nachrichtenmedien bringen bereits Beiträge, in denen erklärt wird, daß sich unser Leben nicht wieder normalisieren, sondern völlig und grundlegend verändern soll. Wir befinden uns demnach nicht nur in einer Gesundheits– sowie in einer Wirtschaftskrise, sondern vor allem in einer sozialen Krise, weil wir durch die Lockdowns unsere Mitmenschen und Angehörigen nicht mehr sehen dürfen, was einer sozialen Abgrenzung gleichkommt.

Die Lösung dafür soll uns schließlich wieder näher zusammenbringen. Gleichzeitig wird erwähnt, daß „paradoxerweise“ auch die wichtigsten Wirtschaftsführer in den Krisenmodus gewechselt haben und bekanntgeben, daß viele unserer Arbeitsplätze in Gefahr sind. Die Ergebnisse diese Gespräche sollen klargestellt haben, daß die Menschen wichtiger sind als die Wirtschaft, sofern man diesen Erklärungen Glauben schenken möchte.

Aus diesem Grund entlassen Unternehmen ihre Angestellten und Arbeiter, damit sie vor dem Virus sicher sind und ihn überleben können. Außerdem wollen sich die Dienstgeber absichern, weil sie selbst von ihren Untergebenen ebenfalls mit dem Virus infiziert werden könnten. Die Lage ist für uns deshalb kritisch, weil wir nicht wissen, wie lange wir dieser Krise und dem Niedergang der Wirtschaft noch ausgesetzt sein werden – Wochen, Monate oder Jahre?

Weil sich die Planer der globalen Ökonomie darüber offenbar schon seit geraumer Zeit Gedanken gemacht haben, enthüllten sie nun, daß es „bereits klar ist, daß wir uns in der Mitte eines großen Reset befinden“. Deshalb wird es für uns nötig, gründlich über unsere Arbeit, unser Leben, die Wirtschaft und die Führung der Welt nachzudenken. Das alles soll laut den Ausführungen dieser Experten mit der Finanzkrise im Jahr 2008 zusammenhängen.

Seit damals haben die Märkte sich vorgeblich wieder für mehr als zehn Jahre erholt, doch diese Krise war eigentlich nicht vorüber, sondern wurde nur durch ungezügeltes Gelddrucken der Zentralbanken und der Ausweitung der bestehenden globalen Geldmenge verzögert. Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, an dem immer schneller immer mehr neu erschaffenes Geld in die Märkte gepumpt wird, was jedoch keinen Stimulus auf die Realwirtschaft mehr erzeugt.

Zentralbanker haben deshalb darauf hingewiesen, daß bald mit einer globalen Hyperinflation, also einer totalen Entwertung der Währungen, zu rechnen ist. So hat zum Beispiel der US-Dollar seit der Gründung der FED mehr als 99 Prozent seines Wertes und der Euro seit der Gründung der EZB mehr als 85 Prozent an Wert gegenüber Gold verloren.

Alleine im laufenden Jahr 2020 hat sich die globale Geldmenge um einen unglaublichen Faktor gesteigert, was natürlich zu einer immer schnelleren Geldentwertung und einer globalen Verschuldung führt, die Mitte 2020 bereits 250 Billionen US-Dollar erreicht hat.

Abgesehen von der Krise haben Wirtschaftsführer schon seit Jahren verkündet, daß es in naher Zukunft durch Automatisierung, Auslagerung von Arbeitsplätzen und zunehmender Computerisierung immer weniger Vollzeitarbeitsplätze geben wird und wir uns bald in einer Welt ohne Arbeit bzw. mit massiv hoher Arbeitslosigkeit wiederfinden werden – auch ohne Corona.

Das gilt aber nicht für UNS alle, denn Banken, führende internationale Unternehmen und ihre Leiter und CEOs sowie Aktionäre werden durch die aus der Krise entstandenen Profite in gleichem Masse reicher, mit dem der Rest der Bevölkerung in Rekordgeschwindigkeit verarmt.

Das ist dieser Elite völlig klar, und deshalb spricht man hier vom Begriff des „ungleichen Einkommens“, weil Gesellschaften und Menschen Anzeichen von Streß zeigen und die globale Produktivität zurückgeht – was Unruhe, Depression und Selbstmorde zur Folge hat.

Dadurch soll auch zu erklären sein, warum die Fruchtbarkeitsrate global fällt und in entwickelten Ländern weniger Kinder geboren werden, die uns ersetzten sollen. Aber: Wir als arbeitende Bevölkerung sind nicht dafür verantwortlich, daß das Finanz- und Wirtschaftssystem versagt, und viele Paare in westlichen Nationen können sich einfach aufgrund ihres geringen Einkommens und der steigenden Inflation keine weiteren Kinder leisten.

In Anbetracht der globalen Überbevölkerung und dem Verschwinden von immer mehr Arbeitsplätzen benötigen die entwickelten Ländern auch keine höhere Geburtenrate oder eine Zuwanderung, die das ausgleichen soll – denn wir bewegen uns schnell in eine Welt ohne Arbeitsplätze hinein.

In Zukunft sind vor allem hoch spezialisierte Stellen im Technologiesektor wichtig, den Rest sollen bald künstlich-intelligente Algorithmen und Roboter übernehmen. Weil globale Eliten das alles seit langer Zeit so geplant haben, sprechen sie von einem notwendigen Wandel und einem „großen Reset“, denn SIE und nicht WIR haben diese Zustände ja schließlich herbeigeführt.

Es handelt sich also nicht nur um einen unausweichlichen Reset des Finanzsystems, sondern auch um einen Reset der Arbeitswelt. Und die Planer erklären mittlerweile ganz offen, daß dieser Neustart noch Jahrzehnte nachwirken wird.

Die Menschen sollen sich deshalb bereits jetzt an eine virtuelle Arbeitswelt gewöhnen, in der man viele Dinge von zu Hause aus erledigen müssen wird – man nennt es die „digitale Transformation“, und wir sollen sehr rasch daran gewöhnt werden. 

Das vor allem auch deshalb, weil die globale Wirtschaft einen Reset vollführt und tausende bis hin zu Millionen von Stellen streicht, um produktiv zu bleiben und die Profite bis zum Schluß zu steigern. Die Corona-Krise ist somit eine fadenscheinige Entschuldigung, sich von vielen Mitarbeitern zu trennen, um den Umsatz zu erhöhen.

Diese Entlassungen werden aber damit begründet, daß man sich um das Wohl und die Gesundheit der Menschen sorgen würde. Dennoch müssen wir damit leben und diese Erklärungen schlucken, obwohl immer weniger Menschen Politikern und den Massenmedien ihren Glauben schenken.

Sie wollen uns nämlich glauben machen, daß diese Krise überraschend über uns hereingebrochen ist und der von ihnen präsentierte Big Reset eine gute Sache für uns alle sein wird.

UN-gestützter „Großer Reset“ um die Neue Weltordnung einzuleiten

Alternative und freie Medien berichten hingegen völlig andere Dinge, wobei dort klargestellt wird, daß die Agenda zum großen Reset von den Vereinten Nationen stammt, um ihren Plan für eine Neue Weltordnung umzusetzen.

Der Reset bedeutet somit für alle Menschen – außer der Elite – einen Verlust von Freiheit und Wohlstand sowie eine totalitäre globale Weltregierung – zumindest wenn die Elite mit ihren Plänen Erfolg hat. Vor den Corona-Lockdowns gab es bereits Ausschreitungen und Plünderungen, um angeblich gegen den systemischen Rassismus und Ungleichheit zu protestieren.

Der Deep State selbst hat dann seinen Plan des Big Reset präsentiert, um die ganze Welt ein für alle Mal nach ihren Plänen zu transformieren. Das geschieht aber nicht zum Wohle der Massen, sondern ausschließlich zum Wohle der herrschenden Klasse.

Die Bekanntgabe des großen Reset wurde bis vor wenigen Tagen noch auf einer Webseite des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum) präsentiert, bevor man sie aus unbekannten Gründen gelöscht hat.

Die Planer des Reset sind demnach die wichtigsten Bosse der Wirtschaft, des Globalismus und der Einen Weltregierung, das schließt auch Königsfamilien und kommunistische Regime mit ein. Leider haben diese Kreise nicht mit der immer schnelleren Aufdeckung ihrer wahren Pläne für die Menschheit gerechnet, die man in der Schweizer Stadt Davos ausgehandelt hat, um die Bereiche Industrie, Gesellschaft, Ausbildung, Landwirtschaft usw. umzustrukturieren.

Der führende Fürsprecher des großen Reset ist der deutsche Gründer und Vorsitzende des World Economic Forum, Klaus Schwab, der außerdem ein ehemaliges Mitglied des inneren Kreises der Bilderberger ist.
Der Davoser Globalist Klaus Schwab: Die Welt wird nach COVID „nie“ zur Normalität zurückkehren.

COVID 19 – der große Umbruch

In seinem Ende September 2020 erschienen Buch mit dem Titel „Der große Umbruch“ erklärt Klaus Schwab, daß die Welt, wie wir sie kennen, niemals wieder zur alten Normalität zurückkehren wird. Dort schreibt er auch, daß der Coronavirus keine neue existenzielle Bedrohung darstellt, was zeigt, daß Globalisten die Coronakrise dazu nutzen, ihre Pläne umzusetzen.

Das Weltwirtschaftsforum gab dann auch noch einige Prognosen für das Jahr 2030 ab. Dort wird erklärt, daß die USA dann keine Supermacht mehr sein und sich der UN untergeordnet haben werden. Alle Menschen sollen weniger Fleisch konsumieren, und fossile Brennstoffe sollen endgültig der Vergangenheit angehören.

Außerdem schreibt Schwab, daß die meisten Menschen im Jahr 2030 nichts mehr besitzen werden, und daß wir alle glücklich darüber sein werden!

„Sie werden nichts besitzen.“ – und „Sie werden glücklich darüber sein.“ – So Klaus Schwab, Weltwirtschaftsforum.

„Die Pandemie stellt eine seltene, aber begrenzte Gelegenheit dar, unsere Welt zu reflektieren, neu zu denken und neu auszurichten.“ – Klaus Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender, Weltwirtschaftsforum

Diese Agenda zur globalen Armut und der Herrschaft einer auserwählten Elite soll also durch die sogenannte Covid-19-Pandemie ausgeführt werden, die von den selben Leuten benutzt wird, um Lockdowns durchführen zu können, damit die Weltwirtschaft geplant zusammenbricht.

Dann soll die ganze Industrie verstaatlicht werden und kleine Unternehmen sollen endgültig von der Bildfläche verschwinden. Dazu gehören dann auch neue Impfpässe und digitale Identitätsnachweise, um überhaupt noch reisen zu dürfen. Man wird in den kommenden Jahren versuchen, den internationalen Reiseverkehr sowie die Bewegungsfreiheit zu verringern, um keine weiteren Massenaufstände gegen diese neue kommunistische Agenda zu ermöglichen.

Selbst sozialistische Nationen bewegen sich jetzt in Richtung dieses neuen Kommunismus und viele sehen in Klaus Schwab sogar schon den neuen Karl Marx. Handelt es sich also wirklich um die größte Verschwörung, die jemals gegen die gesamte Menschheit entstanden ist?

Die Akteure geben uns ja bereits bekannt, daß wir alle in 10 Jahren nichts mehr besitzen werden – also auch keinerlei Rechte mehr! Alle Nationen von den USA bis hin zu China sollen zustimmen, daß jede Industrie transformiert werden muß, und es sich daher auch um einen Reset des Kapitalismus handelt.

Diese Gleichmachung soll uns schließlich in ein neues technokratisches und marxistisches Utopia entführen. Wie gesagt soll die Covid-19-Pandemie der vorgebliche Auslöser dafür sein, doch handelt es sich wirklich um eine Pandemie, die solche Lockdowns und Zwangsmaßnahmen erfordern?

CDC-Daten zeigen hohe Virus-Überlebensrate: 99%-Plus für die Altersgruppe der 69-Jährigen und Jüngeren, 94,6% für Ältere

Daten des amerikanischen CDC (Centers for Disease Control = Zentren für Krankheitsbekämpfung) ergeben eindeutig, daß ein Grossteil der infizierten Menschen eine Corona-Erkrankung schadlos überstehen. Bei Menschen bis zu 20 Jahren liegt die Erholungsrate bei 99.997 Prozent, bei 20-40-jährigen immer noch bei 99,98 Prozent, und bei Menschen bis zu 70 Jahren noch bei 99,5 Prozent.

Erst bei über 80 Jahren sinkt die Rate auf ungefähr 95 Prozent. Das bedeutet also, daß die Sterberate durch Covid-19 lediglich bei 0,003 bis 0,5 Prozent bei der arbeitenden Bevölkerung liegt. Mehr als 99,5 Prozent der Altersgruppe bis ca. 80 Jahren sind also überhaupt keiner Gefahr ausgesetzt!

Die Kurve der Toten liegt also genau innerhalb der gewöhnlichen durchschnittlichen Sterblichkeitsrate der Bevölkerung. Rechtfertigt das landesweite Lockdowns? Eigentlich sollte man laut diesen offiziellen Daten nur Altersheime einschränken.

WHO-Funktionär drängt führende Politiker der Welt, keine Lockdowns mehr als primäre Methode der Viruskontrolle einzusetzen.

Sogar Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO haben inzwischen Forderungen an die Weltführer gerichtet, Lockdowns als primäres Mittel zur Kontrolle des Coronavirus nicht länger einzusetzen!
„Wir in der WHO unterstützen keine Lockdowns als primäres Mittel zur Kontrolle dieses Virus“, sagte Dr. David Nabarro von der Weltgesundheitsorganisation.

Er sagte weiter, daß Lockdowns weit schlimmere Konsequenzen nach sich ziehen als andere Einschränkungen, denn durch die Zerstörung verschiedener Industrien werden sich unweigerlich Hunger und Armut ausbreiten. Das betrifft zu Beginn vor allem die internationale Tourismus-Industrie, aber auch Bauern in aller Welt.

Die WHO schätzt, daß sich die Anzahl der Menschen, die 2021 in Armut leben werden, dadurch insgesamt verdoppeln wird! Außerdem werden mehr und mehr Menschen an Unterernährung leiden. Aus diesem Grund haben bereits tausende von Gesundheitsexperten eine Petition eingereicht, die das Ende der Corona-Lockdowns fordert, weil damit ein irreparabler Schaden angerichtet wird!

Bereits jetzt ist bekannt, daß Lockdowns mehr Selbstmorde, Drogentote und einen Anstieg an häuslicher Gewalt verursachen. Die Ängste und Sorgen der Lockdowns verursachen also bei der durch den Virus offiziell nicht gefährdeten Bevölkerung unter 80 Jahren Ängste und Sorgen und zerstören viel mehr Leben als unter normalen Umständen – viel mehr als durch ungerechtfertigte Lockdowns möglicherweise gerettet werden könnten.

Warum Covid-19 eine „seltsame Pandemie“ ist

Handelt es sich eigentlich um eine wirkliche Covid-19-Pandemie? Wie gesagt, haben Experten bekanntgegeben, daß die Sterblichkeitsrate des Covid-19-Virus fast völlig der normalen durchschnittlichen Sterblichkeitsrate entspricht. Im Gegenteil zur Corona-Pandemie sind bei der Spanischen Grippe vor hundert Jahren vor allem Kleinkinder und junge Erwachsene zwischen 20-45 Jahren gestorben.

Bei Corona verhält es sich genau umgekehrt und die meisten Opfer sind in Altenheimen zu beklagen, wobei die Altersschicht unter 50 Jahren so gut wie überhaupt nicht betroffen ist. Somit könnte man behaupten, daß gar keine Corona-Pandemie existiert, weil die momentane Sterblichkeitsrate völlig der normalen ähnelt.

Weiter haben viele Mediziner bekannt gegeben, daß sie gar keinen eigentlichen Corona-Virus in ihrem Besitz haben, und daß er „nicht verfügbar“ sei! Das läßt Zweifel über die eigentliche Existenz dieses Virus entstehen, denn angeblich konnte er von Medizinern und Virologen noch gar nicht isoliert werden, wodurch seine reale Existenz immer noch nicht bestätigt werden kann.

COVID: Das Virus, das es nicht gibt: Der Betrug an den Wurzeln aufgedeckt

Somit könnte es sich um einen Trick handeln, wenn von einer Pandemie die Rede ist, um die globalen Lockdowns zur Zerstörung der Weltwirtschaft zu benutzen.

Die nächste Frage, die dabei entsteht, ist: Wenn der Covid-19-Virus nicht isoliert werden kann, um zu bestätigen, daß er überhaupt existiert – was befindet sich dann in den Corona-Impfstoffen und warum sollen staatlich vorgeschriebene Zwangsimpfungen durchgeführt werden, wenn die Sterblichkeitsrate so niedrig liegt?

Die Lockdowns haben bereits jetzt dazu geführt, daß die Versorgung mit Nahrungsmitteln eingeschränkt ist und bis zum Jahr 2022 neue Hungersnöte entstehen werden. Das sorgt natürlich für weitere Störungen des sozialen Gleichgewichts und einer Ungleichheit der Einkommen.

Im Gegensatz zur hart arbeitenden Bevölkerung sind die Multimillionäre und Milliardäre der Elite während der Krise noch schneller noch reicher geworden.
Warum appellieren die Mitglieder der UN und des Weltwirtschaftsforums nicht an diese reichsten Menschen der Welt, sich freiwillig von ihrem konzentrierten Reichtum zu trennen und ihn einfach mit dem Rest der Menschheit gerecht zu teilen?

Dann wäre kein Big Reset notwendig, denn die Zerstörung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten wird vor allem dadurch erzeugt, daß Reiche den Armen alles wegnehmen und diese dann gezwungen sind, Raubbau an der Umwelt zu betreiben.

Dieser Punkt wird natürlich nicht zur Sprache gebracht, denn der kommende Kommunismus wird nicht die Oberschicht, sondern ausschließlich die Mittelschicht und Unterschicht der Bevölkerung betreffen. Klaus Schwab meint, daß sich alle Aspekte unserer Gesellschaft und Wirtschaft verändern müssen, sogar unser Denken und unser Verhalten.
Uns soll dabei ein „neuer sozialer Vertrag“ aufgenötigt werden, der auf sogenannter „sozialer Gerechtigkeit“ beruht.

Schwab erklärt weiter, daß wir völlig neue Grundlagen für unsere Wirtschaft und unsere sozialen Systeme benötigen und uns keine andere Wahl bleibt, als zuzustimmen und uns unterzuordnen. Doch stimmt das wirklich oder haben wir Bürger und einzelne Nationalstaaten sehr wohl die Wahl, uns diesen Plänen einfach zu widersetzen?

Wenn die freien Märkte und der Kapitalismus verschwinden, dann verschwinden auch die Mittelklasse und der Wohlstand. Seine Stelle wird eine Technokratie einnehmen, in der diese undurchsichtigen Zielsetzungen von demokratisch nicht gewählten Technokraten durchgesetzt werden sollen.

Laut diesen Personen soll uns die Covid-19-Krise verdeutlichen, daß die alten Systeme im 21. Jahrhundert nicht mehr fit genug sind: „Jetzt ist der historische Moment – die Zeit –, nicht nur den Virus zu bekämpfen, sondern das System für die Post-Corona-Ära zu formen.“

Obwohl man in der Öffentlichkeit die Corona-Krise für den großen Reset heranzieht, erklären die Mitglieder des Weltwirtschaftsforums, daß sie an dieser Agenda bereits seit vielen Jahrzehnten arbeiten! Werden wir also einfach belogen, damit sie ihre wirklichen Ziele realisieren können?

Globalisten sprechen schon länger von der „vierten industriellen Revolution“. Diese neue Transformation soll dabei völlig anders sein als jede Revolution, die die Menschheit zuvor erlebt hat. Klaus Schwab erklärt dazu, daß die neue Revolution die Grenzen zwischen „physischer, digitaler und biologischer“ Bereiche verwischen soll.

Das bedeutet, daß der Mensch mit der Maschine zu einer Form des Transhumanismus verschmelzen soll, was laut Aussagen führender Fürsprecher des Transhumanismus bald dafür sorgen soll, daß die Menschheit, wie wir sie kennen, in naher Zukunft nicht mehr existieren soll!

Elon Musk hat sich beispielsweise mehrmals darüber geäußert, daß wir sehr vorsichtig bei der Einführung von Transhumanismus und Künstlicher Intelligenz (KI) vorgehen sollten, weil es sich als die größte existenzielle Bedrohung herausstellen könnte, mit der wir jemals konfrontiert worden sind.

Er sagte, wir könnten mit Künstlicher Intelligenz „den Dämon“ beschwören, den wir dann nicht mehr loswerden und somit bald in einer realen Matrix existieren, einer synthetischen Realität, die durch digitale Implantate und eingepflanzte Mikrochips ermöglicht wird.

Wenn es soweit ist, werden die betroffenen Menschen mit Künstlicher Intelligenz infiziert und ihre Leben zu einer digitalen Simulation verwandelt, und sie werden ein Teil eines neuen technologischen Schwarm-Verstands, indem sie mit der Maschine oder dem Dämon verschmelzen.

Sie können dann nicht mehr zwischen simulierter oder natürlicher Welt unterscheiden. Diese Illusion der Künstlichen Intelligenz bedeutet somit totale Kontrolle. Ob letztlich die Elite oder ihre Künstlichen Intelligenzen Gott spielen werden, um ihre Implantate und Transhumanisten zu steuern und zu kontrollieren, bleibt vorerst offen.

Das Gehirn wird durch diese Implantate aber programmiert und kontrolliert und das kann man gleichstellen mit dem völligen Ende des freien Willens eines natürlichen Menschen – er verwandelt sich in einen Transhumanisten oder Mensch 2.0.

Transhumanismus bedeutet auch genetische Modifikation, Drogen und bionische sowie kybernetische Erweiterungen. Kritiker sehen hier vor allem einen Eingriff in die göttliche Ordnung der Dinge, und nicht nur Satanisten wie Anton LaVey haben über menschliche Roboter und Transhumanisten gesprochen, sondern auch Eingeweihte in die Zukunftspläne der Eliten, wie zum Beispiel der bekannte Schriftsteller Aldous Huxley (1894-1963).

Er hat bereits im Jahr 1932 seinen dystopischen Roman „Schöne neue Welt“ veröffentlicht. Dort schreibt er von einem futuristischen Weltstaat, deren Bürger vom Staat maßgeschneidert genetisch erschaffen werden, um in einer festgelegten sozialen Hierarchie zu dienen.

Das umfaßt auch psychologische Manipulation und Konditionierungen, die es fast unmöglich machen, diese düstere Weltordnung herauszufordern. Weil Aldous in die realen Pläne der Eliten eingeweiht war, wird völlig klar, daß diese Ziele bereits seit sehr langer Zeit geplant und schrittweise in bestimmten globalen Agenden umgesetzt werden sollen.

Wir sprechen hier also wirklich vom Tod der bekannten Menschheit und der Auflösung aller, vor allem christlich geprägten Nationalstaaten. Darum sollte diese Agenda die wichtigste Angelegenheit für Patrioten und Nationalisten sein.

„Ich glaube an den Transhumanismus: Wenn es erst einmal genügend Menschen gibt, die das wirklich sagen können, wird die menschliche Spezies an der Schwelle zu einer neuen Art von Existenz stehen, so unterschiedlich wie die unsere von der des Peking-Menschen ist. Sie wird endlich ihr wahres Schicksal bewußt erfüllen“. Julian Huxley. 

Zitat: Aldous Huxley, März 1962:
„In der nächsten Generation oder so wird es eine pharmakologische Methode geben, die Menschen dazu zu bringen, ihre Knechtschaft zu lieben und eine Diktatur ohne Tränen zu erschaffen, um es so auszudrücken. … Man erschafft eine Art schmerzloses Konzentrationslager für ganze Gesellschaften, so daß den Menschen tatsächlich ihre Freiheiten genommen werden. Doch sie werden es geniessen, weil sie von jedem Wunsch zur Rebellion abgelenkt werden, durch Propaganda oder Gehirnwäsche, oder Gehirnwäsche, die durch pharmakologische Methoden verstärkt wird. … Und das scheint die letzte Revolution zu sein.“

Wenn die Corona-Krise also die Transformation in die vierte industrielle Revolution ermöglichen soll, sollte es immerhin möglich sein, die Bevölkerung zu fragen, ob sie eigentlich damit einverstanden ist, bevor sie dieser marxistischen Agenda der Neuen Weltordnung ohne ihre Zustimmung ausgesetzt wird, denn wir sprechen hier immerhin vom Verlust sämtlicher Freiheiten und unseres kollektiven Wohlstands, für den wir hart arbeiten.

Bereits in der UN-Agenda für 2030 wird festgelegt, daß jede Regierung der Welt sich diesem Diktat unterwerfen soll, nur dann soll es möglich sein, daß Wohlstand und Einkommen endlich allen Weltbürgern in gleichem Masse zustehen.

Doch erbringen die Nationen der Zweiten und Dritten Welt wirklich die gleiche Leistung wie die westlichen Nationen, um zu rechtfertigen, daß der Wohlstand der Bevölkerung, nicht jedoch derjenige der Eliten, gleichmäßig aufgeteilt werden soll?

Weiter geht es in den Forderungen der UN damit, daß eine Form von International- Sozialismus gefordert wird, um alle Ungleichheiten unter den Völkern und Nationen zu beseitigen. Ja, bis 2030 sollen alle Männer und Frauen – speziell die Armen und Bedürftigen – die gleichen Rechte auf alle unsere ökonomischen Ressourcen besitzen.

Dazu wird es notwendig, daß Regierungen die totale Kontrolle über Produktion und Konsum erlangen. Das schließt außerdem ein neues Gesundheitssystem mit ein, das ebenfalls völlig von den Regierungen kontrolliert werden soll.

Das alles soll schließlich ein totalitär-technokratisches System der Einen Weltregierung erschaffen, weil WIR laut Klaus Schwab einfach nicht mehr länger damit warten können.

Ich glaube eher, daß die Elite nicht mehr länger darauf warten kann, weil ihre Pläne für die Neue Weltordnung ansonsten scheitern werden.

1973 sagte ein MIT-Computer voraus, wann die Zivilisation enden wird.

Aber ist die Technokratie wirklich die einzige Möglichkeit, die uns aufgrund der von den Eliten verursachten Probleme durch die Zerstörung unserer Umwelt verursacht wurden, die uns bleibt?

Bekanntlich haben bereits im Jahr 1973 Computermodelle des amerikanischen MIT (Massachusetts Institute of Technology) aus allen damals verfügbaren Daten berechnet, daß die menschliche Zivilisation in diesem Zustand um das Jahr 2040 herum kollabieren bzw. enden wird.

Dieser Zeitpunkt lag damals noch in weiter Ferne, ist mittlerweile aber nur noch eine Generation von uns entfernt!

Warum wurden nicht bereits damals die Weichen gestellt und die ganze Weltbevölkerung über dieses Problem unterrichtet?
Warum haben der Raubbau an der Natur und die zügellose Überbevölkerung seitdem fast ungebremst zugenommen und warum warten die Eliten bis zum allerletzten Moment, um die Notbremse zu ziehen?

Wollten sie mit ihrem Zentralbankensystem und dem Kapitalismus noch das letzte Kapital aus der Weltbevölkerung saugen, bis dieses System schließlich unweigerlich kollabiert?
Haben sie Angst, daß das irgendwann herauskommt und präsentieren sie uns nun deshalb plötzlich ihre anscheinend wohlwollenden Pläne für eine bessere Zukunft?

Das Modell aus dem Jahr 1973 wurde vom Club of Rome in Auftrag gegeben, einer Organisation aus Planern, Wissenschaftlern und ehemaligen Staatsführern sowie UN-Bürokraten, die mit den globalen Herausforderungen zu tun haben, die der Menschheit in Zukunft bevorstehen.

Das Computermodell ergab, wie gesagt, daß wir bis zum Jahr 2040 einen globalen Kollaps erleben werden, weil sich sowohl die Bevölkerung als auch die Industrie in zunehmendem Masse vergrößern würden. Dadurch würde sich die Lebensqualität immer weiter verschlechtern, und die schwindenden natürlichen Ressourcen werden nicht mehr ausreichen, um unsere moderne Zivilisation aufrecht zu erhalten.

Damals wurde das Jahr 2020 als der erste große Meilenstein in dieser Entwicklung genannt, an dem die globale Lebensqualität plötzlich signifikant fallen wird. Das soll schließlich zum Tod eines Großteils der Menschheit führen.
„Um das Jahr 2020 werden die Konditionen auf dem Planeten höchst kritisch. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, wird die Lebensqualität auf unter Null fallen. Die Umweltverschmutzung wird so schlimm, daß sie beginnen wird, Menschen zu töten, das wird wiederum dafür sorgen, daß sich die Bevölkerung verkleinert, geringer als sie im Jahr 1900 war (ca. 1,6 Milliarden Menschen). An diesem Punkt wird schließlich zwischen 2040 und 2050 das zivilisierte Leben, das wir auf diesem Planeten kennen, aufhören zu existieren.“

Die Planer der Neuen Weltordnung haben nicht viel dagegen unternommen, dieses Szenario effektiv zu verhindern, sondern ihre Pläne darum herum aufgebaut, die vorsehen, daß diese Katastrophe nur verhindert werden kann, wenn sämtliche Nationalstaaten ihre Souveränität verlieren, damit eine Neue Weltordnung und ihre Konzerne alle beherrschen können, wobei trotzdem ein Grossteil der Bevölkerung beseitigt werden soll.

Außerdem muß sich der Rest der Menschheit derart einschränken, daß der globale Konsum drastisch heruntergefahren werden wird, und zwar auf ein Level wie im Jahr 1900. Weil die natürlichen Ressourcen schwinden, wird es auch nötig, die Gesamtbevölkerung daran anzupassen und sie gegebenenfalls zu verkleinern. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, sind also Seuchen und Pandemien.

Prinz Philip Fauxpas: Was war der schockierende Witz, den der Herzog über „tödliche Viren“ machte?

Der Vater des britischen Prinzen Charles tätigte einst die Aussage:
„Im Falle, daß ich wiedergeboren werden sollte, würde ich gerne als ein tödlicher Virus zurückkehren, um etwas dazu beizutragen, um die Überbevölkerung zu lösen.“

Und genau diese Einstellung ist unter den Mitgliedern der Familien der Eliten weit verbreitet.

Benjamin Netanjahu schlägt vor, Kinder mit Mikrochips zu versehen, was von Experten abgelehnt wird.

Falls das nicht klappen sollte, wäre die zweite Möglichkeit, die ganze Bevölkerung mit Implantaten und Mikrochips zu versehen, und in einigen Nationen der Welt geschieht das bereits. Somit könnte man die Agenda des großen Reset auch als einen satanischen Plot für die Einführung der Neuen Weltordnung betrachten, der von der globalen Elite geplant wird.

Globale Eliten kündigen „Great Reset“-Plan an – und er ist noch radikaler als der Grüne New Deal.

In einem virtuellen Meeting des Weltwirtschaftsforums sind diese Pläne schließlich Mitte 2020 bekannt gegeben worden, wobei Prinz Charles dazu erklärte:
„Wir haben die goldene Möglichkeit (…) aus dieser Krise etwas Gutes zu erhalten. Ihre beispiellosen Schockwellen können die Menschen durchaus empfänglicher für große Visionen des Wandels machen.“

Somit wird das Coronavirus herangezogen und beschuldigt, die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst zu haben, obwohl das Finanzsystem bereits im Jahr 2008 zusammengebrochen ist.

Daraus leitet man nun eine goldene Möglichkeit ab, die ganze Weltwirtschaft zu zerschlagen, damit Großinvestoren hinterher alles für einen Spottpreis aufkaufen können. Das alles erfolgt auch unter dem Banner des „Kampfes gegen den Klimawandel“, der nachweislich nicht alleine von Menschen verursacht wird.

Erst im März 2020 wurde eine wissenschaftliche Studie von britischen Forschern verschiedener Universitäten veröffentlicht. Sie trägt den Titel „Oszillationen der Basislinie des solaren Magnetfeldes und der Sonneneinstrahlung auf einer tausendjährigen Zeitskala“.

Das angesehene Wissenschaftsjournal Science Report hat die Studie nach heftiger Kritik und Druck von der Fachwelt und von entsetzten Klimaaktivisten zurückgezogen. Darin kommen die beteiligten Forscher nämlich zur belegbaren Schlußfolgerung, daß die stattfindende Klimaerwärmung nicht von Menschen verursacht wird, sondern ein Ergebnis von natürlich auftretenden Sonnenzyklen ist, wenn die Erde sich periodisch näher an die Sonne heranbewegt.
Die Forscher erklären, daß die globalen Temperaturen im letzten Jahrhundert gestiegen sind, weil das mit den Zyklen von Sonnenaktivität und den Bewegungen des Planeten Erde um das Zentrum der Masse unseres Sonnensystems zu tun hat.

Laut der Facharbeit werden die Temperaturen in Laufe der kommenden 600 Jahre weiter um ein paar Grade ansteigen. Diese Schlußfolgerung und die Veröffentlichung der Studie wurden von skeptischen Kollegen und Klimaaktivisten als „peinlich“ bezeichnet.

Die Autoren haben sich zu den Einwänden der skeptischen Kollegen geäußert und bestehen weiterhin darauf, daß ihre Resultate stimmen. Sie konnten bis jetzt tatsächlich nicht widerlegt werden und alles weist darauf hin, daß ein Grossteil des Klimawandels tatsächlich nicht von uns abhängt!


Das sechste Massenaussterben: Das Anthropozän und der Einfluß des Menschen auf die Biodiversität

Einige Faktoren wie Umweltverschmutzung und Luftverschmutzung durch unsere Industrie erzeugen aber einen nicht zu übersehenden ökologischen Schaden, der zusammen mit der Klimaerwärmung und den schwindenden natürlichen Ressourcen dafür sorgt, daß ein neues Massensterben aller Spezies eingesetzt hat. Experten sprechen hier vom 6. Massensterben in der Geschichte unseres Planeten.


Wie der Mensch das Massenaussterben bis 2050 antreibt.

Die steigende Verschmutzung und die Überfischung der Weltmeere zeigen bereits Konsequenzen, und laut einer anderen Studie von internationalen Forschern wird bestätigt, daß das Meeresleben in den Ozeanen in alarmierendem Ausmaß verschwindet.

Wenn wir so fortfahren wie jetzt, ist spätestens bis zum Jahr 2050 alles Leben aus den Ozeanen verschwunden – also noch innerhalb unserer Lebenszeit. Das fällt dann ungefähr mit dem prognostizierten Kollaps der modernen Zivilisation zusammen.

Dafür werden vor allem Düngemittel verantwortlich gemacht, die in die Meere gelangen. Heute lebt rund ein Fünftel der Weltbevölkerung direkt oder indirekt vom Fischfang. Was wird also passieren, wenn diese Nahrungs- und Einkommensquelle versiegt?

Obwohl auch in diesem Bereich Experten und Wissenschaftler schon seit vielen Jahrzehnten davor gewarnt haben, daß so etwas passiert, wurden im Grunde genommen niemals die notwendigen Schritte unternommen, um eine Überfischung der Weltmeere zu stoppen, und das vermutlich ebenfalls aus Gründen des rentablen Profits, der bis zum Ende voll ausgeschöpft werden soll.

Ob jetzt noch genug Zeit vorhanden ist, diesen angerichteten Schaden rückgängig zu machen, ist zweifelhaft, denn diese Forscher weisen darauf hin, daß das sechste Massensterben aller Arten vor allem mit unserer von Menschen gemachten planetaren „Technosphäre“ zusammenhängt oder verstärkt wird.

Die Technosphäre ist demnach das globale Energie konsumierende techno-soziale System der Welt und stellt das ausgedehnte Netzwerk der Menschheit und ihrer Technologie dar. Leider haben wir mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem wir diese Technologie nicht mehr ohne Weiteres abstellen können, denn diese Abläufe haben sich verselbstständigt und wir haben wirklich die Kontrolle darüber verloren.

Kritiker vergleichen die Technosphäre mit Frankensteins Monster, einer von Wissenschaftlern erschaffenen Kreatur, die ihre eigene Agenda verfolgt und ihre Kräfte nun gegen uns richtet. Um hier einen echten Wandel herbeizuführen, muß der Gesellschaft klar werden, daß wir ohne unser Ökosystem nicht überleben können.

Es sind wirklich große Veränderungen notwendig, und hier sind vor allem Schritte in Form einer Zuwendung zur natürlichen Welt notwendig und kein Transhumanismus. Leider leben wir in turbulenten Zeiten und es wird für Forscher aufgrund der schnellen Abfolge von Ereignissen immer schwieriger, Vorhersagen über die nahe Zukunft zu treffen.


Der „Great Reset“-Plan des Weltwirtschaftsforums für Big Food nützt der Industrie, nicht den Menschen.

Der von den Globalisten entworfene große Reset sieht vor, diese Abläufe zu verändern und auch den Kapitalismus in seiner heutigen Form abzuschaffen. Doch hinter diesen Plänen verbergen sich nicht nur Pläne zur Rettung unseres Planeten, sondern vor allem die Bemühung von Konzernen, die private Eigentümerschaft über alles Leben zu erlangen.

In einem Onlineartikel über dieses Thema kommt Dr. Vandana Shiva zu Wort. Sie erklärt, daß das Weltwirtschaftsforum die globalen Nahrungsmittel- und Landwirtschafts-Industrien komplett transformieren möchte. Das soll dafür sorgen, daß sich der Ernährungsplan der Erdbevölkerung drastisch umstellen wird – mit technologischen Methoden sollen diese ganzen Systeme bald vollständig kontrolliert werden.

Der Plan des Weltwirtschaftsforums und ihrer Denkfabriken meint hier vor allem die Einführung von genetisch veränderten Organismen und im Labor erzeugten Proteinen sowie pharmazeutischen Chemikalien, die als Ersatz für biologische Nahrungsmittel herangezogen werden sollen.

Verschiedene Experten haben bestätigt, daß diese großen Konzerne daran arbeiten, nährstoffreiche Lebensmittel mit genetisch veränderten und patentierten Organismen zu ersetzen – diese sind jedoch weder gesund noch nachhaltig.

Eines der größten Unternehmen auf diesem Sektor ist Impossible Foods und erzeugt Fleischersatz aus pflanzlichen Stoffen. Das Unternehmen wurde unter anderem von Google, Jeff Bezos und Bill Gates gegründet, wobei neueste Laborresultate zeigen, daß dieser Fleischersatz extrem hohe Werte an Glyphosat enthält.

GV-Bt-Mais verursachte Organschäden und veränderte Blutbiochemie und bedrohte die männliche Fruchtbarkeit.

Dennoch bestehen Globalisten weiterhin darauf, daß genetisch modifizierte Nahrungsmittel und Biotechnologie eine zentrale Säule des großen Reset darstellen sollen. Klaus Schwab schreibt in seinem Buch, daß die globale Versorgung mit Nahrungsmitteln nur erreicht werden kann, wenn Regulierungen bei genetisch veränderten Nahrungsmitteln stattfinden können, damit zum Beispiel Getreide verbessert und patentiert werden kann.

Bis jetzt werden solche veränderten Sorten nur schwer zugelassen, weil viele von ihnen nachweislich Organversagen verursacht haben und die Biochemie im Blut verändern sowie die männliche Fruchtbarkeit drastisch herabsetzen und die Bevölkerung somit unfruchtbar machen.

Auch Dr. Shiva wendet hier ein, daß die Mitglieder des Weltwirtschaftsforums „Fake-Wissenschaft“ einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, die beinhalten, daß mächtige Biotech-Konzerne die völligen privaten Eigentümer aller Pflanzen und Lebensformen auf Erden werden möchten.

Und diese Pläne können mit dem großen Reset beschleunigt werden. Laut dem Weltwirtschaftsforum enthält die Ernährung der Zukunft so gut wie kein echtes Fleisch und keine echten Milchprodukte mehr. Das alles soll um 90 Prozent reduziert und durch im Labor hergestellte Nahrungsmittel, Getreide und Öle ersetzt werden.

Erzbischof von Rom drängt Trump zum Kampf gegen den „tiefen Staat“.

Vor wenigen Tagen, am 17. November 2020, hat der amerikanische Nachrichtensprecher Tucker Carlson vom geplanten großen Reset berichtet und dabei von den bislang zwei offenen Briefen vom ehemaligen Apostolischen Nuntius (Botschafter des Heiligen Stuhls in Rom) der Vereinigten Staaten von Amerika, Carlo Maria Viganó, gesprochen. Viganó, der auch einen hohen Posten in der Vatikanstadt bekleidete, verfaßte also zwei offene Briefe an den gewählten amerikanischen Präsidenten Donald Trump, in denen er seine Warnungen vor diesem von Globalisten geplanten großen Reset öffentlich verkündet hat. Er spricht dort von den Gefahren, die vom Deep State ausgehen und auch davon, daß die sogenannte Covid-19-Pandemie in Wahrheit ein gigantisches Experiment von Sozial-Ingenieuren der Neuen Weltordnung darstellt!

Erzbischof Viganòs kraftvoller Brief an Präsident Trump: Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse spielt sich gerade jetzt ab.

Tucker Carlson von Fox News berichtete nicht nur über den offensichtlichen Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen in den USA, sondern stellt auch die Frage, warum in vielen Ländern trotz Masken und strikten Lockdowns die Corona-Infektionen stark ansteigen können.

Er spricht von einer gezielten Unterdrückung der Bevölkerung und der persönlichen Freiheiten und weist auch auf die Aussagen von Erzbischof Carlo Maria Viganò hin. Der Erzbischof forderte Präsident Trump dazu auf, gegen den Deep State zu kämpfen und spricht in seinen Briefen auch von der Deep Church (Tiefen Kirche).

Diese offenen Briefe wurden auf mehreren Webseiten im Internet veröffentlicht und ich will die Gelegenheit wahrnehmen, sie hier in vollem Umfang zu übersetzen, denn sie enthalten Hinweise im gegenwärtig stattfindenden Kampf zwischen den göttlichen und satanischen Mächten um die Zukunft unserer Welt und der Menschheit.

Der Erzbischof glaubt, genaue Untersuchungen können endlich Licht hinter die wahren Absichten der Corona-Krise bringen – und er dankte Präsident Trump für seine Aktionen.

Erzbischof Viganò an Präsident Trump:

Hüten Sie sich vor der „Tiefen Kirche“ ebenso wie vor dem „Tiefen Staat“.

„Herr Präsident, in den letzten Monaten haben wir die Bildung zweier gegensätzlicher Seiten erlebt, die ich als biblisch bezeichnen würde: die Kinder des Lichts und die Kinder der Finsternis. Die Kinder des Lichts stellen den auffälligsten Teil der Menschheit dar, während die Kinder der Finsternis eine absolute Minderheit darstellen. Und doch sind erstere Gegenstand einer Art Diskriminierung, die sie in eine Situation moralischer Unterlegenheit gegenüber ihren Gegnern bringt, die oft strategische Positionen in der Regierung, in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien innehaben. Auf scheinbar unerklärliche Weise werden die Guten von den Gottlosen und denen, die ihnen helfen, entweder aus Eigeninteresse oder aus Angst, als Geiseln gehalten.  . . .

In der Gesellschaft, Herr Präsident, existieren diese beiden gegensätzlichen Realitäten als ewige Feinde, so wie Gott und Satan ewige Feinde sind. Und es scheint, daß die Kinder der Finsternis – die wir leicht mit dem tiefen Staat identifizieren können, dem Sie sich weise widersetzen und der in diesen Tagen erbittert gegen Sie Krieg führt – beschlossen haben, sozusagen ihre Karten zu zeigen und ihre Pläne zu offenbaren. Sie scheinen sich so sicher zu sein, daß sie bereits alles im Griff haben, daß sie diese Umsicht beiseite gelegt haben, die bisher ihre wahren Absichten zumindest teilweise verheimlicht hatte. Die bereits eingeleiteten Untersuchungen werden die wahre Verantwortung derjenigen aufzeigen, die den Covid-Notstand nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch in Politik, Wirtschaft und Medien verursacht haben. Wir werden wahrscheinlich feststellen, daß es in dieser kolossalen Operation des Social Engineering Menschen gibt, die über das Schicksal der Menschheit entschieden haben und sich arrogant das Recht nehmen, gegen den Willen der Bürger und ihrer Vertreter in den Regierungen der Nationen zu handeln.

Wir werden auch feststellen, daß die Unruhen in diesen Tagen von denen provoziert wurden, die, da sie sehen, daß das Virus unweigerlich verblaßt und die soziale Besorgnis über die Pandemie schwindet, notwendigerweise zivile Unruhen provozieren mußten, weil ihnen Repressionen folgen würden, die zwar legitim, aber als ungerechtfertigte Aggression gegen die Bevölkerung verurteilt werden könnten. Dasselbe geschieht auch in Europa in perfekter Synchronisation. Es ist ganz klar, daß die Anwendung von Strassenprotesten für diejenigen von entscheidender Bedeutung sind, die jemanden bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen als Sieger sehen möchten, der die Ziele des Tiefen Staates verkörpert und diese Ziele treu und mit Überzeugung zum Ausdruck bringt. Es wird nicht verwundern, wenn wir in ein paar Monaten wieder erfahren, daß hinter diesen Akten des Vandalismus und der Gewalt diejenigen stecken, die hoffen, von der Auflösung der Gesellschaftsordnung zu profitieren, um eine Welt ohne Freiheit aufzubauen: Solve et Coagula (Auflösen und Verbinden), wie das Freimaurer-Sprichwort lehrt.  . . . 

Zum ersten Mal haben die Vereinigten Staaten in Ihnen einen Präsidenten, der mutig das Recht auf Leben verteidigt, der sich nicht schämt, die Verfolgung von Christen in der ganzen Welt anzuprangern, der von Jesus Christus und dem Recht der Bürger auf Religionsfreiheit spricht. Ihre Teilnahme am Marsch für das Leben und in jüngerer Zeit Ihre Proklamation des Monats April als Nationaler Monat zur Prävention von Kindesmissbrauch sind Aktionen, die bestätigen, auf welcher Seite Sie kämpfen möchten. Und ich glaube, daß wir beide in diesem Kampf auf der gleichen Seite stehen, wenn auch mit unterschiedlichen Waffen.  . . . 

Herr Präsident, mein Gebet richtet sich ständig an die geliebte amerikanische Nation, wohin ich das Privileg und die Ehre hatte, von Papst Benedikt XVI. als Apostolischer Nuntius gesandt zu werden.  . . . Ich vertraue darauf, daß das amerikanische Volk mit mir und euch im Gebet zum allmächtigen Gott vereint ist. . . . (Carlo Maria Viganó, 7. Juni 2020)“

 Der Grosse Reset –  Teil 3

Hier nun die Übersetzung des zweiten offenen Briefes von Erzbischof Carlo Maria Viganó an Präsident Donald Trump vom 25. Oktober 2020. Diesmal geht er noch genauer auf den geplanten großen Reset ein.

Erzbischof Viganò warnt Trump vor „Great Reset“-Verschwörung zur „Unterwerfung der Menschheit“ und Zerstörung der Freiheit

„Herr Präsident, gestatten Sie mir, mich in dieser Stunde an Sie zu wenden, in der das Schicksal der ganzen Welt durch eine globale Verschwörung gegen Gott und die Menschheit bedroht wird. . . .  Ich schreibe Ihnen inmitten des Schweigens sowohl der zivilen als auch der religiösen Autoritäten. Mögen Sie diese Worte von mir als die „Stimme eines Schreiers in der Wüste“ akzeptieren (Johannes 1,23). (Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.)

Wie ich sagte, als ich ihnen im Juni meinen Brief schrieb, sieht dieser historische Moment die Kräfte des Bösen in einem Kampf gegen die Kräfte des Guten ausgerichtet; Kräfte des Bösen, die mächtig und organisiert erscheinen, wenn sie sich den Kindern des Lichts entgegenstellen, die desorientiert und desorganisiert sind, von ihren zeitlichen und spirituellen Führern verlassen werden.

Täglich spüren wir die Angriffe, die sich von denen vervielfachen, die die eigentliche Grundlage der Gesellschaft zerstören wollen: die natürliche Familie, die Achtung des menschlichen Lebens, die Liebe zum Land, die Freiheit der Bildung und des Geschäfts. Wir sehen, wie Völkeroberhäupter und religiöse Führer diesem Selbstmord der westlichen Kultur und ihrer christlichen Seele nachgeben, während die Grundrechte der Bürger und Gläubigen im Namen eines Gesundheitsnotstands verweigert werden, der sich immer mehr als entscheidend für die Errichtung einer unmenschlichen gesichtslosen Tyrannei offenbart.

Ein globaler Plan namens „Great Reset“ ist im Gange. Sein Architekt ist eine globale Elite, die die gesamte Menschheit unterwerfen will, indem sie Zwangsmaßnahmen erzwingt, mit denen die individuellen Freiheiten und die der ganzen Bevölkerungen drastisch eingeschränkt werden. In mehreren Ländern wurde dieser Plan bereits genehmigt und finanziert; in anderen ist es noch in einem frühen Stadium. . . .

Über die Übung Event 201 . . . 

Herr Präsident, ich kann mir vorstellen, daß Sie sich bereits bewußt sind, daß in einigen Ländern der große Reset zwischen Ende dieses Jahres und dem ersten Quartal 2021 aktiviert wird. Zu diesem Zweck sind weitere Sperrungen geplant, die durch eine vermeintliche zweite und dritte Welle der Pandemie offiziell gerechtfertigt werden. Sie sind sich der Mittel bewußt, die eingesetzt wurden, um Panik zu säen und drakonische Einschränkungen der individuellen Freiheiten zu legitimieren, was kunstvoll eine weltweite Wirtschaftskrise provoziert. In den Absichten ihrer Architekten wird diese Krise dazu dienen, den Rückgriff der Nationen auf den großen Reset unumkehrbar zu machen und damit einer Welt, deren Existenz und Gedächtnis sie vollständig abschaffen wollen, den letzten Schlag zu versetzen.
Aber diese Welt, Herr Präsident, umfaßt Menschen, Zuneigungen, Institutionen, Glauben, Kultur, Traditionen und Ideale: Menschen und Werte, die nicht wie Automaten handeln, die nicht gehorchen wie Maschinen, weil sie mit einer Seele und einem Herzen ausgestattet sind, weil sie durch ein spirituelles Band miteinander verbunden sind, das seine Kraft aus dem Gott schöpft, den unsere Gegner herausfordern wollen, so wie Luzifer es zu Beginn der Zeit mit seinem „non serviam“ (Ich werde nicht dienen) tat.

Viele Menschen sind – wie wir alle wissen – verärgert über diesen Hinweis auf den Konflikt zwischen Gut und Böse und den Einsatz „apokalyptischer“ Obertöne, die ihnen zufolge Geister verärgern und Spaltungen schärfen. Es ist nicht verwunderlich, daß der Feind verärgert darüber ist, entdeckt zu werden, gerade als er glaubt, die Zitadelle erreicht zu haben, die er ungestört erobern will. Überraschend ist jedoch, daß niemand Alarm schlägt. . . .

Bis vor wenigen Monaten war es leicht, diejenigen, die diese schrecklichen Pläne anprangerten, als „Verschwörungstheoretiker“ zu beschmieren, die wir jetzt bis ins kleinste Detail umgesetzt sehen. Niemand hätte bis zum letzten Februar gedacht, daß in allen unseren Städten die Bürger verhaftet würden, nur weil sie die Strasse hinuntergehen, atmen, ihr Geschäft offen halten wollen, am Sonntag in die Kirche gehen möchten. Doch jetzt geschieht es auf der ganzen Welt.  . . .  Die katastrophalen psychologischen Folgen dieser Operation sind bereits zu sehen, angefangen bei den Selbstmorden verzweifelter Unternehmer und unserer Kinder, getrennt von Freunden und Klassenkameraden, die aufgefordert wurden, ihrem Unterricht zu folgen, während sie allein zu Hause vor einem Computer sitzen.

In der Heiligen Schrift spricht der heilige Paulus zu uns von „dem, der sich widersetzt“ die Manifestation des Geheimnisses der Ungerechtigkeit, (2 Thess 2,6-7: Und was es noch aufhält, wisset ihr, daß er offenbart werde zu seiner Zeit. Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit, nur daß, der es jetzt aufhält, muß hinweggetan werden.) . . .

Herr Präsident, Sie haben klar gesagt, daß Sie die Nation verteidigen wollen – eine Nation unter Gott, grundlegende Freiheiten und nicht verhandelbare Werte, die heute verleugnet und bekämpft werden. Sie, lieber Präsident, sind es, „der sich dem tiefen Staat widersetzt“, dem letzten Angriff der Kinder der Finsternis.

Aus diesem Grund ist es notwendig, daß alle Menschen des Guten von der epochalen Bedeutung der bevorstehenden Wahl überzeugt werden . . .

Um euch herum versammelt euch mit Glauben und Mut diejenigen, die euch als letzte Garnison gegen die Weltdiktatur betrachten. Die Alternative besteht darin, für eine Person zu stimmen, die von dem Tiefen Staat manipuliert wird, der durch Skandale und Korruption ernsthaft kompromittiert wird, der den Vereinigten Staaten das antun wird, was Jorge Mario Bergoglio der Kirche antut, Premierminister Conte Italien, Präsident Macron Frankreich, Premierminister Sanchez Spanien und so weiter. Die erpresserischen Eigenschaften von Joe Biden – genau wie die der Prälaten des „Zauberkreises“ des Vatikans – werden enthüllen, daß er skrupellos ausgenutzt wird, so daß illegitime Mächte sowohl in die Innenpolitik als auch in die internationalen Gleichgewichte eingreifen können. Es ist offensichtlich, daß diejenigen, die ihn manipulieren, bereits jemanden haben, der schlimmer ist als er, mit dem sie ihn ersetzen werden, sobald sich die Gelegenheit bietet.

Und doch taucht inmitten dieses düsteren Bildes dieses scheinbar unaufhaltsamen Vorstoßes des „Unsichtbaren Feindes“ ein Element der Hoffnung auf. Der Widersacher weiß nicht, wie man liebt, und er versteht nicht, daß es nicht ausreicht, ein universelles Einkommen zu sichern oder Hypotheken zu streichen, um die Massen zu unterwerfen und sie davon zu überzeugen, wie Rinder gebrandmarkt zu werden. Dieses Volk entdeckt wieder, daß es eine Seele hat; . . . sie beginnt, den Wert familiärer und sozialer Bindungen zu verstehen, die Bande des Glaubens und der Kultur, die ehrliche Menschen vereinen. . . .  Aber auf unserer Seite haben wir den Herrn, den Allmächtigen . . . „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“ (Röm 8:31).  . . . 

Mit dieser himmlischen Hoffnung und der Zusicherung meines Gebets für Sie, für die First Lady und für Ihre Mitarbeiter, sende ich Ihnen von ganzem Herzen meinen Segen. Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika! (Carlo Maria Viganó, 25. Oktober 2020)“


Tucker Carlson zitiert Erzbischof Viganò und prangert die Forderung nach dem Great Reset an.

Tucker Carlson wies in seiner Livesendung darauf hin, daß die Weltöffentlichkeit nichts von diesen offenen Briefen von Erzbischof Viganó erfahren habe, weil alle Nachrichtenmedien ihr Bestes getan haben, um sie zu unterdrücken und zu diskreditieren.

Er glaubt, daß man den Erzbischof sehr ernst nehmen sollte, denn was er dort schreibt, ist tatsächlich wahr. Carlson sagte: „Das ist keine Verschwörungstheorie, das ist faktisch akkurat.“

Dann kommt er noch auf die Aussagen von bestimmten Staatsführern zu sprechen, die ihre Bevölkerung vor einem Virus retten wollen, den mehr als 99 Prozent aller Menschen überleben. Die Corona-Krise wird deshalb als ein Mittel benutzt, . . . damit alles konform mit ihren verdrehten akademischen Theorien über die Covid-19-Pandemie verläuft, die niemals in der realen Welt getestet und bestätigt worden sind und eigentlich auch überhaupt keinen Sinn ergeben.

Tucker Carlson sprach dann auch noch davon, daß die Globalisten nun ihre Chance sehen, ihre Pläne umzusetzen, so wie es im Buch von Klaus Schwab beschrieben wird, nur daß dieses Buch (Der große Umbruch) nicht wissenschaftlich ist, sondern die satanische Agenda der Neuen Weltordnung beschreibt.

Jetzt erkennt man die höllischen Pläne der Eliten für die Welt und die Menschheit, und vieles von dem, was in den Mainstream-Medien lange Zeit als „Verschwörungstheorie“ betitelt worden ist, stellt sich nun als Wahrheit heraus, und es ist jetzt an der Zeit, daß diese Agenda im kulturellen Aspekt auf breiter Fläche diskutiert wird:

Die Covid-19-Krise wurde geplant, um die Neue Weltordnung zu ermöglichen und die globale Wirtschaft und die Geopolitik zu transformieren.

Anstatt an Gott zu glauben und die biologische Schöpfung zu respektieren, wollen diese Eliten jede Lebensform verändern und zu einem Teil ihres globalen Inventars machen, das dann durch Technologie und superreiche Individuen verwaltet werden soll. Deshalb müssen auch alle Menschen ein Teil einer zentralen Datenbank werden und sich dort registrieren und zwar mit einem digitalen Identitätsnachweis, der von Künstlicher Intelligenz verwaltet werden soll, indem man die neuesten Entwicklungen der Technologie dafür einsetzt.

Die dunklen Machthaber wollen dann alles kontrollieren und zwar mit digitaler Präzision – sie selbst leben dann zurückgezogen in ihren privaten Gebieten mit konservierter Natur und ihren ganzen Freiheiten. Sie haben sich dann von allen souveränen Bauern befreit und halten alle Besitzlosen von ihren weitläufigen Grundstücken fern – denn die geplanten globalen Vermögensumschichtungen werden der Bevölkerung nicht zugute kommen.

Statt dessen will man uns künftig vorschreiben, wie unser Verhalten auszusehen hat und wie wir mit anderen Menschen interagieren und durch totale Überwachung und Kontrolle unsere gesamte Privatsphäre verlieren sollen. Das alles sind keine Verschwörungstheorien mehr, denn dieser Plan wird jetzt ganz offen präsentiert.

Wenn die Pläne des großen Resets umgesetzt werden können, dann gibt es künftig nur noch zwei Arten von Menschen: die technokratische satanische Elite mit all ihrer Macht und der völligen Kontrolle über alle Ressourcen, und dann den gesamten verbliebenen Rest der Menschheit, der keine Macht, kein Eigentum und auch keine Rechte besitzen wird.

Diese Technokratie kann man dann am besten als „internationalen, ökonomischen Faschismus“ oder eben „International-Sozialismus“ bezeichnen. Das ist der Meisterplan der globalen Elite, der zerstört werden muß, denn er bedeutet die wohl größte Gefahr für den Kapitalismus und die persönlichen Rechte, die wir uns aktuell vorstellen können.

Es handelt sich um eine große psychologische Operation in Form einer radikalen Transformation der Welt. Kein Mensch, der über die Details dieser Pläne Bescheid wüßte, würde dem freiwillig zustimmen. Deshalb mußte man zur psychologischen Manipulation greifen, und Angst ist das effektivste Werkzeug, das man dafür benutzt, um die geplante soziale Transformation zu erzeugen.

Neben der Angst wird auch noch die Wissenschaft als zweites Werkzeug eingeschaltet, obwohl viele Mediziner, Fachleute und Experten davon berichten, daß die Covid-19-Agenda eine Anti-Wissenschaft darstellt.

Es zählt jedoch ausschließlich, was die Technokraten selbst als Wahrheit betrachten und durch ihre Massenmedien verbreiten, egal wie viele Beweise dagegen vorliegen. Darum müssen wir weiterhin auf Wahrheit und Transparenz bestehen, wir müssen auch auf unsere medizinische Freiheit, persönliche Freiheit und das Recht auf Eigentum und Privatsphäre bestehen.

Wenn wir jetzt aufgeben, wird diese medizinische Tyrannei niemals wieder ein Ende haben.  . . .

Womit wir uns nun den Impfungen selbst zuwenden. Bill Gates sagte klipp und klar, daß der Corona-Virus es erfordert, daß wir digitale Zertifikate benötigen, um nachzuweisen, daß wir den Impfstoff erhalten haben.

Das geschah bereits im März 2020 und diese Zertifikate stellen bereits die Vorstufe zu den digitalen Identitätsnachweisen dar, die ständig unsere Gesundheit und unseren Impfstatus kontrollieren sollen, denn es sind noch viele weitere Impfungen geplant.

Auch Bill Gates hat bereit bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß wir alle bald große Veränderungen sehen werden, die für gewöhnliche Leute (nicht aber die Elite) zu einer starken Einschränkung ihrer privaten und rechtlichen Freiheiten führen könnten.

Welche Änderungen müssen wir an der Arbeitsweise der Unternehmen vornehmen, um unsere Wirtschaft aufrechtzuerhalten und gleichzeitig für soziale Distanz zu sorgen?  . . . Sicherlich die Lebensmittelversorgung und das Gesundheitssystem. Wir brauchen weiterhin Wasser, Strom und Internet. Die Lieferketten für kritische Dinge müssen aufrechterhalten werden.  . . .  


Moderna-Impfstoff kann Transhumane erzeugen.

Auch das Unternehmen Moderna von Bill Gates will einen Covid-19-Impfstoff entwickeln und dabei DNA-Technologie verwenden. Es wird einem Patienten dabei ein Teil seiner DNA entnommen und gespeichert, dann nimmt man einen modifizierten Teil der RNA des Corona-Virus und nutzt unsere menschlichen Zellen dazu, sie in unserem Körper automatisch zu vervielfältigen.

Aber im Laufe dieses Prozesses verändern unsere Körperzellen ihre eigene DNA-Struktur! Das wurde niemals zuvor durchgeführt und diese Form des Impfstoffs soll mindestens sieben Milliarden Menschen verabreicht werden – ohne daß zuvor offizielle Langzeitstudien durchgeführt worden sind!

Wir wissen also nicht, was sich noch in diesem Impfstoff befindet und was das alles mit uns anstellt.  . . .

„Mensch 2.0“ – Was ist Transhumanismus? Ein Weckruf für die Welt

Förderer des Transhumanismus sprechen davon, daß es nun an der Zeit ist, daß wir uns in Menschen vom transhumanistischen Typ 2.0 verwandeln sollen. Viele haben etwas verschwommene Vorstellungen von diesem Szenario und stellen sich vor, plötzlich übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen.

Deshalb haben die Planer des großen Resets vor, diese Bemühungen mit der Einführung eines zwingend erforderlichen Corona-Impfstoffes zu verbinden. Das soll nicht nur unser Leben verändern, sondern auch das, was wir sind und was uns ausmacht.

Nicht nur Elon Musk, sondern auch Futurologen wie Ray Kurzweil fordern, daß wir zu Menschen 2.0 werden sollen. Ein Weg, das zu erreichen, sind Impfstoffe, die einen Prozeß ermöglichen, den man „Transfektion“ nennt. Auf diese Weise werden auch genetisch modifizierte Organismen hergestellt, wobei durch Transfektion bald unser menschliches Genom – also unsere Erbanlagen – dauerhaft transformiert werden soll.

Ein weiterer Vorteil davon ist, daß Konzerne dann ein Patent auf diese modifizierten Gene anmelden können und unsere Körper somit in fremden Besitz übergehen. Werden dann Moderna (Mode RNA) von Bill Gates, die Bill und Melinda Gates Foundation oder wer auch immer zu einem Teil unseres Genoms?

Experten glauben, daß diese Möglichkeit besteht. Dann will man auch diese elektronischen Dokumente in unsere DNA hineinspeichern, die wie ein unverwüstlicher und selbst-replizierender Datenspeicher agiert. Diese Daten können dann mit Scannern oder Smartphones jederzeit ausgelesen werden, so wie ein Impfpaß.

Man erhält dann praktischerweise auch gleich die geforderte ID-Nummer, einen Strichcode oder ein Tattoo, und damit werden wir wirklich zu einem Produkt!


Elon Musk zeigt, wie das Neuralink-Gehirnimplantat in einem Schwein funktioniert.

Weil man mit weiteren implantierbaren Mikrochips wie Neuralink von Elon Musk und anderen Methoden dann die Möglichkeit erhält, das menschliche Gehirn mit dem Internet und mit Künstlicher Intelligenz zu verbinden, kann man einen Menschen dann wie ein Gerät verbinden, um von ihm und seinem Körper Informationen zu erhalten und sie irgendwo abzuspeichern – so auch sämtliche private Gedanken, wie es viele Technokraten bereits bekannt gegeben haben.

Das soll dann 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr geschehen. Man kann damit auch menschliche Gefühle und Emotionen feststellen sowie die Aktivitäten, die wir tagsüber betreiben. Es kann festgestellt werden, wie wir uns ernähren oder ob wir Medikamente oder sogar illegale Drogen eingenommen haben.

Es besteht also bereits jetzt das Potential dazu, daß alles aufgezeichnet und gespeichert wird, was in unserem Körper und unserem Gehirn vor sich geht! Es fragt sich nur, wer diese Informationen dann kontrolliert und benutzt.

Die Technokraten vom Weltwirtschaftsforum haben diese Frage bereits beantwortet: die Zentralcomputer der Neuen Weltordnung.

Coronavirus: Es gibt kein Gesetz zur „Ernte“ von DNA aus Covid-19-Tests.

Der nächste Punkt ist, daß diese Implantate nicht nur Daten senden, sondern auch empfangen können. Wer soll also kontrollieren, welche Daten an uns übertragen werden? Und können damit vielleicht unser Verhalten und unsere Emotionen verändert oder kontrolliert werden? Kann man damit vielleicht sogar unsere Erinnerungen löschen oder neue hinzufügen?

Außerdem werden spätestens bei den Corona-Tests personenbezogene DNA-Abstriche gemacht und gespeichert. Vergessen wir nicht, daß die Elite aus Eugenikern besteht und die Bevölkerungskontrolle vorsieht, bestimmte Teile der Menschheit loszuwerden, die in dieser Agenda nicht länger erwünscht sind.

Nicht nur die DARPA, sondern auch die Bill und Melinda Gates Foundation sind außerdem an einer neuen DNA-Technologie interessiert, die sich Gene Drive Research oder Gene Extinction Technology (Gen-Auslöschungs-Technologie) nennt – das ist exakt, was sie tun soll!

Durch genetisch verursachte Mutationen durch Transfektion kann man relativ einfach eine ganze Spezies des Planeten Erde auslöschen. Das soll aber nicht nur bei Stechmücken Anwendung finden. Sollte diese Erfindung in falsche Hände geraten oder sich bereits dort befinden, könnten damit ganze Ketten von Ökosystemen zerstört.

Was man mit Insekten machen kann, kann man dann auch mit Menschenrassen durchführen, denn durch DNA-Mapping sind ja bald alle erfaßt. Erinnert euch deshalb an die Worte von Klaus Schwab über den großen Reset. Er sagte, daß es zu einer Fusion unserer physischen, digitalen und biologischen Identität kommen soll!

Klaus Schwab: Der große Reset wird „zu einer Verschmelzung unserer physischen, digitalen und biologischen Identität führen“.

Demnach ist Transhumanismus ein fixer Bestandteil des angekündigten Great Reset. In seinem Buch schreibt er, daß implantierbare Mikrochips dafür vorgesehen sind, unsere Gedanken zu lesen. Im Zuge der „vierten industriellen Revolution“ soll der transhumanistische Mensch 2.0 dann ganz mit der Maschine verschmelzen und zu einer willenlosen und ferngesteuerten Drohne werden.

Durch das Lesen von Gedanken sollten Computermodelle erstellt werden, die es ermöglichen, die Wahrscheinlichkeit von Verbrechen vorauszusagen oder sogar die Gedanken von Menschen zu scannen, um zu überprüfen, ob sie eines Verbrechens schuldig sind oder nicht.

Regierungen sollen sich bereits darauf vorbereiten, daß Behörden bald die Möglichkeit haben werden, in den privaten Bereich der menschlichen Gedanken einzudringen, um unsere Gedanken zu lesen und unser Verhalten zu modifizieren.

Auch das wird in einem Buch von Klaus Schwab genau dargelegt. In dem kommenden dystopischen Utopia der satanischen Technokraten soll sich die zukünftige Menschheit fortan nur mehr aus menschlichen Maschinen zusammensetzen, und das ist dann auch das Ziel der „vierten industriellen Revolution“: die völlige Auslöschung der normalen Menschheit.

Die nächsten Pläne umfassen dann vermutlich die Verschmelzung mit der von Transhumanisten geplanten technologischen Singularität – einer künstlich intelligenten Superintelligenz der Zukunft. Diese Maschine soll dann alle transhumanistischen Menschen steuern, überwachen und kontrollieren, obwohl sich die Elite selbst erhofft, dann zu physisch unsterblichen Gottmenschen zu transformieren.

Doch wir wissen, daß es sich bei diesen Plänen lediglich um Täuschungen des Satans handelt, der plant die gesamte Menschheit auszulöschen.

Deshalb ist jetzt der Moment für jene gekommen, die sich dieser Agenda widersetzen, zu handeln und die Freiheit wiederherzustellen, denn die Globalisten haben ihre finsteren Pläne jetzt offengelegt.

Es wird sich bald zeigen, ob sie mit ihren Täuschungen und Manipulationen genug Leute überzeugen können, ihre Freiheit und ihre Rechte für vorgetäuschte Versprechungen wie Frieden und Sicherheit einzutauschen, die wohl niemals wirklich erfüllt werden.

Jetzt kann man auch verstehen, warum in der Bibel prophezeit wird, daß Satan und all seine Anhänger in die Hölle bzw. den Feuersee geworfen und vernichtet werden müssen, damit ein wahrlich freies und friedliches neues Zeitalter entstehen kann.  –  J. Mason

Geringe Kürzungen und die Hervorhebungen sind von mir. Horst Koch, Herborn.

Anhang von Horst Koch, im Januar 2021:

Daß das hier Geschriebene in den Köpfen der derzeitigen „Gottlosen am Hebel der Macht“ zirkuliert, halte ich sehr gut für möglich. Denn dem 2. Kommen Christi soll eine Zeit der Verführung eines „Falschen Christus“, genannt Antichrist, vorausgehen.
Doch ich erinnere auch gerne daran, daß Gottes Wort, die Bibel, von einer darauffolgenden Zukunft für die Menschheit in Frieden und Gerechtigkeit spricht. Dann unter der Herrschaft des wiedergekommenen Jesus Christus. Denn seit 2000 Jahren beten wir Christen schon:
„ . . . DEIN Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Dies ist der Christen Hoffnung.  Für uns jetzt als Geist-Seele-Menschen das Ewige Leben durch Christus. Als Zukunft für die Völker die erneuerte Erde, ebenso unter Christi Herrschaft. Alles laut Bibel . . .

Weiteres dazu unter:

www.horst-koch.de




Biographie von Horst Koch

Biographie von Horst Koch, Herborn

Im Februar 1940 wurde ich in der Hugenottenstadt Bad Karlshafen geboren. Dort betrieben meine aus Herborn stammenden Eltern eine Bäckerei, bis mein Vater Ende 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Erst im Herbst 1946 wurde er wegen einer Erkrankung aus russischer Kriegsgefagenschaft im Ural entlassen.

Mit meiner Mutter verbrachte ich die Kriegsjahre in unserer Heimatstadt Herborn, am Fusse des Westerwalds. Wir wohnten bei verschiedenen Verwandten. 1947 erwarb mein Vater ein Haus und arbeitete wieder in seinem Beruf. 1955 machten die Eltern sich selbständig, und so war mein Berufsweg als Handwerker praktisch schon vorgegeben. Bis 1992 habe ich mit meiner Frau und zwei Söhnen die elternliche Bäckerei-Konditorei betrieben, dann noch einige Jahre in der Industrie „mein Geld verdient“, um nach 50 Jahren Arbeitsleben nun ab Februar 2005 in den sogenannten Ruhestand zu wechseln…

Unser Sohn David (1967) arbeitet als Architekt, die beiden ursprünglichen Handwerker Michael (1963) und Silas (1971) haben heute ein Fotostudio bzw. Silas eine Internetarbeit.

Meine Heimatstadt Herborn ist stark geprägt von der calvinistischen Reformation, die durch das Haus Oranien von Frankreich her an Einfluss gewann. Schon 1584 hat der Dillenburger Graf Johann von Hessen-Nassau, – ein Bruder Wilhelms von Oranien, des Befreiers der Niederlande -, in Herborn eine Schule für calvinistische (reformierte) Theologie gegründet.
Durch einige grosse Namen wie Johann Piscator, Caspar Olevian und Jan Amos Comenius erlangte Herborn sogar eine europäische Bedeutung. Eine der ersten Bibeln in deutscher Sprache, die Übersetzung von Johann Piscator, wurde schon ab ca. 1600 in Herborn gedruckt und fand internationale Verbreitung, vor allem mittels verschiedener Auswanderungswellen nach Amerika…

Es mag sein, dass von dieser Heimatgeschichte her erste unbewusste Eindrücke mein Interesse an Gottes Wort weckten. Besonders seit 1952 habe ich mich intensiv mit Gott und Seinem Wort beschäftigt, sicher vor allem eine Wirkung Seines Geistes. Seit dieser Zeit bin ich im Glauben an Christus nie wankend geworden, ein Grund zur Dankbarkeit. Somit erhielten die biblischen Begriffe Gnade und Nachfolge für mich eine ganz praktische Bedeutung…

Zeitlebens führte mich dieser Weg des Glaubens etappenweise zu der Beschäftigung mit jeweils unterschiedlichen Themen, wie Geistesgaben, religiöse Verführung, Okkultismus, Kommunismus, Israel, Islam u. a. m. Dabei führten viele Begegnungen mit Männern Gottes zu einem Wachsen der Erkenntnis in Lebens- und Glaubensfragen…

Seit 1946 besuchte ich die Gottesdienste der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde (Offene Brüder) in Herborn. Dort lernte ich Leben und Theologie der sog. Brüderbewegung kennen, der sich mein Grossvater väterlicherseits schon um ca. 1900 angeschlossen hatte.
Durch meine Grosseltern mütterlicherseits kam ich ab 1952 mit Lehre und Praxis der Pfingstbewegung in Berührung, mit der ich mich dann intensiv auseinandersetzte, – und durch das Wiederaufflammen der alten „Pfingstfragen“ nun bis zum heutigen Tag…

Meine Frau, mit der ich seit 1963 verheiratet bin, kommt ursprünglich aus der römisch-katholischen Kirche. Somit habe ich Kenntnis und Respekt gegenüber dem Glauben und Leben vieler Katholiken…, musste mich aber zwangsläufig auch mit deren Dogmatik bzw Sonderlehren (Papsttum, Marienkult, Meßopfer) im vergleichenden Licht der Bibel auseinandersetzen…

1968 bereisten meine Frau und ich – mit dem Schweizer Pastor Konrad Meyer – das erste Mal das Land Israel, danach noch vier Mal. Dabei entstanden etliche Freundschaften mit Israelis und vor allem mit messianischen Juden…

Diese jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Judentum, geschichtlich, politisch und bes. unter dem Aspekt der biblischen Prophetie, öffnete mir die Augen über eine verborgene Seite des von Gott unter die Völker zerstreuten jüdischen Volkes, nämlich deren Hass auf den von Gott gesandten Welterlöser Jesus Christus. Diese Auseinandersetzung zwischen Judentum und Christentum bestimmt weitgehend die schicksalhafte Entwicklung im sogenannten christlichen Abendland, und zwar besonders für Deutschland, dem Land der Reformation, der ehemaligen Hochburg des Christentums, das dann in der Verführung durch das okkulte sog. „Dritte Reich“ und mit der Vernichtung von Millionen europäischer Juden seinen Niedergang erlebte… Diese praktische Erfüllung biblischer Prophetie vor unseren Augen muss jeden wachen Bürger aufschrecken, Juden wie Christen …

Gleichzeitigt hatte ich viele Begegnungen mit Judenchristen – die erste war 1966 mit dem Budapester Pastor Andi Ungar –, Begegnungen, die immer eine Bereicherung waren…

1973 lernte ich den rumänischen Judenchristen Pfr. Richard Wurmbrand kennen, der mir zu einem Lehrer und Vorbild wurde, und mit dessen Werk und Familie ich bis zu seinem Heimgang in 2001 freundschaftlich verbunden war…
1972 begegnete ich Pfr. Dr. Kurt Koch, der durch seine Forschungsarbeit über den Okkultismus bekannt wurde. Mit Dr. Koch verband mich seitdem eine intensive Freundschaft bis zu seinem Heimgang in 1987. Deswegen sehe ich in der Aufklärung über den Okkultismus auch meine vorrangige Aufgabe.
Ebenso beschäftigte ich mich mit den Themen Mission und Erweckung. 1979 besuchte ich die Missionstation Kwa Sizabantu in Südafrika zum ersten Mal, … – habe aber seit dem Jahre 2000 keine Verbindung mehr zu dieser Bewegung. Aufgeweckt durch einige persönliche Erfahrungen ergab sich in der Folge eine intensive Auseinandersetzung über das Problem endzeitlicher Verführung mit falschen Zeichen und Wundern … – wahrlich keine leichte Aufgabe.
Besondere Bedeutung erhält dieser biblische Auftrag ja durch die heute unüberschaubar gewordene sogenannte charismatische Bewegung. Hier erfüllen sich verstärkt vor unseren Augen die Warnungen aus Matthäus 7 und 24: Es werden falsche Propheten und falsche Christusse kommen, und werden viele verführen. Allerdings ist dies aber nur eine der endzeitlichen Bedrohungen der Gemeinde Jesu.

In diesen schweren Fragen der Unterscheidung zwischen der biblischen Wahrheit und der schwärmerischen Verfälschung möchte ich besonders jungen Menschen eine Hilfe anbieten. Zumal die Erfahrungen und Erkenntnisse unserer Glaubensväter auf dem Büchermarkt kaum noch angeboten werden. Moderne erlebnisorientierte charismatische Literatur überschwemmt heute die Büchertische in den Gemeinden und Kirchen…

Alle mittels meiner Webseite angebotenen Beiträge sind von mir sorgfältig ausgewählt. Dennoch können einzelne Erkenntnisse und Gedankengänge der verschiedenen Autoren neu oder auch unterschiedlich sein, das lässt sich nicht vermeiden. Es sollte jedoch immer das Gesamtanliegen betrachtet werden, nämlich den heutigen agressiven antichristlichen Strömungen die entscheidende Antwort entgegenzusetzen: Zurück zu Gottes Wort!


Alles was wir über Gott und Jesus Christus wissen, hat seinen Ursprung in der Bibel. Sie ist das A und O eines gesunden Glaubens, und sie ist der entscheidende Schlüssel zum Verstehen des Weltgeschehens und die letztgültige Offenbarung bzw Antwort Gottes in den Fragen von Zeit und Ewigkeit.

Gerne können Sie mir schreiben.

Horst Koch, 35745 Herborn, Sonnenweg 11, im Mai 2005

info@horst-koch.de




Luther – Lehrmeister des Widerstands

Uwe Siemon-Netto

Luther – Lehrmeister des Widerstands

– Zur Geschichte eines Vorurteils – 


– Ein Auszug, mit dem Schwerpunkt der Obrigkeitsfrage. Eingestellt wegen der Gehorsamsfrage für Christen anlässlich der Versammlungseinschränkungen bei Gottesdiensten, die zukünftig überhandnehmen können. – (H. Koch, 10/2020)

Inhalt
I. Oktober 1989: Das Ende eines Klischees
Klischees, Zeitgeist und Moderne
II. Luther – der Schurke
Die Quellen des Klischees
III. Luther – doch kein Schurke ?
Die beiden Reiche

Wann bewaffneter Widerstand erlaubt ist
Bonhoeffer verneigt sich vor Flacius
IV. Luther gerechtfertigt: Der Fall Goerdeler
Das Klischee vom deutschen Militarismus

Klischeedenken im Weißen Haus

Ein Opfer des Zeitgeistes

V. Luther gerechtfertigt: Leipzig 1989
Luthers Erben bewähren sich

War Gorbatschow ein «Wundermann»?

Ein Gott, zwei Reiche: das lutherische Paradoxon

– Hier ein Auszug aus dem hervorragenden Buch “Luther – Lehrmeister des Widerstands“, mit dem Schwerpunkt der 2. Reiche-Lehre Luthers. Letztlich die Obrigkeitsfrage nach Römer 13. Alles stark gekürzt. Die Heraushebungen sind von mir. Horst Koch, im Oktober 2020 –


Einführung von Prof. P.L. Berger, Heidelberg.
Auszug:  . . . unsere Gesellschaft wird stärker von Klischees beherrscht als in früheren Zeiten. Durch die modernen Medien werden sie schneller und effektiver verbreitet. Ist ein Klischee erst einmal in den Köpfen verankert, so wird es zur nicht mehr hinterfragten Wahrheit uns ist auch durch empirische Gegenbeweise kaum noch zu erschüttern. Die Menschen werden nicht gern mit >kognitiver Dissonanz< konfrontiert, wie die Psychologen es nennen. Zudem sind das Denken und das Nocheinmal-Überdenken recht beschwerliche Prozesse.  . . . 
Als Gegenmittel gegen gefährliche Utopien ist nüchterner Realismus des lutherischen Denkens daher auch heute noch mehr als notwendig. . . . Wie bereits gesagt, werden Überzeugungen (Klischees) normalerweise auf empirische Belege hin weder übernommen noch aufgegeben. Stirbt der Mythos des Sozialismus, treten andere Utopien auf den Plan. Ob von links oder rechts, ob feministisch oder ökologisch ausgerichtet, alle stehen der 2-Reiche Lehre Luthers entgegen. Mir scheint, wie Uwe Siemon-Netto sagt, dass die 2-Reiche-Lehre verkündigt werden muß, um der Gefahr eines erneuten Massenmordes entgegenzutreten.  . . . 
P. L. Berger, 1993.

Einführung von U. Siemon-Netto
. . . Ich hatte den Entwurf für die englische Fassung meines Buches bereits geschrieben, da brach am 9. Oktober 1989 in Leipzig die Revolution aus, die dem kommunistischen Regime in der DDR ein Ende setzte und mir nach vielen Jahren die Heimkehr ermöglichte. Was ich in Leipzig in zahllosen Gesprächen mit evangelischen und katholischen Christen, mit Agnostikern und Atheisten erfuhr, passte nahtlos zu meinem Thema: Dies war eine spezifisch lutherische, will sagen: gewaltlose Revolution. Nur weil sie geordnet und friedlich verlief, gelang sie.
Die erste Auflage dieses Buches war im Gütersloher Verlagshaus unter dem Titel Luther als Wegbereiter Hitlers? – Zur Geschichte eines Vorurteils erschienen. Ich war über diesen Titel nicht sehr glücklich, weil er – wenngleich mit einem Fragezeichen versehen – beim flüchtigen Hinsehen den Eindruck erwecken könnte, dass auch ich den Bogen von einer der überragenden Figuren der deutschen Geschichte zu Hitler spannte, in dem Dietrich Bonhoeffer den Antichristen sah.
Ich nenne diesen Band nun in der Neuauflage Luther, der Lehrmeister des Widerstands, weil er als ein Abgesang auf einen gröblich missbrauchten Luther gedacht ist, auf den Martin Luther des Journalisten und Schriftstellers William L. Shirer, der gewiss manches über den Reformator gelesen hat, sich aber – dessen bin ich mir sicher – nie mit seiner vielschichtigen Theologie im Original beschäftigt haben kann.
Dieses Buch ist andererseits ein Versuch, einen nach wie vor bedeutsamen Aspekt des authentischen Martin Luthers wiederzuentdecken: jenes Luthers nämlich, dessen Lehre von den beiden Handlungsweisen Gottes in der Welt den Christen zum Dienst in dieser Welt befreit hat. Goerdeler und die friedlichen Revolutionäre von Leipzig, aber auch Dietrich Bonhoeffer und der mutige Bischof Eivind Berggrav von Oslo sind meine Zeugen dafür, dass dieser echte Luther unserer Zeit ungemein viel zu sagen hat, vor allem weil er Christen deutlich machte, wie und wann sie einer tyrannischen Obrigkeit die Stirn zu bieten und sie gegebenenfalls zu stürzen haben.
Mir geht es darum, einen Schatz freizulegen, der teils durch Unwissenheit, teils durch Verleumdung verschüttet worden ist. . . Dieser Schatz ist Luthers Zwei-Reiche-Lehre, die uns Nüchternheit bescheren sollte, weil sie uns immer wieder daran erinnert, dass wir aus eigener Kraft nicht alles in dieser Welt zurechtbiegen können. Sie hat Hitler nicht den Weg geebnet, wie Shirer behauptete; im Gegenteil: Sie könnte uns von Hitler kurieren, wie Englands großer methodistischer Theologe Gordon Rupp bereits 1945 schrieb, zu einem Zeitpunkt, an dem die Ruinen des Zweiten Weltkriegs buchstäblich noch qualmten.
Da die Zwei-Reiche-Lehre und insbesondere lutherisches Obrigkeits- und Widerstandsdenken mein eigentliches Thema sind, bitte ich meine Leser um Nachsicht, wenn ich eine zweite Anklage gegen Luther nur knapp in Kapitel 2 berühre: den Vorwurf, dass die antijüdische Polemik des alternden Reformators die Saat des Völkermordes an Millionen Juden in unserem blutigen Zeitalter gewesen sei. Wie die Bewunderer des Reformators noch zu seinen Lebzeiten, so bin auch ich entsetzt über seine Ausfälle, von denen ich aber auch weiß, dass die evangelische Kirche sie über drei Jahrhunderte lang schamhaft unterdrückt hatte. Für sie galt vielmehr die ganz andere Ermahnung des jungen Luthers, «dass Jesus Christus ein geborener Jude sei» (1523).
Über das Thema «Luther und die Juden», um das sich – wie über die Zwei-Reiche-Lehre – viel stereotypes Denken rankt, ist anderweitig ausführlich geschrieben worden. Dass ich dies hier nicht tue, möge mir bitte nicht als ein Mangel an Sensibilität für diese Frage angelastet werden. Der Grund ist lediglich, dass diese Studie sich auf ein anderes Klischee konzentriert, das viele davon abhält, die wohl wichtigste Stimme in unserer Geistes-, Kultur- und Religionsgeschichte in ihrer ganzen Genialität wahrzunehmen.

Uwe Siemon-Netto, Warren, Rhode Island, 1993

I.   Oktober 1989: Das Ende eines Klischees

“Deutschland wird nie wiedervereinigt werden…”. 
Jahrzehntelang verkündigten kommunistische Staatsmänner diesen Satz als eine unverrückbare Wahrheit. Viele ihrer westlichen Kollegen dachten nicht anders… Sogar Willy Brandt nannte es einmal “Lebenslüge der Nation” . . . Aber dann fiel Herbst 1989 die Mauer… Im Nachhinein hat sich eine vermeintliche Wahrheit als ein Klischee decouvriert.
Was ist ein Klischee? . . . Die technische Vokabel “Klischee” steht weltweit als eine Metapher für eine Denkweise, die der Soziologe A. Zijderveld so definiert: “Klischees umgehen die Reflexion und bearbeiten somit den Verstand im Unterbewußtsein . . . ”
Zijderveld hat eine enge Verwandschaft zwischen Klischees und der Moderne ausgemacht. Ich nenne es: “Klischeedenken ist ein Zwilling des Zeitgeistes, der keine Relativierungen zuläßt” . . . Nun war am 9. 11. 89 ein Klischee an ihr Ende gekommen. Luther hat über Lenin gesiegt. . . .

Klischees, Zeitgeist und Moderne
Was ist diese moderne Gesellschaft? Laut dem Philosophen, Anthropologen und Soziologen Arnold Franz Gehlen (1904–1976) trägt sie folgende Merkmale: Industrialisierung, Säkularisierung, Urbanisierung, Bürokratisierung, rapide Fortschritte in der Wissenschaft und kapitalistische Produktionsweisen. Diese Aspekte der Moderne haben traditionelle Institutionen wie Familie, Kirche und Gemeinschaft destabilisiert; Institutionen, die Gehlen als «vorgeformte und sozial eingewöhnte Entscheidungen» definiert.

«Der Mangel an stabilen Institutionen», schrieb Gehlen 1957, «überbeansprucht die Entschlussfähigkeit, aber auch Entschlusswilligkeit des Menschen und macht ihn, die Bastionen der Gewohnheiten schleifend, schutzlos vor den zufälligen nächsten Reizen.» 
Zijderveld meinte dazu: Jetzt ersetzen Klischees diese Institutionen, deren Stabilität von der Moderne unterminiert wurden; die Moderne schafft und nährt Klischees. Das Ergebnis: eine «clichegene Gesellschaft».
Dies ist eine Gesellschaft, deren Menschen von den Traditionen abgeschnitten sind. Die Traditionen gaben früheren Generationen Richtlinien zur Deutung ihrer Umwelt. Heute, da sich in dieser Welt Sinn und Werte ständig wandeln, fallen die Traditionen als Anhaltspunkte aus. Und so gerieten die Menschen in die Abhängigkeit des Haupterzeugers von Klischees: der Massenmedien. Selbst die besten Fernsehberichte oder Zeitungsartikel müssen relativierende Faktoren auslassen. Zum einen machen die knappen Platzverhältnisse eine wirklich umfassende Berichterstattung unmöglich, zum anderen sind ja auch die Journalisten Teil der «clichegenen Gesellschaft» und somit deren Unzulänglichkeiten unterworfen.

Noch nie zuvor war der sprichwörtliche Mann auf der Straße einer solch verwirrenden Vielfalt oft widersprüchlicher Fakten ausgesetzt. Er erfährt plötzlich, dass nicht nur ehemalige Sowjetrepubliken mit unaussprechlichen Namen miteinander im Konflikt liegen, sondern auch innerhalb dieser Republiken Gebiete mit noch exotischeren Namen gewaltsam ihre Unabhängigkeit durchzusetzen versuchen, usw.

Der «Mann auf der Straße» hat weder die Zeit, sich ausgiebig über diese Phänomene zu informieren, noch hat er den Zugang zur relevanten Literatur. Wohl oder übel müssen Journalisten und aus dem Boden gestampfte «Experten» die Bildungslücken des Publikums füllen.  . . .

Der Massenblatt- oder Fernsehstar als stets auskunftsbereiter Experte für alles Neue ist ein weiteres Charakteristikum der Moderne. An die Stelle des oft unter Lebensgefahr vor Ort recherchierenden Reporters von früher sind Alleswisser getreten . . .

Um sich der lästigen und zeitraubenden Pflicht zu entledigen, rätselhafte Ereignisse zu erklären, greift der zeitgenössische Medienstar in seinen Vorrat an Klischees und fördert eine passende Phrase zutage, die dann sofort von seinen Kollegen übernommen wird. Und siehe, diese Phrase wird dann schnell Allgemeingut; es gehört zum Wesen des Klischees, dass es ständig wiederholt wird.  . . .

Vielleicht werden künftige Historiker einmal die Auswirkung dieses Klischees auf die weiteren Ereignisse erforschen.  . . .

Wenn es wirklich, wie Zijderveld sagt, eine Wahlverwandtschaft zwischen Klischees und der Moderne gibt, dann besteht eine ähnliche Affinität auch zwischen der Moderne und dem Begriff «Zeitgeist».  . . . Und wie das Klischee dient er als Leuchtfeuer in der Verschwommenheit und Unsicherheit der modernen Gesellschaft; er gibt den Menschen, die auf dem Ozean der Instabilität schippern, die «korrekte» Position an, eine Position, nach der er sich orientieren kann – für den Augenblick.

. . . In dieser modernen Welt, schreibt Gehlen, würden Kunst, Recht und Religion subjektiviert und aufgeweicht, und die unsichtbaren Stützen ihrer eigenen seelischen Identität wurden zerstört. Der neue Bezugspunkt heißt Zeitgeist, und er tritt an die Stelle des unendlichen Bezugspunktes der prämodernen Gesellschaft: Gott.

Der Theologe Walter Künneth sagt: „Die heutige geschichtsnegative Grundhaltung ist bestrebt, an der Vergangenheit vorbei einen Neuanfang in der Menschheit zu wagen. An die Stelle der geschichtlichen Dimension soll eine völlig andere Lebenserwartung treten, nämlich die Vision einer geschichtsfreien Zukunft der Menschheit“. Künneth sieht in dieser Flucht aus der Geschichte >zugleich eine Flucht vor Gott<.

Joachim Fest formuliert es so: „Seit die christliche Botschaft ihre Macht eingebüßt hat, läuft die Suche auf nichts geringeres als einen Ersatz für Gott hinaus sowie auf ein Jenseits, das die Utopien in diese Welt verlegten“.  . . .

So eng sind die Beziehungen zwischen Klischeedenken und dem Zeitgeist, das sie einander unaufhörlich befruchten. Der Zeitgeist zeugt ein Klischee, das dann wiederum den Zeitgeist fortpflanzt.  . . .

II. Ein Klischee – Luther der Schurke

Das Klischee vom «Fürstenknecht» Luther ist so alt wie der Protestantismus. Das Copyright gehört Thomas Müntzer, Luthers großem Widersacher. Er erfand diese Vokabel während der Bauernkriege 1524–1526. Der Begriff «Fürstenknecht» stellt Luther als Prediger des Quietismus im Angesicht einer allmächtigen Obrigkeit hin. Luther wird unterstellt, er habe dem Herrscher das Recht zugesprochen, das Schwert mit brutaler Gewalt zu schwingen. . . .
Wie schrieb noch der britische Methodist Gordon Rupp, einer der bedeutendsten Luther-Kenner unserer Zeit? «Seit der Aufklärung gibt es in linken und liberalen Kreisen eine Tradition, die Luther … stets verabscheut hat.»

Zum Beispiel:
 Einer der beiden Urväter der modernen Linken, der deutsche Philosoph Friedrich Engels, hatte Müntzers «Fürstenknecht»-Etikett 1850 neu aufgelegt, und zwar in seiner Schrift Der deutsche Bauernkrieg. Im Zweiten Weltkrieg und danach gehörten solche Sprüche zum Repertoire eingefleischter Progressiver und solcher, die es schick fanden, eine Weile in ihrem Windschatten zu segeln, zum Beispiel Thomas Mann.  . . .

Es war jedoch William L. Shirer, dessen Attacke auf den Reformator vor allem die angelsächsische Luther-Rezeption am nachhaltigsten beeinflußt hat. Er schrieb: „Dieser wilde Antisemit, in dessen ungestümem Wesen sich so viele der besten und schlimmsten Eigenschaften der deutschen Eigenschaften mischen – Grobheit, Hesftigkeit, Fanatismus, Intoleranz Gewaltsamkeit, aber auch Ehrlichkeit und Schlichtheit . . . – der das Leben der Deutschen im Guten wie im Schlechten schicksalhafter prägte, als irgendein einzelner Mensch vorher oder nachher. . .“
Shirer hat Thomas Mann sehr beeinflusst . . .
Mann: „. . .Luther ist der Begründer des modernen Nationalismus . . .“ – Dies ist ein Klischee mit üblen Folgen. . .

Bonhoeffer schrieb: „…der moderne Nationalismus ist ein Produkt der französischen Revolution…“ Die ja immerhin 250 Jahre nach Luther stattfand. . .
Auch Luthers angeblicher Antisemitismus ist ein Klischee. Ihm Rassismus vorzuwerfen ist ein Unding. Der junge Luther ermahnte die Christen, die Juden brüderlich zu behandeln . . . Wenn bei Luther im Alter eine Judenfeindlichkeit durchbrach, war dies rein theologisch begründet. Kurz vor seinem Tod verfasste er die schreckliche Schrift >Von den Juden und ihren Lügen<. . . . Dieses Traktat hat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder große Betretenheit ausgelöst. Und ein überzeugter Lutheraner kann sich hier nur Gordon Rupp anschließen:
„Ich gestehe, dass ich mich schäme, . . , und ich muß sagen, dass deren Autoren dies bei Christus nicht gelernt haben, und dies, Gott Sei Dank, nicht der Hauptteil dessen ist, was sie uns mitzuteilen haben.“

Die Quellen des Klischees
. . . (Thomas Müntzer, Ernst Troeltsch, Reinhold Niebuhr, Paul Tillich, Th. Mann, Shirer, Wiener, Vansittard und ander mehr.) . . .


Luther – doch kein Schurke?
Es gehört zu den seltsamsten Aspekten des Luther-Klischees, dass sich seine Propagandisten so wenig darum scheren, wie viele potenzielle Relativierungen es auslässt. Der Vorwurf, Luther habe die Deutschen zur Duckmäuserei erzogen, übersieht seine unermüdlichen Ermahnungen an alle Christen, bei obrigkeitlichem Unrecht «das Maul aufzureißen». Der Vorwurf, er sei ein Kriegshetzer gewesen, übersieht, dass er alle Angriffskriege verurteilte und die Soldaten zum Ungehorsam aufforderte, wenn ihnen Befehle erteilt werden, die gegen die Gebote Gottes verstoßen.

Es ist wenig einleuchtend, dass Luther an den deutschen Misssetaten des Zweiten Weltkriegs mitschuldig sein soll, da doch die übelsten Missetäter des Dritten Reiches ursprünglich katholisch waren: Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Goebbels, Julius Streicher, Arthur Seyß-Inquart, Ernst Kaltenbrunner, Auschwitz- Kommandant Rudolf Höß, KZ-Arzt Josef Mengele!

Und apropos Quietismus: Haben sich nicht die Norweger oder Dänen, die viel einheitlicher lutherisch sind als die Deutschen, bei ihrem Widerstand gegen die Tyrannei gerade auf die Theologie Luthers berufen? Hat nicht andererseits das katholische Österreich, laut Nazi-Jäger Simon Wiesenthal, drei Viertel aller Kommandanten von Vernichtungslagern gestellt?

Fern liege es mir – dies sei hier mit größtem Nachdruck betont – die Verantwortung für den Holocaust vom Luthertum auf den Katholizismus abzuwälzen und damit ein neues Klischee in die Welt zu setzen. Mir geht es lediglich darum, auf eine Absurdität aufmerksam zu machen – die Absurdität des Vorwurfs, dass die Theologie einer christlichen Denomination einem Genozid den Weg geebnet habe.

Allein im 20. Jahrhundert sind Völkermorde von nominellen Protestanten, Katholiken, Orthodoxen, Muslimen und Buddhisten in Deutschland, der Türkei, Russland, China, Kambodscha, dem Irak und dem ehemaligen Jugoslawien verübt worden. Bisher ist noch niemand auf den Gedanken gekommen, diese Verbrechen mit den Lehren der Katholiken, Orthodoxen, nichtlutherischen Protestanten, Muslime oder der Buddhisten Südostasiens in Zusammenhang zu bringen.

Auf die Frage, wieso Menschen mit solch unterschiedlichen religiösen Traditionen mitunter so identisch blutrünstig sind, kann hier nicht einmal versuchsweise geantwortet werden; diese Frage ist auch nicht Gegenstand dieses Buches. Nur so viel sei dazu gesagt: Ich verneige mich vor Helmut Thielickes theologischer Erkenntnis, die wohl alle christlichen Konfessionen akzeptieren können, dass nämlich «ein Schuldverängnis über der Welt brütet, über ihren Kontinenten und Meeren».

Zurück zu Luther: Wer das Fürstenknecht-Klischee zerpflücken will, muss fairerweise zunächst das Selbstverständnis dieses Mannes zur Kenntnis nehmen. Carter Lindberg kommentierte: «Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts … sahen sich nicht als … Ethiker, Soziologen, Politiker oder Ökonomen, wenngleich sich ihre Tätigkeit häufig auf alle diese Gebiete erstreckte … Die Reformatoren waren … Pastoren und Theologen. Punkt! Und das trifft ganz besonders auf Luther zu.»

Das theologische Gewicht der Ordnung
Heinz-Eduard Tödt bezichtigt Luthers moderne Kritiker «fundamentaler Mängel in der Frageweise», wenn sie sich mit seinen Ansichten über die Obrigkeit auseinandersetzen: Sie interpretierten seine Schriften, oft unbewusst, «mit heutigen anthropologisch orientierten Begriffen und Sichtweisen». Dabei sei ihnen nicht hinreichend klar, wie entschieden theozentrisch (gottbezogen) Luther in dieser Frage dachte. Luther gab seinen Zeitgenossen «biblisch begründeten Rechtsunterricht».

Die Frage nach Gerechtigkeit löste zu Luthers Zeiten nicht weniger Verwirrung aus, als sie es heute tut. «Aber Luther konnte die Probleme seiner Zeit nur behandeln, indem er für seine Mitmenschen die Heilige Schrift, bezogen auf die konkreten Lebensfragen, auslegte», erläutert Tödt und macht zugleich darauf aufmerksam, dass «Luthers theologische Aussagen … bekanntlich nicht den Charakter scholastischer ‹Lehre›» haben.

Der Leipziger Theologe Franz Lau, dessen Lehre posthum die spezifisch lutherische Form des christlichen Widerstands in der DDR ganz entscheidend beeinflussen sollte, hat sehr nachdrücklich darauf hingewiesen, dass denn auch «die lutherische Kirche … keinen unfehlbaren Luther kennt. Ein wenn auch nicht förmlich programmiertes Dogma von der Unfehlbarkeit Luthers wäre noch schlimmer als das von der Unfehlbarkeit des Papstes. Luthers Theologie neben oder gar über die Schrift stellen, bedeutete allerschlimmste Verleugnung Luthers».

Das soll natürlich nicht heißen, dass zum Beispiel Luthers Lehre von den beiden Reichen und Regimenten, von der gleich die Rede sein wird, nicht Teil jenes Bekenntnisses wäre, auf das alle lutherischen und die meisten anderen evangelischen Geistlichen in Deutschland ordiniert sind: der Augsburgischen Konfession. Aber sie hat nicht die Kraft einer Glaubensregel. Luther kommt es darauf an, seinen Mitchristen dabei zu helfen, ihre Lebensprobleme zu meistern; er berät sie; er gibt ihnen Richtlinien, während sie sich darum bemühen, richtig zu entscheiden, aber er macht niemandem die Auflage, ihm, dem Theologen, zu folgen. Er sagt ganz einfach, was in der Bibel steht.

Deshalb betont Luthers britischer Verteidiger Gordon Rupp: «Luthers Obrigkeitslehre kann nur verstehen, wer mit dem Studium des Römerbriefs, Kapitel 13, beginnt.» Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wenn wir Luther verstehen wollen, müssen wir die erste Seite der Bibel aufschlagen, den Anfang der Schöpfungsgeschichte. Luther war ein Alttestamentler. Für ihn war die Heilige Schrift nicht nur eine Sammlung historischer Dokumente, sondern «Gottes Zeugnis von sich selbst». Sie ist die Geschichte der Transformation des Universums von Chaos in eine geordnete Welt. Folglich entspricht Ordnung dem Willen Gottes, und der Teufel will die Ordnung zerstören.

Das Resultat ist ein kosmischer Kampf, in dem der Mensch eine Art Schachfigur ist. In einem Akt unbegreiflicher Gnade hat Gott den Menschen «zu seinem Bilde» (imago Dei) geschaffen und ihm damit einen Sonderplatz in der Schöpfungsordnung zugewiesen. Aber wie die Geschichte des Sündenfalls zeigt, kann diese Gottähnlichkeit verlorengehen. «Der Mensch, der der Gefangene des Teufels ist, besitzt weder das imago Dei noch irgendeine Anlage hierfür», schreibt der schwedische Theologe Gunnar Hillerdal. «Es gibt keinen Teil seines Ichs, der höheren Ursprungs wäre, und durch den er sich von der übrigen Schöpfung unterschiede. Es verhält sich vielmehr so, dass er, in des Teufels Gewalt geraten, nunmehr dessen Bild trägt.»

Luther betont, dass der Mensch unfähig sei, sein eigenes Bild anzunehmen; dies ist ein Punkt, der nichtübersehen werden darf, wenn wir Luthers theozentrischer Stoßrichtung den Anthropozentrismus entgegenstellen, der bei seinen modernen Gegnern so weit verbreitet ist. «Der Mensch muss ein Bild sein entweder Gottes oder des Teufels. Denn nach welchem er sich richtet, dem ist er ähnlich», sagte Luther. «So ist’s nun hier so viel gesagt, das der Mensch am Anfang geschaffen ist ein Bild, das Gott ähnlich war, voll Weisheit, Tugend und Liebe … Nun ist er also nicht blieben, und das Bild ist umgekommen, und wir sind dem Teufel ähnlich geworden.»

Gott hat den Menschen als seinen «Cooperator» geschaffen, wie Luther sich ausdrückte, zu seinem Mitarbeiter. Moderne lutherische Theologen wie der Amerikaner Philip J. Hefner führen diesen Gedanken noch weiter: die gottgewollte Aufgabe des Menschen sei die des «Co-Creators», er sei also Gottes Partner im Schöpfungsprozess, der ja weiterlaufe. Durch diesen Mitarbeiter oder Mitschöpfer handelt Gott in der Welt. Damit der Mensch aber als Gottes «Cooperator» funktionieren kann, hat der Schöpfer eine Reihe von Ordnungsformen eingerichtet. Eine davon ist die Ehe, die dafür sorgt, dass das menschliche Leben fortgepflanzt wird. Eine weitere Ordnungsform ist die weltliche Obrigkeit. Sie ist ein Wall wider die destruktiven Kräfte des Teufels; sie verhindert Chaos und somit eine Rückkehr zu dem Zustand, aus dem Gottes Schöpferakt die Welt gerettet hat.

Dazu Hillerdal: «Um das weltliche Regiment aufzulösen oder ganz zu zerstören, werden von ihm [dem Teufel] Aufruhr und Krieg angestiftet, ja sogar die Kräfte der Natur angewandt. Vor allem aber sucht er, die Fürsten und weltlichen Herren zum Missbrauch ihrer Ämter zu verleiten. Denn die Ordnung, die Gott geschaffen hat, dient – auch wenn ihre Verwalter keine Christen sind – der Herrschaft Gottes auf Erden.»

Deshalb schreibt der Apostel Paulus in Römer 13,1: «Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.»

Um die Wichtigkeit der Regierenden hervorzuheben, weist Paulus ihnen einen Titel zu, den er für sich selbst in Anspruch nimmt: Sie sind leitourgoi gar Theou, Gottes Diener. Mit anderen Worten: Paulus und heidnische Politiker – er bezog sich auf die Regierung des Römischen Reiches – sind Kollegen.

Römer 13,1–7 und die entsprechende Perikope im 1. Petrusbrief (1. Petrus 2,13–17) sind die einzigen Passagen des Neuen Testaments, in denen mit einiger Ausführlichkeit auf die politische Ordnung eingegangen wird. Deshalb sind sie nicht nur die Grundlage für Luthers politische Vorstellungen; sie haben bereits im hohen Mittelalter die Ansichten der Theologen über weltliche Gewalt geprägt: Sie kommt von Gott, dem rex regum et dominus dominantinum (König der Könige und Herr der Herrschenden), was nicht ausschließt, dass Macht häufig genug missbraucht wird.

Aber die Erkenntnis, dass weltliche Macht von Gott verliehen wird, war kein originärer Gedanke des Apostels Paulus. Er bezog sich aufs Alte Testament und die Apokryphen, in denen immer wieder betont wird, dass Gott für sein Volk die Führer bestimmt (Psalm 2,6; 1. Samuel 13,14; 16,1.12; 2. Samuel 5,1–3).
In den Sprüchen Salomos (8,15) heißt es: «Durch mich regieren die Könige und setzen die Ratsherren das Recht.»
Und in Weisheit 6,3 steht: «Denn vom Herrn ist euch die Macht gegeben und Gewalt vom Höchsten, der fragen wird, wie ihr handelt, und erforschen, was ihr plant.»

Schließlich wies Jesus selbst auf die Quelle aller weltlichen Macht hin, als er zu Pontius Pilatus sagte: «Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre» (Johannes 19,11).

Die beiden Reiche
Die biblische Aussage, dass Gott derjenige sei, dem weltliche Herrscher ihre Macht verdanken, ist der Kern von Luthers Lehre von den beiden Reichen und Regimenten (oder: von den beiden Regierungsweisen Gottes). Diese Lehre wurde später auf elende Weise von den «Deutschen Christen» pervertiert und von Luthers Feinden böswillig verzerrt, so dass sogar einige lutherische Theologen sie verleugneten, weil ihnen der Missbrauch dieser Doktrin peinlich war.
Laut Luther führen alle Christen ein Doppeldasein; sie sind Bürger zweier Reiche: des geistlichen und des weltlichen.

Luther ist keineswegs der einzige namhafte Theologe, der zwischen den beiden Reichen unterscheidet. In De civitate Dei grenzt der Kirchenvater Augustinus den Staat Gottes und den Staat der Welt voneinander ab. Seit Kain koexistiert das Gottesvolk mit der civitas terrena, dem weltlichen Reich. Dort herrschen Ungerechtigkeit, Selbstsucht und exzessive Selbstliebe.
Die civitas Dei hingegen ist Gottes Welt: die Kirche, in der Christus regiert. Ihr Gesetz ist die Nächstenliebe bis hin zur Selbstverleugnung.

Der ehemalige Augustinermönch Luther hat bei Augustinus wesentliche Anleihen gemacht, als er seine Zwei-Reiche-Lehre formulierte, aber er hat dessen Konzept auch entscheidend verändert. In der mittelalterlichen Interpretation der augustinischen Lehre ist die civitas Dei einerseits die sichtbare, organisierte katholische Kirche und andererseits das endzeitliche Reich.
In Luthers Doktrin hingegen wird das geistliche Reich durch den Glauben eine Realität für den Christen. Es ist ein hörbares Reich, weil es durch das Wort zum Gläubigen gelangt; sichtbar wird es nur im Sakrament, dem sichtbaren Wort.
Luther geht von den Diskrepanzen zwischen den radikalen Forderungen der Bergpredigt und den Strukturen dieser Welt aus und schreibt folglich den beiden Reichen diese Eigenschaften zu:

1. Das geistliche Reich ist unendlich. Es ist das Reich des Deus revelatus, das Reich des in Christus offenbarten Gottes; es ist das Reich des Evangeliums, der Gnade, des Glaubens und der Liebe, ein Reich, in dem Gott und Christus herrschen und alle Menschen gleich sind. Dieses Reich ist eine Realität in dieser sündigen Welt. Es wird dort Wirklichkeit, wo das Wort verkündigt wird, die Sakramente gereicht werden und Christus den Gläubigen die Sünden vergibt.

Dieses geistliche Reich, das Reich der Kirche, wird nicht untergehen, sondern im eschaton glorreich vollendet werden. Bis dahin, sagt Luther, verhalten sich die beiden Reiche so zueinander: «… wie das geistliche Regiment die Leute nach oben weisen soll, wie sie Gott recht tun und selig werden, so soll das weltliche Regiment nach unten die Leute regieren und bewirken, dass Leib, Gut, Ehr, Weib, Kind, Haus, Hof und allerlei Güter in Frieden und Sicherheit bleiben und auf Erden selig sein können.»

2. Das weltliche Reich ist endlich. Es ist das Reich des Deus absconditus, des verborgenen Gottes. Hier wird er sich nie offenbaren, was aber nicht bedeutet, dass dies nicht auch Gottes Schöpfung wäre; das Reich der Welt darf nicht mit dem Reich des Bösen verwechselt werden; der Teufel ist des weltlichen Reiches bitterer Feind.

Franz Lau: «Dass dies eine Welt ist, in der Gott einen sehr seltsamen Mummenschanz treibt, ist deutlich; aber das ist ein echt lutherischer Gedanke. Luther hat uns deutlich genug gemacht, dass Gott reichlich Mittel weiß und braucht, damit seine Herrschaft in der irdischen Welt ihm nicht entgleite.»

Das bedeutet, dass Gott sich aus diesem Reich nicht zurückgezogen, sondern das «Schwert» der Obrigkeit übertragen hat. Unter dem Begriff «Schwert» versteht Luther «alles, was zum weltlichen Regiment gehört, als weltliche Rechte und Gesetze, Sitten und Gewohnheiten, Gebärden, Stände, unterschiedliche Ämter, Personen, Kleider, etc.».
In seinen Tischgesprächen bezeichnete Luther weltliche Obrigkeit als «ein Zeichen göttlicher Gnade, weil Gott barmherzig ist und sich nicht am Töten erfreut».

Im Reich der Welt sind nicht alle gleich. Hier, wo der Mensch sein zeitliches, biologisches Leben fristet, gibt es Vorgesetzte und Untergebene. Hier herrscht das Gesetz, das aber vom verborgenen Gott kommt. Hier regiert die Vernunft, von der Luther sagt, Gott habe sie zusammen mit Weisheit, Ehre und Glauben für diesen Zweck gestiftet.

Im Reich der Welt lebt der Mensch – in Dietrich Bonhoeffers Terminologie – etsi Deus non daretur, als ob es keinen Gott gäbe. Bonhoeffer schrieb: «Gott gibt uns zu wissen, dass wir leben müssen als solche, die mit dem Leben ohne Gott fertigwerden. Der Gott, der mit uns ist, ist der Gott, der uns verlässt (Markus 15,34)!
Der Gott, der uns in der Welt leben lässt ohne die Arbeitshypothese Gott, ist der Gott, vor dem wir dauernd stehen. Vor und mit Gott leben wir ohne Gott. Gott lässt sich aus der Welt herausdrängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns, und hilft uns. Es ist (Matthäus 8,17) ganz deutlich, dass Christus nicht hilft kraft seiner Allmacht, sondern kraft seiner Schwachheit, seines Leidens!»

Im Reich der Welt mögen die Machthaber gottlos sein; gleichwohl tun sie Gottes Werk, indem sie das Böse eindämmen, Chaos und Unordnung verhindern. Gewiss, dies ist ein sündiges Reich, gleichwohl wurde es als Bastion gegen die Sünde geschaffen. Hier werden Missetaten nicht vergeben, sondern bestraft.
Luther hat immer wieder betont, dass dieses Reich, obgleich eine ordinatio divina, also von Gott gefügt, nicht das Reich Gottes, Christi oder des Evangeliums sei; weltliche Herrscher müssen keine Heiligen sein. Luther betonte: «Es ist für den Kaiser ausreichend, wenn er Vernunft besitzt.»

Dies trifft auf alle Ebenen der Obrigkeit zu, wie Franz Lau klarstellt: «Das Amt bindet im Gehorsam nicht nur an den Vorgeordneten, sondern an Gott. Ein Familienvater, der treu seine Pflicht erfüllt, steht damit in Gottes Dienst. Sein Stand hat Gottes Wort, sogar wenn der Mann nichts glaubt und nichts von Gott wissen will. Ein Fürst, der sein Amt (redlich) verwaltet und (gerecht) seine Untertanen regiert, ist Gottes Willensvollstrecker, auch dann, wenn er ungläubig ist, katholisch ist oder epikuräisch lebt. Der Untertan, der gehorsam seine Pflicht erfüllt, gehorcht äußerlich einem Menschen . . . letztlich aber Gott, der heimlich hinter den irdischen Machthabern steht.»

Beide Reiche, obwohl getrennt, bestehen füreinander und dienen einander. Noch einmal Lau: «Das geistliche Reich schützt und stützt durch die Predigt des Evangeliums das weltliche Reich. Das Evangelium mahnt zum Gehorsam und preist ‹klärlich› das weltliche Regiment. Luther fühlt sich als Prediger verpflichtet und legt allen Predigern die Pflicht auf, das irdische Reich zu stützen. Das Predigtamt darf irdische Autorität nicht untergraben, sondern muss sie befestigen. […] Die weltliche Ordnung dient dem Predigtamt, der Verkündigung und damit dem Werden und Wachsen des Gottesreiches. Sie schafft dem Evangelium die Möglichkeit, gepredigt zu werden. Im wilden Chaos könnte das Wort nicht seinen Lauf machen.»

Aber Luther besteht darauf, dass die beiden Reiche peinlich voneinander getrennt werden; Artikel 28 des Augsburger Bekenntnisses verlangt dies ebenfalls. Dies ist ein Punkt, der in diesem Jahrhundert gar zu häufig übersehen wurde. Ein Beispiel dafür ist die Bereitschaft der «Deutschen Christen», sich der nationalsozialistischen Blut- und Rassenideologie zu unterwerfen. Ein weiteres Beispiel ist der auch nach dem Untergang des Dritten Reiches anhaltende Wildwuchs anthropozentrischer Ideologien in der Kirche, etwa des Feminismus, der geistlichen Überhöhung homoerotischer Praktiken, der marxistisch gefärbten Formen von Befreiungstheologie, der political correctness des gänzlich unlutherischen Pazifismus selbst dann, wenn es gilt, einem Völkermord Einhalt zu gebieten.

«Wir wollen aber lernen, das geistliche und weltliche Regiment so weit voneinander zu scheiden als Himmel und Erden», fordert Luther. Der sich ständig wiederholende Versuch, die beiden Reiche zu fusionieren, ist für ihn nichts anderes, als dem Teufel Tür und Tor zu öffnen:
«Solchen Unterschied dieser beiden Reiche muss ich immer neu einbläuen und einkäuen, eintreiben und einkeilen, obwohl so oft davon geschrieben und gesagt ist, dass es verdrießlich ist. Denn der leidige Teufel hört auch nicht auf, diese beiden Reiche ineinanderzukochen und zu brauen. Die weltlichen Herren wollen … immer Christus lehren und meistern. Ebenso wollen die falschen Pfaffen … immer lehren und meistern, wie man das weltliche Regiment ordnen soll. So ist der Teufel auf beiden Seiten sehr fleißig und hat viel zu tun. Gott möge ihm wehren, wenn wir’s wert sind. Amen.»

Eivind Berggrav, der als Bischof von Oslo den Widerstand der lutherischen Staatskirche in Norwegen gegen das faschistische Quisling-Regime anführte, hat dies in einen modernen Kontext gebracht:
«Wenn von Gott die scharfe Grenze zwischen dem Regiment, das mit der Ordnung zu tun hat, und dem Regiment, das mit den Seelen zu tun hat, gezogen worden ist, so nicht nur um der klaren Linien willen. Das hat einen tieferen Grund: Wenn diese Grenze nicht innegehalten wird, so hat Satan den Nutzen davon. Dann schleicht er sich ein und herrscht in beiden Reichen. Maßt sich die Obrigkeit Macht über die Seelen an, so vergreift sie sich an Gottes Angelegenheiten. Will die Kirche weltliche Macht haben, so gerät sie in die Gewalt des Bösen. Die Gefahr ist gleich groß für beide. Sowohl der Papst wie der Kaiser, der Staat wie die Kirche können dahin kommen, dem Teufel zu dienen.»

«Macht über die Seelen», «sich an Gottes Angelegenheiten vergreifen»: Dies sind hier die Kernaussagen. Es ist das Hauptanliegen der vielgeschmähten Zwei-Reiche-Lehre, den Christen von der weltlichen Einmischung in sein Verhältnis zu Gott zu befreien. Gleichzeitig will die Lehre aber Katholiken, Schismatiker, Häretiker und Nichtchristen vor der Verfolgung durch die weltliche Obrigkeit schützen. Luther: «Aber der Seele Gedanken und Sinne können niemandem außer Gott offenbar sein. Darum ist es umsonst und unmöglich, jemandem mit Gewalt zu gebieten, so oder so zu glauben.»
Selbst Ketzer, sagt Luther, sollen ungehindert predigen dürfen, solange sie keinen Aufruhr anstiften: «Ketzerei ist ein geistliches Ding, das man mit keinem Eisen hauen, mit keinem Feuer verbrennen, in keinem Wasser ertränken kann. Es gilt aber allein das Wort Gottes, dass … wie Paulus sagt (2. Korinther 10), ‹unsere Waffen sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören›.»

Luther verulkte Machthaber, die mit Gewalt die reine Lehre durchzusetzen versuchten und damit genau das Gegenteil erreichten: «Darum sieh, wie kluge Junker mir das sind! Sie wollen Ketzerei vertreiben und greifen das in keiner andern Weise an, als dass sie den Gegner nur bestärken, sich selber in Verdacht bringen und jene rechtfertigen.» Luther betonte: «Ketzer verbrennen ist wider den Willen des Heiligen Geistes.»

Hier stellt sich nun die Frage, wer denn eigentlich der Reaktionär unter den Theologen der Reformationszeit ist: Luther, wie seine Gegner behaupten? Oder Müntzer?

Der Amerikaner Carter Lindberg entwickelt zu diesem Thema eine interessante Gedankenkette: Luther hat alle Ausdrucksformen des corpus Christianum, des Leibs Christi abgelehnt, und zwar die des mittelalterlichen Papsttums ebenso wie jene der radikalen Reformatoren Andreas Karlstadt und Thomas Müntzer – oder der Täufer. Luther tat dies aufgrund seiner eigenen Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben. Ob nun Papsttum, ob Müntzer oder die Täufer: Sie alle behaupten, dass für die Entscheidung darüber, was Kirche ist und was nicht, politische Kriterien relevant sind. Sie unterstellen sogar, dass politische Programme mit dem Willen Gottes identifiziert werden können. Luther hat die Bauernkriege gerade deshalb abgelehnt, schreibt Lindberg, weil «aus seiner theologischen Perspektive das Evangelium allen ‹heiligen Kriegen› entgegensteht – und allen Versuchen, die Politik zu ‹taufen›».

Lindberg zog daraus dieses Fazit: Indem Müntzer versuchte, eine religiöse Legitimation politischer Handlungen wiederherzustellen, wurde er zum Reaktionär der Reformationszeit; er versuchte einen vorreformatorischen Zustand wieder herbeizuführen, in dem der Trennstrich zwischen dem geistlichen und dem weltlichen Reich verschwommen und damit unzulänglich war. In Wirklichkeit ist in Lindbergs Augen nicht Müntzer, sondern Luther der Revolutionär. Denn Luther «hoffte den Christen freizumachen für den Dienst in einer Welt … voller politischer und ethischer Vieldeutigkeiten». Deshalb habe Luther scharf unterschieden zwischen menschlicher Gerechtigkeit, die sich nach Recht und fairen Gesetzen messen lasse, und der Gerechtigkeit vor Gott, die ein unverdientes Geschenk sei.

Somit ist die Lehre von den beiden Reichen eng mit Luthers Gnadenlehre verknüpft, mit dem sola gratia (allein aus Gnade), das die «Politik entideologisiert» (Lindberg) und den Staat entgötzt. Damit wird der Staat «in einem redlichen Sinne des Wortes ‹weltlich›», wie Franz Lau schrieb:

«Es wäre die größte Verkehrung von Luthers Zwei-Reiche-Lehre, wenn der totale Machtstaat, der macchiavellistische Staat, der Staat Hitlers, der sich selbst vergötzende Staat als der ideale Staat nach Luther angesehen würde . . . Vergötzung der politischen Welt von Luther her zu begründen, ist nur möglich unter seltsamem Missverstehen Luthers. Auf das Gegenteil will Luther hinaus.»

Bischof Berggrav, der Widerständler, dachte genauso. Im Jahre 1941, als Hitlers Marionette Vidkun Quisling in Norwegen regierte, sagte Berggrav auf Pfarrerkonventen und Gemeindetagen: «Will der Staat total sein, das heißt, will er selbst Lebensanschauung sein und eine Lebensauffassung erzwingen, dann ist nach Luther der Teufel los. Dann fordert der Staat für sich den Glanz des Heiligen, dann setzt sich der Staat an Gottes Stelle, dann ist er Antichrist. Nur solange die Obrigkeit selbst Gott zu ihrer Obrigkeit hat, ist sie Obrigkeit nach Gottes Ordnung.»

Wie wir sehen, ist Luther also genau das Gegenteil von dem, was Ernst Troeltsch und Thomas Mann aus ihm machen: Er ist keineswegs im Mittelalter stecken geblieben, sondern hat vielmehr auf revolutionäre Weise die Kirche und den Staat von den Ketten befreit, die sie aneinander gefesselt hatten. Thomas Müntzer wollte ihnen diese Ketten wieder anlegen.

Shirer irrte, als er Luther «Fanatismus und Intoleranz» unterstellte; tatsächlich wollte Luther den Staat von der Ideologie und Menschen anderen Glaubens von der Angst vor dem «Meister Hans» befreien – dem Henker. Müntzer hingegen sprach ihnen das Lebensrecht ab, und ein buntes Gemisch von Utopisten folgte in seinen Fußstapfen; die Nationalsozialisten und die Kommunisten waren dafür das jüngste Beispiel.

Luther war entsetzt, als Kaiser Karl V. das Evangelium mit Hilfe des Schwertes verbreiten wollte. Für Luther war dies ein Rückfall ins Mittelalter. Er riet den Christen, die Heere der kaiserlichen Kreuzzügler wie den Teufel zu meiden, empfahl den Soldaten, zu desertieren, und machte einen Vorschlag, der modernen Ohren vertraut vorkommt: Die für die Kreuzzüge gegen die Türken vorgesehenen Mittel wären besser für den Bau von Schulen und die Bildung der Kinder angelegt. Müntzer war hingegen durchaus zum Blutvergießen bereit, um dem Gottesreich den Weg zu ebnen.

Der friedensbewegte Historiker Richard Marius, von dem im letzten Kapitel die Rede war, der Mann, der bei seinen Fahrten durch Tennessee «Tag und Nacht mit nachgerade devoter Intensität auf Luther blickte» und keine passenden Worte zum Vietnam-Krieg hörte – nun, dieser Richard Marius hat nicht scharf genug geguckt. Manches von dem, was der Reformator gesagt hat, hätte sich durchaus im Sinne dieses Kriegsgegners auslegen lassen. Andererseits hätten auch Befürworter des amerikanischen Engagements in Indochina in Luthers Schriften über Krieg und Frieden Trost gefunden. Denn Luther war ja nur gegen Aggressionskriege. Es kommt also ganz darauf an, wen der Betrachter für den Aggressor in Vietnam hält; aber dies steht hier nicht zur Debatte.

Gleichwohl hat Luther sogar für dieses Dilemma eine Antwort, die gerade in unserer postfaschistischen und postkommunistischen Ära hochaktuell ist. Auf die Frage, ob ein Christ Befehlen gehorchen muss, von denen er weiß, dass sie gegen Gottes Gebot verstoßen, erwidert Luther: Absolut nicht!


Der Christ schuldet Gott mehr Gehorsam als dem Menschen und muss deshalb verbrecherische Befehle verweigern, selbst wenn er damit sein Leben und seine weltliche Habe verwirken sollte. Andererseits sündigt der Christ auch nicht, wenn er im guten Glauben an einem Krieg teilnimmt, der sich hernach als ungerecht erweist.

Widerstand a la Luther
Warum eignet sich Luthers Lehre so famos, zu Klischees reduziert zu werden? Weil sie reich an relativierenden Faktoren ist, die von Klischeeschöpfern und -krämern ausgelassen werden können. Mit anderen Worten: Zwar ist die Lehre ungemein komplex, aber jede ihrer Komponenten klingt plausibel genug, ein Stereotyp abzugeben. Wer aber fair mit Luther verfahren will, merkt sehr schnell, wie wenig seine Lehre so «atomisiert» werden kann, dass aus dem «Einzelsatz . . . weittragende Folgerungen gezogen werden», schreibt Lau, denn «Luthers Rede ist immer dialektisch». Andererseits ist aber Luthers Sprache, das hyperbolische sächsische Idiom des 16. Jahrhunderts, klar genug, sowohl von Bauern als auch von Patriziern und Adeligen verstanden zu werden; schließlich ist er zuallererst ein Prediger.

Dies wird insbesondere deutlich, wenn wir uns mit Luthers Ansichten darüber auseinandersetzen, ob, wann und wie sich ein Christ den Machthabern widersetzen darf oder gar muss. War er wirklich ein Prediger «widerspruchslosen Gehorsams», wie der «düstere Dekan» Inge behauptete?
War er ein «Erzieher seines Volkes zur Untertänigkeit», wie Thomas Mann sagte? War er wirklich der «Quietist», den Troeltsch und Niebuhr aus ihm machten?

Wer mit dem üppigen Verbosität des 16. Jahrhunderts, namentlich der Sachsen, nicht vertraut ist und ohne Wenn und Aber Luthers Aufruf an die Fürsten liest, die Bauern zu «stechen, schlagen, würgen», dem muss es in der Tat scheinen, dass alle diese Vorwürfe richtig sind. Aber wenn wir verhindern wollen, dass dies zu einem Klischee degeneriert, müssen wir eine Reihe relativierender Faktoren bedenken:

1. Die Sprache: Die Sachsen, zu denen auch ich mich zähle, ergötzen sich gern an der Kunst des Overstatements, und vor 400 Jahren taten sie es noch mehr als heute. In ihrer unnachahmlichen Selbstironie beschreiben Sachsen ihre Art, sich zu artikulieren, wie folgt: «Ginnlade ausfahrn, ’nauslaufn lassen.» Sie machen aus ihren Herzen keine Mördergrube und gehen davon aus, dass ihre derben Sprüche verstanden und cum grano salis (mit einem Korn Salz) aufgenommen werden.
Ein gutes Beispiel dafür ist Luthers vielzitierter, womöglich aber apokrypher Ausspruch, ein guter Prediger müsse die «Zitzen über die Kanzel hängen lassen, auf dass die Gemeinde daran sauge». In den empfindlichen angelsächsischen Ohren des 20. und 21. Jahrhunderts – aber gewiss nicht des 16. – mag dies «grob und unflätig» klingen; aber Sachsen verstehen und lieben solche urigen Reden, wie sie übrigens nicht nur Luther meisterlich beherrschte, sondern auch seine Todfeinde Müntzer und Tetzel, der Ablasskrämer; beide waren Sachsen.

Das will nicht heißen, dass Luther nicht wirklich der Ansicht gewesen wäre, die Rebellen hätten die Todesstrafe verdient. Aus seiner theologischen und juristischen Sicht waren sie schlimmer als Mörder. Denn im Gegensatz zum gewöhnlichen Mörder greift «ein Aufrührer aber . . . nach dem Schwert, um es zu missbrauchen, anders denn es Gott eingesetzt und verordnet hat …» Will heißen: Anders als ein ordinärer Gewaltverbrecher greift der Rebell nach weltlicher Macht. Aber wie Luther es auch immer formuliert haben mag: Letztlich forderte er nicht mehr, als dass das Recht seinen Lauf nehme, um die Anarchie zu verhindern beziehungsweise zu stoppen.

2. Luthers gleichermaßen hartes Urteil gegen die Fürsten: Unmittelbar vor seinem Aufruf zur blutigen Unterdrückung des Bauernaufstandes hatte er die Fürsten angeklagt, diese Insurrektion durch ihr hochmütiges Verhalten ausgelöst zu haben:
«… denn ihr schindet und schröpft, eure Pracht und Hochmut zu führen, bis der arme gemeine Mann es nicht ertragen kann oder mag. Das Schwert ist euch auf dem Halse; noch meint ihr so fest im Sattel zu sitzen, dass man euch nicht ausheben könne. Solche Sicherheit und Vermessenheit wird euch den Hals brechen, das werdet ihr sehen. Ich hab’s euch zuvor vielmal verkündigt: Ihr soll euch hüten vor dem Spruch in Psalm 107,40: «… Er schüttet Verachtung auf die Fürsten.»

Dies ist ebensowenig die Sprache eines Duckmäusers wie sein Appell an die Fürsten, mit kapitulierenden Bauern gnädig zu verfahren oder wie seine Standpauke an die Adresse der Obrigkeit: Er prangerte «die wütenden, rasenden und unsinnigen Tyrannen» an, die «auch nach der Schlacht des Blutes nicht satt werden können». Zwar sei er schon zuvor besorgt gewesen, was geschehe, wenn die Bauern die Macht an sich rissen: Dann würde der «Teufel Abt werden». Aber wenn solche Tyrannen die Herrschaft übernähmen, mache sich des Teufels Mutter zur Äbtissin. Er fuhr fort: «Deshalb hätte ich beides gern, die Bauern zur Ruhe gebracht und die fromme Obrigkeit unterrichtet. Nun aber wollten die Bauern nicht hören. Wohlan, sie werden ihren Lohn auch haben … Höllisches Feuer, Zittern, Zähneklappern in der Hölle werden ihr ewiger Lohn sein, sofern sie nicht Buße tun.»

3. Das biblische Verbot des Aufruhrs: Luther hatte viele Forderungen der Bauern unterstützt. Aber als sie gewalttätig wurden, als sie auszogen, die Junker zu ermorden und ihre Burgen zu brandschatzen, empörten sie sich gegen die von Gott gestiftete Ordnung, wie sie seit dem Anfang dieser Welt besteht. Sie verstießen gegen Christi Befehl: «So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist» (Matthäus 22,21) und gegen die Anweisung des Apostels Paulus: «Jedermann sei untertan der Obrigkeit» (Römer 13,1). Indem sie mordeten und plünderten, brachen sie Gottes Gebot auf die abscheulichste Weise: Sie erhoben das Schwert gegen Gottes Wort. Obendrein verschlimmerten sie ihre Verbrechen noch dadurch, dass sie diesen Frevel «im Namen des Evangeliums» begingen und sich selbst «christliche Brüder» nannten. In Luthers Augen war das Blasphemie.
Verlangt Luther also von uns, dass wir uns der Regierung in allem fügen, nur weil die Obrigkeit von Gott eingesetzt worden ist? Keineswegs, sagt Franz Lau: «Luther ist nicht der Lehrer eines stummen Untertanengehorsams, sondern einer fast tollkühnen Opposition gegen alles obrigkeitliche Unrecht . . .

Er erhebt seine Stimme gegen alle Vergewaltigung des Rechts und gegen alle Gottlosigkeit . . . Er greift den Politikern wohl ins Maul, pfuscht ihnen jedoch nicht ins Handwerk.» Berggrav denkt ebenso: «Wer schweigt, macht sich mitschuldig. Er täuscht Gott. Wenn sie die Machtüber uns haben, darf uns das nicht hindern.»

In der deutschen Besatzungszeit erinnerte Berggrav die norwegischen Pfarrer an Luthers Auftrag an alle Christen, die gegen ihre Obrigkeit opponierten: «Ihr Mund sei Christi Mund.» Luther predigte keinen Quietismus; im Gegenteil: Mit saftiger Wortwahl schalt er quietistische Prediger ungläubige Schweine. «Denn es sind jetzt gar viele Bischöfe und Prediger im Predigtamt, die aber nicht stehen und Gott nicht treulich dienen, sondern lügen und sonst ihren Scherz damit treiben. Das sind die faulen und unnützen Prediger, die den Fürsten und Herren ihre Laster nicht sagen. Etliche, weil sie es gar nicht achten; solche schnarchen im Amt, tun nichts, das zu ihrem Amt gehört, nur dass sie wie die Säue den Raum füllen, an dem sonst gute Prediger stehen sollten.»

Aber nicht nur die Geistlichkeit hat die Pflicht, ungerechte und gnadenlose Herrscher anzuprangern; auch der einfache Bürger ist gehalten, dies zu tun, wenngleich in aller Demut. Gott verlangt von uns, sagt Luther, dass wir für Gerechtigkeit, Wahrheit und unsere Überzeugungen mutig eintreten; Zivilcourage ist unverzichtbare Christenpflicht.

Deshalb machte Dietrich Bonhoeffer eine eminent lutherische Aussage, als er in seinen Gefängnisbriefen den Mangel an Zivilcourage im Dritten Reich beklagte und fortfuhr: «Civilcourage aber kann nur aus der freien Verantwortlichkeit des freien Mannes erwachsen. […] Sie beruht auf einem Gott, der das freie Glaubenswagnis verantwortlicher Tat fordert und der dem, der darüber zum Sünder wird, Vergebung und Trost zuspricht.»

Allerdings darf der Christ, laut Luther, nicht weiter gehen, als frei seine Meinung zu sagen. Er muss es dann Gott überlassen, in Aktion zu treten. Luther begründet seine Forderung nach verbalem, aber friedlichem Widerstand mit dem Jesus-Wort in Johannes 18,23: «Dass er aber zum Knecht spricht: ‹Habe ich übel geredet, so beweise es›, das sollst du also verstehen, dass ein großer Unterschied sei zwischen diesen zweien: den anderen Backen herhalten, und mit Worten strafen den, der uns schlägt. Christus soll leiden, gleichwohl ist ihm das Wort in den Mund gelegt, dass er rede und strafe, was unrecht ist. So mir jemand vor Gericht einen Backenstreich gäbe, soll ich die Wahrheit bekennen. Und ob ich gleich zehn Backenstreiche empfinge, sollte ich dennoch nicht von der Wahrheit weichen … Darum soll ich den Mund und die Hand voneinander scheiden. Das Maul soll ich nicht hingeben, dass ich das Unrecht billige; die Hand aber soll stille halten und sich nicht selber rächen.»

Dies führt uns zu einem Aspekt in Luthers Widerstandslehre, den Troeltsch für besonders verwerflich hält: Während der Christ für den Nächsten eintreten muss, darf er für seine eigene Sache nicht kämpfen. Troeltsch sieht darin einen Beweis für Luthers «doppelte Moral». Aber in Wirklichkeit bezieht sich Luther auch hier auf die Bibel: Er zieht aus Christi Beispiel und der Bergpredigt den Schluss, dass der Gläubige aufgerufen ist, nicht zu richten, sondern zu leiden. So ist die Welt nun einmal geordnet, dass der Mensch sich nicht gleichzeitig richten und freisprechen kann. Aufruhr verstößt gegen diese Grundordnung: Jeder wird dann Richter und Henker zugleich. Damit aber, sagt Luther, sei die Welt in ihren Grundfesten bedroht.

Dies entspricht denn auch Luthers Kreuzestheologie, wie Gunnar Hillerdal betont: «Indem der Christ in der Übernahme von Leiden und Kreuz seinem Herrn nachfolgt, wird er auch dessen Herrlichkeit schauen. Deshalb streitet der Christ niemals für sich selbst und seine eigene Sache, sondern erleidet Unrecht, Schmach und Pein, wie sein Herr am Kreuz. Wo Christus für einen Menschen eintritt, da bedeutet es wenig oder gar nichts, wenn ihn Unglück und Ungerechtigkeit treffen. Die Freiheit und Freude eines solchen Menschen sind dann in Christus begründet und weder von dem irdischen Erfolg abhängig noch von der Achtung und Ehre, die andere Menschen ihm zollen oder verweigern.»

Da Luther die meisten Machthaber ohnehin für Toren und Schurken hielt, ging er davon aus, dass der freiwillige Gewaltverzicht des Christen ihm höchstwahrscheinlich Leid und Unterdrückung bescheren wird. Aber dies, sagt Luther, ist ganz einfach eine Konsequenz des Eintretens für Gerechtigkeit und Wahrheit; der Gläubige hat diese Konsequenz zu akzeptieren. Und obgleich Christen nicht verpflichtet sind, ungerechte Aktionen ihrer Machthaber mitzumachen, müssen sie passiven Widerstand leisten; sie dürfen nicht rebellieren.

Dies ist übrigens eine goldene Regel, in der Luther, Calvin und die anglikanische Doktrin des 17. Jahrhunderts übereinstimmen. Was anglikanische Theologen wie Temple und Inge bei ihrer Kritik an Luther übersehen, ist der Kanon ihrer eigenen Kirche aus dem Jahr 1640. Dort heißt es: «Gegen den König die Waffe zu erheben, ist Widerstand gegen Gottes Ordnung, ganz gleich, unter welchem Vorwand das geschieht.»

Luther macht in seiner Opposition gegen bewaffneten Widerstand auch Ausnahmen; von ihnen wird gleich noch die Rede sein. Aber Aufruhr kann nie geduldet werden, weil er gegen das Naturgesetz verstößt. Hillerdal schrieb dazu: «Luthers Lehre von der lex naturae (dem Naturrecht) will vor allem dem Gedanken Ausdruck verleihen, dass Gott sein Gesetz in aller Menschen Herzen geschrieben hat und dass ihm deshalb niemand entfliehen kann. Wer gegen Gottes Willen verstößt, wird von dem natürlichen Gesetz angeklagt. Das natürliche Gesetz dient ferner als Erkenntnisquelle. Aus ihm kann zwar nicht direkte Gotteserkenntnis gewonnen werden, wohl aber eine Art moralischer Vernunft, die den Menschen anweist, wie er sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat.»

Lord Vansittarts Behauptung, dass Luther die Vernunft hasse und folglich alle Deutschen unvernünftig seien, ist also Unsinn.
Das Gewicht der Vernunft in Luthers Theologie kann gar nicht hoch genug eingestuft werden. Gewiss, die Vernunft unterliegt wie alles im weltlichen Leben der Sünde. Die Vernunft ist «das Haupt aller Dinge … und – gemessen an den übrigen Dingen des Lebens – das Allerbeste, ja etwas Göttliches».

Die Vernunft ist eine Kraft, welche die von Gott am Anfang aller Zeiten geschaffene Ordnung aufrechterhält. «Gott hat das weltliche Regiment der Vernunft unterworfen», schreibt Luther, «weil es … leibliche und irdische Güter regieren soll, welche Gott nach 1. Mose 2,8ff. den Menschen unterwirft».

Selbst die Machthaber der Heiden lassen sich von Vernunft leiten. «Die Vernunft und der natürliche Verstand sind das Herz und die Kaiserin der Gesetze, die Brunnquelle, daraus alle Rechte kommen und fließen.»

Die Vernunft ermöglicht es dem Menschen, in dieser Welt, wie Bonhoeffer es formulierte, etsi Deus non daretur (als ob es Gott nicht gäbe) zu leben. Hier ist sie «schön und herrlich», sagt Luther, und doch gehört sie «in das Weltreich alleine».

«In zeitlichen Dingen und Dingen … die den Menschen angehen», sagte Luther, «da ist der Mensch vernünftig genug, da bedarf er keines anderen Lichtes denn der Vernunft. Darum lehrt auch Gott in der Schrift nicht, wie man Häuser bauen, Kleider machen, heiraten, Krieg führen oder dergleichen tun soll, denn da genügt das natürliche Licht [die Vernunft]».

Alles, was der Vernunft widerspricht, richtet sich aber «mit noch größerer Kraft gegen Gott»; denn «wie könnte etwas nicht gegen die himmlische Wahrheit sein, wenn es … schon gegen die irdische Wahrheit ist?»


Daraus folgt: «Aufruhr hat keine Vernunft und geht gemeiniglich mehr über die Unschuldigen denn über die Schuldigen. Darum ist auch kein Aufruhr recht, wie rechte Sache er immer haben mag … Und folgt allzeit mehr Schaden denn Besserung daraus.»

Aufruhr sei die Herrschaft des Pöbels, der die von Gott gestiftete Ordnung aufzulösen versucht und folglich «nicht christlich» ist.

«Der Pöbel hat und weiß kein Maß, und in einem jeden stecken fünf Tyrannen. Nun ist’s besser, von einem Tyrannen, das heißt von der Obrigkeit, als von unzähligen Tyrannen, das heißt vom Pöbel, Unrecht zu erleiden.»

Es gibt allerdings eine Ausnahme von der Regel, dass der Christ der Obrigkeit gehorchen muss: «Das ist wohl billig … wo etwa ein Fürst, König oder Herr wahnsinnig würde, dass man denselbigen absetze und verwahrete; denn er ist nun fortmehr nicht mehr für einen Menschen zu halten, weil die Vernunft dahin ist.»

Aber auch die Aufgabe, einen wahnsinnig gewordenen Machthaber gewaltsam abzusetzen, darf nicht dem Pöbel zufallen. Für diesen Akt gibt es eine unverzichtbare Voraussetzung, wie Walter Künneth erläutert:
«Den Weg gewaltsamer Mittel zu bedenken und zu realisieren ist nur eine Möglichkeit für Persönlichkeiten, die sich in einer verantwortlichen Position im Staatsgefüge befinden oder als einstige Amtsträger daran teilhatten … Auch der einfache Staatsbürger kann, bedingt durch den Umstand der Verhältnisse, in eine solche Amtsstellung hineinwachsen. Wesentlich aber ist die Erkenntnis einer gegliederten, abgestuften Verantwortung.»

Ähnliches riet Bischof Berggrav dem Grafen Helmuth James von Moltke, als dieser ihn fragte, ob Tyrannenmord theologisch gerechtfertigt sei. Dem deutsch-amerikanischen Historiker Klemens von Klemperer (1916–2012) zufolge antwortete der Bischof:
Die Attentäter müssten «imstande sein … Hitler zu töten und zugleich eine neue Regierung zu bilden, die Frieden schließen könne». Er fügte allerdings hinzu, zum gegebenen Zeitpunkt, im Frühjahr 1942, sei es dafür zu spät gewesen.

Gottes «Wundermänner» und des Teufels Gäuche
Künneth und Berggrav verweisen damit auf einen der wichtigsten Aspekte in Luthers Obrigkeitsdenken: Einerseits müssen Gottes Kinder «ihre Tyrannen nicht allein ertragen, sondern auch für sie beten und ihnen alles Gute gönnen und tun»

Andererseits ist Luther davonüberzeugt, dass eine unerträgliche Tyrannei nicht von Bestand ist. Dazu Franz Lau: «Darum kümmert sich Gott selber. Er hat eine heimliche Weise, solche gräuliche Verheerung seiner Ordnung wieder zurechtzubringen. Er straft einen Buben mit dem anderen. Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen. Das ist Gottes heimliche Ordnung, die Ordnung des Magnifikat.»

Vernachlässigen Tyrannen ihre Pflicht, den Gerechten zu schützen und den Bösewicht zu strafen, dann schickt ihnen Gott Feuer oder plötzlichen Tod. Oder er schickt einen «Wundermann», wie Luther in seiner Auslegung des 101. Psalms ausführlich darlegt. Der Begriff «Wundermann» bedeutet nicht, dass dieser Gesandte Gottes Wunder vollbringt; der Ausdruck bezieht sich vielmehr auf das göttliche Wunder der Erscheinung eines solchen begnadeten Menschen. Der «Wundermann» hat einen afflatus, einen Hauch vom Heiligen Geist; er ist im weltlichen Reich das, was der Prophet im geistlichen Bereich ist: ein besonderes Geschenk Gottes.

Der Zusammenbruch des Sowjetimperiums hatte unter manchen lutherischen Theologen in der früheren DDR und im Baltikum eine Debatte darüber ausgelöst, ob Luthers Definition eines Wundermannes womöglich auf Gorbatschow zutreffe: «Es ist eine hohe Gabe, wo Gott einen Wundermann gibt, den er selbst regiert.»

Aus aktuellem Anlass ist es also nützlich, noch einmal bei Luther nachzulesen, was er mit dieser Vokabel meint:
«Etliche, die Gott selbst lehrt und erweckt, haben einen besonderen Stern vor Gott. Dieselben haben alsdann auch guten Wind auf Erden und, wie man’s nennt, Glück und Sieg. Was sie anfangen, das geht fort; und wenn alle Welt widerstreben sollte, so muss es doch ungehindert hinausgehen. Denn Gott, der’s ihnen ins Herz gibt, ihren Sinn und Mut treibt, der gibt’s ihnen auch in die Hände, dass es geschehen und ausgerichtet werden muss. So Simson, David, Jojoda und dergleichen. Und nicht allein unter seinem Volk gibt es zuweilen solche Leute, sondern auch unter den Gottlosen und Heiden, und nicht allein in Fürstenständen, sondern auch in Bürger-, Bauern- und Handwerksständen. So im Perserreich den König Cyrus, in Griechenland den Fürsten Themistokles und Alexander den Großen, bei den Römern die Kaiser Augustus, Vespasian und dergleichen … Solche Leute heiße ich nicht gezogene und gemachte, sondern von Gott geschaffene und von Gott getriebene Fürsten und Herren.»

In Luthers Augen war auch sein Beschützer, «Herzog Friedrich selig, Kurfürst zu Sachsen . . . dafür geschaffen, als ein weiser Fürst im Frieden zu regieren».
 Ein Wundermann muss kein Heiliger sein, wie die Geschichte Davids zeigt: «Er … fiel selbst in Ehebruch, Mord und große Sünde gegen Gott.»


Nein, das Merkmal eines Wundermannes ist ganz einfach die ungewöhnliche Natur seines göttlichen Auftrages.


Hillerdal kommentierte: «Ein solcher Auftag kann in der Vernichtung einer ungerechten Obrigkeit bestehen. Weil jedoch der Wundermann nur Werkzeug Gottes ist, darf er aus dem Sieg, den er errungen hat, für sich selbst keinerlei Nutzen ziehen. Er hat zu handeln wie ein Fremdling, der aus einem fremden Land fremden Menschen zu Hilfe eilt.»

Ist denn nun das Werk eines von Gott gesandten und mit viel Vernunft und Weisheit ausgestatteten Wundermannes endgültig? Kann es nie wieder rückgängig gemacht werden? Das wäre im höchsten Maße unlutherisch gedacht. In seiner bildreichen Sprache erläuterte Luther: «Aber so geht es in der Welt zu:

Wo Gott eine Kirche baut, da kommt der Teufel und baut daneben seine Kapelle, ja wohl unzählige Kapellen. Wo er einen Mann [Wundermann] gibt im geistlichen oder weltlichen Stande, da bringt der Teufel seine Affen und Gäuche [Narren] auch zu Markt, die alles nachtun wollen, und wird doch lauter Affenspiel und Gaukelwerk daraus.»

«Gott lässt sich aus der Welt herausdrängen», schrieb der Lutheraner Dietrich Bonhoeffer in seiner Gefängniszelle. Aber es wäre wiederum unlutherisch gedacht, hielten wir dies für das letzte Wort im Drama von Gottes verborgenem Wirken im Reich der Welt. Hier sei noch einmal Bonhoeffer zitiert: «Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. […] Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind …»

Wann bewaffneter Widerstand erlaubt ist
Dietrich Bonhoeffer war freilich bereit, über passiven Widerstand hinauszugehen, um die Welt von einem verbrecherischen Machthaber zu befreien. Zwar war Bonhoeffer theologisch ein orthodoxer Lutheraner; gleichwohl befürwortete er schon sehr früh die Attentatsversuche gegen Hitler.
Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde er gefragt, was er denn von dem Jesus-Wort halte: «Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen» (Matthäus 26,52).

Bonhoeffer erwiderte, das gelte auch für den Verschwörerkreis: «Wir müssen akzeptieren, dass wir diesem Gericht verfallen.»
Aber jetzt würden Menschen gebraucht, welche die Gültigkeit dieser Aussage auf sich nähmen.

Hatte sich Bonhoeffer damit von Luther entfernt? Keineswegs, sagt Eberhard Bethge, der diesen Vorgang in seiner Bonhoeffer-Biografie schildert. Bethge erzählte mir, Bonhoeffer habe bei dieser Gelegenheit gesagt, jetzt erst habe er das volle Gewicht des lutherischen Imperativs pecca fortiter (sündige mutig!) erfasst.

Dieser Ratschlag, den der Reformator am 1. August 1521 in einem Brief an seinen engen Freund Philipp Melanchthon niederschrieb, wird oft aus dem Zusammenhang gerissen und dann als schreckliches Klischee gegen Luther verwandt, zum Beispiel von Peter F. Wiener.

Er stellte Luther damit nicht als Prediger des Evangeliums, sondern der Sünde dar. Aber natürlich muss auch diese Aussage in ihrem vollen Wortlaut gelesen werden. Dann wird auf einen Nenner gebracht, wie der Christ in dieser Welt leben soll – hier auf Erden, wo er nicht umhin kann, ein Sünder zu sein:
«Sei ein starker Sünder und habe starke Sünden, aber vertraue noch viel stärker und freue dich in Christus, welcher der Sieger ist über die Sünde, den Tod und die Welt. Wir müssen sündigen, solange wir sind, was wir sind; dieses Leben ist kein [Wohn-] Ort der Gerechtigkeit [ontisch verstanden]; wir warten aber, sagt Petrus, auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.»

Indem er dem Christen das Recht zusprach, das Schwert gegen einen bösen Machthaber zu erheben, knüpfte Bonhoeffer an die gnesio-lutherische Tradition an, die auf die Hugenottenkriege gegen Ende des 16. Jahrhunderts einen großen Einfluss hatte. Der Name dieser Tradition geht auf das griechische Wort gnesios zurück, das wahr oder echt bedeutet.
Sie hat ihren Ursprung im Gesinnungswandel des reifen Luthers in der Widerstandsfrage während des Augsburger Reichstags am 30. Juni 1530. Karl V. stellte den lutherischen Ländern ein Ultimatum:
Binnen sechs Monaten müssten sie zur römischen Lehre zurückkehren. In der Zwischenzeit dürften die Lutheraner weder religiöse Schriften publizieren, noch andere zu ihrem Glauben bekehren. Außerdem hätten sie mit den Katholiken gemeinsame Front gegen Sakramentarier und Täufer zu machen.

Luther war während des Reichstages auf der Veste Coburg – und tobte. Er hielt Karls Bedingungen für unannehmbar und rechnete damit, dass der Kaiser versuchen werde, sie nach Ablauf des Ultimatums mit Waffengewalt durchzusetzen. Und so formulierte er seine Warnung an seine «lieben Deutschen», sich um ihres lieben Seelenheils willen auf so etwas nicht einzulassen. Der Kaiser habe keine Gewalt in geistlichen Fragen. Wo es ums Evangelium gehe, habe der Christ Gott und nicht einem Menschen zu gehorchen.
In dieser «Warnung» sanktioniert Luther ausdrücklich den bewaffneten Widerstand gegen den Monarchen und geht damit von einigen seiner früheren Positionen ab:
«Wo es zum Kriege kommt, da Gott vor sei, so will ich das Teil, das sich wider diese mörderischen und blutgierigen Katholiken zur Wehr setzt, nicht aufrührerisch gescholten haben noch schelten lassen, sondern will’s gehen und geschehen lassen, dass sie es eine Notwehr nennen, und will sie dafür aufs weltliche Recht und an die Juristen weisen. Denn in solchem Fall, wenn die Mörder und Bluthunde ja Krieg führen und morden wollen, so ist’s auch in Wahrheit kein Aufruhr, sich gegen sie zu erheben und zu wehren.  . . . Ein Christ weiß wohl, was er tun soll, dass er Gott gebe, was Gottes ist, und dem Kaiser auch, was des Kaisers ist [Matthäus 22,21], aber doch nicht den Bluthunden, was nicht ihrer ist.  . . .  Man muss nicht alles aufrührerisch sein lassen, was die Bluthunde aufrührerisch schelten.»

Damit legte Luther das Fundament für eine Theologie des Widerstands gegen Tyrannen. Nach dem Augsburger Reichstag entwickelte er seine Gedanken zu diesem Thema weiter, und zwar zunächst mit juristischen Argumenten: Im Oktober 1530 unterschrieb er zusammen mit seinen Mitstreitern Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Georg Spalatin das «Torgauer Gutachten» wonach ja das Recht auf Widerstand gegen die Obrigkeit von eben dieser Obrigkeit garantiert sei.
Ich paraphrasiere: Als Luther und seine Mitreformatoren früher gelehrt hätten, dass der Obrigkeit kein Widerstand geleistet werden dürfe, sei ihnen nicht klar gewesen, dass das Recht dazu von genau dieser Obrigkeit garantiert werde.
Acht Jahre später erklärte er, wenn der Kaiser einen Krieg gegen die Lutheraner anzettele, dann sei er ein Tyrann, der ihre Religion, ihr geistliches Lehramt und letztlich auch ihr Privatleben bekämpfe. Dann aber gebe es überhaupt keine Frage, ob ein Christ für seinen Glauben kämpfen dürfe; er müsse es sogar tun – seiner Familie und seinen Kindern zuliebe.

Der amerikanische Historiker Richard R. Benert sieht drei Argumentationsebenen, auf denen die Lutheraner seither ihr Widerstandsrecht aufgebaut haben:
Die höchste Ebene: Alle Christen sind aufgerufen, aus Liebe zu Gott gegen Satans Legionen anzutreten; dies kommt allerdings in der Geschichte sehr selten vor.
Die mittlere Ebene: Das Naturrecht verpflichtet jedermann, seine Familien und Nachbarn zu schützen – auch gegen Machthaber, die zu Räubern und Mördern degeneriert sind.
Die untere Ebene: Positives Recht und Verfassung erlauben es den Ständen, sich dem Kaiser zu widersetzen, wenn er seine Abkommen mit ihnen bricht; dies entbindet sie ihrer Verpflichtungen gegenüber dem Machthaber.

Benert fügt hinzu: «Feudales Recht, kombiniert mit römischen, kanonischen und germanischen Gesetzen, ließ Selbstverteidigung gegen die Obrigkeit und öffentliche Bedienstete zu, wenn diese wortbrüchig wurden oder die Schranken ihrer Ämter durchbrachen.»
Benert ruft zu einer Korrektur des Klischees auf, dass im Protestantismus nur die Calvinisten einen politischen Aktivismus entwickelt hätten, nicht aber die Lutheraner, deren Beitrag sich auf den geistlichen Bereich beschränke.

Der Historiker weist in diesem Zusammenhang vor allem auf das aus dem 16. Jahrhundert stammende lutherische Konzept der «unteren Obrigkeiten» hin. Zwar ist die Vorstellung weit verbreitet, dass das Recht und die Pflicht der «unteren Obrigkeiten», sich der Tyrannei mit Waffengewalt zu widersetzen, von den Calvinisten erfunden worden sei. Es mangelt jedoch nicht an Beweisen dafür, dass diese Idee zuerst von Lutheranern entwickelt wurde. Dazu betont der Theologe Oliver K. Olson, einer der geistigen Köpfe der in den USA noch sehr lebendigen gnesio- lutherischen Bewegung: «In der Tat: Calvin hat die Pflicht der unteren Obrigkeiten anerkannt, ihre Untertanen vor verantwortungsloser Machtausübung zu schützen – aber mit anderen Mitteln als bewaffnetem Widerstand.»

Es war Luther, der das Recht und die Pflicht, ihre Angehörigen und Nachbarn zu verteidigen, auf alle Familienväter ausdehnte. Wenn sie in Abwesenheit einer verfassungsgerechten Obrigkeit angegriffen werden, dann müsse der Einzelne als «Magistrat» handeln.

Die entscheidende Aussage zu diesem Thema findet sich in eine Expertise, die Luther, Jonas, Bucer und Melanchthon im November 1538 den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen überreichten:

«Und wie das Evangelium der Obrigkeit Amt bestätigt, so bestätigt es auch natürliche und gesetzte Rechte. Wie auch Paulus spricht: Lex est iniustis posita (das Gesetz ist den Ungerechten gegeben, (1.Timotheus 1,9). Und ist nicht Zweifel, ein jeder Vater ist schuldig (verpflichtet), nach seinem Vermögen Weib und Kind wider öffentlichen Mord zu schützen, und ist kein Unterschied zwischen einem Privatmörder und dem Kaiser, so er außer seinem Amt unrechte Gewalt und besonders öffentlich oder notorisch unrechte Gewalt vornimmt. Denn öffentliche violentia (Gewaltsamkeit) hebt alle Pflichten zwischen dem Untertan und dem Oberherrn iure naturae (nach dem Naturrecht) auf.»

Luther und seine Mitarbeiter formulieren damit ein Konzept, das im 21. Jahrhundert ebenso gültig ist, wie es vor vierhundert Jahren war. Es ist einfach nicht wahr, dass das Konzept einer gottgewollten Pflicht «unterer Obrigkeiten», in gewissen Situationen das Schwert gegen den Machthaber zu heben, von Calvin stammt. Vielmehr war es, schreibt Oliver Olson, «vor den Schmalkaldischen Kriegen in Gesprächen zwischen den Wittenberger Theologen und kursächsischen Juristen artikuliert; es wurde dann genau im richtigen Augenblick von Calvins Nachfolger in Genf, Theodor von Beza, an die Monarchomachen (Bekämpfer des Monarchen) übertragen, die . . . nach dem Bartholomäus-Massaker (23.–24. August 1572) den protestantischen Widerstand gegen den König von Frankreich anführten und einer theoretischen Grundlage für ihre Agitation bedurften».

Das Magdeburger Bekenntnis
Dabei fiel Magdeburg eine entscheidende Rolle zu. Magdeburg war die erste norddeutsche Stadt, die sich zu Luthers Reformation bekannt hatte. In einer der größten Krisen des jungen deutschen Protestantismus war es so ziemlich dessen letzte Bastion. Im Schmalkaldischen Krieg, der kurz nach Luthers Tod 1546 ausbrach und 1547 mit dem Sieg Karls V. endete, unterwarfen sich nur Magdeburg und Bremen nicht den Kaiserlichen. Im Jahr darauf widersetzte sich Magdeburg auch dem Augsburger «Interim», der von Karl befohlenen vorläufigen Kircheneinigung in Deutschland.

Katholische Theologen hatten mit Brandenburgs evangelischem Hofprediger Johannes Agricola das Interimsabkommen ausgehandelt. Es erlaubte den Protestanten zwar die evangelische Verkündigung, verbog aber ihre Rechtfertigungslehre im römischen Sinne und «ersuchte» die Lutheraner, in der Reformation «nicht weiter zu greifen noch zu schreiten». Priesterehe und Laienkelch wurden den Evangelischen belassen – aber nur in ihren, nicht den katholischen Territorien. Den Ständen wurde streng verboten, gegen das Interim zu lehren, zu schreiben oder zu predigen. Der alte Kultus wurde restauriert. Der in Luthers Augen unsinnige Kanon, der das Altarsakrament zu einem neuen Opfer für die Lebenden und die Toten macht, sollte wieder verlesen werden. Heiligendienst, Prozessionen, Feste, Weihen und Messgewänder kehrten zurück.
Vor allem um die Messgewänder entbrannte nun ein Streit. Melanchthon, der sich angstvoll dem «Interim» fügte, sah in ihnen ein adiaphoron, zu Deutsch: ein Mittelding, das weder gut noch böse sei. Hatte nicht Luther selbst gesagt, ihm sei es gleichgültig, was ein Pfarrer am Leibe habe – und wenn’s denn 25 verschiedene Kleidungsstücke wären –, solange er das Evangelium korrekt verkündige?

Ein Zugereister aus Dalmatien sah das ganz anders: Matthias Flacius, Professor für Altes Testament in Wittenberg, erkannte die Verfälschung der evangelischen Lehre; er witterte Gefahr für das Augsburger Bekenntnis und empfand die Rückkehr zum römischen Kultus als ein Ärgernis (skandalon), weil sich die Evangelischen in den Augen der Gemeinde unglaubwürdig machten, wenn sie dem Druck des Gegners wichen und damit die von ihnen selbst gepredigte Wahrheit verrieten. Wo aber das Gemeindeglied dem Verkündiger des Evangeliums nicht mehr trauen kann, drohen Zynismus und blanker Atheismus.
Deshalb prägte Flacius einen Satz, der vierhundert Jahre später von Bonhoeffer wieder aufgegriffen werden sollte:
In casu confessionis et scandalii nihil est adiaphoron, wenn also der Bekenntnisfall eingetreten sei und ein Ärgernis herrsche, sei nichts nebensächlich.

Flacius wurde damit der Kopf des Widerstands; an Flacius, dem Gnesio-Lutheraner par excellence, orientierten sich die Stadtväter und die Geistlichkeit von Magdeburg, wohin unbeugsame protestantische Theologen aus ganz Deutschland geflüchtet waren. Unter Flacius’ Einfluss produzierten Magdeburger Druckereien entgegen dem kaiserlichen Befehl buchstäblich Tonnen von Flugschriften wider das Interim, und diese Schriften wurden überall in Norddeutschland gelesen. Deutschlands Protestanten nannten nun Magdeburg «unseres Herrgotts Kanzlei».

Von 1549 bis 1551 belagerte Herzog Moritz von Sachsen Magdeburg. Er war zum Kaiser übergelaufen und hieß deshalb im Volksmund «Judas von Meißen». Die Magdeburger leisteten einen zähen Widerstand, den Moritz’ Legionen trotz sechsfacher Überlegenheit nicht zu brechen vermochten. Damit begann sich das Blatt zugunsten der Evangelischen zu wenden. Während dieser Belagerung nun formulierten Magdeburgs gnesio-lutherische Theologen unter dem Einfluss von Flacius 1550 die Denkschrift Bekenntnis Unterricht der Prediger der Christlichen Kirchen zu Magdeburg. Sie erklärten, dass dieses Dokument nichts anderes sei als eine Neuauflage von Luthers Gedanken zur Widerstandsfrage – freilich von den Vieldeutigkeiten der Wittenberger Angsthasen befreit.

Das Magdeburger Bekenntnis hatte schwerwiegende internationale Folgen, wie wir gleich sehen werden. Eine seiner radikalsten Aussagen erklärt, dass Untertanen, Diener und Kinder ihren Machthabern, ihren Herrschaften und ihren Eltern keinen Gehorsam schulden, wenn diese die ihnen Anvertrauten «von Gottesfurcht und ehrbarem Leben» wegsteuern wollen. Dann nämlich werden diese Obrigkeiten und Eltern «Ordnungen nicht Gottes, sondern des Teufels», und dagegen könne sich jeder «mit gutem Gewissen wehren».

Das Magdeburger Bekenntnis definiert vier Ebenen von Ungerechtigkeit und empfiehlt für jede von ihnen die adäquate Reaktion. Da das Dokument sehr lang und wortreich ist, fasse ich die für unsere Untersuchung relevanten Aussagen knapp zusammen:
1. Wie alles Menschliche habe auch Obrigkeit ihre Sünden und Laster; deshalb sei sie oft in unbedeutenden Angelegenheiten ungerecht. In solchen Fällen «wollen wir nicht, dass sich die minderen Magistrate den höheren Magistraten gewaltsam widersetzen».
2. Wenn eine Obrigkeit einen ungerechten Krieg führe und dabei einem unschuldigen Machthaber «Leib, Leben, Weib, Kind, Freiheiten, Land und Volk nimmt … wollen wir niemandem befehlen, sich im Einklang mit Gottes Gebot zu verteidigen … aber wir wollen auch niemandes Gewissen belasten, wenn er sich verteidigt».
3. Wenn ein Machthaber eine untergeordnete Instanz zur Sünde zwinge und diese Instanz eine Ungerechtigkeit nicht ertragen könne, ohne selbst zu sündigen, dann habe diese «mindere Obrigkeit» sorgfältig darauf zu achten, dass sie bei ihrem bewaffneten Widerstand «kein höheres Gesetz und kein Gebot Gottes bricht und damit den Widerstand zu einer Ungerechtigkeit macht».
4. Wenn aber «Tyrannen so wahnsinnig werden, dass sie mit Waffen und Krieg … die höchsten und notwendigsten Rechte (ihrer Untertanen) und unseren Herrgott selbst angreifen und … neue Gesetze erlassen, die alle erdenklichen Schandtaten … erlauben, dann können wir und andere Christen uns mit ruhiger Zuversicht widersetzen».

Eine Generation später beeinflusste dieses bemerkenswerte Dokument eines der dramatischsten Ereignisse der Reformationszeit, und zwar nicht etwa in Deutschland, sondern in Frankreich: die Hugenottenkriege 4 bis 8, die mit dem Massaker am Bartholomäustag des Jahres 1572 begannen und 1598 mit dem Edikt von Nantes endeten; dieses Edikt garantierte französischen Protestanten, die damals noch Lutheraner genannt wurden, die Glaubensfreiheit.

Nach der «Pariser Bluthochzeit», wie die Bartholomäusnacht von 1572 auch genannt wird, musste Theodor von Beza, Calvins Nachfolger in Genf, Argumente für einen bewaffneten Widerstand formulieren. Beza, vormals Seelsorger der hugenottischen Truppen, versah seine Schrift mit dem Titel: Vom Recht der Magistrate über ihre Untertanen. Ein sehr notwendiges Traktat für diese Zeiten, um die Magistrate und ihre Untertanen über ihre Pflichten aufzuklären: publiziert von jenen in Magdeburg im Jahr 1550 und nunmehr revidiert und ergänzt mit vielen Gründen und Beispielen. . . .

Bonhoeffer verneigt sich vor Flacius
Auf Flacius bezogen sich fast genau vierhundert Jahre später Dietrich Bonhoeffer und sein Kreis in ihrem Kampf gegen Hitler. Gnesio-lutherisch gesehen, erfüllten die Nationalsozialisten eindeutig die Kriterien für einen theologisch legitimen Widerstand. Sie griffen die «höchsten und notwendigen Rechte (ihrer Untertanen) und unseren Herrgott selbst an», und sie erließen «neue Gesetze, die alle erdenklichen Schandtaten erlauben». Sie waren damit Tyrannen scheußlichster Art, solche, gegen die der Christ mit ruhiger Zuversicht gewaltsam kämpfen darf.

Es war kein Zufall, dass in Göttingen 1940, also kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, eine wissenschaftliche Arbeit über Flacius, die Adiaphoron-Frage und Magdeburg verlegt wurde. Dieses bemerkenswerte Werk trägt den Titel
«Die Gestalt der Kirche Luthers. Der casus confessionis im Kampf des Matthias Flacius gegen das Interim von 1548».
Sein Autor war Hans Christoph von Hase, Bonhoeffers Vetter und enger Vertrauter. Wir können davon ausgehen, dass Bonhoeffer mit dem Manuskript schon vor seiner Publikation vertraut war und es wahrscheinlich auch beeinflusst hatte; Bonhoeffer hatte schon früher die Entwicklungen im Dritten Reich mit Ereignissen zu Flacius’ Lebzeiten verglichen, wie wir gleich sehen werden.

Die Tatsache, dass das Buch überhaupt veröffentlicht wurde, war bereits eine Herausforderung. Widersacher totalitärer Regime bedienen sich oft historischer Parallelen, wenn sie auf einen Missstand in ihrer eigenen Zeit hinweisen wollen, einen Missstand, den sie anders gar nicht anprangern könnten. Genau dies tat von Hase, wie er bereits in seinem Vorwort klarmacht:


«Die Verwirrung im evangelischen Lager war groß. Als echter Schüler Luthers aber trat damals Matthias Flacius hervor, der mit unbeugsamem Mut die Freiheit des lutherischen Glaubens von aller päpstlichen Gewalt verfocht und der für die Lage den Begriff des ‹casus confessionis› prägte . . . Wir aber wollen in unserer Zeit erweisen wie damals die tapferen Magdeburger, ‹dass noch alte beständige deutsche Herzen und Gemüter, denen Gottes Wort, ihr Vaterland und Freiheit lieb wäre›»; von Hase zitierte hier einen Augenzeugenbericht «von der Alten Stadt Magdeburg Belagerung».

Wir müssen nicht lange raten, an wen von Hase dachte, als er die folgenden Sätze formulierte:
«Mit einem Blick sieht Flacius, dass der ganze Widerstand Wittenbergs allein am Unglauben krankt. Alles geheime Verhandeln, Schweigen, Nachgeben zeigt ihm klar, dass man Luthers Weg nicht mehr zu gehen vermag. Der stieg, so sagt Flacius, als der dritte Elias, aus dem sicheren Schiff einer Kirche, in der es keine Verfolgung gab; allein aufs Wort schauend eilte erüber die Wellen mit freudigem Gesicht auf Christus zu. Er kam ans Ziel. Nun aber verachten dieübrigen diese ‹fröhliche Art seiner Seefahrt› – und beginnen zu sinken.


Kein Zweifel: von Hase schrieb über Melanchthon und die angstvollen Wittenberger und meinte die angstvollen evangelischen Kirchenführer im Dritten Reich. Er machte keinen Hehl daraus, wie unlutherisch Letztere sich in ihrem Umgang mit Widernissen verhielten; er zitierte Flacius:

«Was hat Petrum anders ins Meer gedruckt / und was ersäuft uns zu unserer Zeit anders / … / denn das er nicht gewollt hat / und wir auch nicht wollen / mit dem Glauben nur allein auf Christum stehen / sondern gaffen um uns her mit menschlicher Weisheit / nach dem Winde / Meer / und Wasserwogen. Dies ist die schöne Weisheit des alten Adams / welcher D. Luther so gram war.»

Selbst in der Wortwahl glichen die «Deutschen Christen» Melanchthon und den Wittenbergern. Auch sie bedienten sich des Begriffs Adiaphoron. Die «Deutschen Christen» meinten damit den «Arierparagraphen», der verlangte, dass evangelische Geistliche jüdischer Abstammung aus dem Pfarramt entfernt wurden. Er betraf zwar nur eine winzige Zahl, nämlich 29 von 18.000 Pastoren in Deutschland, aber Dietrich Bonhoeffer wusste genau, worauf das letztlich hinauslief:

Am Ende würden nicht nur ein paar Geistliche, sondern alle «nichtarischen» Gemeindeglieder aus der Kirche verbannt werden.
Am 6. September 1933 schickte er ein Telegramm folgenden Inhalts an den Generalsekretär des Weltkirchenrates in Genf: «… only Teutonic Christians admitted to National Synod, Aryan paragraph now in action, please work out memorandum against this and inform the press» (nur teutonische Christen zur Nationalsynode zugelassen, Arierparagraph jetzt rechtskräftig, bitte erarbeitet dagegen eine Denkschrift und informiert die Presse).»

Bonhoeffer und seine Familie hatten schon vor Hitlers Machtübernahme den Antisemitismus in Kirche und Gesellschaft bekämpft.
Bonhoeffers Großmutter Julie hatte am 1. April 1933 mit 91 Jahren demonstrativ eine SA-Sperre vor einem jüdischen Geschäft durchbrochen, um dort einzukaufen. Für Dietrich Bonhoeffer war der Gedanke einer «rein deutschen» Kirche, aus der einige Gläubige aus biologischen Gründen ausgeschlossen waren, eine theologische Absurdität.

Als die Nationalsozialisten Juden aus dem Staatsdienst ausschlossen, sagte er in einer Vorlesung:
«Es ist die Aufgabe christlicher Verkündigung zu sagen: hier, wo Juden und Deutsche zusammen unter dem Wort Gottes stehen, ist Kirche, hier bewährt es sich, ob Kirche noch Kirche ist, oder nicht. Es kann keinem, der sich nicht in der Lage fühlt die Gemeinschaft des judenstämmigen Christen zu tragen, verwehrt werden, selbst aus dieser kirchlichen Gemeinschaft auszuscheiden. Es muss ihm aber dann mit letztem Ernst dies klargemacht werden, dass er sich damit von dem Ort lossagt, an dem die Kirche Christi steht.»

Bonhoeffer ließ keinen Zweifel daran, dass sich seine Überzeugungen auf Luthers Theologie gründeten. Er begann seine Vorlesung mit dem Luther-Wort: Wären die Apostel – Juden alle – mit den Heiden umgesprungen wie später die Christen mit den Juden, dann wäre wohl niemals ein Heide Christ geworden. Bonhoeffer endete mit einem Passus aus Luthers großem Kommentar zum 110. Psalm:
«Wer Gottes Volk oder die Kirche Christi sei, ist keine andere Regel noch Probe ohne dies allein, wo ein Häuflein ist derer, so dieses Herrn Wort annehmen, rein lehren und bekennen wider die, so es verfolgen, und darob leiden, wo sie sollen.» . . .

Wie Flacius vierhundert Jahre vor ihm stellte auch Bonhoeffer fest, dass der casus confessionis eingetreten sei und nunmehr nichts mehr weder gut noch schlecht sein könne; jetzt seien Christen zum Widerstand aufgerufen. Genau dies tat Bonhoeffer, als er in die Dienste der Abwehr trat und unter der Ägide dieses Hitler-feindlichen militärischen Nachrichtendienstes Juden aus dem Lande schmuggelte, wofür er letztlich verhaftet und hingerichtet wurde.

Als der NS-Staat dem Kirchenregiment seine Gefolgsleute aufzwang, brach in der «Bekennenden Kirche» eine schwere Krise aus. Lutherische Theologen auch innerhalb der «Bekennenden Kirche» wähnten hinter dem Widerstand gegen diese staatliche Einmischung einen exzessiven «reformierten» Einfluss; dieser Widerstand, sagten sie, verrate eine falsche Lehre.

Bonhoeffer konterte von einem eindeutig gnesio-lutherischen Standpunkt – und mit einem direkten Hinweis auf Flacius –, dass derlei Gerede «dem rechten Luthertum damit einen schlechten Dienst leistet». Er schrieb ein Gutachten mit dem Titel «Irrlehre in der Bekennenden Kirche». In diesem Gutachten, das der Bruderrat der Bekenntnis-Synode Pommern am 24. Juni 1936 aussandte, betonte Bonhoeffer:
«Dass aber die Ordnungen bekenntnisgebunden sein müssen, dass in statu confessionis (Bekenntnispflicht) in der Frage der Ordnungen nun keinen Schritt gewichen werden darf, das ist lutherische und reformatorische Lehre gemeinsam, und darum geht es heute.»

Bonhoeffer fuhr fort: «Es ist lutherische Lehre, dass alle Ämter und Ordnungen der Kirche allein am Bekenntnis der Kirche ausgerichtet sein müssen. An ihrer Bekenntnisgemäßheit entscheidet sich ihr kirchliches Recht. Bekenntnis und Ordnung der Kirche können daher nicht getrennt werden. Es ist lutherische Lehre, dass die Gemeinde frei ist, ihre Ordnung im Dienst der Verkündigung zu gestalten, dass aber in statu confessionis, d.h. beim Angriff auf die Kirche von außen her, auch die Ordnungen der Kirche zum Bekenntnisstande der Kirche gehören, von denen nicht gewichen werden darf, um des Evangeliums willen. Was also innerhalb der Kirche Adiaphoron ist, ist nach außen hin nicht Adiaphoron, sondern gehört zum Bekenntnis. Bekenntnis und Ordnung der Kirche sind in statu confessionis eins.»

Dies ist unverfälschte flacianische Diktion. Aber Bonhoeffer geht in seinem Bekenntnis zu Flacius noch einen Schritt weiter. Unter Hinweis auf die in seiner Konkordienformel angestrichenen Passagen, in denen die Freiheit der Ordnung definitiv am Bekenntnis begrenzt wird, schreibt Bonhoeffer:
«Es ist bezeichnend, dass von dem Lutheraner Flacius hier der ‹volksmissionarische› Gesichtspunkt besonders geltend gemacht wird: ‹Das arme Volk sieht am meisten auf die Zeremonien, denn sie können die Augen füllen, die Lehr ist so wohl aber nicht zu sehen.› . . . Das Volk erkennt den Einbruch der Irrlehre an der Preisgabe der Ordnung.»

Ohne auf die Kirchenordnungen einzugehen, schrieb Bonhoeffers Vetter Hans Christoph von Hase seinen in dieser Frage verwirrten lutherischen Amtsbrüdern eine kernige Flacius-Formulierung ins Stammbuch:
«Der größte Narr muss der sein / der da meinet / man könne von Krieg und Verheerung frei sein / so man sich mit gottlosen Menschen / die Dreck und Koth sind / versühnet / und Gott den allmächtigen und strengen Richter erzürnet.»

Bonhoeffers Kompromisslosigkeit im Umgang mit den Nationalsozialisten hatte einen triftigen Grund: Er sah, so berichtet sein Freund Eberhard Bethge, in Hitler den Antichristen, den Luther in «Ein’ feste Burg» als eine Kraft definierte, die «Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib» nimmt. Deshalb müsse Hitler eliminiert werden, sagte Bonhoeffer.
Deshalb akzeptierte er die ungewöhnliche Doppelrolle eines Abwehr-Agenten und Mitverschwörers gegen das NS-Regime; deshalb sagte er dem Generalsekretär des Weltkirchenrates, W. A. Visser’t Hooft:
«… ich bete für die Niederlage meines Landes, denn ich glaube, dass das die einzige Möglichkeit ist, um für das ganze Leiden zu bezahlen, das mein Land in der Welt verursacht hat»; und deshalb ging er 1942 auch nach Norwegen.

Dies tat er, nachdem deutsche Besatzungsoffiziere, die der hochkirchlichen lutherischen «Michaels-Bruderschaft» angehörten, die Abwehr-Zentrale in Berlin auf die Festnahme des Osloer Bischofs Berggrav aufmerksam gemacht hatten. Die Abwehr entsandte zwei Agenten; einer von ihnen war Bonhoeffer. Bethge: «Die offizielle Rechtfertigung der Reise bestand darin, den Kirchenkampf als eine die Sicherheit der deutschen Besatzungstruppen gefährdende Angelegenheit in Augenschein zu nehmen; die geheime Absicht war, den norwegischen Lutheranern zu raten, dass sie keinen Fußbreit von dem beschrittenen Weg weichen sollten.»

Der Brite Gordon Rupp erinnert an die oft unterschlagene Tatsache, dass sich die norwegischen Lutheraner in ihrem Widerstand gegen Quisling ausdrücklich am deutschen Kirchenkampf orientierten. Und als ihre Pfarrer in einem heldenhaften Akt des Protestes en masse zurücktraten, beriefen sie sich auf den Vater ihrer Kirche – auf Martin Luther, den Müntzer, Engels, Troeltsch, Inge, Wiener, Temple, Shirer und Thomas Mann als Fürstenknecht verunglimpft hatten:
«Wie Luther versuchten wir gegenüber der Obrigkeit loyal zu sein, soweit das Wort und die Gebote dies erlaubten. Wie bei Luther kam auch bei uns der Augenblick, an dem wir unserem Glauben folgen und die Gerechtigkeit der Kirche der Ungerechtigkeit des Staates entgegenstellen mussten. Regierungsformen mögen sich ändern, aber die Kirche weiß – wie der Vater der Kirche –, dass gegen das, was Luther Tyrannei nannte, Gott selbst in seinem Schwert und seinem Heiligen Geist steht. Wehe uns, wenn wir nicht Gott gehorchen, sondern Menschen.»

Zweimal Luther
Ich fasse zusammen: Elemente einer immens komplexen Theologie wurden aus dem Zusammenhang gerissen, um ein Klischee in die Welt zu setzen, das heute noch das Luthertum verfolgt. Die Klischeekrämer übersehen einige der wichtigsten Aspekte der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre:

1. Luther war weder ein Politiker noch ein Soziologe oder Ethiker, sondern ein Theologe, der Ratschläge erteilte, die sich auf der biblischen Aussage gründeten, dass die weltliche Ordnung von Gott gestiftet sei;
2. Luther betonte unermüdlich die Bedeutung der Vernunft im Reich der Welt;
3. Luthers Zwei-Reiche-Lehre war insofern revolutionär, als sie den Christen von religiösen Fesseln befreite, um in einer Welt voller politischer und ethischer Vieldeutigkeiten dienen zu können;
4. Luther war das genaue Gegenteil eines Quietisten, er beschwor die Christen, obrigkeitliche Ungerechtigkeit anzuprangern;
5. im Gegensatz zur römischen Kirche, zu den Schwärmern und Utopisten verdammte Luther die obrigkeitliche Unduldsamkeit gegen Anders- und Ungläubige;
6. die lutherische Kirche kennt keinen unfehlbaren Luther, und Luther selbst hat nie von sich behauptet, unfehlbar zu sein – im Gegenteil: In der Frage des bewaffneten Widerstands gegen Tyrannen hat Luther unerschrocken eine Kehrtwende gemacht.

Was müssen wir daraus schließen? Wenn wir es mit einem Hitler oder einem Stalin zu tun haben, können wir uns auf zweierlei Luther berufen. Keiner von ihnen duldet Aufruhr und die Herrschaft des Pöbels. Der ältere Luther sagt, unter gewissen Umständen müsse der Christ mit Waffengewalt gegen einen bösen Herrscher vorgehen, dabei aber nie für seine eigene Sache kämpfen, sondern nur für seinen Glauben und seine Familie.

Bonhoeffer folgte dem älteren Luther. Der Pfarrer und spätere Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier tat’s auch. Der Jesuitenpater Alfred Delp teilte die Ansicht dieser beiden Lutheraner, dass Hitler physisch beseitigt werden müsse. Im nächsten Kapitel werden wir aber sehen, dass Carl Goerdeler, das zivile Oberhaupt des Widerstands, gegen Hitler in einer Weise gehandelt hat, die den Ansichten des jüngeren Luthers entsprach.
So oder so: In beiden Fällen erwies sich Luther als ein Lehrer größter Zivilcourage und Glaubenskraft.

Luther gerechtfertigt. (I.) Der Fall Goerdeler

Das Klischee vom deutschen Militarismus
. . . Das Militarismus-Klischee war eine fixe Idee, die Vansittart mit Winston Churchill und, wie wir gleich sehen werden, Franklin D. Roosevelt teilte. Es übersieht den zutiefst religiösen Charakter der alten Offiziere, die Goerdelers Freunde waren: die Generalobersten Ludwig Beck und Franz Halder, Oberst Hans Oster sowie Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben.
Aus der Lektüre der «X-Dokumente» und aus seinen eigenen Gesprächen mit Goerdeler musste Vansittart wissen, wie verzweifelt diese Männer über Hitlers Kriegstreiberei waren; er musste wissen, dass sie Aggressionskriege verabscheuten, und er musste ihre Sorge über den Klüngel jüngerer Offiziere gekannt haben, über diese ehemaligen HJ-Führer, denen das alte preußische Soldatenethos wenig bedeutete; sie waren dem «Führer» fanatisch ergeben.

Es lohnt sich, das Militarismus-Klischee genauer unter die Lupe zu nehmen, denn es ist mit daran schuld, dass der Westen den konservativen deutschen Widerstand weder vor noch nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ernst genommen hatte. Somit ist dieses Klischee zumindest teilweise für die «Casablanca-Formel» verantwortlich, die von Deutschland die bedingungslose Kapitulation forderte. Wenn es je eine Chance für einen Putsch gegen Hitler vor dem Holocaust gab, so wurde sie durch diese Formel ausgelöscht. Führen wir diesen Gedanken konsequent weiter, so war das Militarismus-Klischee einer der Faktoren, die letztlich zur Teilung nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas führten – und zur Unterjochung seines östlichen Teils durch die Sowjetunion. . . .

Das Militarismus-Klischee war der Eckstein einer rassistischen Interpretation deutschen Verhaltens, wie Frank Owen, der Chefredakteur der Londoner Zeitung «Evening Standard», auf dem Höhepunkt des Krieges konstatierte: «In dieser Frage ist Vansittart ein Nazi mit umgekehrten Vorzeichen.» Vansittarts rassistische These lautete, dass Großbritannien nicht mit Hitler im Krieg liege, sondern mit einer «verfluchten Rasse», von der «80 Prozent der moralische Abschaum der Erde» seien.

Der «Vansittartismus», wie diese Denkweise in England genannt wurde, unterstellte, dass die «deutsche Rasse» seit über tausend Jahren mit Militarismus imprägniert sei. In seinem Pamphlet «Black Record», behauptete der Lord – immerhin der höchste außenpolitische Berater der Regierung Churchill –, dass seine Landsleute gegen ein gesamtes Volk kämpften, das immer blutrünstig gewesen sei. Die Deutschen, eine «schamlose Horde», seien im Herzen Wilde geblieben. . . .

Aber die britische Bevölkerung erwies sich als zunehmend anfällig für Vansittarts Theorien. Sein Biograf Goldman berichtet: «Obwohl die Deutschfeindlichkeit nie so stark war wie nach dem Ersten Weltkrieg, wurden sowohl die Bevölkerung als auch höhere Beamte im Laufe des Zweiten Welt-Krieges immer feindseliger gegenüber dem deutschen Volk. …» . . .

Victor Gollancz verurteilte Vansittarts «wüsten Appell an primitive Blutrunst und seine niederträchtige Hass- und Rache- Propaganda gegen das deutsche Volk». . . .

Vansittarts spätere Hassausbrüche gegen die gesamte deutsche «Rasse», einschließlich der alten Germanen, Karls des Großen, Barbarossas, Luthers und solch tapferer Nazi-Gegner wie Carl Goerdeler, legen allerdings den Verdacht nahe, dass er doch unter einem grundlegenden emotionalen Defekt gelitten haben muss. Denn wir haben es hier nicht mit einem ignoranten Spießbürger zu tun, sondern mit einem Mann, dem die Sprache, Dichtung, Philosophie und Musik des Objektes seines Hasses wohlvertraut waren. . . .

Klischeedenken im Weißen Haus
Auf der anderen Seite des Atlantiks teilte Präsident Franklin D. Roosevelt Vansittarts Ansichten über die Deutschen. Er betrachtete Deutschland als eine «monströse Nation», wie Frank Freidel in seiner großen Roosevelt-Biografie schreibt. In seiner Korrespondenz mit Churchill erklärte FDR, dass «der deutsche Charakter total reformiert werden muss».

Wie Vansittart hatte Roosevelt seine Meinung über Deutschland und die Deutschen in seiner Jugend gebildet. Wie Vansittart sprach er Deutsch; er hatte ein deutsches Kindermädchen namens Fräulein Reinhardt, und in der Schule in Groton im Bundesstaat New York hatte er in Deutsch ein «A», also eine Eins. Fast jedes Jahr nahmen seine Eltern ihn mit nach Deutschland, wo seine Mutter zu kuren pflegte – zuerst in Bad Nauheim, dann in Sankt Blasien im Hochschwarzwald. Einmal besuchte er sogar sechs Wochen lang eine deutsche Volksschule in Bad Nauheim. . . .

Wie Vansittart empfand Roosevelt die Deutschen als unheilbare Militaristen, obwohl er diese angebliche Charaktereigenschaft nicht so weit in der Geschichte zurückverfolgt wie der Brite.
Dazu sagte Roosevelt 1944 auf einer Pressekonferenz: «Ich ging noch unter dem alten Kaiser Wilhelm I. zur Schule. Da trugen die Bahnbeamten keine Uniform. Die Schüler trugen keine Uniform und marschierten auch nicht die ganze Zeit. Dies war damals noch keine militärisch gesinnte Nation. Das war in 1888 … Der junge Kaiser kam 1889. Als ich Deutschland verließ, trugen alle Bahnbeamten Uniform. Die Schulkinder trugen Uniform . . . Ihnen wurde das Marschieren beigebracht. Das Familienleben der Deutschen war ein anständiges Leben. Aber nach und nach wurden sie militaristisch.»

Dies war nun ein eklatantes Klischee. Denn erstens trugen damals Schüler überall in Europa Uniformen; in Großbritannien und an amerikanischen Privatschulen tun sie es heute noch. Zweitens waren Schuluniformen niemals Symbole militärischer Gesinnung, sehen wir einmal von den nach militärischem Vorbild geführten Internaten in den USA ab – den military schools. Schuluniformen haben den guten Zweck, Standesunterschiede zwischen Schülern zu verwischen. Drittens tragen Bahnbeamte in aller Welt Uniformen – zum Nutz und Frommen der Fahrgäste, damit diese auf einen Blick sehen können, an wen sie sich zu wenden haben.
Roosevelt betrachtete es als ein Anzeichen von «Militarismus» an deutschen Schulen unter Wilhelm II., dass den Kindern beigebracht wurde, Landkarten zu lesen. Freidel zufolge wertete Roosevelt dies als ein Indiz dafür, dass die Deutschen damals schon – also um die Jahrhundertwende – einen Angriff planten.

Wie wir oben sahen, kannte Roosevelt die «X-Dokumente»; er kannte die Pläne Goerdelers und seiner Freunde in der Wehrmacht, Hitler zu stürzen, und er wusste, dass Englands Appeasement-Politik diese Pläne durchkreuzt hatte. Roosevelt wusste ferner, dass der deutsche Widerstand auch nach Kriegsausbruch aktiv war. . . .

Vergeblich versuchte Louis P. Lochner, der Leiter der Berliner Redaktion der amerikanischen Nachrichtenagentur «Associated Press», Roosevelt über die deutsche Opposition aufzuklären. Ihre Anführer hatten ihn im November 1941 gebeten, dies zu tun.

Prinz Louis Ferdinand von Preußen beauftragte Lochner, bei seiner Rückkehr nach Washington den Präsidenten aufzusuchen. Roosevelt und Louis Ferdinand, der bei Ford in den USA gearbeitet hatte, waren Freunde. Noch am 23. März 1939 hatte der Präsident dem Prinzen nach Deutschland gekabelt:
«Ich hoffe, Sie können zurückkommen und uns in Washington oder Hyde Park besuchen, wo ein herzliches Willkommen auf Sie wartet.»

Nun aber wollte Roosevelt nichts mehr von dem Kaiser-Enkel hören – auch nicht von Lochner, den der Präsident persönlich kannte.

Hoffmann schrieb über die verzweifelten Versuche des Widerstands, mit dem Weißen Haus Kontakt aufzunehmen:

In jener Novembernacht des Jahres 1941 nun wurde Lochner von den heimlich Versammelten gebeten, sogleich nach seiner bevorstehenden Rückkehr in die Vereinigten Staaten dem Präsidenten in möglichster Ausführlichkeit von der Zusammensetzung, den Zielen und der Tätigkeit der Opposition zu berichten. Ferner sollte er den Präsidenten ersuchen, sich zu der Frage zu äußern, welche Regierungsform Amerika für ein von Hitler befreites Deutschland bevorzugen würde.
Um spätere Verständigungen zu erleichtern, übergaben die Verschwörer Mr. Lochner einen geheimen Radiocode, mit dessen Hilfe sie eine Funkverbindung zwischen dem amerikanischen Präsidenten und der deutschen Opposition herstellen wollten. . . .

. . . Aber alle Versuche, beim Präsidenten vorgelassen zu werden, schlugen fehl . . . De facto bedeutet dies, dass der Präsident den deutschen Widerstand als nichtexistent erklärte. Wie tief diese Einstellung saß, beweist die Tatsache, dass sie selbst Roosevelts Tod und die Kapitulation Deutschlands überdauerte.

Ein erschütterndes Beispiel für diese Attitüde war Eleanor Roosevelts ätzende Reaktion auf den Besuch kurz zuvor des Pfarrers Martin Niemöller  . . . 
Die prominenteste «Journalistin», die Niemöller mit Gift überschüttete, war Eleanor Roosevelt . . . Knapp drei Wochen später, am 21. Dezember 1946, wies sie den Kirchenratspräsidenten G. Bromley Oxnam zurecht:
Nach dem Ersten Weltkrieg «haben wir als Volk uns vorgemacht, dass Deutschlands Führer die Schuld trügen, nicht aber das Volk, und damit haben wir uns den Zweiten Weltkrieg aufgeladen . . . Wenn Pastor Niemoeller hierherkommt und seine Ansichten vor amerikanischen Zuhörern kundtut, wird er sie abermals einlullen. Ich wünsche, dass wir hellwach die Tatsache ins Auge fassen, dass das deutsche Volk schuldig ist, dass es schreckliche Verbrechen begangen hat. Deshalb finde ich, dass Sie eine unsägliche Dummheit begehen, indem Sie diesen Herrn hierherbringen.» . . .

Aber zurück nach Washington: Die US-Variante des Vansittartismus, der den deutschen Widerstand bagatellisierte, wurde offizielle amerikanische Besatzungspolitik in Deutschland . . .

. . . In seiner Gefängniszelle legte Goerdeler den Fehlschlag des Attentatsversuches als ein Zeichen dafür aus, dass Gott es sich vorbehalten habe, Hitler selbst zu richten. Goerdlers Biograf Gerhard Ritter sinnierte über «die rätselhafte Fügung des Schicksals, die den Tyrannen bis zuletzt immer vor einem raschen Ende bewahrt hat».

Zu Weihnachten 1944, sechs Wochen vor seinem Galgentod, brachte Goerdeler im Gefängnis seine Zuversicht zu Papier, dass die Opposition richtig gehandelt hatte:

«Gott wird uns rechtfertigen, denn wir wollten eine Regierung stürzen, die den deutschen Schild befleckt hat: 1. mit der brutalen, ja viehischen Ermordung von einer Million Juden; 2. mit Mord, Diebstahl und Korruption in den besetzten Gebieten; 3. mit der unmenschlichen Vertreibung von Hunderttausenden von Hof und Herd in Polen, Slowenien, Balkan; 4. mit Blut- und Spitzelregimen in Deutschland und den besetzten Gebieten …»

Roosevelt wusste nichts von den furchtbaren moralischen und religiösen Skrupeln, die nicht nur Goerdeler und seinen Mitgefangenen Ritter verfolgten, sondern fast den gesamten deutschen Widerstand. Dabei lagen diese Informationen in Washington vor.  . . .

In der «Franklin D. Roosevelt-Library» in Hyde Park (New York) sind heute ehemals streng geheime OSS-Unterlagen einzusehen, aus denen hervorgeht, mit welcher erstaunlichen Genauigkeit Washington vor allem über die Christen im Widerstand Bescheid wusste.  . . .

Aber Roosevelt war vom Christentum der Widerständler wenig beeindruckt; ihn beeindruckte, wie er kurz vor seinem Tod in einer Kabinettssitzung sagen sollte, vielmehr das internalisierte Christentum Stalins, der in seiner Jugend an einem georgisch-orthodoxen Priesterseminar Theologie studiert hatte.
«Ich glaube», fand Roosevelt, «dass etwas von der Art und Weise, wie sich ein christlicher Gentleman aufführen sollte, in sein Naturell Eingang gefunden hat.»

Um Stalin zu hofieren – berichtet der amerikanische Historiker Robert Nisbet –, formulierte Roosevelt am 23. Januar 1943 während eines Mittagessens mit Churchill in Casablanca eine Forderung, die an Radikalität in der Geschichte keine Parallele kennt:  Deutschland müsse bedingungslos kapitulieren. . . .

Robert Nisbet schildert, wie frivol diese Formel in die Welt gesetzt wurde; Nisbet zitiert Roosevelts Sohn Elliott: «Plötzlich sagte er [FDR] laut ‹bedingungslose Kapitulation› und fuhr dann fort: ‹Natürlich, das ist genau das Richtige für die Russen. Sie könnten sich nichts Besseres wünschen.› – ‹Bedingungslose Kapitulation›, wiederholte er … ‹Onkel Joe hätte selbst darauf kommen können›.»

Nisbet nennt die Casablanca-Formel eine monumentale Entmutigung der Widerstandsgruppen, die hinter feindlichen Linien arbeiteten; und Stalin sei auch keineswegs begeistert gewesen: «Stalin mochte die Doktrin nicht, weil sie die Verbündeten daran hindern würde, mit deutschen Staatsmännern über eine frühe Kapitulation zu verhandeln.»

Wie der damalige britische Außenminister Anthony Eden berichtete, hielt Stalin die Casablanca-Formel «für eine schlechte Taktik gegenüber Deutschland und empfahl, dass die Verbündeten Bedingungen (für eine Kapitulation) ausarbeiteten und diese dem deutschen Volk bekannt machten». Er fügte hinzu, auch Churchill finde, «dass dies der bessere Vorschlag ist».

Bald darauf vertauschten die drei alliierten Staatsmänner in der Kapitulationsfrage ihre Rollen. Im Januar und im April 1944 war nun offenbar Roosevelt bereit, eine ermutigende Proklamation ans deutsche Volk zu erlassen. Peter Hoffmann glaubt, dass dies das Resultat der OSS-Kontakte mit dem deutschen Widerstand gewesen sein könnte. Wie aus den OSS-Dokumenten in der Franklin D. Roosevelt Library hervorgeht, hatte der Geheimdienst den Präsidenten beschworen, «die Doktrin von einer bedingungslosen Kapitulation auf ‹Hitler-Deutschland› zu beschränken. So wenig wünschenswert das erscheinen mag, so ist es doch dadurch notwendig geworden, dass Stalin dies bereits getan hat . . . wir müssen verhindern, dass Deutschland sich dem Osten zuwendet».
Roosevelt war nun klar geworden, dass die Casablanca-Formel die Deutschen in ihrer Entschlossenheit bestärkt habe, weiterzukämpfen.  . . .

Goerdeler, aus dem Gefängnis heraus, appelierte an die ausländischen Staatsmänner: „Ich bitte aber meine Freunde im Ausland, die verkündeten Vernichtungspläne nicht zu verwirklichen, . . . bedenkt, welches Unheil aus dem Frieden von Versailles hervorgegangen ist . . . ihr braucht das deutsche Volk nicht zu strafen,  . . . das deutsche Volk ist hart bestraft: vier bis fünf Millionen Männer tot, ebenso viele verletzt und verkrüppelt; alle Groß-, viele Mittelstädte zertrümmert. Kostbare Bauwerke aus früheren Jahrhunderten zerstört, fast die Hälfte der Wohnungen und Arbeitsstätten vernichtet oder schwer beschädigt, Hunger und Leid überall! Darum lasst Gott das Gericht, und richtet nicht, dass Ihr nicht gerichtet werdet!“

Ein Opfer des Zeitgeistes
Warum war es Goerdeler und seinen Freuden nicht gelungen, den Westen vor dem Zweiten Weltkrieg zur Härte gegenüber Hitler zu bewegen?

Warum wurden sie ignoriert, verdächtigt, lächerlich gemacht und verunglimpft, als sie ihr Leben riskierten, um die Welt von einem Tyrannen zu befreien, den sie für den Antichristen hielten?

Warum gaben Staatsmänner, die sich Christen nannten, diesen Widerständlern, die alle Christen waren, keine Chance?

In diesem Kapitel hoffe ich klargemacht zu haben, wie die Antwort lauten muss: Klischeedenken und sein Verwandter, der Zeitgeist, haben die Bemühungen der deutschen Opposition durchkreuzt.

Der Geist der Zeit, der endlich ist, lässt keinen Raum für theologische Reflektionen wie diese:


«Wir sind in unserer Zeit viel zu sehr mit dämonischen Mächten in Berührung gekommen, wir haben viel zu deutlich gespürt und gesehen, wie Menschen und ganze Bewegungen verführt und gesteuert wurden von geheimnisvollen, abgründigen Mächten – dorthin, wohin sie selber nicht wollten –;
wir haben allzu oft beobachtet, wie ein fremder Geist in manche Menschen fahren und sie (die vorher vielleicht ganz nett und vernünftig waren) bis in die Substanz hinein verwandeln konnte, wie er sie zu Grausamkeiten, Machträuschen und Wahnsinnsausbrüchen zu bringen vermochte, deren sie vorher niemals fähig zu sein schienen;
wir sahen außerdem, wie sich von Jahr zu Jahr mehr eine Atmosphäre der Vergiftung um unseren Erdball legte».  (H.Thielicke)

Diese Gedanken klingen heute im Zeitalter des internationalen Terrorismus und des weltweiten Kriegs gegen den «Islamischen Staat» wieder hochaktuell. Der Theologe Helmut Thielicke (1908–1986) hatte sie gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einem seiner wunderbaren Vorträge über das Vaterunser formuliert. Er wusste, wovon er sprach.
Er hatte Hitler von Anfang an bekämpft. Obwohl Roosevelt mit 49 Theologen engen Kontakt hielt, begriff er nicht, dass das Böse eine sehr reale Macht ist, «die über der Welt brütet, über ihren Kontinenten und Meeren», um Thielicke zu paraphrasieren;
Thielicke sprach hier von einem «Schuldverhängnis».

Die Unfähigkeit, diese weltumspannende Eigenschaft des Bösen zu erkennen, erklärt auch, wieso Roosevelt in «seinem glühenden Bemühen, Stalins Freundschaft zu gewinnen» (Nisbet), die Ähnlichkeit zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion nicht zu sehen vermochte;  eine Ähnlichkeit, die Goerdeler in einem Memorandum nach dem anderen hervorgehoben hatte.
Und Roosevelt fand, Stalin benehme sich wie ein «christlicher Gentleman».

Im ersten Kapitel habe ich aufzuzeigen versucht, dass der Zeitgeist, wie das Klischee, als ein Leuchtfeuer in der Verschwommenheit und Unsicherheit der modernen Gesellschaft funktioniert.
Der Zeitgeist gibt dieser Gesellschaft eine vorläufig «korrekte» Position an; nach ihr kann sich die Gesellschaft bis auf weiteres orientieren. Aber vom Zeitgeist inspirierte Klischees, so wissen wir von Walter Künneth, «führen in einen gefahrenreichen Irrgarten, in einen Zustand enthusiastischer Blindheit gegenüber den Realitäten geschichtlicher Wirklichkeit.» In unserem Fall sah die historische Realität so aus: Das Böse hatte sich in einem bislang noch nicht dagewesenen Ausmaß manifestiert, und die Moderne mit ihrem Hang zu schnellen anthropologischen Lösungen für jedes Problem zeigte sich außerstande, damit fertigzuwerden.

Am Anfang dieses Buches war von der engen Wahlverwandtschaft zwischen der Moderne und Klischees die Rede. Klischees aber sind kaskadenartig an den Zeitgeist gekoppelt; sie sind seine Waffen und Werkzeuge. Wie der Zeitgeist sind diese Werkzeuge unfähig, die dämonischen Kräfte, von denen Thielicke spricht, in den Griff zu bekommen, zumal der Zeitgeist immer wieder seine Anfälligkeit für diese dämonischen Kräfte beweist.

In den dreißiger und vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts war der Zeitgeist rassistisch. Auf deutscher Seite schloss der rassistische Zeitgeist der Nationalsozialisten das Existenzrecht von Juden, Sinti, Roma und anderen aus; auf alliierter Seite negierte der rassistische Zeitgeist die Existenz eines anderen Deutschlands, dessen Vertreter alles riskierten, um das Böse zu bekämpfen – das Böse, dessen Ausmaß sie rechtzeitig erkannt hatten, ihren britischen und amerikanischen Gesprächspartnern aber nicht zu vermitteln vermochten.

Glaubten die Roosevelts wirklich, dass der Zweite Weltkrieg mit allen seinen Schrecken das Resultat eines ethnischen Defektes bei den Deutschen war?

Glaubten sie ihren eigenen Klischees? Eleanor Roosevelts erschreckende Korrespondenz mit amerikanischen Kirchenführern über Niemöller lässt vermuten, dass dies so war. Und des Präsidenten Blindheit gegenüber Stalins totalitärem Charakter lässt kaum Zweifel aufkommen, dass auch er in Klischees dachte.

Aber Vansittart? War er nicht ein hochkultivierter Mann, der mutmaßlich jede Nuance der europäischen Geschichte und Zivilisation kannte?

War er nicht jahrelang Empfänger eines nicht abreißenden Flusses von Informationen über die Gefahr des Nationalsozialismus?

Waren nicht Deutsche, Goerdeler zumal, die Quellen dieses Flusses?

Was nur hatte diesen Literaten, diesen Kenner und Liebhaber vieler Sprachen, diesen höchsten Karrierediplomaten Großbritanniens zu einem nachgerade primitiven Rassisten reduziert?

Wie kam ausgerechnet er dazu, allen Deutschen, von Karl dem Großen über Luther bis zu Friedrich dem Großen einen Völkermord im 20. Jahrhundert anzulasten?

Warum stieg er damit auf das Niveau der Nationalsozialisten hinab, die mit ähnlicher Rhetorik die Ausrottung von Juden, Sinti, Roma und Polen rechtfertigten?

Grollte er immer noch wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte in seiner Jugend in Bad Homburg?
Versuchte er, wie Goldman andeutet, sein eigenes Versagen in den Vorkriegsjahren zu kompensieren?

Beide Faktoren mögen zu seinem merkwürdigen Verhalten beigetragen haben. Aber Christabel Bielenberg sagt uns noch etwas anderes: «Die Engländer ziehen nicht gern in den Krieg . . . es sei denn, man hätte ihren Hass wirklich entfacht. Im Ersten Weltkrieg war es das Geschäft meines Onkels Northcliffe gewesen, den Hass aufzustacheln, und er hatte gute Arbeit geleistet . . . Ich konnte nicht hassen, weil ich zu viel wusste.»

Hier also liegt die Antwort:
Klischees hatten die Funktion, Hass zu schüren;

Klischees in Form von Demagogie wurden zu einer tödlichen Kriegswaffe.
Aber das funktionierte nur dort, wo die Empfänger von Klischees nicht alle Fakten kannten. Es funktionierte nur deshalb, weil die Klischee-Empfänger einem Klischee-Krämer trauten, der ein hoher Beamter einer rechtmäßigen Regierung war – einer Regierung, der sie nota bene trauen mussten.  . . .

Vansittart behauptete, dass Deutschland wie Sodom gewesen sei: Die zehn Gerechten, um derentwillen Gott das Land verschont hätte, waren angeblich alle abwesend. Christabel Bielenberg versichert, dass sich dies anders verhalten habe. Hier sind die Namen von zehn Männern, deren Gerechtigkeit sich auf ihrem lutherischen Christenglauben gründete:
Carl Goerdeler, Dietrich Bonhoeffer, Pfarrer und Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier, die Diplomaten Hans-Bernd von Haeften und Adam von Trott zu Solz, der Jurist Helmuth James Graf von Moltke, der württembergische Landesbischof Theophil Wurm, der bayerische Landesbischof Hans Meiser, Oberst Hans Oster, Pastor Martin Niemöller; und es gab Tausende von anderen.

«Nach dem Krieg wurde deutlich, dass . . . die Widerstandsbewegung nicht so unbedeutend war wie Vansittart angenommen hatte», schreibt Aaron Goldman.

Ritter bestätigt, dass dies eine weitgehend christliche Bewegung war – evangelisch wie katholisch. Nach Kriegsende setzte sich das Klischee durch, dass ein monumentales Versagen der lutherischen Kirche eines der Merkmale der Nazi-Jahre war, was ja zum Teil auch stimmte.

Dennoch ist es ein Klischee, weil es wichtige relativierende Faktoren übergeht.
Das Klischee ignoriert, dass bereits 1933 rund 6000 evangelische Pastoren – ein Drittel der protestantischen Geistlichkeit in Deutschland – dem oppositionellen «Pfarrernotbund» angehörten; es ignoriert, dass Tausende von Geistlichen wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber Hitler verhaftet, mit Predigtverbot belegt oder eingezogen und vornehmlich an die Ostfront und damit in den Tod geschickt wurden. Das Klischee ignoriert schließlich, in welchem Maße ein spezifisch lutherisches Ethos Männer wie Carl Goerdeler motiviert hat.

Sein internalisiertes Luthertum sagte ihm, dass sich die Deutschen selbst vom Bösen – also von Hitler – befreien müssten; es sagte ihm auch, dass dies ohne Aufruhr zu geschehen habe, weil sonst eine Anarchie wie zu Zeiten der Bauernkriege ausgebrochen wäre. Kompetente Männer müssten bereitstehen, bei Hitlers Festnahme sofort die Regierungsgeschäfte zu übernehmen.

Deshalb stellte Goerdeler nicht nur Kabinettslisten zusammen, sondern Listen mit Namen von hochkarätigen Kandidaten für die obersten Verwaltungsposten in Berlin und in der Provinz. Deshalb entwickelte er ein detailliertes Programm für eine Regierung unter seiner Kanzlerschaft. Wer sich sowohl mit Luther als auch mit Goerdeler beschäftigt hat, erkennt in dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Attribute, die Luther einem «Wundermann» zuschreibt. Nur ein Attribut schien zu fehlen:
«guter Wind auf Erden und, wie man’s nennt, Glück und Sieg» (Luther).

Stattdessen musste Goerdeler, der nach Angaben seiner Tochter wohl nichts von Luthers Kreuzestheologie wusste, diese Kreuzestheologie am eigenen Leibe erfahren – bis hin zum Verrat durch einen Menschen, der ihm und seiner Familie nahegestanden hatte, und schließlich bis hin zum verzweifelten Ruf Jesu: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?»

V. Luther gerechtfertigt (II) Leipzig 1989

War Gorbatschow ein «Wundermann»?
Allerdings hatten die Christen beim Untergraben des (DDR) Regimes Hilfe, sagte Bischof Leich in einem Interview mit mir: «Ich glaube, dass Gott direkt in die Geschichte eingegriffen hat, um der Diktatur und der Teilung Deutschlands ein Ende zu setzen. Aber Gott veranstaltete hier keinen Hokuspokus. Gott machte sich dabei eine Kombination von Umständen zunutze. Dazu gehörten sowohl unsere Aversion gegen Gewalt, die Treue der Kirche, das wirtschaftliche und ökologische Desaster in Osteuropa als auch das Auftauchen von Michail Gorbatschow.»

Entspricht Gorbatschow also Luthers Vorstellungen vom «Wundermann», vergleichbar mit dem persischen König Kyrus, der die Israeliten nach langem Exil wieder heimkehren ließ, dem griechischen Staatsmann Themistokles, dem Wegbereiter der Demokratie in Griechenland, dem überaus siegreichen Alexander dem Großen, dem römischen Kaiser Vespasian oder Friedrich dem Weisen, der die Reformation unterstützte und Luther vor dem Zugriff des Kaisers bewahrte?

Viele DDR-Pfarrer, denen ich gleich nach der Wende diese Frage stellte, antworteten mit einem uneingeschränkten «Ja».
Wie Luther in seiner Auslegung des 101. Psalms sagte denn auch Bischof Leich: «Gott benutzt auch Heiden als seine Werkzeuge. Es ist möglich, in Gorbatschows Handeln die verborgene Hand Gottes zu sehen – ob Gorbi das passte oder nicht.»

Letztlich erwies sich die friedliche Revolution als ein sehr lutherisches Ereignis, das Laus Interpretation der Zwei-Reiche- Lehre bestätigte:
«Vielleicht ist das die allerwichtigste Aufgabe der Stunde, dass die Kirche ihre kritische Funktion gegenüber der Welt, die sie zweifellos auszuüben hat, ausübt nicht herrschaftlich, sondern als Dienst und Gehorsam, demütig also. Nicht um der Welt willen soll sie es letztlich so tun, sondern um Gottes willen, der beide Reiche regiert und doch ein Gott ist und dem wir auch in der Welt dienen wollen.»

Dies geschah am 9. Oktober 1989 bei dem bedeutendsten aller Friedensgebete in der Geschichte des DDR-Widerstands. In den evangelischen und katholischen Gotteshäusern Leipzigs wurden die Christen zur Sanftmut ermahnt. «Mit Geduld wird ein Fürst überredet, und eine linde Zunge zerbricht Knochen», lautete zum Beispiel die Bibelstelle (Sprüche 25,15), über die Superintendent Johannes Richter in Bachs Thomaskirche predigte.

Dann ging die Gemeinde hinaus ins Freie und schloss sich 70.000 anderen Demonstranten an. Sanft setzten sie einer Tyrannei nach vierzig Jahren ein Ende. Doch nicht nur dies: Sie rissen die moderne Welt aus dem utopischen Traum, dass sich das eschaton durch Menschenkraft ins Jetzt verlagern lasse. Und damit entschieden sie den seit vier Jahrhunderten schwelenden Konflikt zwischen Luther und Müntzer wohl endgültig zugunsten Luthers.
Das Vorurteil, dass Luther mit seiner Zwei-Reiche- Lehre die Deutschen zu Duckmäusern erzogen habe und somit Hitlers Wegbereiter gewesen sei, hat sich nunmehr vor den Augen vieler Millionen Fernsehzuschauer in aller Welt als ein banales Klischee entlarvt.

VI. Der lutherische Kairos

. . . Viel wichtiger ist, dass wir nach dem Zusammenbruch des utopischen Zeitalters einen der größten Schätze wiederentdecken, den uns die Geistesgeschichte beschert hat:
Luthers Zweireichelehre, die es dem Christen erlaubt, im Reich der Welt seiner Vernunft gemäß zu wirken, ohne damit seine Bürgerrechte im geistlichen Bereich aufgeben zu müssen. Im zwanzigsten Jahrhundert hat auch die Kirche Luthers diese befreiende Botschaft wiederholt verraten.
Wenn wir darüber rätseln, wieso unsere Gotteshäuser leerstehen, sollten wir darüber nachdenken, ob das nicht damit zusammenhängt dass >der leidige Teufel . . . nicht aufhört, diese beiden reiche ineinanderzukochen. Die weltlichen Herren wollen . . . immer Christus lehren, ebenso wollen die Pfaffen  . . . immer lehren und meistern, wie man das weltliche Regiment ordnen soll< (Luther).
Die Sehnsucht nach Gott lässt sich nicht stillen, wenn wir die Kirche verweltlichen . . .
Die Ideologie, die Utopie, der Zeitgeist und das Klischee sind Phänomene des weltlichen Reiches. . . . Luther lehrt uns: >Das Evangelium befreit, indem es alle Realitäten in dieser Welt relativiert<. Die Kiche ist berufen, das Evangelium zu verkünden, nicht aber den >American Way of Life< zu verteidigen oder den Sozialismus aufzubauen. . . .
Luthers Kirche steht an einem Scheideweg. Sie kann weiter die beiden Reiche >ineinanderkochen<, oder umschwenken. Der Amerikaner Mark Noll sagt:
„…denn Luthers Stimme hat eine ungewöhnliche Bedeutung in der Geschichte der Christenheit: in dieser Stimme hören wir seltene Resonanzen der Stimme Gottes“

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Spiritismus ( Aus Seelsorge u. Okk., von Dr. Koch)

Kurt E. Koch

Seelsorge und Okkultismus

Eine systematische Untersuchung unter Berücksichtigung der medizinischen und psychologischen Grenzwissenschaften.

Auszug aus: SEELSORGE UND OKKULTISMUS, Seiten 30 bis 78.

II. Der Einblick in die seelische Not der okkulten Fälle

1. Die außersinnliche Wahrnehmung (ASW)

Der Spiritismus

Als erstes Teilgebiet soll der Spiritismus durch seelsorgerliche Beispiele beleuchtet werden. … Der Spiritismus stellt eine geistige Bewegung dar, begründet auf der Überzeugung, dass die Menschen über bestimmte Personen, die ,Medien‘, mit den Verstorbenen in Verbindung treten und so Offenbarungen aus dem Jenseits erhalten können.
Damit ist zugleich das Hauptmotiv für die Beteiligung an spiritistischen Sitzungen gekennzeichnet. Viele Menschen wünschen etwas über das Jenseits zu erfahren oder mit ihren verstorbenen Angehörigen oder Freunden in Verbindung zu treten. Wie die Verwirklichung dieses Zieles im einzelnen gesucht wird, soll an fünf Arten spiritistischer Praxis gezeigt werden.

a. Die Totenerscheinung

B 1 Bei einer Evangelisation kommt eine siebzigjährige Frau zur seelsorgerlichen Aussprache. Sie ist eine treue Kirchgängerin und seit 40 Jahren Mitglied einer lebendigen Gemeinschaft. Wie von anderer Seite bezeugt wurde, hat sie sich als Christin bewährt. Sie klagt über Schwermut, Selbstmordgedanken, Unlust zum Beten und Bibellesen. Sie fügt hinzu, sie habe das früher nie gehabt, auch nicht nach dem Tode ihres Mannes. Es drängen sich ihr ungewollt Gedanken auf, deren sie sich schäme. Die Frau bietet ihrer Konstitution nach das Bild einer kräftigen, gesunden Bauersfrau. Nur der etwas bekümmerte Gesichtsausdruck lässt auf seelische Konflikte schließen. Zunächst wird durch Fragen festgestellt, ob die Hilfesuchende nicht an Alterserscheinungen, etwa an Arteriosklerose oder sonst einer organischen oder nervösen Erkrankung leidet. Nach negativem Bescheid wird noch nach Erbkrankheiten und Todesursachen der Eltern geforscht. Auch hier ergeben sich keine besonderen Anhaltspunkte. Es folgt nun die Anamnese okkulter Betätigung. Auf eine diesbezügliche Frage gesteht die Frau, dass sie nicht wisse, was das sei. Nach einigen Erläuterungen kommt doch eine typisch okkulte Geschichte ans Licht, die in das Gebiet des Spiritismus gehört. Die Frau erzählt, dass ihr Gatte ein Trinker und unchristlicher Mann gewesen sei. Da sie ihn aber trotzdem liebgehabt habe, sei sie nach seinem Tode um sein Ergehen in der Ewigkeit besorgt gewesen. Im Gebet habe sie daher Gott oft angefleht, Er möchte ihr im Traum ihren Mann erscheinen lassen. Da erklärt ihr eines Tages eine fremde Frau, sie könne ihren Wunsch erfüllen. Sie möge sich abends bei ihr einfinden. Die Siebzigjährige kommt dieser Aufforderung nach. Nach verschiedenen frommen Zeremonien – so hat es wenigstens den Anschein – wird eine Wand des Zimmers hell erleuchtet. Im Lichtkreis kommt der verstorbene Mann mit einem fürchterlichen Gesichtsausdruck auf einem Ziegenbock reitend ihr entgegen. Die Frau erschrickt und verzichtet von da an auf den Wunsch, jemals wieder ihren Mann zu sehen. Auf die Frage, ob ihre Schwermut vor oder nach diesem Erlebnis eingesetzt habe, bejaht die Patientin, dass kurz nach diesem seltsamen Erlebnis die Selbstmordgedanken und der Widerwille gegen das Wort Gottes eingesetzt haben. Von besonderer Bedeutung ist die Feststellung, dass es sich bei jener fremden Frau, welche die Totenerscheinung „inszenierte“, um die berüchtigte Leiterin eines spiritistischen Zirkels handelt. Sie ist mit ihrer unheilvollen Tätigkeit dem Autor seit 22 Jahren gut bekannt.

Dieses Beispiel wird an dieser Stelle noch nicht voll ausgewertet. Es werden lediglich die Probleme angedeutet, um die es hier geht.
Den Mediziner interessieren hier im wesentlichen vier Fragen: Haben die psychischen Störungen der Frau eine organische Erkrankung als Ursache? Oder handelt es sich um eine reaktive, psychogene Depression mit dem schweren Erlebnis bei der Spiritistin als Anstoß? Könnte nicht die Totenerscheinung einfach eine Halluzination sein? Ist die Koinzidenz (Zusammentreffen zweier Ereignisse) der seelischen Erkrankung mit jener Totenerscheinung real oder imaginär?
Den Parapsychologen wiederum interessieren im wesentlichen drei Fragen: Ist auf die Totenerscheinung die Betrugshypothese anzuwenden? Ist dieses Phänomen die Auswirkung einer Hypnose oder Suggestion? Gilt hier vielleicht sogar die spiritistische Hypothese?

Den Seelsorger interessieren neben den medizinischen und parapsychologischen Problemen die Fragen nach den Folgen okkulter Betätigung und nach dem Weg seelsorgerlicher Hilfe.

Bei diesem Kreis der verschiedenen Fragen muss in diesem Kapitel folgendes festgehalten werden: Die Siebzigjährige nahm nach erfolglosem Beten die Hilfe einer Spiritistin in Anspruch, ohne zu ahnen, dass sie „die Geister, die sie rief, nicht mehr loswerden“ sollte. Als Folgen dieses okkulten Erlebnisses stellten sich hinterher Störungen des seelischen Lebens und ihrer religiösen Haltung ein. Die anderen hier auftauchenden Probleme werden in späteren Kapiteln gesondert untersucht.

b. Das Glasrücken

B 2 Bei einer Bibelwoche berichtete ein Reichgottesarbeiter, ein Akademiker, folgendes Erlebnis: Der Wunsch nach der Erforschung der spiritistischen Phänomene führte ihn zur Teilnahme an Séance. Die Glieder des Zirkels saßen um einen Tisch, auf dem ein großes Alphabet auslag. Die Buchstaben waren mit einer Glasplatte abgedeckt, auf der ein Likörgläschen stand. Nach der Eröffnung der Sitzung mit einem philosophisch-religiösen Gebetswunsch wurde ein Geist zitiert. Die Anwesenden richteten dann an den unsichtbar gegenwärtigen Geist Fragen, die damit beantwortet wurden, dass das Likörgläschen auf dem Alphabet tanzte und auf einzelnen Buchstaben stehen blieb. Die zusammengeschriebenen Buchstaben ergaben die Antwort auf die gestellten Fragen. Der Berichterstatter mühte sich zunächst um die Feststellung, welche Energiequelle hinter den einzelnen Bewegungen des Gläschens stand. Seine Untersuchung führte in vielen Sitzungen zu keinem Erfolg. Er befand sich zuletzt vor der Alternative, entweder mit der Geisterhypothese oder mit dem wesentlich verständlicheren Phänomen der Telekinese zu rechnen.

Die Teilnahme an diesen spiritistischen Sitzungen, die lediglich dem Studium der okkulten Phänomene dienen sollte, hatte bei dem Experimentator schwerwiegende Folgen. Das Interesse für das Wort Gottes schwand. Wenn er am Sonntag den Gottesdienst halten sollte, stellten sich merkwürdige seelische Anfechtungen ein. Es galt immer, einen furchtbaren inneren Widerstand niederzuringen, wenn er den Altar oder die Kanzel betreten wollte. Diese Anfechtungen steigerten sich so sehr, dass diesem Mann zuletzt nichts mehr anderes übrig blieb, als bei der Kirchenbehörde um seine Entlassung zu bitten, die ihm ungern gewährt wurde.

Nach der medizinischen Seite hin ergab sich bei diesem Akademiker kein Anhaltspunkt für seine seelischen Störungen. Er war in seinem Leben selten krank. Nerven- oder Gemütskrankheiten lagen nicht vor. Nach seiner Entlassung aus dem Kirchendienst ergriff er einen anderen Beruf, dem er jetzt noch ohne Hemmungen nachgehen kann.
In parapsychologischer Hinsicht treten vier Fragen in den Vordergrund: Befanden sich die Teilnehmer bei der Beobachtung des tänzelnden Gläschens in Hypnose? Waren die Sitzer Opfer eines Tricks? Gilt die Geisterhypothese, oder lässt sich der Vorgang animistisch als Psychokinese erklären? In der Richtung der letzten Andeutungen bewegt sich die Erklärung des Psychologen Prof. Bender in seinem Buch „Psychische Automatismen“. Er spricht (S. 8) von einer gemeinsamen intellektuellen Leistung eines Zirkels und von der Abhängigkeit automatischer Produktionen, von einer Personenganzheit im Sinne eines Polypsychismus.
In seelsorgerlicher Hinsicht interessiert jene rätselhafte Energiequelle nur sekundär. Dagegen geht es in erster Linie um die Auswirkungen der okkulten Betätigung in der seelischen Verfassung des Experimentators: die totale Abstumpfung gegen das Wort Gottes und die unerklärlichen Anfälle, wenn er in der Kirche seines Amtes walten wollte.

B 3 Eine zweite Art von Glasrücken bringt neue Momente in die Diskussion. Eine junge Frau pflegte privatim das „Gläseln“ auf einer mit Buchstaben versehenen kreisrunden Scheibe. Sie wollte damit für alle Entscheidungen und Fragen, ganz gleich welcher Art sie sein mochten, Klarheit schaffen. Diese private Praxis entwickelte sie aus den in spiritistischen Sitzungen gesammelten Erfahrungen. Das Besondere war, dass die junge Frau der Meinung war, sie könne sogar große Persönlichkeiten wie Luther, ja sogar Paulus und Christus aus dem Jenseits rufen. Sie pflegte das Glasrücken mit Gebet einzuleiten und war von der Religiosität ihres Treibens überzeugt. Im Dorf galt sie als treue Kirchgängerin und fromme Frau. Gelegentlich beriet sie auch Bekannte und Freunde mit Hilfe ihrer magischen Scheibe. Sie benutzte dabei als geläufige Redewendung die Formel: „Warte, ich will mal den Heiland fragen.“
Dieser Spiritistin war eine nur kurze Lebensdauer beschert. Im besten Alter wurde sie unerwartet krank. Sie ahnte ihr bevorstehendes Ende und redete davon, dass der Heiland sie holen würde. Eine im Sterbezimmer anwesende Hausgenossin berichtete von den letzten Augenblicken der Hinscheidenden. Die Sterbende äußerte in der Agonie plötzlich: „Jetzt holt mich der Heiland.“ Sie blickte gespannt zum Fenster hin. Die Augenstellung verriet das Näherkommen eines Unsichtbaren. Da veränderte sich schlagartig der Gesichtsausdruck zu einer angsterfüllten Grimasse, und mit einem Angstruf verschied sie. Es war nach dem Bericht der Augenzeugin eine Szene, als ob die Sterbende im Augenblick des Abscheidens von einem Wahn zu einer schrecklichen Wirklichkeit erwacht wäre.

In seelsorgerlicher Hinsicht treten hier Momente hervor, die sich bei sehr vielen okkulten Fällen wiederholen: Die Frau übte unter christlichem Gewand eine spiritistische Praxis aus. Vermutlich war sie sogar selbst von der „Christlichkeit“ ihres Handelns überzeugt. Erst vor dem Tor der Ewigkeit zerriss dieser Schleier frommen Irrwahns.
Der Mediziner wird einwenden, dass der plötzliche Umschwung im Gesichtsausdruck und der Wehruf nicht auf die religiöse Einstellung oder auf die okkulte Betätigung zurückzuführen sei, sondern auf die Agonie, auf das letzte Aufbäumen körperlicher Funktionen. Der Parapsychologe ist desinteressiert an der ethischen Bewertung okkulter Phänomene. Ihn beschäftigt lediglich das Experiment des Glasrückens, ob hier das Phänomen der Kryptomnesie oder der Hypermnesie, des Hellsehens, des „Geisterverkehrs“ oder sonst eine Form der außersinnlichen Wahrnehmung in Frage kommt, abgesehen davon, dass es auch genug Fälle groben Schwindels und Geldmacherei gibt.
Wenn auch hier die verschiedenen Probleme nicht zur Darstellung kommen, so muss doch der doppelte Befund festgehalten werden: Die spiritistischen Manipulationen geschahen unter frommem Deckmantel. Die Ausübende erlebte einen sehr schweren, unheimlichen Todeskampf, ein Symptom, das sich bei okkulter Betätigung in allen mir bekannten Fällen einstellte. Beachtet darf werden, dass Prof. Bender, ein Fachmann auf dem Gebiet des Glasrückens, vor diesem psychischen Automatismus ausdrücklich warnt.

c. Das Tischrücken

Die okkulte Literatur ist voll von Beispielen über das Tischrücken. Diese Form spiritistischer Praxis hat heftige Kritiker und überzeugte Verfechter gefunden. Zu den Dokumenten kritischer Ablehnung gehören die Untersuchungen des Mediziners Dr. Gullat-Wellenburg, der durch ein Blitzlichtfoto zeigt, wie das Medium Kathleen Goligher mit einer zwischen die Knie geklemmten Stange ein Tischchen hebt. Zu den besten Echtheitsbeweisen gehören die Sitzungen des Physikers Prof. Zöllner mit dem amerikanischen Spiritisten Dr. med. Slade. Slades Levitationsphänomene und Apporte erregten größtes Erstaunen und konnten trotz bester Kontrollierungsmaßregeln nicht als Schwindel entlarvt oder rational erklärt werden. Wie bei allen Beispielen dieser Untersuchung geht es hier nicht darum, das Phänomen der Levitation zu untersuchen, sondern nur die psychischen Verwirrungen aufzuzeigen, die sich im Gefolge okkulter Betätigung einstellten.

B 4 Eine gebildete Dame aus gutem, christlichem Hause berichtete in der Aussprache folgendes Erlebnis: Sie erhielt eines Tages von dem Rektor der städtischen Schule eine Einladung zu einem gesellschaftlichen Abend. Ahnungslos nahm sie die Einladung an. Es war ein Kreis von etwa sieben Personen im Hause des Rektors zusammen. Nach dem Essen schlug der Hausherr ein unterhaltendes Gesellschaftsspiel vor. Die Gäste wurden aufgefordert, mit den gespreizten Fingern eine Kette zu bilden und die Hände etwa 15 cm über die Tischplatte zu halten. Nachdem dieser Aufforderung nachgekommen war und die Sitzenden gespannt warteten, was kommen sollte, äußerte der Rektor: „Es ist ein Nichtleiter dabei.“ Eine Person wurde ausgeschieden, die sich neben die Gruppe der Teilnehmer setzte und alles mit ansehen durfte. Nach der Ausscheidung dieses Nichtleiters spürten die Teilnehmer ein prickelndes Gefühl in den Fingern, wie wenn ein Schwachstrom durch die Kette der Hände liefe. Dem Experiment stand jetzt nichts mehr im Wege. Es wurde den Teilnehmern erklärt, dass ein Verstorbener zitiert würde, der ihre Fragen beantworten sollte. Das Erscheinen des Verstorbenen gab sich durch Klopfzeichen kund. Und nun setzte ein Frage-und-Antwort-Spiel ein. Schließlich bat einer der Anwesenden, der Geist möchte doch seinen Namen klopfen. Die Antwort folgte unverzüglich. Da rief einer der Teilnehmer aus: „Den habe ich gekannt, der hat sich vor 20 Jahren aufgehängt!“
So verlief der Abend bei diesem seltsamen Gesellschaftsspiel. Die Berichterstatterin ging mit merkwürdigen Eindrücken nach Hause. Bevor sie sich zur Ruhe begab, griff sie, wie seit langen Jahren gewohnt, nach ihrer Bibel, um das Wort Gottes zu lesen und zu beten. Im gleichen Augenblick spürte sie einen heftigen Widerstand gegen die Bibel und empfand an der Kehle einen unerklärlichen Druck, so dass sie kein Gebet über die Lippen brachte. Bei einer seitlichen Kopfbewegung sah sie gleichzeitig zwei weiße Gestalten mit einem dämonischen Blick am Kopfende ihres Bettes stehen. Sie stieß einen Angstschrei aus, auf den sofort ihre Schwester herbeieilte. Ihre Furcht war so groß, dass die Schwester bei brennendem Licht in ihrem Zimmer schlafen musste. Diese Anfechtung dauerte viele Nächte. Erst nach einem halben Jahr waren die Auswirkungen jenes spiritistischen Abends verschwunden, und sie konnte wieder wie früher ihre Bibel lesen und beten. Auf Befragen ergab sich, dass sowohl im Leben der Berichterstatterin als auch ihrer Vorfahren keine medizinischen Besonderheiten vorliegen, die auf die im Bericht wiedergegebenen akuten psychischen Störungen hinweisen.

Zunächst soll nun der Mediziner zu diesem Bericht zu Wort kommen. Den Druck am Halse wird er vielleicht mit dem Hinweis auf das Alpdrücken erklären wollen. Unter Umständen kommen auch das Druckempfinden und die krampfartigen Schmerzgefühle bei Angina pectoris in Frage, die sich von der Mitte des Sternums bis zur linken Halsseite und den Kieferwinkeln ausbreiten können. Auch die Atemnot bei einem akuten Anfall von Asthma bronchiale oder cardiale wäre zu beachten. Ferner sind auch die Zustände der Beklemmungsgefühle seelischer Art einiger Formen der Hyperthyreosen wie bei Morbus Basedow und beim idiopathischen Myxödem zu berücksichtigen. Auch bei paroxysmalen Tachykardien treten schmerzhafte Gefühle in der oberen Brust- und Halsgegend auf, die gleichzeitig mit starker psychischer Erregung gepaart sind. Ausgeprägt findet sich das depressive Teilsymptom der Beklemmung als die Präkordialangst der Kreislaufkranken.

Über die Diagnose der inneren Medizin hinaus hat der Psychiater eine Menge Möglichkeiten, die Beobachtung der beiden weißen Gestalten als Halluzination auf Grund seelischer Erregung oder verschiedener medizinischer Bedingtheiten zu erklären. In einem späteren Abschnitt wird noch davon die Rede sein.
Der Psychologe würde vielleicht die Hemmungen der Berichterstatterin der Bibel gegenüber als die Reaktion eines Schuldgefühls ansehen, weil nach christlicher Auffassung die Teilnahme an okkulten Dingen abgelehnt wird. Die betreffende Dame ist ja durch ihre klare christliche Einstellung bekannt. In der Vision der beiden unheimlichen Gestalten würde er vermutlich die personifizierte Projektion des beunruhigten oder strafenden Gewissens erblicken. Alpdrücken und Vision sind auf der Basis der starken psychischen Emotion leicht zu verstehen.

Der Tiefenpsychologe wird vielleicht die Erscheinung der beiden Gestalten, welche die Berichterstatterin sah, als einen visuellen Reflex eines unverarbeiteten psychischen Erlebnisses deuten. Er wird darauf hinweisen, dass diese Vision die gesunde Reaktion des Unterbewusstseins darstelle, das damit den drohenden Konflikt erledigte, der unweigerlich entstanden wäre, wenn die seelische Erschütterung jenes spiritistischen Abends unverarbeitet in das Unterbewusstsein abgedrängt worden wäre und dort eine konstante causa movens für spätere Kollisionen zwischen dem Unterbewusstsein und Bewusstsein geblieben wäre. Eine noch einfachere Deutung wäre der Hinweis, dass es sich bei der Vision der weißen Gestalten um eine Sinnestäuschung handelt, die im Gefolge nachhypnotischer Wirkungen als aktive Leistungen des angerufenen Unterbewusstseins auftreten. Wenn hier und in der Folge vom Unterbewusstsein gesprochen wird, so wird auf folgendes hingewiesen. In der jüngeren Schule: Freud, Adler, Jung hat sich der Terminus „das Unbewusste“ durchgesetzt. Die ältere Schule: Moll, Dessoir, Janet verwandte den Terminus „das Unterbewusstsein“. In dieser Untersuchung wird die Ausdrucksweise der alten Schule beibehalten.

Der Parapsychologe untersucht gern neben dem Phänomen der Levitation die Frage des sogenannten „Leiters“ oder „Nichtleiters“ für den zirkulierenden „Schwachstrom“. Handelt es sich hier um eine Hypnose durch den Rektor, oder existiert tatsächlich ein menschlicher Magnetismus, der sich vom Träger auf verschiedene sensitive Leiter fortpflanzen kann? Oder ist diese Leitfähigkeit nichts anderes als eine mediale Veranlagung? Diese Fragen werden noch behandelt in dem Abschnitt über Heilmagnetismus. Hier sei nur vermerkt, dass das Phänomen des durch die Händekette der Sitzenden pulsierenden „Schwachstroms“ bei Séancen selten auftaucht.

Der Seelsorger hat trotz der Kenntnis der medizinischen und psychologischen Fragen, die hier auftauchen, noch ein entscheidendes Wort mitzureden. Das Problem, ob die Levitation des Tisches und die Klopfzeichen Betrug oder Psychokinese oder ein spiritistisches Phänomen darstellen, interessiert ihn zunächst wenig, wenn er den empirischen Befund einer notvollen seelischen Anfechtung vor Augen hat. Da die berichtende Dame vor jener verhängnisvollen Séance körperlich und seelisch gesund war und auch ein halbes Jahr nach jenem Erlebnis ihre seelische Stabilität wiedererlangte und seither – seit 18 Jahren – nicht mehr verlor, so liegt für den Seelsorger der Schluss sehr nahe, dass jene spiritistische Sitzung diese psychischen Störungen hervorrief. Dem Seelsorger genügen solche Erfahrungen – zumal, wenn sie in Hunderten von Fällen vorliegen -, um vor jeder Teilnahme an spiritistischen Sitzungen zu warnen. Ferner weist die sich in allen Fällen wiederholende und akut eintretende Resistenz gegen das Wort Gottes und Gebet – soweit die Teilnehmer überzeugte Christen sind – noch auf einen anderen als nur psychischen Sachverhalt hin. Ein weiteres Beispiel soll die Auswirkungen des Tischrückens unterstreichen und ein neues Moment spiritistischer Praxis beleuchten.

B 5 Eine ältere Hausangestellte kommt zur Aussprache. Sie klagt über verschiedene seelische Nöte, wie Schwermut, Lebensüberdruss, Selbstmordgedanken, Lästergedanken gegen Gott und Jesus Christus. Sie bekommt Anwandlungen zu Jähzorn und Neigung zu Tobsuchtsanfällen. Wenn sie beten hört, möchte sie davonlaufen, oder sie hält sich die Ohren zu und schließt die Augen. In der Gegenwart von gläubigen Christen ekelt sie alles an. Sie fühlt sich vom Wort Gottes abgestoßen. Sie spürt den Trieb in sich, alles zu zerschlagen und zu zerreißen. – Äußerlich geht es ihr gut. Sie lebt im Ausland bei einer Herrschaft in wohlhabenden Verhältnissen. Sie hat die Möglichkeit, sich gut zu verheiraten. Doch sie weiß nicht, ob sie den Bewerber mit ihrer schwermütigen Art unglücklich machen soll. Die erste Frage, ob die Entscheidung der Verheiratung die seelischen Konflikte bei ihr ausgelöst habe, verneint sie. Einige Fragen nach bisher durchstandenen Krankheiten fördert außer geringfügigen Katarrhen nichts zutage. Das Klimakterium ist noch nicht eingetreten. Nun folgt die Anamnese okkulter Beziehungen. Zunächst zeigt sie sich bei der Frage nach okkulter Betätigung unwissend. Es bleibt nichts anderes übrig, als ihr den ganzen okkulten Katalog aufzuzählen. Sie staunt, als das Stichwort „Tischrücken“ fällt.
Sie erzählt, dass sie das jahrelang geübt und für nichts Schlimmes angesehen habe. Die Dame ihres Hauses habe sie oft zu einer Gesellschaft mitgenommen, in der unter frommen Zeremonien das Tischrücken gepflegt worden sei. Eines Tages, als sie vor einer schweren Entscheidung gestanden habe, sei ihr in den Sinn gekommen, das Tischrücken privatim zu probieren. Es entwickelte sich dann nach diesem Erlebnisbericht folgendes Experiment: Das Mädchen stellt ein Ziertischchen vor sich hin, gebraucht den gleichen frommen Spruch, den sie in der Gesellschaft gehört hat; nur der zweite Spruch ist ihr nicht mehr in Erinnerung. Das Tischchen rührt sich nicht. Da flucht sie: „Wenn nicht in Gottes Namen, dann eben in des Teufels Namen!“ Daraufhin fängt das Tischchen zu klopfen an.
Dieses Erlebnis ist für das Mädchen der Start zu der jahrelangen Gepflogenheit des Tischrückens. Auf entsprechende Fragen wird noch einmal folgendes klargestellt: Sie pflegte jahrelang das Tischrücken ganz privatim für sich. Andere Menschen beriet sie mit ihrem Tischchen nicht. Sie ließ sich in allen wichtigen Fragen und Entscheidungen vom Tischchen beraten, das bei der Antwort „Ja“ sich vor ihr verbeugte und bei „Nein“ sich seitwärts neigte. Das Zimmer wurde bei dieser Praxis nie verdunkelt.
Den Parapsychologen wird dieses Phänomen privaten Tischrückens interessieren. Die Hypothese des Betrugs schaltet aus, da die Hausangestellte gar nie weitere Personen zu ihrem Experiment zuzog. Es kann höchstens angenommen werden, dass sie bei der Aussprache die Unwahrheit gesagt hat. In dem vorliegenden Fall scheidet das aber auch aus, da die Hilfesuchende nur um ihrer seelischen Anfechtungen willen zur Aussprache gekommen ist und nicht etwa mit dem Vorsatz, sich mit ihren okkulten Experimenten und Erfolgen wichtig zu machen. Die Frage ist nun, was für eine Energie hinter der Levitation des Tischchens steht. Hat die Berichterstatterin durch Psychokinese die Antwort ihres Unterbewusstseins herausgeklopft? Gehört dieses Phänomen also zu den „motorischen Automatismen“, die lediglich „Steigrohre des Unterbewusstseins“ darstellen? Oder hat die Experimentierende gar unter Fernbeeinflussung des Leiters jenes spiritistischen Zirkels gestanden, in dem sie das Tischrücken miterlebt hat? Taucht hier also das Problem der Mentalsuggestion auf? Haben gar die Spiritisten recht, die von der Dienstbarkeit jenseitiger „Operatoren“ reden?

Mit welcher Hypothese man dieses Phänomen der Levitation auch erklären will, eines steht für den Seelsorger bei einer Häufung derartiger Beispiele fest, dass die aktive oder passive Teilnahme an spiritistischen Experimenten in der seelischen Struktur des Teilnehmers Spaltungen und Verkrampfungen produziert und die religiöse Haltung des Menschen antichristlich fixiert. Diese letzte These wird bei den Spiritisten viel Widerspruch hervorrufen; es muss daher in einem späteren Abschnitt darauf zurückgekommen werden.

E 1 In der Frage des Tischrückens darf aus der Literatur ein Beispiel eingefügt werden, da in der spiritistischen Praxis nicht nur die Levitation – das einfache Hochheben – des Tisches und das Klopfen bekannt sind, sondern auch das Wegrücken, das Hüpfen und Fliegen des Tisches beobachtet wurde.
Martensen Larsen berichtet von dem Physiker Barret, der dem Phänomen der Telekinese mit Skepsis gegenüberstand. Um so mehr ist zu bewerten, dass er seine Zweifel durch eine Reihe von Erlebnissen überwand. Eines schilderte der Physiker mit folgenden Worten: „Ich hatte Gelegenheit, eine Sitzung … abzuhalten. Das Zimmer war ganz erhellt, und nachdem verschiedene Klopflaute eine Mitteilung hervorbuchstabiert hatten, kam ein kleiner Tisch, den niemand berührte, über den Fußboden auf mich zugehüpft, bis er mich ganz in meinen Lehnstuhl einschloss. Es fanden sich keine Drähte oder Leitungen oder sonst Gründe für die Bewegung des Tisches vor.“

E 2 Die letzte Überspitzung dieses Phänomens des Tischrückens wurde in mündlichen Berichten von Forschern und Missionaren aus Tibet berichtet, die einstimmig bezeugen, dass viele Priester des Taschi Lama über enorme okkulte Fähigkeiten verfügen und kleine Tischchen bis zu 30 m durch die Luft fliegen lassen können. Vor allem sind die sogenannten Rotmützenmönche Experten der Telekinese, Levitation, Materialisation und der Schwarzen Magie. Eine Kontrolle dieser phantastisch anmutenden Berichte, die von den Forschern aus Tibet wiedergegeben werden, ist nicht möglich. Als Argument für die Wahrscheinlichkeit und Echtheit spricht lediglich die Tatsache, dass diese Berichte in das weltanschauliche Gesamtbild Tibets passen, das nach der Meinung der Forschungsreisenden und der Missionare unter allen Völkern und Ländern der Erde die erste Hochburg des Okkultismus ist.

Wenn sich bei diesen Beispielen aus der Literatur und der geokulturellen Sicht auch keine psychologische oder einzelseelsorgerliche Untersuchung durchführen lässt, so ist das Tibetbeispiel doch nicht ganz ohne Ausbeute. Tatsache ist, dass Tibet allen christlichen Missionierungsversuchen am längsten von allen Ländern getrotzt hat. Die Missionare wurden bis in die jüngste Vergangenheit getötet; so wahrscheinlich auch der indische Missionar Sadhu Sundar Singh. Erst 1934 haben christliche chinesische Flüchtlinge das Evangelium nach Tibet hineingetragen. Und erst 1946 bekam Tibet die Bibel – die Übersetzung von Yoseb Gergan – in seiner Heimatsprache.
Es ergibt sich hier also religionsgeschichtlich die interessante Perspektive, dass die okkulte Betätigung und der Fortschritt der christlichen Mission sich umgekehrt proportional verhalten. Selbstverständlich ist diese Feststellung durch ein Beispiel nicht genügend erhärtet. Sie passt aber doch in das System der in den übrigen Beispielen entwickelten Gedanken. Vor allem wird diese These durch die Berichte der Missionare von China und Indien bestätigt.

d. Das Trancereden

Unter diesem Phänomen versteht man einen somnambulen Zustand, in den die Medien durch Autohypnose oder Fremdhypnose versetzt werden. Die Spiritisten sind der Meinung, dass sie mit Hilfe dieser Sprechmedien Botschaften von Verstorbenen erhalten können. Um die Auswirkungen des Tranceredens zu zeigen, sollen hier drei Beispiele aus der seelsorgerlichen Praxis folgen.

B 6 Bei einem Fahrradhändler wurde ein Einbruch verübt und viel Fahrradzubehör entwendet. Der geschädigte Geschäftsmann meldete den Diebstahl der Polizei. Darüber hinaus beauftragte er den Leiter eines spiritistischen Zirkels, in dem betroffenen Geschäft eine Séance abzuhalten, um durch ein Sprechmedium mit Hilfe der „Geister“ den Täter beschreiben zu lassen. Die Sitzung fand im Beisein von sechs Personen statt. Das Medium beschrieb den Täter, und man bekam dadurch auf einen verschuldeten Arbeiter starken Verdacht. Zur vollen Entdeckung des Täters führte diese Sitzung nicht; denn bei der Sitzung waren zwei Verwandte des Verdächtigten anwesend.
Ganz abgesehen von dem zweifelhaften und höchst anfechtbaren Charakter eines solchen Fahndungsdienstes hatte diese Sitzung ein merkwürdiges seelsorgerliches Nachspiel. Zwei beteiligte, christliche Personen dieser Sitzung, ein Mann und eine Frau, kamen zur Aussprache und klagten wieder wie bei allen anderen Fällen über Schwermut, Lebensüberdruss und Beobachtung von Spukerscheinungen. Es soll hier nicht die Problematik des Beispiels aufgerollt werden. Sie ist ähnlich wie bei den vorangegangenen Fällen. Es muss hier nur festgehalten werden, dass als neues Moment die Beobachtung von Spukerscheinungen hinzutritt.

B 7 Ein Pfarrer berichtete mir von einem Sterbebett folgendes Erlebnis: Der Leiter einer kirchlichen Gemeinschaft lag im Sterben. Der angesehene Mann erlebte einen furchtbaren Todeskampf. Im Haus und im Garten rumorte, rasselte und krachte es so unheimlich, als ob die Hölle los wäre. Der Ortsgeistliche, der zur Stärkung des Angefochtenen geholt wurde, erzählte nach dem Tod des Mannes: „Da sieht man, dass auch gläubige Menschen auf dem Sterbebett schwer angefochten werden können.“ Diese Aussage und Anschauung des Pfarrers soll keineswegs bestritten werden. Nur muss zur Vervollständigung hinzugefügt werden, dass mir seit 20 Jahren bekannt ist, dass in dem Hause des Gemeinschaftsleiters mit einem Sprechmedium spiritistische Sitzungen abgehalten wurden. Von dieser Tatsache hat der herbeigerufene Ortsgeistliche nichts gewusst.
In der Problematik gehört dieser Fall zu B 4.

Der Tiefenpsychologe wird die Mobilisierung der seltsamen Kräfte bei der Agonie, also das Krachen, Kratzen, Scharren, Rasseln, Poltern, Fauchen, so erklären, dass beim Erlöschen des Bewusstseins die Kräfte des Unterbewusstseins frei werden und sich vielleicht zur Sonderexistenz abspalten. Dieser Anschauung müsste im Rahmen dieser Untersuchung die Frage entgegengestellt werden, warum treten nach seelsorgerlicher Erfahrung solche Abspaltungen häufig bei den Menschen auf, die sich okkult betätigt haben oder in okkulter Tradition ihrer Vorfahren stehen?
Der Parapsychologe sieht die „Poltergeister“ in der Sterbestunde unter dem Kapitel der paraphysischen Erscheinungen. Von „gewissen Menschen“ geht „Energie-Materie“ aus, die „seelisch gelenkt wird und zielvolle Leistungen vollbringt“ .Es wird etwas ek tēs psychēs exponiert, was vorher en tē psychē existierte.
Im Gegensatz zu dem Parapsychologen, dem es um das Phänomen und um das Experiment geht, sieht der Seelsorger in erster Linie den Menschen, der Hilfe braucht. Deshalb fragt der Seelsorger hier:
Wer sind die „gewissen“ Menschen, die eine solche Revolution und Abspaltung der seelischen Kräfte erleben? Eine Antwort wird im Verlauf dieser Untersuchung gegeben werden. Sie ist aber innerhalb dieses Beispiels in Form einer Frage bereits angedeutet. In dem vorliegenden Fall muss in seelsorgerlicher Hinsicht noch erwähnt werden, dass die Wortverkündigung des betreffenden Gemeinschaftsmannes vielfach abgelehnt und als nicht ansprechend angesehen wurde. Der Grund lag nicht in mangelhaften Fähigkeiten, sondern in seiner okkulten Behaftung. Spiritismus und Christentum scheiden sich wie Feuer und Wasser. Der Spiritismus macht immun gegen das Pneuma!

B 8 Ein für die Untersuchung ergiebiges Beispiel, das durch ergänzende Berichte von drei Personen, die mir alle drei gut bekannt sind, bezeugt ist, soll neue Gesichtspunkte deutlich machen. In dem zweiten Stockwerk eines Hauses fanden regelmäßig spiritistische Sitzungen mit einem Sprechmedium statt. Die Hausgenossin des 1. Stockwerkes, eine christliche Frau, wurde bald auf dieses Treiben aufmerksam. Es war ihr an den betreffenden Abenden immer so unheimlich zumute. Als diese Spiritisten wieder einmal zusammen waren, ging diese Frau in ihrem Zimmer auf die Knie und betete, Gott möchte doch diesen Männern Einhalt gebieten. Während sie im Gebet verharrte, hörte sie, wie oben ein Tumult entstand, Stühle umgeworfen wurden und ein Mann die Treppe herunterstürmte. Sie vernahm, wie er sich auf sein Motorrad setzte und lossauste. Nach etwa 30 Minuten kam der Motorradfahrer mit einem Soziusfahrer zurück. Wie hinterher durch Mitglieder der Sitzung bekannt wurde, hörte das Medium, während die Frau betete, mit dem Trancereden auf und blieb in tiefer Bewusstlosigkeit. Dem leitenden Spiritisten gelang es nicht, das Medium aus dem Trancezustand zu erwecken. Darum fuhr er in ein Nachbardorf und holte einen zweiten spiritistischen Leiter. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen dann, das Medium ins Bewusstsein zurückzurufen.

Als Ergänzung folgt nun der Bericht über den Organisator dieser Sitzung. Im besten Mannesalter von nur 40 Jahren wurde er schwer krank und starb einen qualvollen Tod. Einige Tage vor seinem Hinscheiden schrie er laut vor Schmerzen, dass die Nachbarschaft es hörte. Weiteren Einblick in diesen Zirkel erhielt ich durch Angaben des leitenden Spiritisten selbst. Nach dem Tode seiner Frau war er so erschüttert, dass er eine Zeitlang für das Wort Gottes aufgeschlossen war und ein neues Leben beginnen wollte. Er gestand in dieser Zeit, dass seine Frau, die er oft als Medium benutzt hatte, durch sein Experimentieren erblindete. Er wusste um die Dämonie seines Treibens. Tagelang rang er mit seelsorgerlicher Hilfe um einen Durchbruch aus dem spiritistischen Irrgarten. Aber er war wie mit ehernen Ketten gebunden und fiel bald in sein früheres Leben zurück.

Das vorliegende Beispiel tiefenpsychologisch und parapsychologisch zu untersuchen bringt wenig Klärung in den Vorgang. Es sollen lediglich die Gesichtspunkte der seelsorgerlichen Arbeit deutlich gemacht werden: Der Christ kann mit Gebet und Glauben wirksam dem okkulten Treiben entgegentreten. Das ist eine Erfahrungstatsache der Reichgottesarbeit. Das furchtbare Ende des spiritistischen Managers ist nicht der Ausdruck einer naiven, mystischen Schwarzweißmalerei, sondern eine stets beobachtete Erfahrung. Das vorliegende Beispiel passt in dieser Hinsicht in den Rahmen von B3 (S. 22) und B7 (S. 26). Die Erblindung des Mediums ist in der okkulten Praxis kein seltenes Phänomen. In seelsorgerlichen Aussprachen mit Okkulten tritt das gelegentlich immer wieder in den Vordergrund. Der ergebnislose Kampf um einen religiösen Durchbruch des Spiritisten zeigt, wie okkulte Betätigung eine seelische Hörigkeit schafft. Menschen mit solcher Behaftung können sich nur sehr schwer für Jesus Christus entscheiden.

e. Das automatische Schreiben

Medial Veranlagte können im Wachzustand oder in Trance unter Ausschaltung bewusster Überlegung Sätze, Worte oder Buchstaben niederschreiben, die von den Spiritisten für Botschaften aus dem jenseits gehalten, von vielen Parapsychologen aber als motorischer Automatismus angesehen werden. Da mir aus der Seelsorge kein markantes Beispiel zur Verfügung steht, soll eines aus der Literatur genommen werden. Tischner, der als Parapsychologe nur die okkulten Phänomene untersucht, ohne im geringsten an der seelsorgerlichen Fragestellung interessiert zu sein, bringt in seinem 1950 herausgekommenen Werk Beispiele, die dem Seelsorger von großer Wichtigkeit sind. Eines davon soll hier wiedergegeben werden. Er schreibt:

E 3 „Es ist davor zu warnen, sich dieser reizvollen Beschäftigung (automatisches Schreiben) rückhaltlos hinzugeben! Am besten ist es, sich durch einen Fachmann beraten zu lassen, der darauf dringen wird, von vornherein die Angelegenheit mit Maß zu betreiben und nicht jedem Wunsch und Drängen nachzugeben, andernfalls kann es bald dazu kommen, dass man selbst nicht mehr der Herr im eigenen Körper ist, sondern Diener, ja Sklave, der gehorchen muss, wenn nicht Unangenehmes geschehen soll. So erlebte ich es einmal, dass eine Dame, die viel automatisch schrieb, in einem Kaffeehaus den Trieb dazu verspürte und dann, als ihr Mann sagte, das gehe hier nicht, die Hand automatisch auf dem Marmortisch laut zu trommeln anfing, so dass die Umgebung aufmerksam wurde und wir fluchtartig den Raum verlassen mussten.

Tischner ist also selbst Zeuge dafür, dass der Mensch durch okkulte Betätigung in Gefahr kommt, die Herrschaft über sich zu verlieren. Hier muss also der religiös uninteressierte Fachmann in seiner Eigenschaft als Wissenschaftler dem Seelsorger bestätigen, dass okkulte Betätigung die geschlossene seelische Struktur des Menschen aufspaltet. Okkulte Betätigung bedeutet eine Energieaufladung, welche die Stabilität der psychischen Verfassung des Menschen sprengt. Tischner’s Beobachtung wird von dem Psychiater Albert Moll bestätigt. Moll schreibt: „Etwas wesentlich anderes stellen die gesundheitlichen Gefahren des Okkultismus dar. Ich weise auf die Tatsache hin, dass schon beim automatischen Schreiben, wenn es bei krankhaften Personen geübt und ausgebildet wird, schwere Persönlichkeitsspaltungen beobachtet werden. Auch ich habe Fälle dieser Art gesehen, wo die anfangs ganz schwache Persönlichkeitsspaltung durch das automatische Schreiben so gesteigert wurde, dass schließlich geradezu eine Krankheit der Persönlichkeit auftrat … Ich habe wiederholt starke krankhafte Beeinflussung als Folge gesehen.“

Auch der Tiefenpsychologe erhält durch Tischners Bericht „Wasser auf die Mühle“. Ihm wird durch dieses spontane Erlebnis demonstriert, wie die gewöhnlich latenten Beziehungen zwischen Unterbewusstsein und Oberbewusstsein sichtbar werden. Unter Zurückdrängung des Oberbewusstseins erzielt das Unterbewusstsein nicht nur sensorische, sondern auch motorische Effekte. Okkulte Betätigung ist also das Zyklotron, das die Energie des Unterbewusstseins beschleunigt und erhöht. Nach der Darstellung dieser fünffachen spiritistischen Praxis müsste nun als das interessanteste Gebiet das Phänomen der Materialisation behandelt werden. Dieses Gebiet soll aber im Zusammenhang mit der Schwarzen Magie zur Besprechung kommen, weil sich in der Seelsorge viele Materialisationsbeispiele boten, die eine aktive Beeinflussung bestimmter Menschen darstellen und somit unter dem Abschnitt der ASB zu rubrizieren sind. Ferner soll an dieser Stelle darauf verwiesen werden, dass die Frage der Mediumität und das Phänomen der Klopfgeister noch in anderem Zusammenhang erörtert werden. In diesem ersten Abschnitt, der die seelsorgerliche Problematik der spiritistischen Phänomene untersucht, ging es nur darum, den Fragenkreis anzudeuten, den der Seelsorger in Einzelaussprachen mit seelisch Angefochtenen antrifft.

Die Hyperästhesie

Die Überempfindlichkeit der Sinne ist ein Phänomen, dem neuere Psychologen und Parapsychologen weitgehend Beachtung schenken. Vor allem ist es Richard Baerwald, der in seinen Büchern Die intellektuellen Phänomene und Okkultismus, Spiritismus und unterbewusste Seelenzustände dieses Problem untersucht. Neuerdings ist es der amerikanische Forscher Rhine, der das Gebiet der außersinnlichen Wahrnehmung in seinem Buch The Reach of the Mind behandelt. Diese Forscher führen die Hyperästhesie auf eine dem Menschen a priori innewohnende erhöhte Sensibilität der Sinne zurück. In der Seelsorge interessiert neben der psychologischen und parapsychologischen Fragestellung in erster Linie das Bild der psychischen Verfassung des mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestatteten Menschen. Die in der Seelsorge mir zugegangenen Beispiele werden unter vier Gruppen besprochen.

a. Der Wahrtraum

In der Wertbemessung der Träume gehen in der medizinischen Wissenschaft die Meinungen auseinander. Viele Psychologen und Mediziner sehen in den Erwachsenenträumen nur eine Summe von ungereimten Bildern und verworrenen Bruchstücken von Begebenheiten. Andere dagegen – eine Reihe von Psychotherapeuten und Vertreter der Tiefenpsychologie – sehen in den Träumen wertvolle Brücken zur Entschlüsselung der unterbewussten Vorgänge des Seelenlebens. Diese Schule sieht in dem Erwachsenentraum eine Kombination von „Tagesrest“ und „Kindheitswünschen“. Unter „Tagesrest“ versteht man die Eindrücke, belastende Erlebnisse, unerledigte Konflikte, unbefriedigte Triebregungen, die vom Tageserleben in den Schlafzustand mit hinübergenommen werden. Mit „Kindheitswünschen“ werden die in der Entwicklung des Kindes auftretenden, unbefriedigten, libidinösen (die sexuelle Lust betreffend ) und egoistischen Wünsche bezeichnet. „Tagesrest“ und „Kindheitswünsche“ sollen nach Auffassung dieser Schule der latente Traumhintergrund des manifesten Trauminhaltes sein.
Im Zusammenhang mit der Fragestellung dieser Untersuchung tritt das Problem der Traumdeutung zugunsten der Behandlung eines seelsorgerlichen Anliegens zurück: Gibt es eine spezielle notvolle Beziehung zwischen der Hyperästhesie und der psychischen Verfassung des Menschen? Zur Erhellung dieser Frage werden hier Beispiele von Wachträumen angeführt.

B 9 Eine Schweizerin erzählt in der Aussprache, wie sie eines Nachts im Traum einen Großbrand sieht. Sie kann sich viele Einzelheiten des Brandplatzes einprägen. Nach der Brandnacht bringen die Tageszeitungen Bildberichte über das Großfeuer, die mit den in dem Wahrtraum gemachten Beobachtungen haargenau übereinstimmen. Wohnort des Mädchens und Brandort liegen fast 200 km auseinander.

Den Parapsychologen interessiert die Frage, wie diese außersinnliche Übermittlung des aktuellen Ereignisses funktioniert. Die sonst übliche Erklärung mit dem Hinweis, dass ein telepathischer Vorgang vorliege, ist ebenfalls noch umstritten. Dem Mädchen war am Brandort niemand bekannt, der als Gedankensender in Frage kam. Es sei denn, dass unseren Parapsychologen eines Tages noch der Nachweis gelingt, dass irgendein unbekannter Beobachter, der am entfernten Ort das Ereignis miterlebt, als allgemeiner Gedankensender funktioniert, dessen Ausstrahlungen von telepathisch veranlagten Empfängern aufgenommen werden können. Dieser Nachweis fehlt aber bis heute noch.
Den Seelsorger beschäftigt die Frage, ob das Mädchen im Zusammenhang mit dem Wahrtraum irgendwelche psychischen Störungen erlebt hat. Der vorliegende Fall ist in dieser Hinsicht ohne Befund.

B 10 Eine christliche Frau erlebt eines Tages im Traum, wie ein Verwandter, der 250 km entfernt wohnt, erkrankt. Sie beobachtet im Traum, wie sich die Finger des Patienten merkwürdig verkrümmen. Einige Zeit später kommt die Nachricht, dass dieser Verwandte von einem Arzt eröffnet bekam, dass er die Dupuytrensche Krankheit hätte.

Der Parapsychologe wird diesen Traum als Telepathie erklären, wobei aber der Vorgang der Telepathie ja auch noch ein Geheimnis darstellt.
In medizinischer Hinsicht ist bei dieser Frau zu bemerken, dass sie seit Jahren an einer Psychoneurose, und zwar in der Form einer sich wiederholenden reaktiven Depression, leidet.

In der seelsorgerlichen Situation sind einige Besonderheiten zu verzeichnen. Die Frau beschäftigte sich von Jugend auf mit abergläubischen Traumdeutungen. Mit zunehmendem Alter vermehrten sich die Wahrträume und die telepathischen Fähigkeiten. Es zeigt sich hier, dass sich die Fähigkeit der außersinnlichen Wahrnehmung entwickeln lässt. Im Glaubensleben fehlen die charakteristischen Folgen okkulter Betätigung, wie sie in dem Abschnitt über Spiritismus behandelt wurden.

B 11 Ein Fall, der den Wahrtraum noch in einer anderen Sicht zeigt, sei hier wiedergegeben. Ein junger Mann, der mir von Kind auf bekannt ist, wurde in das Krankenhaus zur Operation eingeliefert. In der Nacht nach der Operation schrie er plötzlich so laut, dass alle Kranken im gleichen Zimmer aufwachten. Er stöhnte laut und rief mehrmals: „Ich will nicht sterben!“ Am Morgen fragte ihn ein Zimmergenosse nach der Ursache seines Rufens. Der Angeredete erzählte, wie er träumte, vier schwarze Männer hätten ihn in einen Sarg legen wollen. Nach seinem heftigen Widerstand wäre plötzlich eine weiße Gestalt erschienen, die ihm eröffnete, dass er noch ein halbes Jahr zu leben hätte. Er sollte sich besinnen und umkehren. Daraufhin wären die vier unheimlichen Männer verschwunden. Soweit geht der eigene Bericht des Betroffenen. Den zweiten Teil des Erlebnisses berichtete seine Schwester. Ganz überraschend schnell heilte die Operationsnarbe. Das schwere Traumerlebnis blieb nicht ohne Wirkung. Dem jungen Mann wurde es geschenkt, ein neues Leben in der Gottesfurcht anzufangen. Nach einem halben Jahr musste die Operation wiederholt werden. Der Chefarzt sagte dem Patienten: „Sie werden es gewiss wieder überstehen. Es sind keine Komplikationen zu befürchten.“ Der Patient widersprach und erwiderte: „Ich sterbe heute nacht.“ Der Arzt lachte ihn aus. In der Nacht verlangte der Patient seinen gläubigen Schwiegervater, der mit ihm betete. In der gleichen Nacht starb der Mann, genau ein halbes Jahr nach jener Traumankündigung.

Der Psychologe wird diesen Traum als Resultante aus den beiden Komponenten Todesangst und Schuldbewusstsein darstellen. Der bedrohliche Zustand der Erkrankung nährte die Angst vor dem Sterben, versinnbildlicht durch den Sarg. Das angesichts des ungewissen Ausgangs der Operation aufgewachte Gewissen vergegenwärtigte die dunklen Punkte im vergangenen Leben, versinnbildlicht durch die vier schwarzen Gestalten. Die Angst vor der Vergeltung vor dem Gericht Gottes führte zur Revision des Verhältnisses zu Gott, versinnbildlicht durch die weiße Gestalt. So lässt sich nach psychologischer Arbeitsweise der manifeste Trauminhalt leicht auf den latenten Traumhintergrund zurückführen.
Schwieriger wird dann die Deutung der religiösen Wandlung des Mannes und der Erfüllung des Traumes sechs Monate danach, wenn nur psychologische Maßstäbe angelegt werden sollen. Wenn der Psychologe die Wandlung nach jenem Traumerlebnis als eine Angstbekehrung ansehen will, so geht es bei der Deutung der Traumerfüllung nicht ohne Gewaltexegese ab. Es könnte ein Psychoanalytiker, der eine Psychologie kat’exochén treiben will, höchstens noch auf die Idee verfallen, den Tod als Auswirkung einer Autosuggestion verstehen zu wollen mit dem Hinweis, dass der Mann ein halbes Jahr von der Vorstellung begleitet war, dass er sechs Monate nach jener Traumnacht sterben müsse. Es sind ja solche Todesfälle durch Suggestion hinreichend bekannt.
Der Seelsorger wird trotz der Wissenschaftlichkeit einer solchen psychologischen Explikation seine starken Bedenken anmelden. Bei dieser Auflösung des Traumgeschehens nach der psychoanalytischen Methode sind wir auf dem besten Weg, in das Fahrwasser Sigmund Freuds zu geraten und alle Glaubensinhalte des Christentums als eine Funktion des Unterbewusstseins darzustellen. Der Christ weiß neben den immanenten Beziehungen des psychischen Lebens auch um das transzendente Geschehen. Der Seelsorger kennt neben der im Bereich der Psychotherapie bekannten Wandlung, die das sokratische gnōthi sautón als Wurzel hat, noch die anakaínosis toū bioū, und er weiß bei längerer Beobachtung und Beratung des Beichtkindes die Wandlung von einer Lebenserneuerung so gut zu unterscheiden, wie der Arzt zum Beispiel eine organische Erkrankung und eine Organneurose differentialdiagnostisch erfassen kann. In dem vorliegenden Fall wird man mit psychologischen Kategorien dem Traumgeschehen und der religiösen Erneuerung des Mannes nicht gerecht. Das kurze halbe Jahr offenbarte den Charakter einer tiefgehenden Wendung, so dass auch die Familienangehörigen durch ihn gesegnet und zur Nachfolge Jesu Christi angespornt wurden. Diese drei Beispiele, die sich um viele vermehren ließen, zeigen, dass solche Spontanerlebnisse keine Spuren okkulter Behaftung im Seelenleben zurücklassen.

b. Die Telepathie

Mit Telepathie wird das Phänomen bezeichnet, dass „Wissen ohne die Zuhilfenahme der Sinne erlangt werden kann“. Man unterscheidet Gedankensenden, Gedankenlesen, Mischtelepathie, bei der sich Telepathie und Hellsehen mischen, ferner Dreieckstelepathie, bei der Sender, Übermittler und Empfänger zusammenwirken, weiter die psychometrische Telepathie, bei der medial begabte Personen an Hand eines Gegenstandes paranormale Angaben über seinen Besitzer machen. Wie bei allen parapsychologischen Phänomenen interessieren hier nicht die telepathischen Experimente, sondern die Personen mit telepathischen Fähigkeiten. Wenn hierin nach seelsorgerlichen Gesichtspunkten gegliedert werden soll, so sollen die Spontanerlebnisse und die telepathischen Experimente unterschieden werden. Zunächst folgt eine Reihe von Spontanerlebnissen.

B 12 Ein evangelischer Pfarrer sah während des Krieges plötzlich seinen Sohn, der an der Ostfront kämpfte, in seinem Blute vor sich liegen. Der Vater dachte sofort, dass dem Sohn etwas passiert wäre. Nach drei Wochen kam dann die Todesnachricht. Todestag und Stunde stimmten mit der visionellen Erscheinung überein.

B 13 Ein katholischer Priester sah nachts seinen Vater, der ihm erklärte, er wäre soeben gestorben. Der Priester schaute auf die Uhr und merkte sich die Zeit. Am nächsten Tag kam das Todestelegramm. Die Todesstunde stimmte zeitlich mit dem nächtlichen Erlebnis überein.

B 14 Eine Missionsschwester war in ihrem Zimmer im Gebet versunken. Da ging die Tür auf, und ihr Bruder, der an der Westfront weilte, trat ein. Die Schwester rief ihn an: „Na, Herrmann, hast du Urlaub?“ Bei dieser Frage verschwand die Gestalt. Einige Zeit später kam die Todesnachricht. Todestag und Stunde stimmten mit dem Erlebnis überein.

B 15 Ein evangelischer Pfarrer ging zu Dienstgeschäften weg. Zehn Minuten vom Haus entfernt packte ihn eine große Unruhe. Er kehrte um und strebte seiner Wohnung zu. Da bemerkte er zu seinem Entsetzen, dass sein fünfjähriger Sohn auf dem Dach des hohen Hauses herumturnte. Der junge wollte da oben Kaminfeger spielen. Der Vater konnte das Kind aus seiner gefahrvollen Lage retten.
B 16 Eine seltsame und sehr prägnante Form von Telepathie wurde mir in der Schweiz bei einer Aussprache berichtet. Eine Missionarsfrau wohnte in dem Vorort einer Großstadt. Ein ihr befreundeter christlicher Mann besorgte ihr in der Stadt oft die Einkäufe, ohne dass er die Missionarsfrau vorher fragte, was sie benötigte. Sie war jedesmal überrascht, wie er alle Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände brachte, an die sie beim Hantieren in der Küche gedacht hatte. Dieser Mann und die Missionarsfrau haben beide eine mediale Veranlagung. Sie gaben auch sonst Beweise für übersinnliche Fähigkeiten.

E 4 Ein charakteristisches, historisches Beispiel steht in Jung-Stillings Geisterkunde. König August II. von Polen war mit König Friedrich Wilhelm I. von Preußen und seinem Feldmarschall von Grumbkow befreundet. Am 1. Febr. 1733 um 3 Uhr bemerkte von Grumbkow plötzlich bei dem Schein der Nachtlampe, dass die Gestalt König Augusts sein Schlafzimmer betrat und die Bettvorhänge öffnete. König August sagte dem erstaunten Grumbkow: „Mon cher Grumbkow! Je viens de mourir ce moment à Varsovie“. Der Feldmarschall schrieb den Vorfall sofort nieder und sorgte für die Verständigung des preußischen Königs. 46 Stunden später kam der Meldereiter von Warschau, der die Nachricht vom Tode des polnischen Königs überbrachte. Das nächtliche Erlebnis und die Todesstunde stimmten genau überein.

Wenn die fünf eigenen Beispiele nun kurz zusammengefasst untersucht werden, so könnte man B 12 – B 14 unter die Rubrik Gedankensenden nehmen. Die sterbenden Menschen haben in der Todesstunde an ihre Lieben gedacht und ihnen einen letzten Gruß gesandt. B15 wäre zur Not ein Beispiel von Gedankenlesen. Der Vater erfasst die gefahrvolle Situation des Sohnes. B16 ist ein Beispiel für den zusammenwirkenden Akt des Gedankensendens und Gedankenlesens.

Bei der Rubrizierung dieser Beispiele darf nicht vergessen werden, dass mit diesen Benennungen keineswegs das Wesen der Erscheinungen gekennzeichnet oder gar erklärt ist. Der psychisch technische Vorgang der außersinnlichen Gedankenübermittlung ist bis heute nicht erforscht. Es sind schon eine Reihe von Hypothesen aufgestellt worden, die sich aber nicht durchgesetzt haben. Als die hauptsächlichsten seien erwähnt:
die Wellen- und atomistische Theorie Demokrits (460 v. Chr.),
die Theorie vom Ausströmen der Gehirnstrahlen (Kotik: „Die Emanation der psychophysischen Energie“, Wiesbaden 1908),
die Gehirnwellentheorie des Physikers Crookes (bekannt durch die Crookessche Röhre, gest. 1919),
die Theorie einer psychischen Energie des Chemikers Ostwald (gest. 1932 in Leipzig),
die Elektronen-Übertragungstheorie des Psychiaters Forel (gest. 1913),
die Theorie der elektrischen Eigenschwingungen des Körpers (Prof. Rohracher vom psychologischen Institut der Universität in Wien).
Als ein nur mangelhaftes Gleichnis für das Phänomen der Telepathie innerhalb des Familienverbandes kann die Funktechnik herangezogen werden: Die Trägerwelle der psychischen Verbundenheit der Familienangehörigen wird durch die gegenseitige Liebe moduliert. Es muss aber hier noch einmal der Bildcharakter des Vergleichs betont werden.

In seelsorgerlicher Hinsicht sind diese Spontanfälle ohne Befund im Blick auf unsere Untersuchung. Anders steht es bei bewusst durchgeführten telepathischen Experimenten. Langjährige Versuche auf diesem Gebiet können psychische Störungen hervorrufen, wie das folgende Beispiel zeigt.

B 17 Ein 20jähriges Mädchen war mit einem Seemann verlobt. Abends war sie mit ihren Gedanken bei dem jungen Freund, mit dem sie sich seelisch aufs innigste verbunden wusste. Eines Nachts wachte sie mit einer furchtbaren Angst um den Verlobten auf. Sie betete, Gott möchte ihn auf dem Meer in der Gefahr bewahren. Einige Zeit später erhielt sie einen Brief, in dem der Verlobte ihr mitteilte, sie hätten auf der Nordsee einen furchtbaren Sturm erlebt, den sie nicht zu überstehen glaubten. In der höchsten Gefahr hätte er nach dem Bild der Verlobten gegriffen und lebhaft an sie gedacht.

Das war bei den jungen Leuten der Anfang eines regen telepathischen Austausches. Sie konnten im Lauf der Zeit ihre Empfindungen und Gedanken telepathisch einander übertragen. Es entstand trotz der großen Entfernung eine starke seelische Hörigkeit, in deren Gefolge das Mädchen in krankhafter Weise alles mitempfand, was der Verlobte durchmachte. Wurde der Bräutigam krank, wurde sie es durch Fernübertragung auch. Litt der Verlobte Schmerzen, empfand sie den gleichen Schmerz. Nahm der Verlobte Medikamente ein, hatte sie die gleiche Geruchs- und Geschmacksempfindung. War am Anfang die Übertragung der seelischen Situation des Verlobten dem Mädchen eine Freude, so wurde ihr diese telepathische Verbindung allmählich zur Last, ja zur großen Not. Aus dem ursprünglich amüsanten Spiel wurde ein psychisches Verhaftetsein, deren sich das Mädchen nicht mehr erwehren konnte. Sie suchte einen Nervenarzt auf, der ihr durch Hypnose zu helfen suchte. Nach der Behandlung erklärte mir das Mädchen in der seelsorgerlichen Aussprache, sie wäre aus dem Regen in die Traufe gekommen. Von der seelischen Hörigkeit und dem telepathischen Austausch mit dem Verlobten wäre sie frei geworden. Sie würde aber jetzt unter dem Einfluss des Arztes stehen, an den sie immer denken müsste, obwohl sie an dem Arzt kein Interesse hätte.

Den Parapsychologen interessiert das nicht alltägliche Phänomen der Übertragung von Geruchs-, Geschmacks-, Schmerz- und Freudeempfindungen. Zunächst ist dieser Fall eine Bestätigung der oft beobachteten Tatsache, dass Telepathie zwischen Menschen, die sich sehr lieb haben, am leichtesten funktioniert. Prof. Bender bestätigt diesen Sachverhalt. Er schreibt dazu: „Hier schaffen bekanntlich affektive Beziehungen eine besonders günstige Voraussetzung.“ Auch Driesch vertritt die These, dass das von zwei aufeinander abgestimmten Personen gewonnene Material gewöhnlich reicher ist als das experimentell gewonnene. Man könnte tatsächlich von einer Fernwirkung der Liebe, von einem seelischen Konnex der Liebenden reden. Der Übertragungsmodus ist allerdings noch ein Geheimnis. Ferner ist dieses Beispiel ein Beleg dafür, dass bei der Telepathie die Entfernung der Partner voneinander keine Rolle spielt. Ob das junge Paar nur 100 km oder 1000 km voneinander entfernt war, so funktionierte doch der Empfang mit gleicher Intensität. Nach den Kategorien der Hochfrequenztechnik ist das ein unverständlicher technischer Vorgang.

Vielleicht darf hier ein kleiner Exkurs eingefügt werden. Der telepathische Empfänger braucht nie wie der „Kollege“ von der Funktechnik am Funkgerät dem sendenden Funker durchgeben: qsa 1 qso ? = „Ich empfange Sie nur schwach mit Lautstärke 1, können Sie nicht Ihre Sendestärke erhöhen?“ Bei diesem Vergleich zwischen psychischer und technischer Übermittlung wird deutlich, dass wir bei dem Phänomen der Telepathie vor einem Wunder der Schöpfung stehen. Was der Mensch mit einer komplizierten Apparatur von Sender und Empfänger und unter Aufwendung großer Energien nur mangelhaft fertig bringt, das bewerkstelligen zwei aufeinander abgestimmte Menschen mühelos. Wird hier nicht wieder sichtbar, wie das Geschöpf aus der Werkstatt Gottes das technische Gemächte aus der Werkstatt des Menschen weit überragt?

Aus der parapsychologischen Literatur sind zu dem obigen Beispiel eine Reihe guter Parallelen vorhanden. Eines der besten wird von Tischner (Seite 73) erwähnt. Dr. von Wasielewski pflegte mit einem Mädchen über die Entfernung von Thüringen nach der Riviera (1000 km) telepathischen Austausch. Die angestellten Versuche können als gut gelungen angesehen werden.

Der Mediziner wird zunächst an der Tatsache hängen bleiben, dass das Mädchen durch die Hypnose des Nervenarztes von der telepathischen Hörigkeit dem Verlobten gegenüber frei wurde, doch in Zukunft mit dem Arzt seelisch verbunden war. Es ist zum Beispiel bei einer analytischen Kur eines Nervenarztes eine gewöhnlich eintretende Zwischenstufe der Therapie, dass der Patient je nach Geschlecht eine verliebte Bindung oder hasserfüllte Ablehnung zum behandelnden Arzt erlebt.
Diesen Vorgang nennt man in der Psychotherapie Übertragung. Diese Übertragung, die zuerst den Arzt in die Lage setzt, die mancherlei Komplexe des Patienten abzubauen, muss bei Beendigung der Kur aufgelöst sein. Bei dem Vorgang der Hypnose handelt es sich um einen ähnlichen Prozess. Wird durch Suggestion ein seelischer Konnex gelöst, so darf nicht ein neuer dadurch entstehen. Das wäre keine Heilung, sondern nur eine psychische Verlagerung. Wenn dem Nervenarzt die Abreaktion der Übertragung nicht gelang, so deutet dieser Endeffekt der hypnotischen Behandlung vermutlich auf eine psychische Komplikation beim Patienten hin. Die Möglichkeit einer Psychose, etwa einer Schizophrenie, in deren Verlauf zum Beispiel Geruchs- und Geschmackshalluzinationen auftreten, entfällt, da die Patientin von einem Psychiater ohne Befund auf diesem Gebiet untersucht wurde. Einen endgültigen medizinischen Befund zu erarbeiten, geht über den Rahmen dieser Untersuchung hinaus. Außerdem bleibt das dem Facharzt vorbehalten.

Dem Seelsorger genügt bei diesem Beispiel die Feststellung, dass langjähriges Experimentieren mit telepathischen Versuchen den Experimentator aus dem seelischen Gleichgewicht bringen kann. Das zeigt sich an dem Mädchen, das durch jahrelange Übung regelrecht eine mediale Fähigkeit für Telepathie erwarb. Ferner wurde mir das durch einen Arzt bestätigt, der 18 Monate lang auf diesem Gebiet experimentierte und die ungünstigen Auswirkungen auf das Seelenleben an sich selbst beobachtete.

c. Das Hellsehen

„Unter Hellsehen verstehen wir die außersinnliche Erfahrung von objektiven Tatbeständen, von denen jeweils kein Mensch Kenntnis hat, unter Ausschluss der bekannten Sinne.“ So charakterisiert Tischner die eigentümliche Gabe einzelner Menschen, in Spontanerlebnissen Verborgenes in der Vergangenheit (Retroskopie), der Gegenwart (Kryptoskopie, Teleskopie) und der Zukunft (profane oder religiöse Prophetie) hellsichtig zu erfassen.
Wie bisher interessiert das eigentliche Phänomen des Hellsehens nur sekundär, dagegen die Person des Hellsehers primär. Nicht das parapsychologische, sondern das seelsorgerliche Problem steht hier im Brennpunkt der Erörterung. In der Seelsorge sind in Aussprachen Hellsehphänomene auf dreifacher Basis aufgetaucht. Es sind Spontanerlebnisse auf religiöser, profaner und okkulter Ebene.
Dr. Schmeïng fasst in seinem Buch alle Hellsehphänomene, ganz gleich, welchen Charakters, unter dem Begriff der Eidetik (Fähigkeit, sich Objekte od. Situationen so anschaulich vorzustellen, als ob sie realen Wahrnehmungscharakter hätten) zusammen. Unter seelsorgerlichem Aspekt ist diese Vereinheitlichung unmöglich, da die psychischen Auswirkungen dieser Hellsehphänomene völlig konträr sind. Durch einige Beispiele soll das deutlich gemacht werden.

B 18 Einer meiner Freunde ging in einer Großstadt eine große Verkehrsstraße entlang. Plötzlich mitten im Menschengewühl verlor er die Umgebung um sich her aus den Augen, aus dem Bewusstsein. Stattdessen sah er sich auf einem ihm unbekannten Friedhof. Er sah vor sich eine große Trauergemeinde, einen Geistlichen, ein offenes Grab, einen Sarg und sich selbst am Grab stehen. Nach der Grabrede des Geistlichen, die seinem verstorbenen Freund galt, sagte er auf Wunsch dessen Angehörigen ein Bibelwort und sprach einige Minuten darüber. –

Das war die Vision am hellen Tage mitten im Gewühl der Straßenpassanten. Wie lange ihm das normale Bewusstsein geschwunden war, wusste er nicht. Er sah sich nur besorgt um, ob die Passanten ihm diese Geistesabwesenheit angemerkt hatten. Er konnte nichts dergleichen feststellen. Er musste wohl während der Vision automatisch mit der Sicherheit eines Traumwandlers mit offenen Augen weitergegangen sein. Am gleichen Tage noch folgte des Rätsels Lösung. Es kam eine telegraphische Todesnachricht mit der Bitte der Angehörigen, am Grabe ihres Sohnes zu sprechen. Mein Freund reiste hin und erlebte am Grabe die gleiche Situation, die gleiche Aufstellung der Trauergemeinde, die gleiche Anordnung der Kranzspenden, den gleichen Verlauf der Grabfeier, wie er es zwei Tage zuvor 160 km davon entfernt in der Großstadt in der hellseherischen Vision gesehen hatte. Natürlich sprach er über den Bibeltext, der ihm in der visionären Schau mitgeteilt worden war.

Zur Vermeidung von falschen Schlüssen muss gesagt werden, dass mein Freund von der Erkrankung des Bekannten keine Ahnung hatte und nie vorher in seinem Leben den betreffenden Friedhof betreten hatte. Ferner ist er ein überzeugter Christ und ein bekannter Reichgottesarbeiter.

Der Parapsychologe wird bei dem vorliegenden Bericht zuerst auf zwei Fragen zu sprechen kommen. Erkrankung und Tod des Bekannten konnte telepathisch übermittelt worden sein. Das Absenden des Telegramms hatte vielleicht einen psychischen Impuls ausgelöst. Die Anlage des Friedhofs konnte z. B. von den Angehörigen des Verstorbenen als Bildtelepathie durchgegeben worden sein. Soweit reichen diese Grundbegriffe. Für die genaue Vorankündigung der Aufstellung von Trauergemeinde, Pfarrer, Sargträger, Art und Aussehen der abgelegten Kränze ist aber der Begriff der Telepathie nicht ausreichend. Da trifft also das Phänomen der zeitlichen Vorschau zu. Im zweiten Gang der Diskussion steht also dieses Phänomen des Hellsehens, die Telästhesie. Es geht hier nicht darum, die verschiedenen Hypothesen zur Erklärung der Telästhesie zu behandeln. Es genügt, sie anzudeuten. Hans Driesch meint, es könnte das Weltsubjekt oder die höhere Sicht der Verstorbenen angezapft werden. E. von Hartmann spricht vom „Telefonanschluß im Absoluten“. Der Psychologe Dr. Karl Schmeïng redet von einer feinfühligen, teleologischen Tiefenschau. Er meint, das Unterbewusstsein des Menschen könnte mit einem instinktsicheren Fingerspitzengefühl die geringfügigsten Ansatzpunkte durch „Blitzdenken“ oder „Kurzschlussdenken“ rapide zu einem Gesamtbild entwickeln oder abrunden. Mit dem Hinweis, dass es sich im Vorgesicht wohl allgemein um ein Eventual- und Ergebnisdenken handle, will er unter Ausscheidung metaphysischer und metapsychischer Möglichkeiten nur den subjektiven Charakter dieser Phänomene betont wissen. Trotz dieser streng sachlichen Basis gibt Schmeïng aber zu, dass ein ungeklärter Rest, ein unerforschtes oder vielleicht unerforschbares Faktum bestehen bleibt. Dieses Zugeständnis vom unerforschbaren, letzten Rest genügt dem Theologen.
Dieser Telos ist der Ausgangspunkt für eine theologische Betrachtungsweise des Hellsehphänomens. Dem Theologen ist bei dem vorliegenden Beispiel klar, dass die Lehre von der Eidetik den letzten Sachverhalten, wie z. B. der Vorschau prägnanter Einzelheiten, nicht gerecht wird. Das Vorgesicht von der Aufstellung der Trauergemeinde, Anordnung der Kränze, Aufstellung der Sargträger, des Geistlichen, der Leidtragenden usw. konnte nicht durch eine „Kombination auf den ersten Blick“ oder eine „seelische Momentaufnahme“produziert werden, da der spezielle Sachverhalt zwei Tage zuvor exakt in der Vision gegenwärtig war.

Dem Seelsorger ist bei dem vorliegenden Beispiel klar, dass bei solchen visionären Erlebnissen auf religiöser Basis keine psychischen Störungen eintreten, es sei denn die Anfechtung zum geistlichen Hochmut. Schmeïng schreibt dazu: „Im allgemeinen haben die Seher, deren Visionen religiösen Charakter tragen, ein Gefühl der Begnadung und Auserwähltheit, das unter Umständen maßlose Formen annehmen kann, ohne sachlich berechtigt zu sein.“ Diese Auswirkung liegt aber auf der ethischen Linie, die hier nicht zur Diskussion steht. –
Es sei hier zur Vermeidung von Missverständnissen ausdrücklich am Rande vermerkt, dass nicht jedes Hellsehphänomen, das einen religiösen Inhalt hat, auch auf religiöser, christlicher Basis entstanden ist. Es gibt unzählige Hellsehphänomene mit religiöser Tendenz, die auf okkulter oder eidetischer Basis entstanden sind. Ja, sie stehen in einem Mehrheitsverhältnis von 50 zu 1, d. h., auf eine echte christliche Vision kommen vielleicht 50 oder noch mehr okkulte oder eidetische Gesichte. Das ist eine merkwürdige Erfahrungstatsache der Seelsorge, die davon Zeugnis gibt, dass die Gegenwart mit den unübersehbaren Maria-, Christus- und Heiligenvisionen kein pneumatisches Geschehen, sondern eine okkulte, wenn nicht gar dämonische Überrumpelung erfährt. Diese seelsorgerliche Beobachtung wird von dem Psychologen Schmeïng wenigstens im Vordersatz bestätigt. Er schreibt: „Es ist offensichtlich, dass eine große Anzahl religiöser Erscheinungen auf eidetischer oder synästhetischer Grundlage deutbar sind.“ Hier gibt der Psychologe dem Theologen in seinem Kampf gegen die Wundersucht und gegen einen eidetisch oder magisch bedingten Mystizismus wertvolle Hilfestellung.

Neben den Hellsehphänomenen auf religiöser Basis ist das profane Vorschau-Erlebnis viel häufiger. Oft handelt es sich bei diesen Phänomenen um vage Zukunftsprophezeiungen, oft überrascht solche profane Prophetie durch ihre große Treffsicherheit und präzise Genauigkeit oder Erfüllung. Im allgemeinen darf wohl gesagt werden, dass in der Volkspsyche viele Versager neben einem Treffer nicht ins Gewicht fallen. Es wird aus diesem Grunde dem Vorschau-Erlebnis viel zu große Bedeutung beigemessen. Andererseits haben die profanen Prophezeiungen oft so zweideutigen Charakter, dass sich die Erfüllung immer aus den doppelsinnigen Angaben herauslesen lässt. Einige Beispiele sollen die Charakteristik des Vorschau- und Nachschau-Erlebnisses deutlich machen.

B 19 1934 veröffentlichte ein Mann per Rundbrief, der mir damals im gleichen Jahr noch in die Hände kam, hellseherische und wahrsagerische Erlebnisse. Er schrieb in einem visionären Stil, dass das deutsche Heer in einem atemberaubenden Tempo Polen und Frankreich überrennen werde. Fünf und sechs Jahre später ist diese „Vorschau“ eingetroffen.
Bei der Erklärung dieser Telästhesie könnte Schmeïng mit seiner Deutung recht haben. Vielleicht hatte jener wahrsagende Mann ein feines politisches Fingerspitzengefühl besessen, das er im „Blitzdenken“ weiterentwickelt hatte. Es muss hier keineswegs ein außersinnlicher Wahrnehmungsakt vorliegen.

E 5 Noch interessanter ist ein Fall der Literatur. Ein Hauptmann hatte 1914 eine Vorschau. Er sah die Entwicklung des 1. Weltkrieges richtig. Vor allem erkannte er schon vier Jahre zuvor den Zusammenbruch Deutschlands auf das Jahr 1918 und die Abdankung des Kaisers. Das Wichtigste an dem Gesicht ist der Satz: „Russland erwacht und streitet mit Amerika um den Besitz der Zukunft.“ Da das Buch, in dem diese Wahrsagung steht, bereits 1923 erschienen ist, handelt es sich bei dieser politischen Voraussage nicht um ein Vaticinium ex eventu. Abgesehen davon ist die Niederschrift des Gesichtes 1915 vom Prinzen Friedrich Wilhelm gelesen worden. Im Atlas der deutschen Volkskunde ist übrigens eine ähnliche Prophezeiung zu lesen.

E 6 Neben diesen Spontanerlebnissen, die keine psychischen Störungen hervorrufen, gibt es Menschen mit dem „zweiten Gesicht“, die diese Fähigkeit oft unter Beweis stellen. Bekannt ist der deutsche Dichter Heinrich Zschokke, der oft im Leben eines ihm fremden Menschen wie in einem Buch lesen konnte. Bei ihm handelt es sich nur um Nachschau-Erlebnisse, die sich durch Telepathie erklären lassen.
Unter den Trägern dieser Fähigkeit des „zweiten Gesichts“ gibt es solche, die ihre Gabe interessant und als eine gewisse Begnadung ansehen und keineswegs darunter leiden. Es gibt aber auch solche – und es sind nach dem Bild der seelsorgerlichen Aussprachen die meisten -, deren Nervensystem stark dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird. Schmeïng berichtet z. B. von einem Bauern, der noch im Jahr 1933 eine erhebliche Geldsumme dafür zahlte, dass ihm das Vorschauen von Todesfällen abgenommen wurde.

Wenn die Erlebnisse der Vorschauer unter parapsychologischen und psychologischen Gesichtspunkten beurteilt werden, so lässt sich dieses Phänomen abgesehen von dem „unerforschbaren Rest“ mit der Telepathie und Eidetik erklären. In seelsorgerlicher Hinsicht sind die vereinzelten Spontanerlebnisse meistens ohne psychische Auswirkung. Nur die typischen Vertreter des „zweiten Gesichts“ empfinden oft nach ihren Gesichten eine körperliche Erschlaffung und nervöse Erschöpfung. In den Fällen, bei denen die Eidetik mit magischer Praxis gekoppelt ist – eine sehr häufige Erscheinung -, treten schwere psychische Störungen auf. Das führt schon hinüber zu dem Phänomen des Hellsehens auf okkulter Grundlage. Dazu einige Erlebnisse aus der Seelsorge:

B 20 Ein typischer Fall von der Koppelung von Eidetik und Magie bot sich in der okkulten Praxis eines bekannten Schäfers. In einer Reihe von seelsorgerlichen Aussprachen wurde dieser Mann mir als Vorschauer, Vorbrandbanner, Viehbesprecher, Krankheitsbanner und Wahrsager bekannt. Er hat um seiner okkulten Fähigkeiten willen einen großen Zulauf. Weil er seine verhängnisvolle, okkulte Tätigkeit mit Bibelsprüchen verbrämt, gilt er teilweise als frommer Mann. Das ist immer der Höhepunkt der dunklen Geschäfte, dass die Leichtgläubigen durch die christliche Fassade getäuscht werden. Ein Beispiel soll in die Praxis des Mannes einführen.

Auf der Weide sah der Schäfer plötzlich in großer Wirklichkeitstreue den Hof eines Dorfbewohners in Flammen stehen. Das Vorgesicht war so lebhaft, so drastisch, dass der Schäfer dem betreffenden Hofbesitzer erklärte: „Innerhalb von vier Jahren brennt dein Haus ab. Wenn du aber das Feuer bannen willst, dann gib mir ein abgetragenes Hemd von dir, in das ich das Feuer wegbannen werde.“ Der Angeredete lachte über dieses Gesicht und die angebotene magische Abwehr. Er lehnte ab. Vier Jahre später brannte sein Hof tatsächlich ab, ohne dass etwa die Polizei die Täterschaft des Schäfers feststellen konnte. Es wäre ja immerhin möglich gewesen, dass er sich durch Brandstiftung in seinem Ruf als Vorschauer hätte festigen wollen. Schmeïng berichtete ja auch von solchen Zwecknutzungen der Vorgesichte. Ein Gutsbesitzer z. B. brannte unter Ausnützung eines Vorbrandgesichtes sein Gehöft selber nieder, um dessen finanzielle Lage zu verbessern.

Der Parapsychologe erkennt in diesem Beispiel zwei Phänomene: Erstens die Telästhesie = die Schau des kommenden Brandes, zweitens das Angebot der magischen Abwehr. Hier wird das Gebiet der sogenannten Weißen Magie berührt, das noch behandelt werden wird.

Der Psychologe Schmeïng sieht hier einen der typischen eidetischen Fälle. Er schildert in seinem Buch, wie solche Vorbrandgesichte das Bannen des Feuers, das sogenannte „Wegversetzen“ in einen Teich oder einen Baum oder einen Stein auslöst. Es gibt in dem von ihm erforschten Gebiet eine Menge „Brandsteine“, „Brandbäume“ oder „Vorbrandseen“.Das „Wegversetzen“ soll das durch das Gesicht gefährdete Objekt vor dem Feuer feien.

Aus der Seelsorge sind mir ähnliche Geschichten bekannt, wie sie Schmeïng in seinem Buch berichtet. Im süddeutschen Raum nimmt man als Bannobjekt nicht Bäume und Steine, sondern ein abgetragenes Hemd des durch das Vorgesicht bedrohten Mannes. Der Feuerbanner trägt dieses Hemd, oder er gräbt es in das Erdreich ein. Ferner werden als Bannobjekte sogenannte „Brandbriefe“ gebraucht, die auf den obersten Balken des Hauses gelegt werden. In seelsorgerlicher Hinsicht erhielt ich durch den oben erwähnten Schäfer bedeutsame Aufschlüsse. Seit 15 Jahren bekomme ich immer wieder Menschen zur Aussprache, die sich von dem Schäfer okkult beraten oder behandeln ließen. Im einzelnen ergab sich für die vorliegende Untersuchung folgende wichtige Ausbeute:

B 21 Eine Frau, die sich von dem Schäfer besprechen ließ, geriet von diesem Tag an in schwere seelische Anfechtungen. Sie fühlte sich wie von Furien gehetzt. Nie vorher in ihrem Leben hatte sie solche Empfindungen.

B 22 Ein junger Mann wurde von dem Schäfer besprochen und tatsächlich dadurch von einer organischen Erkrankung geheilt. Von dieser Zeit an aber hatte er Tobsuchtsanfälle, Lästergedanken gegen Gott und Jesus Christus und eine abnorme sexuelle Verwilderung.

B 23 Eine Familie ließ sich von dem Schäfer einen Diebstahl aufdecken und sonst noch das Vieh besprechen. Von dem Tag der okkulten Beratung und Hilfe beobachteten die Hausbewohner seltsame Spukerscheinungen in ihrem Haus.
So könnte die Reihe dieser Schäferaktionen fortgesetzt werden. In allen Fällen, die mir in den letzten 15 Jahren in der Seelsorge durch die Beichte der Betroffenen bekannt wurden, löste die okkulte Behandlung durch den Schäfer ganz schwere seelische Störungen aus. Das Merkwürdigste bei der okkulten Praxis dieses Mannes ist, dass ein Teil der von ihm behandelten Menschen plötzlich selbst hellsichtig werden und gewisse Spukerscheinungen sehen.
Das lässt sich psychologisch leicht dadurch erklären, dass der Schäfer mit seiner okkulten Heilbehandlung das Unterbewusstsein des Hilfesuchenden anspricht und dort selbst die Kräfte des Unterbewusstseins weckt und mobil macht. Es taucht hier das in der Seelsorge an okkult Behafteten oft beobachtete Phänomen auf, dass okkult Besprochene selbst hellsehend werden. Es handelt sich bei dieser Art von okkult bedingtem Hellsehen nicht um einen metaphysischen Vorgang, sondern um eine Aktivierung und Manifestierung der vorher latenten Kräfte des Unterbewusstseins. Diese Mobilisierung der unterbewussten Kräfte durch einen Besprechungsakt wirkt sich auf das Seelenleben des Betroffenen lähmend, störend und deprimierend aus. Ja, es entstehen in vielen Fällen sogar Abspaltungen, die dann als Spukerscheinungen beobachtet werden. Die seelsorgerlich fast immer zutage tretende Tatsache von der Kombination von Eidetik und Magie soll nun in einem geradezu klassischen Fall dokumentiert werden.

B 24 Ein Mann, der Konstitution nach ein nordischer Typ, hochwüchsig, blond, mit blauen Augen, herb und verschlossen, bekam Jahre hindurch immer Nachschaugesichte. Er konnte am hellen Tag auf der Straße plötzlich seinen Schritt hemmen, wurde ganz geistesabwesend, das Gesicht bleich, das Mienenspiel erstarrt, und sah dann einen Leichenzug die Straße daherkommen. Oft waren es Gestalten mit der Kleidung der Gegenwart, manchmal auch mit Trachten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Autos und Wagen fuhren durch die Leichenzüge hindurch, ohne dass der Geisterzug auswich. Die Gestalten warfen keinen Schatten. Es waren keine starren Bilder ähnlich den Fotografien, sondern bewegliche, lebensnahe Gestalten. Wurde der Schauer im Augenblick der Erstarrung mit Namen angerufen, dann verschwand der kataleptiforme Zustand, und er konnte dann von seinem Gesicht berichten.

Diese Nachschau- oder Vorschaugesichte waren für den Mann stets ein nervenaufreibendes Erlebnis. Hinterher stellte sich eine seelisch- leibliche Erschlaffung ein. Neben der Schau der Leichenzüge sah er auch oft sogenannte „Wiedergänger“. Er geriet dabei ebenfalls in Erstarrung, sah z. B. einen guten Bekannten, der Jahre zuvor gestorben war. Redete der Schauer den Verstorbenen an, dann verschwand das Phantom. Gelegentlich beobachtete er auch Wiedergänger bei einer zu ihren Lebzeiten typischen Beschäftigung. Er konnte z. B. einen ehemals geizigen Bauern beobachten, wie er seine Holzscheite vor dem Haus zählte, so wie es der Betreffende zu Lebzeiten immer getan hatte, um sich gegen Diebstahl zu sichern. Die meisten dieser Gesichte traten nicht in der Dämmerung auf, sondern am hellen Tage. Als eines seiner interessantesten Erlebnisse sei folgendes mit ausdrücklicher Veröffentlichungsgenehmigung hier wiedergegeben.
Eines Morgens stand der Schauer in seinem Arbeitsraum. Da ging die Tür auf, und ein ehemaliger Kriegskamerad trat ein. Der Schauer begrüßte ihn sehr herzlich. Da der Angeredete aber mit fahlem Gesichtsausdruck die Antwort schuldig blieb, erschrak der Schauer, und es fiel ihm ein, dass dieser Kamerad 22 Jahre zuvor im Kriege gefallen war. Da fing dieser Wiedergänger sogar zu reden an und sagte zu ihm: „Du bist mit schuld daran, dass ich bei den Unseligen am Ort der Qual bin. Du hättest mich warnen können. Damit es aber meiner Frau nicht geradeso geht wie mir, suche sie auf und sage ihr, sie solle sich bekehren. Sie kommt sonst auch an den Ort der Qual.“
Mit dieser Aufforderung verschwand der Wiedergänger. Der Schauer war sich nun bewusst, dass es sich um eines der üblichen Gesichte, nur mit besonders starker Ausprägung handelte. Er ging daraufhin zu seinem Ortspfarrer und fragte ihn, was er mit dieser Aufforderung machen sollte. Der Geistliche riet ihm, den Auftrag auszuführen. Die Frau war von dieser Erscheinung ihres Mannes sehr bewegt. Sie ging in sich und wurde von da an eine eifrige Bibelleserin und treue Besucherin der Gottesdienste.

Die Auswertung dieses Beispiels liefert uns im Rahmen unserer Untersuchung wertvolles Material. Darum folgt hier eine etwas eingehendere Besprechung dieser Geschichte. Die Grundlage für diese Besprechung ist eine für diesen Fall gründlich durchgeführte Familienforschung durch vier Generationen hindurch.
Nachdem eine kleine Charakteristik der äußeren Konstitution des Schauers bereits gegeben ist, folgt hier die medizinische Anamnese. Bei dem Schauer liegen seit der Kindheit keine organischen oder nervösen Leiden vor. Im Alter wechselnd rheumatische Beschwerden.
In psychischer Hinsicht ist eine gewisse depressive Veranlagung festzustellen. In der Jugend neigte der Schauer zur Schwermut und zu Selbstmordgedanken. Diese Stimmung der Lebensüberdrüssigkeit schwand, als der Schauer sich dem Christentum zuwandte. Diese depressive Stimmung hatte ihre Wurzel nicht in einer nachweisbaren Psychoneurose, Organneurose oder organischen Erkrankung, sondern in einer okkulten Behaftung, wie wir noch hören werden.

Die okkulte Anamnese ist in diesem Fall bedeutsam. Die Großmutter des Schauers hat mit Hilfe des 6. und 7. Buches Moses Vieh besprochen, Krankheiten gebannt, Schwarze und Weiße Magie betrieben und anderes mehr. Diese Frau hat ihr ganzes Geschlecht durch vier Generationen magisch infiziert. Kinder, Enkel und Urenkel hatten alle mit Lebensüberdruss, Selbstmordgedanken, mit seltsamen Hellsehphänomenen und mit der Fähigkeit des „zweiten Gesichts“ zu tun. Ferner ist die Charakteristik dieses Geschlechtes die Verbiegung des Charakters, die Retroversion aller seelischen Beziehungen. Die Abkömmlinge dieses Geschlechtes sind zum großen Teil abgekapselte, egozentrische, ungesellige, gefühllose, harte Naturen.

Wenn nun das Erlebnis mit dem Auftrag des Wiedergängers kritisch unter die Lupe genommen werden soll, so mag erst der Parapsychologe zu Wort kommen. Der Anhänger des Spiritismus wird in der Erscheinung des Kriegskameraden die Bestätigung der spiritistischen Hypothese sehen. Diese Annahme ist aber nicht erforderlich. Solange noch rationales Verstehen möglich ist, braucht keine Flucht ins Suprarationale erfolgen. Die animistische Erklärung genügt hier vollauf zum Verständnis des Vorgangs. Bei dem Schauer können in das Unterbewusstsein abgedrängte Schuldgefühle, die er dem Kameraden gegenüber empfunden hat, plötzlich durch die Hypermnesie (abnorm gesteigerte Gedächtnisleistung (z. B. in Hypnose), die als das bekannte Steigrohr des Unterbewusstseins fungiert, wieder ins Bewusstsein aufgestiegen sein. Dieser vom Unterbewusstsein kommende Schuldkomplex gibt dem Gehirn einen Impuls, der zu einer vom Gehirn aus rücklaufenden Energie den Anstoß gibt. Diese rückwärtslaufende Energie erzeugt außerhalb der Person etwas Sehbares, Hörbares, Tastbares, Riechbares, Schmeckbares. Es liegt hier also eine Umkehrung der entsprechenden Sinnesempfindungen vor. Diese sogenannte Reversibilitätstheorie ist von L. Staudemeier, der Professor der Chemie an der philosophisch-theologischen Hochschule in Freising war, entwickelt worden. Auch ohne diese Theorie ist bekannt, wie Menschen mit lebhafter Vorstellungsgabe wie Maler, Künstler, Bildhauer ihre intuitiv erfassten Ideen plötzlich als wirklichkeitstreue Materie vor sich sehen. Sie brauchen dann die „Materialisationen“ ihrer eigenen Ideen nur nachzubilden. Solche Fähigkeit, eine geistige Vorstellung nach außen zu projizieren und sie wieder als Objekte zu sehen, wird von dem Dichter Otto Ludwig, dem Schriftsteller Gustav Frenssen, dem englischen Maler William Blake und anderen berichtet.

Noch mehr wird dieser genuine Fall des „zweiten Gesichts“ den Psychologen interessieren. Die Erlebnisse dieses Schauers tragen die echten Merkmale der Eidetik. Die Lehre des sogenannten eidetischen Sehens ist von Prof. Jaensch (Universität Marburg) entwickelt worden. Unter Eidetik versteht man die Fähigkeit, Gesehenes als Nachbilder wieder physisch vor sich zu sehen. Um es in einem Beispiel deutlich zu machen: Wer einen Gegenstand 1 Minute lang fixiert und dann nach dem Wegsehen oder Ausschalten der Lichtquelle das fixierte Objekt weiter als Nachbild vor sich sieht, der ist ein Eidetiker. Bei vielen jugendlichen ist das eidetische Sehen eine normale Erscheinung. Bei Erwachsenen ist diese Fähigkeit selten. Dr. Schmeïng will nun auf das Forschungsergebnis von Jaensch aufbauend den Nachweis führen, dass auch die Vorgesichte, d. h. Hellsehphänomene, und die Gesichte der „Spökenkieker“ eidetischer Natur sind. Er unterscheidet wie Jaensch einen basedowoiden B-Typus und einen tetanoiden T-Typus. Der B-Typus ist gekennzeichnet durch große, glänzende Augen; er ist lebendig, aufgeschlossen, gesprächig, zutraulich. Er ist der integrierte Typus mit einem guten Zusammenspiel aller körperlich-seelischen Funktionen. Der B-Typus entwirft bewegliche, lebhafte, urbildmäßige Nachbilder, die er auch lange später noch willkürlich wieder erzeugen kann. Der B-Typus kann also einmal im Leben Gesehenes reproduzieren, aus sich heraus projizieren und wieder formentreu, beweglich und plastisch vor sich sehen.
Der T-Typus ist gekennzeichnet durch ein glanzloses, zurückliegendes Auge und einen verkniffenen Gesichtsausdruck. Seine Bewegungen sind eckig, kantig, linkisch. Er ist verschlossen, misstrauisch, ängstlich, unsicher, ungesellig. Er ist ein desintegrierter Typus mit schlecht abgestimmtem Zusammenwirken der psychosomatischen Funktionen. Seine eidetischen Bilder sind unbeweglich, starr, flächenhaft wie Fotografien und erscheinen nur in den Komplementärfarben. Die Gesichte werden als lästig und bedrückend empfunden und überfallen oft den Schauer spontan ohne und gegen dessen Wollen und ohne jegliche vorherige seelische Einstimmung.

Die beiden Typen kommen selten rein vor. Jugendliche und mitunter Künstler gehören vorwiegend dem B-Typus an. Erwachsene Vorschauer sind gewöhnlich T-Typen. Der Vorschauer, dessen Erlebnisse hier zur Diskussion stehen, ist ebenfalls der starre depressive T-Typus, aber mit B-Einschlag, da seine Gesichte bewegliche, urbildmäßige Bilder aufweisen. Im übrigen treten bei diesem Schauer ganz typische eidetische Züge auf: Die Erstarrung im Moment des Gesichtes, die Spontaneität der Gesichte bei der Arbeit am hellen Tage, die Lösung aus der kataleptiformen Starre bei Namensanruf, das bedrückende Gefühl nach dem Erlebnis, die charakteristische Beobachtung der Wiedergänger bei einer für sie typischen Beschäftigung. Schmeïng berichtet ähnliches von zwei Wiedergängern. Ein alter Mann erscheint regelmäßig und holt sich ein Buch vom Regal. Ein Müller zählt nachts in seiner Mühle die Säcke. Die Söhne des Verstorbenen beobachten diesen Vorgang und stören sich nicht mehr dabei. – Ein besonderes Merkmal für die Intensität der Gesichte des Sehers in unserem Fall ist das Gespräch mit dem gefallenen Kriegskameraden. Wir haben hier ein gutes Beispiel für die rückläufige Energieumsetzung auf visuellem und akustischem Gebiet. Der Schauer sieht und hört, was sein eigenes Unterbewusstsein ihm inszeniert. Der Eidetiker besitzt also die Fähigkeit, Komplexe des Unterbewusstseins nach außen zu projizieren und dann die Projektion mit sinnlicher Schärfe und Bestimmtheit unter Ausschaltung des Willens passiv zu erleben. Allerdings kann auf diesem Weg nur das Phänomen der Retroskopie erklärt werden. Die rationale und psychologische Auflösung der profanen Prophetie bereitet erheblich mehr Schwierigkeiten. Schmeïng musste auf diesem Gebiet ja den bereits bekannten Kompromiss vom unerforschbaren Rest eingehen.

Die Seelsorge hat zu dem Fall dieses Schauers einen gewichtigen Beitrag zu liefern. Bedeutsam ist wie in B21 die okkulte Wurzel des „zweiten Gesichts“. Die Großmutter des Schauers hatte eine magische Praxis. Ihre Nachkommen entwickelten bei ähnlicher okkulter Beschäftigung immer deutlicher das Phänomen des „zweiten Gesichts“. Die Tochter hatte noch keine ausgesprochene eidetische Prägung, aber sonst Merkmale einer okkulten Behaftung. Der Enkel war bereits Seher, aber einer, der nur Nachschaubilder und keine Vorgesichte hatte. Eine Urenkelin hatte dann auch Vorschaugesichte. Sie sah einmal den Tod ihres Kindes voraus, der bald darnach eintrat. Ein anderer Urenkel hatte auch eine sehr lebhafte eidetische Veranlagung, der er aber mit Macht entgegenstrebte. Der vorliegende Fall ist eines von den vielen Beispielen, die zeigen, wie das Besprechen in der Nachkommenschaft Hellseher und Eidetiker hervorbringt. Schmeïng hat selbst in seinem Buch viele Beispiele erzählt, in denen das „zweite Gesicht“ mit dem Brauch des Bannens gekoppelt ist, ohne in dieser Kombination tiefere Zusammenhänge zu sehen.

Das zweite seelsorgerliche Anliegen dieses Falles ist die Frage: War der Rat jenes Pfarrers richtig? Vermutlich ließ sich doch jener Pfarrer durch den religiösen Inhalt des Gesichtes dazu verleiten, dem Seher den Rat zu geben, diesen seltsamen Auftrag des Wiedergängers auszuführen. Der Psychotherapeut wird unter Umständen vielleicht diese Entscheidung bejahen, weil er damit die Auflösung des Schuldkomplexes gewährleistet sieht. Es geht ja in der Psychotherapie immer darum, Komplexe aufzudecken, zu entwirren und abzubauen. Ich möchte trotzdem aus drei Gründen diese Entscheidung in Frage stellen. Zunächst wird vom Neuen Bund her abgelehnt, dass Verstorbene als Boten Gottes gesandt werden. Auf eine derartige Bitte erhielt der reiche Mann in Lukas 16 die Antwort: „Sie haben Mose und die Propheten; auf diese sollen sie hören!“ Das NT lehnt also Botschaften durch Verstorbene mit dem Hinweis ab, dass die Lebenden das Wort Gottes haben. Da können sie sich orientieren. Zweitens bin ich gegen die Annahme solcher Aufträge, da ich aus vielen ähnlichen Beispielen den Fortgang solcher rätselhaften Geschichten kenne. Der erste Auftrag ist vernünftig. Der zweite Auftrag ist weniger vernünftig. Der dritte ist unvernünftig. Der vierte ist widersinnig usw.. So steigern sich die Aufträge, bis der geplagte Seher in einer Zwangsneurose steckt und die unsinnigsten Befehle ausführen muss. Ich habe die Entwicklung von solchen Anankasten (jemand, der unter Zwangsvorstellungen leidet) von ihrem Anfangsstadium an verfolgt und bin der Meinung, dass solche Aufträge von Anfang an nicht anzunehmen sind, wenn sie auch noch so sehr mit einem bekannten religiösen Inhalt übereinstimmen. Der dritte Grund für die Ablehnung derartiger Aufträge ist die Tatsache, dass der Christ nicht den Auftrag eines Wiedergängers braucht, um seine Schuldgefühle abzureagieren. Dazu gibt es biblisch einen ganz anderen Weg, den Weg zu Jesus Christus.

Das dritte seelsorgerliche Anliegen bei diesem Beispiel ist die Frage, ob der Seher von seinen Gesichten, die immer mit einer gewissen depressiven Stimmung und nervösen Erschöpfung einhergehen, befreit sein will. Bekannt ist, dass die Gabe des „zweiten Gesichts“ abnimmt oder zunimmt, je nachdem sich der Seher seiner Fähigkeit überlässt oder ihr entgegenwirkt. Ferner wird auch dauernd beobachtet, dass mit zunehmendem Alter die Gabe langsam verschwindet. Allerdings gibt es Seher, die ihre Gabe bis ins hohe Alter erhalten haben. Schmeïng berichtet auch von einem solchen 86jährigen Vorschauer. In unserem Fall war es so, dass die Gesichte des Schauers dauernd zunahmen, obwohl er ihnen widerstrebte und niemandem etwas davon erzählte. Nur die eigene Frau und der Ortspfarrer in dem einen bekannten Fall wussten von seiner Gabe. Der Schauer war mit seinen Gesichten übel geplagt. Er sah nicht nur die Leichenzüge auf der Straße, nein, in allen Häusern und Winkeln, auf Bäumen, Äckern und Wiesen, überall, wo er stand und ging, sah er Geister der Abgeschiedenen. Der Schauer kam dadurch in eine Angststimmung. In diesem Zustand hatte er eine seelsorgerliche Aussprache mit mir. Nachdem sowohl er als auch seine Frau durch verschiedene Aussprachen den Weg zu Jesus Christus gefunden hatten, stellte ich die Frage, ob er wirklich von seiner hellseherischen Gabe frei werden wollte. Nach bejahender Antwort verwies ich auf den Bibelvers Matthäus 18, 19: „Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgend eine Sache, für die sie bitten wollen, so soll sie ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel.“ Wir vereinigten uns zusammen mit der Ehefrau im Gebet, dass Gott ihn von der Gabe der Geisterseherei befreien möchte, weil das Nervensystem des Mannes sehr darunter litte. Wir wurden erhört! Seit jenem gemeinsamen Gebet im Jahr 1938 hatte der Mann nie mehr Gesichte gehabt. Er war von seiner hellseherischen Fähigkeit, die gewiss keine Begnadung, sondern der Fluch und der Bann des Besprecherunwesens seines Geschlechtes war, endgültig befreit.

d. Das Hellfühlen

Ein weiterer Fall der Hyperästhesie ist das Hellfühlen. Es handelt sich bei den in der Seelsorge bekannt gewordenen Beispielen um eine irrationale Diagnose von Krankheiten. Verschiedene Typen sind in der Seelsorge in Erscheinung getreten. Einige Beispiele sollen in die Problemlage einführen.

B 25 Ein Mann in einer ostdeutschen Universitätsstadt der Vorkriegszeit wurde durch seine verblüffende Sicherheit in der Stellung von Krankheitsdiagnosen bekannt. Er bediente sich bei seinen Diagnosen keiner medizinischen Hilfsmittel wie Perkussion, Auskultation, Harn- und Stuhluntersuchung, Bestimmung des Blutbildes, röntgenologische Untersuchung, EKG-Bestimmung usw., sondern legte nur seine Hand auf die Hand des Kranken, konzentrierte sich auf ihn und sagte dann die Diagnose, die in allen nachkontrollierten Fällen mit der Diagnose der Universitätsklinik übereinstimmte. Manchmal wollten Ärzte, um seine Fähigkeit zu überprüfen, ihn täuschen. Es gelang aber nicht.

B 26 Eine weitere parapsychologische Diagnosestellung ist die Ermittlung der Krankheiten durch das „Kristallsehen“. Ein Schwarzwälder Bauer ist mir bekannt, der auf diese Weise seine Patienten berät. Die Diagnosen dieses Hellsehers sind im Gegensatz zu B 25 nicht immer zutreffend.
B 27 Seit 20 Jahren ist mir die unheilvolle Praxis von zwei Brüdern bekannt, die ohne Berührung mit den Patienten durch einfache Konzentration mit großer Sicherheit Diagnosen stellen und dann homöopathische Heilmittel verordnen.
B28 Eine vierte Art der Diagnosestellung wurde mir in der Praxis von Pendlern und Rutlern (= Rutengänger) bekannt. Mehrmals ließ ich mir diesen Vorgang der Ruten- oder Pendeldiagnose von einem Pendler erklären. Die Rute oder der Pendel wird gegen den Körper des Patienten gehalten. An der Stelle des kranken Organs schlägt die Rute oder der Pendel aus.
B 29 Eine fünfte Art der parapsychologischen Diagnose ist das Herauspendeln der Medikamente. Hier verzichtet der Pendler auf die Feststellung der Krankheiten, es geht nur um die Bestimmung des richtigen Medikaments. Ein mir bekannter, angesehener Pendler, der zugleich Spiritist, Heilpraktiker, Magnetopath ist, also eine Reihe von okkulten Funktionen ausübt, besitzt eine quadratische Medikamentenkiste mit 225 (15 x 15) Fächern und Medikamenten. Über den Fächern ist ein Pendel angebracht. Der hilfesuchende Patient bringt mit seiner Hand den Pendel in Schwingung. Nach dem Ausschlag erhält er das für seine Krankheit geeignete Medikament.
B 30 Eine sechste Art der Krankheitsfeststellung ist das Abpendeln von Abbildungen des menschlichen Körpers und der einzelnen Organe. Während die linke Hand des Pendlers auf der Hand des Patienten liegt, führt die rechte Hand des Pendlers den Pendel. Über dem kranken Organ macht der Pendel Kreisbewegungen. Dieser Vorgang entspricht im Prinzip dem Fotopendeln, das noch besprochen werden wird.
In parapsychologischer Sicht tauchen hier verschiedene Phänomene auf, die nicht alle unter die Rubrik des Hellfühlens gehören. Sie wurden hier nur zusammengefasst, weil sie sich alle auf die Diagnose von Krankheiten konzentrieren. – Ein merkwürdiges Phänomen ist ohne Zweifel B 25. Handelt es sich bei diesem Hellfühlen um einen psychometrischen Vorgang in Analogie zum psychometrischen Hellsehen, da der Hellfühler zuerst durch Berühren der Hand des Patienten einen Kontakt herstellt und dann sich in die Situation der Erkrankung einfühlt? Oder gilt hier Baerwalds Hypothese, dass es sich bei jeder Form von Psychometrie um „verkappte“ Telepathie handelt? Es soll hier noch keine Antwort erfolgen, sondern nur die Fragestellung angedeutet werden. – Auf eine andere Ebene führt die Diagnosestellung durch das Kristallsehen. Tischner behandelt dieses Phänomen als einen sensorischen Automatismus. Er nennt die Produkte des Kristallsehens bedeutungslose Phantasien. Er gesteht aber zu, dass daneben auf diese Weise auch echt übernormale Tatsachen ans Licht kommen. Außer der üblichen Erklärung als Steigrohre des Unterbewusstseins weiß er bei diesem Phänomen nichts hinzuzufügen. – Noch einen Schritt weiter in dieser Untersuchung führt B 27. In der seelsorgerlichen Praxis haben mir diese beiden Brüder schon viel Not verursacht. Diese beiden Hellfühler wurden seit vielen Jahren von Tausenden von Patienten konsultiert. Wie kommt diese treffsichere Diagnose dieser beiden Nichtmediziner zustande? Mit dem Hinweis auf Scharlatanerie oder auf ein allgemeines, gutes Einfühlungsvermögen oder eine überdurchschnittliche Menschenkenntnis kommen wir hier nur ein Stück weit vorwärts, aber nicht zum letzten Ziel. Nach Beobachtung vieler seelsorgerlicher Fälle kann diese Hellfühligkeit als eine mediale Veranlagung dieser Laienheilkundigen angesehen werden. Der Hellfühler ist genau wie ein Medium imstande, das Unterbewusstsein einer anwesenden Person anzuzapfen. Das nächste Problem, das bei dieser Deutung entsteht, ist die Frage, ob aus dem Unterbewusstsein eines Menschen seine Krankheit überhaupt abgelesen werden kann.
Um eine Antwort zu finden, lassen wir zuerst einen Mediziner, Prof. Dr. med. Brauchle, zu Wort kommen. Der Mensch ist seiner psychischen Struktur nach eine dreigestaffelte Einheit von Oberbewusstsein (OB), Unterbewusstsein (UB) und Organisch Unbewusstem (OU). Dem Oberbewusstsein, dem Gipfel dieser Kräftepyramide, fällt vor allem die Kraft der willensmäßigen Betätigung zu. Das OB hat auf das UB und OU keinen direkten Einfluss. Das UB ist ein seelischer Kräftespeicher. Es ist vor allem als der Motor der Phantasietätigkeit gekennzeichnet. Die tiefste Schicht, die älteste Kraft, die Basis dieser Kräftepyramide ist das OU. Unter diesem Terminus werden alle eigengesetzlichen Körperfunktionen wie Herzschlag, Drüsentätigkeit, das Gefäßspiel, die innere Verbrennung, Ausscheidung und Entgiftung zusammengefasst. „So wie zwischen OB und UB ein wechselseitiger Austausch besteht, in dem Sinne, dass vergessene oder abgedrängte Erlebnisse im UB bewahrt oder von hier aus Erinnerungen und Einfälle dem Bewusstsein zur Verfügung gestellt werden, bestehen auch gegenseitige Beziehungen zwischen dem seelisch Unterbewussten und dem OU.“ Diese Beziehung zwischen dem UB und OU wird sichtbar in der Suggestion. Wenn z. B. in der Hypnose ein Stigma suggeriert wird, so ist im UB nur die Vorstellung des Stigmas vorhanden. Das OU nimmt dann diesen Impuls des UB auf und bringt durch eine Änderung in der Blutversorgung an einer bestimmten Hautstelle als Sekundäreffekt der Suggestion das blutige Stigma zustande. Dieser Sekundäreffekt ist sowohl als Fremdsuggestion als auch Autosuggestion möglich. – Wenn hier in Parenthese eine Randglosse vermerkt werden darf, so ist zu sagen, dass die Stigmata als religiöses Phänomen durchaus medizinisch zu erklären sind und nicht als Wunder Gottes angesehen werden müssen. – Brauchles Lehre von den Beziehungen der einzelnen Stufen der Kräftepyramide ist im Blick auf das Verständnis von seelischen Erkrankungen, vor allem aber in der Seelsorge an okkult Behafteten, eine Schlüsselposition ersten Ranges. Wir wissen dadurch erneut, dass rationale Vorstellungen über das UB organische Reaktionen auslösen können. Diese Feststellung, die in der Hypnose seit vielen Jahren experimental bewiesen ist und neuerdings von der psychosomatischen Schule noch weiter wissenschaftlich erforscht wurde, ermöglicht uns im Rahmen unserer Untersuchung das Verständnis der Laiensuggestion, wie sie von einem Heer von Laienbesprechern geübt wird. Dieses Besprecherunwesen wird in einem späteren Kapitel abgehandelt. Hier in diesem Abschnitt geht es um die Frage, ob der medial veranlagte Hellfühler eine zuverlässige Krankheitsdiagnose stellen kann. Diese Frage ist nur dann zu bejahen, wenn außer dem parapsychologischen Problem der Mediumität der Beweis erbracht werden kann, dass das Organisch-Unbewusste auch rückwärts dem UB Impulse übermittelt. Die erste Frage, dass das UB auf das OU reagiert, hat der Mediziner bejaht. Die zweite Frage, dass das OU auf das UB wirkt, ist bereits damit von der Medizin zugestanden, dass bei einer Reihe von seelischen Erkrankungen organische Veränderungen als Ursache angesehen werden. Die Medizin erkennt damit die vorwärts und rückwärts laufenden Beziehungen in der Kräftepyramide an. Durch zwei medizinische Beispiele soll dieser Vorgang beleuchtet werden. Zunächst ein Fall für organische Störungen auf Grund psychogener Ursachen. Bei der zweckgerichteten hysterischen Reaktion kommt es im Zusammenhang mit motorischen Funktionsstörungen zu psychogenen Lähmungen. Es fehlen bei diesen hysterischen Lähmungen natürlich Tonus- und Reflexveränderungen, fibrilläre Zuckungen und Atrophien. Allerdings tritt bei langem Nichtgebrauch der gelähmten Glieder eine Inaktivitätsatrophie auf. Ein Beispiel aus der Seelsorge kann diesen Vorgang deutlich machen.
B 31 Ein Teilnehmer des Ersten Weltkrieges erlebte während des Krieges eine unbedeutende Verschüttung, aus der er schnell befreit wurde. Der Wunsch, felddienstunfähig geschrieben zu werden und eine Rente zu erlangen, führte zu einer „Rentenneurose“ mit Lähmungserscheinungen an einem Bein. Sein doppelter Wunsch ging in Erfüllung. In der Nachkriegszeit besserte sich das Befinden des Beines rasch. Doch jedes mal beim Besuch des Vertrauensarztes hinkte der Rentner bedeutend mehr als sonst im Alltag. Die Lähmung durfte ja nicht zurückgehen, sonst würde er seine Rente verlieren. Tatsächlich hat heute das Bein durch einen 35jährigen Nichtgebrauch deutlich das Merkmal einer Inaktivitätsatrophie.
Es sind also hier die vorwärts laufenden Beziehungen vom Rentenwunsch über das UB zum OU sichtbar. Der Rentenwunsch wird von der Pyramidenspitze nach unten zur Pyramidenbasis durchgegeben. Der Endeffekt ist ein verkümmertes, zurückgebliebenes Bein. – Beispiele für den umgekehrten Weg gibt es genug in der inneren Medizin. Ein Fall soll zur Demonstration angeführt werden. Unter den Gefäßerkrankungen gibt es eine Form der Zerebralsklerose, die sich hauptsächlich in seelischen Störungen zeigt. Unter den psychischen Symptomen ist besonders die Melancholie zu nennen. Wir haben hier also eine organisch bedingte Gefäßerkrankung, die über den Weg des OU und UB psychische Störungen hervorruft, die im OB als seelische Verstimmung registriert werden. Es besteht hier ein psychischer Impuls von der Basis der Kräftepyramide zur Spitze.
Diese absteigenden und aufsteigenden Wechselbeziehungen in der seelischen Kräftepyramide bilden demnach einen Kreislauf psychoorganischer Korrespondenz (circulus relationis psychoorganicae). Damit ist die Eingangspforte für das Verständnis der Phänomene des Hellfühlens und des Besprechens gegeben. Das Besprechen, die aktive Beeinflussung dieses Kreislaufes, wird unter dem Kapitel der ASB abgehandelt. Das Hellfühlen, das passive Anzapfen dieses Kreislaufes, steht hier in diesem Abschnitt zur Diskussion. Der Hellfühler nimmt auf Grund seiner medialen Sensibilität die Impulse auf, die von dem erkrankten Organ über das OU zum UB aufsteigen. Medizinisch ist der circulus relationis psychoorganicae die Voraussetzung dieses Anzapfens. Es bleibt bei dem Phänomen des Hellfühlens nur noch der parapsychologische Vorgang des Anzapfens zu klären.
Wir kennen in der Parapsychologie das Anzapfen des OB in dem Phänomen der Telepathie, das in der Wissenschaft anerkannt ist. Wir kennen ferner das Anzapfen des UB in dem Phänomen der Mediumität, das in den letzten acht Jahrzehnten durch Hunderttausende von wissenschaftlich geprüften oder von fachkundigen Laien durchgeführten Experimenten bestätigt ist. In der Seelsorge an okkult Behafteten wird die Tatsache der Mediumität in vielen Fällen erkannt.
Auf Grund dieser Vorarbeit kann vielleicht das Phänomen des Hellfühlens in B 26 und B 27 als ein mediumistisches Anzapfen des UB der Patienten verstanden werden. Vermutlich liegt das Phänomen der Rhabdomantie (das Wahrsagen mit geworfenen Stäben od. mit der Wünschelrute) und Pendeldiagnose von B28 auf der gleichen Ebene. Die im UB des Patienten angezapften Impulse werden lediglich im UB des Pendeldiagnosten in der Art eines motorischen Automatismu in die Ausschläge des Pendels oder der Rute kinetisch umgesetzt. B 29 liegt sehr nahe an einer verantwortungslosen Scharlatanerie. Wenn man da ein parapsychologisches Phänomen herauslesen wollte, müsste eine Reihe von metaphysischen Vorgängen gekoppelt werden wie mediumistisches Anzapfen, Psychokinese oder Suggestion und ein hellseherisches Erfassen der richtigen Arznei. Dieses Konglomerat magischer Vorgänge ist selbst für den Parapsychologen bis jetzt noch indiskutabel. B 30 liegt wieder auf der Ebene der Kurpfuscherei. Nicht erwähnt ist in diesem Abschnitt die spiritistische Hellfühlerpraxis, bei der neben der astralen Spaltung des Hellfühlens noch die Intelligenz der Verstorbenen – wie vorgegeben wird – bemüht wird, um die richtige Diagnose zu stellen und das richtige Medikament zu ermitteln.
Wenn über den Grad der Richtigkeit der Diagnose noch ein Urteil aus der Empirie gegeben werden soll, so muss gesagt werden, dass die Diagnose nur bei starker medialer Veranlagung des Hellfühlers medizinisch zutreffend ist. Je geringer die Mediumität ist, desto weniger zuverlässig sind die Diagnosen bis hin zu einem Tohuwabohu großer Fehlentscheidungen. In unserer Hellfühlerreihe ist erfahrungsmäßig nur B 25 ein zuverlässiger Diagnostiker. Auch B 27 brachte jahrelang erstaunliche Diagnosen zustande. Alle übrigen Beispiele sinken in der Treffsicherheit stark ab. Da diese Hellfühlerdiagnostik nicht auf einer exakten, medizinisch wissenschaftlichen Basis aufgebaut, sondern in ihrer Richtigkeit vom Grad der Mediumität abhängig ist, ist sie vom medizinischen Standpunkt aus abzulehnen. Diese okkulten Heilmethoden sind der Volksgesundheit gegenüber nicht zu verantworten. Es ist immer wieder unerklärlich, warum von staatlichen Gesundheitsämtern okkult arbeitenden Naturheilkundigen, Magnetopathen, Heilpraktikern, Pendeldiagnosten, Wunderdoktoren usw. so viel Raum zur Betätigung gelassen wird. Es wäre anzustreben, dass das Heilpraktikergesetz eine Revision erfährt.
Von der seelsorgerlichen Perspektive aus ergeben sich bei der ganzen Reihe B 25 bis B 30 fast immer die gleichen psychischen Auswirkungen: Schwermut, Lebensüberdruss, Beklemmungsgefühle, Abneigung gegen das Wort Gottes, Hemmungen beim Beten, keine Fähigkeit zu einer Glaubensentscheidung, mit einem Begriff zusammengefasst, eine Erstarrung der seelischen und geistlichen Funktionen. Ein seelsorgerliches Beispiel mag das unterstreichen.
B 32 Bei einer Bibelwoche kam ein 19jähriges Mädchen zur Aussprache. Sie klagte über Melancholie, Freudlosigkeit, seltsame Anfechtungen in der Nacht, als wollte ihr jemand die Luft abschnüren, Unlust zum Beten, obwohl sie Christus nachfolgen möchte, Ekel an jeder geistlichen Betätigung. Sie begriff sich selbst nicht, da sie einerseits einen Zug zur Nachfolge Jesu hatte und andererseits einen Widerwillen davor.
Eine medizinische Anamnese förderte nichts Besonderes zutage. Das Mädchen war außer den seelischen Verstimmungen gesund. Es lagen weder organische noch neurotische Störungen vor. Sie hatte auch keinerlei aufwühlende Erlebnisse wie z. B. eine enttäuschte Liebe hinter sich. Die Schwermut setzte schon im schulpflichtigen Alter bei ihr ein. Die Eltern und Geschwister sind gesund. Bei keinem Familienglied ist je eine ähnliche Melancholie aufgetreten. Das Mädchen ist ein Einzelfall in ihrer Familie. – Auf die medizinische Anamnese folgte die Anamnese okkulter Beziehungen. Viele Fragen in dieser Richtung wurden verneint. Schließlich stießen wir auf einen entscheidenden Punkt. Als Schulkind litt sie an Appetitlosigkeit. Sie wurde von der Mutter daraufhin mehrmals zu einem „Wunderdoktor“ gebracht, der mit seinem Pendel die kranke Stelle ihres Körpers suchte. Das Mädchen erinnert sich, dass nach dieser Behandlung ihre Melancholie einsetzte.
Dieses Beispiel ist nur ein Einzelfall aus einer großen Sammlung auf diesem Gebiet. Die seelsorgerliche Praxis zeigt, dass bei allen Behandlungsarten der Laienheilkundigen, bei denen das UB der Patienten aktiv beeinflusst oder passiv angezapft wird, einschneidende Veränderungen in der seelischen Verfassung der Patienten eintraten. Es entsteht eine seelische Erstarrung, die sich nicht nur in melancholischen Verstimmungen äußert, sondern vor allem auch die Entschlussfreudigkeit in alltäglichen, kleinen Entscheidungen lähmt und auf religiösem Gebiet Glaubensentscheidungen fast nicht zustande kommen lässt. Diese seit Jahren in großer Zahl gesammelten Beispiele und Beobachtungen vermitteln ein erschütterndes Bild für die seelischen Verheerungen, die durch okkult arbeitende Laienheilkundige in allen Abarten dieser verhängnisvollen Berufsgruppe entstehen.

info@horst-koch.de




Vorbereitung auf Untergrundkirche (R.W.)

RICHARD WURMBRAND

Vorbereitung auf die Untergrundkirche

 

INHALTSVERZEICHNIS

1. Bereiten Sie sich auf das Leiden vor
2. Die Wahrheit über die Wahrheit
3. Geistliche Übungen
4. Zweifel macht Verräter
5. Folterprüfung
6. Der Augenblick der Krise
7. Höchste Liebe
8. Schweigen lernen
9. Zulässige List
10. Verräterische Streiterei
11. Der Gehirnwäsche widerstehen
12. Das Überwinden der Einsamkeit
13. Wahre Identität

– Neu eingestellt im Mai 2020 wegen der Coronakrise, die auch eine Ankündigung von kommenden antichristlichen Zeiten ist. Ob Zeiten der Verfolgung für bibeltreue Christen? – wir werden sehen.
Geringe Kürzungen und die Betonungen sind von mir.
Horst Koch, Herborn  –

VORWORT
Dies ist der Ausblick eines Mannes in die Zukunft der Kirche, dessen geistliches Leben, Gefängniserfahrung und weitreichende Predigertätigkeit schon viel zur Warnung der Welt vor der Gefahr des atheistischen Kommunismus beigetragen haben.
Richard Wurmbrands Schriften reden offen und lassen den Leser selten gleichgültig gegenüber der Botschaft, die sie beinhalten. Einige der darin gebrauchten Ausdrücke sind charakteristisch für den Mann, der wie ein Jude denkt, wie ein Linguist liest, der wie ein Apostel betet und wie ein Prophet schreibt. Die Botschaft ist kristallklar.
Wenn es, wie die meisten Kirchenführer der Welt sagen, wahr ist, daß die Kirche früher oder später vor zwei Alternativen gestellt sein wird – dem sozial-politischen Kompromiß mit dem Atheismus oder dem Zorn einer kontrollierten politisch‑religiösen Hierarchie ‑, dann hat Wurmbrand recht:

WIR MÜSSEN UNS JETZT VORBEREITEN.

Viele Teile der Welt sind bereits vor diese Alternative gestellt worden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß unsere Generation in Westeuropa und Amerika vor ihr verschont bleibt.
Wir Christen wollen uns darum jetzt vorbereiten und dafür sorgen, daß unsere Kinder ein klares Beispiel vor Augen haben, wenn die Reihe an sie kommt.
HMK, Uhldingen/ Bodensee (Hilfsaktion Märtyrer – Kirche) 

 

BEREITEN SIE SICH JETZT AUF DIE UNTERGRUNDKIRCHE VOR


»Ananias antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wieviel Übles er deinen Heiligen getan hat. Der Herr sprach zu ihm: Gehe hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug . . . Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen.« Apostelgeschichte 9, Verse 13f.

Soviel ich weiß, gibt es auf der ganzen Welt kein einziges theologisches Seminar welche das Fach »Untergrundkirche« lehrt. In Seminaren mögen Sie über Sabellianismus und Apollinaranismus unterrichtet werden, doch fünf Minuten nach Abschluß des Seminars haben Sie dies alles schon vergessen. Wahrscheinlich werden Sie nie einen Sabellianisten oder einen Apollinarianisten treffen.  . . .  Die Untergrundkirche ist die Kirche, der weltweit ein Drittel ihrer Glieder angehört.

. . . Während Amerika mit Watergate beschäftigt war, nahmen die Kommunisten fünfzehn Länder ein. Christliche Pastoren müssen wissen, wie eine Untergrundkirche aussieht, und was sie tut.

Ich sprach in England ungefähr eine Stunde mit einem Bischof über die Arbeit der Untergrundkirche. Endlich sagte er: »Entschuldigen Sie, aber ich habe ein Steckenpferd: ich interessiere mich sehr für Kirchenarchitektur. Würden Sie mir bitte sagen, ob Untergrundkirchen im gotischen Stil erbaut werden?«  –  Wenn ich Ihnen verriete, wer dieser Bischof ist, könnten Sie sich schlecht vorstellen, wie ein Mann mit einem so großen Namen eine solche Frage stellen kann.

Die Untergrundkirche ist verhältnismäßig wenig bekannt. Sie besteht in unserer nächsten Nähe, aber wir sind nicht bereit, uns mit ihr zu befassen, und wir sind nicht vorbereitet. Jeder christliche Pastor sollte die Gemeinde weltweit im Auge haben, und er muß uns auch über die Untergrundkirche unterrichten können.  . . .
In Rumänien, in Rußland, in Rotchina usw. wurden viele Gläubige Opfer des Regimes. Viele kamen ins Gefängnis, und viele starben im Gefängnis.  . . .

Bereiten Sie sich auf das Leiden vor


Leiden kann in der Untergrundkirche auch bei den bestmöglichen Vorsichtsmaßnahmen nicht vollkommen verhindert, sollte aber auf ein Minimum beschränkt werden.
Es ist unmöglich, in einer kleinen Broschüre einen Kurs über die Untergrundkirche zu geben.  . . .

Was geschieht mit einem Land, das von den Kommunisten überrollt wird? In einigen Ländern beginnt der Terror sofort, wie in Rußland und Kambodscha. Andernorts folgt eine religiöse Freiheit wie nie zuvor.

Die Kommunisten kommen gewöhnlich an die Macht, ohne die Macht wirklich zu haben. Sie haben die Leute nicht auf ihrer Seite. Sie haben noch keine eigene Polizei, Armee usw.

In Rußland gaben die Kommunisten am Anfang den Protestanten sofort große Freiheit mit der Absicht, die orthodoxe Kirche zu zerstören. Als sie die orthodoxe Kirche zerstört hatten, kam die Reihe an die protestantische.

Die anfängliche Situation dauert nicht lange. Während dieser Zeit unterwandern die Kommunisten die Kirchen, indem sie ihre Leute in Führungsstellungen setzen. Diese finden die Schwachheiten der Pastoren heraus: Einige sind vielleicht ehrgeizig, andere sind in einer starken Liebe zum Geld befangen. Wiederum ein anderer mag eine verborgene Sünde im Leben haben, mit der er erpresst werden kann. Die Kommunisten erklären, sie würden diese Sache bekannt machen. So setzen sie ihre Männer in Führungspositionen.

Dann, in einem gewissen Moment, beginnt die große Verfolgung. In Rumänien vollzog sich dieser Einschnitt in einem Tag. Alle katholischen Bischöfe wurden inhaftiert, dazu unzählige Priester, Mönche und Nonnen; ebenso viele protestantische Pastoren aller Denominationen, Rabbiner und unzählige Laien. Viele starben im Gefängnis.

Jesus, unser Herr, sprach zu Ananias: »Suche Saulus von Tarsus auf. Er wird mein Untergrundpastor sein.« Und das war Paulus auch ‑ ein Pastor einer Untergrundkirche. Jesus leitete einen Schnellkurs für diesen Untergrundpastoren ein. Er begann mit den Worten: »Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen.«

Die Vorbereitung auf die Untergrundarbeit beginnt mit dem Studium des Leidens, der Martyrologie.
Solschenizyn sagt in seinem Buch »Archipel GULAG«, daß in der Sowjetunion die Polizisten einen Kurs über Arrestologie besuchen müssen ‑ einer Wissenschaft der unbemerkten Arrestierung von Leuten. Wie sie den neuen Ausdruck »Arrestologie« geschaffen haben, schaffen wir den Ausdruck »Leidologie«.

Später werden wir die technische Seite der Untergrundarbeit betrachten, doch zuerst kommt die geistliche Vorbereitung darauf. In einem freien Land braucht es für die Mitgliedschaft in einer Kirche nicht mehr, als zu glauben und getauft zu sein. Bei der Untergrundkirche genügt dies nicht, um ein Mitglied zu sein. Sie mögen getauft sein und glauben, aber Sie werden noch kein Mitglied der Untergrundkirche sein, wenn Sie nicht leiden können. Sie mögen den mächtigsten Glauben der Welt haben, aber wenn Sie nicht darauf vorbereitet sind zu leiden, werden Sie von der Polizei gefaßt werden; Sie werden zwei Hiebe bekommen und alle Geheimnisse der Untergrundkirche preisgeben.

Vorbereitung auf das Leiden ist einer der Hauptbestandteile der Vorbereitung auf die Untergrundarbeit.

Ein Christ gerät nicht in Panik, wenn er ins Gefängnis geworfen wird. Für die meisten Gläubigen ist das Gefängnis ein neuer Platz für das Zeugnis Christi. Für einen Pastoren ist es eine neue Gemeinde. Es ist eine Gemeinde, die kein großes Einkommen, dafür aber große Gelegenheiten zur Arbeit bietet. Darüber schreibe ich in meinem Buch »Stärker als Kerkermauern«.
In anderen Büchern erwähne ich den Morse‑Code, der auch ein Teil des Trainings für die Untergrundkirche ist. Sie wissen ja, was ein Code ist, mit Hilfe dessen Botschaften übermittelt werden. Durch diesen Code können Sie, auch wenn Sie in Einzelhaft sind, denen zu Ihrer Rechten und Linken das Evangelium predigen. Die Gefangenen wechseln ständig. Die Kommunisten nehmen einen aus einer Zelle und bringen einen anderen hinein. Gott gab vielen Christen, die im Gefängnis waren, das Vorrecht, durch den Morse‑Code Menschen zu Christus zu führen, die sie nie gesehen haben. Andere trafen Jahre später jene Leute, die sie durch Morsen zum Glauben gebracht hatten.

Nach Jahren der Einzelhaft verbrachte ich meine Zeit in verschiedenen Gemeinschaftszellen. In der freien Welt läuten am Sonntagmorgen die Kirchenglocken. Wer will, geht zur Kirche, wer nicht will, der kommt nicht. Wenn jemandem an diesem Sonntag die Predigt nicht zusagt, bleibt er am nächsten Sonntag fern. Wenn es regnet, kommt er sowieso nicht. Aber wenn die Gefängniszelle Ihr Versammlungsort ist, haben Sie die Kirchgänger den ganzen Tag um sich.

Freie Kirchgänger schauen auf ihre Uhr: »Er predigt schon seit einer halben Stunde; will er denn nie aufhören?« Bei der Verhaftung wird Ihnen die Uhr abgenommen; Sie haben die Predigtgänger die ganze Woche um sich, und Sie können ihnen vom Morgen bis zum Abend predigen. Die Zuhörer haben keine Wahl.

In der Geschichte der rumänischen oder der russischen Kirche gab es nie so viele Bekehrungen wie im Gefängnis. Fürchten Sie also das Gefängnis nicht. Betrachten Sie es ganz einfach als eine neue, von Gott gegebene Stelle, für Christus Zeugnis abzulegen.

Aber was ist mit den schrecklichen Foltern, die die Kommunisten bei den Gefangenen anwenden? Was werden wir angesichts dieser Foltern tun? Werden wir fähig sein, sie zu ertragen? Wenn ich sie nicht ertrage, bringe ich fünfzig oder sechzig weitere Menschen, die ich kenne, ins Gefängnis; die Kommunisten wollen von mir, daß ich diejenigen verrate, die um mich herum leben. Darum ist es so sehr notwendig, sich jetzt auf das Leiden vorzubereiten. Es ist zu schwierig, sich darauf vorzubereiten, wenn die Kommunisten Sie schon ins Gefängnis geworfen haben.

Ich erinnere mich an einen Fall in Rumänien, wo ein Pastor mit einer Frau gesündigt hatte. Die Pastoren besprachen diese Frage ‑ er war schon seit zwanzig Jahren Prediger. Es wurde gesagt: »Seine Sünde war nicht, was er an jenem Abend tat; die Umstände waren so, daß er der Versuchung nicht widerstehen konnte. Das aber war seine große Sünde, daß er vor zwanzig Jahren, als er nicht auf diese Weise versucht war, nicht zu sich sagte: ‘Während meines Lebens als Pastor werden mir verschiedene Dinge zustoßen. Unter anderen Dingen wird es geschehen, daß ich zu einer sexuellen Sünde versucht werde. Ich werde sie dann nicht begehen’.« Sie müssen sich im voraus auf alle Möglichkeiten vorbereiten. Wir müssen uns auf das Leiden vorbereiten.

2. Die Wahrheit über die Wahrheit


Wieviel jeder einzelne von uns erleiden kann, hängt davon ab, wie eng wir mit einer Sache verbunden sind; wie lieb uns diese Sache ist, und wieviel sie uns bedeutet.
In dieser Hinsicht erlebten wir in kommunistischen Ländern große Überraschungen. Es gab begabte Prediger und Schriftsteller christlicher Bücher, die Verräter wurden. Der Komponist des besten Gesangbuches von Rumänien wurde zum Komponisten des besten kommunistischen Gesangbuches. Alles hängt davon ab, ob wir im Bereich der Worte verblieben sind, oder ob wir mit den göttlichen Realitäten verschmolzen sind.

Gott ist die Wahrheit. Die Bibel ist die Wahrheit über die Wahrheit. Theologie ist die Wahrheit über die Wahrheit über die Wahrheit. Eine gute Predigt ist die Wahrheit über die Wahrheit über die Wahrheit über die Wahrheit. Es ist nicht die Wahrheit.
Die Wahrheit ist Gott allein. Rund um diese Wahrheit gibt es ein Gerüst von Worten, Theologien und Auslegungen. In Zeiten des Leidens ist aber nichts von dem allem nütze. Nur die Wahrheit selbst kann uns behilflich sein, und wir müssen durch all die Predigten, die theologischen Bücher, durch alles Geschriebene hindurchdringen und uns mit der Realität von Gott selbst verschmelzen.

Ich erzählte im Westen, wie Christen bei uns vier Tage und vier Nächte an Kreuze gebunden wurden. Die Kreuze wurden auf den Boden gelegt, und andere Gefangene wurden durch Folter gezwungen , ihre Notdurft über den Gesichtern und Körpern der Gekreuzigten zu verrichten. Ich wurde seither gefragt: »Welcher Bibelvers half Ihnen und stärkte Sie in solchen Umständen?«
Meine Antwort ist: »KEIN Bibelvers brachte da Hilfe«. Es sind scheinheilige Phrasen und religiöse Heuchelei zu sagen: »Dieser Bibelvers stärkte mich, oder jener Bibelvers hilft mir.« Bibelverse allein sind nicht zur Hilfe gedacht.

Wir kannten den 23. Psalm. ‑ »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln… und ob ich schon wanderte im finsteren Tal … «. Wenn Sie durch Leiden gehen, stellen Sie fest, daß es nie Gottes Absicht war, Psalm 23 sollte Sie stärken. Es ist der Herr, der Sie stärken kann, nicht der Psalm, der sagt, daß Er es tut. Es genügt nicht, den Psalm zu haben. Sie müssen Den haben, von Dem der Psalm spricht.
Wir kannten auch den Vers: »Laß dir an meiner Gnade genügen.« Aber der Vers allein ist nicht ausreichend. Es ist die Gnade, die ausreicht und nicht der Vers.

Pastoren und treue Zeugen, die mit dem Wort als mit einer Berufung Gottes umgehen, stehen in der Gefahr, heiligen Worten mehr Wert zu geben, als sie wirklich haben. Heilige Worte sind lediglich das Mittel, um die durch sie ausgedrückte Realität zu erfassen. Wenn Sie mit der Wirklichkeit, dem allmächtigen HErrn, vereint sind, verliert der Kommunismus seine Macht über Sie; er kann den allmächtigen HErrn nicht überrunden. Wenn Sie nur die Worte des allmächtigen HErrn haben, können Sie sehr leicht überwältigt werden.

3. Geistliche Übungen


Die Vorbereitung auf die Untergrundarbeit ist tiefe Vergeistlichung. So wie eine Zwiebel zur Vorbereitung auf den Gebrauch geschält werden muß, so muß Gott von uns »abschälen«, was bloße Worte, Gefühlsregungen und Ergötzung an der Religion sind, um bei der Wirklichkeit unseres Glaubens anzulangen. Jesus sagte uns: »Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich«, und Er zeigte uns selber, wie schwer dieses Kreuz sein kann. Wir müssen darauf vorbereitet sein.

Betrachten Sie das Vorgehen der Welt. Ein pornographisches Heft oder eine Reklame entzünden die Vorstellungskraft. Genau auf dieselbe Weise müssen wir die Vorstellungskraft entzünden, indem wir uns geistliche Wirklichkeiten vor Augen halten. Wir müssen geistliche Übungen machen. Es tut mir sehr leid, daß geistliche Übungen im Protestantismus beinahe unbekannt sind. In der Untergrundkirche müssen wir sie neu erwecken. Geistliche Übungen mögen von einigen Katholiken mißbraucht worden sein; dann kam die Reformation. Wir kennen die Bewegung des Pendels: Wenn der eine in ein Extrem gefallen ist, fällt der andere in das entgegengesetzte. Weil einige den Gebrauch der geistlichen Übungen mißbrauchten, ließen andere die geistlichen Übungen überhaupt weg.

Wir sollten nicht nur unsere Zeit des Gebets haben, in der wir sprechen, sondern wir sollten auch eine Zeit der Meditation und der Betrachtung haben.
In Hebräer 11 können wir die lange Liste derjenigen lesen, die zersägt, an Pfählen verbrannt und von Löwen zerrissen wurden, aber wir müssen uns diese Dinge auch ausmalen. Jetzt stehe ICH vor Löwen, ICH werde geschlagen, ICH bin in Gefahr, verbrannt zu werden, usw. Wie verhalte ich mich?

Ich erinnere mich, daß ich, anläßlich meiner letzten Sonntagsschulstunde vor meiner Ausreise aus Rumänien, eine Gruppe von zehn bis fünfzehn Jungen und Mädchen nicht in eine Kirche, sondern in den Zoo führte. Vor dem Löwenkäfig sagte ich ihnen:
»Eure Vorväter im Glauben wurden um ihres Glaubens willen solchen Biestern vorgeworfen. Ihr sollt wissen, daß auch ihr leiden werdet. Ihr werdet nicht den Löwen vorgeworfen werden, aber ihr werdet mit Menschen zu tun haben, die viel ärger sind als Löwen. Entscheidet euch jetzt und hier, ob ihr Christus die Treue halten wollt.« Mit Tränen in den Augen sagten sie »Ja«.

Wir müssen uns vorbereiten, bevor wir im Gefängnis sind. Im Gefängnis verlieren Sie alles. Sie werden ausgezogen und erhalten einen Sträflingsanzug. Sie haben keine Möbel, keine schönen Teppiche oder Vorhänge mehr. Sie haben keine Frau und keine Kinder mehr. Sie haben Ihre Bibliothek nicht mehr, und Sie werden nie eine Blume sehen.
Nichts von dem, was das Leben erfreut, bleibt ihnen. Niemand widersteht, der nicht vorher den Vergnügungen der Welt entsagt hat.

Im Kolosserbrief steht: »So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind.« Unwissende und treue Katholiken auferlegten sich manchmal übermäßige Bußtaten. Die Protestanten dagegen gaben das Abtöten der Glieder ganz auf. Aber es gibt ein christliches Abtöten der Glieder ‑ das Aufgeben der weltlichen Freuden. Der Christ, der sich jetzt entsprechend vorbereitet, wird sie im Gefängnis nicht vermissen. Sie müssen die Dinge der Welt gebrauchen, ohne sich gefühlsmäßig daran zu binden.

Ich persönlich mache eine geistliche Übung. Ich lebe in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie können sich vorstellen, wie ein amerikanischer Supermarkt aussieht. Sie finden dort viel Schönes und manche Köstlichkeit. Ich schaue mir alles an und sage mir:
»Ich kann auch ohne diese Sachen leben; und jenes Ding ist sehr nett, aber nicht unbedingt notwendig. Die dritte Sache brauche ich ebenfalls nicht.« Ich gehe durch den ganzen Supermarkt, ohne einen Dollar auszugeben. Ich hatte die Freude, viele schöne Dinge zu sehen, und die zweite Freude war zu wissen, daß ich nicht an sie gebunden bin.
Wir hatten auch liberale Theologen. Keiner von ihnen widerstand der geringsten Folter. »Warum sollte ich für einen toten Gott und eine problematische Bibel sterben? Wenn die Geschichte von Adam und Eva nicht wahr ist, wenn die Prophezeiungen viele Jahre nach ihrer Erfüllung geschrieben wurden, wenn Jesus nicht von einer Jungfrau geboren wurde und Er nicht leiblich vom Tode auferstand ‑ dann stehen mehr Lügen in der Bibel als in der »Prawda«. Warum sollte ich in den Tod gehen für etwas, das nicht wahr ist oder wenigstens immer problematisch bleiben wird?«

4. Zweifel macht Verräter


Ich bin Jude. Im Hebräischen, der Sprache, die Jesus sprach und in der die erste Offenbarung gegeben wurde, existiert das Wort »Zweifel« nicht. Wenn ein Mensch zweifelt, ist das ebenso unnatürlich, wie wenn er auf vier Füssen gehen würde ‑ er ist nicht dazu bestimmt, auf vier Füssen zu gehen. Ein Mensch geht aufrecht, er ist kein Tier. Zweifeln ist untermenschlich.

Jedem von uns kommen Zweifel, aber lassen Sie nicht zu, daß sich Zweifel an wesentlichen Lehrsätzen der Bibel, z.B. über die Existenz Gottes, die Auferstehung Jesu Christi, die Tatsache des ewigen Lebens, in Ihrem Geist niederlassen. Jeder theologische oder philosophische Zweifel macht Sie zum potentiellen Verräter. Sie können sich Zweifel erlauben, wenn Sie, in einem bequemen Lehnstuhl sitzend, eine Predigt vorbereiten. Wenn Sie gut gegessen haben, können Sie sich jede Art von verwegenen Ideen und Zweifeln erlauben. Wenn Sie gefoltert werden, leiten diese Zweifel in Verrat, weil Sie sich entscheiden müssen, zu leben oder für diesen Glauben zu sterben.

Eines der wichtigsten Dinge in der geistlichen Vorbereitung auf die Untergrundarbeit ist die Lösung der Zweifel. Wenn bei Ihnen in der Mathematik eine Rechnung nicht stimmt, haben Sie sicher irgendwo einen Fehler gemacht, und Sie rechnen weiter, bis Sie ihn finden. Leben Sie nicht mit Zweifeln, sondern suchen Sie ihre Lösung.

5. Folterprüfung


Kommen wir jetzt zur Folter selbst. Folter ist etwas sehr Schmerzhaftes. Es werden dazu rotglühende Eisen verwendet. Manchmal ist es ein gewöhnliches Geschlagenwerden. Als Kinder wurden wir alle gestraft; einfache Prügel sind sehr leicht zu ertragen. Jesus sagte, wir sollen zu Ihm kommen wie Kinder, was ungefähr heißt, wie Kandidaten für die Züchtigung.

Eine Ärztin kam zu mir und sagte: »Was soll ich tun? Ich denke daran, mich aus dem Fenster zu stürzen. Die Polizei ruft mich wieder und wieder und will aus mir einen Informanten über die Untergrundkirche machen und so ihre Geheimnisse verraten. Sie drohen mir mit Schlägen, wenn ich das nicht annehme. Was soll ich tun? Es ist schrecklich zu denken, daß sie mich schlagen werden. Ich kann es nicht ertragen. Ich habe die Alternative, ein Informant zu werden oder mich aus dem Fenster zu werfen.«

Ich sagte: »Sie haben eine andere Lösung. Geben Sie Ihrem Ehemann einen Stock in die Hand, und bitten Sie ihn, Ihnen eine Tracht Prügel zu verabreichen. Sie werden sehen, Sie können es ertragen. Fürchten Sie sich nicht vor Schlägen.«
Die Kommunisten hören jedoch bei den Schlägen nicht auf; sie gebrauchen sehr raffinierte Foltermethoden.

Aber Sie müssen wissen, daß Folter auf zwei Arten wirken kann. Sie kann Sie abhärten und Ihren Entschluß, der Polizei nichts zu sagen, stärken. Es gibt Diebe, die jeder Folter widerstehen und ihre Komplizen nicht verraten. Je mehr sie geschlagen werden, desto hartnäckiger werden sie. Andererseits kann die Folter Ihren Willen brechen.

Ich erzähle Ihnen einen sehr interessanten Fall, der von der tschechischen kommunistischen Presse veröffentlicht wurde. (Unter Dubcek gab es eine Zeit der Entspannung. In dieser Periode konnten in der Tschechoslowakei gewisse Dinge veröffentlicht werden. Zu jener Zeit erschien ein Artikel, den ich nun anführe.)

Nowotny, der Vorgänger Dubceks, ein kommunistischer Diktator, hatte einen seiner engsten Genossen, einen kommunistischen Führer, überzeugten Atheisten und Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei inhaftiert. (Nicht nur Christen, Juden oder Patrioten sind im Gefängnis. Ein Kommunist verhaftet den andern und foltert ihn wie jeden anderen.)
Sie verhafteten diesen kommunistischen Führer und sperrten ihn allein in eine Gefängniszelle. Elektromagnetische Strahlen, die den Verstand verwirren, durchkreuzten diese Zelle. Ein Lautsprecher wiederholte Tag und Nacht: »Ist dein Name Joseph oder nicht?« Sein Name war nicht Joseph. »Denk gut darüber nach. Bist du Joseph oder bist du nicht Joseph? Der größte Verbrecher Amerikas war Dillinger, aber du bist ein größerer Verbrecher als er. Wie ist dein Vorname? Ist er Joseph, oder ist er nicht Joseph? Du bist ein Konterrevolutionär, du bist ein Spion, aber bist du Joseph oder nicht Joseph?«

Sie versuchten, ihn verrückt zu machen ‑ Tag und Nacht. Er fühlte, daß er den Verstand verlieren würde. An einem gewissen Punkt hatte er eine Erleuchtung: »Ich habe jetzt das vollkommene Böse getroffen. Wenn die Kommunisten einen Christen foltern, ist das nicht absolut böse, denn die Kommunisten glauben, daß sie ein irdisches Paradies errichten werden. Die Christen hindern sie daran. Also ist es richtig, sie zu foltern. Aber wenn ein Kommunist einen Kommunisten foltert, ist es Folter um der Folter willen. Dafür gibt es absolut keine Rechtfertigung. Aber warte ein bißchen. Jede Münze hat zwei Seiten; Elektrizität hat zwei Pole. Wenn es eine vollkommene Bosheit gibt, gegen wen kämpft diese vollkommene Bosheit? Es muß ein vollkommenes Gutes geben. Das ist Gott, und gegen Ihn kämpfen sie.«

Als er zum Verhör gerufen wurde, trat er mit einem Lächeln ein und sagte dem Beamten, er könne den Lautsprecher nun ausschalten, weil er sein Ziel erreicht habe. »Ich bin ein Christ geworden.«
Der Beamte fragte ihn: »Wie ist es geschehen?« Er erzählte ihm die ganze Geschichte. Der Beamte sagte: »Warte ein bißchen.« Er rief einige seiner Genossen und sagte: »Bitte wiederhole die Geschichte vor meinen Genossen.« Er wiederholte sie und der Hauptmann sagte zu den anderen Polizeibeamten: »Ich warnte euch, daß diese Methode nicht funktioniert. Ihr habt es übertrieben.«

Der Teufel ist nicht allmächtig und allwissend wie Gott. Er macht Fehler. Kommunistische Folter ist eine Angelegenheit, die sehr gut zu geistlichem Nutzen verwendet werden kann.

6. Der Augenblick der Krise


Die Folter hat einen entscheidenden Moment, und der Folterer wartet auf diesen kritischen Augenblick. Lernen Sie den Zweifel besiegen und gründlich zu denken. Es kommt immer ein Moment der Krise, wo Sie bereit sind, den Namen Ihres Helfershelfers in der Untergrundarbeit zu nennen oder zu sagen, wo die geheime Druckerei ist oder ähnliches. Sie wurden zu sehr gefoltert; nichts zählt mehr.
Wenn nichts mehr zählt, zählt auch die Tatsache, daß ich nicht Schmerzen haben sollte, nicht mehr. Ziehen Sie diese letzte Schlußfolgerung in dem Stadium, das Sie erreicht haben, und Sie werden sehen, daß Sie diesen Moment der Krise überwinden werden. Wenn Sie diesen einen Moment der Krise überwunden haben, gibt er Ihnen eine intensive innere Freude. Sie fühlen, daß Christus in diesem entscheidenden Augenblick mit Ihnen war. Die Kommunisten sind jetzt geübt und raffiniert ‑ sie sind sich bewußt, daß es diesen Moment der Krise gibt. Wenn sie in diesem Moment nichts aus Ihnen herausbringen, lassen sie von der Folter ab; sie wissen, daß ihre Fortsetzung sinnlos ist.

Mir wurde schon als junger Christ gesagt, ich solle jeden Tag eine Seite der Bibel und die Lebensgeschichte eines Heiligen oder Märtyrers lesen, und das sagte ich auch meinem Sohn. Seit seinem dritten oder vierten Lebensjahr las ich ihm dies vor. Ich las das Buch von John Fox über Märtyrer. Lesen Sie es Ihren Kindern vor. Lehren Sie sie, wie Märtyrer den Moment der Krise überwanden.

Im Zusammenhang mit Folter gibt es noch einige weitere Punkte. Es ist sehr wichtig, zu verstehen, was Jesus sagte: »Sorget nicht für den anderen Morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.«
Ich war vierzehn Jahre lang im Gefängnis; Bruder Chrapow 26, Wang‑Min‑Dao 28. Es scheint unmöglich, lange Jahre kommunistischen Gefängnisses zu ertragen. Aber Sie müssen nicht alles auf einmal ertragen. Tragen Sie nicht einmal einen ganzen Tag auf einmal ‑ tragen Sie je eine Stunde. Jedermann kann eine Stunde der Pein ertragen. Einige von uns hatten schreckliches Zahnweh, einen Autounfall ‑ wir gingen vielleicht durch unsägliche Pein. Sie brauchen Schmerzen nicht mehr als diese gegenwärtige Minute zu ertragen. Die Erinnerung daran, daß ich so oft geschlagen und gefoltert wurde und daß sie mich morgen wieder holen werden und auch übermorgen, vergrößert die Qual. Morgen könnte ich nicht mehr am Leben sein ‑ oder die Folterer könnten nicht mehr leben. Morgen kann es einen Umsturz geben. Die Schläge von gestern sind vorbei; die Folter von morgen ist noch nicht gekommen.

Wir müssen Torturologie kennen. Am Anfang ist die Folter ein entsetzlicher Schock und eine schreckliche Pein. Kardinal Mindszenty durfte 29 Tage und Nächte lang nicht schlafen. Danach erklärte er alles, was sie von ihm wissen wollten.

Nach wenigen Tagen und Nächten des Schlafmangels oder nach wenigen Tagen intensiver physischer Folter kommt ein Augenblick, wo für Sie nichts mehr zählt. Sie vergessen Ihre Pflicht gegenüber Ihrer Frau, Ihren Kindern, gegenüber Ihrem eigenen guten Namen und gegenüber Gott. Sie werden allem gegenüber völlig gleichgültig. Dies ist der kritische Moment, wo die Notwendigkeit, richtig zu atmen, zur Realität wird. Üben Sie richtiges Atmen.
Die Kunst des Atmens bedeutet in den Yoga-Übungen der hinduistischen und buddhistischen Religion viel. Lesen Sie nun über die verschiedenen Arten des Atmens in der Bibel.
Jesus »hauchte« die Apostel an. Es wird gesagt, Jesus habe ihnen den Heiligen Geist eingehaucht. Es gibt also eine bestimmte Art des Atmens, die den Heiligen Geist vermittelt. In der orthodoxen Kirche hauchen der Priester und die Paten bei der Taufe das Kind dreimal an. Wenn Jesus hauchte, hauchte er den Heiligen Geist. In der Apostelgeschichte 9 steht geschrieben, daß Saulus »schnaubte mit Drohen und Morden«. Es gibt Mörder, die Verbrechen atmen. Im Buch Jeremia steht von solchen, die »nach ihres nächsten Weib wiehern«. Es ist das Atmen eines Ehebrechers. Es gibt ein Atmen in großer Emotion. Versuchen Sie einmal, während eines Streites mit jemandem ruhig, gleichmäßig und tief zu atmen. Sie werden bemerken, daß Sie nicht streiten können.
Richtiges Atmen ist eines der Mittel, der Folter zu widerstehen.

Verrat bedeutet den Bruch mit der ganzen Kirche. Sie sind ein Christ, dem Gott und so viele Menschen vertrauen. Sie waren mit den Geheimnissen der Untergrundkirche vertraut. Verrat wäre eine mächtige Gefühlsbewegung. Sie können nicht mit jemandem streiten und schreien und dabei gleichmäßig und tief atmen. So können Sie auch nicht durch die tiefe Gefühlserregung des Verrats gehen, wenn Sie so atmen. Atmen Sie während der Folter gleichmäßig, ruhig ‑ sehr tief. Ein Verräter kann es nicht tun. Die Sauerstoffzufuhr gibt Ihrem ganzen Körper Widerstand, der Ihre Reaktionen ausgleicht und Ihnen eine beherrschte Haltung gibt.
Noch etwas anderes muß ein Untergrundarbeiter wissen, nicht nur in seinem Kopf, sondern in seinen Fingerspitzen: daß er zum Leib Christi gehört. Sie gehören zu einem Leib, der seit nahezu 2000 Jahren gemartert wird. Er wurde immer geschlagen, nicht nur auf Golgatha, sondern unter der römischen Herrschaft und durch so viele Verfolgungen. Er wurde unter den Nazis geprügelt und in Rußland seit über sechzig Jahren. Als ich mich bekehrte, wurde ich bewußt ein Teil eines geschlagenen Leibes, eines verhöhnten Leibes, eines Leibes, auf dem herumgehackt wird, der mit einer Dornenkrone gekrönt ist und durch dessen Hände und Füße Nägel getrieben sind. Ich akzeptierte dies als mein mögliches zukünftiges Schicksal. Ich denke nie an Jesus Christus als an den vor 2000 Jahren Gekreuzigten. Jesu Leiden in Seinem mystischen Leib muß mir zur Realität werden.

7. Höchste Liebe


Die Bibel lehrt einige sehr schwer zu fassende Worte: »Wer nicht haßt seinen Vater, Mutter, Kind, Bruder, Schwester, der kann nicht mein Jünger sein.« Diese Worte bedeuten in einem freien Land beinahe nichts.
Sie wissen wahrscheinlich aus der Literatur der Hilfsaktion Märtyrerkirche, daß Tausende von Kindern in der Sowjetunion ihren Eltern weggenommen wurden, weil jene sie über Christus unterrichteten. Sie müssen Christus mehr lieben als Ihre Familie.
Sie stehen vor Gericht, und der Richter sagt Ihnen, daß Sie Ihre Kinder behalten können, wenn Sie Christus verleugnen. Wenn nicht, wird dies das letzte Mal gewesen sein, daß Sie sie sahen. Ihr Herz mag brechen, aber Ihre Antwort sollte sein: »Ich liebe Gott.«
Nadja Sloboda verließ ihr Heim für vier Jahre Gefängnis. Ihre Kinder waren ihr weggenommen worden, aber sie verließ ihr Haus singend. Die Kinder, auf die die Polizei schon mit einem Lastwagen wartete, als sie ging, sagten zu ihrer singenden Mutter: »Mach dir keine Sorgen um uns. Wo immer sie uns hinbringen mögen, wir werden unseren Glauben nicht aufgeben.« Und das taten sie auch nicht.

Als Jesus am Kreuz hing, litt Er nicht nur physisch: Seine Mutter stand leidend vor Ihm. Seine Mutter hatte einen leidenden Sohn. Sie liebten einander, aber Gottes Ehre stand auf dem Spiel und da muß jedes menschliche Gefühl zweitrangig sein. Nur wenn wir ein für allemal diese Haltung einnehmen, können wir auf die Untergrundkirchenarbeit vorbereitet werden.

Nur Christus, der große Leidensträger, der Mann der Sorgen, darf in uns leben.
In kommunistischen Ländern gab es Fälle, wo Folterer ihre Gummiknüppel, mit denen sie Christen schlagen, wegwarfen und fragten: »Was ist das für ein Schein, den du um den Kopf hast? Wie ist es möglich, daß dein Gesicht leuchtet? Ich kann dich nicht mehr schlagen.« Von Stephanus wird in der Bibel gesagt, daß »sein Gesicht leuchtete«. Wir wissen um Fälle, wo kommunistische Folterer zu ihrem Gefangenen sagten: »Schrei laut, schrei so laut, als ob ich dich schlagen würde, damit meine Genossen wissen, daß ich dich foltere. Aber ich kann dich nicht schlagen.«

Es gibt andere Fälle, wo Gefangene wirklich gefoltert werden, manchmal zu Tode. Sie müssen zwischen dem Tod mit Christus und für Christus oder dem Verrätertum wählen. Welchen Wert hat ein Weiterleben, wenn Sie sich vor Ihrem Spiegelbild schämen müssen, weil es das Gesicht eines Verräters ist?
Diese Denkweise ist das erste Erfordernis für den Untergrundarbeiter, besonders für den Untergrundpastor, und noch wichtiger für die Frau eines Untergrundpastors. Sie spielt eine außerordentliche Rolle. Sie muß ihn stärken; sie muß ihm Mut machen, alles zu tun. Wenn sie ihn um Kinobesuche und um gelegentliche Vergnügungen bittet, kann er nicht ein Untergrundkämpfer sein. Sie muß ihn zur Arbeit, zum Kampf und zur Selbstaufopferung drängen.

8. Schweigen lernen


Etwas weiteres, das wir in der Untergrundkirche lernen müssen, ist zu schweigen. Pastoren sind schon allein durch ihren Beruf versucht, geschwätzig zu werden. Sie sind Leute, die sprechen. Es ist aber nicht so, daß ein Pastor dauernd reden soll. Niemand kann gut predigen, ohne gut zuzuhören.

Wenn ich auf meine Seelsorgetätigkeit zurückschaue, finde ich, ich habe mehr Seelen durch Zuhören als durch Sprechen gewonnen. Die Menschen haben so viele Lasten auf ihren Herzen, und da ist niemand, der die Geduld hat, ihnen zuzuhören. Nicht einmal Ihr eigener Ehemann hat Geduld, oder Ihre Frau, Ihre Kinder. Die letzteren sind jung und wollen irgendwohin gehen. Niemand will Ihnen zuhören. Wenn jemand einen Menschen findet, der ihm zuhört, ist er schon gewonnen ‑ ohne viel Gerede.

In der Untergrundkirche ist das Schweigen eine der ersten Regeln. Jedes überflüssige Wort, das Sie sprechen, kann jemanden ins Gefängnis bringen. Einer meiner Freunde, ein großer christlicher Komponist, kam ins Gefängnis, weil die Christen die Gewohnheit hatten zu sagen: »Wie schön hat doch Bruder N. dieses Lied komponiert.« Sie rühmten ihn, und dafür bekam er fünfzehn Jahre Gefängnis. In der Untergrundkirche soll man singen, aber den Namen des Schreibers nicht erwähnen.

Sie können nicht erst lernen zu schweigen, wenn das Land von den Kommunisten überrollt wird. Sie müssen vom Moment Ihrer Bekehrung an schweigen lernen. Ein Christ ist ein Mensch, der wenig, aber mit großem Gewicht spricht. Wenn er ein Wort sagen will, überlegt er, ob es Schaden anrichten kann oder nicht. Jedes überflüssige Wort kann in der Untergrundkirche Schaden anrichten.

Solschenizyn, der Nobelpreisträger, sagte in einem Interview, daß sein größter Verfolger ‑ die Person, die ihn verriet ‑ seine eigene frühere Frau war. Im Buch des Predigers Salomo steht, daß man die Geheimnisse des Herzens nicht einmal der eigenen Frau verraten soll. Das ist Wort Gottes. Gott wußte, daß es eine Untergrundkirche geben würde, und Er wußte, daß Ihre Frau in einem bestimmten Augenblick über Sie zornig werden könnte. Solschenizyns Sekretärin wurde von den Kommunisten unter solchen Druck gesetzt (Solschenizyns Frau hatte sie verraten), daß sie sich schließlich erhängte.

Wenn Solschenizyn geschwiegen hätte, wäre dies nie geschehen.

Eine andere, sehr wichtige Frage: Ich danke Gott für die Jahre, die ich in Einzelhaft verbrachte. Drei Jahre lang war ich zehn Meter unter der Erde. Ich hörte nie ein Wort, ich sprach nie ein Wort. Es gab dort keine Bücher. Die Stimmen von draußen waren verstummt. Die Wächter trugen Schuhe mit Filzsohlen; man konnte nicht hören, wenn sie sich näherten. Dann, mit der Zeit, verstummten auch die inneren Stimmen. Wir wurden drogiert, wir wurden geschlagen. Ich vergaß meine ganze Theologie. Ich vergaß die ganze Bibel. Eines Tages bemerkte ich, daß ich das »Vaterunser« vergessen hatte; ich konnte es nicht nicht mehr beten. Ich wußte, daß es mit »Vater unser…« begann. Ich wußte die Fortsetzung nicht mehr. Ich blieb ruhig darüber und sagte:
»Vater unser, ich habe das Gebet vergessen, aber Du kennst es sicher auswendig. Du hörst es täglich so viele tausend Mal. Soll es doch ein Engel für mich sagen, Und ich werde stille sein.«

Eine Zeitlang war mein Gebet: »Jesus, ich liebe Dich!« Und nach einer kurzen Weile: »Jesus, ich liebe Dich!« Und dann, nach einer kleinen Weile wieder: »Jesus, ich liebe Dich! Jesus, ich liebe Dich!«
Dann wurde es zu schwierig, sogar dies zu sagen, denn wir wurden mit Drogen betäubt, die unseren Verstand zerstören sollten. Wir waren sehr hungrig. Es gab Zeiten, wo wir in einer Woche eine Schnitte Brot bekamen. Es gab Schläge, Folter, Mangel an Licht und andere Dinge. Es war mir nicht möglich, meine Sinne dermaßen zu konzentrieren, daß ich »Jesus, ich liebe Dich« hätte sagen können. Ich gab es auf, weil ich wußte, daß es nötig war. Die höchste Form des Gebets, die ich kenne, ist das ruhige Schlagen eines Herzens, das Ihn liebt. Jesus wußte, daß jeder Herzschlag für Ihn ist.

Als ich aus der Einzelhaft entlassen und mit anderen Gefangenen zusammen war und ich sie reden hörte, fragte ich mich, warum sie sprachen! So viel Gerede ist nutzlos. Menschen werden miteinander bekannt, und sie pflegen zu sagen: »Wie geht es Ihnen?« und der andere antwortet: »Danke, und wie geht es Ihnen?«
Wozu dient das? Dann wird einer sagen: »Ist das Wetter nicht schön?« und der andere denkt nach und sagt: »Ja, sehr schön.« Warum müssen wir darüber reden, ob das Wetter schön ist? Wir nehmen die Worte Jesu nicht ernst, der sagt, daß nicht jedes schlechte, sondern jedes unnütze Wort gerichtet wird. So steht es in der Bibel. In einem kommunistischen Land bedeutet unnützes Gerede Gefängnis und Tod Ihres Bruders. Ein lobendes Wort über Ihren Bruder kann, wenn es nicht notwendig war, eine Katastrophe auslösen. Es kommt Sie zum Beispiel jemand besuchen, und Sie sagen: »Oh, schade, daß du nicht vorher hier warst ‑ Bruder W. ist soeben weggegangen.« Der Besucher könnte ein Informant des Geheimdienstes sein. Nun wird er wissen, daß Bruder W. in der Stadt ist! Halten Sie Ihren Mund. Lernen Sie das jetzt.

9. Zulässige List


Sie können Untergrundarbeit nicht ohne Anwendung von List tun. Ich weiß um einen Fall in Rußland. Die Kommunisten vermuteten, daß die Christen sich irgendwo versammelt hatten, und überwachten die Straße. Sie wußten, daß die Versammlung dort in der Nähe sein mußte. Sie sahen einen jungen Mann auf das fragliche Haus zugehen. Sie stoppten den Jungen und fragten ihn: »Wohin gehst du?« Er sagte mit trauriger Miene: »Mein ältester Bruder ist gestorben, und jetzt trifft sich die ganze Familie zur Verlesung seines Testamentes.« Der Polizeioffizier war so beeindruckt, daß er dem Jungen auf die Schulter klopfte und sagte: »Geh nur.« Der Junge hatte nicht gelogen.

Ein Bruder wurde zur Polizei gebracht und gefragt: »Trefft ihr euch immer noch zu Gebetsversammlungen?« Er antwortete: »Genosse Hauptmann, Gebetsversammlungen sind jetzt verboten.« ‑ »Nun, es ist gut, daß du dich danach richtest. Du kannst gehen.« Er hatte nicht gesagt, er richte sich danach, er hatte auch nicht gesagt, er ginge nicht zu Versammlungen.
Ein Kurier der Hilfsaktion Märtyrerkirche ging in ein kommunistisches Land. An der Grenze wurde er angehalten und gefragt: »Was für Bücher führen Sie mit sich?« Er sagte: »Ich habe die Werke Shakespeares und Jehovas.« Der Polizeibeamte wollte nicht zeigen, daß er unwissend war. Jehova könnte ein anderer großer britischer Dichter sein, und zu sagen, er habe nie von Jehova gehört, konnte beschämend sein. Er sagte: »O.K., O.K., Sie können passieren.« Es gibt zulässige Listen.

Wenn Engel nur in Kindermärchen existieren, brauche ich sie nicht. Engel sind eine Realität. Jeder von uns hat einen Schutzengel. Wo Christen zusammenkommen, sind Engel beisammen, aber auch immer Teufel. Wir müssen uns auf Engel und auf den Heiligen Geist verlassen. Wir sind nicht verpflichtet, einem atheistischen Tyrannen die Wahrheit zu sagen. Wir sind nicht verpflichtet, ihm zu sagen, was wir tun. Es ist ungehörig von ihm, mir Fragen zu stellen, eine Unverschämtheit.

Wenn ich Ihnen einfach die Frage stellen würde: »Wieviel Geld haben Sie auf der Bank?« oder: »Wieviel verdienen Sie im Monat?« wäre das nicht unverschämt? Solche Fragen sollten nicht gestellt werden. . . .  So hat auch niemand das Recht, mich über meine religiöse Tätigkeit auszufragen, wenn ich es ihm nicht erzählen will. Das ist eine Einmischung in meine privaten Angelegenheiten. Der atheistische Staat ist nicht berechtigt, solche Fragen zu stellen, und wir brauchen nicht darauf zu antworten.

Im Verhör werden alle möglichen Fragen gestellt. Die Kommunisten sagten mir: »Du bist ein Christ und ein Pastor. Es ist deine Pflicht, die Wahrheit zu sagen. So sage uns nun, wer die Leiter der Untergrundkirche sind. Wo trefft ihr euch? Wen triffst du? Wer sind die Leiter in den verschiedenen Städten?«
Wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, wären unzählige Menschen verhaftet worden, die ihrerseits die Wahrheit geredet hätten, usw. Dem muß widerstanden werden. Wo das Resultat des Widerstandes Schläge und Folter ist, müssen Sie es auf sich nehmen, selbst wenn Sie dafür sterben.  . . .

Einmal hielt ein Bettler vor dem Haus eines reichen Mannes an und sagte: »Könnte ich bitte eine Nacht hier schlafen?« Der reiche Mann sagte: »Geh weg von hier, Bettler. Das ist kein Hotel.« Der arme Mann sagte: »Entschuldigen Sie. Ich werde weitergehen. Aber würden Sie mir zuerst bitte eine Frage beantworten? Ich betrachtete dieses Haus. Ich fand es so schön. Wer hat dieses Haus gemacht?« Nun fühlte sich der reiche Mann geschmeichelt und sagte: »Das ist das Haus, das mein Großvater baute.« ‑ »Und wo ist Ihr Großvater jetzt?« ‑ »Er starb vor langer Zeit.« ‑ »Wer lebte nach Ihrem Großvater in dem Haus?« – »Nun, mein Vater.« ‑ »Lebt er noch?« ‑ »Nein, er starb ebenfalls.« ‑ »Und wer lebt jetzt im Haus?« ‑ »Ich.« ‑ »Und werden auch Sie sterben?« ‑ »Ja.« ‑ »Und wer wird nach Ihrem Tod in dem Haus wohnen?« ‑ »Ich hoffe, meine Kinder.« Da sagte der Bettler: »Warum schrien Sie mich an? Sie sagten, dies sei kein Hotel. Es ist ein Hotel. Es wechselt dauernd die Bewohner, genau wie ein Hotelzimmer. Sie packen Ihre Dinge, und jemand anders kommt.«

Ihre Sterblichkeit ist offensichtlich; nehmen Sie sie ganz allgemein als Ihre Lebensanschauung. Wenn Gott will, daß ich heute sterbe, braucht Er dazu keinen kommunistischen Folterer. Der Folterer kann mein Leben auch nicht um einen einzigen Tag verkürzen. Ebensowenig kann das beste Restaurant mit den feinsten Leckerbissen mein Leben im geringsten verlängern. Ich sterbe, wenn Gott mich ruft.

10. Verräterische Streiterei


In der Untergrundkirche ist nicht der geringste Streit erlaubt. Jeder Streit in der Untergrundkirche bedeutet Verhaftungen, Schläge und vielleicht Tod. Die Kommunisten beobachten und hören.
Sie haben ihre Informanten in der Untergrundkirche. Wo immer ein Streit ist, gibt es gegenseitige Anklagen. Der eine sagt zum anderen: »Als du mit Bruder Schmidt zusammen warst, tatest du dies, usw.« Auf diese Weise erwischt die Polizei Schmidt.
Zänkereien bringen immer Namen und Fakten hervor. Deshalb steht in der Bibel: »Zanket nicht auf dem Wege.« In einer rumänischen Stadt gab es einen schlimmen Streit zwischen zwei Gemeinden. Die eine war eine Baptisten‑ und die andere eine Brüdergemeinde. Ihr Streit war erbittert und endete mit der Verhaftung der Leiter beider Gemeinden.

Ich weiß, daß ich den Himmel nur ererben kann, wenn ich heilig bin. Dann wäre es besser, ich finge heute an, ein Heiliger zu sein. Es wird zu spät sein, den heiligen Wandel anzufangen, wenn wir in den Himmel kommen! Wir werden nicht wissen, wie beginnen. Sie müssen ihn jetzt antreten. Wenn es im Falle einer kommunistischen Machtübernahme besser ist, nicht zu streiten ‑ streiten Sie am besten jetzt auch nicht.

Leider gibt es in den Organisationen, die hinter dem Eisernen Vorhang arbeiten, Streitereien. Sie führten schon zu dramatischen Ergebnissen. Sie sollten so weit wie möglich vermieden werden. Sogar ein Famillenstreit kann in einem kommunistischen Land den Tod bedeuten.
Ich war mit einem Mann, der eine Freundin hatte, in der Zelle. Wie es in jungen Jahren geschehen kann, traf er ein anderes Mädchen, das er dem ersten vorzog. Er hatte aber dem ersten Mädchen verschiedene Geheimnisse anvertraut, und das Mädchen informierte die Geheimpolizei darüber. Er wurde zu lebenslanger Gefangenschaft verurteilt. Er wurde im Gefängnis verrückt.
Die Vorbereitung auf die Untergrundarbeit ist grundlegend für die Vorbereitung eines normalen christlichen Arbeiters, sie muß geistlich tief und lebensnah sein. Ich kenne Länder, in denen viele Kirchen durch Streitereien zwischen zwei Pastoren oder zwei Ältesten zerstört werden. Es geschieht überall, aber in einem kommunistischen Land bedeutet es Gefängnis und vielleicht Tod.

11. Der Gehirnwäsche widerstehen

Kommunisten gebrauchen nicht nur physische Folter, sondern auch Gehirnwäsche. Wir müssen wissen, wie man der Gehirnwäsche widersteht.
Gehirnwäsche existiert auch in der freien Welt. Die Presse, das Radio und das Fernsehen üben sie an uns aus. Es gibt keinen Beweggrund, Coca‑Cola zu trinken. Sie trinken es, weil Sie unter dem Einfluß der Gehirnwäsche stehen. Wasser ist sicherlich besser als Coca‑Cola. Aber niemand schlägt vor: »Trink Wasser, trink Wasser.« Wenn für Wasser Reklame gemacht würde, würden wir Wasser trinken.

Die Kommunisten trieben die Technik der Gehirnwäsche auf die Spitze. Die Methoden sind unterschiedlich, aber die Gehirnwäsche in kommunistischen Gefängnissen besteht hauptsächlich darin, daß Sie siebzehn Stunden lang auf einer Bank ohne Lehne sitzen müssen und die Augen nicht schließen dürfen.

Siebzehn Stunden im Tag müssen Sie hören: »Kommunismus ist gut, Kommunismus ist gut, Kommunismus ist gut« usw. »Christentum ist tot, Christentum ist tot, Christentum ist tot« usw. »Gib auf, gib auf« usw.
Nach einer Minute langweilt es Sie, aber Sie müssen es die ganzen siebzehn Stunden lang hören, und das wochen‑, monate‑, sogar jahrelang ohne Unterbrechung. Ich kann Ihnen versichern, es ist nicht leicht. Es ist eine der schlimmsten Foltern, viel schlimmer als physische Folter.

Aber Christus sah alle Dinge voraus, denn für Ihn gibt es keine Zeit. Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart sind bei Ihm ein und dasselbe: Er weiß alles von Anfang an. Die Kommunisten erfanden die Gehirnwäsche zu spät! Christus hatte schon das Gegenteil der Gehirnwäsche erfunden ‑ die Herzenswäsche. Er hat gesagt: »Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen.«

Stephanus, der erste christliche Märtyrer, hatte Hunderte von Leuten um sich, die Steine in der Hand hielten, mit denen sie ihn töten wollten. Er sagte
»Ich sehe«.
Stephanus’ Frau dachte wahrscheinlich, er sehe die Gefahr, in der er sich befand, und werde weglaufen. Aber er sagte:
»Ich sehe JESUS zur Rechten Gottes stehen.«
Vielleicht sagte sie (es ist nicht aufgezeichnet): »Siehst du nicht, daß die Leute um dich bereit sind, dich zu steinigen?« ‑ »O ja! Ich sehe einige kleine Ameisen dort unten, die der Erwähnung nicht wert sind. Ich schaue auf JESUS.« Er schaute nicht auf die, die ihn umbringen wollten. Selig sind, die reinen Herzens sind.

Ich ging mehr als zwei Jahre durch Gehirnwäsche. Die Kommunisten würden sagen, mein Gehirn sei noch immer schmutzig. Im selben Rhythmus, in dem sie sagten »Christentum ist tot«, wiederholten ich und andere leise: »Christus war auch tot, Christus war auch tot.« Aber wir wußten, daß Er vom Tode auferstand. Wir erinnerten uns daran, daß wir in der Gemeinschaft der Heiligen lebten.

Während der Gehirnwäsche dachte ich: »Was sagen sie mir, das Christentum sei tot? . . .  Wenn die ganze Gemeinde ihren Glauben verloren hat, ist das für mich kein Grund, den meinen zu verlieren.«
Wir müssen eine Sicherheit des Glaubens erreichen. Ich sagte Ihnen bereits, daß das Wort »zweifeln« im Hebräischen nicht existiert.

Darf ich Sie auf ein anderes Wort hinweisen, das im Hebräischen nicht existiert? Ich werde sehr oft von Führern des Weltkirchenrates angeklagt. Sie schrieben gegen mich: »Wurmbrand malt die Situation hinter dem Eisernen Vorhang schwarz-weiß. Das ist nicht so. Es gibt auch das Grau.« Ich antworte, daß ich das nur annehme, wenn sie mir im Neuen Testament das Wort »grau« zeigen. Im Neuen Testament kommen viele Farben vor – »grau«, eine Mischung, kommt nicht vor. Eine Sache ist wahr oder unwahr; sie ist richtig oder falsch. Sie ist weiß oder schwarz. Sie müssen mit der Welt gehen, oder Sie müssen mit Christus gehen.

Ebenso existiert im Alten Testament das Wort »zweifeln« nicht. Wir müssen in diesen Glaubensproblemen ebenso sicher sein wie in der Additions‑ oder Multiplikationstabelle. Zwei und zwei sind vier. Das ist wahr. Ob meine Familie lebt oder ermordet wurde, ob ich genug habe oder ob ich Mangel leide, ob ich frei bin oder im Gefängnis, ob ich geschlagen oder geliebkost werde ‑ die Wahrheit der Mathematik ändert sich nicht. Zwei und zwei Zärtlichkeiten sind vier Zärtlichkeiten, und zwei und zwei Schläge sind vier Schläge.

Die Sicherheit der Wahrheit und einer Liebe, wie sie Maria Magdalena hatte, befähigt einen, der Gehirnwäsche zu widerstehen.
Ich wünsche nicht, als Held dazustehen. Ich bin ein Mann, und wie jeder Mann habe ich meine Stärken und meine Schwächen. Wir leben als eine Gemeinde, damit wir einander in Augenblicken der Schwachheit ermutigen können. Unter entsetzlichem Druck flüsterte ich in einem gewissen Augenblick einem Bruder ins Ohr: »Ich denke, ich habe meinen Glauben verloren. Ich bin kein Gläubiger mehr.«
Er fragte mich mit einem Lächeln, das ihn nie verließ: »Aber glaubtest du jemals?« Ich sagte: »Ja, bestimmt.« Er sagte: »Dann erinnere dich an einen Vers der Bibel. Als die Jungfrau Maria zu Elisabeth kam, sagte Elisabeth zu ihr:
Selig bist du, die du geglaubt hast.’ Das Zeitwort steht in der Vergangenheit. Wenn du in der Vergangenheit geglaubt hast, bist du selig. Lebe von dieser Seligkeit.«
Ich kann Ihnen nicht sagen, was mir diese Worte unter den damaligen Umständen bedeuteten. Ich weiß nicht, wie gesund die Theologie ist, aber wir lebten zu jener Zeit nicht von Theologie. Wir lebten von früheren Erinnerungen. Deshalb lehrt uns die Bibel, den HErrn zu segnen und Seine vorigen Segnungen nicht zu vergessen. Erinnern Sie sich an vergangene Segnungen, auch wenn Sie durch eine dunkle Seelennacht gehen.

12. Das Überwinden der Einsamkeit

Eines der größten Probleme eines Untergrundkämpfers ist zu wissen, wie er seine Einsamkeit ausfüllen soll. Wir hatten keine Bücher, kein Stückchen Papier und keinen Bleistift. Wir hörten nie ein Geräusch, und es gab absolut nichts, das unsere Aufmerksamkeit hätte auf sich ziehen können. Wir schauten die Wände an, das war alles. Normalerweise wird man unter solchen Umständen verrückt. Ich kann Ihnen sagen, wie ich es vermied, verrückt zu werden; aber dies hilft nur, wenn Sie sich zuvor durch ein Leben der geistlichen Übungen vorbereitet haben.

Wie lange können Sie ohne die Bibel allein sein? Wie lange können Sie die Einsamkeit ohne Radio oder Plattenspieler ertragen, usw.?

Ich und viele andere Gefangene machten es so: Wir schliefen nie während der Nacht. Wir schliefen am Tag. Die ganze Nacht über blieben wir wach. Sie wissen, daß ein Psalm sagt: » … Lobet den Herren, . . . die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn.« Ein Gebet während der Nacht ist soviel wert wie zehn Gebete während des Tages.

Alle großen Sünden und Verbrechen werden in der Nacht begangen. Große Raubüberfälle, Trunkenheit, Zecherei, Ehebruch ‑ dieses ganze Leben der Sünde ist eher ein Nachtleben. Am Tag muß jedermann arbeiten, in einer Fabrik, einer Schule oder sonstwo. Die dämonischen Kräfte sind Kräfte der Nacht, und deshalb ist es so wichtig, ihnen während der Nacht entgegenzustehen. Nächtliche Andachten sind sehr wichtig.

In der freien Welt sind nächtliche Andachten weitgehend unbekannt. In meinem Land hatten wir schon vor der kommunistischen Machtübernahme nächtliche Andachten. Als mein Sohn Mihal drei oder vier Jahre alt war, wußte er bereits um nächtliche Andachten. Wir verbrachten die ganze Nacht im Gebet.
In der Einzelhaft erwachten wir, wenn die anderen Gefangenen zu Bett gingen.  Wir begannen mit einem Gebet, in dem wir durch die ganze Welt reisten. Es brauchte eine gute Stunde oder zwei, bis wir zurück waren. Wir beteten für Piloten und für Seeleute und für Gefangene. Die Bibel spricht von einer der großen Freuden, die wir sogar in einer kommunistischen Zelle haben können: »Freuet euch mit den Fröhlichen.«
Ich freute mich, daß es irgendwo Familien gab, die mit ihren Kindern zusammen waren, zusammen die Bibel lasen, die sich Scherze erzählten und miteinander glücklich waren. Dort ist ein junger Mann, der ein junges Mädchen liebt und sich mit ihr verabredet; ich kann über sie glücklich sein. Dort wird eine Gebetsversammlung abgehalten, und dort ist jemand, der studiert, der sich am guten Essen freut usw. Wir konnten uns mit den Fröhlichen freuen.

Nachdem ich durch die ganze Welt gereist war, las ich aus meinem Gedächtnis die Bibel. Für einen Untergrundarbeiter ist es sehr wichtig, die Bibel auswendig zu lernen.
Einmal, als ich auf den wenigen Brettern, die mein Bett waren, lag, las ich im Gedächtnis die Bergpredigt nach Lukas. Ich kam an die Stelle, wo es heißt: » … so euch die Menschen hassen… um des Menschensohnes willen, freuet euch alsdann und hüpfet.« Sie werden sich erinnern, daß es so geschrieben steht. Ich sagte: »Wie könnte ich eine solche Unterlassungssünde begehen? Christus sagte, wir sollten zwei verschiedene Dinge tun: Erstens, uns freuen. Das habe ich getan. Zweitens, ,vor Freude hüpfen’. Das habe ich nicht getan.« So hüpfte ich. Ich stand von meinem Bett auf und begann herumzuspringen. Die Gefängnistür hat ein Guckloch, durch das der Wärter in die Zelle blicken kann. Er schaute eben herein, als ich herumhüpfte. Er glaubte, ich sei verrückt geworden. Sie hatten Befehl, verrückte Gefangene sehr gut zu behandeln, damit ihr Geschrei und ihre Schläge gegen die Tür die Gefängnisordnung nicht störten. Der Wärter trat sofort ein, beruhigte mich und sagte: »Du wirst entlassen werden; du kannst sehen, alles wird in Ordnung sein. Bleib nur schön still. Ich werde dir etwas bringen.« Er brachte mir einen großen Laib Brot. Unsere Portion war eine Scheibe Brot in der Woche, und jetzt hatte ich einen ganzen Laib ‑ und Käse. Er war weiß. Essen Sie nie einfach Käse, bewundern Sie zuerst seine weiße Farbe. Er ist schön anzusehen. Der Wärter brachte mir auch Zucker. Er sprach wiederum ein paar nette Worte, schloß die Tür ab und ging.

Ich sagte: »Ich werde diese Dinge essen, wenn ich mein Kapitel von Lukas beendet habe.« Ich legte mich wieder hin und versuchte mich zu erinnern, wo ich verblieben war. Ja, beim Vers ‘Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen… um des Menschensohnes willen. Freuet euch alsdann und hüpfet, denn siehe, euer Lohn ist groß«. Ich betrachtete den Brotlaib und den Käse. Wirklich, der Lohn war groß.

Als nächstes vertieften wir uns in die Bibel. Jede Nacht stellte ich eine Predigt zusammen, die ich mit »Liebe Brüder und Schwestern« begann, und mit »Amen« beendete. Nachdem ich sie zusammengestellt hatte, sprach ich sie. Danach setzte ich sie in sehr kurze Reime um, damit ich mich daran erinnern konnte. Mein Buch »STÄRKER ALS KERKERMAUERN« enthält einige dieser Predigten. Ich prägte mir 350 solche Predigten ein. Als ich aus dem Gefängnis kam, schrieb ich einige davon auf. Fünfzig wurden veröffentlicht. Engel haben Flügel, und sie tragen die Gedanken zu einem anderen Menschen. Die Predigten wurden in vielen Sprachen veröffentlicht und werden verwendet. So füllten wir unsere Zeit aus. Ich schuf Bücher und Gedichte. Ich dachte über meine Frau und meine Kinder nach. Jede Nacht erzählte ich mir Witze, aber immer neue, die ich vorher nicht gekannt hatte; alle waren optimistisch.

Einer der Witze z. B. war: Eine Frau sagt zu ihrem Mann: »Peter, was soll ich tun? Ich setzte mich auf meine falschen Zähne und ich zerbrach sie.« Der Ehemann sagt: »Sei froh, stell dir vor, wie es gewesen wäre, wenn du dich auf deine natürlichen Zähne gesetzt hättest.« So sah ich die gute Seite der Dinge.
Aus Brot machte ich Schachfiguren. Mit Kalk von der Wand übertünchte ich einige weiß; die anderen waren grau. Ich spielte mit mir selber Schach. Ich verlor in drei Jahren kein Spiel; ich gewann immer, ob mit den weißen oder den grauen Figuren!
Sorgen Sie dafür, daß ihr Sinn niemals betrübt sein wird, weil die Kommunisten Sie dann ganz in ihren Händen haben. Sie müssen fortlaufend Übungen machen und Sie müssen denken. Jedermann muß je nach seinen Fähigkeiten, etwas tun.

13. Wahre Identität

Die Untergrundkirche ist nichts Neues. Nachdem ich in der Untergrundkirche gearbeitet hatte, las ich das Neue Testament mit anderen Augen. Ich las in der Apostelgeschichte Beispiele, wo Apostel und Jünger andere Namen trugen als früher, und es gibt viele ähnliche Beispiele durch das ganze Neue Testament (Offenbarung 2,17 ist ein Beispiel dafür).
Weitere Beispiele:
BARNABAS: »Joseph aber, von den Aposteln genannt mit dem Zunamen Barnabas, …« (Apg. 4,36)

JUSTUS‑ »und Jesus, der da heißt Justus.« (Kol. 4,11)
SIMON: »und Simon, genannt Niger« (Apg. 13, )

JOSEPH: »Und sie stellten zwei auf: Joseph, genannt Barsabas, mit dem Zunamen Justus« (Apg. 1,23)
Warum sollten Jakobus und Johannes »Söhne des Donners« und Simon »Petrus« genannt werden? Ich hatte nie eine Erklärung dafür gehabt. Wir finden sehr viele abgeänderte Namen im Neuen Testament. Und das ist genau, was in der Untergrundkirche geschieht. Untergrundarbeiter haben viele Namen. Sie arbeiten unter Decknamen.

Ich glaube an die wörtliche Inspiration der Bibel, nicht nur an die mündliche. Warum enthält sie dann scheinbar »überflüssige« Worte? Im Lukasevangelium steht: »Er war an einem Ort und betete.« Niemand sieht einen Sinn in diesen Worten. Man kann nicht anderswo beten, als »an einem Ort«. Irgendwo muß man sein, wenn man betet. Warum also diese Worte ‑ »an einem Ort«? Es steht geschrieben: »Er kam in eine Stadt«. Dieser Satz sagt nicht viel aus. Aber dies ist genau die Sprache der Untergrundkirche. Wenn ein Prediger von einer Reise zurückkam, sagte er: »Ich war in einer bestimmten Stadt, an einem bestimmten Ort, wo ich einen bestimmten Bruder traf. Wir beschlossen, uns zu einer bestimmten Stunde in einem bestimmten Haus zu treffen.« Er gab keinen Namen der Stadt und keine Adresse.

Jesus wollte mit Seinen Jüngern das Abendbrot nehmen (Luk. 22, 7‑13). Es wäre normal gewesen, wenn Er gesagt hätte: »Geht zu dieser und dieser Straße, zum Haus Nummer soundso und fragt nach Herrn XYZ, und bereitet dort ein Essen«. Statt dessen sagte Er: »Wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folget ihm nach in das Haus, da er hineingeht.« (Zu jener Zeit war es selten, daß ein Mann einen Wasserkrug trug, da die Frauen zum Brunnen gingen.) Genauso taten auch wir es; wenn wir eine Gebetsversammlung hatten, gaben wir keine Adresse an, weil wir nicht wußten, wer der Informant war. Wir sagten: »Steh an der Ecke ‘jener’ Straße, oder setz dich dort in einen Park, und du wirst einen Mann mit blauer Krawatte (oder einem anderen Merkmal) vorbeigehen sehen. Folge ihm.« Wenn einer den anderen fragt: »Wie heißt du?«, dann wissen wir, daß er ein Informant der Geheimpolizei ist.

Die Untergrundkirche bestand bereits zur Zeit der Niederschrift des Neuen Testaments.

Wir kennen Kritiker, die sagen, daß unsere Art von Arbeit vor Gott ungesetzlich sei, weil eine Gemeinde nicht im Untergrund arbeiten solle. Wir müßten der Obrigkeit gehorchen. Der Weltkirchenrat klagt uns an, aber er gibt den Guerillas Geld, die der Obrigkeit nicht gehorchen.

In der Bibel steht geschrieben, daß derjenige eine Autorität ist, der das Böse bestraft und das Gute belohnt.
Eine Obrigkeit, die das Wort Gottes verbietet, stellt sich selbst außerhalb jeder menschlichen Sphäre; kein Bibelvers läßt sich darauf anwenden. Jede Obrigkeit hat ihre Ungerechtigkeiten und Missbräuche, weil keine Regierung aus Heiligen besteht. Sie besteht aus Sündern. Jede Obrigkeit tut richtige und falsche Dinge. Hauptsache ist, daß sie eine Puppe nicht daran hindern sollte, sich zu einem Schmetterling zu entwickeln. Sie sollte eine Knospe nicht daran hindern, eine Blume zu werden; sie sollte einen Sünder nicht daran hindern, ein Heiliger zu werden. Solange Obrigkeiten mir dies erlauben, erwarte ich nicht, daß sie Heilige sein sollen, die vom Himmel gefallen sind. Ich stoße mich nicht daran, daß sie manchmal falsche Gesetze erlassen, die sie nach zwei oder drei Jahren ändern können. Ich werde sie als Autoritäten anerkennen. Aber wenn sie mir den Sinn meines Lebens wegnehmen, der meine Vorbereitung auf ein schöneres Dasein im Himmel ist, bin ich diesen Obrigkeiten nicht mehr verpflichtet.

Unsere Mission führt ihre Untergrundarbeit weiter, um dieser UNTERGRUNDKIRCHE in kommunistischen und islamischen Ländern zu helfen. Ich gab Ihnen nur einen kleinen Einblick in die Probleme dieser UNTERGRUNDKIRCHE, so daß Sie doch wenigstens eine Vorstellung haben, wie sie aussieht. Gott segne Sie.

Richard Wurmbrand – Im Jahre 1980

Die Hervorhebungen im Text wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, den 8. November 2007. Neu eingestellt im Mai 2020

Weitere Beiträge des Autors auf meiner Webseite:

1. Atheismus-ein Weg?
2. Karl Marx und Satan (auch in Englisch)
3. Warum bin ich Revolutionär?
4. Christus wird siegen – Biographie
5. Gefoltert für Christus
6. Prophezeiungen über Israel

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Papsttum (N.Homuth)

Norbert Homuth

DAS PAPSTTUM

Eine Schlüsselfigur zum Verständnis der Endzeit‑Päpste ist der Zisterzienser‑Abt Joachim von Fiore, der um die Wende des 12 . Jahrhunderts mit seiner flammenden Falschprophetie eine ungeheuere geistige Bewegung auslöste. Er kündigte das Kommen eines Neuen Zeitalters (New Age) an, nämlich das Reich des Hl. Geistes, das das alttestamentliche Reich des Vaters und das neutestamentliche Reich des Sohnes ablösen würde. Eine neue Kirche sollte an die Stelle der bisherigen Petrus-Kirche treten, die johannische Geistkirche. Die Sukzessionskette der Päpste, die angeblich bis auf Petrus zurückführt, sollte nun einer Sukzession weichen, die auf Johannes zurückgeht. (Friedrich Heiler, Die Religionen der Menschheit, Stuttgart 1980, S.449)

Diese spiritualistische Bewegung war die Triebfeder aller Kreuzritter, Mystiker, Vorreformatoren und mündete schließlich in die Reformation ein. Die johannische Geistkirche ist der mystische Hintergrund aller Johannes‑Bewegungen wie Johanniter Ritter, Johannis‑Loge, Johannes‑Bruderschaft, Brüder vom gemeinsamen Leben, Gottesfreunde, Begarden, Bogmilen, Hugenotten usw. So paradox es klingen mag, die stockkatholischen Kreuzritter (Johanniter, Templer), die durch Gnosis, Kabbala u. Rosenkreuzerei re-judaisiert und damit arianisiert aus dem Hl. Lande zurückgekehrt waren, wurden die eigentlichen Schrittmacher zur Reformation Luthers.

Der innerste Kreis aller Kreuzritter‑Orden, der Orden hinter den Kulissen, war der in Frankreich gegründete Zions-Orden oder auch Prieure de Sion (Älteste von Zion) genannt. Sie bestanden hauptsächlich aus Juden, und ihr Symbol war die Lilie und das M. Warum das M, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Das M erschien auch auf dem Baphomet-Kopf, den die Templer verehrten. Weil sich der Zions-Orden, der in der breiten Öffentlichkeit als Johanniter‑Orden in Erscheinung trat, seine lückenlose Tradition bis auf Johannes den Täufer zurückverfolgen konnte, hat jeder Herrenmeister der Prieure de Sion den Beinamen Johannes angenommen, und die Amtsbezeichnung “Nautonier”, lat.: nauta = Steuermann. (Licoln-Baigent-Leigh, Der Heilige Gral und seine Erben, Lübbe, 1984, S.98. 359)

Als im Jahre 1963 Jean Cocteau, der 22. Johannes und Herrenmeister der Zions‑Ritter im Sterben lag, war bereits sein Nachfolger als 23. Johannes bestimmt, ein gewisser Monsignore Roncalli, der als Kardinal in Mesembrina in die Freimaurer-Loge aufgenommen wurde. (Pier Carpi, Die Prophezeiungen von Papst Joh. XXIII., Rom 1976.)
Als Papst Johannes XXIII. streifte er sich den Fischerring über und hatte damit das Jahrtausend‑Ereignis perfekt gemacht: Der 23. Johannes des Zions-Ordens war zugleich der 23. Johannes auf dem Papstthron!

Der Freimaurer Jan K.Lagutt schreibt in seinem Buch Grundstein der Freimaurerei, Zürich 1971, S.138: “Man kann sich ruhig fragen, weshalb der derzeitige Papst den Namen Johannes angenommen hat, einen Namen, der seit Jahrhunderten von keinem Papst mehr getragen worden war. Ist es nur Zufall? Mögen die Uhren Roms in mehreren Stücken auch anders gehen, so weiß man dort ebenso genau als anderswo, daß wir im ersten Frührot einer Neuen Ära leben.“

Man muß wissen, daß der letzte Papst mit dem Namen Johannes ein Epigone Joachims v. Fiore war, ein Gegenpapst, der das johannische Papsttum gegen das petrinische durchsetzen wollte, damals aber noch nicht damit durch drang. An diesen Gegenpapst schloß sich Roncalli bewußt an, als er sich Johannes nannte, und wie der Gegenpapst: Johannes der 23.

Noch ein Aspekt darf in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden: Die sogenannten Weissagungen des Malachias, eines irischen Mönches, der ebenfalls im 12. Jahrhundert lebte, also genau in der Zeit Joachims v. Fiore und der Blütezeit des Zions‑Ordens. Erst 1188 trennten sich die Templer ab und bildeten einen eigenen Orden. In den Weissagungen des Malachias werden alle Päpste vom 12 .Jahrhundert an bis zum letzten Papst, den es geben wird, aufgezählt; nicht mit Namen natürlich, aber mit Nummerierung und jeder Papst wird mit einem lateinischen Prädikat, das ihn oder seine Arbeit speziell charakterisiert, versehen. Und darin liegt die eigentliche Weissagung. Insgesamt sind es 113 Päpste. Der jetzige Papst Wojtyla ist der 110. Papst, danach kommen noch drei, dann gibt es keine Päpste mehr. Der 107. Papst, also Johannes XXIII., ist mit dem Prädikat “pasteur et nautonier” versehen (lateinisch: pastor et nauta = Hirte und Steuermann).

Ich glaube nicht, daß es sich hier tatsächlich um eine “Weissagung” dreht, sondern einfach um ein Programm, das in der internen Machtzentrale des Zions‑Ordens vor vielen Jahrhunderten ausgearbeitet worden und seither durchgezogen wird.

Ich habe für diese Annahme genügend Hinweise. Das Unerklärliche liegt ja nicht nur darin, daß Malachias alle Päpste vorausgesehen haben will, sondern auch darin, daß er genau für den 107. Papst die Bezeichnung “nautonier” eingesetzt hatte. Das weist ganz klar auf einen Zusammenhang zwischen den Malachiasweissagungen und den Prieure de Sion hin; denn auch der Herrenmeister der Zionsritter heißt “Nautonier”.

Zufall? Weissagung? Bei diesen Leuten will ich einfach nicht an göttliche Weissagung glauben, eher an Methode und Planung. Man denke nur an die sog. “Protokolle der Weisen von Zion” aus dem 19 .Jahrhundert, in denen die Weltherrschaft durch Zion und den Zionismus vorausgesagt wird. Wahrscheinlich sind beide: die Malachiasweissagungen und die Protokolle der Weisen von Zion von den Prieure de Sion verfaßt.

Außerdem ist es doch sehr erstaunlich, daß die Malachiasweissagungen einen Papst mit dem Namen Johannes der 23. und der Bezeichnung nautonier genau zu dem Zeitpunkt auftreten läßt, als bei den Zionsrittern der 22. Johannes gestorben war.

Dahinter steckt Methode, außerdem haben die johannischen Päpste noch eine Rechnung zu begleichen: der johannische Gegenpapst Joh.XXIII. drang im 13 .Jahrhundert nicht durch. Jetzt aber war die Zeit reif, die petrinische Papstlinie zu durchbrechen. Und das tat der Roncalli‑Papst durch das 2. Vatikanische Konzil sattsam.

Der Nachfolger des Roncalli‑Papstes erscheint auf der Malachias‑Liste als der 108. Papst und hat das Prädikat “flos florum” (Blume der Blumen). Es war Paul VI. In seinem Wappen erscheint tatsächlich die flos florum, die Lilie.
Und ausgerechnet die Lilie ist auch das Wappen der Zionsritter. Zufall? Kaum!
Das andere Zeichen des Zions‑Ordens ‑ wir erwähnten es schon ‑ ist das M, das auch die Templer hatten. Das M erscheint seltsamerweise auf dem Wappen des jetzigen Papstes Wojtyla.

Ab Joh. XXIII. sollen alle Päpste Freimaurer sein, auch der 33‑Tage‑Papst Joh. Paul I., der angeblich einem Ritualmord zum Opfer gefallen war. Dieser 33‑Tage‑Papst empfahl den Luzifer‑Freimaurer G. Carducci als Vorbild für die Jugend.

Von Carducci stammt die Satanshymne “Inno a Satana”:

“Und schon erzittern Mitren und Kronen

Heil dir, Satan
o Rebellion
o
rächende Kraft der Vernunft“.

Carducci war Gründer der Propaganda‑Freimaurerei in Italien (Propaganda Due = P 2) . Mitglied war auch der Wojtyla‑Intimus Kardinal Marzinkus.

Über die Logenmitgliedschaft der beiden Päpste Joh. XXIII (Roncalli) und Paul VI. (Montini) wurde in konservativen katholischen Kreisen viel gemunkelt. Den Beweis aber konnte keiner erbringen. Das mußte ein weltlicher Journalist der Corriere della Sera besorgen, Pier Carpi.
Er schildert in dem Buch Die Prophezeiungen von Papst Johannes XXIII (Rom 1976) die Erhebung des damaligen Kardinals Roncalli in den 7. Grad der Freimaurerloge Der Ritter und die Rose in Mesembria. (Pier Carpi, Die Prophezeiungen von Papst Joh.XXIII., Rom 1976)

Ein weiterer Beweis, daß auch Paul VI. Freimaurer war, kam aus der Loge selbst. Der Hochgradfreimaurer (33°) Janie Ayala Ponce schreibt in seinem Buch Introduccion a la Franemasonria (Mexiko 1983, Teil 1) über die existierenden Aufnahmeakten von Roncalli und Montini in einer Pariser Loge, die in den Freimaurerzirkeln kursieren. Er bringt sogar ein Bild, das Montini im Ephod des Hierophanten zeigt. Gewiß war Montini judenstämmig. Aber einen Ephod tragen heute nur noch die Priester der Freimaurer‑Hochgrade. Ponce kündigte an, die Aufnahmezertifikate der beiden in die Pariser Loge in seinem zweiten Band zu veröffentlichen.

Und damit sind wir beim jetzigen Papst, Karol Wojtyla, Johannes Paul II. Was dieser Papst in seiner bisherigen Amtszeit sich schon alles geleistet hat, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr, z.B.:
5. 9. 1980: Ansprache in Accra: “Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, Worte der Freundschaft an meine islamischen Brüder und Schwestern zu richten.”
31. 5. 1980: Ansprache in Paris: “Mit großer Freude begrüße ich Sie Muslime, als unsere Brüder im Glauben an Gott.”
15. 2. 1981: Ansprache in Karatschi: “Ich grüße alle Männer und Frauen guten Willens und jedweden Glaubens.”
1. 2. 1986: Gebet des Papstes am Gandhi‑Denkmal: “Unser aller Herr und Gott, wir flehen deinen Segen herab auf die Anhänger aller religiösen Traditionen . . . Mache uns fähig, o Herr, mit dir und miteinander eine Weltgemeinschaft aufzubauen, die die ganze Welt umfaßt.”

Einen Höhepunkt als Missionar für den Götzendienst erlebte der Papst beim Kongreß der Religionen in Assisi. Da forderte er für sich die Rolle eines religiösen Weltenführers. Wojtyla hatte alle Religionen zum gemeinsamen Gebet nach Assisi eingeladen. Und sie kamen alle: Krethi und Plethi, Mullas und Yogis, Hotten und Totten, Hindus und Moslems. Friede, Friede keine Gefahr. Mutter Teresa war auch da und Weltkirchenratschef Castro. Gleich neben dem Papst saß der Dalai Lama, göttliches Oberhaupt der Buddhisten. Fehlen durften natürlich auch nicht die beiden Präsidenten des Weltbaptistenbundes und des Methodistischen Weltbundes.

Man bedenke: die altchristlichen Märtyrer weigerten sich standhaft, den Göttern zu opfern und wurden deswegen gefoltert und zu Tode geschunden. Sie wußten, daß die Anerkennung fremder Religionen Abfall von Gott ist. Und nun kommt dieser Gnom aus Rom und lädt die Götterpriester, um deren Ablehnung willen die Märtyrer grausam sterben mußten, nach Assisi ein, wo sie ihren Götterdienst zelebrierten, in einer christlichen Kirche! Auf dem Altar dieser christlichen Kirche hatte man frivol eine Buddha‑Statue aufgestellt.

Zu Beginn seiner Indienreise zeichnete eine Hindu‑Priesterin dem Papst das Tilak‑Symbol an die Stirn. Das Tilak-Zeichen hat seinen Namen von dem Brahmanen Bal Ganghedar, einem indischen Götterpriester. Als Einweihungsritus erhalten seine Jünger das Tilak-Symbol, einen roten Punkt an die Stirn. Es ist das Zeichen des Gottes Schiwa, dem Gott der Zerstörung, der nach indischem Glauben Herr der Welt wird (Luzifer). Sein Symbol ist der Phallus (männl. Geschl.Organ).

Daß sich der Papst mittlerweile schon öfters mit dem Dalai Lama getroffen hat, der sich für eine Inkarnation Buddhas hält, fügt sich nahtlos ein in Wojtylas Freimaurer‑Mentalität.

Laut einer Quelle ist die Mutter des Papstes, eine Kaczorowska= Katz, Jüdin. Vor diesem Hintergrund wird dann auch verständlich, daß der Papst am Sonntag, den 13 4. 86 den Oberrabbiner Elio Toaff umarmte und zu einer Feier in der Synagoge neben ihm Platz nahm. Wojtyla betonte in seiner Predigt: “Siehe wie fein und wie lieblich, wenn Brüder einträchtig beisammen sind” (Ps.132). Brüder oder Logenbrüder?

Papst Wojtyla ist Ehrenmitglied des Rotary-Club (Spiegel 21/83) und Mitglied der freimaurerischen Vereinigung Chain des Rotiseur (Bayr. Rundschau 1 .6. 86).
Abschließend noch ein grundsätzliches Wort zur katholischen Kirche bzw. Hure Babylon: Die Katholische Kirche, Papst, Vatikan usw. ist nicht der Antichrist, sondern Hure Babylon. Hure Babylon aber bedeutet: da ist noch Volk Gottes drin; denn es heißt ja “gehet aus mein Volk aus Babylon”. Und weil die Katholische Kirche die Große Hure ist, kann man annehmen, daß der Anteil an Volk Gottes in ihr auch größer ist, als in den Hurentöchtern. Das lehrt auch die Erfahrung. Katholiken, besonders junge, neigen immer zu einem konsequenten Christentum, wenn sie aus Babylon herauskommen. Das liegt daran, daß ihnen weder das christliche Keuschheitsideal fremd ist noch die Absage an die Welt und das Bekennen (Beichten) der Sünden, während der Protestant mit seiner billigen Gnadenlehre, seiner Genußmentalität u. seinem “Sag’ s Gott und der Wand, so ist die Sünde unbekannt” nur sehr schwer zu einer radikalen Nachfolge Christi zu bewegen ist.

Also, in der Hure ist noch Volk Gottes drin, vergeßt das nicht, die müssen herausgerufen werden.

Dem Buch von Norbert Homuth Die Verführung des Antichristen entnommen.
Horst Koch, Herborn den. 6. 4. 2005

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