Das Jenseits

Dr. René Pache

DAS JENSEITS

– Leicht gekürzt für meine Webseite. Auch die Hervorhebungen sind von mir. Horst Koch, Herborn, im Herbst 2023 –

 

I N H A L T S VE R Z E I C H N I S
(Gekürzt)

Erster Teil: Einführung

Kapitel I: Die Bedeutung des Jenseits
1. Das Leben ist viel zu kurz, um uns zu genügen

2. Gott hat die Ewigkeit in unser Herz gelegt

3. Wenn es kein Jenseits gibt, ist unser Diesseits ohne Sinn
5. Endlich, nachdem wir Trauer und Trennung auf Erden erfahren haben, brauchen wir die tröstliche Gewißheit, unsere im Glauben verstorbenen Lieben wiederzusehen

Kapitel II: Der Mensch und seine Bestimmung
1. Der Mensch ist zum Bilde Gottes geschaffen

2. Der Mensch ist eine lebendige Seele

3. Leib, Seele und Geist

4. Ist die Seele unsterblich?

Zweiter Teil: Der Tod und die Toten

Kapitel I: Der Tod


1. Der ursprüngliche Plan Gottes

2. Warum ist der Tod zu uns gekommen?

5. Vom Tode zum Leben
b) der Selbstmord
d) die Todesstrafe

11. Der Sieg über den Tod
12. Bereiten wir uns auf ein seliges Sterben vor


Kapitel II: Der Aufenthalt der Toten
1. Wo sind die Toten?

4. Sehen uns die Verstorbenen?

5. Sind die Verstorbenen um uns?

6. Was sollen wir vom Spiritismus denken?

7. Was sagt die Bibel zu der Anrufung der Heiligen und der Mutter Gottes?

9. Sollen wir für die Verstorbenen beten

Dritter Teil : Die Welt der Geister

Kapitel I: Die Engel
1. Was sind die Engel?

Kapitel II: Satan

1. Wer ist Satan?
5. Aus der Gewalt des Satans erlöst

Kapitel III: Die Dämonen

1. Ursprung und Sturz der Dämonen

3. Das Reich der Finsternis

4. Der Kampf der Dämonen gegen Gott

5. Der Kampf der Dämonen gegen die Menschen

7. Der Sieg der Gläubigen über die Dämonen

Vierter Teil: Die Auferstehung

Kapitel I: Die Auferstehung Jesu Christi
2. Die Auferstehung Christi wird im Alten Testament angekündigt

5. Die Zeugen der Auferstehung Christi

6. Andere Tatsachen, die die Auferstehung begleiteten und bestätigten


Kapitel II: Die Auferstehung der Gläubigen
1. Gott hat uns für das Leben und nicht für den Tod bestimmt

2. Die Auferstehung nach dem Alten Testament
3. Die Auferweckungen In den Evangelien und in der Apostelgeschichte

4. Auch die Natur lehrt uns die Auferstehung

5. Wie wird der Auferstehungsleib sein?

6. Wann wird die Auferstehung der Gläubigen stattfinden?

Fünfter Teil : Die ewige Verdammnis

Kapitel I: Die Auferstehung der Ungläubigen
1. Die Heilige Schrift lehrt klar, daß es zwei Auferstehungen gibt.

Kapitel II : Das Jüngste Gericht
1. Was ist das Jüngste Gericht?

3. Die Zerstörung der Erde und des Himmels

5. Jeder wird nach seinen Werken gerichtet
6. Wie werden diejenigen gerichtet, die das Evangelium nicht gehört haben?

7. Das Buch des Lebens


Kapitel III: Die Hölle
1. Welche biblischen Bezeichnungen schildern die Hölle?

2. Worin besteht die Hölle?

3. Die Leiden der Hölle
4. Verträgt sich die ewige Hölle mit der Liebe Gottes?

Sechster Teil: Der Himmel

1. Wie wird der Himmel beschrieben

3. Charakteristik des Himmels

4. Das Wiedersehn im Himmel

5. Was wird aus den Familienbanden?

6. Was werden wir im Himmel tun? 

9. Wem steht der Himmel offen?

10. Welche Wirkung wird die Aussicht auf den Himmel in uns haben?

(Aus dem Französischen. Übersetzt von Anny Wienbruch. 1957)

 

VORWORT
Wir freuen uns, dieses Buch veröffentlichen zu können. Es ist die Fortsetzung unseres Buches – Die Wiederkunft Jesu Christi –, das die Prophetie bis zum Ende des Tausendjährigen Reiches zum Gegenstand hat.
Eine Vorschau auf die Zukunft hätte nur geringen Wert, wenn sie sich auf das – wenn auch herrliche – Ende des irdischen Geschehens beschränkte. Gott hat in unsere Herzen die Sehnsucht nach der Ewigkeit gegeben, die allein durch Seine unmittelbare und ewige Gegenwart befriedigt werden kann.
In dem vorliegenden Buch wird versucht, die zahlreichen biblischen Texte, die über die zukünftige Welt aussagen, zusammenzustellen und soweit wie möglich zu erklären. Sie sind wunderbar und furchtbar zugleich. Wenn wir auf ewig in der jenseitigen Welt leben sollen, wäre es mehr als unvernünftig, wenn wir die biblischen Offenbarungen über dieses wichtige Gebiet vernachläßigten.  . . .
René Pache


 – Für meine Webseite gekürzt. Auch die Hervorhebungen sind von mir. Im Herbst 2023. Horst Koch, Herborn –

ERSTER TEIL 


Kapitel 1 DIE BEDEUTUNG DES JENSEITS

Ein Buch über das Jenseits! Ist es nicht gefährlich, sich mit der an deren Welt zu beschäftigen? warnen die einen. Können wir überhaupt etwas Genaues über dieses geheimnisvolle Gebiet wissen? fragen die anderen. Genügt uns die Erde nicht? Solche Redensarten verraten, wie erschreckend unwissend der Mensch über die Bedeutung der Ewigkeit ist, über die Weite der biblischen Offenbarungen und über die Gefahr, in welcher sich die Seelen befinden, die sich nicht darum kümmern.


1. Das Leben ist viel zu kurz, um uns zu genügen.

Was bedeutet schon ein Menschenalter! Die äußerste Frist, die Gott ihm setzt, sind hundertundzwanzig Jahre. 1. Mose 6, 3. Aber wie wenige von uns werden hundert Jahre alt! Wir müssen mit dem Psalmisten sprechen: „Herr, lehre doch mich, daß es ein Ende mit mir haben muß…“ (Ps.39,5)
 
“Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährst schnell dahin, als flögen wir davon . . . Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden!” Psalm 90, 9-10. 12.

„Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, denn des Herrn Geist bläst darein . . . aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.“ Jes. 40, 6-8.
Nicht allein unser eigenes Leben ist ein Nichts. Was sind die paar Jahrtausende der menschlichen Geschichte? Wo waren wir vor wenigen Jahrzehnten? Und wo werden wir nach einigen Jahrzehnten sein? Drängt sich uns da nicht die Frage auf, ob uns nach dem Tode noch etwas erwartet? Wenn wir nahezu unsere gesamte Existenz anderswo verbringen sollten, ist es da nicht dringend nötig, daß wir uns mit dieser anderen Welt befassen? Denn was sind siebzig oder achtzig Jahre im Vergleich zur Ewigkeit?


2. Gott hat die Ewigkeit in unser Herz gelegt (Prediger 3,11).

Nach Seinem Bilde hat Er uns geschaffen, Er hat uns den Sinn für das gegeben, was ewig und vollkommen ist. Nichts Vergängliches, nichts Unvollkommenes kann uns befriedigen. Wir möchten ohne Vorbehalt lieben und geliebt werden. … Die Jugend wähnt, noch eine unendliche Lebenszeit vor sich zu haben. Kaum zu überschauen dünkt sie ein einziges Jahr. Die Alten hingegen sehen die Zeit dahineilen. Sie klammern sich um so mehr an das irdische Leben, je rascher es ihnen entschwindet.  . . .

 Das menschliche Herz ist unersättlich – das ist seine Tragik. Der Lebemann rast von einem Vergnügen zum anderen, der Geschäftsmann trachtet Tag und Nacht danach, immer mehr zu gewinnen. . . . Gott hat uns bestimmt für die ganze Herrlichkeit des ewigen Lebens. Darum wird das Irdische unser Herz niemals ausfüllen können.

Jesus sagte zu der Samariterin, die wahrlich viel erlebt hatte: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinken wird, daß Ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern das Wasser, das Ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ Joh. 4, 13-14.
Wie wahr ist das Wort des heiligen Augustin: „Unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Gott.“

3. Wenn es kein Jenseits gibt, ist das Diesseits ohne Sinn.

Nur von der Ewigkeit her erhält unser Dasein seine Bedeutung. Wenn alles im Grabe endete, was hätten dann alle Anstrengungen, alle Bemühungen für einen Sinn?

Der Prediger sagt das in tiefer Enttäuschung: „Es ist alles ganz eitel. Was hat der Mensch für Gewinn von all seiner Mühe, die er hat unter der Sonne? Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt . . . Ich sah alles Tun, das unter der Sonne geschieht. Und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind.“ Pred. 1,3-4.14.
Mehr als irgendein anderer hat dieser Mann aus allen Bechern getrunken: Vergnügungen, Gelage, Häuser, Länder, Reichtümer, Liebe, Ruhm, Wissenschaft. Und das Endergebnis ist, daß kein Gewinn ist unter der Sonne.  . . . Da nichts von Dauer ist und wir doch bald alles verlassen müssen, „laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!“ 1. Kor. 15, 32.

So denken die Materialisten. Diese Philosophie der Existentialisten ist der Ausdruck großer Empörung und Verzweiflung. Es ist leicht, zu essen und zu trinken, so lange man jung ist . . . Aber was macht man, wenn die Gebrechen des Alters einen zu einer elenden Jammergestalt gemacht haben? Wenn dann der Glaube an ein besseres Jenseits fehlt, bleibt nur der gähnende Abgrund . . . 


4. Die Gerechtigkeit dieser Erde befriedigt uns nicht!
Sie stillt unseren Durst nach vollkommener Gerechtigkeit nicht. Wieviel Ungerechtigkeit wird hier auf Erden niemals ausgeglichen! Dieses Problem hat schon den Psalmisten beunruhigt: „Ich aber hätte schier gestrauchelt mit meinen Füßen . . . da ich sah, daß es den Gottlosen so gut ging. . . .  bis . . . ich merkte auf ihr Ende. . . . Sie gehen unter und nehmen ein Ende mit Schrecken“. Psalm 73, 2-4.
Manche Sünden werden sogleich bestraft, aber die große Abrechnung wird erst in der anderen Welt stattfinden. Gott läßt dem Menschen die Freiheit, seinen eigenen Weg zu gehen. Er schiebt Sein Gericht auch noch auf, damit der Sünder Raum zur Buße finde. Aber es wäre unmoralisch und höchst ungerecht, wenn nicht einmal der Tag der großen Vergeltung käme.
Auch die Gerechten finden hier auf Erden nicht immer schon den Lohn ihrer Taten. Prüfungen und Verfolgungen bleiben ihnen nicht erspart. Nicht zu zählen sind die Märtyrer und die unschuldigen Opfer. Sollte es für sie niemals eine gerechte Wiedergutmachung geben?

Die Bibel sagt, daß Gott diese Prüfungen zuläßt, um die Leidenden zu läutern und zu heiligen. Aber das hätte ja gar keinen Sinn, wenn mit dem Tode alles aus wäre. Dann wären die Gläubigen die elendesten unter allen Menschen . . .


5. Endlich, nachdem wir Trauer und Trennung auf Erden erfahren haben, brauchen wir die tröstliche Gewißheit, unsere im Glauben verstorbenen Lieben wiederzusehen.

An einem offenen Grabe brauchen wir die Gewißheit, daß wir den wiedersehen werden, der uns verlassen hat. Allezeit und unter allen Himmeln ist die Menschheit von einer wunderbaren Hoffnung aufgerichtet worden, hat sie in sich den Gedanken an ein Weiterleben, ein Wiedersehen gehegt. Welches Glück, daß die Bibel uns hierüber solche Gewißheit gibt, wie sie das Wort der Wahrheit nur geben kann.


6. Gott hat den Menschen ausersehen, Ihn von Angesicht zu Angesicht zu schauen und Ihm gleich zu sein.

Gott hat uns nicht nur für das Ewige geschaffen, für die Gerechtigkeit und für die Vollkommenheit: Er hat uns für sich selbst geschaffen. Auf der Erde sind wir durch die Wand der Materie und die Ketten der Sünde von Ihm getrennt.
Wie wäre unser Gesichtskreis begrenzt, wenn wir nicht die herrliche Gewißheit hätten, die Ewigkeit in der Gegenwart des Schöpfers aller Dinge verbringen zu dürfen!
Es genügt aber nicht, daß wir die Notwendigkeit des Jenseits bejahen. Das Jenseits existiert wirklich! Gott selber spricht davon, und wir müssen mit Eifer Seinen Offenbarungen nachforschen.
Wenn wir die verschiedenen Religionen betrachten, stellen wir fest, daß die sich selbst überlassene Menschheit angesichts dieser Frage im dunkeln tappt.
Wieviel Unsinniges, Gefährliches ist gerade über dieses Gebiet schon gesagt worden! Heute ist die Verwirrung größer als jemals, selbst in den sogenannten christlichen Kreisen. Wenn man sich von der klaren Botschaft der Heiligen Schrift entfernt, kann man nur ein irriges Bild von der anderen Welt geben, auch von unserer Verbindung mit den Verstorbenen und den Möglichkeiten nach diesem Leben. Man nimmt die feierlichen Erklärungen der Bibel nicht mehr ernst, man leugnet die Verdammnis und fälscht so den klaren Blick für die Ewigkeit.
Überspannte Sekten machen sich diese Verwirrung zunutze. Sie verführen unsichere Menschen, die unwahrscheinlichsten, der Heiligen Schrift widersprechenden Dinge zu glauben.
Darum möchten wir uns in Demut unter die alleinige Wahrheit der Schrift beugen. Mit Petrus wollen wir sprechen:
„Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Joh. 6, 68.

Wir werden uns bemühen alle biblischen Texte zu sammeln, die sich mit diesen großen Dingen befassen. Mit Hilfe zahlreicher klarer Schriftstellen werden wir versuchen, auch die weniger klaren Schriftworte zu verstehen. Wir wollen uns dabei erinnern, daß „das Geheimnis ist des Herrn, unseres Gottes, was aber offenbar ist, das ist unser und unserer Kinder ewiglich“. 5. Mose 29, 29.

Kapitel II

DER MENSCH UND SEINE BESTIMMUNG

Um zu verstehen, was den Menschen im Jenseits erwartet, müssen wir erst seine Beschaffenheit und seine ewige Bestimmung kennen.

1. Der Mensch ist zum Bilde Gottes geschaffen.
„Gott sprach: Lasset Uns Menschen machen, ein Bild, das Uns gleich sei . . . Und Gott schuf den Menschen Ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf Er ihn, und schuf sie, einen Mann und ein Weib.“ 1. Mose 1, 26-27.
In diesen beiden Versen versichert Gott viermal, daß Er als Schöpfer den Menschen ins Leben gerufen hat, und Er wiederholt auch viermal, daß Er ihn nach Seinem Bilde geschaffen hat. Wenn auch die körperliche Beschaffenheit des Menschen in mancher Beziehung der der Tiere gleichen mag, so ist seine Persönlichkeit selbst doch von ganz anderer Art.
Gott gab ihm: 

einen Geist, der mit Ihm in Verbindung treten kann,

einen Verstand, der Seine Werke und Seine Offenbarungen verstehen kann,

ein Gewissen, das ihn auf den Weg des Heils führt,

einen Willen, der ihm erlaubt, sich frei zu entscheiden,

einen künstlerischen Sinn, die wahre Schönheit zu würdigen, und endlich

ein Herz, das fähig ist, seinen Schöpfer zu lieben.

Auf die Frage: Warum hat Gott den Menschen geschaffen? könnten wir so antworten: Gott, der die Liebe ist, wollte einen Widerschein Seiner selbst, ein Wesen, das Ihm gleich sei, um Seine Liebe zu empfangen und Ihm zurückgeben.
 Der Herr setzte Sein Geschöpf in das Paradies, um mit ihm die engste Verbindung zu pflegen. Als der Sündenfall diese Verbindung zerrissen hatte, zielten alle Bemühungen des göttlichen Erlösers darauf hin, sie durch das Kreuz wiederherzustellen, auf daß sie im Himmel endgültig und auf ewig bestehe.

Das Jenseits ist also nicht eine Art Anhängsel, das an das irdische Leben angefügt wird, um es fortzusetzen oder zu vervollständigen. Es ist im Gegenteil das Ziel, das unser ganzes Dasein bestimmt. Ein Wesen, das aus der Hand Gottes hervorgegangen und nach Seinem Bilde geschaffen worden ist, kann nur zu Ihm zurückkehren.
„Der Staub muß wieder zu der Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.“ Pred. 12, 7.


2. Der Mensch ist eine lebendige Seele.
Der Mensch ist vor allem zum Leben bestimmt: Nachdem Gott ihn aus dem Staub der Erde gebildet hat, „blies Er ihm den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele“ (oder: ein lebendiges Wesen). Dann pflanzte Gott in die Mitte des Gartens Eden den Baum des Lebens, durch den der Mensch eines Tages das ewige Leben erhalten sollte. 1. Mose 2, 7.9; 3, 22.

Tod und Verdammnis waren also nicht für Adam bestimmt. Erst als Folge seines Sündenfalles ist er davon betroffen worden. Wäre er nicht der Sünde verfallen, so hätte er wahrscheinlich, nachdem er eine Zeitlang im Garten verbracht hätte, vom Baume des Lebens essen dürfen und wäre dann der unmittelbaren Gegenwart Gottes teilhaftig geworden. Das Beispiel Henochs, der nach einem Leben in der Verbindung mit Gott hinweggenommen wurde, ohne den Tod zu schmecken, zeigt uns, wie die Menschen eigentlich hätten in den Himmel versetzt werden sollen. 1. Mose 5, 24; Hebr. 11, 5.


3. Leib, Seele und Geist.

Der Text 1. Mose 2, 7 unterscheidet beim Menschen:
den Leib, der aus dem Erdenstaub geschaffen wurde,

den Atem (oder Geist) des Lebens, den Gott ihm gab,
die lebendige Seele, die er dann wurde.

Zwei andere Bibelstellen unterscheiden zwei bzw. drei dieser Grundstoffe des Menschen:

„Euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi.“ 1. Thess. 5, 23. 

„Das Wort Gottes . . . dringt durch, bis daß es scheidet Seele und Geist . . . und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.“ Hebr. 4, 12.

Es ist leicht, die Rolle zu verstehen, die unser Leib in unserem gegenwärtigen Leben spielt. Als Werkzeug unseres Willens dient er mehr dem Bösen als dem Guten. Wenn wir wiedergeboren sind, sollen wir ihn Gott als Opfer darbringen, da er der Tempel Seines Geistes ist. Röm. 12,1; 1. Kor. 6,9.

Paulus sagt, daß unser gegenwärtiger Leib „seelisch“ ist (im Griechischen psychisch), das heißt: belebt durch die Seele, die Psyche. . . . Durch die Auferstehung werden wir einen „geistlichen Leib“ erhalten. Was die Bezeichnung „Seele“ und „Geist“ betrifft, so ist es nicht immer leicht, sie in der Heiligen Schrift zu unterscheiden. Betrachten wir zuerst einmal, welche verschiedenen Bedeutungen das Wort „Seele“ hat! (Im Hebräischen: nephesh, im Griechischen: psyche.)


 a) Die Seele ist der lebendige Odem, der Ursprung des Lebens.
1. Mose 2, 7: „Er blies ihm ein den lebendigen Odem, und also ward der Mensch eine lebendige Seele.“


1. Mose 9, 4-5: „Esset das Fleisch nicht, das noch lebt mit seiner Seele, mit seinem Blut! Auch will Ich eures Leibes Blut rächen … und will’s an allen Tieren rächen.“ (Hiernach haben auch die Tiere eine Seele, d.h. sie sind lebendig und nicht leblos wie tote Gegenstände.)


3. Mose 17,11: „Des Leibes Leben (Seele) ist im Blut . . . das Blut ist die Versöhnung, weil das Leben (die Seele) in ihm ist.“ (Das heißt: Das Blut ist der Grundstoff alles Lebens; wer eines Menschen Blut vergießt, nimmt ihm das Leben. Es genügt, wenn das Blut in das Heiligtum gebracht wird, um zu bezeugen, daß das Leben des Opfertieres dargebracht worden ist.)
Apg. 20, 10): Paulus aber ging hinunter, warf sich über ihn . . . und sagte: „Beunruhigt euch nicht! seine Seele ist (wieder) in ihm.“ 


b) „Seele“ in der Bedeutung „Person“, „Mensch“.
Dieser Sinn erscheint klar im Urtext:


2. Mose 1, 5: „Aller Seelen, die aus den Lenden Jakobs gekommen waren, deren waren siebzig.“

2. Mose 12, 4: Das Osterlamm sollte nach der Zahl der Seelen (das heißt der Personen) genommen werden.

3. Mose 4, 2: „Wenn eine Seele sündigen würde aus Versehen . . .“

3. Mose 21,11 ist noch charakteristischer: Der Hohepriester „soll zu keinem Toten kommen“. Wörtlich übersetzt heißt es: „zu keiner toten Seele“, obwohl er doch nur den unbeseelten Körper berühren könnte.

Im gleichen Sinne sagen wir selbst: eine Stadt von zehntausend Seelen.


 c) Die Seele ist der Träger des Gefühls.
1. Mose 34, 3: Seine Seele (Luther übersetzt: sein Herz) hing an ihr, und er hatte die Dirne lieb, und er wußte zu ihrem Herzen zu sprechen. (Luther übersetzt: er redete freundlich mit ihr; hier werden die beiden Worte „Seele“ und „Herz“ füreinander gebraucht.)

Psalm 42, 3, 6: „Meine Seele dürstet nach Gott . … Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“

Luk. 2, 35: „Es wird ein Schwert durch deine Seele dringen.“

Matth. 26, 38: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod.“


 d) Die Seele wird – nach einigen Bibelstellen – dem Geist gleichgesetzt. Verschiedene Schriftsteller haben versucht, den Unterschied zwischen Seele und Geist folgendermaßen darzulegen:


Die Seele ist der Träger des Lebens. Sie belebt unseren Leib. Auch der nicht wiedergeborene Mensch hat eine Seele. Sie ist außerdem der Sitz der Gefühle, des Verstandes, des Willens und der menschlichen Wünsche.

Der Geist hingegen ist der Teil unseres Wesens, der am höchsten, Gott am nächsten ist und mit Ihm in Verbindung treten kann. Beim unbekehrten Sünder ist dieser Geist „tot“. Bei der Wiedergeburt wird er durch den Einbruch des Geistes Gottes wieder erweckt und erhält die Fähigkeit, mit dem Göttlichen in Verbindung zu treten.

Der Geist des Menschen wird so das Gefäß des übernatürlichen Lebens und der Gegenwart des Herrn. 
Der Geist überlebt den Tod des Leibes und geht zu Gott. Er wird den „geistlichen Leib“, den Auferstehungsleib bewohnen.
Bei unserer Frömmigkeit ist das Seelische menschlich und fleischlich: zum Beispiel die sentimentalen religiösen Gefühle, persönliche Wünsche, ein nur verstandesmäßiges Erfassen der ewigen Wahrheit, ein noch nicht ausgelieferter Wille. Alles das kommt noch aus unserer eigenen Natur.
Die Frömmigkeit hingegen, die vor Gott gilt, hat ihren Sitz in unserer neuen Natur, unserem wiedergeborenen Geist, der vom Heiligen Geist erfüllt und fähig ist, in einem neuen Leben zu wandeln.
Diese Unterscheidung von „Seele“ und „Geist“ ist interessant, und wir glauben, daß sie in manchem der Wirklichkeit entspricht. Aber wir müssen auch feststellen, daß die Heilige Schrift, sowohl im Alten wie im Neuen Testament, häufig diese beiden Worte füreinander gebraucht:


Pred. 12, 7: „Der Staub (Leib) muß wieder zu der Erde kommen . . . und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.“ (Hier ist es der Geist, der in die andere Welt geht und zu Gott zurückkehrt.)


Psalm 16, 10: „Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, daß Dein Heiliger verwese.“

Petrus erklärt, daß es sich hierum ein prophetisches Wort handelt, das sich auf Jesus Christus bezieht, dessen Seele nicht im Totenreich bleiben sollte und dessen Leib auferstände. Apg. 2, 24-31. Der Psalmist und der Apostel hätten ebensogut von dem Geist reden können, den Jesus am Kreuz in Seines Vaters Hände gab. Matth. 27, 50; Luk. 23, 46; „Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes . . .“ – Es ist schwierig, hier einen Unterschied zwischen beiden Bezeichnungen zu erkennen.
Matth. 10, 28: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht töten können.“ Die Seele ist hier nicht der einfache lebendige Odem, der mit dem Leib stirbt. Es handelt sich hier vielmehr um das, was man sonst „Geist“ nennt, den nicht materiellen Teil unseres Wesens, der in die andere Welt hinübergeht.
Apg. 7, 58: Stephanus rief und sprach: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“
Hebr. 12, 23. Im himmlischen Jerusalem befinden sich „die Geister der vollendeten Gerechten“.
Offb. 6, 9-10. Das hindert Johannes nicht, in der anderen Welt die „Seelen derer“ zu sehen, „die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie schrieen mit großer Stimme . . .“ Diese Seelen werden zu Beginn des Tausendjährigen Reiches wieder auferstehen!
Offb. 20, 4: „Die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen.“ 

Endlich spricht Petrus von der Seele als dem geistlichen Teil unseres Wesens, den Gott heiligt und für die Ewigkeit errettet: „Ihr werdet das Ende eures Glaubens davonbringen, nämlich der Seelen Seligkeit . . . und machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit . . . .enthaltet euch von den fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten . . . Welche da leiden nach Gottes Willen, die sollen Ihm ihre Seelen befehlen als dem treuen Schöpfer in guten Werken.“ 1. Petr. 1, 9. 22; 2,11; 4,19.
Derselbe Apostel sagt auch, daß die Geister der Gottlosen im Gefängnis sind. 1. Petr. 3, 19.
Kurzum, es scheint uns schwierig, diese Unterscheidung zwischen Seele und Geist streng durchzuführen. Die Hauptsache ist, daß wir die wichtige und vollkommen klare Lehre der Heiligen Schrift festhalten: Ein Teil unseres Wesens ist geistlich, ist bestimmt, Gott zu erkennen und den Tod des Leibes zu überleben.


4. Ist die Seele unsterblich?
Wenn man auf gewissen Bibelstellen fußt, erhebt sich einem die Frage, ob die Seele nicht schließlich doch sterblich sei. Nach Paulus hat „Gott allein Unsterblichkeit“ 1.Tim. 6,16. Der Mensch hätte demnach kein Recht auf Unsterblichkeit. An anderer Stelle sagt die Heilige Schrift: „Welche Seele sündigt, die soll sterben.“ Hes.18,4. „Der Tod ist der Sünde Sold.“ Röm. 6,23.
Gleichwie der Leib stirbt – so denken manche -, wird auch die Seele durch den Tod vernichtet. Sie wäre also nicht unsterblich. Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, weit davon entfernt, biblisch zu sein, sei heidnischen, vor allem griechischen Einflüssen zuzuschreiben. Nach der Lehre der Konditionalisten hinge unsere Unsterblichkeit ganz und gar von unserem Glauben ab: Der sterbliche Mensch wäre nur ein Anwärter auf die Unsterblichkeit und seine „Unsterblichwerden“ wäre sogar das Ziel der Erlösung. Das Leben der Gottlosen würde zwar über das Grab hinausreichen, aber doch nur vergänglich sein und endlich völlig auslöschen. . . .


Zuvor wollen wir einige erklärende Worte zu den Lehren der Griechen, vor allem Platos geben.
Die Griechen (und viele andere heidnische Völker) glaubten an das Weiterleben der Seele, aber nicht im gleichen Sinn wie die Heilige Schrift.
 Plato sieht die Materie als ein Übel an. Die Seele besteht vor dem Leib, da sie von Natur göttlich und unsterblich ist. Sie ist in dem sinnlichen Leib eine Gefangene, eine Fremde. Ihr Heil besteht in ihrer Erlösung aus dieser Leiblichkeit. Wenn die Seele völlig gereinigt worden ist, lebt sie in Ewigkeit ohne Leib.

Solche Lehren sind augenscheinlich eine Verneinung des biblischen Begriffes von der Auferstehung des Leibes, die mit der Wiedergeburt der Seele verbunden ist. Andererseits verachtet die Bibel die Materie nicht. Sie sagt nicht, daß der Leib an sich schlecht sei. Ist er doch von Gott vollkommen geschaffen und kann durch den Heiligen Geist, der in ihm wohnt, geheiligt werden. Außerdem besteht die Seele nicht vor der Geburt des Menschen, noch ist sie selber göttlich. Daß diese Lehren Platos gewisse Theologen und Kirchenväter beeinflußt haben, beweist die Geschichte. Aber sie sind nicht in das Neue Testament eingedrungen. Indem wir diese Lehren verwerfen, bekennen wir uns zu dem völlig anderen Zeugnis der Offenbarung.

Kehren wir zu unserer Frage zurück: Lehrt die Bibel die Unsterblichkeit der Seele? Wir haben gesehen, daß Gott allein „Unsterblichkeit hat“, denn Er ist die Quelle des Lebens, Er ist Seinem Wesen nach das Leben selbst und allein. Er ist ewig. Joh. 1,4; 14,6; Psalm 90,2. Paulus aber sagt nicht nur, daß Gott allein unsterblich ist. Er besitzt die Unsterblichkeit und Er verfügt darüber als einer Gabe, die Er als Schöpfer Seinen Geschöpfen gewährt. Die biblischen Texte scheinen dies in der Tat klar zu bestätigen:

1. Es gibt ein Weiterleben in der anderen Welt für die Gerechten wie für die Ungerechten. Was die Gerechten betrifft, so brauchen wir uns nur auf das Wort Christi zu berufen, wonach die Patriarchen alle leben, obwohl sie vor Hunderten oder Tausenden von Jahren die Erde verlassen haben. Luk. 20, 37-38.
Was die Ungerechten betrifft, so leben sie weiter im Totenreich nach Jes. 14, 9.10 und Hes. 32, 21-32. Jesus lehrt uns, daß sie dort seit ihrem Abscheiden in voller Bewußtheit leiden. Luk. 16, 19-31. Alle Gottlosen werden aus dem Totenreich hervorkommen, um das letzte Gericht und die Pein der Hölle zu erdulden. Offb. 20,12-15.
2. Dieses Weiterleben wird für die einen wie für die anderen kein Ende haben. Es ist selbstverständlich, daß das ewige Leben der Auserwählten allezeit dauern wird. Wir werden weiter sehen, daß die Qual und die Verdammnis die gleiche Dauer haben werden, denn die einen werden in das ewige Leben gehen und die anderen in die ewige Pein. Matth. 25,46. In dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt, werden die Gottlosen Tag und Nacht gequält werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. Offb. 14,10-11; 20,10; 21,8.
3. Die Bezeichnung „Unsterblichkeit“ wird von der Heiligen Schrift nur auf den auferstandenen Leib angewendet und nicht auf die Seele.
Der verwesliche Körper wird zerstört und vergeht. Er hat es nötig, unverweslich und unsterblich zu werden. Wenn auch die Seele den „geistlichen Tod“ kennt, so hört sie doch niemals auf, zu bestehen, weder in dieser noch in der anderen Welt. Wir werden reichlich Gelegenheit haben, dies umfassend zu beweisen.
Als Anregung könnte man folgende Übersicht geben:


Der Mensch empfängt:
bei seiner Geburt – mit seiner Seele – die Existenz ohne Ende,

bei seiner Wiedergeburt – mit seinem Geist – das ewige Leben

bei seiner Auferstehung – mit seinem Leib – die Unsterblichkeit.

4. Bemerkenswert ist auch, daß niemals von der Unsterblichkeit der Engel gesprochen wird. Es sind Geister, die ohne Zweifel für eine ewige Existenz geschaffen und bestimmt sind. Die Tatsache, daß die Bibel sie nicht „unsterbliche Engel“ nennt, bedeutet nicht, daß sie nicht ewig in der anderen Welt leben werden.
5. Obwohl sie für eine ewige Existenz bestimmt sind, haben die unbußfertigen Sünder doch nicht das wahre Leben, das in einer lebendigen Gemeinschaft mit Gott besteht. „Das ist aber das ewige Leben, daß sie Dich, der Du allein wahrer Gott bist, und den Du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ Joh.17,3. „Dieser (Jesus Christus) ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ 1.Joh.5,20. Schon auf Erden ist der Gottlose im geistlichen Tod. Er ist getrennt von Gott, tot in seinen Übertretungen und Sünden nach Eph. 2,1; „lebendig tot“ nach 1.Tim. 5,6. Zusammenfassend bedeutet in der Sprache der Bibel
das Leben – die Existenz mit Gott,

der Tod – die Existenz ohne Gott.
Das Leben empfängt seinen Wert und sein Glück von Gott, dem Brunnquell aller Güter. Der „Tod“ besteht in dem Verlust der Liebe, der Freude und des Friedens, die Gott allein gibt. Wir können mit der Heiligen Schrift sagen, daß der Gläubige schon hier auf Erden das ewige Leben hat. Er genießt den Himmel schon auf Erden. Er hat Gott in seinem Herzen, bevor er mit Ihm für immer dort oben vereint wird. Dagegen ist der Gottlose schon jetzt im Tode. Er weiß schon etwas von der Hölle auf der Erde, von der der Herr mehr und mehr vertrieben wird. Im Jenseits wird dieser Gottlose den ganzen Schmerz erdulden, den die ewige Trennung von Gott in sich schließt.

6. Da die Bibel die Bezeichnung „Unsterblichkeit der Seele“ nicht anwendet, wollen wir sie auch nicht gebrauchen. Aber wie sie wollen wir mit aller Kraft das ewige Leben bezeugen, zu dem der Mensch, das Ebenbild Gottes, berufen ist. Vinet hat geschrieben: „Ich glaube nicht an die Unsterblichkeit der Seele, aber an die Unsterblichkeit des Menschen, der Leib und Seele ist.“ Dies gilt sowohl für die Gerechten wie für die Ungerechten, da es eine Auferstehung des Leibes für die einen wie für die anderen geben wird. Joh. 5, 28-29.

ZWEITER TEIL

Der Tod und die Toten

Kapitel I   DER TOD

1. Der ursprüngliche Plan Gottes.
Der Herr ist ein Gott der Liebe und des Lebens. Er bestimmte für die Menschheit – wie für alle Seine Geschöpfe – ein herrliches Los, ein Los voller Glück und in der beständigen Gemeinschaft mit Ihm.
Der Mensch, „zu Seinem Bilde geschaffen“ und „eine lebendige Seele“, war nicht zum Tode und zur Verdammnis bestimmt. Wir haben gesehen, daß er eines Tages von dem Baum des Lebens hätte essen dürfen und dann das ewige Leben erlangt hätte. und wie Henoch in den Himmel versetzt worden wäre, ohne den Tod gesehen zu haben. 1. Mose 3,22; Hebr. 11,5.
Selbst nach dem Sündenfall bezeugt Gott, daß Er vor allem und immer noch die Rettung aller Menschen will: „So wahr Ich lebe, spricht der Herr Herr, Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen.“
 „Gott, unser Heiland, will, daß allen Menschen geholfen werde.“ 1. Tim. 2, 3-4.
Wenn wir also soweit gekommen sind, daß wir von Tod und ewiger Verdammnis sprechen, so deswegen, weil ein furchtbares Ereignis Gottes ursprünglichen Plan erschüttert hat.



2. Warum ist der Tod zu uns gekommen?
Da er als Ebenbild Gottes geschaffen worden war, hatte der Mensch auch einen Willen und die Freiheit, danach zu handeln. Der Gott der Liebe will, daß Seine Geschöpfe Ihn mit Freuden lieben und Ihm freiwillig dienen. Er zwingt sie nicht, Seine Sklaven zu werden. Er stellt ihnen frei, auch einen anderen Weg zu wählen. Die Engel. Adam und Eva, Jesus selber sind versucht worden. Gott wollte den Garten Eden nicht zu einem goldenen Käfig machen, aus dem niemand hätte entweichen können. Er ließ das Tor halb offenstehen, aber Er hoffte, der Mensch wäre gebührend gewarnt und durch soviel Wohltat gewonnen, daß er sich freiwillig für den Gehorsam und die Gemeinschaft mit seinem Herrn entscheiden würde. Adam und Eva haben in völliger Freiheit des Willens gesündigt und erlebten dann, wie sich die furchtbare Drohung an ihnen erfüllte: „Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen, denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben.“ 1 . Mose 2, 17.

3. Der leibliche Tod.
Am Tage des Sündenfalls sagt Gott zu dem Menschen: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ 1. Mose 3, 19.
Paulus bekräftigt diese Worte, indem er schreibt: „Wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben.“ Röm. 5, 12.
Das Gesetz des Todes ist nunmehr unabweislich: Alle Menschen sind Sünder, und alle wandern dem Grabe zu. Und über der schönsten Erdenlaufbahn ertönt wie eine Totenglocke als letztes Wort: „ . . . und er starb.“ 1.Mose 5, 5.8.11 usw. Der Tod wird uns alle eines Tages treffen, und unsere größte Sorge sollte sein, uns auf ein seliges Sterben vorzubereiten, denn „es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“. Hebr. 9, 27.
Aber der leibliche Tod ist nicht endgültig. Für die Gläubigen wird es die herrliche Auferstehung nach dem Erstling Jesus Christus geben und für die Gottlosen die Auferstehung zum Gericht.



4. Der geistliche Tod.
Adam (wie auch wir) ist nicht am Tage seiner ersten Sünde vom Tod ereilt worden. Aber an demselben Tage wurde er vom geistlichen Tod ereilt, d.h., er wurde aus der Gegenwart Gottes, aus dem Garten Eden vertrieben. (1. Mose 3, 22-24.) Denn der geistliche Tod, der die Seele trifft, ist nicht die Vernichtung, sondern die Trennung von Gott. („Denn das ist aber das ewige Leben, daß sie Dich, der Du allein wahrer Gott bist, und den Du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen“. Joh. 17,3) Darum sehen wir seit dem Sündenfall, daß die Sünder leben, handeln, das Dasein genießen, ja sogar eine Religion haben und trotzdem im geistlichen Tode sind. Paulus schreibt an die Epheser: „Ihr waret tot durch Übertretungen und Sünden . . . gedenket daran, daß ihr zu derselben Zeit ohne Christum waret, daher ihr keine Hoffnung hattet und waret ohne Gott in der Welt.“ Eph. 2, 1.12.
Als er Timotheus von den Witwen schreibt, deren Lebenswandel tadelnswert war, erklärt derselbe Apostel: „Welche aber in Wollüsten lebt, die ist lebendig tot.“ 1. Tim. 5, 6.
Derart ist der furchtbare Zustand aller Menschen, die nicht wieder geboren sind: Sie sind lebendig tot! Tot, was ihren Geist betrifft; und was ihren Leib betrifft, so sind sie Anwärter des Todes. Ist das auch noch unser Zustand?
Auf alle Fälle war es der Zustand des verlorenen Sohnes, als er sein Geld verpraßte. Der Vater ruft bei seiner Rückkehr aus: „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden.“ Luk. 15, 24. Tot bedeutet bei ihm: leben, aber im Elend, fern dem Vaterhause.



5. Vom Tode zum Leben
Alle Sünder sind dem geistlichen und leiblichen Tode verfallen. Sie alle bedürfen der Wiedergeburt der Seele und der Auferstehung des Leibes.
Die Heilige Schrift betont immer wieder die Notwendigkeit der neuen Geburt, das heißt der geistlichen Wiedergeburt des Sünders, der in den Augen Gottes tot ist. Jesus sagt zu Nikodemus, der ein frommer und gelehrter Mann, aber noch nicht wiedergeboren war: „Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.“ Joh. 3, 3-8.

Später erklärt der Herr, wie allein durch den Glauben und das Wirken des Geistes diese Wiedergeburt möglich ist: „Wer Mein Wort hört und glaubt Dem, der Mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“
Johannes hebt immer wieder diese herrliche Erfahrung hervor, die uns das ewige Leben gibt und uns zu Kindern Gottes macht:
„Wie viele Ihn aber aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an Seinen Namen glauben.“ Joh. 1,12.
Paulus verbreitete sich auch über das Thema der geistlichen Auferstehung der Gläubigen: „Ihr waret tot durch Übertretungen und Sünden . . . aber Gott . . . durch Seine große Liebe, damit Er uns geliebt hat, da wir tot waren in den Sünden, hat uns samt Christo lebendig gemacht . . . und hat uns samt Ihm auferweckt.“ Eph. 2, 1. 4-6.
„Indem ihr mit Ihm begraben seid durch die Taufe, in welchem ihr auch auferstanden seid durch den Glauben, den Gott wirkt, welcher Ihn auferweckt hat von den Toten. Und Er hat euch mit Ihm lebendig gemacht, die ihr tot waret in den Sünden und in eurem unbeschnittenen Fleische, und hat uns geschenkt alle Sünden.“ Kol. 2, 12-13.

Die Taufe, von der hier die Rede ist, ist in erster Linie die Taufe des Geistes, die durch den Glauben empfangen wird und von der die Wassertaufe nur Sinnbild und Zeichen ist. Wer also von Herzen glaubt, der wird aus dem geistlichen Tod errettet, in Christus „eingetaucht“ und mit Ihm auferstehen.
„So sind wir ja mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln . . . Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit Ihm leben werden . . . Begebet euch selbst Gott als die da aus den Toten lebendig sind.“ Röm. 6. 4. 8. 13.
Erwähnen wir auch noch die Worte Petri, nach welchen wir wiedergeboren sind durch das lebendige und ewige Wort Gottes und der göttlichen Natur teilhaftig geworden sind. 1. Petr. 1,23 und 2. Petr. 1,4.
Die Botschaft all dieser Bibeltexte ist klar: Die Wiedergeburt ist das einzige Mittel gegen den geistlichen Tod, dem jeder Sünder verfallen ist. Diese Wiedergeburt wird im gleichen Augenblick vollzogen, in dem wir durch den Glauben Jesus Christus als unseren persönlichen Erlöser annehmen.  . . .

6. Der Tod des Gottlosen.
Alle Menschen, gläubige und ungläubige, wandern dem Ziel ihres Erdenlebens zu. Aber welch eine Kluft ist zwischen dem Tod eines Gotteskindes, das zu seinem Vater geht, und dem Tod des Sünders, der plötzlich vor seinem Richter erscheinen muß!
Das unendlich Tragische hierbei ist auch noch, daß der Ungläubige vom Tod ereilt wird, ohne darauf vorbereitet zu sein. Er sieht sich jäh in die eine oder andere Lage versetzt, die wir folgendermaßen beschreiben können:
In seinem Erdenleben hat er soviel Schätze wie möglich zusammen gerafft. Und Gott sagt ihm: „Du Narr! Wes wird’s sein, das du bereitet hast?“ Luk. 12, 20. . . .
Der Weltmensch stirbt, wie er gelebt hat. Isebel hat ein Leben der Zügellosigkeit und des wilden Egoismus geführt. . . . Sie, die Naboth kaltblütig ermorden ließ, wird zum Fenster hinausgeworfen, und die Hunde fressen sie auf dem Acker ihres Opfers. (2. Könige 9, 30-37.)
Die Aufrührer, in ihrem Gewissen beunruhigt, sehen mit Entsetzen die Stunde nahen, da sie Rechenschaft ablegen müssen. Als Saul von Samuel erfährt, daß er in der Schlacht sterben wird, fällt er vor Schrecken der Länge nach zu Boden. (1.Sam. 28, 20.) Als Belsazar die Hand sieht, die an die Wand schreibt: „Gezählt, gewogen, zerteilt!“, verfärbt er sich, „seine Gedanken erschreckten ihn, daß ihm die Lenden schütterten und die Beine zitterten“, er wird in derselben Nacht getötet. Dan. 5,6. 25. 30. . . .
Die tragischste Situation ist unstreitig die des scheinbar Gläubigen, des sogenannten „ehrenhaften Mannes“, desjenigen, der „recht tut und niemand scheut“, wie er sagt, der in einer falschen Sicherheit lebt und sich einbildet, vor seinem Gott vollkommen dazustehen. Wie zahlreich sind diese sogenannten „religiösen“ Menschen, . . .
An alle diese, die sich weigern, an Ihn zu glauben, richtet der Herr die furchtbaren Worte:
„Ihr werdet in euren Sünden sterben!“ Joh. 8, 24.
Diese Drohung wird auf ergreifende Art durch die bekannte Erzählung von Lazarus und dem reichen Manne veranschaulicht. Luk.16, 19-31.
Man hat schon angenommen, daß es sich hier um eine wahre Geschichte handele, da Jesus den Namen des Armen nennt, was Er in anderen Gleichnissen nie getan hat. Wie auch die Meinung hierüber sein mag, das eine steht fest: Jesus selbst gibt uns hier sehr genaue Einzelheiten über den Zustand der Seelen unmittelbar nach dem Tode. Es geht klar aus diesem Bibeltext hervor, daß, sobald sie diese Welt verlassen haben: die Gottlosen leiden, sie bei vollem Bewußtsein sind (Vers 23-24), sie ihr volles Erinnerungsvermögen haben (Vers 2), sie von niemand erquickt werden können (26), es ihnen unmöglich ist, den Ort der Qual zu verlassen (V. 26) sie vollkommen verantwortlich sind, wenn sie nicht zur rechten Zeit auf die Warnungen der Schrift gehört haben (Vers 27-31)
Wer erzittert nicht angesichts solch eines schrecklichen Loses? 


7. Der Tod des Gerechten
Es ist unmöglich, sich einen größeren Gegensatz vorzustellen. Der Gläubige hat dieselbe Verdammnis verdient. Aber er hat sich vor Gott gedemütigt. Er hat sein Vertrauen in Den gesetzt, dessen Tod ihn von den Folgen der Sünde erlöst. Von nun an ist der Tod für ihn nicht mehr der König der Schrecken. Er ist am Tage seiner Wiedergeburt der Macht des Todes entronnen.
„Wer Mein Wort hört und glaubt Dem, der Mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ Joh. 5, 24.
„So jemand Mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich . .  .” Joh. 8, 51.
Der Gläubige kann die Erde verlassen, das hat keine Bedeutung. Er hat das ewige Leben, und wenn er diese Erde verläßt, nimmt er noch mehr Besitz davon. Für ihn gibt es keinen Tod. Auch sein Leib wird am Jüngsten Tage auferstehen.
Der arme Lazarus stirbt und „ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß“, d.h. an den Ort der seligen Toten. Luk. 16, 22. 25.
Warum sollten wir denn einen Übergang fürchten, der uns unserem göttlichen Meister nur noch näher bringt?


Stephanus, der von zähneknirschenden Feinden umringt war, hatte nicht die geringste Furcht vor dem Tode. Sein Angesicht war wie eines Engels Angesicht. Er sah die Herrlichkeit Gottes und betete: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ Apg. 6,15; 7,54-60.
Wie fern sind uns die düsteren Gedanken und der wahnsinnige Schrecken, den der Tod im allgemeinen hervorruft. Aber das ist nicht alles:
Paulus erklärt den Korinthern, daß der Leib uns für diese Zeit als Hütte dient, die wir mit einer ewigen Wohnung vertauschen werden.

„Wir wissen aber, so unser irdisch Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben, von Gott erbauet“. . . 2. Kor. 5,1-5.


Das ist wahrlich klar und wunderbar. Seit durch Seine Auferstehung und Himmelfahrt Jesus die Gläubigen, die bis dahin im Totenreich gefangen waren, mit sich in den Himmel gezogen hat, werden die Gotteskinder im Augenblick ihres Todes in die Gegenwart des Herrn versetzt. Wie Paulus betrachten sie ihr Scheiden als einen Gewinn, denn „abscheiden und bei Christus sein ist viel besser“. Sie möchten lieber diesen Leib des Leidens verlassen und beim Herrn weilen, nicht mehr im Glauben, sondern im Schauen wandeln.
Hinfort geht derselbe Apostel seinen Weg, ohne im geringsten von dem Gedanken an den Tod beunruhigt zu sein. Er erklärt: „Ich halte mein Leben auch nicht selbst teuer, auf daß ich vollende meinen Lauf mit Freuden, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes . . . Ich bin bereit … auch zu sterben zu Jerusalem um des Namens willen des Herrn Jesu.“ Apg. 20, 24.

Und als seine Stunde schlägt, erscheint Paulus womöglich noch ungetrübter:
„Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit.“ 2. Tim. 4, 6-8.
Wenn ein Kind zur Welt kommt, liegt vor ihm ein Leben voll schöner Hoffnungen, aber auch voller Unsicherheit, Gefahr, Versuchung zur Sünde, Unglück, ja vielleicht sogar ewiges Verderben. Für den Gläubigen hingegen, der siegreich im Hafen landet, gibt es keine Unruhe mehr, die Schlacht ist gewonnen. Nun geht er ein in die Herrlichkeit. Welcher Christ, der im Begriff ist, zu seinem Gott zurückzukehren, möchte noch einmal seinen Lauf hier unten beginnen? Und wer möchte den geliebten Menschen zurückrufen, der ihn verlassen hat und in die Gegenwart des Herrn versetzt wurde?

Du, der du einst warst meines Erdenlebens Glück,

o kehre wieder! Komm zu mir zurück!

Was sagte ich? Zurück zur dunklen Erde aus des Himmels Licht?

Zurück in Schmerz und Not? Nein, das erfleh ich nicht!

Zurück auf unsere Dornenwege, unsere stein’gen Pfade,

da du schon trägst das weiße Kleid der Gnade?

Da dich schon Jesus führt auf grünen Auen,

zum frischen Quell, Sein Angesicht zu schauen?

Nein, nein! Kehr nicht zurück! Ich harre auf die Zeit,

da glaubend uns vereint die Ewigkeit.
(Nach Theodore Monod)

Wer sich Christus ganz übergeben hat, der hat sein eigenes Leben aufgegeben – er hat mit seinem Herrn den Tod erlitten, aber zu gleicher Zeit hat er das ewige Leben erlangt. Weder der Tod selbst noch die Art des Todes können ihn noch schrecken. Er gehört zu denen, die „ihr Leben nicht geliebt haben bis an den Tod.“ Offb. 12,11. Er fürchtet sich vor Dem, „der Leib und Seele verderben kann in die Hölle“, aber er fürchtet sich nicht vor denen, „die den Leib töten und die Seele nicht können töten“. Matth.10,28.
Wie es auch kommen mag, wer getreu ist bis zum Tode, wird niemals allein den letzten Weg gehen müssen. 
„Ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich.“ Psalm 23.


8. Welchen Tod möchten wir sterben?
Wir wollen, um ganz klar zu sehen, noch einmal gegenüberstellen, was beide, den Gerechten und den Ungerechten, nach dem Tode erwartet.

Was den Gerechten erwartet:

1. Das Blut Jesu Christi macht uns rein von allen Sünde. 1.Joh. 1,7.9.

2. Er kommt nicht ins Gericht. Joh. 5,24.

3. Er kommt zum Frieden und ruht. Jes. 57, 2.

4. Er wird von den Engeln in Abrahams Schoß getragen… Luk. 16, 22 und 25.

5. Kommt her, ihr gesegneten Meines Vaters! Matth. 25, 34

6. Ihr werdet die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen. 1. Petr. 5, 4.

11. Wer auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. Gal. 6.

12. Bei Christo sein ist viel besser. Phil. 1, 23.

13. Für Paulus ist Sterben ein Gewinn. Er hat Lust, abzuscheiden. Phil. 1, 21.

Was den Gottlosen erwartet:
Eure Sünde wird euch finden. 4. Mose 32, 23.

Das Gericht wartet seiner. 2. Petr. 2, 9.

Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun. Röm. 2, 9.

Als er im Totenreich und in der Qual war, rief er: „Ich leide Pein in dieser Flamme.“ Luk.16,23-29.

Sie werden aufwachen zu ewiger Schmach und Schande. Dan. 12, 2.


Das sollt ihr wissen, daß kein . . .Unreiner oder Geiziger, welcher ist ein Götzendiener, Erbe hat in dem Reich Christi und Gottes. Eph. 5, 5.

Wer auf das Fleisch sät, wird von dem Fleisch das Verderben ernten. Gal. 6, 8.

Sie sitzen in der Finsternis und Schatten des Todes. Luk. 1, 7 9.

Der Teufel hat die Gewalt des Todes. Er unterdrückt alle diejenigen, die durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mußten. Hebr. 2, 14-15.

Der Gottlose ruft: Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Hebr. 10, 31.


9. Der Trost im Sterben.
Mag sein Glaube auch noch so triumphierend gewesen sein, mag der Gläubige auch voller Heilsgewißheit zu seinem Herrn gegangen sein, für seine Angehörigen bedeutet sein Tod doch einen herben Verlust.

Wohl glauben wir an ein Wiedersehen,
aber unser „Fleisch ist schwach“, und wir sind oftmals wie zerschmettert von dem Schmerz der Trennung. Gott ist nicht unempfindlich für unser Leid. Als Jesus Marias Tränen sieht, „ergrimmt Er im Geist und betrübt sich selbst, und die Augen gehen Ihm über“, obwohl Er einige Augenblicke später Lazarus auferwecken wird. Joh. 11, 33-35.

ER selbst hat den Schmerz gekannt, die Sterbensnot, den Tod. Mehr als wir hat Er unter dieser grausamen Macht gelitten, „denn worin Er gelitten hat und versucht ist, kann Er helfen denen, die versucht werden“. Hebr. 2, 18.
Er sendet uns den Heiligen Geist, dem Jesus den schönen Namen „Tröster“ gibt. Joh.14,16.
So können wir mitten im Leid die übernatürliche Hilfe Dessen erfahren, der „dem Tode die Macht hat genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium“ 2.Tim.1,10.

Dieser Trost möge uns helfen, das Leid der anderen zu verstehen und sie zu der einzigen Quelle des Sieges und des Friedens zu führen. Wir werden samt ihnen die Erfahrung machen, daß die Prüfung niemals über unsere Kräfte geht, und die Hoffnung auf das ewige Heil wird uns aufrecht halten, bis Gott abwischen wird alle Tränen.

10. Die Todesstunde.
a) Gott hat unserem Leben eine Zeit gesetzt.
Niemand kennt seine Sterbestunde. Das ist ein Geheimnis, das Gott allein weiß.
„Ein jegliches hat seine Zeit . . . geboren werden und sterben . . . Ein Mensch hat nicht Macht über den Geist, den Geist zurückzuhalten, und hat nicht Macht über den Tag des Todes . . . .“ Pred. 3, 1-2.
„Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht . . . Er hat seine bestimmte Zeit, Du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht überschreiten.“ Siehe Hiob 14, 1-6; 16,22.
Und der Psalmist sagt: „Meine Zeit steht in Deinen Händen.“ Psalm 31,16.
Für jeden von uns, er sei weise oder töricht, kommt die Stunde, da Gott zu ihm spricht: „Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern!“ Luk. 12, 20. . . . 


b) Was denken wir vom Selbstmord?
Die Heilige Schrift verurteilt es, daß ein Mensch der Stunde Gottes zuvorkommt und sich selber das Leben nimmt. Die Beispiele von Saul 1. Sam. 31, 4, Ahitophel. 2. Sam. 17, 23, und von Judas Matth. 27, 5, zeigen uns das. „Die Traurigkeit der Welt wirkt den Tod, die göttliche Traurigkeit wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereut.“ 2. Kor.7, 10. Der Herr gebietet uns: „Du sollst nicht töten!“ 2. Mose 20, 13.
Der Selbstmörder setzt seinem Leben in einem Augenblick der Auflehnung oder der Verzweiflung ein Ende. Er nimmt sich selber die Gelegenheit, von Gott die Erlösung aus aller seiner Not zu erlangen. Vor allem verscherzt er durch seine eigene Schuld die Gnade der Buße und des Glaubens. Welch eine Torheit, sich freiwillig in einen Abgrund zu stürzen, den Gott uns ersparen wollte!
Manche Menschen, auch sogar Gläubige, werden von Selbstmordgedanken gequält. Sie dürfen gewiß sein, daß dies eine besondere Art der Versuchung ist. Der Teufel, unser geschworener Feind, ist „ein Mörder von Anfang“. Joh. 8, 44. Er ist niemals glücklicher, als wenn er ein Geschöpf Gottes verderben kann. Wir müssen ihm fest im Glauben widerstehen, 1. Petr. 5, 8-9, und uns im Gebet Dem anbefehlen, der „unsere Herzen und Sinne in Christo Jesu bewahren kann.“ Phil. 4, 6-7.
Mörder wie der Schächer am Kreuz haben Gnade gefunden. Luk.23, 41-43.
Durch die wunderbare Gnade Gottes sind sogar Selbstmörder mit dem Leben davongekommen und haben sich noch von ganzem Herzen bekehrt. Andere haben vor dem Sterben noch einige lichte Augenblicke gehabt und konnten zu Gott schreien und durch den Glauben Seine Vergebung erlangen.
Darum wollen wir nicht richten! Der Herr allein weiß, was im letzten Augenblick zwischen Ihm und einer Seele vorgeht. Wir wollen jedoch mit allem Nachdruck wiederholen, daß nach der Bibel der Selbstmord ein Verbrechen ist und daß es töricht ist, sein Leben mit einer Herausforderung Gottes zu beenden.

c) Ist es erlaubt, aus Mitleid den Tod eines Menschen zu beschleunigen?
Wir befassen uns hierbei nicht mit einem offenbaren Mord, der von der Bibel klar verdammt wird. Aber in unseren Tagen verbreitet sich die Ansicht immer mehr, daß es erlaubt und richtig sei, das Ende einer Krankheit durch „Euthanasie“ zu beschleunigen, das heißt durch einen sanften Tod, der große Schmerzen erspart. Was sollen wir hierzu sagen?
Zuerst einmal, daß einen Menschen töten immer ein Mord ist, und wenn man ihn auch mit einem schönen griechischen Namen schmückt. Gott erlaubt niemandem, willkürlich in das Leben seines Nächsten einzugreifen. „Du sollst nicht töten!“ Dieses Gebot hat ewige Gültigkeit.
„Ich will eures Leibes Blut rächen an einem jeglichen Menschen als dem, der sein Bruder ist . . . denn Gott hat den Menschen zu Seinem Bilde gemacht.“ 1. Mose 9, 5-6.
Die Totschläger sind bei denen, „deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt“. Offb. 21,8; 22,15.
Könnte man außerdem nicht auch dadurch, daß man eines Menschen Leben verkürzt, ihm die letzte Gelegenheit nehmen, sich zu bekehren und für die Ewigkeit errettet zu werden?
Und wer weiß schließlich mit Bestimmtheit, ob der Kranke nicht doch noch würde geheilt werden können? Ärzte können sich täuschen und jemanden als unheilbar bezeichnen, der es gar nicht ist. Und wenn er es auch nach menschlichem Ermessen und wissenschaftlicher Erkenntnis wäre, könnte ihn nicht doch noch ein Wunder Gottes retten? „Wo noch Leben ist, ist auch noch Hoffnung“, sagt der Volksmund. – Aber wenn es auch verboten ist, das Leben unseres Nächsten anzutasten, dürften wir es dann nicht doch auf seine ausdrückliche Bitte tun?
Es gibt in der Tat Kranke und Verletzte, die inständig flehen, ihrem Leid ein Ende zu machen.
Wir glauben, daß auch hierfür dieselben Gründe gelten, die wir soeben angeführt haben, und daß dies nicht weniger untersagt ist. Wir würden ja auch niemandem bei einem Diebstahl Beistand leisten, wenn er uns anflehte, ihm dadurch aus der Not zu helfen.
Aber wir wollen eine zweifache Antwort geben: Wir werden alles, was in unseren Kräften steht, tun, um die Leiden des Kranken zu lindern – und zu gleicher Zeit werden wir uns bemühen, ihm mit Gottes Hilfe all den geistlichen Trost zu vermitteln, dessen er bedarf. Wer weiß – das sei nochmals betont -, ob der Herr nicht in Seiner Allmacht wunderbar eingreifen und ob das Gebet des Glaubens den Kranken nicht erretten wird? Jak. 5, 15. In jedem Falle hat die Prüfung einen geistlichen Sinn, Hebr. 12, 5-11, und Gott hat in Seiner Güte feierlich versprochen, daß sie unsere Kräfte nicht übersteigen wird, 1. Kor. 10,13, selbst wenn im gegebenen Augenblick diese Kräfte auf übernatürliche Weise vermehrt werden müßten.


d) Was denken wir von der Todesstrafe?
Wenn es dem einzelnen nicht erlaubt ist, seinem Leben ein Ende zu machen, darf dann die menschliche Gesellschaft einen Verbrecher zum Tode verurteilen?
Stellen wir zuerst einmal fest, daß die Todesstrafe im Alten Testament gebräuchlich war. Gott erklärt Noah schon: „Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu Seinem Bilde gemacht.“ 1. Mose 9, 6.
Im Gesetz Moses war die Todesstrafe für zahlreiche Vergehen vorgesehen, zum Beispiel für

den Mord, 3. Mose 24, 17;

den Ehebruch, 3. Mose 20, 10;
die Zauberei und Wahrsagerei, 2. Mose 22, 18; 3. Mose 20, 27;

die Gotteslästerung, 3. Mose 24,16;

den Ungehorsam gegen die Eltern, 3. Mose 20, 9; 5. Mose 21, 21;

die Sabbatschändung, 2. Mose 35,2

den Götzendienst, 5. Mose 17, 2-6 usw.

So wurde „das Böse aus Israel getan“, 5. Mose 17,12, und im Brief an die Hebräer wird zusammenfassend erklärt: „Wenn jemand das Gesetz Moses bricht, der muß sterben ohne Barmherzigkeit durch zwei oder drei Zeugen.“ Hebr. 10,28.
Im Neuen Testament sind die vorgesehenen Strafen nicht mehr in erster Linie leiblich und zeitlich, sondern geistlich und ewig, also unendlich ernster. (Siehe dieselbe Stelle Hebr. 10, 28-31.)
Jedoch, wenn das göttliche Gericht – das ja allein gerecht und vollkommen ist – auch zur anderen Welt gehört, so schließt das nicht aus, daß Gott einen Vermessenen hier unmittelbar schlägt wie Herodes, Apg. 12, 3, oder auch daß Er irdischen Richtern Gewalt gibt, die Todesstrafe zu vollziehen.

„Die Obrigkeit ist Gottes Dienerin dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut.“ Röm. 13, 4.
Hier handelt es sich offenbar nicht um die Gemeinde, die von der Liebe Christi erfüllt sein soll und die da handeln soll gemäß Matth. 3, 8-48: dem Übel nicht widerstreben, ihre Feinde lieben und denen wohltun, die sie verfolgen (was nicht der Geist der Inquisition ist).
Der Text Röm. 13, 4 bezieht sich ohne Zweifel auf die Welt und auf den Staat, die nicht christlich sind. Trotzdem sind sie verpflichtet, soweit es möglich ist, dem Gesetz und dem Guten Achtung zu verschaffen und Verbrechen zu ahnden. Sonst wäre ein Leben in unserer zerrütteten Gesellschaft überhaupt nicht mehr möglich.
Selbstverständlich wäre es besser, wenn der Staat die Ordnung aufrechterhalten könnte, ohne auf die Todesstrafe zurückzugreifen. Dies wäre aber nur möglich bei Ländern, die noch mehr vom Geist des Evangeliums durchdrungen sind.
Was den Christen an der Todesstrafe mißfällt, ist nicht allein das Blutvergießen. Ihn bewegt auch der Gedanke, daß man das Leben des Schuldigen nicht abkürzen soll, um ihm nicht die Zeit zur Buße und zur Rettung seiner Seele zu nehmen. Unter dem Einfluß der christlichen Ideen hat sich der Begriff der Strafe in neuerer Zeit immer mehr gewandelt. Sie soll, wenn möglich, nicht Strafe allein, sondern Erziehungsmaßnahme sein. Der schlimmste Verbrecher kann sich bessern und durch die Wiedergeburt ein neuer Mensch werden. Der Schächer am Kreuz ist ein klarer Beweis dafür. Luk. 23, 42-43 .
Dann aber müßten sich die Christen ihrer Verantwortung auf diesem Gebiet mehr bewußt werden. Sie müßten die Verurteilten mit dem Evangelium viel mehr vertraut machen. Ein ernster Einwand gegen die Todesstrafe ist auch noch die Tatsache, daß ein Justizirrtum nicht wieder gutgemacht werden kann, wenn der Unschuldige hingerichtet worden ist.

e) Kann ein Mensch seine Todesstunde gegen seinen Willen beschleunigen?
Selbstverständlich. Ein Wüstling, der seine Gesundheit ruiniert, ein Sportsmann, der Gott versucht, indem er sinnlos sein Leben aufs Spiel setzt, können durch eigene Schuld einen verfrühten Tod herbeiführen. Aber auch geistliche Ursachen können dieselben Folgen zeitigen. Hier zu bietet die Bibel zahlreiche Beispiele:
„Ger (der Erstgeborene Judas) war böse vor dem Herrn, darum tötete ihn der Herr . . .da gefiel dem Herrn übel, was er (sein Bruder Onan) tat, und Er tötete ihn auch.“ 1.Mose 3 8, 7-10.
Die Söhne Elis hatten schwer gesündigt und „gehorchten ihres Vaters Stimme nicht, denn der Herr war willens, sie zu töten.“ Und der Herr sprach zu Eli: „Alle Menge deines Hauses sollen sterben, wenn sie Männer geworden sind. Und das soll dir ein Zeichen sein, das über deine zwei Söhne Hophni und Pinehas kommen wird: auf einen Tag werden sie beide sterben.“ 1. Sam. 2, 25. 33.  . . .

Schrecklich ist es, daß auch Christen ihr Leben verkürzen können. Paulus schreibt vom Abendmahl: „Welcher unwürdig isset und trinket, der isset und trinket sich selber zum Gericht, damit, daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch, und ein gut Teil entschlafen. Denn so wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtigt, auf daß wir nicht samt der Welt verdammt werden.“ 1. Kor.11, 29-32.
Wenn der Apostel einer der urchristlichen Gemeinden, die voller Leben und Glauben waren, so schreibt, was würde er dann in unseren Tagen sagen?
Noch strenger äußert er sich über ein Ärgernis, das eines der Glieder derselben Gemeinde verursacht hat: „Ein solcher sei übergeben dem Satan zum Verderben des Fleisches, auf daß der Geist selig werde am Tage des Herrn Jesu.“ 1.Kor. 5,5. Wenn ein Gläubiger es ablehnt, sich zu bessern, kann ihn der Herr an seinem Leibe schlagen, ja sogar sein Leben verkürzen, um ihn auf dem Wege des Verderbens aufzuhalten und wenigstens seine Seele zu retten.

f) Kann man auch sein Leben verlängern?
Ja, auch das sagt die Bibel. Nicht allein dadurch, daß man seinen Leib, den Tempel des Heiligen Geistes, pflegt, sondern auch indem man gewisse geistliche Regeln beachtet.
„Halte Seine Rechte und Seine Gebote, die ich dir heute gebiete, so wird dir’s und deinen Kindern nach dir wohlgehen, daß dein Leben lang währe in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt ewiglich.“ 5. Mose 4, 40.
Und das Wort 5. Mose 16 wird Eph. 6, 2-3 wiederholt:
„Ehre Vater und Mutter (das ist das erste Gebot, das Verheißung hat), auf daß dir’s wohlgehe und du lange lebest auf Erden.“
„Die Furcht des Herrn mehrt die Tage, aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzt.“ Spr. 10, 2 7 .
Gott kann auch ein Gebet erhören und einen Totkranken heilen und sein Leben verlängern. Das typische Beispiel hierfür ist Hiskia, dessen Leben der Herr auf seine Tränen und auf sein Flehen hin fünfzehn Jahre zusetzt. 2. Kön. 20, 1-6. Leider macht der König von dieser neuen Lebensspanne keinen guten Gebrauch. Er läßt sich vor den Gesandten des Königs zu Babel zum Hochmut verleiten. 2. Kön. 20, 12-19. Vor allem wird ihm in diesen fünfzehn Jahren der Sohn geboren, der ihm auf den Thron folgt. Dieser Manasse ist so gottlos, daß um seinetwillen Gott Jerusalem nicht fernerhin verzeiht, sondern es zerstören läßt. 2. Kön. 21, 1; 24, 3-4.
Ist man da nicht versucht zu denken, daß es für Hiskia und sein Volk besser gewesen wäre, wenn Gott ihn zu dem Zeitpunkt abgerufen hätte, den Er ihm bestimmt hatte?
Bemerkenswert ist auch noch der Fall von Epaphroditus, von dem Paulus schreibt: „Er war todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt, nicht allein über ihn, sondern auch über mich, auf daß ich nicht eine Traurigkeit über die andere hätte.“ Phil. 2, 27.
Dies ermutigt uns, gläubig zu bitten, uns aber auch demütig unter den vollkommenen Willen Gottes zu beugen.

11. Der Sieg über den Tod.
„Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.“ 1. Kor. 15,26. Die Herrschaft des Todes währt nicht ewig. Wir sehen schon ihr Ende nahen.
Jesus Christus hat den Tod schon bei Seinem ersten Erscheinen besiegt.
Die Gnade Gottes ist jetzt schon offenbart worden durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesu Christi, „der dem Tode die Macht hat genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium“. 2.Tim. 1,10.
Jesus ist Mensch geworden, „auf daß Er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, und erlöset die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mußten“. Hebr. 2, 14-15.
Die Auferstehung wird die Gläubigen von den letzten Fesseln des Todes befreien.
Wenn sie bei der Wiederkunft Christi mit dem neuen herrlichen Leib bekleidet werden, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ 1. Kor. 15, 54-55.
Während des Tausendjährigen Reiches wird der leibliche Tod weniger Macht haben.
Wir haben gesehen, daß Gott der Sünde wegen nicht allein dem Tode Macht gegeben hat, sondern auch das Leben des Menschen auf hundertundzwanzig Jahre beschränkt hat, 1. Mose 6, 3, ja sogar im allgemeinen nur auf siebzig oder achtzig Jahre. Psalm 90, 10.
Während der glorreichen Herrschaft Christi hier auf Erden wird der Satan gebunden sein und das menschliche Leben wieder beträchtlich verlängert werden. Es wird keinen frühzeitigen Tod mehr geben, und ein Mensch von hundert Jahren wird jung sein: „Es sollen nicht mehr da sein Kinder, die nur etliche Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern die Knaben sollen hundert Jahre alt sterben . . . die Tage Meines Volkes werden sein wie die Tage eines Baumes.“ Jes. 65, 20-22.
Aber dies wird nur die letzte Etappe vor dem endgültigen Triumph sein.
Endlich wird der erste Tod aufhören zu sein.
Nach den beiden Auferstehungen und der Vernichtung der Erde wird keiner mehr da sein, der den leiblichen Tod erfahren könnte. Darum schreibt Johannes, nachdem er das jüngste Gericht geschildert hat: „Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Offb. 20, 14.
„Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein, denn das erste ist vergangen.“ Offb. 21, 4. Der Leib der Auserwählten wird mit Unsterblichkeit überkleidet werden. 1. Kor. 15, 53. Welch glorreicher Triumph wird das sein!
Leider wird für die Verdammten anstelle des leiblichen Todes, der nun nicht mehr ist, der Pfuhl treten, der mit Feuer und Schwefel brennt, der „andere Tod“. Offb. 20, 14; 21,8. Herrliche Wahrheit ist es für uns, daß wir aus der Gewalt des Todes befreit sind, jetzt und immerdar, durch Jesus Christus, der das ewige Leben ist!


12. Bereiten wir uns auf ein seliges Sterben vor.
Besser: Wir wollen so leben, daß wir dem Tod ohne Furcht entgegensehen können. Das Schicksal des Menschen entscheidet sich hier auf Erden. Es ist daher überaus wichtig, daß wir uns heute noch entscheiden, auf welche Weise wir der Ewigkeit begegnen wollen. „Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden!“ Ps. 90.
Wir wollen allezeit Dessen gewärtig sein, der dem Tode die Macht genommen hat, und jeden Tag von Seinem ewigen Leben zehren. Wenn wir dann einmal von hier scheiden müssen, wird es kein Tod für uns sein.
Sagte Adele Kamm nicht: „Ich liebe das Leben. Ich genieße es vollbewußt. Aber ebenso liebe ich den Tod, den Heimgang zu Gott. Für mich bedeutet Leben und Sterben dieselbe Freude.“

Kapitel II   DER AUFENTHALT DER TOTEN

1. Der Aufenthalt der Toten vor dem ersten Erscheinen Christi.
Wohin sind die Seelen der Verstorbenen vor dem ersten Erscheinen Christi gekommen, und wohin kommen sie dann, um Seine herrliche Wiederkunft oder das Jüngste Gericht zu erwarten?
Wir wollen versuchen, diese Fragen eine nach der anderen zu untersuchen.

a) Die Juden nannten den Ort, wohin sich alle Verstorbenen, die Seligen und die Unseligen, begaben, Scheol. (Das entsprechende Wort heißt im griechischen Neuen Testament „Hades“.)
Wenn ein Patriarch starb, sagte man, daß er „zu seinem Volk gesammelt wurde“, 1. Mo. 25, 8.17; 35,29; 49,33.
David beweint sein Kind und sagt: „Nun es aber tot ist . . . kann ich es auch wiederum holen? Ich werde wohl zu ihm fahren, es kommt aber nicht wieder zu mir.“ 2. Sam. 12,23.
Am Ende seines Lebens „entschlief der König mit seinen Vätern“, wie es der übliche Ausdruck im Buch der Könige ist. (1. Kön. 2,10; 11, 43; 14,20 usw.)

b) Das Alte Testament betrachtet den Aufenthalt der Toten als Stätte des Vergessens und der Ruhe – vor allem für den Gläubigen. Hiob wünscht sich seinen Tod mit folgenden Worten: „So läge ich doch nun und wäre still, schliefe und hätte Ruhe, mit den Königen und Ratsherren auf Erden . . . Hiob 3,13.
Dies spricht der Prediger voll irdischer Hoffnungslosigkeit aus. Für ihn wird alles wieder zu Staub, der Mensch wie das Vieh. Pred. 3, 19-21. Die Toten wissen nichts, sie sind vergessen, sie haben kein Teil mehr an dem, was unter der Sonne geschieht . . .

c) Dennoch ist es nach anderen Bibelstellen augenscheinlich, daß die Toten im Reich der Toten weiterleben. 

Samuel, den wir schon erwähnten, kommt herauf und spricht mit Saul. 1. Sam. 28. 
Mose und Elia, die vor langer Zeit die Erde verlassen haben, erscheinen mit Jesus auf dem Berge der Verklärung. (Matth. 17, 3.)

Gott sagt zu Mose: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“
Jesus stützt sich in Seiner Beweisführung auf die Zeitform des Wortes: Gott hätte „Ich war“, gesagt, wenn die Patriarchen nicht mehr lebten. Aber, fügt der Herr hinzu, „Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott, denn sie leben Ihm alle.“ Luk. 20, 38.
Auch die Gottlosen behalten am Ort der Toten ihre Persönlichkeit. Jes. 14, 9-10 und Hesek. 32, 21- 31 berichten uns, wie die Verstorbenen einander empfangen und miteinander reden. Wir haben schon durch den Bericht Luk. 16, 19-31 erfahren, daß die seligen und unseligen Toten in der andern Welt ihre Persönlichkeit, ihre Erinnerung und das Bewußtsein ihres Zustandes bewahren. Lazarus wird getröstet, der schlechte Reiche leidet, und Abraham ermahnt ihn in voller Geistesklarheit.

d) In dem Zeitalter, das dem Erscheinen Christi vorausging, unterschieden die Juden zwei Teile des Totenreiches: in dem einen wurden die Gottlosen nach ihrem Tode gequält, der andere war für die Seligen bestimmt. Man nannte ihn „Paradies“ oder „Abrahams Schoß“.
Jesus selbst gebraucht diese beiden Bezeichnungen und bestätigt diese Lehre damit. Er zeigt uns Lazarus und den reichen Mann an grundverschiedenen Orten und getrennt durch eine unüberschreitbare Kluft. Luk. 16, 22-23. Andererseits verspricht Er dem Schächer am Kreuz, daß dieser mit Ihm am selben Tage im Paradies sein werde. Luk. 23, 43.

2. Die Veränderung, die Christi Niederfahrt zum Totenreich hervorrief.
Christus, der sündlose Sohn Gottes, ist gewiß nicht in den Teil des „Scheol“ hinabgestiegen, wo die Gottlosen gequält werden. Dort hat sich nichts geändert, und die Bibelstellen, die davon handeln, vor allem Luk. 16, 19-31, schildern das Los aller unbußfertigen Toten, wie es heute noch ist.
Hingegen ist Christus zu den seligen Toten hinabgestiegen, zugleich mit dem Schächer am Kreuz, dem Er dies herrliche Wiedersehen zugesagt hatte: „Heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein!“ Luk. 23, 43.
Nach drei Tagen „hat Gott Den auferweckt und aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, daß Er sollte von ihm gehalten werden.“ Apg. 2, 24.


Der Siegesheld hat den größten Feind bezwungen und die Pforten des Grabes zerbrochen.
„Er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängnis gefangengeführt und hat den Menschen Gaben gegeben.“ Eph. 4, 8-10. Seit langem nehmen die Bibelausleger an, daß Christus nach Seiner Verklärung die gläubigen Toten aus dem Scheol befreit und mit sich in den Himmel geführt hat. Von nun an werden alle, die im Glauben sterben, nicht mehr ins Totenreich hinabsteigen, sondern sofort zum Herrn gehen. Wir haben das bereits festgestellt: Paulus schreibt: „Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn . . . Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel besser wäre.“ Phil. 1, 21.  . . .
Wissen wir, wohin wir nach unserem Tode gehen werden?

Kapitel III   WAS TUN DIE TOTEN?

Wenn sie die Erde verlassen, werden die Toten nicht vernichtet. Aber wissen wir mehr von ihnen? Die Art, wie uns unsere Lieben entrissen werden, ist so bitter. Darum überrascht es nicht, wenn an allen Orten die Völker und die Religionen angstvoll an die eherne Pforte der anderen Welt klopfen, um mit den Entschlafenen in Verbindung zu bleiben oder wenigstens zu erfahren, was aus ihnen geworden ist. Wie viele trauernde Herzen sind voller Bitterkeit und voller Auflehnung!
Viele klagen wie David: „Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“ 2. Sam. 18, 33; 19,1.  . . .
In solch einer Betrübnis scheint es zu hart, nur auf ein Wiedersehen zu hoffen, das einmal in einer fernen Zukunft sein wird. Man ersehnt um jeden Preis, daß die Verbindung nicht unterbrochen werde und daß die Vereinigung sogleich geschehe. Gott in Seiner Liebe weiß um dieses Sehnen unseres Herzens. Er weiß auch, was am besten für uns und unsere Lieben ist, und Er hat nicht versäumt, es uns zu offenbaren.
Wir wollen wieder einmal nachforschen, was uns die Schrift sagt, die von Seinem Heiligen Geist eingegeben wurde. Aber wir wollen auch in Ehrfurcht verharren, wenn sie schweigt.

1. Wo sind die Toten?
Die Antwort der Heiligen Schrift ist klar: Die Gottlosen sind am Ort der Unseligen und warten auf das Jüngste Gericht und die Hölle. Die Gläubigen sind beim Herrn und warten auf die herrliche Auferstehung.
Wir wollen jedoch auch die Lehre prüfen, die zum Beispiel von den Adventisten verbreitet wird, nach welcher der ganze Mensch, Leib und Geist, im Grabe ist und bis zur Auferstehung schläft.
Es ist gewiß, daß der Leib im Grabe oder in der Erde ist. Joh. 5,28; Dan. 12,2. Aber der Geist ist nicht darin, und er ist weit davon entfernt, zu schlafen. Nach Luk. 16, 22-23 wird Lazarus von den Engeln in Abrahams Schoß getragen, indessen der reiche Mann an einem Ort der Qual ist.
Der bekehrte Schächer wird Jesus sofort im Paradies wiedersehen, das bestimmt nicht das Grab ist. Nach dem großen Ostersieg möchte Paulus lieber abscheiden, um bei Christus zu sein, und bei dem Herrn bleiben. Phil.1, 23; 2.Kor. 5, 8. Gewiß ist Christus nicht unter der Erde, sondern zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit des Himmels.
Es ist andererseits klar, daß der leibliche Tod darin besteht, daß die Seele vom Leib getrennt wird. Nach dem Prediger kehrt der Leib wieder zur Erde zurück und der Geist zu Gott, der ihn gegeben hat. Pred. 12, 7.
Wir lesen, daß die Seele des Kindes, das Elia auferweckte, „wieder zu ihm kam, und es ward lebendig“. 1.Kön.17, 22. Auch von Jairi Töchterlein heißt es: „Ihr Geist kam wieder.“ Luk. 8, 55. Jesus selbst befiehlt Seinen Geist in Seines Vaters Hände und hält sich kurze Zeit im Reich der Toten auf, während Sein Leib im Grabe ruht. Luk. 23, 46; Joh. 19, 30; Apg. 2, 27.
Stephanus ruft sterbend: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf“. Apg.7, 58.
Wieviel tröstlicher ist dieser Gedanke als die Aussicht, bis zum Ende der Zeiten in Verwesung und Bewußtlosigkeit zu versinken!

2. Schlafen die Toten?
Wir wollen die Bibeltexte näher betrachten, die vom Todesschlaf und von denen, die schlafen, sprechen. Psalm 13,4; 1. Thess. 4,13 usw.
Wir glauben, daß sie sich auf den Leib beziehen, dessen Augen für das irdische Licht geschlossen sind und der bis zu seiner Auferstehung im Grabe schläft. So heißt es von Stephanus, daß er, nachdem er seinen Geist dem Herrn Jesus übergeben hatte, „entschlief“, Apg. 7,59.
Dan. 12,2 spricht von der Auferstehung derer, so unter der Erde schlafen liegen.
Wir sagten schon, daß es der Leib ist, der zur Erde zurückkehrt, indessen der Geist zu Gott zurückkehrt. Pred. 12,7.
Die Männer des Alten Testaments stellen sich zuweilen auf den irdischen Standpunkt und nennen den Ort der Toten „das Land, da man nichts gedenkt“, Psalm 88,13, „den Ort der Stille“, Psalm 115, 17.
Der Prediger sagt: ,,Die Toten aber wissen nichts . . . ihr Gedächtnis ist vergessen . . . und haben keinen Teil mehr auf der Welt an allem, was unter der Sonne geschieht . . .“ Pred. 9, 5-6. 10. . . .
Vom irdischen Standpunkt aus wird das Los derer, die der Gemeinschaft der Lebenden entrissen worden sind, so betrachtet: Sie haben keinen Teil mehr am Gottesdienst und am Opfer des Volkes, sie sind für immer vom irdischen Geschehen abgeschnitten.
Aber wir wollen die anderen Bibeltexte nicht vergessen, wonach die Seelen in der anderen Welt weit davon entfernt sind, zu schlafen:
Samuel
ist bei vollem Bewußtsein, als er zurückkehrt und mit Saul redet. 1. Sam. 28, 12-19.
Mose und Elia kommen aus dem Jenseits und unterhalten sich mit Jesus auf dem Berge der Verklärung. Luk. 9,30.
Der reiche Mann erleidet die Qual in vollem Besitz seiner Geistesklarheit und seiner Erinnerung, während Abraham ihm antwortet und Lazarus getröstet wird. Luk. 16, 23-31.
Dem reuigen Schächer wird versprochen, daß er sogleich ins „Paradies“ eingeht. Sollte dies „Paradies“ denn der Name für die Bewußtlosigkeit des Schlafes und der Verwesung sein? Luk. 23, 43.

Paulus betrachtet den Tod als einen Gewinn. Sollte damit der Schlaf im Grabe von ihm gemeint sein? , “Abscheiden und bei Christus sein“, „außer dem Leibe wallen und daheim sein bei dem Herrn“, damit kann doch keinesfalls der Schlaf bezeichnet werden! Phil. 1, 21-23; 2. Kor. 5, 6-8.
Wäre man denn wirklich bei Christus, daheim bei dem Herrn, wenn man – vielleicht für Tausende von Jahren – in vollkommene Bewußtlosigkeit versunken wäre? Und was wäre ein ewiges Leben, wenn es von Jahrhunderten des Nicht-Daseins unterbrochen wäre?
Johannes sieht auch die Seelen der Märtyrer vor Gott: „Sie schrieen mit großer Stimme: Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest Du nicht und rächest unser Blut an denen, die auf Erden wohnen? . . . und ward zu ihnen gesagt, daß sie noch ruhten eine kleine Zeit, bis daß vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder.“ Offb. 6, 10-11.
Es kommt demnach nicht in Frage, daß – wie einige lehren – die Seele des Gläubigen mit seinem Leib bis zum Tage der Auferstehung im Grabe schläft. Übrigens hat diese Lehre niemals in weiten Kreisen der Gemeinde Fuß gefaßt. Sie steht im Gegensatz zu den katholischen Vorstellungen, und sie wurde von Calvin kräftig in seiner Abhandlung „De Psychopannychia“ bekämpft.
Für die Männer der Reformation wie für uns steht fest, daß die Seele unverzüglich nach dem Tode die Gnade oder die Verdammnis erfahren wird. Die Auferstehung am Jüngsten Tage wird die Herrlichkeit oder die Qual nur noch endgültig bestätigen.


3. Die Ruhe der seligen Toten.
Die verstorbenen Gläubigen wissen noch nichts von dem Wirken und der Herrschaft, die der Auferstehung folgen werden. Sie genießen hingegen seit ihrer Ankunft in der andern Welt die Ruhe nach den Leiden und dem Kampf hienieden.
Samuel, den Saul zurückgerufen hat, macht ihm den Vorwurf: „Warum hast du mich unruhig gemacht, daß du mich heraufbringen lässest?“ 1.Sam. 28, 15.
Der arme Lazarus wird sogleich nach seinem Verscheiden von den Engeln in Abrahams Schoß getragen, was für die Juden den Gipfel der Seligkeit bedeutete. Abraham erklärt, daß Lazarus nun getröstet wird, nachdem er in seinem Leben soviel Böses empfangen hat. Luk. 16, 22. 25.
Der bekehrte Schächer am Kreuz wird am gleichen Tag in das Paradies (den Ort der Seligen) aufgenommen, um dort Ruhe und Seligkeit zu genießen.
Die Offenbarung berichtet, daß den Märtyrern gesagt wird, „daß sie ruhten eine kleine Zeit“ bis zum Tage des Gerichts und dem Ende der Verfolgungen. Offb. 6, 10-11. Und dann lesen wir das trostreiche Wort: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Offb.14, 13.
Diese Ruhe wird durch die reine Gnade Gottes denen gewährt, die das Heil empfangen haben. Wir freuen uns in der Gewißheit, daß unsere Toten, die im Glauben starben, die Gegenwart des Herrn genießen.


4. Sehen uns die Verstorbenen?
Viele Menschen finden einen großen Trost in dem Gedanken, daß ihre Verstorbenen sie auch fernerhin sehen und die innige Verbindung, die so rauh unterbrochen wurde, im Grunde doch nicht zerstört ist. Dieser Gedanke ist zwar rührend, aber wie verhält es sich damit in Wirklichkeit?
Wir müssen feststellen, daß die Bibel darüber vollkommen schweigt.
Sie wird dafür gute Gründe haben.
Wir sprachen von der Ruhe der gläubigen Verstorbenen. Es scheint wohl sicher, daß sie keine Ruhe fänden, wenn sie alles sähen, was wir machen. Samuel hat Saul sehr geliebt. Trotzdem macht er ihm Vorwürfe, daß er ihn beunruhigt hat, als er ihn zur Hilfe rief. Welche Enttäuschung würde es für manche Verstorbenen bedeuten, wenn sie sehen müßten, wie sich ihre Angehörigen betragen, die kurz zuvor noch so laut ihren Tod beklagt haben! Welche Unruhe empfänden sie, wenn sie sähen, wie ihre Lieben in Gefahren und Versuchungen sind.
Andererseits können unsere Verstorbenen auch gar nicht alles sehen: alles, was im Himmel geschieht, alles, was an soviel verschiedenen Orten der Erde in den Herzen und in dem Leben derer, die sie verlassen haben, vor sich geht.
Nichts in der Geschichte von Lazarus und dem reichen Mann läßt darauf schließen, daß die abgeschiedenen Seelen sehen, was auf Erden geschieht.
Wenn die Toten uns auch nicht sehen, so bedeutet das doch nicht, daß sie uns vergessen haben. Wir erwähnten gerade den reichen Mann, der sich um die Gleichgültigkeit seiner Brüder Sorgen macht, aber doch nicht eingreifen kann. Luk. 16, 27-3 1.
Auch die Seligen haben ihr Erinnerungsvermögen in völliger Klarheit behalten.


5. Sind die Verstorbenen um uns?
Ohne dabei an Spiritismus zu denken (ein Thema, das wir später behandeln werden), drücken manche Trauernden folgenden Gedanken aus: „Ich bin überzeugt, daß meine Mutter (zum Beispiel) mich nicht wirklich verlassen hat. Sie ist immer um mich.“ Wenn wir auch verstehen, wieviel menschlichen Trost dieser Gedanke gibt, so müssen wir doch wiederum feststellen, daß die Heilige Schrift etwas Derartiges nicht bestätigt. Wir haben schon gesagt, daß unsere Verstorbenen keine wahre Ruhe hätten, wenn es so wäre. Wir müssen zudem noch die Tatsache betonen, daß sie nicht allgegenwärtig sind. Die Bibeltexte erklären ausdrücklich, daß die Toten entweder beim Herrn sind oder am Ort der Qual, aus dem sie nicht entweichen können. Wie könnten sie zu gleicher Zeit auf der Erde sein und dort auch noch gleichzeitig überall, wo ihre Angehörigen verstreut sind?
Wie läßt sich dann aber das Wort erklären: „Darum auch wir, dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, . . . lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist.“ Hebr. 12,1. Will es doch sagen, daß die gläubigen Verstorbenen uns umgeben und sehen? Wenn wir den übrigen Text und das ganze Kapitel 11 durchlesen, glauben wir es nicht. Der Verfasser hat von all den Helden des Alten Testaments gesprochen, die uns auf dem Weg des Glaubens vorangegangen sind. Wir sollen durch ihr Beispiel und ihre Erfahrung angespornt und gestärkt werden. Wir sollen, wie sie, den Weg des Sieges beschreiten und „aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“. Hebr.12,2. Dieser Bibeltext sagt durchaus nicht, daß unsere eigenen Verstorbenen weiterhin ihr Leben mit uns teilen.
Bei diesem Thema – die Verbindung mit den Verstorbenen und den Geistern – sind wir der Wahrheit schuldig, zu sagen, daß Sadhu Sundar Singh in einigen seiner Bücher Behauptungen aufgestellt hat, die vom biblischen Gesichtspunkt aus wirklich unhaltbar sind. Das überrascht bei einem Manne, der im übrigen so tief gläubig im evangelischen Geiste ist.

6. Was sollen wir vom Spiritismus denken?
Es ist in den heidnischen Religionen sehr gebräuchlich, Verbindung mit den Abgeschiedenen zu suchen, um von ihnen Offenbarungen, Hilfe und Trost zu erlangen. In unseren Tagen beschwört eine erschreckend große Zahl von Christen die Geister, sei es, weil sie um jeden Preis Verbindung mit ihren Verstorbenen behalten wollen, sei es, weil sie durchaus erfahren wollen, was die Bibel ihnen verschweigt.
Sie möchten insbesondere Erleuchtungen empfangen, Erleuchtungen über die Zukunft, die Entscheidungen, die sie zu treffen haben, ihre Liebesgeschichten und Geldangelegenheiten, Geheimnisse jenseits des Grabes usw. Ist es wirklich möglich, durch Medien, Tischrücken, die sogenannte Planchette, das Pendel, Klopfzeichen usw. mit den Geistern in Verbindung zu treten? Und vor allem: Was lehrt die Bibel darüber? 


a) Wir wollen zuerst einmal feststellen, daß sich mit dem Spiritismus viel Betrug vermischt.
Wie bei jedem Okkultismus ist die Versuchung für die Scharlatane groß, die unermeßliche Leichtgläubigkeit des guten Publikums zu mißbrauchen.
Wie leicht kann man aus der Verwirrung, die das Geheimnisvolle hervorruft, Nutzen ziehen und die Geister das sagen lassen, was man gesagt haben möchte! . . . 

b) Die Spiritisten,
Allan Kardec zum Beispiel, geben zu, daß sie manchmal von boshaften Geistern genarrt werden, die anstelle der gerufenen Seelen sprechen und sich zuweilen auch auf seltsame und gefährliche Art offenbaren.
Wie viele Menschen haben sogar ihren Verstand durch diese gefährliche Verbindung verloren.
Camille Flammarion schreibt in seinem Buche „Apres Ja mort“: „Die bei allen Okkultisten wohlbekannte Herzogin von Pomar ist durch ihre Studien derart verwirrt worden, daß sie sich selber für Maria Stuart hielt, aber trotzdem den Geist dieser unglücklichen Königin weiterhin beschwor.“ Flammarion berichtet auch von Verstorbenen, die durch Klopfzeichen um Messen und Rosenkranzgebete baten, aber nur in katholischen Familien.
Wer mag ihnen wohl diese Forderungen eingegeben haben?

c) Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß im Spiritismus eine unbestreitbare Wirklichkeit ist.
Die Bibel spricht in unmißverständlichen Worten von den „Totenbeschwörern“ (3. Mo. 20,6) und von denen, „die die Toten befragen“. 5. Mose 18, 11.
Sie spricht von Männern und Frauen, die „einen Geist der Totenbeschwörung oder einen Wahrsagergeist in sich“ haben. 3. Mose 20, 27. Dies bedeutet, daß sie Medien sind, die die Zukunft erforschen, indem sie die Toten beschwören, ähnlich wie das Weib, das Saul befragen wollte. Sogar in der Apostelgeschichte wird von einem Medium erzählt, von einer „Magd, die hatte einen Wahrsagergeist und trug ihren Herren viel Gewinst zu mit Wahrsagen.“ Apg. 16,16.
Diese Frau war das, was man heutzutage eine Hellseherin nennt, und ihre Tätigkeit ist auch noch in unseren Tagen sehr einträglich.

d) Das Alte Testament verbietet Okkultismus und Spiritismus bei Todesstrafe.
Jedes Mal, wenn die Heilige Schrift davon spricht, spricht sie von tödlicher Gefahr.
Die Totenbeschwörung war bei den Kanaanitern gang und gäbe, und Israel wurde feierlich ermahnt, sich von ihnen vollkommen fernzuhalten. . . .  „Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dich nicht daran gewöhnen, die Greuel der betreffenden Völkerschaften nachzuahmen. Es soll sich niemand unter dir finden, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei oder Zauberei treibt, niemand, der Geister bannt und einen Wahrsagergeist befragt oder sich an die Toten wendet. Denn ein jeder, der sich mit solchen Dingen befaßt, ist für den Herrn ein Greuel . . .“ 5. Mose 18, 9-13.
Es ergibt sich aus diesen Bibeltexten:
1 . Der Spiritismus ist eine Verunreinigung, eine Befleckung, ein Greuel vor Gott.

2. Darum und ihres Okkultismus wegen sind die Kanaaniter ausgerottet worden.

3. Die Beschwörung der Toten und Geister wurde in Israel mit dem Tode bestraft.

4. Es ist ebenso verboten, Spiritisten und Medien zu befragen wie selber solche zu sein.
5. Der Gläubige gehört völlig Gott. Für ihn ist der Spiritismus eine Untreue und ein Götzendienst.

6. Der Okkultismus, das Hellsehen, die Astrologie sind ebenso gefährlich wie der Spiritismus, denn sie stehen in Verbindung mit der Versuchung des Feindes.

e) Wie sollen wir 1. Samuel 28 verstehen?
Die Spiritisten führen oft die Geschichte von Saul an, der den verstorbenen Samuel befragt. Sie wollen damit beweisen, wie berechtigt und wohlbegründet ihre Handlungen sind. In Wirklichkeit verdammt dieses Beispiel sie ganz und gar, wie wir nun zeigen wollen:
1. Zuerst einmal wäre zu fragen, ob es auch wirklich Samuel war, der aus dem Grab zurückkehrt und mit Saul redet. Das glauben wir allerdings auf Grund der unmißverständlichen Worte des Textes: Der König sagte: „Bringe mir Samuel herauf! . . . Da nun das Weib Samuel sah, schrie sie laut . . . Saul erkannte, daß es Samuel war, und neigte sich zur Erde und fiel nieder. Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du mich unruhig gemacht, daß du mich heraufbringen lässest? . . . Morgen wirst du und deine Söhne mit mir sein. Da fiel Saul zur Erde, so lang er war, und erschrak sehr vor den Worten Samuels.“ 1. Sam. 28, 11-20.
Kein Vorbehalt in diesem Text läßt die Vermutung zu, daß eine andere Persönlichkeit – ein Dämon zum Beispiel – die Gestalt Samuels angenommen hätte, um Saul zu täuschen.
Das Weib ist vollkommen fassungslos, als sie Samuel sieht. Sie erkennt sofort, daß sich etwas Ungewöhnliches ereignet und daß der König sie betrogen hat. Dann beschreibt sie die Erscheinung des alten Mannes, der mit einem Priesterrock bekleidet ist. Vers 12-14. Sie gibt dann sofort ihre gewöhnliche Rolle als Medium auf und Saul spricht unmittelbar mit Samuel.
Wir müssen hierbei auf alle Fälle anerkennen, daß dies in der ganzen Bibel das einzige Beispiel ist, daß ein Toter derart zurückkehrt und mit einem Lebenden spricht. Es scheint uns, daß Gott dieses einmalige Wunder zugelassen hat, um durch eine Ausnahme die Regel zu bestätigen und uns zu zeigen, welch tragische Folgen solch ein Versuch hat.
2. Saul und das Weib wußten sehr gut, daß sie wider Gott sündigten und ungehorsam waren. In der Zeit, da er Gott noch treu und gehorsam war, hatte Saul „die Totenbeschwörer und Wahrsager im Lande ausgerottet“ und damit das Gesetz Mose befolgt. 3. Mose 20, 27. Das Weib wußte auch, daß sie selber ihr Leben damit aufs Spiel setzte. Welches Gute oder welche Erleuchtung konnte aus solch offenbarem Ungehorsam kommen?
3. Saul wendet sich an die Toten, weil er weiß, daß er von Gott verstoßen ist. Schon zu Samuels Lebzeiten war er als König verworfen worden und hatte niemals wahre Reue und Buße gezeigt noch sein Leben geändert. 1. Sam. 15, 11. 22-23. Jetzt, „da aber Saul der Philister Heer sah, fürchtete er sich, und sein Herz verzagte sehr. Und er ratfragte den Herrn, aber der Herr antwortete ihm nicht, weder durch Träume noch durchs Licht noch durch Propheten. Da sprach Saul zu seinen Knechten: „Sucht mir ein Weib, die einen Wahrsagergeist hat.“ 1. Sam. 28, 5-7.
Dann erklärt er Samuel: „Gott ist von mir gewichen . . . darum habe ich dich rufen lassen, daß du mir weisest, was ich tun soll. Samuel sprach: Was willst du mich fragen, weil der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist?” Vers 15-16.
Es ist durchaus bezeichnend, daß man an anderer Stelle Hilfe und Erleuchtung sucht, weil man fühlt, daß man mit Gott nicht in Ordnung ist, oder weil Seine Offenbarungen einen nicht befriedigen. Saul hätte sich von ganzem Herzen bekehren und die Vergebung des Herrn suchen sollen. Weil er das nicht gewollt hat (wie sein Leben zeigt), hatte Gott keine andere Botschaft mehr für ihn. Wenn man um jeden Preis eine andere Offenbarung erzwingen will, so bedeutet das heute wie damals, daß man sich immer mehr vom Worte Gottes abwendet.

4. Die Totenbeschwörung war vollkommen erfolglos.
Samuel weigert sich, etwas anderes zu sagen, als was er schon früher dem König im Auftrage Gottes verkündigt hatte. „Der Herr wird dir tun, wie Er durch mich geredet hat . . . darum, daß du Seiner Stimme nicht gehorcht hast . . . darum hat dir der Herr solches jetzt getan.“ Vers 17-18. Es war durchaus nicht nötig, sein Leben und sein ewiges Heil aufs Spiel zu setzen, um etwas zu erfahren, was ihm längst schon gesagt worden war.

5. Noch etwas Schlimmeres ist dabei: Das einzige, was Saul noch nicht wußte und was ihm Samuel verkündigt, ist, daß er und seine Söhne ins Totenreich hinabsteigen werden. Vers 19. Wir lesen darüber im ersten Buch der Chronik 10, 13-14 : „Also starb Saul in seiner Missetat, die er wider den Herrn getan hatte an dem Wort des Herrn, das er nicht hielt, auch daß er die Wahrsagerin fragte und fragte den Herrn nicht, darum tötete Er ihn und wandte das Königreich zu David, dem Sohne Isais.“
Dieser Bibeltext sagt ausdrücklich, daß Gott Saul schlug, weil er die Toten beschworen hatte. Wenn er das nicht getan hätte, wäre er vielleicht in der Schlacht verschont worden. Das einzige, was ihm seine Unterhaltung mit Samuel einbrachte, war sein Todesurteil. Welche Warnung für uns!

6. Samuel sprach zu Saul: „Warum hast du mich unruhig gemacht?“ (In der französischen Übersetzung von Darby steht: Warum störst du mich in meiner Ruhe?) . . .
Die Zuflucht zu den Toten (wie zu der heiligen Jungfrau und den Heiligen, worüber wir noch später sprechen werden) birgt außerdem die ungeheure Gefahr des Götzendienstes in sich. Der Herr wiederholt immer wieder: Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben, du sollst Ihn suchen, du sollst Ihm allein dienen, du sollst keine anderen Götter haben neben Ihm. Sich den Geschöpfen zuwenden bedeutet einen Schimpf, den wir dem einzigen Herrn und Gott antun.

f) Warum bestraft Gott die Beschwörung der Toten und Geister so streng ?
Zu allem, was wir bisher angeführt haben, müssen wir noch folgendes hinzufügen: Wir glauben, daß im Spiritismus mehr Dämonen als Verstorbene ihr Wesen treiben. Nach Lukas 16, 26 befinden sich die gottlosen Verstorbenen schon an einem Ort der Qual, aus dem man nicht entweichen kann. Die Toten aber, die schon beim Herrn sind, werden sich nicht zu einer Verbindung mit den Lebenden hergeben, die von der Heiligen Schrift so ausdrücklich verboten ist. Wenn man also glaubt, diesen oder jenen Verstorbenen reden zu hören, so ist es ein böser Geist, welcher antwortet und mehr oder weniger leichtgläubige Seelen verführt. Ein Medium, wie die Frau in Apostelgeschichte 16 war unzweifelhaft von einem Dämon besessen. Darum wird eine solche Verbindung ein Greuel, eine Verunreinigung, genannt. Wer die Toten und die Geister beschwört, liefert sich in der Tat Satan, dem Fürsten der bösen Geister aus, er setzt sein ewiges Heil aufs Spiel – und auch seinen Verstand sowie die Gesundheit seiner Nerven. Wie viele Menschen sind uns selber bekannt, die der Spiritismus vom rechten Wege gebracht hat und die völlig gleichgültig gegenüber dem Evangelium wurden. Wir wollen auch dies nicht vergessen: Wenn Gott einst diejenigen aus Seinem Volke ausmerzte, die sich an die Toten und Geister wandten, 3. Mose 20, 6, was wird Er heute tun?

g) Was versteht man unter dem „Astralleib“, von dem die Spiritisten sprechen ?
In unserm äußerlichen grobstofflichen Leib soll eine Art zweiter feinerer Leib, der Fluidal- oder Ätherleib, verborgen sein, der auch als Astralleib oder metaphysischer Leib bezeichnet wird. Dieser zweite Leib soll fähig sein, sich von dem ersten Leib zu lösen und sich mehr oder weniger weit und mehr oder weniger lange Zeit zu entfernen. In einem Zustand der Ekstase oder des Halbwachens soll sich die Persönlichkeit des Eingeweihten dergestalt teilen und dann die seltsamen Erlebnisse haben, deren sich gewisse indische „Weisen“ rühmen. Dieser Art wären auch die „Erscheinungen“ in den spiritistischen Sitzungen (Seancen), und eine Anzahl Spiritisten behaupten, manchmal Hände oder Körperteile dieses „Astralleibes“ berührt zu haben, dessen sich die herbeigerufenen Geister zu ihrer Erscheinung bedienen.
Wir entgegnen hierauf, daß nach der Heiligen Schrift der Teufel und die Dämonen wohl fähig sind, Wunder zu tun, um die Freunde des verbotenen Spiritismus zu verführen und in das Verderben zu locken. Matth.24, 24; 2. Thess. 2, 9-10 usw.
Diese angeblichen „Materialisierungen“ beweisen die Wahrheit der spiritistischen Lehre nicht.
Es ist auch leicht zu erkennen, daß die Bibelstelle 2. Kor. 12, 1-4, die hierzu häufig angeführt wird, nichts mit einem sogenannten „Astralleib“ zu tun hat, worin Paulus bis in den dritten Himmel gestiegen sein soll. Der Apostel schreibt, daß er „entzückt ward in das Paradies“ und nicht weiß, „ist er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen“. Das heißt: er wußte nichts mehr von seinem Leibe. In dieser Ekstase hat er angesichts Gottes „unaussprechliche Worte“ gehört. Nach dieser Bibelstelle (und auch noch anderen wie Apg. 10, 10 und 22, 17 zum Beispiel) ist eine Ekstase wohl möglich, und Gott bedient sich zuweilen ihrer, um sich Seinen Dienern zu offenbaren. Aber wir müssen betonen, daß ein Abgrund zwischen solch einer Begegnung mit dem Herrn und der seltsamen Lehre der Spiritisten ist.
Außerdem nennt Paulus als Grundbestandteile unserer Persönlichkeit „Leib, Seele und Geist“. 1. Thess. 5, 23. Er spricht nicht wie die Okkultisten, die in dem Menschen eine Dreiheit sehen, 1. von dem physischen Leib, 2. der Geist-Seele, 3. dem metaphysischen Leib, der aus 60 einem Stoff ohne Gewicht und Maß, vielleicht aus Äther oder etwas Ähnlichem gebildet ist.
Man fragt sich wirklich, woher sie solche Offenbarungen haben!

h) Die außerordentliche Plattheit der spiritistischen „Offenbarungen“.
Die Lektüre der spiritistischen Bücher hinterläßt einen verwirrenden Eindruck. Man braucht dicke Bände, um die wirkliche Gegenwart der Geister „wissenschaftlich“ zu beweisen. Man zählt eintönig und unendlich ausführlich immer wieder dieselben Tatsachen auf: Klopfzeichen, mehr oder weniger bewiesene Erscheinungen, warnende Träume, Botschaften, die auf verschiedene Art übermittelt worden sind. Für Christen, die sowieso an das Jenseits und das Übernatürliche glauben, ergibt sich daraus höchstens, daß diese Geister wirklich da sind und sich offenbaren können, vor allem dann, wenn man sich ihnen aus liefert.
Der Inhalt der angeblichen „Offenbarungen“ ist von einer bemerkenswerten Plattheit. In einem seiner Bücher versucht der spiritistische Meister, Allan Kardec, einen Grundriß der angeblich von den Geistern gelehrten Religion zu geben. Es ist dabei merkwürdig, daß diese Lehre genau die Ideen enthält, die vor etwa fünfzig Jahren ein deistischer französischer Bürger hätte haben können, der von der menschlichen Fortentwicklung und den menschlichen Erfolgen überzeugt war. (Deismus = Glaube an einen nicht offenbarten Gott.) Hundert Seiten dieses Buches lehren uns viel weniger von Gott, Jesus Christus, der Verdammnis und dem Heil des Menschen als einige Zeilen aus dem Evangelium. Wir müssen noch hinzufügen, daß die Spiritisten häufig – nach ihrem eigenen Geständnis – von boshaften Geistern gefoppt werden. Man muß den Sinn für die Vollkommenheit und den Reichtum der biblischen Offenbarung verloren haben, um aus diesem Abgrund Erleuchtung holen zu wollen. Wer kein Vertrauen mehr in den Heiligen Geist hat, der begibt sich in die Schule der Geister.

i) Breitet sich der Spiritismus wirklich wieder mehr aus?
Wir müssen das leider bejahen. Unser alter Feind bleibt seiner bewährten Taktik treu. Er verstellt sich einmal wieder zum Engel des Lichts. 2. Kor. 11,13-15. Unter wunderbar evangelischem Äußeren bietet er uns eine wachsende Menge von „Botschaften“ aus dem Jenseits, die nichts mit Spiritismus zu tun haben scheinen. . . . Man ist erschüttert, wenn man sieht, welchen Einfluß diese Werke der Finsternis haben. . . .
Spricht die Heilige Schrift nicht von einem Großangriff der Geister der Verführung in der Letzten Zeit? 1.Tim. 4,1; 2.Thess. 2, 9-10 ; Offb. 16,14. 


7. Was sagt die Bibel zu der Anrufung der Heiligen und der Mutter Gottes?
In der römisch-katholischen und in der orthodoxen Kirche nimmt die Verehrung der Heiligen und Marias einen großen Raum ein. Wie steht die Bibel dazu?

a) Die „Heiligen“ sind tot.
Keiner von ihnen ist schon wieder auferstanden. Darum fallen alle Bemühungen, mit ihnen in Verbindung zu treten, unter das Verbot 3. Mose 20, 6 und 5. Mose 18, 11-12. Für Saul und Israel war Samuel unbestreitbar ein „Heiliger“. Trotzdem wird Saul von Gott mit dem Tode bestraft, weil er Samuels und nicht die Hilfe des Herrn selber gesucht hat.

b) Die Heilige Jungfrau selber ist noch bei den Toten.
Wir glauben von ganzem Herzen, daß Jesus „empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“. Wir haben eine tiefe Ehrfurcht vor Maria. Aber wir stellen im Evangelium fest, daß sie nicht ohne Sünde ist. Sie selber nennt Gott ihren Heiland, Luk. 1,47, was Jesus niemals getan hat. Nach der Geburt Christi ist sie wirklich die Frau Josephs geworden und hat ihm noch andere Kinder geboren. Matth. 1,25; 13,55-56. Sie wird zum letzten Mal als ein Glied der ersten Christengemeinde erwähnt, und zwar vor Pfingsten. Apg. 1,14. Sie hat also nicht die Rolle gespielt, die man ihr zuschreibt. Sie verleiht weder den Heiligen Geist noch andere göttliche Gnaden. Die Heilige Schrift erzählt nichts von ihrem Tode und erst recht nichts von ihrer „Himmelfahrt“ , durch welche sie sofort nach ihrem Tode als Auferstandene in den Himmel versetzt worden sein soll. Im Gegenteil, Paulus erklärt ausdrücklich, daß vorläufig nur Christus auferstanden ist „als Erstling derer, die schlafen“. Diejenigen, die Ihm angehören – Seine Mutter inbegriffen -, werden erst bei Seiner herrlichen Wiederkunft auferstehen. 1. Kor. 15,20.23.
Maria ist also noch bei den Toten, deren Geist beim Herrn ist, deren Leib aber noch in der Erde schlummert.


c) Die Heiligen sind wie alle andern Toten weder allwissend noch allgegenwärtig.
Wie könnten sie an so vielen verschiedenen Orten die Gebete hören und erhören, die angeblich zu ihnen emporsteigen? Nur Gott allein kann es, denn Er allein ist allwissend, allgegenwärtig und allmächtig.


d) Die Tatsache, daß die Anrufung der Heiligen und der Mutter Gottes ständig mit der Verehrung der Bildwerke verbunden ist, verschärft das Problem.
Es ist nicht allein verboten, sich an die Toten zu wenden, sondern auch – durch die Zehn Gebote -, sich irgendein Bildnis oder ein Gleichnis zu machen, das irgendwelcher Verehrung dient. „Du sollst dir kein Bildnis machen, keinerlei Gleichnis, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden ist. Du sollst sie nicht anbeten, noch ihnen dienen. Denn Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott . . . 5. Mose, 8-9.

Ein ausdrückliches Verbot ist mit dem ersten Gebot verbunden: „Du sollst keine andern Götter neben Mir haben.“ 5. Mose 5, 7. Der Herr verlangt eifersüchtig unsere völlige Anbetung. Er will, daß unser Gottesdienst nur Ihm allein geweiht ist. . . .

Außerdem steht geschrieben: ,,Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, die müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Joh. 4, 24. Er will nicht, daß wir unseren Gottesdienst materialisieren, mit Bildwerken oder Bildern in Verbindung bringen.
Er verbietet uns, dafür ein Bildnis oder Gleichnis des, das oben im Himmel ist, eines Mannes oder einer Frau zu machen. Das bedeutet, daß die Bildwerke Christi, des Heiligen Herzens, der Heiligen Jungfrau, der Heiligen, des Kreuzes, wie auch die Medaillen verboten sind. Sie werden notgedrungen zu Götzenbildern, denen man eine magische Macht zuschreibt. Wie könnte man sich sonst erklären, daß die Schwarze Muttergottes von Chartres Wunder tut, daß die Muttergottes von Boulogne angeblich den Frieden bringen soll und daß das Bildwerk des einen Heiligen an diesem Ort mächtiger ist als an einem anderen?
Die römisch-katholische Kirche entschuldigt sich damit, daß sie vorgibt, daß sie allein Gott anbete und die Jungfrau samt den Heiligen nur verehre (was durchaus noch zu beweisen wäre). Aber die Zehn Gebote verbieten nicht allein die Bildwerke anzubeten, sondern auch, sie zu verehren und ihnen zu dienen. Es ist also völlig verboten, sie auf die Altäre zu erheben, ihnen Kerzen anzuzünden und Gebete an sie zu richten. Der römisch-katholische Katechismus geht mit Stillschweigen über das zweite Gebot hinweg zum dritten über (das folglich das „zweite“ genannt wird) zu dem Verbot, den Namen des Herrn zu mißbrauchen. Das zehnte Gebot über die Begehrlichkeit wird darum in zwei aufgeteilt. 2. Mose 20, 17; 5.Mose 5, 21.

e) Welches ist die größte Gefahr, die mit der Verehrung der Bildwerke verbunden ist?
Zur Zeit der Apostel opferten die Griechen den Götzenbildern und gaben vor, daß diese Bildwerke die großen Götter des Olymps darstellten.
Für die Christen gab es diese Götter nicht, und diese Bildwerke bedeuteten ihnen nur ein wenig Stein, Marmor oder Metall.
Aber was sagt Paulus dazu?
„Was soll ich denn nun sagen? Soll ich sagen, daß der Götze etwas sei oder daß das Götzenopfer etwas sei? Aber ich sage: Was die Heiden opfern, das opfern sie den Teufeln (Schlachter: den Dämonen) und nicht Gott. Nun will ich nicht, daß ihr in der Teufel Gemeinschaft sein sollt. Ihr könnt nicht zugleich trinken des Herrn Kelch und der Teufel (Dämonen) Kelch. Ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein des Tisches des Herrn und des Tisches der Teufel.“ 1. Kor. 10, 19-22.

Die verbotene Verehrung der Götzenbilder gilt in Wirklichkeit nicht diesen Göttern, die ja gar nicht vorhanden sind, sondern den Dämonen. Dieser Gedanke ist furchtbar im Hinblick auf den Irrglauben unserer Tage.

Die Verehrung der Heiligenbilder ist zwiefach untersagt: Die Heiligen sind Tote, und ihre Bildwerke sind verboten. Die Verehrung, die man ihnen erweist, kann weder Gott gefallen noch sich mittelbar oder unmittelbar an Ihn wenden. An wen wendet sie sich denn?
Wir wagen es von uns aus nicht zu sagen, aber unser Bibeltext tut es an unserer Statt. Diese Bildwerke sind an sich nichts, aber man macht sie zu Gegenständen der Verehrung, das heißt zu Götzenbildern, und diese Verehrung bedeutet daher sowohl Götzendienst wie Spiritismus. Viele treuherzige, aufrichtige Menschen, die man diesen Glauben gelehrt hat, sind sich dessen garnicht bewußt. Ohne Zweifel kann Gott sogar solche Gebete erhören, obwohl ihre Form – ohne daß die Beter es ahnen und wollen – abergläubisch ist. Nichtsdestoweniger halten wir daran fest, daß solch eine Verehrung ein ungeheures Hindernis ist, den Herrn persönlich kennenzulernen.

f) Die Anrufung anderer Mittler ruft die Eifersucht des Herrn hervor.
Als Er verbietet, andere Götter zu haben und ihren Bildwerken Verehrung zu erweisen, fügt der Herr hinzu: „Denn Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott!“ 2. Mose 20, 5. Er eifert auch für Seinen Sohn, den einzigen Mann, dem die Gemeinde vertraut worden ist. „Der Geist, der in euch wohnt, begehret und eifert.“ Jak. 4, 5. Er gibt weder Seinen Ruhm noch Seinen Platz einem andern.
Wir haben dafür eine Veranschaulichung in der Art, wie Gott ein greift, um das Hohepriestertum Aarons zu verteidigen. 4. Mose 16.
Korah und zweihundertfünfzig Vornehme in der Gemeinde murren wider Aaron, sie erklären sich selber als ebenso heilig und verlangen ihr Teil am Priestertum. Vers 3. 10-11. Mose antwortet: „Welchen der Herr erwählt, der sei heilig.“ Vers 7. „Korah und seine Rotte stellen sich vor die Tür der Hütte des Stifts“, um dem Herrn den „süßen Geruch“ zu opfern (Sinnbild der Fürbitte, die Jesus, unser Hoherpriester, unaufhörlich für uns darbringt). Sie werden sofort für ihre Vermessenheit bestraft: Die Erde verschlingt die einen, und ein Feuer verzehrt die anderen. 4. Mose 16, 18. 32-35.  . . .
„Es ist ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus. “ 1. Tim. 2, 5.

8. Bitten die Verstorbenen für uns?
Die Anrufung der Mutter Gottes und der Heiligen gründet sich auf den Glauben, daß diese ihrerseits bei Gott eine wirksame Fürbitte für ihre Getreuen einlegen. Man stellt sich den Herrn als übermäßig heilig, streng und furchtbar vor. Wenn man sich an Seine Mutter, die Vermittlerin aller Gnaden, wendet, werde man besser verstanden und angenommen. Der Herr kann doch ihr, deren mütterliches Herz so voller Liebe ist, nichts verweigern.
Oder auch Gott erscheint einem so weit, so sehr in Anspruch genommen, daß Er sich für all unsere kleinen Nöte garnicht interessieren kann. Es sei daher gut, verschiedene Heilige zu haben, zu denen man mit diesen unbedeutenden Anliegen kommen darf.

So gibt es zum Beispiel in Belgien besondere Heilige (mit einem bevorzugten Standbild und einem eigenen Wallfahrtsort) für alle Lebenslagen. Die Heilige Anna sorgt für Kindersegen, die Heilige Maria von Augnies für eine glückliche Entbindung, der Heilige Claudius heilt die Blutgeschwüre und Furunkel, die Heilige Klara Augenleiden, der Heilige Blasius Hitzblattern, der Heilige Lambertus Lähmungen, die Heilige Appollonia Zahnschmerzen, der Heilige Hiob Geschwüre, der Heilige Laurentius Brandwunden, der Heilige Erasmus Leibschmerzen und die Heilige Rita nimmt sich noch ganz verzweifelterer Fälle an. Die Muttergottes von Blois hilft in Examensnöten. Der Heilige Eligius beschützt die Hüttenmänner, der Heilige Joseph die Zimmerleute, die Heilige Cäcilia die Musiker, die Heilige Barbara die Bergleute, der Heilige Christoph die Reisenden, der Heilige Hubertus die Jäger usw. So ist es in Italien, in Spanien, in Südamerika und in allen stark katholischen Ländern. Sehr beunruhigend ist, daß im großen Kongo-Museum in Tervueren bei Brüssel riesengroße Säle voller Fetische der Eingeborenen sind, die genau denselben Zwecken dienen.
Was sagt die Bibel zu dieser Fürbitte der Heiligen und der Mutter Gottes, das heißt: der Toten? Die Wahrheit ist, daß sie davon überhaupt nicht spricht. Der reiche Mann versucht zwar, Abraham um seine Vermittlung zugunsten seiner Brüder zu bitten, aber er erhält eine abweisende Antwort. „Sie haben Mose und die Propheten, laß sie die selben hören.“ Luk. 16,29. Wenn Gott den Menschen Christus und die Heilige Schrift gibt, braucht Er ihnen nicht noch mehr zu gewähren.  . . .
In der Heiligen Schrift gibt es kein Beispiel, daß ein Gläubiger, der schon im Himmel ist, bei Gott für die Menschen auf Erden eintritt.
Als die Reformatoren dringlich danach fragten, wo in der Bibel etwas von einer Fürbitte der Heiligen stünde, geriet die katholische Kirche in außerordentliche Verlegenheit. Auf dem Konzil in Trient im Jahre 1546 sah sie sich gezwungen, die Apokryphen des Alten Testaments in die Reihe der kanonischen Bücher aufzunehmen. Diese Apokryphen sind bis dahin weder von den Juden noch von der christlichen Gemeinde jemals als von Gott eingegeben betrachtet worden. Die katholische Kirche glaubte in 2. Makkabäer 15, 11-16 einen Beweis für ihre Lehre zu haben. Dort bitten Jeremias und der Hohepriester Onias im Himmel für das verfolgte jüdische Volk. Es erübrigt sich, zu sagen, daß diese Bücher der Apokryphen, die nur aus dieser Notwendigkeit heraus den kanonischen Büchern eingereiht wurden und von geringerem Wert sind, für uns nicht maßgebend sind.
Die Heilige Schrift selbst sagt nichts über die Fürbitte der Heiligen, aber sie wiederholt unaufhörlich, daß wir einen Mittler haben, einen einzigen und vollkommenen Fürsprecher „Es ist e i n Gott und e i n Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung.“ 1. Tim. 2, 5-6. Er ist der alleinige Heiland. Die Liebe und das Mitleid, die Er für uns empfindet, kann kein Geschöpf für uns empfinden. Er erklärt selber: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, denn durch Mich . . . Ich bin die Tür, so jemand durch Mich eingeht, der wird selig werden . . .“ Joh.14,6;
1. Petrus, voll des Heiligen Geistes, verkündet:

„Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.“ Apg. 4, 12.
Wenn wir sagen, wir brauchten andere Mittler, um zu Gott zu kommen, so mißachten wir die vollkommene Fürsprache unseres Herrn Jesu Christi. . . .

9. Sollen wir für die Verstorbenen beten?
Wir werden die Antwort der Bibel auf diese Frage besser verstehen, wenn wir die Themen „Fegfeuer“ und „Hölle“ behandelt haben. Trotzdem müssen wir auch hier schon einige Worte darüber sagen. Wir haben gesehen, was sich beim Tode des Gerechten und des Ungerechten ereignet. Für die gläubigen Verstorbenen brauchen wir nichts zu bitten, denn sie sind schon in der Seligkeit beim Herrn. Sie sind bei Christus, und „das ist viel besser“ als dies irdische Leben. Sie ruhen und harren der herrlichen Auferstehung. Es ist durchaus nicht nötig, Gott in langen Litaneien anzuflehen, ihnen „die ewige Ruhe zu geben“. Sie sind sogar schon zu dieser Ruhe gekommen, als sie hier auf Erden ihr Vertrauen in Jesus Christus gesetzt haben, der sie von allen Sünden reinigte.
Die gottlosen Verstorbenen dagegen sind schon in der Qual. Jesus berichtet uns, daß der reiche Mann vergebens darum bittet, daß jemand seine Leiden lindere. Es ist unmöglich, daß einer zu ihnen vom Himmel herniederkommt, und ebenso unmöglich ist es, daß ein Verdammter aus dem Ort der Qual entweicht. Luk. 16, 23-26.

Wir werden später sehen, daß es ein Fegfeuer überhaupt nicht gibt, daß die Bibel nirgends davon spricht. Es bleibt für die unbußfertigen Sünder also nur die Aussicht auf die ewige Hölle. Was nützt es darum, für sie zu beten? Das einzige, was wir tun können, ist, sie der vollkommenen Gerechtigkeit Gottes anzuempfehlen. Der Herr hat Seine Liebe zu allen Seinen Geschöpfen bewiesen. Er wird nichts tun, was Seiner göttlichen Vollkommenheit widerspricht. 

Womit begründet die katholische Kirche ihre Gebete für die Verstorbenen, die einen so großen Raum in ihrer Frömmigkeit einnehmen? Sie nimmt wieder einmal – in Ermangelung von etwas Besserem – einen Text aus den Apokryphen, die erst nach der Reformation den kanonischen Büchern angereiht wurden. Nach den Makkabäern bitten die Juden für die in einer Schlacht Gefallenen und bringen ein Sühnopfer dar, auf daß ihre Sünden vergeben werden. 2. Makkb. 12, 39-46. Wenn also dieses Gebet erlaubt und dienlich ist – so erklärt man -, so kann auch das Sühnopfer der Messe für die Verstorbenen dargebracht werden, und es muß einen Ort geben – das Fegfeuer -, wo die Seelen sich völlig reinigen können. Es ist seltsam, daß diese so wenig biblischen Ideen nach und nach in gewisse protestantische Kreise eingedrungen sind.
Das beweist, bis zu welchem Punkte schon für viele die von Gott eingegebene Heilige Schrift aufgehört hat, einzige und höchste Autorität zu sein.

11. Gibt es eine Reinkarnation?
Von Indien aus ist die Lehre von der Reinkarnation (Rückkehr ins Fleisch) wieder in unser Abendland eingedrungen. Alle Arten von Philosophien und Sekten sind davon begeistert, und wir müssen erfahren, was die Bibel davon sagt.
Es ist klar, daß nach der Heiligen Schrift der Mensch nur einmal hier auf Erden lebt. „Es ist den Menschen gesetzt, einmal (und nicht hundertmal) zu sterben, danach aber das Gericht.“ Hebr.. 9, 27. „Der Tod ist der Sünde Sold“, und nicht unzählige Tode. Es gibt unzweifelhaft nur einen leiblichen Tod, dem in der anderen Welt der zweite Tod, die ewige Verdammnis, folgt. Jesus selber lehrt uns, daß der Gottlose sogleich nach seinem Tode an einen Ort des Gerichts versetzt wird und daß ihn eine unübersteigbare Kluft umschließt. Die Gerechten erwarten beim Herrn in Ruhe den herrlichen Tag ihrer Auferstehung.
Die ganze Lehre von der Reinkarnation gründet sich auf den heidnischen Begriff von der langsamen Vervollkommnung des Menschen, der sich durch eigenes Bemühen und durch sühnendes Leiden immer weiter entwickelt. Von einem Dasein zum andern reinigt sich der Mensch immer mehr und wird sich zuletzt selber erlösen. Ganz widersinnig ist jedoch hierbei, daß er gar keine Erinnerung an seine früheren Leben hat, also büßt, ohne zu wissen, wofür. Andererseits tröstet er sich bei Verfehlungen damit, daß er sie in einem zukünftigen Leben ja wiedergutmachen kann. Die einen lehren, daß ein Mensch nur als Mensch wiedergeboren werden kann, die andern, daß er in allen möglichen Tieren wieder erscheinen kann.
Diese beinahe unendliche Kette von Reinkarnation bringt den Menschen zur Mutlosigkeit und Verzweiflung. Er verlangt nur noch danach, davon befreit zu werden. Er sehnt sich nach dem Nirwana, der Wunschlosigkeit, Empfindungslosigkeit, kurzum dem Ende aller Leiden, dem Versinken in das große All. Es gibt wohl kaum noch eine Lehre, die sinnloser, lebensfeindlicher ist und die der biblischen Lehre derart widerspricht. Die gute Aufnahme, die sie und ihr Gefolge von indischen Lehren und Unterweisungen bei uns finden, beweist die Abtrünnigkeit unserer einst „christlichen“ Welt.
Alles das ist recht gut, mögen einige sagen, aber steht nicht in der Bibel wenigstens ein Beispiel von Reinkarnation? War Johannes der Täufer nicht der wiedererschienene Elia? Wir wollen uns die betreffen den Bibeltexte näher ansehen!
Die letzten Verse des Alten Testaments künden an, daß der Prophet Elia vor dem Tag des Herrn wiederkommen werde, um die Herzen der Väter und der Kinder zu bekehren. Mal.3, 23-24. Der Engel, der die Geburt des Johannes ankündigt, sagt: „Er wird vor Ihm hergehen im Geist und Kraft Elias, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern . . . zuzurichten dem Herrn ein bereitet Volk.“ Luk. 1, 17. Als man jedoch Johannes den Täufer zu Beginn seiner Wirksamkeit fragt: „Bist du Elia?“, antwortet er ausdrücklich: „Ich bin es nicht!“ Joh.1, 21.
Was bedeuten dann aber die Worte Jesu: „Und so ihr’s wollt annehmen, er (Johannes der Täufer) ist Elia, der da soll zukünftig sein“, Matth.11,14 ?

Und vor allem folgende Stelle: „Und Seine Jünger fragten Ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elia müsse zuvor kommen? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen. Doch Ich sage euch – es ist Elia schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten . . . Da verstanden die Jünger, daß Er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.“ Matth. 17, 10-13. Jesus sagt hier zweierlei:

a) Elia ist schon gekommen.
Jesus Christus hatte bei Seinem ersten Erscheinen Johannes den Täufer als Vorläufer, der erschienen ist „mit dem Geist und der Kraft des Elia“. In diesem Sinne war Johannes wie Elia.

b) Elia soll kommen.
Die wirkliche Wiederkehr des Elia wird in der Tat in der Zukunft sein und der Wiederkehr des Herrn vorausgehen. Johannes der Täufer hat selber geantwortet, daß er nicht Elia in Person wäre. Joh. 1,21. Und Jesus hat deutlich ausgesprochen: „Elia soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen.“ Es ist klar, daß dieser Teil der Prophetie noch nicht eingetroffen ist. Er wird sich unmittelbar vor dem großen Tag des Herrn erfüllen, nach Mal. 3. Wir glauben, daß Elia eine besondere Aufgabe bei der Bekehrung der Juden haben wird. Er wird in dem Augenblick sein Amt antreten, in dem die „Wiederherstellung aller Dinge“ beginnen wird, daß heißt also bei der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches. (Siehe Apg. 3, 19 und Röm. 11, 12. 15.) Wir denken auch, daß Elia einer der Zeugen von Offb. 11, 1-12 sein wird. Seine Aufgabe wird dann sein, zur Zeit der großen Drangsal in Jerusalem ( der Heiligen Stadt, da auch ihr Herr gekreuzigt ist, Vers 8) mit großer Macht Zeugnis abzulegen. Nach unserer Ansicht würde der zweite dieser Zeugen Henoch sein, und zwar aus folgendem Grunde: Henoch und Elia sind die einzigen Menschen, die den Tod nicht erlitten haben, obgleich auch sie Sünder waren. Sie sind für ihre besondere Aufgabe am Ende der Zeiten aufbewahrt worden und werden dann auch sterben müssen. Vers 7.
Zum Abschluß möchten wir feststellen, daß die ganze Geschichte von Elia keinen einzigen Beweis für die Reinkarnation erbringt. Die Reinkarnation ist dem Buchstaben und dem Geist der Heiligen Schrift durchaus fremd.

12. Das Gedächtnis der Gerechten bleibt im Segen.
Das Kapitel, das wir nun beenden, hat vielleicht einige Leser enttäuscht. Die Bibel erscheint ihnen zu schweigsam, was die Verbindung mit unseren Toten betrifft. Mögen wir auch diesen Eindruck haben, wir dürfen darum doch nicht an der Weisheit und der Wahrheit der Heiligen Schrift zweifeln. Aber steht denn geschrieben, daß wir bei ihrem Tode unsere Verstorbenen ganz und gar verlieren und daß wir sie und sogar das Gedenken an sie vollständig verbannen sollen?
Durchaus nicht!
Die Bibel sagt zuerst einmal: „Das Gedächtnis der Gerechten bleibt im Segen“, Spr. 10,7, und sogar: „Des Gerechten wird nimmermehr vergessen.“ Psalm 112, 6. Sie fügt hinzu: „Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, ihr Ende schauet an, und folget ihrem Wandel nach.“ Hebr. 13, 7. Welchen Trost und welche Stärkung schöpfen wir aus der Erinnerung an geliebte Menschen, deren Beispiel und deren Zeugnis uns soviel auf dem Wege geholfen haben!
Wir werden bis an das Ende unserer Tage nicht aufhören, Gott dafür zu danken. Dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, wollen wir wie sie treu und tapfer in den Fußstapfen unseres Herrn wandeln. Hebr. 12, 1-2.
Auch sind die Toten, deren wir uns erinnern, in Christo, wie auch wir es durch den Glauben sind. Sie sind ebenso wie wir Glieder am Leibe des Herrn, in welchem eine ewige Einheit herrscht, die durch nichts zerstört werden kann.
Wir möchten jedoch nicht mißverstanden werden: Nach allem, was wir zuvor gesagt haben, ist es klar, daß die Toten in einer anderen Welt sind und keine unmittelbare Verbindung mit uns haben. Aber wir geben sie in völligem Vertrauen Gott zurück und wissen, daß sie in Seinen Armen herrlich bewahrt und getröstet sind. Ihm allein können wir allezeit unsere Nöte, unsere Wünsche, unser Bedürfnis nach Gemeinschaft und nach Trost anvertrauen. Es ist uns nicht gesagt, was der Herr diejenigen wissen läßt, die bei Ihm auf ein Wiedersehen und auf ihre Auferstehung warten. Aber es genügt uns, zu wissen, daß wir alle von der mächtigen Hand Dessen behütet und vereint werden, Der alles in allem ist.
In diesem Sinne verstehen wir Hebr. 12, 22-24. Wir sind durch den Glauben nicht zu dem Berge Sinai gekommen, der im Feuer der göttlichen Gerechtigkeit brannte, sondern zu dem Berge Zion, zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, das uns durch das Blut der Besprengung zugänglich geworden ist. Dort finden wir mit der Menge vieler tausend Engel die Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, . . . und die Geister der vollendeten Gerechten. Es ist für uns ein großer Trost, zu wissen, daß unsere gläubigen Verstorbenen schon in der Herrlichkeit sind, wohin wir selber heute schon im Geist und durch den Glauben gesetzt sind in Christo Jesu. Und wir freuen uns in dem Gedanken, daß die gegenwärtige Zeit der Trennung und des Schweigens nicht lange dauern wird. Bald werden wir uns alle in himmlischer Vollkommenheit und Unvergänglichkeit wiederfinden.

DRITTER TEIL

Die Welt der Geister


Kapitel I   DIE ENGEL

1. Was sind die Engel?
Die Engel werden hundertachtmal im Alten Testament und hundertfünfundsechzigmal im Neuen Testament genannt. Ihr Dasein kann also nicht in Zweifel gezogen werden, obwohl es auch heute noch von gewissen Kreisen geleugnet wird, so wie es einst die Sadduzäer abstritten. Wenn es aber eine Welt der irdischen Körper – der Pflanzen, Tiere, Menschen – gibt, warum sollte es dann nicht auch eine Welt der himmlischen Geister geben? Nach der Erklärung Hebräer 1, 14 sind die Engel „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit“.

2. Das Wesen der Engel.

a) Ihre Macht. Sie haben größere Stärke und Macht als die Menschen. 2. Petr. 2,11. Sie sind „starke Helden“. Psalm 103,20. In bezug auf Christus werden sie die „Engel Seiner Kraft“ genannt. 2. Thess. 1,7.

b) Ihre Weisheit. Sie sind sehr weise. Man sagt: „Weise wie die Weisheit eines Engels Gottes.“ 2. Sam. 14, 20. Aber sie sind nicht allwissend. Sie wissen zum Beispiel nicht den Tag der Wiederkunft Christi. Mark. 13,32. Sie lernen „an der Gemeinde die mannigfache Weisheit Gottes“ noch besser kennen. Eph. 3,10. Es gelüstet sie, die Wunder zu schauen, wovon die Propheten geweissagt haben und die von den Aposteln verkündigt worden sind. 1.Petr.1,10-12.

c) Ihre Heiligkeit. Die Engel sind heilig. Apg. 10, 22. Sonst könnten sie ohne Zweifel nicht vor Gott stehen. Ihre weißen Kleider sind das Sinnbild ihrer Heiligkeit.
d) Ihre Herrlichkeit. Sie sind von leuchtender Herrlichkeit umgeben. Daniel beschreibt die Erscheinung eines Engels: „Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helles, glattes Erz, und seine Rede war wie ein großes Getönt.“ Dan. 10,6. Vor dieser blendenden Lichtgestalt ergreifen die Gefährten des Propheten voller Schrecken die Flucht. . . .

e) Ihre Erwählung. Sie sind auserwählt worden. 1. Tim. 5,21. Alle Engel sind versucht worden. Einige von ihnen haben sich empört und sind Satan gefolgt.
Es ist wohl anzunehmen, daß die anderen nach dem vollkommenen Vorherwissen Gottes auserwählt worden sind. Diese Erwählung der Engel steht in Beziehung zu Christus, denn Paulus sagt uns: „Auf daß alle Dinge zusammengefaßt würden in Christo, beides, das im Himmel und auf Erden ist, durch Ihn.“ Eph. 1,10. „Es ist das Wohlgefallen gewesen, daß . . . alles durch Ihn versöhnt würde zu Ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel, damit Er Frieden machte durch das Blut an Seinem Kreuz, durch sich selbst.“ Kol. 1,19-20. Das Heil, das Christus so teuer erkauft hat, erstreckt sich nicht auf die Dämonen. Wir werden noch feststellen, daß es für sie weder Erlösung noch Bekehrung gibt.
Was wollen also die obigen Verse sagen? Wir glauben, daß die Erlösungstat Christi eine ungeheure Rückwirkung im Himmel hatte: Dort hat sie der Empörung der Engel Einhalt geboten und die Treue und die Ergebenheit der auserwählten Engel bestätigt. In diesem Sinne betont das Neue Testament die besondere Herrschaft Christi, die Er durch das Kreuz über die Engel erhalten hat. Eph. 1, 20-21; Hebr. 1, 3-4 ; 1. Petr. 3, 22.
„Auf daß alle Dinge zusammengefaßt würden in Christo, beides, das im Himmel oder auf Erden ist“ (Eph. 1,10 und Kol. 1,20), scheint uns auch noch dies sagen zu wollen: Durch die Sünde ist die ganze Welt zerrissen. Der Krieg wütet im Himmel und auf der Erde. Die Menschen haben sich gegen ihren Schöpfer empört. Sie haben den Zugang zum Paradies verloren. Das Kreuz nimmt die Sünde hinweg, es stellt den Frieden und die Einheit wieder her. . . .

f) Ihre Demut. Die treuen Engel sind demütig. Sie bedecken vor Gott ihr Antlitz und ihre Füße. Jes. 6, 2. Von den Menschen lehnen sie alle Huldigung ab, die allein dem Herrn gebührt. Offb. 22, 8-9. Satan und seine Engel dagegen haben nur den einen Wunsch: Sie wollen angebetet und an Gottes Stelle gesetzt werden. Jes. 14, 12-14.

g) Ihr Gehorsam. Wenn der Herr sagt: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“, Matth. 6,10, von welchem Gehorsam spricht Er denn, wenn nicht von dem der Engel? . . .

h) Ihre Rangordnung und ihre Gliederung. Die Bibel nennt verschiedene Klassen von himmlischen Geistern. „Throne, Herrschaften, Fürstentümer, Obrigkeiten“ Kol. 1, 16. Paulus bezieht die beiden Bezeichnungen „Fürstentümer, Obrigkeiten“ auf satanische Mächte, über die Christus am Kreuz triumphiert hat, Kol.2,15, und welche heute noch gegen uns an himmlischen Orten kämpfen. Eph. 6,12. Petrus und Judas sprechen von „Majestäten“, die zu lästern anmaßend sei, obwohl sie gestürzt sind und viel von ihrer Macht verloren haben. 2. Petr. 2, 10 und Jud. 8-9.
Michael trägt den Titel Erzengel. Er wird „der vornehmsten der Fürsten einer“, der „große Fürst“ genannt. Judas 9 und Daniel 10,13; 12,1. Die Offenbarung zeigt uns Michael, wie er mit seinen Engeln gegen den Drachen und seine Engel streitet. Offb. 12, 7-9.
Es wird auch von der „Menge vieler tausend Engel“ gesprochen, die den Chor der Engel bilden, Hebr.12,22; von „Legionen Engel“, Matth. 26, 53 ; von der „Menge der himmlischen Heerscharen“. (Luk. 2,13. 1.Kön. 22,19).
Wir wollen uns noch über zwei Gruppen von Engeln näher unter halten. Die Cherubim werden mehrmals genannt, sie „bewahren mit dem bloßen hauenden Schwert ” den Weg zum verlorenen Paradies. 1. Mose 3, 22-24. Sie sind auf dem Vorhang dargestellt, der den Eintritt zum Allerheiligsten versperrt, und sie sind auf der Bundeslade, wo ihre Flügel den Gnadenstuhl bedecken und „ihre Antlitze auf den Gnadenstuhl sehn“, wo das sühnende Blut den Weg wieder frei macht und ihnen die Waffen aus der Hand nimmt. 2. Mose 26,31; 25,17-20.
Wir finden sie wieder in dem Gesicht Hesekiels, wo die „Tiere“ (lebendige Wesen) ausdrücklich Cherubim genannt werden. Hes. 1; 10,18-20. Sie scheinen dort bereit zu sein, auf einer Art feurigem Wagen die durch die Sünde beschimpfte Herrlichkeit des Herrn davonzutragen. Die vier „Tiere“ der Offenbarung 4, 6-8, ähneln sehr denen Hesekiels. Sie beten ohne Unterlaß den Herrn an und verkündigen Seine Heiligkeit. Sie nehmen auch an der Erfüllung Seiner Gerichte teil. Man fragt sich, ob Daniel in seinem vierten Kapitel mit den „heiligen Wächtern“ nicht himmlische Wesen ähnlich den Cherubim meint.
Nebukadnezar erzählt seinen Traum von dem großen Baum und berichtet: Und ich sah einen Geist auf meinem Bett, und siehe, ein heiliger Wächter fuhr vom Himmel herab . . . Solches (nämlich den Baum abzuhauen) ist im Rat der Wächter beschlossen und im Gespräch der Heiligen beratschlagt, auf daß die Lebendigen erkennen, daß der Höchste Gewalt hat über der Menschen Königreiche.“ Dan. 4,10.14. Weiter fügt der Prophet hinzu: „Ich hörte aber einen Heiligen reden, und ein Heiliger sprach zu dem, der da redete: Wie lange soll doch währen solch Gesicht?“ Dan. 8,13.
Die Engel können sich also Fragen über die Prophetie stellen, im Sinne von 1. Petr.1,12. Sie können auch wachen und einschreiten, wenn es die erhabene Majestät Gottes verlangt.
Die Seraphim (das heißt die Brennenden) werden nur Jes. 6, 1-7 genannt. Als „Tiere“ der Offenbarung 4 haben sie sechs Flügel und verkündigen in Anbetung und Beugung die Heiligkeit des Herrn.


i) Ihre Persönlichkeit. Die Engel sind alle bestimmte Persönlichkeiten. Wir wissen den Namen von wenigstens drei von ihnen: Michael, den wir schon erwähnten, der „Wer ist wie Gott?“ bedeutet, Gabriel, „Der Herr ist mächtig“ steht vor dem Herrn, Luk. 1,19.26; Dan. 8, 16; 9,21 und endlich Satan. Die Art, wie die Engel handeln, gehorchen, sich empören, gerichtet werden, zeigt hinreichend, was für Persönlichkeiten sie sind. 


k) Ihre Individualität. Zum Schluß wollen noch folgende interessanten Vergleiche geben:
Die Pflanze richtet sich ganz nach ihrer Art, wovon die einzelne Pflanze nur ein Teil ist.
Das Tier ist zwar schon mehr als Einzelwesen zu betrachten, wird aber von dem Instinkt und den Gesetzen seiner Art gelenkt.
Der Mensch ist eine Persönlichkeit, die den Gesetzen ihrer Rasse nicht mehr willenlos unterworfen ist.
Der Engel ist nur ein Einzelwesen und gehört keiner Rasse an. Die himmlischen Geister werden zuweilen „Söhne Gottes“ genannt, aber niemals „Söhne der Engel“. Sie sind keiner Vererbung unterworfen und sind daher für ihre Handlungen voll verantwortlich – und kennen keine Erlösung.


3. Die Aufgabe der Engel.

a) Im Dienste Gottes.
,,Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, zum Dienst ausgesandt?“ Hebr. 1,14. Wir sehen, wie sie beständig den Herrn umgeben, Seinen Willen ausführen und an Seinem Werk mitarbeiten.
Sie wohnen jauchzend der Schöpfung der Welt bei. Hiob 38,4-7. Sie übergeben Mose auf dem Sinai das Gesetz. Gal. 3,19; Apg. 7,53. Sie führen die Errettungen und die Gerichte aus, die der Herr befiehlt. 1. Mose 10,15-22; 2. Samuel 24,16. Sie führen die Befehle Gottes aus. Psalm 103, 20.
Sie nehmen an der Regierung der Nationen teil. Engel unterstützen verschiedene Völker wie Israel, Dan.12,1, die Perser, die Meder, die Griechen, Dan. 10,13. 20-21. Sie kämpfen gegen böse Geistesmächte, die versuchen, die Nation zu verderben.
Die Engel kämpfen auch gegen Satan und sein Heer bis zum Endsieg. Offb. 12,7-9. Ein Engel bindet den Teufel und wirft ihn in den Abgrund. Offb. 20,1-3.
Vor Gottes Thron sind die Engel vereint und beten und loben ohne Unterlaß. Offb. 5, 11; Dan. 7,10 usw.

b) Im Dienste Jesu Christi.
Wir sehen, wie die Engel unseren Herrn vom Anfang bis zum Ende Seiner Laufbahn begleiten.
Der Engel Gabriel verkündigt Maria die Geburt des Heilands, wie er schon die Geburt Seines Vorläufers Johannes verkündigt hat. Luk. 1,11-20; 26-38.
Joseph wird gleichfalls durch einen Boten benachrichtigt. Matth. 1, 20-21.
Ein Engel erscheint den Hirten in der Weihnachtsnacht, und die Menge der himmlischen Heerscharen stimmt das Lob Gottes an. Luk. 2, 9-15.
Die Flucht aus Ägypten und die Rückkehr aus diesem Land geschieht auch auf Befehl eines Engels. Matth. 2,13.19-20. Als Jesus siegreich die Versuchung bestanden hat, treten die Engel zu Ihm und dienen Ihm. Matth. 4, 11.
Während Seines Todeskampfes im Garten Gethsemane erscheint ein Engel vom Himmel und stärkt Ihn. Luk. 22,43.
Bei der Auferstehung steigt ein Engel des Herrn vom Himmel und wälzt den Stein von des Grabes Tür. Matth. 28, 2. Zwei Engel erscheinen den Frauen und verkündigen die herrliche Auferstehungsbotschaft. Luk. 24,4-7.
Bei der Himmelfahrt künden die Engel an, daß Er wiederkommen wird, wie Er gen Himmel gefahren ist. Apg.1,11.
Der Herr wird vom Himmel her wiederkommen, um Seine Gemeinde „mit der Stimme des Erzengels“ zu holen. 1.Thess. 4,16.
Er wird Seine Engel senden, und sie werden Seine Auserwählten sammeln von den vier Winden. Matth. 24,31.
Er wird offenbart werden vom Himmel „samt den Engeln Seiner Kraft“, um die Gottlosen zu richten. 2. Thess. 1,7-8. Er wird kommen in Seiner Herrlichkeit „und alle heiligen Engel mit Ihm, dann wird Er sitzen auf dem Stuhle der Herrlichkeit.“ Matth. 25,31.
Das Jüngste Gericht wird in Gegenwart der Engel von Christus gehalten werden: Wer Christus verleugnet hat, der wird dann verleugnet werden vor den Engeln Gottes. Luk. 12,9; 9,26.
Endlich wird Jesus im Himmel vor Seinem Vater und vor Seinen Engeln die Namen der Überwinder verkündigen. Offb. 3,5.
Sehen wir nicht voller Ehrfurcht und Staunen, mit welcher Treue und Verehrung die Engel auf Schritt und Tritt den Weg ihres und unseres Meisters begleiten? . . .
Nachdem Jesus in den Himmel zurückgekehrt ist, sind Ihm in unmittelbarer Weise „die Engel und die Gewaltigen und die Kräfte“ untertan. 1. Petr. 3,22; Eph. 1,21. . . .


c) Im Dienste der Gläubigen.
Nach Hebräer 1,14 sind die Engel „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit“. Die Engel, die in Jakobs Traum die Leiter auf- und niedersteigen, geben ein schönes Bild ihrer unermüdlichen Tätigkeit im Dienste der Gläubigen. 1. Mose 28,12. Beispiele hierfür sind reichlich in der Bibel vorhanden:
Sie sorgen für die körperlichen Bedürfnisse der Gläubigen wie im Falle der Hagar, 1. Mose 21, 15-19, und des Elias unter dem Wacholder. 1. Kön. 19, 5-7.
Sie bewahren in Gefahr wie bei Lot, den sie aus Sodom hinausführen, 1. Mose 19, 15-16, oder bei den Männern im Feuerofen, bei Daniel in der Löwengrube. Dan. 3, 24-2’5; 6, 23.
Sie befreien Petrus aus dem Gefängnis und aus der Gewalt des Hero des. Apg. 12, 7-10. Siehe auch Apg. 5, 19 1 Sie führen die Diener Gottes, zum Beispiel Philippus, damit er mit dem Kämmerer aus dem Mohrenland rede. Apg. 8, 26. Sie offenbaren die Pläne Gottes dem Propheten Daniel, Dan. 9, 21-27, dem Kornelius, Apg. 10, 3-6, und auch dem Johannes, Offb.1,1.
Sie verkündigen glückliche Ereignisse wie die Geburt des Johannes und des Heilands. Luk. 1,11-20; 2,10-12. Sie ermutigen Paulus inmitten der Ängste des Schiffbruches. Apg. 27, 23-24. Sie nehmen die Seele des armen Lazarus und tragen sie in Abrahams Schoß. Luk. 16, 22.
Sie sammeln die Auserwählten bei der Wiederkunft des Herrn. Matth. 24, 31.
Wir können zusammenfassend feststellen, daß der Herr durch Seine Diener unablässig über Seinen Geliebten wacht: „Er hat Seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Psalm 91,11. „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so Ihn fürchten, und hilft ihnen aus.“ Psalm 34, 8. Man kann sich fragen, ob nach Matth. 18,10 nicht jedes Kind – jeder der „Kleinen“ vor Gott – einen Engel hat, der „allzeit das Angesicht unseres Vaters im Himmel“ sieht. Aber die Bibel sagt nicht noch mehr, das uns erlauben könnte, den Gedanken an einen „Schutzengel“ weiterauszuspinnen.
Ein Bibeltext spricht allerdings davon, daß ein himmlischer Geist für einen Menschen in Todesnot als Fürsprecher eintreten kann: „So dann ein Engel für ihn als Mittler eintritt, einer aus tausend, zu verkündigen dem Menschen, wie er solle recht tun, so wird Er ihm gnädig sein und sagen: Erlöse ihn, daß er nicht hinunterfahre ins Verderben, denn Ich habe eine Versöhnung gefunden.“ Hiob 33, 23-24.


4. Die Zahl der Engel.
Um so viele Aufgaben zu erfüllen, müssen die Engel sehr zahlreich sein. Als Daniel den Herrn auf Seinem Thron sieht, dienten Ihm „tausendmal tausend, und zehntausendmal zehntausend standen vor Ihm“ Dan. 7,10. Johannes schreibt: „Und ich sah und hörte die Stimme vieler Engel um den Stuhl, und ihre Zahl war vieltausendmal tausend.“ Offb. 5,11. Wir haben schon von der Menge der himmlischen Heerscharen gesprochen, die in der Heiligen Nacht den Hirten sangen. Luk. 2,13. Elisa sagt zu seinem Diener, der über die Menge der Feinde tief erschrocken ist: „Fürchte dich nicht! denn derer ist mehr, die bei uns sind, als derer, die bei ihnen sind . . . Da öffnete der Herr dem Diener die Augen, daß er sah, und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her.“ 2. Kön.6, 16-17. . . .

5. Haben die Engel ein Geschlecht?
Sie pflanzen sich nicht fort und bilden keine Rasse. Die Erscheinungen der Engel in der Bibel sind niemals weiblich. Jesus selber sagt klar und unmißverständlich: „In der Auferstehung werden sie (die Menschen) weder freien noch sich freien lassen, sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel.“ Matth. 22, 30. Sie „werden weder freien noch sich freien lassen, . . . denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung“. Luk. 20,35-36.
Was sollen wir dann aber von der Stelle 1. Mose 6, 1-4 denken, wonach unmittelbar vor der Sintflut die „Söhne Gottes“ die „Töchter der Menschen“ zu Weibern nahmen und Riesen zeugten? Man hat schon angenommen, daß es sich hierbei um die abgefallenen Engel handelte, die nach Judas 6 „ihr Fürstentum nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verließen“. Wir sind nicht sicher, daß sich dieser Vers des Judas auf etwas anderes bezieht als auf den Sündenfall der Engel im Himmel. Andererseits hätten diese Engel auch Fleisch und Blut annehmen müssen, um auf Erden Kinder zeugen zu können. Es ist wohl möglich, daß Menschen von bösen Geistern besessen sind. Aber niemals ist dabei von einer wirklichen Fleischwerdung die Rede. Das Wunder, außerhalb des natürlichen Weges einen Körper zu schaffen, ist nur dem Schöpfer selber möglich, und es ist nur in Jesus Christus vollbracht worden.
Die „Söhne Gottes“, von denen 1. Mose 6 die Rede ist, scheinen uns vielmehr die frommen und treuen Nachkommen des Seth zu sein, die im fünften Kapitel erwähnt werden. Als sich sogar diese bessere Menschheitslinie von der Schönheit und Verderbtheit der „Töchter der Menschen“, der Nachkommen Kains, verführen ließ, wurde die ganze Menschheit befleckt, und das Gericht der Sintflut wurde unvermeidlich. Vers 5-7. Man könnte vielleicht einwenden, daß diese Auslegung nicht erklärt, warum aus dieser Vereinigung Riesen geboren wurden. Stellen wir zuerst einmal fest, daß Vers 4 nur sagt: „Zu jener Zeit waren die Riesen auf der Erde und auch später noch, solange die Gottessöhne mit den Menschentöchtern verkehrten und diese ihnen Kinder gebaren.“ Es war also zur Zeit solcher Ehen, daß Riesen auftauchten. Warum diese Riesen geboren wurden, „die Helden, die in der Vorzeit lebten, die hochberühmten Männer“, können wir nicht erklären.
Aber wir stellen nach verschiedenen Bibel stellen fest, daß sie wirklich gelebt haben. Auch nach der Sintflut gab es noch Riesen in Palästina. 4. Mose 13, 33; Mose 2, 10 usw. Man hat in diesem Lande Überreste von wahrhaft riesenhaften Bauten gefunden. Mehrere andere Völker, die Griechen zum Beispiel, haben gleichfalls die Erinnerung an besonders große und besonders gottlose Menschen bewahrt. So erzählen sie, daß die Titanen versuchten, den Himmel zu stürmen und dem höchsten Gott den Blitzstrahl zu rauben. Heute noch gibt es die Pygmäen, anomal kleine Menschen. Wir können diese Veränderung der üblichen menschlichen Maße auch nicht mit dem Eingreifen teuflischer Gewalten erklären.

6. Die Wohnung der Engel.
Eine sehr große Anzahl von Bibelstellen nennt als Wohnung der Engel den Himmel. Bei der Geburt Christi erscheint den Hirten die Menge der himmlischen Heerscharen. Dann fahren die Engel wieder gen Himmel. Luk. 2,13-15. Am Ostermorgen kam der Engel des Herrn vom Himmel herab und wälzte den Stein von der Tür des Grabes. Matth. 28, 2. Paulus gebraucht die Bezeichnung „Engel vom Himmel“. Gal. 1,8. Er sieht im Himmel die Fürstentümer und geistlichen Herrschaften, denen an der Gemeinde die mannigfache Weisheit Gottes kund wird, Eph. 3,10. Im Buch Hiob treten zweimal die „Kinder Gottes“ vor den Herrn. Hiob 1,6; 2,1. Der Prophet Micha sieht den Herrn „sitzen auf Seinem Stuhl und alles himmlische Heer neben Ihm stehen zu Seiner Rechten und Linken“. 1. Kön. 22, 9. Jesus selber sagt, daß im Himmel die Engel der Kleinen allezeit das Angesicht Seines Vaters im Himmel sehen.Matth.18,10. Er fügt hinzu, daß wir bald auch wie die Engel Gottes im Himmel sein werden. Matth. 22,30. Die Engel haben demnach eine solch außerordentlich hohe Stellung, daß Gott diejenigen sehr hart bestrafen wird, „die ihre Fürstentümer nicht bewahrten, sondern verließen ihre Behausung“. Judas 6.

7. Die Erscheinungen der Engel.
Sie sind in der Bibel sehr häufig. Die Engel sind Geister, aber um mit den Menschen in Verbindung zu treten, nehmen sie menschliche Gestalt an. Manchmal hält man sie sogar zuerst für Menschen. Wenn sie dann aber ihre Aufgabe erfüllen, enthüllen sie ihr wahres Wesen. So haben schon Gläubige „ohne ihr Wissen Engel beherbergt“, Hebr. 13,2, wie zum Beispiel auch Abraham, als er die „drei Männer” bewirtete“, oder Lot, der die beiden aufnahm. 1. Mose 18,2; 19,1-3.
Manchmal ist ihre Erscheinung trotz der menschlichen Gestalt himmlisch und herrlich. Wer sie wahrnimmt, erschrickt und erbebt. Dan. 10, 5-9. Als der Engel des Herrn Bileam in den Weg tritt, sieht ihn zuerst nur die Eselin mit dem bloßen Schwert in der Hand. Der Herr muß erst Bileam die Augen öffnen, daß er den Engel des Herrn sieht. 4. Mose 22, 23.
Elisa sieht auch zuerst nur allein das himmlische Heer, das zu seiner Hilfe gekommen ist. Er muß Gott bitten, daß sein erschreckter Diener es gleichfalls sehe. 2. Kön. 6,16-17. Wie oft umgeben uns himmlische Geister zu unserer Hilfe und wir ahnen es nicht.
Sehr viele glaubwürdige Diener Gottes haben erzählt, wie sie aus großen Gefahren durch ihr unerwartetes Eingreifen errettet worden sind. Eines Tages werden wir gewiß erfahren, was wir solch einem gütigen Helfer zu verdanken haben.
Aber wie kommt es eigentlich, daß Erscheinungen der Engel – wie überhaupt alles übernatürliche – in unserer Gemeinde so selten geworden sind? Es gibt dafür wohl verschiedene Gründe. Gott hat den Alten wie den Neuen Bund anfänglich durch zahlreiche Wunder beglaubigt, die sich späterhin nicht dauernd wiederholt haben. Andererseits war im Alten Testament der Herr selber den Menschen noch fern und sandte ihnen Seine Boten auf sichtbare Weise. Seit Christi Fleischwerdung und besonders seit Pfingsten wohnt der Heilige Geist in der Gemeinde und im Herzen eines jeden Gläubigen. Er führt, überzeugt, beschützt, erleuchtet. Kein Bibeltext erwähnt die Aufgabe der Engel während des Tausendjährigen Reiches, denn dann wird sich der Herr uns unmittelbar offenbaren.
Zum Schluß noch eine allerdings ziemlich nebensächliche Frage: Haben die Engel bei ihrem Erscheinen Flügel? Die Maler stellen sie immer mit Flügeln dar. Was sagt die Bibel dazu? Zweimal wenigstens redet sie vom Flug eines himmlischen Boten: „Da ich so redete in meinem Gebet, flog daher der Mann Gabriel.“ Dan. 9,21. „Ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel.“ Offb. 14, 6.
Sie spricht von den sechs Flügeln der Cherubim und der „Tiere“. Jes. 6,2 und Offb. 4,8. Sie erwähnt auch die vier Flügel der Tiere, die Hesekiel Cherubim nennt, Hes. 1, 6; 10, 19-20. Die beiden Cherubim, die an der Bundeslade in der Stiftshütte und später im Tempel Salomos waren, hatten zwei Flügel. 2. Mose 25, 18-20; 2. Chron. 3, 10-12.
Was sollen diese Flügel darstellen? Nichts Stoffliches, denn die Engel sind Geister und bedürfen keiner Flügel, um sich fortzubewegen. Aber sie sind ohne Zweifel die Sinnbilder der Schnelligkeit und Sicherheit, mit der die Engel eingreifen. In Jesaja 6, 2 dienen die Flügel außerdem noch dazu, die Füße und das Antlitz des Seraphims zu bedecken, da sie unwürdig sind, unbedeckt vor der erhabenen Heiligkeit Gottes zu erscheinen.

8. Der Engel des Herrn.
Eine der auffallendsten Erscheinungen im Alten Testament ist der Engel des Herrn. Es scheint, daß dieser Engel in Wirklichkeit der Herr selber ist, der sich den Menschen offenbart. Er spricht zu Hagar in der ersten Person Einzahl, als er ihr sagt: „Ich will deinen Samen also mehren, daß er vor großer Menge nicht soll gezählt werden.“ 1.Mo.16,7.10. Einer der drei Engel, die Abraham bewirtet hat, verspricht ihm einen Sohn mit folgenden Worten: „Ich will wieder zu dir kommen über ein Jahr, siehe, so soll Sara, dein Weib, einen Sohn haben. . . Sara lachte . . Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht Sara? . . . Um diese Zeit will Ich wieder zu dir kommen.“ 1. Mose 18,10. Die beiden anderen Engel gehen fort. 19,1. Der dritte, der der Herr selber ist, bleibt bei Abraham und hört seine Fürbitte für Sodom an. 18,22.

Der Engel des Herrn hält den Arm Abrahams in dem Augenblick zurück, als er seinen Sohn Isaak schlachten will. Dann ruft er: „Du hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um Meinetwillen . . . Ich habe bei Mir selbst geschworen . . . daß Ich deinen Samen segnen und mehren will . . . darum, daß du Meiner Stimme gehorcht hast.“ 22, 11-18.

Der Engel, mit welchem Jakob gekämpft hat, sagt: „Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft.“ Und Jakob spricht: „Ich habe Gott von Angesicht gesehen.“ 32, 29-31.

Als Jakob Joseph segnet, nennt er Gott und den Engel, der ihn erlöst hat von allem Übel, als einen und denselben.
Der Engel des Herrn erscheint Mose in einer feurigen Flamme aus dem Busch. 2. Mose 3. Er offenbart sich ihm als Gott selber. Vers 4-6.

Auch im Buch der Richter sind zwei auffallende Beispiele: Der Engel des Herrn erscheint Gideon. Aber Gideon antwortet mutlos. Dann fährt der Text fort: „Der Herr aber wandte sich zu ihm und sprach: Gehe hin in dieser deiner Kraft!“ . . . Gideon aber sprach: „ . . . Mache mir doch ein Zeichen, daß Du es seiest, der mit mir redet, weiche nicht, bis ich zu Dir komme“. Er sprach: ,,Ich will bleiben, bis daß du wiederkommst“ . . . Richter 6, 12-22.
Nachdem die Eltern Simsons den Engel des Herrn gesehen haben, sprechen sie: „Wir müssen des Todes sterben, daß wir Gott gesehen haben.“ Richter 13, 3-22.

Aus diesem allen geht hervor, daß man diese Erscheinungen wohl Gotteserscheinungen nennen darf.
Man fragt sich, ob in diesen Fällen der Herr die Gestalt eines Engels oder eines Menschen annahm, damit Ihn das menschliche Auge sehen konnte, oder ob es sich schon um zeitweilige Erscheinungen Dessen handelte, der dann eines Tages um unserer Seelen Seligkeit willen völlig ins Fleisch kam. Ohne Zweifel greift Christus im ganzen Alten Testament handelnd ein. Er nimmt an der Schöpfung teil. Hebr. 1,2. Paulus bezeichnete Ihn als den „geistlichen Felsen“, der mit den Israeliten zog und sie tränkte. 1. Kor.10,4. . . .
Eine herrliche Stelle, die von dem Engel des Herrn spricht, finden wir Sacharja 3, 1-5. Hier tritt der Engel des Herrn, Jesus, unser Fürsprecher, vor Gott für Josua ein, der vom Satan verklagt wird. (Vergleiche auch Sach. 3, 1-5 mit Offb. 12, 10 und 1. Joh. 2, 1-2.)

9. Die Stellung der Engel.
Nach dieser kurzen Studie über die Erscheinungen Gottes als Engel kehren wir zu den Engeln selbst zurück. Welches ist ihre Stellung in bezug auf Christus und auf die Gläubigen?

a) In bezug auf Christus.
Es ist klar, daß der Herr ihr Schöpfer ist und daß sie Ihn im Himmel als ihren Schöpfer anbeten. Kol.1,16. Im Fleisch ist Christus uns ähnlich geworden und darum eine kleine Zeit niedriger gewesen als die Engel. Hebr. 2, 6-7.9. Wir haben jedoch gesehen, mit welcher Ehrfurcht die Engel Ihn auf Seiner Erdenbahn begleitet haben. Nach Seinem Kreuzestod ist Jesus über alles erhöht worden und „ist so viel besser geworden denn die Engel. so viel höher der Name ist, den Er vor ihnen ererbt hat“. Hebr. 1,4. Als der Vater nach der Auferstehung und der Verherrlichung wieder den Erstgeborenen in die Welt einführt, spricht Er: „Und es sollen Ihn alle Engel Gottes anbeten.“ Hebr. 1,6. Das werden sie ohne Unterlaß tun von Ewigkeit zu Ewigkeit.

b) In bezug auf die Gläubigen.
Aus dem, was wir angeführt haben, ergibt sich, daß uns die Engel gegenwärtig nach vielen Gesichtspunkten an Heiligkeit, Macht, Weisheit und Herrlichkeit überlegen sind. Hebr. 2, 6-7. Der Herr hat jedoch den Menschen einen einzigartigen Adel und eine besondere Stellung verliehen. Sie haben den Vorzug der Erlösung, wie Hebräer 2,16 von Christus geschrieben steht: „Denn Er nimmt sich ja nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt Er sich an.“ Im Alten Testament werden die Engel wiederholt „Söhne“ oder „Kinder Gottes“ genannt. (Hiob 1,6; 2,1; 38,7.) Im Neuen Testament versteht man unter ihnen vor allem die Diener, „ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit“. Hebr. 1,14. Ja, es geht noch weiter: Nach Paulus „werden wir über die Engel richten“. 1. Kor. 6,3. Wir können kaum fassen, daß uns Sündern eine solche Rolle zugedacht ist. Das ist die Folge davon, daß uns der Herr auf unbegreifliche Weise wiedergeboren hat, daß Er uns der göttlichen Natur teilhaftig werden ließ und uns in Sein Bild umgestaltete. 2. Petr. 1,4; Röm. 8, 29. Er macht uns zu Seiner Braut, die mit Ihm auf Seinem Stuhl sitzt und mit Ihm regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Eph. 5, 25-26.
Angesichts solcher Verheißungen ist es zu verstehen, daß Hebräer 2,5 hinzufügt: „Denn Er hat nicht den Engeln untergetan die zukünftige Welt.“ Wir können wohl sagen: Wenn wir uns auch augenblicklich unter den Engeln befinden, so werden wir doch bald weit über sie erhöht werden.
Paulus ist sich derart des Wertes seines Evangeliums bewußt, daß er schreibt: „Aber wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch würden das Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht!“ Gal. 1,8. 
Die Offenbarungen des Heiligen Geistes, die uns durch den treuen geisterfüllten Apostel übermittelt worden sind, sind also mehr wert als alles, was uns ein Engel lehren könnte. . . .

10. Die Verehrung der Engel.
Es ist nicht erstaunlich, daß der Mensch versucht ist, solche mächtigen und herrlichen himmlischen Wesen zu verehren. Der Apostel Johannes fällt – obwohl er so geisterfüllt ist – zweimal dem Engel, der ihn führt, zu Füßen, um ihn anzubeten. Offb. 19,10; 22,8-9. Aber jedesmal wehrt der Engel ab: „Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!“
Wenn die Engel unsere Mitknechte sind und einen Dienst um unsertwillen ausüben, wie sollten wir sie dann anbeten? Ausdrücklich warnt Paulus: „Niemand soll euch verurteilen, indem er sich in Verehrung der Engel gefällt . . . und sich nicht an das Haupt hält.“ Kol. 2,18-19. Diese Anbetung der Engel ist also durchaus verboten. Die einfache Tatsache, daß sie Geschöpfe sind, müßte genügen, um uns an die Zehn Gebote zu erinnern, wonach sich unsere Anbetung nur auf Gott allein richten soll.
Trotz dieser klaren Richtlinien hat die katholische Kirche die Verehrung der Engel in gleicher Weise wie die der Heiligen eingeführt. Sie betont vor allem die Lehre von dem Schutzengel. Der Gläubige hat nach dem Katechismus „seine Gegenwart zu achten, vertrauensvoll in allen Versuchungen und Gefahren zu ihm zu beten, ihn um Rat zu fragen, seinen Eingebungen zu folgen und seine höhere Klugheit und seine Barmherzigkeit dankbar zu genießen“.
Im „Confiteor“, der Bekenntnisformel, bekennt der Gläubige seine Sünden Gott, der Heiligen Jungfrau, dem Heiligen Erzengel Michael, Johannes dem Täufer, den Aposteln Peter und Paul und allen Heiligen. Dann bittet er all diese letzteren Persönlichkeiten, für ihn Gott anzuflehen. (Catechisme pour Ja Suisse Romande, Cours superieur, Seite 189.)
Man versucht, diese Verehrung der Engel mit der Haltung Daniels zu rechtfertigen: Als ihm ein besonders herrlicher Engel erscheint, sinkt er ohnmächtig auf sein Angesicht zur Erde. Dan. 10, 5-9. Wir sollten seinem Beispiel folgen und uns vor den Engeln beugen. Wir haben jedoch schon festgestellt, daß zwei Stellen in der Offenbarung diesen Gedanken klar widerlegen. Offb. 19,10 und 22,8. Denn wenn man schon die Engel verehrt, wer kann dann sagen, wo die Anbetung der Engel beginnt? Man führt auch Offenbarung 8, 3-4 an, wo ein Engel an den himmlischen Altar tritt: „Ihm ward viel Räuchwerk gegeben, daß er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Stuhl. Und der Rauch des Räuchwerks vom Gebet der Heiligen ging auf von der Hand des Engels vor Gott.“ Diese Bibelstelle, die wir schon einmal erwähnt haben, steht einmalig in der Bibel. Sie bedeutet durch aus nicht, daß diese Heiligen (die Gläubigen, die noch auf Erden leben), ihre Gebete an den Engel oder an die Engel gerichtet haben. Dafür haben wir kein Beispiel. Sie haben zu Gott selbst gebetet, und das sollen wir auch tun, welche Rolle auch die Engel in der unsichtbaren Welt spielen mögen. Wir wollen noch hinzufügen, daß die katholische Kirche einen großen Teil ihrer Lehren über dieses Gebiet auf die Apokryphen gründet, vor allem auf das Buch Tobias, worin die Engel eine besondere Rolle spielen.
Zum Abschluß möchten wir noch folgendes sagen: Wir glauben, daß die Engel hauptsächlich darum unsichtbar bleiben, weil sie die Aufmerksamkeit der Gläubigen nicht auf sich ziehen wollen. Es könnte sein, warnt Paulus, sie könnten uns dadurch das Ziel verrücken, die Krone rauben und uns Gesichten und eitlen fleischlichen Gedanken hingeben. Unser Glaube und unsere Verehrung soll jedoch immer und allein Dem dargebracht werden, der unser Haupt ist, Christus. Kol. 2,18-19.

Kapitel II   SATAN

I. Wer ist Satan?
Die Heilige Schrift hat für den Feind Gottes und der Menschen wenigstens vierzig verschiedene Namen. Wir bringen hier einige der treffendsten, die zugleich viel über diese furchtbare Persönlichkeit lehren.wir schon recht ausführlich von Satan, dem Fürsten dieser Welt, gesprochen, und wir raten unseren Lesern, noch einmal darin die Seiten 118 bis 126 durchzulesen. Wir haben hier einige Hauptpunkte wiederholt, um das erste Bild noch zu vervollständigen).

1. Satan (nach einem hebräischen Wort, das „Feind ” bedeutet): derjenige, der haßt, der widersteht, der Gegner.

2. der Versucher, Matth. 4, 3.

3. der Teufel, Matth. 4, 5: der Verleumder.

4. der Feind, Matth.13, 25. 39.

5. der Bösewicht, Matth.13, 38; Eph.6, 16: der Böse.

6. der Drache, Offb. 12, 9.

7. die alte Schlange, Offb. 12, 9 (im Hebräischen nahasch, das heißt „der Glänzende”) die flüchtige und gewundene Schlange, Jes. 27, 1.

8. der Verkläger, Offb. 12, 10.
9. der Verführer, Offb. 12, 9.

12. der Vater der Lüge, Joh. 8, 44.

16. der Sohn der Morgenröte, Jes. 14, 12.

20. Beelzebub, Matth. 12, 24.

25. der Fürst dieser Welt, Joh. 14, 3 0.

28. der Gott dieser Welt, 2. Kor. 4, 4.

29. der Engel des Lichts, 2. Kor. 11, 14. 

33. der brüllende Löwe, 1 . Petr. 5, 8, usw.

Satan wird in der Bibel so oft genannt wie alle Engel zusammen. Wir finden ihn von der ersten bis zur letzten Seite der Geschichte der Menschheit und des Weltalls. Er besitzt in auffallender Weise die Eigenschaften einer Persönlichkeit. Die angeführten Stellen zeigen es uns, und die Handlungen, die ihm zugeschrieben werden, beweisen es noch viel klarer. Die Rationalisten behaupten, der Teufel wäre nur ein bildlicher Ausdruck, eine erdachte Verkörperung (Personifikation) der Idee des Bösen.
Aber wie könnte dieses Sinnbild des Bösen denn sprechen, handeln, Christus, die Engel und die Menschen versuchen, mit unerhörter List und Macht gegen Gott kämpfen und endlich von Ewigkeit zu Ewigkeit gequält werden?
Wir müssen feststellen, daß die Bibel nicht eine der grotesken Darstellungen des Teufels und der Hölle kennt, wie sie im Mittelalter gebräuchlich waren. Der große Verführer wendet abwechselnd zwei Methoden an, um die Seelen über sich zu täuschen: entweder macht er sich in ihren Augen so lächerlich, daß die Menschen ihn nicht fürchten, oder er überzeugt sie davon, daß es überhaupt keinen Teufel gibt. Dadurch werden sie dann unfähig, seinen Angriffen zu widerstehen.
Wer sich über den Teufel lustig macht, braucht nur noch einen Schritt weiter zu gehen, um auch unseren Herrn und Sein Wort zu verachten, denn beide warnen beständig vor ihm. Nach Judas 9 wagt sogar der Erzengel Michael nicht, über Satan „das Urteil der Lästerung zu fällen“. Wir wollen um unseres ewigen Heils willen klug sein und aufmerksam sehen, daß wir einen gefährlichen Feind haben, aber auch, daß Gott uns den Sieg über ihn gegeben hat.


2. Die Laufbahn des Satans.
Es ist eine einzigartige Tatsache, daß uns die Heilige Schrift die Laufbahn Satans von seiner Erschaffung bis in die Ewigkeit zeigt.
Was wissen wir von seinem Ursprung?
Er ist ein Geschöpf. Hes. 28, 15.
Er war ursprünglich vollkommen. Hes. 28, 12b.15.
Er bekleidete eine überaus hohe Stellung.
Er war ein (oder der) Cherub, der den Garten Eden behütete auf dem heiligen Berge Gottes. Hes. 28, 13-14.
Jesus nennt ihn den Fürsten dieser Welt, Joh. 14, 30, und die Heilige Schrift bestätigt, daß ihm alle Macht und alle Herrlichkeit der Reiche der ganzen Welt übergeben worden sind. Luk. 4, 6.
Durch seinen Hochmut ist er zu Fall gekommen. Er wollte in seiner Vermessenheit Gott gleich sein, ja Ihn verdrängen. Jes. 14,13-14.
Das erste Urteil hat ihn gestürzt.
Gott sprach zu ihm: „Du hast dich versündigt. Darum will Ich dich entheiligen von dem Berge Gottes und will dich ausgebreiteten Cherub aus den feurigen Steinen verstoßen.“ Hes. 28,16. Satan wird als der Aufwiegler, der Anführer der Empörer bezeichnet, als der Oberste der Fürsten, die in der Finsternis dieser Welt herrschen. Eph. 2,2; 6,12. Er ist also schon der herrlichen Stellung verlustig, die er im Licht und in der Gegenwart Gottes innehatte.
Ein zweites, noch viel schrecklicheres Gericht erleidet er bei Christi Kreuzestod.
Christus hat wahrlich „ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen und sie schaugetragen öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst“. Kol. 2,15. Jesus sagt: „Jetzt geht das Gericht über die Welt, nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden.“ Joh. 12,31. Der Herr hat Fleisch und Blut angenommen, „auf daß Er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel“. Hebr. 2,14. So zertritt Er den Kopf der Schlange in dem Augenblick, da sie Ihn in die Ferse sticht. 1. Mose 3,15. Satan ist also im Grunde schon ein besiegter Feind, und alle seine Opfer, die im Blute des Lammes gewaschen sind, sind seiner Macht entronnen.
Während unserer Prüfungszeit kann er uns noch versuchen. Er kann auch diejenigen in seiner Sklaverei festhalten, die ungläubig bleiben. Er hat sogar noch Zutritt zum Himmel bis vor das Angesicht Gottes und verklagt uns dort. Eph. 6,12; Hiob 1,6-12 ; Offb. 12,10. Aber diese unbegreifliche Langmut des Herrn wird bald ein Ende haben.
Ein drittes Gericht wirft ihn zur Zeit der großen Trübsal vom Himmel herab auf die Erde. „Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen, und der Drache stritt und seine Engel im Himmel, und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden. Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen . . . Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht Seines Christus, weil der Verkläger unsrer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott . . . Wehe denen, die auf der Erde wohnen und auf dem Meer, denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat.“ Offb. 12, 7-12.

Die furchtbarsten Schrecken der dreieinhalbjährigen Regierung des Antichrists sind also den letzten Zuckungen des ohnmächtigen Zorns unseres Feindes zuzuschreiben.
Durch ein viertes Gericht wird der Satan für tausend Jahre gefesselt und im Abgrund verschlossen. Offb. 20,1-3. Während der herrlichen Regierung des Herrn hier auf Erden verführt der Satan die Nationen nicht mehr. Nach diesen tausend Jahren wird er jedoch noch einmal losgelassen, um die Menschen zu versuchen, die noch nicht frei zwischen Gott und ihm wählen konnten. Tausend Jahre Gefängnis haben ihn nicht geändert. Ebensowenig haben tausend Jahre Glückseligkeit die menschliche Natur geändert, die jetzt wieder sich selbst überlassen wird. Das Ergebnis dieser letzten Versuchung ist noch ungeheurer und verwirrend. Aber das ist das Ende. Offb. 20, 7-9.
Ein fünftes und letztes Gericht bricht über den Teufel herein. Er wird in den feurigen Pfuhl geworfen und „wird dort gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Offb. 20, 10. Dieses Los ist ihm seit langer Zeit bestimmt. Das ewige Feuer ist ausdrücklich „für ihn und seine Engel bereitet worden“. Matth. 25, 41. 


3. Die Kampfweise unseres Widersachers.
Solange der Feind nicht endgültig außerstande ist, uns zu schaden, warnt uns die Heilige Schrift unaufhörlich vor ihm. Es ist daher unerläßlich, daß wir seine Kampfweise kennenlernen.

a) Der Versucher.
Seit Satan gefallen ist, kennt er keine größere Freude, als auch andere zu Fall zu bringen. Er war ohne Zweifel der oberste Engel (der „ausgebreitete Cherub“ Hes. 28.14; der „schirmende Cherub“ Hes. 28,16;. Er hat die anderen himmlischen Geister versucht. So ist er der Fürst der Dämonen geworden, die auch „seine Engel“ genannt werden. Matth. 25,41 ; Offb.12,7.
Der oberste Engel hat auch die ersten Menschen versucht und zu Fall gebracht. 1. Mose 3. Welch ein Triumph war es für ihn, der Schöpfung ihre Krone zu rauben, nachdem sie der Herr so vollkommen erschaffen hatte! Danach hat Satan erbittert versucht, den Sohn Gottes ins Verderben zu stoßen. Nachdem er Ihn dreimal in der Wüste versucht hatte, „wich er von Ihm eine Zeitlang“. Luk. 4,1-13. Wenn Jesus „allenthalben gleichwie wir“ versucht worden ist, wenn „Er gelitten hat und versucht ist“ (unendlich mehr als wir, Hebr. 4,15; 2,8), so können wir uns wohl denken, daß der Feind auch uns die Versuchung nicht ersparen wird.
Petrus schreibt den Gläubigen : „Seid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge.“ 1. Petr. 5, 8.
Der Versucher greift vor allem die Diener Gottes und die Gläubigen an, die ihm besonders gefährlich sind. Er wird das bis an ihr Lebensende tun, denn es wäre für ihn ein schöner Sieg, eine bis dahin treue und machtvolle Zeugenschaft zu vernichten.
Die Ungläubigen sind auf jeden Fall die Opfer Satans. Sie werden schon „Kinder des Teufels“ genannt. 1.Joh. 3 8-10. Er hat ihren Sinn verblendet, „daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi“. 2.Kor.4,4. Er verführt die Nationen und führt die Welt in das Verderben. Offb. 20, 3. Kein Geschöpf ist vor seinen Angriffen sicher, aber wir können nicht sagen, daß wir nicht gewarnt sind.

b) Der Böse.
1. „Erlöse uns von dem Bösen!“ Matth. 6,13 . Obwohl Satans Macht ungeheuer groß ist, ist sie doch für den gebrochen, der sein Vertrauen in Christus setzt. Wir müssen darum vor allem seine List fürchten, die uns überraschen und von unserem Herrn trennen will. „Ziehet an den Harnisch Gottes, daß ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels!“ Eph. 6,11. Das zeigt sich vor allem in den bekanntesten Versuchungsgeschichten:
Eva wird versucht, als sie allein ist. Die Schlange weckt ihre leiblichen Gelüste, ihren Geschmacks- und Schönheitssinn. Sie beginnt mit einer anscheinend harmlosen Frage über Gott und Sein Wort. Dann, als sie sieht, daß das Weib an dieser gefährlichen Unterhaltung Interesse bekommt, fügt sie zum Zweifel die Verneinung, die Verleumdung und endlich die unverschleierte Aufforderung zum Hochmut, zur Auflehnung. 1. Mose 3, 1-5 .
Hiob wird vom Feind versucht, an der Liebe Gottes zu zweifeln. Der Satan hat geschworen, ihn so weit zu bringen, daß er Gott „ins Angesicht absagt“. Hiob 1,11. Er nimmt ihm seine Kinder, sein Hab und Gut, seine Diener, seine Gesundheit. Er zerstört sein Heim, nimmt ihm sein Wohlbefinden und seinen Frieden. Er bedient sich sogar Hiobs Weibes, um ihn dahin zu bringen, daß er Gott fluchen und sein Leben aufgeben soll. Hiob 1 und 2. Wie viele haben in ähnlichen Lagen nicht erkennen können, woher diese Schläge kamen, und haben nicht im Glauben widerstehen können!
Jesus Christus besteht Versuchungen, die zuerst ganz natürlich erscheinen: Er soll die leiblichen Bedürfnisse nach einer sehr ausgedehnten Fastenzeit befriedigen, Er soll Seine Gottheit durch ein auffallendes Wunder bezeugen, um sich von vornherein den Erfolg zu sichern, Er soll zu der gewünschten Herrschaft gelangen, ohne den Kreuzestod erleiden zu müssen. Luk. 4, 1-7.
Als Jesus eben von den Leiden spricht, die Seiner warten, wird Petrus von Satan getrieben auszurufen: „Das widerfahre Dir ja nicht!“ Matth. 16, 23. Wie könnte auch ein Gott der Liebe Seinen einzigen Sohn solchen Qualen ausliefern! Die Versuchung besteht im Grunde also darin, daß wir nicht Gottes Gedanken folgen, sondern den Gedanken der Menschen und letztens denen Satans.

2. Die menschliche Werkzeuge des Widersachers.
Eine der schrecklichsten Listen Satans ist, daß er sich zu unserer Versuchung der Personen bedient, die wir zuallerletzt als seine Werkzeuge verdächtigen würden. Es ist eine uralte Kriegslist, die Verräter und die fünfte Kolonne so gut wie nur möglich zu tarnen.
Eva, die Adam als Gehilfin zur Seite gestellt worden war, wird in der Hand des Versuchers zum Werkzeug seines Falles. 1. Mose 2,18; 3,6.
Die Frau Hiobs, die ihn in seiner Prüfung ermutigen sollte, versucht statt dessen, ihn von Gott abzubringen. Hiob 2, 9-10.
Die Propheten, denen ein falscher Geist in ihren Mund gegeben worden ist, überreden und verführen den König Ahab. 1. Kön. 22, 22.
Die Verwandten Jesu kamen, um Ihn zu halten und Seinem Amt ein Ende zu machen, denn sie sprachen: „Er ist von Sinnen.“ Mark. 3, 21.
Die Volksmenge, die durch das Brotwunder gespeist worden war, wollte Jesus „haschen, daß sie Ihn zum König machten“. Diese Menschen handelten ohne Zweifel in Übereinstimmung mit den Jüngern, denn „alsbald trieb Jesus Seine Jünger, daß sie vor Ihm hinüberfuhren, bis Er das Volk von sich ließe“. Joh. 6,15 und Matth. 14, 22. Viele christlichen Führer sind der Versuchung erlegen, die Jesus hier überwunden hat: dem Erfolg ohne Kreuz.
Petrus, der gerade so herrlich seinen Glauben bekannt hat, will Ihn überreden, gerade diesem blutigen Tod auszuweichen, der allein unser Heil bewirkt. Und er erhält die Antwort: „Hebe dich, Satan, von Mir!“ Matth. 16,15-23 .
Die Griechen, die so dringend gebeten haben, Jesus zu sehen, erhalten nur diese Antwort:
„Es sei denn, daß das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt’s allein . . . Jetzt ist Meine Seele betrübt. Und was soll Ich sagen? Vater, hilf Mir aus dieser Stundel Doch darum bin Ich in diese Stunde gekommen . . . Jetzt geht das Gericht über die Welt. Nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Und Ich, wenn Ich erhöht werde von der Erde, so will Ich sie alle zu Mir ziehen. Das sagte Er aber, zu deuten, welches Todes Er sterben würde.“ Joh. 12, 20-33. Christus war für das Heil der Menge der Heiden wie der Juden gekommen. Als die Griechen Ihn vor Seinem Kreuzestod aufnehmen wollten, wiederholten sie für Ihn die Versuchung, ohne das Kreuz über die Nationen zu herrschen. Deshalb war Seine Seele so betrübt. Deshalb bezeugte Er noch einmal mit aller Kraft, daß Sein Tod unvermeidlich war und der Sieg über den Fürsten dieser Welt dicht bevorstand.

c) Der Lügner.
„Er ist nicht bestanden in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben.“ Joh. 8,44. . . .
Der Teufel ist einst das „Glanzgestirn, der Sohn der Morgenröte“ gewesen. Jes. 14, 12.
Er ist gefallen, weil er Gottes Platz einnehmen wollte. Heute noch ist er davon besessen, Ihn nachzuahmen, für Gott gehalten zu werden. Zu diesem Zweck schmückt sich der gefallene Engel mit dem Gewande seiner verlorenen Unschuld. Als Vater der Lüge blendet er durch beständige Täuschung. Joh. 8,44.
Er hat unaufhörlich das Wort Gottes im Munde. Es ist sein erster Gesprächsstoff mit Eva. Er führt es arglistig bei Jesus in der Wüste an, als wolle er Ihm den Glauben an Gott predigen: Vertraue Ihm! Wirf Dich von den Zinnen des Tempels hinab, denn es ist so von Dir geweissagt worden! Matth. 4, 5-6.  . . .
Wie oft ist es auch Satan gelungen, daß wir unseren eigenen Willen für Gottes Willen gehalten haben! Es ist übrigens der Gipfel der Anmaßung, wenn wir überzeugt sind, daß unsere eigenen Wünsche der Ausdruck der höchsten Weisheit und Wahrheit sind. Hierbei können wir uns die Worte vor Augen stellen, die an den König von Tyrus, ein Abbild des Satans, gerichtet sind: „Darum, daß sich dein Herz erhebt und spricht: Ich bin Gott, ich sitze auf dem Thron Gottes, . . . so du doch ein Mensch und nicht Gott bist -, doch erhebt sich dein Herz, als wäre es eines Gottes Herz . . .“ Hes. 28, 2.
Der Feind wagt es sogar, in verblendeten Menschen den Eifer für Gott zu erregen, einen Eifer, der unfruchtbar und unklug ist. Er treibt sie sogar, recht viele gute Werke zu tun, aber diese Werke der nicht wiedergeborenen Seelen sind tot. (Hebr. 9,14.) Er gibt ihnen eine ungeheure Liebe zu den Enterbten ins Herz und läßt sie dabei nur an den Leib und nicht an das ewige Heil denken. Er sagt ihnen: „Hier ist die Wahrheit!“ und treibt sie in schädliche und fanatische Sekten.
Er fügt dem Evangelium eine Kleinigkeit hinzu, „um das Gesetz besser zu erfüllen“ und trennt dadurch die Seelen von Christus und läßt sie von der Gnade abfallen. Gal. 5,2-4.
Unter dem Vorwand, die Liebe Gottes noch höher zu setzen, will er davon überzeugen, daß es keine Verdammnis gibt: „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben, sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon essen werdet, . . . so werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott.“ 1. Mose 3, 4-5.
Auf ähnliche Weise sucht er heute zu beweisen, daß es keine Hölle gibt und daß alle Gottlosen – er selber inbegriffen – gerettet werden, auf daß der Triumph Gottes wahrhaft vollkommen sei. Unsere dem Satan ausgelieferte Welt entwickelt sich sichtbar im Zeichen der Lüge. Die moderne Propaganda weiß immer besser die Massen mit den kunstvollsten und wirksamsten Mitteln zu täuschen . . .
Der Gipfel der Lüge und der Tarnung wird die Erscheinung des Antichrists mit dem falschen Propheten sein. Dieser Antichrist wird durch die Macht Satans große Wunder vollbringen und viele Menschen – Juden und Heiden – davon überzeugen, daß er der wahre Christus ist. Er wird göttliche Verehrung für sich fordern und die Menschen dahin bringen, daß sie den Teufel selber anbeten. 2. Thess. 2, 3-4; Offb. 13,4.8.
Wir finden hier die höchste Ehrsucht, die der Feind von Anfang an gehabt hat: er will nicht nur als Engel des Lichts aufgenommen werden, sondern als der Herr selbst, er will dem Höchsten gleich sein. Jes. 14,14. Ein einziges Mal und für eine kurze Zeit wird es dem Gott dieser Welt (2. Kor. 4,4) gelingen, die verblendeten Menschen davon zu überzeugen, daß er der wahre Gott wäre. . . .


d) Der Verkläger.
Als Johannes den Endsieg voraussieht, ruft er aus: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht Seines Christus, weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott.“ Offb. 12,10. . . .
Und wenn wir auf Ansuchen des Widersachers auf die Probe gestellt werden, so sagt uns der Herr: „Der Satanas hat euer begehrt, daß er euch möchte sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre.“ Luk. 22, 31-32. . . .

e) Der Mörder.
Jesus sagt zu den Juden: „Ihr sucht Mich zu töten . . . Ihr seid von dem Vater, dem Teufel . . . Der ist ein Mörder von Anfang.“ Joh. 8,37.44.
Gott, der Schöpfer und gute Hirte, verleiht das Leben. Satan hat nur ein Verlangen: zu würgen und umzubringen. Joh. 10,10. Diese blut dürstige Wut zeigt er von Anfang an.
Abel war unschuldig. Kain war vom Bösen und tötete ihn. Der Sündenfall Adams und Evas war demnach nicht so harmlos. Seine erste Folge war ein Brudermord. Von da an ist der Haß die Wurzel allen Mordens und aller Kriege. 1.Joh. 3,12.15. Satan wußte, daß das Weib den gebären sollte, der ihm den Kopf zertreten würde. In Abel versuchte er, wenn nicht den Messias selber, so doch das erste Glied der Kette zu vernichten, die zu unserem Erlöser führen konnte. . . .
Kaum ist Jesus geboren, als Herodes schon, um Ihn zu vernichten, alle kleinen Kinder in Bethlehem töten läßt. Matth.2,16. Als der Herr Seinen Dienst in Nazareth beginnen will, wollen Ihn Seine Landsleute von einem Felsen hinabstürzen. Luk. 4,29. Und Johannes berichtet uns, wie oft die Juden danach trachteten, Ihn zu töten, weil sie nicht hören wollten, daß Er Seine Gottheit verkündete. Joh.5,18. Die Auferweckung des Lazarus reizt sie zum äußersten und bringt sie so weit, daß sie nicht nur Christus, sondern auch Lazarus selber töten wollen. Joh. 11,53.
Endlich erreicht Satan sein Ziel, als sich die Römer mit den Feinden Jesu vereinen, um Ihn ans Kreuz zu schlagen. Joh.19,15. Der Herr hat wahrlich recht gehabt, als Er den Feind als den Mörder von Anfang bezeichnete.


4. Dem Satan übergeben.
Was bedeutet diese beunruhigende Bezeichnung, die Paulus zweimal gebraucht? „Ich habe beschlossen, ihn (den Blutschänder von Korinth) zu übergeben dem Satan zum Verderben des Fleisches, auf daß der Geist selig werde am Tage des Herrn Jesu.“ 1. Kor.5,5.
„Sie haben am Glauben Schiffbruch erlitten, welche ich. habe dem Satan übergeben, daß sie gezüchtigt werden, nicht mehr zu lästern.“ 1.Tim. 1,19-20.
Im ersten Falle handelt es sich um einen verirrten Christen. Paulus hat genügend Vollmacht und Urteilsfähigkeit, um diesen Menschen dem Satan übergeben zu können, wie es einst Hiob geschehen ist. Der Feind wird seinen Leib antasten, ja ihm sogar das Leben nehmen dürfen, auf daß sein Geist für die Ewigkeit gerettet werde.
Es ist schrecklich, daß Gott es oft so weit kommen lassen muß, weil sich die Christen nicht selber richten wollen. 1.Kor. 11, 30.
Im zweiten Falle handelt es sich um Menschen, die am Glauben Schiffbruch. erlitten haben. Sie sind also keine Gläubigen, und Paulus übergibt sie dem Satan, „daß sie gezüchtigt werden, nicht mehr zu lästern“. Man denkt dabei unwillkürlich an den Zauberer Elymas, den Paulus Kind des Teufels nennt und erblinden läßt, auf daß er dem Evangelium nicht mehr widerstehen kann. Apg. 13, 8-11.
Satan kann also zum Werkzeug des Gerichts werden, das einen Gläubigen auf den rechten Weg zurückführt oder die Lästerungen eines Gottlosen zum Schweigen bringt. So kann sogar die Wut des Feindes dazu dienen, den Herrn zu verherrlichen. Aber schrecklich ist es, in die Hände eines solchen Henkers zu fallen. Wir wollen in jedem Falle mit diesen Opfern Mitleid haben und sie mit Güte wieder aufrichten in der Hoffnung, „daß ihnen Gott dermaleinst Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen, und sie wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick, von dem sie gefangen sind zu seinem Willen“. 2. Tim. 2, 2,-26.
Ständig streicht der Widersacher um uns herum, um uns zu versuchen. Er ist darauf bedacht, bei uns Einlaß zu finden. Dafür genügt ein sündiger Gedanke, an dem wir Gefallen finden, ein schlechtes Gefühl. das wir nicht verurteilen und aufgeben, eine Gewohnheit, die ein Bann in unserem Leben wird. Am liebsten treibt uns Satan in die vornehmste Sünde, die ihn selber zu Fall gebracht hat – in den Hochmut und das 109 Gefühl der Unabhängigkeit von Gott. Paulus schreibt darüber in bezug auf die Wahl eines Dieners Gottes: ,,Er sei nicht ein Neuling, auf daß er sich nicht aufblase und ins Urteil des Lästerers falle (das heißt: das Urteil, das den Feind selber und seinen Hochmut treffen wird). Er muß aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, auf daß er nicht falle dem Lästerer in Schmach und Strick ” 1. Tim. 3, 6-7.
Wir sind genügend gewarnt. Wir müssen nur noch lernen, wie wir den Netzen eines so gefährlichen Widersachers entgehen können.

5. Aus der Gewalt des Satans erlöst.
Wir haben erkannt, daß seit dem Kreuz Satan ein besiegter Feind ist. Durch die Fleischwerdung Christi und Seinen Opfertod ist die Macht des Feindes zerbrochen worden. Er hat Fleisch und Blut angenommen, „auf daß Er durch den Tod die Macht nähme (oder wirkungslos machte) dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel…“ Hebr.2,14. „Danksaget dem Vater . . . , welcher uns errrettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes.“ Kol. 1,12. Der Weg der täglichen Erlösung ist der des Gehorsams und des Glaubens: „So seid nun Gott untertänig. Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch.“ Jak. 4,7.
„Seid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. Dem widerstehet fest im Glauben, und wisset, daß eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.“ 1. Petr. 5, 8-9.
Da Luzifer selber dadurch gefallen ist, daß er seinen Willen vermessen gegen Gottes Willen setzte, ist das beste Mittel, um allen seinen Fallstricken zu entgehen, sich entschlossen auf den Boden der völligen Unterwerfung unter den Herrn zu stellen. Wir wollen Jesus nachfolgen und wiederholen, was Er in Seiner schlimmsten Versuchung gesagt hat: „Nicht wie Ich will, sondern wie Du willst!“ Matth. 26, 39.
Andererseits wollen wir allezeit der Macht und der Gegenwart des Heiligen Geistes gewiß sein, der jeden Kampf siegreich bestehen kann. „Kindlein, ihr seid von Gott und habt jene überwunden, denn der in euch ist, ist größer, denn der in der Welt ist, . . . der Teufel sündigt von Anfang. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß Er die Werke des Teufels zerstöre.“ 1. Joh. 4,4; 3,8.


Wir wollen noch weniger vergessen, daß der Teufel ein Geschöpf ist. Er ist nicht allgegenwärtig, nicht allwissend, nicht allmächtig, so groß auch seine Macht ist. Gott bleibt sein Meister und setzt ihm die Grenzen, die er nicht überschreiten darf. Zweimal bestimmt der Herr genau, bis zu welchem Punkt er eingreifen darf. (Hiob 1,12; 2,6.) Satan kann nichts gegen Jesus selber tun, solange Seine Stunde noch nicht gekommen ist. Auch kann kein Haar von unserem Haupte fallen, ohne Gottes Willen. Wir dürfen mit Paulus die Gewißheit haben, daß „weder Engel noch Fürstentümer (teuflische Mächte) noch Gewalten,. . . noch keine andere Kreatur (also der Teufel auch nicht) mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn“. Röm. 8, 38-39.
Deshalb dürfen wir kühn den Feind mit den Waffen zurückschlagen, die uns gegeben sind: „Sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und das Wort ihres Zeugnisses“. Offb. 12, 11.
„Ziehet an den Harnisch Gottes, daß ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels . . . So stehet nun, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angezogen mit dem Panzer der Gerechtigkeit und an den Beinen gestiefelt als fertig, zu treiben das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichts, und nehmet den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Wachet dazu mit allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen.” Eph.6,11-19.
Wie unser Herr wollen wir die Einflüsterungen des Widersachers kurz abschneiden und ihm antworten : „Es steht geschrieben . .. wiederum steht auch geschrieben …“ Matth. 4,4; 7,10. Wir wollen uns allezeit Jesus Christus als Vorbild nehmen, der in besonderen Versuchungen Stunden und Tage lang betete und fastete und der den Jüngern, die erstaunt waren, daß sie einen Teufel nicht austreiben konnten, antwortete: „Um eures Unglaubens willen. Diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten.“ Matth. 17,19-21.
Wir können heute schon durch den Glauben des Endsieges gewiß sein. Er ist schon nahe: „Der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in kurzem.“ Röm. 16, 20.

Kapitel III  DIE DÄMONEN


1. Ursprung und Sturz der Dämonen.
Was wir vom Ursprung Satans gesagt haben, bezieht sich gleicherweise auf die Dämonen. Sie waren zuerst himmlische Geister, die zum Dienst Gottes vollkommen erschaffen worden waren. Dann hat sie die Empörung Luzifers, des obersten Cherubims, angezogen und mitgezogen. Sie sind jene Engel geworden, von denen Judas sagt: „ . . . die Engel, die ihre Fürstentümer nicht bewahren, sondern verließen ihre Behausung.“ Judas 6. Petrus nennt sie auch „die Engel, die gesündigt haben“. 2. Petr.2,4.
Es ist schwierig zu sagen, wann dieser Sturz der Engel stattgefunden hat, auf jeden Fall jedoch zwischen dem Sturz Satans und der Erschaffung des Menschen. Mehrere Bibelausleger verlegen ihn zwischen Vers 1 und 2 des ersten Buches Mose. Gott hätte danach alles zuerst vollkommen erschaffen. Nach dem Sturz der Engel und dem ersten Gericht über Satan, den Fürst dieser Welt, wäre die Erde „wüst und leer“ geworden. In den sechs Tagen 1. Mose 1 hätte Gott unseren Planeten im Hinblick auf die Erscheinung des Menschen neu geordnet. Diese Auslegung würde auch erklären, warum unter den Tieren schon vor Adams und Evas Sündenfall Kampf, Leiden und Tod, die Zeichen einer schon bestehenden Unordnung, geherrscht hätten. Man hat auch fest gestellt, daß die einzige andere Bibelstelle, die gleichfalls Ausdrücke „wüst und leer“ enthält, auch von Verwüstungen spricht, die durch ein Gericht hervorgerufen wurden. (Jer. 4, 23-26.)
So könnte auch das Chaos, von dem 1. Mose 1, 2 spricht, nicht das Ergebnis einer natürlichen Fortentwicklung gewesen sein.
Wie dem auch sei, der Sturz der Dämonen hat gezeigt, daß der Herr sich nicht auf die himmlischen Geister verlassen konnte. So sind die Worte des Buches Hiob zu verstehen: „Siehe, unter Seinen Knechten ist keiner ohne Tadel, und Seine Boten (die himmlischen Geister) zeiht Er der Torheit . . . Siehe, unter Seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, und die Himmel sind nicht rein vor Ihm. Wieviel weniger ein Mensch, der ein Greuel und schnöde ist, der Unrecht säuft wie Wasser.“ Hiob 4,18; 15,15-16.

2. Sind die Dämonen zahlreich?
Wie die treuen Engel nach Myriaden zählen, so scheinen auch die Dämonen sehr zahlreich zu sein. Ein einziger Mensch war von einer Legion böser Geister besessen. Mark. 5,9. Johannes zeigt uns, daß sich Satan und seine Engel für stark genug hielten, um offen gegen Michael und seine Engel zu kämpfen. Offb. 12,7. Nach derselben Stelle zog der Schwanz des großen Drachen – Bild des Teufels – den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Vers 4. Man fragt sich, ob das nicht bedeutet, daß ein Drittel der Engel sich mit Satan empört habe. Eines ist gewiß: Die Bibel betont häufig nicht allein das Vorhandensein, sondern auch die Macht und das unaufhörliche Wirken der Dämonen. Wir wären unklug, wenn wir diesen Warnungen nicht Rechnung trügen.

3. Das Reich der Finsternis.
Wie die Engel haben auch die Dämonen ihre Rangordnung und ihre Gliederungen. Die Bibel spricht von Satan und „seinen Engeln“, Offb. 12,9 ; Matth. 25, 41, ebenso wie von Michael, der die himmlischen Heerscharen befehligt. Offb. 12, 7. Es ist gleichfalls die Rede von „der Teufel Obersten“, Matth. 9,34. Paulus unterscheidet bei den abgefallenen Engeln „Fürsten und Gewaltige, die Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, die bösen Geister unter dem Himmel“ , Eph. 6,12. Diese „Majestäten“ sind jetzt zwar gestürzt, aber es wäre töricht, sie zu verachten.
Selbst die an Macht und Stärke überlegenen treuen Engel wagen nicht über sie das Urteil der Lästerung zu fällen. Judas 9; 2. Petr. 2,11. Das steht allein Gott zu. So wie es eine Rangordnung unter den gefallenen Engeln gibt, so gibt es auch verschiedene Grade ihrer Bosheit. Der Geist, der aus seinem Haus verjagt worden ist, nimmt sieben andere schlimmere Geister mit, um es wieder einzunehmen, und Jesus spricht von einer Art, die nur durch Fasten und Beten ausfährt. Matth. 17, 21; Luk. 11,24-26. Alle teuflischen Geister zusammen bilden das Reich des „Fürsten, der in der Luft herrscht“, und der „Obrigkeit der Finsternis“. Eph. 2,2 und Kol.1,13.
Dieses Reich Satans, das dem Reiche Gottes gegenübersteht, ist nicht mit sich selbst uneins, und daher ist seine Macht so gefährlich. Um es zu besiegen, mußte Jesus zuerst durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch Seinen eigenen Tod am Kreuz sein Oberhaupt, den „Starken“, binden. Matth. 12,24-29 ; Hebr. 2,14.

4. Der Kampf der Dämonen gegen Gott.
Seit Satan das Banner der Empörung aufgerichtet hat, führen seine Engel mit ihm einen erbitterten Kampf gegen den Herrn. Daniel enthüllt uns, wie furchtbare Gewalten versuchen, das Werk auch der herrlichsten Engel zu hindern. Ein himmlischer Bote sagt dem Propheten: „Der (satanische) Fürst des Königreichs im Perserland hat mir einundzwanzig Tage widerstanden, und siehe, Michael, der vornehmsten Fürsten einer, kam mir zu Hilfe . . . Nun aber komme ich, daß ich dich unterrichte, wie es deinem Volke hernach gehen wird . . . Jetzt will ich wieder hin und mit dem Fürsten im Perserland streiten, aber wenn ich wegziehe, so wird der Fürst von Griechenland kommen. . . Und es ist keiner, der mir hilft wider jene, denn euer Fürst Michael.“ Dan. 10,13-14. 20-21.
Der wahre Kampf wird also vor allem auf geistlichem Gebiet ausgefochten, in der unsichtbaren Sphäre, die Paulus „Himmelswelt“ nennt. Eph. 6,12. Was sich in dieser höheren Sphäre ereignet, hat Rückwirkung hier auf Erden, und umgekehrt. Da sie den verklärten Herrn nicht mehr angreifen können, kämpfen die Dämonen mit aller Wut gegen Seinen Leib, die Gemeinde.
Wenn die Gläubigen hier einen Sieg davontragen, so wirkt das bis „unter den Himmel“ und treibt den Gegner zurück.
Das erste Kommen Christi auf die Erde war das Zeichen zu einem großen Gegenangriff aller Mächte der Hölle. Nach den Evangelien hat man den Eindruck, als wenn sich eine Unmenge böser Geister in Palästina eingefunden hätte, um dem Wirken des Herrn zu widerstehen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Einsatz war wirklich ganz groß. Als die Versuchung Jesu in der Wüste ihm mißglückt war, wollte Satan vor Ihm eine Sperre aufrichten, zu der er alle seine Verbündeten herbeiholte. Dieses teuflische Aufbrausen setzt sich bis in die Apostelgeschichte und wohl auch noch weiterhin fort.
Die Propheten künden für die Endzeit ebenfalls einen verstärkten Angriff der höllischen Gewalten an: Satan und seine Engel werden ein letztes Mal im Himmel gegen Michael und seine Engel kämpfen und dann auf die Erde herabgeworfen werden. Johannes schreibt darüber: „Wehe denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer, denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat.“ Offb. 12,7-9.12. Paulus fügt hinzu:
„Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten werden etliche von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Teufel durch die, so in Gleisnerei Lügen reden.“ 1. Tim. 4,1-2. Durch die Hand des Antichrists und des falschen Propheten werden „nach der Wirkung Satans“ allerlei Wunder geschehen „mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit“. 2. Thess. 2, 9-10. (Siehe hierzu auch Offb. 13,2. 14-15.)

Bei ihrem Fall wird die große Babylon „eine Behausung der Teufel . . . und ein Behältnis aller unreinen und verhaßten Vögel“ sein. Offb. 18,2. Wenn sich die herrliche Erscheinung Jesu Christi naht, werden sich die Boten der Hölle bemühen, die Heere der ganzen Erde in Palästina zu vereinen, dort, wo der Herr dann den Sieg davontragen wird: „Es sind Geister der Teufel, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen auf dem ganzen Kreis der Welt, sie zu versammeln in den Streit auf jenen großen Tag des Allmächtigen . . . Und er hat sie versammelt an einen Ort, der da heißt auf Hebräisch Harmagedon.“ Offb. 16,14.16. Aber der Endsieg des Herrn über alle Seine vereinigten Feinde wird um so größer sein.
Man fragt sich, warum der Herr mit den Dämonen – und mit Satan – solange Geduld hat. Er zeigt sich ihnen gegenüber, wie Er auch an uns handelt. Als die Vernichtung der Amoriter im Lande Kanaan schon beschlossen war, gewährte ihnen Gott noch eine Frist von vierhundert Jahren (von Abraham bis Josua), denn „ihre Missetat war noch nicht voll“. 1. Mose 15,16. Das Unkraut darf mit dem Weizen bis zur Ernte wachsen. Matth. 13,30.

Der Antichrist wird erst „zu seiner Zeit“ erscheinen, wenn die vollkommene Verderbtheit des Menschengeschlechtes das Gericht auslösen wird, 2. Thess. 2,6. Satan und seine Engel haben gleichfalls einen Zeitraum vor sich, der vor Gott kurz, vor den Menschen lang erscheint und der ihnen erlaubt, all ihre Sündhaftigkeit zu entfalten und dadurch die unabweisliche Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit hervorzurufen. Selbstverständlich hätte Gott sofort Seine Gegner zermalmen können. Aber Seine Herrlichkeit hätte sich dann nicht so offenbaren können. Satan beschuldigt den Herrn, daß Er ein Tyrann sei und Ihm Seine Geschöpfe nur aus Furcht oder Gewinnsucht dienen. Hiob.1,9. Darauf antwortet der Herr mit der Fleischwerdung, dem Leiden Seines einzigen Sohnes und mit dem Wunder, daß aus Sündern und Empörern Glieder Seiner Gemeinde werden. Nachdem Er derart Seine Liebe und Heiligkeit bewiesen hat, kann der Herr auch in einer Ihm würdigen Weise Seine Macht offenbaren. und Satan und die Dämonen in den feurigen Pfuhl werfen.

5. Der Kampf der Dämonen gegen die Menschen.
Da sie nicht mehr gegen den Herrn der Herrlichkeit kämpfen können, machen die bösen Geister die Menschen zu ihrer Zielscheibe. Sie kämpfen gegen sie auf die verschiedensten Weisen und unterstützen mit allen Kräften das Werk des großen Versuchers.
a) Der dämonische Einfluß.
Es ist sicher, daß jeder Sünder unter dämonischem Einfluß steht; denn alle Menschen, die nicht wiedergeboren sind, sind „Söhne des Teufels“. Joh. 8,44; 1.Joh.3,8.10. Wenn sie sich von Gott nicht durch Buße und Glauben ihrem Henker entreißen lassen, gehören sie diesem immer mehr. Deshalb hofft Paulus, daß „ihnen Gott dermaleinst Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen, und sie wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick, von dem sie gefangen sind zu seinem Willen“. 2.Tim. 2, 25-26.
Unbestreitbar ist es der Geist des Bösen, der „sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens“. Eph. 2,2. Um diesen bösen Geist auszutreiben, genügt es nicht, wie die Pharisäer und Schriftgelehrten zu handeln, an die sich Jesus, Matth.12,38. 43-45, wendet. Sie wollten den unreinen Geist durch ihre eigenen Anstrengungen, durch ihre Religion und ihre religiösen Gebräuche aus ihrem Herzen jagen und bemühten sich, ihr Haus zu „kehren und zu schmücken“. Aber dieses Haus war leer geblieben, da sie Jesus beiseite gelassen hatten. Da sie nicht alleine der bösen Macht Herr werden konnten, hatten siebenmal mehr Dämonen ihre Seele eingenommen und hatten sie sündiger und unglücklicher gemacht denn zuvor. Diese Juden, die zunächst selbstgerechte und strenge Befolgter des Gesetzes gewesen waren, sind schnell und eigentlich gegen ihren Willen hochmütig, heuchlerisch, hartherzig und schließlich zu Mördern des Gottessohnes geworden
So geschieht es jedem Sünder, der trotz aller eigenen Anstrengungen sein leeres Haus nicht bewahren kann: Wird sein Herz nicht von dem Herrn bewohnt, der daraus Seinen Tempel machen will, dann wird es immer mehr das Spielzeug des Satans.
b) Die Besessenen.
An vielen Beispielen zeigt uns die Bibel, daß die bösen Geister fähig sind, im wahren Sinne des Wortes von einem Sünder, der sich ihnen ausliefert, Besitz zu ergreifen. Die Erfahrung mit Judas zeigt, wie eine solche „Besessenheit“ stufenweise vorwärtsschreitet.
Dieser Mensch war einer der Zwölf. Er war gewiß wie seine Mitjünger vom Herrn wegen seiner Frömmigkeit und seines ernsten Strebens erwählt worden. Die gemeinsame Kasse war ihm anvertraut worden, was wohl ein Zeichen des Vertrauens war. Joh. 13,29.
Da er zur Habsucht, ja sogar zum Diebstahl neigte, war er dazu gekommen, für sich zu nehmen, was hineingetan wurde. Darum bedauerte er so sehr den Verlust der dreihundert Dinare, die Maria für die Salbung des Herrn ausgegeben hatte. Joh. 12,5.
Dann flüsterte ihm der Satan den Plan ein, Jesus für eine elende Summe Geldes zu verraten. Joh. 13,2. Der unglückselige Jünger widersteht während des letzten Mahles allen Warnungen des Herrn, und wir lesen über ihn die furchtbaren Worte: „Nach dem Bissen (der ihn als Verräter entlarvte) fuhr der Satan in ihn.“ Joh. 13,27; Luk. 22,3-6. Von nun an ist er zu allem fähig: Er liefert nicht nur den Herrn dem Tode aus, er wagt es auch, Ihn in der Dunkelheit des Gartens durch einen Kuß zu verraten. Matth. 26, 48-49.
Danach, als seine verspätete Reue ihn in die Verzweiflung getrieben hat, nimmt er sich das Leben. Matth. 27, 3 -5. So werden seine Opfer von dem behandelt, der ein Lügner und Mörder von Anfang ist. Das tragischste Wort über Judas ist von Jesus ausgesprochen worden: „Habe Ich nicht euch Zwölf erwählt, und euer einer ist ein Teufel!“ Joh. 6, 70
Hier erkennen wir den furchtbaren Ausgang der Besessenheit: Der Mensch hat nicht nur einen Teufel, er ist ein Teufel. Wer an Jesus glaubt, wird der göttlichen Natur teilhaftig und dem Herrn gleich. 2. Petr. 1,4; 1. Joh.3,2. Für den Gottlosen gibt es die gegenteilige Umwandlung, die ihn seinem Vater, dem Teufel, gleichmacht. Die Böcke und die Schafe, die das Jüngste Gericht scheidet, sind nicht von der gleichen Art (sonst müßte es Schafe und Widder oder Ziegen und Böcke heißen). Und der Herr wird zu denen zur Linken sagen: „Gehet hin von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ Matth. 25,41.
Der Gottlose geht in die Verdammnis, weil er es vorgezogen hat, sich dem Satan auszuliefern und völlig einer der Seinen zu werden.
Was die Besessenheit betrifft, so scheint es, als ob die Dämonen, die ohne Leib sind, ein wildes Verlangen haben, sich eines Wesens zu bemächtigen, durch welches sie ein neues Mittel finden, ihre Leidenschaften zu befriedigen. Diese Geister werden oft als „unsauber“ bezeichnet. Mark. 1, 23; 3,11; 5,2; 7,25 usw.
Eine eigenartige Stelle Judas 6-7 spricht von „Engeln, die ihr Fürstentum nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verlassen haben“ und von „Sodom und Gomorra, die gleicherweise wie diese Unzucht getrieben haben und nach einem andern Fleisch gegangen sind“. Man fragt sich, ob dieser Text nicht mit der bereits angeführten Stelle 1.Mose 6, 1-4 in Beziehung zu bringen ist, die von der Vereinigung der „Söhne Gottes“ mit den „Töchtern der Menschen“ spricht. Selbst wenn wir glauben, daß hier die Nachkommen Seths die Töchter der Kainiter heirateten, können wir doch annehmen, daß hierbei die Dämonen im Spiel waren. Es ist sehr wohl möglich, daß die bösen Geister, die nicht Fleisch und Blut annehmen können, aber gierig danach sind, leibliche Wesen zu besitzen, die Menschen der Sintflut und später die Sodomiter in Unzucht und widernatürliche Laster getrieben haben.
Die Bezeichnung „unsauber“ kann aber auch eine mehr allgemeine Bedeutung haben und sich auf ihre von Grund aus sündhafte Natur beziehen.
Das rasende Verlangen, von einem Körper Besitz zu ergreifen, zeigt sich auch bei der Legion von Dämonen, die aus dem besessenen Gadarener ausgefahren waren. Sie flehten Jesus an, daß Er sie nicht hieße in die Tiefe fahren, sondern ihnen erlaubte, in die Säue zu fahren, wozu sie der Herr auch ermächtigte. Luk. 8, 31-32.
Die Heilige Schrift sagt, daß die Gottlosen keinen Frieden haben. Jes. 57,21. Noch weniger Frieden haben die Dämonen, das beweist ihre fieberhafte Tätigkeit. „Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausgefahren ist, durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. Da spricht er denn: Ich will wieder umkehren in mein Haus.“ Matth. 12, 43-44.
Alles das erklärt, daß die Geisterbeschwörungen der Spiritisten sooft und so leicht wahre Besessenheiten zur Folge haben. Die Dämonen sind auf der Lauer nach Herzen und Körpern, die sich ihnen ausliefern. Nichts ist demnach gefährlicher als der Zustand der Passivität und der Erwartung derjenigen, die unklugerweise diese Verbindung suchen.
Man verzeihe uns, wenn wir hier eine Warnung hinzufügen, die wir nicht mißverstanden wissen möchten. Es ist nicht abzustreiten, daß in gewissen Versammlungen, die sichtbare Offenbarungen des Heiligen Geistes anstreben, Störungen auftreten, die nicht von Gott kommen. Sind diese Störungen nicht darauf zurückzuführen, daß man den Neulingen befahl: „Schafft eine Leere in euch! Liefert euch ganz aus! Laßt eure Zunge sich frei bewegen! Ihr müßt um jeden Preis in Zungen reden!“
Diese Art, seinen Willen, seine Urteilskraft auszuschalten, ist fleischlich und ist grundverschieden von der bewußten völligen Hingabe an Gottes Willen, die geistlich ist. In gewissen Fällen kann dadurch der Einbruch böser Geister erleichtert werden. Nicht nur Störungen werden dadurch herbeigeführt, sondern auch wahre Belästigungen durch böse Geister, ja sogar regelrechte Besessenheit. Und das geschieht dann bei Menschen, die harmlos treuherzig geglaubt haben, nichts anderes als den Heiligen Geist zu suchen. Dies soll uns natürlich nicht aufhalten, nach den Gaben des Heiligen Geistes zu streben, soweit sie nach dem Willen Gottes verliehen werden. Diese Gabe des Heiligen Geistes kann für jeden von uns eine andere Auswirkung haben, aber immer wirkt Er in Ordnung, Frieden und Schicklichkeit. 1. Kor. 12,7-11; 14,33. 40.
Das Ganze ist ein wenig unheimlich, und man fragt sich, ob es für die dämonische Besessenheit eine Grenze gibt. Die Heilige Schrift berichtet, daß Jesus aus Maria Magdalena sieben Teufel ausgetrieben hat. Luk. 8,2. Der besessene Gadarener beherbergt noch mehr, sogar eine Legion. Luk. 8,30. Wir haben schon jenen Menschen erwähnt, dessen Haus gekehrt, aber leer war und dann von acht bösen Geistern eingenommen wurde. Matth. 12, 43-45. Petrus sagt zu Ananias: „Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du dem Heiligen Geiste lögest?“ Apostelg. 5, 3.
Der Antichrist wird das hervorragendste Beispiel eines Menschen sein, der sich dem Satan vollkommen übergeben hat. Der Teufel wird ihm dafür „seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht geben“. Offb. 13,2. Dieser Mensch wird für einen solchen Preis die Herrschaft über alle Reiche der Welt annehmen, die Jesus bei Seiner Versuchung in der Wüste zurückgewiesen hat. Voll satanischer Kraft wird der Antichrist eine Menge lügenhafter Zeichen und Wunder tun und diejenigen verführen, die verloren werden, „dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben“. 2. Thess. 2, 9-10. Vertraute Hitlers haben oft von ihm erzählt, daß er den Eindruck eines Besessenen machte. Der große Gewaltherrscher, der in nicht ferner Zeit das Erdreich regieren wird, wird es noch mehr sein. Wir wollen uns noch einmal vor Augen halten, daß uns der Schlüssel zu der ernsten Frage der Besessenheit mit den beiden einfachen und klaren Worten gegeben ist:
„Gebet nicht Raum dem Lästerer!“ Eph.4, 27.
„Werdet voll Heiligen Geistes!“ Eph. 5, 18.

c) Gewisse Krankheiten.
Nicht alle Krankheiten sind unmittelbare Folgen der Sünde (zum Beispiel diejenige des Blindgeborenen, Joh. 9, 2-3) und können auf satanische Einwirkungen zurückgeführt werden. Nur einige Male stellt die Heilige Schrift eine Beziehung zwischen einer Krankheit oder einem körperlichen Gebrechen und dämonischen Einflüssen fest.
Die bösen Geschwüre Hiobs waren mit Erlaubnis Gottes vom Teufel hervorgerufen worden. Hiob 2, 6-7. Denen, die Ihm die Heilung am Sabbat zum Vorwurf machen, antwortet Jesus: „Sollte nicht gelöst werden am Sabbat diese, die doch Abrahams Tochter ist, von diesem Bande, welche Satanas gebunden hatte nun wohl achtzehn Jahre?“ Luk.13,16. Petrus predigt den Heiden, die bei Kornelius versammelt sind, von „Jesus von Nazareth …, der umhergezogen ist . . . und hat gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältigt waren“. Apg. 10, 38. Paulus nennt seinen „Pfahl im Fleisch“ des „Satans Engel, der mich mit Fäusten schlage, auf daß ich mich nicht überhebe“. 2.Kor.12,7.
Nach den Evangelien zogen gewisse Besessenheiten besondere Krankheiten nach sich. So war ein Besessener stumm und konnte reden, nachdem der Teufel ausgetrieben war. Matth. 9, 32-33. Ein anderer war blind und stumm. Matth. 12,22. Die Tochter der Kanaaniterin wurde „vom Teufel übel geplagt“, aber es wird nicht gesagt, welcher Art diese Plagen waren. Matth. 15,22. Das Kind, das Jesus nach der Verklärung heilte, war mondsüchtig und hatte einen sprachlosen Geist. Während seiner plötzlich auftretenden Anfälle (ähnlich der Epilepsie) fiel es ins Feuer und Wasser, wälzte sich auf der Erde, schäumte, schrie, knirschte mit den Zähnen, wurde ganz steif und blieb zuletzt leblos liegen. (Siehe die drei Berichte Matth. 17,15; Mark. 9,17-26; Luk. 9,39.42.)
In anderen Fällen handelt es sich um ausgesprochenen Wahnsinn. Die beiden Besessenen Matth. 8, 28 „kamen aus den Totengräbern und waren so grimmig, daß niemand diese Straße wandeln konnte“. Derjenige, von dem Markus besonders ausführlich erzählt, konnte nicht gebunden werden, auch nicht mit Ketten. „Er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen und hatte die Ketten abgerissen und die Fesseln zerrieben, und niemand konnte ihn zähmen. Und er war allezeit Tag und Nacht auf den Bergen und in den Gräbern, schrie und schlug sich mit Steinen.“ Mark.5,3-5.
Unsere Irrenanstalten kennen ganz ähnliche Fälle, wobei man Zwangsjacken und Gummizellen anwenden muß. Ich bin hierin Laie und kann über die Geisteskranken nicht als Wissenschaftler sprechen. Aber ich werde nie vergessen, was ich auf einer Ausstellung von Gemälden Geisteskranker gesehen habe. Die meisten hatten religiöse Stoffe gewählt, die sie in verwirrter und erschreckender Weise behandelt hatten. Ohne Zweifel gibt es eine Art der Geisteskrankheit, die man als religiösen Wahnsinn bezeichnet. – Welch ein Gegenstand für das Studium eines christlichen Psychiaters!

d) Die Verführung.
Eine eigenartige Bibelstelle finden wir 1. Kön. 22,19-23. Der König Ahab, der durch die Sünde verhärtet ist, will sich nicht vom Propheten Micha warnen lassen und hört lieber auf die schmeichlerischen Worte der falschen Propheten. Woher haben sie ihre Einstimmigkeit und ihre Sicherheit? Durch ein unmittelbares Einwirken böser Geister. Micha sagt: „Ich sah den Herrn sitzen auf Seinem Stuhl und alles himmlische Heer neben Ihm stehen zu Seiner Rechten und Linken. Und der Herr sprach: Wer will Ahab überreden, daß er hinaufziehe und falle zu Ramoth in Gilead? – Und einer sagte dies, der andere das. Da ging ein Geist heraus und trat vor den Herrn und sprach: Ich will ihn überreden. – Der Herr sprach: Womit? – Er sprach: Ich will ausgehen und will ein falscher Geist sein in aller seiner Propheten Munde. – Er sprach: Du sollst ihn überreden und sollst’s ausrichten, gehe aus und tue also!”
Die Tatsache, daß Gott eine solche Macht der Lüge handeln läßt, beunruhigt zuerst. Aber im Falle Ahabs erkennen wir, daß der Herr ihn gleichzeitig feierlich warnte. Der König wußte also genau, was er wählte.
Paulus kündet in der schon erwähnten Stelle ungefähr dasselbe vom Antichristen an: Seine Zukunft geschieht „nach der Wirkung Satans mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.“ 2. Thess. 2, 9-12.
Die Verführung der bösen Geister treibt die Menschen nicht allein zur Unreinheit und zu verbrecherischen Handlungen. Sie löst eine furchtbare Macht der Verwirrung und der Lüge aus. Nach Paulus werden die Menschen der letzten Zeiten „von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Teufel durch die, so in Gleisnerei Lügen reden . . .“. 1. Tim.4,1-3. Der Mensch kann ohne die göttliche Wahrheit weder gerettet noch befreit werden. Die Dämonen versuchen daher mit aller Gewalt, ihn um jeden Preis von der göttlichen Offenbarung abzuwenden und ihn falschen Lehren zuzuwenden, die das ewige Heil unmöglich machen. Der Herr wendet sich an die von Thyatira, die „nicht haben solche Lehre und die nicht erkannt haben die Tiefen des Satans“. . . .
Die bösen Geister vollbringen damit ein Meisterwerk der Verführung und gewinnen harmlose Seelen zum Raube, die ihnen der Aberglaube und der Irrtum wehrlos ausliefern.
Wie viele werden auch durch die Wahrsagerei und alle Mittel des Okkultismus getäuscht! Die Menschen fiebern danach, um jeden Preis den Schleier der Zukunft zu heben. . . .

e) Die unmittelbaren Angriffe.
Wenn es Satan und seinen Engeln nicht gelingt, die Christen mit listigen Anschlägen zu Fall zu bringen, gehen sie zur offenen Gewalt über. „Fürchte dich nicht vor der keinem, das du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf daß ihr versucht werdet . . . Sei getreu bis an den Tod!“ Offb.2,10.
Ein anderes Mal erregt der Feind Unruhen und hindert dadurch die Diener Gottes an der Verkündigung des Evangeliums: „Als die Juden von Thessalonich erfuhren, daß auch zu Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt würde, kamen sie und bewegten auch allda das Volk. Aber da fertigten die Brüder Paulus alsobald ab, daß er ginge bis an das Meer.“ Apg. 17,13. Wahrscheinlich berichtet Paulus aus ähnlichen Gründen an die Thessalonicher: „Darum haben wir wollen zu euch kommen zweimal. und Satan hat uns verhindert.“ 1.Thess.2,18.

6. Das Gericht über die Dämonen.

1. Der Sturz der Engel und der Sündenfall der Menschen haben ähnliche Folgen gehabt: Adam und Eva wurden sofort aus dem Paradies gewiesen, aber sie lebten weiterhin auf der Erde, die für sie geschaffen, aber von da an verflucht war. Die gestürzten Engel wurden sofort aus der Gemeinschaft mit dem dreimal heiligen Gott ausgeschlossen, sie können jedoch aus ihrem Reich der Finsternis noch kommen und vor Gott im Himmel erscheinen. Hiob.1,6; 1.Kön. 22,19-22; Eph.6,12. . . . „Die Engel, die ihr Fürstentum nicht bewahrten . . . hat Er behalten zum Gerichte des großen Tages mit ewigen Banden in der Finsternis.” Judas 6.

2. Die Bezeichnung „Abgrund“ bedeutet zuweilen den Ort, wohin die Dämonen verbannt sind und den sie ohne Gottes Erlaubnis nicht verlassen dürfen. Ihr Schrecken ist es, dort für immer eingeschlossen zu sein. . . .
. . . „und hatten über sich den Engel des Abgrunds, des Name heißt auf Hebräisch Abaddon und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon (Zerstörung) Offb. 9,1. Dieser Engel kann kein anderer als Satan selbst sein. Um den höllischen Ursprung des Tieres, des Antichrists, zu kennzeichnen, ist von ihm gesagt, daß er „wird wiederkommen aus dem Abgrund und fahren in die Verdammnis“. Offb. 17,8. . . .

3. Seit der Erscheinung Christi zu Beginn der Evangelien wissen die Dämonen, daß die Stunde ihres Gerichtes schlägt. Besser als die Menschen wissen sie, wer der Herr ist. Sie zittern und können nicht verhindern, daß sie Seinen Namen ausrufen. Der Mensch, der einen unsauberen Geist hatte, schrie: „Halt, was haben wir mit Dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiß, wer Du bist: der Heilige Gottes . . . Es fuhren auch die Teufel aus von ihnen, schrien und sprachen: Du bist Christus, der Sohn Gottes. Und Er bedrohte sie. . .” Luk. 4, 33. Die besessenen Gadarener schrien: „Ach Jesus, Du Sohn Gottes, was haben wir mit Dir zu tun? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?“ Matth. 8,29.
Dieses Wissen der Dämonen führt sie weder zur Buße noch zur Heiligung. Jakobus schreibt hierzu: „Du glaubst, daß ein einiger Gott ist? Du tust wohl daran, die Teufel glauben’s auch und – zittern. 2,19. Viele Menschen, die sich damit begnügen, an das Dasein Gottes zu glauben, haben also keinen anderen Glauben als die Dämonen. Dieser Glaube ändert in keiner Weise ihr Leben. Wenn sie sich nur einen Augenblick Zeit nähmen und nachdächten, würden sie schon bei dem Gedanken an das unausweichbare Gericht zittern. Wir müssen noch feststellen, daß der Kampf gegen die bösen Geister in Jesu Wirken einen großen Raum einnimmt.

Wenn wir nur in Matthäus nachlesen, so finden wir,
daß Er Besessene und Mondsüchtige heilt; 4,24;
Er treibt durch Sein Wort Geister aus; 8,16;
Er befreit die beiden unglücklichen Gadarener. 8, 28-32; den stummen Besessenen; 9, 32-33;
dann einen anderen blinden und stummen Besessenen; 12,22;
die Tochter des kanaanäischen Weibes; 15, 22-28; das mondsüchtige Kind; 17, 15-18.
Wie Petrus berichtet, so ist Er wirklich umhergezogen „und hat wohlgetan und gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit Ihm“. Apg.10,38. „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß Er die Werke des Teufels zerstöre.“ 1.Joh.3,8.

4. Das Kreuz zerstört das Reich der Finsternis. Christus „hat ausgezogen die Fürstentümer und Gewaltigen und hat sie schaugetragen öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst“. Kol. 2, 15. Von nun an können die bösen Geister nur noch dem Endgericht entgegengehen. Wenn sie zu Christus sagen: „Bist Du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist“, so zeigen die Dämonen, daß sie in der ständigen Angst vor jenem verhängnisvollen Augenblick leben.

5. Die herrliche Wiederkunft unseres Herrn wird die große Abrechnung herbeiführen. Satan und seine Engel werden dann zum letzten Mal im Himmel kämpfen und von Michael und seinen himmlischen Heerscharen ausgestoßen werden. Offb. 12, 7-9. Noch einmal werden sie während der Herrschaft des Antichrists und der Schlacht von Harmagedon freies Feld für ihre Wut haben. Offb. 12,12; 16,14. Doch zu Beginn des Tausendjährigen Reiches werden sie von der Erde verjagt werden. „Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen das hohe Heer, das in der Höhe ist, und die Könige der Erde, die auf Erden sind, daß sie versammelt werden als Gefangene in der Grube und verschlossen werden im Kerker und nach langer Zeit wieder heimgesucht werden . . . Der Herr Zebaoth wird König sein auf dem Berge Zion und zu Jerusalem.“ Jes. 24, 21-23. Nach diesem Bibeltext werden die Dämonen mit ihrem Oberhaupt eingeschlossen werden. Mit ihm werden sie auch am Ende der tausend Jahre „in den feurigen Pfuhl geworfen werden, . . . von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Offb. 20, 10.
Sie werden nach den eigenen Worten Christi „in das ewige Feuer gehen, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“ Matth. 25,41. . . Schon auf Erden bekennen die Dämonen mit Zittern die Herrschaft Christi. In der anderen Welt wird das Wort Philipper 2,10-11 vollkommen erfüllt werden: Bis in die Hölle hinab werden alle Knie sich beugen und alle Zungen bekennen, „daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters“.

7. Der Sieg der Gläubigen über die Dämonen. Unsere Befreiung aus dem Reich der Finsternis ist eine vollendete Tatsache. „Danksaget dem Vater . . . welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes.“ Kol. 1,12-13. Aber es handelt sich um mehr als nur darum, daß wir ohne unser eigenes Dazutun befreit wurden: die Gläubigen sind aufgerufen, durch den Glauben am Siege des Herrn teilzunehmen und entschlossen zum Angriff überzugehen. Jesus wiederholt es immer wieder den Seinen: „Er rief Seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unsaubern Geister.“ Matth. 10,1. „ . . . Und sie gingen aus . . . und trieben viele Teufel aus.“ Mark. 3,14; 6,7. 12-13. Der Herr erklärt nach Seiner Auferstehung: ,,Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in Meinem Namen werden sie Teufel aus treiben … ” Mark. 16, 17. . . doch darin freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Luk. 10,17-20.
Immerhin bleibt es ein gefährliches Unterfangen, die bösen Geister anzugreifen. Die Jünger erlebten bei dem mondsüchtigen Knaben eine Niederlage und fragten Jesus nach dem Grunde. Er antwortete ihnen: „Um eures Unglaubens willen . . . Diese Art fährt nicht aus denn durch Fasten und Beten.“ Matth. 17, 14-21. . . .
Um höllische Mächte angreifen zu können, muß man ganz und gar dem großen Sieger angehören und wie Paulus Sein gereinigtes Werkzeug sein. Sonst ist es sehr gefährlich, dies zu tun.
Die ersten Christen haben übrigens nicht gezögert, die Kraft zur Hilfe zu nehmen, mit der sie der Herr bekleidet hatte. Wir lesen in der Apostelgeschichte: „Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch der Apostel Hände . . . Es kamen auch herzu viele von den umliegenden Städten gen Jerusalem und brachten die Kranken und die von unsaubern Geistern gepeinigt waren, und wurden alle gesund . . . ” Apg. 5,12.16. . . .
Wir möchten hier eine Frage stellen, die uns selber bewegt:

Ist die Gabe, Geister auszutreiben, eine der Ausnahmeerscheinungen, die den Beginn der neuen Gnadenzeit kennzeichnen (wie gewisse Wunder Jesu, verschiedene Erdbeben, einige Totenerweckungen, der Wind und die Feuerzungen am Pfingsttage usw.)?
Oder wird diese Gabe auch fernerhin in der Gemeinde Christi bleiben? Wir müssen feststellen, daß sie niemals in den Briefen erwähnt wird. Paulus spricht wohl von der Gabe, Geister zu unterscheiden, aber nicht von der, sie auszutreiben, 1. Kor. 12,10
Johannes sagt: „Prüfet die Geister!”, aber er spricht auch nicht davon, sie auszutreiben. 1. Joh. 4,1. Dieses Schweigen darüber im ganzen letzten Teil des Neuen Testamentes (der besonders für die Gemeinde geschrieben wurde) soll uns zweifellos auf diesem heiklen Gebiet vorsichtig machen. Wir glauben jedoch, daß alle die angeführten Stellen kräftig genug betonen, daß glaubensstarke und berufene Christen den Fall der Besessenheit entschlossen vor Gott bringen können. Im vorigen Jahrhundert haben uns die beiden Blumhardt nicht nur gezeigt, daß es Fälle von Besessenheit noch heute gibt, sondern auch, daß sie wirklich durch den Glauben, durch Fasten und Beten geheilt werden können.
Selbst angesichts aller Macht der Finsternis dürfen wir in unbeirrbarer Sicherheit und vollkommener Unterwerfung unter Gottes Willen ausharren. Er allein ist Herr über alle Geschöpfe, und Er wird Seine Versprechen treu halten. Wohl ist Paulus von dem Engel des Satans, der ihn mit Fäusten schlug, nicht erlöst worden, aber er ist in dieser Prüfung wunderbar unterstützt und gestärkt worden, so daß sich der Sieg des Herrn in ihm wunderbar bezeugt hat. 2. Kor. 12, 7-10.

VIERTER TEIL  Die Auferstehung

Kapitel I DIE AUFERSTEHUNG JESU CHRISTI.

1. Ihre Bedeutung.
Die Auferstehung Jesu Christi ist der Eckstein der ganzen christlichen Lehre über das Jenseits. Wenn Jesus auferstanden ist und sich nach Seinem Tode den Seinen lebend gezeigt hat, gibt es wirklich etwas jenseits des Grabes. Als Gegenbeweis führen die Ungläubigen vor allem an, daß „noch keiner aus dem Grabe zurückgekehrt ist“, und daß folglich auch eine jenseitige Welt gar nicht vorhanden sei. „Wenn man tot ist“, so sagen sie, „dann ist man tot. Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!“ 1. Kor. 15, 32.
Das Ostergeschehen macht diese Folgerungen zunichte und gibt uns den unwiderlegbaren Beweis eines ewigen Lebens.
Darum faßt Paulus das Wesentliche des christlichen Glaubens im Kreuz und in der Auferstehung des Heilands zusammen: „Ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich auch empfangen habe: daß Christus gestorben sei für unsere Sünden nach der Schrift, und daß Er begraben sei und daß Er auferstanden sei am dritten Tage nach der Schrift. …Also predigen wir, und also habt ihr geglaubt.“ 1. Kor. 15, 3. „Wir glauben an Den, der unsern Herrn Jesus auferweckt hat von den Toten, welcher ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt.“ Röm. 4, 24-25 . (Siehe auch 2. Kor. 5,15.)

Petrus geht sogar so weit zu sagen, daß Gott uns durch die Auferstehung Jesu Christi rettet. 1. Petr. 3, 21. Wir wollen sehen, warum diese Auferstehung so gewiß und so wesentlich ist

2. Die Auferstehung Christi wird im Alten Testament angekündigt.
Nach Paulus ist Christus auferstanden „nach der Schrift“. 1. Kor. 15, 4. Am Ostertag sagt Jesus zu den Jüngern, als Er ihnen das Verständnis öffnet, damit sie die Schrift verstehen: „ . . . Es muß alles erfüllt werden, was von Mir geschrieben ist im Gesetze Mose, in den Propheten und in den Psalmen . . . Also ist’s geschrieben und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage. Luk. 24, 44.
Das Gesetz Mose, wie bei den Juden die fünf Bücher Mose hießen, enthält zwei treffende Bilder der Auferstehung Jesu:

a) Isaak auf dem Berge Morija.
Gott verspricht Abraham, daß der Bund und das verheißene Heil durch seinen Sohn Isaak gewährleistet sein wird, 1. Mose 17,19, andererseits verlangt er diesen Sohn als Opfer. 1. Mose 22, 2. Als er seine Knechte am Fuße des Berges zurückläßt, sagt ihnen Abraham: „Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen w i r wieder zu euch kommen.“ Vers 5. Er glaubte demnach, daß Gott ihm auf irgendeine Weise Isaak wieder zurückgeben würde. Hebr. 11,19 erklärt: „Er dachte, Gott kann auch wohl von den Toten erwecken, daher er ihn auch zum Vorbilde wiederbekam.“ Abraham hatte den Befehl erhalten, sich auf einen der Berge des Landes Morita zu begeben. Der Tempel Salomos wurde gleichfalls auf dem Berge Morija erbaut. 2. Chron. 3,1. Da es dort mehrere Hügel gibt, fragt man sich, ob der Hügel Golgatha nicht sogar die Stätte der Opferung Isaaks ist. Auf jeden Fall hat der ewige Vater Seinen Sohn als vollkommenes Opfer am Kreuz dargebracht. Durch die wahrhaftige Auferstehung hat Er Ihn zurückbekommen.

b) Der Stab Aarons.
Nach dem Hebräerbrief war Aaron ein Vorbild auf unseren Hohenpriester Jesus. Aber verschiedene Leviten und Vornehmste des Volkes wurden von Korah, Dathan und Abiram verführt, daß sie ihm sein Priesteramt neideten und sich gegen die göttliche Wahl empörten. 4. Mose 16,1-3. 8-11. Um diese Wahl zu bestätigen, ließ der Herr einen Stab für jeden Stamm und einen für Aaron in das Heiligtum bringen. „Des Morgens aber, da Mose in die Hütte des Zeugnisses ging, fand er den Stecken Aarons, des Hauses Levi (einen einfachen trockenen toten Stab), grünen, und die Blüten aufgegangen und Mandeln tragen.“ 4. Mose 17, 16-23.
Die Wahl Jesu als Messias und Hoherpriester ist von den Obersten der Juden heftig bestritten worden. Aber Gott hat sie herrlich bestätigt, indem Er Seinen toten Leib aus dem Grabe wieder auferweckte. Christus „ist kräftig erwiesen . . . ein Sohn Gottes . . . da Er auferstanden ist von den Toten“. Röm. 1,4. . . .
Jona ist sogar nach den eigenen Worten Jesu ein Vorbild auf diese Auferstehung: „Die böse und ehebrecherische Art sucht ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn gleichwie Jona war drei Tage und drei Nächte in des Walfisches Bauch, also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde sein.“ Matth. 12, 39-40.
Die Psalmen lehren dasselbe. David schreibt: „Darum freut sich mein Herz, auch mein Fleisch wird sicher liegen, denn Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, daß Dein Heiliger verwese.“ Psalm 16,10.
Petrus erklärt diese Stelle am Pfingsttage. Er erinnert daran, daß David in seinem Grab geblieben ist und daher nicht von sich selbst gesprochen haben kann. „Da er nun ein Prophet war und wußte, daß ihm Gott verheißen hatte, daß die Frucht seiner Lenden sollte auf seinem Stuhl sitzen, hat er’s zuvor gesehen und geredet von der Auferstehung Christi, daß Seine Seele nicht dem Tode gelassen ist und Sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat.“ Apg. 2, 29.
Paulus sieht in Psalm 2, Vers 7 eine Anspielung auf die Tatsache, daß der Vater den Sohn gezeugt hat, um Ihn zum Erstgeborenen unter den Toten zu machen. – „Wir verkünden euch die Verheißung, die zu unsern Vätern geschehen ist, daß sie Gott uns, ihren Kindern, erfüllt hat indem, daß Er Jesus auferweckte, wie denn im zweiten Psalm geschrieben steht: Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeuget.“ Apg. 13,32. . . .
Das Alte Testament bestätigt also, daß die Auferstehung Christi weit davon entfernt ist, eine Erfindung oder eine Sinnestäuschung verstörter Jünger zu sein, sondern daß sie von Anfang an im Heilsplan Gottes vorgesehen war. Für uns, die wir an die Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift glauben, ist dies Zeugnis von größter Bedeutung. . . .

3. Jesus kündet selber Seine Auferstehung an.
Jesus war sich des Endes Seiner Erdenlaufbahn voll bewußt. Er kündete immer wieder sowohl Seinen Tod wie auch Seine Auferstehung an, die drei Tage darauf folgen würde. (Siehe z. B. Matth. 16, 21; 17, 22-23 ; 20, 19 usw.)
Am Ostermorgen erinnern die Engel die Frauen an die Worte des Herrn. Luk. 24, 6-8. . . .
Bei der Verklärung, die Seine Herrlichkeit bezeugte, unterhielten sich Mose und Elia mit Christus „von dem Ausgang, welchen Er sollte er• füllen zu Jerusalem”. Luk. 9, 31.
Schließlich hat Jesus auch immer wieder die Wirksamkeit erwähnt, die Er nach dem Kreuzestode ausüben würde: Seine Wiederkehr, Seine Gerichte, Seine Herrschaft, Seine Herrlichkeit. Matth. 16, 27; 24,30; 25, 31; usw. Er hat also beständig verkündet, daß Er auferstehen werde. Und wenn sich dies nicht erfüllt hätte, wie könnten wir dann noch an Ihn glauben?

4. Der Auferstehung ist ein gebührend und öffentlich festgestellter Tod voraufgegangen.
Viele Ungläubige vermuten, daß Jesus, als Er vom Kreuz abgenommen wurde, nur ohnmächtig war. Er wäre durch die Ruhe und Kühle im Grabe wieder belebt worden und aufgewacht. Somit hätte Er dann aus eigener Kraft verschwinden können. Der Tod des Herrn ist jedoch durch zahlreiche Zeugen und vielfache Beweise bestätigt worden:
1. Der Hauptmann und die Kriegsknechte „erschraken sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ Matth.27,54.
2. Die Frauen mit den beiden Marien waren da und sahen zu. Luk. 23, 49.
3. „Alle Seine Bekannten standen auch da.“ Luk. 23, 48 .
4. „Alles Volk, das dabei war und zusah, schlugen sich an ihre Brust und wandten wieder um.“ Luk. 23, 48.
5. Um ein Ende zu machen, brechen die Kriegsknechte den Schächern die Beine, aber als sie zu Jesus kommen und sehen, daß Er schon gestorben ist, öffnen sie Seine Seite mit einem Speer. Joh. 19, 32.
7. Pilatus will der Bitte Josephs entsprechen, er verwundert sich, daß Jesus schon tot ist und läßt es sich von dem Hauptmann bestätigen. Mark.15, 44-45;
8. Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, nimmt Jesus vom Kreuz. Er wickelt Ihn in ein Leintuch und legt Ihn in das Grab. Mark. 1, 43-46.
9. Er wird von einer anderen angesehenen Persönlichkeit dabei unterstützt, nämlich von Nikodemus. Joh.19,39
12. Ein großer Stein wird vor die Tür des Grabes gewälzt. Matth. 27,60.
14. Die Hohenpriester und Pharisäer sind völlig überzeugt, daß Jesus tot ist, und fürchten, daß Seine Jünger kommen könnten und den Leichnam stehlen, um eine Auferstehung vorzutäuschen. Matth. 27, 62-64.
15. Pilatus erlaubt ihnen, eine Wache vor das Grab zu stellen. Matth. 27, 65-66.
17. Besondere Wunder ziehen die Aufmerksamkeit auf Jesu Tod, der nicht unbemerkt geschehen kann: Der Vorhang des Tempels zerreißt, die Erde bebt, „viele Leiber der Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern und kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen“. Matth. 27,51-53 .
Diese Tatsache ist also unwiderlegbar. Wir wollen sehen, ob das mit der Auferstehung auch der Fall ist.

5. Die Zeugen der Auferstehung Christi.
Petrus erklärt: „Den hat Gott auferweckt am dritten Tage und Ihn lassen offenbar werden den vorerwählten Zeugen vor Gott, die wir mit Ihm gegessen haben, nach dem Er auferstanden war von den Toten.“ Apg. 10, 40-41.
Wer sind diese Zeugen und welche Gewähr bieten sie?
1. Die Frauen sehen gemeinsam das leere Grab. Mark. 16, 1-8.

2. Maria Magdalena begegnet als erste dem lebendigen Jesus und spricht mit Ihm. Mark. 16, 9-10; Joh. 20, 11-18.
3. Petrus läuft zum Grabe, wo er als erster eintritt. Luk. 24, 12. Kurz danach erscheint ihm Jesus selber. Luk. 24,34.

4. Johannes, der mit Petrus zum Grabe gelaufen ist, tritt ebenfalls ein. Er ist sofort überzeugt, denn der Text fügt hinzu: „Er sah und glaubte es.“ Joh. 20, 8.

5. Die Hüter „erschraken und wurden, als wären sie tot“. Dann gehen sie zu den Hohenpriestern und verkündigen, was geschehen ist. Matth. 28,4.
6.
Die Hohenpriester und Ältesten geben den Kriegsknechten eine große Summe, damit sie ein falsches Gerücht verbreiten, und sie versprechen ihnen, den Landpfleger zu beruhigen. Matth. 28,12-15. Wenn die Ältesten nicht davon überzeugt gewesen wären, daß die Kriegsknechte die Wahrheit sagten, so hätten sie weder diese Summe geopfert, noch sich in diese Gefahr gewagt.

7. Die beiden Emmaus-Jünger. Luk. 24, 13-33.

8. Die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Mark. 16, 14-19; Luk. 24, 36-51.

9. Die Jünger mit Thomas acht Tage später.

10. Die Elf in Galiläa. Matth. 28, 16-20.

11. Mehr denn fünfhundert Brüder auf einmal, von denen Paulus sagt, daß „deren noch viele leben“. 1. Kor. 15,6. Es ist also noch lange möglich gewesen, ihr Zeugnis zu prüfen. Wahrscheinlich hat diese Begegnung gleichfalls in Galiläa stattgefunden, wohin Jesus und Seine Engel die Jünger und Brüder ausdrücklich bestellt hatten. Matth. 28, 7. In Anbetracht der schrecklichen Verfolgung, die in Jerusalem wütete, und des Zustandes der Jünger vor dem Pfingstwunder könnte man sich eine solch große und daher auch öffentliche Versammlung in der Hauptstadt kaum vorstellen. Es wird auch häufig angenommen, daß diese Erscheinung, die die fünfhundert Brüder erlebten, mit der Begegnung mit den Elfen, die wir schon erwähnten, zusammenfiel. Matth. 28,16.
12. Die elf Jünger am See Tiberias. Joh. 21, 1-23.
13. Jakobus. 1. Kor.15, 7.

14. Die Apostel, von denen mehrfach berichtet wird, daß sie den auferstandenen Herrn vierzig Tage lang sahen und bis zu Seiner Himmelfahrt auf dem Ölberg bei Ihm waren. 1. Kor. 15,7 ; Apg. 1,3-12.
15. Saulus von Tarsus auf dem Wege nach Damaskus. 1. Kor.15,8.

Diese Menge von mehreren hundert Zeugen, die Gott zuvor erwählt hatte, ist äußerst eindrucksvoll, und es ist unmöglich zu widerlegen, was sie uns zu sagen hat. Ihr Zeugnis wiegt um so schwerer, als die Jünger selber die allergrößte Mühe hatten, es zu glauben, und schließlich – sozusagen gegen ihren Willen – sich der unbestreitbaren augenscheinlichen Wahrheit fügen mußten. Dies geht aus zahlreichen Stellen her vor:

Ehe Jesus zu ihnen trat zweifelten etliche. Mark. 16,8: Die Frauen „gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe, denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen und sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich“. Mark. 16,10;
Maria Magdalena „ging hin und verkündigte es denen, die mit Ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten, und diese, da sie hörten, daß Er lebte und wäre ihr erschienen, glaubten sie nicht“.
Mark. 16, 13: Die Emmaus-Jünger „gingen auch hin und verkündigten das den andern, denen glaubten sie auch nicht. Zuletzt, da die Elf zu Tische saßen, offenbarte Er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubt hatten denen, die Ihn gesehen hatten auferstanden“.
Luk. 24, 3-5: Die Frauen „fanden den Leib des Herrn Jesu nicht . . . und da sie darum bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Engel . . . und sie erschraken und schlugen ihre Angesichter nieder zur Erde“.
Luk. 24, 11: Als endlich die Frauen – anscheinend von Maria Magdalena ermutigt – davon sprechen, deuchten den Jüngern „ihre Worte eben, als wären es Märlein, und sie glaubten ihnen nicht“.
Luk. 24, 22-25: Die beiden Emmaus-Jünger wissen um das Zeugnis der Frauen und derer, die das leere Grab gesehen haben, aber sie glauben es nicht. Jesus sagte ihnen darauf: „O ihr Toren und trägen Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben . . .“ Und erst bei ihrer Rückkehr nach Jerusalem hören sie zum ersten Mal die Jünger sprechen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“ Luk. 24, 34.
Luk. 24, 36-41: Als endlich Jesus mitten unter sie tritt, „erschraken sie und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist“. Wenn es auch eine Freude für sie bedeutete, so glaubten sie doch nicht und staunten nur. Er legte Wert darauf. vor ihnen zu essen.
Joh. 20, 6-9: Voller Unruhe treten Petrus und Johannes in das Grab. Johannes „sah und glaubte es. Denn sie wußten die Schrift noch nicht, daß Er von den Toten auferstehen müßte”.
Joh. 20, 11-18: Maria Magdalena ist in ihrer Verwirrung wohl kaum imstande, die Auferstehung zu begreifen. Sie weint und ist davon überzeugt, daß Feinde den Herrn weggetragen haben. Ihre Augen sind so voller Tränen, daß sie Jesus zuerst für den Gärtner hält, bis sie Ihn dann plötzlich am Klang Seiner Stimme erkennt.
Joh. 20,19: Die Jünger hatten am Osterabend die Türen verschlossen „aus Furcht vor den Juden ” . Sie glaubten also auch dann noch nicht an die Auferstehung des Herrn.
Joh. 20, 24-29: Thomas erklärt deutlich: „Es sei denn, daß ich in Seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meine Hand in Seine Seite, will ich’s nicht glauben.“ Und Jesus antwortet darauf : „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“
Eine solche Aufzählung von Bibeltexten macht die Einwendung zunichte, wonach die Jünger derart danach verlangt hätten, um jeden Preis den lebendigen Jesus wiederzusehen, daß sie Sinnestäuschungen für Wirklichkeit gehalten hätten; wie man in der Dunkelheit mit einem unbekannten Wanderer spricht, wie man in der Dämmerung von fern eine Weide ihre Zweige bewegen sieht, so hätten sie sich vorgestellt, den zu sprechen und zu sehen, den sie durchaus nicht verloren haben wollten. – Die Bibeltexte haben uns nun aber gerade das Gegenteil bewiesen. Die Jünger rechneten so wenig mit einer Auferstehung, sie glaubten den Versprechen Jesu so wenig, daß sie sich nur mit Mühe überzeugen ließen. Erst durch die Fülle der Beweise wurde endlich ihr Glaube an die Auferstehung Jesu unerschütterlich und einmütig.
Nicht allein der Unglaube der Jünger fällt auf, sondern auch ihr Schrecken, ihre grenzenlose Verwirrung bei diesem Ereignis, das sie ganz und gar aus der Fassung bringt. Darum müssen die Engel und Jesus selber sie immer wieder beruhigen:
Der Engel sagt zu den Frauen: „Fürchtet euch nicht! Entsetzet euch nicht!“ Matth. 28, 5; Mark. 16,6.
Jesus selber betont noch eindringlicher: „Fürchtet euch nicht! . . . Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? . . . Friede sei mit euch!“ Joh. 20,19.
Die seelische Haltung der Zeugen der Auferstehung ist also nicht die von Menschen, die wünschen, warten und schließlich mit aller Gewalt ein eingebildetes Ereignis zurechtzimmern.
Brauchen wir noch zu betonen, daß Zeugen, die Gott selber auserwählt, durch Ernst und Besonnenheit gekennzeichnet sind? Diese gesunden Fischer aus Galiäa waren gewiß nicht überspannt. Die Apostel und Saulus von Tarsus haben während ihres ganzen Lebens ihre gesunden Sinne und ihre Aufrichtigkeit bewiesen. Die Frauen haben Selbstverleugnung und Mut gezeigt. Selbst die Wachen und die Priester sprechen trotz allem gegen ihr eigenes Interesse. Wenn irgendein Ereignis vor einem gewöhnlichen Gericht von so vielen und beachtenswerten Zeugen bezeugt würde, erklärte man es ohne Zögern und Zweifel für wahr. Was die Auferstehung betrifft, so liegt hier noch mehr vor.

6. Andere Tatsachen, die die Auferstehung Christi begleiteten und bestätigten.
1. Der abgewälzte Stein. Dieser Stein war sehr groß, und die Frauen sprachen untereinander: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Als sie aber ankamen, „wurden sie gewahr, daß der Stein abgewälzt war“. Mark. 16, 3-4.
2. Das Zeugnis der Engel. Alle Berichte sagen ausdrücklich: Engel haben zu den Jüngern gesprochen, in oder vor dem Grabe, um sie in ihrem Schrecken zu beruhigen und ihnen die Auferstehung des Herrn zu verkündigen. Es waren ein oder zwei Engel zugleich – worin aber kein Widerspruch liegt. Nach Matthäus hat einer von ihnen den Stein von des Grabes Tür gewälzt und die Wachen so erschreckt, daß sie wie tot wurden. Matth. 28, 2-4. Nach Lukas sprechen die Engel dies schöne Wort : „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“ Luk. 24, 5.
3. Ein Erdbeben begleitet das Abwälzen des Steins, Matth. 28, 2, so daß das Ereignis nicht unbemerkt bleiben kann.
4. Das leere Grab ist wohl das stärkste Beweismittel. Wie könnte man dies leere Grab erklären, nachdem die Juden das größte Interesse daran hatten, die Auferstehung abzuleugnen und daher derartige Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatten? Warum haben sie niemals den Leichnam Jesu herbeibringen können, was alle Erörterungen sogleich abgeschlossen hätte? . . .
5. Die Leinen lagen samt den Binden am Boden, und „das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht zu den Leinen gelegt, sondern beiseite, zusammengewickelt an einem besonderen Ort“. Joh. 20, 5-7. Diese Einzelheiten sind von Augenzeugen festgehalten worden. . . .
6. Die Stimme Jesu und die Art, wie Er den Namen Maria Magdalenas ausspricht, läßt sie Ihn erkennen. Joh. 20,16. Die Stimme ist eines der sichersten Mittel, jemanden ohne Zögern zu erkennen.
7. Die ihnen vertraute Art, wie der Herr das Brot bricht und dankt, öffnet den Emmaus-Jüngern plötzlich die Augen. Luk. 24, 30-31.
8. Um ihnen zu beweisen, daß Er nicht nur eine Erscheinung ist, läßt Jesus die Jünger Seinen Leib und die Wundmale berühren. „Sehet Meine Hände und Meine Füße, Ich bin’s selber. Fühlet Mich an und sehet . . .” Luk. 24, 39.
9. Um Seine Jünger völlig zu überzeugen, läßt sich Jesus „ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseim“ von Seinen Jüngern vorlegen, und „Er nahm’s und aß vor ihnen“. Luk. 24, 41-49. Diese Tatsache hat auf Petrus solchen Eindruck gemacht, daß er sie im Hause des Kornelius wiedererzählt. Apg. 10, 41.
10. Nach Seiner Auferstehung vollbringt der Heiland das berühmte Wunder des wunderbaren Fischzuges, das Johannes sofort ausrufen läßt: „Es ist der Herr !“ Joh. 21, 6-8,11. Es wird uns sogar genau angegeben, daß in dem Netz hundertunddreiundfünfzig große Fische waren.
11. Wie allezeit, ist Er auch jetzt voller Fürsorge für die Seinen. Er hat für Seine hungrigen Jünger „Kohlen gelegt und Fische darauf und Brot . . . Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl ! Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt’s ihnen, desgleichen auch die Fische“. Joh. 21, 5. 9-13.
12. Die Unterhaltung, in deren Verlauf Jesus Petrus wieder in Ehren einsetzt, läßt keinen Zweifel an der Wirklichkeit des Auferstandenen. Joh. 21, 15-24. Der Apostel erwähnt sie noch in seinem zweiten Brief. 1, 14.
13. Vierzig Tage lang erscheint der lebendige Herr Seinen Jüngern, gibt ihnen verschiedene Beweise, „erzeigt sich ihnen lebendig, . . . und redete mit ihnen vom Reiche Gottes“. Apg. 1, 3. . . . 


14. Das Wunder der Himmelfahrt vertieft noch – wenn es überhaupt möglich ist – ihre Überzeugung. Mit ihren eigenen Augen sehen die Jünger gemeinsam, wie der lebendige Herr in die Herrlichkeit emporgehoben wird, und sie hören dazu noch einmal das Zeugnis der Engel. Luk. 24, 50-52; Apg. 1, 9-11 .
Sie haben also den Beweis, daß der Herr endgültig auferstanden ist und daß Er, wie Er verkündigt hat, von nun an mit Seinem verklärten Leibe zur Rechten Gottes sitzen wird.
15. Endlich ist für den Gläubigen das Pfingstwunder nicht ohne die Auferstehung möglich, deren Krönung es ist. Petrus sagt: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, des sind wir alle Zeugen. Nun Er durch die Rechte Gottes erhöht ist und empfangen hat die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater, hat Er ausgegossen dies, das ihr sehet und höret . . . So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christus gemacht hat.“ Apg. 2, 32-36. . . .
Das große Beweismittel für diejenigen, die zweifeln, ist dies: Kommt her und seht! Die Engel haben es angewandt, als sie den Frauen das leere Grab zeigten. Jesus hat zu Seinen Jüngern gesagt: „Sehet . . . Ich bin’s selber, fühlet Mich an und sehet Mich!”. . . .
Und was tun wir? 


7. Wie wird uns der Leib des Auferstandenen geschildert?
Diese Frage ist in zweifacher Hinsicht sehr wichtig:
a) Hatte Jesus bei Seinen Erscheinungen wirklich einen Leib oder kehrte Er nur „geistlich“ zurück?
b) Wenn unser Leib dem verklärten Leib des Auferstandenen ähnlich werden soll, wie wird er dann gestaltet sein? Phil. 3, 20-21.
1. Als Jesus aus dem Grabe auferstanden war, hatte Er wirklich einen Leib, den Er berühren ließ: „Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. Und Er sprach zu ihnen: . . . Sehet Meine Hände und Meine Füße, Ich bin’s selber. Fühlet Mich an und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, daß Ich habe“
2. In diesem Leib war etwas Neues, anderes, und darum haben die Jünger zuerst gezögert, Ihn zu erkennen:
„Etliche aber zweifelten, und Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen.” Matth. 28, 17-18. ,,Danach, da zwei aus ihnen wandelten, offenbarte Er sich unter einer andern Gestalt, da sie aufs Feld gingen . . . Und es geschah, da sie so redeten . . . . nahte Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie Ihn nicht kannten.“ Mark. 16, 12. Maria Magdalena „wandte sich zurück und sieht Jesus stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist . . .“ Ihr erster Gedanke war sogar, daß es er Gärtner wäre.
Jesus stand am Ufer, „aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war“. Joh. 21, 4.
Diese Texte sagen uns, daß etwas an Ihm verändert war. Aber es ist wohl zu verstehen, daß die Auferstehung Seinem Leib ein anderes Aussehen gegeben hatte.
3. Ohne Zweifel war da aber auch zu gleicher Zeit noch etwas von dem alten Leib, so daß die Jünger nach einem Augenblick des Zögerns davon überzeugt waren, daß Er es war. Jesus konnte ihnen sagen: „Ich bin’s. Fühlet Mich an und sehet.“ Die Emmaus Jünger, deren Herz schon in ihnen brannte, da Er mit ihnen redete, erkannten Ihn unzweifelhaft an der vertrauten Art, mit der Er das Brot brach und dankte. Luk. 24, 30-35.
Maria Magdalena war verzweifelt, sie erkannte Ihn nicht, sah Ihn wahrscheinlich auch kaum an. Als Er das einzige Wort: „Maria!“ sagte, wußte sie sofort, daß Er es war, wandte sich um und sagte zu Ihm: „Meister!“ Irgend etwas im Klang der Stimme war ihr ein unwiderlegbarer Beweis.
4. Jesus trug die Wundmale Seines Todes. Er hatte Seinen Jüngern „Seine Hände und Seine Füße“ gezeigt. . . .
5. Hatte der auferstandene Christus wirklich das Bedürfnis, zu essen, wie Er es vor Seinen Jüngern tat? Diese Stelle sagt uns nicht, daß Er Hunger hatte, sondern daß Er auf eine faßbare Art und Weise die wirkliche Gegenwart Seines Leibes beweisen wollte. Er hat gegessen, um Seine Jünger zu überzeugen. Angesichts anderer Bibelstellen, die vom geistlichen Auferstehungsleib handeln, können wir uns kaum vorstellen, daß der Herr und Seine Auserwählten in der anderen Welt materieller Nahrung bedürfen.
6. Wenn auch der Leib Jesu greifbare Wirklichkeit war, so hatte er doch neue, für uns unerklärbare Eigenschaften. Als die Emmaus Jünger Ihn erkannten, verschwand Er vor ihnen. Luk. 24, 31 . Zweimal trat Er unter Seine Jünger, obwohl die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden. Am Himmelfahrtstage steigt Er sogar vor den Augen der Apostel gen Himmel. Die Gesetze der Schwerkraft bestehen für Ihn nicht mehr. Gott, der Schöpfer der Welten, kann nach Seinem Wohlgefallen Seinem Sohn einen neuen Leib geben, der von dem unseren verschieden ist. Die neuesten Entdeckungen über die Kraft, welche die Materie zusammenhält, lassen unerhörte Möglichkeiten der Entwicklung gerade dieser Kraft voraussehen.
7. Wenn Jesus Seine Jünger auffordert, Ihn zu berühren, auf daß sie nicht mehr zweifeln, warum sagt Er dann ganz klar zu Maria: „Rühre Mich nicht an?“ Der Herr läßt sich, wie gesagt, von den Jüngern anrühren, um sie von der wirklichen Gegenwart Seines Leibes zu überzeugen. Andererseits aber gibt Er Maria zu verstehen, daß Er tatsächlich diese Welt verlassen hat. Er will nicht, daß sie Ihn in der Aufwallung eines irdischen Gefühls berührt. Bald wird Er wieder zum Vater zurückgekehrt sein, um sich zur Rechten der göttlichen Majestät zu setzen, bald wird Johannes, der Lieblingsjünger, als er des Menschen Sohn in Seiner Herrlichkeit wiedersieht, zu Seinen Füßen fallen wie ein Toter. Offb. 1, 17. In diesem Sinne schreibt Paulus: „ Ob wir auch Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir Ihn doch jetzt nicht mehr.“ 2. Kor. 5, 16.
8. Hat Jesus Christus nach der Himmelfahrt Seinen auferstandenen Leib behalten?
Gewiß! Die Heilige Schrift bezeugt es. Als Hesekiel im Himmel den Thron des Ewigen sieht, erblickt er „Einen, gleichwie ein Mensch gestaltet“, ringsum von strahlendem Licht umgeben, „dies war das Ansehen der Herrlichkeit des Herrn“. Hes. 1, 26-28 .
Daniel schreibt: „Siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten (Gott-Vater) . . . Der gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich.“ Dan. 7, 13-14.
Johannes sieht auf Patmos den auferstandenen Christus: „Ich sah Einen, Der war eines Menschen Sohn gleich.“ Dann gibt uns der Apostel eine ausführliche Beschreibung des verklärten Leibes des Herrn. Er spricht von Seinem Haupte, Seinen Augen, Seinen Füßen, Seiner Stimme, Seiner Hand, Seinem Mund, Seinem Angesicht. Er sagt, daß Ihn bald alle Augen sehen werden. Jesus selbst behält den Namen „Menschen Sohn“ bei, wenn Er von Seiner herrlichen Wiederkehr spricht: „Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln . . .
Wie glücklich macht uns die Gewißheit, daß wir im Himmel nicht allein von der erhabenen göttlichen Majestät empfangen werden, sondern von einem von uns, dem auferstandenen Menschensohn. Jesus ist wahrlich nicht nur hier auf Erden Mensch geworden, Er hat auch bis in die Ewigkeit die Züge unseres verklärten Menschentums bewahrt.
9. Von wem ist Jesus auferweckt worden? Jesus ist „die Auferstehung und das Leben“. Joh. 11, 25. . . .
Er sagt: ,,Ich lasse Mein Leben, auf daß Ich’s wiedernehme. . . . Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Solch Gebot habe Ich empfangen von Meinem Vater.“ Joh. 10, 17-18.
„Den hat Gott auferweckt und aufgelöst die Schmerzen des Todes . . . Diesen Jesus hat Gott auferweckt“, Apg. 2, 24. 32 usw. . . . „Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters.“ Röm. 6, 4.
Endlich sagt die Heilige Schrift: Durch den Geist geschieht die Auferstehung. „So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch derselbe, der Christum von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen um deswillen, daß Sein Geist in euch wohnt. Röm. 8,11. „Der Geist ist’s, der da lebendig macht.“ Joh. 6, 63.
Die Bibel schreibt demnach die Auferweckung allen drei Personen der Dreieinigkeit zugleich zu. Sie sind unzertrennlich und wirken nur gemeinsam.
Die Erschaffung der Welt wird dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geist zugeschrieben. 1. Mose 1,1. 2; Hebr. 1, 2. 10.
Das Erlösungswerk wird ebenfalls allen drei göttlichen Personen zugeschrieben: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab.“ Joh. 3,16.
„Es ist in keinem anderen Heil (Jesus).“ Apg. 4, 12 .
„Der Geist ist’s, der lebendig macht . . . Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Joh. 6,63; 3,5.
Es ist daher nicht verwunderlich, daß es auch der Zusammenarbeit der ganzen Dreieinigkeit bedurfte, um das große Osterwunder zu vollbringen. 


10. Welche Folgen haben sich für Jesus Christus aus Seiner Auferstehung ergeben?
1. „Er ist kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes . . . , der da heiligt seit der Zeit, da Er auferstanden ist von den Toten.“ Röm. 1, 4.
Gewiß, die Gottessohnschaft Jesu Christi war bis dahin schon immer von der Heiligen Schrift, von Gott-Vater und vom Heiland bezeugt worden. Aber solche Erklärungen wären vollkommen nichtig, wenn Jesus im Grabe geblieben wäre. 
Wenn Er nicht auferstanden wäre, so hätte Er bewiesen, daß die Heilige Schrift sich getäuscht hätte und daß Er selber nur ein machtloser Mensch gewesen wäre. Aber als Er Ihn aus dem Grabe zog, hat Gott bewiesen, daß Sein Wort wahr ist und daß Er die Person und das Werk Seines Sohnes vollkommen bejahte. . . .
2. Alle Gewalt ist dem auferstandenen Herrn gegeben worden. Jesus sagt Seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden . . . Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ Matth. 28, 18.
Von nun an sitzt Jesus zur Rechten Gottes. . . .
3. „Christus, von den Toten erweckt, stirbt hinfort nicht, der Tod wird hinfort nicht über Ihn herrschen.“ Röm. 6, 9. . . .
Ohne die Auferstehung gäbe es für uns heute weder Gegenwärtigsein noch Jesu Christi Wirksamkeit.

4. Der Herr ist dank Seiner Auferstehung tätiger und gegenwärtiger denn je. Die Apostelgeschichte ist im Grunde nicht richtig benannt. Der Titel dieses Buches müßte heißen: „Die Geschichte des lebendigen Christus, der kraft des Heiligen Geistes durch Seine Jünger wirkt.“
Der Herr wirkt in der Tat mit Seinen Jüngern.
Er gibt Seinen Zeugen Seine Befehle und sendet sie aus.
Er nimmt den Geist Stephanus’, des ersten Blutzeugen, auf.
Er bekehrt und ruft Saulus von Tarsus.
Er ermutigt Seinen Apostel zu Korinth.
Dann sendet Er ihn bis nach Rom.
Diese „Geschichte des Herrn“ wird erst bei Seiner Wiederkunft enden, denn Er lebt in dem Herzen eines jeden Seiner Jünger: „Christus lebt in mir.“ Gal. 2,20. „Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit.“ Kol. 1,27.
Alle diese Zeugnisse, alle diese Bibeltexte wären sinnlos, wenn Christus nicht auferstanden wäre.


11. Welche Folgen ergeben sich für die Gläubigen aus der Auferstehung Christi?
Um uns im nächsten Kapitel nicht zu wiederholen, erwähnen wir hier nur drei Punkte:
a) Die Auferstehung Christi schafft unser Heil und unsere eigene Auferstehung.
Jesus „ist um unserer Sünde willen dahingegeben und um unsrer Gerechtigkeit willen auferweckt“. Röm. 4, 25. Die Auferstehung hat bewiesen, daß Gott die Opfertat am Kreuz angenommen hat. Sonst hätten wir keinen Heiland, der uns rechtfertigt.
„Denn so wir Gott versöhnt sind durch den Tod Seines Sohnes, da wir noch Feinde waren, viel mehr werden wir selig werden durch Sein Leben, so wir nun versöhnt sind.“ Röm. 5,10. Das Kreuz nimmt unsere Sünden hinweg und versöhnt uns mit Gott. Die Auferstehung vollendet in uns das gute Werk und läßt uns vor Gott leben. . . .
„Der, so den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken durch Jesum und wird uns darstellen samt euch.“ 2. Kor. 4,14.
Man versteht nunmehr die kräftigen Zeugnisse der Apostel. Petrus erklärt, daß wir durch die Auferstehung Jesu Christi die Seligkeit er langt haben. 1. Petr. 3, 21. Und Paulus wiederholt eindringlich, daß, wenn Christus nicht auferstanden wäre, unser Glaube vergeblich wäre und daß wir die elendesten unter allen Menschen wären. 1. Kor. 15,14…
b) Christus, der letzte Adam, schafft eine neue Menschheit.
Paulus vergleicht in Römer 5, 12-21 Adam mit Jesus Christus. Der erste Mensch hat durch eine Übertretung alle Menschen in die Verdammnis gezogen, Christus durch eine Gerechtigkeit – Seinen Kreuzestod – allen Menschen die Rechtfertigung gebracht.
1. Korinther 15 geht der Apostel noch weiter. Er unterstreicht noch mehr die Wirkung der Auferstehung Jesu Christi auf die ganze Menschheit: „Sintemal durch einen Menschen der Tod und durch einen Menschen die Auferstehung der Toten kommt, denn gleichwie in Adam alle sterben, also werden in Christo alle lebendig gemacht werden.“ 1. Kor. 15, 21-22.
Adam, der erste Mensch, wurde eine lebendige Seele.
Christus, der letzte Adam, wurde ein Geist, der da lebendig macht.
Adam ist irdisch, .,natürlich”, und seine Söhne sind nach seinem Bilde irdisch.
Christus, der zweite Mensch, ist vom Himmel. Diejenigen, die Er zeugt, werden nach Seinem Bilde auch himmlisch sein. 1. Kor.15, 45-49.
c) Christus ist der Erstling unter denen, die da schlafen. 1.Kor. 15,20 und Apg. 26,23.
Es hat vor und nach Jesus Christus mehrere Auferstandene gegeben, aber alle ohne Ausnahme mußten ins Grab zurückkehren. Christus allein, „von den Toten erweckt, stirbt hinfort nicht“, Röm. 6, 9.

Er allein ist als Siegesheld in das Jenseits eingegangen. Alle entschlafenen Gläubigen, selbst die allerheiligsten, sind im Augenblick noch – was ihren Leib betrifft – unter der Herrschaft des Todes.
Gewiß, ihre Seele ist gerettet und beim Herrn, aber ihr Leib ist im Grabe, und sie warten auf ihres „Leibes Erlösung“. Röm. 8, 23. Am Ende der Zeiten wird sich das ändern. „Sie werden in Christo alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus, danach die Christo angehören, wenn Er kommen wird.“ 1. Kor. 15, 22-23.
Eines wollen wir zum Schluß noch festhalten: Wenn Christus der Erstling ist unter denen, die da schlafen, so ist das eine feierliche Gewähr für die Auferstehung dieser Entschlafenen. Wenn die Erstlingsfrüchte eingebracht sind, wird die Ernte nicht säumen.

12. Welche Wirkung hatte die Auferstehung Christi auf die ersten Jünger?
Wir haben die Traurigkeit, das Entsetzen, den Unglauben gesehen, womit die Jünger zuerst die Auferstehung aufnahmen. Aber als sie von der unwiderleglichen Tatsache überzeugt werden, vollzieht sich in ihnen eine außerordentliche Veränderung: Die Frauen werden von unsagbarer Freude erfüllt. Als sie den Auferstandenen erblicken, fallen sie vor Ihm nieder, desgleichen die Jünger. Die Emmaus-Jünger fühlen ihr Herz in sich brennen, sie kehren zu derselben Stunde wieder nach Jerusalem zurück, um von Ihm zu zeugen. Luk. 24. Thomas ruft: ,,Mein Herr und mein Gott!“. Nachdem sie den scheidenden Christus angebetet haben, kehren die Brüder wieder nach Jerusalem zurück mit großer Freude, und sind allewege im Tempel, preisen und loben Gott. Dann verkündigen sie allenthalben die gute Botschaft. Von nun an ist Jesus für Seine treue Gemeinde nicht mehr der Zimmermann, der bescheidene Prophet von Nazareth. Er ist der, dessen vollkommene Gottheit für uns den Tod besiegt hat.
Man kann sagen, daß die Jünger in einem besonderen Sinne die Zeugen der Auferstehung werden. Zuerst und vor allem sind diejenigen, die am Ostertag das leere Grab und den lebendigen Herrn gesehen haben, damit beauftragt, die Botschaft überall zu verkündigen:
Matth. 28, 7-8: Gehet eilend hin und sagt es Seinen Jüngern, daß Er auferstanden sei von den Toten . . . und sie gingen eilend . . . daß sie es Seinen Jüngern verkündigten.

Mark. 16, 7: Gehet hin und sagt es Seinen Jüngern und Petrus!

Luk. 24, 9: Sie verkündigten das alles den Elfen.

Luk. 24, 3 5: Sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war, und wie Er von ihnen erkannt wäre.
Als die Gemeinde entsteht und sich entfaltet, sind die Jünger die „Zeugen der Auferstehung“.
Apg. 2, 32: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, des sind wir alle Zeugen.“

Apg. 4, 33: Mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus.
Darum ist es leicht zu erkennen, wie diese Osterbotschaft – neben dem Kreuz – den Mittelpunkt in den Predigten der Apostelgeschichte bildet. Siehe zum Beispiel die des Petrus (Apg. 2, 24-36) und die des Paulus (Apg. 13, 32-37). . . . Messen wir in unserem Leben und in unserer Zeugenschaft der Auferstehung auch eine solche Bedeutung bei?

13. Die Leugnung der Auferstehung und ihre Folgen.
Der die Macht des Todes hat der Teufel, und er hat vor Wut geschnaubt, als er sah, wie ihm seine Beute entrann. Von da an versucht der große Lügner erbittert, die beiden großen Tatsachen zu leugnen, die sein Reich vernichten: das Kreuz und die Auferstehung.


Zur Zeit der Apostel wie auch heute sind immer wieder viele aufgestanden und haben behauptet, daß die Ostergeschichte nur eine Legende sei. Diese Leugner befinden sich nicht nur unter den Gottesleugnern, sondern selbst unter den Predigern. In einem bekannten Werk schreibt einer der bedeutendsten modernen Theologen, daß die Mythen aus dem Neuen Testament ausgemerzt werden müßten, und nennt als eine der größten die Auferstehung Christi. (Bultmann: Die Entmythologisierung des Neuen Testaments). Jesus – so behauptet man – wäre nur geistlich auferstanden, Sein Leib wäre im Grabe geblieben, da das Wunder einer leiblichen Auferstehung durchaus unmöglich sei. Aber Jesus hätte im Geiste Seiner Jünger weitergelebt, der von der Erinnerung an Ihn, von Seinem Beispiel und Seiner Lehre ganz durchdrungen gewesen wäre. Sie wären derartig von Seiner geistigen Gegenwart erfüllt gewesen, daß die Legende der Evangelien entstanden wäre.
Sagen wir ganz klar: Eine „geistliche“ Auferstehung Jesu ist eine Sinnlosigkeit. Gewiß, die Seele des Herrn ist im Totenreich gewesen, aber ohne jemals tot zu sein. Apg. 2, 27. Der Leib Jesu ist wieder zum Leben erweckt worden – und ohne diese Auferstehung wäre die ganze evangelische Verkündigung nichtig.
So aber Christus gepredigt wird, daß Er sei von den Toten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Toten sei nichts? Ist aber die Auferstehung der Toten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist auch unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. ” 1.Kor. 15, 12-14.
In dieser berühmten Stelle steht Paulus gegen die Leugnung der Auferstehung auf und schildert ihre furchtbaren Folgen:
1. Die Auferstehung Christi ist mit der Auferstehung der Toten eng verbunden. Vers 12.

2. Wenn die eine fällt, so gibt es auch die andere nicht. Vers 13. 16.

3. Die Predigt und die Briefe der Apostel wären in diesem Falle nur Lügen falscher Zeugen. Vers 14-15.
Die Heilige Schrift selber hätte sich getäuscht, und wir hätten weder ein Altes noch ein Neues Testament.
4. Unser Glaube wäre vergeblich und das Evangelium ohne Inhalt. Vers 14. 17. Könnten wir an einen Heiland glauben, der noch im Grabe und demnach ein machtloser Sünder ist?

5. Das Erlösungswerk Christi wäre nichtig, wir wären noch in unseren Sünden und die, so in Christo entschlafen sind, wären verloren. Vers 17. 18.

6. Wir Gläubigen wären die elendesten unter allen Menschen. Wir wären in diesem Leben getäuscht und hätten unsere Hoffnung auf einen Wahn gesetzt – und hätten auch in der andern Welt kein Heil zu erwarten. Vers 19.

7. Der Glaube der ersten Gemeinde an die Auferstehung würde dadurch zum Gespött. Vers 29.

8. Die Leiden und die Kämpfe der Diener Gottes (um seines Glaubens willen hat Paulus sogar zu Ephesus mit wilden Tieren gefochten) wären vollkommen zwecklos. Vers 30-32. Und wo bliebe die göttliche Gerechtigkeit?

9. Wenn wirklich die Toten nicht auferständen, so hätten die Weltmenschen recht, wenn sie sagen: ,.Lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.” Das Leben hätte keinen Sinn mehr. Nur die irdischen Güter hätten Wert. Aber wir haben gesehen, wie sie – weit davon entfernt, uns zu befriedigen – uns schließlich allein lassen angesichts der Verzweiflung. Wenn sich für die Ungläubigen das „morgen sind wir tot” in „heute ” verwandelt, so bedeutet dies die furchtbare Begegnung mit Gott und die ewige Verdammnis.
10. Diejenigen, die die Auferstehung unseres Herrn leugnen – und damit auch unsere eigene Auferstehung -, sind schlechte Gesellschaft und verderben gute Sitten. Wer sich mit solchen Menschen einläßt, setzt seinen Glauben und endlich auch seinen Lebenswandel aufs Spiel. Haben wir uns durch solch einen Verkehr beeinflussen lassen, so wollen wir uns wieder auf uns selbst besinnen und nicht mehr sündigen. Diejenigen, die Ostern leugnen, kennen Gott nicht, sie sind ohne Christus, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt. Eph. 2, 12
Wir wollen für sie beten und versuchen, ihnen unseren Glauben mitzuteilen, wir, die wir aus Erfahrung wissen:


Christus ist wahrhaftig auferstanden!

Kapitel II DIE AUFESTEHUNG DER GLÄUBIGEN

1. Gott hat uns für das Leben und nicht für den Tod bestimmt.
Der Tod, so sagten wir, war nicht im ursprünglichen Plan Gottes. Der Mensch hat ihn als seiner Sünde Sold kennengelernt. Aber der Herr läßt es dabei nicht bewenden. Er versäumt niemals, Seine Pläne auszuführen. Durch die Auferstehung des Leibes und der Seele schafft Er sich Genugtuung und versetzt uns in einen noch höheren Stand als den im Garten Eden. Gott wird ausführen, was Er gesagt hat, Er wird wiederherstellen (Apg. 3, 21) und darüber hinaus noch mehr schaffen:
„So wahr Ich lebe, spricht der Herr, Herr, Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von Seinem Wesen und lebe. So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen…“ Hesek. 33, 11.

2. Die Auferstehung nach dem Alten Testament.
Man hat oft gesagt, daß das Alte Testament wenig vom Jenseits spricht. Das ist in gewissem Sinne richtig, denn die Offenbarung schreitet allmählich fort, und das meiste Licht über diesen Punkt haben uns Jesus Christus und Seine Apostel gegeben.
Bei den Juden war die unmittelbare Gegenwart des Ewigen solch eine Wirklichkeit, daß sie den Ausblick auf das zukünftige Leben überstrahlte. Das Alte Testament gibt keine bestimmte Lehre über die Unsterblichkeit, aber es stellt den Gläubigen in die Verbindung mit dem lebendigen Gott, der ihn zur Unsterblichkeit führen wird. Man kann von den Männern des Alten Bundes sagen, daß sie hauptsächlich folgendes voraussahen:
– den Ort der Toten – unter der Erde -, aber noch nicht die Hölle, und zu gleicher Zeit

- das messianische Reich – auf der Erde -, aber noch nicht den Himmel.
Wenn man sich jedoch in das Alte Testament vertieft, so ist man erstaunt, wieviel es – immer in bestimmter Form – von der Auferstehung verkündigt.
a) Die Auferweckungen im Alten Testament.
Drei Beispiele von Auferweckungen bezeugen in der Geschichte Israels, daß der Tod – wenn Gott es will – nicht endgültig ist.
– 1. Kön. 17, 20-22: Elia erweckt den Sohn der Witwe zu Zarpath.

– 2. Kön.4, 34-35: Elisa tut das gleiche mit dem Sohn der Sunamitin.

– 2. Kön. 13, 21: Allein die Berührung mit den Gebeinen Elisas erweckt einen Toten, den man in Elisas Grab warf.

b) Die Entrückungen.
Henoch (1. Mose 5, 24) und Elia (2. Kön. 2, 11) werden in den Himmel entrückt, ohne den Tod zu schmecken. (Hebr. 11,5.)
Diese verschiedenen Beispiele von Auferweckungen und Entrückungen künden zugleich prophetisch an, was einst den Gläubigen widerfahren wird: Die Toten in Christo werden auferstehen – die lebenden Gläubigen werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, ohne durch den Tod zu gehen.

1. Thess. 4, 16-17.

c) Die Sinnbilder der Auferstehung.
Wir haben schon drei erwähnt, nämlich:
Isaak, 1. Mose 22, 5.

den Stab Aarons, 4. Mose 17, 8.

Jona, Matth. 12, 39-40.

Wir finden auch noch eines in dem Gesicht von den verdorrten Totengebeinen, Hesekiel 37, 1-14. Der Prophet sieht ein weites Feld voller Totengebeine, die das Haus Israel darstellen. „Des Gebeins lag sehr viel auf dem Felde, und sie waren sehr verdorrt.“ Gott fragt ihn: „Meinst du auch, daß diese Gebeine wieder lebendig werden?“ Und Hesekiel antwortet: „Herr HErr, das weißt Du wohl“ (Das bedeutet, daß eine solche Möglichkeit das Fassungsvermögen und die Macht des Menschen übersteigt.) Dann läßt der Herr zweimal Seinen Geist über diese Gebeine wehen. Sie kommen wieder zusammen, Fleisch und Haut wachsen auf ihnen, der Odem tritt in sie ein, sie werden wieder lebendig, sie richten sich auf ihre Füße, und ihrer ist ein sehr großes Heer. Und Gott beschließt dieses Gesicht mit dem herrlichen Versprechen: „Ich will eure Gräber auftun und will euch, Mein Volk, aus denselben herausholen . . . und Ich will Meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt.“ Vers 12. 14.
Über diese Weissagung von der nationalen Wiedererstehung Israels hinaus enthält diese Stelle eine für das Alte Testament erstaunliche Vorschau auf die Auferstehung. Bald wird der Geist Gottes über alle die Totengebeine wehen, die nicht nur zerstreut, sondern sogar wieder zu Erdenstaub zerfallen sind. Er wird die Toten wieder zum Leben erwecken, und das wird wahrlich ein großes, sehr großes Heer sein. Hes. 37, 15-28.

d) Andere Versprechen und Anspielungen auf die Auferstehung.
Jesus gibt folgende Erläuterungen zu der Geschichte von dem brennenden Busch, 2. Mose 3, 6: „Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Mose gedeutet bei dem Busch, da er den Herrn heißt Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs. Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott, denn sie leben Ihm alle.“ Luk. 20, 37-38. . . Wenn die Toten für Gott nicht „lebend“ und für die Auferstehung bestimmt wären, so würde Er nicht „Ich bin“, sondern „Ich war der Gott Abrahams“ sagen.
Wahrhaft erhaben ist der Jubelruf Hiobs: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird Er sich über den Staub erheben. Und nach dem diese meine Haut zerschlagen ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott sehen. Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden Ihn schauen und kein Fremder…“ Hiob 19, 25-27.
Jesaja kündet die Auferstehung des Messias an und sagt weiter: „Und Er wird auf diesem Berge die Hülle wegtun, damit alle Völker verhüllt sind . . . und Er wird den Tod verschlingen ewiglich und der Herr HErr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen.“ Jes. 25, 7-8.
Daniel schreibt: „Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen – etliche zum ewigen Leben, etliche zu ewiger Schmach und Schande . . . Dan. 12, 2.
Hosea 13,14 steht geschrieben: „Ich will sie erlösen aus der Hölle und vom Tod erretten. Tod, Ich will dir ein Gift sein, Hölle, Ich will dir eine Pestilenz sein.“
Dank solcher Offenbarungen des Alten Testamentes glaubten die Juden zur Zeit Jesu Christi an die Auferstehung mit Ausnahme der Sadduzäer, der damaligen Liberalen. . . .
Paulus sagt zu Felix: „Ich diene also dem Gott meiner Väter, daß ich glaube allem, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten und habe die Hoffnung zu Gott, auf welche auch sie selbst warten, daß zukünftig sei die Auferstehung der Toten, der Gerechten und Ungerechten.“ Apg. 24, 14-15.

3. Die Auferweckungen in den Evangelien und in der Apostelgeschichte.
Zu den drei Auferweckungen im Alten Testament finden wir noch sechs im Neuen Testament:
1. der Sohn der Witwe zu Nain, Luk. 7, 13-15;

2. Jairi Töchterlein, Luk. 8, 54-55 ;

3. Lazarus, Joh. 11, 41-44;

4. die Heiligen, die beim Tode Jesu auferstanden, Matth. 27, 52-53;

5. Tabea, Apg. 9, 40;

6. Eutychus, Apg. 20, 9-12.

Hierzu möchten wir einige Anmerkungen machen:
a) Die Auferweckungen bildeten einen Teil der Wunder, die dazu bestimmt waren, den Auftrag dessen, der die „Auferstehung“ war, und Seiner Apostel zu bestätigen. Joh. 5, 36.
b) Sie waren verhältnismäßig zahlreich und wohl hinreichend, um zu gleicher Zeit die Möglichkeit und die Wirklichkeit eines Lebens nach dem Tode zu beweisen. Sie bereiteten die vollkommeneren Offenbarungen vor, die bald danach gegeben werden sollten.
c) Wie wir schon bemerkten, waren sie alle nur zeitweilig. Alle diese Auferweckten haben noch ein zweites Mal sterben müssen (eine unangenehme Erfahrung, die die Heilige Schrift in keinem Falle schildert). Christus ist und bleibt bis zu Seiner Wiederkehr der einzige wahrhaft Auferstandene, der Erstling unter denen, die da schlafen.
d) Keiner der Auferweckten, weder des Alten noch des Neuen Testamentes, gibt uns irgendwelche Kunde, erzählt irgend etwas von Seinem Todesweg und von dem Ort der Toten. Unsere Neugier hätte sie wohl gerne fragen mögen, aber die Heilige Schrift ist wortkarg über das Gebiet des Jenseits, und was sie sagt, muß uns genügen.
e) So außerordentlich für die Verstorbenen und ihre Familien ihre Auferstehung auch war, uns hat Gott noch unendlich Besseres vorbehalten. Das elfte Kapitel des Hebräerbriefes sagt uns: „Weiber haben ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen, andere aber sind zerschlagen und haben keine Erlösung angenommen, auf daß sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten.“ Vers 35.
Ist es wirklich so wünschenswert, seinen Tod einige Jahre zu verzögern und auf diese Erde zurückzukehren, nachdem man schon Abschied genommen hat? Für Paulus ist abzuscheiden und bei Christus sein viel besser. Wir wollen uns mit ihm darüber freuen, daß uns Gott die bessere Auferstehung vorbehalten hat.

4. Auch die Natur lehrt uns die Auferstehung.
Ein einziger Gott hat die irdische und die geistliche Welt geschaffen. Es ist also nicht erstaunlich, daß diese beiden Sphären oft dieselben Gesetze haben. Nachdem er die Heilige Schrift zum Zeugen angerufen hat, sucht Paulus in der Natur Beweise und Veranschaulichungen für das, was er behauptet. 1. Kor. 15, 4. 35-41.
a) Der Tod erzeugt das Leben. „Möchte aber jemand sagen: Wie werden die Toten auferstehen, und mit welchem Leibe werden sie kommen? Du Narr! Was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn.“ 1. Kor. 15, 35-36.
„Es sei denn, daß das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt’s allein, wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte.“ Joh. 12, 24.
Zu diesem großen allgemeinen Gesetz wollen wir zwei bestimmte Beispiele anführen:
Das Weizenkorn.
Wir haben auf der Bibelkonferenz zu Morges über diesen Gegenstand zwei Vorträge des hervorragenden Gelehrten Professor Henri Devaux, Bordeaux, gehört. In meisterhafter Weise hat unser Freund uns die vollkommene wissenschaftliche Genauigkeit des Verses Johannes 12,24 bewiesen. Das Weizenkorn stirbt buchstäblich. Sein Tod bedeutet die Geburt der neuen Pflanze, die Frucht bringen wird.
Die Kartoffel.
Wer hat noch nicht bei der Kartoffelernte zugesehen? Manchmal findet man dabei die Knolle wieder, die man im Frühjahr in die Erde gelegt hat. Sie ist braun, hart, sie scheint beinahe unverändert. In diesem Falle hat sie keinen Ertrag gebracht. Die Kartoffel dagegen, die eine reiche Ernte gebracht hat, ist im Grunde gar nicht mehr vorhanden. Sie hat ihre Kraft, ihr Leben für die neue Pflanze dahingegeben. Von ihr ist nur noch ein unkenntliches, verfaultes Überbleibsel vorhanden.
Der Tod erzeugt also Leben. Wenn dieses Gesetz in der irdischen, natürlichen Welt herrscht, warum erscheint es uns dann in der geistlichen Welt sinnlos oder erschreckend?
b) Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Samen und der Pflanze oder dem Leib, den er hervorbringt.
„Was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa Weizen oder der andern eines. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie Er will, und einem jeglichen Samen seinen eigenen Leib.“ 1. Kor. 15, 37-38. Das Senfkorn „ist das kleinste unter allem Samen, wenn es aber erwächst, so ist es größer als der Kohl und wird ein Baum, daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen unter seinen Zweigen”. Matth. 13, 31-32. Wenn wir nachdenken, finden wir, daß das Samenkorn uns etwas Besonderes lehrt:
Der Größenunterschied zwischen dem oft kaum wahrnehmbaren Samenkorn und der neuen Pflanze ist ungeheuer. Aus einer Eichel erwächst ein riesengroßer Baum.
So wird auch ein unerhörter Unterschied zwischen dem Leib, den wir in die Erde legen, und dem Auferstehungsleib sein.
Der Samen birgt unter scheinbarem Tod das Leben.
Ein trockenes hartes Korn, ein Samenstaub, Fruchtkerne, alle Arten von Samen scheinen tot und bergen doch in sich das Leben. Um die wirklich toten Samenkörner zu erkennen, gibt es nur ein Mittel: wir müssen sie alle in die Erde legen und abwarten, welche von ihnen noch keimfähig sind.
Wenn dem so ist, warum sollten wir dann staunen, wenn Gott unseren Leib als Samenkorn betrachtet, den Leib, der in die Erde gelegt wird und in sich die außerordentliche Fähigkeit birgt, zu einem künftigen Leben zu erstehen?
Der Samen bewahrt sehr lange seine Keimkraft. . . .

Derselbe Gott, der diese Wunder wirkt, kann auch nach Tausenden von Jahren die schlafenden Leiber wieder zum Leben erwecken.
Wenn auch der Unterschied zwischen dem Samenkorn und der neuen Pflanze so groß ist, so kann derselbe Same doch nur immer dieselbe Pflanze hervorbringen.
Was der Mensch sät, wird er ernten und nichts anderes. Aus einem Karottensamen wird kein Salat und aus einer Bohne keine Erbse. Es überrascht uns daher nicht, wenn Paulus schreibt: „Was der Mensch sät, das wird er ernten . . . Wer auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“
Das Leben, das wir hier führen, wird in der anderen Welt fortgesetzt werden und dieselben Folgen zeitigen. Die einen haben für Gott gelebt und werden zur herrlichen Ewigkeit auferstehen, die andern haben für sich selbst gelebt und werden zum Gericht auferstehen.
Die Umwandlung des Samenkorns in die neue Pflanze ist für uns ein Geheimnis.
In einem kleinen Samenkorn sind als Keim alle die wesentlichen Bestandteile enthalten, (Information) die das Einzelwesen und die Art bilden: Form, Größenverhältnis, Farbe, unterscheidende Eigenschaften. Das ist für jeden unvoreingenommenen Geist ein wahres, ein unerklärliches Wunder. Wie aus der Hülle, die im Grabe liegt, der Auferstehungsleib wird, können wir nicht erklären. Wie die Grundstoffe des in Staub zerfallenen Leibes sich wieder zusammenfinden, das weiß Gott allein, aber für Ihn wird es keine Schwierigkeit bedeuten.
Alte Kirchenväter und verschiedene katholische Gottesgelehrte sind der Ansicht, daß sich die kleinsten Teilchen (Partikel) unseres gegenwärtigen Leibes wieder zusammenfinden und den Auferstehungsleib bilden werden. Darum sind sie auch so scharfe Gegner der Einäscherung. Der Leib Jesu Christi ist allerdings so schnell wieder auferstanden und verwandelt worden, daß er sich nicht aufgelöst hat. Wie ist es aber zum Beispiel mit dem Leib Adams und der Patriarchen? Was würde aus den Leibern derer, die in Bombennächten verbrannt sind, wenn das Feuer die Auferstehung des Leibes verhinderte? Wenn man sich auf solch ein Gebiet wagt, könnte man schließlich auch fragen, welcher Körper denn nun eigentlich auferstehen sollte, der Leib der Jugend, des hohen Alters oder der Leib, den wir gerade bei unserem Tode haben? Man sagt, daß sich unser Leib abnutzt, daß sich seine Zellen im Zeitraum von sieben Jahren vollkommen erneuern und andere Körper bilden. Welche dieser Zeugen werden an unserer eigenen Auferstehung teilhaben? Es genügt, diese Fragen aufzuwerfen, um zu verstehen, daß hier nur Gott allein zu bestimmen hat.
Er, der soviel für uns Unverständliches erschuf, wird auch erfüllen, was Er uns versprochen hat. Er wird durch Seine Macht einen neuen Leib ins Leben rufen, der die herrliche Fortsetzung unseres gegenwärtigen Leibes sein wird. – Da wir die Einäscherung erwähnt haben, wollen wir noch folgendes hinzufügen: Im Altertum war die Einäscherung mit heidnischen Bräuchen verbunden und daher für die Juden ein Greuel.
Die Kanaaniter verbrannten ihre Kinder lebendig zu Ehren ihres Götzen Moloch. 5. Mose 12, 31. In unseren Tagen haben noch einige heidnische Religionen die Totenverbrennungen beibehalten, und es ist noch nicht lange her, daß die indischen Witwen sich auf den Scheiterhaufen ihres Gatten warfen.
Darum haben manche Christen Bedenken gegen die Einäscherung. Die Beerdigung erscheint ihnen eine natürliche Art, die Worte 1. Mose 3,19 zu erfüllen: „ .. . bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist.“
Wir wollen Achtung vor diesen Bedenken haben, aber auf alle Fälle wissen, daß diese Fragen unsere Seligkeit nicht ausmachen.

c) Die Tierwelt lehrt uns auch die Auferstehung.
Nachdem er von Samen und Pflanzen gesprochen hat, erwähnt Paulus das Fleisch des Menschen, das Vieh, die Vögel, die Fische, 1. Kor. 15,39. Es gibt verschiedene Zeiträume im Leben dieser Wesen: Befruchtung, Schwangerschaft oder Trächtigkeit, Geburt, und dann ein voll entfaltetes Leben.
Wir können den gegenwärtigen Zustand des Menschen mit dem Zustand der Schwangerschaft vergleichen. Das Leben ist ihm zwar gegeben, aber es ist begrenzt. Es verlangt danach, täglich zu wachsen. Bald wird uns die Auferstehung frei machen, und wir werden für immer das voll entfaltete vollkommene himmlische Leben genießen.
Die Insekten haben uns ebenfalls viel zu sagen, vor allem die Raupe, die zum Schmetterling wird. Ihre Entwicklung durchläuft drei Phasen: die Raupe, die oft ein sehr unscheinbares Äußeres hat, schwerfällig ein herkriecht und Blätter frißt, die Puppe, worin das Tier unbeweglich und gleichsam tot wie in einem Sarge liegt, der Schmetterling mit leuchten den Flügeln, der im Sonnenschein daherfliegt und Blütensaft trinkt. Wenn wir es nicht aus Erfahrung wüßten, wie könnten wir dann glauben, daß diese drei Wesen im Grunde ein und dasselbe sind, das verschiedene Entwicklungsstufen durchläuft? So ist auch manchem Menschen ein trübes, trauriges Erdenleben beschieden, er wird ins Grab gelegt, und alles scheint zu Ende zu sein, aber dann folgt die herrliche Auferstehung in der Gegenwart Gottes.
Die Larve der Libelle lebt im Wasser, und das fertige Insekt verläßt das niedere Element und schwingt sich in die Luft. Ist es denn außergewöhnlicher, wenn der Mensch die Erde verläßt und dafür den Himmel eintauscht?

d) Das ganze Weltall ist von unendlich verschiedenen Körpern bevölkert.
Es gibt die Pflanzen, den Menschen, die verschiedenen Tierarten: Vieh, Vögel, Fische usw. 1. Kor. 15, 37-38. Die modernen Gelehrten haben siebenhunderttausend verschiedene Arten festgestellt. Dieselbe Verschiedenheit weisen die unbelebten Körper, die irdischen so wohl wie die himmlischen, auf. Die Sonne, der Mond, die Milliarden Sterne zeigen einen unerschöpflichen Reichtum der Schöpfung. Und der Gott, der das alles geschaffen hat, ist wohl imstande, uns nach dem ersten Leib einen anderen, neuen Leib zu gewähren.
Wenn wir über den Text des Paulus hinausgehen, können wir in der Natur noch andere Gleichnisse der Auferstehung finden, zum Beispiel die Jahreszeiten.
Frühling, Jugend des Jahres – Jugend, Frühling des Lebens!
Sommer, die mit Früchten beladene Reife!
Herbst, die Ernte, der Verlust
Winter, der scheinbare Tod, den der Schnee mit seinem eisigen Leintuch bedeckt.
Dann aber beginnt ein neuer Kreislauf. Wie von einem Zauberstab berührt, springen die Knospen auf, alles grünt und blüht, die Vögel singen, die Blumen duften, und alles ist voller Freude. Der Mensch und die Menschheit selber durchlaufen einen ähnlichen Kreis. Jugend, Reife, Verlust, Tod. Aber dieser Tod ist nur scheinbar und vorübergehend.
Bald folgt die Auferstehung und der ewige Frühling.
Diese große Lehre der Natur ist wunderbar und klar. Selbst die Kinder können sie verstehen, während sich die Erwachsenen die Ohren verstopfen, um nichts davon zu hören.
Demjenigen, welcher fragt: „Wie werden die Toten auferstehen, und mit welcherlei Leib werden sie kommen?“ antwortet Paulus rücksichtslos: „Du Narr!“ 1. Kor. 15, 35. Dann erinnert er an die einfachen Tatsachen, die wir gerade behandelt haben. Werden wir unter den Klugen sein, die sich vor den Gesetzen der geistlichen und der irdischen Welt beugen, oder unter den Narren, die nur annehmen, was ihnen gefällt, und leugnen, was sonnenklar ist


5. Wie wird der Auferstehungsleib sein?
„Möchte aber jemand sagen: Werden die Toten auferstehn, und mit welcherlei Leib werden sie kommen?“
Diese Frage hat uns die Heilige Schrift auf eine Weise beantwortet, daß wir voll befriedigt sein müssen.
Sie betont zuerst einmal, daß die Auferstehung durchaus leiblich sein wird, nachdem die geistliche Auferstehung bei unserer Wiedergeburt stattgefunden hat. Der leibliche Tod ist durch die Sünde gekommen und nicht nach dem ursprünglichen Willen Gottes. Wenn die Erlösung vollkommen sein soll, so muß sie gleicherweise auch den Leib wiederherstellen. Sie ist nicht eine Erlösung „außer dem Leibe“, sondern die Erlösung des Leibes selbst. Röm. 8, 23.
Wir wollen nun zur Beschreibung des Auferstehungsleibes übergehen!

a) Der Leib wird gesät verweslich und wird auferstehn unverweslich.
Unser sterblicher Leib ist aus verweslichem Stoff. Welches Kampfes bedarf es, ihn vor gefährlichen Ansteckungen zu schützen, vor den Bazillen, die ihn unablässig bedrohen! Wenn ihn dann der Geist nicht mehr belebt, wenn das Herz still steht, zersetzt er sich erschreckend schnell. Alles Fleisch ist wie Gras: es welkt und verschwindet. Schönheit, Kraft, Jugend, alles versinkt im Grabe.
Aber „die Toten werden auferstehn unverweslich . . denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit“. 1. Kor. 15, 52. Bald wird es keine Krankheiten, keine eitrigen Wunden, keine Verwesung mehr geben. Das wird die Sicherheit und Unverweslichkeit sein.

b) Es wird gesät in Unehre und wird auferstehn in Herrlichkeit. 1. Kor. 15, 43.
Die Bibel lehrt nicht, daß wir den Leib verachten sollen. Der Leib an sich ist nicht schlecht. Er ist mit all seinen Organen ein Wunderwerk des Schöpfers, der alles gut geschaffen hat. Der Leib des Gläubigen ist überdies auch noch der Tempel des Heiligen Geistes. 1. Kor. 6, 19.
Paulus warnt vor einer gewissen Askese und vor einer Verachtung des Leibes, „welche des Leibes nicht schonen und dem Fleisch nicht seine Ehre tun zu seiner Notdurft“. Kol. 2, 20-23.
Warum sagt dann aber derselbe Apostel an anderer Stelle, daß der Leib in Unehre gesät wird? Weil der Leib, der an sich gut ist, das Werkzeug der Sünde und unseres aufrührerischen Willens geworden ist. Mit ihm befriedigen wir unsere schändlichen Lüste, mit ihm reden und handeln wir, wie es nicht recht ist. Darum müssen wir diesen Leib fest am Zügel halten, daß er den rechten Weg nicht verläßt: ,.Ich betäube meinen Leib und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werde.” 1. Kor. 9, 27. “Wo ihr durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben.” Röm. 8, 13. Eines Tages wird dieser Leib in Herrlichkeit auferstehn. Er wird weder Flecken noch Runzeln haben. Er wird den Willen des Herrn vollkommen erfüllen, da er Ihm als lebendiges, heiliges und angenehmes Opfer dargeboten wird.
Die Sünde hat unseren Leib nicht nur beschmutzt, sondern auch häßlich gemacht. Als Adam und Eva aus der Hand des Schöpfers hervor gegangen waren, müssen sie wunderbar schön gewesen sein. Heute ist die Häßlichkeit unter den Menschen verbreiteter als die Schönheit. Das müssen wir wohl zugeben, auch wenn uns persönlich unser Spiegel viel leicht etwas Schmeichelhaftes sagt. Der Herrlichkeitskörper wird zweifellos vollkommen und strahlend schön sein. Hier auf Erden wird die körperliche Schönheit oft mißbraucht, sie ist für viele ein wahrer Fall strick. Dort oben wird sie nur den Herrn verherrlichen und zu unserer Seligkeit beitragen.

c) Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehn in Kraft. 1. Kor. 15, 43.
Unser dem Tode geweihter Leib ist „schwach“, das heißt ohne Kraft. Von Geburt an – so können wir sagen -, verdirbt unser äußerlicher Mensch. 2. Kor. 4, 16.
Die Lebenskraft nimmt ab, Krankheiten stellen sich ein und dann das Alter mit seinen Gebrechen und Schwächen. So sagte einmal ein geistreicher achtzigjähriger Senator: „Ich bin ein junger Mann, der sich in einem alten Leib herumquält.“ Viele Menschen haben sich niemals völliger Gesundheit erfreuen können, sie sind mit irgendeinem Gebrechen behaftet, ein Unglücksfall hat sie für ihr Leben zum Krüppel gemacht, es fehlt ihnen einer der Hauptsinne. Viele sind beständig von körperlichen Schmerzen geplagt und können sich – menschlich gesprochen – niemals ihres Lebens freuen. . . .
Dieser Leib wird in Kraft auferstehen. Er wird weder Krankheit noch Schwachheit mehr kennen. Wir dürfen wohl glauben, daß er für die Auserwählten vollkommen sein wird. Alle, die ganz jung, krank oder verkrüppelt gestorben sind, werden einen vollkommenen Leib empfangen, der dem des Herrn gleich sein wird.

d) Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehn ein geistlicher Leib. 1. Kor. 15, 44.
Die von Paulus gebrauchten Bezeichnungen verlangen eine Erklärung. Der Ausdruck „natürlicher Leib“ heißt eigentlich im griechischen Urtext „psychischer Leib“ – Psyche bedeutet Seele. – Dieser Leib ist also von der Psyche, der Seele, belebt. Auch 1. Kor. 2, 14 spricht Paulus vom „natürlichen Menschen“ (in diesem Falle dem nicht wiedergeborenen) im Gegensatz zu dem „geistlichen Menschen“, der vom Geist Gottes geleitet wird.
Aus diesem „natürlichen Leib“ wird also ein „geistlicher Leib“ werden. Ist nicht ein Widerspruch in diesen beiden letzten Worten?
Was leiblich ist, kann doch nicht auch geistlich sein! Wir wollen uns zuerst vor Augen stellen, daß Gott imstande ist, nach Seinem Wohlgefallen unendlich viele und unendlich verschiedene Körper zu schaffen. In unserem Beispiel von der Raupe und dem Schmetterling könnte der Leib der Raupe als „natürlicher Leib“ bezeichnet werden. Wäre es zu gewagt, wenn wir uns den Leib des Schmetterlings als einem „geistlichen Leib“ vorstellten?

Von diesem Leib, den ein Windhauch gen Himmel trägt? Bei der Entrückung der Gemeinde wird der neue, geistliche Leib der Auferstandenen durch den Hauch des Heiligen Geistes gen Himmel „dem Herrn entgegen getragen werden.“ 1. Thess. 4, 16-18.
Wenn wir auferstanden sind, wird der Geist Gottes nicht nur über unsere Geister und Herzen herrschen, sondern auch über unseren Leib, den Er von den irdischen und fleischlichen Banden befreien wird.
Andererseits hat sich das Wissen um die Zusammensetzung der Körper immer weiter entwickelt. Die Strahlen X, die Radiowellen durchdringen Körper und Mauern, durcheilen unablässig den Weltraum, ohne darum aufzuhören, körperliche Ausstrahlungen zu sein. Die Entdeckungen auf dem Gebiete der Atomwissenschaft führten zu der Behauptung, daß der Stoff (die Materie) aus einer Kraft besteht, die sich in Bewegung befindet, vielleicht aus zusammengeballter Elektrizität.
Es wird für Gott leicht sein, die Kraft, die unseren augenblicklichen Leib bildet, zu dem „geistlichen Leib“ umzugestalten, von dem Paulus schreibt.
Ein moderner Astronom schreibt über diesen Punkt:
„Die Naturwissenschaftler haben bewiesen (oder glauben bewiesen zu haben. R.P.), daß die Materie aus unwägbaren Teilchen von Elektrizität besteht, die eigentlich selber nur Teilchen einer Kraft sind. Aber was ist diese Kraft und woher rührt sie? Das ist ein Geheimnis! . . . So hat in gewissem Sinn die moderne Naturwissenschaft die Materie vergeistigt oder wenigstens entstofflicht. Und die Zeit und der Raum, an denen wir uns wie an starken Seilen hielten, um uns vor dem Schwindel zu bewahren, entweichen, lösen sich in einem metaphysischen Nebel auf.
Man sieht, wie groß der Irrtum derer ist, die die Wissenschaft in Gegensatz zum Mystizismus stellen. Der Mystizismus: das Gefühl, das Erahnen eines Unkennbaren, Unfaßbaren, Unaussprechbaren; er ist das Endziel selbst, der folgerichtige Abschluß der modernen Wissenschaft.“(Charles Nordmann, L’Au-dela, Hachette Paris, 1927)
Hiernach erscheint es uns eigenartig, wie weit Paulus den menschlichen Vorstellungen voraus war. – Ein Vergleich kann uns auch noch helfen, die Bibelstelle vom natürlichen und geistlichen Leib zu verstehen:
Das Wasser zeigt drei verschiedene Formen. Es ist:

Eis – Wasser – Dampf
Fest – flüssig – gasförmig
berührbar – sichtbar – unsichtbar

hart – weich – unfühlbar.
Und trotzdem ist es immer derselbe Körper.

Welcher vernünftige Mensch könnte Gott dem Schöpfer die Macht abstreiten, den Stoffen, die unseren gegenwärtigen natürlichen Leib bilden, eine andere Form zu geben?
Bei dem ersten Leib ist die Betonung auf Seele gelegt. Natürlicher Leib – seelischer Leib – „ … der erste Mensch ward eine lebendige Seele.“

Bei dem neuen Leib ist die Betonung auf Geist gelegt: geistlicher Leib – „der letzte Adam (Jesus) ward zum Geist, der da lebendig macht“. 1. Kor. 15, 45 „ … Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche, danach der geistliche.“ Vers 46.
Dieser Vers spricht eines der Gesetze aus, die von Gott ständig bei der Ausführung Seines Menschheitsplanes befolgt werden. Er hat Seinen Geschöpfen immer die Gelegenheit gegeben, ihren Willen und ihre Freiheit zu gebrauchen. Aber der Herr behält sich vor, einzugreifen, um wiedergutzumachen, was falsch gemacht worden ist, und um Seinen Plan herrlich hinauszuführen.
Es gibt zuerst:                                      –   Es gibt dann:
den Himmel und die Erde                 –   den neuen Himmel und die neue Erde
das irdische Paradies                         –   das himmlische Paradies
den ersten Adam                                 –  den letzten Adam, Jesus
Hagar, den ersten Bund                     –   Sara, den Neuen Bund, Gal. 4, 24-25
Ismael, den Sohn des Unglaubens   –   Isaak, den Sohn des Glaubens
Esau, den Weltmenschen                   –    Jakob, den von Gott Zerbrochenen
Israel                                                      –    die Gemeinde
Aaron, den Hohenpriester                 –   Jesus, den wahren Hohenpriester
die leibliche Geburt                             –   die Wiedergeburt
den natürlichen Leib                           –   den geistlichen Leib

Ist es notwendig, den Fortschritt zu unterstreichen, der sich von einem Begriff zum anderen vollzieht, und den endgültigen Charakter von alledem, was Gott im Reiche des Geistes vollzieht?
Was die Rolle der Seele in unserem alten und in unserem neuen Leibe betrifft, so schreibt Erich Sauer darüber, nachdem er daran erinnert hat, daß die Atome unseres irdischen Leibes alle sieben Jahre erneuert werden:
„Die Seele baut in der Kraft, die ihr der Schöpfer gibt, aus dem Stoff ihrer Umwelt fort und fort einen neuen Leib, und dennoch ist es derselbe Leib. Die Seele ist gleichsam der »Magnet« des Leibes, der den geheimnisvollen Zusammenschluß seiner Atome bewirkt. Im Tode verliert er seine magnetische Kraft, . . . in der Auferstehung aber empfängt er sie wieder zurück, und zwar in weit höherem, vollendeterem Maße. Der himmlische »Stoff« verhält sich zum irdischen Stoff wie der blitzende Diamant zur Steinkohle.“
(Erich Sauer, Der Triumph des Gekreuzigten.)

Bevor wir diesen Punkt verlassen, möchten wir noch feststellen, daß unserer Ansicht nach das „Glaubensbekenntnis“ zu Unrecht von der „Auferstehung des Fleisches“ spricht. Dieser Ausdruck ist nicht biblisch. Die Bibel spricht von einer Auferstehung des Leibes, aber genauer gesagt, von der Auferstehung des geistlichen, nicht des fleischlichen Leibes. Aus dieser Tatsache ergeben sich ungeheure Folgen, im besonderen:
Die Gläubigen werden von den fleischlichen Versuchungen erlöst sein, die Gottlosen werden der fleischlichen Lüste beraubt sein.

e) Der neue Leib wird dem Leib des auferstandenen Jesus gleich sein.
Der erste Mensch, Adam, der von der Erde genommen war, ist irdisch. Der zweite Mensch, Jesus, ist vom Himmel. „ … und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.“ 1. Kor.15, 48.
„Unser Wandel aber ist im Himmel“, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Christi, welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er ähnlich werde Seinem verklärten Leibe nach …“ Phil. 3, 21. Im vorigen Kapitel haben wir gesehn, mit welch verwandeltem und verklärtem Leibe Jesus in den Himmel eingegangen ist. Welche Seligkeit ist es zu wissen, daß unser Leib dem Seinen gleich sein wird!
Welche Demütigung ist es für eine schöne Seele, die ihre Klarheit, für einen edlen Geist, der sein tiefes Wissen bewahrt hat, wenn sie ihren Leib schwach und krank werden sehen, wenn sie zuletzt nur noch eine Ruine sind.
… Gott wird Sein Versprechen halten: „Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ 1. Joh. 3, 2. Diese Worte bedeuten nicht nur, daß wir mit der geistlichen Vollkommenheit des Herrn überkleidet werden. Gott hat einst den Menschen zu Seinem Bilde geschaffen. Als Jesus ins Fleisch kam, ist Er in allen Dingen uns gleich geworden. Hebr. 2, 17. Er will uns jetzt in unserem Geist und unserem auferstandenen Leib sich selbst gleich machen.

f) Der neue Leib wird mit Unsterblichkeit bekleidet werden.
„Dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.“ Die Auferstehung wird endgültig sein. Im Himmel wird „der Tod nicht mehr sein“. Offb. 21, 4. Diese Tatsache wird eine schwerwiegende Folge haben: „Welche würdig sein werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien noch sich freien lassen. Denn sie können hinfort nicht sterben, denn sie sind den Engeln gleich, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung.“ Luk. 20, 36.
Das wird uns nicht hindern, mit Freuden die wiederzufinden, die wir auf Erden geliebt haben. . . .

g) Wir warten noch auf unseres Leibes Erlösung.
„Das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes . . . Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst . . . sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft, und warten auf unsres Leibes Erlösung. . ,“ Röm. 8, 19-24. . . .
Man sagt weiter: . . . könne und dürfe der Gläubige nicht mehr krank sein. Gott wolle nichts anderes, als uns heilen, und wir beleidigten Ihn, wenn wir zu Ihm sagen: „Herr, heile mich, wenn es Dein Wille ist!“ – Wenn man hierbei logisch wäre, müßte man noch weiter gehen und behaupten, daß ein treuer Jünger auch nicht altern und sterben kann, wenn er schon die Erlösung seines Leibes besitzt.
Gott behüte uns davor, etwas wider die Glaubensheilungen zu sagen! Wir müßten uns schämen, unsere Zuflucht nicht mehr zu dem großen Arzt zu nehmen und dagegen unser Vertrauen mehr in menschliche Kunst zu setzen – oder durch unseren Unglauben die im Stich zu lassen, die unter ihrem traurigen Los leiden. Wir wollen die Ermahnungen des Apostels Jakobus, über den Kranken zu beten, mehr befolgen (Jak. 5, 14), und die Gabe, gesund zu machen, von der Paulus schreibt (1 . Kor. 12, 9), anerkennen, wenn sie Gott wirklich verliehen hat. Aber wir wollen nicht weitergehen, als die Heilige Schrift sagt. Solange wir noch auf unsere Auferstehung warten, haben wir noch nicht den Herrlichkeitsleib, wie ihn Paulus beschreibt. Wir müssen uns damit abfinden, daß unser äußerer Mensch verdirbt, daß wir altern und daß wir, wenn das Kommen des Herrn sich noch verzögert, eines Tages sterben müssen. Paulus, Timotheus und Trophimus hatten körperliche Leiden (2. Kor. 12, 7-10; 1. Tim. 5, 23; 2. Tim. 4, 20), und Gott hat anscheinend nicht eingegriffen, wie es heutzutage einige möchten. Paulus hat Lukas den „Arzt, den geliebten“, genannt. Kol. 4, 14.
Wir wollen voller Glauben sein, aber zugleich auch voller Ergebung in Gottes Willen und voller Besonnenheit. Wir wollen Gott nicht durch Unglauben hindern, in unserm Leibe zu wirken. Aber wir wollen uns Seinem Willen unterwerfen, der immer gut und heilig ist. Wir wollen eingedenk sein, daß wir mit Freuden auf die Erlösung unseres Leibes warten.
Erich Sauer schreibt hierzu:
„Alles, was wir haben, erwarten wir noch, und was wir erwarten, haben wir schon.“


Wir haben das ewige Leben         – und sollen es ergreifen.

Wir haben die Erlösung                – und wir warten darauf.

Wir sind Kinder                              – und wir warten auf die Kindschaft.

Wir sind im Reich Gottes              – und wir werden es ererben

Wir empfangen dieses Reich       – und wir werden es ererben

Wir sind herrlich gemacht           – und wir sollen es werden.

So haben wir schon alles, aber wir genießen es erst teilweise. Bis zur Erlösung unseres Leibes, unserer „Volljährigkeitserklärung“ wird unser festgelegtes Kapital im Himmel aufbewahrt. (Kol. 1, 5.) Bis dahin genießen wir die Zinsen. Daß wir sie aber schon haben, ist ein Beweis, daß das Gesamtkapital unser ist, und so wird unser gegenwärtiger Besitz eine Garantie des zukünftigen, eine „Erstlingsgabe“ der Vollernte (Röm. 8, 23), ein „Angeld“ des kommenden Gesamten. (Eph. 1, 14)   (Der Triumph des Gekreuzigten, Seite 110.)

h) Wenn wir den Auferstehungsleib empfangen, werden wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden.
2. Kor. 4, 16 bis 5, 4 spricht Paulus von unserem „äußerlichen Menschen“ – dem Leib -, der verdirbt, indes der innerliche von Tag zu Tag erneuert wird. Er vergleicht dann unseren Leib mit einem Zelt, das auch zerstört werden wird. Dagegen haben wir im Himmel „einen Bau, von Gott erbauet, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist.“ . . .

6. Wann wird die Auferstehung der Gläubigen stattfinden?
Man muß hier einen Unterschied machen. Die geistliche Auferstehung der Seele findet für den Gläubigen in dem Augenblick seiner Wiedergeburt statt. Er dringt in diesem Augenblick vom Tode zum Leben durch. Er empfängt das ewige Leben. Joh. 5, 24.

Aber wann wird die Auferstehung des Leibes stattfinden? Die Heilige Schrift gibt uns eine klare Antwort.
a) Am Jüngsten Tag.
esus erklärt viermal feierlich, daß Er am Jüngsten Tage alle auferwecken wird, die an Ihn glauben. Joh. 6, 40; 44. 54.
b) Bei Christi Wiederkunft.
„Also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden, ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus, danach die Christo angehören, wenn Er kommen wird.“ 1. Kor. 15, 22.
c) Bei der Entrückung der Gemeinde.
Paulus bestätigt das in den beiden bekannten Stellen 1. Kor. 15, 51-53 und 1. Thess. 4, 13-1 8 . (Wir haben über die Entrückung der Gemeinde ausführlich in unserm Buch Die Wiederkunft Jesu Christi geschrieben.)

Paulus beschreibt dies große Ereignis folgendermaßen:

1. Zu einem von Gott festgesetzten Zeitpunkt, den Er allein kennt,

2. in einem Augenblick,

3. wird Jesus vom Himmel herniederkommen,

4. Er wird die „Toten in Christo“ mit sich führen und wird ihnen den Auferstehungsleib geben.

5. Er wird den Leib der Gläubigen, die zu diesem Zeitpunkt auf der Erde leben, „verwandeln“ , so daß sie nicht durch das Grab zu gehen brauchen. 1. Kor. 15, 51-52.

6. Alle Gläubigen, ob verwandelt oder auferstanden, werden zugleich hingerückt in den Wolken dem Herrn entgegen und werden also bei dem Herrn sein allezeit. 1. Thess. 4, 17. . . .

Wenn es erstaunlich erscheint, daß die erste Auferstehung in zwei durch die Trübsalszeit voneinander getrennten Phasen stattfindet, so können wir dazu folgendes anführen: Jesus spricht von der geistlichen Auferstehung, die allen Sündern, die an den Sohn Gottes glauben, von nun an gewährt wird: „Wer glaubt ist vom Tode zum Leben durchgedrungen. . . .“ Joh. 5, 24-25. Diese „Stunde“ der Gnade, in der die Wiedergeburt möglich ist, hat nun schon mehr als neunzehn Jahrhunderte gedauert.

Dann spricht Jesus weiter von der leiblichen Auferstehung: „Es kommt die Stunde, . . . und werden hervorgehen, zur Auferstehung des Lebens und zur Auferstehung des Gerichts.“ Vers 28 -29.
d) Bei der ersten Auferstehung , Offb. 20, 5-6.
Die Auferstehung der Gläubigen wird die „erste“ genannt im Gegensatz zu der Auferstehung der Verdammten, die tausend Jahre später stattfindet. Die beiden oben angeführten Verse sind die einzigen Bibelstellen, die ihr diesen Namen geben. Aber es ist klar, daß diese „erste Auferstehung“ sowohl für die entrückte Gemeinde wie für die dreieinhalb Jahre später nach der Trübsal auferweckten Blutzeugen gilt – wenn wir recht verstehen. An ihr haben alle die Überwinder teil, die zuerst mit Christus hier auf Erden tausend Jahre regieren werden und dann auf ewig im Himmel. Offb. 2, 27; 3, 21; 22, 5. Über sie alle wird der zweite Tod keine Macht haben. Ihre Namen sind im Buch des Lebens geschrieben. Offb. 2, 11 20, 6. . . .
Welch wunderbare Aussicht Wie sehnen wir diesen Tag herbei!


7. Von wem werden wir auferweckt werden?
Wir haben gesehen, daß die Auferweckung Jesu Christi durch das vereinte Wirken der Dreieinigkeit geschah. So wird es auch bei unserer eigenen Auferstehung sein.

„Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird uns auch auferwecken durch Seine Kraft.“ 1. Kor. 6, 14.
Gott wird auch die da entschlafen sind, durch Jesum mit Ihm führen. „Derselbe, der Christum von den Toten auferweckt hat, wird auch eure sterblichen Leiber lebendig machen um deswillen, daß Sein Geist in euch wohnet.“ Röm. 8, 11.
Jesus Christus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an Mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ Joh. 11, 25. „Wie der Vater das Leben hat in Ihm selber, also hat Er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in Ihm selber . . . Joh. 5, 26. Der Herr Jesus Christus „wird unsern nichtigen Leib verklären, daß er ähnlich werde Seinem verklärten Leibe nach der Wirkung, mit der Er auch kann alle Dinge sich untertänig machen“. Phil. 3, 21.
Der Heilige Geist ist’s, der lebendig macht. Joh. 6, 63. Wenn unsere Seele durch Ihn wiedergeboren wird, so wird Gott durch Ihn auch unseren Leib wieder lebendig machen: „So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch der selbe, der Christum von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen um deswillen, daß Sein Geist in euch wohnt.“ Röm.8, 11.
Es ist durchaus nicht erstaunlich, daß die Heilige Schrift derart von dem Wirken des Heiligen Geistes schreibt. . . .
Alle Werke Gottes sind vollkommen. Sie entstanden alle durch die vereinte Kraft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

8. Wer wird teilhaben an der herrlichen ersten Auferstehung?
Es ist klar, daß nicht alle so auferstehen werden, wie wir es gerade geschildert haben. Wir werden demnächst von der zweiten Auferstehung, der Auferstehung der Ungläubigen, sprechen. Um teilzuhaben an der ersten Auferstehung, muß man:
a) Gutes getan haben.
„Diese werden hervorgehen zur Auferstehung des Lebens.“ Joh. 5, 29. „Preis und Ehre denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben.“ Röm. 2, 7.
b) Jesus Christus angehören.
„Das ist aber der Wille des Vaters, daß Ich nichts verliere von allem, was Er Mir gegeben hat, sondern daß Ich’s auferwecke am Jüngsten Tag . . . Joh. 6, 39. „Also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden . . . die Christo angehören, wenn Er kommen wird.“ 1. Kor. 15, 22.
c) an Jesus Christus und Sein Opfer glauben.
„Wer den Sohn sieht und glaubt an Ihn . . . Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag . . . und Ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.“ Joh. 6, 40. „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an Mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ Joh. 11, 25.
d) bereits sein, sein Leben hier zu verlieren, um es dort oben zu finden. Matth. 10, 39. „Sterben wir mit, so werden wir mitleben.“ 2. Tim. 2, 11.
e) unter den Gerechten sein. Apg. 24, 15.
Wir wissen, was diese Bezeichnung bedeutet. Alle Menschen sind Sünder, da ist nicht einer, der „gerecht“ ist. Röm. 3, 10. Wer aber an Jesus Christus glaubt, wird „gerechtfertigt“ und ohne Verdienst vollkommen gerecht. Röm. 3, 24.
f) den Heiligen Geist empfangen haben, der uns mit Christus vereint und bald unsere sterblichen Leiber lebendig machen wird. Röm. 8, 9.
Erfüllen wir diese Bedingungen? Die Tatsache, daß nicht alle an der ersten Auferstehung teilhaben werden, erklärt, warum die Heilige Schrift diese erste Auferstehung als „Auferstehung von den Toten“ bezeichnet. Dieser Ausdruck kommt neunundvierzigmal in der Bibel vor und immer in bezug auf Christus und die Gläubigen.
Sie stehen von den Toten auf und lassen die Ungläubigen weiter in ihren Gräbern schlafen bis zur Auferstehung der Toten (das heißt aller Toten), zum Jüngsten Gericht. Gott hat „Jesum auferweckt von den Toten“. Röm. 8, 11; 1,4. Als die Jünger zum ersten Mal Jesus sagen hören, daß Er „von den Toten auferstehen“ wird, das heißt „aus der Menge der Toten“, verstehen sie dies nicht. Mark. 9, 9-10. Sie hatten bis dahin ohne Zweifel nur mit einer allgemeinen Auferstehung aller Toten gerechnet, und sie hätten verstanden, wenn Jesus von einer Auferstehung „mit den Toten“ gesprochen hätte. Paulus dagegen begnügt sich nicht mit solch einer Auferstehung. Er will zur Auferstehung von den Toten gelangen, die allein selig und herrlich ist. Er sagt Phil. 3, 11 wörtlich: „ . . . zu der außergewöhnlichen Auferstehung gelangen, welche die von den Toten ist.“

9. In welchem Maße haben wir schon hier auf Erde an der Auferstehung Jesu Christi teil?
Wir haben von der Auferstehung des Herrn und von unserer eigenen Auferstehung gesprochen. Es bleibt uns noch ein wichtiger Punkt zu erörtern: Wir sind berufen, schon jetzt an dem Tode und an der Auferstehung Jesu Christi teilzuhaben, und diese Teilhaftigkeit ist sogar die wichtigste Bedingung zu unserm Siege über den Tod. „So sind wir ja mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. So wir aber samt Ihm gepflanzt werden zu gleichem Tode, so werden wir auch Seiner Auferstehung gleich sein . . . Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit Ihm leben werden . . . Also auch ihr, haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christo Jesu, unserm Herrn.“ Röm. 6, 4-5. 8.11. „Das ist gewißlich wahr: sterben wir mit, so werden wir mitleben.“ 2. Tim. 2, 11.
Wenn wir bereit sind, durch die völlige Aufopferung unseres Lebens und Willens mit Christo zu sterben, so sind wir im Grunde schon mit Ihm durch den Glauben auferstanden: „Da wir tot waren in den Sünden, hat Er (Gott) uns samt Christo lebendig gemacht . . . und hat uns samt Ihm auferweckt und samt Ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu.“ Eph. 2, 5-6.
Unsere Seele ist wiedergeboren, und wir sind von nun an „mit dem Heiligen Geist Gottes versiegelt auf den Tag der Erlösung“. Eph. 4, 30.
„Indem ihr mit Ihm begraben seid durch die Taufe, in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt, welcher Ihn auferweckt hat von den Toten. Und Er hat euch mit Ihm lebendig gemacht, da ihr tot waret in den Sünden…“ Kol. 2, 12-13.
Von nun an lebt der lebendige Christus in uns. Wir dürfen mit Paulus sprechen: „Ich bin aber durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, auf daß ich Gott lebe. Ich bin mit Christo gekreuzigt. Ich lebe aber, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Gal. 2, 19-20.
Diese herrliche Erfahrung kann jeder gewinnen, aber sie ist immer an diese Bedingung geknüpft: ,,Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leibe, auf daß auch das Leben des Herrn Jesu an unserm Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf daß auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch. Darum ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch. ” 2. Kor. 4, 10-12.
Sobald er diesen Preis bezahlt hat, lebt der Gläubige schon jetzt als ein wahrhaft Auferstandener, der zu der oberen Welt gehört und den herrlichen Tag Jesu Christi erwartet: „Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes . . . Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit Ihm.“ Kol. 3, 1-4.

10. Abschluß.
Nachdem wir über so viele Bibelstellen nachgedacht haben, verstehen wir um so besser die ungeheure Bedeutung der Auferstehung: sie ist eine der Hauptsäulen des christlichen Glaubens. . . .
Gott helfe uns, daß wir auf alles verzichten können, um Christus zu erkennen „und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, daß wir Seinem Tode ähnlich werden, damit wir entgegenkommen zur Auferstehung von den Toten“. Phil. 3, 8-11.
. . . Wir aber wollen, gestärkt durch den Heiligen Geist, überall wie die ersten Jünger die Zeugen Seiner Auferstehung sein. Dann werden wir bald mit allen Gläubigen den Triumphgesang über den letzten Feind anstimmen:

„Der Tod ist verschlungen in den Sieg.

Tod, wo ist dein Stachel?

Hölle, wo ist dein Sieg? . . . 

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg

gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus!“   –   1 . Kor. 15, 54-57.

KAPITEL III
DAS GERICHT CHRISTI UND DER LOHN DES GLÄUBIGEN

1. Die Gläubigen kommen nicht in das Gericht und in die Verdammnis.
Was geschieht in dem Augenblick, da die auferstandenen Gläubigen ihrem Herrn begegnen? Für jeden Sünder ist es furchtbar, vor dem großen Richter zu erscheinen. Aber die Erlösten haben weder den göttlichen Zorn noch die Verdammnis zu fürchten. Christus ist vor allem nicht um zu richten, sondern um zu retten gekommen. „Wer an Ihn glaubt, der wird nicht gerichtet . . . Wer Mein Wort hört und glaubt Dem, der Mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ Joh. 3, 17-18; 5, 24.
Die Gläubigen werden begnadigt, gerechtfertigt, abgewaschen und von aller Sünde durch das Blut des Erlösers gereinigt. „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind.“ Röm. 8, 1. . . .
Mit unendlicher Freude und in der Gewißheit ihres ewigen Heils sehen die wahrhaft Gläubigen der Begegnung mit ihrem Herrn entgegen. . . .


2. Das Gericht Christi.
Wenn wir auch aus reiner Gnade dem Gericht entgehen, so sagt doch die Heilige Schrift mit ebenso großer Klarheit, daß Jesus Christus unsere Werke und unseren Dienst prüfen wird, um festzustellen, ob wir einen Lohn verdienen.
Der Herr selber sagt: ,,Siehe, Ich komme bald und Mein Lohn mit Mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ Offb. 22, 12.
Für die Gottlosen ist der „Lohn” der Sünde Sold: der Tod und die ewige Verdammnis. . . .

„ . . . Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. ” 2. Kor. 5, 9-10. Beständig lehren uns die Gleichnisse der Evangelien, daß der Herr einst von seinen Dienern Rechenschaft fordern wird: „Darum ist das Himmelreich gleich einem Könige, der mit seinen Knechten rechnen wollte . . . ” Der Herr dieser Knechte kam zurück und hielt Rechenschaft mit ihnen.“ Matth. 18, 23-35. . . .
„Alles Gericht hat der Vater dem Sohn übergeben . . .“ Joh. 5, 22. 27. . . . Paulus hat sich bis an sein Ende bemüht, ein gutes Gewissen zu bewahren, und trotz seiner Schwächen fürchtet er den großen Richter nicht, der zugleich sein Heiland ist. Er schreibt in ruhiger Sicherheit: „Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter geben wird.“ 2. Tim. 4, 8.

Worauf gründet sich das Urteil des Gerichts Christi?
Das Leben und der Dienst eines jeden Gläubigen werden gründlich geprüft werden, denn der Herr ist nicht ungerecht, daß Er eine einzige gute Tat vergesse und ohne die versprochene Belohnung lasse. Hebr. 6, 10. Andererseits aber ist Er zu heilig, daß Er eine Unvollkommenheit an denen duldete, die Seiner Gegenwart teilhaftig werden sollen.

a) Die Werke.
Wir sind aus Gnaden selig geworden, nicht aus den Werken. Aber da wir in Christo wiedergeboren sind, sind wir in Ihm „zu guten Werken geschaffen, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen“. Eph. 2, 8-10. Es ist ganz natürlich, daß der Herr eines jeglichen Werke prüfen wird: „Was ein jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen, er sei ein Knecht oder ein Freier.“ Eph. 6, 8. . . . „Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören, so lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ Gal. 6, 9-10.
„Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach.“ Offb. 14, 13 .

b) Die Arbeit.
Gott, der unaufhörlich wirkt, hat uns das Vorrecht gewährt, mit Ihm arbeiten zu dürfen. Unsere Arbeit ist das Maß unseres Eifers und unserer Dankbarkeit. Sie wird nicht unbelohnt bleiben: „Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit, denn wir sind Gottes Mitarbeiter . . . Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn, sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“ 1 . Kor. 3, 8-9.
„Es soll aber der Ackermann, der den Acker baut, die Früchte am ersten genießen.“ 2. Tim. 2, 6. Der Herr im Gleichnis teilt seine Güter seinen Dienern aus und rechnet mit ihrer fleißigen Arbeit.“ . . .
Paulus, das Vorbild der Gläubigen, kann erklären, daß er „viel mehr gearbeitet hat denn sie alle“. 1. Kor. 15, 10. Werden auch wir dem Herrn eine Arbeit darbringen können?

c) Die Anstrengung des Wettkämpfers.
Paulus vergleicht das Christenleben mit der Anstrengung eines Wettkämpfers, der sich übt und läuft, um den Preis zu gewinnen: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, was da vorne ist, und jage – nach dem vorgesteckten Ziel – nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo.“ Phil. 3, 13-14. Das Gericht Christi wird enthüllen, ob wir nur schwache Anfänger oder ernsthafte Läufer waren.

d) Die Zeugenschaft.
Christus sagt ausdrücklich: „Wer Mich bekennet vor den Menschen, den will Ich bekennen vor Meinem himmlischen Vater.“ Matth. 10, 32. Der Herr wird prüfen, ob wir in Worten und Werken Seinen Namen hier auf Erden verkündigt haben.

e) Das Amt.
Alle Gläubigen sind zur Zeugenschaft und zum Dienst im allgemeinen Sinne berufen. Wem aber Gott ein besonderes Amt anvertraut hat, der hat natürlich auch eine größere Verantwortung:
„Unterwinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein, und wisset, daß wir desto mehr Urteil empfangen werden.“ Jak. 3. 1. „Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen über eure Seelen. als die da Rechenschaft dafür geben sollen.“ Hebr. 13, 17. . . .
Der Wert eines Amtes erweist sich auch an den – sichtbaren oder nur Gott bekannten – Früchten und an den gewonnenen Seelen. Paulus schreibt den Philippern: „Ihr scheinet als Lichter in der Welt . . . mir zu einem Ruhme an dem Tage Christi, als der ich nicht vergeblich gearbeitet habe.“ Phil. 2, 15-16.

f) Der Gebrauch der empfangenen Gaben.
Jedem der Glieder am Leibe Christi gewährt der Herr eine Gabe, mit der es durch die Kraft des Heiligen Geistes wirken darf. 1. Kor. 12, 7. 11. 27. Diese Gabe soll verwertet und im Dienste der andern zum allgemeinen Nutzen gebraucht werde. . . .
Gott gewährt uns auch noch andere Gaben: Verstand, künstlerisches, musikalisches Talent, Gesundheit, Schönheit usw.
Das Gleichnis von den an vertrauten Pfunden lehrt uns, daß wir diese Talente eingedenk der großen zukünftigen Abrechnung nicht vergraben sollen. Matth. 25, 15-18.
Wenn man die Armut unserer christlichen Kreise betrachtet, den Mangel an Hingabe, an ernsthaften Mitarbeitern, so sagt man sich, daß unbestreitbar viele der sogenannten Christen ihre Talente verbergen, um sie nicht in den Dienst stellen zu müssen. Man zittert, wenn man an den Tag denkt, da der Herr kommen und Rechenschaft fordern wird über das, was Ihm gehört. . . .
Wie traurig würde es sein, wenn wir vor dem Richterstuhl Christi mit einer verkümmerten Gabe erscheinen müßten, die wenig Frucht getragen hat, während der Herr doch von uns viel Frucht erwartet.

g) Der Gebrauch unserer irdischen Güter.
Die Menschen sind seltsam: entweder machen sie aus dem Geld einen Götzen, oder sie behaupten, es sei zu irdisch, um es mit dem geistlichen Leben in irgendeine Verbindung zu bringen. Das sagen sie, um es weiterhin nach Belieben genießen zu können. . . . Er will, daß Seine Kinder Ihm ihr Hab und Gut zur Verfügung stellen und nach Seinem Willen verwenden. Dieser Gebrauch der zeitlichen Güter wird am Jüngsten Tag belohnt werden. . . .
„Den Reichen von dieser Welt gebiete, . . . daß sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gern geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, daß sie ergreifen das wahre Leben.“ 1. Tim. 6, 17-19. . . .
Wir wollen uns noch einen wichtigen Grundsatz, der von der Freigebigkeit handelt, merken: „Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten, und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen . . . Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ 2. Kor. 9, 6-7. . . .

h) Die Leiden.
Das Leben des treuen Christen ist immer von Leiden begleitet, in den Fußstapfen seines Herrn hat er teil an Seinem Kreuz, um einst auch an Seiner Herrlichkeit teilzuhaben.
„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um Meinetwillen schmähen und verfolgen . . . Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden.“ „Freut euch, daß ihr mit Christo leidet, auf daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung Seiner Herrlichkeit Freude haben möget.” 1. Petr. 4,13.
„Unsere Trübsal, die zeitlich ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit.“ 2. Kor. 4, 17.
Es ist nicht leicht, sich seiner Leiden zu freuen. Wir können es nur mit Gottes Hilfe, wenn wir die Überzeugung haben, daß „dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden“. Röm. 8, 18.

i) Der feste Glaube und die lebendige Hoffnung des Gläubigen.
„Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ Hebr. 10, 35. „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten, hinfort ist mir bei gelegt die Krone der Gerechtigkeit, . . .“ 2. Tim. 4, 7-8.

5. Wie groß wird der Lohn sein?
Er wird nach dem Dienst zugemessen werden. Das Heil ist nach dem Gleichnis Matth. 20, 1-16 für alle dasselbe.
Alle Arbeiter erhalten einen Groschen, ob sie nun den ganzen Tag, einige Stunden oder nur die letzte Stunde gearbeitet haben. Es gibt nur ein ewiges Leben und einen Himmel, die sowohl dem Schächer am Kreuz wie dem Apostel Paulus gewährt werden, der „mehr gearbeitet hat denn sie alle“. 1. Kor. 15,10.
Der Lohn aber wird sich nach dem Dienst des Einzelnen richten: „Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.“ 1. Kor. 3, 8. . . .

6. Wie werden die verschiedenen Löhne sein?
a) D i e K r o n e n.
Der Herr verspricht:
die Krone des Lebens denen, die die Anfechtung erduldet haben und getreu bis an den Tod gewesen sind. Jak. 1, 12; Offb. 2, 10.
die Krone der Gerechtigkeit denen, die Seine Erscheinung liebhaben. 2. Tim. 4, 8.
die unverwelkliche Krone der Ehren denen, die Vorbilder der Herde waren. 1. Petr. 5, 4. Hier auf Erden welken die Lorbeeren und der Ruhm verblaßt bald. Dort oben wird unsere Krone niemals ihren Glanz verlieren, und wir werden nicht um eine vergängliche Krone gelaufen sein. 1. Kor. 9, 25.
Diese Siegerkrone wird durch beständige Bemühungen erworben und bewahrt: „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!“ Offb. 3, 11. . . .
b) Die Herrrschaft  . . .
c) Das Erbe.
„Ihr Knechte, seid gehorsam . . . Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, und wisset, daß ihr von dem Herrn empfangen werdet die Vergeltung des Erbes.“ Kol. 3, 22-24. . . . Das Siegel des Heiligen Geistes ist das Pfand unseres Erbes. Eph. 1, 14.
„Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi . . . Röm. 8, 17.
Diese Gabe ist so unerhört, daß uns Gott erleuchtete Augen unseres Verständnisses geben muß, daß wir erkennen mögen, „welcher sei der Reichtum Seines herrlichen Erbes bei Seinen Heiligen.“ Eph. 1, 18.
Unendliche Segnungen sind in dies Erbe einbegriffen:
d) Die Ernte.
„Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Alle unsere gegenwärtigen Handlungen werden ihre ewige Vergeltung finden, sei es als Segen oder als Fluch. „Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten, wer aber auf den Geist sät, der wird das ewige Leben ernten. Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten…“ Gal. 6, 7-9.
Jesus sagt, daß die Ernte am Ende der Welt stattfinden wird. Matth. 13, 39. Dann wird uns der Herr unsere guten Taten vergelten. Aber die Ernte wird auch in den Seelen bestehen, die durch unsere Zeugenschaft gewonnen worden sind und die dann in die himmlische Scheuer gesammelt werden. . . .
Die Zeugenschaft des Christen ist oft von Leiden und Schmach begleitet. Aber „die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen . . .” Psalm 126, 5-6. Welche Freude wird es für uns als Eltern, Prediger oder Freunde sein, wenn wir mit denen vor Gott erscheinen können, die wir durch Seine Gnade zum Glauben gebracht haben!
e) Das Lob.   . . .
g) Die Herrlichkeit.
Denen, die Ihm in Leiden und Niedrigkeit dienen, verspricht der Herr einen herrlichen Lohn: „Unsere Trübsal, die zeitlich ist, schafft eine ewige Herrlichkeit . . .“ 2. Kor. 4, 17-18. . . .

7. Wann wird der Lohn verliehen werden?
8. Der Verlust des Lohnes
9. Prüfung verschiedener Fragen über den Lohn.

Zum Schluß möchten wir noch einige Fragen erörtern, die sich bei dem Gedanken an den Lohn erheben.
1. Macht nicht gerade eine solche Lehre die Religion zu dem, was man „Opium fürs Volk“ nennt? Ihr sagt zu den Arbeitern und zu dem Armen: Seid untertänig, leidet in der Stille, indes sich eure Arbeitgeber die Taschen füllen. Und ihr werdet einen herrlichen Lohn im Himmel haben.
Diese Spitzfindigkeit vereint zweierlei, was nichts Gemeinsames hat:
a) Die sozialen Belange der Arbeitnehmer wie der Arbeitgeber werden von der Bibel nach dem Grundsatz strengster Gerechtigkeit beurteilt. Die Herren wie die Knechte werden für ihre unrechten Taten hart bestraft werden. Eph. 6, 5-9; Jak. 5, 1-6 usw. –
b) Der Lohn soll dazu anregen, Gutes zu tun. Sollte das unmoralisch und nicht sozial gedacht sein?
Wer in diesem Punkte den Willen Gottes verstanden hat, wird auf allen Gebieten ein um so sozialeres und vorbildlicheres Betragen zeigen! Er wird das Wohl aller anderen seinem Wohl gleichsetzen.

2. Andere sagen uns dagegen: „Ihr tut das Gute nur aus Selbstsucht, wenn ihr dabei mit dem Lohn rechnet! Wir tun das Gute um des Guten willen, aus reiner Liebe.“ Wir antworten darauf, daß unser Lohn keine Auszeichnung für unsere Selbstsucht ist, denn wenn wir Christus wahrhaft dienen, so müssen wir gerade unser eigenes Ich verleugnen und unser Leben für andere aufopfern. Andererseits ist es nicht zu bestreiten, daß die großen selbstlosen Werke der Nächstenliebe vor allem von überzeugten Christen ins Leben gerufen worden sind: Krankenhäuser, Waisenhäuser, das Rote Kreuz, Gefangenenhilfe, Arbeit unter den gefallenen Mädchen usw. und „Reine Liebe“ , die sich nicht auf Glauben und Gottesfurcht gründet, findet man hier selten auf Erden. . . .
3. Wir empfangen zwar den Lohn hauptsächlich im Jenseits. Aber wird er nicht auch oft schon hier auf Erden gewährt? Gewiß!
Im Neuen Testament wird das Hauptgewicht auf das ewige Leben gelegt. Aber trotzdem werden viele Segnungen dem Gläubigen auch schon hier auf Erden zuteil: es ist niemand, so er verläßt Haus oder Vater oder Mutter… um Meinetwillen . . . der nicht hundertfältig empfange jetzt in dieser Zeit Häuser und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.“ Mark. 10, 29-30. 
„Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das Verheißung hat, auf daß dir’s wohl gehe und du lange lebest auf Erden.“ Eph. 6, 2-3.
Wohl verstanden: der irdische Lohn kann nur das Aufgeld des herrlichen himmlischen Lohnes sein.
4. Manche bescheidenen Christen sagen nun vielleicht seufzend: „Das ist alles sehr schön, aber das gilt nicht für mich. Ich gehöre nicht zu denen, die wie Paulus auf einen großen Lohn warten dürfen.“ Das stimmt nicht. Es kommt vor allem – wie wir schon betont haben – darauf an, daß der Knecht treu erfunden werde und zwar zuerst im Geringen. Wie viele Verheißungen Gottes gelten allen Gotteskindern und vor allem auch den demütigen: „Wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, wird eines Gerechten Lohn empfangen. Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wahrlich, Ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.“ Matth. 10, 41-42. 
Es werden also nicht nur die Gerechten ihren Lohn empfangen, sondern auch diejenigen, die sie aufgenommen haben. Und wer hätte nicht schon tausendmal die Gelegenheit gehabt, ein Glas kalten Wassers zu geben, etwas, was nichts kostet, dessen Wert aber in der Liebe und in dem Lächeln liegt, das diese Gabe begleitet. . . .

10. Abschluß.
Schenken wir der Frage des Lohnes die Aufmerksamkeit, die sie verdient? Wir wollen sie nicht zu leicht nehmen, da ihr das Wort Gottes solch eine Bedeutung beimißt. . . .
Wir wollen bereit sein, dem Herrn überall und bis zum Ziele zu folgen, mit den Füßen auf der Erde, aber die Augen auf die Belohnung gerichtet. Dann wird sich an uns das Wort erfüllen, das einst zu Ruth gesagt worden ist: „Der Herr vergelte dir deine Tat, und dein Lohn müsse vollkommen sein bei dem Herrn, dem Gott Israels, zu welchem du gekommen bist, daß du unter Seinen Flügeln Zuversicht hättest.“ Ruth 2, 12.

KAPITEL IV
DIE HOCHZEIT DES LAMMES

1. Gott wünscht sich mit dem Menschen zu vereinen.
Gott ist Liebe, und man darf wohl annehmen, daß Er den Menschen geschaffen hat, um ihn zu lieben. Nach der Schrift ist es nicht gut, daß der Mensch allein sei“. 1. Mose 2, 18. Aber da der Herr den Menschen zu Seinem Bilde geschaffen hat, darf man wohl annehmen, daß Er auch nicht allein bleiben wollte.
Nach dem Sündenfall stellt das Alte Testament den Herrn ständig als Bräutigam Israels dar, der danach strebt, Sein Volk in eine innige Gemeinschaft mit sich zu ziehen: „Ich habe euch getragen auf Adlerflügeln und habe euch zu Mir gebracht . . . so sollt ihr Mein Eigentum sein vor allen Völkern.“ 2. Mose 19, 4-5.
Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann. Jes. 54, 5.
Die Bücher der Propheten enthalten herrliche Worte der Liebe, die Gott an das Volk Israel gerichtet hat. . . .
Diese Liebe schließt eine andere aus und verlangt danach, erwidert zu werden: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen . . . Du aber sollst rechtschaffen sein mit dem Herrn, deinem Gott . . . Der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifriger Gott.“ 5. Mose 6,5; 18,3.
Israel war leider untreu.
Das Volk hat Ehebruch mit „Stein und Holz“ (das heißt mit Götzenbildern) getrieben. Darum hat Gott es verstoßen und ihm einen Scheidebrief gegeben. Jer. 3, 6-9. Aber Er verspricht, sich am Ende der Zeiten wieder mit ihm zu vereinen: „Alsdann, spricht der Herr, wirst du Mich heißen »mein Mann!« und Mich nicht mehr »mein Baal!« heißen . . . Ich will Mich mit dir verloben in Ewigkeit.“ Hos. 2, 18-21. (Siehe Jes. 54, 5-8.) . . .

2. Jesus Christus, der himmlische Bräutigam.
Der Bräutigam, von dem die Propheten geweissagt haben, kann nur der fleischgewordene Gott Jesus Christus sein. Schon der Psalmist schreibt ein Lied der Liebe zu Ehren dessen, den die Gemeinde erwartet: „Du bist der Schönste unter den Menschenkindern . . . Gott, Dein Stuhl bleibt immer und ewig . . . Darum hat Dich Gott, Dein Gott, gesalbt mit Freudenöl . . . Die Braut steht zu Deiner Rechten in eitel köstlichem Gold.“ Psalm 45, 3. 7-10 . . .
Im Neuen Testament spricht Johannes der Täufer von der großen Freude „über des Bräutigams Stimme“, dem die Braut gehört. Joh. 3, 29.
Jesus nennt sich selber mehrmals in Seinen Gleichnissen den Bräutigam. Matth. 9,15; 22,2; 25,1.

Jesus vereint in Seiner Person alle göttlichen Eigenschaften: Er ist der Schöpfer, der Herr und Meister, das geschlachtete Lamm, der Richter. Aber wie wunderbar ist es für Seine Gemeinde, Ihn als ihren Bräutigam betrachten zu dürfen.

3. Die Gemeinde, die Braut Christi.
Die Braut, von der Johannes der Täufer spricht, ist ohne Zweifel die Gemeinde, der Leib Jesu Christi, der aus allen denen besteht, die Er wiedererkauft hat.


Paulus veranschaulicht im Bilde der Ehe die Beziehungen Christi zu den Seinen: So wie der Mann des Weibes Haupt ist, so ist Christus das Haupt der Gemeinde, die Ihm untertan ist. Er liebt sie bis an den Tod, Er nährt und pflegt sie. Eph. 5, 23-32.
Die Offenbarung spricht von der „Braut des Lammes“. 19, 7.
Das Gebet, das die Bibel beschließt, erfleht mit Inbrunst die Rückkehr des Bräutigams: „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! . . . Amen, ja komm, Herr Jesus!“ 22, 17. 20. . . .

5. Die Vorbereitungen zur Hochzeit.
Der Abstand ist kaum auszumessen, der den Herrn der Herrlichkeit von Seiner Braut trennt, die Er sich unter den Sündern auserwählt hat. Diese Kluft kann nur durch die Gnade dessen überbrückt werden, der für uns die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Heiligung und Erlösung ist. Der Herr verlangt jedoch, daß Seine Braut gleichfalls alles, was in ihren Kräften steht, tut, um sich auf solche eine herrliche Vereinigung vorzubereiten
a) Die Braut bekleidet sich mit ihrem Festgewand.
„Die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und Sein Weib hat sich bereitet, und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und schöner Leinwand.“ (Die köstliche Leinwand aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.) Offb.19, 7-8.
Der Rock der Gerechtigkeit. Jes. 61, 10. Dieses Kleid ist also im gewissen Sinne reine Gnade, und wir verstehen den Satz, den wir soeben in der Offenbarung gelesen haben: „Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und schöner Leinwand.“ 19, 8.
Und wenn wir alles getan haben, was in unseren Kräften steht, so sollen wir einesteils eingedenk sein, daß wir nur unnütze Knechte sind, die nur getan haben, was sie zu tun schuldig waren, Luk. 17,10, und andererseits, daß wir unsere unvollkommenen Werke unter das Kreuz Christi stellen müssen. Wir wollen denen nacheifern, die nach den Worten der Offenbarung ihre Kleider gewaschen haben im Blut des Lammes . . . auf daß sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt“. Offb. 7,14; 22,14. Mit ihnen werden wir selig werden. . . .
b) Ohne Heiligung wird niemand den Herrn sehen.
Dieses Wort, Hebr.12,14, bezieht sich sowohl auf die Gemeinde wie auf den einzelnen Gläubigen. Christus will „eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, sondern daß sie heilig sei und unsträflich“, nachdem Er selbst sie geheiligt hat. Eph. 5, 26-27. . . .
Wir wollen an unserer Heiligung mit Furcht und Zittern arbeiten und uns gleichwohl erinnern, daß – wenn wir glauben und gehorchen – Jesus uns durch und durch heiligen wird, unseren Geist ganz samt Seele und Leib auf den Tag, da Er Seine Vereinigung mit uns feiern wird.

9. Wann wird die Hochzeit des Lammes stattfinden?
Die angeführten Bibelstellen sagen klar: Sogleich nach ihrer Entrückung wird die Gemeinde durch das Gericht ihrer Werke gehen. Sie wird sich vorbereiten, und sie wird sich mit reiner und köstlicher Leinwand bekleiden. Dann wird die Hochzeit im Himmel gefeiert werden. Während dieser Zeit ist auf Erden die große Trübsal, die Herrschaft des Antichrists, und das Gericht über die große Buhlerin, die große Babylon, und ihr Fall. Dann wird Christus mit Seiner geheiligten Braut vom Himmel herniedersteigen und Sein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens herrlich aufrichten. Offb. 19,1 bis 20, 6. . . .
10. Wo wird die Hochzeit gefeiert werden?
Selbstverständlich im Himmel. Die Königin und ihre Gefährtinnen werden mitten in die Freuden hineingeführt: „Sie gehen in des Königs Palast.“ Psalm 45, 14-16. . . .
Zu Beginn von Offenbarung 19 versetzt uns Johannes in den Himmel. Nach der Hochzeit öffnet sich dann der Himmel, und Christus steigt mit den himmlischen Heerscharen zur Schlacht von Harrnagedon hernieder.
Alle weiteren Erläuterungen sind überflüssig. Die ewige Vereinigung Christi und Seiner Gemeinde kann nur in der Herrlichkeit des göttlichen Hauses stattfinden. Jesus ist uns vorangegangen, um uns die Stätte zu bereiten, bald wird Er wiederkommen, um uns für immer zu sich zu nehmen. Joh. 14, 3. . . .
„Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“, erklärt Jesus am Ende des Gleichnisses von der königlichen Hochzeit. Luk. 14, 24.
Wer ist schuld daran? 
Selig sind, die zur Hochzeit des Lammes berufen sind und demütig und fröhlich diese Einladung annehmen!

F Ü N F T E R   T E I L    Die ewige Verdammnis

KAPITEL I

DIE AUFERSTEHUNG DER UNGLÄUBIGEN

1. Die Heilige Schrift lehrt klar, daß es zwei Auferstehungen gibt.
Im vorhergehenden Teil haben wir von der herrlichen Auferstehung der Gläubigen gesprochen. Leider müssen wir auch noch von der Auferstehung der unbußfertigen Sünder sprechen:
„Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen: etliche zum ewigen Leben, etliche zu ewiger Schmach und Schande.“ Dan. 12, 2.
„Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden Seine Stimme hören (die Stimme des Menschensohnes) und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ Joh. 5, 28-29. . . .


2. Wann wird die zweite Auferstehung stattfinden?
In den vorhergehenden Texten künden Daniel, Jesus und Paulus die beiden Auferstehungen an, ohne sie zeitlich voneinander zu unterscheiden.
Johannes, der letzte Seher der Bibel, vervollständigt die Offenbarung und sagt folgendes deutlich und ausdrücklich darüber:
Die erste Auferstehung findet vor dem Tausendjährigen Reich statt, und zwar vor dem Antritt der Herrschaft Jesu.
Die zweite Auferstehung findet tausend Jahre später statt, und zwar vor dem Gericht. Offb. 20, 5.
Man könnte dagegen einwenden, daß ein derart wichtiger Punkt durch mehr als eine einzige Bibelstelle untermauert sein müßte. Darauf erwidern wir folgendes: Im Alten Testament hatten die Juden nur eine einzige Stelle, die die Geburt des Messias in Bethlehem ankündigte. Micha 5, 1. Trotzdem haben sie sie ohne Zögern angeführt. Matth. 2, 5-6. Nur ein einziger Vers sagte voraus, daß Jesus von einer Jungfrau geboren würde. Jes. 7,14; dazu Matth. 1, 22-23.
Wenn der Herr Seine Wiedergutmachung ausgeführt und den Menschen hier auf Erden tausend Jahre des Glückes und der Gerechtigkeit gewährt hat, wird Er die unbußfertigen Sünder aller Zeiten auferwecken. Sie werden vor Ihm zum Jüngsten Gericht erscheinen müssen.

3. Was wissen wir vom Leib der auferstandenen Verdammten?
Es ist vor allem ganz sicher, daß diese Verdammten einen Leib haben werden. Wenn die Heilige Schrift vom Ende der Zeiten spricht, spricht sie von der Auferstehung nur immer im leiblichen Sinne. Außerdem wäre es aus folgenden Gründen sinnlos, von einer geistlichen Auferstehung der Ungläubigen zu sprechen:
1. Die Seele der Gottlosen bedarf keiner Auferstehung, um weiterzubestehn. Am Ort der Toten ist sie vollkommen bewußt und in der Qual. Luk. 16, 19-31.
2. Die geistliche Auferstehung verleiht das ewige Leben. Joh. 5, 24. Dieses ewige Leben ist aber gerade das, was den Ungläubigen fehlen wird. Joh. 3, 36.
Es steht klar geschrieben, daß die Gottlosen und Ungläubigen sich aus der Erde erheben und aus den Gräbern hervorgehen werden. Joh. 5, 28-29.
Wenn wir zwar viel über den neuen Leib der Auserwählten erfahren, so finden wir doch keine Beschreibung des Leibes der auferstandenen Ungläubigen.
Jesus spricht von Dem, „der Leib und Seele verderben kann in die Hölle“. Matth. 10, 28. Es wird demnach einen Leib geben, der fähig ist, die Strafen der Hölle zu erleiden. . . .

4. Für wen ist diese zweite Auferstehung bestimmt?
Die schon erwähnten Bibelstellen sagen es uns:
für die, die Übles getan haben, Joh. 5, 29; 
für die Ungerechten, Apg. 24, 15 ;
für die, die nicht würdig erfunden wurden, teilzuhaben an der ersten Auferstehung, Offb. 20, 5;
für die, die nicht durch den Glauben gerettet werden, sondern nach ihren Werken gerichtet werden, Offb. 20,13.
Nachdem er die herrliche Auferstehung beschrieben hat, fügt Paulus hinzu, daß „Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben, auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche“. 1.Kor. 1 5, 50.
Der Ausdruck „Fleisch und Blut“ bedeutet hier die nicht wiedergeborene menschliche Natur. Diejenigen, die Gottes Kinder durch den Glauben an Jesus werden, sind wiedergeboren, „nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott“. Joh. 1, 12. Der Mensch, der „vom Fleisch geboren“ ist und nicht „vom Geist geboren“ ist, kann nicht in das Reich Gottes kommen. Joh. 3, 5-8. Das will heißen, daß kein Unbekehrter mit Christus auferstehen kann.
Unser Herz ist traurig, wenn wir hierüber nachdenken.
Wenn Johannes als selig und heilig diejenigen bezeichnet, die teilhaben an der ersten Auferstehung, wie unglückselig werden dagegen die Sünder sein, die ihre Verfehlungen nicht abgewaschen haben und zum Gericht auferstehen müssen!

KAPITEL II   DAS JÜNGSTE GERICHT

1. Was ist das Jüngste Gericht?
Es ist die große und letzte Abrechnung am Ende des Tausendjährigen Reiches, der große Gerichtstag, wo sämtliche Gottlosen aller Zeiten er scheinen müssen. Danach wird es nur noch die ewige Hölle und den ewigen Himmel geben.
Die Zeit der göttlichen Geduld hat ein Ende. Seit dem Aufstand der Engel im Himmel und dem Sündenfall der Menschen im Paradiese hat der Herr mit der Offenbarung Seiner Gerechtigkeit verzogen. Er hat lange gewartet, daß die Sünder sich bekehren und Seine Gnade an nehmen. Er hat mit unfaßbarer Langmut die Ungerechten weiterhin ihren bösen Weg gehen und sich immer wieder gegen Ihn erheben lassen. Jetzt ist der Augenblick des Jüngsten Gerichts gekommen. Lange ist die Gerechtigkeit verhöhnt worden, und die Opfer des Bösen haben anscheinend umsonst gen Himmel geschrien. Offb. 6, 10.

2. Wer ist der Richter des Jüngsten Gerichts?
„Und ich sah einen großen weißen Stuhl und Den, der darauf saß.“ Offb. 20, 11. Diese erhabene Persönlichkeit ist niemand anderes als Christus, dessen Herrschaft und Gericht schon so lange von den Propheten angekündigt worden ist.
„Der sich erhöht hat, soll erniedrigt werden, und der sich erniedrigt hat, soll erhöht werden, Ich will die Krone zunichte machen, bis Der komme, der sie haben soll, dem will Ich sie geben.“ Hesek. 21, 31-32.
„Der Vater . . . hat alles Gericht dem Sohn gegeben . . . und hat Ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum daß Er des Menschen Sohn ist.“ Joh. 5, 22. „Gott wird das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten.“ Röm. 2, 16. . . .

3. Die Zerstörung der Erde und des Himmels.
„Vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte gefunden.“ „Der erste Himmel und die erste Erde verging.“ Offb. 20, 11; 21,1.
Die Erde hat zu viele Sünden gesehen und zuviel Blut getrunken, sie muß zerstört werden. Desgleichen muß der Himmel, der durch den Aufstand der Engel besudelt worden ist, völlig erneuert werden.
Dies Gericht wird durch Feuer vollzogen werden. So wie die Welt einst durch die Wasser der Sintflut verderbt wurde, „also auch der Himmel der jetzt ist, und die Erde werden durch Sein Wort gespart, daß sie zum Feuer behalten werden auf den Tag des Gerichts . . . Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb in der Nacht, an welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen. . . . 2. Petr. 3, 7. 10-12.
„Himmel und Erde werden vergehen.“ Matth. 24, 35. 8.
Lehren uns nicht die jüngsten Atomentdeckungen begreifen, wie eines Tages die in Brand geratenen Elemente schmelzen und sich auflösen können? Wenn Gott durch eine furchtbare Explosion alle im Weltall befindliche Energie auflöst, kann Er sie dann nicht auch aufs neue benutzen, um daraus eine neue Welt zu schaffen?
„Das Wesen dieser Welt vergeht“ 1. Kor. 7, 31, das heißt ihre Form, ihr Äußeres. Aber das hat sehr wenig Bedeutung, da der Schöpfer ewig derselbe bleibt.

4. Die gottlosen Toten erscheinen vor Gericht.
„Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor Gott . . . Das Meer gab die Toten, die darin waren, und der Tod und die Hölle gaben die Toten, die darin waren.“ Offb. 20, 12-13.
So wie alle Gläubigen vor dem Richtstuhl Christi erscheinen, um das Urteil über ihren Dienst zu empfangen, so werden auch alle Ungläubigen sich vor ihrem Richter zu verantworten haben. „Wir werden alle vor den Richterstuhl Christi gestellt werden, denn es steht geschrieben: So wahr als Ich lebe, spricht der Herr, Mir sollen alle Knie gebeugt werden, und alle Zungen sollen Gott bekennen.“ Röm. 14, 10-11. . . .
„So wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird . . . Wieviel meinet ihr, ärgere Strafe (als die des Gesetzes Mose) wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Testamentes unrein achtet, durch welches er geheiligt ist, und den Geist der Gnade schmäht? Denn wir kennen Den, der da sagte: Die Rache ist Mein, Ich will vergelten . . .“ Hebr.10, 26-31.
So werden alle, die hier auf Erden Gott geleugnet haben, vor ihrem Richter erscheinen. Eine feierliche Gegenüberstellung, der sich keiner entziehen kann. Luk. 21, 26. . . .
Wie wird es erst beim Jüngsten Gericht sein, wenn das ewige Los eines jeden unveränderbar festgelegt wird?

5. Jeder wird nach seinen Werken gerichtet.
„Bücher wurden aufgetan . . . und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern . . . ein jeglicher nach seinen Werken.“ Offb. 20, 12-13
a) Gott führt genau Buch über unsere Werke.
Diese „Bücher“ sind zweifellos ein Bild, denn Gottes Gedächtnis ist gut genug, um nicht aufschreiben zu brauchen, woran Er sich erinnern will. Aber furchtbar ist es zu denken, daß von dem Sünder nichts, aber auch gar nichts vergessen wird. . . .
Auf schreckliche Weise wird sich das warnende Wort des Propheten erfüllen: „Ihr werdet eurer Sünde innewerden, wenn sie euch finden wird.“ 4. Mose 32, 23.
b) Alle Werke ohne Ausnahme kommen ins Gericht.
Gott richtet:
1. Das Verborgene der Menschen: Röm. 2, 16.
2. Die unnützen Worte: „Die Menschen müssen Rechenschaft geben am Jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben.“ Matth. 12, 36. . . .
c) Alle, die nicht glauben, sind verloren. „Durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht . . . denn es steht geschrieben: Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt in alle dem, das geschrieben steht in dem Buche des Gesetzes, daß er’s tue.“ Gal. 2, 16. . . .
„Du aber nach deinem unbußfertigen Herzen häufest dir selbst den Zorn auf den Tag der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, welcher geben wird einem jeglichen nach seinen Werken . . .“ Röm. 2, 5-8. . . .

6. Wie werden diejenigen gerichtet, die das Evangelium nicht gehört haben?
Man fragt sich in der Tat oft, welches das Schicksal und die Verantwortlichkeit derer sei, die vor Christus gelebt oder das Evangelium nicht gehört haben? Die Heilige Schrift läßt uns darüber nicht ohne Antwort.
a) Jeder wird nach dem Licht gerichtet, das er empfangen hat.
„Welche ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren werden, und welche unter dem Gesetz gesündigt haben, die werden durchs Gesetz verurteilt werden.“ Röm. 2, 12. Was Paulus hier vom Gesetz sagt, trifft noch mehr für das Evangelium zu. Wer es gehört hat, ist vor Gott noch unendlich mehr verantwortlich. Das Geschlecht, das die Botschaft und die Wunder Jesu zurückgestoßen hat, wird am Tage des Gerichts von der Königin von Mittag (Saba) und den Leuten von Ninive verdammt werden. Luk. 11, 31-32.
„Wehe dir, Bethsaida! Wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, wie bei euch geschehen sind, sie hätten vorzeiten im Sack und in der Asche Buße getan. Doch Ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher gehen am Jüngsten Gericht als euch!“ Matth. 11, 21.
Und Jesus sagt auch zu Seinen Jüngern: „Wo euch jemand nicht annehmen wird noch eure Rede hören, so geht heraus von demselben Hause oder der Stadt und schüttelt den Staub von den Füßen! Wahrlich, Ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher gehen am Jüngsten Gericht denn solcher Stadt.“ Matth. 10, 14. . . .
b) Die Heiden sind jedoch auch ohne Evangelium verantwortlich.
Nach Paulus hat der Herr den Menschen drei Offenbarungen gewährt:
1. Die Schöpfung, „wo Gottes unsichtbares Wesen, das ist Seine ewige Kraft und Gottheit, ersehen wird“. Röm. 1, 20.
2. Das Gewissen, in das Gott „des Gesetzes Werk“ geschrieben hat, die Begriffe von Gut und Böse. Röm. 2, 14.
3. Die Heilige Schrift, die höchste Offenbarung, worin dem Sünder die Liebe und die Gerechtigkeit Gottes, Sein Heil und Seine Strafe verkündigt werden. Röm.2, 17.
Die Heiden genießen nun aber die ersten beiden Offenbarungen. Sie sind alle ungehorsam gewesen und haben vor Gott keine Entschuldigung. Röm.1, 20.
c) Gott läßt keines Seiner Geschöpfe, sondern versucht, sie mit allen Mitteln zu gewinnen.
Jesus lehrt uns, daß die Dreieinigkeit mit vereinten Kräften versucht, alle Menschen zum Heil zu leiten.
Der Vater: „Sie werden alle von Gott gelehret sein“. Joh. 6, 4,.
Der Sohn: „Wenn Ich erhöhet werde von der Erde, so will Ich sie alle zu Mir ziehen.“ Joh. 12, 3 2. „Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand Meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde Ich eingehen.“ Offb. 3, 20.
Der Heilige Geist: „Er wird die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht.“ Joh. 16, 8.
Wir sind überzeugt, daß es in eines jeden Menschen Leben einen Augenblick gibt, wo er, wenn er aufrichtig ist, wie die Zauberer Ägyptenlands ausrufen muß: „Das ist Gottes Finger!“ 2. Mose 8, 15.

Die Natur hat zu ihm gesprochen, sein Gewissen hat ihn von seinen Sünden überzeugt und der Heilige Geist klopft an seine Tür, um in ihm das Sehnen nach dem ewigen Leben zu wecken. Leider bleiben dann die meisten Menschen lieber in der Finsternis, weil sie nicht von ihren Sünden lassen wollen. Joh.3, 19.
Für die aufrichtigen Seelen aber (von denen es glücklicherweise allezeit noch welche gibt) wird das herrliche Versprechen sich bewahrheiten: „Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis.“ Psalm 112, 4. Auf wunderbare Weise wird sich ihnen Gott besonders offenbaren oder Er wird ihnen einen Boten schicken, wie Er es bei Kornelius und dem Kämmerer aus dem Mohrenland getan hat. Apg. 10, 10-20.
Wenn seine Stunde schlägt, hat jeder Mensch genügend Licht empfangen, um Gott anzunehmen oder abzulehnen, so daß er auch die volle Verantwortung trägt.

d) Kann ein unwissender, aber aufrichtiger Heide gerettet werden?
Was geschieht mit einem Heiden, der von seinen Sünden überzeugt ist und aufrichtig bereut, aber nie die Gelegenheit gehabt hat, eine klare Verkündigung des Evangeliums zu hören? Wir glauben, daß der allwissende Gott weiß, ob dieser Mensch, wenn ihm die Wahrheit kundgeworden wäre, sie angenommen hätte oder nicht. Zudem wissen wir nicht, was Gott alles vor dem Tode dieses Sünders tun wird, um an ihm das Versprechen Joh. 6, 45 und 12, 32 zu erfüllen. Wenn Er diesem Menschen vergibt, so wird Er das aber auf keinen Fall um seiner Aufrichtigkeit willen tun, sondern um des Opfertodes Jesu Christi willen, der für die Sünden der ganzen Welt gebüßt hat. 1. Joh. 2, 2.
In ähnlicher Weise werden die bußfertigen Sünder des Alten Testamentes Vergebung erlangen um des Messias willen, der eines Tages kommen sollte, um an ihrer Stelle den Tod zu erleiden. Der ehebrecherische und sündige David hat gewußt, daß ihm seine Übertretungen vergeben waren. Psalm 32, 1-5. Nach dem Gesetz wäre das ungerecht, und man könnte fragen, ob sich Gott damit nicht zum Genossen des Bösen machte. Aber als Er später Seinen eigenen Sohn für uns alle am Kreuz sterben ließ, zeigte Gott Seine volle Gerechtigkeit, nachdem bisher die Sünde „geblieben war unter göttlicher Geduld“. Röm. 3, 25.
Wenn Christi Opfer die wenig erleuchteten Menschen des Alten Testamentes retten konnte, wird es dann nicht auch den unwissenden Heiden, die von ganzem Herzen gemäß der Erleuchtung, die ihnen wurde, gehorchen, etwas sein können?
Man könnte vielleicht sagen: „Wenn dem so ist, warum evangelisiert man dann unter den Heiden? Die Aufrichtigen unter ihnen werden ja doch selig werden.“ Wer so spricht, verkennt zweierlei:
1. Wieviel „aufrichtige“ Heiden wird es in der furchtbaren Finsternis geben, worin sie leben? Ihre Leiber sind beschmutzt, ihre Gewissen verderbt, ihre Herzen von bösen Geistern besessen. Wir wollen Mitleid mit ihren Leiden haben und uns beeilen, ihnen das Heil zu bringen. Wir haben so viel empfangen, daß auch unendlich viel von uns gefordert wird. Wir wollen uns davor hüten, dem ergreifenden Ruf des Apostels Paulus unser Ohr zu verschließen: „Wie sollen sie aber Den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an Den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? . . . So kommt der Glaube aus der Predigt.“ Röm. 10, 14. 17. Wie können wir uns entschuldigen, wenn wir unterlassen, ein so großes Heil weiterzugeben?
2. Ist nicht das Leben auch des besten Heiden von der eigenen und der ihn umgebenden Sünde furchtbar belastet und ohne Ewigkeitshoffnung? Wie kann dieser Mensch die Freude und den Frieden des Heils genießen, wonach ihn so verlangt? Und können wir selbstsüchtig diese Segnungen genießen, ohne den brennenden Wunsch zu fühlen, sie mit dem Heiden zu teilen?
Nein, nichts kann uns von der Pflicht befreien, allen Seelen das Evangelium zu bringen, allen zu helfen, die noch unter der Herrschaft Satans und der drohenden ewigen Strafen sind.

7. Das Buch des Lebens.
Wir kehren zu der Schilderung des Jüngsten Gerichts zurück: „Und ein andrer Buch ward aufgetan, welches ist das Buch des Lebens . . .Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl . . . Wer überwindet . . . Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens . . Und alle, die auf Erden wohnen, beten es (das Tier) an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist.“ Offb. 20, 12.15.
„Zur selben Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen.“ Dan.12,1.
Paulus spricht von seinen Gehilfen, „welcher Namen sind in dem Buch des Lebens“. Phil.4,3. . . .
Jesus spricht: „ . . . Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Luk.10, 20
Demnach schreibt Gott alle, die durch den Glauben gerettet werden, in Sein Buch. Aber es ist zu spät, erst im Augenblick des Jüngsten Gerichts zu glauben. Dann wird das Buch des Lebens geöffnet, und wessen Name nicht darin geschrieben steht, der ist endgültig verloren. . . .
Gott kennt die Namen derer im voraus, die an Seinen Sohn glauben werden, und hat sie vor Anbeginn der Welt in Sein Buch geschrieben. Röm. 8, 29. Aber so widersinnig es auch unserem beschränkten Verstand erscheinen mag, so werden wir doch ermahnt, heute zu glauben und den Heiland jetzt anzunehmen. 2. Kor. 5,20; 6,2; Hebr. 3,12-15 . So werden wir wissen, daß unsere Namen im Himmel geschrieben sind, und unser Herz wird voller Freude sein.
Wie töricht sind die Menschen, die das einzige Mittel, das Heil zu erlangen, zurückstoßen. Und wie leicht wird es ihnen gemacht! . . .
Beim letzten Gericht ist es zu spät, in das Buch des Lebens eingeschrieben zu werden. Aber es scheint auch, als ob keiner der eingetragenen Auserwählten vor dem Richter erscheine. . . .

8. Das Ende des Todes und der Hölle.
„Der Tod und die Hölle gaben die Toten, die darin waren . . . Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod.“ Offb.20,13-14.
Der erste Tod ist der leibliche Tod, durch den wir diese Welt verlassen.
Der zweite Tod trifft die Gottlosen in der anderen Welt. . . .
Da die andere Welt der Erde folgt, ist es natürlich, daß der erste Tod dem zweiten Platz macht. Die einstigen „Sterblichen“ sind von nun an für immer im Himmel oder im feurigen Pfuhl. Dann erfüllt sich das Wort des Apostels Paulus: „Er muß aber herrschen, bis daß Er alle Seine Feinde unter Seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.“ 1.Kor.1,25-26.
Mit der „Hölle” (genau übersetzt: Ort der Toten) ist hier eine Art Untersuchungsgefängnis gemeint, worin die Ungläubigen bis zum Jüngsten Gericht behalten werden. In jenem Augenblick hört alles Vorübergehende auf und die Bewohner des Totenreichs werden „in den feurigen Pfuhl“ geworfen, das heißt in die ewige Hölle, die nun beginnt.

9. Der Urteilsspruch.
„So jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Offb.20,15.
Wir müssen hier einen scheinbaren Widerspruch klarstellen: Jesus ist gekommen, um die Sünder zu retten und die Sünden der ganzen Welt zu büßen. Die Menschen gehen also nicht um ihrer Sünde willen verloren, sondern weil sie die göttliche Gnade nicht annehmen wollten: „Wer an Ihn glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des ein geborenen Sohnes Gottes . . “ Joh. 3, 18.
Man wird also durch den Glauben gerettet und geht durch den Unglauben verloren, durch die Weigerung, sich in das Buch des Lebens eintragen zu lassen. Wer die Gnade zurückstößt, bleibt auf dem Boden des Gesetzes. Auf diesem Boden kann man nur nach seinen Werken gerichtet werden. Wie wir schon gesehen haben, wird er genau das erhalten, was er verdient, und das Gesetz wird ihn ohne Gnade verdammen.
Wie wichtig ist es doch, im Buch des Lebens geschrieben zu sein! Manche geben sich hierüber bis zum letzten Augenblick falschen Hoffnungen hin, denn sie werden an jenem Tage sagen: ,,Herr, Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in Deinem Namen Teufel ausgetrieben, haben wir nicht in Deinem Namen viel Taten getan?“ „Und der Herr wird ihnen antworten: Ich habe euch noch nie erkannt, weichet alle von Mir, ihr Übeltäter!“ Matth. 7, 22-23. . . .

KAPITEL III   DIE HÖLLE

1. Welche biblischen Bezeichnungen schildern die Hölle?
Die Bezeichnung „Hölle“ heißt im Französischen „Enfer“ und kommt von dem lateinischen Wort, das „unten“ bedeutet. (Das deutsche Wort Hölle kommt von Hel, dem germanischen Wort für das Totenreich. D.Übers.) Epheser 4, 9 heißt es: „Er (Christus) ist hinuntergefahren in die untersten Örter der Erde.“ . . .
Dieser Ort wird von einer überraschend großen Zahl von Bibelstellen und biblischen Bezeichnungen geschildert:
a) Der Scheiterhaufen, den der Odem des Herrn anzündet.
An einer Stelle, die vom Los spricht, das dem großen Feind Israels Assyrien (und vielleicht auch dem Antichrist) beschieden ist, sagt Jesaja: „Die Grube ist von gestern her zugerichtet, ja, sie ist auch dem König bereitet, tief und weit genug, der Scheiterhaufen darin hat Feuer und Holz die Menge. Der Odem des Herrn wird ihn anzünden wie ein Schwefelstrom.“ Jes. 30, 33.
b) Die ewige Glut, die ewigen Flammen.
„Die Sünder zu Zion sind erschrocken, Zittern ist die Heuchler angekommen: Wer ist unter uns, der bei einem verzehrenden Feuer wohnen möge? Wer ist unter uns, der bei der ewigen Glut wohne?“ Jes. 33, 14.
„Erbarme dich, denn ich leide Pein in dieser Flamme.“ Luk. 16, 24 . . .
c) Der Wurm, der nicht stirbt.
Am Ende eines Kapitels, das von der Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches spricht, fügt Jesaja hinzu: „Sie werden hinausgehen und schauen die Leichname der Leute, die an Mir übel gehandelt haben, denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen und werden allem Fleisch ein Greuel sein.“ Jes. 66, 24.

Jesus gebraucht denselben Ausdruck und wendet ihn unstreitig auf die Strafe in der anderen Welt an: Er spricht vom höllischen Feuer, „…da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht“. Mark. 9, 48 .
e) Das Feuer, das nie verlöscht, oder das ewige Feuer.
Diese Bezeichnung, der wir schon Jesaja 66, 24 begegnen, wird von Johannes dem Täufer und von Jesus selber wieder aufgenommen: Der Sohn Gottes wird „die Spreu verbrennen mit ewigem Feuer“. Matth. 3, 12.

„Es ist dir besser, daß du als ein Krüppel zum Leben eingehest, denn daß du zwei Hände habest und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer.“ Mark. 9, 43.
„ . . . Gebet hin von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ Matth. 18, 8; 25, 41.
„Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird.“ Hebr. 10, 26.
f) Die Hölle oder das höllische Feuer.
„Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.“ Matth. 5, 29. 
„Fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in die Hölle!“ Matth. 10, 28.
„Daß du werdest in das höllische Feuer geworfen.“ Matth. 18, 9.
Dieses Wort „Hölle“ bedarf einer Erklärung. (Luther hat hier mit „Hölle“ übersetzt, was im Urtext als Gegensatz zum Totenreich „Gehenna“ heißt.) Das Wort „Gehenna“ kommt von dem hebräischen Namen „Ge-Hinnom“ – Tal der Kinder Hinnom -, das den verfluchten Ort bezeichnete, wo Israel und seine ungetreuen Könige ihre Söhne und Töchter dem Moloch durchs Feuer gehen ließen. 2. Kön. 23, 10. Zur Zeit Jesu hat man dort wahrscheinlich den Unrat der Stadt Jerusalem verbrannt. Der Christ gebraucht das Wort Gehenna, um vom Feuer der Hölle zu sprechen, so wie die Bibel die Bilder der „Finsternis“, des „Pfuhls“ anwendet.
g) Die Verdammnis.
„Die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis ab führet, und ihrer sind viele, die darauf wandeln.“ Matth. 7, 13. Gott „hat mit großer Geduld getragen die Gefäße des Zorns, die da zugerichtet sind zur Verdammnis“. Röm. 9, 22. „Welcher Ende ist die Verdammnis.“ Phil. 3, 19.
j) Die ewige Pein.
„Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Matth. 25, 46.
k) Die Finsternis. „Bindet ihm die Hände und Füße und werfet ihn in die Finsternis hinaus Da wird sein Heulen und Zähneklappen.“ Matth. 22, 13. „Denn Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben, daß sie zum Gericht behalten werden . . . welchen behalten ist eine dunkle Finsternis in Ewigkeit.“ 2.Petr. 2, 4. 17.
i) Der zukünftige Zorn.
,.Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem zu künftigen Zorn entrinnen werdet?“ Luk. 3, 7. 
„Du aber nach deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufest dir selbst den Zorn auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes. Aber denen, die da zänkisch sind und der Wahrheit nicht gehorchen, gehorchen aber der Ungerechtigkeit, Ungnade und Zorn. Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun, . . . So werden wir ja vielmehr durch Ihn (Jesus Christus) bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir durch Sein Blut gerecht geworden sind.“ Röm. 2, 5. 8-9.
p) Das ewige Gericht.
Die Stelle Hebräer 5, 11 bis 6, 1-2 reiht die Lehre vom ewigen Gericht unter die Lehren „vom Anfang christlichen Lebens“. Dem Verfasser erscheinen diese Lehren vom Anfang christlichen Lebens so einfach und klar, daß er es nicht für nötig hält, sie den „Vollkommenen“ noch lange zu erklären.
r) Die Zerstörung.
„Es ist gekommen Dein Zorn und die Zeit der Toten, zu richten und zu geben ihren Lohn Deinen Knechten, . . . und zu verderben (zerstören), die die Erde verderbt (zerstört) haben. ” Offb. 11, 18. ,,Als dann wird der Boshafte offenbart werden, welchen der Herr umbringen (zerstören) wird mit dem Geist Seines Mundes und wird durch die Erscheinung Seiner Zukunft ihm ein Ende machen. ” 2. Thess. 2, 8.
s) Die Verleugnung.
„Wer Mich aber verleugnet vor den Menschen, den will Ich auch verleugnen vor Meinem himmlischen Vater.“ „Verleugnen wir, so wird Er uns auch verleugnen.“ 2. Tim. 2, 12.
t) Das Anathema, der Fluch.
„So jemand euch Evangelium predigt anders, denn als ihr empfangen habt, der sei verflucht!“ Gal. 1, 9.
„Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt in alle dem, das geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, daß er’s tue.“
u) Die Vergeltung.
„Welcher Ende sein wird nach ihren Werken.“ 2. Kor. 11, 15. „Siehe, Ich komme bald und Mein Lohn mit Mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ Offb. 22, 1 2.
v) Wehe
„Weh dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird.“ Matth. 26, 24 „Es ist unmöglich, daß nicht Ärgernisse kommen, weh aber dem, durch welchen sie kommen. Es wäre ihm besser, daß man einen Mühlstein an seinen Hals hängte und würfe ihn ins Meer, denn daß er dieser Kleinen einen ärgert.“ Luk. 17, 1-2. 

z) Der feurige Pfuhl.
„Lebendig werden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte . . . So jemand nicht ward gefunden in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Offb. 19, 20.
aa) Der andere Tod. „Der feurige Pfuhl. das ist der andere Tod . . . deren Teil wird sein in dem Pfuhl. der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der andere Tod.“ Offb. 20, 14.

Was bedeutet diese letzte Bezeichnung? Mit dem ersten Tod verlassen die Sünder diese Erde. Der zweite wird die Gottlosen nach dem Jüngsten Gericht treffen. Er ist in der Heiligen Schrift sinnverwandt mit Hölle. Wenn aber der erste Tod den Leib zersetzt, wird dann der zweite Tod nicht die unbußfertige Seele vernichten?
Lassen wir die Heilige Schrift hierauf antworten! Zweimal bezeichnet die Offenbarung den anderen Tod und den feurigen Pfuhl als gleichbedeutend: „Der feurige Pfuhl. das ist der andere Tod.“ Offb. 20, 14. Wir werden bald sehen, daß in dem feurigen Pfuhl die Seelen – weit davon entfernt, vernichtet zu sein – Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit leiden werden. Offb. 14, 10-11. Darum heißt es auch „den anderen Tod leiden“. Offb. 2, 11.


2. Worin besteht die Hölle?
a) Die Wirklichkeit der Hölle.
Aus allen Bibelstellen geht hervor, daß die Hölle eine schreckliche Wirklichkeit ist. Manche Leute empören sich über die harten Strafen, die im Alten Testament die Menschen der Sintflut, von Sodom und Gomorra, von Kanaan, sogar von Israel getroffen haben, und sie erklären, sie könnten hierbei nicht den Gott der Liebe der Evangelien erkennen.
Sie vergessen, daß die Gerichte des Neuen Testaments viel ernster sind als die des Alten Testaments: „Wenn jemand das Gesetz Moses bricht, der muß sterben ohne Barmherzigkeit durch zwei oder drei Zeugen. Wieviel. meinet ihr, ärgere Strafen wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt . . . Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Hebr. 10, 28-31.
Die Strafen, die man in der Geschichte des Alten Testaments bemängelt, waren leiblich und irdisch, also zeitlich, sie ließen oft dem Sünder die Möglichkeit, sich noch sterbend zu bekehren und so seine Seele zu retten. Die Strafen jedoch, worauf das Neue Testament vor allem dringt, sind hauptsächlich geistlich und ewig, sie sind unendlich furchtbarer.

b) Die Bilder, welche die Hölle darstellen.
Das Feuer: Unter den Bezeichnungen für Hölle, die wir angeführt haben, sind sieben, die den Gedanken an ein Feuer erwecken: der Scheiterhaufen, die Flammen, das ewige Feuer, Gehenna, der Feuerofen, Feuer und Schwefel, der feurige Pfuhl. Aber auch andere Bilder werden angewandt:
Der nagende Wurm, die ewige Schmach, das Heulen und Zähne klappen, die Finsternis, die Vernichtung, „draußen“ usw.
Die Bibel muß eine menschliche Sprache anwenden, um uns einen Begriff von der anderen Welt zu vermitteln. Aber trotzdem ist ihre Schilderung des Jenseits geistlich und weit entfernt von den derben Darstellungen des Mittelalters. In der Bibel finden wir keine grotesken Bilder, die die Hölle wie einen großen Kochtopf schildern, worin die Verdammten gekocht und von grinsenden Teufeln mit Gabeln gestochen und gequält werden. Wenn die biblischen Bezeichnungen auch bildlich gemeint sind, so lassen sie doch eine entsetzliche Wirklichkeit klar erkennen. Wenn auch das Feuer, der nagende Wurm, die Finsternis usw. mehr geistlich als leiblich sind, so lassen sie doch nur um so mehr Gedanken an glühende Schmerzen, an Gewissensbisse, Unseligkeit, Finsternis und Gottferne aufkommen. Wenn es übrigens für die Ungläubigen auch eine Auferstehung des Leibes gibt, wird in ihrer Qual auch noch leibliches Leiden einbegriffen sein.

c) Worin besteht eigentlich die Hölle?
Wir sagen: In allen biblischen Bezeichnungen herrscht der Gedanke vor, daß die unbußfertigen Sünder auf ewig von Gott getrennt sind. Die beste Deutung der Hölle scheint uns in 2.Thess. 1, 9 gegeben: „Sie werden Pein leiden, das ewige Verderben von dem Angesichte des Herrn.“
Das ewige Leben ist das Erkennen und die Gegenwart Gottes. Der andere Tod ist die endgültige Trennung von Gott. Mit dieser Deutung stimmt alles überein, was die Heilige Schrift von der Qual und der Dauer der Hölle lehrt.


3. Die Leiden der Hölle.
a) Wie werden sie beschrieben ?
Nehmen wir noch einmal die unter 1. angeführten Stellen und die dazu gemachten Anmerkungen:
„Als er nun in der Hölle und in der Qual war, . . . rief er: . . . Erbarme dich mein, . . . denn ich leide Pein in dieser Flamme.“ Luk. 16, 23-24.
„Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun.“ Röm. 2, 9. . . .
b) Worin besteht ein solches Leiden?
Was wir vom Zustand des reichen Mannes im Totenreich gehört haben, bringt uns auf einen Gedanken: Der Verdammte ist vom Ort der Seligkeit durch eine unübersteigbare Kluft getrennt. Er ist bei vollem Bewußtsein und hat sein völliges Erinnerungsvermögen. Er ist sich durchaus klar, daß er sein Heil verloren hat. Sein Leiden ist um so heftiger, da es ohne Hoffnung ist. Die Antwort Abrahams auf sein Flehen ist durchaus ablehnend. Nichts und niemand kann ihm vom Himmel zur Hilfe kommen, und keine Seele verläßt den Ort der Qual, um höher zu steigen.
Manche Leute haben schon gesagt: Wie kann ein Gott der Liebe daran Seine Lust haben, Seine Geschöpfe – wenn sie auch aufständisch waren – in alle Ewigkeit zu quälen? Die Bibel sagt nirgends, daß Gott sie quält. Er braucht rein garnichts dazu zu tun, daß sie leiden. Sie haben sich hartnäckig und freiwillig von Gott und Seiner Gnade abgewandt. Sie haben Ihn zurückgestoßen, und ihre Qual besteht einfach darin, daß sie der Seligkeit, der Freude, der Vergebung, des Friedens verlustig sind, die allein der Heiland geben kann. . . .
Als Gott zu den Israeliten spricht, die sich aus Unglauben geweigert haben, in das verheißene Land zu gehen, kündet Er ihnen die Strafe an, die während vierzig Jahren in der Wüste auf ihnen lasten wird: „Auf daß ihr inne werdet, was es sei, wenn Ich die Hand abziehe.“ „Und sollt erfahren, was es auf sich hat, wenn Ich Mich von euch abwende.“ 4. Mose 14, 34. Man könnte die Höllenqual nicht besser ausdrücken: für immer der Gegenwart des Herrn verlustig sein.
Gott hat alles getan, um die Menschen zu retten. Er hat Seinen Sohn für sie dahingegeben, Er hat zu ihnen durch die dreifache Offenbarung der Natur, des Gewissens, der Heiligen Schrift gesprochen. Er hat sie durch Seinen Heiligen Geist überzeugt und angefleht, sich Ihm zu übergeben.
Wenn sie sich hartnäckig von Ihm entfernen, zieht Er sich schließlich auch von ihnen zurück und über läßt sie sich selbst. Das ist dann die Hölle. Wenn Jesus am Kreuz rief: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?“ Matth. 27, 46, so wußte Er, was die Hölle ist. Er erduldete ihre Qual an unserer Statt. . . .



4. Die Dauer der Hölle.
Was wir gerade gesagt haben, ist schrecklich, aber noch entsetzlicher ist, was uns noch zu sagen bleibt. Leiden ist immer unangenehm. Aber so groß es auch sein mag, die Hoffnung, davon befreit zu werden, hilft es doch ertragen. Von der Dauer der Höllenqual dagegen sagt die Bibel ausdrücklich, daß sie nie aufhören wird. Wir werden später von den Einwendungen sprechen, die gegen diese Lehre gemacht worden sind. Zuerst wollen wir wieder die Bibeltexte sprechen lassen!
a) Wo steht von der ewigen Qual geschrieben?
1. Jesaja spricht von dem verzehrenden Feuer, der ewigen Glut, dem Wurm, der nicht stirbt. Jes. 33, 14.
2. Daniel sagt, daß etliche zum ewigen Leben aufwachen werden, die andern zur ewigen Schmach und Schande. Dan. 12, 2.
3. Johannes der Täufer und Jesus sprechen einer wie der andere vom ewigen Feuer. Wir zeigen etwas später, daß Gott selber ein verzehrendes Feuer ist. Das heißt, daß Seine Heiligkeit und unbedingte Gerechtigkeit nicht anders können, als den unbußfertigen Sünder zu verdammen. Diese Eigenschaft Gottes ist unwandelbar wie Er selbst – und das Feuer Seiner Gerechtigkeit wird nach den Worten Christi nie verlöschen.
4. Der Herr wird sagen: „Gehet hin . . . in das ewige Feuer . . . Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Matth. 25, 41.
5. „Wer den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts.“ Mk. 3, 29. . . .
7. Das „ewige Gericht“ gehört nach Hebräer 6, 2 zu der „Lehre vom Anfang christlichen Lebens“.
8. „Er hat behalten zum Gerichte des großen Tages mit ewigen Banden in der Finsternis die Engel, die ihr Fürstentum nicht bewahrten . . . Sodom und Gomorra . . . sind zum Beispiel gesetzt und leiden des ewigen Feuers Pein . . . diese Menschen sind irre Sterne, welchen behalten ist das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit.“ Jud. 6. 7. 13. . . .
Wer diese Texte, so wie sie sind, liest, gewinnt daraus den unabweislichen Eindruck, daß die Höllenqual niemals ein Ende haben wird. Dieser Gedanke ist jedoch für unseren menschlichen Geist so entsetzlich, daß viele Einwendungen dagegen erhoben worden sind, um diese Überzeugung umzustoßen.

b) Was wendet man gegen die Lehre von der ewigen Qual ein?
1. Man führt an, daß im Alten Testament die Worte „allezeit, ewig, Ewigkeit“ nicht unbedingt und notwendigerweise den Sinn haben, den wir ihnen heute verleihen. Zum Beispiel: „Ihr habt ein Feuer Meines Zorns angezündet, das ewiglich brennen wird . . . auf daß ihr Land zur Wüste werde, ihnen zur ewigen Schande . . . Bekehret euch . . . so sollt ihr in dem Lande, das der Herr euch und euren Vätern gegeben hat, immer und ewiglich bleiben.“ Jer. 17, 4.
Darauf kann man antworten, daß einerseits wir auch zuweilen solche Ausdrücke in einem übertriebenen Sinne gebrauchen, und daß andererseits Gott, wenn Er so spricht, die wahrhaft ewigen Rückwirkungen Seiner Versprechungen und Drohungen ins Auge fassen kann. Es ist jedoch außer Zweifel, daß diese Worte ihren unbedingten Sinn annehmen, wenn sie von dem Herrn und ewigen Dingen handeln. Warum sollte es dann bei der Verdammnis anders sein?
„Bist Du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit !“ Psalm 90, 2. „Ich will mit euch einen ewigen Bund machen.“ Jes. 55, 3.
Es ist auch bedeutsam, daß Daniel 12, 2 zweimal dasselbe Wort „ewig“ gebraucht, um sowohl das Leben ohne Ende der Auserwählten wie auch die Schmach der Verdammten zu bezeichnen.
2. Man gibt an, daß im Neuen Testament das griechische Wort „ewig“ – aiönios – nur „von langer Dauer“ bedeutet, im Zusammenhang mit dem kommenden Zeitalter. (Das Wort „aiön“ wird mit Zeitalter übersetzt.)
Das zwischen dem kommenden Zeitalter und dem, was „ewig“ ist, ein Zusammenhang besteht, wird wohl von keinem bezweifelt. Aber das Neue Testament läßt uns nicht im unklaren, in welchem Sinne es diese Bezeichnung, die es einundsiebzigmal anwendet, gebraucht. Es wendet sie vierundsechzigmal auf himmlische und selige Wirklichkeiten der anderen Welt an:
der ewige Gott, Seine ewige Macht, der ewige Geist, das ewige Leben, das ewige Evangelium, das ewige Reich, das ewige Heil, die ewige Erlösung, der ewige Bund, das ewige Erbe, die ewige Herrlichkeit, der ewige Trost, die ewigen Hütten, ewige Zeiten, die ewigen unsichtbaren Dinge.

In allen Fällen ist es ohne Zweifel, daß es sich um eine Dauer ohne Ende handelt. Siebenmal wird dagegen dasselbe Wort auf die Verdammnis angewandt. Matth. 18, 8; 25, 41; Jud. 7: das ewige Feuer; Matth. 25, 46: die ewige Pein; Hebr. 6, 2: das ewige Gericht; 2. Thess. 1, 9: das ewige Verderben.
Wie kann ein Wort, das vierundsechzigmal „ewig“ bedeutet, sieben andere Male einen anderen Sinn haben? Jesus gebraucht übrigens dieselbe Bezeichnung Matth. 25, 46 für das ewige Leben und die ewige Pein. Wenn das erste immer dauern soll. warum dann nicht auch das andere?
3. Derselbe Einwand wird bei dem Ausdruck von „Ewigkeit zu Ewigkeit“ gemacht. Man sagt, daß er „eine gewisse Anzahl von Zeitaltern“, aber nicht die Ewigkeit bedeute. Wir wollen sehen, welche Bedeutung diesem Ausdruck in der Offenbarung gegeben wird, wo er immer wieder vorkommt! Jesus Christus und Gott leben von Ewigkeit zu Ewigkeit. Sie werden von Ewigkeit zu Ewigkeit angebetet.
Die Auserwählten werden mit Ihm regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Bis hierhin bedeutet dieser Ausdruck ohne Zweifel: immer.
Warum sollte er einen anderen Sinn annehmen, wenn er auf die Hölle an gewandt wird? „Der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Wir stellen noch fest, daß der Ausdruck „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ in der Offenbarung im Griechischen zwölfmal durch „eis tous aiö nas tön aiönon“ und nur ein einziges Mal durch „eis aiönas aiönon“ dargestellt wird. Wir glauben nicht, daß ein Unterschied in der Bedeutung besteht, und alle Beweisgründe des obigen Absatzes, die wir schon sooft wiederholt haben, führen daraufhin, daß eine ewige Dauer gemeint ist.

4. Man kann genau dasselbe von den Worten „Ewigkeit“ oder „ewig“ sagen.
Das Neue Testament gebraucht sie unbestreitbar im unbedingten Sinne. „Das Wort aber des Eides, . . . setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist. Er bleibt ewiglich . . . Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“ Hebr. 7, 28. 24; 13, 8. „Vielleicht aber ist er darum eine Zeitlang von dir gekommen, daß du ihn ewig wieder hättest.“ Philem. 15.
Warum verändern diese Worte plötzlich ihren Sinn, wenn Judas sie auf die Hölle anwendet? Vers 6 und 13. . . .

5. Der Wurm, der nicht stirbt, das Feuer, das nicht verlöscht, sind nur bildliche Ausdrücke . . .
In dem Tal Hinnom bei Jerusalem wurde der Unrat verbrannt. Das Feuer dauerte nicht länger, als man es nährte. Dieser Schluß ist durchaus richtig für das irdische Feuer und den irdischen Brennstoff. Aber er stimmt nicht mit dem, was die Bibel vom Jenseits sagt, überein. Wenn die Seelen und die Qual ewig dauern, warum sollte dann „das Feuer“ verlöschen? Wir sehen, daß das Tier und der falsche Prophet bei der Schlacht von Harmagedon lebendig in den feurigen Pfuhl. der mit Schwefel brennt, geworfen werden. Offb. 19, 20. Tausend Jahre später sind diese beiden (es sind Menschen!) noch darin und wir lesen, daß sie mit dem Teufel dort gequält werden „Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Offb. 20, 10. Der feurige Pfuhl selbst wird also wohl auch immer währen.
(Wir behandelten hier die Dauer der Qual und werden auf die „Vernichtung ” später zurückkommen.)
Wir sind uns wohl bewußt, daß die Behauptungen der Bibel über die Ewigkeit und die Höllenqual zweifellos sehr schwer anzunehmen sind. Aber da sie es so schreibt, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu beugen und es wie Adolphe Monod zu machen, der uns folgende Erfahrung weitergab:
Der große Prediger erklärt: „Ich habe alles, was in meinen Kräften stand, getan, um im Wort Gottes die ewige Qual nicht zu finden. Aber es ist mir nicht gelungen . . . Als ich Jesus Christus selber sagen hörte, daß die Bösen in die ewige Pein, die Gerechten in das ewige Leben gehen und daß also die Qual der einen so ewig sein werde wie die Seligkeit der anderen, . . . da habe ich nachgegeben, ich habe mein Haupt gebeut, ich habe meine Hand auf meinen Mund gelegt, ich habe an die ewige Qual geglaubt.“ (Premiere Serrie des Sermons, Seite 391.)

5. Prüfung einiger Fragen über die Hölle.

a) Verträgt sich die ewige Hölle mit der Liebe Gottes ?
Wir haben schon die landläufige Meinung erwähnt, wonach Gott viel zu gut ist, um die Sünder ewig zu strafen.
Hierbei müssen wir von vornherein einen schweren Irrtum ausmerzen: Es gibt keinen „lieben Gott“. Der schwache, nachsichtige Gott, der Seine Zeit damit zubringt, „irgend etwas“ ohne strenge Prüfung zu vergeben, ist in Wirklichkeit ein Götzenbild. Es ist ein falscher Gott, der von denen erfunden worden ist, die sich in ihren Sünden gefallen und den Gott der Bibel nicht kennen. Die Heilige Schrift offenbart uns Ihn, der zugleich der Gott der Liebe und der Heiligkeit ist. In Seiner Liebe hat uns der Vater Seinen eingeborenen Sohn dahingegeben und in Seiner Heiligkeit hat Er Ihn an unserer Statt verdammt. 1. Joh. 4, 8-10; Gal. 3 , 10-13. Wer den Sohn Gottes mit Füßen tritt und Seine Liebe zurückstößt, wird das schreckliche Feuer des Gerichts kennenlernen.
Die ganze Geschichte der Menschheit und Israels zeigt, daß die Gerichte Gottes furchtbar sind. Der das Geschlecht der Sintflut, Sodom, Ägypten, Babylon, Jerusalem geschlagen hat, der in unseren Tagen den Tod von Millionen Seiner Geschöpfe zugelassen und die Verheerung unserer stolzen „Zivilisation“ durch eine „Flut von Feuer“ erlaubt hat, dieser Gott ist nicht der „liebe Gott“. Er ist ganz einfach der Gott, der mit einer unfaßbaren Liebe und Geduld versucht hat, Seine Geschöpfe zu retten, der aber eines Tages Seine Drohungen wahrmacht. Und Seine Strenge ist leider um so größer, je länger die Menschen Seine Langmut verhöhnt haben. Die Hölle wird nur die Fortsetzung dessen sein, was wir jetzt schon hier auf Erden sehen.
Der beste Beweis dafür, daß das Gericht und die Verurteilung zur Hölle nicht der heiligen Liebe Gottes widersprechen, ist, daß Jesus Christus selber der Vollzieher sein wird. Er selber wird zu den Verdammten zu Seiner Linken sagen: „gehet hin von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer.“ Und die Unseligen werden mit Feuer und Schwefel gequält werden „vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm“. Im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden sagt Jesus: „Doch jene, Meine Feinde, die nicht wollten, daß Ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürget sie vor Mir!“ Luk. 19, 27.
Wir wollen schließlich auch nicht vergessen, daß unser Gott selber „ein verzehrendes Feuer“ ist. Hebr. 12, 29.
Das gibt von der Liebe und der Gerechtigkeit eine ganz andere Vorstellung, als sie die meisten unserer Zeitgenossen haben.


b) Werden die Gottlosen früher oder später in der anderen Welt vernichtet ?
Dies behaupten die Anhänger der Lehre, die man „Konditionalismus“ nennt. Gott allein – so sagen sie – hat Unsterblichkeit. Er will wohl die Menschen daran teilhaben lassen, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß sie glauben. „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“
Dieselben Leute fügen hinzu, daß nach der Bibel die Seele, die sündigt, sterben soll. Demnach wird diese Seele in der anderen Welt vernichtet, wie der Leib hier auf Erden zerstört wird. Es wird von der Vernichtung der Gottlosen als von ihrer Verdammnis und ihrem Verderben gesprochen. 2. Thess. 1, 9. Man soll Den fürchten, „der Leib und Seele verderben kann in die Hölle.
Wenn wir die Heilige Schrift richtig verstehen, können wir jede dieser Behauptungen widerlegen:
1. Wir haben gesehen, daß in der Tat Gott allein das wahre Leben ist und daß Er es nur Seinen Gläubigen verleiht, denn das ewige Leben ist: den Vater und den Sohn erkennen. Gott nicht kennen, das bedeutet, daß man tief im geistlichen Tod versunken ist. Aber wir haben gleichfalls gesehen, daß die Menschen, die den „zweiten Tod ” erleiden, durchaus nicht vernichtet, sondern im Gegenteil gequält werden „Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit“.

2. Der Gedanke an ein Weiterleben der Seele ist allgemein und findet sich auch in allen heidnischen Religionen, diejenige der Griechen mit einbegriffen. Aber allein die Bibel lehrt klar, daß durch die Auferstehung jeder Mensch, der Leib sowohl wie die Seele, in der anderen Welt weiterbestehen wird. Sie behauptet gleichfalls, daß es eine Auferstehung der Ungerechten wie der Gerechten gibt.
3. Wenn die Heilige Schrift die Vernichtung, die Verdammnis, das Verderben der Gottlosen erwähnt, so müssen wir verstehen, welchen Sinn sie diesen Ausdrücken gibt. Die Offenbarung spricht von der Zeit, da die verderbt werden, die die Erde verderbt haben. Es ist klar, daß die Gottlosen die Erde nicht vernichten. Sie verderben sie, sie machen sie unglücklich, und genau das wird Gott mit ihnen machen. . . .
Wir wollen auch noch einen Ausdruck erwähnen, den wir Matth. 10, 28 finden: „Fürchtet euch aber viel mehr vor Dem, der Leib und Seele »verderben« kann in die Hölle.“ Im Griechischen bedeutet das Wort „apollumi“ gleichfalls „verlieren“ und wird im gleichen Kapitel auf die „verlorenen“ Schafe aus dem Hause Israel angewandt, ebenfalls auf das „verlorene“ Schaf und den „verlorenen“ Sohn. Luk. 15, 6. 9. 24. „Des Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, das verloren ist.“ Matth. 18, 11. Der verlorene Sohn lebte wohl noch vor seiner Rückkehr, aber er war fern vom Vater, verderbt und unglücklich. So wird es auch mit den Sündern in der Hölle sein. . . .

c) Werden nicht eines Tages alle Geschöpfe gerettet werden ?
Eine andere Lehre, die sogenannte Wiederbringungslehre, behauptet, daß nach einigen Strafen, die die menschliche Sündhaftigkeit und Gottes Heiligkeit erfordern, schließlich alle selig werden. Der Herr – so wiederholt man – ist zu gut, um Seine Geschöpfe, die so kurze Zeit auf Erden gesündigt haben, dafür ewig in der Hölle leiden zu lassen. Man führt auch an: „Gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden . . . auf daß Gott sei alles in allen.“ 1. Kor. 15, 22. 28. Christus ist erhöht worden, „daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters“, Phil. 2, 10-11.
„Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß Er sich aller erbarme.“ Röm. 11, 32.
Dies bedeutete, daß eines Tages selbst in der Hölle sich alle Geschöpfe, der Teufel und die Dämonen einbegriffen, dem Heiland zuwendeten und Seiner Gnade teilhaftig würden. Denn – sagt man – der Triumph Jesu Christi wäre nicht vollkommen und Gott wäre nicht allmächtig, wenn noch ein einziges Geschöpf – und wäre es auch das verhärtetste – in der Hölle bliebe und nicht von Ihm zurückgebracht werden könnte. E. F. Ströter, einer der glühendsten Anhänger der Wiederbringungslehre, behauptet, daß Gott gerade durch das höllische Feuer, den Tod, das Verderben und die Verdammnis am Ende alle Menschen rettet. So verstanden, wäre die Hölle ein augenscheinlicher und unsäglich kostbarer Beweis Seiner heiligen Liebe . . .
Der Herr sagt von Judas: „Es wäre ihm besser gewesen, er wäre nicht geboren worden.“ Matth. 26, 24. Das wäre aber durchaus nicht der Fall, wenn er vor sich eine selige Ewigkeit hätte.

Aber wir wollen einige andere Beweisgründe der Wiederbringer prüfen!
1. Sie behaupten, daß es ungerecht wäre, Menschen für die Ewigkeit zu strafen, die nur in der Zeit gesündigt haben. Aber wir müssen verstehen, daß die Sünde unendlich schwerwiegend ist: Sie beleidigt eine unendliche Persönlichkeit, und andererseits wird sie von dem Menschen begangen, der zum Bilde Gottes geschaffen worden ist und sich schon selber im Plan der Ewigkeit befindet. Der Sündenfall Adams und das Kreuz Christi sind beide zeitlich sehr begrenzte Ereignisse und haben doch unendliche Folgen. Röm. 5, 17-19.
Die Lehre der Wiederbringer widerspricht zudem allen Bibelstellen, die von den ewigen Leiden in der anderen Welt sprechen. Außerdem ist es leicht übereinstimmend mit dem Zusammenhang in der Heiligen Schrift, diese Stellen, worauf man sich zu stützen versucht, ganz anders zu erklären.

2. Um 1. Kor. 15, 22 zu verstehen, muß man auch Vers 23 lesen: Es werden nur die „in Christo alle lebendig gemacht werden . . . die Christo angehören“. In ihnen auch wird Gott alles in allen sein, während Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben. . . .
3. Wenn sich im Himmel, auf Erden, unter der Erde alle Knie beugen und alle Zungen bekennen sollen, daß Christus der Herr sei, so bedeutet das nicht notwendigerweise, daß alle bekehrt werden. Beim ersten Kommen Christi waren die Dämonen die ersten, die verkündeten, wer Er war, und die Ihm gehorchten. So wird auch der Augenblick kommen, daß in der anderen Welt alle Feinde des Herrn Seine Macht anerkennen und sich vor Ihm beugen müssen. Aber das wird leider zu spät für ihre Rettung sein.
4. Man könnte noch viele andere Bibelstellen anführen, die alle Gottes Willen bezeugen, alle Menschen durch das völlig genügende Opfer am Kreuz zu retten. Aber trotz dieses Verlangens wird der Herr niemals diejenigen mit Gewalt zum Glauben zwingen, die hartnäckig das Heil zurückstoßen. Jesus ruft aus: „Jerusalem . . . wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen . . . und ihr habt nicht gewollt.“ Matth. 23, 37.
Wenn Seelen in die Hölle kommen, so geschieht es darum, weil Gott ihre Freiheit und ihren aufrührerischen Willen achtet und ihnen kein anderes Heil anzubieten hat. Hebr. 10, 26-31. Das Heil wird nur durch den Glauben erlangt. In der anderen Welt kann man es leider nicht mehr empfangen, da dann das Schauen dem Glauben folgt.

5. Nach den Worten Jesu in Lukas 16, 26 ist zwischen dem Ort der Qual und dem Ort der Ruhe eine große Kluft, so daß ein Hinüber oder Herüber ausgeschlossen ist. Wie könnten demnach die Verdammten jemals in den Himmel hinübergelangen?
So verführerisch die Lehre von der Wiederbringung auch dasteht, so müssen wir doch feststellen, daß sie nicht biblisch ist. Ihre Ideen von der Wiederbringung aller Dinge sind vielmehr dem Pantheismus verwandt.
Wenn es eine Möglichkeit der Errettung nach dem Tode gäbe, so könnte sie nur auf zwei Arten geschehen:
Entweder müßten sich die Menschen sozusagen gezwungenermaßen für Christus entscheiden. Wo bliebe dann aber ihre Freiheit und welchen moralischen Wert hätte diese Entscheidung?
Oder es wäre wie auf der Erde, und es gäbe auch die Möglichkeit der Ablehnung. Was sollte dann aber noch diese Wiederholung, und wie viele aufeinanderfolgende oder ähnliche Proben hätte der unbußfertige Sünder dann noch zu bestehen?
Nein, die ganze Bibel sagt uns, daß wir uns heute entscheiden müssen. Morgen ist es zu spät.
Die Warnungen der Propheten,

die Tränen Jesu,

die Mahnungen der Apostel,

die leidenschaftliche Beweisführung des Paulus,

die erschütternden Bilder der Offenbarung,
alle rufen uns zu:
„Heute, so ihr Seine Stimme höret, verstockt eure Herzen nicht!“
„Jetzt ist der Tag des Heils“
Nach dem Tage des Heils kommt der Tag des Gerichts, und die Himmelstür wird verschlossen werden wie einst die Tür der Arche. Dann werden viele „danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden’s nicht tun können“. . . .

d) Was denken wir über das Fegefeuer?
Die katholische Kirche lehrt sehr streng, daß es eine ewige Hölle gibt, aus der keiner wieder entweichen kann. Aber sie fügt hinzu, daß zwischen Himmel und Hölle noch ein Zwischenreich, das Fegefeuer, besteht. Dorthin gehen nach ihrem Tode alle die Seelen, die durch Jesus Christus von der ewigen Strafe gerettet sind, aber noch nicht rein genug sind, um sogleich in den Himmel eintreten zu dürfen. Um ganz gewiß im Paradiese zu sein, muß ein Mensch erst heilig gesprochen werden, und heute noch werden Messen für die Seelenruhe von Päpsten gelesen, die schon seit Jahrhunderten tot sind. Es genügt, die Heilige Schrift zu fragen, um festzustellen, daß das Fegefeuer eine reine Einbildung ist. Alle Stellen, die klar vom Jenseits sprechen, zeigen uns nur zwei Möglichkeiten:

Der breite Weg führt zur Verdammnis. – Die enge Pforte zum Leben. Matth. 7, 13-14.

Die Spreu wird ins Feuer geworfen. – Der Weizen wird in die Scheuer gesammelt. Matth.13, 30. 

Die törichten Jungfrauen bleiben draußen. – Die klugen Jungfrauen gehen hin ein zur Hochzeit. Matth. 25, 10. 

Der reiche Mann ist in der Qual. – Lazarus wird in Abrahams Schoß getröstet. Luk. 16, 22-23.

Die einen stehen auf zum Gericht. – Die andern zum Leben. Joh. 5, 29.
Nirgends ist neben Himmel und Hölle von einem dritten Ort im Jenseits die Rede.
Die wenigen Bibeltexte, die Rom für seine Fegefeuerlehre anführt, beziehen sich nicht darauf, was man in sie hineinlegt.


1. „Es wird durchs Feuer offenbar werden, welcherlei das Werk eines jeglichen sei . . . Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden . . . er selbst aber wird selig werden, so doch wie durchs Feuer.“ 1. Kor. 3, 13. Es handelt sich hier um Menschen, die gerettet sind, da sie ihr Leben auf den einzigen Grund, Jesus Christus, gestellt haben. Paulus spricht hier von der Belohnung, die die Gotteskinder im Himmel empfangen werden: Er wird ihrer Liebe und ihrem Eifer entsprechend verschieden sein, ja er kann sogar bei manchen fehlen. Aber wenn sie trotzdem fest an ihrem Heiland hängen, wird sie die unverdiente und freie Gnade des Herrn wie durchs Feuer in den Himmel tragen.

Es ist an dieser Stelle nicht die Rede davon, daß Sünder durch läuternde und sühnende Leiden gereinigt werden. Dieser Gedanke widerspricht völlig der biblischen Lehre. Allein die Leiden Christi sind sühnend und hinreichend. Er starb mit den Worten: „Es ist voll bracht!“ Der Mensch wird „ohne Verdienst gerecht aus Seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist . . . ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben . . . Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an Den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit“. Röm. 3, 24. 28. Unsere Verdienste, unsere Bemühungen, unsere Leiden können in keiner Weise unsere Sünden sühnen. Aber wenn wir an die völlige Vergebung auf Golgatha glauben, vermögen wir durch den Heiligen Geist Werke zu vollbringen, die Ihn verherrlichen und die Er belohnen wird. Eph. 2, 8-10. . . .

2. „Sei willfährig deinem Widersacher bald .. . , auf daß du . . . nicht werdest in den Kerker geworfen. Ich sage dir wahrlich: Du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast.“ Matth. 5, 25-26. Der Herr des unbarmherzigen Knechtes „überantwortete ihn den Peinigern, bis daß er bezahlte alles, was er ihm schuldig war“.
Diese Stellen sprechen zuerst von den Härten der menschlichen Gerechtigkeit. Die erstere warnt vor den Prozessen und ihren Folgen, die es für richtig erscheinen lassen, einen solchen selbst um den Preis einer demütigenden Versöhnung zu vermeiden. Der Text vom unbarmherzigen Knecht zeigt, daß die irdischen Richter in der unbeugsamen Ausführung des Gesetzes auch unbarmherzig sein können. Gott kann sich gleichfalls bei der Vollstreckung Seines Urteilsspruches unerbittlich zeigen. Diese beiden Stellen müssen übrigens im Lichte anderer zahlreicher Bibeltexte verstanden werden, die alle nur zwei Möglichkeiten im Jenseits nennen und eindringlich von der ewigen Hölle sprechen. Wenn der Gedanke vom Fegefeuer biblisch wäre, müßte er doch irgendwo klar ausgesprochen wer den. Das ist nicht der Fall. Er steht also im Widerspruch zu allen ausdrücklich anders lautenden Bibelstellen.

3. „Wer etwas redet wider den Heiligen Geist, dem wird’s nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.“ Matth. 12, 32. Wenn eine gewisse Sünde in der anderen Welt nicht vergeben werden kann – so sagt die katholische Kirche -, so beweist dies, das andere Sünden dort noch vergeben werden können. – Unser Text sagt das auf alle Fälle nicht. Wir glauben übrigens, daß es nur eine einzige unverzeihliche Sünde gibt, nämlich die gegen den Heiligen Geist, die in der hartnäckigen Ablehnung der göttlichen Gnade besteht. Matth. 13,13-15 ; Joh. 12, 37-40. Gott möchte die ganze Welt retten, und Christus ist zur Sühne aller Sünden gestorben. Die einzige Sünde, die niemals Vergebung erlangt, ist die Ablehnung dieser Vergebung, die Gott niemandem aufzwingt. Alle, die in die Verdammnis gehen, haben diese Sünde begangen und können davon nicht losgesprochen werden. Das bedeutet auch die Verneinung eines Fegefeuers.

4. Da sie in den kanonischen Büchern der Heiligen Schrift keine Stütze für ihre von den Reformatoren angegriffene Lehre fand, sah sich die katholische Kirche gezwungen, Texte in den jüdischen Apokryphen zu suchen. Sie erklärte die Apokryphen dann auf dem Konzil von Trient 1546 als „kanonisch“. Nach 2. Makkab. 12, 39-46 beten die Juden und bringen ein Sühnopfer für ihre in einer Schlacht gefallenen Kameraden dar. Dies soll heute das Bestehen eines Ortes im Jenseits beweisen, wo die Sünder sich völlig reinigen, und soll die Gebete und Messen rechtfertigen, die man für die Toten liest. Es ist erstaunlich, daß man, um so etwas zum Dogma zu erheben, fünfzehn Jahrhunderte warten und dann plötzlich Bücher als von Gott eingegeben erklären mußte, die bis dahin weder die jüdische Synagoge noch die christliche Gemeinde als solche erkannt hatten. Wenn wir diese Bücher lesen, sind wir rasch davon überzeugt, daß sie von geringerer Güte sind. Der Text, der daraus angeführt wird, beeindruckt uns also durchaus nicht. Im Gegenteil: wir sind nicht erstaunt, daß er der Schrift selbst widerspricht.
„Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben – und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.“ Eph. 2, 8.
„Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid . . .sondern mit dem teuren Blut Christi.“ 1. Petr. 1, 18. . . .
Wen dürstet, der komme, und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Offb. 22, 17.
Angesichts der so beredten Sprache – und des ebenso beredten Schweigens – der Heiligen Schrift erschauert man vor der tödlichen Gefahr, in die die Lehre vom Fegefeuer die Seelen bringt. Die meisten Menschen sind sich klar darüber, daß sie nicht heilig genug sind, um in den Himmel zu kommen. Aber sie halten sich auch nicht für so schlecht, daß sie die Hölle verdienen. Sie trösten sich damit, daß ein Aufenthalt im Fegefeuer genügen wird, um sie in Ordnung zu bringen. Sie verlegen demnach die Entscheidung, sich zu Gott zu bekehren, in die andere Welt und vernachlässigen hier auf Erden das einzige Heil, das ihnen jemals geboten wird, nämlich die Reinigung von ihren Sünden durch den Glauben an das Blut Christi und die völlige Änderung ihres Lebens.
Sie sterben, ohne gerettet zu sein, und stürzen mit geschlossenen Augen in die Verdammnis. In unseren Tagen lassen sich sogar viele Protestanten von diesem unheilvollen Irrtum verführen. Sie geben ihm zwar nicht den Namen Fegefeuer, aber im Grunde kommt es auf dasselbe heraus: Sie glauben nicht mehr an eine ewige Hölle, sondern sind davon über zeugt, daß nach einer Läuterungszeit in der anderen Welt alle in den Himmel kommen. . . .

e) Was versteht man unter dem „Vorhimmel“?
Nach dem katholischen Katechismus ist das der Ort, wohin die ungetauft gestorbenen Kinder für die Ewigkeit kommen. Jesus sagt, daß ein Mensch nur in das Reich Gottes kommen kann, wenn er aus Wasser und Geist geboren wird. Dem erstaunten Nikodemus fügt Er hinzu, daß man nur durch den Glauben das ewige Leben empfängt und von neuem geboren werden muß. Die katholische Kirche lehrt dagegen, daß der Vollzug der Taufe schon einem unbewußten Kind die Wiedergeburt verleiht. Die Kleinkinder, die ungetauft sterben, können daher niemals in den Himmel kommen. Der Katechismus fügt hinzu: „Aber es ist erlaubt, anzunehmen, daß sie nicht in die Hölle kommen. Das ist die Ansicht des Heiligen Augustin, die im allgemeinen von den Kirchenlehrern als wahrscheinlich angenommen und gelehrt worden ist. Sie sind an einem Zwischenort, dem Vorhimmel, wo sie Gott nicht schauen, aber auch nicht leiden. Unter diesen Bedingungen ist ihr Schicksal nach Ansicht des Heiligen Augustin einem Nicht-mehr-Bestehen vorzuziehen.“ 
Im obigen Text beweisen die mehrfach wiederholte Möglichkeitsform und der vollständige Mangel an biblischer Bestätigung, daß der Vorhimmel wie das Fegefeuer nur in der Einbildungskraft der Menschen bestehen. Was wäre übrigens ein Dasein ohne Gott im Jenseits? Und wäre es nicht entsetzlich unmoralisch, wenn solch ein furchtbares Dasein für die Ewigkeit armen unschuldigen Wesen auferlegt würde, die nur durch die Schuld ihrer Umgebung noch nicht getauft waren? Andererseits zeigt sich die Kirche den Erwachsenen gegenüber weniger streng. Sie sagt wohl, daß die Taufe zum ewigen Heil derer notwendig ist, die das Christentum kennen. Aber von den Erwachsenen, die noch in der Finsternis des Heidentums befangen sind, sagt sie: „Sie werden nach ihren Werken gerichtet werden. Gott wird von ihnen nicht die Taufe verlangen, die sie nicht kennen; und wenn sie ihre Pflichten nach ihrem Gewissen und ihrer Religion treu erfüllt haben, können sie gerettet werden.“
Ein Glück, daß derart unzulässige Ungerechtigkeit nicht in der Heiligen Schrift bestätigt wird.
Im Gegenteil! Wir sehen, daß nach der Bibel ein jeder nach seinen Werken und dem Licht, das er empfangen hat, gerichtet werden wird. Die Menschen haben keine Entschuldigung, „dieweil sie wußten, daß ein Gott ist, und haben Ihn nicht gepriesen als einen Gott, noch Ihm gedankt.“ Nun haben die unbewußten Kinder weder „Licht“ noch Handlungsfähigkeit erhalten. Sie haben zwar von Geburt eine sündige Natur, die sie eines Tages zum schlechten Gebrauch ihres Willens führen wird. Aber solange ihr Bewußtsein noch nicht erwacht ist und solange sie die Gnade weder annehmen noch ablehnen können, wird die Heilige Schritt sie selbstverständlich nicht als verantwortlich bezeichnen.
Jesus hat gesagt, daß wir wie die Kinder werden müssen, um in das Himmelreich zu kommen. Matth. 18, 3. Ist es nicht merkwürdig, daß gerade die einzig Unschuldigen unter ihnen vom Himmelreich für ewig ausgeschlossen sein sollen? Wir wollen Gott für die Gewißheit danken, daß der gute Hirte selber die zartesten Seiner Lämmer auf Seine Arme nehmen wird.

f) Ist das Evangelium nicht den Toten gepredigt worden ?
Zwei Texte von Petrus verdienen in dieser Hinsicht geprüft zu werden:
1. „Sintemal auch Christus einmal für unsere Sünden gelitten hat . . . und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. In demselben ist Er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die vorzeiten nicht glaubten, da Gott harrte und Geduld hatte zu den Zeiten Noahs, da man die Arche zurüstete.“ 1.Petr. 3,18-20. Man hat sich gefragt, ob dieser Text (einer der schwierigsten der Heiligen Schrift) auf das Wirken Christi im Totenreich in der Zeit zwischen Seinem Tod und Seiner Auferstehung anspielt. Sollte Er dann den Seelen des Alten Bundes, die bis dahin noch nichts vom Evangelium gewußt hatten, Seine Botschaft verkündigt haben? Aber warum sagt Petrus dann, daß diese Predigt sich nur an das Geschlecht der Sintflut gewandt hat?
Eine andere Erklärung erscheint uns annehmbarer. Anstelle von „Er ist gegangen“ kann man ebenso richtig „Er war gegangen“ übersetzen. . . . Man kann sich denken, daß Petrus hier darauf anspielt, daß Christus zur Zeit Noahs vermitteln wollte, um – wenn möglich – die von der Sintflut bedrohten Ungläubigen noch zu retten. Eine solche Handlung wäre für uns nicht erstaunlich, denn das Alte Testament zeigt uns Jesus Christus schon mehrmals am Werke.
Zum Beispiel nimmt Er an der Schöpfung teil, Er zeigt sich den Patriarchen als Melchisedek und Engel des Herrn. 1. Mose 14, 18-20; Hebr. 7, 2. Aber Er kann zu den Menschen der Sintflut noch auf andere Art gesprochen haben. Petrus sagt zu Beginn seines Briefes, daß die alten Propheten durch den Geist Christi weissagten, der in ihnen war. 1. Petr.1, 10-11. Er nennt auch Noah „den Prediger der Gerechtigkeit“. 2. Petr. 2, 5.
Ohne Zweifel will er in dem Text, der uns beschäftigt, sagen, daß der Geist Christi die Ungläubigen jener Zeit durch Noah eine Botschaft hören ließ, diejenigen, die jetzt im Gefängnis sind.
Auf alle Fälle handelt es sich hier um etwas Vergangenes, und nichts in diesem Text erlaubt zu behaupten, daß das Evangelium heute noch oder später den Ungläubigen in der anderen Welt gepredigt wird.

2. Wie wäre dann der folgende Text zu erklären? „Sie (die die Christen verleumden und lästern) werden Rechenschaft geben Dem, der bereit ist, zu richten die Lebendigen und die Toten. Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, auf daß sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist Gott leben.“ 1. Petr. 4, 4-6. Bei Seiner Wiederkunft wird Jesus mit der ganzen Menschheit abrechnen, mit den Toten, die Er auferwecken wird, und mit den Lebenden, die Er noch auf Erden finden wird. Auch die Toten sind verantwortlich, denn das Evangelium ist ihnen gepredigt worden. Aber der Text sagt nicht wo und wann, und wir nehmen an, daß es während ihres Erdenlebens geschehen ist. Auf alle Fälle handelt es sich wieder um etwas Vergangenes, und Petrus sagt nicht, daß das Evangelium jetzt den Toten verkündigt wird, noch daß es später geschehen wird. Diese ganze Frage betrifft uns übrigens gar nicht unmittelbar. Denn wer das Evangelium gehört hat (wie wir alle, die diese Zeilen lesen), hat keine Entschuldigung vor Gott und wird nach der ganzen Bibel keine Aussicht haben, nach dem Tode noch das Heil zu erlangen. „Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für unsere Sünden, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird . . . Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Hebr. 10, 26-27. 31

g) Können wir im Himmel glücklich sein, wenn wir an die Verdammten in der Hölle denken ?
Viele sind davon überzeugt, daß sie im Himmel keine Ruhe haben könnten, wenn sie dort nicht alle wiederfänden, die sie auf Erden geliebt haben.
Zu dieser ernsten Frage möchten wir wieder die Antwort der Heiligen Schrift anführen.
1. Wir werden im Himmel auf dieselbe Weise glücklich sein wie der Herr selbst. Paulus nennt Gott „selig“ trotz aller furchtbaren Wirklichkeit der Sünde, des Todes und der Verdammnis. 1. Tim. 6, 15.
Denken wir genug an die furchtbare Macht des Todes? Jedes Jahr sterben ungefähr fünfzig Millionen Menschen und jeden Tag mehr als zehntausend. Wenn es den Tod gibt, kann es auch eine Hölle geben. Wenn Gott den Tod zuläßt und das Gericht anordnet, so müssen die mit Seiner Gegenwart Begnadeten sie auch gutheißen.
2. Gott versichert andererseits feierlich, daß Er alle Tränen von unseren Augen abwischen wird. Offb. 21, 4. Jeder Kummer und jede Sorge werden aus unseren Herzen verbannt sein.
3. Es scheint gewiß, daß in der anderen Welt die Auserwählten und die Verdammten nichts Gemeinsames mehr haben. Schon hier auf Erden werden die wiedergeborenen Gläubigen Kinder Gottes und haben teil an der göttlichen Natur. Bald werden sie sogar dem Herrn gleich sein. . . .
4. Wenn wir im Himmel Gott auf vollkommene und ausschließliche Weise lieben, wie können wir dann noch denen zugetan sein, die bis zum Schluß Seine Feinde bleiben wollten? Das Wort Jesu wird dann ein letztes Mal erfüllt werden: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn Mich, der ist Mein nicht wert.“ Matth. 10, 37. Wenn die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Verdammten sich nicht miteinander vertragen werden, muß die letztere aufhören. . . .
5. Abschluß.
Eine wenn auch nur kurze Betrachtung aller Bibelstellen, die sich mit der Hölle befassen, drückt uns nieder. Wir sind nach diesen Texten gezwungen, zuzugeben, daß die ewige Qual eine schreckliche Wirklichkeit ist. Aber wir behaupten nicht, daß wir all die ernsten Fragen entscheiden können, die solch eine furchtbare Behauptung nach sich zieht. Wir glauben jedoch, noch folgendes hinzufügen zu können:
a) Gott wird uns später verstehen lehren, was uns jetzt noch in Seinen Gerichten unverständlich ist.
Es ist tatsächlich auf Erden unmöglich, Gott immer wahrhaft zu verstehen: „Soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch Meine Wege höher denn eure Wege und Meine Gedanken denn eure Gedanken.“ Jes. 55, 9.
Ich vermag Gott, den Schöpfer, nicht zu verstehen: Seine Werke sind unendlich, und mein Auge kann sie kaum fassen, geschweige mein Verstand sie erklären. Ich vermag auch Gott, den Heiland, nicht zu verstehen: Wie unfaßbar ist Seine Liebe und wie unvorstellbar Seine Barmherzigkeit
Wie könnte ich dann den höchsten Richter verstehen! Wie sagt Paulus? „Wie gar unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege!“ Röm. 11, 33.
Einst wird jedoch der Augenblick kommen, da wir erkennen, gleich wie wir erkannt sind. 1. Kor. 13, 12. Dann wird das, was uns im Plane Gottes noch unverständlich erscheint, uns vollkommen erklärt werden.
Alles, was Gott tut, entspricht vollkommen Seiner unbedingten Heiligkeit, Gerechtigkeit und Liebe. „Recht muß doch Recht bleiben, und dem werden alle frommen Herzen zufallen.“ Psalm 94, 15. . . .
Wir bewundern vielmehr die große Geduld, womit Gott „die Gefäße des Zorns“ getragen hat. Und wir preisen Ihn, daß Er kundtat den „Reichtum Seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die Er bereitet hat zur Herrlichkeit“. Röm. 9, 22-23 .
Auf der Erde sind wir noch inmitten der Sünde und in Gemeinschaft mit denen, die Böses tun. Es macht uns viel Mühe, die Strenge Gottes gutzuheißen. Aber Johannes zeigt uns, daß im Himmel alle Geschöpfe den Herrn um Seiner großen Gerichte willen loben und sie sogar von Ihm fordern: „Herr, Du bist gerecht, der da ist, und der da war, und heilig, daß Du solches geurteilt hast . . . Ja, Herr, allmächtiger Gott, Deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht . . . .“ Offb. 16, 5-7. 19, 1-3.
b) Inzwischen brauchen wir uns nicht um unsere Toten zu beunruhigen, denn Gott allein weiß, wo sie sind.
Es ist selbstverständlich, daß im allgemeinen ein wahrer Gläubiger seinen Brüdern bekannt ist. Sein Leben und seine Worte sollen von seinem Glauben ein klares Zeugnis ablegen. Die ihn nach seinem Scheiden beweinen, haben wenigstens den Trost, ihn beim Herrn zu wissen. Aber der äußere Schein trügt zuweilen, und wahrscheinlich werden wir im Himmel Überraschungen in dieser Hinsicht erleben. Einer, den wir bestimmt dort oben anzutreffen glaubten, wird nicht da sein. Einem anderen, den wir niemals dort zu treffen dachten, werden wir dort begegnen. Ein Augenblick genügt, um zu glauben, und wir wissen nicht, was sich im letzten Augenblick zwischen einer Seele und Gott ereignen kann. Der Vater eines meiner Freunde, ein angesehener Prediger, hat einen ungläubigen Seemann sehr gut gekannt, der eines Tages ins Meer stürzte. Als er sich verloren sah, warf er sich in die Arme des Heilands. Er wurde bewußtlos aus dem Wasser gezogen. Als er wieder zu sich kam, bekannte er, daß er sich wirklich bekehrt hatte. Wenn er nun im Wasser geblieben wäre, wie viele hätten ihn dann nicht schon in der Hölle gesehen! Wir wollen nicht versuchen, den Schleier zu heben, der unsere Abgeschiedenen verhüllt. Gott liebt sie mehr als wir, und Er weiß, wo sie sind, denn Er kennt die Seinen. 2. Tim. 2, 19. Wir wollen Seiner Gerechtigkeit und Seiner Barmherzigkeit vertrauen und indessen des großen Tages harren, der uns alles offenbaren wird.
So allein wird unsere Seele Ruhe finden. Überdies ändert unsere Sorge um unsere Verstorbenen nichts an ihrem Los. Wir wollen nicht die Kühnheit haben wie jene Dame, die uns eines Tages sagte: „Mein Mann ist ungläubig gestorben, wenn er nicht im Himmel sein soll, will ich auch nicht hineinkommen.“ Wenn man so etwas sagt, beleidigt man Gott und zieht Ihm das Geschöpf vor. Vielleicht ist man damit auch in einem großen Irrtum befangen. Was würde diese Dame sagen, wenn sich nun ihr Mann ohne ihr Wissen bekehrt hätte und sie allein in die Hölle gehen müßte? Dieser Mann könnte ja auch wie der reiche Mann des Gleichnisses denken und sich darum sorgen, daß die Seinen auch zu ihm in die Hölle kommen müßten. Luk.16, 27-28.
Hierbei dürfen wir aber nicht denken, daß es uns gewiß auch noch möglich sein würde, uns im letzten Augenblick zu bekehren. Der Tod kann uns wie ein Blitzstrahl treffen, und die Bibel berichtet mehrmals von Menschen, die ihr Herz derart verhärtet hatten, daß sie vor ihrem Tod sogar nicht mehr glauben konnten. Matth. 13,13; Joh. 12, 39-40. Wir wollen den Tag des Heils nicht versäumen. Wir wollen schließlich noch anführen, was der große Geschichtslehrer Guizot über seine geliebten Abgeschiedenen geschrieben hat: „Ich habe mich lange bemüht, zu ergründen, wo sie sind. Ich erntete bei diesem Suchen nur Finsternis und Angst . . . Seit ich mich in dem Glauben an Gott barg, seit ich zu Seinen Füßen die Anmaßungen meines Verstandes und selbst das verfrühte Streben meiner Seele niederwarf, ziehe ich in Frieden weiter, wenn es auch Nacht um mich ist. Ich habe Gewißheit erlangt, indem ich mir an meiner Unwissenheit genügen ließ. . . .
d) Die Leugnung der ewigen Hölle ist der erste Schritt zum Unglauben und zur religiösen Untreue.
Trotz der gewichtigen Aussagen der Heiligen Schrift glaubt eine sehr große Menge sogenannter Christen im Grunde nicht mehr an die Hölle. Zu allen Zeiten hat der Teufel mit Fleiß die Behauptung verbreitet, daß es keine Hölle gibt. Gott hatte Adam und Eva ernst gewarnt, aber die Schlange hat ihnen frech gesagt: „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben . . . eure Augen werden aufgetan . . . ihr werdet sein wie Gott.“ 1.Mose 3, 4-5.
Dieselbe Widerrede hat sie auch heute noch für die Menschen unserer Zeit. Unsere Zeitgenossen finden es viel bequemer, nicht an Gottes Strenge zu glauben. Man gibt an – wie wir gesehen haben -, daß die Gottlosen vernichtet werden (genau das, was sie wünschen), oder daß sie später alle gerettet werden. Dies erscheint uns als der erste Schritt zum religiösen Liberalismus. Man geht dann mit seinen Vernunftschlüssen noch weiter: Da es keine Hölle gibt, brauchen wir auch keinen göttlichen Erlöser, der uns davor rettet. Jesus kann nur ein einfacher Mensch, Josephs Sohn, gewesen sein, der wohl genügt hat, um uns den guten Weg zu zeigen, der uns zum Heil des Menschen für den Menschen führt . . . Brauchen wir überhaupt noch ein Heil, wenn es doch keine Verdammnis gibt? Soll man die Bibel, die solch veraltete Dinge lehrt, denn wörtlich nehmen?
Die „moderne Weisheit“ weiß besser als sie, wie es im Jenseits sein wird. Und darum suchen diese Leugner der ewigen Pein vor allem außerbiblische Beweise, die sich auf Verstand und Gefühl berufen: „Der Gott der Liebe sollte . . . Er sollte nicht . . . Seine Herrlichkeit wäre größer, wenn . . . an Seiner Stelle würden wir gerne vergeben . . . die Sünde ist nicht so groß . . . die Prüfungszeit auf Erden ist so kurz im Vergleich zu der ewigen Zeit der Qual . . . darum kann es keine Hölle geben, es muß eine Möglichkeit geben, nach dem Tode gerettet zu werden.“ Wir haben diese Reden schon bis zum Überdruß gehört.
Es ist besonders bemerkenswert, daß die Annahme der Lehre von der Verdammnis, wie die Bibel sie lehrt, einer der Prüfsteine des wahren Glaubens ist. Wenn sie fehlt, sind die anderen Lehren unmerklich erschüttert und das ganze Gebäude wankt. Für uns Gläubige gibt es meiner Ansicht nach nur eine Frage: Wenn die Lehre von der Hölle uns auch nicht zusagt, wird sie in der Bibel gelehrt oder nicht?

Wir haben die Antwort darauf in einer eindrucksvollen Anzahl von Bibeltexten gefunden. Und da Gott uns in Seinem Wort dies so eindringlich offenbart hat, müssen wir uns ohne Vorbehalt darunter beugen.

e) Die Wirklichkeit der ewigen Verdammnis ist einer der zwingendsten Beweggründe zu predigen.
Wenn es keine Verdammnis gibt, wenn eines Tages alle Ungläubigen – selbst der Teufel – gerettet werden sollen, warum sollen wir uns dann soviel Mühe geben, sie schon vorher zu bekehren? Wenn alle Seelen doch einmal zu ihrem Heil gelangen müssen, so lassen wir sie doch tun, was sie wollen! Alles wird schon gut werden. Aber wenn ihnen wirklich die ewige Hölle droht, dann dürfen wir uns keine Ruhe gönnen. Wir wollen unserem Herrn nacheifern, der den Abgrund kannte, der uns verschlingen wollte, und der herniederstieg, um uns ihm zu entreißen.
Setzen wir uns selbst ein, predigen wir, ermahnen wir zur Zeit und zur Unzeit, flehen wir die Sünder an, sich zu bekehren, beten wir Tag und Nacht dafür, daß eine größere Zahl von Seelen gerettet werde!
Wenn wir an die Verdammnis glauben, machen wir uns strafbar, falls wir in unserem bequemen Sessel sitzenbleiben. Wir wollen Paulus nachfolgen, der sagte: „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte . . . Ich habe große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlaß in meinem Herzen. . .“ 1. Kor. 9,16; Röm. 9, 2-3.
Treten wir in die Fußtapfen der großen Vorkämpfer wie Taylor, Coillard, Carey und vieler anderer, die der Ruf all der Millionen, die in die ewige Verdammnis gehen, immer weiter vorwärts trieb! Dann werden wir an dem großen Tag nicht allein vor Gott treten!

f) Sind wir ganz gewiß, der Hölle zu entgehen ?
Um verlorenzugehen, braucht der Mensch nichts zu tun: Er ist ein Sünder, ist durch das Gesetz Gottes verdammt, er braucht nur so zu bleiben, wie er ist, um sogleich in die Hölle zu gehen. Dafür ist es nicht nötig – wie man landläufig sagt – „gemordet oder gestohlen“ zu haben. . . .
„Da ist nicht einer, der gerecht sei, auch nicht einer . . . Es ist hier kein Unterschied: Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.“ Röm. 3, 10. 23.
Wir müssen an Christus glauben und Ihn von ganzem Herzen annehmen, sonst bleiben wir in der Verdammnis. In diesem Falle geht der Mensch nicht durch seine Sünden verloren, sondern durch seine Ablehnung des Heils, durch seinen Unglauben. Darum sind auf der Liste derer, die in die Hölle kommen, die Verzagten und die Ungläubigen an der Spitze. Die Verzagten, die niemals den Mut gehabt haben, sich für Christus zu entscheiden und Seine Schmach zu tragen. Dazu die Ungläubigen, die sich freiwillig vom Heil ausschließen und somit die unverzeihliche Sünde begehen.
Und dennoch ist es leicht, mit Gottes Hilfe der Hölle zu entgehen. Christus hat alles am Kreuz vollbracht, und Er bittet uns nur, Seine Gnade anzunehmen.
„Und wen dürstet, der komme, und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Offb. 22, 17.
Ihr habt keine Aussicht, in der anderen Welt noch das Heil zu erlangen. Ergreifet endlich die Gnade! Nehmt das Heil durch den Glauben an!
„Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben – und das nicht durch euch: Gottes Gabe ist es.“ Eph. 2, 8. . . .
Sobald ihr durch den Glauben die herrliche Heilsgewißheit erlangt habt, wird euch Gott die Aufgabe anvertrauen, andere zu warnen und zu retten:
„Wer den Sünder bekehrt hat von dem Irrtum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen und wird bedecken die Menge der Sünden.“ Jak. 5, 20.
„Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Joh. 3, 16.

S E C H S T E R   T E I L

Der Himmel

Es ist schwieriger, über den Himmel als über jedes andere Gebiet zu sprechen. Vor allem sind es himmlische Dinge, „die kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat.“ 1. Kor. 2, 9. Als Paulus in das Paradies entrückt war, hörte er dort „unaussprechliche Worte, welche kein Mensch sagen kann!“ 2. Kor. 12, 4. Hier auf Erden kann kein Mensch leben, der Gott sieht. 2. Mose 33, 20. Darum dürfen wir nicht überrascht sein, wenn die Bibel, um uns den Himmel zu beschreiben, sich auf Bilder und Ausdrücke unserer menschlichen Sprache beschränkt, während wir die Herrlichkeit der himmlischen Dinge nur ahnen können.
Wenn wir uns jedoch einfach von der Bibel führen lassen, werden wir trotzdem staunend überwältigt und erbaut werden von dem, was uns der Herr schon jetzt offenbaren will.

1. Wie wird der Himmel beschrieben ?
Wir wollen einmal sehen, welche Ausdrücke die Heilige Schrift gebraucht, um uns verständlich zu machen, was einst sein wird.
a) Der neue Himmel und die neue Erde.
Ein ganz neuer Aufenthaltsort ist für uns bestimmt. Der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen . . . und Gott macht alles neu. Offb. 21, 1.5. 
Das ist die große Wiederbringung aller Dinge, die schon die Propheten angekündigt haben und worauf Petrus anspielt. Jes. 65, 17; Apg. 3, 21. Die Erde ist schon während des Tausendjährigen Reiches teilweise erneuert worden, aber sie wird jetzt ebenso wie der Himmel zerstört, auf daß jede Spur der früheren Empörung verschwindet.
“Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach Seiner Verheißung, in welcher Gerechtigkeit wohnt.“ 2. Petr. 3, 1 3 .
Es wird uns gesagt, daß bei der Erschaffung der Welt „die Morgensterne miteinander lobten und alle Kinder Gottes (ohne Zweifel die Engel) jauchzten“. Hiob 38, 7. Danach ist diese Freude durch den Sündenfall und den Fluch der Sünde verdunkelt worden, indessen die ganze Schöpfung seufzt und in Kindesnöten leidet.
Wenn endlich der neue Himmel und die neue Erde erscheinen werden, wird das ganze Weltall von Lobgesängen widerhallen. Die Myriaden, die Tausende und Abertausende, die um den himmlischen Thron stehen, haben schon dem Gott der Schöpfung, der Erlösung und des Gerichts gesungen. Offb. 4,11; Hallelujas erschallen bei der Hochzeit des Lammes. Offb. 19, 6-7. Sie werden ertönen, wenn alles neu geworden ist und aus dem Himmel von Gott das neue Jerusalem herniederfahren wird, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Manne. Offb. 21, 1-2.
b) Das neue Jerusalem.
Jerusalem bedeutete für die Israeliten die Wohnung des Herrn und der Ort der größten Segnungen. Wir jedoch werden das Vorrecht haben, in das himmlische Jerusalem einzuziehen, in die Stadt des lebendigen Gottes, die Gott uns zubereitet hat.Hebr.12, 22; 11,16. Johannes hat uns eine Beschreibung dieser Stadt in einer bildlichen Sprache gegeben, die auch dem Einfachsten verständlich sein soll.
Der Baumeister und Schöpfer dieser Stadt ist Gott selbst. Hebr. 11,10. 
Das Baumaterial dieser Stadt ist reines Gold, Perlen, köstliche Steine in allen Farben, die Sinnbilder unzerstörbarer Schönheit und unerschöpflichen Reichtums. Es ist überraschend, daß wir mit diesen selben Baustoffen nach Paulus auch unser Leben hier auf Erden bauen sollen, denn sie allein bleiben im Feuer des Gerichts bestehen. 1. Kor. 3, 12-14.
Eine siebzig Meter hohe Mauer aus Jaspis umgibt die Stadt. Sie bedeutet ihre vollkommene Sicherheit, aber auch die Trennung von allem, was unwürdig ist einzutreten. „Ich will, spricht der Herr, eine feurige Mauer umher sein und will Mich herrlich erzeigen.“ Sach. 2, 9. Die zwölf Grundsteine der Mauer, die die Namen der zwölf Apostel tragen bürgen für ihre Festigkeit. Offb. 21,14. Das gemahnt uns an das Wort des Apostels Paulus: Ihr seid „erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.“ Eph. 2, 20. . . .
. . . Eine so ungeheuer große Stadt kann nicht von dieser Welt sein. Sie ist weit genug, um alle Geschlechter aller Zeiten zu fassen.
Sie hat zwölf Tore, drei an jeder Seite. Sie bedeuten, daß die Stadt allen, die aus allen Himmelsrichtungen zu ihr kommen, weit geöffnet ist. Auf den Toren sind die Namen der zwölf Geschlechter Israels geschrieben. Johannes zeigt damit, daß das „Heil von den Juden“ kommt und – andererseits, daß der Himmel den Gläubigen des Alten und des Neuen Bundes offen ist. . . . Unter den Dienern Gottes, die Johannes nach Offenbarung 7 sieht, sind hundertvierundvierzigtausend aus den zwölf Stämmen Israels und die unzählbare Menge, die aus allen Völkern kommt. Jedes Tor ist aus einer einzigen Perle gemacht, dem Sinnbild der Einheit, der Reinheit, der Schönheit und Kostbarkeit. 21, 21. . . . Die Straßen der Stadt sind auch aus lauterem Gold, . . . und alles ist dort wie durchscheinend Glas. . . .
Hier gibt es keinen Tempel, vielmehr ist die Stadt selber zum Heiligtum geworden:
„Der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm.“ Vers 22. . . .
Wer sind die Bewohner dieser himmlischen Stadt? Nur die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes. 21, 27.
Das neue Jerusalem wird erleuchtet von der Herrlichkeit und der Gegenwart Gottes. „Die Stadt bedarf keiner Sonne, … denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Heiden, die da selig werden, wandeln in ihrem Licht . . . Und wird keine Nacht da sein… Offb. 21, 23. . . .
Die Juden liebten – und lieben noch heute – ausschließlich das irdische Jerusalem. Sie beteuerten in ihrer Gefangenschaft: „Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wo ich dein nicht gedenke…“ Psalm 137, 5-6.

Sollten wir als Bürger einer unvergleichlich herrlicheren Stadt sie nicht noch viel mehr ersehnen und lieben? Um ihr heiligendes Bild ständig vor Augen zu haben, wollen wir wie Johannes auf den Berg des Glaubens steigen. Offb. 21, 10. Wir wollen wie die Patriarchen auf die feste Stadt warten, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Wie der Christ in Bunyans berühmter „Pilgerreise“ wollen wir unser ganzes Leben lang zu der herrlichen Stadt hin pilgern. Hebr.11,10.16.

c) Das Paradies.
Das irdische Eden, der Aufenthaltsort der sündlosen Menschen, die noch in unmittelbarer Verbindung mit Gott lebten, ist das Vorbild der himmlischen Seligkeit geblieben. Schon die Juden nannten Paradies – oder Abrahams Schoß – den Ort, der die gläubigen Toten bis zur Auferweckung durch Christus aufnehmen sollte. Luk. 23, 43; 16, 22.

Aber die Heilige Schrift nennt vor allem den Himmel Paradies, den Ort, wo Gott uns erwartet. Dorthin ist Paulus versetzt worden, 2. Kor. 12, 4, als er „entrückt“ war. Und Christus hat uns das Versprechen gegeben: „Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“ Offb. 2, 7. Wir wollen die bemerkenswerte Gegenüberstellung betrachten, die die Bibel 1. Mose 2 und Offb. 22, 1-5 macht, und ermessen, welch großer Unterschied zwischen Eden und dem himmlischen Paradiese besteht.
Der Strom des lebendigen Wassers geht nicht einfach von Eden aus, sondern von dem Thron Gottes und des Lammes. 22, 1. Hesekiel hatte schon gesehen, wie das lebendige Wasser vom Altar des Tempels aus floß und überall auf seinem Lauf das Leben brachte. Hesek. 47, 1.9.
Der Baum des Lebens steht „mitten auf ihrer Gasse auf beiden Seiten des Stroms“ . Offb. 22, 2. Er genügt, um das Leben aller Auserwählten zu erhalten. Er bringt seine Früchte alle Monate. Sie sind ein Zeichen der ständig erneuerten Fruchtbarkeit und Frische. Auf Erden muß man von der Blüte bis zur Reife warten, vom Versprechen bis zur Erfüllung. Hier ist die göttliche Speise immer bereit, und die Blätter des Baumes genügen, um eine beständige Gesundheit zu erhalten.
„Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben vom Baume des Lebens, der im Paradies Gottes ist . . . Selig sind, die ein Anrecht an dem Baum des Lebens erlangen.“ Offb. 2, 7.17; 22,14. Bemerkenswert ist auch, daß der „Weg zum Baum des Lebens“ wieder vollkommen frei ist. Nach dem Sündenfall bewahrten die Cherubim mit dem Schwert den Weg zu dem Baum des Lebens. 1. Mose 3, 24. Im Himmel gibt es weder Verbanntes noch Verbotenes für die Auserwählten.
Was stellt eigentlich dieser Baum des Lebens dar? Wir könnten wohl sagen: Es ist der HERR selber, der schon in der Bibel durch das Manna, den Felsen Horeb, das lebendige Wasser, das Osterlamm usw. sinnbildlich dargestellt war.
Das ewige Leben, das unsere Seelen nährt, ist der Herr selber. Offb. 2, 7. „Wer Mich isset, der wird auch leben um Meinetwillen.“ Joh. 6, 57.
„Das ist aber das ewige Leben, daß sie Dich, der Du allein wahrer Gott bist, und Den Du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ Joh. 17, 3.
Das Leben von Gott wird für uns im Paradies Speise und Trank sein, das Manna und das lebendige Wasser, der Baum und der Strom, wie hier auf Erden das Brot und der Wein, Fleisch und Blut des Abendmahls. Was könnten wir mehr wünschen?
Zwischen irdischem und himmlischem Paradies läßt sich ein interessanter Vergleich ziehen. Wir entnehmen darüber einige Ideen aus dem beachtenswerten Buch von Erich Sauer: Der Triumph des Gekreuzigten, Seite 222:


„Das letzte Blatt der Bibel entspricht dem ersten. Mit dem Paradies fängt die Heilige Schrift an, mit dem Paradies endet sie auch. Aber der Abschluß ist größer als der Anfang. Das Omega ist gewaltiger als das Alpha. Das zukünftige Paradies ist nicht nur das verlorene und wiedergefundene, sondern vor allem das himmlische und ewig verklärte.“ (Anmerkung von Horst Koch: Dies Buch meines Lieblingstheologen E. Sauer ist auf meiner HP)


d) ,.Die Hütte Gottes bei den Menschen.” Offb. 21. 3
Im Alten Testament ließ Gott die Stiftshütte errichten, um Seine Gegenwart inmitten des Volkes kundzutun. Er hatte Mose ausdrücklich damit beauftragt, sie „nach dem Vorbild“ zu erbauen, das Er ihm auf dem Berge Sinai gezeigt hatte. 2. Mose 25, 8-9. 26.30.
Der Hebräerbrief sagt dazu, daß die Stiftshütte und ihr Gottesdienst „dienen dem Vorbilde und dem Schatten des Himmlischen“. Im Himmel befindet sich „die wahrhaftige Hütte . . . eine größere und vollkommnere Hütte, die nicht mit der Hand gemacht ist.“ Hebr. 8,2. Sie ist die Wohnung Gottes.
Sogleich nach Seinem Kreuzestod ist Jesus „durch Sein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen vor das Angesicht Gottes“. (Er ist nicht 1844 wiedergekommen, „um das Heiligtum zu reinigen“, Hebr. 9, 12, wie die Adventisten vorgeben) Dort lebt nun unser Hoherpriester immerdar und bittet für uns. Als Bild Seines auf Golgatha geopferten Fleisches ist der Vorhang, der den Zugang zum Allerheiligsten versperrte, zerrissen worden. Hebr. 10, 19. Darum können wir nun mit Freudigkeit durch den Glauben zu dem Thron Gottes hinzutreten und darauf warten, daß Jesus wieder erscheinen wird und uns endgültig in die Wohnung des großen Königs führt. Hebr. 4, 14.
Der Herr selbst erwähnt „die ewigen Hütten“, in die wir aufgenommen werden sollen. Es ist von Anfang an der Wunsch des Herrn gewesen, inmitten der Menschen zu wohnen und in inniger Verbindung mit ihnen zu bleiben. Nach dem wiederholten Mißlingen des irdischen Paradieses und der ersten Stiftshütte ward „das Wort (Jesus) Fleisch und wohnte unter uns . . . Joh. 1, 14. Christus hat Immanuel – Gott mit uns – sein wollen, um durch den Heiligen Geist die göttliche Gegenwart in uns wohnen lassen zu können. Der Leib des Gläubigen wird Sein Tempel, und die Gemeinde selbst wird eine „Behausung Gottes im Geist“. 1. Kor. 6, 19; Eph. 2, 22.
Auf der ganzen Linie wird sich der Plan Gottes wunderbar verwirklichen. . . . welches die größte Segnung des Tausendjährigen Reiches sein wird, die sich vollkommen und ewig im Himmel fortsetzt: „Johannes ruft aus: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.“ Offb. 21. 3. . . .
Jesus selber sagt in der Offenbarung: „Wer überwindet, den will Ich machen zum Pfeiler in dem Tempel Meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen.“ Offb. 3, 12.

e) Das himmlische Vaterland.
Die Patriarchen sind Fremdlinge und Pilger auf Erden gewesen. Abraham und die Seinen verlassen Ur, dann Haran. Nach einem kurzen Aufenthalt in Palästina lernen seine Nachkommen die lange Dienstbarkeit in Ägypten kennen. Nachdem ihnen Gott auf dem Sinai begegnet ist, bleiben sie noch vierzig Jahre in der Wüste, ehe sie endlich das verheißene Land einnehmen. Der Hebräerbrief sagt von ihnen: „Alle sind gestorben im Glauben und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sie von ferne gesehen und sich ihrer getröstet . .. sie geben zu verstehen, daß sie ein Vaterland suchen. . . . Nun aber begehren sie eines besseren, nämlich eines himmlischen.“ Hebr. 11, 13-16. Wie die Patriarchen sind wir „Fremdlinge und Pilgrime“. 1. Petr. 2,11.


f) Der Berg Zion.
Der Hebräerbrief vergleicht zwei Berge miteinander: den Berg Sinai und den Berg Zion. Hebr. 12, 18-24.
Der Sinai offenbarte den furchtbaren Gott des Gesetzes, der von dem Dunkel, der Finsternis und dem Ungewitter des Gerichts umgeben war. Das Volk und sogar Mose waren sehr erschrocken, und die Tiere, die den Berg anrührten, sollten gesteinigt werden.
„Aber ihr“ – so sagt der Text weiter – „seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu der Menge vieler tausend Engel und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu dem Mittler des Neuen Testaments, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet denn das Abels.“ Hebr. 12, 22-24.
Dieses Wunder ist für uns durch das Blut des Kreuzes vollbracht worden: Wir kommen jetzt zu dem Berg der Gnade, ohne noch vor dem Richter zu zittern, den wir erzürnt hatten. Dort treten wir in die Gemeinschaft der vielen tausend Engel und aller vom Herrn Erlösten ein, die die „Erstgeborenen“ der Menschheit sind. Offb. 14, 1. Jak. 1,18 . Dort werden wir uns mit den Geistern der vollendeten Gerechten vereinen und vollkommen werden wie sie. Jeder von uns wird bald vor dem Herrn erscheinen.
Wollen wir uns nicht alle entschließen, dem Gott der Gnade auf dem Berge Zion zu begegnen, anstatt dem Gott des Gerichts auf dem Sinai?

g) Der Himmel – oder die Himmel.
Im Gegensatz zur Erde ist der Himmel der Ort der Herrlichkeit, wo Gott wohnt und Sein Wille vollkommen erfüllt wird. Jesus ist vom Himmel herniedergekommen und wieder dorthin zurückgekehrt. Von dort wird Er am herrlichen Tage Seiner Wiederkunft wieder herniederkommen. 1. Thess. 4, 16.
Dort erwartet uns auch unser ewiger Bau anstelle der zerbrechlichen irdischen Hütte. Und unsere Namen sind im Himmel angeschrieben. . . .
Augenscheinlich hat das Wort „Himmel“ in der Heiligen Schrift verschiedene Bedeutungen. Die Juden unterschieden drei Arten:
1. Den Himmel der Lufthülle über unseren Häuptern, wo die Wolken ziehen und die Vögel fliegen. Es ist die Rede von dem Regen vom Himmel. 5. Mose 11,11, den Vögeln unter dem Himmel usw.
2. Den Sternenhimmel, das Firmament, dessen Unendlichkeit unsere Augen nicht ergründen können. 1. Mose 15,5. Aber so weit er auch ist, der „Himmel und aller Himmel Himmel können Gott nicht fassen“. 1. Kön. 8, 27. Es gibt also
3. den dritten Himmel, der die Gegenwart Gottes selber ist. Dort hin wurde Paulus entrückt und hörte unaussprechliche Worte. Dieser Himmel öffnete sich vor den Augen des sterbenden Stephanus und ließ ihn die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes sehen. Apg. 7, 55-56.
Bald werden wir alle wie die Engel Gottes im Himmel sein, da wir Kinder der Auferstehung sind. Matth. 22, 30.

h) Das himmlische Reich. Wenn unser Glaube aufrichtig ist, können wir mit Paulus sprechen: „Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mir aushelfen zu Seinem himmlischen Reich.“ 2. Tim. 4,18. Dort werden wir im Reiche Gottes zu Tisch sitzen, denn es ist unsres Vaters Wohlgefallen, Seiner kleinen Herde das Reich zu geben. . . .

i) Droben. „Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.“ Kol. 3, 2. Jesus sagt zu den Juden: „Wo Ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen . . . Ihr seid von untenher, Ich bin von obenher, ihr seid von dieser Welt, Ich bin nicht von dieser Welt.“ Joh. 8, 21.23. Diese Sprache ist sehr klar. Wir kennen sehr viele niederdrückende und häßliche Dinge, die uns so leicht nach unten ziehen, ja sogar bis in den Abgrund. Wir wollen uns alle dem zuwenden, das uns einen Aufschwung nach oben gibt, zum Himmel hin.

k) Das Vaterhaus. „In Meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, so wollte Ich es euch sagen. Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten . . . Ich will wiederkommen und euch zu Mir nehmen.“ Joh. 14, 2.
Welch herrliches Wort!
Der Himmel ist für uns nicht ein riesiger Palast eines fernen Gottes, worin wir uns wie verloren vorkämen. Er ist das Haus unseres Vaters in Jesu Christo, das Heim, wo Seine Liebe und Seine Fürsorge uns umhegen will. – Was können diese „vielen Wohnungen“ bedeuten?
Im Hause des Vaters ist Raum geschaffen, der nicht nur die gläubigen Israeliten und die ersten Jünger aufnehmen soll, sondern auch alle Heiden, die durch das Evangelium gewonnen werden. Den Juden fiel es sehr schwer, diese Wahrheit anzunehmen. Darum betont sie Jesus mit den Worten:
„Ich habe auch noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle, und dieselben muß Ich herführen . . . und wird eine Herde und ein Hirte werden.“ Joh. 10, 16. . . .
m) Vor dem Thron. Der Himmel ist vor allem der Ort, wo Gott regiert, von wo aus Er das Weltall lenkt. In den Gesichten der Propeten sitzt der Herr auf Seinem Thron. „Ich sah den Herrn sitzen auf Seinem Stuhl und alles himmlische Heer neben Ihm stehen zu Seiner Rechten und Linken.“ 1. Kön. 22,19.
„Ich sah den Herrn sitzen auf einem erhabenen Stuhl . . . Seraphim standen über Ihm . . . und einer rief zum andern: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind Seiner Ehre voll.“ Jes. 6, 1-3.
Inmitten der Erschütterungen der Offenbarung zeigt uns Johannes immer wieder den unerschütterlichen Thron Gottes. . . . Alle Anbetung und alle Gebete des Himmels laufen zusammen auf den Thron hin. Von ihm gehen die Gerichte, die Befehle, das Leben aus. . . .

n) Bei dem Herrn.
„Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel besser wäre.“ Phil. 1, 23.
Schon Jesus hatte zu dem Schächer am Kreuz sagen können, als er mit Ihm zu dem Ort der Seligen hinabstieg:
„Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein.“ . . .


2. Gott im Himmel.
Wir sagten: Der Himmel ist die Gegenwart Gottes. Dort mehr als irgendwo anders nimmt Er den ersten Platz ein. . . .
Gott Vater wird uns oft als Beherrscher des Weltalls gezeigt.
„Der Herr hat Seinen Stuhl im Himmel bereitet, und Sein Reich herrscht über alles.” Psalm 103, 19.
Paulus faßt in folgenden Worten einige Eigenschaften des Weltenherrschers zusammen:
der Selige und allein Gewaltige,
der König aller Könige und Herr aller Herren,
der allein Unsterblichkeit hat,
der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann,
welchen kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann,
Dem sei Ehre und ewiges Reich. Amen! 1. Tim. 6, 15-16.
Dieser große Gott, da niemand zukommen kann, will uns für immer in Seiner Gegenwart haben und mit uns Seine Herrschaft teilen. Jesus Christus teilt mit Seinem Vater vollkommen den ersten Platz im Himmel.
Der Prophet Hesekiel scheint schon den fleischgewordenen und dann verherrlichten Gottessohn gesehen zu haben, als er schreibt: „Über dem Himmel . . . war es gestaltet wie ein Saphir, gleichwie ein Stuhl; und auf dem Stuhl saß einer, gleichwie ein Mensch gestaltet. Und ich sah, und es war lichthell, und inwendig war es gestaltet wie ein Feuer um und um. Von Seinen Lenden überwärts und unterwärts sah ich’s wie Feuer glänzen um und um. Gleichwie der Regenbogen sieht in den Wolken, wenn es geregnet hat, also glänzte es um und um. Dies war das Ansehen der Herrlichkeit des Herrn. Und da ich’s gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht . . . ” Hes. 1, 26-28. Wir sind nicht er staunt, daß der eingeborene Sohn an der Herrschaft über das Weltall teilhat, da Er nach so vielen Bibeltexten auch an der Schöpfung teilgenommen hat. Joh. 1,3; Kol. 1,16.
Die Offenbarung – die Offenbarung Jesu Christi – spricht uns viel von Seiner Rolle im Himmel. Sie zeigt Ihn uns auch immer wieder auf dem Thron: „Ich habe überwunden und Mich gesetzt mit Meinem Vater auf Seinen Stuhl.“
“Und ich sah, und siehe, mitten zwischen dem Stuhl und den vier Tieren und zwischen den Ältesten stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre, und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.“ (Das heißt, Er hat alle Gewalt, Allwissenheit und die Fülle der Gottheit.) Bis in die Herrlichkeit des ewigen Himmels ist Jesus um des Todes willen, den Er erlitten hat, erhoben und dort angebetet worden: ,,Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob . . . Dem, der auf dem Stuhle sitzt (Gott Vater) und dem Lamme sei Lob und Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit, . . .“ Offb. 6-14.
Christus ist um Seines Sühneopfers willen nicht allein in den Himmel erhoben worden, Er hat dort auch das Äußere Seiner verklärten Menschlichkeit behalten. Wenn von Seinem auferstandenen Leib die Rede ist, so haben wir im ersten Kapitel der Offenbarung gesehen, daß Johannes Ihn immer als eines Menschen Sohn schildert.

Welch ein Glück bedeutet es für die Erlösten, daß sie im Himmel von einem der ihren empfangen werden, von Ihm, der aus Liebe einer ihres Geschlechts werden wollte.
Wenn Christus all die Seinen in der Herrlichkeit des Himmels versammelt hat, hat Er Sein Erlösungswerk beendet. Er hatte Seinen Vater verlassen, um durch Seinen Tod der Empörung der Sünder ein Ende zu bereiten und an allen Orten das Reich Gottes aufzurichten. Nach der Bekehrung und der Auferstehung aller Auserwählten, nach der großen Wiedergutmachung des Tausendjährigen Reiches, den großen Gerichten und dem Sieg über alle Feinde, den Tod einbegriffen, wird „das Ende“ kommen, „wenn Er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn Er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt . . . “ 1. Kor. 15, 24.
Der Heilige Geist, der innig mit dem Vater und dem Sohne vereint ist, setzt mit ihnen Sein Werk in der Ewigkeit fort. Wir wollen vor allem unterstreichen, was Er für die Erlösten tut. Wenn wir hier auf Erden das Pfand des Geistes erhalten, Röm. 8, 23; 2. Kor. 1, 22, so bedeutet das, daß Er bei unserem Eintritt in den Himmel vollkommen von uns Besitz ergreifen wird. Dann werden wir durch den Heiligen Geist „erfüllt werden mit allerlei Gottesfülle.“ Eph. 3 ,19.
Wenn wir zusammenfassen und den Himmel mit einem Wort schildern wollen, so können wir aufs neue sagen, daß er die Gegenwart des Herrn ist.
Gott alles in allen.
Das Licht des Himmels wird das Angesicht Gottes und des Lammes sein,
die Freude des Himmels die Gegenwart des Herrn,
die Schönheit des Himmels die Vollkommenheit Gottes,
die Dauer des Himmels die Ewigkeit Gottes,
die Wärme des Himmels die Liebe Gottes,
die Harmonie des Himmels der Lobpreis des Herrn,
die Melodie des Himmels der Name Jesu,
das Thema des Himmels das Werk Jesu,
die Arbeit des Himmels der Dienst Jesu,
die Fülle des Himmels der unergründliche Gott in Person.

3. Charakteristik des Himmels.
In allen biblischen Beschreibungen des Himmels treten folgende Punkte klar hervor: Der Aufenthaltsort der Erlösten ist gekennzeichnet durch:
a) Die Herrlichkeit.
„Vater, Ich will, daß, wo Ich bin, auch die bei Mir seien, die Du Mir gegeben hast, daß sie Meine Herrlichkeit sehen.“ Joh. 17, 24. „Ich halte es dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden.“ Röm. 8, 18. . . .
Als Jesus derart vor Seinen Jüngern verklärt wurde, wurden Seine Kleider „hell und sehr weiß wie der Schnee, daß sie kein Färber auf Erden kann so weiß machen“. Mark. 9, 3.
Paulus sagt: ,,Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist.“ 2. Kor. 3,18. . . .
Kann es eine erhebendere Zukunftsaussicht geben?
b) Die Heiligkeit.
Gott sagt: “Ich wohne im Heiligtum.”  . . . “Jaget nach … der Heligung, ohne welche wqird niemand den HErrn sehen”. Hebr. 12, 14.  . . .
c) Die Schönheit.
Schon die Werke Gottes in der Schöpfung sind wunderbar. „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes . . . Wie herrlich ist Dein Name in allen Landen!“ . . .
Die himmlische Stadt strahlt von Schönheit, obwohl sie nur ein Widerschein ist. Denn der Glanz des Himmels kommt von der Schönheit Gottes, der Quelle aller Herrlichkeit. „Ich will reden von Deiner herrlichen Pracht und von Deinen Wundern.“ Psalm 145,5.
Diese Schönheit wird auch auf unsere Stirnen geprägt werden. Satan selbst war in Eden „von vollendeter Schönheit“, ein Siegel der Vollkommenheit. Hes. 28, 12. Adam und Eva waren, als sie aus der Hand des Schöpfers hervorgingen, vollkommen, schön, ohne Fehl. 1. Mose 1,31. Wenn die Gläubigen herrlich geworden sind, „ohne Flecken oder Runzel“, Eph. 5, 27, dürfen wir wohl annehmen, daß nicht nur ihr Geist zu solch moralischer Vollkommenheit gelangt ist, sondern auch ihr neuer Leib strahlend schön ist. Soll dieser Leib nicht unverweslich, herrlich und voller Kraft auferstehen? 1. Kor.15,43.

d) Die Unsterblichkeit. Gott allein „hat Unsterblichkeit.“ 1. Tim. 6, 16. Er rettet alle Gläubigen von dem zweiten Tod und verleiht ihnen das ewige Leben. Offb. 20,6. . . . Für die Bewohner des Himmels wird es keinen Schmerz und keine Trennung mehr geben. Sie sind von nun an nicht nur fern vom Tode, sondern auch außer der Zeit unter dem Zeichen der Ewigkeit.

e) Die Klarheit.
„Mache dich auf, werde licht! denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir . . . Und die Heiden . . . wandeln in ihrem Licht . . . da wird keine Nacht sein.“ Offb. 21,23-25.
Wie könnte es auch anders in der Wohnstätte Gottes sein, die Licht ist. . . . Im Vaterhause Dessen, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt.“ Am ersten Tage der irdischen Schöpfung hat Gott gesagt: „Es werde Licht!“ und es ward Licht. . . .
Alle diese Verkündigungen bedeuten zuerst einmal, daß im Himmel alles hell, rein und klar ist. Es kann und darf dort nichts im Dunkel verborgen werden. Aber andererseits wird auch nichts in der Finsternis der Unwissenheit bleiben. . . .
Dann wird es keine Fragen ohne Antwort, keine unlösbaren Rätsel mehr geben. Nichts mehr, wovor wir uns fürchten müssen, keine Unwissenheit, keinen Irrtum mehr! Endlich werden wir Den von Angesicht zu Angesicht sehen, der die Wahrheit selbst ist.

f. Die Einheit.
In Gott ist alles Harmonie und Einheit. Der Vater und der Sohn sind eins, und die Schöpfung bildet eine wunderbare Ordnung und Verbundenheit. Wenn die letzten Spuren der Empörung beseitigt sein werden, wird alles wieder in einer wunderbaren Harmonie sein. Die Schöpfung wird „frei werden vom Dienst des vergänglichen Wesens”. Röm. 8, 21. . . .
Es wird keine Sekten mehr geben. Die Schranken, die die wahren Gläubigen trennten, sind gefallen. Der Leib Christi zeigt sich endlich geeint. Aber warum kann das nur in der anderen Welt so sein?
Wenn wir die Ewigkeit miteinander verbringen sollen, ist es dann nicht dringend nötig, daß wir uns schon hier in der Zeit lieben, einander verstehen und daß die Welt hierfür Zeuge sei?

g) Die Vollkommenheit.
Seit dem Sündenfall ist alles hier auf Erden unvollkommen. Bald wird das Vollkommene kommen. 1. Kor. 13,10. „Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.“ Phil. 1, 6.
Nicht hier auf Erden erreichen wir diese Vollkommenheit, es bleibt immer noch etwas zu erreichen. Der Gedanke der Vollkommenheit schließt unseres Erachtens ein, daß sich unsere Persönlichkeit im Himmel voll entfalten darf. Auf Erden können nur wenige alle ihre Gaben zur Geltung bringen. . . . Augenblicklich sind wir erst Kinder, dann werden wir zur Reife und Fülle gelangen und werden „ein vollkommener Mann werden, der da sei im vollkommenen Maße des Alters Christi“. (Siehe Eph. 4, 13-14; Kol. 1, 28.)
Wir wollen noch eine oft gestellte Frage beantworten: Werden die ganz jung gestorbenen Kinder als Kinder im Himmel sein?
Kein Bibeltext erlaubt, das zu bejahen. Im Gegenteil. Wenn wir diese Erde verlassen, kann sich keiner von uns rühmen, schon die Vollkommenheit erlangt zu haben. Wir haben festgestellt, daß uns das, was zu unserer Vollkommenheit fehlt, durch die göttliche Gnade bei der Wiederkunft Christi gewährt werden wird. Dann werden wir Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. . . . Dieses Wunder der vollkommenen leiblichen und geistlichen Reife wird für den Herrn kaum größer sein, ob es sich um einen jüngeren oder älteren Menschen handelt. Gott weiß vollkommen, was Er für einen Keim in Sein Geschöpf gelegt hat, und Er hat versprochen, Sein Werk zu vollenden zu dem Tage Jesu Christi. Phil. 1. 6. Sollten wir aus dem Schweigen der Heiligen Schrift falsche Schlüsse ziehen, so müssen wir doch bemerken, daß uns keine biblische Schilderung im Himmel spielende Kinder zeigt.

h) Die Liebe.
Wenn der Himmel die Gegenwart Gottes ist, so hat er auch alle Seine Vollkommenheiten. Vor allem wird er der Ort der vollkommenen Liebe sein. Die Weissagungen, die Sprachen, die Erkenntnis werden aufhören, aber die Liebe höret nimmer auf. 1. Kor.13. Gott selber ist die Liebe, und Er wird damit den ganzen Himmel erfüllen. . . .


i) Die Freude.
Schon hier auf Erden ist die Frucht des Geistes Liebe, Freude, Frieden. Um wieviel mehr wird sie es in der Gegenwart Gottes sein! Die Freude kennzeichnet den Gläubigen, und ein trauriger Gläubiger ist ein trauriger Christ. Darum lesen wir: ., Siehe, Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen . . . Sie werden sich ewiglich freuen und fröhlich sein über dem, was Ich schaffe. Denn siehe, Ich will Jerusalem schaffen … zur Freude. Und Ich will fröhlich sein über Jerusalem und Mich freuen über Mein Volk . . .“ Jes. 65, 17-19. . . .
„Jauchze, du Tochter Zion! Freue dich, und sei fröhlich von ganzem Herzen! . . . Denn der Herr hat deine Strafe abgewendet . . .“ Zeph. 3, 14-17.
„Solches rede Ich zu euch, auf daß Meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“ Joh. 15, 11.
Es ist nicht zuviel gesagt, wenn wir behaupten, daß die Freude das Klima des Himmels ist. Bei der Schöpfung lobten alle Morgensterne miteinander, und alle Kinder Gottes jauchzten. Hiob 38.
„Jauchzet dem Herrn alle Welt! Dienet dem Herrn mit Freuden! Kommt vor Sein Angesicht mit Frohlocken! . . .“ Psalm 100.

k) Der Trost.
Wenn wir eine solche Freude genießen, wird unser Herz völlig über allem irdischen Leid getröstet sein. Dieser Trost wird uns immer wieder in der Heiligen Schrift versprochen. „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ Matth. 5. . . .
Und in der himmlischen Stadt wird Gott „abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ Offb. 21, 4. Wie sollten unsere Leiden nicht schon jetzt durch solche tröstlichen Aussichten gelindert werden!

l) Die vollkommene Glückseligkeit.
Ist es noch nötig, zu sagen, daß im Himmel all unsere Wünsche erfüllt sein und unsere Herzen von vollkommener Glückseligkeit überströmen werden?
Neunmal erklärt Jesus die selig, die hier auf Erden leiden. . . Matth. 5. Was wird Er erst von den Überwindern sagen, die der Gegenwart des Herrn teilhaftig geworden sind? 
„Selig ist, der teilhat an der ersten Auferstehung. . . . und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ Offb. 20.

m) Die Ewigkeit.
Hier auf Erden ist alles durch die Zeit begrenzt. Alles beginnt und alles endet. Es schmerzt uns, wenn wir sehen müssen, wie die schönsten Dinge nur einen Morgen lang währen, und oft möchten wir den schnellen Flug der Stunden einhalten. Hier auf Erden – besonders noch in unserem modernen Leben – beunruhigt uns immer der Mangel an Zeit. Das Beste, was wir machen können, ist, „die Zeit auskaufen“ (Eph. 5, 16) und „unsere Tage zählen“ (Psalm 90,12) da wir so wenige zur Verfügung haben.
Welchen Trost und welche Freude gibt uns dagegen der Gedanke, daß es im Himmel keine Zeit, keine Hast, keinen Zeitmangel, keine Unterbrechung der schönsten Augenblicke mehr geben wird, denn alles wird dort nach dem Bilde des Ewigen sein:
Die Gläubigen werden das ewige Leben haben,
sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit, Offb. 22, 5 ,
sie werden niemals mehr von Gott getrennt sein. 1. Thess. 4, 17 .
4. Das Wiedersehen im Himmel.
Viele fürchten, ihre Lieben im Himmel nicht wiederzuerkennen. Sie meinen, wenn der alte fleischliche Leib nicht mehr wäre, so könnten sie einander nicht mehr wiedererkennen.
Solch eine Befürchtung ist durchaus nichtig, und es wird uns leicht sein, das aus der Heiligen Schrift zu beweisen.
Der Hauptbestandteil unserer Persönlichkeit ist nicht unsere schwache und dem Tode geweihte fleischliche Hülle, sondern der Geist, dieser „inwendige Mensch“, der „von Tag zu Tag erneuert“ wird. Ein Mensch kann körperlich leiden und altern, indessen sein Geist jung und lebendig bleibt. Diese Persönlichkeit werden wir in der anderen Welt wiederfinden. Schon hier auf Erden können wir jemanden wiedererkennen, ohne ihn von Angesicht zu sehen. Maria Magdalena erkannte Jesus an Seiner Stimme, als ihre Augen voller Tränen waren und sie sich noch nicht nach Ihm umgewandt hatte. Am Fernsprecher wissen wir recht gut, wer mit uns redet, und die Schrift eines Bekannten täuscht uns nicht.
Es ist selbstverständlich, daß die Engel, obwohl sie keinen Leib haben, eine ausgesprochene Persönlichkeit besitzen. Wir kennen die Namen Michaels und Gabriels – wie auch den Satans. In den Gesichten Daniels und Johannes reden und handeln die Engel auf ganz persönliche Art.
Andererseits nennt die Bibel eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, die im Jenseits weiterleben:
Jakob sagt, daß er zu seinem Sohne hinunterfahren wird. 1. Mose 37, 35.
Samuel kehrt zurück und spricht mit Saul. 1. Sam. 28, 15.
David erklärt, daß er zu dem Kind, das er verloren hat, hinunterfahren wird. 2. Sam. 12, 23.
Mose und Elia werden auf dem Berge der Verklärung erkannt. Luk. 9, 30.
Abraham, Lazarus und der reiche Mann unterhalten sich in der anderen Welt. Luk. 16, 24-31.
Gott hält Abraham, Isaak und Jakob für lebend. Matth. 22, 3 2.
Der auferstandene Christus zwingt Seine Jünger gewissermaßen dazu, Ihn wiederzuerkennen, obwohl Er mit Seinem neuen Leibe überkleidet ist: „Seht Meine Hände und Meine Füße, Ich bin’s selber.“ Luk. 24, 39.
Jesus sagt außerdem, daß wir Abraham, Isaak und alle Propheten im Reich Gottes sehen werden. Luk. 13, 28. 
Paulus schreibt an die Thessalonicher: „Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder Krone des Lebens? Seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus Christus zu Seiner Zukunft? 1. Thess. 2, 19.
Welche Seligkeit wird es sein, die Patriarchen, die Propheten und die Apostel anzutreffen, die uns durch ihr Beispiel und durch ihre Schriften soviel Gutes getan haben!
Welches Vorrecht, David, Paulus, Johannes und so viele Glaubenshelden aller Zeiten zu sehen!
Welchen Trost würde denn diese Aussicht geben, wenn man die Seinen nicht erkennte?


5. Was wird aus den Familienbanden?
Die Bande des Herzens ändern sich nicht. Wir werden unsere Ehegatten, unsere Eltern und Kinder wiederfinden und werden sie noch besser lieben als auf Erden.
Aber es ist klar, daß die ehelichen Beziehungen nicht mehr sein werden. Um Sein zu spotten, erzählen die ungläubigen Sadduzäer Jesus die abgeschmackte Geschichte von einer Frau, die nacheinander sieben Brüder zum Manne gehabt haben soll und fragen Ihn, wessen Weib sie nach der Auferstehung sein würde. Der Herr antwortet ihnen: „Welche würdig sein werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien, noch sich freien lassen, denn sie können hinfort nicht sterben, denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung.“ Luk. 20, 36. Das ergibt sich von selber, denn die Zeugung wird nicht mehr nötig sein, um das Geschlecht fortzupflanzen, das unsterblich geworden ist.

6. Was werden wir im Himmel tun?
Diese Frage setzt manche Christen, die ohne Einbildungskraft und ohne biblische Kenntnisse sind, recht in Verlegenheit. Sie glauben beinahe, sie müßten sich langweilen, wenn sie die ganze Ewigkeit so brav und sittsam bleiben müßten.
Aber läßt uns die Heilige Schrift nichts anderes erwarten? Wir wollen sehen, welch herrliche Aussichten sie vor uns er öffnet. Wir finden im Himmel:

a) Die Anbetung.
Wenn uns die Bibel in den Himmel, vor den Thron Gottes versetzt, zeigt sie uns den Herrn immer von einer Menge von Geschöpfen umgeben, die Ihn anbeten. Es entspricht auch der Natur Gottes, Anbetung zu empfangen . . . „Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Joh. 4, 24. Was könnten Geschöpfe vor der göttlichen Majestät anders tun als sich beugen, loben und danken? Die Anbetung ist die höchste Form des Dienstes. Durch sie befassen wir uns mit Gott selbst und erweisen Ihm die Ehre, die Ihm gebührt.
Die Betrachtung ist eine der Arten der Anbetung. Im Himmel werden die Knechte Gottes „Sein Angesicht sehen, und Sein Name wird an ihren Stirnen sein.“ Offb. 22, 4. . . .

Im Himmel jedoch wird die Gnade ihr Werk vollendet haben. Der Mensch wird durch das Blut Christi gereinigt und durch den Heiligen Geist geheiligt sein. So wird er vor dem Herrn erscheinen können und Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Auf Erden können wir oft unsere Blicke nicht von den schönen Dingen losreißen: eine wunderbare Blume, eine herrliche Aussicht, ein außerordentliches Kunstwerk setzen uns in Entzücken. Wie wird es erst sein, wenn wir den Schöpfer alles Schönen und Vollkommenen von Angesicht zu Angesicht sehen?
Außerdem wird uns die Betrachtung des Herrn in Sein Bild umgestalten. Wenn die Auserwählten Sein Angesicht sehen, wird „Sein Name an ihren Stirnen sein“. Nachdem er vierzig Tage in der Gegenwart Gottes verbracht hatte, war das Angesicht Moses glänzend von Seiner Herrlichkeit. 2. Mose 34, 28-29. . . .
Jetzt ist das Geheimnis unseres Sieges, immer auf Jesus aufzusehen, Hebr. 12, 2, aber wir wenden gar oft unsere Blicke von Ihm ab. Im Himmel werden die Augen aller Geschöpfe unaufhörlich und ohne Ablenkung auf den Herrn gerichtet sein. . . . Paulus sagt uns: „Also weiß auch niemand, was in Gott ist, als der Geist Gottes.“ 1. Kor. 2, 10.
Bedarf es nicht der ganzen Ewigkeit, um zu einer besseren Erkenntnis des unendlichen Gottes zu gelangen? . . .
„Ich aber will schauen Dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache, an Deinem Bilde.“ Psalm 17, 15. . . .
Lob und Dank sind auch wichtige Teile der Anbetung. „Wer Dank opfert, der preiset Mich, und da ist der Weg, daß Ich ihm zeige das Heil Gottes.“ Psalm 50, 23. . . . „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“. . . .
Die Offenbarung zeigt uns immer wieder die Menge der Engel und Auserwählten, die den Vater und den Sohn loben und preisen. „Der uns geliebt hat . . . Dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit . . . . und sprachen: Herr, Du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen

Dieses „neue“ Lied preist den Erlöser, dessen Name durch das Kreuz noch viel würdiger geworden ist, hochgelobt zu werden. „ . . . Ich hörte sagen: Dem, der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm sei Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Es ist bemerkenswert, daß nicht nur der Gott der Schöpfung und der Erlösung gepriesen wird. Das vierfache Halleluja des Kapitels 19, Vers 1-6, verherrlichtet den Gott des Gerichts, der die große Babel verurteilt und Sein Reich eingenommen hat.
Es gefällt dem Herrn, daß der Lobgesang von der Musik, dieser Tochter des Himmels, begleitet und getragen wird. Im ehemaligen Tempel mußten zweihundertachtundachtzig Sänger den Gottesdienst mit ihrem Gesang und dem Spiel verschiedener Musikinstrumente, Harfen, Psaltern und Zimbeln, verschönern. 1. Chron. 25, 1-8. Hiskia ruft aus: „Herr, hilf mir, so wollen wir meine Lieder singen, so lange wir leben, im Hause des Herrn!“ Jes. 38, 20.

Jesus selber hat mit Seinen Jüngern die Psalmen gesungen – oder die Lobgesänge, die zum Osterfest üblich waren. Mark. 14, 26. Paulus sagt uns: „Redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielet dem Herrn in euren Herzen!” Eph. 5, 19. Jakobus schreibt : „Ist jemand guten Muts, der singe Psalmen!“ Jak. 5, 13.
Im Grunde haben nur die christlichen Völker eine richtige Musik – und häufig sind die bedeutendsten und fröhlichsten Komponisten lebendige Gläubige gewesen, um nur Bach und Händel anzuführen. Wenn das Herz frei von aller Furcht und voller Freude des Heiligen Geistes ist, kann es am besten Lieder singen. – Darum verwundert es uns nicht, daß bei den Schilderungen des Himmels die Musik solch großen Platz einnimmt.
Sie „standen an dem gläsernen Meer und hatten Harfen Gottes und sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes”. Offb. 15, 2-3. . . . Im Himmel wird derselbe Lobgesang der Erlösten widerhallen, der dann aber von denen gesungen wird, die die göttliche Gnade empfangen haben. In allen Zeiten werden unser Lobgesang und unsere Lieder zu Dem aufsteigen, der uns errettet hat. Und die vollkommene Harmonie des Himmels wird bald die der irdischen Musik weit hinter sich lassen.

b) Die Ruhe.
Eden war ein Ort des Friedens und der Glückseligkeit. Seit dem Sündenfall ist die Arbeit mühsam geworden. Der Erdboden ist verflucht und unser ganzes Leben spielt sich unter dem Zeichen erschöpfender Anstrengungen ab. Wir sind alle „mühselig und beladen“, Sklaven unerbittlicher Gesetze dieser Welt, von dem Versucher verfolgt. Jesus selber hatte keinen Ort, wo Er Sein Haupt hinlegen konnte. Aber Seine Gnade gibt jedem Ruhe und Erquickung, der Sein sanftes und leichtes Joch auf sich nehmen will. Matth. 11, 28-30.
Wir sind jedoch nur in der Hoffnung gerettet und müssen den Kampf bis zum Ende durchstehen. Bald werden wir für immer in die ewige Ruhe eingehen, die weder Versuchung noch Sündenfall jemals stören werden. . . . „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Offb. 14, 13. . . .

8. Werden viele Auserwählte im Himmel sein?
Diese Frage, die manchen quält, ist schon Jesus gestellt worden: „Herr, meinst Du, daß wenige selig werden?“ Der Heiland hat darauf geantwortet: „Ringet danach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet!“ Luk. 13, 23. . . .
Wohl sagt Jesus, daß viele berufen, aber wenige auserwählt sind, Matth. 22, 14; und daß viele auf dem breiten Weg zur Verdammnis gehen und wenige auf dem schmalen Weg zum Leben. Matth. 7, 13. Diese Worte scheinen der Wirklichkeit zu entsprechen. Aber ist es tatsächlich so, wie viele denken, daß in dem großen Himmel nur wenige Erlöste sind?
Nein, die Bibel erklärt genau das Gegenteil. Denn in dem Gleichnis von der königlichen Hochzeit legt der König großen Wert darauf, daß sein Mahl gut besucht wird. Ohne mutlos zu werden, sendet Er mehrmals Seine Diener aus, um einzuladen, wen sie finden, „und die Tische wurden alle voll“. Matth. 22, 10. . . . Die verstockten Juden sind verworfen worden, dennoch kündet Paulus an, daß sie sich eines Tages alle bekehren werden und daß somit das ganze Israel (die in jenem Augenblick Lebenden) errettet würde. Der Apostel sagt gleichfalls, daß die Verstockung der Juden solange dauern werde, „bis die Fülle der Heiden eingegangen sei“, Röm. 11, 2 5, das heißt, die volle Zahl der gläubigen Seelen, die aus dem Heidentum kommen.
Deshalb spricht die Heilige Schrift sooft von der riesigen Menge, die den Himmel bevölkern wird. Johannes sieht eine große Schar, welche niemand zählen konnte, aus allen Heiden und Völkern und Sprachen vor dem Throne und vor dem Lamm stehen. Offb. 7, 9. . . . Hatte Er nicht Abraham, dem Vater der Gläubigen, versprochen, daß sein Same so zahlreich werden sollte wie der Sand am Ufer des Meeres und die Sterne am Himmel?
In unseren Tagen bewahrheitet sich auf einigen Missionsfeldern das Wort, daß die Letzten die Ersten sein werden, und die Seelen dürsten dort nach der Wahrheit. Er scheint uns auch wahrscheinlich, daß das Tausendjährige Reich unerhörte Ernten haben wird. Zuerst einmal werden Krieg und Sterblichkeit zurückgedrängt werden und dadurch die Bevölkerung ungeheuer anwachsen. Da der Satan gebunden ist, wird die Erde voller Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt, und sogar die Heiden werden nach Christus fragen. Jes. 11, 9-10. . . .
Zum Schluß wollen wir wiederholen, daß die Zahl der Auserwählten allein Gottes Sache ist. Unsere Sorge muß sein, das Heil anzunehmen, um nicht draußen bleiben zu müssen, und so viele Seelen wie möglich zu gewinnen, die den Himmel bevölkern werden.

9. Wem steht der Himmel offen?
Gott „will, daß allen Menschen geholfen werde“. 1. Tim. 2, 4. . . . Sein Wunsch ist ausdrücklich: Alle Sünder sind eingeladen, durch die Buße und durch den Glauben an Jesus Christus in den Himmel zu kommen. Der König läßt allen, den Bösen und Guten, sagen: „Alles ist bereit, kommt zur Hochzeit!“ Wer die Einladung annimmt, wird sofort aufgenommen. Matth. 22, 4.10. Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch Mich.“ Und Er sagt weiter, „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten . . .so will Ich wiederkommen und euch zu Mir nehmen, auf daß ihr seid, wo Ich bin.“ Joh 14.
„Und wen dürstet, der komme, und wer da will,
der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Offb. 22, 17.
Kann man es einfacher sagen? Durst haben nach Vergebung und dem ewigen Leben – zu Jesus kommen – sich Ihm übergeben wollen – Sein Heil jetzt nehmen und das umsonst, ohne irgendein eigenes Verdienst – das sind die fünf Schritte, die zum Erlangen des Heils führen. Ein Kind kann sie verstehen – und sie sogleich ausführen.
Wie steht es mit dir, der du diese Zeilen lieset?
Und ein letztes Mal wollen wir die ergreifende Frage Jesu an Jerusalem anführen:
„Wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen . . . und ihr habt nicht gewollt!“ Matth. 23, 37.
Im Augenblick ist die Tür der Gnade weit geöffnet, und Jesus stößt keinen hinaus, der zu Ihm kommt. Aber der Augenblick naht, da die Tür verschlossen sein wird und es zu spät ist, um gerettet zu werden. Die Bibel betont diesen furchtbaren Gedanken:
Noah ging mit den Seinen und sogar mit den Tieren in die Arche. Noch sieben Tage vergingen. In dieser Zeit hätten sich noch viele retten können. Dann schloß der Herr hinter ihm zu, und die Gottlosen kamen alle um. 1. Mose 7,7.
„Ringet danach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet, denn viele werden . . . danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden’s nicht können. . . .
„Dem aber, der euch behüten kann ohne Fehl und stellen vor das Angesicht Seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden, dem Gott, der allein weise ist, unserm Heiland, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht nun und zu aller Ewigkeit! Amen !” Judas 24-25.

Eingestellt von Horst Koch, Herborn, im Herbst 2023 Der Text wurde unwesentlich gekürzt. Die Textbetonungen sind von mir. 
info@horst-koch.de




Psychologie im Licht der Bibel (W. Plock)

Wilfried Plock



Psychologie im Licht der Bibel

Teil 1: Die Geschichte der Psychologie

1. Die Psychologie als Bestandteil der Philosophie (ca. 500 v. Chr. bis 1875)
Die heutige Psychologie hat also eine lange Vorgeschichte. Die historische Wurzel ist liegt vor allem in der griechischen Philosophie der Antike (schon ab etwa 5. bis 6. Jahrhundert v. Chr.). Die moderne Psychologie geht aus von der historischen, philosophischen Voraussetzung über den Ursprung des Menschen, über die Seele des Menschen und über das Verhältnis von Leib und Seele.
Die griechische Philosophie hatte sich ganz bewußt von allen religiösen, übernatürlichen Vorstellungen des Menschen losgesagt. Es war eine emanzipierte Philosophie, die also nicht von einem übernatürlichen Weltbild ausgeht, sondern ausging von einem natürlichen: der autonome Mensch in einem geschlossenen Weltbild.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Psychologie immer wieder gewandelt, und zwar sehr gewandelt.

II. Die Psychologie als eine von der Philosophie getrennte, selbstständige experimentelle Wissenschaft (ab 1875 bzw. 1879 bis heute)
1873/74 schrieb der Mediziner Wilhelm Wundt (1832-1920) sein bahnbrechendes Werk „Grundzüge der physiologischen Psychologie“, und damit wurde er der erste Psychologe. 1875 wurde Wundt Professor in Leipzig und eröffnete dort im selben Jahr das erste „psychologische Laboratorium“. Dort wurde zum ersten Mal psychologisch mit Menschen experimentiert. Übrigens gab es dort auch die ersten Psychologiestudenten.

Einen weiteren starken Einfluß auf die Psychologie jener Zeit übte die Einführung der Statistik nach dem Beispiel der Mathematik aus. Seelische Prozesse werden statistisch wiedergegeben, und die Statistik gilt dann als eine interpretierende Wissenschaft.

Lange Zeit bedeutete Psychologie noch so etwas wie Seelenkunde, die Lehre der Psyche. Aber seit jener Zeit hat man das Wort Seele ganz bewußt weggelassen.
Weil die Seele zu philosophisch belastet war und nicht wahrnehmbar ist und deshalb als unwissenschaftlich galt, war sie experimentell nicht brauchbar.
Erst am Ende des letzten Jahrhunderts wurde Psychologie als die Lehre vom Bewußtsein definiert.

Die Psychoanalyse von Sigmund Freud (1856-1939), die völlig unabhängig von Wundt´s Schule entstand, sieht den Menschen als ein geschichtliches Wesen, unter anderem mit einem Unbewussten, das den größten Teil ausmachen würde, und das wichtigste im Menschenleben ist. Die Psychoanalyse hat also als Objekt ihrer Forschung das Unbewusste. Unter Freud wurde die Psychologie zur Lehre vom Unbewussten.

Aber der Behaviorismus (Iwan P. Pawlow, Watson, Skinner), der zweite Zweig, der sagte: Das Unbewusste ist unbewiesen, unbeweisbar, es ist ja unsichtbar. Das ist also für die Wissenschaft unbrauchbar, was man beobachten und beschreiben und interpretieren kann, ist nur das, was ich weiß, und was sichtbar ist, unser Verhalten. Darum heißt der Behaviorismus auch Verhaltenspsychologie. 

Und die Humanistische Psychologie, der dritte Zweig, sagt: Der Mensch ist ein Wesen mit ungeahnten Möglichkeiten. Und was muß man da also forschen? Eben diese ungeahnten, verborgenen Möglichkeiten des Menschen sind zu erforschen, damit es zum Wachstum und zur Entfaltung und zur Selbstverwirklichung kommt. Jede Richtung hat also ihr anderes Thema und jede Richtung hat auch ihre eigene Methode.

Die heutige Psychologie (von etwa 1950 bis heute)
In zunehmendem Maße gibt es neue Richtungen. Jeder Hauptzweig hat eine Menge Nebenzweige. Ein anderes Kennzeichen der Psychologie in der letzten Zeit, ist, daß es sehr rasche Veränderungen gibt. Das was heute noch gültig ist, kann morgen schon ganz altmodisch und verworfen sein. Ein anderes Kennzeichen ist es, daß die Psychologie nicht nur theoretisch geblieben ist, sondern daß es eine angewandte Psychologie gibt. Und die angewandte Psychologie hat sehr stark zugenommen. Sie droht sogar größer zu werden, als die theoretische Psychologie. Sie ist sozusagen von der Universität in das öffentliche, alltägliche Leben umgezogen. Man kann sich eigentlich keine Einrichtung oder Institut mehr denken, ohne einen Psychologen. Es gibt sogar Psychologenschulen für den Kindergarten, für die Schule, für die Universität und sogar für den Betrieb und die Firma. Kurz gesagt, es gibt für alle Richtungen und Sparten. Man kann sich kaum noch ein Leben ohne Psychologen vorstellen. Man spricht von der „psychologischen Gesellschaft“.

Psychologie im biblischen Licht
Die Psychologie ist durch und durch unchristlich, teilweise sogar antichristlich.
Das Menschenbild der Psychologie ist atheistisch, evolutionistisch, materialistisch und humanistisch. 


Der Mensch sei ein Wesen:

1. – . . . ohne grundsätzliche Beziehung zu Gott, seinem Schöpfer, aber mit einer
Grundbeziehung zum Tier (das sog. Tiermodell).
Die Bibel: wir sind vom Geschlecht Gottes (Apostelgeschichte.17, 29)

2. – . . . ohne grundsätzlichen Bezug zu Gottes Wort, von dem der Mensch leben soll (Matth. 4, 4)
Absolute Normen gibt es nicht, Gewissen im biblischen Sinn gibt es nicht, Schuld
gegenüber Gott gibt es nicht (nur „Schuldgefühle“ gegenüber dem Nächsten)

3. –  . . . ohne die innewohnende Sünde oder „alte Natur“ (Römer 7)

4. –  . . . ohne Einfluß des Satans und seiner Dämonen

5. –  . . . ohne die Möglichkeit der „neuen Natur“ und der Wirkung des Heiligen Geistes

Teil 2:  Sigmund Freud und die Psychoanalyse

Allgemeines:
Sigmund Freud (1856-1939), in der Tschechoslowakei geborener Jude, Arzt und
Psychologe, Professor in Wien, Begründer der Psychoanalyse, Werke: Die
Traumdeutung, Totem und Tabu, Jenseits des Lustprinzips, Das Unbehagen in der
Kultur…. Bekannteste Schüler: Alfred Adler (Individualpsychologie) und Carl Gustav Jung (Komplexe Psychologie).

I. Freud´’s Persönlichkeitstheorie
Freud sah den Menschen in einem ständigen Konflikt zwischen seinen auf Lust
ausgerichteten Instinkten und der Unterdrückung derselben durch die Gesellschaft.
Die Folge seien Neurosen (wissenschaftliche Bezeichnung für krankhafte
Erscheinungen des Seelenlebens, die meistens als Folge einer gestörten Erlebnis-
verarbeitung in der frühen Kindheit gesehen werden). Jede Neurose, ja sogar das
gesamte Verhalten, stamme aus dem Unbewussten.
Der Mensch sei geschichtet. Die Seele des Menschen sei wie ein Eisberg. Nur etwa ein Sechstel sei sichtbar (das Bewußte), dann ein bißchen Unterbewusstes und der größte Teil werde vom Unbewussten gebildet.
Die Seele des Menschen – Das Bewußte – Das Unterbewusste – Das Unbewusste

II. Das Menschenbild des Sigmund Freud
Der Psychoanalyse liegt ein materialistisches Menschenbild zugrunde, d.h. der
Mensch wird nur als stoffliches und immanentes Wesen verstanden. Der Geist des Menschen wird nicht als eine vom Leib unabhängige Wesenheit betrachtet. Eine höhere Daseinsbestimmung des Menschen sah Freud nicht.

Das Unbewusste bilde den größten Teil des Menschen. In ihm liege der Kern der
Persönlichkeit, nämlich die Triebe, die Motivation. Der Mensch sei völlig determiniert (bestimmt, festgelegt) von seinen Erlebnissen in Kindheit und Jugend.

1. Freud´’s Triebmodell
Freud hatte in seiner Kindheit ein Verhältnis der Hassliebe zu seinem gleichaltrigen Neffen Johann. Später verallgemeinerte er Liebe und Hass zu den beiden fundamentalen Trieben im Leben eines Menschen. Der Mensch werde nicht von seinem Willen bestimmt, sondern von einem „Lust-Unlust-Prinzip“. D.h. der Mensch werde von angeborenen Instinkten dazu getrieben, Lust zu suchen („Libido“) und Unlust zu vermeiden.

Die Bibel zeigt als Ursache der menschlichen Not nicht ein Lust / Unlust-Prinzip,
sondern das in uns wohnende Gesetz der Sünde (Röm.7, 23).
Fünfzehn Jahre lang arbeitete Freud nur mit der Libido-Theorie, bis er 1920 die
Bedeutung des zweiten Triebes erkannte, nämlich „Thanatos“ (der Todestrieb mit der Tochter „Aggression“ – Zerstörungslust). Freud behauptete, die Triebe kämen aus den Organen, nämlich aus den Drüsen mit ihrem Stoffwechsel (biologischer Determinismus).

2. Freud´’s Erkenntnisse aus seiner Selbstanalyse

Freud war der Liebling seiner Mutter (die zweite Frau seines Vaters). Er hatte eine leidenschaftliche, erotische Neigung zu seiner jungen Mutter – kombiniert mit Hass gegen seinen Vater, der vom Alter her sein Großvater hätte sein können. Diese Dinge entdeckte Freud bei seiner Selbstanalyse, die er mit 42 Jahren begann.

Freud war ein Mann der Verallgemeinerung. Wenn er bei sich etwas entdeckt
hatte, übertrug er es oft auf die ganze Menschheit. Hatte er bei einem Neurotiker
etwas entdeckt, dann meinte er, alle Neurotiker, ja alle Menschen, sind so.
Aus seiner Selbstanalyse folgerte Freud zum Beispiel, jedes Kind habe eine
erotische Liebe zum Elternteil des anderen Geschlechtes und einen Hass zum
Elternteil des gleichen Geschlechtes. Die Erfahrungen und Sünden seines eigenen
Herzens wurden also Grundlage für eine umfassende psychologische Theorie
(Theorie des „Ödipus-Komplexes“). So entstand Freud´s psycho-sexuelles
Menschenbild.
Ein zweiter Grund für dieses Menschenbild liegt wohl im gesellschaftlichen
Hintergrund seiner Zeit. Freud befaßte sich zuerst mit hysterischen Frauen. Die
Wurzel für ihr Verhalten meinte er in dem Konflikt zwischen triebhaften Begierden und den gesellschaftlichen Tabus der Umgebung gefunden zu haben (der verlogenen viktorianischen Doppelmoral seiner Tage). Darum nahm die Sexualität allmählich einen immer größeren Raum in Freuds Theorien ein.


3. Freud´s Phasenmodell der frühkindlichen Sexualität

a) Die orale Phase (die ersten 12 Monate)
b) Die anale Phase (zweites Lebensjahr)
Die Reaktionen der Mutter auf das, was auf dem Töpfchen geschieht, seien sehr
wichtig!

c) Die ödipale Phase (drittes bis fünftes Lebensjahr)
Jeder Junge möchte seine Mutter „heiraten“ und haßt darum seinen Vater.
Mit etwa fünf Jahren erfasse er aber, daß das unmöglich ist und identifiziere
sich dann mit dem Vater. Die elterlichen Normen würden so zum Über-Ich.
Die Reaktionen der Eltern in dieser Phase würden in besonderer Weise den
Charakter und das Verhalten des Kindes für sein gesamtes Leben prägen.
Die Bibel zeigt uns, daß die Reaktionen der Eltern wichtig sind;
aber nicht nur in den ersten fünf Lebensjahren.
Abgesehen davon gibt es viele weitere prägende Faktoren in der Erziehung,
wie das Gebet der Eltern, das Wort Gottes, den Einfluß der Gemeinde, etc.

III. Die Freud´’sche Psychoanalyse

Man kann hinsichtlich seines Wirkens drei Phasen bei Freud unterscheiden.

Die erste von 1886 bis 1900; in der Freud kokainsüchtig war (in dieser Periode
entstanden die Grundlagen seiner größtenteils absurden Theorien).


Die zweite Phase erstreckte sich von 1900 bis 1923, und die dritte von 1923 bis zu
seinem Tode 1939 (Freud litt 12 Jahre lang an Kieferkrebs).

Nach 1923 (also in der dritten Periode) unterschied Freud zwischen dem Es (den
unbewussten Instinkten oder Trieben), dem Ich (dem „Ich“-Bewusstsein) und dem Über-Ich (dem größtenteils unbewussten „Gewissen“, das uns durch die Normen und Tabus der Umgebung auferlegt werde, vor allem während der Erziehung).
Freud sah den Menschen im ständigen Konflikt zwischen den egoistischen
Ansprüchen des Es und den durch Erziehung und Gesellschaft geprägten Normen des Über-Ich („Gewissen“). Das Kind sei zunächst nur Es. Das Über-Ich entstünde etwa mit fünf Jahren – nach der Überwindung des „ödipalen Konfliktes“ – allein durch die Gebote und Verbote der Eltern (intra-psychisches Konfliktmodell).

Nun behauptete Freud, daß weder der betroffene Mensch selbst, noch ein anderer Mensch, noch ein christlicher Seelsorger Zugang zum Unbewussten habe, sondern einzig und allein der Psychoanalytiker. Dieser sei der notwendige und unentbehrliche Mittler. Nur er sei kompetent, die verborgenen neurotischen Konflikte und Verdrängungen offenbar zu machen und dadurch zu heilen. Übrigens, jeder Psychoanalytiker muß zuerst an sich eine Selbstanalyse durchführen oder von einem Kollegen durchführen lassen. Nur dann darf er andere analysieren.
Auf diese Weise wird aber der Mensch / Patient unmündig und in die Abhängigkeit der Psychiatrie getrieben.


IV. Freud´’s Nichtverantwortlichkeits-Modell


1. Die Konstruktion des Unbewussten
Alles geschehe unbewusst (Triebe, Verdrängung, etc.). Wer könne für Dinge
verantwortlich gemacht werden, die außerhalb seines Bewußtseins vor sich
gingen?

2. Die biologische Triebtheorie
Die Triebe Libido und Thanatos kämen aus dem Körper des Menschen. Wer
könne für hormonelle Vorgänge verantwortlich gemacht werden? (Bibel: Matthäus 15, 19)

3. Die historische Theorie
Der Mensch sei ein Produkt der Geschichte, angefangen vom Tierreich über
die Urhorde der Menschheit bis zu den unmittelbaren Erbanlagen.
Wer könne dafür persönlich verantwortlich gemacht werden?

4. Freud´’s Krankheitsmodell
Neurosen kämen letztlich von außen. Gäbe es keine Normen, dann gäbe es
keinen Konflikt zwischen Es und Über-Ich, also gäbe es auch keine Neurosen.
Dieses Krankheitsmodell kennt nur die Psychoanalyse.


V. Freud´’s Schuldmodell
Weil der Mensch determiniert sei, sei er nicht verantwortlich für sein Tun. Schuld hätten grundsätzlich die Eltern und die Gesellschaft. Durch die psychoanalytische Behandlung bekommen die Patienten oft einen Hass auf ihre Eltern.


VI. Das biblische Menschenbild

Der Mensch ist ein von Gott geschaffenes und geliebtes Geschöpf. Er wird von vielen Faktoren geprägt, z. B. von seinen Erbanlagen, von Erziehung und Umwelteinflüssen, aber auch von seinem eigenen Willen. Jeder gesunde Mensch ist voll moralisch verantwortlich für sein Tun und Lassen. Er ist ein Sünder, der Erlösung braucht.


VII. Wie können wir auf biblische Weise zu einem wahrheitsgetreuen
Selbst- und Menschenbild kommen?
„Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich
mit ihm aus? Ich, der HErr, bin es, der das Herz erforscht…“ (Jeremia 17, 9-10).


1. Gott gibt Selbsterkenntnis durch sein Wort (Joh.16, 9; Hebr. 4, 12;
Jak. 1, 23)


2. Gott gibt Selbsterkenntnis durch Prüfungen (5. Mose 8, 2-3)

3. Gott gibt Selbsterkenntnis durch das Zusammenleben mit anderen in Ehe,
Familie, Gemeinde und Gesellschaft (Kolosser 3, 13; 1. Joh. 1, 7)

4. Gott gibt Selbsterkenntnis durch Seelsorge (Psalm 139, 1.23-24)


Zusammenfassung:
Wir Menschen des 20. Jahrhunderts sind fast ausnahmslos Produkte der Freudschen Ethik. Ausdrücke wie Verdrängung, Hemmung, Frustration, Freudsche Fehlleistung, oder Unbewusstes sind unter uns Gemeingut geworden.
Außerdem haben Freuds Schriften kräftig zur Entchristlichung der westlichen Welt beigetragen. Lindsay und Carlson nennen in ihrem Buch „Satan kämpft um diese Welt“ (Verlag HSW, 1973) sechs Männer, die mit ihren Theorien einen starken, verhängnisvollen Einfluß auf unsere Welt ausgeübt haben, nämlich: Kant, Hegel, Kierkegaard, Marx, Darwin und Freud (S. 101-119).

Freud war überzeugter Evolutionist. Wie Darwin Gott aus der Biologie entfernte, so verbannte Freud Gott aus der Psychologie.

Freud´’s ganzes Leben war gekennzeichnet von einer militanten Rebellion gegen
Gott, gegen Gottes Normen und gegen jegliche Autorität. Freud schrieb drei Bücher als Angriff auf Gott und sein Wort: z.B. Totem und Tabu (1912). Freud nannte sich „einen gottlosen Juden und einen unverbesserlichen Heiden“. Er hat einmal selbst gesagt: „Ich bin ein Rechtsanwalt des Teufels!“

Ouweneel schreibt: „Freud ist der Psychologe gewesen, der vielleicht am meisten dafür verantwortlich ist, daß in unserem Jahrhundert die Begriffe von echter moralischer Schuld und persönlicher Verantwortung stark an Wert eingebüßt haben, indem er den Menschen als Spielball unbewusster Kräfte von innen und der strengen Tabus der Umgebung darstellte. Der Freudianismus schiebt die Schuld grundsätzlich auf die Eltern und die Gesellschaft ab“ (Herz und Seele, S. 66).

Teil 3: C. G. Jung und die Analytische Psychologie

Einleitung:
Carl Gustav Jung war ein Schweizer Psychiater und lebte von 1875 – 1961. Jung, ein Schüler Freuds, gilt als der Grundleger der „Analytischen Psychologie“.
Jungs Psychologie ist unzertrennbar von seiner Person und vom Okkultismus.

Was waren die Quellen der Jung´schen Analyse? Diese Quellen nennt er selbst in seiner Autobiographie „Erinnerungen, Träume und Visionen“:


1. Die Selbstanalyse
Jung war durch und durch okkult. Er analysierte bei sich seine Träume,
Visionen, Phantasien und inneren Stimmen.

2. Ein intensives Studium des Okkultismus, vor allem des Spiritismus, der
Wahrsagerei, der Astrologie, der Alchimie und der Magie
1916 gab er ein Buch heraus über seine Gespräche mit den Toten.

3. Studium der griechischen Philosophie, der okkultistischen Schriften von
Paracelsus, Swedenborg und Goethe

4. Ein intensives Studium der Gnostik, der Mythologie sowie der primitiven und der asiatischen Religionen (besonders des Hinduismus und des Zen-Buddhismus)

5. Viele persönliche Begegnungen und Reiseerlebnisse bei seinen vier großen
Weltreisen

6. Die Tiefenpsychologie Siegmund Freuds (Jung war sechs Jahre sehr eng mit
Freud befreundet, dann kam es zum Bruch zwischen den beiden)

Jungs Elternhaus und Jugenderlebnisse
Jung wuchs in der Nähe von Basel in einer christlichen Familie auf. Sein Vater war Pfarrer, aber sein Großvater war Großmeister einer Freimaurerloge und – wie Jung selbst schreibt – ein uneheliches Kind von Goethe (Goethe war ebenfalls Okkultist und Mitglied des Illuminaten-Ordens).
Jungs Mutter war sehr okkult gebunden und auch medial begabt. Sie hatte hell-seherische Gaben. Von ihr bekam Jung die „Gabe“ des Hellsehens, Hellwissens und Hellfühlens.

Im Alter von vier Jahren hat der kleine Carl Gustav einen Traum. In diesem Traum, der für sein ganzes Leben prägend war, bekam er die Einweihung in das Reich der Finsternis. Er sieht eine Gestalt, vor der er furchtbare Angst bekommt. Aber darauf sagt seine Mutter zu ihm: „Schau ihn gut an; er ist ein Menschenfresser.“ Dann erwacht Jung in Schweiß gebadet. Jung schreibt weiter über die Gestalt dieses Traumes: „Als unterirdischer Gott ist er über meine gesamte Jugendzeit dagewesen. Und immer wieder fühlte ich seinen Einfluß, sobald etwas zu betont über den „Herrn Jesus“ gesprochen wurde. Der „Herr Jesus“ ist für mich nie eine Wirklichkeit gewesen, nie ganz akzeptierbar, nie wirklich sympathisch. Immer wieder mußte ich an seinen unterirdischen Gegenspieler denken. Das war die Einweihung in das Reich der Finsternis. Von da an hat mein geistliches Leben seinen unbewußten Anfang genommen.“

Ein weiteres Erlebnis Jungs, als zwölfjähriger Gymnasiast in Basel:
Er wartet auf den Bus und sieht dann den Kirchturm des Baseler Doms. Er muß an Gott denken und fängt an zu philosophieren. Er stellt sich Gott auf einem goldenen Thron vor. Auf einmal kommt ein erstickendes Gefühl über ihn. Jung steht wie gelähmt da und fühlt sich gezwungen, „die Sünde gegen den Heiligen Geist“ zu begehen, eine Gotteslästerung zu denken und auszusprechen. Da Jung von seiner christlichen Erziehung her nicht so denken und reden wollte, kommt er zu dem Schluß, daß Gott ihn zu dieser Lästerung gezwungen habe.
Von diesem Erlebnis her kam Jung später zu einer ganz neuen Deutung des Sündenfalles (1. Mose 3). Er behauptete, es wäre Gottes Absicht gewesen, daß Adam und Eva sündigten. Das übertrug er dann auf sich selbst. Darum gab er den gotteslästerlichen Gedanken nach und sprach öffentlich darüber.
Jung beschrieb sein Empfinden folgendermaßen: „Ich verspürte eine unwahrscheinliche Erleichterung und Erlösung. Anstelle des erwarteten Gerichtes kam Gnade über mich, ja, ich wurde überschüttet mit Gottes Gnade. Und ich bekam eine Seligkeit, die ich nie gekannt hatte. Ich hatte das Gefühl, einer göttlichen Offenbarung teilhaftig geworden zu sein.“

Folgen und Auswirkungen von Jungs okkulter Belastung

1. Er bekommt ein Überlegenheitsgefühl gegenüber Christen, die diese Erfahrung (Gnade durch Gotteslästerung) nicht gehabt haben.

2. Jung zweifelt alle herkömmlichen Formen der christlichen Lehre und Erfahrung an – auch die Frömmigkeit und Verkündigung seines Vaters.

3. Jung entwickelt allmählich völlig falsche Vorstellungen über Gott, Christus und
das christliche Leben. Er bekommt einen regelrechten Widerwillen gegen Gottes
Wort. Jung schreibt eigentlich nie über Gott, sondern immer über das Gottesbild in der menschlichen Seele. „Gott ist für mich alles – nur nichts Frommes!“
Nach seinem Traum als Vierjähriger entwickelte Jung einen zunehmenden Wider-willen gegen Jesus Christus: „Die Geschichten vom „Herrn Jesus“ kamen mir immer verdächtig vor; nie habe ich ihnen wirklich geglaubt.“ „Der „Herr Jesus“ war für mich ohne Zweifel ein Mensch und deshalb fehlbar.“

4. Die erste Teilnahme am Abendmahl bei seiner Konfirmation nannte Jung später „die größte Niederlage seines Lebens“. Nach seiner Konfirmation kommt es zum Bruch mit der Kirche und mit seinem Vater. Er tritt aus der Kirche aus.

5. Zur gleichen Zeit erwacht sein Interesse an der griechischen Philosophie, an Goethes Faust und am Spiritismus. Er schreibt über Faust: „Endlich entdeckte ich einen Menschen, der den Gegenspieler ernst nahm und sogar einen Blutspakt mit ihm schloß. Goethe wurde mir zum Propheten.“
Jung liest alle sieben Bände von dem Spiritisten Swedenborg.

6. Während seines Medizinstudiums beteiligt sich Jung zwei Jahre lang jeden
Samstag an spiritistischen Sitzungen bei Bekannten. Die Erlebnisse in jenem
Zirkel werden Grundlage für seine Dissertation. Durch den Spiritismus verlagert
sich sein Interesse von der Medizin auf die Psychiatrie. Jung wird Psychiater.

7. Immer wieder beschäftigt ihn die Frage: Was geht in einem Geisteskranken vor ?, weil er vieles davon in seinem Leben auch entdeckt. Jung spricht z.B. von seiner Person als Nr. 1 und Nr. 2.

Jungs Seelenstruktur
Zum persönlichen Teil des Menschen gehören nicht nur das Bewußtsein, sondern das darunterliegende persönliche Unbewußte, und noch tiefer das kollektive Unbewußte, jenes große Reservoir alten Erfahrungsbesitzes der ganzen Menschheit.
Für Jung ist das Unbewußte nicht nur Behälter für Verdrängtes – wie bei Freud -, sondern auch die schöpferische Mutter des Bewußtseins.
Das kollektive Unbewußte sei die tiefste und unzugänglichste Schicht der Persönlichkeit, die „Urschicht“ der menschlichen Seele, das, was nie bewußt gewesen ist. Dieses universale Unbewußte der Menschheit verdanke seine Existenz der Evolution und enthalte die Erfahrungen aller tierischen und menschlichen Ahnen, quasi die Urvergangenheit der Menschheit. Gleichzeitig sei das Kollektivunbewußte auch die Verbindung zur „göttlichen Weltseele“. Das kollektive Unbewußte – Vorsicht, Jung nennt es manchmal den „inneren Menschen“ – sei also ein gewaltiger kollektiver Lagerraum der Vergangenheit. Von hier werde der einzelne Mensch im Wesentlichen gesteuert.
Jung sieht die Selbstwerdung des Einzelnen (Individuation) als höchste Lebensaufgabe. Auf dem Weg dorthin muß der Mensch von der Suggestivgewalt unbewußter Bilder (Archetypen) befreit werden.

Jungs Theorie der Archetypen
Das kollektive Unbewußte bestehe aus Archetypen (Anfangs- oder Ursprungsbilder). Diese Urbilder der Seele seien Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erfahrungen. Z.B.: Vater, Mutter, Kind, Held, der weise alte Mann, Hexe, Magier, Geburt, Tod, aber auch Paradies, Sündenfall, Jungfrauengeburt, Wiedergeburt, der sterbende und auferstehende Gott, Geister, Götter, Dämonen und der Teufel. Diese und andere „Projektionen archetypischer Inhalte“ seien auf der ganzen Welt die gleichen. Das gesamte menschliche Verhalten (auch das religiöse Verhalten) werde also durch die Archetypen des kollektiven Unbewußten gesteuert.
Der „Archetypus Gott“ in der „Kollektivseele“ eines jeden Menschen bilde zusammen mit seiner persönlichen „Gotteserfahrung“ den „Gotteskomplex“, der das ganze Verhalten beeinflusse, sodaß alles in den Kategorien von Gut und Böse, Tugend und Untugend betrachtet werde. Die Herkunft der Archetypen sei nicht erklärbar.

Jungs Theorie der Individuation
Unter Individuation versteht Jung den Entwicklungsweg zum individuellen Selbst und schließlich zum Welt-Selbst. Jungs Erlösungsweg geht über die Stationen der Selbstwerdung, Selbstverwirklichung bis hin zum „Jenseits von Gut und Böse“ (der Buddhanatur).
Jung meint, der Mensch sei bis zur Lebensmitte extrovertiert. Dann käme die Wende, nach der sich der Mensch introvertiert auf sein kollektives Unbewußtes konzentriere. Das Alter sei dann das Endstadium der Persönlichkeitsentwicklung (Individuation).

Das Ziel der Jung´schen Psychotherapie ist der individuierte Mensch.
Gemäß Jungs Theorien müßte er folgendermaßen beschrieben werden:

– Der individuierte Mensch ist mittleren oder älteren Alters

– er hat sich mit seinem kollektiven Unbewußten auseinandergesetzt und dadurch wahre, gründliche Selbsterkenntnis erhalten

– er ist zur völligen Selbstannahme gelangt, einschließlich seiner animalischen
Natur und seiner verdrängten Bisexualität

– er hat alle polaren Aspekte miteinander versöhnt und vereint; er ist zum „ganz-
heitlichen“ (holistischen) Menschen geworden

– durch Integration seines kollektiven Unbewußten ist er zu einem „höheren
Bewußtsein“ gekommen und hat sein wahres Selbst entdeckt

– schließlich ist er zu einer „universalen Persönlichkeit“ geworden, deren ganz-
heitliche Mentalität in völliger Toleranz jede Verabsolutierung und Polarisierung
ausschließt…

Abschließende Beurteilung
Jungs Psychologie ist eine Heilslehre, eine Religion im psychologischen Gewand. Gerade das macht sie so gefährlich. Jung leugnet den einen biblischen Gott, die totale Sündhaftigkeit des Menschen, die vollkommene Erlösung Jesu Christi und die Tatsache einer letzten Verantwortung vor dem Schöpfer. Gerade Jungs Vermischung von „christlichen“ Gedanken mit griechischer Philosophie, fernöstlichen Religionen und allerhand Okkultismus machen uns die Verwendung seiner Psychologie und Psychotherapie absolut unmöglich.


Teil 4: Die Verhaltenspsychologie (Behaviorismus)

Einleitung:
Der Behaviorismus (von behavior = Verhalten) ist die Lehre vom erlernbaren Verhalten (Konditionierung oder Programmierung des Verhaltens) und zwar durch Lern- bzw. Programmierungstechniken.
Lernen meint hier nicht das schulische Lernen, auch nicht das Lernen durch Reife, sondern Verhaltensänderung durch Programmierung und Training.
Basis des Behaviorismus sind Tierversuche im Laboratorium. Die bekanntesten Experimente liefen mit Hunden, Katzen, Ratten und Tauben.
Die Verhaltenspsychologie hat heute einen ungeheuren Einfluß, besonders in den Berufen, die mit dem Menschen zu tun haben.

I. Geschichte und Hauptvertreter
Iwan Petrowitsch Pawlow (1849-1936), russischer Reflexologe,
Vater der „Klassischen Konditionierung“, überzeugter Darwinist,
1904 Nobelpreis. Er führte das berühmte Speichelfluss-Experiment durch (Reiz-Reaktions-Schema):
– ein Hund riecht oder sieht Fleisch: – > Speichelfluß (unbedingter Reiz)
– Pawlow gibt ihm Fleisch u. klingelt mit einer Glocke (verknüpft mit bedingtem Reiz)
– nach einiger Zeit klingelt Pawlow nur mit der Glocke – Ergebnis: Speichelfluß!

Schlußfolgerung: Tiere (und Menschen) können zu angeborenem, logischen Verhalten nichtangeborenes, unlogisches Verhalten hinzulernen – und zwar unabhängig vom Willen!
Pawlow meinte, seine Tierexperimente seien die Basis für eine objektive Psychologie. Der Mensch besitze kein Inneres, sondern bestehe nur aus Verhalten. Am Ende seiner Tätigkeit sprach Pawlow nie mehr von der Seele eines Menschen und verbot auch seinen Mitarbeitern im Laboratorium je wieder die Begriffe Seele oder Seelisches zu gebrauchen.


Edward Thorndike (1874-1949), ein amerikanischer Psychologe, führte unabhängig von Pawlow ebenfalls Tierversuche durch, und zwar mit Hilfe des „Problemkäfigs“.
– eine Katze sitzt im Käfig; außerhalb steht Futter
– der Käfig öffnet sich, wenn die Katze an einer Schlinge zieht
– die Katze „begreift“ die Sache und findet immer schneller aus dem Käfig
– Thorndike nannte diese Art Lernverhalten „trial and error“ (Versuch und Irrtum)
– er meinte, daß solche Erfolgserlebnisse zur Bildung bestimmter
Nervenverbindungen im Gehirn führen würden, die bei weiteren Erfolgen
zunehmend verstärkt würden (Reinforcement).

John B. Watson (1878-1958), ein amerikanischer Psychologe, der Begründer des „Behaviorismus“, war zuerst Leiter eines tier-psychologischen Laboratoriums und später Professor für Psychologie. Watson schrieb 1913 sein „Behavioristisches Manifest“, in dem er behauptete, die Psychologie sei ein reiner Zweig der Naturwissenschaft. Er sah als Gegenstand der Psychologie nur das beobachtbare Verhalten, lehnte die psychoanalytische Bewusstseinslehre ab. Alles andere sei nicht „objektiv“. Watson kam zu der Sicht, daß der Mensch nichts anderes als ein Roboter sei. Selbst die edelsten Gefühle des Menschen oder auch Fähigkeiten wie Sprechen und Denken seien letztlich nur „konditionierte Reflexe“.
In den zwanziger Jahren beherrschte Watsons Schule die gesamte amerikanische Psychologie. In den dreißiger Jahren rückten viele Psychologen vom radikalen Behaviorismus ab und entwickelten die gemäßigter Form des Neo-Behaviorismus.

B. F. Skinner (1904-1990), ein amerikanischer Psychologe, war der Hauptvertreter des „Neo-Behaviorismus“. Er arbeitete vor allem mit Tauben und Ratten in der „Skinner-Box“.
– eine Taube sitzt im Käfig
– wenn sie gegen eine Platte pickt, rollt Nahrung in ihren Käfig…

Pawlows Tiere blieben bei den Versuchen immer passiv. Skinner hingegen entwickelte scharfsinnige Versuche, bei denen das Versuchstier aktiv bestimmte Verhaltensweisen erlernte, die nützlich für es waren. Pawlow war der Vater der „Klassischen Konditionierung“.
Skinners Konditionierung wird „Operante Konditionierung“ genannt. Er arbeitete viel mit Belohnung und Verstärkung, die seiner Meinung nach mehr motivierten als Strafe.
Skinners Hauptwerk: „Jenseits von Freiheit und Würde“ (1971). Skinner wollte die restlose Steuerung und Programmierung mit Hilfe der Lerntechniken.

Francis Schaeffer schrieb ein Buch gegen Skinners Buch mit dem Titel: „Zurück zur Freiheit und Würde“.

II. Die Lerntechnik im Behaviorismus
Die Studien über Versuche mit Tieren im Laboratorium führten zu lerntheoretischen Erkenntnissen und zu Programmierungstechniken (eine dieser Techniken ist z.B. die „Gehirnwäsche“), die beim Menschen angewendet wurden und werden. Die Verhaltenspsychologie ist also die Anwendung von Lerntheorien und Lerntechniken des Tieres, angewendet auf den Menschen.
Technisch-methodische De-Programmierung wird in der heutigen Psychotherapie angewandt
– bei Phobien
– bei Süchten
– bei Sekten-Mitgliedschaft (z.B. Scientology)

III. Geistige Ziele des Behaviorismus
Durch konditioniertes bzw. de-konditioniertes Verhalten soll der Mensch im Sinne einer neuen Gesellschaft verändert werden. Er soll seine gesellschaftliche Rolle besser spielen können.
Der Begriff Rolle entspringt der Theaterwelt und meint ein bestimmtes Verhalten, das vom Drehbuch vorgeschrieben ist.
In der Soziologie versteht man unter „Rolle“ eine bestimmte Verhaltensnorm, die von der Gesellschaft für jeden Menschen vorgeschrieben ist.
– wenn ein Mann Kinder hat, dann ist er nicht Vater, sondern „er spielt die Vater – Rolle“…
– wenn man Hausfrau ist, dann spielt man die Rolle einer Hausfrau…
– wenn man Christ ist, spielt man nur die Rolle eines Christen…

Die Gesellschaft knüpft an die einzelnen Rollen bestimmte Erwartungen, und die gilt es zu erfüllen. Höhere Normen gibt es nicht. Jedes Verhalten eines Menschen ist Rollenverhalten, vom Kindes- bis zum Greisenalter.
Der Mensch ist erst dann richtig Mensch, wenn er sich in einem Prozeß der Sozialisierung allen Rollenerwartungen der Gesellschaft völlig angepaßt hat. Der sozialisierte, angepaßte, neue Mensch ist der perfekte Rollenspieler, programmiert für die neue Gesellschaft.

IV. Das Menschenbild des Behaviorismus:
Grundlage des Behaviorismus ist die Evolutionstheorie. Da der Mensch nur ein höher entwickeltes Tier ist, haben Tier und Mensch das gleiche Verhalten und lernen unter den gleichen Bedingungen.
Der Behaviorismus lehrt das „Automatenmodell“. Der Mensch ist ein Automat. Man steckt etwas bestimmtes hinein, und ein bestimmtes Verhalten kommt heraus (das Input – Output -Modell oder Reiz-Reaktions-Schema).

1. Alles ist Verhalten (Alkoholiker haben ein bestimmtes „Trinkverhalten“)

2. Alles heutige Verhalten ist von der Umwelt erlernt.
– das normale, gewünschte Verhalten
– aber auch das abnorme oder kriminelle Verhalten

3. Alles gewünschte zukünftige Verhalten ist technisch-methodisch erlernbar und
unerwünschtes Verhalten kann verlernt werden (Lernpsychologie).
Bei Erfolg gibt es Belohnung (z.B. Aufnahme in die Gruppe), bei Versagen Strafe
(z.B. Isolierung oder Ausschluß aus der Gruppe).

Aber der Mensch hat ganz andere Eigenschaften wie das Tier. Wie will der Behaviorismus folgende menschlichen Züge erklären: Liebe, Humor, Schönheit, Ideale, Kultur, Musik, Gewissen, Scham, Schuld, Selbstaufopferung,….?

V. Eine Beurteilung des Behaviorismus aus christlicher Sicht


* Der Behaviorismus basiert auf der falschen Grundlage der Evolution und deren materialistischem Menschenbild.
* Der Behaviorismus überträgt das Verhalten von Tieren im Laboratorium auf das tatsächliche oder erwünschte Verhalten von Menschen und übersieht dabei die völlige Verschiedenheit von Mensch und Tier.


Teil 5: Die Humanistische Psychologie

I. Biographie des Begründers Abraham Maslow

Abraham Maslow (1908-1970), amerikanischer Psychologe russisch-jüdischer Herkunft, wuchs in New York auf. Er hatte – im Gegensatz zu Freud und Jung – ein gutes Verhältnis zu seinem Vater; aber seine Mutter hielt er für schizophren. Sie brachte sieben Kinder zur Welt, und sobald ein neues Kind geboren wurde, vergaß sie die anderen. Mutter Maslow war sehr abergläubisch. Der junge Abraham entwickelte eine starke Abneigung gegen diese Dinge. Sein frühster Traum war, „allen religiösen Aberglauben auszumerzen“ (1963 machte er sein Vorhaben wahr und schrieb ein fürchterliches Buch gegen jede Art von Glauben und Aberglauben).

Maslow litt unter dem Antisemitismus und fühlte sich als Jude oft sehr einsam. Er flüchtete sich in die Literatur, die Bibliothek wurde zu seiner Wohnung.
Später er beschrieb seinen damaligen Zustand folgendermaßen:
„Ich war während meiner ersten zwanzig Lebensjahre zweifellos neurotisch, sogar sehr neurotisch, depressiv, schrecklich unglücklich, einsam, allein. Und ich verwarf mich selbst.“
Diese existenzielle Krise des jungen Maslow wurde später bestimmend für die Humanistische Psychologie. Man meint, Neurosen hätten ihren Ursprung in einem negativen Selbstbild. Und die Therapie ist darauf ausgerichtet, daß man ein positives Selbstbild von sich bekommt und sich selbst annimmt.

Nach zwischenzeitiger Beschäftigung mit Jura und Politik (idealer Sozialismus) stieß Maslow durch Bücher von Watson auf die Psychologie. Maslow war begeistert vom Behaviorismus. Er schrieb:
„Die Auffassung, daß der Mensch eine Maschine ist, wies mich darauf hin, daß er wissenschaftlich verbessert werden kann. Es war dieser Aspekt der Verhaltenspsychologie, der meine Phantasie reizte. Meine Ziele waren nun aufs entschiedenste utopisch, messianisch, weltverbessernd, menschverbessernd.“
Maslow studierte Psychologie. Er begann als völlig überzeugter Behaviorist. Als Assistent von Thorndike experimentierte er vor allem mit Ratten. Als er Familienvater wurde, beobachtete er an seinen Kindern ganz verschiedene Persönlichkeitstypen. Das veranlaßte ihn, zu Freud umzuschwenken. Maslow wurde Psychoanalytiker.
Von 1936-1950 war er Dozent in New York. Wegen des Dritten Reiches mußten viele Juden aus Europa emigrieren; die meisten kamen in die USA. Maslow lernte u.a. Adler (Individualpsychologie), Fromm (Neo-Psychoanalyse) und Bühler (Ganzheitspsychologie) kennen. Er übernahm in synthetischer Haltung von jedem etwas. Das Ergebnis wird seither „the third force psychology“ (der dritte Weg) genannt, oder Humanistische Psychologie oder Sozial-Behaviorismus.

II. Das Modell der Humanistischen Psychologie


A. Die Wurzeln der Humanistischen Psychologie


1. Die Philosophie des Evolutionismus
Maslow war durch und durch Evolutionist: „Der Mensch ist ein Tier, aber ein höher entwickeltes Tier.
2. Die Philosophie des Humanismus (der Mensch ist gut und autonom)
3. Die Philosophie des Existenzialismus (Jaspers, Heidegger, Satre)
Der Existenzialismus legt die Betonung nicht wie Freud auf die Vergangenheit, sondern auf das so genannte „Hier und Jetzt“, sowie auf die zwischenmenschlichen Beziehungen.
4. Die Idee der Selbstverwirklichung
Diese Idee kommt ursprünglich aus dem Evolutionismus. Was auf biologischem
Niveau möglich sei, sei auch auf psychologischem Niveau möglich.
5. Die vorangegangenen psychologischen Richtungen (bes. Freud, Adler, Watson)

Maslow warf Freud vor, daß die Psychoanalyse vom kranken Menschen ausgehe (das intra-psychische Konfliktmodell).
Dem Behaviorismus warf er vor, daß er vom Durchschnittsmenschen ausgehe (das mechanistische Input-Output-Modell).
Dem setzte Maslow nun das „innere Harmonie-Modell“ der Humanistischen Psychologie entgegen. Maslow und seine Humanistische Psychologie geht von den „besten Menschen“ aus. Er studierte 20 Biographien von herausragenden Persönlichkeiten (Lincoln, Livingstone, Spinoza, Einstein, Albert Schweitzer, etc.).
Maslow glaubte wie Freud auch an das Unbewusste, nur sah er es als positiv und kreativ an. Der Mensch hätte tief innen ein großes Potential an positiven menschlichen Möglichkeiten (Human potential movement). Diese gälte es zu entfalten. Dabei wolle die Humanistische Psychologie helfen.

Körperliche Bedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen, etc.)
Kritik: Maslow dringt zu der eigentlichen Bestimmung des Menschen, der Gemeinschaft mit Gott, überhaupt nicht durch. Darum ist seine Pyramide letztlich irreführend. Ouweneel schreibt:
„Bei Maslow steht in typisch humanistischer Weise der Mensch im Mittelpunkt mit der Befriedigung seiner auf sich selbst gerichteten Bedürfnisse und mit seiner Selbst-Verwirklichung“ (S.72).

Die Bibel zeigt uns einen anderen Weg: die Christus-Verwirklichung in unserem Leben (Römer 14,7-8; Galater 2, 19-20). „Herr Jesus, lebe Du Dein Leben in mir!“

Zusammenfassung des bisher Gesagten
Die Psychoanalyse fragt nach dem Warum (Wissenschaft des dynamischen Unbewussten). Der Behaviorismus fragt nach dem Was (Wissenschaft des äußeren Verhaltens). Die Humanistische Psychologie fragt nach dem Wozu (Wissenschaft der ungeahnten menschlichen Möglichkeiten).

III. Carl Rogers und die Gesprächspsychotherapie

Carl Rogers (1902-1987) war ebenfalls ein amerikanischer Psychologe. Er entstammte einer gut-christlichen, harmonischen Familie und wuchs auf einer Farm auf. Dort machte er eines Tages eine Beobachtung, die zum Schlüsselerlebnis für seine spätere Psychologie wurde. Er hatte mit Saatgut experimentiert und kam zu dem Ergebnis: wenn man die richtigen Bedingungen schafft, kommt aus dem Samen das heraus, was drin steckt!
Rogers studierte zunächst Landwirtschaft, dann Theologie. Er suchte sich bewußt die liberalste Universität aus. Nach eigener Aussage hatte er eine tiefe Abneigung gegen jede Art von Dogmen.

Die Gesprächsmethodik der Humanistischen Psychologie
– Bei Rogers ist der Hilfesuchende nicht der Patient, sondern der „Klient“. Rogers
betont, daß sich der Therapeut in den Klient einfühlen muß. Er geht im Blick auf
das Einfühlen soweit, daß der Therapeut im Idealfall zum „zweiten Ich“ (Alter-Ego) des Klienten werden soll.
Biblische Seelsorge: mit den Augen Jesu sehen, mit den Ohren Jesu hören, mit
dem Herzen Jesu lieben, etc.

– Bei Rogers gibt es keine Schuld, sondern nur Schuldgefühle.
– Der Therapeut darf nicht direktiv werden. Weil der Klient als autonom angesehen wird, darf der Therapeut allenfalls einen Rat geben, aber auf keinen Fall ermahnen. Jede Ermahnung würde einer Bevormundung gleichkommen (Bitte nicht mit Gottes Wort kommen!).
– Der Klient muß akzeptiert werden, wie er ist (samt unbiblischen Normen und
Verhalten). Beispiel: Wenn eine Frau kommt, die abtreiben will, dann muß der
Therapeut ethisch-religiös neutral bleiben und eine völlig „undogmatische“ Haltung einnehmen.
– Rogers führte auch so genannte „Encounter-Gruppen“ ein (Begegnungsgruppen). Unter der Gesprächssteuerung eine Gruppenleiters (und ggf. eines Kotherapeuten) sollen die Teilnehmer zu einer tieferen persönlichen Begegnung und zu neuer Selbsterfahrung geführt werden.


Schlußwort von Viktor Frankl (Wiener Psychologe):
„Der ganze Rummel um die Selbstverwirklichung ist ein Symptom des Scheiterns. Selbstverwirklichung sucht nur derjenige, der unfähig ist, den Sinn seines Lebens in etwas anderem zu finden als in seinem Egoismus.“
09/96 Wilfried Plock, Mannheim

Quellen:
Antholzer, Roland: Plädoyer für eine biblische Seelsorge, Schwengeler Verlag 1986
Berger, Klaus: Siegmund Freud – Vergewaltigung der Seele, Schwengeler Verlag
Bertelsmann: „Lexikon der Psychologie“, Bertelsm. Lexikon Verlag, Gütersloh 1995
Bobgan, Dr. Martin u. D.: Psychoheresy, EAS Gate Publishers, Santa Barbara 1987
Bobgan, Dr. Martin u. Deidre: Psychotherapie oder biblische Seelsorge, CLV 1991
Krüger, Dr. Hartmut: Couch oder Kreuz?, Schwengeler Verlag 1994
Nannen, Els: Psychologie im biblischen Licht, Bibel und Gemeinde, 1987/1
Nannen, Els: Psychologie im biblischen Licht, Kassettenvorträge, Liebenzell 1992
Ouweneel, Dr. Wim: Herz und Seele, Gibt es eine christl. Psychologie?, Dillbg. 1991

 

Teil 6   Der Psycho-Klerus

Kritische Anmerkungen zum BTS-Kongreß 96 in Fellbach

Vom 24.-27. Juni 1996 fand in Fellbach bei Stuttgart der diesjährige Kongreß der “Deutschen Gesellschaft für Biblisch-Therapeutische Seelsorge” (DGBTS) statt. Er stand unter der Gesamtthematik: „Der Mensch in der Gemeinschaft – Seelsorge am System in Familie und Gemeinde“. Die Gesellschaft, 1985 im Auftrag der Ludwig-Hofacker-Vereinigung gegründet, wird von Univ.-Prof. Dr. Michael Dieterich und seinen Mitarbeitern geleitet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Interessierte aus verschiedenen Gemeinden zum Seelsorgedienst auszubilden. BTS bietet dazu gestaffelte Kurse an, die in Seminarform an verschiedenen Orten stattfinden. Wer alle Kurse erfolgreich absolviert, schließt mit dem BTS-Diplom ab. Inzwischen existieren auch österreichische und schweizerische Zweige der Gesellschaft.

BTS und die Psychologie
BTS nahm von Anfang an eine offene Haltung zur Psychologie ein. Die Gesellschaft will Erkenntnisse der modernen Psychologie und Therapie mit der Verpflichtung zu einem biblischen Menschenbild verbinden. Dr. Dieterich ist davon überzeugt, daß es dabei „keine Schwierigkeiten mit möglicherweise damit verbundenen Ideologien gibt“ (Vorwort zum BTS-Kursprogramm 1996).
Welches Ausmaß der Einfluß (oder das Diktat?) der Psychologie jedoch inzwischen angenommen hat, wurde auf dem Fellbacher Kongreß deutlich. Die hilfreichen Vorträge einiger Gastreferenten (z.B. Prof. Jay Adams), hoben sich auffallend positiv von denen der BTS-Mitarbeiter ab. Insbesondere dürfen die Ausführungen von Dr. Ulrich Giesekus über “Krankmachende Strukturen in der Gemeinde” nicht unwidersprochen bleiben, weil der Gesamttenor der Aussagen nach meinem Dafürhalten die Ehre Gottes und seiner Gemeinde verletzt. Dieser Vortrag stand richtungsweisend am Anfang der Konferenz und wurde mit lang anhaltendem Beifall bedacht.
Wenn ich im Folgenden jenen Vortrag nach einer Kassettenaufnahme kritisch kommentiere, so will ich damit weder über den persönlichen Glauben, noch über die Motive des Referenten (bzw. der BTS-Leitung) urteilen. Das steht allein Gott zu.
Giesekus studierte in den USA Erziehungs- und Sozialwissenschaften sowie Psychologie. Bei der Deutschen Gesellschaft für Biblisch-Therapeutische Seelsorge (DGBTS) ist er seit 1988 Mitarbeiter und inzwischen Studienleiter für Psychologie und Psychotherapie.

Macht Glaube krank?
A. Im Vorspann des Vortrages von Dr. Giesekus werden von einer Sprecherin zwei Extrempositionen gegenübergestellt. Auf der einen Seite stehe Siegmund Freud (und seine Vertreter), der Glaube als “neurotische Störung” und Religion als “kollektive Neurose” bezeichnete. Auf der anderen Seite befänden sich jene Christen, die behaupteten: “Wer richtig glaubt, der wird nicht krank.”
Dr. Giesekus, der in den Staaten Erziehungs- und Sozialwissenschaften, sowie Psychologie studierte, erzählt in seiner Einführung, daß er vor 20 Jahren Zivildienst in einer Psychiatrischen Klinik ableistete. Zitat: “Ich war entsetzt als frommer Mensch, wie viele Menschen aus meinen Gemeindekreisen, frommen Gemeinschaftsbewegungen und Freikirchen, Brüder und Schwestern, dort als Patienten waren, weil ich gedacht hatte, so etwas gibt es bei uns gar nicht….”

1. Von Dr. Giesekus wird hier einerseits der Eindruck erweckt, daß die Psychiatrischen Kliniken und Praxen von überdurchschnittlich vielen Gläubigen bevölkert werden. Den statistischen Nachweis – geschweige denn einen objektiven Beweis – bleibt er aber schuldig.
2. Andererseits behauptet er, daß diese Christen wegen “pathogener Strukturen ihrer Gemeinde“ dorthin gekommen sind. Könnte es nicht auch zutreffen, daß viele Gläubige wegen ihrer Persönlichkeitsstruktur oder wegen schwerer Erlebnisse, mit denen sie nicht fertig wurden, in die Klinik mußten? Warum differenziert Dr. Giesekus in diesem Zusammenhang nicht? Will er vielleicht mit Absicht dieses Bild in solch schwarzer Farbe malen?

B. Dr. Giesekus führt dann weiter aus, daß er in Nachgesprächen mit ehemaligen Patienten folgende Beobachtung machte: Nach Beendigung des Klinikaufenthalt fühlten sich diese Christen gut; doch durch die Seelsorge ihrer Heimatgemeinde wurden sie wieder krank.

1. Mit wie vielen solcher ehemaligen Patienten mag der damalige Zivildienstleistende Giesekus wohl solche Nachgespräche geführt haben?
2. Bei wie viel Prozent dieser Gespräche trat wirklich das oben geschilderte Ergebnis zu Tage? Schloß Herr Giesekus hier vielleicht von Einzelfällen auf die Allgemeinheit?

C. Dr. Giesekus berichtet weiter, wie Eberhard Schätzing und Klaus Thomas als erste der Frage nachgingen: “Warum werden die Leute in der Gemeinde so häufig krank?” Diese beiden prägten bereits 1955 den Begriff “Ekklesiogene Neurose” (mit diesem Begriff meinten die Autoren jene Störungen, die überwiegend oder ausschließlich in christlichen Sozialisationen vorkommen).
Anschließend führt Giesekus den Tiefenpsychologen Helmut Harck als Kronzeugen an und zitiert: “Es gibt eine bestimmte Form neurotischer Erziehung, die mit sehr viel Enge zu tun hat. Sie tendiert dazu, bestimmte Glaubensformen zu suchen, und diese Glaubensformen tendieren wieder dazu, diese Enge zu fördern.”
Anschließend zitiert Giesekus aus dem Buch “Gottesvergiftung” von Tilmann Moser:
“Du, Gott, bist in mich eingezogen wie eine schwer heilbare Krankheit, als mein Körper und meine Seele klein waren. Beide wurden entgegen einer freien Bestimmung zu deiner Wohnung gemacht, und ich war stolz, daß du auch in mir kleinem Jungen Wohnung nehmen möchtest. Es gab Jahre, wo ich dir mein Leben weihen wollte, wo zwischen dir und mir verhandelt wurde über einen Erwählungsvertrag. Du hast schon ganz früh mit meinem Größenwahn gespielt, ihn genährt, ihn an geheiligten Vorbildern gesteigert, die mir in deinem Namen vor Augen gehalten wurden. Ich habe dir so schreckliche Opfer gebracht an Fröhlichkeit, Freude an mir und anderen, und der Lohn war – neben der Steigerung des Erwähltheitsgefühles oder dem Sieg darum – ein Quentchen Geliebtsein vielleicht, vielleicht ein Quentchen weniger Verdammnis.”

1. Auch wenn Dr. Giesekus die in den schwerwiegenden vorangegangenen Zitaten zum Ausdruck gebrachte Sichtweise ekklesiogener Neurosen in einem Nachsatz als unzureichend bezeichnet, so bleiben doch die Fragen offen: Welche Form religiöser Erziehung meinte Harck? Und welche religiöse Erziehung genoß Moser? Handelt es sich um die einer altpietistisch geprägten Familie oder die katholischer Ordensschwestern?
2. Welchen Eindruck suggeriert Giesekus (absichtlich oder unabsichtlich) mit dem Zitat von Tilmann Moser? Werden hier nicht gottesfürchtige Eltern verunsichert, auf die Bekehrung ihrer Kinder hinzuwirken? Wird ihnen nicht unterschwellig abgeraten, ihren Kindern an Christus hingegebene Vorbilder aus Bibel und Geschichte vor Augen zu stellen?
3. Welches Gottesbild vermittelt Giesekus, wenn er den falschen und bösen Satz aus Mosers kranker Seele “Du, Gott, hast schon ganz früh mit meinem Größenwahn gespielt, ihn genährt, ihn an geheiligten Vorbildern gesteigert…” unkommentiert im Raum stehen läßt? Diesen Gott, von dem da gesprochen wurde, gibt es nicht!

D. Dann kommt Dr. Giesekus auf den Punkt. Er verkündet, daß BTS seit einiger Zeit “Gemeindetherapie” anbietet. Sie soll den Gemeinden helfen, ihre krankmachenden Strukturen zu erkennen, bzw. abzubauen.

1. Alle, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, wissen, daß „die Gemeinde Jesu in irdischer Gestalt“ mit mancherlei Schwachheit behaftet ist. Diesen Aspekt wollen wir weder negieren, noch beschönigen. An dieser Stelle sind alle Verantwortlichen in der Gemeindearbeit gefordert.
2. Aber erweckt Dr. Giesekus mit seiner Aussage nicht den Eindruck, als seien die Gemeinden ohne „Psycho-Fachleute“ aufgeschmissen?
3. Soll mit BTS gar eine Art “Psycho-Klerus” aufgebaut werden, der die armen, hilflosen Gemeinden von den krankmachenden Strukturen befreit?

E. Dr. Giesekus hebt dann auf so genannte sozial-psychologische Aspekte eines Gemeindelebens ab. Er behauptet, daß Gruppen, die sich in bestimmter Hinsicht von ihrer Umwelt abgrenzen, unter Umständen in einer Art von gruppendynamischen Prozeß ein geschlossenes Gruppendenken (engl.: group think) entwickeln würden, das sehr verhängnisvoll werden könnte.

1. Natürlich sind solche Phänomene von sektiererischen Gruppen und Psychokulten hinreichend bekannt. Aber warum differenziert Giesekus hier wiederum nicht? Will er wirklich jede Gemeinde, die im Blick auf Bereiche, die den Lebensstil betreffen, feste Überzeugungen hat, in die Nähe sektiererischer Entartung rücken?
2. Ist es vor Gott verantwortlich, wenn Giesekus in diesem Zusammenhang sogar von “Gehirnwäsche” spricht? Wird hier nicht unterschwellig suggeriert: „Hüte dich vor Gemeinden mit klar definierten Schriftüberzeugungen; du könntest dort unter starken Konformitätsdruck geraten!“?

F. Danach kommt Dr. Giesekus zum Thema „Persönlichkeitsstruktur eines Menschen“ und führt Riemann an. Dieser stellte die These auf, daß der Mensch zwar in seinen Wesenszügen, nicht aber in seiner Tiefenstruktur anpassungsfähig sei. Giesekus folgert daraus, daß sich in bestimmten Gemeinden nur bestimmte Persönlichkeitstypen sammeln würden. Dr. Giesekus spricht dann weiter über soziale Normen. Er behauptet, daß die theologische Richtung einer Gemeinde enorm geprägt sei von der Persönlichkeitsstruktur ihrer Mitglieder, und daß die Persönlichkeitsstruktur der nächsten Generation wiederum geprägt sei von der Gemeinde.

1. Wo ist hier wiederum der klare Beweis, daß dem so ist? Ich persönlich bin überzeugt, daß in einer Gemeinde ab einer bestimmten Größe alle möglichen Charaktere zu finden sind.
2. Giesekus sieht auch die Zusammensetzung einer Gemeinde ausschließlich durch die sozial-psychologische Brille. Daß sich Christen anschließen, weil sie dort das neutestamentliche Gemeindeleben am weitesten verwirklicht sehen und Gott am meisten verherrlichen können, kommt für Giesekus überhaupt nicht in Betracht.

3. Giesekus läßt hier erneut wichtige Faktoren außer acht, die einer Gemeinde theologisch Richtung geben. Seine Sichtweise klingt sehr deterministisch.
Weiß er nicht, daß der souveräne Gott immer wieder Christen (und sogar ganze Gemeinden) erweckt und sie zum Gehorsam gegenüber neutestamentlichen Grundsätzen zurückführt?

4. Hat nicht das Wort Gottes mehr Kraft, als die von Generationen gepflegten Traditionen und Gewohnheiten?

5. Wenn Gemeinden geistlich degenerieren, liegt m.E. der Hauptgrund in der Vernachlässigung des Wortes Gottes und nicht in sozial-psychologischen Defiziten.

G. Dr. Giesekus führt eine Reihe von “sozialen Normen” an, deren vollständige Kommentierung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Ein Beispiel möchte ich herausgreifen. Giesekus konstatiert, daß in vielen Gemeinden der Großteil der Arbeit von einigen wenigen getan würde. Diese litten dann häufig an „Erschöpfungsdepressionen“, während viele Gemeindeglieder passiv seien und Sinnlosigkeitsgefühle hätten. Ursache dafür sei die Tatsache, daß viele Christen keine Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Entspannung, zwischen Leistung und Genus praktizierten.

1. Leider hat Dr. Giesekus mit seiner Beobachtung nicht Unrecht. Tatsächlich tun in vielen Gemeinden zu wenige zu viel.

2. Aber er irrt sowohl in der Diagnose, als auch in der Therapie. Ursache für dieses Phänomen ist nicht mangelnde Genussfähigkeit bei christlichen Leitern, sondern die völlig ungenügende Umsetzung des Leib-Glieder-Prinzips von 1. Korinther 12. In Gemeinden, die das allgemeine Priestertum der Gläubigen (1. Petrus 2, 9) in Struktur und Leben konsequent zu verwirklichen suchen, dienen viele Glieder aktiv dem Herrn. Ihre Leiter tragen zwar dann immer noch die Last der Verantwortung, müssen aber nicht notwendigerweise überarbeitet sein.

H. Die abschließende Zusammenfassung des BTS-Therapeuten Giesekus zitiere ich wörtlich:
“Ich glaube, das ist der Ansatzpunkt der Gemeindetherapie, daß wir Gemeinden erstens gründlich diagnostizieren müssen und sehen müssen: wo stehen die von den sozialen Normen, sozialpsychologisch, wo stehen die geistlich, und daß wir dann aufgrund einer solchen Diagnose eigentlich eine Art von Selbstwahrnehmung fördern müssen, die ich glaube bei uns Frommen besonders den Schwerpunkt haben wird, daß wir diese sozial-psychologischen Aspekte deutlicher wahrnehmen.”

1. Was sagt dieses Schlußzitat über das Selbstverständnis der BTS-Therapeuten? Drängt sich hier nicht der Eindruck auf, daß sich die BTS-Leute quasi als „Retter in der Not“ verstehen, die der Gemeinde Jesu endlich ihre sozial-psychologischen Defizite nehmen können? Da fragt man sich wirklich, wie der Leib Christi 1900 Jahre lang ohne Hilfestellung der modernen Psychologie zurechtgekommen ist!

2. Ich bin persönlich davon überzeugt, daß das schlichte Wort Gottes genügt, um Christen zur richtigen Selbstwahrnehmung zu führen.

3. Ich würde mich hierin gerne täuschen; aber ich hege die Befürchtung, daß besonders die „Chef-Ideologen“ von BTS mehr die Bibel durch die Brille der Psychologie betrachten, als die Psychologie durch die Brille der Heiligen Schrift. Aber echtes Christentum und Psychologie lassen sich nicht gut vermischen. Wer das tut, erhält nicht eine christliche Psychologie, sondern ein verwässertes Christentum.

Ich will noch einmal betonen, daß ich Dr. Giesekus und den anderen BTS-Mitarbeitern weder den Glauben abspreche, noch Ihnen böse Motive unterstellen will. Aber ich habe mich schon gefragt, welches Gemeindebild sie haben, insbesondere Herr Giesekus.

Gibt es eine Alternative?
Ich persönlich bin der Auffassung, daß die Gemeinde Jesu Grund hat, sich in diesem Zusammenhang vor dem Herrn zu beugen. In unserer Wissenschafts- und Ideologieanfälligkeit haben wir der Psychologie und Psychotherapie allzu leichtfertig die Türen geöffnet. Gleichzeitig haben wir versäumt, in schlichtem Vertrauen und Gehorsam biblische Seelsorge zu üben. In der gemeinde-internen Ausbildung und Zurüstung von Seelsorgern haben wir ebenfalls größtenteils versagt.
Nur so ist es zu erklären, daß sich heute selbsternannte Fachleute aufschwingen, um den Leib Christi in einer Art von „Psycho-Klerus“ zu therapieren. Klerus meint hier eine elitäre Schicht, die eine andere Schicht kraft ihrer Überlegenheit an Wissen und Macht beherrscht.

Dr. Martin und Deidre Bobgan zeigen in ihrem Buch „Psychotherapie oder biblische Seelsorge“ (CLV Bielefeld, 1991) im 17. Kapitel wie ein Seelsorgedienst innerhalb einer Gemeinde geplant und aufgebaut werden kann. Im Unterschied zu BTS verzichtet Ehepaar Bobgan auf die sehr zweifelhaften Erkenntnisse der Psychologie. Die Autoren zeigen in ihrem Buch, wie – ohne die Hilfestellung christlicher Psychologen von außen – allein auf der Grundlage der Schrift zuverlässige Seelsorger ausgebildet werden können.
Diplom-Psychologe Roland Antholzer und seine Mitarbeiter verfolgen mit ihrer „Gemeindeorientierten Initiative für Biblische Beratung“ (GIBB) ein ähnliches Ziel.

Ich schließe mit einem Zitat aus dem o.a. Buch von Ehepaar Bobgan (S.233):

„Was der Herr durch seine Gemeinde, sein Wort und den Heiligen Geist zur Verfügung gestellt hat, reicht aus, um seelisch geistliche Gesundheit zu bringen und zu erhalten. Statt Psychologen hinterherzulaufen, die ihren psychologischen Weg predigen, sollten wir zum biblischen geistlichen Weg zurückkehren und den Seelsorgedienst in der Gemeinde wieder einrichten.“

Wilfried Plock, Mannheim

 




Blicke ins Jenseits (F.Heitmüller)

Blicke ins Jenseits

6 Vorträge von Pastor Friedrich Heitmüller, Hamburg.


Eingestellt von Horst Koch, im Sommer 2023 – Die Hervorhebungen im Text sind auch von mir.

Vorwort.
„Mach dir das Leben hier recht schön.

Kein Jenseits gibts, kein Wiedersehn.“


So oder ähnlich tönt es heraus aus unseren Zeitungen, die keine Gelegenheit vorübergehen lassen, die biblischen Wahrheiten vom Jenseits lächerlich zu machen und alles Göttliche und Ewige mit ihren Lästerungen zu besudeln.
Diesem haltlosen und spöttischen Gerede der Ungläubigen aller Kreise ist in den folgenden sechs Vorträgen die Antwort des biblischen Schriftzeugnisses gegenübergestellt.

Daß viele Leser diese Antwort verstehen, die Wahrheit Gottes an ihrem Herzen erleben und so frei werden von Todesfurcht Ewigkeitsangst, ist mein herzlicher Wunsch.
Hamburg, August 1924
Friedrich Heitmüller.

Vortrag 1

Von der Unsterblichkeit der Seele und der Überwindung der Todesfurcht.

Nach einer alten griechischen Sage hauste in Theben ein Ungeheuer, die Sphinx genannt. Dieses Ungeheurer gab allen vorübergehenden Wanderern ein Rätsel auf. Konnte der Wanderer es nicht lösen, so wurde er von der Sphinx getötet. Da kam alles Tages Ödipus des Weges. Er löste das Rätsel, besiegte dadurch die Sphinx und stürzte sie vom Felsen in die Tiefe. Von dem Tage war das Land von der Plage befreit.

Wie lautete das Rätsel?
Was geht des Morgens auf Vieren, des Mittags auf Zweien und des Abends auf Dreien?
Die Antwort des Ödipus lautete.
„Das ist der Mensch, der am Morgen seines Lebens, in seiner frühsten Kindheit, auf allen Vieren sich kriechend fortbewegt, der im Mannesalter auf seinen zwei Füßen rüstig voranschreitet und am Abend seines Lebens, im Greisenalter, einen Stock zur Hilfe nimmt und so gleichsam auf drei Beinen geht.“

Diese alte, griechische Sage hat einen tiefen Sinn. Das Ungeheuer, das am Wege aller Menschenkinder lauert, ist der Tod. Warum müssen wir sterben?
Wie kommt es, daß ein Mensch, der heranwächst und immer größere Kraft erlangt, schließlich dem Gesetz des Schwachwerdens erliegt, bis der Tod eines Tages seinem Dasein ein Ende macht. Warum ist das so?

Warum müssen wir sterben?
Der Tod ist für den natürlichen Menschen etwas Rätselhaftes, etwas Unbegreifliches. Auch die Wissenschaft kann das Rätsel des Todes nicht lösen. Gott aber hat uns die Antwort auf unsere Frage gegeben. Und wie lautet sie?
Durch einen Menschen ist die Sünde in der Welt gekommen und durch die Sünde der Tod. Römer 5,12.

Der Tod durch die Sünde.

Gott hatte aus dem Willen Seiner Allmacht die Welt geschaffen. Zum Ruhm seine Herrlichkeit durchleuchteten kreisende Sonnen den unendlichen Weltenraum. In jungfräulicher Schönheit prangte die Erde. Als Krone der Schöpfung war der Mensch aus der Hand Gottes hervorgegangen. Er war nach Gottes Bilde geschaffen. Unschuldig und rein war er und ganz frei, zu wählen zwischen Gut und Böse. Auf dem Wege der Prüfungen und des sittlichen Fortschritts sollte er von Stufe zu Stufe emporsteigen und so immer mehr werden, wozu er berufen war: eine Persönlichkeit, ein Herrscher.

Im seligen Kindesglück lebte der Mensch im Paradies. Alles war für ihn da. Kein Leid, keine Träne, keine Krankheit, kein Tod durften sich ihm und seiner Hütte nahen. In der engen Verbindung mit Gott, der Quelle alles Lebens, war er ein Herrscher über alles. Nur eine Schranke war seinem Herzen gesetzt. Der Wille Gottes.
Über alles sollten die Menschen herrschen. Aber willig und dankbar sollten sie sich unter Gott stellen, unter Gottes Gebote und Willen.
Aber es war den Menschen nicht genug, ein Herrscher zu sein unter Gott. Er wollte unabhängig sein, unabhängig auch von Gott, ja er wollte sein wie Gott. Nicht Gottes Wille sollte maßgebend sein, sondern der menschliche Eigenwille. Gott sollte entthront und das menschliche Ich dafür auf den Thron gesetzt werden. Der Mensch ballte gleichsam die Faust und versuchte Gott vom Thron zu stoßen, um sich dann selbst zum Allherrn zu machen.

In demselben Augenblick geschah das Furchtbare: Der rebellische Mensch, der Sünder, verfiel dem Gerichte Gottes. Er verfiel dem Tode, er starb. Das herrliche Leben in der Gemeinschaft mit Gott verlor er in dem Augenblick, als er sich von Gott trennte und eigene Wege einschlug. Tod, Zerrüttung und Verderben traten dafür in das geistige und leibliche Wesen des Menschen ein. Fern von Gott, der einzigen Lichtquelle, muß ja überall Finsternis und Tod herrschen. Gott ist ja die einzige Lebensmöglichkeit für den Menschen, und der Wille Gottes ist des Menschen höchstes Lebensgesetz. Übertretung des göttlichen Willens, Abfall von Gott, muß deshalb Lebensbeschränkung und Verfall der Lebenskräfte und schließlich den gänzlichen Zerfall des Lebens: den Tod bringen.
Warum mußten die ersten Menschen sterben? Weil sie gesündigt hatten, weil sie sich von Gott, der Quelle alles Lebens, getrennt hatten. Was sie danach noch lebten, war nachwirkende Kraft aus der ihrer Verbindung mit Gott vor dem Sündenfall.

Nun spricht die Heilige Schrift von einem dreifachen Tod:

Von dem geistigen Tod,

von dem leiblichen Tod,

von dem ewigen Tod.

Jeder Mensch bringt den geistigen Tod mit auf die Welt. Wir werden geboren – nicht als reine, heilige Gotteskinder, sondern als sündige Menschenkinder, als Menschen die keine Verbindung mit Gott haben. Der geistige Tod ist also unser Zustand, in dem wir uns seit unserer Geburt befinden. Und wenn der Apostel Paulus an die Epheser schreibt, (Kap. 2,12) „Wir waren tot in Sünden und Übertretungen“, so will er damit sagen, daß wir von Haus aus alle geistig tot sind, das heißt, innerlich getrennt von Gott, der Quelle des Lebens, ohne Licht und Verständnis für Gottes Willen und Gottes Absichten und die Dinge des Reiches Gottes. 

Die absolut notwendige Folge des geistigen Todes, des inneren Getrenntseins von Gott ist der leibliche Tod, der gänzliche Zerfall des Leibes und aller Lebenskräfte in der Sterbestunde.

Das Furchtbare aber ist dieses: der geistige Tod mündet in der Sterbestunde durch das Tor des leiblichen Todes hinein in den ewigen Tod, in das ewige Getrenntsein von Gott, in das Versinken in ewiger Nacht und Gottesferne, wo der Wurm des nagenden Gewissens nicht stirbt und die Flamme des gequälten Geistes nicht erlischt.
Die Sünde ist also die Ursache des Todes. Sie scheidet uns von Gott der Quelle des ewigen Lebens. Sie verdirbt und zerrüttet den Leib, die Seele und Geist und ist der dunkle Quell, aus dem aller Jammer und alles Elend quellen. Die Sünde bringt uns allen unsere Sterbestunde, den gänzlichen Zerfall unseres Leibeslebens und trennt uns im Jenseits für immer von Gott. In der Ewigkeit von Gott getrennt sein aber bedeutet: die Qualen der Hölle in sich tragen.


Hier aber erhebt sich nun die große Frage:
Gibt es denn überhaupt ein Jenseits – ein Leben nach dem Tode?
Es gibt in unseren Tagen sehr viele Leute – und namentlich sind es die Materialisten, die rundweg erklären: „Der Mensch hat keine Seele, jedenfalls keine Seele, die etwas wesentlich anderes wäre als die Seele eines Tieres, keine Seele, für die er vor Gott Rechenschaft oder Verantwortung schuldig wäre.“ Diese Leute leben denn auch, als ob sie keine Seele hätten. Und indem sie uns ihre Meinung sagen und für dieselbe eifrig Propaganda machen, berufen sie sich auf die gelehrten Männer der Wissenschaft und behaupten, es wäre durch sie längst bewiesen, daß alles das, was die Frommen Seele nennen, nur Bewegungen der Gehirnzellen seien.
Solche Behauptungen sind in jedem Fall ein Beweis dafür, daß die so sprechenden Menschen von der Wissenschaft nicht viel verstehen. Verständen sie etwas davon, dann müßten sie wissen, daß die Wissenschaft mit unserer Frage nach der Seele und ihrer Unsterblichkeit nichts zu tun hat. Wir wollen deshalb auch nicht den Fehler begehen und sogenannte wissenschaftliche Beweise für das Vorhandensein der Seele und ihre Unsterblichkeit heranziehen. Nicht wollen wir sagen, daß solche Beweise überhaupt keinen Wert hätten, sie können hier und da Steine des Anstoßes aus dem Wege räumen; aber nie werden sie dazu dienen, einen Ungläubigen zu überzeugen und zum Glauben zu führen. Die Wissenschaft kann das Vorhandensein der Seele und ihre Unsterblichkeit weder leugnen noch beweisen.

An den Behauptungen der Materialisten ist folgendes wahr: Die Seele bedarf zu ihrer Tätigkeit des Gehirns, und gewisse Seelenregungen entsprechen gewissen Nervenbewegungen. Wer aber auf Grund dieser Tatsache behauptet, daß Seelentätigkeit nichts anderes sei als Nervenbewegung und Gehirntätigkeit, der muß auch sagen, daß Musik nichts anderes sei als Tätigkeit eines Instrumentes. Nun aber ist Musik doch nicht nur Tätigkeit eines Instrumentes. Wohl ist die Musik an das Instrument gebunden; aber die Musik kann nicht zur Ausübung gebracht werden, wenn kein Meister da ist, der dieses Instrument spielt. So ist das Gehirn ein Instrument, und die Seele ist der Meister, der dieses Instrument benutzt.
Der Mensch hat eine Seele; auch du! Diese deine Seele ist etwas Geheimnisvolles in dir, sie ist nicht das Bewußtsein, nicht der Verstand, nicht der Wille, sondern dein eigenes Selbst. Und doch wieder nur ein Teil deines Selbst. Ich möchte sagen: Deine Seele ist der beste Teil in dir, der edle Teil, von dem ein Dichter sagt:

In dir ein edler Sklave ist,

dem du die Freiheit schuldig bist

Ein Sklave, der sich sehnt nach Erlösung und Reinigung. Nach Freiheit. Frieden Freude und ewiges Leben.


Wie aber verhält es sich mit unserer Seele – stirbt sie in der Sterbestunde wie unser Leib, oder ist sie unsterblich!
Gibt es für uns ein Fortleben nach dem Tode, oder ist mit dem Tode alles aus?
An einem Friedhofstor in Berlin standen die Worte:

Mach dir das Leben hier recht schön!

Kein Jenseits gibt’s, kein Wiedersehn.

„Es gibt kein Leben nach dem Tode“, so tönt es heraus aus den Zeitungen, die keine Gelegenheit vorübergehen lassen, das Christentum lächerlich zu machen und mit ihren Lästerungen das Heilige zu besudeln. Und es ist durchaus zu verstehen, daß es in unserer Zeit der Herrschaft der Lüge und Ungerechtigkeit, des Irrtums und des Betrugs, der Unsittlichkeit und der mammonistischen Gesinnung so sehr viele Leute gibt, die das Leben nach dem Tode leugnen. Vielleicht behauptet man, daß man die Lehre vom Leben nach dem Tode aus Gründen der Wissenschaft, der Vernunft und des logischen Denkens ablehnen müsse; in Wirklichkeit aber liegen die Ursachen der Ablehnung dieser biblischen Wahrheit nicht auf dem Gebiete des ernsten wissenschaftlichen Denkens, sondern in den allermeisten Fällen auf dem Gebiete der praktischen, sittlichen bzw. unsittlichen Lebensführung.

Solange es Menschen gibt, haben sie sich mit der Frage nach dem Leben nach dem Tode beschäftigt. Und zu allen Zeiten und in allen Völkern hat man dieselbe Antwort auf diese Frage gefunden: es gibt ein Leben nach dem Tode. Die größten Denker aller Zeiten: Plato, Kant und andere stellten das Fortleben nach dem Tode als eine unabweisbare Forderung der Vernunft auf.

Woher stammt diese Gewißheit vom Fortleben nach dem Tode, diese Unsterblichkeitshoffnung? Woher kommt es, daß wir Menschen den Gedanken an ein Weiterleben nach dem Tode nicht vergessen können, obwohl die Apostel des Unglaubens die Welt erfüllen mit ihrem widersinnigen Geschrei: „Es gibt keine Seele, es gibt kein Leben nach dem Tode!“?


Antwort: Wir Menschen sind göttlichen Geschlechts; Gott hat uns die Ewigkeit ins Herz gelegt. Darum kann auch der ungläubigste Ungläubige in stillen Stunden der Selbstbesinnung den Gedanken an Gott und die Ewigkeit nie ganz loswerden. Es gibt Zeugnisse genug dafür, daß auch die entschiedensten Leugner des Fortlebens nach dem Tode angesichts des eigenen Todes anderer Meinung wurden. Professor Dr. Hornemann sagt in seinem Buch: „Vom Zustand des Menschen kurz vor seinem Tode“, daß kein einziger von den Freidenkern, die er habe sterben sehen, bis zuletzt den Zweifel und die Leugnung des Fortlebens nach dem Tode festgehalten habe.

Professor Dr. Paulus in Heidelberg war als Theologe ein ausgesprochener Vertreter des Unglaubens, der alles Übersinnliche, auch die Unsterblichkeit der Seele leugnete. Er starb im Jahre 1851. Er hatte in seinem Leben der Wissenschaft gedient, er wollte ihr auch noch mit seinem Sterben dienen, das heißt, er wollte einem Kreis von Gelehrten, der sein Bett umstand, sagen, wie es sich sterbe. Am Tage seines Todes lag er mehrer Stunden bewußtlos. Mit einem Male schlug er seine Augen auf, versuchte sich aufzurichten, und während er Dinge zu sehen schien, die keiner von den anwesenden Verwandten und Gelehrten sah, erklärte er: „Es gibt noch ein anderes Leben! Es gibt doch eine Ewigkeit.“ Dann sank er zurück und war tot.

Im letzten Krieg haben ungezählte ungläubige, spottende Kameraden im Angesicht des Todes den Glauben an das Fortleben nach dem Tode wiedergefunden. Ja, der Tod ist der rücksichtsloseste Realist, den es gibt; er duldet keine Einbildung, keine Lüge.

Es liegt doch Wahrheit in dem Satz, den der Volksmund im Blick auf die Ungläubigen geprägt hat:

“
Wenn die klugen Äuglein brechen,

wird das Herze anders sprechen.”


Ende 1922 lag in unserem Krankenhaus ein Polizeibeamter. Nach seiner Meinung war es nicht ernstlich krank. Als ich ihn am Tag vor seiner Operation besuchte und mit ihm auch über das Heil seiner Seele redete, mußte ich unverrichteter Sache weitergehen. Die biblische Wahrheit vom Leben nach dem Tode war für ihn ein überwundener Standpunkt. Am nächsten Tage wurde er operiert. Als der Chirurg den Krankheitsherd im Oberkiefer gefunden hatte, machte er ein bedenkliches Gesicht. Ein gefährlicher Krebs hatte sich bereits tief eingefressen. Die Tage dieses armen Mannes waren gezählt. Als ich am nächsten Tag in sein Zimmer trat und mit dem Todgeweihten über den Ernst seiner Krankheit sprach, zog es seine beiden Hände unter der Bettdecke hervor, faltete sie und deutete mir an, daß ich mit ihm beten solle. Wie kam der Mann dazu? Es hatte sich in ihm angesichts des eigenen Todes das große Umdenken vollzogen. Vor den offenen Toren der Ewigkeit stehend, hatte er seine unsterbliche Seele entdeckt und wollte nun nicht sterben, ohne seine Seele gerettet und selig zu wissen.
Im Anfang des Jahres 1923 lag in unserem Krankenhaus eine junge, todkranke Frau. Auch sie kam als eine Ungläubige. Als ihr Mann sie eines Tages besuchte, empfing sie ihn mit den Worten: „Otto, ich habe gemeint, mit Gott, Jesus und dem Leben nach dem Tode fertig zu sein. Ich habe aber erkannt, daß . . . „ Weiter kam sie nicht. Sie fiel in Ohnmacht, aus der sie nicht wieder erwachte. Von den Schwestern aber, die sie gepflegt hatten, erfuhr ich, daß sie zum Glauben an Jesus und damit zum Glauben an das Leben nach dem Tode gekommen sei.
Es gibt ein Leben nach dem Tode, eben weil wir eine uns von Gott eingehauchte Seele haben, die unsterblich ist, die in der Sterbestunde nicht getötet und vernichtet werden kann.

Lieber Freund, wie steht es um diese deine Seele? Weißt du, daß sie dein einziges Leben ist, das du nur einmal verlieren kannst? Was hülfe und nützte es dir, wenn du die ganze Welt mit ihren Schätzen und Freuden gewönnest und nähmst Schaden an deiner Seele?

Von Kardinal Mazarin, dem bekannten Minister Ludwigs XIV., berichtet die Geschichte, daß der Tod über ihn kam, während er mit seinen Freunden Karten spielte. Die Karten entfielen seiner kraftlosen Hand, und er starb mit dem Ausdruck unsäglicher Verzweiflung: „O meine arme Seele, was wird jetzt aus dir, wohin gehst du jetzt?“ Wie erschütternd ist das!
Jetzt frag ich dich: Wie geht es deiner Seele? In welcher Verfassung., in welchem Zustand ist sie?
Hast du deine Seele schon in Gottes und Jesu Hände gelegt, damit er sie reinige vom Schmutz der Sünde? Oder bist du gerade jetzt im Begriff deine Seele zu verlieren, wie jener Kardinal Mazarin sie verlor?

Es ist ein Trauerspiel ohnegleichen: Menschen, nach dem Bilde Gottes geschaffen, ausgerüstet mit einem wunderbaren Organ für göttliche Dinge: Seele genannt, berufen zum ewigen Leben und zur Gemeinschaft mit Gott – und doch ohne Seelenheimweh nach Gott – und doch ohne Seelenhunger nach den Kräften der unsichtbaren Welt, eben weil sie erfüllt und vollauf beschäftigt sind mit irdischen, nationalen, beruflichen, familiären und anderen Dingen! 
Sie alle verderben und verlieren ihre Seele – die einen durch Sünde, Leidenschaft und Schuld, die anderen durch Gedankenlosigkeit, Trägheit und Lauheit.

Fassen wir das bisher gesagte zusammen, dann ergeben sich folgende Tatbestände:
Weil wir Sünder sind, müssen wir sterben.

Weil wir eine unsterbliche Seele haben, gibt es für uns ein Leben nach dem Tode.

Was im Tode aus unserer Seele wird, wohin sie geht, darüber im nächsten Vortrag mehr.
Jetzt noch eine andere Frage von Bedeutung, die Frage nach der


Überwindung der Todesfurcht.

Nicht wahr, der Gedanke an den Tod erfüllt uns immer mit stiller Scheu. Wenn wir mit dem Tod in Berührung kommen, sei es in einem Sterbezimmer oder sei es an einem offenen Sarge oder Grabe, dann kommen uns ernste Gedanken, Gedanken, die uns an das eigene Sterben erinnern.
Allerdings, es gibt heute nicht wenig Menschen, die sich rühmen, keine Todesfurcht zu kennen. Einer unserer modernen Dichter hat folgenden Vers geschrieben, um sich und anderen dem Tode das Bittere und Herbe zu nehmen.

Legt Rosen mir um meine Stirne.

Im Festgewande will ich von euch gehn!

Und stoßt die Fenster auf, daß die Gestirne,

mit heitrem Lächeln auf mein Lager sehn!

Und dann Musik! Und während Lieder schallen,

von Hand zu Hand der Abschiedsbecher klingt,

Mag ‘mählich über mich der Vorhang fallen,

wie Sommernacht auf reife Felder sinkt.

So denken und sprechen in unseren Tagen nicht wenige im Blick auf den Tod. Sie wollen das Sterben künstlerisch und dichterisch genießen und gehen mit großer Ruhe ihrer Sterbestunde entgegen. Durch den fortgesetzten Dienst in der Atmosphäre der Weltlust und Sünde ist ihr Gewissen so stumpf geworden, daß sie in grenzenloser Gleichgültigkeit scheinbar ganz beruhigt ihren Weg gehen.
Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß der Tod wie ein Bann und schwerer Alp auf der Menschheit lastet. Die Tatsache des Sternenmüssens bereitet den allermeisten Menschen in stillen Stunden der Selbstbesinnung viel Not und Pein. Und was haben die Menschen doch alles unternommen und versucht, um diesen Bann des Todes zu brechen! Medizin und Hygiene haben starke Dämme gebaut gegen die Fluten des Todes, die unser Leben von allen Seiten umbranden. Weltweise haben nachgegrübelt, um Mittel gegen die Todesfurcht zu finden, damit dem Menschen das Sterben erleichtert werde. Aber trotz allem behält Gottes Wort recht, wenn es behauptet, daß alle Menschen Knechte der Todesfurcht seien.

Wenn dir der Sensenmann den Leib hinstreckt,

mäht er dir säuberlich das Gras,

das deine Schuldgeschichte dir verdeckt!

Weil es wahr ist, daß in der Sterbestunde alle Hüllen und Schleier fallen, darum ist das Herz des natürlichen Menschen mit Todesfurcht erfüllt. 
Nun gibt es viele Menschen, die die Todesfurcht bei sich und anderen dadurch zu überwinden suchen, daß sie den Tod als einen Freund, als einen Erlöser und Wohltäter bezeichnen. Aber der Tod ist kein Freund, kein Erlöser und Tröster der Menschen, sondern sein Feind. Und diesen Feind besiegt man nicht mit der Waffe des Spottes und wissenschaftlich Klingender Worte. Mit keinem einzigen gesetzlichen Mittel kannst du die in dir wirksame Todesfurcht bannen und aus deinem Leben schaffen, weder durch Lust und Freude dieser Welt, noch durch schöne Redensarten, noch durch äußere Frömmigkeit. Majestätisch und gewaltig steht es geschrieben im Buche der Wahrheit, daß alle Menschen – also auch du – Knechte der Todesfurcht sind. Und nicht nur in der Bibel steht das geschrieben, sondern auch im Gewissen des Menschen.

Gibt es kein Mittel gegen die Todesfurcht?
Sind wir verurteilt ständig Knechte der Todesfurcht zu bleiben?
Ist es von Gott gewollt und bestimmt, daß wir hinter aller Freude von heute und morgen und übermorgen das unheimliche Gespenst des Todes lauern sehen, sodaß wir unseres Lebens überhaupt nicht mehr froh werden können?

Nein, das ist nicht von Gott gewollt! Es gibt eine Errettung und Befreiung von der Knechtschaft der Todesfurcht. Du findest sie mit wenigen Worten umschrieben im Hebäerbrief, Kap. 2,14 und 15. “Da nun die Kinder alle einen Leib von Fleisch und Blut haben, hat Er gleichfalls einen solchen Leib angenommen, um durch Seinen Tod dem Gewalthaber des Todes, dem Teufel, seine Macht zu rauben und die zu befreien, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben lang in Knechtschaft schmachteten.”

Jesus Christus, der ewige Gottessohn, kam aus den Himmeln in diese Welt, um den Menschen zu bringen, und zu geben, was ihnen fehlte: Erlösung von Sünde und Schuld, Versöhnung mit dem heiligen Gott, Frieden, Freude und ewiges Leben. Um ums Menschenkindern aus unserer Sünden- und Todesnot helfen zu können, mußte Er Fleisch und Blut annehmen, das heißt, Er mußte Mensch werden. Durch Seine einzigartige Geburt wurde Er ohne Erbsünde geboren und so in den Urzustand der Unschuld und Reinheit zurückversetzt, in dem sich die Menschen vor dem Sündenfall befanden. Er wurde dann als Menschensohn versucht, blieb aber Seinem Gott und Vater stets gehorsam und willigte nie in eine Sünde.
Der Endzweck des Kommens Jesu in diese Welt aber war, uns zu erretten aus unserer elenden Sklaverei der Sünde, des Todes und der Todesfurcht. Dazu aber war nötig, daß Er den angriff, der das ganze Menschengeschlecht in seiner Gewalt hatte: den Teufel.
 Die Waffe zur Besiegung des Teufels war zunächst Sein heiliges, sündloses Leben und dann vornehmlich Sein stellvertretendes Sterben. Sein Tod am Kreuz auf Golgatha.

Nach dem einmütigen Zeugnis der Heiligen Schrift hat Jesus durch Seinen Tod auf Golgatha den vernichtet und besiegt, der die Gewalt über den Tod hatte, den Teufel. Und dadurch die befreit, die ihr ganzes Leben hindurch Knechte der Todesfurcht sein mußten.
Jesu Kreuzestod ist die Überwindung unseres Todes und unsere Errettung aus der Sklaverei der Todesfurcht. Wer nun Jesus Christus annimmt als seinen Bürgen und Stellvertreter, findet in Ihm die Erlösung von Sünde und Schuld, die Errettung von der Sklaverei der Todesfurcht. Wer aber Jesus nicht annimmt als seinen Heiland und Herrn, der bleibt in seiner Sünde und infolgedessen auch im Tode und in der Todesfurcht, weil er von Gott getrennt bleibt. Wer Jesus nicht annimmt, muß in seinen Sünden sterben.

Siehe, wenn das Licht der Ewigkeit durch das Tor des Todes auf dein hingebrachtes Leben flutet – wie anders wirst du dann dein Leben sehen und beurteilen als jetzt. Wenn sich deine Augen für diese Welt schließen, wird das Auge deiner Seele hell und offen für die andere Welt. Dann mußt du glauben, auch wenn du zeitlebens der ungläubigste Ungläubige gewesen wärest. Dann mußt du klaren Blickes erkennen, was du zeitlebens geleugnet hast. Was wird das für ein Erwachen sein!
Im Johannes Evangelium 8 Vers 21 steht ein Wort, das wohl mit das ernsteste ist: Jesus spricht da von einem “Sterben in den Sünden”. Er sagt dieses Wort solchen, denen Er nahegetreten war, die Er in Liebe gesucht und umworben hatte. Er hatte sie retten wollen aus ihren Sünden, sie aber wollten diese Errettung durch Jesus aus Sünde und Schuld nicht.

Vor Jahren hielt ich in Basel einen Vortrag über die Wahrheiten Gottes im Evangelium von Jesus. Nach dem Vortrage wurde ich gebeten, eine junge Krankenschwester zu besuchen. Sie hatte durch Monate hindurch in einer schwindsüchtigen Familie gepflegt, bis sie schließlich selbst lungenkrank wurde. Wir machten uns auf den Weg, um der todkranken Schwester einen Liebesdienst zu erweisen. Man führte und in ein Hinterhaus. Wir stiegen die schmale Treppe hinauf und wurden von dem traurigen Vater der Schwester in ein peinlich sauberes Wohnzimmer geführt. Er deutete auf eine offen stehende Tür. Da lag seine sterbende Tochter. Einige Freunde, die ich mitgenommen hatte, stellten sich in der Nähe der geöffneten Tür und sangen mit gedämpften Stimmen das Lied:

Wenn die Berge wanken und ihr Gipfel fällt,

wenn aus ihren Schranken bricht die alte Welt.

Wenn sie, sinnlos rennend, immer vorwärts stürmt,

einend bald, bald trennend, neues Babel türmt:

Eins bleibt unbeweglich, eines hält uns aus,

sonst wär’s unerträglich, in dem wilden Braus.

Jesus und Sein Frieden und Sein teures Wort,
bleiben uns hienieden als ein fester Hort.

“Bis ans End der Tage will Ich bei euch sein!”

Wer ist’s, der verzaget noch im Abendschein,

Wenn uns als Gefährte solch ein Starker naht

und uns auf die Fährte hilft mit Rat und Tat?

Nachdem der Chor dieses Lied gesungen hatte, ging ich leise ins Sterbezimmer und fand die junge Schwester, die vor den offenen Toren der Ewigkeit lag. Nachdem ich ihr einige Worte der Liebe und des Trostes gesagt hatte, las ich ihr das Hohelied des Glaubens, Römer 8, 28-39 vor. Als ich sie dann fragte, ob sie diese selige Gemeinschaft mit Jesus auch habe, sprach sie zu mir im Flüsterton von der Gnade Gottes, die sie am Herzen erlebt, von der Vergebung der Sünden und dem Frieden mit Gott. Ohne jede Todesfurcht ging sie dann kurz darauf heim in die ewigen Hütten des Friedens.

Ungefähr zur selben Zeit war es. Damals lag in einem Berner Krankenhaus ein Lehrer an der gefährlichsten Krebskrankheit danieder. Die Operation war ergebnislos verlaufen. Eines Tages fragte der Kranke den Krankenwärter, was denn der Herr Professor im Blick auf seinen Zustand meine, ob Aussicht vorhanden sei oder nicht. Der Wärter gab eine ausweichende Antwort. Er durfte ja nicht sagen, daß der hoffnungslos Kranke bereits im Begriff war zu sterben. Der Kranke fragte aber immer wieder und fügte hinzu, daß man es ihm doch ganz offen sagen möge, weil er sich durchaus nicht vor dem Tode fürchte. Schließlich sagte ihm der Wärter, daß nach Meinung des Arztes seine Stunden gezählt seien. Daraufhin bat der todkranke Lehrer den Wärter, daß man ihn eine Weile allein lassen möge, damit er sich damit abfinden und auf die letzte Wegstrecke durchs finstere Todestal hindurch rüste. Weiter bat er, daß man unverzüglich seine Frau kommen lassen möge. Nachdem der Todgeweihte eine ganze Weile allein gewesen war und sich in seinem Gott und Heiland gestärkt hatte, drückte er auf den Knopf der Glocke. Bald darauf trat seine Frau ins Zimmer. Er empfing sie mit den Worten:

Christi Blut und Gerechtigkeit,

das ist mein Schmuck und Ehrenkleid.

Damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd eingehn.

Inzwischen hatte sich seine Frau auf den Rand des Bettes gesetzt. Sie wußte längst, daß ihr Mann im Begriff war, von ihr zu scheiden. Sie sprachen über dieses und jenes, sonderlich über die Liebe Gottes und die lebendige Hoffnung der Gläubigen. Und dann schlossen sie sich im Gebet zusammen. Auch der Sterbende betete. Nicht betete er um Genesung von seiner Krankheit. Nein, er dankte Gott für die am Herzen erlebte Gnade zur Vergebung der Sünden. Und dann faltete der Sterbende seine Hände und betete mit der letzten Kraft seiner aushauchenden Seele den bekannten Vers:

Erscheine mir zum Schilde,

zum Trost in meinem Tod,

und laß mich sehn Dein Bilde,

in Deiner Kreuzesnot!

Da will ich nach Dir blicken,
da will ich glaubensvoll

Dich fest an mein Herz drücken,

wer so stirbt, der stirbt wohl!

Und dann lehnte er sein müdes Haupt an die Schulter seiner Frau und ging im tiefen Frieden Gottes ohne jede Todesfurcht heim ins Vaterhaus Gottes.
Ja, wer so stirbt, der stirbt wohl.
Kannst auch du deinem letzten Stündlein in dieser seligen Gewißheit des ewigen Lebens entgegengehen?

Kapitel 2
Wo sind unsere Toten


Nachdem im letzten Beitrag (Vortrag) von der Unsterblichkeit der Seele und der Überwindung der Todesfurcht die Rede war, wollen wir uns jetzt mit dem Jenseits beschäftigen und Blicke in dasselbe zu tun versuchen.

Daß es in unserer Zeit der Herrschaft der Lüge und Ungerechtigkeit, des Irrtums und des Betruges, der Unsittlichkeit und der materialistischen und mammonistischen Gesinnung viele Leute gibt, die das Jenseits leugnen, ist durchaus zu verstehen. Wer in lügnerischer und unsittlicher Gesinnung lebt, nur an sich, an die Gewinnung irdischer Besitztümer und die Befriedigung fleischlicher oder geistiger Genußsucht denkt, leugnet ganz natürlich das Leben und die Vergeltung im Jenseits. Die letzten Ursachen der Leugnung des Lebens nach dem Tode im Jenseits liegen niemals auf dem Gebiete des ernsten und gewissenhaften Denkens, sondern auf dem Gebiet der sittlichen bzw. unsittlichen Lebensführung.

Es gibt ein Leben nach dem Tode. Und weil wir Menschen göttlichen Geschlechts sind, weil Gott uns nach Seinem Bilde geschaffen, mit einem wunderbaren Organ für göttliche Dinge: Seele genannt, ausgerüstet und uns die Ewigkeit ins Herz gelegt hat, darum liegt in jedes Menschen Brust, auch in der des ungläubigsten Ungläubigen, ein untügliches Ahnen dieses Lebens, ein Ahnen, das von allen Zweifeln nicht getötet werden kann. Auch der Materialist, der mit dem Brustton der Überzeugung behauptet, mit dem Tode sei alles aus, der Tod sein nichts anderes ein ein Schlußpunkt am Ende eines Satzes, ein Ereignis, mit dem das Leben endgültig beendet sei – er kann das Leben und die Vergeltung im Jenseits nicht absolut leugnen. Sein Gewissen meldet sich immer wieder, um ihn an das Jenseits zu mahnen. Und es gibt genug Zeugnisse dafür, daß auch die entschiedensten Leugner des Fortlebens nach dem Tode im Jenseits angesichts des eigenen Todes anderer Meinung geworden sind. Von all den vielen Ungläubigen und Freidenkern, die ich habe sterben sehen, hat kein einziger bis zuletzt an der Leugnung des Fortlebens im Jenseits festgehalten. Im Angesicht des eigenen Todes wurden sie alle kleinlaut und bestätigten den Satz, den Volksmund geprägt hat:

Wenn die klugen Äuglein brechen,

wird das Herze anders sprechen.

Professor Dr. Paulus in Heidelberg war als Theologe ein ausgesprochener Vertreter des Unglaubens, der alles Übersinnlich, auch die Unsterblichkeit der Seele und das Fortleben nach dem Tode leugnete. Er starb im Jahre 1851. Er hatte mit seinem Leben ,der Wissenschaft gedient, er wollte ihr auch noch mit seinem Sterben diene, das heißt, er wollte einem Kreis von Gelehrten, der sein Bett umstand, sagen, wie es sich sterbe. Am Tage seines Todes lag er mehrere Stunden bewußtlos da. Mit einem Male schlug er seine Augen auf, versuchte sich aufzurichten, und während er Dinge zu sehen schien, die keiner von den anwesenden Verwandten und Gelehrten sah, erklärte er: “Es gibt doch ein anderes Leben! Es gibt doch eine Ewigkeit!” Dann sank er zurück und war tot.

Ja, es gibt ein Leben nach dem Tode.
Wie aber wird sich dieses Leben nach dem Tode für uns Menschen darstellen? Wie sollen wir’ s uns vorstellen? Welche Daseinsformen wird die entkörperte Seele besitzen? Was werden wir dort beginnen? In welchem Zustande werden wir uns nach dem Tode befinden? Und wo werden wir wohnen?

Jetzt soll niemand von mir erwarten, daß ich Phantasiegemälde entwickle! Bei der Behandlung unseres Gegenstandes vom Leben nach dem Tode wollen wir weder die Spiritisten, noch die Theosophen, noch die Vertreter der mancherlei neuzeitlichen Sekten zu Rate ziehen. Wir wollen auch keine neue Lehre über das Jenseits aufstellen. Alles das könnte uns nicht retten und helfen. Schlicht und einfach möchte ich sagen, was die Heilige Schrift, die Quelle aller Wahrheit über diesen Gegenstand andeutet. Und wenn wir jetzt miteinander über diese Frage nachdenken, dann wollen wir und zuvor noch daran erinnern lassen, daß auch wir einmal sterben müssen und zu den Toten gehören werden, und daß es dann von entscheidender Bedeutung ist, wo wir sind und die Ewigkeit zubringen. Es gibt in unseren Tagen Leute, die es ungebildet und rücksichtslos finden, wenn man mit ihnen über Tod und Ewigkeit spricht. Sie meinen, die Tatsache des Sterbenmüssens laste an und für sich schon schwer genug auf dem ganzen Menschengeschlecht, man soll die Last durch vieles Reden über den Tod nicht noch schwerer machen. Nun, ob man immer wieder vom Sterben reden soll, das ist ja eine Sache für sich . Jedenfalls besteht die Tatsache, daß wir einmal sterben müssen. Ob wir den Tod dann rücksichtslos finden, danach werden wir nicht gefragt. Er klopft, er kommt, wir müssen uns mit ihm abfinden. Deshalb ist der Mensch vernünftig und klug, der sich bereits vor seinem Sterben mit dem Tode abgefunden und die Todesfurcht überwunden hat.


Wo sind unsere Toten? Unsere Antwort lautet zunächst: Unsere Toten sind nicht im Grabe. Was im Grabe ruht, ist nur das abgelegte Pilgerkleid, die irdische, zerfallene Hütte. Der eigentliche Bewohner dieser Hütte ist fort. Schon Sokrates sagte, als seine Freunde ihn fragten, wie sie es mit dem Begräbnis halten sollten: “Begrabt mich nur wie und wo ihr wollt!” und dann fügte er lächelnd hinzu. “Wenn ihr mich überhaupt begraben könnt!”
Wenn nun aber die Toten nicht im Grabe sind, wo sind sie denn? Unsere Antwort lautet: Im Totenreich, im Reiche der Geister. Ein solches Toten- und Geisterreich gibt es so gewiß, so gewiß wir Menschen eine unsterbliche Seele und einen unzerstörbaren Geist haben.
Wo haben wir dieses Totenreich zu suchen? Etwas im Luft- und Wolkenhimmel oder im Sternenhimmel? Oder im Inneren der Erde, wie die Menschen zur Zeit Jesu es meinten? Weil uns die Heilige Schrift auf diese Frage keine Antwort gibt. Lassen vorläufig beiseite.

Wie aber sollen wir uns dieses Totenreich vorstellen, und in welchem Zustande werden sich die Seelen und Geister der Verstorbenen im Totenreich befinden? Denken wir jetzt einen Augenblick an die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16, 19-31) Dort beschreibt der Herr Jesus das Geschick und Ergehen zweier Menschen in ihrem Jenseits. Der eine wird im Gefängnis des Totenreiches gepeinigt und leidet namenlos Qual; der andere wird im Paradies des Totenreiches erquickt und getröstet. Beide sind im Totenreich. Der eine im Paradies, am Ort der Freude und Seligkeit, der andere im Gefängnis, am Ort der Not und der Angst. Nach diesem Worte Jesu haben wir uns das Totenreich also in zwei Orte geteilt vorzustellen, in das Paradies für die Seligen und in das Gefängnis für die Unseligen. Beide Orte sind durch eine tiefe, brückenlose Kluft voneinander getrennt.
Es stimmt also mit der lehre Jesus durchaus nicht überein, wenn weitaus die meisten Leute meinen, daß das Totenreich für alle Menschen unterschiedslos ein Ort der Seligkeit und Freude sein werde. So gewiß wir Menschenkinder hier im Erdenleben gar verschiedene Wege gehen, so gewiß werden wir auf diesen Wegen an grundverschiedenen Zielen ankommen, und zwar entweder am Ort der Freude oder am Ort der Not und Angst.

Das also ist die fundamentale Wahrheit, mit der wir uns auseinandersetzen müssen: Es gibt im Jenseits zwei verschiedene Orte, einen Ort der Freude und einen Ort der Qual.
Im Blick auf den Ort der Not und Qual im Totenreich spricht Jesus von einem Feuer, das nie verlischt (Matth.18,8) und von einem Ort, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird (Matth.8,12). Diese kurzen Andeutungen sind so furchtbar, daß der ganze Leichtsinn fleischlicher Genußsucht und die ganze Trägheit eines rein irdischen Sinnes dazu gehören, um sich diesen schneidenden Worten auf die Dauer zu entziehen.
Wenn das nun so ist, daß es im Jenseits zwei verschiedene Orte und zweierlei Ergehen gibt, dann ist für und seine Frage von allergrößter Bedeutung:
Wo wird dein ewiger Platz sein?

Siehe, einmal kommt die Stunde, in der der Tod auch an die Tür deines Lebens klopft. Wohin wird deine Seele dann gehen? Das mußt du wissen. Siehe, dein Gott und Heiland hat auch dir eine Gnadenzeit zur Errettung aus Sünden und Schuld und zur Vorbereitung auf dein Jenseits und die Ewigkeit gegeben! Hast du über diese ernste Wahrheit schon einmal gründlich nachgedacht?

Von Kardinal Mazarin, dem berühmten Minister Ludwigs XIV. erzählt die Geschichte, daß der Tod über ihn kam, während er mit seinen Freunden Karten spielte. Er starb mit dem Ausdruck unsäglicher Verzweiflung. 
“O meine arme Seele, was wird aus dir; wohin gehst du jetzt?” – Lieber Freund, was wird aus deiner Seele werden, wenn der Tod bei dir klopft und als der Bote Gottes dich ins Totenreich führt? Wohin wird deine Seele gehen? Hast du deine Sachen mit Gott in Ordnung gebracht?

Das Leben nach dem Tode ist also kein Nirwana, kein Dämmerzustand, kein Versinken in ein ewiges Nichts. Nein, dort kann man sehen und hören; dort hat man ein Gedächtnis, das ganz neu erwacht; eine Seele, die klar empfindet und einen Willen. Im ganz wachen Zustand wird unsere Seele im Totenreich ankommen, entweder im Paradies oder im Gefängnis. Das Sterben ist ja nichts anderes als das Ausziehen eines Kleides, das jetzt unsere Seele, unsern Geist umhüllt. Das Sterben an und für sich verändert das innere Sein, die Gesinnung des Menschen nicht, sondern zeigt sie vielmehr in ihrem wirklichen Wert. Aus einer unreinen, mit Sünde und Schuld befleckten, gottlosen und jesusfeindlichen Seele wird durch den Tod keine mit Gott verbundene und selige Seele. Der Charakter und die Gesinnung des Menschenbleiben durch diesen Vorgang des Sterbens völlig unverändert. Und wer in seinem Erdenleben böse Lüste und Begierden zu Leidenschaften großgezogen hat, nimmt sie mit in sein Jenseits und muß furchtbare innere Qualen leiden, weil es dort keine Befriedigung der Lüste und Begierden gibt.
Hinzu kommt noch eins. Die alten Griechen lehrten, daß der Mensch in der Sterbestunde, unmittelbar nach seinem Tode, zuerst aus dem Fluß Leihe vom Wasser der Vergessenheit trinken müsse, und daß daraufhin die Erinnerung an alles, was auf Erden war, ausgelöscht sei. – Diese heidnische Lehre, die das Allgemeingut der modernen Kulturmenschheit geworden ist, stimmt aber nicht. Es haftet unserm Leben die Erinnerung an, und deshalb gibt es kein absolutes Vergessen. In der Sterbestunde, wenn Seele und Geist vom Leibe der Schwachheit getrennt sind, wird das Gedächtnis vollkommen wiederhergestellt sein. Dann wird es überhaupt kein Vergessen mehr geben.

Ein Mann hatte ein Verhältnis zu einem jungen Mädchen, das nicht ohne Folgen blieb. Weil ihm das unangenehm war, löste er das Verhältnis und ließ das junge Mädchen in der Schande und im Elend stecken. Jahre waren vergangen. Das junge Mädchen, das in einem frommen, gottesfürchtigen Hause in Stellung war, starb. Die Frau des Hauses sandte dem in der Nähe wohnenden treulosen Verführer einen Eilbrief und teilte ihm mit, daß er umgehend zu ihr kommen möge, weil sie Wichtigstes mit ihm zu besprechen habe. Der Mann kam und wurde an der Tür des Hauses empfangen. Er wurde in ein Wartezimmer geführt. Da die Frau des Hauses lange auf sich warten ließ, ging der Mann einige Schritte vorwärts, weil er von Neugierde geplagt wurde und sehen wollte, was es etwa im Zimmer nebenan durch die offenstehende Tür zu sehen gab. Und was sah es? Die aufgebahrte Leiche der von ihm verführten und treulos verlassenen jungen Mädchens. In dem Augenblick erlebte jener Mann eine Auferstehung seiner Sünde. All seine Sünden und Vergehungen , die Jahre zurücklagen, standen lebendig vor seinem inneren Auge, als ob sie sich erst gestern zugetragen hätten.
Siehe, mein lieber Freund, ähnlich wird dir’s ergehen beim Scheiden aus dieser Welt in dein Jenseits. Dann wird dein Gedächtnis vollkommen wiederhergestellt. Und wenn Gott, der Allwissende, dir auf der Schwelle der Ewigkeit Sein alles offenbar machendes “Gedenke, mein Sohn!” zuruft, dann gibt es überhaupt kein Vergessen mehr.

Mit dem wiederhergestellten Gedächtnis wird auch das Gewissen wieder erwachen und in Ordnung kommen. Im Erdenleben ist ja das Gewissen der allermeisten Leute zerbrochen. Es schläft. In der Sterbestunde aber, meistens schon kurz vorher, ganz bestimmt aber beim Eintritt ins Jenseits, wacht es auf und macht es sich geltend als die Instanz in uns. Die über alles gut unterrichtet ist, die nichts von alledem, was sic im Erdenleben zutrug, vergessen hat.

Das Gewissen schläft im Leben,
doch im Tode wacht es auf:

dann siehst du vor Augen schweben
deinen ganzen Lebenslauf.

In einem Untersuchungsgefängnis saß seit Monaten ein junger Mann, der im Verdacht stand, einen Lustmord begangen zu haben. Er verstand es meisterhaft, seine Täterschaft zu leugnen. Das Beweismittel reichte nicht aus, ihn des Mordes schuldig zu sprechen. Unter der heimlichen Last des Mordes und durch die qualvollen schlaflosen Nächte, meinte der junge Mann zusammenbrechen zu müssen. Sein einziger Wusch war, daß er die ganze traurige Geschichte seiner Sünde und Schuld seinem vertrautesten Freunde erzählen könnte. Dieser Freund meldete sich eines Tages im Amtszimmer des Untersuchungsgefängnisses zum Besuch an. Es wurde ihnen erlaubt, in einem Zimmer allein zu sein. Als der Gefangene sich mit scheuen Blicken noch einmal überzeugt hatte, daß sie zwei auch wirklich allein und daß Türen und Fenster fest verschlossen seien, rückten sie zusammen. Und dann erzählte er seinem Freund die traurige Geschichte seiner Sünde, die ihn zum Mörder machte. Er tat es, um sein Gewissen zu entlasten. Während er seine Beichte ablegte, stockte er mit einemmal und wurde kreidebleich. Was war geschehen? Hinter der einen Zimmerwand, die aus einer ganz dünnen Holzschicht bestand, saß ein Gerichtsschreiber und schrieb alles auf, was er von dem Bekenntnis des Mörders hören konnte. Beim schnellen Schreiben war seine Stahlfeder hinter dem Papier festgehakt, sodaß es einen kratzenden Laut gab. Durch diesen kratzenden Laut wußte der junge Mann sich verraten und entlarvt.

Und nun höre! Seit der Stunde deines Lebens, in der du zum erstenmal mit Bewußtsein sündigest und die Gebote Gottes übertratest, sind in deinem Gewissen geheimnisvolle Schreibfedern an der Arbeit und schreiben mit unauslöschlicher Schrift deine Sünden- und Schuldgeschichte nieder. Was du auch tun magst, um die Stimme des Gewissens zum Schweigen zu bringen, es wird auf die Dauer alles vergeblich sein. Und wenn du untertauchst im Strom der Lust dieser Welt, um so dein Gewissen zu betäuben, es kommt doch die Stunde, in der dein Gewissen aus dem Schlaf erwachen wird. Laß dich heute warnen. Es könnte über Nacht die Stunde kommen, die dich vor die Gerichtsschranken Gottes fordert und dich deiner gerechten Bestrafung entgegenführt.
Und dann noch eins. Bei einem Festessen fragte ein ungläubiger General den gesegneten Missionar Flattich spöttisch lächelnd, ob er ihm etwas Gewisses über das Jenseits sagen könnte. Flattich antwortete kurz und bündig:
“Gewiß ist, daß Sie dort kein General sein werden”.

Jawohl, gewiß ist, daß es im Jenseits keine Fürsten und hochgestellte Persönlichkeiten, keine Menschen in Amt und Würden gibt. In der anderen Welt, jenseits des Grabes, wird mit ganz andern Maßstäben gemessen als hier. Geld, Titel, Bildung und der dergleichen mehr haben dort keinen Wert. Unser Gott ist unbestechlich. Alles das, was in den Augen irdisch gesinnter Menschen groß und begehrenswert ist, macht auf Ihn durchaus keinen Eindruck. Hast du über alles das schon einmal ernstlich nachgedacht, oder willst du in die Ewigkeit gehen, ohne dich mit diesen Wahrheiten des göttlichen Wortes abgefunden zu haben?

Siehe, jener reiche Mann lebte in guten irdischen Verhältnissen. Sorgen um das tägliche Brot, um Nahrung, Kleidung und Wohnung kannte er nicht. Kein Wunsch blieb ihm versagt, an nichts fehlte es ihm. Aber – dieses Leben in irdischer Herrlichkeit und Freude hatte ein Ende in der Sterbestunde. Und das letzte Gewand, das man ihm anzog, hatte keine Taschen, in denen er seine Gelder und kostbaren Sachen hätte mitnehmen können. Alles, alles mußte er zurücklassen, als er starb und vom Tode ins Jenseits geführt wurde. Auf Erden arm sein an Geld, Gesundheit, Ehre und Freude ist nichts im Vergleich mit der Armut im Jenseits.

Wir haben bis jetzt folgendes auf Grund des Wortes Gottes festgestellt. In unserer Sterbestunde werden Geist und Seele vom Leibe getrennt. Unser Leib verfällt dann der Verwesung, das heißt,: der Auflösung in seine Bestandteile: unsere Seele aber wird dann ins Totenreich geführt, und zwar entweder ins Paradies oder ins Gefängnis. Ins Paradies werden wir geführt, wenn wir im Erdenleben durch den Glauben an Jesus Christus, den Heiland und Erlöser, Vergebung von den Sünden und Versöhnung mit Gott gefunden haben. Ins Gefängnis werden wir geführt, wenn wir die Erlösung und Versöhnung durch den Opfertod Jesu nicht angenommen haben.

Wo aber haben wir diejenigen Seelen zu suchen, an welche der Ruf Gottes zu Jesus Christus hin zu Lebzeiten niemals klar und bestimmt oder überhaupt nie ergangen ist? Es sterben täglich abertausende Heiden, Mohammedaner, Juden und auch sogenannte Christen, denen das Evangelium von Jesus nie verkündigt worden ist oder doch nie so klar, daß sie es verstehen konnten, um sich zu Jesus, dem Hirten und Hüter der Seelen bekehren zu können. Wo haben wir alle die zu suchen? Gehen sie so ohne weiteres verloren? Nein! Wenn der Herr Jesus nach Seinem Tod am Kreuz auf Golgatha ins Totenreich hinabgefahren ist, um denen, die vor Ihm gestorben waren und nichts von Ihm wußten, das Evangelium zu predigen, damit auch ihnen Gelegenheit geboten werde, sich für oder gegen Ihn zu entscheiden, dann dürfen wir annehmen, daß die von Jesus im Totenreich begonnene Predigt fortgesetzt wird für die, die auf Erden nie von Ihm gehört haben. Man vergleiche 1, Petrus 3,19 und 4,6!
Es gibt also im Totenreich ein Gnadenangebot, eine Evangeliumspredigt, eine Möglichkeit zur Bekehrung zu Jesus für die, die in ihrem Erdenleben das Evangelium nie oder doch nie klar und bestimmt gehört haben. Wir wollen uns darüber freuen.
Und nun noch einige Fragen.

1. Hat es Zweck, für Tote zu beten? Auf diese Frage muß mit einem „Nein“ geantwortet werden. – Auf jeden Fall ist die Lehre und Praxis des Betens und Haltens der Seelenmessen für Tote vom biblischen Standpunkt aus durchaus nicht zu halten. Unsere Toten stehen vor dem Gott der Gnade und Wahrheit. – Wir können ihnen weder helfen noch schaden.
2. Ob die selig Verstorbenen im Paradies wohl über unser Ergehen im Erdenleben unterrichtet sind? Ja, ganz gewiß! Wenn die Engel im Himmel es erfahren, wenn sich auf dieser Erde Sünder bekehren, dann werden sicherlich die heimgegangenen Kinder Gottes es noch viel eher erfahren. Ja, der Herr Jesus wird die Seinen im Paradiese alles mitteilen, was sie über das Ergehen ihrer Lieben auf Erden wissen sollen.
3. Werden wir uns im Jenseits wiedererkennen? Diese Frage ist durchaus mit einem „Ja“ zu beantworten. Der reiche Mann erkannte beim Eintritt in sein Jenseits sofort Lazarus.
4. Dürfen wir mit den Toten in Verbindung treten? Nein, auf keinen Fall! Gott hat es in Seiner Weisheit so geordnet, daß wir hier im Glauben und nicht im Schauen wandeln sollen. Wer es dennoch versucht mit den Toten in Verbindung zu treten, übertritt ein klares Gebot Gottes, das 5. Mose 18, 10-12 geschrieben steht. „Es soll unter dir keiner gefunden werden, . . . , der die Toten befragt. Wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel.“
Der gesamte Spiritismus unserer Tage ist einer von den großen Irrtümern (2.Thess. 2, 11.12), die Gott in dieser letzten Zeit des gegenwärtigen Weltlaufes denen sendet, die die Wahrheit nicht annehmen. Er ist eins der Gerichte Gottes über die verblendeten Sinne der Ungläubigen (2.Kor. 4,3.4), die Gott dahingegeben hat, daß sie reif werden in ihrer Torheit, darum, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben. Wer sich dem Spiritismus öffnet und hingibt, beweist damit, daß er Gottes Wort geringschätzt und von Gott auf das Gebet hin keine Antwort mehr erhält. Er ist in Gefahr, Lügengeistern und Dämonen in die Arme zu fallen, wird in seinen Nerven zerrüttet und gerät oft schon in zeitliches, gewiß aber in ewiges Verderben. Wer sich dem Spiritismus öffnet und an den spiritistischen Sitzungen teilnimmt, mag wohl Botschaften aus dem Jenseits empfangen, aber nie von Gott und guten, seligen Geistern, sondern immer nur vom Satan und von bösen, dämonischen Geistern.

5. Wo aber sind die Toten, die in Jesus Christus entschlafen sind?

Die schlichte Antwort auf diese Frage lautet: Bei Jesus im Licht! Sie sind auch im Totenreich, aber am Ort der Freude, im Paradies, im Vaterhaus Gottes. Dort sind sie in den bereiteten Wohnungen bei unserem Heiland Jesus Christus, Unbeschreiblicher Friede, unaussprechliches Glück und wunderbare Ruhe sind ihr ewiges Teil. Der Apostel Paulus schreibt Philipper 1,12;
„Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein“, und an anderer Stelle schreibt er:
„Wir sind getrost und haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn“. (2.Kor. 5, 8)
Und der Heiland sagt zu dem Schächer:
„Wahrlich, Ich sage dir, heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein“ (Luk. 23,43).
Nach diesen drei und vielen anderen Worten der Heiligen Schrift gehen die Gläubigen in ihrer Sterbestunde ins Paradies und werden dort bei Christus sein in Seiner Nähe, in Seinem Frieden.

Die Gläubigen aber, die aus der Zeit in die Ewigkeit abgerufen wurden, ohne das ihnen gesteckte Ziel der Heiligung erreicht zu haben, die es am heiligen Ernst und der völligen Hingabe fehlen ließen, also alle, die wohl eine Erweckung und Bekehrung erlebten, sich aber nicht in Zucht nahmen, sich gehen ließen in ihrem alten, verkehrten Wesen – sie werden im Totenreich wahrscheinlich in einem Zwischenzustand durch ernste und beschämende Erziehungsgerichte hindurch müssen.


Im Frühjahr 1923 mußte sich ein gläubiger Polizeioberwachtmeister einer gefährlichen Operation unterziehen. Als er in der Narkose auf dem Operationstisch lag, sang er in bewußtlosem Zustand das Lied:




Jesus , Heiland meiner Seele,

laß an Deine Brust mich fliehn,
da die Wasser näher rauschen

und die Wetter höher ziehn!

O wie gut ist’s, Dir vertrauen!

Jesu, Dir ergeb ich mich;

Selig droben Dich zu schauen,

dein zu bleiben ewiglich!

Die Operation verlief erfolglos. Als die Schatten des Todes immer länger auf das Sterbebett dieses gläubigen Mannes fielen und er im Begriff war von dieser Welt abzuscheiden und in das Vaterhaus heimzugehen, bedeutete er der Schwester, die ihn pflegte, daß es gerne einen Bleistift und ein Stück Papier haben möchte. Sie brachte ihm beides und dann schrieb er wachen Geistes in vollkommener Freude folgendes:
„Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf grünen Auen und führet mich zu stillen Wassern.
Er erquickt meine Seele.
Er führet mich auf rechte Straße um Seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürcht ich kein Unglück.
Denn Du bist bei mir.
Dein Stecken und Stab – die trösten mich!
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde;
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt. Mein Becher fließt über.
Nur Gutes und Güte werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“

Bald darauf ging er heim ins Vaterhaus Gottes.

Als am nächsten Tag einer meiner Freunde, der von dem Heimgang des Bruders noch nichts wußte, zum Besuch ins Krankenhaus kam, erzählten ihm die Männer, die im selben Krankensaal lagen, daß sie von solch einem Sterben noch nie etwas gehört hätten. Den Herrn Jesus rühmend und Lieder zur Ehre Gottes singend, so sei er gestorben.
Siehe, so können Gottes Kinder sterben. Sie haben ja im Blute Jesu Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott gefunden. Frei von aller Gewissensnot, Todesfurcht und Ewigkeitsangst können sie an der Hand ihres Heilandes das dunkle Tal des Todes durchschreiten, wissend, daß für sie im Vaterhaus Gottes eine Stätte bereitet ist.


Kapitel 3. 

Werden die Toten auferstehen?

Zur Einleitung in die Beantwortung dieser bedeutsamen Frage lesen wir ein Werk des Apostels Paulus, das im 1. Korintherbrief, Kap. 15, 12-20 geschrieben steht:
„So aber Christus gepredigt wird, daß Er sei von den Toten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Toten sei nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden aber auch erfunden als falsche Zeugen Gottes, daß wir wider Gott gezeugt hätten. Er hätte Christus auferweckt Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christo entschlafen sind verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.“

Paulus will hier sagen: Wenn Jesus Christus nach Seinem Tode am Kreuz auf Golgatha nicht auferstanden, sondern im Tode geblieben ist, dann gibt es auch keine Auferstehung der Toten. Ist Christus aber von den Toten auferstanden, dann werden auch alle andern Toten nach Ihm auferstehen. Kann es mit geschichtlicher Sicherheit festgestellt werden, daß Christus auferstanden ist, dann ruht das Evangelium auf unerschütterlicher Grundlage. Dann ist unsere Frage: „Werden die Toten auferstehen?“ sofort mit einem bestimmten „ja“ zu beantworten. Wie verhält sich nun die Sache?
Das Wunder der Auferstehung Jesu von den Toten ist nach jeder Seite hin mit geschichtlicher Sicherheit bewiesen und zwar 


1. durch einwandfreie Augenzeugen,

2. durch die Geschichte des Christentums,

3. durch die wunderbare Tatsache, daß der Glaube an Jesus auch den modernen Menschen retten und neu schaffen kann.

1. Gründlicher und glänzender kann ein geschichtliches Ereignis nicht bezeugt werden, als die Auferstehung Jesu von den Toten es ist. Gewiß, wir geben zu, daß die Auferstehung Jesu ein Wunder ist, und zwar das Wunder aller Wunder, das Zentralwunder im Evangelium. Aber warum sollen Wunder unmöglich sein? Kann denn der Gott, der aus dem Wissen Seiner Allmacht die Welt geschaffen hat, zu dessen Ruhm und Preise kreisende Sonnen den unendlichen Weltenraum durchleuchten, dessen Weisheit verkündigend die Gestirne am Himmel ihre Bahn ziehen, dem das Meer sein Sturmlied emporbraust und die zarte Blumen köstliche Rauchopfer still duften – kann denn der Gott nicht fort und fort Wunder tun? Wer an einen lebendigen, persönlichen Gott glaubt, muß konsequenterweise auch an die Möglichkeit des Wunders glauben. Mithin muß er zugeben, daß die Auferstehung Jesu von den Toten jedenfalls im Bereich der Möglichkeit liegt.

Nach neutestamentlichen Urkunden gibt es mindestens 514 Augenzeugen der Auferstehung Jesu. Über 500 Männer haben Jesus nach Seinem Tode als leiblich Auferstandenen gesehen, und zwar nicht nur einmal, sondern mindestens sechsmal in kürzeren und längeren Zeiträumen.. Beachtenswert ist, daß Paulus in dem bekannten 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes die maßgebenden Augenzeugen der Auferstehung ausdrücklich mit Namen nennt. Das Wunder der Auferstehung Jesu von den Toten am Ostermorgen ist also durch einwandfreie Augenzeugen bezeugt und bestätigt.

2. Ein weiterer beweis für die Auferstehung ist die Geschichte des Christentums. Jesus kam aus den Himmeln, um in der Welt die Königsherrschaft Gottes aufzurichten, nicht durch Heer und Kraft, nicht durch Schwert und Blut, sondern durch die Groß0macht Seiner allumfassenden Liebe. Er gründete Sein Reich nach der Art des Weizenkorns (Joh.12, 24) und verzichtete dabei auf alle eigene Ehre, Größe und Herrlichkeit. Er verkündigte der Welt das Evangelium, die Botschaft von der Gnade und Liebe des himmlischen Vaters. Aber man widersprach Ihm, man verachtete und haßte Ihn. Haß und Neid der Menschen zimmerten Ihm das Kreuz. Er starb als ein Verbrecher zwischen Verbrechern. Und dann triumphierten Seine Feinde, weil sie der Überzeugung lebten, daß es mit dem Gekreuzigten und Seiner Mission nun endgültig aus und zu Ende sei. In Wirklichkeit aber errang Jesus sterbend einen Sieg, so großartig und weitgehend, daß wir ausrufen müssen mit dem Apostel Paulus:
„ O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!“ (Röm. 11,33).
Jesus siegte im Unterliegen. Sterbend überwand Er den Fürsten der Finsternis und das ganze Höllenheer. Sterbend vollbrachte Er eine ewige Erlösung aus grausamen Sündentiefen. Im Unterliegen hat Jesus gesiegt. So ist es bis auf den heutigen Tag in der Reichsgottesarbeit, in der Geschichte des biblischen Christentums geblieben. Wäre Jesus nicht von den Toten auferstanden und lebte Er nicht durch Seinen Geist in den Gläubigen, dann wäre die Geschichte des Christentums nicht zu erklären.

3. Als weiteren Beweis für die Auferstehung deuten wir kurz an die unanfechtbare Tatsache, daß Jesus auch heute noch Menschen in ihrem Innersten erfassen, sie von Sünde und Schuld und Gebundenheit erretten und zu neuen Menschen machen kann. Wer meint, Jesus wäre als religiöser Lehrer in diese Welt gekommen, um den Menschen eine neue Moral oder Sittenlehre zu predigen, der irrt sich sehr. Nein, nicht eine Lehre, sondern ein wunderbares Leben, nicht eine neue Moral, sondern eine wunderbare neue Kraft, die Lehren zu erfüllen, hat Jesus der Menschheit gebracht. 

„Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“, das ist die Botschaft des Auferstandenen an eine in Sünden tote Welt. Und wo immer Menschen in Aufrichtigkeit ihres Herzens und im Glauben ihre Zuflucht nehmen zu dem auferstandenen Herrn, da empfangen sie Leben aus Gott, da werden sie neue Menschen; das ganze Leben wird vom innersten Kern her neu gestaltet. Nicht nur die Denkweise wird in neue Bahnen geleitet, auch die Lebensführung wird von Grund auf eine andere, eine neue. Ein toter Jesus könnte das alles nicht zustandebringen. Nun aber lebt Er, darum kann Er für alle, die an Ihn glauben, eine Ursache ewiger Errettung werden. 
Deshalb sagen wir schlicht, aber bestimmt:
Jesus hat durch Seine Auferstehung, durch Sein sieghaftes und glorreiches Hervorgehen aus dem Grabe, für alle Menschen den Weg aus den Gräbern gebahnt. 


Wir kommen nun zu vier tiefgreifenden Fragen:



I. Was haben wir unter der Auferstehung der Toten zu verstehen?

II. Durch wen wird sie veranlaßt?

III. Wann wird sie stattfinden?

IV. Wie wird sie vor sich gehen?



I. Wir haben eine unsterbliche Seele, einen unzerstörbaren Geist. In der Sterbestunde werden Leib und Seele voneinander getrennt. Dann geht die Seele ins Totenreich. Der Leib verfällt in der Sterbestunde der Verwesung und wird ins Grab gebettet. Wird er dort immer bleiben?

Werfen wir zuerst einen Blick in die Natur, in der wir so vieles finden, was uns an die Auferstehung erinnert! Im Herbst stirbt die Vegetation ab. Der Winter bedeckt alles mit seiner Schneedecke, wie mit einem großen Leichentuch. Und wenn das Frühjahr kommt, erwacht überall ein neues Leben. So erlebt die Natur jedes Jahr ein großes Auferstehen.


Wenn im Herbst der Landmann seine Saatkörner in den Acker streut und dann die Erdschollen darüber eggt, setzt auf dem weiten Ackerfeld ein großes Sterben ein. Jedes einzelne Saatkorn stirbt ab, verwest und wird zu einer schwarzen, faulen Masse. Aber siehe da, nach ganz kurzer Zeit ersteht aus diesem verfaulten Saatkorn neues Leben, Leben in einer neuen und höheren Daseinsform! Genau so verhält es sich auch mit unserem Leibe. Er stirbt und verwest im Grabe oder wird von heidnisch denkenden Menschen im Krematorium verbrannt. Am Tage des Herrn aber wird er als ein neuer Leib für unsere Seele auferstehen, andersartig wie der in die Erde gebettete es war. Wie in dem Samenkorn, das in der Erde verwest, ein geheimnisvolles Etwas ist, das nicht verwesen kann, so ist auch in unserm irdischen Leibe ein geheimnisvolles Etwas, das kein Tod töten und keine Verwesungsmacht vernichten kann.


Bei der Auferstehung der Toten handelt es sich also nicht darum, daß die Bestandteile des früheren Leibes, der ins Grab gelegt wurde, wieder zusammengebracht werden. Freilich, wenn Gott es wollte, dann könnte Er das auch tun.

Nun aber spricht sich die Heilige Schrift klar und deutlich darüber aus, daß wir uns die Auferstehung der Toten nicht so vorstellen dürfen. Der Auferstehungsleib wird nicht gebildet werden aus den wieder zusammengebrachten Bestandteilen des früheren Leibes, der ins Grab gelegt wurde. Die Auferstehung wird sich also nicht mechanisch sondern vielmehr organisch vollziehen. Wie aus dem in die Erde gebetteten Samenkorn der Schaft, die Blätter, die Blüten und schließlich die Frucht entstehen, so wird aus dem in die Erde gelegten Samenkorn des irdischen Leibes der neue Auferstehungsleib erstehen. Wie sich die Pflanze zum Samenkorn verhält, so wird sich unser Auferstehungsleib zu unserem irdischen Leib verhalten. Unser Auferstehungsleib wird keine Wiederherstellung des alten Leibes sein, sondern ein Wunder der neuschaffenden Macht und Weisheit Gottes: etwas Neues, Vollkommenes und Herrliches.



Also schon die nachdenkliche Betrachtung der Natur legt uns den Gedanken der Auferstehung des Leibes greifbar nahe.

Soll ich noch hinweisen auf die Raupe, die sich einspinnt uns so gleichsam in einen Sarg legt, um schließlich nach längerer Zeit als Schmetterling aufzustehen!



Und nun lese man mit Bedacht folgende Bibelstellen:
Joh. 5, 28+29:

“Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören werden. Und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übels getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“
Römer 8, 11:

„So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen um deswellen, daß Sein Geist in euch wohnet.“

Philipper 3, 20+21:

„Unser Wandel aber ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilands Jesu Christi, des Herrn, welcher unseren nichtigen Leib verklären wird, daß er ähnlich werde Seinem verklärten Leibe nach der Wirkung, damit er kann auch alle Dinge sich untertänig machen.“


1. Kor. 15 handelt eingehend und unzweideutig von der Auferstehung des Leibes, der als ein Samenkorn ins Grab gelegt wird.

Wie aber verhält sich denn die Sache, wenn der Leib des Menschen von Tieren zerrissen oder wenn er verbrannt und die Asche in alle Winde zerstreut worden ist? Nun, ich gebe zu, daß sich hier für den menschlichen Verstand im ersten Augenblick Schwierigkeiten ergeben können. Der lebendig Glaube an den persönlichen und allmächtigen Gott aber kommt nicht in Verlegenheit. Ihm steht es unerschütterlich fest, daß Gott ohne Schwierigkeit das in unserm sterblichen Leibe geheimnisvoll verborgen liegende Saatkorn bewahren kann bis auf den Tag der Auferstehung.


Der Leib eines jeden Menschen ist also nach der Lehre der heiligen Schrift ein Samenkorn, das wohl verwest, das aber einen unverweslichen Keim in sich birgt. Aus diesem unverweslichen Keim geht bei der Auferstehung der neue Auferstehungsleib hervor. Wie nun das Samenkorn beschaffen ist, so wird auch der neue Leib beschaffen sein. Um das in seiner ganzen Tragweite zu verstehen, brauchen wir nur einen Augenblick nachzudenken. Nicht wahr, wenn wir Distelsamen aussäen, erwarten wir keinen Weizen, und wenn wir Roggen aussäen, erwarten wir keinen Rosenstamm. Das heißt im Bild:


Ein Leib, der hier von Sündenkräften durchsetzt und deshalb ein giftiges Samenkorn ist, kann nun nimmer in Herrlichkeit auferstehen. Wie das Samenkorn ist, so auch die Frucht. Herrscht in unserem Leben die Sünde, bleiben wir in der Gottlosigkeit und Heilandsferne, dann ist unser Leib ein giftiges Samenkorn, das in der Auferstehung zur vollen Entfaltung kommen wird. Denn das ist ja eben die Bedeutung der Auferstehung, daß alles, was jetzt keimartig in uns ist, dann in entwickelter und reifer Gestalt dasteht.
Wir werden für alle Ewigkeit einen Leib haben, der unserer Seele entspricht.



Diese ernste Wahrheit stellt Paulus ins Licht, wenn er 1.Kor. 15,49 schreibt:
„Wie wir getragen haben das Bild des Irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des Himmlischen.“
Mit anderen Worten: es ist nicht gleichgültig, wie wir im Erdenleben mit unserem Leib umgehen. Verderben wir ihn, so verderben wir auch das Samenkorn und den Keim der Auferstehung. Die Sünden, in denen wir leben, prägen sich in unserem ganzen inwendigen Menschen aus. Unvergebene Sünden und ungeheilte Sündenschäden werden einst sichtbar sein an unserem Auferstehungsleibe. Er wird das durchsichtige Spiegelbild unseres inwendigen Menschen sein.


Im Blick auf die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes der Gläubigen finden wir in der Heiligen Schrift deutliche Auskunft. Paulus schreibt 1, Kor. 15, 42-44:

“Es wird gesät verweslich, es wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib.”

Es sind also vier Eigenschaften, die der Auferstehungsleib haben wird:
1. Er ist unverweslich. Er kann nicht wieder sterben (Luk.20,35)

2. Er ist herrlich, das heißt, er glänzt in himmlischer Lichtherrlichkeit und wird wunderbar schön sein und dem verklärten Leibe des HErrn Jesu, des Schönsten unter den Menschkindern, gleichen. (Phil. 3,21).
3. Er ist voll Kraft. Keine Krankheit, keine Altersschwäche wird an ihm zu finden sein. Er kann überhaupt nicht mehr krank werden, weil er genährt wird von den Bäumen des Lebens (Offb. 22,2)
4. Er ist geistlich, das heißt durchströmt und durchspulst vom Geist des Lebens, der Jesum von den Toten auferweckt hat (Röm. 8,31)

Im Blick auf den Auferstehungsleib der Gottlosen sagt uns die Heilige Schrift:
“Und viele von denen, die im Erdenstaube schlafen, werden auferstehen. Die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande”. (Daniel 12,2)

“Und man wird hinausgehen und schauen die Leiber der Leute, die von Mir abtrünnig geworden sind. Ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen. Sie werden ein Gegenstand des Abscheues sein für alles Fleisch“ (Jes. 66,24).


II. Durch wen werden wir auferweckt?

Jesus sagt:
Johannes 6,40: „Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an Ihn, habe das ewige Leben. Und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag“.
Joh. 6,44: „Es kann niemand zu Mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der Mich gesandt hat. Und Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.“
Joh. 5,21: „Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche Er will.“
Paulus schreibt in 2. Kor. 4,14: „Wir wissen, daß der, so den Herrn Jesum hat auferweckt, wird uns auch auferwecken durch Jesum, und wird uns darstellen samt euch.“
Römer 8,11: „So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen um deswillen, daß Sein Geist in euch wohnt.“
Auf Grund dieser verschiedenen Bibelstellen müssen wir feststellen, daß die Auferstehung veranlaßt und zustande gebracht werden wird von dem dreieinigen Gott, durch den Herrn Jesus Christus, wie denn ja alle Heilstaten Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes durch Jesus, den Sohn Gottes, hinausgeführt werden.

III.

 Wann wird die Auferstehung der Toten stattfinden?

Auf diese Frage finden sich in der Heiligen Schrift bedeutsame Antworten. Zunächst sagt sie uns, daß es eine 1. Und 2. Auferstehung gibt.
Die 1. Auferstehung ist die Auferstehung des Lebens: die Auferstehung zum ewigen Leben.
Die 2. Auferstehung ist die Auferstehung des Gerichts: die Auferstehung zum Endgericht.

Die 1. Auferstehung wird stattfinden am Morgen des Jüngsten Tages, wenn der Herr Jesus wiederkommt, um Seine Brautgemeinde heimzuholen und das Tausendjährige Friedensreich aufzurichten. Die 2. Auferstehung wird stattfinden am Abend des Jüngsten Tages, wenn der Herr wiederkommt zum Weltgericht.
Die 1. Auferstehung ist nicht das Vorrecht irgendeiner Gemeinde, wie die neuzeitlichen Sekten es zu ihren Gunsten behaupten. Nicht irgendein äußerer Grund berechtigt zur Teilhaberschaft an der 1. Auferstehung. Zur Teilhaberschaft an der 1. Auferstehung und der damit verbundenen Seligkeit und Herrlichkeit sind alle berufen, an die der Ruf der Gnade Gottes in diesem Zeitalter ergeht. Gott will ja, daß allen Menschen geholfen werde und daß alle zur höchsten Stufe der Seligkeit gelangen und das Ziel der 1. Auferstehung erreichen.
Fähig und würdig zur Teilhaberschaft an der 1. Auferstehung ist aber nur der, der durch Buße und Glauben durch die enge Pforte der Bekehrung hindurchgeht und sich seinem Heiland und Erlöser völlig hingibt, um sich dann durch Gottes Wort und Geist in ernster täglicher Heiligung in das Bild Jesu umgestalten zu lassen.
Gehörst du zu in ernster Heiligung wandelnden Gläubigen? Dann höre, was Offenbarung 20,6 geschrieben steht:
„Selig und heilig ist, der teilhat an der ersten Auferstehung; über solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christis sein, und mit Ihm regieren tausend Jahre.“
Die Teilhaber an der ersten Auferstehung erlangen nicht nur die ewige Seligkeit, sie sind zu etwas noch Höherem berufen und geadelt. Sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm herrschen und regieren im Tausendjährigen Reich.

IV. Am Ende der trausendjährigen Reiches,
also tausend Jahre nach der 1. Auferstehung zum Jüngsten Gericht, an der alle teilhaben, die nicht zur 1. Auferstehung gelangen konnten.
Wie wird diese 2. Und allgemeine Auferstehung der Toten vor sich gehen? Wir finden eine großartige Schilderung derselben in Offenbarung 20, 11-15:
„Und ich sah einen großen weißen Stuhl und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte für sie gefunden. Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor Gott; und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern, nach ihren Werken. . . . Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod. So jemand ward nicht gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“

Auf Grund dieser und anderer Bibelstellen ergibt sich folgendes Bild: Der Herr Jesus Christus erscheint in großer Kraft und Herrlichkeit in den Wolken des Himmels. Alle Engel und alle Seligen, die ihre Auferstehungsleiber schon früher, bei der 1. Auferstehung erhielten, begleiten Ihn. Die Stimme des Sohnes Gottes schallt mit Allmachtsgewalt wie das Rauschen großer Wasser und wie das Dröhnen starker Donner über die ganze Erde und durchdringt die Gräber, die Tiefen des Meeres und das ganze Universum. Ein wunderbares Regen und Bewegen entsteht auf dem weiten Erdenrund. Die unverweslichen Lebenskeime aller Menschleiber werden erwachen, und aus ihnen werden die Auferstehungsleiber in einem Augenblick hervorgehen. Die Seelen und Geister aber, die bis dahin im Totenreich warten mußten, nehmen Besitz von ihren Leibern und durchdringen sie voll und ganz.
Auf diese 2. und allgemeine Auferstehung folgt dann das Weltgericht, bei dem das endgültige Urteil über die Unseligen gesprochen werden wird. Darnach werden sie geführt an den Ort der ewigen Not, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird.
Außer dieser 1. und 2. Auferstehung berichtet uns die Schrift noch von einer andern Auferstehung, die unmittelbar nach der Auferstehung des Herrn Jesu stattfand:

„Es standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen. Und gingen aus den Gräbern hervor nach Seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.“ (Matth. 27, 52)
Man kann annehmen, daß die Auferstehung, also die Auferstehung der Gläubigen, mit der Auferstehung Jesu Christi am Ostermorgen begonnen hat, und daß sie in der Stille durch die Jahrhunderte hindurch fortgeht, bis sie ihren großen allgemeinen Abschluß am Tage der Wiederkunft Christi, zur Entrückung Seiner Gemeinde und zur Aufrichtung Seiner Gottesherrschaft findet. Diese Möglichkeit einer fortlaufenden Auferstehung der Heiligen spricht nicht gegen Gottes Wort. Allerdings kann sie auch nicht als absolute biblische Wahrheit bewiesen werden.

Werden die Toten auferstehen? – so lautete die Frage, von der wir ausgingen. Unsere Antwort lautet: Ja ganz gewiß!
Und nun ist dies meine Schlußfrage an dich: Wie stehst du zu all diesen Dingen, die in diesem Vortrag kurz angedeutet wurden? Siehe, auch dir ist gesetzt, einmal zu sterben und darnach das Gericht. Ob du dich dagegen sträubst, ob du darüber lächelst, das kann nichts an der Tatsache ändern.
Es kommt ein Tag, an dem alle Leiber, die in den Gräbern sind, und alle Seelen und Geister, die im Totenreich warten, die Stimme des Sohnes Gottes hören. Dann werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung, zur Auferstehung zum ewigen Leben, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung zum Gericht.
Deshalb gebe ich dir in dieser ernsten Stunde deines Lebens den doppelten Rat:

1. Gib den Widerstand gegen Gott und Jesus auf! Entscheide dich für den Herrn Jesus, der dich liebt und sucht! Komm zu Ihm mit deiner Sünde und Schuld und bitte Ihn um Vergebung!
Und dann folge Ihm nach als ein ernstes Kind Gottes, das die Sünde meidet und sich von der Welt scheidet!

2. Denke daran, daß dein Leib ein Tempel des lebendigen Gottes ist, ein Tempel Gottes, in dem eine unsterbliche Seele wohnt, und in dem auch das Samenkorn für den Auferstehungsleib geheimnisvoll verborgen liegt!
Sündige nicht mehr gegen deinen Leib! Wenn du bisher die Glieder deines Leibes in den Dienst der Unreinigkeit und Ungerechtigkeit gestellt hast, dann stelle sie von heute ab in den Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligung.

Teil 3

Ein Gottesgericht in Sicht!

Oder: Die Wiederkunft Jesu

Wir gehen durch eine schwere Zeit. Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker, Die Menschheit tastet an tiefen Abgründen dahin und sucht vergeblich mit dem flackernden Kerzenlicht ihrer Vernunft den Weg der Zukunft zu erhellen. Die wilden Wasser der Leidenschaft brausen aus den Tiefen, und die Stimmen der Dämonen heulen. Die ganze Weltlage ist verworren und wird von Tag zu Tag verworrener. Es herrscht eine politische Sprachenverwirrung, so daß die Völker sich ganz und gar nicht mehr verstehen. Ein banges Ahnen durchzittert und belastet die Herzen der Menschen. Man fängt an zu verschmachten vor Furcht über dem Warten der Dinge, die kommen sollen. Und ungezählte Zeitgenossen stehen immer stärker unter dem Eindruck, daß die jetzigen Weltkatastrophen unmöglich in den bisherigen Verlauf der Welt- und Menschheitsgeschichte eingereiht werden können.

Wo ist der Faden, der aus unserem Labyrinth herausführt? Die gewiegtesten Köpfe und die größten Geister haben sich im fruchtlosen Raten erschöpft und des großen Rätsels Lösung durch die Kraft der menschlichen Vernunft nicht gefunden. Die ganze Kultur ohne Gott befindet sich in äußerstem Bankrott. Weder der einzelne Mensch kann sich aus seinem Sündenelend helfen, noch kann sich die Menschheit aus der Weltkatastrophe des Zusammenbruchs alles Weltwesens erretten. Die Götter der modernen Welt haben versagt und sind im Weltgewittersturm zusammengebrochen.
Ist das, was jetzt vorgeht, Morgenröte oder Abenddämmerung?
Ist es Morgenröte einer besseren Zeit, oder ist es Abenddämmerung, ist es der letzte verblassende Abendschimmer, und kommen wir mit jedem Schritt tiefer hinein in die Finsternis der Nacht?

Auf diese Frage können uns die Männer der Wissenschaft, der Politik, des Welthandels und der Hochfinanz keine Antwort geben. Aber das prophetische Wort, das wir in unserer Bibel haben, enthält die Antwort.
Einem Scheinwerfer gleich leuchtet dieses Wort hell und immer heller auf. Wohlan denn, laßt uns dieses helle Licht einstellen auf die Weltereignisse der Gegenwart, auf die brausenden Orkane und tobenden Stürme, auf die sprühenden Blitze und krachenden Donner, auf die Nacht der Völker und das ungewisse Dunkel der großen Heerstraße der Menschheit! Dann werden wir mitten in der gewaltigen Weltnot die großen Ziele Gottes mit der Menschheit aufleuchten sehen. Soviel ist gewiß, wer seine Augen im Wahrheitsquell des göttlichen Wortes geschärft hat, um dann die gewaltigen Umwälzungen im Völkerleben und die sonstigen Zeichen der Zeit mit etwas mehr Sorgfalt zu prüfen, der hat längst die Überzeugung gewonnen, daß wir am Vorabend tiefgehender Ereignisse stehen, an denen sich das Schicksal des einzelnen Menschen wie ganzer Völker, ja vielleicht der ganzen Menschheit entscheiden wird.
Die Wiederkunft Jesu ist der Zielpunkt der Welt- und Menschheitsgeschichte. Die Wiederkunft Jesu und die mit ihr in Verbindung stehenden katastrophalen Ereignisse werden das Schicksal der ganzen Welt entscheiden.
Von diesen bereits eingetretenen Ereignissen soll in diesem Vortrag geredet werden. Daß uns allen der Mitternachtsruf: „Siehe, der Bräutigam kommt, gehet aus, Ihm entgegen!“ durch Herz und Gewissen dringen möge – das ist mein Herzenswunsch.
Ein großer Gerichtstag Gottes ist in Sicht. Ein Gerichtstag Gottes, der in gleicher Weise kommen und verlaufen wird wie die Gerichtstage der Sintflut und der Zerstörung Sodoms und Gomorras. Jene beiden Gerichtstage wurden mit ernsten Warnungen Gottes angekündigt, aber die Warnungen wurden höhnend abgelehnt. Und dann brachen die Gottesgerichte unerwartet herein und verliefen unbeschreiblich schrecklich. Wie es damals war, so wird es auch in kommenden Tagen geschehen: Schrecken, Entsetzen und Verderben wird über ein gottloses, christusfeindliches, im Dienst der Sünde und der Ungerechtigkeit gerichtsreif gewordenes Geschlecht hereinbrechen.
Nach dem einmütigen Zeugnis der Heiligen Schrift wird uns die Zukunft die Wiederkunft des Herrn Jesu zum Gericht über ein gottfeindliches, antichristliches Menschengeschlecht bringen. Der gekreuzigte, auferstandene und erhöhte Jesus Christus wird sich sichtbar offenbaren und zwar Seinem gläubigen, betenden Gottesvolk zur Erlösung aus großer Trübsal und Verfolgung, und Seinen dann lebenden Feinden zum vernichtenden Gericht.
Als der Herr der Herrlichkeit wird Jesus erscheinen, die Zügel der Weltregierung in die Hand nehmen und unter furchtbarem Gericht das gegenwärtige Zeitalter beenden und Sein tausendjähriges Gottes- und Friedensreich auf dieser Erde aufrichten. 
Dieser kommende Gerichtstag Gottes und Jesu ist noch nicht der Tag des Endgerichts, noch nicht das letzte Gericht am sogenannten Jüngsten Tage, sondern der Gerichtstag, an dem der Herr Jesus das gegenwärtige, sich immer mehr antichristlich gestaltende Zeitalter richtend abschließen und die Herrschaft der Weltreiche zertrümmern wird.
Nun gibt es freilich in unseren Tagen Menschen in großer Zahl, die den kommenden Gerichtstag Gottes als Träumerei und grundloses Hirngespinst spöttisch lächelnd ablehnen. Wie diesen Leuten das Wort vom Kreuz eine Torheit ist, und wie sie lächeln über die leibliche Auferstehung Jesu, so meinen sie auch die Wiederkunft Jesu mit vornehmer Handbewegung abtun zu können. Allen diesen sei auf Grund der Heiligen Schrift mit Gewißheit bezeugt:

Die Wiederkunft des Herrn Jesu zur Errettung Seiner Gläubigen aus großer Trübsal und Not, zum Gericht über ein gottfeindliches Geschlecht und zur Ergreifung der Zügel der Weltregierung steht bevor.


Bald wir der Tag sich röten,

wie nie ein Tag erschien.

So künden die Propheten,

die wir so gerne fliehn.

Dann rollen alle Himmel

den Vorhang blitzend auf,

dann hemmt dem Schlachtgetümmel

der ew’ge Gott den Lauf.

Wann wird das geschehen?
Wann wird Jesus Christus wiederkommen?
Steht die Wiederkunft nahe bevor?
Leben wir in dieser letzten Zeit?

Wenn wir jetzt an die Beantwortung dieser tief einschneidenden Fragen herantreten, dann möchte ich zunächst eins vorweg sagen. Es liegt mir fern, haltlose Behauptungen aufzustellen und zu reden wie die neuzeitlichen Sekten der Adventisten und der sogenannten Ernsten Bibelforscher es tun. Ich bin weder der Ratgeber Gottes gewesen, noch habe ich in die Geheimakten Gottes hineingeschaut. Den genauen Zeitpunkt des Anbruchs des Tages des Herrn und der Wiederkunft Jesu können wir Menschen nicht angeben. Nach den Worten Jesu ist es auch gar nicht unsere Sache, Zeit und Stunde zu wissen; Gott allein hat sie in Seiner eigenen Macht festgesetzt und sich vorbehalten.
Aber der Herr Jesus selbst hat uns in zwei Kapiteln des Neuen Testamentes (Matth.24 und Luk. 21) die Zeichen Seiner Wiederkunft, das heißt die Ereignisse, die Seiner Wiederkunft vorausgehen werden, bestimmt und scharf umrissen genannt. Und am Schluß Seiner prophetischen Rede sagt Er:

„Am Feigenbaum (Israel) lernt ein Gleichnis! Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr das alles seht, so wisset, daß er nahe vor der Tür steht.“

Der HErr Jesus meldet also Seine Wiederkunft an, damit die Seinen sich rüsten, um dann als geschmückte Braut dem vom Himmel kommenden Bräutigam entgegengerückt zu werden. Wie der aufgehenden Sonne das Morgenrot vorausgeht, so gehen der Wiederkunft Jesu ganz bestimmte Zeichen und Ereignisse voraus.

Was sind das für Zeichen und Ereignisse?
„Es werden die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Störungen im Laufe der Gestirne werden eintreten. Sonne und Mond werden an Lichtstärke verlieren. Auch die Erde wird in Unruhe geraten. Gewaltige Erdbeben werden geschehen. Ebenso wird die Menschheit in Wallung geraten. Ein Volk wird sich gegen das andere erheben, ein Reich gegen das andere aufstehen. . . . Dazu wird eine religiöse Verwirrung anschwellen. Falsche Christusse und falsche Propheten werden aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, und werden viele verführen. Usw.
Es sei mir gestattet, auf die bedeutsamsten Zeichen kurz einzugehen:



1. Das Auftreten von falschen Christussen und falschen Propheten, von Rettern und Volksbeglückern und die damit in Verbindung stehende religiöse Verwirrung. – Solche falschen Christusse sind zu allen Zeiten aufgetreten, aber noch nie in all den vergangenen 1900 Jahren haben sie so viele verführt wie heute. Die Welt ist voller falscher Christusse. Und ihre gefährlichen Stimmen suchen unter einem Deckmantel schönklingender Worte das Ohr und Herz der Menschen, um ihr Leben zu bestimmen. Nicht nur Männer wie Haeußer und andere, sondern auch all die Geistesströmungen unserer Tage, die in philosophischer und politischer Weise den Menschen und Völkern Freiheit und Glückseligkeit schon hier auf Erden versprechen, müssen als falsche Christusse, also als Zeichen der bevorstehenden Wiederkunft Jesu verstanden werden.

2. Als zweites Zeichen der Endzeit nennt Jesus den Krieg, der mit seinem Gefolge: Hungersnot, Weltverarmung und großes Sterben ein furchtbares Elend unter die Menschheit bringen wird.
„Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschreckt nicht. Das muß zum ersten alles geschehen, aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich empören ein Volk über das andere und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder“ (Matth. 24, 6).
Der hinter uns liegende furchtbare und opferreiche Weltkrieg war entsetzlich. Aber zweifellos steht ein neuer Krieg vor der Tür der Völkerwelt, in dem wahrscheinlich die östlichen Länder eine bedeutsame Rolle spielen werden. Und wer einen entschlossenen Wirklichkeitssinn hat, merkt es immer mehr, wie die Völker der Erde für den nächsten Krieg rüsten.

3. Als weiteres sehr bedeutsames Zeichen der Endzeit nennt Jesus das Volk der Juden. Das jüdische Volk stellt die Völkerpsychologie vor unlösliche Rätsel. Die Juden haben mit der Zerstörung Jerusalems als Staat aufgehört zu existieren, als Volk aber haben sie alle Verfolgungen und Hinmetzelungen überdauert. Zerstreut über die ganze Erde, sind sie nicht unter den Völkern aufgegangen. Und so energisch die Deutsch-Völkischen und die Antisemiten auch arbeiten mögen – das jüdische Volk ist nicht aufzureiben. Die antisemitische Bewegung kann die sich gesteckten Ziele nicht verwirklichen, weil Gott will, daß dieses Volk bestehen bleibt. Man verstehe mich nicht falsch. Auch ich weiß, daß das reform-jüdische Volk ein Fluch ist unter allen Nationen, und daß von diesem unter dem Fluch stehenden Volk ein unheilvoller Einfluß ausgeht. Ich weiß wohl, daß die reform-jüdischen Elemente es sind, die durch die Preise, durch das Theater und durch das Kino fortgesetzt einen breiten Strom des Verderbens in unser Volk, in unsere Häuser leiten, eben weil sie unter dem Fluch stehen. Und wir müssen damit rechnen, daß dieser Fluch des jüdischen Volkes sich in allernächster Zeit noch viel stärker zeigen und auswirken wird, und zwar nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch in der ganzen weiten Welt. Es steht aber auf Grund des Wortes Gottes fest, daß dem jüdischen Volk noch große Verheißungen gegeben sind. Das jüdische Volk wird sich in Palästina auf dem Berge Zion sammeln und dort, ausgestattet mit dem Gelde der ganzen Welt, einen neuen Staat gründen.
Und nun ist eins bedeutsam: der jüdische – noch christusfeindliche – Nationalstaat ist im Werden begriffen und trägt wesentlich mit dazu bei, daß das nächste und wichtigste Zeichen der Wiederkunft Jesu in die Erscheinung tritt, nämlich:

4. Der Massenabfall von Gott und das Auftreten des Antichristen.
„Der Tag Christi kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbar werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens“ (2. Thess. 2,3).

Dieses Zeichen der Wiederkunft Christi bahnt sich in unseren Tagen mächtig an. Der persönliche Antichristus, der Mensch der Sünde, ist noch nicht in die Erscheinung getreten; aber sein Offenbarwerden wird gründlich vorbereitet durch die fieberhafte Wirksamkeit der falschen Propheten, die mit ihren gottfeindlichen Lehren landauf, landab ziehen und einen immer gründlicheren Abfall von Gott, eine immer gehässigere Feindschaft gegen Christus und die entschiedenen Christen verursachen. Wer offene Ohren und Augen hat, der merkt es immer deutlicher, wie in unseren Tagen dem Antichristen, dem kommenden Diktator, der Weg zum Thron bereitet wird.

Zur Kennzeichnung dieser falschen Propheten sei folgendes gesagt:


Falsche Propheten sind alle, die den lebendigen, persönlichen Gott und die ewige Gottheit Jesu Christi leugnen.

Falsche Propheten sind alle, die die Jungfrauengeburt Jesu verneinen, das Sühnopfer Jesu auf Golgatha umgehen und die leibliche Auferstehung Jesu Christi leugnen, dabei aber den Idealmenschen Jesus stehen lassen und vor Seinen Lehren scheinbar große Achtung haben, wie z.B. die liberalen Theologen und die fälschlich sogenannten Freunde der evangelischen Freiheit.

Falsche Propheten sind alle, die ohne jede Ehrfurcht vor dem ehrwürdigen Bibelbuch und ohne allen Respekt vor der Wahrheit Gottes ihre Angriffe gegen die Heilige Schrift führen und die Bibel behandeln wie ein Gebäude auf Abbruch.

Falsche Propheten sind alle, die predigen und sagen, daß wir ohne Buße, Bekehrung und Wiedergeburt selig werden können.

Falsche Propheten sind alle, die im Adventismus, in den Kreisen der sogenannten Bibelforscher, im Spiritismus, im Okkultismus, in der Theosophie und Anthroposophie, im Sozialismus und Kommunismus ihre Stimme erheben und den Menschen in kräftige Irrtümer führen.

Weil alle falschen Propheten mehr oder weniger am Kreuze Christi vorbei und infolgedessen von Gott weg führen, ist es kein Wunder, daß der Abfall von Gott und Gottlosigkeit in geradezu erschütternder Weise zunehmen. Früher war der Unglaube das Privilegium der Gelehrten, heute ist es das Gemeingut der Masse geworden, uns es ist eine innere Notwendigkeit, daß uns solche Aussaat Anarchismus und Elend in jeglicher Form hervorgehen.
Der durch die falschen Propheten beschleunigte Abfall von Gott zeigt sich besonders stark in der Lockerung der Sittlichkeit, in der fleischlichen Unreinigkeit und Hurerei. Die Sünde gegen den eigenen Leib ist unter Männern und Frauen heute entsetzlich verbreitet. Die Sünde der Unkeuschheit in jeder Form, der Ehebruch, das Leben in wilder Ehe sind beinahe Selbstverständlichkeiten geworden.
Zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt wird der gegenwärtig mächtig wirksame Abfall von Gott und Christus eine persönliche Spitze erhalten, das heißt:
wie das Reich Gottes eine persönliche Spitze hat in Jesus Christus, so wird auch das Reich Satans, wenn es auf Erden um den entscheidenden Sieg ringt, eine persönliche Spitze erhalten in dem Antichristus.
Ein mit satanischen Fähigkeiten und Kräften ausgerüsteter Mann wird sich an die Spitze der Bewegung gegen Gott und Christus stellen und dann das Maß der Gottlosigkeit voll machen. Man lese Daniel 7 und Offenbarung 13!

Alles schreit heute nach dem großen, starken Mann, nach dem Diktator.
Er wird kommen, viel größer als die Menschen es sich träumen lassen. Er wird kommen als der Mensch der Ruchlosigkeit, als der Sohn des Verderbens, als der Mensch der Sünde. Er wird kommen als der ins Fleisch gekommene Satan, als der Sohn des Vaters der Lüge, der die höchsten Gaben und Kräfte und die höchste politische Macht in sich vereinigt. Er wird nichts unversucht lassen, um den Völkern ein irdisches Reich der Glückseligkeit zu verschaffen.
Was Wilson und seinen Mitgenossen nicht möglich war, das wird dem Antichristus, dem kommenden Diktator gelingen: die Gründung eines Völkerbundes der roten Internationale. Als höchster Wohltäter der Menschheit wird er auftreten und mit Zeichen und Wundern beweisen, daß er übernatürliche Kräfte in sich hat. Und gerade hier liegt die Gefahr der letzten Zeit. Sie liegt nicht zunächst in den Verfolgungen, die über die gläubigen Christen hereinbrechen werden, sondern in der satanischen Wundermacht des Antichristen und seines falschen Propheten.

Welches Volk den Antichristen hervorbringen und dann in der kommenden Weltrevolution die führende Rolle spielen wird, kann im Augenblick niemand sagen. Allgemein ist man der Ansicht, daß der Antichrist ein Jude sein werde. Jedenfalls wird er der ersehnte starke Mann sein, der die Zügel der Weltordnung in die Hand nehmen und seine Machtstellung befestigen wird. Mehr können wir über diesen Punkt nicht sagen. Vielleicht werden wir in nicht fernen Tagen deutlicher sehen. Vielleicht werden wir das bald miterleben.
Endlich und zuletzt, wenn die Not am größten ist, wird sich das herrlichste Zeichen offenbaren:

5. Das Zeichen des Menschensohnes!
„Alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel, und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden, und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (Matth. 24,30).
„Siehe, Er kommt mit den Wolken, und es werden Ihn sehen alle Augen und die Ihn gestochen haben; und werden heulen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen“ (Offb. 1,7).

Also! In großer Kraft und Herrlichkeit wird der Herr Jesus Christus in sichtbarer Gestalt vom Himmel herniederkommen als König aller Könige, als der Herr aller Herren, begleitet von den Engeln Seiner Macht und von vielen tausend Heiligen. Man lese 2. Thess. 1, 7-10; Offb. 19, 11-16 und Judas-Brief Vers 14!

Und zwar wird der Herr Jesus dann zu dem ganz bestimmten Zweck kommen, auf Erden das Reich Gottes, das Tausendjährige selige Friedensreich aufzurichten.

Sechs große Ereignisse werden und in der Heiligen Schrift genannt, durch die dieses reich Gottes auf Erden aufgerichtet werden wird.
1. Jesus Christus, der ewige Gottessohn, kommt in königlicher Macht und Herrlichkeit vom Himmel auf die Erde.
2. Der vom Himmel kommende Gottessohn wird bei Seiner Wiederkunft durch Seine königliche Allgewalt die äußere Herrschaft und Macht Satans stürzen und die reiche der Welt einnehmen. Satan, der Urheber und Schürer aller Gottesfeindschaft, wird gefesselt und mit seinem ganzen Dämonenheer für tausend Jahre im Abgrund verschlossen, so daß die Erde und die Luftbefreit und gereinigt sind von all den unheimlichen Satans- und Höllenmächten, die sie schon jetzt, ganz besonders aber in den dreieinhalb Jahren der großen Trübsal, erfüllen und beherrschen.
3. An jenem Tage der Wiederkunft Christi werden sich Gottesworte erfüllen, wie wir sie im Psalm 2; Jesaja 2; und Lukas 19, 17 lesen. Alle Gottlosen, die sich der Gottesherrschaft dann nicht unterwerfen wollen, werden sterben. Zwar wird der Antichrist alle Könige und ihre Kriegsheere aufrufen, um sich der Herrschaft Christi zu widersetzen (Offb. 19,19); aber es wird vergeblich sein.
4. Nach der Bindung Satans findet statt die 1. Auferstehung und die Verwandlung der dann noch lebenden Gläubigen zur Entrückung der ganzen vereinigten Gemeinde dem Herrn entgegen in die Wolken des Himmels. . . . und sie werden bei Ihm sein alle Zeit.
5. Durch eine außergewöhnliche Wirksamkeit des Heiligen Gottesgeistes wird das in Palästina versammelte unbekehrte Volk der Juden den wiederkommenden Gottessohn als seinen Messias und König annehmen.
6. Die ganze Schöpfung wird vom Fluch der Sünde befreit.


Über die Herrlichkeit und die Segnungen dieses Tausendjährigen Friedensreiches wird uns in der Bibel, dem Wort der Wahrheit, viel enthüllt. Im Propheten Jesaja 11, 4-9 wird uns mit wenigen Strichen ein überaus liebliches Bild dieses Reiches entworfen. Sonne, Mond und Sterne werden mit viel größerer Macht und Pracht leuchten und wärmen. Die Pflanzenwelt wird unvergleichlich schöner und üppiger sein als jetzt, und infolge der erhöhten Leuchtkraft und Wärmestärke der Sonne wird eine stark erhöhte Fruchtbarkeit der Erde eintreten (Amos 9, 13-15). Die Wildheit der Raubtiere wird verschwinden, und das gegenwärtige Morden in der seufzenden Tierwelt wird aufhören (Jes.11,6-9; 65,20). Infolge der Verbannung Satans, des Urhebers der Sünde, wird das Böse in jeder Form sehr stark zurückgedrängt sein. Alle dann lebenden Menschen werden in der Furcht Gottes wandeln. Dann werden sich die Zukunftsträume der Pazifisten in ungeahnter Weise erfüllen: Krieg wird nicht mehr sein. Alle Völker der Erde werden ihre Kriegswaffen zu Friedenswerkzeugen umschmieden. „Wenn dann ein Streit zwischen zwei Völkern entsteht, entscheidet nicht mehr das Zwangsmittel des Krieges, sondern Gottes Wort“. Ein Fülle des Friedens wird auf der ganzen Erde herrschen. Ein jeglicher wird im Frieden unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen (Micha4,4). Der und die Hauptstadt wird Jerusalem sein. In Jerusalem wird der Herrscherthron Jesu, des Friedenfürsten, stehen. Von dort aus wird Er herrschen und regieren von einem Ende der Erde bis zum anderen. Ausüben wird Er sein Regiment durch die Gläubigen, die an der Entrückung teilhatten, durch das bekehrte und gläubig gewordene Volk der Juden und durch die heiligen Engel (Sach. 8,7+13; Sach. 14, 16 f).

So gewiß die Gerichtstage Noahs und Lots kamen und kein Sohn der Aufgeklärten sie aufhalten konnte, so gewiß wird der Gerichtstag Gottes über uns kommen.



Zum Abschluß unserer Betrachtung noch einige Worte unseres Herrn Jesu selbst (Luk. 17):
„Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird es auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes. Sie aßen, sie tranken, sie freiten bis auf den Tag, da Noah in die Arche ging, und kam die Sintflut, und brachte sie alle um. . . . Auf diese Weise wird es auch gehen an dem Tage, wenn des Menschen Sohn soll offenbar werden.“ . . .
Das Rad der Zeit rollt schneller denn je zuvor. Der Tag der Gnade eilt seinem Ende zu. Was wir in der Ferne aufflackern sehen, ist das Abendrot der Weltgeschichte geworden.
„Darum laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Laßt uns ehrbar wandeln, wie am hellen Tage, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Streit und Eifersucht. Ziehet vielmehr an den Herrn Jesus Christus”. (Röm. 13).

IV.

Gibt es ein Weltgericht?

Man redet viel von großen Tagen in der Weltgeschichte, von Tagen, die wie einsame Berge aufragen aus der Ebene der Jahrhunderte. Eigentlich gibt es nur vier große Tage: den Schöpfungstag, an dem Gott sprach: „Es werde Licht!“, dann den Weihnachtstag, an dem Engelmund der leidenden Menschheit die frohe Botschaft verkündigte: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der HErr!“, dann der Karfreitag, an dem Christus sterbend rief. „Es ist vollbracht!“, und schließlich den Jüngsten Tag, an dem die Stimme Jesu mit dröhnender Allgewalt vom Richterthron her erklingen wird, um nach dem Gericht alles neu zu gestalten und zu vollenden. – Das sind die unvergänglichen Tage der Menschheit. Unvergänglich und unvergeßlich sind sie deshalb, weil an ihnen die Ewigkeit in die Zeit hineinragt und das Tun Gottes in großartiger Weise offenbar wird. Vom Jüngsten Tage und seinen Ereignissen soll in diesem Vortrag die Rede sein.

Den allermeisten Menschen ist der Jüngste Tag mit seinem Geschehen ebenso fremd wie der Tag der Erlösung. Dem modernen Menschen, der sich in besonderer Weise durch Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit ausgezeichnet, dünkt das Weltgericht wie ein Wahn, wie ein Phantasiegebilde. Aber sie irren, die so denken. Wenn es kein Weltgericht gäbe, dann wäre unsere Zeit ein ewig dunkles Rätsel.
Nun hat man gesagt, die Weltgeschichte sei das Weltgericht. Gewiß, es sind furchtbare Gottesgerichte über die Welt ergangen, Gottesgerichte, im Blick auf die das Wort der Schrift gilt: „Er hat die Wurfschaufel in der Hand und wird Seine Tenne gründlich reinigen“ Matth. 3,12). Gottesgerichte war die Sintflut, deren Wasser die alte Erde begruben, die prasselnden Feuerflammen, die Sodom und Gomorra vernichteten, die Zerstörung Jerusalems durch die Römer. Ein Gottesgericht für das römische Reich war die Zeit der Völkerwanderung. Ein Gottesgericht für den christlichen Osten brach an mit der Zeit Mohammeds. Ein Gottesgericht über das heidnisch gewordene Rom brach herein mit der Reformation. Ein Gottesgericht war die Zeit der französischen Revolution, als Gott die an den Hugenotten begangenen Missetaten der Väter an den Kindern und Kindeskindern heimsuchte. Ein Gottesgericht über unser Volk war die grundstürzende Revolution.

So haben Gottesgerichte seit dem Sündenfall die Geschichte der Menschheit durchwaltet. Aber in diesen mannigfachen Gottesgerichten hat sich das Weltgericht nicht vollzogen. Alle Gerichte Gottes im Laufe der Geschichte haben nur eine zeitliche Bedeutung gehabt, und von den meisten Gerichtsheimsuchungen Gottes im Leben ganzer Völker und im Leben einzelner Menschen werden wir sagen können, daß sie den Zweck haben, vor der Verdammnis im Jüngsten Gericht zu bewahren (1. Kor, 5, 5; 11,32; 1. Tim. 1,20). Nicht die Weltgeschichte ist das Weltgericht, sondern die Weltgeschichte wird mit dem Weltgericht abschließen, und in diesem alles abschließenden Weltgericht wird das gesamte Resultat der ganzen Menschheitsentwicklung gezogen werden. Im Weltgericht werden alle früheren Gerichte ihren Abschluß und ihre Vollendung finden. Im Weltgericht wird jedem Menschen sein ewiges Los angewiesen, und nach dem Weltgericht wird die Ewigkeit anbrechen.

I.  Ist dieses Welt Weltgericht fest verbürgt?

Jawohl. Einmal durch unmißverständliche Gottesworte, sodann durch ein allgemeines Gerechtigkeitsgefühl, das in jedes Menschen Brust wohnt. Tief in unserer Seele steht mit Flammenschrift geschrieben: es kommt ein Tag, der alles offenbar macht; es gibt nichts Verborgenes, das dann nicht ans Licht kommen muß!
Wie dieser Tag im einzelnen kommt, davon können wir uns keine genaue Vorstellung machen. Aber das wissen wir unerschütterlich gewiß, daß er kommt als ein Tag der Abrechnung, an dem Bücher aufgetan werden. Diese Ahnung können wir nicht aus unserem Bewußtsein austilgen, so gern wir es auch möchten. Das Gewissen hält uns den Tag der Abrechnung immer wieder vor Augen, und diese Gewissensahnung, die oft genug zur Gewissensangst wird, ist bestätigt durch unmißverständliche Gottesworte Heiliger Schrift:

Maleachi 3, 19: „ Siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Übermütigen und alle die gottlos handeln, sein wie Spreu, und der zukünftige Tag wird sie anzünden“.
2. Kor. 5,10: „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf daß ein jeglicher empfangen, nach dem er gehandelt hat im Leibesleben, es sei gut oder böse“.
Matth. 25, 32: „Es werden vor Ihm alle Völker versammelt werden. Und Er wird sie voneinander scheiden, gleich wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.“

Es ist doch höchst merkwürdig und bedeutsam zugleich. Daß in sehr vielen Fällen Menschen, die bei Lebzeiten den Glauben an das Leben nach dem Tode und ein Weltgericht verworfen hatten, unmittelbar vor ihren Tode ein großes Umdenken vollzogen, so Z.B. auch Heine und Voltaire, die zeitlebens über alles Göttliche mit Vorliebe zu spotten pflegten. Heine hat kurz vor seinem Tode den Glauben an Gott, Unsterblichkeit und Gericht offen bezeugt. Und Voltaire, der viel bewunderte Freigeist des vorigen Jahrhunderts, ließ an sein Sterbebett einen Priester kommen und begehrte den Trost der Kirche, die er bis dahin nur verspottet hatte. An der Spitze der Freidenker und Materialisten seiner Zeit hatte er den Unsterblichkeitsglauben und den Glauben an eine Vergeltung im Jenseits verspottet. Und was sagte er laut und vernehmlich vor seinem Tode. „Je vais chercher un grand Peut-etre.“ (Ich suche ein großes Vielleicht)
In unserer Sterbestunde, unmittelbar nach Eintritt des Todes, ergeht nach Hebräer 9. 27, (Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht) über den Menschen ein Urteil Gottes, nach welchem uns unser seliger oder unseliger Aufenthaltsort angewiesen wird. Kamen wir in unserem Erdenleben zum lebendigen Glauben an den Heiland Jesus Christus, dann werden wir aus dem Gericht der Sterbestunde hervorgehen als solche, denen im Paradies ein Platz der Freude und Wonne bereitet ist.

II.  Wer wird Weltrichter sein?

Zur Einleitung in die Beantwortung dieser Frage lesen wir Joh. 5, 22 und Matth. 25, 31:
„Der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat Er dem Sohne übergeben“.
Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in Seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit Ihm, dann wird Er sitzen auf dem Thron Seiner Herrlichkeit. Und es werden vor Ihm alle Völker versammelt werden. Und Er wird sie voneinander scheiden, gleichwie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.“
Aus diesen und anderen Stellen geht deutlich hervor, daß nicht Gott der Vater, sondern Gott der Sohn, Jesus Christus, der Weltrichter sein wird. Und warum wird Jesus Christus es sein? Die Antwort finden wir Johannes 5 Vers 27: „ Der Vater hat Ihm Vollmacht gegeben, auch das Weltgericht zu halten, darum, weil Er des Menschen Sohn ist“.
Weil Jesus des Menschen Sohn ist, darum ist er imstande und geeignet, die Welt gerecht zu richten. Er ist in den Tagen Seines Erdenlebens versucht worden, allenthalben gleichwie wir Menschen. Und weil Er so aus eigener Erfahrung vertraut ist mit den Anfechtungen und Kämpfen mit den Tiefen des menschlichen Herzens, darum kann Er sich ganz in unsere Lage versetzen und von da aus ein gerechtes und mildes Urteil sprechen.
Als der Herr Jesus zum erstenmal vom Himmel herabkam auf diese Erde, da kam Er in erbarmender und langmütiger Liebe und konnte sagen: „Ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten, sondern sie zu retten! (Joh. 3,17). Wenn Jesus aber als Weltenrichter erscheint, dann hat Seine Langmut ein Ende. Auf den Wolken des Himmels wird Er dann kommen, angetan mit großer Kraft und Herrlichkeit, eingehüllt in den Feuerglanz vergeltender Gerechtigkeit. – Was ist das doch für ein ergreifender Gedanke! Derselbe Jesus, der einst in Niedrigkeit auf dieser Erde wandelte, . . . der schließlich ans kreuz genagelt wurde, derselbe Jesus wird als Weltenrichter auf dem Thron sitzen. Dann wird Er statt der Dornenkrone eine Herrlichkeitskrone tragen. … Wenn Er dann allen Menschen sichtbar auf dem Richterthron erscheinen wird, angetan mit Herrlichkeit und Kraft, dann wird ein Erschrecken durch die Herzen vieler gehen.

III.  Wen wird Jesus im Weltgericht richten?

Nicht nur Satan und die gefallenen Engelwelt: Die sind schon unmittelbar vor dem Endgericht verurteilt zu ewiger Bestrafung im Feuersee (Offb. 20, 10).
Auch die Gläubigen, die an der 1. Auferstehung teilhatten, kommen nicht in das Endgericht. Wir lesen:
Johannes 3, 18: „ Wer an den Sohn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“
Joh. 5, 24: „Wahrlich, Ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der Mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“
Gewiß, auch die Gläubigen werden im Weltgericht anwesend sein, aber nicht zu dem Zweck, damit über ihr ewiges Schicksal entschieden werde. Aus verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift geht klar und deutlich hervor, daß die Gläubigen mit Jesus Christus das Weltgericht halten werden:
1. Korinther 6, 2: Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden! So nun die Welt soll gerichtet von euch werden, seid ihr nicht gut genug geringe Sachen zu richten? Wisset ihr nicht, daß wir über die Engel richten werden? Wieviel mehr über die zeitlichen Güter.“
Lukas 22, 30: „Wisset ihr nicht, daß ihr essen und trinken sollt in Meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels?“
Die Gemeinde Jesu, die im gegenwärtigen Zeitalter bis zur herrlichen Wiederkunft Jesu gesammelt, gereinigt und zubereitet wird, hat an der ersten Auferstehung und an der Herrschaft Jesu Christi im Tausendjährigen Reich teil. Am Tage des Weltgerichts ist sie längst geschieden von den Böcken. Dann ist sie längt vollendet. Als vollendete Brautgemeinde wird sie Jesus im Weltgericht umgeben und an der Sprechung des Urteils mitwirken.
Noch eine zweite Klasse von Menschen kommen nicht ins Endgericht, nämlich die, die sich in ihrem Erdenleben mit Wissen und Willen gegen Gott und Seinen Heilsratschluß in dem Erlöser Jesus Christus entschieden haben, die mit vollem Bewußtsein den Erlöser und Versöhner Jesus verworfen haben. Diese Verächter, die nicht wollten, daß Er über sie herrsche, werden bereits im Gericht der Sterbestunde unmittelbar nach dem Tode, als völlig gerichtsreif in den Feuersee, als ihren ewigen Bestimmungsort geführt. An ihnen ist das Gericht bereits vollzogen, so daß sie ins Weltgericht nicht mehr zu kommen brauchen. Markus 16, 16: „Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet.“

Wer kommt denn nun ins Endgericht des Jüngsten Tages?

1. Alle Ungläubigen, die die Reife für die Verdammnis im Erdenleben noch nicht erreicht haben.

2. Alle diejenigen, die im Erdenleben nicht zum lebendigen Heilsglauben durch Buße und Bekehrung hindurchgedrungen sind, die nicht von neuem geboren sind und darum in die Gemeinde Jesu, deren Namen im Himmel angeschrieben sind, nicht aufgenommen werden konnten, die sich aber auch nicht im krassen Unglauben gegen den Herrn entschieden haben. Es werden also alle diejenigen sein, die in einer landläufigen Frömmigkeit am Christentum festhalten, an Gottesdiensten und religiösen Veranstaltungen teilnehmen und doch als halbe Christen unter der Herrschaft des Satans und der Sünde bleiben; die wohl fromm sind, aber keine Vergebung der Sünden und keine Heilsgewißheit haben. Nach dem Gericht der Sterbestunde wurden sie in das Totenreich mit seinen verschiedenen Abstufungen geführt und mußten dort im bangen Warten auf den Gerichtstag verharren.

3. Endlich kommen in das Endgericht alle die, denen das Evangelium von Jesus in den Tagen ihres Erdenlebens unbekannt geblieben ist, sei es, daß sie in Zentralafrika oder sonst irgendwo in der nacht des Heidentums lebten und starben, oder sei es, daß sie inmitten einer toten Namenschristenheit das Wort von Jesus, dem Heiland der Welt, nie klar und geistesmächtig gehört haben.
Diese drei großen Menschengruppen kommen ins Endgericht und werden von Jesus Christus und Seiner Gemeinde gerichtet werden.

IV.  Nach welchem Maßstabe werden diese drei Menschengruppen im Jüngsten Gericht beurteilt und gerichtet werden?

Die Gläubigen, die Jünger und Jüngerinnen des Herrn Jesus, also die Glieder der Brautgemeinde, die teilhaben an der ersten Auferstehung, an der Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reich, und die dann mit Christus zum Endgericht kommen, diese Jünger Jesu müssen von neuem geboren sein und ein Leben der Hingabe an Gott haben.
Ein ganz anderer Maßstab wird im Endgericht an die drei großen Menschengruppen gelegt. Es wird uns angedeutet in folgenden Bibelstellen:
Matth. 25, 35 ff.: “Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt Mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt Mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr habt Mich beherbergt. … Was ihr getan habt einem unter diesen Meinen geringsten Brüdern, das habt ihr Mir getan.“
Jeremia 32, 19: „Deine Augen stehen offen über alle Wege der Menschenkinder, daß du einem jeglichen gebest nach seinem Wandel und nach der Frucht seines Wesens.“
Matth. 12, 36: „Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am Jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, daß sie geredet haben Aus deinen Worten wirst Du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“

Matth. 16, 27: „Denn es wird geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.“

Römer 2, 5-10: „Du aber nach deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufest dir selbst den Zorn auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, welcher geben wird einem jeglichen nach seinen Werken: Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben; aber denen, die da zänkisch sind und der Wahrheit nicht gehorchen, gehorchen aber der Ungerechtigkeit, Ungnade und Zorn, Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun, vornehmlich den Juden und auch den Griechen. Preis aber und Ehre und Friede allen denen, die da Gutes tun, vornehmlich den Juden und Griechen.“

Römer 2, 14-16: „Denn so die Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun des Gesetzes Werk, sind dieselbigen, dieweil sie das Gesetz nicht haben, ihnen selbst ein Gesetz, als die da beweisen, des Gesetzes Werk sei beschrieben in ihrem Herzen, sintemal ihr Gewissen ihnen zeuget, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder entschuldigen, auf den Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesum Chris richten wird laut meines Evangeliums.“
Offb. 2, 23: „ Und ich will euch geben einem jeden nach euren Werken.“

Off. 20, 12: „Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor Gott. Und Bücher wurden aufgetan, und ein anders Buch ward aufgetan, welches ist des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die darinnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken.“

Offb. 22, 12: „ Siehe Ich komme bald und Mein Lohn mit Mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“

Aus allen diesen Schriftworten geht deutlich hervor, daß die Menschen, die ins Endgericht kommen, nach einem anderen Maßstab beurteilt und gerichtet werden als die Jünger und Jüngerinnen Jesu, die an der ersten Auferstehung, an der Entrückung und der Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reich teilhaben. „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit mir, zu vergelten einem jeglichen, wie sein Werk sein wird!“ Und zwar ist es das Handeln und Wandeln im Leibesleben auf Erden, das den entscheidenden Ausschlag gibt. Ein jeglicher wird gerichtet nach seinen Werken im Verhältnis zu der ihm dargebotenen Gnade, nach seinem guten oder bösen Werken, die es nach seiner Erkenntnis und nach seinem gewissen getan oder nicht getan hat.
„Und es wurden Bücher aufgetan.“ (Offb. 20,12), so hat es der Prophet Johannes auf Patmos gesehen, Bücher, in denen wahrheitsgetreu alles Tun und Lassen der einzelnen Menschen aufgezeichnet ist. Der Weltrichter wird dabei genau berücksichtigen, was ein jeder an Licht und Gnade empfangen hat: es wird das ganze Leben in allen Einzelheiten entrollt, so daß kein unnützes Wort, das wir redeten, übergangen wird. Dann wird sich jeder erkennen als den, der er wirklich ist. Die Gerichtsverhandlungen werden nicht lange dauern, eben weil alles genau aufgezeichnet ist in den untrüglichen Büchern Gottes.

V.  Wohin kommen die verschiedenen Menschengruppen nach dem Endgericht?

Es ist nicht ganz leicht, diese Frage zu beantworten. Am einfachsten machen es sich die, die sagen: die einen kommen in den Himmel, die andern in die Hölle. Aber so ganz einfach ist die Sache denn doch nicht. Um zur Klarheit zu kommen, fragen wir zunächst:
a.) Wohin kommen nach dem Endgericht des Jüngsten Tages die Gläubigen, die im Erdenleben auf Grund des Opfertodes Jesu durch Buße und Bekehrung fähig und würdig wurden für die erste Auferstehung…., – wohin kommen diese Gläubigen nach dem Weltgericht ?
Antwort: Nach Offenbarung 21 und 22 werden sie auf der neuen Erde wohnen, im neuen Jerusalem, jener herrlichen Stadt, deren Baumeister der Herr selber ist. Ich bitte sehr, diese beiden letzten herrlichen Kapitel der Bibel besinnlich lesen zu wollen!
b.) Wohin kommen die drei großen Menschengruppen, die an der zweiten Auferstehung teilhatten und im Endgericht gerichtet wurden?
Antwort: Sie kommen entweder in das Reich, das ihnen bereitet ist von Anbeginn der Welt (Matth. 25, 34) oder in des ewige Feuer. (Matth. 25, 41).
In das „von Anbeginn der Welt bereitete Reich“, das nach Offenbarung 21, 24 vermutlich auf der neuen Erde sein wird, kommen alle, die im Weltgericht zur Rechten standen, die Jesus anredete als „Gesegnete Meines Vaters“. Wohlverstanden. Diese Seligen der zweiten Auferstehung, die nicht verwechselt werden dürfen mit den Jüngern Jesu, mit den Gliedern der Brautgemeinde, diese Seligen, die im Jüngsten Gericht zur Rechten standen, kommen nicht in den Himmel, nicht in das himmlische Jerusalem, nicht in die Nähe Gottes und Jesu, sondern in das „Reich“, das nach meinem Schriftverständnis irgendwo auf der neuen Erde sein wird.
In das „ewige Feuer“, oder, wie es in der Offenbarung heißt, in den „Feuersee“ kommen alle die, die im Weltgericht zur Linken standen. Es sind die Ungläubigen und Ungerechten, die nicht aus der Wahrheit waren, die die Finsternis mehr liebten als das Licht, weil ihre Werke böse waren und sie davon nicht lassen wollten. Es sind die, die an Jesus undankbar und frivol vorübergingen und nicht wollten, daß Er über sie herrsche. Es sind die, die alle Liebe und Geduld Gottes und Jesu von sich stießen und mit den Füßen traten. Ihnen hat Jesus vom Richterthron die ernsten Worte zugerufen: „Gehet weg von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“ (Matth.25, 41).
Die Seligkeit im Reiche Gottes ist den Menschenkindern „von Anbeginn“ bereitet. Die Verdammnis im Feuersee ist nur dem Teufel und seinen Engeln bereitet. Wird sie dennoch den Menschenkindern angewiesen als ewiger Aufenthaltsort, so ist das nicht Gottes Plan, sondern menschliche Schuld. Gott ist und bleibt absolut schuldlos an dem Verlorengehen der Unseligen. Sie haben es ja so mit Gewalt gewollt. Der Herr gibt ihnen dann nur, was sie nach ihrem eigenen Willen erwählt haben. Die Ausführung beider Urteile erfolgt sofort. Die zur Linken werden in die ewige Pein geführt, aber die zur Rechten in das ewige Leben im Reiche Gottes auf Erden.
Wo wird dein ewiger Platz sein?


In unserer Bibel steht ein kurzer Satz, der in diesem Zusammenhang von größter Bedeutung ist. Er heißt: „Herr, Deine Gerichte sind gerecht“ (Offb.16,7). Dieses Wort wird auf allen Gebieten und in der Ewigkeit wahr bleiben. Es steht auch geschrieben über die Pforte zur Hölle, zum Feuersee.
Dies tadellose Gerechtigkeit Gottes wird sich auch darin zeigen, daß es in dem Grad der Verdammnis und Finsternis, der Qual und Pein, Unterschiede geben wird. Der höchste Grad wird dem Satan und seinen beiden greulichsten Werkzeugen: dem Antichristen und dem falschen Propheten zugewiesen (Offb. 20, 10).
Ähnlich wird es denen ergehen, die während der Herrschaft des Antichristen das Malzeichen des Tieres angenommen, als den Antichristen als ihren Herrn anerkannt und angebetet haben (Offb. 14, 9-11). Für die übrigen Verdammten wird der schlimmste Grad nicht ausdrücklich angegeben. Bedeutsam ist aber die Stelle Matthäus 11, 20-24, wo der HErr Jesus den Städten Chorazin, Bethsaida und Kapernaum zuruft, daß es den Städten Tyrus, Sidon und Sodom erträglicher ergehen werde im Jüngsten Gericht als ihnen. An verschiedenen Stellen des Evangeliums (Matth.10, 40-42; Markus 9, 41; Luk. 14, 14+14) redet der HErr Jesus auch von solchen Menschen, denen es in der Ewigkeit vergolten werden soll, daß sie in den Tagen ihres Erdenlebens einen Jünger Jesu aufgenommen, oder daß sie einem Armen und Unglücklichen Gutes getan haben. Hierher gehört auch das bekannte Wort Jesu: „Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn er euch ausgeht, sie euch aufnehmen in ihren Hütten“ (Luk.16, 9).

VI.  Welches Los teilen die Unseligen in der Hölle, wie wird es ihnen dort ergehen?

Die Heilige Schrift gewährt und durch verschiedene Ausdrücke einen Blick in den Zustand der Verdammnis. Sie spricht im Blick auf sie von einem zweiten Tode. Damit wird angedeutet, daß die Unseligen in der Hölle keinerlei Verbindung mit Gott, der Quelle alles Lebens mehr haben. An anderer Stelle spricht sie von einer Wiedervergeltung für das getane Böse, von einer ewigen Pein und einer nie aufhörenden Qual, von einer äußersten Finsternis und einem Heulen und Zähneknirschen, von einer ohnmächtigen Auflehnung gegen diese furchtbare Pein (Matth.8, 12; 18, 8; 22, 13: 25, 30. 46; Mark. 9,46; Luk. 16, 24; u.a.).Das sind freilich furchtbare Ausdrücke. Sie sollen uns die ganze Schrecklichkeit und Unaussprechlichkeit der Not und Qual derer schildern, die sich selbst für die Verdammnis bestimmt haben.

Und worin wird alle Not und Qual ihre letzte Ursache haben? Nun, zunächst in der Trennung von Gott, der Quelle aller Seligkeit, und in der Trennung von Jesus, der Sonne aller Freude, sodann in dem Verluste alles dessen, worin sie auf Erden Befriedigung suchten. Denken wir nur an den reichen Mann. Er muß Purpur, köstliche Leinwand, Wein, Tanz, Spiel, Paläste, Schätze und alles, was zu seiner Belustigung diente, zurücklassen. Die Leidenschaften der Seele aber, das Verlangen nach irdischen Freuden und Genüssen, nimmt er mit. Wie furchtbar muß das sein! Vielleicht besteht auch für die Unseligen die Möglichkeit, ins reich der Seligen hinüberzuschauen, wie es bei dem reichen Mann im Totenreich der Fall war. Was für eine furchtbare Qual muß das sein, wenn die Verdammten die Seligkeit des Volkes Gottes von weitem sehen und sich dann sagen müssen: Da könnte ich jetzt auch sein, auch mir ist das Heil Gottes in Jesus angeboten! Auch ich hatte Gelegenheit, das Evangelium zu hören und mich zu bekehren, aber ich habe nicht gewollt. Und schließlich wird das Bewußtsein der Hoffnungslosigkeit hinzukommen. Kein Lichtstrahl, der Hoffnung und Erlösung ankündigt, wird in jene Finsternis fallen.

Wie lange wird dieser Zustand dauern?
Die Antwort auf diese Frage lautet:
Ewig!

Denn also steht geschrieben:
Daniel 12, 2: Etliche werden zu ewiger Schande und Schmach aufstehen.
Matthäus 25, 46: Sie werden in die ewige Pein gehen.
Offenbarung 14, 11: „Der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit“.
Markus 9, 43-48: „Ihr Wurm stirbt nicht, und ihr Feuer erlöscht nicht“.
Johannes 3, 36: „Der Zorn Gottes bleibt über ihnen“.
Matthäus 3, 12: „Die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer“.

Wer diese Schriftworte, die durch viele noch vermehrt werden könnten, unbefangen liest, dem kann kein Zweifel darüber bleiben, daß es eine ewige, das heißt endlose Verdammnis gibt. Man hat dies vielfach bestritten Von dem ersten Jahrhundert der christlichen Kirche an bis auf unsere zeit herab, sind die Geister nie ausgestorben, die eine Wiederbringung, das heißt eine schließliche Bekehrung aller Menschen, mit Einschluß Satans und der gefallenen Engel, lehren. Sie meinen aus Gründen der Schrift und der Vernunft glauben und lehren zu müssen, daß nach langen, langen Zeitläufen auch die Verdammten, ja selbst der Teufel, selig werden.

Nun, zu dieser Lehre von der „Wiederbringung aller Dinge“ möchte ich bemerken, daß ich mich selbstverständlich sehr freuen würde, wenn schließlich alle Menschen noch selig werden. Soweit ich aber meine Bibel kenne und verstehe, redet sie an keiner einzigen Stelle mit Deutlichkeit davon. Was Jesus und die Apostel verkündigt haben, ist über allem Zweifel Klar: „Wer glaubt, der wird gerettet, wer aber nicht glaubt. Kommt ins Gericht, ja er ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“ (Joh. 3, 18)

Auch die Behauptung, daß die Unseligen am Ort der Qual schließlich vernichtet werden, so daß dann jedes Gewimmer und alles Stöhnen für immer verstummt sei, ist ohne sicheren Schriftgrund. Wir wollen diese Frage mit all den anderen geheimnisvollen Rätseln und Dingen, die unser kleines Herz so schwer fassen und verstehen kann, ruhig in die Hand Gottes und Jesu legen. Er wird das letzte Wort sprechen.
Unendlich viel wichtiger als all diese Fragen nach dem schließlichen Ergehen der Unseligen, ist für uns eine andere Frage: Wie werden wir fähig und würdig, um teilhaben zu können an der ersten Auferstehung und der Entrückung dem Herrn entgegen in die Wolken, um bei Ihm zu sein allezeit, sowohl während des Tausendjährigen Reíches, als auch im Weltgericht und für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten im himmlischen Jerusalem, in der Stadt der goldenen Gassen – wie werden wir dazu fähig?
Antwort: Wenn wir jetzt in der uns von Gott geschenkten Gnadenzeit dem Ruf des Evangeliums folgen und uns mit ganzer Kehrtwendung zu Jesus bekehren..
Siehe, darum handelt es sich jetzt für dich: Du mußt durch Bekehrung und Wiedergeburt ein neuer Mensch, ein Gotteskind werden und dich dann im Gange des Alltaglebens ausweisen als ein Jünger Jesu.

Wenn der Herr Jesus zum Weltgericht kommt, dann werden von Ihm zwei Bücher geöffnet, die Gott selbst geführt hat und in denen wahrheitsgetreu alles Tun und Lassen der einzelnen Menschen geschrieben steht. Diese beiden Bücher werden als „das Lebensbuch“ und „das Schuldbuch“ bezeichnet.
Im „Schuldbuch“ stehen die Namen und Sünden aller Menschen, die in die Welt geboren werden, geschrieben.

Im „Lebensbuch“ stehen die Namen aller Menschen geschrieben, die am Himmel und Seiner Herrlichkeit teilhaben.
In der Stunde des Jüngsten Gerichts nun wird das der Höhepunkt der Spannung unter der des Urteils harrenden Menschheit sein, wenn aus dem Lebensbuch die Namen derer verlesen werden, die eingehen dürfen in die ewige Freude ihres HErrn.

Mein Freund, wirst du dann auch dabei sein dürfen?

V.  Der Himmel und seine Herrlichkeit.

Es ist ein Wagnis, zu Menschen unserer Tage über den Himmel zu reden. Was interessiert den modernen Menschen der Himmel! Er trachtet ja in sehnsüchtiger Verblendung nach dem, was auf Erden ist, und überläßt in völliger Gleichgültigkeit den Himmel „den Engeln und den Spatzen“. Menschen, die die Heiligkeit Gottes und die Abscheulichkeit der Sünde geringschätzen und für das Evangelium Gottes kein Verständnis mehr haben, lehnen natürlich den Himmel als einen längst überwundenen Standpunkt ab. Wir haben mit solchen Menschen herzliches Mitleid und bedauern sie aufrichtig. Aber das sollen diese lieben Freunde wissen, daß ihr überlegenes Lächeln, ihr hochmütiges Gerede vom „intellektuellen Defizit“ der Frommen, vom Mangel an Verstand und „unverzeihlicher Rückständigkeit“ bei uns nicht den geringsten Eindruck macht. Und wenn es heute dank der sogenannten Aufklärungsschriften so weit gekommen ist, daß der gewöhnliche Mensch einen bibelgläubigen Christen, der noch an den Himmel glaubt, bedauert und verlacht, so macht uns das durchaus nicht irre, im Gegenteil, es befestigt uns in unserem Vertrauen zur Bibel, die an einer Stelle sagt: „Der natürliche Mensch versteht nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Torheit“ (1.Kor. 2, 14).
Aber Gott Sei Dank gibt es auch heute noch Menschen die sich nach dem Himmel mit seiner Herrlichkeit sehnen, die auf den Himmel warten wie unsere Kinder auf den Weihnachtsabend. Und gerade in unseren Tagen mehr sich die Zahl derer, die solche Sehsucht im Herzen tragen, die nicht verlorengehen möchten in der Verdammnis, die vielmehr selig werden und sein möchten in der himmlischen Herrlichkeit.
Nun wollen wir in dieser Stunde miteinander nachdenken und zu verstehen suchen, was Gottes Wort uns über diesen Gegenstand sagt.
Wo ist der Himmel?
Wieviel Himmel gibt es?
Wie wird es im Himmel sein?
Was ist uns von der Beschaffenheit und Herrlichkeit des Himmels geoffenbart?
Worin wird für uns die Seligkeit des Himmels bestehen?
Für wen ist der Himmel da?
Wer ist ausgeschlossen vom Himmel und seiner Herrlichkeit?
Das mögen die Fragen sein, die uns jetzt beschäftigen sollen.


I.  Wo ist der Himmel?

Die Heilige Schrift redet von einem dreifachen Himmel:
1. Der Lufthimmel, der wie eine Feste um den Erdball gespannt ist. Er ist mit mehr oder wenige Wasserdünsten angefüllt und befeuchtet die Erde mit fruchtbarem Regen. Diesen sichtbaren Lufthimmel hat Gott am zweiten Schöpfungstag geschaffen (1. Mose1, 6-8). Dann redet die Heilige Schrift
2. Vom Sternenhimmel, der sich in die weitesten fernen ausdehnt. In diesem Himmel schweben die vielen, vielen Himmelskörper: die Sonne, der Mond und all die ungezählten Sternen- und Sonnenwelten. Dieser Sternenhimmel schuf Gott am 4. Schöpfungstage (1. Mose 1, 14-19). Nach 2. Petri 3, 7-12 wird er am Tage des Herrn mit Krachen vergehen. Dann werden die Sterne vom Himmel fallen, gleichwie ein Feigenbaum seine Früchte abwirft (Offb. 6, 13). Schließlich redet die Heilige Schrift
3. Vom Herrlichkeitshimmel, der für uns unsichtbar ist. Dieser unsichtbare Herrlichkeitshimmel wurde „am Anfang“ geschaffen (1. Mose 1,1). Wo er sich befindet, können wir nicht sagen. Vielleicht ist es uns näher, als wir meinen. Als Stephanus starb, sah er den offenen Himmel ganz nahe. In diesem Herrlichkeitshimmel wohnt Gott. Dort sind auch die Wohnungen der Engel, dort ist auch das Vaterhaus unseres Gottes mit den vielen Wohnungen für die durch Jesus erlösten und durch den Heiligen Geist wiedergeborenen Gotteskinder.
Wo also ist der Himmel, das himmlische Vaterhaus Gottes? Unsere Antwort lautet: Nicht im sichtbaren Lufthimmel, nicht auf den Sternen, sondern im für uns unsichtbaren Herrlichkeitshimmel.

II.  Wie viele Herrlichkeitshimmel gibt es?
Zunächst stellen wir fest, daß sowohl im Alten als auch im Neuen Testament das Wort „Himmel“ immer in der Mehrzahl steht: die Himmel. Es gibt also nicht nur einen, sondern mehrere Himmel. Wie viele Herrlichkeitshimmel es im Unsichtbaren gibt, darüber sagt die heilige Schrift nichts Bestimmtes. Aus verschiedenen Andeutungen der Schrift scheint aber hervorzugehen, daß es drei Himmel geben muß. 1. Mose 2, 2ff. werden deutlich unterschieden:
1. Der Garten 2. Eden, 3. die übrige Erde.
Diese Dreiteilung finden wir wieder in der Stiftshütte:
1. Allerheiligstes, 2. Heiliges, 3. Vorhof.
Nach Hebräer 8, 5 und 9, 24 ist aber die Stiftshütte ein Schatten der wahrhaftigen Hütte, nämlich des Himmels. Hinzu kommt, daß Paulus in 2. Kor. 12, 2 von einem dritten Himmel spricht, in den er entrückt wurde. Wir gehen deshalb wohl kaum fehl, wenn wir annehmen, daß es in der unsichtbaren Welt drei Herrlichkeitshimmel gibt: den Thron Gottes und zwei Himmel als Wohn- und Bleibstätte für die Seligen und die Engel.

III.  Wie wird es im Himmel sein?

Durch die Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift wissen wir, daß je und je Menschen gewürdigt wurden, einen Blick in den Himmel zu tun. Zum Beispiel Mose, Jesaja und Paulus. Als Mose auf dem Berg Sinai das himmlische Heiligtum sah, wurde sein Angesicht glänzend wie die Sonne (2.Mose 24, 38). Als Jesaja den Allherrn Jehova auf einem hohen und herrlichen Thronhimmel sitzen sah und den Lobgesang der Seraphim hörte, war es so überwältigt, daß er zusammenbrach (Jes. 6,1). Und als Paulus bis in den dritten Himmel entrückt wurde, vernahm er geheimnisvolle Dinge, so kostbar und herrlich, daß Menschen sie nicht begreifen können (2.Kor. 12,1ff).
Aus diesen verschiedenen Offenbarungen Gottes im Leben Seiner Knechte geht zunächst bestimmt hervor, daß der große und herrliche Gott, der mit Seiner Gegenwart alles erfüllt und durchdringt, den aller Himmel Himmel nicht zu fassen vermögen – daß dieser große Gott einen Ort Seiner unmittelbaren Gegenwart hat, einen Ort, wo der Thron Seiner Herrlichkeit steht. Diese Stätte des Thrones Gottes wird uns in der Heiligen Schrift als der höchste und herrlichste Himmel gezeigt. Von dorrt wird die ganze Fülle der Gnade Gottes in Christo Jesu durch den Heiligen Geist in die Welt getragen und den Menschenkindern nahe gebracht, angeboten und zugeeignet.

IV.  In welchem Zustande werden sich die Seligen im Himmel befinden?

Wir beantworten diese für uns so bedeutsame Frage, indem wir sagen:
Die Seligen befinden sich im Himmel im Zustand der Sündlosigkeit und völligen Freiheit von allen Nöten und Sorgen. Gotteskinder sind ja schon jetzt selig im Herrn; aber sie leben noch in einer vom Satan beherrschten Welt und haben noch oft genug, ja täglich Kampf und Angst. Sie werden angefochten und versucht, sie müssen oft genug leiden unter der leichtumstrickenden Sünde. Versuchungen aus der eigenen Lust, Versuchungen von seiten der Welt und Menschen, Versuchungen von seiten des Satans und Prüfungen von Seiten Gottes stellen sie immer wieder in den Kampf des Glaubens, wo es am heißesten ist. Bedrückt von eigener und fremder Not, weinen sie oft Tränen.
Alles das wird im Himmel nicht mehr sein. „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn alles ist vergangen“ (Offb. 21, 4). Im Himmel gibt es keinen Glaubenskampf mehr gegen die Sünde und die Folgen der Sünde. Der Satan mit seinen Versuchungen kann an die Seligen im Himmel nicht mehr heran. Er ist verbannt und verdammt in den Feuersee geworfen. . . . Völlige Erlösung von Sünden und jeglicher Not, das ist das erste Stück der himmlischen Herrlichkeit.
Als zweites Stück der himmlischen Herrlichkeit und Seligkeit nennen wir die ungetrübte Erkenntnis des Herrn und aller göttlichen Gedanken und Führungen. Solange wir noch in dieser Welt der Unvollkommenheit leben, ist unsere Erkenntnis Gottes und Seiner Führungen nur Stückwerk. Es ist uns jetzt nicht möglich, das Wesen Gottes selbst zu schauen; wir sehen nur Spiegelbilder und Schattenumrisse. Ein solcher Spiegel sind die Werke der Schöpfung aus denen wir das unsichtbare Wesen Gottes, Seine ewige Kraft und Gottheit einigermaßen wahrnehmen können. Ein hellerer Spiegel ist das Wort Gottes in der Bibel, das uns ein deutliches und klares Bild Gottes vor die Seele stellt; aber es ist doch auch nur ein Spiegelbild. Eben deshalb ist unsere Erkenntnis Gottes Stückwerk. Das eigentliche Wesen Gottes bleibt uns noch dunkel und rätselhaft. Wer kann die Dreieinigkeit Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist verstehen? Wir müssen mit dem Psalmisten sagen: „Solche Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch. Ich kann es nicht begreifen“ (Psalm 139, 6). Genau so verhält es sich mit den Führungen Gottes in unserem Leben und im Gange der Welt- und Menschheitsgeschichte. Wir können sie beobachten und vielleicht auch gelegentlich anfangsweise verstehen; aber der tiefste Zusammenhang, die letzten Ursachen und Absichten Gottes sind und bleiben uns hier unten verborgen.
Das alles wird im Himmel anders sein. Dort werden wir ohne Spiegel den Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen. Alle Rätsel werden licht und aufgeschlossen und gelöst sein. Dann werden wir den ganzen Ratschluß Gottes, auch die verborgensten Wege und dunkelsten Führungen im hellen Lichte erkennen. Dann werden wir vorbehaltlos einstimmen in das Lied Moses und des Lammes: „Groß und wunderbar sind Deine Werke, Herr, allmächtiger Gottgerecht und wahrhaftig sind Deine Wege, Du König der Heiden. Wer sollte Dich nicht fürchten, Herr, und Deinen Namen preisen? Denn Du bist allein heilig; denn alle Heiden werden kommen und anbeten vor Dir; denn Deine Urteile sind offenbar worden“ (Offb. 15, 3-4). Dann werden wir Gott erkennen, gleichwie wir von Gott erkannt sind (1.Kor. 13, 12).
Als drittes Stück der himmlischen Herrlichkeit nenne ich die völlige und ungetrübte Freude der Seligen im Himmel. Schon jetzt im Erdenleben gibt der Herr Jesus den Seinen einen Vorgeschmack der unvergänglichen Freude. Das wissen alle de, die durch Buße und Glauben Gotteskinder geworden sind. Sie haben schon jetzt ein singendes Herz, weil ihnen Schuld- und Sorgenlasten vom Herze genommen sind. Nun aber wird uns diese Freude leider noch oft getrübt durch die verschiedensten Dinge und Ereignisse, durch Krankheit, Not, Tod und Trauer. Im Himmel aber werden wir uns ohne Unterbrechung und ohne jede Trübung freuen. Es steht geschrieben:
„Die Erlösten des Herrn werden wiederkehren und gen Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird auf ihrem Haupt sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauer und Seufzen wird von ihnen fliehen“ (Jes. 51, 11). „Ihr werdet euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, das Ende eures Glaubens davonbringen, nämlich der Seelen Seligkeit“ (1.Petri 1, 8.9).
Als viertes Stück der himmlischen Herrlichkeit nenne ich die Gemeinschaft der Seligen mit allen Seligen und den Engeln. Ohne diese Gemeinschaft würde der Himmel aufhören, ein Ort der Freude zu sein. Nun aber besteht auf Grund vieler Schriftworte die Tatsache, daß wir im Himmel reichlich Gelegenheit haben, mit dem Miterlösten Gemeinschaft zu pflegen.
Werden sich die Seligen, die sich auf Erden gekannt haben, dort wiedererkennen? Nun, darüber kann nach den Worten der Schrift kein Zweifel sein. Im Himmel werden wir und wiedererkennen als solche, die im Erdenleben Beziehungen zueinander hatten. Dort werden wir in köstlicher Gemeinschaft leben mit allen Gläubigen. Wir werden mit ihnen zu Tische sitzen und ein Herz und eine Seele sein.
Diese Gemeinschaft der Seligen untereinander wird im Himmel eine vollkommene sein. Schon hienieden ist die Gemeinschaft der Kinder Gottes untereinander etwas Köstliches und Stärkendes, wenn die einzelnen Gläubigen im Lichte wandeln. Das weiß jeder aus Erfahrung, der die Kinder Gottes liebt und in Beziehungen der Liebe zu ihnen steht. Leider wird die Gemeinschaft der Gläubigen untereinander oft gestört durch die List Satans und durch die Sünde der Selbstsucht und Kritiksucht, des Ehrgeizes und Neides und dergleichen mehr. Im Himmel wird das nicht mehr der Fall sein.. Dort wandeln wir im Licht, das vom Thron Gottes her leuchtet. Dann wird unseres Heilandes Gebet um die Einheit des Volkes Gottes (Joh.17, 21) erhört sein. Jeder Unterschied, der heute unter dem Volke Gottes durch die verschiedenen Erkenntnisstandpunkte besteht wird verschwunden sein…
Aber nicht nur die Erlösten er Herrn werden wir in innigster Gemeinschaft stehen, sondern auch mit den Engeln; denn also heißt es im Worte Gottes, Hebräer 12, 21.23: „Wir sind gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem und zu der Menge vieler Engel.“ Jetzt dienen und die Engel zu unserer Seligkeit. Im Himmel werden sie die Genossen unserer Freude sein.
Als fünftes Stück der himmlischen Herrlichkeit nenne ich das unvergängliche und unbefleckte und unverwelklichen Erbe. Im Blick auf dieses kostbare Erbe sagt Paulus 1. Kor. 2, 9: „Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und keinem Menschen in den Sinn gekommen ist, das hat Gott denen bereitet die Ihn lieben.“
In der Heiligen Schrift wird dieses kostbare Erbe der Heiligen angedeutet mit dem Satz: „Sie werden Ihm – dem Herrn Jesus – ähnlich sein“ (1.Joh. 3,2; Röm. 8,29). Können wir es uns vorstellen, in welcher Lichtherrlichkeit unser Herr und Heiland ist? Sein Angesicht leuchtet unendlich viel heller als die Sonne in ihrer Kraft, und Sein Herrlichkeitsthron ist mit allen Zeichen der göttlichen Majestät geschmückt. In allen diesen Stücken nun werden die Seligen in den Himmeln ihrem Heiland ähnlich sein. Auch sie werden leuchten wie des Himmels Glanz, wie die Sonne in ihres Vaters Reich (Matth. 13, 43). Auch sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit (2, Tim. 12; Offb. 3, 21; Offb. 22,5).
In einem Seiner Gleichnisse (Matth. 25) spricht der HErr Jesus vom frommen und getreuen Knecht: „Du bist über wenigem getreu gewesen, Ich will dich über viel setzen“.
Epheser 1, 18 redet der Apostel von einem lauteren Strom lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall. Der ausgeht vom Throne Gottes (Offb. 22,1) und von einem gläsernen Meer, gleich mit Feuer gemischtem Kristall (Offb. 4, 6; 15, 2). Und von den Bäumen des Lebens, die zwölferlei Früchte tragen und jeden Monat ihre Früchte bringen (Offb. 22,2).

V.  Für wen ist der Himmel mit seiner Herrlichkeit?

Zur Einleitung in die Beantwortung dieser wichtigen Frage lese ich uns zwei Worte aus dem Munde Jesu:
„Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr“ (Matth. 5, 3).
„Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Matth.5, 8).
Wem also gehört das Himmelreich? Antwort: Den geistlich Armen.
Wer wird Gott schauen im Reich der Himmel? Antwort: Die Reinen im Herzen. …
Der Himmel mit seiner Herrlichkeit ist nicht da für die Wissensstolzen, auch nicht für die Kulturstolzen und nicht für die Tugendstolzen. …
Der Himmel ist da für die, die in Erkenntnis ihres Elend, ihrer Sünde und Schuld ihre Zuflucht genommen haben zu dem HErrn und Heiland Jesus Christus.
Glückselig sind die Armen im Geist!
Glückselig sind die Menschen, die mit all ihrem Meinen und Denken zuschanden geworden und als arme verlorene Sünder zum Heiland gekommen sind! Durch den Glauben an Jesus, den gekreuzigten und auferstandenen Heiland, haben sie Vergebung der Sünden und Reinigung von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes bis in die Tiefen des Herzens hinein erfahren. In das so gereinigte Herz und Leben ist durch den Geist Gottes ewiges Leben geströmt. Die Augen des Herzens sind geöffnet für Gott, für ewige und göttliche Dinge, so daß nun himmlischer Friede, himmlische Freude und die Gewißheit des ewigen Lebens in ihnen sich ausbreiten.
Einst wurde der kranke Lenau von seinem Pfleger durch den Park des Sanatoriums geführt. Eine leichte Schneedecke lag über dem ausgedehnten Park. Nur an einer Stelle hatte man das Blumenbeet vom Schnee befreit. Als Lenau an dieses Beet herantrat zwang es ihn nieder, und mit tränenfeuchten Augen rief er aus: „Es wird Himmel! Es wird Himmel!“ Ein Stück Naturherrlichkeit legte ihm diese Worte auf die Lippen – Liebe Freunde, so ruft auch der geistlich Arme, der zur Erkenntnis der Wahrheit gekommen ist, wenn Jesus mit Seinem Geist bei ihm einzieht: Es wird Himmel!

VI.  Und wer ist ausgeschlossen vom Himmel und seiner Herrlichkeit?

Um die Beantwortung dieser letzten Frage einzuleiten, lese ich uns ein Wort Heiliger Schrift, das gleichsam als Warnungstafel auf dem letzten Blatt der Bibel steht:
„Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und jeder der die Lüge liebt und tut“ (Offb. 22, 15).
Liebe Freunde. Wir gehört, daß die Heilige Schrift mit großer Deutlichkeit redet von einem „seligen Drinnen“, von einem seligen Geborgensein in der Himmelsherrlichkeit. Nun sein jetzt zum Schluß noch bezeugt, daß die Heilige Schrift mit ebensolcher Deutlichkeit redet von einem „verhängnisvollen Draußen“, von einem Aufenthaltsort der Unseligen außerhalb des Himmels und seiner Herrlichkeit. Wem wird dieses verhängnisvolle Draußen gelten? Wer wird ausgeschlossen sein vom Himmel? Jetzt höre zu. Die soeben verlesene Warnungstafel sagt uns Genaueres über die Menschen, die draußen sind.
Die erste Klasse, der das „Draußen“ zugerufen wird, werden Hunde genannt. Wohlverstanden, es handelt sich um Hunde im buchstäblichen Sinne, nicht um Tiere, sondern um Menschen, die die Kennzeichen der Hundenatur besitzen, nämlich das Bellen und Zerreißen. „Draußen sind die Hunde“, will also sagen, draußen sind die Beller und Kläffer gegen Gott, gegen Jesus Christus und gegen das Volk Gottes. Draußen sind die Spötter und Lästerer.
Draußen sind die Zauberer, genauer gesagt, die Giftmischer. Das sind zunächst Leute, die das Wort Gottes verdrehen, verfälschen und vergiften. Willst du solche Zauberer, solche Giftmischer an der Arbeit sehen, dann schau hinein in das Lager der theologisch-philosophischen Bibelkritiker, der Spiritisten, der Anthroposophen und der vielen neuzeitlichen religiösen Sekten.!
Zu diesen Zauberern gehören auch alle, die Krankheiten besprechen, Sympathiemittel gebrauchen, Amulette verkaufen und durch Kartenlegen und Handlesen Wahrsagerei betreiben. Und in vielen Fällen auch die, die durch Magnetismus und Hypnose Kranke behandeln und unter Bann bringen.
Draußen sind auch die Hurer. Zunächst die Leute, die den Lüsten des Fleisches leben, die Sklaven ihrer Fleischeslust sind. Dann aber auch alle die, die vor der groben Todsünde nicht zurückschrecken, aber mit Augen voll Ehebruchs (2. Petri 2, 14) und verzehrender Begierde erfüllt sind –
Im Westen unseres Vaterlandes lag ein Mann auf dem Sterbebett. Immer wieder stöhnte er: „Ich sollte, aber ich kann nicht!“ Alles Bitten seiner Frau. Er möge doch sagen, was ihn bedrücke, war vergeblich. Nach Tagen furchtbarer Kämpfe starb er in dieser Verfassung. Ein Jahr später fand in jener Stadt eine Evangelisation statt. Unter den erweckten Seelen war auch eine junge Frau. Sie fand den Weg in die Sprechstunde des Evangelisten und bekannt ihm ihre Sünde. Jetzt wurde offenbar, weshalb jener Mann vor Jahresfrist ein so schweres Sterben hatte. Er hatte mit dieser Frau die Ehe gebrochen.
Ach, wie viele Männer und Frauen, junge Männer und junge Mädchen gibt es, die zu dieser Klasse der Unreinen und Unkeuschen, der Hurer und Ehebrecher gehören!
Draußen sind auch die Mörder. Das sind zunächst die tatsächlichen Mörder, wenn sie in ihrer Sünde verharren und nicht zur Buße und zur Bekehrung kommen. Aber Gottes Wort versteht unter Mord viel mehr. Höre zwei Bibelworte:
„Ich sage euch, wer seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig, wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! Der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig“ (Matth. 5, 22).
„Jeder, der seinen Bruder hasset, ist ein Totschläger und ihr wisset, daß ein Totschläger nicht ewiges Leben in sich bleibend hat“ (1. Joh. 3, 15).
Betrachten wir die Menschen im Licht dieser beiden Gottesworte, dann müssen wir sagen, daß heute Mörder in großer Zahl an der Arbeit sind, indem sie über ihre Mitmenschen in mörderischer Gesinnung mit giftigen und vernichtenden Worten reden und urteilen.
Und wie viele Männer sind durch ihre Lebensführung zu Mördern ihrer Frauen geworden! Wenn ich an all die leidvollen Geschichten denke, die ich in unserem Krankenhaus von Frauen gehört habe, dann muß ich sagen: Ungezählte Männer haben durch ihr Verhalten, durch ihr schandhaftes Leben ihre Frauen in frühen Tod gebracht. Alle diese Mörder werden einst draußen sein.
Draußen sind auch die Mörder und Mörderinnen gegen das keimende Leben.
Auch die Schieber, die Lebensmittelverteurer, Wucherer und alle, die in mammonistischer Gesinnung die Preise künstlich hinauftreiben, auch wenn sie gelegentlich von ihrem Wuchergeld für allerlei wohltätige Zwecke gegeben haben. Sie alle werden draußen sein.
Auch die Götzendiener, jene Leute, die irgendeinen toten oder lebendigen Gegenstand mehr lieben als den lebendigen Gott und Seinen Sohn, werden draußen sein.
Und schließlich auch die Lügner und alle, die die Lüge lieben und üben.
Draußen werden auch sein die Weisen und Verständigen, denen das Wort von Jesus, dem ewigen Gottessohn, und Seinem Kreuz auf Golgatha eine Torheit ist.
Draußen werden auch sein die Selbstgerechten, die da meinen, weder der Buße noch der Erlösung durch Christi Blut zu bedürfen.
Und draußen werden alle sein, die die Sünde mehr liebten als die Erlösung aus Sünde und Schuld.
Sie alle werden einst draußen sein, ferne von Gott und der Himmelsherrlichkeit, am Ort der Not und Qual.

Lieber Freund, wohin neigt sich jetzt dein Herz? Wo wird dein ewiger Platz sein?

info@horst-koch.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Besessenheit + Exorzismus (Dr.Koch)

Kurt E. Koch

BESESSENHEIT UND EXORZISMUS

BESESSENHEIT

I. Erfahrungen aus der Seelsorge
1. Befreiung eines Satanisten
2. Zuluzauberei und Umsessenheit
3. Der Filipino
4. Schwester Maria

II. Aussagen der Bibel
1. Symptome der Besessenheit
2. Ein weißer Rabe
3. Satan
4. Die Dämonen

III. Pro und Contra
1. Katholische Theologen
2. Evangelische Theologen
3. Fehlende Unterscheidung
4. Formen der Besessenheit
5. Haßbesessenheit
6. Pseudocharismatische Besessenheit
7. Materialisationen

EXORZISMUS

1. Seelsorge an okkult Belasteten
2. Zeitweilig besessen
3. Mary
4. Ruben
5. Rauschgift
6. Blutsverschreibungen
7. Das Reich Gottes
8. Irrwege des Exorzismus
9. Spiritistischer Exorzismus
10. Der Taufexorzismus
11. Exorzismus durch einen Psychiater
12. Der Befreier
13. Der Seelsorger
14. Wege der Seelsorge

– Leicht gekürzt für meine Webseite. Horst Koch, im Jahre 2007. Neu durchgesehen im Mai 2023. Die Textbetonungen sind von mir –

Christus hat die Dämonen entmächtigt, die Finsternismächte entlarvt, und er zieht die Gewaltigen im Triumphzug hinter sich her. (Frei nach Kol. 2,15)

SEELSORGE IM VOLLZUG
. . . Wir erleben heute eine Pandämonisierung aller Verhältnisse. Wir brauchen darüber kein Jammerlied anzustimmen. Mit Riesenschritten treiben wir einer Endkatastrophe und der Wiederkunft Jesu entgegen. Der Teufel weiß, daß er wenig Zeit hat. Darum treibt er alles auf die Spitze.
Die Menschheit wird von tausend Nöten gehetzt, gejagt, irrsinnig getrieben. Die Auswirkungen liegen auf der Hand. Immer mehr Menschen werden von Depressionen und seelischen Erkrankungen aller Art befallen. Die Nervenheilanstalten füllen sich. Die Psychiater aller Länder erklären, daß fast die Hälfte aller Kranken nicht organisch, sondern seelisch krank ist.
Parallel zu diesem psychischen Substanzverlust stellt man eine erschreckende Zunahme an Besessenen fest.
Prof. O. S. von Bibra schrieb dazu in seinem Buch „Der Name Jesus“ Seite 84:
„Wieviele Besessene laufen herum, wieviele vom Teufel in der übelsten Weise Gequälte fristen in Anstalten ihr elendes Dasein ohne Hilfe und ohne Hoffnung, nur weil die Gemeinde des Herrn ihren eigentlichen Auftrag an ihnen versäumt und ihre göttliche Vollmacht eingebüßt hat! Wie bleibt der Sieg unseres Herrn Jesus verborgen, die Kraft Seines Namens unwirksam, Sein starker Arm gelähmt und die Ausbreitung Seiner Herrschaft gehemmt, nur weil die berufenen Boten des Evangeliums die Befehle ihres Herrn nicht ausführen und Ihm durch ihren Unglauben im Wege stehen! Das vollmächtige Handeln im Namen Jesu gegenüber den Dämonen ist keine nebensächliche Angelegenheit, sondern ein wesentlicher Bestandteil unseres Auftrages und unserer Vollmacht, wie es auch im Leben des Herrn etwas sehr Entscheidendes gewesen ist. . . . “
Diese Darstellung, die ich voll bejahe, hat einen Nerv der Seelsorge getroffen. Ich bin erfreut, daß Gott heute noch Jünger Jesu zu dieser schweren Seelsorge bevollmächtigt, wenn ihre Zahl auch sehr klein ist.

Warum ist die Seelsorge an okkult Belasteten und Besessenen so schwer, ja mitunter sogar gefährlich? Es handelt sich hier um einen Allfrontenkrieg.
Seelsorge dieser Art wird von allen Seiten abgelehnt, bekämpft, lächerlich gemacht oder ins Extreme verzerrt.
Die Modernisten, die Dämonen und den Teufel als nichtexistent erklären, lehnen natürlich auch eine Seelsorge an Besessenen ab.
Aber nicht nur Modernisten, sondern auch Superorthodoxe nehmen diese Haltung ein. . . .
In Verruf wurde die Seelsorge an Besessenen gebracht durch Extremisten. Hier muß ich einen Namen nennen. Christopher Neil-Smith. Er ist „Chefexorzist der englischen Kirche“ und schrieb das Buch „Der Exorzist und die Besessenen”. Auf Seite 82 bekennt Neil, daß er Verstorbene im Totenreich und Geister von ihrer Besessenheit durch Exorzismus löste. Das ist reiner Spiritismus. Das ist das Extremste, was ich je über den Exorzismus gehört habe. Und dieser Mann in England im kirchlichen Dienst.
Eine vierte Front muß genannt werden, die Seelsorge an Besessenen so schwer macht. Das sind die Attacken des Erzfeindes, der sich wehrt, wenn ihm Beute entrissen werden soll.
Vor Jahrzehnten hatte ich gute Verbindung mit Pastor Ernst Modersohn, vor dem Krieg beim Volke Gottes so hoch geachtet wie später Wilhelm Busch. Er berichte¬, daß bei der Drucklegung seines Buches „Im Banne des Teufels“ schwere Angriffe einsetzten. Die Druckerei geriet in Brand, so daß sein Manuskript gefährdet wurde. In der Familie gab es Unfälle aller Art.
Anderen erging es ähnlich.
Pfarrer Hugo Fleming hat in seiner Broschüre „Gibt es einen Teufel?“ auch auf die Gefährlichkeit der Seelsorge an Besessenen hingewiesen. Er schrieb:
„Ich bekenne, daß mir im Kampfe mit den Finsternismächten oft genug Rückschläge widerfahren sind genauso wie den anderen, die in gleicher Front stehen. Wir Kämpfer auf diesem vorgeschobenen Posten wissen und erfahren es alle, daß der Teufel einen großen Zorn auf uns hat, denn er weiß, daß er wenig Zeit hat.“ Offbg. 12,12.
Ich habe also Bundesgenossen. Ich stehe nicht allein.

Wir sind im Kampfe Tag und Nacht.
O Herr, nimm gnädig uns in acht
und steh uns an der Seiten.

Auf der anderen Seite erlebe ich Bewahrung und Sieg durch den Herrn. Wenn die Finsternis auf mich eindringt, stelle ich mich unter den Schutz des Blutes Jesu und gebiete dann diesen Mächten, die den Namen Jesu respektieren und weichen müssen.
Warum erfährt die Vorstellung der Besessenheit und die Seelsorge an Besessenen eine allgemeine und scharfe Ablehnung bei Theologen, Psychiatern und sogar bei vielen gläubigen Christen?
Verschiedene Ursachen sind zu nennen. Zunächst einmal hat es Satan verstanden, die Fronten zu vernebeln. Paulus schreibt in 2. Kor. 4,4 . „Der Gott dieser Welt hat der Ungläubigen Sinn verblendet.“ Die geistliche Blindheit der Ungläubigen ist die erste Ursache.
Eine zweite Ursache der Ablehnung ist ein irrsinniger oder absurder Extremismus. Denken wir nur an die satanisch inspirierten Machwerke „Der Exorzist“ und „Jesus Christus, der Superstar“. Dazu kommen unbiblische Formen des Exorzismus. So las ich in dem Buch eines katholischen Exorzisten, daß er Dämonen aufforderte, zur Maria zu beten. Wieweit muß ein Mann von der Bibel entfernt sein, um einen solchen Rat zu geben! In dieser Aufforderung liegen gleich zwei unbiblische Tatsachen. Nicht genug damit! Es gibt Kreise, die hinter jedem Busch und hinter jeder menschlichen Abart einen Dämon sehen, den sie exorzieren wollen.
Die Exzesse, die Verwirrung, die unbiblischen Komödien sind so verbreitet, daß es meine Überzeugung geworden ist, daß bei 100 Exorzismen 95 keinen biblischen Charakter und deshalb keine Berechtigung haben. Hier wird mehr Schaden angerichtet als Gutes gewirkt.
Die dritte Ursache für die Verkennung der Besessenheit und des Exorzismus ist die fehlende Inspiration. Wir sind hier am entscheidenden Punkt.
Vor 27 Jahren schrieb ich mein Buch „Seelsorge und Okkultismus“. Ich leitete es mit dem Bibelwort aus 1. Kor. 2,14 15 ein: „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes, nur der geistliche Mensch begreift alles.“

Fehlende Inspiration ist durch nichts zu ersetzen. Nicht die glänzendste theologische oder medizinische Ausbildung befähigt uns, geistliche Wahrheiten zu verstehen.
Diese Wahrheit stellte ich vor Jahrzehnten meinem ersten Buch gegen das Okkulte voran. Ich stehe aber nicht allein auf weiter Flur. Viele Jahre später fiel mir ein amerikanisches Buch in die Hände, das diese Wahrheit wundervoll ausdrückt. Es ist das Buch „Biblical Demonology“ von Unger, einem Experten für semitische Sprachen. Er schrieb auf Seite 7 folgendes. Ich gebe es deutsch wieder:
„Eine Kenntnis des Übernatürlichen kann nur durch eine übernatürliche Offenbarung kommen, da das Übernatürliche jenseits der natürlichen Gesetze liegt. Ferner ist es offensichtlich, daß die geoffenbarte Wahrheit nur durch den Glauben an die Offenbarung und damit an den Offenbarer verstanden werden kann. Der natürliche Mensch kann die Wahrheiten des Geistes Gottes weder begreifen noch kennen, sondern er ist tatsächlich Irrtum und Verdrehung grenzenlos unterworfen. . . “ (1. Tim. 4,1). – Ein wundervolles Zeugnis eines bekannten Wissenschaftlers! . . .

Der Kampf gegen theologische, psychologische und medizinische Blindheit ist nicht aussichtslos. Der Sieg ist auf der Seite Jesu, und wer auf der Seite Jesu steht, hat teil an diesem Sieg. . . .
Bei diesem Kampf gegen die Mächte der Finsternis und ihrer irdischen Gefolgsleute steht man nicht allein. Ich lernte auf allen Kontinenten Wissenschaftler kennen, die gläubige Jünger Jesu sind und das Problem der Besessenheit kennen.
Dr. Wilbur M. Smith vom Fuller Seminar kann ich nennen. Vor vielen Jahren habe ich selbst an diesem Seminar meine Thesen vorgetragen. Mit Dankbarkeit denke ich auch an den gläubigen Chirurg und Psychiater Dr. W. S. Reed.  . . .

Unsere Theologen an in und ausländischen Universitäten schweigen sich über Besessenheit und Exorzismus aus oder geben nur negative Anmerkungen. Ich habe aber unter einigen Medizinern, speziell Psychiatern, die das Irrationale und Dämonische bei manchen Patienten nicht ausgeschlossen haben.

Dieses Buch ist aus der Seelsorge entstanden und will der Seelsorge dienen. Neugierde und Sensationslust ist nicht gefragt. Darum soll gleich ein seelsorgerlicher Rat gegeben werden.
Es ist oft nicht gut, wenn Depressive oder Menschen mit einer anomalen Beeindruckbarkeit der Seele Beispiele lesen, die von schweren Belastungen berichten. Es gibt ja Menschen mit einem schwachen Nervensystem, die gleich alles auf sich beziehen. Es ist gut, wenn solche die folgenden Beispiele aus der Seelsorge nicht lesen. Ferner bitte ich darum, daß jeder Leser, der gläubig ist, sich im Gebet unter den Schutz Jesu stellt. Ungläubigen brauche ich diesen Rat nicht zu geben, weil sie weniger oder gar nicht angefochten werden. . . .

Nicht zuletzt übergebe ich dieses Buch dem, der es geschenkt hat, Jesus, und bitte ihn, es zu benützen, um Blinden die Augen zu öffnen und seinen Sieg zu offenbaren. – „Der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist.“ (l. Joh. 4,4.)

Hinweis: Dieses Buch war schon im Druck, da fiel mir eine äußerst wichtige Neuerscheinung in die Hände. Es handelt sich um den vom Brunnen Verlag Basel herausgegebenen Titel „Gesundheit um jeden Preis?“ von Dr. med. Samuel Pfeifer. Pfeifer ist Vollmediziner, gläubiger Christ und im Blick auf die okkulten Heilmethoden ein erfahrener Mann. Für mich ist es eine Genugtuung, daß er als Arzt zu den gleichen Schlussfolgerungen kam wie ich selbst. Das Buch ist trotz seiner gründlichen Themabearbeitung leichtverständlich geschrieben, so daß jeder Nichtmediziner es gut lesen kann. Das sichert dieser Veröffentlichung eine weite Verbreitung, die es verdient. Rabindranath R. Maharay, Autor des Buches „Der Tod eines Guru“ schreibt in seinem Vorwort:
„Ich empfehle das Buch von Dr. Pfeifer als Pflichtlektüre, … denen das Dilemma des modernen Menschen ein Anliegen ist und die eine echte Hilfe und Wegweisung geben wollen.“ – Aus dem Inhalt:
Der okkulte Aufbruch im Westen: Akupunktur, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Irisdiagnose, Anthroposophische Medizin, Naturheiler u. a.

Teil 1: BESESSENHEIT

I. ERFAHRUNGEN AUS DER SEELSORGE
Es ist schwer, aus einer Sammlung, die in jahrzehntelanger Arbeit zusammengetragen worden ist, die richtigen Beispiele auszuwählen. Ich erwähne nur solche Begegnungen, bei denen urteilsfähige Brüder, Theologen, Mediziner, Evangelisten und erfahrene Seelsorger anwesend waren und als Zeugen angerufen werden können. Zunächst ein Beispiel aus Südafrika.

1. Befreiung eines Satanisten
Wenn in einem Kapitel über Besessenheit von einem Satanisten gesprochen wird, entsteht die Vorfrage, ob alle Satanisten als besessen anzusehen sind. Ich hatte noch keinen ehemaligen Satanisten in meiner Seelsorge, der nicht wenigstens schwer belastet gewesen ist. Vor allem sind solche Menschen nach ihrer Blutsverschreibung an den Teufel total verknechtet. Von über 100 blutsverschriebenen Menschen, mit denen ich es zu tun hatte, sind nur wenige frei geworden. . . .
Im Jahr 1976 lernte ich den Theologiestudenten Ben Maree kennen, der 1977 wieder in mein Gesichtsfeld trat. Er ist inzwischen Pastor einer reformierten Kirche geworden, in der ich zweimal gepredigt habe. Ben Maree ist erst ein halbes Jahr im Amt und hat darum noch keine große Erfahrung in der Seelsorge.
Während meines Aufenthaltes in Kapstadt rief er mich an und bat um meine Hilfe bei der Betreuung eines Satanisten. Ich lehnte zuerst ab mit dem Hinweis, daß damit gewöhnlich schwere Kämpfe verbunden sind. … Ben Maree bat aber so inständig, daß ich schließlich erklärte: „Ich will nur als Berater dabei sein. Den Kampf übernehme ich nicht.“ So war es geplant. Es kam aber anders.
Unsere Zusammenkunft war am 1. August 1977. Anwesend waren der Pastor Ben Maree, ein weiterer Bruder und ich. Zwei Frauen waren in einem anderen Zimmer und beteten.
Der Satanist heißt Samuel, 48 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder. Er war bereits 18 Monate in den Versammlungen der Satanisten im Hottentottengebirge. Schon zu Beginn hatte er seine Bibel mitbringen und verbrennen müssen. Er hatte auch das Versprechen abzugeben, nie mehr eine Kirche zu besuchen. Als Fetisch erhielt er einen präparierten Katzenkopf mit der Anweisung, ihn stets bei sich zu tragen. Man drohte ihm auch, er müsse sterben, wenn er den Fetisch verlieren oder vernichten würde. In der Gemeinschaft mit den Satanisten entwickelten sich bei Samuel okkulte Fähigkeiten. Er konnte Geister sehen, hören und mit ihnen sprechen. Diese Fähigkeiten hatte er vorher nicht besessen.
Die Frau Samuels war gegen seine Besuche bei den Satanisten. Sie fürchtete sich davor. Samuel selbst merkte allmählich, daß sein Umgang mit den Satanisten ihn veränderte. Es wurde ihm langsam unheimlich, und er begann, die reformierte Kirche von Ben zu besuchen.
Die Satanisten merkten das sofort, denn viele von ihnen haben ebenfalls okkulte Kräfte. Als Samuel eines Morgens sich rüstete, um den reformierten Gottesdienst zu besuchen, stand der Pfarrer in seiner Amtsrobe vor ihm und sagte: „Komme nicht in meine Kirche.“ Daraufhin unterließ Samuel den Kirchenbesuch. Dieses Erlebnis wiederholte sich an drei Sonntagvormittagen.
Als Pastor Ben Maree von diesen Erscheinungen erfuhr, erklärte er Samuel: „Ich kann zu dieser Zeit nicht in deiner Wohnung gewesen sein. Das war ja jeweils kurz vor Beginn des Gottesdienstes. Da saß ich in der Sakristei und bereitete mich vor.“ Ben bat dann Samuel: „Wenn du wieder eine solche Erscheinung hast, rufe mich sofort an, dann bekommst du den Beweis, daß ich nicht in deiner Wohnung bin.“
Bei diesen drei Erlebnissen handelt es sich um Transfigurationen, wie wir es bei starken spiritistischen Medien finden und dann auch bei den Satanisten. Es gibt ein Kapitel darüber in meinem Buch „Okkultes ABC“. Es kann hier nicht darauf eingegangen werden. Der Sachverhalt war klar, die Satanisten wollten den Kirchenbesuch Samuels verhindern, was ihnen auch gelungen ist.
Pastor Maree lud dann Samuel zu einer Seelsorge ins Pfarrhaus ein. Samuel wehrte ängstlich ab: «Die Satanisten bringen mich um, wenn ich den Versuch mache, mich völlig von ihnen loszusagen.«
In der Tat ist das bei den Satanisten die Gepflogenheit, ehemalige Kameraden zusammenzuschlagen oder gar umzubringen, wenn sie ausscheren. Ich habe einige Beispiele dazu. . . .
Die Angst von Samuel war also begründet. Darum bot ihm der Pastor an, ihn in seiner Wohnung abzuholen. Das geschah an dem angegebenen Termin am 1. August 1977. Als Samuel das Pfarrhaus betreten hatte, erklärte er: „Vor dem Pfarrhaus standen Gestalten in schwarzen Roben mit roten Augen. Sie drohten mir, das Pfarrhaus nicht zu betreten … «. – Der Pastor selbst hatte nichts gesehen.
Dann saßen wir drei Männer mit Samuel im Studierzimmer des Pfarrers zusammen. Ich führte das seelsorgerliche Gespräch. Wir kamen bis zum Lossagegebet. Samuel konnte es weder nachsprechen noch es von einem Zettel ablesen. Er würgte, griff sich ans Herz vor Schmerzen und erklärte: „I am a dying man, they kill me = ich bin ein sterbender Mann. Die bringen mich um.«
Plötzlich beobachtete der dritte Bruder, wie Samuel etwas aus der Tasche holte. Es war in sein Taschentuch gewickelt. Der Pastor forderte ihn auf, es herauszugeben. Es war sein Fetisch, der Katzenkopf. Samuel war bereit, daß wir ihn sofort verbrannten. Er wurde im Hof mit einem Hammer zerschlagen und dann verbrannt.
Die Seelsorge ging weiter. Samuel konnte jetzt das Lossagegebet nachsprechen. Plötzlich schaute er mich an und erklärte: „Hinter Ihnen steht ein Dämon, eine weiße Gestalt mit einem schwarzen Gesicht.“ Wir beteten sofort alle drei, und ich gebot im Namen Jesu diesem Dämon zu weichen. In der Tat verschwand er nach einigen Minuten. Samuel erklärte „Er ist weg“. Unser seelsorgerliches Gespräch ging weiter.
Da wurde Samuel wieder voll Angst und sagte: „Er ist wieder da und hat einen zweiten mitgebracht. Der ist seine Verstärkung.“ Wieder geboten wir im Namen Jesu und rühmten die Kraft des Blutes Jesu und den Sieg von Golgatha. Samuel erklärte, es müsse noch etwas im Raum sein, was den beiden Dämonen das Recht gibt, hier zu sein. Der Pastor dachte nach. Da griff er auf ein Regal und holte ein weißes Gewand herunter. Es war das Taufgewand, in dem Samuel am nächsten Tag in der Satanskirche getauft werden sollte. Als der Pastor es ausbreitete, fielen auch einige Fetische heraus. Samuel erklärte: „Der erste Dämon steht jetzt mitten in dem Taufgewand.“ Wir fragten Samuel, ob er damit einverstanden sei, daß wir es sofort verbrennen. Er bejahte. Der ganze Teufelskram wurde dann im Hof verbrannt. Samuel fühlte sich erleichtert. Wir sprachen weiter, und ich erläuterte Punkt für Punkt, was zur Befreiung gehört. (In dem Buch „Okkultes ABC“ gab ich 20 Punkte an.) Ich bat dann Pastor Maree, das Lossagegebet zu sprechen.
Stück für Stück wurde es Samuel leichter ums Herz. Die große Angst war gewichen. Ganz ruhig war er aber noch nicht. Er sagte plötzlich: „Es muß noch etwas hier sein, was die geistliche Atmosphäre beeinträchtigt.“ Der Pastor suchte nach und fand einige okkulte Zeitschriften, die dann ebenfalls verbrannt wurden.
Das alles und noch mehr spielte sich am Vorabend der geplanten Taufe in der Satanskirche ab. Wir fragten Samuel, wie sich eine solche Taufe in der Satanskirche abspiele. Er erklärte, man müsse Katzenblut trinken, dann wird der ganze Körper mit Öl gesalbt, danach zwei Stunden Ruhe, und zuletzt folgen dann die Zeremonien, unter denen ein Anwärter in die Satanskirche aufgenommen wird.
Es ist nicht unwichtig zu berichten, daß der Pastor monatelang unter Kopfweh litt, seit das Taufgewand Samuels sich in seinem Studierzimmer befand. Viele junge oder unerfahrene Pastoren wissen nicht, daß man keine okkulten Gegenstände wie Fetische, Amulette, Teufelsmasken, gebrauchte Götzenfiguren, Buddhastatuen und okkulte Literatur im Hause aufbewahren soll, auch nicht zu Studienzwecken.
Das sind stets Kristallisationspunkte für finstere Mächte, wie die vorliegende Seelsorge zeigt.
Pastor Maree hat übrigens die Polizei um Schutz gebeten, weil Satanisten ihre Drohungen wahr machen und ein ehemaliges Mitglied verfolgen, schädigen, schlagen, ihm das Haus anzünden oder es töten können.
Samuel hat an diesem Abend auch seine Sünden gebeichtet und sich ganz unter den Schutz Jesu gestellt. Ich machte dem Pastor klar, daß er für einen einsatzfähigen Gebetskreis sorgen müsse, weil Mitglieder der Satanskulte auch nach ihrer Befreiung oft in Gefahr geraten.
Pastor Ben Maree hat sich in treuer Weise Samuels angenommen. Samuel kommt dreimal in der Woche zu ihm ins Pfarrhaus, wo ein kleiner Gebetskreis sich seiner annimmt, und er besucht ebenfalls treu die Gottesdienste. – „Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus“  (1. Kor. 15,57).

2. Zuluzauberei und Umsessenheit . . .

3. Der Filipino
In Luthers Lieblingspsalm 118,15 lesen wir: „Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten. Die Rechte des Herrn behält den Sieg.“
Auf keinem Gebiet der Seelsorge wird der Sieg Jesu so offenbar wie in der Auseinandersetzung mit Besessenen.
In Kurzform soll hier ein Erlebnis berichtet werden, das ich schon in dem Buch „Unter der Führung Jesu“ auf den Seiten 250 bis 265 veröffentlicht habe.
Dreimal weilte ich auf den Philippinen. Eine Einladung von Dr. Hillis, dem Präsidenten der Oversea Crusades war die Ursache des Besuches gewesen. Diese Mission hatte für mich ein großes Programm organisiert. Ich sprach an der Universität in Manila . . . Eine herausragende Erfahrung soll wiederholt werden.
Am theologischen Seminar sprach ich eine ganze Woche. An einem Freitagmorgen kam um acht Uhr ein Seminarist zu mir und klagte: „Ich habe solches Kopfweh und fühle mich so übel. Bitte beten sie mit mir.“ Als ich dem Wunsche des jungen Mannes nachkam, fiel er vom Stuhl und sank bewußtlos zu Boden. Mir sind derartige Reaktionen bei vielen seelsorgerlichen Aussprachen mit Besessenen bekanntgeworden. Dr. med. Alfred Lechler bezeugt in seinem Buch „Der Dämon im Menschen“ auf Seite 57 den gleichen Tatbestand. Er schrieb: „Der Besessene wird vom Teufel in einen vorübergehenden Dämmerzustand versetzt, damit er die Worte des Seelsorgers nicht hören und auf diese Weise nicht mitbeten kann.“
Trotz der Bewußtlosigkeit des Filipino betete ich weiter. Da kam der Direktor in den Raum, weil er den Sachverhalt ahnte. Der junge Mann war tags zuvor schon in dessen Seelsorge gewesen. Als er den Schüler bewußtlos am Boden liegen sah, verständigte er noch einige gläubige Lehrer, damit wir zusammen einen Gebetskreis bildeten. Bei dem gemeinsamen Gebet sprachen plötzlich fremde Stimmen aus dem Besessenen. . . .
Ein Lehrer fragte dann die Stimme: „Wie heißt du?“ . . . Nach dieser Frage antwortete eine grobe, derbe Männerstimme: „Rakrek.“ Der Lehrer fragte weiter: „Im Namen Jesu, offenbare dich. Wo kommst du her?“ „Aus der Mandschurei!“ „Was treibst du hier in unserer Schule?“ „Wir wollen Don umbringen. Er hat den Kommunismus verraten.“
Vor seiner Bekehrung war Don Juan kommunistischer Untergrundkämpfer gewesen, die den Umsturz der Regierung und die Machtübernahme durch die Kommunisten anstrebten.
Bei diesem Bekenntnis antwortete der Lehrer: „Du kannst Don nicht umbringen. Er ist erlöst durch Christus.“ Der Geist schäumte und tobte und stieß zwischendurch ein grässliches Lachen aus.
Einer der Lehrer fragte die Stimme: „Wie viel seid ihr?“ Die Antwort lautete: „We are 50 demons.“ Dann gebot er im Namen Jesu diesen Dämonen, auszufahren und den Bereich des Seminars zu verlassen.
Die Dämonen stießen ein furchtbares Geheul aus und schrien: „Wir gehen nicht fort. Wir haben hier eine Aufgabe. Ihr habt eine gute Schule. Wir wollen euch den Modernismus und Liberalismus bringen. The modernists and liberalists are our companions = die Modernisten und Liberalisten sind unsere Genossen.“ – Ich wollte, alle modernen Theologen hätten das gehört.
Man kann geteilter Meinung sein, ob man die Dämonen befragen darf. Ich selbst pflege das nicht, außer der Frage nach dem Namen. Und doch hatten die Fragen dieser amerikanischen Missionare eine gute Auswirkung. Ein Psychiater, der gerufen worden war, schrieb sich die detaillierten Angaben des Mordplanes auf und verständigte den Sicherheitsdienst. Man darf ja nicht vergessen, daß hier nur stark verkürzt berichtet wird. Ferner wurde die Schule gewarnt, daß einige Modernisten, die mit Namen genannt wurden, dabei waren, sich in den Lehrkörper eingliedern zu lassen. Der Direktor bekam dadurch die Chance, sich diese Leute vom Halse zu halten.
Die Seminarleitung gab sich alle Mühe, diesen ersten Besessenheitsfall für die spätere Auswertung festzuhalten. Der Direktor stellte ein Bandgerät auf. . . Ferner war ein gläubiger Psychiater und ein Psychologe verständigt worden. Beide Fachleute erklärten, daß das weder eine Psychose noch eine Hysterie sei, sondern eine Besessenheit. Es zeigten sich bei Don Juan Symptome, die bei Erkrankungen nicht auftreten, sondern sich nur bei Besessenheit zeigen. Dazu gehören Hellsichtigkeit, Resistenz gegen geistliche Betreuung, Haß gegen die Bibel und gegen den Namen Jesu und übernatürliche Kräfte. Don mußte oft von sechs Studenten gehalten werden.
Der eindeutige Beweis gegen alle psychiatrischen Erklärungen ist das Verständnis oder das Sprechen von Fremdsprachen, die der Besessene nie gelernt hatte. Es waren ja zuletzt acht oder neun Akademiker da, die alle verschiedene Sprachen sprechen. Ich selbst habe in meiner Jugend sechs Fremdsprachen gelernt. Don sprach nur seine heimatliche Sprache Filipino und Englisch. Einmal wurde ihm ein Bibelvers in Russisch gesagt, da antwortete er fließend auf russisch. Gebrauchte ich europäische Sprachen, dann verstand er sie auch. Die verschiedenen Lehrer und ich wechselten uns in der Seelsorge ab, weil der Kampf so lange dauerte.
Als ich mich im Gebet an Don Juan wandte, schrie plötzlich eine Stimme aus ihm:
„Dr. Koch, you tormented us in France, your tormented us in Switzerland, now you torment us in the Philippines. Leave us alone.“ – „Dr. Koch, du hast uns in Frankreich gequält, du hast uns in der Schweiz gequält, jetzt quälst du uns auf den Philippinen. Lasse uns in Ruhe.“
Ich war überrascht, daß die Dämonen von meiner Arbeit in Frankreich und in der Schweiz wußten. Ein andermal fauchte er mich an.
„Dr. Koch, you have destroyed by your books some of our companions in Europe. Are you not yet satisfied. Leave us alone.“
„Dr. Koch, du hast durch deine Bücher in Europa einige unserer Kameraden vernichtet. Bist du nicht zufrieden damit. Lasse uns in Ruhe.“
Nie in meinem Leben wäre mir der Gedanke gekommen, daß durch meine antiokkulten Bücher Dämonen vernichtet worden wären. Ich brauche diese Anerkennung meiner Arbeit durch die Dämonen nicht. Mehr denn je wurde mir es aber zu einem großen Anliegen, den Sieg Jesu über die finsteren Mächte zu bezeugen. Ich merkte bei diesen Ausrufen auch, wie sehr die finsteren Mächte den Namen Jesu und die Boten Jesu fürchten.
Um der Kritiker willen erkläre ich noch einmal, daß ich selbst keine Fragen an die Dämonen stellte. Sie redeten aber mich an. In einer Kampfesphase wurde ich wieder angegriffen. Ein Dämon schrie:
„Dr. Koch, with the strongest hypnosis of Sumatra fall asleep. With the most powerful black magic of Tibet I kill you.“ – „Dr. Koch, mit der stärksten Hypnose von Sumatra schlafe ein. Mit der mächtigsten schwarzen Magie von Tibet töte ich dich.“
In diesem Fall bezeugte ich den Schutz Jesu und antwortete:
„I stand under the protection of the blood of Jesus Christ, I laugh at your threats. You are a ridiculous boy, you have nothing to offer.“ – „Ich stehe unter dem Schutz des Blutes Jesu Christi. Ich lache über deine Drohungen. Du bist eine lächerliche Figur. Du hast nichts anzubieten.“
Ohne zu überlegen, war mir das herausgefahren. Ich habe es nicht bereut. Der Dämon war wieder wütend und schrie: „Lache nicht über mich.“
Entscheidend wichtig wurde mir bei dieser Seelsorge die eschatologische Bedeutung dieses Kampfes. Die Dämonen ließen ihre vermehrte Aktivität in unserer Zeit durchblicken und erklärten:
„The Lord is soon coming in glory with his holy angels, give us more time, give us more time. His coming is our end.“ – „Der Herr kommt bald in Herrlichkeit mit seinen heiligen Engeln. Gebt uns mehr Zeit, gebt uns mehr Zeit! Sein Kommen ist unser Ende.“
Man verstehe mich nicht falsch. Wir brauchen nicht die Prophezeiungen der Dämonen über das Kommen des Herrn. Wir haben dafür die Prophetie der Bibel. Aufschlussreich ist aber, daß die Dämonen eine bessere Theologie als die Modernisten haben. Die Dämonen kennen Jesus und wissen um sein baldiges Kommen. Die Modernisten aber leugnen die Gottessohnschaft Jesu und seine Wiederkunft.
20 Stunden hätten eigentlich für uns sehr ermüdend sein sollen. Aber wir waren erfüllt von dem Bewußtsein der Gegenwart Jesu. Nach und nach sind auch viele Studenten in den Raum hereingekommen und bildeten Gebetsgruppen. Es wurde 20 Stunden lang von irgendeiner Gruppe gebetet. Zwischendurch sangen wir Glaubenslieder. Einer der Lehrer stimmte das Lied an: Jesus ist der schönste Name … Oft schmetterten wir in den großen Raum:
Would you be free from the burden of sin
there is power in the blood, power in the blood
Would you over evil a victory win
there is wonderful power in the blood.
Willst du frei sein vom Banne der Sünd’
es ist Kraft in dem Blut, Kraft in dem Blut;
willst du über das Böse den Sieg gewinn’
da ist wundervolle Kraft in dem Blut.

Je länger der Kampf dauerte, desto mehr erfüllte uns eine Siegesgewissheit. Wir waren völlig überzeugt, daß der Endsieg des Herrn ist. Wir haben oft im Namen Jesu geboten und bemerkten dabei, daß immer etwas von Don Juan ausfuhr. Endlich, nach einem letzten Gebieten, war der Bann gebrochen. Don kam wieder zum Bewußtsein, fing an zu weinen und zu beten. Da er 30 Stunden nichts mehr zu sich genommen hatte, bat er um Nahrung.
Ein Jubel brach in unseren Reihen auf. 30 Brüder haben das miterlebt. Wir sangen ein Glaubenslied nach dem anderen. Juan sagte sich von allen Mächten der Finsternis los und übergab aufs neue sein Leben dem Herrn. Der Höhepunkt seines Zeugnisses war, daß er sagte. „Ich habe nie gewusst, daß Jesus eine solche Liebe zu uns hat.“ Er gab immer wieder dem Herrn die Ehre für seine Befreiung. Er hat keine Erinnerung an das, was geschehen war. Auch das Gefühl für die Zeit hatte er verloren. Er machte erstaunte Augen, als ich ihm sagte: „Wir waren nun 20 Stunden mit dir zusammen und beteten für dich.“ Er hat auch nicht die geringste Ahnung, was die Dämonen aus ihm gesprochen hatten. Einiges berichteten wir ihm, um ihm seelsorgerlich zu dienen. Juan erklärte dann, er wolle am nächsten Morgen noch etwas ins Reine bringen. Am anderen Morgen ist das geschehen.
Im Zusammenhang mit diesem Erlebnis sind mir schon viele Fragen gestellt worden. Wie konnte es kommen, daß Don Juan besessen wurde?
Darüber müßte ich ein neues Kapitel schreiben. Hier nur einige Hinweise. Don erzählte mir, daß alle seine Vorfahren aktive Zauberei getrieben hatten. 300 Jahre zurück konnte er das durch die mündliche Tradition feststellen. In all den Jahrzehnten, in denen ich es mit Besessenen zu tun hatte, beobachtete ich die große Häufigkeit, daß aktive Zauberei, die Generationen hindurch betrieben wird, zu Besessenheitsfällen führt.
Ein zweiter Hinweis ist, daß Don Juan bei einem Extremisten zum Glauben gekommen war, der über Geistesgaben falsche Lehren verbreitete. Don war davon beeinflußt worden.
Ein dritter Grund für die Besessenheit war die mangelnde Hingabe seines Lebens und Willens an den Herrn Jesus. Auf die Frage eines Lehrers antworteten die Dämonen: „Wir machten ihn besessen, weil er keine völlige Hingabe an seinen Herrn vollzog.“
Das ist eine Warnung für uns, daß eine unvollständige Hingabe an Jesus dem Feind die Türen öffnet. Es waren also drei Hauptursachen, daß er trotz seiner Bekehrung besessen wurde:
Aktive Zauberei durch Generationen hindurch „der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied“;
ferner die geistliche Erneuerung unter extremen Vorzeichen und drittens die Kompromisse, die nicht vollständige Auslieferung des Lebens an Jesus.
Beachten müssen wir auch, daß er trotz seiner Bekehrung besessen war. Es gibt ja viele Christen, die meinen, einem Gläubigen kann vom Erzfeind nichts mehr passieren. Es darf der Hinweis nicht vergessen werden, daß die Tonbänder einige Monate nach der Auswertung vernichtet wurden. Die Schulleitung wollte nicht die Dokumente dämonischer Tätigkeit in ihrer Bibliothek haben.
Der Psychiater Dr. med. A. Lechler, jahrzehntelang Chefarzt der Hohe Mark, hat in seinen beiden Büchern „Der Dämon im Menschen“ und „Krankheit oder Dämonie“ auf dieses Beispiel hingewiesen und gesagt: „Sehr aufschlussreich ist die Beschreibung eines Besessenen in dem Buch von Dr. Koch “Unter der Führung Jesu”. Diesen Fall halte ich für einen einwandfreien Beweis für die Wirklichkeit der Dämonie.“

4. Schwester Maria
1953 kam mein wissenschaftliches Buch heraus „Seelsorge und Okkultismus“. Dieses Buch brachte mir Einladungen zu Vorträgen an Universitäten auf allen Kontinenten. Eine Einladung, über die ich besonders erfreut war, kam im Herbst 1953 von Prof. Hans Bender, der an der Universität Freiburg einen Lehrstuhl innehatte und nun emeritiert ist. Bender ist als Parapsychologe in der ganzen Welt bekannt und anerkannt. Er hatte mich gebeten, ein Referat über die Besessenheit zu halten.
Nach meiner Ankunft in Freiburg hatte ich ein beklommenes Gefühl. Vor mir saßen keine Studenten, sondern nur Fachleute auf dem Gebiet der Parapsychologie und andere Akademiker: Psychologen, Ärzte. . . . Als Diskussionsredner war Professor Bender da und ein Professor der psychiatrischen Klinik. Ich wünschte, ich hätte das vorher gewusst, dann hätte ich mich noch besser vorbereitet.
Nach meinem Referat schilderte der Psychiater die Geschichte einer Patientin, deren Namen er mit Maria angab. Sie war von einem Bischof in die Klinik eingewiesen worden. In dem Begleitschreiben stand, Maria sei besessen. Der Professor war über diese Diagnose ungehalten. Er sagte offen in unserer Gegenwart: „Wie kann ein Nichtmediziner, aber doch geistig hochstehender Mann, einen Krankheitsfall so diagnostizieren!“ Dann trug der Psychiater den Krankheitsbefund vor. Neben dem Erlebnis von Don Juan war es die aufschlussreichste Besessenheitsgeschichte, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe. Vor allem ist dieser Fall beweiskräftig, weil Fachleute aller Disziplinen sich damit befaßt haben: Psychiater, Chefärzte, Psychologen, Parapsychologen, Bischöfe und Jesuiten und ich als der geringste, ein evangelischer Theologe.
Der gebotene Stoff ist so reichhaltig, daß wir systematisch alles ordnen und aufzählen müssen. Maria war während des Krieges eine tüchtige Krankenschwester. In ihrem Leben zeigten sich Symptome, die mir durch die Seelsorge an okkult Belasteten alle geläufig sind. Wir zählen auf.

1. Schwester Maria war hochmedial veranlagt. Das zeigte sich schon vor dem Krieg. Vier Wochen vor der Katastrophe des Zeppelins in Lakehurst in USA erklärte sie: „Ich sah eine Stichflamme. Der Zeppelin wird explodieren.“ Während des Krieges, als sie noch von dem Bischof in Trier betreut wurde, prophezeite sie, daß eine Kirche in Trier zerbombt werden würde. Das Kruzifix würde aber stehen bleiben. Genau so ereignete es sich später. Als ihr Bruder im Einsatz war Maria wußte das nicht , sagte sie eines Tages ihrem Seelsorger: „Mein Bruder ist durch einen Kopfschuß getötet worden.“ Vier Wochen später kam dann diese Nachricht. Pfarrer Horkel nennt das Nekroskopie und meint, das sei eine Naturgabe oder eine Gabe von Gott.

2. Bei jeder intensiven geistlichen Betreuung durch das Wort Gottes und Gebete fiel sie in Trance. Das habe ich in vielen Jahren bei Besessenen genauso erlebt. In der Trance sprachen Männerstimmen aus ihr, die sich meist als sieben Geister ausgaben. Sie nannten sich Kam, Pilatus, Herodes, Barrabas, Nero, Beelzebub, Luzifer. Assistenzärzte in der Psychiatrischen Klinik in Freiburg haben diese Stimmen auf Tonband aufgenommen. Der Professor hat diese Bänder bei unserem Treffen ablaufen lassen. Wenn Schwester Maria aus der Trance wieder das normale Bewußtsein erlangte, wußte sie nichts von dem, was vorgefallen war. So haben wir es auch bei Don Juan gehört.

3. Schwester Maria wurde manchmal von unsichtbaren Mächten geschlagen. Striemen wurden sichtbar, die von den Assistenten des Psychiaters fotografiert wurden. Der Professor nannte das psychogen bedingte Dermographismen (seelisch bedingte Hautveränderungen). Eines Tages wollte eine Schwester Maria beschützen, als sie geschlagen wurde. Die Schwester legte ihre Arme um Maria. Da bekam die mitleidige Schwester die Schläge. Der Professor nannte das psychische Induktion (seelische Übertragung). Eine Friseuse, die Maria die Haare machte, erhielt eines Tages auch solche Schläge. Die Friseuse rannte davon und schrie: „Das ist eine Hexe.“ – Schwester Maria war keine Hexe, sondern ein übel geplagtes Menschenkind.

4. Es stellten sich auch andere Quälereien ein. Der Psychiater berichtete, daß Maria manchmal aufschrie und erklärte, daß eine große Schlange sie schier erdrücke. An ihrem Körper zeigten sich Schlangenwindungen, die wiederum von Assistenzärzten fotografisch festgehalten wurden. Der Psychiater hatte diese Aufnahmen zu unserer Diskussion mitgebracht. Einmal sprang ihr eine schwarze Katze ins Gesicht, die für andere nicht sichtbar war. Maria hatte daraufhin Krallenspuren im Gesicht. Ihre Haut war aufgerissen. Der behandelnde Arzt hat das in ihrer Krankengeschichte festgehalten.

5. Typisch für derartig Kranke oder Belastete sind die Selbstverletzungen. Maria brachte sich mit einem Rasiermesser große Wunden bei, bis 8 cm lang und 2,5 cm tief. Schon diese Tatsache spricht gegen Hysterie, weil Hysteriker bei allem, was sie inszenieren, auf sich aufpassen. Die Wunden heilten sehr rasch. Sie kam selbst bei schwersten Selbstverstümmelungen ihrer Arbeit nach.
Mir ist dieser Vorgang vor allem in Ostasien demonstriert worden. Bei den Prozessionen der Hindus stecken sich die teilnehmenden Jogi Bambusstäbchen, Nägel oder Messer durch die Wangen, Schläfen, Augenbrauen oder durch den Unterarm. Die Prozessionen dauern sechs bis acht Stunden. Die Jogi empfinden dabei keine Schmerzen. Die Wunden heilen rasch und ohne Komplikationen. Ich habe in anderen Büchern darüber berichtet.
Manchmal trank Maria eine starke Dosis Gift, ohne daß ihr das geschadet hätte. Auch das habe ich beim brasilianischen Spiritismus erlebt. Man verstehe mich nicht falsch. Ich habe nie in meinem Leben an spiritistischen Sitzungen teilgenommen. Ich kenne diese Gebiete durch die Seelsorge.

6. Ein Merkmal, das ich bei allen Besessenen regelmäßig beobachtete, ist die Resistenz gegen alles Göttliche. Bei Maria war es so, daß sie gegen alles Heilige einen großen Widerwillen empfand. Bibel und das Kreuz waren ihr ein Greuel. Sie konnte mit unflätigen Ausdrücken über alles reden, was die Kirche betraf.

7. Das stärkste Symptom, mit dem man klar zwischen einer Psychose (Geisteskrankheit) und einer Besessenheit unterscheiden kann, ist das Verständnis nicht erlernter Fremdsprachen. So war es bei Don Juan auf den Philippinen, und so hörte ich es bei Schwester Maria. Sie wurde lateinisch, englisch, französisch, italienisch, griechisch und hebräisch angesprochen und gab sinngemäß in deutsch Antwort. Natürlich war ihr das nur in der Trance möglich, wenn die in ihr wohnenden Geister in Aktion waren. – Im Rituale Romanum wird das ebenfalls als Symptom der Besessenheit angesehen.

8. Eine andere Fähigkeit, die Schwester Maria in der Trance zeigte, war der Einblick in das Leben anwesender Menschen. Sie konnte manchen gewisse Sünden auf den Kopf zusagen.
Ich habe das auch in meiner Seelsorge erlebt. Es war in Frankreich. Zusammen mit anderen Seelsorgern betreute ich eine besessene Frau. Plötzlich sprang sie auf, packte einen Pastor am Kragen und schrie ihn an: „Du Heuchler, bringe dein eigenes Leben in Ordnung, bevor du anderen helfen willst.“ In einem deutschen Fall hielt ein Besessener einem Pfarrer vor: „Du hast gestohlen.“ Es stimmte tatsächlich. Der Pfarrer antwortete: „Du hast die Hauptsache vergessen, daß ich das in Ordnung gebracht habe und von Gott Vergebung erhielt.“
Bevor Maria in die Psychiatrische Klinik nach Freiburg kam, war sie von verschiedenen Ärzten betreut worden. Ein Dortmunder Chefarzt, der große Erfahrung mit Hysterikern hat, beobachtete Schwester Maria und nahm eingehende Untersuchungen vor. Er meinte, er könnte Maria als Hysterikerin überführen. Er täuschte sich. Er mußte zuletzt zugeben, daß das Krankheitsbild von Maria nicht in medizinische Kategorien einzuordnen ist.

9. Ein letzter Punkt sei erwähnt. Als ein Dämon, der sich Beelzebub genannt hatte, ausfuhr, war ein schwefelartiger Geruch wahrzunehmen. Dieses Phänomen wurde mir gelegentlich auch von Spukhäusern berichtet.
Das alles waren die hauptsächlichsten Punkte und Merkmale in der Krankengeschichte der Maria.

Der Freiburger Psychiater fragte nach der langen Diskussion die beiden katholischen Theologen: „Meine Herren, was sagen Sie dazu?“ Die beiden Jesuiten antworteten: „Ein klarer Fall von Besessenheit.“ Der Psychiater antwortete erregt: „Für einen Wissenschaftler gibt es keine Besessenheit, sondern höchstens einen Fall schwerer Hysterie. Mir ist aber bis jetzt ein derartiger Fall nicht vorgekommen.“
Dann wandte sich der Psychiater an mich und stellte die gleiche Frage wie den Jesuiten. Ehe ich antwortete, stellte ich die Gegenfrage: „Hat sich Schwester Maria mit Spiritismus oder der Magie abgegeben?“ Die Frage wurde bejaht. Dann gab ich meiner Überzeugung Ausdruck und erklärte: „Die Symptome sind klar. Sie lassen sich nicht psychiatrisch deuten. Es ist Besessenheit.“ Später erfuhr ich noch, daß Schwester Maria sich auch mit ihrem Blut dem Teufel verschrieben hatte. Blutspakte sind furchtbare Bindungen, auch wenn die Modernisten darüber lächeln. Sie lachen darüber, weil es dem Teufel gelungen ist, die Rationalisten von seiner Nichtexistenz zu überzeugen.
Mit schwerem Herzen fuhr ich von diesem Freiburger Colloquium heim. Was nützt eine klare Diagnose, wenn keine Seelsorger mit geistlicher Vollmacht da sind, die dem hart bedrängten Menschenkind im Auftrag Gottes helfen dürfen? Schwester Maria ist katholisch. Katholische Exorzisten kümmerten sich um sie. Der Ausgang dieses Seelsorgefalles ist mir nicht bekannt.

II. AUSSAGEN DER BIBEL

1. Symptome der Besessenheit
In den seelsorgerlichen Beispielen, die in diesem Buch berichtet sind, tauchten bereits viele Symptome einer Besessenheit auf, die wir auch in dem biblischen Bericht von dem besessenen Gadarener in Markus 5,1 20 vorfinden.
Liberalen und modernen Theologen ist die Gadarener Geschichte ein unechter Einschub in das Evangelium oder ein religiös umfunktionierter Volksschwank vom geprellten Teufel. Für Bultmann ist der Bericht ein Greuel.
Für mich ist dieser Gadarenerbericht in allen Stücken echt genauso wie die anderen Geschichten der Bibel. In jahrzehntelanger Seelsorge habe ich alle Details dieses Berichtes wieder erlebt. Der Text bietet uns authentisches Material zum Problem der Besessenheit. Wir müssen zum besseren Verständnis die Symptome der Reihe nach andeuten:

1. Jesus machte einen Vorstoß in das heidnische Gebiet der Gadarener und gibt auf dieser Tour seinen Jüngern eindrucksvolle Instruktionen, was sie später bei einem missionarischen Einsatz unter den Heiden antreffen können. Darüber hinaus erhalten die Missionare der beiden Jahrtausende Anschauungsmaterial für ihren oft schweren Dienst.
Ein Heide, der sich auf den Friedhöfen zwischen den Grabhöhlen herumtreibt, kommt Jesus entgegen. Wir haben hier das Milieu der Verwesung, des Todes, der Hoffnungslosigkeit, in dem sich der Besessene aufhält. Besessene Menschen tragen alle ein Stück dieser Unheimlichkeit mit sich herum. Nicht die Tendenz zum Leben, sondern die Ausrichtung auf den Tod kennzeichnet ihren Zustand.

2. Der Gadarener ist von einem unreinen Geist beherrscht, bewohnt. Damit ist nicht gemeint, daß sein menschlicher Geist unrein geworden ist. Das ist auch der Fall. Zu verstehen ist dieser Ausdruck, daß eine fremde Wesenheit, ein unreines Geistwesen, ein Dämon von ihm Besitz genommen hat.
Der Psychiater Dr. Lechler sagt in seinem Buch „Der Dämon im Menschen“, Seite 53: „Die Besessenheit ist eine furchtbare Wirklichkeit. Die Finsternismächte sind teils Dämonen, d. h. frühere Engel, ,Satansengel’ (2. Kor. 12,7) die mitsamt ihrem Herrn von Gott abgefallen sind (Luk. 10,18; 2. Petr. 2,4; Judas 6), teils unsaubere Geister, die zu ihren Lebzeiten eine Bindung mit Satan eingegangen waren”. Auf den letzten Punkt kommen wir später zurück.
Hier steht der Psychiater dem biblischen Sachverhalt näher als der Theologe und Missionsdirektor Vicedom von Neuendettelsau. Vicedom und ich waren zu Vorträgen in den Hamburger Michel eingeladen. In meiner Gegenwart sagte dieser Koreferent: „Die Dämonen sind das Übermenschliche und das Untermenschliche in uns.“ Haben die von ihm ausgebildeten Missionare diese Irrlehre mit auf die Missionsfelder hinausgenommen?
Pastor Heitmüller, der damals noch lebte, protestierte und erklärte öffentlich: „Die Dämonen sind weder das Übermenschliche noch Untermenschliche in uns, sondern außermenschliche Wesenheiten.“
Uns gilt die Bibel und nicht der von den Holzwürmern der modernen Theologie angeknabberte Verstand vieler Theologen.

3. Ein weiteres Merkmal der Besessenheit ist die übernatürliche Kraft des Gadareners. „Niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten“, sagt unser Text.
Das Rituale Romanum nennt drei bis vier Merkmale der Besessenheit: übernatürliche Kraft, Wissen um verborgene Dinge, Kenntnis nicht erlernter Sprachen, Opposition gegen alles Göttliche.
In dem Beispiel von Don Juan wurde gesagt, daß sechs Studenten ihn halten mußten. Schwester Maria hat auch einmal zwei Männer herumgewirbelt.
Auf diesem Gebiet gibt es auch Parallelen in den psychiatrischen Anstalten. Manche Patienten entwickeln in einem Tobsuchtsanfall ungeheure Kräfte. Allerdings ist hier einzuwenden, daß sich in unseren Nervenheilanstalten Besessene und okkult Belastete befinden, die eben von ihren Ärzten anders diagnostiziert werden. Ich hatte in den vergangenen Jahrzehnten gute Verbindung mit gläubigen Psychiatern, die der Meinung sind, daß ein Teil der Insassen der Heilanstalten keine Geisteskrankheiten haben, sondern dämonisiert oder besessen sind.

4. Das vierte Kennzeichen der Besessenheit im Gadarenertext ist die Selbstzerfleischung, der Selbstzerstörungstrieb. Der Gadarener schlug sich mit Steinen.
Bei Schwester Maria war das ein ausgeprägtes Symptom. Sie hat sich oft große Wunden beigebracht. Ich bin im Ausland, z. B. in Liberia, Menschen begegnet, die man fesseln mußte, weil sie sonst viel Unheil anrichteten.
Ein Beispiel aus der Schweiz. Ein junger Mann mußte mit Ketten an sein Bett gebunden werden, weil er in seiner Besessenheit mit dem Messer sich selbst oder seine Mutter damit verletzen wollte. Man hatte den jungen Mann mir einmal ins Haus gebracht. Ich lehnte seine Betreuung ab, weil es mir zeitlich und kräftemäßig unmöglich ist, alle Menschen, die man mir bringen will, zu betreuen. Ich verwies diesen jungen Mann an die Mission Kwa Sizabantu. Einige Schweizer reisten mit ihm nach Südafrika. Der Besessene weilte dort einige Monate und wurde völlig befreit.

5. Unser Text zeigt uns als fünftes Merkmal der Besessenheit die Desintegration, die innere Aufspaltung, die Zwiespältigkeit des Gadareners. Der Besessene läuft Jesus entgegen, er sucht Hilfe, er fällt sogar vor Jesus nieder, und dann packt ihn eine große Angst vor Jesus und er schreit: „Willst du mich quälen?“
Es gibt verschiedene Formen der Desintegration, die zu einer Depersonalisation führen können. Es handelt sich um einen Zustand der Selbstentfremdung. Das kann als Krankheit eine schizophrene Ichstörung sein. Es gibt aber auch psychogen bedingte Ichstörungen, z.B. bei der Hysterie.
Wir finden diese innere Aufspaltung auch bei Besessenen. Mir wurde das einmal bei einer besessenen Frau deutlich. Im bewußten Zustand betete sie und lobte Gott. Beim Besessenheitsanfall fluchte und lästerte sie.
Über die Depersonalisation bei Besessenheit muß ich in einem gesonderten Abschnitt einen Hinweis geben.

6. Ein sechstes Merkmal der Besessenheit ist die Hellsichtigkeit. Der Gadarener erkennt sofort Jesus als den Sohn Gottes, obwohl Jesus zum erstenmal in das Gebiet der Gadarener kommt. Er anerkennt auch die richterliche Oberhoheit des Gottessohnes über die Dämonen. Er weiß sofort, daß Jesus die Macht hat, ihm Befehle zu geben. Markus sagt in Kapitel 1,27: „Er gebietet mit Gewalt den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm.“

7. Identifikation der unreinen Geister spielt bei der Seelsorge mit Besessenen eine Rolle. Es ist ein Stückweit richtig, daß der Seelsorger keine langen Gespräche mit dem Besessenen führt, zumal die Dämonen Lügengeister sind und den Fragesteller gern täuschen. In der Gadarenergeschichte spricht der Besessene Jesus an, und Jesus antwortet, allerdings nur soviel, wie es für die Befreiung des Gebundenen wichtig ist. Der Herr fragt nach dem Namen. Dämonen müssen sich zu erkennen geben, wenn man sie austreiben will.
Fast alle Seelsorger, die mit Besessenen Erfahrungen gesammelt haben, forschen nach dem Namen der innewohnenden Geister. Gewöhnlich gebrauchen sie folgende Wendung: „Im Namen Jesu, nenne uns deinen Namen!“ Manchmal werden Seelsorger belogen. Es gibt für diese Lügen gewisse Anzeichen.
Dann muß man gebieten: „Im Namen Jesu, sage uns die Wahrheit.“ Nach einer solchen Aufforderung antwortete Don Juan: „Der Nazarener zwingt uns, die Wahrheit zu sagen.“ Werden die unreinen Geister gezwungen ihre Identität preisgeben, ist die Austreibung leichter.
Das verstehen aber nur Seelsorger, die schon mehrfach eine so schwere Seelsorge auf sich genommen haben.

8. Die Veränderung der Stimme wird bei fast allen Besessenheitsfällen beobachtet. Auf die Frage Jesu antwortete der Gadarener: „Legion heiße ich, denn wir sind unser viele.“
In der Seelsorge macht man vielfältige Beobachtungen. Aus Männern sprechen mitunter Frauenstimmen und umgekehrt. Bei einem besessenen Mädchen im Münstertal im Elsaß meldete sich die Stimme der verstorbenen Großmutter, die aktive Zauberei getrieben hatte. Bei dem Theologiestudenten, dessen Geschichte wir gehört haben, sprachen mehrmals Frauenstimmen.
Aus der Schwester Maria sprachen dunkle Stimmen, die sich als Kain, Herodes und Nero meldeten.
Es müssen nun weitere Merkmale der Besessenheit genannt werden, die noch vielmehr als bisher den Unterschied zu Geisteskranken oder Hysterikern zeigen.

9. Das neunte Merkmal des dämonischen Fremdsprachenwunders kommt zwar in der Gadarenergeschichte nicht vor, schließt sich aber an die Tatsache an, daß der Gadarener sich mit Legion meldet. Wir hörten bei Don Juan, daß er in Sprachen redete, die er nicht gelernt hatte, und Schwester Maria verstand die sechs Sprachen, in denen mit ihr gesprochen wurde. Keine dieser Sprachen wie Latein, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Französisch, Englisch hatte sie vorher gelernt.
Parapsychologen haben dieses Sprachenwunder schon mit Telepathie zu erklären versucht. Es ist schon folgendes Experiment gemacht worden, daß man diese Fremdsprachen, die kein Anwesender verstand, auf ein Tonband aufnahm und später von Philologen übersetzen ließ. Aber auch für diesen Vorgang haben die Parapsychologen noch einen Ausweg. Sie sprechen von Dreieckstelepathie auf große Entfernung. Wie sollte dann aber bei dem brasilianischen Medium Mirabelli, der in Trance 28 Fremdsprachen darunter Hebräisch, Syrisch, Japanisch redete, die er nicht gelernt hatte, plötzlich in 28 Fällen eine Dreieckstelepathie zustande gekommen sein? Wissenschaftler setzen uns manchmal die absurdesten Hypothesen vor, weil sie die einfachen biblischen Tatbestände nicht anerkennen wollen.
Im Bereich der Psychiatrie gibt es überhaupt keine Erklärungsmöglichkeit. Ein Geisteskranker oder ein Hysteriker können nicht plötzlich eine andere Sprache sprechen, die sie nicht gelernt haben.

10. Ein weiteres Merkmal ist die Induktion, die Übertragung, der Übergang der Dämonen auf die Schweine. Die Legion verließ auf das Kommando Jesu den Gadarener und fuhr in 2000 Schweine, die den Abhang hinunterrasten und sich ins Meer stürzten. Einen solchen Vorgang finden wir bei Geisteskranken nicht. Hier versagen alle Erklärungsversuche.
In der Seelsorge sind mir einige solcher Beispiele bekanntgeworden. Ich habe einen Freund in der Schweiz, der in der Reichgottesarbeit einen verantwortlichen Platz einnimmt. Er ist im Toggenburg aufgewachsen. In seinem Elternhaus ist Zauberei getrieben worden. Der Vater war in okkulte Dinge verwickelt. Bei einer Evangelisation erlebte er aber eine klare Bekehrung und wurde von all seinen Bindungen und Belastungen frei. In der Stunde seiner Übergabe an Jesus fingen fünf Schweine im Stall zu toben an. Sie rannten wie irrsinnig einige Stunden im Stall herum. Der Bauer mußte sie erschießen.
In einer Seelsorge baten mich auch Dämonen eines Besessenen, in die Säue fahren zu dürfen. Ich antwortete: „Geht dahin, wo Jesus euch hinschickt.“
Meiner Erfahrung nach bevorzugen ausfahrende Dämonen aber Menschen und nicht Tiere. Wir sind damit bei einem beweiskräftigen Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Psychiatrie. Es gibt in der Pflege von Geisteskrankheiten ein so genanntes induziertes Irresein. Das bedeutet, daß eine Pflegerin, die vielleicht 30 Jahre Geisteskranke betreut hat, selbst geisteskrank wird. Auch bei Psychiatern kommt es selbst vor. Ich erinnere daran, daß Professor Schneider, der frühere Chef der Psychiatrischen Klinik in Heidelberg, depressiv wurde und sich das Leben nahm.
In Amsterdam kam ein Psychiater zu mir, der ebenfalls unter schweren Depressionen litt. Er ließ sich von mir nicht zu Christus führen. Auch er endete im Selbstmord.
Beim induzierten Irresein bleibt der ansteckende Geisteskranke krank, und der Gesunde wird ebenso krank. Bei der Übertragung vom Besessenen auf Gesunde wird der Besessene frei, und der befallene Gesunde wird besessen. Dafür habe ich viele Beispiele. Der Umfang des Buches verbietet die Erwähnung vieler Fälle. Ich weise auf die Sammlung von rund 400 Beispielen hin, die in meinem Buch Okkultes ABC stehen.

11. Ausfahrende Dämonen suchen immer eine neue Behausung, weil sie sich fürchten, in den Abgrund zu fahren. Wir haben im NT den Hinweis, daß wir es mit verschiedenen Gruppen von Dämonen zu tun haben. Es gibt solche, die Gott mit Ketten der Finsternis gebunden in den Abgrund (Tartarus) stieß (2. Petr. 2,4). Es gibt aber auch solche, die sich noch in den Luftgebieten aufhalten und auf die Menschen Einfluß zu gewinnen suchen. In Eph. 6,12 heißt es: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“
Die Furcht, in den Abgrund gesandt zu werden, wurde mir einige Male demonstriert, als die Dämonen riefen: „Do not send us into the pit“, oder sie schrien: „Do not send us into the abyss“ schicke uns nicht in den Abgrund! Irgendeine Behausung, am besten ein anderer Mensch oder notfalls Tiere, ist ihnen lieber als der Abgrund.
Ich habe in der Seelsorge schreckliche Beispiele erlebt, daß Besessene frei wurden, und irgendein Freund, der am meisten für sie betete, wurde gleichzeitig besessen.
Mir sitzt noch der Schock über ein Schweizer Erlebnis in allen Gliedern. Eine Frau betete für eine besessene Freundin einige Jahre lang. Nach vier Jahren wurde die Besessene frei und die Beterin zur gleichen Zeit besessen. Die frei gewordene Frau besucht ihre nunmehr geplagte Freundin nicht, weil sie Angst hat, wieder in den alten Zustand zu verfallen.
Mir ist klar, daß solche Beispiele unseren Psychiatern und Psychologen ein Greuel sind. Ich verstehe das. Der natürliche, nicht wiedergeborene Mensch versteht keine geistlichen Zusammenhänge.
Das Schweizer Beispiel ist eine große Warnung. Ohne göttlichen Auftrag müssen wir mit der Fürbitte für Besessene zurückhaltend sein. Am besten geschieht solcher Dienst in einer Gebetsgruppe. Eine solche Seelsorge ist Teamwork, Gruppenaufgabe.

12. Ein klares Argument gegen die Annahme der Psychiater, Besessenheit sei nur die seltene Form einer Hysterie oder einer Psychose, ist die Sprechweise der Dämonen.
Wenn unreine Geister aus einem Menschen sprechen, gebrauchen sie nicht die Ichform. Sie reden von dem Besessenen in der dritten Person. Ein Beispiel soll klären, was gemeint ist. Ein besessener junger Mann fiel bei meinem Gebet sofort in einen Dämmerzustand. Die fremde Stimme, die aus ihm sprach, rief mir zu: „Koch, gib mir eines deiner Kinder, dann gebe ich diesen frei.“ Natürlich bin ich im Namen Jesu diesem Ansinnen entgegengetreten.
Aus einer besessenen Krankenschwester, zu der ich gerufen wurde, sprach die Stimme eines im Kriege gefallenen SS-Offiziers. Als wir ihn austreiben wollten, schrie er: „Diese Frau gehört mir. Sie muß dahin kommen, wo ich bin.“ Es stellte sich in der Seelsorge heraus, daß diese Schwester zusammen mit ihrem Freund, dem SS-Offizier, sich während des Krieges mit ihrem Blut dem Teufel verschrieben hat. Später hören wir mehr darüber.
In der psychiatrischen und psychologischen Literatur werden solche Fälle von Verdopplung oder Vervielfachung der Persönlichkeit berichtet. Ich erinnere an das Buch von Prof. Österreich „Die Besessenheit“. Ich bin in meinem Buch „Seelsorge und Okkultismus« ab Seite 192 ausführlich darauf eingegangen. Die Psychiater erklären solche Persönlichkeitswandlungen als Spaltungen des Unbewußten in selbständige Teile, die sich meistens als bekannte historische Persönlichkeiten ausgeben.
Solche Kranke meistens Fälle aus dem schizophrenen Formenkreis geben sich beispielsweise als Cäsar aus oder als Napoleon, als Kaiser von China usw. Sie reden dann aber immer in der Ichform und verweisen nicht auf die Primärperson in der dritten Person.
Die Ichform und Erform sind ein scharfes Argument gegen die psychiatrischen Erklärungen, es handele sich bei Besessenen nur um Geisteskranke oder Hysteriker.

13. Wiederum völlig verschieden von der Arbeit der Psychiater ist die rasche Befreiung, wenn sie einem Seelsorger mit geistlicher Vollmacht begegnen. In der Gadarenergeschichte gebot Jesus: „Fahre aus, du unsauberer Geist!“ Und die ganze Legion dieser Finsternismächte hatte zu gehen.
Unsere Psychiater wissen, wie lange oft die Behandlung eines Geisteskranken dauert. Es kann Jahre gehen, bis eine Heilung eintritt, mitunter dauert die Therapie Jahrzehnte.
Bei geistlicher Vollmacht kann ein Besessener in einem Tag frei werden, ja es gibt sogar Fälle, die nur eine Stunde dauern.

14. Was uns bei dieser Seelsorge Jesu an dem Besessenen auffällt, ist die Ruhe, mit der Jesus dem Gadarener begegnet. Hier herrscht keine Hektik, keine sensationelle religiöse Schau, so turbulent die Schweinegeschichte auch ist. Hier geht es nicht um ein exorzistisches Manöver. In der Überlegenheit des Gottessohnes steht Jesus vor dem Heiden, befreit ihn und beweist damit seine göttliche Vollmacht.
Die geistliche Vollmacht ist die Kernfrage beim Exorzismus. Es geht nicht um Riten, nicht um fromme Zeremonien, nicht um eine Amtshandlung, nicht um eine kirchliche Demonstration, sondern um die Exousia kai dynamis, Gewalt und Kraft als göttliche Ausrüstung. Ein Machtbeweis liegt bei Jesus vor als Zeichen, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist.
Ein solches Handeln gibt es bei unseren Fachleuten der medizinischen und psychologischen Wissenschaften nicht, aber auch nicht bei extremen oder von Amts wegen eingesetzten Exorzisten.

15. Am Ende der Gadarenergeschichte steht die Bereitschaft dieses Heiden, Jesus nachzufolgen. Wenn die Entschlossenheit der Nachfolge Jesu bei einem Befreiten fehlt, kommen die Mächte gern wieder zurück. Davor warnt uns Lukas in Kapitel 11,24.
Sehen wir uns die Heilung eines Geisteskranken an, der zuerst mit Psychopharmaka, dann vielleicht mit Schocks und zuletzt mit einer Dauerschlafkur oder „Watertreatment“ (in USA praktizierte Embryohaltung in einem Warmwasserbecken) behandelt worden ist. Der geheilte Geisteskranke wurde wahrscheinlich vom Psychiater gewarnt, sich nicht zu sehr mit religiösen Dingen einzulassen, weil das seinem Zustand nicht zuträglich sei.
Und wie war es bei Jesus: Der Gadarener will in die Jüngerschaft eingegliedert werden. Jesus läßt das nicht zu, sondern gibt ihm einen Missionsauftrag: „Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen und verkündige ihnen, wie große Wohltat dir der Herr getan und sich deiner erbarmt hat!“

16. Am Ende dieser Geschichte steht der Sieg des Lichtes über die Finsternis, Sieg des Gottessohnes über einen schwerbelasteten, besessenen Heiden. Nicht unser Interesse an dunklen Geschichten soll genährt werden, sondern die Kenntnis, daß Jesus der Herr ist, vor dem Satan und das Heer der Hölle zittert.
Pfarrer Blumhardt, der auch einen schweren Kampf mit der besessenen Gottliebin Dittus durchgefochten hat, schenkte uns das Lied:
Jesus ist der Siegesheld,
der all seine Feind besieget.
Jesus ist’s, dem alle Welt
bald zu seinen Füßen lieget.
Jesus ist’s, der kommt mit Macht
und zum Licht führt aus der Nacht.

2. Ein weißer Rabe
Von dem nichttheologischen Autor Jean Starobinski kam der Titel heraus „Besessenheit und Exorzismus“ (Verlag Schulz, Percha). Er unternahm im dritten Kapitel den Versuch, einen Text des Evangeliums, die Geschichte vom besessenen Gadarener, rein literarisch auszulegen. Eingangs erwähnt er, daß seine Bibelexegese, da sie weder von einem Gläubigen noch von einem Theologen verfaßt ist, wegen ihres Außenseitertums unangemessen erscheint.
Diese Einschränkung beeindruckt wegen ihrer Bescheidenheit. In Wirklichkeit aber liegt hier eine grandlose Auslegung vor, wie ich sie bei keinem zünftigen Theologen je gelesen habe.
Er spricht von einer Ehrfurcht vor diesem Text, der von alters her in all seinen Teilen für das Werk einer Inspiration gehalten wurde. Vergleichen wir damit den Ausspruch Bultmanns, der die Geschichte vom besessenen Gadarener als einen Greuel ansah. Starobinski erklärt: „Der Text ist so strukturiert, daß der Leser oder Zuhörer des Evangeliums ipso facto durch die vermittelnde Erzählung zum Jünger Christi wird.“
Bedeutsam ist auch der Hinweis, daß die Gadarenergeschichte nicht nur der Zeit Jesu gilt, sondern zu einer erkennenden Lektüre aller Menschen und aller Zeiten geworden ist. Der Autor arbeitet auch die hauptsächlichsten Besessenheitssymptome heraus, allerdings nicht alle. Er gibt auch an, welche Beurteilungen dieser Evangeliumstext erhalten hat. Bei den Historikern herrscht die Auffassung vor, daß die Fälle von dämonischer Besessenheit ein gutes Beispiel für die kulturelle Interpretation sind. Die Mediziner weisen auf einige Krankheitsbilder hin, wie z. B. Epilepsie, Athetosen (wurmartige Verkrümmungen des Leibes), Schizophrenie und Hysterie.
Für mich ist es ein gewaltiges Bekenntnis, daß dieser hochbegabte Autor zuletzt seine Meinung in dem Satz zusammenfaßt: „Ich glaube, daß die Hypothese, die den Begriff der Teufelsbesessenheit als ein auf eine vorhergehende Gegebenheit angewandtes interpretatives Werkzeug betrachtet, nicht von der Hand zu weisen ist.“ Dieses Bekenntnis hat um so mehr Gewicht, da es von einem vielseitigen Wissenschaftler gegeben wird. Starobinski ist Literaturhistoriker, Professor für Ideengeschichte, Kunst und Musik-Wissenschaftler, Philosoph und Arzt. Er ist Präsident der Genfer Rencontres Internationales, ferner der Gesellschaft Jean Jacques Rousseau.

3. Satan

Zum Thema Besessenheit gehören einige Hinweise über Satan und die Dämonen. Wir beherzigen dabei, was Adolf Pohl in seinem Kommentar über die Offenbarung zweiter Teil Seite 104 sagt: „Wir haben nicht an den Teufel zu glauben, sondern ihm zu widerstehen. Wir sollen ihn uns auch nicht genau vorstellen wollen und uns weder in eine Betrachtung des Satanischen vertiefen, noch eine ausführliche Satanslehre anstreben, noch in unserer Umwelt Satansgewißheit verbreiten. Nicht einmal dann, wenn andere den Satan wegdisputieren, streiten wir beharrlich mit ihnen … Wer sich in Belehrung über Satan und Dämonen ergeht, gewinnt für das Heil gar nichts.“
Dieses Warnschild enthält ein gutes Element, aber auch ein gefährliches. Das Positive an dieser Warnung ist der Hinweis, daß wir keine Satanologie noch Dämonologie betreiben, sondern Christologie. Inhalt unseres Glaubens ist allein der dreieinige Gott und nicht Satan und die Dämonen.
Auf der anderen Seite heißt das nicht, daß wir sie als „Nichtse“ behandeln und tun, als wären sie nicht da. Diese Haltung findet sich bei gläubigen Christen, bei positiven Theologen und bei den Modernen.
Äußerungen, wie wir sie hier bei Pohl finden, haben dazu beigetragen, daß viele Seelsorger sich weigern, okkult Belastete oder gar Besessene zu betreuen. Die wenigen, die darin noch einen Auftrag sehen, werden dann überlaufen, überfordert und über die Maßen in Anspruch genommen. Auf dem Gebiet der Seelsorge vollzieht sich zunehmend eine Tragödie, weil unsere dämonenschwangere Zeit ein Heer von schwer angefochtenen Menschen produziert, die dann in die unrechten Hände übergeben werden, weil unsere frommen Brüder sich theologisch gut abgesichert distanzieren.
Adolf Pohl weist auf Jakobus 4,7 hin: „Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch!“ Wie soll man aber dem Feind widerstehen, wenn wir die Augen vor ihm schließen? In der Kriegführung werden Nebelwerfer benützt, um die Fronten unsichtbar zu machen. Im Nebel trifft kein Schütze das Ziel. Wir brauchen ein gewisses Maß an Erkenntnis, um dem Feind wirksam begegnen zu können.
Noch schlimmer sind die Irrlehren der Modernen oder der von ihnen Beeinflußten. So schrieb Pfarrer Haack, wir hätten dem Teufel nur noch einen Nachruf zu widmen. Einen Nachruf gibt man Verstorbenen. Wir kennen diese Theologie. Dorothee Sölle meint: Gott ist tot. Pfarrer Haack sagt: Der Teufel ist tot.
Wir brauchen uns nicht zu wundern, daß bei den gläubigen Christen und bei Namenchristen soviel Verwirrung im Blick auf die Existenz und Tätigkeit des Teufels herrscht. Das ist im Wesen Satans begründet. In Offbg. 12,9 lesen wir: O planon ten oikumenen olen = Der den ganzen Weltkreis in die Irre führt. Das griechische Verb planáo heißt täuschen, verwirren, irreführen. Diese Funktion Satans neben vielen anderen finden wir in der ganzen Bibel. Jesus nennt ihn Vater der Lügner (Joh. 8,44). Diesem Tatbestand begegnen wir schon auf den ersten Seiten der Bibel. Versuchung und Fall des ersten Menschenpaares (l. Mos. 3) war ein Werk der Schlange, die Satan verkörpert.
Der Ursprung Satans ist weithin verborgen. Wir haben aber einige Hinweise. Namhafte Schriftausleger sind der Überzeugung, daß vor der Erschaffung des Menschen eine Rebellion in der Engelwelt stattgefunden hat. . . .
Geisterfüllte Schriftausleger haben allezeit den Sturz Babels und des Königs von Tyrus hintergründig als den Sturz Luzifers angesehen. In der biblischen Prophetie stehen wir oft vor dem Doppelsinn der Weissagung. In den historischen Sinn ist eine prophetische Aussage hineingepackt. Sehen wir uns die beiden Schriftstellen einmal kurz an:
Jes. 14,12 f.: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern. Gedachtest du in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen und gleich sein dem Allerhöchsten?“

Im Auszug wird die Stelle Hes. 28,12f. hinzugefügt: „Du bist wie ein Cherub, der sich ausbreitet. Du warst ohne Tadel in deinem Tun, von dem Tage an, da du geschaffen wurdest, bis sich deine Missetat gefunden hat.“
Es wird gut sein, man liest diese Abschnitte in der Bibel nach. Es wird hier eine Schilderung gegeben, die man nicht auf irdische Könige beziehen kann. Darum weist Pastor Heitmüller in seiner Schrift „Engel und Dämonen“ Seite 13 darauf hin: „Hinter der Beschreibung vom Sturz Babels und des Falles des Königs von Tyrus erkennen wir die Empörung und den Sturz Luzifers als das Urereignis. Ja, es will mir scheinen, daß die Worte Babel und Tyrus nur Decknamen für den Fürsten der Welt sind.“
Im NT wird der Fall Luzifers bestätigt:
Joh. 8,44: „Der Teufel ist nicht bestanden in der Wahrheit.“
2. Petr. 2,4: „Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie in den Tatarus verstoßen.
Judas 6: „Auch die Engel, die ihr Fürstentum nicht bewahrten, sondern verließen ihre Behausung, hat er behalten zum Gericht.“

Die nächste Frage ist, welche Ziele dieser gefallene Engelfürst verfolgt.
Die Erklärung seines Namens gibt Antwort. Das hebräische Verbum satan heißt anfeinden, anklagen, befehden. Das Nomen (Hauptwort) Satan bedeutet Widersacher, Gegner. Im außerbiblischen Sprachgebrauch wird das Wort auch benützt und bedeutet, vor Gericht gegen jemand Anklage erheben.
In diesem Sinne spielt Satan gegenüber den Gläubigen vor Gott die Rolle des Staatsanwaltes. In dieser Position des Anklägers finden wir Satan in Hiob Kapitel 1,6 12. In Hiob 31,3 5 wird sogar von einer Anklageschrift gesprochen. „Siehe die Schrift, die mein Verkläger geschrieben.“
Ein weiteres Beispiel dieser Art finden wir in Sach. 3,1, wo es heißt: „Und mir war gezeigt der Hohepriester Josua stehend vor dem Engel des Herrn; und der Satan stand zu seiner Rechten, daß er ihm widerstünde.“
Satan hatte das Recht, Josua wegen seiner Unreinheit vor Gott zu verklagen.
Mit dem Kommen Jesu verliert Satan seine Stelle als Ankläger. Jesus sagte (Lukas 10,18): „Ich sah wohl den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz.“
Als ein eschatologisches Ereignis wird in Offbg. 12,10 angekündigt:
“Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus, weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott.“
Im NT wird die aus dem Griechischen stammende Bezeichnung diabolos mehr gebraucht als das hebräische Satan. Diabolos bedeutet Durcheinanderwerfer, Quertreiber, Verleumder. Inhaltlich decken sich beide Ausdrücke. Das wird zum Beispiel in Offbg. 12,9 gezeigt:
“Es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ Drache, Schlange, Teufel, Satan sind also auswechselbare Synonyme, sinnverwandte Vorstellungen. Wir können dem Begriff Teufel im NT nicht nachgehen, weil das den Rahmen eines Taschenbuches sprengt. Eine Visitenkarte ist uns mit dem Johanneswort gegeben. Wir wollen es nur noch ein wenig erweitern.
Wir finden folgende „Amtsbezeichnungen“ für den Teufel, die gefallene Majestät:
Herrscher der Welt – Joh. 12,31
Fürst dieser Welt Joh. – 14,30
Gott dieser Welt – 2. Kor. 4,4
Der Arge – Joh. 17,15
Der Bösewicht – Eph. 6,16
Der Verführer – Mt. 6,24
Der Verkläger – Off. 12,10
Der Versucher – Mt. 4,3
Der Widersacher – 1. Petrus 5, 8
Der Vater der Lüge – Joh. 8,44
Der Verstellungskünstler (Engel des Lichtes) – 2 Kor. 11,14
Der Gott Mammon – Mt. 6,24
Der Drache – Offb. 12,9
Die alte Schlange – Off. 12,9
Der Mörder – Joh. 8,44
Der brüllende Löwe – 1. Petr. 5,8
Wahrhaftig, eine unheimliche Visitenkarte!

Friedrich Heitmüller schreibt in seiner Studie „Engel und Dämonen“, Seite 16: „Aufgrund aller Schriftstellen, die sich auf die Absichten und geschichtlichen Methoden des Satans beziehen, kann man sieben Grundprinzipien satanisch dämonischer Wirkungsweise unterscheiden:
die Selbstherrlichkeit, die Weltherrlichkeit, den Gegenschlag, die Lüge, den Mammon, die Unreinheit, die Besessenheit.“
Die Visitenkarte des Erzfeindes soll auch in unseren Jahrzehnten weiter erläutert werden. Wir erleben in der Gegenwart eine Verstärkung satanischer Aktivität und eine gräßliche Entfaltung seines Aufmarsches gegen Gott.
Es werden nur einzelne Ereignisse angetippt. Es ist einfach unmöglich, die Fülle des Stoffes zu bewältigen.
War nicht der Rassenhochmut des Dritten Reiches, der Millionen Juden und Millionen von Soldaten das Leben kostete, nicht eine Aktion Satans? Man kann mit Recht von einer rassistischen Besessenheit reden. Mir ist das Erlebnis eines SS Offiziers bekannt. Er leitete während des Krieges eine Massenerschießung. Kleine Kinder krochen noch auf den toten Leibern ihrer Mütter. Der SS Offizier sagte erschüttert: „Ich glaube nicht an Gott. Wenn es aber einen gibt, werden wir diesen Krieg verlieren.“ Er war damit ein säkularer Prophet.
Die Tatsache, daß Sowjetrußland mit seinem radikal praktizierten Atheismus sein Land zu einem einzigen KZ verwandelt hat, weist wieder auf den unheimlichen Drahtzieher hin. Nur eine Kleinigkeit am Rande! Zur Zeit dieser Niederschrift laufen in Moskau die Olympischen Spiele. Die ausländischen Journalisten werden scharf überwacht, dennoch gelingen manche Schnappschüsse, die nicht zum olympischen Programm gehören. Im Fernsehen war zu beobachten, daß die Sportler vom Stadion zu ihren Unterkünften von der Polizei begleitet wurden. Moskau hat zu diesem Zweck 5000 Polizisten von anderen Städten zusammengezogen. Links und rechts von den Sportlern ist eine lückenlose Eskorte von Polizisten. Offiziell, um die Sportler zu ehren! In Wirklichkeit, um zu verhindern, daß es keinem Sportler gelingt, eine ausländische Botschaft zu erreichen und dort um Asyl nachzusuchen. Der Bevölkerung von Moskau ist jeglicher Kontakt mit den Sportlern verboten. Sie dürfen sich nicht in das Gebiet begeben, wo die ausländischen Sportler untergebracht sind. Sinn dieser Absperrung, daß keine Post und keine Beschwerdeaktionen in das Ausland gelangen. Ist das nicht ein satanisches System der Verknechtung?
Zu dieser politischen Machtbesessenheit ein kurzer Hinweis auf die Drogenepidemie unserer Tage. Es wurde behauptet, daß Amerika den Krieg in Vietnam verloren hat, weil 60 % seiner Soldaten rauschgiftsüchtig waren. Es hat aber keinen Sinn, über den großen Teich zu schauen, wir haben genug im eigenen Land zu tun. Die Zeitungen melden dauernd die Fälle von Rauschgifttoten. Es ist eine unheilvolle Tragödie, daß junge Menschen durch den Rauschgiftkonsum ihr Leben ruinieren, danach mit 25 oder 30 Jahren Frührentner sind . . .
Gehen wir kurz auf den Sektor der pseudoreligiösen Vorgänge.
Der Daily Telegraph von London berichtete vom 26. März 1975 folgenden Vorfall: Die Methodistischen Pastoren Raymond Smith und Peter Vincent führten mit einem angeblich besessenen Gemeindeglied mit Namen Michael Taylor einen Exorzismus durch. Nach dem Exorzismus ging dieser Mann, Vater von fünf Kindern, heim und tötete auf brutale Weise seine Frau. Er stach ihr die Augen aus und schnitt ihre Zunge ab. Dann lief er mit blutigen Händen durch die Straßen, rannte zur Polizei und stellte sich. Er gab dann ein Geständnis, das die Pastoren schwer belastete. Er erklärte: „Die Pastoren wollten mir Frieden bringen, stattdessen füllten sie mich mit dem Teufel. Sie preßten mich in der letzten Nacht zu dieser Tat.“ Diese letzte Aussage ist eine Unwahrheit. Pfarrer pressen niemand zum Mord. Dieser unglückliche Mann hätte in eine Nervenheilanstalt gehört, bevor diese schauerliche Tat geschah. Beide Pfarrer wurden vor Gericht gezogen wie die Klingenberger Exorzisten. Es kam bei der Verhandlung heraus, daß Pfarrer Smith vorgeschlagen hatte, Taylor einem Psychiater zu übergeben. Pastor Vincent hat das aber abgelehnt. Soll hier nun Gott am Werk gewesen sein? Nein, der Mörder von Anfang!
Eines der furchtbarsten pseudoreligiösen Verbrechen ist die Todesorgie von Guayana. Der Sektengründer Jim Jones sammelte in Kalifornien einige tausend Menschen um sich, denen er predigte. Sein Ziel war, alle Klassenschranken und soziale Unterschiede zu überwinden. Diese Sekte Tempel des Volkes entwickelte sich zu einer Art Diktatur. Die Mitglieder hatten ihr Vermögen abzugeben. Jegliche Verbindung mit Angehörigen oder Verwandten mußte aufgegeben werden. Als sich Widerstände ergaben, siedelte Jones mit 1200 Getreuen in den Dschungel von Guayana (Südamerika) um, wo er Jonestown gründete. Hier entstand eine Kommune, in der alles gemeinsam war. Jones entwickelte sich zu einem Despoten und sexuellen Sadisten. Da immer mehr Eltern sich um ihre Kinder sorgten, reisten mit Billigung Carters ein Regierungsvertreter, Ryan, drei Journalisten und eine Frau nach Jonestown, um die Verhältnisse zu erforschen. Es war ein Flug in den Tod. Jones hatte Killer beauftragt, die diese fünf Besucher auf dem Flugplatz erschossen. Danach begann die eigentliche Tragödie. Jones entfachte durch „süße Reden“ eine Todesstimmung und Todesbereitschaft. Er suggerierte und inspirierte seine Anhänger so, daß sie zu einem Massenselbstmord bereit wurden. Die Sektenmitglieder beschlossen, gemeinsam durch Gift aus dem Leben zu gehen. An einem Tag vollzog sich diese Tragödie. Wer nicht freiwillig bereit war, wurde von den letzten Getreuen erschossen. Insgesamt sind rund 900 Menschen bei diesem gräßlichen Schauspiel ums Leben gekommen. Ganz Amerika, ja die ganze Welt horchte auf. Soll das im Namen Gottes geschehen sein? Nein, es stand der Vater der Lüge, der Fürst dieser Welt dahinter!
Ich frage nun denjenigen, die dem Teufel einen Totenschein ausgestellt haben, ist der Teufel zu unserer Zeit tot, wenn solch schauerliche Dinge passieren?
Natürlich gibt es noch andere Ebenen, wo Satans Wirken nicht so offenkundig ist. Der Teufel, der in Holzpantoffeln kommt, wird schneller erkannt als der, der sich auf Filzpantoffeln heranschleicht. Der verborgen wirkende Satan ist gefährlicher als der polternde. Wir hören noch davon.

4. Die Dämonen
In meinem englischen Buch „Demonology Past and Present“ habe ich ein langes Kapitel über den Begriff Dämon geschrieben. Ich will nicht wiederholen, was dort schon veröffentlicht ist. Außerdem soll der Bericht auch für theologische Laien verständlich bleiben. (Deutsch liegt das Buch nicht vor.)
Im AT finden wir verschiedene Ausdrücke für die Vorstellung des Dämonischen oder der Dämonen.

1. In 1. Mos. 6,4 steht der Ausdruck nephilim. In der Septuaginta und in unseren deutschen Übersetzungen steht dafür das Wort Riesen. Die hebräische Wurzel dieses Wortes ist naphal = fallen. Nephilim kann daher mit größerer Genauigkeit als die „Gefallenen“ übersetzt werden. Im Vers 5 des Textes zeigt sich dann, daß unter diesen Gefallenen die Bosheit auf Erden groß war.

2. Den zweiten Ausdruck für Dämonen finden wir als Shedhim in 5. Mos. 32,17 und Ps. 106,37:
„Sie opferten ihre Söhne und Töchter den Dämonen.“ Shedhim wurde von Luther häufig mit Teufeln übersetzt. Die Wurzel dieses Ausdruckes ist shud = herrschen, Herr sein wollen. Die brutale Herrschsucht der dämonischen Mächte wird bei besessenen Menschen stets offenbar. Ethelbert Stauffer sagte: „Wer den Dämonengeist hat, der verrät sich dadurch, daß er eine führende Rolle spielen will.“ (NT-Theologie S. 49.)

3. Eine dritte Bezeichnung in der hebräischen Bibel ist Seirim. Luther übersetzte wieder Feldteufel. Wörtlich übersetzt heißt es Ziegenböcke oder bocksgestaltige Waldgeister. In 3. Mos. 17,7 steht: „Sie sollen keine Opfer den Böcken darbringen.“ Diese Stelle ist ein Ausgangspunkt für den Ziegenbockskult (goat of Mendes), den die Satanisten heute treiben.

4. Weitere Bezeichnungen für Dämonen und Götzen finden sich in Jes. 65,11: „Ihr richtet dem Gad einen Tisch und schenkt vom Trankopfer voll ein der Meni.“ Gad und Meni sind Schicksalsgötter und wurden oft mit Baal oder Bel gleichgesetzt.

5. Ein unheimlicher Dämonenkult war das Molochopfer. Die Kanaaniter praktizierten Menschenopfer. In 3. Mos. 18,21 verbot Gott diese Opferform: „Du sollst nicht eines deiner Kinder geben, daß es dem Moloch geweiht werde, damit du nicht entheiligst den Namen deines Gottes. Ich bin der Herr.“ Moloch ist das hebräische Melech = König. Kinderopfer gibt es bis in die jüngste Zeit herein beim Macumba Spiritismus in Brasilien, beim Woodooismus auf Haiti, beim Satanismus in Kalifornien, Südafrika und in anderen Ländern.

6. In 2. Kön. 1,2 wird Baal Sebub von Ekron genannt. Dieser Dämon wird auch im NT (Mt. 12,27) erwähnt. Die Pharisäer werfen Jesus vor, er hätte die Teufel durch Beelzebub ausgetrieben. Es wären noch viele Götzen aus dem Bereich des AT zu nennen. Denken wir an Dagon (Ri. 16,23), Sikkuth und Chiun in Amos 5,26. Erinnern wir an den kanaanitischen Pestgott Rescheph und an das Nachtgespenst Lilith. Der sich in der Wüste herumtreibende Asasel (3. Mos. 16,8) muß erwähnt werden. Der Götzendienst der Kanaaniter umspülte und umbrandete Israel, das oft in der Gefahr war, sich diesen heidnischen Gottheiten zu öffnen.
Die grundsätzliche Stellung des AT gegenüber diesen Götzen wird in Ps. 96,5 gezeigt: „Alle Götter der Völker sind Götzen.“ Im Hebräischen steht hier der Ausdruck elilim = Nichtse. Die Götzen sind Nichtse, die Dämonen dahinter aber eine furchtbare Realität.
Damit beenden wir den kleinen Rundgang durch die Götzen- und Dämonenwelt des AT. Das NT wird in dieser Frage klarer für uns.
In Mt. 25,41 spricht der Herr Jesus vom Teufel und seinen Engeln. Auch Judas Vers 6 redet von den gefallenen Engeln, die Luzifers Rebellion mitgemacht haben und seither als Dämonen ihr Unwesen treiben. Ferner weist die Offbg. 12,9 darauf hin, daß Satan auf die Erde geworfen wurde und mit ihm seine Engel. Manche Schriftausleger sehen in Offbg. 12,4 den Hinweis, daß ein Drittel der Engel mit von Satans Partie war. Einen Beweis dafür gibt es nicht.
Literaturgeschichtlich ist zum Begriff Dämon im NT folgendes zu sagen. Der sprachliche Ausdruck Dämon kommt nur einmal vor, und zwar Mt. 8,31: Oi de daimones parekaloun auton = Die Dämonen baten ihn. Hier hat Luther statt Dämonen Teufel übersetzt. Dazu besteht im biblischen Sprachgebrauch ein Recht.
Sonst wird im NT der Ausdruck daimonion in den Evangelien insgesamt 45mal verwendet. Mit gleicher Bewertung taucht in den Evangelien und in der Apostelgeschichte 20mal der Ausdruck pneuma akatharton = unreiner Geist auf. Siebenmal erscheint bei Matthäus, Lukas und Apostelgeschichte der Ausdruck pneuma poneron = boshafter Geist, böser Geist.
Mit den philologischen Erläuterungen sind wir noch nicht bei den Kernfragen. Wenn wir nach der Unterscheidung von den Dämonen und unreinen Geistern fragen, geraten wir bereits in Schwierigkeiten oder Streitfragen. Dämonen sind gefallene Engel. Wer aber sind die unreinen oder bösen Geister? In der jüdischen Dämonologie sind die Dämonen böse Geister. Eine Verbindung mit den Seelen unselig verstorbener Menschen wird ausgeschlossen.
Der Historiker Josephus, von Homer beeinflußt, denkt anders. Er meinte, Dämonen seien Geister von gottlos Verstorbenen, die in lebende Menschen einfahren. In der altchristlichen Literatur finden wir bei Justin (geb. 100 n. Chr., zum Christentum übergetreten 130 n. Chr.) die Vorstellung, daß ein Teil der Dämonen Totengeister sind.
Nun gibt es auch in der Gegenwart Christen, die ähnlich denken wie Josephus und Justin. Pfarrer Vogel, der Autor von „Die göttliche Waffenrüstung gegen die Geister der Bosheit“ denkt ebenso. Dr. med. Lechler, mit dem ich sehr befreundet war, folgt in diesem Punkt Pfarrer Vogel. Woher kommt diese Vorstellung? Wer Seelsorge mit Besessenen hatte, weiß, daß die Stimmen, die aus dem Besessenen sprechen, manchmal sich als Geister der Verstorbenen ausgeben. So hatte ich ein besessenes Mädchen in Frankreich in der Seelsorge. Der Geist, der aus ihr sprach, gab sich als ihre verstorbene Großmutter aus, die Zauberei getrieben hatte und in der Ewigkeit nicht zur Ruhe kam.
Ein anderer Fall ist mir aus Übersee bekannt. Eine Frau wurde in einem Spiritistenzirkel mit einem verstorbenen Indianerhäuptling verheiratet. Solche Geisterhochzeiten gibt es in vielen außereuropäischen Ländern. In Europa ist mir nur in Zürich in der Seelsorge etwas Ähnliches begegnet. Im Gefolge dieser Geisterhochzeit wurde die Frau besessen. Als Missionare sich ihrer annahmen und mit ihr beteten, fiel sie in Trance. Eine Männerstimme sprach aus ihr: „Die bekommt ihr nicht. Sie gehört mir. Sie ist meine Squaw (Frau).“ Der Protest des Indianers erfolgte in seinem Dialekt. Manchmal stürmte diese Frau in der Halbtrance hinaus ins Freie, stieß einen indianischen Kriegsruf aus und schwang den Arm, als wollte sie den Tomahawk werfen.
Aufgrund solcher Erfahrungen bekamen viele Seelsorger die Vorstellung, daß es sich hier tatsächlich um die Geister von Verstorbenen handle. Das ist ein Glaube, den wir auch bei den Spiritisten finden.
Ich bin mit dieser Meinung zurückhaltend, weil die Bibel diesen Gedanken nirgends äußert. Diese seelsorgerlichen Erfahrungen lassen sich auch anders deuten. Wenn Zauberer, Magier und andere gottlose Menschen besessen waren, werden sie bei ihrem Tode von dem Dämon verlassen. Dieser sucht sich dann eine andere Behausung, einen anderen Menschen oder er meldet sich bei einem Spiritisten, der in der Trance liegt. Dann ist es nicht der Geist der Großmutter oder der Geist des Indlanerhäuptlings, sondern deren Dämon. Daß Dämonen ausfahren und in den Menschen zurückkehren können, sehen wir aus Lukas 11,24:
“Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausfährt, sucht er Ruhe und findet sie nicht. So spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin.“
Bei den Zulu Zauberern ist das eine völlig bekannte Tatsache, daß beim Tode eines Zauberers dessen Geist, vielmehr dessen Dämon, in ein anderes Glied der Familie fährt. Was unter heidnischen Völkern weitverbreitet ist, kommt auch in Europa vor. Hier habe ich auch solche Beispiele gesammelt.
Wir sollen bei unseren Aussagen nicht über das hinausgehen, was die Bibel sagt. Wenn Gott über einen Punkt in der Heiligen Schrift Schweigen bewahrt hat, dürfen wir nicht anfangen zu spekulieren.
In diesem Zusammenhang weise ich auf das zentrale und ausgezeichnete Buch von W. C. van Dam „Dämonen und Besessene“ hin. Auf Seite 259 schreibt er: „In den Evangelien sind Dämonen und unreine Geister miteinander identisch. Wir nehmen daher an, daß die Dämonen als Lügengeister nur vortäuschen, Geister Verstorbener zu sein. Sie spielen die Rolle Verstorbener, um Verwirrung zu stiften und den Aberglauben zu fördern. Wie können Dämonen diese Rolle spielen? Woher haben sie die intimen Kenntnisse der Verstorbenen? Es ist möglich, daß sie zu deren Lebzeiten in ihnen gewohnt haben. Schon Tertullian war davon überzeugt. In der Magie werden nicht die Geister von Zauberern aufgerufen, sondern die Dämonen, die früher in ihnen gewohnt haben.“  –  Van Dam spricht hier aus, was ich seit Jahren in meinen Vorträgen und in zwei Taschenbüchern auch so dargestellt habe.

Bei der nächsten Frage geht es um den Aufenthaltsort oder die Operationsbasis der Dämonen. Das NT gibt uns darin Auskunft.
In 2. Petr. 2,4 lesen wir: „Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben, daß sie zum Gericht behalten würden.“ Was Luther übersetzt „zur Hölle verstoßen“, heißt im griechischen Originaltext „tartarosas“ = in den Tartarus verstoßen. Der Tartarus ist in der griechischen Mythologie der tiefste Abgrund der Unterwelt. In diese unterste „Hölle“ hat Zeus die Titanen geschickt. Es gibt Schriftausleger, die meinen, Gott habe die gefallenen Engel, die sich mit Menschentöchtern eingelassen haben (1. Mos. 6,4) in den Tartarus verbannt. Die Nachkommen dieser unheimlichen Verbindung zwischen Dämonen und Menschen wurden Riesen, sagt die Heilige Schrift. Die Titanen von Zeus waren ebenfalls Riesen. Darum ist es nicht verwunderlich, daß unsere Modernisten hier einen mythischen Einschub vermuten. Mythische Einschübe lehne ich ab. Was die Bibel sagt, bleibt bis zum letzten Tüttel bestehen.

Ein zweiter Aufenthaltsort der Dämonen ist der Abgrund. In der griechischen Sprache wird hier abyssos gebraucht. Als Jesus den besessenen Gadarener befreite (Mk. 5 und Lk. 8) baten ihn die Dämonen, er möchte sie nicht in den Abgrund schicken. Dieser Abyssos hat einen König Abaddon (Apollyon). In Offbg. 20,3 wird prophezeit, daß der Drachen in den Abyssos geworfen wird. Das Wort Abyssos wird in diesem letzten Buch der Bibel achtmal benützt. Diese Stellen zeigen, daß nicht alle Dämonen jetzt schon in den Tartarus gebunden sind. Viele Dämonen sind noch frei und verrichten die Aufträge Satans.

Damit kommen wir zum dritten dämonischen Bereich. Paulus nennt das Operationsgebiet der noch frei wirkenden Dämonen in Epheser 6,12: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ Die Dämonen treiben sich im Luftgebiet umher und unternehmen hier ihre Vorstöße auf die Menschen.
In der Seelsorge mit Besessenen haben wir es gewöhnlich mit diesen bösen Geistern zu tun. Bemerkenswert ist oft bei der Austreibung dieser Mächte ihr Schreien: „Sende uns nicht in den Abgrund!“ Sie haben also die gleiche Bitte wie die Dämonen des besessenen Gadareners. Ich selbst habe mir in jahrzehntelanger Seelsorge noch nie die Macht angemaßt, ausfahrende Dämonen in den Abgrund zu schicken. Ich sagte gewöhnlich: „Geht dahin, wo Jesus euch hinschickt.“ Ich kenne aber Brüder, die einen Schritt weitergehen.
Viel wichtiger als die Kenntnis der Operationsbasen der Dämonen ist das Wissen um ihre Tätigkeit. Bevor darüber einiges gesagt wird, muß ich zuerst extreme Vorstellungen abwehren. In gewissen ekstatischen Kreisen fand ich manchmal die Meinung, jede Sünde sei von einem Dämon verursacht worden, den man dann austreiben könne. Man sprach von einem Dämon des Hochmutes, Dämon des Geizes, Dämon des Zornes, vom Sexdämon usw. Wir müssen uns vor allen Übertreibungen hüten. Jakobus kann uns eine Grenzlinie ziehen. Er sagt in Kap. 1, 14: „Ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird.“
Was treiben nun eigentlich die Dämonen? Gehen wir davon aus, was der Engel Geschäfte sind. In Hebr. 1,14 lesen wir: „Sind die Engel nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit?“
Die Hilfe der Engel ragt weiter in das Leben der Gläubigen hinein, als bekannt ist. Denken wir an den Besuch des Engels Gabriel, den Daniel nach seinem Bußgebet um Israel erhielt (Dan. 9). Gabriel war es auch, der von Gott zur Maria nach Nazareth gesandt wurde, um die Geburt Jesu anzukündigen.
So wie Gott sich seiner Engel bedient, so gebraucht Satan die Dämonen als seine Engel und Werkzeuge, um Unheil anzurichten. Die Bibelstelle Offbg. 12,9 wurde schon zweimal erwähnt. Hier werden Satan und seine Engel genannt.
Und nun wäre ein Buch über die Wirksamkeit der Dämonen zu schreiben. Das tue ich aber nicht. Ich schreibe lieber zehn Bücher über die Erweckungen der Gegenwart. Das ist auch geschehen. Wir kommen aber um das leidvolle Thema dämonischer Wirksamkeit nicht herum.
Zu den Auswirkungen dämonischer Aktivität äußert sich van Dam in seinem Buch Seite 84f. Ich will nur kleine Hinweise geben, obwohl mir viel Material vorliegt.
Ich erinnere mich gut an die Erzählungen meiner Großmutter, als ich ein kleiner Knirps war. Mein Geburtsort Berghausen/Karlsruhe liegt nur 22 km von der französischen Grenze entfernt. Die Wellen der katastrophenreichen Französischen Revolution schlugen bis in unser Dorf hinein. Aufzeichnungen wurden nur spärlich gemacht. Um so eifriger wurde mündliche Überlieferung weitergegeben. Unser Dorf hatte auch Spökenkieker, Menschen mit der medialen Fähigkeit des zweiten Gesichtes. Diese Befähigung ist keine Gabe Gottes oder der Natur, sondern eine späte Auswirkung der Zaubereisünden der Vorfahren.
Einer der letzten Spökenkieker unseres Dorfes war in meiner Seelsorge. Spökenkieker sehen gewöhnlich Brandkatastrophen, Überschwemmungen, politische Umstürze voraus. So hieß es in unserer Gegend, daß Menschen mit dieser besonderen Schau die Luft voller Dämonen sahen, die alle Frankreich zustrebten. – Wir wissen es ohne die Spökenkieker, daß Revolutionen mit dem dunklen Geschäft der Dämonen verquickt sind.
Auf einer ähnlichen Ebene liegt ein Ereignis von China, das mir ein Missionar in Saikung vor vielen Jahren erzählte. Er hatte einen Besessenen zu betreuen. Die Dämonen antworteten dem Seelsorger: „Wir gehen hier raus, nicht weil du es befiehlst, sondern weil unser Chef es befiehlt, nach Deutschland zu ziehen, um dort Hitler zu helfen.“ Waren hier vielleicht keine Dämonen am Werk, als Hitler Millionen von Menschen ermorden ließ und ganz Europa in die größte Katastrophe seiner Geschichte stürzte?

Nicht nur politische Katastrophen und Verfolgungswellen gegen die Christen kommen auf das Konto der Satansengel, auch geophysikalische Ereignisse wie Erdbeben und Vulkanausbrüche haben trotz der natürlichen Ursachen auch die Mitwirkung der bösen Geister unter dem Himmel. Man mag darüber lachen, die Rationalisten tun es bestimmt. Es ist besser aufmerksam die Offenbarung zu lesen, dann entdecken wir derartige Zusammenhänge.
Für uns wichtigere Erkenntnis ist die Entdeckung, wie weit die Dämonen unser Leben zu beeinflussen suchen. Jede Schwäche nützen diese Engel Satans aus, um eine große Leidenschaft daraus zu entfachen. Sie wollen uns nach Leib, Seele und Geist schädigen und vernichten, falls es ihnen gelingen sollte.
Sie sind in jedem Fall verwickelt auf dem Gebiet des Spiritismus und der Zauberei jeglicher Art. Die Dämonen sind die Urheber der Umsessenheit und Besessenheit.
Am verheerendsten wirken sie unter frommem Deckmantel. Denken wir etwa an die Wahrsagerin in Philippi (Apg. 16,16f.), die fromm redete und fromme Prophezeiungen gab. Diese Tätigkeit entspricht am meisten ihrem unheimlichen Kommandanten, der sich selbst gern in einen Engel des Lichtes verwandelt (2. Kor. 11,14). In diesem Zusammenhang schreibt Stauffer in Theologie des NT, Seite 50: „Satan kleidet sich in die Gestalt eines Lichtengels, und seine Hilfstruppen sind die Heuchler, die im Gewande der Frömmigkeit einhergehen, die Pseudobrüder, Pseudozeugen, Pseudolehrer, Pseudoapostel, Pseudopropheten, Pseudomessiasse.“  –  Stauffer schrieb das 1946. Heute muß man noch hinzufügen: Pseudocharismata, Pseudoerweckungen, Pseudovisionen, Pseudoweissagungen, Pseudotheologien. Selbstverständlich werden echte Charismata und echte Erweckungen voll anerkannt.
Pseudos (griechisch) heißt Lüge. Satan, der Vater der Lüge, hat Söhne als Kinder der Lüge. Betrügen, lügen, irreführen, verführen ist die Grundtendenz ihrer Natur. Die Betrogenen brauchen wir nicht nur bei den Kindern dieser Welt zu suchen. Wieviele Christen haben als Wesensmerkmal Heuchelei, Gesetzlichkeit, geistlichen Hochmut, Pharlsäismus und harten Richtgeist. Schauen wir aber mit Furcht und Zittern in unser eigenes Herz, bevor wir uns anderen zuwenden.
König David schaute auf seinen eigenen Zustand (Ps. 32) und wurde dabei ein Mann nach dem Herzen Gottes (Apg. 13,22).
Der Pharisäer (Luk. 18,9) schaute auf den Zöllner und blieb in der Gruppe derer, von denen Jesus (Mt. 23,29) sagte: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“

Wir fragen zum Schluß, was bedeutet die Tätigkeit der Engel und der Dämonen? Wir leben zu dritt. Die Engel Gottes sind in seinem Auftrag unsere Gehilfen bei der Nachfolge Jesu und in allen Gefahren des Leibes und der Seele. Die finsteren Gesellen, die dauernd zu uns vordringen und uns beeinflussen wollen, sind die Engel Satans, die an unserer Verführung und Vernichtung stark interessiert sind.
Wer behält das Feld? Wer kommt bei dem täglichen Kampf durch? Nur der, der sich auf die Seite Jesu stellt.
Vor einigen Jahren ist Missionar Pretel, den ich in Thailand besucht hatte, tödlich verunglückt. Nach seinem Tode fand man als seine letzte Eintragung im Tagebuch: Christ is my standard = Christus ist mein Standort. Ist er auch unsere Position?

III. PRO UND CONTRA

1. Katholische Theologen

In der Frage der Besessenheit muß auch die katholische Kirche zu Wort kommen. Es ist dankenswert, daß in der Schwesterkirche dieses heikle Thema nicht vernachlässigt wurde. Es gibt in der katholischen Kirche mehr Veröffentlichungen darüber als in der evangelischen Kirche.
Die positiven Stimmen sollen zuerst zu Wort kommen. Es wird auf eine wichtige Neuerscheinung mit dem Titel „Anneliese Michel und ihre Dämonen“ hingewiesen. Die Autorin ist Frau Prof. Dr. F. Goodman, Anthropologin an der Universität Ohio. Frau Goodman hat bei verschiedenen Völkern die religiösen Ausnahmezustände untersucht. Nach einer wissenschaftlichen Analyse der Tonbänder im Fall Anneliese Michel und nach einer persönlichen Kontaktaufnahme mit den Zeugen kam die Autorin zu dem Schluß, daß hier eine echte Besessenheit vorliegt, und daß die These einer Epilepsie oder einer psychogenen Geisteskrankheit nicht haltbar ist. Frau Goodman ist Nichtkatholikin. Sie gibt aber der Wahrheit die Ehre.
Der katholische Salzburger Universitätsprofessor Dr. Holböck schreibt in seinem Vorwort zu dieser Veröffentlichung: Das Buch ist geeignet „der deutschsprachigen Öffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen, daß in diesem wie in ähnlichen Fällen eine andere Wirklichkeit spürbar geworden ist, für die die allermeisten Mediziner, Juristen und Journalisten weithin kein Sensorium haben und ihr darum ablehnend gegenüberstehen, insofern sie diese Wirklichkeit negieren und allzu rasch in den Bereich krankhafter Psychosen verweisen. Solcher Verdrängung gegenüber versucht die Autorin des Buches in ihrer Art und von ihrem anthropologischen Fachwissen her auf diese andere Wirklichkeit hinzuweisen.“
Auf der gleichen Ebene wie das Buch von Dr. Goodman steht das bekannte Buch des Jesuiten, Pater Rodewyk, der auf dem Gebiet der Besessenheit als internationale Kapazität gilt. In seiner Veröffentlichung „Dämonische Besessenheit heute“ hat er den Fall Magda sorgfältig beschrieben. Darstellen kann ich diese Geschichte nicht, weil sie zuviel Raum einnehmen würde. Rodewyk geht auf seinen 90. Geburtstag zu. Er ist aber geistig noch sehr frisch und klar. Ich stehe mit ihm in Verbindung.
Der Bischof von Trier, der damals den Fall Magda zu beurteilen hatte, gab schriftlich seine Meinung wieder. Dieses Urteil steht auf Seite 84 im Buch von Rodewyk und lautet: „Auf Grund der vorliegenden, gut beglaubigten Tatsachen, auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen, nach gewissenhafter Prüfung der verschiedenen Auffassungen bleibe ich bei meinem Urteil, daß es sich im Fall Magda um wahre Besessenheit handelt und nicht um Hysterie und anhaltenden Betrug.“
In diesem Zusammenhang ist das Vorwort Rodewyks zu dem biblisch korrekten und beweiskräftigen Buch von J. M. Hartmann  „Geister, Magier, Wunderheiler“ interessant. Aus dem Munde Magdas riefen die Dämonen: „Wir haben einen großen Ansturm auf die Menschheit vor. Um zum Ziele zu kommen, müssen wir zunächst dafür sorgen, daß die Menschen nicht mehr an unsere Existenz glauben, damit wir unbeirrt arbeiten können. Wir werden jeden unterstützen, der nicht mehr an uns glaubt.“  . . .

So gesehen, ist es kein gutes Zeichen, daß von überallher Stimmen laut werden, die behaupten, der Teufel sei tot, es gäbe ihn überhaupt nicht, und die zugleich der Kirche vorwerfen, sie lehre in diesem Punkt etwas Falsches. Es gebe wohl das Böse, aber nicht den Bösen.
Es gibt also in der katholischen Kirche erfrischende Stimmen, die trotz der rationalistischen Triumphe der Theologie noch an den biblischen Wahrheiten festhalten. So schreibt der römische Theologe Corrado Balducci in seinem Buch „Priester, Magier, Psychopathen. Grenze zwischen Wahn und Teufel“ folgendes:
„Wer sich nach der Feststellung, daß die psychiatrischen und parapsychologischen Phänomene möglicherweise natürlichen Ursprungs sind, dazu berechtigt glaubt, jeglichen außernatürlichen Einfluß systematisch auszuschließen und damit die konkrete Existenz der Besessenheit zu leugnen, legt zweifellos eine völlig unlogische Einstellung an den Tag, die nur von einem aprioristischen Skeptizismus auf alles Überirdische motiviert ist … Und doch vertreten einige Wissenschaftler diese Anschauung mit erstaunlicher Leichtigkeit … Im besonderen beschränken sich die Ärzte auf den psychiatrischen Aspekt, die Parapsychologen auf den paranormalen. Diesen Ärzten es sei der Wahrheit halber gesagt, daß sie immer weniger werden möchte ich die Frage stellen, welche Geisteskrankheit mit Levitation, okkulten Kenntnissen und anderen derartigen Manifestationen zum Ausdruck kommen kann . . .“

Ein bedeutender Zeuge gegen die Leugnung der Existenz des Teufels und der Besessenheit ist der Münchener Erzbischof Kardinal Joseph Ratzinger. Er schreibt:
“Das Böse ist weit mehr als eine der Komponenten der menschlichen Seele, die man mit einer geschickten psychischen Balance integrieren und so unschädlich machen könnte. Stünde es so, dann würde einen das Wissen vor dem Bösen schützen, und der ’Exorzismus’ läge sozusagen in den Händen der Psychologie, deren Kenntnis seelischer Struktur zur Integration und damit zur Freiheit führen würde. Das Wort des Herrn sieht es anders: Das Böse ist nicht bloß psychische Komponente, es ist eine andrängende, selbständige Macht, die den Menschen anfällt . . . “

Einer der gewichtigsten Zeugen für die Existenz des Teufels, dem der katholische Professor Haag den Abschied geben wollte, ist Papst Paul Vl. Seine Ansprache vom 15. November 1972 wurde in vielen katholischen Blättern abgedruckt. Sogar die Bildzeitung hat darüber berichtet. Die Schlußsätze dieser berühmt gewordenen Ansprache lauten: „Die Sünde gibt einem dunklen, feindlichen Täter, dem Teufel, Gelegenheit zu wirksamem Eingreifen in uns und unserer Welt. Das Böse ist nicht mehr nur ein Mangel, sondern es ist eine wirkende Macht, ein lebendiges, geistliches Wesen, verderbt und verderbend, eine schreckliche Realität, geheimnisvoll und beängstigend.“
Damit sei die positive Seite gläubiger Katholiken abgeschlossen.

Hören wir auch die andere Seite, die Thesen wissenschaftlicher Negativisten.
Beginnen wir mit einer Notiz aus der Stuttgarter Zeitung vom 4. August 1976. Der Artikel ist überschrieben: Theologe empfiehlt, den Teufel totzuschweigen. Es heißt darin: „Die katholischen Bischöfe sollten keine Erlaubnis mehr zu feierlichen Exorzismen erteilen. Dies forderte der Tübinger Theologe Professor Herbert Haag als einen ersten Schritt zur Überwindung des Teufelsglaubens. Vor allem sollten die kirchlichen Glaubens-und Gebetbücher von allem, was den Glauben an den Teufel bekräftige, befreit werden, sagte Haag. Er bedauere, daß diese großartige Chance beim neuen Gesangbuch vertan worden sei.“
Die Äußerungen Haags stehen im Gegensatz zur kirchlichen Lehre. Der Papst hat wiederholt von der Existenz des Teufels in unserer Welt, und zwar nicht nur im übertragenen Sinne, gesprochen.

Wir wenden uns nun dem Buch zu „Teufel, Dämonen, Besessenheit. Zur Wirklichkeit des Bösen“, herausgegeben von W. Kasper und K. Lehmann.
Es gäbe ein Buch für sich, wenn man allen Argumenten dieser Veröffentlichung nachgehen wollte. Nehmen wir einmal zur Einleitung die ersten zwei Seiten des Buches und die letzte Seite, dann bekommen wir schon den Ansatzpunkt und den Schlußpunkt dieser Beiträge von katholischen Wissenschaftlern.
Prof. Kertelge schreibt auf der ersten Seite: „Es besteht kein Zweifel, daß Jesus, seine Jünger und die Autoren der neutestamentlichen Schriften mit der Existenz des Teufels und von Dämonen gerechnet haben. Diese Feststellung läßt allerdings verschiedene Interpretationen zu. Will man nicht einem naiven Biblizismus folgen … dann scheint die Frage unabweisbar, ob die antiken Anschauungen von Teufel und Dämonen, die Jesus und seine Jünger teilten, nicht für uns unter den Voraussetzungen eines anderen Weltbildes überholt und von den eigentlichen Intentionen des Evangeliums zu trennen sind.“
Zu diesem Start des Buches ist vieles einzuwenden. Ich muß mich allerdings größter Kürze befleißigen.
Hinter dieser Theologie steht die Entmythologisierung Bultmanns, der meinte, man müsse das NT seiner mythischen Einkleidungen, die von den orientalischen Mysterlenreligionen stammen, befreien. So führte Bultmann in „Kerygma und Mythos“ aus.
Mit zwei Sätzen sei geantwortet. Es gab schon im ersten Jahrhundert Entmythologisierer. Ihre Abwehr steht in 2. Petr. 1,16: „Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt.“
Man läßt Jesus nicht Gottes Sohn sein, darum ist der Verstand solcher Theologen verdunkelt. Es fehlt die Inspiration des Heiligen Geistes, von der eingangs dieses Buches gesprochen wird. Der Heilige Geist führt in alle Wahrheit. Die menschliche Ratio ist für alle Verführung und Verirrung offen.
Jesus sagte (Joh. 7,38): „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Kertelge sagt: „Wer glaubt, wie die Schrift sagt, betreibt naiven Biblizismus. – Ich halte es lieber mit Jesus als mit Kertelge und lasse mich gern einen naiven Biblizisten nennen.
Der Schlußsatz des Buches ist von Professor J. Mischo und heißt: „Ich würde es begrüßen, wenn dieses Buch den Anstoß dazu liefert, irrationale Reaktionen gegenüber der dämonischen Besessenheit abzubauen, und zu einem tieferen Verständnis dessen hinführt, was die Theologie von heute zu diesem Thema zu sagen hat.“
Das Irrationale muß abgebaut werden. Irrational war aber, daß Gott die Welt aus dem Nichts schuf (Hebr. 11,3). Irrational war, daß Gott seinen Sohn für unsere Schuld sterben ließ. Irrational war, daß Jesus von den Toten auferstand und gen Himmel fuhr. Ich halte es lieber mit dem Irrationalen, das die Bibel uns berichtet, als mit dem Rationalen, das Johannes Mischo uns beibringen will.
Zwischen den aufreizenden Anfangs und Schlußsätzen stehen manche biblische und psychologische Wahrheiten, denen ich beipflichte, aber die Gesamttendenz des Buches bewegt sich nicht auf echter biblischer Ebene.
Hätten Jesus und seine Apostel vor dem Teufel gewarnt, wenn er nur eine Chiffre des Bösen ist, wie Professor Haag meinte (Abschied vom Teufel, Seite 12).
Petrus erhob warnend seine Stimme: „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (l. Petr. 5,8).

“Der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen“ (Offbg. 2, 10). Wenn der Teufel im NT nur mythisches Rankenwerk ist, dann haben wir ihn nicht zu beachten. Natürlich reden wir nicht einer hektischen Überbetonung das Wort, aber die Nichtexistenterklärung ist noch schlimmer.  . . .
Was wir von der sogenannten exakten Wissenschaft zu halten haben, wird an vielen Stellen in diesem Buch von Kasper/Lehmann deutlich. Kertelge spricht beim besessenen Gadarener von Tobsucht und Epilepsie. Sehr wahrscheinlich hat Kertelge noch nie einen Besessenen während des Anfalles gesehen, sonst wüßte er um den Unterschied zwischen einem epileptischen und einem dämonischen Anfall. Ich habe noch nie gehört, daß ein Epileptiker während seines Anfalles plötzlich eine Fremdsprache spricht, die er nie gelernt hat. Noch nie hörte ich auch von Hellsehererlebnissen, wenn ein Epileptiker bewußtlos zu Boden stürzt. Gegen eine apriorische Festlegung ist aber nicht anzukommen. Und ohne die klare Stellung zu Jesus Christus und das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist bleibt jeder Theologe auf totem Gleis. . . .  . . .

2. Evangelische Theologen

Eigentlich müßte man bei den theologisch radikalen Linken, den theologischen Atheisten beginnen, wenn Besessenheit und Exorzismus zur Sprache kommen soll. Wilhelm Busch war es, der erklärte: „Moderne Theologie ist Atheismus unter frommem Vokabular.“ Bultmann und seine Epigonen haben aber beim Volke Gottes so wenig Glaubwürdigkeit daß es überflüssig ist, sich mit der Entmythologisierung auseinanderzusetzen.
Verheerender ist es aber, wenn Pfarrer im aktiven kirchlichen Dienst die Eierschalen des Modernismus nicht ablegen konnten. Ein Beispiel dafür ist die Broschüre von Pfarrer Haack mit dem Titel: „Satan, Teufel, Luzifer – Was ist davon zu halten?“

. . . Pfarrer Haack kann seine unbiblischen Ansichten auf dem Sektor Besessenheit und Exorzismus nicht einfach als Gemeingut aller Christen ausgeben. In der Broschüre Haacks steht viel Verworrenes und Unbiblisches, so daß man nicht weiß, wo man anfangen soll. Er schreibt auf Seite 24: „Der Christ darf die Existenz des Teufels annehmen und ablehnen. Niemand hat das Recht, den anderen seiner Teufelsanschauung wegen zu verurteilen. Das gilt auch für Theologen.“ Diese Sätze bieten einige Angriffsflächen.

1. Eine Verurteilung gibt es für Christen nicht. Das ist Sache Gottes. Biblische Zurückweisung ist keine Verurteilung.
2. Zurückweisung von Irrlehre ist in der Bibel nicht nur erlaubt, sondern geboten. In den sieben Sendschreiben steht mehrmals dem Sinn nach. „Ich habe wider dich, daß du Irrlehrer duldest“ (Offbg. 2,20). Auf der gleichen Ebene liegen die Aussagen von Offbg. 2,2; 2,6; 2,9; 2,14; 2,15; 2,24. Einen Kampf gegen Irrlehre führt auch Petrus (2. Petr. 2), ferner Johannes in seinen Briefen und Paulus an vielen Stellen, z. B. 1. Tim. 4, 1.
3. Mir ist in 50 Jahren meines Dienstes im Reiche Gottes noch kein wiedergeborener Christ begegnet, der die Existenz des Teufels abgelehnt hätte. Solche Erscheinungen gibt es nur bei Namenchristen und Modernisten.
4. Die Haackschen Sätze zeigen seine Kompromißfreudigkeit, die an verschiedenen Stellen seiner Broschüre offenbar wird. „Nach allen Seiten hin die Türen offen lassen, jeden Standpunkt akzeptieren, es mit niemand verderben!“ „Ach, daß du kalt oder warm wärest“.

Prof. O. S. von Bibra schreibt in seiner Broschüre „Werdet nüchtern“ Seite 8: „Mit der Leugnung der Person des Teufels verkennt man die wahre Situation dieser Welt total. Gäbe es nämlich diesen Feind nicht, dann wäre die Sendung des Messias und sein Opfertod unnötig gewesen. Der Apostel Johannes schreibt ja ausdrücklich: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, um die Werke des Teufels zu zerstören“ (1. Joh. 3,8).
Pfarrer Haack weiß es aber besser. Auf Seite 11 der erwähnten Broschüre steht zu lesen: „Es gibt eine Warnung, die man nicht überhören sollte: Hütet euch davor, euch einen persönlichen Teufel vorzustellen. Es gibt wohl die bösen Menschen, es gibt das Böse, aber nicht den Bösen.“ Auf Seite 9 mahnt er: „Eigentlich dürfte es über den Teufel nicht mehr viel zu schreiben geben. Seinen Nachruf höchstens . . .“ –
Haack schrieb auf Seite 24: „Eine der dümmsten Formen des Teufelsglaubens ist die Ansicht, Menschen könnten mit dem Teufel ein persönliches Abkommen treffen, im sogenannten Teufelspakt.“ . . .
Die heidnischen Länder in Afrika, Ostasien und Südamerika sind voll von Menschen, die einen Teufelspakt geschlossen haben. Teufelspakte funktionieren, wie die Seelsorge tausendfältig zeigt. Immerhin habe ich 135 Länder bereist und viel Material zusammengetragen. Bevor ich einige Hinweise gebe, soll erst ein Ausnahmefall erzählt werden.
Ein junges Mädchen probierte eine Teufelsverschreibung. Sie mißlang und blieb ohne Auswirkung. Der Grund war die intensive Fürbitte ihrer Großmutter, eine durch den Geist Gottes wiedergeborene Christin. Gläubige Eltern oder Großeltern können eine „feurige Mauer des Gebets“ um Kinder oder Enkel bilden.
Ein anderes Beispiel erlebte ich in Kanada. In Montreal, im Hause eines gläubigen Bruders, saß ein 19-jähriges Mädchen vor mir in der Seelsorge. Sie litt unter merkwürdigen Störungen und Belastungen. Im Gespräch kam heraus, daß sie aus Neugierde als Vierzehnjährige eine Teufelsverschreibung durchgeführt hatte und seither belastet war. Ursprünglich glaubte sie nicht an eine solche Möglichkeit, bis sie merkte, daß sie in ihrem Leichtsinn sich die Finger verbrannt hatte.
Blutsverschreibungen an den Teufel führen oft zur Besessenheit oder zu schweren seelischen und glaubensmäßigen Schäden.
Vor Jahrzehnten hörte ich als junger Evangelist von einem Teufelspakt durch meinen Freund Pfr. Fritz Eichin. Er hat auf diesem Gebiet Erfahrung, die Pfarrer Haack fehlt. Nun das Beispiel Eichin:
Ein verzweifelter Südbadener ging mit dem Vorsatz in die Hasler Höhle, einen Teufelspakt einzugehen. Auf einem Stück Papier verschrieb er seine Seele dem Teufel. Tief in der Höhle legte er den Zettel nieder und beschwerte ihn mit einem Stein. Als er die Höhle verlassen hatte, reute es ihn. Er kehrte um. Der Zettel war aber schon weg. Er kam zu Eichin in die Seelsorge. Später lernte ich diesen unglücklichen Mann auch kennen. Er hatte die Folgen seiner Unvernunft zu tragen. In der Höhle hatte sich kein anderer Mensch aufgehalten, und ein Windstoß tief im Innern war nicht möglich gewesen. Immerhin ist die Höhle eine halbe Stunde Fußweg lang.

. . .  Zur Zeit dieser Niederschrift mußte ich mich um einen hochbetagten Mann kümmern, der als Junge auf den Knien geschrieen hat: „Du Teufel, ich rufe dich an, weil Gott mir nicht antwortet.“ Jetzt als alter Mann kämpft er noch mit den Folgen dieses Gebetes zum Teufel. Mehr darf ich aus seelsorgerlichen Gründen nicht sagen. Hören wir nun aber, was van Dam über Teufelsbündnisse und Teufelsanrufung sagt:
„Der Vertrag mit dem Teufel. Viele Leute werden dazu getrieben, sich dem Teufel zu verschreiben. Oft geschieht das gerade mit Menschen, die in ihrer Jugend verflucht wurden. Lechler erzählt die Geschichte einer Frau, die als Kind von ihrem Großvater besprochen und verflucht wurde, und die sich später mit dem Mann, mit dem sie zusammenlebte, mit Blut dem Teufel bis an ihr Lebensende verschrieb. Allmählich setzten bei dieser Frau schwere Angstzustände und Depressionen ein, die sie zu mehreren Selbstmordversuchen trieben. Der Kampf um die Befreiung dieser Frau ist noch immer nicht beendet.
Solche Verschreibungen an den Satan werden oft auf einen Zettel geschrieben, meistens mit eigenem Blut. Oft werden sie als Amulett oder Talisman auf dem Körper getragen. Es ist begreiflich, daß solche Verträge mit dem Teufel Menschen unter die Macht des Feindes bringen. Die dämonische Gebundenheit oder Besessenheit ist dann sehr schwer und oft nur nach langem Kampf zu brechen, weil der Betreffende dem Teufel ja ein Anrecht auf sein Leben gegeben hat. Der Anfang des Befreiungskampfes wird deshalb die Aushändigung und Vernichtung des Vertrages sein, die Kündigung des Besitzrechtes.

Die Anrufung des Teufels. Eine mir bekannte, im übrigen auch hysterische Frau, wandte sich für die Behandlung einer ihrer vielen Krankheiten an einen Magnetiseur. Danach rief sie den Teufel an mit den Worten: Wenn Gott mir nicht helfen will, hilf du mir! Daraufhin flüchtete sie aus ihrem Haus und war mehrere Tage verschwunden. Dämonengestalten tauchten nachts um ihr Bett auf; Flüche rollten aus ihrem Mund; vom Glauben hat sie sich seitdem abgewendet.
Viele Menschen gehen nicht so weit, sich durch einen Vertrag dem Teufel zu übergeben. Aber auch, wenn man ihn zur Hilfe ruft, kann das schwere Folgen haben. Der Teufel tut ja nichts umsonst.“ – Soweit van Dam.

Nicht nur van Dam, sondern auch Richard Kriese aus Wetzlar erwähnt die Teufelsbündnisse und die Anrufung des Teufels in seinem Buch „Okkultismus im Angriff“, Seite 187.
Woran liegt es, daß die meisten Pfarrer keinen Zugang haben zu dem, was im Untergrund schwelt? Es hat vier Wurzeln:
1. Eine dem Geist der Bibel entfremdete Theologie.
2. Die fehlende Erfahrung der Missionsgebiete und der Erweckungszentren.
3. Fehlen der Seelsorge auf diesem Gebiet.
4. Die fehlende Inspiration des Heiligen Geistes.

Hat Jesus das Wort in Joh. 3,3 umsonst gesagt: „Es sei denn, daß der Mensch von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“  . . .

Ich stehe schon einige Jahre mit Dr. med. Dieter Kuhl in Batu (Indonesien) in Verbindung. . . .  In einem Brief vom 20. April 1980 schrieb er unter anderem: „Im Westen halten wir leider den Teufel für eine Märchengestalt. Hier in Indonesien wird man schnell von seiner Realität und Macht überzeugt, mit der er Menschen bindet, und man erlebt, daß wir nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern mit Mächtigen, Fürstentümern und Gewalten (Eph. 6,12).“
Da wir es in diesem Buch mit der Besessenheit zu tun haben, bringe ich ein weiteres Zitat aus dem Brief von Dr. med. Kuhl: “Ich diente in der Seelsorge einem Mann mit Doktortitel, der regelmäßig von einem Geist besessen wurde und in diesem Zustand Kranke heilen konnte. Er war einer der bedeutendsten dunkun = Wunderheiler. Er arbeitete ohne Honorar und nur aus ,Nächstenliebe’. Er wurde durch Christus ganz frei.“

. . . Ich wohnte in einem afrikanischen Land im Hause eines Missionars, der das Hobby hatte, Teufelsmasken zu sammeln und in seiner Wohnung aufzuhängen. Es waren keine neu geschnitzten, sondern im Dämonenkult gebrauchte Masken. Ich warnte ihn vor diesem Hobby. Da brach es aus ihm heraus, und er erzählte aus seinem Leben. Nachts wurde er längere Zeit von einer schwarzen Gestalt mit blutroten Augen und Krallen heimgesucht. Es war kein Traum. Er setzte sich auf den Bettrand und betete. Trotzdem kam die Gestalt auf ihn zu. Da gebot er im Namen Jesu, und das Untier verschwand. Nicht lange danach ertrank sein kleiner Sohn in einer kleinen Pfütze des Gartens, in der normalerweise kein Mensch ertrinken kann. Die Frage ist, ob der Tod des Jungen nicht mit der okkulten Sammlung des Vaters zu tun hat. Auf jeden Fall vernichtete der Missionar seine Masken und hatte dann Ruhe. . . .

Die Seelsorge in heidnischen Gebieten und vor allem in Erweckungszentren zeigt die große Variationsbreite der Verstellungskunst Satans. Tiererscheinungen wie Schlangen, Kröten, Hunde; Zwerggestalten wie die Tokoloshe und Tomter, elegant gekleidete Gentlemen bis hin zu Lichtgestalten sind teuflische Erscheinungsformen. Paulus weist in 2. Kor. 11, 14 darauf hin, daß der Teufel auch in Engelsgestalt aufkreuzen kann und sich mit einem religiösen Nimbus umgibt.

Fehlurteile unter Akademikern und Laien können viele Ursachen haben. Ein Erlebnis aus meinem Rundbriefkreis hat mich tief erschüttert.
Eine gebildete Frau, die zwölf Jahre zu meinem Freundeskreis gehörte, wurde von einer Pfarrfrau in die Geistige Loge nach Zürich mitgenommen. Die Geistige Loge betreibt religiösen Spiritismus. In den Gottesdiensten predigt durch ein Medium ein Geist aus dem Totenreich. Diese Frau, die bisher alles Okkulte gemieden hatte, wurde von diesem Irrgeist gefangen und meldete sich von meinem Freundeskreis ab. Ich warnte sie, ich schrieb ihr dreimal. Es war umsonst. Sie ist nun in den Fängen des Spiritismus. Ihr Denkvermögen ist vernebelt.
In der Schweiz ist noch ein solcher Fall. Ich war mit einem Professor der Theologie gut bekannt. Er schätzte und empfahl meine Bücher. Da suchte er zum Studium spiritistische Sitzungen auf, und siehe da, seine Urteile und seine Ablehnung gegen das Okkulte wurden blasser. Sein Denken hatte eine Wandlung durchgemacht.
Nun zwei bayrische Beispiele. Pfarrer Horkel, der auch Bücher schreibt, besuchte spiritistische Sitzungen. Seine Meinung über das Okkulte ist völlig konfus. Auch ihn warnte ich.
Ein anderer bayrischer Pfarrer nahm eine Einladung zu einem Hexenzirkel in England an. Er erlebte dort einen Nackttanz, den er einem Reporter gegenüber als eindrucksvoll schilderte. Man hat mir die Illustrierte zugesandt, in der dieser Pfarrer von seiner Teilnahme bei dem Hexensabbat berichtete. Beide haben aber in okkulten Dingen schiefe, nicht zutreffende Urteile. Teilnahme an okkulten Zirkeln lähmt oder löscht geistliches Denken, wenn vorher solches bestanden hat. Beide Pfarrer sind aber von ihrer Kirche voll anerkannt.
Kommen wir zurück auf das hilfreiche Buch von W. van Dam „Dämonen und Besessene“. Eine Einschränkung muß ich leider machen. Seine positive Bewertung der sogenannten charismatischen Bewegung kann ich nicht übernehmen. Von dieser Einschränkung abgesehen, liefert das Buch wertvolle Einsichten, die meiner Erfahrung entsprechen.  . . .

Epilepsie und Besessenheit
. . . Wir unterscheiden heute Formen der Epilepsie, die nur zum medizinischen Sektor gehören. Einige seien genannt:
a) Die genuine oder idiopathische Epilepsie, die erblich ist.
b) Die symptomatische Epilepsie, hervorgerufen durch eine erworbene Hirnschädigung.
c) Die Temporallappenepilepsie, verursacht durch eine Krampfentladung in einem Schläfenlappenabschnitt.
d) Die psychogen bedingte Affektepilepsie.
e) Die sehr seltene myoklone Epilepsie. Mir ist ein solcher Fall bekannt. Eine Frau, die mit dieser schwer zu behandelnden Epilepsie in einer Universitätsklinik lag, hat eine Glaubensheilung erlebt. Für den Herrn Jesus gibt es keine schweren und leichten Fälle.
Mit diesen Epilepsieformen sind die Mediziner einverstanden. Sie sträuben sich aber, wenn ich noch eine sechste Form nenne: die okkult bedingte Epilepsie, die in schweren Fällen mit einer Besessenheit parallel geschaltet ist. Man hüte sich hier aber vor einer Versteifung ins Extreme. Es wäre eine verheerende Diagnose, wenn man etwa die medizinisch bekannten Formen Besessenheit nennen wollte. Auch die okkult bedingte Epilepsie braucht mit Besessenheit nichts zu tun haben. Nur in der härtesten Form mündet sie gelegentlich in eine Besessenheit ein.
Wir haben in der Bibel Beispiele einer okkult bedingten Epilepsie mit dem härtesten Grad der Besessenheit.
Luk. 9,39 42: „Siehe, der Geist ergreift ihn und reißt ihn, daß er schäumt … Und da Jesus zu ihm kam, riss der Teufel ihn (den jungen Mann). Jesus aber bedrohte den unsauberen Geist und machte den Knaben gesund.“
Mk. 1,23 27: „Der unsaubere Geist riss ihn.“
Mk. 9,17f.: „Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Wo der ihn erwischt, so reißt er ihn; und er schäumt und knirscht mit den Zähnen …“
Natürlich sagen unsere Mediziner: „Hier sind doch Zeichen einer medizinisch bekannten Epilepsie genannt: Anfälle, Schaum vor dem Mund, Knirschen mit den Zähnen usw.“ Die Bibel sagt aber an all diesen Stellen: Der Teufel riss ihn, oder der unsaubere Geist riss ihn. Jesus hat bei diesen Fällen nicht für den Kranken gebetet, sondern dem Geist geboten auszufahren, und die geplagten jungen Männer wurden frei und gesund.
Ich bin überzeugt, daß Jesus sich nie in der Diagnose geirrt hat. Es muß aber den Medizinern dennoch der Unterschied zwischen Epileptikern und Besessenen klargemacht werden.
Der Junge, der von Jesus befreit worden ist, reagiert mit einem Schrei auf das Kommandowort Jesu. Der Epileptiker schreit nur bei Beginn des Anfalls. Der Anfall eines Epileptikers dauert nur kurze Zeit. Meine Seelsorge an dem besessenen Filipino dauerte 20 Stunden.
Medikamente helfen Epileptikern. Bei Besessenen wirken sie nicht. Ein Beispiel aus dem Elsaß. Ein modern orientierter Pfarrer, den ich kenne, rief einen gläubigen Psychiater zu einem tobenden Gemeindeglied. Der Arzt gab der tobenden Frau eine Injektion Morphium zur Beruhigung. Es wirkte nicht. Nach einer halben Stunde gab er ihr eine zweite Spritze, wieder ohne Erfolg. Der Arzt erklärte: „Diese Frau ist nicht geisteskrank, sondern besessen.“ Es war eine heilsame Lektion, daß ein gläubiger Psychiater einem modernistischen Pfarrer eine Besessenheit bestätigen mußte. Bei der okkult bedingten Epilepsie treten die gleichen Symptome auf. Bei der Epilepsie gibt es keine Hellsehererlebnisse während des Anfalles, aber bei Besessenheit. Bei der Besessenheit erstarren die Augen nicht wie bei der Epilepsie. Es gibt noch mehr Unterschiede. Die wenigen mögen genügen, man kann ungläubige Ärzte doch nicht überzeugen.

Hysterie und Besessenheit
Es gibt zwar hysterische Pseudobesessenheiten, aber grundsätzlich hat eine Hysterie eine andere Symptomatik. Man kann einen ganzen Katalog der Unterschiede herausarbeiten. Einige seien genannt:

1. Bei den schwersten Besessenheitsfällen, die es gibt, können Gegenstände und sogar kleine Tiere aus dem Körper der Besessenen heraustreten. In der indonesischen Erweckung kam einmal eine kleine schwarze Schlange aus dem Munde eines Besessenen. In der Schweiz wurde ich selbst mit zwei Besessenheitsfällen konfrontiert, bei denen aus dem Körper von zwei besessenen Frauen in Zürich und in Basel Nägel, Nadeln und Metallteile herauskamen. Der Gottliebin Dittus zu Blumhardts Zeiten passierten auch solche Dinge. In dem Krankheitsbericht der Gottliebin steht, daß einmal Frösche, Fliegen und eine Blindschleiche aus dem Mund der Besessenen herauskamen. Solche Dinge gibt es bei Hysterikern nicht.

2. Im hysterischen Anfall
verliert der Patient nie ganz sein Bewußtsein. Der Besessene ist dagegen total bewusstlos. Er weiß hinterher nicht, was mit ihm geschehen war.

3. Wie bei der Epilepsie haben bei Hysterikern Medikamente eine Wirkung, bei Besessenen nicht.
Einen krassen Fall sah ich in Brasilien. Eine besessene Frau konnte in wenigen Stunden zwei Liter hochprozentigen Alkohol (40 %) trinken, ohne im geringsten betäubt zu sein. Ein Hysteriker kann das nicht.

4.
In Gegenwart von Hysterikern kann ein Zuschauer nicht Schläge aus der unsichtbaren Welt erhalten. Bei Besessenen ist das manchmal der Fall. Ich erinnere an die Friseuse, die Maria die Haare machte und dabei Schläge erhielt. Die Friseuse rannte weg und rief: „Das ist eine Hexe.“ Wie bei der Epilepsie ließen sich hier noch mehr Unterscheidungsmerkmale aufzeigen. Wer aber von vornherein in der Abwehrhaltung steht, kann durch nichts überzeugt werden.

Psychosen und Besessenheit
Van Dam erwähnt in seinem Buch über Besessene, Seite 190, folgendes: „Es sind vor allem die Geisteskrankheiten, bei denen eine Unterscheidung, besonders zu Beginn der Störung, oft recht schwierig ist, weil die Dämonie einer Geisteskrankheit und die Geisteskrankheit einer Dämonie ähnlich sein kann.“
Es gibt auf diesem Gebiet viel Verwirrung. Ungläubige Psychiater diagnostizieren Besessenheitsfälle als Psychosen, und unerfahrene Seelsorger nennen manche Fälle von Geisteskrankheit Besessenheit. Es gibt also falsche Diagnosen auf beiden Seiten. Diese Verwirrung wird noch größer durch die Mischfälle. Auf diese Frage können wir hier aber aus Raummangel nicht eingehen. Ich habe es in anderen Büchern getan.

Die Frage ist, ob und wie man Psychosen von Besessenheit unterscheiden kann.
Das Problem liegt in der beurteilenden Person. Ohne Wiedergeburt und Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist die Unterscheidung sehr schwer. Ferner sollte auch der gläubige Seelsorger, außer der seelsorgerlichen Erfahrung, gute medizinische Grundkenntnisse haben. In dem Kapitel über die verschiedenen Formen der Besessenheit wird das auch an einigen Beispielen deutlich.
In der Frage der Unterscheidung steht in dem Buch von van Dam ein kleiner Fehler. Er schrieb auf Seite 192: „Im Gegensatz zur Besessenheit ist die Schizophrenie nicht ansteckend.“ Das stimmt nicht ganz. In vielen psychiatrischen Lehrbüchern wird das induzierte Irresein genannt. Pfleger oder Psychiater, die jahrzehntelang Geisteskranke betreuen, können manchmal davon angesteckt werden. In dem Kapitel über den Gadarener habe ich zwei Beispiele erwähnt. Ich gebe noch einen Bericht, den ich vor vielen Jahren von einem Freund erhalten habe. Friedrich Heitmüller wurde von einem gläubigen Mann gerufen, weil sein Sohn besessen war. Heitmüller wußte, daß eine solche Seelsorge Teamwork, Mannschaftsarbeit ist und nahm einen gläubigen Lehrer mit. Dieser Lehrer wurde von seinem Sohn begleitet, der glaubensmäßig nicht klar stand. Mit dem Besessenen wurde gebetet, und Heitmüller gebot im Namen Jesu. Der Besessene wurde frei. In der gleichen Stunde wurde aber der Lehrersohn besessen und wurde bis an sein Lebensende nicht mehr frei.

Das beweiskräftigste Unterscheidungsmerkmal ist das Sprechen in Fremdsprachen, die der Besessene nicht gelernt hat. Das gibt es bei keinem Geisteskranken.
Eine andere Unterscheidung, die ich sehr oft erlebte, ergibt sich aus folgendem Sachverhalt. Wenn ich mit einem Geisteskranken bete, bleibt er ruhig. Bete ich dagegen mit einem Besessenen, dann fängt er an zu toben, zu fluchen, zu lästern und sich wie unsinnig zu gebärden, oder er fällt sofort in Trance. Man nehme es mir aber nicht übel, wenn ich folgendes sage: Wenn der Beter kein Jünger Jesu ist, dann bleibt der Besessene auch ruhig. Das heißt zum Beispiel, wenn ein modernistischer Pfarrer aus einem Gebetbuch vorliest, rührt sich der Besessene nicht. – „Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft. Sie haben den Schein des gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie“ (2. Tim. 3,5).
Es gibt im Bereich der protestantischen Theologie und bei gläubigen evangelischen Medizinern Männer, die imstande sind, Geisteskrankheiten von Besessenheit zu unterscheiden. Neben dem oft zitierten Psychiater Dr. Lechler nenne ich den englischen Psychiater McAll, mit dem ich befreundet bin. Im theologischen Sektor nenne ich Prof. Dr. Dr. Unger, Prof. Dr. Dickason und Professor Dr. Matthews, alle Amerikaner. Dann muß die Arbeitsgemeinschaft von 25 Gelehrten unter Montgomery genannt werden, deren Buch im Schlußkapitel erwähnt wird. Daß so viele Amerikaner genannt werden, ist nicht von ungefähr. Das Schwergewicht der evangelischen Theologie hat sich etwas von Europa nach Amerika verlagert. Bultmann und seine Epigonen haben in Europa im übertragenen geistlichen Sinn eine Verwüstung angerichtet. Aber zwei Theologen in Deutschland mit einem klaren Blick muß ich erwähnen. Es ist Prof. Dr. Beyerhaus in Tübingen und Prof. Dr. Michel.

3. Fehlende Unterscheidung
Diesem Kapitel liegen drei Veröffentlichungen von Pfr. Wilhelm Horkel zugrunde. Vor rund 30 Jahren erschien „Botschaft von Drüben“ in erster Auflage. Mit bekümmertem Herzen habe ich damals das Buch gelesen. Ohne mich mit meinem Freund Pfarrer Fritz Eichin abzusprechen, erhielt ich von diesem Kenner der okkulten Phänomene einen Brief, in dem Eichin sich auch bestürzt über dieses Buch aussprach. Unsere Meinungen trafen sich in dem Gesamturteil: Göttliches, Natürlich Menschliches, Mediales und Dämonisches ist ohne Unterscheidung vermengt. Charismatisches und Pseudocharismatisches wird in einen Sack gestopft.
Die Gabe der Geisterunterscheidung hängt nicht von dem Grad oder der Intensität der menschlichen Intelligenz ab, sonst hätten unsere Universitätsprofessoren das meiste göttliche Licht. Die Gabe der Unterscheidung ist Frucht der Gnade Gottes, Wirkung des Heiligen Geistes. Ein einfacher Hilfsarbeiter kann, wenn er ein wiedergeborener Christ ist, die Geistesgabe der Unterscheidung haben, während sich sein Gemeindepfarrer geistlich vielleicht nicht orientieren kann. Geistige und geistliche Gaben liegen auf zwei verschiedenen Ebenen.
Mit der Antwort an Horkel habe ich aus verschiedenen Gründen lange gewartet. Zunächst einmal ist Horkel ein bekannter und begabter Literaturkenner und Pfarrer, der in der Kirche eine geachtete Position hat. Zum andern liebe ich keine öffentlichen Auseinandersetzungen. Es ist ohnehin zuviel Streit unter den Christen. Ich öffne nur dann den Mund, wenn gläubige Christen in der Gefahr sind, verwirrt zu werden.
Ich gehe aus von einer kleinen Notiz in dem Titel „Geist und Geister“. Auf Seite 43 schreibt der Verfasser: »Der badische Pfarrer K. Koch sagt rundheraus: Spiritismus und Christentum unterscheiden sich wie Feuer und Wasser. Ihm entgegen steht Karl Heim: Durch das Auftreten der okkulten Phänomene werden gedankliche Hindernisse für die rettende Wirkung des Wortes (Gottes) aus dem Weg geräumt werden können und die göttliche Wirklichkeit der verkündigten Heilsbotschaft durch solche Machttaten, in denen die Kräfte der zukünftigen Welt sich bereits wirksam erweisen, bezeugt und beglaubigt.“ (Heim, „Ich gedenke der vorigen Zeiten“ S. 311).
Hier versucht Horkel zwischen Karl Heim und mir einen Gegensatz zu konstruieren, der nicht besteht. Zunächst erwähne ich, daß ich Schüler von Karl Heim bin. Er war in meiner Studienzeit der einzige Professor, mit dem ich ungeteilt einer Meinung war. Da ich schon als Student Seelsorge übte und Evangelisationen hielt, sammelte ich damals bereits okkulte Beispiele. Darum schenkte ich Heims Ausführungen über den Okkultismus und Spiritismus große Beachtung. Ich erinnere mich noch gut, was er über den Spiritismus sagte. Er erwähnte, daß manchmal Atheisten über den Weg des Spiritismus zu Christus finden. Genau das entspricht meiner eigenen Erfahrung. Nur ein einziges Beispiel:
Ein Mann war in meiner Seelsorge. In seiner Beichte bekannte er, daß er zuerst Atheist war, dann vom Spiritismus in seinen Anschauungen „umgekrempelt“ worden ist. Als er den Weg zu Christus fand, sagte er sich vom Spiritismus los.
Genau das wollte Heim sagen. Der Blickpunkt meiner Darstellung geht in ganz anderer Richtung. Ich sah in der Seelsorge die Schäden, die der Okkultismus und Spiritismus anrichten und wende alle Kraft auf, die Menschen davon abzuhalten oder ihnen Wege der Befreiung zu zeigen. Heim und ich sind darin keine Gegensätze, wie Horkel konstruieren will. Wir arbeiteten nur an verschiedenen Frontabschnitten. Das kann ich aus dem gleichen Buch beweisen, aus dem Horkel die obigen Sätze entnahm.
In seiner Lebensgeschichte auf Seite 303 schrieb Karl Heim: „Wir wissen ja als Christen, daß die Bibel uns den Verkehr mit der Geisterwelt verbietet. Ich würde deshalb auch niemals an einer spiritistischen Sitzung teilnehmen.“ Horkel kennt diese Stelle, und doch nahm er an spiritistischen Sitzungen teil. Prof. Fritz Blanke hat Pfarrer Horkel in der Schweiz in die spiritistischen Kreise eingeführt. Kein Wunder, daß Horkel selbst medial ist.
Die fehlende Unterscheidungsgabe kann aus Raummangel nur an einem einzigen Beispiel gezeigt werden. Eigentlich müßte ich ein ganzes Taschenbuch darüber schreiben.

In dem Buch „Träume sind keine Schäume“ behandelt Horkel ab Seite 122 den „Träumer Swedenborg“ (1688-1772). Damit ich nicht missverstanden werde, bekenne ich, daß ich an den Visionen und Träumen von Swedenborg nicht zweifle. Das Problem, das Horkel nicht sieht, ist die Wurzel dieses außerordentlichen visionären Geschehens im Leben Swedenborgs. Swedenborg war ein phänomenaler Intellektueller, der seiner Zeit starke wissenschaftliche Impulse und Anregungen gab.
Er war zugleich ein hochmediales, religiöses Medium. Neben vielen medialen Praktiken betätigte er sich auch als religiöses, automatisches Schreibmedium, um nur einen Punkt zu nennen. Er war der Meinung, daß er von Gott, von Christus und von Engeln direkte Diktate erhielt. Er hatte die Auffassung, daß die Reihe der biblischen Propheten und Apostel noch nicht abgeschlossen ist, sondern daß Gott heute noch solche Gestalten hinzufügt. Es klingt durch, daß er sich für eine solche biblische Gestalt hielt. Aufgrund seines religiösen Schrifttums und der erwähnten Diktate hat sich die Sekte der Swedenborgianer entwickelt. Sie nennt sich „Kirche des Neuen Jerusalem“ und hat in USA und in Europa schätzungsweise 20.000 Mitglieder.
Es war mir vergönnt, in Kalifornien eine Kirche der Swedenborgianer zu besuchen. Auf einer landschaftlich phantastisch schönen Anhöhe mit dem Blick zum Pazifischen Ozean steht dieses architektonisch hervorragende Gebäude. Es ist eine totale Glaskonstruktion: alle Wände und das Dach bestehen aus großen Glasplatten, die diese neue Offenbarungsreligion des großen Schweden symbolisch darstellen sollen. Ich las am Ausgang der Kirche die Grundsätze dieser Gemeinde, die mit dem biblischen Christentum nur einige gleichklingende Vokabeln gemeinsam haben. Aufschlussreich ist auch die Beobachtung, daß die Swedenborgianer enge Kontakte zu den Spiritisten pflegen.
Was würden die Männer der Bibel zu Swedenborgs himmlischen Diktaten sagen?
Paulus würde wiederholen, was in Galater 1,8 steht: „So ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.“ – Paulus würde also die Engel, die Swedenborg diktiert haben, verfluchen, weil es ein anderes als das biblische Evangelium ist.
Johannes würde seine Warnung in Offbg. 22,18 wiederholen: „Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen die in diesem Buch geschrieben stehen.“ – Swedenborgs himmlische Diktate würden unter dieses Verdikt fallen.
Was haben die Zeitgenossen Swedenborgs über seine Visionen und Träume gesagt? Hören wir zuerst John Wesley (1703 – 1791) aus seinem Journal Seite 309:
Swedenborg, ein amüsanter Verrückter
28.1.1770. Ich machte mich daran, einige Schriften von Baron Swedenborg zu lesen und ernsthaft darüber nachzudenken. Ich begann mit einem gewaltigen Vorurteil zu seinen Gunsten, da ich wußte, daß er ein frommer und gelehrter Mann war, der einen langen Bildungsweg hinter sich hatte und durch und durch als gläubiger Christ galt. Lange konnte ich es aber nicht aushalten. Irgendeine seiner Visionen zeigt ohne Zweifel seinen wahren Charakter. Er ist einer der begabtesten und aufregendsten unterhaltsamen Schausteller, die jemals ihre Feder aufs Papier setzten. Seine aufrüttelnden Träume sind so wild, so weit entfernt von der Bibel und der allgemeinen Überzeugung, daß man danach leicht die Märchen vom Däumling Tom oder dem Riesen Killer Jack in sich aufnimmt.“

Wesley war einer der größten Männer Gottes Englands. In dem Amphitheater von Gwennap hat er 32 000 Zuhörern gepredigt, und zwar so, daß alle ihn verstanden. Lautsprecher gab es damals noch nicht, aber der Heilige Geist hat wie am ersten Pfingstfest für Verständlichkeit gesorgt. Wesley hatte die Gabe der Geisterunterscheidung, wie man aus seinen Seelsorgefällen und aus seinen Predigten schließen kann. Er hat bei dem moralischen Niedergang des englischen Volkes um 1750 die ganze Nation mit seiner Verkündigung erfasst und aufgerüttelt. Ich wäre froh, wenn Deutschland oder die Schweiz heute einen solchen Mann hätte.
Aber nicht nur von der charismatischen Seite, sondern auch von dem intellektuellen Forum kam schwerer Beschuss gegen Swedenborg.
Der große Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) verspottete 1766 in seinem Pamphlet „Träume eines Geistersehers“ Swedenborg.
Ich pflichte Kant nicht bei, weil er eben alles „von der reinen Vernunft her“ sieht. Hierher würde auch passen, was Köberle im Blick auf Bultmann schreibt. Er gebraucht den Ausdruck „rationalisierende Verharmlosung“. Mit der „bloßen Vernunft“ kommt man Swedenborg nicht bei. Die stärkste Waffe gegen Swedenborg ist nicht Kant, sondern eher John Wesley.
Seit Jahren trage ich auch darüber Leid, daß Swedenborg Einfluß auf Männer des Glaubens gewonnen hat. So sind Swedenborgs Spuren bei Oberlin (1740-1826), Jung Stilling (1740 – 1817) und Oetinger (1702-1782) zu erkennen. Auf theologischem Sektor ist das besonders misslich. Swedenborg glaubte an eine stufenweise Höherentwicklung des Menschen nach seinem Tode, bis hin zur Einung (Vereinigung) mit Gott (unio mystica). Oetinger glaubte ebenfalls an die Läuterungsstufen nach dem Tode bis hin zur Versöhnung des Alls und aller Menschen. Beide Männer haben also gedankliche Systeme entwickelt, die im Widerspruch zur Bibel stehen.
Pfarrer Horkel spricht aber von Swedenborg so harmlos, so fasziniert, weil eben die Gabe der Unterscheidung fehlt. Das ist der Punkt, wo meine Fürbitte für ihn und viele andere eingesetzt hat.

4. Formen der Besessenheit
In der Zeit, da dieses Buch niedergeschrieben wurde, kam eine Frau in die Seelsorge, die behauptete, besessen zu sein.
Zunächst sei eine grobe Faustregel zum Thema Besessenheit erwähnt: Wer wirklich besessen ist, weiß es gewöhnlich nicht. Wer erklärt, daß er besessen ist, ist es normalerweise nicht.
Wenn wir schon bei den Faustregeln sind, dann muß auch gesagt werden, daß ein Seelsorger niemals einem belasteten Menschen sagen darf, er sei besessen, selbst wenn es stimmen sollte. Die Gefahr, Schaden anzurichten, ist zu groß.
Nun aber zu dieser Frau. Ich hatte drei Wochen Gelegenheit, diese Frau zu beobachten. Von einer Besessenheit konnte absolut nicht die Rede sein. Der Hintergrund ihrer Aussage war, daß sie Mitglied einer extremen Gemeinde war, in der viel über Besessenheit geredet wurde. Da mein Beichtkind sehr sensibel und mit einem schwachen Nervensystem ausgerüstet ist, fing es diese überhitzte geistliche Atmosphäre auf. Es war eine glatte Übertragung in Form einer religiösen Massensuggestion. Beim Beten reagieren Besessene sehr rasch, vor allem dann, wenn mehrere geisterfüllte Beter gegenwärtig sind. Diese Frau dagegen blieb nicht nur ruhig, sondern fühlte sich gestärkt. Ich sagte ihr also mehrmals, daß von einer Besessenheit absolut keine Rede sein könne, weil gar keine Symptome dafür vorlägen.
Leider gibt es extreme Gruppen, die ein Sammelbecken und zugleich eine Brutstätte für Neurosen, Depressionen bis hin zur Züchtung von Pseudobesessenheiten darstellen.

Auf der gleichen Linie liegt der nächste Seelsorgefall. Ein Mädchen suchte für einen Urlaub ein christliches Heim auf. Der Heimleiter, den ich kannte, stand in dem Ruf der Glaubens- und Gebetsheilungen. In der Tat sind ihm viele Glaubensheilungen geschenkt worden. Seinen Namen verschweige ich, um nicht seinem Werk zu schaden. Das kranke Mädchen ging zu dem Heimvater in die Seelsorge. Er betete mit ihm nach Jakobus 5,14 unter Handauflegung. Es trat aber keine Heilung oder Besserung ein. Nach einigen Tagen meldete sich das Mädchen wieder zur Aussprache und berichtete, daß nichts geschehen sei. Der Hausvater betete nochmals unter Handauflegung mit der Kranken. Nach einiger Zeit fragte der Bruder sie: „Wie geht es dir? Bist du gesund geworden?“ Sie antwortete wahrheitsgemäß: „Nein.“ Dann rief er ihr lautstark zu: „Du hast den Teufel.“ Die Kranke verließ verzweifelt das Heim. Sie war dann mit der Vorstellung geplagt: „Ich bin besessen. Ich habe einen Teufel.“ Es braucht wohl nicht betont werden, daß das eine furchtbare Seelsorge war. Das war keine Hilfe oder Heilung, sondern eine suggestiv übertragene Pseudobesessenheit. Mit einem solchen Beispiel werden die in diesem Buch erwähnten Kritiker der Besessenheit gern einverstanden sein. Das ist ja Wasser auf ihre Mühle.

Eine weitere Form einer Pseudobesessenheit will ich an einem Beispiel aus Philadelphia (USA) darstellen. Ich hatte an einer Kirche der Stadt einige Vorträge. Nach einem Gottesdienst kam ein Mann zur Seelsorge, der bei einem seelsorgerlichen Gespräch anscheinend in eine Trance oder Halbtrance fiel. Eine Gebetsgruppe von etwa 15 Teilnehmern wurde zusammengerufen. Auch der Pfarrer der betreffenden Kirchengemeinde, ein gläubiger Christ, war anwesend.
Schreiszenen mit Lästerungen wechselten ab. Ich hatte dabei den Eindruck, daß das Wachbewusstsein nicht ausgeschaltet war. Auch fehlte mir die Charakteristik der typischen Besessenheitsfälle, die ich über Jahrzehnte hinweg in der Seelsorge beobachten konnte.
Schließlich nahm mich der Ortspfarrer zur Seite und sagte: „Ich meine, dieser Mann spielt Theater.“ Ich erwiderte: „Meine Überzeugung ist das auch.“ Der Ausgang dieser Geschichte zeigt, daß wir richtig beobachtet hatten. Ich schickte den Gebetskreis weg und sagte dem angeblich Besessenen: „Wir machen jetzt Schluß. „ Darauf die prompte Frage des Pseudobesessenen: „Ist es keine echte Besessenheit?“ Damit hatte er sich verraten. Wirklich Besessene wissen nach dem Anfall nichts von dem, was vorgefallen war. Dieser Pseudobesessene war ein Hysteriker, der das Interesse aller auf sich ziehen wollte. Er wollte einmal im Mittelpunkt stehen und zur Geltung kommen.
Professor Kretschmer schrieb in „Medizinische Psychologie“, Seite 244: „Viele von den hysterischen Mechanismen sind ja nichts anderes als Zweck und Abwehrneurosen, kleine und oft erfolgreiche Mittel schwach ausgerüsteter, nervöser Individuen, um trotz des ungleichen Spieles doch noch von unten nach oben zu kommen und zuletzt über die Klugheit und die Machtmittel des Gesunden und Starken zu triumphieren.“
Kretschmer trifft bei diesem Seelsorgefall die Situation. Ich habe hinterher erfahren, daß dieser Mann, der die Besessenheit schlecht gespielt hat, früher das Moody Bible Institut besucht hatte, um Prediger zu werden. Diese Laufbahn wurde unterbrochen, weil das Institut diesen Bibelschüler entlassen hat. Seither irrte der verhinderte Prediger in verschiedenen Städten umher und versuchte als Hilfsprediger unterzukommen, was ihm aber nicht gelang. So faßte er den Plan, die Besessenheit und danach die Befreiung zu spielen, weil er meinte, daß befreite Besessene bei den gläubigen Christen große Beachtung finden. Dieses Spiel zahlte sich nicht aus. Erfreut war ich, daß der Ortspfarrer, der vorher keinen echten Besessenheitsfall in der Seelsorge hatte, dieses Spiel richtig durchschaute. Man muß also nicht unbedingt Psychologie und Medizin studiert haben, um solche Vorgänge richtig beurteilen zu können.

Der dämonisierte Intellektualismus.
Mein Freund Dr. theol. Otto Riecker, auf dessen Bibelschule in Adelshofen ich wärmstens hinweise, hat ein vielbeachtetes Buch geschrieben „Bildung und Heiliger Geist“ (Hänssler Verlag). Nur einzelne Sätze daraus sollen den Charakter unserer Zeit erhellen!
Im Anschluß an 1. Kor. 2,12: „Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott“, führt Riecker aus: „Gerade daran, welchem Geist das Leben unterstellt ist, sieht man den wesentlichen Unterschied … Es ist auch der sogenannte anständige Mensch, sogar der kirchlich orientierte Mensch, wenn er nicht wiedergeboren ist, noch dämonisch bestimmt durch den Geist der Welt, in der er lebt. Gerade er braucht in der Bekehrung einen Durchbruch von dieser dämonischen Letztbestimmtheit hin zur Gottbestimmtheit …
Die Anmaßung zeigt sich auch darin, daß Jesu Gottessohnschaft in Zweifel gezogen wird …  Dann ist der Intellekt dämonisiert … Ich habe einem Freund, einem ehemaligen Bultmann-Schüler, der in seinem Glauben nicht recht froh werden konnte, in einem nächtlichen Gespräch bemerkt: Du solltest eigentlich Bultmann absagen, wie man sonst dem Teufel absagt. Er hat das gemacht. Das gab dann die Freiheit, die er vorher nicht gehabt hatte … Man muß einer solchen Denkweise absagen, wie man dämonischen Gegebenheiten in Anwesenheit eines Bruders absagen muß. Man muß sie auch als Sünde gegen Gott und Jesus bekennen, sich darüber beugen und sich davon reinigen lassen …  Der dämonisierte Intellekt wird zunehmend die Erfahrung des Abendlandes … “.

Einen überraschenden Beitrag gibt Riecker zum Problem der okkulten Belastung. Er schreibt auf Seite 40: „Wir wissen aus der Seelsorge, daß auch Theologen von Vorfahren her durch Zauberei und Aberglaube okkult belastet sein können. Dementsprechend ist dann auch ihre Wissenschaft, verzerrt … Selbst bei Gläubigen gibt es okkulte Behaftung, so daß wir aus unserer Kenntnis der übersinnlichen Welt auch vermuten dürfen, daß eine Letztbestimmtheit dieser Art hinter solcher Theologie steckt.“

Eigentlich müßte ich noch viele Formen der Besessenheit, Umsessenheit oder Pseudobesessenheit darstellen. Aber es ist rein unmöglich, alles Material auszubreiten, das in einem halben Jahrhundert zusammengetragen worden ist.
Drei Gebiete sollen noch gestreift werden.

5. Hassbesessenheit
Bei der Rückkehr von meinem achtzehnten Afrikabesuch las ich in der Swissair „Die Welt am Sonntag“. Ein Artikel fesselte mich. Es wurde berichtet, daß der Weltkirchenrat abermals die finanzielle Unterstützung der Guerillagruppen in Afrika beschlossen habe und diese aktive Hilfe nicht an gewaltlose Aktionen der „Freiheitskämpfer“ binde. Das heißt, es dürfen Kirchensteuergelder und Kollekten, in Europa gesammelt, auch zur Beschaffung von Waffen und Munition benützt werden. Wie wollen die Herren des Weltkirchenrates das einmal vor Gott verantworten?  . . .  . . .

6. Pseudocharismatische Besessenheit
Es gibt Charismata und es gibt Pseudocharismata. Beide sind unvereinbar. Die Unterscheidung ist oft nur möglich, wenn eine Gabe der Geisterunterscheidung vorliegt.
Unser 20. Jahrhundert erlebt eine pseudocharismatische Großoffensive Satans. Begonnen hat dieser satanische Ansturm 1899 in der kleinen Bibelschule Tekoa in Kansas unter ihrem Leiter Rev. Parham. Er behauptete, daß das Zungenreden der Erweis der Geistestaufe sei. Es gäbe ein langes Kapitel, wenn ich die ganze Geschichte der pseudocharismatischen Bewegung aufrollen sollte. Es kann sich hier nur um kurze Hinweise handeln. Wer mehr darüber wissen will, lese mein Taschenbuch „Die Geistesgaben“.
Der schwarmgeistige Funken sprang von Tekoa über nach Los Angeles, dieser spiritistischen Hochburg in Kalifornien. Dort entstand 1906 in der Azusa-Street eine Pseudoerweckung. Von Anfang an fühlten sich auch echte Kinder Gottes von dieser Bewegung angezogen, weil eben viel vom Heiligen Geist die Rede war.
Das fremde Feuer kam dann herüber über den Ozean. Wales war seit 1905 eine echte Erweckung geschenkt worden. Ich kenne diese Erweckung nicht nur aus Büchern, sondern durch die Berichte alter Veteranen, die als junge Männer daran teilnahmen. Es handelt sich um Lindsey Glegg in England und Dr. Evans, den ich in Chicago kennen lernte. Die Erweckung von Wales kam 1908/1909 zum Erliegen, als das falsche Feuer von Tekoa und Los Angeles eindrang. Man sagte den Walisern: „Ihr müsst die Gabe der Zunge haben, sonst fehlt euch das volle Evangelium. «
Diese Tragödie wiederholte sich in unserem Jahrhundert bei vielen Erweckungen.
Es können nur einige Stichworte gegeben werden. Bei der indonesischen Erweckung, die 1965 auf der Insel Timor begann, zeigten sich viele Geistesgaben mit Ausnahme des Zungenredens. Einige Zungenredner kamen dann von Java herüber und verfälschten das Bild. Mel Tari, der mein Dolmetscher auf Timor war, wurde davon angesteckt. Er sagte in seinem Buch“ Like a mighty wind“ = Wie ein mächtiger Wind, folgendes: „Wer mit dem Heiligen Geist getauft worden ist, wird früher oder später in Zungen reden.“
Der Teufel ist stets darauf aus, Erweckungen zum Erliegen zu bringen. Schafft er es nicht mit groben Sünden, Verfolgungen oder Schlafgeist, dann probiert er es mit falschen Charismata (Geistesgaben, Gnadengaben).

Die Erweckung in Kanada war dieser Gefahr ausgesetzt, hat aber den Versuch des Erzfeindes im Keim erstickt. Ich war im Zentrum dieser Erweckung in Saskatoon. Als 1971 beim Beginn der Erweckung Hunderte zum Glauben kamen, mußten Seelsorgehelfer geschult und eingesetzt werden, um alle Beichtwilligen betreuen zu können. Ohne Berechtigung schlich sich dann eine pseudocharismatische Frau in die Gruppe der Seelsorgehelfer ein. Sie erklärte den Beichtenden: „Ihr müsst die Gabe des Zungenredens haben, sonst fehlt euch die Fülle des Heiligen Geistes.“ Nur kurze Zeit ging das gut. Dann wurde das den Leitern gemeldet, die diese Frau sofort vom Platz wiesen.

Die koreanische Erweckung hat auch eine Gegenströmung in der Bewegung von Dr. Yonggi Cho erhalten. Dr. Cho ist ein hochgebildeter Mann, der in Korea jetzt die größte Gemeinde hat. Er reist auch um die ganze Welt und trägt die Fackel seiner Bewegung weiter. Er sprach auch in meiner Heimatstadt Karlsruhe.
Was er denkt und verkündigt, findet sich in seinem Buch „Die vierte Dimension“. Ein Beispiel daraus. Er sagte einem Schwerverletzten, der den sicheren Tod vor Augen hatte, er solle sich vorstellen, daß er ein junger, gesunder Mann sei, dann würde diese positive Einstellung zu seiner Heilung führen. So geschah es auch.
Das ist keine biblische Heilung, sondern religiöse Suggestion und Autosuggestion. Die suggestive Beeinflussung spielt bei Dr. Cho eine entscheidende Rolle. Wer sich in der Kultur und Geistesgeschichte auskennt, der findet bei diesem Koreaner Gedanken, die andere vor ihm ausgesprochen haben. In Stichworten seien erwähnt: zuerst Descartes (1596-1650), dessen „Discours de la Méthode“ uns als Primaner beschäftigte. Als Ausgangspunkt für unser Denken und der Erfassung unserer Umwelt prägte er den Leitsatz „Cogito ergo sum“ = Ich denke, darum bin ich. Nach zwei Umschaltungen kann das ergeben: Wenn mein Denken in Ordnung ist, dann ist auch meine Existenz in Ordnung. Damit haben wir bereits einen Kernpunkt in der Seelsorge und in der Heiltätigkeit von Dr. Cho. Es gibt aber noch andere Quellen oder Vorläufer auf dieser Linie.
Schopenhauer (1798-1860) erklärte in seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“, daß die gesamte Erscheinungswelt nur Ausdruck unserer Vorstellung ist. Nach einer Umpolung erhalten wir auch hier das Prinzip: Wenn unsere Vorstellung korrekt ist, dann richtet sich die Umwelt, die Erscheinungswelt, danach. Unsere Vorstellung und Gedanken erleben eine Außenprojektion und eine Verdinglichung. Das Wort Materialisation dürfen wir hier nicht gebrauchen, weil das falsche Assoziationen hervorruft. Nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung, also nach der Denkform der Kausalität, assimiliert unsere Außenwelt unsere Vorstellung. Wieder ein Grundstein für die Meinung von Dr. Cho: Wer die rechte Vorstellung hat, kann selbst seinem kranken Leib helfen.
Ein dritter Vorläufer von Dr. Cho ist Coué (1857-1926). Dieser in Nancy lebende Psychotherapeut entwickelte ein Heilverfahren, das sich auf die Autosuggestion gründete. Coué erklärte, daß die Einbildungskraft der Antrieb menschlichen Handelns ist. Diese Einbildungskraft muß so gesteigert werden, daß sich das verwirklicht, was der Mensch sich vorstellt. Von Coué ist das erdacht, von Dr. Cho ist das erfolgreich praktiziert.
Mary Baker Eddy (1821-1910), die Begründerin der Christian Science, schrieb in ihrem Hauptwerk „Science and Health“, daß wir in unserem Geist und Gemüt nur die richtige Einstellung aufbringen müssen, dann würden wir gesund; denn Krankheit und Tod sind unwirklich. Auch hier liegt wieder eine Wurzel von Dr. Chos Auffassung: Heilung und Gesundheit hängt von einem entsprechenden Denken ab.
Zuletzt soll Vincent Peale genannt werden, der in seinem Buch „Die Kraft positiven Denkens“ ähnliche Gedanken entfaltet wie Dr. Cho in seiner Seelsorge und Menschenbetreuung.
Dr. Cho wird nun vielleicht sagen: „Ich habe keines dieser Bücher gelesen.“ Das mag stimmen oder nicht. Es spielt in meiner Beweisführung keine Rolle. Geistige Grundstrukturen wiederholten sich in der Philosophie und in den Denkweisen der Völker immer wieder. Panta rei = alles ist im Fluß oder gar im Kreislauf. Sagen wir es einmal ganz derb und „mittelalterlich“: Der Teufel legt oft die gleiche Platte wieder auf, wenn eine gewisse Zeit verstrichen ist. Damit soll aber keine pauschale Bewertung ausgesprochen sein. Der „Discours de la Méthode“ von Descartes weist diesen Philosophen als ersten systematischen Denker der Neuzeit aus. Mit dem biblischen Gedankengut haben allerdings seine Thesen nichts gemeinsam.
Die Grundposition von Dr. Cho ist ebenfalls nicht die Bibel, sondern die Psychologie, die er allerdings mit biblischem Gedankengut frisiert und auffüllt. Durch seine brillante Beredsamkeit überrennt er seine Zuhörer. Das Wort Gottes geht aber keine Ehe ein mit der Psychologie noch mit moralischer Aufrüstung, auch nicht mit der modernen Theologie, noch mit vielen anderen religiösen und halbreligiösen Strömungen. Der Geist Gottes führt in alle Wahrheit. Er hat keine Anleihen bei menschlichen Wissenschaften nötig.

7. Materialisationen
Materialisationen und Dematerialisationen gehören zu den unheimlichen Praktiken der Magier und Spiritisten. Ich bin auf Missionsreisen oft diesem Phänomen begegnet.
Das Austreten von Materie, sei es Eisen, Steine oder kleine Tiere aus dem Leibe des Menschen, der besessen ist, hat eine besondere Charakteristik. Zuerst einige Beispiele vom Missionsfeld.
In Soe auf der Insel Timor sind in der Zeit der Erweckung viele Zauberer und Besessene zum Glauben an Christus gekommen. Ich erinnere mich besonders an einen jungen Mann. Er hieß Daniel. Er bekannte öffentlich, daß er durch schwarze Magie einige Menschen getötet hat. Der Polizei, die ihm auf den Fersen war, konnte er immer entkommen. Er behauptete, er hätte sich unsichtbar machen können. Wir finden diesen Vorgang auch in dem Buch „From Witchcraft to Christ“, in dem die ehemalige Zauberin Doreen Irvine aus ihrem Leben berichtet.
Nach seinem öffentlichen Zeugnis hatte ich ein persönliches Gespräch mit dem jungen Mann. Er erklärte, daß er 36 Steine in seinem Körper unter der Haut hatte. Bei seiner Bekehrung seien die Steine bei jeder Teilnahme an einer Gebetsgemeinschaft aus dem Körper herausgekommen. Bei unserer Unterredung sagte er, daß der letzte und größte der Steine noch in seinem Körper sei. Er nannte mir die Stelle und erlaubte, daß ich den Stein betastete. Er war so groß wie in Taubenei und befand sich unter dem Jochbein. Er war überzeugt, daß dieser letzte Stein als Zeichen seiner Hörigkeit Satan gegenüber auch noch herauskommen werde.  . . .

Von Materialisationen hörte ich oft in Ostasien. Es nimmt aber zu großen Raum ein, wenn ich alles berichten sollte.
Gehen wir zum europäischen Raum. Als Vorgeschichte erwähne ich den vielzitierten Pfarrer J. Chr. Blumhardt, der in Möttlingen die Erweckung erlebte, deren Auswirkungen heute noch zu spüren sind.
In den Jahren 1842 bis 1844 hatte Blumhardt die besessene Gottliebin Dittus betreut. Auf dem Höhepunkt der Austreibung der dämonischen Geister kamen aus dem Mund der Besessenen gelegentlich kleine Frösche, einmal eine Blindschleiche, ferner Nägel aller Art heraus. Es ist viel über diese Vorgänge geschrieben worden. Ich weise auf eine Veröffentlichung des Brunnen Verlages in Basel hin: „Die Krankengeschichte der Gottliebin Dittus.“
Was Blumhardt erlebte, ist mir in der Seelsorge mehrfach begegnet. In Kurzform einige Details. Ich muß dabei Namen und Ort weglassen, weil die betreffenden Menschen noch leben. In meiner Kartei befinden sich die Geschichten von vier Frauen, die besessen waren oder noch sind und die gleichen Vorgänge zeigen wie die Gottliebin Dittus.
Bei einer Vortragsreihe in einer europäischen Großstadt kam eine Mitternachtsschwester zu mir und bat mich, eine besessene Frau in die Seelsorge zu nehmen. Als ich den Namen und die Begleitumstände gehört hatte, lehnte ich ab.
Mir war die Besessene schon vorher durch den Bericht eines Pfarrers bekannt, ehe diese Schwester mich um deren Betreuung bat. Es handelte sich um die Präsidentin mehrerer Bordells, die ihrerseits selbst eine bekannte Dirne war. Ich wußte auch, daß ihr bisheriger Seelsorger durch dieses dämonische Weib zu Fall gekommen war. Ich lernte diesen Seelsorger kennen und merkte, daß er sich von seiner Katastrophe noch nicht erholt hatte. Nach meiner Ablehnung wurde diese Schwester der Mitternachtsmission energisch und erklärte: „Sie müssen diese Frau übernehmen. Es gehört zu ihrem Auftrag. Wer soll sie sonst übernehmen?“ Ich erwiderte ebenso energisch, daß ich mir keine Besessenen von Reichgottesarbeitern aufzwingen lasse, es sei denn, der Herr gibt mir den Auftrag dazu. Es ist ein Trick des Erzfeindes, uns viele Besessene zuzusenden, bis wir geistlich ruiniert sind. Ich bin ohnehin durch die Seelsorge mit Besessenen in größte Gefahr geraten. Wenn nicht so viele Gläubige für mich gebetet hätten und vor allem, wenn der Herr nicht seine Hand über mich gehalten hätte, wäre ich längst zerbrochen.
Diese Bordellpräsidentin ist in parapsychologischen und seelsorgerlichen Kreisen dadurch bekanntgeworden, weil aus ihrem Körper, aus dem Mund oder aus dem Unterleib, manchmal auch aus den Schläfen Nägel und Nadeln, Hufeisen, Messer, kleine Scheren und Gabeln und auch Glasstücke herauskamen.
Bei einem weiteren Fall aus einem europäischen Land wurde ich abermals zu Hilfe gerufen. Ein Gebetskreis, dessen Leiter ich kennen lernte, nahm sich einer besessenen Frau an, aus deren Körper einige Kilogramm Eisenteile herauskamen. Man hat mir dieses Zeug gezeigt. Ich bat diesen Beterkreis, sie sollten diese Gegenstände nicht aufbewahren, sondern vernichten. Wenn Nägel oder Nadeln aus dem Mund kommen, kann man annehmen, daß sie vorher verschluckt worden sind. Diese Theorie versagt aber, wenn Nägel aus den Schläfen austreten. Bei einem besessenen Mann kamen lange Nägel durch die Haut des Oberarms und durch die Haut des Rückens.
Ein weiteres Beispiel knüpft sich an einen bekannten Namen: Uri Geller. Viele Rationalisten haben ihn als einen Scharlatan angesehen. Damit verharmlost man das Problem. Er ist ein hochqualifiziertes Medium. Natürlich ist bekannt, daß manchmal Medien durch Tricks nachhelfen, wenn ihre mediale Kraft nachlässt oder vorübergehend aufgebraucht ist. Ein Magier, der sich dem Teufel verschrieben hatte, ließ sich mit Uri Geller ein. Vielleicht dachte er, in der Zusammenarbeit mit Uri noch stärkere Kräfte zu bekommen. In seiner eigenen Familie gebärdete sich dieser Mann als Tyrann. Er verschrieb die eigene Tochter dem Teufel. Sie wuchs unter vielen seelischen Nöten auf, die eine Folge ihrer unverschuldeten Blutsverschreibung waren. In ihrer Not fing sie zu beten an. Der Herr nahm sich des belasteten Mädchens an. Es fand Vergebung und Frieden mit Gott.
Damit begann eine Periode schwerster Angriffe. Satan setzt denen fürchterlich zu, die ihm zu entrinnen drohen. Es zeigten sich alle Zeichen einer Besessenheit. Jedesmal, wenn mit dem Mädchen gebetet wurde, fing es an zu toben. Es traten dabei Eisenteile aus ihrem Körper. Es sind jetzt schon einige Kilogramm. Bei ihren Anfällen erschien ihr der inzwischen verstorbene Vater, der seine Besitzrechte anmeldete. Wenn der Anfall vorüber ist, kann das Mädchen glauben und beten. Diesen Wechsel zwischen Besessenheitsanfällen und Phasen gläubigen Betens traf ich auch bei anderen seelsorgerlichen Betreuungen an.
Bei solchen Erlebnissen zeigen sich viele Probleme, die nicht alle erörtert werden können. Einiges soll aber doch angedeutet werden:
1. Das Austreten von Eisenteilen kenne ich nur bei Besessenen oder bei der ostasiatischen Materialisationszauberei, die aber einer Besessenheit gleichkommt.
2. Häufig zeigen sich die Besessenheitsphänomene bei einem Menschen erst dann, wenn er sich bekehrt hat. Unerfahrene Seelsorger oder Theologen leisten sich oft Kurzschlüsse und sagen, daß bei einer Bekehrung und Wiedergeburt eine Besessenheit automatisch aufhört. Meine Erfahrung zeigt einen anderen Sachverhalt.
3. Wichtig ist der Unterschied zwischen psychiatrischen Fällen und der Besessenheit auf diesem speziellen Sektor der Materialisationen. Das erste Beispiel muß hier herangezogen werden. Bei der Frau in der Tübinger Klinik konnten die Eisenteile im Körper geröntgt und damit sichtbar gemacht werden. Bei Besessenheitsfällen können die Eisenteile nur kurz vor dem Austreten ertastet oder sichtbar werden. Zehn Minuten vorher sind sie durch die Röntgenstrahlen noch nicht zu erfassen. Bei den psychiatrischen Fällen geht es rational zu. Die Materialisationen gehen über das Messbare und Rationale hinaus.
4. In psychiatrischen Fällen ohne die Besessenheitskomponente wird in solchen Fällen operiert. Bei Besessenheit weichen die Eisenteile durch vollmächtiges Gebet. Nur formelhaftes Gebet oder das Gebet von Namenchristen haben diese Wirkung nicht. Es handelt sich also hier um charismatische oder echte glaubensmäßige Vorgänge. Frommer Firniss hat keine Wirkung.

Nun zur Erläuterung ein Beispiel aus Deutschland. Ein Pfarrer aus Lübeck hat mich vor etwa 15 Jahren angeschrieben und um eine Aufklärung gebeten. Es handelte sich um folgenden Sachverhalt. Einige Spiritisten suchten den Pfarrer auf und baten ihn, seine Kirche zu öffnen. Der Pfarrer begleitete die Besucher, die beim Betreten der Kirche erstaunt erklärten: „Hier ist eine wundervolle Aura.“ Dann baten sie den Geistlichen: „Offnen Sie einmal die Hand.“ Der Pfarrer tat es. Da fielen rote Steinchen wie Rubine auf seine Hand. Die Spiritisten erklärten: „Das ist ein Gruß der unsichtbaren Welt. Die Steinchen werden wieder verschwinden.“ Etwa nach fünf Minuten lösten sie sich in der Tat auf und verschwanden ins Unsichtbare. Das war eine spiritistische Materialisation und Dematerialisation. Der lutherische Pfarrer begriff diesen Vorgang nicht und schrieb mich deswegen an. Das ist ein Beispiel aus meiner Kartei.
Nebenbei bemerkt, es ist ein schlimmer Tatbestand, wenn eine Kirche statt einer Atmosphäre des Heiligen Geistes eine spiritistische Aura hat. Das gibt es nicht nur einmal. Kirchen, in denen spiritistische Pfarrer amtieren, entwickeln eine spiritistische Aura. In England gibt es einige hundert solcher Kirchen. In Deutschland ist mir nur dieser eine Fall in Lübeck begegnet. Der Amtsbruder, der mich anschrieb, ist aber kein Spiritist. Die spiritistische Aura seiner Kirche war bei seinen Vorgängern entstanden.

Nachtrag
Dieses Buch war schon in Druck gegeben worden, da wurde ich mit einem neuen Fall von Besessenheit bekanntgemacht. Ohne Angabe des Namens, des Ortes und des Landes darf er veröffentlicht werden. Von meinem Wohnsitz aus kann nicht auf den Ort des Geschehens geschlossen werden, da ich immer noch auf verschiedenen Kontinenten Vortragstouren und Missionsreisen unternehme.
Der Seelsorger der besessenen Frau, um die es sich handelt, ist ein gläubiger Mann, der bei mir Rat gesucht hat. Er hat diese Seelsorge richtig angepackt und einige Beter dazugenommen. Denn es handelt sich bei einer solchen Seelsorge immer um einen Nahkampf mit den Mächten der Finsternis, die zurückschlagen.
Die Besessene stammt aus einer Familie, deren Vorfahren verschiedene Arten von Zauberei getrieben haben. Wieder tritt das Merkmal zutage, daß aktive Zauberei gern bei den Nachkommen oder bei den unmittelbar Betroffenen zur Besessenheit führt.
Bei dem geplagten Menschenkind zeigen sich vier Phasen ihrer schweren Belastung. Als Kind war diese Frau das Opfer der verwilderten Sexualität des eigenen Vaters. Auch das ist eine häufige Erscheinung, daß solche Praktiker der Zauberei Sodomie, Blutschande und andere unnatürliche Perversitäten pflegen. Ein Übergreifen der Medialität auf die passiven Opfer habe ich zu hunderten beobachtet.
Die zweite Phase begann mit der Hinkehr des geplagten Mädchens zu Christus. Sie wurde unter der Verkündigung des Wortes Gottes willens, ihr Leben zu ordnen und der Führung Jesu zu unterstellen. Der Teufel läßt sich das nicht ohne Gegenwehr gefallen, daß seine Opfer ausscheren. Wenn der oben erwähnte Seelsorger mit dem Mädchen betete, trat eine Trance ein. Die Besessene fing an zu schreien. Dieser Zustand dauerte fünf bis sechs Stunden. Wenn sie das volle Bewußtsein erlangt hatte, wußte sie von nichts. Der Seelsorger erkannte an diesem Verhalten und an den typischen Reaktionen, daß er es mit einer Besessenen zu tun hatte.
Die dritte Phase wurde noch dramatischer. Auf die Frage des Seelsorgers: „Wer seid ihr?“ erhielt er zur Antwort: „Wir sind mehr als 2000 Dämonen. Unser sind viele. Wir sind eine Legion.“ Damit wurde der Pastor in einen Kampf hineingestoßen, der über seine Kräfte ging. Er wußte aber, daß er auf der Seite des Siegers stand, der am Kreuz auf Golgatha für uns den Kampf entschieden hat. Im Namen Jesu gebot er den Mächten auszufahren. Es schien, daß einige das Feld räumten, aber nicht, ohne sich lästig bemerkbar zu machen. Auf dem Hals und auf dem Arm der Besessenen erschienen Kreuzeszeichen wie rot eingebrannt. Der Seelsorger hatte plötzlich die Initialen seines Namens ebenfalls auf seinem Arm. Ein andermal erschienen auf dem Arm der Besessenen die Zahlen drei, sieben, zwölf. Der Dämon, der alle diese Zeichen einbrannte, fuhr aus. In Zukunft kam dieses Tätowieren nicht mehr vor. Die eingebrannten Zeichen verschwanden nach einiger Zeit.
In der vierten Phase zeigten sich Materialisationen. Aus dem Körper der Besessenen kamen aus verschiedenen Körperstellen kleine Steine, Nägel, Nadeln, kleine Scheren und anderes. Ist es nicht seltsam, daß auf allen Kontinenten diese Materialisationen die gleiche Charakteristik zeigen? Man vergleiche nur die Berichte, die in diesem Buch gegeben worden sind. Bei dem jungen Mann auf Timor (Indonesien) kamen 36 Steine heraus, als er sich bekehrt hatte. Das Austreten von Nägeln, Nadeln und anderen eisernen Gegenständen ist von der Gottliebin Dittus berichtet worden, ebenso von der genannten Dirne und bei vielen gleichgelagerten Fällen auf allen Kontinenten. Die Dämonen haben ihre eigenen, oft gleichbleibenden Spielregeln. Diese Konstanz der Phänomene auf der ganzen Erde und in allen Jahrhunderten zeigt die Strategie Satans, der den Kampf mit Erbitterung führt, bis er beim letzten Gericht in den feurigen Schwefelsee geworfen wird (Offbg. 20,10).
Bedeutsam an dieser Geschichte ist die Tatsache, daß sich die Besessenheitssymptome nur in der Krise, im Moment des Anfalles, zeigen. Ist die Krise vorüber, dann kann die Frau herzlich beten, die Bibel lesen und dem Herrn für seine Hilfe danken. Das ist ein Hinweis für die unerfahrenen Christen, die der Meinung sind, daß mit der Bekehrung derartige Besessenheitsangriffe ein für allemal aufhören. Andererseits haben erfahrene Seelsorger aus solchen Erlebnissen geschlossen, daß sogar gläubige Christen besessen sein können. Ich habe in Vorträgen und auch in anderen Büchern auf die Unterschiede zwischen der Besessenheit der Gläubigen und der Ungläubigen hingewiesen. Ich will das hier nicht wiederholen.
Das Ende dieser Seelsorge kann noch nicht berichtet werden, weil sie noch nicht abgeschlossen ist. Wir rechnen aber mit dem Sieg Jesu, zumal diese Frau von einem guten Seelsorgerteam betreut wird.

Teil 2  EXORZISMUS

1. Seelsorge an okkult Belasteten
In der Nummer 7 des Mitternachtsrufes von Wim Malgo, erschienen im Oktober 1978, steht ein Artikel von Frau Dr. phil. Gertrud Wasserzug. Die Überschrift lautet: „Die Stellung des Gläubigen zu Satan und den Dämonen“.
Zunächst sei vermerkt, daß die überschrift falsch ist. Es muß heißen „Die Stellung von Frau Dr. Wasserzug zu Satan und den Dämonen“. Der Gebrauch des Kollektivbegriffes „des Gläubigen“ steht ihr juristisch nicht zu.
Kaum war dieser Artikel erschienen, da gingen bei mir Proteste ein, ob ich nicht eine Antwort darauf geben wolle.
Ich zögerte. Dieser Beitrag lag fast zwei Jahre in meiner Sammlung. Man kann also nicht sagen, daß ich in erster Erregung reagiert hätte. Zum andern bin ich mir wohl bewußt, was Paulus in Römer 14,4 schreibt:
„Wer bist du, daß du einen fremden Knecht richtest?“ Ein Recht zu richten habe ich nicht und wage ich nicht. Eine Pflicht zur biblischen Klarstellung ist mir aber aufgetragen.
Zuerst will ich zwei Proteste erwähnen.
Die Mission „Fol Evangile“ mit dem Sitz in Colmar teilte mir durch ihren geistlichen Vater Emil Kremer folgendes mit: „Ich sende Dir einen Artikel von Frau Dr. Wasserzug aus dem Mitternachtsruf. Ich wußte wohl von ihr, daß sie direkte Konfrontierung mit dem Teufel und den Dämonen fürchtete. Aber daß sie nun lehrt, daß die Teufelsaustreibungen nur für die Apostel als Zeichen ihres Apostelamtes gelten, widerspricht Markus 16,17, wo es heißt: Die Zeichen, die da folgen denen, die da glauben, sind, in meinem Namen werden sie Teufel austreiben. Die Aussagen von Frau Dr. Wasserzug widersprechen auch den Erfahrungen bei allen Erweckungen.
Da viele den Mitternachtsruf lesen, wäre es notwendig, daß durch die Schrift und durch die Zeugnisse von diesen Erweckungen klar ins Licht gestellt wird, daß im Blick auf die zunehmenden Mächte des Okkultismus der Endzeit gerade die Verheißungen der Heiligen Schrift im Kampf gegen Satan, durch direkten Kampf gegen die Mächte der Finsternis, so notwendig sind zur Befreiung der Gebundenen.“ Soweit lassen wir Emil Kremer zu Wort kommen. Sein Brief trägt das Datum 17. Oktober 1978.
Der zweite Protest kam von einem gläubigen Pfarrer, bei dem ich schon evangelisiert habe, und mit dem ich mich sehr verbunden weiß. Um ihn vor Angriffen zu bewahren, nenne ich nicht seinen Namen. Im persönlichen Gespräch berichtete mir dieser Bruder folgendes: „Wir verteilen in unserer Gemeinde den Mitternachtsruf von Wim Malgo. Als wir den Artikel von Frau Dr. Wasserzug gelesen hatten, verteilten wir diese Nummer nicht, weil diese Darstellung unbiblisch ist. Wir konnten auch nicht begreifen, daß Wim Malgo diesen Artikel veröffentlicht hat…“
In der Tat ist dieser Artikel unbiblisch. Aussagen müssen begründet werden.
Das Positive zuerst! Richtig ist die Feststellung: „Jesus Christus ist der Sieger über den Teufel und über die Dämonen.“
In meinen Büchern gegen das Okkulte und in meinen Vorträgen habe ich allezeit die Botschaft des Sieges Jesu vorangestellt. So ist in meinem Buch OKKULTES ABC, Seite 504, ein Kapitel überschrieben: Realisiere den Sieg Jesu über die finsteren Mächte! In den Schlußsätzen dieses Kapitels heißt es: „Gott hat für uns den Sieg am Kreuz auf Golgatha bereitet, und er ruft auch uns in unseren Kämpfen zu: Was schreist du zu mir, der Sieg ist da, nimm den Sieg in Anspruch!“
Im Ansatzpunkt bin ich also mit Frau Dr. Wasserzug einig, aber nicht mit ihren Folgerungen.
Sie schreibt, daß sie jegliche Konfrontierung mit den Dämonen ablehnt. Was macht sie aber, wenn ihr Menschen in die Seelsorge gebracht werden, die okkult belastet oder gar besessen sind? Ich weiß, was sie tat. In der Schweiz habe ich in meinen Evangelisationen oft davon gehört. Sie hat mit den Belasteten gebetet und sie dann ihrem Schicksal überlassen. Die Schwerbelasteten aus ihrer Bibelschule in Beatenberg wandten sich dann an andere Seelsorger. Als ich in Interlaken evangelisierte, kamen aus ihrer Bibelschule zwei Lehrkräfte und einige Bibelschüler und packten ihre Not, Anfechtungen und Belastungen aus, weil ihnen Frau Dr. Wasserzug keine Hilfestellung geben konnte. Diese Frau war durch ihre amerikanische, fundamentalistische Theologie blockiert. Es war darum auch kein Wunder, daß sie ihren Bibelschülern verbot, meine Bücher zu lesen. (Das gleiche Verbot sprach sie gegenüber den Büchern von Hans Bruns und Corrie ten Boom aus.) Einige Seminaristen haben aber doch meine Bücher gekauft und sie in privaten Familien in Beatenberg aufbewahren lassen, weil es verboten war, daß meine Bücher in die Häuser von Frau Dr. Wasserzug gebracht werden durften. Diese starre doktrinäre Haltung auf diesem und anderen Gebieten war dann die Ursache, daß es mit der Bibelschule bergab ging. Zuletzt waren noch sechs Bibelschüler da. Als sie endlich die Leitung abgegeben hatte, ließ einer ihrer Nachfolger Evangelisten kommen, die versäumte Themen und Entscheidungen nachholten. Die Bibelschule erholte sich wieder und hatte bald 70 und 100 Bibelschüler.
Woher hat Frau Dr. Wasserzug ihre unbiblischen theologischen Lehren, die hier nicht alle ausgebreitet werden können. Sie war von jeher von den amerikanischen Fundamentalisten und ihrer Dispensationstheologie abhängig. In USA wird vielfach gelehrt, daß wir in der Bibel verschiedene Offenbarungsepochen haben. Das ist durchaus richtig im Ansatz, aber nicht in den Folgerungen. Aus Zeitmangel nur ein Problem. Die Dispensationstheologen sagen: „Die Gnadengaben existierten nur im ersten Jahrhundert. Mit der Sammlung der biblischen Bücher hörten sie auf.“ Strengere Vertreter, zum Beispiel Prof. Bullinger, erklären: „Mit dem Tod der Apostel hörten die Geistesgaben auf.“ Frau Dr. Wasserzug übernahm das und erklärt: „Wir leben jetzt in der Zeit der Gemeinde, in der die ursprünglichen Gaben nicht mehr gegeben sind.“ Ich füge eine Aussage hier bei. Sie behauptet in dem Artikel: „Jesus Christus hat der Gemeinde heute keinen Auftrag und keine Macht gegeben, Teufel auszutreiben.“ In einem anderen Satz sagt sie: „Binden und Lösen ist kein Auftrag für die Gemeinde heute, sondern es war ein Auftrag für die Apostel.“ „Es ist kein Einsatz von Beten und Fasten nötig, um Teufel auszutreiben.“ „Wir haben keine Macht, im Namen Jesu den Teufeln zu gebieten. Sie ist für diese Zeit nicht gegeben, weder Männern noch Frauen.“
Warum studiert nicht Frau Dr. Wasserzug die Geschichte der Erweckungen, bei denen zu allen Zeiten bis heute gewaltige Gnadengaben aufgebrochen sind?
Die Aussage ist schriftwidrig, daß alle Charismata im ersten Jahrhundert aufgehört haben. Es bleibt die Wahrheit: Jesus Christus, gestern und heute und in alle Ewigkeit. Es bleibt die Botschaft von Markus 16 am Schluß, daß die Glaubenden teilhaben an der Vollmacht des erhöhten Herrn. Es ist gültig, was Paulus über die Gemeinde in Eph. 1,22 sagt: „Gott hat seinen Sohn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt.“ Die Gemeinde Jesu allerzeiten, nicht nur des ersten Jahrhunderts, hat Anteil an dem Reichtum, der Kraft und der Fülle ihres Herrn.    . . .
Ein einziges Beispiel kann ich mir nicht versagen. Frau Dr. Wasserzug sagt, daß der Sieg vollkommen ist und ein Perfektum darstellt das glaube ich auch. Sie meint nun, aufgrund dieses Sieges könnten wir nicht mehr direkt mit dem Teufel konfrontiert werden. Meine Antwort: Paulus verkündete den Sieg Jesu in 2. Kor. 2,14: „Gott sei Dank, der uns allezeit Sieg gibt.“ Auch diese Aussage halte ich fest. Der gleiche Paulus schrieb aber den Thessalonichern 1. Thes. 2,18: „Darum haben wir wollen zu euch kommen (ich Paulus) zweimal, und Satan hat uns verhindert.“
Ich sehe darin keinen Widerspruch. Karl Heim sagte uns einmal in der Vorlesung: „Satan leistet uns erbitterte Nachhutgefechte.“ Manche Christen meinen aber, sie müßten der Bibel nachhelfen und scheinbare Widersprüche mit einer theologischen Konstruktion überbrücken. Das ist nicht erforderlich. Die Bibel ist vom Heiligen Geist inspiriertes Wort Gottes. Es ist gut, daß zwei scheinbar sich widersprechende Verse in der Bibel stehen. Dann sehen wir, daß der besiegte Feind uns noch furchtbar zusetzen kann. Kein Seelsorger will mit dem Teufel konfrontiert werden. Aber Satan läßt den, der in sein Reich eingreift, nicht in Ruhe.
Prof. Otto Michel, dieser gläubige Theologe von Gottes Gnaden, sagte in seinem Buch „Gestaltwandel des Bösen“ auf Seite 90: „Jeder Versuch, das Böse ernst zu nehmen, wird auf Gegenwehr des Bösen stoßen und wird erfahren, daß es nicht versäumt, sich dafür zu rächen.“  . . .

2. Zeitweilig besessen

Pfarrer Stegmaier gab mir folgenden Bericht:
“Gibt es das, daß ein Mensch zu gewissen Zeiten von einer fremden Macht besessen ist, während er sonst einen völlig normalen Eindruck macht? Ein Erlebnisbericht bestätigt diese Tatsache.
In einer größeren Stadt fand eine Evangelisation statt. Ein treuer Beterkreis hatte diese innerlich und organisatorisch gut vorbereitet. Von Anfang an war der Saal gefüllt mit aufmerksamen Zuhörern. Obwohl ein lebendiger Kreis von Gläubigen hinter der Verkündigung stand, hatte ich vom ersten Abend an den Eindruck, als ob ich gegen eine Wand sprechen würde. Ich spürte einen starken inneren Widerstand, den ich mir nicht erklären konnte. Dabei war mir aufgefallen, daß eine jüngere Frau in den vorderen Reihen saß, die während der ganzen Ansprache mit fest geschlossenen Augen dasaß, während sie beim Singen wieder die Augen öffnete. Zuerst hatte ich das einer gewissen Müdigkeit zugeschrieben. Als sich dieser Vorgang aber jeden Abend wiederholte, kamen mir doch ernste Bedenken.
Ich hatte zu seelsorgerlichen Gesprächen eingeladen. Eines Tages sagte eine Diakonisse, daß die betreffende Frau um ein seelsorgerliches Gespräch gebeten hätte. Auch sie hatte den Eindruck, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
Wir haben einen Termin vereinbart, und ich hatte einige Geschwister gebeten, während dieser Zeit in einem anderen Raum für uns zu beten. Die junge Frau saß mir gegenüber. Ein Tisch war zwischen uns. Sie machte einen ganz normalen Eindruck. Ich bat sie, ihr Herz zu erleichtern, zumal sie ja aus diesem Grund gekommen war. Ganz offen konnte sie zuerst sprechen. Vor allem machte es ihr zu schaffen, daß zu gewissen Zeiten und in unregelmäßigen Abständen eine fremde Macht über sie kam, die ihr Leben veränderte. Sie konnte nicht mehr beten, mußte dagegen fluchen und toben. Stimmen sprachen aus ihr heraus und forderten sie zum Selbstmord auf. Wenn sie auf den Speicher ging, schrie es aus ihr heraus: „Spring aus dem Fenster!“ Ging sie über eine Brücke, kam die Aufforderung: „Stürz dich hinab!“
Die Familie, bei der sie in Stellung war, wußte, daß während einer solchen Zeit nichts von ihr zu erwarten war und sagte: „Sie spinnt mal wieder. In einigen Tagen wird sie schon wieder vernünftig.“
Im Verlaufe des Gesprächs stellte es sich heraus, nachdem ich danach gefragt hatte, daß die Familie okkult belastet war. Sie selbst war in der Kindheit durch ein Familienglied besprochen worden. Bis hierher konnten wir uns ganz normal unterhalten.
Als sie eine gründliche Beichte abgelegt und, soweit bewußt, ihr Leben geordnet hatte, sagte ich, daß es mit der Bitte um Vergebung der Schuld nicht getan ist, sondern daß sie ganz persönlich ein Lossagegebet aussprechen und sich an Jesus Christus mit der Bitte um Befreiung von den dunklen Mächten wenden müsse. Dieses Gebet wollte ich ihr satzweise vorsprechen, und sie sollte dann im Glauben die Worte wiederholen.
Das Gebet hat etwa so begonnen: „Ich danke dir, Herr Jesus Christus, daß du uns erlöst hast von Sünde und Schuld und uns befreit hast von allen finsteren Mächten . . .“
Sie sprach die ersten Worte nach: „Ich danke dir, Herr …“ und stockte dann. Ich sprach das Gebet ein zweites Mal vor und bat sie, die Worte zu wiederholen. Wieder kam sie nur bis zu den Worten: „Ich danke dir, Herr . . .“ Mit großem Ernst sagte ich ihr daraufhin, daß ihr nicht wahrhaft geholfen werden könne, wenn sie den Namen Jesus Christus nicht ausspreche und sich im Glauben an ihn als Heiland und Erretter wende.
Da ging mit einem Mal eine Veränderung mit ihr vor. Ihr Gesicht nahm einen fratzenhaften Ausdruck an. Mit wirrem Blick starrte sie mich an, als wollte sie mich hypnotisieren. Das war doch nicht mehr dieselbe Frau, mit der ich gesprochen hatte! Langsam, ganz langsam erhob sie sich und beugte sich über den Tisch hinweg in meine Richtung. Die Hände waren verkrampft, als wollte sie mir die Augen auskratzen.
Ich war ebenfalls aufgestanden, konnte mich aber nicht vom Fleck rühren. Ich stand wie angewurzelt, konnte kein Wort mehr sprechen und hatte das Gefühl, mich in einem unheimlichen Zirkel zu befinden. Dabei spürte ich eine bleierne Lähmung vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Das Schlimmste war, daß ich auch nicht mehr denken konnte, sondern hilflos zusehen mußte, wie diese Fratze immer näher kam.
Daß wir in solchen Lagen trotzdem nie alleingelassen sind, durfte ich spüren, und die Gebete der Geschwister hatten sicher ganz wesentlich geholfen. Ganz plötzlich bekam ich für Augenblicke einen klaren Kopf und konnte wieder denken. Mit festem Blick sah ich die Frau an und sagte: „Im Namen Jesu Christi, des Sohnes Gottes, befehle ich dieser fremden Macht, auszufahren und nie wieder von ihr Besitz zu ergreifen.“
Da geschah das Wunder: Der Bann war gebrochen. Erschöpft, aber mit friedlichem Gesichtsausdruck setzte sie sich nieder. Auch von mir war der Druck und die Beklemmung gewichen. Sie sagte dann: „Können Sie jetzt verstehen, was Besessenheit ist, und was ich durchgemacht habe?“ Nun war der Weg frei zu Lob, Dank und Anbetung für die Befreiung durch das Blut Jesu Christi.
Auch in der Evangelisation gab es einen Durchbruch, und viele kamen zum Glauben. Jetzt brauchte sie auch nicht mehr mit zugekniffenen Augen in den Versammlungen zu sitzen, und das Wort konnte mit Freude und Vollmacht verkündigt werden.
Mehrere Jahre später trafen wir uns wieder. Auf meine Frage, wie es ihr gehe, sagte sie mit strahlendem Gesicht: „Dem Herrn sei Dank, ich bin immer noch frei, und es hat keinen Rückfall gegeben.“ Der Sieg Jesu war endgültig und völlig. – Pfarrer W. Stegmaier

3. Mary
Professor Buzzard, Dozent in San Francisco, sagte einmal: „The man who denies the phenomena of Spiritism is not entitled to be called a skeptic but he is simply ignorant.“ Übersetzt heißt das: „Ein Mann, der die spiritistischen Phänomene leugnet, kann nicht Skeptiker genannt werden, sondern ist nur als unwissend zu bezeichnen.“
Auf Skepsis und überhebliche Kritik wird dieser Bericht stoßen, nicht nur bei den Rationalisten, die alles mit ihrem Verstand ausmessen wollen, sondern auch bei Christen, die nie mit dämonischen Dingen zu tun hatten. Seelsorger sollten sich aber nicht vor solchen Problemen verschließen, sonst werden sie nie in die Lage kommen, Menschen mit dämonischen Belastungen beraten zu können.
Auf den folgenden Seiten wird eine Geschichte berichtet, die den meisten Lesern unglaubwürdig erscheinen wird, die aber dennoch in allen Einzelheiten wahr ist. Mary ist der zweite Vorname der beichtenden Frau. Es war also keine Namensänderung erforderlich. Eine Verletzung des Beichtgeheimnisses liegt nicht vor. Mary gab ausdrücklich die Genehmigung zur Veröffentlichung, um viele ihrer Leidensgenossen zu warnen und auf Christus hinzuweisen. Diese Veröffentlichung wird nicht gewagt, um einer Sensationslust entgegenzukommen, noch um die „Tiefen Satans zu erforschen“, sondern um zu zeigen, daß auch die gräßlichsten Offenbarungen Satans durch Christus entmächtigt werden. Christus ist der Herr über alle Finsternismächte.

Mediale Vererbung
In einer früheren Veröffentlichung im Zusammenhang mit Uri Geller und dem noch stärkeren englischen Medium Manning wies ich darauf hin, daß eine starke mediale Fähigkeit da zustande kommt, wo beide Vorfahrenreihen in drei bis vier Generationen Zauberei getrieben haben. Eine starke, aktiv betriebene Medialität kommt einer Besessenheit gleich. Besessenheit hat stets mit Dämonen etwas zu tun. Dämonen sind lügnerische und betrügerische Geister, darum leisten sich auch Medien, die von ihnen abhängig sind, Betrügereien, vor allem dann, wenn sie ihren medialen Leistungen nachhelfen wollen. Alle ihre Praktiken aber als Täuschung und Betrug ablehnen zu wollen, wie es die neunmalklugen Rationalisten tun, ist abwegig und geht an der Wahrheit vorbei.
Mary, eine Weiße aus Südafrika, steht in einer sechsmal dominanten, medialen Vererbung. In der mütterlichen Linie finden sich bis zur Urgroßmutter zurück Familienglieder, die weiße Magie, Kartenlegen, Handliniendeutung, Wahrsagerei mit Teeblättern und andere okkulte Praktiken betrieben haben. Ihre Großmutter besaß die Gabe der Nekroskopie, das heißt, sie sah den Tod nahestehender Menschen voraus. . . .  Die Blutsverwandten der Großmutter waren belastete und enthemmte Menschen und dem Alkohol verfallen.
In der väterlichen Linie Marys gibt es zwar Missionare. Der Vater selbst war Kirchgänger, besaß aber viele prookkulte Bücher, die er las und sich damit belastete.
Mary kam mit starken medialen Fähigkeiten auf die Welt. Soweit sie zurückdenken kann, hatte sie Umgang mit Dämonen. Sie erschienen ihr in Gestalt kleiner Menschen. Die Zulus nennen sie Tokoloshe. Stets waren sie freundlich zu ihr. Diese übernatürlichen Erlebnisse waren manchmal von einem hellen Licht begleitet. Im Verlauf ihrer Kindheit übte Mary die Exkursion der Seele. Ohne spiritistische Unterweisung oder durch das Lesen okkulter Literatur war sie dazu fähig. Sie erzählte dann jeweils ihren Eltern von ihren Reisen nach China oder Indien und konnte die Lebensart der Menschen und die Verhältnisse in dem betreffenden Land beschreiben. Die Eltern hatten für diese Vorgänge keine Erklärung. Mary empfand ihre Erlebnisse als völlig natürlich.
Wer das Problem der Exkursion der Seele aus meinen anderen Büchern nicht kennt, dem sei es kurz erklärt. Mary fiel für etwa eine Stunde in Trance. Sie lag regungslos auf ihrem Bett oder auf einer Couch. Ihre Seele oder das Bewußtsein traten aus ihr heraus und ging dann auf „Forschungsreise“, bei der sie weit entfernte Dinge erkunden konnte.

Die Satansweihe
Im Alter von zwölf Jahren erschien Mary Satan in Gestalt eines schönen jungen Mannes in heller Kleidung. Er flößte ihr großen Respekt ein, doch empfand sie keine Angst. Satan machte ihr große Versprechungen, falls sie ihm ihr Leben übergeben würde. Sie sollte Kraft über alle Menschen ihrer Umgebung bekommen, auch über ihre eigenen Eltern. Mit seiner Hilfe sollte sie sich alle Wünsche erfüllen können. An Geld und allen Lustbarkeiten sollte es nie fehlen.
Diesen Verlockungen gab Mary nach und versprach ihr Leben Satan. Von diesem Zeitpunkt an mußte sie alle seine Anweisungen befolgen. Es kam der Tag ihrer Weihe und Blutsverschreibung an den Teufel. Wenn ich das zum ersten Mal gehört hätte, wäre es mir schwergefallen, das alles für wahr zu halten. Ähnliche Satansweihen gibt es aber auch bei den Woodooisten auf Haiti, bei den Macumba Spiritisten in Brasilien, bei den Saugumma Zauberern auf Neuguinea, bei den Hilot auf den Philippinen, bei den Schamanen in Alaska und in Sibirien und bei anderen heidnischen Stämmen auf allen Kontinenten. Ich habe in anderen Büchern schon andeutungsweise darüber berichtet.
Mary gab mir Einzelheiten ihrer Satansweihe. Solchen, die die Existenz Satans leugnen und Namenchristen, die seine Tätigkeit verharmlosen, soll es mitgeteilt werden.
Satanswelhen finden jedes Jahr in Südafrika zweimal statt. Jedesmal wird von Satan dafür eine Gruppe von Mädchen und jungen Männern ausgesucht. Es wird aber nicht die ganze Gruppe Satan konfrontiert, sondern jeder einzelne für sich. Mary war zu Beginn von einer großen Finsternis umgeben. Sie fühlte sich in einen tiefen Abgrund gerissen. Es ging tiefer und tiefer. Oben schloß sich der Schacht, in dem sie in die Finsternis des Abgrundes gezogen wurde. In einem von unheimlichem Licht erhellten Raum wurde sie Satan vorgestellt. Was nun folgte, sind negative Parallelen, teuflische Nachahmungen biblischer Wahrheiten und Vorgänge.
Mary mußte nach Anweisung Satans sich mit einem Messer einen Schnitt in die Magengegend machen. Mit dem herausquellenden Blut hatte sie ihren Namen in Satans Hand zu schreiben.
Wir werden dabei an die blutenden Hände Jesu am Kreuz erinnert, die unser Heil bedeuten. Auch das alttestamentliche Wort taucht hier auf: „Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet“ (Jes. 49,16).
Bei dieser Übergabe ihres Lebens erhielt Mary einen neuen Namen.
Zu diesem Namen Satans haben wir als heiliges Gegenstück in der Bibel den Hinweis, daß die Überwinder einen neuen Namen bekommen. Wir lesen das in Offbg. 2,17 und 3,12.
Dieser satanische Name, den Mary erhielt, bedeutet: Ströme satanischer Wasser.
Auch dafür gibt es ein biblisches Gegenstück in joh. 7,38: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Satan versucht in allen Dingen, Gott nachzuahmen. Für jedes Gotteswunder sucht Satan ein dämonisches Gegenwunder zu inszenieren.
Bei dieser Satanswelhe erhielt Mary auch eine dämonische Nummer. Sie lautete 666902. 666 ist die Zahl Satans und seines kommenden Antichristen (Offbg. 13,18). Die Zahl 9 bedeutet Sklavin und Dienerin Satans. 02 bedeutet die Rangordnung Marys. Bei den Dämonen gibt es eine Hierarchie wie bei den Engeln. Auch darin ahmt Satan die Welt Gottes nach. Mary wurden niedrige Dämonen unterstellt. Sie selbst hatte wieder höhergestellten Dämonen zu gehorchen.
Nach dem Empfang dieser Registriernummer sah Mary oft diese Zahl im Spiegel an ihrer Stirn geschrieben.
Das ist wiederum die Nachäffung biblischer Vorgänge. In Offbg. 14,1 heißt es: „Und ich sah das Lamm stehen auf dem Berg Zion und mit ihm 144000, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn.“
Bei dieser Satanswelhe wurden noch schlimmere Dinge praktiziert. Das heilige Mahl Jesu mit seinen Jüngern wurde verhöhnt und verlästert. Vor einem Altar mit vier Ziegenbockshörnern wurden Katzen getötet, deren Blut Mary und die anderen Teilnehmer trinken mußten. Danach wurde Mary angewiesen, ein Baby zu töten und ebenfalls dessen Blut zu trinken.
An dieser Stelle entsteht die Frage, ob es sich um ein richtiges Kind handelte. Mary erklärte: „In Johannesburg verschwanden ganz in der Nähe ihrer Wohnung kleine Kinder. Die Polizei suchte danach. Die Zeitungen berichteten diese Vorfälle. Solche fürchterlichen Kinderentführungen hörte ich auch in Haiti und in anderen Ländern. Ich erinnere dabei an die Geschichte der Queen of Darkness in Haiti, die alle 14 Tage ein Kind stiehlt, tötet und dessen Blut trinkt. Über die Kinder von echten, wiedergeborenen Christen hat sie nach ihrer eigenen Erklärung keine Macht.
Der Höhepunkt der Satansweihe ist die körperliche Vereinigung Satans mit seinem Opfer. Zwei Stunden lang wurde Mary gequält. Danach wurde sie den Dämonen überlassen, die wiederum zwei Stunden lang ihren Mutwillen an ihr ausübten.
Wir stehen hier vor dem dunkelsten Kapitel dämonischer Besessenhelt. In der Bibel haben wir dafür die Stelle 1. Mos. 6,4. Diese schauerlichen Vorgänge sind bekannt unter dem Stichwort incubi, succubae.
Mary sagte mir, daß sie Kinder aus solchen Vereinigungen kenne, die über eine dämonische Intelligenz und ungeheure Kräfte verfügen. Sie meinte auch, daß der kommende Antichrist ein Wesen aus einer solchen Vereinigung sein werde, weil Satan auch die Jungfrauengeburt Jesu nachahmen wolle.
Mir sind genügend Fälle von incubi und succubae auf allen Kontinenten bekanntgeworden, auch von Befruchtungen und Geburten. Ich habe über den letzten Punkt bis jetzt nicht geschrieben, weil es für das menschliche Gemüt eine große Belastung darstellt.
Nach dieser entsetzlichen Satansweihe wurde Mary in ihre Wohnung zurückgebracht. Sie ist überzeugt, daß sie körperlich in der Unterwelt war. Als sie in ihrem normalen Lebensbereich wieder zu sich kam, lag sie unbekleidet auf ihrem Bett. Ihr Körper wies Stichwunden, Kratzwunden und blaue Flecken auf, auch auf dem Rücken, wo sie sich nicht selbst diese Verletzungen hätte beibringen können.
Die Psychiater, sofern sie nicht selbst erfahrene gläubige Christen sind, werden diese Vorgänge vielleicht als sexuelle Halluzinationen im hysterischen Dämmerzustand erklären wollen. Die Verletzungen will man vielleicht als psychogen verursacht ansehen. Damit wäre aber nur ein kleiner Teil der Symptome erklärt. Das Gesamtbild der Erfahrungen Marys paßt in kein psychiatrisches oder psychologisches System.
Marys Erleben ist kein medizinisch psychiatrisches Problem, sondern ein schwerer Seelsorgefall, der biblisch, geistlich behandelt werden muß.

Die dämonischen „Charismata“
Satan hat mit vielen Gaben aufzuwarten und weiß, die ihm bewußt oder unbewußt Hörigen zu belohnen. Zunächst hatte Mary eine Sprachengabe erhalten. Mit den Dämonen redete sie in deren Sprache. Sie dachte englisch. Ihr Mund aber formte sich zu Sprachlauten der Dämonen. Diese Konversation fand oft statt. Oft erschienen sie des Nachts. Der ganze Raum war mit Kerzenlicht erfüllt. Ein großes Auge beobachtete sie. Die vier Jahre jüngere Schwester konnte die Zwiesprache der älteren Schwester hören. Einmal nahm sie sogar die Gestalten wahr.
Eine andere Gabe Satans war eine ungeheure Machtfülle. Sie beherrschte die Eltern, die Nachbarn, ihre ganze Umwelt. Jedermann fürchtete sie. Ohne Anleitung konnte sie alle okkulten Praktiken ausüben.
Auch sexuelle Wünsche wurden ihr erfüllt. Sie wurde Lesbierin. Sie verfügte über alles, was ihr Leben abwechslungsreich machte. Sie bekam stets das Geld, das sie brauchte, Drogen, Zigaretten. Rauschgift war für sie ungefährlich. Man erwischte sie nie. Es war, als ob sie einen Bann auf die Polizisten ausübte. Das ist übrigens eine Fähigkeit, die mir auch in anderen Ländern gebeichtet wurde. In der indonesischen Erweckung beichtete mir ein Mann, der dreifacher Mörder war. Die Polizei konnte ihn nie fassen. Er behauptete, sich unsichtbar machen zu können. Das berichtete auch, wie schon erwähnt, Doreen Irvine, die das Buch geschrieben hat „From Witchcraft to Christ“ = Von der Zauberei zu Christus. In dem Märchenmotiv von der Tarnkappe Siegfrieds ist dieser Vorgang erwähnt. Bei den hochqualifizierten Satanisten ist es aber kein Märchen, sondern eine Realität.
Wir werden dabei an einen Vorgang in Jesu Leben erinnert. Der Evangelist Lukas berichtet, daß Jesus von seinen Feinden bedrängt wurde. Da ging Jesus mitten durch die hinweg (Luk. 4,30).
Seit der Satansweihe veränderte sich Mary in erschreckender Weise. Sie wurde jähzornig, wurde ständig getrieben, schlimme Dinge zu tun. Ihre Eltern wollten dieser Entwicklung entgegenwirken und verlangten den Besuch der Sonntagsschule. Sie war gegenüber dem Wort Gottes immun. Sie vertrieb sich die Zeit damit, daß sie die Exkursion der Seele praktizierte. Sie begann ihre Eltern, ihre Geschwister und alle Christen zu hassen. Da sie selbst keine Liebe empfing und bei den Christen nichts von Gottes Wirken sehen konnte, war sie überzeugt, daß das Christentum nichts wert sei. Sie war überzeugt, daß Satan mehr Macht besäße als Christus.
In der Schule waren ihre Leistungen mäßig. Doch sie bestand mit Hilfe Satans alle Prüfungen. Nach dem Abitur begann sie ihr Studium. Sie bekam sofort Kontakt mit den Studenten, die schwarze Magie ausübten, genau wie sie selbst. Bald merkte sie zu ihrer Freude, daß sie diesen Schwarzmaglern überlegen war. Sie wurde als die Stärkere respektiert. Man fürchtete sich vor ihr. Als sie ihr die Exkursion der Seele beibringen wollten, erklärte sie, daß sie das ihr ganzes Leben schon ausübte. Zum ersten Mal wurde ihr bewußt, daß man alle diese okkulten Praktiken auch erlernen kann.
Eine weitere Gabe aus dem Arsenal Satans war die Mentalsuggestion, die Fernbeeinflussung von entfernt wohnenden Menschen. Diese Kraft hatte sie im Auftrag der Dämonen zu benützen, um christliche Familien und gläubige Menschen zu beobachten, um ein Einfallstor für die Dämonen zu finden. Das Ziel war dabei, um sie aus der Gemeinschaft mit Gott und aus der Gemeinde der Gläubigen herauszuholen. Oft genügte eine einzige Sünde oder ein Leben halber Hingabe an den Herrn, daß Satan mit seinen Helfern eingreifen und sich festsetzen konnte.
Die Beobachtung der Gläubigen führte sie mit Hilfe einer okkulten Hellsehfähigkeit durch. Sie sah in einen Spiegel und konzentrierte sich auf eine Person. Dann erkannte sie alle begleitenden Umstände, Lebensgewohnheiten und Eigenheiten der Menschen, auf die sie sich einstellte. Ein Beispiel sei genannt. Sie erhielt von ihrem Auftraggeber den Befehl, einen gläubigen Pfarrer aufs Korn zu nehmen. Ihn sollte sie in einem einzigen Monat zu Fall bringen. Sie fand heraus, daß dieser Pfarrer drei Töchter hatte, die sehr hübsch waren. Der Vater war mächtig stolz auf sie. Dieser Stolz war der Ansatzpunkt, um das satanische Zerstörungswerk zu beginnen. Dem Pfarrer war dieser Stolz nicht bewußt. Innerhalb weniger Wochen schlugen alle drei Töchter den Weg in die Welt ein. Sie begannen, sich mit Männern abzugeben, rauchten und verfielen dem Alkohol. Die Vollmacht des Pfarrers begann zu schwinden. Mary sagte: „In der Zwischenzeit ist diese Gemeinde ein Tummelplatz der Dämonen geworden.“
Mary war total unter der Befehlsgewalt Satans. Eine einzige Befehlsverweigerung hätte ihren sicheren Untergang bedeutet. Da sie stets viele Aufträge erhielt, steckte sie ihr Studium auf. Unter dem Schutz ihres Herrn handelte sie mit Drogen. Arbeiten brauchte sie nicht mehr. In den folgenden sechs Monaten hielt sie sich in einer Gegend am Meer auf. Sie lag den ganzen Tag am Strand und vervollständigte ihre telepathischen Fähigkeiten. Auf diese Weise bekam sie auch Kontakt mit den Ufos.
Mentalsuggestion, Hellsehen, mediale Telepathie, magische Kräfte, Fähigkeit zur Dematerialisation, dämonisches Sprachenwunder und viele andere okkulten Fähigkeiten waren die Geschenke oder Entlohnungen Satans für Marys Dienst.
Es gibt in Deutschland naive Theologen oder Psychologen, die diese Fähigkeiten als eine Naturgabe ansehen. Diese Kurzschlüssigkeit leistet dem Geschäft der Dämonen Vorschub.
Für Mary bestand kein Zweifel, woher diese Begabung stammte. Beim Ausüben ihrer okkulten Praktiken beobachtete sie oft, daß sie von Schlangen umgeben war. Ihre eigene Haut fühlte sich gewöhnlich kalt und glatt wie Schlangenhaut an. Manchmal war der Fußboden bedeckt mit Schlangen, oder sie selbst war von einer Schlange umwickelt. Ich erinnere an den Abdruck von Schlangenwindungen auf dem Körper der Maria, deren Geschichte in diesem Buch berichtet ist.
Zur Stärkung ihrer magischen Kraft hatte Mary einen Zweikampf zu bestehen. Es handelt sich um ein magisches Duell, das mir mehrfach auf der Insel Bali, in Brasilien und in Äthiopien berichtet worden ist.
Mary hatte mit einem Mädchen Kontakt bekommen, die mit einem Satanspriester befreundet war. Dieser Satanspriester war von dem höchsten Satanspriester beauftragt worden, Mary zu vernichten. Es sollte nur ein Duell sein. Dieser Priester wollte sich mit ihr messen. Er behauptete, daß er mehr Macht als Mary besitzen würde und forderte sie auf, eine mitgebrachte Flasche zu öffnen. Sie tat es, da schoß eine grüne Flamme heraus, die Mary sofort einhüllte und in ihren Körper eindrang. In diesem Augenblick sah sie eine große Menge Dämonen um sich herum, die schrecklich lachten. Das Ende waren Orgien mit den Dämonen. Es sah also aus, als ob Mary diesen Kampf verloren hätte.
Das Böse reift aus
Nach diesem satanisch magischen Duell wurde Mary gezwungen, noch furchtbarere Dinge zu tun. Die Polizei war ihr auf den Fersen, konnte sie aber nicht festnehmen. Stand sie in einer Gruppe, sahen die Polizisten alle anderen, aber nicht sie.
Das Gegenstück war, daß sie einen medialen Kontakt zu allen Satanisten besaß. Wenn ein Satanist in einem anderen Raum war und sie von seiner Anwesenheit nichts wußte, so fühlte sie rasch seine Gegenwart. Dieser mediale Kontakt ist auch die Ursache, daß religiöse Extremisten in einer großen Zuhörerschar andere medial veranlagte Personen „erfühlen“ und denen auch mediale Kräfte zufließen lassen können. Solche Vorgänge werden dann als Wunder Gottes oder als Wirksamkeit des Heiligen Geistes angesehen. Dabei ist es eine Technik, die von unten stammt.
Ich habe schon jahrelang die Absicht, diese Erfahrungen und Erkenntnisse unter dem Titel „Medialität aus der Sicht der Seelsorge“ zu veröffentlichen. Ein umfangreiches Material liegt vor. Doch die wenigsten Christen wissen, daß die Niederschrift solcher Titel die stärkste Gegenwehr des Teufels auslöst. Das wissen im allgemeinen nur die Seelsorger auf diesem Gebiet, mitunter auch andere reife Christen. Die Veröffentlichung solcher Erfahrungen aus der Seelsorge ist nur möglich unter dem Schutz Jesu und einer Gebetsmauer gereinigter Kinder Gottes. Als Spurgeon im Tabernacle in London predigte, lagen 400 Älteste in einem Raum hinter der Kanzel auf den Knien und beteten. Darum schlugen die Predigten von Spurgeon ein, so daß Tausende sich bekehrten. Wer Seelsorge an Besessenen zu üben hat, der braucht mehr als 400 Beter.
Mary besaß nicht nur den medialen Kontakt, sondern sie konnte sogar die Satanisten an ihrem eigentümlichen Schwefelgeruch riechen. Wenn sie in Johannesburg auf der Straße Hunderten von Menschen begegnete, so konnte sie ihr fremde Satanisten am Schwefelgeruch erkennen. Sie strahlte ihrerseits dieses Erkennungsmerkmal aus. Das ist eine Parallele zum medialen Kontakt. Starke Medien erkennen sich sofort auf der Straße, in den Verkehrsmitteln, in den Kirchen, kurz überall, wo sie sich begegnen, auch wenn sie sich total fremd sind.
Im positiven Sinn gibt es das auch. Menschen voll Heiligen Geistes haben schnell Kontakt, wenn sie sich begegnen. Leider werden von Extremisten mediale Kräfte oft mit dem Etikett des Heiligen Geistes versehen. Darum müssen wir mehr denn je um die Gabe der Geisterunterscheidung bitten.
Zur Frage der Kontaktbildung und Kontaktabwehr noch einige Hinweise aus der Seelsorge.
Wenn treue Jünger Jesu und Besessene sich begegnen, gibt es Reaktionen. Dämonisierte Menschen ertragen Namenchristen, verkraften ohne weiteres kirchliche Veranstaltungen mit Pfarrern oder Predigern ohne den Heiligen Geist. Das sind keine Kontaktgegensätze. Sie gebärden sich aber wie wild, wenn sie mit Menschen voll Heiligen Geistes konfrontiert werden. Es ist gar nicht erforderlich, daß sich solche Menschen im gleichen Raum befinden. Ein Beispiel dazu.
Ich kannte in der Schweiz einen Gottesmann, der Geisteskranke, aber auch okkult Belastete, ja sogar Besessene in sein Haus aufnahm. Abends nach zehn Uhr betete er für seine Schutzbefohlenen. Die Geisteskranken verhielten sich ruhig. Der Besessene aber, der in einem anderen Raum schlief und von der Fürbitte nichts wußte, wachte auf und fing zu toben an. Wir sehen hier den Unterschied zwischen Geisteskrankheit und Besessenheit und begreifen dann auch, was Kontaktbildung und Kontaktabwehr bedeutet.
Ich habe oft solche Dinge erlebt. Bei einer Vortragsreihe in Toronto fing plötzlich ein anwesendes Medium zu rumoren an und störte den Gottesdienst. Der leitende Pfarrer, ein gläubiger Bruder, wies die Spiritistin zur Ruhe. Sie gehorchte nicht. Da hatte der Pfarrer keine andere Wahl, als im Namen Jesu zu gebieten. Daraufhin hörte das Medium auf.
In der lutherischen Kirche in Curitiba (Brasilien) fingen mitten in der Predigt drei Personen zu stören an. Sie konnten die geistliche Botschaft nicht ertragen. Bei modernistischen Theologen bleiben solche Belastete ruhig, denn sie befinden sich geistlich unter ihresgleichen. Redner und Hörer sitzen im gleichen Boot.

Innere Zerrissenheit
Das Leben Marys bewegte sich in einem fortwährenden Wechsel zwischen Zuständen großen Glückes und depressiver Phasen. Daraus kann aber nicht auf ein manisch depressives Irresein geschlossen werden, weil alle anderen Symptome nicht in dieses Krankheitsbild passen. Mary war dauernd von den Befehlen Satans gehetzt, denen unbedingt Folge geleistet werden mußte.
Über diesem sklavischen Gehorsam wurde sie mehr und mehr unzufrieden. Sie war sehr unglücklich und wünschte sich eine Befreiung aus dem harten Joch Satans. Die Dämonen spürten natürlich diese Veränderung und plagten sie unablässig. Diese finsteren Trabanten Satans kamen, wann sie wollten. Mary fühlte ihr Kommen, ja sie konnte sie sogar riechen. Da Mary aus ihren Reihen auszuscheren drohte, versuchten sie, ihr den Verstand zu rauben, was ihnen aber nicht gelang, denn Gott hielt in seiner vorlaufenden Gnade bereits seine Hand über sie.
Es kam die Zeit, da Mary zum ersten Mal einen Pfarrer aufsuchte, um dort Hilfe zu finden. Es wurde mit ihr gebetet. Doch eine Befreiung trat nicht ein. So probierte sie es mit einer anderen Kirche. Die Dämonen lachten über die vergeblichen Versuche. Keiner der Pastoren besaß die geistliche Vollmacht, die erforderlich war.
Die nächste Station, wo Mary Hilfe suchte, war eine Pfingstgemeinde. Sie erklärte dem Prediger, daß ein Mann, der in rechter Weise Gott dient, auch Macht über die Dämonen haben müsse. Da seine Hilfe aber umsonst sei, wäre auch sein Dienst unecht. Der Pfarrer warf sie daraufhin wütend hinaus. Die Kurzschlüssigkeit Marys war nicht ganz korrekt. Wenn ein Mensch sich mit dem eigenen Blut dem Teufel verschrieben hat, wie Mary es getan hat, dann gestaltet sich die Seelsorge außerordentlich schwierig. Ich habe bei etwa 100 Blutsverschriebenen nur sieben bis zehnmal Befreiungen erlebt. Es ist also nicht berechtigt, hier auf diesen Pfingstprediger Steine zu werfen.
Man kann bei dieser Seelsorge viele unvernünftige Urteile hören. Einmal hat in USA ein Prediger mich nach einem Vortrag angegriffen, weil die Seelsorge an Besessenen so langwierig ist. Er erklärte: „Jesus brauchte nur ein Wort zu sagen, dann war der Besessene frei.“ Ich antwortete ihm: „Erstens habe ich nicht die Vollmacht wie Jesus, und zweitens bringe ich den nächsten Besessenen zu Ihnen. Sie machen es dann kürzer als ich.“ Diese deutsche Antwort hat diesen Prediger dann beruhigt. Er nahm mir es aber nicht übel.
Da es mit Mary immer schlimmer wurde, suchte sie eine andere Pfingstgemeinde auf. Sie hörte hier eine Frau, die “in Zungen“ betete. Mary erschrak. Es war eine dämonische Sprache, die sie verstand. Die Beterin lästerte Gott. Danach stand jemand auf, der das Zungenreden übersetzte. Die Übersetzung war aber falsch. Mary suchte den Pastor auf und berichtete ihm ihre Erfahrung. Dieser Bruder erklärte: „Ich konnte das Zungenreden dieser Frau nicht verstehen. Sie ist aber eine Person, die der Gemeinde Not bereitet.“ Mary konnte sich dieser Gemeinde nicht anschließen, da hier Lügengeister am Werk waren.
Mary wanderte durch viele Gemeinden, meistens waren es Pfingstgemeinden, und hörte noch oft das „Zungenreden“. In den meisten Fällen hatte sie ein ungutes Gefühl.
In dieser Meinung wurde sie bestärkt, weil sie beobachtete, daß Satanisten mit Vorliebe sich Pfingstgemeinden und charismatischen Gruppen anschließen. Kirchen mit einer vom Heiligen Geist gewirkten Verkündigung werden von Satanisten gemieden. Satanisten fühlen sich bei Pseudocharismatikern wohl. Es sind ja ihre Kräfte, die da praktiziert werden. Die Eltern von Mary gehören auch zu einer Pfingstgemeinde.
In diesem Zusammenhang wies Mary auch darauf hin, daß viele Satanisten Angestellte in behördlichen Verwaltungen oder in hohen Beamtenpositionen sind.
Da nun soviel Negatives über Pfingstgemeinden gesagt wurde, will ich ein Mißverständnis ausräumen: Es gibt auch in Pfingstgemeinden oder bei den Urchristen treue, opferbereite Kinder Gottes, die ihre Kritiker in den Schatten stellen und ein christusnahes Leben führen. Ich habe Freunde in solchen Gemeinden, denen ich an dieser Stelle für ihre Fürbitte danke.

Wo ist Hilfe?
Marys Zustand drängte nach einer Entscheidung. Durch harte Drogen kam sie an den Rand des Todes. Sie litt unter starken Rückenschmerzen, die keiner heilen konnte. Die Eltern brachten sie zu verschiedenen Ärzten, Magiern, Hindupriestern, Moslempriestern, Wahrsagern und Zauberern. Sie fand keine Hilfe. Spezialärzte gaben ihr noch einige Wochen zu leben.
Man brachte sie schließlich zu ihren Eltern, damit sie bei den Ihren sterben könne. Als sie den jammervollen Zustand der Tochter sahen, fingen sie zu beten an, obwohl sie keine gläubigen Christen waren. In dieser Zeit wiesen sie Bekannte auf eine Missionsstation hin. Zugleich plagten die Dämonen sie heftig. Sie wollten es unter allen Umständen verhindern, daß Mary dorthin gebracht würde.
Schließlich zwang die Mutter ihre Tochter, in den Wagen zu steigen, der sie zum Missionshaus brachte. Dort wurde mit ihr gebetet. Ohne zu verstehen, was mit ihr geschah, wurde Mary im Herzen klar, daß Jesus stärker als Satan ist. Sie versprach in diesem Augenblick des Gebetes, in Zukunft Jesus angehören zu wollen. Die Dämonen leisteten von nun an heftigen Widerstand. Sie wollten unter allen Umständen die Umkehr und Befreiung Marys verhindern.
Zwei Missionare nahmen die schwerbelastete und besessene Mary in eine intensive Seelsorge. Nach dem einleitenden Gebet fühlte sich Mary von den Dämonen umringt. Sie verstand wieder deren Sprache. Sie sagte das sofort den Seelsorgern. Der Missionar betete, und das Verständnis der Dämonensprache war weg. Es folgte dann eine umfassende Lebensbeichte. Mary wollte dabei ihren dämonischen Namen nennen, konnte ihn aber nicht aussprechen. Der Pastor mußte mehrmals im Namen Jesu gebieten, bis Mary es endlich fertigbrachte, den geheimen, von Satan gegebenen Namen auszusprechen. Damit war ein Stückweit der Bann gebrochen. Alle satanischen Machenschaften und Sünden wurden ans Licht gebracht.
Dieser Vorgang zeigt, daß es in der Seelsorge mit Besessenen wichtig ist, daß entweder die Dämonen oder die Satansgeweihten ihren Namen offenbaren müssen.
Bei dieser dramatischen Seelsorge ging es zuerst darum, daß Mary sich von allen bisherigen „Hauseigentümern“ lossagte und im Glauben Vergebung empfing. Danach ging es um die Austreibung, die von den gottbeauftragten Seelsorgern vollzogen wurde. Die Dämonen fuhren unter furchtbarem Geschrei aus. Nur Mary hörte sie und sah sie fliehen. Der Herr Jesus machte sie vollkommen frei. Wir werden dabei an Apg. 8,7 erinnert: „Die unsauberen Geister fuhren aus vielen Besessenen mit großem Geschrei.«
Mary weiß seither, daß nur ein Leben in völliger Hingabe an den Herrn Jesus sie vor einem erneuten Zugriff Satans bewahren kann. Es ist ihr klar, daß sie keinen Kompromiß mit der Welt eingehen darf. Wort Gottes, Gebet und die Gemeinschaft der Gläubigen sind ihr die tägliche Stärkung. Ihre Eltern sind ihr leider keine Hilfe. Bei einem ausführlichen Gespräch anläßlich meines achten Südafrikabesuches fragte ich Mary, ob sie keine Anfechtungen und Kämpfe mehr habe. Sie antwortete: „Doch, der Feind greift manchmal an, aber ich fliehe dann in die Geborgenheit Jesu und bitte auch andere Gläubige, mir mit ihrer Fürbitte beizustehen.“
Was macht Mary beruflich? Sie hat ja ihr Studium vor einigen Jahren abgebrochen. Halbtags betreut sie Kinder in einer Kinderkrippe, die andere Zeit arbeitet sie freiberuflich, macht Buchentwürfe und illustriert christliche Bücher. Das ist eine Arbeit, die ihr liegt.
Die Zeit der satanischen Knechtschaft hat eine positive Frucht gebracht. Sie hat ein starkes Gefühl für Lügengeister, die unter christlichem Deckmantel in den Gemeinden ihr Unwesen treiben. Es geht hier um das Pauluswort (2. Kor. 11,14): “Der Teufelverstellt sich zum Engel des Lichtes, kein Wunder, daß auch seine Diener (die Dämonen) sich als Prediger der Gerechtigkeit verstellen.“

4. Rauschgift
Seit einigen Jahren bekomme ich drogensüchtige Menschen in die Seelsorge. Nur schweren Herzens übernehme ich solche Beratungen. Wenn der Rauschgiftsüchtige nicht zu einer Entziehungskur und zur Übergabe seines Lebens an Jesus bereit wird, besteht wenig Hoffnung auf eine anhaltende Befreiung. Beleuchten wir durch einige Beispiele dieses schwierige Gebiet.

Der Teufelskreis
In der Seelsorge bekam ich Kenntnis von ganz schweren Fällen einer Rauschgiftbindung, die zugleich mit anderen furchtbaren Entgleisungen gekoppelt war.
Hören wir zuerst Margots Geschichte, die ich hier wiedergebe. Margot rief mich aus USA an und fragte, ob ich in den Vereinigten Staaten einen gläubigen Psychiater oder einen erfahrenen Seelsorger wüßte, dem sie sich anvertrauen könne. Ich bat dieses Mädchen, mir schriftlich seine Adresse mitzuteilen, dann wollte ich ihm einige gläubige Psychiater nennen. So geschah es. Einige Tage später erhielt ich in Briefform eine schreckliche Beichte. Es liegt keine Verletzung des Beichtgeheimnisses vor, denn es wurde Erlaubnis zur Veröffentlichung eingeholt. Der Brief ist englisch geschrieben. Ich gebe ihn gleich deutsch wieder. Margot schrieb:
„Mein Zustand ist durch das Wort des Apostels Paulus in 2. Tim. 3,1 f. gekennzeichnet: In den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen; denn es werden Menschen kommen, die unheilig sind und Wollust mehr lieben denn Gott.
Mein Glaube an die Bibel wurde durch die teuflische Musik Rock’n Roll und durch das Lesen ähnlich inspirierter Bücher wie Helen Brown’s Buch und ,Der Playboy’ zerstört. Vergiftet durch diese satanischen Machwerke trieb ich Unzucht mit vielen Männern. Dabei blieb es nicht. Ich fing mit Rauschgift und Alkohol an und wurde dadurch verknechtet.
In diesem Zustand der Hilflosigkeit suchte ich Psychiater auf, die aber versuchten, meine Schuldgefühle abzubauen. Sie sahen mein Leben ja nicht als Sünde an. Die Folge war, daß ich auf dem einmal beschrittenen Weg fortfuhr. Ich las schreckliche Bücher wie das von Carlos Casterada, ferner ’Der Exorzist’, ’Rosemary’s Baby’ und andere.
Durch diese Bücher angeregt, fing ich an, das Okkulte zu erforschen. Ich hatte dabei das Gefühl, daß böse Geister in mich hineinfuhren. In einer Nacht erlebte ich einen schweren Angriff aus dem Reich der Finsternis. Es schien, als ob ein Dämon feurige Pfeile auf mich abschießen würde. Es war keine Halluzination, wie die Psychiater das wohl erklären wollten. Ich stand unter dem Eindruck, daß Gott mich auf diesem Weg in die Hölle senden würde. Ich war innerlich wie tot. Mein bewußtes Leben war noch essen, trinken und schlafen.
Da ich in meinem Unterbewußtsein immer noch nach Hilfe Ausschau hielt, griff ich zu dem Buch von Hal Lindsey ’Satan kämpft um diese Welt’. Mir wurde dabei deutlich, daß es wirklich einen Teufel gibt, und daß ich in seinen Krallen war.
Nach der Lektüre dieses Buches machte ich eine Entdeckung. Wenn ich mit echten gläubigen Christen zusammentraf, hatte ich das Gefühl, daß ich innerlich verbrennen müßte. Mir wurde klar, daß die verschiedenen Geister sich nicht vertrugen. Immerhin versuchte ich mit Christen in Berührung zu kommen und schloß mich daher einer charismatischen Bewegung an. Ich besuchte die Gottesdienste verschiedener Pfingstgemeinden. Das Milieu, die Atmosphäre dieser Gruppen sprach mich aber nicht an. Ich fühlte irgend etwas Unklares, das ich nicht beschreiben konnte. Ich zog daher einen Trennungsstrich, und in meiner Verzweiflung übergab ich mich nunmehr entschlossen dem Teufel.
Es kam eine Phase in meinem Leben, da ich den kommenden Antichristen verehrte und anbetete. Dabei beschlich mich das Gefühl, daß ich kein Mensch mehr sei, sondern ein Dämon. Mich überfiel dabei auch der Gedanke, daß ich die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen hätte. Mir schien das Ende, der Abgrund sehr nahe. Kein Wunder, daß ich völlig enthemmt wurde. Kannibalische Gelüste, die sich manchmal bei Satanisten finden, kamen auch mich an. Nicht genug damit, ich fühlte mich von Judas besessen. Es war mir klar, daß auf diesem Weg nur das Gericht Gottes auf mich wartete. Und doch schrie irgend etwas in mir immer noch nach Hilfe.
Das ist der Grund, warum ich Sie anrief und Ihnen meinen Lebensbericht gab.“

Der Stil Margots ist klar. Ihr Erleben entspricht vielen ähnlichen Berichten, die ich in meiner Kartei habe. Für die Beurteilung dämonischer Vorgänge ist ein ungläubiger Psychiater nicht zuständig. Und eine dämonische Belastung liegt hier vor. Man wiederhole noch einmal die einzelnen Stationen ihrer Entwicklung: Rock’n Roll, sexuelle Perversion, Alkoholmißbrauch, Rauschgift, perverse und okkulte Bücher, Partys und Orgien, Pseudocharismatisches, Teufelsverschreibung, Kannibalismus, Besessenheit. Aus einem solchen Zustand der Vorhölle kann nur Jesus Christus befreien. Allerdings läßt sich eine so schwere Seelsorge nicht durch Telefongespräche zwischen USA und Deutschland übernehmen. Auch Briefe reichen nicht aus. Es sollte ein echtes seelsorgerliches Team in USA gefunden werden.

Jim
Mehrmals sprach ich bei meinen Vortragstouren in USA in dem von D. Moody gegründeten Bibelinstitut. In den vergangenen 90 Jahren seit seiner Gründung sind gewaltige Segensströme von diesem Werk ausgegangen. Einmal wurde ich von Dr. Dickason, dem Dekan der theologischen Fakultät, eingeladen. Außer Studenten waren auch einige Pastoren anwesend. Hinterher lud mich ein Pastor von Rock Islands ein, in seiner Kirche einige Vorträge zu halten. Ich fragte ihn:
„Was für eine Kirche haben Sie denn?“
Er antwortete:
„A church of the Assembly of God.“
Erstaunt fragte ich weiter:
„Ja, sind Sie denn mit dem einverstanden, was ich gesagt habe?“
„Ja, mit allen Einzelheiten.“
„Gut, dann komme ich.“
Da der deutsche Leser kaum weiß, daß die Assembly of God eine gemäßigte Richtung der Pfingstgemeinde darstellt, muß das hier erwähnt werden. Ich habe noch nie konfessionell, sondern biblisch gedacht. Es geht in jeder Gemeinde um die Christuspräsenz, die sich in der gläubigen Haltung des Hirten wie der Herde zeigt. Natürlich muß der Gesichtspunkt berücksichtigt werden, daß ein Evangelist in keine Gemeinde geht, in der Irrlehren verbreitet werden. Ich war deshalb auf allen Kontinenten bei meinen Zusagen vorsichtig. Immerhin habe ich etwa 20 Assemblies gefunden, die nüchtern waren und in ihrer Verkündigung biblischer als viele ihrer Kritiker.
So war es in Rock Islands. Ich fand eine aufgeschlossene Gemeinde mit einer erwecklichen Haltung vor. Es war sehr leicht, dort zu sprechen.
In dieser Kirche begegnete ich Jim. Er fiel mir dadurch auf, daß er nach einem Vortrag die meisten Fragen stellte und offen bekannte, daß er rauschgiftsüchtig gewesen war.
Die Befreiung Jims ist ein Triumph des Sieges Jesu über einen hartgebundenen Menschen.
Es sind einige Jahre her. Jim hatte sich in die Kirche von Rev. Edwards verirrt. Lange Haare fielen ihm auf die Schultern. Das Gesicht war verwüstet, die Augen waren glasig; die Kleidung war zerrissen und verdreckt. Die Besucher des Gottesdienstes rückten etwas zur Seite. Ein übler Geruch ging von diesem heruntergekommenen Menschen aus.
Rev. Edwards sprach über das Kreuz Jesu und seine Bedeutung für uns. Jim hörte teilnahmslos zu. Er war lässig nach hinten gelehnt. Im Verlauf der Predigt rückte er nach vorn. Schließlich lehnte er sich mit den Ellbogen auf die vordere Banklehne. Als Rev. Edwards eine Pause machte, rief Jim aus: »Er starb für uns, für uns. »
Nach dem Gottesdienst saßen Rev. Edwards und Jim zusammen. Zum Abendgottesdienst erschien Jim wieder. In einer anschließenden Aussprache entschied sich Jim für Jesus. Die Lösung von seiner Vergangenheit fiel ihm schwer. Rauschgift und Sex hatten ihn bisher beherrscht.
Regelmäßig kam nun Jim zu den Gottesdiensten. Die Haare waren nun kurz geschnitten. Das Gesicht hellte sich auf. Die Haut wurde glatt, und die Augen wurden ruhig. Er entwickelte sich zu einem hübschen jungen Mann.
Dann kam der Rückschlag. Jim wurde von Stimmen geplagt. Vorher, solange er der Sünde gedient hatte, war das nicht der Fall. Vielleicht war sein Nervensystem durch das Rauschgift geschwächt worden. Die Abgewöhnung von Gift bringt stets Reaktionen mit sich. Jim schenkte den Stimmen Gehör, und das wurde ihm zum Verhängnis.
„Wenn du an Gott glaubst, dann krieche über den Highway (Autobahn). Schaue weder nach rechts noch nach links. Gott wird dich bewahren.“
Jim tat das und kam heil über die große Verkehrsstraße. Das machte ihm Mut.
„Wenn du an Gott glaubst, dann setze dich in dein Auto. Die Hände nimm weg vom Steuer, schließe dann die Augen und gib Vollgas! Gott, dem du vertraust, wird dich bewahren.“
Jim tat es und zertrümmerte drei Autos. Es war ein Wunder, daß er unverletzt aus dem Trümmerhaufen hervorkriechen konnte.
Diese Erfahrung führte ihn wieder zum Gottesdienst.
Rev. Edwards nahm sich seiner an. Die erste Lektion, die Jim zu lernen hatte, war: Höre nicht auf die Stimmen! Sie führen dich ins Verderben!
Dann kam zwischen dem Seelsorger und dem jungen Mann eine lange, lange Unterredung.
„Jim, hast du Gott deine Sünden noch nicht gebeichtet?“
„Nein.“
„Willst du es jetzt tun?“
„Ja.«
„Dann knie nieder und beichte jetzt Gott.“
Jim tat es, bekam aber noch keinen Frieden.
„Hast du deine Sünden bereut?“
„Nein, es ging alles nur mechanisch.“
„Dann bleibe jetzt fünfzehn Minuten hier in diesem Raum. Gehe noch einmal alles durch, was dir Gott zeigt und bereue alles.“
Nach der angegebenen Zeit trat Rev. Edwards wieder in den Raum.
„Hast du jetzt Frieden?“
„Noch nicht richtig.“
Nun bat Rev. Edwards zwei Brüder um ihren Beistand. Sie beteten zusammen mit Jim unter Handauflegung. Bei diesem Gebet der drei Brüder lichtete es sich in der Seele Jims. Jim erklärte fröhlich:
„Ich bin durch! Ich bin frei! Ich habe Vergebung und Frieden.“
Nun ging es in Jims Leben aufwärts. Er bekam Mut, am Arbeitsplatz Jesus zu bezeugen. Jim war Kellner. Sein Christuszeugnis erregte Aufsehen, weil man eben das von Kellnern nicht erwartet.
Eines Tages rief ihn sein Chef: „Jim, du bist zu religiös für uns. Ich muß dich entlassen.“
Jim sitzt nun auf der Straße. Die Entlassung erfolgte erst vor kurzem. Bestimmt hat aber der Herr einen anderen Platz für ihn. Jim hat ja um seines Glaubens willen gehen müssen.
Ein letzter Angriff Satans sollte Jim noch verwirren. Eines Nachts wurde Jim von einer unheimlichen Macht geweckt. In seinem Zimmer lief ein Hund herum, obwohl Türen und Fenster verschlossen waren. Jim wußte sofort: Es ist eine böse Macht, die mich vom Glauben abwenden will.
Jim wagte es in dieser Situation zum ersten Mal, im Namen Jesu den finsteren Mächten zu gebieten. Der Herr gab Sieg. Der Hund und die finstere Macht verschwanden sofort.
Er hatte dabei die Lektion gelernt, daß man als befreiter Mensch die Waffenrüstung des Geistes (Eph. 6,10 18) nicht nur kennen, sondern auch gebrauchen muß, wenn man Sieg haben will.

Carlos
In der Einleitung zu den folgenden Beispielen will ich die Zeugen benennen. Mein Besuch in einem mexikanischen Gefängnis mit rund 700 Rauschgiftsüchtigen und Rauschgiftverbrechern wurde von dem amerikanischen Missionar Brown, der Missionarin Schwester Susi und vor allem der baltischen Missionarin Margarete Urban vermittelt.
Die Baltin kreuzte oft meinen Weg. Nicht nur in der Schweiz und in Deutschland kam es immer wieder zu Begegnungen. Unsere Spuren liefen oft in der gleichen Richtung. In Kalimpong, einer reizvoll gelegenen Stadt im Vorhimalaja, traf Schwester Urban den tibetischen König Gyalpo und schrieb nach dieser Begegnung die Broschüre „Jesus unter Tibetern“, die ich damals in meinem Verlag herausbrachte. Ein ähnliches Treffen mit Gyalpo wurde auch mir möglich, als ich unter den geflüchteten Tibetern das Evangelium verkündigen durfte. Als kleines Gastgeschenk gab mir der König eine rotseidene tibetische Bluse.
Nachdem ich dieser Missionarin von „echtem Schrot und Korn“ das kleine Denkmal gesetzt habe, hören wir nun Carlos’ Geschichte. Im Gefängnis in Tijuana traf ich ihn. Ich fragte ihn: „Warum sind Sie hier?“ Er antwortete offen: „Ich bekam Streit mit einem Dealer (Rauschgifthändler). Wir zogen beide das Messer. Ich war aber schneller und traf ihn in das Herz.“ Bei diesem Bericht griff er unter seine Jacke, zeigte, wo sein Messer steckte, und wie er es handhabte. Acht Jahre war das Gerichtsurteil. Wichtiger aber als seine Bluttat war mir sein Bericht, wie er Jesus gefunden hatte. Schwester Susi hatte mir nämlich erzählt, daß er Christ geworden war.
Neben all dem Dunklen und Unheimlichen in Carlos’ Leben gab es einen Lichtpunkt. Er hatte eine gläubige, betende Mutter. Das wird einmal in der Ewigkeit ein Staunen geben, wenn wir sehen, was betende Mütter und Großmütter im Reichgottes für eine Rolle gespielt haben.
Wie es meistens im Leben geschieht, sind die Kameradschaft, die Schule und die Umwelteinflüsse im Leben der jungen Menschen zunächst stärker. Zuletzt siegt dann ein anderer, der das Flehen der Mütter und Großmütter erhört. Mit 15 Jahren stand Carlos im Sog und im Sumpf der Sünde.
Vielleicht ist es eine Gebetserhörung besonderer Art, daß der junge Mann einen so schweren Unfall hatte, daß die Ärzte ihn aufgaben. Die Mutter wurde verständigt. Am Bett des Schwerverletzten fragte sie den Sohn: „Wenn Gott dir noch einmal eine Chance zum Leben schenkt, willst du ihm dann gehorchen?“ In seiner Todesnot und Leibesschwachheit antwortete der Tunichtgut: „Ja, ich will es tun.“
Die Mutter betete intensiv. Das Wunder geschah. Gott erhörte ihr Flehen und schenkte dem Schwerverletzten eine Wende zur Besserung. Carlos durfte genesen. Kaum waren die „Lebensgeister“ wieder wach geworden, da regten sich auch sofort die „Sündengeister“. Aus dem Spital entlassen, suchte er wieder die Lasterhöhlen auf. Alkohol, Rauschgift, sexuelle Verwilderung, Glücksspiel wurden zur stärkeren Gewohnheit als zuvor. Seiner Mutter ging er aus dem Weg. Er konnte ihren Blick und ihre inbrünstigen Gebete nicht ertragen.
Er fand in einem verrufenen Hotel Arbeit und konnte nun ungehemmt und ungehindert sich dem dolce vita und den Drogen hingeben. Er verdiente gut. Es gab reichliche Nebenverdienste, so konnte er sich den Stoff stets beschaffen.
Dann kam die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Rauschgifthändler, die mit der Ermordung seines Gegners endete und ihn für acht Jahre hinter Schloß und Riegel brachte. Wir hörten das bereits. Die Mutter besuchte ihn, so oft es ging. Sein Herz war aber härter als Stein. Zum anderen litt er darunter, daß er in den ersten Tagen im Gefängnis kein Rauschgift beschaffen konnte. Die gewaltsame Entziehung des Giftes quälte ihn furchtbar. Er meinte, wahnsinnig zu werden. Da half ihm ein Mitgefangener und tröstete ihn: „Keine unnötige Sorge, hier im Knast gibt es Rauschgift, sogar billiger als draußen. Die Wächter schmuggeln es herein und bessern damit ihre schlechte Besoldung auf.“ Großzügig gab ihm dieser Gefangene eine Dosis ab. Carlos spritzte Heroin und war damit an dieses Gift gebunden. Anfänglich war es ihm leicht, sich Nachschub zu beschaffen, weil seine Eltern und die Verwandten ihm genügend Geld brachten. Als die Angehörigen aber merkten, wofür er das Geld brauchte, hörte der Zustrom auf. Carlos verkaufte seine Kleider und was er an kleinen Habseligkeiten noch hatte. Danach begann wieder das große Elend. Der Jammer wuchs, als auch die eigene Frau und seine Tochter ihn aufgaben. Sie alle wollten mit einem Gefangenen des Heroins nichts zu tun haben.
Nur eine Ausnahme gab es in der ganzen Verwandtschaft. Eine ließ ihn nicht fallen. Das war seine Mutter, die weiter für ihn betete. Er war zu dieser Zeit aber unempfänglich für geistliches Geschehen.
Der starke Heroingenuß ruinierte seine Gesundheit. Er wurde in das Gefängnishospital eingeliefert. Da er sich dort kein Heroin beschaffen konnte, litt er furchtbare Qualen. Das peinigende Verlangen nach dem Rauschgift ließ in ihm den Entschluß reifen, mit dem Heroin Schluß zu machen. Ein guter Vorsatz, aber nicht durchführbar! Als er wieder im Gefängnis zurück war, holte er auf, was ihm im Spital versagt gewesen war. Die Heroinbindung wurde stärker als zuvor. Um sich das nötige Geld für den Stoff zu besorgen, bestahl er die eigenen Kameraden. Er wurde schließlich erwischt und kam in den Sonderarrest.
Wieder beschäftigte ihn da der Gedanke wie im Spital, von der Heroin Versklavung frei zu werden. Er bot alle Willenskraft auf, um die Sucht zu überwinden. Es war vergeblich. Die Bindung war stärker als der gute Wille. Diese Verknechtung machte ihn schließlich willig, die christlichen Versammlungen von Schwester Susi zu besuchen. Er ging sogar zu ihr in die Seelsorge, hatte aber keine Kraft, ihren Vorschlägen zu folgen.
Eines Tages, es war um die Weihnachtszeit, hockte Carlos müde und verzweifelt in einer Ecke. Er quälte sich mit Gedanken um seine Befreiung ab. Da hörte er aus der Ferne ein christliches Lied vom Blut Jesu. Ein Missionar, der das Gefängnis besucht hatte, sang es mit einigen Sträflingen, die frei geworden waren. Dieses Lied mit seiner innigen Melodie sprach ihn an und versetzte ihn im Geiste in seine Kindheit. Er dachte an seine Mutter, die ihn beten gelehrt hatte. Er erinnerte sich an das Bemühen Gottes, ihn auf den rechten Weg zu bringen. Wie oft hatte er das Locken und Ziehen des himmlischen Vaters gemerkt und war doch stets ausgewichen. Bei dieser Erinnerung packte ihn plötzlich eine furchtbare Angst. Er fiel auf seine Knie und betete um die Kraft, mit dem Rauschgift fertig zu werden.
In dieser Stunde begegnete ihm der Herr. In dem Augenblick, als er aus der Tiefe seines Herzens zum Herrn schrie, spürte er eine wunderbare Kraft. Der Hang zum Rauschgift war zerschlagen. Durch Gottes Gnade war er frei geworden. Er spürte nicht mehr das geringste Verlangen nach den Narkotika. An Stelle der bisherigen Bindungen war eine stärkere Kraft getreten: Jesus.
Carlos hatte noch den Rest seiner Strafe abzubüßen. Aber mitten im Gefängnis war er ein Freier geworden. Der Herr Jesus hatte ihm alle seine schrecklichen Sünden, auch den furchtbaren Mord, vergeben. Alle Ketten, mit denen er an die Finsternis gebunden gewesen war, waren gesprengt. Nach all seinen vergeblichen Anstrengungen war er durch den Mann vom Kreuz in einem Augenblick gelöst worden.
Seine Befreiung war echt. Er fing im Zuchthaus an, seinen Kameraden Jesus zu bezeugen und schloß sich natürlich sofort der Missionsgruppe von Schwester Susi an.
Ein Problem, das von Kritikern oft erwähnt wird, ist der Hinweis, daß Zuchthausbekehrungen nach der Freilassung nicht standhalten.
Schwester Susi gab mir die erfreuliche Information, daß Carlos sich nach seiner Freilassung als Christ bewährt hat. Ja, noch viel mehr. Der bekehrte Sträfling entwickelte sich als guter Evangelist. Er sammelte Männer, die er durch das Wort Gottes betreute. Es entstanden auf diese Weise in drei Städten evangelische Gruppen inmitten einer katholischen Umgebung. Er besuchte in den gleichen Städten auch die Gefängnisse. Es kamen dort Insassen zum Glauben an Jesus. Carlos konnte drei Gruppen von 20 bis 36 Männern sammeln, die er in Bibelkursen weiterführte. Schwester Susi gab ihm dazu die Vorbereitungshefte.
Dieses Erlebnis Carlos’ zeigt, daß aus einer Hochburg Satans, dem Milieu des Rauschgiftes, durch Jesus ein Zentrum des Evangeliums geworden war. Entscheidenden Anteil an dieser Wende haben die treuen und anhaltenden Gebete der Mutter.

Hektor
Hektor ist einer der geistlichen Söhne von Missionarin Susi. Sein Leben verlief in großen Tiefen. Schon mit 15 Jahren geriet er auf eine verbrecherische Bahn. Mit seinen Einbrüchen und Überfällen mußte er die Familie ernähren, weil sein Vater all sein Geld in Alkohol umsetzte und die Angehörigen darben ließ. Seine Schwester steuerte zum Unterhalt bei, was sie als Dirne verdiente.
In diesem Jammerleben gerieten beide Geschwister eines Tages wegen einer geringfügigen Sache in Streit. Die Schwester rächte sich und zeigte ihren Bruder mit der Begründung an, er habe die Mutter und sie geschlagen. Es war eine Unwahrheit. Da aber Mißhandlungen von Frauen in Mexiko strenger bestraft werden als anderswo, wurde Hektor verhaftet.
Im Gefängnis hörten die Mitgefangenen von seinem Anklagepunkt. Sie zogen ihm darauf die Kleider aus und schlugen ihn halbtot. In der Nacht zahlte Hektor jedem einzelnen zehnfach heim, was er tagsüber erlitten hatte. Die Wärter hielten ihn daraufhin für verrückt und meldeten es weiter. Der Erfolg war, daß ein Polizeiwagen kam, um Hektor in ein Irrenhaus zu bringen. Wegen einer Verkehrsstockung mußte der Wagen an einer Stelle halten. Hektor brach aus. Die Flucht gelang. Er entkam nach den Vereinigten Staaten. Nach einer Serie von Untaten wagte Hektor sich nach zwei Jahren in die Heimat zurück.
Die Polizei hatte seinen Namen aber auf der Fahndungsliste. Er wurde wieder verhaftet und sollte abermals in eine Nervenheilanstalt verbracht werden. Nun aber setzte sich seine Mutter für ihn ein. Sie erklärte vor der Polizei, daß die Anzeige der Schwester nicht berechtigt gewesen war. Damit wurde der Verhaftete auf freien Fuß gesetzt. Gottes Hand suchte ihn. Bei einer Fahrt auf einem Lastwagen hatte er einen Unfall und brach sich ein Bein.
Der Krankenhausaufenthalt wurde zu einer Verschlimmerung seines Zustandes. Ein Pfleger verlockte ihn dazu, Morphium zu spritzen. Ein Elendsleben war die Folge. Nach seiner Entlassung aus dem Spital verschaffte er sich durch Einbrüche das nötige Geld für Morphium. Eine Anzeige brachte ihn wieder ins Gefängnis.
In der neuen Umgebung stand er in Opposition zu den Wärtern. Die Folge war, daß sie ihn eines Tages mit einem Baseballschläger halbtot schlugen. Sogar seine Lunge war verletzt, so daß sich eine Tuberkulose entwickelte. Das war die Zeit, da Gott ihn besonders suchte.
Schwester Susi kam regelmäßig in das Gefängnis. Sechs Jahre lang hörte Hektor ihre Evangeliumsbotschaften, ohne daß sein Gewissen davon erreicht worden wäre. Er brachte es sogar fertig, Schwester Susl zu bestehlen. Obwohl sie es merkte, blieb sie gleichmäßig freundlich zu ihm.
Das liebevolle Verhalten dieser Zuchthausmissionarin sprach zu dem Verbrecher mehr als ihre Botschaften. Das Eis seines Herzens begann darüber zu schmelzen. Es kam die Zeit, da er Susis Bibelstunden nicht der Gaben wegen, sondern des Wortes Gottes Willen besuchte. Die Stunde blieb nicht aus, da Hektor sich als Sünder erkannte und Buße tat.
Seine Bekehrung war so gründlich, daß gleichzeitig mit ihr die Gier nach dem Rauschgift verschwand.
“Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“ Seine Lungenerkrankung bekümmerte ihn von da an nicht mehr. Er empfand eine große Bereitschaft, abgerufen zu werden und zu dem zu gehen, der ihn von seiner Vergangenheit und seinen Sünden befreit hatte.
Es kam aber anders. Nachdem Hektor mit Gott und mit sich ins Reine gekommen war, rührte der Herr ihn an. Seine Tuberkulose wurde völlig geheilt. So hat sich Jesus an diesem ehemaligen Sklaven des Rauschgiftes nach innen und außen verherrlicht.

Hernandez Torres
Ein geistlicher Sohn der Mission „Christus für Mexiko“ ist Hernandez. Vor seiner Bekehrung war sein Leben eine Geschichte der Sünde und Verbrechen. Als er in meinen Gesichtskreis trat, war er 32 Jahre alt. 17 Jahre aber waren überschattet von der Rauschgiftsucht und den automatisch damit verbundenen Verbrechen. Wer im Monat etwa 10000 Mark für Rauschgift verbraucht, kann diese Summen nicht durch ehrliche Arbeit verdienen.
Seine „glanzvolle Karriere“ als Langfinger begann mit 13 Jahren. Im vierzehnten Lebensjahr managte er bereits „dicke Dinger“. Er stahl ein Auto und übte sich in Einbrüchen. Das brachte ihn in eine staatliche Erziehungsanstalt. Nach zwei Jahren entlassen, ging es nach der alten Manier weiter. Wieder Einbrüche, Raub und Diebstahl eines Wagens! Dieses Mal gab es drei Jahre, die er bis 1949 absaß.
Danach wechselte er in die berüchtigte Verbrechermetropole Chicago über, um dort in der Unterwelt die restliche Perfektion zu erlernen. Nach kur¬zer Zeit stand er wieder vordem Kadi. Beabsichtigter Mord, Raub und Rauschgifthandel waren die Anklagepunkte. Der Ernst der Anklage wurde ihm klar, als man ihn im Spital dem Mann gegenüberstellte, den er niedergestochen hatte. Der Verletzte deutete mit dem Finger auf ihn und erklärte: „Ja, das ist er, der mich verletzt hat.“ Zum ersten Mal betete der Übeltäter, weil er wußte, daß der elektrische Stuhl auf ihn wartete, wenn der Verletzte sterben würde. Der Überfallene genas aber und wurde dann bei der Gerichtsverhandlung als Zeuge vorgeladen. Nun erfolgte etwas, was in der Verbrecherwelt der Mafia und der Unterwelt Chicagos oft vorkommt Aus Angst vor den Verbrechern ziehen die Opfer ihre Anklage zurück oder erklären, sie nicht zu erkennen. So war es bei Hernandez. Der Kronzeuge gab plötzlich an, er würde den Täter nicht erkennen. So ließ das Gericht die Anklage auf Körperverletzung mit verbundener Mordabsicht fallen. Er wurde nur wegen Rauschgifthandel zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Die Ketten der Verbrechen riß nicht mehr ab. Es ist ein langes Sündenregister: Besitz und Vertrieb von Falschgeld, Handel mit Heroln. Er war nun so weit, daß er pro Monat 12000 Mark für das Rauschgift brauchte. Sein Leben außerhalb der Gefängnismauern war stets sehr kurzfristig. Die meiste Zeit saß er hinter Schloß und Riegel. Er hatte alle Hoffnung aufgegeben, jemals von dem teuflischen Gift loszukommen. Dazu kamen noch andere Enttäuschungen. Sein zwel)’ähriges Kind, das er sehr liebte, starb. Seine Frau verließ ihn. Und er saß mit Ketten der Finsternis gebunden hinter Kerkermauern.
Da kam die Wende. Er hatte niemand in seinem Bekanntenkreis, der für ihn betete. Kann aber Gott nicht voraussetzungslos einen Sünder retten? Ein Missionar kam ins Zuchthaus, um das Evangelium zu bringen. Nun lassen wir aber Hernandez selber erzählen:
„Dankbar blicke ich auf jenen Tag zurück, an dem ich elend, müde, einsam und verloren, ohne Hoffnung und ohne Gott im Hof herumlief. An diesem Tag besuchte ein Gottesmann von der ‘Christus für Mexiko Mission’ unser Gefängnis. Er war das erste Mal gekommen und konnte kein Spanisch.
Man wählte mich aus, um die Botschaft dieses Mannes zu übersetzen. An diesem Tag zündete Gottes Wort ein Licht der Hoffnung in meinem Inneren an. Die Hellsbotschaft wurde mit solch ungewöhnlicher Macht verkündigt, daß mir jedes Wort offenbarte, was für ein großer Sünder ich war. Sie zeigte mir auch einen Christus, den ich nicht kannte. Er war am Kreuz auf Golgatha gestorben, damit Burschen wie ich die Möglichkeit zu leben hätten. Tief drang das Wort in mein Herz: ‘Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr’ (Matth. 5,3). Ich merkte, daß Gott nahe war, bereit, dem Herzen Kraft zu geben, wenn ich ihn nur anrufen wollte.
Die Botschaft dieses Bruders hinterließ einen tiefen Eindruck in mir. Der Same des Evangeliums war in mein Herz gesät worden, und bald danach konnte ich mit dem Propheten Jeremia sagen: ‘Dein Wort ward meine Speise, da ich’s empfing; und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost’ (Jeremia 15,16). Das Wort Gottes hat ausgerichtet, was Kerker und Gefängnisse, meine Frau und mein Kind, auch Vater und Mutter nicht vermochten. Das Blut Jesu Christi vollbrachte es auf wunderbare Weise und in sehr kurzer Zeit, daß ich frei wurde. Jesus hat alle meine Sünden abgewaschen und alle meine Übertretungen vergessen. Er tat es für mich, als er am Kreuze starb. Nun bin ich wiedergeboren. Alles, was ich zu tun hatte, war, Jesus anzurufen und sein Opfer am Kreuz, als für mich gebracht, anzunehmen. Ewig will ich dem Herrn dafür danken. Das Marihuana, die Heroinspritzen, die Pillen, alles liegt hinter mir. Ich bin frei von dieser todbringenden Gebundenheit, wahrhaftig frei, weil mein Herr Jesus Christus dieses Werk vollbracht hat.
Wenn ich in diesem Gefängnis bleiben muß, soll mein Aufenthalt nur der Erbauung des Tempels Gottes dienen, damit ich fähig werde, dem Herrn zu dienen, so gut ich es vermag. Ich habe ihm versprochen, mein ganzes Leben ihm zu weihen.
Möge mein Zeugnis nicht nur als Warnung dienen, sondern auch von Gott benutzt werden können, andere Menschen zu segnen.«

Die Rauschgiftpalette
Unter einer Palette versteht der Maler ein Mischbrett für Farben. Beim Güterverkehr ist es ein Holzgestell, auf dem die Waren aufgeladen sind. In der Rauschgiftszene ist es ein Universalschlüssel zu allen Lastern und Belastungen.
Rauschgift führt zu Diebstählen und Einbrüchen, denn der tägliche „Stoff” muß besorgt werden. Ich ließ mir sagen, daß manche Süchtige täglich bis zu DM 1000 für Heroin benötigen.
Rauschgift führt viele Mädchen zum Dirnentum, weil das ein Weg ist, um genügend Geld zu verdienen. Der Rauschgiftsüchtige treibt sich in Lokalen dämonisch inspirierter Musik herum, weil diese Atmosphäre ihrer Mentalität und Gebundenheit entspricht.
Rauschgift weckt das Interesse für Magie und Spiritismus, weil darin die gleichen Geister am Werk sind.
Von der Rauschgiftsucht ist nur ein kleiner Sprung zum Satanismus. Viele Suchtgebundene haben sich einer Satanskirche oder einer Satansgruppe angeschlossen. So ist es vorwiegend in USA und in afrikanischen Ländern, aber vereinzelt auch in Europa. Über solche Satansgruppen habe ich schon ausführlich in anderen Büchern berichtet. Es soll nicht wiederholt werden. Eine der ausgeprägtesten Formen des Satanismus ist der Kannibalismus, nicht bei den Bewohnern Neuguineas, sondern in USA und in afrikanischen Ländern.
Rauschgift schafft ein Offensein der Seele für östliche Kulte und überhaupt für alle extremen Bewegungen, in denen es um die Aufpeltschung der Gemütskräfte geht.
Rauschgift kann auch der Ausgangspunkt für ein seelisch geprägtes Christsein sein. Eine der vier oder fünf Richtungen der Jesus People liegt auf dieser Linie. (Bitte beachten, daß es auch echte Bekehrungen bei den Jesus People gab.)
Rauschgiftsüchtige schließen sich mitunter auch charismatischen Bewegungen an. Ich begegnete dem Schüler einer Bibelschule der Pfingstgemeinde, der mir berichtete, daß er im Drogentaumel zu beten anfing und sogar eine Gebetsgruppe unter Drogensüchtigen gründete, die beim Abklingen der Drogenwirkung sich zum Gebet vereinigte. Das ist immerhin besser, als sich Sexorgien hinzugeben. Aber echte Bekehrungen sind das nicht. Petrus sagt dazu: „Seid nüchtern!“ Paulus gebraucht noch ein klareres Wort (2. Tim. 2,6): 59… daß sie wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick.“ Das ist die biblische Diagnose für die Süchtigen, die unter Drogenwirkung fromme Stunden halten: nüchtern werden aus des Teufels Strick! Es gibt also bei den Rauschgiftsüchtigen eine Pseudobekehrung, eine Satansbekehrung. Die Süchtigen geraten in Stimmung, so daß sie die ganze Welt umarmen könnten, selbst ihre schlimmsten Feinde. Satan kennt sich bestens auf der gesamten Klaviatur unserer Seele aus. Er versteht es, jedes Register meisterhaft zu bedienen.
Es gibt bei den Rauschgiftsüchtigen auch satanische Gegengaben zu den Gaben des Heiligen Geistes. Es gibt unter medialem Vorzeichen: Pseudoheilungen, Pseudowunder, Pseudoweissagungen, Pseudozungen, Pseudoprophetien, Pseudokräfte, die alle religiös unterbaut sind und deshalb nicht in ihrem wahren Charakter erkannt werden. Religiös unterbaute Medialität ist ein gefährliches Kapitel. Viele Gläubige schwelgen, waten und schwimmen in diesem religiösen Sumpf und halten diese Wirkungen für Geistesgaben.
Es darf nicht vergessen werden, daß das Rauschgift die körperlichen und geistigen Kräfte ruiniert und ein Heer von Frührentnern produziert.
Nun erhebt sich die Frage: Was haben diese Feststellungen in einem Buch über Besessenheit und Exorzismus zu tun? Schon oft fragte man mich: „Sind Rauschgiftsüchtige besessen?“ Ich habe stets mit Nein geantwortet, aber mit einer Einschränkung. Alle Süchte sind eine offene Tür für das Eindringen dämonischer Mächte. Und in einer speziellen Situation ist das besonders der Fall.
Wenn Rauschgiftsüchtige nicht mehr das erforderliche Geld für ihr Gift zusammenbringen, leben sie in einer konstanten Verzweiflung. In dieser Stimmungslage machen manche eine Blutsverschreibung an den Teufel. Damit haben sie aber die Schwelle zur Besessenheit überschritten. Blutsverschriebene sind besessen, sind eine Beute Satans. Der Teufel hat das totale Besitzrecht erlangt.
Wenn man die ganze Palette der Möglichkeiten überblickt, muß man doch zu der Überzeugung kommen, daß der Teufel ein perfekter Farbenmischer in den Auswirkungen der Rauschgiftsucht ist. Er kann schillernde Visionen bei den Trips vortäuschen, er kann das Selbstbewußtsein stärken, er kann für einige Stunden Frieden und Seligkeit schenken, um hinterher mit einem unendlichen Katzenjammer aufzuwarten. Am schlimmsten aber ist der seelische Zustand der Blutsverschriebenen. Ich bin immer in Sorge und Spannung, wenn ich solche Menschen in die Seelsorge bekomme. Bei ihrer geistlichen Betreuung gibt es genau die gleichen Reaktionen wie bei Besessenen. Das ist der Grund, warum ich die Kapitel über das Rauschgift in dieses Buch aufnahm.

Musikalisches Rauschgift
Zur Palette der Rauschgiftszenerie gehört die Rock Musik. Sie ist das Bindeglied zwischen Satanismus und Rauschgiftsucht. Der Beweis ist nicht schwer. Zum ersten halten sich Satanisten und Drogensüchtige gern in den Lokalen dieser Musik auf. Zum anderen haben die Texte der Rock Musik starke Beziehungen zu Satan. Hören wir einmal einige bekannte Hits. Ihre Anfänge lauten:
Wir fallen in einen Ring von Feuer
Wir machen einen Pakt mit dem Teufel
Die schwarze Schlange lebt in der dunklen Höhle
1968 verlor ich meine Seele
Rufe mich an, ich werde deinen Wunsch erfüllen
Wir praktizieren Zauberei und verkaufen unsere Seele
Jesus wird uns quälen, wenn seine Zeit da ist
Die Christenheit wird im Dunkel enden
Wir arbeiten für eine Welt, in der es keine Religion gibt
Wir sind unsere eigenen Retter
Hexen im Wald
Wir kommen von unten
Der Himmel ist ein Ort, wo niemand hingehen will.

Diese Musik hat eine ganze Generation von Teenagern zur Rauschgiftsucht, Sexmißbrauch und Satanskulten verführt.
Eine Charakteristik dieser Musik ist die Aufnahme und Verwertung biblischer Elemente und deren Verdrehung ins Gegenteil.
Die Rock Musik zeigt wie keine andere die Inspiration von unten im Gegensatz einer göttlich inspirierten Musik, etwa eines Johann S. Bach.
Rock Musik hat die dämonische Tendenz, alles Gute zu zerstören und den Menschen nach unten zu ziehen.

Wir stehen hier in diesem Teil „Exorzismus“ bei der Frage der Befreiung, darum bringe ich ein außerordentliches Beispiel.
Vor einigen Jahren wurden in den Staaten Massachusetts, Maine und New Hampshire (USA) in vielen Kirchen Vortragswochen durchgeführt. Ich war einer der Redner. In 23 Kirchen hatte ich zu sprechen. Bei dieser Tour kreuzte Bob Larsen meinen Weg. Er war einer der jüngsten und zugleich einer der Begehrtesten. Sein Thema war: Von der Rock-Musik zu Christus.

Dieses Thema entsprach seinem eigenen Erleben. Mit dreizehn Jahren hatte Bob bereits seine eigene Kapelle gehabt. Er wurde zu einem jugendlichen Star der Rock Musiker. Die Radiostationen, die Rock-Musik senden, luden ihn laufend ein. Gunst und Geld flossen dem gefeierten jungen Musiker zu.
Da gab es einen plötzlichen Stopp. An einem musikfreien Abend, was ohnehin sehr selten war, wußte der junge Mann nichts mit seiner Zeit anzufangen.
Eine wehmütige Stimmung, eine Art moralischer Katzenlammer kam über ihn. In dieser Einsamkeit zog es den Unbefriedigten in eine kleine Kirche.
Ein Psychologe würde sagen: typische Pubertätsstimmung, die fast jeder einmal durchmacht.
Es war mehr. Bob hat gläubige Eltern, die viel für den „verlorenen“ Sohn beteten.
Während des Gottesdienstes griff der Heilige Geist nach diesem jungen Menschen. Der ganze Jammer seines jungen Lebens stand ihm vor Augen. Schuld, Sünde, Unfrieden bedrängten ihn.
In dieser Stunde übergab er sein Leben Jesus. Er traf radikale Entscheidungen. Seine Kapelle löste er auf. Das Instrument seiner Erfolge, die elektrische Gitarre, bekam einen Ruheplatz. Er mochte dieses Instrument nicht einmal zu geistlichen Liedern verwenden. Es kam ihm stilwidrig vor. Er wollte zunächst einmal Abstand gewinnen.
Bob fragte im Gebet den Herrn: „Was soll ich nun tun?“ Sein Weg wurde klar. Die nächste Station war ein Bibelstudium. Damit kristallisierte sich sein nächster Auftrag heraus. Er wurde Zeuge jesu, Verkündiger des Evangeliums.
Da er von der Rock Musik her den Weg zu Jesus gefunden hatte, spürte er einen Auftrag an den jugendlichen Rock Fans. Die Radiostationen standen ihm immer noch offen, und er nutzte die offenen Türen. Über das ganze Land hinweg sprach Bob Larsen an allen Stationen über seine Wende von der Rock Musik zu Jesus.
Er machte dabei eine hochinteressante Entdeckung, die geradezu ein Symptom unserer Zeit ist.
Sprach Bob Larsen in Kirchen, da wurde er angegriffen. Man sagte ihm: „Du übertreibst. Man kann Rock Musik auch für das Evangelium einsetzen.“
Bob Larsen erklärte: „Nein, diese Musik hat einen Geist, der aus trüben und dunklen Quellen kommt. Sie läßt sich nicht reinigen und für den Heiligen Geist verwerten.“
Sprach Bob Larsen zu den Rock Fans, dann fand er Zustimmung. Sie sagten ihm: „Du bist auf der richtigen Linie. Fahre so fort. Wir alle spüren etwas von der Dämonie dieser Musik.“
Durch die Tat Gottes hatte Bob den Ausweg und die Befreiung aus dem Hexenkessel der Rock Musik gefunden und ist damit zu einem Zeugnis für alle geworden, die von diesem Rauschgift satanischer Musik benebelt sind.

6. Blutsverschreibungen
Diese dämonischste aller Satanswelhen ist in diesem Buch mehrfach erwähnt worden. Weil heute in der Jugend ein Trend zu extremen Reizen vorherrscht, muß dieses Gebiet noch einmal beleuchtet werden. Die jungen Menschen der zivilisierten Welt sind so übersättigt, daß sie, wie die Römer sagten, cupidi rerum novarum sunt = Ausschau nach immer neuem Nervenkitzel halten.
Ich erinnere mich an einen Studenten der Medizin, der etwas von Blutsverschreibungen hörte und sich dabei vornahm, das einmal auszuprobieren. Er tat es und bekam Störungen aller Art. Nachts sah er ein schwarzes Untier auf sich zukommen. Lebensunlust und Depressionen stellten sich ein. Das führte ihn zu mir in die Seelsorge. Darum soll an dieser Stelle eine starke Warnung vor solchen Experimenten ausgesprochen werden. Wer Warnungen in den Wind schlägt, hat die Folgen selbst zu verantworten. . . .

Mit diesem Beispiel will ich eine ausdrückliche Warnung unterstreichen. Blutsverschreibungen sind kein amüsanter Zeitvertreib, sondern ein verhängnisvolles Spiel mit dem Feuer der Hölle.
Da die Rationalisten sich stets über Dinge lustig machen, von denen sie mit ihrer blockierten Vernunft keine Ahnung haben, will ich bei den folgenden Beispielen die Gewährsleute angeben, soweit es die Seelsorge zuläßt. Es werden zuerst Erlebnisse mit negativem Ausgang berichtet, danach solche Erfahrungen, die mit einer Befreiung endeten.

Charakter der Blutspakte
Die erste Geschichte verdanke ich meinem Freund Werner Ambühl, der zusammen mit Pfarrer Schwyn die Telefonseelsorge in der Schweiz gegründet hat.
Es war in St. Gallen. Ein Zahnarzt läutete Ambühl an und fragte nach dem Sinn und der Methode der Telefonseelsorge. Der Arzt begnügte sich nicht mit der Auskunft und sprach daher einmal persönlich im Büro Ambühls vor. Bei dem Gespräch merkten Ambühl und sein Mitarbeiter, daß von dem Besucher eine dunkle Ausstrahlung ausging. Nach der Unterhaltung mußten sich die beiden Seelsorger im Gebet vereinigen und sich von allen Einflüssen dieses unheimlichen Arztes durch Christus reinwaschen lassen.
Am anderen Morgen rief der Zahnarzt an und fragte, ob die Männer der Telefonseelsorge am Abend zuvor nichts gespürt hätten. Sie verneinten. Diese merkwürdigen Anfragen wiederholten sich an mehreren Tagen. Das seltsame Gebahren des Arztes trieb die Brüder von der Telefonseelsorge ins Gebet.
Dann endlich lichtete sich der Schleier. Der unheimliche Arzt rief wieder an und erklärte, er habe sich während seines Studiums in Frankreich mit seinem Blut dem Teufel verschrieben. Er müsse seither die Befehle des Teufels ausführen. jetzt sei seine Aufgabe, die Arbeit der Telefonseelsorge zu stören und Ambühl und seinen Mitarbeiter durch schwarze Magie zu töten. Aber alles, was er inszeniert habe, sei auf ihn zurückgefallen. Es ging eine Macht von den Leuten der Telefonseelsorge aus, der er nicht gewachsen sei. Er müsse daher die Konsequenzen tragen.
Am nächsten Tag rief die Kantonspolizei an, der Zahnarzt habe sich erschossen. Neben ihm lag ein Zauberbuch, das die Polizei Ambühl überlassen wollte. Mein Freund nahm das Buch aber nicht an.
Dieses einwandfrei bezeugte Beispiel zeigt, daß Gott seine Kinder bewahrt und beschützt, wenn sie ihm treu dienen.

Der Irrsinn der Blutsverschreibungen wird an den beiden folgenden Beispielen deutlich. Bei einer Vortragsreihe kam ein Mann aus Düsseldorf in meine Seelsorge. Er hatte sich vor Jahren mit seinem Blut dem Teufel verschrieben und dabei folgende Abmachung getroffen: „Du gibst mir 20 Jahre ein Leben in Saus und Braus mit allen Annehmlichkeiten, und dann erhältst du meine Seele dafür.“
Diese Bedingungen wurden zunächst erfüllt. Der Mann konnte ein flottes Leben führen. Bei einer Evangelisation wachte er aber auf und erkannte die Furchtbarkeit seines Paktes. Er kam zu mir und fragte, wie er das rückgängig machen könne. Die seelsorgerliche Erfahrung zeigt stets, daß der Teufel sofort seine Besitzrechte geltend macht, wenn eines seiner Opfer ausscheren will. So war es auch bei diesem unglücklichen Gesprächspartner. „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los“, hieß es auch hier. Es setzten schreckliche Kämpfe ein. Der Mann wurde homosexuell, was er vorher nicht gewesen war. Sein Seelenleben war ein einziges Chaos. Nachts keinen Schlaf. Mächte der Finsternis drangen auf ihn ein. Den Ausgang dieses Kampfes kenne ich nicht, da ich ja nach Beendigung der Vortragsreihe die Stadt verließ.
Eine sehr häufige Erfahrung ist, daß der Teufel nach einer Blutsverschreibung seine Opfer mit okkulten Fähigkeiten, den satanischen Gnadengaben, ausstattet. Im Kurzstil folgendes Beispiel. In einem Bauerndorf starben vielen Bauern auf unerklärliche Weise die Schweine. Der Tierarzt konnte sich das nicht erklären. Die Giftproben ergaben keinen Befund. Eine Seuche war nicht nachzuweisen. Eines Tages gab es Licht in dieser mysteriösen Affaire. Eine Frau wurde sterbenskrank. Da bekannte sie, daß sie durch eine Blutsverschreibung die Kraft erhalten hätte, durch Magie Tiere zu töten. Im Auftrag Satans müßte sie jede Woche zwei Schweine töten. Die Frau starb, und das Schweinesterben hörte schlagartig auf.

Die negative Reihe wird mit zwei Beispielen abgeschlossen, für die ausgezeichnete Zeugen vorhanden sind. Eine Frau, die ich kennenlernte, ist die Tochter einer Besprecherin, die in früher Jugend ihr Kind besprochen hatte. Während des Krieges war die Tochter Schwester, die sich mit einem Offizier anfreundete. Beide kamen auf die absurde Idee, sich mit ihrem Blut dem Teufel zu verschreiben. Bei Kriegsende verübte der Freund Selbstmord. Seit dieser Zeit plagte sich die Schwester mit den gleichen Gedanken. Sie wurde auch innerlich getrieben, andere Menschen zur Blutsverschreibung zu veranlassen. So gab sie öfter von ihrem eigenen Blut ab mit der Aufforderung, sich damit dem Teufel zu verschreiben. Die Schwester fiel seit dem Tod ihres Freundes häufig in Trance. In diesem Zustand meldete sich der verstorbene Freund, der ihr drohte: „Ich bringe dich so weit, daß du zu mir kommst.“ In der Trance meldete sich auch die verstorbene Mutter, die zu Lebzeiten Zauberei getrieben hatte. Ferner wurde sie von Dämonen heimgesucht. Einmal sagte ein solcher Geist: „Sie hat sich einen Strick gekauft. Morgen will sie sich damit aufhängen.“ Wenn die Schwester aus der Trance erwachte, wußte sie nie, was sich inzwischen ereignet hatte. So war sie erstaunt, daß der Seelsorger sie nach dem Strick fragte, den sie dann herausgab. Die Angaben hatten gestimmt.
Die blutsverschriebene, besessene Schwester suchte den Psychiater Dr. Lechler auf, der sie nicht wegen einer Geisteskrankheit behandelte, sondern als gläubiger Christ die Besessenheit erkannte. Es wurde ein Gebetskreis gebildet, zu dem eine Mitarbeiterin der SMD gehörte, ferner ein bekannter Naturwissenschaftler, Professor Dr. Rohrbach, der ein weithin bekannter, vollmächtiger Seelsorger ist. Dieser Gebetskreis betete ein Jahr für diese blutsverschriebene Schwester, ohne daß sie frei wurde. Einmal holten sie mich zu einer solchen Gebetsstunde hinzu. Als wir zu beten anfingen, tobte die Schwester, krümmte sich vor seelischen Schmerzen, schrie und wälzte sich. Dabei wurde eine Männerstimme aus ihr gehört: „Die gehört mir. Die muß dahin kommen, wo ich bin.“
Das ist eines der deutlichsten Beispiele dafür, daß Blutsverschreibungen zu Besessenheit führen, vor allem dann, wenn sonst noch Zaubereisünden vorliegen.

Eine junge Frau führte eine Blutsverschreibung an den Teufel durch. Sie verpflichtete sich auf sechs Jahre, dem Teufel mit allen Gaben und Kräften ihres Lebens zu dienen. Nach diesem Teufelsbündnis entwickelte diese Frau ungeheure magische Kräfte, die durch ihre spiritistische Betätigung verstärkt wurden. Wir haben hier also eine Blutsverschreibung, kombiniert mit Spiritismus und Magie.
Eine der Gaben Satans war die Hellsichtigkeit. Sie konnte eines Tages ihrem Mann, der arbeitslos war, sagen: „Du bekommst in den nächsten Tagen drei Stellenangebote.“ Es traf ein. Eine weitere Belohnung Satans bestand in der Fähigkeit der Exkursion der Seele und des Astralwanderns. Sie konnte in Trance fallen. Wenn sie dann nach einer Stunde wieder zum Bewußtsein gekommen war, berichtete sie von ihren Reisen zu anderen Planeten. Ob die Seelenreise zu den Planeten stattgefunden hat, ist nicht nachweisbar. . . .
Ein weiteres Satansgeschenk war die Dienstbarkeit von Schutzgeistern. Die blutsverschriebene Spiritistin bekam die Fähigkeit, Schutzgeister zu rufen und sich von ihnen beraten oder helfen zu lassen. Sie konnte mit ihnen reden, als ob sie leibhaftig gegenwärtig wären. An ihrem Geburtstag oder bei anderen Familienfesten fielen manchmal auf unerklärliche Weise drei Rosen in ihr Zimmer. Die Stiele waren nicht abgeschnitten, sondern abgebrannt. Das sind übrigens Apporte, die mir seit Jahrzehnten in der Seelsorge berichtet worden sind. Das ist sogar in einem badischen Pfarrhaus passiert, in dem ich einmal gewohnt habe. Einer der Pfarrer, der früher in diesem Pfarrhaus gelebt hatte, war ein aktiver Spiritist. Sein Nachfolger war ein gläubiger Pfarrer, der in diesem Haus seltsame Dinge erlebte. Er hat es mir persönlich erzählt.
Diese blutsverschriebene Spiritistin entfaltete Kräfte, die wir auch von dem Erzspiritisten Daniel Home kennen. Sie konnte Gegenstände dematerialisieren und in einem anderen Raum rematerialisieren. Es sei kurz erklärt. Eine Blumenvase konnte in einem total verschlossenen Raum unsichtbar werden, verschwinden und in einem anderen Raum plötzlich auf einem Tisch stehen. Das ist weder ein Trick noch ein Betrug. Daniel Home konnte nie eines Betruges überführt werden. Auf dem magischen Sektor konnte diese blutsverschriebene Frau auf übernatürliche Weise Menschen plagen und quälen. Nach Ablauf der sechs Jahre, die durch die Blutsunterschrift vertragsgemäß fest ausgemacht war, starb die Frau ganz plötzlich unter schrecklichen Umständen. Wer sie näher kannte, sagte ganz einfach: „Der Teufel hat sie geholt.“

Am Ende der Sieg
Die Erlebnisse mit Rauschgiftsüchtigen und Blutsverschriebenen stehen hier in Teil VIII, der über den Exorzismus Auskunft gibt. Die Befreiungsbeispiele müssen daher den Vorrang haben. Hören wir einige davon.
Bei einer Vortragsreihe in einer europäischen Großstadt brachte eine kirchliche Mitarbeiterin einen jungen Mann in meine Seelsorge. Im Gespräch gab der Hilfesuchende an, er habe sich mit seinem Blut dem Teufel verschrieben, wolle aber unter allen Umständen aus der Sklaverei Satans frei werden. Er beichtete und zeigte seine Bereitschaft, sich Christus anzuvertrauen.
Mir entfiel bei dieser Seelsorge der Mut. Ehrlich gesagt, ich hatte nicht den Glauben, daß dieser junge, geknechtete Mensch loskäme.
Ich zeigte ihm den Weg, wie man frei wird und benützte dabei die Hauptpunkte, die in meinem Buch „Okkultes ABC“ auf den letzten 90 Seiten angegeben sind. Ich betete mit ihm auch ein Lossagegebet. Ich wagte aber nicht, ihn im Namen Jesu loszusprechen, weil mir dazu der Glaube fehlte. Dann entließ ich ihn, betete aber für ihn in der kommenden Zeit.
Einige Monate danach traf ich wieder die kirchliche Mitarbeiterin. Sie berichtete mir, daß der junge Mann frei geworden war und seither Christus vor anderen bekenne.
Ich war beschämt, überrascht und erfreut zugleich. Hier hatte Jesus trotz meines Unglaubens geholfen.

In dem gleichen Land lernte ich ein Mädchen kennen, dessen Geschichte ich hörte und hinterher aufzeichnete. Sie hatte eine Vergangenheit, in der alles zu finden war, was bei der „Rauschgiftpalette“ erwähnt worden ist. Rauschgift, Sex, Diebstahl, Blutsverschreibung an den Teufel, Rock Musik, orientalische Kulte und anderes. Eine ruinierte Jugend! Es ist eine unbegreifliche Treue und Liebe des Herrn, daß er solche Wracks von Menschen nicht aufgibt.
Mir ist in diesem Zusammenhang eine moderne Übersetzung des Wortes Hebr. 13,5 so groß geworden. Es heißt dort: „Ich will dich nicht aufgeben und dich nicht im Stich lassen.“ Wir Menschen neigen so leicht dazu, andere abzuschreiben, aufzugeben , im Stich zu lassen. Es ist aber einer da, der die 99 Schafe zurückläßt und dem einzelnen verlorenen nachgeht. So ist es auch hier geschehen. Das Mädchen kam mit einem Seelsorger in Berührung, der ihr den Weg der Befreiung zeigte. Es gab furchtbare Kämpfe, Rückfälle und wieder einen neuen Anfang. Aber der Endsieg gehörte und gehört Jesus Christus, der das junge Leben in seine Hand nahm und es zu einem Zeugnis für andere seither gebraucht.

Eine Kombination von Blutsverschreibung und Spiritismus zeigt ein weiteres Beispiel, das mir ein gläubiger Pfarrer übergeben hat. Pfarrer Klingbeil von Braunfels berichtete mir von einem blutsverschriebenen Mann, der zu ihm in die Seelsorge gekommen war. Der Seelsorger wies ihn an, sich wieder vom Teufel loszuschreiben. So geschah es. Der Pfarrer bewahrte dieses Schriftstück in seinem Studierzimmer auf. Der blutsverschriebene Mann hatte einem spiritistischen Zirkel angehört, aus dem er bei seiner Bekehrung austrat. Dennoch arbeiteten die ehemaligen spiritistischen Freunde durch Mentalsuggestion daran, den Ausgetretenen zurückzugewinnen. Ihre geistigen und magischen Kräfte reichten aber nicht aus. Die Zirkelmitglieder kamen dann zu Pfarrer Klingbeil und baten ihn, er möchte die Losschreibung herausgeben oder wenigstens vernichten. Sie begründeten ihr Gesuch damit, daß sie ihren Einfluß und ihre Macht über das ehemalige Mitglied verloren hätten. Natürlich entsprach der Pfarrer nicht ihrem Wunsch.

Für das nächste Beispiel habe ich zwei ehrenwerte Zeugen. Der jetzige Direktor des Chrischonawerkes bei Basel, Edgar Schmid, war Anfang der fünfziger Jahre Pastor der Chrischonagemeinde in Winterthur. Er hat mich zweimal zur Evangelisation eingeladen. In jener Zeit hatte er ein seltsames seelsorgerliches Erlebnis. Zweiter Zeuge ist ein gläubiger Pfarrer der Umgebung Winterthurs. Ein dritter Zeuge bin ich selbst. Zu den beiden erstgenannten Brüdern kam ein okkult arbeitender Mann aus einem Nachbardorf. Er beichtete, daß er in seiner Jugend eine Blutsverschreibung an den Teufel vorgenommen habe. Seit dieser Zeit besitze er okkulte Kräfte. Er könne durch die schwarze Magie Tiere auf Entfernung töten. Sein Gönner und Auftraggeber verlange aber als Gegenleistung für diese unheimliche Kraft, daß er jede Woche zwei Aufträge ausführe. So habe er es jahrelang gehalten. Wenn er einen Hühnerstall verfluche, würden die Hühner keine Eier mehr legen. Die Kühe geben nach einer magischen Beeinflussung keine Milch mehr, sondern nur noch eine braune Brühe. Bringe man die Kühe aber weit weg auf eine Weide, dann geben sie wieder Milch. Diese magischen Kräfte wurden seinem Träger so unheimlich, daß er sich zu einer seelsorgerlichen Beratung entschloß. Edgar Schmid bat den Ortspfarrer des Magiers zu diesem Gespräch. Der Beichtende wollte frei werden und beschritt ohne Aufforderung einen seltsamen Weg. Er ließ sich von Bruder Schmid ein Licht, Nadel, Streichholz und Papier geben. Dann glühte er die Nadel aus und stach sich eine Fingerkuppe an. Mit dem herausquellenden Blut schrieb er sich von Satan los. Seit dieser Zeit bekommt er keine Aufträge mehr und sieht auch nicht mehr die Teufelsgestalt, die ihm vorher oft begegnet war. Die Hauptsache wurde aber noch nicht erwähnt. Dieser Magier beichtete ein zweites Mal bei seinem Ortspfarrer, tat Buße und übergab sein Leben Jesus. Es gab noch einmal einen Rückfall, wie es häufig bei Blutsverschriebenen und Besessenen vorkommt. Er ging dann zum dritten Mal zur Seelsorge und wurde von da an nicht mehr von Satan geplagt. Ich selbst bin zuletzt zu dieser schweren Seelsorge zugezogen worden.
Manche sind der Meinung, daß Blutsverschreibungen äußerst selten vorkommen. Der nichteingeweihte Seelsorger hat natürlich keinen Einblick und keine Erfahrung. Ich habe einige Male in Lüneburg evangelisiert und dort viele unheimliche Dinge in den seelsorgerlichen Gesprächen gehört. Ein gläubiger Bruder, der zu der Landeskirchlichen Gemeinschaft gehört, berichtete, daß er es selbst beobachten konnte, daß ein Besprecher in wenigen Tagen mit 18 Menschen Blutsverschreibungen vorgenommen hat.

Wir haben jetzt schon zwei Beispiele gehört, daß Blutsverschriebene sich wieder losgeschrieben haben. Da hier viel Kritik einsetzt, muß ich eine Erklärung abgeben. Ich selbst habe noch nie in meinem Leben einen solchen Rat gegeben und werde es auch nicht tun. Dennoch weiß ich, daß ein Vertrag mit dem Teufel juristisch gekündigt werden muß. Darum geben manche Seelsorger den Rat, sich abzuschreiben. Einer meiner Freunde in Süddeutschland, ein erfahrener Pfarrer, übt auch diese Praxis. In dem Beispiel Winterthur muß betont werden, daß Edgar Schmid nicht diesen Rat erteilte. Der blutsverschriebene Magier war von sich aus überzeugt, daß er das tun müsse, um loszukommen.
Die Blutsverschreibungen erfolgen nicht nach dem gleichen Schema. Bei manchen Kulten, zum Beispiel bei den Macumba Spiritisten in Brasilien und bei den Wuduisten auf Halti, wird manchmal Bocksblut oder Blut eines Hahnes benützt. Auch fremdes menschliches Blut wird dafür genommen. Wenn Menschenblut gebraucht wird, holt man es nicht überall aus der Fingerkuppe. In Afrika hörte ich, daß die Bauchdecke in der Nähe des Plexus solaris angeritzt wird, um Blut zu gewinnen. Bei den Macumbariten ritzt man gelegentlich auch die Haut hinter dem Ohr an. Ein solches Beispiel soll wiedergegeben werden. Es zeigt gleichzeitig den Triumph Jesu über alle dunklen Mächte.
Die Geschichte der Otilla Pontes habe ich schon einmal ausführlich in „Jesus auf allen Kontinenten“, Seite 544 – 548, veröffentlicht. Hier soll nur der Blutritus und die Befreiung gezeigt werden.
Bei einer Vortragsreihe in Rio de Janeiro kam ich mit Otilla in Berührung. Sie erzählte mir ihre Befreiung aus dem Macumba Spiritismus und gab mir Veröffentlichungsrecht. Sie arbeitete ursprünglich in einer Textilfabrik. Ihre Chefin lud sie zu einem Macumba Zirkel ein. Dort wurde ihre mediale Veranlagung erkannt. Durch große Versprechungen angelockt, war sie bereit, sich als Medium ausbilden zu lassen. Zusammen mit 50 Anwärterinnen unterzog sie sich den umfangreichen Aufnahmeriten. 17 Tage waren sie zusammen in einem fensterlosen Raum eingeschlossen. Danach erfolgte nach einem Festmahl der Blutritus, der den Sinn hat, daß die Novizinnen dem Teufel zum Eigentum übergeben werden. Die Kultmutter ritzte den Teilnehmerinnen mit einem scharfen Dolch die Haut hinter dem Ohr an. Das fließende Blut ist ein Opfer an den Gott der Finsternis und zugleich eine vertragliche Übereignung ihres Lebens an ihn.
Ein weiterer Aufnahmeritus erfolgte nachts um 12 Uhr auf einem Friedhof, wo die Novizinnen dem Totengott verschrieben wurden.
Die Zeit der Vorbereitung umfaßt zwei Jahre und ist ein schweres Training, um auf der Stufenleiter der Macumba Hierarchie hochzukommen. Eine harte Probe ist, daß die Novizinnen aus kochendem, brennendem Öl Baumwolle mit bloßen Händen herausholen müssen, ohne sich die Finger zu verbrennen. Otilla hat alle Proben als beste bestanden. So erhielt sie nach und nach alle Weihen bis zur Kultmutter, ein Amt, das sie 23 Jahre ausübte. Diese totale Hingabe an den Teufel wurde mit unheimlichen Kräften belohnt. Sie alle aufzuzählen, übersteigt diesen kurzen Bericht.
Das wichtigste für uns ist, wie der Herr Jesus sie aus diesem teuflischen Labyrinth herausholte. Ein Ansatzpunkt war die treue Fürbitte einiger Christen. Der nächste Schritt war die Erkrankung ihrer elfjährigen Tochter, an der sie mit großer Liebe hing. Auf Drängen einiger Freunde ließ sie einen gläubigen Pastor kommen, der über dem Kind betete. Innerhalb eines Tages war das Mädchen gesund, ein Erfolg, den die Mutter mit all ihrer Zauberei nicht zustandegebracht hatte. Aus Dankbarkeit war sie dann unter größtem inneren Widerstand bereit, einmal den Gottesdienst dieses Pastors zu besuchen. Unter der Verkündigung meinte sie, verbrennen zu müssen. Trotzdem ging sie ein zweites Mal hin. Das war der Anfang, wie Gott diese hartgebundene Frau aus dem Hexenkessel des Macumba Spiritismus und der vertraglichen Blutsverschreibung herausholte.
Gewöhnlich verfolgen die Macumbaleute ein ehemaliges Mitglied und töten es, weil ja ihre Geheimnisse gewahrt bleiben müssen. Es war der Schutz des Herrn, daß man ihr kein Haar krümmen durfte, obwohl sie den höchsten Rang der Macumbaleute erreicht hatte.
Otilia hat ihrem neuen Herrn, Jesus Christus, die Treue gehalten. Sie wurde eine begehrte Evangelistin. Als ich sie kennenlernte, hatte sie bereits 130 Vortragsdienste in den christlichen Kirchen durchgeführt. Ihre Rettung und ihr hingebungsvoller Dienst im Reiche Gottes ist ein Sieg des Sohnes Gottes, der für uns starb, von den Toten auferstand und zur Rechten Gottes erhöht ist.

7. Das Reich Gottes
In dem Streitgespräch Jesu mit den Pharisäern in Lukas 11 sagte der Herr: „So ich durch Gottes Finger die Teufel (Dämonen) austreibe, so kommt das Reich Gottes zu euch“ (Lk. 11,20).
Das NT spricht oft davon, daß dynamis kai exousia (Gewalt und Macht) die Zeichen der angebrochenen Gottesherrschaft darstellen. Paulus sagt in 1. Kor. 4,20: „Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft.“
Im Leben und in der Tätigkeit Jesu wird diese exousia oft deutlich.
Die Bergpredigt schließt (Mt. 7,29) mit dem Hinweis: „Jesus predigte gewaltig“ = os exousian echon – als einer, der Vollmacht hatte.
Der Evangelist Markus berichtet (1,27): „Er gebietet mit Gewalt den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm. Auch hier steht der Ausdruck: exousian epitassei = in Vollmacht befiehlt er.
Diese Vollmacht beweist Jesus auch in seinen Heilungen. Ein Aussätziger (Mk. 1,40) bat Jesus: „Willst du, so kannst du mich wohl reinigen. Und es jammerte Jesum, und er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will’s tun, sei gereinigt.“
In der Geschichte über den Gichtbrüchigen kommt eine vierte Vollmacht Jesu zum Vorschein. Jesus sagte den kritischen Pharisäern (Mk. 2,10): „Des Menschen Sohn hat die Macht, Sünden zu vergeben“ = Exousian echei aphienai hamartias.
Die Herrlichkeit der Jünger Jesu ist, daß sie an dieser vierfachen Vollmacht teilhaben dürfen. In Lukas 9,1 lesen wir: „Jesus rief seine Zwölf zusammen und gab ihnen Gewalt und Macht dynamin kai exousian Teufel (Dämonen) auszutreiben, Seuchen zu heilen und zu predigen das Reich Gottes.
Von der vierten Vollmacht der Jünger steht in Mt. 18,18: „Was ihr auf Erden binden werdet, soll im Himmel gebunden sein, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.“ Hier geht es in erster Linie um die Absolution nach einer aufrichtigen Beichte. Es bedeutet aber auch einen charismatischen Akt der Lossprechung.
Im Zusammenhang mit dem Problem des Exorzismus interessieren uns nur die Stellen, die von Heilungen und Austreibungen handeln. Hören wir einige von Ihnen:
Mt. 4,24: Sie brachten zu ihm allerlei Kranke … und die Besessenen.
Mt. 8,16: Er trieb die Geister aus mit Worten und machte allerlei Kranke gesund.
Mt. 10,1: Er gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, daß sie die austrieben und heilten allerlei Seuchen.
Mt. 10,8: Macht die Kranken gesund, treibt die Teufel (Dämonen) aus.
Mk. 1,32: Sie brachten zu ihm allerlei Kranke und Besessene.

Was Jesus tat, wurde von den Jüngern fortgesetzt. In der Apostelgeschichte stehen wir vor dem gleichen Sachverhalt, daß Krankheiten und Besessenheit klar unterschieden werden.
Apg. 5,16: Sie brachten die Kranken und die von unsauberen Geistern gepeinigt waren.
Apg. 8,7: Die unsauberen Geister fuhren aus vielen Besessenen mit großem Geschrei; auch viele Gichtbrüchige und Lahme wurden gesund gemacht.
Oft konnte ich von ungläubigen Psychiatern und in deren Kielwasser von den modernen Theologen lesen, daß Jesus ein Kind seiner Zeit war und die Krankheiten als von Dämonen verursacht ansah. Heute wüßten wir es besser. Besessenheit sei das Bild einer Geisteskrankheit oder einer Hysterie. Wenn diese Rationalisten die Bibel lesen würden, dann würden sie erkennen, daß im NT zwischen Krankheit und Besessenheit sauber getrennt wird.

Es wäre nun interessant, die theologische und kirchengeschichtliche Entwicklung im Blick auf Besessenheit und Exorzismus aufzuzeigen. Es gibt jedoch gute Darstellungen darüber. Mein Buch ist außerdem aus der seelsorgerlichen Erfahrung der Gegenwart heraus geschrieben. Darum steige ich nicht in die Kirchengeschichte ein. Ich nenne jedoch eine ausgezeichnete Darstellung von Frau Dr. J. ter Vrugt-Lentz. Sie hat in dem Buch von van Dam die Kirchenväter bearbeitet. Frau Vrugt-Lentz ist eine gläubige Christin. Wir haben vor einigen Jahren korrespondiert.
Nach dieser kleinen Abschweifung eine bedeutsame Notiz von Kirchenvater Origines, der noch der Meinung war, daß jeder Christ, er mag so einfach und ungelehrt sein, wie er will, imstande ist, böse Geister auszutreiben (van Dam, Seite 95). Nach Origines tritt diese Meinung in den Hintergrund. Im neunten Jahrhundert wurde dann in Rom ein Exorzistenamt eingeführt, das viele Generationen hindurch bestand und in einer leichten Abwandlung heute noch in der katholischen Kirche existiert. Das Exorzistenamt ist gekennzeichnet durch bestimmte Riten und festgelegte Formelgebete. Oft fehlte es den Exorzisten an der geistlichen Vollmacht. Die Exorzismen wurden manchmal zu einer öffentlichen Schau. Wie das ausgehen kann, zeigte der Prozeß um Anneliese Michel. Fehlende Vollmacht auf seiten der beiden Exorzisten und eine fehlende Einsicht auf seiten des Gerichtes. Juristen und unerfahrene Gutachter sind nicht geeignet, eine so schwere Frage richtig abzuhandeln.
Die Fragwürdigkeit eines katholischen Exorzismus wurde mir, wie schon berichtet, an folgendem Vorfall deutlich. Ein Exorzist gab den Dämonen den Rat, sich an Maria zu wenden und zu Maria zu beten. Für biblisches Denken ist das eine Ungeheuerlichkeit. Ich schrieb das Pater Rodewyk, dem besten Fachmann auf katholischer Seite. Er schrieb zurück: „Das ist Unfug.“ Kein Wunder, daß biblisch Gesinnte den katholischen Exorzismen mit der größten Skepsis begegnen. Auf protestantischer Seite ist es aber kein Haar besser. Dort herrschen nur andere Probleme vor. Welche Pfarrer wagen sich überhaupt noch daran, einem Besessenen durch Exorzismus zu helfen? Ich weiß nicht, ob wir in ganz Deutschland zehn solcher Diener Gottes zusammenbringen. Dazu kommt noch die Tatsache, daß viele Pfarrer einen Laien, dem geistliche Vollmacht geschenkt ist, meist verächtlich behandeln.
Über das „theologische“ Problem, ob die Jünger Jesu im 20. Jahrhundert noch teilhaben an der Vollmacht, die der Herr seinen Aposteln gegeben hat, will ich nicht viel sagen. Gegen die Dispensationstheologie der Amerikaner habe ich schon meinen Protest angemeldet. Wir sind keine Stiefkinder Gottes. Der Geist Gottes ist der Stellvertreter des erhöhten Herrn und führt sein Werk durch bis zur Wiederkunft Jesu und darüber hinaus. Wo kommen wir hin, wenn wir herausknobeln wollen, was uns gilt und was nicht? Der Schluß des Markusevangeliums sagt, daß die Zeichen der Heilung und Austreibung den Glaubenden folgen und nicht auf eine bestimmte Jüngergruppe beschränkt sind. Natürlich weiß ich, daß manche Handschriften den Markusschluß nicht haben. Alle Handschriften haben Lücken. Gottes Geist wachte über dieser Arbeit, daß uns nichts verlorenging. Dem Geist und Inhalt nach entspricht der Markusschluß dem ganzen Evangelium.

8. Irrwege des Exorzismus
Auf meinen ausgiebigen Missionsreisen bin ich oft auf exorzistische Riten der bekanntesten Weltreligionen gestoßen. Die meisten Formen des Exorzismus finden sich bei den Animisten in Afrika, bei den Indianerstämmen Südamerikas und bei den Bewohnern der pazifischen Inseln. Exorzismus wird praktiziert bei den Shintoisten, Hinduisten, Buddhisten und bei den Moslems. Ich bin oft gefragt worden, ob diese außerchristlichen Austreibungen funktionieren. Es gibt verblüffende Erfolge, wenigstens für den oberflächlichen Beobachter, der den Hintergrund der Probleme nicht kennt.
Ich muß nun Dinge andeuten, die für unsere Rationalisten ein Greuel sind. Während meines Besuches der Insel Bali, wo ich in verschiedenen Kirchen zu sprechen hatte, lief gerade ein magischer Krieg. Zwei Zauberer und ihre Unterzauberer lieferten sich einen magischen Kampf. Ich habe in dem Buch „Uns Herr, wirst du Frieden schaffen“ darüber berichtet. Die Stärkeren behalten den Sieg. Man vergegenwärtige sich, was das heißt. Alle sind Magier. Alle kämpfen mit magischen, dämonischen Mitteln und Kräften. Wer mehr mit der Macht Satans gefüllt und ausgerüstet ist, gewinnt die Oberhand.
Starke Zuluzauberer können einem anderen durch schwarze Magie den Verstand rauben. Der Betroffene hat dann Symptome wie ein Besessener. Die Angehörigen versuchen dann, das Opfer zu einem noch stärkeren Zauberer zu bringen, der durch den Gegenzauber dem Verfolgten wieder einen klaren Verstand gibt. In der Geschichte von Mary hörten wir, daß sie durch ihre Teufelsverschreibung Macht über niedere Dämonen bekam, die ihr gehorchen mußten. Sie selbst hatte sich wieder höheren Dämonen unterzuordnen.
Aus dieser Dämonenhierarchie lassen sich Exorzismen außerchristlicher Religionen erklären. Der Stärkere bestimmt und kann Positionswechsel erzwingen. Die Opfer dieser teuflischen Praktiken sind die dabei Betrogenen und nicht die Befreiten. Befreiung gibt es nur durch den Stärksten aller Starken, Jesus Christus, der gesagt hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Das Weltkommando liegt nicht bei Buddha oder Mohammed, noch bei sonst einer mystischen oder realen Größe, sondern nur bei dem Sohn Gottes, dem der Vater alle Gewalt übergeben hat.

Irrwege des Exorzismus gibt es aber auch innerhalb der christlichen Religionen. Am Rande sind die katholischen Exorzismen schon erwähnt worden. Der Psychiater John White, Professor an der Universität Manitoba (Kanada) sagte in Demon P., Seite 296:
Zu deutsch: „Einem rituellen Versuch, Dämonen zu überwinden, scheint die Schwäche anzuhängen, der Praxis des Teufels mit teuflischen Praktiken begegnen zu wollen. Es mag wahr sein, daß Dämonen komplexen symbolischen und rituellen Gesetzen unterworfen sind, aber die Vollmacht der Christen stammt nicht aus deren Anwendung, sondern von der Quelle aller Autorität. Von Riten abhängig zu sein, um Macht auszuüben, heißt, sich auf Magie zu gründen. Das unterminiert die Abhängigkeit von Gott.“
Das darf nun nicht als Seitenhieb auf die katholische Kirche verstanden werden. Es gibt auch in der katholischen Kirche gottesfürchtige Männer, die den Exorzismus nicht als rituellen Vollzug ansahen. Pauschalurteile gelten nicht. Professor White wollte nur warnen vor dem bloßen religiösen Betrieb. „Tut um Gottes willen etwas Tapferes“ war einmal ein geflügeltes Wort. Auf dem Gebiet des Exorzismus gibt es in der evangelischen Kirche fast nur Fehlanzeigen, in der Schwesterkirche wurde das Problem wachgehalten.
Im protestantischen Bereich finden sich bei Sekten und extremen Gruppen Formen des Exorzismus, die zum Verruf dieses Gebietes beigetragen haben. Ich bringe einen Bericht, der in der Rhein Neckar Zeitung vom 15. Februar 1980 erschienen ist:
„Vom Teufel befreit“
Genau 72 Stunden war die 16 Jahre alte Brasilianerin Elaine Maciel Barbosa an einem Kreuz festgebunden, um auf die Erlösung vom „Teufel und von bösen Geistern“ zu warten. Am Montagabend Ortszeit erlebten Tausende Schaulustige das Ende dieses „Exorzismus“ auf dem Cavera Berg im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul. Erschöpft ließ sich das Mädchen, das im Verlaufe der drei Tage nur Wasser und Brot zu sich genommen hat, vom 25 Kilogramm schweren Holzkreuz lösen.
Anhänger der als fanatisch bekannten Sekte „Pfingstkirche für den universellen Kreuzzug“ hatten fastend der „Teufelsaustreibung“ unter freiem Himmel beigewohnt. Viele von ihnen versanken dabei in Trance. Fünf Polizisten der nahen Kleinstadt Alegrete beobachteten das von Gläubigen und Kirchenkreisen als „abscheuliches Sakrileg“ verurteilte Treiben, griffen jedoch nicht ein.
Die 16-jährige hatte nach eigenen Angaben am 30. Januar eine “Vision“. Ihr erschien ein “Heiliger“ und sagte, sie könne sich von den „bösen Geistern“ wieder befreien, wenn sie sich drei Tage ans Kreuz schlagen lasse. „Teufelsanzeichen“ waren unter anderem in Minutenschnelle wachsende Fingernägel.
Am vergangenen Freitag trug Elaine, begleitet von Verwandten und Sektenmitgliedern, das Kreuz den Berg hinauf und ließ sich festbinden. Ihren ursprünglichen Wunsch, an das Holz genagelt zu werden, vereitelte der örtliche Polizeichef. Da aber bei dem vom „Heiligen“ angeordneten Ritual Blut fließen mußte, ritzte der Vater der 16jährigen die Handflächen mit einem Messer. Die aufgefangenen Blutstropfen gelten schon jetzt als „Reliquie“. Der Polizeichef will den Vater jetzt wegen Körperverletzung vor Gericht bringen. dpa

Ich selbst habe Massenversammlungen bekannter amerikanischer Evangelisten beigewohnt. Ich will keinen Namen nennen. Billy Graham ist nicht gemeint. Bei ihm habe ich keine exorzistischen Exzesse je beobachtet. Nach den Versammlungen haben sich diese Extremisten den Kranken zugewandt und versucht, unter großem Geschrei den Krankheitsgeist auszutreiben. Es waren unerträgliche Szenen. Kein Wunder, daß Handauflegungen ohne Erfolg, Exorzismen ohne Befreiung in der öffentlichen Meinung eine Entwertung erfahren haben, die nahezu den Nullpunkt erreicht hat.
Vergessen wir aber nicht: Abusus not tollit usum
Der Mißbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht auf. Wenn 99 Fälle falsch sind und einer ist echt, dann zeigt das, daß die Frage des Exorzismus nicht am Ende ist.

9. Spiritistischer Exorzismus
Das verrückteste und unheimlichste Buch über Exorzismus, das mir je in die Hände kam, ist der Titel „The Exorcist and the Possessed“ von Christopher Neil Smith. Wir könnten das Buch ungelesen zur Seite legen oder besser verbrennen, wenn Christopher Neil Smith nicht der Chefexorzist der englischen Kirche wäre. Sein Buch wurde mir von Pfingstkreisen zugesandt mit der Absicht, mir über das Wirken des Heiligen Geistes im Leben dieses Mannes Auskunft zu geben. Die Taten dieses Mannes werden als Glanzstück in extremen Kreisen, auch in Deutschland, weiter kolportiert. Darum ist es der Mühe wert, diese Sache zu untersuchen. In der Einleitung zu diesem Buch habe ich Nell Smith bereits zitiert.
Auf der letzten Seite des Buches steht in der Kurzbiographie folgendes: „Chr. Neil Smith ist einer der führenden Exorzisten in der Welt. 1944 hat er die Priesterweihe erhalten. 1949 führte er seinen ersten Exorzismus durch. Seit dieser Zeit praktizierte er jährlich mehr als 500 Exorzismen.“ – Bis 1980 wären das rund 15 000 Austreibungen.
Im Vorwort schreibt der Autor selbst, er habe in den ersten vier Jahren 2200 Exorzismen durchgeführt.
Im Buch selbst erhalten wir viele Einzelheiten. Es wäre verfehlt, alles verdonnern zu wollen. Das Buch enthält auch richtige seelsorgerliche Hinweise, die aber in einen Wust spiritistischer Vorgänge eingepackt sind.
Zunächst fällt das geistige Milieu auf, in dem sich Neil Smith bewegt. Bischof Robinson, der Bultmannschüler, der das atheistische Buch „Honest to God“ geschrieben hat, ferner der Spiritistenhäuptling Canon Higgins gehören zu seinen Freunden. Für den lästerlichen Horrorfilm „Der Exorzist“ findet er anerkennende Worte. Das Sprichwort sagt: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“
Mit was für einer „vollmächtigen“ Größe haben wir es hier zu tun? Er exorziert im Jahr 500 Besessene, die angeblich frei werden, während wir ohnmächtigen Seelsorger manchmal Tage oder gar Wochen brauchen, bis ein gebundener Mensch frei wird.

Was oder wer wird alles exorziert?
Auf Seite 28 lesen wir folgendes: „Ein Mann berichtet mir, daß er von einem Nazi Geist besessen wurde, als er in England das Grab eines abgeschossenen Nazi Fliegers besucht habe. Es wuchs ihm hinterher ein Hitler Schnurrbart. Er empfand eine Besessenheit durch einen Nazi Geist. Ich exorzierte ihn, und er wurde frei.“
Eine andere Geschichte ist noch seltsamer: „Eine der merkwürdigsten Erfahrungen, die ich hatte, war die Austreibung eines bösen Geistes aus einer Nazi-Jacht, die gegen Ende des letzten Krieges von den Engländern aufgebracht worden war. Der neue englische Besitzer war überzeugt, daß die Nazis einen Fluch gegen die Jacht geschleudert hatten, da er einige Jahre hindurch seltsame Erlebnisse mit diesem Boot hatte. Ich exorzierte die Jacht. Der Besitzer fühlte, daß der Geist des ehemaligen Besitzers verschwand. Er hörte dabei deutsche Rufe, die sofort verstummten. Das beweist, daß der Nazi Geist sein bisheriges Revier verlassen hatte.“
Das Buch bringt eine Menge der seltsamsten Ereignisse. Auf Seite 68 lesen wir folgendes. Die Frau eines anglikanischen Priesters hat jahrelang Zauberei getrieben. Sie war dabei nur Handlanger einer Queen Witch (Königin der Hexen) gewesen. Neil Smith wurde zu Hilfe gerufen. Er exorzierte diese geplagte Frau, die danach frei war. Die Queen Witch starb und hörte dann als Geist nicht auf, diese Pfarrfrau zu quälen. Neil Smith wurde abermals gerufen. Da konnte diese Pfarrfrau plötzlich automatisch schreiben eine der spiritistischen Praktiken. Es meldete sich der Geist der Queen Witch aus dem Totenreich und bat um Befreiung. Neil Smith kommandierte den Geist vor den Altar seiner Kirche, wo er sie von der Zauberei lossagte. Die Queen Witch wurde darauf im Totenreich frei.
Mir ist es unfaßbar, daß es noch Menschen gibt, die diese spiritistischen Vorgänge nicht durchschauen. Mit Christus oder mit dem Heiligen Geist haben diese Vorgänge nichts zu tun, obwohl dieser Chefexorzist das behauptet.
Auf Seite 88 berichtet er, daß er Juden, Moslems, Hindus, Buddhisten, Sikhs exorzierte, die er in ihrer eigenen Religion bleiben ließ. Er machte keinen Versuch, sie für Christus zu gewinnen. Um Buße, Beichte der Sünde, Glaube an Christus geht es hier nicht. Neil Smith meint, im Namen des kosmischen Christus könne er als christlicher Priester Angehörige aller Religionen aus der Besessenheit lösen. Um Nachfolge Jesu geht es hier nicht. Was macht dieser seltsame christliche Priester mit dem Wort aus Apg. 4,12: Es ist in keinem anderen Heil als in Jesus Christus.
Aufschlußreich sind die Querverbindungen in der Meinung von diesem Exorzisten. Er spricht von guten und bösen Vibrationen, Wellen, Schwingungen, Strahlen und nennt es ein Parallelgebiet der Radiästhesie (Rutengängerei und Pendelei). Das sollte unseren Reichgottesarbeitern zu denken geben, die meinen, man könne als Christ unbedenklich mit der Rute Wasser oder Bodenschätze suchen.
In diesen geistigen Vorstellungen lebt und arbeitet der Chefexorzist von England. Er geht noch einen Schritt weiter und sagt, daß die guten Strahlen eine Wirkung des Heiligen Geistes seien.
Die Zusammenarbeit mit Geistern aus dem Totenreich begründet Neil Smith mit Mt. 17, wo berichtet wird, daß Moses und Elia Jesus auf dem Berg der Verklärung begegneten. Das ist die gleiche Argumentation, wie sie von Spiritisten der ganzen Welt betrieben wird.
England hat zwei überdimensionale spiritistische Medien: Harry Edwards, der das Buch schrieb „Spiritual Healing“ und Präsident von 2000 spiritistischen Heilern ist. Der zweite, mit noch stärkerer medialer Kraft ist Neil Smith, der sein Teufelswerk im Namen des Heiligen Geistes treiben will. Exorzismus in übelster dämonischer Gestalt!
Die 15000 besessenen Menschen, die von Neil-Smith angeblich befreit worden sind, wurden in Wirklichkeit von ihm schwerstens belastet.

10. Der Taufexorzismus
Seit es die christliche Taufe gibt, wird auch darüber gestritten. Die Taufe ist aber kein Streitobjekt, sondern Befehl und Gnade Gottes. In der Taufe handelt nicht der Mensch, sondern Gott. Das heißt aber nicht, daß dem Menschen die Taufe übergestülpt wird wie ein Stück Holz oder ein Stein, die vom Regen naß gemacht werden. Wo im NT von der Taufe gesprochen wird, steht der Glaube und die Unterweisung im Worte Gottes nicht daneben, sondern davor. Die Reihenfolge im Markusevangelium heißt: Predigt des Evangeliums –  Glaube – Taufe.
Der hauptsächlichste Streitpunkt war die Frage, ob die urchristliche Gemeinde in Jerusalem die Kinder getauft hat oder nicht. Eine direkte Bezeugung haben wir im NT nicht. Wir wissen nur, daß ganze Familien getauft worden sind: Haus des Stephanas, die Familie des Kerkermeisters, Kornelius und seine Angehörigen. Sollen da jeweils keine Kinder dabei gewesen sein? Ein indirektes ja zur Möglichkeit der Kindertaufe haben wir in 1. Kor. 7,14, wo uns Paulus sagt, daß die Kinder durch den Glauben der Eltern mit geheiligt sind.
Um es kurz zu machen, sei gesagt: Die genuine Taufe im NT ist die Taufe der Gläubigen. Statt Kindertaufe ist auch eine Kinderweihe möglich. Kindertaufe hat nur dann einen Sinn, wenn die Eltern Jünger Jesu sind. Es läßt sich natürlich über alles streiten.
Einige Theologen versuchten den Nachweis zu erbringen, daß in der ersten Gemeinde bereits Kinder getauft worden sind. So erklärte Prof. Jeremias in seiner Veröffentlichung „Hat die Urkirche Kinder getauft“, daß man bereits im Jahre 54 die Kindertaufe feststellen kann. Prof. Stauffer sagte in seiner Theologie des NT, Seite 141: „Was hinderte die Urgemeinde, die Kinder taufen zu lassen? Nichts! Was trieb sie dazu? Alles!“ Johannes Warns denkt in der Tauffrage anders. Das kann ihm niemand verargen.
In den ersten Jahrhunderten der alten Kirche fing man bereits an, in den Taufakt verschiedene Dinge „hineinzugeheimnissen“, wie man es heute auch betreibt. Damit sind wir bei dem Problem des Taufexorzismus.
Wir wissen von den Kirchenvätern Cyprian, Tertullian, Origines und anderen, daß die Taufe selber als Exorzismus galt. Man sprach vom heilsamen Taufwasser, das den Teufel überwindet. Wenn der Täufling aus dem Wasser steige, sei er von allen bösen Geistern frei. Das müssen dann aber Erwachsene gewesen sein. Ein Säugling steigt nicht aus dem Wasser. Bei Augustin hören wir, daß der Katechumene, der getauft werden sollte, vor dem Taufakte gefragt worden ist: „Entsagst du dem Teufel und allen seinen Werken?“ Über das Absagen steht in meinem Buch „Seelsorge“, Seite 279. Ich muß mich hier beschränken.
Über die Taufe wird heute noch mehr gestritten als in der Urkirche und noch mehr „hineingeheimnist“ als vor 1600 Jahren. Als Beispiel nehme ich Zitate aus dem Buch von Thurneysen „Seelsorge im Vollzug“.
Auf Seite 10 heißt es: „Die Taufe wirkt Vergebung der Sünden, verleiht die Gabe des Heiligen Geistes und macht die Getauften zu Königen und Priestern.“ Auf der gleichen Seite steht zum zweiten Mal: „Jeder Getaufte ist Priester.“ Das ganze Anliegen der Bibel, daß Sünder Buße tun, glauben und gerettet werden, ist in das Sakramentale verschoben.
Das sind vielleicht Illusionen! Hitler war getauft. Stalin war getauft und sogar Priesterschüler gewesen. Unsere Terroristen sind als Kinder getauft worden.
In dem Buch von Thurneysen stehen noch mehr kurzschlüssige Aussagen. Auf Seite 64 heißt es: „Seitdem Jesus Christus mit den bösen Geistern aufgeräumt hat, ist die Dämonologie für uns entmythologisiert.“
Hier kommt wieder zum Vorschein, daß Theologie das allerungewisseste ist. An der Theologie bin ich schon im ersten Semester verzweifelt. Eines brachte mich im Studium durch all den Wust und Wirrwarr der absurden theologischen Systeme hindurch: Das Wort Gottes ist das Allergewisseste. Schon das ist ein Zeichen seiner Echtheit, daß es den Theologen nicht gelungen ist, es „kaputtzumachen“!.

11. Exorzismus durch einen Psychiater
Die Abwehr gegen unbiblische Äußerungen verursachte manchen negativen Akzent. Beachten wir aber einmal die gegebenen Beispiele aus der Seelsorge. Sie haben alle einen positiven Schluß: die Befreiung besessener Menschen. Zählen wir sie noch einmal der Reihe nach auf:
Befreit wurde Samuel, der Satanist, ein Weißer aus Südafrika.
Die satanischen Bande zerbrachen im Leben der Zuluzauberin Lindiwe, des Filipino und der Zauberin in Südafrika.
Befreit und gelöst wurde die besessene Frau, die bei Pfarrer Stegmaier in der Seelsorge war. Die Hochburg Satans wurde gestürmt im Leben der Mary, die sich der Finsternismacht verschrieben hatte.
Sieg gab es im Leben des besessenen Ruben, einem Angehörigen des schwarzen Stammes der Xhosa. Auch vier Europäer, zwei Mexikaner und zwei Amerikaner sind in der Reihe der Befreiten.
Das sind immerhin vierzehn Menschen, die Gottes Kraft und Sieg über die Macht der Finsternis erlebt haben. Bei einem einzigen Beispiel kenne ich nicht den Ausgang der Geschichte, weil es sich um eine Katholikin handelt, bei der ein bekannter Jesuit die Seelsorge übernommen hatte. Es handelt sich um Maria, deren Erlebnisse ich an der Freiburger Universität erfuhr, als ich über das Thema „Besessenheit“ dort zu sprechen hatte.
Es wird nun noch ein fünfzehntes positives Beispiel gebracht, das deshalb besondere Beachtung verdient, weil ein bekannter gläubiger Psychiater einen Exorzismus durchgeführt hat. Es handelt sich um den schon erwähnten Dr. med. John White, Professor an der Universität Manitoba in Kanada. Lassen wir ihn nun berichten:
„Eine 26jährige junge Frau wurde mir nach einem Selbstmordversuch überwiesen. Sie war in einem motorischen Erregungszustand und ganz verzweifelt.
Als intelligente Frau sprach sie auf psychotherapeutische Behandlung an. Sie gehörte der lutherischen Kirche an, zeigte großes Verständnis für christliche Fragen und betrachtete sich selbst als Christin. Trotz dieser christlichen Gesamthaltung war sie organisierende Sekretärin einer homosexuellen Vereinigung in Winnipeg. Als Lesbierin lebte sie mit einer Frau zusammen, die an Alkohol und andere Süchte gebunden war. Im Verlauf unserer Unterredung lud ich sie zu dem Bibelkreis in meinem Haus ein. Nach der Versammlung fragte sie mich: Was ist mit mir verkehrt? Wenn andere singen: Ich liebe Jesus, singe ich Ich hasse Jesus.
In der weiteren Befragung kam folgender Tatbestand heraus. Wenn sie den Versuch machte zu beten oder zu singen, kamen lästerliche Flüche aus ihrem Mund, die sie gar nicht äußern wollte. Sie stand also unter einem Fluch- und Lästerzwang, den sie nicht kontrollieren und beherrschen konnte.
In der Anamnese kamen weitere Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit zum Vorschein. Sie wohnte in ihrer Jugend in einem Spukhaus, in dem ein freundlicher Familiengeist sein Unwesen trieb. Man hörte ihn durch die Räume gehen und sah seine Fußspuren am Boden. Den Hausbewohnern machte das Spaß, bis dieser Geist sich unangenehm bemerkbar machte. Dieser unsichtbare Untermieter entwickelte solche Geräusche, daß die Schlafenden nachts aufwachten. Es klopfte an die Türen und Fenster. Das Gepolter wurde immer stärker.
Nach diesem Bericht setzte ich den Termin zu einer weiteren Unterredung an. Ich bereitete mich ernsthaft im Gebet vor. Wenn es Poltergeister waren, dann konnte ich nur in der Autorität Jesu ihnen entgegentreten. Als die Frau wieder vor mir saß und ich mit ihr betete, verlor sie ihr klares Bewußtsein. Es war eine Art Halbtrance. Sie lachte gräßlich, dann weinte sie so stark, daß es sie schüttelte. Ich spürte plötzlich, daß ich in einen harten Kampf verwickelt wurde. Stimmen kamen aus dem Mund der halb Bewußtlosen, die mir drohten, sie würden meine Frau und Kinder umbringen. Bei ähnlichen Anlässen hatte ich das bereits erfahren, daß meine Familie seltsame Angriffe erlebte.
Als die Frau aus der Halbtrance oder Trance erwachte, war sie erschöpft. Ihre Fingernägel hatten sich tief in das Fleisch der Hände eingegraben. Ihr Haar war zerzaust. Ihre Kleider waren naß vom Weinen. Ihr erster Satz war: ’Mein Gott, was ist mit mir geschehen?’ Sie wurde dann von mir wieder in unseren Gebets- und Hauskreis eingeladen. Die anderen Glieder des Kreises merkten, daß mit dieser Frau eine große Veränderung vor sich gegangen war. Dennoch gab es noch einmal einen Rückfall, bei dem ich selbst nicht dabei war. In dem Gebetskreis fiel sie beim Beten noch einmal zu Boden. Sie schrie, und ihr Körper zuckte. Ein Glied des Kreises gebot im Namen Jesu. Die Besessene kam wieder zu sich und erholte sich. Das war ihr letzter Anfall.
Bei unserer nächsten Sitzung sagte die Frau gleich zu Anfang zu mir: ’Wissen Sie was. Ich bin keine Lesbierin mehr.’ Ich antwortete: ’Seit wann haben Sie diese Entscheidung getroffen?’ Sie erwiderte: ’Ich habe keine Entscheidung getroffen. Ich bin keine Lesbierin mehr, seitdem die Dämonen mich verlassen haben.’
Es blieb bei dieser Befreiung. Sie trat aus dem homosexuellen Zirkel aus. In den folgenden Jahren bewährte sie sich als Christin ohne jede Unterbrechung und ohne weiteren Anfall.“
Ich wünschte, jeder Pfarrer und Seelsorger würde sich dieses Beispiel eines Psychiaters merken. Vor allem geht es die an, die meinen, von Besessenheit reden nur die primitiven Geister. Psychiater und die Theologen wissen, daß es sich um Erkrankungen handle.
Der Teufel wäre ja dumm, wenn er in den hochintellektuellen Kreisen durch viele Besessenheitsfälle auf sich aufmerksam machen würde. Nein, bei den Superschlauen tritt er kurz, um seine Existenz zu verbergen.

12. Der Befreier
Wir haben in diesem Buch viele Zeugnisse über die Befreiung aus Satans Banden gehört, wie im letzten Kapitel erwähnt worden ist. Es ist nun an der Zeit, das Augenmerk auf den Befreier zu richten. W. van Dam bezeugt in seinem hilfreichen Buch, Seite 231: „Jesus Christus allein ist der Austreiber von Dämonen und Befreier von Besessenen und Gebundenen.“ Blumhardt hat uns den Vers geschenkt:

Jesus ist der Siegesheld,
der all seine Feind besieget.
Jesus ist’s, dem alle Welt
bald zu seinen Füßen lieget.
Jesus ist’s, der kommt mit Macht
und zum Licht führt aus der Nacht.

Dieser Vers gehört zu meiner eisernen Ration im evangelistischen Liedgut.
Mir ist auf meinen vielen Reisen oft die Frage gestellt worden, ob nicht auch ein Moslem-Priester oder ein Hindupriester Dämonen austreiben könnte. Es gibt Beispiele, die einen positiven Ausgang vermuten lassen aber nur für den unerfahrenen Christen. Die Wirklichkeit sieht anders aus.
Bei meinen missionarischen Vortragstouren bin ich Priestern aller großen Weltreligionen begegnet. Viele Beispiele könnten nun angeführt werden, die das Buch aber unnötig verlängern würden. Es sollen aber kurze Andeutungen gegeben werden.
In Japan begegnete ich dem ehemaligen Shintopriester Kazama. Zu seiner Ausbildung gehörten neben der Erlernung von Tricks und Suggestionen auch die Unterweisung in der schwarzen Magie. Ein Teilgebiet dieser Teufelskunst ist die Verfolgung von Feinden und die Befreiung von Verfolgten mit Hilfe des Teufels.
In Australien reiste mir ein Neuseeländer Magier hunderte von Kilometern nach. Er war zuerst auf Neuseeland in der theosophischen Ausbildung, danach zehn Jahre bei den tibetischen Lamas. Tibet hat die stärksten Schwarzmagier in der Welt hervorgebracht. Was ich von ihrer Tätigkeit hörte, ist so teuflisch und grotesk, daß man das im Westen nicht fassen und für wahr halten würde. Zu der tibetischen Abwehrmagie gehört auch der magische Exorzismus. Wir müssen bei solchen Erscheinungen festhalten:
Außerchristliche Exorzismen bringen keine Befreiung, sondern nur Scheinlösungen. Außerchristliche Exorzismen sind keine Austreibungen, sondern nur Verlagerungen oder ein Stellungswechsel.
Exorzismen im Bereich des christlichen Glaubens, die rituell versucht werden ohne geistliche Vollmacht sind zum Scheitern verurteilt. Zeremonien bringen keine Hilfe.
Unsere Hilfe steht allein im Namen des Herrn. Allerdings darf der Name des Herrn nicht als Formel benützt werden, sonst stehen wir wieder im Bereich der Magie. Zeremonien und weiße Magie tangieren sich und bedeuten keine Hilfe, sondern neue Belastungen.
Helfen, retten, befreien, lösen kann nur einer: Jesus Christus, dem alle Macht im Himmel, auf Erden und unter der Erde gegeben ist (Phil. 2,5 11).
Gott hat seinem Sohn Macht gegeben über alles Fleisch (Joh. 17,2). Macht hat Jesus auch über alle Autoritäten der Unterwelt erhalten. Markus bezeugt: „Er gebietet mit Gewalt den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm“ (Mk. 1,27).
Eine der großen Schlußhymnen der Bibel und der Heilsgeschichte lautet: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus“ (Offbg. 12,10).

13. Der Seelsorger
Das größte Problem des Exorzismus sind nicht die Besessenen, nicht die Kritiker, sondern die Seelsorger, die sich auf dieses unhellvolle Gebiet wagen. Der Apostel Jakobus warnt. „Es unterwinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein“ (Jak. 3,1). Man muß diese Warnung noch verstärken: „Es unterwinde sich niemand leichtfertig, den Exorzismus zu wagen.“
Vollmacht zur Austreibung hat nur der, dem Christus seine Macht mitteilt. Seelsorger, die keine Wiedergeburt durch den Heiligen Geist erlebt haben, haben keine Voraussetzung, um Belasteten zu helfen. Seelsorger, die nicht ein geheiligtes Leben der völligen Hingabe an Jesus führen, stehen ohnmächtig vor schweren Seelsorgefällen.
Diese Voraussetzungen gelten auch für Autoren, die seelsorgerliche Bücher schreiben. In diesem Buch wird oft von der Inspiration gesprochen, von dem
Erfülltsein mit dem Geist Gottes. Ohne seine Leitung und Direktive reden und schreiben Autoren am eigentlichen Problem vorbei.
Exorzismus ist eine spezielle Seelsorge. Die Frage ist, ob dafür eine besondere Zurüstung erforderlich ist. Nein und Ja! Gott kann voraussetzungslos bedrängten Menschen helfen. Er braucht keinen Seelsorger zu bemühen, aber es ist sein Prinzip und seine Barmherzigkeit, daß er gläubige Menschen als Werkzeuge benützt.
Ein Seelsorger auf diesem schweren Gebiet der Besessenheit und des Exorzismus sollte die beste Ausrüstung haben, die möglich ist. Am besten wäre, daß gläubige, wiedergeborene Psychiater diesen schweren Dienst tun würden. Bei dem Psychiater Dr. Lechler war es so, ferner bei Prof. Dr. White, den wir in diesem Buch zu Wort kommen ließen. Natürlich kann nicht jeder Seelsorger Medizin studieren und sogar seinen psychiatrischen Facharzt machen, aber Grundbegriffe der Psychiatrie sollte jeder Exorzist haben, daß er nicht versucht, Geisteskranke zu exorzieren.
Im Zusammenhang mit der Austreibung böser Geister gibt es viele spezielle Fragen, die hier nicht alle angeschnitten werden können. Ich habe ja verschiedene Bücher zu diesem Thema geschrieben.
Ein generelles Problem soll kurz gestreift werden.
Gibt es ein spezielles Amt oder Charisma der Austreibung? Darüber sind die Meinungen geteilt.
Wir hörten schon, daß es in der mittelalterlichen Kirche Exorzisten im Auftrag der Kirche gab. In der katholischen Kirche gibt es das heute noch. In der lutherischen Kirche gibt es in manchen Ländern in der Taufliturgie eine Exorzismusformel. Bis jetzt konnte ich in 50 Jahren in keinem seelsorgerlichen Gespräch feststellen, daß diese Exorzismusformel bei der Kindertaufe irgendeinen Nutzen gehabt hätte. Bei der Erwachsenentaufe der Gläubiggewordenen hat die abrenuntiatio diaboli – Absage an den Teufel – eine Bedeutung.
In der Heiligen Schrift gibt es keinen Hinweis für ein Amt des Exorzisten. Ich würde auch nie einen beamteten Exorzisten der Kirche zu Hilfe rufen.
Über die Befähigung zu einer solchen Seelsorge gibt es verschiedene Meinungen.
W. van Dam meint, es sei ein Charisma nötig und glaubt, das mit 1. Kor. 12,7 11 nachweisen zu können. Dort wird die Gnadengabe der energemata dynameon, der Wunderkräfte, erwähnt.
R. Kriese schreibt in „Okkultismus im Angriff“ auf Seite 181, die charismatische Befähigung sei nicht dem Einzelnen gegeben, sondern der Gemeinde.
Emil Kremer, Autor von „Geöffnete Augen“, ist der Meinung, daß jedem Glaubenden die Vollmacht der Austreibung zuteil werden kann.
Es besteht Grund zu der Annahme, daß alle drei Meinungen ein Stück biblischer Wahrheit enthalten.
Mit van Dam bin ich der Meinung, daß ein Seelsorger die Ausrüstung durch den Heiligen Geist zu einer so schweren Seelsorge braucht.
Auch in Krieses Äußerung steckt ein Stück Wahrheit. Seelsorge an Besessenen ist Teamwork, Mannschaftsarbeit, am besten sogar gemeinsames Vorgehen einer biblisch gesunden Gemeinde. Das heißt aber nicht, daß nicht auch einzelne Seelsorger die Austreibung wagen dürften.
Am nächsten steht mir allerdings die Auffassung von Emil Kremer. Markus sagt: „Die Zeichen, die da folgen denen, die da glauben, sind die, in meinem Namen werden sie Teufel austreiben.“ Den Glaubenden ist hier die Vollmacht der Austreibung zugesagt. Nun müßte eigentlich erläutert werden, was Glauben heißt. Doch das geht wieder über den Rahmen des Buches hinaus.
Im Katechismus habe ich einmal gelernt: „Echter Glaube ist nicht nur ein bloßes Wissen und Fürwahrhalten der biblischen Lehre, sondern eine lebendige Überzeugung, die unsere Gesinnung und unseren Wandel regiert.“
Die Teufel glauben auch und zittern dabei. Der Namenchrist glaubt auch und bleibt im Reich der Finsternis. Der Kopfglauben, der Verstandesglauben rettet nicht und bevollmächtigt nicht.
Die pneumatische Existenz des Seelsorgers ist die Voraussetzung für die Seelsorge für Belastete und Besessene. Darüber steht ein Kapitel in „Seelsorge und Okkultismus“, Seite 265.
Mein Freund Dr. theol. O. Riecker schrieb in seinem Buch „Das evangelistische Wort“, Seite 89: „Die Grundvoraussetzung jedes geistlichen Wirkens ist der pneumatische Stand des Trägers. Das Werkzeug ist nur dann ein zureichendes Vermittlungsorgan des reichen Maßes pneumatischer Lebens und Gestaltungsauswirkungen, wenn es selbst dem Wirken des Pneumas untersteht und in seinem Leben und Tun bestimmend von diesem getragen ist.“
In ähnlicher Form drückte es Dr. med. Bovet aus. In seinem Buch „Lebendige Seelsorge“, Seite 164, schrieb er: „Der Pfarrer wird nicht aus seinem theologischen Wissen heraus, sondern aus seinem christlichen Glauben und Leben zum Seelsorger.“
Wenn unsere eigene Seele nicht versorgt ist, können wir nicht Seelsorge an anderen üben (Thimme).

14. Wege der Seelsorge
Es wird hier nur die spezielle Seelsorge an okkult Belasteten und Besessenen behandelt. Zur Einleitung sei ein Artikel von Prof. Dr. Beyerhaus erwähnt. Seit 1963 bin ich mit Peter Beyerhaus befreundet. Dr. Beyerhaus wurde dann als Professor an die Universität Tübingen gerufen, wo er bis heute eigentlich der geistliche Führer dieser Alma Mater ist.
In seinem Buch „Die okkulte Welle“ heißt es dort im dritten Teil:
„Wer durch eigene oder fremde Schuld in eine okkulte Behaftung geraten ist, suche zur Lösung einen vollmächtigen Seelsorger auf. Jesus hat seinen Jüngern die Vollmacht gegeben, in seinem Namen auch den bösen Geistern zu gebieten (Mt. 10,1, Lk. 10,17) und Menschen aus ihrem Bann zu lösen. In früheren Zeiten, als die Kirche noch mehr von der Wirklichkeit der Dämonen gewußt hat, hat es solche kämpferische Seelsorger häufiger gegeben. Heute möchte man sie am liebsten ins Mittelalter verweisen oder gar strafrechtlich verfolgen. Aber es gibt noch Diener Christi, die okkult Belasteten vollmächtig helfen können. Es wird dabei immer um die gleichen fünf Grundschritte gehen:
Der okkult Behaftete muß als erstes seine Schuld erkennen, bereuen und bekennen, was ihn unter diesen Einfluß gebracht hat.
Er muß sich zweitens völlig trennen von dem, was ihn okkult belastet, sei es, daß er sein Amulett ausliefert und vernichtet, sei es, daß er das ihm in der Transzendentalen Meditation zuerteilte Mantra, das Zauberwort, preisgibt.
Der dritte Schritt ist die namentliche Absage an den Satan und die besondere dämonische Macht;
der vierte Schritt ist die erneute Übergabe an Jesus Christus und die persönliche Inanspruchnahme seines Sühneopfers am Kreuz.
Daraufhin wird fünftens der Seelsorger das Lossagegebet sprechen und ihm die Lösung im Namen Jesu und die Vergebung seiner Schuld zusagen.
Angesichts der okkulten Welle werden lebendige Christen ihre Berufung noch gewissenhafter wahrnehmen, sich zum geistlichen Kampf in das Heer des Lichtes einzureihen.
Wir Christen sind nach Eph. 6 oft in die Zone des Kampfes zwischen dem Reich des Lichtes und der Finsternis gestellt. Standhaft sollen wir jeder Verlockung des Satans widerstehen und dem Herrn die Treue bewahren. Diese Treue bewährt sich aber gerade auch darin, daß wir selbst in jenen Geisterkampf eintreten. Es geht darum, gegen die dämonischen Angriffe des Feindes auf die Gemeinde einen Schutzwall des Gebetes zu errichten. ja, in der Kraft des Heiligen Geistes können wir dem Evangelium den Weg auch in dämonisch blockierte Herzen anderer Menschen bahnen. Solcher Kampf kann im äußersten Falle das Leben kosten (Offbg. 13,7). Das lehren uns die Märtyrer Christi. Aber gerade sie haben auch teil an seinem Sieg über den Feind. Denn von ihnen heißt es:
Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod (Offbg. 12,11).»
Was hier Prof. Beyerhaus grundsätzlich gesagt hat, muß nun etwas detailliert wiederholt werden. Für mich besteht dabei die Schwierigkeit, daß ich schon in einigen Büchern den Weg der Befreiung aus okkulter Belastung oder Besessenheit dargestellt habe. Und zwar findet man das in »Heilung und Befreiung», in »Okkultes ABC», ferner in den englischen Titeln »Between Christ and Satan», »Occult Bondage and Deliverance» und »Demonism Past and Present». Bei einer neuen Darstellung wird es ohne Wiederholungen nicht abgehen. Darum soll dieser Teil, der eigentlich der wichtigste ist, kurz zusammengefaßt werden. Ich folge dabei teilweise den 20 Punkten des Buches »Okkultes ABC» auf den Seiten 461 bis 519.
Von vornherein muß dabei ein Mißverständnis abgewehrt werden. Bei diesen 20 Punkten geht es nicht um ein Schema oder System. Es soll keine Schablone angefertigt oder eine Methode entwickelt werden. Der Heilige Geist braucht keine menschlichen Denkmaßstäbe oder Eingliederungen in bekannte oder faßbare Vorstellungen. Er kann voraussetzungslos einen Menschen befreien. Diese Punkte, deren Zahl hier vermindert wird, haben nur den Sinn, daß wir alles beachten wollen, was das NT zur Frage der Befreiung zu bieten hat.

1. Echte Befreiungen gibt es nur durch Christus. Wenn aber ein Befreiter Jesus nicht treu ist, kommen die verjagten Dämonen zurück. Das kennen wir auch aus Lukas 11,24.

2. Alle okkulten Gegenstände sind zu vernichten. Wer frei werden und frei bleiben will, hat alle Dinge okkulter Herkunft und Prägung zu vernichten. Dazu gehören auch die schönsten und vielleicht sogar vergoldeten Buddhastatuen. Dazu gehören ferner Lorbers Werke, auch wenn sie in Leder und mit Goldprägung gebunden sind.
Ich erinnere mich an den Besuch bei einer alten Frau. Sie hatte einen sogenannten Himmelsbrief in ihrer Bibel liegen. Ich bat sie, diesen Brief zu verbrennen. Sie war empört und sagte. „Das ist etwas Frommes.“ Sie hatte keinen guten Tod. Ich war dabei. Sie stand bis zum Tode im Banne der Zaubereisünden.

3. Alle Kontakte mit Personen die Spiritisten oder Wahrsager oder Okkultisten anderer Schattierung sind, müssen aufgegeben und gebrochen werden.
Es ist sträflicher Leichtsinn, wenn Pfarrer oder Nichttheologen aus Neugierde oder aus Studiengründen an Seancen teilnehmen. Pfarrer aus Wels, aus Heidelberg, aus München, aus Pforzheim und anderen Orten haben mir von ihrem Besuch bei Spiritisten berichtet.

4. Eine sehr wichtige Station der geistlichen Führung ist, daß der Belastete seine Sünden erkennt und bekennt. Sündenerkenntnis und echte Reue ist ein Werk des Heiligen Geistes. Sündenbekenntnis oder Beichte zeigt unsere Bereitschaft, unser Leben vor Gott in Ordnung zu bringen.
Der Seelsorger darf niemand zur Beichte zwingen. Geistlicher Knospenfrevel rächt sich.
Bei Zaubereisünden gibt es aber ohne Beichte und Buße keine Befreiung. Das wissen alle, die auf diesem Gebiet Hilfe zu leisten haben.
1. Joh. 1,9: „So wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er unsere Sünden vergibt und reinigt uns . . . „ Beichte Vergebung Reinigung ist der Dreiklang dieses Textes.

5. Zaubereisünden sind ein unbewußter Vertrag mit Satan. Dieser Vertrag muß gekündigt werden. Der Ausdruck „unbewußt“ spielt eine ganz große Rolle. Viele Neurotiker, Depressive, Psychopathen leiden unter den Folgen unbewußter Zaubereisünden. Ich gebe ein Beispiel.
Bei meinem Vortragsdienst hörte ich von einer Hebamme, die viele Jahre in einem Dorf die Kinder zur Welt gebracht hatte. Sie besprach alle Kinder nach ihrer Geburt und verschrieb sie dem Teufel, ehe sie zur Taufe in die Kirche gebracht wurden. Diese Kinder wachsen heran, haben seelische Störungen und Anomalitäten, ohne um die Ursachen zu wissen. Manchmal zeigen sich die Störungen erst dann, wenn solche Menschen sich für Christus entscheiden wollen.
Es gibt also Menschen, die belastet sind und den Hintergrund ihrer Störungen nicht kennen. Man kann also unschuldig unter einem Bann stehen. Das entspricht auch dem ersten Gebot, „der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied, die mich hassen.“
Gott sieht den Menschen im Verband seiner Familie und Ahnenreihe. Unsere Anthropologen und Vererbungsforscher wissen um die Belastungen, die Generationen weiterlaufen. So sagte einmal Professor Pfahler: „Das Blut unserer Vorfahren rollt in unseren Adern.“ In geistlicher Hinsicht ist die successio peccatorum die Erbfolge der Sünde noch ausgeprägter.
Seelsorger auf dem Gebiet der okkulten Belastungen geben darum den Rat, sich nicht nur von eigenen Zaubereisünden loszusagen, sondern auch von denen der Vorfahren. Da Belastete oft die Verfehlungen der Vorfahren auf diesem speziellen Gebiet nicht kennen, darf man auch in folgender Weise beten: „Herr, wenn bei meinen Eltern und Vorfahren Zaubereisünden vorgefallen sind, sage ich mich in deinem Namen davon los und übergebe mein Leben dir, meinem Erlöser und Heiland.“ Ein solches Gebet kann frei formuliert werden und darf niemals als Formel aufgefaßt werden.
Sich auch von Zauberern, Weissagern, Astrologen, Magnetopathen usw. lossagen, d. h. von allen Menschen, durch die man in kontraktliche Verbindung mit den Mächten der Finsternis getreten ist, und auch von allen teuflischen Irrlehren. „Saget euch doch los von den Menschen, in deren Nase nur ein Hauch ist! Denn als was sind sie zu achten’? (Jes. 2,22).

6. Ergreife im Glauben die Vergebung. In der Seelsorge an okkult Belasteten spielt der Glaube eine entscheidende Rolle. Paulus sagt im Römerbrief: „So man von Herzen glaubt, so wird man gerecht.“ Der Glaube ist gleichsam das Bindeglied zwischen dem vollbrachten Erlösungswerk Jesu und uns. In Hebräer 11,6 heißt es: „Wer zu Gott kommen will, der muß glauben … ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ Ohne Glauben können wir uns die Heilsgüter Gottes nicht aneignen. Es ist aber eine Erfahrungstatsache, daß gerade die okkult Belasteten es sehr schwer haben, glauben zu können. Aus diesem Grunde müssen wir alle Hilfsmittel in Anspruch nehmen, die das Neue Testament uns bietet, den toten inneren Punkt des Unglaubens zu überwinden.

7. In manchen Fällen gab mir der Herr die Freiheit, einen Menschen in seinem Namen loszusprechen. Das gründet sich auf Mt. 18,18: „Was ihr auf Erden lösen werdet, das soll auch im Himmel los sein.“
Beim Lossprechen darf man nie voreilig handeln. Ohne Beichte und Bereitschaft, Jesus nachzufolgen, kommt ein Lossprechen nicht in Frage. Und selbst dann muß man erst den Herrn fragen, ob es seinem Willen entspricht. Es gib ja Gläubige, die reservierte Gebiete haben, die sie dem Herrn nicht ausliefern. Wenn ein Seelsorger voreilig handelt, kann er hinterher angefochten werden. Das liegt in der Linie des Pauluswortes: „Macht euch nicht teilhaftig fremder Sünden“ (1. Tim. 5,22).
Ein gutes Beispiel darf erwähnt werden. Eine Pfarrfrau mit Belastungen war bei mir zur Aussprache. Sie hat so aufrichtig gebeichtet und war demütigen Herzens, daß ich die innere Freiheit bekam, sie loszusprechen. Ich habe sie dann lange Zeit aus den Augen verloren. Eines Tages berichtete mir ein Pfarrer, daß diese Frau seither befreit ist.

8. Nach Lukas 11,24 kommen die verjagten Mächte und Dämonen gern zurück. Das erlebt jeder Seelsorger, der auf diesem gefährlichen Gebiet arbeitet. Der befreite Christ muß darum über die Abwehrmaßnahmen biblisch gut orientiert sein. Wir brauchen einen wirksamen Kampfstil, denn wir haben es mit einem listenreichen und machtvollen Feind zu tun.
Paulus mahnt seinen jungen Mitarbeiter Timotheus: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ (l. Tim. 6, 12) Im zweiten Brief an Timotheus nimmt der Apostel dieses Thema noch einmal auf: „So jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht“ (2. T. 2,5). An die Römer schreibt dieser oft angefochtene Gottesmann: „Ich ermahne euch, liebe Brüder, daß ihr mir helft kämpfen mit Beten für mich zu Gott“ (Röm. 15,30).  . . .

Wir müssen nun in Stichworten die Formen des Kampfstils andeuten. Längere Erläuterungen zu diesein Thema finden sich in »Okkultes ABC».

a) Die Wachsamkeit. In den Evangelien finden wir oft den Aufruf zur Wachsamkeit. Dabei müssen wir beachten, daß Jesus die Wachsamkeit noch vor das Gebet stellt, wenn er sagt: „Wachet und betet!« (Mt. 26,41; Mk. 13,33; Mk. 14,38)
Satan und seine Dämonen haben die Eigenart, daß sie den Menschen besonders bei herabgesetzter Kraft angreifen, d.h. in der Krankheit, im Alter, bei zu starker Ermüdung, beim Sterben. Selbst, wenn wir kaum noch Kraft zum Beten haben, müssen wir immer noch wachsam sein. Wer nicht wachsam ist, wird leicht ein Opfer des Erzfeindes.
Die Taktik Satans ist raffiniert. Wenn ein Mensch von allen Belastungen frei geworden ist und in der ersten Liebe zum Herrn steht, dann sagt der Feind: „Warten wir einmal, bis das erste Feuer niedergebrannt ist, dann haben wir bessere Chancen, wieder die alte Stellung zu erobern.“ Wenn es gelingt, wird es mit dem Menschen ärger als zuvor.
Ich kenne einen Evangelisten, der in großem Segen gearbeitet hat. Auf einem Gebiet war er nicht wachsam. Heute steht er wieder in der Welt. Sein Licht ist erloschen. Ich habe früher mit ihm zusammengearbeitet. Er ist kein Europäer. Ich bete um ihn, daß der Herr ihn wieder zurückholt.

b) Es ist kein Synergismus, wie manche kritisierende Theologen es meinen, wenn ich sage: „Der Herr tut das, was wir nicht können. Er erwartet aber von uns das, was wir können.“ Aufgrund der vollbrachten Erlösung am Kreuz ist der Raum freigekämpft, in dem wir siegen können. Wir müssen aber alles in Anspruch nehmen, was die Bibel uns als Hilfe bereithält. Dazu gehören:
Die Gnadenmittel (Apg. 2,42): die tägliche Bibellese, Gemeinschaft der Kinder Gottes, Brotbrechen, privates Gebet und Gebetsgemeinschaft.
Tägliche, manchmal stündliche Inanspruchnahme der Blutskraft Jesu Christi. Jesus sagte (Joh. 6,56): „Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Das Blut Jesu ist unsere Reinigung und unsere Bewahrung. Das Blut Jesu ist unser Panier.

Das Gebieten im Namen Jesu. Manche Christen meinen, nur ein Seelsorger dürfte im Namen Jesu gebieten. Das stimmt nicht. Alle Gläubigen sind aufgerufen, das Schwert des Geistes zu führen. Ich sage denen, die durch Gottes Macht frei geworden sind, gewöhnlich: „Wenn Angriffe kommen, stellen Sie sich unter den Schutz des Blutes Jesu, und dann gebieten Sie im Namen des Herrn den angreifenden Mächten, daß sie weichen müssen.“ In meinem eigenen Leben und in der Seelsorge mußte ich oft gebieten. Ein Beispiel dazu.
Ein durch Zauberei schwer belasteter Mann fing beim Beten zu lästern an. Ich holte zwei weitere Brüder zur Verstärkung. Beim Gebet fing der Belastete abermals zu fluchen und zu lästern an. Da fühlte ich mich gefordert. Ich blickte im Geist auf zum Herrn, dann gebot ich in seinem Namen. Sofort hörte das gräßliche Lachen und Lästern auf.
In Apg. 16,16f. haben wir das Beispiel, daß Paulus den Wahrsagegeistern der Zauberin von Philippi im Namen Jesu gebot. Die Frau wurde daraufhin frei. Der Endsieg ist des Herrn.

Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
bricht dem gewappneten Starken ins Haus.
Sprenget des Feindes befestigte Schlösser,
führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.

15. Nicht umsonst gelebt

. . . Wem die Inspiration des Heiligen Geistes fehlt, dem fehlt auch die Inspiration über die Existenz und Wirksamkeit des Teufels.
Pater Sterzinger erklärte an der Münchner Universität: „Den Teufel zu leugnen, ist Unglaube, ihm zu wenig Macht zuzuerkennen, ist ein Irrtum, ihm zu große Gewalt zuzuschreiben, ist ein Aberglaube“ (zitiert bei van Dam, Seite 109). Das ist ein biblisch gesundes Urteil eines Katholiken, das ich voll unterschreibe.
Der Teufel ist ein Meister des Rationalismus.  . . . 

Christus wäre umsonst gekommen, wenn Satan nur eine Personifizierung des Bösen oder eine Außenprojektion der unmoralischen Qualitäten des Menschen wäre. Nein, er ist gekommen, die Werke des existentiellen Teufels zu zerstören (l. Joh. 3,8).

Die Gemeinschaft des Geistes

  . . .  In allen erstrangigen amerikanischen Veröffentlichungen zum Thema Besessenheit sind meine Bücher positiv erwähnt und zitiert.
Als erstes wäre zu nennen „Biblical Demonology“ von Professor Dr. theol. Dr. phil. Merill Unger, einem Experten für das AT und für semitische Sprachen. Insgesamt 70mal hat er auf meine Bücher in Anerkennung hingewiesen.
Wissenschaftlich von noch höherem Rang ist der Titel „Demon Possession“, herausgegeben von Prof. Dr. theol. Dr. jur. J. W. Montgomery. Er hat in Straßburg und in Chicago promoviert und ist Autor von mehr als 30 Büchern.  . . . Diese führende Veröffentlichung zitiert elfmal in positiver Weise meine Bücher. Beim Studium dieses Buches kam mir zum ersten Mal der Gedanke: Ich habe nicht umsonst gearbeitet.
Ein Zitat darf vielleicht erwähnt werden, weil es ein Stück Herrlichkeit Gottes in meinem Leben aufzeigt. Vor zwei Jahrzehnten wurde mein Buch „Christian Counselling and Occultism“ . . .  zu den Klassikern gezählt oder das führende Buch auf diesem Sektor genannt. Ein Professor der Psychologie, Dr. Gary R. Collins, schrieb . „A much more complete discussion of counselling and the occult can be found in Kurt Koch’s classic volume, Christian Counselling and Occultism.“ (Montgomery, Seite 251). Ist das nicht „Segen die Fülle aus dem offenen Fenster des Himmels“? (Mal. 3, 10) Inzwischen sind insgesamt 16 meiner Titel in englisch erschienen.

Unter der europäischen Literatur muß ich an erster Stelle das Buch von Willem C. van Dam erwähnen „Dämonen und Besessene“ (Pattloch Verlag, Aschaffenburg). Es ist eine Fundgrube für historische Fakten, biblische Wahrheiten und seelsorgerliche Erfahrungen. Obwohl ich zwar bei verschiedenen Einzelheiten anders denke und geführt worden bin, empfehle ich das Buch wärmstens. Van Dam entfaltet eine große seelsorgerliche Weisheit in seiner Veröffentlichung und bezieht klare biblische Positionen.
Nicht unerwähnt darf das schon zitierte Buch von Jesuitenpater Rodewyk bleiben „Dämonische Besessenheit heute“. Was in diesem Buch aus der katholischen Tradition stammt und nicht biblisch beweisbar ist, kann ich als evangelischer Theologe nicht akzeptieren. Dennoch fand ich viele Einzelheiten und seelsorgerliche Beobachtungen, die meiner eigenen Erfahrung konform gehen. Auf jeden Fall versteht Rodewyk das Problem der Besessenheit, von dem der katholische Professor Haag in Tübingen keine Ahnung hat.
Es gibt eine Gemeinschaft des Geistes über Kontinente und Konfessionen hinweg, es gibt eine Bruderschaft Christi jenseits aller Zäune und Grenzen. Die Bibel und ihre Ausstrahlungen einigt, die Theologie trennt. Ich bin darüber froh, daß ich in der weltweiten Gemeinschaft der Kinder Gottes stehen darf, in dieser congregatio sanctorum. . . .
Nicht umsonst gelebt, das wurde mir noch auf einer viel wichtigeren Ebene gezeigt. Daß Bücher positiv zitiert werden, ist zwar ein Erfolg, aber eine schönere Frucht ist es, daß Menschen durch Veröffentlichungen angeregt werden, ihr Leben Jesus auszuliefern. Und das habe ich durch Gottes Gnade und Segen oft erlebt. Jahrzehnte hindurch erhielt ich Zuschriften von Menschen, die durch meine Bücher den Weg der Befreiung gesucht und gefunden haben.
Eine Frau aus Frankreich schrieb mir, sie hätte mich zwar nie gehört, aber durch den Titel „Aberglaube“ angeregt, habe sie Jesus gefunden.
Nach einem Vortrag in Otorohanga auf Neuseeland kam eine Frau in die Sakristei der Kirche. Sie bekannte sich als ehemalige Zauberin. Eine Freundin hatte ihr mein Buch gegeben „Between Christ and Satan“. Es wurden ihr die Augen geöffnet. Sie tat Buße, vernichtete ihre Zauberutensilien und übergab ihr Leben Jesus. Als ich diese befreite Frau kennenlernte, war sie Sonntagsschulhelferin ihrer Kirche.
Eine Frau aus Brisbane in Australien erzählte mir, daß ihr Sohn „Between Christ and Satan“ las und dann seine magische Praxis aufgab und sich Jesus auslieferte.
Ein Psychiater in England berichtete mir anläßlich meiner Vorträge in der Ecclectic Society, daß mein Buch „Christian Counselling and Occultism“ ihm die Augen als Mensch und Arzt geöffnet habe. Er hatte meine Thesen geprüft und angenommen. Seither arbeitet er im Segen, nicht nur auf dem Gebiet der Psychosen, sondern auch im Bereich der dämonisch verursachten Störungen.
Eine amerikanische Schriftstellerin, die zwei bedeutende Bücher geschrieben hat, veröffentlichte ihr Zeugnis. Sie sagte darin, daß sie im Okkultismus steckte und ihn praktizierte, bis ihr meine Bücher die Augen öffneten. Sie tat Buße und übergab ihr Leben Jesus.
Solche Berichte habe ich Jahrzehnte hindurch erhalten. Die schönsten Berichte habe ich gesammelt. Ein dicker Leitzordner ist damit gefüllt. Ich bin mir bewußt, daß ich das bei der Endabrechnung in der Ewigkeit nicht als Pluspunkte präsentieren kann. Nichts aus meinem Leben ist Grundlage meiner Errettung, sondern allein die Tat Jesu am Kreuz von Golgatha, der für meine schrecklichen Sünden gestorben ist. IHM verdanke ich alles: die Vergebung meiner Schuld, den Frieden des Herzens, die Gewißheit des Heils und des ewigen Lebens.  . . .

Ihm sei Ehre, Preis und Anbetung in alle Ewigkeit! Amen.

Leichte Kürzungen und die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im April 2007 (Neu durchgesehen im Mai 2023)

info@horst-koch.de

Weiterere Beiträge von Pfr. Dr. Kurt Koch auf meiner Webseite:
1. SEELSORGE UND OKKULTISMUS
2. DER ABERGLAUBE
3. CHRISTUS ODER SATAN – Wahrsagen, Magie, Spiritismus, Wider das 6./7. Buch Mose, Wunderheilungen.
4. DIE GEISTESGABEN
5. WEICHENSTELLUNG – Okk. Belastung und seelische Erkrankung, eine Unterscheidungshilfe
6. DIE ZUNGENBEWEGUNG

 




Römer 13, von Horst Koch

Horst Koch, Herborn, Januar 2022

Römer 13
Jedermann soll untertan sein der Obrigkeit, denn sie ist von Gott…

Wie müssen wir dies inspirierte Wort der Heiligen Schrift richtig verstehen.

Zuerst wollen wir bedenken, dass niemals ein einzelnes Bibelwort in einen Gegensatz zur Gesamtaussage der Heiligen Schrift gebracht werden darf. Die Schrift widerspricht sich nicht.

Zweitens bezeugen sowohl die Geschichte des Volkes Israel als auch der Gemeinde Jesu viele Beispiele von Freiheitskämpfen von im Willen Gottes stehenden Gläubigen, entgegen den Regierungsmächten bzw. Obrigkeiten, wie im Kampf gegen den Sklavenhandel oder die Hugenottenkriege. Sogar unser Herr Jesus ist der „Obrigkeit“ ausgewischen, sowie auch die Apostel, die notfalls heimlich flohen usw.
Je nach Situation muss im einzelnen entschieden werden.

Solche Konflikte gehören seit Anbruch der Menschheit zu unserer Wirklichkeit, wie Licht und Dunkelheit. Und weil wir in diesen Gegensätzen von Wahrheit und Lüge leben, kann sogar das Wort Gottes verfälscht werden, oder können Kinder Gottes Irrwege gehen oder Irrtümern anheimfallen. Und wie es echte und falsche Wunder oder Gaben gibt, so gibt es echte, gottgefällige, und böse, gegen Gott stehende, Regierungen bzw. Obrigkeiten.
Dabei gilt zu bedenken, dass die Wahrheit immer in und bei der Minderheit ist.

Der nächste Aspekt von Römer 13 ist seine Bedeutung des biblischen Prinzips von Gehorsam und Unterordnung, von Hierarchie. Dies Prinzip durchzieht die ganze Bibel. Sogar unser Herr Jesus war gehorsam, gehorsam bis zum Tode am Kreuz. Ohne diesen biblischen Gehorsam und ohne Unterordnung (unter das Wort Gottes) gibt es kein geistliches Leben. Gott will, das wir dieses Prinzip lernen.
So sollen die Kinder den Eltern untergeordnet sein, die Schüler den Lehrern, der Lehrling dem Meister, und die Gemeindeglieder ihrem Hirten und Pastor, und letztlich stehen alle im Gehorsam gegenüber bzw unter Gott.

Wie können wir nun erkennen, ob eine Obrigkeit von Gott ist oder nicht.

Das Erkennungszeichen, schreibt der Apostel in Römer 13, ist, wenn das Gute belohnt und gefördert wird, und wenn das Böse bestraft und bekämpft werden. Diejenige Obrigkeit ist von Gott, denn sie entspricht dem Auftrag und Willen Gottes.
Wer nun das Gegenteil tut, ist nicht im Willen Gottes, ist nicht von Gott bestätigt, ist keine Obrigkeit von Gott.
Dies soll oder muss im Einzelnen oder Einzelfall entschieden und unterschieden werden. Ist ein Gesetz in diesem Sinne biblisch oder gottgegeben, so hat es für uns als Christen und Bürger verbindliche Gültigkeit. Widerspricht es dem biblischen Kriterium, hat es für uns Christen keine bindende Kraft.

Natürlich gibt es auch viele neutrale Gebote, wie die Verkehrsregeln oder andere technische Vorschriften, die keiner geistlichen oder moralischen Bewertung unterliegen.

In Römer 13 zeigt der Apostel Paulus uns den Idealfall auf, wie eine Obrigkeit nach den Gedanken Gottes sein soll. Sie soll das Gute belohnen und das Böse bestrafen. Aber dies geschieht kaum, und auch unsere Berliner Obrigkeit handelt nicht danach. Im Gegenteil. Gott und Sein Wort finden kaum noch oder keine Beachtung mehr.

Deswegen gilt in vielen Fragen und Vorschriften Apostelgeschichte Fünf, 29: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“.

Nochmals die Lehre aus der Geschichte.
Als ein Beispiel unter vielen soll uns die Befreiung der Sklaven durch Christen wie William Wilberforce dienen, wie unter Berufung auf die Bibel und im starken Gegensatz zu den jeweiligen Regierungen Englands, Frankreichs und Amerikas der menschenverachtende Sklavenhandel abgeschafft wurde.

Noch ein Beispiel kann uns helfen. Wie die Bibel von echten und falschen Wundern spricht, so gibt es gute und böse Heilungen.
Heilung und Gesundheit wünschen sich alle Menschen. Die meisten Menschen nehmen Hilfe und Heilung an, egal woher sie kommt. Doch für einen Christen ist das nicht erlaubt.
Denn wenn nun eine solche Heilung von Unten ist, also vom Teufel kommt, darf ein Christ sie nicht annehmen. Er wird lieber krank bleiben, als eine solche magische Besprechung oder spiritistische Geistheilung o.a.m. annehmen.

Wenn nun also ein Gebot der Obrigkeit klar gegen die Heilige Schrift, also gegen Gott ist, darf ein Christ nicht gehorchen. In der letzten Konsequenz heißt das natürlich Martyrium, oder Märtyrertod. Wie unter Nero oder im Dritten Reich, siehe Paul Schneider und Dietrich Bonhoeffer und andere mehr. Oder im Kommunismus unter Stalin und unter Mao gab es Zigtausende von Märtyrer.

Was aber bedeutet das heute für unseren Maskenwahn und Impfzwang.
Zuerst zur Maske. Maske im Freien oder auch für Kinder ist total unsinnig und ungesund und deswegen strengstens abzulehnen. Sie verhindert die Entwicklung von Immunität. Und da sie zudem im Ernstfall die viel kleineren Viren durchlassen, so sagt der namhafte Virologe Dr. Bhakdi.
Generell gilt auch hier, wer keine Symptome der Krankheit hat, kann auch keine Viren weitergeben. Der ernsthaft Kranke jedoch muss sich und andere schützen, das ist außer Frage.

Zum Impfen. Da gegen ein Virus nicht geimpft werden kann, ist der letzte Grund einer solchen Impfung nicht gegeben. Die Impfung soll jedoch einen milderen Verlauf einer eventuellen Erkrankung an COVID-19 bezwecken. Somit fragt sich, ob Millionenfache Impfungen mit einem kaum erprobten Impfstoff im Verhältnis steht zu den tausenden von Erkrankungen, die es leider auch gibt. Auch Geimpfte werden an COVID-19 krank.
Aber die Hauptnot ist doch, was sonst noch bezweckt die Impfung. Zum Einen gibt es doch häufige Meldungen über Spontanerkrankungen infolge der Impfung, die nicht unterschlagen werden dürfen.

Dann ist ja über die Langzeitwirkungen nichts bekannt, da die Impfstofferprobungszeit fehlt. Jedoch ist bekannt, dass es vielfach um Genmanipulation geht, die grundsätzlich beim Menschen nicht angewendet werden sollte. Zumal aus christlicher Sicht, da ist man doch sehr vorsichtig, wenn in die Schöpfung, in die Genetik, eingegriffen wird. Zumal ich mich erinnere, dass vor wenigen Jahren unsere Grünen beim Obst und Getreide vor Genmanipulation warnten. Und heute….

Kurz gesagt. Da sowohl der Maskenwahn als auch der Impfzwang keine medizinische Begründung und Rechtfertigung ergeben, sind sie als rein politische Willkürmaßnahmen abzulehnen. Es soll durch die Unsinnigkeit solcher Maßnahmen das Volk mürbe und widerstandslos gemacht werden. Die Umerziehung wird so erleichtert.

Nun sollte meines Erachtens heute unser Kirchenkampf beginnen und wir müssen als Christen unbedingt lernen, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.
Wenn einmal die Epoche des Antichristen da ist, ist es zu spät. Es heißt von dieser Zeit, dass niemand mehr kaufen und verkaufen kann, der nicht als Zeichen des Tieres trägt. Offenbarung 13,17.

Wahre Obrigkeit fragt also nach dem Willen und den Absichten Gottes, weswegen sie dann auch Vollmacht und Autorität hat.
Diese Vollmacht Gottes, Exousia, zieht sich dann durch alle Obrigkeiten und Strukturen, wie Familie, Schule, Arbeitswelt oder Gemeinde bzw Kirche hindurch.
Dadurch wird der Kulturauftrag Gottes von 1. Mose 9 an Noah umgesetzt. „Machet Euch die Erde untertan…“.
Durch den Sündenfall, den Einbruch des Todes in die Menschheitsgeschichte, ist es notwendig geworden, mit diesen obrigkeitlichen Geboten zu regieren, um ein Chaos zu vermeiden. Aber der richtige Gebrauch schließt den Missbrauch eben nicht aus. Dies müssen wir heute verstärkt erleben, den Missbrauch von Obrigkeit.

Zu bedenken ist auch, dass wir heute verstärkt einen Geist der Rebellion, einen Geist des Umsturzes feststellen müssen. Dies ist auch von der Bibel für das Ende der Tage so vorhergesagt. Und genau dies erfüllt sich nun zunehmend vor unseren Augen. Deswegen müssen wir als Gemeinde Jesu schnell lernen, dies zu erkennen und uns vorzubereiten.
Die Gemeinde Jesu wird immer eine Minderheit bleiben und wir müssen lernen, uns darauf einzustellen. Die Wahrheit war noch nie bei der Mehrheit.

Noch eine Anmerkung zu Offenbarung 13, der Herrschaft des Tieres. Wann immer diese Zeit in ihrem vollen Ausmaß kommen wird, wir müssen jetzt schon beginnen, uns darauf vorzubereiten. Unvorbereitet werden wir als Gemeinde und Kirche hier scheitern.
Deswegen muss jetzt mit der Vorbereitung begonnen werden. Täglich sollten wir üben, einer Mehrheit zu widerstehen.
Mit der Maskenverneinung fängt das an.
Natürlich kann es jetzt schon Zwänge geben, die wir nicht umgehen können. Wenn wir bei einem Einkauf die Strafe von Tausenden von Euro riskieren, müssen wir natürlich abwägen, und auch den Kaufmann nicht in Bedrängnis bringen.
Unser Kampf erfordert neben Mut eben auch eine gute Einschätzung der Situation. Nirgendwo wird gefordert für ein nichts alles zu riskieren. Auch die Bibel kennt Situationen, wo statt des Kampfes die kluge Flucht vorgezogen wird. Sogar der Herr Jesus entwich ihnen, „…denn meine Stunde ist noch nicht gekommen…“.

Die Verleugnung unseres Herrn Jesus ist die einzige Ausnahme, wo es keinen Kompromiss gibt. Offenbarung 2: „Sei getreu bis an den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben“.
Gestern las ich bei Hudson Taylor, dass seinerzeit im chinesischen Boxeraufstand über 150 Missionars—Märtyrer zu verzeichnen waren.
Unter Stalin und Mao waren es Zigtausende.
Möge Gott uns Kraft und Weisheit verleihen.

Horst Koch, Madrid, den 24. Februar 2022,

 

Von meinem iPad gesendet




Die vier Reiter – Offb.6 (H.Krcal)

Helmut Krcal

Corona und die Christenheit

In den vergangenen Monaten haben immer wieder Brüder mit der Gabe der Predigt das Thema Corona vom Wort Gottes angesprochen und hierbei auf ein Gericht Gottes, auf die bestehende Entrückung der Gemeinde und auf das sichtbare Wiederkommen des HERRN Jesus Christus hingewiesen. Mit diesen Themen haben sich jedoch auch vor der heutigen Zeit ganze Christengenerationen beschäftigt. Auslöser hierzu waren oft Verfolgung der Christen, z.B. einige Zeit im Römischen Reich, danach durch den Islam und dies bis heute, Naturkatastrophen, Hungerzeiten, Seuchen und natürlich kriegerische Auseinandersetzungen. Unabhängig von diesen Ereignissen fordert jedoch Gottes Wort jeden Christen auf, wachsam zu sein, zu beten und zu prüfen. 

Zunächst noch ein Hinweis. Die Staatsform Demokratie, so wie sie heute in den westlichen Ländern gegeben ist, kennt die Bibel nicht. Diese Staatsform kommt aus einer anderen Richtung.
Noch ein weiterer Hinweis. Dies betrifft Geschichte.
Da wo die Christenheit keinen Widerstand geleistet hat, ist das Christentum verschwunden oder bedeutungslos geworden. Da wo das Christentum Widerstand leistete, die Waffe in die Hand nahm, konnte das Evangelium weiter bestehen. Bei der Waffe in die Hand nehmen muss jedoch unterschieden werden und zwar zwischen Angriff oder Verteidigung. 

Im Gesetz Mose und in den prophetischen Büchern erfolgen an Israel diesbezüglich unterschiedliche Aufforderungen von Gott. Im Gesetz des Christus gibt es hierzu andere Anordnungen an die Christen. Klar dürfte sein, dass Christen keine Waffe in die Hand nehmen sollten, um anzugreifen. Aber wie sieht es mit der Verteidigung aus? Hierzu gibt es verschiedene Lehrauffassungen.  

Als im Jahr 732 ein 80000 starkes islamisches Heer, maurische Reiter, Araber- und Berberkrieger, in Frankreich bei Poitiers standen ergab sich für die europäische Christenheit lediglich die Frage, wann wird das Abendland islamisch.
Aber ein Mann, Karl Martell,
später der Hammer genannt, nahm das Schwert in die Hand und stellte sich mit 15000 christlichen Franken, unterstützt von christlichen Reitern aus anderen europäischen Regionen, dem kampferprobten Heer der Muslime entgegen. Karl Martell und die christlichen Soldaten entschieden die Schlacht für sich und drängten die besiegten Mauren wieder zurück nach Spanien. Erwähnen muss man jedoch, dass Karl Martell und die christlichen Soldaten zuvor ins Gebet gegangen waren. Das Evangelium konnte weiter in den christlichen Ländern gepredigt werden. Weitere Beispiele sind die großen Schlachten vor Wien.

Einmal 1529 und später 1683. Die Türkenbelagerung vor Wien im Jahr 1529 war der erste Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen dem osmanischen Reich und dem christlichen Abendland. 150000 türkische Kämpfer waren bereit die Stadt Wien einzunehmen, um dann von dort aus den islamischen Glauben in Europa zu verbreiten. Die christliche Verteidigungsarmee war an Zahl weit unterlegen, aber sie leistete erheblichen Widerstand. Mit einem solchen Widerstand hatte der Befehlshaber des osmanischen Heeres nicht gerechnet. Besonders die spanischen Verbände mit ihren Hackenbüchsenschützen brachten Verluste in das osmanische Heer. Falsche Entscheidungen der osmanischen Heeresführung und der Ausbruch einer Seuche im Belagerungsheer veranlassten den Rückzug des osmanischen Heeres.
Im Jahr 1683 stand wiederum ein starkes islamisches Heer, Osmanen, vor Wien. Das christliche Abendland zitterte vor Angst. Die Bevölkerung wusste, wenn Wien fällt, wird Europa islamisch. Die Verteidigung von Wien bestand zunächst aus einem Heer von christlichen Männern die aus verschiedenen Ländern kamen. In Europa wusste man, dass diese Verteidigung dem osmanischen Angriff nicht lange standhalten wird. Aber Wien bekam Hilfe. Einmal aus Russland, aber auch aus Polen. Ein katholisches, polnisches Heer, mit einer Abteilung polnischer Lanzenreiter, kam nach Wien und halfen. Prinz Eugen von Savoyen war Befehlshaber und das Osmanische Heer erlitt eine starke Niederlage. Um diesen Sieg zu verkündigen wurden in ganz Europa die Glocken geläutet.
Warum verweise ich auf diese geschichtlichen Tatsachen. Ohne den Widerstand der damaligen Christen wäre Europa islamisch geworden, so wie es fast einige Jahrhunderte zuvor in den Ländern von Nordafrika und Türkei geschehen war. 

Nun geht es um die Frage, darf ein Christ gegenüber der Obrigkeit Widerstand leisten?
Diese Frage wurde auch im Hitlerreich von Christen gestellt und bis auf wenige blieben die meisten schweigsam und taten was die Obrigkeit verlangte. Und auch heute wird man unter Christen bei diesem Thema unterschiedlicher Meinung sein.  

Beim Thema Corona wird von vielen Christen auf die Offenbarung hingewiesen. Und das ist auch nicht falsch. Hierzu aber der Hinweis, die Offenbarung hat nicht die Entrückung der Gemeinde im Blick. Vielmehr wird von vielen Christen die Entrückung in die Offenbarung hineingelesen. Die Offenbarung teilt den Kampf zwischen dem lebendigen Gott und seinem unsichtbaren Feind mit, wie sich dieser Kampf immer mehr zuspitzt und wie er ausgeht, dann Gericht und wie Gott mit Israel und der neutestamentlichen Gemeinde ans Ziel kommt, sowie die Wiederkunft des Herrn als Richter.  

Ab Kapitel sechs der Offenbarung beginnt die Entschlüsselung der Zukunft. Der Apostel Johannes sieht nun Prophetie.

Mein Eindruck ist nun, dass bei dem Thema Corona die vier Pferde mit ihrem jeweiligen Reiter kaum Beachtung findet, obwohl Johannes viermal die Aufforderung bekam: Komm und sieh. Und wir Christen von heute sollen auch kommen und sehen. So verstehe ich es jedenfalls. Es ist eine wichtige Aufforderung.

Auf das erste Pferd mit seinem Reiter möchte ich später eingehen. Nach dem ersten Pferd sieht Johannes ein feuerrotes Pferd mit seinem Reiter. Die Farbe rot steht oft in der Bibel für Blut und Sünde und hat manchmal auch die Bedeutung von Prüfung und Gericht. Die Beschreibung feuerrot ist eine Verstärkung der Farbe rot. Und der Reiter auf diesem Pferd soll den Frieden von der Erde nehmen damit sie einander hinschlachten sollten. Und dieser Reiter bekam ein großes Schwert. Da wo Krieg zwischen den Menschen besteht ist kein Frieden. Und es wird getötet. Und dies nicht in kleiner Zahl. Dafür steht das große Schwert. Die heutige Generation der Menschen kann auf das Jetzt schauen, aber auch in die Vergangenheit. Und daher kann ein Christ sagen, die Menschen haben „geschlachtet“ und „schlachten“ heute immer noch.

Seit zweitausend Jahren haben Kriege und die kriegerischen Auseinandersetzungen unter den Menschen zugenommen. Der Friede Gottes war in diese Welt gekommen. Die Welt lehnte jedoch diesen göttlichen Frieden ab. Und die Ablehnung hat Folgen.  

Johannes sieht nun ein schwarzes Pferd. Dieser Reiter hat keine Waffe in der Hand. Die Farbe schwarz hat aber auch hier ihre Bedeutung. Die Farbe schwarz wirkt auf Menschen bedrohlicher. Sie steht aber auch oft für Trauer und Angst. Das Signal, das dieses schwarze Pferd mit seinem Reiter für den Menschen gibt, kann daher als Bedrohung und Angst bezeichnet werden. Die Waage, die der Reiter in der Hand hält, ist ein Gebrauchsgegenstand. Und eine Waage hat mancherlei Bedeutung. Einmal werden mit einer Waage beim Kaufen und Verkaufen Gegenstände abgewogen. Die Waage ist aber auch ein Sinnbild für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Das schwarze Pferd mit seinem Reiter steht für eine bedrohliche, ängstliche und traurige Zeit. Zusammengefasst ergibt sich der Hinweis, dass es hier um Zeiten mit großer Not geht. Und nun richtet sich eine Stimme an den Reiter auf dem schwarzen Pferd. „Ein Maß Weizen für einen Denar, und drei Maß Gerste für einen Denar; doch das Öl und den Wein schädige nicht.“

Man bekommt also mehr Gerste für das gleiche Geld, als Weizen. Weizen ist nahrhafter und daher wertvoller. Und weil der Weizen nahrhafter und wertvoller ist als Gerste, ist er teurer. Es geht also um eine Verteuerung unter den Menschen. Es geht um Reichtum und Armut. Wer sich von Gerste ernähren muss, lebt an der Existenzgrenze. Die Gerste ist ein Bild für die Armen. Weizen wiederum ein Bild für die wohlhabenden Menschen. Was jedoch nicht angegriffen und geschädigt wird, ist das Öl und der Wein. Öl und Wein ist hier ein Bild der Fülle und Reichtum. Warum diesbezüglich noch eine Schonung erfolgt, muss offen gelassen werden. Man kann nur Vermutungen annehmen. Letztendlich geht es bei dem schwarzen Pferd mit seinem Reiter um Verteuerung, Armut und Ungerechtigkeit, aber auch um Fülle, Reichtum und Wohlstand. Reichtum und Armut stehen gegeneinander. Auch hier gilt wieder der Blick in die Vergangenheit und auf das Jetzt. 

Nun sieht Johannes das letzte, das vierte Pferd. Es ist ein fahles Pferd. Die Farbe Fahl ist eigentlich an sich keine Farbe, sondern mehr eine Beschreibung über einen Farbzustand. Fahl ist eigentlich eine Farbe ohne Leben, eine Farbe des Todes. Der Reiter auf diesem Pferd trägt keinen Gegenstand. Er wird jedoch mit Namen genannt. Und dieser Reiter heißt der Tod. Seit dem Sündenfall ist der Tod der Feind des Menschen. Ein fahles Pferd, auf dem der Tod sitzt, ist ein schreckliches Bild für den Menschen. Aber dieser Reiter ist nicht allein. In seiner Begleitung ist das Totenreich. Das Totenreich folgt also dem Reiter auf dem fahlen Pferd. Tod und Totenreich machen Menschen Angst. Der Tod und das Totenreich bekommen Vollmacht, den vierten Teil der Erde zu töten. Der Reiter auf dem fahlen Pferd tötet. Er tötet mit Schwert, Hunger, Seuchentod und wilden Tieren der Erde die Menschen. Das Schwert von diesem Reiter hat die Bedeutung einer Hinrichtungswaffe. Der Zugriff auf die ganze Menschheit auf der Erde ist ihnen jedoch verwehrt.

Und nun zum ersten Pferd. Dieses Pferd ist von weißer Farbe. Und sein Reiter hat einen Bogen. Über diesen Reiter gibt es innerhalb der Christenheit unterschiedliche Auffassungen. Ein falscher Christus, ein Verführer usw. Ich habe diese Auffassung nicht. Ich sehe in diesem Reiter ein Bild auf den Heiland. Es geht um Gnade. Und wir sind noch in der Zeit der Gnade. Mit dem Bogen kann man Pfeile abschießen. Und diese Pfeile bedeuten für mich das Evangelium. Das Evangelium ist noch da und Menschen finden zum Herrn Jesus. Die Farbe weiß steht oft in der Bibel für Reinheit, Licht und Gerechtigkeit. Auch wenn Pfeile nicht erwähnt werden, so hat ein Bogen allein keine Bedeutung. In Jesaja 49:2 wird der Herr Jesus Christus beschrieben: Er hat meinen Mund gemacht wie ein scharfes Schwert; er hat mich im Schatten seiner Hand geborgen und mich zu einem geschärften Pfeil gemacht; er hat mich in seinen Köcher versteckt.“ 

Und Jesus Christus ist der Sieger. Und weil er der Sieger ist, bekommt er eine Krone. Für mich persönlich ist der Reiter auf dem weißen Pferd der Christus der Gnade. Zu einem späteren Zeitpunkt wird er wieder auf einem weißen Pferd kommen. Dann jedoch als der Richter.  

Seit Johannes diese vier Pferde mit dem jeweiligen Reiter sehen durfte, sind zweitausend Jahre vergangen. Das Evangelium hat sich ausgebreitet. Aber gleichzeitig haben auch Kriege zugenommen, besonders die, bei denen sich die Menschen einander hinschlachten. Die Schere zwischen arm und reich geht immer mehr auseinander. Die Verteuerung der Grundnahrungsmittel nimmt immer mehr zu. Ungerechtigkeit überlagert immer mehr die Gerechtigkeit. Menschen werden hingerichtet. Hungersnöte und Seuchen treten mal stärker mal weniger auf, sie sind da und Menschen sterben daran. Und immer wieder werden Menschen von wilden Tieren getötet.
Die vier apokalyptischen Reiter mit ihren Pferden, sie reiten auf dieser Erde. Manchmal reiten sie nebeneinander. Dann wieder hintereinander. Dann reitet der eine Reiter mit seinem Pferd in jenem Land und die anderen jeweils in einem anderen Land. Und dies nicht seit heute oder gestern. Sondern seit fast zweitausend Jahren. Die viermalige Aufforderung „Komm und sieh“ macht deutlich, wie wichtig es ist als Christ diese vier Pferde mit ihrem jeweiligen Reiter zu sehen und zu betrachten, was ihr Tun ist. Denn es geht um die Einordnung der Ereignisse in der Weltgeschichte.

Die Erkrankung Covid 19, verursacht durch Coronavieren mit der Bezeichnung SARS-CoV-2, ist in dieser Welt. Und diese Erkrankung kann auch zum Tode führen. Jedoch ist zu prüfen, wie außergewöhnlich ist diese Krankheit und hat diese Krankheit mit dem Gericht Gottes zu tun. Bei dieser Prüfung haben Christen Realitäten zu beachten.  

Im Jahr 2015 starben bei etwa 82 Millionen Einwohner in Deutschland täglich 2534 Menschen. Im Jahr 2016 täglich 2523 Personen. 2017 waren dies am Tag 2554 Menschen. Im Jahr 2018 steigerte sich dies auf 2616 Menschen täglich. 2019 wiederum ging die Zahl auf 2574 zurück und im Jahr 2020 waren es täglich 2691. Im Jahr 2020 betrug allerdings die Einwohnerzahl von Deutschland 83,7 Millionen Einwohner und die Gruppe der Bevölkerung über achtzig Jahren war so groß wie dies zuvor noch nie der Fall war.  

Bei der Bevölkerungsgruppe zwischen 0 und 79 Jahren war im Jahr 2020 in Deutschland gegenüber den vorausgegangenen Jahren eine leichte Untersterblichkeit. Bei den Personen über achtzig Jahren war die Sterbezahl ähnlich, wenn man es mit Prozent bewertet. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen auf dessen Totenschein das Wort Corona stand betrug 82 Jahre. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen wo dieses Wort auf dem Totenschein nicht vermerkt wurde, war 81 Jahre.

Weltweit starben mehr als 60 Millionen Menschen. An, mit oder in Folge an Corona etwas mehr als zwei Millionen. Der Anteil dieser Verstorbenen an der Gesamtzahl betrug etwa 3,6 Prozent. Im gleichen Zeitraum starben über neun Millionen Menschen an Krebs und ebenfalls über neun Millionen an einer Herzerkrankung. Des Weiteren starben 6,1 Millionen Kinder unter 15 Jahren an Unterernährung und verschiedener Krankheiten. Wenn man diese Realitäten betrachtet kann man dann Corona als ein besonderes Gericht Gottes nennen?
Oder ist es eine Krankheit die einfach zu dieser Welt gehört? Hierbei sollte man an das fahle Pferd mit dem Reiter Tod denken. Christen sind in der Hand Gottes. Das heißt nicht, dass ein Christ vor Krankheit geschützt ist. In der Hand Gottes bedeutet, dass niemand einen Christen aus der Hand Gottes reißen kann und er in der Ewigkeit beim Vater und beim Herrn sein wird. Aber solange Christen noch in diesem irdischen Leben sind, sind Christen aufgerufen wachsam zu sein, nüchtern zu bleiben und alles zu prüfen.

Gleich welche Auffassung der einzelne Christ beim Thema Corona haben kann, eins müsste doch klar sein, auch die heutige Obrigkeit richtet sich nicht nach dem lebendigen Gott aus, sondern geführt vom antichristlichen Geist trifft sie die Maßnahmen in der Sache Corona.
Und diese Maßnahmen hat man nach meiner Auffassung als Christ von der Bibel her zu hinterfragen und als Staatsbürger vom Grundgesetz her. Ich möchte jedoch noch einmal darauf hinweisen, dass es bei dieser Mitteilung hier um eine persönliche Auffassung geht. 
Helmut Krcal. im 
März 2021

Eingestellt von Horst Koch. Auch die Betonungen im Text sind von mir, ebenso der Anhang.

Nachwort von Horst Koch

Diese Ausführungen von Herrn Krcal (Krecal) bringen die gegenwärtigen weltweiten Corona – Seuchen – Ausbrüche in Verbindung zu Gottes Wort. Das ist unbedingt zulässig und notwendig, denn in der Bibel heißt es in Matthäus 10, 26-33:  „…Fürchtet euch vielmehr vor dem, der Seele und Leib verderben (töten)  kann… bei euch aber sind selbst die Haare auf eurem Haupte gezählt vom himmlischen Vater“.
Auch wenn dies unser Verstehen total übersteigt, so zeigt es doch klar: Sollte Gott nicht um diese weltweiten Katastrophen wissen?

Kurz gesagt. Neben Gott und Seinem Reich existiert auch ein Welt des Bösen, der Finsternis, mit Macht auf dieser Erde usw. Deswegen müssen wir uns immer wieder unter Seinen Schutz und Segen stellen, als Einzelne und als Volk. Wer allerdings diese Schutzräume usw. verläßt oder sie verschmäht, ist dem Wirken des Bösen total ausgeliefert.
Wie wir es in der Geschichte und heute wieder sehen können.
Die zerstörerischen Kräfte des Bösen greifen dann unbarmherzig um sich, und Zerstörung, Chaos und Krankheiten sind Tür und Tor geöffnet, wie wir es augenblicklich ja selbst erleben müssen.

Nun fragt sich, was wir denn tun können?

Kurz gesagt. Das Gerichtshandeln Gottes ist nicht mehr aufzuhalten. So sagt es Gottes Wort. Und somit bleibt uns Menschen lediglich das rettende SOS (Rettet unsere Seelen) mit Blick auf die biblische „Arche“ namens Golgatha. Und so kann jeder im Glauben und mit Gebet sich in die rettenden Hände des Heilands Jesus Christus begeben. Denn die Zusage in Gottes Wort heißt:
Wer den Namen des Herrn Jesus anruft, wird errettet werden.“ Apostelgeschichte 2, 21.

H. Koch, 1. 4. 2021

info@horst-koch.de

 




Ihr seid das Salz der Erde (Thielicke)

Helmuth Thielicke

Das Salz der Erde

Wenn man viele Christen in ihrer oft weichen und femininen und süßlichen Art sieht, möchte man meinen, daß sie doch den Ehrgeiz hätten, der Honigseim der Welt zu sein. Sie versüßen und verzuckern die Bitternis des Schicksals durch eine allzu billige Vorstellung vom lieben Gott. Sie erweichen die Härte der Schuld durch eine fast beängstigende Kindschaftsromantik. Sie haben die Hölle wegretuschiert und sehen nur den Himmel offen. Sie stecken vor Teufel und Anfechtung den Kopf in den Sand und haben das ewige und verkrampfte Lächeln einer gespielten Weltüberwindung auf ihren Zügen.

Das Reich Gottes, das unter den Wehen der Geschichte und unter wilden Schmerzen, das unter den Exzessen des Antichrists und unter dem Stöhnen der Märtyrer hereinbrechen soll, ist ihnen zu einem harmlosen Blütengarten geworden, und ihr Glaube ein süßer Honig, den sie diesen Blüten entnehmen. Daher kommt es denn auch, daß die Welt sich an diesen Christen immer wieder überißt und sich angeekelt abwendet, weil sie spürt, daß das Leben härter ist und daß es deshalb größeren Anstand verrät, wenn man seine Bitternisse unverzuckert erträgt.

Aber Jesus sagt ja gar nicht: »Ihr seid der Honig«, sondern »Ihr seid das Salz«. Das Salz beißt; und die unverkürzte Botschaft vom Gericht und von der Gnade Gottes hat denn auch noch immer gebissen, so sehr, daß man dagegen aufbegehrte und oft genug wieder gebissen hat.

Der Honiggott der natürlichen Weltanschauungen war leichter zu ertragen. Wo Salzkraft in einer Kirche und in einer Predigt ist, da findet man auch immer das saure Reagieren. Denn das Salz beißt und ätzt überall da, wo wir Menschen wunde Stellen haben. Wir aber wollen eine Heilung ohne Schmerzen – und außerdem sind wir nicht gern an jene wunden Stellen erinnert. Darum schreit die Welt nicht nur nach dem Goldenen Kalb, sondern nach den Honiggöttern, die unsere tiefsten Wunden vergessen machen. Wo das saure Reagieren auf die Botschaft nicht mehr da ist, da fehlt das echte Salz.

Es ist ein bedenkliches Zeichen, wenn die Welt in einem allzu ungetrübten Frieden mit der Kirche lebt und wenn eine Gemeinde allzu begeistert von ihrem Prediger ist. Dann hat er in der Regel kein Salz von der Kanzel gestreut. Die Menschen unter der Kanzel hat es nicht gebissen, und so sind sie denn nach Hause gegangen und haben gemeint, sie seien gesund, sie trügen keine Wunden, und der liebe Gott hätte sie »mit heiler Haut« davonkommen lassen. Begeisterung und allzu einmütige Zustimmung zu einer Predigt pflegen auf bedenkliche Mangelerscheinungen zu deuten.

Und weiter: Das Salz hat eine fäulnisverhindernde, eine konservierende Kraft. Das Fleisch des Abendlandes ist faulig und stinkend geworden, seitdem das Salz fehlt. Gewiß, man hat Fortschritte gemacht, man ist technisch auf der Höhe, man hat die Freude des Diesseits entdeckt, man liebt das braungebrannte, das lebensfrohe, das junge Fleisch. Aber darin kann der Wurm sitzen, und wohin wir mit der Devise der sonnengebräunten Lebensbejahung gekommen sind, in welchen Abgrund die Welt ohne Gott stürzt (diese in ihren eigenen Wonnen erschauernde und sich selber vergötternde Welt), das haben wir ja wahrhaftig in einer Weise am eigenen Leibe erfahren, daß ich darüber kein Wort zu verlieren brauche.

Wir, einschließlich aller nur denkbaren Freidenker, Atheisten und Antitheisten, leben alle noch vielmehr vom christlichen Erbe, vom »Salz im Fleisch«, als wir es selber wissen. Aber der Organismus unseres Vaterlandes, ja unseres ganzen Erdteiles, hat es allmählich aufgesaugt. Darum sind die Jünger so nötig, die neue Salzkraft in die Welt tragen und sie gegen die eingedrungenen Giftstoffe der Fäulnis und der Verwesung gegen alle jene Prozesse, die man mit einem ahnungsvollen Namen als »Untergang des Abendlandes« bezeichnet immunisieren helfen.

Professor Helmut Thielicke in: Das Helmut Thielicke Lesebuch; Quellverlag Stuttgart 1998: 200-201




Der Ernstfall (Dr. Fr. Lux)

Dr. Friedemann Lux

DER ERNSTFALL IST DA

KIRCHEN NACH EINEM JAHR CORONA

Einleitung 

Jetzt ist es fast ein Jahr her, dass die Corona-Pandemie die Gemüter beschäftigt. Und ein halbes Jahr, dass bei sommerlichem Wetter die große Erleichterung an ng: Jetzt haben wir es doch wohl bald geschafft . . . Wir wissen, dass es ganz anders gekommen ist. Die „zweite Welle“ hat die Welt im Griff. Neue Mutationen des Virus könnten seine Bekämpfung zu einem Fall des klassischen Wettlaufs zwischen Hase und Igel machen: Was die Medizin auch anstellt, das Biest ist schneller. Statt „Lockerungen“ erleben wir einen neuen, ungleich härteren Lockdown, der schon bald bis an den Rand des faktischen Hausarrests für fast alle gehen kann. Juristisch ist er in Deutschland mittlerweile abgesichert durch die am 18. November 2020 im Bundestag durchgepeitschte „Reform des Infektionsschutzgesetzes“, von manchen als „Ermächtigungsgesetz“ bezeichnet. 

Was für Versprechen, Erklärungen und Prognosen kann man zurzeit noch glauben? 

„Unsere Mediziner haben die Lage im Griff.“ Stimmt nicht. Sie wollen sie zwar in den Griff bekommen, sind schier besessen von dem Willen, die Pandemie mit den Mitteln menschlicher Medizintechnologie zu meistern. Doch in Wirklichkeit erleben wir den nächsten Turmbau zu Babel (bereits den dritten in der neueren Zeit, zählt man die „Energiewende“ und die „Klimarettung“ dazu). Und ein gigantisches Gericht Gottes über die „Halbgötter in Weiß“. Sie geben selber zu, dass keiner so genau weiß, wie das mit den Impfungen werden wird, und jederzeit können die Meldungen über eine neue Mutation kommen, die nicht nur im Ansteckungspotenzial, sondern auch in der Schwere des Krankheitsverlaufs wesentlich aggressiver ist als das Virus, das wir bisher kennen. 

„Die Maßnahmen wirken, wir müssen nur ein bisschen nachbessern.“ Tatsache ist: Regierende und Mediziner in aller Welt können offenbar machen was sie wollen, die Pandemie rast weiter. 

„Das sind doch nur vorübergehende Einschränkungen.“ Das hören wir jetzt seit einem Dreivierteljahr, und je länger wir es hören, umso unglaubwürdiger wird es. 

„Einen Lockdown wie im Frühjahr 2020 wird es nie mehr geben.“ Tönten die Regierenden in Deutschland Anfang September. Wie kurz „nie mehr“ doch sein kann . . . Oder stimmt der Satz vielleicht doch? Der jetzige Lockdown ist ja in der Tat nicht so wie der im Frühjahr, sondern schlimmer. 

„Wir wollen die Bevölkerung schützen. Der Schutz des Lebens ist unser höchstes Gut.“ Wer sich klarmacht, dass in diesem Land jedes Jahr über 100.000 Kinder im Mutterleib fachgerecht getötet werden, der weiß, wie hohl dieser Satz ist. 

„Das machen die da oben doch nie.“ – „Das dürfen die doch gar nicht.“ – „Das trauen die sich doch gar nicht.“ – „Wir leben doch in einer Demokratie.“
Wir wissen inzwischen, was sie alles machen und sich sehr wohl trauen. Seit dem Gesetz vom 18. November 2020 dürfen sie es sogar. Fundamentale Grundrechte der Demokratie sind ausgesetzt oder beschnitten.
Meinungsfreiheit? Wird zügig reduziert; die „elektronische Bücherverbrennung“ (Abschaltung von Beiträgen im Internet) boomt.
Demonstrationsfreiheit? Ist, wenn es um die Corona-Maßnahmen geht, an die Leine genommen worden.
Eine glaubwürdige Opposition in den Parlamenten? Gibt es höchstens auf Sparflamme.
Bewegungs- und Reisefreiheit? Bleiben eingeschränkt.
Freiheit der Religionsausübung? Selbst hier kriselt es, aber mehr dazu unten in Abschnitt 4 und 5. 

Und es ist ja nicht nur in Deutschland so, sondern in weiten Teilen der Welt. Und was dem nachdenklichen Beobachter auffällt, ist nicht nur das, was alles gesagt wird, sondern auch das, worüber nicht gesprochen wird – GOTT. Die Medizin, die Wissenschaft, die Politik, die richtige Strategie soll es richten. Gott kommt in der öffentlichen Debatte nicht vor. 

Das ist unsere Situation. Die erste große Frage lautet hier: Wie konnte es zu dieser Reaktion auf Corona kommen? Die zweite Frage lautet: Wozu hat das geführt? Wie ist die derzeitige Lage speziell in Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften? Was lässt diese Lage für die Zukunft ahnen? Und die dritte Frage ist: Wie können Christen und Gemeinden sich auf diese Zukunft vorbereiten? Ich werde diese Fragen bewusst aus der geistlich-christlichen Perspektive heraus stellen. Es ist die alles entscheidende Perspektive, denn die fundamentale Realität unseres Kosmos heißt nicht „Wissenschaft“, nicht „Politik“, noch nicht einmal „Demokratie“, sondern „Gott“. Fangen wir an. 

1. Die vergessene Realität: Ein Weltbild ohne Gott 

Das klassische jüdisch-christliche Weltbild basiert darauf, dass es eine Welt der Immanenz und eine Welt der Transzendenz gibt. Das Nizäische Glaubensbekenntnis formuliert es so: „Wir glauben an den einen Gott, . . . der alles geschaffen hat, . . . die sichtbare und die unsichtbare Welt.“ Die sichtbare Welt ist der Kosmos, wie er den Sinnesorganen sowie den diversen Beobachtungs- und Messinstrumenten des Menschen zugänglich ist. Sie ist das, was physikalisch erfassbar und beschreibbar ist. Die unsichtbare Welt ist die Welt Gottes und der Engel sowie des Teufels und der Dämonen – eine Welt, die physikalisch nicht erfassbar und keinem Fernrohr, Teleskop oder Mikroskop zugänglich ist. Diese Welt liegt nicht etwa „ganz weit draußen“, hinter x Galaxien, sondern sie ist mit der sichtbaren Welt verwoben und verschränkt. Für den Menschen, der den wahren Gott liebt, kann sie sich augenblicksweise schon in diesem Leben öffnen – etwa im Gebet, beim Hören der Matthäuspassion, beim Lesen der Bibel, in der Gottesdienstliturgie oder bei der Feier des Abendmahls. Der Wissenschaft ist sie hermetisch verschlossen. 

Es ist die übereinstimmende Aussage sowohl der Bibel als auch der Kirchen- und Missionsgeschichte, dass die Transzendenz in die Immanenz hineinwirkt. Die Zahl der Bibelstellen, die Kriege, Naturkatastrophen und politische Erschütterungen, aber auch wunderbare Errettungen und Krankenheilungen Gottes Wirken zuschreiben, ist Legion. Es ist für die Bibel eine absolute 

Selbstverständlichkeit, dass Gott ein Akteur, ja in gewissem Sinne der Akteur der Weltgeschichte ist. Und genauso selbstverständlich ist, dass auch das Böse in die Welt hineinwirken kann – dass Menschen von Dämonen besessen sein können und dass hinter Kriegen, Revolutionen, falschen Ideologien und unterdrückerischen Regimes Mächte der Finsternis stecken. 

Diese ganze Dimension der Transzendenz ist zuerst von der philosophischen Aufklärung und danach von der bibelkritischen Theologie für das Denken abgeschafft worden. Aus dem „Darüber können wir nichts aussagen“ wurde schnell ein „Das existiert nicht, das kann man einem denkenden Menschen nicht zumuten.“ Das Weltbild der Moderne kennt keine „unsichtbare Welt“ mehr; diese Welt zählt nicht mehr für Erklärungen und Forschungen. 

Mit das Heimtückischste an dieser Entwicklung ist, dass sie auch bei den „Frommen“, die eigentlich Bibel und christliche Tradition hochhalten, Spuren hinterlassen hat. Dafür zwei Beispiele, die erst ein paar Jahrzehnte zurückliegen. 

Beispiel Nr. 1: In Markus 9,14ff. nden wir die Heilung eines besessenen Knaben durch Jesus. In einer frühen modernen Bibelübersetzung fügte die Redaktion vor dieser Episode folgende Zwischenüberschrift ein: „Jesus heilt ein epileptisches Kind.“ Die geschilderten Symptome „passen“ zum Teil durchaus zu einem epileptischen Anfall. Aber der Text redet eindeutig von einem „unreinen Geist“. Was ist hier geschehen? Der redaktionelle Bearbeiter war im Weltbild der Moderne gefangen, die keine Dämonen mehr kennt; also musste Epilepsie als Erklärung herhalten. 

Beispiel Nr. 2: In den 1980er Jahren schrieb der Leiter eines christlichen Sanatoriums ein Buch, in welchem er u.a. auf das Gebet für die Kranken nach Jakobus 5,14-15 zu sprechen kam. Er schrieb, dass das moderne Gegenstück des Salbens mit Öl die Verabreichung moderner Medikamente sei: Früher haben sie die Kranken mit Öl gesalbt, heute machen wir das anders . . . Aber das „anders machen“ ist in Jakobus 5 gar nicht vorgesehen. Medikamente gab es auch damals schon, aber Jakobus fordert nicht dazu auf, dem Kranken z.B. Heilkräuter zu geben, sondern ihn mit Öl zu salben (als Symbol des Heiligen Geistes) und für ihn zu beten; der Ansatz ist überhaupt nicht medizinisch, sondern seelsorgerlich. Doch das moderne Weltbild war im Hinterkopf dieses Autors so stark, dass er Jakobus‘ Anweisung gleichsam nur durch die Brille dieses Weltbildes sehen konnte. 

Ein Riesenproblem der Christenheit in der Moderne und Postmoderne ist, dass sie zwar in Gottesdienst und Bibelstunde das biblische Weltbild der sichtbaren und der unsichtbaren Welt glaubt, aber im Alltag (fast möchte man sagen: „im richtigen Leben“) oft zurückfällt in das moderne Weltbild, das nur noch die sichtbare Welt kennt. Welcher Christ rechnet z.B. noch damit, dass die an Krebs erkrankte Freundin durch ein Eingreifen Gottes geheilt werden könnte? Stattdessen wird gleich darum gebetet, dass sie die Chemotherapie möglichst gut übersteht . . . 

Jesus hat in der Bergpredigt gesagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Genauso kann man als Christ nicht zwei Weltbilder haben – das eine für die Kirche, das andere für das „wirkliche“ Leben. Wir müssen uns entscheiden. Und da lautet die wichtigste Erkenntnis, die es zu Corona gibt, so: Diese Pandemie hat zentral mit Gott zu tun. Wir haben sie als Gericht bzw. Sich-zu-Wort-Melden Gottes zu verstehen. Wer dies nicht begreift bzw. als „unwissenschaftlich“ beiseiteschiebt, wirft den Schlüssel zum Verständnis – und zur Beendigung – der Pandemie von vornherein weg. 

Eine Regierung, die die Dimension Gottes ernst nimmt, würde die Bürger zum Beten und zu Bitt- und Bußgottesdiensten aufrufen, anstatt ihre religiöse Versammlungsfreiheit einzuschränken. Können wir im Ernst erwarten, dass Corona aufhört und alles wieder gut wird, solange wir es nicht als Reden Gottes begreifen und darauf antworten? Wie realitätsfremd kann man werden? Noch einmal: Man kann nicht zwei Weltbilder haben. 

2. Die vergessene Realität: Gesundheit statt Seelenheil 

Parallel zur Abschaffung der Dimension der Transzendenz hat sich eine massive Störung der Gewichtsverteilung zwischen dem Körper und der Seele des Menschen vollzogen. Hier ist nicht der Ort für eine philosophische oder theologische Analyse des Leib-Seele-Dualismus, aber halten wir fest: Überall, wo im Neuen Testament von Bekehrungen die Rede ist, geht es zentral um das Seelenheil, genauer: um das ewige Heil, das nach dem Tod fortbesteht und dann erst seine ganze Erfüllung findet. Es war die Sorge um das Seelenheil, die Luther zum Reformator werden ließ, und viele Jahrhunderte lang ging es in Mission und Evangelisation zuvörderst darum, „Seelen zu retten“; dass die geretteten Seelen dann auch vernünftiger mit ihrem Leib umgingen, war sozusagen eine positive Nebenwirkung. 

Der Einbruch der heidnischen Gnosis in die alte Kirche hat die Balance zwischen Seele und Leib zeitweise bedenklich weit zugunsten der Seele verschoben. Manche spätantiken Eremiten lebten nach dem Motto: „Wir waschen uns nie“. Der Leib, das war das Böse. Doch das ist heute Schnee von vorgestern. Längst ist das Pendel weit in das andere Extrem hineingeschwungen. Heute geben die Bürger der Wohlstandsländer (darunter auch Christen) jährlich Unsummen aus, um ihren Körper möglichst lange schön, frisch und gesund zu erhalten. Gesundheit und ein langes Leben sind für viele eine Religion geworden. Ewige Seligkeit bzw. „in den Himmel kommen“ spielt für die Menschen, die an keinen Gott glauben, keine Rolle mehr; von Wohlfühlchristen wird es als Selbstverständlichkeit abgehakt. 

Man muss um diese Verschiebung der zentralen Sorge des Menschen vom ewigen Seelenheil zur körperlichen Gesundheit wissen, um die irrationale Angst der Menschen in unserem Land vor einer Ansteckung mit COVID 19 verstehen zu können. Die Medizin, die Medien und die Mächtigen brauchen gar nicht viel zu unternehmen, um dieses Feuer zu schüren; die Flamme ist schon so stark genug. Menschen, für die das ewige Seelenheil entweder nicht mehr existiert oder billig geworden sind, sind bereit, fast jeden Preis zu zahlen, um nur ja nicht vorzeitig sterben zu müssen. Masken tragen, keine Geburtstagsfeiern mehr, die Oma im Altenheim nicht mehr besuchen, auf den Urlaub verzichten, der sicheren Arbeitslosigkeit und dem sicheren Staatsbankrott ins Auge sehen – alles geht. 

Folgende Fragen sind hilfreich, um zu bestimmen, wo man bezüglich des Themas „Gesundheit und Seelenheil“ steht. Fragen wir uns einmal ganz einfach: 

• Was ist mir wichtiger: regelmäßiger Ausgleichssport oder regelmäßig das Heilige Abendmahl feiern? 

• Was ist mir wichtiger: der Arztbesuch oder die Beichte? Gesundheit oder Vergebung der Sünden? 

• Wovor habe ich mehr Angst: Krebs (oder Corona!) zu bekommen oder in Gottes Gericht verdammt zu werden? 

• Wenn ich wüsste, dass ich in einer Stunde sterben werde, wüsste ich dann ganz genau, dass es anschließend weitergehen und Gott mich gnädig annehmen wird? 

3. Die vergessene Realität: Menschen mehr gehorchen als Gott 

Zu der absoluten Realität Gottes gehört es auch, dass Gott derjenige ist, dem ich am meisten Gehorsam und Loyalität schuldig bin. Der Satz „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29) ist eines der zentralsten Prinzipien in der Bibel. Im Kontext eines Predigtverbots durch den Sanhedrin in Jerusalem ausgesprochen, zieht er sowohl in der Bibel (dort bereits im Alten Testament) als auch in der Kirchengeschichte weite Kreise. Im Gegensatz zu dem, was heute durch manche evangelikalen Köpfe geistert, wird er durch die bekannte Stelle Römer 13,1–7 („jedermann sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat . . .“) mitnichten aufgehoben.
Von den ägyptischen Hebammen und Mose im Buch Exodus bis zu „modernen“ Glaubenszeugen wie Dietrich Bonhoeffer und den Christen bei den Montagsdemonstrationen 1989 in der ehemaligen DDR reicht die Palette von gottesfürchtigen Menschen, die staatlichen Obrigkeiten und Verordnungen trotzten, weil Gottes Gebote und Gerechtigkeit etwas anderes nicht zuließen. 

Aber Gott gehorchen – auch dies ist dem modernen (und erst recht dem postmodernen) Menschen abhandengekommen. Dies gilt selbst für viele fromme Kreise, wo das unbiblische, dem Zeitgeist angepasste Gotteszerrbild des lieben Gottes, der ein Züchtigungsverbot bekommen hat, den Gedanken, dass man Gott so etwas wie Gehorsam schuldig sein könnte, weithin verdrängt hat. Dann lieber dem Staat gehorchen, denn der – vgl. den riesigen Bußgeldkatalog für „Verstöße“ gegen die Corona-Regeln – hat kein Züchtigungsverbot, sondern bestraft einen munter. Traurig, aber wahr: Viele Christen fürchten heute die Vertreter des Staates mehr als Gott – und das (es ist eigentlich nicht zu fassen) in einem demokratischen System, wo ja der Bürger der Souverän sein sollte! 

Abschließen möchte ich diesen Abschnitt mit einer (manchen vielleicht schon bekannten) Szene aus einer Bibelstunde vor vielleicht 50 Jahren. Das Thema des Abends sind Gottes Gebote, und um den Teilnehmern etwas zu geben, worin sie sich festbeißen können, erzählt der Leiter eine wahre Geschichte aus der Hitlerzeit: 

Man schreibt das Jahr 1943, die „Endlösung der Judenfrage“ rollt. Eine gläubige Familie hat im Keller ihres Hauses einen Juden versteckt. Eines Abends – man sitzt in der Küche beim Abendessen – klingelt es an der Tür. Der Hausherr geht hin und öffnet. Draußen stehen zwei Gestapo-Beamte: „Wir machen gerade eine Umfrage für die öffentliche Sicherheit. Wohnen in Ihrem Haus Juden?“ Der Hausherr erwidert mit der ruhigsten Miene der Welt: „Nein, wie kommen Sie auf so was? Bei uns gibt’s keine Juden!“ Man tauscht noch ein paar Höflichkeiten aus, dann gehen die Männer wieder. 

Kommentar mehrerer Teilnehmer der Bibelstunde: „Wie konnte der Hausherr so was sagen? Christen dürfen doch nicht lügen!“ Ob diese von Freiheit verwöhnten Frommen schon einmal von den hebräischen Hebammen aus 2. Mose 1 gehört hatten? 

4. Wie haben die Kirchen auf Corona reagiert? 

Zurück zur aktuellen Lage. Stellen wir uns, C.S. Lewis‘ geniale Idee mit seiner fiktiven „Dienstanweisung an einen Unterteufel“ aufgreifend, einen Augenblick lang vor, beim Satan und seinen Dämonen gäbe es Neujahrsansprachen. Dann hätte die Ansprache des für Deutschland zuständigen Oberteufels am 1. Januar 2021 vielleicht die Überschrift „Sie singen nicht mehr“ gehabt, und der höllische Funktionär hätte schadenfroh über ausgefallene Christmetten referiert, über Präsenzgottesdienste mit absoluter Maskenpflicht, über Ordner, die einen maskenlosen Gottesdienstbesucher rüde anfahren, über verbitterte Gemeindeglieder, die nicht mehr kommen, und über Pastoren, die einem Sterbenden im Altenheim aus Hygienegründen das letzte Abendmahl verweigern. Und als Nächstes hätte er vielleicht süffisant hervorgehoben, dass, wenn die „Maßnahmen“ und „Auflagen“ noch wenige Monate weitergehen, die Christen in Deutschland, aber auch anderswo ein ganzes Kirchenjahr nicht in der gewohnten und gebotenen Weise begehen konnten. 

Viele Eltern und Lehrer sorgen sich heute, dass, wenn die Lockdowns weitergehen, die Schüler bald ein ganzes Schuljahr verloren bzw. nur als Notbetrieb erlebt haben werden, und fragen sich, was das mit der Bildung, aber auch den Seelen der Kinder macht. Bei Christen sollte der „Ausfall“ von demnächst einem ganzen normalen Kirchenjahr die Alarmglocken noch viel lauter klingen lassen. Diese Sache hat eine geistliche Bedeutung, über die viele vielleicht noch gar nicht nachgedacht haben. Nicht ins Ausland oder ins Fitnesscenter fahren zu können, ist lästig; aber kein normales Abendmahl mehr und nicht mehr singen dürfen – das zeigt, dass wir es bei Corona mit mehr als einem medizinischen Problem und menschlichen Bevormundungsspielen zu tun haben, nämlich mit den Mächten der Finsternis (vgl. Epheser 6,12). Corona ist eindeutig mehr als ein Angriff auf die Gesundheit der Menschheit; letztlich zielt es auf die Zerstörung von Freiheit und Demokratie, von Bildung und sozialem Leben, aber auch auf die Zerstörung der Gemeinde Jesu und ihrer konkreten Kirchen vor Ort. 

Leider ist das Bewusstsein für diese geistliche Tiefendimension bis jetzt noch nicht in den Chefetagen von Kirchen und kirchlichen Verbänden angekommen. Was sich im März 2020 noch als Überrumpelungseffekt erklären ließ, ist inzwischen zur eisernen Normalität geworden: Christen haben den staatlichen Aussagen Folge zu leisten, basta. Wenn in diesem Zusammenhang die Bibel zitiert wird, dann meist nur Römer 13. Wagt eine Gemeinde es, einen „normalen“ Gottesdienst abzuhalten, droht ihr die Auflösung der Veranstaltung durch die Polizei; es ist schon mehrfach passiert. Kommt es infolge dieses Gottesdienstes zu Corona-Ansteckungen, ist diesen Christen die Häme und Wut der Gesellschaft sicher. Und der Tadel selbst frommer Christen, wie man nur so „verantwortungslos“ sein kann . . . 

Der gläubige Christ, der angesichts der Mischung aus Panik und Härte, mit der die Oberen auf Corona reagieren, feststellt, dass hier Dinge fundamental schieflaufen, und sich ein mahnendes Wort von evangelikalen Organisationen und Repräsentanten erhofft, wird bisher weitgehend enttäuscht. Selbst Institutionen wie die Evangelische Allianz und diverse Gemeinschaftsverbände fahren die Linie des strikten Befolgens der staatlichen Maßnahmen. Die Bezeichnungen „Verschwörungstheoretiker“ und „Coronaleugner“ sind längst auch in Kirchen und Gemeinschaften zu verbalen Keulen geworden, mit denen selbstständig Denkende in „die rechte Ecke“ gestellt werden. Wer sich besorgt fragt, was die „Corona-Maßnahmen“ mit uns machen, findet hilfreiche Informationen und Analysen oft eher bei säkularen Autoren und Journalisten als bei kirchlichen Stellen. Diese Autoren kommen ohne Bibelzitate daher, dafür aber mit einem wachen gesunden Menschenverstand, von dem viele Fromme sich eine dicke Scheibe abschneiden könnten.

Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Zum einen erleben wir hier die Folgen einer jahrzehntelangen und zunehmenden Anpassung von Kirchen und Gemeinschaften an den Zeitgeist.
Zum Zweiten haben Jesus und die Apostel uns im Neuen Testament unmissverständlich vorhergesagt, dass in der Endzeit kräftige Verführungen über die Gemeinden hereinbrechen und viele vom Glauben abfallen werden (vgl. Matthäus 24,10; Lukas 21,16).
Und drittens gibt es historische Präzedenzfälle dafür, wie ganze Kirchenverbände und ihre Repräsentanten in Situationen, wo sie ihre Stimme hätten erheben sollen, von Blindheit geschlagen waren. Man denke nur an die Reaktion der Mehrheit der Christen und Kirchen in Deutschland auf Hitlers Diktatur. Oder an die willig angepassten Kirchen im Ostblock in den Jahren 1945– 1990. Die Verführung, sich mit den Mächtigen gutzustehen, ist schon immer stark gewesen, und die innere Widerstandskraft der heutigen Christen und Kirchen im so lange verwöhnten Westen ist definitiv nicht hoch. 

5. Christenverfolgung? 

In dem Hin und Her der Stimmen, Meinungen und Warnungen zu Corona ist auch das Stichwort „Verfolgung“ aufgekommen. Die einen sehen die Corona-Maßnahmen als Beginn einer Christenverfolgung, die anderen kontern, dass es eine Unverschämtheit sei, wenn Christen, die unter den Maßnahmen leiden, sich mit den Bürgerrechtlern in der DDR verglichen; sie wüssten doch gar nicht, was Christenverfolgung ist. Hier ist dringend Versachlichung geboten, und ich möchte sie mit zwei Punkten versuchen: mit einem historischen Rückblick und mit einigen Gedanken über gekochte Frösche. 

5.1 Wie es in den Ostblockländern war 

Als 1945 der Kommunismus Osteuropa überrollte, standen die Kirchen alsbald vor dem Problem, wie sie sich zu der neuen Obrigkeit und ihrer Ideologie verhalten sollten. Die Strategie der neuen Machthaber war – anders als anfangs in China oder in der Frühphase der russischen Revolution – nicht der Frontalangriff auf die christliche Religion als solche; vielmehr wurde systematisch versucht, die Kirche als Institution bestehen zu lassen, sie aber mit der Parteiideologie gleichzuschalten. Es ist (möglicherweise mit der Ausnahme Albaniens) in den Ostblockstaaten wie auch in der nachstalinistischen Sowjetunion nie „verboten“ gewesen, Christ zu sein; die Verfassungen enthielten selbstverständlich einen Religionsfreiheits-Paragrafen. Aber es wurde, in geschickter Ausnutzung von Römer 13, von den Kirchen erwartet, dass sie sich „an die Gesetze hielten.“ Die Devise lautete: „Ihr könnt selbstverständlich als Christen leben und zur Kirche gehen – ihr müsst euch nur an die Regeln halten.“ 

Was für Regeln waren das? Zum Beispiel, dass religiöse Unterweisung für Kinder verboten war; also bitte keine Kinderkirche oder Jungschar für Kinder unter beispielsweise 10 Jahren. Begründet wurde dies mit dem Kindeswohl (Schutz Minderjähriger vor Indoktrination). Bald darauf wurde die Altersgrenze zum Beispiel auf 12 Jahre angehoben, dann auf 14, schließlich auf 18.
Oder: Das Verteilen von Bibeln und anderen religiösen Schriften im öffentlichen Raum war verboten.
Oder: Keine religiösen Gespräche mit Kollegen während der Mittagspause.
Oder: Die Sonntagspredigt bitte vorher dem örtlichen Religionsbeauftragen vorlegen, damit etwaige missverständliche oder nicht sozialismuskonforme Formulierungen bereinigt werden können. Und muss die geplante Bibelstundenserie über die Johannesoffenbarung wirklich statt finden in diesen Zeiten, wo der Weltfriede gefährdet ist? 

Wir sehen das Prinzip. Es hat damals nicht sehr lange gedauert, und den ersten Christen wurde klar:
„So geht das nicht weiter; wenn wir da mitmachen, verraten wir unseren Herrn, das Seelenheil unserer Kinder, das Heil unserer Kollegen und, und, und . . .“
Und es bildeten sich die ersten illegalen Gemeinden (später „Untergrundkirchen“ genannt), die sich in privaten Örtlichkeiten, aber auch zum Beispiel nachts im Wald trafen, um heimlich Gottesdienst zu feiern, Gelegenheit zu Abendmahl und Beichte zu gehen, zu taufen und vieles mehr. Es dauerte wiederum nicht lange, und der Staat begann, die Untergrundkirche gnadenlos zu verfolgen. Gottesdienste wurden polizeilich aufgelöst, Pastoren inhaftiert. Und warum die Verfolgung? Weil diese Menschen Christen waren? Aber nicht doch, sondern weil sie die Regeln nicht eingehalten hatten . . . 

Es war die Untergrundkirche, die die Flamme des christlichen Glaubens in den langen Jahren der kommunistischen Unrechtsherrschaft in Europa am Brennen gehalten hat. Ohne sie wäre der Glaube in diesen Ländern rückstandslos verschwunden. Nicht alle in den westlichen Kirchen haben das begriffen. Als die Bücher des rumänischen Pastors und Dissidenten Richard Wurmbrand, den westliche Christen aus der Haft freigekauft hatten, im Westen bekannt wurden, haben viele ihm nicht geglaubt; hätte es das Wort damals schon gegeben, sie hätten ihn glatt als „Verschwörungstheoretiker“ tituliert.

5.2 Wie man einen Frosch kocht 

Viele kennen das Beispiel schon: Wenn man einen Frosch nimmt und in einen Topf mit siedend heißem Wasser wirft, wird er instinktiv versuchen, aus dem Topf herauszuspringen; selbst sein kleines Hirn hat begriffen, dass man ihn umbringen will. Tut man ihn dagegen in einen Topf mit kaltem Wasser und steigert im Folgenden die Temperatur ganz allmählich, hat man am Schluss einen perfekt gekochten Frosch, denn zu keinem Zeitpunkt hat er das dringende Bedürfnis verspürt, in die Freiheit zu springen: Es ist doch nur ein kleines bisschen wärmer geworden, das werde ich auch noch schaffen . . . 

Die osteuropäischen Machthaber nach 1945 haben diese Taktik der allmählichen Temperatursteigerung geschickt eingesetzt. Die „Untergrundkirchenfrösche“ waren diejenigen, die rechtzeitig erkannten, was mit ihnen gespielt wurde; die anderen ließen sich fertiggaren. 

Was uns zurück zu der Debatte führt, ob man die Corona-Maßnahmen als Beginn einer Christenverfolgung sehen kann. Das hängt ganz davon ab, welchem Frosch-Koch-Modell man folgt – dem mit dem siedend heißen Wasser oder dem mit der allmählichen Temperatursteigerung. Niemand kann heute im Ernst versuchen, die Lage der Christen in Deutschland mit der ihrer Glaubensgeschwister in Nordkorea, Pakistan oder dem Iran gleichzusetzen; dort ist der Boden für Christen wirklich siedend heiß. Und wo heutigen Querdenker-Demos der Wasserwerfer droht, mussten die Teilnehmer der Montagsdemonstrationen in Leipzig damit rechnen, mit Maschinengewehrsalven niedergemäht zu werden. Insofern Bejahung der einschlägigen Stellungnahmen christlicher Organisationen. 

Aber . . . Das Bild ändert sich, sobald wir in die Perspektive der zweiten Methode, Frösche zu kochen, überwechseln. Bereits seit geraumer Zeit erleben wir in den westlichen Ländern eine fortschreitende Einengung der Spielräume von Christen in Beruf, Alltag und selbst in den Kirchen. Da ist die schwedische Krankenschwester, die sich weigerte, bei Abtreibungen mitzuwirken, und daraufhin die (inzwischen von den Gerichten bestätigte) Kündigung bekam.
Da ist der Pastor in Deutschland, dem seine eigene Kirchenleitung ein totales Verbot der Ausübung seines Berufes als Pfarrer seiner Gemeinde erteilt hat, weil er angeblich „homophob“ ist.
Da ist der Schüler, der in der Abiturarbeit im Leistungsfach Biologie eine schlechtere Note bekommt, weil er sich kritisch zur Evolutionslehre geäußert hat.
Da ist die Studentin, die für ihre Semesterarbeit vorgeschrieben bekommt, alles zu „gendern“. Die Liste der Dinge, die man bei uns als Christ vorsichtshalber nicht mehr sagen sollte, wird länger und länger. Sogenannte „Hate-Speech“-Gesetze machen das Internet für den, der es wagt, seine Meinung frei zu äußern, zunehmend zu vermintem Gelände. 
Die Parallele zu dem Frosch, der ganz allmählich totgekocht wird, ist offensichtlich, und wer hier tapfer tönt: „Aber das werden die doch nie machen, und so weit wird es doch nie kommen“, beweist nur, dass er immer noch nichts begriffen hat. Was sich heute im „christlichen Abendland“ anbahnt, ist schlicht die allmähliche Erdrosselung des Christentums. 

In diese Erdrosselung passen die Corona-„Regeln“ perfekt hinein. Vor siebzig Jahren mussten Christen in Rumänien, Ungarn, Bulgarien usw. sich entscheiden, ob es „denn wirklich so schlimm“ war, wenn die Kinderstunde nicht mehr stattfand. Heute müssen Christen bei uns sich entscheiden, wie schlimm oder wie harmlos sie es finden, wenn in ihrer Gemeinde Abendmahlsfeiern nicht mehr möglich sind, Lieder und Liturgie (die ja Bekenntnisse zu Gott sind) nicht mehr von der Gemeinde gesungen werden dürfen oder die Beichte nur noch an Telefon oder Computer stattfinden kann. 

Nein, ich behaupte nicht, dass staatliche Stellen im vergangenen Februar urplötzlich in einer finsteren Verschwörung die Liquidierung der Kirchen beschlossen. Aber die Corona-„Regeln“, die sie beschlossen haben und für deren Bruch sie mit empfindlichen Strafen drohen, laufen objektiv auf eine Erdrosselung kirchlichen und christlichen Lebens hinaus. 

Was mag dem sterbenden Frosch in seinen letzten Minuten durch den Kopf gehen? Ein Satz, wieder und wieder: „Wäre ich doch gesprungen!“ Damals, als das noch ging, auch wenn es eine große Anstrengung erfordert hätte. Wäre ich doch gesprungen . . . 

• als die Redaktion des Gemeindebriefes beschloss, die Sprache im Gemeindebrief künftig konsequent zu „gendern“. 

• als die Erzieherinnen im Kindergarten der Kirche die Vorgabe bekamen, die Kinder andere Geschlechterrollen ausprobieren zu lassen. 

• als das Abendmahl in meiner Gemeinde „bis auf Weiteres“ abgeschafft wurde, um „die amtlichen Vorgaben zu erfüllen“. 

• als das Singen im Gottesdienst eingestellt wurde, „um unserer Verantwortung während der Pandemie Rechnung zu tragen“. 

• als die Gemeindeleitung beschloss, künftig freitags die Kirchenräume muslimischen Migranten als Moschee zur Verfügung zu stellen, „um unsere christliche Nächstenliebe zu zeigen“. 

• als das Presbyterium per Mehrheitsbeschluss die Gemeinde zur „Regenbogengemeinde“ erklärte, die gerne auch gleichgeschlechtliche Paare traut, und die biblische Position zur praktizierten Homosexualität für „menschenverachtend“ erklärte. 

• als der Pastor die Hauskreisleiter anwies, die Hauskreise so lange ruhen zu lassen, bis wieder mehr als drei Personen aus zwei Haushalten sich privat treffen dürfen.  Wann springen die Frösche endlich? 

6. Kirche der Zukunft: In Verfolgung leben 

Kann man in der Lage, in der die Christenheit sich in der Welt allgemein und im Mutterland der Reformation im Besonderen heute befindet, überhaupt noch etwas Positives sehen? Ja, durchaus. Jeder mündige Christ kann aus dem, was um ihn her geschieht, lernen. Jeder mündige Christ kann sich an die Fundamente seines Glaubens erinnern. Und jede mündige Gemeinde kann ihre Strukturen und Strategien ändern und das tun, was nötig ist. 

6.1 Was wir gelernt haben sollten 

Wir leben nicht mehr in einem „christlichen“ Land. Das „christliche Abendland“ ist vorbei. Wir leben nicht mehr in einem Staatswesen, dem die freie Religionsausübung – nach den Regeln, die die Religion und nicht der Staat vorgibt – heilig ist. Christen in Deutschland können nicht mehr davon ausgehen, dass die Rechte und Freiheiten, die ihnen das Grundgesetz garantiert, durch Dick und Dünn von den Regierenden respektiert werden und dass der Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes noch gilt. Das alles ist vorbei. 

Der „große Reset“ für die schöne neue Welt nach Corona, den globale Kräfte in Politik, Finanzwelt und digitalen Tech-Konzernen anstreben, wird keinen Platz für Gott und das Christentum haben. Das hatten schon die bisherigen Reset-Versuche in der Geschichte der Menschheit (französische Revolution, Marxismus-Leninismus, Hitler u.a.) nicht, und wir können von Klimarettung, neuer Zivilgesellschaft, Gender und Co. nichts Besseres erwarten. Was Jesus seinen Jüngern in seinen Endzeitreden vorhersagte, beginnt sehr konkret, Realität zu werden: die weltweite Christenverfolgung. 

Wir können dabei nicht erwarten, dass die Leitungen der klassischen Kirchen und Freikirchen schon rechtzeitig den nötigen Widerstand leisten werden. Corona hat demonstriert, dass es dem Staat in kürzester Zeit gelingen kann, auf den Kirchen zu spielen wie auf einer Klaviatur, ohne dass die Kirchen aufmucken. Diese Lehre aus der Corona-Krise werden heutige und kommende Obrigkeiten, aber auch die Kräfte, die schon lange auf eine antichristliche Gesellschaft hinarbeiten, nicht vergessen. 

Angesichts dieser Realität muss auch festgestellt werden: Das Modell der „Wohlfühl-Kirche“, das in den vergangenen Jahrzehnten für viele (gerade auch evangelikale) Gemeinden prägend wurde, hat ausgedient. Es wird bereits den Rest der Corona-Zeit nicht überstehen, geschweige denn das, was danach kommen wird. 

6.2 An was wir uns neu erinnern müssen 

Schon seit längerem hört man im kirchlichen Raum den Ruf nach einer „neuen Reformation“. Es sind die Kirchen, die tatsächlich einen „Reset“ brauchen. Reformation – das größte historische Beispiel war bekanntlich Martin Luther – bedeutet immer Erinnerung an das, wie Gott Christsein und Kirche eigentlich gemeint hat. Es bedeutet entschlossene, tabulose Rückkehr zu den Aussagen und Lehren der Bibel. In der aktuellen Lage bedeutet dies, dass Einzelchristen und kirchliche Amtsträger sich wieder über die folgenden Dinge klarwerden: 

• Christen haben keinen Anspruch darauf, in diesem irdischen Leben „glücklich“ zu werden. Das Ziel christlicher Existenz ist die ewige Seligkeit nach dem Tod, nicht ein „gelungenes Leben“ hier auf der Erde. 

• Gott ist immer beides: heilig und gnädig, Erlöser und Richter. Es gibt keinen „nur lieben“ Gott. Alle Menschen werden sich einmal vor Gottes Richterthron verantworten müssen. Auch wir (vgl. z.B. Römer 14,10; 1. Korinther 3,12-15). 

• Christen ist ausdrücklich befohlen, nicht Menschenfurcht, sondern Gottesfurcht zu haben (vgl. Matthäus 10,28-33). Alles, was Menschen ihnen antun können, endet spätestens mit dem Tod. Das eigentliche Leben kommt aber erst nach dem Tod. Damit ist alles, was staatliche und gesellschaftliche Machthaber oder ideologische Meinungsmafias Christen antun können, entscheidend relativiert und verliert seine lähmende Kraft. 

• Es gibt einen Plan Gottes für den Ausgang der Menschheitsgeschichte. Gott ist stärker als alle Mächte des Bösen. „Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht; sein wird die ganze Welt“ (Johann Christoph Blumhardt). 

• Vor dem Triumph Gottes kommt der Generalaufstand des Bösen. Es gibt in der gesamten Bibel kein Endzeit-Szenario, das so aussieht, dass die Christen die Welt immer „christlicher“ machen, bis sie dem wiederkommenden Christus nur noch die Schlüssel übergeben müssen. 

• Verfolgung ist etwas Normales im Leben der Christen und Kirchen. „Haben sie mich verfolgt“, sagte Jesus seinen Jüngern, „so werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20). Märtyrer sind nicht dazu da, um sie zu bemitleiden, sondern um sich mit ihnen zu solidarisieren und von ihnen zu lernen. Das Schlimmste, was Christen passieren kann, ist nicht Verfolgung, sondern Abfall, nicht das Martyrium, sondern die Anpassung an die antichristliche Welt (vgl. Matthäus 10,33). 

• Christen haben nicht die Welt zu verbessern, sondern Seelen zu retten. Ihr höchstes Gut ist nicht die Freundschaft der Welt, sondern die Liebe Gottes. 

• Christen ist von Christus selber befohlen, in Gemeinden zu leben, den Gottesdienst und das Heilige Abendmahl zu feiern sowie Seelsorge und Mission zu betreiben. 

6.3 Was wir in den Gemeinden ändern müssen, um den kommenden Sturm zu überstehen und bereit zu sein für den wiederkommenden Herrn 

Die Kirche von morgen wird eine Kirche sein, die auf die Wiederkunft Jesu Christi wartet und dabei mit zunehmend gottlosen Gesellschaften und autoritären bis totalitären Regierungen konfrontiert ist. Die Herrschenden werden Christen diskriminieren, oft offen verfolgen. Diese Situation erfordert von den Kirchen im ehemaligen Abendland andere Strukturen und Strategien als die bisherigen. 

a) Die Kirche von morgen wird aus Christen bestehen, die ihre Bibel kennen. Sie kennen nicht nur ein paar Goldene Worte, sondern die roten Fäden und großen Linien. Sie kennen die biblische Historie, von Schöpfung und Sündenfall bis zur Wiederkunft Christi. Sie wissen, wer Noah und wer Abraham war, was beim Exodus passierte und wie Israel überhaupt nach Ägypten gekommen war. Sie kennen sich aus mit der israelitischen Monarchie und den Gründen für ihren Untergang. Man muss ihnen nicht erklären, wozu der Tempel gut war. Sie können begründen, warum es nicht richtig ist, wenn zwei Frauen heiraten und Kinder adoptieren. Sie wissen, dass Paulus nicht nur gewaltige Begegnungen mit Gott, sondern auch gewaltige Leiden erlebte. 

Und nicht zuletzt haben sie das aus der Bibel Gelernte verinnerlicht. Sie können vielleicht nicht alle Bibelstellen über den Zehnten nennen, aber sie sind freigebig, wo es um Gottes Sache geht oder Menschen in Not sind. Sie wissen vielleicht nicht, was „Vergebung“ auf Hebräisch heißt, aber sie praktizieren Vergebung. Sie spekulieren nicht, wann Jesus wiederkommen wird, aber ihr Leben ist von dem Wissen geprägt, dass er wiederkommt. 

b) Die Gemeinden von morgen werden aus mündigen Christen bestehen, die Aufgaben erledigen können, die heute nur der Pastor „darf“. Es wird in jeder Gemeinde genügend Glieder geben, die berechtigt (sozusagen ordiniert) sind, der Feier des Abendmahls vorzustehen. Oder Gottesdienste durchzuführen und Predigten zu halten. Oder zu taufen, zu konfirmieren, kirchlich zu trauen oder zu beerdigen. Wenn dann der Pastor wegen „Hassrede“ oder „Islamophobie“ ins Gefängnis kommt, läuft das Gemeindeleben ohne Unterbrechung weiter. 

c) Die Kirche von morgen wird „privater“ sein als heute. Es ist schwieriger, zwanzig Hauskreise aufzuspüren und zu schließen, als ein Kirchengebäude dichtzumachen. Die Gemeinden werden sich den Strukturen der „Untergrundkirchen“, aber auch der Kirche der ersten drei Jahrhunderte der Kirchengeschichte annähern. Vor etwa zehn Jahren merkte in Süddeutschland ein scheidender Pfarrer in seinem letzten Mitarbeitergottesdienst an, “dass dann, wenn Jesus wiederkommt, die einzige Organisationsform der (Jesus-treuen) Kirche womöglich die Hausgemeinde sein wird”. Er könnte recht haben. 

d) Die Kirche von morgen wird auch vorsichtiger sein als heute. (Das waren die Katakombenkirchen und die Untergrundkirchen auch.) Sie weiß darum, dass es Verräter in den eigenen Reihen geben kann. Ihre Abendmahlsfeiern sind nicht zum „Reinschnuppern“ gedacht. Wer in ihr Mitglied werden will, muss glaubhaft machen können, dass er sich zu Jesus Christus bekehrt hat. Ämter und Aufgaben werden nicht leichtfertig vergeben. 

e) Die Gemeinden von morgen werden vom Hightech-Fieber geheilt sein. Sie wissen nach wie vor um die Möglichkeiten von Internet, Videokonferenzen, Blogs und E-Mail-Aktionen. Sie wissen aber auch, wie leicht diese Dinge überwacht und abgehört werden können. Und wie leicht sie zensiert und abgeschaltet werden können. Die Gemeinden von morgen werden sich daran erinnern, dass das stürmische Wachstum der frühen Kirche in einer Zeit ohne Computer und Smartphone stattfand, dass Paulus seine Missionsreisen zum Großteil zu Fuß erledigte und dass noch John Wesley sich auf dem Pferd zum nächsten Evangelisationseinsatz begab, wo er dann selbstverständlich ohne Mikrofonanlage sprechen musste. 

Die Christen von morgen werden wieder von Hand schreiben und Mitteilungen persönlich abgeben. Wo nötig, benutzen sie statt E-Mail Kuriere, und die Cloud werden sie meiden wie die Pest. Sie werden das allererste Speichermedium der Kulturgeschichte neu schätzen lernen: unser Gedächtnis. Sie werden inhaltsreiche Kirchenlieder, von Paul Gerhardt bis zu modernen Liederma-chern, auswendig können, ebenso eine Auswahl besonders wichtiger Psalmen und Kernstellen im Alten und Neuen Testament. Sie werden die Gleichnisse Jesu aus dem Gedächtnis nacherzählen können und brauchen keine Vorlage, um das Vaterunser oder das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen zu können. Sie kennen die Abendmahlsliturgie und den typischen Ablauf eines Gottesdienstes aus dem Effeff. 

f) Die Kirche von morgen wird eine missionierende Kirche sein. Sie weiß, dass der Glaube an Jesus Christus alleinseligmachend ist. Sie weiß, dass er das Einzige in der Welt ist, was wirklich „alternativlos“ ist. Ihr Motto lautet: „Jeder Christ ein Missionar, jeder Nichtchrist ein Missionsfeld.“ 

g) Die Kirche von morgen wird eine wartende Kirche sein. Sie nimmt das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen in Matthäus 25 ernst. Sie ist vorbereitet sowohl auf das „große“ Ende (die Wiederkunft Jesu) als auch auf das „kleine“ Ende, das jeder von uns bei seinem Tod erlebt. Sie betrachtet dieses Ende nicht mit Heiden-Ängsten, aber mit dem größten Respekt und Ansporn. Sie rechnet fest damit, ja weiß darum, dass Gott der Sieger sein wird. Sie weiß, dass alles, auch alles Böse, dann aufgedeckt und gerichtet werden wird. Sie weiß, dass der gerechte Richter alles aufrollen wird, dass alle verbrannten Schriften und alle gelöschten Blogs wieder da sein werden. Und sie weiß, dass dieser Richter sie liebt und sich am Kreuz für sie geopfert hat. Ihr Einsatz wird nicht umsonst gewesen sein. 

Die Kirche von morgen, die so ist, wird den Stürmen standhalten. Sie steht unter der Verheißung ihres Herrn: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20). Sind wir bereit, in ihr mitzuarbeiten? 

 

Quellenhinweise: 

1 Genaueres dazu in meinem Artikel: „Corona Zweite Welle: Aufruf zum Umdenken in ernster Lage“, www. nbc-pfalz.de, dort der Abschnitt „Corona und die Obrigkeit“. Inzwischen gedruckt erschienen als Sonderdruck AG7001 der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V. 

2 Ich möchte als Beispiele zwei besonders empfehlenswerte Bücher nennen. Die Vorgeschichte der CoronaKrise wird beleuchtet in: Paul Schreyer, Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte (Frankfurt/M Westend Verlag, 2020, bereits mehrere Aussagen). Eine Zwischenbilanz der Maßnahmen zieht: Gertrud Höhler, Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Corona-Bilanz (München: Heyne, November 2020). 

3 Wer sich über R. Wurmbrand informieren will, sei auf seine Biographie verwiesen, die 2019 die Hilfsaktion Märtyrerkirche herausbrachte: Hilfsaktion Märtyrerkirche (Hg.), Ungebrochen die Kraft der Hoffnung. Die Geschichte von Richard und Sabina Wurmbrand (Gießen: Brunnen, 2019). 

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Der Autor, Dr. Friedemann Lux, ist Mitglied im Netzwerk bekennender Christen Pfalz und im Gemeindehilfsbund sowie Übersetzer zahlreicher christlicher Bücher.  –  Kontakt: Internet: www.agwelt.de 

Eingestellt von Horst Koch, im März 2021 Auch die Hervorhebungen im Text sind von mir

Siehe auch: www.horst-koch.de

info@horst-koch.de




Kampf gegen Deutschland (Borowsky)

Auszug aus dem Buch von Pfarrer Wolfgang Borowsky
 Christus und die Welt des Antichristus.
Hier der Teil, der den Antigermanismus abhandelt, und Licht wirft auf die derzeitige Zerstörung des Deutschen Vaterlandes. Eingebracht von Horst Koch, Herborn, im Coronajahr März 2021

 

2. Kapitel: Zerstörerische Ziele und Werke der One-World-Bewegung auf dem Wege zum „Weltstaat“ und der „Weltkirche“

A) Gotteshaß

Bereits die Französische Revolution ‑ unter dem Einfluß weit früherer Gottesfeinde und gegengöttlicher Strömungen ‑ wollte die Abschaffung Gottes, und damit des Christentums. Dies zeigt, daß es bei den einweltlerischen Bewegungen nicht um Atheismus, d.h. Gottlosigkeit geht, sondern im Grunde um Anti-theismus, d. h. Gottesfeindschaft.

Dort, wo man noch von „Gott” spricht, wie weithin im Freimaurertum, handelt es sich nicht um unseren dreieinigen Gott, sondern um eine Schöpfung des Menschen. In ihr will sich der Mensch selber verherrlichen. So wie Symbole, Fahnen, „Führer” u. dgl. der eigenen Machterhöhung dienen können, soll auch dieser vom Menschen erschaffene „Gott” seiner Machterhöhung dienen. Zugleich bekämpft man den wahren Gott, wenn auch versteckter und unter edel klingenden Parolen, die abfällig von versklavenden Dogmen sprechen und unserem Gottesglauben Intoleranz vorwerfen. Letztlich weiß man um Gott, und da man gegen ihn steht, verbündet man sich mit seinem Gegenspieler. So entstehen Satanskulte und das Bemühen, Luzifer auf den Thron zu heben.

Verhängnisvoll, daß das liberal genannte Gottesbild der Einweltler auch zur Unterwanderung der Kirche benutzt wird. Die Kirche läßt es sich weithin nicht nur gefallen, sondern arbeitet zum Teil selber an der Abschaffung des wahren Gottesbildes mit. Wir brauchen nur an die Gott‑ist‑tot‑Theologie zu denken oder an den jüngst entstandenen Feminismus mit seiner Bekämpfung des „Vatergottes” und seiner Hereinholung von „Göttinnen”. 

Die One‑World‑Bewegung versucht, den Glauben von innen her langsam auszuhöhlen, indem man etwa Gott unter der Hand mit einem Gegengott, letztlich mit Luzifer, vertauscht. Ein bloßer Atheismus, der nicht gegen Gott für Luzifers Thronbesteigung kämpft, wird im Grunde abgelehnt. Es werden aber oft zugleich äußere Versuche der Einschüchterung und Umfunktionierung unternommen. Es wird Druck von außen ausgeübt bis hin zu Verfolgungen, oder man setzt ‑ wie im Osten ‑ geschickt eigene Leute als Kirchenführer ein.

Gotteshaß und Christushaß heißen zugleich: Christenhaß. Schon Jesus selber sagte an einigen Stellen, daß „die Welt, so wie ihn, so auch die Seinen haßt” (Joh. 15,18 ff.; Joh. 17,14 ff.). Unter Welt versteht die Bibel eine personhafte, von der Menschenwelt und von Dämonen gebildete, gegen Gott stehende Macht. Welt ist also nicht gleich Schöpfung.

Diese Welt verfolgt nun Christus und die Seinen in einem noch nie dagewesenen Maße. Daß in einer Zeit der größten Christenverfolgungen christliche Brüder und Schwestern und selbst ganze Kirchen von der satt gewordenen Christenheit im Stich gelassen werden und es womöglich erleben, daß man mit ihren Peinigern paktiert, sich anbiedert und antichristlichen Bewegungen auch noch den Weg ebnet, gehört zu den schwärzesten Kapiteln der gesamten Kirchengeschichte.

B. Der Kampf gegen unser deutsches Volk und die Völker

Um die Menschen leichter beherrschen und leichter unter die Sklaverei des Welt‑Staates bringen zu können, versucht man nicht nur Ehe und Familie zu zerstören, sondern auch jegliches Volksbewußtsein. Hierzu bedient man sich der Völker‑ und Rassenvermischung, zugleich mit dem gewünschten Nebeneffekt, daß es so nicht nur zu sozialen Spannungen, sondern auch zu völkischen und rassischen Spannungen kommt, die das gewünschte Chaos vermehren. 

Der Kampf der Illuminaten ging seit ca. einem Jahrhundert besonders gegen Europas Mitte, d. h. gegen das deutsche Volk und hat ‑ bei aller deutschen Mitschuld ‑ zwei Weltkriege über uns und andere Völker gebracht. Schon über die Anfänge dieser Einkreisung und Zerstörung schreibt überzeugend Heinz Pfeifer in Brüder des Schattens.

Im Zweiten Weltkrieg paktierte der US‑Präsident Roosevelt, der weithin die Haupttriebfeder dieses Krieges war, sogar mit der Mafia auf Sizilien. Auch sonst arbeiten in den USA Illuminaten mit Gangstern zusammen. Der internationale Terrorismus ist ebenfalls zu einem großen Teil ein Werk der Illuminaten.

Weitreichende üble Auswirkungen hat die illuminatistische Umerziehung des deutschen Volkes nach 1945. Zudem haben wir nun in Ost- wie in Westdeutschland zumindest praktisch den Status einer Kolonie und schweigen in Staat, Gesellschaft und Kirche fast völlig zur andauernden Deutschenhetze selbst unserer „Verbündeter“, z.B. durch Filme. Wir schweigen auch zur Unterdrückung der Auslandsdeutschen innerhalb und außerhalb des ‑ juristisch noch gültigen ‑ Reichsgebiets und kümmern uns kaum um die vielen weiteren Deutschen in Europa und Übersee. Schon dadurch wird das angestrebte Europa, sofern es nicht zu einer grundlegenden Sinnesänderung auf allen Seiten kommt, zu einer Farce.

Wie es z.B. den Deutschen in Oberschlesien ergeht, können wir den Worten von Dr. Herbert Czaja, MdB, entnehmen (Unser Oberschlesien, 25. Januar 1985): „. . .  besonders die über 800 000 Deutschen sind unterdrückt und verfolgt. Die tiefgläubigen Menschen hatten keinen deutschen Weihnachts‑Gottesdienst. Sie durften keine deutschen Weihnachtslieder öffentlich singen. Kinder und Enkel werden mit geistigem und physischem Zwang ihrem Volkstum entfremdet; es gibt in den Schulen nicht einmal Deutsch als Fremdsprache. Mutige Anträge jugendlicher Deutscher auf Genehmigung deutschen Privatunterrichts und auf kulturelle deutsche Vereinigungen werden abgelehnt und mit Verfolgung beantwortet…“

Unter der Überschrift Deutsche Protestanten unter massivem Druck steht folgende Nachricht: „Deutsche Protestanten sind in Polen massivem Druck ausgesetzt. Sie leiden unter wirtschaftlichen Benachteiligungen, einer deutschfeindlichen Entnationalisierungspolitik und unter der Herabwürdigung durch unduldsame katholische Polen. Darauf hat der Ostexperte Dr. jur. Christian Th. Stoll bei der Frühjahrstagung des Iserlohner Kreises der Gemeinschaft evangelischer Schlesier in Wertheim am Main hingewiesen. Nur in Niederschlesien und in Pommern, wo einige Tausende meist evangelische Deutsche lebten, sei es erlaubt, deutschsprachige Gottesdienste zu feiern und sich in der Muttersprache zu unterhalten…“

Stoll kritisierte, daß die Existenz einer deutschen Minderheit im polnischen Herrschaftsbereich tabuisiert werde. Westliche Menschenrechtsorganisationen, die Gefangene und Verfolgte in der ganzen Welt betreuten, nähmen die Menschenrechtsverletzungen von Polen an Deutschen überhaupt nicht zur Kenntnis. Stoll, der als Richter in Hildesheim tätig ist, wörtlich: ,Wer mobilisiert die Weltöffentlichkeit und fordert die Menschenrechte für unsere so alleingelassenen Landsleute?’ Nach Angaben Stolls leben noch rund eine Million Deutsche in den Oder‑Neiße‑Gebieten und im Danziger Gebiet  sowie etwa 100.000 Deutsche in den angrenzenden Gebieten Ost‑Oberschlesiens und im übrigen Polen. Eine Verständigung mit dem polnischen Volk ist sehr wichtig. Aber dies darf nie und nimmer auf Kosten der Wahrheit und Liebe geschehen.“

Nicht nur im Osten, sondern auch im Westen – Südtirol und Elsaß‑Lothringen ‑ werden die Deutschen unterdrückt. Und tiefes Schweigen bei allen Lobgesängen auf Europa, das als ein Europa der Völker so wünschenswert wäre!

Der Kampf der Illuminaten gegen unser Volk und andere Völker geht weiter… Daß diese Machenschaften schon frühzeitig auch gegen Mitteleuropa zielten, geht aus dem genannten Plan Pikes hervor. Von dort aus muß man auch die beiden Weltkriege und unser deutsches Schicksal verstehen.

Dieser Plan wurde in einem Brief an Giuseppe Mazzini vom 15. August 1871 in anschaulichen Einzelheiten von Albert Pike, dem souveränen Großmeister des Altertümlichen und Anerkannten Schottischen Ritus der Freimaurerei und obersten Illuminaten in Amerika, dargelegt. Pike schrieb, der Erste Weltkrieg sollte zusammengebraut werden, um das zaristische Rußland zu zerstören ‑ und dieses weite Land unter die unmittelbare Kontrolle der Illuminaten‑Agenten zu bringen. Rußland sollte dann als Buhmann benutzt werden, um die Ziele der Illuminaten weltweit zu fördern. Weltkrieg Nummer 2 sollte über die Manipulation der zwischen den deutschen Nationalisten und den Politischen Zionisten herrschenden Meinungsverschiedenheiten fabriziert werden. Daraus sollte sich eine Ausdehnung des russischen Einflußbereiches und die Gründung eines Staates Israel in Palästina ergeben.

Der Dritte Weltkrieg sollte dem Plan zufolge sich aus den Meinungs-verschiedenheiten ergeben, die die Illuminaten‑Agenten zwischen den Zionisten und den Arabern hervorrufen würden. Es wurde die weltweite Ausdehnung des Konfliktes geplant.”

Wie genau ist dieser Plan erfüllt worden, der über hundert Jahre zurückliegt! Daß Pike über 40 Jahre vor 1914 von der Zerstörung des zaristischen Rußlands und von dem noch andauernden Gebrauch des illuministischen Rußlands als „Buhmann” schreiben konnte, 70 Jahre vor 1939 vom Konflikt zwischen dem deutschen Nationalsozialismus und dem Weltjudentum und von der Gründung Israels und 80 Jahre vor den noch aktuellen Spannungen zwischen Israel und den Arabern von diesen, müßte man entweder auf eine mehr als erstaunliche prophetische Gabe bei Pike zurückführen, oder auf Planungen einer Macht, die die Weltgeschichte bis in Einzelheiten fest im Griffe hat, so daß sich die Konflikte der Weltkriege – bei aller Mitschuld der Beteiligten – fast zwangsläufig ergaben.

Bei aller deutschen Mitschuld ist das entscheidende Übel doch von außen geschehen: der von Pike erwähnte Plan, die Mitte auszuschalten, die Ausführung dieses Planes ‑ etwa durch das Versailler Diktat ‑ und dann die Unterstützung des Nationalsozialismus durch die den Zweiten Weltkrieg vorbereitenden ’International Bankers’. So ist das deutsche Volk durch Ränke von außen und durch innerliche Verführung durch die One‑World‑Bewegung niedergezwungen worden, und wird es noch heute, so daß man dem deutschen Volk nicht die Hauptschuld, geschweige denn die Alleinschuld geben kann. 

Es ist für viele beschämend, daß sich bereits nach dem Ersten Weltkrieg ausgerechnet Reichsaußenminister Walther Rathenau ‑ deutscher Jude mit einem glühenden Herzen für Deutschland, am 24. Juni 1922 ermordet –  gegen die Zerstörung Deutschlands und damit gegen kommende Kriege und Versklavung der Völker wandte. Seine verschiedenen Schriften sind hierbei nicht nur historisch, sondern hochaktuell. In Gerhard Müllers Überstaatliche Machtpolitik steht im Hinblick auf das deutsche Volk:

„Über die Zukunft schreibt Walther Rathenau in seiner Schrift Nach der Flut…:

’Den Völkern der Erde, denen, die neutral, und denen, die befreundet waren, den freien überseeischen Staaten, den jungen Staatsgebilden, die neu entstanden sind, den Nationen unserer bisherigen Feinde, den Völkern, die sind, und denen, die nach uns kommen, in tiefem, feierlichem Schmerz, in der Wehmut des Scheidens und in flammender Klage rufen wir das Wort in ihre Seele:
Wir werden vernichtet. Deutschlands lebendiger Leib und Geist werden getötet. Millionen deutscher Menschen werden in Not und Tod, in Heimatlosigkeit, Sklaverei und Verzweiflung getrieben. Eines der geistigen Völker im Kreise der Erde verlischt. Seine Mütter, seine Kinder, seine Ungeborenen werden zu Tode getroffen.
Wir werden vernichtet von Brudervölkern europäischen Blutes, die sich zu Gott und zu Christus bekennen, deren Leben und Verfassung auf Sittlichkeit beruht, die sich auf Menschlichkeit, Ritterlichkeit und Zivilisation berufen, die um vergossenes Menschenblut trauern, die den Frieden der Gerechtigkeit verkünden, die die Verantwortung für das Schicksal des Erdkreises tragen. Wehe dem und seiner Seele, der es wagt, dieses Blutgericht Gerechtigkeit zu nennen. Habt Mut, sprecht es aus, nennt es bei seinem Namen: es heißt Rache .
. . . darf um der Rache willen ein Volk der Erde von seinen Brudervölkern vernichtet werden, und wäre es das letzte und armseligste aller Völker?
. . . Wenn dieses Ungeheure geschieht, gegen das der schrecklichste aller Kriege nur ein Vorspiel war, so soll die Welt wissen, was geschieht, sie soll wissen, was sie zu tun im Begriffe steht. Sie soll niemals sagen dürfen: wir haben es nicht gewußt, wir haben es nicht gewollt.
Sie soll vor dem Angesicht Gottes und vor der Verantwortung der Ewigkeit ruhig und kalt das Wort aussprechen: wir wissen es und wir wollen es” (S. 253/254), ferner: „. . . Der deutsche Geist, der für die Welt gesungen und gedacht hat, wird Vergangenheit. Ein Volk, das Gott zum Leben geschaffen hat, das noch heute jung und stark ist, lebt und ist tot.

Es gibt Franzosen, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen starken Nachbar haben.

Es gibt Engländer, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen kontinentalen Nebenbuhler haben.

Es gibt Amerikaner, die sagen: dies Volk sterbe. Wir wollen nie mehr einen Konkurrenten der Wirtschaft haben .

. . . Wenn die Furchtsamen, die Neidischen und die Rachsüchtigen in einer einzigen Stunde, in der Stunde der Entscheidung, siegen und die drei großen Staatsmänner ihrer Nationen mit sich reißen, ist das Schicksal erfüllt.

Dann ist aus dem Gewölbe Europas der einstmals stärkste Stein zermalmt, dann ist die Grenze Asiens an den Rhein gerückt, dann reicht der Balkan bis zur Nordsee. Dann wird eine Horde von Verzweifelten, ein uneuropäischer Wirtschaftsgeist vor den Toren der westlichen Zivilisation lagern, der nicht mit Waffen, sondern mit Ansteckung die gesicherten Nationen bedroht.

Nie kann aus Unrecht Recht und Glück entstehen.

Das Unrecht seiner Abhängigkeit und Unselbständigkeit, das Deutschland schuldlos auf sich lud, büßen wir, wie nie ein Unrecht gebüßt worden ist. Wenn aber die westlichen Nationen in ruhiger, kalter Überlegung aus Vorsicht, Interesse oder Rachegefühl Deutschland langsam töten und diese Tat Gerechtigkeit nennen, indem sie ein neues Leben der Völker, einen ewigen Frieden der Versöhnung und einen Völkerbund verkünden, so wird Gerechtigkeit nie wieder sein, was sie ist, und niemals wieder wird die Menschheit froh werden, trotz aller Triumphe.

Ein Bleigewicht wird auf dem Planeten liegen, und die kommenden Geschlechter werden mit einem Gewissen geboren werden, das nicht mehr frei ist. Die Kette der Schuld, die jetzt noch zerschnitten werden kann, wird unzerreißbar und unendlich den Leib der Erde umschnüren. Der Zwist und Streit der künftigen Epoche wird bitterer sein als je zuvor, weil er mit dem Gefühl des gemeinsamen Unrechts getränkt worden ist .

. . . Eine einzige große Frage des Bekenntnisses sollte den siegreichen, zivilisierten und religiösen Nationen gestellt werden.

Diese Frage lautet: Menschlichkeit oder Gewalt? Versöhnung oder Rache? Freiheit oder Unterdrückung?

Menschen aller Völker bedenkt es! Diese Stunde entscheidet nicht nur über uns Deutsche, sie entscheidet über uns und euch, über uns alle. Entscheidet sie gegen uns, so werden wir unser Schicksal tragen und in die irdische Vernichtung gehen.
Unsere Klage werdet ihr nicht hören. Dennoch wird sie da gehört werden, wo noch nie eine Klage aus Menschenbrust ungehört verhallte” (S. 255/256).

Wie sehr ist durch die dann doch erfolgte Entscheidung für Gewalt, Rache und Unterdrückung die „Gerechtigkeit” noch mehr belastet und das Gewissen unfrei geworden !

Dieser bewegten, prophetischen Klage fügt Müller hinzu: „26 Jahre später, 1945, und in den folgenden Jahren ,ziehen deutsche Füße über die Erde und suchen Heimat` (S. 258/259).

Rathenau hat mit diesen immer noch hochaktuellen und ins Herz gehenden Worten, wie sie in der Weltliteratur selten zu finden sind, die Verknüpfung des Schicksals der Völker mit dem unseres Volkes anschaulich gemacht. Auch hat er unserem Volk seinen ihm zugedachten besonderen Weg nahegelegt, leider vergeblich. Schon die Einzigartigkeit dieser Dokumente rechtfertigen es, sie der Vergangenheit zu entreißen. Auch heute haben sie uns viel zu sagen. Dieser Aufruf zur Versöhnung ist der Ruf eines deutschen Juden, der zudem seine Heimat Deutschland so liebt, wie wir diese Heimat auch lieben sollten. Auch dies möge uns Deutschen die deutschen Juden, die doch zu uns gehörten und gehören, nahe bringen und uns ihre Tragödie besser verstehen lehren.

Nach diesem Vorbild, das uns Rathenau so eindrucksvoll bietet, sollten wir handeln. Gerade wir als Christen sollten gemäß Matthäus 5,9 „Friedensstifter” sein und für die Wahrheit eintreten. Wir sollten weder die Schuld unseres Volkes leugnen noch falsche Beschuldigungen unseres Volkes wie die anderer Völker dulden. Wir sollten vielmehr überall für Verständigung, Versöhnung, für die Schließung der Kluft (z. B. zwischen Juden und uns Deutschen) eintreten und gemeinsam gegen die Zerstörung und gegen die Zerstörer der Menschheit vorgehen.

Eine echte und dauerhafte Versöhnung setzt aber voraus, daß man einander auf dem Boden der Wahrheit begegnet. Auch und gerade Fragen der Vergangenheit gehören in Wahrhaftigkeit untersucht und erörtert. Nur so können sie bewältigt werden. Diese Bewältigung aber ist auch notwendig, um gemeinsam stark zu sein im Kampf gegen die Zerstörer der Völker in Abwehr und Angriff.

Wir alle sollten es endlich wieder lernen, allein nach dem Willen Jesu Christi zu fragen und allem Opportunismus aus dem Weg zu gehen. Gewiß ist das nicht leicht. Im Gegenteil, es fällt manchmal bitter schwer, das, was „ankommt“, was „in“ ist, fallenzulassen und Jesus zu folgen. Aber Jesu Weg sollte unser Weg sein

b) Der sich ausweitende Mord an den Ungeborenen

In manchen Staaten erreicht die Zahl der Abtreibungen bereits die Zahl der Geburten. In den letzten Jahren sind in der ganzen Welt 50 Millionen Abtreibungen vorgenommen wurden, das heißt, 50 Millionen entsetzlicher Morde. Wir werden so mehr und mehr zu einer Gesellschaft von Massenmördern. Durch Schwarzweißmalerei von einer Bevölkerungsexplosion durch den „Club of Rome“, durch die Weltbank, durch das Rockefeller‑Imperium und bei uns etwa durch „Pro familia”, die sich „Anti familia” nennen sollte, wird durch Wort und Tat dieser Massenvernichtung, diesem größten „Holocaust” der Weg geebnet.

Da dieses Gott‑ und Menschenwidrige auch damit bemäntelt wird, es handle sich bei den Ungeborenen zumindest in den ersten Monaten noch nicht um Menschen, schrieb ich bereits im Sept. 1971 u. a.: „Die ganze Fragestellung mit den vielschichtigen Diskussionen darüber, bis zu welchem Monat man noch keinen Mord begehe, ist unzureichend. Selbst wenn man sehr spät oder erst mit der Geburt  ’Mensch’ würde, ließe es sich doch nicht bestreiten: ein Embryo erreichte ohne Abtreibung diesen Zeitpunkt und käme zur Ausübung seines vollen Menschseins. Wir haben nicht nur den Embryo zum Zeitpunkt der Abtreibung zu sehen, sondern auch seine weiteren Möglichkeiten, die er ohne Abtreibung doch haben würde. Wir haben auch da den ganzen Menschen zu sehen, seine ganze Lebensgeschichte, die wir nicht willkürlich unterbrechen und damit beenden dürfen. Mit welch einem Recht versagen wir auch nur einem einzigen den Eintritt ins Leben, vereiteln seine mit der Befruchtung gegebene Bestimmung zum Leben? So ist schon der Zeitpunkt der Befruchtung maßgebend. Von da ab ist eine jede Abtreibung Mord. Es ist unmenschlich und undemokratisch, den Betroffenen selber zu seinem Lebensrecht nicht zu höre, sein Anliegen nicht zu vertreten. Nicht nur für uns Christen ist hier das Wort verbindlich: „Tue deinen Mund auf für die Stummen und die Sacher aller, die verlassen sind“ (Sprüche 31,8).

Zum verhängnisvollen Schweigen der Christenheit

Besonders schmerzlich ist das Verhalten des überwiegenden Teils der Christenheit ‑ das von einzelnen Christen, von Gemeinschaften, von Kirchen und von Verantwortlichen in ihnen ‑ in diesen Zeiten schlimmster Verführungsmächte: weithin ein Schweigen und Im‑Stich‑Lassen wie auch ein Unterstützen bedenklicher Bestrebungen. Und beides dient dem Vormarsch endzeitlicher antichristlicher Mächte.

Wo die Liebe erkaltet und die Wahrheit sich verflüchtigt, betrachten viele bereits das Gespräch mit anderen nur unter dem Standpunkt der Nützlichkeit. Sie meiden vor allem das Gespräch mit „Unbequemen”, fragen letztlich nichts nach einem Zusammenhalten, nach Gemeinschaft und sehen auch ihre „christlichen” Aktivitäten unter dem Gesichtspunkt ihrer „frommen” oder „humanitären” Karriere. Viele, die als vorbildliche Christen gelten, lassen in Wirklichkeit ihre Brüder und Schwestern bitter allein.

Man schweigt aber oft nicht nur zu aufklärerischen Tätigkeiten von Mahnern, sondern verschweigt auch Tatbestände, die dem Ansehen der One-World-Bewegung schaden könnten. So kommt es auch in der Kirche zu einer einseitigen Geschichtsbetrachtung wie auch zu einem Alleinlassen von Glaubensbrüdern und ‑schwestern und auch von Nichtchristen in vielen Teilen der Welt, besonders im kommunistischen Machtbereich . Da geschieht es sogar, daß man nicht nur über ihr Schicksal schweigt, sondern überdies diejenigen noch angreift, die auf deren leidvolles Schicksal aufmerksam machen. Während man ‑ in unseliger Vermischung von Glaube und Politik fast nur und dazu beständig Südafrika, Südkorea und manche mittelamerikanische Staaten heftig angreift, wiewohl in ihnen weit weniger Schlimmes als in gewissen kommunistischen Staaten geschieht, schweigt man zu den millionenfachen Morden und körperlichen und seelischen Vergewaltigungen im kommunistischen Machtbereich beharrlich. Eine Heuchelei und eine Taktik, die weithin die Unterstützung kirchlicher Medien genießen und hinab bis auf die Gemeindeebene wuchern. Es ist ein tödliches Schweigen, ein Schweigen, das schlimme Zerstörungen in der Kirche anrichtet.

Wer im kommunistischen Machtbereich unter Einsatz seines Lebens Appelle an seine Glaubensbrüder im nichtkommunistischen Teil der Welt mit erschütternden Informationen richtet, wird in der westlichen Christenheit kaum gehört. Er wird nicht nur von kleinen Gruppen nicht gehört, sondern auch von großen Kirchenverbänden nicht. So richtete Vladimir Rusak, Diakon der Russischen Orthodoxen Kirche, einen „Offenen Brief an die Delegierten der 6. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver vom 24. 7.‑10. 8. 1983″. In ihm stehen die bezeichnenden Worte: „Es ist auch schwer vorstellbar, daß mein Brief an einer der Sitzungen der Vollversammlung verlesen wird. Schwierig ist der Weg zu Ihnen, sehr schwierig. Schwieriger als zu Gott. Aber ich kann nicht schweigen.” Hierzu schrieb die Schriftleitung von „Erneuerung und Abwehr”: „Neben der ,großen` Rede von Dorothee Sölle auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates, die viel kommentiert wurde, hat man in Vancouver die Briefe vieler Christen aus Osteuropa verschwiegen. Was nicht sein darf, ist eben nicht!” Kommentar überflüssig. Denn von einer Kirchenversammlung eines Gremiums, das mit Weltverschwörern und Luzifer‑Verehrern gemeinsame Sache macht, den Kommunismus ‑ auch durch derartige Manipulationen ‑ deckt und sein Anliegen weltweit unterstützt, konnte man kaum etwas anderes erwarten. Man konnte es kaum erwarten, daß sie, im Unterschiede zum großen Geschrei bei weit kleineren Verfehlungen im Westen, für Brüder und Schwestern unter kommunistischem Joch auch nur ein wenig die Stimme erhebt. Es sollte aber uns allen so gehen, daß wir sagen: „Aber ich kann nicht schweigen.”

3. Kapitel: Der Sieg über die Finsternis

Diese vielen erschreckenden Beispiele und mein unablässiges Ringen mit den Verführungsmächten zeigen, daß ich durch die Gnade Jesu Christi nicht aufgegeben, nicht resigniert habe. So mancher meiner Amtsbrüder ist still geworden und hat sich zurückgezogen und läßt die Kämpfenden allein. 

Ich finde, daß wir nicht zu fragen haben, wie spät es sei, auch nicht, ob es bereits zu spät sei. Wir haben bis zuletzt, bis ER wiederkommt ‑ auch in den Zeiten des Antichristen hindurch ‑ Jesus Christus nachzufolgen in Verkündigung und in Taten und im Wandel. Er ist Sieger, die letzte Zukunft gehört Ihm!

Darum, auch wenn wir Verwüstungen und Zerstörungen, selbst in der Kirche, sehen und bitter erleben müssen, wie die Liebe erkaltet und die Wahrheit überaus käuflich wird, besteht doch kein Grund zur Resignation. Lesen wir die Offenbarung Johannes mit geöffneten Augen, so erkennen wir, daß es genauso kommen „muß”. Wir erfahren, daß uns kein äußerer Sieg über die Mächte der Finsternis verheißen ist: sowenig wie ein ewiges, einiges Friedensreich, sowenig eine verchristlichte Welt. Vielmehr werden die Gläubigen besonderen Unterdrückungen und Benachteiligungen ausgesetzt werden, denken wir etwa an die Stelle 13,15 ff., wo es vom „anderen Tier“ heißt: Es ward ihm gegeben, daß es dem Bilde des Tiers den Geist gab, daß des Tiers Bild redete und machte, daß alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden. Und es macht, daß die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte ‑ allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens… sechshundertsechsundsechzig.”

Wir können in die Irre führende Bewegungen nicht äußerlich besiegen oder gar vernichten, möge es auch kleinere Siege durch unseren Einfluß geben. Wir können erst recht nicht die One-World-Bewegung besiegen. Das heißt aber gerade nicht, daß wir ihr gegenüber unsere Hände in den Schoß legen dürften. Nein, durch Aufklärung, Gebet, Verkündigung des wahren Evangeliums und in unserer verantwortlichen Tätigkeit als Staatsbürger können wir hie und da und dann und wann diese Bewegung oder doch Teile von ihr eindämmen oder sogar vermindern. Eine jede Träne, die weniger geweint wird, und ein jeder Blutstropfen, der weniger fließt, ist bereits eines Einsatzes wert.

Können nicht wir der One-World-Bewegung oder sonstigen Strömung der Finsternis ein Ende setzen, so wissen wir doch in frohem Glauben, daß Jesus Christus, der am Kreuz Sünde und Tod bereits besiegt hat, alles Bedrückende mit seiner triumphierenden Wiederkunft vollends auslöschen wird. In der Offenbarung wird es so herrlich ausgedrückt: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein” (21,4). Und wir wissen, daß Jesus Christus im Glauben an ihn Anteil an seinem Sieg gibt, heißt es doch so tröstlich: „Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat” (l. Joh. 5,4).

In diesem Glauben können wir zumindest unsichtbare und doch nachhaltige Siege auch über die One-World-Bewegung erringen und sind gewiß, daß bei allem Scheitern, bei allem Verkannt‑, Verhöhnt‑ und Zertretenwerden, keine der Abgrundmächte, sondern die ewige Herrlichkeit das letzte Wort hat, die uns liebe‑ und freudevoll erwartet.

Unsere geistlichen Augen sehen schon jetzt etwas von der Herrlichkeit Gottes, und wir dürfen uns bereits in diesem Kampf des Wortes des Apostels Paulus trösten: „Ich halte dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden” (Röm. 8,18).

Bis dahin heißt es, vertrauensvoll und gehorsam unserem Heiland nachzufolgen ‑ auf seine festen Verheißungen bauend ‑, auch in seinem geistlichen Kampf gegen die luziferischen Mächte und Bewegungen. Vertrauensvoll und dankbar mögen wir auf unserer gefährdeten und verantwortungsreichen Wanderschaft die Worte von Arno Pötsch sprechen:

„Mein Gott, mein Gott, du kennst mich ganz allein,
mein Wollen und Vollbringen und Versagen und hüllst mich ganz in deine Gnade ein!
Herr, tief im Staub bet’ ich die Liebe an, die mir das Leben und das Heil ersann und die durch Schuld und Schicksal mich getragen!”

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Corona und das Leid der Welt (W.Gitt)

WERNER GITT

CORONA UND DAS LEID IN DIESER WELT

Das Jahr 2020 wird in unser aller Erinnerung bleiben. Nie zuvor hat eine Krankheit die ganze Welt in die Knie gezwungen wie in diesem Frühjahr, in dem das Corona-Virus das öffentliche Leben zum Stillstand brachte.

Es war das Jahr der abgesagten Festivals, der ausgefallenen Volksfeste, der verschobenen Veranstaltungen, einschließlich der Olympiade in Tokio. Es war ein Jahr der leeren Stuhlreihen, der verwaisten Plätze und unzähliger Insolvenzen. Für Viele wurde es zum Jahr des Leides und des Todes.

So bricht die uralte Frage nach Leid und Tod in dieser Welt wieder ganz neu auf, umso mehr, wenn Gott dabei ins Spiel gebracht wird: Wenn es einen liebenden und allmächtigen Gott gibt, dann dürfte es doch in dieser Welt weder Leid noch Tod geben!
Skeptiker haben vier logische Möglichkeiten vorgelegt:

1) Entweder will Gott das Leid beseitigen, aber er kann es nicht,
2) oder er kann es und will es nicht,
3) oder er kann es nicht und will es nicht,
4) oder er kann es und will es.

ALLGEGENWÄRTIG: LEID UND TOD

Leid und Tod sind ständige Begleiter unseres Lebens. Wir wissen von Naturkatastrophen, Unglücksfällen und mancherlei Epidemien – wie jetzt ganz aktuell die Corona-Pandemie –, die unbeabsichtigt von Menschen verursacht wurden.

Leider kennen wir auch Katastrophen, die bewusst von Menschen herbeigeführt wurden. Der New Yorker Terroranschlag vom 11. September 2001 mit über 3000 Toten ist ein beredtes Beispiel für die letztere Art.

Zur Lösung des Problems stellen wir zwei deutlich voneinander zu unterscheidende Erklärungsmöglichkeiten gegenüber:

Auffassung 1 – der Evolutionsglaube:

Nach dieser Deutung ist unsere Erde Millionen von Jahren alt, und der Tod ist ein ständiger Begleiter unserer Geschichte. Leid und Tod sind Verbündete bei der „Schaffung“ von Leben. Nur durch das Ausmerzen des weniger Angepassten durch den Tod kann sich das Leben höher entwickeln.

Auffassung 2 – der Glaube an den Schöpfer:

Die Bibel benennt Gott als den Schöpfer. Er beurteilte alles Geschaffene mit der nur einmalig in der Bibel vorkommenden Beurteilung „sehr gut“ (1. Mose 1,31). Diese Bewertung bezieht sich auf die gesamte Schöpfung und damit auch auf die ersten Menschen Adam und Eva. Den Tod gab es nicht.

Die Menschen missachteten Gottes Gebot und handelten sich dadurch Krankheit, Leid und Tod ein. Das nennen wir den Sündenfall. Damit kam das Gesetz „Denn der Sünde Sold ist der Tod“ (Römer 6,23) zur Auswirkung.

Die Sünde brachte einen Eindringling – den Tod – in die zuvor sehr gute Welt. Seitdem ist die gesamte Schöpfung dem Verfall und der Vergänglichkeit preisgegeben.

 Eine der beiden Auffassungen muss logischerweise falsch sein! In den Zellen aller Lebewesen finden wir eine geradezu unvorstellbare Menge an Information. Diese ist erforderlich zur Bildung der Organe und zur Steuerung aller Prozesse des Lebens. Information aber kann nicht von selbst in der Materie entstehen. Somit ist die Evolutionsidee naturwissenschaftlich nicht mehr haltbar. Mithilfe der Naturgesetze der Information kann das ganze Gebäude der Evolution zum Einsturz gebracht wer-den. Somit folgen wir Auffassung 2 – und das ist die biblische Lehre.

Das allgemeine Leid in dieser Welt ist durch die Sünde des Menschen seit Adams Zeiten erklärt. Es ist somit unsere Schuld, dass die Welt so ist, wie sie ist. 

GOTTES HANDELN IN KATASTROPHEN

Wie aber ist es mit Naturkatastrophen und Unglücken, die nicht von Einzelpersonen verschuldet wurden? 

In Amos 3,6 (Die Bibel) finden wir eine unerwartete und recht drastische Antwort: „Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tut?“

Ähnlich steht es in Jesaja 45,5a+7: „Ich bin der Herr, … der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut.“

Es erstaunt uns sehr, dass Gott sich als Verursacher von Unglücksfällen und Unheil vorstellt. Diese Aussage ruft im ersten Augenblick unser Entsetzen hervor. Gott lässt das Unglück nicht nur zu – mehr noch: Er ist sogar dessen Urheber. Das passt nicht so recht in unsere Vorstellung „vom lieben Gott “.

Ist Gott nur ein Gott der Liebe?

Das Bewusstsein, dass Gott nicht nur ein Gott der Liebe, sondern auch des Gerichtes über die Sünde ist, scheint in unserer Zeit fast völlig abhanden gekommen zu sein. In diesem Zusammenhang zitiere ich den Ratsvorsitzenden der Ev. Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm:

 „Ich glaube, wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, nach der Gott irgendwo im Himmel thront und die Strippen zieht und dann eben auch, aus welchen Motiven auch immer, auf den Tsunami-Knopf drückt oder ein neues Virus erschafft und auf die Erde schleudert.“

Ähnlich äußerte sich Bischof Karl-Hinrich Manzke zu der Frage „Ist das (Corona) – Virus eine Strafe Gottes?“ mit „Nein, es ist keine Strafe Gottes, sondern eher eine Unterbrechung Gottes .“
Hat Gott also eine Pause gemacht? Und schlich sich in dieser Pause das Virus in die Welt ein? Ich frage weiter: Und wenn Gott da eine Pause gemacht hat, reicht seine Allmacht dann nicht mehr aus, um das Unheil zu beseitigen?

Gottes Gerichte

Es ist die zigfach in der Bibel bezeugte Tatsache, dass Gott über Sünde Gericht hält. Drei Beispiele seien hier herausgegriffen:

„Als der Menschen Bosheit groß war“, schickte Gott die Sintflut:
„Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen“ (1. Mose 6,5+17).

2. Als die Sünden in Sodom und Gomorra überhand nahmen, „da ließ der Herr Schwefel und Feuer vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra regnen und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war“ (1. Mose 19, 24 -25). 

3. Beim 40 Jahre währenden Auszug aus Ägypten widersetzten sich die Israeliten Gott zehnmal. Von denjenigen, die einstmals aus Ägypten ausgezogen waren, durften darum nur Josua und Kaleb und die unter Zwanzigjährigen in das verheißene Land kommen (4. Mose 14,29-30).

Vielfach wird heute argumentiert, der Gott des Alten Testamentes sei ein Gott des Gerichtes, aber der des Neuen Testamentes ein Gott der Liebe. Aber Gott ist immer derselbe (Jakobus 1,17) und darum gilt beides. Die im Neuen Testament geschilderten Gerichte sind sogar noch massiver als diejenigen des Alten Testamentes: 

•„Von diesen drei Plagen wurde getötet der dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und Rauch und Schwefel, der aus ihren Mäulern kam“ (Offenbarung 9,18).

•„Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind – ein solches Erdbeben, so groß“ (Offenbarung 16,18). 66

DAS LEID DES EINZELNEN 

Während das allgemeine Leid in dieser Welt mit der Sünde verknüpft ist, kann das beim individuellen Leid des Einzelnen nicht gesagt werden. Hüten wir uns davor, einem Kranken oder Notleidenden zu sagen, seine momentane Situation sei auf seine Sünden zurückzuführen. Auch die Bibel offenbart nur in sehr wenigen Fällen, warum ein Einzelner Leid ertragen musste.

Hiob ist ein solcher Spezialfall. Obwohl er ein gerechter Mann war, mutete Gott ihm viel Leid zu. Den Grund dafür nannte Gott ihm nicht, aber er lässt jeden Leser des Hiob-Buches „Augenzeuge“ einer außerordentlichen Szene werden. Gott erlaubte dem Teufel, Hiob zu plagen. Dennoch hielt Hiob an Gott fest. Der Teufel darf nur in den von Gott festgelegten Grenzen agieren.

Was hat Corona mit Gott zu tun?

Seit dem Frühjahr 2020 stellt die Corona-Pandemie das Leben auf dem gesamten Globus auf den Kopf. Die Wucht, mit der sie über die ganze Menschheit hereinbrach, stellte sogar die Klimadebatte in den Schatten. Der Mikrobiologe und Präsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin Lothar H. Wieler äußerte sich am 14.04.2020 in einer ZDF-Sendung wie folgt: „Diese Pandemie gab es bisher nicht. Wir haben keine Blaupause, nach der wir handeln könnten. Die Krankheit ist neu.“

Wir suchen nach einer Erklärung für diese Pandemie, aber wer gibt sie uns? 

Die Antwort der Kirchen

Der Historiker Prof. Michael Wolffsohn beklagt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 20.04.2020 das Schweigen der Kirche: „Ich jedenfalls habe keine theologisch tiefgehende Interpretation dieser Pandemie seitens führender Geistlicher registriert.“

Die „Welt am Sonntag“ titelte: „Wird die Corona-Krise zum Offenbarungseid für die Kirchen?“ Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige zitiert eine Stellungnahme der „katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche in Deutschland“:
„Krankheit ist keine Strafe Gottes – weder für Einzelne noch für ganze Gesellschaften, Nationen und Kontinente oder gar für die ganze Menschheit. Krankheiten gehören zu unserer menschlichen Natur als verwundbare und zerbrechliche Wesen.“

Nach Darstellung dieser Positionen wenden wir uns der Bibel zu – oder anders gefragt:

WAS SAGT UNS GOTT DAZU IN SEINEM WORT? 

Gemäß der Mehrheitsmeinung hat Gott mit Corona nichts zu tun.

Wir hatten durch einige Zitate belegt, dass heutzutage Gerichte Gottes weithin ausgeklammert werden. Aber kann man Gott in der Corona-Krise so einfach beiseiteschieben, wie das landauf, landab viele Politiker und manche Kirchenoberen tun?

Der Gott, der sogar die Haare auf unserem Haupt zählt (Matthäus 10,30) und der jeden der 10 hoch 25 Sterne mit einem eigenen Namen versieht (Psalm 147,4), den ignorieren wir bei einem so weltweiten Geschehen wie diese Corona-Pandemie.

Nichts ist dringender als die Aussagen der Bibel zu beachten, denn nur von dorther werden wir zu einer angemessenen Beurteilung der Lage kommen.

Der vergessene Gott

Im Jahr 2019 gab es in Deutschland 100 000 Abtreibungen – nach der Bibel ist das Mord. Die biblische Wahrheit des Schöpfungsberichtes haben wir einseitig und flächendeckend durch die wissenschaftlich nicht haltbare Evolutionslehre ersetzt. Ist uns bewusst, was wir damit angerichtet haben?
Indem wir sein Wort – die Bibel – ablehnen oder für nichtig erklären, bezichtigen wir Gott der Lüge.

Die Klimadiskussion nimmt Züge einer Ersatzreligion an. Mit der staatlich sanktionierten „Ehe für alle“ haben wir Gottes Gebot missachtet. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff behauptete zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung in Bremen: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Mit solchen beklagenswerten Äußerungen öffnen wir ganz bewusst dem Islam Tür und Tor.
Wie antichristlich diese Religion ist, wird deutlich an der strikten Ablehnung des Kreuzes. Im Koran werden Ungläubige – aus islamischer Sicht sind damit Christen, Juden und Atheisten gemeint – als die schlechtesten Geschöpfe bezeichnet, die noch unter dem Vieh stehen (Sure 8,57; Sure 98,6).
Hieran wird deutlich, der Gott der Bibel kann niemals der Allah des Islams sein.
Wer dazu beiträgt, dass der Islam zu Deutschland gehört, trägt dazu bei, dass Deutschland zum Islam gehört.

Wir tun so, als wenn es Gott gar nicht gäbe. Oder haben wir uns einen Märchenbuchliebergott zurechtgeschneidert – wie ihn der Nachkriegsdichter Wolfgang Borchert bezeichnete –, der für nichts mehr zuständig ist?

Würden wir an einem belebten Platz einer Großstadt eine Meinungsumfrage starten und die Passanten befragen: „Glauben Sie an Jesus Christus als den gekreuzigten und auferstandenen Herrn, und haben Sie sich in einer persönlichen Entscheidung bewusst zu ihm hingewandt?“ – wie viele würden wohl mit einem eindeutigen JA antworten? Wir würden sehr deutlich unter der „5-Prozent-Klausel“ bleiben.
Sollte Gott zu alledem schweigen? In Galater 6,7 heißt es: „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“

3. Corona hat sehr viel mit Gott zu tun!

Angesichts dieser genannten Fakten hören wir einmal auf das, was Gott dem König Salomo schon damals offenbarte:
„Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2. Chronik 7,13-14). 

Hier lässt uns Gott wissen, dass er in allem der Handelnde ist und bleibt. Er ist es, der den Regen zurückhält, der eine Heuschreckenplage über das Land bringt, der flächendeckende Waldbrände und Tsunamis oder eine Seuche (z. B. Pest, Corona) zulässt. Es erstaunt uns sehr, dass Gott sich als Verursacher von Unglücksfällen (Amos 3,6), Unheil, Seuchen u. a. vorstellt. Es gilt beides: Gott verursacht das Unglück oder er lässt es zu. In allen Fällen, ob aktiv oder passiv verursacht – Gott ist und bleibt der Souverän über alle Dinge. Corona hat also doch etwas mit Gott zu tun!

4. Was sagt uns Gott heute?

In Hebräer 1,1-2 werden wir auf Jesus, den Sohn Gottes, hingewiesen:
„Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn (Jesus Christus).“
Jesus ist der Schlüssel zum Verständnis der Bibel und auch für unsere Weltdeutung.

Nach all den vorangegangenen Überlegungen stellt sich die berechtigte Frage: Ist diese Pandemie zufällig über uns hereingebrochen, oder ist sie doch von Gott geschickt?
Gott auszuklammern, wäre die absolut falsche Lösung. Wir sind hier mit seinem Handeln in dieser Welt konfrontiert, aber wir können es nicht eindeutig entschlüsseln. 

Bezüglich der Pandemie scheinen mir nach den obigen Überlegungen vier Antworten ableitbar zu sein:

1) Sie führt uns die Vergänglichkeit und das Seufzen der ganzen Schöpfung vor Augen (Römer 8,21-22). Gott will uns zur Demut leiten (Micha 6,8).

2) Sie ist ein Gericht Gottes über eine gottlos gewordene Welt. Gott will uns zur Umkehr rufen (Offenbarung 3,19b).

3) Sie ist ein Ruf Gottes, damit wir in Jesus Rettung finden, um nicht dem ewigen Gericht zu verfallen (Hebräer 9,27).

4) Sie ist ein Zeichen der baldigen Wiederkehr Jesu. Er hat uns vorausgesagt, dass seinem Kommen die „Wehen“ vorangehen (Matthäus 24,8).

Aus den obigen Betrachtungen können wir erschließen, dass alle diese vier Punkte in die Erklärung der Pandemie einzubeziehen sind. 

5. Welche Botschaft richtet Gott an uns?

Von dem Corona-Virus ist die ganze Menschheit infiziert. Kein Land und keine Personengruppe ist ausgenommen – es trifft Christen und Atheisten, Muslime und Hinduisten, es trifft Junge und Alte, Arme und Reiche, es trifft Gesunde und Vorerkrankte, kurz: jeden! Wenn Gott so universell zu jedem von uns spricht, dann stellt sich die Frage:
Gibt es eine Botschaft, die ebenfalls jedem Erdenbürger gilt?

Wenn wir bisher so ausführlich auf die Gerichte über die Sünde eingegangen sind, so gilt es zu betonen, dass Gottes Wesensart die Liebe ist: „Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4,16). Gottes Absicht mit uns ist Hilfe und Rettung, und das widerfährt uns wegen seiner grenzenlosen Liebe und Barmherzigkeit. Die zahlreichen Aussagen der Bibel bezeugen dies sehr eindeutig und unmissverständlich, wie z. B.:

•„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“ (Jeremia 31,3).

•„Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“(Psalm 121, 2).

•„Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?“(Hesekiel 18,23).

•„Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2,4).

•„So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden“ (Apos-telgeschichte 3,19).

•„Ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist“ (1. Timotheus 6,12).

In seiner Schrift „Angst vor dem Virus?“ vergleicht Manfred Röseler vom Missionswerk Bruderhand das Coronavirus mit einem viel heimtückischeren Virus – und das ist die Sünde. Mit diesem Virus haben wir uns sogar einen dreifachen Tod eingehandelt.

DER DREIFACHE TOD

Wenn die Bibel vom Tod spricht, so meint sie damit keineswegs das Aufhören der Existenz. Die biblische Definition für Tod heißt „abgetrennt sein von …“ Da der Sündenfall einen dreifachen Tod kennzeichnet, gibt es auch ein dreifaches Abgetrenntsein.

1. Der geistliche Tod: Im Augenblick des Sündenfalles erlag der Mensch dem „geistlichen Tod“, d. h. er war damit abgetrennt von der Gemeinschaft mit Gott. In diesem Zustand leben auch heute alle Menschen, die nicht an ihren Schöpfer glauben. Sie bestimmen eigensüchtig ihr Leben und geben den Leidenschaften und Verlockungen der Sünde nach.

2. Der körperliche Tod: In der weiteren Auswirkung kommt es zum leiblichen Tod: „… bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist“ (1. Mose 3,19). Wegen des Sündenfalles ist die gesamte Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen.

3. Der ewige Tod: Die Endstation des Todeszuges ist der ewige Tod. Dort wird jedoch nicht die Existenz des Menschen ausgelöscht (Lukas 16,19-31), sondern hiermit ist das endgültige Abgetrenntsein von Gott markiert. Der Zorn Gottes bleibt über den Menschen, weil „durch die Sünde eines Menschen – Adam – alle Menschen in Tod und Verderben geraten sind“ (Römer 5,18).

Am Anfang nannten wir vier logische Möglichkeiten bezüglich des Verhaltens Gottes zum Leid. Variante 2 ist offensichtlich die zutreffende:
 Gott kann das Leid beseitigen! Was aber müsste er tun, um Leid und Tod aus der Welt zu entfernen? Nun, er müsste ihre Ursache beseitigen. Da wir aber die Verursacher der Sünde sind, müsste er uns beseitigen. Wenn Gott uns aber mit unvergebener Schuld sterben ließe, bliebe uns als ewiger Aufenthaltsort nur die Hölle. Das aber will Gott nicht (Johannes 3,16). Sein Plan ist ein Plan der Liebe.

Gottes Gedanken möchte ich wie folgt zusammenfassen:

Während ihres kurzen Erdendaseins werden die Menschen zwar Leid und Tod erfahren, aber ich lasse ihnen das rettende Evangelium von Jesus Christus verkündigen. So erhalten sie die Möglichkeit, dem ewigen Leid zu entkommen und die Ewigkeit im Himmel zu verbringen. – Das soll jetzt erläutert werden.

DER LEBENSZUG

Wegen seines grenzenlosen Erbarmens und seiner Liebe zu uns hat Gott alles getan, um uns in seinen Himmel zu bringen. Würde Gott uns mit unseren Sünden in den Himmel lassen, würde auch der Himmel daran kaputt gehen, und Leid und Tod hielten auch dort Einzug wie einst auf der Erde. So übernimmt Gott selbst die Lösung des Problems:

Jesus Christus, der Sohn Gottes, begleicht stellvertretend unsere Sündenrechnung. Der Preis ist hoch – nur das vergossene Blut von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha reicht aus, um die Rettung für uns zu erwirken. Sein Wort am Kreuz „Es ist vollbracht!“ markierte bildlich die Fertigstellung. des Lebenszuges. Es ist nun der erklärte Wille Gottes (z. B. 1. Timotheus 2,4), dass wir vor dem Verlorengehen gerettet werden – oder bildlich gesprochen: aus dem rasenden Todeszug aussteigen. 

Wir sind eingeladen, durch die Tür zu gehen, die himmelwärts führt (Matthäus 7,13+14). Jesus ist die einzige Tür und damit auch der einzige Weg der Errettung. Er ist derjenige, der für uns gestorben und auferstanden ist. Dies bestätigt uns die Bibel:

„Nur Jesus kann den Menschen Rettung bringen. Nichts und niemand sonst auf der ganzen Welt rettet uns.“ (Apostelgeschichte 4,12)

Niemand anderes – außer Jesus – hat stellvertretend für unsere Sünden bezahlt. Somit können wir nur durch Jesus Vergebung unserer Sünden bekommen. Doch auch dies geschieht nicht automatisch. Unsere Entscheidung ist gefragt.

Der Wechsel von dem einen Zug in den anderen geschieht dadurch, dass wir uns zu Jesus hinwenden, unser altes selbstbestimmtes Leben, das wir ohne ihn gelebt haben, loslassen, ihn um Vergebung bitten und ihn einladen, in unser Leben einzutreten. Er hat fest versprochen, jeden – und damit auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser – anzunehmen. Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Johannes 6,37).

DER WEG ZUM LEBEN

Wenn wir heute den Lebenszug besteigen, dann haben wir damit den schönen Ort gebucht, den Himmel, von dem es in 1. Korinther 2,9 heißt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“ Es ist jener Platz, an dem es uns ewig gut geht. Dort gibt es keine Krankheit, kein Leid, keine Vergänglichkeit und auch keinen Tod mehr.

DER NÄCHSTE SCHRITT

Gott erwartet nur eines von uns, dass wir aus freier Entscheidung diesen Weg wählen: „Ich habe euch (ewiges) Leben und (ewigen) Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählest“ (5. Mose 30,19). Es wird auch hier noch einmal deutlich, dass es Gottes Wille ist, uns zum ewigen Leben einzuladen.

Jesus ist der beste Verteidiger, denn er befreit uns vom verurteilenden Gericht durch Freispruch: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom (geistlichen) Tode zum (ewigen) Leben hindurchgedrungen“ (Johannes 5,24).

Wenden Sie sich in einem Gebet zu Jesus, dem Sohn Gottes. Auf diese Weise verlassen Sie noch heute den Todeszug und besteigen den Zug des Lebens. Diese grundlegende Lebensveränderung können Sie mit folgendem Gebet beginnen:

„Herr Jesus Christus, ich habe meine fatale Situation erkannt. Meine Lebensweise stimmt keineswegs mit Deinem Wort, der Bibel, überein. Nun weiß ich: Ich sitze im falschen Zug. Darüber bin ich zutiefst erschrocken und flehe Dich um Hilfe an. Vergib mir alle meine Schuld, die mir sehr leid tut, und verändere mein Leben, indem ich Dein Wort lese und mich danach ausrichte. Mit Deiner Hilfe möchte ich nun den Lebenszug besteigen und immer bei Dir bleiben. Ich nehme Dich jetzt in mein Leben auf. Sei Du mein Herr und gib mir den Willen und die Kraft, Dir zu folgen. Ich danke Dir von ganzem Herzen, dass Du mich von meinen Sünden befreit hast und ich jetzt ein Kind Gottes sein darf. Amen.“

Wenn Sie dieses Gebet zu Ihrem eigenen gemacht haben, dann hat Jesus Sie heute angenommen. Sie haben damit den Lebenszug bestiegen und gleichzeitig die Nachfolge Jesu angetreten. Das wird in Ihrem Leben eine Wende bewirken. Anhand von vier Punkten sei dies kurz erläutert:

1) Beginnen Sie mit dem regelmäßigen Lesen des Wortes Gottes, der Bibel. Es ist das einzige Buch, das Gott als von ihm gegeben autorisiert hat. Die Bibel ist die notwendige Gebrauchsanweisung für unser Leben und Sterben.

2) Sprechen Sie jeden Tag mit Ihrem Herrn. Unser Gebet richten wir an Gott, den Vater, und an Jesus Christus, den Sohn Gottes.

3) Beginnen Sie damit, in Ihrem Leben umzusetzen, was in der Bibel gesagt ist.

4) Suchen Sie Gemeinschaft mit anderen Menschen, die sich auch bewusst Christus zugewandt haben.

Bitte nutzen Sie auch die Angebote der angeführten Schriften, sie werden Ihnen eine Hilfe sein.

Das Jahr 2020 wird in unser aller Erinnerung bleiben. Nie zuvor hat eine Krankheit die ganze Welt in die Knie gezwungen wie in diesem Frühjahr, in dem das Corona-Virus das öffentliche Leben zum Stillstand brachte. So bricht die uralte Frage nach Leid und Tod in dieser Welt wieder ganz neu auf.

Bruderhand-Medien
Am Hofe 2,
29342 Wienhausen Deutschland
Mail: info@bruderhand.de
Homepage: bruderhand.de

Missionswerk Bruderhand e.V. arbeitet überkonfessionell im Rahmen unterschiedlicher Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften. Es hat die Bibel, das Wort Gottes, als Grundlage, wird von Spenden getragen und distanziert sich von allen Sekten. 

Autor: Dr.Ing. Werner Gitt
Von 1971 bis 2002 leitete er den Fachbereich Informations-technologie bei der Physikalisch-Technischen Bundes-anstalt (PTB) in Braunschweig. 1978 wurde er zum Direktor und Professor bei der PTB ernannt. In seinem weltweiten Vortragsdienst und in seinen Publikationen spricht er allge-meinverständlich zu wissenschaftlichen Fragestellungen in Verbindung mit biblischen Leitlinien

info@horst-koch.de