Pergamonaltar – Thron Satans

Gedanken zum Pergamonaltar

Zusammengestellt von Horst Koch, Herborn, 2007

Schon viele Jahre ist mir der Zusammenhang des Pergamonaltars in Berlin mit seiner Erwähnung in der Bibel bekannt. Am 20. März 2007 hatte ich Gelegenheit diesen im Berliner Pergamonmuseum zu besichtigen. Unter archäologischen Gesichtspunkten ist die gesamte Ausstellung beeindruckend.
Für Christen stellt sich jedoch die Frage, ob es eine geistliche Verbindung geben mag zwischen dem im alten Pergamon zu Kulthandlungen benutzten Altar, der in Offenbarung 2 Verse 12 bis 17 als Thron Satans erwähnt wird, und dem in der Deutschen Hauptstadt wiedererrichteten Altar von Pergamon.
Für mich persönlich wurde durch diesen Besuch ein altes Thema wieder in Erinnerung gerufen, mit der Frage, ob es solche zeitüberdauernde geistliche Zusammenhänge gibt. Eine Antwort zu finden ist nicht einfach.

Einige bekannte Fakten und Stellungnahmen mögen zum Nachdenken anregen:

1. Der Pergamon-Altar steht seit ca. 100 Jahren in Berlin.

Von J. Fichtel

Am 9. September 1878 hatte Carl Humann begonnen nach dem berühmten Altar in Pergamon zu suchen. Nachdem er schnell fündig geworden war, gelangten ab 1879 ausgegrabene Teile nach Berlin. Ab 1902 wurden sie im alten Pergamonmuseum aufgestellt, interimsweise in einem Provisorium, danach ab 1930 im neu erbauten Pergamonmuseum, welches nach Abriss des ersten Pergamonmuseums an der alten Stelle auf der Museums – Insel mitten in Berlin errichtet wurde. Die Darstellung wurde mit einzelnen Fragmenten als Rekonstruktion vorgenommen und wird bis heute immer wieder ergänzt. Das Museum erweist sich als Publikumsmagnet.

Der Pergamonaltar wurde zwischen 180 und 160 vor Christus errichtet als ein dem Zeus geweihter Monumentalaltar in einer Größe von ca. 36 x 34 Meter.
Erbauen ließ diesen Altar Eumenes II, einer der Herrscher des Pergamenischen Reiches, dessen Hauptstadt Pergamon war.
An den Seiten des Altars zieht sich ein Fries entlang, in welchem Szenen aus der griechischen Mythologie dargestellt werden. Auffallend sind Schlangen-darstellungen und kultische Abläufe.
Der Altar war wohl konzipiert für Menschenopfer. Die sehr steil nach oben führende Treppe war für Tiere nicht begehbar. Dass nur zur Libation die Darbringung nicht lebender Opfer vorgenommen wurde, ist recht unwahrscheinlich. Es ist davon auszugehen, dass Kriegsgefangene und später Christen in kultischen Handlungen auf diesem Altar geopfert wurden.
Der Altar war in byzantinischer Zeit abgerissen worden und lag lange Zeit verschüttet, ehe er von deutschen Archäologen ausgegraben wurde und nach Berlin gebracht wurde.

Was sagt die Bibel über den Pergamon-Altar:
“Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: das sagt, der da hat das scharfe zweischneidige Schwert: Ich weiß wo du wohnst; da, wo der Thron des Satans ist; und du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, als Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet wurde, da wo der Satan wohnt.” (Offenbarung, 2, 12 – 14)

Welche Auswirkung hatte es, dass der Thron Satans mitten in Berlin war. Es hatte verheerende Auswirkungen. Nachdem dieser Altar aufgestellt war, gingen von Berlin zwei Weltkriege und der Holocaust aus. In den mehr als Tausend Jahren deutscher Geschichte, die vorausgegangen waren, passierte nicht annähernd so Katastrophales wie dann, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die mehr als Tausend Jahre deutscher Geschichte sind sicherlich nicht ein einziges Glanzstück gewesen, aber sie hoben sich nicht negativ ab gegenüber der Geschichte anderer Nationen. Dies änderte sich, als in Berlin der Thron Satans aufgestellt worden war. Deutschland ging in seine eigene Katastrophe und riß viele Nationen mit und verursachte ungeheuerlich großes Unheil. Millionen von Menschen kamen zu Tode. In besonderem Maße hatten die Juden zu leiden.
J. Fichtel, Weinstadt

 

2. Das Ischtar-Tor, der Pergamon-Altar, Babylon und die Rolle der Deutschen

Von Ulrich Skambraks

Die Pressemeldung werden viele Leser wohl nur am Rande wahrgenommen haben – wenn überhaupt: „Deutsche Archäologen restaurieren Babylon.”


Bedingt durch die Besetzung Iraks haben die Truppen der USA und Polens den Ort des antiken Babylon als Militär-Camp benutzt und dort schwere Schäden verursacht. Nun soll unter Führung des Deutschen Archäologischen Institutes das historische Gemäuer von Babel wieder restauriert werden.

Babylon ist nicht irgendein X-beliebiger Ort auf dieser Welt. Nicht nur in der Weltgeschichte spielte es eine herausragende Rolle. Auch seine Bedeutung in biblischen Zusammenhängen ist absolut einmalig. Etliche Bibelausleger sehen im Wiederaufbau von Babylon ein Symbol für eine antichristliche Entwicklung unserer Tage. Dieser Wiederaufbau begann 1978 durch Saddam Hussein, den einstigen Diktator des Iraks. Hussein schaffte es, der alten Stadt Babylon wieder neuen Glanz zu verleihen. So steht der prächtige Südpalast Nebukadnezars wieder, ebenso einige Tempelanlagen. Unter dem antiken Babylon ließ Hussein Tiefgaragen und Restaurants anlegen, um Babylon einem Massentourismus zugänglich zu machen.

Dass es gerade Deutsche sind, die Husseins Werk in gewisser Weise weiterführen wollen, ist bei näherer Betrachtung nicht so ungewöhnlich. Deutschland scheint ein besonderes Verhältnis zu Babylon zu haben. Denn eines der Herzstücke des antiken Babylon steht nicht im Irak selbst, sondern in Berlin.
Es ist das Ischtar-Tor, das von 1898 bis 1917 von dem deutschen Archäologen Robert Johann Koldewey im Zentral-Irak ausgegraben und in 800 Kisten nach Berlin geschafft wurde. Dort wurde es im Vorderasiatischen Museum, das zum Pergamon-Museum gehört, wieder als Original aufgebaut. Das Ischtar-Tor bewachte in Babylon den Zugang zum Schrein des Marduk.

Ischtar war die babylonische Liebesgöttin und Herrin des Himmels. Marduk, ein schlangenähnlicher Drache, wurde als Hauptgott verehrt und konnte angeblich ewiges Leben verleihen.

Einer der besten Babylon-Kenner im christlichen Raum des deutschsprachigen Europas ist der Schweizer Sprachforscher Dr. Roger Liebi. Er ist der Auffassung, dass die Babylonier in Marduk Satan persönlich verehrt haben, der auch in der Bibel in Drachenform beschrieben wird. Liebi machte in einem Gespräch mit der Zeitschrift TOPIC deutlich, dass gerade Deutschland immer wieder in einer besonderen Beziehung zu Babylon bzw. Babylonien gestanden habe. So war es der Nazi-deutsche Botschafter im Irak, Fritz Groppa, der Anfang der 40er Jahre großen Einfluß auf die irakische Elite ausüben konnte und mit dazu beigetragen habe, dass damals ein Massenabschlachten von Juden im Irak stattfand, so Dr. Liebi.

Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass ausgerechnet in Berlin archäologische Funde präsentiert werden, die laut Bibel so direkt mit dem Satanischen in Verbindung gebracht werden wie kaum etwas anderes. So ist unweit des Ischtar-Tores im selben Museum der Pergamon-Altar zu besichtigen. Auch er wird nach der Bibel in eine Beziehung mit Satan gebracht. In Offenbarung Kapitel 2 ab Vers 12 wird Pergamon als Ort beschrieben, “da, wo der Thron Satans ist“.

Der deutsche Archäologe Carl Humann fand 1878 den in der Antike als Weltwunder bestaunten Altar in Pergamon (heute Bergama/Türkei) und schaffte ihn nach Berlin. Ab 1902 konnte er im Pergamon-Museum besichtigt werden. Der Pergamon-Altar war ein dem griechischen Hauptgott Zeus geweihter Monumental-Altar, der für Menschenopfer ausgelegt war. Dass die Bibel Pergamon mit dem „Thron Satans” kennzeichnet, könnte allerdings auch mit einem Schlangen-Heilkult zusammenhängen, dessen Hauptsitz in Pergamon war.
Wie auch immer:

Vom Pergamon-Altar in Berlin ging und geht wohl immer noch eine gewisse Faszination aus. So ließ Hitler auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg eine Haupttribüne errichten, die dem Pergamon-Altar nachempfunden war. Stalin beorderte 1949 den Pergamon-Altar nach Leningrad und ließ eine Gipsnachbildung anfertigen, bevor er ihn 1953 an Deutschland wieder zurückgab. Zu DDR-Zeiten wurden am „Thron Satans” Jugendweihen abgehalten.
Interessant ist die Tatsache, dass bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele die Berliner Initiatoren für die Vertreter des Olympischen Komitees ein Essen organisieren wollten zu Füßen des Pergamonaltars. Genauso hatten es die Nazis gemacht, als sie 1936 die Spiele haben wollten.

Sofort nach der Wende wurde der Pergamon-Altar für drei Millionen Euro Staatsgelder vollständig restauriert. Wozu? Erhaltung eines unersetzbaren antiken Kulturgutes? Oder geht es doch um mehr?
Ulrich Skambraks

3. Lenins Grab

von Pfr. Richard Wurmbrand (aus Karl Marx und Satan)

In der Offenbarung des Johannes sagte Jesus zu der Gemeinde in Pergamon, einer Stadt in Kleinasien, ein geheimnisvolles Wort: „ Ich weiß, wo du wohnst, da des Satans Thron ist (Offb. 2,13). Pergamon muß zu dieser Zeit eine Hochburg des Satanskults gewesen sein. Im Baedeker steht, daß sich im Inselmuseum in Berlin bis 1944 ein Pergamonaltar befand. Deutsche Archäologen hatten ihn ausgegraben. Er befand sich unter der satanischen Herrschaft Hitlers im Zentrum der Nazi-Hauptstadt.

Aber damit ist die Geschichte vom Sitz des Teufels noch nicht zu Ende. Im „Svenska Dagbladet“, Stockholm, vom 27. Januar 1948 steht:
1. Daß die sowjetische Armee nach der Eroberung Berlins den Pergamonaltar von Deutschland nach Moskau brachte.
Dieses imposante Gebilde ist ca. 39 m lang, 36,5 m breit und 12 m hoch. Seltsamerweise wurde er jedoch in keinem sowjetischen Museum ausgestellt. Wozu wurde er dann nach Moskau gebracht?
Ich erwähnt schon früher, daß hohe Spitzenfunktionäre der sowjetischen Hierarchie satanische Riten zelebrierten. Haben sie vielleicht den Altar für private Zwecke reserviert? Es gibt so viele ungeklärte Fragen. Aber so wertvolle historische Stücke verschwinden gewöhnlich nicht einfach, sondern sind der Stolz der Museen.

2. Daß der Architekt Stjusew, der das Lenin‑Mausoleum baute, den Pergamon‑Altar beim Bau des Grabmals 1924 zum Vorbild nahm. Stjusew erhielt damals die notwendigen Informationen von Frederik Poulsen, einer Autorität in archäologischen Kreisen.
Tausende von Sowjetbürgern stehen jeden Tag Schlange, um das Heiligtum des Satans zu besichtigen, in dem Lenins Mumie liegt. Führer von Staat und Kirche aus der ganzen Welt erweisen dem „Schutzheiligen“ der Sowjets in diesem Wahrzeichen des Teufels die Ehre. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Blumen dorthin gebracht werden, während die christlichen Kirchen auf demselben Roten Platz dagegen vor langer Zeit in Museen umfunktioniert wurden.
Der Satan herrscht deutlich sichtbar in der Sowjetunion.
Der Satanstempel in Pergamon war einer von vielen seiner Zeit.
Weshalb hat Jesus gerade ihn genannt? Wahrscheinlich nicht wegen seiner damaligen untergeordneten Rolle, sondern weil seine Worte prophetisch waren. Er sprach vom Nazismus und Kommunismus, die beide diesen Altar ehren würden.
Dies ist die Geschichte von Lenins Grab; ironischerweise steht auf dem Grab seines Vaters die Inschrift „Christi Licht erleuchtet alle“ mit einer Vielzahl von Bibelversen.
Im Kampf des Christentums gegen den Kommunismus kämpfen die Gläubigen nicht „mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel”. (Eph. 6,12)

4. DIE SYNAGOGE SATANS


Von Norbert Homuth (aus dem Buch Die Verschwörung des Antichristus)

Jeder, der auch nur in den untersten Grad einer Freimaurerloge aufgenommen wird, steht im Dienste Satans und seiner Kolonnen, auch wenn er kein offizieller Satanist oder Magier ist; denn der Logenraum hat eine unsichtbare und geheime Anordnung von magischen Symbolen, Kreisen und Bannlinien. Die meisten Eintretenden geraten unwissend in diese aufgebauten Kraftfelder heidnischer Magie, indem sie die im Tempelraum ausgelegten Linien überschreiten und durchqueren. Das magische Kräftefeld, das in jeder Loge aufgebaut ist, ist ungewöhnlich stark.

Darum ist die Freimaurerei nichts anderes als eine Spielart des Hexentums. Jede Loge ist von ihrer Grundkonstruktion her so angelegt, daß in der Mitte unsichtbar das magische Pentalpha angebracht ist mit dem Kreis herum. Jeder, der das Hexentum kennt, weiß: wenn die Magie dieses Symbols aktiviert ist durch verschiedene Riten und Sprüche, kommt es zur Manifestation von Dämonen. Im Hexentum wie in der Freimaurerei sind es die alten Götter, die vor dem Christentum angebetet wurden und nun wieder neu beschworen werden: der Große Gott Pan, Osiris oder der Gehörnte Gott oder Jäger, und Isis, Artemis, Astarte, Diana, Innana, Kali, Lilith, Tanith usw., alles verschiedene Namen für die Große Göttin oder Himmelskönigin.
Ich bin mir bewußt, daß diese Leute über Kräfte verfügen. Nicht nur einmal bin ich an Hexen und Magier geraten, die mich mit Bannflüchen belegten und auch mein Haus unter magischen Beschuß nahmen, wobei ich Dinge erlebte, die ich hier nicht veröffentlichen will. Aber dem Kreuze Christi hatten sie nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Der in uns ist, ist stärker als der in der Welt. (1.Joh.4,4)

Im Hexentum wie in der Freimaurerei und in allen Mysterienbünden geht es letztlich immer nur um eines: Zerstörung des Christentums und Wiedereinsetzung der vorchristlichen, heidnischen Zustände. Dazu ist das Tier aus dem Meer gestiegen und wieder zum Leben gekommen, um zusammen mit dem Falschen Propheten das Kreuz zu vernichten und das Hexagramm wieder zu aktivieren. Darum sind auch gerade im Zionismus zutiefst okkulte Stömungen.

Im Hexentum spricht man immer von der “Alten Religion” und meint damit “Die heidnische Religion vor dem Aufkommen des Christentums”. Das Hexentum wie die Freimaurerei verstehen sich als die “Fortsetzung und Wiederanknüpfung an die heidnische, durch das Christentum unterbrochene, Tradition”.
Die Freimaurerei der ersten drei Grade, die sog. Johannis ‑ Loge, wird oft auch von den Evangelikalen als harmlos oder gar christlich hingestellt. Doch die Mitgliedschaft in den 3 untersten Graden reicht aus, um den Eintretenden unter satanischen Einfluss zu bringen. Um meine Warnung zu unterstreichen, veröffentliche ich hier das Ritual für die Erhebung in den Meistergrad (3.Grad):

Das Ritual des Meistergrades dreht sich wie fast alle anderen Grade um den abgefallenen König Salomo und seinen ermordeten Tempelbaumeister Hiram aus dem Stamme Dan. Bei der Beförderung in den 3. Grad wird die Ermordung Hirams und seine Auferstehung von den Toten nachvollzogen. Der Freimaurer erleidet zunächst den rituellen 2. Tod (der 1. Tod war im 1. Grad), und zwar derart makaber und schauerlich, daß es ihm zum Erleben wird, das er sein Leben lang nicht mehr vergessen kann.

Nach der Einführung in den Tempel durch den 1. Aufseher ‑ er wird rückwärts hineingeführt, die Augen noch verbunden, ein Strick um den Hals ‑ wird das Ritual dramatisch. Der Tempel ist schwarz verhangen und fast völlig dunkel. Nur ein erleuchteter echter Totenschädel, der aus den Augen leuchtet, ruht auf einem Katafalk und verbreitet Gruftatmosphäre. Im Westen des Tempels erhebt sich ein Mausoleum; es zeigt eine Urne auf einem dreieckigen Grab. Ein leuchtender Dampf steigt aus ihr empor.

Nach der symbolischen Reise durch die Dimensionen wird der Neuling von einer ernsten Stimme angerufen, die aus einer fernen Tiefe zu kommen scheint. Es ist der Meister der Loge, der nun mit rechteckigen Bewegungen wie eine Puppe auf ihn zukommt und ihn mit einem Maurerhammer rituell erschlägt. Der so “Getötete” wird in einen Sarg gelegt oder unter ein Leichentuch. Nun kommt der erste Bruder Aufseher, berührt die rechte Hand des Toten, um ihn unter Aussprechen des Paßwortes des 1. Grades zum Leben zu erwecken: Jachin!
Doch der Tote rührt sich nicht. Dasselbe versucht nun der zweite Bruder Aufseher mit dem Paßwort des 2. Grades: Boas! Vergeblich.
Jetzt befiehlt der Meister allen anwesenden Brüdern, die Menschenkette um den “Toten” zu schließen, um die höchste Kraft der Loge zu entbinden. Und tatsächlich, der “Tote” kommt zu sich.
Der so durch die Kraft der Kette Wiedergeborene wird nun in die 5 Punkte der Vollkommenheit eingeweiht: Gesicht an Gesicht, rechter Fuß an rechten Fuß, Knie an Knie, Brust an Brust, die rechten Hände verschlungen, den linken Arm über die Schulter des Bruders. In dieser Stellung flüstert ihm der Meister das geheime Wort ins Ohr: Mahabon (Sohn der Verwesung!).
Er spricht nun den Eid: “Ich schwöre feierlich, daß ich den Grad eines Meisters weder jemandem unterhalb des Grades noch irgendeinem Wesen in der bekannten Welt enthüllen werde . . .  ich tue dies unter der Strafandrohung, daß mein Körper in der Mitte zerrissen wird . . . und meine Eingeweide zu Asche verbrannt und durch alle vier Winde zerstreut werde.”

In diesem Moment wird die Loge durch einen Lichtstoß schlagartig erleuchtet. Hiram ist wiedergeboren und lebt nun im neu Eingeweihten weiter, der hinfort besessen ist von einer uralten Magie, der Hexagramm‑Magie, die bis über Salomo hinausgeht und sich in den babylonischen, ägyptischen und druidischen Mysterien grauer Vorzeiten verliert.

Das Hexagramm, das erst durch den Götzendienst Salomos in Israel eingedrungen war, ist zusammen mit dem Pentagramm das Sigillum Salomonis und ist daher das Zeichen des Meistergrades in der Freimaurerei.

Mildtätigkeit ist die Maske der Freimaurer. Dahinter aber steckt die Fratze: ein grausames Ritual, das den Menschen durch die Beschwörung jener uralten Magie zurück ins vorchristliche Heidentum schleudern soll.
Letztlich ist die Wiedergeburt Hirams im Freimaurer immer ein Stück Wiedergeburt des Tieres, das die Wunde vom Schwert hatte und wieder lebendig wurde. Und so formiert der Antichrist seine Kolonnen, um das Christentum zu überwinden und das vorchristliche Heidentum wieder zu aktivieren.
Der Freimaurer O. Wirth schreibt in „Symbolisme hermetique”: “Der 2. Tod entspricht der Vollendung des großen Werkes”  –  Ja, des Satanswerkes!

Was der 2. Tod wirklich bedeutet, sagt uns Offb. 20,14: Es ist der endgültige Zustand in der Hölle!

Zusammengestellt und die Hervorhebungen, Horst Koch, Herborn, im Jahre 2007
www.horst-koch.de
info@horst-koch.de

Anhang zum Thema. Beitrag von Doron Schneider, Jerusalem. Stark gekürzt eingefügt am 10. 1. 2019. Horst Koch, Herborn

Auszug:

… “Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Das sagt, der das scharfe zweischneidige Schwert hat: Ich kenne deine Werke und weiß, wo du wohnst: da, wo der Thron des Satans ist …“


. . . bereits sechs Monate später konnten die ersten Reliefteile des 120 Meter langen Götterfrieses nach Berlin geschafft werden und Ende 1886 waren die Grabungen bereits abgeschlossen. Als der Pergamon-Altar 1902 in Berlin eingeweiht wurde, führten 1.500 Künstler unter kaiserlicher Aufsicht ein pergamonisches Götterfest auf, denn die wilhelminische Dynastie feierte die Überführung des Altars nach Berlin als “stolzestes Denkmal ihrer Monarchie”.

Gebannt von der Faszination des Altars beauftragte Adolf Hitler 1934 seinen Architekten Albert Speer mit der Nachbildung des Pergamon-Altars für seine Reichsparteitage in Nürnberg. Von der Pergamon- Zeppelintribüne konnte Hitler ab 1936 als “Hoherpriester der Partei” für seine Gläubigen die Festgottesdienste zelebrieren − von dort aus proklamierte er die Vernichtung alles nichtarischen Blutes und Glaubens. So zog der “NS-Thron Satans” Millionen Deutsche in seinen Bann und Tod.


. . . der Seher von Patmos nennt ihn nur “Satans Thron”. Die Opfer wurden auf den hinaufführenden Stufen der 20 Meter breiten Treppe getötet und oben verbrannt. Im Zuge der Christenverfolgung brachte man dort auch Christen um. Die 2,40 m hohen Götter- und Titanenfiguren des Altarfrieses stellen eine Gigantomachie dar, den Kampf der Götter gegen die Giganten . . .  
Wegen des Zweiten Weltkrieges wurde der Pergamon-Altar 1941 abgebaut und in bombensicheren Räumen untergebracht. Nach Ende des Krieges 1945 transportierten die Sowjets die noch eingepackten Altarteile als Beute nach Leningrad, wo der Pergamon-Altar in der Eremitage lagerte. Die Russen aber hatten keine Freude an dem “Thron Satans”, so schickte ihn Chruschtschow auf Verlangen der Deutschen und “auf Drängen seiner frommen Mutter” 1958 nach Ost-Berlin zurück, wo er seit 1959 wieder im Pergamon-Museum zu sehen ist.
 

. . . Davon redet auch die Apokalypse: “Da hob ein starker Engel einen Stein auf und schleuderte ihn ins Meer mit Worten: So wird die große Stadt Babylon weggeschleudert werden und nicht mehr zu finden sein” (Offenbarung 18,21.24).
 
Kann und darf man Berlin mit Babylon vergleichen, mit dem Babylon, das ruhelos durch die Imperien zieht, weil es dem Himmel und den von Gott Auserwählten den Kampf erklärte?
So wie Babylons “gehende Schlange” gegen Jerusalem und das jüdische Volk Krieg führt, so erklärte der Böse vom Pergamon-Altar, dem “Thron Satans” aus, den gläubigen Christen den Krieg. Beide aber stehen nebeneinander in Berlin. Zuerst wurden im Dritten Reich die Juden verfolgt, sofort danach die bekennenden Christen, die den “deutschen Mythos” nicht mitmachten. So war es immer: Wenn die Juden verfolgt wurden, dauerte es nicht lange, dann wurden auch die wahren Christen verfolgt.
Babylons Ischtar-Tor und Pergamon-Altar gehören genauso zusammen wie Juden und Christen. Genauso wie die wahren Christen in den Ölbaum Israel hineingepfropft sind (Römer 11) und eine geistliche Einheit und Auserwählung bilden, genauso formte Gottes Widersacher eine gemeinsame Front aus Babylons “Gewimmel der Bestien” und Pergamons “Thron Satans” − beide stehen vereint nebeneinander in Berlin. 
 
Daher sollte man sehr aufmerksam die wieder von Berlin ausgehende Politik beobachten und sich umso entschiedener auf die Seite Gottes stellen, sonst wird Berlin wirklich zum Sitz des vierten und damit letzten Reiches.
Gott aber “weiß, wo du wohnst”, daher wird er jene stärken, die in Politik und Kirche sich mutig zu Gottes Volk Israel und zur Gemeinde Jesu als eine von Gott zusammengefügte Einheit bekennen, die von niemandem überwunden werden kann.


Doron Schneider, Jerusalem.




Streit um Zion 3 (D.Reed)

Douglas Reed


Der Streit um Zion – Teil 3

Kapitel 30 Erster Weltkrieg
Kapitel 32 Abermals die Weltrevolution

Kapitel 33 Die Liga zur Erzwingung des Friedens

Kapitel 35 Die nationale Heimstatt

Kapitel 36 Die merkwürdige Rolle der Presse

Kapitel 40 Die Revolution breitet sich aus

Kapitel 41 Die Talmudistische Rache

Wegen der Überlänge habe ich das Buch in vier Teilen dargestellt.
Teil 1  Kapitel 1 bis 18
Teil 2  Kapitel 19 bis 28


Teil 4  Kap. 42 bis 46   

Zwar vermittelt das Gesamtwerk von Herrn D. Reed ein tiefgründiges Verstehen der Geschichte des jüdischen Volkes.
Aber erwähnt werden muss, dass Herr Reed nur die eine Seite des vom biblischen Wege abgefallenen Volkes Israel darstellt, des talmudistischen Judentums. Daneben gibt es aber auch die Linie des gläubigen Überrests, von Mose über die Propheten bis zum Messias Jesus und Seinen Jüngern. Beide Teile gehören aber zu dem, was in der Bibel Israel genannt wird, der Gehorsamsweg und der Ungehorsamsweg.  – Die Heilsgeschichte ist eingebettet in die Weltgeschichte . . . (mit all ihrem Unbegreifbaren . . .)
Die Kürzungen und Hervorhebungen im Text sind von mir. Horst Koch, Herborn, 2013

 

Kapitel 29: Der Ehrgeiz des Oberst House

Während Arthur Balfour und die verschworene Gemeinschaft, mit der er zwecks Verwirklichung seiner geheimen Pläne zusammenarbeitete, nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in England immer mehr an Einfluss gewannen, machte in den Vereinigten Staaten von Amerika eine ähnliche Gruppe von Männern mobil. Die von ihnen geschaffene politische Maschinerie triumphierte Jahrzehnte später, als in Palästina unter der Ägide Präsident Trumans tatsächlich ein zionistischer Staat gegründet wurde, auf der ganzen Linie.

Um 1900 herum hingen die Bürger der USA immer noch ihrem »amerikanischen Traum« an, und die Vermeidung jeglicher Verstrickung in fremde Konflikte war ein zentraler Bestandteil davon. Allerdings war Amerika mit seinem Angriff auf die Spanier in Kuba bereits von der Doktrin der Nichteinmischung abgerückt; die mysteriösen Hintergründe jenes kurzen Krieges beschäftigen die Forscher weiterhin.
Die amerikanische Öffentlichkeit wurde damals durch die bewährten Techniken der Propaganda in einen wilden Kriegsrausch versetzt, indem man ihr weismachte, das US-Schiff Maine sei im Hafen von Havanna durch eine spanische Mine versenkt worden. Als das Wrack viele Jahre später geborgen wurde, stellte sich heraus, dass das Schiff infolge einer inneren Explosion gesunken war, doch zu diesem Zeitpunkt hatte der “Mob” sein Interesse an dieser Angelegenheit längst verloren.

Die Folge des spanisch-amerikanischen Krieges war, dass sich die USA auch weiterhin immer wieder in fremde Händel einmischten. Dies verlieh der Frage, wer in Washington regierte, erhöhte Wichtigkeit: schließlich entschied die amerikanische Regierung darüber, welche fremden Konflikte ihr Land etwas angingen und welche nicht. Um diese Frage schlüssig zu beantworten, muss man in der Geschichte noch weiter zurückgehen, nämlich in die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865).
Ohne dass sich die kämpfenden Parteien (die Nordstaaten und die Südstaaten) dessen bewusst waren, beeinflusste der Ausgang jenes Krieges erstens die künftige ethnische Zusammensetzung der amerikanischen Bevölkerung und zweitens den Charakter der amerikanischen Regierung in entscheidendem Maße.

Vor dem Bürgerkrieg bestand die Bevölkerung der Vereinigten Staaten größtenteils aus Menschen irischer, schottischer, englischer, deutscher und skandinavischer Herkunft; aus diesem Gemisch nordeuropäischer Völkerschaften entstand ein neuer, unverwechselbarer Menschentyp, der »Amerikaner«. Als direkte Folge des Bürgerkrieges wurden die Schleusen für Einwanderer aus verschiedenen anderen Teilen der Welt immer weiter geöffnet, und die USA erwarben Millionen neuer Bürger aus Ost- und Südeuropa, darunter eine große Anzahl von Juden aus den talmudistisch beherrschten Gebieten Russlands und Polens. In ihrer alten Heimat hatte das Rabbinat der Assimilation dieser Juden einen Riegel vorgeschoben, und daran änderte sich auch auf amerikanischem Boden kaum etwas.
Unter diesen Umständen stellte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Frage, welche Rolle die jüdischen Führer in der amerikanischen Politik im Allgemeinen und der amerikanischen Außenpolitik im Besonderen spielen würden. Die spätere Entwicklung hat den Beweis dafür erbracht, dass die östliche Verschwörung in ihren beiden Formen, der kommunistischen und der zionistischen, die Vereinigten Staaten mit der jüdischen Masseneinwanderung erreichte. Um 1900 herum begannen die Juden hinter den Kulissen immer größere politische Macht an sich zu reißen, was das Schicksal der Nation in den kommenden fünf Jahrzehnten in steigendem Maß bestimmte.

Der Mann, der dieser Entwicklung Tür und Tor öffnete, hieß Edward Mandell House (obwohl er nie bei den Streitkräften gedient hatte, nannte man ihn meist »Oberst House«). In seinen Adern floss vorwiegend holländisches und englisches Blut; er stammte aus dem Süden des Landes und wuchs während der spannungsgeladenen »Periode des Wiederaufbaus«, die auf den Bürgerkrieg folgte, in Texas auf.

Edward House war eine markante Persönlichkeit.  . . .  Nur wenige Männer haben je so viel Macht ausgeübt, ohne sich vor irgend jemandem verantworten zu müssen.
House trug entscheidend dazu bei, die amerikanische Außenpolitik vor den Karren des Zionismus, der Weltrevolution und der Bestrebungen zur Schaffung einer Weltregierung zu spannen. Dass er hinter den Kulissen enorme Macht ausübte, lässt sich ohne weiteres nachweisen . . .

. . . Houses späterer Schwager und Berater war der Jude Dr. Sidney Mezes, Mitbegründer der Leage to Enforce Peace (Liga zur Erzwingung des Friedens), einer der ersten Organisationen, die sich in unserem Jahrhundert die Schaffung einer Weltregierung zum Ziel setzten.

Im Alter von achtzehn Jahren begann sich Edward House für Politik zu interessieren. Damals (man schrieb das Jahr 1876) waren in den USA Präsidentschaftswahlen  . . .

. . .  Somit war der mittlerweile 50 Jahre alte House ein Präsidentenmacher. Ehe ich seine Privaten Unterlagen las, war ich von den »unheimlichen Kenntnissen« des namhaften amerikanischen Zionisten und Rabbiners Stephen Wise mächtig beeindruckt. 1910 hatte Wise bei einer Rede in New Jersey gesagt: »Am Dienstag wird Woodrow Wilson seine Amtszeit als Gouverneur beenden; im November 1912 wird er zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden, und ihm wird eine zweite Amtszeit beschieden sein.« . . . aber bei meinen Nachforschungen stieß ich auf die Tatsache, dass Rabbiner Wise seine Informationen von Oberst House erhalten hatte!

Offenbar war Woodrow Wilson von der Gruppe von Eingeweihten mit Argusaugen überwacht worden, denn bis zu jenem Zeitpunkt hatten weder Oberst House noch Rabbiner Wise ihn je getroffen!  . . .

Unter den Männern, die Woodrow Wilson heimlich zum Präsidenten erkoren hatten, spielte Rabbiner Stephen Wise, der wie Herzl und Nordau in Ungarn geboren war und bei dem die Fäden der zionistischen und der revolutionären Bewegung zusammenliefen, eine Schlüsselrolle. Er war der führende zionistische Organisator in Amerika und als solcher in seinem Land eine Ausnahmeerscheinung, denn die Mehrheit der amerikanischen Juden lehnte den Zionismus zu jener Zeit noch ab und misstraute den Ostjuden.

Laut Wises eigenen Worten war der Zionismus in den Vereinigten Staaten auf die jüdischen Einwanderer aus Russland beschränkt, die ihn aus den talmudistischen Ghettos mitgebracht hatten; die meisten US-Juden stammten damals aus Deutschland und wollten nichts vom Zionismus wissen. Zwischen 1900 und 1910 wanderten rund eine Million Juden aus Russland ein und bildeten unter der Kontrolle ihrer zionistischen Führer schon bald einen zunehmend wichtigen Wählerblock. Hier ist das Bindeglied zwischen Oberst Haus und Rabbiner Wise zu suchen.  . . .

Wie schlagkräftig diese geheime Gruppe war, lässt sich schon daraus ersehen, dass im Jahre 1910, als Oberst House privat entschied, der nächste Präsident solle Woodrow Wilson heißen, Wise in aller Öffentlichkeit dasselbe verkündete und Wilson gleich zwei Amtsperioden prophezeite.  . . .

Nach Wilsons Wahl zum Präsidenten berichtete Wise: »Wir erhielten von Oberst House, einem engen Freund des Präsidenten, warme und herzliche Unterstützung . . .«

Das Geheimnis der Kontrolle, die House über die Demokratische Partei ausübte, lag in der Strategie, die er ausgeheckt hatte, um Wahlen zu gewinnen. Die Demokratische Partei befand sich seit bald einem halben Jahrhundert ununterbrochen in der Opposition, doch der Oberst hatte eine Methode ausgetüftelt, die ihr den Sieg mit annähernd mathematischer Gewissheit garantierte. Dass sie die Präsidentschaftswahlen von 1912 und 1916 gewann, war ebenso der konsequenten Umsetzung dieses Plans zu verdanken wie ihre fünf aufeinanderfolgenden Siege in den Jahren 1932, 1936, 1940, 1944 und 1948 (die ersten vier Male unter Roosevelt, das fünfte Mal unter Truman). Mit seiner genialen Wahlstrategie hat der Oberst die Entwicklung in Amerika dauerhaft beeinflusst.  . . .

Die Essenz seiner Strategie bestand darin, die »im Ausland Geborenen«, d. h. die Immigranten, durch Appelle an ihre rassischen Instinkte und ihre Emotionen für die Demokratische Partei zu gewinnen. Der Plan war bis in alle Einzelheiten durchdacht und das Erzeugnis eines hochkarätigen Strategen, der einen untrüglichen Riecher für das Politische hatte.

Das Einzigartige und Phantastische an diesem Plan bestand darin, dass House ihn anno 1912, als Wilson hinter den Kulissen zum künftigen Präsidenten erkoren wurde, anonym publizierte. In jenem ereignisreichen Jahr brachte der Oberst innerhalb von dreißig Tagen einen Roman mit dem Titel »Philip Dru: Administrator« zu Papier (die Wahl des ungewöhnlichen Wortes »Administrator« – »Verwalter« – für einen Regierenden erinnert an jene Passage in den Protokollen, wo von »den Verwaltern, die wir wählen werden«, die Rede ist). Das beängstigend realistische Kapitel »The Making of a President« (»Wie ein Präsident gemacht wird«) lässt diesen ansonsten kaum lesbaren Roman als historisches Dokument von erstrangiger Bedeutung erscheinen.

. . . Während Wilsons Präsidentschaft setzte Zar Nikolaus II. den Versuch des Bauernbefreiers Alexander II. zur Befriedung und Einigung des Landes fort, indem er dem Volk immer größere Freiheiten gewährte, was bei den talmudistischen Zionisten ebenfalls auf erbitterten Widerstand stieß. . . . Während der Revolution von 1906 hatte dieser Russland per Dekret zur konstitutionellen Monarchie erklärt, und im Jahr darauf führte er das allgemeine Stimmrecht ein. Die Revolutionäre fürchteten solche Reformen mehr als alle Kosakenregimenter des Zaren und sorgten dafür, dass bei der ersten Tagung der Volksversammlung Tumulte ausbrachen, so dass sie aufgelöst werden musste.

Nun wählte der Zar einen aufgeklärten Staatsmann, den Grafen Stolypin, zu seinem Premierminister.  . . .  Dass rund drei Millionen zuvor landlose Bauern durch Stolypins Reform zu Eigentümern von Grund und Boden geworden waren, trug entscheidend zu diesem Resultat bei. Russlands Zukunft sah nun heller aus denn je zuvor.
Stolypin galt als Nationalheld: er schrieb: »Unser Hauptziel ist es, die Landbevölkerung zu stärken. Die gesamte Kraft des Landes beruht auf dieser. . .  Gebt dem Land zehn Jahre inneren Friedens, und ihr werdet Russland nicht wiedererkennen.«

Wäre Stolypins Wunsch in Erfüllung gegangen, und wären seinem Land zehn Friedensjahre beschieden gewesen, so hätte dies den Lauf der Geschichte in positivem Sinne verändert. Doch nun schlug die Verschwörung zu, und es fielen Schüsse, welche die Welt erschütterten. 1911 begab sich Graf Stolypin nach Kiew, um ein Denkmal für den Bauernbefreier Alexander II. zu enthüllen. Während einer Theatervorführung wurde er von einem jüdischen Revolutionär namens Bagroff erschossen. (Sechs Jahre später starb auch Stolypins Tochter durch Mörderhand: Als ein jüdischer Kommissar sie unter einer Gruppe von Flüchtlingen entdeckte, schoss er sie kurzerhand nieder.)

Die tödlichen Schüsse auf Graf Stolypin waren im September 1911 gefallen. Im Dezember desselben Jahres hielt Woodrow Wilson in Amerika seine bereits erwähnte Rede, in der er sich mit der jüdischen »Sache« identifizierte. . . .
Vor der Wahl erstellte House eine Liste von Kabinettsministern, wobei ihm ein gewisser Herr Bernard Baruch mit weisem Rat zur Seite stand. Dieser Baruch war womöglich die wichtigste Figur in der amerikanischen Politik der folgenden fünf Jahrzehnte: Er wurde als »Berater« mehrerer Präsidenten bekannt; noch 1950 »beriet« er Eisenhower und Churchill.  . . .

Während des Wahlkampfs bekam Wilson zu spüren, dass seine Unterstützer von ihm bestimmte Gegenleistungen erwarteten. Nachdem er sich einige Indiskretionen hatte zuschulden kommen lassen, musste er Oberst House versprechen, »künftig nicht mehr unabhängig zu handeln«. Gleich nach seiner Wahl empfing er Rabbiner Stephen Wise zu einer langen Unterredung, bei der die beiden Männer laut Wise »russische Angelegenheiten mit speziellem Hinweis auf die Behandlung der Juden« erörterten. Gleichzeitig aß Oberst House mit einem Herrn Louis D. Brandeis zu Abend, einem prominenten Juristen jüdischer Abstammung. »Wir beide sind uns bezüglich der meisten Fragen, die jetzt auf der Tagesordnung stehen, einig«, hielt House fest.

Somit waren drei der vier engsten Berater Wilsons Juden. Alle drei haben zum einen oder anderen Zeitpunkt eine maßgebliche Rolle bei der Propagierung des Zionismus und seines Palästina-Projektes gespielt und hierdurch dazu beigetragen, dass sich die Juden wieder von ihrer Umwelt absonderten. Zusammen mit Wise war Brandeis damals der führende Zionist Amerikas, so dass es angebracht scheint, ein wenig bei seiner Person zu verweilen.

Brandeis stach durch sein Äußeres sowie durch seinen Intellekt hervor, doch wäre es ausgesprochen schwierig gewesen, zu definieren, was an ihm eigentlich »jüdisch« war. Er praktizierte die mosaische Religion nicht . . . Eines Tages im Jahre 1897 las er beim Frühstück einen Artikel über Theodor Herzls Rede am ersten Zionistenkongress und sagte zu seiner Frau: »Es gibt eine Sache, für die ich mein Leben hingeben würde.«

Somit wurde aus einem voll assimilierten amerikanischen Juden im Handumdrehen ein strammer Zionist. Mit dem Eifer, der den Konvertiten kennzeichnet, ritt er heftige Attacken gegen die »Assimilation« . . .

. . . Dies also war die Gruppe, die den Präsidenten der amerikanischen Republik in ihrem eisernen Griff hielt und ihn zwang, einen Kurs einzuschlagen, der das Land um einer ganz bestimmten Sache willen in den Ersten Weltkrieg führen sollte.  . . .

Während jenes Zeitraums, genauer gesagt im Jahre 1913, trug sich ein Ereignis zu, das damals recht unwichtig anmutete, hier jedoch wegen seiner späteren weitreichenden Folgen erwähnt werden muss. Seit siebzig Jahren existierte in Amerika eine Organisation, die sich B’nai B’rith (hebräisch für »Söhne des Bundes«) nannte. Sie war 1843 als exklusiv jüdische Freimaurerloge aus der Taufe gehoben worden, die anfangs auf die Vereinigten Staaten beschränkt war, jedoch mit der Zeit Filialen in vielen Ländern gründete und heutzutage den Anspruch erhebt, die Juden der ganzen Welt zu vertreten. 1913 wurde ein kleiner Ableger der B’nai B’rith geschaffen, der sich »Anti-Defamation-League« nannte; er sollte nach und nach immer mächtiger und einflussreicher werden. . .  Von dieser Organisation wird im Folgenden noch öfters die Rede sein.

Mit der Wahl Woodrow Wilsons zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, hinter dem eine unsichtbare Gruppe von Strippenziehern stand, waren die Voraussetzungen für den künftigen Kriegseintritt des Landes geschaffen.  . . .

. . . Somit verlagert sich der Hauptschauplatz des Dramas wieder über den Atlantik nach England, wo Arthur Balfour seine Rückkehr auf die politische Bühne vorbereitete. Die führenden Persönlichkeiten des Landes waren damals keinesfalls bereit, sich vor den Karren der Verschwörer spannen zu lassen; ihr Ziel war es, den Krieg dort auszufechten und so rasch wie möglich zu gewinnen, wo er begonnen hatte, nämlich in Europa. Damit sich die Dinge so entwickelten, wie es Max Nordau 1903 prophezeit hatte, mussten diese Männer entweder zur Räson gebracht oder ausgeschaltet werden.

Von 1914 bis 1916 tobte hinter den Kulissen ein erbitterter Kampf, bei dem es darum ging, jene englischen Führer, denen es an Begeisterung für die zionistische Sache mangelte, von den Schalthebeln der Macht zu verdrängen und durch Kreaturen vom Schlage eines Woodrow Wilson zu ersetzen, die fügsam nach der Pfeife der Verschwörer tanzten.

Kapitel 30 Die entscheidende Schlacht

Der Krieg von 1914-1918 war der erste Konflikt, der nicht zwischen Armeen, sondern zwischen Nationen ausgefochten wurde. Die Kräfte, die ihn dirigierten, übten in den meisten europäischen Staaten geradezu überwältigenden Einfluss aus. Dies war ein weltgeschichtlich neuartiges Phänomen; die Verschwörer, die hinter dem Kommunismus und dem Zionismus standen, hatten es freilich vorausgesehen. In den erstmals 1905 niedergeschriebenen Protokollen der Weisen von Zion hieß es, der Widerstand gegen die in dieser Schrift dargelegten Pläne werde durch einen »Weltkrieg« gebrochen werden, und Max Nordau hatte anno 1903 festgehalten, die zionistischen Ambitionen in Palästina würden »durch den kommenden Weltkrieg« verwirklicht.

Wenn diese Prophezeiungen in Erfüllung gehen und somit ein Beweis für das »unheimliche Wissen« der Propheten erbracht werden sollte, musste die Verschwörung die Regierungen jener Staaten unter ihre Kontrolle bekommen, deren Mitwirkung zur Verwirklichung des Plans unabdingbar war; die Politik der betreffenden Länder, und somit auch ihre militärischen Operationen, mussten nicht den nationalen Zielen ihrer Völker, sondern den Zielen der Verschwörer untergeordnet werden. Der Präsident der Vereinigten Staaten war, wie wir im vorausgehenden Kapitel nachgewiesen haben, bereits seit 1912 eine Geisel seiner »geheimen Berater«, und was Oberst House in seinen Privaten Dokumenten über ihn schreibt, passt haargenau auf folgende Passage aus den Protokollen: »Wir haben den Herrscher durch die Karikatur eines Präsidenten ersetzt, aus den Reihen unserer Marionetten, unserer Sklaven.«

In den frühen Phasen der Verwirklichung des »großen Plans« wurde Präsident Woodrow Wilson allerdings kein besonderes Engagement abverlangt; seine Stunde schlug erst später. Anfangs bestand die Hauptaufgabe der Verschwörer darin, die Kontrolle über die britische Regierung zu gewinnen. Der Kampf um die Verwirklichung dieses Ziels dauerte zwei Jahre und endete mit dem Sieg der Ränkeschmiede, von deren Aktivitäten die Öffentlichkeit nicht das Geringste ahnte. Dieses in den Labyrinthen der internationalen Politik ausgetragene Scharmützel war insofern die entscheidende Schlacht des Ersten Weltkriegs, als es die weitreichendsten Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts hatte; sein Ausgang dominierte den Gang der Geschehnisse in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkriegs und erscheint heute, im Jahre 1956, als wahrscheinlichste Ursache eines allfälligen dritten Weltkriegs. Keine der zahllosen Gefechte des Ersten Weltkriegs hat den Verlauf der Geschichte so beeinflusst wie die Verschwörung, die den Intriganten anno 1916 die Kontrolle über die britische Regierung bescherte.

Von all dem hatten die betrogenen Massen keine Ahnung. Während des ganzen Krieges wähnten die Briten, ihr einziger Feind sei ein kriegslüsterner teutonischer Potentat, und die Amerikaner gaben sich der Illusion hin, verantwortlich für das Blutvergießen sei die unverbesserliche Streitsucht der europäischen Völker.

Während US-Präsident Wilson schon vor Kriegsbeginn wenig mehr als ein Hampelmann seiner »Berater« war, traf dies auf die britische Regierung des Jahres 1914 keineswegs zu. In den politischen und militärischen Schlüsselpositionen saßen Männer, die sich bei ihren Entscheidungen ausschließlich von der Frage leiten ließen, ob diese den Interessen Englands dienten und es dem Sieg näherbrachten. Auf die Wünsche der Zionisten nahmen diese Männer keinerlei Rücksicht. Die Geschichte der ersten beiden Kriegsjahre ist nicht zuletzt die Geschichte von Kämpfen, die sich hinter den Kulissen abspielten und bei denen es darum ging, die den Zionisten missliebigen Politiker von der Macht zu verdrängen und durch Strohmänner zu ersetzen.

Wenn man von Balfours schicksalhaftem Schritt im Jahre 1903 absieht, war die Verschwörung vor 1914 erst bis in die Vorhallen der Macht vorgedrungen. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ließ sich eine wachsende Zahl von Spitzenpolitikern vor den Karren der Zionisten spannen.

. . .  Der betreffende Politiker hieß Oliver Locker-Lampson und saß zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Abgeordneter der Konservativen Partei im Unterhaus. Er war ein politisches Leichtgewicht und fiel innerhalb und außerhalb des Parlaments allenfalls durch seine fanatische Unterstützung für den Zionismus auf; nichtsdestoweniger war er ein persönlicher Freund sämtlicher Spitzenpolitiker, die das Schicksal des britischen Volkes mit demjenigen des Zionismus verketteten. 1952 schrieb Locker-Lampson in einer Londoner Wochenzeitschrift: »Winston, Lloyd George, Balfour und ich wurden als engagierte Protestanten erzogen, die glaubten, es werde ein neuer Heiland kommen, sobald Palästina den Juden zurückerstattet werde.« Es ist dies die Vorstellung vom »Tausendjährigen Reich«, die bereits unter Cromwells Anhängern grassierte.

Ob Protestanten tatsächlich glauben, die Gründung eines jüdischen Staatswesens in Palästina werde der Welt einen neuen Heiland bescheren, sei dahingestellt, doch niemand wird ernsthaft behaupten, dieser Glaube bilde eine solide Grundlage für die Politik eines Staates.  . . . Tatsache ist, dass es eine Gruppe von Personen gab, die sich diesem vermessenen Ziel verschrieben hatten. In Anlehnung an Locker-Lampson nennen wir sie künftig »engagierte Protestanten«.

Vom Tag des Kriegsausbruchs an arbeiteten diese »engagierten Protestanten« zielstrebig auf die Machtergreifung hin, damit sie Truppen aus Europa abziehen und in den Nahen Osten entsenden konnten, um Palästina für die Zionisten zu erobern. Dr. Weizmann begriff sofort, dass die veränderten Umstände ihm neue Chancen boten. »Nun ist die Zeit gekommen . . . die politischen Erwägungen werden für uns vorteilhaft sein«, schrieb er im Oktober 1914.
Weizmann setzte sich mit C. P. Scott in Verbindung, dem Herausgeber des Manchester Guardian. Scott wusste sich vor Begeisterung kaum zu fassen, als er erfuhr, dass sein Besucher ein Jude war, »der Russland hasst« (als Verbündeter Großbritanniens bewahrte Russland die britischen und französischen Armeen damals vor dem Schlimmsten, indem es Deutschland von Osten her angriff), und nahm Weizmann sogleich zu einem Frühstück mit, an dem auch der damalige Schatzmeister Lloyd George teilnahm. Lloyd George fand warme Worte für den Zionismus und schlug ein gemeinsames Treffen mit Balfour vor.
Die Begegnung fand am 14. Dezember 1914 statt. Balfour fragte diesen »recht nonchalant«, ob er ihm konkret helfen könne, und erhielt folgende Antwort: »Nicht, solange die Kanonen donnern: wenn die militärische Lage klarer wird, werde ich wiederkehren«. Balfour sagte: »Wenn die Kanonen verstummen, könnt ihr euer Jerusalem bekommen.«

Dass Weizmann Balfours Angebot nicht begierig annahm, hatte einen guten Grund. Das zionistische Hauptquartier befand sich damals nämlich in Berlin, und Weizmanns Kollegen waren überzeugt, dass Deutschland den Krieg gewinnen würde. Bevor sie irgendwelche Karten ausspielen konnten, wollten sie abwarten, ob sich diese Überzeugung bewahrheitete. . . .

Wie Balfour wies auch Lloyd George den Zionistenführer warnend darauf hin, dass »gewisse jüdische Kreise« zweifellos starken Widerstand gegen das Palästina-Projekt erheben würden, worauf Weizmann abermals erwiderte, die »reichen und mächtigen Juden« seien in der Tat mehrheitlich Antizionisten. Merkwürdigerweise scheinen die »engagierten Protestanten« (bei denen es sich größtenteils um »reiche und mächtige Männer« handelte) diesem Argument auf den Leim gegangen zu sein. . . .

. . .  Im Juni 1916 entsandte Asquith Lord Kitchener nach Russland. Doch der Kreuzer Hampshire, auf dem der Kriegsminister seine Reise antrat, wurde versenkt. Kompetente Historiker verfechten die Auffassung, Kitchener sei der einzige Mann gewesen, der einen Kriegstaustritt Russlands hätte vermeiden können. Mit seinem Tod verschwand das Hindernis Nummer eins für die geplante bolschewistische Revolution im Zarenreich und für den internationalen Zionismus. Wäre es ihm vergönnt gewesen, länger zu leben und zu wirken, so wäre dem Zionismus im Westen wohl kein Erfolg beschieden gewesen. Ich erinnere mich, dass die Soldaten an der Westfront auf die Nachricht von seinem Ableben so bestürzt reagierten wie auf die Niederlage in einer großen Schlacht. Sie ahnten nicht, wie recht sie damit hatten.

Nach Kitcheners Tod standen nur noch Asquith, Robertson, Haig sowie die britischen Juden zwischen den Zionisten und ihrem Ziel. Der Kreis der Intrige erweiterte sich nun zusehends. Die Times engagierte sich mittlerweile so eifrig für den Zionismus wie der Manchester Guardian; innerhalb und außerhalb des Kabinetts gewannen Balfour und Lloyd George immer neue Anhänger. Lord Milner, der sich anschickte, ins prozionistische Lager überzugehen, erklärte: »Wenn die Araber glauben, Palästina werde ein arabisches Land, sind sie gründlich auf dem Holzweg.«  . . .

Eine andere hochkarätige Persönlichkeit, die sich von den Zionisten rekrutieren ließ, Lord Robert Cecil, äußerte sich ganz ähnlich: »Arabien für die Araber, Judäa für die Juden, Armenien für die Armenier.« Von den Armeniern war allerdings schon bald nicht mehr die Rede . . .

Der Fall Lord Robert Cecils ist ebenso unerklärlich. Ich erinnere mich an einen Vortrag, den er in den dreißiger Jahren in Berlin über den Völkerbund hielt. Cecil, ein großgewachsener, hagerer Mann mit Adlergesicht, dem das Verständnis für politische Fragen im Blute lag, sprach von der Zukunft, als sehe er diese von einem Berggipfel aus, und berief sich dabei ausdrücklich auf die »hebräischen Propheten«. Als junger Mann war ich von seinen Worten mächtig beeindruckt, obwohl ich nicht verstand, worauf er hinauswollte. Zwar habe ich seither einiges dazugelernt, aber dieser Ausspruch ist mir immer noch ein Rätsel: Wenn beispielsweise der Prophet Jeremia irgendeinem politischen Lager zuzuordnen ist, dann ganz ohne Frage dem der Antizionisten.

Nichtsdestoweniger schrieb Chaim Weizmann über Lord Robert: »Für ihn waren die Wiederherstellung einer jüdischen Heimstatt in Palästina und die Organisation der Welt in einer großen Föderation einander ergänzende Bestandteile des nächsten Schrittes bei der Regelung der menschlichen Angelegenheiten . . . Als Mitbegründer des Völkerbundes hielt er die jüdische Heimstatt für nicht minder wichtig als den Völkerbund selbst.«

Mit diesen Worten ließ Weizmann die Katze aus dem Sack – doch war sich Lord Robert der Tragweite seiner Auffassungen überhaupt bewusst? Ihm zufolge war die Eroberung Palästinas durch Zionisten aus Russland also lediglich »der nächste Schritt« bei der Gestaltung der Zukunft des Menschengeschlechts.

. . . Unter diesen Umständen mutet Lord Robert Cecils leidenschaftliches Engagement für den Zionismus geradezu unbegreiflich an, denn die seinem Geschlecht eigene Weisheit hätte ihn vor den Gefahren einer weltumspannenden Despotie warnen müssen. . . .
Als das zweite Kriegsjahr zu Ende ging, hatten sich die »engagierten Protestanten«, die nicht auf Europa, sondern auf Palästina blickten, bereits zur mitgliederstarken Brüderschaft entwickelt, die einen schützende Ring um den aus russischen Zionisten bestehenden Kern bildete.  . . .  Um Lloyd George und Balfour scharte sich eine Riege von Kabinettsministern und hohen Beamten, die erst vor kurzem zu den »engagierten Protestanten« gestoßen waren.  . . .

. . . Nachdem Lloyd George zum Premierminister gewählt worden war, arbeitete er von Anfang an darauf hin, Truppen aus Frankreich abzuziehen und einen großen Feldzug in Palästina vorzubereiten. Hiervon zeugen seine eigenen Worte: »Als ich meine Regierung bildete, brachte ich gegenüber dem Kriegskabinett sofort die Frage eines zusätzlichen Feldzugs in Palästina zur Sprache. . .« . . .

In Palästina unternahm General Allenby . . . und marschierte in Jerusalem ein, ohne auf größeren Widerstand zu stoßen. Militärisch gesehen war die Einnahme Jerusalems völlig bedeutungslos, doch nun gab es für Lloyd George kein Halten mehr. …
Lloyd George, der darauf erpicht war, sein Palästina-Abenteuer von einer hohen Instanz absegnen zu lassen, legte seinen Plan dem Obersten Kriegsrat der Alliierten in Versailles vor, deren technische Berater ihm im Januar 1918 grünes Licht erteilten.  . . .

Am 7. März 1918 befahl er, einen »entscheidenden Feldzug« zur Eroberung ganz Palästinas zu starten und schickte General Smuts dorthin, um General Allenby entsprechende Instruktionen zu erteilen.  . . .

Dank dem Sieg in Europa geriet das begehrte Territorium in Palästina tatsächlich unter britische Herrschaft. Doch ein Land erwerben und dort etwas aufbauen sind zweierlei Dinge. Zunächst hieß es, auf palästinensischem Boden solle lediglich eine zionistische »Heimstatt« entstehen, doch aus dieser »Heimstatt« wurde schließlich ein Staat. England allein hätte dies nicht zustande gebracht. Deshalb musste noch eine erhebliche Anzahl anderer Nationen für dieses Projekt gewonnen werden, und es bedurfte einer Organisation zur Absegnung des »Transfers«, . . . es war eine »Liga der Nationen« vonnöten, in der die Vereinigten Staaten von Amerika die erste Geige spielen würden.

Lloyd George hatte sein Scherflein zur Verwirklichung des Plans beigetragen, und sein Erdendasein neigte sich seinem Ende zu. Wir bitten unsere Leser nun, einen Blick über den Atlantik zu werfen und zu beobachten, was Oberst House, Richter Brandeis und Rabbiner Stephen Wise jenseits des großen Teiches trieben. Eine wichtige Rolle in diesem Spiel kam auch der schattenhaften Gestalt eines gewissen Woodrow Wilson zu.

Kapitel 31 Ein Netz von Intrigen


Dass ich in diesem Buch immer wieder von einer »Verschwörung« und einer »Intrige« spreche, ist keinesfalls eine persönliche Marotte; namhafte Experten verwenden diese Ausdrücke regelmäßig. Der Titel des vorliegenden Kapitels stammt beispielsweise von Arthur D. Howden, der sich bei der Niederschrift seiner Biographie von Oberst House auf Informationen stützte, die er von seinem Helden selbst erhalten hatte. Howden bezeichnet die Vorgänge, die sich von 1914 bis 1918 in Amerika abspielten und in deren Mittelpunkt House stand, als »Netz von Intrigen, das sich quer über den Atlantik spannte«.

Die Kreise um Lloyd George in Großbritannien und der amerikanische Präsident Wilson waren zwar separat umgarnt worden, doch zwischen 1914 und 1917 wurden die Fäden in London und Washington zu jenem transatlantischen Netz verflochten, von dem Howden spricht. Von nun an waren beide Regierungen, die britische und die amerikanische, in dieses Netz verstrickt, aus dem sie sich nie mehr zu befreien vermochten.

Präsident Woodrow Wilson war wenig mehr als eine Marionette des eigentlichen Machthabers Oberst House, den Rabbiner Wise als »Verbindungsoffizier zwischen der Wilson-Regierung und der zionistischen Bewegung« bezeichnet hat. Richter Brandeis, der beschlossen hatte, sein Leben dem Zionismus zu weihen, war Wilsons »Berater für die jüdische Frage« (Chaim Weizmann); dieses Amt hatte zuvor nie existiert, wurde nun jedoch zur Dauerinstitution. Der oberste zionistische Organisator war Rabbiner Wise, der in ständigem Kontakt mit Wilson und House stand.  . . .

Jenseits des Atlantiks gab es einen aufstrebenden Politiker. . .  Wie Beatrice Webb berichtet, hatte ihr Winston Churchill bereits einige Zeit zuvor anvertraut, er baue darauf, dass die »Hochfinanz« den Frieden bewahren könne, und sei deshalb »gegen ein autarkes [britisches] Empire«, da er befürchte, dieses werde den kosmopolitischen Kapitalismus zerstören . . .

So also sah es in den Jahren 1915 und 1916 in Amerika hinter den Kulissen aus. Die folgenden Ereignisse zeigten klar, welche Ziele die herrschende Clique, deren Netz sich mittlerweile quer über den Atlantik spannte, insgeheim verfolgte. Der britische Premierminister Asquith wurde unter dem Vorwand, seine Inkompetenz gefährde die Aussichten auf den Sieg, seines Amtes enthoben; Lloyd George brachte sein Land an den Rand einer totalen Niederlage, indem er einen erheblichen Teil der britischen Truppen von Frankreich nach Palästina verlegte. Woodrow Wilson wurde wiedergewählt, weil man dem amerikanischen Volk weisgemacht hatte, er werde der alten Tradition treu bleiben und sein Land aus dem Krieg heraushalten, doch schon bald nach seiner Wiederwahl ging er auf Kriegskurs.
Welcher Abgrund zwischen den Worten und den Taten jener Männer klaffte, die den Kurs der amerikanischen Außenpolitik bestimmten, geht aus folgenden Fakten hervor: Oberst House war bereits am 30. Mai 1915 privat zum Schluss gelangt, ein Krieg mit Deutschland sei »unvermeidlich, was ihn allerdings nicht daran hinderte, im Juni 1916 den Slogan zu prägen, der Wilson die Wiederwahl bescheren sollte: »Wilson hat uns aus dem Krieg herausgehalten. Es wäre ein Verbrechen gegen die Zivilisation, wenn wir uns auf einen solchen Schritt einließen.

Doch die Strippenzieher, an deren Fäden der Präsident wie eine Marionette tanzte, sorgten dafür, dass dergleichen Illusionen nach Wilsons zweitem Amtsantritt (am 20. Januar 1917) sogleich zerstoben. Rabbiner Wise teilte Wilson mit, er habe inzwischen umgedacht; seiner Überzeugung nach sei »für das amerikanische Volk die Zeit gekommen, zu verstehen, dass es möglicherweise unser Los ist, an diesem Kampf teilzunehmen«. Oberst House, der bereits während des Wahlkampfs in einer Notiz festgehalten hatte, Amerika befinde sich auf der Schwelle zum Krieg, vertraute seinem Tagebuch am 12. Februar 1912 folgendes an: »Wir treiben so schnell auf den Krieg zu, wie ich erwartet habe.

Am 27. März 1917 erkundigte sich Wilson bei House, ob er den Kongress um eine Kriegserklärung ersuchen oder festhalten solle, das Land sei bereits in Kriegszustand. House »empfahl ihm Letzteres« und am 2. April erfuhr das amerikanische Volk, dass es sich im Krieg befand.  . . .

In seiner Botschaft an den Kongress, in der er festhielt, die Vereinigten Staaten befänden sich de facto im Kriegszustand, sagte Wilson, das Ziel des Krieges bestehe in der Schaffung einer »neuen internationalen Ordnung«. Somit wurde ausdrücklich ein neues Ziel formuliert. . . .  Nur die Eingeweihten begriffen, dass darunter ein Plan zur Schaffung einer »Weltföderation« zu verstehen war, der notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden sollte und das Verschwinden sämtlicher alten Nationen sowie die Gründung einer neuen vorsah; sowohl der Zionismus als auch der Kommunismus waren Werkzeuge bei der Verwirklichung dieses Plans.

Von diesem Moment an marschierten die heimlichen politischen Machthaber in Amerika und England in strammem Gleichschritt, so dass zwei ursprünglich getrennte Geschichten zur Geschichte eines einzigen »Netzes« verschmelzen.  . . .

. . .  Dies alles spricht dafür, dass Dr. Weizmann sehr genau Bescheid darüber wusste, was für die Zukunft geplant war. Weizmann ließ keine Zeit verstreichen: In einem Memorandum an die britische Regierung forderte er, die königliche Regierung solle »die jüdische Bevölkerung in Palästina« offiziell als jüdische Nation anerkennen. Darauf versammelte sich ein aus neun zionistischen Führern sowie einem Vertreter der britischen Regierung (Sir Mark Sykes, der allerdings bloß als »Privatmann« zugegen war) bestehendes Komitee in einem jüdischen Privathaus, um ein britisches Regierungsdokument zu entwerfen. Dies war die Geburtsstunde der Balfour-Deklaration. Unmittelbar anschließend beschloss Balfour, sich zur Erörterung dieser Frage nach Amerika zu begeben.  . . .

. . .  Am 9. Oktober teilte Weizmann mit, die britische Regierung habe sich formell verpflichtet, »eine nationale Heimstatt für die jüdische Rasse« in Palästina zu schaffen. Der auch von Wilson abgesegnete Text wurde dann zur »Balfour-Deklaration«. . . . Gesagt, getan: Im Frühstücksraum des britischen Premierministers wurde ein minyan (jüdische Bezeichnung für ein aus zehn Personen bestehendes religiöses Forum) einberufen, worauf Lloyd George seinen Gästen eine Reihe von Stellen aus der Bibel vorlas, die seiner Interpretation nach die Ansiedlung von Juden in Palästina im Jahre 1917 geboten. »Meine Herren, jetzt wissen Sie, was Ihre Bibel sagt, und damit ist die Sache erledigt«, schloss er seine Ausführungen.  . . .

 Die westlichen Politiker hatten also ein Ungeheuer mit zwei Köpfen hochgepäppelt. Der eine Kopf war die Macht des Zionismus in den Hauptstädten des Westens, die andere die Macht des Kommunismus, der vom geknechteten Russland aus seine Fangarme ausstreckte.  . . .   . . .Wer gegen die Weltrevolution Stellung bezog, wurde regelmäßig als »Antisemit« beschimpft.

. . . Bei der Lektüre der folgenden Kapitel tut der Leser gut daran, in Erinnerung zu behalten, wozu sich britische und amerikanische Politiker während des Ersten Weltkriegs verleiten ließen.

Kapitel 32 Abermals die Weltrevolution

Die gleichzeitigen Triumphe des Bolschewismus in Moskau und der Zionismus in London in ein und derselben Woche des Jahres 1917 waren nur äußerlich gesehen zwei voneinander unabhängige Ereignisse. Wie wir in früheren Kapiteln zur Genüge nachgewiesen haben, gingen diese beiden Ideologien auf eine gemeinsame Quelle zurück, und die hinter den Kulissen agierenden Männer, die den Zionismus über ihre Marionetten in den westlichen Regierungen förderten, unterstützten auch die Weltrevolution. Jede der beiden Strömungen erfüllte eine Hälfte des alten Gesetzes »Reiße nieder und zerstöre.  . . .

Die Geschehnisse des Jahres 1917 erbrachten den Beweis dafür, dass Disraelis Ausspruch über die Revolution von 1848 weiterhin unverändert Gültigkeit besaß: Die Juden standen an der Spitze »jeder einzelnen« Geheimgesellschaft und arbeiteten auf die Vernichtung des Christentums hin. Die bolschewistische Bewegung, die sich 1917 in Russland an die Macht putschte, war in so hohem Maß von Juden kontrolliert, dass man sie mit gutem Gewissen als »jüdisch« bezeichnen kann. Somit beantwortete die Geschichte selbst die Frage nach dem Charakter der treibenden Kraft hinter der Revolution so eindeutig, dass sich jede weitere Debatte darüber erübrigte. Auch die Taten der siegreichen Revolutionäre sprachen für sich: Die Art der ersten von ihnen verabschiedeten Dekrete, ihre symbolische Verhöhnung des Christentums, die Umstände, unter denen der Zar ermordet wurde – all dies trug den unverkennbaren Stempel talmudistischer Rache.

In den vier Jahrzehnten, die seither vergangen sind, wurden enorme Anstrengungen unternommen, um diese unumstößliche Tatsache unter den Teppich zu kehren. Was die Führung der kommunistischen Bewegung betraf, so war diese schon lange vor 1917 in der Tat jüdisch dominiert. Gewiss, der Kommunismus war keine Verschwörung aller Juden, genau so wenig wie die französische Revolution, der Faschismus und der Nationalsozialismus eine Verschwörung aller Franzosen, Italiener und Deutschen gewesen wären. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Führer der kommunistischen Bewegung aus den talmudistisch kontrollieren Zonen Russlands stammten. Insofern war der Kommunismus also nachweislich eine jüdische, oder genauer gesagt eine ostjüdische Bewegung.

Die von der bolschewistischen Revolution verfolgten Ziele traten schon unmittelbar nach ihrem Ausbruch mit aller Klarheit hervor und bewiesen, dass diese Revolution mitnichten eine spontane Erhebung war, sondern dass die von Weishaupt erwähnte Geheimorganisation eben zum dritten Male zugeschlagen hatte. Wie schon ihre Vorgängerinnen wies auch diese Revolution zwei zentrale Charakterzüge auf:
Sie richtete sich gegen jede Form legitimer Regierung und gegen die Religion. Seit 1917 kann sich die Weltrevolution nicht mehr hinter der Behauptung verschanzen, sie sei nur gegen die »Könige« oder gegen die politische Macht des Klerus gerichtet.
Schon bald nach der Oktoberrevolution meldete sich eine prominente Persönlichkeit zu Wort, die all dies wusste und sich nicht scheute, es öffentlich zu sagen. In der Tradition eines Edmund Burke, eines John Robison, eines George Washington, eines Alexander Hamilton und eines Benjamin Disraeli schrieb Winston Churchill im Illustrated Sunday Herald vom 8. Februar 1920:

»Es macht fast den Anschein, als habe die Vorsehung gewollt, dass das Evangelium Christi und das Evangelium des Antichristen aus der Mitte ein und desselben Volkes hervorgehen sollten, und als sei diese mystische und geheimnisvolle Rasse dazu auserkoren, sowohl das Göttliche als auch das Teuflische in seiner reinsten Form zu verkörpern.  . . . «

Soweit ich weiß, war dies die letzte freimütige Stellungnahme eines führenden Politikers der westlichen Demokratien zu dieser Frage. Bald darauf wurde jede öffentliche Diskussion darüber in Acht und Bann getan, und es setzte ein lähmendes Schweigen ein, das bis zum heutigen Tage andauert. 1953 verweigerte Churchill seine (laut britischem Gesetz erforderliche) Zustimmung zu einer fotografischen Reproduktion dieses Artikels, ohne irgendwelche Gründe hierfür zu nennen.

Das Wissen um die jüdische Führungsrolle bei der bolschewistischen Revolution war von ungeheurer Bedeutung; dass es später unterdrückt wurde, trug entscheidend zur Schwächung des Westens bei. Wenn dermaßen elementare Fakten der öffentlichen Diskussion entzogen werden, wird jede rationale Politik unmöglich. In den unmittelbar auf die Oktoberrevolution folgenden Jahren funktionierte diese Zensur freilich noch nicht so reibungslos wie später. Im Weißbuch der britischen Regierung (»Russland«, Nr. 1, eine Sammlung von Berichten über den Bolschewismus) wurde ein Bericht des niederländischen Botschafters in St. Petersburg Oudendyke an Außenminister Balfour in London zitiert, in dem es hieß: »Der Bolschewismus wird von Juden organisiert und geleitet, die keine Nationalität haben und deren einziges Ziel darin besteht, die bestehende Ordnung zur Förderung ihrer eigenen Anliegen zu zerstören.«

Der amerikanische Botschafter David R. Francis äußerte sich in ähnlichem Sinne: »Die hiesigen Bolschewikenführer, von denen die meisten Juden und 90% aus dem Exil zurückgekehrt sind, empfinden wenig Liebe zu Russland oder irgend einem anderen Land, sondern sind Internationalisten und versuchen eine weltweite soziale Revolution in Gang zu bringen.« – In späteren Auflagen der offiziellen britischen Dokumentensammlung zur Oktoberrevolution war Oudendykes Bericht nicht mehr enthalten.
Glücklicherweise gab es aber einen Zeugen, der die offiziellen britischen Unterlagen aus der Zeit unmittelbar nach der bolschewistischen Revolution aufbewahrt hat.
Dieser Zeuge war Robert Wilton, Korrespondent der Londoner Times und Augenzeuge der Geschehnisse. In der französischen Ausgabe seines 1920 erschienenen Buchs The Last Days of the Romanoffs wurden die (in der englischen Originalausgabe getilgten!) offiziellen bolschewistischen Listen, die Auskunft über die Zusammensetzung der revolutionären Führungsorganisationen vermittelten, vollumfänglich abgedruckt. Aus diesen Unterlagen geht folgendes hervor:

– Im Zentralkomitee der bolschewistischen Partei, also der höchsten Führungsinstanz des Landes, saßen drei Russen 
 (darunter Lenin) und neun Juden;
– Das zweitwichtigste Führungsgremium, das Zentralkomitee der Exekutivkommission, bestand aus 42 Juden sowie 19 
 Angehörigen anderer Nationalitäten (Russen, Letten, Georgier etc.):
– Der Rat der Volkskommissare umfasste 17 Juden und 5 Angehörige anderer Nationalitäten:
– Der Moskauer Tscheka (Geheimpolizei) gehörten 23 Juden und 13 Nichtjuden an:
– Von 556 hochrangigen Funktionären der bolschewistischen Regierung waren 448 Juden und die restlichen Angehörige 
 anderer Völkerschaften;
– Die Zentralkomitees der kleinen, nominell »sozialistischen« oder sonstwie nichtkommunistischen Parteien, die damals 
 noch erlaubt waren, um die aus der Zarenzeit an die Existenz von Oppositionsparteien gewöhnten Massen zu täuschen, 
 bestanden aus insgesamt 55 Juden und 6 Nichtjuden.

In den von Wilton abgedruckten Originaldokumenten figurierten sämtliche Namen. Ganz nebenbei sei darauf hingewiesen, dass die ethnische Zusammensetzung der kurzlebigen kommunistischen Regime, die 1918/1919 in Ungarn und Bayern die Macht ausübten, ein ganz ähnliches Bild bot.  . . .

. . .  . . . Das kurze antichristliche Wüten der französischen Phase der Revolution wiederholte sich in Russland in noch brutalerer Form. Die Sprengung von Kirchen sowie die Einrichtung eines Gottlosenmuseums in der Kathedrale des Heiligen Basilius waren der Pferdefuß, an dem man den wahren Charakter des bolschewistischen Regimes sofort erkannte. »Prozentual repräsentierten die Juden ein Zehntel der Bevölkerung«, schrieb Wilton, »doch neun von zehn Kommissaren, die das bolschewistische Russland regieren, sind Juden«. Wilton nahm also kein Blatt vor den Mund.  . . .

. . .  Das 1919 erschienene Weißbuch der britischen Regierung über den Bolschewismus erwähnt noch die anschließenden Massenmorde an russischen Bauern.  . . . 
Der symbolträchtigste Akt war freilich die Ermordung der Zarenfamilie. Nikolaus II. hatte am 5. März 1917 auf den Rat seiner Minister abgedankt. Zu Beginn der Bolschewistenherrschaft wurden er und seine Familie verhältnismäßig gut behandelt. Ein Jahr lang waren sie in Tobolsk unter einem russischen Kommandanten interniert. Im April 1918, als das jüdische Regime bereits recht fest im Sattel saß, wurde die Familie auf Befehl aus Moskau hin nach Jekaterinburg, einer Stadt im Ural, überstellt, und die russischen Wächter wurden durch andere ersetzt, deren Identität nie eindeutig geklärt werden konnte.  . . .
An die Stelle des früheren russischen Kommandanten trat am 7. Juli der Jude Jankel Jurowski. Verantwortlich für die Inhaftierung der Zarenfamilie war nun eine Kette von Juden, von der Regierungsspitze in Moskau über die Vorsitzenden der lokalen Sowjets im Ural bis hin zum Kommandanten des Gefängnisses in Jekaterinburg. Der heimliche Herrscher Russlands war damals der jüdische Terrorist Jankel Swerdlow, Vorsitzender der Moskauer Tscheka. An der Spitze der Tscheka von Jekaterinburg standen sieben Juden, darunter der bereits erwähnte Jankel Jurowski. Am 20. Juli gab der uralische Sowjet bekannt, der Zar sei erschossen, seine Familie hingegen »an einen sicheren Ort« verbracht worden. . . .
Doch zum damaligen Zeitpunkt waren der Monarch und seine Familie bereits tot.
Dass die Wahrheit ans Licht kam, ist einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass Jekaterinburg am 25. Juli von den »Weißen« unter General Diterichs erobert wurde. Im Windschatten der monarchistischen Truppen trafen auch Robert Wilton und der berühmte russische Kriminologe Sokolow in Jekaterinburg ein; wo sie sofort mit ihren Untersuchungen begannen. Nachdem die Weißen abgezogen waren, befand sich das gesamte Beweismaterial in den Händen Wiltons, der es, zusammen mit zahlreichen Fotografien, in seinem Buch veröffentlichte.

Der Mord an der Zarenfamilie war von Swerdlow, der in ständigem Kontakt mit der Zentrale in Moskau stand, auf Befehl eben dieser Zentrale organisiert worden. . . .

Die näheren Umstände des Massenmordes wurden von Zeugen geschildert, unter den sich zumindest einer der Täter befand. Um Mitternacht des 16. Juli war die Zarenfamilie von Jurowski geweckt, in einen Kellerraum geführt und dort erschossen worden. Die tödlichen Schüsse waren von Jurowski, seinen sieben nicht identifizierten ausländischen Helfershelfern, einem Vertreter der lokalen Tscheka namens Nikulin sowie zwei Russen (professionellen Mördern im Solde der Tscheka) abgefeuert worden. Bei den Opfern handelte es sich um den Monarchen, seine Gattin, seinen kranken Sohn (den sein Vater auf den Armen trug, da er zu schwach war, um zu gehen), seine vier Töchter sowie um den Arzt, den Diener, den Koch und die Zofe der Familie. Als Sokolow und Wilton den Raum betraten, in dem die Zarenfamilie mit Schüssen und Bajonettstichen abgeschlachtet worden war, befand sich dieser immer noch in einem Zustand größter Unordnung; hiervon zeugt eine Fotografie in Wiltons Buch.  . . .

. . . Schon bald erfuhr die Außenwelt von dem grausigen Fund, und Swerdlows Behauptung, wonach lediglich der Zar hingerichtet und seine Familie in Sicherheit gebracht worden sei, war als Lüge entlarvt. Die Täter inszenierten eine Prozessfarce gegen 28 Personen, denen zur Last gelegt wurde, den Zar und seine Familie umgebracht zu haben. Von diesen 28 wurden allerdings nur acht namentlich genannt, von denen keiner irgendetwas mit dem Massaker zu tun gehabt hatte. Die Bolschewiken behaupteten, fünf der Schuldigen seien an die Wand gestellt worden; ob diese Personen überhaupt je existiert haben, weiß man nicht. Der Organisator des Massenmordes, Swerdlowsk, wurde bald darauf bei einer innerparteilichen Fehde getötet und Tausende unschuldiger Menschen fielen dem wahllosen Morden zum Opfer, das gleich nach der Auslöschung der Zarenfamilie einsetzte. Jekaterinburg wurde in Swerdlowsk umbenannt, um Swerdlows Namen zum Lohn für dieses symbolträchtige Verbrechen zu verewigen.  . . .

Der Hauptgrund dafür, dass wir so ausführlich auf die Umstände des Mordes an den Romanow eingehen, besteht in den «Fingerabdrücken”, welche die Täter an der Stätte ihrer Missetat zurückließen. Einer der Verbrecher, vermutlich ihr Anführer, brachte nach der Tat eine Inschrift an der Wand an, die damals bereits mit obszönen oder höhnischen Graffiti in hebräischer, ungarischer und deutscher Sprache bedeckt war. Die betreffende Inschrift räumte jeden Zweifel daran aus, dass der Zar und seine Familie nach dem Gesetz der Thora und des Talmud »hingerichtet« worden waren, und lieferte der Nachwelt somit ein Paradebeispiel jüdischer Rache, so wie sie von den Leviten interpretiert wird. Es handelte sich um die beiden letzten Zeilen des Gedichts Belsazar, in dem der deutsch-jüdische Poet Heinrich Heine den Tod des babylonischen Herrschers Belsazar als Strafe für seine Schmähung des jüdischen Gottes Jehova darstellt:
Belsazar ward aber in selbiger Nacht,

Von seinen Knechten umgebracht.


Die Revolution war ihrem Wesen nach nicht russisch, auch wenn sie in Russland ausgebrochen war. Sie hatte überall in den höchsten Kreisen ihre Freunde. Zu diesem Zeitpunkt (1917-1918) findet der Historiker erstmals Belege dafür, dass führende Persönlichkeiten dem Kommunismus dieselbe Unterstützung angedeihen ließen, die sie bereits seinem Bruder, dem Zionismus, verliehen hatten. Dies geschah auf beiden Seiten der Front; sobald die geheimen Ziele des Krieges offengelegt worden waren, verschwand die Unterscheidung zwischen »Feind« und »Freund«. Das Hauptquartier jener Zionisten, die konzentrierten Druck auf die Politiker in London und Washington ausübten, befand sich noch längere Zeit nach Kriegsausbruch in Berlin; die Kommunisten erhielten bald von Deutschland, bald von Deutschlands Feinden entscheidende Unterstützung.

Wie der amerikanische Botschafter in Berlin, Gerald, in einem Brief an Oberst House festhielt, begann Deutschland nach dem Auftakt zum Ersten Weltkrieg, »Russen mit revolutionärer Tendenzen, die sich in deutscher Gefangenschaft befanden, mit Geld und Pässen ausgerüstet nach Russland zurückzuschicken, damit sie in ihrer Heimat Unruhe stiften konnten«.

Laut Robert Wilson wurde der Entscheid zur Schürung der Revolution in Russland anlässlich eines Treffens des deutschen und des österreichischen Generalstabs Ende 1915 in Wien gefällt. Der deutsche Stabschef General Ludendorff hat diesen Schritt später ausdrücklich bedauert:
»Indem unsere Regierung Lenin nach Russland schickte, nahm sie . . . eine große Verantwortung auf sich. Vom militärischen Standpunkt aus war seine Entsendung gerechtfertigt, denn wir mussten Russland unbedingt ausschalten, doch unsere Regierung hätte dafür sorgen müssen, dass wir nichts mit seinem Untergang zu tun hatten.«  . . .

Immerhin: Nicht alle Männer, die damals im Westen Einfluss besaßen, spielten dieses ränkevolle Spiel mit. Am 5. November 1919, also zwei Monate vor seinem eingangs zitierten Artikel im Illustrated Sunday Herald, sprach Winston Churchill vor dem britischen Unterhaus Klartext:

»Ich spreche den Bolschewisten ganz entschieden das Recht ab, Russland zu vertreten . . . Der Begriff der Nationalität ist für sie nur Schall und Rauch. Ihr Ideal ist eine weltweite proletarische Revolution. Die Bolschewiken haben Russland auf einen Schlag die beiden kostbarsten Dinge geraubt: Den Frieden und den Sieg. Den Sieg, der greifbar nahe war, und den Frieden, der sein sehnlichster Wunsch war. Die Deutschen haben Lenin in voller Absicht nach Russland geschickt, damit er dort auf dessen Untergang hinarbeiten konnte . . . Kaum war Lenin angekommen, erteilte er allerlei obskuren Personen, die sich in New York, Glasgow, Bern und anderswo an verborgenen Zufluchtsorten aufhielten, einen Wink und sammelte die führenden Geister einer furchterregenden Sekte um sich, der furchterregendsten Sekte der Welt . . . Von diesen Geistern umgeben, schickte er sich mit dämonischem Talent an, sämtliche Institutionen, auf die der russische Staat und die russische Nation angewiesen waren, restlos zu vernichten . . . Russlands Leiden sind fürchterlicher als die jedes anderen Landes in der jüngeren Geschichte, und es ist seiner Stellung unter den großen Nationen der Welt verlustig gegangen.«

Mit dieser Charakterisierung hatte Churchill ins Schwarze getroffen. 50 Jahre zuvor hatte sich Bakunin bei seiner Attacke auf die jüdische Usurpierung der Revolution ganz ähnlich geäußert. . . .
Somit hatten Chaim Weizmanns Mitverschwörer aus den talmudistisch regierten Zonen Russlands zum selben Zeitpunkt triumphiert, wo er selbst in London und Washington seinen Triumph einheimste.  . . .

. . .  Dr. Weizmann ließ sich durch diese Entwicklung allerdings nicht beirren, sondern machte den Juden unverzüglich klar, dass sie keine Atempause erhoffen durften:
»Einige unserer Freunde… ziehen voreilige Schlüsse bezüglich der Frage, was nach der Russischen Revolution mit der zionistischen Bewegung geschehen wird. Sie meinen, jetzt sei der größte Ansporn für die zionistische Bewegung entfallen. Das russische Judentum sei ja frei . . . Nichts könnte falscher sein als diese Argumentation. Wir haben den Aufbau unserer zionistischen Bewegung nie mit dem Leiden unserer Menschen in Russland oder anderswo begründet. Ihre Leiden waren niemals der Grund des Zionismus. Das fundamentale Anliegen des Zionismus war und ist das unausrottbare Streben des Judentums nach einer eigenen Heimat.« . . .

Kapitel 33 Die Liga zur Erzwingung des Friedens

Während die beiden Zwillingsbrüder aus Russland, der revolutionäre Kommunismus und der revolutionäre Zionismus, im November 1917 gleichzeitig triumphierten, trat auch das dritte Ziel dieses Krieges mit immer größerer Deutlichkeit zutage. Dieses war ein Projekt zur Schaffung einer »Weltföderation«, der die Aufgabe zufallen würde, die »Angelegenheiten der Menschheit zu regeln« und die Welt mit Gewalt zu regieren.

Wie ein Vierteljahrhundert später wurden die Massen schon damals mit der Parole aufgeputscht, es gelte einen »Verrückten in Berlin«, der gewaltsam die Weltherrschaft an sich reißen wolle, in die Schranken zu weisen. Zu den lautesten Hetzern gehörte in England ein Eden Philpotts, der dem deutschen Kaiser Wilhelm II. über den Ärmelkanal zudonnerte: »Du hast dir eingebildet, die Welt erobern zu können, aber dir werden lediglich ihre Flüche zuteil . . .«

Dieser Ausspruch war typisch für die damals in Großbritannien herrschende Stimmung. Dabei ging es auch den Urhebern des geheimen Plans im Westen darum, die »Welt zu erobern« und die alten Herrscher durch neue zu ersetzen, nur hatten sie Grips genug, ihre wahren Absichten mit wohlklingenden Phrasen zu tarnen. Was bei den Deutschen »reaktionärer preußischer Militarismus« war, waren bei Oberst House »aufgeklärte Ideen«, was bei Kaiser Wilhelm als »größenwahnsinniger Ehrgeiz« galt, wurde in London als aufgeklärtes Konzept einer »neuen Weltordnung« angepriesen. Die westlichen Politiker wurden zu professionellen Falschspielern, und ließen sich vor den Karren des Zionismus und der Weltrevolution spannen.  . . .

Als das Jahr 1916 anbrach stellte sich Wilson hinter den Plan.  . . . Man verzichtete auf die Bezeichnung »Liga zur Erzwingung des Friedens« und entschied sich stattdessen für den Namen »Völkerbund«. Dies änderte allerdings nichts daran, dass der Plan offensichtlich unverändert geblieben war: Ihm zufolge sollten die nationalen Armeen der Kontrolle eines supranationalen Komitees unterstellt werden, welches befugt war, sie auf eine Weise zur »Regelung der Angelegenheiten der Menschheit« einzusetzen, die seinen eigenen Interessen entsprach.

Somit verschmolzen die drei Großen Pläne zu einem einzigen, zu einem Projekt, welches den Erfolg des ersten und des zweiten Plans krönen sollte. Sein Grundprinzip war die Zerstörung der Nationalstaaten, ja der Nationen überhaupt, so dass es – in moderner Form – den alten Konflikt zwischen dem Alten und dem Neuen Testament, zwischen dem levitischen Gesetz und der christlichen Lehre widerspiegelte. Thora und Talmud sind die einzigen identifizierbaren Quellen dieser Idee zur Zerstörung der Nationen. Die in der Thora und dem Talmud enthaltene Idee wurde von einer Generation an die andere weitergegeben. Das Neue Testament verwirft sie und spricht von der »Verführung« aller Nationen, nicht von ihrer Zerstörung. Das Buch der Offenbarung prophezeit, dass diese Verführung der Nationen eines Tages enden wird. . . .  – Soviel zu den Ursprüngen des Völkerbundes.

Vor der Versailler Friedenskonferenz lancierte Oberst House seine »neue Weltordnung«. Schon während der Vorbereitungsphase wurde deutlich erkennbar, welche Kräfte hinter den westlichen Regierungen standen. Der Zionismus und Palästina (zwei Fragen, von denen die breite Masse kaum je gehört hatte, als der Erste Weltkrieg begann) sollten bei der geplanten Konferenz ganz oben auf der Agenda stehen.   . . .

Jenseits des Atlantik bereitete sich Dr. Weizmann indessen eifrig auf die Friedenskonferenz vor. Zum damaligen Zeitpunkt war er offensichtlich einer der mächtigsten Männer der Welt. . . .

Im Grunde seines Herzens verachtete Dr. Weizmann die Gestalten, die vor ihm zu Kreuz krochen, ebenso wie die Orte, wo er seine Triumphe feierte. In einem Brief an Lady Crewe hielt er fest: »Wir hassen Antisemiten und Philosemiten gleichermaßen.« Balfour, Lloyd George und Weizmanns andere hochrangige »Freunde« waren Philosemiten im wahrsten Sinne des Wortes und überboten einander in ihrer Unterwürfigkeit gegenüber dem Mann, der sie verachtete.

1918 beschloss Weizmann, sein künftiges Königreich zu inspizieren. . . . Nichtsdestoweniger verlangte Weizmann, mit Großem Pomp den Grundstein zu einer hebräischen Universität legen zu dürfen.  . . .
Als der Krieg am 11. November 1918 schließlich zu Ende ging, lud Lloyd George keinen anderen als Dr. Weizmann als einzigen Gast zu einem Mittagessen ein; wie Weizmann später berichtete, las sein Gastgeber aus den Psalmen und war »schier zu Tränen gerührt«. . . .

Bei der Friedenskonferenz von 1919, wo die »neue Weltordnung« begründet werden sollte, war Chaim Weizmann als Führer einer zionistischen Delegation dabei.  . . .

Neben Lévi gab es noch einen Mann, der sich bemühte den Entscheid zu verhüten. Oberst T. E. Lawrence (»Lawrence von Arabien«) war ein glühender Philosemit, hatte er doch unter Arabern gelebt und in der Wüste ihren Widerstandskampf gegen die türkische Fremdherrschaft organisiert. Er war auch ein Freund der Juden. Bei den Versailler Verhandlungen begriff Lawrence, dass geplant war, den zionistischen Nationalismus als Zeitbombe inmitten eines Konglomerats schwacher arabischer Staaten zu platzieren, und diese Einsicht machte ihn zum gebrochenen Mann.  . . .

Der durch diese Erfahrung gebrochene Lawrence gehörte zu den berühmtesten Männern der Welt. Wäre er zu den Falschspielern übergegangen, so wäre ihm keine Position und keine Ehrung versagt geblieben. . . .  Die Umstände des Motorradunfalls, der seinem Leben ein Ende setzte, erweckten den Verdacht, er habe in Wirklichkeit Selbstmord begangen; sie erinnerten an die Art und Weise, wie James Forrestal nach dem Zweiten Weltkrieg den Tod fand.  . . .

Oberst House war damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Premierminister, Minister, Botschafter und Delegierte umlagerten ihn im Hotel Crillon, wo er einquartiert war. Einmal ersuchte der französische Premierminister Clemenceau um eine Unterredung mit House, als dieser gerade mit seinem Präsidenten zusammensaß. Woodrow Wilson wurde gebeten, den Raum zu verlassen, damit sich Clemenceau und House ungestört unterhalten konnten. Solche Demütigungen mögen Wilson den Rest gegeben haben; jedenfalls wurde er tödlich krank (wie Roosevelt in Jalta). Alles deutet darauf hin, dass sich der Präsident und Oberst House fortan nie wieder sahen. »Meine Trennung von Woodrow Wilson war und ist für mich ein tragisches Geheimnis, ein Geheimnis, das nun niemals erhellt werden kann, da die Lösung mit ihm zu Grabe getragen wurde«, vermerkte House knapp.

Die Illusion der Macht wirkte zerstörerisch. Männer wie Wilson und House zählten niemals zu den wirklich Mächtigen, weil sie lediglich als Werkzeuge anderer Männer walteten. In den Annalen der Geschichten wirken ihre Namen wie die von Gespenstern; zwar mögen noch heute Plätze und Alleen nach ihnen benannt sein, doch nur wenige wissen noch, wer sie waren. Wilson kehrte nach der Friedenskonferenz in die USA zurück, wo er bald starb. House geriet schon nach kurzer Zeit in Vergessenheit und fristete in seiner Wohnung an der East Street 35 ein einsames Dasein. Lloyd George beendete seine politische Laufbahn als ruhmloser Hinterbänkler. Arthur Balfour zog noch ein paar Jahre lang geistesabwesend seine Runden durch den Saint James-Park.  . . .

Es war diesen Männern nicht gelungen, alles zu verwirklichen, was ihre Herren von ihnen erwartet hatten. . . . .  Die Strippenzieher hinter den Kulissen, welche die »diktatorisch regierenden Premierminister« und fügsamen »Administratoren« auch weiterhin wie Puppen an ihren Fäden tanzen ließen, mussten das Ende des Zweiten Weltkriegs abwarten, ehe es ihnen gelang, die Kontrolle über die Armeen der Nationalstaaten zu erringen. Erst dann glückte es ihnen, eine »Liga zur Erzwingung des Friedens« zu gründen, die über annähernd diktatorische Vollmachten verfügte.
1919 hatten sie sich mit einem bescheidenen Experiment begnügen müssen – dem Völkerbund.

Die Vereinigten Staaten von Amerika traten dieser internationalen Organisation nicht einmal bei, weil die große Mehrheit der US-Bürger nichts davon wissen wollte.

Die Autorität des Völkerbundes – wie immer es um diese auch bestellt sein mochte – diente als Vorwand, um britische Truppen als Leibwächter der zionistischen Eindringlinge zu missbrauchen, die Palästina unter ihre Herrschaft bringen wollten.
Die Geschichte des »Mandats« (sowie eines Mannes, der versuchte, es zu verhindern) bildet das Thema des nächsten Kapitels.

Kapitel 34   Das Ende Lord Northcliffes (weggelassen)

Kapitel 35 Die nationale Heimstatt

Nachdem dem britischen Volk ein »Mandat« über Palästina aufgenötigt worden war, hielt man noch ein Jahrzehnt lang an der Fiktion fest, die unter britischem Schutz stehende »nationale jüdische Heimstatt« werde nicht mehr als ein »kulturelles Zentrum« des Judentums sein, von dem die Araber nichts Böses zu befürchten hätten – eine Art jüdisches Mekka mit einer Universität, einer Bibliothek und Bauernhöfen. Die Araber ließen sich freilich kein X für ein U vormachen, sondern begriffen, dass sie zu Opfern einer Politik auserkoren waren, die darauf abzielte, im 20. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung das aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert stammende Gesetz der Leviten, das die gewaltsame Entrechtung der Nichtjuden vorsah, wieder in Kraft zu setzen.
Sie reagierten mit gewalttätigen Protesten und blutigen Aufständen, die bis zum heutigen Tage ununterbrochen andauern; der »Krieg zur Beendigung aller Kriege« brachte also nichts als endlosen Unfrieden.

Schon bald wurde klar, dass der Zionismus seinem Wesen nach eine Sprengladung war, die das friedliche Zusammenleben der Völker permanent gefährdete, und dass in einem – eben von den Türken »befreiten« – Land, das nicht größer war als Wales oder Vermont, die Zeitbombe eines künftigen Weltkonflikts tickte.

. . . Unter dem Beifall einer zionistischen Audienz erklärte Lloyd George in London: »Ich ging in eine Schule, wo ich mehr über die Geschichte der Juden als über die Geschichte meines eigenen Landes lernte.« Seine eigene Karriere neigte sich ihrem Ende zu, doch die Männer, die seine Nachfolge antreten wollten, beschritten denselben Weg wie er. Ein künftiger Premierminister, Ramsay Macmillan, schickte eine Grußbotschaft, in der er seine Unterstützung für den Zionismus bekundete. Ein weiterer künftiger Premier, Stanley Baldwin, gesellte sich dem »Freundeskreis« (Chaim Weizmann) ebenfalls bei. In Südafrika sah General Smuts in seinem Einsatz für die Juden »den eigentlichen Sinn seines Lebens«.

Lord Balfour betrachtete die nach ihm benannte Deklaration als die größte Errungenschaft seiner irdischen Laufbahn. 1925 stattete er dem Land, das er seit zwanzig Jahren den Zionisten zuzuschanzen versuchte, erstmals einen Besuch ab.  . . . 

Außerdem vermehrten sich die Araber sehr schnell, und die Statistiken zeigten, dass die zionistische Einwanderung nicht ausreichte, um die jüdische Bevölkerung auf das Ausmaß der Arabischen anschwellen zu lassen. Somit war von Anfang an klar: Zur Enteignung und Entrechtung der arabischen Bevölkerung Palästinas bedurfte es eines Krieges.

. . .  Weizmanns palästinensisches Abenteuer schien kurz vor seinem Scheitern zu stehen. In Palästina siechte die dem Land künstlich aufgezwungene »nationale jüdische Heimstatt« kümmerlich dahin. Innerhalb von zehn Jahren vermehrte sich die jüdische Bevölkerung des Landes um weniger als hunderttausend Seelen. Anno 1927 schüttelten dreitausend Juden mehr den Staub Palästinas von ihren Füssen, als neu ins Land kamen. 1928 erlebte die Einwanderung wieder einen kleinen Aufschwung, doch bis 1932 belief sich die jährliche jüdische Auswanderung fast auf ein Drittel der Neueinwanderung.
Kurz und gut: Alles schien auf einen Fehlschlag des zionistischen Unterfangens hinzudeuten.  . . .

. . .  Doch von einem natürlichen Verlauf der Dinge konnte keine Rede sein. Genau zu jenem Zeitpunkt griffen der rätselhafte Adolf Hitler in Deutschland sowie Franklin Delano Roosevelt in Amerika nach der Macht, und am Horizont zogen die ersten Wolken eines drohenden zweiten Weltkriegs auf.

Kapitel 36 Die merkwürdige Rolle der Presse

In den folgenden Jahren – 1933 bis 1939 – reiften die Voraussetzungen für den kommenden Zweiten Weltkrieg heran. Der (1918 angeblich besiegte) »preußische Militarismus« erhob sein Haupt stolzer denn je zuvor, und dieses Schauspiel zog die Menschen dermaßen in seinen Bann, dass sie der Entwicklung in Palästina, die scheinbar in keinem Zusammenhang mit den Geschehnissen in Europa stand, keine Beachtung mehr schenkten. In Wirklichkeit war das, was in Palästina vor sich ging, vor dem Hintergrund der »Ursachen und Ziele« des Zweiten Weltkriegs zu sehen.

Von den Ursachen und Zielen des Ersten Weltkriegs hatte Woodrow Wilson noch behauptet, sie seien unklar. Da die Legende von der »Verfolgung der Juden in Russland« nach der Revolution von 1917 nicht mehr zu halten war, sprach man nun von einer »Verfolgung der Juden in Deutschland«, und ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo sich der Zionismus laut Chaim Weizmann in einer »hoffnungslosen Lage« befand, bot sich den Zionisten ein willkommener Anlass, das jüdische Fußvolk zu erschrecken und den westlichen Politikern einzuheizen. Die Folgen traten im Zweiten Weltkrieg klar zutage, aus dem der revolutionäre Zionismus und der revolutionäre Kommunismus als die einzigen Gewinner hervorgingen.

Meine eigene Erfahrung während jener Jahre gab letztendlich den Anstoß zum vorliegenden Buch. Den Ausgangspunkt bildete das Jahr 1933. Ich hatte den Sprung vom Büroangestellten zum Times-Korrespondenten in Berlin geschafft, und meine Tätigkeit erfüllte mich mit großer Befriedigung. Sechs Jahre später, 1939, war ich dermaßen ernüchtert, dass ich meine Stelle kündigte. Den Grund dafür bildeten meine Erlebnisse während der Jahre, die zwischen diesen beiden Daten lagen und die ich im Folgenden schildern will.

Seit 1927 hatte ich über den Aufstieg Hitlers berichtet, und eine Fügung des Schicksals wollte es, dass ich am Reichstag vorbeischritt, als er in Flammen aufging. Die Feuersbrunst bot den Nationalsozialisten Anlass, nach bolschewistischem Muster ein System von Konzentrationslagern aufzubauen, die von der Geheimpolizei verwaltet wurden. Dies ermöglichte es Hitler, seine Macht zu festigen, doch ahnte ich in jener Nacht, dass der vor meinen Augen lodernde Brand noch weitaus folgenschwerere Auswirkungen haben sollte.

Damals, und nicht erst mit dem kommenden Krieg, begann für die westliche Welt jene dunkle Periode, die bis zum heutigen Tage andauert; damals griff die Weltrevolution auf Mitteleuropa über, und dass dieses 1945 unter kommunistische Herrschaft geriet, setzte lediglich den Schlusspunkt unter eine Entwicklung, die lange zuvor eingesetzt hatte. (Der angeblich unversöhnliche Gegensatz zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus war ein Täuschungsmanöver zur Irreführung der Massen.)
Die einzige offene Frage, auf die erst die Zukunft eine Antwort erteilen wird, lautet, ob die Weltrevolution zurück nach Osten getrieben oder sich aus der Stellung, die sie am 27. Februar 1933 erobert hatte, weiter nach Westen ausdehnen wird.

Vom Anbeginn der Herrschaft Hitlers, die in jener Nacht uneingeschränkten Charakter annahm, wussten alle professionellen Beobachter in Berlin – Diplomaten und Journalisten –, dass ein neuer Krieg bevorstand, wenn man ihn nicht rechtzeitig verhütete. Dies wäre zum damaligen Zeitpunkt verhältnismäßig einfach gewesen; zu Recht bezeichnete Winston Churchill den Zweiten Weltkrieg in seinen Memoiren als »unnötigen Krieg«. Hätten die Westmächte rasch und entschlossen auf Hitlers erste militärische Abenteuer (im Rheinland, in Österreich und in der Tschechoslowakei) reagiert, so hätte der Krieg vermieden werden können. Churchill selbst hat bestätigt, dass die deutschen Generäle 1938 drauf und dran waren, Hitler durch einen Putsch zu stürzen, diesen Plan angesichts der Kapitulation der Westmächte in München jedoch fallen ließen.

Erfahrene britische Beobachter in Berlin waren sich darin einig, dass Hitler einen Krieg vom Zaun brechen würde, wenn man ihm freie Hand hierzu ließ und informierten ihre Vorgesetzten in der Regierung bzw. den Zeitungsredaktionen dementsprechend. Der Hauptkorrespondent der Times in Berlin, Norman Ebbutt (ich war zweiter Korrespondent), berichtete bereits Anfang 1933, falls keine drastischen Schritte ergriffen würden, sei in ungefähr fünf Jahren ein Krieg zu erwarten. Der entsprechende Artikel wurde anstandslos gedruckt. Während der folgenden Jahre empfanden Ebbutt, ich und andere Korrespondenten immer größere Bestürzung darüber, dass nun unsere Meldungen unterdrückt oder entstellt wurden. Im Parlament und in den Zeitungen wurde Hitler als im Grunde genommen kreuzbraver Mann dargestellt, der sich friedlich verhalten werde, falls seine Forderungen (auf Kosten anderer) erfüllt würden.

Diese Periode ist als diejenige der »Beschwichtigungspolitik« in die Geschichte eingegangen, obwohl »Ermutigungspolitik« ein treffenderer Ausdruck gewesen wäre. Diese Politik machte die Wahrscheinlichkeit eines neuen Krieges zur Gewissheit. Dieses Wissen machte meinem Kollegen Norman Ebbutt so sehr zu schaffen, dass er einen physischen Zusammenbruch erlitt.
Ab 1935 war ich Hauptkorrespondent in Wien, von wo aus man die Ereignisse in Deutschland optimal beobachten konnte. Gegen Ende des Jahres 1937 teilte ich der Redaktion der Times mit, dass sowohl Hitler als auch Göring gesagt hatten, der Krieg werde »spätestens im Herbst 1939« ausbrechen. Diese Information hatte ich vom damaligen österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg erhalten.

Als Österreich dem Deutschen Reich angegliedert wurde, befand ich mich in Wien; nachdem mich die SS für kurze Zeit in Gewahrsam genommen hatte, wurde ich nach Budapest versetzt, von wo aus ich im September 1938 die bedingungslose Kapitulation der Westmächte in München verfolgen konnte.
Da ich mir mittlerweile bewusst war, dass ein gewissenhafter Reporter keine Möglichkeit besaß, der »Beschwichtigungspolitik« entgegenzuwirken und eine Fortsetzung meiner Tätigkeit deshalb sinnlos war, reichte ich in einem bissig formulierten Brief meine Kündigung ein. Den ausweichend formulierten Antwortbrief des Herausgebers habe ich behalten.

1952, also vierzehn Jahre später, räumte die Times in ihrer Offiziellen Geschichte (welch ein merkwürdiger Titel!) ein, dass sie sich mit ihrer Unterstützung der »Beschwichtigungspolitik« geirrt hatte. Es folgte ein kurzer, versteckter Hinweis auf mich: »Gewisse subalterne Angehörige der Belegschaft kündigten ihre Stellung.« (1938 war ich dreiundvierzig Jahre alt, bekleidete die Position eines Hauptkorrespondenten für Zentraleuropa und den Balkan, hatte siebzehn Jahre lang für die Times gearbeitet und war meines Wissens der einzige Korrespondent, der gekündigt hatte.) In ihrer Offiziellen Geschichte gelobte die Zeitung, nie wieder einen solchen Irrtum zu begehen: »Es ist keine voreilige Behauptung, wenn wir festhalten, dass man am Printing House Square auf eine Aggression nie wieder so reagieren wird wie zum Zeitpunkt von München.«  . . . 

. . .   Als ich 1938 meine Kündigung einreichte, gab es für mich noch einen zweiten, fünf Jahre zuvor noch nicht vorhandenen Grund zur Beunruhigung über die Art und Weise, wie die Berichterstattung der Presse gelenkt wurde. Auch in diesem Punkt nahm ich an, dass an der verzerrten Darstellung der Tatsachen irgendwelche Launen der Verantwortlichen schuld seien. Die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs haben jedoch unter Beweis gestellt, dass diese wahrheitswidrige Berichterstattung auf das Wirken einflussreicher Kräfte zurückging.

Bezüglich der »Verfolgung der Juden« in Deutschland wurde ich mir gewahr, dass die Darstellung der Fakten mit der Zeit immer unsachlicher wurde, so dass die Wahrheit schließlich nicht mehr zu erkennen war. Dieser Prozess verlief sehr subtil, und zwar in drei Phasen: Zunächst hieß es, die Nationalsozialisten verfolgten »Oppositionelle und Juden«. Diese Formulierung wich unmerklich einer anderen: Nun waren es »Juden und Oppositionelle«, die verfolgt wurden. Schließlich sprach die Presse dann nur noch von der »Verfolgung der Juden«.

Auf diese Weise wurden bei der Öffentlichkeit falsche Vorstellungen erzeugt; die Opfer der Repression waren in ihrer überwältigenden Mehrheit nichtjüdische Deutsche, aber die Presse berichtete nur noch über die Leiden einer kleinen Minderheit unter diesen Opfern. Das Ergebnis dieser gezielten Falschinformation trat 1945 zutage. Einerseits wurde die Verfolgung der Juden beim Nürnberger Prozess zu einem zentralen Anklagepunkt erhoben, andererseits wurde die Hälfte Europas mitsamt den dort lebenden Völkern einer Unterdrückung preisgegeben, die sich nicht von jener unterschied, die neben vielen anderen auch eine Anzahl jüdischer Opfer gefordert hatte.

Als typischer Engländer meiner Generation wäre ich zu Beginn meiner Tätigkeit als Korrespondent nie auf den Gedanken gekommen, die Juden könnten einem anderen Menschenschlag angehören als ich, und ich hätte auch nicht sagen können, worin sich ein Jude seinen eigenen Vorstellungen zufolge von mir unterschied. Wenn ich mir später bewusst wurde, dass solche Unterschiede in der Tat existierten, oder dass zumindest eine mächtige Gruppe von Menschen versuchte, diesen Eindruck zu erwecken, dann nicht als Ergebnis der antijüdischen Politik Hitlers, sondern weil ich bemerkte, dass eine sachliche Berichterstattung zu dieser Frage immer zielstrebiger sabotiert wurde.

Als im nationalsozialistischen Deutschland die ersten Massenverhaftungen stattfanden, berichtete ich, was ich persönlich bezeugen konnte. Wenn ich erfuhr, dass in einem Konzentrationslager tausend Häftlinge einsaßen, unter denen sich dreißig oder fünfzig Juden befanden, schrieb ich darüber. Ich erlebte den Beginn des Terrors mit, sprach mit vielen der Opfer, untersuchte ihre Verletzungen. Man warnte mich, hierdurch könne ich nur allzu leicht auf die schwarze Liste der Gestapo geraten. Die übergroße Mehrheit der Opfer, sicherlich mehr als neunzig Prozent, bestand aus Deutschen; Juden bildeten nur eine geringe Minderheit. Im Großen und Ganzen spiegelte dieses Verhältnis den Anteil der jüdischen Bevölkerung in Deutschland (und später in den von Hitler überrannten Ländern) wider. Doch die Weltpresse berichtete über diese Repression auf eine Art und Weise, die den Eindruck erwecken musste, einzig und allein die Juden hätten darunter zu leiden; das Schicksal der nichtjüdischen Opfer wurde fast gänzlich ausgeblendet.

Man gestatte mir, diese Fakten anhand einiger Episoden und Ereignisse zu veranschaulichen, deren Zeuge ich bei meiner Arbeit als Reporter wurde. Im Jahre 1949 stellte Rabbiner Stephen Wise die Fakten, über die ich 1933 berichtet hatte, wie folgt dar (zweifellos schilderte er die Ereignisse im Kreis um den Präsidenten, dem er selbst angehörte, auf dieselbe Weise): »Die Maßnahmen gegen die Juden übertrafen in ihrer systematischen Grausamkeit und gezielten Zerstörungswut den Terror gegen andere Gruppen. Am 29. Januar 1933 wurde Hitler zum Kanzler ernannt . . . Sofort begann eine Schreckensherrschaft; Juden wurden verprügelt und eingesperrt . . .  Am 10. Mai, dem Tag, an dem die Verbrennung jüdischer Bücher in Deutschland angeordnet wurde, planten wir in New York einen Protestmarsch . . . Die hauptsächliche Wucht des Terrors richtete sich gegen die Juden . . . Es wurden Konzentrationslager errichtet und mit Juden gefüllt.«
All diese Behauptungen sind falsch. Die Maßnahmen gegen die Juden übertrafen den Terror gegen andere Gruppen mitnichten, denn die Zahl der nichtjüdischen Opfer war um ein Vielfaches größer. Die Schreckensherrschaft begann keinesfalls am 29. Januar, sondern in der Nacht des Reichstagsbrandes, am 27. Februar. Eine »Verbrennung jüdischer Bücher« wurde nicht angeordnet. Ich habe der Bücherverbrennung damals persönlich beigewohnt; um nachzuprüfen, ob meine heutigen Erinnerungen der Wirklichkeit entsprechen, habe ich meinen damals zu diesem Thema in der Times erschienenen Artikel gelesen. Es wurde eine große Zahl »marxistischer« Bücher verbrannt, darunter die Werke zahlreicher deutscher, englischer und anderer nichtjüdischer Schriftsteller (wären meine eigenen Bücher damals bereits geschrieben gewesen, so hätte man sie zweifellos ebenfalls den Flammen überantwortet). Auf dem Scheiterhaufen landeten auch einige von Juden geschriebene Bücher.
Unwahr ist auch die Behauptung, die »hauptsächliche Wucht des Terrors« habe sich gegen die Juden gerichtet, und die Konzentrationslager wurden keineswegs »mit Juden gefüllt«. Die Zahl der jüdischen Opfer entsprach ihrem Prozentsatz an der Bevölkerung.

Nichtsdestoweniger wurden solche irreführenden Behauptungen unermüdlich wiederholt, bis sie schließlich fest im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert waren und dieses während des Zweiten Weltkriegs prägten. Ausschlaggebend für meine Kündigung war freilich die Tatsache, dass die Times die »Beschwichtigungspolitik« unterstützte und somit dazu beitrug, den »unnötigen Krieg« in naher Zukunft unvermeidlich zu machen; die verzerrte Darstellung der Judenfrage war für mich damals nichts weiter als ein nebensächliches Ärgernis. Später begriff ich, dass das Motiv dieser tendenziösen Berichterstattung bei der Gestaltung des Verlaufs und Ausgangs des Zweiten Weltkriegs eine äußerst wichtige Rolle gespielt hat.
Als ich von Robert Wilton und seinem Schicksal erfuhr, wurde ich mir der schlagenden Parallelen zwischen seinen Erfahrungen und meinen eigenen bewusst. Wilton bemühte sich, objektiv über die Geschehnisse in Russland zu berichten, und dies konnte er nicht tun, ohne die »Judenfrage« zur Sprache zu bringen. Zwanzig Jahre später erkannte ich, dass es de facto ein Ding der Unmöglichkeit war, die Öffentlichkeit wahrheitsgetreu über die politische Verfolgung in Deutschland zu informieren und ihr klarzumachen, dass die Juden bloß einen kleinen Teil der Opfer stellten.

In meinem am Vorabend des Zweiten Weltkriegs erschienenen zweiten Buch, das den Titel Disgrace Abounding trug, wiederholte ich meine Warnungen, ging jedoch erstmals kurz auf die »Judenfrage« ein. Meine Erfahrungen erweiterten meinen Horizont immer mehr, und ich wurde mir zunehmend bewusst, dass diese Frage den Verlauf des augenscheinlich kurz bevorstehenden Kriegs maßgeblich beeinflussen würde. Künftig schenkte ich diesem Problem die ihm gebührende Aufmerksamkeit, dies führte schließlich dazu, dass ich das vorliegende Buch in Angriff nahm, dessen restliche Kapitel der Vorgeschichte, der Geschichte und den Nachwehen des Zweiten Weltkriegs gewidmet sind.

Kapitel 37 Die Manager, die Erlöser und die Massen

Unter dem Jubel der Massen traten an zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Tagen, dem 4. und dem 5. März 1933, zwei Männer die Herrschaft über ihr jeweiliges Land an. Beide sollten die Macht zwölf Jahre lang ausüben und im gleichen Monat des Jahres 1945 sterben.  . . .

Zu Beginn ihrer Laufbahn wurden beide als Erlöser bejubelt. In den USA pries ein Rabbiner Rosenbloom Präsident Roosevelt als »Liebling des Schicksals und Messias des Amerika von morgen«;  . . . 1937 teilte mir ein jüdischer Bekannter im von Hitler bedrohten Prag mit, sein Rabbiner predige in der Synagoge, dass Hitler der »jüdische Messias« sei (der betreffende Rabbiner war ein frommer und weiser Mann, der die Geschehnisse im Lichte der levitischen Prophezeiung zu deuten versuchte).

In beiden Ländern (sowie auch in Russland) wurde der »diktatorisch amtierende Premierminister« als »Großer Bruder«, »Vater«, »Onkel«, »Geliebter Führer« oder »Freund des Volkes« verherrlicht. Die scheinbaren Widersacher, Präsident Roosevelt und Reichskanzler Hitler, förderten – jeder auf seine Art – das »destruktive Prinzip« in seinen drei erkennbaren Formen:

Revolutionärer Kommunismus, revolutionärer Zionismus und die Bestrebungen zur Errichtung einer »Weltregierung zur Erzwingung des Friedens«.

Roosevelts erste Präsidentschaft begann mit einem vielsagenden Betrugsmanöver. Aufgrund der Spätfolgen seiner Kinderlähmung saß der Präsident die meiste Zeit über im Rollstuhl, doch bekamen ihn die Massen niemals in dieser Position zu Gesicht, denn sowohl bei seinen Live-Auftritten noch auf Fotografien war er stets nur in aufrechter Haltung zu sehen. Seine Invalidität war allgemein bekannt, aber die geheimen Machthaber hatten beschlossen, der Öffentlichkeit bis zu seinem letzten Lebenstag das Trugbild eines robusten Präsidenten vorzugaukeln. An dieser Fiktion hielt man noch nach Roosevelts Ableben fest: Der Bildhauer, der die später in London aufgestellte Roosevelt-Statue anfertigte, musste ihn in aufrechter Pose darstellen.  . . .

Nach dem republikanischen Interregnum (1921-1933) knüpfte Roosevelt an die Politik Woodrow Wilsons an.  . . .
Sämtliche kompetenten Beobachter hatten den atemberaubenden Aufstieg dieser neuen Kraft auf der amerikanischen Bühne zur Kenntnis genommen, und den meisten von ihnen war dabei angst und bange geworden.

Sie machten sich keine Illusionen . . . und der große englische Dichter Rudyard Kipling schrieb:
»Das Land entblößte sich seiner althergebrachten Einwohner, und der Auswurf Osteuropas war noch nicht an dessen Stelle getreten . . . Ungefähr eine Million Immigranten strömten alljährlich in die Staaten . . . Der – ohne sein Wissen bereits in den Hintergrund gedrängte – ‚typische’ Amerikaner, dessen Vorfahren seit drei oder vier Generationen im Lande ansässig gewesen waren, der wenig besaß und noch weniger Aufhebens davon machte, erklärte beschwörend, alle fremden Elemente würden sich schon bald assimilierten und zu ‚guten Amerikanern’ werden. Doch kein Mensch kümmerte sich darum, was er sagte . . .
Mir fiel auf, dass alles von der vergangenen Generation Geschaffene durch die Flut fremder Einwanderer augenscheinlich zugrunde gerichtet wurde und umsonst gewesen war.  . . .«

. . . Unter diesen Vorzeichen trat Franklin Delano Roosevelt also die Präsidentschaft an. Zwischen 1881 und 1920 waren über drei Millionen Einwanderer aus Russland legal in die USA gekommen, und die meisten davon waren Juden gewesen. Laut dem amerikanischen Amt für Volkszählung gab es in den Vereinigten Staaten anno 1877 lediglich 230.000 Juden, doch bis 1926 war ihre Zahl auf etwa viereinhalb Millionen hochgeschnellt.  . . .

. . .   Bernard Baruch war bereits vor Roosevelts Wahl zum Präsidenten dessen Berater gewesen. Wie sich Roosevelts Gattin Eleanor erinnerte, war Baruch »sowohl in Albany als auch in Washington ein Berater gewesen, der das Vertrauen meines Gemahls besaß«. Da Albany der Sitz der New Yorker Regierung ist, hieß dies, dass Roosevelt bereits während seiner vier Jahre als Gouverneur von New York unter Baruchs Einfluss stand. Morris V. Roosenbloom berichtet in seiner 1953 erschienenen Baruch-Biographie, Roosevelt habe während seiner Zeit als Gouverneur den Plan zur Gründung einer neuen Organisation, der »Vereinten Nationen«, entworfen, obgleich Amerika dem Völkerbund den Rücken gekehrt hatte.

Ein weiteres Indiz hierfür war die Ernennung zusätzlicher jüdischer Berater.   . . .  . . .  Die Entwicklung der folgenden zwölf Jahre ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass die »Ratschläge«, welche diese »Berater« dem Präsidenten erteilten, darauf abzielten, das zerstörerische Prinzip in seinen drei Formen – Kommunismus, Zionismus und der Plan zur Bildung einer Weltregierung – gebührend zu fördern.

Neben Wise, Baruch und Brandeis gehörte auch der in Wien geborene jüdischstämmige Professor Felix Frankfurter zu den wichtigsten Beratern Roosevelts. Unter Berufung auf House behauptete dessen Biograph Howden, Frankfurter sei der einflussreichste unter diesen vier Männern gewesen: »Mehr als jeder andere . . .  spielte Professor Frankfurter bei Roosevelt dieselbe Rolle, die House bei Präsident Wilson gespielt hatte.«.  . . .

Wie Brandeis und Cardozo war Frankfurter Richter am Obersten Gerichtshof der USA und mischte sich niemals offen in die Politik ein. Nichtsdestoweniger lässt sich sein Einfluss leichter nachweisen als derjenige anderer, die ihre Spuren besser zu verwischen vermochten. In den dreißiger Jahren war er Rektor der Juristischen Fakultät von Harvard gewesen, was ihm die Möglichkeit bot, eine ganze Generation junger Männer auszubilden, welche dann die Politik der vierziger und fünfziger Jahre maßgeblich mitgestalteten. Wer zu Felix Frankfurters Zöglingen gehört hatte, dem standen alle Wege offen.

Zwei dieser Schützlinge waren Alger Hiss und Dean Acheson. Hiss wurde 1949 als kommunistischer Agent entlarvt, doch da die betreffenden Delikte verjährt waren, konnte er lediglich wegen eines anderen ihm vorgeworfenen Vergehens – Meineid – verurteilt werden; dass er ein hochkarätiger »Berater« des verstorbenen Roosevelt gewesen war, vermochte ihn nicht vor einem Schuldspruch zu bewahren. Während des Prozesses trat Frankfurter als Zeuge der Verteidigung auf und bescheinigte dem Angeschuldigten einen einwandfreien Charakter. Auch Acheson, der damals die Position des amerikanischen Außenministers bekleidete, erklärte, er werde Hiss nicht »im Regen stehen lassen«. Bei der Jalta-Konferenz von 1945, als die Westmächte den Sowjets halb Europa auf dem Silbertablett servierten, hatte Hiss eine wichtige Rolle gespielt, und Acheson trug sein Scherflein dazu bei, dass die Vereinigten Staaten keinen Finger rührten, um die kommunistische Machtergreifung in China zu verhindern.

Während diese jungen Männer offensichtlich in den ersten Roosevelt-Jahren darauf vorbereitet wurden, das US-Außenministerium zu unterwandern, umgab sich der Präsident mit einer Riege hochrangiger jüdischer Berater. Ab 1934 war sein Finanzminister Henry Morgenthau, ein führender Zionist, der 1944 den berüchtigten Plan zur völligen Demontage der deutschen Industrie entwerfen sollte. Zu den übrigen prominenten jüdischen »Beratern« Roosevelts gehörten folgende Männer:
•  Senator Herbert Lehman, auch er feuriger Zionist und einer der rührigsten Organisatoren des »zweiten Exodus«, 
 der Massenauswanderung europäischer Juden in den Jahren 1945 und 1946, die den Palästinakrieg und die Gründung 
 Israels zur Folge hatte;
•  Richter Samuel Rosenmann, der im Weißen Haus fast schon zum Inventar gehörte und Roosevelt beim Schreiben 
 seiner Reden half;
•  David Niles, ein aus Russland stammender Jude, der Roosevelt und seinem Nachfolger Truman viele Jahre lang als 
 »Berater in jüdischen Fragen« diente;
•  Benjamin Cohen, der an der Balfour-Deklaration von 1917 mitgefeilt hatte und zu den namhaftesten Zionisten 
 Amerikas gehörte;
•  Drei russischstämmige Juden namens Sidney Hillman, Isador Lubin und Leo Pasvolsky.
Diese Namen repräsentierten freilich nur die Spitze des Eisbergs. . . . Dass sich der Präsident mit einer solchen »Palastgarde« umgab, erregte viel Unmut . . .  Somit waren die Weichen bereits zu Beginn seiner insgesamt zwölfjährigen Amtszeit gestellt. Zur selben Zeit initiierte Hitler wieder einmal eine der in der Geschichte zyklisch wiederkehrenden Judenverfolgungen, wodurch er für Roosevelt und die Männer hinter ihm zum willkommenen Buhmann wurde und damit dieselbe Funktion erfüllte wie zwanzig Jahre zuvor, zur Regierungszeit Woodrow Wilsons, der russische Zar.

Dass Roosevelt dreimal (1936, 1940 und 1944) wiedergewählt wurde, hatte er in erster Linie der von House entwickelten Wahlstrategie zu verdanken, die das Hauptgewicht auf die Gewinnung der Wechselwähler legte. In Übereinstimmung mit dieser Strategie wurde der Kampf gegen die »Diskriminierung« zur obersten Priorität. Diese Losung diente nicht nur dazu, die Schwarzen für Roosevelt zu gewinnen, sondern wurde auch als Keule benutzt, mit der jede Kritik am übermäßigen Einfluss der »fremden Gruppe« niedergeknüppelt wurde. Hand in Hand mit dem Feldzug gegen die »Diskriminierung« ging das Ködern der Armen, denen man versprach, die Reichen zur Kasse zu bitten.

. . .   Alles deutet darauf hin, dass Roosevelts Politik lange im Voraus geplant war, und wäre seine Präsidentschaft früher zu Ende gegangen, so hätte die Weltgeschichte womöglich einen völlig anderen Lauf genommen. Der verborgene Mechanismus der Macht sowie die Kontrolle der »Berater« über den Präsidenten waren jedoch dermaßen effizient, dass er nicht weniger als dreimal wiedergewählt wurde  . . .

. . .  Franklin Delano Roosevelt wurde 1936 wiedergewählt. Seine Aufgabe bestand augenscheinlich darin, sein Land nach dem Vorbild von Oberst House und Woodrow Wilson »in fremde Händel zu verstricken«, wobei er wie Wilson bei jeder Wahl hoch und heilig versprach, Amerika aus fremden Konflikten herauszuhalten. Inzwischen wurde das Gejammer über die Politik Hitlers immer lauter; wie ich an früherer Stelle festgehalten habe, wurde die politische Repression in Deutschland zunehmend so dargestellt, als richte sie sich ausschließlich gegen Juden. Am 5. Oktober 1937, also zwei Jahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieg gab Roosevelt in aller Öffentlichkeit Erklärungen ab: Er, Roosevelt, würde sein Land in einen Krieg führen, und zwar in erster Linie um jener Interessen willen, als deren Hüterin seine Palastgarde waltete.  . . .

Als man das Jahr 1937 schrieb, war die im letzten Kapitel beschriebene verfälschte Darstellung der Geschehnisse in Deutschland seit vier Jahren im Gange. Hier noch ein Beispiel. Wie Rabbiner Stephen Wise berichtet, initiierte der American Jewish Congress unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme einen Boykott deutscher Waren und zwar mit der Begründung, laut »telegraphischen Berichten« aus Deutschland werde dort ein »landesweiter Judenpogrom« geplant. Wie beiläufig fügt er hinzu, der Pogrom sei »nicht zustande gekommen«, doch der Boykott kam sehr wohl zustande.

Wise macht kein Hehl daraus, dass er und seine zionistischen Gesinnungsgenossen sich von den Protesten und Appellen der deutschen Juden, die auf eine Einstellung des Boykotts drängten, nicht beirren ließen. Die Vorstellung einer friedlichen Koexistenz zwischen Hitler und den deutschen Juden erfüllte sie mit Entsetzen. In einem Brief an seine Mitstreiter schrieb Wise, er befürchte,
»dass unsere jüdischen Brüder in Deutschland sich dazu veranlasst oder genötigt sehen könnten, ein Friedensabkommen zu akzeptieren, das eine geringfügige Verbesserung ihrer Lage oder eine leichte Milderung des ihnen zugefügten Unrechts bewirken könnte . . . und dass das Naziregime beschließen könnte, einige der üblen Konsequenzen seiner Herrschaft durch eine mildere Behandlung der Juden zu verhüten, welche die weltweiten jüdischen Proteste verstummen ließen.«

Die zweite der beiden von ihm erwähnten Möglichkeiten war für Wise »die größere Gefahr«. Anders gesagt, er befürchtete ein Ende der »Verfolgung«. Er, Rabbiner Stephen Wise, der er im sicheren New York saß, sah es lieber, wenn die Juden in Deutschland litten, als wenn sie sich mit den Nationalsozialisten verständigten: »Durch die Hände der Nazis zu sterben, ist grausam; durch ihre Gnade zu überleben, wäre tausendmal schlimmer. Wir werden den Nazismus überleben, außer wenn wir die unsühnbare Sünde begehen, uns auf einen Kuhhandel mit ihm einzulassen, um einige jüdische Opfer zu retten.« (1934, bei der Jüdischen Weltkonferenz.)
»Wir lehnen jeglichen Vorschlag, der darauf hinausläuft, die Sicherheit einiger Juden durch die Schande aller Juden zu erkaufen, voller Verachtung ab.« (1936)

In Washington warb Louis Brandeis nicht minder entschlossen für das Martyrium der deutschen Juden: »Jedes Abkommen, das dazu führt, im Ausland Absatzmärkte für deutsche Waren zu schaffen, stärkt Hitler . . . Hitlers wirtschaftliche Nöte zu lindern, um einige der Juden Deutschlands durch Auswanderung zu retten, wäre eine beklagenswerte Politik.«

Für die Zionisten nahm die Gefahr einer Versöhnung zwischen Hitler und den Juden im Jahre 1938 konkrete Konturen an. Damals entsandte General Smuts seinen Verteidigungsminister Oswald Pirow nach Deutschland, um auf dem Verhandlungswege eine gütliche Lösung der Judenfrage zu erreichen. Der britische Premierminister Neville Chamberlain begrüßte diesen Schritt; er ließ Pirow wissen, dass der Druck des internationalen Judentums eines der hauptsächlichen Hindernisse für eine britisch-deutsche Verständigung sei und verkündete, sich diesem Druck (den Leon Pinsker als »unwiderstehlich« bezeichnet hatte) zu widersetzen, falls dies eine mäßigende Auswirkung auf Hitler habe.

Laut Pirows eigenen Angaben unterbreitete er Hitler in Deutschland einen konkreten Vorschlag, auf den sein Gastgeber positiv reagierte. Damit war ein Abkommen greifbar nahe.

Doch genau zu jenem Zeitpunkt schlug das Schicksal wieder zu. Wie bei den Attentaten auf Graf Stolypin oder Zar Alexander II. machte die Kugel eines Attentäters jede Chance auf die friedliche Lösung eines drängenden Problems zunichte. In Paris wurde der deutsche Diplomat von Rath von einem jungen Juden erschossen.

Hierauf brachen in Deutschland antijüdische Krawalle aus, und viele Synagogen gingen in Flammen auf. Pirows Mission war somit gescheitert.

Es wurden keine Ermittlungen darüber durchgeführt, ob der Mord an von Rath womöglich im Auftrag einer bestimmten Organisation erfolgt war; falls eine solche Ermittlung zumindest in die Wege geleitet wurde, erbrachte sie keine greifbaren Ergebnisse. Rabbiner Wise lieferte die übliche, abgedroschene Erklärung, der Attentäter sei ein »aus dem Lot geratener junger Mann« gewesen, den die Nazis mit ihrer antijüdischen Politik zu seinem Verzweiflungsakt getrieben hätten.

Präsident Roosevelts Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: »Die Nachrichten, die uns in den letzten Tagen aus Deutschland erreichten, haben die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten zutiefst schockiert. Ich selbst konnte kaum glauben, dass solche Dinge in einem zivilisierten Land des zwanzigsten Jahrhunderts geschehen könnten . . . «

Diese harten Worte waren auf die Synagogenbrände gemünzt (zum Mord an von Rath verlor Roosevelt kein Wort), und der zweite Satz war nachweislich unwahr, denn Roosevelt und alle seine Zeitgenossen waren bereits früher Zeugen der willkürlichen Zerstörung von Gotteshäusern geworden. Allerdings hatte es sich bei diesen nicht um Synagogen gehandelt, sondern um christliche Kirchen und Kathedralen, die im kommunistischen Russland gesprengt wurden, doch dies hatte Roosevelt nicht daran gehindert, das für diesen Frevel verantwortliche Regime in Moskau gleich nach seinem Amtsantritt anzuerkennen.  . . .

Mit den eben zitierten Aussprüchen, die er in den Jahren 1937 und 1938 tat, bereitete Roosevelt sein Land de facto auf den Kriegseintritt vor, auch wenn dieser formell erst nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor erfolgte. Dass die Vergeltungsdrohung, die er am 17. Juli 1942 gegenüber Deutschland ausstieß, einzig und allein mit der Behandlung der Juden begründet wurde, passt in dieses Bild. Auch hinter diesen Äußerungen standen jene Männer, die von Anfang an alles getan hatten, um eine Milderung des Schicksals der deutschen Juden zu vereiteln.

Der Mord an van Rath in Paris lässt sich durchaus mit den Schüssen von Sarajevo vergleichen, die den Ersten Weltkrieg einläuteten. Dies hat die seitherige Entwicklung klar bewiesen. Im Gegensatz zu Woodrow Wilson glaubte Roosevelt privat nie daran, dass sein Land neutral bleiben werde.  . . .

Während der sechs Jahre, in denen der »unnötige Krieg« vorbereitet wurde, beobachtete ich die turbulente, sich stetig verdüsternde Szene von Berlin und Wien sowie all jenen großen Städten aus, auf die sich schon bald eine lange Nacht niedersenken sollte: Prag und Budapest, Belgrad und Bukarest, Sofia und Warschau. Vermutlich haben nur sehr wenige Menschen so hautnah wie ich miterlebt, wie der Ofen geheizt wurde, in dem man den Barren schmolz.

Im Gegensatz zu den meisten meiner Zeitgenossen war ich nicht an bestimmtes Land oder eine bestimmte Partei gebunden, sondern lernte sie alle kennen. Ich habe die lärmigen, triumphierenden Reden der SA- und SS-Männer in ihren Stammkneipen ebenso gehört wie die verstohlenen, bitteren Gespräche ihrer Gegner in Privatwohnungen und das nervöse Gemurmel von Männern auf der Flucht, die immerfort ängstliche Blicke über die Schulter warfen. Ich habe das Antlitz des Mob, dieses hirnlosen Dinosaurier, in seinen beiden Stimmungslagen gesehen: Von wilden, illusorischen Hoffnungen aufgepeitscht (in Berlin) und von hohlwangiger, hohläugiger Hoffnungslosigkeit gezeichnet (in Moskau). Ich bin der Furcht auf allen gesellschaftlichen Stufen begegnet, vom Straßenfeger bis zum Staats- oder Regierungschef; ich habe den Terror in seinen beiden Hochburgen miterlebt.

Ich habe viele scheinbar mächtige Männer kennengelernt, die für entgegengesetzte Ziele eintraten, durch ihre Handlungen jedoch allesamt dazu beitrugen, dass der »unnötige Krieg« schließlich unvermeidlich wurde. Ich habe mit Hitler, Göring und Goebbels gesprochen; ich habe am Ufer des Genfer Sees diskret mit dem pausbäckigen Maxim Litwinow zu Mittag gespeist, einer typischen Gestalt aus den Cafés der Exilanten, und ich habe mich gefragt, was er, der er Außenminister des kommunistischen Russland war, eigentlich von diesem Land wusste. Ich habe Mussolini und Ramsay Macdonald getroffen, einen jener britischer Premierminister, die während jener Jahre schattengleich über die Bühne huschten.

Ich habe mich auf der alten Prager Burg stundenlang mit Edward Benesch unterhalten, habe Unterredungen mit österreichischen Kanzlern und ungarischen Premierministern, mit balkanischen Königen und Politikern geführt. Ich habe das Wirken des Völkerbunds verfolgt, auf den ich in meiner damaligen Naivität große Hoffnungen setzte, fühlte mich jedoch durch die würdelosen Dinge, die dort vor sich gingen – die Feilscherei und den Stimmenkauf hinter den Kulissen – ebenso abgestoßen wie durch die Schwärme von Müßiggängern und Intriganten, die ihr Unwesen trieben; wer den Völkerbund kennengelernt hat, wird sich schwerlich für die »Vereinten Nationen« erwärmen können.

Ich gehörte zu der Journalistenriege, die einen aufsteigenden jungen Minister namens Anthony Eden nach Moskau begleitete, und erlebte dort ein Regime, das in allen wesentlichen Punkten wie eine Kopie des Nationalsozialistischen in Berlin wirkte, außer was den Status der Juden betraf, die mir einen ganz unverhältnismäßig großen Teil der Schlüsselpositionen im sowjetischen Staatsapparat einzunehmen schienen.

In Europa herrschte ein unbeschreibliches Chaos, doch eines schien sonnenklar: Hitler würde einen Krieg entfesseln, falls man ihn nicht daran hinderte, und da keine ernsthaften Versuche in dieser Richtung erfolgten, war der Krieg unvermeidlich.

Da gab es einen weiteren britischen Premierminister namens Stanley Baldwin, der die Auslandskorrespondenten in Berlin ganz aus der Fassung brachte, weil er seinen Landsleuten die Wahrheit über Hitlers kriegerische Absichten vorenthielt – wie er später sagte, hätte er sonst »die Wahlen verloren«. Falls sein Nachfolger Neville Chamberlain der Illusion anhing, Hitler durch seine fortgesetzte Beschwichtigungspolitik zu einem Krieg gegen die Sowjetunion verführen zu können (dass dies wirklich sein Kalkül war, kann ich nicht beweisen, aber es scheint sehr wohl möglich), so war dies immerhin eine Politik, während seine Vorgänger überhaupt keine solche gehabt hatten. Doch war es eine verfehlte Politik, denn alle erfahrenen Beobachter in Deutschland sahen voraus, dass Hitler nicht gegen Stalin zuschlagen, sondern sich mit diesem verbünden würde, ehe er einen Krieg begann. Genau dies habe ich in meinen Vorkriegsbüchern vorausgesagt.

Nachdem ich den Anschluss Österreichs und die Zerschlagung der Tschechoslowakei miterlebt hatte, wurde ich mir bewusst, dass die letzte Hoffnung, einen unnötigen Krieg zu vermeiden, dahin war.

Ich hatte den Eindruck, in einer irrsinnig gewordenen Welt zu leben; dies liefert die Erklärung dafür, dass ich dem Buch, das ich damals schrieb, den Titel Insanity Fair (Jahrmarkt des Irrsinns) gab. Zum damaligen Zeitpunkt sah ich nichts weiter als unerklärliches Fehlen jeder Politik. Achtzehn Jahre später und im Lichte all dessen, was seither geschehen und bekannt geworden ist, lässt sich die Möglichkeit, dass man den »unnötigen Krieg« durchaus nicht in allen Kreisen für unnötig hielt, keineswegs von der Hand weisen.  . . .  . . .

Kapitel 38  Ein kleines, fernes Land

Im vierten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, als in Washington »The Chief« und in Berlin »Der Führer« regierte, verschwand Palästina weitgehend aus den Schlagzeilen. Die dortige Lage verschlechterte sich immer mehr und die britische Regierung war schließlich drauf und dran, die Hoffnungslosigkeit der Aufgabe einzusehen, die ihr Balfour aufgehalst hatte, und das Handtuch zu werfen.
Doch am Vorabend eines neuen Weltkriegs verpflichtete sich ein Winston Churchill, dafür zu sorgen, dass Großbritannien seine Mission in Palästina zu Ende führte. Das englische Volk, das meinte, sein einziger Feind sei Hitler, zog abermals in den Krieg, ohne zu ahnen, für wessen Ziele dieser eigentlich geführt werden sollte.  . . .    . . .

Zum ersten Mal in der Geschichte mussten die Briten in Palästina das Volk unterdrücken, zu dessen Schutz sie angeblich gekommen waren, und stattdessen Eindringlinge aus Russland unter ihre Fittiche nehmen. Die mit Balfour einsetzende Unterwanderung der zivilen Macht hatte dies möglich gemacht.   . . .

. . .  Nichtsdestoweniger standen die Zionisten in Palästina Ende der dreißiger Jahre mit dem Rücken zur Wand. Ohne den Zweiten Weltkrieg wäre der Zionismus zu einer bedeutungslosen Randerscheinung, einer bizarren Fußnote der Geschichte geworden.  . . . 1936 nahm der arabische Widerstand an Heftigkeit zu.  . . .

. . .  Weizmanns asiatisches Verhandlungsgeschick nötigt einem widerwillige Bewunderung ab.  . . . Durch sein Eingehen auf den Teilungsvorschlag stellte Weizmann sicher, dass die Zionisten von Anfang an einen Teil Palästinas zugesprochen erhielten; angesichts der Tatsache, dass die Grenzen des künftigen Judenstaates nicht präzis festgelegt waren, lief dies in der Praxis jedoch darauf hinaus, dass die »Teilung« in Wirklichkeit gar keine solche zu sein brauchte. Im Lichte der späteren Geschehnisse ist die Formulierung, mit der sich Weizmann für die Teilung aussprach, durchaus interessant: »Die Araber befürchten, dass wir ganz Palästina besetzen werden. Wir können noch so oft wiederholen, dass wir ihre Rechte respektieren werden . . . «

Die Peel-Kommission empfahl die Teilung Palästinas und hielt fest, dass das Konzept des »Mandats« nicht funktionierte. Hätte die britische Regierung die Empfehlungen der Kommission beherzigt und ihre Truppen und Verwaltungsbeamten sofort aus Palästina zurückgezogen, so wäre der Menschheit viel Kummer erspart geblieben, doch zwei Jahre später brach der Zweite Weltkrieg aus, und das unlösbare Problem wurde erst recht auf die lange Bank geschoben.

Während die Kriegsgefahr in Europa wuchs, hausierte Weizmann bei den westlichen Politikern unermüdlich mit dem Argument, eine jüdische Heimstatt werde »in diesem Teil der Welt als einzige verlässliche Verbündete der Demokratien eine sehr bedeutende Rolle spielen«. Auf diese Weise wollte er Politiker und Presse des Westens dazu bewegen, der Öffentlichkeit die zionistische Forderung nach Waffen zur gewaltsamen Inbesitznahme Palästinas schmackhaft zu machen.

. . .   Nach dem Mord an dem deutschen Diplomaten von Rath in Paris und den anschließenden antijüdischen Ausschreitungen in Deutschland (November 1938) äußerte sich Weizmann gegenüber dem britischen Außenminister Anthony Eden wie folgt:
»Wenn man es einer Regierung erlaubt, eine ganze Gemeinschaft, die nichts Böses getan hat, zu vernichten . . . bedeutet dies den Beginn der Anarchie und die Zerstörung der Grundlagen der Zivilisation. Jene Mächte, die dabei untätig zusehen und keinerlei Maßnahmen zur Verhütung des Verbrechens ergreifen, wird eines Tages eine strenge Strafe ereilen.«

Bei diesen schicksalsschweren privaten Unterredungen in den Vorzimmern der Macht wurde kein Wort an die nichtjüdischen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung verschwendet; als Kriegsgrund wurde einzig und allein die Drangsalierung einer bestimmten »Gemeinschaft« ins Feld geführt.

1938, als der Teilungsplan entworfen wurde, war in Palästina das bisher blutigste Jahr gewesen: 1500 Araber waren getötet worden. Die Peel-Kommission hatte sich zwar grundsätzlich für die Teilung des Landes ausgesprochen, jedoch keine greifbaren Vorschläge für deren Verwirklichung unterbreitet. Infolgedessen entsandte London die x-te Kommission, die Woodhead-Kommission, der die Aufgabe oblag, das Kind zu zerschneiden, ohne es umzubringen. Im Oktober 1938 meldeten die Woodhead-Leute, sie seien nicht in der Lage, einen konkreten Plan zu entwerfen. Bald darauf boten der Mord an Rath sowie die »Kristallnacht« den Zionisten willkommenen Anlass, den Terror gegen die Palästinenser noch zu verstärken.

Nun tat Chamberlain etwas zumindest für die damaligen Verhältnisse Ungewöhnliches: Er berief in London eine Palästina-Konferenz ein, an der die Araber erstmals seit der Friedenskonferenz von 1919 teilnehmen durften. Als Ergebnis der Verhandlungen wurde im März 1939 das sogenannte »Weißbuch« erstellt, in dem sich die britische Regierung verpflichtete, »innerhalb von zehn Jahren einen palästinensischen Staat zu gründen« und »das Mandat zu beenden«.

In diesem Staat sollten die alteingesessenen Araber und die zionistischen Immigranten gemeinsam regieren, um sicherzustellen, dass die lebenswichtigen Interessen beider Gemeinschaften gewahrt blieben. Die jüdische Einwanderung wurde auf 75.000 pro Jahr begrenzt und nicht wieder rückgängig zu machende Landkäufe wurden strikten Beschränkungen unterworfen.

Doch über Nacht verbesserten sich Churchills Chancen auf ein politisches Comeback sprunghaft. Wie schon bei Lloyd George im Jahre 1916 scheint seine positive Einstellung gegenüber dem Zionismus dabei eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Die vorhandenen Unterlagen erwecken den Eindruck, dass Churchill »ein Rätsel innerhalb eines Mysteriums, das in ein Geheimnis gehüllt ist« war, um eine von ihm selbst stammende, auf die UdSSR gemünzte Formulierung aus dem Jahre 1939 aufzugreifen. Wie an früherer Stelle erwähnt, hatte er schon 1906 zu den ersten Politikern gehört, die den eben flügge gewordenen Zionismus unterstützten, und zwar so nachdrücklich, dass ein zionistischer Sprecher bei einer Wahlveranstaltung sagte, jeder Jude, der gegen Churchill stimme, sei ein Verräter. Als Kriegsminister während des Ersten Weltkriegs kümmerte er sich freilich kaum je um zionistische Belange; Chaim Weizmann erwähnt ihn in jenem Zeitraum nur ein einziges Mal und bezeichnet ihn durchaus nicht als »Freund«.

Während der zehn Jahre von 1929 bis 1939, die Churchill in der politischen Wildnis verbrachte, begegneten ihm die Zionisten mit Argwohn. In Weizmanns Buch taucht sein Name während dieser Zeitspanne kein einziges Mal auf; erst am Vorabend des Kriegsausbruchs befindet ihn Weizmann wieder der Erwähnung für würdig. Damals trat Churchill nämlich urplötzlich als feuriger Verfechter zionistischer Anliegen ins Rampenlicht. Dies ist schon darum höchst bemerkenswert, weil er sich noch am 20. Oktober 1938 genau so geäußert hatte wie 1922, als er sein Weißbuch schrieb: »Wir sollten . . . den Arabern eine feierliche Versicherung abgeben, dass die jährliche jüdische Einwanderungsquote wenigstens für ein Jahrzehnt eine bestimmte Zahl nicht überschreitet.« 
Bald darauf erschien er in Weizmanns Darstellung jedoch als Mann, der die Einwanderung von Millionen Juden nach Palästina im privaten Gespräch implizit befürwortete.  . . .
Der neue Stern am politischen Himmel hieß Winston Churchill. Das Volk wollte ihn als Premierminister, weil er der Mann war, der in Bezug auf Hitler und den Krieg »Recht gehabt« hatte. Von seinen Gesprächen mit Weizmann und den Konsequenzen, die diese heraufbeschwören konnten, ahnte man nichts.

Kapitel 41 Die Revolution breitet sich aus

Noch wesentlich klarer als der Erste Weltkrieg verlief der Zweite nach dem in den Protokollen von 1905 festgelegten Kurs. Die betrogenen Massen der kriegführenden Nationen überzogen einander mit Zerstörung und Blutvergießen – nicht zu ihrem eigenen Wohl, sondern zur Förderung eines Plans, der ihre eigene Versklavung unter einer despotischen Weltregierung vorsah. Die anfänglich proklamierten Ziele (»Befreiung«, »Freiheit« sowie die Vernichtung von »Militarismus«, »Nazismus«, »Faschismus«, »totalitärer Diktatur« etc.) wurden keineswegs verwirklicht, im Gegenteil: Als Ergebnis dieses Krieges unterstand fortan ein weit größerer Teil des Erdballs einer totalitären Diktatur als je zuvor.

In seinen Gesammelten Werken schrieb Lenin: »Der [Erste] Weltkrieg wird die Errichtung des Kommunismus in Russland zur Folge haben; ein zweiter Weltkrieg wird seine Herrschaft auf Europa ausdehnen und ein dritter Weltkrieg wird ihm zwangsläufig zum Herrn der Welt machen.«

Der zweite Teil dieser Prophezeiung wurde durch den Ausgang des Zweiten Weltkriegs weitgehend bestätigt. Die Revolution dehnte ihre Grenzen bis ins Zentrum Europas aus und war fortan in der Lage, sich militärisch ganz Europa Untertan zu machen, zumindest in der Anfangsphase eines möglichen dritten Weltkriegs.   . . .
 
Die Geschichte der Verwicklung Amerikas in den Zweiten Weltkrieg bewies anschaulich, wie mächtig die »fremde Gruppe«, die in Washington die Zügel an sich gerissen hatte, mittlerweile geworden war. Sie bestätigte, wie recht George Washington gehabt hatte, als er das amerikanische Volk in seiner Abschiedsrede eindringlich warnte:
»Angesichts der tückischen Ränke des fremden Einflusses beschwöre ich euch, meine Landsleute, mir zu glauben: Ein freies Volk muss stets auf der Hut sein, denn Geschichte und Erfahrung belegen, dass fremder Einfluss zu den gefährlichsten Feinden der republikanischen Regierungsform gehört.«

Diesen prophetischen Ausspruch tat George Washington im Jahre 1796, als die Terrorherrschaft in Frankreich den wahren Charakter der französischen Revolution enthüllt hatte und die ersten Beweise dafür ans Licht kamen, dass die Agenten der Revolution auch auf amerikanischem Boden ihr Unwesen trieben.
Die bisher freigegebenen Dokumente über den Zweiten Weltkrieg zeigen, dass die Verschwörung mächtig genug geworden war, um den Kurs der amerikanischen Regierungspolitik zu diktieren.  . . .

. . .  Dieses Kapitel in der Geschichte der amerikanischen Republik umfasst einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren – von Pearl Harbour bis Jalta. Die Umstände, unter denen die USA 1898 und 1941 jeweils in einen Krieg eintraten, ähneln sich ganz auffallend. In beiden Fällen wurde eine Provokation inszeniert, die unabdingbar war, um die Massen gegen den Feind aufzuputschen. 1898 wurde die Maine im Hafen von Havanna »durch eine spanische Mine versenkt«, was den unmittelbaren Ausbruch eines Krieges zwischen Vereinigten Staaten und Spanien zur Folge hatte; als die Maine viele Jahre später vom Meeresgrund geborgen wurde, stellte sich heraus, dass ihr Rumpf durch eine Explosion in ihrem Inneren aufgerissen worden war.

1941 erlaubte der japanische Angriff auf Pearl Harbor »an einem Tag, der als Sinnbild der Niedertracht in die Geschichte eingehen wird« dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt, seinem Volk weiszumachen, es sei Opfer eines »völlig unerwarteten Überfalls« geworden und befinde sich deshalb im Kriegszustand. Spätere Recherchen bewiesen allerdings, dass die Regierung in Washington schon lange vorher von dem bevorstehenden Angriff gewarnt worden war, es jedoch unterlassen hatte, die Verteidiger von Pearl Harbor hierüber ins Bild zu setzen. In beiden Fällen reagierten die Massen apathisch auf diese Enthüllungen.  . . .

Nachdem Präsident Woodrow Wilson während des Ersten Weltkriegs wiedergewählt worden war, weil er versprochen hatte, sein Land aus dem Krieg herauszuhalten, erklärte er schon bald nach Beginn seiner zweiten Amtszeit, die Vereinigten Staaten befänden sich faktisch im Kriegszustand. Präsident Roosevelt wurde 1940 wiedergewählt, weil er wiederholt feierlich gelobt hatte, die jungen amerikanischen Männer würden »nicht in irgendwelche fremden Kriege geschickt«.

 . . .  . . .  Die heutzutage verfügbaren dokumentarischen Unterlagen weisen darauf hin, dass von allen amerikanischen Truppen einzig und allein den auf Hawaii stationierten jegliche Informationen über den bevorstehenden Angriff vorenthalten wurden. Als Ergebnis verlor die US-Flotte zwei Schlachtschiffe und zwei Zerstörer; zahlreiche weitere Schiffe wurden schwer beschädigt. 177 amerikanische Flugzeuge wurden vernichtet; die Gesamtzahl der Toten, Verwundeten und Verschollenen belief sich auf 4.575 Mann.

Politische Führer, die den Kriegseintritt ihres Landes provozieren, indem sie einen feindlichen Angriff bewusst begünstigen, handeln nicht im nationalen Interesse ihres Staates. Das amerikanische Volk als Ganzes kennt die Hintergründe des Desasters von Perl Harbor bis zum heutigen Tage nicht und weiß nichts von den trüben Machenschaften die der Katastrophe vorausgingen.

Was war nun dieser höhere Plan, dem die gesamte militärische Strategie der Vereinigten Staaten von Pearl Harbor über Jalta bis hin in die Nachkriegszeit unterordnet wurde? Die Antwort liegt auf der Hand:
Die von Lenin geforderte »Ausdehnung der Revolution«! Nur in diesem Licht wird die Geschichte jener dreieinhalb Jahre erklärbar.

1917 traten die USA praktisch zum selben Zeitpunkt in den Ersten Weltkrieg ein, zu dem in Russland die Revolution ausbrach und Oberst House wies Präsident Wilson sogleich an, der »neuen Demokratie« auf jede erdenkliche Weise »finanzielle, industrielle und moralische Unterstützung« zu gewähren.

Im Zweiten Weltkrieg erfolgte Hitlers Angriff auf die bis dahin mit ihm verbündete Sowjetunion schon bald nach dem Beginn von Roosevelts zweiter Amtszeit, und bereits vor Pearl Harbor trat Amerika de facto in den Krieg ein, indem es sich anschickte, der »neuen Demokratie« mittels des Leih- und Pachtabkommens »finanzielle, industrielle und moralische Unterstützung« in zuvor ungeahnten Ausmaß zu verleihen.  . . . 

Im Juni 1942 versprach Harry Hopkins, ein enger Vertrauter Präsident Roosevelts, dem kommunistischen Staat anlässlich einer Massenkundgebung auf dem Madison Square feierlich, die USA würden mit ihm durch dick und dünn gehen: »Wir werden uns unter keinen Umständen davon abbringen lassen, alles was wir haben mit euch zu teilen.«

Diese Worte spiegelten einen am 7. März desselben Jahres ergangenen, jedoch erst viel später publik gemachten Befehl Roosevelts an die zuständigen militärischen Stellen wider, den Munitionslieferungen an die Sowjetunion Vorrang vor jenen an alle anderen Verbündeten, ja an die bewaffneten Streitkräfte der Vereinigten Staaten selbst einzuräumen! Der Chef der amerikanischen Militärmission in Moskau, Generalmajor John R. Deane, schilderte 1947 in einem Buch seine vergeblichen Bemühungen, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und fügte hinzu, der betreffende Roosevelt-Befehl habe den Auftakt zu einer »Beschwichtigungspolitik gegen Russland« gebildet, von der sich die USA nie erholt hätten und an deren Folgen sie immer noch laborierten.

Das Wort »Beschwichtigungspolitik« war allerdings eine Untertreibung, ging die amerikanische Strategie doch weit über eine solche hinaus; sie zielte eindeutig darauf ab, die militärische und industrielle Macht des revolutionären Staates nach dem Krieg zu erhöhen.

Das eben angeführte Zitat belegt klipp und klar, dass Roosevelt der UdSSR mehr Unterstützung zu gewähren gedachte als allen anderen Alliierten, mochten diese nun frei oder von den Achsenmächten besetzt sein. Dass der amerikanische Präsident einen Staat, der sich an der Aufteilung Polens beteiligt hatte, so vorbehaltlos unterstützte, zeigte, dass er sich keinen Deut um die »Befreiung« geknechteter Länder scherte. Die hehren Ideale, die den Bevölkerungsmassen der westlichen Staaten so lange vorgegaukelt wurden, bis diese Feuer und Flamme für den Krieg waren, waren in Wirklichkeit längst verraten worden; an ihre Stelle war ein supranationales Projekt zur Verbreitung der Revolution, zur Zerstörung der Nationalstaaten und zur Vorbereitung der Errichtung einer Weltregierung getreten. (1942 begann ich diese These in meinen Schriften zu vertreten, mit dem Ergebnis, dass meine Karriere als Journalist im Eimer war; bis zum damaligen Zeitpunkt war ich einer der renommiertesten Reporter meines Landes gewesen.)

Die Politik zur Unterstützung des Sowjetstaates zeitigte 1941 viel weitreichendere Auswirkungen als 1917. Damals hatten die USA die Errichtung eines kommunistischen Regimes in Russland gefördert. 24 Jahre später war die Situation grundlegend anders: Der Kommunismus hatte längst feste Wurzeln geschlagen und wenn man ihm jene unbegrenzte Unterstützung angedeihen ließ, die ihm Harry Hopkins in Aussicht stellte, musste er sich zwangsläufig verbreiten, wie Lenin weiland vorausgesagt hatte. In der Tat erhielt Moskau von den Vereinigten Staaten dermaßen umfangreiche Hilfe, dass es sein System auf ein riesiges Gebiet ausdehnen und sich zugleich auf einen neuen Krieg vorbereiten konnte. Dass sich fast unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bereits die Gefahr eines dritten am Horizont abzeichnete, wurde den Massen im Westen als Folge der sowjetischen Perfidie dargestellt.

Das Ausmaß der amerikanischen Finanzhilfe für den revolutionären Staat überstieg die menschliche Vorstellungskraft. Franklin D. Roosevelt, der 1932 nicht zuletzt darum zum Präsidenten gewählt worden war, weil er versprochen hatte, »Defizite« abzuschaffen, gab innerhalb von zwölf Jahren mehr Geld aus als alle anderen amerikanischen Präsidenten vor ihm.  . . . Seine Verantwortungslosigkeit ging auf keine Kuhhaut.  . . .

Dieser stete Geldstrom wurde von einem Mann dirigiert, den sein offizieller Biograph Robert E. Sherwood in seinem 1948 erschienenen Buch Roosevelt and Hopkins als » zweitwichtigsten in den Vereinigten Staaten« charakterisiert hat. Wie Bernard Baruch anno 1917 fiel jetzt Harry Hopkins die Rolle zu, die Verteilung des Kriegsmaterials an seine Empfänger zu organisieren. Die Idee zur Schaffung eines solchen Postens war Baruch im Jahre 1916 gekommen: Damals hatte er gebieterisch verlangt, »ein Mann« müsse zum »Administrator« des allmächtigen Komitees für Kriegsindustrie ernannt werden. Letzteres war nach dem Kriegseintritt der USA aus der »Beraterkommission« hervorgegangen, die dem »Verteidigungsrat« des Kabinetts angegliedert gewesen war.

Die Vorgeschichte der Ernennung von Harry Hopkins ist von höchstem Interesse, veranschaulicht sie doch, wie die Gruppe, die den jeweiligen amerikanischen Präsidenten während der beiden Weltkriege umgab, kontinuierlich an Einfluss gewann und welcher Methoden sie sich bediente.

1919 kam ein Untersuchungskomitee des Kongresses unter der Leitung von William J. Graham zum Schluss, die »Beraterkommission«, aus welcher 1918 das Komitee für Kriegsindustrie hervorging, habe faktisch als »Geheimregierung der Vereinigten Staaten« gewaltet: »Eine Kommission aus sieben vom Präsidenten gewählten Männern hat anscheinend das gesamte System des Kaufs von Kriegsmaterial entworfen, . . . in anderen Worten, sie hat praktisch jeden einzelnen Schritt der Kriegsführung, den der Kongress später absegnete, beschlossen . . .«

Bernard Baruch selbst sagte vor einem Kongresskomitee, dem die Aufgabe zufiel, die von ihm selbst errichtete »Einmann-Herrschaft« während des Krieges zu untersuchen: »Mir oblag der endgültige Entscheid darüber, ob die Armee oder die Flotte diese oder jene Ausrüstungsgegenstände erhielt . . . oder die Eisenbahnverwaltung . . . oder die Alliierten, ob General Allenby Lokomotiven bekommen sollte oder ob diese an Russland oder Frankreich abgetreten werden sollten . . . Ich besaß wahrscheinlich mehr Macht als jeder andere. . .«
So sahen die Dinge also während des Ersten Weltkriegs aus. 1939 sagte Winston Churchill zu Bernard Baruch: »Der Krieg naht… Sie werden dort drüben den Laden schmeißen.« . . .   . . .

Die wenigen Passagen dieses Buchs, die Bernard Baruch gewidmet sind, vermitteln nur eine sehr unvollkommene Vorstellung von seinem Einfluss. Die bestinformierten Beobachter, die ich kenne, vertreten durchwegs die Auffassung, er sei die mächtigste graue Eminenz hinter einem amerikanischen Präsidenten während der vergangenen vierzig Jahre gewesen und sei es heute noch. Sein Biograph Morris Rosenbloom schrieb 1952 in seinem Buch Peace through Strength. Bernard Baruch and a Blueprint for Security,
Baruch sei der Berater sämtlicher US-Präsidenten seit Wilson einschließlich der in den zwanziger Jahren gewählten Republikaner Harding, Coolidge und Hoover gewesen und werde auch den künftigen Präsidenten Eisenhower »beraten«.  . . .

Obwohl Baruch mit Fug und Recht behaupten durfte, in den Jahren 1917 und 1918 der mächtigste Mann der Welt gewesen zu sein, waren seine damaligen Möglichkeiten, den Gang der Ereignisse zu bestimmen und die Welt zu verändern, erheblich geringer als diejenigen jenes Mannes, der während des Zweiten Weltkriegs dieselbe Position innehatte wie er selbst während des Ersten.

Der Grund hierfür war natürlich, dass Harry Hopkins, der wie weiland Baruch darüber entschied, ein wie großer Teil der amerikanischen Kriegsproduktion an wen ging, die Freiheit besaß, einen unverhältnismäßig großen Anteil der verfügbaren Mittel einem revolutionären Regime zukommen zu lassen, das längst fest im Sattel saß, über furchterregende militärische Macht verfügte und nur notdürftig verbrämte riesige territoriale Ambitionen hegte.
Die neu geschaffene Behörde zur Realisierung des Leih- und Pachtabkommens, zu deren Vorsitzendem Hopkins ernannt wurde, war schon bald mächtiger als das Komitee für Kriegsproduktion. Zugleich amtete Hopkins als Vorsitzender des von Roosevelt gegründeten »Soviet Protocol Committee«, das befugt war, über das Ausmaß der Lieferungen an die UdSSR zu entscheiden. Von jenem Augenblick an lag das Schicksal des Abendlandes in den Händen eines Mannes, der in weiten Kreisen unter dem Spitznamen »Harry der Hupffrosch« bekannt war.

Erst im zwanzigsten Jahrhundert wurde es möglich, dass eine Person wie Harry Hopkins einen dermaßen wichtigen Rang bekleiden konnte.

. . . Selbst sein ihm durchaus wohlgesonnener Biograph Robert E. Sherwood wundert sich darüber, dass »ein Mann von so bescheidener Herkunft, der in keiner Hinsicht auf solcherlei Aufgaben vorbereitet war«, zum »Sonderberater« des Präsidenten aufsteigen konnte.

Wer Harry Hopkins für seine Rolle auserkoren hat, liegt im Dunkeln, doch weshalb die Wahl der im Hintergrund operierenden Drahtzieher ausgerechnet auf ihn fiel, lässt sich sehr wohl erklären. . . . Einer seiner Ziehväter war ein fabianischer Sozialist aus London gewesen, der sich zur Auffassung bekannte, die Nationalstaaten müssten den »Vereinigten Staaten der Welt« weichen.

. . .  Wie Senator Taft festgehalten hatte, lieferten die Vereinigten Staaten von Amerika »Flugzeuge und Panzer« an die UdSSR. Hier die Zahlen: 15.000 Flugzeuge und 7.000 Panzer bekamen die Sowjets ohne jede Gegenleistung geschenkt. Ferner erhielten sie eine Flotte von 581 Schiffen, von denen sie während eines mehrjährigen Zeitraums 127 zurückgaben; weitere 31 wollten sie bezahlen, und die restlichen mehr als 300 erklärten sie für verloren, versenkt oder seeuntüchtig. . . .

Dies war jedoch nur ein Teil der Ausrüstung, welche der UdSSR von den Vereinigten Staaten zur Verfügung gestellt wurde und noch nicht einmal der Hauptteil.  Der Gesamtumfang der materiellen Hilfe an Moskau ist von der US-Regierung niemals publik gemacht worden.  . . .

Im Mai 1942 trat ein Hauptmann namens George Racey Jordan auf dem großen Flughafen von Newark in New Jersey seinen Dienst an. Jordan hatte bereits im Ersten Weltkrieg bei den amerikanischen Streitkräften gedient und folgenden Rat, den ihm ein Feldwebel 1917 in Texas erteilt hatte, niemals vergessen: »Halte deine Augen und Ohren offen, halte deinen großen Mund und bewahre von allem und jedem eine Kopie auf!« Dass Jordan auch den letzten Teil dieses weisen Ratschlags beherzigte, gab den Anstoß zu dem meiner Meinung nach erstaunlichsten Buch über den Zweiten Weltkrieg. . . .

. . .  Von diesem Zeitpunkt an führte Hauptmann Jordan ein penibles Tagebuch, das zehn Jahre später, anno 1952, unter dem Titel From Major Jordan’s Diaries erschien. Darin erbrachte er, nachdem er – und die Weltöffentlichkeit – erstmals von der Existenz von »Atombomben« erfahren hatten  . . .

. . . Zu diesem Zeitpunkt schwante es Oberst Jordan, dass die ungeheuer umfangreichen Lieferungen von Kriegsmaterial an den kommunistischen Staat nur teilweise durch das Leih- und Pachtabkommen gedeckt wurden. Laut diesem verpflichtete sich die Regierung der USA nämlich, »der Sowjetunion auch weiterhin zur Verteidigung erforderliche Ausrüstungsgegenstände, Dienstleistungen und Informationen zur Verfügung zu stellen, . . .  sofern der Präsident deren Lieferung genehmigt«, doch unter dem Material gab es vieles, das keinesfalls der »Verteidigung«, sondern der Stärkung der sowjetischen Militärmacht nach dem Krieg diente. Hierzu gehörten u. a. »Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen, Fabrikanlagen zur Herstellung von Aluminium, Eisenbahnwagen und Stahlwerken« und dergleichen mehr.  . . .

. . .  Unter den Stößen von Papieren, Plänen, Briefen und Skizzen, die er vorfand, entdeckte Jordan zwei Dinge, die später, als die diversen Enthüllungen der Jahre 1948 bis 1956 ein grelles Licht auf das Ausmaß der kommunistischen Spionage und Intrigen in den USA warfen, das verheerende Bild abrundeten.  . . .

. . .   Henry Morgenthau Junior, Finanzminister unter Roosevelt, und sein Staatssekretär Harry Dexter White, später als Sowjet-Agent entlarvt, veranlassten 1944 die Lieferung an die Regierung der UdSSR von Duplikaten von Druckplatten des US-Finanzministeriums zur Herstellung von Geldscheinen . . .

. . . Fassen wir zusammen: Vier oder fünf Jahre lang lieferten die USA dem revolutionären Staat nicht nur militärische Ausrüstung für den Kampf gegen die Achsenmächte, sondern auch Material zur Entwicklung seiner Industrie in der Nachkriegszeit.  . . .

. . .  Die Schlüsselrolle spielte dabei die rätselhafteste Gestalt des Zweiten Weltkriegs, General George C. Marshall, Stabschef der amerikanischen Armee. Gegen ihn hat Senator Joseph McCarthy in seiner Ansprache vor dem Senat am 14. Juni 1951 den wohlbegründeten Vorwurf erhoben, er habe »den Sieg vor Kriegsende vorsätzlich aus der Hand gegeben« und sei verantwortlich dafür, dass die USA, . . . »bei Meinungsunterschieden zwischen Stalin und Roosevelt so gut wie immer auf die sowjetische Linie einschwenkten«.

Angesichts der geradezu ungeheuerlichen Folgen, die General Marshalls Strategie heraufbeschwor, ist die Frage, unter welchen Umständen er eigentlich zum Stabschef der amerikanischen Streitkräfte wurde, von großem Interesse. Seine Ernennung erfolgte im Jahre 1939, als ihm Präsident Roosevelt den Vorzug vor zwanzig Generälen der höchsten Ränge sowie vor sechs Brigadegenerälen gab. . . .

. . .  nahm Marshall im Verlaufe des Jahres 1940 nicht weniger als 4.088 Beförderungen vor. Zu den Beförderten gehörte auch der damals fünfzigjährige Oberst Dwight Eisenhower, der damals noch keine Kampferfahrung besaß, jedoch innerhalb von nur drei Jahren zum Obersten Kommandanten der alliierten Streitkräfte aufstieg. Das Zusammenspiel zwischen Marshall und Eisenhower trug entscheidend zur Neugestaltung der politischen Landkarte Europas im Jahre 1945 bei.  . . .

. . .  Wie wir sehen werden, hat der »Morgenthau-Plan« die Strategie der westlichen Armeen, deren Vormarsch durch Deutschland ungemein mühsam verlief, entscheidend geprägt. Bis zum letzten Augenblick versuchte Churchill, der sich mit seinem Vorschlag, durch den Balkan, den »weichen Unterleib« des Feindes, vorzudringen, nicht gegen General Marshall hatte durchsetzen können, zu erreichen, dass die Westalliierten in letzter Minute eine wuchtige Offensive in Richtung Berlin – und darüber hinaus – vortrugen und so wenigstens einen Teil des zuvor Versäumten nachholten. Dies haben sowohl Churchill selbst als auch Eisenhower in ihren Memoiren bestätigt.  . . .

. . . Von Washington aus ließ General Marshall London wissen, dass er voll und ganz hinter Eisenhowers »strategischem Konzept« und seinem »Vorgehen in Übereinstimmung mit den Russen« stand. Von nun an entschied Moskau darüber, wie rasch und in welcher Richtung die anglo-amerikanischen Truppen vormarschieren durften. Am 28. März 1945 teilte Eisenhower Stalin direkt mit, seine Truppen würden vor Wien Halt machen. Am 14. April informierte er die Stabschefs, er werde seinen Streitkräften den Befehl erteilen, 70 Meilen vor Berlin an der Elbe-Linie Halt zu machen.   . . .

Somit war die »abscheuliche Teilung Europas« (Churchill), bittere Wirklichkeit geworden. Fünf Jahre später behauptete Eisenhower, die alleinige Verantwortung für die drei fatalen Entscheidungen bezüglich Berlins, Wiens und Prags getragen zu haben.  . . .

. . .  Zum damaligen Zeitpunkt wurde der Vormarsch der anglo-amerikanischen Heere in Europa gezielt verlangsamt, so dass die Rote Armee bis tief ins Herz des alten Kontinentes vordringen konnte.  . . .

. . .  Da der sowjetische Diktator nicht gewillt war, sein Land zu verlassen, machten ihm die Führer der westlichen Welt auf der Krim ihre Aufwartung. Bei Verhandlungen mit Asiaten kommt dies einem gleich zum Auftakt vollzogenen Unterwerfungsakt gleich. Der amerikanische Präsident sowie sein Intimus Harry Hopkins waren beide todkrank . . .

Besonders verhängnisvoll wirkte sich aus, dass die Besucher mit einem bewährten Trick umgarnt wurden, dessen sich gerissene Asiaten seit jeher beim Verhandlungen zu bedienen pflegen: Man pumpte sie mit starken Getränken voll. Ein hochrangiger Konferenzteilnehmer, Generalmajor Laurence S. Kuter, der als Repräsentant der amerikanischen Luftwaffe bei den Verhandlungen teilnahm, berichtete:
»Beim Frühstück wurde als erster Gang ein mittelgroßer Becher Krimbrandy serviert . . .
Nach den ersten Toasts und dem Brandy wurden mehrmals Kaviar und Wodka aufgetischt . . .
Dann gab es Platten mit kaltem Fleisch und dazu Weißwein . . .
Als nächstes wurden Krimäpfel und bis an den Rand gefüllte Gläser süßen Krimchampagners aufgetragen. . . 
Der letzte Gang dieses Frühstücks bestand aus großen, dünnen Bechern siedend heißen Tees, zu dem Brandy in kleinen Gläschen serviert wurde.
Und das war erst das Frühstück!

Wie konnte jemand, der sich all diese Getränke hinter die Binde gegossen hatte, auch nur einen einzigen logischen, rationalen Entscheid fällen, der dem Wohl der Vereinigten Staaten förderlich war?  . . .
Elliott Roosevelt, der mit seinem Vater an dieser Konferenz teilnahm, sagte, fast jedermann sei betrunken gewesen.« Charles E. Bohlen, der als Stellvertretender Außenminister sowie als Russisch- Dolmetscher Roosevelts zugegen war, berichtet, einmal habe Stalin persönlich ein Abendessen gegeben: »Die Atmosphäre . . . war außerordentlich herzlich und die Gläser wurden fünfundvierzigmal zum Trinkspruch erhoben.«

. . . Um das Maß vollzumachen, waltete der sterbende Präsident Roosevelt in Jalta als Unterzeichner des »Morgenthau-Plans«, den ein sowjetischer Agent im amerikanischen Finanzministerium (Harry Dexter White) entworfen hatte. Begleitet wurde der Präsident auf dieser weltgeschichtlich entscheidenden Reise von seinem »Sonderberater für politische Angelegenheiten«, einem Funktionär des Außenministeriums namens Alger Hiss, der später ebenfalls als Sowjetagent entlarvt wurde.

Dies führte de facto dazu, dass auf beiden Seiten des Verhandlungstisches Vertreter der sowjetischen Regierung saßen; das Resultat der Konferenz war das logische Ergebnis dieser Ausgangslage. Was Churchill betraf, so setzte dieser seine Bemühungen, zumindest einen Teil Zentraleuropas sowie des Balkans vor der kommunistischen Knechtschaft zu bewahren, bis zum Vorabend des Gipfeltreffens von Jalta fort. Vor seinem Eintreffen auf der Krim schaltete er einen Zwischenhalt in Malta ein, wo er sich mit Roosevelt traf und diesem ein weiteres Mal eine gemeinsame Operation im Mittelmeerraum vorschlug. General Marshall erstickte die Diskussion im Keim.  . . .   . . .

. . . Tatsache ist, dass Churchill zu guter Letzt mit Stalin und Roosevelt ein gemeinsames Protokoll unterzeichnete. . . .

. . .  Die Geschichte des Konferenzprotokolls von Jalta beweist, dass die Macht zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin in den Händen jener »fremden Gruppe« lag, die es während des Krieges fertig gebracht hatte, die Lieferung von Waffen und Ausrüstungsgegenständen, die militärischen Operationen sowie die Außenpolitik ihres Landes in den Dienst der Revolution zu stellen, um deren Ausdehnung zu fördern.   . . .

. . . Die Unterwanderung des Westens beschränkte sich keinesfalls auf die Vereinigten Staaten von Amerika, sie machte vor keinem westlichen Staat halt. . . . in Großbritannien, dem Mutterland der englischsprachigen Nationen in Übersee und in den beiden größten dieser Nationen – Kanada und Australien – verlief die Entwicklung ganz ähnlich.  . . .

Eine Schlüsselrollte bei dieser Entwicklung spielten Alger Hiss und Harry Dexter White.  . . .  In Jalta gehörte er zu Roosevelts Entourage (auch bei separaten Treffen mit Stalin) und die Auslieferung Osteuropas an die Revolution ist untrennbar mit seinem Namen verbunden.

. . .  Die internationale Verschwörergruppe, die während jener chaotischen Zeit die Fäden zog, brachte ihm so großes Vertrauen entgegen, dass er im April 1945 zum ersten Generalsekretär der in San Francisco gegründeten Vereinten Nationen ernannt wurde. Somit stand ein Agent der Revolution Pate, als die UNO das Licht der Welt erblickte! . . .

. . .  Ende 1949 und Anfang 1950 stand Alger Hiss wegen Meineids vor Gericht (wegen Spionage konnte er aufgrund der inzwischen eingetretenen Verjährung nicht mehr angeklagt werden). Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er drei absaß. Dank der Tatsache, dass der Prozess gegen Hiss öffentlich war, ist sein Name bekannter als derjenige von Harry Dexter White, obgleich letzterer laut dem ausgewiesensten Kenner dieser Angelegenheit, Whittaker Chambers, ein womöglich noch höheres Maß an Verantwortung dafür trug, dass die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika sowjetischen Interessen untergeordnet wurde.

. . . Laut der amerikanischen Presse gibt es keine Geburtsurkunde eines Harry Dexter White und niemand weiß, wer dieser Mann wirklich war! Henry Morgenthau Junior, der als einziger während der ganzen zwölf Roosevelt-Jahre eine Position als Kabinettsminister bekleidete, besorgte »White« schon 1934 einen Posten im Finanzministerium. Dass er dort ebenso rasch Karriere machte wie Alger Hiss im Außenministerium, deutet darauf hin, dass er ein Günstling einflussreicher Kreise war. Unmittelbar nach Pearl Harbor erhielt er »freie Hand in allen finanzpolitischen Fragen, welche die internationalen Beziehungen betreffen«; später wurde er zu Morgenthaus Stellvertreter ernannt.

All diese Jahre hindurch war dieser Mann, dessen wahre Identität vermutlich für immer ein Geheimnis bleiben wird, ein sowjetischer Agent. Die Beweise hierfür wurden Roosevelt vorgelegt, aber von ihm ignoriert. Whittaker Chambers sagte aus, er habe von White bereits 1935 Geheimdokumente zur Weiterleitung an die Sowjetregierung erhalten. Nachdem sich Chambers 1939 aus Ernüchterung über den Hitler-Stalin-Pakt vom Kommunismus losgesagt hatte, war er bereit, mit Dokumenten herauszurücken, welche die verräterischen Aktivitäten von White (und Hiss) belegten, doch sah er sich dann genötigt, diese Papiere noch weitere neun Jahre lang in ihrem sicheren Versteck zu belassen, ehe er sie schließlich benutzte. Keine Regierungsinstanz hat es je für nötig erachtet, diese Dokumente zu studieren.  . . . so dass White erst 1948 durch eine private Initiative entlarvt wurde.

. . . Whites erste entscheidende Einflussnahme auf die Politik der USA erfolgte 1941. Laut zwei glaubhaften Experten, dem Harvard-Professor William Langer sowie S. Everett Gleason, dem Mitverfasser des Buchs The Undeclared War, war es White, der das amerikanische Ultimatum vom 26. November 1941 entwarf und Japan hiermit dazu veranlasste, »sich in den Krieg hineinmanövrieren zu lassen, indem es den ersten Schuss abfeuerte« (so die Formulierung des amerikanischen Kriegsministers Stimson). Dies bedeutet, dass White – vermutlich im Auftrag der Sowjets – maßgeblich dazu beitrug, die USA in den Zweiten Weltkrieg zu verwickeln.

Auch auf die Umstände, unter denen der Krieg zu Ende ging, nahm Harry Dexter White im Auftrag seiner sowjetischen Herren entscheidenden Einfluss. Nach allgemeiner Auffassung stammt der sogenannte Morgenthau-Plan in Wahrheit von ihm. . . .

Seit dem Zweiten Weltkrieg ist es in den USA allgemein üblich, Harry Dexter White als den Hauptschuldigen für diese verhängnisvolle Politik zu brandmarken, vermutlich weil man sich scheut, die Dinge beim Namen zu nennen und darauf hinzuweisen, dass die Verantwortung letztendlich bei Finanzminister Morgenthau lag, der White zu seinem Stellvertreter gemacht hatte. Im November 1941 hatte Morgenthau das von White entworfene Ultimatum an Japan unterzeichnet und im September 1944 hatte er seine Unterschrift unter den ebenfalls von White ausgearbeiteten Plan zur Zerstückelung Deutschlands gesetzt. In beiden Fällen hatte Präsident Roosevelt Morgenthaus Entscheidungen abgesegnet. Unter diesen Umständen ist es ein Ding der Unmöglichkeit, White zum alleinigen Sündenbock zu machen; er mag den Anstoß zu diesen Plänen gegeben haben, doch unterschrieben wurden sie von seinem Chef Morgenthau.

Die Entstehungsgeschichte des Morgenthau-Plans, der die Aufgliederung Deutschlands in kleine Provinzen, die Demontage seiner Industrie, die Überflutung seiner Bergwerke sowie seine Umwandlung in ein Weideland vorsah, wurde 1947 vom damaligen Finanzminister Fred Smith geschildert.

Diesem zufolge kam der Plan erstmals bei einem Treffen zwischen Eisenhower, Morgenthau und White zur Sprache, die am 7. August 1944 in Eisenhowers Zelt in Südengland stattfand und bei der Smith zugegen war. Damals habe White die Behandlung Deutschlands nach dessen Kapitulation zur Sprache gebracht; Eisenhower habe gesagt, er hoffe, dass man hart mit den Deutschen umspringen werde, denn die gesamte deutsche Bevölkerung sei von »kollektiver Paranoia« befallen.
White habe Eisenhower
um die Erlaubnis gebeten, diese Worte öffentlich zitieren zu dürfen und der General habe zugestimmt. Im Anschluss an diese Unterredung habe Morgenthau den nach ihm benannten Plan formuliert und sich nach London begeben, um sich der Unterstützung Churchills und Edens zu versichern; anschließend sei er nach Amerika zurückgeflogen, um sein Vorhaben Präsident Roosevelt zu unterbreiten.

Schenkt man Fred Smith Glauben, so war das Außenministerium in Washington bis dahin nicht über die Aktivitäten Morgenthaus im Bild. Der Präsident stand dem Plan offenbar skeptisch gegenüber und gründete ein Komitee zu dessen Überprüfung, dem neben Morgenthau auch der Außen- sowie der Verteidigungsminister angehörten. Dies führte zu »einer Explosion, wie sie sich in den heiligen Hallen des Weißen Hauses noch nicht ereignet hatte«; sowohl Außenminister Hull als auch Kriegsminister Stimson reagierten mit heftiger Ablehnung.
Nichtsdestoweniger ließ sich Roosevelt bei seinem Treffen mit Churchill in Quebec von Morgenthau begleiten, während Hull und Stimson zu Hause bleiben mussten. Churchill machte kein Hehl aus seiner Verwunderung hierüber, doch unterzeichnete er gemeinsam mit Roosevelt den »Morgenthau-Plan«, der eigentlich »White-Morgenthau-Plan« hätte heißen müssen.

Somit billigten sowohl Roosevelt (gegen den flammenden Protest der beiden für die Außenpolitik zuständigen Minister) als auch Churchill (ungeachtet seiner zahlreichen anderslautenden Erklärungen) einen Rachefrieden.
Beide haben sich später von ihrer Unterschrift distanziert.

Churchill sagte, er »bedaure«, den Plan unterzeichnet zu haben, erklärte jedoch nicht, weshalb er dies getan hatte (was James F. Byrnes zu dem zurückhaltenden Kommentar bewog, dies sei »schwer verständlich«). Roosevelt versuchte laut der Darstellung Robert A. Sherwoods (Roosevelt and Hopkins) den Eindruck zu erwecken, er habe seine Unterschrift versehentlich unter ein von verschiedenen Ministerien gemeinsam entworfenes Memorandum gesetzt, ohne dieses überhaupt gelesen zu haben. Hierzu habe er sich von einem »alten, geschätzten Freund« überreden lassen. Dass es sich bei diesem »Freund« um Morgenthau handelte, unterliegt keinem Zweifel. Stimson sagte später, der Präsident sei »geradezu erschrocken« gewesen und habe »schlicht und einfach nicht begriffen«, wie er seine Unterschrift unter ein solches Dokument habe setzen können; er habe dies »offenbar getan, ohne sich große Gedanken darüber zu machen«.

Den Massen wurden vorgegaukelt, man habe den Irrtum rechtzeitig erkannt und den »Morgenthau-Plan« aufgegeben. In der Tat wurden die deutschen Fabriken nicht demontiert und die deutschen Bergwerke nicht überflutet. Dies änderte jedoch nichts daran, dass der Geist der Rache, der den White-Morgenthau -Plan prägte, trotz allem triumphierte. Morgenthau mochte sich mit seinem (von Roosevelt bei der Jalta-Konferenz in halb scherzhaftem Ton wiederholten) Vorschlag, die »Erzverbrecher« ohne fairen Prozess hinrichten zu lassen, nicht durchgesetzt haben, aber die nach Kriegsende durchgeführten »Kriegsverbrecherprozesse« waren für den Westen ein Schandfleck.
Die Teilung Deutschlands – die de facto nur einen Bestandteil der Teilung Europas bildete – barg mehr Gefahren in sich als eine Zerstückelung Deutschlands in Provinzen. Vor allem aber kehrte der Westen durch seine Zustimmung zur Sklavenarbeit einen zivilisatorischen Prozess um, der im 19. Jahrhundert begonnen hatte. (Es spricht Bände, dass es die Regierung der USA noch elf Jahre später ablehnte, einer von der International Labour Organisation unterbreiteten Konvention zur Ächtung der Sklavenarbeit beizutreten; der Grund lag offensichtlich darin, dass Roosevelt das Jalta-Abkommen unterzeichnet hatte, das unter anderem die Deportation von Deutschen zur Zwangsarbeit vorsah.)

Somit spukt der Geist des verblichenen »Harry Dexter White« auch weiterhin umher, denn der verhängnisvolle Einfluss, den dieser Sowjetagent sowie seine Helfershelfer auf die amerikanische Regierungspolitik ausgeübt haben, lässt für die Zukunft nichts Gutes ahnen. Nach Kriegsende erfreute sich White der ungebrochenen Wertschätzung des neuen Präsidenten Truman, wurde er doch von diesem zum Vorsitzenden bei den zwei großen internationalen Konferenzen ernannt, die das Ziel verfolgten, die Nationalstaaten schrittweise abzuschaffen und durch ein »internationales Direktorat« – also eine Weltregierung – zu ersetzen.

Die erste davon war die Gründungskonferenz der Vereinten Nationen, bei der Alger Hiss den Vorsitz führte. Die zweite war die Finanzkonferenz von Bretton Woods, bei der die Weltbank sowie der Internationale Währungsfonds aus der Taufe gehoben wurden. Nachdem White diese richtungsweisende Konferenz organisiert hatte, wurde er zum amerikanischen Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfonds ernannt. Somit war der oberste Repräsentant der US-Regierung bei jeder der beiden Konferenzen, die der Vorbereitung einer Weltregierung dienten, ein sowjetischer Agent!

Ehe Roosevelts Nachfolger Harry Truman »Harry Dexter White” am 23. Januar 1946 öffentlich zum Organisator der Konferenz von Bretton Woods ernannte, hatte das F. B. I. das Weiße Haus mehrmals über dessen geheime Umtriebe in Kenntnis gesetzt, letztmals am 8. November 1945 mittels einer an den persönlichen militärischen Adjutanten Trumans gerichteten Sonderbotschaft, in der White ohne Umschweife als Agent und Spion gebrandmarkt wurde.
Nachdem letzterem die Organisation der Konferenz von Bretton Wood anvertraut worden war, stellte F.B.I.-Chef Edgar Hoover dem Weißen Haus am 1. Februar 1946 eine weitere, unmissverständlich formulierte Warnung zu. Falls Whites Ernennung bestätigt würde, schrieb Hoover, werde er »die Macht haben, die Entscheidungen über sämtliche internationalen finanziellen Vereinbarungen in hohem Maße zu beeinflussen«. Hoovers Warnung verhallte ungehört und am 1. Mai 1946 wurde Whites Ernennung bestätigt.  . . .

Im April 1947, kurz vor der Entlarvung von Alger Hiss, trat White »aus Gesundheitsgründen« von seinem Posten zurück. Im August 1948, als kein Zweifel mehr an seiner Schuld bestand und seine öffentliche Demaskierung nur noch eine Frage der Zeit war, wurde er vor das Komitee zur Untersuchung unamerikanischer Aktivitäten geladen, wo er bestritt, je ein Teilnehmer an der Verschwörung gewesen zu sein. Anschließend wurde ihm privat besonders belastendes Beweismaterial vorgelegt (heute sind diese Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich); drei Tage später wurde er tot aufgefunden und nach jüdischem Ritual bestattet. Ob eine Autopsie vorgenommen wurde, ist ungeklärt und sein Tod ist auch weiterhin nicht minder mysteriös als seine Herkunft.

Fast sieben Jahre später, am 3. Januar 1955, berichtete das Kongresskomitee für innere Sicherheit:
»1. Alger Hiss, Harry Dexter White und ihre Helfer in der kommunistischen Untergrundbewegung innerhalb der Regierung besaßen während des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach die Macht, tiefgreifenden Einfluss auf die amerikanische Politik auszuüben.«
»2. Sie hatten die Macht, tiefgreifenden Einfluss auf die Schaffung sowie die Operationen der Vereinten Nationen auszuüben.
. . .
4. Hiss, White und eine beträchtliche Anzahl ihrer Kollegen, welche die amerikanische Außenpolitik sowie die Politik internationaler Organisationen in kritischen Jahren mitgestalteten, sind als geheime kommunistische Agenten entlarvt worden.«

. . . Da ich mich damals in den USA aufhielt, kann ich bezeugen, dass kaum Lehren aus diesen Geschehnissen gezogen wurden. Der Hauptgrund dafür war, dass der gesamte Prozess der Untersuchungen und Enthüllungen von einer intensiven Pressekampagne begleitet wurde, die sich nicht etwa gegen die Schuldigen und die Verschwörung, sondern gegen die Ermittler und Enthüller richtete.
Hier wiederholte sich die Geschichte der Periode nach der Französischen Revolution, als Warner wie Morse, Barruel und Robison von der Presse kübelweise mit Schmutz übergossen worden waren.
Sollte ein künftiger Historiker auf den Gedanken verfallen, die Presse jener Jahre zu studieren, so wird er entdecken, dass jene, die nach einer Untersuchung der Vorfälle riefen, mit Kaskaden von wüsten Schimpfwörtern bedacht, die entlarvten Agenten der Verschwörung jedoch mit Samthandschuhen angefasst wurden.  . . .

Zum Watschenmann Nummer eins der Gazetten wurde Senator Joseph McCarthy, der massiv verunglimpft wurde  . . .  Zur Verdummung der Massen wurde ein neues Schlagwort geprägt – »McCarthyismus«.
Dieser Ausdruck wurde zu einem Synonym für »Hexenjagd«; wer angesichts der fortschreitenden kommunistischen Unterwanderung eine Untersuchung forderte . . . dass es schließlich einen übleren Beigeschmack hatte als »Landesverräter«.

Der schicksalsträchtigste Augenblick der amerikanischen Nachkriegsgeschichte fiel ins Jahr 1954, als der Senat seinem Mitglied McCarthy eine Rüge erteilte. Zwei Jahre zuvor, anno 1952, hatten die Republikaner erstmals seit zwanzig Jahren wieder bei den Präsidentschaftswahlen triumphiert und ihren Kandidaten, General Dwight Eisenhower, ins Weiße Haus gebracht. Dass sie nach zwei Jahrzehnten wieder an die Macht gekommen waren, sorgte bei Mitgliedern und Anhängern der Republikanischen Partei für Hochstimmung; Eisenhowers Sieg war nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass er versprochen hatte, die kommunistische Infiltration der US-Regierung zu unterbinden. Zum damaligen Zeitpunkt war bereits allgemein bekannt, dass Roosevelt diese Infiltration während seiner langen Präsidentschaft geduldet und dass auch sein Nachfolger Truman nichts getan hatte, um ihr Einhalt zu gebieten. Zwei Jahre nach seinem Wahltriumph gab Eisenhower zu erkennen, dass er die »Methoden« McCarthys missbilligte.

Hiermit gab er den Senator praktisch zum Abschuss frei und die Rüge, die ihm der Senat erteilte, war die logische Folge. Auch das American Jewish Commitee hatte sich nachdrücklich für diesen Schritt ausgesprochen. Wie schon oft zuvor in solchen Fällen war diese Kritik von jüdischer Seite für McCarthy der Anfang vom Ende und das ungeschriebene Gesetz, wonach eine Untersuchung kommunistischer Umtriebe unstatthaft ist, trat wieder in Kraft.

Diese Entwicklungen führten dem amerikanischen Wähler drastisch vor Augen, dass er, was den Kampf gegen die kommunistische Subversion betraf, keine echte Wahl hatte, weil die Position beider Präsidentschaftskandidaten in dieser Frage identisch war.  . . . Von diesem Augenblick an hatten die Agenten der Revolution in Amerika wieder freie Hand und sie setzten den Prozess der Zersetzung fort . . .  Dieser Tatbestand macht die amerikanische Politik in einem künftigen Krieg unberechenbar und hochgradig gefährlich.

Alger Hiss wurde von den Zeitungen aller politischen Schattierungen lange als Märtyrer dargestellt, während Senator McCarthy, der »beim Kampf gegen aufrührerische Aktivitäten zu diesen Mitteln greifen wollte«, als Neandertaler verhöhnt wurde. Somit ermöglichte die im Verlauf der beiden vorhergehenden Jahrzehnte errungene Kontrolle über die Presse den Verschwörern, die Nationalstaaten an der Ausmerzung der Subversion zu hindern.

. . .  welche Rolle die Herren Alger Hiss, Harry Dexter White und Konsorten bei der Gründung und Gestaltung dieser Organisation gespielt haben. Ihr Ziel war augenscheinlich, die »weltweite Verbreitung der Revolution« (Lenin) sowie die Umwandlung der UNO in die von den Zionistischen Protokollen vorausgesagte Weltregierung. . . .
Wie sich die Dinge entwickeln werden, hängt davon ab, ob es den Nationalstaaten künftig gelingen wird, der Subversion Herr zu werden.

In beiden Weltkriegen waren die Spitzenpolitiker und die »diktatorisch regierenden Premierminister« offensichtlich von Anfang an entschlossen, eine globale Organisation zu gründen und ihre Nationalstaaten dieser zu unterstellen. Dies war ihr eigenes Projekt und nicht dasjenige ihrer Völker, die niemals nach ihrer Meinung gefragt worden waren. Keine einzige Nation hat sich je freiwillig bereit erklärt, ihre Identität zu opfern und in einem Weltstaat aufzugehen . . .

. . . Bernard Baruchs Biograph weist darauf hin, dass Roosevelt schon lange vor seiner Wahl zum Präsidenten von dieser Idee förmlich besessen war und der künftigen Organisation den Namen »Vereinte Nationen« gab. Baruch selbst, der permanente Berater mehrerer amerikanischer Präsidenten, machte kein Hehl aus seiner Absicht, »die Welt umzugestalten«

Das vollständige Fehlen von Demut und Bescheidenheit ist der auffallendste Charakterzug all dieser Personen. Auch Churchill macht hier keine Ausnahme; obwohl er sich von den anderen Staatsmännern seiner Zeit insofern rühmlich unterschied, als er ernsthaft versuchte, den betrüblichen Ausgang des Zweiten Weltkriegs zu verhindern  . . .  Seine markigen Sprüche wie »Ich bin nicht der erste Minister Seiner Majestät geworden, um über die Liquidierung des britischen Weltreichs zu wachen« lassen sich schwerlich mit seinem Enthusiasmus für ein Konzept vereinbaren, dessen Fernziel die Liquidierung aller Nationalstaaten war.

Fassen wir zusammen: Zu einem Zeitpunkt, wo der katastrophale Ausgang des Krieges bereits absehbar war, trugen sich die westlichen Staatschefs mit dem Gedanken an die Schaffung einer Weltregierung. Sie waren nicht imstande und auch gar nicht gewillt, einen echten Sieg zu erfechten, bildeten sich jedoch ein, die Welt auf den Kopf stellen zu können! Im Oktober 1944 sagte Churchill, er und die anderen westlichen Spitzenpolitiker dächten angestrengt über die Fragen nach, welche die Neuordnung der Welt aufwerfe.

So waltete der Zweite Weltkrieg als Hebamme bei der Wiedergeburt der »Liga zur Erzwingung des Friedens« . . .

Lenins Prophezeiung, ein zweiter Weltkrieg werde die Ausdehnung der Revolution herbeiführen, war also in Erfüllung gegangen. Hätten die Völker frei entscheiden können, so hätten sich die Dinge ganz anders entwickelt. Zweimal, 1919 in Ungarn und von 1936 bis 1939 in Spanien, war es Nationalstaaten vergönnt, den Kommunismus zu bekämpfen und in beiden Fällen vermochten sie die Bedrohung zu bannen. Dass andere Nationalstaaten hierzu nicht imstande waren, ging darauf zurück, dass ihre Regierungen von Agenten der Verschwörung unterwandert waren.  . . .

Kapitel 41 Die Talmudistische Rache

Ungeachtet der Proteste des amerikanischen Außenministers Hull, des amerikanischen Verteidigungsministers Stimson sowie der Berufsdiplomaten im britischen Außenministerium endete der Zweite Weltkrieg mit einem »Rachefrieden«. Da Rache niemals echten Frieden erzeugt, wäre es vielleicht angemessener zu sagen, dass der Krieg in eine Racheorgie ausmündete, welche womöglich die Saat zu einem neuen Krieg legte.

Indem die beiden »diktatorisch regierenden Premierminister« des Westens, die Herren Roosevelt und Churchill, ihre Unterschrift unter das Protokoll der Jalta-Konferenz setzten, übernahmen sie die Verantwortung für den bald darauf einsetzenden Rachefeldzug; dass sie nachträglich bedauerten, dieses Dokument unterzeichnet zu haben, vermag hieran nichts zu ändern. Somit übte der »christliche« Westen gemeinsam mit dem barbarischen Osten gnadenlose Rache an den Besiegten.

Das Ziel des vorliegenden Kapitels besteht darin, zu ermitteln, bei wem die Verantwortung für diese Entwicklung ursprünglich lag; Roosevelts und Churchills Eingeständnis, dass sie unter dem Einfluss oder Druck irgendwelcher Hintermänner gehandelt hatten, oder dass sie gar nicht wussten, was sie da unterschrieben, beweist anschaulich, dass diese scheinbar allmächtigen Kriegsherrn in Wirklichkeit lediglich Befehlsempfänger waren.

Im Januar 1943 ließ Roosevelt erstmals erkennen, dass er auf Rache aus war, indem er in Casablanca »die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation plötzlich zum Prinzip erhob« (Cordell Hull).  Die Formulierung »bedingungslose Kapitulation« hat einen alttestamentarischen Beigeschmack und bedeutet, dass man nicht gedenkt, dem Feind unter irgendwelchen Bedingungen Frieden zu gewähren. Hiermit stellte der amerikanische Präsident sämtliche zuvor von den westlichen Führern verkündeten Grundsätze auf den Kopf.  . . .

. . .  Churchill selbst sagte nach dem Krieg vor dem Unterhaus, er habe sich diese Forderung zu eigen gemacht, »aber erst nachdem sie vom [amerikanischen] Präsidenten ohne vorherige Absprache mit mir benutzt worden war«, und fügte hinzu: »Hätte man dem britischen Kabinett diese Formulierung vorgelegt, so hätte es sie abgelehnt.«  . . .

Wiederholen wir: Der Entscheid, eine Politik der Rache zu betreiben, fiel Anfang 1943 in Casablanca. Dies war der Hintergrund, vor dem der Morgenthau-Plan vom September 1944 zu sehen ist. (Ganz offensichtlich war dieser Plan in Moskau entworfen worden, wonach ihn Harry Dexter White für seinen Vorgesetzten Morgenthau formulierte und dieser ihn Präsident Roosevelt vorlegte, der ihn gemeinsam mit Churchill prompt unterzeichnete.) Roosevelts Forderung in Casablanca sowie der Morgenthau-Plan prägten die Atmosphäre der Konferenz von Jalta, bei der das verhängnisvolle Protokoll unterschrieben wurde. Dass sich Roosevelt und Churchill nachträglich vom Morgenthau-Plan distanzierten – ersterer hatte angeblich »keine Ahnung«, wie er »so etwas hatte unterzeichnen können«, und letzterer bekundete sein Bedauern ( »Ich hatte keine Zeit, den Morgenthau-Plan im Detail zu prüfen . . . Ich bereue, meine Unterschrift darunter gesetzt zu haben«) wirken reichlich hohl, denn immerhin signierten beide Männer bald darauf die Jalta-Akte, die den rachsüchtigen Geist des Morgenthau-Plans atmete.

Indem die beiden führenden Gestalten der westlichen Welt dieser Politik ihren Segen verliehen, fügten sie dem Abendland größeren Schaden zu, als es der Feind im Krieg vermocht hätte. Was durch Sprengstoff zerstört wird, kann wiederaufgebaut werden, aber geistige Werte, welche die Frucht jahrhundertelanger rastloser Bemühungen ganzer Nationen sind, lassen sich nur schwer wiederherstellen, wenn sie erst einmal zerstört sind.

. . .  . . .  Der Rückfall in die Barbarei erfolgte noch vor Kriegsende in Form wahllosen Bombenterrors gegen die Zivilbevölkerung eines bereits besiegten Landes, der somit das Recht auf einen sicheren Zufluchtsort verweigert wurde.

. . . Am 13. und 14. Februar warfen britische und amerikanische Bomber viele Stunden lang ununterbrochen Bomben auf die Stadt Dresden ab, welche von Flüchtlingen (hauptsächlich Frauen und Kindern) überfüllt war, die vor den vorrückenden sowjetischen Truppen geflohen waren. Die Anzahl der Menschen, die an jenen beiden Tagen lebend verbrannt wurden oder unter Trümmerhaufen begraben wurden, wird vielleicht niemals bekannt werden; die Schätzungen schwanken zwischen 50.000 und 250.000. Die bisher veröffentlichten Dokumente vermitteln keinen Aufschluss darüber, wer diesen Akt der Barbarei angeordnet hat, und eine Diskussion zu dieser Frage wurde offenbar rigoros im Keim erstickt.

Bald nach dem Terrorangriff auf Dresden machten die anglo-amerikanischen Streitkräfte auf Befehl General Eisenhowers an der Elbe Halt und überantworteten somit Berlin, Wien, Prag sowie ganz Osteuropa der Roten Armee. Hiermit wurden Freund und Feind gleichermaßen verraten, und ein halber Kontinent wurde der Sklaverei preisgegeben.

Noch schändlicher wurde dieser Verrat dadurch, dass die Truppen der Westalliierten Flüchtlinge aus den von den Sowjets eroberten Gebieten mit Gewalt daran hinderten, sich in die westlichen Besatzungszone abzusetzen. . . .

Mehr als ein Jahrhundert zuvor hatte England die Sklaverei in seinen Überseekolonien abgeschafft, Amerika unter Präsident Lincoln nach dem Bürgerkrieg von 1861 bis 1865. Mit den eben geschilderten Handlungen führten die Männer, die England und Amerika während des Zweiten Weltkriegs regierten, die Sklaverei 1945 in Europa wieder ein!

Mit den »Kriegsverbrecherprozessen« – insbesondere dem Nürnberger Prozess gegen die »Hauptkriegsverbrecher« – nahm die Politik der Rache ihre unrühmliche Fortsetzung.

Wer trug die letztendliche Verantwortung für diesen Rückfall in die Barbarei?

Welche unsichtbare Hand lenkte die Politik der westlichen Führer und bewog sie dazu, die revolutionäre Macht im Osten bei einer Racheorgie zu unterstützen, wie sie gemeinhin nur von wilden, primitiven Stämmen praktiziert wird?
»Mein ist die Rache, spricht der Herr«, heißt es in der Bibel, doch diese Art von Rache war damit kaum gemeint. Wessen Rache war es also?

Die Antwort auf diese Frage liefern gewisse symbolische Handlungen, welche auf die Urheber und den Charakter dieser Rache hinweisen. Diese vielsagenden symbolischen Akte erinnern stark an ähnliche Taten, die knapp dreißig Jahre zuvor während der Revolution in Russland verübt worden waren. Wir erinnern an den prahlerischen talmudistischen Spruch, den die Mörder an die Wand des Zimmers malten, wo der Zar mitsamt seiner Familie abgeschlachtet worden war, sowie an die Verherrlichung von Judas Ischariot durch das bolschewistische Regime.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die in Nürnberg zum Tode verurteilten nationalsozialistischen Führer am jüdischen Tag des Gerichts gehängt, so wie weiland Haman und seine Söhne auf Betreiben Mordechais gehängt worden waren. Bald darauf wurden in dem bayrischen Dorf Oberammergau, seit Jahrhunderten Schauplatz der weltberühmten Passionsspiele, die Schauspieler, welche die wichtigsten Rollen gespielt hatten, wegen »Nazi-Aktivitäten« vor Gericht gestellt. Jene, die Jesus und seine Jünger dargestellt hatten, wurden schuldig gesprochen, während der Darsteller von Judas Ischariot freigesprochen wurde!

Dergleichen Dinge geschehen nicht zufällig. Wie zuvor die Rache an Russland erhielt auch die Rache an Deutschland auf diese Weise einen talmudistischen Stempel. In anderen Worten, sie war eine Rache am Christentum; der Talmud ist schließlich nichts anderes als eine spezifisch antichristliche Fortsetzung der vorchristlichen Torah.  . . .

Die Anklage der Verfolgung und Ermordung von Juden wurde, um es mit dem bekannten englischen Militärhistoriker Liddell Hart zu sagen, zum »Eckstein« des Nürnberger Prozesses. Ihr lag die Behauptung zugrunde, sechs Millionen Juden seien »getötet worden« (oder »umgekommen«). Ein unparteiisches Gericht hätte es von Anfang an abgelehnt, seine Anklage auf vollkommen unbeweisbaren Behauptungen aufzubauen, doch in Nürnberg beriefen sich Juristen, die bei einem unpolitischen Fall für ihren Mandanten Freispruch mangels Beweisen beantragt hätten, auf diese Phantasiezahl, um einen Schuldspruch zu verlangen.

Ich habe schon in einem früheren Kapitel unter Hinweis auf jüdische Quellen hervorgehoben, mit welchen Mitteln die Juden in der westlichen Presse in zunehmendem Maße als Hauptopfer der nationalsozialistischen Verfolgung dargestellt wurden und wie die Zahl der verfolgten und ermordeten Juden mit der Zeit ins Astronomische anwuchs. Aus der vom NS-Regime inszenierten Bücherverbrennung wurde eine »Verbrennung jüdischer Bücher«, aus den Konzentrationslagern, deren Insassen anfangs zu 90% Deutsche waren, wurden Konzentrationslager für Juden; ein Bericht der Kriegszeit über die Tötung von »150.000 Weißrussen, Ukrainern und Juden bei Kiew« wurde zu einem Bericht über die »Tötung von 15.000 Juden«, usw.

. . .  Um sechs Millionen Juden zu ermorden, hätten die Deutschen so viele Männer und so viel Material gebraucht, dass sie damit den Krieg womöglich hätten gewinnen können.
Man könnte die Sechsmillionenzahl mit einem Schulterzucken übergehen, wäre sie nicht dazu verwendet worden, dem Zweiten Weltkrieg den Beigeschmack eines »jüdischen Krieges« zu verleihen, was seinerseits nur allzu leicht den Anstoß zu einem dritten Weltkrieg geben kann.  . . .

Die tatsächliche Anzahl der getöteten oder zugrunde gegangenen Juden wird niemals bekannt werden. Allein schon der Ausdruck »Jude« entzieht sich jeder allgemein anerkannten Definition. In vielen Statistiken werden Juden nicht als solche erfasst, und es war noch nie möglich, die Gesamtzahl der zu irgendeinem Zeitpunkt weltweit lebenden Juden auch nur halbwegs genau zu ermitteln. Wer sich bemüht, hier Klarheit zu schaffen und Ergebnisse von Volkszählungen oder Statistiken über die jüdische Einwanderung objektiv zu interpretieren, wird sofort der »Diskriminierung« und des »Antisemitismus« bezichtigt.

Wie viele der während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Juden nicht eines natürlichen Todes gestorben, im Kampf gefallen oder bei Bombenangriffen getötet, sondern von den Nazis ermordet worden sind, lässt sich erst recht nicht in Erfahrung bringen. Sämtliche mir bekannten Personen, welche deutsche Konzentrationslager überlebt haben oder sich während des Krieges in von Deutschland besetzten Ländern aufhielten, pflichteten dieser Einschätzung bei. Da diese Menschen selbst gelitten hatten, empfanden sie ebenso viel Mitgefühl für jüdische Opfer wie für nichtjüdische, doch konnten sie einfach nicht verstehen, warum den Juden ein besonderer Märtyrerstatus zugebilligt und die Zahl der jüdischen Opfer monströs aufgebauscht wurde.

Der – meinen Gesprächspartnern unbekannte – Grund trat in aller Klarheit zutage, als die in Nürnberg zum Tode verurteilten NS-Führer am jüdischen Tag des Gerichts durch Erhängen hingerichtet wurden. Dieser symbolträchtige Akt war kennzeichnend für die Politik, welche sowohl die westlichen als auch die östlichen Besatzer während der ersten Nachkriegsjahre in den von ihnen okkupierten Zonen Deutschlands betrieben, und ließ außerdem erahnen, was für eine Außenpolitik die Westmächte künftig auch außerhalb Europas betreiben würden. Die talmudische Rache von Nürnberg bildete den Startschuss zu einer neuen Ära in der Geschichte des Abendlandes; fortan wurden alle nationalen Belange den Interessen des jüdischen Nationalismus untergeordnet, dessen Führer die Talmudisten aus Russland waren.  . . .

. . .  Die Bevölkerung der westlichen Staaten hatte damals keine Ahnung, was sich in der britischen sowie der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands tat. Selbst wenn sie informiert gewesen wäre, hätte sie kaum allzu energisch dagegen protestiert, denn schließlich stand sie damals noch ganz unter dem Einfluss der Kriegspropaganda, deren Dauerbrenner die Nazi-Konzentrationslager waren. Dass Konzentrationslager schon von den Kommunisten errichtet worden waren und Hitler somit lediglich eine kommunistische Institution kopiert hatte, war bereits völlig in Vergessenheit geraten, ebenso die Tatsache, dass in allen von der Roten Armee besetzten Ländern neue Konzentrationslager aus dem Boden schossen. Die Gefühle der Massen in den westlichen Staaten waren durch die furchtbaren Filmaufnahmen aus deutschen Lagern aufgeputscht, die auf unzähligen Leinwänden erschienen, während die alliierten Heere in Deutschland vordrangen und in den Lagern Haufen von ausgemergelten Leichen vorfanden.

. . . schließlich waren sie schon seit Jahren nicht mehr wahrheitsgemäß informiert worden. Die meisten von ihnen meinten wohl, die Leichen, die sie sahen, seien lauter jüdische Leichen, denn dies war das Leitmotiv der Propaganda, die ihnen die Presse Tag für Tag serviert hatte. Sie hatten ständig von »Nazi-Gaskammern für Juden«, »Krematorien für Juden« etc. gelesen, und nur die wenigsten von ihnen nahmen sich später die Mühe, die Erlebnisberichte ehemaliger KZ-Häftlinge zu lesen und selbständig in Erfahrung zu bringen, wer die wahren Opfer gewesen waren.  . . .

Einem bekannten Ausspruch Lenins zufolge müssen alle Kriege zu revolutionären Kriegen umfunktioniert werden, was bedeutet, dass sämtliche Angehörigen der Verschwörung für den Erfolg der Revolution und nicht für den Sieg ihres Landes zu kämpfen haben. Im Rahmen dieser Strategie war die Übernahme der NS-Konzentrationslager durch die Kommunisten von kapitaler Bedeutung, saßen in diesen Lagern doch unzählige Menschen, die, wäre es ihnen vergönnt gewesen, zu überleben, den Kommunismus genau so unbeugsam bekämpft hätten wie zuvor den Nationalsozialismus. Diesen Aspekt des Kampfes gegen Hitler hat die Welt niemals begriffen.  . . .

Dass die Kommunisten die Kontrolle über die Konzentrationslager übernehmen konnten, ging nicht zuletzt auf die bedingungslose Unterstützung der westlichen Führer für die Revolution zurück. Dieser Umstand verlieh den kommunistischen Gefangenen unter ihren Mithäftlingen eine Macht und ein Prestige, die sie naturgemäß zur Förderung ihrer politischen Ziele nutzten.  . . .

1948 überwarf sich der revolutionäre Führer Jugoslawiens, der sich das Pseudonym »Tito« zugelegt hatte, mit den Herrschern im Kreml – für einen Kommunisten eine brandgefährliche Sache. Möglicherweise um sich zumindest notdürftig zu schützen – besser, als es noch so viele schwerbewaffnete Leibwächter vermocht hätten -, beschloss Tito, einen Teil seiner Insiderkenntnisse öffentlich zu machen, wobei er darauf spekulierte, dass Moskau ihn lieber in Ruhe lassen als weitere Enthüllungen provozieren werde. Er inszenierte einen Schauprozess, von dem man im Westen so gut wie nichts erfuhr. Dreizehn seiner kommunistischen Vertrauten (hochgestellte Regierungs- und Parteifunktionäre) wurden unter der Anklage, sich am Massenmord an Gefangenen in dem berüchtigtsten aller Lager, Dachau, beteiligt zu haben, zum Tode verurteilt und erschossen.

Die Wahrheit kommt bisweilen unter den seltsamsten Umständen ans Licht, auch wenn dies in unserem Zeitalter der Pressekontrolle nicht sehr häufig geschieht. Im eben geschilderten Fall war dies einem älteren österreichischen General namens Wilhelm Spielfried zu verdanken, der während des Krieges in Dachau interniert gewesen war. Vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen wollte er die Welt über die Geschehnisse aufklären, und in dem Chaos, das der Auflösung des Lagers vorausging, gelang es ihm, aus dem Büro des Kommandanten eine von der Gestapo geführte Liste mit den Namen der getöteten Häftlinge zu entwenden, wobei in jedem Fall die Umstände verzeichnet waren, unter denen der Betreffende zu Tode gekommen war. Jeder Todesfall war von dem dafür verantwortlichen Gestapo-Agenten unterschrieben. Mehrere dieser Agenten gehörten zu den führenden Mitarbeiter Marschall Titos. Es gelang General Spielfried, einen kleinen Teil seines Materials zu publizieren; der Rest harrt bis heute eines Verlegers, der den Schneid aufbringt, ihn zu drucken.  . . .

So wuchsen die Leichenhaufen, welche eine unwissende Welt dann auf der Leinwand sehen konnte. Die Art und Weise, wie die Journalisten über die grausigen Funde berichteten, bewies, wie recht G. K. Chesterton hatte: »Der Journalismus vermittelt ein falsches Bild von der Welt, in einem verdunkelten Raum auf eine helle Leinwand geworfen, damit die reale Welt unsichtbar bleibt

. . .  Sie taten in anderer Form, was die sowjetischen Führer im Wald von Katyn getan hatten, wo sie 15.000 polnische Offiziere ermorden ließen; genau wie ihre Bosse im Kreml bekämpften sie die Nationalstaaten und legten damit den Grundstein für eine Revolution, die keine Landesgrenzen mehr kannte.

. . . Die Enthüllungen beim Prozess von Ljubljana sind in allen wesentlichen Punkten von Überlebenden der Konzentrationslager bestätigt worden. Odo Nansen, Sohn des berühmten norwegischen Entdeckers Fritjof Nansen, schilderte das, was sich 18 Monate vor Kriegsende im Konzentrationslager Sachsenhausen zugetragen hatte, wie folgt:
»Es ist bemerkenswert, wie es den Kommunisten hier gelungen ist, die Lage in den Griff zu bekommen. Sie bilden im Lager die zweitmächtigste Gruppe nach der SS, werben alle anderen Kommunisten aus anderen Ländern an und schanzen ihnen Schlüsselpositionen zu « . . .

. . .  Wer die rund drei Jahrzehnte von 1917 bis 1945 analysiert, kommt unweigerlich zum Schluss, dass sich die Revolution zum Zeitpunkt, wo der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, bereits seit einem Jahrhundert unter jüdischer Kontrolle befand. Dieser Zeitraum war nämlich verstrichen, seit Disraeli die Strippenzieher der Revolution als erster beim Namen genannt hatte. Wenn ich von einer »jüdisch kontrollierten Revolution« spreche, behaupte ich keineswegs, alle Juden seien Revolutionäre gewesen, sondern halte lediglich fest, dass sich die revolutionäre Führungsschicht aus dem talmudistischen Ostjudentum rekrutierte. Wie ich schon mehrfach hervorgehoben habe, kam der entschiedenste Widerstand gegen diese Bestrebungen von jenen Westjuden, die sich am weitesten von der talmudistischen Führung entfernt hatten. Somit muss ein seriöser Historiker ebenso säuberlich zwischen »Juden« und »Talmudisten« unterscheiden wie zwischen »Nationalsozialisten« und »Deutschen« oder zwischen »Kommunisten« und »Russen«.

. . .  In diesem Sinne war die Revolution meiner tiefen Überzeugung nach in den drei Jahrzehnten, die auf das Schicksalsjahr 1917 folgten, auch weiterhin jüdisch.
In Ungarn waren die Oberterroristen ausnahmslos in der UdSSR geschulte Juden: Matyas Rakosi, Bela Kun, Ernst Gerö und Tibor Szamuely. Die unverhohlen antichristlichen Handlungen dieses Regimes zeigten, wes Geistes Kind es war.
F. Borkenau, Historiker der kommunistischen Internationale, bemerkt hierzu: »Die meisten bolschewistischen und linkssozialistischen Führer sowie ein erheblicher Teil ihres Stabes waren Juden. . . .  Deshalb war der Antisemitismus die natürliche Form des Widerstandes gegen den Bolschewismus.«

Dieses Zitat ist recht aufschlussreich, belegt es doch, dass jede Reaktion gegen den Bolschewismus als »antisemitisch« angeschwärzt wird. Wer nicht als »Antisemit« an den Pranger gestellt werden will, tut folglich gut daran, nicht gegen den Bolschewismus Stellung zu beziehen!

In den folgenden zehn Jahren machte die Revolution, äußerlich gesehen, kaum Fortschritte. Zur nächsten großen Kraftprobe kam es in Spanien, wo die Revolutionäre Anno 1931 ihre Muskeln spielen ließen. Ihre Führer waren – großenteils jüdische – Emissäre aus Moskau, was bei zahlreichen überzeugten Republikanern, Spaniern und Nichtspaniern, einen Umdenkungsprozess auslöste. Viele Angehörige des Klerus sowie Laien, die für die Republikaner gestimmt hatten, mussten entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass die von ihnen erhofften Reformen alsbald in eine Offensive gegen den christlichen Glauben ausarteten. Kirchen, Klöster und andere Gebäude, auf denen das Kreuz prangte, wurden gebrandschatzt, Priester und Nonnen ermordet.
Dieser antichristliche Terror war der Pferdefuß, an denen man erkannte, wer hinter der Revolution stand, nämlich dieselben Kreise wie zuvor in Ungarn, Russland und Frankreich.
Das offizielle Organ der Komintern machte kein Hehl daraus, wer für die Attacken auf das Christentum verantwortlich war: »Die Flammen, die von den brennenden Kirchen und Klöstern Spaniens hochlodern, haben den wahren Charakter der spanischen Revolution gezeigt.«

Die spanischen Kommunisten wüteten gegen das Christentum wie die »russischen« 1917 und danach. Der Kirchenbesitz wurde beschlagnahmt, ohne dass die spanischen Massen dadurch reicher geworden wären; die Goldreserven des Landes (ihr Wert betrug rund 700 Millionen Dollar) wurden vom letzten republikanischen Premierminister Juan Negrín nach Moskau geschafft (General Walter Krivitsky hat hierüber berichtet). Der Zorn jener Spanier, die auf die Errichtung einer konstitutionellen Republik gehofft hatten und sich als Untertanen einer aus dem Ausland importierten, antichristlichen Tyrannei wiederfanden, wurde durch den Mord am Monarchistenführer Calvo Sotelo zur Weißglut gesteigert, und in den folgenden Jahren bereitete Spanien dem Spuk ein Ende, so wie es jedes andere Land getan hat, dem es gelang, die Rote Armee mit ihren Kommissaren von seinen Grenzen fernzuhalten.

In den USA haben sowohl zionistische als auch antizionistische Juden mehr oder weniger offen eingeräumt, dass die Revolution in Spanien jüdische Wurzeln hatte. Richter Brandeis wandte sich entschieden gegen alle Versuche, in der Judenfrage ein Arrangement mit Hitler anzustreben, und ließ gegenüber Rabbiner Stephen Wise folgenden markigen Spruch fallen: »Deutschland möge das Los Spaniens teilen!«
Bernard J. Brown schrieb:
»Die Juden waren genauso verantwortlich für die Etablierung einer Republik in Spanien und die Überwindung der Autorität der Kirche in diesem Land, wie in jedem anderen Land, in dem Freiheit herrscht.”

. . .  Nichtsdestoweniger scheint die jüdische Kontrolle über die UdSSR sowie die internationale Revolution hierdurch keinen nennenswerten Schaden erlitten zu haben, wie folgende Zahlen belegen:
1920 konnte man offiziellen bolschewistischen Statistiken entnehmen, dass von 545 sowjetischen Spitzenfunktionären nicht weniger als 447 Juden waren. . . .

. . . Erziehungsminister Lunatscharski, einer der wenigen ethnischen Russen in Spitzenpositionen, sprach wie ein waschechter Talmudist: »Wir hassen das Christentum und die Christen; selbst die besten unter ihnen müssen als unsere schlimmsten Nachbarn gelten. Sie predigen Nächstenliebe und Gnade, was unseren Grundsätzen zuwiderläuft. Nieder mit der Nächstenliebe; was wir wollen, ist Hass. Wir müssen hassen lernen – erst dann werden wir die Welt erobern.«
Dies ist bloß ein Zitat unter unzähligen ähnlichen; meines Wissens lässt sich für diese Denkweise nur eine einzige Quelle ausfindig machen, nämlich der Talmud.  . . .

1935 stattete der damalige britische Außenminister Anthony Eden der Hauptstadt der Weltrevolution als erster britischer Minister einen Besuch ab. Zu seinem Gefolge gehörte unter anderem ich als Korrespondent der Londoner Times. Zuvor hatte sich diese Zeitung geweigert, einen Vertreter nach Moskau zu entsenden, so dass ich nach Robert Wilton, dessen Geschichte ich in einem früheren Kapitel erzählt habe, der erste Times – Journalist war, der aus der sowjetischen Kapitale berichtete.  . . .

In Moskau fiel mir gleich etwas auf, was ich nie zuvor in einem anderen Land erlebt hatte. In meinem ersten Bericht schrieb ich, Eden sei vom Bahnhof aus durch Straßen gefahren, die »von einer mürrischen und schweigenden Menschenmenge gesäumt« waren. Ein jüdischer Zensor verlangte, die anstößigen Worte zu streichen. Zuerst hielt ich dies für eine bloße Grille, doch schon am folgenden Tag sah ich vieles mehr, was meinen ersten Eindruck bekräftigte.
In meinem 1938 erschienenen Buch Insanity Fair schrieb ich:
»Das Personal der Abteilung für Zensur, d. h. der gesamten Maschinerie, welche die ausländische Presse kontrolliert und ihr einen Maulkorb anlegt, bestand durchwegs aus Juden, und dies verblüffte mich stärker als alles andere, was ich in Moskau sah. In dem ganzen Büro schien kein einziger nichtjüdischer Funktionär zu sitzen . . . Man sagte mir, die Zahl der Juden im Regierungsapparat sei gering, aber in diesem Büro, das ich schon bald ausgezeichnet kannte, schienen Juden die volle Kontrolle auszuüben, und ich fragte mich, wo bloß die Russen geblieben waren. Die Antwort schien zu sein, dass sie sich in der mürrischen und schweigenden Menschenmenge befanden, die ich gesehen hatte, aber nicht erwähnen durfte.«

Von erfahrenen Russland-Hasen erfuhr ich schon bald, dass die Anzahl der Juden im Regierungsapparat in Tat und Wahrheit keineswegs so gering war, wie man mir weismachen wollte, vor allem aber, dass sie die Regierung wenn nicht vollständig, so doch weitgehend kontrollierten. Es gelang mir in Moskau einfach nicht, irgendwelche ethnischen Russen kennenzulernen; dies war die Kehrseite dieser einzigartigen Erfahrung. Nie zuvor war ich einer Herrscherkaste begegnet, die dermaßen strikt von den Sklavenmassen getrennt lebte.

Zur Zeit meines Moskaubesuchs besaß ich keinen Grund, mir Gedanken über den unverhältnismäßig starken Anteil von Juden in dieser oder jener Organisation zu machen, denn damals, Anno 1935, hatte ich noch kaum begonnen, mich mit der »jüdischen Frage« auseinanderzusetzen. Meine eben geschilderten ersten Eindrücke waren die eines geschulten Beobachters, der nie zuvor in Moskau oder überhaupt in Russland gewesen war. Bestätigt wurden sie von einem nicht minder erfahrenen Mann, der volle zwölf Jahre lang (von 1922 bis 1934) in der sowjetischen Hauptstadt gelebt hatte. Dieser Mann war William Henry Chamberlin. Sein 1934 erschienenes Buch Russia´s Iron Age ist bis heute ein Standardwerk über jene Epoche. Unter anderem schrieb er:
»Eine erhebliche Zahl von Juden hat in der sowjetischen Bürokratie Karriere gemacht. Unter einem runden Dutzend von Funktionären, die ich im Pressedepartement des Kommissariats für auswärtige Angelegenheiten kennengelernt habe, gab es nur einen einzigen Nichtjuden. Die Dominanz der Juden in diesem Kommissariat war während meines Aufenthalts fast schon grotesk; die Russen waren hauptsächlich in Gestalt der grauhaarigen Pförtner sowie der ungekämmten alten Frauen vertreten, die Tee servierten. Auch in der [Geheimpolizei] GPU, der kommunistischen Internationale sowie im Handels- und im Wirtschaftsdepartement gab es viele Juden.«

Bei meinem Moskaubesuch im Jahre 1935 lernte ich einige der jüdischen Oligarchen kennen. Einer von ihnen war der stattliche Maxim Litwinow, eine Gestalt, wie man sie im Romanischen Café oder im Café Royal antrifft. Litwinow war zu einer der markantesten Figuren der Revolution geworden, genau wie Umansky, ein aalglatter, stets lächelnder Mann und gefährlicher als eine Klapperschlange. Wenn ich mich recht entsinne, stammte er aus Rumänien, doch wirkte er so unrussisch, als wäre er irgendwo im afrikanischen Busch geboren.

Meines Wissens hatte sich die Situation 1937 kaum verändert. A. Stolypin, Sohn des 1911 von einem jüdischen Terroristen ermordeten reformistischen Premierminister Pjotr Stolypin, schrieb, die Ersetzung von Juden durch Russen oder andere Nichtjuden auf den höchsten Stufen der sowjetischen Gesellschaftspyramide sei offensichtlich ein taktischer Schachzug, denn die Juden säßen immer noch an den wichtigsten Schalthebeln der Macht, und am Tage, an dem sie diese aufgeben müssten, werde »das ganze marxistische Gebäude wie ein Kartenhaus einstürzen«.
Stolypin zählte die immer noch von Juden besetzten hohen Ämter auf und wies insbesondere darauf hin, dass die eigentlichen Schlüsselpositionen der Kontrolle durch Terror weiterhin fest in jüdischer Hand waren. Es waren dies die Konzentrations- und Sklavenarbeitslager, die von einem jüdischen Triumvirat überwacht wurden und in denen vielleicht sieben Millionen Russen einsaßen, die – durchwegs von jüdischen Kommissaren geleiteten – Gefängnisse, das gesamte Informationswesen einschließlich der Zensur sowie das seinem Wesen nach zutiefst talmudistische System der »politischen Kommissare«, das die bewaffneten Streitkräfte einer terroristischen Disziplin unterwarf.

Anno 1938 floh ein niedrigrangiger Sowjetdiplomat namens Butenko, der in Bukarest stationiert gewesen und nach Moskau zurückbeordert worden war, stattdessen nach Italien. In einem Gespräch mit der Zeitung Giornale d’Italia sagte er, die neue Herrscherklasse in seinem Land rekrutiere sich fast ausschließlich aus Juden. Insbesondere in der Ukraine befänden sich die ganze Verwaltung sowie sämtliche Industrien in jüdischen Händen; dies sei eine von Moskau gezielt betriebene Politik.

Im Lichte dieser Fakten kann man festhalten, dass sich die Identität der Manager der Revolution zwischen 1917 und 1938 nicht wesentlich geändert hatte: Sie mochten 1938 die meisten sichtbaren Führungspositionen geräumt haben, zogen hinter den Kulissen aber immer noch die Fäden. Dann senkte sich der Rauchvorhang des Krieges nieder; erst während der Schlussphase des großen Völkerringens sowie in den unmittelbaren Nachkriegsjahren ließ sich die Entwicklung wieder einigermaßen klar beobachten.

Schon lange vor dem Beginn der Feindseligkeiten, im Mai 1938, legte Stalin die Kriegsziele der Revolution beim dritten Kongress der Komintern in Moskau eindeutig fest:
»Eine hinreichend energische Wiederaufnahme der revolutionären Aktionen wird nur dann möglich sein, wenn es uns gelingt, die vorhandenen Meinungsverschiedenheiten zwischen den kapitalistischen Ländern auszunutzen, indem wir einen bewaffneten Konflikt zwischen ihnen entfachen . . . Die Revolution sollte ganz allgemein allen Kriegen ein Ende bereiten. Die zentrale Aufgabe unserer Parteigenossen im Ausland besteht darum darin, die Provozierung eines solchen Konflikts zu erleichtern.«

Es wird dem Leser nicht entgangen sein, dass die Sowjetunion der hier skizzierten Strategie bis zum – durch den Hitler-Stalin-Pakt erfolgreich provozierten – Kriegsausbruch unbeirrbar treu blieb. Indem die westlichen Führer ihre früher lautstark proklamierten eigenen Kriegsziele aufgaben und halb Europa an die Revolution auslieferten, sorgten sie dafür, dass die sowjetischen Kriegsziele in diesem Weltteil voll und ganz verwirklicht wurden.
Wer waren nun die »Manager«, welche die Revolution den 1945 vom Westen verratenen osteuropäischen Ländern aufnötigte?

Ein weiteres Mal bietet sich uns hier die Gelegenheit, die Identität der revolutionären Führer unter die Lupe zu nehmen. Da es für die Spitzenpositionen in diesen Ländern theoretisch jede Menge Kandidaten aus der einheimischen Bevölkerung gab, bestand für die Revolution scheinbar nicht die geringste Notwendigkeit, diesen Staaten jüdische Regierungen aufzuzwingen – es sei denn, dies war eine planmäßig verfolgte Politik.

Arthur Bliss Lane, US-Botschafter im kommunistischen Polen, hielt fest, dass Juden, von denen viele aus dem Ausland eingewandert waren, einen ganz unverhältnismäßig hohen Anteil von Schlüsselpositionen innerhalb des terroristischen Apparats innehatten. Major Tufton Beamish, Abgeordneter des britischen Unterhauses, schrieb: »Viele der mächtigsten Kommunisten in Osteuropa sind Juden . . . Ich war überrascht und schockiert über die hohe Zahl von Juden bei der Geheimpolizei.«

Matyas Rakosi, als Matyas Rosenfeld in der Vojvodina geboren, kehrte 1945 als Premierminister nach Ungarn zurück – diesmal im Windschatten der Roten Armee, die dafür sorgte, dass er diesen Posten auch behielt. Acht Jahre später, Anno 1953, berichtete die Associated Press, 90% der höchsten Beamten des kommunistischen ungarischen Regimes seien Juden, »einschließlich Premierminister Matyas Rakosi«.
Im selben Jahr vermeldete die Londoner Times, Rakosis Kabinett sei »vorwiegend jüdisch«. Wie in den anderen kommunistischen Ländern begann die Christenverfolgung auch in Ungarn mit der Einkerkerung hoher kirchlicher Würdenträger. Für Aufsehen im Ausland sorgte vor allem der Prozess gegen Kardinal Mindszenty, der wegen Verrats vor Gericht gestellt und eingesperrt wurde. Über die wahren Gründe seiner Inhaftierung vermittelt folgende Botschaft Aufschluss, die der Zentralrat der Juden in Ungarn, die Ungarische Zionistische Organisation sowie die Ungarische Sektion des Jüdischen Weltkongresses 1949 an die Juden der Welt richteten: »Mit großer Erleichterung haben die ungarischen Juden die Nachricht von der Festnahme Kardinal Mindszentys aufgenommen. Durch diesen Schritt hat die ungarische Regierung den Häuptling einer Pogrom-Clique dorthin befördert, wo er hingehört.«

Über die kommunistische Tschechoslowakei schrieb die – in solchen Fragen zuverlässige – Londoner Zeitschrift New Statesman sieben Jahre nach Kriegsende: »Wie anderswo in Zentral- und Südosteuropa sind sowohl die Parteiintellektuellen als auch die Schlüsselfiguren in der Geheimpolizei mehrheitlich jüdischer Abstammung.«
Zur Lage in Rumänien äußerte sich die New Yorker Harald Tribune im Jahre 1953 folgendermaßen: »Zusammen mit Ungarn hat Rumänien wahrscheinlich die höchste Zahl von Juden in der Verwaltung.«

In Rumänien wütete der Terror unter der Außenministerin Anna Pauker, einer Jüdin, deren Vater – ein Rabbiner – und jüngerer Bruder in Israel leben. Es ist dies ein interessantes Fallbeispiel für ein ideologisches Zerwürfnis innerhalb einer jüdischen Familie, ein Phänomen, das Chaim Weizmann in seinem Bericht über seine Kindheit in Russland geschildert hat, wo sich der Riss zwischen »revolutionärem Kommunismus« und »revolutionärem Zionismus« durch unzählige jüdische Sippen zog. Immerhin nutzte Anna Pauker ihr Amt, um ihrem Vater die Gelegenheit zur Auswanderung nach Israel zu bieten.

Die Rolle, die Frauen in der Revolution spielen, angefangen bei den Damen aus der höheren Gesellschaft, die strickend um die Guillotine herum saßen, ist für einen Historiker besonders interessant.

In der DDR wurde der Terror von Hilde Benjamin dirigiert, die zuerst Stellvertretende Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs und dann Justizministerin war. Die »Rote Hilde« wird in der Presse oft als Jüdin identifiziert, und die Brutalität des von ihr dirigierten Gewaltregimes ist allgemein bekannt: selbst die Londoner Times schreckte nicht davor zurück, sie die »gefürchtete Frau Benjamin« zu nennen. Unter ihrer Führung wurden innerhalb von zwei Jahren fast 200.000 DDR-Bürger wegen »politischer Verbrechen« abgeurteilt, und sie führte persönlich den Vorsitz über mehrere Schauprozesse nach sowjetischem Muster, bei denen den Angeklagten Delikte wie die Mitgliedschaft bei den Zeugen Jehovas vorgeworfen wurden. . . .

Laut der Volkszählung von 1946 zählte die sowjetische Besatzungszone Deutschlands im Jahre 1946 17.313.700 Einwohner, von denen jüdischen »Schätzungen« zufolge lediglich zwei- bis viertausend Juden waren. Über diese winzige Minderheit berichtete der Johannesburger Zionist Record Anno 1950: »Das Leben in der Ostzone hat ihr Schicksal zum Besseren gewendet. Nicht wenige von ihnen haben hohe Positionen in der Regierung und Verwaltung inne, Positionen, die zuvor kein Jude je in Deutschland bekleidet hat und welche die Juden allem Gerede von Demokratie zum Trotz in Westdeutschland nicht einmal heute einnehmen können. Mehrere Juden haben im Informations-, Industrie- und Justiministerium wichtige Stellungen inne. Der Oberste Richter im östlichen Sektor von Berlin ist Jude, ebenso wie mehrere höhere Richter in der Provinz um Berlin herum. Auch in der Presse und im Theater nehmen viele Juden verantwortungsvolle Positionen ein.«

Nicht einmal die offiziell in der DDR lebenden maximal viertausend Juden würden ausreichen, um all diese hochgestellten Posten zu bekleiden! In einer anderen Ausgabe derselben Zeitschrift las man:
»Als kurz nach dem Krieg die russische Besatzungsbehörde errichtet wurde, gab es viele Juden, die in der sowjetischen Verwaltung Schlüsselpositionen und hohe Stellungen einnahmen. Dazu gehörten Juden, die in Russland gelebt hatten . . . und mit der Roten Armee nach Deutschland und Österreich gekommen waren, ferner Juden aus den in den letzten zehn Jahren von Russland besetzten baltischen Staaten Lettland und Litauen.«

Wir sind mit unserer Darstellung der Ereignisse mittlerweile fast schon in der Gegenwart angelangt und werden dieses Thema im Schlusskapitel abschließen.
Resümieren wir das in diesem Kapitel Gesagte: Als sich die Revolution 1945 auf die vom Westen preisgegebenen Gebiete in Osteuropa ausdehnte, geschah dasselbe wie 1917 und 1918 in Russland. Die Talmudisten ergingen sich in wilden Racheorgien, und im östlichen Teil Europas kamen Regime an die Macht, die in unterschiedlich großem Umfang von Juden kontrolliert wurden. In den folgenden acht Jahren änderte sich hieran nicht viel. Die seitherige Entwicklung hat unsere Erkenntnisse über die Natur der Revolution, ihrer Führungsschicht sowie ihrer talmudistisch geprägten Ideologie ein weiteres Mal bestätigt.

Der Schluss des Buches ist in Teil 4:
Kapitel 43 Der zionistische Staat

Kapitel 44 Das Weltinstrument

Kapitel 45 Die jüdische Seele

Kapitel 46 Die kritischen Jahre



ANHANG
Wegen der Überlänge des kompletten Buches DER STREIT UM ZION von ca. 500 DIN A4 Seiten habe ich die Unterteilung in vier Gruppen unternommen. Auch die Hervorhebungen im Text sind von mir. Horst Koch, Herborn, im Frühjahr 2013.

Sehr zu empfehlen ist Reeds deutsches Buch Der grosse Plan der Anonymen, siehe evtl bei www.amazon.de
Dies Buch hilft sehr zu einem Hintergrundverständnis unserer europäischen Nachkriegsgeschichte, und natürlich auch betreffs unserer heutigen politischen Situation.  . . .
www.horst-koch.de – info@horst-koch.de

DER STEIT UM ZION
Teil 1:
Kapitel 7 Die Übersetzung des Gesetzes

Kapitel 8 Das Gesetz und die Idumäer

Kapitel 9 Der Aufstieg der Pharisäer
Kapitel 10 Der Mann aus Galiläa

Kapitel 12 Licht und Finsternis
Kapitel 13 Der Zaun um das Gesetz
Kapitel 14 Die mobile Regierung

Kapitel 16 Die Sehnsucht nach dem Messias


Kapitel 18  Napoleon stellt die Gretchenfrage

Teil 2:
Kapitel 19 Die Weltrevolution

Kapitel 20 Der Plan

Kapitel 21 Die Warnungen Disraelis

Kapitel 22 Die Manager

Kapitel 23 Der »Prophet«

Kapitel 24 Die Geburt des Zionismus

Kapitel 25 Die Zionistische Weltorganisation
Kapitel 26 Die Häresie Dr. Herzls

Kapitel 27 Die »Protokolle«

Teil 3:
Kapitel 29 Der Ehrgeiz des Oberst House

Kapitel 30 Erster Weltkrieg

Kapitel 31 Ein Netz von Intrigen

Kapitel 32 Abermals die Weltrevolution

Teil 4:
Kapitel 43 Der zionistische Staat

Kapitel 44 Das Weltinstrument

Kapitel 45 Die jüdische Seele

Kapitel 46 Die kritischen Jahre

Epilog




Streit um Zion 2 (Reed)

Douglas Reed

Der Streit um Zion – Teil 2


Kapitel 19 Die Weltrevolution
Kapitel 20 Der Plan
Kapitel 24 Die Geburt des Zionismus

Kapitel 25 Die Zionistische Weltorganisation
Kapitel 26 Die Häresie Dr. Herzls
Kapitel 27 Die „Protokolle“

– Hier in Teil 2 als Auszug die Kapitel 19 bis 27. In Teil 3 folgen Kap. 29 bis 41, in Teil 4 die Kap. 42 bis 46. Alles wegen des grossen Umfang des Werkes. Kürzungen und die Hervorhebungen im Text sind von mir. Horst Koch, Herborn. 2013 –

Einleitung von Ivor Benson

Der Verfasser:
In den Jahren unmittelbar vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war der Name Douglas Reed in Europa in aller Munde; seine Bücher wurden in einer Auflage von Zehntausenden von Exemplaren verkauft und er besaß in der gesamten englischsprachigen Welt Heerscharen von Lesern, die seine Werke förmlich verschlangen. . . .  In Deutsch erschien (1956) lediglich Der grosse Plan der Anonymen.
Dass Douglas Reed und seine Werke fast ganz in Vergessenheit geraten sind, lässt sich unmöglich allein mit dem Vergehen der Zeit erklären. Ganz im Gegenteil: Die seitherigen Geschehnisse haben bewiesen, dass Reeds Deutung der zeitgeschichtlichen Entwicklungen voll zutraf und sein Schicksal, sowie das seiner Bücher, stellt ein zusätzliches Indiz für die Richtigkeit seines Geschichtsbildes dar.  . . .   Ivor Benson

Kapitel 19 Die Weltrevolution

Um der chronologischen Reihenfolge Rechnung zu tragen, haben wir den Verlauf der Dinge bis zur Einberufung des Sanhedrin durch Napoleon geschildert. (Teil 1) Auf die Frage des Kaisers aller Franzosen, ob sich die Juden Frankreichs als französische Bürger oder als Angehörige einer fremden Nation empfänden, antwortete der Sanhedrin, die Juden seien französische Staatsbürger mosaischen Glaubens. Diese offizielle Absage an die Idee einer separaten jüdischen Nation schloss die dritte, talmudistische Epoche in der Geschichte Zions ab und eröffnete die vierte Periode, jene der Assimilation, die rund neunzig Jahre später mit dem Bekenntnis zum jüdischen Nationalismus in seiner extremsten Form enden sollte.

Bevor wir uns der vierten Phase zuwenden, müssen wir bei unserer Darstellung der Geschehnisse um zwei Jahrzehnte zurückgehen, in jene Jahre, als der Auftakt zur Weltrevolution erfolgte; dabei müssen wir zu ermitteln versuchen, ob die Juden bei dieser eine Rolle gespielt haben, und wenn ja, welche.

Das 19. Jahrhundert sah die Geburt zweier Bewegungen, die ein konvergierendes Ziel verfolgten und bis zum Jahrhundertende eine geradezu überwältigende Schlagkraft entwickelten. Die erste dieser beiden Bewegungen, der Zionismus, zielte darauf ab, eine über unzählige Länder zerstreute Nation auf einem Territorium zusammenzuführen, das ihr vom jüdischen Gott versprochen worden war. Die zweite Bewegung, der Kommunismus, hatte die Zerstörung der Nationen als solche auf seine Fahnen geschrieben.

Somit erweckt es auf den ersten Blick den Anschein, als seien diese beiden Bewegungen einander diametral entgegengesetzt gewesen, denn schließlich erhob die erste den Nationalismus zu ihrer Religion, während ihm die zweite den Krieg bis aufs Messer erklärt hatte. Doch war dieser Antagonismus nur scheinbarer Art: in Tat und Wahrheit agitierten die beiden Bewegungen parallel; weit davon entfernt, miteinander zu kollidieren, verfolgten sie ein und dasselbe Ziel.
Derselbe Gott, der eine bestimmte Nation in einem bestimmten Land versammeln wollte, hatte dieser nämlich versprochen, sie über alle anderen Völker zu erheben. Somit bestand die Aufgabe der Weltrevolution, die auf die Zerstörung der Nationalstaaten hinarbeitete, darin, die Voraussetzungen für die Verwirklichung des zionistischen Projekts zu schaffen; sie war also, ob bewusst oder unbewusst, nichts weiter als das Werkzeug Jahwes.

In Anbetracht dieser Ausgangslage gilt es in Erfahrung zu bringen, ob eine Beziehung zwischen den geistigen Vätern der Weltrevolution und jenen des Zionismus bestand. Gab es keine solche Beziehung, so war es reiner Zufall, dass die beiden Bewegungen ein und dasselbe Ziel anpeilten. In diesem Fall hat das Schicksal dem Abendland ganz einfach einen bösen Streich gespielt.  . . .

. . .  Der direkte Einfluss des Judentums auf das 19. Jahrhundert wird somit zu einer der brennendsten Tagesfragen. Wir müssen uns hier mit einem Problem auseinandersetzen, das nicht bloß die Gegenwart, sondern auch die Zukunft der Welt betrifft.  . . .

. . .  Im Oktober 1917, als der Kommunismus (der große Zerstörer der Nationen) und der Zionismus (der Nationalismus eines auf Weltherrschaft erpichten Volkes) gleichzeitig triumphierten, erwies es sich, wie perfekt die beiden Bewegungen ihre Aktivitäten synchronisiert hatten.  . . .

Dieser traurige Zustand findet seine Erklärung darin, dass das Abendland zwischen Hammer und Amboss geraten ist, zwischen die anti-nationale Weltrevolution des Kommunismus und die neue, nationenbildende Ideologie des Zionismus. Der Kommunismus wirkte von unten, indem er die Massen aufwiegelte, der Zionismus von oben, indem er die Regierenden korrumpierte.

Stehen hinter beiden Bewegungen ein und dieselben Kräfte? In den folgenden Kapiteln des vorliegenden Buchs wird versucht, eine erschöpfende Antwort auf diese Frage zu erteilen.

. . . Das 19. Jahrhundert war eine Epoche der Verschwörung, deren Ergebnisse heute, im 20. Jahrhundert, auf der Hand liegen. Diese Verschwörung erzeugte den Kommunismus und den Zionismus, zwei Ideologien, die das Abendland in die Zange nahmen. Welches waren ihre Ursprünge?

In diesem Kapitel sowie dem nächsten gehen wir der Frage nach der Wurzel der Idee von der Weltrevolution nach.

Die Französische Revolution war kein auf Frankreich beschränktes Phänomen, sondern Ausdrucksform der Weltrevolution. Hieran war vom Moment ihres Ausbruchs an kein Zweifel mehr statthaft. Frühere Revolutionen mochte sich in der Tat dadurch erklären lassen, dass sich das von arroganten Aristokraten unterdrückte Volk spontan gegen seine Peiniger erhob, doch ein sorgfältiges Studium der Hintergründe der Französischen Revolution schließt eine solche Deutung aus. Diese Revolution war das Ergebnis eines Plans sowie der Wühlarbeit einer geheimen Organisation;  . . .

Der Plan, auf dem sie beruhten, war derselbe, der heute dem Kommunismus zugrunde liegt, und der Kommunismus (also die permanente Weltrevolution) ist das geistige Kind der Organisation, die den Plan begründete.

Die Französische Revolution von 1789 liefert den Schlüssel zur Enträtselung des Geheimnisses. Sie war das Zwischenglied zwischen der Englischen Revolution von 1640 und der Russischen Revolution von 1917 und lässt erkennen, dass wir es mit einem geplanten, kontinuierlichen Prozess zu tun haben, der, nachdem diese drei Phasen nun abgeschlossen sind, mit Sicherheit in nicht allzu ferner Zukunft seine Apotheose erleben wird.

Diese wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in einem Versuch bestehen, die Weltrevolution durch die Einsetzung einer Weltregierung unter der Kontrolle jener Organisation, die den revolutionären Prozess von Beginn an gelenkt hat, zu krönen und zu vollenden. Eine solche Entwicklung käme der Machtergreifung einer neuen Herrscherklasse und der totalen Entrechtung der Nationen gleich.
Dieses Bild weist heutzutage scharf umrissene historische Konturen auf. Jede der drei großen Revolutionen lässt sich im Lichte der folgenden betrachten:

(1) Die Englische Revolution erschien den Zeitgenossen als Angelegenheit, welche ausschließlich die britischen Inseln betraf, als spontane Rebellion, die sich gegen die Ansprüche eines bestimmten Königshauses, des Hauses Stuart, sowie gegen eine bestimmte, verächtlich „Papistentum“ genannte Religion richtete. Niemand wäre damals auf den Gedanken verfallen, sie als Ausgangspunkt einer weltweiten Bewegung aufzufassen, deren Ziel die Abschaffung aller Religionen und jeder Form legitimer Herrschaft war. Die herrschende jüdische Sekte unterstützte den revolutionären Diktator (Oliver Cromwell) finanziell; mittels dieser bewährten Methode wurden die Judenführer zu den hauptsächlichen Sponsoren der Revolution. Dass sie bei deren Anzettelung die Hand im Spiel gehabt hätten, lässt sich freilich nicht nachweisen, ebenso wenig wie sich nachweisen lässt, dass diese Revolution langfristig geplant war.

(2) Die Natur und der Verlauf der Französischen Revolution erlaubt es dem Historiker jedoch, die Englische Revolution in neuem Lichte zu betrachten. Dass der Aufstand von 1789 keinesfalls eine rein französische, einzig und allein durch die in Frankreich herrschenden Bedingungen ausgelöste Episode war, begriffen einsichtige Beobachter von Anfang an. Ihr lag im Gegenteil ein Plan für eine Weltrevolution zugrunde, der bereits einige Jahre zuvor aufgedeckt und publik gemacht worden war. Aus diesem Grunde lassen sich die charakteristischsten Episoden dieser Revolution, der Königsmord sowie die blutige Verfolgung der christlichen Religion, ganz unmöglich als spontane, von aufgeputschten Hitzköpfen begangene Racheakte deuten; sie waren wohlkalkulierte, symbolische Akte, die auf die Existenz eines langfristigen Plans und eines klaren Ziels hindeuteten:
Der Zerstörung jeglicher Form von Religion und legitimer Herrschaft überall auf der Welt. Diese Erkenntnis legt logischerweise die Vermutung nahe, dass auch die Englische Revolution von derselben geheimen Organisation vorbereitet und durchgeführt worden sein könnte, die auf die Vernichtung aller Nationalstaaten hinarbeitete.

. . . Was die Revolutionäre im Schilde führten, lag mittlerweile auf der Hand, doch wer sie waren, blieb immer noch ein Geheimnis. Eine anerkannte Autorität auf diesem Gebiet, Lord Acton, hat es prägnant formuliert:
„Das Fürchterliche an der Revolution ist nicht der Tumult, sondern der Plan. Durch Feuer und Rauch hindurch erkennen wir den Beweis für eine wohldurchdachte Organisation. Die Drahtzieher bleiben sorgfältig verborgen und maskiert, doch an ihrer Existenz kann von Anfang an kein Zweifel bestehen.“

Somit war hinter der Französischen Revolution ein Plan zu erkennen, und dieser Plan verfolgte weltweite Ziele.  . . .

(3) Die dritte Revolution gab ihrerseits Anstoß zu allerlei Theorien über den Charakter ihrer beiden Vorgängerinnen. Ihre Visitenkarten, der Mord an der Zarenfamilie und die grauenhafte Verfolgung des christlichen Glaubens, ließen von Anfang an mit aller Deutlichkeit erkennen, dass sie die nächste Etappe jenes weltweiten Zerstörungsplans darstellte, dessen Existenz die Französische Revolution unmissverständlich bewiesen hatte.  . . .

Fast alle Führer der Russischen Revolution waren Ostjuden. Die symbolischen Bluttaten, mit denen sich diese Revolution gleich zu Beginn befleckt hatte, die Abschlachtung der Zarenfamilie und die Massenmorde an Priestern, waren ebenfalls das Werk von Juden. Allerdings wurde in der Sowjetunion alsbald ein Gesetz erlassen, das jede Erörterung der jüdischen Rolle bei der Oktoberrevolution, oder der „Judenfrage“ allgemein, unter Strafe stellte.

Somit lieferten die Ereignisse eine Antwort auf kapitale Fragen; was 1789 noch ein Geheimnis gewesen war, trat 1917 für jeden Einsichtigen klar zutage. Für den heutigen Historiker ist das Studium der Französische Revolution von unschätzbarem Wert, liefert sie doch den Beweis für die Existenz eines Plans zur Weltrevolution sowie einer Organisation, welche dieses zerstörerische Ziel auf ihre Fahnen geschrieben hat. Ihr Vorhandensein machte das 19. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der großen Verschwörung.  . . .

Kapitel 20 Der Plan


Nachdem die bayerische Regierung im Jahre 1786 die Dokumente der von Adam Weishaupt geleiteten Geheimgesellschaft der „Illuminaten“ beschlagnahmt und sie im Jahr darauf veröffentlicht hatte, lag ein hieb- und stichfester Beweis für die Existenz einer Verschwörung vor. Die Dokumente enthüllten nämlich den Plan für eine Weltrevolution sowie das Vorhandensein einer mächtigen Organisation, deren Angehörige teilweise gesellschaftliche Spitzenpositionen einnahmen. Fortan war kein Zweifel mehr daran statthaft, dass es in allen Ländern und Gesellschaftsklassen Männer gab, die sich zusammengetan hatten, um alle legalen Regierungen zu stürzen und alle Religionen zu vernichten. Als die Beweise für die Existenz dieser Verschwörerorganisation ans Licht gekommen waren, tauchte sie sofort wieder in den Untergrund ab, überlebte jedoch und arbeitete weiterhin zielstrebig auf die Verwirklichung ihres Plans hin;
1917 ließ sie dann die Maske fallen und trat mit einem Paukenschlag ins Rampenlicht. In Gestalt der internationalen kommunistischen Bewegung verfolgt sie ihre anno 1786 durch den Coup der bayerischen Regierung bloßgestellten Ziele seither ohne jede Tarnung weiter, wobei sie sich jener Methoden bedient, die in den beschlagnahmten Dokumenten dargelegt worden waren.  . . .

Niemand wird heute ernstlich behaupten wollen, dieser grandiose Zerstörungsplan sei dem Gehirn eines bayrischen Professors entsprungen. Sehr viel glaubhafter wirkt da Nesta Websters These, wonach Weishaupt und seine Verbündeten nichts anderes taten, als eine furchterregende Kraft, die seit Jahrhunderten geschlummert hatte, zu erwecken und auf die Welt loszulassen.
Als Weishaupt den Illuminatenorden am 1. Mai 1776 gründete, war er Dekan der juristischen Fakultät an der Universität von Ingolstadt (auch heute unterrichten Professoren, die insgeheim kommunistischem Gedankengut huldigen, oft an den juristischen Fakultäten). Er war von den Jesuiten erzogen worden, die er später hasste; von ihnen übernahm er, freilich unter umgekehrten ideologischen Vorzeichen, das Geheimnis der Organisation, die Methode, die (wie sich sein Gesinnungsgenosse Mirabeau ausdrückte) darin bestand, dass „Männer, welche über die Welt zerstreut waren, unter einem Oberhaupt auf ein und dasselbe Ziel hin arbeiteten“. Die Idee, Männer durch eine Verschwörung aneinanderzuketten und zur Erreichung eines Ziels zu benutzen, das sie nicht verstehen, findet sich in sämtlichen von der bayrischen Regierung sichergestellten Dokumenten der Illuminaten.

Die Weishaupt-Dokumente sind unbestreitbar echt: . . . Aus den Dokumenten gingen drei grundlegende Dinge hervor: Erstens die Ziele der Gesellschaft, zweitens die Methoden, nach denen der Orden organisiert war, und drittens die Mitgliederschaft, wenn auch nur in einem verhältnismäßig kleinen Gebiet. Im Folgenden werden wir auf alle drei Punkte eingehen.   . . .  . . .

Weishaupts Feindschaft gegen die Religion war das hervorstechendste Merkmal seiner Lehre. Seine Vorstellungen vom „Gott der Vernunft“ und dem „Gott der Natur“ erinnern auffallend an jene primitive Religion, die das Judentum für die Goyim vorsieht; da aus dem Illuminatentum der Kommunismus hervorging und die kommunistische Bewegung unter jüdische Kontrolle geriet, verdient diese Tatsache gebührende Beachtung.  . . .

Dieser Autorität zufolge hat Gott die Nichtjuden also aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen und ihnen befohlen, einzig und allein die Gebote der Religion der Vernunft und Natur zu befolgen. Dies entspricht haargenau dem, wozu Weishaupt seine Anhänger anhielt.  . . .

Soviel zu den Zielen der Illuminaten; sie entsprachen vollumfänglich jenen des Kommunismus in unseren Tagen. Bezüglich der Methoden, mit denen diese Ziele erreicht werden sollten, lässt sich sagen, dass dabei alle Niederträchtigkeiten, deren der Mensch fähig ist, zum Zuge kamen. Unter den Dokumenten fanden sich zwei Pakete mit Papieren, welche die Öffentlichkeit damals besonders entsetzten. Sie enthielten Beweise dafür, dass der Orden das Recht beanspruchte, über Leben und Tod seiner Mitglieder zu entscheiden, ferner Lobpreisungen des Atheismus, die Schilderung einer Maschine zur automatischen Zerstörung von Geheimpapieren, Anleitungen für die Durchführung von Abtreibungen, die Fälschung von Siegeln, die Herstellung giftiger Parfüme und Geheimtinte und dergleichen mehr. Dies alles gemahnt an die Ausstattung eines kommunistischen Labors und mag heutzutage nicht mehr besonders aufregend wirken, doch 1787 erweckten diese Enthüllungen bei den Bewohnern des katholischen Bayern den Eindruck, sie hätten dem Teufel in den Rachen geblickt.  . . .  . . .

Im Zentrum des Netzes saß Weishaupt, und er hielt sämtliche Fäden in der Hand. „Man muss zeigen, wie leicht es für einen klugen Kopf wäre, Hunderte oder gar Tausende von Männern zu leiten“ . . .
Als die Dokumente der Illuminaten veröffentlicht wurden, erfuhren die meisten Mitglieder des Ordens, dass Weishaupt ihr Oberhaupt war; zuvor war dies lediglich seinen engsten Vertrauten bekannt gewesen. Die große Masse der Angehörigen hatte bloß gewusst, dass sie einem „geliebten Führer“ oder „großen Bruder“ unterstand, einem allweisen, aber strengen Wesen, das die Welt mit ihrer Hilfe neu gestalten würde. . . . “

Alle Angehörigen des Ordens nahmen „erleuchtete“ Namen an. . . . Diese Praxis der Decknamen ist noch heute üblich. Als die Kommunisten in Russland 1917 die Macht ergriffen, lernte die Welt ihre Führer unter Pseudonymen kennen, die bis zum heutigen Tage in den Geschichtsbüchern stehen. Die Enthüllungen über die kommunistische Untergrundtätigkeit in Amerika, Kanada, England und Australien von 1945 bis 1955 belegen, dass die Männer, die als kommunistische Agenten im Regierungsapparat dieser Staaten tätig waren, ebenfalls unter Decknamen gewirkt hatten, wie es seit Weishaupts Zeiten üblich war.   . . .

„Um den Teufel heraufzubeschwören, . . .  muss man die Zeremonien der Religion, der man angehört, auf lästerliche Weise nachäffen und auf ihrem heiligsten Symbol herum trampeln“, schreibt A. E. Waite über die Formeln der schwarzen Magie. Schwarze Magie und Satanismus waren zwei Grundpfeiler der Ideologie des Illuminatenordens.  . . .

. . . Infolge ihrer Unterwanderung durch die Illuminaten schlug die in Frankreich schon seit langem ungemein einflussreiche Freimaurerei einen immer radikaleren Kurs ein. Aus ihr gingen die Jakobinerklubs hervor, die – ebenfalls unter dem Einfluss der Illuminaten – zu den Regisseuren des Terrors wurden, durch den die Drahtzieher der Revolution ihr wahres Gesicht enthüllten. Wie die russischen Revolutionäre 130 Jahre später stellten auch die französischen unter Beweis, dass sie die Armen und Wehrlosen inbrünstiger hassten als die Reichen, denn unter den Bauern der Vendée forderte die Schreckensherrschaft einen noch furchtbareren Blutzoll als unter den angeblichen Unterdrückerschichten. Ebenso wenig machten die Revolutionäre ein Hehl aus ihrer Verachtung für alles Schöne, für Kirchen und Religion, für alles, was die menschliche Seele über das Niveau rein animalischer Bedürfnisse und Gelüste erhebt. . . . 

Als es den Illuminaten gar noch gelang, die beiden wichtigsten Gestalten der deutschen Freimaurerei – Herzog Ferdinand von Braunschweig (der sich später entsetzt von ihnen abwandte) sowie Prinz Carl von Hessen – für sich zu gewinnen, waren sie endgültig zur führenden Kraft innerhalb des Maurertums geworden. . . .

. . .  165 Jahre später beschworen Menschen in England und Amerika ihre eigenen Regierungen mit ganz ähnlichen Worten, den Augiasstall auszumisten und den Staatsapparat von jenen Illuminaten zu säubern, die heute unter dem Namen „Kommunisten“ agitieren. Doch auch diesen Mahnern leiht niemand sein Ohr.  . . .

. . . Als die Revolution abflaute, meldeten sich in Frankreich, Großbritannien und Amerika drei Männer zu Wort, die drei Dinge klar erkannt hatten: Erstens, dass die Revolution nach dem Plan verlaufen war, der in den 1787 aufgefundenen Dokumenten des Illuminatenordens dargelegt worden war; zweitens, dass es dieser Geheimgesellschaft gelungen war, die Revolution anzuzetteln und zu lenken, wobei sie die Freimaurerei als Transmissionsriemen benutzte; drittens, dass der Geheimbund der Verschwörer, deren Ziel weiterhin die Weltrevolution war, überlebt hatte und sich anschickte, die nächsten „gewaltsamen und zerstörerischen Explosionen“ auszulösen, die de Luchet prophezeit hatte.  . . .

. . .  Es ist dies eines der überraschendsten Ergebnisse, zu denen ich bei meinen Recherchen für das vorliegende Buch gelangt bin. Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass die Presse einer Kontrolle unterliegt und dass ein Autor, der im Stile Edmund Burkes über die Weltrevolution schreibt, keine Zeile mehr in einer größeren Zeitung oder Zeitschrift veröffentlichen darf.
Dieselbe Erfahrung hat auch Nesta Webster gemacht. Als sie sich zu Beginn der zwanziger Jahre erstmals mit der Revolution auseinandersetzte, warnte sie ein wohlbekannter Londoner Verleger: „Denken Sie daran: Wenn Sie eine antirevolutionäre Linie einschlagen, werden sie die ganze literarische Welt gegen sich haben.“  . . .

. . .  Kurz und gut: Die Urheber der Attacken gegen Barruel, Robison und Morse bedienten sich einer Handvoll politischer Schlagwörter, die noch heute Gang und Gebe sind und ohne jeden Zweifel aus der Küche der Revolution und ihrer Agenten stammen. Heutzutage wirkt dieses Vokabular so abgedroschen, dass man den Eindruck erhält, es sei den Eingeweihten von irgendeiner Zentrale eingepaukt worden.  . . .  . . .

. . .   Das vorliegende Buch ist eine Studie der heutzutage wichtigsten weltpolitischen Frage, der „Judenfrage“, doch in diesem bisher längsten Kapitel war bislang nicht von dieser Frage, oder überhaupt von den Juden, die Rede. Dafür gibt es einen triftigen Grund. Fünfzig Jahre nach der Französischen Revolution unterstand die Weltrevolution jüdischer Führung, doch dass die Juden bei der Weltrevolution in ihrer französischen Phase die Hand im Spiel gehabt hätten, lässt sich nicht nachweisen. Unter diesen Umständen ist es sehr wohl möglich, dass die Weltrevolution anfangs kein jüdisches Unterfangen war und erst später unter jüdische Kontrolle geriet.  . . .

Bei der Französischen Revolution selbst . . . ist die Rolle der Juden recht klar; Sie bestand darin, „die Unordnung zu begünstigen“,  doch unternahmen sie keinen Versuch, die Kontrolle über die Revolution an sich zu reißen. Den damaligen Dokumenten lässt sich oft nicht entnehmen, ob eine Person jüdischer Abstammung war, weil die betreffenden Autoren dies nicht erwähnten.
Außerdem richtete sich die Revolution in ihrer Französischen Phase zumindest dem Anschein nach gegen alle Religionen und Nationen (in der russischen Phase war dies nicht mehr der Fall). Deshalb gehörten dem Pöbel, der, während in den Kirchen von Paris Feste zu Ehren der „Vernunft“ gefeiert wurden, der revolutionären Versammlung Kreuze und Kelche brachte, auch Juden an, die aus den Synagogen Schmuckstücke geraubt hatten und der Profanierung preisgaben.  . . .

. . .  Als die Französische Revolution abgeklungen war, machte es den Anschein, die jüdischen Führer hätten im Interesse ihrer Gemeinde das Beste aus der Situation gemacht, was selbstverständlich ihr gutes Recht war. Im Lichte der späteren Ereignisse lässt sich freilich sagen, dass jene Juden, die von den Ereignissen profitierten, die Ostjuden waren und dass diese nichtsemitischen Konvertiten zum Judentum die Entwicklung zum ersten konzertierten Sturmangriff auf das Abendland nutzten.

Die meisten französischen Juden waren Sepharden, also Nachkömmlinge der spanischen und portugiesischen Juden, die zumindest teilweise von den Hebräern Palästinas abstammten. Sofern diese Juden noch unter rechtlichen Diskriminierungen zu leiden hatten, wurden letztere im Jahre 1790 durch ein Dekret beseitigt, das alle Juden zu französischen Bürgern machte.

Allerdings gab es damals im Elsass bereits eine Gemeinde, die aus Aschkenasen bestand. Diese Ostjuden waren äußerst unbeliebt; der Vorschlag, ihnen das französische Bürgerrecht zu verleihen, führte in der Generalversammlung zu stürmischen Debatten und löste unter den elsässischen Bauern einen regelrechten Aufruhr aus. Bei diesem Anlass erschollen wiederum Warnungen, wie sie in Europa bereits in früheren Jahrhunderten erklungen waren. Abbé Mauret mahnte die Abgeordneten:
„Die Juden haben sich siebzehn Jahrhunderte lang nicht mit anderen Nationen vermischt. . . . Man darf sie nicht verfolgen; sie müssen als Individuen geschützt werden, nicht aber als Franzosen, denn sie können keine Bürger sein. . . . Was immer ihr tut, sie werden stets Fremdlinge unter uns bleiben.“

Der Bischof von Nancy stieß ins gleiche Horn: „Man muss ihnen Schutz, Sicherheit und Freiheit zuteil werden lassen, doch sollten wir einem Stamm Zutritt zu unserer Familie gewähren, der ihr fremd ist, dessen Augen unaufhörlich auf ein seinen Angehörigen gemeinsames Land gerichtet sind, der davon träumt, das Land zu verlassen, in dem er ansässig ist? Die Interessen der Juden selbst machen diesen Protest erforderlich.“

Selbst die Sepharden schlossen sich diesem Protest an: „Wir machen kein Hehl aus unserer Überzeugung, dass unser Status in Frankreich heute keinen Anlass zur Diskussion gäbe, hätten gewisse Forderungen der Juden Elsass-Lothringens und der drei Bischofstümer nicht eine Verwirrung erzeugt, die anscheinend auch auf uns abfärbt.  . . . Den Zeitungen nach zu urteilen, scheinen diese Forderungen recht ungewöhnlich zu sein, weil diese Juden in Frankreich einen Sonderstatus verlangen, nur für sie gültige Gesetze haben wollen und eine Klasse von Bürgern zu bilden gedenken, die von allen anderen getrennt lebt.“ . . .

Ungeachtet aller Opposition erhielten auch die elsässischen Juden 1791 die französische Staatsbürgerschaft. Als Napoleon die Macht ergriff, hatte das jüdische Problem bereits gewaltige Ausmaße angenommen, und da es ihm nicht gelang, es zu lösen, wurde es schon bald zu einem Problem für die Welt.

Von diesem Zeitpunkt an tat die führende Sekte innerhalb des Judentums alles in ihrer Macht stehende, um den Einfluss der ursprünglichen, sephardischen Juden zu verringern und jenen der in geschlossenen Siedlungsgebieten im Osten lebenden Aschkenasen zu mehren. Die Aschkenasen migrierten alsbald in immer größeren Scharen nach Mittel- und Westeuropa (und später nach Amerika), schwangen sich zu Führern der Weltrevolution auf und bliesen überall zum Sturm auf die bestehenden Regierungen, die Religion und die Nation.

Diese Entwicklung kam nach der ersten Phase der Weltrevolution, der Französischen Revolution, in Gang und erinnerte an den Bruch eines Deichs. Bisher hatte man allenfalls behaupten können, die Juden hätten zur Revolution einen Beitrag geleistet, der ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprach, und von ihr etwas mehr profitiert als andere. Doch nun wandelte sich das Bild jäh; von jetzt an waren die Juden nicht bloße Teilnehmer am revolutionären Prozess, sondern dessen Führer.

In den fünf Jahrzehnten, die auf die Enthüllung eines weltrevolutionären Plans und die bald danach ausgebrochene Französische Revolution folgten, verliefen die Geschichte des Judentums und jene der Weltrevolution nicht länger getrennt, sondern flossen zusammen. Die weiterhin existierende Verschwörung und die Juden (genauer gesagt, die führende Sekte innerhalb des Judentums) wurden buchstäblich miteinander identisch; niemand konnte fortan guten Gewissens behaupten, sie hätten nichts miteinander zu tun. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Weltrevolution unter ihrer Führung.  . . .

Kapitel 21 Die Warnungen Disraelis

Benjamin Disraeli, der spätere Lord Beaconsfield, hat die Christenheit wiederholt vor der Weltrevolution gewarnt. Wie de Luchet, Hamilton und Burke fünfzig Jahre zuvor erkannte er hinter dieser einen „Plan“, im Gegensatz zu Lord Acton, der ein halbes Jahrhundert später lediglich von anonymen „Managern“ sprach. Disraeli identifizierte die Organisatoren dieses Plans ohne Umschweife als Juden.

Die seitherige Entwicklung hat die Richtigkeit seiner Warnungen bestätigt: Was auch immer ihre Ursprünge gewesen sein mögen, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Weltrevolution unter jüdischer Führung. Dieser Zustand hielt zumindest bis zu den zwanziger Jahren unseres eigenen Jahrhunderts an, meiner persönlichen Überzeugung zufolge sogar bis zum heutigen Tage.  . . .

Die beiden eindringlichsten Warnungen Disraelis erfolgten vor und nach der revolutionären Welle, die 1848 über große Teile Europas schwappte. Diese revolutionären Bestrebungen stützten sich auf die ein halbes Jahrhundert zuvor in Frankreich gesammelten Erfahrungen und stellten die zweite jener „Eruptionen“ oder „periodischen Explosionen“ der Weltrevolution dar, von denen Luchet und Hamilton gesprochen hatten. Sie scheiterten jedoch überall, wahrscheinlich weil die Erinnerung an die Französische Revolution noch frisch genug war, um Regierungen und Völker zu entschlossenen Abwehrmaßnahmen zu veranlassen. Das Abebben der revolutionären Welle verleitete Disraeli zu keinerlei Illusionen. Bereits vor ihrem Einsetzen hatte er sie vorausgesagt, was bedeutet, dass er sich über die fortgesetzte Existenz der Verschwörung im Klaren war und wusste, dass diese auch in Zukunft gewaltsame Erschütterungen provozieren würde. . . .

Disraeli schrieb Romane . . . In dem im Jahre 1846 erschienenen Roman Coningsby sagt Sidonia: „Die mächtige Revolution, die gegenwärtig in Deutschland vorbereitet wird . . . und von der man in England so wenig weiß, entwickelt sich voll und ganz unter der Führung der Juden.“

1852, vier Jahre nach den Wirren auf dem europäischen Kontinent, griff Disraeli diesen Gedanken in einer Ansprache vor dem Unterhaus wieder auf: „Der Einfluss der Juden lässt sich im letzten Ausbruch des destruktiven Prinzips in Europa verfolgen. Es findet ein Aufstand gegen Tradition und Aristokratie, gegen Religion und Eigentum statt…“  Genau dies war sieben Jahrzehnte nach dem europäischen Revolutionsjahr anno 1917 in Russland der Fall.

Disraeli fügte hinzu: „Die geschicktesten Manipulatoren des Eigentums verbünden sich mit Kommunisten; das von allen anderen abgesonderte auserwählte Volk geht Hand in Hand mit dem ganzen Abschaum und den niedrigen Kasten Europas.“ Diesem Handeln lag laut Disraeli der Wunsch nach der Zerstörung des Christentums zugrunde.

Wer ein Buch wie das vorliegende schreibt, muss ungeheuer viel recherchieren. Dass der Verfasser im Verlauf seiner Recherchen Bekanntschaft mit Disraeli schloss, entschädigte ihn für gar manche Mühen. Bei seiner Reise durch die Jahrhunderte hat der Leser neben vielen falschen Propheten auch einige wahre kennengelernt, doch wird er keinen zweiten vom Kaliber Benjamin Disraelis antreffen, dessen Befreiung von der Knechtschaft des Talmud ihm seine „absolute Freiheit von Vorurteilen“ bescherte. Disraeli stand in der Tradition jener israelitischen Propheten, die Juda angeprangert hatten. Er empfand zwar Stolz auf seine jüdische Abstammung, aber seine Abkehr vom jüdischen Glauben befähigte ihn, England inbrünstiger zu lieben als gar mancher waschechte Angelsachse.

Die Welt, schrieb Disraeli, werde „von ganz anderen Personen regiert, als sich jemand, der nicht hinter den Kulissen steht, vorstellen kann“.
Damit bekundete er in aller Öffentlichkeit, dass in der Politik eine unsichtbare Hand das Zepter schwingt. Jeder gutinformierte Beobachter weiß, dass dies in der Tat der Fall ist, aber heutzutage würde ein amerikanischer Präsident oder britischer Premierminister eine solche Aussage unweigerlich als „Hexenjagd“ brandmarken.  . . .

Disraeli war nicht bloß ein „getaufter Jude“, sondern ein praktizierender Christ. Er hätte es nicht zugelassen, dass sein Name, oder der seines Landes, durch ein alttestamentarisches Rachetribunal wie dem von Nürnberg besudelt wurde, denn nach der indischen Meuterei von 1857, als ganz England nach Rache schrie, sagte er:
„Ich erkläre in aller Bescheidenheit, dass ich die Erklärungen jener hochgestellten Persönlichkeiten missbillige, die meinen, England solle seine hohen Ansprüche unter dem Banner der ‚Rache’ und nicht unter dem der ‚Gerechtigkeit’ verwirklichen. Ich verwahre mich dagegen, auf Gräueltaten mit Gräueltaten zu antworten. . . .“

. . .  Disraeli, der seine Worte sorgfältig zu wählen pflegte, wusste, dass das Wort „Mollochkult“ jedermann, ob Jude oder Nichtjude, ein Begriff war. Der Streit zwischen dem alten Israel und dem Juda der Leviten war um dieser falschen Gottheit willen entbrannt; um dieser Frage willen hatte sich Israel von Juda abgewandt. Dies war die Wurzel des Streits um Zion, der vor fast dreitausend Jahren seinen Anfang nahm. Ihm lagen zwei der wichtigsten Stellen des Alten Testaments zugrunde, jene bei Jeremia, der geltend machte, Gott habe den Kindern Israel niemals geboten, ihre Söhne und Töchter dem Moloch zu opfern . . . War Gott ein Gott der Liebe und der Gnade oder ein Gott des Hasses und der Rache, der seinen Anhängern Menschenopfer abverlangte?
Dies war von Anfang an die Wurzel des Streits um Zion, und sie ist es bis zum heutigen Tag. Hätte Disraeli hundert Jahre später gelebt, so hätte dieser Spross des Judentums der Christenheit den Schandfleck der talmudistischen Rachejustiz von Nürnberg erspart.  . . .
Wir persönlich sind der Ansicht, dass sich Disraeli in einem Punkt geirrt hat; er meinte nämlich, die Lehren Jesu seien die Krönung und nicht die Verwerfung der jüdischen Religion. Mir scheint das Gegenteil zuzutreffen, nämlich dass der Judaismus jene Häresie war (der „Mollochkult“, wie sich Disraeli ausdrückte), die zu ändern Jesus Christus gekommen war.

. . .  Als Premierminister sorgte Benjamin Disraeli für die Beseitigung der letzten Diskriminierungen, unter denen die britischen Juden noch zu leiden hatten, was ihn freilich nicht daran hinderte, öffentlich zu erklären, die Juden seien im Begriff, die Kontrolle über die Weltrevolution zu übernehmen (wozu sie nur dank ihrer Emanzipation imstande waren). Einem Menschen, der „absolut frei von Vorurteilen war“, galten sowohl der Kampf für die Emanzipation der Juden als auch der offenherzige Hinweis auf die schwerwiegenden Folgen eben dieser Emanzipation gleichermaßen als Pflicht. Dies entbehrt nicht der Ironie, weil gerade die Gegner der Judenemanzipation immer wieder vor einem solchen Schritt gewarnt hatten.

Bevor wir das Thema Disraeli abschließen können, müssen wir uns dem Verlauf der Weltrevolution während jener Epoche zuwenden.  . . .  Karl Marx und sein Kommunistisches Manifest waren die Vorhut eines epochemachenden geschichtlichen Ereignisses: Der Übernahme der Weltrevolution durch das talmudistische Judentum. . . .  . . .  Einen solchen Staat wollte Karl Marx mittels seiner internationalen revolutionären Bewegung begründen, und es sollte ein Weltstaat sein. Als die Rivalität zwischen Marx und Bakunin 1869 ihren Höhepunkt erreichte, tat letzterer dasselbe, was Disraeli schon 1846 und 1852 getan hatte: Er identifizierte die Führer der Weltrevolution als Juden.   . . .

„In Italien gibt es eine Macht, die wir in diesem Haus [dem Unterhaus] selten erwähnen. Ich meine die Geheimgesellschaften. . . . Sie wollen keine konstitutionelle Regierung; sie wollen keine Verbesserung der Institutionen, sie wollen den Besitz von Grund und Boden ändern, die gegenwärtigen Eigentümer des Bodens vertreiben und den kirchlichen Einrichtungen ein Ende bereiten . . .“ (1856)
Disraeli erkannte die betrügerische Natur des Liberalismus klar und durchschaute als erster den Schwindel, der sich hinter dieser Bezeichnung verbarg „Die guten Menschen dieses Landes halten die Manöver jener Männer, die gegen das Eigentum und gegen Christus kämpfen, für einen Fortschritt der liberalen Sache und spenden ihnen Beifall.“ . . .

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Disraeli ein einsamer Mahner in der Wüste. . . . doch heute können wir in ihnen die Saat einer Bewegung erkennen, die, nachdem sich ihre endgültige Ideologie herauskristallisiert hatte, in den Kommunismus mündete und als dieser weiterschwelte.

Noch vor Disraelis Tod war das, was er zu verhüten versucht hatte, Wirklichkeit geworden: Die „Geheimgesellschaften“ waren zu einer weltrevolutionären Bewegung unter jüdischer Kontrolle zusammengeschweißt worden, die sich anschickte, die Grundfesten des 20. Jahrhunderts zu verminen. Disraelis Charakterisierung dieser Bewegung hätte treffender nicht sein können: Er bezeichnete sie als „Netzwerk“, welches Europa so bedecke, wie die Erdoberfläche gegenwärtig von Eisenbahnlinien bedeckt werde.  . . .

Lassen wir die Chronologie der Ereignisse nochmals Revue passieren. 1772 wurde Polen geteilt, worauf das zuvor zweieinhalb Jahrtausende sichtbar existierende Zentrum der jüdischen Regierung „verschwand“ (Dr. Kastein) oder, wie die russische Regierung glaubte, in den Untergrund abtauchte. 1776 hob Adam Weishaupt seinen Illuminatenorden aus der Taufe. 1846 schrieb Disraeli, die Revolution befinde sich ganz und gar unter jüdischer Führung. 1869 wurde Bakunin aus der Internationalen ausgeschlossen, und diese unterstand fortan Karl Marx und seinen Anhängern. 1917 riss ein fast durchwegs aus Juden stehendes bolschewistisches Regime in Russland die Macht an sich.

Zu diesen Ergebnissen hatte die Abschaffung der Diskriminierungen, unter denen die Juden früher zu leiden hatten, sowie einige wenige Jahrzehnte jüdischer Emanzipation also geführt. Disraeli hatte alles vorausgeahnt.

. . .  Die Antworten, die der Sanhedrin zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Napoleons Fragen erteilt hatte, entpuppten sich fünf Jahrzehnte darauf als leere Worthülsen. Die Juden gingen nicht in der Menschheit auf und befolgten die Sitten und Gebräuche der Länder, in denen sie lebten, keinesfalls; im Gegenteil: Ihre Identifizierung mit der Weltrevolution sonderte sie noch stärker von ihrer Umgebung ab, als dies je zuvor der Fall gewesen war. Das Jahrhundert der Emanzipation erwies sich schon lange vor seinem Ende als Schwindel.  . . .

. . .  Dr. Kastein weist darauf hin, dass der Begriff „Antisemitismus“ im 19. Jahrhundert erfunden wurde. Nun, wo man unmöglich länger von einer „Verfolgung“ der Juden sprechen konnte, bedurfte es eines neuen Ausdrucks, um die Nichtjuden einzuschüchtern und die Juden zu erschrecken, wobei der zweite Zweck noch wichtiger war als der erste. Dies war die Geburtsstunde des „Antisemitismus“.

„Abrakadabra“ hätte es genau so getan, denn das Wort „Antisemitismus“ ist eine offenkundige Absurdität. Schließlich sind die Juden in ihrer großen Mehrheit nachweislich keine Semiten, und ihr Gesetz befiehlt ihnen die Vernichtung oder doch zumindest die Vertreibung der wirklichen Semiten (der arabischen Bevölkerung Palästinas). Heutzutage läuft man Gefahr, als „Antisemit“ attackiert zu werden, wenn man Sympathie für diese Semiten äußert, die 1948 von den zionistischen Eindringlingen ihrer Heimat beraubt und großenteils aus ihr verjagt worden sind.

Vermutlich entsprang die Erfindung des Wortes „Antisemitismus“ dem Bestreben, Wörter wie „Juden“ „Judentum“ oder „judenfeindlich“ aus der öffentlichen Diskussion zu verbannen und die Massen durch die Verwendung eines obskuren Ausdrucks einzuschüchtern.  . . .  . . .

Kapitel 22 Die Manager

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum wurde es immer klarer, dass die Weltrevolution unter der Führung von Juden stand, und zwar von Ostjuden oder Aschkenasen. Die westjüdischen Sepharden lehnten die Revolution größtenteils ab, denn diese richtete sich ebenso gegen sie wie gegen die Christenheit; schließlich hatte die Emanzipation dazu geführt, dass sich die Westjuden Europas zunehmend assimilierten und sich aus dem Würgegriff ihrer Führer befreiten. Für letztere war das Aufgehen der Juden in der Menschheit gleichbedeutend mit dem Verlust ihrer eigenen Machtbasis. Vom Standpunkt des talmudistischen Judentums aus war Segregation folglich unabdingbar und Assimilation tödlich. Deshalb spielten die Führer der Sekte die Trumpfkarte des Ostjudentums aus, und dieses trat zum Zeitpunkt, wo der Auftakt zur Weltrevolution erfolgte, als eigenständige Gruppierung in die Geschichte ein. Zuvor hatte man im Westen lediglich „Juden“ gekannt, worunter man die Sepharden verstand.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, meint Dr. Kastein, sei es möglich geworden, „von West- und Ostjuden zu reden.“ In Wirklichkeit existierten diese beiden Zweige des Judentums damals bereits ein rundes Jahrtausend nebeneinander; Dr. Kasteins Formulierung bedeutet also, dass die Ostjuden zu jener Zeit als separate Bevölkerungsgruppe in Erscheinung traten und von ihren rabbinischen Führern gegen die emanzipierten sephardischen Juden des Westens und den Westen in seiner Gesamtheit mobilisiert wurden.  . . .

. . .  . . .  In Anbetracht der Kontrolle der modernen Medien durch Experten auf dem Gebiet der Massenpropaganda und Massensuggestion ist es durchaus möglich, der Bevölkerung ein völlig falsches Bild der Geschehnisse in anderen Ländern vorzugaukeln und sie dermaßen aufzuhetzen, dass sie den Krieg will. Im Verlauf des letzten Jahrhunderts begannen die Politiker des Westens die Verfolgung der Juden in Russland anzuprangern, während die russischen Juden unter der Führung der Rabbiner nichts unterließen, um die Emanzipation zu hintertreiben.  . . .
 So schreibt Dr. Kastein: „Die große Mehrheit der Juden leistete erbitterten passiven Widerstand gegen alle Versuche zur Verbesserung ihres Loses.“ . . .

Dr. Chaim Weizmann ist vermutlich der beste Kenner dieser Epoche, so dass wir sein 1949 erschienenes Buch Trial and Error im Folgenden häufig als Quelle zitieren werden.
Die ghettoisierten Aschkenasen (sowohl die in den kommunistischen als auch die in den zionistischen Organisationen tätigen) wurden dazu angehalten, die Emanzipation mit allen erdenklichen Mitteln, zu denen notfalls auch der Mord gehörte, zu sabotieren, während man in Westeuropa unaufhörlich über ihre Verfolgung zeterte, einerseits zur Einschüchterung und Warnung der Westjuden, andererseits um das christliche Abendland zur Unterstützung der „Verfolgten“ zu ermuntern. Die nichtjüdischen Politiker des Westens präsentierten ihren Völkern diese Fiktion als lautere Wahrheit.  . . .

Mit denselben Mitteln begann man der breiten Öffentlichkeit einen Mythos einzutrichtern, der ungeachtet seiner offenkundigen Absurdität anscheinend unzerstörbar geworden ist: Den Mythos von der unaufhörlichen Verfolgung der Juden und einer dem abendländischen Menschen innewohnende Krankheit namens „Antisemitismus“.  . . .   Die Ergebnisse dieser Gehirnwäsche bekommen wir heute zu spüren.  . . .

. . .  Dass die Ostjuden um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum als Führer der Weltrevolution in Erscheinung traten, konnte unmöglich auf bloßen Zufall oder irgendwelche individuellen Neigungen zurückzuführen sein.  . . .

. . . Vor diesem historischen Hintergrund tritt das dreifache Ziel des großen Plans klar zutage, und die seitherige Entwicklung hat es bestätigt:

– Erstens konnte die Emanzipation der Westjuden, die früher oder später in ihre völlige Assimilation münden musste, durch die Revolution gestoppt und die Vorherrschaft der führenden Sekte innerhalb des Judentums behauptet werden.

– Zweitens konnte mittels der Revolution Rache für die Vertreibung aus Spanien geübt werden, wenn nicht ganz allgemein Rache für die Existenz des Christentums: Schließlich stellt dieses für das Judentum eine immerwährende Provokation dar, auf die der Talmud die Antwort ist.

– Drittens sollte die Revolution die Voraussetzungen für die Erfüllung des Gesetzes schaffen, das die Vernichtung der Heiden und den Triumph des auserwählten Volkes vorsah – oder vielmehr den Triumph der Sekte, die diesen verführerischen Ausdruck benutzte.

Somit wurde ein ehrgeiziges Ziel, das um 500 v. Chr. in einem von primitiven Stämmen bewohnten Gebiet des Nahen Ostens gewisse Chancen auf Verwirklichung besitzen mochte, zur größenwahnsinnigen Agenda in unserer globalen Ära, in der unverhohlen versucht wird, der ganzen Welt das alte Gesetz eines kleinen Stammes aufzunötigen. . . .  Somit schulte eine furchterregende geheime Sekte in Russland, von der die Außenwelt nur wenig wusste, eine kompakte Menschenmasse für den Ansturm auf das christliche Abendland.  . . .

. . .  ist die Zerstörung, welche die Revolution angerichtet hat, kein Zweck an sich, sondern lediglich ein Mittel zum Zweck. Die Vernichtung der nichtjüdischen Nationalstaaten ist nämlich die unabdingbare Voraussetzung für die Errichtung eines triumphierenden Nationalstaates, jenes des auserwählten Volkes im Gelobten Land. . . .  Bei dieser handelte es sich um den Zionismus, dessen Aufgabe darin bestand, die „Rückkehr“ der Juden nach Palästina sowie die Gründung eines jüdischen Nationalstaats auf palästinensischem Boden zu organisieren. Dieses Ziel ist mittlerweile erreicht: Die „Rückkehr“ hat stattgefunden, und parallel dazu wurden die nichtjüdischen Nationalstaaten teils vernichtet, teils zumindest geschwächt.  . . .

Somit bildet die Geschichte von der Geburt des Zionismus in den russischen Ghettos sowie des raffinierten Zusammenspiels zweier Kräfte, von denen die eine die Herrscher des Westens umgarnte und die andere die Grundfesten der Nationalstaaten untergrub, das nächste Kapitel des Streits um Zion.

Kapitel 24 Die Geburt des Zionismus

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Kommunismus und Zionismus ihren Zangenangriff auf Europa einleiteten, bestand der Alte Kontinent aus starkem und selbstbewussten Staaten, die ohne weiteres in der Lage waren, Kriege und innere Wirren zu verkraften.
Die revolutionären Erhebungen des Jahres 1848 waren ohne sonderlich großen Aufwand niedergeschlagen worden. Österreich-Ungarn und Frankreich erholten sich rasch von ihren 1866 bzw. 1871 erlittenen Niederlagen gegen Preußen: sie lebten Seite an Seite mit ihren Überwindern, wie es besiegte Staaten seit jeher getan hatten, ohne dass ihre innenpolitische Stabilität dadurch nennenswert gelitten hätte. Die Völker des Balkans, die das türkische Joch eines nach dem anderen abschüttelten, nutzten die neu gewonnene nationale Freiheit, um ihren Wohlstand zu mehren. An der Ostgrenze Europas führte das russische Riesenreich unter dem Banner des Christentums tiefgreifende Reformen durch, welche die Lage der verschiedenen Bevölkerungsgruppen grundlegend verbesserten und den Bürgern immer mehr Rechte bescherten.

Doch dieses idyllische Bild trog, denn die beiden Würmer saßen bereits im Apfel. Die achtzehn christlichen Jahrhunderte, die der Menschheit trotz vieler unleugbarer Rückschläge größeren Fortschritt gebracht hatten als jede andere Epoche zuvor, steuerten entweder auf ihr Ende oder auf ein Interregnum zu, von dem wir nicht wissen, wie lange es dauern wird.

Gläubige Christen sind allgemein der Ansicht, dass dieses dunkle Zeitalter irgendwann ein Ende nehmen und es auf Erden einst wieder helle werden wird, doch schon im 19. Jahrhundert gab es einen Mann, der die Entwicklungen des zwanzigsten voraussah und davon überzeugt war, dass die Menschheit nicht in eine zeitlich begrenzte finstere Periode eingetreten war, sondern auf ihr Ende zusteuerte. Dieser Mann war Henry Edward Manning, ein anglikanischer Geistlicher, der zum römisch-katholischen Christentum übertrat, zum Erzbischof von Westminster geweiht wurde und Papst geworden wäre, hätte er seine Wahl durch seine Mitkardinäle nicht abgelehnt.

Edmund Burke, John Adams und Alexander Hamilton hatten die weltumspannenden Ziele der Revolution erkannt und prophezeit, dass sie sich kontinuierlich ausbreiten werde. Ein halbes Jahrhundert später wiesen Disraeli, Bakunin und andere warnend darauf hin, dass die Führung der revolutionären Bewegung von Juden usurpiert worden war. Manning schloss sich diesen Warnungen an, sah jedoch auch den Aufstieg des Zionismus und seine künftige Rolle als zweite zerstörerische Kraft neben dem Kommunismus voraus.
Zur Revolution bemerkte er: „Die Geheimgesellschaften der Welt, deren Existenz die Menschen in ihrer maßlosen Selbstüberschätzung spöttisch leugnen, zwingen ihre Existenz und Realität jenen auf, die eben noch behaupteten, es gebe sie gar nicht.“ (1861) Manning rechnete mit einem durchschlagenden Erfolg von Weishaupts ursprünglichen Plan und war der Ansicht, die Zeit, in der er lebte, sei ein „Vorspiel der antichristlichen Periode, die in die völlige Entthronung des Christentums münden wird, und die Errichtung einer gottlosen Gesellschaft auf der Welt“.

Heutzutage besitzt die antichristliche Revolution in halb Europa die zeitliche Macht; mit Ausnahme Großbritanniens haben alle großen und viele kleine Nationen Europas das Kreuz aus ihrem Wappen verbannt, und eine „Gesellschaft ohne Gott“ wurde zur potentiellen Weltregierung erhoben. Angesichts dieser Fakten führt kein Weg an der bedrückenden Erkenntnis vorbei, dass Mannings vor neunzig Jahren getätigte Prophezeiung zum großen Teil bereits in Erfüllung gegangen ist.

Was Manning weit über die anderen Seher erhob, war seine Erkenntnis der Rolle, die dem Zionismus bei dieser Entwicklung zugedacht war: „Jene, die den Glauben an die Inkarnation verloren haben, wie Humanisten, Rationalisten und Pantheisten, können nur allzu leicht einer politisch mächtigen Person auf den Leim gehen, welche den Juden ihr eigenes Land zurückgibt . . .  und in der politischen Konstellation der Welt gibt es nichts, was eine solche Entwicklung verunmöglicht.“ Manning erwartete das Erscheinen des Antichristen in Gestalt eines Juden.

„Es ist ein Gesetz der Heiligen Schrift, dass Personen, deren Kommen prophezeit wird, auch erscheinen“, kommentierte er jene Stelle aus dem zweiten Brief Paulus an die Thessalonicher, in der es heißt: „Der Frevler wird auftreten in der Macht des Satans mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und Wundern, und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit . . .“ (Thessalonicher 2,2; 2,9-10).

Während Europa auf dem seit achtzehn Jahrhunderten bewährten Pfad in eine immer lichtere Zukunft zu schreiten schien, erschien in den talmudistisch geschulten Kreisen Russlands nach dem Kommunismus eine zweite Bewegung, die sich anheischig machte, diesem Prozess Einhalt zu gebieten – der Zionismus. Die Aufgabe des Kommunismus bestand darin, die Massen für sich zu gewinnen; er war jene „große Volksbewegung“, von der Disraeli geahnt hatte, dass sie den Geheimgesellschaften als Rammbock zur Zerstörung Europas dienen würde.

Der Zionismus schlug die entgegengesetzte Strategie ein, indem er auf die Regierenden einwirkte und die Gesellschaft somit von oben her zersetzte. Keine der beiden Kräfte hätte ohne die Andere Erfolg haben können, denn Herrscher, die über uneingeschränkte Autorität verfügt hätten, hätten die Revolution so leicht unterdrücken können, wie dies 1848 der Fall gewesen war.

Der Zionismus war seinem Wesen nach die Antwort des talmudistischen Zentrums in Russland auf die Emanzipation der Juden im Westen; seine Mission bestand darin, die Juden vom Aufgehen in der Menschheit abzuhalten und ihre Sonderexistenz zu verewigen.  . . .   Historisch gesehen steuern wir also aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Ende des zerstörerischen Plans zu, da dessen Erfüllung offensichtlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, doch die heutige Generation, und vermutlich noch einige kommende Generationen, werden allen Anzeichen nach einen hohen Preis dafür bezahlen müssen, dass man dem Versuch zu seiner Verwirklichung keinen Riegel vorgeschoben hat.

Kein anderes Werk vermittelt tiefere Einsichten über den gemeinsamen Ursprung und das gemeinsame Ziel von Kommunismus und Zionismus als Dr. Chaim Weizmanns Trial and Error. Weizmann stand bei der Geburt des Zionismus Pate, wurde zu seinem wandernden Botschafter, war vierzig Jahre lang ein gern gesehener Gast westlicher Könige, Präsidenten und Minister, wurde zum ersten Präsidenten des Zionistenstaates gewählt und erzählte die ganze Geschichte mit erstaunlicher Offenheit. Sein Buch enthüllt, wie die zionistische Bewegung, die später das Schicksal aller westlichen Völker entscheidend beeinflussen sollte, vor hundert Jahren in den abgelegenen talmudistischen Gemeinden des Ostens Gestalt annahm.

Um den Aufstieg der zwei sich gegenseitig ergänzenden zerstörerischen Bewegungen zu ermöglichen, musste die abendländische Menschheit einen hohen Preis an Blut und Gold entrichten. Millionen von Menschen arbeiteten zwischen den beiden Weltkriegen auf ihre Förderung hin. Wer in unserer Zeit das Licht der Welt erblickt, ist von Geburt an dazu verurteilt, unter den Stürmen zu leiden, die sie unweigerlich heraufbeschwören werden. Hiervon sind auch die Juden selbst nicht ausgenommen; schon in der Vergangenheit haben sie bei den von ihren Führern ausgelösten Katastrophen Verluste erlitten, die etwa ihrem Anteil an der Bevölkerung der betroffenen Staaten entsprachen. Dr. Weizmanns Darstellung vermittelt dem Wissbegierigen Aufschluss über den Beginn dieses Prozesses, dessen Ergebnisse wir in der Gegenwart tagtäglich verfolgen können.

Wie Dr. Weizmann darlegt, zerfielen die Juden in Russland in drei Gruppen. Die Angehörigen der ersten Gruppe wollten nichts weiter als Frieden mit ihrer Umwelt und strebten danach, loyale russische Bürger zu werden, so wie die Mehrheit der deutschen, französischen und anderen westlichen Juden damals bereits loyale Bürger ihrer jeweiligen Staaten waren. Dieser Gruppe, deren oberstes Ziel die Emanzipation war, gehörten vor allem jene Juden an, die sich dank ihrer Begabung und ihrem Fleiß, oder aus Abneigung gegenüber der talmudistischen Herrschaft, aus den Ghettos befreit hatten.
Dr. Weizmann tut diese Gruppe als verlorenes Häufchen von Renegaten ab. In der Tat wurden die Angehörigen dieser Gruppe von den Talmudisten exkommuniziert und sind letzteren zufolge mittlerweile von der Erdoberfläche verschwunden.
Die übrigen russischen Juden lebten unter der Herrschaft ihrer talmudistischen Führer in den Ghettos und zerfielen in zwei Parteien, wobei der Riss oft quer durch die jüdischen Familien verlief (ein anschauliches Beispiel hierfür liefert Dr. Weizmanns eigene Familie). Beide Parteien waren revolutionär und arbeiteten somit auf die Zerstörung Russlands hin. Meinungsunterschiede zwischen ihnen bestanden lediglich in Bezug auf den Zionismus.

Die kommunistische Fraktion vertrat die Ansicht, die volle Emanzipation der Juden werde eintreten, wenn die Weltrevolution die Nationalstaaten überall abgeschafft haben werde.
Die zionistische Fraktion hatte sich zwar ebenfalls der weltrevolutionären Agenda verschrieben, meinte jedoch, Voraussetzung für die Emanzipation sei die Gründung eines eigenen Staates für das jüdische Volk. 


Vom Standpunkt der talmudistischen Orthodoxie aus war die zionistische Gruppierung unbedingt vorzuziehen; laut dem jüdischen Gesetz ist die Zerstörung der nichtjüdischen Umwelt nämlich nichts weiter als ein Mittel zur Errichtung der jüdischen Herrschaft, deren Zentrum sich in Jerusalem befinden muss.
Der Streit zwischen Kommunisten und Zionisten war ungemein erbittert und spaltete unzählige Familien. Die Kommunisten betrachteten den Zionismus als Schwächung der Revolution, die den Anspruch erhob, über den Rassen und Religionen zu stehen; die Zionisten konterten, die Revolution müsse dem auserwählten Volk, für das Rasse und Religion ein und dasselbe waren, seine rechtmäßige Position verschaffen. Das jüdische Fußvolk nahm diesen Streit vermutlich bitter ernst, doch dabei täuschte es sich, denn keine der beiden Parteien hätte sich in den streng kontrollierten Ghettos gegen den Willen der Rabbiner entfalten können. Hätten diese entschieden, dass die Kommunisten gegen das Gesetz verstießen und die Zionisten es befolgten, so hätte es in den Ghettos keine Anhänger des Kommunismus, sondern ausschließlich solche des Zionismus gegeben.  . . .

Dr. Weizmann vermittelt lehrreiche Informationen über den Riss, der mitten durch die Angehörigen der – durchwegs der Revolution ergebenen – jüdischen Familien verlief, welche die raffinierte Strategie nicht durchschauten und felsenfest von der Unvereinbarkeit von Kommunismus und Zionismus überzeugt waren. Er zitiert seine Mutter, die zuversichtlich die Ansicht äußerte, wenn sich der kommunistische Weg zur Revolution als richtig erweise, werde sie glücklich in Russland leben, und wenn die Zionisten recht behielten, nicht minder glücklich in Palästina. Die Entwicklung gab ihr in doppelter Hinsicht recht: Sie verbrachte einige Jahre im bolschewisierten Moskau und wanderte dann nach Palästina aus, wo sie ihren Lebensabend verbrachte.   . . .

. . .  Der Zarenmord war der erste einer ganzen Reihe von Erfolgen der Revolutionäre bei der Vereitelung der Emanzipation. Sie stellte die idealen Voraussetzungen wieder her, die Moses Hess im Jahr nach der Befreiung der Leibeigenen wie folgt charakterisiert hatte: „Wir Juden werden stets Fremde unter den Nationen bleiben . . . “  . . .

Als Chaim Weizmann dem Knabenalter entwuchs und seine Rolle zu spielen begann, hatten die Verschwörer die Karten also bereits gemischt. Dass wir hier so häufig von einer „Verschwörung“ sprechen, ist keineswegs auf eine persönliche Marotte unsererseits zurückzuführen, denn Dr. Weizmann verwendet das Wort mehrfach selbst. Da er Russland verabscheute, emigrierte er nach Deutschland . . .  An verschiedenen Universitäten des freien Westens führte er seinen Kampf für die „Entemanzipierung“ der europäischen Juden fort. Diese erkannten die Gefahr jedoch und begegneten den Ostjuden mit Furcht und Misstrauen.

Ein deutscher Jude namens Gabriel Rieser schleuderte den zionistischen Revolutionären aus Russland ins Gesicht: „Wir sind nicht hierher eingewandert, wir sind hier geboren, und weil wir hier geboren sind, streben wir nicht nach einer Heimstatt anderswo; wir sind entweder Deutsche oder heimatlos.“

Auch die Rabbiner des Reformjudentums ließen die Zionisten abblitzen: „Der Idee des Messias verdient in unseren Gebeten ein Ehrenrang, doch die Bitte um unsere Rückkehr in das Land unserer Väter und die Wiederherstellung eines jüdischen Staates darf darin keinen Platz haben.“ . . .

Diese Juden bemühten sich, zu halten, was der Sanhedrin Napoleon versprochen hatte. Sie hatten Frieden mit der Menschheit geschlossen, und es schien ausgeschlossen, dass es den Talmudisten gelingen würde in eine Knechtschaft zu führen.  . . .

Die Schatten der neuen talmudistischen Gefangenschaft lagen schon weit bedrohlicher über den Juden des Westens, als sie ahnten. Die jahrzehntelange zähe Untergrundarbeit der Weisen in Russland trug ihre Früchte, und als das Ende des Jahrhunderts nahte, waren sie bereit, „unwiderstehlichen Druck auf die internationale Politik der Gegenwart auszuüben“. Spezialist Nummer eins auf diesem Gebiet war der wandernde „Premierminister“ des Zionismus, der junge Chaim Weizmann, der von einer europäischen Stadt und Universität zur anderen pilgerte – von Darmstadt nach Berlin und später nach Genf – und überall Zeitbomben legte, die dann im 20. Jahrhundert explodieren sollten.  . . .

Das Zeichen an der Wand erschien anno 1896, als Theodor Herzl seine Schrift Der Judenstaat veröffentlichte.  . . . Ein ahnungsvoller Schauer durchfuhr das Judentum.  . . .

Kapitel 25 Die Zionistische Weltorganisation

Wenn der reine Zufall immer wieder Männer vom Schlage eines Karl Marx und eines Theodor Herzl hervorbringt, und zwar in einer Zeit, wo ihre Theorien verheerende Folgen zeitigen können, die in keinem Verhältnis zur Bedeutung dieser Männer stehen, dann hat der Zufall der Verschwörung im 19. Jahrhundert kräftig unter die Arme gegriffen. Bedeutend wahrscheinlicher ist freilich, dass die Entwicklung von Hintergrundmächten gesteuert wurde, welche Marx und Herzl zu ihren Werkzeugen erkoren oder zumindest als solche benutzten. . . .

Wer Wien und die dort herrschende Atmosphäre in unserem Jahrhundert gekannt hat, kann Herzl und die Auswirkungen seines Schaffens verstehen. . . . Hätte ein russischer Jude ein Buch mit dem Titel Der Judenstaat geschrieben oder versucht, eine zionistische Weltorganisation aus der Taufe zu heben, so hätten die westlichen Juden dem keine große Bedeutung beigemessen. Schließlich fürchteten sie sich vor der Verschwörung aus dem Osten und ahnten wohl dumpf, welche Ziele diese verfolgte. Doch wenn Dr. Herzl, ein voll emanzipierter Jude aus der Donaumonarchie, die Ansicht vertrat, die Juden müssten sich wieder von ihrer Umwelt absondern, musste man das ja wirklich ernst nehmen!  . . .

. . . Von den 197 Delegierten, die sich zu Herzls Kongress einfanden, kamen die meisten aus Osteuropa. Diese Männer gründeten eine „Zionistische Weltorganisation“, welche die Juden zur Nation erklärte und für sie eine „öffentlich gesicherte, rechtlich garantierte“ Heimstatt forderte. „Der Judenstaat existiert“, proklamierte Herzl. . . .

. . .  De facto war der Basler Zionistenkongress ein Sanhedrin gewesen, der einberufen worden war, um die vom Sanhedrin des Jahres 1806 abgegebenen Versprechungen aufzuheben. Jener Sanhedrin hatte die Vorstellung, die Juden bildeten eine eigene Nation, ebenso verworfen wie den Anspruch auf die Errichtung eines jüdischen Staates, doch die Teilnehmer am Basler Kongress bekannten sich zum einen ebenso wie zum anderen. Fünfzig Jahre später schrieb Rabbiner Elmer Berger: „Der Keil des jüdischen Nationalismus wurde zwischen die Juden und den Rest der Menschheit getrieben. Es wurde die Idee des Ghettos verewigt, in dem die Juden der nicht emanzipierten Nationen auch weiterhin leben sollten, damit der Prozess der Emanzipation und Integration nicht auf sie übergriff.“

. . .  Dr. Herzl stand seinen Herren und der Verschwörung, die durch ihn Einzug in den Westen hielt, von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er hatte der Emanzipation den Krieg erklärt und hierdurch wie viele seiner Nachfolger Kräfte freigesetzt, die er nicht einzuschätzen vermochte. Schon bald wurde er nicht mehr gebraucht; er war der Trompeter gewesen, dem die Aufgabe oblag, die Westjuden wachzurütteln, und nachdem er diese Aufgabe erfüllt hatte, übernahmen die wirklichen „Manager“ die Regie.  . . .

Vermutlich lächelte Dr. Weizmann verschmitzt vor sich hin, als er die Wörter „parlamentarisch“ und „gewählt“ niederschrieb. Was zwischen diesen Wörtern steht, ist allerdings ungeheuer wichtig: Die Delegierten, die sich gegen den Willen der großen Mehrheit der Westjuden in Basel trafen, sowie die von ihnen verabschiedeten Erklärungen konnten nur zu einem gewichtigen politischen Faktor werden, wenn sie von einer Großmacht anerkannt wurden. Dies schien ein Ding der Unmöglichkeit, doch das Unmögliche wurde schon wenige Jahre später möglich, als die britische Regierung Dr. Herzl Uganda als jüdische Heimstatt anbot. Auf dieses Ereignis spielt Dr. Weizmann in dem zitierten Abschnitt an. Von jenem Augenblick an erkannten sämtliche westlichen Mächte die russischen Talmudisten als Repräsentanten aller Juden an, und die zionistische Bewegung schlug auch im Westen feste Wurzeln.

Somit endete das Jahrhundert der Emanzipation, das mit der hoffnungsvollen Erwartung begonnen hatte, die Juden würden endlich der Menschheit beitreten.  . . .

Mit der Gründung der Zionistischen Weltorganisation, die von den großen westlichen Regierungen de facto als höhere Autorität anerkannt wurde, begann das „brennende Tagesthema“ den Gang der Ereignisse immer stärker zu prägen. Dass es in der Tat „die Zukunft der Welt betrifft“, kann man im Jahre 1956, wo wir das vorliegende Buch abschließen, klar und deutlich erkennen.  . . .

Kapitel 26 Die Häresie Dr. Herzls

In den sechs Jahren von 1897 bis 1903 war Dr. Theodor Herzl von der Neuen Freien Presse eine weltbekannte Persönlichkeit ganz neuer Art. Er hatte den Zionismus als organisierte politische Kraft geschaffen (was ihm sowie anderen, die in seine Fußstapfen traten, den Tod brachte) und ihn wie einen Knallfrosch auf der Bühne der westlichen Politik explodieren lassen. Nichtsdestoweniger war er eine schattenhafte Figur, ein Produkt der Wiener Cafés . . . Herzl erweckte den Eindruck einer Person, die von einem gewieften Werbefachmann für die Zwecke seiner Firma benutzt und dann, wenn sie das Produkt erfolgreich lanciert hat, fallen gelassen wird. Er war nie der wirkliche Führer der zionistischen Bewegung und wurde sich dessen bei seinem ersten Kongress von 1897 jäh bewusst, „als sich vor unseren Augen ein russisches Judentum erhob, dessen Stärke wir nicht einmal geahnt hatten“. Sieben Jahre später führte ihn die volle Erkenntnis seiner Unfreiheit frühzeitig ins Grab.

Der Journalist und gebürtige Wiener Theodor Herzl trat einen Triumphzug durch die großen Hauptstädte an; er stand im glitzernden Rampenlicht, als schwinge er sich von Trapez zu Trapez, und war das Hätschelkind der Schickeria. Kaiser, Potentaten und Staatsmänner empfingen ihn als den Sprecher aller Juden; der Kontrast zwischen dem, was sie dachten und dem, was er wissen musste, ist eindrücklich, denn seine rechte Hand Max Nordau sagte nach seinem Tod: „Unser Volk hatte einen Herzl, aber Herzl hatte nie ein Volk.“ Das talmudistische Rabbinertum des Ostens, das diesen falschen Messias verachtete, schob einen Keil zwischen ihn und die jüdischen Massen.  . . .

. . . Was befähigte einen Dr. Herzl aus Wien dazu, sich bei den Regierenden aller europäischen Großmächte Gehör zu verschaffen, und wer sorgte dafür, dass sie seinen in gebieterischem Ton vorgetragenen Forderungen ernst nahmen?  . . .

Wir sind nun zur geheimnisvollsten, am schwersten zu beantwortenden Frage von allen vorgestoßen. Über den Ursprung der Weltrevolution, ihre Ziele, die Kaperung ihrer Führung durch Juden liegt eine Vielzahl von Dokumenten vor; an der Existenz des von Disraeli erwähnten weltumspannenden „Netzwerks von Geheimgesellschaften“ ist längst kein Zweifel mehr statthaft; wer hinter dem „revolutionären Proletariat“ steht, ist jedem Einsichtigen klar.
Doch muss es noch ein zweites Netzwerk geben, das aus Personen der höchsten Gesellschaftskreise besteht und sich der „Macht der Börse“ bedient, um Politiker zu beeinflussen und hierdurch „unwiderstehlichen Druck auf die internationale Politik der Gegenwart auszuüben“. Dieses zweite Netzwerk von Menschen, die in aller Herren Länder auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, muss es Herzl ermöglicht haben, zu den höchsten Stellen vorgelassen zu werden und seine Forderungen unterbreiten zu können.

Alle sachkundigen Beobachter wissen um die Existenz einer solchen Organisation, die auf den höchsten Ebenen der internationalen Politik hinter den Kulissen wirkte. Die zionistischen Propagandisten behaupten, lediglich „hochgestellte jüdische Persönlichkeiten“, „jüdische Magnaten“ und „reiche Juden“ hätten gegen den Zionismus Stellung bezogen (diese Ausdrücke finden sich beispielsweise in Dr. Weizmanns Buch wiederholt), doch in Wahrheit verlief der Riss vertikal durch das Judentum:
Sowohl unter den reichen als auch unter den armen Juden gab es Zionisten und Antizionisten. Die Mehrheit der westlichen Juden wollte damals nichts vom Zionismus wissen, aber unter der zionistischen Minderheit gab es sehr wohl hochgestellte und reiche Juden. Nur sie können es möglich gemacht haben, dass eine obskure Figur wie Dr. Herzl plötzlich an den Fürstenhöfen und in den Kabinettsräumen erschien und dort ein- und ausging, als gehöre er zu den von Geburt an Privilegierten. Seine Helfer arbeiteten ohne geringsten Zweifel eng mit der einzigen kompakten zionistischen Masse zusammen, die es damals im Judentum gab: den talmudistischen Gemeinden Russlands.

Dr. Kastein schreibt, die aus 197 Männern bestehende, beim Basler Zionistenkongress einberufene „Exekutive“ sei „die erste Verkörperung einer echten jüdischen Internationale“ gewesen. Anders gesagt, eine bereits existierende Organisation erhielt eine sichtbare Fassade. Eine „jüdische Internationale“ existierte schon lange, und sie war mächtig genug, um Könige, Fürsten und Minister zum Empfang Dr. Herzls zu veranlassen.  . . .

. . . Brian Connell schreibt: „Die kleine internationale Brüderschaft . . . Zu ihnen gehörten Max Warburg, das Oberhaupt der großen Privatbank in Hamburg, Edouard Noetzlin, Ehrenpräsident der Banque de France et des Pays Bas in Paris, Franz Philippson in Brüssel, Wertheim und Gompertz in Amsterdam sowie vor allem Jacob Schiff von der Firma Kuhn, Loeb and Company in New York.  . . .

. . . Hierdurch unterzeichnete er sein politisches Todesurteil; in der Tat segnete er schon bald darauf das Zeitliche.  . . .  In all den vorhergehenden Jahrhunderten hatten Juden, die von der herrschenden Sekte mit dem Bannfluch belegt worden waren, sehr oft plötzlich und unter ungeklärten Umständen das Zeitliche gesegnet. In dieser Frage stößt der Forscher an eine undurchdringliche Mauer. (Magie).

Wie bereits mehrfach hervorgehoben, waren die westlichen Juden in ihrer übergroßen Mehrheit gegen den Zionismus, sie wollten dort bleiben, wo sie waren . . . 

Kapitel 27 Die „Protokolle“

Während der Zionismus im Verlauf des 19. Jahrhunderts in den östlichen Ghettos Gestalt annahm . . . bereitete die Weltrevolution in denselben talmudistisch beherrschten Zonen ihren dritten Ausbruch vor. Die beiden Bewegungen marschierten in strammem Gleichschritt voran; wie wir gesehen haben, benutzte der Zionismus die kommunistische Bedrohung als Erpressungsmittel, um die Regierenden Europas für seine außereuropäischen territorialen Ansprüche einzuspannen.

Laut Disraeli und Bakunin war die Weltrevolution um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum unter jüdische Kontrolle geraten, und ihre Zielsetzungen hatten sich geändert. . . .  Zur ideologischen Grundlage der Weltrevolution wurde das von Karl Marx geschaffene Kommunistische Manifest.  . . . 

Dass die Führung der Weltrevolution in neue Hände übergegangen war und sich ihre Ziele entsprechend geändert hatten, bestimmte den Verlauf des 20. Jahrhunderts. Nicht geändert hatten sich allerdings die Methoden, mittels welcher die bestehende Ordnung zerstört werden sollte; sie entsprachen immer noch den von Weishaupt in seinen 1787 veröffentlichten Dokumenten empfohlenen.  . . .

1859 schrieb der katholische französische Autor Crétineau Joly ein Buch mit dem Titel L’église romaine en face de la révolution [Die römische Kirche angesichts der Revolution], in dem er die jüdische Führung der „Geheimgesellschaften“ attackierte und Dokumente des italienischen Geheimbundes „Alta Vendetta Romana“ zitierte, die ihm von Papst Gregor XVI. zur Verfügung gestellt worden waren; an ihrer Echtheit bestand kein Zweifel. An der Spitze dieser Geheimgesellschaft stand ein Illuminat reinsten Wassers, ein italienischer Prinz, der von Baron Knigge, einem der engsten Vertrauten Weishaupts, eingeweiht worden war.
Dem äußeren Kreis der Eingeweihten hatte man weisgemacht, das Ziel der Vereinigung sei erhaben und edel; es handle sich bei ihr um einen Orden, der eine reinere Moral, größere Frömmigkeit sowie die Unabhängigkeit und Einheit Italiens anstrebe. Je weiter ein Mitglied ins Innere der Gesellschaft vordrang, desto mehr erfuhr es über deren wirkliche Bestrebungen; es musste schwören, auf die Zerstörung jeder Form von Religion und legitimer Regierung hinzuwirken  . . .

Unverkennbar illuministischen Charakter trug auch das Kommunistische Manifest des Karl Marx. 1862 gründete dieser seine Erste Internationale,  . . . wie Nesta Webster anhand besonders aufschlussreicher Passagen nachgewiesen hat, war deren Programm unverwässertes Illuminatentum. . . .

In all diesen Werken tauchten die Grundideen, die Weishaupt in seinen Dokumenten offenbart hatte auf:
Die Vernichtung aller Religionen, legitimen Regierungen und Nationen; die Errichtung eines despotischen Weltstaates, der die geknechteten Massen mit barbarischem Terror regierte.  . . .

Nach 1869 wurde es um dieses Thema für lange Zeit still, doch 1905 erschien aus der Feder des russischen Religionswissenschaftlers Sergej Nilus ein Buch mit dem Titel Das Grosse im Kleinen, dessen letztes Kapitel 1920 ins Englische übersetzt wurde; es trug den Titel „Die Protokolle der Weisen von Zion“ und löste im Westen eine stürmische Debatte aus. Angeblich handelt es sich bei diesem Text um die Protokolle eines geheimen Treffens jüdischer Führer, doch wurde hierfür nie ein Beweis erbracht. Insofern ist die Schrift wertlos.

In jeder anderen Hinsicht ist sie hingegen von geradezu überwältigender Bedeutung, denn die späteren Ereignisse haben bewiesen, dass es sich um ein authentisches Dokument der Weltverschwörung handelt, von der man erstmals aus den Weishaupt-Papieren erfuhr.  . . .

. . .  Die Protokolle verraten ein ungeheures Maß an Kenntnissen (insbesondere der menschlichen Schwächen), denen zwangsläufig die gesammelten Beobachtungen ganzer Jahrhunderte zugrunde liegen müssen. Sie sind in herablassendem Ton verfasst, als hätten ihre Urheber vom Olymp auf die ungebildete Masse in der Tiefe hinabgeblickt („der Mob“, „alkoholisierte Tiere“, „Vieh“, „blutrünstige Tiere“), die vergeblich versucht, sich der „Zange“ zu entziehen, die sich um sie schließt. Die beiden Kneifer dieser Zange sind „die Macht des Goldes“ sowie die rohe Gewalt des Pöbels, der dazu aufgehetzt wird, seine einzigen Beschützer und damit auch sich selbst zu vernichten.

Die zerstörerische Idee wird hier im Gewande einer annähernd exakt wissenschaftlichen Theorie präsentiert, und zwar mit Gusto und Eleganz. Beim Studium der Protokolle kam mir ein Zitat von Disraeli in den Sinn, auf das ich in früherem Zusammenhang hingewiesen habe. Disraeli, der seine Worte mit Bedacht zu wählen pflegte, sprach nicht von einem „zerstörerischen Plan“, oder einer „zerstörerischen Verschwörung“, sondern von einem „zerstörerischen Prinzip“.  . . .

Die Protokolle sind so aufgebaut, dass das Ziel – die Weltherrschaft – schon zu Beginn formuliert wird und erst anschließend die zweckmäßigsten Methoden zu ihrer Erringung erörtert werden. Dieses Ziel wurde bereits in den Weishaupt-Dokumenten enthüllt; alles deutet darauf hin, dass sowohl diese als auch die Protokolle auf eine sehr viel ältere Quelle zurückgehen, auch wenn es den Anschein macht, als habe Weishaupt bei der Entstehung der Protokolle Pate gestanden. Wie bereits hervorgehoben, soll auf die Erringung der Weltherrschaft die Vernichtung aller Religionen und Nationen sowie die Gründung eines auf gnadenlosem Terror beruhenden Superstaates folgen.

Nach der Veröffentlichung der Protokolle in englischer Sprache konzentrierten die aufgebrachten Juden ihre Angriffe auf deren schwächsten Punkt, nämlich die unbewiesene Behauptung, sie seien bei einem bestimmten Anlass von einer Gruppe jüdischer Führer verfasst worden.

1913 erschien übrigens eine ähnliche Publikation, die angeblich von den Jesuiten stammte und in der es um eine jesuitische Weltverschwörung ging; die Jesuiten konterten gelassen, es handle sich um eine Fälschung, und die Angelegenheit geriet schon bald in Vergessenheit.
Die Reaktion des offiziellen Judentums in den zwanziger Jahren und darauf war völlig verschieden: Es bestritt nicht nur die Urheberschaft der Protokolle, sondern verwarf deren Inhalt in Bausch und Bogen und stellte nicht bloß die Existenz einer jüdischen Verschwörung, sondern jede Verschwörung überhaupt in Abrede.

Dies war eine offensichtliche Unwahrheit: Schließlich hatte eine lange Reihe von Autoritäten, von Edmund Burke, George Washington und Alexander Hamilton bis hin zu Disraeli, Bakunin und vielen anderen die Realität einer Verschwörung anerkannt. Ein schlagender Beweis war zudem die drei Jahre vor der englischen Ausgabe der Protokolle ausgebrochene Revolution in Russland. Unter diesen Umständen hatten die allzu wütenden und lautstarken jüdischen Attacken lediglich den Effekt, den Argwohn der Öffentlichkeit noch zu verstärken.  . . .

Einer der beiden namhaftesten britischen Korrespondenten in Moskau, Victor Marsden von der Morning Post, hatte ein Exemplar des Buchs von Nilus nach England gebracht. Marsden war ein anerkannter Russland-Spezialist und stand noch ganz unter dem Eindruck des bolschewistischen Terrors. Letzten Endes gehörte auch er zu dessen Opfern, starb er doch schon bald nach dem Abschluss einer Arbeit, die er offenbar als seine Pflicht betrachtete – der Übersetzung der Protokolle, die er im British Museum vornahm.

Sofort nach ihrem Erscheinen schlug diese Schrift in aller Welt hohe Wellen. Die zwanziger und die frühen dreißiger Jahre waren die letzte Periode, in der man in der Öffentlichkeit sachlich über die jüdische Frage diskutieren konnte. Anfangs war die Debatte frei und lebhaft, doch schon bald gelang es den daran interessierten Kreisen, selbst die leiseste Kritik an Juden als Majestätsbeleidigung darzustellen, und heute wagt es kaum jemand, die Protokolle auch nur zu erwähnen, es sei denn, um sie als „infame Fälschung“ zu geißeln. Dieser vorauseilende Gehorsam seitens der Nichtjuden gehört zu jenen Entwicklungen, die in den Protokollen selbst vorausgesagt werden.

Die erste Reaktion auf die Veröffentlichung der Schrift hatte freilich dem entsprochen, was zu erwarten gewesen war: Man sah in ihnen den handfesten Beweis für eine internationale Verschwörung gegen Religion, Nation, legitime Regierung und Privateigentum.   . . .

In der Times of London vom 8. Mai 1920 erschien zu dieser Frage ein langer Artikel, in dem es unter anderem hieß: „Eine unparteiische Untersuchung dieser angeblichen Dokumente und ihrer Geschichte ist in höchstem Grade wünschenswert. . .”  . . .
In Amerika erklärte Henry Ford: „Die Protokolle schildern zutreffend, was bisher auf der Welt geschehen ist und weiterhin geschieht.“  . . . 

Zwei Jahre nach dem Erscheinen des erwähnten Artikels in The Times wurde der Besitzer der Zeitung von einem ungenannten Arzt in einem fremden Land für verrückt erklärt und seiner Position enthoben . . .
Der Besitzer der Morning Post wurde zur Zielscheibe einer pausenlosen Hetzkampagne, die ihn schließlich zum Verkauf des Blatts bewog; bald darauf stellte es sein Erscheinen ein.
Henry Ford entschuldigte sich 1927 öffentlich bei einem bekannten amerikanischen Juden . . .   Die Kampagne gegen die Protokolle hat seither niemals aufgehört.

Im kommunistischen Russland wurden alle vorgefundenen Kopien vernichtet, und der Besitz des Buchs wurde unter dem Gesetz gegen „Antisemitismus“ zum Kapitalverbrechen erklärt. Fünfundzwanzig Jahre später, nach dem Zweiten Weltkrieg, zwangen die amerikanischen und britischen Besatzungsbehörden die Regierung des okkupierten Westdeutschlands, Gesetze gegen „Antisemitismus“ nach bolschewistischem Muster zu erlassen  . . .

In England wurde der Verkauf des Buchs schon bald nach seinem Erscheinen von den Behörden unter dem Druck bestimmter Kreise zeitweise unterbunden;

In der Schweiz versuchten jüdische Kreise in den dreißiger Jahren, die Protokolle gerichtlich als „Schundliteratur“ einstufen zu lassen; sie gewannen den Prozess zwar, zogen jedoch im Berufungsverfahren den kürzeren.

Bereits Anno 1905 schilderten die Protokolle eine Entwicklung, die in den zwanziger Jahren begann und bis in unsere Tage anhält:
„Durch die Presse haben wir die Macht errungen, Einfluss auszuüben, während wir selbst im Schatten bleiben. . . . Der hauptsächliche Faktor des Erfolges in der Politik ist, dass sie geheim betrieben werden muss; das Wort des Diplomaten darf seinen Taten nicht entsprechen. . . .  Wir werden mit der Presse wie folgt umgehen: . . . Wir werden ihr straffe Zügel anlegen . . .“  . . .

Fassen wir das bisher zu den Protokollen Gesagte zusammen: Die Behauptung, dass sie von jüdischen Weisen stammen, lässt sich nicht belegen und ist deshalb zu verwerfen, was allerdings längst noch nicht heißt, dass es keine Beweise für die jüdische Führung der Weltrevolution gäbe.  . . .

Meiner Ansicht nach sind die Protokolle für jeden, der das vorliegende Thema ernsthaft erforscht, die grundlegendste aller Quellen. Schon 1921 bekundete Lord Sydenham sein Erstaunen über die „unheimlichen Kenntnisse, auf denen die vor unseren Augen in Erfüllung gehenden Prophezeiungen beruhen“; um wieviel größer wäre sein Erstaunen heute, im Jahre 1956, wo ein noch weit größerer Teil dieser Prophezeiungen wortwörtlich in Erfüllung gegangen ist? (Oder in 2019. Anm. H.K.)
Anhand dieses Buchs kann jedermann die Umwälzungen der letzten 150 Jahre verfolgen, jene der kommenden 50 Jahre vorausahnen und im voraus abschätzen, wie stark die „Taten“ der von ihm gewählten Politiker von ihren „Worten“ abweichen werden.

In einem spezifischen Punkt kann ich Lord Sydenhams Urteil, wonach ein großer Teil der in den Protokollen geäußerten Prophezeiungen bereits in Erfüllung gegangen ist, anhand meiner persönlichen Erfahrungen bekräftigen. Bezüglich der Informationskontrolle liest man in den Protokollen:
„Keine einzige Information wird die Öffentlichkeit ohne unsere Kontrolle erreichen. Bereits heute sind wir insofern schon so weit, als alle Nachrichten von einigen wenigen Agenturen empfangen werden, in deren Büros sie aus allen Teilen der Welt eingehen. Diese Agenturen werden dann ganz und gar uns gehören und werden nur das veröffentlichen, was wir ihnen diktieren.“

Diese Schilderung entspricht nicht dem Anno 1905, wohl aber dem heutigen Zustand; als ich 1926 meine Karriere als Journalist begann, hatte diese Entwicklung bereits eingesetzt. Der Strom von „Nachrichten“, mit dem die Öffentlichkeit via die Zeitungen gefüttert wird, stammt von einem runden halben Dutzend Agenturen; wer diese paar Ventile kontrolliert, entscheidet darüber, welche Informationen die Öffentlichkeit erreichen und welche nicht. Der Leser dieser Zeilen kann selbst darüber urteilen, in welch filtrierter Form er Informationen erhält.  . . .

Ein Vergleich zwischen den Protokollen und den Weishaupt-Papieren legt den Schluss nahe, dass beide einer gemeinsamen, viel älteren Quelle entstammen. Ganz unmöglich können sie die Schöpfung eines einzigen Menschen oder auch einer Gruppe von Menschen sein, die zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung gelebt haben, denn die „unheimliche Erfahrung“, die aus ihnen spricht, beruht offensichtlich auf dem gesammelten Erfahrungsschatz von Generationen.  . . .

Das Werkzeug zur Zerstörung der christlichen Nationalstaaten mitsamt ihrer Religion ist der „Mob“. Dieser Begriff wird immer wieder mit schneidender Verachtung als Bezeichnung für die Massen verwendet, denen man öffentlich schmeichelt, indem man sie „das Volk“ nennt.  . . .

Die Macht eines Mobs ist blinde, sinnlose Gewalt, die stets von Einflüsterungen von irgendwelcher Seite abhängt.“ . . .

. . .  Aufschlussreich ist auch folgende Passage aus den Protokollen: „Es ist für unsere Zwecke unerlässlich, dass Kriege nicht zu territorialen Gewinnen führen.“ Dies war in der Tat der zentrale Slogan, dessen sich die politischen Führer Amerikas und Großbritanniens in beiden Weltkriegen bedienten . . .

Das hauptsächliche Ergebnis des Ersten Weltkriegs bestand darin, den revolutionären Zionismus und den revolutionären Kommunismus zu neuen Kräften auf der internationalen Bühne zu machen, ersteren mit dem Versprechen auf eine jüdische Heimstatt und letzteren mit der Schaffung einer kommunistischen Hochburg. Das hauptsächliche Resultat des Zweiten Weltkriegs sah so aus, dass einzig und allein der Zionismus und der Kommunismus „territoriale Gewinne“ erzielten: Der Zionismus bekam den versprochenen Judenstaat, der Kommunismus halb Europa. . . .“

. . . Der Leser mag selbst darüber urteilen, ob diese Schilderung auf gewisse „Regierende“ des Westens in den letzten fünf Jahrzehnten zutrifft. Der Prüfstein ist ihre Einstellung zum Zionismus, der Weltrevolution und der Weltregierung; in späteren Kapiteln werden wir näher auf diese drei Aspekte eingehen. Noch schlagender trifft die Prophezeiung jedoch auf die „Berater“ der „Regierenden“ zu.  . . .

Gewiss, eine Handvoll Eingeweihte vom Schlage Disraelis wussten, dass „die Welt von ganz anderen Menschen regiert wird, als sich jene, die nicht hinter die Kulissen blicken, vorstellen“

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde der nicht gewählte, aber ungeheuer mächtige „Berater“ jedoch zur bekannten öffentlichen Figur. . . .  die kaum ein Hehl daraus machten, dass sie im Land das Sagen hatten.  . . .

Die Protokolle sagten die Herrschaft dieser „Berater“ voraus, als noch kaum jemand begriff, was unter solchen zu verstehen war und die wenigsten ihren Aufstieg in die höchsten Sphären der Macht vorausahnten.
An mehreren Stellen wird in den Protokollen hervorgehoben, dass das erste Ziel in der Vernichtung der herrschenden Klasse (der „Aristokratie“, wie es 1905 noch hieß) sowie der Zerstörung des Privateigentums mittels Aufstachelung des „Mobs“ bestand.  . . .

“. . .  Wir haben die persönlichen und nationalen Gegensätze zwischen den Völkern verschärft und religiösen sowie rassischen Hass im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte so geschürt, dass er riesige Ausmaße annahm. . . . Wir sind zu stark, an unserer Macht führt kein Weg vorbei. Die Nationen können nicht einmal ein unbedeutendes privates Abkommen schließen, ohne dass wir dabei heimlich die Hand im Spiel haben . . .” –  Dies ist das erste Geheimnis.

Das zweite Geheimnis, das für den Erfolg unserer Regierung vonnöten ist, besteht in Folgendem: Es gilt nationale Schwächen, Gewohnheiten, Leidenschaften . . . dermaßen zu mehren, dass niemand mehr begreifen wird, wo er in dem dadurch heraufbeschworenen Chaos steht, so dass die Menschen einander dann nicht mehr verstehen werden . . . Mit all diesen Mitteln werden wir die Völker so zermürben, dass sie gezwungen sein werden . . . eine Superregierung zu bilden . . .“

. . . In den Protokollen wird mehrmals hervorgehoben, dass die Aufhetzung des „Mobs“ gegen die herrschende Klasse das effizienteste Mittel zur Zerstörung von Staaten und Nationen sowie zur Erringung der Weltherrschaft darstellt.  . . .   (Bitte mit heute, 2019, vergleichen. Anmerkung von H.Koch)

Auch die Strategie von Karl Marx findet in den Protokollen ihren Widerhall:

„Die Aristokratie der Völker als politische Kraft ist tot . . . aber als Landbesitzer können sie [die Aristokraten] uns immer noch gefährlich sein, weil sie sich mit allem Lebensnotwendigen selbst versorgen können. Deshalb ist es für uns um jeden Preis erforderlich, sie ihres Bodens zu berauben . . .  Wir arbeiten darauf hin, dass die Industrie sowohl die Arbeitskräfte als auch das Kapital vom Land abzieht und auf dem Wege der Spekulation alles Geld der Welt in unsere Hände transferiert . . .“

In seinem Kommunistischen Manifest äußerte sich Karl Marx in gleichem Sinne. Zwar erklärte er, das Wesen des Kommunismus lasse sich in einem einzigen Satz zusammenfassen – „Abschaffung des Privateigentums“ –, fügte jedoch gleich hinzu, dieses Prinzip beschränke sich auf die Konfiskation des Landes, und deutete an, dass andere Formen des Privateigentums bewahrt werden sollten. (Als man den Marxismus später in die Praxis umsetzte, wurde freilich alles Privateigentum beschlagnahmt, doch geht es hier um die auffallenden Parallelen zwischen den Protokollen und der ursprünglichen Strategie von Karl Marx.)

Ein besonders interessanter Satz aus den allerspätestens im Jahre 1905 schriftlich fixierten Protokollen lautet wie folgt: „Wenn heute irgendwelche Staaten gegen uns protestieren, dann geschieht dies nur pro forma, mit unserer Genehmigung und auf unseren Hinweis, denn ihr Antisemitismus ist für uns unerlässlich, um unsere geringeren Brüder unter Kontrolle halten können.“

Ein Kennzeichen unserer Ära besteht in der Art, wie der Vorwurf des „Antisemitismus“ gegen ein Land nach dem anderen erhoben wird, wobei das angeklagte Land automatisch zum Feind im nächsten Krieg wird. Der eben zitierte Satz aus den Protokollen müsste einen verständigen Menschen dazu veranlassen, den regelmäßigen Berichten über antisemitische Strömungen im kommunistischen Russland oder anderswo mit gehöriger Skepsis zu begegnen.  . . .

. . . In den Weishaupt-Papieren wird die Freimaurerei als beste „Tarnung“ für die Agenten der Verschwörung bezeichnet, während die Protokolle als „Tarnmantel“ den Liberalismus empfehlen: „Als wir das Gift des Liberalismus in den Staat einführten, erfuhr seine ganze politische Gestalt einen Wandel. Die Staaten wurden von einer tödlichen Krankheit befallen, einer Blutvergiftung. Ihnen bleibt nichts weiter übrig, als auf das Ende ihres Todeskampfs zu warten.“ . . .
Die Regime unseres Jahrhunderts, an deren Spitze ein „großer Bruder“ steht, werden in folgender Passage treffend geschildert: „Unsere Regierung wird dem Anschein nach die patriarchalische, väterliche Vormundschaft unseres Herrschers sein.“  . . .  Auch die republikanische Staatsform ist nichts weiter als eine „Tarnung“.   . . .

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde der jeweilige amerikanische Präsident in diesem Sinne tatsächlich zum „diktatorischen Premierminister“: Er erklärte den „Ausnahmezustand“, mit der Begründung, zur Erringung des Sieges sei es unabdingbar, ihm ein großes Maß an Entscheidungsbefugnissen zu gewähren, die er nach dem Ende des „Ausnahmezustandes“ wieder an das „Volk“ abtreten werde.  . . .

Auch diese Anno 1905 oder früher getätigte Prophezeiung war, um die Formulierung Lord Syderhams aufzugreifen, von „tödlicher Präzision“. In beiden Weltkriegen haben amerikanische Präsidenten so gehandelt. Sie usurpierten das Recht, Kriege zu erklären und zu führen . . . 

. . . Das Endziel sieht wie folgt aus: „Wir müssen erreichen, dass es in allen Staaten der Welt außer uns selbst lediglich die Massen des Proletariats, ein paar unseren Interessen ergebene Millionäre, Polizisten und Soldaten gibt . . . Die Anerkennung unseres Despoten . . . wird kommen, wenn die durch die Unordnung und Inkompetenz ihrer Herrscher . . . völlig zermürbten Völker rufen werden:
‚Weg mit ihnen, gebt uns einen König über die ganze Erde, der uns einigen und die Ursachen der Zwistigkeiten – Grenzen, Nationalitäten, Religionen, Staatsschulden – beseitigen wird, der uns Frieden und Ruhe bescheren wird, die wir unter unseren Herrschern und Volksvertretern nicht finden können.“

. . .  Die Autoren der Protokolle mögen Juden, Nichtjuden oder sogar Judengegner gewesen sein; letzten Endes ist diese Frage bedeutungslos.

Zum Zeitpunkt seiner Drucklegung war das Werk gewissermaßen das Drehbuch eines noch ungespielten Dramas; heute läuft dieses schon seit fünfzig Jahren, und sein Titel lautet Das Zwanzigste Jahrhundert. Die in ihm auftretenden Charaktere huschen über die zeitgenössische Bühne; sie spielen die ihnen zugewiesenen Rollen, und die Handlung des Dramas läuft bisher streng nach dem Drehbuch ab.

Wie es ausgehen wird, ist freilich noch ungewiss; es kann plangemäß oder mit einem Fiasko enden. Wir haben es mit einem ungeheuer ehrgeizigen Plan zu tun, dem meiner Ansicht nach kein Erfolg beschieden sein kann. Doch existiert er seit wenigstens 180 Jahren, vermutlich sogar schon sehr viel länger, und die Protokolle stellen ein zusätzliches Glied in einer immer länger werdenden Kette von Beweisen dar:
Die Verschwörung, deren Ziel die Errichtung der Weltherrschaft mittels eines universalen Sklavenstaates ist, existiert; sie heute unter Kontrolle zu bekommen oder ihre Verbreitung zu blockieren, ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn die Dynamik, die sie gewonnen hat, bedingt, dass sie entweder ihr Ziel erreichen oder vollkommen zerschmettert werden muss. In beiden Fällen wird sie unermessliche Zerstörungen anrichten, unter denen die Menschen jener künftigen Epoche aufs Schwerste zu leiden haben werden.
Douglas Reed, 1956

ANHANG
Wegen der Überlänge des kompletten Buches DER STREIT UM ZION von ca. 500 DIN A4 Seiten habe ich eine Unterteilung in vier Gruppen unternommen. Auch die Hervorhebungen im Text sind von mir. Horst Koch, Herborn, im Frühjahr 2013. 
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– Tief erschrocken wegen seiner aktuellen Erfüllung, neu durchgesehen und nochmals gekürzt,  im Herbst 2019

Sehr zu empfehlen ist D. Reeds einziges deutsches Buch Der grosse Plan der Anonymen, siehe evtl bei www.amazon.de
Dies Buch hilft sehr zu einem guten Hintergrundverständnis unserer europäischen Nachkriegsgeschichte, und natürlich auch betreffs unserer heutigen politischen Situation. . . . , siehe:
https://horst-koch.de/wp-admin/post.php?post=3612&action=edit

www.horst-koch.de – info@horst-koch.de

DER STEIT UM ZION

Teil 1:
Kapitel 9 Der Aufstieg der Pharisäer

Kapitel 10 Der Mann aus Galiläa

Kapitel 12 Licht und Finsternis
Kapitel 15 Der Talmud und die Ghettos

Kapitel 16 Die Sehnsucht nach dem Messias


Kapitel 18  Napoleon stellt die Gretchenfrage

Teil 2:
Kapitel 19 Die Weltrevolution

Kapitel 20 Der Plan

Kapitel 21 Die Warnungen Disraelis

Kapitel 22 Die Manager

Kapitel 24 Die Geburt des Zionismus

Kapitel 25 Die Zionistische Weltorganisation
Kapitel 26 Die Häresie Dr. Herzls

Kapitel 27 Die „Protokolle“

Teil 3:
Kapitel 30: Erster Weltkrieg


Kapitel 32: Abermals die Weltrevolution:
Kapitel 43 Der zionistische Staat

Teil 4:
Kapitel 44 Das Weltinstrument
Kapitel 45 Die jüdische Seele
Kapitel 46 Die kritischen Jahre









Deutschland, quo vadis?

Peter Helmes

Deutschland, quo vadis?

Der Öko-Neo-Marxismus und die Zerstörung unserer Demokratie

– Hier als gekürzter Beitrag. Horst Koch, im Februar 2019 –

DAS sind die ENDZIELE des Masterplans der NEUEN IDEOLOGIE, die auf die Linksdenker Habermas, Derrida, Schellnhuber, Edenhofer u.v.m. zurückzuführen sind.

Diese überaus gefährliche, antidemokratisch-totalitäre neue Ideologie und ihr „Masterplan“ von „einer großen Transformation“ wurde im Zusammenwirken aller links-unterwanderten Welt-Organisationen entwickelt und (in Deutschland) seit 2011 formuliert von neomarxistisch rot-grün agierenden Ideologen wie Schellnhuber, Leggewie, Edenhofer und vielen anderen, die selbst vor einer Instrumentalisierung von Papst Franziskus nicht zurückschreckten, der Edenhofers und Schellnhubers vorformulierte und diktierte Texte kritiklos übernommen hat in seiner Enzyklika Laudato-Si.

“Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation”

So lautet der Titel der 2011 von Prof. Schellnhuber publizierten Ideologie-Schrift des rot-grünen Neo-Marxismus und seiner ideologischen Wegbereiter . . .

Al Gore, immerhin bekennt sich – so wie fast alle hochrangigen „Democrats“ in den Vereinigten Staaten – ganz offen zum Neomarxismus der Frankfurter Schule und zu Adorno und Habermas.
Das sind also alles handfest bewiesene Tatsachen und keine „Verschwörungstheorien“; denn Al Gore sagt das alles selbst von sich.

Was soll sich ändern in der „großen Transformation“?

Und warum soll unsere früher geltende, unsere Freiheit garantierende repräsentative Demokratie mit ihrem Wohlstand für alle sichernden Wirtschaftssystem der Sozialen Marktwirtschaft ersatzlos gestrichen und durch ein rot-grünes totalitäres System ersetzt werden, in dem unsere Freiheit abgeschafft und unsere blühende, Wohlstand für alle garantierende Wirtschaft systematisch für immer vernichtet wird?


Um die Ideologie der „großen Transformation“ durchsetzen zu können, waren im Vorfeld bis heute zum einen Angstszenarien als „Vehikel“ der Transformation erforderlich, Angst und Hysterie erzeugende Lügen vom Weltuntergang, wie wir es sonst nur von einzelnen Sekten kennen.  . .
 .

Die Schellnhuber-Ideologie strebt die KONTROLLE ALLER bisher gesellschaftlich relevanten politischen INFRASTRUKTUREN in unserer Demokratie an, die es politisch zu erobern und zu transformieren gilt, wobei ihm jedes Mittel recht ist!

Früher stand in unserer alten Bundesrepublik Deutschland JEDER EINZELNE MENSCH, JEDER EINZELNE BÜRGER im MITTELPUNKT ALLER POLITIK – und die Würde eines JEDEN MENSCHEN war unantastbar.

Leonardo da Vincis „vitruvianischer Mensch“ prägt seit der Renaissance das Ziel einer jeden freiheitlichen Politik: DER MENSCH STEHT IM MITTELPUNKT ALLER BEMÜHUNGEN – Jeder einzelne Mensch ist wichtig, jedes Individuum, jeder von uns!

Mit der wissenschaftlich unhaltbaren Lüge vom menschengemachten Klimawandel und parallel mit der Leugnung eines Schöpfergottes (Schellnhuber und alle Neomarxisten sind Agnostiker bzw. Atheisten) wird die Stelle, an der bisher „Gott“ stand, neu besetzt durch die „Natur“, „Mutter Erde“, „Göttin Pachamama“ (= „Mutter Welt“) usw.


Wenn die „Natur“ unser Schöpfer ist, dann ist selbstverständlich nun die NATUR das absolut Höchste, was es zu heiligen gilt. Der Mensch „verliert“ seine Sonderstellung innerhalb der Natur mit all ihren Geschöpfen und muß sich folglich einreihen in die Familie der „Menschenaffen“, denen Peter Singer (australischer Philosoph und Ethiker) und die UNO die Deklaration der Rechte der Menschenaffen zukommen lassen wollen.


Der Mensch verliert seine Würde, die bisher so definiert wurde, daß die Würde des Menschen alles das war, was uns unser Schöpfergott als Geschenk zukommen ließ: z.B. unser Leben, das deshalb unantastbar war.


Ohne Gott können wir nur auf unser Recht auf Leben pochen, wenn das irgendwann einmal mehrheitlich so bestimmt wurde. Bis dahin haben wir – ohne Schöpfergott – kein Recht auf Leben. Denn die „Natur“ hat keine „personale Struktur“.


So sehen wir: Die Frage nach dem Schöpfergott ist eine höchst politische Frage und hat weniger mit „Religion“ zu tun, als viele von uns meinen.

An dieser Stelle bringt Schellnhuber sein Bild vom „sinkenden Schiff“, auf dem das Wohlergehen der Menschen (der Passagiere) keine Rolle mehr spielt, wenn es nicht gelingt, das Schiff (Erde) vor dem Absaufen zu retten.


Also muß – nach Schellnhuber – die Sonderstellung des Menschen in dieser Welt mit all seinen Lebens- und Freiheitsrechten dahingehend korrigiert werden, daß der einzelne Mensch eigentlich – im Vergleich zur Natur und zur Erde – auf einer Stufe mit Tieren steht und nur nachrangig Beachtung genießen darf.


Schnell sind wir dann bei der „biologischen Gattung“ Mensch, dem man seine Sonderstellung unter allen anderen Geschöpfen absprechen muß. . . .



Die Klimalüge ist nur der Aufhänger, mit dem die NEUE REVOLUTION unter Verwendung längst überholter totalitärer neomarxistischer Links-Grün-Ideologien durchgesetzt werden soll.


Je schneller wir alle diese Taktik der grün-linken Ökofaschisten und Klima-Schreier begreifen, desto schneller erlangen wir unsere wahre Demokratie, wie wir sie bis 1989 genießen durften, wieder zurück – einschließlich des Wohlstands aller Deutschen, der sich nur aus einem Wachstum der Wirtschaft ergibt.


Wenn uns das alles nicht gelingt, führt das zur Verelendung der Massen, zu sozialem Abstieg, zu einem grün-roten, elitären Funktionärswesen, in dem Wenige die diktatorische Macht über alle anderen ausüben.


Schon einmal bemühte Schellnhuber zeitlich begrenzte und immer mal vorkommende Ereignisse wie das „Ozonloch“ oder das „Waldsterben“, um zu behaupten, daß dies anthropogen, also menschengemacht, sei.

Seit die damalige Umweltministerin Künast 2003 lapidar in einer Pressekonferenz feststellte, daß das Waldsterben nirgendwo mehr zu sehen sei und daß sich die Wissenschaftler geirrt hätten, wenn sie behaupteten, daß das durch einen Klimawandel zustande kam oder sogar menschengemacht sei, seit diesem Tag hört man nichts mehr vom Waldsterben, außer, daß Deutschland die gesündesten Wälder in der ganzen EU zu verzeichnen habe. Und Künast ermunterte alle Deutschen, mal wieder im gesunden Wald spazieren zu gehen.  . . .

Man muß kein Prophet sein, um voraussagen zu können, daß sich das Horrorszenario“ vom „Klimawandel schon in Kürze in Analogie zum „Waldsterben“ als Seifenblase des „Irrtums“ entpuppen wird, nachdem uns der ganze Spaß Billionen von Euro gekostet haben wird, was mit daran schuld ist, daß Millionen von wehrlosen Kindern in der Welt verhungern müssen.  . . .

So sagt Schellnhuber, daß für die große Transformation nur noch ein sehr kleines Zeitfenster übrig bleibt, daß dies letztlich auch alles gelingt. Sagt er das, weil er schon heute weiß, daß sich seine Behauptungen vom menschengemachten Klimawandel ebenso in Luft auflösen werden wie die Lügen vom menschengemachten Waldsterben?


Um seine diktatorische Kontrolle über uns Individuen erreichen zu können, muß Schellnhuber als Chefideologe der „großen Transformation“ schnellstmöglich in vielen gesellschaftspolitisch relevanten Bereichen unserer Demokratie „transformierend“ eingreifen – so glaubt er das jedenfalls: z.B. muß er unsere freie Bewegungsmöglichkeit massiv einschränken.


Dabei geht es Schellnhuber nicht um Klima- oder Umweltschutz, sondern um die
die Alleinherrschaft einiger „Öko-Faschisten“ über uns freiheitlich-demokratisch denkende und handelnde Bürger.


MOBILITÄT
Durch Fahrverbote und Abschaffung aller PKW mit Verbrennungsmotor bis 2028 will er mittel- bis langfristig jeden Individualverkehr auf größeren Strecken unmöglich machen. Übrig bliebe dann nur das Fahrrad oder die Fortbewegung „per pedes“.


Luxemburg wird der erste EU-Staat sein, der seine Bürger – unter Verzicht auf ihren PKW – kostenlos mit kollektiv zu nutzenden Bussen und Bahnen fahren läßt (ab Januar 2020).


Die Einschränkung der individuellen Mobilität führt zur Unbeweglichkeit der Bürger und bindet sie ans Haus, an die Wohnung, an den urbanen Raum, wohin alle Bürger im Rahmen der Urbanisation umgesiedelt werden sollen.


Das bedeutet: Gleichschaltung der Meinungen und der Bildungsinhalte durch politische Indoktrination und Propaganda, durch staatlich diktierte und kontrollierte TV-Sendungen, deren manipulative Kapazitäten gezielt eingesetzt werden zur „Umerziehung“ des „einfachen Volkes“, das nur durch Manipulation und Medienherrschaft „in den Köpfen aller“ zu realisieren sei – und dann „Konsensus“ genannt wird.

Früher kannten wir die Diskussion um ein spezielles Thema, den Diskussionsleiter, der neutral darauf achten sollte, daß alle verschiedenen Meinungen geäußert und gehört werden konnten, und den Kompromiß, die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner . . .


Heute wurde die Habermas’sche Diskurs-Konsens-Ethik eingeführt.
Ein vorher bestimmter und auf den „Konsensus“ im Vorfeld schon eingeschworener Moderator erlaubt den am Diskurs Beteiligten, ihre Meinung System-immanent kund zu tun, um dann einen permanent gültigen, nicht mehr veränderbaren Konsensus als „gültig für immer“ festzulegen.


Manche der Kritiker sprechen deshalb auch von dem diktatorisch festgelegten Konsensus am Ende von Diskursen, ein Konsensus, der nie mehr angezweifelt werden darf und automatisch allgemeingültige Wahrheit, „Konsens-Wahrheit“, wird.  . . . 


URBANISIERUNG

Umsiedlung der Landbevölkerung in die Stadt – Urbanisierung als Mittel der Kontrolle des Staates über das Handeln aller Menschen und deren Lebensgewohnheiten.
Abschaffung v. Ackerbau und Viehzucht (weil die methanhaltigen Darmgase der Kühe den Klimawandel verursachen!).
Aufforstungsprogramme für Agrarflächen als Maßnahme zur „Dekarbonisierung“, zur Eliminierung des angeblich fürs „Klima“ so gefährlichen Spurengases Kohlenstoffdioxid.


In Wirklichkeit führen diese Maßnahmen zu:

Umstellung, Kontrolle und staatlichem Diktat der individuellen Ernährung letztlich hin auf eine rein VEGANE Ernährung – gemäß der „Global Ethic“ des „Vaters der Veganer“, des Ethik-Papstes aller Grünen, des Euthanasie-Predigers Peter Singer, der die straffreie Tötung behinderter, wehrloser Kleinkinder bis zum Erreichen des ersten Lebensjahres gesetzlich verankert sehen will innerhalb der neuen Ideologie von der „großen Transformation“.


Ausnahmen beim Fleischkonsum sind nur vorgesehen für Millionen Muslime, die weiterhin Hühner schlachten und Lämmer brutal schächten und essen dürfen. … und Muslime und Juden werden als Säuglinge weiterhin ohne Betäubung oder oft unter nur unzureichender Betäubung beschnitten!

ENERGIE
Bereitstellung unserer Energien nur noch aus “erneuerbaren” Energien” – außer der umweltfreundlichen, sauberen Kernenergie, die ja nach Wiederaufbereitung auch „erneuerbarer Energie entspricht.


Vorgesehen sind:
Energiegewinnung aus Windkraft, Solarenergie (und vielleicht auch aus Wasserkraftwerken oder Tidenhub-Kraftwerken – aber das ist in großem Stil bisher nicht in Sicht! Warum nicht?).
Schellnhuber stellt sich im Gutachten WBGU 2011 übrigens NICHT gegen die Nutzung der Kernkraft. Er schreibt lediglich, daß die Kernkraft, die ohne Zweifel technisch sehr, sehr sicher gestaltet werden kann, am Ende betriebswirtschaftlich zu teuer kommt.  . . .

Ob er das heute noch einmal so schreiben würde, wage ich zu bezweifeln. Es zeigt aber auch die Willkür Schellnhubers bei seinen Behauptungen und seine absolute Unzuverlässigkeit, die er bereits unter Beweis gestellt hat, als er 1992-1994 noch behauptete, daß eine mittlere Temperaturerhöhung auf diesem Planeten von nicht mehr als vier Grad Celsius angestrebt werden solle, was – „wissenschaftlich bestens und fehlerfrei erforscht“ – voll und ganz ausreichen würde, um den sonst drohenden Klimawandel abzuwehren.

Von 2007 bis zu „Kattowitz 2018“ sagte er, daß zwei Grad Erwärmung nicht überschritten werden sollten, und ging in Kattowitz mit seiner Temperaturgrenze auf 1,5 Grad Celsius runter – alles immer bestens wissenschaftlich belegt, wie er sagt. . . . 


Radikale Umstrukturierung der Marktwirtschaft und Abschaffung des Mittelstandes

Umbau unserer Wirtschaftsstrukturen – weg von der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen.

Nach Schellnhuber soll die große Transformation möglichst schnell stattfinden, möglichst so schnell, daß die Bevölkerung diese Transformation erst bemerkt, wenn sie europaweit schon längst festzementiert wurde u.a. durch EU-Gesetze . . .


Parallel hierzu sollte das Prinzip Brot und Spiele von den Medien ausgebaut werden fürs Volk, zur Schwächung jeder Opposition . . .
Deshalb werden wir überflutet von den Medien mit „Fußball-Sommermärchen“, mit Kriminalserien (von Tatort bis zu den SOKO-Filmen), mit „Pilcher“-Filmen, Traumschiff-Serien, Kochsendungen, „Bares für Rares“ u.v.m.


Die wenigen politischen „Gesprächsrunden“ in den Öffentlich-Rechtlichen Medien werden nach den Habermas-Kriterien von „Diskurs und Konsens“ strukturiert und manipuliert – mit einem vorher inhaltlich längst auf die große Transformation eingeschworenen Moderator, dessen einziges Ziel die Hinführung zum längst vorher feststehenden „Konsensus“ ist. Hierfür bemühen manche sogar einen „TV-Sender-eigenen Fakten-Check“, der genauso manipulativ durchgeführt wird wie die ausgestrahlte Sendung. Hinzu kommen die Regeln der political correctness . . . 


So soll in der Bevölkerung ein kollektives neues Bewusstsein geschaffen werden, in dem niemand mehr wagt, den ideologischen Zielen der „großen Transformation“ zu widersprechen.


Davon zeugte schon Anfang des neuen Jahrtausends die unerträglich antidemokratische Intoleranz gegenüber Andersdenkenden wie Eva Hermann, Thilo Sarrazin und viele seitdem in den Medien unerwünschte und an den Pranger gestellte „personae non gratae“.  . . . 


KOLLEKTIVISMUS statt Individualismus/Personalismus 

Unterordnung der Bürger und Einfügen in KOLLEKTIVE Gruppen, in denen der Einzelne sich dem Kollektiv unterzuordnen hat und alle individuellen Strömungen des Denkens und Handelns zu unterdrücken sind.

Beispiel: Einschränkungen der individuellen Mobilität zugunsten kollektiv nutzbarer Fortbewegungsmittel u.v.m.

– Zensur aller Kommunikationssysteme – Internet/TV/Presse/E-Mail/Telefon –

– Gesundheit und generell Versorgung bei Krankheit, Pflegebedürftigkeit –

– Durch weitere Sparprogramme sollen diese Systeme offensichtlich völlig unfähig gemacht werden, Gesundheit zu fördern, Krankheiten adäquat zu bekämpfen
– und die Lebenserwartung der Bevölkerung soll wohl drastisch reduziert werden auf deutlich unter 100 Jahre Lebenszeit.  . . .

– Geburtenkontrollen: Neueste Entwicklung
Internet-Werbung von Ärzten, die Abtreibungen vornehmen, soll demnächst straffrei ermöglicht werden. . . .
Die Geburtenkontrolle, die seit Anfang der Siebziger Jahre mit Pille, Kondom, Abtreibung usw. breit publiziert wurde, hat mittlerweile zu Riesenproblemen und Beitragslücken im Rentensystem geführt durch die jetzt nachrückenden geburtenschwachen Jahrgänge usw.

– Euthanasie behinderter Kinder (Peter Singer) – Der „Grünen-Ethiker“ und „Vater der Veganer-Bewegung“ Peter Singer propagiert die straffreie Tötung behinderter Kinder bis zum Erreichen des ersten Geburtstags.

– Freigabe von Drogen – Rauchen von Haschisch soll überall erlaubt werden.
Aber: jetzt gibt es dank der rot-grünen Politik in den EU-Gremien ein vielerorts existierendes Zigaretten-(rauch)Verbot.


MIGRATION
auch, damit die vom Paneuropa-Union-Gründer Coudenhove-Kalergi geforderte eurasisch-negroide Rasse (die Formulierung stammt v. Coudenhove-K.) weltweit die Vorherrschaft unter allen Bevölkerungsgruppen übernimmt – einschließlich vieler mit Demokratie und Christentum inkompatibler Religionen wie dem Islam mit seinen menschenverachtenden totalitären Scharia-Gesetzen.


Das alles soll letztlich dem Ziel dienen, die Nationalstaaten so rasch wie möglich zu zerstören. 
. . .

. . . und die Migrationspolitik erleichtert die Schaffung einer aus wenigen Diktatoren bestehenden rot-grün-ideologisierten Weltregierung. 

Hieran besonders interessiert sind mächtige, weltweit agierende Banken und Märkte, Freimaurerlogen, der Club of Rome, die bereits rot-grün-sozialistisch unterwanderten, weltweit operierenden Organisationen wie die UNO, die WHO, die Weltbank, die UNESCO und UNICEF, der WWF – u.v.m.

Trinkwasserkontrolle IN EINER HAND 

eine der wichtigsten Forderungen des 2014 verstorbenen ehem. Präsidenten aller Welt-Regierungs-Konferenzen nach 1990, Maurice Strong, der bereits laut darüber nachdachte, die weltweite Trinkwasserkontrolle in die Hände von Konzernen zu geben, die weltweit operieren – wie z.B. „Nestlé“- und in die Hände der UNO. . . .


Strafen und Sanktionen gegen die Opposition
Verstöße gegen die neue ideologisch rot-grün-sozialistisch gefärbte „Weltordnung“ der „Großen Transformation“ werden wohl in Kürze mit drastischen Strafen belegt.  . . 
.

Abschaffung des Bargelds
Bargeldlose Zuteilungs- und Verteilungs-Gesellschaft von oben nach unten – das garantiert „Transparenz“ und bessere Steuerbarkeit bei allem, was der „gläserne“ Bürger mit seinem erzielten Einkommen privat alles so kauft. . . .



Zerstörung der Familie

Anfeindung bestimmter Religionen wie Judentum und Christentum, die die westeuropäische Kultur über Jahrhunderte prägten .

Dafür jetzt: Förderung des Islam mit seiner Scharia als Gegenpol gegen Christen- und Judentum. Aber hier ergeben sich über kurz oder lang Konflikte mit Genderismus und Feminismus.


UNO-Menschen-Rechtserklärung

Aufhebung aller Elternrechte – Das Erziehungsrecht und das Bildungsmonopol liegen ab sofort allein in Händen des “Staates” bzw. der “Weltregierung”.  . . .

Vernichtung der deutschen Auto-Industrie zur Schwächung der Wirtschaftskraft Deutschlands

– und letztlich Abschaffung und Verhinderung individuell frei planbarer Mobilität und Aberkennung des Rechts auf freie, staatlich nicht kontrollierte Mobilität

– Schädigung und Bekämpfung jedweder existierender kapitalistischer Wirtschaft – vorrangig Zerstörung unserer sozialen Marktwirtschaft!
– Vernichtung und Entmachtung privat geleiteter Schlüssel-Industrien und Kampf gegen kapitalstarke Unternehmen sowie Abschaffung des Mittelstands!

– Kontrolle jeder Energiebereitstellung und Verwendung durch die Regierungsmacht.
– Unsinnige Windkraft-Mühlen, die ganze Gattungen von Tieren vernichten durch den von den Windmühlen erzeugten Infraschall, der über zwanzig Kilometer alle Infraschall-gesteuerten Kommunikationssysteme der Tiere zerstört, was zu einem hohen Prozentsatz mit schuld sein soll am Aussterben der Bienen in Deutschland, deren durch Infraschall erzeugter Schwänzeltanz durch Windmühlenschall restlos zerstört wird, so daß sie nicht mehr zu ihrem Bienenstock zurückfinden und tausende von Bienenvölkern sterben.
– Daß diese Windmühlen tausende von seltenen Greifvögeln (z.B. Milane) „schreddern“ und daß sie verhindern, daß Brieftauben in den heimischen Taubenschlag zurückfinden, ist mittlerweile allseits bekannt.

– Zugvögel kommen von ihrer Flugbahn ab, und zahllose Bürger erleiden massive gesundheitliche und psychische Schäden durch diese Infraschall-Dauerbelastung.

Alles das wird von den neomarxistischen „Klima-Ideologen“ geleugnet, weil „nicht sein kann, was nicht sein darf“. Wissenschaftliche Wahrheit ist nur das, was der Ideologie dient an der Macht zu bleiben.

Ziel der „großen Transformation“:
* Die Macht- in den Händen weniger rot-grüner Klima-Ideologen
* Die Vernichtung aller wahrhaft demokratischen Regierungssysteme weltweit – jeder einzelne Mensch muß in eine absolute Abhängigkeit hineingeführt werden von der (Welt-) Regierung – beginnend bei der Europäischen Union . . .

Der Staat entpuppt sich als angeblich um jeden Bürger besorgte „Über-Mutter“.
  . . .
Am Ende der Fahnenstange steht dann die Behauptung: „Ihr benötigt kein Einkommen, kein Vermögen mehr für eure existentielle Sicherheit. Wir geben euch – in unserem neomarxistischen Verteilungsstaat – alles das, was Ihr zum Leben benötigt. Dabei bestimmen WIR, was jeder Einzelne wirklich benötigt!“

Aufhebung und Vernichtung jeder individuellen Freiheit und jeder Kreativität der einzelnen Personen

Das ist das Ziel derjenigen, die diese neue Ideologie von der „großen Transformation“ über Jahre hinweg seit Anfang der Neunziger Jahre entwickelt haben, allen voran H. J. Schellnhuber.


Hierbei wird völlig vergessen oder verschwiegen, daß die größte Ressource auf diesem Planeten die „Ressource Mensch“ ist – der Mensch, zu kreativem Handeln befähigt, intelligenzbegabt, mit unendlich vielen wertvollen Ideen und Gedankengängen. Diese Masse an Menschen garantiert ein wesentlich besseres, intelligenteres Handeln als eine Handvoll arroganter Politiker, die glauben, im Denken allen anderen Bürgern weit überlegen zu sein.

Stoppt den Verbots-Staat! Stoppt die grüne und die rote VERBOTSPARTEI! 


Wir sind nicht Eure „dummen Kinder“, und ihr habt kein Recht, euch als autoritäre Oberlehrer aufzuspielen. . . .

Gebt uns Parteien und Institutionen, die uns erlauben, in größtmöglicher Freiheit zu leben – nach unseren Vorstellungen. Und gebt uns endlich diese Freiheit wieder zurück, die Ihr uns geraubt habt!
Angela Merkel, damals Umweltministerin im Kabinett Kohl, machte bereits 1994 diesen Schellnhuber zu ihrem politischen Chef-Berater und erteilte ihm seitdem die Aufträge und Freiheiten zur Erstellung unzähliger besthonorierter Gutachten und Polit-Papiere.  . . .  . . .

Hätten nur mehr Menschen in den zwanziger und dreißiger Jahren die Schriften der Nazis gelesen – von Hitlers „Mein Kampf“ bis hin zu Alfred Rosenbergs „Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts“ (in diesem Buch beschrieb Rosenberg die nationalsozialistische „große Transformation“), dann wäre uns so manches erspart geblieben, wenn wir rechtzeitig gegen diese wissenschaftlich unhaltbaren Lügen von der „Arischen Rasse“ oder der „Blut-und-Boden“-Politik entschieden gekämpft hätten.


Niemand soll mir erzählen, dass Angela Merkel in diesen neomarxistischen ideologischen Strudel unwissend hinein geraten sei aufgrund ihres „naiven Denkens“.

Nein! Diese Frau ist nicht dumm, nicht naiv, sondern sie ist hochintelligent und wurde bisher katastrophal unterschätzt, nur ist sie leider keine die deutsche Demokratie verteidigende Patriotin, die täglich ihren Amtseid durch Demokratie-fördernde Taten für Deutschland unter Beweis stellt. 


Ganz im Gegenteil! Sie wird als die Kanzlerin in die Geschichte eingehen, die Deutschland massiv geschadet hat. 


Wir alle wissen, daß sie in Honeckers „BDM“, sprich FDJ, eine Führungsrolle innehatte – wir kennen das Kürzel „IM Erika“ – und wir alle wissen, daß sie entgegen dem Flüchtlingsstrom „raus aus der DDR“ mit ihren Eltern von der freien Bundesrepublik in die stalinistisch geprägte Ulbricht-DDR übersiedelte.

Auch hier empfehle ich das Studium der Biographie dieser Dame, die wesentlich an der Demokratie-feindlichen Entwicklung hin zum Neomarxismus in Deutschland eine Mitschuld hat.


Innerhalb der CDU und in weiten Teilen der SPD sowie bei fast allen Grünen haben sich viele dieser Polit-Funktionäre – von Röttgen über Altmaier bis Kramp-Karrenbauer – Schellnhubers freiheitsfeindlichen Ideen angeschlossen.


Um unsere Demokratie restlos zu vernichten und durch das diktatorische Konzept von der neomarxistisch-grünen „großen Transformation“ zu ersetzen, verwenden die Feinde der Demokratie von Schellnhuber bis zu Edenhofer strategisch-antidemokratische Mittel in dialektischer Salami-Taktik – Schritt für Schritt – und weichen kurzfristig und vorübergehend auch mal wieder einige Zentimeter von ihren End-Zielen ab, wenn sie merken, daß die Bevölkerung auf dem Marsch in die Unfreiheit nicht weiter mitmachen will.

So schlug Merkel vor, keine Fahrverbote für Diesel in unseren Städten zuzulassen, wenn der von der DUH – Deutsche Umwelthilfe unwissenschaftlich und rein politisch festgelegte Grenzwert von 40 µg Feinstaub pro Kubikmeter Luft nicht ganz erreicht werden sollte und stattdessen knapp unter 50 µg pro Kubikmeter Luft liegt.

Das führte zu einer kurzfristigen Beruhigung der erhitzten Gemüter, wird aber nicht lange vorhalten; denn Merkels minimales Entgegenkommen in Richtung der frei denkenden Bürger wird nicht von langer Dauer sein.
Aber niemand – schon gar nicht Merkel – stellt die Legitimität und das politische Mandat der DUH in Frage oder tritt den Schellnhuber-Ideologien energisch entgegen!


Auffallend sind im Verhalten des PIK und des IPCC (Internationaler Klimarat) sowie der „Schellnhuber-Gefolgschaft“ im WBGU besonders folgende Angriffspunkte gegen den freiheitlich-demokratischen Rechts-Staat und gegen die Soziale Marktwirtschaft, die uns durch stetes Wirtschaftswachstum vor allem Wohlstand und Vollbeschäftigung garantierte:

Die permanente Verletzung des Subsidiaritätsprinzips mit dem Ziel der Abschaffung aller subsidiär existierenden Handlungs- und Entscheidungsstrukturen ergibt relativ rasch und das Bild einer autoritär-indoktrinären Zentrierung der Macht in Richtung Berlin und Brüssel!


 Kurze Anmerkung zum Subsidiaritätsprinzip:

Subsidiaritätsprinzip bedeutet – in einfachen Worten ausgedrückt –, daß die jeweils höhere gesellschaftliche Ebene in einem Gemeinwesen nicht in die Freiheitsrechte der Personen, Verbände und Vereinigungen dirigierend eingreifen darf, so lange diese Untergruppierungen ihre Aufgaben selbst erledigen oder ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen selbst nachkommen können.

Und wem passen diese föderal-subsidiären Strukturen der politischen Ebenen und Zuständigkeiten in unserem Land so absolut nicht in den „Kram“? – Den grün-roten Neomarxisten. . . .


All diese hier im Essay aufgeführten Punkte sind die ENDZIELE dieser neuen IDEOLOGIE, die Schellnhuber und Co. „die große Transformation“ nennen und die sie diktatorisch der „Welt im Wandel“ als neue Werte-Welt vorschreiben! . . .

Die „direkte Bürgerbeteiligung“ der Zivilgesellschaft wurde im Lissabonner Vertrag verankert. Aber nur wenige wissen, daß diese „Bürgerbeteiligung“ über mittlerweile 5.000 NGOs stattfindet (1988 gab es ca. 24 NGOs), die fast alle von Multimillionären und deren „Stiftungen“ finanziert werden und selbstverständlich inhaltlich durch die Ideologie von der „großen Transformation“ – vom Genderismus bis zur Migrations- und Klimapolitik – gleichgeschaltet wurden – nicht zuletzt auf den von der UNO veranstalteten „Welt-Konferenzen“.

Aber auch unsere Steuergelder gehen in Milliardenhöhe an die grün-roten Linksideologen der „großen Transformation“ und ihre NGOs.

So zahlte die Bundesregierung bisher jedes Jahr mind. 500 Millionen Euro allein an Schellnhubers Vereinigung (WBGU-PIK) und führt das seit 2018 mit Zahlungen an den neuen PIK-Vorsitzenden Edenhofer weiter.  . . .


Zum Thema der „Bürgerbeteiligung der Zivilgesellschaft“ durch NGOs ist mittlerweile so gut wie alles veröffentlicht worden. Die „großen, zentralen“ Foundations, die Milliardenbeträge an die von ihnen initiierten und inhaltlich gleichgeschalteten NGOs jedes Jahr zahlen, sind ebenfalls mittlerweile enttarnt worden und allseits bekannt.

Zu den zentralen Stiftungen zählen George Soros‘ „Open Society Foundation“ sowie Oxfam, die europäische Stabilitätsinitiative ESI und zahlreiche sog. „think tanks“, Kaderschmieden , auch „Denkfabriken“ genannt, die das vorrangige Ziel verfolgen, möglichst im Geheimen eine politisch gleichgeschaltete, rot-grün handelnde politische „Elite“ heranzuzüchten und neue Aktivisten zu rekrutieren . . .

Fehlendes Wirtschaftswachstum

Um das fehlende Wirtschaftswachstum früherer Jahre, das im antikapitalistischen Programm des Club of Rome sowie der “großen Transformation” nicht mehr erwünscht ist, auszugleichen und um die gravierenden volkswirtschaftlichen Unterschiede der einzelnen EU-Mitgliedsländer abzuschwächen, waren riesige Summen an Geldern erforderlich, die mit politisch-wirtschaftlichen Tricks bis heute bereitgestellt wurden – einmal durch die „Null-Zins-Politik“ der EZB, dann aber auch durch das Programm „target-2.

TARGET 2 steht für die zweite Generation des Trans-Europe and Automated Real-time Gross settlement Express Transfer System und ist das System der Zentralbanken des Euro-Systems für die schnelle Abwicklung von Zahlungen in Echtzeit.

Diese trickreiche Wirtschaftspolitik und die EZB-Politik sowie die Billionen-Verschuldung der EU-Länder werden uns über kurz oder lang fast unüberwindbare Probleme bescheren, wenn wir nicht sehr schnell zu unserer früher so erfolgreichen deutschen Wirtschaftspolitik zurückkehren und uns nicht mehr auf die unmöglichen Mauscheleien und Vorschläge von Macron einlassen (Stichwort: Hedge-Fonds!) – so geschehen beim „Arbeitstreffen“ Macron-Merkel am 28. Juni 2018.

Und noch eine kurze Bemerkung zur Interpretation von Nachrichten und Kommentaren in den öffentlich-rechtlichen Medien z.B. bei ZDF und ARD:

Es gibt keine „Lügenpresse“, wenn ich das nicht will. Alles hängt lediglich davon ab, wie ich Nachrichten und Kommentare interpretiere.

Für uns heißt das: Der am meisten niedergemachte Politiker – neben Orban – ist der US-Präsident Trump. Also ist er einer der besten Politiker, die uns helfen können, den Alptraum von der großen Transformation los zu werden.

Oder nehmen wir folgendes Beispiel – der Bericht von einer Messerstecherei am Bahnhof XY:
Nachrichtentext:
„Ein Täter mit deutschem Paß stach auf eine Frau mit Migrationshintergrund ein. Das Opfer verstarb noch am Tatort. Ein Terroranschlag konnte ausgeschlossen werden…“

Bei dieser Nachricht können Sie fast sicher davon ausgehen, daß der „Deutsche“ namens Mohammed A. nur unverständlich gebrochenes Deutsch spricht, weil er die ersten zwanzig Jahre seines Lebens in Afghanistan (oder Syrien) heranwuchs, bevor er vor drei Jahren in Deutschland eingebürgert wurde. Er erstach seine ebenfalls muslimische Freundin, weil er glaubte, sie sei fremdgegangen. . . .

Nur die völlig Minderbemittelten unter uns sehen „im Kopfkino“ einen Deutschen, der seine aus dem Senegal stammende Freundin aus Habgier tötete.

Wenn Sie zuverlässig die Wahrheit über solche absichtlich lückenhaft von unseren Medien berichteten Taten wissen wollen, gehen Sie ins Internet und suchen in Schweizer oder in österreichischen Medien nach dem Vorgang. Dort berichtet man oft noch wahrheitsgetreu und ohne Geheimnistuerei auch über kriminelle Taten verschiedener Ausländer, die (meist) illegal nach Deutschland kamen.

Und noch etwas: An der Fernbedienung des Fernsehers gibt’s auch eine „Aus“-Taste, die Sie frei und ungezwungen betätigen können, wenn rot-grün-ideologisierte TV-Moderatoren fordern, die Feinstaub-Grenzwerte noch strikter zu fassen als bisher.

Zeitungen sind auf Leser angewiesen, um ihre Presse-Erzeugnisse gewinnbringend verkaufen zu können. Denken Sie daran: Zeitungen muß man nicht kaufen, wenn man nicht will. TV-Sender sind angewiesen auf „Einschaltquoten“ – wenn Ihnen mißliebige Moderatoren von Polit-Talkshows aufgrund ihrer politisch extremen Einstellung nicht behagen: Fernseher ausschalten oder auf andere Programme umschalten!

Wichtig ist zuerst einmal, daß Sie alle Ihre Bekannten und Verwandten aufklären über die Pläne der politisch Verantwortlichen, unsere Demokratie einem autoritär-diktatorischen System zu opfern, um die „große Transformation“, die neomarxistisch-grün-rote Revolution in unserem Land durchzusetzen. Ich behaupte einmal, daß nur eine verschwindend kleine Minderheit bei diesen Fragen einigermaßen durchblickt. Das müssen und können wir ändern – solange wir noch die Freiheit dazu haben. Darauf warten können wir uns nicht erlauben!

Über mich, Peter Helmes

Warum noch „conservo“?


conservo will gezielt christlich-abendländische Werte vertreten und dem Zeitgeist entgegenwirken. „Moderne“ aller Couleur haben wir genug.  . . .

conservo ist aber auch liberal, weil meiner Meinung nach jeder nach seiner Façon selig werden soll. Meine Grenze endet da, wo die Grenze eines anderen überschritten werden könnte. Meine Wertebasis ist die christlich-abendländische Tradition, der ich mich verpflichtet fühle. Die Einsicht in eine Letztverantwortlichkeit vor Gott und Jesu Liebesgebot bietet eine Basis für eine „menschliche“ Gesellschaft.

Wenn wir die christlich-abendländische Grundorientierung verlieren, verlieren wir auch die Kraft zum Selbsterhalt. Ich trete ein für ein geeintes, föderales Deutschland, das seinen Regionen, Traditionen und Kulturen einen besonderen Stellenwert einräumt.

Und ich stehe für ein einiges Europa, das in der westlichen Wertegemeinschaft seine Heimat hat und die jeweilige nationale Identität wahrt und stärkt – ein „Europa der Vaterländer“ .
   –   Peter Helmes
  –

Stark gekürzt von Horst Koch, Herborn. Im Februar 2019.
 Auch die Hervorhebungen sind von mir.

Der vollständige Originalbeitrag ist unter:
https://conservo.wordpress.com/2019/02/07/die-grosse-transformation-ade-freiheit/

info@horst-koch.de

 




Medialität u. Seelsorge

Kurt E. Koch

MEDIALITÄT AUS DER SICHT DER SEELSORGE

– Teil II von SEELSORGE UND OKKULTISMUS –

Gekürzter Text, von Horst Koch, Herborn, 2008

1. Die parapsychologische Unterwanderung der Seelsorge



Der Begriff der Medialität

Das Prinzip der Amplifikation

Die mediale Volksmedizin

2. Die Sanktionierung der Magie

1.   Die mediale Heilkunst

2.   Die Häufigkeit der medialen Heilkunst

3.   Unkenntnis der medialen Heilkunst

4.   Die Vererbung der medialen Fähigkeit

5.   Die Entdeckung der medialen Fähigkeit

6.   Übertragung der medialen Fähigkeiten

7.   Magisches Experimentieren

8.   Formen der medialen Heilkunst
9.   Das Resistenzphänomen
11. Der Ursprung der medialen Fähigkeit
12. Die Befreiung

Im Allfrontenkrieg der Seelsorge

Es ist ein ungewöhnliches Faktum, dass der erste Teil dieses Buches im Jahr 1951 begonnen wurde, der „Spatenstich“ zum zweiten Teil erfolgte erst 30 Jahre später, im Jahr 1981. . . Aufschlußreich ist auch, dass amerikanische Veröffentlichungen, die das Verhältnis Theologie – Parapsychologie behandeln, mein Buch Seelsorge und Okkultismus häufig zitieren. Sehr spärlich dagegen sind positive Anerkennungen von deutschen Autoren.

Zwei positive Stimmen sollen allerdings nicht unerwähnt bleiben. Der Kirchenhistoriker Prof. D. Dr. Fritz Blanke von der Züricher Universität hat das Buch „Seelsorge und Okkultismus“ „eine Pionierarbeit, welche höchste Dankbarkeit und Anerkennung verdient“, genannt. . . .

In dem Vorwort seines Buches „Im Bannkreis des Aberglaubens und der Zauberei“ (1958) schrieb Pfarrer Lüscher folgendes: „Es fehlte nicht an immer neuen und scharfen Angriffen und Kritiken. Es wäre ja ein Wunder, wenn sie nicht erfolgten; denn Satan liebt es nicht, wenn seine dunklen Methoden ins Licht gestellt werden. Betrüblich ist nur, dass viele Prediger des Evangeliums nicht zu erkennen vermögen, welch scheußliches Gift die Zauberei und der Aberglaube ist . . .”.
Seelsorgerlich ist zu raten, dass Leser der folgenden Kapitel sich betend unter den Schutz Jesu Christi stellen.

Teil 1
Parapsychologische Unterwanderung der Seelsorge  

Der Begriff der Medialität

Philologisch kommen die Termini Medium, medial, Medialität aus dem Lateinischen medius, media, medium = mittlerer, dazwischenliegend, vermittelnd. In der Parapsychologie versteht man unter einem Medium eine Person mit paranormalen Fähigkeiten. Ein Medium spielt eine Mittlerrolle zwischen Unbekanntem und Bekanntem. Im Spiritismus ist ein Medium eine Person, die imstande ist, Kontakte zur Geisterwelt herzustellen. …

In manchen parapsychologischen Veröffentlichungen wird das Wort „medial“ mit „sensitiv“ ausgetauscht. Dieser Ausdruck kommt aus dem Lateinischen sentio, sensi, sensum = wahrnehmen, empfinden. Damit ist aber nur eine Seite medialer Tätigkeit gekennzeichnet . . .  Wir bleiben also bei der Bezeichnung „medial“.

Das Prinzip der Amplifikation

Dieses Fremdwort kommt aus der lateinischen Sprache. Das Verb „amplificare“ heißt erweitern, vergrößern. Das Substantiv amplificatio bedeutet Vergrößerung, Erweiterung, Steigerung. Da es in seelsorgerlicher Arbeit kein Experimentieren gibt, ist man auf den Vergleich möglichst vieler Erlebnisse angewiesen.

Pfarrer Dr. theol. Dr. phil. Rudolph hat 300 Besprecher befragt, um deren Geheimnisse zu erkunden. Aniela Jaffé besitzt als Grundlage ihrer Forschung 1200 Briefe. Mir persönlich stehen über 20.000 Berichte zur Verfügung. Historische Beispiele zum Vergleich muss ich außer acht lassen, denn es liegen so viele Berichte aus der seelsorgerlichen Arbeit vor, dass ich mit deren Bearbeitung in meinem Leben nicht zu Ende komme.

„Amplifikation“ heißt aber nicht nur Kumulierung vieler Erlebnisse, sondern auch Vergleich, Ergänzung, Bereicherung, Erweiterung des Spektrums der Symptome. Den Negativisten bedeutet es nichts, wenn ein Schwarzmagier auf Neuguinea methodisch genauso arbeitet wie der Voodooist auf Haiti, auch wenn beide um den halben Erdball auseinanderliegen. Dem Entlarvungsfanatiker sagt es nichts, wenn ein Amazonasindianer, der im entlegensten Winkel des großen Stromgebietes wohnt und noch nie in seinem Leben einen ostasiatischen oder tibetischen Zauberer gesehen hat, genauso Krankheiten behandelt wie sein Kollege auf dem Dach der Welt. Gegen eine apriorische Festlegung hilft aber keine noch so gut fundierte Beweisführung.

Die mediale Volksmedizin

Nach dem erwähnten Prinzip der Amplifikation soll das Gebiet der außermedizinischen Heilung beleuchtet werden. Dieser Ausdruck erregte aber schon den Protest einiger Ärzte, die sagten: Alle Formen der Heilung gehören zur medizinischen Wissenschaft, also nicht nur die Allopathie, sondern auch die Homöopathie, die Biochemie und der Bereich der suggestiven, magnetischen und Besprecherheilungen. Leider ist es so, dass sich Ärzte im Blick auf die Heilerfolge der Nichtmediziner Grenzüberschreitungen erlauben und bei der Magie Anleihen machen, wo die Ratio nicht weiterkommt. Ich habe solche Beispiele in der Seelsorge gesammelt.

Es geht hier in diesem Kapitel um die Heilungen durch das magische Besprechen. Dieser Vorgang marschiert unter vielen Bezeichnungen. In Österreich gebraucht man dafür das Wort „wenden“. In der Schweiz wird der Ausdruck „mit Worten heilen“ gebraucht. In Schlesien und in Polen wird für Besprechen der Ausdruck „messen gehen“ gebraucht. In der Hamburger Gegend hörte ich die Ausdrücke „bepusten“ oder „beblasen“, und in Württemberg sagt man das Wort „brauchen“. Dieses Wort ist durch deutsche Siedler nach Südamerika gekommen und wurde unter dem spanischen Einfluss zu „brucho“.

Manche kirchlich sich gebenden Besprecher nennen ihre Zauberei „wegbeten“ oder „etwas dafür tun“. Mit dem biblischen Beten hat diese Weiße Magie nichts zu tun! In Frankreich benutzen die Besprecher den Ausdruck „Sympathie“, eine Bezeichnung, die schon von Paracelsus gebraucht wurde. Terminologisch ist das ein gutes Wort. „Sympathein“ heißt ja sich mit dem Kranken solidarisch erklären. In Nordamerika hörte ich den Ausdruck „Porow“, was in etwa Kraftanwendung bedeutet. Alle diese Bezeichnungen bedeuten das gleiche: das magische Besprechen oder die mediale Heilung.

Zum Thema mediale Heilung sind mir in der seelsorgerlichen Arbeit viele Formen bekannt geworden. Grundsätzlich gibt es profane Arbeitsweisen und religiös getarnte Formen. Ohne ins Detail zu gehen, wird nur eine Übersicht gegeben:

Profane Formen   –   Unter religiöser Tarnung

1. Schwarzmagische Heilungen  –  Weißmagische Heilungen

2. Spiritistische Heilungen  –  Spiritualistische Heilungen

3. Fetischistische Heilungen  –  Religiöser Fetischismus

4. Psychometrische Heilungen  –  Religiöse Psychometrie

5. Mentalsuggestive Heilungen  –  Religiöse Form

Über diese Arten der medialen Heilungen hier nur einige kleine Hinweise in Form von Stichworten.

1. Die schwarzmagischen Heilungen erfolgen nach den Anweisungen vieler Zauberbücher ohne religiöses Beiwerk. Solche Bücher sind z.B.: „Das 6./7. Buch Moses“, „Der feurige Drache“, „Das Albert-Magnus-Buch“, „Der Magisch-sympathetische Hausschatz“, „Das Romanus-Büchlein“ usw.  –  Die weißmagischen Heilungen erfolgen angeblich in den drei höchsten Namen und können äußerlich eine Gebetsform haben, ohne ein biblisches Gebet zu sein.

2. Es gibt spiritistische Heilmedien, die Diagnosen stellen und heilende Einflüsse ausüben.  –  Den gleichen Vorgang gibt es unter religiösem Beiwerk bei den religiösen Spiritualisten wie Edgar Cayce, Harry Edwards, Jakob Lorber.

3. Bei den fetischistischen Heilungen wird ein Gegenstand benutzt. Zauberer in Afrika benutzen dazu Piniensamen oder bestimmte Gräser und Kräuter, aber auch Menschenknochen, Tierknochen und anderes.  –  Die religiösen Fetischisten benutzen „heiliges Öl“, „heiliges Wasser“, „geweihte Taschentücher“, Reliquien und andere sakrale Artikel. Der Charakter der Zauberei bleibt trotzdem erhalten.

4. Der psychometrische Heiler benutzt einen Gegenstand des Kranken oder Hilfesuchenden als Induktor und versetzt sich damit in die Psyche des Kranken, um ihm zu helfen.  –  Religiöse Psychometrie überschneidet sich mit dem religiösen Fetischismus. Als Kurzbeispiel: Eine Frau, die beim Ehepartner Untreue vermutet, lässt seinen Ehering (durch Weihwasser, Berühren mit einer Reliquie) weihen, um dadurch die Treue des Mannes wiederherzustellen.

5. Mentalsuggestive Heilungen wurden betrieben von Dr. Trampler, Bruno Gröning, J. Bolte und anderen Heilern. Sie versetzen sich geistig in die Psyche des gegenwärtigen oder weit entfernten Kranken, um ihm zu helfen.  –  Religiöse Mentalsuggestion wird von den Anhängern der Christlichen Wissenschaft (Christian Science) betrieben. Die „Ausüber“ nennen es einfach „arbeiten für jemand“, oder sie nennen es auch „beten“. Agnes Sanfords Buch „Das Heilende Licht“ ist das berühmteste Beispiel für die religiös praktizierte Mentalsuggestion, und Tausende sind darauf hereingefallen.

6. Magisch unterbaute Hypnose wird von einer Reihe von Naturheilern benutzt.  –  Es gibt auch christliche Ärzte die ebenfalls die Hypnose benutzen. – Prof. Dr. med. Tournier lehnt aber die Hypnose als Eingriff in die Freiheit des Menschen total ab. Die Hypnose hat also bejahende Anhänger, aber auch scharfe Kritiker.

7. Die bioenergetische Heilung wird von Außenseitern vertreten. Die Idee von der Bioenergie ist gar nicht so neu. In Indien nennt man diese Kraft ,Prana‘, die alles einschließt. Mesmer nannte sie ‚animalischer Magnetismus‘. Reichenbach nannte sie ,Od-Kraft‘. Sowjetische Wissenschaftler bezeichnen sie als ‚bioplasmatische Energie‘ und tschechische als ‚psychotronische Energie‘. Über die Charakteristik der Energie scheint man sich also einig zu sein, auch wenn man ihr verschiedene Namen gibt. Die alten Chinesen nannten die Energie, die den Menschen durchfließt „Ch’i“. Der Mensch nimmt Ch’i aus der Unendlichkeit des Kosmos auf. Die bioenergetischen Heilmethoden sind wieder modern geworden.  –  Verwandt mit dem bioenergetischen Verfahren sind die heilmagnetischen Bestreichungen, die auch von christlichen Heilpraktikern ausgeübt werden.  . . .

Teil 2  Sanktionierte Magie

Wir stellen das Buch Die geheimnisvollen Ärzte vor (350 Seiten), geschrieben von Dr. theol. Dr. phil. Ebermut Rudolph. Es ist eine Veröffentlichung mit explosivem Charakter, von den Besprechern als Rechtfertigung ihres dunklen Gewerbes gefeiert, von gläubigen und erfahrenen Christen mit Bedauern und Schrecken gelesen.

Zunächst ein Wort über den Autor. Er ist eine Persönlichkeit mit einer warmen menschlichen Ausstrahlung. Diesen Eindruck gewann ich, als ich einige seiner Gemeindebriefe las, die er als evangelischer Pfarrer an seine Pfarrkinder gerichtet hat. Nachdem er jahrelang als Krankenhauspfarrer in Kempten tätig gewesen war, hatte er ein weitverzweigtes Diasporagebiet in Rain am Lech übernommen.  . . .

Zum Wissenschaftler Dr. Rudolph ist zu sagen, dass er auf zahlreichen Reisen in Afrika, Indien und Zentralasien die Weltreligionen und den Okkultismus in den Bereich seiner intensiven Forschung einbezogen hat.  . . .

Das Buch Die geheimnisvollen Ärzte stellt ein Stück Volkstum dar, die Tätigkeit der magischen Besprecher, die in unserem Volk entsetzlich viel Unheil angerichtet haben. Natürlich muss man auseinanderhalten, dass hier Rudolph in erster Linie als Volkskundler schreibt und nicht als Theologe. Mit einer großen Sachkenntnis und feinem Einfühlungsvermögen führt der Autor in die Praxis der Spruchheiler ein. Ich kenne kein Buch, das so sorgfältig das Wesen – vielmehr das Unwesen – des alten heidnischen Brauchtums aufzeigt wie die Veröffentlichung von Rudolph.

Rudolph hat 300 Spruch- und Gebetsheiler befragt, ihre Methoden erforscht und dann sein Buch diesen „geheimnisvollen Ärzten“ gewidmet. Ungeheuerlich ist für mich, dass der Theologe Rudolph ertragen hat, was der Psychologe und Volkskundler Rudolph zu hören bekam.

Zu beachten ist, dass meine Kritik nicht an der Technik und bei dem Erfolg der Besprecher einsetzt, sondern bei dem Hintergrund und den Auswirkungen dieses Heilerunwesens. Von Ausnahmen abgesehen, hat das Besprechen große Heilerfolge. Aber um welchen Preis?

Es ist unmöglich, in einer kurzen Rezension alles zu erfassen, was in diesem Buch schief liegt und große Gefahren in sich schließt. Zunächst halte ich es für gefährlich, dass Heilungssprüche in dem Stil, wie sie im 6./7. Buch Moses, im „Magisch-sympathetischen Hausschatz“ und im „Albertus-Magnus-Buch“ vorkommen, dem Leser zugänglich gemacht werden. Ich weiß aus der Seelsorge, dass Neugierige oft solche Sprüche ausprobieren. Rudolph hat zwar nur harmlos aussehende Sprüche zitiert. Das ist aber keine Entschärfung des Problems. Zu einem Besprechungsvorgang gehört natürlich mehr als nur die Kenntnis eines Heilspruches. Manche Besprecher unterstreichen den geplanten Heilungsvorgang mit einer absurden Handlung. So hörte ich einmal im Zweisimmental in der Schweiz von einem „Verpflocken“ und „Verbohren“ der Krankheit. Es werden Haare des Kranken auf einen Baum verpflockt. In der Lüneburger Heide hörte ich den Ausdruck „wegversetzen“. Eine Krankheit soll auf einen Stein oder einen Baum, manchmal sogar auf Tiere „wegversetzt“ werden. Für manche Besprecher ist es wichtig, einen Gegenstand des Kranken zu haben, vor allem dann, wenn es sich um eine Fernheilung handelt. So hat mir einmal im Kanton St. Gallen ein Besprecher, der sich in der Seelsorge für Jesus Christus entschied, gesagt, er brauche zur Fernheilung einige handgeschriebene Zeilen des Kranken. Andere lassen sich Urin des Kranken geben oder einige Blutstropfen, ein Taschentuch, ein Foto oder auch nur die Anschrift.

Diese Besprecher arbeiten als psychometrische Heiler. Sie gebrauchen den Gegenstand des Kranken als temoin, als Kontaktbrücke, als „Zwischenträger“. Die Heiler konzentrieren sich auf diesen Gegenstand und versetzen sich dabei in die Psyche und den Krankheitsbereich des Hilfesuchenden. Spiritistische Heiler stellen die Diagnose auch in einer sekundenschnellen Halbtrance.

Die psychometrischen Techniken sind von Rudolph mehrfach erwähnt. So zitiert er ein Rezept für Warzenentfernung. Ich wiederhole es nicht, weil immer wieder die Gefahr der Nachahmung besteht. Auf den Seiten 13 und 14 werden auch als Beispiele für die „Zwischenträger“ Haar und Schnupftüchlein genannt. Auch die psychometrische Praxis, die nach dem Grundsatz arbeitet „pars pro toto“ reicht für eine erfolgreiche Heilung noch nicht aus. Eine wesentliche Ausrüstung des Besprechers ist eine starke Medialität. Die Intensität der Medialität verbürgt die Qualität und Tiefe der Heilung. Rudolph äußert sich dazu. Er sagt auf S. 122: „Viele der Heiler sind hochgradig medial.“ Ich füge hinzu: „Der Besprecher, der nicht medial ist, hat nur geringe Heilerfolge und wirkt vielleicht nur suggestiv nach dem Prinzip der Placebo-Wirkung.“ – Wie die Medialität erworben wird im zweiten Teil behandelt.

Das Kernproblem der Besprecherei ist die Geisteshaltung des Heilers. In welchem Kraftfeld steht und arbeitet er? Rudolph stellt die Besprecher als biedere Wohltäter dar, als Werkzeuge Gottes, die eine Gabe und Kraft von oben erhalten hätten (S. 257). Im Grunde genommen handelt es sich um die uralte heidnische Zauberei, wie sie im Alten Bund und in allen heidnischen Völkern praktiziert wurde und sich bis heute erhalten hat. Ein Beispiel dazu.

B 2 Bei einer Vortragsreihe in Frankreich saß in der ersten Bankreihe ein Mann vor mir, der als Heiler und Besprecher einen großen Zulauf hatte. Nach einem Vortrag kam ich ins Gespräch mit ihm. Ich fragte ihn rundheraus, wie er denn seine Kunden heile. Er antwortete: „Ich bete ein Gebet und schließe mit den drei höchsten Namen.“ Den Wortlaut des Gebets wollte er nicht preisgeben. So fragte ich schließlich: „Wie stehen Sie denn zu Christus?“ Seine Entgegnung war: „Ich glaube an den Herrgott. Christus brauche ich nicht.“ Ich bohrte weiter: „Brauchen Sie keine Vergebung Ihrer Sünden durch Jesus Christus?“ Seine aufschlussreiche Antwort war: „Ich habe keine Sünde, darum brauche ich Christus nicht.“

Natürlich ist die Haltung eines Besprechers noch nicht maßgebend für alle Besprecher. Aber eines steht für mich fest: Ich habe noch nie einen Besprecher kennen gelernt, der eine klare Bekehrung erlebt hatte und in der Nachfolge Jesu Christi stand.  . . .

Dr. Rudolph selbst sieht in den Kräften der Besprecher naturhaft bedingte Gaben. Er schließt sich damit der Meinung vieler – der Zauberei unkundigen – Theologen an, die die These vertreten, dass bei den Besprechern eine schöpferbedingte Gabe zum Tragen kommt. Tausende von seelsorgerlichen Gesprächen liefern einen anderen Beweis. Wie es bei dieser oft gepriesenen Volksfrömmigkeit aussieht, soll an einigen Beispielen aus Rudolphs Buch gezeigt werden:

S. 17: „Neben dem Herrgott, dessen Mithilfe er voll und ganz vertraute, stand Forster (ein Besprecher) auch in Verbindung mit seinem großen Heilervorbild, dem Kapuzinermönch von San G. Rotondo. Manchmal erschien ihm der verstorbene Pater Pio, von dem er früher geweihte Kreuze bezogen hatte, mitten in der Nacht und ließ ihn Visionen erleben, die ihm unvergeßlich blieben . . .  Er gibt auch den Segen . . . “.

S. 72: „Die armen Seelen werden von zahlreichen katholischen Bauernheilern als stille, unsichtbare Helfer angerufen, denen man Opfer zu bringen bereit ist, etwa durch regelmäßige Gebete, durch Messelesen oder durch die Teilnahme an einer Wallfahrt.“

S. 135: „Der Besprecher Schwendinger stillt das Blut mit einem einfachen christozentrischen Blutsegen. Der Schwund wird durch eine simple Beschwörungsformel beseitigt, welche – auf ein Stück Papier geschrieben – in einem jungen Baum, nach Möglichkeit im Frühling, verbohrt wird. Dazu wird dann ein Vaterunser gesprochen.“

S. 146: „Aus seinem religiösen Empfinden heraus hat Karl Höbel (ein Besprecher) jede seiner Heilformeln mit fünf Vaterunser ergänzt: Einmal hat er gesagt: Heute habe ich mehr gebetet als ein Pfarrer. Es waren 150 Vaterunser.“

S. 194: „Alois Kehle war Mesner in der Dorfkirche von Tussenhausen … Bereits seine Eltern waren im Besitz von Heilgebeten für die Augen und Halsschmerzen. Kehle selbst führte seine aktive Heilertätigkeit zurück auf ein Geheiß des Erzengels Michael. Öfters in seinem Leben hatte er bereits mit übersinnlichen Erscheinungen zu tun. Auch die armen Seelen lassen ihm keine Ruhe und bitten bei ihm um Gebete.“

S. 176: Ein Besprecher, der in Freiburg i. Br. viele Menschen anzog, berichtete: „Mit meinem Vater habe ich immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Er war ein sehr guter Mann und hat die Gebete, die er gemacht hat, vom Bischof in Augsburg prüfen lassen, um ja nichts Unrechtes zu tun.“ Über die Zeit nach dem Tode des Vaters sagt der gleiche Besprecher: „Noch heute stehe ich mit meinem Vater in Verbindung, von ihm habe ich meine magischen Kräfte geerbt. Über mein Kreuzpendel erhielt ich vom Vater die Nachricht, dass er nicht ins Fegfeuer, sondern direkt in die Glorie eingegangen sei.“

Auf Seite 196 wird die Kombination Heilungsmagie und Spiritismus deutlich. Ein Besprecher hatte die Erscheinung eines Geistes. Hören wir nun diesen irregeführten Mann selbst. „Der Geist hat mich gebeten, für ihn heilige Messen aufzuopfern … Da fragte ich zurück: Aber warum gerade ich? Da sagte der Geist diese Worte: ,Ich sah ein Licht in dir. Ich ging darauf zu. Du kannst mich erlösen. Gott lässt es zu.‘“  –  Kann man diesen Vorgang eigentlich missverstehen? Ein Besprecher wird von einem jenseitigen Geist gebeten, ihn zu erlösen. Diese wenigen Kostproben genügen. Das ist nicht das geistliche und gesunde Klima des Neuen Testamentes. Das sind auch nicht Kennzeichen echter Nachfolge Jesu Christi, sondern spiritistisches Blendwerk unter religiöser Verbrämung.

Merkwürdig ist, dass der Theologe Rudolph dieses spiritistisch- magische Labyrinth nicht durchschaut. Bei der Frage der Fernheilungen spricht er von der Aussendung heilender Kräfte, welche naturhaft bedingt sind. Ein andermal beruhigt Pfarrer Rudolph die Frau eines Besprechers. Sie hatte den Seelsorger gefragt: „Was mein Mann tut, wird doch nichts mit dem bösen Feinde zu tun haben? Oder etwas mit der ewigen Seligkeit?“ Nach dieser Frage der Besprechersfrau beschwichtigte sie der Seelsorger Rudolph: „Ich konnte diese Frau mit dem besten Gewissen beruhigen: Weder mit dem bösen Feind noch mit der ewigen Seligkeit ihres Mannes hatte sein Heilungsspruch auch nur das geringste zu tun, wohl aber mit jener kulturgeschichtlichen Epoche der Menschheitsentwicklung, in der man an Krankheitsdämonen glaubte oder sich die Krankheit personalisiert vorstellte.“

Auf der gleichen Ebene der Fehleinschätzung liegt der Ausdruck „Segensformeln“ oder „Blutsegen“ oder „begnadeter Heiler“ (S. 229). Auch das Urteil auf Seite 162 gehört in diese Rubrik. Der Autor sagt: „Nicht zulässig aber wäre die besonders in bestimmten kirchlichen Kreisen verbreitete Anschauung, dass die mehr magisch orientierte Spruchformel nun gleich etwas ‚Dämonisches‘ sei. Es handelt sich hierbei um verschiedene Stufen des religiösen Bewusstseins, nicht aber um Entscheidungen für oder gegen Gott oder seine Gebote.“

Die Besprecher umgeben sich gern mit einem frommen Nimbus. Beim katholischen Besprecher finden sich ein Kruzifix oder eine Marienstatue, manchmal sogar eine kleine Mariengrotte, vielleicht sogar mit einem kleinen Hausaltar (S. 285), wenn möglich mit einer Reliquie. Durch einen häufigen Gang zur Frühmette soll seine Kirchlichkeit dokumentiert werden.

In protestantischen Gegenden will der Heiler durch Auflage einer Bibel, des Losungsbüchleins und des Neukirchner Abreißkalenders seine Loyalität dem christlichen Glauben gegenüber andeuten. Ein weiteres Kernstück der Weißen Magie ist der Gebrauch der Dreifaltigkeitsformel. Die Besprecher beenden ihre Heilungsformel „Im Namen des Vaters, des Sohnes und de Heiligen Geistes“. Manche fügen drei Vaterunser, drei Ave Maria, drei Kreuzeszeichen hinzu. Um dieses religiösen Rahmens willen nennen die Besprecher ihre Heilungsformeln „Gebete“. In Wirklichkeit liegt aber die Erfüllung des Pauluswortes vor: „Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts.“ 2. Korinther 11, 14. …

Die Gesamtaussage des Buches ist eindeutig: Nach Rudolphs Meinung sind die Besprecher biedere Vertreter einer althergebrachten Volksfrömmigkeit, und ihre Heilertätigkeit ist eine Wohltat für die Kranken und hat nichts mit einer Dämonie zu tun.

Ich habe mehrmals dieses Buch gelesen, um dem Autor kein Unrecht zu tun. Immer wieder kamen mir beim Lesen die Worte des Propheten Jeremia in den Sinn: „O dass mein Haupt zu Wasser würde und mein Auge zum Tränenquell, so würde ich Tag und Nacht die Erschlagenen meines Volkes beweinen!“ Die Besprecher haben unermeßliches seelisches Leid bei ihren organischen Heilungen ausgelöst.  . . .

Wir stehen hier an einem sehr heiklen Punkt. Ich spiele mich nicht als Richter über das Glaubensleben anderer auf.  . . .

Quellen und ihre Beurteilung

1. Das Einzugsgebiet meines Quellenstudiums

Das Einzugsgebiet meines Quellenstudiums ist die Lebenserfahrung und vor allem die Seelsorge. Wir holen dazu etwas aus.  . . .  1930 wurde mir durch Gottes Gnade ein Christuserlebnis geschenkt, das eine Neuorientierung auf allen Gebieten nach sich zog.

Diese erlebte Christusbegegnung wirkte sich nachhaltig auf mein Leben aus. Ich hielt Bibelstunden in christlichen Kreisen ehe ich Pfarrer war. Diesem Verkündigungsdienst folgte Seelsorge nach, und so gab es die ersten Berührungspunkte mit den okkulten Erlebnissen der Ratsuchenden.  . . .

Schon während des theologischen Studiums hörte ich medizinische Vorlesungen, vor allem auf dem Gebiet der seelischen Erkrankungen und der Psychosen. Zu Beginn des Krieges immatrikulierte ich noch an einer medizinischen Fakultät, da ich Missionsarzt werden wollte. Der Krieg zerstörte diesen Wunschtraum. Ich arbeitete aber autodidaktisch auf diesem medizinischen Gebiet weiter. Im Lauf der Jahre wurde ich zu zahlreichen Bibelwochen eingeladen und bekam viel Seelsorge.  . . .

In den ersten Jahrzehnten meiner Tätigkeit führte ich Buch über meine Erfahrungen. Bis zur Niederschrift des Buches Seelsorge in 1951 waren bereits 600 Beispiele in meiner Kartei erfasst. Drei Jahre nach der Publikation war es fast das Dreifache. Einige antiokkulte Veröffentlichungen verursachten eine ausgedehnte Briefseelsorge. Tausende von Briefen erreichten mich. Alle diese Aufzeichnungen bilden den Grundstock für die Untersuchung der Medialität. Die Fremdsprachübersetzungen meiner Bücher ließen die Informationen lawinenartig ansteigen. Sie führten außerdem zu Einladungen in alle Teile der Welt.  . . .

Besucht wurden nicht nur Universitäten, theologische Seminare, Kirchen und Missionsgemeinden, sondern auch sogenannte unterentwickelte Länder und primitive Völker. Bei den Steinzeitmenschen der westaustralischen Wüste hörte ich unglaubliche Dinge, die aber doch wahr sind. Der Wongai-Häuptling Puwantjara, der Christ wurde, erzählte mir als erstem Weißen einige Praktiken seines Stammes. Die Wongai-Erlebnisse stehen in dem Buch Name über alle Namen Jesus. Im Inneren von Neuguinea begegnete ich ehemaligen Schwarzmagiern, die Christen geworden waren. Sie behaupteten, dass die Todesmagie funktionierte. In dem Buch Unter der Führung Jesu ist ab Seite 224 im Zusammenhang mit dem Saugummakult darüber berichtet.

Auf den östlichen Inseln des indonesischen Inselreiches wurde ich über das Unwesen der Alauts informiert. In Ostasien und anderen Teilen der Welt beobachtete ich die Fähigkeiten der Yogis, die in Halbtrance sich schwere Verletzungen zufügen, ohne Schmerzen zu empfinden. Auf der St. Lawrence-Insel in der Beringstraße wohnte ich neben einem Schamanen. In Haiti sammelte ich Informationen aus erster Hand über die Kinderopfer im Voudouismus. In Rio de Janeiro erzählte mir Otilia Pontes, die aus einer leitenden Macumbamutter eine Christin geworden war, ihre Geschichte. Diesen Bericht habe ich in Jesus auf allen Kontinenten Seite 544-558 berichtet. Am Amazonas erlebte ich Indianer bei ihren Kriegstänzen. Nach der Verkündigung des Evangeliums über zwei Dolmetscher traten sechs junge Indianer vor, die sich für Jesus Christus entschieden. Diese Indianer hatten nie zuvor das Evangelium gehört, weil noch kein Missionar in ihr Gebiet vorgestoßen war. Mein Drang, in unerreichte Gebiete zu kommen, führte mich auch zweimal nach Feuerland und auf den Südpolkontinent.

Beispiele von diesen Missionsreisen umfassen ca. 2.000 okkulte Erlebnisse. Mein Leben reicht nicht aus, um all das darzustellen, was sich mir bei Besuchen in 140 Ländern an seltsamen religiösen und okkulten Bräuchen bot. Meine Materialsammlung umfasst 50 Jahre intensiver Arbeit als Evangelist, Pfarrer, Missionar, Seelsorger und Dozent. Das Einzugsgebiet meiner Informationen ist praktisch die ganze Welt und umfaßt über 10.000 Berichte.   . . .

Ich empfinde etwas von dem, was Luther schrieb. Der Reformator sagte: „Ich habe zwischen mir und meiner Berufung zu unterscheiden. Ich halte mich für den Geringsten. Aber meine Berufung ist unanfechtbar…“ (zitiert von R. Wurmbrand in Kleine Noten, die sich mögen. S. 13)

2. Beurteilung der Quellen

In den vielen Jahren meiner Sammeltätigkeit konnte ich vier große Gruppen in der Beurteilung der okkulten Phänomene feststellen:

Die erste Gruppe sind die Negativisten und Verfechter der Humbugtheorie.  . . .  Einige vertreten die Humbugtheorie und fassen alle parapsychologischen Phänomene unter der Rubrik zusammen: Tricks, Täuschung, Schwindel, Bauernfängerei. . . .

Die zweite Gruppe sind die Animisten, die erklären, dass die Seelenkräfte des Menschen ausreichen, um paranormale Wirkungen auszulösen. Der Transzendenz, Wirkungskräfte von außen, steht die Immanenz, die Aktion aus den Tiefenschichten der Seele entgegen.  . . .

Die spiritistische Auffassung als dritte Gruppe ist, dass die meisten okkulten Phänomene durch jenseitige Helfer, jenseitige Operatoren, helfende Kontrollgeister verursacht seien  . . .

Der Spiritismus ist eine weltweite Bewegung. Trotz zunehmender Industrialisierung und Blüte der Naturwissenschaften ist eine dauernde Ausdehnung dieser okkulten Strömungen zu verzeichnen.

Unter den Ärzten der westlichen Welt herrscht seit zwei Jahrzehnten ein Trend zum Spiritismus. Ich könnte viele eigene Erfahrungen dazu bringen. Bei meinem Vortrag an der Universität in Port Elisabeth (Südafrika) sprach am gleichen Abend ein Chirurg über den Spiritismus und erklärte, es gäbe in Südafrika 7.000 spiritistische Zirkel und Organisationen. Eigentlich ist das für das ganze Land Südafrika wenig, da eine einzige brasilianische Stadt, Rio de Janeiro, ebenso viele hat.

Ärzte, die aus den Reihen der Spiritisten besonderes Aufsehen erregten, sind Dr. Moody mit seinem Buch „Leben nach dem Leben” und Dr. Kübler-Ross mit ihrem vielgelesenen Buch „Reif werden zum Tode“. Ich musste mich in meinen Büchern mit deren Schrifttum auseinandersetzen, weil Biblisches und Unbiblisches darin vermengt ist. Die Autorin, die eine warmherzige Frau mit ausgeprägter philanthropischer Einstellung ist, erfreut sich in der ganzen Welt großer Beliebtheit. Ihre Veröffentlichungen entsprechen aber nicht den Aussagen der Bibel. Sie vertritt also die Vorstellung der Reinkarnation, der Wiederverkörperung, wie wir sie in östlichen Religionen und in der Anthroposophie vorfinden. Es ist auch bekannt geworden, dass Frau Dr. Kübler-Ross im spiritistischen Sinne arbeitet und sich von drei Kontrollgeistern leiten lässt.  . . .

Eine vierte Möglichkeit der Beurteilung der paranormalen Phänomene findet sich nicht in der parapsychologischen Literatur, weil sie aus dem Raum des christlichen Glaubens kommt. In diesem Zusammenhang erwähne ich zwei englische Titel „Soul and Spirit“ (Seele und Geist) von Jessie Penn Lewis und „That Latent Power of the Soul“ (Die verborgene Kraft der Seele) von Watchman Nee. Beide Autoren behaupten, dass Adam im Paradies bedeutend größere Fähigkeiten gehabt hat als nach dem Sündenfall. Beim Sündenfall seien gleichsam seine ursprünglichen Kräfte in den Bereich der Seele eingeschlossen worden. Bei den okkulten Erscheinungen würde Satan diese verschlossenen und verborgenen Kräfte des gefallenen Menschen entbinden, lösen und für seine Zwecke nutzen.  . . .

Bei der Auffassung von Lewis und Watchman Nee ist der auslösende Faktor Satan und die Dämonen, also außermenschliche Wesenheit. Mit dieser Auffassung nähern sich Lewis und Nee den Spiritisten. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Spiritisten diese Dämonen ihre guten Helfer nennen, während Lewis und Nee diese Vorgänge als teuflisch bezeichnen.
Sagen wir es schlicht biblisch: der Mensch hatte vor dem Sündenfall umfassendere Fähigkeiten als der Mensch nach dem Verlust des Paradieses. Das ist die Meinung von Lewis und Nee, das ist auch meine Überzeugung.
Das sind kurz einige Antworten zu der Frage, wie wir die okkulten, medialen, metaphysischen, paranormalen Phänomene beurteilen können. Bei der Betreuung von belasteten Menschen spielen sie eine zweitrangige Rolle. Hier geht es dem Seelsorger um die Frage: wie kann dem leidenden Menschen geholfen werden.


3. Arten der Quellen  . . .


Auslese und Darbietung des Materials

Der erste Teil dieses Buches gruppierte die okkulten Fälle der Seelsorge in ASW (= Außersinnliche Wahrnehmung), ASB (= Außersinnliche Beeinflussung) und in ASE (= Außersinnliche Erscheinung). Eine ähnliche Gliederung war ursprünglich in dem zweiten Teil geplant. Diese Absicht ließ sich nicht verwirklichen. Es mussten ca. 1800 Briefe okkulten Inhalts und Tausende von Beispielen aus meiner okkulten Kartei gelesen werden. Die Fülle des Materials ging mir dabei über den Kopf.

Christen werden bei diesem Bericht begreifen, welchen Kämpfen ich bei dieser Arbeit ausgesetzt war. Man braucht bei dieser ständigen Konfrontation mit der Macht der Finsternis starke Nerven und, das Wichtigste, den Schutz Jesu Christi, ohne den man einfach nur unter „die Räder kommt“. Luther wusste um die Angriffe. Er sang: „Der alt böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint; 
groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist,
 auf Erd ist nicht seins gleichen.“

Deutlich wurde mir auf jeden Fall, dass ich mich auf ein einzelnes Gebiet beschränken müßte. Aus dem Gesamtblock der Erlebnisse schälte ich darum ein Teilgebiet heraus, auf dem es am meisten Seelsorge gibt. Das ist der Bereich der außermedizinischen Heilungen. Vergegenwärtigen wir uns zuerst das Gerüst meiner Darstellung:

1.   Die mediale Heilkunst

2.   Die Häufigkeit der medialen Heilung

3.   Unkenntnis der medialen Heilkunst

4.   Vererbte Medialität

5.   Entdeckte Medialität

6.   Übertragene Medialität

7.   Magisches Experimentieren

8.   Formen der medialen Heilung

9.   Umkehrung der Medialität

10. Auswirkungen

11. Querverbindungen

12. Resistenzphänomen

13. Tarnung und Täuschung

14. Ursprung der medialen Begabung

15. Die Befreiung

Diese Disposition könnte nun mit Tausenden von Beispielen gefüllt werden, um das Knochengerüst mit Fleisch und Blut zu umgeben. Doch ist eine Beschränkung auf ein Minimum erforderlich.


1. Die mediale Heilkunst

Einen Überblick über die Geschichte der medizinischen Wissenschaft zu geben, ist Aufgabe von berufeneren Leuten. Eine Linie, die oft übersehen wird, muss ich aber ausziehen. In allen kulturellen Epochen waren die Ärzte und Heilkundigen in der Gefahr, Grenzüberschreitungen in der Richtung zur Magie vorzunehmen. Dieser Vorgang ist oft in mein Blickfeld getreten.

a. Im alten China

Bei sechs Ostasienreisen, die mich auch durch China, Korea und Japan führten, begegnete ich mehrmals dem Missionsarzt Dr. Eitel, der 30 Jahre Chefarzt des Hospitals in Changsa gewesen war. Als Mao die Missionare vom chinesischen Festland vertrieb, fand Dr. Eitel eine neue Wirkungsstätte in Japan. In Tokio war ich sein Gast. Eitel hatte als Chirurg einen so guten Namen, dass die führenden Leute in der Politik und Wirtschaft sich von ihm operieren ließen. Ich nahm diese wundervolle Gelegenheit wahr und fragte Dr. Eitel nach den chinesischen Heilmethoden. Auf einen einfachen Nenner gebracht, sagte er mir, die Chinesen seien ausgezeichnete Internisten, sie unterscheiden zum Beispiel 12 Pulsformen, sie leisten aber chirurgisch nur Mittelmäßiges. Am meisten lag mir aber die Akupunktur am Herzen. Ein Mann, der Jahrzehnte als leitender Arzt in China gearbeitet hatte, mußte doch darüber mehr wissen als Außenseiter. Dr. Eitel wies mich darauf hin, dass im Verlauf von 5.000 Jahren der astrologische Charakter der Akupunktur zurückgetreten sei, immerhin würden noch verblüffende Erfolge erzielt werden. Mir geht es hier nicht darum, eine generelle Beurteilung der Akupunktur zu bieten. Wer sich darüber informieren will, den verweise ich auf das medizinisch und biblisch gut fundierte Buch von Dr. Samuel Pfeifer: Gesundheit um jeden Preis?

Nun muss ich aber mit eigenen Beobachtungen aufwarten. Ich kam seit Jahrzehnten auf viele Missionsfelder. Was dem gläubigen Missionar auffällt, ist die starke Medialität der heidnischen Religionen und der heidnischen Heilkunst. Über die Medialität als Hintergrund der Akupunktur schrieb ich schon im OKKULTEN ABC. Hier muss ich noch einen Schritt weiter gehen. Ich lernte vor allem in Ostasien medial veranlagte Menschen kennen, die sich in eine Halbtrance versetzen können. Sie werden dabei schmerzunempfindlich, ihr Bewusstsein ist aber voll da. Sie können sich zum Beispiel Nadeln, Nägel, ja auch lange Stilette durch die Gesichtsmuskeln, die Oberarmpartien und die Brust stoßen. Die Wunden bluten nicht und verheilen nach dem Herausziehen der metallischen Gegenstände in etwa zwei Stunden. Während dieser Prozedur können sie mit den umherstehenden Menschen lachen und scherzen. … Auf die Akupunktur zurückkommend muss gesagt werden: Wenn der zu operierende Patient die Fähigkeit der medialen Halbtrance besitzt, dann spürt er bei jeder Operation keine Schmerzen. Er kann sich mit den Ärzten unterhalten und auch während der Operation Apfelsinenstückchen essen.

Die Fähigkeit der Halbtrance ist im Westen eher selten. Ich habe vielleicht nur etwa zehn solcher Medien kennengelernt oder in der Seelsorge davon gehört. In heidnischen Ländern gibt es solche Medien in großer Zahl. Auf den Philippinen, aber auch in anderen Ländern Ostasiens gibt es Medien, die sich Fleischhaken durch die Muskeln stoßen und sich aufhängen lassen. Sie erleiden diese schauerliche Prozedur sechs bis acht Stunden, ohne Schmerzen zu empfinden. Ich besitze einige Aufnahmen von solchen Selbstverstümmelungen in der Halbtrance.

Äußerst erfolgreiche Akupunktur-Operationen finden statt, wenn sowohl der Arzt als auch der Patient medial veranlagt ist, und wenn der Patient zusätzlich die Fähigkeit der Halbtrance besitzt. Mit dem bisher Gesagten wird nur die Kombination Medizin plus Medialität dargestellt. Diese Partnerschaft zwischen Rationalem und Irrationalem tritt oft in der Geschichte der Heilkunst zutage.

b. Im alten Ägypten

Ein anderes Gebiet herausragender Ärzte ist Ägypten. 1980 hatte ich Gelegenheit, an einer Studienreise durch Ägypten teilzunehmen, bei der großartige Einblicke in die alte ägyptische Kultur gegeben worden sind. Im Blick auf die Medizin interessierten mich zwei Daten. … Als Architekt und Baumeister wird Imhoteb genannt, dessen Name auf dem Sockel einer Statue beim Grabmal Djosers gefunden wurde. Dieser Imhoteb spielt bei den Ägyptern die gleiche Rolle wie Asklepios bei den Griechen. Imhoteb ist der Vater der Medizin. In unserem Zusammenhang ist wichtig, dass Imhoteb zugleich als der Chefmagier gilt. Wie bei den chinesischen Akupunkteuren, so bestand auch hier die Kombination: medizinische Wissenschaft plus Magie. Die Ägypter haben diesen Pionier der Heilkunst zum Gott erhoben, wie es die Griechen mit Asklepios gemacht haben. Dass die Ägypter sich auf die Magie verstanden, wissen wir auch z.B. aus 2. Mose 7, 11; 7, 22 „Da rief der Pharao die Weisen und Zauberkundigen. Und auch die ägyptischen Zauberer taten dasselbe mit ihren Zauberkünsten.“ . . .

c. Im alten Griechenland

Wir begeben uns nun historisch nach Europa. . . . Kontakt mit großen Vorläufern auf dem Gebiet der Medizin wurde mir bei einigen Griechenlandtouren gegeben.  Zwei Ärzte erweckten mein besonderes Interesse. Asklepios und Dioskurides.

Die Ruinen des Asklepios-Tempels sind etwa 10 km von Epidauros entfernt. Man sieht noch das in den Boden eingelassene Steinlabyrinth, in dem Asklepios seine Schlangen aufbewahrte. . . . Er heilte schon Rheuma mit Bienengift und Schlangengift und führte nach einer Holzhammernarkose chirurgische Eingriffe durch. Er kannte auch schon eine Therapie, Geistesgestörte durch Schlafkuren zu behandeln. Die Methoden dieses Arztes wurden dreitausend Jahre später wieder von der modernen Medizin aufgenommen.
In der griechischen Mythologie wurde Asklepios „Sohn des Appollo“ genannt. Hier liegt also die schon erwähnte Apotheose vor, die vor ihm in Ägypten der medizinische Magier Imhoteb erlebt hat. In dem Gedankengang dieses Kapitels geht es um die unheilvolle Verbindung zwischen medizinischer Wissenschaft und Medialität. Von Asklepios ist nichts Derartiges bekannt, dafür aber um so mehr bei seinen Nachfolgern.

Altgriechenland hat eine ausgeprägte Dämonologie. . . . Hier soll nur ein philologischer Hinweis gegeben werden. Im heidnischen Altertum wurden oft die Krankheiten als von Dämonen verursacht angesehen. Heilen hieß dann nichts anderes als die Dämonen austreiben. Im Gegensatz zu den mehr nüchternen Römern hatten die Griechen viele Termini zum Thema heilen, beschwören, austreiben.

Die Römer hatten eigentlich nur den von den Griechen übernommenen Ausdruck homo magicus, der Magier. In der altgriechischen Ärzteschaft gab es immer wieder Übergriffe vom wissenschaftlichen Arbeiten zur Magie. Es hat aber auch Ärzte gegeben, die sich mühten, die Medizin von der Magie freizuhalten. Der bekannteste unter ihnen soll erwähnt werden. Dioskurides schrieb im ersten Jahrhundert nach Christus sein Werk „De materia medica“. Er versuchte darin, die medizinische Arbeit von allem mystischen, mythologischen und magischen Wust zu säubern und die Heilkunde auf eine saubere, naturwissenschaftliche Basis zu stellen. In diesem führenden medizinischen Werk seiner Zeit führte Dioskurides 500 Heilmittel aus pflanzlichen und mineralischen Substanzen auf. . . .


d. Im Mittelalter

Über die „wilde Ehe“ zwischen medizinischer Wissenschaft und Magie ließen sich auch in der christlichen Ära Bände schreiben. . . . An der Schwelle der Neuzeit um 1500 gibt es nicht nur den theologischen Aufbruch durch Martin Luther, es gibt auch eine Ära der Kabbalisten und Magier. Eine ausführliche Auseinandersetzung ist hier nicht angebracht, aber einige Namen sollen genannt werden.


Abt Johann Tritheim in Würzburg (1462-1516) war ein Spezialist der Kabbala. Er schrieb ein mysteriöses Buch „Steganographia“. Der Schlüssel zum ersten Kapitel sollte in den Händen eines vornehmen Geistes Pamersyel sein. Dieses Werk weist Abt Johann Tritheim als Spiritisten aus. Furchtbare Geistergeschichten und Geisterbeschwörungen füllen die Seiten.
Ein Gesinnungsgenosse von Tritheim war Johann Reuchlin (1455-1522), ein ausgezeichneter Spezialist für die hebräische und griechische Sprache. Durch Juden angeregt, studierte er auch die Kabbala. Ein weiterer Freund Tritheims war Agrippa von Nettesheim (1456-1535). Schon als junger Mann hatte er die Geheimwissenschaften studiert. Sein Hauptwerk hieß „De occulta philosophia“. Zu dem Trio der Kabbalisten kann man als vierten Nostradamus hinzunehmen. Seine Hellsehfähigkeit hat er beim Lesen okkulter Bücher erhalten. Nostradamus hielt genau wie später Swedenborg seine Fähigkeit für eine Gabe Gottes. Das Ende des Mittelalters berechtigt zu dem Schimpfwort „finsteres Mittelalter“. Tritheim, leider auch teilweise Reuchlin, Agrippa und Nostradamus waren eine kabbalistische Quadriga. . . .

Diese gärende Zeit zu Beginn des 16. Jahrhunderts brachte Männer mit umwälzenden Ideen hervor. Agrippa fühlte sich als Reformator der Magie.  Paracelsus (1493-1541) hielt sich für einen Reformator der Medizin. Mit ihm müssen wir uns kurz befassen, weil er wie kein anderer vor ihm und nach ihm in der Heilkunst die medizinische Wissenschaft mit der Magie koppelte. Im Sprechzimmer eines Arztes las ich den Wandspruch:  Alles, was zur Heilung führt, kommt von Gott. – Paracelsus
So einfach ist es aber nicht. Paracelsus ist Sohn eines Arztes und hat wie sein Vater Medizin studiert. Von seinem Lehrmeister Tritheim wurde er in die magischen Wissenschaften eingeführt. Paracelsus ging in seinem heilenden Bemühen davon aus, dass der Mensch als Mikrokosmos in Harmonie mit dem Makrokosmos, dem Universum, gebracht werden müsse. Seine beiden wichtigsten Heilmethoden ist die Lehre von den „Arcana“ (arcanum = Geheimnis) und den „Sympathiemitteln“.

In unserer Linienführung interessiert vor allem die mediale Heiltätigkeit dieses Arztes. Durch Sympathie (sympathein = mitleiden) heilen, heißt bei ihm z.B., dass eine Krankheit auf ein Tier oder eine Pflanze übertragen wird. Paracelsus betrieb also vor 450 Jahren bereits klassisches Besprechen, magische Heilmethoden. Diese Art der Heilung wird heute noch in Norddeutschland von den Besprechern betrieben und wird dort „wegversetzen“ genannt.

Die Zeitgenossen von Paracelsus waren oft wütend auf ihn, weil ihm Heilungen von Krankheiten gelungen sind, denen sie selber machtlos gegenüberstanden. Ein ganz typisches Beispiel eines medialen Heilverfahrens soll wiedergegeben werden. Es ist dem Buch „Aberglaube und Zauberei“ von Prof. Dr. A. Lehmann S. 239 entnommen.

B 11 „Es wird der Zahnschmerz transplantiret in eine Weide, Holderbusch, Haselstaude auf folgende Weise. Nachdem die Rinde ein wenig abgeschält worden, so schneide ein Spänchen heraus, mit demselben stich in das Zahnfleisch, so lange, bis es blutet, hernach lege den blutigen Span wieder an seinen Ort, decke die Rinde darüber und verwahre sie wohl mit Kote.“

Das ist eine Methode, wie man sie auch in dem „6./7. Buch Moses“ oder im „Magisch sympathetischen Hausschatz“ findet. Diese Methode wirkt aber nur unter Gebrauch einer Formel, die aber hier nicht wiedergegeben wird. Auch das nächste Beispiel ist aus der umfangreichen magischen Rezeptur entnommen.

B 12 „Die Schwindsucht kann folgendermaßen kuriert werden. Nimm Johannesbrot, so viel du willst, gieß guten Wein darauf, und lass es 24 Stunden weichen. Den anderen Tag darauf laß zuvor den Urin, trink darauf von dem Wein, und wiederhole es neun Tage nacheinander, so dass du dich von allem andern Getränke gänzlich enthaltest, indessen allen gelassenen Urin aufsammelst und in den Rauch hängest, damit er allgemacht verzehrt werde, so wird die Schwindsucht nach und nach geheilt werden.“

Urinrezepte gibt es in großer Zahl in den Spruchbüchern der medialen Heiler. Sie funktionieren normalerweise nur, wenn der mediale Heiler das Rezept verordnet und dazu einen Heilungsspruch verwendet. Mir sind Heilungssprüche durch die Seelsorge bekannt geworden. Ich hüte mich aber, solche Formeln zu veröffentlichen.

Die großen Heilerfolge von Paracelsus erklären sich also dadurch, dass er außer einer medizinischen Therapie Zauberei trieb. Diese Spruchheilungen mit den widersinnigen Handlungen sind nicht nur Aberglaube, sondern das Tor, durch das dunkle Mächte eindringen.


2. Die Häufigkeit der medialen Heilkunst

Bei meinen vielen Missionsreisen habe ich noch kein Land entdeckt, das keine medialen Heiler hätte. In nichtchristlichen Religionen ist ohnehin seit Jahrtausenden die mediale Heiltätigkeit die übliche Form. In christlichen Kreisen wird Besprecherei in Gegenden in Anspruch genommen, die keine Ärzte haben, z.B. unter den nach Sibirien verbannten Deutschen, in Nordkanada und in Südamerika, aber auch sonst in aller Welt. Aus der vorhandenen Fülle an Beispielen ziehe ich einige heraus. Zuerst ein Beispiel von August Winning.

B 13 Ein baltischer Adliger war dafür bekannt, dass er bei schweren Verletzungen sofort das Blut stillen konnte. Ein Pfarrer, der zufällig als Gast auf seinem Gut weilte, fragte ihn nach den Ursachen dieser geheimnisvollen Kraft. Der Adlige erklärte ihm, er würde nur ein Wort gebrauchen, die Verletzung anblasen oder die verletzte Körperstelle berühren, und dann würde sofort das Bluten aufhören. Bereitwillig gab er auf Befragen dem Pfarrer auch das Wort bekannt. Der Pfarrer fragte bei vielen Altphilologen und Orientalisten nach der Bedeutung des Wortes. Niemand konnte ihm Auskunft geben. Da ihn die Bedeutung des geheimnisvollen Wortes interessierte, schrieb er auch an die orientalistischen Seminare und Institute verschiedener Universitäten. Schließlich erhielt er die Auskunft, dass es sich bei diesem Wort um einen chaldäischen Dialekt handle. Das Wort hätte den Sinn: Die Seele gehört dem Teufel. Der Pfarrer teilte dem baltischen Baron die Bedeutung des Wortes mit. Der Adlige erschrak und hörte sofort auf, das Wort weiterhin anzuwenden. Eines Tages verunglückte sein Sohn bei der Jagd. Ein Schuss ging ihm in die Schulter und verletzte eine große Ader. Der Vater eilte zu dem schwer blutenden Sohn. Dieser bat den Vater inständig: „Du hast doch die Kraft, das Blut zu stillen, also hilf mir doch.“ Der Vater war sehr tapfer und glaubensstark und erwiderte dem Sohn: „Unter den Umständen, wie ich früher das Blut stillte, kann ich es heute nicht mehr tun.“ In der Brust des Vaters tobte ein fürchterlicher Kampf. Der Sohn verblutete in den Armen des Vaters, obwohl dieser die magische Kraft gehabt hätte, dem Sohn zu helfen. Hier siegte der christliche Glaube über die Magie.

In den letzten Jahren sind viele Russland-Deutsche nach Westdeutschland eingereist. Es sind viele Christen darunter. In der Seelsorge zeigt es sich, dass sich manche mit Depressionen abplagen. Natürlich gibt es viele Formen von Depressionen, die nichts mit Zauberei zu tun haben. Bei manchen Einwanderern ist aber der Zusammenhang deutlich. Ein derartiges Beispiel soll hier wiedergegeben werden.

B 14 Eine Briefzuschrift zeigt den Besprechungsvorgang bei einer russlanddeutschen Familie, die in Sibirien lebte, bis sie nach Westdeutschland auswandern durfte. Es handelt sich um eine gläubige Familie, die ihren Glauben auslebte und viel Liebe übte. Großvater und Vater waren Besprecher. Weil in Sibirien kein Arzt zu erreichen war, waren sie auf die Selbsthilfe angewiesen. Bevor sie kranke Menschen oder kranke Tiere behandelten, hielten sie eine brennende Kerze über eine Schale Wasser. Das Wasser sollte dadurch geweiht werden. Mit diesem „Weihwasser“ bespritzten sie die kranken Menschen oder das kranke Vieh. Dabei beteten sie Psalmen, aber auch Spruchgebete, die mit den drei höchsten Namen abgeschlossen wurden. Es traten häufig Heilungen ein, die sie als Wundertaten Christi ansahen. Nach ihrer Einwanderung informierte eine gläubige Verwandte diese Männer, dass sie Weiße Magie getrieben hatten.

B 15 Noch ein anderes Beispiel aus Sibirien soll berichtet werden, um zu zeigen, unter welchen Entbehrungen die Volksdeutschen zu leben hatten. Mein Berichterstatter ist ein Russlanddeutscher, der nach Westdeutschland ausreisen durfte. Seine Eltern wohnten ursprünglich in der Ukraine und wurden dann nach dem Ersten Weltkrieg nach Sibirien umgesiedelt. Die Siedler besaßen nicht einmal das Existenzminimum, weil sie ihr gesamtes Vermögen in der Ukraine hatten zurücklassen müssen. Wenn gütige Nachbarn ihnen nicht zu essen gegeben hätten, wäre die Familie nach dieser Zwangsumsiedlung in Sibirien verhungert. Schließlich kam der Vater in einer Fabrik unter. Die Familie gehörte zu den Stundisten. Das waren damals die gläubigen Kreise in dem sonst orthodoxen Russland. Es wurde auf den Knien gebetet und täglich Andacht gehalten.

In dieser schweren Zeit wurde mein Berichterstatter als 12-jähriger Junge krank. Weit und breit war kein Arzt erreichbar. In ihrer Not nahm die Mutter einige Bibelsprüche, sagte sie über dem Jungen, fügte einen Spruch dazu und die drei höchsten Namen und bepustete das Kind dreimal, wie es heute noch gelegentlich in Schleswig-Holstein geübt wird. Der Junge wurde nach diesem Besprechungsakt gesund. Der Geheilte hat sich dann aber charakterlich und geistlich völlig anders entwickelt, als es sich vor der Heilung angebahnt hatte. Der Sohn war von seinem Vater zu Jesus Christus geführt worden. Der Junge hatte bereits Heilsgewissheit. Nach dem Bepusten ging aber alles schief. Ein Leben der Sünde folgte. Von seiner ersten Frau wurde er geschieden. Wiederverheiratung. Sein jüngster Sohn beging Selbstmord aus heiterem Himmel, das heißt ohne äußere Ursache. Die vier Kinder sind alle ablehnend gegen Gottes Wort.

Das ist die dunkle Bilanz eines Mannes, der von seiner gläubigen Mutter besprochen worden war. Der Teufel hat aber nicht das letzte Wort behalten. Nach seiner Einwanderung in die Bundesrepublik kam er in Kontakt mit einem gläubigen Pfarrer. Er wurde geistlich erweckt, beichtete alles, sagte sich los von der Besprecherei und wurde nun Glied einer lebendigen Gemeinde.

B 16 Es folgt ein Bericht von Nordkanada. Ich habe Kanada insgesamt 18mal besucht und viele Vorträge dort gehalten. Bei einer Vortragswoche in Edmonton hatte ich unter anderen folgende Begegnung. Eine Frau war zur Aussprache gekommen. Sie berichtete, dass sie als Kind die englische Krankheit (Rachitis) gehabt habe. Ihre Mutter holte dann nach einem alten Rezept von neun verschiedenen Ackergrenzen Erde, die sie in ein Tuch band. Der Beutel wurde dann mit heißem Wasser übergossen und dabei ein Spruch gesagt, der mit den drei höchsten Namen endete. Das Kind wurde dann in diesem Absud gebadet. Die Erde musste dann an den ursprünglichen Platz zurückgebracht werden. Das Kind genas, nahm aber eine ungute Entwicklung, neigte zum Jähzorn und geriet in sexuelle Abartigkeiten. Nach der Heirat hatte die Frau viele Streitigkeiten mit ihrem Mann. Die unerträglichen Zerwürfnisse brachte sie dann in die Seelsorge, in der ihr der Weg zu Jesus Christus und zur Befreiung gezeigt wurde.

Den Einwand gegen dieses Beispiel kenne ich. Man wird sagen, das Kind hätte sich auch ohne die Spruchheilung so entwickelt. Das kann man annehmen, wenn nur ein oder zwei solcher Fälle vorliegen. Wenn aber Tausende von derartigen Beispielen zur Verfügung stehen, dann muss nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung ein derartiger Zusammenhang angenommen werden.

B 17 In dem folgenden Bericht hören wir eine Familiengeschichte aus Ostkanada. Ein 56 Jahre alter Mann kam zur Seelsorge und räumte alle seine Belastungen und Sünden vor dem Angesicht Gottes aus. Seine Mutter – inzwischen verstorben – war eine Besprecherin gewesen. Für alle Erkrankungen hatte sie ihre Spruchrezepte. Wenn ein Kind ein Bettnässer war, dann wurde ein Totenzauber angewandt. Eine benässte Windel wurde in ein offenes Grab geworfen und dabei ein Spruch aus dem 6./7. Buch Moses zitiert, der mit den drei höchsten Namen endete. Das Bettnässen hörte dann tatsächlich auf.

Die dreizehn Kinder dieser Frau nahmen fast alle eine unnatürliche Entwicklung. Zwölf von den 13 kamen um. Mein Berichterstatter, der dreizehnte, ist allein übriggeblieben. Er ist auch schwer belastet. Jähzorn, sexuelle Verwilderung, Geiz, unstetes Wesen kennzeichnen seinen Charakter. Wenn er die Bibel lesen will, flackern seine Augen. In der Kirche packt ihn die Wut, oder es wird ihm schlecht. Einen Lichtblick gab es bisher bei ihm. Er hat eine gläubige Frau, die ihn in Geduld trug. Der Mann brachte in der Seelsorge alles ans Licht, auch seine Unterschlagungen. Er konnte sich Jesus Christus übergeben und im Glauben die Vergebung fassen.

B 18 In Brasilien blüht die magische und spiritistische Heilkunst in allen Formen. Merkwürdig ist, dass auch die portugiesischen Besprecher – sie heißen dort Curandero – Formen des Besprechens praktizieren, die den europäischen Normen ähnlich sind. Es wurde schon in einem vorangegangenen Kapitel vom „messen“ und „messen lassen“ gesprochen. Die Curanderos haben ähnliche Gebräuche. Wenn ein Kranker den Curandero ruft, dann muss der Patient eine lange Schnur an der Magengrube festhalten. Der Heiler misst dann mit seinem Unterarm (Elle) dreimal an der Schnur entlang auf sich selbst zu. Dann schlägt der Curandero ein Kreuz und misst wieder die Schnur zurück zum Kranken. Ein Spruch und drei Kreuze beenden diese seltsame Form der Diagnose. Dann verordnet der Curandero einen Tee und gibt einige Ratschläge.

Ich habe in Brasilien und in Argentinien, in Uruguay und Paraguay viele Kolonisten aus Deutschland aufgesucht und in ihren Kirchen gesprochen. Der Pfarrer einer deutschen Gemeinde klagte mir sein Leid. Er erzählte, dass er unter rund 100 deutschen Familien nur zwei Familien hätte, die nicht zum Besprecher gehen. Bei Schlangenbissen, Wespenstichen und allen Arten von Verletzungen rufen sie den Heiler, der bei den Deutschen dort „brucho“ heißt, nicht Curandero wie bei den Portugiesen und Spaniern. Die Siedler aus Pommern haben auch ihre Heilungssprüche mit in die neue Heimat gebracht. Der Pfarrer, der mein Berichterstatter ist, meinte, es sei sehr schwer, dieses eingewurzelte Brauchtum zu beenden. Die Kolonisten hatten in der Anfangszeit keine Schulen, kaum kirchliche Betreuung und vor allem keine Ärzte. Darum hat sich das Besprechen so lange gehalten.

Der Bericht über die Häufigkeit des medialen Brauchtums soll nun mit einem Brief aus Argentinien abgeschlossen werden. Es handelt sich um das Schreiben eines Pfarrers, mit dem ich zusammen im Gebiet von Entre Rios evangelisiert habe. Da der Brief zu lang ist, wird nur eine Partie über das Besprecherunwesen herausgeschnitten.

B 19 „Es sind nun bereits 3½ Jahre, dass ich in dieser Gemeinde das Evangelium verkündige und die Leute zum Glauben an Jesus führen will. Aber oft habe ich den Eindruck, als wäre alles umsonst. Wenn es darum geht, um Jesu willen seine ganze Lebenseinstellung und den Wandel zu ändern, so wird erst deutlich, wie groß die Gebundenheit an die Masse ist. Weil alle Welt zum Besprecher läuft, gehen auch die meisten Gemeindeglieder – bis hinein in die Reihen der Vorsteher – in Krankheitsfällen zu dieser dämonischen Hilfsquelle. Sie fühlen sich aber dabei doch als sehr gute Christen. Als ich kürzlich in einer Gemeinde einen Vortrag über die Zusammenhänge des magischen Besprechens gehalten habe – es war eine Kolonie, in der nicht eine Familie von diesen okkulten Dingen unbelastet ist – kamen wir während des Mittagessens in eine angeregte Unterhaltung über die Braucher (Besprecher). Immer wieder wurde versucht, die Besprecherei als eine gute und nützliche Sache hinzustellen. Anhand der Heiligen Schrift widerlegte ich intensiv diese Meinung. Als schließlich das Zeugnis der Schrift eindeutig das Widergöttliche der Braucherei aufzeigte, erklärte mein Gegenüber – ein Kirchenvorsteher – einfach: ‚Schließlich ist die Bibel ja doch nur das Werk von einigen klugen Menschen!‘ Gerade dadurch ist mir deutlich geworden, wie tief die Verblendung durch die Sünde geworden ist. Eine solche Antwort kann nur die Antwort eines Menschen sein, der sein Ohr bereits der Schlange geöffnet hat, die spricht: Sollte Gott gesagt haben? Mit diesen Beispielen soll es dieses Mal genug sein. Ich habe Ihnen das heute geschrieben, damit Sie um so mehr für unsere Arbeit hier beten können …, Ihr dankbarer …“

Dr. Rudolph wies in seinem Buch „Die geheimnisvollen Ärzte“ darauf hin, dass das Besprechen eine rückläufige Entwicklung genommen hat. Ich habe die gleiche Beobachtung gemacht. Die letzte Besprecherin in meinem Heimatdorf ist vor zwei Jahrzehnten gestorben. Der Rückgang des „Brauches“ ist aber nicht mit dem Zurücktreten der alten bäuerlichen Sitten zu begründen, sondern mit der fortschreitenden Industrialisierung. Der Bauer, der früher vier Pferde hatte, besitzt heute einen Traktor. Wenn dieser Traktor „krank“ ist, geht der Bauer nicht zu dem Besprecher, sondern in die Werkstatt. Diese rückläufige Bewegung in der medialen Heilkunst ist aber noch nicht auf den Missionsgebieten zu erkennen.

Nach diesem Abschnitt über das Nachlassen des Besprecherunwesens kann ein Mißverständnis entstehen, als ob „der Teufel auf dem Rückzug“ wäre. Das Besprechen nimmt ab, aber die Medialität nimmt trotzdem zu. Das hängt mit dem Überhandnehmen der Kulte und dem Vormarsch der östlichen Religionen zusammen. Es wird auf eine summarische Liste dieser antichristlichen Bewegungen verzichtet. Man kann darüber nachlesen in Huttens „Seher, Grübler und Enthusiasten“. Ein Hinweis soll aber nicht übergangen werden: Wer Joga praktiziert oder TM (Transzendentale Meditation) betreibt, entwickelt Medialität. Wer sich von Kulten gefangen nehmen lässt, begibt sich in einen negativen Bannkreis, aus dem er nur ganz schwer wieder herauskommen kann. Die ganze religiöse und geistig-kulturelle Situation der Gegenwart ist medial geprägt, okkult basiert und antichristlich überhängend.


3. Unkenntnis der medialen Heilkunst

„Gegen die Dummheit kämpfen selbst die Götter vergebens“, heißt ein antikes Sprichwort. Seit Jahren beobachte ich die Unerfahrenheit vieler Christen auf dem Gebiet der okkulten Praktiken. Ich lasse erst einen Brief aus der Schweiz in vollem Wortlaut folgen.

B 20 „Sehr geehrter Herr Doktor, im Jahr 1943 bekam ich durch das Buch von Pastor Modersohn Im Banne des Teufels Aufschluss über das okkulte Gebiet. Danach las ich Blumhardt, Lüscher, Kremer und zuletzt Ihre Bücher. Ich sehe, dass Sie alles sehr gründlich nehmen und auch Beispiele über die Befreiung bringen. Ich möchte am Wort Gottes dienen, weiß aber nun, dass wir schon von den Vorfahren her mit Formen des Besprechens und des Aberglaubens belastet sind.

Meine Mutter hatte schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Ich vermute, dass sie ein Amulett trug in Form einer Kette, die von Generation zu Generation weitergegeben worden ist. Meine Frau wurde als Kind von Zauberkurpfuschern behandelt. In der Folgezeit hatte sie drei Schwermutsperioden und andere Erkrankungen. Es ist heute so, dass die meisten Pastoren und Versammlungsleiter über dieses Gebiet nichts wissen oder darüber lächeln. Meine Frage ist, ob Sie persönlich solchen Gebundenen dienen, oder sammeln Sie nur Material zur Aufklärung … Es können ja nur solche für Belastete einstehen, die nüchtern auf biblischem Boden stehen. Es gibt ja heute in Deutschland und in der Schweiz Gruppen, die allen Suchenden so lange ‚den Teufel austreiben‘, bis die Hilfesuchenden besessen sind und in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden müssen.“
Dieser Schweizer Bruder schrieb also, dass die meisten Pfarrer und Versammlungsleiter nichts über das okkulte Gebiet wissen. Leider ist das nur zu wahr!

B 21 Das nächste Beispiel betrifft einen Missionsprediger in Nürnberg. Eine Frau schrieb mich nach der Lektüre meiner Bücher an und beichtete im Brief. Grund dafür waren die schweren Belastungen, denen sie ausgesetzt war. Da sich nicht alle Seelsorge brieflich erledigen läßt, verwies ich sie an einen mir bekannten Prediger. Kurze Zeit später bekam ich von der Nürnberger Frau den zweiten Brief, in dem sie mir mitteilte, dass sie diesen Prediger nicht als Seelsorger akzeptieren könne, weil er auf dem Gebiet der okkulten Belastungen völlig unwissend sei. Dieser Bruder, den ich sonst schätzte, hatte ihr gesagt, sie soll ihre okkulten Fähigkeiten als Gabe Gottes ansehen und dafür danken. Die hilfesuchende Frau nahm diesen Rat nicht an, weil sie selbst ihre Belastungen auf ihre früheren okkulten Praktiken zurückführte.

Der Schweizer Laienbruder vom vorangegangenen Beispiel verstand von den Zaubereisünden mehr als dieser Missionsprediger. Wurde da nicht etwas bei seiner Ausbildung versäumt? Nicht nur die theologische Ausbildung enthält verhängnisvolle Lücken im Blick auf die Seelsorge an okkult Belasteten, auch an Seminaren und Bibelschulen fehlt es oft an einer sachlichen Einführung in dieses Gebiet.

B 22 Im Blick auf die ignoratio theologorum folgt nun ein haarsträubender Bericht über die Einstellung eines lutherischen Pfarrers in Norddeutschland. Sein Brief umfasst sechs Seiten in enger Maschinenschrift. Es kann also nur einiges entnommen werden.

Dieser Pfarrer H. spricht völlig harmlos von Besprechern, Rutengängern, Pendlern und anderen Okkultisten. Er bekennt sich zu diesen Praktiken. Ich zitiere einiges aus seinem Brief: „Einer meiner Konfirmanden ist ein befähigter Rutengänger. Er vermag Reizstreifen mit Hilfe einer Stahlrute genauestens festzustellen. Auf der einen Seite der Wasserader dreht sich die Rute aufwärts und auf der andern abwärts, und zwar im Kreise. Sie überwindet also den Schwerpunkt. Der Zug der Rute ist so stark, dass der Rutengänger kaum die Rute halten kann. Dieser Rutengänger tastete auch meinen Körper ab. Er stellte in Stirnhöhe einen leisen Ausschlag fest, wahrscheinlich ein Hinweis auf meine Kreislaufstörungen.“

Dieser Pfarrer hat auch Familienangehörige den Okkultisten zugeführt. Ich zitiere wieder aus seinem Brief: „Ich erfuhr von der wunderbaren Heilpraktikertätigkeit des katholischen Pfarrers Emmenegger in Maienfeld, Kanton Graubünden, Schweiz, speziell in bezug auf gehirnkranke Kinder. Eine diesbezügliche Erkrankung eines meiner Großkinder ließ mich mit dem Kind in seine Praxis fahren. Diagnostiziert wurde mit einem siderischen Pendel. Der Erfolg war offensichtlich fabelhaft. Also ein im Amt befindlicher katholischer Geistlicher betreibt okkulte Heilkunde, und dann soll das Teufelswerk sein? Eine Parallele dazu ist der leider verstorbene evangelische Pfarrer Jaesche in Gudmannsbach in Estland. Über ihn berichtete Erwin Liek in seinem Buch ‚Das Wunder der Heilkunde‘ erstaunliche Erfolge.“

Die Geschichte von Pfarrer Jaesche in Gudmannsbach ist mir wohlbekannt. Jaesche hatte heilmagnetische Kräfte. Die Diagnose war sehr einfach: Wenn Pfarrer Jaesche mit seinen Händen über die kranke Körperstelle fuhr, wurden seine Finger kalt. Er führte danach magnetische Bestreichungen durch, bei denen die Hand den Körper nicht berührte, sondern im Abstand von etwa 10 cm gewöhnlich die Wirbelsäule entlang fuhr.

Pfarrer H., von dem mir zwei Briefe vorliegen, spricht sehr wohlwollend von den okkulten Heilern, wie zum Beispiel vom Schäfer Ast, der Tausende von Menschen mit seinen okkulten Fähigkeiten belastet hat. Pfarrer H. rühmt aber nicht nur derartige okkulte Praktiken, nein, er nahm sie auch selbst in Anspruch, wie die beiden Beispiele oben zeigen.

Wie beurteilt Pfarrer H. die okkulten Kräfte? Zunächst spricht er wie die Parapsychologen davon, dass die Psyche, und zwar sowohl das Bewusstsein als auch das Unbewusste der Sitz der okkulten Heilkräfte sei. Dann geht Pfarrer H. einen Schritt weiter und erklärt, dass es sich bei den okkulten Heilkräften „um menschliche Fähigkeiten handle, die dem Menschen schöpfungsmäßig von Gott gegeben sind. Gott wirke in den okkulten Taten der Menschen also nur mittelbar, wie etwa bei der Musikalität oder jeder anderen Begabung.“ . . .

Psyche und pneuma – Seele und Heiliger Geist sind niemals gleichzusetzen. Durch unsere leibliche, natürliche Geburt erhalten wir nur natürliche Kräfte und Gaben. 
Nur durch die Wiedergeburt des Heiligen Geistes (Johannes 3: Wenn jemand nicht von oben geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen) erhalten wir Charismata, Gnadengaben.

Pfarrer H. ist nicht der einzige, der in der Beurteilung der okkulten Kräfte irregeleitet ist. Bei einer Vortragswoche in Norddeutschland kam ich mit einem lutherischen Pfarrer in Kontakt, der ein weithin bekannter Astrologe ist. Er lässt sich von Gemeindegliedern und auch auswärtigen Besuchern das Geburtstagsdatum geben, stellt das Horoskop und beantwortet dann die Fragen des Ratsuchenden. Er ist in der Lage, mit Hilfe des Horoskops verborgene Dinge aufzufinden, Krankheiten zu erkennen, verworrene Lebensverhältnisse aufzudecken. Ich wies diesen Kollegen auf Jesaja 47, 12-14 hin, wo die Astrologie eindeutig verworfen wird. Die Antwort des Amtsbruders war: „Das ist ein Wort aus dem Alten Testament, das für uns heute nicht mehr verbindlich ist. Das galt dem Volk Israel.“

Es traten viele Christen in meinen Gesichtskreis, die ihre Zauberei für ein Werk des Heiligen Geistes ausgaben oder noch so sehen. In den letzten 30 Jahren hatte ich im Elsaß viele Vorträge. In einem Gebiet wurde mir immer wieder von einem Pfarrer berichtet, der Pendelbehandlungen durchführt.

Eines Tages bekam ich nun von diesem Elsässer einen Brief, in dem er seine Heilpraktikertätigkeit als biblisch rechtfertigt. Schon bei seinen Vorfahren ist die Befähigung zur Heilung aufgetaucht. Er schrieb: „Ich weiß, dass mein Großvater mütterlicherseits, der ein schlichter Landpfarrer war, die Gabe der Handauflegung besaß und diese an seinen Kranken ausführte, so dass die Kranken von ihrem Fieber befreit wurden oder sonst eine Erleichterung verspürten.“

Der Elsässer berichtete in seinem Brief, dass er zum Feststellen der Reizstreifen keine Rute oder Pendel brauche, sondern sie mit den bloßen Händen spüren kann. Zur Rechtfertigung seiner Heiltätigkeit gab er nun Berichte über verschiedene Heilungen. Einige Beispiele:

B 23 „Ich denke an jene Frau, die mühselig und beladen zu mir kam und ihres Lebens nicht mehr froh werden konnte, weil ihr kranker Leib ihr zu schaffen machte. Durch eine kleine Pendeldrehung stellte ich das erkrankte Organ fest und verwies sie zum Frauenarzt. Nach einigen Wochen kehrte sie gesund heim. Und dieser Dienst, den wir Mitmenschen erweisen, soll ein Teufelswerk sein?“

B 24 „Ich erinnere mich der 17-jährigen Tochter eines treuen Christen, die nachts im Gipsbett liegen musste und in der Schule meist nur stehend dem Unterricht folgen konnte, weil das Sitzen ihr große Qualen bereitete. Ein Vetter brachte sie zu mir. Nach einem Gebet legte ich ihr die Hände auf den kranken Rücken. 14 Tage später schrieb sie mir aus dem Gebirge, dass sie kein Gipsbett mehr brauche und sogar Wanderungen bis 2000 m hoch machen könne. Sollte die Kirche nicht darum ringen, dass ihre Diener wieder in den Besitz jener Gabe gelangen, von der Jesus in Markus 16, 18 redet?“

Diese Beispiele hören sich oberflächlich gesehen gut an. Ein in die Materie Uneingeweihter könnte meinen, das seien neutestamentliche Vorgänge. Und doch liegt die Sache anders! Der Elsässer ist Pendler und besitzt in starkem Maße die Rutenfühligkeit. Auch arbeitet er wie die Heilmagnetiseure. An den Heilungen zweifle ich nicht, aber um so mehr an dem Hintergrund dieser Heilungen. 
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt (und seine Gesundheit auf diesem Weg) gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele? Und genau das konnte ich beobachten, denn ich habe Gemeindeglieder dieses hochmedialen Elsässers in meiner Seelsorge gehabt.

Grotesk wie bei den beiden Pfarrern vorher ist die Meinung des Elsässers, seine Gaben wären das, was Paulus in 1. Kor. 12 schildert. Er fragte mich in seinem Brief: „Sie scheinen jegliche charismatische Gabe abzulehnen.“ Nein, ich lehne das Charismatische und Pneumatische nicht ab! Den Beweis erbrachte ich durch viele Bücher über Erweckungen. Ich lehne aber mit aller Radikalität die pseudocharismatischen, die okkulten Gaben ab. Dass es so viele Pfarrer gibt, die das nicht unterscheiden können, ist ein Trauerspiel. Eine heilmagnetische oder weißmagische Handauflegung und eine pneumatische Handauflegung sind nicht das gleiche. Paulus warnt in 1. Timotheus 5, 22: „Die Hände lege niemand schnell auf, mache dich auch nicht fremder Sünden teilhaftig; bewahre dich selbst rein!“
 Es gibt Handauflegungen, die belasten und gefährlich sind. Man braucht eine Gabe der Geisterunterscheidung!

Da sowohl der norddeutsche als auch der elsässische Pfarrer die Pendelpraxis als Gabe Gottes, als Charisma, ansehen, lasse ich einen zünftigen Pendler über „diese Kunst oder Gabe“ sprechen. Die folgenden Sätze sind dem Buch „Der erfolgreiche Pendel-Praktiker“ (K. Spiasberger) S. 7-8, entnommen. Es kann der Länge wegen nur das Wesentliche gebracht werden:

„In der Hand des Könners ist der Pendel das ideale Instrument zum Stellen von Diagnosen … Die Charakterveranlagung ist ebenfalls mittels Pendel festzustellen … Der Praktiker in der Magie kontrolliert mit Hilfe des Pendels die Stärke der Strahlkraft bei seinen Arbeiten auf dem Gebiete des Heilmagnetismus … Ferner zeigt der Pendel dem Experimentator, ob und wo sich jenseitige Intelligenzen in seiner Nähe befinden … Auch Fragen nach Vermisstem, Verlorenem oder auch Zukünftigem beantwortet bereitwillig der Pendel … Die genannten Anwendungsgebiete lassen erkennen, von wo der Pendel seine Antriebskraft empfängt. Drei Imponderabilien (Unwägbarkeiten; Gefühls- u. Stimmungswerte ) verursachen die Pendelbewegungen.
 1. Die Strahlungskräfte, die in allem Organischen wie Anorganischen wirksam sind.
 2. Die Psychodynamik des Unbewussten und die Kraft des Gedankens.
 3. Die Kräfte der Transzendenz: Jenseitige Wesenheiten wie Spirits, Dämonen, Elementargeister.  –  Der minder Sensitive erzieht sich gewissermaßen ein Pendelmedium.“

Diese Erklärungen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. In wessen Hand der Pendel (auch das Pendel) zukünftige Dinge voraus wahrnimmt, Diagnosen stellen und Heilungen vollbringen kann, darf sich rühmen, ein Pendelmedium zu sein, der auch mit Spirits, Dämonen und Elementargeistern Kontakte pflegen kann, wie es in dem Pendelbuch zu lesen ist. Der norddeutsche und der elsässische Pfarrer meint aber, es handele sich um charismatische Vorgänge.

4. Die Vererbung der medialen Fähigkeit

1952 suchte ich Prof. Dr. med. Siebeck in Heidelberg auf. Er war damals Leiter der Medizinischen Klinik. Ich legte ihm eine Reihe von Familiengeschichten vor, in denen okkulte Fähigkeiten in mehreren Generationen hintereinander auftraten. Siebeck las diese Berichte und schrieb mir dann einen zustimmenden Brief. Den entscheidenden Satz will ich wiedergeben: „Das für mich bemerkenswerteste Ereignis ist, dass die Neigung zu okkulter Betätigung in der Erbanlage begründet ist.“

Es ist zwar eine Genugtuung, von einem bekannten Mediziner eine Zustimmung zu erhalten, wo die meisten Theologen nur mit Kritik aufwarten. Aber ich sehe die successio medialis nicht als ein medizinisches Faktum an, sondern als eine biblisch-geistliche Tatsache.

Außerhalb jeder Kritik steht die Beobachtung, dass es Familien gibt, in denen drei oder vier Generationen hindurch mediale Kräfte in Erscheinung treten. Das wird auch in dem Buch von Dr. Rudolph „Die geheimnisvollen Ärzte“ festgehalten. Auf S. 103 steht eine solche Geschlechterfolge des Besprecherunwesens: „Mein Urgroßvater war Schäfer, dieser hat als erster in unserer Familie mit der Heilertätigkeit begonnen. Dann kam mein Großvater, dann mein Vater, und danach war ich an der Reihe.“ In diesen Heilergenerationen besteht die Regel, dass der Besprecher vor seinem Tode seine magische Kunst oder seinen Heilspruch an einen Nachfolger weitergeben muss, sonst „findet er keine Ruhe und kann nicht sterben“.

B 25 Dazu ein Beispiel aus dem Buch von Rudolph auf S. 96: „Meine Schwiegermutter betete sehr viel und war auch sehr sozial eingestellt. Zuletzt konnte sie nicht mehr in die Kirche, denn sie litt an Atemnot. Als es aufs Ende zuging, wollte sie mir das Wenden (Besprechen) übergeben. Ich aber wollte nicht. Da sagte meine Schwiegermutter: Sonst tät ich in Ewigkeit keine Ruh finden.“

Berichte über Besprechergenerationen liegen mir in so großer Zahl vor, dass es ein selbständiges Buch mit einigen hundert Seiten geben würde. Hören wir einige Beispiele.

B 26 1978 hielt ich in einem ganz unkirchlichen Dorf eine Evangelisation. Das ganze Dorf steckt so voll Zauberei, dass ein gläubiger Pfarrer es darin nicht lange aushält. Der gläubige Pfarrer, der mich gerufen hatte, verkraftete die dämonische Atmosphäre der Gemeinde auch nicht und meldete sich weg. Eine beichtende Frau gab mir Einblick in eine Besprecherfamilie dieses Dorfes. Ihr Urgroßvater war Besprecher und Fernheiler, der Viehseuchen zum Stillstand bringen konnte. Der Sohn dieses Zauberers war wieder Besprecher und Krankheitsbanner. Der nächste in der dritten Generation, Sohn und Enkel der beiden Besprecher, war ein ausgeprägt gottloser Mann. Er drehte sich selbst seine Zigaretten und benutzte dazu das dünne Papier der Bibel. Zuletzt lag die Bibel im WC, nicht zum Lesen, sondern für den anderen Papierbedarf. Es gibt kein Haus mehr in der Gegend, in dem nicht aktive oder passive Besprecherei getrieben worden wäre.

Wie sieht es nun charakterlich in diesen vier Generationen aus? Es liegen allein vier Selbstmordfälle vor, darunter die Selbstverbrennung eines 18 jährigen. Der junge Mann hat sich mit Nitro übergossen und angezündet. Die Zeitung nannte als Motiv Eifersucht. Meine Berichterstatterin, die Tante des jungen Selbstmörders, sagte mir, das stimme nicht. Die Glieder dieser Familie in vier Generationen sind fast alle depressiv, dem Alkohol verfallen, bekannt für Ehebruch und Perversitäten.

Aber auch aus dieser Tragödie hat Gott ein Glied dieser belasteten Familie herausgerettet. Meine Berichterstatterin arbeitete als Schwester in einem Krankenhaus. Sie beobachtete eine Patientin, die meine Bücher las. Die Schwester lieh sich die Bücher aus und las sie. Ihre erste Reaktion war, dass sie ihre okkulten Bücher verbrannte, dann kam sie zu mir in die Seelsorge, beichtete alles, was ihr gezeigt wurde, sagte sich von allen Zaubereisünden der Vorfahren und der eigenen los und lieferte ihr Leben Jesus Christus aus. Diese Geschichte zeigt, dass im tiefsten Dunkel das Licht Jesu Christi aufleuchten kann. Jesus Christus ist wahrhaftig das Licht der Welt!

B 27 Alle Beispiele der successio medialis zeigen in meiner Sammlung ein schauerliches Gepräge. Schauen wir in eine andere Besprecherfamilie hinein. Großvater, Vater und Sohn eines Geschlechtes waren Bauern und lebten auf dem gleichen Hof. Alle drei Bauern hatten noch Waldbesitz und Anteile an einer Sägemühle. Sie betätigten sich auch als Holzhändler und Holzfuhrleute. Die Familie war im Besitz eines magischen Segensspruches, der jeweils vom Vater auf den Sohn überging. Alle drei Besprecher wurden in vielen Krankheitsfällen bei Menschen und Tieren zu Rate gezogen. Ihre magische Tätigkeit war von großen Erfolgen begleitet. Der Zulauf war daher sehr groß. Aus weiten Entfernungen kamen die Bittsteller und Hilfesuchenden angereist.

Die charakterliche Seite dieser Männer zeigt die übliche Tendenz der Besprecher. Von dem Großvater konnte ich nichts mehr erfahren, weil er schon viele Jahre tot ist. Der Vater in dieser Reihe war nach außen hin ein geachteter Mann, Gemeinderat und Kirchenältester, auch vermögend, da die Geheilten oft ihre Dankbarkeit bezeugen, auch wenn keine Forderungen gestellt werden. In den Tagen seines Todes ging im Sterbehaus ein Höllentanz los. Es polterte und krachte, als ob schwere Kisten die Treppen hinuntergeschleift würden. Der Lärm und das Getöse wurde nicht nur von den Familienangehörigen, sondern auch von Außenstehenden gehört. Die Nachkommen dieses Gemeinderates sind alle nicht normal. Zwei Töchter sind schwachsinnig, die anderen Kinder sind Trinker. Bevor der Sterbende die Augen schloss, übergab er dem ältesten Sohn den magischen Segensspruch.

Dieser Sohn ist der dritte Besprecher in dieser magischen Erbfolge. Als Krankheitsbanner sonnte er sich zunächst in dem Ruhm von Vater und Großvater. Da er aber nicht gern arbeitete und nur viel trank, kam sein Hof herunter. Als Besonderheit erzählen die Dorfbewohner, dass er nachts auf dem Heimweg vom Wirtshaus zu seinem Hof in gräßlicher, abscheulicher Weise laut fluchte. Oft übernachtete er auch auf einer Bank im Gasthaus. Bei seinen Kindern zeigt sich das typische Bild der Besprechernachkommen. Ein Sohn ist nicht normal und wurde in einer Anstalt untergebracht. Auch keines der anderen Kinder gilt als normal. Dazu löst ein Unglück das andere ab. Der Schlußpunkt war ein Brand auf dem Hof. Der Besprecher äußerte sich früher wiederholt, wenn er durch magisches Besprechen jemand helfe, dann müsse er das durch allerlei Unglücksfälle büßen.

B 28 Das folgende Beispiel kann man „Magie in vier Generationen“ überschreiben. Bei einer Vortragswoche kam eine Frau zur Seelsorge. Ihre Absicht war nicht der Bericht über ihre Vorfahren, nein, sie suchte Hilfe wegen ihrer Depressionen. Um bei Medizinern, vor allem bei Psychiatern, keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, sage ich hier, dass ich viele Formen von Depressionen kenne: die anlagemäßig vererbte Form (endogen) etwa in dem Krankheitsbild der Zyklophrenie mit ihrem Wechsel zwischen manischen Phasen (Hochstimmung) und den depressiven Phasen (Trübsinn). Eine andere Form ist die Involutionsdepression, vor allem bei Hypochondern (ta ypochondria) mit ihrer krankhaften Überbewertung aller Erlebnisse. Im Gegensatz zu den endogenen Depressionen gibt es die exogenen, psychisch bedingten Depressionen, die meistens durch eine nicht bewältigte Konfliktsituation entstehen. Diese gewöhnlich auch reaktive Depression genannte Form hat einen verschiedenen Tiefgang: Zu einer körperlich bedingten depressiven Veranlagung kann ein zusätzliches schweres Erlebnis kommen, so dass das seelische Gleichgewicht vollends gestört ist. Von dieser Form unterscheidet sich die depressive Reaktion, die rein psychogen durch ein schweres Erlebnis hervorgerufen wird.

Bis hierher folgen die meisten Mediziner, weil es sich um Fakten der Schulmedizin handelt. Sie lehnen aber das folgende ab: Die Depressionen der besprochenen Menschen passen nicht in dieses psychiatrische Schema, weil die okkult bedingten Depressionen ein geistliches Problem darstellen und nur mit geistlichen Mitteln angegangen werden können.

Kommen wir zurück auf das seelsorgerliche Gespräch mit der erwähnten Frau. Wenn Menschen mit schweren seelischen Belastungen zu mir kommen, muss ich genau wie der Arzt eine Anamnese, eine Krankengeschichte erarbeiten. In der Familien-Vorgeschichte dieser Frau gab es exakte Anhaltspunkte für ihr gestörtes Seelenleben. Ihre Urgroßmutter hatte sich mit ihrem Blut dem Teufel verschrieben. Sie trieb Schwarze Magie und heilte Menschen und Tiere mit Hilfe der Schwarzen Kunst. Auf dem Sterbebett hatte diese Urgroßmutter einen entsetzlichen Todeskampf. Die Großmutter hatte von der Sterbenden die okkulte Literatur übernommen. Sie besprach ebenfalls Krankheiten in den Vollmondnächten. Sie pendelte auch mit „Schlüssel und Bibel“. Hierbei wird ein großer Schlüssel in der Diagonale auf den Deckel der Bibel gebunden. Das Ganze hängt an einer Schnur. Das schwergewichtige Pendel bewegt sich dann und gibt die gewünschte Auskunft. Eine Spezialität der Großmutter war das Blutstillen. Mit zunehmendem Alter fing die Großmutter an die Bibel zu lesen. Da setzten furchtbare Anfechtungen ein. Sie beobachtete auch seit dieser Zeit schwarze Gestalten in der Wohnung. Der Todeskampf war genauso schrecklich wie der ihrer Mutter.

Dieses Charakteristikum begegnete mir in einigen Jahrzehnten bei fast allen okkult Belasteten. Das Leben der Besprecher verläuft in ruhigen Bahnen, solange sie des Teufels Dienst betreiben. Wenn sie aber anfangen, sich für die Bibel und das Gebet zu interessieren oder gar willens werden, sich für Jesus Christus zu entscheiden, dann setzen harte Angriffe von Seiten der Finsternismacht ein!

Dr. Rudolph wird mir hier als Gegenargument bringen, dass unter seinen Besprechern sich viele treue Kirchgänger befinden. Manche gingen ja beinahe täglich zur Frühmesse. Dieser Aussage von Rudolph widerspreche ich nicht. Der springende Punkt liegt woanders. Traditions- und Namenschristentum, formale Frömmigkeit ist kein Gegensatz zur Zauberei! Wir wissen ja, dass Pfarrer, Kirchen- bzw. Gemeindeälteste, ja auch Bischöfe Zauberei und Spiritismus treiben. Das sogenannte Resistenzphänomen, über das wir noch sprechen, tritt nur ein, wenn der Besprecher oder Besprochene ernsthaft zur Einsicht und Umkehr kommt bzw. kommen will!

Die Mutter meiner Berichterstatterin trieb genau wie ihre Vorfahren Schwarze Magie und heilte Krankheiten aller Art. Sie nahm die gleiche Entwicklung wie ihre Vorgängerinnen. Das vierte Glied in der Besprechergeneration ist meine Berichterstatterin. Als kleines Kind wurde sie von ihrer Mutter besprochen. Danach wurde sie schon als Kind hellsichtig und sah die schwarzen Gestalten im Haus. Ihr Bruder und ihre Schwester litten unter Depressionen. Sie selbst empfand schwere seelische und nervöse Störungen, die sie zu mir in die Seelsorge führten. Sie wollte aus dem Fluchgeschäft ihrer Vorfahren aussteigen. Ich zeigte ihr den Weg dazu.

B 29 Die Bedeutung der successio medialis ist bereits sichtbar geworden. Besprecherfamilien gibt es nach der Beobachtung gewöhnlich in vier Generationen. Von Generation zu Generation nehmen die nervlichen und seelischen Erkrankungen sowie die Unglücksfälle zu. In der vierten ist das Familienbild häufig nur noch ein einziges Chaos.

Manchmal kommt es auch vor, dass ein Glied dieser schaurigen Dekadenz durch Jesus Christus herausgerettet wird. Ein solches Beispiel hörten wir bereits. Es folgt ein weiteres:

B 30 Ein Christ, der als Mensch und Kirchenältester einen guten Ruf hat und ein Vorbild ist, berichtete mir folgendes:

Sein Urgroßvater war Viehbesprecher und Krankheitsbanner. Die älteste Tochter dieses Besprechers, also die Großmutter meines Berichterstatters, war nervenkrank. Drei Schwestern dieser Frau hatten unnormale Kinder. In der dritten Generation, also in der Onkelreihe des Kirchenältesten, kam ein Bruder ins Irrenhaus, der andere ist schon 30 Jahre manisch depressiv, der dritte ist ebenfalls nervenkrank und schwermütig. In der Urenkelreihe, das heißt unter den verwandten Altersgenossen des Berichtenden, sind wieder schwermütige, nervenschwache und manisch depressive Glieder. Alle vier Generationen dieser Besprecherfamilie zeigen psychopathische und psychotische Krankheitsbilder. Aus diesem Hexenkessel der Zauberei ist durch Gottes mächtige Hand einer wie ein Brand aus dem Feuer gerettet. Das ist mein Berichterstatter. – In die tiefste Tiefe, in das äußerste Elend, in die dunkelste Finsternis reicht Gottes Arm!

B 31 Bei vielen Berichten wird deutlich, dass die Besprecher erst dann sterben können, wenn sie einem Nachfolger ihren Zauberspruch übergeben konnten. Manchmal kommt es vor, dass sterbende Besprecher ihren ins Auge gefaßten Nachfolger verfluchen, wenn dieser nicht zur Übernahme gewillt ist. Wenn der Besprecher seinen Spruch nicht los wird, quält er sich lange mit dem Sterben ab. Ein solches Beispiel habe ich von einem lutherischen Pfarrer von der Insel Rügen.

Ein Besprecher lag auf dem Sterbebett. Er hatte keinen Nachfolger gefunden. So schrie er fortwährend: „Nehmt mir das Wort ab! Nehmt mir das Wort ab!“ Die Angehörigen gingen zum Pfarrer, um ihn um Rat zu fragen. Der Pfarrer riet ihnen dringend, dem Wunsch des Sterbenden nicht nachzukommen. Dieser Rat war nicht grausam, sondern richtig. Einige Wochen wälzte sich der Sterbende hin und her. Als er schließlich doch starb, lag er, wie der Pfarrer selbst gesehen hat, wie ein Pesttoter schwarz im Sarg. Das ist nicht der einzige Fall, den ich kenne.

In der Schweiz kam eine Frau zu mir, die mich fragte, ob sie einer berüchtigten Besprecherin, die ich kannte, den Spruch abnehmen solle, damit diese sterben könne. Wie der Rügener Pfarrer gab ich den gleichen Rat, unter keinen Umständen den Spruch zu übernehmen. Es genügt, dass ein Leben durch die Zauberei ruiniert worden ist. Satan soll nicht noch mehr Beute kriegen.

B 32 Zur Frage der successio erhielt ich von der Steiermark (Österreich) einen aufschlußreichen Brief. Dieses Schreiben umfasst acht Seiten. Es kann also nur einiges wiedergegeben werden:
„Lieber Herr Dr. Koch, ich möchte Ihnen herzlich danken für allen Segen, den ich durch das Lesen Ihres Buches Seelsorge und Okkultismus erhalten durfte. Das Buch war aus doppeltem Grund für mich von besonderem Interesse. Meine Vorfahren, meine Familie und Verwandtschaft hatten alle mit okkulten Dingen zu tun, ferner bin ich in Österreich, einem Lande, das besonders unter den Machenschaften des Satans leidet.

Mein Großvater und sein Bruder trieben Magie. Sie konnten durch Zauberei ihre Feinde plagen, verstanden sich aber auch darauf, in den drei höchsten Namen Kranke zu heilen. Meine Eltern führten die Praxis ihrer Vorfahren weiter, und dadurch gerieten wir fünf Kinder alle in den Bannkreis der Zauberei. Es wurden bei uns die Karfreitagseier gesammelt, die nicht verdarben. Man vergrub sie im Boden gegen den Berg, damit keine Lawine das Haus gefährde. Man brachte sie auch unter dem Firstbalken an, um das Haus gegen Blitzschlag und Brand zu bewahren. Auch unser religiöses Leben war genauso verworren wie unsere abergläubischen Vorstellungen. Wir gehörten zur Sekte der Antonianer. Der Sektengründer Anton Unternährer gab sich für den wiedergekommenen Christus aus. Er stand in dem Wahn, das ‚vollkommene Wort‘, die ‚vollkommene Bibel‘ schreiben zu müssen, weil die erste Bibel Stückwerk sei.

1945 kam ich zum Glauben an Christus. Meine Liebe zu Jesus war so stark, dass ich mich bei einer Bibelschule in der Schweiz anmeldete, um Missionar zu werden. Mein erster Einsatz war in der Steiermark.“

Von dort erhielt ich den Brief des jungen Missionars. Er konnte sich glücklich verheiraten, aber äußerlich stellten sich viele Schicksalsschläge ein. Er wurde lungenkrank, so dass er seine Arbeit unterbrechen musste. Seine Frau vertrug nicht das rauhe Klima und ging mit dem kleinen Sohn für lange Zeit nach England. Dazu kamen Anfechtungen verschiedener Art. Menschen, die aus dem Milieu der Zauberei herausgerettet werden, sind immer eine Zielscheibe Satans. Der Missionar erlebte nächtliche Angriffe. Einmal erhielt er nachts einen schweren Schlag auf den Kopf, ein Vorgang, der mir manchmal in der Seelsorge gebeichtet worden ist. Wenn wir nicht wüssten, dass der Endsieg des Herrn ist, dann könnte man manchmal mutlos werden.

B 33 In manchen Besprecherfamilien gibt es eine gewisse Hierarchie, bestimmte Regeln, wie der „Segensspruch“ weitergegeben werden muss. Es sollen dazu einige Angaben gemacht werden, die aus einem Brief stammen, den mir ein gläubiger Arzt zugesandt hat. In dem Schreiben erklärte ein Besprecher: „In unserer Vorfahrenreihe wurde das Besprechen geübt. Die Segensformel begann mit dem Satz: ‚Unser Herr Christus hatte fünf Wunden …‘ Der Schluss des Spruchs war die Nennung der drei höchsten Namen. Ich erinnere mich gut an meine Großmutter, die eine Besprechungsformel gegen Verletzungen hatte. Als eines Tages ein junger Mann sich beim Schlachten die Schlagader am Arm aufschnitt, so dass er heftig blutete, half der ,Segensspruch‘ sofort, sonst wäre der Verletzte verloren gewesen. Warum soll so etwas nicht möglich sein? Das Blutstillen und Besprechen half ja nur, wenn man an die Wirkung glaubte. Hat nicht Jesus auch bei seinen Wundertaten so oft gesagt: ‚Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen‘? Von meiner Großmutter, die ihren Segensspruch an meinen Vater und an mich weitergab, hörte ich, dass sie sagte, die Weitergabe der Spruchformel sei an bestimmte Regeln gebunden. In manchen Familien wird der Spruch an den ältesten Sohn oder die älteste Tochter weitergegeben. Es kommt auch vor, dass eine Generation übersprungen wird und die ,Segensformel‘ an ein Enkelkind übergeben wird. Die Übergabe kann bewusst erfolgen oder im Falle eines Kleinkindes auch unbewusst.“

Der Brief, aus dem dieses Stück stammt, wurde von einem aktiven Besprecher geschrieben. Die Heilformel beginnt vernünftig mit dem Hinweis auf die Wunden Jesu, die Fortsetzung, die ich bewusst weglasse, ist banal und irrsinnig. Eine Gleichstellung mit der Heiltätigkeit Jesu Christi ist absurd. Selbstverständlich glaube ich an biblische Heilungen. Ich habe Bücher darüber geschrieben. Das Besprecherunwesen ist aber die satanische Nachäffung biblischer Vorgänge. Bei Jesus Christus waren Heilungen ein charismatischer Vorgang, bei den Besprechern eine mediale Praxis. Mediale Gaben sind anticharismatisch und stammen aus dem regnum diaboli.

Nun kommt aber die schwerwiegende Frage derer, die sich für die Besprecher einsetzen wie Dr. Rudolph: „Hätte man den Metzgerburschen verbluten lassen sollen, wenn doch das Besprechen lebensrettend gewesen war?“ Der humane Mensch sagt nein – das Neue Testament sagt ja, weil es eine dämonische bzw. teuflische Hilfe war. Besprechen ist das Geschäft Satans: Heilung des Leibes um den Preis der Seele.
I
ch verweise in diesem Zusammenhang auf das Beispiel 13 des baltischen Adligen, der Blutstiller gewesen war, aber bei der lebensgefährlichen Verletzung seines Sohnes um Jesu Christi willen darauf verzichtete. Sein Sohn starb zu seinen Füßen. Es gibt noch andere Möglichkeiten, wie der Mensch medial und zu einem Besprecher werden kann. Davon hören wir in den nächsten Kapiteln.

5. Die Entdeckung der medialen Fähigkeit

In diesem Kapitel geht es um die Tatsache, dass Menschen eines Tages an sich mediale Kräfte entdecken. Es gibt Beispiele der Literatur und viele Beispiele in meinen Karteien. Zunächst ein Zitat von dem ehemaligen Pfarrer Bolte, der im Kirchendienst begonnen hat und dann zu magischen Praktiken übergewechselt ist.

B 34 In seiner Schrift „Von der Pendelforschung zur Wunderheilung“ schreibt er auf S. 56: „Manche Menschen entdecken diese Gabe zufällig. Der italienische Friseur Tranti, der in der Bundesrepublik von sich reden machte, entdeckte diese Gabe (der Heilung), als er einen Herrn bediente, der eine Augenlidlähmung hatte. Als der Mann beim Rasieren oder Haarschneiden seine Augen berührte, verlor er dieses Leiden … Diese Gabe der heilenden Hände kann auf einer großen Odstrahlung des Körpers beruhen. Meistens wird aber noch etwas Überirdisches dabei sein. Der Mensch ist Werkzeug helfender Wesen aus dem Jenseits … Auch ein Jude oder Mohammedaner kann auf religiöser Basis diese Gabe entwickeln. Auch auf der Basis von Joga-Studien können Heilgaben entwickelt werden. Und bei mir entwickelte sich das aus dem wissenschaftlichen Interesse an der Pendelforschung.“

Dieses Beispiel zeigt, dass der italienische Friseur zufällig die Heilgabe an sich entdeckte. Dieses Zitat ist auch zugleich eine Visitenkarte, die Johannes Bolte über seine eigene Tätigkeit abgibt. Darauf eingehen kann ich hier nicht.

B 35 Ein anderes Beispiel über entdeckte Heilgaben ist die Geschichte des Hungerpastors von Gudmannsbach in Estland. In einer abgelegenen Waldgegend mit magerem Boden versorgte Pfarrer Jaesche drei Gemeinden. Zur Pfarrei gehörten 60 Hektar Land, das den Pfarrer ernähren sollte. Der Pächter aber zahlte keine Pacht, weil der felsige Boden nichts hergab. Gebühren für Sonderleistungen in der Gemeinde wurden nicht bezahlt, weil die Gemeindeglieder lieber auf die Trauung verzichteten, um die Gebühr zu sparen. Diese Zustände brachten dem total verarmten Pfarrer den Namen „Hungerpfarrer“ ein. Und doch wurde dieser einsame, wortkarge Pfarrer über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt durch seine magnetischen Heilungen. Der Beginn war die Entdeckung dieser Kräfte.

Das ging so zu. Als Jaesche noch Hilfsgeistlicher war, wurde er nachts aus dem Schlaf und Bett geklopft. Er wurde von einem Boten gebeten, sofort zu einem Mann zu kommen, der an einer schweren Blutvergiftung leide und vor Schmerzen nicht aus noch ein wisse. Der junge Geistliche verwies den Boten an einen Arzt. Ein Arzt kostet natürlich Geld. Der Pfarrer wurde so genötigt, dass er schließlich mitkam. Er setzte sich an das Bett des fiebernden Mannes und hielt seine Hand. Auf seinen Rat hin wurden dem Kranken Kamillenumschläge gemacht. Der hoch fiebernde Kranke wurde ruhig und schlief bald ein. Die Wende war gekommen. Dieser Erfolg sprach sich herum. Immer mehr Menschen riefen nach dem kostenlosen Doktor, denn Pfarrer Jaesche verlangte nie ein Honorar. Schließlich merkte der hilfsbereite Geistliche, dass eine besondere Kraft von ihm ausging. Aus dem Hungerpastor war ein Wunderpastor geworden.

Für den Nichtinformierten ist die Beurteilung der Kräfte in diesem Fall besonders schwierig. Bei einem Pfarrer denkt man an einen biblischen Vorgang, und doch waren es auch bei dem Wunderpastor magnetische und damit mediale Kräfte, die entdeckt wurden, als Gemeindeglieder den Pfarrer zu einem Krankenbesuch zwangen. Was der Hintergrund dieser Entdeckungen ist, soll beim letzten Beispiel dieses Kapitels angedeutet werden.

B 36 Ein Entdeckungsbeispiel ist der „Wunderdoktor“ von Hahnenklee. Ferdinand Steinmeyer heißt der Mann, der Hahnenklee zu einem Wallfahrtsort werden ließ. Das ganze Heilungsgeschäft soll uns hier aber nicht interessieren, sondern nur die Frage der Entdeckung der magnetischen Kräfte. Wir hören dazu den Chirurgen und Erforscher okkulter Heilmethoden, Prof. Dr. med. Erwin Liek. In seinem Buch „Das Wunder in der Heilkunde“ schrieb er auf Seite 95: „Wie ist dieser Mann auf den Gedanken gekommen, kranke Menschen zu behandeln? Hellsehen ist in seiner Familie erblich. Schon früh entdeckte Steinmeyer in sich die Fähigkeit, Vorgänge aus weiter Entfernung geistig zu schauen. Vergangenheit und teilweise auch Zukunft lagen vor seinen Augen. Die Heilkraft scheint er verhältnismäßig erst spät entdeckt zu haben … Eines Tages trifft er auf der Straße einen Bekannten, der seit Monaten an schwerem Rheuma leidet. Er legt ihm, wie jeder von uns es gelegentlich tut, teilnahmsvoll die Hand auf die Schulter, und siehe da, der Rheumatismus ist mit einem Schlage fort. Der evangelische Pfarrer hört von dieser Wunderheilung, lernt Steinmeyer kennen und lieben. Im Gemeindehaus werden ‚Heilsitzungen‘ veranstaltet mit großen, an Wunder grenzenden Erfolgen.“

Steinmeyer war wie der Hungerpastor der Meinung, dass diese Kräfte von Gott kommen. Damit soll jeder Zweifel entkräftet und die heilmagnetische Praxis sanktioniert werden.

B 37 Von einer Entdeckung wird auch im Leben von Rudolph Steiner, dem Begründer der Anthroposophie gesprochen. Dr. med. Pfeifer schrieb: „Mit acht Jahren entdeckte der Knabe eine seltsame Fähigkeit, das Hellsehen, wie er es nannte. Immer mehr kam er dadurch mit Geistern von Verstorbenen in Kontakt, doch konnte er mit niemand darüber reden, weil ihn seine Umgebung nicht verstand. Steiner schreibt später. ‚Ich hielt mich verpflichtet, durch die Philosophie die Wahrheit zu suchen. Den gestorbenen Menschen verfolgte ich weiter auf seinem Wege in die geistige Welt hinein.“

Detaillierte Angaben über eine solche Entdeckung erhielt ich von einem Holländer. Nach dem Lesen dieses Buches hatte er mich angeschrieben und um eine Auskunft gebeten, die ihn selbst betraf. Nach meiner Antwort erhielt ich dann einen ausführlichen Brief, in dem der Holländer mir sein Herz ausschüttete. Für diesen Vertrauensbeweis bin ich dankbar. Ich muss das holländisch gefärbte Deutsch etwas in das Hochdeutsche korrigieren:

B 38 „Ich war Kaufmann und lebe seit Jahren mit meiner Schwester zusammen. Wir sind beide unverheiratet. Im Alter von 59 Jahren machte ich plötzlich die Entdeckung, dass ich hellsehen konnte. Mich hatte diese Fähigkeit bisher nicht interessiert. Ich konnte plötzlich durch geschlossene Türen oder in verdeckte Behälter sehen. Bei Frauen, die ein Kind erwarteten, erkannte ich, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Nur meine Schwester erfuhr von der neuen Fähigkeit. Sonst sprach ich mit niemand darüber. Ich sah diese Gabe als von Gott gegeben an, und es war mir klar, dass ich keine Kunststücke treiben durfte. Etwa 2 Jahre später entdeckte ich genauso unmittelbar und plötzlich eine zweite Gabe. Ich konnte heilen. Aber auch bei dieser zweiten Gabe blieb es nicht. Immer neue Gaben gesellten sich dazu. Insgesamt wurden es acht.“

Im Verlauf einiger Jahre stellte sich sein Körper auf diese Gaben ein. Ohne dass kranke Menschen es beachteten, konnte er sie durch festes Anblicken günstig beeinflussen. Die Kraft dazu spürte er von einem kleinen Zirkel auf der Stirn, zwischen den Augen, auf dem Weg über die Augen auf den Patienten übergehen. Eine zweite Heilkraft kam aus seinen Händen. Der Sitz dieser Kraft war ein Ring oder ein Band rund um das Gehirn. Diese Kraft ging über die Schulter durch die Arme aus den Händen auf die Kranken. Eine dritte ausstrahlende Heilungskraft ging vom ganzen Körper aus. Sie war die intensivste und wurde bei Geistes- und Gemütskrankheiten und schweren organischen Erkrankungen benötigt. Die interessanteren Gaben kommen jetzt erst an die Reihe. Um den kleinen Zirkel auf der Stirn schloss sich wie ein konzentrischer Ring ein Kraftzentrum, mit dem geistliche Eigenschaften der Menschen hellfühlend erkannt werden konnten. Betrat er eine Kirche, so erkannte er, wer Christ war oder nur Namenchrist. Auf der Straße, in den Verkehrsmitteln erkannte er die Atheisten. Auch charakterliche Eigenschaften konnte er fühlen. Bis jetzt sind das alles Kräfte, denen manche vielleicht einen natürlichen Charakter zusprechen möchten, obwohl es mediale Gaben sind. Dieses Testvermögen entwickelte sich so stark, dass er bei Verstorbenen, auch wenn sie schon lange tot waren, feststellen konnte, was sie für Menschen waren. Er mußte dazu nur auf einem Friedhof vor ihr Grab treten.

Die Gaben des Holländers wurden immer vielseitiger. Wenn er Menschen begegnete, die bald sterben sollten, so hat er das erkannt. Die Nekroskopie gehört zu dieser Gabe, die in spiritistischen Kreisen zu finden ist. Diese Gabe ist eine seelische Belastung für den Träger, denn es greift das Herz an, ein blühendes Menschenkind zu sehen, das vom Tod vorgezeichnet ist.

B 39 Ein kleines Heilungsbeispiel soll diesen Bericht abschließen. Ein herzleidender 75-jähriger Mann wurde in einer Herzkrise von den Ärzten aufgegeben. Ohne dass der Leidende es merkte, schaute ihn der Holländer eine Minute lang fest an. Der Schwerkranke genas und konnte hinterher mit dem Fahrrad bergauf und bergab Touren von 30 km bewältigen.
Für uns ist die Frage, die bei allen Beispielen dieses Kapitels wiederkehrt: Wie kommt es zu solchen Entdeckungen medialer Fähigkeiten? Gibt es Voraussetzungen dafür? Mein holländischer Berichterstatter gab mir eine Antwort dazu. Er schreibt in seinem Brief: „Mir ist in den letzten Jahren deutlich geworden, dass ich die Gaben des Hellsehens und der Heilung latent (verborgen) in mir herumgetragen habe, bis sie sozusagen ‚zum Ausbruch‘ kamen.“

Dieser Holländer hat richtig beobachtet oder gedacht. Es gibt eine unbewusste Medialität, die einmal im Leben in Erscheinung treten kann. Wo kommt die unbewusste Medialität her? Die Antwort ist sehr einfach. Viele Mütter lassen einen kranken Säugling oder ein Kleinkind besprechen. Das Kleinkind versteht nicht, was mit ihm geschieht, kann sich später auch nicht daran erinnern. Durch das Besprechen entsteht aber eine unbewusste Medialität. Eine andere Möglichkeit ist, dass Kinder durch die Zaubereisünden der Vorfahren medial belastet sind. Sie wissen es nicht. Wenn sie dann aber eines Tages Okkultisten in Anspruch nehmen, kann eine latente Belastung manifest werden.

B 40 Ein geradezu klassisches Beispiel dazu. Ein Junge stammt aus einer Vorfahrenreihe, in der Besprechen und andere mediale Praktiken betrieben wurden. Karfreitagseier wurden gesammelt, ein Kräuterwisch gegen Blitzschlag auf den Speicher gehängt, Osterwasser geholt, Warzen mit Speck eingerieben, der zusammen mit einem Zauberspruch unter einer Dachrinne vergraben wurde. Der Junge war unbewusst medial. Bei einer Erkrankung schleppte ihn die Mutter zunächst zu einem Pendeldoktor, dessen Pendel aber keinen Erfolg brachte. Danach suchte sie einen „Wunderdoktor“ auf, der die mesmerischen Bestreichungen durchführte. Auch ein Astrologe wurde zu Rate gezogen. Danach war die „Bewußtseinsschwelle“ für das Auftauchen medialer Fähigkeiten erreicht. „Wenn das Häfele langsam gefüllt worden ist, dann läuft es eben über.“ Der Junge, zum Mann herangereift, hatte drei Hellsehererlebnisse. Es waren ein präkognitives Erlebnis und die zweimalige Beobachtung von Wiedergängern. Der Mann hat inzwischen Jesus Christus gefunden und lehnt diese medialen Kräfte ab. Er beichtete einem Seelsorger und betete mehrmals ein Lossagegebet. Er wurde danach nicht mehr damit belästigt.

6. Übertragung der medialen Fähigkeiten

Es war in meiner Jugend. Ich beobachtete, wie ein Rutengänger Wasser suchte. Da redete mich dieser Mann an und sagte: „Du kannst das vielleicht auch.“ Er gab mir die Rute in die Hand. Ich war damals schon Christ und betete innerlich, dass der Herr mich vor unrechten Kräften schützen möge. Die Rute schlug in meinen Händen nicht aus.

Oft funktioniert aber diese Übertragung der Rutenfühligkeit, wenn der Rutengänger mit seinen Händen die Handgelenke des Neulings umschließt. Die Rute schlägt dann gewöhnlich aus. Die Fähigkeit kann hinterher wieder verschwinden oder auch bleiben. Das hängt von der Intensität der medialen Kraft des Rutengängers ab. Hören wir ein derartiges Beispiel aus einem seelsorgerlichen Brief.

B 41 „Sehr verehrter Herr Pfarrer Koch, bei mir hat das Rutengehen ein- oder zweimal funktioniert, als mir ein Rutengänger von hinten seine Hände auf meine Hände beziehungsweise Unterarme legte. Der betreffende Rutengänger hat inzwischen einen Nervenzusammenbruch gehabt. Nach dieser Erfahrung mit dem Rutengänger befaßte ich mich mit schwärmerischer Literatur, die mich eine Zeitlang gefangen nahm. Da mir die Sache nicht geheuer vorkam, habe ich diese Literatur verbrannt.“

In dem Brief stehen noch andere Erlebnisse, die aber in diesem Zusammenhang nicht von Bedeutung sind. In einem anderen Brief, 15 Seiten lang, teilte mir ein gläubiger Bruder seine Erfahrungen mit der Wünschelrute mit. Auch er kam, wie der Schreiber des vorangegangenen Briefes, durch Übertragung zu der Rutenfühligkeit. In seinem Bericht taucht sogar ein Hinweis auf, der mir bisher unbekannt war. Hören wir die betreffenden Sätze:

B 42 „Lieber Bruder Koch, ich kaufte für eine Süßmostkelterei ein Obstbaumgrundstück. Da wir Wasser brauchten, ließen wir einen Rutengänger kommen, der auch tatsächlich viel Wasser fand. Der Rutengänger meinte, ich könne das auch erlernen. Ich nahm die Rute in die Hand, sie schlug aber nicht aus. Da fasste der Rutengänger meine Handgelenke, und nach mehrmaligem Probieren funktionierte die Rute auch in meinen Händen. Von diesem Rutengänger lernte ich auch, wie man die Tiefe der Quelle feststellen kann. Er sagte: Vom Strahlungszentrum gehen drei Strahlen in die Höhe, einer senkrecht, die beiden andern schräg, so dass sie ein Dreieck bilden, das auf der Spitze steht. Wenn man den senkrechten Strahl erfasst hat, dann darf man nur noch die beiden Seitenstrahlen suchen. Ihr Schnittpunkt unter der Erde gibt das Strahlungszentrum, also die Quelle oder die Mineralien, an. Wenn dies hier berichtet wird, so heißt das nicht, dass ich das alles für wahr halte. Die Rutengänger haben ja verschiedene Systeme und Methoden, die Tiefen der Quellen zu bestimmen.“

Die sensitiven Experimente, die in diesem langen Brief berichtet worden sind, interessieren hier nicht, sondern die andere Tatsache, dass dieser Bruder mit 17 Jahren eine Bekehrung erlebt hatte und sich mit 30 Jahren die Rutenfühligkeit übertragen ließ. Es steht für mich schon lange fest, dass auch Christen sich in ihrem Leichtsinn mediale Kräfte zu ihrem Schaden übertragen lassen können. Bedeutungsvoll ist mir auch das Bekenntnis dieses Bruders am Schluß des Briefes, daß er sich seiner Sache nicht ganz sicher ist. Er erklärte, er sei bereit, sich von der Rutenfühligkeit loszusagen, wenn ich ihm den Nachweis erbringen könne, dass das nicht schriftgemäß sei.

B 43 Die Medialität macht auch vor einem Jünger Jesu Christi nicht halt. Ein Prediger hatte in seinem Bruderrat einen Pendler. Dieser Gemeindeälteste sah das Pendeln und Ruten gehen für eine wissenschaftliche Sache an. Eines Tages probierte der Prediger selbst mit der Rute zu gehen. Die Rute schlug nicht aus. Dann stellte sich der Älteste hinter ihn und fasste seine beiden Unterarme an. In diesem Augenblick zog die Rute nach unten. Der Prediger war von dieser Zeit an sensitiv und konnte mit der Rute gehen. Gleichzeitig aber setzten seit diesem Vorfall Depressionen und Glaubensstörungen ein. Er betete mit seiner Frau viel über diese seelischen Anfechtungen. Es wurde ihm klar, dass die Übertragung der Rutenfühligkeit seine Depressionen ausgelöst hatte. Er tat Buße und wurde von der Rutenfühligkeit und von seinen Depressionen wieder frei.

B 44 Von einer übertragenden Heilfähigkeit berichtet das folgende Beispiel. Ein Mann wurde in seiner Kindheit gegen eine Hautkrankheit magisch besprochen. Die Ekzeme gingen sofort zurück. Seit dieser Zeit ist er aber hellsichtig, besitzt die Fähigkeit des zweiten Gesichtes und heilmagnetische Kräfte, mit denen er andere behandeln kann. Wenn er aber unter das Wort kommt, packt ihn eine Unruhe, oder es wird ihm übel.

Die Übertragung medialer Fähigkeiten geht dann schnell vor sich, wenn bereits eine latente mediale Belastung vorliegt, die durch den Vorgang der Kumulation (Anhäufung) manifest wird. Ein solches Beispiel haben wir bei den Pendelfähigkeiten von Johannes Bolte. In seiner Schrift „Von der Pendelforschung zur Wunderheilung“ auf S. 13 steht zu lesen:

B 45 „Wie lernte ich pendeln? Ich probierte, und der Pendel lief in meiner Hand. Ich gehörte also wohl zu den sogenannten Sensitiven, die genügend Odstrom in sich haben. Erst später kam ich dahinter, dass ich das keineswegs von Geburt her hatte. Sondern kurz vorher war ich schwer krank gewesen, und durch die Behandlung eines damals sehr bekannten Magnetiseurs und Heilpraktikers, Steinmeyer in Hahnenklee im Harz, zweifellos in diesem Sinne magnetisch geworden, dass ich mit dieser Kraft dann später pendeln lernen konnte. So kann man durch heilmagnetische Behandlung jeden, der es will und reines Herzens ist, magnetisch und pendelfähig machen.“

Der Vorgang, dass Menschen durch eine mediale Heilbehandlung selber mediale Kräfte übertragen bekommen, ist mir oft in der Seelsorge bekannt geworden. Dazu ein Brief, aus dem die betreffende Partie zitiert wird.

B 46 „ … vor einigen Jahren war ich von einem Arzt hypnotisiert worden. Später erhielt ich von dem ,geistigen Heiler‘ Dr. Trampler wegen eines Ekzems eine Behandlung. Seither habe ich unheimliche Fähigkeiten des Hellsehens und Hellfühlens. Ich kämpfe dagegen, weil sie mir im Umgang mit Menschen sehr lästig und peinlich sind. Der Abwehrkampf war seither vergebens. Es ist mir einfach entsetzlich, dass ich am Arbeitsplatz und bei jedem Umgang mit Menschen fühle, was diese Menschen denken. Ich bin aber nicht nur telepathisch passiv, sondern auch aktiv. Ohne dass ich es will, sende ich meine Gedanken aus, die von anderen aufgenommen werden, wie die Kontrollen zeigen. Mein Vater war Missionar, meine Mutter und ich sind Christen. Wir sind aber aus Unkenntnis in diese Belastungen hineingeraten. Es muss doch eine Möglichkeit geben, von diesen Kräften wieder frei zu werden …“

Seit Jahren warne ich davor, sich von okkulten Heilern behandeln zu lassen. Dr. Trampler gehörte in diesen Personenkreis. Er hat unzählige Menschen mit seinen okkulten Kräften belastet. Wenn man die Heiltätigkeit mancher Heilpraktiker untersucht, stößt man immer wieder auf einen Ansatzpunkt, einen Vorgang, bei dem eine mediale Übertragung stattgefunden hat. Ich bringe ein Erlebnis:

B 47 1966 war in Berlin ein Weltkongreß für Evangelisation. Ich war einer der Delegierten. Es waren Vertreter aus der ganzen Welt da, darunter Männer mit großen Namen. Einer von ihnen war Oral Roberts, der insgesamt drei Vorträge über Glaubensheilungen und Zungenreden hielt. Ich habe mir alle drei Vorträge angehört und den anschließenden Diskussionen beigewohnt. In einer solchen Fragestunde fragte ein Teilnehmer: „Oral Roberts, seit wann oder wodurch haben Sie Ihre Heilgabe erhalten?“ Oral Roberts antwortete: „Ich war als Junge krank und wurde von einem alten Indianer geheilt. Seit dieser Zeit hatte ich selbst eine Heilgabe.“

Für mich war das eine übertragene mediale Heilfähigkeit. So hat zum Beispiel dieser Oral Roberts seine Zuhörer im Fernsehen aufgefordert, ein Glas Wasser auf den Fernseher zu stellen und das Wasser nach seinem Vortrag zu ihrer Heilung zu trinken. In meiner Sammlung befindet sich auch ein religiöses Blatt, in dem ein ganzseitiges Foto von Oral Roberts erschien. Die Leser wurden gebeten, dieses Foto unter ihr Kopfkissen zu legen, um dadurch gesund zu werden. Und eine derartige Heiltätigkeit soll vom Heiligen Geist gewirkt sein? Nein, sie ist dämonisch! Alle diese Dinge gehören in das Gebiet des religiösen Aberglaubens, der Weißen Magie und des religiösen Fetischismus!

In 1. Timotheus 5, 22 warnt Paulus: „Die Hände lege niemand schnell auf, mache dich auch nicht fremder Sünden teilhaftig; bewahre dich selbst rein!“ Man kann diese Warnung auch in anderer Weise fortsetzen und sagen: „Lasse dir nicht von jedermann die Hände auflegen!“ Ein Beispiel dazu:

B 48 Eine Frau suchte in einem Krankheitsfall den Rat eines katholischen Priesters. Er „segnete“ sie in den drei höchsten Namen und legte ihr die Hände auf. Als die Frau aufblickte, hatte der Priester eine furchtbare Fratze. Nach dieser merkwürdigen Segnung erklärte die Frau: ‚Der hat mich magisch besprochen statt biblisch gesegnet.‘ Nach dieser medialen Behandlung bekam die Frau Visionen und die Fähigkeit des zweiten Gesichts. Sie konnte Todesfälle in der Familie und Verwandtschaft und öffentliche Unglücksfälle voraussehen. Ihr Mann, der sich bei einer Erkrankung ebenfalls besprechen ließ, bekam hinterher jähzornige Wutausbrüche und wurde sexuell total verwildert. Diese Beispiele dürfen nicht zu dem Schluss führen, als ob alle magischen Anwendungen die gleichen Auswirkungen hätten. Wie die Vielzahl der Praktiken, so die Vielfalt der Auswirkungen.

B 49 Ein Pfarrer, in dessen Kirche ich eine ganze Vortragswoche hielt, berichtete mir, dass er als kleiner Junge von seinen Eltern zu einem Warzenbesprecher geschickt worden war. Der Heilkundige brachte die Warzen an einem Tag weg. Der Pfarrer war aber seither medial und hatte okkulte Erlebnisse. Später, als er schon Theologie studierte, hörte er von einer Krankenschwester, dass jener Spruchheiler unter fürchterlichen Begleitumständen gestorben war. Er hätte tagelang geflucht, gestöhnt und gejammert. Das Sterbezimmer war von einem penetranten Gestank erfüllt. Nach seinem letzten Atemzug lag er ganz schwarz im Gesicht und an den Händen im Bett.

Es ist bereits erwähnt worden, dass es auch gefährliche Handauflegungen gibt. Ein solches Beispiel aus der Schweiz sei hier wiedergegeben. Ich kenne die beteiligten Prediger. Der eine von ihnen ist mein Berichterstatter. Ich habe in seiner Gemeinde gepredigt.

B 50 Prediger S. informierte mich über einen Seelsorgefall seiner Gemeinde. Eine Frau, die seit vielen Jahren Mitglied seiner Gemeinde gewesen war, ließ sich von einem Prediger einer unnüchternen Richtung die Hände auflegen. Bei diesem Vorgang hat eine mediale Übertragung stattgefunden. Die Frau hatte hinterher Visionen. Sie erklärte, der Herr hätte beschlossen, sie bald heimzuholen. Sie würde in Kürze ihre Himmelfahrt erleben. Als der Tag näher kam, versammelten sich ihre Angehörigen und rüsteten sich für dieses Ereignis. Sie badete, legte ein Sterbehemd an und lag mit strahlendem Gesicht im Bett. Ihr Mann, der von der Himmelfahrt seiner Frau nicht überzeugt war, holte Prediger S. und bat ihn, er möchte doch diesen Unfug abstellen. Auch in Gegenwart von Prediger S. erklärte die Frau: „Heute Nacht um 12 Uhr holt mich der Herr.“ Die angegebene Stunde rückte näher. Prediger S. ließ in der Wohnung alle schlagenden Uhren abstellen. Alle Angehörigen waren gespannt, was kommen würde. Sie waren von dem Seelsorger angewiesen worden, die Mutter nicht über die Uhrzeit zu informieren. Als es gegen ½ 1 Uhr war, fragte die Frau: „Es muss doch schon 12 Uhr sein?!“ Prediger S. antwortete ihr: „Es ist gleich halb eins.“ Bei dieser Antwort sackte die Frau innerlich zusammen. Sie war über die nichterfolgte Himmelfahrt enttäuscht.

Prediger S. besprach hinterher diesen Fall mit dem Prediger, der die Handauflegung vorgenommen hatte. Dieser Unbelehrbare antwortete: „Wenn Menschen unter Handauflegung mit dem Heiligen Geist getauft würden, dann würden sich auch leicht fremde Geister einschleichen. Diese Frau hätte bei ihrer Geistestaufe das erlebt und wäre nun durch diese miteingeschlichenen Irrgeister verführt worden.“

Bei den medialen Übertragungen werden oft Kontaktmittel benutzt. Tenhaef nannte sie Induktoren. In der französischen Parapsychologie werden sie temoin (= Zeuge) genannt. Es gibt Naturheilkundige, Heilpraktiker, Magnetopathen und Spruchheiler, die auf Distanz auch durchs Telefon arbeiten. Der Patient muss nicht persönlich erscheinen. Die Heilung erfolgt auf dem Wege der Fernbeeinflussung, auch Mentalsuggestion genannt. Einige Beispiele dazu:

B 51 Ein katholischer Pater, der als Missionar in Indien war, lässt sich einen Hausschuh zusenden. Er hat den Spitznamen „Der Schlappenpater“. Ein Heilpraktiker in der Nähe von Straßburg lässt sich als „Intuitionserreger“ Speichel senden. Der Kranke spuckt auf einen Briefbogen und sendet ihn dem Heiler zu. Der berüchtigte Schäfer Ast ließ sich drei Kopfhaare senden. Sie dürfen aber nicht abgeschnitten sein. Durch das Abschneiden würden sie einen Teil ihrer Bioenergie verlieren. Madame König in Hagenau ließ sich Urin geben, der aber nicht chemisch untersucht wird. Die Heilerin konzentriert sich nur darauf. Zwei Ärzte, die ich kenne, lassen sich einen Blutstropfen senden, der psychometrisch, nicht medizinisch, untersucht wird. In einem anderen Zusammenhang wurde das schon erwähnt. Bei kranken Säuglingen müssen die Mütter eine gebrauchte Windel einsenden. Andere „Wunderdoktoren“ verlangen abgeschnittene Nägel. Wieder andere Heiler verlangen ein Foto. Ein Heiler in Appenzell braucht die Anschrift des Kranken, die aber handgeschrieben sein muss, nicht mit der Schreibmaschine getippt. Bei hochmedialen Heilern genügt ein Telefonanruf, bei dem die Beschwerden und der Name des Kranken angegeben werden müssen. Alle Gegenstände eines Menschen können als Kontaktbrücke gelten.
Übertragungen gibt es in der Psychiatrie, zum Beispiel das induzierte Irresein. Übertragungen gibt es bei den psychotherapeutischen Behandlungen, z. B. die wechselweise auftretenden Hass- und Liebesbeziehungen zwischen Patient und Therapeut. Übertragungen gibt es bei den medialen Praktiken, um die es in diesem Kapitel geht. Übertragungen gibt es auch in der Seelsorge. Dazu liegt mir großes Beobachtungsmaterial vor. Ich bringe dazu einige Beispiele, die sich aber um viele vermehren ließen.

B 52 In der Schweiz war ein Heilsarmeeoffizier in meiner Seelsorge. Er hatte längere Zeit für einen teufelsverschriebenen Mann, der Sadist ist, gebetet. Nach einigen Monaten wurde der Heilsarmeeoffizier selbst Sadist, der anfing, seine Frau zu quälen, zu plagen und zu schlagen. In einer Vollmondnacht erklärte er seiner bestürzten Frau mit veränderter Stimme: „Ich hätte Lust, mich heute Nacht mit der Unterwelt zu verbinden.“

Es gibt ein „ungeschütztes Beten“. Wer für schwerbelastete Menschen intensiv betet, muss sich anhaltend unter den Schutz Jesu Christi stellen!

B 53 Ein Pfingstprediger legte einem Kranken mehrmals unter Gebet die Hände auf. Das ist nach 1. Timotheus 5, 22 durchaus gestattet, sollte aber nur nach vorangegangener gründlicher Seelsorge geübt werden. „Nicht zu voreilig!“ sagte der Apostel Paulus. Der Prediger bekam dann die gleiche Krankheit, gegen die er gebetet hatte, und starb daran. Es war keine ansteckende Krankheit gewesen.

B 54 Ein gläubiger Mann betete für einen seelisch kranken Mann mit Selbstmordgedanken. Schließlich bekam der Prediger selbst solche Gedanken. Der depressive Kranke reiste heim und erschoss sich. Am Todestag wurde der Prediger von Selbstmordgedanken angefochten, ohne zu wissen, dass sein Pflegebefohlener sich an diesem Tag das Leben genommen hatte.

B 55 Ein Prediger, der in seiner Seelsorge viel mit Depressiven und auch Besessenen zu tun hatte, nahm solche Menschen zur besseren Betreuung in seine Familie auf. Da musste er erleben, dass sein eigenes Kind besessen wurde, so dass zum Beispiel tiefe Männerstimmen aus dem Kind redeten. Das war für den Seelsorger Alarmstufe 1. Er nahm keine solche Belasteten mehr in sein Haus. Sein Kind durfte durch die Gnade Gottes und viel Gebet von Seiten der Eltern wieder frei werden.
Ich verweise in diesem Zusammenhang auf mein Buch „Besessenheit und Exorzismus“

B 56 Zu diesem letzten Beispiel einen Bericht von Pfarrer W. Brauer, der seit einigen Jahren im Ruhestand ist. Ich habe mehrmals in seiner Gemeinde in Lübeck evangelisiert. Brauer schrieb mir einen Brief, aus dem ich ein Stück bringe. „Nun noch eine besondere Sache, die in Dein Spezialgebiet hineinragt. Bei meinem letzten Besuch in Sch. bei Berlin lernte ich eine gläubige Frau kennen, die mir sagte, dass sie Händezittern bekommen und behalten habe, seit sie mit einer besessenen Frau gebetet hatte. Sie kann davon nicht frei werden. Mein Gebet mit ihr hat nur für einige Zeit Besserung gebracht. Nun wünscht sie Dein Buch über den Okkultismus. Vielleicht kannst Du diese Schwester zu Dir bestellen und mit ihr eine seelsorgerliche Aussprache haben.“

Der Brief von Pfarrer Brauer enthält zu wenig Angaben, wie diese gläubige Frau zu Händezittern gekommen war. Ein persönlicher Brief der Schwester brachte Licht in die Sache. Diese gläubige Seelsorgerin hat aus Unkenntnis mit einer besessenen Frau unter Handauflegung gebetet. Seit dieser Zeit hatte sie die Störungen. An dieser Seelsorge sind einige Dinge verkehrt. Jesus Christus hat bei Besessenen nur geboten. Bei Kranken hat er auch die Hände aufgelegt. Das ist eine der Grundregeln, die in der Seelsorge an Besessenen zu beachten ist. Eine zweite Regel ist, dass Frauen Gebetshilfe für Besessene nicht allein leisten, sondern in einem kleinen Gebetskreis. Seelsorge an Besessenen ist Teamwork. Es ist auch besser, Frauen überlassen das Brüdern. Ich habe aber Verständnis dafür, dass Frauen solche Hilfe wagen, wenn eben keine geeigneten Brüder da sind.

Ein interessantes und zugleich unheimliches Gebiet sind die medialen Übertragungen bei Fakiren. Ich habe vor dem Vietnamkrieg fast alle Länder Ostasiens bereist, auch Korea, Japan, China und Taiwan. Der Dozent Dr. Heusser von der Bangkoker Universität erzählte mir von den extremen Leistungen der Fakire. Es waren Dinge, für die man in Europa nur ein ungläubiges Kopfschütteln übrig hätte. Es fehlt der Raum, um alles Material von Prof. Dr. Heusser hier auszubreiten. Eine weitere Informationsquelle sind die Berichte von Prof. Tarachand Roy, der sich zum Christentum bekennt.

B 57 Ein Übertragungsbeispiel soll diese letzte Reihe in diesem Kapitel beginnen. Ein indischer Jogi schritt mit seinen Schülern barfuss durch eine Grube mit glühenden Holzkohlen. Die Jogis erlitten bei diesem Feuergang keine Brandwunden oder auch nur die geringste Versengung. Unter der Zuschauermenge befand sich auch ein englischer Richter und sein Freund. Der Europäer unterhielt sich mit dem Jogi und fragte, aus welchen Kräften er so etwas tun könne. Der Inder antwortete. „Das bringen Sie auch fertig. Ich will Ihnen die Kraft dazu geben.“ Bei diesen Worten berührte der Jogi den Richter und seinen Begleiter. Beide Männer spürten, dass eine Kraft sie durchströmte. Sie probierten das Experiment mit dem gleichen Erfolg. Sie blieben bei dem Gang durch die glühenden Kohlen unversehrt.

An dieser Stelle kann ein Mißverständnis entstehen. Nicht jeder ist geeignet, solche medialen Kräfte zu übernehmen. Starke Medien beherrschen den sogenannten medialen Kontakt. Sie empfinden es sofort, wenn ein Mensch medial veranlagt ist. Mediale Belastung kann sich bei einer Einschränkung jeder holen. Sofort wirksame Kräfte zur Ausübung einer medialen Praktik können normalerweise nur solchen Menschen gegeben werden, die schon latent medial sind. Das muss also bei dem Richter und seinem Begleiter der Fall gewesen sein. Die drei weiteren Beispiele stellen für einen „europäischen Verstand“ eine große Zumutung dar. Ich gebe bei allen drei Berichten den Gewährsmann an. Zunächst ein Beispiel von Prof. T. Roy.

B 58 Die Fakire in Ostasien praktizieren gewöhnlich an freien Plätzen, die eine große Zuschauermenge fassen können. Ein Fakir „in Aktion“ fragte einen „Naseweiß“ in der vordersten Zuschauermenge: „Welches Parfüm wollen Sie an Ihren Händen riechen?“ Antwort: „Rosenduft.“ Darauf der Fakir: „Riechen Sie an Ihren Händen.“ Der Besucher hob die Hand und stellte starken Rosenduft an seiner inneren Handfläche fest. Dann folgte ein zweites Experiment. Der Fakir forderte den Fragesteller auf, eine in der Nähe stehende Blume zu pflücken und fragte dann: „Welchen Duft soll die Blume haben?“ – „Jasmin“, nannte der Besucher. Sofort nahm die Blume den artfremden Duft an. Dem zweimaligen Zeugen dieser Duftproduktion kam das nicht geheuer vor. Er fragte sich, ob hier eine Suggestion vorliegt.

Auf dem Heimweg traf dieser Zuschauer seine Schwester, die von den Vorgängen nichts wusste. Er hielt seiner Schwester die Hand unter die Nase. Sie fragte ihn erstaunt: „Seit wann bist du so stark parfümiert?“ Dann hielt er seiner Schwester die Blume mit dem artfremden Geruch hin. Sie sagte erstaunt: „Das stimmt doch nicht. Die Blume riecht ja nach Jasmin.“ Damit hatte der Mann den Beweis, dass er nicht unter Hypnose diesen verschiedenen Duft wahrgenommen hatte.

Wie soll man sich eine solche Übertragung erklären? Eine Geruchshalluzination war es nicht, denn die unbeteiligte Schwester hatte die gleiche „Geruchstäuschung“. Prof. Roy meinte, der Fakir lebe in Harmonie mit kosmischen Kräften und habe die Fähigkeit, Schwingungen zu materialisieren. Damit sind wir aber bei den Postulaten der Spiritisten und Anhängern der Radiästhesie, die erklären, es gäbe außer den bekannten physikalischen Strahlen noch eine auf höherer Ebene sich vollziehende Strahlung der gesamten Materie, die von hochsensitiven Medien wahrgenommen oder gar materialisiert werden kann. Ich kann diese Theorien nicht übernehmen und weiß nur, dass es derartige Zauberei bei den tibetischen Lamas auch gibt. Man muss als Christ aufpassen, dass man nicht in den Sog dieser medialen Vorgänge gerät.

Bei diesen Fakirbeispielen kann der Eindruck entstehen, dass ihre Glaubwürdigkeit angefochten werden kann. Ohne Frage gibt es Tricks, Scharlatanerie und Geldmacherei. Es gibt aber auch unanfechtbare mediale Leistungen, die über das hinausgehen, was in das normale Spektrum unserer Erkenntnisse hineinpasst. Beim nächsten Bericht habe ich als Gewährsmann einen ehemaligen Missionar, der in Indien arbeitete.

B 59 Pfarrer S. war zuerst Missionar in Indien. Danach übernahm er in der Schweiz ein Pfarramt der Reformierten Kirche. Auf Grund dieses Buches erhielt ich von diesem Pfarrer eine Einladung, in seiner Kirche zu sprechen. Nach dem Vortrag erzählte mir dieser Indienkenner eine Fakirgeschichte. Es handelt sich um den bekannten Trick, dass ein Fakir den Kern einer Mangofrucht in eine Schale legt, aus der dann in einigen Minuten ein Bäumchen wächst, das blüht und Früchte bringt. Dieser Vorgang widerspricht dem Gesetz der Natur. Wie ist er aber zu erklären?

Die meisten antworten mit dem Hinweis auf eine Massenhypnose, die wir in Europa in dieser Weise nicht kennen. Die Erklärung bedeutet, dass die Zuschauer en bloc unter die Suggestion des Fakirs geraten. Der Fakir sitzt dabei auf einem erhöhten Podest oder am Boden und hält nur eine kleine Schale in der Hand. Alles andere spielt sich nur über eine Form der Mentalsuggestion ab. Das war auch die Meinung des Missionars und auch meine eigene Überzeugung, bis ich mich eines Besseren belehren lassen musste. Selbstverständlich gibt es Fakire, die nur mentalsuggestiv arbeiten. Es gibt unter ihnen aber auch noch stärkere Medien, die einen Schritt weiter gehen. Worin besteht die nächst höhere mediale Kraftäußerung? Der Missionar war der Meinung, er könne mit einer Kamera den Fakir überführen und machte eine Serienaufnahme von etwa fünf oder sechs Aufnahmen. Er war nun der Meinung, die Kamera würde die Wahrheit offenbaren. Wie groß war sein Erstaunen: Die Filme waren jeweils belichtet und zeigten den ganzen Vorgang: Kernlegung, junge Pflanze, Bäumchen, Blüten, Fruchtansätze und ausgereifte Frucht. Pfarrer S. legte mir die Fotos vor und fragte nach meiner Meinung. Hypnose, Massensuggestion, Trick oder Schwindel scheiden aus. Es bleibt wahrscheinlich nur noch die Gedankenfotografie übrig, auf die ich bei meinen Missionsreisen schon gestoßen bin.

In der Parapsychologie ist das Problem der Gedankenfotografie schon seit dem Ende des letzten Jahrhunderts bekannt. 1896 hielt sich der französische Offizier Darget eine lichtempfindliche Platte in schwarzes Papier eingewickelt an die Stirn. Nach dem Entwickeln zeigten sich die gedachten Bilder. Ein noch stärkeres Medium für Psychofotografie war Ted Serios, mit dem zahlreiche Experimente durchgeführt worden sind. Auch der Japaner Prof. Fukurai betätigte sich erfolgreich auf diesem Gebiet. Die meisten Psychofotos sind Schwarzweißaufnahmen. Allerdings wurden schon 1912 einige Farbaufnahmen erzielt, zu einer Zeit, als die Farbfotografie bei uns noch nicht entwickelt war.

Bei dem Beispiel von Pfarrer S. hatte also die mediale Übertragung einer mentalsuggestiven Energie auf die Zuschauer wie auf den Filmstreifen stattgefunden. Für das Fakirexperiment mit dem Mangokern habe ich weitere Zeugen in Gestalt eines ehemaligen Schiffsarztes, eines Juristen und eines Schiffsoffiziers. Es ist sozusagen ein Paradebeispiel.

B 60 Mein Berichterstatter, Dr. med. B., ist praktizierender Arzt, nachdem er einige Jahre als Schiffsarzt die Weltmeere bereist hatte. Als sein Schiff in Hongkong anlegte, machte er zusammen mit zwei Begleitern einen Landausflug. An einem freien Platz der Stadt stießen sie auf eine große Menge, die sich um einen Fakir scharte. Der Fakir zeigte den üblichen Trick mit dem Mangokern, ging aber noch einen Schritt weiter. Er forderte die drei Europäer auf, die Mangofrüchte von dem in wenigen Minuten gewachsenen Bäumchen zu pflücken und zu essen. Sie taten es und aßen die Frucht. Als die ganze Schau zu Ende war, fragten sich die drei Männer, davon zwei Akademiker waren: „Was haben wir nun eigentlich erlebt? Mangofrüchte kann man ohne Messer nicht essen. Haben wir ein Taschenmesser bei uns? Ja, es ist aber trocken, und die Mangofrüchte sind sehr saftreich und klebrig. Auch die Hände müssten klebrig sein. Wir haben auch keinen Mangogeschmack mehr im Mund.“ Es kam ihnen alles so mysteriös vor. Der Arzt tat ein übriges. Auf das Schiff zurückgekehrt, machte er einen Test nach dem schwedischen Chemiker Nylander benannten Zuckernachweis. Ergebnis negativ. Keine Spur von Zucker.

Die drei Männer gaben dann schließlich zu, dass sie einer Massensuggestion zum Opfer gefallen waren. In dieser Form habe ich von dem Mangokern-Experiment nur einmal gehört. Die Glaubwürdigkeit des Arztes und des Juristen stehen außer Zweifel. Bei dem Schiffsoffizier könnte man von dem berühmten Seemannsgarn reden, obwohl man in diesem Fall dem Offizier unrecht tun würde.

Unsere Parapsychologen sind zwar solchen Übertragungen auf der Spur. Unwidersprochen ist aber die Tatsache, dass die Jogis, die Fakire und die Magie praktizierenden Lamas und Buddhapriester die erbittertsten Feinde des Evangeliums sind. Manche von ihnen, vor allem die tibetischer Herkunft, geben offen zu, dass sie mit dämonischen Kräften operieren und dem Fürsten der Finsternis dienen.

7. Magisches Experimentieren

Mediale Kräfte können erworben werden: durch Vererbung oder Übertragung, sie können eines Tages entdeckt oder durch magisches Experimentieren entwickelt werden. Das Buch, mit dem am meisten experimentiert wird, ist das sogenannte 6./7. Buch Moses. Dieses Buch wird im Volksmund auch „Teufelsbibel“ genannt.

In der Seelsorge wurde mir einige Male dieses Buch ausgehändigt, die ich dann verbrannt habe. Ich habe mich oft gewundert, dass manche Pfarrer, die zugleich an einer höheren Schule Unterricht erteilen, dieses Buch in ihrem Bücherschrank haben. Pfarrhäuser, die dieses Buch besitzen, sind Unglückshäuser! Eine Pfarrfrau sagte mir: „Seit dieses Buch im Hause ist, herrscht Unfrieden und Streit unter uns.“ Ein Pfarrer hat dieses Buch studienhalber für seinen Unterricht am Gymnasium benutzt. Um seinem Sohn den Zugang zu verwehren, schloss er den Bücherschrank ab.

B 61 Der verschlossene Bücherschrank und das sorgsam gehütete Buch reizte die Neugierde des Sohnes. Als er in der reichhaltigen okkulten Literatur des Vaters magische Formeln entdeckte, schrieb er einige ab, um nachzuprüfen, ob sie auch wirklich funktionierten.

Gelegentlich beim Nasenbluten versuchte er es mit einem Blutsegen. Das Bluten hörte augenblicklich auf. Eines Tages entdeckte er Anrufungsformeln für Luzifer. Er ging voller Spannung in den Wald und rief die Formel dreimal. Sofort entstand ein unheimliches Brausen in der Luft, ein Krachen in den Bäumen, dass er erschreckt aus dem Wald eilte. Hinterher dachte er an einen Zufall, dass diese Sturmbö gerade im Augenblick seiner Teufelzitierung durch den Wald raste. Zehn Tage später reizte ihn wieder die Neugierde, das Experiment noch einmal zu versuchen. Er wandte die Formel an und erlebte die gleichen Erscheinungen wie beim ersten Mal. In Zukunft unterließ er das unheimliche Experiment. Es muss dazwischengeschaltet werden, dass der Junge latent medial war, der seine verborgene mediale Kraft durch das Experimentieren geweckt hatte.

Nachdem für den jungen Magier feststand, dass die Formeln in den okkulten Büchern seines Vaters kein Bluff waren, spezialisierte er sich auf Heilungsformeln, weil das mehr einbrachte. Es sprach sich rasch herum, dass er eine Kraft gegen Krankheiten besaß und wurde dafür in Anspruch genommen. Der junge Spruchheiler wurde also schnell im Verwandtenkreis berühmt, doch er selbst merkte, dass er einen bösen Preis dafür bezahlen musste. Er beobachtete an sich selbst psychische Veränderungen. Es zeigten sich Lähmungserscheinungen, Schwermut und Selbstmordgedanken. In seiner Umgebung traten Spukerscheinungen auf. War er mit seiner Familie in den Ferien, setzten dort die gleichen seltsamen Geräusche ein wie zu Hause. Es handelt sich also um einen personengebundenen Spuk. Diese Erfahrungen brachten ihn dazu, Befreiung im Gebet zu suchen. Ein furchtbarer Kampf setzte ein. Er sah, dass sich die dunklen Mächte leicht und gern in den Dienst des Menschen stellen lassen, aber nur sehr schwer die eingenommenen Stellungen wieder freigeben.

Einige Jahre lang wurde dieser experimentierende Magier übel geplagt. Als ich in der Nähe eine Vortragswoche hatte, kam er in meine Seelsorge. Ich zeigte ihm den Weg der Befreiung. Er räumte in einer Beichte alles aus und betete zusammen mit mir ein Lossagegebet.

Weitere Beispiele zu dem Experimentieren:

B 62 Ein Mann beschäftigte sich jahrelang mit dem 6./7. Buch Moses und machte nach dessen Anweisungen praktische Übungen damit. Allmählich gelangen ihm immer stärkere Experimente. Auch er entging nicht den „Nebenwirkungen“. Jahrelang wurden von allen Hausbewohnern Klopfzeichen gehört. Nachts rumorte und krachte es so, dass es allen unheimlich wurde, die in diesem Haus zu übernachten hatten. Die Nachkommen dieses okkulten Praktikers sind charakterlich unnormale Menschen. Der Sohn war ein brutaler, jähzorniger Mann, der seine erste Frau zu Tode drangsalierte. Auch die zweite Frau plagte er unmenschlich. Er ist ein rabiater Tyrann, der auch mit den Kindern unheimlich grob und handgreiflich umgeht. Alle Kinder haben vor Erreichen der Volljährigkeit das elterliche Haus verlassen. Die fleißige, brave Frau macht unter diesem Tyrannen ein Martyrium durch.

Das 6./7. Buch Moses, das mit dem Knecht Gottes außer dem Namen nichts gemeinsam hat, ist ein dämonisches Buch, das seine Benutzer dämonisch entarten lässt. Die nächsten Beispiele zeigen das noch deutlicher:

B 63 Im Elsaß beichtete eine 25jährige folgendes. Ihr Vater besitzt eine ausgedehnte okkulte Literatur. Er experimentiert mit dem 6./7. Buch Moses, besitzt Himmelsbriefe und das Buch „Ägyptische Geheimnisse“. Obwohl die Mutter lebt, hat der Vater bereits die 13jährige Tochter verführt und treibt nun schon 12 Jahre mit der Tochter Blutschande.

B 64 Ein Schullehrer befasste sich jahrelang mit der Schwarzen Magie. Er beschaffte sich nicht nur Literatur darüber, sondern probierte die magischen Experimente aus. Seine Versuchsobjekte waren seine Kinder in der Schule. Er rief Kinder auf, indem er gleichzeitig einen Bannspruch anwandte. Das aufgerufene Kind konnte weder vom Platz aufstehen noch sprechen. Erst, wenn er den Lösespruch sagte, erhob sich das Kind und gab Antwort. Diese Methode des Bannens und Lösens wandte er auch als Strafe an. Nachdem er sich jahrelang an den Kindern in der Schule geübt hatte, nahm er als weitere Versuchsobjekte die eigene Frau und Tochter. Er beherrschte seine Angehörigen so vollkommen, dass er sie nach Belieben bannte. Frau und Tochter konnten manchmal stundenlang, ja auch tagelang kein Wort mehr hervorbringen. Die Ehefrau ging seelisch zugrunde und starb.

Die zweite Frau lief nach dem ersten Bannversuch des Mannes aus dem Haus und kam nie mehr zurück. Der Vater verging sich daraufhin sexuell an seiner Tochter. Die Tochter war in ihrer Abwehr dem Vater gegenüber machtlos. Als der Vater sich einer dritten Frau zuwandte, bannte er seine Tochter. Es stellte sich eine dauernde Sprechlähmung ein. Da die Tochter dem Vater, der sich vielen Frauen zuwandte, im Wege stand, wurde sie von ihrem eigenen Vater in eine Nervenheilanstalt gebracht. Es gelang den Ärzten nicht, die Sprechlähmung des Mädchens zu beseitigen. Die Verwandten des Mädchens, welche von den entsetzlichen Familienverhältnissen des Lehrers wissen, dürfen nach dem Verbot des Vaters das unglückliche Mädchen im Irrenhaus nicht besuchen.

B 65 Eine 55jährige Frau aus B. im Coburger Land berichtete mir in der Seelsorge folgendes Erlebnis. In einem Bauernhaus ihres Wohnortes fing es zu spuken an. Jeden Donnerstag fuhren blitzartige Flammen durch die Wohnung. Im Dorf sprach sich diese Erscheinung schnell herum. Der Bürgermeister suchte den Hausbesitzer auf und erkundigte sich nach dieser merkwürdigen Erscheinung. Bei dieser Unterredung mit dem Bürgermeister kam folgendes heraus: Der junge Hausbesitzer hatte beim Umbau des Hauses ein eingemauertes 6./7. Buch Moses gefunden. Aus der beiliegenden Urkunde war ersichtlich, dass sein Großvater mit diesem Buch Schwarze Magie getrieben hatte. Der junge Mann vertiefte sich in das Buch. In den Wochen, da er sich mit dieser seltsamen Lektüre befasste, traten die Spukerscheinungen auf. Seine Frau erwartete gerade in dieser Zeit ein Kind. Als das Kind zur Welt kam, war es mißgestaltet.

Im Zusammenhang mit der Schwarzen Magie, dem Spiritismus und den Dämonenehen (incubi, succubae) sind mir schon etwa 34 solch schrecklicher Fälle von Mißgeburten bekannt geworden.

Wer sich in die Domäne Satans hineinwagt, muss mit seinen Gegenschlägen und Angriffen rechnen. Medialität, die durch das Experimentieren geweckt und entwickelt wird, zahlt sich furchtbar aus.

8. Formen der medialen Heilkunst

In diesem Kapitel sollen drei Hauptformen der medialen Heilkunst angeleuchtet werden. Die Spruchheilung, die Tranceheilung und die geistigen Heilungsformen.

a. Die Spruchheilung

Als Auftakt zu diesem Unterkapitel werden die beiden Schmöker vorgestellt, die am meisten zur Zauberei benutzt werden: Das „Albert-Magnus-Buch“ und das sogenannte „6./7. Buch Moses“. Die Titelseite des Magnusbuches hat folgendes Gesicht (ist im alten Deutsch wiedergegeben):

„Albertus Magnus bewährte und approbierte sympathetische und natürliche ägyptische Geheimnisse für Menschen und Vieh, enthaltend: Menschen und Vieh vor bösen Geistern sicherzustellen; sich stark zu machen; das Blut zu stillen; wenn man sich verbrannt hat; für das wilde Feuer; für die Schweine; für den Krampf; für die Würmer; für alle Fieber; für den kalten Brand; für die Kolik; Brüche zu heilen bei Jungen und Alten; für die fallende Sucht; für den Grind; für die Mundfäule; für das Verrenken; für das Augenweh; für das Rothlauf; für die Pest; wenn ein Kind angewachsen ist; für Lungenfäule; für den Stein; für die Ruhr; für den Krebs; einen Dieb zu entdecken; gestohlenes Gut wiederzubringen; einen Dieb zu stellen; die Feuersgefahr von seinem Hause abzuwenden; Feuer zu löschen; für Zahnschmerzen; für die Raude; für übel Gehör; Wanzen zu vertreiben; Spinnen und Fliegen zu vertreiben; den Wein recht gut und gesund zu machen; alle Krankheiten aus dem Urin zu erkennen; für die Wasserscheue und noch viele andere Kunststücke. Bis daher im Verborgenen geblieben und zum Besten der Menschheit zum Druck befördert. Für Städter und Landleute.“

Um Missverständnisse zu vermeiden, müssen einige Anmerkungen gemacht werden. Die Albertus-Magnus-Bücher sind nicht einheitlich, sondern weisen stark verschiedene Texte auf. Auch lassen sich die Sammlungen von magischen Spruchformeln nicht auf Albertus Magnus zurückführen. Diese Sammlungen sind Pseudonyme genau wie das 6./7. Buch Moses. Gehen wir in knappster Form kurz auf Albertus Magnus ein, dessen 700. Todestag 1980 durch Sendungen im Fernsehen und durch den Papstbesuch in Erinnerung gerufen wurde:

Albertus Magnus, (1193-1280) mit seinem richtigen Namen Albert Graf von Bollstädt, ist in Bayern geboren. Schon als Junge zeigte er große Begabungen. Er studierte in Padua, später in Bologna. Seine umfassenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse erwarben ihm den Titel Doktor universalis und im Volksmund „Meister der Schwarzen Kunst“. Was unsere Techniker im 20. Jahrhundert interessiert, ist die Tatsache, dass A. Magnus den ersten Roboter konstruierte. Sein am besten ausgeklügelter Roboter mit der Gestalt und Stimme einer Frau, an dem der Erbauer 30 Jahre gearbeitet hatte, soll von seinem Meisterschüler Thomas von Aquin zerstört worden sein.

Eine andere Begebenheit mag mitgeholfen haben, A. Magnus als Magier anzusehen. Die Chronisten berichten, dass Magnus 1249 den König Wilhelm von Holland im Garten des Dominikanerklosters in Köln bewirtete. Trotz der strengen Winterkälte stand der Garten im vollen Frühlingsschmuck. Kaum war nach dem Essen das Dankgebet gesprochen, da fielen Blätter und Blüten von den Bäumen. Im Volk sah man das als magisches Kunststück von A. Magnus, dem damaligen Vorsteher des Dominikanerklosters an. Da A. Magnus auch Astrologie und Alchemie betrieb, festigte sich dadurch sein Ruf als Zauberer. Vielleicht hatte A. Magnus in dem von ihm geleiteten Kloster einen Wintergarten mit Pflanzen aus Italien, wo er einige Jahre als Student zugebracht hatte. Zur Entwicklung der Magie in Deutschland und in Europa kam noch ein anderer auslösender Faktor. Die Kreuzfahrer, die ihr Abenteuer im Orient gut überstanden hatten, brachten Einflüsse der arabischen Kultur und Praktiken der Moslemzauberei in ihre Heimatländer. Ein anderer Vorstoß und Zustrom arabischer Einflüsse bestand in dem Vordringen der maurischen Magie… Wie weit sich A. Magnus diesen magischen Einflüssen des Islams geöffnet hat, ist nicht bekannt. Von den 21 Foliobänden, 1651 als Gesamtausgabe seiner Werke in Lyon erschienen, stammen einige nicht von ihm… Aber immerhin ist die Person und Lebensarbeit dieses umfassenden Denkers und Experimentators von Geheimnissen und Legenden umwittert, so dass er für die widerlichen magischen Bücher seinen Namen hergeben musste.

Eine Spruchsammlung zur magischen Heilkunst, die noch mehr Unheil angerichtet hat als das Albertus-Magnus-Buch, ist das sogenannte 6./7. Buch Moses. Seit einigen Jahrzehnten gibt es ferner Buch 8 bis 13.

Es wurden mir in den letzten zwanzig Jahren von Beichtenden Exemplare dieses Buches ausgehändigt. Die älteste mir ausgelieferte Ausgabe stammte aus dem Jahr 1503. Im Vorwort stand, dass das Original im Vatikan in Rom liege, und dass der Druck dieses Buches unter dem Protektorat eines Papstes erfolgt sei. Eine andere, jüngere Auflage des berüchtigten Zauberbuches enthält im Vorwort die Notiz, dass ein Erfurter Mönch diese magischen Sprüche gesammelt habe. Die einzelnen Auflagen der letzten 400 Jahre weichen im Inhalt stark voneinander ab.
Im 19. Jahrhundert wurde das 6./7. Buch Moses mit Teilen eines französischen Zauberbuches „Der feurige Drache“ vermischt. Dieses französische Buch soll Ende des 17. Jahrhunderts nach einer Handschrift aus dem Jahr 1522 gedruckt worden sein. Nach der Französischen Revolution 1789, die Gott entthronen und die Göttin der Vernunft inthronisieren wollte, wurde „Der feurige Drache“ die unheimliche Ersatzbibel der magischen Zirkel in Frankreich. Wir haben hier die häufige biblische Erscheinung: Wer den lebendigen Gott verwirft, verfällt dem Teufel! Der Gottesglaube wurde abgelöst durch einen gräßlichen Teufelsdienst. Nach der bruchstückhaften Verschmelzung dieser beiden magischen Bücher kam das Doppelbuch teils unter dem Namen „Der feurige Drache“ oder „6./7. Buch Moses“, teils unter dem Sammeltitel „Magisch-sympathetischer Hausschatz“ heraus.

Der Titel „6./7. Buch Moses“ ist ein Pseudonym, ein lügnerischer Deckname. Mose hat mit diesen Zaubersprüchen nichts zu tun. Die Zauberer haben lediglich Mose seit seinem siegreichen Kampf mit den ägyptischen Magiern (2. Mose Kapitel 6-8) zu ihrem Schutzherrn und Meister erklärt. Das ist eine teuflische Verkennung der prophetischen Ausrüstung dieses Gottesmannes aus dem alten Testament. Ausführliche Inhaltsangaben sind nicht ratsam. In dem Buch werden Anweisungen gegeben, wie der Mensch mit dem Teufel in Verbindung kommen könne. Es finden sich Sprüche über magische Verfolgung und magische Abwehr, es finden sich Formen des Rachezaubers, Krankheitszaubers, Todeszaubers, Fruchtbarkeitszaubers, Liebeszaubers und anderes mehr. Viele Sprüche haben auch zur Tarnung religiöses Beiwerk. Denen, die studienhalber das Buch lesen und aufbewahren wollen, sei gesagt, dass im Buch 6, Kap. 6 den Lesern und Besitzern des Buches der „besondere Schutz“ Satans verheißen ist.

Nach der Vorstellung dieser beiden magischen Hauptwerke werden nun einige Beispiele aus meiner Seelsorge präsentiert. Zunächst folgt der Brief eines Schweizers, der mediale Heilkunst betreibt. Ich bin diesem Mann dankbar, dass er mich in „seine Werkstatt“ hineinschauen ließ. Normalerweise verbergen die Besprecher ihre Praxis und schweigen über ihren Spruch. Der Länge wegen kann ich nur auszugsweise berichten:

B 66 „Sehr geehrter Herr Dr. Koch, besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen, denen ich entnehme, dass wir möglicherweise etwas aneinander vorbeireden. Unter Magie verstehe ich jede mehr oder weniger bewusste Anwendung rein geistiger Kräfte … Dieser Begriff schließt für mich jedes übersinnliche Wirken ein. Allen diesen Dingen liegt das Wort zugrunde … 5. Mose 18, 10-12 („Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer, oder einer, der Geister bannt, oder ein Geisterbefrager, oder ein Hellseher oder jemand, der sich an die Toten wendet. Denn wer so etwas tut, ist dem HERRN ein Greuel, und um solcher Greuel willen vertreibt der HERR, dein Gott, sie von dir aus ihrem Besitz.“) Dort ist ausdrücklich vom Zaubern und Beschwören die Rede, nicht aber vom Besprechen. Was ich mit gutem Grunde bestreite, ist eben die Gleichsetzung von Dingen, die nichts miteinander zu tun haben … Mir scheint, Sie halten etwas für ,Besprechen‘, was nicht Besprechen ist. Diese Kunst ist nicht einfach aus dem 6./7. Buch Moses zu erlernen. Echtes Besprechen ist eine uralte Kunst, die meist nur von Mund zu Ohr weitergegeben wurde und reine Anwendung des Wortes zu Heilzwecken lehrt … Am besten, ich beschreibe Ihnen einen Fall aus der Praxis: Eine Frau leidet an rasch sich verschlimmernder Arthritis, leidet große Schmerzen und vermag sich kaum zu bewegen. Nichts will helfen. Ich schreibe nun, im Vertrauen auf die verborgenen, göttlichen Eigenschaften des Wortes, mit Honig, dem etwas Weihrauch, Myrrhe, Galbanum und Mastix beigemengt sind, folgendes in einen großen Teller: Siehe nun, dass ich, das Wort allein es bin … Diese Honigschrift wasche ich mit etwas gutem Wein aus und gebe ihn der Frau zu trinken … Der Erfolg ist erstaunlich. Die Frau hat keinerlei Schmerzen mehr, ist 100% arbeitsfähig und kann sich nicht genug über diese einfache Kur und den Erfolg wundern. Ich meinerseits fürchte nicht im geringsten, deshalb von Gott oder Christus verworfen zu werden. Ich habe im Gegenteil beiden geglaubt, dass das Wort Gott ist …“

Am liebsten hätte ich den ganzen Brief gedruckt. Unter den mir begegneten Besprechern ist T. E. der offenste und in der Anwendung seines Heilmittels ästhetisch. Es ist nicht schwer, diesem Mann nachzuweisen, dass er auf einem unbiblischen Weg heilt.

Das erste Gegenargument gegen diesen Besprecher ist die Unkenntnis der hebräischen Sprache des Alten Testamentes. Das hebräische Wort lachasch heißt sowohl beschwören wie besprechen. Auch das Substantiv ob (pl. oboth) hat die Doppelbedeutung = Besprecher, Beschwörergeist. Der zweite Irrtum von T. E. ist die Absolutsetzung des „Wortes“. Jesus Christus als das „Wort“ ist absolut, aber darüber kann der Mensch nicht verfügen. Hier wird das Wort als Formel gebraucht. Das Wort wirkt ex opere operato, durch den bloßen Vollzug oder das bloße Zitat. Das ist das große Merkmal der Magie. Die religiöse Verbrämung ist die beste Verkleidung beim satanischen Fasching. 2. Korinther 11, 14: „Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts.“

Besprechen in dieser frommen Aufmachung wird weniger durchschaut, als wenn Satan mit groben Holzpantinen anrückt. Übrigens wird bei dem Beispiel T. E. sichtbar, warum die Schweiz das Besprechen auch „mit Worten heilen“ nennt. Im 6./7. Buch geht es gewöhnlich nicht so anständig zu wie hier in dem Beispiel T. E.. Bei den abscheulichen Spruchheilungen werden manchmal Dinge wie Urin, Kot, Haare, auch Haare vom mons pubis, Blut, auch sanguis menstruus und sperma hominis mitbenutzt. Ich gebe ein solches Beispiel, das mir ein gläubiger Bruder und seine ebenso gläubige Frau aus ihrer Familie mitgeteilt haben. Ohne Angabe der Anschrift darf es veröffentlicht werden.

B 67 „Lieber Bruder Koch, mit etwa drei Jahren konnte unser Vater, der im Juni 1881 geboren wurde, noch nicht gehen, da er an einem Wasserbauch litt. Auf Anraten einer alten Kräuterfrau wurde er durch folgendes Mittel geheilt: Es wurde von seinen Haaren, von den Fuß- und Fingernägeln, vom Urin und Kot ein Brei gemacht, der in den Stamm eines angebohrten, schon gewachsenen Birkenbaumes gestrichen wurde. Dabei wurde ein Spruch gesagt, der mit den drei höchsten Namen endete. Bis zum vollständigen Absterben des Baumes sollte der Knabe von seinem Leiden geheilt sein, was auch eintraf. Als ältester Junge einer sehr großen Familie war er sein Lebtag ein Tunichtgut. Er hat zwei Frauen unter den Boden gebracht mit seiner Trunkenheit. Von der ersten Ehe starben beide Kinder im schulpflichtigen Alter. Der Knabe, der ertrank, brachte dem Vater noch Untersuchungshaft ein, von welcher er wegen Mangels an Beweisen wieder freigelassen wurde, wegen Versicherungsbetrug.

Aus der zweiten Ehe des Vaters sind wir sechs Kinder. Ich kann heute behaupten, dass wir alle davon in irgendeiner Weise Schaden genommen haben. Wir hatten eine schreckliche Jugendzeit verbracht. Mit 68 Jahren hat mein Vater Selbstmord gemacht. Er hat den Lauf eines Karabiners in den Mund genommen und mit den Zehen abgedrückt. Warum wir heute an Sie gelangen, weil ein Sohn meiner Schwester ganz in Satans Macht steht. Meine Schwester wird Ihnen den Fall selber schildern. Liebe Grüße und Gottes Segen Ihre . . . “

Beide Beispiele sind aus der Schweiz. Beide, sowohl das ästhetisch anständige als auch die scheußliche Form des Besprechens, gehören in das Gebiet der Weißen Magie. Die beiden Sprüche enden ja mit der Trinitätsformel. Das Besprechen nach den Regeln der Weißen Magie ist häufiger als das schwarzmagische Beschwören. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass der kranke Mensch sich doch eher „guten Kräften“ und nicht dem Teufel anvertrauen will. Der Teufel weiß um diese Tendenz des Menschen, darum trägt er dieser Neigung Rechnung und tritt häufiger als Engel des Lichtes und als guter Helfer auf. Wie diese Hilfe bezahlt wird, sehen wir an den folgenden Beispielen:

B 68 Eine 28jährige Frau kam in die seelsorgerliche Aussprache. Sie leidet seit fünf Jahren unter Ekzemen mit dauernden Schmerzen. Die Hautspezialisten erkannten die Ursache nicht. Ich fragte nach okkulter Betätigung der Familie. Meine Frage wurde bejaht. Der Großvater heilte Menschen und Vieh in den drei höchsten Namen. Auch die Großmutter war Besprecherin. Zwei Schwestern führen ein ausschweifendes Leben. Die Berichterstatterin hat die Fähigkeit des Wahrtraums und des zweiten Gesichts. Einmal erschien ihr im Traum der Schwager, der in Algier war, und erklärte: „Morgen komme ich heim.“ Tatsächlich reiste er am nächsten Tag an. Einmal träumte sie nachts, schwarze Hände würden auf sie zukommen, und schwarze Ratten würden ihr an den Beinen fressen. Am nächsten Tag kam ihre Schwester und fing aus nichtigen Gründen einen furchtbaren Streit mit ihr an, und an ihren Beinen stellten sich offene Ekzeme ein, die durch keinen Arzt geheilt werden konnten. Die Berichterstatterin ließ sich willig zu Jesus Christus führen. Sie legte eine Beichte ab und konnte im Glauben die Vergebung fassen. Ich betete mit ihr. Am nächsten Tag erklärte sie, auf das Gebet hin wären die furchtbaren Schmerzen an den Beinen verschwunden.

B 69 Ein Mann ließ sich von einem Heilmagnetiseur in den drei höchsten Namen und beim zunehmenden Mond magisch besprechen. Seine gläubige Frau warnte ihn vor dieser Behandlung. Er stand aber auf dem Standpunkt: „Gesund will ich werden, ganz egal wie.“ Nach der Behandlung, die tatsächlich zu einer Gesundung geführt hatte, war der Mann nicht mehr zu bewegen, seine Frau in christliche Versammlungen zu begleiten. Die Behandlung hatte ihn für göttliche Dinge unempfänglich gemacht.

B 70 Pfarrer Braunschmidt berichtete mir, in seiner Gemeinde wäre das Besprechen so verbreitet, dass er nur zehn Häuser gefunden hätte, in denen es nicht geübt wird. Entsprechend hoch wäre dann die Selbstmordziffer.

Schwarzmagisches Besprechen erfolgt meistens dadurch, dass der Besprecher für die organische Heilung die Seele des Kranken dem Teufel verschreibt. Das kann mit und ohne Amulett erfolgen. Ich habe ganze Serien solcher Spruchheilungen von Hugentobler in Peterzell. Dieser Mann hat Tausende von Menschen in ein seelisches Unglück gestürzt. An seinem Grabe bezeugte ihm aber der Pfarrer, er sei ein großer Wohltäter der Menschheit gewesen. Einige Beispiele aus Hugentoblers Teufelsküche:

B 71 Eine Geschichte, die ich oft in meinen Vorträgen benutze, ist die Heilung eines Jungen, der eine Poliomyelitis epidemica (spinale Kinderlähmung) hatte. Der Vater des Jungen, ein großer Hofbauer, rief den Arzt zu spät. Der Mediziner erklärte: „Sie hätten mich früher rufen sollen. Ich kann nichts mehr machen.“ Ein Nachbar des Hofbauern riet dem Vater: „Geh zum Hugentobler, der kann mehr als die Ärzte!“ Der Bauer, der unbedingt einen gesunden Hoferben haben wollte, folgte dem Rat. Er fuhr den völlig gelähmten Sohn zum Besprecher Hugentobler. Der Besprecher murmelte etwas zwischen den Zähnen, gab dem Vater eine Arnica-Tinktur und wies ihn an, den gelähmten Sohn dreimal vor Sonnenaufgang zu bringen. So geschah es. Die Lähmung verschwand. Eine vom medizinischen Standpunkt aus gesehen nicht zu glaubende Heilung. Und doch ist sie wahr. Sieben Jahre später nahm sich der Sohn das Leben. Er schnitt sich die Halsschlagader auf. Es war ein Selbstmord aus heiterem Himmel. Es lag keine unglückliche Mädchengeschichte vor, noch war Streit in der Familie gewesen. Als der Sohn tot gefunden wurde, entdeckte man an seinem Hals ein kleines Amulett in Form einer Blechkapsel. Der Vater öffnete es. Darin war ein Zettel mit der Aufschrift: „Diese Seele gehört dem Teufel“. Das Amulett stammte von Hugentobler. Der Vater hatte das ganz vergessen.

Hier liegt ein Fall von „Terminsterben“ vor, wie es bei der Schwarzen Magie häufig vorkommt. Das heißt, der Kranke wird auf bestimmte Zeit geheilt, bis ihn der Teufel nach vereinbarter Zeit holt. Je nach dem Schwierigkeitsgrad der Krankheit wird die Frist bemessen. Weiße und Schwarze Magie zahlen sich nicht aus. Das Geschäft macht nur einer, der diese okkulten Kräfte zu vergeben hat. Noch einige Beispiele von Hugentobler.

B 72 Eine Frau berichtete, dass bei allen Erkrankungen in ihrer Familie stets der Hugentobler um Hilfe gebeten wurde. Die Auswirkungen sind in der ganzen Familie dementsprechend. Der Vater, der stets mit Hugentobler arbeitete, tötete sich mit einem Rasiermesser. Ihre leibliche Schwester, die ebenfalls mehrmals von Hugentobler besprochen worden war, ist sexuell haltlos. Sie verdient mit Pornographie ihren Lebensunterhalt. Sie selbst wurde als Kind gegen Mittelohrentzündung besprochen. Sie leidet seither unter Schwermut.

B 73 Eine schwerkranke Frau wurde von zwei Fachärzten aufgegeben. Die Angehörigen wurden verständigt, dass die Mutter sterben müsste. Der Mann rief daraufhin Hugentobler an. Sofort nahm die Krankheit eine Wendung. Die Frau wurde wieder gesund. Später machte sie dann allerdings drei Selbstmordversuche. Sie kam um dieser Versuche willen zu einem gläubigen Pfarrer in die Seelsorge. Ein Gebetskreis wurde für sie eingesetzt. Durch die Gnade Gottes durfte sie ganz frei werden.

B 74 Bei einem 14jährigen Jungen entwickelte sich ein Kropf, der rasch wuchs. Der Facharzt riet zu einer sofortigen Operation. Die Eltern entschlossen sich nicht dazu, sondern ließen den Jungen magisch besprechen. Der Kropf verschwand sofort. Von dieser Zeit an litt der Junge aber unter furchtbaren seelischen Qualen. Im 48. Lebensjahr kam er zu mir zur seelsorgerlichen Aussprache und bekannte, er hätte 34 Jahre lang entsetzlich gelitten. Er wollte zu Jesus Christus kommen, konnte aber nicht glauben. Sein Bruder, der auch gegen eine Krankheit magisch besprochen worden war, hatte sich erhängt.

Nach den Spruchheilern wird nun eine andere Form der medialen Heilkunst besprochen.


b. Die Tranceheilung

In Südbaden gab es die beiden Brüder Seiler, die im Volksmund „die Schläfer“ heißen. Wenn ein Patient das Sprechzimmer betrat, zog der behandelnde Heiler sich für einen Augenblick in ein dunkles Kabinett zurück. Dort versetzte er sich für einige Sekunden in Trance. Danach war die Diagnose perfekt, ja manchmal war die Diagnose genauer als die der Ärzte. Als Mittel gaben die beiden Brüder homöopathische Medikamente aus. Wenn unter den Wartenden im Wartezimmer ein Christ betete, wurden beide Tranceheiler gestört. Solche Beter wurden dann mit groben Worten weggeschickt. In meiner Briefsammlung ist ein Brief der Brüder Seiler, den ich in vollem Wortlaut wiedergebe. Es ist der älteste Brief von Besprechern, der mich je erreicht hat.

B 75 Ottenheim, März 1933: „Sehr geehrter Herr! Bezugnehmend auf Ihr wertes Schreiben möchte ich Ihnen kurz antworten auf Ihre Fragen. Immer denke ich mit dankbarem Herzen an Gott, der mir diese Gabe verlieh, der Menschheit zu helfen. Ich hoffe und es wäre zu wünschen, dass jeder Mensch, in welchem Beruf er auch von Gott gestellt werden mag, seine Pflicht und Lebensaufgabe zu erfüllen sucht. Ich kann nicht glauben, dass unsere Betätigung gegen Gottes Willen sein sollte, dürfen wir doch auf viele große Erfolge zurückblicken. Sollten Sie mal unsere Sprechstunde aufsuchen, so werde ich Ihnen noch mehr sagen können. Hochachtungsvoll, Seiler.“

Die Auswirkungen der Seilerschen Trancediagnosen konnte ich beobachten, da auch von meinem Heimatdorf, ca. 110 km von Ottenheim entfernt, viele in die Sprechstunde dieser „Schläfer“ gingen. Einmal wurde ich mitten in der Nacht zu einer Frau geholt, die sich hatte behandeln lassen. Es war eine Frau mit einer guten geistlichen Einstellung. Sie wurde nicht geheilt, aber in der Nacht nach dem Behandlungstag erlitt sie einen furchtbaren Angriff. Sie meinte, ersticken und sterben zu müssen. Ihr ganzer Körper brannte. Sie sah dann ein, dass sie falsche Kräfte in Anspruch genommen hatte.

Wenn man den Brief der Gebrüder Seiler überdenkt, kann man zu der Überzeugung kommen, dass es sich um ehrbare Biedermänner handle. So werden in der Tat die medialen Heiler in dem Buch von Rudolph dargestellt. Hinter der Maske des Biedermanns steht aber eine total andere Realität. Wann werden unsere Theologen es einmal erkennen, dass der Teufel ein faszinierender Verwandlungskünstler ist?

Man kann doch nicht behaupten, dass die Besprecher nicht wissen, was sie tun, wenn Gebet sie stört. Dafür habe ich genug Beispiele. Ich räume aber ein, dass es in katholischen Gegenden Spruchheiler gibt, die in guter Meinung ihre Heilungssprüche benutzen oder die sogar selbst behaupten, Beter zu sein. Man muss unterscheiden zwischen einem formelhaften Gebet und dem Beten von Christen mit einer persönlichen Beziehung zu Gott durch Jesus Christus. Das kann aber nicht jeder fassen und begreifen.

Edgar Cayce. Bei meinen Vortragstouren in USA stieß ich im seelsorgerlichen Gespräch oft auf den Namen Edgar Cayce. Im englischen Sprachgebiet ist Cayce der bekannteste Tranceheiler. Ich will kurz über ihn berichten.

Edgar Cayce ist das fähigste amerikanische Medium, ausgerüstet mit medialen Kräften der Heilung und der wahrsagerischen Prophezeiungen. Er ist 1877 auf einer Farm in Kentucky geboren. Sein Großvater war Farmer, der schon mediale Kräfte besaß. Er konnte mit der Rute Wasser suchen. Edgar, sein Enkel, hatte wahrscheinlich von diesem Großvater eine successive Medialität, die er im Alter von sieben oder acht Jahren entdeckte. Die Eltern Cayce waren Mitglieder der Christ Church, einer Nebenrichtung der Presbyterianischen Kirche. Ich habe in verschiedenen Kirchen dieser Glaubensrichtung gepredigt und nichts Unbiblisches darin entdeckt. Cayce hat in seiner Heimatkirche die Sonntagsschule besucht. Später wurde er sogar einer der Sonntagsschullehrer.

Die Entdeckung seiner Medialität basiert auf einem interessanten Jugenderlebnis. Eines Abends sagte Cayces Vater zu seinem Sohn: „Du bleibst heute Abend auf, bis du deine Lektion für die Schule gelernt hast.“ Gegen 23 Uhr war der kleine Knirps furchtbar müde, und er legte seinen Kopf auf das Buch. Da hörte er eine Stimme: „Schlafe ruhig, wir helfen dir.“ Er schlief ein, wachte nach zehn Minuten wieder auf und wusste Wort für Wort die Lektion des Buches. Mir ist diese Hellseherfähigkeit einige Male in der Seelsorge begegnet. Von seinem 24. Lebensjahr an machte Cayce Schlagzeilen. Er konnte sich in die spiritistische Trance versetzen und jede Krankheitsursache eines Menschen finden. Im Wachzustand wusste Cayce nicht, was er gesagt hatte. Oft konnte er nicht einmal die medizinischen Ausdrücke richtig aussprechen, die er in der Trance fachgerecht gebraucht hatte. Was Cayce in der Trance diagnostizierte, wird „readings“ (= Lesungen, Aussagen) genannt.

Über sein erstes Gesundheitsreading heißt es in dem Buch „Der schlafende Prophet“ auf Seite 41: „Der Schulleiter von Hopkinsville, C. H. Dietrich, flehte 1901 Cayce an, seiner fünfjährigen Tochter Aime zu helfen. Sie war wegen einer sonderbaren Krankheit, die sie sich drei Jahre vorher zugezogen hatte, in der Entwicklung zurückgeblieben. Cayce wusste damals noch nicht, dass er auch aus der Ferne Readings vornehmen konnte. An einem Wochenende fuhr Cayce nach Hopkinsville und begab sich direkt in Dietrichs Heim. Cayce versank bald in Schlaf (Trance). ‚Das Leiden ist durch das Rückgrat bedingt‘ sprach er. ,Ein paar Tage vor ihrer Erkrankung rutschte die Kleine aus, als sie aus einem Wagen stieg. Sie schlug sich die untere Wirbelsäule am Wageneinstieg an. Die Verletzung schwächte diesen Bezirk und führte zu dem Geisteszustand …‘ Ein Chiropraktiker mit Namen Layne richtete die von Cayce bezeichneten Wirbel ein. Nach fünf Tagen ging es dem Kind besser. Drei Monate später kam die Kleine mit ihren Altersgenossinnen in die Schule. Sie war vollständig geheilt.“

Cayce wurde um seiner in der Trance gegebenen Diagnosen immer berühmter. Manche Ärzte neideten ihm die Erfolge und prüften die Diagnosen nach, konnten sie aber nur bestätigen. Cayce hatte die Gewohnheit, sich täglich zweimal, um 10 Uhr und um 14 Uhr, für die Readings in Trance zu versetzen. Insgesamt gibt es von 1901 bis 1944 14.246 stenografisch mitgeschriebene Diagnosen. Das heißt nun seelsorgerlich gesehen, er hat Tausende von Kranken mit seiner spiritistischen Praxis belastet. Ein Merkmal der Trancemedien ist zum Beispiel, dass sie in der Trance in Sprachen sprechen können, die sie nicht gelernt haben und im Wachzustand nicht verstehen. Einmal bat ein Italiener Cayce um eine Diagnose. In der Trance gab Cayce dann in fließendem Italienisch Antwort. Er antwortete auch in Französisch, Spanisch, Deutsch und in Sprachen, die kein Umstehender verstand, die aber mitgeschrieben wurden.
Natürlich wurde die Kirchenbehörde auf diesen Mann aufmerksam, der in ihren Reihen ein aktiver Mitarbeiter war. Wie Cayce es fertig brachte, seine unbiblischen Lehren vor dem kirchlichen Forum zu rechtfertigen, ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall wurde er nicht „exkommuniziert“.


Die Filipino-Heiler Auf verschiedenen Vortragstouren auf den Philippinen lernte ich den dortigen Spiritismus kennen. Seine Charakteristik ist, dass die Mitglieder nicht zu Kultgemeinschaften zusammengeschlossen sind wie die Macumbaspiritisten in Brasilien und die Voudooisten auf Haiti. Es gibt auf den Philippinen viele hochmediale Einzelgänger. Zu ihnen zählen San Domingo, Antonio, Flores, Orbito, Supnet, Sison, Oligane, Acierto, Agpaoa und andere. Ihr erfolgverheißender Ruf drang in die westliche Welt. Ein Schweizer Arzt organisierte Gruppenflüge zu den philippinischen Heilern. Er sandte mir einen Brief mit Beschimpfungen, weil ich vor diesen spiritistischen Heilern warnte. Nicht alle spiritistischen Heiler haben die gleiche hochkarätige Kraft. Und es ist eine alte Erfahrung: wenn Medien nicht die gewünschte Leistung erzielen, helfen sie mit Tricks oder plumpem Schwindel nach.

B 76 Eine solche Trickheilung soll kurz berichtet werden. Ein Patient mit Gallensteinen will sein Übel loswerden. Der Heiler setzte ihm einen brennenden Kerzenstummel auf den Bauch und stülpte ein Trinkglas darüber. Er machte dem Gallenkranken klar: „Wenn das Licht ausgeht, sind Ihre Steine weg.“ Der Sauerstoff in dem Glas, das fest gegen die Bauchdecke gedrückt wurde, ging langsam zur Neige. Das Licht begann zu flackern, die Flamme wurde langsam kleiner und verlosch. Ob die Gallensteine hinterher weg waren, weiß ich nicht. Eine Placebowirkung, gepaart mit einer Portion Autosuggestion, wird wohl kaum ausreichen, Gallensteine wegzuzaubern. Eine Möglichkeit gibt es aber, dass der spiritistische Heiler ein Medium für Dematerialisationen ist und er die Steine dematerialisiert hat. Das gibt es tatsächlich. Solche Dematerialisationen sind mir aus der Seelsorge bekannt. In Deutschland kenne ich aber kein Medium, dem ein solch starker medialer Vorgang gelingt.

Es wird berichtet, dass bei den Filipino-Heilern auch Betrügereien vorkommen. Ein Arzt habe das bei einer Operation erschienene Blut als Hühnerblut diagnostiziert. Ein hypnotischer Akt kann dazu beitragen, dass der Patient glaubt, er habe eine erfolgreiche Operation hinter sich. Aus jahrzehntelanger Erfahrung zweifle ich aber nicht daran, dass es auch echte, medial bewerkstelligte Operationen gibt…

Es gibt viele Möglichkeiten der Erklärung:

1. Manche glauben, es handle sich um göttliche Heilungen, weil die Heiler die Bibel, den Rosenkranz, Kruzifixe und kleine Hausaltäre in ihrer Wohnung haben und sich als gläubige Katholiken ausgeben.

2. Kritiker aus dem Westen kommen mit der Vorstellung, es könne sich ja nur um Tricks, Bauernfängerei und Täuschung handeln. Alle noch so intelligenten Forscher und Spezialisten konnten bisher keinen faulen Zauber nachweisen. Wenn von einzelnen Heilern 100 Patienten am Tag „operiert“ werden und viel Blut fließt, dann müsste man doch sehen, wie dieses Blut herbeigeschafft wird. Das gleiche Argument gilt für die blutigen Fetzen Gewebe, oder welches Material es auch sein mag.

3. Manche Psychologen halten die Operationen für eine Massensuggestion. In der Tat sind mir Beispiele bekannt, dass selbst Ärzte und Psychologen einer Suggestion der Fakire unterliegen können. Es ist ein solches Beispiel in diesem Buch. Dieser Theorie ist entgegenzuhalten, dass aber die Operierten hinterher gesund bleiben und zum Beispiel das Gewächs weg ist und nicht wieder erscheint.

4. Viele, die sich in diesen Problemen genauer auskennen, wissen, dass in Ostasien sowohl in der Halbtrance oder in Volltrance die erstaunlichsten Phänomene produziert werden. Nicht nur der Heiler, sondern oft auch der Patient fällt bei diesem Heilungsvorgang in Halb- oder Ganztrance.

Ich lasse einmal die wenigen Fälle weg, bei denen schwach mediale Heiler ihre Zuflucht zu Betrug und Täuschung nehmen. Diese Formen sind in der Tat in der Minderheit. Das Gross dieser Heilungen haben spiritistischen Charakter. Dafür gibt es viele Hinweise:

a. Ich hatte ein Stück undefinierbares, spiritistisch hervorgebrachtes Gewebe in der Hand, ehe ich es vernichtete. Es sah fast aus wie ein Stück stabilisiertes Ektoplasma, wie es starke Medien hervorbringen können. Damit ließen sich die blutigen Gewebestücke erklären, die von den Heilern bei ihren „Operationen“ aus dem Leib des Patienten hervorgeholt werden.

b. Der nächste Hinweis auf Spiritismus ist die Beobachtung, dass Heiler zur Irreführung der Patienten zuerst die Hand auf die Bibel legen und dann in Trance fallen.

c. Eine weitere Hilfe zum Verständnis dieser Vorgänge ist die gelegentliche Beobachtung, dass der Heiler nicht wirklich die Bauchdecke zur Operation öffnet, sondern seine Manipulationen nur am sogenannten Astralleib vornimmt.

d. Manche Besucher kamen zu der Überzeugung, dass die Heiler eine magnetische Kraft übertragen würden. Ein ganz bekannter Heiler stimmte dieser Beobachtung zu. Welchen Charakter hätte dann aber ein solcher Magnetismus, unter dessen Einströmen etwa ein Gehirntumor verschwindet? Der Mesmerische Magnetismus ist zu solchen Kraft- und Wundertaten nicht imstande, es sei denn, es läge reinster Spiritismus vor.

e. Das Auftauchen von den Gewebefetzen und dem vielen Blut bei den Operationen erinnert an spiritistische Apporte und Materialisationen.

f. Wir brauchen mit den Heilern über den Charakter ihrer „Operationen“ nicht streiten, denn sie selbst bekennen, was sie treiben. Nahezu alle Filipino-Heiler gehören zur Union Espiritista Christiana de Filipinas = spiritistisch christliche Vereinigung der Philippinen. Spiritistisch christlich nennen sich diese mysteriösen Vorgänge. Diese Kombination ist nicht möglich. Entweder wir sind Christen oder wir sind Spiritisten. Was hat Jesus Christus zu tun mit Belial? Eine Zweigleisigkeit, eine Vermengung der beiden entgegengesetzten Kraftfelder ist nicht möglich, ohne dass wir schwersten geistlichen Schaden leiden.

Wer sich den Filipino-Heilern in die Hände gegeben hat, hat sich vom Teufel und seinen Dämonen bedienen lassen. Er soll darüber Buße tun, sich lossagen und Jesus Christus um Seine Hilfe und Befreiung bitten!

Der Trance-Chirurg Von den Philippinen gehen wir nach Brasilien, einem Land, das ich neunmal bereist habe. Meine Erfahrungen mit den dortigen Spiritisten habe ich in meinem Buch „Jesus auf allen Kontinenten“ veröffentlicht. Professor Dr. Krebs vom Kultusministerium in Porto Alegre bestätigte mir, dass ich das Wesen des brasilianischen Spiritismus richtig dargestellt habe. Mehrere meiner Vortragstouren wurden von Kreispfarrer Braun vorbereitet. Er hat mich großenteils mit seinem Wagen zu den Einsatzplätzen gefahren. Bei diesen Fahrten kamen wir auch durch Belo Horizonte, der Wirkungsstätte von Arigo, dem spiritistischen Chirurgen-Genie. Was Arigo alles vollbracht hat, ist eine Kette von Wundern – allerdings dämonischen Wundern. Die katholische Kirche selbst bezeichnete ihn als spiritistischen Heiler, obwohl Arigo zur katholischen Kirche gehört.

In dem erwähnten Städtchen Belo Horizonte ereignete sich ein unglaubliches Operationswunder Arigos. Der Senator Lucio Bittencourt hatte eine Wahlversammlung gehalten, zu der auch Arigo und seine Freunde von Cogonhas angereist waren. Bittencourt hatte Lungenkrebs und plante, sich nach der Wahlkampagne in den USA operieren zu lassen. Der Senator und Arigo übernachteten im gleichen Hotel. In der Nacht sieht Bittencourt plötzlich Arigo mit einem Rasiermesser in der Hand in seinem Zimmer. Er hört noch die Worte Arigos: „Sie befinden sich in großer Gefahr.“ Dann verliert er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kommt, fühlt er seinen Zustand verändert. Er macht Licht und entdeckt Blutgerinnsel an seiner Pyjamajacke. Er zieht die Jacke aus und betrachtet den Oberkörper im Spiegel. Er beobachtet am Brustkorb einen feinen Schnitt. Da er um Arigos Heilkunst weiß, eilt er in das Zimmer Arigos und fragt ihn: „Hast du mich operiert?“ – „Nein, Sie haben wohl zuviel getrunken.“ Der Senator antwortet: „Das muss ich genau wissen. Ich nehme das nächste Flugzeug und gehe zu meinem Arzt in Rio.“ Bittencourt erklärt dem Arzt nur, dass er operiert worden sei. Der Spezialist macht Röntgenaufnahmen und bestätigt: „Ja, Sie sind nach den Regeln der amerikanischen Chirurgie operiert worden. So weit sind wir hier in Brasilien noch nicht.“ Erst dann erläutert der Senator, was geschehen war. Diese Geschichte ging als große Sensation durch die Zeitungen und löste eine Flut von Besuchern in Arigos „Klinik“ aus.

Welchen Charakter haben diese merkwürdigen operativen Eingriffe? Zunächst zur Person Arigos. Er durchlief nur vier Jahre Grundschule und hat keine medizinische Ausbildung. Von Beruf ist er Minenarbeiter, später stellte ihn die Behörde an. Die Operationen führt er in Trance aus. Er behauptet, der Geist eines deutschen Arztes, Dr. Adolph Fritz, würde ihn „besessen“ machen. Dieser Hinweis ist deshalb irreführend, weil kein deutscher Arzt solche Operationen ohne Narkose, ohne Desinfektion mit einem einfachen Messer durchführen würde und etwa damit eine Lungenoperation vornehmen könnte. Die Operationsschnitte von Arigo heilen auch ohne Naht mit großer Schnelligkeit zu. Zum andern kann kein Arzt der Welt auf Entfernungen ohne jede Untersuchung exakte Diagnosen stellen. Wenn Arigo in Trance ist, gibt er bei jedem Besucher sofort die exakte Diagnose an. Es handelt sich hier also um die sogenannte hellfühlende Diagnose, wie wir sie nur bei den stärksten spiritistischen Medien finden. Es handelt sich bei Arigo um nichts anderes als um eine Besessenheit. Dabei kann uns auch nicht die Frommtuerei hinweghelfen. Arigo hat über seiner Haustür ein Schild: „Hier in diesem Haus sind wir alle Katholiken.“ Bei der Operation in seinem Haus stellt er die Patienten unter ein Jesusbild und den Spruch „Pense ein Jesus“ (= Denke an Jesus). Bevor er morgens seine Arbeit beginnt, betet er auch ein Vaterunser.

Diese fromme Umrahmung täuscht die Besucher. Wer aber 52 Jahre die Auswirkungen des Spiritismus hat sehen müssen, der kann nur mit aller zur Verfügung stehenden Macht warnen! Heilung des Leibes um den Preis des Seelenheils ist die Sache nicht wert. Übrigens wurde der Senator später durch ein Flugzeugunglück getötet und Arigo durch einen Autounfall. Auch das ist eine Häufigkeitserscheinung, dass okkult Belastete oder gar dämonisierte Menschen oft in einem tödlichen Unfall enden. In meiner Kartei habe ich viele solcher Beispiele. Wollen wir uns nicht endlich warnen lassen?

c. Die geistigen Heilungsformen

Die vier bekanntesten geistigen Heiler sind Harry Edwards, Bruno Gröning, Dr. Trampler und Johannes Bolte. Die drei Erstgenannten sind schon verstorben. Johannes Bolte ist von den vier am wenigsten bekannt, aber er lebt noch und hat noch Ausstrahlung durch sein Schrifttum. Harry Edwards ist bekannt geworden durch sein Buch „Spiritual Healing“. Er war Präsident einer spiritistischen Heilerorganisation. Bei meinen Vortragstouren in England hatte ich in der Seelsorge viel mit ihm zu tun. In meinen englischen Büchern habe ich einige Male über ihn berichtet. Aufschlussreich waren mir zwei kleine Begebenheiten:

B 77 Harry Edwards erklärte, er könne nur heilen, wenn seine geistigen Helfer anwesend seien. Er meinte damit außermenschliche Wesen. Gelegentlich nannte er sie auch seine Engel. Was das für jenseitige Helfer waren, geht auch aus einem anderen Bericht hervor. Harry verdiente mit seinen Heilungen viel Geld. So verkaufte er schließlich sein ursprüngliches Haus und baute sich ein größeres. Als Interessenten und zuletzt als Käufer kam ein gläubiges Ehepaar, das entschieden Jesus Christus nachfolgt. Diese Familie hielt es nicht lange in diesem Haus aus. Mann und Frau kamen zu mir in die Seelsorge und berichteten, dass es in diesem Haus spuke. Sie hätten keine Nacht Ruhe. Der Rumor war so stark, dass sie beschlossen, das Haus wieder zu verkaufen. Es stellte sich ein Liebhaber ein, der durch das Haus ging und entzückt ausrief: „O wie wunderbar. Hier wohnen die Himmlischen.“ Er wollte unbedingt das Haus haben und bot einen höheren Preis. Als das Ehepaar merkte, dass es sich bei dem Käufer um einen Spiritisten handelte, verzichtete es auf das gute Angebot und verkaufte es zu einem niedrigen Preis an einen anderen Interessenten. Der Spiritist hatte sofort gemerkt, dass in dem Haus „Jenseitige“ gegenwärtig waren, in deren Gemeinschaft er sich sofort wohlfühlte. Harry Edwards war ein hochmedialer spiritistischer Heiler, der auch auf Entfernung Menschen mit einem heilenden Impuls angehen konnte. Es war Hilfe und Heilung mit Hilfe der Dämonen.

Über Bruno Gröning will ich aus doppeltem Grund hier nicht berichten. In meinem letzten Kapitel über die Befreiung bringe ich ein Beispiel zur Praxis von Gröning. Der zweite Grund ist die Tatsache, dass die Heilmethode Grönings der geistigen Methode von Dr. Trampler ähnlich ist. Dr. Trampler soll aber hier zu Wort kommen. Seine Methode ist nachzulesen in seinem Buch „Gesundung durch den Geist“. Eine kurz zusammengefasste Beurteilung findet sich in dem Lexikon der Parapsychologie von Bonin, S. 497. Es heißt dort: „Dr. rer. pol. Kurt Trampler war in den 50er Jahren ein bekannter Geistheiler, der seine therapeutischen Bemühungen als ‚geistigenergetische Heilmethode‘ beschrieb. Er übergab seinen Patienten Stanniolfolien, die er vorher in seinen Händen gehalten und ,durchströmt‘ hatte, außerdem stellte er sich zu festgesetzten Zeiten auf die Patienten ein. Dabei verstand sich Trampler als Mittler göttlicher Kräfte.“
Mittler göttlicher Kräfte? Es gibt nur einen Mittler der Kraft Gottes: Jesus Christus. Wir kommen der Wahrheit aber nahe, wenn wir diesen Ausdruck umwandeln in Medium dämonischer Kräfte. Viele Okkultisten rühmen sich der medialen Mittlerrolle für dämonische Kräfte. Paulus spricht in Epheser 6 von den bösen Geistern, die im Luftgebiet ihr Unwesen treiben. Diese bösen Geister haben ihre „Mittler“, ihre Medien in der Menschheit. Wer Trampler einfach als Scharlatan und Kurpfuscher abtun will, tut ihm unrecht. Dieser Mann hat mit seiner medialen Heilgabe viele Erfolge erzielt. Ich gebe drei Beispiele aus seinem Buch „Geistige Heilung“:

B 78 Frau Th. K. schreibt am 29. November 1951: „Mein Sohn, 11 Jahre alt, bekam seit ungefähr zwei Jahren sog. ,Abwesenheitsanfälle‘, die sich bis zu sieben am Tag steigerten. Nach einer Untersuchung in einer Kinder-Universitätsklinik wusste ich, dass es sich um Epilepsie handelt. Im Frühjahr 1951 war ich mit meinem Kind bei einem Vortrag von Dr. Trampler, darnach blieben die Anfälle aus. Im Herbst stellten sie sich wieder ein. Ich habe Dr. Trampler geschrieben und um Ferneinstellung gebeten. Seitdem sind keine Anfälle mehr aufgetreten. Der Junge ist vergnügt und munter, macht einen frischen Eindruck und bessert sich in der Schule so, dass wir ihn im nächsten Jahr in die Oberschule schicken können.“ (Seite 29)

B 79 Der Bericht von Herrn A. D. Augsburg vom 23. 7. 1952 lautet: „Ich litt seit einem halben Jahr an schweren Kreislaufstörungen mit Herzverkrampfung, die täglich und vor allem Nachts sehr heftig auftraten. Linderung erhielt ich nur durch vom Arzt verordnete Medikamente. Nahm ich diese nicht, waren die Schmerzen unerträglich. Jeden Tag hatte ich mehrmals Herzkrämpfe. Am 23. Juni kam ich zum ersten Mal nach Gräfelfing und konnte gesund nach Hause fahren. Vier Wochen später kann ich bestätigen, dass kein einziger Rückfall eingetreten ist.“ (Seite 41)

B 80 Die ebenso rasche wie weitreichende Umstellung eines langwährenden Leidens berichtet Frau E. W. aus Horgauerkreuth, 26. 11. 1951: „Durch Splittereinwirkung bei einem Tieffliegerangriff stellten sich in der Wirbelsäule Lähmungserscheinungen und Gefühllosigkeit in beiden Beinen ein, die mir das Gehen sehr erschwerten. Dazu hatte ich heftige Schmerzen in den Nieren, im Kreuz und in der Rückenmuskulatur, welche mir Atembeschwerden verursachten. Trotz Entfernung der Splitter und jahrelanger Behandlung konnte keine Besserung erzielt werden. Nach meinem ersten Besuch der Vorträge von Dr. Trampler sind die Schmerzen in den Nieren und im Kreuz vollkommen weg. Das Gehen ist viel leichter geworden. Die Rückenmuskeln schmerzen nur noch bei Überanstrengung.“ (Seite 40)

Nun müssen wir aber die mediale Heiltätigkeit Tramplers ein wenig unter die Lupe nehmen. Er macht es uns leicht, da er in einem Flugblatt seine Methode in Kurzfassung dargestellt hat. Wir folgen dieser Selbstdarstellung, die überschrieben ist: „Zur Praxis der geistigen Heilung“.

1. „Eine Gesundung durch den Geist kann ein Kranker dann erfahren, wenn er durch eine richtige geistige Einstellung und durch eine richtige körperliche Schaltung so viel zusätzliche Lebenskraft empfängt, dass sich in ihm ein Wachstumsvorgang aus der Krankheit in die Gesundung vollzieht.

2. Wenn wir eine geistige Heilung erstreben, müssen wir unsere Gedanken bewusst auf die allgegenwärtige von Gott ausgehende Urkraft allen Lebens einstellen.

3. Aufnahme der zusätzlichen Lebenskräfte darf nicht durch eine falsche körperliche Schaltung erschwert werden. Keinen Kurzschluss hervorrufen durch Verschränken der Arme oder Übereinanderschlagen der Beine.

4. Durchströmte Gegenstände wie etwa die beiliegende Aluminiumfolie erleichtern den Empfang von Lebenskraft. Durchströmte Gegenstände können auf die Schmerzstellen oder zwischen Kopfkissen und Kopfkissenbezug gelegt werden.
5. Wer eine Fernheilung erhofft, stelle jeden Abend einen gedanklichen Kontakt mit uns her, wenn ich mich von 21.00 – 21.15 Uhr auf alle Heilungssuchenden einstelle.“
Diese Darstellung ist stark gekürzt, weil nicht das ganze Prospekt abgedruckt werden kann.

Es hat keinen Sinn, das Buch von Trampler und die praktischen Anweisungen seiner Mitarbeiterin zu besprechen. Diese schriftlichen Erläuterungen sind bar der elementarsten Wahrheiten der Heiligen Schrift. Auf diesen beschriebenen Wegen können zwar mediale Heilungen erzielt, aber kein Kontakt zu Gott hergestellt werden. Daran wird auch nichts durch gelegentliche lächerliche Hinweise, dass man auch beten soll, geändert. Stanniolblättchen schaffen keine Verbindung zum lebendigen Gott. Kontakte mit den medialen, okkulten, dämonischen Kräften sind aber starken Heilmedien möglich. Zu diesen exquisiten Heilmedien gehörte Dr. Trampler. Dass seine medialen Kräfte negativ waren, ging auch daraus hervor, dass er betende, treue Christen von seiner Sprechstunde wegschickte. Tramplers Kräfte vertrugen sich nicht mit dem überzeugten biblischen Glauben. Dafür habe ich in meiner Kartei einige Beispiele.

Zu den Geistheilern zählt auch Johannes Bolte. Er gehört zu den medialen Heilern, die mir in der Seelsorge und in der Korrespondenz am meisten Arbeit und Not verursachten. 1954 erhielt ich die Einladung, in Magdeburg eine Pfarrkonferenz über den Zusammenhang „Okkulte Belastung und die seelsorgerliche Betreuung“ zu halten. Dem Konsistorium ging es dabei um einen Pfarrer Joh. Bolte, der als Heilpraktiker großes Aufsehen erregt hatte. Das Konsistorium bekam dieser Heiltätigkeit wegen viele Anfragen. Ich schrieb dem Konsistorium, dass ich nicht kommen könne, da meine Bücher in der DDR auf dem Index stehen. Ich fürchtete Repressalien, da ich damals hörte, wie ein westlicher Journalist, der gegen den Weltkommunismus geschrieben hatte, bei seinem Besuch in der DDR verhaftet und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Anstelle eines Besuches sandte ich dem Konsistorium mein Buch „Seelsorge und Okkultismus“ und ferner an viele Pfarrer und Prediger den gleichen Titel. Es gingen damals einige Tausend meiner Bücher über die Grenze. Zur Ruhe kam ich aber mit Pfarrer Bolte noch nicht. Einige Jahre nach der Einladung durch das Konsistorium erhielt ich von einer Frau, die im Dienst der Verkündigung steht, einen Brief, der zum Teil auch Pfarrer Bolte betraf. Dieser Brief wird ohne Angabe der Adresse hier wiedergegeben.

B 81 „Lieber Bruder Koch, seit 1960 stehe ich im Dienst der Wortverkündigung und Seelsorge. Ihre beiden Bücher ‚Seelsorge und Okkultismus‘ und ‚Unter der Führung Jesu‘ sind mir für meinen Dienst sehr wertvoll. Ich stehe ja verhältnismäßig erst kurze Zeit im hauptberuflichen Verkündigungs- und Seelsorgedienst, aber ich sehe bereits, dass es nur wenig sind, die nicht in irgendeiner Weise mit okkulten Dingen belastet sind. Mir kam der Gedanke, dass vielleicht auch von daher gesehen es in Mitteldeutschland noch keine Erweckung gab und die Ausrichtung der Botschaft von Jesus Christus auf so steinigen Herzensboden fällt. Auch muss ich immer wieder feststellen, dass so mancher aus unseren Kreisen seine Vergangenheit in bezug auf Zaubereidinge vor Gott noch gar nicht in Ordnung gebracht hat. Vielleicht auch darum verhältnismäßig so wenig geistliches Wachstum unter den Gläubigen. Aber deswegen schreibe ich Ihnen nicht. Es geht mir darum, Ihren Rat zu erbitten.

Ich komme aus ungläubigem Elternhaus. In meiner Jugend war ich mehrmals bei einer Kartenlegerin. Seit 1949 war ich sehr krank. Ärzte konnten wenig helfen. 1953 wurde ich auf einen gewissen Pfarrer Bolte in Hemleben/Thüringen aufmerksam gemacht, der angeblich heilen konnte. Da ich damals in der Nähe wohnte, fuhr ich hin. Der Andrang war jeden Tag bei diesem Pfarrer sehr stark. Von weither kamen die Leute, sogar mit Omnibussen. Er suchte sich die Leute, die er behandeln wollte, aus. Da ich vorher angemeldet war, kam ich dran. Er bependelte den ganzen Körper und bestrich mit magnetischen (?) Strichen in der Luft den Körper. Während des Bestreichens geriet sein Gesicht und sein Körper in nicht schön aussehende Zuckungen. Ich war vielleicht 5-6 Mal persönlich bei ihm. Zuletzt versuchte er ja Massenheilungen bei seinen Gottesdiensten. Nicht durch Handauflegen, sondern durch Ausstrahlungen von ihm, besonders wohl von seiner rechten Hand aus. Ob es sich hierbei um bestimmte Suggestivkräfte handelte? Der Gottesdienst ging dabei im üblichen Rahmen vor sich. Ich persönlich habe nie eine wesentliche Erleichterung durch seine Behandlung verspürt. Es gab aber wirklich eine ganze Reihe Menschen, wo er – bzw. die Kräfte, die hinter ihm standen – heilen konnte. Seit ein paar Jahren wohnt dieser Pfarrer Bolte in Westdeutschland. Ob er dort seine okkulte Praxis unter frommem Gewand weiterführt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall schickt er an viele ihm bekannte Ostbewohner bis zum heutigen Tage weiterhin okkulte Briefe zwecks Heilung. Ob Ihnen Pfarrer Bolte bekannt ist?

Seit 1954 ging ich unter das Wort Gottes. Die drei Pfarrer in meinem damaligen Wohnort konnten mir innerlich nicht weiterhelfen. Erst unter der Wortverkündigung in einer christlichen Gemeinschaft fand ich dann, was ich mehr unbewusst als bewusst suchte. Eines Tages kam im Gespräch mit einer Glaubensschwester die Rede auf Wahrsagen, Besprechen usw.. Sie sagte, dass der Mensch, der solche Dinge getan habe bzw. an sich habe vollziehen lassen, unter satanischem Bann stehe. Ich hatte so etwas noch nie gehört, war in diesen Dingen wirklich völlig ahnungslos. Ich wollte Klarheit darüber haben und sprach diesbezüglich mit dem Prediger aus dieser christlichen Gemeinschaft, der die Ansicht der Schwester bestätigte. Er fragte mich, ob ich bewusst von diesem dämonischen Bann los sein wollte, und nachdem ich bejahte, sprach er ein Lossagegebet, was ich nachsprechen musste.“

Da dieser Brief sehr lang ist, fasse ich kurz zusammen. Nach der Seelsorge durch den Prediger ging es der Schwester besser, zumal sich noch ein Gebetskreis für sie intensiv einsetzte. Zu Pfarrer Bolte ging sie nicht mehr, hörte aber immer wieder von anderen, die dort Heilung suchten, darunter auch ihre eigene Mutter. Einige Jahre nach dieser Befreiung setzten sich an ihrer Hand Warzen an. Sie ging zum Hautarzt, der ihr erklärte, sie solle die Warzen besprechen lassen, das sei schmerzlos und hinterlasse keine Narben. Die Schwester weigerte sich und ging zu einem anderen Facharzt, der ihr den gleichen Rat gab und auch auf Pfarrer Bolte hinwies. Die Schwester weigerte sich entschieden, okkulte Hilfe in Anspruch zu nehmen. Am Schluss ihres Briefes fragte sie: „Wenn es so offensichtlich ist, dass der Teufel schmerzlos Warzen entfernen kann, dann müsste doch Jesus Christus das mindestens genauso gut, ja noch besser können.“ Meine Einstellung, die ich auch der Schwester mitteilte, ist, dass wir selbstverständlich aus allen Anliegen ein Gebet machen dürfen. Wir haben als Christen aber auch das Recht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Warzenentfernung durch Magie lehnt die Bibel aber strikt ab!

Dieser Brief ist vorwiegend deshalb hier veröffentlicht, weil er eine Detailschilderung der Heilmethode von Pfarrer Bolte enthält. Eines Tages hörte ich, dass er nur 25 km von meinem Heimatort entfernt seinen neuen Wohnsitz genommen hatte. Joh. Bolte sandte mir von dort drei seiner okkulten Broschüren zu. Ich überflog sie kurz, dann verbrannte ich zwei davon, die dritte Schrift behielt ich zu meiner Orientierung. Sie heißt: „Von der Pendelforschung zur Wunderheilung“. Diese Schrift ist der Ausgangspunkt für die folgenden Erläuterungen. Zunächst eine positive Feststellung. Johannes Bolte kann lebendig und anschaulich erzählen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er früher als Pfarrer kurzweilig gepredigt hat und eine große Zuhörerschar hatte. Das zweite, was zugegeben werden muss: Bolte ist kein Scharlatan und kein Betrüger. Er besitzt hochgradige mediale Fähigkeiten, aber es sind eben mediale, dämonische und keine charismatischen Kräfte.

Aufschlussreich für den Charakter der Pendelforschung sind die Querverbindungen. Die medialen Bereiche haben alle untereinander „Metastasen“ wie der fortgeschrittene Krebs. So schreibt Bolte auf S. 9: „In dem kommenden geistigen Zeitalter wird es auch eine neue Medizin geben! Eine Medizin, die aus diesem Geisteserlebnis geboren wird. Pendelforschung und Heilmagnetismus werden dann im Kreise der Ärzte große Bedeutung bekommen.“ Auf S. 11 stellt der Autor fest: „Die Pendelkunde ist überhaupt erst der Schlüssel zu der ungemein komplizierten Homöopathie.“ Pendelforschung – Heilmagnetismus – Homöopathie ist die Querverbindung auf medialer Basis. Der Ausgangspunkt der Pendelpraxis Boltes ist die Annahme einer Strahlung, die von organischen und anorganischen Stoffen ausgeht.

Freiherr von Reichenbach nannte diese Strahlung Od. Der germanische Gott Odin oder Wotan soll bei dieser Wortbildung Pate gestanden haben. Die Chinesen nannten es Chi, das bei der Akupunktur eine Rolle spielt. Diese Odstrahlung wird auch als Ursache der Aurabildung angesehen. Der russische Elektronik-Ingenieur Kirlian hat versucht, mit einer Hochfrequenztechnik die Aura zu fotografieren.

Aus dieser angenommenen Emanation aller Stoffe hat sich die Praxis aller Radiästheten entwickelt. Bolte schreibt dazu S. 27: „Die Pendelkunde ist zunächst Erforschung der geheimen, unbekannten Strahlen! Das sind in erster Linie Od-Strahlen, biologische Strahlen, die der heutigen Physik und Medizin dummerweise noch nicht bekannt sind, obwohl sie in der gesamten Natur eine geradezu ausschlaggebende Rolle spielen, vielleicht noch mehr als die Elektrizität, die der Blitz enthält oder die wir in Drähten leiten … Der Pendel zeigt einem das Wesen der Krankheit, das, wo sie hergekommen ist: sie kam aus den gestörten Strahlungsverhältnissen.“

Eigentlich muss man Bolte dankbar sein, dass er ausführlich über seine Pendelforschung spricht. Dadurch macht er es dem Beurteiler leicht, das Wesen der Pendelreaktionen zu erkennen. Auf S. 29 schreibt Bolte: „Eine zweite ebenso harte Tatsache ist oben auch schon angedeutet: das Vorhandensein einer jenseitigen Welt. Jenseitige können den Pendel auch beeinflussen. Denn Od ist eine Zwischenmaterie zwischen der Materiewelt und der Astralwelt, in der die Jenseitigen der Zwischenstufen leben. Mit dem Od spielen sich auch alle die Phänomene des Spiritismus ab, Tischklopfen, mediales Schreiben, Materialisationen und anderes. Somit ist also der Pendel in gewisser Weise auch ein gefährliches Instrument … Der Pendler muss also auch die Gesetze und Gefahren des Mediumismus kennen. Er könnte sonst unter Umständen sogar verrückt werden.“

Ich bin Bolte dankbar für diese offene Sprache. Er nimmt mir die Arbeit ab, solche Nachweise zu bringen, wenn er als hochqualifizierter Pendler selbst die Zusammenhänge mit dem Spiritismus aufzeigt. Eigentlich könnte man hier dieses Kapitel abschließen. Aber es ist wichtig, dass wir auch in die Praxis des Pendlers hineinschauen. Der Pendel dient dazu, Wasseradern, Öllager, Erzvorkommen, überhaupt alle Bodenschätze und Bodenbeschaffenheiten aufzuspüren. Bolte sagt auf S. 7: „Mit dem Pendel konnte ich die Kupfervorkommen auf der bloßen Landkarte nach Lage, Tiefe und Mächtigkeit regelrecht ablesen.“

Mit dem Pendel kann auf einem Foto der Charakter, ja sogar alle Lebensdaten der dargestellten Person festgestellt werden. Mit dem Pendel kann man auf einem anatomischen Atlas die Krankheiten eines Patienten erkennen, wenn man mit der rechten Hand den Pendel führt und die linke auf den Kranken legt. Der Pendel ist auch zuverlässig bei archäologischen Funden. Das Alter kann exakt ergründet werden. Durch den Pendel kann unser eigenes Unterbewusstsein oder das anderer Menschen zum Sprechen gebracht werden. Der Pendel erschließt Vergangenheit und auch Zukunft. Mir ist das auch zweimal in der Seelsorge begegnet, dass hochmediale Pendler 18 Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das exakte Datum auf dem Buchstabier- und Zahlenbrett (Ouijaboard) voraussagen konnten. Der Arzt, der das Schlusswort zu diesem Buch geschrieben hat, ist einer dieser beiden Pendler. Der geübte Pendler, der langjährige Erfahrung hat, kann nicht nur Strahlen fühlen, nachweisen, messen und deuten, sondern auch Strahlen aussenden und damit heilen. Das ist das Problem der geistigen Heilung. Es gibt Fernmutungen und Fernheilungen, also den passiven und den aktiven Vorgang auf Distanz. Immer wieder stieß ich in Boltes Buch auf Aussagen, die mir aus der Seelsorge geläufig sind. So schreibt er auf Seite 38:
 „Man soll nicht mit dem Pendel nach Dingen fragen, zu denen unser Geist gar keinen Kontakt haben kann. Was ist die Folge? Es schalten sich sofort niedere Jenseitige ein, die uns ständig umgeben in dieser Welt der Verführungen und Prüfungen. Wenn sie sehen, dass jemand medial ist und seine Medialität anwenden will, dann sind sie da und versuchen aus dem Betreffenden ihr Medium zu machen, also diesen Betreffenden zu missbrauchen.“

Abgesehen davon, dass ich die ganze Pendelpraxis total ablehne, stehen hier Sätze, die meiner eigenen Beobachtung entsprechen. Wer seine Medialität erkennt und anwenden will, wird Operationsbasis der Dämonen. Das sagt also nicht ein Pietist oder Evangelikaler, sondern ein erfahrener Pendler.


9. Umkehrung der medialen Kräfte

Professor E. Liek berichtete in seinem Buch „Das Wunder in der Heilkunde“ auf S. 141 von dem englischen Arzt Wright, der von Jugend an kraft seines Willens Nesselsucht an Armen und Beinen hervorrufen konnte. Liek fährt fort: „Was vom Gesunden gilt, das gilt natürlich viel mehr vom Kranken. Bekannt ist z.B., dass Diabetiker auf jede stärkere seelische Erregung mit größerer Zuckerausscheidung antworten.“ Mir ist dieses Phänomen aus der eigenen Familie bekannt. Meine Mutter war über 30 Jahre lang zuckerkrank und spritzte sich täglich zweimal Insulin. Wenn irgend jemand oder irgend etwas sie aufregte, bekam sie einen höheren Blutzuckerspiegel.

Liek wies in seinem Buch ferner auf den Arzt Brünnemann hin, der in Hypnose Ekzeme, Schuppenflechte, Furunkulose und hartnäckige Geschwüre hervorrufen konnte. Die Umkehr der heilenden Kräfte in eine gesundheitsschädigende Macht ist ein Zeichen der Magie. In der Bibel kennen wir solche Vorgänge als einen vollmächtigen Gerichtsvollzug durch einen Gottesmann. In 2. Könige 5 wird die Heilung Naemans vom Aussatz berichtet. In der gleichen Geschichte hören wir, dass der Prophet Elisa seinem geldgierigen Diener Gehasi fluchte: „So soll nun der Aussatz Naemans an dir haften und an deinem Samen ewiglich! Da ging er von ihm hinaus, aussätzig wie Schnee.“ (2. Könige 5, 27)

Wir haben in diesem Bericht den Vorgang der göttlichen Heilung und die Umkehrung gegen Gehasi. Die Bestrafung mit Aussatz finden wir auch in 4. Mose 12 in dem Bericht von der murrenden Mirjam. Sie wurde durch ein Gericht Gottes aussätzig. Auf das Gebet von Mose hin wurde sie wieder geheilt. Beide Geschichten liegen in entgegengesetzter Folge: Bei Mirjam die Strafe Gottes durch Aussatz und die Heilung nach dem Gebet von Mose. Bei Elisa zuerst die Heilung durch Gottes Tat und danach das Gericht durch den Aussatz an Gehasi. Diese Geschichten zeigen, dass es auch auf biblischer Ebene eine Umkehrung der Kräfte gibt. Natürlich haben die biblischen Vorgänge nichts mit der Magie zu tun. Biblische Ereignisse liegen im göttlichen Machtbereich. Die magischen Vorgänge sind Operationen im Machtbereich Satans.

B 82 In der Seelsorge sind mir viele Umkehrungen der medialen Heilkräfte bekannt geworden. Ein schwerwiegendes Erlebnis, in das ich mich einschaltete, hatte ich in Zürich im Zusammenhang mit einer Evangelisation in der Bethelkapelle. Eine Frau kam zur Seelsorge, die als Medium zu einer spiritistisch-magischen Gruppe in Zürich gehörte, die das Heilen und das Krankmachen praktizierte. Damals war das Buch von Pfarrer Lüscher herausgekommen „Im Bannkreis des Aberglaubens“. Lüscher hatte in dem Buch die Spiritisten angegriffen, darum sannen die Spiritisten auf Rache. Es waren 20 Mitglieder dieses Zirkels, die sich in Séancen vereinigten, um Lüscher „kaputtzumachen“, wie sie sich ausdrückten. Es gelang ihnen nicht, Lüscher zu töten, aber sie legten ihn für einige Monate lahm. Lüscher hat einen Nervenzusammenbruch erlitten und war 3 ½  Monate nicht arbeitsfähig. Als ich durch die Seelsorge von diesem Vorfall gehört hatte, suchte ich Pfarrer Lüscher in Schaffhausen auf und besprach mit ihm die Möglichkeit, sich in Zukunft zu schützen.

Bei solchen Kämpfen zeigt es sich, dass Satan eine Großmacht ist. Es ist nicht damit getan, dass man sich nur formelhaft unter den Schutz Jesu Christi stellt. Mit einem billigen Christsein kommt man nicht durch. Bei diesen Gedankengängen werde ich jeweils an das Erlebnis eines meiner Freunde erinnert. Es handelt sich um Werner Ambühl, einen der Gründer der Telefonseelsorge in St. Gallen. Er gab mir die Erlaubnis, seine Geschichte zu veröffentlichen.

B 83 Als Ambühl noch in der Telefonseelsorge tätig war, erhielt er einen Anruf von einem Zahnarzt, der ihn fragte: „Herr Ambühl, haben Sie gestern nacht etwas gespürt?“ – „Nein“, erwiderte der Angerufene. Der Gesprächspartner hängte aber ohne Antwort zu geben ein. Der Anruf des Zahnarztes erfolgte an einigen Tagen immer mit der gleichen Frage. Beim letzten Anruf sagte der Arzt: „Wenn es durchaus nichts wirkt, dann muss ich die Konsequenzen ziehen.“ Einige Tage später stand in der Zeitung, dass der Zahnarzt Selbstmord begangen hatte.
Im Zusammenhang mit der Todesmagie sind mir mehrere solcher Beispiele bekannt geworden. Der Erfolg der Todesmagie hängt von dem geistlichen Stand des Opfers ab. Auf Neuguinea und auch auf anderen Missionsgebieten sagten mir ehemalige Zauberer, dass die Todesmagie an Ungläubigen wirke, aber nicht bei wiedergeborenen Kindern Gottes, da sie den Heiligen Geist als ihren „Schutzschild“ haben. Das hörte ich in Ilahita, Neuguinea, durch den ehemaligen Todesmagier Daniel, ein andermal hörte ich es in Soe (Timor), ein drittes Mal in Haiti durch Missionar Toirac, der von der Queen of Darkness (Königin der Finsternis) informiert worden war. In der Magie kann jede Kraft in ihre Umkehrung gewandelt werden: Es gibt also:
Heilungszauber und Krankheitszauber
 – Liebeszauber und Hasszauber
 – Bannen und Lösen
 – Angriffszauber und Abwehrzauber
 – Fruchtbarkeitszauber und Frigiditätszauber
 – Magischer Glückszauber und Verfluchungen, Verwünschungen

Es gibt noch andere ausgefallene Formen. Die letzten Dinge meiner seelsorgerlichen Erfahrungen gebe ich in meinen Büchern sehr ungern preis, weil ihr Bericht nicht nur auf Unverständnis stoßen, sondern sogar Verwirrung stiften kann.

B 84 Zunächst ein Beispiel aus Nürnberg, wo ich vor Jahren einige Evangelisationen hatte. Eine Frau, 46 Jahre alt, berichtete in der Seelsorge folgendes. Ihre Schwägerin besitzt das 6./7. Buch Moses, mit dem sie Krankheiten heilt oder auch ihren Feinden anhängt. Sie ist Spezialistin dafür, ihren Feinden Ungeziefer anzuhängen. Sie erklärte, sie hätte durch ihre Schwägerin jahrelang entsetzlich mit Läusen zu tun gehabt. Trotz aller medizinischen Behandlung sei sie der Läuse nicht Herr geworden. Als sie eines Tages ihr Leben Jesus Christus auslieferte und sich ganz unter den Schutz Jesu stellte, waren die Läuse schlagartig weg.

Das Phänomen, dass durch Magie und Zauberei Ungeziefer entstehen kann, ist bereits bei den ägyptischen Zauberern in 2. Mose 6-8 bekannt. In der Seelsorge wird das einem im Zusammenhang mit der Schwarzen Magie manches mal gebeichtet.

B 85 Im Blick auf die Umkehrung der Heilkräfte hatte ich schon mehrfach Auseinandersetzungen mit Anhängern der Christlichen Wissenschaft (Christian Science), die ein Kind der Freimaurerei ist. Diese unter religiöser Flagge laufende Bewegung hat okkulten Charakter. Man darf nur einmal die Lebensgeschichte von Mary Baker Eddy betrachten und ihr Hauptwerk „Science and Health“ lesen. Es gibt in dieser Bewegung mediale Heilungen, auch Fernheilungen und ihre Umkehrung. Mehrmals wurde mir in der Seelsorge berichtet, dass die praktizierenden Ausüber – so heißen die Boten der Christlichen Wissenschaft – ihre Kräfte für Kranke einsetzen und auch gewisse Erfolge erzielen. Wenn aber Mitglieder der Bewegung austreten, dann setzen sie gelegentlich ihre Kräfte auch im Gegensinn ein.

So berichtete mir eine Frau, die einige Jahre zur Bewegung gehört hatte und austrat, dass sie bedroht wurde und nach dem Austritt Ekzeme am ganzen Körper erhielt. In dem Buch von M. B. Eddy „Miscellaneous Writings” (Vermischte Schriften) ist die Frage nach der Umkehrung der Heilkräfte behandelt. M. B. Eddy nennt die Umkehrung „Malpraxis“. Sie schreibt dazu: „Was verstehen Sie unter mentaler Malpraxis? – Malpraxis bedeutet, gedanklich so zu wirken, dass dadurch das Glück eines Menschen verhängnisvoll angegriffen, dass er sittlich, körperlich, oder geistig geschädigt werden kann … Dies ist nicht der Gebrauch, sondern der Missbrauch der Gedankenbehandlung, es ist mentale Malpraxis.“

Selbstverständlich heißt M. B. Eddy die Malpraxis nicht gut, sondern verwirft sie. Es liegen mir aber genug Beispiele vor, dass diese Grenzen überschritten werden.

B 86 Ein möglicher oder wahrscheinlicher Hinweis dazu ist folgender Bericht. Ein Akademiker war lange Zeit Mitglied der Christlichen Wissenschaft. Nach und nach erkannte er den Ungeist dieser Bewegung, und er entschloss sich auszutreten. Der Ausüber drohte ihm darauf: „Das werden Sie zu bereuen haben.“ Trotzdem vollzog der Akademiker die Trennung. Es stellten sich aber hinterher viele Störungen ein. Er litt unter furchtbaren Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, hatte oft ein Flimmern vor den Augen und Bewusstseinstrübungen. Auch im Geschäft erlebte er viel Unglück. Die Drohung hatte sich also erfüllt.

Nicht nur manche Ausüber, auch viele Spruchheiler beherrschen den umgekehrten Besprechungsvorgang. Dazu ein Beispiel aus meiner Seelsorge.

B 87 Ein Fabrikant aus dem Ruhrgebiet berichtete mir folgende Begebenheit aus seinem Leben. In seiner Heimat war es ein vielgepflegter Brauch, dass junge Leute vor der Musterung zu einem Besprecher gingen. Der Besprecher hatte die Aufgabe, die jungen Männer durch einen Besprechungsakt krank zu machen, damit sie um die Ableistung ihrer militärischen Dienstpflicht herumkamen. Das Besprechen funktionierte tadellos. Der Vater des berichtenden Fabrikanten ging mit seinem Sohn ebenfalls zu diesem Besprecher. Als der Besprecher den frischen, gesunden jungen Mann sah, erklärte er: „Der ist mir zu schade.“ Ein Jahr darauf fand dieser junge Mann während seiner Militärdienstzeit den Weg zu Jesus Christus. Der Fabrikant beschloss seinen Bericht mit dem Bekenntnis: „Ich sehe heute die Erklärung jenes Besprechers als eine Auswirkung der vorlaufenden Gnade Gottes an. Wäre ich damals besprochen worden, so hätte ich hinterher den Weg zu Jesus Christus kaum noch finden können, denn der Besprechungsakt ist nach meiner Meinung ein furchtbares Glaubenshindernis.“

Dr. Rudolph hat in seinem schon mehrfach erwähnten Buch, in dem er sich für die Spruchheiler einsetzt, dennoch darauf hingewiesen, dass die Heiler ihre Kräfte auch ins Gegenteil verkehren können. Er spricht auf S. 164 vom Schadzauber, er erwähnt auch die Blockierung des Urinflusses, das sogenannte „Wasserabstellen“ (S. 35) und die schmerzhafte Diebesbannung. Besprecher können also nicht nur mediale Heilkräfte übertragen, sondern auch krankmachende Vorgänge auslösen.

Wir stehen hier nicht nur vor der Umkehrung der heilenden in krankmachende Kräfte, sondern vor dem weiten Gebiet der Abwehrmagie. Ich habe ganze Ringbücher voll mit solchen Fällen, die ich bei meinen Missionsreisen als Originalberichte aufgenommen habe. Es folgen dazu einige Beispiele.

B 88 Eine Frau, 50 Jahre alt, berichtete in der Seelsorge, dass sie nachts von unsichtbaren Mächten geschlagen würde. Sie kann sich diese Dinge nicht vorstellen. Dann erfuhr sie, dass eine Hausbewohnerin das 6./7. Buch Moses und den „Geistlichen Schild“ besitzen würde. Diese Hausbewohnerin treibt Schwarze Kunst. Die geplagte Frau war schon bei Besprechern, um einen Abwehrzauber gegen die Belästigungen der Schwarzmagierin zu erfahren. Ihr letzter Rat war, wenn das alles nicht helfen würde, sollte sie die Kapuziner aufsuchen, die wären in der Abwehrmagie am stärksten.

Eine Frau schrieb mir über nächtliche Plagegeister und ihre Methode, sie abzuwehren.

B 89 „Sehr geehrter Herr Dr. Koch, ich war ein Kind von etwa sieben Jahren, als meine Eltern und meine drei Geschwister jede Nacht geplagt wurden. Entweder flog etwas gegen unsere Schlafzimmertür, oder es rollte etwas Schweres den langen Gang entlang. Auch hatten wir Kinder ein Roulette-Spiel mit Kugeln. So kam es vor, dass die Kugeln darin laut umherrollten. Dann sagte einmal jemand zur Mutter, sie könne diesem Tun gut abhelfen. Wir sollten nur des Nachts punkt 24 Uhr in den drei höchsten Namen einen Mannshut nehmen, einen Spruch sagen und mit einem Stecken drauflosschlagen. Das hatten wir alle dann getan. Am anderen Morgen kam ein alter Mann zu uns und bat aufzuhören, auf ihn des Nachts loszuschlagen. Er wäre über und über voller Beulen und hatte ein geschwollenes Gesicht. Er sagte, dass er uns wohl ein wenig geplagt hätte, aber es sei ja nur ein ,Schrätteli‘. Nun haben wir uns aber alle schuldig gemacht, indem wir ja mit Gleichem vergolten haben. Damals wussten wir wohl nicht, was wir damit anstellten. Aber der Fluch muss von daher wohl auch auf uns liegen. Wenn ich auch nur ein Kind war und von nichts wusste, möchte ich doch auch von dieser Schuld los werden. Meine Mutter ist vor zwei Jahren als gläubige Frau gestorben. Ob sie diese Begebenheit auch einmal bekannt hat, weiß ich nicht. Mir kam diese Begebenheit erst zum Bewusstsein, als ich Ihre Vorträge hörte. Bitte beten Sie auch für mich, dass ich von dieser Schuld los werde.“
Der Ausdruck „Schrätteli“ ist die im Schweizer Dialekt übliche Verkleinerungsform von Waldschrat. Man versteht darunter einen Waldgeist, Waldteufel, Plagegeist. In Jesaja 13, 21 und Jesaja 34, 14 wird von Feldgeistern und Kobolden geredet. In diese dämonische Familie der Feld- und Waldgeister gehört der Waldschrat. Der alte Zauberer bekennt also, dass er dieser Familie einen niederen Plagegeist ins Haus geschickt hat. In meinem Buch „Besessenheit und Exorzismus“ habe ich ab Seite 71 über die verschiedenen Dämonen berichtet, die in der Bibel genannt sind.

Natürlich weiß ich, dass es für die meisten Tiefenpsychologen und nahezu für alle modernen Theologen keine Dämonen gibt, sondern nur ein allwissendes, allmächtiges Unterbewusstsein. Vier Zeugen verbürgen sich für die Wahrheit dieses Berichtes: Eine Ärztin, ein Pfarrer und seine Frau sowie die Hausgehilfin der Pfarrfamilie.

B 90 Pfarrer Karle vom Pfarramt der Christuskirche in Mannheim suchte mich eines Tages zusammen mit seiner Frau auf. Sie berichteten mir folgendes. Ihre Hausgehilfin, Fräulein S., hatte Kontakt mit einer Rauschgiftsüchtigen, die anhand des 6./7. Buch Moses allerlei Experimente, auch Heilungsversuche, durchführte. Die Rauschgiftsüchtige sandte ihrer Bekannten, der Haustochter von Familie Karle, dieses Teufelsbuch, um sie damit zur Magie zu verführen. Die Empfängerin las einiges in dem Buch. Es wurde ihr dabei so unheimlich, dass sie sich des Buches entledigen wollte. Sie warf es in den Rhein. Als die Absenderin des Teufelsbuches, Iris mit Namen, davon hörte, war sie zornig und erklärte ihrem Opfer: „Ich werde dafür sorgen, dass du dich auch in den Rhein wirfst.“ Die Haustochter berichtete alles Pfarrer Karle und suchte seinen Rat und Hilfe. Pfarrer Karle wandte sich daraufhin an die Ärztin der Iris, die sich in einer Entwöhnungsanstalt für Rauschgiftsüchtige befand. Die Ärztin hielt es für unwahr, dass man mit dem 6./7. Buch Moses solchen Unfug treiben könne. Sie erklärte das für Aberglauben, der eventuell durch Suggestion wirken könne. Dabei blieb es aber nicht. Alle Beteiligten erhielten in der Folgezeit einen Beweis für die Gefährlichkeit der Verfolgungsmagie.

Die Ärztin benutzte die Abhörvorrichtung der Anstalt und belauschte ein Gespräch der Iris mit den anderen Anstaltsinsassen. Iris erklärte: „Die hat mein Buch in den Rhein geworfen, die mache ich kaputt. Am nächsten Montag um 20 Uhr steigt der Coup.“ Die Ärztin verständigte Pfarrer Karle. Pfarrer Karle informierte das Opfer, Fräulein S., nicht von dem geplanten Angriff. Sie wollten vermeiden, dass eine Suggestion erfolgte. Da er als Pfarrer noch nie eine derartige Seelsorge gehabt hatte, war es für ihn eine wertvolle Information und Instruktion zu sehen, ob Zauberei objektiv wirksam sei.

An dem angekündigten Montagabend 20 Uhr saßen Pfarrer Karle und seine Frau mit der Hausgehilfin zusammen. Um 20 Uhr wurde Fräulein S. bleich, fing an unruhig zu werden und zu zittern. Der Pfarrer wollte daraufhin beten. Die Angegriffene konnte aber nicht die Hände zusammenlegen. Ihre Knie zitterten. Es kam eine Todesangst über das Opfer. Durch das Gebet der beiden Pfarrersleute wurde der Angriff abgewehrt. Die „Todeskandidatin“ wurde wieder ruhig. Danach rief Pfarrer Karle die Ärztin an und sagte, dass der Angriff funktioniert hätte. Die Ärztin ihrerseits hatte etwas Interessantes zu berichten. In der fraglichen Zeit saß sie in der Anstalt bei Iris, die um 20 Uhr in Trance lag und auf die Anrede der Ärztin nicht reagierte. Auf ein Kneifen gab Iris auch keine Reaktion. Iris kam nach einer Stunde wieder aus der Trance. Als sie erfuhr, dass ihr Angriff abgeschlagen worden war, wurde sie wütend und plante acht Tage später einen zweiten Angriff. In der Zwischenzeit suchte mich Pfarrer Karle auf, und wir sprachen die geistliche Lage durch. Pfarrer Karle wollte vor dem zweiten Angriff beten und fasten. Über das Ergebnis erfuhr ich zunächst nichts, da ich für einige Monate zu einer Vortragstour nach den Vereinigten Staaten abreiste. Etwa ein halbes Jahr später wurde ich in einem kurzen Telefongespräch informiert, dass auch der zweite Angriff geistlich abgewehrt werden konnte.
Eine geistliche Abwehr darf nicht mit der Abwehrmagie verwechselt werden.  „… denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, …“ 2. Korinther 10, 4.

B 91 Das letzte Beispiel dieses Kapitels zeigt ein doppeltes Problem: Eine Pfarrfrau begleitete aus Neugierde ein krankes Gemeindeglied zu einem Besprecher. Sie saß betend im Wartezimmer, während der Patient im Sprechzimmer des magischen Heilers weilte. Schließlich trat der Besprecher in den Warteraum und erklärte der Wartenden: „Ich kann heute an dem Mann nichts tun, es ist eine Gegenströmung da.“ Die Pfarrfrau erwiderte dem Besprecher: „Ich betete. War das vielleicht der Einfluß, den sie spürten?“ Der Besprecher wurde daraufhin furchtbar wild und drohte ihr mit den Worten: „Das müssen Sie büßen!“ Auf der Heimfahrt berichtete der magisch behandelte Patient der Pfarrfrau von der seltsamen Therapie des magischen Heilers. Er erklärte, der Mann hätte mehrmals das magische Besprechen versucht, bis er schließlich schweißtriefend aufhörte und behauptete, es wäre eine Abwehrkraft da. Sofort nach der Ankunft der Pfarrfrau in ihrer Wohnung verspürte sie merkwürdige Anfechtungen und wurde am gleichen Tag noch schwermütig. Fünf Monate hielten die Depressionen an. Dem magisch behandelten Gemeindeglied tat das sehr leid, weil die Pfarrfrau sich seiner in der Krankheitszeit immer so herzlich angenommen hatte. Er erzählte das ganze seltsame Erlebnis mit dem magischen Besprecher einem mir bekannten Evangelisten. Der Evangelist klärte den magisch behandelten Mann über diese Dinge auf und bildete für die schwermütige Pfarrfrau einen Gebetskreis. Es dauerte nur einige Tage, da war die Frau von ihrer Schwermut restlos befreit.

Bei diesem Erlebnis wird folgendes deutlich. Der Spruchheiler wurde durch das Gebet in seiner magischen Tätigkeit gestoppt – also ein „Stopperlebnis“. Zum andern wird der Racheakt des Spruchheilers gezeigt. Er kehrte seine Heilkräfte um und machte die Pfarrfrau krank, deren geistliche Kraft, durch den Heiligen Geist, der magischen Kraft des Heilers entgegenwirkte.

10. Die Auswirkungen

Zur Einleitung in das umfangreiche Gebiet der Auswirkungen soll zunächst ein Brief wiederholt werden, den mir vor mehr als 20 Jahren Dekan Knoch zugesandt hat. Er schrieb:
B 92 „Lieber Amtsbruder, vor einigen Jahren hatte ich schon einmal einen Schriftwechsel mit Ihnen auf Grund Ihres Buches ,Seelsorge und Okkultismus‘. Damals war ich noch in Geislingen a. d. Stg.. Seit etwa über zwei Jahren bin ich im Ruhestand und wohne jetzt hier in Frommern. Ich habe den Seelsorgedienst am Kreiskrankenhaus in Balingen übernommen und bemühte mich darum, auch die Krankenschwestern in die Seelsorge einzubeziehen. Dabei wurde ich sehr rasch dazu geführt, Frageabende zu halten. Heute bat mich die Lehrschwester um ein Gespräch.
In demselben berichtete sie mir von einer jungen Lernschwester. Dieselbe hatte schon zwei Selbstmordversuche unternommen, war dann ein halbes Jahr in psychotherapeutischer Behandlung im „Christophsbad“ bei Göppingen. Danach hatte sie dringend um Aufnahme als Lernschwester gebeten. So ist sie nun seit einigen Monaten in Balingen. Dort hat sie inzwischen schon wieder einmal Schlaftabletten genommen. Doch kam in dem Gespräch mit der Lehrschwester und mit anderen Schülerinnen heraus, dass sie drei Amulette hat, dass sie Besprechen, Kartenlegen und wohl auch anderes getrieben hat; man müsse das doch alles einmal kennen lernen! Nach dem 1 ½ Stunden dauernden Gespräch mit der Lehrschwester scheint mir ganz klar zu sein, dass die psychotherapeutische Behandlung falsch – übrigens auch ergebnislos – war, weil okkulte Behaftung vorliegt.
Nun hoffe ich, diese Lernschwester auch persönlich kennen lernen zu können und allmählich dazu zu bringen, dass sie den Willen bekommt, von ihren Bindungen frei zu werden. Bis jetzt hat sie noch alles abgelehnt, was in dieser Richtung ging. Doch wäre ich Ihnen nun dankbar, wenn Sie mir jemanden nennen könnten, der das Charisma hat, den hier erforderlichen Kampf aufzunehmen, und zu dem ich die Betreffende schicken kann, wenn sie so weit ist, dass sie frei werden will. Bis dahin habe ich mit der Lehrschwester vereinbart, dass wir in dringender Fürbitte für sie einstehen wollen – mehr läßt sich wohl vorerst nicht tun. Ich selbst weiß mich nicht zu diesem Dienst berufen. Seit zwei Jahren habe ich zwar den Dienst an Schwermütigen in besonderer Weise aufgenommen; aber an okkult Behaftete würde ich mich bis jetzt nicht heranwagen.“

Das ist ein Stück aus dem Brief des Dekans, der zeigt, was sich diese Lernschwester mit ihren okkulten Praktiken alles geholt hat. Dieses Beispiel wirft einige Fragen auf, die nicht alle in ihren Einzelheiten behandelt werden können. Wie üblich, wird der Psychiater sagen: „Hier sind Ursache und Wirkung vertauscht. Weil die Lernschwester eine anomale seelische Struktur aufwies, hat sie sich mit all diesen abergläubischen Künsten eingelassen.“
Diese Beurteilung stimmt in vielen Fällen, aber bei Tausenden von Erlebnissen trifft sie nicht zu. Wie kommt es denn, dass praktische Ärzte, Psychiater, Psychologen, Theologen sich besprechen lassen oder es aktiv betreiben? Oder sie sind regelmäßig Besucher spiritistischer Séancen. Man kann nicht mit einer billigen Ausrede alle ernsthaften Zusammenhänge entkräften.
Ein zweites Problem dieses Beispiels ist der Hinweis des Dekans, dass die psychotherapeutische Behandlung, die ein halbes Jahr dauerte, keine Heilung herbeigeführt hatte. Ich kann hier in dem praktischen zweiten Teil des Buches nicht die psychologischen Zusammenhänge behandeln. Zwei Punkte seien aber kurz erwähnt.
Die Psychotherapie kennt die Traumabildung durch Verdrängungen vom Bewusstsein in das Unbewusste. Diese Traumata können durch den Vorgang des Bewusstmachens abgebaut werden. Die Verdrängungen in den unteren Quadranten des psycho-organischen Kreislaufs mit der Bildung von Engrammen (engrapho = griechisch hineinschreiben, einprägen, eingravieren) sind in der Psychotherapie noch nicht bekannt oder wenigstens nicht wissenschaftlich oder therapeutisch angegangen worden. Verständlich ausgedrückt heißt das: Mediale Heilungen bilden auf dem Weg vom organischen Bereich über das organische Unbewusste im Unterbewusstsein Engramme, d. h. Einprägungen, Festlegungen, Blockierungen, Eingravierungen, die von der Psychotherapie noch nicht erkannt und behandelt werden. Dass man diesen Engrammen, Festlegungen, geistlichen Blockaden aber durch vollmächtige Seelsorge beikommen kann, kennzeichnet den antigöttlichen Charakter dieser magisch geprägten Engramme.
Das bedeutet, dass bei dem Abbau der medial verursachten Blockierungen jede Wissenschaft, sei es Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie oder Theologie am Ende ihrer Möglichkeiten ist. Hier hilft nur einer, von dem es in Johannes 8, 36 heißt: „Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei!“ Die Theologie ist bewusst miteingeschlossen; denn der nur wissenschaftliche Theologe ohne das Leben aus Gott ist geistlich auch „eine taube Nuß“. Andererseits kann der Mediziner oder Psychologe helfend eingreifen, wenn sie Jünger Jesu Christi sind. Eine gute Lösung ist natürlich, wenn der Theologe zugleich ein Nachfolger Jesu Christi ist.

Zum Thema Auswirkungen stehen mir – ohne jede Übertreibung – Tausende von Beispielen aus der Seelsorge zur Verfügung. Natürlich gibt es verschiedene Fehlerquellen, die ohne Hemmungen genannt werden sollen.

a. Die negative Auslese. Zum Seelsorger kommen nur solche medial belastete Menschen, die eine negative Auswirkung spüren. Wer keine seelischen Belastungen verspürt, fühlt sich nicht gedrungen, einen Seelsorger aufzusuchen. Einschränkend muss hier wiederholt werden, dass die Auswirkungen der magisch geprägten Eingravierungen sich erst dann zeigen, wenn der Belastete sich für Jesus Christus entscheiden will. Vorher „fühlt er sich in seiner Haut wohl“.
Es gibt also sehr viel mehr okkult Belastete, ohne dass sie es wissen. Ob es unter den medial Geheilten auch solche gibt, die keine negativen seelischen Auswirkungen haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich halte es aber grundsätzlich für möglich. Auf jeden Fall ist aber die Tatsache von Zaubereisünden ein Greuel vor Gott und Schuld, um deren Vergebung man bitten sollte, wenn man sich nicht unter den Zorn Gottes stellen will.

b. Eine verhängnisvolle Fehlerquelle ist die Verwechslung einer Gemütskrankheit mit einer okkulten Belastung. Hier werden in der Seelsorge furchtbare Fehler begangen, wenn man kranke Menschen einfach als okkult belastet bezeichnet. Eine Ideallösung ist, wenn ein gläubiger Seelsorger zugleich Psychiater wäre. Ein Lossagegebet und Gebieten im Namen Jesu Christi ist bei einem Gemütskranken nicht nur nutzlos, sondern kann sogar zu einem vom Seelsorger induzierten Gefühl der Belastung führen.

c. Ein Warnsignal in dieser speziellen Seelsorge ist die Tatsache, dass manche Seelsorger seelsorgerlichen Zwangsvorstellungen verfallen, wenn sie keiner Korrektur mehr zugänglich sind. Wer es jahrzehntelang mit okkult Belasteten zu tun hat, kann zuletzt alle Seelsorge nur unter diesem Gesichtspunkt sehen. Eine solche Haltung führt in eine okkulte Neurose hinein und bringt den Beichtenden großen Schaden. Mir sind solche Fälle bekannt. Ich habe in anderen Büchern schon darauf hingewiesen.
Nun soll aber nach allen Absicherungen ein Paradebeispiel von großer Beweiskraft berichtet werden. Es handelt sich um einen Seelsorgefall des bekannten gläubigen Psychiaters Dr. med. A. Lechler. Wir waren viele Jahre hindurch befreundet. In meinem Buch „Belastung und Befreiung“ hat er den medizinischen Teil und ich den theologischen Teil geschrieben. Dr. Lechler hat bei der Zusammenkunft von „Arzt und Seelsorger“ am 07.05.1949 in der Hohe Mark einen Vortrag über „Dämonie und Psychopathie“ gehalten. Er gab mir eine Kopie und Veröffentlichungsrecht. Es soll hier das Wesentliche aus seinen Darbietungen wiedergegeben werden. Am liebsten würde ich den ganzen Vortrag hier abdrucken, doch seine Länge hindert die ganze Aufnahme. Lechler hat in einer seiner  Veröffentlichungen dieses Thema wiederholt.

B 93 Dr. Lechler führte aus: „Ich gehe von einer Beobachtung aus. Vor einiger Zeit befand sich hier eine 40 Jahre alte ledige Patientin, die seit drei Jahren unter Migräneanfällen litt. Wegen dieses Leidens und wegen Gemütsverstimmungen war sie in unsere Kuranstalt eingewiesen worden. Sie hatte im Alter von acht Jahren eine Hüftgelenkentzündung durchgemacht und war mit 21 Jahren an der Hüfte operiert worden. Nach der Operation blieb das Hüftgelenk steif. Die hiesige Beobachtung ergab neben der Migräne in psychischer Hinsicht eine Depression, wie sie sie schon früher gehabt hatte, die aber seit zwei Jahren in stärkerer Weise auftrat. Sie gab an, sie finde keine Ruhe mehr, oft überfalle sie eine Wut, in der sie die Bibel zerreißen möchte. Sie könne nicht mehr essen und schlafen, auch verfolge sie dauernd der Gedanke, sie müsse mit ihrem Leben Schluss machen. Mit ihrer Mutter stand sie in sehr schlechtem Verhältnis. Deren Christentum stieß sie so sehr ab, dass sie sich vornahm, niemals Christ zu werden. Sie hatte einen Abscheu vor allen gläubigen Menschen, die sie geradezu hasste. In der christlichen Gemeinschaft, die sie manchmal besuchte, widerte sie das Beten der Teilnehmer an. Vor den seelsorgerlichen Aussprachen mit dem Arzt fürchtete sie sich. Beim gemeinsamen Gebet wurde sie unruhig und versuchte wegzulaufen. Die täglichen Hausandachten gaben ihr nichts, weil sie den Ausführungen nicht folgen konnte. Zum Bibellesen hatte sie keinerlei Lust. Beten konnte sie überhaupt nicht, obwohl sie es manchmal wünschte. Sobald sie zu beten versuchte, war es ihr, als sei ihr der Hals zugeschnürt. Wenn man ihr einige Sätze vorsprach, konnte sie diese trotz ehrlichem Willen nur mit großer Mühe nachsprechen. Den Namen ,Jesus‘ konnte sie überhaupt nicht über die Lippen bringen. Wenn sie dazu aufgefordert wurde, ‚tobte‘ es in ihr. Auch Lieder, in denen der Name Jesu vorkam, konnte sie nicht singen. Den Glauben an Jesu Sühnopfer hielt sie für eine Idee der Menschen. Las man mit ihr in der Bibel, so konnte sie nicht folgen. Der Inhalt war ihr ein ‚böhmisches Dorf‘. Anschluss an andere Patientinnen suchte sie nicht. Sie sträubte sich vielmehr, mit Gläubigen zusammen zu sein.
Der Zustand der Patientin ging entschieden über eine Protestreaktion gegen ihre Mutter hinaus. Auch Zeichen von Hysterie waren nicht nachzuweisen. Die Patientin brachte alle Angaben völlig sachlich vor und machte einen durchaus nüchternen Eindruck. Ich glaube, dass es sich in diesem Falle nicht um eine Psychoneurose handelte, sondern dass eine Dämonie vorlag. Die Patientin selbst hatte das Empfinden, es liege ein Bann auf ihr. In dieser Annahme wurde ich bestärkt durch die Angabe, sie höre bei Nacht öfters Schritte sich nähern und fühle eine Gestalt auf sich zukommen, die sie am Hals drückte oder deren Hand sich auf ihre Brust legte. Sie wachte gewöhnlich an den Schritten auf und war hellwach, wenn sie die erwähnten Empfindungen hatte.“

Das ist die Aufnahme einer Krankengeschichte, von einem bekannten Psychiater durchgeführt. Hören wir noch einige Partien aus dem Vortrag von Dr. Lechler:
„Was ist als Ursache der dämonischen Bindung wie auch der Besessenheit anzusehen? Fragt man solche Menschen, die die erwähnten Merkmale an sich tragen, eingehender aus, dann findet man in der Vorgeschichte sehr häufig den Gebrauch von Zaubermitteln, wie sie bei der Schwarzen Magie angewandt werden: das Besprechen oder Besprochensein, die Sünde der Wahrsagerei oder den Besuch von Wahrsagerinnen und Kartenlegerinnen wie auch die Teilnahme an spiritistischen Sitzungen. Die Schwarze Magie ist viel häufiger als gewöhnlich angenommen wird. Auch die Benutzung des 6./7. Buch Moses gehört dazu. Dieses Buch enthält eine Menge von Vorschriften für die Zauberei wie auch Geheimnisse des Verkehrs mit der Geisterwelt und Anweisungen für Verträge mit Geistern … Sehen wir in die Bibel hinein, dann entdecken wir, dass die Heilige Schrift die Zauberei sehr gut kennt. In Apostelgeschichte 19, 19 wird sie als vorwitzige Kunst bezeichnet. An dieser Stelle ist auch von Zauberbüchern die Rede.
Die Zaubereisünden nehmen mitsamt der spiritistischen Betätigung eine Sonderstellung gegenüber anderen Sünden ein, wenn es sich dabei um eine Inanspruchnahme von Diensten Satans oder gar um einen förmlichen Vertrag mit Satan handelt. Auch davon berichtet die Schrift in Jesaja 28, 15 und 18. In der Zauberei versucht der Mensch mit Hilfe satanischer Mächte etwas zu erlangen, was Gott ihm versagt hat. Man kann sich also in der Tat dunkle Mächte dienstbar machen. Es handelt sich aber um ’lügenhafte Kräfte, Zeichen und Wunder’ (2. Thessalonicher 2, 9: „ … ihn, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder …“) durch die Menschen, die sich besprechen lassen, meist gesund werden. Wenn in solchen Fällen scheinbar die Hilfe Gottes angefleht wird, liegt doch eine teuflische Wirkung vor, da Gott sich zu solchem Aberglauben und einer Zauberformel keinesfalls bekennt. Der Teufel leistet nicht umsonst seine Dienste. Er kettet vielmehr die Menschen, die ihn beanspruchen, mit schwersten Fesseln an sich. Die Merkmale oben weisen darauf hin … Betrachten wir den eingangs erwähnten Fall, so war auch hier die Großmutter der Patientin Kartenlegerin. Unsere Patientin selbst war in ihrer Jugend wegen der Hüftgelenkentzündung besprochen worden, legte später auch die Karten und nahm an spiritistischen Sitzungen teil.“ – Soweit Dr. Lechler

Das sind alles Worte des Psychiaters, die ich genauso zu sagen hätte. Wie erwähnt, kann nicht der ganze Vortrag gebracht werden. Ein Unterscheidungsmerkmal – neben anderen – zur Psychopathie soll erörtert werden, weil es genau meiner eigenen Beobachtung entspricht. In Punkt 3 in seiner Unterscheidung zwischen dämonischer Bindung und Psychopathie sagt Dr. Lechler:
„Bei dämonischer Gebundenheit tritt meist eine wunderbare befreiende Wirkung ein, wenn der Mensch sich entschlossen hat, in voller Offenheit alles zu bekennen, das Absagegebet zu sprechen, seine Zauberbücher auszuliefern und sich von den Menschen zu lösen, die ihn zur Zauberei und zum Spiritismus veranlasst hatten … In dem eingangs erwähnten Fall wurde, nachdem Psychotherapie erfolglos geblieben war, schließlich nach einem offenen Bekenntnis der Patientin dem Satan geboten, sie in Ruhe zu lassen. Plötzlich wurde es ihr möglich, zu Jesus zu beten, und sie verspürte eine ganz wesentliche Erleichterung. Sie konnte bald darauf in recht guter Verfassung nach Hause zurückkehren. Wenn jedoch trotz des Absagegebets und aller Lösungen keine Befreiung eintritt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine Psychopathie handelt. Die kranke Anlage macht sich eben als ein kaum überwindbares Hindernis geltend.“

Diesen letzten Abschnitt Dr. Lechlers muss ich durch meine jahrzehntelange Erfahrung etwas einschränken. Wenn ein okkult belasteter oder dämonisierter Mensch in die Hände eines Seelsorgers gerät, der Teufel und Dämonen, Zauberei und Besprecherei als Ausgeburt des Mittelalters oder einer irregeführten Vernunft überlegen lächelnd ablehnt, dann tritt keine Befreiung des Belasteten ein.
Und es handelt sich dennoch nicht um eine Psychopathie.
Nur als Beispiel füge ich hinzu: Ein Modernist kann auf diesem gefährlichen Gebiet kein Seelsorger sein. … Der Apostel Paulus sagt: Geistliche Dinge wollen geistlich gerichtet sein. Mit dem allerbrillantesten Intellekt ohne Rüstzeug des Heiligen Geistes ist eine biblische Seelenführung nicht möglich.

11. Querverbindungen

Die mediale Heiltätigkeit befindet sich in Nachbarschaft zu vielen okkulten Praktiken und weist damit ihren eigenen Charakter aus. Als Kostprobe gebe ich die Partie eines Briefes, der mir von einer Christin geschrieben worden ist.

B 94 „Meine Schwester arbeitete in ihrer ersten Bürostelle in einem Verlag, der okkulte Bücher über das Pendeln, Astrologie, Horoskopstellerei, geistige und spiritistische Lebensreformen und ähnliches veröffentlichte. In ihren freien Stunden probierte sie selbst aus, was sie im Büro zu bearbeiten hatte. Sie pendelte, stellte Horoskope her und kam in Kontakt mit Menschen, die in diesem Milieu lebten. Sie wurde in spiritistische Sitzungen eingeladen, in denen das Glasrücken oder das sogenannte Gläschenschieben und die Praxis des Ouijaboard betrieben wurde. Zweimal nahm sie auch an einer Trancesitzung teil. Bei diesen spiritistischen Sitzungen erhielt sie eine Geisterbotschaft, sie solle sich wegen einer Erkrankung magnetisch bestreichen lassen. Sie folgte diesem Rat, wurde aber nicht gesund. Mit 21 Jahren hörte sie bei einer Evangelisation zum ersten Mal über Jesus Christus und die volle Erlösung durch Ihn. Als der Evangelist zur Umkehr aufforderte, wurde meine Schwester davon erfaßt. Sie machte eine Kehrtwendung um 180 Grad. Sie löste sich von den Spiritisten, beendete auch ihr Arbeitsverhältnis in dem okkulten Verlag. Was ihr der Herr Jesus zeigte, bereinigte sie. Meine Schwester wurde ihres Heils gewiß.

Ihre Bekehrung hatte ein Nachspiel. Meine Schwester lag wegen eines Unwohlseins im Bett. Da hatte sie morgens um 10 Uhr eine merkwürdige Erscheinung. Sie sah auf ihrer Bettdecke ein unheimliches Wesen. Das Gesicht war nur schattenhaft zu sehen, aber die Zähne waren klar zu erkennen. Dann hörte sie eine Stimme, die sagte: ,Ich bin gestorben und du mußt auch sterben.‘ Weiter geschah nichts. Das ängstigende Erlebnis wiederholte sich nicht.“

Das ist nur ein Stück aus dem langen Brief. Dieses Schreiben zeigt, was unter Querverbindungen gemeint ist. Die magnetische Bestreichung geschah auf Grund einer spiritistischen Geisterbotschaft. Das Milieu, das uns hier gezeigt ist, umfaßt: Pendeln, Horoskopstellerei, geistige Lebensreformen, Glasrücken, Trancesitzungen und den Mesmerschen Heilmagnetismus. Bemerkenswert ist auch die oft gemachte Beobachtung, dass nach der Bekehrung eines okkult belasteten Menschen die Macht der Finsternis noch einmal zurückschlägt.


Zu dem Mischmasch medialer und magischer Heilungen folgt auszugsweise der Brief eines Pfarrers, mit dem ich seit meiner Studentenzeit, also rund 50 Jahre, befreundet bin. Mit dem Brief erweist sich dieser Seelsorger als guter Beobachter.

B 95 „Im Schloß Lindach bei Schwäbisch Gmünd, 2 km neben dem altpietistischen Haus ,Schönblick‘, hat sich ein Dr. A. eingekauft. Er macht fabelhaft sichere Diagnosen, wo andere Ärzte jahrelang falsch dokterten. Da unser Hans ein wenig ein Dickerle ist und unser Hausarzt bei seiner überlaufenen Praxis einfach zu oberflächlich hinwischt, fuhr ich auf dringendes Anraten einer Freundin meiner Frau zu diesem Dr. A. Er hatte dieser Frau ein verstecktes Leiden glänzend richtig diagnostiziert, darum ihr großes Vertrauen zu ihm. Ich war entsetzt, als ich das Sprechzimmer sah. Hinter seinem Arbeitsplatz ein Regalschrank ohne Bücher, ein Christallturm auf ihm aufgebaut. An der Wand einen kreisrunden Spiegel eingemauert. Über dem Liegebett zu Häupten ein riesiger chinesischer Wandteppich mit zwei feurigen, stürzenden Drachen und dazwischen Geschwirrsymbole. Der Arzt ließ den Jungen auf dieses Bett sitzen. Er selbst setzte sich direkt unter die Drachen hinter den Jungen. Dann strich er nach Art der Mesmerschen Bestreichung einige Male vom Hals aus parallel der Wirbelsäule entlang und sagte dabei: ‚Ich sehe jetzt die Organe. Die Hypophyse ist etwas gedrückt, deshalb arbeitet die Niere schlecht.‘ Das dürfte wohl stimmen. Hinten im Raum befand sich ein Bücherschrank mit einer Reihe Steinerbücher – also ist er mindestens Anthroposoph. Dazu sah ich Titel wie ,Tibetanische Heilkunst‘, ‚Japanische Heilkunst‘ und weitere ostasiatische Literatur. Es kam mir alles sehr verdächtig vor, darum habe ich alles abgebrochen. Wir nahmen diese Begegnung, was wir schon vorher getan hatten, ins Gebet und baten den Herrn, etwaige Nachwirkungen auszuschalten. Zu beachten ist noch das Arztschild vor dem Eingang: Dr. A., praktischer Arzt, Biologische Heilweise.“

Das ist das wesentliche Stück des Briefes, das wieder den Heilungs-Synkretismus zeigt: anthroposophisch, tibetisch, japanisch, chinesisch, Mesmersche Bestreichung und eine mediale, hellfühlende Diagnose als Hauptstück der Behandlung. Okkulte Querverbindungen von Ostasien bis zu dem anthroposophischen Gewächs Europas.


Ein anderer Brief, wieder aus dem schwäbischen Raum, befasst sich mit den anthroposophischen Heilmitteln.

B 96 „Ich habe folgendes Anliegen an Sie. Ich bin gläubig. Seit einigen Jahren ist ein anthroposophischer Arzt unser Hausarzt. Nun sagte mir dieser Tage jemand, die anthroposophischen Arzneimittel, die in der Firma Weleda in Schwäbisch Gmünd hergestellt werden, würden unter bestimmten Mond- oder Gestirnstellungen produziert werden. Ja, sie sollen sogar bependelt sein. Stehen nun diese Arzneien unter dem Fluch der Zauberei, und ist derjenige, der sie einnimmt, ebenfalls dadurch mit Zauberei belastet? Ich bitte um eine briefliche Beantwortung meiner Fragen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür, da ich doch als Gotteskind in solchen Fragen klar sehen möchte, zumal ich auch seit einem Jahr an furchtbaren seelischen Anfechtungen leide. – Auch wäre ich noch interessiert zu erfahren, ob die Akupunktur etwas mit Zauberei zu tun hat.“

Auch in diesem Brief wie in vielen anderen treten wieder die Querverbindungen der medialen Heilkunst zutage: Anthroposophischer Arzt, anthroposophische Arzneimittel, astrologische Gesichtspunkte – Pendelei – Akupunktur und seelische Erkrankung.

Ich bin seit Jahren nach den Weledamitteln gefragt worden. Ich habe mir deshalb ein anthroposophisches Lehrbuch gekauft: „Grundlagen der Potenzierungsforschung“. In diesem Buch wird gesagt, dass die Weledamittel biorhythmisch vorbehandelt werden. In einer Vollmondnacht wird eine Substanz in 12 mal 12 Schwingungen gegen den Mond versetzt. Dadurch soll die Substanz dynamisch mit kosmischen Kräften aufgeladen werden. Das Buch „Die geheimnisvollen Kräfte des Mondes“ will den Nachweis bringen, dass der Mond auf Menschen und Tiere gewisse Einflüsse ausübt. Das ist teilweise richtig, wird aber übertrieben.
Auf Grund der Aussagen des erwähnten Buches nehme ich keine Weledamittel. Anthroposophische Ärzte, die Vertreter der Steinerschen Philosophie und Magie sind, kommen für mich sowieso nicht in Frage. Das ist meine Entscheidung, die ich aber nicht anderen Menschen aufzwingen will. Wer also, ohne es zu wissen, anthroposophische Ärzte und anthroposophische Heilmittel in Anspruch genommen hat, soll sich nicht damit abquälen. Jesus Christus kann von jeder Bindung und Belastung freimachen. Wer aber vorher um den diesbezüglichen Sachverhalt weiß, sollte keine leichtsinnige Entscheidung treffen.

Ein weiterer Brief soll auszugsweise zitiert werden, weil hier wieder neue Probleme auftauchen. Der Brief ist von einer gläubigen Schweizerin geschrieben.

B 97 „Eine zuckerkranke Frau ist zugleich einem schweren Arthritisleiden unterworfen. Fünf Jahre wurde sie ärztlich, doch ohne Erfolg, behandelt. Sie hat darum alles Vertrauen zu den Ärzten verloren und nahm daher ihre Zuflucht zur Homöopathie. Da Sie in Ihren Vorträgen erwähnt haben, dass es wenig echte Homöopathen gibt, befragten wir die kranke Frau nach der Art ihrer Behandlung durch die Homöopathin. Frau K. erzählte uns, dass die Homöopathin keine Untersuchungen und Befragung durchführte, sondern sie nur mit einem stechenden, hypnotischen Blick gemustert habe. Dann erklärte die Heilerin: ‚Sie haben eine Zyste an der rechten Niere, Sie sind außerdem zuckerkrank. Sie werden in Kürze rechtseitig gelähmt werden.‘ Die Diagnose stimmte, und die Prophezeiung erfüllte sich. Durch Massage und Elektrobehandlung wurde die Lähmung langsam beseitigt. Diese zuckerkranke Frau war auch mit ihrem fünfjährigen Kind bei dieser Homöopathin. Seltsamerweise konnte diese unheimliche Frau bei dem Kind keine Diagnose stellen. Dieses Kind hat eine gläubige Patin, die Heilsarmeeoffizierin ist. Vielleicht ist deren intensive Fürbitte der Grund, dass die Homöopathin keine Diagnose stellen konnte. Ich bat die zuckerkranke Frau, sie möchte doch einmal rundheraus die Heilerin fragen, wie sie die Krankheiten erkennen kann. Beim Befragen antwortete die Homöopathin: ‚Ich habe Röntgenaugen und erkenne alles. Diese Fähigkeit habe ich von meinem Vater übernommen, als er starb.‘ Die Patienten haben dieser Frau mit Röntgenaugen kein Honorar zu zahlen. Sie bekommen aber homöopathische Mittel und Tees, die sie sehr teuer bezahlen müssen.“

Wir stehen hier wieder vor den üblichen Querverbindungen. Hellseherische Diagnose – homöopathische Mittel – mediale Übertragung vom sterbenden Vater – Gebetsschutz für das kranke fünfjährige Kind. Die Ankündigung und das Eintreten der Lähmung kann als Erfüllungszwang angesehen werden. Manche Menschen sind für Suggestionen sehr offen.

B 98 Ein anderes Beispiel zeigt den starken Kontakt zwischen Natürlichem und Okkultem. Es handelt sich um einen Brief aus Norddeutschland, aus einer Gegend, die für Schwarze Magie bekannt ist. Eine Frau nennt sich Homöopathin. Sie hat die Fähigkeit einer hellfühlenden Diagnose. Die Krankheit ihrer Patienten geht zunächst auf sie über. Nach einiger Zeit gibt sie dann nach ihren Angaben die Krankheiten weiter an den Kosmos. Das ist aber nur eine Seite ihrer Heiltätigkeit. Diese Homöopathin ist bekannt für ihre heißen Hände. Sie kann Geschwüre und Furunkel nur durch Handauflegen öffnen. Als Kontaktmittel gibt sie wie viele andere Heiler an die Patienten Kräuter aus.

Hier liegt wiederum eine vielseitige Mischung vor: Homöopathie – Kräuter – heiße, heilende Hände und das nicht häufige Übertragungsphänomen zuerst auf sich selbst und dann auf den Kosmos.

Der Brief einer Frau, die aus Ostpreußen stammt, bringt die mediale oder auch magische Heilkunst in Zusammenhang mit vielen anderen Zauberpraktiken. Ich kann aus dem fünfseitigen Brief nur das Wesentliche herausnehmen.

B 99 „Sehr geehrter Herr Pfarrer Dr. Koch, wir danken Ihnen für Ihren Brief. Sie haben uns auf eine eventuelle mediale Veranlagung hingewiesen. Darum will ich einiges aus unserem Leben erzählen. Wir sind Flüchtlinge aus Ostpreußen. Bei uns gab es noch viele heidnische Sitten und Gebräuche mit der Zauberei verbunden. Meine Eltern waren fromm und gingen fleißig zur Kirche. Inneren Frieden hatten sie nicht. Wir Kinder wurden auch zum Kirchgang angehalten. Meine Mutter hat immer geweint und gebetet. Es wurde nur immer Buße gepredigt, weiter sind sie nicht gekommen.
Meine Eltern hatten eine kleine Bauernwirtschaft. Ich weiß, dass mein Vater öfters zu einem Mann gefahren ist, der ein Besprecher war, wenn mit unserem Vieh etwas los war. Mein Vater holte sich bei diesem Besprecher Gegenmittel. Meine Mutter ließ sich manchmal von Zigeunerinnen die Karten legen oder die Handlinien deuten. Es gab noch andere Bräuche.
Am Johannisabend wurden allerlei Kräuter gesammelt, gebündelt und auf das Dach hinaufgeworfen. Wenn sie getrocknet waren, holte man sie mit Stangen vom Dach herunter. Sie wurden dann zum Schutz von Haus, Hof und Stall aufbewahrt und bei Krankheiten zur Heilung benutzt. Wenn wir Kinder Zahnschmerzen oder sonst etwas hatten, wurden solche Kräuter langsam verbrannt. Wir hatten dann den Rauch einzuatmen, um damit die Schmerzen loszuwerden. Es gab bei uns noch andere Sitten. Wer Warzen bekam, konnte sie bei abnehmendem Mond besprechen. Als meine Schwester mit 12 Jahren ein Gewächs bekam, suchte sie auf dem Friedhof einen Totenknochen, den sie dann mit einem Spruch in dem jüngsten Grab, also im Grab des zuletzt verstorbenen Menschen, vergraben, oder, wenn es ging, vorher schon in das offene Grab geworfen hat. Tatsächlich verschwand das Gewächs. Unser Vater war für alles Außergewöhnliche und Okkulte offen. Einmal brachte er einen Himmelsbrief nach Hause. Ein andermal schenkte er mir ein Buch mit den Berichten eines somnambulen Mädchens. Ich habe das Buch geradezu verschlungen. Wenn im Spätherbst Gänse und Enten geschlachtet wurden, so wurden die Flügel und Schwanzfedern geschlissen und die Federkiele auf den Kreuzweg geschüttet. Mit dem Gesangbuch und einem übers Kreuz aufgebundenen Schlüssel wurde Wahrsagerei betrieben.“

Es ist unmöglich, auf alles in diesem schauerlichen Brief einzugehen. Wir haben damit einen Hexenkessel an Zauberei und Aberglauben vor uns – und das alles in einem christlichen Hause. Mit diesem Schreiben hat die ostpreußische Bäuerin meine Vermutung, die ich im ersten Brief ausgesprochen hatte, bestätigt. Die ganze Familie hat nicht nur eine mediale Veranlagung, sondern schwere okkulte Belastungen. In ihrem Hause stellten sich später auch Spukphänomene ein. Die Bäuerin wies auch darauf hin, dass schon ihre Großmutter dieses Brauchtum betrieben und vor allem auch Schwarze Magie praktiziert hatte.
Nun soll aber ein einziger Punkt aus dem Brief herausgenommen und kurz beleuchtet werden. Es geht um die Heilmethode durch „Räuchern“. Das „Räuchern“ ist in vielen heidnischen Stämmen Sitte. Denken wir etwa an die Rothäute, die eine Pfeife rauchen und den Rauch einem Kranken ins Gesicht blasen. Bei diesem Räuchern spielt das Kräuterbüschel oder Würzbüschel, auch Würzwisch genannt, eine Rolle. Vor Maria Himmelfahrt, dem 15. August, wird in katholischen Gegenden ein Bündel Kräuter gesammelt. Es müssen verschiedene Kräuter sein und in verschiedener Zahl. In manchen Gegenden werden neun (3 mal 3), in anderen Gegenden 33 oder auch 100 zusammengebunden. Beim Pflücken werden die drei höchsten Namen genannt, ein Hinweis, dass es sich um Weiße Magie handelt. Früher war mit dem Abpflücken eine Beschwörungsformel verbunden. Dieser Würzbüschel wird dann in der katholischen Kirche an Maria Himmelfahrt vor der Messe geweiht. Der geweihte Würzwisch wird danach zum Schutz gegen Blitzschlag und Brand unter die Dachsparren gesteckt. Gegen Viehseuchen bringt man sie auch im Stall an. Vor allem fand und findet der Würzwisch seine Verwendung bei Erkrankungen aller Art.
Bei dem „Verräuchern“ eines Würzwischs wird es sich teilweise um einen religiösen Aberglauben handeln, der suggestiv wirkt. Bei den heidnischen Medizinmännern herrscht aber der magische Brauch vor. Hier dient der Rauch als Induktor. Die Verwendung von Kräutern bei der Zauberei ist unter den Zuluzauberern wohlbekannt und wird geübt. Aber nicht nur bei ihnen. In meiner Sammlung – die ich von Zeit zu Zeit verbrenne – befindet sich ein Buch mit dem Titel „Kräuter – die magischen Heiler“. Das vierte Kapitel dieses Buches ist überschrieben „Die Zauberkraft der Wunderkräuter“.
Das andere Buch trägt den Titel „Die Magie der Heilkräuter“. Bevor ich es verbrannte, warf ich einen kurzen Blick hinein. Es heißt zum Beispiel auf Seite 189: „Gartenraute – die okkulte Pflanze für die psychischen Fähigkeiten. Gartenraute wurde als Gegenzauber bei Schwarzer Magie gebraucht. In Tirol trugen die Leute zum Beispiel die Pflanze bei sich, um die Anwesenheit von Hexen zu erspüren. Auf den Britischen Inseln wurde die Gartenraute so verehrt, dass sie die ,Pflanze der Gnade‘ genannt wurde und Missionare geweihtes Wasser mit Wedeln aus ihr verspritzten.“ Die Kräuter und ihre Verwendung in der Phytotherapie sind also nicht auf allen Ebenen harmlos. Kräuter können ein Segen sein, aber auch zum Fluch und zu einem Zaubermittel werden.

B 100 Ein Beispiel soll zeigen, dass Kräuter auch zu einem Heilungszauber benutzt werden können. Eine Frau aus dem Gebiet Zürich schrieb mir folgendes: Als ihr jüngster Bruder ein Jahr alt war, sah er aus wie ein Kind von drei Monaten. Man wartete auf seinen Tod. Ärztlicher Rat fruchtete nicht. Da gab man der Mutter den Rat, zu den Kapuzinern zu gehen. In der Not wird ja alles versucht. Die Kapuziner gaben der Mutter Kräuter und gedörrte Blätter und wiesen sie an, diese Blätter in die Windeln und Schlüttchen zu nähen. Es geschah nach Anweisung. Von Stund an wurde es mit dem Jungen besser, und ein normales Wachstum setzte ein. Der Bub löste sich später von allen christlichen Vorstellungen und wurde ein gottloser Mann.

Ich kenne den Brauch, gedörrte Blätter oder Gräser im Zusammenhang mit der Weißen Magie in Beutelchen zu nähen, die man auf dem Körper tragen muss. Die Verquickung von Kräutern und Medialität kann auch mit einem sehr bekannten Beispiel dargestellt werden. Mir ist schon einige Male das Kräuterbuch von Pfarrer Künzli ausgehändigt worden. Der katholische Pfarrer hat die Kräuter mit dem Pendel auf ihre Verwendbarkeit und Heilkraft bestimmt. Also auch hier Heilung mit kombinierter Kräuterkraft und Pendelei. Natürlich kann hier ein Mißverständnis entstehen. Wir haben das Recht, die Kräuter für unsere Gesundheit zu verwenden, aber nicht unter Hinzuziehung des Pendels. Als Pfarrer Künzli starb, hat der katholische Pfarrer Emmenegger die Pendel- und Kräuterpraxis weitergeführt.

In diesem Kapitel will ich also zeigen, dass die mediale Heiltätigkeit mit allen Formen der Magie und Zauberei verflochten und verkettet ist. Da in diesen Beispielen der Heilmagnetismus und die Homöopathie genannt sind, wird in einem kleinen Exkurs einiges über Mesmer und Hahnemann berichtet.

Teil 3  –  Heilmagnetismus und Homöopatie

Kein Gebiet der Grenzwissenschaften oder auch der medialen Praktiken hat mir soviel Kopfzerbrechen verursacht wie der Heilmagnetismus.
Den ersten Ansatzpunkt zu der heilenden Kraft des Magnetismus findet man schon bei Paracelsus. Er stellte den Grundsatz auf, dass gleichartige Dinge sich anziehen. Die bewirkende Kraft nannte er Magnet (lat. magnes, magnetis). Eine weitere Stufe dieser Vorstellung finden wir bei Abbé Lenoble, der 1771 eine Heilbehandlung mit Stahlmagneten einführte. Populär wurde diese Methode dann durch Franz Anton Mesmer, der die Methode Lenobles wirksam ausbaute.

Mesmer wurde 1734 in Itznang am Bodensee geboren. Er studierte zuerst Jura in Wien. Nach einigen Jahren hatte er diesen trockenen Stoff über und sattelte um auf Medizin. 1766 promovierte er zum Doktor der Medizin. Die Grundsubstanz seiner Dissertation „De influxu planetarum in hominem“ (Einfluss der Planeten auf den Menschen) ist die Astrologie. Mesmer meint, dass zwischen den Planeten und der Erde ein gegenseitiger Einfluss bestehe, in den auch Tiere und Menschen einbezogen sind. Diesen Einfluss nannte Mesmer „animalischen Magnetismus“, weil seiner Meinung nach die Tiere am meisten für diese wechselseitigen Einwirkungen empfänglich seien.
Bei dieser Hypothese Mesmers stehen wir vor einer Grundposition vieler magischer Systeme. Der Kosmos ist durchweht von einem Uräther, einem Fluidum, das physikalisch nicht nachzuweisen ist. Es ist eine Weltbeseelung, eine kosmische Kraft, eine feinstoffliche elektromagnetische Energie oder, wie sie Brunner nennt, eine „biokosmische Energie“. Der griechische Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) nannte sie „vis medicatrix naturae“ (heilkräftige Kraft der Natur). Bei den indischen Jogis heißt diese Kraft „Prana“. Freiherr von Reichenbach, Chemiker und Naturphilosoph (1788-1869), nannte sie „Odische Kraft“ oder einfach „Od“. Die Chinesen bezeichneten diese Kraft oder Strömung „Chi“, das bei der Akupunktur eine Rolle spielt. Die Kahuna-Zauberer, auf deren Tätigkeit ich auf Haiti stieß, nennen diese kosmische Kraft „Mana“. Diese magische kosmische Kraft oder Strömung, die rational nicht nachweisbar ist, hat mit den physikalisch erfaßten kosmischen Strahlen nichts zu tun.

Nahezu alle Medien, Zauberer, Pendler, Naturheiler, okkulten Praktiker geben als Quelle ihrer Kraft den Kosmos oder die Natur an. Die religiös gefärbten Okkultisten nennen Gott als den Ursprung ihrer Kräfte und Gaben. Mesmer machte die Planeten für die magnetische Zirkulation zwischen diesen Himmelskörpern und den Lebewesen auf Erden als Ursache verantwortlich…
Der Mesmerismus hat Wandlungen durchgemacht. Seiner Entstehung und Entwicklung nach ist der Mesmersche Heilmagnetismus eine okkulte Bewegung, die natürlich abzulehnen ist.  –  Nur einige wenige Orientierungen dazu.

B 101 In Süddeutschland begegnete ich einem Heilmagnetiseur, der aktiver Christ und Mitglied einer landeskirchlichen Gemeinschaft war. Wir kamen auf seinen Heilmagnetismus zu sprechen. Er meinte, es sei eine natürliche Gabe, denn er sei beim Beten und Bibellesen nicht behindert. Er informierte mich, dass seine magnetische Kraft nur für eine oder zwei Behandlungen am Tag ausreiche. Dann fügte er den ausschlaggebenden Satz hinzu: „Wer mit seinem Magnetismus mehr als zwei Patienten am Tag behandelt, hat seine Steckdose unten, oder er ist ein Scharlatan.“ Damit war gemeint, dass solche Magnetiseure den verbrauchten Heilmagnetismus auf okkulte Weise ergänzen, denn von zwei Patienten am Tag kann kein Heilpraktiker leben.  –  Ein anderer Magnetiseur meinte, er könne nur drei, höchstens vier Personen am Tag behandeln, dann sei seine Kraft aufgebraucht.

Noch ein Argument veranlaßte mich, den Heilmagnetismus kritisch zu sehen. Ich muss dazu einen Parallelvorgang erwähnen. In der Skala der medialen Kräfte ist die Rutengängerei am schwächsten. Hier sind die Auswirkungen geringer als bei den anderen medialen Praktiken. Und dennoch ist die Rutenfühligkeit medial, auch wenn das nicht erkannt wird, und sogar bekannte Männer Gottes mit der Rute arbeiten. Beim Heilmagnetismus ist es ähnlich. Es gibt einen ganz starken Heilmagnetismus bis hin zu einer ganz schwachen Form. Und dennoch scheint auch die ganz schwache Form medial zu sein, auch wenn der Träger ein aktiver Christ ist. Als Beispiel für die ganz schwache Form mag die Fähigkeit des Mannes dienen, den ich erwähnt habe. Ein Beispiel für die ganz starke Form erlebte ich auf den Philippinen.

B 102 Auf den Philippinen nahm ich von einem Missionar einen Bericht auf, der einen einheimischen Stammeshäuptling betraf. Dieser Datu (= Führer) hatte „heiße Hände“, die er zum Segnen und zum Fluchen verwenden konnte. Was einem westlichen Menschen unglaubhaft vorkommt und dennoch Wahrheit ist, ist die Tatsache, dass Datu in seinen bloßen Händen Eier abkochen konnte. Datu wurde Christ, und die Kraft seiner Hände war sofort erloschen. Ein sensationshungriger Amerikaner, der diesen Bericht gehört hatte, wollte Datu fotografieren. Er gab dem ehemaligen Heiden einige Dollar und bat um ein spezielles Foto. Datu sollte in der einen Hand die Bibel und in der anderen Hand ein Ei halten. Der Christ willigte ein, aber schon nach kurzer Zeit warf er das Ei weg und sagte: „Es geht nicht, die Kraft kommt zurück.“

Ein noch stärker umstrittenes Gebiet der Heilkunde ist die Homöopathie. Klären wir zuerst die Begriffe der verschiedenen medizinischen Richtungen. In der Medizin spricht man von der Allopathie, Phytologie, der Homöopathie und der Biochemie.
Die Allopathie ist der Name für die Schulmedizin. Die klassische Medizin stellt eine Therapie dar, die den Krankheitssymptomen mit entgegengesetzten Mitteln beikommen will.
Die Phytologie (gr. phyton: Pflanze – logos: Kenntnis) ist die Pflanzenheilkunde. Es handelt sich dabei um eine Krankheitsbehandlung mit getrockneten Pflanzen oder deren Extrakte. Natürlich hat der Schöpfer in viele Pflanzen Heilkräfte hineingelegt, die wir dankbar gebrauchen dürfen. Leider wird in vielen Fällen die Phytologie mit okkulten Praktiken, zum Beispiel Pendeln, verquickt. Das ist nicht akzeptabel.


Die Homöopathie wurde 1790 von dem Arzt Samuel Hahnemann entwickelt. Er verfolgte den Grundsatz „Similia similibus curanter „Gleiches wird mit Gleichem geheilt“. Das Verfahren bedeutet, die Krankheiten in niedrigen Dosen mit den Mitteln zu behandeln, die in höheren Dosen die gleichen Erkrankungen hervorrufen.
Die Biochemie ist die Lehre von den chemischen Vorgängen der organischen Welt. Dieser Nebenzweig der Homöopathie, von Dr. W. Schüßler (1821-1898) entwickelt, führt alle Krankheiten auf Störungen des Mineralstoffwechsels zurück. Zu ihrer Behebung gibt der Biochemiker Gaben von 11 verschiedenen Mineralsalzen mit 5 Ergänzungsstoffen.
Nach dieser Begriffserklärung folgt nun zuerst eine persönliche Stellungnahme zu den verschiedenen Heilmethoden. Vor der medizinischen Wissenschaft habe ich eine ganz große Hochachtung. Was heute auf dem Gebiet der Chirurgie vollbracht wird, grenzt ans Wunderbare. Ich habe aber nicht die gleiche Hochachtung vor jedem Doktor der Medizin. Der Dr. med. gibt heute keine Sicherheit mehr, dass man gegen jeden Mißbrauch auf dem okkulten Gebiet geschützt ist

B 103 In meiner Briefsammlung habe ich wiederholte Anfragen mit der Bitte um Auskunft über einen Arzt im süddeutschen Raum, der nur mit Hilfe eines Blutstropfens die Diagnose stellt. Der Patient braucht nicht einmal zur Sprechstunde zu kommen, es genügt, wenn er auf einem Briefbogen oder einem Glasträger einen Tropfen Blut einsendet. In der Tat lassen sich aus dem Blut viele Werte bestimmen, aber nicht aus einem einzigen Tropfen. Dieser Arzt, der seiner sicheren Diagnosen wegen überlaufen ist, führt keine Laboruntersuchungen durch, sondern er bestimmt die Diagnosen psychometrisch. Der Blutstropfen ist für ihn nur der Induktor.
Haargenau die gleiche okkulte Hellsehdiagnose betreibt ein dänischer Arzt, der auch Patienten aus Deutschland und der Schweiz hat.

B 104 Wiederholt hatte ich auch andere Ärzte in der Seelsorge, die zusätzlich zur medizinischen Diagnose den Pendel oder eine okkulte Form der Irisdiagnose benutzten. Einer von diesen Ärzten war viermal in meiner Sprechstunde. Er gab mir nicht nur Veröffentlichungsrecht, sondern händigte mir sogar einen fünfseitigen, mit der Schreibmaschine geschriebenen Bericht aus mit der Bitte, in seinem Namen vor den okkulten Diagnosen zu warnen.

B 105 Sogar über einen Fall einer psychokinetischen Diagnoseform wurde mir von einem schwäbischen Arzt berichtet. Mein Berichterstatter informierte mich über einen seiner Kollegen, der auf folgende Weise Diagnosen stellte. Jener Arzt gab jeweils dem Patienten ein Fläschchen mit einem Medikament in die Hand. An dem Fläschchen war ein Draht angeschlossen, der über ein Voltmeter lief. Die zweite Elektrode hatte der Patient in der linken Hand zu halten. Diese Art von Medikamentenbestimmungen betreiben auch manche Heilpraktiker. Was bei dem Arzt das Besondere ist, er hat die mediale Kraft, das Voltmeter auch ohne die beiden Elektroden zum Ausschlag zu bringen. Für den Patienten ist es eindrucksvoll, wenn das Voltmeter einen großen Ausschlag zeigt und ist dann von dieser Diagnose überzeugt.

Wir leben heute in einem okkult verseuchten Zeitalter, in dem man die Augen offen halten und wachsam sein muss. Prof. Köberle sagte: „Es sieht aus, als ob wir in ein magisches Zeitalter eintreten würden.“

Meine Stellung zur Phytologie sei nur kurz angedeutet. Mein Herz ist weit offen für die Natur und die Pflanzen. In meiner Kindheit schon machte mich meine Großmutter auf einzelne Pflanzen und deren Heilwirkung aufmerksam. Die erste Pflanze, die ich von ihr kennen lernte, war Huflattich. Der lateinische Name schon zeigt, für was er gut ist: Tussilago heißt hustenvertreibend (tussis: Husten – agere: vertreiben). Ein anderes Kräutlein lernte ich besonders im Alter schätzen. Es ist die Melisse (Melissa officinalis). Der Name kommt vom griechischen melissa (= Biene) oder meli (= Honig). Diese Pflanze zählt zu den besten Futterpflanzen für die Bienen. Mir dient sie in Zeiten schlechten Schlafes
Zu den Kräutern also mein volles ja, aber sie dürfen unter keinen Umständen mit okkulten Praktiken, etwa dem Pendeln, verquickt sein. Das ist bereits im Zusammenhang mit Pfarrer Künzli erwähnt worden. Da meine Sammlungen eine unüberschaubare Menge an Einzelheiten enthalten, will ich noch zwei Beispiele anfügen, die den Mißbrauch der Phytologie zeigen.

B 106 Ein Mann wurde als Kind gegen Lähmungserscheinungen von einem Naturheilkundigen behandelt. Der Heiler benutzte ein geweihtes Kräuterbüschel und machte in den drei höchsten Namen Schwenkbewegungen gegen den Patienten. Das Kind wurde kräftig und stark. Im Alter von 50 Jahren bekam der Mann aber plötzlich einen unerhörten Laufdrang. Tag und Nacht marschierte er in der Wohnung umher und mußte in die Nervenheilanstalt verbracht werden, obwohl sein Geist völlig klar war.
Hier haben wir die Verbindung der Kräuteranwendung mit Weißer Magie. Die späten Auswirkungen sind kein Zufall, sondern sogar symptomatisch für derartige Heilmethoden.

B 107 Eine andere „Phytologie“ kann man jedes Jahr beim Viehabtrieb in den Alpen beobachten. Am 1. September ziehen die Sennen mit der Herde talwärts. Nicht nur der alten Sitte wegen, sondern als wirksamer Liebeszauber binden die ledigen Sennen drei Kräutlein von der Gebirgsweide ins Seil der Leitkuh. Das ist weniger als Schmuck gedacht, sondern soll dem Sennen Glück in der Liebe bringen. Das ganze Brauchtum in den Wäldern, auf den Bergen und in den Gebirgstälern ist abergläubisch und magisch durchsetzt.

Verlassen wir das Gebiet der Phytologie. Es gibt einen rechten Gebrauch der Pflanzen und Heilkräuter, die der Schöpfer uns beschert hat, und es gibt einen Mißbrauch in der Kombination Pflanzen plus Medialität und Magie.  . . .

B 108 Eine Mutter schrieb, dass ihr Kind an einem schweren Darmleiden erkrankt war. Hausarzt und Facharzt arbeiteten mit allopathischen Medikamenten. Mit dem kleinen Patienten wurde es immer schlimmer. Da suchte die Mutter in ihrer Verzweiflung einen vielgerühmten Homöopathen auf, der sie anwies, sofort alle allopathischen Mittel abzusetzen. Dem Kind sei damit die ganze Darmflora zerstört worden. Er verordnete homöopathische Arznei, und siehe da, das Kind erholte sich langsam und wurde wieder gesund.

B 109 Bei einer Evangelisation kam eine Mutter sehr bekümmert zur Aussprache. Ihr Säugling hatte eine colitis, die bösartig verlief (colitis ulcerosa). Ich zeigte dieser Frau den Weg zu Jesus Christus. In ihrer Not war sie bereit, eine Entscheidung für Jesus Christus zu treffen. Wir beteten auch gemeinsam für das kranke Kind. Ich gab ihr nicht den Rat, die verordneten Medikamente abzusetzen. Einen solchen Rat habe ich noch nie in meinem Leben gegeben. Die Mutter nahm sich aber auf dem Heimweg vor, mit allen allopathischen Mitteln aufzuhören. Daheim betete sie nochmals für das Kind, vernichtete die Arznei und gab dem Kind eine normale Babynahrung. Der kleine Patient erholte sich zusehends und wurde gesund, wie mir die Mutter später mitteilte.
Hier hat also das Absetzen der allopathischen Mittel einen Umschwung und den Beginn einer Heilung verursacht. Der ungläubige Arzt wird diesen Ausgang einer Verachtung der Schulmedizin der natürlichen gesunden Lebenskraft des Kindes zuschreiben. Dürfen die Christen hier nicht auch an die Erhörung der Gebete denken und auch an die Auswirkung der Bekehrung der Mutter?!

Wir fragen nun: Welchen Charakter hat die Homöopathie und welche Stellung nimmt sie unter den Heilmethoden ein?


Sehen wir uns zunächst den Gründer an. Samuel Hahnemann, 1755 in Meißen geboren, war ein begabter Schüler, so dass sich ihm die Möglichkeit bot, in Leipzig, Wien und Erlangen Medizin zu studieren. . .

Hahnemanns Leben ist voll düsterer Ereignisse. In 30 Jahren hat er 27mal die Wohnung gewechselt. Nirgends fand er Frieden. Bei seinen Kindern folgte eine Katastrophe nach der anderen. Ein Sohn wurde geisteskrank und verschwand spurlos. Zwei Töchter starben früh. Drei Töchter wurden geschieden. Zwei Töchter wurden ermordet. Mit 80 Jahren heiratete er zum zweiten Mal eine 45 Jahre jüngere Französin. Wahre Freunde hatte er nie. Er überwarf sich mit allen. Dem Christentum stand er fern. Den chinesischen Philosophen Konfuzius verehrte er als Lehrer, der den Weg zu Gott zeigt. Jesus Christus nannte er einen Erzschwärmer.
Das ist der Mann, dessen medizinisches System heute noch in Deutschland von vielen Ärzten anerkannt und befolgt wird. Welches sind nun die Grundvoraussetzungen der Homöopathie? Es sind drei Positionen zu nennen.

Bei der Begriffserklärung wurde Punkt 1 schon genannt. Es sei hier mit den Worten von Dr. med. S. Pfeifer wiederholt:

„Die Homöopathie ist die Behandlung, die darin besteht, dass der Kranke ein Medikament bekommt, das im Versuch am Gesunden ähnliche Symptome auslöst, wie sie beim Kranken vorliegen.“
Der zweite Grundsatz der Homöopathie ist die Verdünnungslehre. Hahnemann meinte, mit der kleinsten Arzneimenge auszukommen. Die Verdünnungen bezeichnet er mit dem Buchstaben D (= diluere: auflösen). Eine Verdünnung von D 10 bedeutet 1 Kubikzentimeter auf 10 Milliarden Kubikzentimeter. Die Homöopathen kennen Verdünnungen bis zu D 1000 … Das findet sich in dem Buch von F. Gauß, einem gelehrigen Schüler von Hahnemann. Der Titel heißt „Wie finde ich das passende Heilmittel?“ 
Die Physiker sagen, dass bei einer Verdünnung von D 23 kein Molekül der Ursubstanz mehr in der Mischung zu finden ist…

B 110 Ich bin mit einem fähigen Chirurgen bekannt, der Herzoperationen durchgeführt hat. Seine Frau war chronisch leidend. Die besten Internisten konnten ihr nicht helfen. Da sagte ein Kollege zu dem Chirurgen: „Probiere es doch mit der Homöopathie. Schaden kann es ja nicht.“ Der Chirurg lachte und antwortete: „Das heißt, ich schütte einen Teelöffel eines Medikamentes in die Ostsee, rühre es um und benutze die Mischung als Arznei.“ Der Kollege antwortete: „Probieren geht über studieren.“
Der Chirurg befolgte als Ungläubiger diesen Rat. Die Frau nahm homöopathische Mittel in großer Verdünnung und genas. War das nur eine Placebowirkung? Bei der Frau eines hochqualifizierten Arztes ist dies kaum anzunehmen. Es muss also noch ein anderes Geheimnis hinter der Homöopathie stecken. In der Tat, so ist es.

Der dritte und entscheidende Grundsatz der Homöopathie ist die Potenzierung oder auch Dynamisierung genannt. Beide Ausdrücke haben die gleiche Bedeutung. Potentia heißt lateinisch Kraft… Das Wesen der Homöopathie ist die Aufladung mit kosmischer Kraft. Ich erinnere daran, was ich bei den Weleda-Heilmitteln geschrieben habe. Die homöopathischen Grundsubstanzen werden durch Schwingungen, durch Verschütteln oder durch Verreiben mit Kräften aus dem Universum aufgeladen. Sie sind die eigentlichen heilenden Faktoren. Die kosmischen Kräfte sind das generelle Eingangstor für alle magischen Vorgänge. Die Homöopathie weist damit zumindest ihre Verwandtschaft mit den magischen Heilmethoden aus.

Hahnemann ist ein jüngerer Zeitgenosse von Mesmer. Die Grundeinstellung beider ist die gleiche. Mesmer erklärte, dass der Mensch sich mit der Kraft des erdmagnetischen Feldes aufladen kann. Zu diesem Zweck soll man sein Bett genau in der Nord-Süd-Richtung aufstellen. Dann kann der Mensch sich nachts im Schlaf mit neuen Kräften aufladen lassen. Es müßte dann aber nicht die geographische, sondern die magnetische Nord-Süd-Richtung sein.  –  Hahnemann dagegen will nicht die Kraft des erdmagnetischen Feldes ausnutzen, sondern die kosmische Kraft der Gestirne. In beiden Fällen handelt es sich um mediale Vorgänge, die bei den Patienten nicht ohne Folgen bleiben.

Bei all diesen Erörterungen erhebt sich immer dringlicher die Frage:
Kann ein christlicher Arzt homöopathisch arbeiten, und darf ein Christ homöopathische Medikamente benutzen? Die Antwort ist nicht mit Ja oder Nein zu entscheiden. Ich selbst würde nie homöopathische Medizin nehmen. Das Problem ist aber komplizierter…

Genau wie der Heilmagnetismus hat auch die Homöopathie Wandlungen durchgemacht. Es gibt Homöopathen, die den weltanschaulichen Hintergrund Hahnemanns ablehnen. Sie wollen nichts mit den kosmischen Kräften zu tun haben und verordnen nur niedere Potenzen bis zu D 6, wo anzunehmen ist, dass von der Urtinktur, der Grundsubstanz, noch etwas in der Medizin enthalten ist. Dazu kommt noch ein Gesichtspunkt. Die Verdünnungen werden von Fabriken vereinfacht und mechanisch hergestellt. Bei dem harten Konkurrenzkampf muss heute alles Nebensächliche weggelassen werden. Der mystische Vorgang der kosmischen Aufladung fällt einfach weg. Es kann sowieso niemand feststellen, ob in einem Präparat „noch kosmische Energie zusätzlich hineingepackt ist“. …

Es wurden nun mit einem Podiumscheinwerfer der Reihe nach angeleuchtet: Allopathie – Phytologie – Homöopathie. Der Vollständigkeit halber muss noch die Biochemie kurz angestrahlt werden. Entwickelt wurde die Biochemie von dem Arzt Dr. Schüssler (1821-1898), der aus der Asche verbrannter Organe seine Erkenntnis gewonnen haben will. Die Störungen des Mineralstoffwechsels, die er als Ursache der Krankheiten ansieht, will er mit hohen Verdünnungen homöopathischer Medikamente beseitigen. – Es sei noch vermerkt, dass die Schulmedizin nichts von der Biochemie hält.
(Ausführlicher ist das Thema Homöopathie dargestellt unter ALTERNATIVMEDIZIN   www.horst-koch.de )

12.  Das Resistenzphänomen

1953 hatte ich von Prof. Dr. Bender, Freiburg, eine Einladung erhalten, in seinem Institut für Grenzwissenschaften einen Vortrag über Besessenheit zu halten. Es war ein ausgesuchter Teilnehmerkreis von Psychologen, Psychiatern und Theologen. In der Diskussion erklärte ein Professor für Psychiatrie: „Besessenheit gibt es für mich nicht, höchstens eine ausgefallene Form der Hysterie, die mir aber noch nicht begegnet ist.“ Von einem ungläubigen Psychiater können wir nichts anderes erwarten. Prof. Bender war indessen vorsichtiger. Er meinte: „Wenn man einen Hinweis für die Existenz der Besessenheit gelten lassen wollte, dann käme nur das Resistenzphänomen in Frage.“

Unter diesem Begriff verstehen wir den Widerstreit zwischen medialen und geistlichen, biblischen Kräften. In dem ganzen Buch wird dieser Widerstreit zwischen diesen großen Gegensätzen (Diabolisches und Göttliches) sichtbar.
Ich bringe in diesem Kapitel eine ganze Serie von Beispielen aus meiner evangelistischen, missionarischen und seelsorgerlichen Arbeit. Man kann aber Menschen, die sich nicht überzeugen und aufklären lassen wollen, nicht beikommen. Ihre Haltung ist: Quae non volumus ea non credimus (= Was wir nicht haben wollen, glauben wir auch nicht). Eine Bedeutung haben diese Berichte: Ich erfülle damit meinen Auftrag, ungeachtet, ob er angenommen oder abgelehnt wird.

Spruchheiler durch Gebet gestört
B 111 Eine Frau, die sich zu einer christlichen Gemeinschaft hielt, wurde schwermütig. In einem depressiven Anfall öffnete sie sich die Pulsadern. Ihre Hausgenossen fanden sie rechtzeitig und riefen sofort einen Arzt herbei. Durch Bluttransfusionen wurde sie gerettet. Nach diesem Vorfall besuchte die Frau einen mit mir befreundeten Beamten, der die hilfesuchende Frau an einen gläubigen Arzt verwies. Da die Reise zu dem gläubigen Arzt ungelegen kam, ließ sie sich von einem Kirchenältesten erneut beraten. Dieser merkwürdige Mann wies die Frau an einen magischen Besprecher. Die Frau befolgte den Rat und suchte den magischen Heiler auf. Dieser Wunderdoktor erklärte der erstaunten Frau: „In Ihrem Fall kann ich nicht helfen, es wird für Sie gebetet. Wenn die Leute mit der Fürbitte aufhören, dürfen Sie wieder kommen. Dann kann ich Sie gesund machen.“ Der mit mir befreundete Beamte berichtete mir diesen Vorfall und fügte hinzu, dass er und seine Frau schon lange für diese Schwermütige gebetet hatten.

B 112 Einer meiner Studienfreunde, Pfarrer W. in Herringen, berichtete mir folgendes. Ein ihm bekannter Magnetiseur heilte ein Mädchen, das von Geburt an gekrümmt war. Durch diesen Heilerfolg aufmerksam gemacht, trug sich Pfarrer W. mit dem Gedanken, seinen Sohn und sich selbst durch diesen Heilmagnetiseur behandeln zu lassen. Vor Beginn der Behandlung sagte Pfarrer W. zu dem Heilpraktiker: „Wenn Sie mit Christus arbeiten, dann kommen Sie zu mir zur Behandlung.“ Der Magnetiseur kam in das Pfarrhaus, bestrich Vater und Sohn und erreichte nichts. Einige Tage später sprach ein Bekannter von Pfarrer W. den Heilpraktiker an und fragte: „Warum gehen Sie nicht mehr ins Pfarrhaus?“ Der Heilpraktiker erwiderte: „Die haben einen anderen Geist. Da kann ich nichts ausrichten.“
B 113 Ein gläubiger Mann wurde krank. Ohne sein Wissen ging die Frau zu einem magischen Besprecher und Fernheiler. Der Gatte erfuhr es und war über seine Frau sehr böse. Er ging am anderen Tag selbst zu dem magischen Besprecher, um ihn zu kontrollieren. Er saß betend im Wartezimmer. Der Besprecher nahm dauernd andere Patienten vor. Um 12 Uhr fragte er entrüstet: „Warum nehmen Sie den ganzen Vormittag andere Patienten vor?“ Der Besprecher antwortete: „Ihnen kann ich nicht helfen.“ Der gläubige Mann ging heim, und sein Krankheitszustand verschlimmerte sich außerordentlich.

B 114 Ein bekannter Besprecher gebraucht drei Vaterunser oder die drei höchsten Namen. Es sind mir viel Heilerfolge dieses Mannes bekannt geworden. Ein Mädchen, deren rechter Fuß 5 cm verkürzt war, streckte sich wieder um 4 cm. Alle ihre Geschwister wurden bei Erkrankungen von diesem Besprecher geheilt. Seither ist aber der Frieden von der Familie gewichen. Streit- und Jähzornausbrüche sind an der Tagesordnung. Ich habe ferner schon ungefähr zehn Patienten in der Seelsorge gehabt, die bei diesem Besprecher unter christlichen Symbolen besprochen wurden. Alle diese Patienten bekamen nach dem Heilerfolg starke seelische Störungen.
Ein Beispiel kann den Charakter dieser magischen Besprechungen deutlich machen. Ein Beamter in höherer Position, ein Christ, berichtete mir folgendes. Er ist Vormund eines 13jährigen Jungen. Täglich betet er mit seiner Frau für sein Mündel. Eines Tages wurde der Junge krank. Die Pflegeeltern des Jungen brachten den Patienten ohne Wissen des Vormundes zu dem oben erwähnten Besprecher. Der Besprecher versuchte seine übliche Heilmethode. Es gelang ihm nichts. Schließlich stellte er seine Heilversuche ein und erklärte den Pflegeeltern, dass er für den Jungen nichts tun könne, denn es würde für ihn gebetet.

B 115 Eine gläubige Frau suchte eine okkulte Magnetopathin auf. Die Behandlung verlief ohne Schaden für die Patientin. Die Magnetopathin erklärte der Kranken: „Für Sie wird vermutlich viel gebetet. Ich komme bei Ihnen nicht durch.“ In der Tat war es so. Die Eltern und Großeltern der Patientin waren gläubig. Sie stammten aus der Erweckung durch Volkening.

B 116 Ein gläubiger Diakon schrieb mir folgendes Erlebnis auf: „Als ich Anfang der dreißiger Jahre die Erziehungsanstalt Knabenheim in Opherdicke b. Holzwickede (Ruhr) leitete, hatte eine Kuh nach dem Kalben – es gehörte Landwirtschaft zur Anstalt – harte Euter und gab keine Milch. Man riet mir, Frau Schoof zu holen, die etwas von Vieh verstünde. Harmlos folgte ich dem Rat. Als sie kam, sagte sie: ,Oh, das ist eine einfache Sache. Ich kann Sie das lehren, und Sie können es an eine Frau weitergeben. Man sagt nur: Das Übel, das ich jetzt finde … (Heilsprüche werden nicht zitiert) Dabei brauchen Sie nur über das Euter zu streichen; dann gibt die Kuh Milch.‘ Ich sagte ihr: ‚Aber in meinem Stall gibt es das nicht.‘ Denn der Geist Gottes warnte mich, der ich so etwas noch nicht mitgemacht hatte, spürbar. Darauf sagte sie: ‚Aber warum denn nicht? Das ist doch eine harmlose Sache, ich mache das immer so, und es hilft.‘ Ich erklärte ihr, dass das eine Sache von unten wäre. Sie war ganz entrüstet und erklärte, sie sei eine fromme Frau und ginge immer in den Gottesdienst (Landeskirche). Ich verwies sie an den Ortsgeistlichen, der ein frommer Mann war. Darauf drängte sie auf die Ausübung der Besprechung. Ich sagte ihr, ich wolle es auf eine Machtprobe ankommen lassen, ging in mein Büro und betete eindringlich, der Herr möge seine Macht erzeigen und den falschen Geistern wehren. Als ich nach unten kam, stand sie in der Tür und sagte mir, es ginge nicht und fragte, warum es nicht ginge. Ich sagte ihr, dass es der Herr sei, der ihr wehre. Darauf war sie sehr erstaunt und ließ sich noch einmal zum Ortsgeistlichen weisen. Der hat ihr dann auch klaren Bescheid gegeben. Was aus der Frau geworden ist, weiß ich nicht, weil ich bald darauf wegkam. Mir war es aber wiederum eine Bestätigung, dass der, der unter der göttlichen Bewahrung steht, vor den Mächten der Finsternis keine Furcht zu haben braucht.“

B 117 Ein Diakon in Bielefeld berichtete mir von seinem Besuch bei Frau Sommer. Frau Sommer war bekannt als Spiritistin, Besprecherin und Heilmagnetiseur. Der Diakon war mit seiner Frau zu dieser Besprecherin gegangen. Frau Sommer legte der kranken Frau die Hände auf. In diesem Augenblick betete der Diakon innerlich: „Herr Jesus, wenn diese Kräfte nicht von dir sind, so bewahre meine Frau.“ Frau Sommer fragte: „Was machen Sie? Ich bin gehemmt.“ Sie versuchte es ein zweites Mal, die Patientin zu magnetisieren. Der Ehemann betete in der gleichen Weise. Dann wurde Frau Sommer wütend und jagte beide fort.

B 118 Ein kranker Mann ging mit seiner Frau zum magischen Besprecher. Der Besprecher behandelte zuerst den Mann und konnte ihn sofort heilen. Dann erklärte er seinem Patienten: „Ihrer Frau kann ich nicht helfen, sie betet.“ Bei einer späteren Unterredung berichtete der Besprecher: „Ich muss drei Leuten das magische Besprechen beibringen, erst dann kann ich sterben.“

B 119 Der okkulte Heilpraktiker Schneider in Niederteufen kann nicht helfen, wenn sich eine Frau betend bei ihm im Sprechzimmer befindet. Er wird dann immer wütend und schreit die Betreffende an: „Mit Ihnen kann ich nichts anfangen. Machen Sie, dass Sie heimkommen.“ Eine Frau, die ebenfalls betend in seinem Zimmer saß, wurde angebrüllt: „Du alte Kuh, mach, dass du fortkommst!“ – Die Frau, die diese Beschimpfung und den Rausschmiß erlebte, hat mir das selbst erzählt.
Ich weiß, dass sowohl Parapsychologen als auch moderne Theologen daran herumrätseln, ob sich nicht solche Reaktionen auch anders erklären lassen. Prof. Bender sprach zum Beispiel davon, dass auf Grund innerer Zweifel und eventueller Angst ein affektives Feld aufgebaut werde. Da Spruchheiler durch ihre Medialität sehr sensible Männer sind, spüren sie diese Kritik und werden dadurch gestört. Den Aufbau eines affektiven Feldes, die hohe Empfindsamkeit und das feine Gespür der Spruchheiler bejahe ich, aber nicht die Schlußfolgerung. Wenn die Spruchheiler mit den Kräften Gottes arbeiten würden, dann würde ihre Tätigkeit durch das Beten eines Patienten gestärkt und nicht gestört werden! Das ist logisch, denn wenn Spruchheiler und Patienten im Reich des Lichtes stehen würden, dann würden ja zwei positiv ausgerichtete affektive Felder parallel geschaltet werden und sich dadurch ungemein verstärken. Der Konflikt entsteht aber dadurch, dass die beiden affektiven Felder entgegengesetzt geschaltet sind, und das stärkere Feld um den Beter trägt den Sieg davon

B 120 Bei einer Evangelisation blieb eine Frau zur Aussprache zurück. Sie zitterte und vibrierte am ganzen Körper. Sie konnte ihre Nerven nicht mehr beherrschen. Die Aussprache ergab folgenden Sachverhalt: Die Frau war früher lungenkrank und wurde magisch besprochen, außerdem führte der Besprecher eine Amulettverschreibung durch. Die Patientin erfuhr von dem Inhalt der Verschreibung nichts. Nach dieser seltsamen Therapie verschwand die Lungentuberkulose, dafür setzten aber seelische und nervöse Störungen ein. Bei der seelsorgerlichen Aussprache wurde die Frau über das Wesen der magischen Besprechung und Amulettverschreibung aufgeklärt. Nach einigem Widerstreben lieferte sie das Amulett aus. Die kleine Kapsel enthielt folgenden Verschreibungsspruch: „Meine Seele gehört dem Teufel.“ Die Frau fand den Weg zu Jesus Christus und wurde überraschend schnell von ihren nervösen und seelischen Störungen frei. Allerdings trat dann ihre frühere Lungentuberkulose wieder auf. Die Patientin stand aber dieser Erkrankung zuversichtlich und im Vertrauen auf Jesus Christus gegenüber.

Noch ein ähnliches Beispiel dazu:
B 121 Eine kranke Frau mit einem organischen Leiden ging zur Wahrsagerin, die gleichzeitig auch magische Besprecherin war. Die Hilfesuchende bekam von der Besprecherin ein Amulett. Das organische Leiden ging sofort zurück. Nach einiger Zeit stellten sich dafür aber Depressionen ein. Die seelisch Kranke wurde von Selbstmordgedanken geplagt. Eines Tages kam es zu einem Selbstmordversuch, an dem sie gehindert wurde. Nach diesem verzweifelten Schritt fand sie sich zur Beratung bei einem Seelsorger ein. Bei der Aussprache wurde das Amulett und die damit verbundene magische Besprechung entdeckt. Die Frau weigerte sich, das Amulett auszuliefern. Die Besprecherin hatte ihr befohlen, es nie aus der Hand zu geben, sonst würde sie am dritten Tag danach sterben. Nach einer sachkundigen Aufklärung durch den Seelsorger rang sich die Frau unter furchtbaren Anfechtungen durch, das Amulett dem Seelsorger auszuliefern. Sie wurde hinterher von allen ihren seelischen Störungen frei. Das Amulett enthielt ein kleines Zettelchen mit einem Verschreibungsspruch an den Teufel. Aus seelsorgerlichen Gründen wird dieser Verschreibungsspruch hier nicht wiedergegeben, obwohl er mir dem Wortlaut nach vorliegt.

Manche Besprecher geben zur Unterstützung ihres Heilungsspruches dem Patienten ein Amulett. Man findet das häufig bei der Schwarzen Magie. Solche Amulette enthalten dann gewöhnlich eine Verschreibung an den Teufel. Wenn in der Seelsorge solche Amulette und ähnliches nicht ausgeliefert und vernichtet werden, gibt es keine Befreiung!

Wenn sie aber ausgeliefert worden sind, kommt die frühere Erkrankung häufig wieder zurück. Es ist aber nicht in allen Fällen so. Die Wiederkehr der alten Erkrankung ist das Zeichen dafür, dass der Besprechungsbann gebrochen ist. Der Kranke soll dann mit Glauben zum Arzt aller Ärzte gehen und selbstverständlich darf er auch einen irdischen Arzt aufsuchen, je nach Erkrankung. Tritt nach Auslieferung des Amulettes die ehemalige Erkrankung nicht wieder auf, so ist das kein Zeichen zur Beunruhigung. Jede seelsorgerliche Begegnung hat ihre eigene Charakteristik. Der Herr Jesus Christus tut oft das doppelte Wunder: die Befreiung aus dem Bann des Besprechens und die sofortige Heilung der zurückgekehrten Erkrankung.

B 122 Ein solches Beispiel will ich bringen. Eine christlich eingestellte Frau ließ ihre Tochter gegen Ekzeme, die sich über den ganzen Körper auszubreiten drohten, magisch besprechen. Die Hauterkrankung verschwand sehr rasch. Seit dieser Zeit waren beide geistlich nicht mehr ansprechbar. Bibellesen und Gebet hörten auf. Gottesdienstbesuch fand nur gelegentlich statt. Bei einer Evangelisation wurde diesen beiden Frauen die Augen geöffnet. Beide kamen zur Seelsorge, beichteten und übergaben ihr Leben Jesus Christus. Es wurde auch ein Lossagegebet mit beiden gesprochen. Nach zwei Tagen kamen sie etwas ängstlich wieder. Ihre Ekzeme machten sich erneut bemerkbar. Es wurde wieder mit beiden nach Jakobus 5, 14 gebetet. Die Ekzeme gingen zurück und kamen nicht mehr.

Wiederkehr der Krankheit
Im Anschluß an das letzte Beispiel sollen Hinweise dafür gegeben werden, dass manchmal die alten Erkrankungen wieder auftauchen, wenn der Bann des Besprechens durch die Hinkehr zu Jesus Christus gebrochen worden ist.

B 123 Ein 12jähriger Junge hatte einen Leistenbruch und eine Sehnenscheidenentzündung. Die Mutter nahm ihren Jungen zur magischen Besprecherin. Übrigens hätte diese Frau als Mitglied einer kirchlichen Gemeinschaft wissen müssen, dass ein Christ die magische Hilfe nicht in Anspruch nehmen darf. Der Junge wurde nach dem magischen Besprechen sofort gesund, der Bruch war weg. Die Sehnenscheidenentzündung wurde ebenfalls auskuriert. 15-20 Jahre blieb er von allen organischen Leiden verschont. Die magische Linie fand aber ihre Fortsetzung in einem wiederholten Besuch bei der Kartenlegerin, bei Handleserinnen und Pendelmantikern. Auch las er magische Bücher, die er in seiner Wohnung aufbewahrte. Und das alles in einem Haus, in dem die Vorfahren, Großeltern und Eltern, überzeugte Christen waren. Bei einer Evangelisation wurde dieser junge Mann nun innerlich erfaßt und erweckt. In diesem Augenblick trat das seit 20 Jahren magisch weggebannte organische Leiden wieder auf. Die Sehnenscheidenentzündung war wieder da. Der magische Bann ist aber noch nicht restlos gebrochen. Der innerlich erweckte Mann findet Tag und Nacht keine Ruhe. Er kann das Wort Gottes nicht lesen. Er kann nicht beten. Er empfindet zwischen Jesus Christus und sich eine eherne Mauer.
 B 124 Ein Mädchen, dessen völlige Erblindung durch magisches Bestreichen geheilt wurde, empfand von dieser Zeit an seelische Störungen und eine furchtbare innere Zerrissenheit und Unruhe. Ihre Not trieb sie zur seelsorgerlichen Aussprache. Sie beichtete und entschloß sich, Jesus Christus nachzufolgen. Nach der Übergabe ihres Lebens an Jesus Christus kam sie nach einiger Zeit wieder zur Aussprache und berichtete, dass das Augenleiden, das jahrelang verschwunden war, wieder aufgetreten war.

B 125 Eine christlich eingestellte Frau hatte Monate hindurch ein organisches Leiden. Da die ärztliche Hilfe keine Besserung brachte, ließ die Frau sich magisch besprechen. Das organische Leiden verschwand. Gleichzeitig setzten aber seelische Störungen ein. Einige Freunde der Leidenden, die voller Entsetzen von dem magischen Besprechen hörten, setzten sich in der Fürbitte für die Kranke ein. Einige Zeit hindurch hielten sie mit dem Gebet an. Schließlich verlor die Kranke ihre seelischen Störungen. Gleichzeitig trat das frühere organische Leiden wieder auf. Auf Bitten der Freunde nahm die Kranke nochmals die Hilfe des Arztes in Anspruch und wurde dann tatsächlich wieder gesund.
Verlagerungen
Die Spruchheilungen sind gewöhnlich nur Verlagerungen vom Organischen ins Seelische. Wie schon erwähnt, treten die Störungen meistens erst auf, wenn der Geheilte sich Jesus Christus ausliefern will. Es folgen hier einige Beispiele, wie sich diese Heilungen zum Negativen auswirken.

B 126 Ein Pfarrdiakon berichtete mir folgendes. Als kleiner Junge wurde er von Frau Blattner gegen eine Krankheit magisch besprochen. Er empfand keinerlei Unruhe und Störungen. Erst als er Jesus Christus nachfolgen wollte, traten die Störungen auf. Er wurde jähzornig, bekam Tobsuchtsanfälle, lästerte und fluchte, litt unter Depressionen und einer scharfen Abwehr gegen alles Göttliche. Er war nicht der einzige in der Familie, der solche Auswirkungen der Magie erlebt hatte. Schon sein Vater hatte sich von magischen Besprechern behandeln lassen. Dieser Vater wurde charakterlich haltlos. Er wurde Trinker, Ehebrecher und ließ sich dann scheiden. Seine Schwester, die ebenfalls bei Magiern und Wahrsagern gewesen war, hatte hinterher schwere Störungen. Sie kam durch einen tödlichen Unglücksfall ums Leben. So bekam die ganze Familie die unheimlichen Kräfte der Magie zu spüren.

B 127 Ein Mann ging mit einer Lungentuberkulose in die Behandlung eines Lungenspezialisten. Die Röntgenaufnahme zeigte in der Lunge ein Loch in der Größe eines Hühnereis. Der Patient wurde sofort nach Davos überwiesen. Die Ärzte machten der Frau keine Hoffnung auf Heilung. Daraufhin ging seine Mutter zu dem okkulten Heilpraktiker Grätzer nach Maria Einsiedeln. Gegen ein reichliches Honorar nahm Grätzer an dem Lungenkranken eine Fernbehandlung vor. Wider Erwarten der Arzte und des Patienten selbst führte die Fernbehandlung zu einer vollen Heilung. Von der Zeit der Heilung an veränderte sich der Patient charakterlich und geistlich. Er trat aus der christlichen Versammlung aus und schob alles Göttliche von sich weg. Er stürzte sich in ein lasterhaftes und vergnügungssüchtiges Leben und ließ seiner sexuellen Triebhaftigkeit freien Lauf. Gleichzeitig stellten sich auch Selbstmordgedanken ein. Seine seelischen und nervösen Störungen brachten ihn schließlich in die Seelsorge. Jedes mal, wenn man mit ihm beten wollte, war seine Gedächtniskraft und seine Aufnahmefähigkeit weg. Er fiel jedes mal in eine Absence. Die Absencen, die durch Gebet ausgelöst werden, sind übrigens ein Symptom, dass der Betreffende magisch besprochen worden ist.

B 128 Ein Mädchen verstauchte sich den Finger. Eine gute Bekannte besprach den Finger in den drei höchsten Namen. Verstauchung und Bluterguß verschwanden sofort. Auch das Schmerzgefühl wich. Von diesem Tag an stellten sich aber bei dem Mädchen Selbstmordabsichten und Schwermutsgedanken ein. Ferner entwickelte sich eine merkwürdige Gedächtnisschwäche.

B 129 Ein Kind hatte einen steifen Arm. Seine Mutter ließ es von einer Zigeunerin besprechen. Das Kind erklärte nach dem Besprechen: „Die Zigeunerin hat mich gebrannt.“ Die Mutter beobachtete aber, dass die Zigeunerin keineswegs das Kind gebrannt hatte. Die Lähmung ging tatsächlich zurück. Als das Mädchen älter wurde, stellten sich merkwürdige Zwangsgedanken ein. Es erklärte immer wieder: „Ich gehöre dem Teufel.“ Trotz aller seelsorgerlichen Hilfe drang das Mädchen nicht zum Glauben durch. Es konnte weder beten noch das Wort Gottes lesen.

B 130 Ein Kind verbrühte sich die Beine. Die gläubige Mutter des Kindes holte nicht den Arzt, sondern eine Besprecherin. Das Kind wurde sofort gesund. Von dieser Zeit an hatte aber die gläubige Mutter Hemmungen und Störungen ihres Glaubenslebens. Sie mußte sich zum Beten und Bibellesen geradezu zwingen. Als eines Tages ihr Mann erkrankte, nahm sie noch einmal magische Hilfe in Anspruch, ohne den Hintergrund der magischen Heilungen zu kennen. Von diesem Zeitpunkt an war ihre Verbindung zu Jesus Christus ruckartig abgeschnitten, wie wenn etwa ein Telefonkabel durchgeschnitten wird. So drückte sich die Frau selbst aus. Ich klärte sie über das Wesen des magischen Besprechens auf. Die Frau verstand dann sofort, warum sie nach der magischen Hilfe Störungen ihres Glaubenslebens empfunden hatte.

B 131 Ein junger Mann ließ sich gegen ein organisches Leiden magisch besprechen. Bei einer Evangelisation fühlte er sich vom Wort Gottes angesprochen. Er legte eine Generalbeichte seines Lebens ab und konnte im Glauben die Vergebung seiner Schuld fassen. Nach seiner Umkehr setzten dann schwere Anfechtungen ein, die er vorher nicht hatte. Angst, Unruhe, jähzornige Anwandlungen und Schwermut plagten ihn. Auch zeigten sich im Stall beim Vieh merkwürdige Spukphänomene. Diese Erscheinungen brachten ihn zur seelsorgerlichen Aussprache.

Das Problem der Verlagerung will ich auch mit einem Brief zeigen. Eine Frau, die bei dem „Geistheiler“ Dr. Trampler gewesen war, schilderte mir ihr Erlebnis:

B 132 „Ich bin zu Dr. Trampler in Gräfelfing gefahren, weil ich meinte, er würde durch seine Fürbitte all den Menschen helfen können, die an Gott glauben. Ich bekam jedoch den Beweis, dass er nicht in der Kraft Gottes heilt; denn seit meinem Besuch bei ihm kann ich nicht mehr beten. Es drängen sich Lästergedanken und Beleidigungen gegen Gott in mein Beten. Dazu veränderte sich mein Verhalten gegen die Mitmenschen. Ich bekam zunehmend Kontaktschwierigkeiten. Ruhe und Frieden habe ich nur dann, wenn andere Christen mit mir beten, dann treten die Störungen zurück. Ich wäre Ihnen für Ihre Stellungnahme sehr dankbar. Können Sie mir ein Heim nennen oder einen Fürbittekreis, die sich meiner annehmen können? …“

Blockierungen

Das deutlichste Resistenzphänomen ist bei besprochenen Menschen die Blockierung gegenüber dem christlichen Glauben. Dazu einige Beispiele aus meiner Arbeit:

B 133 Eine Frau war bei mir zur seelsorgerlichen Aussprache. Trotz einer Beichte drang sie nicht zur Glaubensgewißheit durch. Da ihre Glaubenshemmungen dem Phänomen der Resistenz glichen, fragte ich nach okkulten Beziehungen. Es kam folgender Tatbestand zum Vorschein. Ihre Mutter hatte alle ihre Kinder bei Erkrankungen besprochen. Dabei wurden die Arme der Kinder verschränkt, und die Mutter sagte in den drei höchsten Namen eine magische Formel. Als ich mich nach dem seelischen Zustand der anderen Geschwister bei dieser Frau erkundigte, erklärte sie, alle ihre Geschwister würden unter Depressionen leiden. Sie hätten auch sexuelle Anfechtungen. Einerseits wollten ihre Geschwister ihr Leben Jesus Christus ausliefern – sie würden manchmal im Gebet darum ringen -, andererseits würden sie wieder in das andere Extrem fallen und alles Göttliche ablehnen. Einmal hätte ihre Schwester auch ihr gegenüber geäußert: „Ich stehe unter einem finsteren Bann.“ Ich habe dann dieser angefochtenen Frau den Weg zu Jesus Christus gezeigt, ihr alle Dinge gesagt, die zur Überwindung okkulter Behaftung gehören. Die Frau ging daraufhin heim, betete und kämpfte die ganze Nacht und wurde durch die Gnade Gottes in derselben Nacht frei.
Einige Tage später kam sie wieder und erzählte freudestrahlend, dass sie völlig frei geworden wäre und sich befreit und glücklich fühle wie nie in ihrem Leben zuvor.

B 134 Ein Mann hatte eine Knochentuberkulose, die nach der Art der Weißen Magie besprochen wurde. Die Schmerzen ließen nach dem Besprechen sofort nach. Der Mann beschäftigte sich mit verschiedenen Formen der Magie. Er bewahrte eine Menge Zauberbücher in seiner Wohnung auf, zum Beispiel „Die Sieben Himmelsriegel“, den „Tobiassegen“, den „Schutzbrief des Johannes“, „Kettenbriefe“ und „Glücksbriefe“. Er führte sogar solche Schutzbriefe, in die Kleider eingenäht, mit sich. Eines Tages, in seiner großen seelischen Not, suchte er den Weg zu Jesus Christus. Er versuchte zu beten und konnte nicht. Auf der einen Seite trug er ein großes Verlangen danach, zu Jesus Christus zu kommen, andererseits empfand er wieder einen lebhaften Widerwillen und Ekel vor Jesus Christus und Gottes Wort. Diese Not führte ihn zur seelsorgerlichen Aussprache, bei der er seine ganzen Zauberbücher ablieferte. Es trat in seinem seelischen Befinden dabei eine spürbare Erleichterung und Entspannung ein.

B 135 Eine Schülerin war in einem Mädchenpensionat mit einer gleichaltrigen Kameradin zusammen, die aus einer Spiritistenfamilie stammte. Das spiritistisch eingestellte Mädchen war medial veranlagt und führte ihren Schulkameradinnen mediale Experimente vor. Als Versuchsperson benutzte sie gewöhnlich meine Berichterstatterin. Diese medialen Experimente spielten jetzt bei der seelsorgerlichen Aussprache eine gewisse Rolle. Die damalige Schülerin ist seit Jahren glücklich verheiratet, hat mehrere Kinder und lebt in harmonischer Ehe. Sowohl sie als auch ihr Mann befinden sich auf christlichem Weg. Sie wollen beide mit ganzer Entschiedenheit Jesus Christus nachfolgen. Bei der Frau, meiner Berichterstatterin, zeigen sich beim Beten oder Hören des Wortes Gottes folgende Symptome. Jedes mal, wenn sie beten will oder einer Predigt zuhören möchte, läßt ihre Konzentration nach. Sie wird schläfrig, fängt an zu gähnen und hört nichts mehr. Das Symptom dieser sich zerstreuenden Konzentration zeigt sich nur bei biblischen Vorträgen. Wenn sie irgendeinen wissenschaftlichen Vortrag hört, kann sie mit bester Konzentration folgen, auch wenn er zwei Stunden dauert. Das sorgfältige seelsorgerliche Gespräch brachte nun jene medialen Experimente ans Licht, die ohne Zweifel als die Ursache dieser Schläfrigkeit unter dem Wort Gottes anzusehen sind.

B 136 Eine Frau ringt seit Jahren um den Durchbruch zum Glauben. Sie läßt es sich alles kosten und liest täglich treu die Bibel. Der regelmäßige Besuch der Bibelstunden und das treue Gebet gehören bei ihr zur festen Ordnung des Lebens. Sie beherbergt die Gläubigen und bringt viel Opfer für die Reichgottesarbeit. Trotzdem bekommt sie keine Glaubensgewißheit. Zweifel und Anfechtungen plagen sie. Die Aussprache erbrachte folgenden Befund: Als Kind hatte sie an einer spinalen Lähmung gelitten. Die Eltern ließen sie daraufhin besprechen. Die Lähmung der Glieder und die Sprechlähmung verschwanden. Mit acht Jahren bekam sie eine große Hautflechte auf der Brust. Die eigene Mutter besprach die Tochter bei Sonnenaufgang und bestrich die Flechte mit einem Strohhalm. Die Flechte verschwand sofort und kam seit 46 Jahren nie wieder. Außer diesen magischen Heilungen hatte sich diese Frau auch einige Male mit anderen okkulten Dingen befasst. Zweimal ließ sie sich bei Astrologen Horoskope anfertigen, einmal besuchte sie eine Wahrsagerin. Dann bekam sie auch einmal Verbindung mit einem spiritistischen Kreis. Die Auswirkung ist, dass sie trotz Bibellesen und Gebet keine Heilsgewissheit und keinen inneren Frieden finden kann.

B 137 Ein Arzt, 48 Jahre alt, möchte Jesus Christus nachfolgen, kann aber nicht. Seine Mutter und seine Großmutter waren Besprecherinnen. Zwei Onkel und eine Tante waren Selbstmörder.

B 138 Ein Arzt erklärte mir in der seelsorgerlichen Aussprache, dass seine Frau depressiv veranlagt wäre. Sie würde auch unter Selbstmordgedanken und Zwangsideen leiden. Der Arzt, der jahrelang seine Frau in dieser Hinsicht beobachtete, kam selbst zu der Auffassung, dass es sich nicht um rein medizinische Sachverhalte handeln würde. Er fragte seine Frau nach okkulten Vorgängen in ihrem Leben. Sie gestand dann willig, dass sie als Mädchen ihre Warzen hatte besprechen lassen. Ferner war sie oft Teilnehmerin an spiritistischen Sitzungen gewesen. Nach diesen magischen und spiritistischen Dingen kam für sie eine Zeit schwerer Anfechtungen. Sie konnte nicht mehr beten und die Bibel lesen und empfand einen Ekel gegen alles Göttliche.
Mir sind die Einwände der Psychologen bekannt, die sagen, dass Resistenz gegen geistliche Beeinflussung auch auf anderem Wege zustande kommen kann. Das bestreite ich nicht. Es gibt sogar sehr viele Faktoren, die einem Menschen die Bibel, das Gebet und Jesus Christus selbst verleiden können. Darüber wäre ein neues Buch zu schreiben. Ich gebe nur einige Hinweise:

In Kanada und USA sprach ich manchmal in Mennoniten-Gemeinden. Sie haben ihr deutsches Volkstum über 10 Generationen hinweg bewahrt. Auch ihre menschlichen Sitten sind noch so wie vor 200 oder 300 Jahren. In einigen Richtungen unter ihnen, den sogenannten Amish-People, dauern die Gottesdienste normal 3 Stunden. Mittags oder abends kommt dann noch ein kurzer Gottesdienst. Die Kinder werden leider zur Teilnahme nach dem Wort: „… Lasst die Kinder zu mir kommen …!“ (Markus 10,14) gezwungen. Wenn diese jungen Leute dann zu einer Berufsausbildung das Elternhaus verlassen, sind sie in keinen Gottesdienst mehr zu bringen. Dazu holen sie alles doppelt und dreifach nach, was im Elternhaus verboten war. Eine gesetzliche Erziehung schafft einen antichristlichen Komplex, aus dem heraus solche Menschen auf geistliche Betreuung negativ reagieren. Das ist aber nur ein Grund, der zu einer Resistenz führen kann. Es gibt noch viel mehr Ursachen. Jede starke Bindung an Sünde macht den Menschen träge, unwillig und scharf ablehnend. Um diese Komplexe der Gesetzlichkeit, der Süchte und Bindungen geht es in diesem Buch aber nicht.
Wir haben nur das Resistenzphänomen im Zusammenhang mit der Zauberei zu behandeln. Das Resistenzphänomen zeigt sich am deutlichsten und ist da am beweiskräftigsten, wenn der Belastete gar nichts von einer geistlichen Betreuung weiß. Es gibt ja Gebetskreise (die leider sehr selten sind), die sich für Belastete, ja auch für Besessene in der Fürbitte einsetzen, ohne dass es die Betreffenden wissen. Prompt setzen dann zur gleichen Zeit die Reaktionen ein. Zur Klärung muss ich ein Beispiel gebrauchen, das ich schon vor vielen Jahren veröffentlicht habe.

B 139 Ich kannte einen gläubigen Mann, der in sein Haus belastete Menschen, Besessene und auch Geisteskranke aufnahm. Er hatte in seinem Haus einen Gebetskreis, der sich täglich zur Fürbitte versammelte. Abends um 10 Uhr, wenn alle Kranken und Besessenen zur Ruhe gegangen waren, vereinigte sich der Gebetskreis im Kellergeschoß. Die Patienten und „Gebundenen“ wußten nichts von der gerade stattfindenden Gebetsversammlung. Was geschah? Die Geisteskranken und organisch Kranken blieben ruhig. Die Besessenen fingen an zu toben.
Das ist die Resistenz. . . .  Fassen wir zum Schluss kurz zusammen, wie das Resistenzphänomen sich äußert.

Es seien die wichtigsten Punkte genannt:

1. Wenn für einen Menschen intensiv gebetet wird, der zum Spruchheiler geht, dann mißlingt das Besprechen.

2. Wenn ein Christ betend im Wartezimmer des Besprechers sitzt, dann wird er nicht angenommen oder sogar fortgejagt.

3. Wenn ein Namenschrist oder lauwarmer Christ zum Besprecher geht, dann hat er keinen Schutz. Er gerät in die Gefahrenzone.

4. Namenschristen und total Ungläubige werden durch den Besprechungsakt geistlich blockiert. Sie können nicht zum Glauben durchdringen oder nur unter ganz schweren Kämpfen.

5. Spruchheilungen sind Verlagerungen vom Organischen ins Seelische. Die Gesundung wird mit seelischen Störungen oft schwer bezahlt.

6. Heilungen durch Besprechen wirken sich manchmal so aus, dass der Geheilte charakterlich und sexuell entartet oder viele Unglücksfälle durchzustehen hat.

7. Wenn durch das Besprechen keine Heilung eintritt, dann ist das ein günstiger Fall. Vielleicht hat das Besprechen dann nicht gewirkt.

8. Wenn bei einer Hinkehr zu Jesus Christus der Bann des Besprechens gebrochen wird, kommt manchmal – nicht in jedem Fall – die frühere Krankheit zurück.

9. Die Wiederkehr der Krankheit ist dann ein positives Zeichen. Der Kranke kann dann zum Arzt gehen oder auch nach Jakobus 5, 14 mit sich beten lassen.

10. Eine Befreiung aus einem Bann ist die Tat Jesu Christi, nicht des Seelsorgers.

13. Tarnung und Täuschung

Es liegt mehr als 20 Jahre zurück. Erich Schnepel, der Leiter der Pfarrer-Gebetsbruderschaft, lud mich ein, auf einer Rüste der PGB einige Vorträge zu halten. Er stellte mir als Thema: „Blockierte Pfarrhäuser und blockierte Gemeinden.“ Gemeint war: durch okkulte Praktiken blockierte Pfarrer. Zur Illustration meiner Vorträge nahm ich nur Pfarrhausbeispiele, damit die Amtsbrüder nicht sagen konnten: Das geht uns nichts an. Zunächst sei die Geschichte eines blockierten Pfarrhauses berichtet.

B 140 Eine Frau beichtete: „Ich habe meine Tochter magisch besprochen und verflucht.“ Die Tochter kam ins Irrenhaus. Auch die anderen Kinder wurden von der eigenen Mutter besprochen. Eine der Töchter suchte in ihrer seelischen Not den Weg zu Jesus Christus. Sie wollte glauben, konnte aber nicht. In der Seelsorge wurde mit ihr das Lossagegebet gesprochen. Sie beichtete und übergab ihr Leben Jesus Christus. Daraufhin trat eine Entspannung in ihrem seelischen Zustand ein. Die Erforschung der Familienverhältnisse bei den Vorfahren ergab ein erschütterndes Bild. Der Vater dieser Frau, die alle ihre Kinder magisch besprochen hatte, war evangelischer Pfarrer, der aber Schwarze Magie getrieben hatte. Zwei Söhne von diesem Pfarrer nahmen sich das Leben. Die Tochter übernahm von dem sterbenden Vater die magische Praxis.
Das ist für ein Pfarrhaus eine schauerliche Bilanz.  . . . Sollte man nicht erwarten können, dass ein evangelischer Pfarrer den Unterschied zwischen der Magie und der Wirklichkeit des Heiligen Geistes kennt? Wie konnte dieser Amtsträger so getäuscht werden? Das nächste Beispiel zeigt nicht nur die okkulten Praktiken eines Pfarrers, sondern auch die Auswirkungen auf die ganze Gemeinde. Einer meiner Freunde, mit dem ich viele Jahre zusammenarbeitete, lud mich mehrmals zu einer Evangelisation in seine Gemeinde ein. Was mir dort begegnete, soll berichtet werden.

B 141 Während der Vortragswoche erschienen jeden Abend mehr Gemeindeglieder. Zugleich wuchs der Widerstand. Es herrschte „eine dicke Luft“ in der Kirche. Am sechsten Abend verspürte ich bei der Verkündigung einen derartigen Widerstand, dass ich kaum mit dem Sprechen durchkam. Es war eine solche Abwehr und Gegenreaktion der vollbesetzten Kirche da, dass ich schier erdrückt wurde. Nach Beendigung des Gottesdienstes erklärte ich der Gemeinde, dass ich kaum noch in der Lage wäre, die Evangelisation weiterzuführen, da solche Abwehrmächte bei der Verkündigung auf mich einstürmen würden. Ich sagte der Gemeinde auch, dass ich mir diesen merkwürdigen Widerstand gar nicht erklären könnte. Am nächsten Tag erzählte mir der Gemeindepfarrer aus der Geschichte seines Dorfes. Einer seiner Vorgänger, ein alter Pfarrer, war langjähriger Spiritist. Er hielt im Pfarrhaus spiritistische Sitzungen ab und war Spezialist für Apporte. Er ließ Rosen regnen. Im Dorf selbst ist das Besprechen gang und gäbe. Generationen hindurch wurden die Kinder bei der Taufe gleichzeitig besprochen. Diese doppelte Handlung soll bedeuten: Wenn Gott nicht hilft, soll eben der Teufel helfen. Täuflinge, die von ihren Angehörigen dazu ausersehen waren, selbst einmal das aktive Besprechen zu üben, erhielten bei der Taufe in der Kirche einen Wurm in die Hand. Der Gemeindepfarrer, der mir all das berichtete, erzählte mir auch, dass er es beim Abendmahl erlebt hätte, dass ein Nachbar, der ebenfalls aktiver Besprecher ist, ein einziges Mal beim Abendmahl teilnahm. Beim Gang um den Altar zog dieser Besprecher einen Wurm aus der Tasche und legte ihn auf den Altar unter den hohlen Fuß eines Leuchters. Das Besprechen liegt wie ein Bann über der ganzen Gemeinde. Mit diesem Bericht war mir klar, warum ich bei der Verkündigung einen so entsetzlichen Widerstand verspürt hatte.

B 142 Ein anderes Beispiel auf ähnlicher Ebene erlebte ich in Frankreich. Ein gläubiger Pfarrer hatte mich eingeladen und mich gebeten, unter anderem auch einen Vortrag über das Pendeln zu halten, weil viele Gemeindeglieder von ihm in einen Nachbarort zu einem ganz berühmten Pendler gingen. Der Pfarrer hat mich vor dem Vortrag nicht informiert, um eine Voreingenommenheit zu vermeiden. Ich hielt also meinen Vortrag, ohne zu wissen, dass dieser fähige Pendler unter den Zuhörern saß. Nach dem Vortrag stand ein Mann auf und fragte, ob er sich zum Vortrag äußern dürfe. Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte, weil manchmal solche spontanen Redner eine Gegenrede vom Stapel lassen. Ich blickte daher auf den Pfarrer, um zu sehen, ob er damit einverstanden sei. Er nickte mit Zustimmung und flüsterte mir zu: „Du mußt ihn sprechen lassen. Er ist ja unser Dekan, unser Vorgesetzter.“ Was ich hinzufügen muss, ist, dass dieser Dekan der beste und fähigste Pendler der dortigen Gegend war. Dann drehte sich der Dekan zur Gemeinde um und erklärte: „Ihr kennt mich ja alle. Ich muss bekennen, dass ich 25 Jahre lang das Pendel benutzt habe, um verborgene Dinge aufzuspüren. Ich habe bei allen ungeklärten Fragen das Pendel zu Rate gezogen und damit auch meiner Gemeinde gedient. Ich habe erkennen müssen, dass das Pendeln keine Gabe Gottes, sondern eine Gabe von unten ist. Und ich muss darüber Buße tun und Sie alle um Vergebung bitten.“
Nach diesem Bekenntnis fragte ich den Dekan, ob er mir die Erlaubnis gebe, seine Geschichte zu veröffentlichen. Er sagte zu unter der Bedingung, dass ich nicht seinen Namen verwende. Ich habe also hiermit die Warnung des Dekans an seine Gemeinde weitergegeben.

Dieses Beispiel zeigt, dass ein Pfarrer, der in der ganzen Umgebung als ein gläubiger Mann galt, 25 Jahre lang Zauberei getrieben hatte und damit seine Gemeinde belastete. Er hat in seinem eigenen Leben noch schwerwiegende Folgen erlebt, die ich aber hier nicht veröffentliche. Es kommt eigentlich häufig vor, dass Pfarrer gern mit Rute oder Pendel arbeiten, da sie das als Hilfestellung für Angefochtene ansehen. Das soll auch mit einem Brief gezeigt werden.

B 143 „Lieber Herr Pfarrer, vor mir liegt ein Brief eines elsässischen Pfarrers an meinen Vater. Dieser Pfarrer ist Pendler und verkaufte meinen Eltern vor einigen Monaten ein sogenanntes Abschirmgerät. Das Kästchen räumte ich nach einiger Zeit weg und gab es dann einem Straßburger gläubigen Bruder. Er öffnete es und fand darin folgende Dinge: eine Taschenlampenbatterie, einen Kupferdraht und Zeitungspapier. Ich schrieb nach diesem Befund jenen Pendelpfarrer an und verwies ihn in aller Liebe an einige Bibelstellen. Ich nannte dabei auch Ihr Buch Seelsorge und Okkultismus, ferner auch einige Schriften des Schweizer Gottesmannes Samuel Furrer. Möge Gott diesem Pendlerpfarrer die Augen öffnen …“
Der Brief ist viel länger, es sollte aber nur das wesentliche Stück berichtet werden. Um ein Mißverständnis zu vermeiden, muss ich hinzufügen, dass mit dem Pendlerpfarrer in diesem Brief nicht jener Dekan gemeint ist, von dem vorher berichtet worden ist. Ich kenne beide Pfarrer. Der Dekan kam zum Glauben und hörte total mit dem Pendeln auf. Der Pendlerpfarrer, der Abschirmgeräte verkauft, pendelt aber weiter und ruiniert seine ganze Gemeinde. Es gibt in seiner Gemeinde kaum noch ein Haus, in dem er nicht über Krankheiten, verlorenen Gegenständen, Wasseradern, nach Vermißten und über Fotos gependelt hätte. Ich schrieb diesen Pfarrer an und versuchte ihn zu überzeugen. Es gelang mir nicht. Er hält seine Fähigkeiten für Kräfte des Heiligen Geistes. Eine furchtbare Verwirrung! Die beiden vorangegangenen Beispiele waren aus Frankreich. Ich füge noch eines aus der Schweiz hinzu. Es handelt sich wieder um einen Brief.

B 144 „Sehr geehrter Herr Doktor, Sie erinnern sich vielleicht an das Ehepaar, das vergangenen Freitag bei Ihrem Vortrag in W. anwesend war und Sie hinterher wegen der Abschirmgeräte ansprach. Wir stehen nämlich in U. schon drei Jahre im Kampf gegen diese Form des Aberglaubens. Der Vorgänger des jetzigen Pfarrers wurde an die Freie Gemeinde in U. berufen. Wir gehören zu dieser Gemeinde. Schon bald nach seinem Dienstantritt empfahl er bei Krankenbesuchen verschiedene Mittel, die er über die Naturärzte bezog. Dann ließ er durch einen katholischen Pendler und Rutengänger das Pfarrhaus abschirmen, angeblich wegen Schlafstörungen. Es blieb nicht bei dieser privaten Entscheidung, sondern er propagierte das in der Gemeinde. Das ging soweit, dass er den Pendler kommen ließ und mit ihm in die Häuser kam, wo sich Kranke befanden. In der evangelischen Allianz (von Freimaurern gegründet übrigens!) gab es einen harten Kampf zwischen unserem Pfarrer und einigen Brüdern, welche die Pendelpraxis als Zauberei erkannten. Diese Brüder brachten ihm viel Beweismaterial, darunter auch Ihr Buch Seelsorge und Okkultismus. Der Pfarrer lehnte das alles als unglaubwürdig ab.
Es gab in der Allianz viele Auseinandersetzungen. Die Brüder suchten oft den Pfarrer von seinem verwerflichen Treiben zu überzeugen. Es nützte alles nichts, zumal der ganze Kirchenvorstand hinter seinem Pfarrer stand. Endlich nach 2½ Jahren wurde ihm der Boden in U. doch zu heiß, und er ließ sich in den Kanton Glarus wählen, wo er dieselben Praktiken weiterführte. Er ging dort noch einen Schritt weiter und empfahl in Zeitungsartikeln die Pendelpraxis und Abschirmung. Die Artikel waren von dem Pfarrer mit vollem Namen unterzeichnet. Diese Angelegenheit ist hier zu einer wahren Seuche ausgeartet. Leute, die auf Wohnungssuche sind, fragen den Hausbesitzer, ob das Haus schon abgeschirmt sei, sonst könne man darin ja nicht schlafen. Auf Grund dieser allgemeinen Meinung werden neue Häuser stets von vornherein abgeschirmt und die Mieter belastet …“

In diesem Beispiel handelt es sich nicht um einen landeskirchlichen, sondern freikirchlichen Pfarrer. – Ich will einwenden, dass man auch übers Ziel hinausschießen kann. Wer nicht weiß, dass er in einer „abgeschirmten“ Wohnung lebt, soll sich keine Sorgen machen. „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen. Ich sage zu dem HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich traue!“  Wenn er erfährt, dass die Wohnung durch einen Pendler abgeschirmt worden ist, soll er den Vermieter fragen, ob er die Kästchen entfernen darf. Wenn es nicht erlaubt wird und der gläubige Mieter keine andere Wohnung finden kann, soll er sich im Glauben unter die Abschirmung Gottes stellen. Die Kästchen mitsamt ihrem Pendelmeister können ihm dann nichts anhaben. Wir dürfen dem Teufel nicht mehr zutrauen als dem lebendigen Gott.

B 145 Aus dem Raum der katholischen Kirche bekam ich eine Zuschrift, die das Besprechen verteidigt. In dem Brief stehen folgende Sätze: „Wenn ein anerkannter guter Volkskenner wie Dr. Heinrich Hansjakob (1837-1916) von guten Erfahrungen mit den Schwarzwälder Besprechern berichtete, so ist das selbstverständlich ein sehr beachtliches und starkes Gegenargument gegen Ihre Verurteilung des magischen Besprechens.“
Dieses Gegenargument besteht doch zurecht, denn wir leben nicht von der Meinung „der Autoritäten“, sondern von der Wahrheit der Heiligen Schrift. Die Bibel nennt aber das Besprechen Zauberei. Es ist beschämend, wie in christlichen Kreisen die biblischen Aussagen so vernebelt und verschleiert werden. Vor einiger Zeit hatte ich eine sehr schmerzliche Erfahrung in meinem Freundeskreis.

B 146 Eine Schwester, die mehr als zehn Jahre meine Bücher las und sich aktiv an den Aufgaben meiner Bibelmission beteiligte, wurde von einer Pfarrfrau in die Geistige Loge in Zürich eingeladen. Ein Geist aus dem Jenseits sprach über ein Medium. Es ging alles sehr feierlich und „christlich“ zu. Mit Bibellesen, Gebet, Gesang und Feier des heiligen Mahls. Daraufhin meldete sich die Schwester von meinem Freundeskreis ab und begleitet seither die Pfarrfrau zu den spiritistischen Gottesdiensten der Loge. Ich warnte die irregeleitete Schwester mehrmals. Es war umsonst. Der Sog des Spiritismus hatte sie erfaßt. Was für eine Rolle spielt diese Pfarrfrau, die unterscheiden sollte zwischen Wahrheit und Dämonie.
Öfter kennt man in Missionsseminaren die medialen Praktiken noch besser als in kirchlichen Kreisen.

B 147 Der Direktor eines Seminars schrieb mich an und fragte um die Beurteilung eines ihrer Prediger, der alles bependelte. Der Vorstand hatte den Prediger mehrmals gewarnt. Es brachte keinen Erfolg. Der Mann pendelte weiter, so dass man ihn aus dem Dienst entließ. Dann beschwerte sich der Entlassene und schaffte viel Literatur und Urteile von bekannten Männern heran, um sich zu rechtfertigen. Der Missionsdirektor schrieb mich dann an und bat um meine Meinung in dieser Sache. Ich hatte mehrere Gespräche mit dem pendelnden Prediger, konnte ihn aber nicht überzeugen. Er hielt seine Fähigkeit für eine Gabe Gottes, die er zum Wohl seiner Mitmenschen einsetzen wollte. Ich konnte nicht anders als dem Missionsdirektor zuzustimmen, dass die Entlassung meiner Meinung nach zurecht bestand.

Ein Pfarrersohn in höherer Beamtenlaufbahn schrieb mich nach der Lektüre von „Seelsorge und Okkultismus“ an und verteidigte die Tätigkeit seines Vaters, der sich als Naturheilpraktiker, Magnetopath und Pendler betätigt. In seinem Brief heißt es:

B 148 „Sehr geehrter Herr Pfarrer, leider ist es mir nicht möglich, an Ihrer Vortragswoche teilzunehmen. Ich will in der genannten Zeit meinen 91jährigen Vater, den Pfarrer und erfolgreichen Naturheilpraktiker G. K. besuchen. Als mir am Sonntag nach dem Gottesdienst der Handzettel über Ihre Vorträge angekündigt wurde, traute ich meinen Augen nicht, dass Sie vermutlich rutenfähige Menschen, die überzeugte Christen sind, in das Heer der Okkultisten einreihen wollen. Dabei handelt es sich doch bei der Rutenreaktion um einen rein physikalischen Vorgang, dessen Ursache das verborgene Objekt in der Erde, zum Beispiel Wasser ist … Unter Bezugnahme auf Ihren geplanten Vortrag ,Krankenheilung als Irrweg und Auftrag‘ möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es durchaus möglich ist, Krankenheilungen mittels Heilmagnetopathie vorzunehmen. Mein Vater hat das bewiesen.“

Der Kampf gegen festgefahrene Meinungen, die durch mediale Praktiken verhärtet sind, ist aussichtslos.
Ich stehe immer wieder bestürzt vor der Situation in der evangelischen Kirche. Wir haben das Alte Testament vor Augen mit seinem Abwehrkampf gegen die Zauberei. Wir sehen durch die Apostelgeschichte, wie Paulus, einer der größten Missionare aller Zeiten, gegen die Magie und Beschwörungskünste Zyperns und Kleinasiens zu Felde zog – und doch gibt es Theologen, die ihre Zauberei als Werk Gottes hinstellen wollen. Zum Schluß dieser Berichte ein Brief, der mich am meisten erschütterte. Er stammt von einem in Deutschland sehr bekannten Pfarrer.

B 149 Es heißt in dem Brief, der an einen Rutengänger gerichtet ist: „Sehr herzlich danke ich Ihnen für Ihren brüderlichen Brief. Ich stehe ganz zu Ihrer Meinung, dass das Wünschelrutengehen eine von Gott geschenkte Naturgabe ist, die nicht jeder Mensch hat, die aber nichts mit Zauberei zu tun hat. Ich habe diese Gabe auch, ohne dass ich es früher gewußt habe. Und wie gut, dass Karl Sundermeier im Jugenddorf Silangit auf Sumatra mit der Wünschelrute die Wasserquelle entdeckte, ohne die die ganze Arbeit dort gar nicht geschehen könnte. Ich bedauere sehr, dass manche Christen das Wünschelrutengehen und die Augendiagnostik des Heilpraktikers verteufeln. Das sind doch Gottesgaben. Natürlich kann ich auch die Gottesgaben sündhaft mißbrauchen, sie sind aber an sich nicht teuflisch …“

In den vorstehenden acht Beispielen dieses Kapitels tauchen verschiedene Fragen auf, die hier kurz diskutiert werden sollen.
1. Zuerst die Nebenfrage der Augendiagnostik der Heilpraktiker. Es gibt eine natürliche Irisdiagnostik, die aber nicht viel taugt. Die Iris wurde in 30 Organfelder eingeteilt, in denen alle Erkrankungen des Körpers zu erkennen sein sollen. Bei rund 10.000 Erkrankungen müssten dann pro Organfeld rund 330 Krankheiten zu erkennen sein. Das ist unmöglich. Die meisten Irisdiagnostiker benutzen die Iris psychometrisch, das heißt als Induktor für eine spezielle Form der Hellfühlerei. Es führt zu weit, das alles hier zu erläutern. In meinem Buch Okkultes ABC stehen diese Dinge ab Seite 151.

2. Es ist seltsam, dass man im Heidentum weiß, was Zauberei ist, nur unsere „Pfarrer“ wissen es oft nicht. Vor 5000 Jahren nannte man die Rutengänger Geomanten (= Erdwahrsager). Aber heute heißt es, die Rutenfühligkeit sei eine Gabe Gottes.

3. Es war mir vergönnt, alle gegenwärtigen Erweckungsgebiete aller Kontinente zu besuchen. Wo der Geist Gottes weht und Menschen zum wahren Glauben kommen, da weiß man unmittelbar, was zu den medialen Paktiken rgehört. Nur unter den Christen Europas wird die Wahrheit oft vernebelt.

4. Die Rutenfühligkeit und Pendelreaktion kann vererbt, übertragen oder erworben sein. Ich kenne in Deutschland drei Pfarrer, die weithin bekannt sind. Alle drei können mit der Rute gehen und meinen, es sei eine Gabe Gottes. Wenn man bei vererbter Rutengängerei die Vorfahrenreihe untersucht, stößt man wieder auf mediale Praktiker. Bei diesen drei Pfarrern handelt es sich um eine vererbte Veranlagung, deshalb fällt es ihnen so schwer, den wahren medialen Charakter ihrer Gabe zu erkennen. Bei allen dreien sind aber typische Auswirkungen der medialen Praktiken da.

5. In dem achten Beispiel meint der gläubige Pfarrer, die Rutenfühligkeit sei eine Gabe Gottes, die aber mißbraucht werden kann. Es entsteht hier die Frage, ob es einen schmalen natürlichen Streifen der Rutenfühligkeit gibt, ähnlich wie bei der Telepathie. Das konnte ich bisher nirgends feststellen. Wenn ein Rutengänger sich bekehrt und ernsthaft den Herrn darum bittet, diese Gabe wegzunehmen, wenn sie nicht von Ihm ist, dann verliert er sie. Leichtfertiges und oberflächliches Beten nützt natürlich nichts. Wenn ein Christ die vererbte Medialität entdeckt, sollte er genauso beten. Die Not ist, dass Pfarrer, auch die drei erwähnten, gar nicht in dieser Weise beten, weil sie überzeugt sind, dass es eine harmlose Naturgabe oder göttliche Gabe ist.

6. Außer dem erwähnten brasilianischen Pfarrer (B 156) habe ich es in Deutschland nur einmal erlebt, dass ein Pfarrer, der zugleich Evangelist ist, sich von mir informieren ließ. Er kam zu mir zur Aussprache und berichtete, dass mein Buch Seelsorge und Okkultismus ihm die Augen geöffnet habe. 25 Jahre lang stand er stets in seinem Dienst unter einer bestimmten Depression, die er sich nicht erklären konnte. Er legte bei mir eine Lebensbeichte ab, und wir beteten gemeinsam das Lossagegebet, weil in seiner Familie mediale Dinge getrieben worden waren. Er wurde durch Jesus Christus völlig frei. Einige Zeit später schrieb er mir, dass sein Dienst ganz neu und unbeschwert sei.

7. Bei den in diesem Kapitel dargebotenen Beispielen kann auch die Frage entstehen, ob denn unter den Pfarrern das Pendeln und Rutengehen besonders verbreitet sei, weil es fast nur Pfarrerberichte sind. Nein, in anderen Berufsgruppen ist der Prozentsatz noch höher. Von den Radiästheten brauchen wir nicht zu reden, denn diese betreiben es alle offiziell. Auch die meisten Heilpraktiker und Naturärzte betreiben Pendeldiagnose. Ferner gibt es viele Ärzte, die zusätzlich pendeln. Prozentual gibt es mehr Ärzte als Pfarrer, die pendeln. Hinter dieser Aussage steht die Erfahrung von 52 Jahren Seelsorge.

8. Wenn schon andere Berufsgruppen noch mehr mediale Praktiken üben als die Pfarrer, warum dann hier die einseitige Auslese? Ganz einfach darum, weil man von Theologen (= Gottesgelehrte) einfach erwartet, dass sie sich in der Wahrheit besser auskennen als andere, die sich nicht mit der Bibel beschäftigen. Man wird aber heute durch sie leider oft getäuscht und irre geführt. Denn wir haben sehr viele Wölfe im Schafspelz als Theologen heute.

9. Das negative Beispiel pendelnder Pfarrer zeigt aber, dass die Wahrheit nicht das Ergebnis eines Studiums ist. In Johannes 7, 17a steht: „Wenn jemand Seinen Willen tun will, wird er erkennen, …“ Die Erkenntnis der Wahrheit ist nicht ein Akt unserer Intelligenz, sondern ein Akt der Lebenshingabe an Jesus Christus und ein Akt des Gehorsams. Anselm von Canterbury (1033-1109) prägte den Satz: Credo ut intelligam (= Ich glaube, um zu erkennen). Wer der Wahrheit gehorchen und sich nicht selbst behaupten will, der wird die Wahrheit erkennen.

10. Ist die Seelsorge an okkult Belasteten und die Erkenntnis der medialen Praktiken nicht ein gewisses Spezialistentum? Nein, es kann ein spezieller Auftrag Gottes vorliegen, aber im Grunde genommen sollte jeder einfache Christ zwischen Gaben Gottes und medialen Gaben unterscheiden können. Auf den Erweckungsgebieten ist diese Unterscheidungsgabe da. Sie ist im zunehmenden Chaos der Endzeit die wichtigste Geistesgabe.

14. Der Ursprung der medialen Fähigkeit

Die Medialität gehört teilweise in das Gebiet der Psychologie und Parapsychologie. Fragen wir daher zuerst die Fachleute der Psychologie nach dem Ursprung der medialen Kräfte. Wie es bei zünftigen Wissenschaftlern nicht anders sein kann, sagen sie uns kurz und bündig: „Die medialen Kräfte haben ihren Sitz im Menschen selbst, sie sind immanent, nicht transzendent.“
Seit Jahrtausenden ist das die Meinung der fernöstlichen Philosophien und Religionen.  . . .  . . .

Die Frage nach den Ursachen der medialen Phänomene wird von den Wissenschaftlern verschieden beantwortet, wie angedeutet worden ist. Steigen wir nun wieder in die Praxis hinein, die auf andere Erklärungsmöglichkeiten schließen läßt.
Eines der umstrittensten Gebiete in der Parapsychologie ist die Präkognition, das Vorauswissen von Ereignissen, die in der Zukunft liegen. …

B 151 Eine Südafrikanerin, die zum ersten Mal in ihrem Leben England besuchte, kam in London auf die Idee, einmal eine Wahrsagerin zu befragen. Die Hellseherin erklärte der Fremden, die sie nicht kannte: „Bei dem nächsten Pferderennen hier sollten Sie auf ein Pferd setzen, dessen Name den Anfangsbuchstaben M hat. Dieses Pferd wird gewinnen.“ Die Südafrikanerin befolgte den Rat. Sie sah die Liste der eingesetzten Pferde durch und fand ein Pferd mit dem Namen Mary. Diese Stute war durchaus nicht unter den Favoriten. Und siehe da, dieses Pferd, dem man nichts Außerordentliches zutraute, gewann im Derby. Die Südafrikanerin bekam eine Summe ausbezahlt, die ausreichte, ihre ganze Reise von Johannesburg nach London und zurück samt allen Aufenthaltskosten zu finanzieren.  . . .

B 153 Ein ebenso relevantes Beispiel wie das des Ingenieurs ist ein Erlebnis in Port Elizabeth. Seit 1963 habe ich bis jetzt 18 mal den „Schwarzen Kontinent“ besucht, am meisten aber Südafrika. 1963 hatte ich in der schönen Hafenstadt Port Elizabeth einige Vorträge. Im Anschluss daran kam eine Frau zur Seelsorge, die ihre leidvollen und beängstigenden Erlebnisse ausräumte. Mit ihrer Genehmigung darf darüber berichtet werden. Frau H. S. hatte die Fähigkeit des zweiten Gesichtes, der Nekroskopie und des „Death Knock“. Das ist das Symptom der Ankündigung von Sterbefällen durch Klopfzeichen. Sie litt sehr unter diesen okkulten Belastungen und wünschte, davon frei zu werden. Ihre unheimlichen Erlebnisse zeigen wiederum den Ursprung, den Hintergrund ihrer Fähigkeiten. Hören wir einige Berichte.

a. Frau H. S. sah bisher alle Sterbefälle ihrer Familie und Verwandtschaft voraus. Bei ihrem Vater, ihrem Bruder und eines Verwandten hörte sie am Todestag morgens ein scharfes Klopfen. Sie wusste jedes mal, dass an diesem Tag jemand sterben würde, wusste aber nicht, wem es galt, da ja ein Teil ihrer Verwandten in großen Entfernungen wohnten. Einmal übernachtete sie im Hotel. Sie wachte morgens durch ein scharfes Klopfen auf. Beim Frühstück hörte sie dann vom Kellner, dass jemand im Hotel gestorben war.

b. Ein ganz typischer Fall ist das Erlebnis mit einer Nachbarin. Frau H. S. wachte eines Nachts auf und sah eine Gestalt in der offenen Türe stehen. Sie nahm an, dass es ihre Mutter sei, weil sie ein Kleid anhatte, das sie ja kannte. Die Mutter lebte mit im Haus. Die Tochter wunderte sich nur, dass die alte Frau sich Nachts angezogen hatte. Sie rief mehrmals: „Mutter“. Die Gestalt gab keine Antwort. Sie stand darum auf und wollte die Mutter am Arm fassen. In diesem Augenblick löste sich die Gestalt auf und die Tochter griff ins Leere. Ein Angstgefühl hatte Frau H. S. nicht. Sie dachte nur, ihre Mutter müsse nun sterben. Bei diesem Gedanken hörte sie die Stimme der Mutter aus dem anderen Zimmer. Sie schliefen ja alle bei offenen Türen, weil Port Elizabeth ein warmes Klima hat. Die Mutter fragte: „Du hast mich gerufen. Was ist los?“ Die Tochter wollte nicht die Wahrheit sagen, um der Mutter die Angst zu ersparen. Die Mutter bestand aber darauf. Schließlich sagte die Tochter: „Ich sah dich in einem bestimmten Kleid.“ Dabei ging sie zum Schrank und holte das betreffende Kleid heraus. Die Mutter antwortete: „Ich lag im Bett, und du siehst meinen Geist herumlaufen.“
Einige Tage später erlitt die Nachbarin von Frau H. S. einen Herzanfall. Ein Heilsarmeeoffizier wurde geholt. In seiner Gegenwart starb die Nachbarin. Als Frau H. S. davon hörte, eilte sie zur Nachbarin. Die Verstorbene hatte das gleiche Kleid an wie die Mutter von Frau H. S.. Die nächtliche Erscheinung hatte sich also nicht auf die Mutter, sondern auf die Nachbarin bezogen.

c. Der tragischste Tod ist der Unfalltod ihres elfjährigen Enkels, erst vier Wochen vor unserer Begegnung. Frau H. S. hatte von ihrem Sohn in East London die Einladung erhalten, ihre Ferien bei ihm zu verbringen. Einige Tage vor der geplanten Ferienfahrt hörte sie wieder das „Death Knock“, ohne zu ahnen, wem es galt. Sie schrieb es ihrem Sohn, der dann bereit war, seine Mutter mit dem Wagen zu holen. Sie weilte fünf Wochen in East London. Einige Tage vor der Rückreise nach Port Elizabeth wachte Frau H. S. nachts auf und sah in der offenen Türe einen Sarg senkrecht stehen. Es war Vollmond, und sie sah das Mondlicht zu beiden Seiten des Sarges. Wo der Sarg stand, war es dunkel. Sie stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Ihre Schwiegertochter, die mit im Zimmer schlief, wachte auf und fragte: „Was hast du?“ Frau H. S. antwortete: „Da steht ein Sarg senkrecht.“ Die junge Frau meinte: „Ich sehe aber nichts.“ Frau H. S. stand auf und ging auf den Sarg zu. Da lösten sich seine Konturen auf. Als der Sohn später von diesem nächtlichen Erlebnis hörte, zwinkerte er seiner Frau zu. Sie lächelten beide über die angeblichen Schrullen der Mutter. Immerhin änderte der Mann den Rückreiseplan. Ursprünglich sollte die Mutter am Samstag reisen. Ihr Sohn fuhr sie dann aber schon am Freitag zurück.
In dem Haus von Frau H. S. in Port Elizabeth war Hochbetrieb, weil Ferienzeit war und insgesamt sechs Enkel ihre Ferien dort verbrachten. Bei der Ankunft sprang ihr der elfjährige Enkel entgegen und hängte sich an ihren Hals. Zwei Tage später fuhr die Schwiegertochter die sechs Kinder zur Sonntagsschule. Auf dem Heimweg, nur etwa vier Häuser von der eigenen Wohnung entfernt, raste aus einer Seitenstraße ein Auto mit einem Farbigen am Steuer in den vollbesetzten Wagen hinein. Der Farbige hatte in großer Geschwindigkeit das Stoppzeichen überfahren. Alle sechs Kinder waren teilweise schwer verletzt. Der Elfjährige musste sofort operiert werden, weil die Milz zerrissen war. Einige Stunden nach der gelungenen Operation trat eine Komplikation ein. Die Ärzte entdeckten eine weitere Verletzung am Rückenmark. Der Junge überlebte den Sonntag nicht. Er starb am 04.08.1963. Seine Großmutter war einige Wochen später, am 31.08.1963, in meiner Seelsorge, weil sie seelisch und nervlich ihren Vorausschauerlebnissen nicht mehr gewachsen war. Sie wollte davon frei werden. Ihre Mitmenschen haben ihr deshalb auch schon Vorwürfe gemacht und ihr gesagt, sie sei besessen, und der Teufel würde ihr diese verhängnisvollen Todesfälle voraussagen.

Ich versuchte in der Seelsorge zuerst die Vorgeschichte der Nekroskopie aufzuhellen und erwähnte, dass normalerweise die Fähigkeit des zweiten Gesichtes aus den Zaubereisünden der Vorfahren abzuleiten ist. Frau H. S. kannte kaum ihre Großeltern, da sie ca. 1500 km weit entfernt wohnten. Beim Stichwort Großvater fiel ihr dann ein Erlebnis ein. Als ihr viertes Kind geboren war, lag es neben ihr in seinem Bettchen. Eines Nachts wachte sie auf und sah einen alten Mann mit langem Haar und langem Bart neben dem Kinderbett stehen. Der Alte beugte sich drohend über das Kind. Die Mutter sprang dazwischen und hielt schützend die Arme über das Kind. Am anderen Tag erzählte die junge Frau H. S. ihrer Mutter dieses Erlebnis. Als sie das Aussehen des alten Mannes geschildert hatte, erwiderte die Mutter: „Das ist dein Großvater.“ Frau H. S. hatte ihn nicht erkannt, weil sie seit ihrer Kindheit den Großvater nicht mehr gesehen hatte.

Was ist des Rätsels Lösung? Der Großvater war ein aktiver Besprecher und Spiritist gewesen. Nach der Art vieler Zauberer konnte er erst sterben, nachdem er seine Fähigkeiten jemand angehängt hatte. Das gehört zu den Spielregeln des Teufels. Da er niemand in seiner Umgebung fand, der willig war, sein dämonisches Amt zu übernehmen, wollte er es dem kleinen Säugling anhängen, den er aufgrund einer spiritistischen Exkursion der Seele nachts besuchte. Als die junge Mutter ihn störte, verfluchte er sie, sie dürfe weiterhin keine Kinder mehr haben. Sie konnte von da an auch nicht mehr mit ihrem Mann eheliche Gemeinschaft haben. Das Kind wurde später gläubig und wollte Verkündiger des Evangeliums werden. Durch eine Serie schwerer Unfälle wurde es gelähmt und musste sein Berufsziel aufgeben. Nachdem so die Vorgeschichte aufgehellt war, konnte ich der bekümmerten Frau den Weg der Befreiung zeigen. Die Art der Seelsorge ist in dem Kapitel über die Befreiung kurz dargestellt. Ein Mensch, der zum ersten Mal eine solche Geschichte hört, ist überfordert und lehnt sie daher als „Spinnerei“ ab. Wer Jahrzehnte auf diesem Sektor zu arbeiten hat, dem ist das eine schauerliche Realität.

Einen Hinweis auf die Herkunft der medialen Gaben und Kräfte erhalten wir auch durch die Tatsache, dass es zu allen Charismata mediale Gegengaben, Pseudocharismata, gibt. Der Teufel ist der Affe Gottes.
 Er verdreht und ahmt alles nach, was uns in der Heiligen Schrift geboten wird.

Wir geben einige Gegenüberstellungen. . . .
Insgesamt sollen 15 Parallelen aus der Bibel und der medialen Praxis gegenübergestellt werden.

Die biblische Linie (BL)  –  Die mediale Nachäffung (MN)
BL: 2. Mose 7, 10b: „… Und Aaron warf seinen Stab vor den Pharao und vor seine Knechte hin, und er wurde zur Schlange.“
MN: 2. Mose 7, 11-12: „Da rief der Pharao die Weisen und Zauberkundigen. Und auch die ägyptischen Zauberer taten dasselbe mit ihren Zauberkünsten. Und jeder warf seinen Stab hin, und es wurden Schlangen daraus; aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe.“
BL: 2. Mose 8, 2: „Und Aaron streckte seine Hand über die Wasser in Ägypten; und die Frösche kamen herauf und bedeckten das Land Ägypten.“
MN: 2. Mose 8, 3: „Und die Zauberer taten dasselbe mit ihren Zauberkünsten und ließen Frösche über das Land Ägypten kommen.“
BL: In 2. Mose 16 wird berichtet, dass das Volk Israel Wachteln und Manna zur Versorgung erhielt.
MN: Die Spiritisten nennen das Apporte und ahmen das Auftauchen und Verschwinden von Gegenständen nach.
BL: 2. Könige 1, 10: „Aber Elia antwortete …: „Wenn ich ein Mann Gottes bin, so soll Feuer vom Himmel fallen und dich und deine Fünfzig verzehren! Da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte ihn und seine Fünfzig.“
MN: In den Feuerkulten von Tibet, Thailand, Malaysia und Fidji lassen die Kultmitglieder an beliebigen Orten ohne äußere Ursachen Feuer auflodern. Ich habe solche Beispiele in diesen Ländern gesammelt.
BL: 2. Könige 2, 23-24: „… Als er (Elisa) nun den Weg hinaufging, kamen kleine Knaben zur Stadt hinaus; die verspotteten ihn und riefen ihm zu: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! Da wandte er sich um, und als er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des HERRN. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen 42 Kinder.“
MN: In der Seelsorge wurden mir manchmal Verfluchungen gebeichtet. So wurde ein gutaussehender und vermögender junger Mann von einer Besprecherin verflucht, dass er niemals heiraten könne. So geschah es auch.
BL: 2. Könige 6, 6: „Aber der Mann Gottes sprach: Wohin ist es gefallen? Und als er ihm die Stelle zeigte, schnitt er ein Holz ab und warf es dort hinein. Da brachte er das Eisen zum Schwimmen.“
MN: In der Parapsychologie nennt man einen solchen Vorgang Psychokinese oder Telekinese. Akausale Bewegung von Gegenständen.
BL: Markus 6, 56: „Und wo Er in Dörfer oder Städte oder Gehöfte einkehrte, da legten sie die Kranken auf die freien Plätze und baten Ihn, dass sie nur den Saum seines Gewandes anrühren dürften. Und alle, die Ihn anrührten, wurden gesund.“ – Matthäus 12, 15: „Jesus aber zog sich von dort zurück, als Er es bemerkte. Und es folgte Ihm eine große Menge nach, und Er heilte sie alle.“
MN: Es gibt viele Formen der medialen Heilung. Im Kapitel „Mediale Heilung“ werden diese Zauberpraktiken genannt.
BL: Johannes 20, 26b: „… Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt in ihre Mitte und spricht: Friede sei mit euch!“
MN: Im Spiritismus entsprechend gibt es die Dematerialisationen und Rematerialisationen. Dafür bekannt war Daniel Home.
BL: Apostelgeschichte 11, 27-28: „In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem herab nach Antiochia. Und einer von ihnen, mit Namen Agabus, trat auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; diese trat dann auch ein unter dem Kaiser Claudius.“
MN: Das Gegenstück zum biblischen Weissagen ist das mediale Wahrsagen. Apostelgeschichte 16, 16: „Es geschah aber, als wir (Paulus und Silas) zum Gebet gingen, dass uns eine Magd begegnete, die einen Wahrsagegeist hatte und ihren Herren durch Wahrsagen großen Gewinn verschaffte.“
BL: Apostelgeschichte 21, 10-11: „Als wir uns aber mehrere Tage dort aufhielten, kam aus Judäa ein Prophet namens Agabus herab. Der kam zu uns, nahm den Gürtel des Paulus und band sich die Hände und die Füße und sprach: So spricht der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und in die Hände der Heiden ausliefern!“
MN: Die Parapsychologen nennen das psychometrisches Wahrsagen oder Hellsehen. Ein Gegenstand dient als Induktor oder Temoin.
BL: Apostelgeschichte 8, 39a: „Als sie aber aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; …“ Entrückungen gab es ferner bei Henoch, Elia und Jesus Christus, auch Melchisedek kann man dazurechnen, weil er ohne Ende war.
MN: Eine Nachahmung auf diesem Gebiet ist das sogenannte Windreiten. Ich hörte solche Erlebnisse in Japan, Südafrika und Peru. Aber auch das Dematerialisieren bzw. sich unsichtbar machen kommt hier in frage.
BL: Apostelgeschichte 14, 19-20: „Es kamen aber aus Antiochia und Ikonium Juden herbei; die überredeten die Volksmenge und steinigten Paulus und schleiften ihn vor die Stadt hinaus in der Meinung, er sei gestorben. Doch als ihn die Jünger umringten, stand er auf und ging in die Stadt. Und am folgenden Tag zog er mit Barnabas fort nach Derbe.“
MN: Hierher kann man die Praxis der sogenannten Knochenrichter nehmen. Diese magischen Heiler bei den Lappen und Finnen können komplizierte Knochenbrüche in zwei Tagen zum Heilen bringen.
BL: Apostelgeschichte 28, 3 … 5: „Als aber Paulus einen Haufen Reiser zusammenrafte und auf das Feuer legte, kam infolge der Hitze eine Otter heraus und biss ihn in die Hand. … Er jedoch schleuderte das Tier ins Feuer, und ihm widerfuhr nichts Schlimmes.“
MN: Die Glieder der Schlangenkulte in Liberia, Ghana und Elfenbeinküste haben Macht über die Giftschlangen. Ihr Gift kann sie nicht töten.
BL: Die biblischen Handauflegungen. Jakobus 5, 14-15: „Ist jemand von euch krank? Er soll die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen lassen; und sie sollen für ihn beten und ihn dabei mit Öl salben im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, so wird ihm vergeben werden.“
MN: Die dämonischen Handauflegungen.
BL: Daniel 3: Die drei Männer im Feuerofen.
MN: Die Feuergänger auf den Fidji-Inseln.

Diese Gegenüberstellungen, die einen biblischen Sachverhalt und eine dämonische Imitation zeigen, sind dennoch kein Beweis, aber ein starker Hinweis. Gott und der Teufel, die Engel und die Dämonen lassen sich nicht beweisen, aber sie sind erfahrbar. Alle irrationalen Wahrheiten lassen sich aber mit der Vernunft allein nicht bewältigen und begreifen.
Ohne ein persönliches Glaubensverhältnis und die Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus sind die parapsychologischen Phänomene in ihrer Tiefe und Bedeutung nicht zu begreifen.

15. Die Befreiung

In einer christlichen Zeitschrift las ich den Artikel eines Reichgottesarbeiters, der die Meinung vertrat, man solle nicht über okkulte Dinge zuviel reden, sonst würde man dem Teufel zu große Ehre antun. In dieser Aussage steckt ein wahres Anliegen und ein falsches Argument!

Die Wahrheit, die hier zum Ausdruck kommt, ist die Tatsache, dass wir Christologie und nicht Satanologie zu treiben haben. Durch Jesus Christus ist grundsätzlich die Macht Satans gebrochen. Das heißt aber nicht, dass wir als Christen nichts mehr mit dem Teufel zu tun haben. Schon oft zitierte ich den Ausspruch meines Lehrers Karl Heim: „Der Teufel leistet sich erbitterte Nachhutgefechte.“

In dem Augenblick, da ich diesen Abschnitt niederschrieb, erreichte mich ein Telefonanruf, in dem ich für eine sterbende Pfarrfrau um Fürbitte gebeten wurde. Der Ehemann, die Tochter und der Sohn sind Christen. Die sterbende Mutter erlitt aber im Todeskampf schwere Angriffe der Finsternis, nicht etwa nur die bekannten Schwächezustände einer Agonie. Als der Vater mit den Kindern der Sterbenden ein christliches Glaubenslied vorsang, krümmte sich die Sterbende und schrie: „Hört auf! Hört auf damit!“ In den letzten Tagen kam zum Vorschein, dass die Pfarrfrau einer religiösen Sekte, die spiritistischen Charakter hat, in der Vergangenheit angehört hatte. Im Todeskampf meldete nun Satan seine vermeintlichen Rechte an. Satan wartet stets auf seine Chance und ringt mit letzter Energie um eine einzige Seele – muss aber bei Gläubigen gewöhnlich diese letzte Auseinandersetzung verlieren.

Das falsche Argument in der oben erwähnten Aussage ist die Verharmlosung, mit der man den Erzfeind ausmanövrieren will – bis einem zuletzt in einem jähen Erwachen die Augen zu spät aufgehen.
Wer die Werke der Zauberei aufdecken will, muss von dem Urheber der letzten Feindschaft gegen Gott reden und die Dinge beim Namen nennen. Nicht davon zu reden ist nicht nur Feigheit, sondern schwere Schuld! Man überlässt mit einigen frommen Sprüchlein kostbare Menschenseelen dem „Mörder von Anfang an“. Ich aber habe einen Auftrag Gottes zu erfüllen. Das kann ich mit letzter Gewißheit und Autorität sagen.

Verschiedene Befreiungsbeispiele.

B 154 Zunächst ein Beispiel aus dem Gebiet der Schwarzen und Weißen Magie. Bei einer Evangelisation in Norddeutschland kam ein Bauer zur Aussprache. In dem Bauerndorf war ein Schmied, der es nicht nur mit Feuer, Ruß und Eisen zu tun hatte, sondern der sich auch auf Schwarze Magie und die Hypnose verstand. Er suchte stets nach Versuchsobjekten, an denen er seine dunklen Künste erproben konnte. Sein Nachbar, mein Berichterstatter, war ein williger Schüler für den Magier.
Schließlich wurde dem Opfer langsam bewußt, dass es sich auf einem gefährlichen Experimentierfeld befand. So kündigte der Bauer dem Schmied seine Gefolgschaft auf. Der Magier äußerte ärgerlich: „Das wirst du zu bereuen haben.“ In der folgenden Zeit wurde der Bauer mit dunklen Machenschaften geplagt. Da merkte er, dass er immer noch in der psychischen Gewalt des Magiers war. Die Attacken waren nachts so heftig, dass der geplagte Mann sich entschloß, in einem Nachbardorf die Hilfe einer Spruchheilerin in Anspruch zu nehmen. Diese Frau konnte mit Hilfe der Weißen Magie Krankheiten heilen. Sie war aber auch in der Lage, mit der gleichen Kraft Angriffe abzuwehren.
Bei der Konsultation erklärte sie dem Hilfesuchenden: „Sie werden mit Schwarzer Magie verfolgt, aber ich helfe Ihnen mit Weißer Magie.“ Sie wies ihn an, bestimmte Kräuter zu sammeln und sie abends zwischen 6 und 7 Uhr auf seinem Hof zu verbrennen. Er hatte dabei einen Schutzzauber zu sprechen und danach drei Vaterunser zu beten. Der Bauer wurde von der Besprecherin noch aufgefordert, abends vor dem Zubettgehen eine gespreizte Schere vor das Bett und ein abgewinkeltes Taschenmesser unter das Kopfkissen zu legen. Der Bauer folgte diesen Ratschlägen. Die nächtlichen Angriffe ließen etwas nach, er spürte aber von dieser Zeit an, dass zwei Mächte um ihn herum waren. Es folgten aber noch andere Dinge.

Das Repertoire der Magier ist noch lange nicht erschöpft, wenn ein Angriff abgewehrt worden ist. Sie wechseln sofort die Angriffstaktik in einem Ausmaß, wie sie ein unerfahrener Rationalist und die Harmlosen unter den Christen nicht begreifen und für möglich halten.
Die junge Frau des Bauern, die von ihrem Mann sehr geliebt wurde, erkrankte schwer. Nach einem Krebstest wurde zur sofortigen Operation geraten. Der Chirurg eröffnete den Magen. Er war total verkrebst. Dem dringend bittenden Mann wurde die Wahrheit gesagt. Die Patientin wurde in dem Glauben gelassen, es sei alles gut verlaufen.

Die hoffnungslose Kranke wurde nach Hause entlassen. Auf der Bahre sah sie schon aus wie eine Tote. Der verzweifelte Bauer ging auf sein Feld hinaus, grub sein Gesicht in die Erde und schrie zu Gott um seine Frau. In dieser Kirchengemeinde war ein gläubiger Pfarrer, unter dessen Dienst auch ein Gebetskreis entstanden war. Dieser gläubige Kreis betete intensiv für die Todgeweihte, aber auch für die Umkehr des Mannes.

Das vereinigte Flehen der Kinder Gottes erreichte den Thron des himmlischen Vaters. Zum Erstaunen der Ärzte wurde die „abgeschriebene Patientin“ wieder gesund. Die Mediziner sahen sich wieder einmal vor ein Rätsel gestellt. Das Herz des Bauern wurde durch das Eingreifen Gottes so bewegt und weich, dass er sich entschloß, sein Leben der Führung Jesu Christi anzuvertrauen. Er kam zur Beichte, räumte seine Vergangenheit aus und übergab Gegenwart und Zukunft dem Herrn Jesus.

Dieses Beispiel wirft einige Fragen auf, die aber in extenso hier nicht behandelt werden können. Zunächst muss ich noch einmal der Meinung entgegentreten, dass Schwarze Magie vom Teufel und Weiße Magie von Gott sei. Bei beiden Formen handelt es sich um das gleiche Kraftfeld! Die Seelsorge zeigt, dass die Auswirkungen gleich sind. Die Magier, ob „schwarz“ oder „weiß“, sind Marionetten Satans. Ich gebrauche ein Gleichnis.

In der Kindheit sahen gerne viele einmal das Kasperletheater. Gruselig war stets der Kampf des tapferen Kasperle mit dem Teufel. Unter dem Jubel der Kinder schlug das Kasperle den Teufel tot. Was war aber der Hintergrund des Kampfes? Der Schausteller hat die Fäden der Puppen in seinen Händen. Die einen rechts, die anderen links. So hat der Teufel bei den Besprechern und Magiern die Fäden in der Hand. Alle Zauberer arbeiten im Kraftfeld Satans. Der Stärkere siegt. Der unheimlich Starke gibt aber die Fäden nicht aus den Händen – es sei denn, der Sohn Gottes zerschlägt ihm sein grausames seelenmordendes Spiel. Das war auch bei dem Bauern und seiner krebskranken Frau der Fall gewesen. Ich will aber noch ein anderes Beispiel bringen.

B 155 Vor einigen Jahren hatte ich auf Bali in einigen Kirchen Vorträge. Die Pfarrer sagten mir, dass zur Zeit ein magischer Krieg zwischen verschiedenen Magiergruppen stattfinden würde. Die Gruppen saßen in einem Wald einige Kilometer auseinander. Wenn zwei Lichtkugeln am Himmel gegeneinanderprallen – durch die Magier hervorgerufen -, beginnt der Kampf.
Die Magier kämpfen mit mentalen und magischen Waffen und praktizieren auch die Todesmagie. Auf beiden Seiten fallen Magier ohnmächtig um und sterben an Ort und Stelle. Der Kampf kann ein doppeltes Ende haben. Sie hören entweder bei einer vorher vereinbarten Zeit auf, oder sie kämpfen, bis nur einer übriggeblieben ist. In Europa ist das in diesem Ausmaß unbekannt. Bali heißt aber die Teufelsinsel, auf der solche Machtverhältnisse herrschen. Von den Ärzten hörte ich, dass 85 % der Kranken nicht organisch, sondern psychisch krank sind. Diese hohe Ziffer, die in der ganzen Welt an erster Stelle steht, ist eine Auswirkung der Zauberei der Balinesen.

Noch einmal: Das Reich des Teufels wird nicht dadurch entzweit, dass die Magier sich bekämpfen, sondern die Mordopfer Satans werden gerade dadurch vermehrt. Die Menschenseelen sind von Gott geschaffen, darum ist Seelenmord Satans oberstes Ziel. Er will den Schöpfer damit treffen – und Satan wird zuletzt das Ziel seiner Urrebellion nicht erreichen, sondern dem Gericht Gottes ausgeliefert sein.

B 156 Als zweites Befreiungsbeispiel wird ein Brief aus dem Gebiet der Pendeldiagnose angeführt. Die Pendeldiagnostiker sind zwar keine Besprecher, aber ihre Fähigkeit gehört zur medialen Praxis. Und hier in diesem Buch geht es ja um mediale Praktiken.

Aus einem langen Brief, der mich von Brasilien erreichte, schneide ich einige wesentliche Stücke ab. Der Briefschreiber, ein lutherischer Pfarrer, teilte mir folgendes mit:

„An Ihrem Buch ‚Seelsorge und Okkultismus‘ interessierte mich speziell, was Sie über das Pendeln schrieben, denn ich habe es in meiner ersten Gemeinde während und nach dem Kriege geübt… Da ich in einem Arzthaushalt aufgewachsen bin, interessierte mich die Pendelpraxis. Ich probierte das Pendel, es begann in meiner Hand zu schwingen. Ich pendelte erst für meine kranke Frau die geeigneten Medikamente heraus, dann für mich selbst und zuletzt für kranke Gemeindeglieder. Verordnet wurden nur homöopathische und biochemische Mittel. Es stellten sich Erfolge ein, die mir Mut machten, es auch mit Ferndiagnosen zu versuchen. Ich hielt diese Art der Diagnosestellung für eine besondere Gabe Gottes …

Eines Tages wurde ich in meiner Tätigkeit als Heiler unruhig. In einer meiner Gemeinden hatte ich einen gläubigen Mann aus der Schweiz als Gemeindeältesten. Er fragte mich bei einer Begegnung: ‚Herr Pfarrer, beten Sie auch vorher, bevor Sie das Pendel benutzen?‘ Diese Frage machte mich unsicher. In dieser Zeit merkte ich auch, dass meine Diagnosen nicht immer stimmten. Ich verlor langsam die Fähigkeit, mit Erfolg die biochemischen Salze auszupendeln. Schließlich steckte ich die Pendelei ganz auf. Ich vergaß mitzuteilen, dass ich manchmal das Pendel fragte, über welchen Text ich am Sonntag predigen sollte, da ich mit meinen Predigtvorbereitungen immer viel Mühe und Not hatte.

Vergessen darf ich nicht, dass ich in der Periode des Pendelns auch okkulte Bücher las, vorwiegend solche über die Verwendung von Heilkräutern und über die Deutung der Handlinien zum Zweck der Diagnose. Der Eigentümer dieser Bücher war ein ehemaliger Katholik, der durch den Spiritismus zum Glauben an ein Leben nach dem Tode gekommen war. Der ehemalige Katholik hatte sich einer meiner Gemeinden angeschlossen. Er war ein treuer Kirchgänger und wurde schließlich Präsident der evangelischen Kirchengemeinde. Dieser Mann hatte nach seiner religiösen Umstellung immer noch Gaben aus seiner spiritistischen Zeit. Er verfügte über eine Art magnetischer Ausstrahlung seiner Hände. Die Brasilianer nennen das ,Dar Passos‘. Diese Ausstrahlung war für Kranke wohltuend, und wir baten ihn, auch diese Kraft bei meiner Frau einzusetzen, vor allem dann, wenn sich ihre Migräne eingestellt hatte.

Wir hatten in unserer Gemeinde noch mehr außergewöhnliche Menschen. Eine Dame gehörte 20 Jahre lang zu unserem Kirchspiel und hat sich in rührender Weise eingesetzt und mitgeholfen, wo es erforderlich war. Sie erwarb sich unser Vertrauen, so dass wir sie als Patentante unseres Sohnes nahmen. Leider nahm sie eine Entwicklung zum Spiritismus hin. Sie betätigt sich heute als spiritistisches Medium, pflegt Geisterverkehr und treibt böse Geister aus. Bei der Lektüre Ihrer Bücher kam mir nun der Gedanke, ob ich nicht durch meine Pendelei großen Schaden angerichtet habe, ohne es zu wissen. Ich bin allerdings schwermütig und oft mürrisch. Da ich die Ungewissheit und Unruhe nicht mehr loswurde, habe ich einem älteren Kollegen gegenüber eine Lebensbeichte abgelegt. Einem anderen Kollegen beichtete ich alle meine Sünden, soweit sie mir bewusst wurden. Von dieser Zeit an erlebte ich einen kleinen geistlichen Aufschwung. Nach jeder Verkündigung bitte ich den Herrn um Vergebung für all das, was ich verkehrt gemacht habe. Es fällt mir immer noch schwer, mich auf einen biblischen Text zu konzentrieren und eine Predigt vorzubereiten. Ich glaube, ich bin der einzige Pfarrer in unserer Synode, der soviel Nöte hat und durch dauernde Ängste geht. Und dabei bin ich schon 30 Jahre im Amt. Ich vergaß zu sagen, dass ich bei einem Deutschlandaufenthalt zum dritten Mal bei einem Pfarrer im Tropengenesungsheim beichtete …“

Das sind einige Ausschnitte aus dem langen Bericht aus Brasilien. Sein Weg war richtig, dass er beichtete und sich Seelsorgern anvertraute.

B 159 Als junger Pfarrer lernte ich einen fähigen Rutengänger kennen, der nicht nur Quellen fand, sondern auch Tiefe und Wassermenge angeben konnte. Manchmal ist es ihm gelungen, die Minutenliter genau anzugeben. Suchbohrungen bestätigten seine Angaben. Ein Zweifler nahm sich vor, diesen Mann auf die Probe zu stellen, und der Rutengänger versagte. Ist damit der Fall entschieden? Keineswegs. Die Zweifel des Experimentators hatten den Rutengänger aus dem Konzept gebracht. Für ein erfolgreiches Suchen brauchte der rutenfühlige Mann innere Sammlung, auch eine Harmonie mit seinem Experimentator. Weil das fehlte, ging der Versuch schief. Noch ein Argument wäre zu nennen. Die mediale Rutengängerei ist ein Vorgang, der zum irrationalen Bereich gehört. Irrationales kann aber nicht durch Rationales getestet werden. Der Vorgang aus dem Bereich der „vierten Dimension“ – wenn ich einmal gefährlicherweise so sagen darf – kann nicht mit Denkmaßstäben und Versuchsanordnungen, die zur dritten Dimension gehören, bestätigt oder abgelehnt werden. Hier liegen Größenordnungen und Fakten verschiedener Bereiche vor.

B 161 Einer meiner Freunde kam im Elsaß zum Neubau eines Arztes, der sich ein Wochenendhaus gebaut hatte. Während er sich im Haus aufhielt, beobachtete er, dass draußen im Hof und Garten ein Rutengänger Wasser suchte. Mein Freund ging auf die Knie und betete um ein Gottesurteil: „Herr, trete Du dazwischen. Ich will nichts mit medialen Dingen zu tun haben.“ Plötzlich hörte er draußen Fluchen und Schimpfen: „Nun habe ich doch vorher hier Wasser gefunden, und jetzt schlägt die Rute nicht mehr aus.“ Es war der Rutengänger, der noch einmal die gefundenen Stellen kontrollieren wollte.

Der Radiästhesist hatte von dem betenden Mann im Hause keine Ahnung. Hier kann man also nicht die These erhärten, dass ein innerer Konflikt den Rutengänger stoppte. Ich weiß aber, dass man Animisten und Negativisten mit keinem Argument beikommt …

Bei den Beispielen über die Befreiung entsteht die Frage: Wie werden Menschen mit einer okkulten Belastung in der Seelsorge betreut?

Trotz der dringenden Notwendigkeit seelsorgerlicher Ratschläge muss ich in diesem zweiten Teil des Buches darauf verzichten. In verschiedenen Büchern habe ich bereits einen solchen Überblick über diese Seelsorge gegeben. Ich müsste nur mit anderen Worten wiederholen, was ich dort schon gesagt habe. Nachlesen kann man die Einführung in eine derartige Seelsorge in dem Taschenbuch „Heilung und Befreiung“. In ausführlicher Weise wird diese Seelsorge dargestellt in dem Buch Okkultes ABC. Was im „Okkulten ABC“ auf den Seiten 461-544 gesagt ist, wird wenigstens in Form einer Gliederung hier als seelsorgerliche Anweisung wiederholt:

a. Komm zu Christus (Matth. 11, 28; Johannes 6, 37)

b. Vernichte alle okkulten Gegenstände und Bücher (Apostelgeschichte 19, 19)

c. Brich mit allen medialen Kontakten (Epheser 5, 11)

d. Erkenne und bekenne deine Schuld (1. Johannes 1, 9)

e. Sage dich von den Zaubereisünden der Vorfahren und des eigenen Lebens los (Jesaja 2, 22)

f. Ergreife im Glauben die Vergebung (Hebräer 11, 6; Epheser 1, 7)

g. Bleibe nicht auf halbem Wege stecken (Lukas 14, 33)

h. Suche für das Lossprechen einen vollmächtigen Seelsorger (Matthäus 18, 18)

i. Gliedere dich einer Gebetsgruppe ein (Matthäus 18, 19)

k. Praktiziere Beten und Fasten (Matthäus 17, 21)

l. Stelle dich unter den Schutz des Blutes Jesu Christi (Hebräer 9, 14)

m. Gebiete dem Feind im Namen des Herrn (Apostelgeschichte 16, 18)

n. Benutze fleißig die Gnadenmittel (Apostelgeschichte 2, 42)

o. Lege die Waffenrüstung des Geistes an (Epheser 6, 10f.)

p. Realisiere den Sieg Jesu Christi über die finsteren Mächte (1. Korinther 15, 57)

q. Hüte dich vor der Rückkehr der Dämonen (Lukas 11, 24)

r. Sei bereit zu einer völligen Auslieferung an Jesus Christus (Epheser 4, 24)

s. Sei dir bewusst, dass Befreiung nur durch Jesus Christus möglich ist (Apostelgeschichte 4, 12; Johannes 8, 36)

t. Gehorche dem Herrn in allen Dingen (2. Thessalonicher 3, 14; 5. Mose 11, 17) u. Werde voll Geistes (Epheser 5, 18)

v. Im Triumphzug des Siegers (2. Korinther 2, 14)

Diese einzelnen Punkte sollen nicht als Schema oder Methode verstanden werden. Der Seelsorger hat nur zusammenzutragen, was uns die Bibel lehrt. Der Heilige Geist braucht keine methodischen Erwägungen. Er ist souverän. Es ist aber sein Stil, sich des Wortes Gottes zu bedienen. Das Wort Gottes ist der Wagen des Heiligen Geistes.


Medialität – seelsorgerlich gesehen

Theologen behaupten manchmal, die medialen Kräfte seien schöpfungsbedingt und könnten gereinigt in den Dienst Gottes gestellt werden.


Die Bibel widerspricht dieser Auffassung und die Seelsorge zeigt andere Sachverhalte. Im Alten Testament werden die Zauberer, die durch Beschwörungsformeln mediale Kräfte einsetzen, verworfen. (5. Mose 18, 10-12: “Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer, oder einer, der Geister bannt, oder ein Geisterbefrager, oder ein Hellseher oder jemand, der sich an die Toten wendet. Denn wer so etwas tut, ist dem HERRN ein Greuel . . .“)

Das Neue Testament zeigt uns am Verhalten des Apostels Paulus in Apg. 16, 16-18, daß die echten medialen Kräfte der Wahrsagerin nicht gereinigt und für den Dienst Gottes eingesetzt, sondern gestoppt und ausgetrieben wurden, da es sich um einen unreinen Geist handelte.

In der Seelsorge zeigt es sich, dass die medialen Kräfte im Zusammenhang mit der Zauberei entstehen, entweder durch Vererbung oder Übertragung oder magisches Experimentieren.

Ferner erleben Menschen bei einer entschlossenen Hinkehr zu Jesus Christus, also bei ihrer Bekehrung, dass sie dabei von medialen Kräften frei werden. Es kommt allerdings bei einer halbherzigen Hingabe an Jesus Christus vor, dass solche Christen teilweise ihre medialen Kräfte mit in die Nachfolge Jesu Christi hineinschleppen. Man kann fast sagen: bei halbem Einsatz nur ein halbes Ergebnis. Es gibt in der Tat mehr unentschiedene als entschiedene Christen. Ein starkes Argument für den Zaubereicharakter der medialen Kräfte ist, wie schon gezeigt, die Resistenz gegenüber geistlicher Beeinflussung. Am deutlichsten ist das erfahrbar beim intensiven glaubensstarken Gebet. Mediale Kräfte können durch Gebet gestoppt werden, deshalb sind solche Kräfte keine Gaben des Schöpfergottes oder neutrale Naturkräfte. Dazu einige Erlebnisse:

B 162 Ein bekannter amerikanischer „Gottesmann“, so wird er von seinen Freunden und Anhängern angesehen, sprach in Lausanne. Ein Freund von mir nahm einige gläubige Beter mit sich und besuchte eine seiner Versammlungen. Sie beteten nach vorheriger Abmachung: „Herr, wenn die Heilungskräfte dieses Mannes nicht von dir sind, stoppe ihn.“ Nach dem Vortrag des Amerikaners sollte eine Heilungsversammlung folgen. Die betenden Brüder waren in der Menge. Da erklärte der amerikanische Heilungsevangelist: „Ich kann heute Abend nichts tun, es sind hier Gegenkräfte, die mich stören.“ Damit hatte die betende Gruppe die Antwort, um die es ihr ging.

B 163 Das gleiche Erlebnis hatte ich mit einer betenden Gruppe in Karlsruhe. Der gleiche Amerikaner W. Branham sprach in einem Zelt vor etwa 6.000 Menschen. Ich saß mit einigen Betern inmitten der Menge. Während der Redner sprach, beteten wir um ein Gottesurteil. Beim nachfolgenden Heilungsdienst konnte der sonst hochgefeierte Mann nichts ausrichten. Er spürte wieder die Gegenkräfte und brachte das zum Ausdruck. Wenn diese Heilungskräfte von Gott gewesen wären, hätte unser Gebet ihn gestärkt und nicht gehindert!

B 164 Stopperlebnisse gibt es auch auf einer viel größeren Ebene. Der Ausdruck „Stopperlebnis“ klingt schnodderig und entweihend für das große Geschenk eines Eingreifens Gottes. Ich bringe also die folgenden Beispiele nicht in Hybris, sondern in Ehrfurcht.

In den fünfziger Jahren trat ein holländischer Hypnotiseur zusammen mit seinem Medium Mirin Dajo öffentlich auf. Der Hypnotiseur führte auf dem Podium der neugierigen Menge ein furchtbares Experiment durch. Er versetzte Mirin Dajo in Halbtrance und stieß ihm in diesem Zustand ein Florett vom Rücken her durch den Brustkorb, so dass die Spitze des Säbels vorn an der Brust herausstand. Mancher wird nun an den Jahrmarkttrick des einklappbaren Säbels denken. Das war es aber nicht. Ein Professor Brunner von der Züricher Universität führte Mirin Dajo vor einen Röntgenapparat, um den Verlauf des Floretts zu kontrollieren. Es zeigte sich, dass die wichtigsten Organe nicht berührt worden waren. Das Florett war tatsächlich durch den ganzen Brustkorb durchgestoßen worden.

Die Zeitungen brachten diese Sensation in großen Schlagzeilen. In Zürich gab es auch Christen, die in dieser Sache beteten. Was geschah? Beim 501ten Versuch gelang das Experiment nicht mehr. Mirin Dajo starb. Soll man nun die Beter Mörder schimpfen, weil sie um ein Eingreifen Gottes gebetet hatten? Nein, sie unterstellten sich dem Willen Gottes.

B 165 Auf gleicher Ebene, nur nicht so drastisch, ist ein Erlebnis mit Uri Geller. Es handelt sich um den Brief eines Bruders H. W. aus Leonberg, der eine ZDF-Sendung mit Uri Geller miterlebt hatte. Ich zitiere die wichtigsten Stücke aus diesem Brief:

„Mein Vater nahm in den dreißiger Jahren an einer Veranstaltung in einer Gaststätte teil, bei der ein Zauberkünstler in den Nebenräumen seine Experimente zeigte. Er holte zum Beispiel anwesenden Personen, ohne die Hände zu benutzen, Gegenstände aus der Tasche. Als er dies in Gegenwart meines Vaters nicht mehr konnte, sagte er, es sei ein Stärkerer im Raum, so dass er nichts mehr machen könne. Mein Vater hatte in seinem Herzen gebetet: ,Herr, wenn dies nicht von dir ist, so laß ihm nichts gelingen.‘ Nachdem mein Vater den Raum wieder verlassen hatte, konnten die Tricks wieder durchgeführt werden. Soweit der Bericht meines Vaters. Nachdem ich bei der Fernsehsendung mit Uri Geller das Gelingen der beiden ersten Experimente (Gabel verbiegen, Uhr in Gang bringen) gesehen hatte, erinnerte ich mich an das Erlebnis meines Vaters. Daraufhin habe ich in Gedanken intensiv in ähnlicher Weise gebetet. Als Geller dann die sich in einem doppelten Umschlag befindende Zeichnung nachskizzieren wollte, gelang es ihm nicht. Er wurde in wenigen Sekunden unruhig, hatte seinen vorher zur Schau getragenen Optimismus völlig verloren, wußte kaum einen Strich zu machen und gab es schließlich auf.

Nun meine Fragen: Halten Sie es auf Grund obiger Schilderung für möglich, dass magische Kräfte mit im Spiel sein könnten? Ich selbst glaube, dass mein Erlebnis ein Beweis dafür ist, dass Jesus Christus lebt und auch so seine Allmacht zeigen kann.“

Es steht noch mehr in diesem Brief. Das Wichtigste ist aber berichtet. Ich weiß aus vielen Erlebnissen, dass Uri Geller hochmedial ist. Darum konnte er durch den betenden Bruder gestoppt werden. Dieser Ausdruck ist hier wiederum nicht ganz angebracht. Stoppen ist Sache Gottes, nicht die des Beters. Der Beter durfte aber Gottes Arm bewegen.

B 166 Es folgt hier ein Beispiel, das mir ein gläubiger Pfarrer als sein eigenes Erlebnis berichtete. Ein Entertainer wollte einen Abend mit okkulten Experimenten durchführen. Der gläubige Pfarrer, mein Berichterstatter, bat einige gleichgesinnte Männer zu sich. Sie besuchten die Veranstaltung und beteten während der Vorführung. Dem Okkultisten gelangen an diesem Abend die Experimente nicht. Schließlich erklärte der Vorführer aufgeregt, es seien Störungen und Gegenströmungen da. Die Störenfriede möchten den Saal verlassen. Die gläubigen Männer leisteten dieser Aufforderung nicht Folge. Sie hatten ja das Eintrittsgeld bezahlt. Dieser okkulte Experimentalvortrag ist völlig mißlungen.

Gläubige Beter sind ein Machtfaktor in Gottes Reich. Beter können daher auch Live-Übertragungen mit spiritistischem, magischem und medialem Charakter durch Gebet stören. Eine Störaktion habe ich selbst in einem anderen Fall erlebt. Ich berichte das nicht in Selbstbeweihräucherung, sondern zur Ehre Gottes, der bei diesem Erlebnis den Sieg davontrug.

B 167 Bei einer Evangelisation in einer süddeutschen Großstadt bekam ich die Grippe. Ich wollte meine Vortragsreihe nicht unterbrechen und fragte daher nach einem guten, wenn möglich gläubigen Arzt. Mir wurde ein Dr. S. genannt, den ich aufsuchte. Als ich sein Sprechzimmer betrat, sah ich einen Pendel an der Wand hängen. Ich fragte den Arzt: „Pendeln Sie?“ – „Ja, zur Sicherung meiner Diagnose“, war die Antwort. „Dann kommen Sie für mich als Arzt nicht in Frage“, sagte ich dem erstaunten Mediziner. Er bat um die Begründung meiner Ablehnung. Da ich der Letzte im Wartezimmer gewesen war, hatte der Arzt Zeit für mich, und ich nahm mir die Zeit, da ich merkte, dass etwas Wichtiges auf dem Spiel stand. Ich erklärte dem gut zuhörenden Mann die Zusammenhänge zwischen Pendelei und Medialität. Er ließ sich aber nicht überzeugen. Da bekam ich plötzlich die innere Freiheit, dem Arzt zu sagen: „Gut, Sie dürfen mit mir pendeln.“ Ich sagte das nicht, um irgendeine Diagnose zu erfahren, sondern ich betete in meinem Herzen um ein Gottesurteil, um den Arzt zu überzeugen. Ich sagte mir, dieser Mann bringt durch sein Pendeln viele Menschen unter einen Bann. Vielleicht kann Gott ihn jetzt überzeugen, da es mir nicht gelungen war. Der Arzt versuchte, mit mir zu pendeln. Der Pendel stand und rührte sich nicht. … Nach allem Mißlingen schaute mich mein „Duell-Partner“ fragend an und wollte wissen:

„Was sind Sie für ein Mann? Sie sind der erste, bei dem der Pendel nicht funktioniert.“ Ich erwiderte ihm: „Ich will Ihnen die volle Wahrheit sagen. Ich habe um ein Gottesurteil gebetet, weil Sie sich von mir nicht überzeugen lassen. Nun wurde Ihnen von Gott gezeigt, dass hinter der Pendelei andere Kräfte stehen.“ Dieses Gottesurteil hat den aufrichtigen Arzt überzeugt. Er antwortete: „Gut, ich akzeptiere. Ich lege von heute an den Pendel weg.“ Das Versprechen hielt er auch. Acht Jahre später traf ich einen Patienten dieses Arztes, der mir berichtete, dass Dr. S. nicht mehr pendle.

Schon manchmal bin ich gefragt worden, ob alle medialen Kräfte einen negativen Charakter haben. Gibt es einen neutralen Streifen? Ich kann nicht mit einem Satz antworten.

Es gibt Menschen, die durch Vererbung unbewußt medial sind und es in ihrem Leben nicht entdecken. Diese unbewußte, verborgene Medialität, die nicht in Anspruch genommen wird, ist keine Schuld. Sie wirkt sich aber häufig als Belastung aus. Wer aber seine Medialität entdeckt und dann damit experimentiert, dem wird diese praktizierte Medialität zur Schuld.
Wer seine Medialität entdeckt, soll sich davon lossagen und sie nicht gebrauchen. Es kommt noch ein anderer Gesichtspunkt hinzu. Wenn Gott nach dem ersten Gebot die Sünden der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied heimsucht, dann ist das ein indirekter Hinweis, dass wir als die Mitschuldigen unserer Vorväter uns auch von den okkulten Praktiken der Vorfahren lossagen. Das wird von erfahrenen Seelsorgern so gehandhabt, von den unerfahrenen aber manchmal lächerlich gemacht.

Bei einem Gebiet glaube ich aber an einen neutralen Streifen, und zwar bei der Telepathie. Fast alle Menschen haben einmal oder mehrmals in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, dass sie eine Gedankenübertragung erlebt haben. Vor allem bei Menschen, die sich nahe stehen wie Mutter und Sohn oder Braut und ihr Verlobter oder bei Partnern einer guten Ehe, kommen telepathische Erlebnisse gelegentlich vor, ohne dass eine Medialität oder gar eine okkulte Belastung vorliegt. – Zum Thema Telepathie habe ich geradezu ein klassisches Beispiel, das hier folgt:

B 169 Ich berichte kurz die Geschichte vom „Schwarzen Peter“. Er ist ein junger Häuptling des Wongaistammes der westaustralischen Wüste. Sein richtiger Name ist Puwantjara. Sein Bericht steht als erstes Kapitel in meinem Buch „Name über alle Namen Jesus“. Peter gab mir einen Bericht über seinen Stamm und sagte, dass ich der erste Weiße sei, der das zu hören bekomme. Der Wongaistamm hat 2.000 Mitglieder und lebt in Westaustralien verstreut auf einem Gebiet, das einige Male größer als die Bundesrepublik Deutschland ist. Der Stamm hat keine Post oder Telefonverbindung. Der Häuptling regiert und informiert die Stammesgenossen per Telepathie. Er hat sogar ein Rufzeichen mit bestimmten Zeichen, die an der Schädeldecke gespürt werden. Es ist sendende und empfangende Telepathie. Peter wurde als erster seines Stammes Christ. Ich lernte ihn in Australien kennen. Dann begegneten wir uns in Neuseeland, wo er zur Zeit als Missionar tätig ist. Ja, ich habe Peter sogar vier Wochen auf einer Vortragsreise in Deutschland mitgenommen. Er war mein Gast und ist mein Freund. Ich wollte von ihm wissen, ob er seine Telepathie behalten hätte, als er Christ wurde. Er antwortete, dass er die Stammestelepathie verloren habe. Er könne den Stamm nicht mehr dadurch regieren. Die Telepathie innerhalb der Familie hat er behalten. Er sagte, er habe einmal, als er kniend betete, den telepathischen Anruf seiner Mutter erhalten. Peter ist der Meinung, dass die Stammestelepathie dämonischen Charakter hat. Darum hat er sie bei seiner Bekehrung verloren. Die Familientelepathie sieht er als natürlich an. Diese konnte er bei seiner Hinkehr zu Jesus Christus behalten.

Damit schließen wir den Rundgang durch die medialen Phänomene. Die Seelsorge zeigt einerseits die medialen Heilerfolge, die es unbestreitbar gibt, andererseits wird der belastende Charakter sichtbar, wenn ein solcher Mensch sich voll und ganz Jesus Christus ausliefern will. Traditionschristentum und Namenschristentum ändern die Situation nicht! Nur die kaine ktisis – die totale Erneuerung des Menschen – macht den zerstörerischen Charakter der medialen Praktiken sichtbar. Solche Auswirkungen stammen nicht aus dem Kraftfeld der civitas dei, sondern aus dem Sumpf der civitas diaboli.
Nun befehle ich dieses Buch, aber auch seine dankbaren oder kritischen Leser, dem Schutz Jesu Christi. Ich habe in seinem Auftrag geschrieben.


Die Hervorhebungen im Text sind von mir, auch ganz geringe Kürzungen. Horst Koch, Herborn, im Jahre 2008

www.horst-koch.de
info@horst-koch.de




New Age + Jehovas Zeugen (Brüning)

Erich Brüning

Drei Systeme

–  Was verbindet Freimaurer, New Age und Jehovas Zeugen?  –

INHALT
1.  Die Pyramide als verbindendes Symbol
2.  Der »Plan« – seine Bedeutung in den drei Weltanschauungen
3.  Freimaurertum
7.  Der Illuminatenorden
8.  »Jehova«  –  das wiedergefundene Meisterwort
11. Der Tempel Gottes – freimaurerisch gedeutet
15. Fünf Versionen über Gottheit und Menschwerdung Jesu
16. New Age  –  was sich dahinter verbirgt
17. Verschwörung  –  Methode zur Systemveränderung
18. Parallelen zwischen New Age und Jehovas Zeugen

1. Warum dieses Buch geschrieben wurde

Bei meinen Vorträgen und Seminaren über Weltanschauungsfragen, speziell über die Wachtturm-Ideologie der Zeugen Jehovas, ob in Deutschland, Österreich, Schweiz oder Rumänien, wurde mir immer wieder die Frage gestellt: »Haben Jehovas Zeugen etwas mit Freimaurern und mit New Age zu tun? Gibt es zwischen ihnen Gemeinsamkeiten?«

Dieses Buch soll eine Antwort auf diese Frage geben. Das Freimaurertum und die New-Age-Bewegung haben zweifellos im Bewußtsein der Fragesteller und sicher auch bei vielen anderen Zeitgenossen einen bestimmten Stellenwert. Man vermutet in beiden Kreisen geheimnisvolle okkulte Praktiken, verbunden mit mystisch symbolhaftem Ritual. Diese Einschätzung kann weitgehend als den Tatsachen entsprechend angesehen werden.

Eine Besonderheit beider Systeme ist, daß in ihrer »Philosophie« und in ihren Zeremonien durchaus biblisches Vokabular verwendet wird. Allerdings so sinnverfremdet, daß zugleich eine pervertierte Version vom kommenden Reich Gottes entsteht, die mit der Königreichsherrschaft Jesu Christi nichts mehr zu tun hat.

Dabei wird das Königreich Gottes zu einer materialistischen Weltidee, ja zu einem Weltreich mit Einheitsreligion und luziferischer Totalherrschaft. Das ist die Maxime aller drei Ideologien, wie sie aber nur von den wenigsten erkannt wird.

Ein gemeinsames Bezugssymbol ist die Pyramide von Gizeh. Sie verbirgt nach Ansicht der Mystiker und Okkultisten kosmische Geheimnisse sowie einen geheimen göttlichen »Plan«. Die berühmte Spiritistin und Gründerin der Adyar-Theosophie, die Russin H. P. Blavatsky, besuchte einst die Pyramiden, und man sagt ihr nach, sie habe eine ganze Nacht in der Königskammer der großen Pyramide zugebracht, um durch Kontakt zu den Geistern dieser Kultstätte das Pyramidengeheimnis zu lüften.

Auch Ch. T. Russell, der Gründer der Wachtturm-Gesellschaft, besuchte die Pyramiden und entwickelte nach seiner Rückkehr und aufgrund der zeitgenössischen Forschungsergebnisse über dieses antike Monument seine »Pyramidenlehre«. Darin erklärt Russell, daß Gott allein ihm und seinen Freunden den »göttlichen Zeitplan« für die Menschen aus den Abmessungen der Pyramide offenbart hätte.

Seine »entdeckten Geheimnisse« mußten von den damaligen »Ernsten Bibelforschern« (heute Zeugen Jehovas) geglaubt und verkündet werden. Der Nachfolger Russells, J. F. Rutherford, räumte Ende der zwanziger Jahre mit dieser »Pyramidenlehre« auf. Die Ernsten Bibelforscher waren einer dämonisch inspirierten Doktrin aufgesessen.

Von all dem wissen die heutigen Zeugen Jehovas nichts. Kein Zeuge Jehovas ahnt, daß seine indoktrinierte Botschaft vom aufgerichteten Königreich, mit der sein Glaube steht oder fällt, ein Relikt der dämonischen Pyramidenlehre Russells ist.

Was soll mit diesem Buch erreicht werden?

Grundsätzlich soll das Buch als eine Methode verstanden werden, die transparent macht, was der normale Bürger nicht sehen und wissen kann: die Identität zwischen der Ideologie der Zeugen Jehovas, des Freimaurertums und des New Age.

Erst in der Gegenüberstellung mit den beiden durchaus mystisch-okkulten Systemen kann die Wachtturm-Organisation der Zeugen Jehovas richtig eingeschätzt werden. Dem Durchschnittsbürger soll mit diesem Buch signalisiert werden: Vorsicht im Kontakt und Gespräch mit Jehovas Zeugen, den Vertretern des weltgrößten amerikanischen Verlages »Wachtturm-Gesellschaft«.

Ebenso wie die zwei bereits erwähnten Ideologien mißbraucht auch die Wachtturm-Organisation das biblische Wort, indem sie eine eigene Bibelübersetzung herstellte, in welcher gewisse Passagen gegenüber dem biblischen Urtext zugunsten ihrer Lehren modifiziert bzw. gefälscht wurden. Die Tatsache wird auch von offizieller Seite, der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Stuttgart, bestätigt (idea vom 1. 2. 86).

Um den Totalitarismus, die Praktiken und Expansionsbestrebungen der Wachtturm-Gesellschaft sichtbar zu machen, wurden ihr die beiden Ideologien gegenübergestellt, die eine besonders große Affinität zur Wachtturmideologie aufweisen: das Freimaurertum und die New-Age-Bewegung.

Beim Freimaurertum von Totalitarismus zu sprechen, scheint im ersten Moment widersprüchlich, in Anbetracht der vielgerühmten Humanität und der freimaurerischen Maximen Toleranz und Freiheit.
Wir müssen jedoch etwas weiter denken, nämlich an die angestrebte »Synarchie«, die Einheit zwischen Staat und Kirche. Das ist die zu erwartende Gegenkirche und die Regierung Luzifers.

Dadurch, daß die ideologischen Zusammenhänge zwischen Jehovas Zeugen und den beiden okkult-esoterischen Systemen aufgezeigt werden, soll eine kritische Distanzierung beim Kontakt mit Jehovas Zeugen signalisiert werden. Denn wenn eine Identität zwischen Jehovas Zeugen, den Freimaurern und New Age wirklich besteht, können die Zeugen Jehovas sich nicht Christen nennen.

Obwohl das Freimaurertum eine ethische Konzeption ist und New Age religiöse Züge trägt, tangieren beide das Christentum und übernehmen nur Vokabular und Thematik, um einerseits Humanitätsziele zu proklamieren, andererseits einen »kosmischen Christus« zu verkünden. In beiden Systemen wird das Reich Gottes als ein innerweltliches Reich, ähnlich dem »irdischen Paradies« der Zeugen Jehovas, verstanden.

Man darf sagen: Das »Paradies« der Zeugen Jehovas, der utopische Welttempel der Freimaurer und die Weltherrschaft eines mystischen Maitreya-Christus im New Age sind Pervertierungen des Tausendjährigen Friedensreiches Jesu Christi.

Die Pyramide als verbindendes Symbol

Das Pyramidensymbol hat innerhalb der drei aufgeführten Ideologien einen zentralen Stellenwert. Es ist der metaphysische Ausdruck einer Weltidee, die eine generelle Erfüllung in der Weltherrschaft des Antichristen finden soll. Das erinnert an die Weltherrschaftsbestrebungen zur Zeit des Turmbaus zu Babel.
Der pyramidenartige, himmelstürmende Bau war dort Ausdruck eines »einheitlichen« Wollens, »sich einen Namen« zu machen ohne Gott, nach der ewigen, luziferischen Maxime »Tu, was du willst«.

Die Spitze der Pyramide stellt den Kulminationspunkt, symbolisch den Sitz höchster Macht dar, wie das auch in der bekannten Abbildung der Pyramide auf der amerikanischen Ein-Dollar-Note zum Ausdruck kommt. Dieses Bild ist eine Art Gesamtschau, die metaphysische Erklärung des illuminatischen Weltplans, unter dem segnenden Blick der luziferischen Gottheit.

Die Pyramide als starkes Bild für Verknüpfung und Durchdringung steht treffend für die drei Systeme, um die es in diesem Buch geht. Das ideologische Einssein findet ebenfalls einen Ausdruck in dem New-Age-Begriff und -Motto »Einheit in der Vielfalt«.

Die drei Systeme stellen eine endzeitliche Gesamtbewegung dar, die letztlich ebenso vernichtet werden wird, wie die »Einheitsbewegung« zur Zeit des Turmbaus zu Babel. Gott zerstörte damals das »luziferische Einheitsunternehmen« und wird es in der Neuzeit wieder tun. Er veranlaßt die Initiatoren des »Einheitsreiches«, daß sie in »einem« Sinn handeln und dem »Tier«, der Manifestation Luzifers, ihr Reich geben, damit sich Gottes Verheißung erfüllt (Offb 17,17).

Die Ziele und Weltherrschaftsparolen der Zeugen Jehovas stimmen mit dem luziferischen »Plan« genauso überein, wie die der beiden anderen Systeme. Das Postulat »Novus ordo seclorum – neue Weltordnung« unter der Illuminatenpyramide ist nicht nur im Munde vieler Weltpolitiker, sondern auch Teil der Wachtturm-Botschaft der Zeugen Jehovas. Bewußt oder unbewußt arbeiten alle drei Ideologien auf ihre Weise an der Verwirklichung des luziferischen »Planes« – der Weltherrschaft mit Einheitsreligion.

Der versteckte Weltherrschaftsanspruch des Freimaurertums wird unter anderem mit den symbolischen Degenstichen des initiierten »Ritter Kadosch« (30. Grad) gegen Krone und Tiara symbolisiert. Die Realisierung dieser Symbolik »Degenstich« gegen die Tiara kam in der Französischen Revolution 1789 im Kampf gegen die Kirche zum Ausdruck, der »Degenstich« gegen die Krone im Kampf gegen die Monarchie im 18. und 19. Jahrhundert in Spanien und Italien.

Das Ringen ideologischer und metaphysischer Kräfte um die Weltherrschaft nähert sich immer mehr dem Höhepunkt. Lassen wir uns daher nicht täuschen von den Sirenenklängen, die ein Bilderbuchparadies der Zeugen Jehovas verkünden, oder von der Selbsterlösung des Menschen im New Age oder durch die Vision eines strahlenden Menschheitstempels der Humanität, der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Die beiden Bewegungen, Freimaurertum und New Age, sind ein unerwartet guter Spiegel, um die Bestrebungen der Wachtturm-Gesellschaft zu erkennen. Ziel des Buches ist es daher, aufzuzeigen, wie diese heimlichen Herrscher hin zu besagter großer erdumfassender Einheit immer mehr Menschen für ihre Zwecke einspannen.

Der freundlich lächelnde Straßenmissionar der Wachtturm-Gesellschaft an der Ecke, am Bahnhof oder an der Haustür täuscht sich und andere über die bitterböse Wahrheit hinweg, die hinter der Wachtturm-Ideologie steckt.

Den Menschen kurz vor und bald nach dem Jahre 2000 kann es nicht egal sein, wohin diese Welt treibt. Nach Humanismus, Materialismus und Liberalismus steht die Entchristianisierung unserer modernen Welt auf den Fahnen der drei besprochenen Systeme. Es wird nicht allein bei der bisherigen Säkularisierung bleiben, sondern man wird wahrlich nicht »kleinlich« verfahren im Falle eines Sieges. Demjenigen, der sich zu Christus bekennt und sich der herrschenden Doktrin der – allerdings vorübergehenden -Weltherrschaft nicht beugt, wird »kurzer Prozeß« gemacht (Offb 13,13-18).

Was hier besprochen wurde, geht nicht nur den Noch-Zeugen an, sondern auch den Freimaurer und den New-Age-Jünger. Sie können und sollen sich anhand geeigneter Quellen überzeugen, daß sie im Grunde einer Weltgemeinschaft angehören, die als eine weltumfassende, endzeitliche Gesamtbewegung zu verstehen ist.
Auch den zahlreichen Skeptikern biblischer Beweisführung sei es zugemutet, sich mit mir auseinanderzusetzen. Es lohnt sich. Was hier gesagt wird, ist nicht blauer Dunst. Es kann auch dem Fernstehenden zu weiterer guter Erkenntnis dienen.

In einem ersten Buch »Sind Jehovas Zeugen Christen?« (E. Brüning. Verlag Liebenzeller Mission, 1990) ging es bereits um die Durchdringung der drei besprochenen Systeme, die ich als eine ideologische bezeichnen möchte. Dabei sehe ich in der Ideologie eine Kraft, die sich gerne des Verstandes und einer logischen Sprache bedient. Die Ideologie verfährt letztlich auch nicht anders als »die Religionen«. Sie will genauso (geistliche) Bedürfnisse stillen, aber oft in einer anderen »Chiffre« oder in der Sprache eines neuen »Codes«.

2. Der »Plan« – seine Bedeutung in den drei Weltanschauungen

Der Begriff »Plan« hat innerhalb dieser Thematik einen spezifischen Sinn. Er ist eine luziferische Intention mit dem Ziel: Weltherrschaft und Einheitsreligion. Der Sachverhalt dieses »Plans« hat deshalb immer weit- und kosmopolitische Konsequenzen.

Unabhängig voneinander sprachen sowohl Illuminaten als auch New Age und Wachtturm-Organisation von einem solchen Ziel. Daher reflektiert jedes System in seiner Zielvorstellung im Grunde den Generalplan Luzifers. Jede Aktivität ist eine inspirierte Operation Luzifers zur Verwirklichung seines Planes: Weltreich im Widerstand gegen Gottes künftiges Friedensreich.

Zur Durchführung seines »Plans« setzt Luzifer funktionelle Organisationen und hochkarätige Personen als Vorreiter ein, wie zum Beispiel den weltberühmten Aufklärer H. G. Wells, einen Vorreiter des New Age. In seinem bekannten Werk »Weltverschwörung – Aufruf zur Weltrevolution« gibt Wells die Marschrichtung an. Sein »Plan« wird von der »Frankfurter Zeitung« laut Buchumschlag wie folgt beurteilt: »Wells . . . entwirft einen genialen Plan zur Schaffung neuer Lebensgemeinschaften . . .«

Darin gibt er klare Direktiven, mit denen sich New-Age-Anhänger identifizieren. Das Endziel, wie es New-Age-Anhänger formulieren, lautet, die Erde für Luzifer in Besitz zu nehmen und einen Weltstaat mit Einheitsreligion unter einem »Messias« zu errichten.

Hierzu H. G. Wells: »Der Weltstaat wird seine eigenen wissenschaftlichen Methoden der Vorbeugung haben müssen, solange es auf unserem Planeten Menschen geben wird, die mit Fahnen, Uniformen und Waffen herumlaufen . . .«  –  »Die wichtigste politische Idee, die politische Strategie, besteht darin, die bestehenden Regierungen zu schwächen, sie sich einzuverleiben oder zu beseitigen.« – Der letzte Satz läßt keinen Zweifel über Wells Weltanschauung aufkommen, ebensowenig wie über seine Inspirationsquellen.

Ähnlich artikuliert ist der »Plan« der Illuminaten. Im Handbuch der Bayrischen Geschichte (Max Spindler, Bd.II) sind Praktiken und Ideen der Illuminaten beschrieben. Dieser freimaurerische Orden pflege Okkultismus, Satanismus und betreibe den Umsturz von Regierungen und Religion sowie Auslösung von Chaos mit Hilfe von Kriegen und Revolutionen, heißt es unter anderem. Den weiteren Darlegungen sei vorausgeschickt, daß ein Großteil der im folgenden verwendeten Hintergrundinformationen über die besprochenen Systeme bekannter Insiderliteratur entnommen sind.

In den nächsten Abschnitten werden die Praktiken und Methoden des »Plans« im Freimaurertum, im New Age und in der Wachtturm-Ideologie beschrieben.  

Der »Plan« im Freimaurertum

Die Durchführung des »Plans« im Freimaurertum erfolgt keineswegs auf organisierte, sondern auf natürliche Weise über die Mitglieder, die in ihren Berufspositionen, in Politik, Wirtschaft, Kunst und Erziehung, ihren Einfluß geltend machen. Das große Ziel ist ihnen vorgegeben: Der Bau des humanitären »Menschheitstempels«, sprich »Neue Weltordnung«, d. h. Aufrichtung einer »Synarchie«, einer Weltordnung unter einer Regierung und einer Religion.

Zitat: »Wie dem auch sei, im Schoß dieser und ähnlicher Geheimgesellschaften wurden die Keime für das gelegt, was man später Synarchie nannte, das heißt, einen einheitlichen Weltstaat mit einer einheitlichen Regierung, die als Gegenkirche geplant sind.« (Athanasius – und die Kirche unserer Zeit, von Bischof Dr. Rudolf Grafer, S.31)

Dazu der aufschlußreiche Kommentar des Freimaurers Yves Marsaudon:

»Wir Freimaurer der Tradition gestatten uns das Wort eines berühmten Staatsmannes zu verdeutlichen und zu akzentuieren, indem wir es den Umständen angleichen: Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Muselmanen, Hinduisten, Buddhisten, Freidenker und gläubige Denker sind bei uns nur Vornamen. Unser Familienname ist Freimaurer.« (Athanasius – und die Kirche unserer Zeit, Dr. Rudolf Grafer, S.40)

Das ist die Maxime des »Planes«, die in dem amerikanischen Staatssiegel in den Worten »Novus ordo seclorum – Neue Weltordnung« ihren Ausdruck findet.

Bereits am 7. Dezember 1988 gebrauchte Gorbatschow den Begriff »Neue Weltordnung« in seiner Rede vor der UNO. Am 25. September 1990 wies Schewardnadse auf die Bedrohung der »Neuen Weltordnung« durch Saddam Hussein hin.

Ende September 1990 meinte Bush, daß in Helsinki die Grundlage für eine »Neue Weltordnung« gelegt werden sollte. Der amerikanische Präsident Bush ist wie sein Vorgänger Ronald Reagan Freimaurer und weiß sehr wohl um die Bedeutung des Begriffes »Neue Weltordnung«.

Neben solchen historischen Fakten freimaurerischer Weltpolitik, die zur Verwirklichung des großen »Planes« beitragen, gehörte auch die Idee des Völkerbundes, die von Hochgradfreimaurern bereits während des ersten Weltkrieges diskutiert und später realisiert wurde. Nachfolgerin dieses Staatenbündnisses wurde nach dem zweiten Weltkrieg die UNO. Beide Institutionen wurden Schrittmacher in Richtung »Neue Weltordnung« (»Die Freimaurer«, E. Lennhoff, S. 460ff. und Intern. Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner, Stichwort »Völkerbund«). Die »Gesetzestafeln« für die Menschenrechte wurden bereits 1789 erstellt. Sie fanden eine Fortsetzung in der UNO-Menschenrechtserklärung. Auch der 1. Artikel der UNO-Charta trägt als Überschrift die freimaurerischen Maximen der Französischen Revolution: Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit.

Zusammenfassung: Der »Plan« im Illuminatentum beziehungsweise Freimaurertum hat den Namen »Synarchie« – neue Weltordnung und Weltregierung mit Einheitsreligion. Das bedeutet ein künftiges totales Kontrollsystem zur Überwachung aller Erdressourcen mit zentral gesteuertem Wirtschafts- und Finanzwesen.

Wie allerdings in dieser »Neuen Weltordnung« die hochgelobten Prinzipien »Humanität« und »Toleranz« gepflegt werden sollen, bleibt völlig offen.

Der »Plan« im New Age

Die New-Age-Strömung ist, wie schon erwähnt, in ähnlicher Weise Schrittmacher für eine neue Weltordnung mit Einheitsreligion. Die Linien und Konturen des »Planes« tangieren die freimaurerische Linie.

Die New-Age-Prophetin A. Bailey äußerte: »Der Plan ist fertig und steht zur sofortigen Anwendung und intelligenten Ausführung bereit; die Arbeiter sind da, und die für das Werk notwendige Kraft entspricht den Erfordernissen.«

»Die Methode der Hierarchie ist die, durch Einzelmenschen und Gruppen zu wirken und darauf hinzuarbeiten, daß geistiges Erkennen und Wissen in einem solchen Ausmaß verbreitet wird, daß die Menschen überall die innere Regierung des Planeten als Tatsache anerkennen werden. Gemeinsam werden sie daran arbeiten, das Reich Gottes zu errichten, hier auf Erden in sichtbarer Form – nicht in ferner Zukunft und in einem vagen Himmel.«

Dazu C. Cumbey in ihrem Buch »Die sanfte Verführung«, S.18: »Der Plan beinhaltet die Einsetzung eines >Messias< sowie die Errichtung einer Weltregierung und einer neuen Weltreligion unter Maitreya. Im einzelnen gibt es zahlreiche politische und wirtschaftliche Ziele . . . Die Ausführung des Plans der Anhänger der New-Age-Bewegung, die Einnahme der ganzen Welt für Luzifer, befindet sich im letzten Stadium.«

Es dürfte wenig bekannt sein, daß die beiden Weltkriege luziferisch inspirierte Konzeption waren. A. Bailey erklärt in ihrer Publikation »Die sanfte Verführung«, S.88:
»Die Meister arbeiten in Übereinstimmung mit dem großen Plan, der in der geschichtlichen Vergangenheit der Menschheit entstand . . . ein Plan, der wegen der menschlichen Selbstsucht die grauenvollen Schrecken des Weltkrieges (1914 – 1945) notwendig machte.«

Ein wahrhaft teuflischer Plan. Die erwähnten »Meister« (Dämonen) inspirierten zu allen Zeiten Männer zu planmäßigen, weltumwälzenden Aktionen wie Kriege und Revolutionen, auch religiöser Art. Ähnlich werden am »Tage Gottes« zur gegebenen Zeit die »Großen Männer« von Satan zu dem Krieg von »Harmagedon« (Offb 16, 13. 16; 17, 17) inspiriert.

Der »Plan« hat im New Age den Namen »Neue Weltordnung mit Einheitsreligion« unter dem Maitreya-Christus. Es ist ein totales Kontrollsystem zur Überwachung aller Erdressourcen und mit einem zentral gesteuerten Wirtschafts- und Finanzwesen. (»Der konziliare Prozeß«, Beyerhaus/v. Padberg).

Der »Plan« in der Wachtturm-Ideologie der Zeugen Jehovas

Die Konturen des großen »Planes«, wie sie im Freimaurertum und im New Age sichtbar sind, werden auch in der Wachtturm-Politik erkennbar. Die Wachtturm-Organisation strebt ebenso wie die anderen beiden Systeme eine neue Weltordnung oder Weltregierung mit Einheitsreligion an.

Nach Aussage der Zeugen Jehovas liegt die Weltherrschaft schon fast in den Händen der Neuen-Welt-Gesellschaft (Wachtturm-Organisation). Sie bezeichnet sich bekanntlich als eine »mächtige Nation«, die die Erde in Besitz nehmen wird. (Wachtturm vom 15.6.1984, S.19).

Deutlich genug liegen die Ziele der Zeugen Jehovas auf politischer Ebene. Die Augenwischerei, propagandistische und subversive Aktionen als »christliche Feldzüge« zu deklarieren, ist der Wachtturm-Gesellschaft bis heute gelungen. Der einzelne Zeuge durchschaut ihre Politik nicht. Er ist manipuliert und zu einem »ideologischen Blindgänger« im wahrsten Sinne des Wortes gemacht worden.

Zu dieser Thematik nehmen die »Vierteljahrhefte für Zeitgeschichte« Stellung. Unter dem Thema »Die Ernsten Bibelforscher im Dritten Reich« schreibt Michael H. Kater, daß die Ernsten Bibelforscher ihre Weltanschauung immer schon für ein politisches Faktum hielten, das zu verkörpern sich alle Mitglieder bemühten. Dazu wörtlich: »Da die Zeugen Jehovas nach 1933 überdies darauf verfielen, ihr staatstheoretisches Weltbild in einer Antithese zum Nationalsozialismus zu konstruieren, war ihnen die Opposition der neuen Machthaber gewiß.«

Dr. K. Hutten bekräftigt diese Feststellung in seiner Schrift »Grübler – Seher – Enthusiasten«: »Folgenschwer war auch die Auffassung, daß in Gestalt der
>Neuen-Welt-Gesellschaft< das zukünftige Königreich Gottes
schon in die jetzige Welt der Nationen hereinragte. Sie (die
Neue Welt-Gesellschaft) ist also nicht nur eine religiöse
 Vereinigung, sondern eine neue Nation . . . Sie tritt als die
 Nation Gottes in Konkurrenz zu den untergehenden Nationen.«

Die Folgen dieser Selbstdeutung in der Hitlerära sind bekannt. Bis heute hat sich daran nichts geändert: »Das Königreich, dem Jehovas Zeugen in erster Linie die Treue halten, ist tatsächlich eine richtige Regierung . . . diese Regierung hat auch richtige Untertanen, die eine wachsende Nation bilden . . . dieses messianische Königreich wird >die ganze Erde füllen<, nachdem es alle weltlichen Regierungen zermalmt haben wird« (Wachtturm vom 15.6.1984, S.19).

Es ist derselbe Jargon wie bei H. G. Wells, dasselbe Ziel und dieselben Methoden wie im New Age. Der »Plan« heißt in der Neuen-Welt-Gesellschaft: Aufrichtung eines irdischen Paradieses oder Neue-Welt-Regierung – mit Wachtturm-Religion. Ziele, Methoden und Praktiken der drei Systeme sind integriert in den »Generalplan« Luzifers. Nicht nur durch äußerliche Begriffsverwandtschaft, sondern real geistig, ideologisch.

Abschließend noch zwei Thesen, die aufhorchen lassen: Der New-Age-Prophet David Spangler verkündet unter anderem, wer sich weigern würde, den »Christus« (Maitreya/Manifestation Luzifers) anzunehmen, würde auf eine andere Dimension außerhalb jedes körperlichen Daseins geschickt. Das heißt im Klartext, wird aus dem Weg geräumt.

Eine ähnliche Sprache spricht auch die Wachtturm-Organisation und erklärt: »Diejenigen, die keine gerechte Herrschaft wünschen, werden beseitigt werden.« (Wachtturm vom 15.6.1984, S.19).

Die Wachtturm-Schrift »Schriftstudien« (Bd. 7, S.413) bemerkt über jene, die sich nicht unterordnen würden: »Sie werden auf barmherzige Art in einem Nu elektrisch hingerichtet, nicht gequält.«

Danken wir Gott und Jesus Christus schon jetzt dafür, daß Er sein Reich aufrichten wird. Bis dahin allerdings werden noch viele den Verführern zum Opfer fallen. Wir wollen Sie davor warnen.

 

3. Freimaurertum

Über Anfänge und Entstehung der Freimaurerei schreibt Marcel Valmy (Freimaurer) in seiner Dokumentation »Die Freimaurer«, daß die Ursprünge bis ins mystische Dunkel des Mittelalters, in jene Epoche, in der Aberglauben und Rätselhaftes sich zu einer Atmosphäre des Geheimnisvollen vermengten, hineinragen. Freimaurerei fuße wie die Kirche auf alter Tradition.

Ein Kommentar des Einbandes von Valmys Buch erklärt, die Freimaurerei sei eine internationale Bruderschaft, die sich einer humanitären Geisteshaltung und der Toleranz verschrieben habe, über alle Schranken der Religion, der Nationalität, der Rasse oder politischen Anschauung hinweg. Die geistigen Grundlagen und esoterischen Wurzeln gehen sowohl auf Traditionen der antiken – vornehmlich der ägyptischen – Mysterienkulte wie auf religiöses Gedankengut des Alten und Neuen Testaments zurück.

Valmy erklärt im weiteren, die freimaurerische Geisteshaltung sei ein kräftiges »Dennoch«, denn das »Licht leuchte in der Finsternis«, die es niemals besiegen wird. Wörtlich: »Einer trat auf . . . von Gott gesandt. Johannes hieß er. Der kam zum Zeugnis, vom Lichte Zeugnis zu geben. Von ihm entlehnt das Gros der Freimaurerei den Namen. Man spricht von Johannis-Maurerei

Das sind neutestamentliche Denkkategorien. Damit beruft sich die Freimaurerei auf Worte Johannes des Täufers, der vom »Licht« zeugte. Allerdings hat Johannes von Christus als dem Licht gezeugt, das die »Dunkelheit« nicht erfaßt hat. Was meinen die FM für ein »Licht«, das die Finsternis nicht besiegt, wenn sie Jesus Christus gar nicht als dieses Licht akzeptieren? Hier versteht sich das Freimaurertum als das »Licht«.

Die Botschaft und das Anliegen des Freimaurertums ist Aufruf zum Versöhnungs- und Verständigungswerk des Kosmopolitismus, da doch alle Menschen gleichermaßen Brüder seien.

Das ist aber nicht die christliche Botschaft. Der Begriff »Brüder« ist nicht im Sinne Christi zu verstehen, der seine Brüder gerade aus dieser Welt herausrief (Joh 17,14).

Was ist Freimaurertum?

»Die >Freimaurerei< ist ein >öffentliches Geheimnis<, das nicht >verraten< und nicht >erklärt< werden kann. Die Freimaurer meinen, daß es >erlebt werden muß<, und viele von ihnen fügen hinzu, Freimaurerei sei ein Weg und kein Ziel, ja, das Ziel sei der Weg . . .
Stets aber war die Freimaurerei auf eine Emanzipation des Menschen gerichtet, verfuhr nach den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, diente den Prinzipien von Humanität und Toleranz.« (A. Giese, »Die Freimaurer«, S.9)

H. Miers ergänzt Freimaurerei als: »Bruderschaftsbewegung ausgewählter Mitglieder, welche unter Anwendung bildlicher (symbolischer), größtenteils dem Bauhandwerk und der Baukunst entlehnten Formen für das Wohl der Menschheit wirken wollen, indem sie sich und andere geistig und sittlich zu veredeln suchen, um dadurch einen allgemeinen Menschheitsbund herbeizuführen, den sie unter sich im kleinen bereits darstellen . . .
Die freimaurerische Arbeit ist daher keine Frage des Wissens oder Verstehens, sondern ausschließlich des Zuhörern und der Einwirkung von Symbolen, die bei entsprechender Hingabe zuerst das Unterbewußtsein ansprechen und dann den Menschen langsam umformen . . . «

Symbole und Rituale

»Symbole zu erleben und Rituale mitzuvollziehen ist auch nicht jedermanns Sache . . . Ein Symbol ist ein Objekt in seiner höchsten Bedeutung. Nicht jeder Gegenstand kann diese Bedeutung anzeigen . . .

Die gleiche Dreiecksform deutet im kirchlichen, im christlichen Raum auf den dreieinigen Gott, das Dreieck ist sein Symbol: >ein Objekt in seiner höchsten Bedeutung< . . . Die maurerischen Symbole . . . sind keine geheiligten Symbole im religiösen, dogmatischen Sinn; mit Ausnahme des großen Baumeisters aller Welten, dem Symbol für das Unerforschliche – für Gott.«

»Ebenso sind Symbole, an deren Bedeutung man nicht herangeführt wird, ohne Wirkung. Erkannte, erlebte Symbole aber, ebenso wie ernst genommene Rituale, haben, nach Meinung der Freimaurer, die Kraft, auf Dauer zu wirken.« (A. Giese, S.48).

Esoterik

»Als esoterisch wird alles bezeichnet, was sich im Inneren, im Menschen (mit der Maurerei und überhaupt) vollzieht; esoterisch kann und soll die Erörterung und das Erlebnis des Rituals sein, als esoterisch sind Symbole zu betrachten, esoterisch ist dem Maurer das Erfahrbare an seelischen, geistigen, emotionalen Vorgängen; sein stets sich vertiefendes Wissen um Mensch und Welt, verbunden mit der Ahnung des Unerforschlichen.«( (A. Giese).

Exoterik

»Aber schon die Willensbildung, die moralisch-sittlichen Verhaltensweisen, die sich der Maurer auferlegt, sind exoterisch in ihrer Auswirkung. Auch alle Aktivitäten, reale Handlungen. Aktionen, z. B. karitative Maßnahmen, Spenden, Hilfeleistungen . . . Verbesserungen in der Welt. . . können als exoterischer Bereich maurerischer Arbeit bezeichnet werden.«

»Der Maurer versucht Exoterik und Esoterik zu vereinen; was immer er anstrebt, er wird es unter einem ganzheitlichen Konzept tun – oder zu tun versuchen.« – (A. Giese, S.48-53).

Freiheit

»Die Freiheit des Freimaurers gründet sich auf Erkenntnis und Wissen. Deshalb lehnt er jeden Dogmenzwang ab und findet den Begriff seiner Freimaurerei eingeschlossen in den Worten von der Glaubens- und Gewissensfreiheit, die er für sich beansprucht und die er anderen gegenüber nach dem Grundgesetz der Toleranzidee zu üben verpflichtet ist.« (Lennhoff-Posner: Int. Freimaurer-Lexikon, S. 525).

Soweit die freimaurerische Definition und die Absage an Dogmen-, Glaubens- und Gewissenszwang. Damit ist grundsätzlich im Freimaurertum jeglicher Glaubensansicht Tür und Tor geöffnet. Die Loge ist damit Wegbereiter des Synkretismus. Wie lautet dagegen die christliche Definition von Freiheit: Freiheit, die Gott schenkt durch Jesus Christus, ist die Erlösung von Sünde und Tod. Daher konnte Paulus in Galater 5,1 sagen: »Zur Freiheit hat uns Christus befreit.«

Das ist keine durch Wissen und Erkenntnis erworbene Freiheit, sondern es ist jene, über die Jesus Christus zu seinen Jüngern in Johannes 8,36 sagt: »Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.«

Das ist die Freiheit in Christus Jesus, die Gott schenkt – ohne Verdienst, allein aus Gnade. Da aber Gott und Christus im Freimaurertum relativiert werden, wird der Freimaurer diese Freiheit kaum begreifen oder erfahren können. Es sei denn, er sagt sich von den mystischen Riten und Symbolen und deren »Kraftwirkung« los, um sich zu Christus zu bekehren.

Die freimaurerischen Riten und Symbole sind wie eine Droge, der man sich immer und immer wieder bedienen muß, um sie »zu erleben«. Daher ist die freimaurerische »Freiheit« in Wahrheit Unfreiheit und Gebundenheit.

Gleichheit

Die Definition lautet: »Die Gleichheit unter Freimaurern liegt im Brudernamen verankert. In der Loge sind alle Brüder gleich. Das profane Leben setzt seine Unterschiede. Die Loge verwischt bei der Arbeit das Rangverhältnis und will für die Zeit der Vereinigung alle Brüder auf derselben Waagerechten versammeln. Aus dieser Gleichheit in der Loge ergeben sich für den Freimaurer Verpflichtungen für das profane Leben.« (Lennhoff/Posner: Int. Freimaurer-Lexikon, S. 610ff.).

Das Gleichheitsprinzip außerhalb der Loge anzuwenden (d. h. im profanen Leben), bringt seine Probleme mit sich. Das Allzumenschliche hindert uns allzumal daran. Distanz vom Klassendenken mag während des gemeinsam erlebten Rituals möglich sein. Später nimmt »die Welt« den »alten Adam« wieder in ihre Arme. Ethisches Bemühen allein reicht zum »Gleichsein« nicht aus.

Existentielles Gleichsein, von dem die Bibel spricht, kann nur im »Anziehen des Christus« erfolgen. Der Apostel Paulus erklärt dazu treffend im Galaterbrief, Kapitel 3,27ff.: ». . . die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.«

Nicht im feierlichen Ritual des »Schließens der Bruderkette« wird Gleichheit erreicht, sondern ausschließlich »in Jesus Christus«.

Selbst im Freimaurertum wird das Gleichheitsprinzip nicht durchgehalten. Es besteht zum Beispiel absolute Ungleichheit zwischen den sogenannten Blauen und Roten Logen, bedingt durch die unterschiedlichen Erkenntnisgrade.

Valmy bestätigt dieses Faktum selbst. Schon dadurch weist die vielgerühmte »Bruderkette der Gleichheit« eine Unterbrechung auf.

Brüderlichkeit / Bruderschaft

Der Begriff Bruder hat im Freimaurertum, wie in vielen andern Gemeinschaften, seinen Stellenwert. Zuerkennung der Bruderschaft erfolgt in der Loge durch ein besonderes Ritual. Auf den Namen Bruder gründet die im Bunde herrschende Bruderliebe. In der gegenseitigen Bezeichnung als Brüder liegt eingeschlossen ein gesteigerter Grad des Entgegenkommens in allen Lebenslagen durch die anderen Brüder. Und nun folgt ein für Christen bedenklicher Satz: »Eine mehr esoterische Ableitung des Brudernamens geht hervor aus der gemeinsamen >Gotteskindschaft<.« (Lennhoff-Posner).

Ohne überheblich sein zu wollen, von was leiten Freimaurer ihre Gotteskindschaft im Sinne der Bibel ab? Bei einer Relativierung Gottes und seines einziggezeugten Sohnes Jesus Christus, wie im Freimaurertum üblich, kann von Gotteskindschaft keine Rede sein. Deswegen ist auch die Begriffserklärung anfechtbar, die da lautet: »Gotteskindschaft, die Heilslehre, daß alle Menschen Kinder Gottes sind. Die angelsächsische Freimaurerei, insbesondere die amerikanische, vertritt die Auffassung, daß die Gotteskindschaft allein dem Bruderschaftsgedanken lebendigen Inhalt verleiht, daß die Bruderschaft der Menschheit auf die Gotteskindschaft gegründet ist. (. . .) In christlichen Systemen gilt als Ziel des Bundes das Erlangen der Gotteskindschaft durch die Bruderliebe“ (Lennhoff/Posner).

Diese Definition entspricht nicht dem biblischen Verständnis der Gotteskindschaft und ist absolut irreführend, denn die biblische Heilslehre spricht nur von Gotteskindschaft bei erfolgter geistlicher Wiedergeburt. Das dürfte für die gesamte Menschheit kaum zutreffen.

Gotteskindschaft ist unmittelbar verbunden mit der geistlichen Wiedergeburt im Sinne der Bibel. Sie ist Eingliederung in den »geistlichen Organismus des Leibes Christi« (2Kor 5,17). – Johannes 1,12.13 weist auf die Voraussetzung der Gotteskindschaft hin. Und Paulus erklärt es mit den schon erwähnten Worten (Gal 3,26): »Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.«

Hier geht es durchaus um den biblisch dogmatischen Glauben, der im Freimaurertum abgelehnt wird. Das Freimaurertum anerkennt eben nicht die Ausschließlichkeit des biblisch-christlichen Glaubens als die einzige Offenbarungswahrheit zur Erlösung der Menschen.

Toleranz

Die Toleranzidee ist eines der wesentlichsten Postulate des Freimaurertums. In ihm gibt es keine Schranken nationaler, politischer und religiöser Art, wenn man nur guten Willens ist, die Arbeit im Bund dem rein Menschlichen zu widmen.

Man hält es für ratsam, sich zu einer Religion zu verpflichten, in der alle Menschen zu einem gemeinsamen Ja finden. Dadurch würde die Maurerei Mittelpunkt der Vereinigung, wogegen sonst Einzelpersonen auf Distanz bleiben müssen. (Lennhoff/Posner).

Die Religion, zu der sich alle Menschen bekennen, gibt es nicht. Sie aber ist reales Ziel des Illuminatentums (Freimaurer).

Das hat mit der christlichen Botschaft nichts zu tun, sondern ist vielmehr Synkretismus, den Gott hasst. Im Christentum richtet sich alles auf die Person Jesus Christus aus, die jedoch im Freimaurertum relativiert wird. Die biblische Lehre steht im Gegensatz zur Toleranzidee. Denn Christus betont ausdrücklich: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!« Das ist ein veritabler Satz. Daneben gibt es keinen zweiten Weg. Gott duldet neben sich keine anderen Götter. Hier muß Philosophie schweigen und menschliche Erkenntnis sich beugen vor seiner Größe und Allmacht.

4. Symbolik und Ritual im Freimaurertum

Um das Freimaurertum in seiner Tiefe zu erfassen, ist eine Kenntnis seiner Symbolik und Riten unerläßlich. Der okkult-mystisch bis religiöse Charakter wird gerne bestritten, weil das Freimaurertum keine Religion sein will. Es gibt durchaus, wenn auch profaniert, biblische Perspektiven, wie aus Lennhoff/Posner unter dem Stichwort »Das Anziehen des neuen Menschen« hervorgeht. Der Abschnitt artikuliert das Mysterium christlicher Wiedergeburt auf freimaurerische Weise.

Zitat: »Der Myste legt ein anderes (vom Alltagsgewand verschiedenes) Kleid an und zieht damit symbolisch einen anderen Menschen (den >neuen Adam<) oder einen anderen Leib an. Der alte Leib stirbt und bleibt zurück. Der Reine und Verwandelte tritt über die heilige Schwelle. Nachher aber tritt der alte Mensch wieder an seine Stelle.«

Das ist mystische Verwandlung, unheilige Irreführung. Die Wiedergeburt nach christlichem Verständnis ist die »neue Kreatur in Christus«, wie sie Paulus in 2 Korinther 5,17 beschreibt. Das ist existentielles neues Leben. Der Freimaurer A. Giese bezweifelt, ob ein Mensch wiedergeboren werden kann. Das sei nicht zu entscheiden. Und weil die christliche Wiedergeburt im Freimaurertum in Frage gestellt oder nicht geglaubt wird, inszeniert man ein esoterisches Ritual, eine profane Nachahmung der geistlichen Wiedergeburt. Das ist eine Verzerrung des Evangeliums.

Ein anderes bedeutsames freimaurerisches Ritual ist die Initiierung in den Meistergrad. Sie ist auf den Mythos des ermordeten salomonischen Tempelbaumeisters Hiram-Abiff hin angelegt, wobei in der Initiation eine mystisch symbolische Auferstehung des Tempelbaumeisters Hiram-Abiff verstanden wird. Ein esoterisches, nur für »Eingeweihte« verständliches Erlebnis.

Bei der symbolischen Logenarbeit werden die bekannten alten Handwerksgeräte der Steinmetze, Winkel, Wasserwaage, Lot und Zirkel benutzt. Weitere Symbole finden sich auf den sogenannten Lehrteppichen. Zum Beispiel das Tetragramm (JHWH) oder das große »G« (für Gott), die Jakobsleiter, der Davidstern (Hexagramm, auch Schlüssel Salomos genannt), der siebenarmige jüdische Leuchter, die beiden Säulen des salomonischen Tempels, genannt »Jachin« und »Boas« usw.

In den meisten Bildkompositionen dominiert das Dreieck mit dem Auge im Mittelpunkt und gelegentlich die Cheopspyramide von Gizeh mit der mystischen Sphinx.

Es liegt im Wesen der Freimaurerei, die Bilder, die als Symbole dienen, zu vergeistigen. Ein Beispiel dafür sind die beiden salomonischen Tempelsäulen. An sich sind sie kein Symbol, sondern tragende Elemente am heiligen Tempel. Begegnen sie uns aber im Freimaurertum, so stehen sie symbolisch für die Charaktereigenschaften »Stärke« und »Festigkeit«, denen der Freimaurer nachstrebt. Sie versinnbildlichen aber ebenso »Gerechtigkeit« und »Wohlwollen«, »die Grundpfeiler der Humanität, auf die der Maurerbund sich stützt«.

Interessant ist, was über Symbol und Ritus zugesagt wird:

»Nach dem Glauben der Mysterienbünde sind die Symbole die Mittler zwischen dem Suchenden und seinem Ziel, zwischen Mensch, Bund und Gott. . . Symbole und Ritus sind der sinnlich-geistigen Natur des Menschen unentbehrlich, sie bedeuten ihm Stellvertretung hoher und höchster Wesenheiten, sie helfen ihm, diese letzten Beziehungen zwischen sich und dem All stufenförmig zu erleben.«

Das ist Mystizismus, der Versuch, mit dem All zu verschmelzen, wie es die Mystiker versuchen, was aber auch in Anthroposophie und im New Age versucht wird. Grundsätzlich besteht auch hier eine Relativierung der Bibel und Verführung zum Okkultismus. Das Symbol bekommt Fetischcharakter.

Paulus erklärt dagegen in 1 Timotheus 2,5 ausdrücklich, daß nur einer Mittler zwischen Gott und den Menschen ist, der Menschensohn Christus Jesus und keine Symbole.

So sieht der Maurer nicht mehr den Symbolgegenstand an sich, sondern die Verkörperung übernatürlicher Wesenheiten und erfährt, wenn das Symbol oder das Ritual ernst genommen und kultisch erlebt wird, eine auf Dauer wirkende Kraft. (Giese/FM,S.48). Daraus entsteht geistiges Gebundensein. Man liefert sich einer geistigen Macht aus, die nicht neutral ist. Hier berühren wir den Bereich der Magie, den Einfluß dämonischer Mächte, deren Wirkung von Bilder- oder Reliquienverehrung her bekannt ist.

Solche okkulten Bindungen gibt es im New-Age-Kult ebenso wie im religiösen Bereich der Zeugen Jehovas. Ich denke dabei an die Faszination des »treuen und verständigen Sklaven«, die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas, der man eine geradezu göttliche Verehrung zollt. Ich denke aber auch an die kultische Wassertaufe der Zeugen, die eine Initiation in die Organisation bedeutet, von der behauptet wird, sie werde vom Geist geleitet (von welchem Geist?). Hier könnte man von einer Art Versiegelung sprechen.

Daß eine Machtwirkung und Bindung durch Ritual und Symbol erfahrbar ist, kann jeder »Aussteiger« mehr oder weniger bezeugen. Denn sich von seinen kultischen Bindungen zu befreien, kostet oft jahrelangen, beständigen Kampf. Eine totale Befreiung ermöglicht nur das kostbare und starke Blut Jesu. Nur Jesus Christus widersteht den dunklen Mächten, denen heute immer mehr Menschen zum Opfer fallen.

5. Das »Vaterunser« der Freimaurer

Folgendes Gedicht ist eine Profanierung des biblischen »Vaterunsers«, eine Vermischung freimaurerischer Ideologie mit biblischen Worten. Die Ethik des Inhalts ist unbestritten, aber Toleranzdenken und Synkretismus der Freimaurer sind deutlich artikuliert.

Die Divergenzen zwischen Freimaurertum und biblischem Christentum sind aus dem Gedicht erkennbar und zugleich unüberbrückbar.

»Ich rufe Dich!
Dem Myriaden Sonnen brennen,
Den tausend Herzen Vater nennen,
Ich rufe Dich! . . .

Wo ist der Name, der die Gottheit nennt?
Ihn jede Zunge anders kennt,
Ich preise Dich!

Ob man Dich Isis, Allah, Bramah heißt,
Wie Dich der Mensch – und wie der Seraph preist:
Ein Name nennt Dich nicht . . .

Zum Demourgos sich der Grieche sehnt,
So feier’ auch ich, Baumeister aller Welten,
Mit Namen Dich! Du wirst Dein Kind nicht schelten.
Es betet: Geheiligt werde Dein Name! . . .

Halleluja, großer Meister! Deine ew’gen Säulen stehn . . .
Leit auch mich auf sicherm Wege durch der Wogen Element,
Bis ich schaue Dich als Meister in dem großen Orient,
Bis ein J. mir die Tore öffnet, Deines Tempels Hallen,
Wo von nah und fern die Brüder zu dem Sonnenaltar wallen . . .«

Deutlich erkennbar sind die kritischen Punkte, in denen Toleranz, Synkretismus und Mystizismus deutlich zu erkennen sind.

Toleranz: Jede Zunge darf Gott auf ihre Weise bekennen und mit dem ihr bekannten Namen anrufen.

Synkretismus: Es spielt keine Rolle, ob die ägyptische Göttin Isis oder der mohammedanische Gott Allah oder der indische Gott Brahma angerufen wird, immer ist der »Große Baumeister der Welten« gemeint, die Gottheit, die im Freimaurertum alle Götter in sich vereint.

Der biblische Gott offenbarte sich den Israeliten unter dem Namen JHWH, Christen rufen Gott in dem Namen Jesu an. Er ist der einzige und wahrhaftige Gott. Ein Greuel ist es seinen Augen, ihn mit heidnischen Göttern zu identifizieren, wie im Beispiel der israelischen Baalspriester. Es hat Konsequenzen (1.Kön 18,21.39).

Die Zeile: »Geheiligt werde Dein Name!« hat dialektischen Charakter. Welcher Name soll denn geheiligt werden, wenn kein Name (d. h. kein Mensch) den wahren Namen Gottes kennt?

Mystisch-heidnisch: Der große Orient ist eine mystische Analogie des Himmels, ebenso der Sonnenaltar, der an Sonnenanbetung erinnert, hier aber wohl für das »Licht« steht, dem der Freimaurer nachstrebt.

Das Gedicht ist freimaurerische Philosophie. In ihm wird die ideologische Verführung deutlich, wie sie auch im New Age geschieht oder bei den Zeugen Jehovas. Die Lehren und Schriften sind moralisch und ethisch ausgewogen, haben jedoch mit dem biblischen Worte Gottes nichts zu tun.

 

6. Gedanken zu den »21 Freimaurerthesen bis zum Jahr 2000«

Die »21 freimaurerischen Thesen bis zum Jahre 2000« reflektieren die Grundzüge freimaurerischer Philosophie. Aus verständlichen Gründen können an dieser Stelle nur einige Prinzipien behandelt werden, die die freimaurerische Konzeption besonders deutlich machen.

Für den Inhalt der Thesen verantwortlich zeichnen Rechtsanwalt und Notar Gerhard Grossmann und Professor Dr. phil. Alfred Schmid, beide Frankfurt a. M. im Auftrag von Vorstand, Großbeamtenrat und Distriktsmeister der Großloge A. F. und A. M. v. D., Frankfurt am Main. (M.Adler/Kirche u.Loge, S.105).

These 1 lautet: »Philosophische Ideen und Systeme weltanschaulich-religiöser Art, die alleinige Verbindlichkeit beanspruchen können, gibt es nicht.«

Die Behauptung ist kategorisch und ihrem Charakter nach genau das Gegenteil von dem, was sie nicht sein will: nämlich dogmatisch.

Die Geschichte beweist sehr wohl, daß es einen Verbindlichkeitsanspruch in weltanschaulich-religiöser Art gibt, nämlich, wenn sie heilsgeschichtlich verstanden wird. Ein klassisches Beispiel dafür ist Israel in Vergangenheit und Gegenwart. Sein historisch vorhergeschriebener Weg ist in der Bibel nachprüfbar. Damit besitzt die biblische Botschaft sehr wohl Verbindlichkeit.

Weitere Beweise biblischer Prophetie sind die gegenwärtigen politischen und religiösen Weltereignisse. Würde der Freimaurer die Illuminatenpyramide im Lichte der Bibel betrachten, könnte er ihre Symbolik besser verstehen. Denn gerade die metaphysische Aussage über eine künftige »Neue Weltordnung« geht ihrer Erfüllung entgegen, um dann, gemäß biblischer Prophetie, von Gottes Reich unter Jesus Christus abgelöst zu werden. Von daher besitzt die freimaurerische Idee des »Welttempels der Humanität« paradoxerweise durchaus den verpönten Verbindlichkeitscharakter.

Der Christ hat es gelernt, Geschichte biblisch einzuordnen. Geschichte ist für ihn Bestätigung göttlicher Vorhersage. Dadurch haben Bibel und die biblische Botschaft für ihn Absolutheitsanspruch.

Selbst Gott ist entgegen der freimaurerischen Auffassung dogmatisch und warnt vor jeder Art Synkretismus und Synergismus.

Die Ideologie der Freimaurer mit ihrem humanistisch-toleranten Denken führt von der Anerkennung der Souveränität und des Absolutheitsanspruchs dieses geoffenbarten Gottes weg, hin zu anderen Göttern, hin zu eigenen Meinungen bis hin zum Selbsterlösungsstreben. Der Toleranzgedanke relativiert Gott und sein Wort. Daher könnte ein entschiedener Christ niemals Freimaurer sein. In den sogenannten »Alten Pflichten«, einer Art Grundgesetz der Freimaurer, wird der Toleranzgedanke wie folgt formuliert:

a. »So hält man es jetzt für ratsam, sie (d. h. die Maurer) bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine Meinung zu lassen . . .«

b. »Denn wir gehören als Maurer bloß zu der oben angeführten allgemeinen Religion, auch sind wir von allen Nationen, Zungen und Sprachen.«

c. »Zwei Grundsätze bezeichnen vor allem unser Streben: Gewissensfreiheit und Duldung . . .«

zu a) Es gibt keine Religion, in der alle Menschen übereinstimmen. Höchstens in der »Freimaurer-Religion« mit ihrer Toleranzidee, die den Ausspruch des Freimaurers Friedrich des Großen akzeptiert: »Jeder soll nach seiner Fasson selig werden«.

Unter dem Toleranzaspekt können sich natürlich die »Götter« aller Religionen tummeln und in »Einheit« den »Großen Baumeister der Welten« verehren. Diese widergöttliche, synkretistische Konzeption steht gegen Gottes Gebot, keine anderen Götter neben ihm zu haben.

zu b) Das Freimaurertum bekennt sich weltweit zu der oben erwähnten »Toleranz-Religion«. Im Grunde ist das eine Reaktion auf die Dogmatik eines desolaten Kirchenchristentums im Zeitalter der Aufklärung. Trotzdem finden sich in der freimaurerischen Ritualisierung eine Menge profaner Aspekte mit biblisch-religiösen Akzenten.

zu c) Freimaurerische »Gewissensfreiheit« entspricht der »Freimaurer-Religion« und umgekehrt. Christliche Gewissensfreiheit dagegen heißt Leben in und mit Christus. Heißt Hingabe und Liebe zu Gott, zu seinen Gesetzen und Geboten. Wenn ohne biblisch-göttliches Gesetz und Dogma gedacht und gehandelt wird, kommt es zu einem Individualismus, der schließlich besagt: »Tu was du willst, das ist das ganze Gesetz« (A. Crowley).

Ein abschließender Kommentar gilt der 20. These der Freimaurer: »Die Freimaurerei hütet sich davor, in den letzten philosophischen Grundfragen dogmatische Positionen zu beziehen. Unkritischer Idealismus kann leicht zu selbstgenügsamer Weltentrückung führen, blanker Materialismus birgt die Gefahr der Vereinfachung in sich. Die Materie mag denkfähig sein; wie sie aber denkt, verrät sie uns nicht.«

Eine absolut indifferente Aussage. Man hütet sich vor einer dogmatischen Stellungnahme, warnt aber zugleich vor Kritiklosigkeit und Krudität und gesteht der Materie eventuelle Denkfähigkeit zu. Das letztere ist zweifellos ein materialistischer Denkansatz.

Sicher, jeder weiß, absolute philosophische Schlüsse zu ziehen ist schwierig. Viele Fragen zu unserem modernen Weltbild müssen unbeantwortet bleiben. Gültige, schlüssige Antworten auf unsere Fragen gibt jedoch der Gott der Geschichte in seinem inspirierten Wort, der Bibel.

Das Freimaurertum ist, zusammenfassend gesagt, eine Ideologie mit moralischer und ethischer Konzeption, eine Weltanschauung, die das Christentum tangiert und stellenweise auch in Anspruch nimmt (Vokabular, Themengegenstände etc.), letztlich aber im Tempelbau der Humanität das Reich Gottes als ein idealistisches, innerweltliches versteht und interpretiert. Von daher ist Freimaurertum als antichristliche Ideologie zu verstehen.

7. Der Illuminatenorden

In der Aufklärungszeit entstand außer den freimaurerischen Bünden und Brüderschaften eine sehr wirksame, antikirchliche Vereinigung – der Illuminatenorden. Er wurde 1776 von dem Professor für Kirchenrecht, Adam Weishaupt, in Ingolstadt gegründet.

Die Besonderheit dieser Geheimgesellschaft war ihr starker Einfluß auf Kirche und Gesellschaft.

Die folgenden Darlegungen sind der gekürzten Schrift von Dr. Graber, Dozent für Kirchengeschichte und Bischof von Regensburg, in »Reich Gottes oder Weltgemeinschaft«, entnommen. (P. Beyerhaus/W. Künneth, S. 206).

Demnach gibt es eine Art freimaurerisches Prinzip:
»Die Freimaurerei macht nicht die Revolution; sie bereitet sie vor und setzt sie dann fort.«

Die französische Revolution ist dafür ein einmaliges Beispiel. Die Einflußnahme des freimaurerischen Illuminatenordens darauf ist historisch belegt. »Wie dem auch sei, im Schoß dieser und ähnlicher Geheimgesellschaften wurden die Keime für das gelegt, was man später Synarchie nannte, das heißt einen einheitlichen Weltstaat mit einer einheitlichen Regierung, die als Gegenkirche geplant ist. Doch davon später. Jedenfalls stellt die Französische Revolution ein wichtiges Glied im luziferischen Plan dar.« (Dr. R. Graber, S. 200).

Dr. Graber zitiert aus dem Werk des Freimaurers Y. Marsaudon, das mit einer Widmung an Papst Johannes XXIII. versehen war, folgendes:
»Wir Freimaurer der Tradition gestatten uns das Wort eines berühmten Staatsmannes zu verdeutlichen und zu akzentuieren (transposer), indem wir es den Umständen angleichen: Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Muselmanen, Hinduisten, Buddhisten, Freidenker und gläubige Denker sind bei uns nur Vornamen. Unser Familienname ist Freimaurerei.«

Damit ist eigentlich alles gesagt.

Die Mittel, die von den Illuminaten eingesetzt wurden oder werden, um die angestrebten Ziele zu erreichen, beschreibt das »Handbuch der bayrischen Geschichte«, (Bd.II, München,1966, S.1028): »Am 1. Mai 1776 wurde in Ingolstadt der Orden der Illuminati von Adam Weishaupt gegründet . . . unter dem Deckmantel der Münchner Freimaurerloge wurden okkulte Praktiken geübt. . . Dieser als atheistische Institution gestiftete Orden der Illuminati pflegte nicht nur Okkultismus und Satanismus, sondern verfolgte auch politische Ziele:

1. Den Umsturz der Regierungen und Religionen, besonders des Christentums;
2. Die Auslösung eines Chaos mit Hilfe von Revolutionen und Kriegen, um dann selbst die Macht zu ergreifen und eine Weltherrschaft mit Satanismus als verbindliche Staatsreligion aufzubauen.
Mitglieder seines Ordens wurden zum Beispiel Voltaire, Mirabeau, Robespierre . . . Die wichtigsten Strömungen, die aus der Gedankenwelt der Illuminati mit ihrem Satanismus und daher Gottes- und Christenhaß hervorging, sind der Kommunismus, der Anarchismus, der Nationalsozialismus und der Faschismus.«

Ein wahrhaft luziferischer Plan. Darüber hinaus finden sich ähnliche Dokumente in der Schrift von Pierre Virion in »mystere d’iniquite«, die Dr. Graber in seiner Publikation erwähnt:

»Pierre Virion vor allem gebührt das Verdienst, auf diese Geheimgesellschaften in seinen Schriften aufmerksam gemacht zu haben. Wenn man nur einen Bruchteil dessen liest, was Virion aus all den heute so ziemlich verschwundenen Schriften der geheimen Wortführer zusammengetragen hat, so ist man überrascht, erstaunt und entsetzt (. . .) daß alle diese destruktiven Gedanken insgeheim auf ein einheitliches Ziel ausgerichtet sind, nämlich die Gegenkirche oder die >neue< Kirche zu schaffen. (. . .) Es handelt sich hier um die Summe von Geheimmächten aller >Orden< und Schulen, die sich zusammengetan haben, um eine unsichtbare Weltregierung zu bilden.«

Dieser Kommentar reflektiert geradezu den symbolischen Inhalt des Illuminatensiegels der amerikanischen Ein-Dollar-Note. Die Pyramide mit dem allgegenwärtigen Auge, der »Erleuchtung« durch die »reine Doktrin Luzifers«, den Segensworten, daß unter dem Allgegenwärtigen Auge das Werk weitergeht beziehungsweise gelingen wird, und schließlich die Worte unter der Pyramide »novus ordo seclorum« – neue Weltordnung, beides ist als Symbol im Sinne freimaurerischer Esoterik »ein Objekt in seiner höchsten Bedeutung« (A. Giese, S. 47).

Dieses Symbol signalisiert auf solche Weise täglich vielen Millionen Menschen, bewußt oder unbewußt, den »Plan« der Illuminaten – die »Neue Weltordnung«.

Heute ist dieser Begriff in aller Munde, vom Politiker bis zum Mann auf der Straße. Zufall? Presse, Rundfunk und Fernsehen signalisieren diesen Begriff längst und nehmen damit Einfluß auf die Meinungsbildung des Publikums. Hierzu ein abschließender Kommentar aus:

»Eine Punktation als Orientierungshilfe, AKV Informat. Wien, Nr. 1/1989. Prantner. Über das gegenwärtige >Denken und Handeln der Hochgradfreimaurer< wird gesagt: >Ihr Einfluß reicht in die internationale Staatenwelt, weltpolitische Organisationen, vor allem aber in das Geistesleben von Kunst und Erziehung und Unterricht, in die Welt der Funk- und Printmedien, seit etwa 20 Jahren in die archaische, neubelebte Sphäre von Naturreligionen, die sich zu Sekten formieren und Menschen aller Standes-, Berufs- und Lebenskreise mit der Sinnfrage der menschlichen Existenz konfrontieren und magisch-rituelle Lösungen anbieten. Im Bereiche der industriellen Wirtschaft, der freien akademischen Berufe sowie unter Hochschullehrern, Philosophen, Juristen und Ärzten sowie Bankiers und der hohen Beamtenschaft finden sich zahlreiche blaue Maurer, die >im geheimen< auch in roten Perfektionslogen arbeiten.«

Ein treffender Satz Valmys hierzu lautet (in »Die Freimaurer«, S. 26), man könne zu allem eher sagen, die Geister, die die Freimaurerei rief, wurde sie nicht mehr los. Dieser recht offene Kommentar eines Freimaurers sagt einem Insider genug. Eine Einflußnahme auf die Entwicklung der Französischen Revolution kann kaum in Abrede gestellt werden. 

Illuminatische Prinzipien und Begriffe

Wie und wo bestehen Berührungspunkte oder Übereinstimmungen zwischen Illuminatentum und Jehovas Zeugen? Zunächst rein äußerlich in der Anwendung gleicher Begriffe, gleicher Zielsetzung und Moralität.

Ein Begriffsbeispiel: »Neue Welt«. Das Wort erfährt eine Bedeutungserweiterung wesentlich in der Weltpolitik, wie »Neue Welt«-Ordnung oder »Welt«-Wirtschaftssystem usw. Das Wort ist also mehr oder weniger ein Inbegriff ideologischen Denkens, dessen Ziel eine »Neue-Welt«-Regierung oder »Neue-Welt«-Ordnung ist.

Das Illuminatentum signalisiert die Worte »Neue Welt« in der Pyramide mit dem Begriff »novus ordo seclorum« – »Neue Weltordnung«. Wo implizieren den Begriff Zeugen Jehovas? Zunächst in ihrer Selbstbezeichnung »Neue-Welt«-Gesellschaft. Mit welcher Begründung nennen sie sich so?

Nach ihrer Lehre existiert seit 1914 der »neue Himmel« und seit 1919 die »neue Erde« – für sie ein »Neues Welt«-System. Teil dieses von Jehova bewirkten Systems ist die »Neue-Welt-Gesellschaft« der Zeugen Jehovas. Ihre Führung versteht sich faktisch als »Neue-Welt«-Regierung, stellvertretend für Jesus Christus.

Die willkürliche Organisationsbenennung »Neue-Welt«-Gesellschaft deutet auf ihr Ziel und ihre Selbsteinschätzung. Ebenfalls zu ihrem Repertoire gehört der Begriff »Neue-Welt«-Übersetzung. Das ist eine Bibel, die für die ideologischen Ziele der »Neuen-Welt«-Gesellschaft zugeschnitten ist. Die Beispiele könnten fortgesetzt werden. Verbale Übereinstimmungen zwischen Illuminatentum und der Wachtturm-Ideologie bestehen offensichtlich.

Andere Berührungspunkte beider Systeme sind Regeln und Prinzipien. Maxime des Illuminatenordens waren Gehorsam und Ergebenheit, wie sie im Grunde aber nur Gott zustehen.

Nach denselben Prinzipien wird die »Neue-Welt«-Gesellschaft der Zeugen Jehovas heute noch geführt:
absoluter Gehorsam, Ergebenheit und totale Hingabe an die Organisationsführung.

Hierzu weitere Schriftbeispiele aus der bekannten Illuminatenschrift »Das verbesserte System der Illuminaten« von Adam Weishaupt (M. Weishaupt, Bd.1, 1787), und aus diversen Schriften der Zeugen Jehovas:
»Wir fordern Unterwürfigkeit und Gehorsam . . . weil wir Führer sind durch unbekannte Länder und Gegenden; weil man uns Einsicht und Erkenntnis zutraut und solche von uns erwartet.« (M. Weishaupt, Bd.1, S.76),

»Es ist gebieterische Pflicht. . . mit der Neuen Weltgesellschaft Schritt zu halten . . . weil sie nun bald ihre Glieder durch den Krieg von Harmagedon . . . in eine heile Welt führen wird.«… Indem wir Gott ehren . . . daß wir seine von ihm gebilligte Organisation hingebungsvoll anerkennen.« (Wachtturm 1956, S. 464).

»Wir fordern, daß alle Beförderungen von uns allein abhängen. Wir allein können wissen, wer so ist, wie wir ihn brauchen . . . Jeder, der über verzögerte Beförderung murrt, dessen Absichten sind unrein.« (A. Weishaupt, S.80).

»Auch müssen wir Demut offenbaren und dürfen nicht daran denken, uns selbst zu befördern.« (Wachtturm-Schrift: Erwachet, 1. September 1982, S.25).

»Du sollst wissen, hören, lesen, um sodann zu tun.« (A. Weishaupt, S.81).

»Wenn wir Jehova und seine Organisation lieben . . . werden wir . . . alles glauben . . . was der Wachtturm darreicht.« (Wachtturm-Schrift »Zum Predigtdienst befähigt«/156).

Die Beispiele sollten genügen, nachfolgend aber noch eine Reihe Wachtturm-Zitate, die den absolutistischen Charakter der Wachtturm-Organisation aufzeigen. Bei ihrer Mißachtung erfolgt der Ausschluß aus der Gemeinschaft.

»Es kann nicht zu sehr betont werden, daß wir die theokratische Organisation Jehovas erkennen müssen. Wenn das Leben eines Menschen von einer bestimmten Handlungsweise abhängig ist, sollte er ihr mit Freuden folgen, selbst wenn sie, weil er sich demütigen muß, seinen Stolz verletzt. Das gilt besonders in bezug auf die Anerkennung der theokratischen Organisation und ihrer Art des Wirkens unter der Hand Gottes.« (Wachtturm, 1.11.1954, S. 656).

»Indem wir Gott ehren und ihm dadurch die höchste Achtung erweisen, daß wir seine von ihm gebilligte Organisation hingebungsvoll anerkennen, werden wir in einem glücklichen, erfreulichen Verhältnis zur Organisation bleiben und uns mit ihr jetzt vieler Dienstvorrechte erfreuen.« (Wachtturm, 1. November 1954, S. 699).

»Es ist gebieterische Pflicht, daß jene, die in der neuen Welt der Gerechtigkeit zu leben wünschen, mit der »Neuen-Welt-Gesellschaft« Schritt halten. Warum? Weil sie nun bald alle ihre Glieder durch die größte Drangsal, den Krieg von Harmagedon, sicher hindurchbringen und sie in eine neue, heile Welt führen wird, die Gott schafft und in der sich die Menschheit des ewigen Friedens, der Wohlfahrt und des Glücks erfreut.« (Wachtturm, 1956, S. 484).

»Nur diese Organisation wirkt im Interesse des Vorhabens Jehovas und zu seiner Lobpreisung. Nur für sie ist Gottes heiliges Wort, die Bibel, kein versiegeltes Buch. Wahre Christen schätzen es daher sehr, mit der einzigen Organisation auf der Erde verbunden zu sein, die die tiefen Dinge Gottes versteht.« (Wachtturm, 1.10.1973, S. 593).

»Daher ist der Wille des Sklaven der Wille Jehovas. Rebellion gegen den Sklaven ist Rebellion gegen Gott.« – »Gottes Wort, die Bibel, ist ein Buch, das Organisation lehrt. Es veranlaßt und ermutigt uns auf jegliche Weise, die theokratische Organisation dem eigenen Ich voranzustellen, sie anzuerkennen und sich durch dick und dünn loyal an sie zu halten.« (Wachtturm, 1.11.1954, S. 668).

»Folglich ist die Bibel ein organisatorisches Buch und gehört der Christenversammlung als Organisation, nicht irgendwelchen Einzelpersonen, sie mögen noch so aufrichtig glauben, sie könnten sie auslegen. Aus diesem Grunde kann die Bibel getrennt von der sichtbaren Organisation Jehovas nicht richtig verstanden werden.« (Wachtturm, 15.1.1968).

Ein Generalpostulat
»Offensichtlich kann eine anerkannte Mitverbundenheit mit Jehovas Zeugen nicht lediglich auf einem Glauben an Gott, an die Bibel und an Jesus Christus beruhen . . . Eine anerkannte Mitverbundenheit mit Jehovas Zeugen erfordert, daß man die Gesamtheit der wahren Lehren der Bibel akzeptiert, einschließlich jener biblischen Glaubensinhalte, die nur Jehovas Zeugen vertreten.« (Wachtturm, 1.4.1986, S. 31).
Mit diesem Postulat werden Gott, Jesus Christus und die Bibel relativiert.

8. »Jehova« – das wiedergefundene Meisterwort

Zum Verständnis des Begriffs »wiedergefundenes Meisterwort« gehört ein kurzer Abriß der Freimaurerlegende von der Ermordung Hiram-Abiffs, des legendären Baumeisters des Salomonischen Tempels.

Die Legende berichtet, daß Hiram-Abiff von drei Gesellen erschlagen wurde, die aus egoistischen Gründen in den Besitz des Meisterwortes, dem Paßwort des Tempelbaumeisters, kommen wollten. In seiner Bedrängnis, unmittelbar vor seinem Tod, riß Hiram das goldene Dreieck mit dem Meisterpaßwort von seinem Hals und warf es, damit es den Mördern nicht in die Hände fallen sollte, in ein Gewölbe. Auf der Suche nach Hirams Leiche entdeckte man das Gewölbe und fand darin das goldene Dreieck mit dem Meisterwort: Jehovah.

Das Freimaurertum benutzt den Begriff Jehova auch in Form des Tetragramms in ihren Lehrteppichen. Unter diesem »Paßwort« sollen der Menschheitstempel und die »Neue Weltordnung« gebaut werden. Symbolhaft ist dieser Aspekt in dem amerikanischen Siegel auf der Dollarnote in Form der Pyramide dargestellt.

Auch Jehovas Zeugen versuchen auf ihre Weise, unter dem Namen »Jehova« an einem Menschheitstempel, einer »Neuen Weltordnung«, zu arbeiten. Da der Name Jehovah in beiden Weltanschauungen eine geradezu mystische Rolle spielt, sollte beachtet werden, daß das hebräische Tetragramm seine biblisch-historische Erfüllung bereits hatte. Daher findet auch eine Anrufung Gottes mit dem Namen Jehova in der christlichen Botschaft nicht mehr statt. Biblisch-historisch gesehen, hatte das Tetragramm (JHWH) seinen Stellenwert ausschließlich im Alten Testament.

Obwohl es fast 7000mal in den hebräischen Schriften erscheint, lehrte Jesus seine Nachfolger, Gott weder mit Jahwe noch mit Jehova anzureden. Es gibt keinen Beweis dafür, daß Christus seinen Vater je mit diesem Namen angeredet hätte. Für ihn und seine Nachfolger war Gott der Vater und wurde mit »Abba – lieber Vater« angeredet.

Freimaurern sollte es jedoch zu denken geben, daß die Hiram-Legende in die Zeit Salomos hineinspielt und zu dieser Zeit der Name Jehova in der vorliegenden Vokalisierung kaum auf Hirams goldenem Dreieck gestanden haben konnte. Denn frühestens um 1270 n. Chr. wurde die Vokalisierung Jehova von dem spanischen Franziskanermönch Raimundus gebraucht, und um 1500 n. Chr. in der gleichen Form von dem Franziskanermönch Galatin.

9. Ch. T. Russell – vom christlichen zum freimaurerischen Denken

Als Ch. T. Russell, Gründer der Wachtturm-Gesellschaft, seinen christlichen Hintergrund verlassen hatte, begann er ein eigenes Lehrgebäude zu errichten. Seine Botschaften und »Prophezeiungen« sind nichts Originäres. Sie sind mehr oder weniger ein Kaleidoskop bereits vorhandener Anschauungen, Lehren oder Theorien. Seine Thesen weisen aber bald freimaurerischen Einfluß auf. Seine Proklamationen verhießen: Ein goldenes Zeitalter, ein irdisches Paradies, keine Hölle, alle Menschen werden auferstehen zu einem neuen Leben usw.

Die Darlegung soll keine Schmälerung des Menschen Russell sein, denn im Grunde war auch er, wie viele aufrichtig Suchende, ein Opfer der Verführung. Russell beschreibt den Einflußmoment seines geistlichen Umdenkens selbst recht genau:

»Der Anfang unserer Erzählung fällt in das Jahr 1868, in welcher Zeit der Verfasser (von Zions Watch Tower), der schon seit einigen Jahren ein geweihtes Kind Gottes und ein Glied der Kongregationalisten-Kirche sowie des Christlichen Vereins junger Männer war, anfing, hinsichtlich des Glaubens an manche Lehren, die man seit langem für wahr gehalten, erschüttert zu werden.
Als Presbyterianer erzogen und in dem Katechismus unterrichtet, wurde ich . . . gar schnell eine Beute der Vernunftlehre des Unglaubens, sobald ich anfing, selbständig zu denken. Doch das, was zuerst ein völliger Schiffbruch des Glaubens an Gott zu werden drohte, wurde unter Gottes Vorsehung zum Guten gewendet, und so erlitt nur mein Vertrauen zu menschlichen Glaubensbekenntnissen und Systemen der falschen Bibelauslegung Schiffbruch . . .  Anscheinend durch einen Zufall geriet ich eines Abends in ein staubiges, schwärzliches Versammlungslokal in Allegheny, Pa. . . .  Dort hörte ich erstmals etwas über die Ansichten der Adventisten (Second Adventists), und zwar von Jonas Wendel. Bald begann ich zu erkennen, daß wir irgendwie nahe vor dem Schluß des Evangeliumszeitalters lebten . . . Wir erkannten . . . wie alle aus dem Grab aufgeweckt werden müssen . . . dies als Wiederherstellungswerk, von welchem in Apostelgeschichte 3,21 die Rede ist.« (Wachtturm-Gesellschaft: Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S.14).

Russell geriet mit etwa 18 Jahren, während einer Glaubenskrise, an eine Splittergruppe der Adventisten. Noch in der Zeitschrift »Wachtturm« 1907 spricht Russell von seinem Freund Jonas Wendel. Etwa um 1870 begann er eine eigene Bibelstudiengruppe aufzubauen und driftet wenig später unter dem Einfluß eines anderen Splitteradventisten, N. H. Barbour, ins »prophetische Sektierertum« ab. (Franz, R.: Der Gewissenskonflikt, S.142).

Mit 29 Jahren (1881) gründete er die »Zions-Wachtturm-Traktat-Gesellschaft«, um seine Schriften drucken und verbreiten zu lassen. »Prophezeiungen« nehmen einen breiten Raum in seinen Publikationen ein. Er selbst besaß weder bibelwissenschaftliche Vorbildung noch Kenntnisse der hebräischen und griechischen Sprache. Das lediglich als Feststellung, die in seinen Darlegungen manches entschuldigt. Seine Selbsteinschätzung und der Erwählungsglaube sowie der Glaube an seine »prophetische Gabe« waren beachtlich. Hierzu ein Zitat:

»Es ist wahr, es heißt große Dinge erwarten, wenn man behauptet, wie wir es tun, daß in den kommenden sechsundzwanzig Jahren alle gegenwärtigen Regierungen gestürzt werden . . . betrachten wir es als feststehende Wahrheit, daß das schließliche Ende der Reiche dieser Welt und die volle Herrschaft des Königreichs Gottes um 1914 vollzogen sein wird.« (Wachtturm-Gesellschaft: Schriftstudien, Bd.2, S.99).

Sehr viel später, erst etwa um 1931, mußte die WTG (Wachtturm-Gesellschaft) bekennen: »Das ganze Volk des Herrn blickte dem Jahre 1914 mit freudiger Erwartung entgegen. Als diese Zeit gekommen und vorübergegangen war, da bemächtigte sich seiner große Enttäuschung, Kummer und Traurigkeit, weil er so viel über 1914 ausgesagt hatte, was da alles geschehen werde, und seine Prophezeiungen sich nicht erfüllt hatten.« (WTG: Licht, Bd.1, S.199).

Schon bald stand Russell mit seinen unbiblischen und ideologischen Anschauungen den christlichen Konfessionen konträr gegenüber. Seine Aversion gegen die Kirchen entsprang mehr oder weniger dem Einfluß freimaurerischer Ideologie. Vorbilder mögen die Illuminaten und Freimaurer wie A. Pike und Mazzini gewesen sein. (Queensborough: Occult Theocracy, Bd.1, S.539).

 10. Russells freimaurerisches Symbolverständnis

Die Lehren und Schriften Russells waren in Wort und Bild freimaurerisch pointiert. Seine allegorischen Umdeutungen sind eine Mixtur aus biblischer Thematik und freimaurerischer Symbolik. Bei dieser Feststellung ergibt sich folgende Frage: Kann man die geistige Einstellung einer Person aufgrund ihres Milieus, gewisser Äußerlichkeiten wie Reden und Wortschatz erkennen? Wir würden sagen: vordergründig ja.

Zum Beispiel: Wenn sich jemand ein Kreuz an die Wand hängt, über die Bibel spricht und biblische Vorträge hält, darf man annehmen, daß man es mit einem Christen zu tun hat.

Wenn sich eine Person das Kreuz-Krone-Emblem des freimaurerischen Tempelritter-Ordens in seinem Büro an die Wand hängt, den Sonnendiskus, Symbol der Hochgradfreimaurer auf seinen wichtigsten Publikationen in Goldprägedruck anbringen läßt, Gott nach freimaurerischer Auffassung als »Großen Baumeister der Welten« tituliert, den Tempel Gottes allegorisch umdeutet als Pyramide im Sinne der Freimaurer, sich dabei auf die Pyramide von Gizeh beruft, die Gemeinde Jesu einen geheimen Orden nennt, Jesus Christus als den Großen Meister Freimaurer bezeichnet oder als größten Tempelritter, die »144.000« (Offb 7,4) zu Tempelrittern erklärt, sich selbst als freien Freimaurer bezeichnet, darf man hier annehmen, daß man es mit einem Freimaurer zu tun hat?

Das Kreuz-Krone-Emblem

Das Kreuz-Krone-Emblem ist ein Symbol des Tempelritter-Ordens. Benutzt wird es auch von den beiden okkulten Gemeinschaften »Christliche Wissenschaft« und »Adyar-Theosophie«. »Die »Adyar-Theosophie« (eine Philosophie aus Christentum, Buddhismus und Gnosis) bildete das Symbol unter anderem auf der Titelseite ihrer Zeitschrift »Auf dem Wachtturm« ab. Russell plazierte das gleiche Symbol auf der Titelseite seiner Wachtturm-Zeitschrift. Daher ähnelten sich äußerlich beide Publikationen. Allerdings wurde das Kreuz-Krone-Emblem nach 1930 von den »Wachtturm«-Titelseiten entfernt.

Russell verwendete das Kreuz-Krone-Emblem als Wandschmuck in seinem Büro, auf Wachtturm-Titelseiten, am Bug der Lokomotive bei der Transcontinental-Tour 1913, bei der Pyramide an seinem Grab uam.

Bekanntlich fand nicht nur die »International Biblestudents Convention« in Freimaurersälen unter dem Kreuz-Krone-Emblem statt, sondern selbst noch aus den 1970er Jahren wird berichtet, daß Zeugen Jehovas die Freimaurerhallen als Treffpunkt und Veranstaltungsort für ihre Vorträge bevorzugten. Wieso gerade dort?

Das Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1973 schreibt: »Bis zum Jahre 1901 war die Gruppe in Glasgow, die zuerst in Schwester Ferries Wohnung zusammenkamen, für die Räumlichkeiten zu groß geworden und verlegte ihre Zusammenkünfte in die Freimaurersäle.«

Das Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1976 schreibt: »Unterdessen hielt Bruder Johnston in Durban regelmäßig jeden Sonntagabend biblische Vorträge im Freimaurersaal, Smith Street.«

Das Einverständnis zur Benutzung der Logenräume durch die Wachtturm-Gesellschaft weist auf gemeinsame Interessen hin. Von diesem Hintergrund her ist Russells Propagierung des Kreuz-Krone-Symbols verständlich. Auf jeden Fall ist eine Identifizierung mit Freimaurertum unverkennbar.

Die letzte Platzierung dieses Symbols erfolgte an einer heidnischen Miniaturpyramide, die man an Russells Grab aufgestellt hatte. Das zeigt, daß Russell das Freimaurersymbol höher schätzte, als das christliche Kreuz, das Symbol für Tod und Auferstehung Jesu Christi.

Der ägyptische Sonnendiskus auf Russells Publikationen

Sonnendiskus nennt man die geflügelte Sonnenscheibe, ein altägyptisches Symbol des Gottes Horus. Man findet es zumeist über Türen und Toren der Tempel zur Abwehr des Bösen. Eine Sage lautet, daß Horus in Gestalt einer Sonne mit bunten Flügeln seinen Widersacher Set bei der Stadt Edfu besiegt habe (MEYERS-Lexikon).

Fritz Springmeier schreibt (Springmeier, F.: The Watchtower & The Masons, S.113), daß die geflügelte Sonnenscheibe von den 33-Grad-Freimaurern als Symbol benutzt wird und daß allein sie die Bedeutung kennen. Der Sonnendiskus spielt als Symbol in okkulten Weltanschauungen sowie in der Magie eine Rolle. Man findet ihn daher sowohl auf der theosophischen Schrift »Theosoph« als auch auf dem Titel der Schrift »Orden vom Rosen-Kreuz (AMORC), Die Kathedrale der Seele«, S. 57.

Der Diskus ist das Symbol der ägyptischen Trinität Osiris, Horus und Isis. Über der Opferszene auf einer ägyptischen Stele ist der Sonnendiskus abgebildet. Die Stele befand sich im Besitz des Satanisten A. Crowley und wird heute im Gebäude der OT-Anhänger in Zürich aufbewahrt.

Daß Russell nichts von dem Sinn, der Bedeutung und Herkunft dieses Symbols gewußt hätte, kann kaum angenommen werden. In seiner umfassenden Bibliothek gab es zweifellos darüber genügend aufklärende Schriften. Die Verwendung des Sonnendiskus signalisiert seine Verbindung zur Freimaurerei ebenso, wie die Verwendung des freimaurerischen Kreuz-Krone-Emblems des Tempelritter-Ordens.

Es hätte Bibelchristen fragend machen müssen, als bei der Zweitauflage der sechs Bände »Schriftstudien« auf den Titelseiten plötzlich das Symbol der ägyptischen Trinität, der »Sonnendiskus« abgebildet wurde. Ausgerechnet auf den Schriften, von denen Russell behauptete, sie seien »der lang verlorene Schlüssel zur Erkenntnis, der dem gläubigen Volk Zutritt zu dem verborgenen Geheimnis gebe«. Was waren das für Geheimnisse?

Hierzu zwei Zitate aus dem 3. Schriftstudienband, welche das »Geheimnis«, den Zeitpunkt des Beginns der »großen Drangsal« mittels ominöser Zahlenexperimente darzulegen versuchten. Die beiden Zitate sind der fast in Vergessenheit geratenen »Pyramidenlehre« entnommen:

»Und ferner sehen wir, daß diese Vorratskammer (die Pyramide/Verf.) der Erkenntnis . . . absichtlich versiegelt gehalten worden ist. . . und daß ihr großer Baumeister wußte, daß ihr Zeugnis notwendig werden würde . . .«

»Wenn sie (die Pyramide) in der Tat sich als eine Bibel in Stein ausweist, wenn sie eine Urkunde der geheimen Pläne des großen Baumeisters der Welt ist. . . dann sollte sie und wird sie in voller Übereinstimmung mit seinem geschriebenen Worte stehen . . .«

Eine esoterisch freimaurerische Artikulierung der Zitate kann kaum bestritten werden. Es muß zu denken geben, daß auf der Titelseite des Schriftbandes in Goldprägedruck das mystisch-ägyptische Kultsymbol, der Sonnendiskus, prangt. Und gerade unter diesem Symbol macht Russell »geheimnisvolle« falsche Zeitvorhersagen, die er unkorrekterweise in der 2. Auflage des Bandes, ebenfalls unter dem magischen Symbol des Sonnendiskus, stillschweigend verändert. Wie sah die Veränderung aus?

Die »abwärtsführende Passage« innerhalb der Pyramide (von einem bestimmten Punkt aus gemessen) betrug in der ersten Auflage der Schriftstudien 3416 Zoll. In der Zweitauflage fügte Russell kommentarlos 41 Zoll hinzu. Über dieses Faktum schreibt F. Stuhlhofer in seiner Schrift »Charles T. Russell und die Zeugen Jehovas«: »Das hinter dem Betrug stehende Motiv ist die Verschiebung des Beginns der großen Drangsal von 1874 auf 1914/15, (das Jahr 1874 stellt dann nur noch den Beginn der Ernte dar).«

Hatte der »Sonnendiskus« auf diese Abänderung etwa Einfluß genommen? In diesem Zusammenhang erinnert die Aussage von Loge-Großmeister Giese an besagte Symbolkraft, die auf Dauer wirkt. Dazu noch A. Bailey, die New-Age-Prophetin, die behauptet, wer Symbolik richtig versteht, erhält auch Macht, am göttlichen »Plan« mitzuarbeiten. Sie meint damit nicht den biblischen Gott, sondern das unpersönliche »Es«, das in der Freimaurerei als »Großer Baumeister der Welten« verehrt wird, den Russell in seinen Schriften erwähnt und fälschlich mit Jehova bezeichnete.

Großer Baumeister aller Zeiten

Das biblische Verständnis über die Dreieinheit Gottes, das Russell einst besaß, war ihm verlorengegangen. Durch sein eigenwilliges Heraustreten aus den orthodoxen Lehren der Bibel und unter dem späteren Einfluß des Freimaurertums änderte sich sein Gottesbild völlig. Er verwendete denn auch bald in seinen Schriften außer der falschen Gottesbezeichnung Jehova den freimaurerischen Gottestitel, wie er in folgender Formel benutzt wird: »Im Namen des allmächtigen Baumeisters der Welten, der unendlichen Schöpfer- und Erhalterkraft des Alls.«

Die Bezeichnung »Allmächtiger Baumeister der Welten« ist ein Titel, mit dem jeder Freimaurer, gleich welcher Religion, »seinen Gott« anrufen kann. Man beruft sich fälschlich auf Hebräer 11,10, wo Gott als Baumeister der himmlischen Stadt erwähnt wird. (Alpina, Ausg. 2/75, S. 21).

Hier handelt es sich jedoch nicht um den »Allmächtigen Baumeister der Welten«, um ein »Es«, eine »Erhalterkraft«, sondern um den persönlichen, dreieinigen Gott der Bibel.

Russell führte den falsch vokalisierten Gottesnamen »Jehova« etwa um 1882 in die Wachtturm-Lehre ein. (WTG: Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 22). 1886 und später erscheint der Name »Jehova« in Russells »Schriftstudien« in Verbindung mit dem freimaurerischen Gottestitel »Großer Baumeister der Welten«.

Fazit:

1. Russell bekannte durch die Verwendung des Titels »Großer Baumeister der Welten« seine freimaurerische Gesinnung. Daher lehnte er den dreieinigen Gott ab.

2. Beide Gottesbezeichnungen, »Jehova« und »Großer Baumeister der Welten«, verwendete Russell erst nach einem 12jährigen Bibelstudium. Diese späte Entscheidung für den Namen Jehova läßt freimaurerischen Literatureinfluß vermuten. Darin wurde der Name längst benutzt.

Eine lehrmäßige Ablehnung des dreieinigen Gottes fällt wesentlich in Band 5 Schriftstudien (1903) auf. Darin vertritt Russell den Monotheismus der Juden und spricht von »dem großen Jehova«.

Kommentar zur Dreieinheit Gottes:

Grundsätzlich fällt es einem Bibelchristen genauso schwer, sich Gott anthropomorphisch (menschengestaltig) zu denken, wie es einem Antitrinitarier nicht möglich ist, Gott als Dreieinheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist zu verstehen.

Die unterschiedlichen Auffassungen sollten nicht zu einseitiger Überheblichkeit und Rechthaberei führen. Es ist Sache des biblischen Verständnisses. Denn wie Gott an sich ist, weiß niemand. Aber wie Gott auf uns zukommt, beschreibt die Bibel so, daß es selbst ein Antitrinitarier begreifen kann. Hierzu die Verständnisformel: Gott offenbart sich durch den Sohn im Heiligen Geist.

Was heißt das? – Jesus erklärt es selbst mit den Worten in Johannes 14,23: »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.«

Frage: Wie können beide göttliche Personen in uns Wohnung nehmen?  –  Antwort: Im Heiligen Geist.

So sind der Vater und der Sohn eins im Heiligen Geist oder der Heilige Geist ist die Offenbarung des Vaters und des Sohnes in Einheit.

Die trinitarische Frage ist kein arithmetisches Problem, sondern eine Frage biblischen Verständnisses. Russell entschied sich nach dem Verlassen des christlichen Glaubens gegen die Dreieinheit Gottes und damit auch gegen die Gottheit Jesu. 

 

11. Der Tempel Gottes – freimaurerisch gedeutet

In einer 15seitigen Ansprache deutet Russell, freimaurerisch akzentuiert, die Pyramide von Gizeh symbolisch als »Tempel Gottes« oder Gemeinde Jesu. Als Architekt und Erbauer des Pyramidenmonuments nennt Russell Gott in freimaurerischer Weise »Großen Baumeister der Welten«.

Das Publikum, vor dem Russell sprach, setzte sich aus Freimaurern, Ernsten Bibelforschern und Gliedern der unterschiedlichsten Denominationen zusammen. Einleitend erklärte Russell, daß man sich in einem der Freimaurerei geweihten Gebäude befände. Die Ansprache ist ein heterogenes Sammelsurium von biblischen Begriffen und freimaurerischer Weltanschauung. Biblisches Christentum und Freimaurertum lassen sich nicht harmonisieren.

Russells Einleitungsworte zu seinem Vortrag:

»Das Thema für heute Nachmittag, liebe Freunde, finden wir in den Worten des Apostel Paulus, >denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr< (1. Kor 3,17). Als Christen-Bibelstudenten aus allen Denominationen, so scheint es, haben wir etwas in unserem Glauben, das in Sympathie und Harmonie mit jeder Denomination auf der ganzen Welt steht.

Sprechen unsere presbyterianischen Freunde von der Erwählung? Wir mehr. Haben unsere methodistischen Freunde die Doktrin der freien Gnade? Wir mehr. Verstehen unsere baptistischen Freunde die Wichtigkeit der Taufe? Wir mehr. Schätzen unsere Freunde die Privilegien der Individualität in der Kirchenleitung? Wir mehr. Verstehen unsere freimaurerischen Freunde etwas vom Tempel und auch davon, Tempelritter zu sein? Wir mehr. Glauben unsere römisch-katholischen und unsere anglikanischen Freunde an eine universale Kirche? Wir mehr.

Mit anderen Worten, es scheint, als ob die Botschaft des Wortes Gottes mehr oder weniger unterteilt worden ist und jede Denomination einen Teil der Wahrheit aufgegriffen hat und um dieses bißchen Wahrheit viel Irriges angesammelt hat. Aber wir sind froh, daß sie dieses wenige an Wahrheit haben. Wenn sie nicht einmal einen Teil der Wahrheit gehabt hätten, hätten sie überhaupt nicht bestehen können.

Man hat also einen kleinen Teil der Wahrheit genommen, ihn mit Theorien umgeben und eine separate Kirche gegründet. Gott sagte nie, daß man eine separate Kirche gründen sollte. Er befahl nie, eine Baptistengemeinde oder eine presbyterianische oder methodistische Kirche usw. zu gründen.

Der Herr wollte eine Kirche schaffen, und er wollte, daß diese eine Kirche nicht nur einen Bruchteil der Wahrheit, sondern die ganze Wahrheit haben sollte. Wir tadeln hier nicht unsere Freunde und Nachbarn, denn wir erinnern uns, daß wir vor nicht allzulanger Zeit noch ganz ähnlich dachten. Aber ohne irgendjemand tadeln zu wollen, sind wir froh, daß wir einen vernünftigen und harmonischen Weg sehen, indem wir alle kirchlichen Glaubensbekenntnisse und >Zäune< verlassen, die das Volk Gottes so lange getrennt haben und zusammenkommen auf der Ebene der Bibel und allem, was in der Bibel steht – und nur in der Bibel.

Ist das nicht beglückend für uns? Ist es nicht das, was uns als internationale Bibelstudenten beim Studium des Wortes Gottes so viel Segen bringt? Ja, das stimmt. So freue ich mich, daß ich hier vor Delegierten aus den Küstenstädten und aus weiteren 35 Staaten sprechen darf.

Ich freue mich, die besondere Gelegenheit zu haben, einiges über Dinge zu sagen, in denen wir mit unseren freimaurerischen Freunden übereinstimmen, denn wir befinden uns hier in einem Gebäude, das der Freimaurerei geweiht ist. Und auch wir sind Freimaurer. Ich bin ein freier Freimaurer. Ich bin ein freier und anerkannter Freimaurer, wenn ich das in voller Länge ausführen darf. Das ist es, was unsere freimaurerischen Brüder uns sagen wollen, daß auch sie freie und anerkannte Freimaurer sind. Das ist ihre Art, es so darzustellen.

Nun, ich bin ein freier und anerkannter Freimaurer. Ich glaube, wir alle sind es. Aber nicht gerade im Stil unserer freimaurerischen Brüder. Wir haben keinen Streit mit ihnen. Ich werde kein Wort gegen freie Freimaurer sagen. Tatsächlich sind einige meiner besten Freunde Freimaurer, und ich schätze es, daß es einige wertvolle Wahrheiten gibt, die unsere freimaurerischen Freunde besitzen.

Ich habe manchmal mit ihnen gesprochen und sie haben gefragt: Wie kommt es, daß du über alle diese Dinge Bescheid weißt? Wir haben gedacht, daß niemand darüber Bescheid wisse, ausgenommen diejenigen, die zu unserer höchsten Logik Zugang haben?

Ich sagte, daß ich mit dem Großen Meister, dem Herrn selbst, konferiert hätte, und geheime Informationen durch den Heiligen Geist erhalten habe sowie Führung bezüglich dessen, was die Bibel sagt. Und das beinhaltet alle Wahrheit, ich glaube auf jedem Gebiet. Und so kommt es, wenn wir zu unseren freimaurerischen Freunden über den Tempel und seine Bedeutung sprechen oder darüber, gute Freimaurer zu sein, oder über die große Pyramide, die das eigentliche Symbol ist, und über ihre Bedeutung, so sind unsere freimaurerischen Freunde erstaunt.

Jemand, der eine lange Zeit Freimaurer war, kaufte neulich viele Bücher über die große Pyramide und schickte diese – ich bin sicher – an die tausend Freimaurer. Er bezahlte sie und verschickte sie auf eigene Kosten. Es war sein Wunsch, daß den Freimaurern etwas über die große Pyramide klarwerden sollte, weil sie daran sehr interessiert waren.

Aber wir werden heute Nachmittag nicht über die große Pyramide sprechen, sondern über die freie und anerkannte Freimaurerei – die biblische Freimaurerei, meine lieben Freunde.«

Soweit die Einführungsworte Russells. Seine weiteren Darlegungen können wegen der Länge der Ansprache nur auszugsweise wiedergegeben werden.

Auszüge aus der Ansprache:

»Der große Meister unseres Hohen Ordens der Freien und anerkannten Freimaurerei, der Herr Jesus Christus, legte das Fundament. . . Er ist die Grundlage für hohes und anerkanntes Maurerhandwerk und alles, was sich darauf bezieht. Er gründete diesen großartigen Orden, dem wir angehören, den Orden der Freien und anerkannten Freimaurerei. Er ist der große Meister, und wir sollen keinen anderen anerkennen. . . .

Nein, nur das Fundament wurde gelegt. Und hier haben wir das wahre Bild der Pyramide, bei der das Fundament im Himmel gelegt wurde, der oberste Stein, wie der Apostel sagt. Wir müssen uns erinnern, daß alle diese Bilder unnatürlich sind, denn es sind himmlische Bilder. So wurde der oberste Stein, Jesus, zuerst gelegt, und alle anderen Steine müssen zu ihm hinaufgebaut werden . . .

Ihr wißt, daß die Spitze der Pyramide selbst eine perfekte Pyramide ist, und alle Steine darunter stehen mit dem obersten Stein in einer Linie. Dieser oberste Stein ist, wie die Bibel sagt, der Eckstein Jesus. Das Fundament, zu dem wir hinaufgebaut werden, anstatt hinunter . . .

Und was dann? Das nächste, aus dem sich unsere Freimaurer-Freunde und auch wir uns viel machen, ist die Verherrlichung des Tempels. Das ist auch in der Freimaurerei eine große Sache . . .

Ja, tausend Jahre Segen wird die Welt durch diesen großartigen Tempel, den Gott vorbereitet, erfahren. Tausend Jahre lang werden diese Tempelritter Segen unter allen Familien auf der ganzen Erde verbreiten . . . Würdest du gern einer dieser Tempelritter auf der himmlischen Ebene werden? Ich sage nichts gegen die irdischen Tempelritter . . .

Wenn du denkst, es ist der Wille Gottes, daß du dich den >Odd Fellows< anschließt. . . schließe dich den Odd Fellows an. Wenn du fühlst, du möchtest ein Mitglied des freien und anerkannten Ordens der Freimaurer werden und du fühlst dich als Nachfolger Christi noch nicht frei oder freimaurerisch genug, Gott segne dich, entscheide selbst . . .

Aber jetzt spreche ich über die große Ordnung der Freimaurerei, von der Jesus der große Meister ist. In diesen Orden kann man nur auf besondere Weise eintreten . . . Von der Zeit an, da du ein Mitglied des königlichen Priestertums wirst, ein lebendiger Stein, ein Mitglied der königlichen Kunst der Freimaurerei . . .

Meinst du, daß die Gemeinde des Herrn ein geheimer Orden ist? Ja sicher ist sie das. Sie ist der wunderbarste geheime Orden, den die Welt je gekannt hat . . . Das Geheimnis Gottes ist noch nicht vollendet, sagt die Bibel. Dieses Geheimnis Gottes, das er seit Beginn der Welt geheimgehalten hat, wird nicht vor dem Schall der siebten Posaune vollendet werden.

Die Bibel sagt, daß die Gemeinde das Geheimnis ist. Das Geheimnis wird in der Gemeinde offenbart.

So können wir durch die Welt gehen und die Welt erkennt uns nicht, wie sie auch den Herrn nicht erkannte. Erkannte die Welt den großen Freimaurer, als er hier war? Nein. Tötete die Welt den großen Meister-Freimaurer? Ja.

Auch die Freimaurerei hat ihren führenden Freimaurer, der getötet wurde. Es ist dasselbe Bild. Die Freimaurer nehmen diesen ersten Freimaurer an, weil er ein Geheimnis besaß. Ihre Theorie besagt, daß dieser erste Freimaurer geheime Pläne für den Tempel besessen habe. Als er getötet wurde, ging das Geheimnis des Tempels verloren. Daher können bestimmte Grundzüge bis zu seiner Auferstehung nicht vervollständigt werden.

So erklären die Freimaurer als eine Körperschaft theoretisch, daß sie auf die Rückkehr jenes ersten Meister-Freimaurers warten, der sein Leben in den Tagen Salomos verlor, wegen des Geheimnisses. So warten auch du und ich als Unter-Freimaurer auf die Rückkehr unseres Meister-Freimaurers, der sein Leben ebenfalls in Verbindung mit dem Geheimnis des Tempelbaus, der Gemeinde, dahingab. So könnten wir noch weitere Analogien finden . . .

Es ist interessant, auch etwas über die Grade unserer Freimaurerei zu wissen. Es gibt einige, die nur den Einstiegsgrad erreichen und nie bis zur Perfektion weitergehen . . . Wenn wir dann unter denen sind, die das Recht haben, in die Geheimnisse des Herrn einzutreten, die zu seinem hohen und anerkannten Orden der Freimaurerei gehören, müssen wir zu höheren Graden weitergehen, weil das Wissen in den ersten Graden noch sehr gering ist.

Da die Geheimnisse dieses Ordens geistlich wahrgenommen werden, seht ihr, daß es Geheimnisse gibt, die niemand auf der Welt herausfinden kann. Hierin haben unsere freimaurerischen Freunde große Schwierigkeiten, ihre Geheimnisse vor Außenstehenden zu bewahren. Aber in seiner großen geheimen Gesellschaft hat es Gott so festgelegt, daß du alles darüber sagen kannst und der andere es nicht versteht, es sei denn, er besitzt den geistigen Schlüssel dazu . . .

Nur solche, die in dieses göttliche Mauerwerk hineinkommen, haben die geistliche Führung. Es ist etwas, das nur an eine Klasse reichlich gegeben wird, und sonst für niemand bestimmt ist. . . 

Ich frage mich, wie viele von uns hier den ersten Schritt getan, den ersten Grad erreicht haben. Ich frage mich, wie viele weitergegangen sind zum zweiten und dritten Grad? Ich frage mich, wie viele in die Ritterschaft eingetreten sind und Tempelritter wurden . . . Ihr wißt, daß man in Freimaurerorden von Stufe zu Stufe fortschreitet und dabei mehr und mehr lernt. So gibt es denn Freimaurer im 32. Grad, die viel mehr wissen als die im 14. und 16. Grad . . .

So ist es auch im geistlichen Tempel. Der Apostel drängt uns, höher zu steigen. Er sagt, wir sollen in der Gnade und in der Erkenntnis wachsen und dem Herrn charakterlich ähnlicher werden, ihm, dem großen Hauptbefehlshaber, dem großartigen Hohenpriester unserer Berufung, dem größten aller Tempelritter . . .«  –  Soweit die Auszüge aus Russells Tempelansprache. 

Im folgenden einige Begriffserklärungen als Hinweis auf Verbindungen zum New Age.

Begriffe wie »Tempelritter«, »Geheimorden« oder »Geheimnisse«, die nur mittels eines Schlüssels verstanden und eingeordnet werden können, auf die »Gemeinde Jesu« anzuwenden, ist verdächtig und anfechtbar. Wie sagt doch Paulus in 2. Korinther 4,2: »Wir vermeiden schändliche Heimlichkeit und gehen nicht mit List um, fälschen auch nicht das Wort Gottes; sondern durch Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns dem Gewissen aller Menschen vor Gott.«

Was sich mit Geheimnissen umgibt, ist aus biblischer Sicht gefährlich und ist zu hinterfragen.

In seiner pointierten Darlegung bekannte Russell: »Ich bin ein freier Freimaurer.« Es muß hier nicht polemisiert werden, ob Russell initiierter Freimaurer war oder nicht. Seine Weltanschauung, die Verehrung freimaurerischer Embleme, die Anwendung freimaurerischen Vokabulars und Umdeutung biblischen Gedankenguts in freimaurerische »Theologie« dürften zur Beurteilung der Grundhaltung Russells genügen. Man spricht hier auch von »Maurer ohne Schurz«.

Bemerkenswert war Russells Hinweis auf seine »mystische Erfahrung« mit dem »Großen Meister« (Jesus Christus?), mit dem er selbst konferiert und geheime Informationen durch den Heiligen Geist erhalten haben will. Ähnliche Berichte sind von der amerikanischen Theosophin H. P. Blavatsky oder der New-Age-Prophetin A. Bailey bekannt, die ebenfalls mit ihren »Meistern« (anonyme Autoritäten der Geisterwelt) »konferierten«, das heißt Befehle oder Informationen empfingen. Über Russells Zugehörigkeit zu einer Loge weist auch das Drei-Punkt-Symbol vor seinem Namen in dem Freimaurerverzeichnis in »Lady Queenborough« hin.

Bedeutsam ist Russells Zitat, das die New-Age-Anschauung deutlich tangiert: »Und hier haben wir das wahre Bild der Pyramide, bei dem das Fundament im Himmel gelegt wurde . . . So wurde der oberste Stein, Jesus, zuerst gelegt. . . Ja, tausend Jahre Segen wird die Welt durch diesen großartigen Tempel, den Gott vorbereitet, erfahren. Tausend Jahre lang werden diese Tempelritter Segen unter allen Familien auf der ganzen Erde verbreiten . . .«

Russell spricht hier von den »144 000« Israeliten (Offb 14,1.4), als seien sie für den Himmel »erkauft«. Gemäß seiner Auffassung sind sie »Söhne Gottes«, gemäß seiner allegorischen Deutung sind sie »Tempelritter in der Loge des Herrn«. Sie sollen herrschen mit dem »Christus« und ihren Einfluß auf die Erde für tausend Jahre geltend machen.

Man vergleiche diese Konzeption mit der Version von A. Bailey aus ihrer Schrift »Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung«: »Jene Gottessöhne, die uns die Gottesliebe offenbaren, kommen aus dem Zentrum, dem Christus den Namen >das Reich Gottes< gegeben hat. . . Hier weilen die >Geister der Gerechten< . . . (Hebr 12,23), hier ist die geistige Heimat der Führer der Menschheit, hier leben und wirken die Hierarchen, die Gottes Pläne ausführen und das irdische Geschehen beaufsichtigen . . . Man nennt sie die geistige Hierarchie, die Wohnstätte des Lichts, das Zentrum, wo sich die Meister der Weisheit aufhalten, die Große Weiße Loge.«

Das sind verblüffende Übereinstimmungen in Wort und Vision, aber durchaus antichristliche Versionen. In beiden Anschauungen sind die »Gottessöhne« nicht leiblich auferstandene Christen, sondern Geistwesen. In beiden Konzeptionen existiert eine »himmlische Loge«, die sich der Menschheit in »Liebe« zuwenden soll.

Die Pyramide – Gottes Tempel?

Was veranlaßte Russell, den »Tempel Gottes« oder den »geistlichen Christus« auf die heidnische »Pyramide von Gizeh« umzudeuten oder daraus den freimaurerischen »Menschheitstempel« zu machen?

Kurz gesagt, der »Tempel Gottes« wird vom Heiligen Geist aus den Leibesgliedern Christi erbaut, der »Menschheitstempel« ist ein Humanitätsgedanke. Das bedeutet, die gesamte Menschheit, deren »Vornamen« Katholiken, Protestanten, Buddhisten, Hinduisten usw. heißen, wird schlußendlich den »Familiennamen« »Freimaurer« tragen, um diesen »Tempel« auszumachen. (W.Künneth/P.Beyerhaus: Reich Gottes oder Weltgemeinschaft, S. 206).

Gegen Russells Tempeldeutung stehen folgende biblische Aussagen:

a) Epheser 2,20 sagt, daß der Grund des Baus die Apostel und Propheten sind, wobei Jesus der Schlußstein ist, der dem Tempel praktisch den statischen Halt verleiht. Wer Gebäude in Jerusalem mit den runden Steinkuppeln kennt, weiß, daß der Schlußstein in der Mitte die statische Aufgabe hat, die Kuppel selbsttragend zu machen. Das hat mit Pyramidenbau nichts zu tun.
b) 1 Petrus 2,5 spricht von einem geistlichen Haus und in Vers 8 vom »Eckstein« oder dem »Fels des Ärgernisses« (Christus), auf dem aufgebaut wird. Beide Bilder weisen auf ein Tempelfundament, das auf Erden gelegt wurde und nicht im Himmel.

Russells Pyramidendeutung fordert unsere christliche Aufmerksamkeit. Denn man muß wissen, wie oben schon erklärt, daß das Symbol der Pyramide im Freimaurertum kosmopolitischen Sinn und nichts mit dem Tempel Gottes zu tun hat.

Russell: »Die Große Pyramide, glauben wir, ist das hauptsächlichste dieser Zeichen und Wunder, und sie beginnt jetzt in ihrer eigenen Sprache zu den Gelehrten zureden und durch diese zu allen Menschen.«  –  »Sie stellt den vollendeten Plan Gottes dar, wie er am Ende des Tausendjahrtages sein wird. Die Krone derselben wird Christus sein, das anerkannte Haupt über alle, und jeder andere Stein wird genau in diesen glorreichen, vollkommenen und vollständigen Bau eingefügt sein. Der ganze Prozeß des Meißelns, Polierens und Einpassens wird dann vollendet sein . . . Wenn die Pyramide als Ganzes den vollständigen Plan Gottes repräsentiert, so repräsentiert ihr Eckstein an der Spitze Christum . . . «

Diese Interpretation entspricht dem freimaurerischen Menschheitstempel, der sich, wie erwähnt, aus sämtlichen Religionen zusammensetzen soll. Könnten wir nun annehmen, daß Christus an dieser »synkretistischen« Pyramide den »Schlußstein« bildet? Auch der Begriff »Großer Baumeister der Welt«, in Verbindung mit dem Bau der Menschheitspyramide, dem Tempel der Humanität, ist freimaurerische Philosophie. »Großer Baumeister der Welt« ist Synonym für die maurerische Gottheit, eine Relativierung Gottes.

Russell: »Das Zeugnis dieses >Zeugen dem Jehova im Lande Ägyptern< und das des geschriebenen Wortes, weisen mit Bestimmtheit auf den schließlichen Zusammenbruch der alten Ordnung der Dinge in den >Abgrund< der Vergessenheit hin, und auf die glorreiche Herstellung der neuen Ordnung und Christo Jesu, dem großen Haupteckstein des ewigen Baues Gottes.«

Mit diesem Zitat schließt sich langsam der Kreis zu einer Beurteilung der Weltanschauung Russells, beziehungsweise seiner freimaurerischen Grundstimmung. Geradezu symbolhaft steht am Ende des dritten Bandes in der »Pyramidenlehre« der Begriff »Neue Ordnung«. Er steht ebenso unter dem »Großen Siegel« der amerikanischen Dollarnote und dürfte Russell bekannt gewesen sein. Das angestrebte Ziel des Freimaurertums geht daraus hervor mit den Worten: »novus ordo seclorum«. Dieses Ziel drückte Russell ebenfalls in seiner Pryramidenphilosophie aus.

Die Illuminatenpyramide

Am 14. Dezember 1789 unterzeichnete der erste Präsident der Vereinigten Staaten, George Washington, als Freimaurer den Vorschlag zu einer Nationalbank. Später erschien auf der amerikanischen Dollarnote das »Große Siegel« mit der Illuminatenpyramide. Die Spitze der Pyramide, das lichtumstrahlte »Allsehende Auge«, ist in der Freimaurerei das Symbol für die Gottheit, die man »Allmächtiger Baumeister aller Welten« nennt.

Die Worte »annuit coeptis« bedeuten soviel wie: »Das Unternehmen wird von Erfolg gekrönt oder gesegnet werden.« Welches Unternehmen? Natürlich die Errichtung des »Welttempels« mit einer »novus ordo seclorum«, einer »Neuen Weltordnung« unter illuminatischer Herrschaft.

Die Pyramide trägt am Fuße das Gründungsdatum des Illuminatenordens MDCCLXXVI / 1776. Gründer war der Illuminat Professor Adam Weishaupt, dessen Ziel Weltherrschaft mit Satanismus als verbindliche Staatsreligion war.

Die Zeitalterpyramide Russells

Die Strahlenspitze symbolisiert dort ebenfalls, wie in der Illuminatenpyramide, den Sitz der Gottheit. Russel verstand darunter, wie schon erwähnt, seinen »Christus«. Diese strahlende Pyramidenspitze hat unwahrscheinliche Ähnlichkeit mit dem strahlenden »Allsehenden Auge« der Illuminatenpyramide. – Der Pyramidenteil unterhalb der Spitze wird von Jehovas Zeugen heute jedoch anders interpretiert.

Beide Pyramidendarstellungen symbolisieren eine »Neue Weltordnung«. Russell bekannte sich sinnigerweise dazu in seiner »Pyramidenlehre«, indem er schreibt, daß die »alte Ordnung« zusammenbricht und eine glorreiche »neue Ordnung« unter dem »Haupteckstein« (Christus) erstehen wird.

Das ist ideologischer Gleichklang, der auch in der Verwendung der freimaurerischen Symbole Kreuz und Krone und des geflügelten Sonnendiskus, Symbol der Hochgradfreimaurer, zum Ausdruck kommt.

Die Pyramide als Bild der Verknüpfung

Die Pyramide ist hier metaphysischer Ausdruck ideologischer Machtstruktur und zugleich ein Bild der Verknüpfung. Die drei Ideologien, um die es in diesem Buch geht, verwenden das Symbol, aber interpretieren es jeweils auf ihre Weise.

Eines der aussagestärksten Pyramidensymbole dürfte die 13stufige Illuminatenpyramide mit der strahlenden Spitze und dem allsehenden Auge sein, die auf der amerikanischen Ein-Dollar-Note abgebildet ist. Metaphysisch stellt sie den vollendeten Welttempel des Freimaurertums dar und zugleich die Weltherrschaft Luzifers. Die Spitze, Kulminationspunkt »göttlicher« Macht, symbolisiert die Gottheit.

Bei meinen Darlegungen mußte ich an Orwells Roman »1984« denken, an die satanische Macht des »Großen Bruders«, die sich fortwährend manifestiert in dem »Teleschirm«, vor dem man kaum ausweichen kann – der alles sieht, wie das allsehende Auge der Pyramide. Interessant ist, daß Orwell den Sitz des »Ministeriums für Wahrheit«, er nannte es »Miniwahr in Neusprech«, als ein riesiges pyramidales Bauwerk beschreibt, aus weißem Beton, das Terrasse um Terrasse 300 Meter hoch gegen den Himmel gebaut war. Auch hier reflektiert das Pyramidensymbol als Sitz satanischer Herrschaft. Eine realistische Vision antichristlicher Weltherrschaft.

Zur Interpretation der Pyramidenspitze in den verschiedenen Systemen: Freimaurer sehen darin die Gottheit des »Allmächtigen Baumeisters der Welten«, im New Age versteht man darunter eine unpersönliche »Gottheit«, in der Wachtturm-Ideologie nach Ch. T. Russell verstand man darunter »Jesus Christus«.

Daß unter dem Pyramidensymbol seit der Unabhängigkeitserklärung der Staaten von Nordamerika 1776 ein Siegeszug des Freimaurertums begann, kann kaum bestritten werden. Von den 56 Unterzeichnern der Gründungsurkunde waren mindestens 15 Freimaurer. Der erste Präsident der USA, George Washington, war ebenfalls Freimaurer. Der Präsident, der das amerikanische Großsiegel mit der Illuminatenpyramide auf die Dollarnote brachte, war der Freimaurer F. D. Roosevelt.

England und Amerika wurden im Laufe der Jahrhunderte zu Hochburgen des Freimaurertums. M. Valmy nennt beide Länder ein Eldorado harmonischer, ungehinderter freimaurerischer Entfaltung.

Einige interessante Beobachtungen zur Illuminatenpyramide finden sich in »Pyramid Power« von Max Toth, Greg Nielsen im Goldman Verlag, unter dem Hinweis auf P. Halls Schrift »Secret Teachings of all Ages«, Los Angeles, 1969. Hall weist auf den mystischen Akzent des »Großen Siegels« der USA hin. Auf Vorder- und Rückseite dominiert in auffälliger Weise die Zahl 13. Dabei zeigt die Rückseite die Abbildung der Illuminatenpyramide mit 13 Stufen und aus 13 Buchstaben, aus denen der Segen der Gottheit im Illuminatentum: »annuit coeptis« besteht. Die Vorderseite zeigt einen Adler, der in der einen Kralle 13 Pfeile hält, in der anderen einen Zweig mit 13 Blättern und 13 Früchten. Über dem Kopf des Adlers sind 13 Sterne (entsprechend der 13 Gouverneure) in Form eines Sechssterns (Hexagramm/Freimaurersymbol) angeordnet. Der Schild vor dem Adler ist in 13 Streifen unterteilt. Es kann kaum Zweifel darüber bestehen, daß hier die 13 symbolisch eingearbeitet wurde, entsprechend der 13 Stufen der Illuminatenpyramide.

 

12. Die Gemeinde Jesu – ein Geheimorden Gottes?

In »Pastor Russells Sermon« findet sich unter der Überschrift »Wer kann das Geheimnis Gottes kennen?« eine Stellungnahme Russells zu geheimen Gesellschaften und Geheimorden. Der Tenor der Darlegung ist – ähnlich seiner Tempelrede – geistige Verknüpfung der Gemeinde Jesu mit freimaurerischen Ordensprinzipien. Die Ausführungen zeigen, wie Russell auch hier freimaurerische Begriffe und Regeln mit biblischen Bildern und Gedanken verbindet. Es geht ihm darum, zu zeigen, daß es ganz normal sei, daß in der menschlichen Gesellschaft Geheimbünde existieren, denn Gott selbst sei Gründer einer Geheimordnung gewesen.

Und nun leitet er über den Orden der Freimaurer zu Gottes »Geheimorden«, der Gemeinde, zu Jesu Nachfolgern. Hier gäbe es, genauso wie bei den Freimaurern, unterschiedliche Geheimnisse, die je nach Intelligenzgrad und Anstrengung erkannt werden können. So wie man im Freimaurertum von einem niederen Grad zu einem höheren emporsteigt, so ist es auch in der »Geheimordnung Gottes«.

Für die Begründung seiner Auffassung legte Russell den Text Daniel 12,10 zugrunde: ». . . alle Gottlosen werden’s nicht verstehen, aber die Verständigen werden’s verstehen.«

Ausführungen der Ansprache

»In heidnischen Ländern, wie auch in christlichen, schließen geheime Gesellschaften einen großen Teil der Menschheitsfamilie ein. Outsider wissen zwar etwas über ihre allgemeinen Motive und Objekte, aber ihre speziellen Methoden, Hoffnungen, Bestrebungen und Ambitionen werden geheimgehalten.

Um diese Geheimhaltung zu erreichen, die Interessen der Vereinigung zu schützen und zu bewahren, werden Geheimhaltungen mit einem Eid verbunden. Manche Eide lassen einem das Blut erstarren. Die Meinungsfreiheit wird mittels Sanktionen gezügelt.

Es ist nicht meine Aufgabe, irgendeinen dieser Orden anzugreifen oder über ihre Verhaltensweisen herzuziehen. Ich beziehe mich hier nur auf sie und lenke eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß dies unter Menschen eine sehr gebräuchliche Methode ist, weil der allmächtige Gott selbst der Gründer einer >Geheimen Ordnung< ist.

Während es gewisse Übereinstimmungen gibt zwischen den menschlichen Geheimorden und der Geheimordnung göttlichen Ursprungs, werden wir, wie erwartet, herausfinden, daß die letztere allen anderen weit überlegen ist. . .

So wie es in einigen geheimen Ordnungen verschiedene Stufen und Grade gibt, zum Beispiel sind alle Freimaurer mit den Geheimnissen des ersten Grades vertraut, aber längst nicht alle Freimaurer kennen die Geheimnisse des 32. Grades. Und genauso ist es auch in Gottes Geheimorden. Dort gibt es Grundprinzipien der christlichen Doktrin, die alle, die zum Orden gehören, kennen müssen. Es gibt auch tiefere Geheimnisse Gottes, die nur jene kennen, die die Fortschritte im Wachstum an Gnade und Liebe gemacht haben (Hebr 6,1; 1. Kor 2,10).«

Diese Darlegungen haben durchaus esoterischen Charakter. Genau das bestätigt das zweibändige amerikanische Werk »Occult Theocracy« von Lady Queenborough/Gordon Pr., Russells Lehre enthalte ein okkultes Dogma. Der folgende Abschnitt ist eine Übersetzung des 98. Kapitels: »Die Bewegung der Internationalen Bibelforscher wurde vornehmlich mit dem Ziel gegründet, die untere Mittelklasse der Intelligenz der christlichen Gemeinschaften anzusprechen, zum Beispiel bestimmte Büroangestellte, Lehrer, Dienstleistungspersonal und Personen, die mit direkten Formen der Propaganda nicht erreichbar waren. Die Bewegung hatte in Amerika auch großen Einfluß unter den Schwarzen.«

1870 gründete Russell den Wachtturm, dessen alleiniger Herausgeber er war. Die Lehren Russells erklären aus der Bibel heraus zu beweisen, daß alle christlichen Kirchen böse und korrupt sind, daß die Heidenzeit 1914 endete und daß die Juden von nun an über die Erde herrschen sollten.

In Russells Lehren wird auch sorgfältig ein okkultes Dogma entwickelt, welches angeblich auf biblischen Voraussetzungen beruhen soll. Die römisch-katholische Kirche wird verdammt, von Rom spricht man nur als von Babylon. Der Papst und seine gesamte Priesterschaft werden zu Bevollmächtigten des Antichristen gerechnet, die nach der bekannten freimaurerischen Formel von Albert Pike, Mazzini und anderen der Vernichtung geweiht sind.

Weiterhin wird uns, vorgeblich mit »biblischer Autorität«, in einer Interpretation von Offenbarung 2,24 gesagt, daß »Satan ein Name ist, der auf Rom insofern angewandt werden kann, als er ihre Eigenschaften beschreibt.«

Die protestantische Episkopal-Kirche und andere christliche Kirchen sind in Russells sehr bildhafter Sprache die »Hurentöchter der Römischen Kirche« und »haben Hurerei getrieben«.

Russell interpretiert diese Ausdrücke als Vereinigung von Kirche und Staat, dem sich die Juden in aller Welt so erbittert widersetzen. Diese Kirchen kommen bei Russell nicht besser weg als die katholische Kirche. Er sagt voraus, daß unter der Herrschaft der alten Würdenträger (des jüdischen Sanhedrin) die Heiden, die dann noch an Christus glauben, Christi Herrschaft als eine unsichtbare anerkennen müssen. Gleichzeitig unterwerfen sie sich als Christen all der Mühsal, welche diese jüdischen Fürsten ihnen auferlegen wollen.«

Diese Beschreibung Russells und seines Dogmas und seiner Haltung gegenüber den Kirchen reflektiert die Wachtturm-Organisation in ihren Lehren und Praktiken. Wer die Wachtturm-Publikationen auch nach Russells Tod prüft, wird feststellen, daß sich das Grundkonzept kaum verändert hat. Außer in bezug auf die Einschätzung der Stellung Israels. 

 

13. Russells synkretistische Tendenzen

Wenn es darum geht, Russells Denkweise zu beurteilen und freimaurerische Akzente nachzuweisen, dann bilden seine eigenen Schriften dazu die besten Grundlagen.

Seine Lehrmeinungen sind teils doktrinär bis tolerant und synkretistisch. Er verstand sich als der einzige kompetente Bibelexeget. Zweifel daran kommen allerdings, wenn man feststellt, wie er einerseits biblische Grundsätze und Gesetze interpretiert (imperativisch), andererseits die Lehren der Freimaurer (tolerant) und den Glauben der Moslems (totalitär) toleriert und sogar behauptet, sie stünden auf dem Fundament des Alten Testaments, weil sie gleicherweise einen Messias erwarten. Immer wieder vermischen sich allegorische Bibeldeutung mit freimaurerischem Mythos und synkretistischen Tendenzen, wie das aus dem folgenden Auszug »Pastor Russells Sermon« deutlich hervorgeht. Der Abschnitt ist überschrieben:

»Das Ersehnte aller Nationen«

Es ist eine Auslegung des Bibeltextes Haggai 2,7: »Ja, alle Heiden will ich erschüttern, und ich will dies Haus voll Herrlichkeit machen.«

»Der große Messias, >König des Himmels<, ist lange von den zivilisierten Nationen erwartet worden. Rund 4500 Jahre haben die Juden auf ihn gewartet als den großen Propheten, vorausgeahnt und vorausgesagt von Moses (Apg 3,22).

Die Freimaurer haben 2500 Jahre auf dieselbe glorreiche Persönlichkeit gewartet, als Hiram-Abiff, den Großmeister der Freimaurerei, dessen Tod, Glorifizierung und zukünftige Erscheinung ihnen kontinuierlich vor Augen gehalten werden durch die Buchstaben auf ihrem Schlußstein (hier beweist Russell eine gute Kenntnis freimaurerischer Mythologie). Christen aller Schattierungen glauben allenfalls, je nachdem, wie sie mit der Bibel vertraut sind (Altes und Neues Testament), an einen großen Tempelbauer, der aufgrund seiner Treue zu den göttlichen Plänen für den geistlichen Tempel, die auserwählte Kirche, starb (1 Petr 2,4-5) . . .

Die Mohammedaner, die ebenfalls den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs sowie Davids und Salomos verehren, erwarten ebenfalls einen großen himmlischen Boten, um sie und alle Menschen durch die Errichtung eines himmlischen Königreiches zu segnen. Sie haben Jahrhunderte auf sein Kommen gewartet. Sie glauben, daß sein Königreich bevorsteht.

Ist es nicht an der Zeit, daß alle diese Menschen, die Gott fürchten und auf sein Versprechen hoffen, in einer Hoffnung, in einer Erwartung zusammenkommen sollten? Wenn sie jetzt mitfühlend aufeinander zugehen, werden sie sicherlich vieles entdecken, das in des anderen Hoffnung und Ziel zu schätzen ist …«

»Die Tatsache, daß Juden, Mohammedaner, Katholiken, Protestanten und Freimaurer alle zur Grundlage ihres Glaubens das Alte Testament der Heiligen Schrift haben, ist die Basis für ein besseres Verständnis, für das plädiert wird . . . Der Irrtum in der Vergangenheit war die allgemeine Bereitschaft, Aberglauben und Vorurteil sowie Fanatismus anzusprechen, eher als Tatsachen und Schrift. Wir müssen den Hebel umwerfen, um die guten Ergebnisse zu erhalten . . .«

Wir respektieren Freimaurer und Moslems als Personen, aber eine Vermischung mit ihren Weltanschauungen, wie es Russell vorschlug, kann es für Christen nicht geben. Wie Gott zur Zeit Israels auf synkretistische Kompromisse reagierte, zeigt uns das Beispiel der 450 Baalspriester am Berg Karmel (1 Kön 18,19ff.). Der Kommentar, daß Juden, Mohammedaner, Katholiken, Protestanten und Freimaurer das Alte Testament der Heiligen Schrift als Grundlage ihres Glaubens haben, ist anfechtbar. Wer die Einstufung der Heiligen Schrift durch den Islam kennt oder die Relativierung des Wortes Gottes im Freimaurertum, kann doch nicht behaupten, daß diese Anschauungen auf dem Fundament des Alten Testaments beruhen.

Der Vorschlag, aufeinander zuzugehen, um in den Hoffnungen und Zielen anderer etwas Gemeinsames zu entdecken, ist freimaurerisches Denken:
»Das unendliche Bemühen, Intoleranz abzubauen, bleibt eine der vornehmsten Ziele der Freimaurerei.«

Die heutige Tendenz, zu behaupten, Islam und Christentum hätten dasselbe Gottesverständnis, denn sie würden beide den einen Gott Abrahams anbeten, ist widersinnig in Anbetracht der mörderischen Verfolgungen, die Christen durch den Islam erdulden. Wer die islamische Religion und ihre Ziele wirklich kennt, weiß, daß die obigen Behauptungen nicht den Tatsachen entsprechen. Ein Vergleich zwischen Allah und dem dreieinigen Gott der Bibel ist ebenso unmöglich.

Der Gott Mohammeds ist nicht der Gott Jesu Christi. Christus wird im Islam nicht als zweite Person der Dreieinigkeit anerkannt. Der Glaube an seine Gottessohnschaft wird als »anstößig« empfunden und verneint. Von daher stellt sich die Frage: Wie kann man bei all den vielen Gegensätzlichkeiten von »Verbrüderung« und »Aussöhnung« sprechen, nur weil im Islam, dem Christentum und Freimaurertum eine Messiasgestalt erwartet wird? Kann man wegen dieser Messiaserwartung der verschiedenen Gruppen annehmen, daß es sich dabei um den Messias Jesus handle? Nein. So aber könnten Russells synkretistisch artikulierte Darlegungen verstanden werden. Seine Behauptungen, die erwähnten Religionen und Ideologien stünden auf der Grundlage des Alten Testaments, sind nicht haltbar.

Eine andere Darlegung aus »Pastor Russels Sermon« zeigt Tendenzen zur New-Age-Philosophie, in der Sünde nicht mehr Sünde im Sinne der Bibel ist. Russell stellt fest:

»In Wirklichkeit gibt es nur eine Hoffnung. Wenn man zugibt, daß die gesamte Menschheit unvollkommen ist, >geboren in Sünde und in Ungerechtigkeit entwickelt<, können wir trotzdem nicht der Doktrin der totalen Verdorbenheit zustimmen, daß in keinem Menschen Gutes ist, beziehungsweise in allen Menschen. « (S.501 Pastor Russells Sermon).

Russell vertritt hierin den freimaurerischen Humanitäts- und Toleranzgedanken. Dazu S. M. Pachtler, SJ, (M. Adler, S.15 in Kirche und Loge), ein Kenner des Freimaurertums, in seiner gründlichen Analyse über das Ideal und den Götzen Humanität, daß es ein Irrtum sei, zu behaupten: »Der Mensch, wie er heute geboren werde, sei von Natur aus gut. . .«  –  »Weiter kann sich der Mensch von Gott und der Offenbarung nicht mehr entfernen, als es in der Humanität geschieht.«

Russell steht mit seinen humanitären Anschauungen nicht auf dem Boden des Evangeliums, in welchem Paulus selbst bekannte, daß in ihm nichts Gutes wohne (Röm 7,18).

Ein letztes Beispiel für Russells synkretistisches Denken. Er identifiziert den Messias Jesus Christus mit mythologischen und religiösen Zentralfiguren.

Einige interessante Fragen

»Den himmlischen Messias, den die Juden mit >Michael< identifizieren, den großen Fürsten, der für dein Volk einsteht (Dan 12,1), erwarten die Mohammedaner ebenfalls und identifizieren ihn mit dem Mohammed der Vergangenheit.
Die Freimaurer erwarten dieselbe Persönlichkeit, und gemäß ihrer Tradition identifizieren sie ihn mit Hiram-Abiff, dem Großmeister der Freimaurerei.
Derselbe große Messias, Michael der Erzengel, der gegenbildliche Melchisedek, Priester sowohl als auch König, wird von uns identifiziert als >der Mann Jesus Christus<, der sich selbst als Lösegeld für alle gab, um zur gegebenen Zeit bezeugt zu werden (1 Tim 2,6) . . .« (Wachtturm, Mai 1912, S. 166-169 (engl.)

Hier werden jüdische, islamische, freimaurerische und christliche Zentralfiguren miteinander verquickt. Die Behauptung, daß der Erzengel Michael von den Juden als Messias erwartet wird, entspricht nicht der Messiaserwartung der Juden. Sie erwarten einen Davididen, einen Nachkommen Davids. Obwohl Jesus Christus der verheißene Messias aus der Linie Davids war, haben die Juden ihn nicht erkannt und warten weiterhin auf das Kommen eines davidischen Sprosses. Sie werden ihn allerdings in der Person Jesu erleben und nicht in der Person des Erzengels Michael. Russells Lehre ist also falsch, sie entspricht auch nicht dem Evangelium. Die Zeugen Jehovas vertreten die Ansicht Russells noch heute.

Auch die Behauptung, daß die Mohammedaner auf einen himmlischen Messias warten, wie die Juden, und ihn mit dem Mohammed der Vergangenheit identifizieren, irritiert. Zum Beispiel erwarten die sunnitischen Moslems den »Mahdi«, eine Führergestalt aus der Nachkommenschaft des Propheten (nicht den Propheten selbst), der diese Religion erneuern und zu einer herrschenden machen soll.

Die schiitischen Moslems erwarten den »Imam«, den künftigen Führer der Menschheit, der aus der Vergangenheit auftauchen und der einzig wirkliche Führer der Menschheit werden soll, um die endzeitliche Welteinheitsreligion aufzurichten.

Das erinnert an den »Maitreya« des New Age, der aus der Verborgenheit des Himalaja auftauchen soll, um die religiöse Einheit der Menschheit herbeizuführen. Dieser Maitreya-Christus ist die Messiasentsprechung aller Religionen, nach Ansicht der New-Age-Lehre.

Eine Identität zwischen den islamischen Führergestalten, dem mythisch-legendären Hiram-Abiff und dem Messias Jesus Christus besteht nicht.

Abschließend noch die Glaubensansicht Russells und der Zeugen Jehovas: »Das Königreich des Messias wird geistig sein«

»Frage: Was ist gemeint mit Königreich und Messias?

Antwort: Wir verstehen darunter, daß das Königreich des Messias ein geistliches sein wird, unsichtbar für Sterbliche, dennoch allmächtig für die Erfüllung der großen Dinge, wie im Gesetz und den Propheten versprochen wird. Das Reich, das er errichtet, wird unsichtbar für Menschen und wird den Platz des Reiches Satans einnehmen, das ebenfalls unsichtbar ist. Der König der Herrlichkeit wird den Fürsten der Finsternis ersetzen . . . « (Wachtturm vom 15. Mai 1912 (engl), S.5031).

Entgegen dieser Darstellung beschreibt die Bibel klar und deutlich ein sichtbares Wiederkommen Christi und den Aufbau eines sichtbaren Reiches. Dazu folgende Schriftbeweise:

Apostelgeschichte 3,21: »Der Himmel nimmt Jesus nur bis zu der Zeit auf, in der alles wiederhergestellt wird.«

Hebräer 1,6: »Dann wird Christus erneut in den Erdkreis eingeführt.«

Offenbarung 1,7: »Dann wird ihn jedes Auge sehen« (s. a. Jes 33,17).«

Matthäus 19,28: »Jesus wird auf dem Thron der Herrlichkeit sitzen, mit seinen zwölf Jüngern, um die zwölf Stämme Israels zu richten (regieren) und dazu die ganze Erde.«

14. Initiation oder Wiedergeburt?

Es bestehen symbolische Parallelen zwischen der Initiation eines Freimaurers in den »Meistergrad« und der Initiation eines Zeugen Jehovas in die »Organisation« durch die Wassertaufe. Das freimaurerische Meisterritual stellt symbolhaft den Tod und die Auferstehung des mythischen Tempelbaumeisters Hiram-Abiff dar. Das Untertauchen des Zeugen Jehovas im Wasser bedeutet gleicherweise ein geistiges Absterben und Wieder-Auferstehen. Das vergeistigte »Todes- und Auferstehungserlebnis« bewirkt in beiden Fällen nachweislich eine erkennbare Charakterveränderung. Das ist der wesentliche Sinn und Zweck einer Weihe.

H. Biedermann schreibt über das rituelle Wiedergeburtserlebnis der Freimaurer: ». . . Man löscht seine Vergangenheit aus, man setzt einem profanen Dasein ein Ende, um wiederum ein anderes erneuertes Leben zu gewinnen . . .
Wollte nicht auch einst das Ritual der Taufe ein echtes Eintauchen in das Wasser des Todes und des Lebens andeuten? . . .
In oder an dem Täufling stirbt etwas und etwas anderes gewinnt dadurch Leben, Freiheit, Herrschaft. Das ist der Grundgedanke, der in den Taufriten der zahllosen Taufgemeinden und Mysterienbünde mehr oder weniger vergeistigt zum Ausdruck kommt. . .« (Horneffer 1979 S. 93).

Dieses Verständnis betrifft auch das Taufritual und Tauferlebnis eines Zeugen Jehovas. Durch das Ritual erlebt er eine spürbare Bindung an die »durch den Geist« geführte Wachtturm-Organisation. Hierzu ein Zitat aus dem Wachtturm: »Das vollständige Untertauchen im Wasser ist ein passendes Symbol ihrer Hingabe an Gott. Während sie untergetaucht werden, sterben sie sozusagen ihrem früheren Leben gegenüber ab. Wenn sie aus dem Wasser herauskommen, ist es, als ob sie nun für einen neuen Lauf der Selbstaufopferung im Dienste Gottes lebendig werden.« (Wachtturm vom 15.6.1988, S. 29).

In beiden Weltanschauungen wird das Wort Jehova zu einer Art »Paßwort« oder Erkennungszeichen. In der Freimaurerei versteht man unter dem Begriff »Jehova« das »wiedergefundene Meisterwort«, das durch den Tod Hiram-Abiffs verlorengegangen war und wieder entdeckt wurde. Bei Jehovas Zeugen wird dieser Begriff fast zu einer Art Hypostase mit einem gewissen Eigenleben oder personalen Charakter.

Persönlichkeitsveränderung durch das Ritual

Zum geistigen Wachstum und zur Weiterbildung des Freimaurers gehören Selbsterkenntnis und das rechte Bemühen um die Veredelung des Charakters. Der Mensch kann und soll durch Erziehung »veredelt« werden, um als »behauener Stein« in den freimaurerischen Menschheitstempel eingefügt zu werden. Man nennt diese geistige Arbeit »Arbeit am rauhen Stein«.

Nach der Aufnahme in die Loge durchläuft der Freimaurer verschiedene Erkenntnisstufen. Vom »Lehrling« zum »Gesellen« bis hin zum »Meister«. Zur Logenarbeit gehören Vorträge, Gespräche und Riten, die das geistige Wachstum und den Wunsch nach höherer Erkenntnis, nach geistigem Licht, fördern.

Ähnlichen Zielen streben Jehovas Zeugen nach. Hierzu aus »Umwandlung der menschlichen Natur«: »Die Bibel spricht sogar davon, daß wir unsere Natur derart umwandeln können, daß dadurch unsere Persönlichkeit neu gestaltet wird . . . Der einzelne kann somit seine Persönlichkeit ändern . . . Wie wir gesehen haben, kann unsere Natur umgewandelt werden, wenn wir der machtvollen Botschaft der Bibel Gelegenheit geben, unser Leben zu beeinflussen.« (Wachtturm vom 1.11.1990, S. 4ff).

Die Wachtturm-Schrift »Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes« geht sogar so weit, daß sie behauptet, der Mensch könne das Gesetz der Sünde schließlich überwinden und eine dauerhafte Gerechtigkeit in sich selbst kultivieren, um dann in eigener Gerechtigkeit vor dem Gott der Heiligkeit stehen zu können.

Was sagt die Bibel über die neue Persönlichkeit?

Gegenüber beiden Anschauungen lehrt die Bibel sehr wohl, daß wir eine neue Persönlichkeit anziehen müssen. Nur ist dieses Anziehen nicht ein symbolischer Akt oder ein Verbessern unseres Charakters in eigener Kraft. Die neue Persönlichkeit anziehen im Sinn der Bibel heißt, zu einer neuen »Person« zu werden.

Da die von Adam ererbte Persönlichkeit nicht mehr erneuert werden kann, ermahnt Paulus in Epheser 4,24, den »neuen Menschen« anzuziehen, der nach dem Bilde dessen ist, der ihn erschaffen hat.

Dieser »neue Mensch« ist der »Christus«. Nach biblischem Verständnis ein geistiger Organismus, seine Gemeinde. In diesem Organismus werden Juden- und Heidenchristen eins, zu »einem neuen Menschen« (Eph 2,13.14).

Wie wird man Glied dieses Organismus? Durch Wiedergeburt und Taufe. Daher sagt die Schrift: »Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen« (Gal 3,27).

Die »Wiedergeburt« ist existentielles, von Gott geschenktes, neues Leben. Gott sendet den Geist seines Sohnes in das Herz eines Menschen (Gal 4,6). So wird er zu einer »neuen Kreatur in Christus« (2 Kor 5,17) und zieht auf diese Weise die neue Persönlichkeit an (Gal 3,27).

Dem steht das Internationale Freimaurer-Lexikon gegenüber: »Das Anziehen des neuen Menschen. Wie die alten Mysterienbünde« versinnbildlichen auch die Freimaurer die Verwandlung, die sie durch den Eintritt in den Bund zu erleben wünschen, durch das Kleid und durch gewisse Gemeinschaftsformen . . . zieht damit symbolisch einen anderen Menschen (den >neuen Adam<) oder einen andern Leib an. Der alte Leib stirbt oder er bleibt zurück; der >Reine und Verwandelte< tritt über die heilige Schwelle. Nachher tritt der alte Mensch wieder in sein Recht. Der Alltag gewinnt seine Macht zurück; der Bruder ist wieder ein unter das Joch der Notdurft gebeugtes Wesen.«

So muß denn der Freimaurer dieses »Erlebnis des Wiedergeborenseins« immer wieder symbolisch neu erleben, und es ist niemals die Wiedergeburt, die eine ewige Erlösung bringt, und die eben doch nur in Christus erfahren wird. In der Wiedergeburt schenkt Gott durch Christus existentielles, neues Leben. Das ist nicht symbolisch, das ist Realität. Das wahre Anziehen des neuen Menschen ist, wie bereits beschrieben, das Anziehen der Person Christi (Gal 4,6; Eph 4,24).

 

15. Fünf Versionen über Gottheit und Menschwerdung Jesu

Die biblische Version

Jesus war bereits als menschlicher Sohn vom Geist Gottes gezeugt worden und benötigte daher keine zweite Geistzeugung. Sowohl Russell als auch die Zeugen Jehovas relativieren Jesus Christus, denn sie stellen seine Göttlichkeit in Frage. Mit der Taufe des Johannes bezeugte Jesus lediglich seine Bereitschaft, die Sünden der Welt auf sich zu laden. Darum steigt er in das Wasser der Sünder und läßt sich taufen. Der Heilige Geist, der auf ihn herabkommt, ist kein Zeichen seiner geistlichen Wiedergeburt. Der menschgewordene Sohn Gottes war durch den Heiligen Geist von Anfang an mit seinem himmlischen Vater verbunden. Das Herabkommen des Heiligen Geistes und die Stimme des Vaters bestätigen ihn lediglich hörbar und sichtbar vor Johannes als Sohn, als Propheten und Messias.

Jesus Christus wurde nicht bei seiner Taufe im Jordan »geistgezeugter« Sohn Gottes. Er war es bereits von Ewigkeit her. Denn Johannes nannte ihn das »Wort«. Und das Wort war bei Gott und es war Gott (Joh 1,1).

Paulus und Johannes bestätigen die Gottheit Jesu.

Philipper 2,6: »Er, der in göttlicher Gestalt war (. . .) nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich . . ., er erniedrigte sich selbst (. . .)«
Kolosser 2,9: »Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.«
2. Korinther 5,19: »Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber.«
1. Johannes 5,20: »Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.«

Zwei Kommentare zur Gottheit Jesu

»Ohne Zweifel hat Jesus nicht 30 Jahre auf Erden gelebt ohne den Heiligen Geist. Aber der Heilige Geist, der seit 30 Jahren das Band der Gemeinschaft zwischen dem Vater und seinem menschgewordenen Sohn war, trat jetzt am Anfang seines öffentlichen Lebens zu ihm in ein neues Verhältnis.

Der Vater salbte ihn zum König durch den Heiligen Geist und zugleich zum Propheten, mächtig von Taten und Worten vor Gott und allem Volk. Es kann hier bei Jesus also nie und nimmer mit dem >Heiligen Geist< der Geist der Wiedergeburt gemeint sein. Jesus bedurfte keiner Wiedergeburt, er war eh schon heilig seit seiner Geburt (Lk 1,35). Es ist hier der Heilige Geist gemeint im Sinne der öffentlichen Ausrüstung für die Wirksamkeit, die der Herr nun beginnen soll.« (Matth.-Ev., S. 40, Wuppertaler Studienbibel).

»Aber wie wir es auch fassen, so jedenfalls haben wir den Menschen Jesus in seinem ganzen Dasein auf Erden zu sehen: >Gestalt Gottes< in >Gestalt eines Sklaven<. Das ist in keinem Denken zu fassen, hier versagen alle Kategorien der >Zweinaturenlehre<.

Die >Gestalt Gottes< und die >Art der Sklaven in Gleichheit der Menschen< ist gleichzeitig in Jesus da (. . .) Das eben ist die wahre Gottheit Jesu, alle >Gottheit< abzulegen und Sklavengestalt zu wählen. Es ist das, was gerade nur der kann, der an der Schöpfermacht Gottes Anteil hat.« (Wuppertaler Studienbibel Phil.-Brief, S.78)

Die Bibel läßt an der Gottheit Jesu keinen Zweifel. Sie ist historisches Dokument dafür, daß Gott in Jesus Christus den Menschen begegnete. Gott ist in seinem Sohn in die Geschichte der Menschheit eingetreten und nicht als eine zufällige Kraft kosmischer »Intelligenz«.

Die Version der Freimaurer

Der Freimaurer G. F. Lessing behauptete, es sei »unstreitig«, daß die ersten Christen »keinen solchen Sohn Gottes meinten, welcher mit Gott von gleichem Wesen sei«. Im allgemeinen wird Jesus im Freimaurertum lediglich als vorbildlicher Humanist verstanden. In der schwedisch-freimaurerischen Lehrart, aber auch in anderweitigen Interpretationen, erscheint Jesus in gnostischem Licht. Darin ist Jesus nunmehr ganz Mensch und wird als solcher zum »Christusträger«. Dank dieses »Christusgeistes« wird er »göttlicher Eingeweihter und Priester« (nach Lagutt (FM), bei M. Hohl-Wirz).

Jesus wird in der Freimaurerei als historische Gestalt betrachtet. Man darf sich über ihn ein eigenes Bild machen. Im übrigen herrscht im Freimaurertum die Ansicht, der Mensch sei von sich aus gerecht und bedürfe der Erlösertat Christi nicht. (Zuber, FM, nach M. Hohl-Wirz). Zudem wird im Freimaurertum ein Gott, der Gericht an den Menschen übt, abgelehnt. Und gerade Jesus ist es, der von seinem Vater das Gericht übertragen bekam (Joh 5,22.27).

Die Version des New-Age

Im New Age ist die Person »Jesus« mit dem »Christus« nicht identisch, so sagt A. Bailey: ». . . ein Lehrer erschien, ein Welterlöser, ein Erleuchteter, ein Avatar, ein Mittler zwischen Gott und Menschheit, ein Christus« (Bailey: Die Wiederkunft Christi, S. 12).

Dieser »Christus« hat mit »Jesus Christus« nichts zu tun. Er ist nur eine kosmische Macht, ein »Avatar«, der bei der Jordantaufe von der Person Jesus Besitz ergriff und sich in ihr manifestierte.

Was ist ein Avatar?

»Ein Avatar ist ein Leuchtender des Urlichtes, dessen wesenhafte Natur in der Fähigkeit liegt, Energie oder göttliche Kraft zu übertragen . . . begreiflicherweise ein großes Mysterium . . . in Verbindung mit diesen Avatars (oder göttlichen Sendboten) finden wir stets die Vorstellung, daß eine subjektive, geistige Ordnung existiert, eine Hierarchie geistiger Lebewesen, die mit der Fortentwicklung und Wohlfahrt der Menschen betraut sind . . . Solch ein Wesen war Christus.« (Bailey: Die Wiederkunft Christi, S. 9-11).

Wenn »Christus« als eine solche kosmische Kraft verstanden wird, welche Rolle spielt dann die Person Jesus bei der Erlösung der Menschheit? Im New-Age-Denken hat die Person Jesus für die Erlösung nur sekundäre Bedeutung. Als Werkzeug des »Avatars«, des Sendboten des »Urlichts«, empfing die Person Jesus die »Christusschaft«, das sogenannte »Christusbewußtsein«, um dadurch für Menschen Wegweiser zu dieser »Erkenntnis« zu sein.

Die Version Ch. T. Russells

In »Schriftstudien« erklärte Russell über Jesus Christus: »Als vom Weibe geboren, war dessen menschlich irdische Natur auf ihn übergegangen; er war >von der Erde irdisch<.«

Stimmt das? War er nicht Gottes Sohn von Ewigkeit und besaß himmlisches Leben? Auf Erden wurde er als ein Mensch geboren und war seinem Wesen nach Gott und Mensch – zwei Naturen. Wer die Gottheit Jesu bestreitet, verwirft Gott als den Vater Jesu Christi.

Der Evangelist Johannes sagte: »Der von obenher kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde« (Joh 3,31).

Jesus kam von oben, vom Himmel. Er besaß göttliche Gestalt, nahm Knechtsgestalt an und wurde als ein Mensch erfunden (Phil 2,6.7). Dieses Geheimnis wurde Petrus durch Gottes Geist offenbart. Als Jesus die Frage an die Jünger richtete: »Für wen haltet ihr mich denn?«, antwortete Petrus spontan: »Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn!« (Mt 16,5.16).

Russell glaubte nicht an die Gottheit Jesu. Daher interpretierte er ein bibelfremdes Evangelium über Sinn und Zweck der Taufe Jesu. Hierzu einige Passagen aus seinen »Schriftstudien«: »Unser Herr Jesus wurde bei seiner Taufe, seiner Weihung, durch den Geist gezeugt. . . und so werden auch die Glieder seines Leibes, seine Kirche . . . zur Zeit ihrer völligen Weihung >gezeugt<.«  –  »Unseres Herrn Taufe mit dem Heiligen Geiste war nicht allein für ihn selbst nötig, damit er teilhaftig werde der göttlichen Macht – der Geist war die göttliche Kraft in ihm und das Unterpfand seiner Empfängnis zur göttlichen Natur und seines Erbanspruches auf dieselbe – sondern es war außerdem auch angezeigt, daß eine äußerliche Kundgebung oder Anerkennung Jesu stattfinden werde, die anderen ermöglichte, in ihm den Gesalbten Gottes zu erkennen.«

Der Inhalt dieser beiden Zitate sagt, daß Jesus nur Mensch war und wie seine Nachfolger »vom Geist gezeugt werden« mußte, als »Erfordernis zum Empfang seiner göttlichen Natur« und seines »Erbanspruches«.

Die Version der Zeugen Jehovas

In der Lehre der Zeugen Jehovas setzt sich die Lehre Russells logischerweise fort. Im folgenden einige Zitate über den Sinn und Zweck der Taufe Jesu, wie sie die Wachtturm-Gesellschaft vertritt.

»Nachdem Jesus im Wasser getauft worden war, goß Jehova seinen Geist auf ihn aus. Dadurch wurde er geistgezeugt, was ihm das Recht gab, ein Gottessohn zu werden, er war nun >wiedergeboren<.« (Wachtturm vom 1.3.1969, S.158).

»Gott hatte Jesus dort durch seinen Heiligen Geist als einen geistgezeugten Sohn hervorgebracht. . . Auf diese Weise wurde Jesus nicht nur ein geistiger Sohn Gottes, sondern auch der Messias, der Christus oder der Gesalbte, der der König des Königreiches Gottes sein sollte . . . Jesus war durch Gottes Geist gezeugt worden, er war >wiedergeboren< worden. Als geistgesalbter Sohn Gottes blieb er bis zum Tode treu.« (Wachtturm vom 1.2.1982, S.6).

Die Gottheit Jesu wird also geleugnet, indem man behauptet, erst durch die Wassertaufe erfolgte seine Wiedergeburt, die ihm das Recht gab, Gottes Sohn zu werden. Gemäß dieser Ansicht kann kaum behauptet werden, daß Jehovas Zeugen die biblische Botschaft verkünden. Es ist die Philosophie des New Age, der Anthroposophie oder des Freimaurertums.

 

16. New Age – was sich dahinter verbirgt

Was ist der Hintergrund des Begriffs »Neues Zeitalter«? Diese Bezeichnung weist auf einen astrologisch abergläubischen Hintergrund.

Die New-Age-Prophetin Alice Bailey erklärt hierzu folgendes: »Wir leben in einer Übergangszeit. Das Fischezeitalter, das im Zeichen von Autorität und Glauben stand, geht zu Ende, und es beginnt das Wassermannzeitalter, das mehr Wert auf individuelles Verstehen und unmittelbares Wissen legen wird . . . Ergänzend möchte ich noch bemerken, daß durch gewisse astrologische Konstellationen neuartige Kräfte frei werden, die im ganzen Sonnensystem wirksam sind und unsere Erde beeinflussen . . . Ich hielt es für richtig, kurz die Situation in der heutigen Welt zu beleuchten, besonders im Hinblick auf esoterische, okkulte und mystische Gruppen sowie geistige Bewegungen.« (Bailey, A.: Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, S.17).

Welche neuartigen, kosmisch astralen Kräfte meinte A. Bailey? Sind es nicht in Wahrheit jene Kräfte, die in der Bibel als die »Mächtigen und Gewaltigen«, als die Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, »oder die bösen Geister unter dem Himmel« genannt werden, die tatsächlich spürbar und erfahrbar sind? (Eph 6,12). Es sind jene Mächte, die in den Religionen als Götter und in der Bibel schlicht als Dämonen bezeichnet werden.

A. Bailey brachte esoterisch okkulte Gruppen mit diesen Mächten in Verbindung. Dadurch wird deutlich, von welchen Quellen das Denken und Handeln der New-Age-Anhänger beeinflußt wird. Es ist wissenswert, daß A. Bailey die dritte Nachfolgerin Helene Petrovna Blavatskys war, Gründerin der New Yorker Theosophischen Gesellschaft. Auch sie empfing ihre Inspirationen und Anweisungen bereits von »anonymen Autoritäten« der Geisterwelt, die man in der Theosophischen Gesellschaft »Meister« nennt. (Miers, A.: Lexikon des Geheimnisses, S. 274).

Von einem jener »Meister« erhielt auch A. Bailey Anweisungen zur Durchführung des »Planes«, der in ihrer Schrift »Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung« beschrieben wird. Dieser Plan enthält unter anderem Anweisungen zur Vorbereitung der »Wiederkunft Christi«. Hier ist allerdings nicht Jesus Christus gemeint, sondern der »Maitreya-Christus«. (Miers, A.: Lexikon des Geheimnisses, S. 61).

Im Laufe der Jahre gründete A. Bailey nach den Anweisungen ihres Meisters namens K. H. (Koot Humi) eine Reihe von Organisationen, die genau nach ihren Anweisungen arbeiten und prinzipiell dasselbe Ziel anstreben wie die erwähnte Theosophische Gesellschaft: »Einen Kern der allgemeinen Menschheit zu bilden, >ohne Unterschied von Rasse, Religion, Geschlecht, Kaste oder Farbe<. Dahinter steckt der aufklärerisch freimaurerische Weltbruderschaftsgedanke, der sich gegen den Absolutheitsanspruch des Christentums, gegen den Absolutheitsanspruch Jesu Christi richtet, also eine Weltbruderschaft, eine Welteinheitsreligion.« (Gassmann, L.: idea-Dokumentation 35/86).

Die bekanntesten New-Age-Organisationen, die an dem Plan aktiv arbeiten, beschreibt C. Cumbey in ihrer Schrift »Die sanfte Verführung«:

Lucis Trust: Unter dieser Schirmherrschaft arbeitet die »Lucis Verlagsgesellschaft« zur Verbreitung von A. Baileys Schriften, die »Arkanaschule« als Meditationsschulen, die »Triangles« als Dreier-Gebets- und Meditationsgruppen und diverse Meditationsgemeinschaften.

Gruppe der Neuen Weltdiener: Diese Gruppe dient als Vorhut zur »Wiederkunft Christi«. Eine äußere Gruppe verfolgt bewußt das Ziel, eine innere Gruppe empfängt lediglich die »Eingebungen der Hierarchie«, das sind die bereits erwähnten »anonymen Autoritäten«, nämlich Geister. Die Gruppe wurde 1925 von A. Bailey angeblich unter der »Leitung der Hierarchie« (kosmische Mächte) gegründet.

Planetarische Bürger: Das sind prominente Unterstützer auf dem gesamten Erdball. Mitglied ist unter anderem David Spangler. Selbst der bekannte frühere UN-Generalsekretär U-Thant war bei diesem Aufbau beteiligt. Die Organisation dient der Unterstützung der »Gruppe der Neuen Weltdiener«.

 

17. Verschwörung – Methode zur Systemveränderung

Wer die Publikation »Die offene Verschwörung – Aufruhr zur Weltrevolution« von H. G. Wells liest, erfährt, wie und bei wem am besten mit Verschwörungsaktionen angesetzt werden sollte. Wells empfiehlt zunächst gegenüber Militär und militärischen Einrichtungen eine subversive und passive Haltung einzunehmen:

»Ich nehme an, der erste öffentliche Akt von größter Tragweite wird der sein, daß die Mitglieder der Gruppen ihren Einfluß bekunden, jede militärische Verpflichtung abzulehnen, die dem Land durch militärische und diplomatische Kreise aufgezwungen werden.«

Wells fährt fort: »Die prinzipielle Ablehnung jedes Militärdienstes, der uns von den bestehenden Regierungen in ihrer künstlich unterhaltenen Rivalität auferlegt wird, bedeutet nicht unbedingt die Verwerfung eines militärischen Vorgehens gegen nationalistische Räuberbanden zum Wohle der >Weltgemeinschaft<.« Man lehnt also vom Staat gelenkte militärische Handlungen ab, ist aber bereit zu kämpfen, wenn es um die eigenen Interessen geht.

Der folgende Wachtturm-Kommentar »Warum Jehovas Zeugen keine Pazifisten sind« entspricht genau dieser Haltung: »Sie (Jehovas Zeugen) sind nicht gegen den Krieg zwischen den Nationen, und sie mischen sich nicht in die Kriegsbestrebungen der Nationen ein, noch treten sie irgend jemand in den Weg, der sich seinem Gewissen gemäß an solchen Bestrebungen beteiligen kann. Sie kämpfen nur, wenn Gott ihnen dies zu tun gebietet, weil es dann theokratische Kriegführung ist.« (Wachtturm vom 15.3.1951, S.84).

Fälschlich wird behauptet, Jehovas Zeugen lehnen den Militärdienst aus christlichen Gewissensgründen ab. Das stimmt nicht. Sie lehnen ihn aufgrund ideologischer Schulung ab, die ausschließlich auf das Ziel der »Weltherrschaft« und »Weltregierung« ausgerichtet ist.

 

18. Parallelen zwischen New Age und Jehovas Zeugen

Constanze Cumbey, Kennerin der New-Age-Szene, deckt in ihrer Schrift »Die sanfte Verführung« die New-Age-Bewegung als hintergründige, luziferische Endzeitbewegung auf. Beim Lesen ihrer Schrift zeigen sich weitere Parallelen zwischen Wachtturm-Ideologie und New Age:

C. Cumbey: »Sie (die New-Age-Anhänger) werden . . . durch raffinierte Methoden der geistigen Manipulation gefangen gehalten . . . sind unwissende und arglose Opfer der größten Verführung, die die Welt gesehen hat . . .« (S.14).

Wachtturm-Zitat: »Wenn wir Jehova und die Organisation seines Volkes lieben, werden wir nicht mißtrauisch sein, sondern werden, wie die Bibel sagt, >alles glauben<, nämlich alles, was der Wachtturm darreicht.« (Zum Predigtdienst befähigt, S. 156).

Die einen arbeiten mit »raffinierten Methoden«, die anderen mit rhetorischen »Tricks«. »Alles glauben, was die Bibel sagt, alles, was der Wachtturm darreicht.« Auf geschickte Weise wird hier die Wachtturm-Schrift der Bibel gleichgestellt.

C. Cumbey: ». . . eine Bewegung mit vielen Tausenden von Organisationen, die die Erde netzartig umspannen und eine »Neue Weltordnung« errichten wollen. (S.156).

Wachtturm-Zitat: »Jehovas Zeugen haben mit ihrer Zeugnistätigkeit buchstäblich die ganze Erde umspannt.« (Wachtturm vom 15.6.1984, S. 17).

Es ist nicht übertrieben zu behaupten, daß Jehovas Zeugen die Erde mit ihrer Organisation umspannt haben. In über zweihundert Ländern sind sie aktiv oder haben ihre Büros und Zentralen eingerichtet. Es gibt kaum eine andere Organisation, die so effektiv arbeitet. Ein Beispiel: Die Verkündigerzahl der Zeugen Jehovas betrug 1972 in Italien 22196. Etwa 18 Jahre später betrug die Verkündigerzahl bereits 180000.

Die Wachtturm-Organisation bezeichnet sich selbst als eine »mächtige Nation«, die bald die ganze Erde füllen wird: ». . . wie in Daniel 2,44 vorhergesagt wird, wird Jehovas Königreich bald alle anderen Regierungen zermalmen und ihnen ein Ende bereiten und allein ewig herrschen.« (Wachtturm vom 15.6.1984, S. 19).

C. Cumbey: Anhänger der Bewegung (New Age) haben sogar mit Ausrottung aller Juden, Christen und Moslems gedroht… (Seite 19, Die sanfte Verführung).

Wachtturm-Zitat: ». . . wird das Ende über die Christenheit und über das Judentum kommen . . . Das bedeutet, daß auch die Christenheit und das Judentum bald nicht mehr sein werden.« (Rettung aus der Weltbedrängnis steht bevor, S. 227).

Jehovas Zeugen verkündeten bis etwa 1930, Israel würde als Volk Gottes in sein verheißenes Land zurückkehren. Annähernd 40 Jahre unterstützten die Zeugen Jehovas (früher Bibelforscher genannt), vertreten durch ihre Präsidenten Ch. T. Russell und J. T. Rutherford, den Zionismus. Als die Hitler-Ära nach 1930 langsam an Boden gewann, schwenkte die Wachtturm-Gesellschaft um. Das letzte prozionistische Wachtturm-Buch erschien 1929 und wurde bis in die dreißiger Jahre verbreitet. 1933 holte die Wachtturm-Gesellschaft zum Schlag gegen die Juden aus. (Erklärung Wilmersdorfer Turnhalle, 25.6.1933, Rechtfertigung, Bd. 2 (1932), S. 117).

Die heutigen Zeugen Jehovas erklären Israel als von Gott verworfen. 1931 nahmen sie zudem den Namen »Jehovas Zeugen« (Jes 43,10) an und deklarierten sich als neuzeitliches Volk Gottes.

C. Cumbey: »Die Bewegung (New Age) lehrt, daß man durch Initiation (Einweihung) und Werk gerettet wird und nicht durch Gnade und den Glauben an das Sühnopfer Jesu Christi.« (Seite 73, Die sanfte Verführung).

Wachtturm-Zitat: »Das Lösegeld . . .verbürgt keinem Menschen ewiges Leben oder ewiges Glück . . . verbürgt jedem Menschen eine zweite Gelegenheit. . . ewiges Leben zu erlangen.« (Göttlicher Plan der Zeitalter, S. 144ff).

Jehovas Zeugen lehren ebenfalls, Anspruch auf ewiges Leben muß verdient werden durch »Rechtfertigung des Namens Jehova«. Die Zeugen glauben wie im New Age, ewiges Leben durch Werk und eigene Gerechtigkeit zu bekommen. Ch. T. Russell lehrte, daß alle Menschen zur Auferstehung kommen müssen, um sich zu bewähren. Sie bekämen nochmals Gelegenheit wie Adam, den Gehorsam gegenüber Gott zu beweisen. Mit anderen Worten, die Sünde von Adam her ist ihnen selbst durch Jesu Tod am Kreuz nicht vergeben.

Wachtturm-Lehren und Glaubensinhalte der Zeugen Jehovas

1.  Es gibt keinen dreieinigen Gott – Dreieinigkeits-Broschüre: »Sollte man an die Dreieinigkeit glauben?«
2.  Jesus ist nicht Gott – Unterredungen, S. 242ff. = »Unterredungen anhand der Schriften«
3.  Heiliger Geist = Gottes wirksame Kraft – Unterredungen S. 174ff.
4. Jesus wurde als Sohn Gottes erschaffen, Paradiesbuch, S. 58 = »Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben«
5.  Jesus, auf Erden wiedergeboren – WT 1.3.63, S. 158,1.2.82,S.9.
6.  Jesus, nach Tod drei Tage nicht existent – WT 1.6.88, S. 13.
7.  Jesus, nicht leiblich auferstanden – Buch Unterredungen, S. 246ff.
8.  Wiederkunft Christi ist unsichtbar – Paradiesbuch, S. 142, Abs. 17.
9.  Es gibt keine Hölle – Wahrheitsbuch, S. 96 und 97 = »Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt«.
10. Tod ist Nichtexistenz – Paradiesbuch, S. 77.
11. Jesus, nur für 144000 Personen Mittler – Wachtturm vom 1. August 1979, S. 31.
12. 144000 Personen kommen in den Himmel – Paradiesbuch, S. 124, Abs. 14.
13. Jehovas Zeugen müssen sich ewiges Leben verdienen – Ewiges Leben . . ., S. 386-388.
14. Wachtturm-Gesellschaft – Stellvertreter des Herrn auf Erden – Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 148.

Diese Liste ist nur ein Teil der Wachtturm-Sonderlehren, die jeder Zeuge Jehovas glauben und verkünden muß. Die Titel der Wachtturm-Schriften sind wegen Platzmangel mit ihren Kurznamen angeben. Die genauen Titel lauten:

 

19. Jahreszahlen – Parallelen zwischen New Age und Jehovas Zeugen

Die New-Age-Prophetin A. Bailey und die Wachtturm-Ideologen operieren bei ihren »Prophezeiungen« mit gleichen Jahreszahlen. Versionen und Erwartungen sind unterschiedlich bis gleichlautend. Es stellt sich die Frage: Aus welcher Quelle stammen die »Inspirationen« der Jahreszahlen? A. Bailey spricht von »Meistern« (anonyme, geistige Autoritäten), die ihr diktierten. Ch. T. Russell erklärte, mit dem »Großen Meister« konferiert zu haben, J. F. Rutherford, der Nachfolger Russells, erklärt, daß »Engel« die Wachtturm-Führung inspirieren. Jesus sagte seinen Nachfolgern, daß sie der Heilige Geist führen, belehren und leiten werde (vgl. auch Joh 14,16; 1 Joh 2,27).

Version über das Jahr 1914

New Age: »Die Meister arbeiten in Übereinstimmung mit dem großen Plan . . . ein Plan, der wegen der menschlichen Selbstsucht die grauenvollen Schrecken des Weltkrieges (1914/1945) notwendig machte.« (A. Bailey, S. 800).

Hier wird der erste Weltkrieg als eine notwendige Maßnahme der »Meister« interpretiert. Wer sind diese »Meister«? Und warum mußten der erste und zweite Weltkrieg inszeniert werden?

In diesem Zusammenhang sei auf den ominösen Brief des Freimaurers und Illuminaten A. Pike an G. Mazzini vom 15. August 1817 hingewiesen. Darin werden minutiöse Pläne für die Inszenierung des ersten Weltkrieges 1914 dargelegt. »Geistige Verknüpfungen«, wie schon an anderer Stelle, können auch hier kaum bestritten werden.

Wachtturm- Version: Ch. T. Russell »prophezeite«, gestützt auf einige zeitgenössische »Zahlenexperimente« (J. A. Brown: The Even Tide, London, 1823), das Ende der Heidenzeit für das Jahr 1914. Seine selbstsichere Auslegung lautete: »In diesem Kapitel liefern wir den >biblischen Nachweis< . . . daß das volle Ende ihrer Herrschaft (Nationen) mit dem Jahre 1914 erreicht sein wird und . . . sechstens beweist es, daß die große >Zeit der Drangsal ihren schließlichen Höhepunkt erreicht haben wird.« (Ch. T. Russell, Bd. 2, S. 78).

Beide Versionen weisen in ihren Darlegungen auf die katastrophalen Ereignisse des Jahres 1914 hin und auf ein Eingreifen aus der »geistigen« Welt. Version über das Jahr 1919

New Age: A. Baileys »geistiger« Inspirator gibt zu bedenken: »Ich habe euch meine Pläne dargelegt. . . Seit 1919 bin ich euer Lehrer . . . »Möge ER, der Meister aller Meister . . . euch bei der Aufgabe helfen, die Menschheit in das Licht und in eine neue Zeit zu führen.«

Wer ist seit 1919 dieser Lehrer, der in die irdischen Belange eingreift?

Wachtturm-Version: »Durch seinen Heiligen Geist. . . leitete Jehova seine Leute bis zu einem gewissen Punkt. . . als der Tröster weggenommen wurde . . . als der große Richter sein Gericht begann im Jahre 1919.« (Bewahrung, S. 193).

In der Wachtturm-Schrift »Neue Himmel und eine neue Erde« heißt es: »Mit der Inthronisierung Jesu im Jahre 1914 traten die neuen Himmel in Erscheinung. Die neue Erde dagegen erst 1919.« (S. 320 und 323). – Hier werden beide Jahreszahlen (1914 und 1919) direkt zusammen genannt.

Version über das Jahr 1925

New Age: »Der stimulierende Impuls, der gegeben wurde, und das Licht, das sich nach der letzten hierarchischen Konklave im Jahre 1925 allmählich verbreitete, sind echt und wirksam gewesen . . . Die zweite Auswirkung . . . führte zur Zunahme und Vervollkommnung aller Verkehrs- und Kommunikationsmittel, wie Presse, Radio und Reisemöglichkeiten.«

Wachtturm-Version: »Wir sollten kurz nach 1925, dem letzten vorbildlichen Jubeljahr, die Auferweckung von Abel. . . Abraham . . . erwarten . . .«Es wird keine Herrschaften und Diener mehr geben . . . Denn alle Kräfte der Natur sind ihm (dem Menschen) Untertan und treiben alle möglichen Maschinen . . . Da gibt es einen kleinen Apparat auf der Spitze des Hauses, der zieht alle Kraft, die wir zum Betrieb unserer Maschinen benötigen, direkt aus der Luft. . .«

In beiden Versionen werden phantastische Errungenschaften auf Erden für das Jahr 1925 beschrieben. Unsichtbare Kräfte verhelfen inspirierten Menschen zu entsprechenden Erkenntnissen und Erfindungen.

Version über das Jahr 1975

New Age: »Ihr sollt pflichtbewußt alles tun, um jene menschlichen Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln und zu fördern, die notwendig sind, wenn es in der Welt 1975 wahren Frieden geben soll.« (A. Bailey, S. 396).

Das sind deutliche Anregungen oder Anweisungen zu vermehrten Anstrengungen, das Ziel zu erreichen, Frieden bis 1975.

Wachtturm-Version: »Sollten wir aufgrund dieses Studiums annehmen, daß im Herbst 1975 die Schlacht von Harmagedon vorüber sei und die langersehnte Tausendjahrherrschaft Christi beginnen wird?

Es ist daher nicht an der Zeit, gleichgültig zu sein . . . Wir können nicht über das Jahr 1975 hinaussehen . . .« (Wachtturm vom 15.11.1968, S. 691).

Auch in dieser Version ist Hauptaspekt: »Friede bis 1975.«

Die Übereinstimmungen sind verblüffend. Man könnte die Vergleichsreihe fortsetzen. Eine hintergründige, geistige Verknüpfung ist unverkennbar. Zumal die zwei Weltanschauungen völlig unabhängig voneinander mit Zahlen und Zeitereignissen operiert haben und zu fast gleichen Ergebnissen kamen. Die Ereignisse sind zu gewaltig, um von Menschen inszeniert zu werden. Man muß nach dem Urheber und »Planer« dieser Ereignisse fragen. Dazu regt die Version A. Baileys über die beiden Weltkriege an. So läßt sich daraus auf die »Informationsquelle« für Russell und seine Nachfolger schließen. Zweifellos sind geistige Verbindungen zu der »einen« Quelle erkennbar.

 

20. Jehovas Zeugen und die New-Age-Systemschau

Während meiner Studien zum vorliegenden Buch fiel mir die Wachtturm-Ausgabe vom 15. Juli 1980 in die Hände. Was ich beim Lesen entdeckte, wäre mir früher als Zeuge Jehovas selbst nie aufgefallen. Die Darlegung reflektierte typisches New-Age-Denken.

Der Artikel, betitelt »Eine Weltregierung – wo liegen ihre Hindernisse?«, intendiert die Überzeugung, daß die von der Wachtturm-Organisation proklamierte »unsichtbare Weltregierung«, in Zusammenarbeit mit der bereits bestehenden »Neuen-Welt-Gesellschaft« der Zeugen Jehovas, einmal für die Grundbedürfnisse der Menschheit sorgen wird.

Die »Systemtheorie« und die Auffassung über Lebenszusammenhänge stammen aus der Feder eines F. Capra, der bemüht ist, seine buddhistischen Erkenntnisse in eine mystisch transzendente Weltsicht umzusetzen. In seinem Buch »Wendezeit« schreibt er: »Jeder Organismus – von der kleinsten Bakterie über den weitesten Bereich der Pflanzen und Tiere bis hin zum Menschen – ist ein integriertes Ganzes und somit ein lebendes System«  –  »Auch gesellschaftliche Systeme weisen dieselben Grundaspekte auf – etwa wie ein Ameisenhügel, ein Bienenstock oder eine menschliche Familie.« – »Die neue Sicht der Wirklichkeit. . . beruht auf der Erkenntnis, daß alle Phänomene – physikalische, biologische, psychische, gesellschaftliche und kulturelle – grundsätzlich miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.« (Wendezeit, von F. Capra, S. 294).  –  Diese Zitate spiegeln sich auch in den Wachtturm-Darlegungen wider.

Gemeinsame Begriffe bei Jehovas Zeugen, Freimaurern und New Age

Neue Weltordnung: In jüngster Zeit war der Begriff »Neue Weltordnung« bereits wiederholt im Munde prominenter Politiker, beispielsweise des damaligen amerikanischen Präsidenten Bush oder des früheren russischen Präsidenten Gorbatschow, der am 7. Dezember 1988 vor der UNO sagte: »Weiterer globaler Fortschritt ist jetzt nur noch möglich durch die Suche nach universeller Übereinstimmung in der Bewegung hin zu einer >Neuen Weltordnung<.« – »Novus ordo seclorum« – das ist die Maxime des Illuminatenordens und der New-Age-Bewegung.

Eine »Neue Weltordnung« ist bedingt durch eine Weltregierung mit totaler Machtbefugnis. Diesem Ziel ist man durch die Französische Revolution von 1789 und ihre ideologischen Folgeerscheinungen beachtlich nähergerückt, denn die utopischen Parolen von damals: »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«, manifestieren sich seitdem bereits in der Überschrift des 1. Artikels der »UNO-Charta für Menschenrechte«. Auch der große Vordenker des New Age, H. G. Wells (gest. 1946), schrieb geradezu visionär über die Thematik »Weltstaat« und »Weltgemeinschaft«. In seiner berühmten Edition »Die offene Verschwörung – Aufruf zur Weltrevolution«, tauchen bereits Begriffe wie Weltordnung, Weltkontrolle, Weltstaat, Weltorganisation, Weltregierung und Weltgemeinschaft auf. Ebenso sehen wir dies bei der New-Age-Prophetin A. Bailey, die schon in den ersten Jahren des zweiten Weltkrieges über das Thema Weltordnung und Weltreligion schrieb.

Auch die Wachtturm-Gesellschaft bedient sich desselben Vokabulars wie die New-Age-Experten und das Illuminatentum. Damit steht sie auf der Seite der antichristlichen »Neuen-Welt-Architekten«. Wir sagten bereits, daß man eine Weltanschauung und ihr Ziel am Vokabular und den Begriffsanwendungen erkennen kann. Bemerkenswert ist, daß die Wachtturm-Gesellschaft bereits nach dem ersten Weltkrieg den Begriff »Neue-Welt-Gesellschaft« prägte. (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 119, 147).

Die Wachtturm-Organisation der Zeugen Jehovas benutzt aber nicht nur dieselben ideologischen Vokabeln, sondern plant ebenfalls im Falle von Widersetzlichkeiten in ihrer »Neuen Ordnung« dieselben Methoden anzuwenden, die New-Age-Führer in ihrer »Neuen Weltordnung« im Bedarfsfall anzuwenden gedenken.

Die Parallelen zwischen Illuminatentum, New Age und Wachtturm-Ideologie sind beachtlich.

»Neue Weltordnung«:

– Seit 1914 sammelt der vortreffliche Hirte, Jesus Christus, die Bürger der »Neuen Ordnung« ein.

– Als Bürger der »Neuen Ordnung« halten Jehovas Zeugen in erster Linie der himmlischen Regierung die Treue.

– Jehova führt sein Volk einer strahlenden »Neuen Ordnung« entgegen.

– Sie werden unter der Leitung des Königreiches eine gerechte »Neue Ordnung« aufbauen.

– Es wird sich dabei um eine »Neue Ordnung« oder »Weltordnung« oder einen neuen Bereich menschlichen Lebens
   handeln. (Wachtturm vom 1. Mai 1987, S. 31).

Zum Begriff »Weltregierung«:

– »Eine Weltregierung – wie sie zustande kommen wird«

– Angenommen, es gäbe einen Herrscher . . . könnte er eine Weltregierung zustande bringen?

– Gott hat erklärt, daß er für eine Weltregierung zuständig sei.

Der Begriff Menschenrechte:

– Unter der Überschrift »Menschenrechte – werden sie je verwirklicht« heißt es: ». . . und die Fürsten, die er (Jesus Christus)
   einsetzt, werden dafür sorgen, daß auf der ganzen Erde Recht und Gerechtigkeit herrscht.«

– »Wenn dieses Gebet Erhörung gefunden haben wird, werden die Menschenrechte auf der Erde gewahrt werden.« (WTG:
     Erwachet).

– »Das zeigt, daß es eine höhere Macht gibt, der die Rechte, die heute als Menschenrechte bezeichnet werden, am Herzen
    liegen.«

– »Er (Gott) hat verheißen, daß die Zeit kommen wird, in der alle Rechte des Menschen zum Wohle jedes einzelnen
    verwirklicht werden.«

– »Allerdings ist der Ausdruck >Menschenrechte< darin (gemeint ist die Bibel/d. Verf.) nicht zu finden. Doch die Rechte,
    die man heute als >Menschenrechte< bezeichnet, werden in der Heiligen Schrift vielfach erwähnt.« (ERWACHET: 8.12.
    1979, S. 12)

Stimmt das wirklich? Sympathisiert die Wachtturm-Schrift hier nicht mit der ideologischen Maxime des Freimaurertums von den Menschenrechten, wie etwa die Führer des »konziliaren Prozesses« mit der Postulierung »Gerechtigkeit – Friede und Erhaltung der Schöpfung«? Attribute, die erst im Tausendjährigen Reich Christi ihre Erfüllung finden, werden schon jetzt in ideologische Fahrwasser geleitet.

Zu Recht behauptet daher W. Künneth: »Die große Verheißung der Ideologie konzentriert sich in den Grundbegriffen >Gerechtigkeit, >Friede<, >Einheit<, >Freiheit, >Humanisierung< der Welt.« (Ideologien – Herausforderung an den Glauben, Peter Beyerhaus, S. 25).

Hierzu das Internationale Freimaurerlexikon: »Angenommene Erklärung der Menschenrechte der Französischen Revolution.«  –  »Alle Menschen sind von Natur frei und unabhängig. Jede Regierungsgewalt gehört allein dem Volk . . . daß die gesamte Maurerei die Verfechtung der Menschenrechte in ihre Verfassungen aufzunehmen habe.« (Lennhoff-Posner: S. 1025)

Lutz v. Padberg schreibt in »Der konziliare Prozeß«, daß die Französische Revolution die christliche Ethik als Grundlage für das Zusammenleben der Menschen für obsolet erklärte und daher die Maxime »Menschenrechte« ersetzte. Die Weiterführung der Idee der »Menschenrechte« kommt in dem bekannten Lied der »Internationale« zum Ausdruck, wo es unter anderem heißt: ». . . die >Internationale< erkämpft das >Menschenrecht<.« (Internationale Arbeitervereinigung von Kommunismus und Sozialismus).

Menschheitsfamilie

Nichts scheint logischer zu sein, als für die Gesamtheit aller Menschen die Bezeichnung Menschheitsfamilie zu gebrauchen. Denn bekanntlich stammen alle von einem Ur-Elternpaar ab. Begriffe sind aber leider nicht immer so eindeutig und wertneutral, wie es oft den Anschein hat.

Dazu ein Beispiel: Unter der Bezeichnung »Christus« versteht ein Durchschnittsbürger Jesus von Nazareth. Ein New-Age-Anhänger sieht darin eine kosmische Kraft, die in ihm das »Christusbewußtsein« bewirkt. Oder: Jemand behauptet, Jesus war der präexistente Gottessohn. Dagegen erklärt ein anderer, Jesus sei nur ein moralisch hochstehender Mensch gewesen.

Man sieht, Worte und Begriffe werden unterschiedlich interpretiert. Meist je nach Weltanschauung. Daher kann umgekehrt mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Begriffsverständnis einer Person auf ihre Weltanschauung geschlossen werden. Das trifft auch für die Verwendung des Begriffs Menschheitsfamilie zu.

»Menschheitsfamilie« ist ein entscheidender Begriff bei Freimaurern und Illuminaten, Krönung aller Aktivitäten bei der UNO und Ziel aller Vereinigungsbestrebungen der Weltkirche in Rom. In diesen Reigen stimmt die New-Age-Prophetin A. Bailey mit ein, indem sie an die Zusammengehörigkeit der »menschlichen Familie« erinnert oder von den »Brüdern in allen Ländern« spricht.

Hinzu kommen auch Jehovas Zeugen mit ihrer skurrilen Feststellung, daß die ganze Menschheit nach Harmagedon einen neuen, einen zweiten Vater haben wird. Sie sagen, daß Jesus der zweite Vater der Menschheitsfamilie wird, daß er die Vaterschaft für die Menschheitsfamilie übernimmt und das Paradies wiederherstellt. (WTG: Weltweite Sicherheit unter dem Fürsten des Friedens, S. 162 u. S. 169).

Eine weitere Aussage lautet: »Nein, eine vereinte Menschheitsfamilie ist kein Traum. Sie ist schon heute im Werden begriffen. Gehörst auch du dazu?« (Wachtturm vom 15. Juni 1984, S. 19).

Unübersehbar – Jehovas Zeugen verwenden den Terminus »Menschheitsfamilie« genauso gut wie das Freimaurertum und die New-Age-Bewegung.

Der Begriff »Menschheitsfamilie« ist jedoch unbiblisch. Der Terminus taucht lediglich in Ideologien auf, deren Ziel es ist, ein antichristliches Friedensreich, einen humanitären Menschheitstempel oder ein irdisches Paradies aufzurichten.

Christus sprach nirgends von einer Menschheitsfamilie, aber er sprach von seinen Brüdern. Wer ist das? ». . . wer sind meine Brüder? . . . Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester« (Mt 12,48.50).

Das ist genau das Gegenteil von dem, was einst Philipp Potter, ehemaliger Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen formulierte: »Eine Christenheit, die aus der Bruderschaft mit Christus lebt, sucht die Bruderschaft mit allen Menschen . . .«

Eine Bruderschaft aller Menschen mit Christus ist, wenn auch noch so gut gemeint, utopisch und unbiblisch. Christus hat das auch nie behauptet. Eine Bruderschaft mit Christus entsteht nur durch Wiedergeburt (Joh 3,3.5.7). Danach sind alle jene »Leib Christi« oder »Gemeinde«, aber niemals »Menschheitsfamilie«.

Schlusswort: Die Berührungspunkte zwischen Jehovas Zeugen, Freimaurern und New Age wurden in meiner Darlegung deutlich. Wenn es auch innerhalb der drei Ideologien noch etliche unterschiedliche Auffassungen gibt, stimmen sie jedoch in ihren Maximen überein. In über 21 gleichlautenden Begriffen, Lehrmeinungen und Zielen ist Kongruenz deutlich erkennbar. Vor allem wollte ich deutlich machen, dass es sich bei den drei Systemen nicht um biblische Anschauungen handelt, sondern um antichristliche Ideologien.

Erich Brüning, 1993.

 

Die Hervorhebungen im Text sowie ein leichte Kürzung wurden von mir vorgenommen.

Horst Koch, Herborn, im Juli 2015

info@horst-koch.de

www.horst-koch.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Die Kunst der Ehe (Wilder-Smith)

Arthur E. und Beate Wilder-Smith

Kunst und Wissenschaft der Ehe

–  Der Text ist leicht gekürzt. Auch die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Januar 2013  –

 

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1
Allgemeines über die Sexualität
Kapitel 2
S
chwangerschaftsabbruch
Kapitel 3
Die Praxis von Sex
Kapitel 4
Das Verhältnis des jungen Christen zu ungläubigen Eltern und Verwandten
Kapitel 5
Die Wahl eines Ehepartners
Kapitel 6
Kindererziehung
Kapitel 7
Das Verhältnis zum anderen Geschlecht

Allgemeines über Sexualität

1) Biologische Muster
Fast die ganze biologische Welt pflanzt sich durch das Zusammenkommen der Geschlechter, also durch Sex fort. Einige biologische Spezies weisen Ausnahmen auf. So z. B. die Arten, die sich rein vegetativ oder durch Zellteilung (Mitose) fortpflanzen. . . .
Einzelne Arten befruchten sich selbst („endogener Sex”). Gewisse Pflanzenarten gehören in diese Kategorie.
Beide Geschlechtsorgane kommen in einem Individuum vor, so daß männliche und weibliche Formen dieser Arten für den Austausch des Samens nicht zusammenkommen müssen. Das Sexleben ist hier endogen (im Individuum) und nicht exogen (zwischen Individuen).
Wiederum andere biologische Arten sind hermaphrodit. Jedes Individuum besitzt zur gleichen Zeit männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Aber die Befruchtung wird im Individuum (endogen) nicht vollzogen. Zwei Individuen dieser Art müssen geschlechtlich zusammenkommen, wobei beide Individuen männlichen Samen austauschen. Nach diesem gegenseitigen Austausch legen beide Individuen befruchtete Eier. … Jedes Tier legt also Eier, und jedes Tier funktioniert zur gleichen Zeit als männliches und als weibliches Wesen.

2) Der Mechanismus des Geschlechts
Der Mechanismus des Geschlechts – die Art und Weise des Zusammenkommens der Geschlechter, um den männlichen Samen zu übertragen, und die Methodik der Entwicklung der Zygote (des befruchteten Eies), sei sie innerhalb oder außerhalb der Mutter (oder des Vaters) – ist sehr wichtig. Die physische Weise der Befruchtung des Eies bei Tieren und Pflanzen, wo und wie die Zygote sich entwickelt, ist das Alpha und das Omega der Kategorisierung der Tiere und der Pflanzen in ihren Familien nach heutiger biologischer Nomenklatur. Auch bei Menschen ist der Mechanismus des Geschlechts für biologische Zwecke maßgebend. Nach diesem Mechanismus zu urteilen, sind wir Menschen Plazentasäugetiere. D. h., wir ernähren das Embryo an einer Plazenta (= Mutterkuchen) in einer Gebärmutter und dann nach der Geburt an der Brust mit Milch.

Damit wird zum Ausdruck gebracht, daß wir Menschen, biologisch gesehen, anderen Plazentasäugetieren in diesem Punkt ähnlich sind. Besonders die Menschenaffen (Primaten) weisen auf diesem Gebiet Ähnlichkeiten mit Menschen auf. Die Gruppe der Primaten schließt den Menschen in sich.

Bei unserem Geschlechtsleben kommt aber darüber hinaus vieles hinzu, das bei den Tieren, selbst bei den Primaten, nicht vorhanden ist. Denn der rein physische Mechanismus von menschlichem Sex stellt nur einen Aspekt der menschlichen Fortpflanzung dar. Bei uns Menschen ist die rein physische Seite des Geschlechts schon wichtig, doch in keiner Weise das Alpha und das Omega des Phänomens. Sie ist wichtig, doch ist sie anderen Überlegungen in einer Weise untergeordnet, die bei nichtmenschlichen Organismen nicht der Fall ist. Tiere verkehren geschlechtlich zu einem großen Teil auf der Basis von Instinkten und Hormonen miteinander. Bei gewissen höheren Tieren spielen natürlich soziologische Faktoren eine zusätzliche Rolle. Als Beispiele können gewisse Affenarten zitiert werden. Bei weniger entwickelten Säugetieren und Vogelarten nimmt die relative Bedeutung von Hormonen und Instinkten zu.
Die rein physische, hormonale, instinktive Seite von menschlichem Sex ist zusätzlichen geistigen und auch geistlichen Faktoren untergeordnet. Auf diese zusätzlichen Einflüsse müssen wir ein wenig eingehen.

Menschlicher Sex wird von drei Hauptfaktoren bedingt:
a) Vom Körperlichen, Biologischen, Instinktiven, was wir Ebene 1 nennen möchten. Hier spielen Hormone, Gerüche, Alter, der Kalender und andere biologische Einflüsse ihre Rollen – ähnlich wie bei den Tieren. Diese Ebene 1 wird direkt wie in der sonstigen biologischen Welt von Chromosomen und von der Genetik (weniger vom Bewusstsein) gesteuert. Hier verhält sich der Mensch wie das Säugetier und wie der Primat. Geschlechtliche Attraktivität (Schönheit) wirkt auch mit auf dieser Ebene 1.
b) Vom Kulturellen, Intellektuellen, Bildungsmäßigen und Ästhetischen (Seele), was wir als Ebene 2 bezeichnen möchten. Es ist nicht immer möglich, Ebene 1 von Ebene 2 strikt auseinanderzuhalten, denn auf dieser Ebene können männliche und weibliche Schönheit des Körpers und der Seele mit eine geschlechtliche Rolle spielen. Ebene 2 kann, wenn ihr Einfluss stark genug ist, zur Praxis des Sexes auf Ebene 1 führen. Ebene 1 und 2 sind also stark miteinander verwoben. Bildung, Rasse, geistige Inter essen sind auf Ebene 2 von starker Bedeutsamkeit und stellen eine Hauptbasis der Ehe in der zivilisierten Welt dar.
Besonders junge, unerfahrene Menschen können Ebene 1 (körperliche, geschlechtliche Schönheit) mit Schönheit der Seele (Ebene 2) verwechseln, was dann zu unpassenden Ehen führen kann. Die Grenzen zwischen den zwei Gebieten sind gar nicht leicht auseinanderzuhalten. Ein Mann kann Frauen auf Ebene 1 anziehen, wobei die Frauen keine Klarheit darüber haben, ob es sich lediglich um Ebene 1 (oder auch um Ebene 2) handelt. Die Situation kann auch umgekehrt sein – ein Mädchen kann einen jungen Mann mit Hilfe von Kleidung, Schminke und anderen Äußerlichkeiten anziehen, ohne daß er darüber im klaren ist, daß die ganze Attraktion sich auf Ebene 1 abspielt, was zu einer Katastrophe in einer späteren Ehe führen kann,
c) Vom Geistlichen (= Ebene 3). Diese Ebene ist vielen Menschen praktisch unbekannt und wird auch von christlich gesinnten Menschen oft völlig außer acht gelassen. Worin besteht diese geistliche Ebene?

Nach der heutigen allgemein in führenden naturwissenschaftlichen Kreisen akzeptierten Ansicht besteht der Mensch bloß aus Körper. Solche Positivisten leugnen die Existenz der Entität, die früher Psyche (Seele) genannt wurde.

Nach der Bibel bestehen wir aber aus drei Teilen oder Entitäten, die schwer auseinanderzuhalten sind, nämlich  Leib, Seele und Geist.
Paulus schreibt diesbezüglich an die Thessalonicher: „Der Gott des Friedens selbst heilige euch durch und durch, und unversehrt möge euer Geist und Seele und Leib in untadeliger Weise bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus bewahrt werden!” (1. Thess. 5.23). Der Urtext gebraucht das griechische Wort „pneuma” für „Geist”, das Wort „psyche” für „Seele” und „soma” für „Leib”.

Das Wort „pneuma” bedeutet „Geist” des Lebens, wird aber auch benutzt, um den Begriff „Geist” und „Geister” wiederzugeben. Geist bedeutet eine immaterielle Entität, die nicht der Mensch oder die menschliche Persönlichkeit (Seele) ist: Der Geist ist auch das Bindeglied oder Wahrnehmungsorgan zwischen der biologischen Schöpfung und dem Schöpfer.

„Psyche” bedeutet „Seele”, „Ego”, „Persönlichkeit” oder Charakter”.  Im allgemeinen kann man die beiden Begriffe „pneuma” und „psyche” auseinanderhalten, obwohl es Fälle gibt, bei welchen man die Begriffe auswechseln kann.

Was hat aber all das mit Ehe zu tun? In der idealen Ehe werden alle drei Bestandteile des Menschen, Leib, Seele und Geist, zusammenwirken, um eine Einheit und Harmonie zu bilden. Wenn der Geist der Bestandteil des Menschen ist, der bei der Wiedergeburt als Christ zum Leben geweckt wird, dann werden natürlich Atheisten als geistlich tot in ihren Sünden angesehen. Sie sind dem Geist nach tot. Ihre Körper und ihre Seelen können sehr lebendig sein, ihr Geist aber ist tot „Und euch, die ihr tot waret durch eure Übertretungen und eure Sünden,… hat Gott mit Christus lebendig gemacht.” (Epheser 2:1).

Der Mensch, der Gott weder in der Schöpfung noch in Christus erkennt, ist also ihm gegenüber geistlich tot.
Ein solcher Mensch „lebt” aus Seele und Körper allein. Er ist „zweidimensional”; denn der Geist des Menschen stellt das Bindeglied zwischen Gott und Menschen dar. Und dieses Bindeglied wird erst mit der Versöhnung durch Christus lebendig, so daß der Mensch erst dann „dreidimensional” wird. Erst durch die Wiedergeburt fängt der Mensch an, als dreiteiliges Lebewesen – Geist, Seele und Leib – zu funktionieren.

Aus diesem Grund befindet sich der bewußte Christ in bezug auf die Ehe in einer Sonderlage. Wenn er eine gottgewollte und gotterfüllte Ehe schließen will, wird er sich eine Lebensgefährtin aussuchen, die auch eine Christin ist. Das gläubige Mädchen wird sich einen Mann wählen, der bewusst gläubig ist: Die Frau ist frei, „sich mit wem sie will zu verheiraten, nur geschehe es im Herrn” (1. Kor. 7.39). Die Bibel hat guten Grund, auf diese Bedingungen zu bestehen, denn zwei Menschen können nie richtig zusammen harmonieren, wenn sie dreidimensional nach Leib, Seele und Geist nicht zusammenpassen.

Wenn der eine Partner in einer Ehe entschiedener Christ ist und der andere nicht, können die beiden keine geistbedingte Gemeinschaft erleben. Aus obigen Gründen entstehen oft Schwierigkeiten, wenn in einer ungläubigen Ehe nach der Eheschließung ein Ehepartner sich für Christus entscheidet Es entstehen leicht Spannungen, wie eine neue Unausgeglichenheit (Dimension), die vorher nicht vorhanden war, nach der Bekehrung des einen Partners entsteht. In solchen Fällen ist große Liebe und Geduld am Platz. Bei Spannungen dieser Art soll der gläubige Teil sich vom ungläubigen Teil der Ehe nicht trennen, solange der ungläubige Teil sich nicht trennen möchte (1. Kor. 7.12).

Wenn ein junger Christ bewusst, mit offenen Augen einen entschieden ungläubigen Partner heiratet, handelt er natürlich außerhalb des Neuen Testaments.

Die Ehe und das eheliche Verhältnis sind dazu da, auf sinnbildliche Art und Weise das Verhältnis von Christus zu seiner Brautgemeinde darzustellen.
Gott ist eine Trinität, die aus Gott Vater, Gott Sohn und Gott heiligem Geist besteht. Diese ganze Trinität der Gottheit liebt uns Menschen, die wir auch eine Trinität aus Leib, Seele und Geist darstellen. Innerhalb dieses Bildes einer Trinität werden sich christliche Bräute und Bräutigame lieben. Wenn aber das geistliche Element in einem Eheverhältnis nicht vorhanden ist, dann geht das Sinnbild der dreifaltigen, dreidimensionalen Liebe Gottes zu uns verloren. Die „dreifaltige” Liebe in der Ehe nach Geist, Seele und Leib kann der Bräutigam seiner nichtchristlichen Braut nicht erweisen, denn die Gemeinschaft des Geistes kann nicht vorhanden sein, wenn der Geist eines Partners noch tot in Sünden und Übertretungen liegt.

Obwohl es christlich ist, wenn ein gläubiger junger Mann ein gläubiges Mädchen heiratet und umgekehrt, bedeutet das noch nicht, daß irgendein christlicher junger Mann irgendein christliches Mädchen heiraten kann und dabei glücklich wird. Die geistliche Seite ist sicher sehr wichtig – ja, nach der heiligen Schrift maßgeblich.
Doch sind eben auch die beiden anderen Ebenen eines Menschen zu berücksichtigen, ehe man an eine Ehe denken darf. Bildung, intellektuelle Interessen und auch der Leib spielen bei Christen wie auch bei Nicht-Christen ihre bedeutsame Rolle in zwischenmenschlichen und ehelichen Verhältnissen.

Zu einem vollkommenen Sexleben gehört die Mitwirkung von Leib, Seele und Geist bei beiden Partnern. Zur Vollkommenen sexuellen Gemeinschaft ist Harmonie auf allen drei Gebieten notwendig. Dies ist der Fall, auch wenn die geistliche Seite das ganze Eheverhältnis steuert. Der rein körperliche Aspekt von Sex (Ebene 1) wird also von Ebene 2 und 3 aus stark bedingt Bei der menschlichen Spezies sollte Ebene 3 über Ebenen 1 und 2 den Vorrang nehmen. Ebene 1 des Geschlechtes darf nicht allein ausschlaggebend sein. Sie ist wichtig, sollte aber über die beiden anderen Ebenen nicht herrschen. Bei den Tieren wird diese Rangordnung nicht eingehalten – der Körper, Ebene 1, bedingt Geschlecht. Bei Hurerei und Unzucht unter Menschen herrscht das Tier, Ebene 1, vor. Aus diesem Grund vertiert Unzucht (freier Sex) den Menschen.

In gewissen Schulen in Deutschland werden, wie wir hören, die rein körperlichen Bewegungen des geschlechtlichen Verkehrs eingeübt und vor den Schülern demonstriert. Solche Übungen sollen als Vorbereitung auf eine spätere Ehe (oder als Basis des freien Geschlechts) dienen. Gerade solche Übungen sind aber in Wirklichkeit nichts anderes als pornographisch und pervers, denn:

1) sie sind absolut unnötig. Jedes Paar kennt sie entweder instinktiv oder erlernt sie im Umgang miteinander. Es ist sogar besser, solche Bewegungen vorher nicht geübt zu haben, denn ein Teil des Eheglücks besteht im gegenseitigen Sichkennenlernen gerade auf diesem Gebiet. Jedes Ehepaar lernt auf diese Weise gemeinsame Geheimnisse, die sie verbinden. Welcher Mann möchte ein Mädchen heiraten, das auf diesem Gebiet „einstudiert” ist? Oder natürlich auch umgekehrt.

2) Solche körperlichen Bewegungen variieren von Paar zu Paar und sind nicht ein spezieller Ausdruck ihrer inneren Gemeinschaft. Sie sind eine „Parabel” ihres inneren Verhältnisses zueinander. Diese Parabel kann man in einer Schule vor Jungen und Mädchen nicht einstudieren, das wäre Prostituierung eines Ehegeheimnisses.

3) In einer christlichen Ehe sind sie ein Ausdruck einer dreidimensionalen Ehegemeinschaft, die allgemein von Jugendlichen, die für ein Eheverhältnis noch unreif sind, einfach nicht verstanden werden können.

Das rein körperliche „Ausprobieren” des anderen Geschlechts seitens Unverheirateter nennt die Bibel Unzucht, obwohl man es heute „freien Sex” nennt. Das Wort Gottes nimmt dies so ernst, dass Unzucht als Grund zum Ausschluß aus dem Reich Gottes genannt wird, denn sie macht das Heiligste unheilig: „Fliehet die Unzucht! Jede andere Sünde, die ein Mensch begeht, ist außer dem Leib: der Unzüchtige aber sündigt gegen seinen eigenen Leib” (1. Kor. 6:18). „Ihr sollt nicht Gemeinschaft haben mit jemandem, der sich Bruder nennen läßt und ein Unzüchtiger ist” (1. Kor. 5:11). „Weder Unzüchtige noch Götzendiener werden das Reich Gottes ererben.” (1. Kor. 6:9). Das Wort „Unzüchtige” ist eine Bezeichnung für diejenigen, die außerhalb der Ehe geschlechtlichen Verkehr (also „freien Sex”) ausüben. Wiederholt werden solche mit „Hunden” klassifiziert, die vom Reiche Christi ausgeschlossen werden, weil sie das Heiligste, Schönste unter den Menschen zur Schweinerei machen (vgl. auch Matth. 5:32,15:19, Apg. 15:20,15:29,21:25,1. Kor. 5:1, 6:13,6:18, 7:2, 2. Kor. 12:21, Gal. 5:19, Eph. 5:3,Kol. 3:5,1. Thess. 4:3 etc.).

Der Abfall des Westens vom christlichen Glauben wurde mit einer Ausbreitung von freiem Sex oder Unzucht begleitet. Gerade Sünden auf diesem Gebiet des Geschlechtes haben vergangene Zivilisationen und Kulturen vernichtet, wie sie jetzt im Begriff sind, unsere Kultur zu töten.

3) Proportionen in Sex

Menschlicher Sex sollte also aus einer Harmonie der drei menschlichen Ebenen oder Dimensionen bestehen, wobei jede Ebene in ihrer Priorität und in ihren Proportionen voll zur Geltung kommt. Wenn man die Proportionen dieses „Gebäudes” oder dieses „Bildes” vom Sex verzerrt, erhält man eine Karikatur des ganzen Sexlebens.

Als ich vor einigen Jahren meinen Vorlesungssaal betrat, um vor vielen Studenten eine Vorlesung zu halten, leuchtete mir an der großen grünen Tafel eine wunderliche Zeichnung entgegen. Die Studenten bogen sich bei meinem Kommen förmlich vor Gelächter. Ich brauchte auch nicht lange herumzurätseln, bis ich die Ursache entdeckte. Denn die Zeichnung an der Tafel zeigte eine ganz gelungene Karikatur von mir selbst. Natürlich erkannte ich mich sofort wieder: Der Schnurrbart, die Glatze, die Brille, die Nase, das Kinn, der Kittel und der schlechtgebundene Schlips, waren auf den ersten Blick alles erkenntlich. Aber warum das herzliche Gelächter – sonst lachte man bei meinem Erscheinen nicht? Alles, die übertriebene Nase und Glatze, der Schnurrbart, ja der Gesichtsausdruck war richtig und doch falsch. Die Züge waren mir sehr ähnlich, aber die Proportionen des Ganzen waren falsch. Es waren die verzerrten Proportionen, die die Zeichnung lustig machten. Denn die falsch proportionierten Züge produzierten die Karikatur – und die Karikatur erzeugte die Heiterkeit. So lachten wir alle über den gelungenen Witz.

Die sogenannte Sexaufklärung, die unserer Jungend überall in den Schulen ausgeteilt wird, stellt oft eine Karikatur von Sex dar. Denn man klärt die Jugend über den körperlichen Mechanismus von Sex (Ebene 1) auf. Man lehrt sogar, daß diese Ebene die Hauptbasis der Ehe ist. Bei Tieren mag dies auch zutreffen, nicht aber bei Menschen. Um Sex zu ermöglichen, müssen männliche und weibliche Leiber existieren. Aber die wirkliche Basis des Zusammenlebens der Geschlechter ist viel breiter. Bei Menschen ist das oft dargestellte Sexbild (Sex besteht nur aus einem körperlichen Akt) deshalb eine Karikatur des eigentlichen. Menschen, die auf der Basis von Aufklärung dieser Art eine Ehe schließen, laufen die Gefahr, ihre menschliche Spezies zu verlieren! So lernen sie auf der Ebene von Tieren zu denken.

Schulkinder werden überall über  „Sex“ dieser Art „aufgeklärt“. Sie lernen die physische Basis von Sex, als ob der Körper des Mannes oder der Frau allein die „Liebe” ausmacht. Es ist klar, daß der Körper bei Menschen sowie bei Tieren die Basis von Sex bietet. Doch ist es vollkommen einseitig, die Praxis von Sex so hinzustellen, als ob sie grundsätzlich nur von der körperlichen Seite her gesteuert wird. Diese Karikatur von Sex ist leider eine schreckliche Tragik. Denn dadurch erhalten Kinder eine karikierte, tierische Basis für ihr späteres Leben als Ehemänner und Ehefrauen. Ist es verwunderlich, daß es so viele Ehescheidungen gibt?

4) Materialistische Sexaufklärung

Heutzutage geht man in der „Sexaufklärung” weiter. In aller Öffentlichkeit wird diskutiert, wann und wie man die ungeborenen Kinder, die aus solchem „Sex” empfangen werden, töten darf. Kinder entstehen innerhalb und auch außerhalb der Ehe oft als Ergebnis von misslungener „Sexaufklärung” auf der Basis von Ebene 1. Es wird z. B. gelehrt, daß Sex genauso ein Bedürfnis ist wie der Appetit auf Lebensmittel, dem entsprochen werden muß. Wenn dann ein unerwünschtes Kind als Ergebnis dieses „natürlichen Appetits oder Triebs” entsteht, darf man es innerhalb einer bestimmten Frist auf Wunsch der werdenden Mutter allein vernichten.

Diese Einstellung entstammt einer falschen materialistischen Vorstellung von Sex. Zwei Körper kommen demnach im geschlechtlichen Verkehr zusammen, wobei ein dritter Körper, ein Mensch, entsteht. Zwei Bündel von Chemikalien erzeugen ein drittes Bündel, ein Kind. Diesen unerwünschten Stoff, dieses Kind, darf man so wegwerfen oder töten, genau wie man überflüssiges Essen (auch Chemikalien) in den Fäzes (Kot) ausscheidet. Sex und Appetit auf Essen sind beide bloß körperliche Bedürfnisse. Deshalb darf man ohne weiteres ihre Folgen ebenso wegwerfen. Man vergisst dabei, dass die Basis eines Menschen auf keinen Fall auf seiner bloßen Stofflichkeit (Chemikalien) beruht. Dies behaupten wir aus folgenden Überlegungen:

Die Materie eines menschlichen Körpers tauscht sich in regelmäßigen Zeitabständen aus. Bei Menschen dauert der Austausch ca. sieben Jahre, je nach dem Alter. Der Stoff, aus dem unser Körper gebaut ist, wechselt sich also regelmäßig aus, obwohl wir, die Personen, die wir im Körper wohnen, die gleichen bleiben. Meine Identität bleibt aber konstant. Materiell gesehen, ist mein Körper identitätsmäßig ständig im Fluss. Wenn der Materialismus als Philosophie richtig ist („es gibt nichts außer der Materie”), müsste sich meine Identität mit dem Wechsel meines Stoffes auch verändern. Dies ist aber nicht der Fall.

Was sorgt für die Konstanz der Identität eines Menschen (oder eines Tieres oder einer Pflanze), wenn seine Materie, sein Stoff, nicht konstant bleibt? Ausschließlich der genetische Code, d. h. die Ordnung, die Information, auf seinen 46 Chromosomen. Information ist also für die Identität wichtiger als die bloße Materie. Aber, wendet man ein, selbst der Stoff, aus dem die Chromosomen sind, die den Code tragen, bestehen,

 

wechselt sich regelmäßig aus. Diese Tatsache stellt natürlich genau das unter Beweis, was wir oben ausgeführt haben, nämlich daß nicht der Stoff, der
im Flusse ist, die Identität und das Menschsein bestimmt, sondern ein rein geistiger, gedanklicher Begriff, ein Code oder eine Information, die auf Materie nur gespeichert ist.

Diese Idee kann man vielleicht so erklären: das Papier eines Buches kann leicht vergehen. Wenn das geschieht, vergeht zur gleichen Zeit der Code, die Information des Buches. Die Information, das Thema eines Buches, kann aber, ehe das Papier eines Buches vergeht, abgeschrieben werden. So bleibt die Idee, die Information, die Geschichte eines Buches erhalten, auch wenn das Papier, das den Inhalt des Buches trug, nicht mehr ist. Die Information kann dann auf neuem Papier gespeichert werden. Oder sie kann auf Tonband, Videoband oder Mikrofilm gespeichert werden. Auf diese Weise bleibt das Buch an sich gleich, obwohl die Materie des Buches, das Papier, anders ist.

Auf gleiche Weise verstehe ich die Auferstehung von den Toten. Nach der Bibel war der Mensch, ehe er auf Erden erschien, eine Idee, ein Thema, Information in Gottes Gedanken. Diese Information wurde dann in Fleisch und Blut realisiert, so wie ein Buch auf Papier realisiert wird. Wenn nun Fleisch und Blut verwesen und der Mensch stirbt, kann Gott in der Auferstehung die Idee nehmen, und sie auf anderem, neuem „Stoff“ realisieren. Dieser neue Stoff, auf dem der auferstandene Mensch „reitet”, ist nicht wie die jetzige zeitliche Materie, sondern ewig. So ist der „Inhalt”, das „Thema” des auferstandenen Menschen (die Idee hinter ihm, die Information), das gleiche wie vorher. Er ist der gleiche Mensch, nur auf andere „Materie” geschrieben. Das gleiche „Ego”, „Ich” oder die gleiche „Psyche”, der gleiche Mensch, die gleiche Identität liegt vor, nur diesmal „reitet” die zugrundeliegende Idee auf einem „Auferstehungsleib”. Die gleiche „Blaupause”, die mein „Ich” ausmacht, ist vorhanden, nur auf einem anderen Träger. So ist die Auferstehung der Toten nach der Bibel zu verstehen.

Die verschlüsselten Gedanken auf meinen Genen bestimmen, wer ich bin, – nicht die bloße Materie auf der diese Gedanken reiten. Diese Gedanken auf unseren Chromosomen enthalten so viel „Geist” oder Information, daß man 1000 Bände von je 500 Seiten benötigen würde, um sie in einem normalen Buch festzuhalten. Tausend Bände von je 500 Seiten würden kaum die Information oder das „Geistesgut” speichern können, die meine Identität als Mensch konstant machen. Das „Papier”, die Materie, die diese 1000 Bände bildet, ist für den Inhalt an Information nicht maßgeblich. Die Information ist unvergleichlich viel wichtiger als die Materie des „Papieres”, auf der sie geschrieben steht. Die Information, das Thema, der Geist des Buches, könnte genau so gut auf magnetischem Band wie auf Papier gespeichert werden. Ob auf magnetischem Band oder auf Papier, die Botschaft, das Thema der daraufgespeicherten Information, bleibt gleich. Auf ähnliche Art und Weise bleibe ich, mein Ego, meine Identität als Person konstant – ganz gleich, ob ich im Leibe lebe oder nach dem Tode in der Auferstehung weiterlebe.

Nun, diese auf Chromosomen und Genen gespeicherte Information, diese Blaupause der materiellen Basis meiner Psyche und meines Körpers, bestimmt mein Wesen, und das des Tieres und der Pflanze. Der Stoff an sich, aus dem der Leib gebaut ist, bleibt von zweitrangiger Bedeutung. Die Idee, der Code, die Information, das Thema, das auf dem Stoff geschrieben steht, ist wichtiger als der bloße Stoff. Letzterer ist nur Informationsträger und stellt als solcher selber nie Information her. Sie, die Information, wird immer von Geist – und nie direkt von Stoff- geliefert.

So bildet codierte Information, codierter „Geist” auf Genen und Chromosomen gespeichert, die verschiedenen lebenden Spezies, wie Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie sind alle realisierte Gedanken, die in einer Blaupause in Codeform auf Stoff festgehalten werden. Diese Blaupause speichert Idee oder „Geist”, der imstande ist, ganze Organismen zu bauen und zu erhalten.

Aber warum gehen wir auf all das in einem Buch über Ehe ein? Weil die individuelle Blaupause des Menschen, des Tieres oder der Pflanze bei dem geschlechtlichen Zeugungsakt zustande kommt. Der neue Mensch, die neue Idee, entsteht bei der Empfängnis. Der neue Mensch oder die neue Blaupause eines neuen Menschen ist halb im väterlichen Spermium und halb im mütterlichen Ei verborgen. Die Fusion dieser Teile bildet den neuen Menschen, die neue Zusammenstellung der Ideen hinter einem bisher nie dagewesenen Menschen.

Die Idee hinter dem neuen menschlichen Wesen lag „kristallisiert” im befruchteten Ei, d. h. in der Zygote, vor, denn als der Same vom Vater mit dem Ei der Mutter verschmolz, da fand eine neue geistige Schöpfung statt – die Blaupause eines neuen Wesens. Wenn man also einmal eine Zygote, ein befruchtetes, menschliches Ei, zur Entstehung bringt, bringt man die Blaupause, die Identität eines neuen Menschen, zur Entstehung. Diese Blaupause ist der menschlichste Teil eines Menschen, denn sie stellt die Idee, die schöpferische Idee, hinter jedem individuellen Menschen dar, die in Materie realisiert wird. Später wird die Idee zum Bewusstsein aufwachen. Selbst die Art und Qualität unseres Bewusstseins wird wahrscheinlich von dieser Blaupause aus gesteuert, denn sie bedingt die eigentliche Identität eines Menschen von der Zygote an bis zum Grab.

Die ganze schöpferische Arbeit, die Entropiesenkung, die erforderlich ist, um einen neuen Menschen zu bauen, liegt in der Zygote. Die schöpferische Arbeit Gottes also liegt in der genetischen Information vor. Sie enthält Gottes Information in materieller Handschrift.

Aus diesem Grund allein schon ist größter Respekt vor dem Leben – auch vor dem ungeborenen, keimenden Leben – geboten. Die Entwicklung des Eies zum erwachsenen Menschen hin erfordert eigentlich keine neue schöpferische Arbeit. Die Entwicklung des Eies stellt nur eine Entfaltung des schon Bestehenden dar mit Hilfe von günstigen Energie- und Umweltbedingungen. Die ursprüngliche Bildung der gespeicherten Information durch die Koppelung des Spermiums mit dem Ei stellt die eigentliche schöpferische Arbeit dar.

Wenn man über die nötige molekularbiochemische Bildung verfügt, um ein wenig von dieser codierten Information zu lesen, wird man über die Weisheit und schöpferische Kraft Gottes staunen, die es verstand, so viel Information in einer derart raffiniert miniaturisierten Form so niederzuschreiben, daß sie in jedem Ei leicht abgeschrieben werden kann. Der neu empfangene Mensch ist eigentlich eine neue Kombination bereits geschriebener Information. Die neue Kombination war prinzipiell im ersten Menschen schon enthalten, kam aber durch geschlechtlichen Verkehr so zusammen, daß eine neue Kombination dieser Information geschah. So muß es eine sehr ernste Angelegenheit sein, wenn man eine menschliche Zygote oder einen menschlichen Fötus bewusst verdirbt. So sagt der Mensch „nein” zu dem, wozu Gott „Ja” sagte. Die neue Blaupause eines Menschen, zu dem Gott „Ja” sagt, verwirft der Mensch. Vernichtung einer neu entstandenen Leibesfrucht ist Vernichtung eines Aspektes der schöpferischen Arbeit Gottes. Denn die Entwicklung einer Zygote im Mutterleib ist lediglich die Entwicklung einer schon vollbrachten schöpferischen Tat Gottes.

Im Lichte dieser neueren Erkenntnis wird man verstehen, warum die Bibel es so sehr ernst nimmt mit dem Thema Unzucht. Menschliche Zeugungsakte verwirklichen den Mechanismus Gottes, neue Kombinationen seiner schöpferischen Tätigkeit zu realisieren. Der Mensch darf sich an Gottes Schöpfungstätigkeit beteiligen, indem er neue Möglichkeiten göttlicher Gedankengänge in neuen Kombinationen produzieren darf. Der Mensch darf sich in Gottes schöpferische Tätigkeit „einmischen” und daran teilnehmen. Gott hat diese menschliche Seite seiner eigenen Schöpfertätigkeit mit großer Freude und Genugtuung verbunden. Die tiefsten und edelsten Gefühle und Ziele des Menschen sollen mit dieser „göttlichen Tätigkeit” verbunden sein. Selbst Vater und Mutter verlässt der Mensch, um bei seinem Ehepartner zu sein. Hier sollen die höchsten menschlichen Eigenschaften zum Vorschein kommen, denn der Mensch beteiligt sich an Gottes Werk.

Weil dieses schöpferische Werk eines Menschen so hoch ist, wird dessen Prostituierung in der Unzucht so sehr verwerflich sein. Sex kann einen Menschen zu unerhörten Leistungen und Höhen bringen. Missbrauchter Sex kann ihn deshalb zu den tiefsten Tiefen hinabstürzen. Und weil Gott in seinen Schöpfungsarbeiten in Treue handelt, wird es vom Menschen erwartet, daß er darin auch treu ist. Der Mann soll Mann von einer Frau sein. Die Frau soll ebenfalls Frau von einem Mann sein. Freier Sex verwischt dieses Bild der Treue Gottes in Sexverbindungen vollkommen.   Doch bleibt Gott treu. Der Mensch, der seinen Wegen nachfolgt, wird also auch besonders auf diesem Gebiet treu sein.

Die Idee, daß jeder mit jedem Mädchen ein Kind zeugen darf, nur um sich selbst auszulassen, woraufhin das Mädchen ohne weiteres das empfangene Kind vernichten lassen kann, stellt eine Diffamierung der Treue Gottes dar. Dies bringt uns zum Thema des Schwangerschaftsabbruches, das wir in Kapitel 2 behandeln möchten. Doch, ehe wir zu diesem Thema übergehen, müssen wir über die gegenseitige Vergebung reden, denn die Kunst und die Wissenschaft von jeder Ehe ist von Persönlichkeiten abhängig, die Vergebung brauchen.

5) Der Anfang und die Weiterführung einer echten Ehe

Das Zusammenleben in einer Ehe ist sicher eine Kunst und auch eine hohe Wissenschaft. Es gibt Paare, die in dieser Kunst begabter sind als andere. In jeder Kunst und in jeder Wissenschaft gibt es Regeln und Gesetze, die man zuerst kennenlernen muß. . . . Das Eheverhältnis verlangt viel Wissen und erfordert ständig neues Wachstum und neue Erkenntnisse in der Ehe. Aber nicht nur das: in beiden Ehepartnern muß die Charakterstärke vorhanden sein, immer wieder neuen Erkenntnissen gemäß zu handeln und zu leben. Nur so kann eine Ehe mit Glück und mit ständig neuem Erfolg gekrönt werden.

Wenn wir bedenken, wie normalerweise eine Ehe anfängt, werden wir besser verstehen, wie sie im richtigen Geist weitergeführt werden kann. Ein junges Mädchen begegnet einem jungen Mann. Auf einmal wird beiden klar, daß sie sich gegenseitig anziehen. Diese Zuneigung kann plötzlich oder auch langsam realisiert werden, je nach den Charaktereigenschaften des Paares. Dazu kann man diesen Zustand des Verliebtseins mit Worten sehr schlecht beschreiben.

Das Verliebtsein ist deshalb schwer zu beschreiben, weil es u. a. eine Sinneserfahrung ist. Der Geschmack von Erdbeeren stellt eine Sinneserfahrung da. Dieser Geschmack ist den meisten von uns wohl bekannt, doch kann ihn niemand mit Worten in irgendeiner Sprache beschreiben. Wir alle kennen Fliederduft, doch könnte man auch diese Sinneserfahrung nicht mit Worten beschreiben. Die Sinneserfahrung des Verliebtseins kann ebenso wenig mit Worten beschrieben werden, sie ist ein Geheimnis derer, die sie erlebt haben. Das Herzklopfen bei der Erscheinung der Geliebten, das Glücksgefühl, die strahlenden Gesichter und die große Geduld und Nachsicht, die zwischen den Verliebten herrschen, sind Nebenerscheinungen des Verliebtseins, aber nicht das Verliebtsein selber. Auch wenn vorübergehendes Gereiztsein, ja Zank zwischen Verliebten vorkommen, charakterisiert Geduld und Nachsicht den Zustand des Verliebtseins.

Wenn die beiden Verliebten zusammen sind, ist es, als ob ein geheimer Appetit zwischen den beiden gestillt wird. Ihre gegenseitige Gegenwart befriedigt sie gegenseitig.  Kurz, das Verliebtsein bedeutet ein Paradies für ihn, wenn sie bei ihm ist – und natürlich auch umgekehrt.

In den meisten Fällen hält aber leider dieser Zustand, dieses Paradies, nicht an. Persönlich glauben wir, daß es anhalten soll und kann, und zwar unter ganz bestimmten Umständen, die wir jetzt beschreiben möchten. Die Statistiken zeigen, daß das Geheimnis dieses Dauerzustandes den meisten Menschen nicht bekannt ist. Denn die Großstadtbehörden Amerikas und Europas zeigen, daß mehr Ehen geschieden als geschlossen werden. Also, in über 50 % der Ehen endet das Paradies des Verlobt- und Verliebtseins in einem Ehescheidungsverfahren vor einem Richter. Verliebte zanken sich vor der Eheschließung – hier geht es um die sogenannten »Lovers’ Quarrels« – und Eheleute, die das Verliebtsein und dessen Paradies gemeinsam kannten, erleiden in der Ehescheidung Eheschiffbruch. Wie kommt das? Wie könnte man diese Katastrophe vermeiden?

Die Tatsache besteht, daß Menschen sich auf dem Tanzboden oder im Büro verstellen können. Während der Verlobung und später in der Ehe kann man sich nicht permanent verstellen, so daß ernsthafte Auseinandersetzungen vorkommen können. Im Büro oder auf dem Tanzboden kann er galant und höflich sein, zu Hause kann er aber auf die Dauer alles andere als ein Gentleman sein. Wenn die Mutter der angehenden Braut letztere bittet, das Haus zu fegen oder bei dem riesengroßen Aufwasch zu helfen, kann ihr Verehrer schnell ihren wirklichen Charakter erkennen. Wie der junge Mann mit seiner Mutter zu Hause umgeht, wird der jungen Dame klarmachen, wie er mit ihr später umgehen könnte. All diese Dinge, die mit dem besseren Kennenlernen zusammenhängen, können zu Zank und zu Ernüchterung führen, wobei das Verliebtsein schnell abkühlen kann.

Diese Seite menschlichen Charakters zeigt uns eine große Grundwahrheit der zwischenmenschlichen Beziehungen . . . vor und speziell in der Ehe: Die Basis aller zwischenmenschlichen Beziehungen muß in der gegenseitigen Vergebung verankert sein. Liebe ist stark. Schuld ist aber meist stärker. Deshalb muß man im Zusammenleben einen Weg finden, um die Schuldfrage zu lösen. Jede Frau kann andere Frauen und Männer ärgern und ihnen gegenüber gehässig sein. Die meisten Männer können grob und unfeinfühlig sein. Mann und Frau, beide können anderen gegenüber schuldig sein – besonders aber dem Ehepartner gegenüber.

Wenn Mann und Frau nun in der nächsten Nähe der Ehe zusammengejocht sind, müssen beide einen Weg kennen, diese Frage der gegenseitigen Schuld zu lösen. Das große Problem also der zwischenmenschlichen Beziehungen in und außerhalb der Ehe bleibt das Problem der Vergebung der Schuld. Und diese Schuld muß nicht nur Vergebung erfahren, getilgt werden, sie muß vergessen werden. Gott kann vergessen. Wir müssen es auch lernen, sonst bleibt die Narbe der Schuld, auch wenn die Schuld Vergebung erfahren hat.

Vergeben ist praktisches Christentum. Ein Christ, der nicht vergeben kann, hat die Praxis des Christentums noch nicht verstanden. Mann und Frau lernen in der christlichen Wiedergeburt und Bekehrung zu Christus diese Art Vergebung, und zwar bei Gott selber. Denn Gott versöhnte die Welt mit sich selbst am Kreuz (Röm. 5:10, 2 Kor. 5:10-20, Kol. 1:20). Wenn wir Christen sind, haben wir also angefangen zu lernen, was Versöhnung und Vergebung bedeuten, denn Christus hat uns gezeigt, was das Wesen der Vergebung ist. So besitzt speziell eine christliche Ehe die Basis der Permanenz in der Versöhnung und Vergebung.

Diese Erkenntnis ist für eine Ehe absolut grundlegend. Wenn zwei Menschen, zwei Ehepartner, wirklich ein Organismus, d. h. ein Leib sein wollen, dann müssen sie in der Vergebung leben, denn beide sind Sünder und Sünde trennt – innerhalb wie auch außerhalb der Ehe. Sünde trennt auch einen Organismus, der ein Leib ist. Vergebung schafft die trennende Sünde wieder weg, so daß die beiden wirklich eins werden nach Leib, Seele und Geist. . . . Nur so kann man ein Paradies auf Erden erleben; und deshalb muß jedes Ehepaar immer wieder »ja« zueinander sagen. Ein Paradies herrscht nur dort, wo Menschen leben, die Vergebung erfahren haben und deren Schuld getilgt ist.

Kapitel 2

Schwangerschaftsabbruch

1) Allgemeines

Als Gott am Anfang die Menschen erschuf, war seine ganze Trinität am Schöpfungswerke tätig: „Lasset uns Menschen in unserem Ebenbilde machen…” (1. Mose 1:26).
Der Mensch ist also im Ebenbilde des dreieinigen Gottes erschaffen worden. Wenn nun der Mensch an die Gründung einer Familie denkt, kann er seine Kinder so zeugen, wie Gott selber uns zeugte – mit seinem ganzen Wesen nach Leib, Seele und Geist. Wenn der Mensch Kinder ausschließlich körperlich und aus körperlicher Lust zeugt, fehlt in dem Akt etwas Maßgebendes. Die Kinder sind dann nur nach dem Willen des Fleisches gezeugt worden. . . .
Wir sind ja unserem menschlichen Wesen nach nicht so gebaut, daß wir die schöpferische Vereinigung der Geschlechter nur auf der Basis des Körperlichen allein zufriedenstellend erleben können. Die Vereinigung sollte in der Kraft des Leibes, der Seele und auch des Geistes geschehen, wenn die volle Befriedigung und das volle Glück zweier Menschen, die sich gegenseitig ausliefern, erreicht werden soll.

Ein hoher Prozentsatz der Abtreibungen findet nach außerehelichem Geschlechtsverkehr statt. Aber der Verkehr kann auch innerhalb der Ehe auf rein materieller Basis stattfinden. Die pure Befriedigung des Körpers ist dann die Triebfeder solchen Verkehrs. Teilweise aus diesem Grund kann das Glück geschlechtlichen Verkehrs dieser Art ausbleiben. Hurerei macht vielen Menschen den Geschlechtsverkehr ekelig. Für Unzucht gilt das gleiche, denn sie ist eine ekelerregende Karikatur des Wirklichen und entspricht nicht dem ganzen Menschen. Deshalb kann verkehrte Geschlechtspraxis zu somatischen wie auch zu psychosomatischen Krankheiten führen.

Obiges hängt zusammen mit dem ganzen Problem des Schwangerschaftsabbruches, insoweit man den körperlichen Verkehr mit dem anderen Geschlecht pflegen will. Doch will man die Folgen, die Pflichten und die Verantwortung eines solchen Verkehrs meiden. Die sogenannte Fristenlösung, wonach eine Frau selber entscheiden kann, ob sie ihr Kind gebären will, entstammt einer rein materialistischen Weltanschauung. Man rechnet nur mit Ebene 1 als Basis des geschlechtlichen Verkehrs, was natürlich eine Karikatur darstellt. Wenn Kinder als ein Resultat des harmonischen Zusammenspiels zweier Menschen auf allen drei Ebenen ihres Seins hervorgehen, werden wohl weniger Kinder unverantwortlich durch Lust allein gezeugt werden. Man wird das sichtbare Siegel dieses Glückes, das Kind, nicht so leicht vernichten wollen. Das Problem des Schwangerschaftsabbruches ist deshalb primär oft ein Problem des „freien” oder unverantwortlichen Geschlechtsverkehrs.

Die Folgen der Fristenlösung sind kaum auszudenken: eine menschliche Zygote besitzt die 46 menschlichen Chromosomen und gehört somit der menschlichen Spezies an. Man ist bereit, Menschen in embryonaler Form, Individuen, die keine Gelegenheit hatten, ihre normale Entwicklung zu erleben, wie Kot wegzuwerfen: Nur weil das Baby unerwünscht und augenblicklich „nutzlos” ist, nimmt man ihm das Recht aufs Leben. Es verliert das Leben, ausschließlich weil es anderen, besonders aber der eigenen Mutter, zur Last fallen würde. Wie lange wird es dauern, bis man aus der gleichen Überlegung auch alte Menschen verschwinden lässt? Eines Tages wird man so tun, wie die unzivilisierten Stämme im Dschungel taten – sie überließen ihre Kranken und Alten den wilden Tieren, weil sie ihnen zur Last fielen. Bei der Abschaffung des ungeborenen Kindes ist die Lage in Wirklichkeit noch schlimmer als bei den Kranken und Alten.

Denn der Kranke und Alte kann sich normalerweise mit Worten verteidigen. Das Baby kann nicht einmal ein Wort zu seiner eigenen Verteidigung und zu seinem Recht auf Leben sagen. Es genügt, daß die Mutter ihr Kind verschwinden lassen will. Sie muß sich vor niemandem verantworten. Heute schon spricht man nicht nur von Abtreibung, sondern auch von Sterbehilfe und Euthanasie. Hitler vergaste die Geisteskranken und die Geistesschwachen, und zwar aus der gleichen Überlegung, die hinter der Fristenlösung liegt: Die Geistesschwachen wie die Kinder fallen anderen zur Last, man will sie nicht mehr ertragen. Bei dieser Einstellung verliert man mindestens eine große Tatsache aus den Augen. Christus lehrte uns, daß wir das, was wir den Kranken, Schwachen oder Minderbegabten an Liebe erweisen, dem Schöpfer selber erweisen.

Diese Art Liebe lässt er nie unbelohnt. Wie viele Menschen würden einen großen Segen mitten in ihrer Arbeit erfahren, wenn sie für ihre alten, schwachen Eltern persönlich sorgen würden, statt sie einfach in irgendeinem lieblosen Altersheim zu versorgen?
So auch mit den kleinen Kindern. Eine Zivilisation, die nicht gewillt ist, ihre Alten, ihre Kranken und ihre Babys zu tragen und zu pflegen, befindet sich schon auf dem Weg der rapiden Degenerierung. Egoismus, der sich in freiem Sex und fakultativer Abtreibung oder Kindertötung manifestiert, ist der Beweis für diese Degenerierung.

Die einzige Frage ist, wie lange unsere Zivilisation kraft ihres Momentums aus der Vergangenheit noch durchhalten kann? Die Geschichte lehrt uns, daß der Zerfall einer Zivilisation schnell erfolgt, nachdem einmal ihre geschlechtliche Moral in Stücke gegangen ist. Alte Zivilisationen, die ihre Alten, ihre Kranken und ihre Kinder töteten, starben immer plötzlich und auch radikal aus.

Wie grenzenlos ist doch der Egoismus einer Zivilisation, die bereit ist, ihre Kinder zu töten, nur damit die Geschlechtspartner in den Genuß von einigen Augenblicken Geschlechtsverkehr auf Ebene 1 kommen!
Das wehrlose ungeborene Kind hat die beiden nie darum gebeten, gezeugt zu werden. Die größte Schöpfung auf Erden, der Mensch in der Form eines Fötus, wird geschlachtet und weggeworfen, weil Mutter und Vater zum Genuß von Sex Ja sagen, zum Wunder eines Babys aber Nein sagen. Der Umgang mit Tieren wird in unserer Zivilisation gesetzlich besser geschützt als der Umgang mit ungeborenen Menschen. . . .

2) Die heutige Praxis von Abtreibung

Wer die Arbeit einer Abtreibungsklinik kennt, wird verstehen, warum solche Kliniken heute große Schwierigkeiten haben, Schwestern und auch Ärzte für ihre Geschäfte zu finden. Schwestern und Ärzte lassen sich doch ausbilden, um das Leben zu erhalten und nicht, um ungeborene Babys hinzurichten.

Hören wir das Zeugnis einer Schwester (nach dem Bericht von Werner Stoy „Abtreibung – einziger Ausweg?” Brunnen Verlag, Giessen und Basel, 1973, Seite 63): Streit zwischen Regierungsrat und Gynäkologieschwestern des Kantons Solothurn. Die Regierung wird von sozialdemokratischen Frauen unter Druck gesetzt, die genehmigten Schwangerschaftsabbrüche (von 317 waren 225 bewilligt worden) nicht mehr in anderen Kantonen ausführen zu lassen. Die Gynäkologieschwestern lehnen die Assistenz bei legalem Schwangerschaftsabbruch ab und drohen mit Kündigung, wenn solche Eingriffe in den Spitälern mit Hilfe anderer Schwestern durchgeführt werden. Aussage einer Schwester: „Ich möchte jedem wünschen, einmal dabei zu sein, wenn so ein sechsmonatiger Fötus herausgezogen wird. Die Schwestern müssen dieses schreiende und zappelnde Ding richtiggehend töten und beseitigen.” Auf Befragen halten sechs Chefärzte Schwangerschaftsabbrüche wegen Opposition der Schwestern für undurchführbar, zwei lehnen ihn aus ethisch-religiösen Gründen ab.”

Werner Stoy führt weiter aus: „In unserem Jahrhundert sind durch Abtreibung mehr Menschenleben geopfert worden – und zwar ausschließlich Frauen und Kinder – als in allen Kriegen dieses Jahrhunderts.” Der gleiche Autor schreibt weiter (loc. cit. S. 18): „Deshalb ist Abtreibung der scheußlichste Eingriff, den ein Gynäkologe auszuführen hat ( so der Giessener Gynäkologe Professor Kepp).

Verständlich, wenn man Zanders Schilderung hört, wie der Embryo zerstückelt wird und dann die Beinchen, die Brust, der Kopf und so weiter zum Vorschein kommen. Dieses Erlebnis ist wohl der Grund, weshalb Gynäkologen im Vergleich zu praktischen Ärzten hinsichtlich der Abtreibung zurückhaltender sind. Ein Arzt (Dervolowsky) schlägt deshalb einen „Exekutionsberuf“ für die Abtreibung vor, nach dessen Geschäft dann erst der Arzt, nun aber in seiner eigentlichen Berufung, heilend tätig sein würde. Wie mühen sich doch Ärzte, das Leben defekter Kinder zu erhalten. Man verfolge, was z. B. für frühgeborene Kinder oder solche mit Hirnhautentzündung getan wird. Und dann soll ein völlig gesundes Kind „weggemacht” werden? Es ist darum verständlich, wenn sich manche Ärzte gegen die Verpflichtung abzutreiben wehren”.

Wenn natürlich der Abbruch der Schwangerschaft früh genug vorgenommen wird, muß man das Baby nicht zerstückeln. Es wird einfach lebendig durch eine Saugvorrichtung abgesogen und weggeworfen. Im Prinzip ändert das nichts an der Tatsache, daß man ein gesundes, menschliches Kind so wie Kot wegwirft und vernichtet, obwohl die Vernichtung weniger „metzgerhaft” vor sich geht.

Das Tötungsverbot ist allgemein auch heute noch in Kraft. Selbst die Bundesrepublik ist zum Schluss gekommen, daß sie als Staat für den Schutz des ungeborenen Kindes verantwortlich ist. Wie alle unmündigen und kranken Bürger, die sich selbst nicht verteidigen können, hat das ungeborene Baby das Recht auf den Schutz des Staates, und der Staat hat die Pflicht, das keimende Leben unbedingt zu schützen. Wenn nun eine Mutter bereit ist, ihr eigenes Kind zu töten, wird sie sehr oft unter späteren Gewissensnöten leiden. Nur ein Drittel hat vorher (vor der Abtreibung) keine Bedenken. Nach dem Eingriff sind die moralischen Bedenken sehr viel stärker. „Da schoß es mir durch den Kopf: Mörderin! Es verfolgte mich Monate, ja Jahre… ich hatte immer Angst vor der Strafe Gottes”. „Ich schäme mich vor mir selber… ich habe mir geschworen, daß ich es nie wieder tun werde, und sollte ich noch so viele Kinder bekommen.” „Ich habe schon zwei Selbstmordversuche gemacht, weil ich seelisch nicht über die Abtreibung hinwegkomme.” „Von seelsorgerlicher Seite werden Schuldgefühle bestätigt.” „Bei einigen Frauen stellen sich sogar psychische Störungen ein” (Werner Stoy, loc. cit Seite 24-25).

3) Was geschieht mit den abgetriebenen Babys?

Ein Kind ist sechs Monate nach der Empfängnis meist lebensfähig. Meistens muß man Frühgeburten von sechs Monaten in einen Inkubator tun, aber mit richtiger Pflege gedeihen sie oft gut. Da aber das Kind von der Empfängnis an lebt, müssen alle Formen der Abtreibung töten. Abtreibung heißt also immer Tötung des Kindes.

In gewissen Fällen muß man, wie oben gesagt, das Kind im Mutterleib zerstückeln. Gegen diese Zerstückelung wehrt sich das Kind natürlich. Es tut ihm weh, getötet zu werden! Denn schon sehr früh ist das Kind ein kleines Persönchen. Gibt man einem ungeborenen Kind von 4-5 Monaten einen „Puff“ im Mutterleib, wird es oft so reagieren, daß es das Däumchen in den Mund steckt, um sich Trost zu holen.

In vielen Fällen kann man, wie schon bemerkt, das Kind durch eine besondere Saugvorrichtung, die man in die Gebärmutter bis zum Fötus einleitet, absaugen. Das so abgesaugte Kind ist aber immer noch am Leben und muß irgendwie vernichtet werden. Mit der Zeit erstickt es und stirbt wegen Mangel an Blutzufuhr von der Mutter durch den Mutterkuchen.

Experimentelle Naturwissenschaftler empfinden oft, daß die Verschwendung von abgetriebenen Fötussen auf diese Art und Weise nicht zu verantworten ist. Man soll, meint man, die Fötusse irgendwie für das Wohl experimenteller Medizin auswerten. Diese Überlegung brachte es dazu, daß man viel mit solchen zum Tode verurteilten Fötussen experimentierte, bis das ganze Problem durch Zeitungen vor die Öffentlichkeit gebracht wurde. Die Naturwissenschaftler meinen, daß es genau so gut zu verantworten ist, mit dem Fötus vor dem Tod zu experimentieren zum Wohl der Menschheit, als das Baby im Wasserklosett herunterzuspülen, was man als Verschwendung von biologischem Material ansieht.  . . .

Die übliche Methode lebende Fötusse umzubringen besteht darin, daß man ihnen die Sauerstoffzufuhr unterbindet. Man kann es so machen wie bei unerwünschten neugeborenen Kätzchen – ein Eimer Wasser setzt dem Geschrei oder dem Gezappel nach einigen verzweifelten Krämpfen ein Ende. Wenn die Fötusse noch sehr klein sind, spült man sie lebend im Wasserklosett hinunter – so respektiert man einen werdenden Menschen, ein Geschöpf Gottes.  . . .

 

Kapitel 3

Die Praxis von Sex

1) Unmäßigkeit in Sex

Die Vereinigung der Geschlechter erfordert von beiden Partnern Kraft. Schon aus diesem Grunde darf das Ehebett keine Stätte der Ausschweifung werden. Übermäßigkeit im Geschlechtsverkehr wird die Körper der Partner überfordern und so den Körper schwächen. Obwohl es Zeiten gibt, wo Zurückhaltung nicht am Platz ist, gibt es auch Zeiten, wo Zurückhaltung direkt geboten wird. Jedes Paar verfügt über verschiedenartige Kräfte, so dass jedes Paar vor Gott klar werden muß, welches Maß das richtige für sie ist. Es gibt ganze Völker, besonders im Nahen Osten, die ziemlich regelmäßig zweimal oder gar mehr die Nacht geschlechtlichen Verkehr praktizieren. Das Ergebnis ist, daß ihr Leben oft eine Last ist – sie sind ständig erschöpft und können kein normales Arbeitspensum leisten.
Solche Disziplinlosigkeit und Übermäßigkeit vernichtet nicht nur ein Ehepaar, sondern auch ein Volk. Wie die heilige Schrift uns lehrt, gibt es Zeiten für alles, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit sich zu meiden (Prediger 3:5). Gott hat uns Menschen mit Vernunft ausgerüstet, so daß wir wissen dürften, wann die Zeit für dies und auch für jenes gekommen ist.

Wenn man jeden Tag ein Festessen erhält, bleibt für den Sonntag kein Festessen mehr übrig! Nach einer Periode des Fastens oder Hungerns genießt man das Festmahl doppelt. Mäßigkeit und Zurückhaltung erhöhen jeden Genuß – auch den Genuß von Sex. Dies gilt auch für geschlechtlichen Verzicht während der Verlobungszeit. In der späteren Ehe werden Partner, die Verzicht geübt haben, mehr Freude aneinander erleben, als Paare, die sich alles erlaubten. Besonders für Paare, die verzichteten, wird das Fest wirklich zum Fest.

Man muß bedenken, daß die Frau ihrem monatlichen Zyklus unterworfen ist. Hier soll der Mann Rücksicht nehmen. Denn eine Folge des Frauseins ist die Tatsache, daß sie sich nicht immer so wohl fühlt wie der Mann. Aus diesen und anderen Gründen ist die Frau auch schwächer als der Mann: „Desgleichen Ihr Männer, wohnet einsichtig zusammen mit dem weiblichen Teil als dem schwächeren und erweiset ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit euere Gebete nicht gehindert werden “(1. Petr. 3:7). Erhörliches Beten ist also zum Teil davon abhängig, daß der Mann seiner Frau Ehre erweist. Um erhörlich beten zu können, sollte der Mann sozusagen ritterlich mit seiner Frau umgehen. Sie ist wegen ihrer Physiologie schwächer. Das heißt keineswegs, daß sie nicht gleich viel wert ist.

Die Frauenrechtlerinnen können Propaganda machen, wie sie wollen, um unter Beweis zu stellen, daß Mann und Frau gleich sind. Die Tatsache bleibt aber, daß sie nicht gleich sind. Das will aber unter keinen Umständen heißen, daß die Frau minderwertiger sei. Keine Frau will „Mannweib” sein. Wenn man sie zu einer Arbeit zwingt, die Männerkräfte verlangt, erniedrigt man sie. Es ist auch immer ein Zeichen der Degenerierung einer Kultur, wenn die Frauen die schweren Straßen- und Feldarbeiten verrichten müssen, während die Männer tagsüber das ganze Jahr hindurch ihre Zeit in den Teehäusern verschwatzen, wie z.B. in der Türkei oft der Fall ist. Das bedeutet gar nicht, daß die Frauen nicht arbeiten sollen. Der Mann soll Arbeit seiner besonderen Kraft gemäß verrichten – und die Frau gleicherweise.

Wir stellen also fest, daß die Weiblichkeit der Frau so geartet ist, daß ihr besondere Rücksicht und Ehre zusteht. Die Harmonie in der Ehe geht oft dadurch verloren, daß die Männer ihre Ritterlichkeit der Frau gegenüber im Laufe der Jahre vergessen. Die Frauen auf ihrer Seite vergessen die Ladies zu sein, die sie einst waren – oder sein wollten!

Eine weise ältere englische Dame sagte mir einmal, wenn ein Mensch, eine Familie oder eine Nation auf dem Gebiete der geschlechtlichen Moral labil ist, dann seien sie auf allen anderen Gebieten auch labil. Es müsse auch so sein, denn alle drei Ebenen eines Menschen oder einer menschlichen Kultur beeinflussen einander gegenseitig. Ein falsches Verhältnis auf Ebene 1 wird im Laufe der Zeit Ebenen 2 und 3 in Mitleidenschaft ziehen. Dies gilt für den Einzelnen, sowie für die Familie und die Nation. Wenn unser Denken auf Ebene 2 zu einer Verachtung von Ebene 1 führt (was bei gewissen Askesen der Fall sein kann), dann werden Ebenen 1 und 3 in Mitleidenschaft gezogen. Alle drei Ebenen des Menschen sollen einen großen Akkord darstellen. Wenn eine Ebene mit der anderen nicht harmoniert, dann kann es leicht zu einer großen Dissonanz in der menschlichen Trinität kommen. Aus diesem Grund müssen alle drei Ebenen bei beiden Ehepartnern harmonieren. Zu dieser Harmonie gehören natürlich viel Vernunft und auch Disziplin beiderseits.

2) Die Gesellschaft, die alles zulässt

Heute leben wir in einer Gesellschaft, die alles zulässt. Eine Folge dieser Tatsache ist natürlich, daß eine Lehre, die Disziplin, Zurückhaltung und Ordnung verlangt, nicht gefragt wird. Da aber wir Menschen von einem Gott der Disziplin, Zurückhaltung und Ordnung erschaffen wurden, kommen wir ohne diese Eigenschaften nicht gut aus. Ein Mensch, der in Undiszipliniertheit, Unordnung und Ausgelassenheit lebt, entspricht nicht seinen eigenen Bedürfnissen. Deshalb wird er auch frustriert. Er erfüllt sein Wesen nicht.

Diese Tatsache des menschlichen Wesens (Bedürfnis nach Disziplin und Ordnung) reicht bis in das intimste Eheverhältnis hinein. Durch alle Probleme und auch Freuden in der Ehe und im Eheverhältnis sollte der Mann der sein, der seiner Ehegattin disziplinierte Ehre erweist. Diese Ehrerweisung in all den Kämpfen des Lebens, besonders in der Kindererziehung, bei Krankheiten und wirtschaftlichen Nöten zu beachten, ist nicht immer leicht. Durch Erfahrung und Disziplin kann sie geübt werden. Die Ehepartner sind sich ja zur gegenseitigen Hilfe und Ergänzung gegeben. Der Ehemann ist vor Gott für die geistliche, seelische und körperliche Entwicklung seiner Frau verantwortlich, und die Ehefrau genauso für das allseitige Gedeihen ihres Mannes. Hermann Claudius drückt das so schön aus:

„Nun aber ist es so,
daß Gott mich ohne dich nicht sieht
und dich nicht ohne mich,
was immer auch geschieht.
Des bin ich froh.”

3) Schwangerschaft und Ankunft von Kindern

Kinder in die Welt setzen, fordert von einer Frau (sowie auch von einem Mann) körperliche und auch psychische Kraft. Wenn ein Mann wirklich eins ist mit seiner Frau, wird auch er durch diese großen Ereignisse in Anspruch genommen. Allerlei Beschwerden körperlicher und auch seelischer Art sind mit der Geburt eines Kindes verbunden.

Zuerst muß man bedenken, daß eine Schwangerschaft eine große Umwälzung im Stoffwechsel einer Frau mit sich bringt. Ihre Periode bleibt aus, was einen Wechsel im ganzen Hormon-Haushalt des Körpers hervorruft. Dieser Wechsel beeinflusst die Psyche. Viele Frauen leiden unter Brechreiz während der ersten drei Monate einer Schwangerschaft. Kaum haben sie ihr Frühstück zu sich genommen, da fängt der Reiz an. Gerade um diese Beschwerden zu bekämpfen, wurde vor Jahren Contergan (Phthalidomid) verschrieben. Das Resultat war, daß viele Kinder mit verstümmelten Beinen und Armen zur Welt kamen. Contergan griff das empfindliche Gewebe, das die Glieder im Fötus bildet, an. Die Kinder waren sonst normal.

Während der Schwangerschaft ist jede Frau gegenüber Drogen und allen anderen Einflüssen empfindlicher als sonst. Das Baby, das sie trägt, wird von den Speisen, der Luftverunreinigung (Nikotin etc.), von Drogen und Giften, die die Mutter einnimmt (Alkohol, Nikotin, Kaffee etc.), stark beeinflusst. Je jünger das Baby im Mutterleib, desto empfindlicher ist es gegen alle Gifte und Drogen. Deshalb soll eine werdende Mutter nicht rauchen und auch wenig Alkohol einnehmen. Kopfwehpillen und Schlafmittel soll sie, wo nur möglich, auch vermeiden.

Das Durchleuchten des Abdomens einer schwangeren Frau ist für das Baby gefährlich. Die ionisierenden Strahlen sind (oft erst nach Jahren) krebserregend. Viele Frauen leiden während dieser Zeit (und auch nachher) an Krampfadern, so daß sie nicht viel auf den Beinen sein sollen. Während des Stillens können Störungen seelischer Art auftauchen, die mit der Laktation zusammenhängen. Meist verschwinden diese Störungen mit der Zeit von selbst. Gut ist es für Kind und Mutter, wenn die Mutter das Baby 6-12 Monate selbst ernährt. Babys, die Muttermilch an der Brust bekommen, sind bedeutend weniger für Infektionen und Magendarmstörungen anfällig als Flaschenkinder. Auch psychisch sind Brustkinder oft ausgeglichener als Flaschenkinder, denn die Ernährung an der Brust verleiht einem Kind eine Geborgenheit, die das Flaschenkind entbehrt. Auf der anderen Seite darf das Stillen eine Frau nicht zu stark überlasten. Die Laktationshormone sind für eine Mutter auch von Vorteil, und das Stillen erfüllt sie. Die Hormone beruhigen sie und gleichen psychisch aus.

Theoretisch könnte eine Frau zwischen dem Alter von ca. 16 Jahren bis zum ca. 50. Lebensjahr alljährlich ein Kind bekommen. Diese theoretische Möglichkeit würde aber nicht nur ihre biologischen und psychischen Kräfte erschöpfen, sondern auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Familie – und auf lange Sicht diejenigen unseres Planeten – weit überfordern.

So tritt das Problem der Geburtenregelung an alle Eheleute heute heran. Klar ist es, daß die einen weniger Kinder bekommen, als sie möchten. Andere Ehepaare bekommen gar keine Kinder und können nichts dafür. Wieder andere Ehepaare sind zu fruchtbar. Das Geburtenregelungsproblem liegt bei denen vor, die über eine zu große Fruchtbarkeit verfügen. Wie sollen sich solche Ehepaare verhalten? Sie müssen vor Gott und untereinander abmachen, wieviel Kinder sie verantworten können und als Gabe aus Gottes Hand annehmen dürfen. Kinder sind eine Gabe des Herrn (Psalm 127:3-5). Die Eltern müssen überlegen, zu wieviel Kindern die Kraft der Frau (und des Mannes) reicht und wieviel Finanzkraft hinter der Familie steht, um den Kindern eine gute Erziehung bieten zu können.

Das verantwortungslose Zeugen von Kindern ist die Krankheit, an der die moderne undisziplinierte Welt mit am meisten leidet. Ein Mensch, der in Indien, Pakistan oder Afrika zu Tode hungert, setzt Kinder in die Welt, die dann zwangsläufig zu Grunde gehen, weil der Vater weder sich selbst noch seine armen Kinder ernähren kann. Diese Handlungsweise ist grausam, stellt aber ein typisches Bild der Entwicklungsländer dar. Selbst die Tiere regeln in vielen Fällen ihre Familien automatisch nach dem Maß der vorhandenen Ernährung. Man muß gewissermaßen die Familie so mit Vernunft planen, wie man sonst das Familienleben und Geschäftsleben plant. Es ist klar, daß man auf diesem Gebiet nicht alles lückenlos planen kann, doch können wir wohl überlegen, was zu verantworten ist und was nicht.

Viele Christen lieben das Wort Familienplanung nicht – und oft mit Recht, denn das Wort ist mit einem unangenehmen Beigeschmack behaftet. Es ist von gewissen politischen Richtungen mißbraucht worden. Einige Organisationen führen solche Planung mit Hilfe vonVerhütungsmitteln, Pessaren und auch Abtreibungen durch. Das lehnen wir entschieden ab. Die Frage stellt sich also, wie man eine Familie planen kann, daß sie innerhalb der Kraftgrenzen der Familie bleibt, ohne daß sie zu den obengenannten Kunstgriffen Zuflucht nimmt. Unter allen Umständen ist es unser Anliegen, bezüglich Familienplanung und Eheethik innerhalb der biblischen Ethik zu bleiben. Und zur gleichen Zeit soll unsere gottgegebene gesunde Vernunft auch in der Ehe und in der Familie ihre Rolle spielen.

Das Hauptproblem der heutigen Geburtenregelung ist dadurch entstanden, daß Sex durch Filme, Radio, Fernsehen und „Sexaufklärung” in der Schule so dargestellt wird, wie er in Wirklichkeit nicht ist. „Liebe” und Sex werden als Triebe hingestellt, die im Prinzip unwiderstehlich sind. Sie sind wie eine ansteckende Krankheit, der man keinerlei Widerstand leisten kann. Weil nun der Sextrieb unwiderstehlich und hauptsächlich körperlich bedingt ist, muß man ihm nachkommen. Der nächste Schritt in der Argumentation folgt schnell – wir sind so gebaut, daß wir rein körperlich Sex haben müssen – wir haben nicht nur das Bedürfnis nach Sex, wir haben auch das Recht, körperlichen Sex voll zu genießen, genau wie wir das Bedürfnis danach haben.

So entsteht die Idee von freiem Sex. Genauso wie wir das Recht auf das tägliche Brot haben, so haben wir auch das Recht auf freien Sex, wie wir wollen. Diese Einstellung ist grundsätzlich nicht wahr. Genauso wie Menschen eine Zeitlang freiwillig auf das Essen verzichten können, so können wir auch auf Geschlechtsverkehr verzichten. Jeder Hungerstreik und jeder Fastentag beweist, daß freiwilliger Verzicht auf Appetit möglich ist. So auch bei Sex. Die Seele ist prinzipiell imstande, den Körper zu beherrschen.

Nur eine psychisch degenerierte Zivilisation wagt, das Gegenteil zu behaupten. Jeder Mensch, der davon überzeugt ist, daß er nicht fasten kann, dort wo doch Essen vorhanden ist, wird auch nie über die innere Kraft verfügen, erfolgreich zu fasten. Viele Frauen, die nicht stillen wollen, können tatsächlich nicht stillen! So auch im Geschlecht Wenn wir davon überzeugt sind – wie fast jeder Hollywood-Film und fast jede Radio- und TV-Show uns beweisen will -, daß wir freien Sex haben müssen, dann werden wir ihn auch tatsächlich haben müssen. Die Degenerierung unserer Kultur zur Widerstandslosigkeit auf dem Gebiet von Sex ist teilweise durch diese Propaganda zustandegekommen. Aber wenn man verzichten will, darf man sich nicht in Versuchung begeben.

Das Volk, das freien Sex praktiziert, wird bald nicht imstande sein, sich zu verteidigen. Die innere und damit die äußere Zersetzung geht schnell vor sich. Mens sana in corpore sano! Ein Volk, das weder in bezug auf Essen, Trinken oder Geschlecht zu verzichten versteht, kann von entschlossenen Politikern leicht erobert werden, weil es auch körperlich krank und schwach wird. So wurden alte Zivilisationen zu Grunde gerichtet. Und so wird auch unsere Kultur vor unseren Augen zerstört.

Verzicht fängt in der Familie und in der Ehe an. Dort lernt man das, was man später im öffentlichen Leben ausübt. Gerade hier haben wir auch den Schlüssel zur Planung einer Familie nach den vorhandenen Kräften. Daß Verzicht dieser Art prinzipiell möglich ist, geht aus der Tatsache hervor, daß jeder Mann und jede Frau zu bestimmten Zeiten des monatlichen Zyklus auf Verkehr verzichten kann und muß. Und die Tatsache, daß jedes Ehepaar nur zu bestimmten Zeiten des weiblichen Zyklus fruchtbar ist, bietet einen Schlüssel zur Geburtenregelung an, den uns Gott in die Hände gegeben hat (siehe Anhang). Aber Selbstdisziplin ist für die Benützung selbst dieses Schlüssels erforderlich. Die Disziplinlosigkeit unserer heutigen Erziehung, in der Familie wie auch in der Schule, muß dafür verantwortlich gemacht werden, daß Abtreibungen, Verhütungsmittel, Pessare, Pillen, usw. für Geburtenregelung Verwendung finden.

Unser Problem der Geburtenregelung in der heutigen Kultur ist also wiederum eher ein Problem der Seele als des Körpers. Die eigene Psyche regiert nicht mehr über den eigenen Körper. Unsere Erziehung in der Schule und durch die Massenmedien ist tendenziös geworden. Der Körper – die Materie – herrscht über den Geist und die Psyche statt umgekehrt. Unsere Kultur hat den Versuch gemacht, das Leben und die Biologie nur anhand der Materie zu erklären. Ist es also verwunderlich, daß die Psyche, die Seele unserer Kultur, dabei Schaden erlitten hat? Die Seele (und der Geist) kann den Körper disziplinieren. Statt dessen herrschen der Leib und seine Lüste – und verderben den Charakter.

Wenn ein Mann oder eine Frau sieht, daß der Ehepartner ihn oder sie so sehr liebhat, daß sie ihn oder er sie schont und ehrt, werden sie sich noch mehr respektieren und lieben. Wenn er sich trotz starker Zuneigung zurückhält, werden sie sich verstehen. Die Bibel empfiehlt uns praktisch die gleiche Maßnahme, die Zurückhaltung, die wir oben empfohlen haben: „Entziehet euch einander nicht, es sei denn etwa nach Übereinkunft eine Zeitlang, um Muße zum Gebet zu haben und (nachher) wieder zusammenzukommen, damit euch nicht der Satan wegen eurer Unenthaltsamkeit versuche” (1. Kor. 7:5).

Die Idee, daß der Geschlechtstrieb etwas Unwiderstehliches ist, stellt das Resultat jahrelanger Propaganda der Filmindustrie und der Massenmedien dar. Sicher ist das Geschlecht der stärkste Instinkt, den wir besitzen. Doch kann ein Ehepaar übereinkommen, eine Zeitlang auf Verkehr zu verzichten. Was unter Beweis stellt, daß Disziplin und Vernunft möglich sind – auch bei Sex! Sicher kostet es Überwindung, auf ein Wienerschnitzel zu verzichten, besonders wenn man sehr Hunger hat Es ist aber ein Beweis von Charakterstärke, wenn man doch, trotz allem, verzichten kann. Und Verzicht unter solchen Umständen erzeugt beiderseitigen Respekt. Zu bestimmten Zeiten im Zyklus müssen beide Ehepartner sowieso auf Verkehr verzichten, was unter Beweis stellt, daß Sex nicht unwiderstehlich ist.

Das Problem der Überbevölkerung der Erde sollte gerade auf dieser Ebene gelöst werden. Menschen sind (wenigstens theoretisch!) vernunftbegabte Wesen. Man kann sie zu allerlei Lehren erziehen! Obengenannte materialistische Lebensanschauungen haben aber offenbar die meisten Menschen in ihrer Überzeugung bestätigt, daß der Mensch genauso hilflos vor Geschlecht d. h. vor seinem Körper oder der Materie steht wie die Tiere. Wenn nun der Darwinismus und die Evolutionstheorie uns lehren, daß wir nur hochentwickelte Tiere sind (weil wir angeblich von Tieren abstammen), werden wir den Geschlechtstrieb genauso wenig überwinden können wie Hund und Hündin, wenn die Hündin läufig ist. Erziehung und Aufklärung über unser wahres Wesen und unsere wirkliche menschliche Würde im Ebenbild Gottes würde eine etwas konkretere Basis für die Überwindung des großen Problems der Überbevölkerung liefern. Erst dann könnte der Mensch nach menschlicher Würde und Vernunft auf Ebene 2 und 3 handeln, statt das Problem nur auf der Basis seiner tierischen Triebe auf Ebene 1 und der Verhütungstechnik lösen zu wollen.

Innerhalb der oben abgesteckten Grenzen wird das christliche Ehepaar Kinder froh aus Gottes Hand nehmen. Sie sind ein Geschenk Gottes, und selig ist der Mann, der seinen Köcher voll derselben hat (Ps. 127:5). Jedermann muß aber wissen, wie groß sein Köcher ist – und ob er ihn schon voll hat oder nicht. Kinder sind ein großes Geschenk Gottes. Gott hat uns drei Söhne und eine Tochter geschenkt, wofür wir beide von Herzen dankbar sind. Durch unsere Kinder haben wir viel gelernt und überaus großen Segen empfangen. Wenn sie geraten, ist die Freude tief und befriedigend. Diese Freude kennen nur Eltern, die ihre Kinder als Geschenk Gottes lieben, für sie beten und auch opfern.

4) Disziplin und heutiger Geist

Unsere Zivilisation hat in letzter Zeit viele Propheten hervorgebracht, die wie Bert Brecht, die absolute Freiheit des Menschen verkündigen, ausschließlich das zu tun, wozu man gerade Lust hat. So überwinden wir angeblich Komplexe. Bert Brecht und seine Freunde lehren, daß wir in dieser Hinsicht absolut keine Rücksicht auf andere zu nehmen brauchen. Die Struktur unserer heutigen Welt ist eben so, daß man nicht „gut” sein kann, wofür ein etwaiger Schöpfergott die Schuld tragen muß. Er machte die Welt doch so.

Es ist lehrreich zu erfahren, wie solche Propheten der Freiheit, wie Bert Brecht ihre Frauen in der Ehe behandelten, denn ihre intime Ehepraxis gibt eine gewisse Widerspiegelung ihrer Philosophien. So heiratete Brecht seine erste Frau als sie von ihm schon schwanger war (Hochzeit am 3.11.22, Geburt der Tochter am 12. 3. 23. Am 3. 11. 24 wurde noch dazu ein Sohn geboren).

Ehe er heiratete, hatte er von einer anderen Frau ein uneheliches Kind. Am 22. 11. 27 hat er sich von seiner Frau scheiden lassen, nachdem er einige Jahre eine Bekanntschaft mit Helene Weigel gepflegt hatte. Diese Bekanntschaft fing schon vor der Geburt des Sohnes seiner Frau an. Im Jahre 1929 heiratete Brecht Helene Weigel.

In Brechts Werken, besonders in den früheren, findet man eine Verpflichtungslosigkeit anderen Menschen, besonders Frauen gegenüber, die direkt ekelerregend ist: „Aber Anna war oft müde und beneidete jeden, der seine Tage zubringen durfte in Trägheit nicht zu kaufen und stolz, in Zorn geratend über jede Rohheit, hingegeben seinen Trieben, ein Glücklicher, liebend nur den Geliebten und offen nehmend, was immer er braucht”. (Brecht, Marianne Kesting, Rowohlts Monographien, 1959, Seite 73). Marianne Kesting kommentiert: „Diese Verse enthalten das Brechtsche Lebensrecht, das in Baal noch als anarchischer Lebenswille formuliert alle seine Werke als grundsätzliche Forderung an die Gesellschaft durchzieht”.

Brecht und seine Freunde wissen nicht, was eine Verpflichtung mit sich bringt. Der Grundpfeiler jeder menschlichen oder auch tierischen Gesellschaft ist aber und bleibt Selbstdisziplin und die Rücksicht auf die Gesellschaft (nicht nur auf sich selbst). Der gleiche Grundpfeiler besteht in der Organisation der mehrzelligen Organismen, die wir Menschen, Tiere oder Pflanzen nennen. Denn die Zellen, die solche Organismen aufbauen, müssen gewisse Rechte, die sie als Zygote (oder Urzelle) besaßen, stark einschränken, sonst könnte kein Organismus zustande kommen noch existenzfähig sein. Die Zellen meines Herzens oder meiner Haut dürfen ihre ursprüngliche Freiheit als Zygote nicht walten lassen, sonst würde jede Herzzelle und jede Hautzelle sich zu einem total neuen Organismus entwickeln. Denn jede Herzzelle und jede Hautzelle besitzt die genetische Information, um einen ganzen Menschen zu bauen. Nun, ein neuer Mensch in meinem Herzen – oder in meiner Haut – würde weder dem Herzen noch der Haut gut bekommen! Jede differenzierte Zelle muß also auf die Gesellschaft der umliegenden Zellen des Organismus Rücksicht nehmen. Ohne die Rücksichtnahme und den Willen zur Einschränkung der Zellen könnte kein Mensch – auch keine Pflanze und kein Tier – existieren. Dieser Wille zur Selbsteinschränkung der Zellen ist also ein Grundpfeiler der zellularen, biologischen Gesellschaftsordnung.

Keine Gesellschaftsordnung, sei sie menschliche, soziale Gesellschaft oder biologische, zellulare Ordnung kann ohne diesen Grundpfeiler der Selbsteinschränkung lebensfähig sein. Gesellschaft unter Menschen sowie Gesellschaft unter Zellen in mehrzelligen Organismen, kann nicht existieren, wenn jeder Mensch oder jede Zelle gerade das macht, wozu er (oder sie) Lust empfindet Doch verlangt gerade das die Philosophie von Brecht und seinen Freunden. Wenn eine Zelle in einem Organismus beginnt, gerade das zu tun, wozu sie Lust hat, ist damit eine Art Krebs entstanden.

Deshalb ist die „Philosophie” von Brecht der Inbegriff der Krankheit, die wir Krebs nennen. Jede Zelle vermehrt sich bei Krebs nach Herzenslust und nicht nach den Bedürfnissen des Körpers. Wenn man nicht schnell genug handelt, indem man durch einen chirurgischen Eingriff den Klumpen solcher Zellen (Tumor) gründlich und radikal ausschneidet, muß der ganze Organismus an Krebs zugrunde gehen. Denn Krebs ist, wie Brechts Philosophie des Anarchismus, „ansteckend”. Einzig und allein radikale Chirurgie kann dort helfen. Es kommt sehr selten vor, daß eine solche Krankheit von selbst heilt, indem Krebszellen sich „umbesinnen” und anfangen, wieder Rücksicht auf ihre Mitzellen zu nehmen. Rücksicht lernen sie nie wieder, nachdem sie einmal krebsartig geworden sind.

Brechts Philosophie, gerade das zu tun, wozu man Lust hat, muß also die Gesellschaft (auch Ehegemeinschaften) zersetzen, die sie hegt. Die einzige sichere Methode, dieser Brechtphilosophie zu begegnen, besteht darin, sie gründlich aufzudecken, wie ein guter Chirurg einen Tumor aufdeckt, und sie dann radikal auszuschneiden.

Es ist erstaunlich, daß in der Bundesrepublik Deutschland Brecht viel mehr gelesen und gelehrt wird, als die alten deutschen Klassiker. Wir hörten von einer Abiturientin, daß ihre Klasse 44 Stunden Brecht Unterricht erhielt Den alten Klassikern wurden insgesamt 4 Stunden gewidmet. In einer solchen Unterrichtsatmosphäre ist es also garnicht verwunderlich, wenn das Lebensrecht ungeborener Kinder nicht mehr respektiert wird. Brechts „Die Maßnahme” soll dazu dienen, das Lebensrecht selbst Erwachsener zu verunsichern! Bei dieser Lebensanschauung wird selbst das Leben von Meerschweinchen im Labor besser geschützt als das Leben des werdenden Kindes im Mutterleib. Sicher hat das Tier das Recht auf Leben und das Recht, nicht gequält zu werden. Warum aber soll ein werdendes Kind, das in Gottes Ebenbild gestaltet ist, weniger Recht genießen als ein Tier?

Disziplin und Zurückhaltung in der Ehe sind genauso Gebot wie Disziplin und Zurückhaltung in der Gesellschaft und in der Biologie. Unsere modernen Propheten haben aber gerade diese Grundpfeiler alter Gesellschaft entzwei gebrochen. Niemand scheint heute daran zu denken, daß Disziplin in der Ausübung von Sex das Problem der Überbevölkerung lösen würde. Man sucht pharmakologische Lösungen (die Pille), mechanische Lösungen (Pessare, Kondome etc.) und Tötung der durch Disziplinlosigkeit gezeugten Kinder. Die Lösung durch Vernunft und Selbstdisziplin (d. h. durch Menschsein) ist die einzige menschenwürdige Lösung, die aber heute so unmöglich erscheint, daß man sie nicht ernsthaft in Betracht zieht Der Grund, warum sie undurchführbar ist, liegt natürlich in der Tatsache, daß eine große Mehrzahl der Menschen heute ausschließlich auf Ebene 1, d. h. wie die Tiere lebt. Deshalb ist der Mensch ein Spielzeug seiner Triebe geworden. Eine disziplinierte Trinität auf Ebenen 1,2 und 3 kennt er nicht. Die Menschen scheinen im Begriff zu sein, ihre menschliche Spezies als vernunftgesteuerte Wesen ganz zu verlieren. Sie leben dementsprechend auf Ebene 1, wie die lieben Tiere. Nicht nur in bezug auf Sex, sondern auch in bezug auf Wirtschaft und Kriegführung!

5) Der Einfluß des Materialismus auf Sexgesinnung

An dieser Stelle müssen wir einen kurzen Zusatz zum Thema Sex und Materialismus hinzufügen. Damit meinen wir natürlich nicht die Art von Materialismus, die man dem bloßen Egoismus gleichsetzen kann. Unter Materialismus verstehen wir hier die Philosophie, die bewußt die Überzeugung vertritt, daß Materie die einzige Realität ist, die existiert. Begriffe wie „Seele” oder „Geist” gibt es nach dieser Philosophie nicht. Sie sind nur ein Niederschlag physiologischer, körperlicher Funktionen, also Funktionen von Materie. Diese materialistische Einstellung ist natürlich heute, wissenschaftlich gesehen, absolut untragbar. Moderne Physiker – und auch einige Biologen – sind davon überzeugt, daß Materialismus dieser Art passé ist. Aber die Folgen eines materialistischen Glaubens besonders auf Sex interessieren uns, weil heutzutage eine große Mehrheit der Menschen in unseren Schulen und Universitäten immer noch zu Materialisten erzogen wird.

Ein Hauptpfeiler des Kommunismus ist ja der dialektische Materialismus. Über den dialektischen Teil des Materialismus brauchen wir hier keine Zeit zu verlieren, denn Dialektik findet sich überall in der Natur. Aber der Materialismus an sich stellt ein ganz anderes Problem dar. Was für Auswirkungen dürfte man bezüglich Sex erwarten als Ergebnis des heute vorherrschenden Materialismus? Erstens glaubt der überzeugte Materialist, daß Materie die einzige Realität darstellt. Seele und Geist existieren als Entitäten für ihn nicht. Infolge dieser Tatsache wird er, wenn er konsequent ist, auf Ebene 1 allein seinen Sex praktizieren. Andere Ebenen kennt er nicht. Wenn man ein Beispiel für diese Sachlage sucht, lese man das Werk von Bert Brecht „Baal. Der böse Baal der Asoziale”. Hier blüht Ebene 1 von Sex in all ihrer widerlichen Einseitigkeit. Die Reaktion eines jeden sauber denkenden Menschen darauf, der seine „Spezies” bewahren will, muß die „Nux vomica” – (Brechnuß) Reaktion sein und nichts anderes! Brecht und seine Sex-Philosophie ist natürlich eine direkte Folge seines Materialismus und seines Atheismus.

Kapitel 4

Das Verhältnis des jungen Christen zu ungläubigen Eltern und Verwandten

1) Einige prinzipielle Fragen

Viele junge Menschen aus der nichtchristlichen Welt werden heute durch gesegneten missionarischen Einsatz in Radio, Freizeiten und durch Evangelisation für Christus gewonnen. Diese gute Arbeit bringt aber für die jungen Menschen Komplikationen, die von anderen Gläubigen aus christlichen Familien oft gar nicht verstanden werden. Denn die Mehrzahl der Eltern und Verwandten dieser frisch aus der nichtchristlichen Welt gewonnenen Jugend stehen dem Evangelium gegenüber fern. Vielfach haben solche Eltern und Verwandte gar keinen Sinn für das neue Leben ihrer Kinder und legen ihnen deshalb alle möglichen und unmöglichen „Steine“ in den Weg.

Wie soll sich nun die neu gläubig gewordene Jugend in dieser schwierigen familiären Lage verhalten? Die Bibel gibt uns Richtlinien für das Verhalten von Jugend, die von ihren Eltern und ihrer Familie nicht verstanden wird. Der Herr Jesus stand gerade in der Pubertät – er war ca. 12 Jahre alt. In einem heißen Klima werden Kinder früher reif als bei uns im Norden. Es wird uns ausdrücklich berichtet, daß seine Eltern ihn nicht verstanden. Er hatte in Jerusalem Arbeit zu tun, wofür die Eltern kein Verständnis hatten. (Lukas 2:49). Obwohl Maria seine Handlungsweise garnicht verstand, bewegte sie alle seine Worte in ihrem Herzen. Erst nach der Auferstehung von den Toten glaubten Maria und ihre Familie an ihn. Vorher zeigten seine Geschwister nur Unverstand ihrem Bruder gegenüber (Mark. 3:21, Joh. 7:5). Es wird erwähnt, daß sie erst später seine Jünger wurden (Matth. 13:55, Mark. 6:3, Apg. 12:7, 15:13, 21:18, 1. Kor. 15:7, Gal. 1:19,2:9,12, Jak. 1.1.) Der Herr Jesus wurde also von seiner Familie nicht verstanden, obwohl er immer ein Vorbild war. Wir sind oft keine so guten Vorbilder, so daß wir im Gegensatz zu Jesus Christus deshalb auf berechtigten Widerstand in der Familie stoßen.

In der Familie kennt jedes Familienmitglied das andere ganz genau. Dort gibt es wenig wirkliche Geheimnisse. Alle Schwächen, Unzulänglichkeiten, Untugenden und auch Tugenden sind innerhalb einer Familie offenbar und bekannt. Unsere eigenen Geschwister würden wohl kaum auf den Gedanken kommen, uns für „Heilige“ zu halten! Sie kennen uns zu gut! Eine Mutter kennt die Schwächen ihres Kindes durch und durch – auch wenn sie ihren Sohn oder ihre Tochter schützt. Bezeichnend ist es also, daß die Mutter vom Herrn Jesus, Maria, erst nach seiner Auferstehung von den Toten seine Jüngerin wurde. Das gleiche gilt auch für seine Brüder Jakobus, Joseph, Simon und Judas. Maria als Frau wußte ganz genau, daß Joseph nicht der Vater ihres ersten Sohnes war. Sie wußte auch, daß kein anderer Mann mit ihr vorehelichen Verkehr gehabt hatte. Sie wußte, daß sie vollkommen keusch gewesen war, und sagte das sogar dem Engel (Matth. 1:20,25, Lukas 1:34). Einen Engel lügt man nicht an! Folglich wußte sie, daß kein Mensch Vater ihres Kindes war. Maria glaubte auch an das Wort des Engels zu ihr – daß der Heilige Geist „Vater“ des Herrn Jesus war. Sie war die einzige menschliche Person (außer Jesus selber), die auf diesem Gebiet genau Bescheid wußte. Wenn sie gewußt hätte, daß der Ausspruch des Engels nicht stimmte, und sie ihm nichts gesagt hätte, wäre sie eine unvorstellbare Heuchlerin gewesen, als sie später Jüngerin ihres eigenen Sohnes wurde. Diese Tatsache war ein Bekenntnis, daß Jesus, ihr Sohn, Sohn Gottes und nicht Sohn Josephs war!

Maria kannte auch die Aussprüche ihres Sohnes bezüglich seiner eigenen Person und Abstammung. Er nannte sich Gottes Sohn und sagte, daß er existierte, ehe Abraham war (Joh. 8:58). Er sprach von der Herrlichkeit, die er beim Vater hatte, ehe der Grund der Welt überhaupt gelegt wurde (Joh. 17:5). Er sagte, wer ihn sähe, der habe den Vater gesehen (Joh. 14:9). Es gibt eine Fülle von anderen Aussprüchen, die in die gleiche Richtung deuten, nämlich, daß Jesus wußte und sagte, er sei in der Tat Gottes Sohn und deshalb an der Gottheit selbst teilhaftig. Über das spätere Leben von Joseph, dem Vater der Geschwister Jesu, hören wir wenig. Joseph wußte auch, daß er nicht der leibliche Vater des Herrn Jesus war. Er wollte sich von Maria trennen, als er entdeckte, daß sie schwanger war. Maria sagte dem Engel ganz ausdrücklich, daß sie mit keinem Mann irgendwelchen Verkehr gehabt hatte (Luk. 1:34). Wahrscheinlich starb Joseph früh, so daß der Herr Jesus früh die Versorgung der Familie übernehmen mußte. Als ältester Sohn arbeitete er dann als Zimmermann (oder vielleicht als Baumeister).

Diese Familienverhältnisse Jesu Christi bieten uns ein gutes Bild seiner Jugend. In einer kinderreichen, später vaterlosen Familie war er der Älteste. Familiennöte kannte er! Seine frommen Eltern verstanden seine Aufgabe nicht. Trotz dieses Mangels an Verständnis blieb der Herr Jesus seinen Eltern untertan. (Luk. 2:51). Gerade im schwierigsten Alter in und nach der Pubertät gehorchte der Herr seinen Eltern. Er war ca. 12 Jahre alt, als er bei den Ältesten in Jerusalem zurückblieb, um Fragen zu stellen und zu beantworten. Von der Lebensperiode zwischen Pubertät und seinem Hervortreten vor dem Volk mit ca. 30 Jahren hören wir nur das eine Wort über ihn: er war seinen Eltern unter-
tan!

Obwohl wir wissen, daß Maria ihn nicht immer verstand, war er ihr untertan! Von diesen Begebenheiten seiner Jugend können wir mancherlei lernen. Es war sicher Gott wohlgefällig, daß der Herr Jesus seinen Eltern untertan war. Denn Jesus tat immer das Gott-Wohlgefällige. So wird es auch heute Gott wohlgefallen, wenn gläubige Jugend ihren Eltern untertan ist… selbst wenn die Eltern sie nicht immer verstehen. Jesus ging diesen Weg auch. Das bedeutet nicht, daß der Herr Jesus so gehorsam war, daß er auf Geheiß seiner Eltern gesündigt hätte. Er lebte nach klaren Richtlinien, indem er Menschen gab, was Menschen gehörte, und Gott, was Gott gehörte. Sicher trug Jesu Art und Lebensweise in seiner Familie dazu bei, daß seine Mutter und seine Geschwister später zum Glauben fanden. Denn sie erkannten an Jesu Gehorsam in der Familie die Erfüllung des Gesetzes Gottes. Aus Liebe zu Jesus werden Kinder Vater und Mutter auch ehren wollen – auch wenn letztere noch ungläubig und vielleicht schwierig sind. Eltern sind Eltern, ob gläubig oder ungläubig, und verdienen als solche Ehre, auch wenn sie schwierig sind. Wie soll sich nun praktisch z.B. ein junges gläubiges Mädchen verhalten, wenn sie in die Bibelstunde oder in den Gottesdienst gehen möchte und ihre Eltern es ihr nicht erlauben? Im allgemeinen soll sie ihnen gehorchen, das ist klar. Andererseits lehrt uns die Bibel, daß wir unsere Versammlung unter Gottes Wort nicht vernachlässigen dürfen. (Hebr. 10:25).

Nach der Bibel sollte sie also gehen. Die Frage ist aber: Wie? Trotzig jähzornig und eigenwillig soll sie ihren Willen nicht durchsetzen. Auch ein Christ kann sich auf völlig ungerechte, ungottselige Art und Weise durchsetzen. Dabei nimmt man den Eigenwillen als Deckmantel für Gottes Willen. Es kann sein, daß die Eltern der Überzeugung sind, daß ihre Tochter unter der Jugend nicht immer unter genügender Aufsicht steht, oder daß sie dort keinen passenden Mann bekommt! Durch Gebet und Vorbild kann sich manches Elternherz mit der Zeit ändern. Die Lage ist natürlich anders, wenn die Eltern direkte Antichristen sind. Solange die Tochter von den Eltern finanziell abhängig ist und unter ihrem Dach wohnt, soll sie so weit wie nur möglich gehorchen, um den Eltern ein Vorbild zu sein. Wenn sie unter Gebet mit den Eltern so umgeht, kann Gott auch in solchen Fällen Wunder tun. Diese Situationen sind Glaubensproben für junge Menschen und sollen auch Gegenstand des Gebets in der Gemeinde sein.

Natürlich gibt es klare Fälle, wo es besser ist, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen (Apg. 5:9). Doch bleibt die allgemeine Regel, daß man den Eltern untertan sein soll. Feste Regeln können in solchen Lagen gefährlich sein. Solange man einen biblischen Standpunkt in der Liebe vertritt, wird man nicht entgleisen, auch wenn man Fehler begeht. Im allgemeinen forderten die Apostel die Jünger immer wieder auf, der Behörde gehorsam zu leisten (Titus 3:1, Eph. 6:1 [Eltern] Kol. 3:20-22 [Eltern und Diener], 1. Petr. 3:6 [Eheleute]). Doch als die Behörde den Aposteln die Verkündigung des Evangeliums verbieten wollte, da zeigten die Apostel sofort einen klaren, endgültigen Standpunkt. Sie gehorchten nicht und gaben der Behörde auf der Stelle zu verstehen, sie hätten nicht die geringste Absicht zu gehorchen: „Man muß Gott mehr gehorchen als dem Menschen” (Apg. 5:29). Die Grundhaltung gläubiger Kinder gläubigen und ungläubigen Eltern gegenüber ist: Gehorsam – bis zu einem gewissen Punkt. Dieser Punkt ist oft schwer genau zu definieren. Doch wenn ein Kind zu klarer Sünde gegen Gott und sein Wort aufgefordert wird, dann muß es seine endgültige Wahl gegen den Gehorsam treffen. Der betreffende Punkt muß sehr klar sein, die Aufforderung zur Sünde muß sehr eindeutig sein, ehe man das Gebot des allgemeinen Gehorsams und der Liebe Eltern gegenüber verlässt.

2) Einige rein praktische Angelegenheiten

Ungläubige Eltern fühlen sich durch das „Anpredigen” (lies „Zeugnisablegen”) seitens ihrer frisch zum Glauben gekommenen Kinder oft stark abgestoßen. Sicher spielt in bestimmten Fällen ein schlechtes Gewissen eine Rolle. Aber man muß solche Eltern auch richtig verstehen. Sie sind erfahrener als ihre Kinder und meinen, daß deren neugefundener Glaube mit Unerfahrenheit, ja mit Naivität zusammenhängt. Da müssen die Kinder die Reife der Eltern anerkennen und ihnen Verständnis entgegenbringen.

Kaum sind Sohn oder Tochter zum Glauben an Christus gekommen, da fangen sie an, Eltern und Verwandte zu belehren! Diejenigen, die in den Augen der Eltern und Verwandten kaum aus der Wiege hervorgekrabbelt sind, fangen mutig an, über die tiefsten, ja über die letzten Fragen Vorträge zu halten! Es ist für ältere Menschen überhaupt schwierig, neue Erkenntnisse, besonders von jüngeren Menschen anzunehmen, ganz besonders von den eigenen Kindern! Sogar ältere Professoren können es oft schwerlich vertragen, wenn jüngere Kollegen das Vorlesungspult besteigen! Gerade diese Schwierigkeit verstärkt sich, wenn Buben oder Mädchen von 15-20 Jahren plötzlich anfangen, ihren Eltern Vorlesungen zu halten! Ihre Kinder, die nach ihrer Meinung kaum trocken sind, wollen den weißen Stein des Philosophen gefunden haben! Dazu kennen die Eltern alle Schwächen und Mängel ihrer Kinder – auch wenn sie sie liebhaben! Nun, ob die ungläubigen Eltern dem Zeugnis ihrer Kinder Glauben schenken oder nicht, wird davon abhängig sein, wie die Kinder nachher, nach ihrer Bekehrung, zu Hause in der Familie leben und sich benehmen. Wenn die Kinder wirklich nach ihrer Bekehrung verträglicher, netter, ordentlicher und rücksichtsvoller zu Hause geworden sind, dann werden die Eltern auf den neuen Glauben der Kinder eher hören.

Durch den Einfluss der angelsächsischen Länder ist es in einigen Teilen Europas Mode geworden, daß junge Menschen, die frisch zum Glauben gekommen sind, in Massenveranstaltungen Zeugnis davon ablegen. Das ist zu begrüßen und ist durchaus biblisch. Doch sollten sich solche Zeugnisse nicht so anhören, als ob mit dem Betreffenden die Weisheit sterben wird! Zeugnisablegen ist richtig, doch sollten alle Worte des Zeugnisses wahr sein und durch Taten im Lebenswandel bestätigt werden. Es ist vielleicht gut, wenn man sich zu Hause zuerst eine Zeitlang bewährt, ehe das öffentliche Zeugnis erfolgt.

Wenn der junge Sohn des Hauses, der Christ geworden ist, seine gleichgesinnte Auserwählte den ungläubigen Eltern vorstellt, muß man folgendes bedenken: Alle Eltern schauen sich die zukünftigen Schwiegerkinder kritisch an, besonders wenn die Kinder bewusste Christen sind und sie nicht. In einem solchen Fall darf die angehende Schwiegertochter nicht gleich eine Predigt halten. Es ist besser, der Schwiegermutter praktisch an die Hand zu gehen und ihr, wo sie nur kann, im Haushalt zu helfen und zu dienen. Wenn die Schwiegereltern offen sind, kann sie bezeugen, was sie glaubt. Eltern im allgemeinen brauchen keine Predigten. Sie müssen meist ohne Worte gewonnen werden.

Das gleiche gilt natürlich für den angehenden Schwiegersohn bei seinen noch nicht gläubigen künftigen Schwiegereltern. Die wichtigste Parole bleibt: nur keine großen, lehrhaften Worte fallen lassen! Ich weiß, man soll Farbe bekennen! Die Fahne muß gehißt werden! Doch kann man dies am effektivsten zuerst durch Taten und Wesen ausrichten. Erst wenn man durch Taten und Gesinnung die künftigen Schwiegereltern auf rein menschlicher Ebene gewonnen hat, darf man die Hintergründe dieser Gesinnung verraten. Es ist gut, Zeugnis abzulegen. Aber es ist nicht gut, falsches Zeugnis abzulegen! Und gerade das tut man, wenn man mit hohen Worten ein Zeugnis ablegt, das nicht waschecht ist.

In all diesen Problemen können wir uns die Weisheit Salomons schenken lassen: „Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit” (Pred. 3:7). Nach meiner Beobachtung kann ein junges Mädchen durch ihre Gesinnung und tatkräftige Hilfsbereitschaft die Herzen der Schwiegereltern für das gesprochene Wort öffnen. Ihr freundliches, heiteres, echtes, liebes Wesen überwindet, so daß die Eltern ins Fragen kommen. Dann erst ist es an der Zeit, mit dem Wort zu beginnen. Die Bibel lehrt obige Art von Priorität sehr direkt: „Gleicherweise, ihr Frauen, seid untertan (untergeordnet) euren Männern, damit, wenn etliche dem Wort nicht gehorsam sind, sie durch den Wandel ohne Wort gewonnen werden, wenn sie euren Wandel in Scheu und Zucht beobachten.” (1. Petr. 3:1).

 

3) Mode, Lebensstandard, Vergnügungen und Gesetzlichkeit

Obwohl viele Menschen großen Wert auf Kleider, Mode, Lebensstandard, Autos, Fußball, Fernsehen etc. legen, empfinden sie den Hang zu solchen Äußerlichkeiten beim Christen oft als abstoßend und inkonsequent. Im allgemeinen sind bei Nichtchristen Eitelkeit, teure Kleider und Schmuck, viel Geldausgeben für den Friseur (nebst viel Zeitverlust) durchaus selbstverständlich. Eine junge Christin, die ständig im Friseursalon sitzt, sich wie Jesebel schminkt, ständig neue Pelzmäntel trägt und hohe Rechnungen für Hotels und Restaurants verursacht, deren Lebenswandel wird mit Recht als unchristlich betrachtet Die Welt erlaubt sich selbst eine solche Lebensweise, – nicht aber dem konsequenten Christen!

Es gibt selbstverständlich nichtchristliche Ehepaare, die in jeder Hinsicht vorbildlich sind, gesunde Ansichten vertreten und nicht verschwenderisch leben. Solche muß man loben wo man nur kann. Es hat absolut keinen Sinn, Ehepaaren mit einer derart guten Gesinnung auf diesem Gebiet darauf hin anzupredigen, daß gute Werke dieser Art sie nicht zu Christen machen. Der Ansatzpunkt zu einem wirklichen Gespräch liegt eher bei der Gewinnung ihrer Liebe, ihres Respektes und ihres Vertrauens, indem man zugibt, daß ihre Sparsamkeit und gesunde Vernunft im biblischen Sinn liegt. Man soll unter keinen Umständen alle „guten” Werke verdammen, die sie tun, nur weil sie nicht gläubig sind.

Das Neue Testament bestätigt die Gedanken über Äußerlichkeiten, denn der Apostel Petrus, ein verheirateter Mann, schreibt: „Euer Anliegen sei nicht der äußere Schmuck durch Flechten der Haare und Umhängen von Gold oder Anziehen von Gewändern, sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unvergänglichen Wesen des sanftmütigen und stillen Geistes! Das ist köstlich vor Gott” (1. Petr. 3,3-4).

Der Sinn der Arbeit liegt darin, die Familie zu ernähren, zu erziehen und zu bilden. Es sollte aber auch regelmäßig etwas für Reichsgottesarbeit und die Armen zurückgelegt werden: „… sondern (man) mühe sich vielmehr und schaffe mit seinen Händen, was gut ist, damit (man) dem Bedürftigen etwas zu geben habe.” (Eph. 4:28). Eine verschwenderische, anspruchsvolle Lebensweise wirkt dem Prinzip des Arbeitens, um leben und geben zu können, entgegen und ist somit unbiblisch. Darüber hinaus stört eine solche Lebensweise die Empfindungen vieler vernünftiger Menschen, die Nicht-Christen sind.  . . .

Aus diesem Grund ist allgemeine Sparsamkeit zu empfehlen. Der Herr Jesus, selbst als er das große Wunder der Speisung der Fünftausend vollbrachte, ließ die Überreste nicht umkommen, sondern sammeln. Nun, nach einem solchen Wunder könnte man sich wohl fragen, ob solche Sparsamkeit wirklich nötig war. Jesus hätte doch mit einem Wort genug Brot und Fische leicht herbeigeschafft, um noch einmal Fünftausend Menschen satt zu bekommen! Warum hat er auf die Überreste Wert gelegt?

Die Antwort ist nicht weit zu suchen. Das Wunder der Speisung geschah mit Hilfe seines schöpferischen Logoswortes, womit er nie verschwenderisch umgeht. Sicher ging er großzügig damit um, aber nie verschwenderisch. Denn eine Verschwendung der heiligen, schöpferischen Kraft Gottes wäre undenkbar. Lieber als die Frucht dieser Kraft des Wortes, des Logos, zu verschwenden, ließ der Herr Jesus, unser Heiland und Vorbild, die Abfallkörbe herumschicken, um alles, was übrig war, aufzulesen. Das Wort darf nie verschwendet werden.

Vor einigen Jahren war unsere ganze Familie bei einer englischen Familie zu Gast, die ein großes Gut und eine große Familie besaß. Natürlich griffen wir alle bei der Küchenarbeit tüchtig zu, denn wir waren eine zusätzliche Belastung von sechs Personen. Da wollten wir nicht einfach genießen, sondern auch helfen. Wenn man in der Küche hilft, kann man es leider nicht vermeiden, daß man sieht, wie es in der Küche zugeht! Jeden morgen befanden sich im Mülleimer tadellose fertige Spiegeleier, Stücke Schinken, Toast etc. Man hatte sie weggeworfen, weil jemand keinen Appetit darauf hatte. Das Eigelb war zu hell oder die Kinder hatten ihren Frühstückswunsch geändert. Ganz frische Brote, Toast in Mengen, nebst schön gebratenem Speck verschwanden ohne Aufschub in den genannten Mülleimer – genug um eine zusätzliche Familie reichlich zu ernähren. Nicht einmal die Schweine bekamen die Leckerbissen, denn es kostete zu viel Mühe, das Eßbare von den leeren Konservenbüchsen getrennt zu halten.

Noch etwas schockierte unsere Kinder sehr. Die Kinder der Gastgeberfamilie betrachteten solche Verschwendung als „Statussymbol”. Dadurch wurde bewiesen, daß sie reicher waren als andere Menschen, die sparen müssen. Sie sagten das auch, als wir einmal zu zeigen versuchten, daß es nicht nötig ist, die Hälfte einer Kartoffel beim Schälen wegzuwerfen, sondern sie dünn zu schälen. Wir wurden einfach ausgelacht.

Dazu kam noch die traurige Tatsache, daß die Familie tief in Schulden steckte, so daß sie bald darauf das ganze schöne Gut verkaufen mußte.

Die gleiche Art der Verschwendung haben wir vielerorts in den USA beobachtet. In den sieben Jahren, die wir dort verbrachten, hat uns diese Wegwerfgesinnung mit am meisten gestört. Ungeöffnete oder frisch geöffnete Konservenbüchsen, ganze Brote und bebutterte Brotschnitten mit Fleischbelag darauf findet man vor jedem Würstchenstand. Die jetzige wirtschaftliche Krise ist sicher zum Teil eine Folge ähnlicher unchristlicher Verschwendung und Mißbrauch der Rohstoffe und Ernährungsstoffe unserer Welt… besonders in der Vergangenheit. Rohmaterialien sind rar geworden, sodaß auch die wohlhabenden Nationen von jetzt an sparen müssen. Wie gut ist es also, wenn ein Ehepaar christliche Sparsamkeit den Kindern von frühester Jugend an in der Familie vorlebt.

Wie kann ein Jünger Jesu, mit einem solchen Vorbild des Herrn vor sich, mit dieser verschwenderischen Welt mitvergeuden? Der Jünger Jesu muß deshalb die Produkte und die Rohmaterialien der Schöpfung Gottes auch sparsam und verantwortlich handhaben. Unser kostbarstes Rohmaterial ist natürlich unsere persönliche Zeit! – Nicht vergeuden! Heute werden auch Weltmenschen eine solche Gesinnung zu schätzen wissen! Und was man spart, kann gleich für das Reich Gottes verwendet werden. Hier müssen viele gläubige Menschen gründlich und anders als bisher denken lernen. Wir gehen anderen Zeiten entgegen! Unsere Verschwendung in der Vergangenheit rächt sich – wie alles sich mit der Zeit rächt, was nicht biblisch ist

 

4) Schlusswort

Noch ein letztes Wort zu obigem Gesamtthema! Es soll niemand meinen, daß obige Anschauungen gesetzlich und kleinlich sind. Man kann sie zwar so auslegen, wenn man es will. Folgende Geschichte dient zum Beweis, daß man nicht gesetzlich sein darf. Wir kennen eine christliche Organisation, die unter den NATO Streitkräften missionarisch tätig ist. Von dieser Organisation sagte uns einmal ein NATO-General, daß sie die zuverlässigsten, fleißigsten und auch wertvollsten Menschen unter seinem Kommando erfasse. Wir wissen, daß sie nebenbei zu den fleißigsten Betern und Bibellesern gehören. Man findet überall unter den NATO-Streitkräften Soldaten und Offiziere, die sie zum Glauben an den Herrn Jesus geführt haben.

Wie tun solche Menschen ihre Reichsgottesarbeit? Sie holen ihre Kameraden, geistig gesehen, dort ab, wo sie sind und nicht dort, wo sie sie haben möchten! Wie meinen wir das? Sie gehen mit den Männern, für die sie beten, mit zum Fußball, gehen mit zum Autorennen (der Nürburgring kommt in ihren Glaubensgeschichten oft vor!). Sie spielen Baseball oder Fußball mit ihren ungläubigen Kollegen. Sie sind auch bereit, einen Kollegen zu einem guten Film zu begleiten, oder einen Fußballmatch im Fernsehen anzuschauen. Alle diese Tätigkeiten üben diese Menschen mit nur einem Ziel aus: Nicht-Christen in ihrem Interessenkreis zu begegnen und abzuholen. Sie vergnügen sich nicht selbstsüchtig mit diesen Dingen, sondern gebrauchen sie strikt als Dienst. Sonst sind sie sehr sparsam mit Zeit und Geld für ein eigenes Vergnügen. Sie beten und lesen viel und versuchen, bei ihrer beruflichen Arbeit ein Vorbild zu sein. Sie sind eifrig im Studium der Bibel und lernen ganze Kapitel auswendig, so daß sie Gottes Wort immer frisch zur Hand haben.

 

Kapitel 5

 Die Wahl eines Ehepartners

Zu der Wahl eines Ehepartners oder einer Ehepartnerin gehört natürlich die Notwendigkeit einer sozialen, gesellschaftlichen Begegnung der beiden Geschlechter. Irgendwie muß man sich doch kennen lernen, ehe man an eine Wahl denken kann! Das Problem ist also das des sich gegenseitigen Kennenlernens!

1) Äußere Umstände

Wenn der junge Mann (oder das junge Mädchen) gläubige – und auch verständige – Eltern hat, wird das Problem des Kennenlernens erheblich erleichtert. Haben beide Geschlechter eine lebendige christliche Gemeinde hinter sich, ist das Begegnen auf sozialer Ebene auch weniger schwierig. Eltern und auch leitende Glieder einer Gemeinde (Männer sowie Frauen) müssen absolut diskret sein! Dazu gehört viel Weisheit seitens der Eltern oder Gemeindeglieder. Aber die jungen Männer und die jungen Mädchen müssen auch taktvoll und verständig sein!

Viele junge Leute lassen sich auf dem Gebiet von Geschlecht und der Wahl eines Ehepartners gar nichts sagen, was sehr unklug ist. Intelligenz wird als die Fähigkeit, von der Erfahrung (anderer) zu profitieren, definiert. Um auf dem Gebiet einer Ehewahl intelligent zu sein, müßte man von der Erfahrung anderer profitieren! Wer sich auf diesem Gebiet gar nichts sagen läßt, muß per definitionem unintelligent sein! Gefühle spielen natürlich eine starke Rolle in der Frage der Partnerwahl, doch sollen Weisheit und Verstand eine ebenso große Rolle einnehmen.

Allgemein herrscht in der heutigen Kultur die Ansicht, das Verliebtsein überfalle einen wie eine Grippe. Man kann eben nichts dagegen tun, man ist mehr oder weniger passiv dabei. Die Überzeugung stammt teilweise von Hollywood und den heutigen Illustrierten und wird fleißig propagiert.

Sicher ist das Verliebtsein eine starke Emotion. Es braucht einen aber nicht vollkommen passiv wie eine Grippe zu überfallen. Selbst einer Grippe gegenüber kann man viel tun durch Vernunft. Man kann durch ein gesundes Leben (richtige Kost, frische Luft, Vermeiden von Übermüdung und infizierten Menschen) vielen unnötigen Grippen entgehen. So kann ein Christ mit Hilfe seiner Vernunft auch beim Verliebtsein vieles tun, das ihn „vielen unnötigen und bösen Grippen” des Verliebtseins entgehen läßt, indem er die richtigen Ideale eines Partners gemäß der Bibel seinem Herzen einprägt, die richtigen jugendlichen Kreise aufsucht und die Plätze der Sünde meidet. Wenn nun die Vernunft bei meiner Liebeswahl aktiv mittätig ist, dann darf ich mich auf das stärkste verlieben. Dieses Verliebtsein ist unwiderstehlich und soll das auch sein. Die Erziehung von frühester Jugend auf durch eine weise, liebende, intelligente Mutter kann die maßgebliche Rolle der Vernunft in Liebesangelegenheiten bedingen.

Es gibt viele schöne junge Mädchen, die einen Mann geschlechtlich anziehen – also auf der körperlichen Ebene. Ein schöner stark entwickelter Körper bedeutet aber lange noch nicht, daß die dazugehörige Seele und der Geist auch schön und edel sind. Da kann man sich unendlich täuschen und für immer todunglücklich werden. Was nützt ein schönes Äußeres, wenn nicht selbstlose Liebe, Wahrhaftigkeit, Opferbereitschaft, Selbstdisziplin, gemeinsame Interessen und Ziele, etwa gleiches Intelligenzniveau, Ausgeglichenheit, Fleiß, Höflichkeit, ein dankbarer Geist, ein Herz für die Not anderer und Liebe zu Gottes Wort da sind? Denn diese Faktoren bestimmen das nahe Zusammenleben über die Jahre viel mehr als ein schönes Aussehen.  . . .

Wie in der Geschichte der Gemeinde Jesu immer der Fall gewesen ist, soll die christliche Familie und die christliche Gemeinde ein wahres Zentrum auch von Bildung im besten Sinn des Wortes werden. Junge Männer und junge Mädchen, die in solchen Kreisen verkehren, erhalten einen ganz anderen Einblick in das Wesen des christlichen Familienlebens als Menschen, die nur ab und zu zu großen Massenevangelisationen gehen. Wenn sie diese Art Familienleben vor der Ehe kennen lernen, werden sie bewußt oder unbewußt sich einen Lebenspartner aussuchen, der die gleichen Vorstellungen über christliches Familienleben hegt. Beide angehenden Partner sehen die Freuden aber auch die Mühen eines solchen Lebens. Sie wissen, was es für die Hausmutter bedeutet, wenn unerwartete Gäste plötzlich ohne Anmeldung (selbstverständlich nicht durch eigene Schuld, denn der rücksichtsvolle gebildete Christ meldet sich an und ab und ist der Hausordnung gegenüber feinfühlend) auftauchen. Bei solchen Überraschungen gehen Jungen und Mädchen der Hausmutter zur Hand und helfen ihr, wo sie nur können.

Wo findet man also eine bessere Vorbereitung in ein Leben des Dienstes Gottes und des Menschen als in einer solchen christlichen Familie, die als Prinzip Gastfreiheit walten läßt. Besonders die Mutter gestaltet die ganze Atmosphäre in einer Familie und von ihrer Freude und Opferbereitschaft hängt alles ab. Weh dem jungen Mann, der eine eitle, anspruchsvolle, egoistische Frau heiratet, die an nichts anderes denkt als an ihre eigenen Ansprüche, Friseur, Kleider und eigene Ruhe und Schönheit! Und wehe dem Mädchen, das einen Mann heiratet, der nur an sich selbst und seine Ansprüche, Stand und Rechte denkt! Wenn beide Partner dem Herrn Jesus so hingegeben sind, wie der Herr Jesus uns hingegeben war, dann erst kann man eine Familie gründen, die ein Stück Paradies auf Erden ist – auch wenn es mancherlei Mühen und Arbeit zur gleichen Zeit gibt.  . . .

Im Büro kann sich ein Mädchen jahrelang verstellen. Ihr gelingt das zu Hause weniger leicht. Ein gastfreies Haus bringt zwar mehr Arbeit und Mühe für Vater und Mutter mit sich. Die Jungen und Mädchen können jedoch durch solche plötzlich auftauchenden Notlagen in der Familie lernen, wie man erfinderisch wird, besonders wenn die unangemeldeten Gäste auftauchen. Die Notlagen sind eine Gelegenheit mehr, die Praxis christlicher Liebe, Disziplin und christlichen Fleißes an den Tag treten zu lassen. Gerade die Ausübung dieser Eigenschaften trägt zu ehelichem und familiärem Glück bei.

2) Christliche Veranstaltungen

Hat ein junger Mann oder ein junges Mädchen sich direkt aus der „Welt” heraus zu Christus bekehrt und keine gläubigen Eltern, die ein gastfreies christliches Haus führen, dann kann für die jungen Leute die gesellschaftliche Situation erschwert sein. Solche Eltern werden es wahrscheinlich nicht erlauben, daß sich ihre gläubige Jugend zu Hause trifft. Da muß die Jugend nach anderen Möglichkeiten Ausschau halten.

Gerade aus diesem Grund sind christliche Veranstaltungen wie Sommer- oder Winterlager sehr wichtig. Sie bringen Familien und junge Leute auf ganz natürlicher Ebene ungezwungen zusammen. Skilager mit Bibelarbeit abends und Kurzbibelschulen, an denen intensive Bibelarbeit auf familiärer Basis getrieben wird, fallen in die gleiche Kategorie. Sie sind oft Meilensteine im Leben junger – und auch älterer – Christen. Zur gleichen Zeit bieten sie gesunde Erholung und wenn sie im Ausland stattfinden, erweitern sie den Erfahrungshorizont der Teilnehmer. Wenn nun der junge Mann oder das junge Mädchen, das keine christliche Familie hinter sich hat und deshalb kein christliches Familienleben kennt, an einem solchen Lager teilnimmt, kann er oder sie christliche Familien auf diese Weise von „innen” kennen lernen. Dies kann zum Anschluß an eine Familie in der Heimatstadt fuhren, die seine eigene Familie, die nicht gläubig ist, ein wenig ersetzt. Eine lebendige Gemeinde mitten in der Stadt bietet natürlich eine große Möglichkeit, andere christliche Jugend kennen zu lernen, und zwar in einem bewußt christlichen Milieu. Diese Art sich kennen zu lernen, ist besonders günstig, wenn die Gemeinde wirklich wie eine Familie im neutestamentlichen Sinn und nicht wie ein Verein zusammenkommt. Junge Menschen, die sich direkt aus der „Welt” zu Christus bekehren, finden in solchen Gemeinden eine Heimat und zur gleichen Zeit eine christliche Familie, in der sie wie ein eigenes Kind verkehren können. Wie richtig ist es doch, daß die christlichen Gemeinden sich wirklich auf der Basis einer neutestamentlichen Familie treffen!

Man denke an die Berichte über die Lebensweise der Gläubigen in der Apostelgeschichte, wo die Christen sich gegenseitig hin und her in den Häusern und den Familien trafen, um dort am gemeinsamen Tisch das Brot zu brechen (Apg. 2.46). Im Haus, in der Familie hielten sie ihre Gebetsgemeinschaften, legten die Bibel aus und praktizierten christliche Gemeinschaft. Sobald jemand gläubig wurde, wurde er oder sie in diesem familiären Kreis aufgenommen.

Auf diese Weise werden alle drei Ebenen (Geist, Seele und Leib) des Menschen gepflegt und gestärkt. Besonders wichtig ist es in einer Gemeinde, für junge Menschen aus weltlichen Verhältnissen so zu sorgen. Denn was sie in einem solchen Milieu lernen, wird später in ihren eigenen christlichen Familien, wenn sie heiraten, weitervererbt Diese gemeindliche und familiäre Praxis ist auch die Basis von vielen Erweckungsgegenden in Deutschland und Europa. Gruppen von christlichen Familien leben so, wie wir es oben geschildert haben. Eben diese Lebensweise zieht unbekehrte Menschen stark an, sicher so stark wie gute, mächtige Predigten. Denn beide bezeugen die Gnadengaben des Geistes Gottes.

3) Christliche Bildung

Auch die 2. Ebene des Menschen, seine Psyche oder Seele, wird in solchen Kreisen gepflegt. Hier können sich junge Menschen in Hausmusik weiterbilden und mit den geistigen Interessen anderer gebildeter Menschen und vertraut werden. Gemeinschaft mit anderen Menschen auf dieser Ebene in der Familie bildet den ganzen Menschen. Gerade dazu ist Gemeinschaft schlechthin da. Sie ist eine gottgegebene Gabe.

Unsere Eltern sorgten besonders im Teen-Alter dafür, daß wir eine vielseitige Ausbildung und Bildung erhielten. Sie schickten uns auf gute Schulen, besuchten mit uns naturwissenschaftliche, philosophische und Kunstveranstaltungen. Danach diskutierten sie mit uns zu Hause über das Gebotene vom biblischen Aspekt aus.

Etwas vom Schönsten ist das gemeinsame Musizieren einer Familie oder mit Freunden von guter, edler Musik. Was verbindet diese Art Gemeinschaft eine Familie! Oder das gemeinsame Lesen eines guten Buches, je nach Altersgruppe und Interesse! Wir lasen fast jeden Abend mit unseren vier Kindern voll Begeisterung die Narnia-Bücher von C. S. Lewis.  . . .

Die 3. Ebene – die Gemeinschaft des Geistes – muß natürlich auch vorhanden sein und gepflegt werden. Die Stärkung der 3. Ebene findet im Bibelstudium, Gebet und in Gesprächen mit Gleichgesinnten, ebenfalls in der Familie statt.

Nehmen wir nun an, daß junge christliche Menschen die 3 Ebenen verstehen und auch pflegen. Wie sollen solche nun eine Wahl eines Ehepartners praktisch vornehmen? Wie sollen sie ihre Prioritäten festlegen?

4) Die Wahl selber

Um eine gute Wahl zu treffen, muß man alle drei Ebenen auf denen menschliche Gemeinschaft gedeiht, ständig vor Augen haben. Fangen wir mit Ebene 1, dem Körper, an!

a) Ebene 1 Die meisten jungen Männer neigen zu einem bestimmten Typ Mädchen, der ihm rein menschlich gesehen am meisten entspricht. Das gleiche gilt für das Mädchen. Merkwürdigerweise neigen oft große, lange Männer zu kleineren niedlichen Frauen. Aber auch da sind die Geschmäcker verschieden! Das äußere Aussehen der beiden Partner spielt also eine Rolle. Die meisten Männer suchen eine hübsche Frau. Das Umgekehrte gilt natürlich auch! Dann spielt auf Ebene 1 das Alter eine Rolle, was man nicht übersehen darf. Die meisten Männer wollen keine Frau haben, die so alt aussieht, daß man sie für ihre Mutter halten könnte! Da ein Mädchen körperlich und psychisch allgemein früher als ein Junge reif wird, ist es im Großen gesehen gut, wenn der Mann einige Jahre älter ist als seine Braut. Sonst besteht die Neigung, daß das Mädchen ihren Mann bemuttert statt seine Frau sein zu wollen. Die Ausübung der wichtigen Ritterlichkeit und Höflichkeit in der Ehe fällt natürlich auch leichter, wenn der Mann etwas älter und reifer ist als die Frau.  . . .

Heutzutage muß man auf der Basis von Ebene 1 noch etwas erörtern. Es handelt sich um die Rassenfrage. Westliche Kulturen sind multirassische Kulturen geworden. In den USA und in England ist dieser Aspekt der dortigen Kulturen augenblicklich sehr akut Die Schwarzen und die Puertoricaner und ihr Verhältnis zu den anderen Amerikanern haben Probleme mit sich gebracht, die nicht leicht zu lösen sind. In England hat die fast unbeschränkte Einwanderung von Pakistanis und Schwarzen aus Jamaika ähnliche Probleme auftauchen lassen.

Die Bibel lehrt, daß man Rassendiskriminierung nicht durchführen darf. Gott hat alle Menschen aus einem Blut gemacht (Apg. 17:26), so daß die Menschheit eine Einheit bezüglich Spezies darstellt. Alle Rassen sind sicher vor ihm gleichwertig. Damit hat aber Gott nicht gesagt, daß ich jeden Menschen oder jegliche Rasse heiraten darf, nur weil alle Menschen vor ihm gleichwertig sind. Die Eheschließung setzt eine Wahl oder Diskriminierung im positiven Sinn voraus, so daß eine Wahl auch bezüglich Rassenfragen gestattet ist. In den multirassischen Gesellschaften von heute ist diese Wahl sehr wichtig geworden. Ich glaube nicht, daß die Ehewahl, die jeder treffen muß, irgendetwas mit Rassendiskriminierung, „Rassenreinheit” oder „Blut” zu tun hat. Keine Rasse ist „rein”. Vielmehr hat die Ehewahl mit den drei erwähnten Ebenen zu tun. Gelbe Menschen wohnen heute neben den Weißen und Rote (Indianer, nicht Kommunisten oder Maoisten!) neben den Schwarzen. Da muß man die Basis für eine stichhaltige Wahl auch bezüglich Rasse, soweit sie Ehewahl betrifft, in Händen haben.

In bezug auf Ebene 1 (Körper und deshalb auch Rasse) muß man vor einer Eheschließung folgendes bedenken. Sind die rassischen Unterschiede so groß, daß sie auf Ebenen 1 oder 2 unüberbrückbar sind? Bei Mischlingen sind diese Unterschiede teilweise durch die schon stattgefundene Vermischung der Rassen weniger groß, so daß Harmonie auf Ebene 1 wahrscheinlich eher möglich sein wird. Sind dagegen die Probleme der Unterschiede, rein körperlich gesehen, sehr groß, dann muß Vorsicht walten. Auch wenn die Braut und der Bräutigam die Unterschiede überwinden können (Liebe kann sehr stark sein), muß man bedenken, daß z. B. Ehen zwischen Japanern und Kaukasiern oft Kinder produzieren, die bedeutend weniger lang leben als Kinder aus rein japanischen oder rein kaukasischen Ehen. Rein genetisch gesehen, sind die Kinder aus Mischehen dieser Art oft schwächlich. . . .

Auch wenn beide Eltern, die aus 2 verschiedenen Rassen stammen, die Kluft auf Ebenen 1 und 2 (rassisch und gesellschaftlich) zu überbrücken verstehen und harmonisch zusammenleben, leiden oft die Kinder sehr darunter. Sie haben natürlich mit der freien Ehewahl der Eltern nichts zu tun gehabt Sie müssen das Joch tragen, das ihnen die Eltern zwangsläufig auferlegt haben. Aus diesem Grund entsteht oft Bitterkeit in den folgenden Generationen von Mischlingen, auch wenn die Eltern selber, die die Wahl freiwillig trafen, glücklich sind.

Ebenfalls auf Ebene 1 muß man die Frage der Familiengesundheit im allgemeinen berücksichtigen. Heute weiß man, daß gewisse Krankheiten (Zuckerkrankheit, zum Beispiel) genetisch bedingt sind. Somit werden sie auf die Kinder vererbt, ob es die Eltern wollen oder nicht. Der Körper trägt die ganze genetische Veranlagung des Menschen. Wenn also Zuckerkrankheit in der Familie eines der beiden Ehepartner liegt, kann sie in den Kindern früher oder später zum Vorschein kommen. Jugendzuckerkrankheit ist viel gefährlicher als die Krankheit, die nach dem 40. Lebensjahr auftritt Noch dazu muß man bedenken, daß all die anderen Beschwerden, die mit „Zucker” assoziiert sind (Kreislaufstörungen, Sehbeschwerden etc.) mit auftauchen können. Der ganze Krankheitskomplex wird durch fehlende genetische Informationen verursacht Die Information, die einem selber fehlt, kann man seinen Kindern und ihrem Erbgut nicht schenken! Man kann nur das den Kindern weitergeben, was man selber an genetischer Information besitzt. All das muß man in bezug auf Ebene 1 bedenken, wenn man eine Ehe schließt. Es gibt aber auch andere vererbbare Krankheiten.

Wenn Syphilis, Schwachsinn oder Epilepsie in der Familiengeschichte eines Partners liegen, soll man eine Eheschließung reiflich überlegen. Wir kennen eine Familie, die aus 7 Kindern und Vater (F) und Mutter (E) bestanden… 5 Töchter (zwei waren außerordentliche hübsche Mädchen) und zwei Söhne, die identische Zwillinge sind. Zwei der fünf Töchter sind schwachsinnig. Eine andere Tochter starb (nicht schwachsinnig) ziemlich früh. Beide Söhne sind jetzt schwer zuckerkrank, beide sind leberkrank und fast blind. Der Vater (F) dieser Familie kam aus einer kerngesunden Familie und starb als rüstiger alter Mann in seinem 97. Lebensjahr.

Als junger Mann hatte er sich in ein außerordentlich hübsches Mädchen (E) verliebt, deren Eltern aber beide schwer geschlechtskrank waren – der Mann hatte mit Dirnen unmoralisch gelebt und litt an tertiärer Syphilis, woran er auch in großem Elend starb. Er hatte seine Frau auch angesteckt. Man hätte nie geahnt, daß eine so hübsche Tochter (E) aus einem derart kranken Elternpaar hervorgehen könnte. Der junge Mann (F), der sich in das bildhübsche Mädchen (E) verliebte, kannte ihre Familiengeschichte gut. Auf den Rat seines Vaters ging er deshalb zu seinem Arzt und fragte ihn, ob er das Mädchen (E) heiraten dürfe. Der Arzt machte ihn darauf aufmerksam, daß das seine Wahl sei. Wahrscheinlich würden aber seine Kinder, die aus dieser Ehe hervorgingen, an den Folgen der Krankheit der Eltern zu leiden haben.

Der Arzt meinte sogar, daß Schwachsinn auftauchen könnte und machte ihn auf die Folgen von Trunksucht in folgenden Generationen aufmerksam. Die Ehe zwischen F und E wurde also mit offenen Augen geschlossen, mit den oben erwähnten Resultaten.

Nun, die Eltern F und E führten ein glückliches Eheleben. Doch überschattete die Krankheit der Kinder ihre Ehe. Der Vater war ein sensibler Mann und litt ein ganzes leben lang unter  diesem Schuldgefühl, besonders als er das Elend seiner schwachsinnigen Kinder ansehen musste. Dazu kam noch, dass die Söhne ein ausgesprochen schlechtes Verhältnis zu ihrem Vater hatten. . . .

Ferne sei von uns zu behaupten, der junge Mann hätte auf das hübsche Mädchen verzichten müssen. Der Zweck, warum wir diese Tatsache aufzählen, ist nur der: man muß sehr gut überlegen, was man tut, wenn man zur Eheschließung schreitet. Auch nachdem man die Sachlage gut überlegt hat und kein offenbares Hindernis zu einer Eheschließung vorliegt, können Krankheit und Not uns alle überraschen. Ob diese Nöte vorhersehbar sind, oder ob sie uns überraschen, ist aber nicht einerlei. Alle Nöte sollen im Geist der Geduld Jesu getragen werden. Doch soll man es womöglich vermeiden, Krankheiten kommenden, unschuldigen Generationen aufzubürden.

b) Ebene 2 ist, wie wir schon ausführten, das Gebiet der Seele oder der Psyche des Menschen. Hier spielen Familienverhältnisse, Bildung, Interessen und Intelligenz schlechthin die maßgebliche Rolle. Ebene 1 bedingt den Körper des Menschen. Ebene 2 bedingt dagegen die ganze Gedankenwelt des Menschen. Der Körper beeinflusst die Seele und umgekehrt natürlich, so daß man Seele und Körper nicht getrennt behandeln darf. Wie beeinflusst meine Gedankenwelt, meine Psyche meine Wahl des Ehepartners? Folgende Beispiele werden diese Frage besser klären als tausend Theorien:

Auf Ebene 2 wird ein berufsmäßiger Straßenfeger etwas Mühe haben, wenn er eine hochkultivierte Prinzessin heiratet. Sicher gibt es hochintelligente Straßenfeger! Aber im allgemeinen würden sie, Prinzessinnen und Straßenfeger, auf Ebene 2 kaum zusammenpassen. Natürlich sind auch auf diesem Gebiet Wunder möglich. Die Liebe, sagt ein englischer Spruch, ist blind, aber die Ehe öffnet einem die Augen! Unser Straßenfeger wird auf Ebene 2 mit seiner Prinzessin wahrscheinlich große Schwierigkeiten zu überwinden haben! Die Prinzessin auch!

Es ist ein Kardinalfehler zu meinen, daß Ebene 1 – Geschlecht, Schönheit und Libido – den Hauptpunkt bei der Ehewahl darstellt. Ebene 1 hält oft weniger als 6 Monate durch, wenn sie allein alles bestimmt. Vom rein körperlichen Geschlecht allein kann weder Mann noch Frau leben! Aber junge Menschen glauben das nicht! Ein überzeugter Vegetarier wird Mühe haben, mit einem überzeugten Metzgermeister eine ausgeglichene Ehe zu führen – selbst wenn beide Partner fromme Christen sind. Die Gedankenwelt der beiden Partner, Ebene 2, klafft zu weit auseinander. . .

Bei der Wahl einer Lebensgefährtin sollte der Mann bedenken, daß die Seele, der Charakter, die Interessen und die Bildung seiner angehenden Frau die Gestaltung der Atmosphäre im Heim bestimmen werden. Ihre Interessen brauchen mit denen des Mannes nicht identisch zu sein. Es ist oft sogar gut, wenn sie nicht identisch sind. Doch sollte zwischen den Interessen der Frau und des Mannes Harmonie bestehen. . . . Wollen wir die Lage so zusammenfassen: es ist nicht wichtig, daß die Bildung oder Ausbildung der beiden Ehepartner identisch sind. Es ist wichtiger, daß die verschiedenen Bildungsgrade der beiden Partner harmonisch sind. Wenn beide Partner eine identische Ausbildung besitzen, könnte es eher zu Eintönigkeit in der Ehe kommen. Denn letztere können nur da sein, wo Verschiedenartigkeit vorhanden ist. . . .

c) Ebene 3 Auch in bezug auf Ebene 3 gelten ähnliche Überlegungen. Identische christliche Erkenntnisse (gleiche Konfession z. B.) sind für eine glückliche Ehe nicht unbedingt erforderlich, obwohl sie eine große Hilfe sein können. Wichtig jedoch ist es, daß beide Ehepartner, ihren verschiedenartigen Erkenntnissen gemäß, in der Ehe und Familie zuerst das Reich Gottes nach Gottes Wort allein suchen (Matt. 6:33). Dieses „zuerst” muß auch bezüglich Konfession unbedingt gelten, sonst geht alles schief. Dann erst wird Gott so antworten, daß er alle seine Verheißungen, die von der Erfüllung dieser Bedingung abhängig sind (das Reich Gottes in allen Dingen zuerst), in eine solche Ehe und Familie hineinschenkt. Dann werden auch Konfessionsunterschiede der Bibel gemäß ausgebügelt werden.

Zu einer Ehe genügt es nicht, daß beide Ehepartner einfach „gläubig” sind. Natürlich, Gläubigsein auf Ebene 3 ist eine wichtige leitende Bedingung, die erfüllt werden soll, wenn man an eine Ehe denkt. Aber man soll Ebenen 1 und 2 neben Ebene 3 auch berücksichtigen. Man sollte als Christ „im Herrn” heiraten, das ist das Gebot Gottes. Wichtig ist es aber auch, daß die beiden unter Ebene 3 liegenden Ebenen zur Geltung kommen. Um eine ideale Ehe gründen zu können, muß man alle drei Ebenen auf Harmonie in beiden Partnern ernsthaft prüfen und dafür sorgen, daß Kompatibilität auf allen diesen Gebieten vorliegt.

Alle diese Überlegungen rühren daher, daß der Mensch als eine wirkliche Dreieinigkeit von Gott erschaffen wurde. So sollte in einer Ehe eine Dreieinigkeit mit einer anderen Dreieinigkeit harmonieren. Aus diesem Grund wird der Kuhhirt, der Christ ist, nicht gerade die Prinzessin oder die Künstlerin zur Frau nehmen wollen, wie wir schon erwähnten. Diese Überlegung hat mit Klassenunterschieden im üblichen Sinne des Wortes nichts zu tun. . . . Es geht um Bildungsgrade – und zwar um Bildungs- und Erkenntnisgrade zweier Menschen auf Ebene 2 und 3.

Nachdem man obige Vorbehalte auf Ebenen 2 und 3 geprüft hat, lasst uns zu unserer ursprünglichen Frage bezüglich der Basis einer Ehewahl auf Ebene 3 zurückkehren. Was sind nun die Überlegungen, die für eine Ehewahl auf Ebene 3 maßgeblich sein dürfen?

A) Offenbar sollten die Wahlüberlegungen rein christlich sein, denn wir behandeln unter diesem Abschnitt Ebene 3 bei Christen. Deshalb müssen die beiden angehenden Ehepartner wiedergeborene Menschen sein, die durch Vergebung ihrer Sünden neutestamentliche Christen geworden  sind. Sie sind  also Menschen, die durch das Blut Christi Eigentümer Gottes sind. Dies soll jede christliche Wahl auf Ebene 3 absolut bedingen.

B) Es gibt aber viele Christen, die durch Mangel an Erkenntnis oder Entschiedenheit ein laues Leben führen. Persönlich glaube ich, daß ein laues christliches Leben oft eine schlechtere Basis für eine Ehe bietet als gar kein Christentum. Denn, wie soll man errettet werden, wenn man Gottes Sohn vernachlässigt? Durch die Lauheit und die damit verbundenen Kompromisse entstehen Spannungen und Frustrierungen, die in einer nichtchristlichen Ehe praktisch unbekannt sind. In einer nichtchristlichen Ehe gibt es die frustrierenden Kompromisse und Spannungen zwischen Christentum und Welt gar nicht. Aus diesem Grund würde ich persönlich einen zusätzlichen Maßstab, den wir schon erwähnten, für eine christliche Ehewahl anlegen. Beide angehenden Ehepartner müssten sich ernsthaft prüfen, inwieweit sie in allen Dingen zuerst das Reich Gottes suchen. Inwieweit das Reich Gottes in ihrem Umgang mit ihrem Körper, in ihrem Studium, Geschäft, Beruf, Schule und Familie an erster Stelle steht.

C) Um Punkt B ganz zu erfüllen, müsste man einen weiteren Maßstab anlegen: anhand von welchem Maßstab darf ich annehmen, daß ich das Reich Gottes in allen Dingen zuerst suche? Wie kann ich mich ganz praktisch bezüglich dieses Punktes prüfen? Es ist meine persönliche Überzeugung, daß man hier den gleichen Maßstab anlegen muß, wie der Herr Jesus es selber tat: Er wurde Mensch, um an seinem Körper, durch sein Leben und seine Handlungsweise, die Bibel, das Wort Gottes und ihre Prinzipien zu erfüllen. Das heißt, daß er an seiner eigenen Person, in allem, was er tat und dachte, die Gesinnung des Lammes Gottes nach der Bibel realisierte. Das Wort Gottes war seines Fußes Leuchte und das Licht auf seinem Weg.

Jetzt wird also Punkt C klarer: der wirkliche Christ wird sich ein Mädchen zur Frau aussuchen, das die Gesinnung der Bibel in ihrem Leben ganz ausleben möchte. Ebenfalls wird das wirklich gläubige Mädchen einen Ehepartner aussuchen, der mit ihr und ihrer späteren Familie die ganze Bibel so liebt, daß sie das Wort in allen ihren gemeinsamen Wegen realisieren können. Denn eine solche Familie wird schnell das Zentrum von geistlichem Leben werden.

Ein junger Mann, der ein solches Mädchen auswählt, (sie wird ihm in Gottes Vorsehung geschenkt), wählt sich ein fruchtbares Leben aus. Ebenso das junge Mädchen. Es nimmt geistliches Leben an, denn die Gesinnung der Bibel ist die Basis aller wahren Gnadengaben. Auf diese Weise vermehrten sich die Christen in der Apostelgeschichte: „Das Wort des Herrn wuchs und mehrte sich” (Apg. 12:24).

Denn das Wort ist Geist und Leben. Wo kein Wort Gottes ist – oder wo ein geschwächtes, verdünntes Wort ist – da ist kein – oder nur ein geschwächtes – Leben. Es ist sicher besser, als Christ auf eine Ehe zu verzichten, als auf eine Ehe einzugehen, die keine Harmonie kennt. Unsere Erfahrung seit 35 Jahren ist immer wieder die gleiche gewesen: wo man in irgendeiner Gemeinde, sei sie kirchlich oder freikirchlich, geistliches Leben findet, da wird dieser Geist der Erweckung immer von einzelnen Familien getragen, die das Wort über alles lieben.

5) Die Gesinnung in der Wahl

In diesem Absatz drücken wir den gleichen Gedanken des vorhergehenden Absatzes etwas anders aus: der gläubige junge Mann oder das gläubige junge Mädchen, suche sich einen Ehepartner aus, der die Gesinnung Jesu nach Philipper 2 in seinem Leben zum Vorschein kommen lässt. Nun, die Gesinnung Jesu bestand darin, daß er lebte, um das Wort Gottes an seinem Leib zu erfüllen. Man kann diesen Gedanken aber mit den Worten des 2. Kapitels des Philipperbriefes anders ausdrücken! Jesus Christus erwies sich als Heiland der Welt, indem er auf seine Position und seinen Status als Schöpfer und Sohn Gottes verzichtete. Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. In Knechtsgestalt ging er freiwillig zum Kreuz, um das Heil der Welt zu erringen: „Diese Gesinnung heget in euch, die auch in Christus Jesus war, der, als er in Gottes Gestalt war, es nicht für einen Raub hielt, wie Gott zu sein, sondern sich selbst entäußerte, indem er Knechtsgestalt annahm, und dem Menschen ähnlich wurde: und der Erscheinung nach wie ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz” (Phil. 2:5-8).

Da besitzen wir eine klare Lebensrichtung, nach denen wir auch einen Ehepartner auswählen können, und zwar im Sinne von Ebene 3. Nehmen Sie also nach diesen Richtlinien keinen, der bei der Arbeit nicht zupacken will, der seine Hände vor lauter Würde nicht schmutzig machen will. Nehmen Sie, junger Mann, kein Mädchen, das nicht zupackt, das ständig nach Mode, Schminke, Kleidern und Äußerlichkeiten schaut. Nehmen Sie, junges Mädchen, keinen Partner, der seine Zeit für alles andere als für Arbeit, Reichgottesarbeit, Bibellesen und Gebet hergibt. Die Zeiten sind ernst, der Herr steht vor der Tür eines jeden von uns. Ein ganz kleiner Verkehrsunfall kann uns in einigen Sekunden vor sein Angesicht führen, wo wir für unsere Tätigkeit Rechenschaft abgeben müssen.

Nehmen Sie jemanden, der ständig bereit ist, sich zu erniedrigen, weil der Herr Jesus das gleiche tat. Nehmen Sie keinen, der ständig die Rolle des großen Herrn Direktors spielen will – auch nicht einmal, wenn es um die Rolle eines großen Missions- oder Evangelisationsdirektors geht!

Kurz zusammengefasst, suchen Sie sich jemanden aus, der nach Philipper 2 die Gesinnung Jesu vorlebt Und wenn Sie niemanden finden, der auf diesem Gebiet Phil. 2 entspricht, dann bitten Sie den Herrn der Ernte, Ihnen einen solchen Partner in den Weg zu senden. Er erhört gern Gebete dieser Art, die zu seiner Ehre sind.

6) Der Ernst einer Wahl

Ein letzter Punkt wird diesen Abschnitt abschließen. Eine Ehewahl muß tatsächlich eine Wahl sein. Wenn man durch die ständige Tätigkeit und Propaganda von Hollywood und Sexaufklärung in der Schule, Fernsehen und Radio zu der Überzeugung gelangt, daß das Verliebtsein einfach wie eine Krankheit oder die Grippe über einen kommt, und daß man dieser Krankheit keinen Widerstand leisten kann, dann verfügt man über keine wirkliche Wahl. Man wählt die Grippe nicht! Verliebtsein kann der Vernunft untergeordnet sein, auch wenn der Kampf sehr hart ist. Damit wollen wir unter keinen Umständen gesagt haben, daß Liebe nicht die stärkste Empfindung ist, derer ein Mensch fähig ist. Sie ist die stärkste und kann auch die beste Empfindung sein. Was wir gesagt haben wollen, ist, daß auch das Sicht-Verlieben in ein Mädchen (oder einen jungen Mann) Sache von höherer Vernunft sein darf. Liebe ist zwar blind, doch öffnet einem Gott und sein Wort den Verstand – auch in Liebesangelegenheiten!

7) Wahl, Unzucht und Petting

Man muß bedenken, daß in einer Ehe ein Partner dem anderen für das Leben total ausgeliefert ist. Es gibt Geheimnisse in der Ehe, die ein Außenseiter nicht verstehen kann noch soll. Aus diesem Grund hat es wenig Sinn, wenn ein Partner sich bei Außenseitern über den anderen Partner beklagt. Das sich bei anderen in Ehestreitigkeiten Beklagen kann sich leicht zu einer Art „Ehebruch” entwickeln, denn es vertieft – oder kann vertiefen – eine schon bestehende Kluft zwischen den beiden. So wird die Lage in der Ehe verschlimmert – wenn der Mann erfährt, daß seine Frau zu Dritten läuft, um sich über ihn zu beklagen, was beweist, daß sie ihm gegenüber nicht mehr volle Treue erweist. Dies schließt Seelsorge bei den Eheleuten keineswegs aus.

Wenn man verheiratet ist, ist man dem Wesen einer richtigen Ehe nach einander vollständig ausgeliefert. Das sich bei Dritten Beklagen bedeutet in Wirklichkeit, daß man sich von diesem Total-Ausgeliefertsein in der Liebe zurückziehen möchte. So wird das intimste Verhältnis beschädigt oder verletzt. Aus diesem Grund darf man keinen Partner wählen, zu dem man nicht unbedingtes, völliges Vertrauen haben kann. Nur hundertprozentige rückhaltlose Liebe und Treue zueinander können ein solches Vertrauen zueinander entwickeln.

Zu einer Ehewahl gehört heute leider sehr oft das sich gegenseitig „Ausprobieren” (sexuell gesehen). Wie wir bereits erwähnten, bezeichnet die Bibel eine solche Art „Ausprobierung” als „Unzucht”. Abgesehen davon ist eine derartige Praxis, eine Frau oder einen Mann zu wählen, nicht viel besser als ein Kuhhandel. Soll man wirklich meinen, daß man einen Partner auf der Basis einer solchen körperlichen Handlung aussuchen kann? Wenn eine Frau meint, daß sie eine solche „Prüfung” bestehen muß, ehe der Mann sie nimmt, wird sie, um sich mild auszudrücken, in jeder Hinsicht entwürdigt.

Die Bibel nennt eine solche Praxis „Unzucht” und zählt sie zu den Sünden, die Menschen vom Reich Gottes ausschließen. (Gal.5:19-21,1. Kor. 6:13,18,1. Kor. 10:8, 1. Kor. 7:2, Eph. 3:3, 1. Thess. 4:3). Die Tatsache bleibt, daß sexueller Verkehr nur und ausschließlich für die gedacht ist, die sich innerlich und äußerlich fürs Leben total und exklusiv ausliefern wollen. Unzucht stellt also eine Art Prostituierung der Gedanken Gottes über die passende Begleiterscheinungen (körperliches, geistiges und geistliches Glück, die höchsten „Satori”) zu der Zeugung (Erschaffung mit menschlicher Teilnahme) neuer Menschen durch Menschen. Sie sind für Paare reserviert, die fürs Leben „paaren”. Gott hat die Erzeugung neuer Menschen mit großem Glück auf körperlicher, geistiger und geistlicher Ebene verbunden. Der Missbrauch vom körperlichen Glück und seine Trennung von anderen Ebenen des Glückes stellt Unzucht dar. Einen so tiefgreifenden Verstoß gegen Gottes Ordnung im Glück der Schöpfung klassifiziert Gott als „Porneia” („Pornographie”) = Unzucht.

Die gleichen Überlegungen gelten natürlich auch für Petting, das dort praktiziert wird, wo verliebte Paare sich gegenseitig oft bis zum sexuellen Höhepunkt reizen. Weil solche Intimitäten direkt zu weiterer Unzucht mit ihren Folgen reizen, soll man sie vermeiden. Denn solcher Verkehr ist meist kasual und keineswegs der Ausdruck einer exklusiven Harmonie zwischen dem Paar auf allen drei Ebenen. Man will körperliches Glück, ohne geistige oder geistliche Harmonie in Betracht zu ziehen… oder die erste Ebene von den beiden anderen Ebenen trennen. Wie kann man Petting rechtfertigen, wenn man zur gleichen Zeit den Herrn um die Gnade bittet, nicht in Versuchung gebracht zu werden? „Führe uns nicht in Versuchung” kann man nur dann von Herzen beten, wenn man sich selber nicht in Versuchung begibt.

In gewissen sogenannten „progressiven” Kreisen Deutschlands empfiehlt man, daß die Schulkinder kopulative Körperbewegungen – mit und ohne Partner – einüben. Diese Überlegungen sollen sie auf eine spätere erfolgreiche Ehe vorbereiten. Auch diese Idee muß als pornographisch abgelehnt werden, und zwar aus folgenden Gründen:

1) Eheglück ist oft von ursprünglicher Unwissenheit (Nicht-Wissen) auf diesem Gebiet abhängig. Bei Unwissenheit begreifen beide Partner, daß sie keinen vorehelichen Sex getrieben haben.

2) Ein Teil des Glücks einer Ehe ist von vorhergehender Reinheit auf diesem Gebiet abhängig. Kein Partner will einen Mann oder eine Frau haben, die „vorher” mit allen Wassern gewaschen wurden.

3) Kinder sind für solche .sexuellen Erfahrungen, wie man sie bei Bewegungen dieser Art einübt, noch nicht reif. Triebe aufzuwecken, die noch schlummern, hindert die gesunde spätere Entwicklung derselben. Information und Übung auf diesem Gebiet sollen ausschließlich in der Ehe selber gesammelt werden. Das gemeinsame Lernen auf diesem Gebiet in der Ehe schafft Geheimnisse in der Erfahrung der beiden Ehepartner, was den beiden zusätzliche Ehegemeinschaft schenkt. Diese geheime Exploration in einer geheiligten Ehe ist ein wichtiger Punkt, der durch die vielen, trivialen und oft unverschämten Veröffentlichungen (auch in christlichen Kreisen) vernichtet wird. Man beschreibt, mit welchen körperlichen Bewegungen ein Mann den sexuellen Akt durchführt, was absolut überflüssig ist und nur als pornographisch bezeichnet werden kann. Bücher werden so verkauft, das ist klar. Ob dadurch Eheleuten und anderen geholfen wird, ist eine ganz andere Frage.

Kapitel 6

Kindererziehung

1) Früherziehung und Ernährung

Kinder sind eine Gabe des Herrn und selig ist das Paar, dem sie geschenkt sind. Es kann natürlich der Wille Gottes sein, daß einem Paar keine geschenkt werden. Da werden dem Paar andere Aufgaben anvertraut werden. Kinder sind unbedingt eine große Aufgabe, die viel Kraft, Weisheit, Ausdauer und auch finanzielle Mittel verlangen. Die erfolgreiche Erfüllung von vielen Aufgaben bereitet Freude und Genugtuung; die Erfüllung der „Kinderaufgabe” stellt keine Ausnahme dar. Also, jedes Paar, mit oder ohne Kinder, hat eine Aufgabe, man muß sie nur finden.

Aus den Evangelien geht klar hervor, daß der Herr Jesus Kinder verstand und liebte (Mark. 10:13, Mark. 9:36, Lud. 9:47, 48). Auf ähnliche Weise lieben Ehepaare die Kinder, die sie gezeugt haben und die deshalb von ihrem Gebein – und möglicherweise Geist von ihrem Geist – sind. Gläubige Eltern sehen sie als teure Geschenke Gottes an, die er ihnen zur Erziehung und zur Bildung anvertraut hat.

Es folgt, daß Kinder eine große Verantwortung (und auch eine Freude) für die Eltern darstellen, denn an unserer Erziehung der Kinder werden wir selbst geprüft, ob wir treu und weise sind, Gottes Familie, Gottes Gemeinde vorzustehen. Nur die Väter, die gläubige Kinder großgezogen hatten, wurden für den Ältestendienst und andere Dienste in der Gemeinde zugelassen (1. Tim. 3, Titus 1,2). So ist die Kindererziehung gewissermaßen eine Bewährungsprobe Gottes für die Eltern.

Junge Ehepaare wissen bei ihrem ersten Kind oft nicht, wie man mit dieser Erziehung anfangen soll. Heute leben wir in einem Zeitalter, in dem alles zugelassen wird. Da lässt man eben alles zu, auch beim Kleinkind. Nichts könnte falscher sein, denn auch ein Kleinkind lernt schnell, die Mutter (und den Vater!) um den Finger zu wickeln. Kinder, auch Kleinkinder, sind im allgemeinen nicht barmherzig, sie plagen und drängen, bis sie sozusagen selbst einen Engel außersich bringen würden! Schon in den ersten Wochen des Lebens lernen sie die Mutter einschätzen. Da rufen sie die Mutter alle drei oder vier Stunden die ganze Nacht, weil sie Durst haben. Wehe der Mutter, die immer nachgibt! Sie ruiniert sich selbst und ihr Kind. Komplexe beim Kind entstehen eher als Ergebnis der Nachgiebigkeit als der liebenden Strenge – eine Erkenntnis, die heute überall fehlt!

Viele Eltern wissen nicht, daß die Basis der ganzen charakterlichen Erziehung eines Kindes bis zum 5. Lebensjahr gelegt worden ist. Die ersten fünf Lebensjahre sind für das spätere Leben absolut maßgebend. So versündigt sich eine Mutter (oder ein Vater) an seinem anvertrauten Baby, wenn die Mutter in diesen Jahren durch Arbeiten-Gehen-Müssen das Kleinkind vernachlässigt. Selbstverständlich, wenn das Familienleben durch Armut und finanzielle Schwierigkeiten gefährdet wird, muß die Mutter zur Familienkasse beitragen. Doch tut sie das auf Kosten der ganzen Zukunft ihres Kindes. Wenn die ersten fünf Jahre für die grundlegende Erziehung des Kleinkindes richtig ausgenutzt worden sind, dann wird man später im Leben weniger Mühe mit dem Kind erwarten müssen. Aber die liebende Nähe der gerechten, vernünftigen Mutter ist für das Gedeihen des Kleinkindes unbedingt erforderlich, wenn es im späteren Leben maximal geraten soll.

Es ist eine bekannte physiologische Tatsache, daß das Kleinkind während des Spielens immer wieder die Spielzeuge liegen lässt und zu seiner Mutter geht, um dort psychologisch „aufzutanken”. Nachdem es das getan hat – es muß einige liebe Worte und Gesten der Mutter (oder ihre Nähe einfach) in Empfang nehmen – geht es wieder ganz befriedigt zu seinem Spielzeug zurück. Es muß aber immer wieder die Bestätigung der Liebe und der Nähe der Mutter erfahren. „Erziehe den Knaben seiner Weise (d. h. der Natur des Knaben gemäß) nach: er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird” (Sprüche 22:6).

In den ganz frühen Monaten wird die Liebe, die Wärme und die Nähe der Mutter durch das Stillen unterstrichen oder gar vermittelt. Nichts kann dieses Verhältnis des Stillens ersetzen, weder für das Kind noch für die Mutter. Physiologisch werden durch die Muttermilch Immunkörper vermittelt, so daß das Kleinkind gegen Infektionen aller Art geschützt wird. Psychologisch „tankt” das Kind durch das Stillen auf. Die Milch verleiht dem Kind Schutz gegen körperliche Krankheit, das Stillen gibt ihm psychologischen Schutz. . . .

Erfahrene Kinderärzte können heute das Kleinkind unter anderen Kleinkindern erkennen, das den nahen intimen Brustkontakt mit der Mutter im Frühstadium des Lebens entbehrte. Ihr Verhalten ist eben etwas anders als das des Kindes, das den natürlichen, nahen Kontakt mit der Mutter genießen durfte.  . . .

Erfahrene Kinderärzte in Amerika betonen heute, daß das Baby, das an der Brust gelernt hat, sich der Wärme und Liebe der Mutter anzuvertrauen, zur gleichen Zeit lernt, sich anderen Menschen anzuvertrauen. In der heutigen Welt muß man mit Vertrauen sehr vorsichtig sein, denn viele Menschen sind leider nicht vertrauenswürdig. Da muß man allgemein zurückhaltend sein. Doch ist es eine schlimme Sache, wenn ein Mensch ohne die Fähigkeit groß wird, sich anderen, vertrauenswürdigen Menschen anzuvertrauen. Es gibt natürlich viele Fälle, die Ausnahmen zu dieser Regel darstellen.  . . .

Für eine Mutter selber hat die Brusternährung Vorteile, wobei man aber einiges beachten muß. Es ist z. B. vorteilhaft, daß keine Flaschen sterilisiert, warm gemacht und zubereitet werden müssen, was besonders günstig auf Reisen ist. Pudermilch, Heizvorrichtung und Maße müssen dann nicht mitgenommen werden. Jederzeit kann die Mutter ihr Kind einfach an die Brust legen und es stillen. Dazu hat die Milch immer die richtige Temperatur und Konzentration. So lange sie keine Gifte zu sich nimmt, wie Tabak, Alkohol oder Medikamente und sich nicht aufregt, bekommt ihre Milch dem Kind (Ausnahmen kann es hier natürlich geben). Zu beachten ist noch, daß das Stillen die Mutter in vielen Fällen erschöpft. Sie darf nicht zu viel körperliche Arbeit verrichten, Spannungen können ihr die Milch nehmen. Peinliche Sauberkeit ist erforderlich, sonst können Infektionen in die Brust eindringen, so daß Mastitis entstehen kann. Luftzüge und Kälte müssen während der Laktation vermieden werden. Erschöpfung und Neigung zu Mastitis können auch Folgen davon sein, daß zuviel Milch abgenommen wird. Dies kann besonders der Fall sein, wenn die Mutter zur gleichen Zeit einen großen Haushalt fuhren muß. Als Eltern glauben wir aber, daß die Mühen des Selber-Ernährens die Freude und die Gesundheit des Kindes wert sind. Kinder, die so gepflegt werden, sollen im späteren Leben ihrer Mutter Ehre erweisen, daß sie für ihr Wohl so viel auf sich nahm.

Von rein medizinischer Seite her gesehen, muß man aber noch einen Vorteil erwähnen. In Japan und Italien stillten bis vor kurzem fast alle Mütter ihre Babys. In diesen Ländern war Brustkrebs auch praktisch unbekannt. In westlichen Ländern kannte man vor hundert und mehr Jahren fast keinen Brustkrebs. Es hat sich nun herausgestellt, daß die Brustkrebsanfälligkeit einer Frau mit abnehmender Stillzeit steigt. Je länger eine Frau stillt, desto geringer ihre Brustkrebsanfälligkeit. Mit der Zunahme des Verkaufes von Baby-Milch in Italien nahm die Brustkrebsanfälligkeit parallel zu. Das gleiche gilt jetzt für Japan. Das gleiche Bild wiederholt sich in allen Ländern, in denen das Stillen zugunsten der Flaschenernährung abgeschafft wird.  . . .

2) Umwelt und Erbanlage

Wie sollen Vater und Mutter und Geschwister, wenn einmal der neue Erdenbürger glücklich zur Welt gekommen ist, an das wichtige Problem des Zusammenlebens mit dem kleinen neuen Organismus herangehen? Jeder Organismus ist das Resultat einer Wechselwirkung zwischen zwei Faktoren.

Erstens spielt seine Erbanlage, seine Charakteranlage, die er von Vater und Mutter und Vorfahren erhalten hat, eine maßgebliche Rolle. Diese Erbanlage ist in seinen Chromosomen niedergeschrieben, und zwar in einer codierten Form. Der Code ist praktisch (abgesehen von Mutationsmöglichkeiten und Umlagerungen) nach der Empfängnis unabänderlich. Er ist ein „geschriebenes” Buch, das die Instruktionen enthält, nach denen der Körper sich selbst bauen soll, und bleibt von der Empfängnis bis zum Tod konstant (abgesehen von Unfällen, Mutationen oder Umlagerungen).

Zweitens: Diese Erbanlage kommt aber nur dann optimal zur Entwicklung und zur Entfaltung, wenn ihre Umwelt, biologisch und psychisch gesehen, günstig ist. Diese Umwelt ist nicht nur körperlich zu beurteilen, obwohl körperliche Faktoren wie Ernährung, frische Luft, Bewegung etc. eine große Rolle spielen. Psychische Faktoren wie „Atmosphäre” in der Familie, Verhältnis von Vater zu Mutter, Bruder zu Schwester, können bei der Charakterentwicklung eines Kindes eine große Rolle spielen. Die Grundcharakterzüge sind natürlich von den Chromosomen und ihren Instruktionen abhängig. Doch werden diese Instruktionen durch die Umwelt, in der sie zur Entwicklung kommen, stark beeinflusst.

Von frühester Kindheit an ist das kleine Baby ein ausgeprägter Charakter. Jetzt muß die Umwelt in der Familie auf die vererbten Eigenschaften einwirken, so daß sie entwickelt und erzogen werden. Sobald das Baby etwas von Sprache verstand – was sehr früh geschieht – pflegten wir jeden Abend, als es im Bett lag, eine angepasste, spannende biblische Geschichte zu erzählen. So bekamen alle unsere Kinder sehr früh ein lebendiges Verhältnis zur Bibel alten und neuen Testamentes. Wie liebten unsere Kinder die Geschichten von David und Goliath, von Davids Flucht vor Saul und den wilden Jagden auf den Bergen, von Davids Begegnungen mit Saul in der Höhle und im Lager während der Nacht: Alle schliefen fest, was David die Gelegenheit gab, Sauls Spieß und Wasserkrug zu stehlen!

Diese Geschichten kann man für Kinder schön spannend ausschmücken, so daß sie ein festes Verhältnis zu den Personen der Bibel bekommen. Und die gruselige Geschichte der Hexe von Endor und Saul! Man kann diese Geschichte so bringen, daß jedes Kind drin lebt und ein Verhältnis, ein natürliches Verhältnis dazu bekommt Wir kennen keine Geschichten, die besser geeignet sind, ein Kind zum Lesen und zum Überlegen zu bringen, was eine ausgezeichnete geistige Erziehung nach sich zieht. Aber man muß recht früh anfangen und Ausdauer mit dieser Methode haben. Ich weiß, daß es jeden Abend etwas anderes zu tun gäbe, als den Kindern eine halbe Stunde spannende Geschichten zu erzählen. So beginnt aber ein Kind Charakter und Taten zu vergleichen, zu überlegen und sich ein Urteil zu bilden. So gewinnt es auch ein richtiges Verhältnis der Liebe und Verbundenheit zum Vater und zur Mutter (oder Tante). Der Vater, der dafür keine Zeit hat, darf sich später im Leben nicht fragen, warum seine Kinder wenig Gewicht auf seine Meinung und seine Weisungen geben!

Wir kennen eine fromme Christin, die ihren Kindern harmlose Freuden als „unchristlich” verbietet. So erlaubt sie es z. B. ihrem kleinen Sohn nicht, Märchen zu lesen. Um was für einen Reichtum beraubt sie da den Kleinen! Zumal die meisten Märchen von Grimm und Andersen in den Kindern sehr stark den Sinn für Tugend und Untugend, Gut und Böse prägen, also ihnen eine sittliche Basis für das Leben schaffen, und zwar im christlichen Sinne in der Form von Gleichnis oder Parabel.

Man denke da besonders an die Narnia-Märchen von C.S. Lewis. Auch Jesus bediente sich Gleichnissen und Parabeln, um Wahrheiten klarzumachen. Es ist klar, daß ein Märchen niemals die biblischen Geschichten ersetzen kann, es vermag sie aber bedeutend zu ergänzen, weil es oft die gleichen Grundwahrheiten übermittelt. Natürlich gibt es auch verwerfliche Märchen. Da müssen gläubige Eltern weise auswählen, genau wie mit anderer Literatur. Durch den Umgang mit auf christlicher Moral fundierter Literatur lernen die Jugendlichen Literatur gegenüber ein kritisches Urteil zu entwickeln und nicht später alles zu „schlucken”, was ihnen in den Schulen angeboten wird.

Das, was die Kinder so früh lernen, bleibt beim Kind bis zum Grab. Spätere Begebenheiten vergisst das Kind, diese frühsten Eindrücke vergisst es nie. Als unser drittes Kind, Clive, später ins Internat nach England kam, musste er beim Pfarrer eine Prüfung über Bibelkenntnisse ablegen – und zwar eine Prüfung ohne jegliche Vorbereitung. Er war das einzige Kind im ganzen Internat, das jede Frage aus dem Alten Testament richtig beantwortete. Der Pfarrer fragte ihn, wie er all das im Kopf behalten könne. Clive gab zur Antwort, daß er diese Dinge immer schon gewusst hätte! Er habe sie nie „erarbeitet”! Wenn Kinder später im Leben den Weg Christi nicht gehen, fragt man sich, inwieweit ihre Erziehung in frühester Kindheit in Ordnung war. Es kann natürlich Fälle geben, wo die Eltern wirklich in allen Dingen vorbildlich waren, und doch weichen die Kinder später ab. Auf alle Fälle soll man so früh wie möglich anfangen, den Kindern Gottes Wort interessant, lebendig und heilig darzustellen. So erhalten die Kinder ein Verhältnis zur Bibel und zu den Eltern. – Man kann die Erbanlage eines Kindes nicht ändern, man kann sie aber durch eine günstige Umwelt zur besseren Entfaltung bringen, als normalerweise der Fall sein würde.

3) Seelenhygiene in der Familie

Auf noch etwas haben wir Eltern von frühester Kindheit in der Familie geachtet. Bei der heutigen Anspannung kann in der Familie leicht ein hartes Wort fallen. Mutter ist überarbeitet. Vater hat Sorgen aller Art. Das Baby schreit. Da reißen ab und zu die Nerven auch in der bestgeregelten Familie. Dies ist besonders der Fall, wenn die Familie auf engem Raum zusammengepfercht ist. Moderne Wohnungen sind auf Maß gebaut, angeblich damit die Miete nicht zu horrent wird. Alle tierischen Organismen weisen Stress auf, wenn der ihnen zugedachte Wohnraum zu eng ist. Da muß es zu Explosionen kommen, auch wenn die Familie sonst im Frieden Gottes lebt. Der Friede Gottes wird die Spannungen herabsetzen, doch sind gewisse Grenzen vorhanden, die nicht überschritten werden dürfen. Moderne Wohnungen beachten diese Grenzen oft zu wenig.

Wir kennen diese Not sehr gut, denn, als wir in Genf wohnten, stand uns nur eine winzig kleine dreieinhalb Zimmer Wohnung zur Verfügung. Dort in Genf bekamen wir zu Hause unser viertes Kind. Damals genossen wir den Luxus einer Haustochter, die zu uns zur Ausbildung kam. Sie wohnte in einem halben Zimmer – kaum mehr als ein Korridor mit einer Tür darin. Zwei Kinder schliefen mit uns im Schlafzimmer und eins in der Wohnstube. Unter uns wohnten sehr empfindliche Nachbarn, die den leisesten Lärm heftig beanstandeten durch Klopfen und Schimpfen. Das Haus war modern – und extrem hellhörig.  . . .

Unter solchen strapaziösen Lebensbedingungen können einem die Nerven durchgehen. Wir haben deshalb sehr darauf geachtet, daß wir uns gegenseitig immer prompt entschuldigten, wenn etwas vorgekommen war, was wir als Christen nicht verantworten konnten. Diese gegenseitige „Katharsis” (Ausräumen von Schuld) haben die Kinder sozusagen mit der Muttermilch eingesogen. So haben sie von Kind auf erfahren, daß man zu etwaigem Unrecht, das man getan hat, unbedingt stehen muß. Danach muß man sich gebührend entschuldigen, und zwar vor Gott und den Menschen. Sie lernen auch, daß eine ernsthafte Entschuldigung von der verletzten Seite immer angenommen wird. Durch diese Praxis unter uns Menschen lernten sie auch, daß Gott immer im Namen Jesu vergibt und gut macht, wenn echte Buße – eine ernsthafte Entschuldigung – vorlag.

So lernen die Kinder grundlegende göttliche Wahrheiten anhand des Vorbildes, das sie in ihren Eltern sehen. Wenn man den Ernst dieser Tatsache überlegt – wie oft haben wir Eltern versagt – sieht man, daß Gott die Familie dazu benutzt, um göttliche Prinzipien zu lehren. Kein Wunder also, daß die Atheisten aller Nationen die Familie und das christliche Familienleben zu vernichten suchen. Ein Kind, das die Vergebung Gottes in der Familie nie erfahren hat, weil es in irgendeinem staatlichen Institut erzogen wurde, findet es viel schwerer, auf das Angebot des Evangeliums einzugehen.

Die Kommunisten wie auch die Faschisten haben die christliche Familie als ihren Feind betrachtet, weil sie ihren Allmachtsanspruch über Menschen in Frage stellte. Gott, der Vater, nimmt den ersten Platz in der Familie ein und nicht irgendwelche atheistische Ideologie. Die Familie soll der Ort sein, wo Menschen jung und alt, Gott durch Anschauungsunterricht am ehesten kennen lernen. Man muß aber bedenken, daß nicht nur atheistische Kommunisten die Familie durch Gewalt zerstören.

Im Westen werden die wirtschaftlichen Verhältnisse durch die Lohnforderungen der Gewerkschaften und durch die zu hohen Gewinne der Kapitalisten derart zusammengedrängt, daß Vater und Mutter verdienen gehen müssen, damit die Familie durchkommt. Die hohen Lohnforderungen bringen Arbeitslosigkeit und deshalb auch Inflation mit sich. Beide zerstören das Familienleben, indem die Mutter mitverdienen muß. Es ist für die Familie natürlich unverantwortlich, wenn die Mutter (oder Vater) Extraarbeit nur deswegen annimmt, damit die Familie ein extra Auto, ein extra Fernsehgerät oder andere Luxusartikel bekommt. Es kommen jetzt aber immer häufiger Situationen vor, in denen die Mutter neben dem Vater arbeiten muß. Die Familie und Kleinkinder müssen dann tagsüber in Kinderhorte gegeben oder anderen irgendwie überlassen werden. Wir schreiben nichts gegen solche Einrichtungen, die viel dazu beitragen können, um eine Mutter zu entlasten. Doch, wenn sie zur Auflösung der jungen Familie führen, sind sie schlecht.

4) Familie und Bibel

Das Kind, das in einer christlichen Familie groß wird, besitzt Vorteile gegenüber anderen Kindern, die dieses Vorrecht nicht haben. Innerhalb der christlichen Familie, wenn die Familie neutestamentlich lebt, erhält das Kind ganz früh ein vertrautes Verhältnis zur Bibel, das andere Kinder nur von ferne sehen können. Natürlich, wenn eine Familie sich christlich nennt und nicht danach lebt, wird das Kind vom Christentum und von Christen gründlich abgestoßen werden. In einer Familie, die nach dem Neuen Testament zu leben versucht, lernt das Kind sehr schnell, daß die Familiengemeinschaft sich um die zentrale Wahrheit der historischen und gegenwärtigen Bibel sammelt.

In dieser Gemeinschaft und in diesem Wort findet das Kind einen absoluten Anker für die Psyche, wogegen andere Kinder oft nur relative Werte kennen. So lange die Eltern solcher Kinder sie in der biblischen Liebe erziehen, wird dieser absolute Anker sie nicht dogmatisch im negativen Sinne des Wortes gestalten.

Später besucht das Kind aus gläubiger Familie den Biologieunterricht in der Schule oder Universität. Da erlebt es oft einen sehr großen Schock – man lehrt dort, daß die Menschen keine Schöpfung Gottes seien. Sie seien alle per Zufall ohne Schöpfungstat oder Plan Gottes entstanden. Auch alle anderen Lebewesen, die Tiere und alle Pflanzen seien ebenfalls spontan aus dem Chaos der Urmaterie und nicht nach dem Plan Gottes entstanden. Der Mensch sei bloß ein höher entwickeltes Tier, lebt deshalb wie ein höheres Tier und stirbt ebenfalls wie ein Tier – ohne Plan und ohne Zukunft.

Kommt ein solches Kind in den Geologieunterricht, erlebt es wiederum einen Schock. Die Erde ist sehr alt, lernt es, Billionen von Jahren alt. Nach dem biblischen Bericht würde man meinen, daß die Erde und die Lebewesen viel jünger seien. Die Geschlechtsregister aus dem 1. Moses bestätigen die Ansicht, daß Adam vor relativ kurzer Zeit lebte. Eva stammt nach dem heutigen naturwissenschaftlichen Bericht nicht aus Adams Seite (also vegetativ), so daß Adams Ausspruch über Eva nur sehr sinnbildlich zu verstehen sei – „Gebein von meinem Gebein” sagte Adam zu Eva, als sie vor ihm erschien. Wiederum wird am total biblischen Glauben des jungen Mannes oder des jungen Mädchens gerüttelt.

Kommt der junge Mann oder das junge Mädchen in den Soziologieunterricht, findet man ähnliche traumatische Erlebnisse, wenn auch in etwas anderer Form. Die Geschichten der Nationen werden durch die dialektischen Prinzipien von Marx und Engels erklärt und nicht von irgendeinem Gott, der sich im Himmel aufhält „und die Nationen persönlich und bewusst „lenkt”. So geht ein „Ernüchterungsprozeß” in den jungen Menschen vor, wenn sie aus dem Einfluss des behüteten Elternhauses herauskommen. Dieser „Ernüchterungsprozeß” kann für den biblischen Glauben sehr traumatisch sein, wenn der junge Mann keine Verteidigungsargumentation von seinen Eltern, seinem Pastor oder sonst jemandem erhalten hat. Oft nimmt er dem jungen Menschen seinen Glauben an Gott und sein Wort.

Man muß bedenken, daß ein Glaube, der auf Nichttatsachen und Mythen aufgebaut ist, nicht sehr lange gedeihen wird. Er kann nicht sehr echt sein, wenn ein paar wissenschaftliche Tatsachen ihn so leicht zerstören! Lohnt es sich also, einen solchen Glauben, der wissenschaftlich nicht stichhaltig ist, zu behalten?

Wenn eine christliche Familie ihr Kind gründlich unterrichtet hat, werden diese traumatischen Schocks weniger schädlich sein, selbst wenn das Kind später zur Universität kommt. Denn am Elterntisch wird man gerade diese Probleme durchdacht und durchsprochen haben. Die Familiengemeinschaft ist teilweise dazu da, um das Kind auf all diese Probleme recht früh aufmerksam zu machen, so daß es später imstande ist, die Antworten auf Probleme selbst zu finden. Nur so wird der Glaube eines Kindes gut fundiert. Wir haben oben erwähnte Probleme ganz früh, je nachdem die Kinder fähig waren, am Tisch besprochen. Früh wussten die Kinder, daß die Welt draußen anders denkt als wir. Ganz früh sagten wir ihnen, wann die Welt anders denkt, und warum wir eben christlich denken. Als die Kinder dann in der Schule mit all ihren Problemen des Unglaubens in Kontakt kamen, waren sie keineswegs überrascht, sie erwarteten sie sogar. Sie verstanden sie schon – wenigstens teilweise. Sie hatten sie schon bewusst oder unbewußt bei uns am Familientisch in kasueller Unterhaltung bearbeitet. Sie wussten, daß die Tatsachen der Naturwissenschaften den christlichen Glauben nicht zerstören.

Eigentlich bereiten weder die Naturwissenschaftler noch ihre Tatsachen dem bibelgläubigen Kind Sorgen. Es sind viel eher die Probleme der Interpretation dieser Tatsachen, die brennend sind. Die Meinung wird heute vielfach vertreten, daß man dumm sein muß, wenn man konsequenter Bibelchrist sein will. Dies ist in Wirklichkeit gar nicht der Fall. Denn man muß im Gegenteil sehr vielseitig denken und überlegen können, Tatsachen erwägen, wenn man konsequenter Bibelchrist sein will. Leider kann nicht jeder Vater und jede Mutter imstande sein, die verzwickten Fragen der ungläubigen Naturwissenschaftler zu beherrschen. Dafür kann aber jeder Vater und auch jede Mutter wissen, wo berufene Literatur zu finden ist, die die oben geschilderten Probleme biblisch behandeln. Aber nicht nur die Naturwissenschaften bereiten dem gläubigen Kind Mühe. Moralische und literarische Fragen beschäftigen es auch.

Als unsere Kinder unter dem Einfluß eines kommunistischen Deutschlehrers in der Schule kamen, wurde Bert Brecht in fast jeder Stunde ad nauseam gelehrt. Brechts Materialismus und Kommunismus beschäftigte die Kinder unter dem Einfluß dieses Lehrers viel mehr als Goethe oder Schiller. Dazu kam noch, daß der Lehrer als Lehrer ausgezeichnet war – ein Mann, der sein Fach weit besser verstand als viele sogenannte christliche Lehrer. Er war richtiggehend engagiert in seinem Brechtglauben. Da las meine Frau zu Hause Brechts Werke mit den Kindern zusammen: „Der gute Mensch von Sezuan”, „Baal. Der böse Baal der Asoziale”, „Die Maßnahme” und wie sie alle heißen und besprach sie mit den Kindern. So lernten die Kinder am Familientisch die falschen, verderblichen Lehren von Brecht beurteilen und somit bekämpfen. Es gab rege Diskussionen in der Klasse, weil die Kinder nicht alles „schluckten”, was der Lehrer sagte.

Sie hatten alles vorher untersucht und überlegt, so daß der Lehrer sie nicht einfach mit Autorität überschwemmen konnte. Dies war für die Kinder und für den Lehrer heilsam. Meine Frau hat aber immer darauf bestanden, daß die Kinder höflich und zurückhaltend vor dem Lehrer antworteten, so daß er von den Kindern nicht abgelehnt wurde.

Auf diese Weise entsteht nicht nur eine bessere naturwissenschaftliche Erkenntnis, sondern auch eine tiefe Familienverbundenheit. Eltern und Kinder lernen das Denken zusammen, was alle Familienglieder verbindet. Sie nehmen zusammen den intellektuellen Kampf gegen Atheismus auf. Sie lernen früh die Kunst des selbständigen Denkens. Anstatt alles zu schlucken, was ihnen erzählt wird, lernen sie kritisch denken, denn ihre Eltern haben ihnen am Tisch gezeigt, wie man die Fakten prüft und auseinandernimmt.

In der Schule werden heute nur zu oft fertige Meinungen gelehrt, statt daß man lehrt, wie man Meinungen anhand von Tatsachen bildet. Gerade weil dies oft der Fall ist, müssen die Eltern am Familientisch den Kindern diese hohe Kunst der Überzeugungsbildung beibringen.  . . .

In der westlichen Welt fängt ein Kind mit dem ernsthaften Lernen viel zu spät an. Vor allen Dingen soll man schon vor der Pubertät verschiedene Sprachen erlernen. Vor der Pubertät lernt ein Kind eine Fremdsprache viel leichter als nachher. Wenn der Engländer mit 13-14 Jahren Französisch zu lernen beginnt, kann er die Sprache nie ohne Akzent erlernen. Bekommt dagegen das Kind die Gelegenheit, mit Kindern seines eigenen Alters Französisch auf dem Spielplatz zu erlernen, wird es ganz anders die Fremdsprache erfassen. Wenn es eine Fremdsprache erlernt hat, wird es viel leichter eine dritte Sprache meistern. Aber das Kind muß mit Fremdsprachen beginnen, wenn es physiologisch dazu am reifsten ist, nämlich vor der Pubertät.

Die Russen fangen früh genug mit der Fremdsprache an. Wir haben viel vom Familientisch als Standort nicht nur des Essens und des Trinkens geschrieben, sondern auch als Quelle der Familienbildung. In der westlichen Welt war dies unbedingt der Fall bis vor 20-30 Jahren. Dann kam das Radio und das Fernsehen, welche den Familien erlaubten, vorgekaute Unterhaltung am Tisch oder im Sessel zu genießen. Natürlich, wenn die Familie nur von vorgekauten Meinungen im Radio oder Fernsehen lebt, wird der wirkliche Fortschritt in der Bildung zu wünschen übrig lassen. . . . So entsteht die typische amerikanische Familientischpraxis – die Familie kommt relativ selten geschlossen zum Tisch. Jedes Familienmitglied geht getrennt, gerade wenn es nach Hause kommt oder Lust dazu hat, zum Kühlschrank, macht eine Büchse auf und ißt für sich. Auf diese Weise verschwindet die Tischkultur in einer Familie, obgleich die Praxis bequem und der Hetze des modernen Lebens angepaßt ist! Auch in den USA gibt es hier natürlich viele Ausnahmen. An noch etwas muß man denken. Wenn alle Menschen immer die gleichen Nachrichten und die gleichen Meinungen über alle Themen hören, fangen sie mit der Zeit an, schablonenhaft zu denken. Meinungen werden genormt und Menschen können sehr leicht der Propagandamaschine eines modernen Staates zum Opfer fallen. Dr. Goebbels von Hitlers Propagandaministerium verstand diese Kunst der Manipulierung der öffentlichen Meinung nur zu gut.

Die Sowjets sind Meister dieser Kunst

Man muß andere Quellen der Information benutzen, um diese Gefahren zu vermeiden. Wenn die Familie regelmäßig Missionare und andere Menschen einlädt, berichten diese über ihre persönlichen Erfahrungen, die oft ganz anders sind als die, die man im Radio und Fernsehen hört. Mit dieser Vielseitigkeit von Informationsquellen erhalten die Kinder die Möglichkeit, sich eine ausgeglichene Meinung über Weltfragen zu bilden. Bevor wir diesen Absatz abschließen, müssen wir einen weiteren Feind des Familientisches mit seiner Bildung erwähnen. Das heutige Leben ist derart hastig geworden, daß junge Menschen kaum mehr imstande sind, ruhig an einem Tisch zu sitzen. Kommt das Wochenende, müssen sie Hunderte von Kilometern fahren, um sich zu „entspannen”. Sie „ersitzen” in ihren Autos all die Berge, die durch Straßenbau „ersitzbar” sind. Dadurch entbehren sie das Familiengespräch am Tisch und seine ganz natürliche Bildung. Gerade diese Art von Betriebsamkeit verdrängt das ruhige, konkrete Denken, das mit anderen Menschen so oft am Tisch geschieht

5) Glauben und Denken

In der Schule wird jedes Kind mit gewissen Fakten konfrontiert, die, wie man meint, den biblischen Glauben beeinträchtigen.

Wenn nun das Kind die Eltern liebt und den gleichen Glaubensweg wie die Eltern gehen möchte, wird es in einen inneren Zwiespalt kommen. Laßt uns konkret werden. Der Herr Jesus sprach von Adam und Eva als von geschichtlichen Personen. Wenn nun Jesus Gottes Sohn und deshalb der Inbegriff aller Wahrheit ist, muß das Kind eine Entscheidung treffen. Entweder kannte der Herr Jesus die wirkliche Geschichte der Welt nicht (denn die Personen Adam und Eva existieren nach Darwinscher Theorie nicht. Jesus hat sich also getäuscht, war also nicht allwissend und somit nicht Gott) oder der Herr Jesus wusste, daß Adam und Eva keine geschichtlichen Personen waren, behielt aber diese Erkenntnis für sich und paßte sich der damaligen Massenmeinung an. Dies wäre aber unaufrichtig und unwahrhaftig gewesen. Nun, ein Gott der Wahrheit (Jesus), der unwahrhaftig ist, ist undenkbar. Spannungen dieser Art zwingen viele Kinder, ihren Glauben an Jesus Christus als Sohn Gottes aufzugeben. Sie müssen das tun, um ihre intellektuelle Redlichkeit zu wahren. Andere Kinder lösen das Problem, indem sie ihren Glauben von Tatsachen trennen – sie „glauben” naiv und blind trotz der „Tatsachen”. So kann ein Glaube unecht und unehrlich werden.

Die Lage ist klar: Wenn Jesus an die Historizität von Genesis glaubte, die, nach der Wissenschaft zu urteilen, unwahr ist, dann war er nicht Gottes Sohn. Viele Kinder sehen diesen Impass. Die Logik würde ihren Glauben vernichten. Deshalb retten sie sich in einen blinden Glauben, der mit historischen Fakten wenig gemeinsam hat. Man muß die Augen schließen und blind glauben. So wird der Glaube eher eine Sache des Unverstandes als des Verstandes. Es ist klar, daß selbst der frommste Christ nicht alles verstehen kann. Wenn man aber behauptet, daß der Glaube den Verstand ausschalten muß, dann kommt man auf gefährlichen Boden. Denn die Bibel behauptet immer, daß sie auf historische Tatsachen gegründet ist – Tatsachen wie das Leben, der Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus. Wenn diese historischen Tatsachen nicht die Basis meines Glaubens bilden, wenn ich glauben kann, ohne diese Tatsachen als Basis meines Glaubens zu haben, dann wird mein Glaube Sache des Unverstandes und nicht des Verstandes, was unbedingt unbiblisch wäre.

Weil man solche Überlegungen oft außer acht gelassen hat, kommen viele Kinder aus gläubigem Haus in große Schwierigkeiten in Glaubensfragen. Sie können leicht zu dem Schluß kommen – viele haben diesen Schluß bereits gezogen -, daß der Glaube ihrer Eltern auf Unwisssenheit, Unkenntnis der Tatsachen gegründet ist. Wüssten die Eltern einige naturwissenschaftliche Tatsachen, würden sie ihren dummen Glauben aufgeben: das ist die Einstellung vieler studierter Kinder aus gläubigem Haus. So fangen die Kinder an, die Intelligenz und die intellektuelle Redlichkeit aller Gläubigen (und ihrer Eltern) in Frage zu stellen. So lernen sie, auf ihre Eltern und andere Christen herabzuschauen. Diese sind eben zu dumm, deshalb glauben sie. Wenn nun mein Glaube auf Dummheit und Unwissenheit aufgebaut ist, dann ist er ein dummer, naiver Glaube!

Ist aber ein biblischer Glaube dumm und naiv? Viele meinen heute, daß dies der Fall ist. Kann aber ein dummer, naiver Glaube eine ganze Welt erneuern, wie der Glaube der Apostelgeschichte es tat? Es war Wilberforces biblischer Glaube, der ihn dazu brachte, von England aus den Amerikanern bekannt zu geben, überall, wo die Engländer irgendeinen Sklaven fanden, würden sie diesen befreien. Gladstone, der englische Ministerpräsident unter Königin Viktoria, Wesley, der England vor der französischen Revolution bewahrte, Whitfield, der die amerikanischen Kolonien revolutionierte, alle wiesen einen absolut biblischen Glauben auf.

Spurgeon, Moody und Sankey haben den gleichen Glauben geteilt, der alles andere als naive Folgen hatte oder dumm war! Wenn das moderne Kind zum Schluß kommt, daß der Glaube seiner Eltern (und von Wilberforce, Wesley, Whitfield, Gladstone etc.) naiv und dumm ist, muß das Vertrauensverhältnis zwischen gläubigen Eltern und ihrem Kind beeinträchtigt werden. Das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind ist die Basis des Familienglückes. So würde also die Basis des Familienlebens zerstört und Familiengemeinschaft auseinandergehen. Wenn eine gläubige Familie anfängt, an den Grundtatsachen und der absoluten Historizität der Bibel zu zweifeln, da muß man früher oder später mit einem Bruch in der Familiengemeinschaft rechnen – denn ihre Basis ist nicht mehr sicher – sie ist eben dumm – naiv!

Viele Eltern ängstigen sich gerade über dieses Auseinanderfliegen ihrer Familiengemeinschaft durch das Studium ihrer Kinder, und mit Recht. Denn sie haben unter ihren Freunden immer wieder das gleiche gesehen. Der Sohn oder die Tochter gehen zur Universität, und dort verlieren sie ihren christlichen, biblischen Glauben. Sie wollen das oft so vermeiden, indem sie ihre Kinder einfach nicht auf die Hochschulen schicken, was eine negative Lösung zu diesem Problem darstellt. So erweckt man den Eindruck, daß unser Glauben nur dort florieren kann, wo Unwissenheit und Dummheit herrschen. Wenn man die Unwissenheit durch ein Universitätsstudium beseitigt, beseitigt man zur gleichen Zeit den Glauben! Mit Recht spottet die Welt über eine solche Einstellung, denn sie entwertet den christlichen Glauben!

Die wirkliche Lösung findet man in einer vernünftigen Auseinandersetzung mit all diesen Fragen in der christlich gebildeten Familie, ehe das Kind überhaupt studiert. Deshalb müssen sich christliche Eltern durch Lesen, Bibelarbeit und Studium immer weiterbilden. …damit sie sich und ihren Kindern wirklich helfen können, mit all diesen Problemen rechtzeitig fertig zu werden. Deshalb müssen die Eltern dafür sorgen, daß guter Lesestoff über all diese Probleme im Haus vorrätig ist. Sicher soll der Hauptlesestoff die Bibel sein. . . . Auf diese Weise lernen die Kinder den Glauben der Eltern schätzen und respektieren. Ihr christlicher Glaube war also doch wohl durchdacht und fundiert! Noch ein letztes Wort über Kultur und Lesestoff am Tisch.

Das Bibellesen am Tisch soll mit Liebe und vor allen Dingen mit Geschmack und Inhalt geschehen! Die Aufgabe der Hauseltern ist also, dafür zu sorgen, daß die ganze Familie regelmäßig inhaltsreiche leibliche, geistliche und geistige Speise bekommt. Leib, Seele und Geist können nur dann gedeihen, wenn am Tisch wirklich etwas Grundlegendes für alle drei Ebenen geboten und verdaut wird. Unter einer solchen Tischgemeinschaft wird die Familie und ihre Gemeinschaft wachsen und gedeihen.

6) Erziehung und Anstand

In der heutigen sozialistischen Welt gibt es viele Christen, die der Überzeugung sind, daß jegliche Art von Anstand, Umgangsformen, Höflichkeit und auch Ehrfurcht vor anderen älteren Menschen einem vergangenen Zeitalter angehört. Form jeglicher Sorte kann, ihrer Meinung nach, nur eine äußere Politur sein. Weil sie nur äußerlich ist, muß sie auch heuchlerisch sein. So sind in den Augen vieler, besonders junger Menschen alle Anstandsformen entschieden abzulehnen, weil sie nur Äußerlichkeiten sind und deshalb im Prinzip heuchlerisch. Ein Christ darf keine Heuchelei praktizieren, deshalb darf er keine Anstandsformen ausüben! Der Ministerpräsident wird Willi genannt und der Rektor der Universität Hans! So versucht unsere heutige Gesellschaft ohne Anstand und Höflichkeit zu leben. Bert Brecht lehnt auch jede Form von Anstand und Lieblichkeit mit seinen marxistischen Freunden entschieden als Heuchelei ab. Jeder muß sich nach Brecht und Co. geben, wie er gerade ist

So gibt sich auch jeder, wie er ist, mit dem Ergebnis, daß man heute das leere, hohle, brutale Innenleben vieler in all seiner Häßlichkeit, Korruptheit und Geringschätzung anderer in den „Umgangsformen” der heutigen „Kultur” klar und unverblümt vor Augen sieht. Niemand nimmt auf andere Rücksicht, jeder setzt sich einfach durch. Das Überleben der „Tüchtigen” (lies Brutalen) ist maßgebend, so sind wir, meint man, aus tierischen Vorfahren, Menschen geworden. Nur so kann man am Leben bleiben! Diese Einstellung muß natürlich die ganze menschliche Kultur gründlich brutalisieren. All das wäre konsequent und richtig, wenn Höflichkeit und Anstand nichts anderes als äußere Formen sind. Die Bibel lehrt aber, daß Höflichkeit, Freundlichkeit und Achtung vor dem Nächsten nicht äußere Form zu sein brauchen, sondern Ausdruck einer inneren Geschliffenheit und Rücksicht. Sie lehrt, daß Höflichkeit eine innere Frucht der umformenden Tätigkeit des Heiligen Geistes Gottes in uns sein soll: „ Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit (oder Höflichkeit), Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit…” (Gal. 5, 22-23).

Frucht wächst als Ausdruck des Innenlebens gewisser Organismen und Bäume. Pflaumen pflückt man nicht auf Distelgewächsen und Äpfel nicht an Brombeersträuchern. Wenn nun Höflichkeit eine Frucht des heiligen Geistes ist, wird der Mann, der voll des Heiligen Geistes ist, durch seine Höflichkeit charakterisiert. Die Höflichkeit ist ein ganz natürlicher Ausdruck des Geistes, der in ihm wohnt und sein Leben dirigiert. Freundlichkeit, Enthaltsamkeit, Treue in Freundschaften werden ebenfalls die Frucht des gleichen Geistes sein. Eine freundliche Milde (neben geistgewirkter Entschiedenheit natürlich) wird den Mann kennzeichnen, der vom Geist Gottes ergriffen worden ist. Wenn nun Anstand und Höflichkeit ein Herauswachsen einer inneren Frucht darstellen, dann sind sie keine Heuchelei mehr. So entstanden eigentlich die Höflichkeitsformen unserer ursprünglich christlichen westlichen Kultur.

Die Menschen im Westen kannten die Bibel und ihre Frucht, versuchten danach zu leben und wurden freundlich und höflich, weil die Frucht des Geistes aus ihnen herauswuchs, genau wie die Äpfel auf dem Apfelbaum. Nur mit hochentwickelten Umgangsformen kann eine komplizierte, technische Gesellschaft funktionieren. Wenn jeder im Stadtverkehr rücksichtslos und unhöflich ist, funktioniert z. B. der moderne Autoverkehr nicht mehr und kommt schnell zum Stillstand. Wenn niemand treu ist und jeder schwindelt, wo er nur kann, kann man keinen Bankscheckverkehr ausüben. Jeder ist untreu und unterschreibt unverantwortlich Schecks. Weil man eine allgemeingültige Vertrauensbasis hatte, wurde fast die ganze Wirtschaft in den USA anhand von Privatscheckverkehr geführt – ohne Bargeld. Versuchen Sie, das gleiche in der Türkei z. B. zu tun!

Die Frucht des Geistes, die wir Treue nennen, braucht man, damit Verkehr dieser Art funktionieren kann. Die Schrift lehrt uns auch, daß einer den anderen höher achten soll als sich selbst (Phil. 2:3). Wenn man das wirklich als Frucht des Geistes Gottes tun möchte, wird man dafür sorgen, daß man nicht nur in der Wirtschaft so handelt. Auch in der Unterhaltung wird man anderen z. B. nicht ständig ins Wort fallen! Vor einiger Zeit versuchte ich mit einem sehr wichtigen Herrn Direktor ein Gespräch über innere Dinge zu führen. Nach einer Stunde gab ich den Versuch auf. Obwohl er ein lieber, gläubiger Mann ist, fiel er mir ständig ins Wort, so daß ich ihm keine Information zu vermitteln vermochte. Viele jüngere Christen haben derart Wohlgefallen an dem Ton ihrer eigenen Stimme, daß sie Zeit beim Reden und Vorträgehalten einfach nicht einhalten können. Sie stehlen anderen ihre Zeit – nicht nur den Zuhörern, sondern auch den Rednern, die nach ihnen reden müssen. So achten sie andere nicht höher als sich selbst. Noch etwas müssen wir erwähnen, was zu diesem Thema des Anstandes gehört.

Einmal kam bei uns ganz unverhofft eine christliche Familie zu Besuch. Wir hatten gerade unsere Mahlzeit beendet und waren beim Geschirrwaschen. Es war Sonntag gegen 13.30 Uhr. Da fragte ich höflich, ob sie schon zu Mittag gegessen hätten. Nein, die Kinder hätten Hunger! Zwei Buben und ein Baby waren mit den Eltern. Wir hatten nicht viel Auswahl im Haus, um den unverhofften Gästen ein Essen zuzubereiten. So begaben wir uns in die Küche, öffneten einige Büchsen – alles, was wir auf Lager hatten – und bereiteten ihnen ein nettes Essen aus Champignons und Hackfleisch. Als das Essen nach 20-30 Minuten aufgetischt wurde, riefen beide Buben laut und einmütig „UUH – UUH! Das essen wir nicht! Das ist ekelig, lieber essen wir nichts als das!” Das war sehr peinlich!

Wir sagten, daß es leider nichts anderes gäbe. Da setzten sich unsere Kinder zu ihnen an den Tisch und fingen an, mit Begeisterung das Extraessen verschwinden zu lassen. Als die beiden Buben das sahen, wollten sie es auch probieren. Es schmeckte ihnen ausgezeichnet und sie aßen alles ratzekahl weg! Es mangelte dieser Familie an Takt und Disziplin! Höflichkeit ist oft nur ein Ausdruck von Selbstdisziplin. Deshalb klassifiziert die Schrift Höflichkeit mit Enthaltsamkeit (Gal. 5).

Im Grunde genommen ist die wichtigste Regel für den zwischenmenschlichen Bereich die Achtung vor dem Mitmenschen (Phil. 2:3). Höflichkeit resultiert daraus! Es ist unbedingt erforderlich, daß Eltern ihren Kindern von kleinauf im Geist der Heiligen Schrift gute Umgangsformen beibringen und vor allem selber vorleben. Durch die Erziehung zur Höflichkeit hilft man dem Kind beträchtlich im richtigen Umgang mit Menschen. Ich weiß, wie sehr ich mich über einen manierenlosen, undisziplinierten jungen Besuch – er mag noch so talentiert und auf seine Art gutmeinend sein – ärgere, der zuerst durch alle Türen spaziert, als erster am Tisch sitzt und vor der Hausfrau als erster zu essen anfängt, ohne Aufforderung halb liegend im besten Sessel versinkt (dafür muß ein älterer Mensch auf dem Stuhl Platz nehmen), jedem laut ins Wort fällt, alles besser wissen will, niemand anderen zu Wort kommen läßt. Wenn eine Dame oder eine ältere Person das Zimmer betreten, bleibt er sitzen, leistet der Hausfrau nicht die geringste Hilfe, sondern spricht noch ständig Extrawünsche aus. Jede Frau betrachtet er als seine persönliche Dienerin. Was nützt es, wenn dieser Gast die Bibel vorwärts und rückwärts auswendig und fromme Reden schwingen kann. Er lebt den Geist der Bibel nicht und ist ein vollkommener frommer Egoist, ohne es zu wissen. Was für ein Genuß ist dagegen ein gut erzogener Gast im Hause . . . Das Wort Gottes sagt uns zu diesem Thema (Philipper 4,8): „Allem, was wahr, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dem denket nach!”

7) Frauenemanzipierung und Ritterlichkeit

Früher wurden die Buben dazu angehalten, Mädchen gegenüber ritterlich und zurückhaltend zu sein. Heute benutzt der Bube das Mädchen und läßt es dann fallen nach dem Vorbild von Bert Brecht in „Baal. Der böse Baal der Asoziale”.
Es ist klar, daß die Mädchen die gleichen Rechte, die gleichen Löhne und die gleiche Behandlung wie Männer genießen sollen, wenn sie Gleiches leisten. Deshalb sagen sich viele junge Männer mit Recht, wenn die Mädchen alle männlichen Rechte haben wollen, warum sollen sie besondere frauliche Rechte genießen? Warum soll der junge Mann das Mädchen immer frei halten, wenn sie das gleiche verdient wie er? Früher war das anders. Weil Mädchen weniger oder gar nichts verdienten, wurden sie von jungen Männern überall freigehalten. Die soziale Gesetzgebung hat das heute gründlich geändert. Gleichzeitig führt dies zu einer gewissen Nivellierung des Verhältnisses zwischen jungen Männern und jungen Mädchen.

Die Bibel lehrt aber, daß Mädchen und Frauen nicht so wie Männer zu behandeln sind. Sie sagt, daß ein Mann seine Frau als Frau ehren soll (1. Petr. 3,7), wenn seine Gebete erhört werden sollen. Auf der anderen Seite betont sie, daß die Frau ihrem Mann Untertan sein soll. (Eph. 5,24). Die Frau ist dem Mann unbedingt gleichwertig, doch ist sie dem Mann nicht gleich.
Man will heute keinen Unterschied machen zwischen Mann und Frau. Gleiche Arbeit soll bei Mann und Frau gleich entlöhnt werden, was sicher richtig ist.
Doch zu meinen, daß alle Menschen, Frauen und Männer gleich sind, ist offenbar Unfug. Sie sind es nicht, auch wenn sie alle in Gottes Augen gleichwertig sind. Die Frau ist das schwächere Gefäß (1. Petr. 3,7). Physiologisch gesehen, weil sie eine Frau ist, muß sie zu besonderen Zeiten mit besonderer Rücksicht behandelt werden. Die heutige Idee, daß Mann und Frau so gleich sind, daß z.B. der Mann die Kinder genau so gut versorgen kann wie seine Frau, die mittlerweilen arbeiten gehen kann, um den Lebensunterhalt herbeizuschaffen, führt ins Unglück. Sicher kann ein Mann dem Baby die Flasche genau so gut halten wie eine Frau. Sicher kann der junge Mann genau so gut den Aufwasch machen wie die Frau. Aber der Mann kann die Atmosphäre im Heim und in der Familie nicht so schaffen wie die Frau. Er hat andere Aufgaben, die er besser erfüllen kann, als einen Haushalt zu pflegen. Dies ist eine einmalige Eigenschaft einer Frau und nicht die eines Mannes. Sicher kann der Mann die Familie gesellig machen, doch kann er nie und nimmer die Frau und Mutter ersetzen und sie nicht den Mann und Vater.

Jeder muß nach seinem besonderen Amt geachtet und gepflegt werden – die Frau nach ihrem fraulichen Amt und der Mann nach seinem. Mann und Frau können dafür sorgen, daß Anstand im Sinne der Frucht des Geistes in der Familie gepflegt wird. Es liegt aber immer besonders in den Händen der Frau, auf feine und taktvolle Weise das Familienleben so zu lenken, daß keiner sich vordrängt und keiner zu kurz kommt. Von ihren Augen können die Kinder oft ablesen, was sich in der Familie oder jeder Situation ziemt oder nicht ziemt. Solche Feinfühligkeit gehört zur Familienordnung, Wo solche Feinfühligkeit und die damit verbundene Ritterlichkeit gelebt werden, braucht es weniger Emanzipation der Frau, weil niemand unterdrückt wird. Goethe schreibt in seinem Torquato Tasso: „Willst du erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Frauen an.”

Kapitel 7

Das Verhältnis zum anderen Geschlecht

Vor hundert und mehr Jahren war man davon überzeugt, daß unverheiratete junge Menschen beider Geschlechter sich nur unter Aufsicht Dritter treffen durften. Daher stammt die Sitte der Anstandsperson (oder des „Anstandswauwaus”). Sicher ging diese Sitte oft zu weit und war mit Prüderie und Heuchelei verbunden. Genau so sicher ist es aber, daß das Pendel heute zu weit in die andere Richtung ausgeschlagen ist. Die Jugend beider Geschlechter trifft sich heute paarweise nicht nur ohne Aufsicht dritter Personen. Sie trifft sich, um freien Sex zu praktizieren. Oft werden private Zimmer zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt. Man „probiert” sich, wie man sagt, beiderseitig geschlechtlich aus, ohne die geringsten Hintergedanken an eine Eheverbindung. Junge Paare leben ohne weiteres zusammen, ohne eine feste Ehe zu beabsichtigen. Die Praxis von freiem Sex bringt aber allerlei Schwierigkeiten und Frustrierungen mit sich. Wie soll sich der junge Christ zu dieser Entwicklung auf dem Gebiet des freien Sexes verhalten?

1) Die drei Ebenen.

Das Geschlecht wurde dem Menschen nicht gegeben, um bloß für den Genuß des Augenblickes zu sorgen. Sex ist mit der langjährigen Verantwortung für die Fortpflanzung der Rasse verbunden. Schon deshalb ist kasualer Sex Unfug. Die geschlechtliche Vereinigung soll die Harmonie zweier Menschen auf allen drei Ebenen ihres lebenslänglichen Daseins darstellen. Die dauerhafte Erfahrung von Harmonie auf drei Ebenen bringt große Freude, Erfüllung und Befriedigung beiderseits mit sich, sie kann aber von Verantwortlichkeiten und Pflichten nie getrennt werden. Ein Paar, das sich auf drei Ebenen harmonisch und dauerhaft ausliefert, erfährt ein Glück, das ein wachsendes Geheimnis des Paares ist und bleibt. Die Befriedigung, die Erfüllung und die Freude können aber nie ohne entsprechende Verantwortlichkeit erlebt werden. Diese dreifache Harmonie kann natürlich nur bei denen erfahren werden, die sich nach Leib, Seele und Geist fürs Leben immer wieder ausliefern und auch gegenseitig bereit sind, für die natürlichen Folgen von natürlichem Geschlecht dauerhafte Verantwortung nach Leib, Seele und Geist zu tragen.

Ehepaare, die nach ihrer Eheschließung zu Christus finden, bezeugen, daß mit ihrer beiderseitigen Hingabe an den Herrn Jesus ein völlig neues Glück, eine neue Dimension, in ihr Eheverhältnis eintrat Es handelt sich um ein Glück, das das Paar vorher nie gekannt hatte. Harmonie und Einssein auf 2 Ebenen kann beglückend sein. Harmonie auf drei Ebenen bringt eine ganz neue Dimension in eine Ehe. Wenn nun unverheiratete Paare kasualen geschlechtlichen Verkehr auf Ebene 1 praktizieren, wirkt das Erlebnis nachträglich oft abstoßend für beide. Gegenseitige Verachtung über gegenseitige Disziplinlosigkeit kann Entfremdung hervorrufen, so daß die körperliche Zuneigung sich in eine Verachtung und Abneigung verwandelt. Die Geschichte von Amnon und Tamar illustriert diesen Aspekt vorehelichen Verkehrs. Amnons glühende „Liebe” und Zuneigung zu Tamar verwandelte sich direkt nach seinem Geschlechtsverkehr mit ihr sofort, radikal und plötzlich in einen ebenso glühenden Haß und eine tiefe Abneigung (2. Sam 13). Seine ursprüngliche Zuneigung zu Tamar geschah ausschließlich auf der Basis von Ebene 1, die offenbar nicht ausreichte, um eine Ehe im richtigen Sinne des Wortes zu bilden.

„Liebe” auf Ebene 1 allein erzeugt oft Abneigung. Ein Blick in B. Brechts „Baal” wird diese Behauptung vollkommen bestätigen. Nach ausgelebter Lust wurden ihm alle Partnerinnen regelmäßig ekelerregend. Wenn nun unverheiratete Jugendliche, die wenig von Ebene 2 und gar nichts von Ebene 3 auf geschlechtlichem Gebiet erfahren haben, auf geschlechtlichen Verkehr (Ebene 1) eingehen, entsteht eine vollkommene Einseitigkeit, d. h. eine Dissonanz im Paar. Der Körper geht auf etwas ein, das von den anderen Ebenen nicht getragen wird. Das Resultat ist, das die rein körperliche Zuneigung überlastet und beschädigt wird: Abneigung entsteht oft plötzlich. Eine Zeitlang danach wird die ganze Idee des Geschlechtes abstoßend und der Verkehrspartner ekelig; denn diese Art von geschlechtlichem Verkehr ist eine monodimensionale Karikatur der normalen dreidimensionalen Wirklichkeit im Geschlechtsleben. Der monodimensionale Verkehr findet bloß auf dem Niveau des Tieres statt. Somit verliert der Mensch de facto seine dreidimensionale menschliche Spezies, denn er praktiziert das, was unter dem Niveau seiner Spezies liegt. Er wird zur Bestie und zum Triebtier. Er entehrt sich selbst und beraubt sich seiner eigenen Würde. (Vergl. „Baal. Der böse Baal der Asoziale” von B. Brecht oder „Ostpreußisches Tagebuch”, Hans Graf von Lehndorff, dtv. 1967).

Er erlebt hier einen zweiten „Sündenfall”. Der erste Sündenfall degradierte den Menschen so, daß er aus dem Paradies Gottes ausgestoßen wurde – der Mensch starb auf der 3. Ebene seines Wesens, lebte aber als Körper und Psyche weiter. Im „2. Sündenfall” wird der Mensch zu einem Zustand und Niveau hinuntergestoßen, der mit dem des Tieres zu vergleichen ist. Er verliert sozusagen seine menschliche Spezies, seine Seele (Ebene 2). Er lebt nur nach den Prinzipien der körperlichen Lust. Der Apostel Paulus schreibt, daß der Mensch, der Unzucht treibt, sich an seinem eigenen Leib (nicht nur an seiner Seele) versündigt (1. Kor. 6:18). Das griechische Wort, das mit dem deutschen Wort „Unzucht” übersetzt wird, ist „porneuo”, welches Wort mit unserem Wort Pornographie verwandt ist. Unzucht oder „porneuo” heißt einfach menschlicher, geschlechtlicher Verkehr zwischen Unverheirateten. Zu dieser Art Geschlechtsverkehr schreibt der Apostel Paulus: „Fliehet die Unzucht. . . der Unzüchtige sündigt gegen seinen eigenen Leib. Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und daß ihr euch nicht selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft worden: so verherrlicht nun Gott mit eurem Leib”. (1. Kor. 6:18-20).

Der Leib ist da, um Gott eine Wohnstätte zu bieten und um ihn zu verherrlichen. Unzucht aber verunehrt Gott, denn der Leib gehört dem Herrn. Gott kann in keinem verunreinigten Tempel Wohnung nehmen. Die Bibel spricht also unmißverständlich gegen freien Geschlechtsverkehr zwischen Unverheirateten. Außerehelichen Verkehr zwischen Verheirateten nennt die Bibel Ehebruch.

Wenn wir bloß hochentwickelte Tiere nach der Evolutionslehre sind, warum sollen wir nicht ab und zu uns so auslassen wie gewisse Tiere? Aber beim Menschen kann Geschlechtsverkehr früher oder später zum Kind führen. Ein Menschenkind, ein Baby, darf aber nur dort geschenkt werden, wo beide Eltern auf allen Ebenen harmonieren, damit sie mit den Strapazen der Kindererziehung fertig werden können. Auch müssen beide Eltern über die wirtschaftlichen Mittel verfugen, um ihr Kind ernähren und ausbilden zu können. Ein großes Elend der heutigen Welt des freien Geschlechtsverkehrs besteht darin, daß Tausende von Kindern jährlich auf diese Welt kommen, die unerwünscht, unversorgt, ungepflegt und ungeliebt sind. Gott ist die Liebe.

Deshalb hat er die verantwortliche Zeugung von Kindern mit großer Liebe auf drei Ebenen verknüpft. Auf diese Weise sollte das menschliche Kind in eine Oase der Liebe in einer lieblosen Welt hineingeboren werden. Damit diese Liebe für das Kind stark genug sein kann, muß sie in einer Harmonie auf drei Ebenen bei den Eltern entstehen. Wir brechen durch diese gottgewünschte Mauer der versorgenden Liebe, wenn wir Kinder nur auf der Basis von Ebene 1 auf die Welt setzen. Aber auch wenn durch den Geschlechtsverkehr keine Kinder gezeugt werden, was mit modernen Verhütungsmitteln leicht  bewirkt werden kann, bleibt freier Sex vom göttlichen Standpunkt aus ein Unding. Solcher Verkehr ist eine Karikatur des Eigentlichen, denn Sex soll das totale, innere Einssein des Paares fürs Leben auf körperliche Weise versinnbildlichen. Sie werden zu einem Fleisch, untrennbar in- und – miteinander verschmolzen. Vor- und außerehelicher Verkehr versinnbildlicht alles andere als diese permanenete Verbundenheit für Lebzeiten. Seine Ausübung verhöhnt Mann und Frau. Wenn zwei Menschen sich körperlich außerhalb der Ehe vereinen, tun sie ihrem eigenen menschlichen Wesen tiefsten Schaden an. Sie erwarten so viel vom Verkehr und erhalten nur eine Verhöhnung des Wirklichen. So entstehen Ekel und chronische Enttäuschungen. Denn die Vereinigung muß auf allen drei Ebenen für Lebzeiten stattfinden, um vollkommen befriedigend und glückspendend zu sein.

2) Ärztliche Befunde

Ärzte haben wiederholt entdeckt, daß Unzucht eine Verletzung des ganzen Menschen mit sich bringt. Durch Unzucht haben sich physische Krankheiten wie Syphilis und Gonorrhöe im Westen epidemisch ausgebreitet. Die Erreger dieser Krankheiten sind auch zu einem erschreckenden Maße gegen Penicillin und andere Antibiotika resistent geworden. Die Medizin steht also jetzt vielfach machtlos dieser Epidemie mit all ihren Folgen gegenüber. So gehen die genannten Krankheiten wie ein Lauffeuer durch die Reihen der Jugend in der westlichen Welt.

Die Folgen (körperlich und psychisch) für die Generation, die darunter leidet, sind ernst. Doch viel ernster sind die Folgen für die kommenden Generationen. Bei syphilitischen Eltern können die Kinder blind geboren werden. Viele andere Symptome von jungen Kindern gehen auf Syphilis zurück und sind manchmal unheilbar. Diese Schäden treten zuweilen nach einigen Generationen immer noch auf.

Unzucht bringt aber nicht nur ansteckende physische Krankheiten mit sich. Sie verursacht auch die bereits erwähnten psychosomatischen Störungen. Durch den Mißbrauch ihrer Körper im vorehelichen Geschlechtsverkehr verderben sich viele das wirkliche spätere eheliche Glück. Wenn eine Braut entdeckt, daß ihr Mann Dutzende von vorehelichen Verbindungen mit vielen anderen Mädchen auf Ebene 1 schon erlebt hat, entsteht sehr oft in ihr ein Ekel vor ihrem Mann und vor ehelichem Verkehr mit ihm. Das gleiche gilt auch für den Mann, wenn er entdeckt, daß seine Frau keine Jungfrau war, als er sie heiratete, sondern sich anderen Männern vor ihm ausgeliefert hat. Geschlechtsverkehr schlechthin wird durch jeglichen Sexmißbrauch ekelig (vgl. B. Brecht!).
Aus diesem Grund können viele, auch christliche Eheleute, nie eine glückliche eheliche Verbindung finden. Es gibt zahlreiche Christen, die chronisch zu den Ärzten laufen, weil sie die größte Mühe haben, in ihrem ehelichen Verkehr einen Höhepunkt zu erreichen. Es kann sein, daß die Frau tief in ihrem Herzen ihren unzüchtigen Mann verachtet – oder er sie -, was normalen glücklichen Verkehr verdirbt. Ein solches Ehepaar kann sich gegenseitig nie das geben, was beide brauchen … nämlich die exklusive, gegenseitige Hingabe auf allen drei Ebenen. Aber gerade das kann sich das Paar geben, das rein in die Ehe hineinging. Eine ähnliche Situation kann bei Geschiedenen entstehen. Hier gibt es natürlich Ausnahmen, denn manche sind unschuldig geschieden. Da kann Gott gutmachen, was Menschen frevelhaft mißbraucht und deshalb verdorben haben. Der Mensch ist nicht für Unzucht, d.h. für geschlechtlichen Verkehr außerhalb oder vor der Ehe geschaffen. Wenn er es trotzdem tut, entsteht in ihm selbst nur Ekel davor – statt der großen Freude des natürlichen dreidimensionalen Verkehrs.

3) Geschlechtsverkehr zwischen Verlobten

In der modernen Welt wird es allgemein als selbstverständlich angesehen, daß Verlobte oder Paare, die vor der Verlobung stehen, sexuellen Verkehr praktizieren. In diesem Sinne gehen verlobte und noch nicht verlobte Paare zusammen zelten, sie übernachten in Hotels zusammen, unternehmen zusammen weite Reisen. Niemand findet etwas dabei. Und warum sollte man etwas dabei finden? Die Überzeugung besteht, daß Sex und Sexgenuß genau so notwendig und natürlich sind wie das Essen und das Genießen von Essen. Sex ist doch ein rein natürliches Phänomen, so natürlich wie Essen und Trinken. Ohne Sex kommt man genau so wenig aus wie ohne Essen und Trinken. Das ist die heutige Einstellung.

Warum soll man etwas dabei finden? Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Der Schöpfer, der uns erschuf, hat uns so gebaut, daß wir am besten nach Leib, Seele und Geist gedeihen, wenn unserem Sexleben andere Schranken gesetzt werden als Essen und Trinken. Ein Mann ist für eine Frau gebaut – und eine Frau für einen Mann. Wenn man Pluralität in das Sexleben einbaut, gedeiht der Mensch nicht, wie Gott es plante. Selbst Salomo, der weiseste aller Menschen, musste diese Tatsache bitter lernen.

Warum sollte aber das junge Paar, das sich verloben will, oder sich schon verlobt hat, auf sexuellen Verkehr bis nach der tatsächlichen Eheschließung verzichten? Stellen wir die Frage anders: Warum soll das Paar auf Verkehr verzichten, bis das Establishment ihm die Genehmigung dazu in der Eheschließung gibt? Viele junge Paare lehnen sich gegen die Hegemonie der Landeskirche und des Staates auf diesem Gebiet auf. Sie lehnen diesen amtlichen Trauschein und diese Zeremonien ab.

Die Landeskirche bestimmt den Glauben der Masse nicht mehr – sie (die Kirche) lebt nur noch von den Almosen und Kirchensteuern einer unwilligen Masse des Volkes. Auch der Staat hat, wie die Landeskirche, seine Glaubwürdigkeit teilweise verloren. Denn viele moderne Staaten werden heute von ehemaligen Terroristen geführt, die ihren Staat durch Gewalt eroberten und mit Hilfe der Polizeigewalt das Regiment führen. Man blicke nach dem Osten (und nach dem Westen), überall sieht man das gleiche Bild. Die Fürsten in der Vergangenheit waren oft auch nicht viel besser! Wie der Herr Jesus selber sagte, ergreifen die, die die Macht über uns haben, die Gewalt und nennen sich dann Wohltäter des Volkes (Luk. 22:25). Auch für ihre Trauscheine verlangen sie Gebühren, auf die der heutige Mensch keinen Wert mehr legt, denn er ist aufgeklärt! Unsere modernen Ehen sind unsere eigene Sache, für die wir keine Genehmigung solcher „Wohltäter“ brauchen! Wenn die Ehe von einem Establishment anerkannt werden muß, das sicher auf unser Geld und meist auf die Macht der Polizei aufgebaut ist, dann verzichten wir auf eine Genehmigung unserer Ehe vor einer solchen Behörde, sei sie zivil oder kirchlich! So denken viele heute!

Junge Paare sind heute besser orientiert über diese Dinge als früher. Sie hören ständig Radio und sehen jeden Tag Fernsehen – und respektieren Autorität wenig! Deshalb distanzieren sie sich von behördlichen Trauscheinen und kirchlichen Zeremonien. Aus diesen und ähnlichen Gründen sagen sich viele moderne Paare, daß ihre Ehe sie allein angeht und das kein Establishment irgendwelcher Art dazwischenzufunken hat. Wir lieben uns, wollen einander treu bleiben, wir leben deshalb einfach ohne weiteren Aufschub zusammen wie Mann und Frau! Wir lehnen Autorität und Hegemonien, seien sie staatlich, zivil oder kirchlich, als heuchlerisch entschieden ab.

Obwohl wir oben geschilderte Einstellung sehr gut verstehen, können wir sie als Christen nicht ganz billigen. Denn im Alten Testament ist die Einrichtung, die wir Ehe nennen, von Gott unter gewissen Bedingungen eingesetzt worden. Die Paare fingen nicht einfach an, miteinander zu leben, wie man es heute tut. Sie fingen erst an, als Ehepaar zusammenzuleben, nachdem sie einzeln und freiwillig vor ihrer Sippe bekannt hatten, daß sie hinfort als Mann und Frau bis zum Tode zusammenleben wollten, und von Gott eingesegnet worden waren. Selbst Rebekka durfte die lange Reise zu Isaak nicht anfangen, bis man sie öffentlich vor der Gemeinde der Verwandten und Freunde befragt hatte, was sie persönlich wegen Isaak beabsichtige. Als sie sich eindeutig und freiwillig zu ihm bekannte, dann erst durfte sie reisen. (1. Mose 24). Die Zeremonie vor der Sippengemeinschaft wurde also als Notwendigkeit und auch als Vorbedingung für eine Ehe angesehen. Dies ist auch die biblische Einstellung von Genesis bis zu der Offenbarung. Auch heute soll das christliche Brautpaar in einer öffentlichen Zeremonie den Segen Gottes auf ihren Bund erbitten, und zwar vor dem Zusammenleben.

Man darf also Zeremonien, die eine Gelegenheit zum öffentlichen, freiwilligen Bekenntnis zur Ehe bieten, nicht einfach ablehnen, wenn man innerhalb der Gesinnung des Wortes Gottes leben will. Sie sind biblisch und gehören zur gottgewollten gesellschaftlichen Ordnung. Der Wille zur Ehe soll vor Freunden und Familiengliedern öffentlich bekannt werden. Eine solche biblische Ehe wird nicht provisorisch geschlossen, bis man sieht, ob man zueinander passt. Eine biblische Ehe wird, ehe sexueller Verkehr beginnt, geschlossen, bis der Tod die beiden trennt.

Offenbar ist es gut, wenn ein Paar sich öffentlich und freiwillig zueinander bekennt, ehe es zusammenlebt. Denn das öffentliche Bekenntnis schützt beide Seiten. Wenn man sich schämt, dies in einer öffentlichen Zeremonie vor Freunden und der Familie zu tun, fehlt etwas in einem Verhältnis. Zu dem, was man tut, muß man auch öffentlich stehen.

Besonders unverantwortlich ist es, wenn ein Paar zusammenleben will, ohne sich permanent aneinander zu binden, auch wenn man behauptet, man will sich gegenseitig nur „ausprobieren”. Denn in der „Probe” sind sie bereits ein Fleisch geworden. Diese Situation ist ganz anders als die, die wir oben geschildert haben, wo ein Paar zusammenleben will, aber ohne öffentliche Zeremonie. Hier handelte es sich um kasualen Verkehr, bei dem keine bindende Absicht für eine spätere Ehe eine Rolle spielt. Man will sich ohne Verpflichtung „ausleben”. Und zwar sind heute oft die Aggressiven die Mädchen, die durch unanständige Kleidung, durch aufdringliches Benehmen, unsaubere Worte und Gebärden den Mann bewußt reizen und sich ihm anbieten. Vor den Reproduktionsfolgen kann sich ein Mädchen heutzutage schützen. Jede sexuelle Eroberung ist für sie ein Triumpf! Früher war es eher umgekehrt.

Warum machen wir diese Unterschiede zwischen kasualen und permanenten Verhältnissen bei Liebespaaren? Der Grund ist einleuchtend: ein junger Mann und ein junges Mädchen können auf Ebene 2 und 3 miteinander verkehren, ohne auf ein sexuelles Verhältnis auf Ebene 1 einzugehen. Das Paar kann gesellschaftlich und auch auf geistlicher Ebene in einer christlichen Familie oder in einer christlichen Gemeinde sehr gut verkehren, um sich besser kennenzulernen. Dieser Verkehr bietet die natürliche Basis menschlichen Verkehrs und auch die Gelegenheit, eine noch nähere Bekanntschaft anzubahnen. Wenn ein Paar dann festgestellt hat, daß sie auf Ebene 2 und 3 zusammengehören, erst dann entsteht eine Basis für Verkehr auf Ebene 1 in der Ehe. Aber der sexuelle Verkehr (Ebene 1) gehört nach der Bibel einzig und allein in eine Ehe und bietet nie eine Basis, auf Grund welcher ein Paar erfahren kann, ob es auf Ebenen 2 und 3 zusammengehört. Geschlechtlicher Verkehr soll eine Folge von Gemeinschaft auf Ebenen 2 und 3 sein und nicht die Basis von Gemeinschaft auf Ebenen 2 und 3. Das Paar, das sich gegenseitig auf Ebene 1 „ausprobiert”, um zu erfahren, ob es für eine Ehe zusammenpaßt, stellt die natürliche Reihenfolge in der Entwicklung einer Gemeinschaft zwischen Mann und Frau auf den Kopf. Das letzte Gemeinschaftsgebiet, das sich entwickelt, muß das Körperliche sein. Ein Teil der modernen Jugend beginnt mit dem, was zuletzt kommen soll.

Warum betonen wir diesen Unterschied im Verhältnis zwischen Verlobten und Ehepaaren? Ganz einfach, weil die Bibel die gleiche Betonung herausstreicht. Im Fall von Joseph und Maria haben wir bereits festgestellt, daß während der Verlobung absolut kein sexueller Verkehr stattfand. Die Tatsache der Jungfrauengeburt Jesu (eine zentrale Doktrin der Heiligen Schrift) ist von der absoluten Abstinenz Josephs und Marias auf diesem Gebiet während der Verlobungszeit abhängig. Die Bibel gibt sich aus, des Schöpfers verbindliches Wort an uns zu sein. Wenn sie auf diesem Gebiet ungenau Bericht erstattet, wie kann man ihr auf den anderen Gebieten Vertrauen schenken?

Wir wissen, daß der Schöpfer selber die Einrichtung der Ehe und des sexuellen Verkehrs erfand. Da der Herr Jesus derjenige ist, durch den Gott die ganze Welt, und alles, was darauf ist, erschuf, hat Jesus persönlich die Einrichtung der Ehe erfunden und entwickelt (Eph. 3:9). Seine Worte über den Ursprung der Ehe sind deshalb doppelt wichtig für Jünger Jesu: „Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer sie von Anfang an als Mann und Weib geschaffen und gesagt hat: „Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weib anhangen, und die zwei werden ein Leib sein”? Somit sind sie nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Leib. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.” (Matth. 19:4-7).

Der Herr Jesus selber sagt uns hiermit, daß die körperliche Verbindung zwischen Mann und Frau eine transzendente Verbindung auf höherer Ebene bewirkt. Mann und Frau stellen im sexuellen Verkehr eine organische Einheit zwischen ihren Körpern her, die nicht mehr aufzulösen ist. Sie werden eins. Deshalb wurde anfänglich nicht an die Möglichkeit einer Ehescheidung gedacht. Eine Ehescheidung würde eine so tiefgreifende chirurgische Operation darstellen, daß sie in Jesu Augen praktisch nicht durchführbar ist. Das Paar ist in den Augen Gottes eins geworden und dieses Einssein wird durch die eheliche Verbindung symbolhaft und dem Wesen nach dargestellt.

Wenn nun junge Menschen sich einfach gegenseitig „ausprobieren”, machen sie das tiefste, transzendenteste Bild des inneren, permanenten Einssein nach Leib, Seele und Geist zunichte. Deshalb müssen Unzucht, Ehebruch und vorehelicher Verkehr vor Gott, dem Erfinder ehelichen Verkehrs, immer ein Frevel sein, der den Menschen nach Leib, Seele und Geist vernichtet. Natürlich, Buße und Bekehrung kann durch Jesu Blut auch solchen Frevel aus dem Weg schaffen, doch bleibt immer eine große, häßliche Narbe in der Seele der Betreffenden zurück.

Die Sünde selber kann Vergebung erfahren, doch bleiben ihre permanenten Folgen nicht aus. Das eheliche Verhältnis ist für einen Mann und eine Frau gedacht, und zwar bis der Tod die beiden scheidet. Moses machte Ausnahmen wegen des Herzens Härtigkeit, doch waren Scheidung, Ehebruch, Unzucht und Unkeuschheit außerhalb der Herrlichkeit der Schöpfung Gottes, wie sie am Anfang gedacht wurde.

4) Warum die Frau die Kinder bekommt und nicht der Mann

Vom biologischen Standpunkt aus ist es nicht ganz selbstverständlich, daß der weibliche Teil einer Spezies die Kleinen bekommt. Gewisse nichtmenschliche Spezies teilen das Problem der Reproduktion und des Kindergebärens anders ein, wie wir schon gesehen haben. Das kleine Seepferd löst das Problem so, indem das Männchen die Eier vom Weibchen übernimmt und sie nicht nur befruchtet, sondern sie in seine eigene Bruttasche steckt, wo er sie schützt und ernährt Dann, wenn sie reif sind, bringt er sie durch männliche Geburtswehen lebend zur Welt. Vögel, Reptile besonderer Art, gewisse Fischarten und Piatypus (ein primitives Säugetier) legen Eier. In vielen Fällen brüten die Eltern die Eier nicht aus, sondern überlasse sie sich selbst. Es ist ein relativ rares Phänomen, daß das Weibchen die Eier in sich, wie beim Menschen, ausbrütet und dann so lange pflegt. Warum aber dieses langwährende und intime Verhältnis zwischen Mutter und Kind bei uns Menschen? Die Bibel gibt uns zwei Antworten auf diese Frage:

1) Das intime, langwährende Verhältnis zwischen Mutter und Kind beim Menschen soll uns Anschauungsunterricht über unsichtbare Dimensionen vermitteln. Wir können die transzendenten Dimensionen nicht wahrnehmen, und doch sollen wir etwas über sie wissen, denn früher oder später gehen wir alle ins Transzendente ein. Wir stammen auch aus dem Transzendenten. Deshalb sollen wir mit den Prinzipien dieser Dimension während unserer Lebzeit vertraut werden. Die transzendenten Dimensionen stellen die Sphäre dar, aus der wir stammen und für die wir erschaffen wurden. An der Sorge einer Mutter für ihr Kind, an ihrem intimen lange Zeit währenden Verhältnis zu ihrem Kind, sollen wir Gottes immerwährende Sorge für uns wahrnehmen, die wir nicht direkt sehen können, weil er transzendent ist und wir nicht. Der erste Grund ist also der des Anschauungsunterrichtes. Es ist natürlich klar, ein so hochentwickeltes Wesen wie ein menschliches Kind braucht viel mehr Zeit zum Wachstum und zur Entwicklung als Tiere, die ein so komplexes Schicksal und hohe Bestimmung nicht vor sich haben wie Menschen. Deshalb sorgte Gott in der Biologie des Menschen für diese überaus lange Entwicklung, indem er ein Mutter-Kind-Verhältnis menschlicher Art plante. Deshalb versuchen Atheisten wie die Kommunisten und auch die Nationalsozialisten das Mutter-Kind-Verhältnis und das Familienleben schlechthin zu kürzen oder zu vernichten. Sobald wie möglich nach der Geburt, wird das Kind von der Mutter weggenommen, so daß das Baby nie erfährt, wie eine Mutter für es sorgt und es liebt. Dann wird das Kind sein Leben lang Mühe haben, die Liebe Gottes und seine Fürsorge zu verstehen und zu erleben. Der Anschauungsunterricht einer Familie fehlt ihm für immer.

Der zweite Grund besteht darin, daß die Rolle der Frau beim Kindergebären und bei der Kindererziehung einen Ausgleich zwischen Mann und Frau darstellen soll, und zwar folgendermaßen: Am Anfang als Gott die Menschen erschuf, entstand Adam zuerst. Dann wurde Eva aus Adams Seite genommen. Sie wurde nach dem Genesisbericht aus Adams Rippe gebaut. Hat sich die Bibel auf einen biologischen Ast hinausgelassen, indem sie diese Aussage über Eva und Adams Rippe machte? Persönlich glaube ich als Naturwissenschaftler und Christ, daß man diese Aussage historisch hundertprozentig annehmen darf. Die biologischen Gründe dafür habe ich in meinem Buch „Grundlage zu einer neuen Biologie” ausführlich angegeben. Die moderne Theologie möchte dem biblischen Bericht keinen Glauben schenken, weil sie bis jetzt kaum imstande war, das Problem im Lichte der modernen Erkenntnis auf dem Gebiet der Molekularbiologie und des genetischen Codes zu untersuchen. Rein theoretisch gesehen kann man den Genesisbericht nur annehmen oder ablehnen, je nachdem wie man zur Historizität der Bibel steht. Bis vor 20 Jahren stand auch die biologische Wissenschaft kopfschüttelnd vor der biblischen Berichterstattung über Eva und Adams Rippe. Mit der Enträtselung des genetischen Codes ist es jetzt möglich geworden, die biblischen Aussagen als historisch wahr in allen Einzelheiten anzunehmen. „Grundlage zu einer neuen Biologie” gibt nähere Details über dieses Problem.

Nach der Bibel nahm also die Frau ihren Ursprung vegetativ aus Adams Seite: Sie verdankt ihr Sein dem Leib Adams, sie kam also durch Adam zustande und wurde für ihn gebildet. Wie die Schrift sagt, kam also die Frau durch den Mann (1. Kor.11:7-12). Körperlich wurde sie Adams Seite entnommen. Wie Adam selber sagte: „Dies ist nun endlich Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Die soll Männin heißen: denn vom Mann ist sie genommen” (1. Mose 2:23). Nach der biblischen Berichterstattung stammt die Frau also stofflich materiell vom Mann ab. Sie ist sein Fleisch und sein Gebein. Ihre ganze Grundlage liegt also im Manne.

Wenn nun die Geschichte der Frau so bliebe, könnte es so aussehen, als ob die Frau dem Manne total untergeordnet sei. Sie würde sozusagen sekundär sein, was nach der Schrift nicht der Fall ist. Sie ist durchaus eine ebenbürtige Gehilfin – nicht seine Sklavin. Um einen Ausgleich zu schaffen, hat nun der Herr es so verordnet, daß Eva, die vegetativ vom Körper des Mannes abstammte, die Mutter aller Lebenden wurde (1. Mose 3:20). Adam „gebar” Eva (auf nichtsexuelle Art und Weise) aus seiner eigenen Rippe. Eva gebiert auf sexuelle Weise alle Menschen, Frauen und Männer. So entsteht der vollkommene Ausgleich zwischen dem Wesen des Mannes und dem Wesen der Frau.

Aber es war die Frau, die in die Versuchung kam und dem Satan nachgab. Eva wurde vom Satan versucht und nicht Adam, so daß der Sündenfall durch die Frau zustande kam. (1. Timotheus 2:14). Infolge dieser Tatsache könnte die Frau ewig geknechtet werden, wenn nicht noch ein Ausgleich geschaffen worden wäre. Um diesen weiteren Ausgleich zugunsten der Frau zu verwirklichen, brachte die Jungfrau den Herrn Jesus, Gottes Sohn zur Welt, durch den die Erlösung und Befreiung aus dem Sündenfall geschah. So entstand die Frau aus dem Körper des Mannes: alle Menschen aber entstehen aus dem Leib der Frau, beide, Männer und Frauen. Durch die Frau drang die Sünde in die Welt: durch die Frau kam aber der Heiland (Retter) von Sünde auch zur Welt. So herrscht eine vollkommene Dialektik zwischen dem Wesen und der Funktion von Mann und Frau. Sie sind vollkommen gegeneinander und füreinander ausgeglichen. „Denn ein Mann soll das Haupt nicht verhüllen, da er ein Abbild und ein Abglanz Gottes ist: die Frau aber ist Abglanz des Mannes. Der Mann stammt ja nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen erschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen… denn wie die Frau vom Manne stammt, so ist auch der Mann durch die Frau, aber alles kommt von Gott.” (1. Kor. 11:7-12).

5) Zeugung und Erschaffung (Schöpfung)

Als Gott die Welt erschuf, erschuf er etwas, was anders ist als er selbst. Die ewige, göttliche „Substanz” ist anders als die nicht-ewige Substanz seiner Schöpfung. Seine Substanz ist ewig und transzendent. Der Stoff dieser Welt ist immanent und wurde von Gott erschaffen. Stoff ist nicht ewig. Die Materie dieser Welt hatte einen Anfang, Gott dagegen keinen. Deshalb, als Gott die Welt und den Stoff dieser Welt erschuf, brachte er etwas zustande, was anders ist als er selbst.
Die Pantheisten lehren, daß der Kosmos Gott ist. Somit müsste man schließen, daß der Stoff dieses Kosmos mindestens etwas zu tun hat mit der „Substanz” Gottes. Daß dies nicht der Fall sein kann, hat uns die moderne Physik längst bewiesen, denn kein Stoff ist ewig. Wenn Gott selbst der Stoff des Universums ist, müsste Gott auch vergänglich sein und nicht ewig. Gott erschuf also in der Erschaffung der Welt etwas anderes als sich selbst, außerhalb von sich selbst. Gott erschuf das Universum, ist aber nicht das Universum.

Wenn ich ein Auto baue, erschaffe ich etwas. Doch bin ich kein Auto. Wenn ich ein Radio bastle, oder ein Buch schreibe, bleibe ich persönlich unverändert, ich bin weder Radio noch Buch. Erschaffung setzt also voraus, daß man etwas anderes erschafft, als man selber ist. Es besteht ein stofflicher, wesensmäßiger Unterschied zwischen einem Schöpfer und seiner Schöpfung, ganz gleich, ob der Schöpfer Mensch oder Gott ist. Das ist die Basis von Schöpfung und Erschaffung.

Wenn ein Mann Kinder zeugt (nicht erschafft), pflanzt er sein eigenes Wesen fort. Das Gezeugte besteht aus dem gleichen Wesen und Stoff, die den Vater ausmachen. Zeugung ist also eine Art Erschaffung, doch mit dem Unterschied, daß bei Zeugung der Vater sein eigenes Wesen fortpflanzt. Ich erschaffe ein Radio, doch zeugt man ein Kind. Das Radio ist wesensmäßig anders als ich. Das Kind besitzt das gleiche Wesen wie der Vater.

Als nun Gott Adams Körper erschuf, war Adams Körper aus Stoff gebaut. Adams Körper unterschied sich deshalb von Gott. Adams Körper war also eine Schöpfung Gottes, er war stofflich, und somit anders als Gott.
Als Gott seinen Geist in Adams Körper hineinblies,
wurde Adam selber wesensmäßig Gott ähnlich, er bestand z.T. aus Gottes Geist, aus Gottes Substanz (Geist), weil Gott Geist ist. Adam wurde eine Person wie Gott, denn Gott ist persönlicher Geist. Adam ist persönlicher Geist geworden. Somit wurde er zur gleichen Zeit Schöpfung Gottes (Körper, weil erschaffen) und „Sohn” (Kind) Gottes (Geist, weil gezeugt).
Durch den Sündenfall wich der Geist Gottes von ihm, Adam starb und wurde bloß Schöpfung Gottes, Kind oder Sohn Gottes aber nicht mehr, sondern Kind des Teufels, der ihm seinen Geist der Finsternis einblies (Zeugung). So wurde Adam Sohn des Teufels, blieb aber Schöpfung Gottes… alles zur gleichen Zeit.

In der Wiedergeburt wird dieses Verfahren reversiert. Der wiedergeborene Mensch wird durch Zeugung (Gottes Geist) wieder Sohn oder Kind Gottes genannt und wird der göttlichen Natur wieder teilhaftig. „Da seine göttliche Macht uns alles, was zum Leben dient, geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns vermöge seiner Herrlichkeit berufen hat, damit ihr durch diese göttlicher Natur teilhaft würdet… (2. Petrus 1:3-4). In der Wiedergeburt wird der Mensch neu gezeugt von Gott und der göttlichen Natur teilhaftig, er ist wieder Sohn geworden und nicht nur Kreatur.

Da der Mensch in Adam am Anfang sündig wurde, verlor er die Kindschaft Gottes und wurde ein Kind des Satans. Sein Geist wurde Gott gegenüber tot – tot in Sünden und Übertretungen. Dies ist der natürliche Zustand der ganzen Menschheit. Von Natur aus können wir diesen Zustand nur weitervererben, denn unsere Kinder erben von uns einen Hang zur Sünde und wiederholen in jeder Generation die Tat Adams und Evas. Sie sind Kreaturen Gottes aber nicht Kinder Gottes. Deshalb muß in jedem Menschen eine Neuschöpfung durch den Geist Gottes in der Wiedergeburt (Zeugung) stattfinden, wenn ein Mensch, eine Kreatur Gottes, Kind Gottes werden will. Die Zeugung durch den Geist Gottes geschieht in der Buße und Bekehrung. Die Erschaffung geschieht in Adam und in der Empfängnis. Wenn er aber der göttlichen Natur teilhaftig und Kind Gottes werden will, muß er die Wiedergeburt oder Zeugung des Geistes Gottes erleben

6) Die Jungfrauengeburt des Herrn Jesus

Jetzt sind wir in der Lage die Notwendigkeit der Jungfrauengeburt des Herrn Jesus besser zu verstehen. Ein Kind entsteht, indem 23 Chromosomen im genetischen Code der Mutter sich mit den 23 Chromosomen des Vaters
paaren. So zeugen Vater und Mutter ein Menschenkind, das 46 Chromosomen besitzt. Das Problem ist: wie konnte Maria, die Mutter Jesu, ihrem Baby die 46 Chromosomen geben, ohne die 23 Chromosomen Josephs zu beanspruchen, die ihn zum Vater des Kindes machen würden?  . . .

Es heißt ganz klar, daß, obwohl Joseph nicht sein Vater war, Gott den Herrn Jesus durch den Heiligen Geist in Maria zeugte. Gott war sein Vater – genetisch gesehen. Der Heilige Geist kam über Maria und zeugte das Kind in ihr. Der Herr Jesus selber stand auch zu dieser Erklärung seiner Geburt. Dies bringt mit sich, daß der Leib des Herrn Jesus sicher eine Schöpfung Gottes durch Maria war. Der Herr Jesus wurde ausdrücklich gezeugt von Gott – heute habe ich dich gezeugt, ist die diesbezügliche Aussage der Bibel (Joh. 1:14,14, Joh. 3:16,18. Heb. 11:17, 1, Joh. 45, Hebr. 1:6). So war der Herr Jesus der göttlichen Substanz und Natur teilhaftig, die ganze Gottheit wohnte leibhaftig in ihm (Kol. 1:19).

Durch Maria war sein Leib eine Schöpfung Gottes, die menschlich geboren werden mußte. Durch die Zeugung durch Gottes Geist in Maria war und blieb der Herr Jesus die zweite Person der Trinität Gottes, der Sohn Gottes. Hier haben wir die ganze Verbindung zwischen Zeit und Schöpfung mit Ewigkeit und Zeugung durch den ewigen Geist Gottes. Wahrhaftig ein großes Mysterium!

Und dieses Geheimnis der Gottseligkeit in Jesus wird immer so bleiben, denn der Herr Jesus hat den Leib, den er durch Maria bekam, nie abgetan. Sein Fleisch sah die Verwesung nicht, denn keine Sünde wohnte je in ihm. So wurde sein Leib in der Auferstehung von Transzendenz überkleidet und Jesus bleibt der Gott-Mensch im Himmel, gestern, heute und in aller Ewigkeit der gleiche.

Da Gott Jesu Vater war, da Gott ihn „heute gezeugt hat”, nehme ich an, daß Gottes Geist einen übertragenen Vaterdienst bei seiner Zeugung ausführte. In der ganzen Biologie musste Gott die Ordnung der Chromosomen liefern, damit lebende Organismen den vollen Satz von Chromosomenordnung erhalten.
Nun, Ordnung entsteht immer durch einen Geist. In der Schöpfung arbeitete Gottes Geist und erschuf Gottes Ordnung in Gottes Materie. Hier ist heiliger Boden, auf dem wir ehrfurchtsvoll treten müssen: Gottes Geist schrieb Jesu Schöpfungsgedanken im genetischen Code des Lebens, so daß Pflanzen, Tiere und Menschen entstanden.

Am Anfang erschuf Gott den Menschen, indem sein Geist die Materie so zu Chromosomen ordnete, daß sein Leib entstand. Dann wirkte Gottes Geist und blies Adams Leib den Odem in die Nase, so daß eine lebende Seele entstand. Wenn man diesen Vorgang in moderner Sprache fassen würde, müsste man sagen, daß Gott die Aminosäuren, Nukleinsäuren, Nukleotide, Ribose- und Phosphatmoleküle zu einer doppelten Helix ordnete. So entstand die grundlegende Ordnung des Leibes Adams, so entstand die Schöpfung Gottes, die wir Mensch nennen.

Dann kam aber der Geist Gottes wieder und blies ihm den Geist an; so wurde Adam gezeugt zum Sohn des lebendigen Gottes, der Geist ist. Diese Zeugung wurde aber durch den Sündenfall rückgängig gemacht, und Adam starb „geistlich” an dem Tag nach dem Wort Gottes. Diese Zeugung muß jetzt in jedem individuellen Sohn Adams neu nachgeholt werden, indem Adams Söhne durch die Zeugung seines Geistes Gottes Söhne werden.  . . .

7) Enthaltsamkeit und Sublimierung

Es wird oft behauptet, daß Sex für einen Mann genau so notwendig sei wie das Essen und Trinken. Sex sei ein normaler körperlicher Appetit, dem irgendwie entsprochen werden müsse, sonst werde man krank. Wenn man Sex, auch vor der Eheschließung, nicht praktiziere, werde man „komisch” oder gar „unmoralisch”.

Behauptungen dieser Art sind ganz leere Behauptungen, denn sie entsprechen nicht den Tatsachen. Viele junge vitale Männer haben jetzt und in der Vergangenheit freiwillig auf Sex verzichtet. Sie sind nicht unnormal geworden. Oft haben sie sogar körperlich und psychisch davon profitiert. Der Herr Jesus heiratete nicht, er praktizierte kein Geschlecht. Paulus, der Apostel, verzichtete auch. In diesem Verzicht hat der Herr Großes geleistet – er brachte die Kraft zum freiwilligen Tod am Kreuz auf, was eine überaus große charakterliche Festigkeit an den Tag legte.

Der Missbrauch von Sex und Mangel an sexuellem Verzicht kann viel eher Abnormalitäten mit sich bringen. Dies gilt für den jungen Mann und für das junge Mädchen. Die Abnormalitäten durch Sexmissbrauch können rein psychischer Art oder auch körperlich sein. Aber echte Enthaltsamkeit hat, so viel ich weiß, nie etwas Abnormales hervorgebracht. Alte Erkenntnisse auf diesem Gebiet sind oft gesünder als manche moderne Theorien. Früher wusste man, daß sexuelle Enthaltsamkeit psychologische Sublimierungen mit sich bringen könnte, die zu einer Veredlung des ganzen Menschen führte. Die besten Dichter und Komponisten waren oft Menschen, die unter dem Einfluss von sexueller Enthaltsamkeit ihre Höchstleistungen zustande brachten.

Die Praxis von Sex kann sicher wie eine Art von „Sicherheitsventil” bei der Jugend funktionieren. Durch Geschlecht lässt man sozusagen „Druck” oder „Dampf“ ab. Der Mensch, der vor Gott und in Treue und Gehorsam zu Ihm bewusst auf Sex verzichtet, speichert mehr „Druck” oder „Dampf“, die er dann für andere Aufgaben verwenden kann. Die Energie, die sonst der Praxis von Geschlecht zugute käme, wird in andere Kanäle geleitet, was man psychologische Sublimierung nennt Der junge Mann sublimiert seine Libido und leitet sie in andere Bahnen. Er komponiert oder dichtet in der Kraft dieser Energie.

Diese sublimierte Kraft sieht man in manchen künstlerischen Werken. Der Heilige Geist kann solche Kräfte heiligen und benutzen. So sind auch schönste Liebeslieder und geistliche Lieder entstanden. Eine Generation, die es nicht versteht, solche Schätze der Libido zu speichern, indem man bewusst verzichtet, wird Werke dieser Art nie zustande bringen. Die gespeicherte, sublimierte Kraft dazu fehlt. So entstehen die Flachheit und die schlechte Produktivität der heutigen Generation, die wenig von Disziplin, Enthaltsamkeit und Selbstverleugnung versteht. Der „Dampf“ einer solchen Generation wird in der Befriedigung aller Wünsche, auch der geschlechtlichen Wünsche, ständig verpufft.

Aus diesem Grund geht jedes Volk rapide zugrunde, das keine Enthaltsamkeit schlechthin kennt, und das sofort gleich alles, auch Sex, genießen muß. Ein Volk, das auf das Genießen schlechthin (also nicht nur von Geschlecht) nicht verzichten kann, wird keine gespeicherte, sublimierte Energie für Höchstleistungen auf Vorrat haben. Deshalb muß man heute immer mehr für immer weniger wirkliche Leistung bezahlen. Durch die Sucht des „Sofortvergnügens” auf allen Gebieten, das allen menschlichen „Dampf“ ablässt, sinkt das „Manometer” des Menschen auf Null – er ist so beschäftigt, sich selbst zu vergnügen, daß er fast nichts anderes fertigbringen kann, als sich selbst zu leben. So entsteht der fertige Egoist von heute. Er hat nur gerade Energie und Dampf genug, um seine eigene „Maschine” laufen zu lassen, sein eigenes Vergnügungsleben zu führen.

Auf der andern Seite kann eine von Gott disziplinierte Ehepraxis ganz neue und auch andere Kräfte in einem Menschen zur Entwicklung bringen. Mancher junge Mann ist von Komplexen aller Arten durch eine gottgegebene Ehe befreit worden. Seine Psyche, auch die seiner Frau, kann in einer glücklichen Ehe zur vollen Entwicklung kommen, was im ledigen Zustand nicht der Fall war. Eine vor Gott geführte Ehe kann im Manne wie in der Frau ganz neue Kräfte freisetzen, die Mann und Frau so gestalten, daß sie buchstäblich innerlich neu werden.

Oft denke ich an das Wort der Sprüche, wenn ich diese Art der Befreiung durch eine gottgewollte Ehe sehe: „An einem wackeren Weibe wer findet es? – hat man weit höheren Wert als an Korallen. Bei ihr steht vertrauend des Gatten Herz, des Gewinnes ermangelt er nicht Denn sie erweist ihm Gutes und nichts Böses die ganze Zeit ihres Lebens . . . ” (Sprüche 31:10-29)

Verzicht auf die Praxis von Geschlecht kann eine große Sublimierung im Menschen hervorrufen, die ihn zu Großleistungen befähigt. Da wirkt Verzicht vor Gott wie ein Katalysator. Aber Ausübung von Geschlecht vor Gott kann auch tiefgreifende Veränderungen in einem Ehepaar hervorrufen. Die Erfahrung des Glückes der totalen, gegenseitigen Auslieferung beider Ehepartner kann ein Vorgeschmack des Paradieses Gottes sein. Denn Gott selber spricht vom Herrn Jesus als vom Bräutigam und den Gläubigen als von der Braut. Das Sinnbild ist nicht willkürlich. Der junge Mann oder das junge Mädchen, die auf das Glück des Geschlechtes verzichten, werden mit einer Sublimierung belohnt, die ein Geheimnis derer ist, die sie ausüben. Und die, die eine gottgewollte und gottdisziplinierte Ehe ausüben, erhalten ein Glück, das an das des Himmlischen Bräutigams mit seiner Braut erinnert. Dieses Glück ist auch ein Geheimnis derer, die in der Ehe in der Gesinnung Jesu zusammenleben. Und die Kinder, die aus einer solchen Ehe hervorgehen, bereiten den Eheleuten ein zusätzliches Glück, das ein Geheimnis der Kinder und der Eltern bleibt

Die Hauptsache bleibt also, daß Menschen die verzichten und Menschen die Sex von Gott annehmen, beide auf ihre verschiedenartige Weise die Wahrheit des Wortes Jesu erfahren: „Suchet vielmehr zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit! DANN werden euch alle diese Dinge hinzugefügt werden” (Kleidung, Schönheit, Ernten, Leben die Fülle) (Matt 6:33).

Epilog

Sex, Liebe und Ehe sind Einrichtungen Gottes, die für unser Zeitraumkontinuum und nicht für andere Dimensionen oder Ewigkeit gedacht sind. Sterben und Vergänglichkeit haben im ewigen Zustand keinen Platz, so dass es dort auch keinen Sex und keine Ehe gibt. Sicher gibt es dort etwas besseres, das durch Sex und Ehe hier in der Zeit vorgespiegelt wird. Wo es aber keinen Tod und kein Altern gibt, da kann es keine Reproduktion durch Sex geben. Das Ehe- und Sexverhalten in der Zeit wird durch etwas Vollkommeneres in der Ewigkeit ganz sicher wiedergegeben werden. Dort werden sich ein Mann und seine Frau viel vollkommener gegenseitig geniessen als hier im Fleisch.

Das Sex- und Eheverhältnis in der Zeit wird vom Altern ständig überschattet. Wenn man bei der Trauung vor dem Altar steht, spricht der Pfarrer Worte aus, die uns an diese unwillkommene Tatsache erinnern: – „bis der Tod euch scheide”. Wir merken dann täglich die Erfüllung seiner Worte, das Näherrücken dieses Scheidens beschäftigt uns je mehr, je länger die Schatten des heranrückenden Abends und der Nacht werden. Die Kräfte fangen an nachzulassen. Die Freuden der Jugend verlangen einen immer höher werdenden Preis – man kann sich körperlich weniger leisten als früher. Deshalb empfinden manche Eheleute das Heranrücken des Abends als etwas Unangenehmes, als etwas, das man mit allen Mitteln fernhalten müsste. Man möchte die Runzeln entfernen lassen, die Haare färben, denn sie erinnern uns an den Abend. Man greift zur Schminkdose, um das heranrückende Alter vorläufig wenigstens zuzudecken. Man kleidet sich auffällig jugendlich. Niemand soll merken, daß die Schatten länger werden und die Nacht näher rückt.

Nun, was soll man zu dieser Einstellung sagen? Der Tod ist und bleibt der letzte Feind, der erst durch Tod und Auferstehung rückgängig gemacht wird. Bis zur Auferstehung und zum Wiederkommen des Herrn Jesu wird er unbesiegt bleiben. Unbesiegt ist er grausig und hässlich, er erinnert an Verwesung. Während des Älterwerdens feiert der Tod seine Siege. Menschen lassen die Freude ihres Lebens durch die Furcht des Todes überschatten. Älterwerden ist oft recht schmerzhaft. Selbst das schleichende Gefühl der herannahenden, progressiven Machtlosigkeit des Alters plagt den Menschen, der an Macht gewöhnt ist. Denn Macht macht sehr leicht machtsüchtig.

Auf der anderen Seite müssen wir bedenken, daß, auch wenn die Freuden und die Vitalität der Jugend der Neige entgegengehen, andere Freuden Begleiterscheinungen von wachsender Reife sein können… echte, neue Freuden, die man in der Jugend nicht genießen konnte, weil man über die nötige Reife dazu noch nicht verfügte. Dies setzt natürlich voraus, daß man tatsächlich reifer wird. Dann birgt das Alter mehr Freude in vielen Richtungen: z. B. an der Schönheit von Weisheit. Oder, so lange man den Sinn für schöne Musik während der Jugendzeit kultiviert hat, genießt man sie im Alter ganz anders als in der Jugend. Auch die Schönheit von Menschen und Tieren lernt man mit wachsender Reife besser genießen. Persönlich sagen uns die Tiefen der Bibel und ihre Aussagen über die Person des Heilandes jetzt viel mehr als früher.

Wenn man jung ist, meint man oft, daß das Altern dem Hässlichwerden gleichzusetzen ist. Später entdeckt man im alten Menschen, der ein Leben in der Nachfolge Christi hinter sich hat, eine milde, reife, verborgene Schönheit, die man früher übersah. Die jugendliche Vitalität geht der Neige entgegen, doch entsteht dafür eine Frische des Alters, die die Vitalität der Jugend ersetzt „Die auf den Herrn harren, empfangen neue Kraft, daß ihnen Schwingen wachsen wie Adler, daß sie laufen und nicht ermatten, daß sie wandeln und nicht müde werden” (Jesaja 40:31).

Der Körper und seine Kräfte lassen nach. Das „Zelt” (wie die Bibel den Körper nennt), in dem wir wohnen, wird dünn und baufällig und bekommt allmählich überall Risse, so daß es uns immer weniger vor dem rauhen „Wetter” dieses Lebens zu schützen vermag. Es ist die Aufgabe von uns „Zeltbewohnern”, uns während der Zeit unserer Pilgerschaft in verweslichen Zelten auf das Wohnen in einem ewig währenden Zelt vorzubereiten!
„Denn wir wissen, daß wir, wenn unsere irdische Zeltwohnung abgebrochen sein wird, einen Bau haben, den Gott bereitet hat, ein nicht mit Händen gemachtes ewiges Haus in den Himmeln. Denn deshalb seufzen wir auch, indem wir uns sehnen, mit unserer Behausung aus dem Himmel überkleidet zu werden, … damit das Sterbliche vom Leben verschlungen werde.” (2. Kor. 5:1-5).

Wir werden also eines Tages unseren materiellen, verweslichen Körper gegen einen neuen Körper vertauschen. Der Zweck der Erschaffung des Menschen liegt gerade in diesem Austausch eines sich zersetzendes Leibes gegen einen permanenten, unverweslichen Körper ohne „Zeit”. Die menschliche, ewige Psyche wohnt jetzt in einem zeitbedingten Leib, der baufällig wird. Aber der Sinn der Erschaffung des Menschen ist und bleibt die Behausung der menschlichen Psyche in einer ewigen Wohnung, die nie baufällig oder alt wird. „Eben zu diesem Zweck hat uns Gott gemacht” (2. Kor. 5:5).

Der Beweis dafür, daß dies Zweck und Ziel der Menschenschöpfung ist, liegt in der großen Tatsache, daß Gott uns als Angeld für die Wahrheit dieser Aussage seinen uns innewohnenden Geist gab. Heute ist das Christentum derart heruntergekommen, daß Christen mit Schärfe darüber argumentieren, ob der Geist mit der Wiedergeburt oder nachher als spezielle Gabe gegeben wird! Als ob ein Mensch nicht wüsste, wann der Heilige Geist persönlich in ihm Wohnung nahm! Wenn er vom Zeitpunkt dieses großen Ereignisses nichts Bestimmtes weiß, müsste man sich fragen, ob es überhaupt geschehen ist! Die Juden in der Wüste wussten sofort, wann Gottes Geist persönlich auf die Arche fiel, um bei ihnen mitten im Lager zu wohnen. Sie wussten auch, daß die Sünde ihn vertrieb – obwohl sie auch nach seinem Rückzug noch sein Volk blieben und auch hießen.

Diese Überlegungen geben uns einen Schlüssel zum Problem des Alterns. Unser verderbliches Zelt, unser Körper, wird durch ein besseres, bleibendes Zelt ersetzt. Dieser Tausch stellt den Sinn der Menschenschöpfung dar. Der Genuß des Wohnens in einem vorübergehenden verweslichen Körper wird durch den Genuß des Wohnens in einem besseren, herrlichen und ewigen Körper ersetzt. Gerade um diesen Wechsel zu erleben, hat Gott den Menschen erschaffen – daß wir ein besseres, ewiges Zelt nach dem Verschwinden des zeitlichen bekommen. Der Genuß des einen alten Zeltes bereitet uns aber auf den Genuß des zweiten neuen vor. Das Ablegen des ersten ist schwer, wenn wir vergessen, daß dieses Ablegen des alten Vorbedingung für die Annahme eines neuen ist Wenn wir unsere Blicke nur auf das Schwinden des ersten richten, wird das Schwinden schwer. Wenn wir aber die Symptome des Schwindens als Diagnose für das Herannahen des neuen interpretieren, dann dürfen wir uns über diese Symptome der Hinfälligkeit des alten Zeltes sogar freuen. Der Apostel Paulus schreibt genau das: wir wollen nicht, sagt er, entkleidet werden (sterben, den alten Leib ablegen), sondern wir wollen alle vom neuen Leib überkleidet und so verherrlicht werden. (2. Kor. 5). Gerade darin liegt das Ziel und der Zweck der Erschaffung des Menschen. Der uns innewohnende Geist ist Gottes Angeld für die Wahrheit dieser Aussage.

Im Lichte obiger Tatsachen können wir jetzt zwei Aspekte des Altwerdens berücksichtigen:

1) Der Christ wird wie alle anderen älter, doch darf er die Symptome des Alterns nicht als bloße Symptome des Zerfalls des Körpers betrachten, sondern als Symptome des bevorstehenden herrlichen „Zeltwechsels”. Durch diesen Tausch wird er seinem Herrn Jesus ähnlich.

2) Aber selbst diese Symptome des Altwerdens treten beim Christen oft langsamer auf als bei Nichtchristen. Denn der reifende Christ darf kraft seines Vertrauens zu seinem Herrn und kraft der Freude, die Gott denen gibt die vor ihm leben, eine immer wiederkehrende Frische erleben. Christen, die sich bewusst auf den Zeltwechsel vorbereiten, kriegen tatsächlich oft auch im Alter neue Energie und neue Freude. Denn die Kraft Gottes, die den Herrn Jesus von den Toten auferweckte, wirkt jetzt in den reifenden Kindern Gottes und wird auch sie von den Toten auferwecken: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt” (Röm. 8:11). – „Daher werden wir nicht mutlos, sondern, ob auch unser äußerer Mensch zerstört wird, so wird doch unser innerer von Tag zu Tag erneuert” (2. Kor. 4:16).

Die Botschaft von 2. Kor. 4:16 ist also, nicht mutlos werden, wenn der äußere Mensch Symptome des Altwerdens aufweist, denn der gleiche Geist Gottes, wohnt jetzt schon in dem reifenden Christen. Man müsste also erwarten, daß der Mensch, der diesen Geist bei Lebzeiten in sich hat, auffahren wird wie ein Adler, laufen wird und nicht müde wird. Der gleiche Geist wohnte auch in Mose, der mit 120 Jahren vital war. Seine Augen waren nicht dunkel und seine natürlichen Kräfte hatten nicht nachgelassen (5. Mose 34,7).

Wir kennen alte, reifende Gläubige, die bis zum Ende ihres Lebens rüstig, froh und vital bleiben. Junge Menschen sind froh, wenn sie mit solchen Alten zusammensein dürfen. Jung und alt sind in diesem Fall alle beide recht jugendlich. Dieses Jungsein bedeutet nicht notwendigerweise, daß man rein physische, jugendliche Kräfte, Geschlechtskräfte wiederbekommt. Es bedeutet, daß eine Altersfrische blüht. Trotz der Schwäche des Körpers funkeln die Augen, der Geist ist rege und die Lebenslust bleibt, auch wenn man jederzeit bereit ist abzuscheiden, um beim Herrn zu sein.
In dieser Kraft freut sich der alte Ehegatte über die Auserwählte seiner Jugend, die ihm treu alle Tage seines Lebens beigestanden hat. Sie freut sich ebenso ihres Mannes und liebt ihn noch viel inniger als am Tage ihrer Vermählung mit ihm. Die beiden kennen sich durch und durch, haben immer wieder trotz Schwierigkeiten Ja zueinander gesagt, haben die Fortschritte der Gnade Christi in ihrer Ehe gesehen und verfolgt. Sie wissen aus persönlicher Erfahrung, daß Gott auch die hoffnungslosesten Fälle vervollkommnet – denn ihr ganzes Leben hindurch haben sie gerade dieses Verfahren der Vervollkommnung (meist durch Leid, aber auch durch Freude) in ihrer eigenen Ehe und bei ihren Kindern beobachtet. Obwohl sie keine leiblichen Kinder mehr zeugen können, bringen sie doch noch junge Menschen durch die Wiedergeburt „zur Welt” – in ihrem Haus und in ihrer Gemeinschaft finden Menschen das neue Leben im Herrn Jesus Christus. So sind sie fruchtbar bis ins hohe Alter.

Diese Frische im Alter ist eine Begleiterscheinung der geistlichen Reife. Selbst in Krankheit und in großer körperlicher Schwäche blüht sie. Sie ist eine Frucht des Geistes. Man kann sie nicht züchten, sie wächst von selbst an Bäumen, die Gott gepflanzt hat.

Trotz dieser Tatsache fürchten besonders unsere lieben Frauen das Hässlichwerden des Alterns. Eine Frau bleibt eben eine Frau trotz aller Geistlichkeit und Reife. Es liegt im tiefsten Grund der Seele einer Frau, alles schön machen zu wollen – und auch möglichst schön zu sein. Diese Empfindung ist geradezu ein Bestandteil ihres Wesens, das Männer selten ganz verstehen. So bleibt der gesunde Sinn für Schönheit bei einer Frau sicher eine gottgegebene Eigenschaft – so lange er sich nicht zur Eitelkeit ausartet.

Die Frau fürchtet also den Verlust ihrer jugendlichen Schönheit durch zunehmendes Alter. Sicher ist es, daß sie mit 70 Jahren nicht wie 17 aussehen wird. Wenn sie mit 70 Jahren wie 17 aussehen will, wirkt sie lächerlich. Was man dabei vergißt, ist die Tatsache, daß eine Frau von 70 Jahren, die eine innere Reife erworben hat, eine echte eigene Schönheit bekommt, die die von 17 Jahren übertreffen kann. Die beiden Arten von Schönheit sind natürlich grundverschieden. Aber genau wie es unter Männern Kenner von jugendlicher Schönheit unter Frauen gibt, so gibt es auch Kenner für die Frische der reifen Schönheit. . . .

Die Bibel erzieht uns dazu, alle Arten von Schönheit zu schätzen. Offenbar genoß der Herr Jesus die Schönheit der Kleinkinder, denn er nahm sie gern auf den Schoß und herzte sie (Mark. 10:16). Wenn nun der Meister sie schön findet, sollen wir versuchen, seine Gesinnung auf diesem Gebiet mit ihm zu teilen. Der Herr liebte den reichen Jüngling, als er ihn sah: „Da blickte ihn Jesus an, gewann ihn lieb…” (Mark. 10:21). Gott hat seine Freude an den Menschenkindern. Auch zur Zeit ihres Alters trägt er sie, weil er sie liebt: „Der Jünglinge Zier ist ihre Kraft und der Schmuck der Greise das graue Haar” (Sprüche 20:29).

Der Herr betrachtet also seine Kinder, ganz gleich wie alt sie sind, als seine Zier. Er will sie alle mit Heiligung schmücken und zieren, denn er liebt die Werke seiner Hände… und die Kinder seiner Zeugung. Er findet die verschiedenen Stadien ihrer Schönheit, die Schönheit des Babys, die des Kindes, die des Jünglings und des jungen Mädchens, die der Erwachsenen, der Mütter und der Väter, die des Alternden und nicht zuletzt die der Sterbenden: „Teuer in den Augen des Herrn ist der Tod (oder das Leben) seiner Frommen” (Psalm 116:15). . . .

Wenn zwei Menschen in der Ehe zu lernen versuchen, wie man alt wird, werden sie die verschiedenen Stadien des Altwerdens so lieben und schätzen lernen, wie Gott es selber tut. Er findet die Frommen aller Alterstufen so schön, daß er sie seine Zier nennt. Die Augen auf Ihn gerichtet, wird man hier auf Erden etappenweise in sein eigenes, schönes Bild der Herrlichkeit umgewandelt, von einer Herrlichkeit zur anderen. Diese Herrlichkeit ist innerer Art, die aber äußerlich körperlich reflektiert wird: „Wir aber alle schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn und werden dadurch (durch dieses Schauen des Herrn Jesus im Wort der Bibel) in dasselbe Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von dem Herrn aus, welcher Geist ist” (2. Kor. 3:18).

 

Weitere Beiträge von Dr. Wilder-Smith auf dieser Seite:

Herkunft und Zukunft des Menschen

Die Demission des wissenschaftlichen Materialismus

Aids – Verschwiegene Fakten

Die Ursache der Drogenepidemie

Freimaurerei und Christentum

Warum lässt Gott es zu?

 

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A. E. Wilder-Smith (1915 -1995) studierte die Naturwissenschaften an der Universität Oxford und erhielt 1941 seinen Doktor in Organischer Chemie von der Universität Reading. 1945 – 49 betrieb er Krebsforschung als Countess of Lisburne Memorial Fellow am Middlesex Hospital, Medizin. Institut der Universität London. Er war Forschungsleiter der Pharmazeutischen Abteilung einer Schweizer Firma von 1951- 55 und las Chemotherapie und Pharmakologie an der Universität Genf 1955 – 64. Von der Universität Genf erhielt er 1964 einen Doktor der Naturwissenschaften. Im gleichen Jahr wurde ihm in Zürich von der E. T. H. sein dritter Doktortitel verliehen.

Prof. Dr. Wilder-Smith war Gastprofessor der Pharmakologie an der Universität von Illinois, am Medical Center, Chicago, von 1957- 58 und 1964 – 69, und lehrte 1960 – 62 als Gastprofessor der Pharmakologie am Medizinischen Institut der Universität Bergen in Norwegen. Von 1969 -71 arbeitete er als Professor der Pharmakologie in Ankara in der Türkei. Von 1970  -77 war er Drogenberater bei den U.S. NATO-Streitkräften in Europa.

In den letzten 20 Jahren seines Lebens unternahm er Vortragsreisen in der ganzen Welt und sprach in mehr als 1000 öffentlichen Auditorien und Gemeinden und hielt 370 Vorlesungen und Debatten an Universitäten.




Musik unter der Lupe (K.E.Koch)

Kurt E. Koch

Musik unter der Lupe

Inhalt
Karl Barth und Mozart
Robert Schumann, Komponist und Spiritist
Johannes Brahms im Bereich der Kunst und Dämonie
Durch das Heidentum inspiriert
War Joh. Seb. Bach ein Pietist?
Bob Larsen, vom Rockmusiker zum Evangelisten
Satans Trommelfeuer
Rockmusik und Kirche

– Anmerkung. Der Beitrag ist dem Buch OKKULTES ABC entnommen, Seiten 390 bis 446, und stark gekürzt, auch die Hervorhebungen sind von mir. Da es heißt, Musik ist eine Himmelsmacht, soll eine eventuelle Beziehung des jeweiligen Komponisten zur transzendenten Welt bedacht werden. Sowohl im Guten als auch im Negativen, wie wir sehen werden. Bes. bei der Rockmusik wird das oft deutlich bzw. unterschätzt.  Horst Koch, Herborn 2016 –

 

Auszüge:

Seite 403: Karl Barth und Mozart

Ich war noch Pennäler, als Karl Barth in mein Gesichtsfeld trat. Es war in den zwanziger Jahren. Vikar Kehrberger, der schnell das Vertrauen der Schüler gewann, war unser Religionslehrer. Er hatte den Römerbriefkommentar von Karl Barth in die Klasse gebracht und begeistert darüber gesprochen. Mein erster Eindruck von diesem Theologen, den viele Pfarrer den bedeutendsten Dogmatiker des 20. Jahrhunderts nennen, war durchaus positiv. Das war mit ein Grund, warum ich in der täglichen Bibellese den Römerbrief mit neuen Augen las. Unerwartet fragte mich Kehrberger eines Tages: »Verstehst du den Römerbrief?« Aus ehrlichem Herzen bejahte ich, weil ich damals den Schwierigkeitsgrad dieses Paulusbriefes noch nicht kannte.  . . .

Die zweite Auseinandersetzung mit Karl Barth war schon viel problematischer. Als Theologiestudent saß ich unter seinem Katheder. Ich erinnere mich gut an seine Vorlesung über die Inspiration der Heiligen Schrift. Mit gemischten Gefühlen hörte ich seinen Erklärungen zu. Was diese theologische Koryphäe in den Vorlesungen sagte, fand den Weg in seine Dogmatik. In Band I, 2 Seite 563 steht zu lesen: »Die Propheten und Apostel waren als solche in ihrem gesprochenen und geschriebenen Wort des Irrtums fähig. Sie waren tatsächlich fehlbare Menschen wie wir alle.« Auf Seite 565 des gleichen Bandes sagt Professor Barth: »Die Anfechtbarkeit bzw. Irrtumsfähigkeit der Bibel erstreckt sich auch auf ihren religiösen und theologischen Gehalt. Da ergeben sich offenkundige Überschneidungen und Widersprüche.«
Es ist schmerzlich, daß dieser große Theologe die Lehre der Inspiration, wie sie von Kirchenvater Augustinus und auch von dem Reformator Calvin formuliert wurde, mit Entschiedenheit ablehnt. Wenn Theologen und Nichttheologen in diesem Lehrstück Karl Barth folgen wollen, so ist das ihre Sache. Ich selbst kann diese Lehrmeinung nicht übernehmen.

Geradezu weh tut mir, was auf Seite 595 dieses Bandes zu lesen ist: »Hat Gott sich der Fehlbarkeit all der menschlichen Worte der Bibel, ihrer geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Irrtümer, ihrer theologischen Widersprüche nicht geschämt, dann wäre es Eigenwilligkeit und Ungehorsam, in der Bibel auf die Suche nach irgendwelchen unfehlbaren Elementen ausgehen zu wollen« (gekürzt).
Wir brauchen nicht nach unfehlbaren Elementen zu suchen, sie sind in der Heiligen Schrift in Fülle da. Paulus schreibt in 1. Tim. 3, 16: »Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis; Gott ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt von der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.«

Ist das etwa kein unfehlbares Element? Natürlich kann ich nicht gegen einen Karl Barth antreten. Theologisch bin ich ihm gegenüber wie eine kleine Maus gegen einen riesigen Elefanten.
Es bleibt dabei. Mir gilt »pasa graphe theopneustos« = alle Schrift ist von Gott eingegeben (2. Tim. 3, 16). Diese Inspiration ist nicht als automatisches Diktat mit mechanischer Aufnahme zu verstehen, sondern bedeutet, daß die Verfasser der biblischen Schriften Männer voll Heiligen Geistes waren.
Die kurze Erörterung der Inspirationsfrage erfolgte nur, weil wir uns in einigen Kapiteln mit der genialen Begabung großer Musiker auseinandersetzen.
René Pache unterscheidet in seinem Buch über die Inspiration zwischen Erleuchtung und Inspiration. In unserem Zusammenhang geht es um andere Abgrenzungen, wie noch deutlich werden wird.

Zunächst steht die Frage zur Diskussion, ob Karl Barth mit seiner Glorifizierung Mozarts auf der richtigen Fährte war. Stand dieses Musikgenie Mozart bei seinen Werken unter der Inspiration des Heiligen Geistes? Hören wir einmal, was Karl Barth über ihn sagte. Wir finden seine Äußerungen in der kirchlichen Dogmatik, aber kurz zusammengefaßt in seiner Schrift »Wolfgang Amadeus Mozart«.

Barth schreibt: »Ich habe zu bekennen, daß ich seit Jahren und Jahren jeden Morgen zunächst Mozart höre und mich dann erst der Dogmatik zuwende. Ich habe sogar zu bekennen, daß ich, wenn ich je in den Himmel kommen sollte, mich dort zunächst nach Mozart und dann erst nach Augustin, Luther, Calvin und Schleiermacher erkundigen würde.«
Die Aussage über die eigene Ungewißheit des Heils kann wahrscheinlich als ein Akt der Bescheidenheit gelten. Barth hat ja oft die Pietisten wegen eines »grölenden Redens vom Heiligen Geist« – wie er sich ausdrückte – getadelt und angegriffen. Daß er aber Mozart, seinen erwählten Lieblingsmusiker, einfach in den Himmel versetzt, ist fragwürdig.

Wir stehen hier vor einer Untugend der westlichen Bildung. Die menschliche Ratio und das schöpferische Schaffen großer Männer wird so hoch bewertet, daß die Volksmeinung sie automatisch in den Himmel versetzt. So finden wir in dem Buch von Dompropst Martensen Larsen »Am Gestade der Ewigkeit« (Seite 166) folgende Aussage: »Es wäre doch ein wunderlicher Himmel, in dem man nicht Plato, Cäsar, Goethe, Schiller und Beethoven finden würde!«  . . .

Haben Goethe und Mozart automatisch den Himmel verdient, weil sie große Männer waren? Das Wort Gottes ist maßgeblich und nicht das intellektuelle Niveau.
Mein verehrter Lehrer Karl Heim äußerte einmal: Wenn schon Kollege Barth sich einen Musiker zum Leitstern nimmt, warum dann nicht Johann Sebastian Bach, der doch zu Christus ein ausgeprägteres Verhältnis hatte als Mozart.  . . .

Karl Barth ist wegen seiner Mozart-Verfallenheit öfter angegriffen worden. Er antwortete darauf (Seite 45): »Ich stelle eine Frage unbeantwortet zurück, die nämlich: wie ich als evangelischer Christ dazukomme, gerade zu Mozart das Ja zu sagen, das hier gewiß nicht verborgen geblieben ist – da er doch so katholisch und auch noch Freimaurer und im übrigen ganz und gar nur Musikant gewesen ist?«

Es ist keine pietistische Engstirnigkeit, wenn ich die Tendenz ablehne, geniale Männer eo ipso in den Himmel zu verfrachten ungeachtet ihrer Stellung zu Christus und zur Bibel. Man wird bei Mozart auf seine kirchlichen Werke, besonders sein Requiem hinweisen und sagen wollen, er habe doch Gott mit seiner Gabe gedient. Mit der gleichen Freiheit hat er auch Freimaurergesänge komponiert. Ein persönliches Christuszeugnis fehlt bei diesem großen Meister. Karl Barth bescheinigt ihm: »Das Subjektive wird bei ihm nie ein Thema. Er hat die Musik nicht dazu benützt, sich über sich selbst auszusprechen« (Seite 39).
Es gibt große Meister der Musikwelt, die in ihrer religiösen Einstellung nicht nur indifferent, sondern sogar ablehnend sind.

Arthur Rubinstein, Künstler, Atheist und danach Christ
Ein Nestor unter den Musikern ist Arthur Rubinstein. 1886 im polnischen Lodz geboren, geht er zur Zeit dieser Niederschrift ins fünfundneunzigste Lebensjahr. Sein Geist und seine Lebenskraft sind noch nicht gebrochen, so daß er hofft, den hundertsten Geburtstag noch zu erleben. Zu wünschen wäre es ihm, am meisten aus dem Grunde, daß er seine noch offene Rechnung mit Gott ins reine bringen kann.
Ob die Nähe der Ewigkeit nicht seine Gedanken in diese Richtung gelenkt hat? Ich erhielt vor einigen Jahren einen Brief von ihm, daß er mein Buch »Between Christ and Satan« gelesen hat und dazu einige Fragen habe. Ich werte das als positives Zeichen.
Dieser Mann hat einen ungeheuren Aufstieg und Ruhm als Pianist erlebt. Sein Weg begann als Wunderkind. Ähnlich wie Mozart spielte er schon als Vierjähriger im kleinen Kreis. Mit sechs Jahren stellte er seine virtuose Begabung in den Dienst von Wohltätigkeitsveranstaltungen. Mit elf Jahren war er in einem Mozart-Konzert von den Berliner Symphonikern als Pianist engagiert.

Nach seiner Ausbildung in Berlin wagte er 1906 seinen ersten Sprung über den großen Teich. Fast hätte dieser erste Besuch in dem Land unbegrenzter Möglichkeiten mit einer Katastrophe geendet. Sein Talent war in der Neuen Welt noch nicht bekannt. So bekam er kein Engagement und stand mittellos in einer mitleidlosen Welt. Diesem trostlosen Dasein wollte er durch einen Freitod ein Ende bereiten. Aber die Schnur des Bademantels, mit der er sich aufhängen wollte, riß. Sein Leben blieb erhalten. Wie dankbar war er später für die Vereitelung seines unheilvollen Planes. Die Misere in USA veranlaßte ihn, wieder nach Europa zurückzukehren. Seine vielen Tourneen in England und Frankreich darzustellen, ist nicht der Sinn dieses Berichtes.

Ein glückliches Ereignis darf aber nicht unerwähnt bleiben. Als Vierzigjähriger lernte er Aniela, die siebzehnjährige hübsche Tochter des polnischen Dirigenten Mlynarski kennen. Einige Jahre später heirateten sie. Vier Kinder wurden dem Ehepaar geschenkt. Es war eine große Liebe, die sich als tragfähig erwies. Sie verwandelte auch den genußfreudigen und lebenslustigen Mann in einen hart arbeitenden Pianisten, der acht bis zehn Stunden am Tag arbeitete und damit den Grundstein für seinen weiteren Aufstieg legte.

In der Zeit, als in Europa die braune Ära begann und ihre Schatten über den alten Kontinent warf, siedelten die Rubinsteins wie viele andere Emigranten nach Kalifornien um.
Dieses warme Land an der pazifischen Küste wurde zu einer Ausgangsbasis für den weltweiten Ruhm des hochbegabten Pianisten. Überall empfingen ihn Beifallsstürme. Sechs Millionen seiner Schallplatten wurden verkauft. Rubinstein wußte mit dem Geld umzugehen, das heißt nicht zu horten, sondern damit Freude zu bereiten.

Ein Charakterzug im Leben dieses Mannes ist mir sehr sympathisch. Er empfand eine große Liebe für Israel. Dreißig Jahre konzertierte er immer wieder in diesem Land, ohne auf Gagen zu achten. Er hat fast nichts aus Israel mit herausgenommen als seine Liebe wiederzukommen. Als Neunzigjähriger wurde er hoch geehrt. Die Jury ernannte ihn zum Musiker des Jahres. Von allen Seiten flossen ihm Ehrenzeichen und Orden zu. Unbekannte Menschen ehren ihn und überschütten ihn mit Blumen. Wahrlich, er hat das Leben außer seiner ersten Epoche mit zwanzig Jahren von der Sonnenseite erlebt. Genügt das nicht? Rubinstein sagt ja. Er will das Leben bis zum letzten Tag genießen. Ob das alles ist?

Von der offenen Rechnung vor Gott war die Rede. Wer das Thema Gott anschneidet, erlebt einen leidenschaftlich reagierenden Rubinstein. Er zweifelt an den alttestamentlichen Geschichten. Er meint, Mose hätte es nie gegeben. Einer Reporterin erzählte er: »Schon als kleiner Junge wollte ich Gott sehen, aber niemand konnte ihn mir zeigen. Heute kann mich niemand überzeugen, daß ein liebender Gott uns lenkt und seine Gnade schenkt. Das mag für andere Menschen gelten, für mich aber nicht. Das sind alles Lügen!«
Er weist als Argument auf die Religionskriege hin. In der Gegenwart sieht er seinen Atheismus bestätigt in den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten in Irland. Er erwähnt auch die dauernden Kämpfe zwischen Arabern und Israel und sagt: »Die einen verehren Allah und Mohammed, die anderen Jehova. Und im Namen ihrer Götter bringen sie sich gegenseitig um.«
So einfach ist das Problem nicht. Gott ist nicht für unsere Blindheit verantwortlich. Der Herr sagt (Jer. 29, 13 f.): »So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.« Perlen und kostbare Schätze liegen nicht an der Straße. Die Perlenfischer in der Südsee müssen oft tief tauchen und suchen, bis sie eine Muschel mit einer Perle finden. Jesus erzählt auch in seinen Gleichnissen (Mt. 13) von einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Gott mutet es uns zu, daß wir suchen – dann dürfen wir auch finden.

Rubinstein ist geistig noch frisch. Er hat noch eine Chance zum Finden, wenn er sucht.
Das schrieb ich 1981. Inzwischen erhielt ich Nachricht, daß Rubinstein in sehr hohem Alter und in völlig geistiger Klarheit Christus als seinen Herrn angenommen hat. Preis dem Herrn, der auch die Starken zum Raube hat! Es erging ihm also ähnlich wie Heinrich Heine, der zuerst Gottesleugner, sogar Spötter war, und dann im Alter noch Jesus als seinen Messias anerkannte. Man schiebe diese Entscheidung der beiden Männer im hohen Alter nicht auf eine etwaige Altersschwäche. Man bekehrt sich in der Jugend leichter als im Alter. In der Jugend ist der Mensch beweglich und elastisch, im Alter erstarren alle körperlichen und geistigen Funktionen. Alte Leute können »frömmlerisch« werden, aber echte tiefgreifende Bekehrungen sind selten. Und doch haben das Heine und Rubinstein erlebt.

Robert Schumann, Komponist und Spiritist

Robert Schumann (1810-1856) wird Gründer der deutschen romantischen Musik genannt. Mit vierundzwanzig Jahren wurde er Dozent am Leipziger Konservatorium. Seine Ehe mit Clara Wieck, der Tochter seines Lehrers, war eine ideale Lebensgemeinschaft. Als Klaviervirtuosin erreichte Clara Schumann Weltruhm. Sie wird häufig mit Arthur Rubinstein verglichen.

Die musikalische Bedeutung Robert Schumanns darzustellen, ist nicht meine Aufgabe. Das haben Musikkritiker und Musikhistoriker getan. Mir geht es um die Wurzeln der geistigen Umnachtung dieses bedeutenden Komponisten, der sein Leben in der Nervenheilanstalt beschloß.

Die geistige Entwicklung dieses Mannes ist geradezu ein Schulbeispiel dafür, was der Spiritismus anrichtet.

Die spiritistische Bewegung begann in der Neuzeit mit den beiden Schwestern Margaret und Kate Fox, die in einer Ortschaft des Staates New York auf einer Farm wohnten. 1848 wurden in dem Elternhaus der beiden Mädchen Klopfgeräusche gehört, die sinnvoll gesteuert schienen. Da hinter den Klopftönen Geister vermutet wurden, vereinbarte man mit ihnen ein Klopfalphabet, das Raps genannt wurde. Es handelt sich um ein englisches Wort mit der Bedeutung: klopfen, schlagen. Die Töchter des Spukhauses entwickelten sich seit 1848 zu fähigen Medien. Der Geisterverkehr wurde mit Holztischen praktiziert, die keine Nägel enthalten durften. Das war die Geburtsstunde des sogenannten Tischrückens, das sich wie eine Epidemie in allen Ländern ausbreitete. Nicht nur das einfache Volk betrieb dieses Spiel zum Zeitvertreib, auch Akademiker, unter ihnen Physiker, wollten diesem Phänomen auf die Spur kommen. Schwindel und Tricks sagten die einen, Steigrohre des Unbewußten nannten es die anderen. Zu der spiritistischen Hypothese (Geisterverkehr) kam die animistische Theorie, ein Aktiverwerden verborgener Seelenkräfte des Menschen. Diese beiden hauptsächlichen Erklärungen haben sich bis heute erhalten.

Von dieser okkulten Seuche des Tischrückens wurde Robert Schumann erfaßt. Er richtete sich damit langsam zugrunde. Absichtlich stelle ich den Vorgang nicht mit eigenen Worten dar, weil es Akademiker gibt, die meinen, ich würde übertreiben. Ich lasse seinen Biographen Wasielewski berichten. Diese ausgezeichnete Darstellung findet sich in dem Buch von Otto Zoff »Die großen Komponisten« ab Seite 187.
Es heißt dort:
»Die krankhaften, im Jahre 1852 mehrfach hervorgetretenen Symptome zeigten sich nicht allein im Jahre 1853, sondern es kamen auch neue hinzu. Zunächst war es das sogenannte >Tischrücken<, welches Schumann in vollständige Ekstase versetzte und seine Sinne in der vollen Bedeutung des Wortes berückte. Das Tischrücken hat zu jener Zeit, wo es die Runde durch die Boudoirs und Teegesellschaften nervöser Damen, ja, durch die Studierzimmer sonsthin ernster Männer machte, allerdings auch manchen besonnenen Kopf irritiert; doch unterscheiden sich diese Vorkommnisse durchaus von der krankhaften Exaltation, welche Schumann damals ergriffen hatte.
Als ich im Mai 1853 mich besuchsweise in Düsseldorf aufhielt und eines Nachmittags in Schumanns Zimmer eintrat, lag er auf dem Sofa und las in einem Buche. Auf mein Befragen, was der Inhalt des letzteren sei, erwiderte er mit gehobener, feierlicher Stimme: >Oh! Wissen Sie noch nichts vom Tischrücken?<
>Wohl<, sagte ich in scherzendem Tone.
Hierauf öffneten sich weit seine für gewöhnlich halb geschlossenen in sich hineinblickenden Augen, die Pupille dehnte sich krampfhaft auseinander, und mit eigentümlich geisterhaftem Ausdrucke sagte er unheimlich und langsam: >Die Tische wissen alles<.
Als ich diesen drohenden Ernst sah, ging ich, um ihn nicht zu reizen, auf seine Meinung ein, in Folge dessen er sich wieder beruhigte. Dann holte er seine zweite Tochter herbei und fing an, mit ihr und einem kleinen Tische zu experimentieren, wobei er den letzteren auch den Anfang der c-Moll-Symphonie von Beethoven markieren ließ. Die ganze Szene hatte mich aber aufs äußerste erschreckt, und ich erinnere mich genau, daß ich meine Besorgnisse damals sogleich gegen Bekannte äußerte. An Ferd. Hiller schrieb er über seine Experimente am 25. April 1853: >Wir haben gestern zum ersten Male Tisch gerückt. Eine wunderbare Kraft! Denke Dir, ich fragte ihn, wie der Rhythmus der zwei ersten Takte der c-Moll-Symphonie wäre! Er zauderte mit der Antwort länger als gewöhnlich – endlich fing er an, aber erst etwas langsam. Wie ich ihm aber sagte: >Aber das Tempo ist schneller, lieber Tisch<, beeilte er sich, das richtige Tempo anzuschlagen. Auch fragte ich ihn, ob er mir die Zahl geben könnte, die ich mir dächte, er gab richtig drei an. Wir waren alle wie von Wundern umgeben.< Und desgleichen unter dem 29. April: >Unsere magnetischen Experimente haben wir wiederholt. Es ist, als wäre man von Wundern umgeben.<

Dann auch stellten sich zeitweilig Gehörstäuschungen ein, derart, daß Schumann einen Ton unausgesetzt zu hören glaubte, und auch in nervöser Erregung wirklich hörte, obschon in der ganzen Umgebung nichts, was einem Ton hätte ähnlich sein können, wahrzunehmen war. Der Violinist Ruppert Becker in Frankfurt am Main, welcher damals in Düsseldorf lebte, berichtete mir, daß er eines Abends mit Schumann zusammen in einem Bierlokale gewesen sei. Plötzlich habe Schumann die Zeitung weggelegt und gesagt: >Ich kann nicht mehr. Ich höre fortwährend A<.«

Die Gehörstäuschungen verstärkten sich. Es meldeten sich Geisterstimmen, denen Schumann gehorchte. Eines Nachts verließ er das Bett und begab sich ins Wohnzimmer, um zu komponieren. Seiner Frau, die ihn zurückhalten wollte, erklärte er, er habe von Schubert und Mendelssohn ein Thema erhalten, das er sofort ausarbeiten müsse.

Zu den akustischen Halluzinationen traten dann noch visuelle Halluzinationen. Schumann wurde nicht Herr über diese wahnhaften Trugbilder. Manchmal bekannte er sich als Sünder, der die Liebe seiner Frau nicht verdiene. Die Gespräche mit den Geistern mehrten sich. Er wurde ihr Sklave. Sie gaben ihm Aufträge, die er ausführen mußte. So erhielt er im Februar 1854 den Auftrag, sich das Leben zu nehmen. Er verließ wortlos sein Haus und eilte zur Rheinbrücke. Dort stürzte er sich in die Fluten des Stromes. Er wurde aber von Rheinschiffern beobachtet, die ihm mit einem Kahn nachfuhren und ihn aus dem Wasser zogen. Er war damit gerettet. Einige Wochen später wurde er von seinem Arzt in eine Heilanstalt gebracht. Nach zweieinhalb Jahren endete sein Leben in dieser Anstalt in Endenich.

Natürlich ist mir klar, was die Psychiater zu dieser Krankengeschichte zu sagen haben. Sie erklären, man dürfe Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Die Geisteskrankheit sei das Erste und danach der Hang zu dem mysteriösen Tischrücken. Im Leben Schumanns war es aber so, daß seine Geisterhörigkeit erst zwei bis drei Jahre nach dem Beginn des Tischrückens einsetzte.
Musiker haben allgemein ein sensibleres Nervensystem als Menschen anderer Berufsgruppen. Sie zerstören mit dem Spiritismus viel schneller ihr seelisches Gefüge als die massiv oder grobstrukturierten Menschen.

Johannes Brahms im Bereich der Kunst und Dämonie

Johannes Brahms (1833-1897) gilt als der größte deutsche Musiker der nachklassischen Zeit. Sein Leben und künstlerischer Spielraum liegt in dem Dreieck Hamburg, Zürich, Wien. Sein Vater war in Hamburg ein Berufsmusiker, der mehrere Instrumente spielte. Johannes erregte schon als Zehnjähriger durch sein frühreifes musikalisches Talent Aufmerksamkeit. Sein Musiklehrer Gossel kam, als sein Schüler erst elf Jahre alt war, händeringend zu Eduard Marxsen, einem Pianisten von Rang, und erklärte: »Ich kann dem Jungen nichts mehr beibringen, bitte übernehmen Sie ihn.« Seiner Bitte wurde entsprochen, als sich Marxsen das Spiel des jungen Talents angehört hatte.

Mit vierzehn Jahren fiel Johannes bei einem Konzert auf und erhielt von einem Musikkritiker eine wohlwollende Kritik. Mit fünfzehn Jahren wagte der junge Pianist sein erstes eigenes Konzert. Auf seinem Programm standen unter anderem Bach und Beethoven.
Sein musikalischer Aufstieg begann nach seiner Begegnung mit Schumann, der alles daransetzte, für die Frühwerke von Brahms einen Verleger zu finden.
Nach dem Tode seines Freundes und Gönners bahnte sich zwischen der Gattin des Verstorbenen, Clara geb. Wieck, und Brahms eine herzliche Freundschaft an, die Jahrzehnte hindurch bestand. Sie unternahmen viele gemeinsame Konzertreisen.

In den Jahren 1865 bis 1874 wurde Brahms häufig zu den Musikfesten nach Zürich eingeladen. Dort lernte er bedeutende Männer kennen und schätzen. Dazu gehörten der berühmte Chirurg Prof. Billroth, der feinsinnige Schriftsteller Josef V. Widmann und Ernst von Wildenbruch, dessen Dramen Brahms sehr zusagten.

Seit 1863 gab Brahms auch in Wien Konzerte, für die er von einigen Wagner-Fans starke Opposition erhielt. Dennoch konnte er sich durchsetzen. Er entscheidet sich schließlich für Wien als seinen Wohnsitz und Wirkungsstätte, obwohl er oft von Heimweh nach seiner Vaterstadt Hamburg geplagt war.

Über die musikalische Bedeutung von Johannes Brahms zu schreiben, steht mir nicht zu. Ich bin kein Musikkenner. Mein musikalisches Bedürfnis ist mit den Bach-Chorälen gestillt. Meine Aufgabe liegt auf einer ganz anderen Ebene: die Frage nach der Inspiration dieser großen Komponisten.

Auf diesem Sektor ist Brahms der ergiebigste Musikschöpfer, weil wir von ihm am meisten wissen. Das Buch von A. M. Abell »Gespräche mit berühmten Komponisten« ist eine reiche Fundgrube für das Problem der Inspiration.

Das meiste Material liefert uns Max Kalbeck (1850-1921), dessen Brahms-Biographie in acht Bänden erschienen ist. Hören wir einmal eine typische Partie Kalbecks aus dem Buch »Die großen Komponisten«, Seite 280f.:

»In Ischl hatte ich später ein paarmal unverhoffte Gelegenheit, Brahms bei der Arbeit zu belauschen. Als Frühaufsteher und Naturfreund wie er, war ich an einem warmen Julimorgen sehr zeitig ins Freie hinausgegangen. Da sah ich plötzlich vom Walde her einen Mann auf mich über die Wiese zugelaufen kommen, den ich für einen Bauern hielt. Ich fürchtete, verbotene Wege betreten zu haben, und rechnete schon mit allerlei unangenehmen Eventualitäten, als ich in dem vermeintlichen Bauern zu meiner Freude Brahms erkannte.
Aber in welchem Zustande befand er sich, und wie sah er aus! Barhäuptig und in Hemdärmeln, ohne Weste und Halskragen, schwenkte er den Hut in der einen Hand, schleppte mit der anderen den ausgezogenen Rock im Grase nach und rannte so schnell vorwärts, als würde er von einem unsichtbaren Verfolger gejagt. Schon von weitem hörte ich ihn schnaufen und ächzen. Beim Näherkommen sah ich, wie ihm von den Haaren, die ihm ins Gesicht hingen, der Schweiß stromweise über die erhitzten Wangen herunterfloß. Seine Augen starrten geradeaus ins Leere und leuchteten wie die eines Raubtieres – er machte den Eindruck eines Besessenen. Ehe ich mich von meinem Schrecken erholte, war er an mir vorbeigeschossen, so dicht, daß wir einander beinahe streiften; ich begriff sofort, daß es ungeschickt von mir wäre, ihn anzurufen; er glühte vom Feuer des Schaffens. Nie werde ich den beängstigenden Eindruck der elementaren Gewalt vergessen, den der Anblick der Erscheinung in mir zurückließ.

Und ebenso unvergeßlich bleibt mir die einzige Stunde, in der ich als heimlicher Ohrenzeuge seinen Eingebungen lauschen durfte, die er, aller Wahrscheinlichkeit nach vor der ersten Niederschrift, seinen verschwiegenen Wänden anvertraute. Auch da berührte sich das Dämonische mit dem Künstlerischen in eigentümlicher Weise.«

Die Ausdrücke Besessenheit und Dämonie tauchen hier auf. Sie wollen hier nicht im biblischen Sinne als der Innewohnung böser Geister verstanden werden, sondern einfach als die völlige Beschlagnahmung durch eine Aufgabe. Wir haben im Deutschen die Redewendung: von einer Idee besessen, von der Kunst, von der Arbeit besessen, ohne daß wir gleich an Dämonen denken. Allerdings kann man sich hier auch einer Verharmlosung schuldig machen. Wir müssen daher Brahms’ Inspiration noch bei Arthur Abell untersuchen, der diesem Problem nachgegangen ist. Als Quelle dient sein Buch »Gespräche mit berühmten Komponisten«. Dieses Buch ist eine Schatzkammer der künstlerischen Inspiration, ohne jedoch zu dem Urgrund verschiedener Inspirationen vorzustoßen.

Die Liebhaber der Brahmsschen Werke werden sich über die folgenden Abschnitte ärgern. Ich konstruiere aber nichts. Die Quellen sind völlig eindeutig. Untersuchen wir Schritt für Schritt den Hintergrund der Brahmsschen Musik.
Eine erste Etappe ist Brahms’ Stellung zur Heiligen Schrift. Es war im Spätherbst 1896, ein Jahr vor seinem Tod. Der berühmte Violinist Joseph Joachim, Brahms’ Freund, und Arthur Abell saßen im Wiener Heim des Komponisten zusammen. Das Gespräch ging um die letzten Fragen des Lebens.

Die drei Gesprächspartner mühten sich zunächst um die Frage, woher einem Komponisten die Kräfte zu seinem Schaffen zuströmen. Begriffe wie Unterbewußtsein und Überbewußtsein wurden genannt. Brahms gab folgende Erklärung und zitierte Joh. 14, 10 f.:
»Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke. Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere denn diese tun.«
Brahms meinte nun, sein eigenes Schaffen würde diesem Wort entsprechen. War er dazu berechtigt? Nein, er glaubte nicht an den Sohn Gottes, wie die Schrift sagt (Joh. 7, 38). Den Beweis gibt er selbst. In diesem Gespräch behauptet er folgendes: »Diese Stelle steht im glatten Widerspruch zu Joh. 3, 16 (Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn dahingab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben). Als Beweis für diesen Widerspruch oder Gegensatz führte er an:
»Joh. 14, 12 sind die eigenen Worte Jesu, während Joh. 3, 16 die Worte des Evangelisten darstellen. Das ist ein gewaltiger Unterschied.« Brahms behauptete, seine eigene Inspiration käme von Gott, während er die totale, echte Inspiration der Bibel ablehnte. Damit gibt dieser Schöpfer großer Musikwerke, ohne es selbst zu wissen, zu, daß seine Inspiration aus anderen Quellen kommt.

Für diese Behauptung gibt er in diesem Gespräch laufend neue Beweise.
Arthur Abell fragte den großen Meister: »Glauben Sie, daß Jesus der Sohn Gottes ist?«
Brahms erwiderte: »Sicher glaube ich das; wir sind alle Söhne Gottes, denn wir können aus keiner anderen Quelle stammen. Der riesige Unterschied zwischen ihm und uns gewöhnlichen Sterblichen liegt aber darin, daß er sich mehr Göttlichkeit angeeignet hat.«
Das heißt also, daß Jesus nur einige Sprossen höher auf der Leiter steht als wir. Diesen Gedanken hat Brahms dann noch mit anderen Worten untermauert. Er erklärte in dem Gespräch: »Jesus war das größte geistige Genie der Welt. Er war sich bewußt, die einzige wahre Quelle der Kraft zu gebrauchen, obgleich Beethoven und Milton ebenfalls wußten, daß sie die gleiche Quelle in geringerem Umfang erschlossen. Es ist alles nur eine Frage des Ausmaßes.«

Diese Einstellung zeigt doch eindeutig, daß Brahms die klare biblische Einstellung abgeht. Er gibt Jesus alle Ehrenprädikate, läßt ihn aber nicht den Sohn Gottes sein, der für unsere Sünden starb. Die großen Männer sind gleicher Qualität, stehen aber nur einige Stufen tiefer in der Skala der großen Werke. Jesus ist nicht der Erlöser, sondern nur das große Vorbild, dem wir nacheifern. Der Mensch ist von Natur aus gleicher Art wie Jesus und muß sich nur nach gleicher Vervollkommnung ausstrecken. Wir haben hier die Theologie des Humanismus und des Spiritismus.

Man wird mir sagen wollen: »Einen großen Meister darf man nicht mit biblischen Begriffen oder gar mit Dogmen messen. Genies haben ihre eigene Gesetzlichkeit.«
Um die Kernwahrheiten der Bibel kommt aber kein noch so begabter Mensch herum. Vor dem Heiligen Gott schwindet alle menschliche Größe, und das Wort Gottes ist der Maßstab, mit dem wir in der Ewigkeit gemessen werden.
Zu diesem Wort Gottes hatte Brahms aber eine gebrochene und gegensätzliche Einstellung. So erklärte er zum Beispiel bei diesem Wiener Gespräch, daß die Stelle Lukas 23, 39-43, die Geschichte von dem bußfertigen Schächer, eine Fälschung sei. Nun, Hunderte von modernen Theologen denken genauso. Das ist keine Entschuldigung für Brahms, denn die Inspiration und Überzeugung dieser Theologen ist ja nicht göttlichen Ursprungs.

Wenn man die Biographie von Brahms liest, drängt sich einem der Verdacht auf, daß er von seinem Freund Robert Schumann, der ein ausgesprochener Spiritist war, einiges übernommen hat. Schumann nannte ja Brahms den neuen musikalischen Messias. Beide Männer hielten viel von den kosmischen Schwingungen, die den Künstler mit Gott verbinden sollen. Das sind Vorstellungen, wie wir sie im Spiritismus und überhaupt im ganzen Bereich des Okkultismus vorfinden. Hellseher, Radiästheten, Magier, Magnetiseure reden davon, daß sie sich in die Schwingungen ihres irdischen Objektes oder des Kosmos einpendeln, einschalten würden. Dieser Vorgang ist zu einer wehverzweigten okkulten Wissenschaft geworden.

Der Verdacht auf spiritistische Vorgänge wird durch das Bekenntnis Brahms’ verstärkt, daß er seine Anregungen und Inspirationen in der Halbtrance erhielt. Vielleicht ist es aufschlußreich, wenn wir die betreffenden Sätze zitieren (Seite 64): »Ich befinde mich in einer tranceähnlichen Situation, wenn ich in diesen traumähnlichen Zustand falle . . . in solchen Augenblicken strömen die inspirierten Ideen ein.«

Es nimmt uns ferner dann nicht mehr wunder, daß Brahms in höchsten Tönen von Daniel Home spricht, der als das größte, erfolgreichste spiritistische Medium gilt. Auch hier sollen einige Sätze (Seite 73) die Aussage erhärten: »Jesus wußte, daß er kraft dieses höheren Gesetzes wirkte, und daß andere eines Tages das gleiche tun würden. Und nun ist dieses höhere Gesetz, die Überwindung der Schwerkraft, tatsächlich von einem Mann namens Daniel Home verwirklicht worden.«

Bei den Berichten Abells war Brahms fasziniert. Der Spiritist Home war Levitationsmedium und hat sich einmal freischwebend 7 m hoch in die Luft erhoben. In seiner Gegenwart haben sich schwere Tische im Zimmer fortbewegt, ohne daß jemand sie berührte. Er brachte durch Fernwirkung ein Klavier zum Spielen, ließ Glocken läuten und vollbrachte viele andere telekinetische Kunststücke. Betrug konnte nie entdeckt werden. Physiker und Mathematiker haben ihm ohne Erfolg vergeblich Tricks nachweisen wollen.

Brahms sah in den spiritistischen Phänomenen eine Erfüllung des Jesuswortes Joh. 14, 12. Den Wandel Jesu auf dem See Genezareth verglich er mit den Schwebezuständen von Daniel Home. Er sah aber einen wichtigen Unterschied, wie folgende Stelle (Seite 105) zeigt: »Das Unterbewußtsein hat allmächtige Kräfte. Wer sie sich aneignen kann, kann Wunder tun wie zum Beispiel Daniel Home, der sie freilich im Gegensatz zum Nazarener nicht bewußt vollbringen kann.« Die Leistungen Homes erfolgten in der Trance. Wenn Home aus der Trance erwachte, wußte er nicht, was geschehen war.

Es ist genug Beweismaterial ausgebreitet worden. Wem es nicht genügt, der kaufe sich das Buch im Schroeder-Verlag, Eschwege.

Die Inspiration von Brahms stammt aus ähnlichen Quellen wie die von Robert Schumann. Eine genuine biblische Inspiration aus dem Zentrum des Heiligen Geistes läßt sich absolut nicht nachweisen. Daran ändern auch die religiösen Partien einiger Musikstücke nichts. Mir tut das leid bei dieser gewaltigen Begabung und Leistung dieses Künstlers.

Durch das Heidentum inspiriert
Das Künstlerehepaar Schmidt gab mir wertvolle Aufschlüsse über die Inspirationsquellen der großen Komponisten. Ich zog dazu folgende Bücher zu Rate:
1. Abell, Arthur: Gespräche mit berühmten Komponisten
2. Barth, Karl: Wolfgang Amadeus Mozart
3. Debussy, Claude: Musik und Musiker
4. Flessa, Ernst: Die Händel-Chronik
5. Gerlach-Herrmann: Goethe erzählt aus seinem Leben
6. Harich-Schneider: Zärtliche Welt
7. Insel-Bücherei: Goethes schönste Briefe
8. Köhler, L.: Allgemeine Musiklehre
9. Kraus, Egon: Musik als Lebenshilfe
10. Müller-Blattau, J. M.: Johannes Brahms
11. Myers, B. L.: Musikorchester Komponisten
12. Pache, René: Inspiration und Autorität der Bibel
13. Pfennigsdorf, E.: Christus im deutschen Geistesleben
14. Rößler, Hellmuth: Deutsche Geschichte
15. Söhngen, Oskar: Theologie der Musik
16. Strube, Adolf: Deutsche Musikkunde
17. Zoff, Otto: Die großen Komponisten
18. Das zehnbändige Kittelsche Wörterbuch zum Neuen Testament

Wenn man die hier erwähnten Bücher liest, dann fällt sofort die Terminologie auf. Es wird gesprochen von den Musen und Dämonen. Engel und Schutzgeister spielen eine Rolle. Ekstase, Trance und Rauschzustände werden genannt. Die ganze Begriffswelt ist von dem Stil und Sprachgebrauch des Neuen Testamentes völlig verschieden.

Geben wir zunächst eine Kostprobe aus den beiden erwähnten Goethe-Büchern. Goethe gehört zwar nicht zu den Komponisten, schöpft aber aus den gleichen Quellen. Bei allen in diesem Kapitel gegebenen Zitaten wiederhole ich nicht die Buchtitel, sondern lediglich die oben angegebenen Ziffern. Es handelt sich also um die Ziffern 5 und 7.

5,76: »Umschwebt mich, ihr Musen, ihr Charitinnen. «
7,14: »Doch was können die heiligen Götter nicht wenden, wenn’s ihnen beliebt?«
5,44: »Das Dämonische ist dasjenige, was durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen ist. In meiner Natur liegt es nicht, aber ich bin ihm unterworfen.«
5,254: »Fromm sind wir Liebende, still verehren wir alle Dämonen, wünschen uns jeglichen Gott, jegliche Göttin geneigt.«
7,87: »Wirken wir fort, bis wir, vor- oder nacheinander, vom Weltgeist gerufen, in den Äther zurückkehren.«

Damit haben wir schon eine typische Palette heidnischer, vorchristlicher Vorstellungen: die Musen, die heiligen Götter, die Dämonen, der Weltgeist.
Nun mag man mir entgegenhalten: Die großen Geister, die Heroen eines Volkes darf man nicht mit theologisch-dogmatischen Maßstäben messen. Sie haben in ihrem Dichten und Denken eigengesetzliche Strukturen. Bei Goethe wäre das außerdem eine poetische Ausdrucksform. Gehen wir kurz darauf ein.
In der Tat liegen bei Goethe keine neutestamentlichen Ausdrucksformen vor, wenn er von Dämonen redet. Bei diesen Äußerungen steht die griechische, vorchristliche Welt Pate.

Wir müssen daher den Begriff des Dämonischen im Hellenismus in kürzester Form skizzieren. Einige Kapitel über den Begriff Dämon liegen bereits in meinen Büchern »Demonism, Past and Present« und »Besessenheit und Exorzismus« vor. Was dort nicht ausgeführt ist, muß hier angeschnitten werden.
Bei Homer und dem noch älteren Hesiod bedeutet Dämon eine übermenschliche Macht. Plato bezeichnete die Dämonen als Götter oder als Söhne der Götter. Wichtig für die Beurteilung Goethes und der großen Komponisten ist die Ambivalenz, die Doppelwertigkeit des Begriffs Dämon in der frühgriechischen Epoche. Er schließt Gutes und Böses in sich. Der Dämon kann Unheil stiften, aber auch ein freundliches Schicksal bereiten. Von hier aus war es nur noch ein Schritt zu der Bedeutung einer Schutzgottheit.
Die griechische Vorstellungswelt ist der große Topf, aus dem unsere Künstler ihre Ideen geholt haben. Die ganze Musikwelt lebt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, von diesen griechisch-heidnischen Inspirationen. Frau Schmidt, deren Geschichte wir gehört haben, sagt, außer Bach hätten alle großen Komponisten den griechischen Nektar getrunken, der im klaren Gegensatz zu dem Angebot des Heiligen Geistes steht. Das Beweismaterial zu dieser Behauptung ist geradezu erdrückend.

Bringen wir zunächst einige Hinweise zur Frage der Inspiration.

Pfennigsdorf untersucht als christlicher Autor die Quellen künstlerischen Schaffens und richtet doch durch die mangelnde Unterscheidung Verwirrung an. Er schreibt (13,112):
»Jeder große Künstler weiß, daß er nichts schaffen kann, wenn es ihm nicht gegeben wird. Wie wahr das ist, das wußten schon die Griechen, die alles höhere Denken und Wirken auf eine Begeisterung durch den Eros, die Musen oder Apoll zurückführten.« – Schöpfen christusorientierte Männer und die alten Griechen etwa aus den gleichen Quellen?
Diese Verwirrung des Denkens geht aber durch die meisten Bücher über die großen Komponisten. Die Aussagen über die künstlerische Inspiration erhellen die heidnischen Wurzeln.

Richard Strauss bekennt (1,25):
»Wenn ich mich in inspirierter Stimmung befinde, habe ich bestimmte Zwangsvisionen unter dem Einfluß einer höheren Macht. In solchen Augenblicken spüre ich, daß ich die Quelle der unendlichen Kraft, aus der alle Dinge hervorgehen, erschließe.«
Auf dieser Ebene befinden sich nahezu alle Äußerungen der Komponisten zur Frage der Inspiration. Brahms nannte kosmische Schwingungen als seine Inspirationsquelle (1,60 und 1,127). Er erklärt, daß er sich in solchen Augenblicken in der Halbtrance befinde. Über Toscanini heißt es (1,155): »Toscaninis Interpretationen sind Wunder, und sein unvergleichliches Gedächtnis ist eine kosmische Offenbarung. Toscanini ist Gott nahe, wenn er dirigiert.«
Wagner bekannte, daß er im Zustand des Halbschlafes das Vorspiel zu »Rheingold« erhalten habe (1,175).
Beethoven herrschte einen Geiger, der sich der schweren Griffe wegen beklagte, an: »Glaubt er, ich denke an seine elende Geige, wenn der Geist über mich kommt und ich komponiere?« (16,224).
Der Biograph von Verdi berichtet (17,250 f.) folgendes: »Schon als kleiner Knabe konnte Verdi vor den Wundertaten eines alten Violinisten in Ekstase stehen.« Ein andermal mußte ein Priester den jungen Verdi durch einen Stoß aus der Trance wecken.

Ein Beispiel für teuflische Inspiration ist Paganini. Es wird erzählt, daß er als Bettelmusikant in Spelunken aufspielte und sich kümmerlich damit durchs Leben schlug. In seiner Verzweiflung habe er sich mit seinem Blut dem Teufel verschrieben. Daraufhin machte er als Geiger Karriere. Myers berichtet (11,41):
»Paganinis Spiel war so brillant, daß ein Mann schwor, gesehen zu haben, wie der Teufel den Bogen führte. Paganini erfand neue virtuose Kunstgriffe im Violinspiel und entwickelte eine ungeheure Technik.« Sein Spiel wurde Hexenmeisterei genannt.
An Hexerei erinnert auch die Teufelstrillersonate. »Nach einer Legende ist dem italienischen Geiger und Komponisten Guiseppe Tartini der Teufel im Traum erschienen und spielte ihm ein virtuoses, mit schwierigen Trillern versehenes Stück auf der Violine vor. Der Musiker schrieb es nach dem Erwachen aus der Erinnerung auf und nannte es >Teufelstrillersonate<.« So berichtete Myers (11,49).
Es ist wiederum typisch, daß Brahms diese Sonate für das beste Werk Tartinis hält.

Weiteren Aufschluß über die Quellen künstlerischen Schaffens unserer großen Komponisten geben uns die vielgebrauchten Ausdrücke wie: Engel, Geister, Schutzgeister, Schutzgötter, Dämonen.

Solche Hinweise auf jenseitige Helfer sind nicht immer eindeutig. Das zeigt sich besonders bei Händel, dessen »Messias« ich sehr schätze. Einige Zitate aus der Händel-Chronik sollen das zeigen.

4,357: »Vermessen wollte ich nichts Geringeres, als Gebirge aufrichten. Nun stürzten sie über mir zusammen. Ich muß daran verzweifeln, das letzte Lichtgeheimnis der Engel in meiner Musik zu offenbaren. Das aber ist die Hölle.«

4,380: »Ich habe mit dem Engel ringen müssen wie Jakob.«
Aufschlußreich ist ein weiteres Zitat, in dem sich Händel auch zur Antike bekennt im Gegensatz zur Bibel.

4,384: »Ehe ich wieder zu den strengen, hohen Bibelstoffen zurückkehre, habe ich mich ins helle Griechenland begeben . . . Ein liebliches Menschenkind entbrennt in tragischer Liebe zu Jupiter, ihrem Erretter, und nimmt im Übermaß ihres herrlichen Gefühls Tod und Untergang auf sich.«
Die Engelvorstellung Händels verlagert sich eindeutig zu der Annahme, daß die Engel seine Schutzgeister sind.

4,392: »Mit dem Engel brauche ich nicht mehr ringen um meine Musik. Sie ist geborgen unter seiner Obhut.«

4,430: »Nur, wenn heißer Flügelwind und brausender Engelatem hinter einer Musik her sind, dann taugt sie was. Gebe Gott, daß sie mich niemals verlassen.«

4,433 »Unter dem Schutzgeist, der mich dabei beriet, habe ich’s, so hoffe ich, mit innigem Leben erfüllen dürfen.«

Diese Engelzitate aus dem Händelbuch sind nicht einfach zu deuten. Man kann sich an Hebr. 1, 14 erinnern, wo Engel eine Schutzfunktion haben. Auch die katholisch volkstümlichen Vorstellungen von Heiligen und Engeln können hier hereinspielen. Zuletzt kann man an die spiritistische Annahme von Schutzgeistern, Kontrollgeistern denken, eine Vorstellung, die bei Schumann bewußt und bei Brahms unbewußt vorliegt. Bei Händel zeigt sich die Tendenz aller großen Musiker – außer Bach -, die Motive im Griechentum zu holen. Händel empfindet »das helle Griechenland« als Erholung gegenüber dem schweren biblischen Text. Wenn hier nochmals der Name Brahms auftaucht, soll das entsprechende Zitat erwähnt werden.

1,127: »Jene Heimsuchungen meiner himmlischen Schutzgöttin sind meine kostbarsten Erinnerungen.«

Der Begriff des Dämonischen taucht in den Biographien der Musiker noch mehr auf als der Hinweis auf die Schutzengel.

Im Titel »Zärtliche Welt« heißt es (Seite 41), die Künstler hätten einen Zug zum Abgründigen, zum Dämonischen. Dieser Trend wird in allen ihren Biographien sichtbar.
Einige Zitate sollen das zeigen.

16,234: »Was aber ein solcher vom Dämon Besessener ausspricht, davor muß ein Laie Ehrfurcht haben. Denn hier walten die Götter und streuen Samen zu künftiger Einsicht.«

16,257: »Schumann schrieb nächtens ein ihm von Engeln eingegebenes Thema auf. Und während ihn furchtbare Dämonen bedrohten, schrieb er gleichwohl Variationen über jenes Engelthema.«

Bei diesem Schumannzitat werden Engel und Dämonen in einem Atemzug genannt. Da Schumann hochgradiger Spiritist war, ist die Frage, ob es Engel Gottes oder Satans waren. Bei Brahms, der von seinem Freund Schumann spiritistisch beeinflußt war, finden sich ähnliche Vorstellungen.

16,292: »Es waren einzelne Klavierstücke, teilweise dämonischer Natur . . . Es stehen uns noch wunderbare Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt bevor. Möchte ihn der höchste Genius dazu stärken.«
Dieses Zitat ist verkürzt wiedergegeben. Zu beachten sind die drei Ausdrücke: dämonisch – Geisterwelt – Genius (Schutzgeist). Wir sind damit eindeutig im spiritistischen Bereich.

Ergänzen wir diese dämonische Reihe mit einem Zitat von Wagner.
17,235: »Was reden Sie von der Zukunft, wenn meine Manuskripte im Schrein verschlossen liegen! Wer soll das Kunstwerk aufführen, das ich, nur ich unter Mitwirkung glücklicher Dämonen zur Erscheinung bringen kann, daß alle Welt wisse, so ist es, so hat der Meister sein Werk geschaut und gewollt.«

Die irregeleitete geistige Verfassung der großen Komponisten – wiederum sage ich außer J. S. Bach und einigen Ausnahmen – wird deutlich an ihrer Haltung Gott und Christus gegenüber. Dazu einige Hinweise.

16,251: »Wahrlich, in dem Schubert wohnt ein göttlicher Funke.«
Wir stehen hier vor der Grundeinstellung der Mystiker, daß in jedem Menschen ein Stück Gottheit, ein göttlicher Funken verborgen liege, der zur Flamme angefacht werden muß. Es liegt hier der Gedanke der Höherentwicklung, der Selbsterlösung vor. Christus, der Erlöser und Mittler, ist hier überflüssig. Der Mensch »wurschtelt sich aus seiner Misere in eigener Kraft heraus.«

1,156: »Für Jesus von Nazareth wie für Beethoven muß es sehr leicht gewesen sein, mit der Allmacht in Verbindung zu treten.«

Hier steht also Beethoven neben Jesus. Jesus steht nur einige Sprossen höher auf der Leiter, wie Brahms einmal angedeutet hat. Nach dieser Meinung hätten also die Künstler eine unmittelbare Stellung zu Gott. Kein Wunder, daß daher die Künstler automatisch nach ihrem Tode in den Himmel versetzt werden. Diese Vorstellung finden wir auch bei dem christlichen Autor Pfennigsdorf. Es heißt in seinem Buch:

13,156: »Was werden Phidias und Raffael, Sophokles und Shakespeare, Händel und Mozart im Himmel für Werke geschaffen haben und noch immer herrlichere schaffen!«

Auch hier tritt das Griechentum mit seinem künstlerischen Schaffen in den Vordergrund. Weil Phidias klassische Statuen meißelte und Sophokles großartige Tragödien und Dramen schrieb, steht ihnen als Belohnung der Himmel offen.
Hier spricht das Heidentum und nicht die Bibel als allein vom Heiligen Geist autorisierte Quelle der Inspiration.

Wie steht es bei unseren Musikern heute? Von dem Geiger Yehudi Menuhin war in einem Artikel im »Reader’s Digest« zu lesen, daß er als Vorbereitung zur Inspiration ein konstantes Jogatraining absolviere. Wenn er beim Spielen auf der Geige einen schwarzen Engel über dem Griffbrett sehe, dann spiele nicht mehr er, sondern »es spiele«.

In einer vor einigen Jahren ausgestrahlten Fernsehsendung, in der dieser Geiger mit seinem Klavierbegleiter auftrat, erklärte der Kommentator vor Beginn des Konzertes, daß Menuhin spielen würde, wenn er in der linken oberen Ecke, also über dem Griffbrett seiner Geige, einen schwarzen Engel sähe, der ihn inspiriere.

Der Dirigent Herbert von Karajan praktiziert die gleiche Vorbereitung zur Inspiration wie Menuhin. Jeden Morgen von sechs bis acht Uhr betreibt er Jogaübungen, um für seine Arbeit fit zu sein. Er wird auch Magier des Taktstockes genannt. Seine virtuose Kunst zu dirigieren, wird auch als Charisma bezeichnet. Charismata sind Gaben des Heiligen Geistes, die man nicht durch Jogaexerzitien erlangen kann.

Als letztes Beispiel dieser Art ein Bericht aus dem Blatt »Die Zeit« vom 2. Januar 1981. Ein Zitat von Leonard Bernstein lautet:

»Der Künstler kann Einfälle und Vorstellungen über ein Stück in der Trance empfangen. Der schöpferische Akt nimmt einen in die Klauen. Nichts hat mit dieser beglückenden Sensation des darin Gefangenseins etwas gemeinsam.«
Die Trance ist mit ihrer Passivität die Empfangsstation und Situation für das Einwirken der Geister, die im Luftgebiet, in der uns umgebenden Atmosphäre ihr Unwesen treiben (Eph. 6, 12). Das Erfülltwerden, das Inspiriertwerden durch den Heiligen Geist Gottes hat eine völlig andere Charakteristik. Ich verweise auf mein Taschenbuch »Die Geistesgaben«.

Wir schließen das Musikkapitel mit einigen historischen Hinweisen.

Pythagoras (geb. 497 v. Chr.), Entdecker des pythagoräischen Lehrsatzes und der Gesetzlichkeit schwingender Saiten, beobachtete eines Abends die Sterne. Der nächtliche Lärm junger Männer störte ihn dabei. Er bemerkte, daß sie, durch die Musik eines Schalmeienspielers rasend gemacht, in das Haus einer jungen Schauspielerin einzudringen versuchten. Da befahl Pythagoras dem Bläser, den Halbton zu ändern. Darauf gingen die jungen Männer beruhigt nach Hause (15, 122).
Es gibt also nichts Neues unter der Sonne. Heute sind es die Rockfans, die rasend gemacht werden und im Rauschzustand zu allen Gewalttätigkeiten bereit sind.
Die geheimnisvolle Macht der Musik kannte auch Plato. In seinen Nomoi (nomos = Brauch, Sitte, Ordnung, Recht) erklärte der Philosoph, daß die sogenannten Lieder in Wahrheit Zauberlieder, Zaubersprüche für die Seele sind. Je nach den Tonarten haben sie eine verschiedene ethische Wirkung auf die Menschen. Das sind Erkenntnisse, die bis heute ihre Gültigkeit haben.
Zu den Gedanken von Pythagoras und Plato ein Zeugnis gleichen Charakters von heute. Professor Gerhard Taschner erklärte: »Musik ist Rauschgift, und wenn es nicht so ist, dann ist es keine Musik, sondern Handwerksarbeit auf dem Instrument.«

Rauschzustände, Vernebelung des Denkens gehören zum Instrument Satans. In der Bibel geht es um Nüchternheit und Wachsamkeit.
1. Petr. 5, 8: »Seid nüchtern und wachet!«
1. Thess. 5, 6: »Lasset uns wachen und nüchtern sein!«
Luk. 21, 36: »So seid nun wach allezeit und betet!«

Der kleine Rundgang durch die heidnischen Inspirationen wird hier abgeschlossen. Ein noch wichtigeres Kapitel wäre nun die Darstellung des gottgeschenkten Musizierens und Singens. Das geht über die Tendenz der ursprünglichen Veröffentlichung dieses Buches hinaus. Einige Randbemerkungen sollen aber gemacht werden. Paulus mahnt die Kolosser:
»Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen, lieblichen Liedern und singet dem Herrn in euren Herzen« (Kol. 3, 16).  . . .

Luther war ein fröhlicher Sänger und pflegte Gesang und Musik, sowohl in der Hausgemeinde als auch im Gottesdienst. Hören wir ein Stück seiner Vorrede zum Babstschen Gesangbuch.
15, 23: »Gott hat unser Herz und Mut fröhlich gemacht durch seinen lieben Sohn, welchen er für uns gegeben hat zur Erlösung von Sünden, Tod und Teufel. Wer solches mit Ernst glaubet, der kann’s nicht lassen, er muß fröhlich und mit Lust davon singen und sagen, daß es andere auch hören und herzukommen. Wer aber nicht davon singen und sagen kann, das ist ein Zeichen, daß er’s nicht glaubet.«

Wenn Christen keinen Grund zum Singen und Musizieren haben, wer soll dann noch das Recht dazu haben?

Nach dem Rundgang durch die klassische Musik sind noch viele Fragen offen. Ich gebe ja mit meinen Büchern keine Rezepte für jede Situation, sondern oft nur Richtlinien, bei denen jeder selbst seine Entscheidung treffen muß. Für den folgenden Abschnitt weise ich empfehlend auf das Buch von Walter Kohli hin »Rockmusik und christliche Lebenshaltung«.

Auf Seite 145 steht folgendes:
»Wolfgang Amadeus Mozart war Freimaurer: Muß der Christ darum seine rein instrumentale Musik ablehnen?
Da stellt sich sofort eine zweite Frage: Stimmt Mozarts rein instrumentale Musik mit der Schöpfungsordnung überein? Bei dieser Problemstellung darf nicht vergessen werden, daß Musik nur einen Bereich der schöpferischen Tätigkeit des Menschen ausmacht. Der Automobilbauer ist schöpferisch tätig, wenn er einen neuen Wagen konstruiert. Der Architekt, der Gärtner, der Chirurg – sie alle sind schöpferisch tätig, wenn sie in ihrem Fachgebiet etwas Neues hervorbringen. Fragen wir aber vor einer Operation – oder beim Kauf eines Autos, eines Möbelstückes, eines Kleides, eines Hauses, einer neuen Sorte Brot – ob der Mann dahinter Christ sei oder nicht?

Nein, sondern wir interessieren uns zuerst einmal für die Qualität der Sache und fragen somit, ob der Gegenstand an sich mit der Schöpfungsordnung übereinstimme. Was nützt uns das Auto eines gläubigen Ingenieurs, wenn es viel schlechter läuft als der Wagen des agnostischen Planers, der die Naturgesetze der Mechanik besser anzuwenden wußte als der Christ? Als bibelgläubiger Mensch soll man nur dann die Produkte von Nichtchristen ablehnen, wenn ihre unbiblische Weltanschauung das geschaffene Werk verdirbt. Beim Anhören von Mozarts instrumentaler Musik ist kein schlechter Einfluß des freimaurerischen Denkens erkennbar. Mozarts Instrumentalwerke zerstören die Schöpfungsordnung nicht, sondern stimmen mit ihr überein und sind darum für den Christen annehmbar.
Im Gegensatz dazu gehört es zur Eigenart der Rock-Musik, daß die unbiblische Lebenseinstellung vieler Rock-Komponisten auch im rein musikalischen Teil ihrer Stücke und in der Bühnenshow zum Ausdruck kommt. Man darf also nicht in oberflächlicher Weise von der Weltanschauung eines Komponisten auf seine Werke schließen, sondern muß zuerst die Musik anhand der Schöpfungsordnung prüfen.«

Hier endet der Artikel von Walter Kohli, der ein ernstes Problem enthält. Kann man eine Person von ihrem Werk völlig trennen?
In vielen Fällen ja, in manchen Fällen nein.  . . .

Kompliziert ist es, wenn es sich um Werke handelt, die den Geist und das Gemüt des Menschen ansprechen. Dazu gehört das musikalische Schaffen und auch die Malerei. Da der Autor W. Kohli Mozart als Beispiel nimmt, bleiben wir bei diesem Komponisten. Es ist durchaus möglich, daß man bei der Mozartschen Musik keinen freimaurerischen Einschlag feststellen kann. Ist dann aber der Geist Mozarts, seine Inspiration frei von dem Geist der Bewegung, der er angehört?
Diese Frage muß sich jeder selbst beantworten und danach seine Entscheidung treffen. Ich möchte persönlich an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Ich richte keine Grenzpfähle auf. Es wird Gläubige geben, die sich weiterhin der Mozartschen Musik erfreuen und auch solche, denen es verwehrt ist.

Soli Deo Gloria

Halleluja!
Lobet den Herrn in seinem Heiligtum; lobet ihn in der Feste seiner Macht!
Lobet ihn in seinen Taten; lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit!
Lobet ihn mit Posaunen; lobet ihn mit Psalter und Harfe!
Lobet ihn mit Pauken und Reigen; Lobet ihn mit hellen Zimbeln;
Alles, was Odem hat, lobe den HERRN!
HALLELUJA! – Psalm 150

Der Reformator Martin Luther prägte einst folgende Aussage über die notwendige Beachtung der Wahrheit: »Wo nicht GOTTES WORT gepredigt wird, da ist’s besser, daß man weder singe noch lese, noch zusammenkomme.«

Jeder wahre Christ hat die Möglichkeit, Gottes Lob hier auf Erden in allerlei Weise zu mehren. Geistliches Schaffen legt zu Grunde, dаß der Schaffende sich an den Schöpfer wendet in der Weise, wie er es dem Menschen vorgegeben hat in Buße und Beugung, in Anerkennung des Opfertodes Jesu Christi. Hierzu gehört Gebet und Hingabe des Lebens an Gott durch Jesus Christus.
Zu jenen, die den Lobpreis Gottes auf Erden mehrten, gehörte u. a. Johann Sebastian Bach, Organist, Thomas-Kantor und Hofkompositeur zu Leipzig.
Es gab zur Zeit Bachs noch ein festgegründetes Zentrum allgemeiner Musikausübung: die Kirche.
Auch die weltliche Musikpflege, deren sich die zahlreichen Residenzen und Fürstenhöfe des damaligen Deutschland befleißigten, war noch fest im christlichen Glauben verankert. Dasselbe galt für die Volksmusik. Johann Sebastian Bach hatte im Alltag seines Lebens Musik für den Alltag seiner Zeitgenossen geschaffen. Mittelpunkt dieses Alltags waren Gebet und Gottesdienst.
»SDG« – Soli Deo Gloria: Gott allein zur Ehre. Dieses Zeichen steht am Ende vieler seiner Notenblätter, ebenso »JJ« – Jesu juva (Jesus, hilf!) und »In nomine Jesu« an deren Beginn.

Gläubige Demut schafft sich ihre Form, wie atheistische Selbstüberheblichkeit sie pervertiert und zerstört. Bei Bach kommt Wort, Klang, Harmonie und Form unter einen Geist. Somit kann man prägend äußern: Die klangharmonischen Aussagen Bachs sind unisono.
Der Sinn der damaligen Kirchenmusik war folgender: Sie war keine autonome, selbständige Kunst, sondern ein Vehikel mit der Aufgabe, Gottes Wort zu verbreiten. Dies trifft auch für die geistliche Musik von J. S. Bach zu, in der die Forderung Luthers realisiert ist: »das heylige Evangelion zu treyben.« Sie interpretiert Gottes Wort, betreibt eine Art Textexegese.

Johannes Kulman, vor Bach Kantor an der Leipziger Thomas-Schule, schrieb in der Vorrede zu seinem 1700 in Leipzig erschienenen Sonatenwerk >Musikalische Vorstellung einiger Biblischer Historien im Hinblick auf die Vokalmusik<, »Denn gleichwie die Rede schon vor sich selbst würcket, also bekömmt sie vollends durch die Music eine durchdringende Kraft.«

Im Jahre 1700 erschien in Hamburg folgende programmatische Erklärung von Fr. E. Niedt in der Schrift >Musikalische Handleitung vom Generalbaß<: »Endlich soll auch der Finis oder Endursache aller Music und also auch des General-Basses seyn, nichts als nur Gottes-Ehre und Recreation des Gemüths, wo dieses nicht in acht genommen wird, da ist auch keine rechteigentliche Music, und diejenigen, welche diese edle und göttliche Kunst mißbrauchen zum Zunder der Wollust und fleischlicher Begierden, die sind Teuffels-Musicanten, denn der Satan hat seine Lust solch schändlich Ding zu hören, ihm ist eine solche Music gut genug, aber in den Ohren Gottes ist es ein schändliches Geplärr. Wer nun bey seiner Musicalischen Profession einen gnädigen Gott und gut Gewissen haben will, der schände diese große Gabe Gottes nicht durch deren Mißbrauch zu unehrbaren Wesen.«
Dieses diente einer 1738 verfaßten Generalbaß-Lehre zur Grundlage, die, wie auf dem Titelblatt angegeben, »Vorschriften und Grundsätze des Generalbaß-Spiels von J. S. Bach für seine Scholaren« in der Musik wiedergibt. Nach den Aufzeichnungen eines Schülers forderte Bach in seiner Anleitung, es solle »wie aller Music, also auch des General-Basses Finis und End-Ursache anders nicht als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn. Wo dieses nicht in acht genommen wird, da ist’s keine eigentliche Music, sondern ein Teuflisches Geplärr und Geleyer.«

Für Bach war das Schaffen im Wesentlichen ein Mittleramt, und dadurch unterschied er sich von der Mehrzahl der anderen Musiker. Aus der Erkenntnis heraus, daß er seine Begabung von Gott erhalten habe und ihm dadurch verpflichtet sei, wollte er nichts anderes, als seinen Zeitgenossen dienen und ihnen so vollkommen wie möglich das Wie und Warum seines Dienstes klarmachen.

Ein prägnantes Beispiel ist das Rezitativ in der Kantate Nr. 42 »Wer sich selbst erhöht«. Darin heißt es wie folgt:
»Der Mensch ist Koth, Staub, Asch’ und Erde. Isťs möglich, daß vom Übermuth, als einer Teufelsbrut er noch bezaubert werde? Ach! Jesus, Gottes Sohn, der Schöpfer aller Dinge, ward unsertwegen niedrig und geringe, erduld’te Schmach und Hohn, und du, du armer Wurm, suchst dich zu brüsten? Gehört sich das für einen Christen? – Geh’, schäme dich, du stolze Creator, thu Buss’ und folge Christi Spur, wirf dich vor Gott im Geiste gläubig nieder, zu seiner Zeit erhört er dich auch wieder.«
Oder z. B. in der Kantate Nr. 117 »Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut«, weist Bach auf die allein notwendige Ehre Gottes in Jesus Christus hin: »Ihr, die ihr Christi Namen nennt, gebt unserm Gott die Ehre! Ihr, die ihr Gottes Macht bekennt, gebt unserm Gott die Ehre! Die falschen Götzen macht zu Spott, der HERR ist Gott, der HERR ist Gott: gebt unserm Gott die Ehre!«

Man erkennt leicht auf den ersten Blick, daß Bachs Inspirationsquelle die Bibel, das frohmachende Evangelium, ist, warum er auch den Beinamen erhielt >Der fünfte Evangelist<. Das ist auch der Grund seiner Höhe, die alle großen Komponisten bewunderten, ohne unbedingt zu wissen warum, denn Gott allein, verherrlicht durch Jesus Christus, ist groß.
Nehmen wir als weiteres Beispiel von vielen Bachs Kantate Nr. 85 >Ich bin ein guter Hirt<, in der er die Notwendigkeit des Messias in Jesus Christus für das Seelenheil angibt, in der Arie: »Jesus ist ein guter Hirt, denn er hat bereits sein Leben für die Schafe hingegeben, die ihm niemand rauben wird.«
Hier wird der Erwerb der Seelen durch den Opfertod Jesu Christi angesprochen und die ewige von den Seelen gesuchte Geborgenheit. Auch die Überwindungskraft durch den Heiligen Geist war Bach nicht fremd, denn er notierte im SchlußChoral: »Ist Gott mein Schutz und treuer Hirt, kein Unglück mich berühren wird; weicht alle, meine Feinde, die ihr mir stiftet Angst und Pein, es wird zu eurem Schaden; ich habe Gott zum Freunde!«

Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß ein ehemaliger Kommilitone von mir diese Erfahrung machte, ohne sich des Ursprungs bewußt zu sein. Er äußerte folgendes: »Wenn ich Bachs Musik höre, werde ich ruhig und muß sogar an Gott denken, so daß mein atheistischer Sinn zerstört wird.«

Ferner sollte nicht unerwähnt bleiben, daß Bachs Matthäus- und Johannes-Passion ein Zeugnis der göttlichen Gnade sind, wenn er in der erstgenannten Jesus Christus als den verkannten König und in der zweitgenannten seine verkannte Gottheit zum Ausdruck bringt. Bachs Frau, Anna Magdalena, schrieb dazu: »Diese Musik kam aus Sebastians innerstem Herzen: er schrieb sie in schweren Leiden, denn nie konnte er Christi Wunden und seines Kreuzestodes gedenken, ohne selbst zu leiden und die Sündhaftigkeit der Kreatur zu empfinden.«

Besonders in seinen letzten Jahren verwendete Bach viel Zeit für ständig erneutes Feilen an den Werken, denen er einen höheren Wert beimaß. »Die wirkliche Musik erraten wir doch bloß«, pflegte er hin und wieder zu sagen. Er arbeitete bis spät in die Nacht bei Kerzenschein, obwohl er häufige Augenschmerzen dabei empfand. Es entstand ein Augenleiden, das letztlich zur Erblindung führte. Während seine Frau, Anna Magdalena, darum sehr trauerte, sagte er zu ihr: »Seien wir nicht traurig, daß wir leiden müssen; es bringt uns näher an unseren Herrn, der für uns alle gelitten hat.« Die beste Hoffnung im Leben war die, einmal scheiden zu können und zum Erlöser zu gehen, den er so liebte. So waren Bachs letzte Stunden auch vom Erlöser geprägt. Er diktierte seinem Schüler Altnikol kurz vor seinem Heimgang seine letzte Musik. Es war der Choral: »Vor deinen Thron tret ich hiermit!«

Lassen wir A. Magdalena Bach noch berichten:
»Das war das letzte Geschenk Gottes an ihn, die Rückkehr des Lichtes kurz vor seinem Ende. Er sah noch einmal zur Sonne, sah zu den Kindern hinüber, sah mich an, den kleinen Enkel, den ihm Lieschen entgegenhielt, und der seinen Namen trug. Ich reichte ihm eine rote herrliche Rose hin, sein Blick verweilte auf der Pracht ihrer Farbe: >Magdalena<, sagte er, >wo ich hingehe, da werde ich schönere Farben sehen und die Musik hören, von der wir, du und ich, bislang nur geträumt haben, und schauen wird mein Auge den Herrn selbst.<
Er lag still, hielt mein Hand in der seinen und schien das Bild zu sehen, das ihm Zeit seines Lebens vorgeschwebt hatte, das Bild des höchsten Gottes, dem er in seiner Musik gedient hatte.« Soweit Anna Magdalena Bach.

J. S. Bach ist in Frieden und Stille von dieser Welt geschieden. Man kann hieraus lernen, daß die Musik, die ursprünglich aus der Gottentfremdung, bzw. fleischlichen Gesinnung in dieser Welt entsprang (siehe 1. Mose 4, 15-22), doch bei denen, die ihre Hoffnung auf Jesus Christus, den Messias, setzen, zu einem Lobpreis Gottes werden kann. In dieser Hinsicht erfährt nicht der weltliche Musiker »Maßregelung«, sondern der geistliche Mensch Ausrichtung.

Im 1. Korintherbrief sagt dazu der Apostel Paulus ganz klar durch den Heiligen Geist, daß der natürliche Mensch nichts vom Reden und Wehen des Geistes Gottes vernimmt, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen (Kap. 2, 14-15).

Bachs Musik ist ein Zeugnis der Schöpfung aus der geistlichen Hinwendung zu Gott. Alle, die diesem Prinzip geistlich wie handwerklich folgen, kann man als Praktikanten geistlicher Musik bezeichnen. Diese Aussage wird durch das Wort aus dem Paulusbrief an die Philipper, Kap. 4 Vers 8, bekräftigt. Dort heißt es: »Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohllautet ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!«
SOLI DEO GLORIA ist der wahre Maßstab für geistliche Musik!

War Joh. Seb. Bach ein Pietist?
– Seine Musik ist ohne den Text nicht zu haben –
Im 300. Geburtsjahr Johann Sebastian Bachs, des größten Komponisten aller Zeiten, ist viel über sein Leben und Werk berichtet worden, es war auch wesentlich häufiger seine Musik zu hören.
Fraglich ist, ob viele Zeitgenossen sich mit Bach und der Botschaft, die er seiner Zeit und uns heute Lebenden nahebringen wollte, beschäftigt haben.
Es bleibt zu hoffen. Nicht umsonst ist das vom Volumen her gesehen größte Werk Bachs, seine rund 200 erhaltenen Kirchenkantaten, bis auf eine kleine Anzahl von Publikumslieblingen, bis heute relativ recht unbekannt geblieben – selbst in Fachkreisen. Das beweist schon die Tatsache, dаß bis vor wenigen Jahren nur etwa die Hälfte der Kantaten mit dem notwendigen Aufführungsmaterial käuflich war.
Bach hatte für jeden Sonntag im Kirchenjahr – eingebunden in Schriftlesungen und Predigt – eine Kantate bereitzustellen und aufzuführen. Das heißt: Er mußte sie meist selbst, innerhalb weniger Tage, komponieren. Man darf nicht übersehen, daß die besondere Wertschätzung überwiegend der Bachschen Musik, viel weniger aber den von Bach verwendeten oder teilweise von ihm selbst erstellten Texten gilt.
Schon der bekannte Carl Friedrich Zelter wettert in einem Brief an seinen Freund Goethe, »die verruchten deutschen Kirchentexte« wären das größte Hindernis für das Bachverständnis. Vor kurzem äußerte sich ein hochgebildeter Mann mir gegenüber: »Ich liebe die Musik Bachs ungemein, aber ich hätte sie gerne ohne Text.«

Bach und die Bibel
Wer Bach begreifen will, muß verstehen, daß er in und mit dieser Botschaft, mit dem Wort Gottes lebte. Das zeigen nicht nur seine persönlichen, eigenhändigen Anmerkungen in seiner mehrbändigen Calov-Bibelausgabe (Lutherbibel mit Erklärungen), die erst vor wenigen Jahren in den USA entdeckt wurde (mit roter Schrift schrieb er z. B. zu 1. Chron. 25, 1 ff.: »Dieses Kapitel ist das rechte Fundament aller gottgewollten Kirchenmusik«). Dies zeigt noch mehr seine theologische Bibliothek, die in seinem Nachlaßverzeichnis Titel für Titel (mit Schätzwert) aufgeführt wird; insgesamt knapp über 100 Bände. Der Hauptautor in Bachs Bibliothek ist Luther. Einundzwanzig dicke Foliobände sind den Schriften von Martin Luther gewidmet. Dazu hat Bach noch eine ganze Anzahl Bücher Luthers in anderen Ausgaben.
Dann tauchen weitere bekannte und programmatische Namen im Nachlaßverzeichnis auf: Johann Arndt (Wahres Christentum), August Hermann Francke, Johann Olearius, Phil. Jakob Spener, (auch ein Predigtband von Tauler, herausgegeben von Spener), J. J. Rambach (Franckes Nachfolger in Halle) und Thomas von Kempffs (Die Nachfolge Christi):

Bach und die Theologie
Bach beschäftigte sich mit dem Wort und legte dieses Wort für Wort wie kein anderer Komponist durch die »Sprache« seiner unübertrefflichen Musik aus. So sieht dies auch der Bachforscher Walter Blankenburg: »Kein Zweifel, daß uns Bach … in besonderem Maße als Theologe begegnet.« Selbst ein Friedrich Nietzsche schreibt im Jahre 1870: »Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier (in Bachs Matthäuspassion) wie ein Evangelium …«. Kein Wunder, daß selbst der Atheist Karl Liebknecht von Text und Musik so ergriffen war und seinem Sohn aus dem Zuchthaus einen Brief schrieb und ihn aufforderte, Bach zu hören: »… nichts Großartigeres kennt die Musik«.

Bach und sein Glaube
Bach nimmt die Möglichkeiten, den Test – vielfach handelt es sich um Bibelteste – musikalisch abzubilden, immer wahr. Seine Musik unterstreicht die Aussage des Textes in vielfältiger Weise; noch mehr, sie identifiziert sich persönlich damit und bezeugt auf diese Weise seinen Glauben. Das zeigt die Auswahl und Zusammenstellung seiner berühmten Motette »Jesu, meine Freude«. So kann nur einer »sprechen«, der den Römerbrief verstanden hat, der nach der erregten Frage der Jünger in der Matthäuspassion »Herr, bin ich’s, bin ich’s«, so persönlich antwortet: »Ich bin’s, ich sollte büßen, an Händen und an Füßen gebunden in der Höll. Die Geißeln und die Banden, und was du ausgestanden, das hat verdienet meine Seel«. (Bach hat die Liedverse im Zusammenhang des Textes der Passionsgeschichte und der Picanderschen Dichtung eigenhändig ausgesucht!).

Bach unter dem Kreuz
Wie häufig verwendet Bach – besonders in seinen Kantaten – durch eine nur in der Partitur ersichtliche, besondere Stimmführung, ein Zeichen des Kreuzes Jesu. Ja, hin und wieder hat er bei entscheidenden Passagen seinen eigenen Namen b-a-c-h erklingen lassen, sozusagen um darauf hinzuweisen: »Das geht mich an«.
Der Thomaskantor stand mit beiden Beinen auf dem nüchternen Boden der Tatsachen, hatte seine Schwierigkeiten mit seinen kirchlichen und weltlich-fürstlichen Vorgesetzten, mit Gemeindepfarrern aus der Orthodoxie, die insgesamt Bach als genialen Künstler vielleicht besser verstanden haben könnten.

Bach und die Pietisten
Bach hatte auch mit den Pietisten seiner Zeit, die argwöhnisch darauf bedacht waren, daß die Kunst nicht zu sehr Kunst war, seine Probleme. Trotzdem ging er, auch in entmutigenden Situationen seiner bescheidenen musikalischen Möglichkeiten, über die er sich auch einmal deftig beschweren konnte, seinen Weg unbeirrt durch die musikalischen Modeströmungen seiner Zeit. Der berühmte Bachbiograph Philipp Spitta (1841-1894), der eine zweibändige Biographie über Joh. Seb. Bach veröffentlichte, ordnete den gläubigen Lutheraner Bach sehr präzise ein, indem er so formulierte: »Bach wollte kein Pietist sein, aber er war einer.«

Alles zur Ehre Gottes
Es ist für uns heute nicht entscheidend, ob Pietist oder nicht. Wichtig scheint mir, daß der geniale Bach seine Kunst zielbewußt und eindeutig auf Gott, seinen Herrn ausgerichtet hatte. Als Nichtakademiker, dem dadurch manche Chancen verbaut waren, wußte er gar nicht, wie genial und unübertroffen seine herrliche Musik war. Seine Zeitgenossen wußten es auf jeden Fall nicht. Bach war wohl als virtuoser Organist anerkannt, aber als Kantor und Komponist war er in Leipzig nur dritte und vierte Wahl.
Bei den meisten Kompositionen schreibt er vor dem Titel und der ersten Note »J. J.« (»Jesu Juva« = Jesus, hilf!), und er beschließt fast alle seine Werke mit dem schon berühmt gewordenen »S. D. G.« (»Soli Deo Gloria« = Allein Gott die Ehre).
Erfreulich ist, daß gerade in den letzten Jahren ein neues Verständnis für das an Umfang riesige Kantatenwerk Bachs erwächst; nicht zuletzt auch durch die erstmaligen Schallplattenaufnahmen sämtlicher 200 erhaltenen Bach-Kantaten durch den unbestritten besten Kenner des Kantatenwerks, Helmut Rilling, der sich seit 15 Jahren bemüht, die Textbezogenheit der Bachschen Musik nicht nur durch seine hervorragenden Schallplatten zu Gehör zu bringen, sondern eben in unzähligen Gesprächskonzerten den Zusammenhang zwischen Test und Wort einer großen Hörerschaft zu erklären.

Anfragen an uns
Hört unsere Generation den Botschafter Bach, der beim Durchzug der verfolgten Salzburger durch Leipzig komponierte »Ich will den Kreuzstab gerne tragen« oder beim Todesfall in der Familie »Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit«? Dieser so nüchterne und trotzdem von Freude, auch an seiner großen Familie, erfüllte Mensch Bach hatte auch eine unstillbare Sehnsucht nach Erlösung, nach dem Tod. Davon sprechen viele seiner Kantatentexte: »Komm, du süße Todesstunde«, »Mein Gott, wie lang, ach lange«, »Liebster Gott, wann werd ich sterben?«, »Es ist genug«. Aber das alles ist keine Weltflucht, sondern der Blick durch den Horizont, der damit auch sein Ziel bestimmt, gerade auch in seinem letzten Werk, wenige Stunden vor seinem Tode diktiert: »Vor deinen Thron tret ich hiermit, o Gott, und dich demütig bitt: Wend dein gnädig Angesicht von mir blutarmen Sünder nicht.«

Wird nur die Musik Bachs verstanden oder auch seine Botschaft? Diese Frage sollte im Bach-Jubiläumsjahr 1985 von uns beantwortet werden. Friedrich Hänssler

Der Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Er war Geiger, Cembalist, Organist- und vor allem Komponist. Und zwar so umfassend, daß selbst Fachleute kaum mehr den Überblick haben. Mit 38 Jahren wurde er Thomaskantor und war nun für die Musik an vier Leipziger Kirchen verantwortlich. Allein in der Thomas-Kirche fanden jeden Sonntag mehrere Gottesdienste statt. Im Hauptgottesdienst sollte eine Kirchenmusik von 20 Minuten Dauer über den jeweils vorgeschriebenen Bibeltext oder Kirchenlieder erklingen. Zu diesem Zweck schrieb Bach fünf vollständige Kantantenjahrgänge. Das sind 295 Kantaten, nicht gerechnet die großen Passionen, Motetten, Orgelwerke und viele andere Kompositionen. Die Kantaten gehören zu den eindrucksvollsten Werken, die je von Menschen geschrieben wurden. Was hat dieser Mann gearbeitet! Nur fünf Arbeitstage standen zur Verfügung, dann mußte das Werk in Stimmen und Orchester abgeschrieben sein, um für den bevorstehenden Sonntag zu proben. Am 28. Juli 1750 nahm der Tod Bach die Feder aus der Hand. Im Alter an Star erblindet, diktierte er seinen letzten Choral »Vor deinen Thron tret ich hiermit«. Soli deo gloria, Gott allein die Ehre – war lebenslang Bachs Anliegen. Als er einmal gefragt wurde, warum er komponiere, antwortete er: »Um Gott zu ehren und den Nächsten zu lehren …«. -mk-

Zur Abrundung der klassischen Musik soll das Zeugnis von Franz Knies folgen. Es ist ein Originalbeitrag, den ich vor vielen Jahren von ihm bekam.

Vom Opernsänger zum Evangeliumssänger
Einst war ich von Jesu geschieden
Und keiner so ferne wie ich;
Und ich fragte mich, gibt es wohl Frieden
Für solch einen Sünder wie mich?

Ich wanderte weiter im Dunkeln,
Das mich tiefer und tiefer umschlich;
Keinen freundlichen Stern sah ich funkeln
Für solch einen Sünder wie mich.

Und während vom Dunkeln umgeben
Die Stunde der Gnade verstrich,
Da empfand ich, in Jesus ist Leben.
Er rettet auch Sünder wie mich.

Das durft’ ich im Glauben erfassen.
Wer war wohl so glücklich wie ich?
Und nun kann ihn mein Herze nicht lassen,
Der Sünder errettet wie mich.

Nun kann ich im Sonnenschein wandern;
Denn das Dunkel der Sünde entwich.
Und mit Freuden verkünde ich andern:
Er rettet auch Sünder wie mich.

Ich war noch ein kleiner Bub von 10 Jahren, als in mir schon der Gedanke Fuß faßte, Sänger zu werden. Hatte mich doch damals mein Klassenlehrer schon »Nachtigall der Sexta« genannt. Auch alle meine Verwandten wie der Freundeskreis meiner Eltern, unsere Nachbarn und meine Mitschüler freuten sich über mein Singen mit meiner hellen, so klaren Sopranstimme, die mir als Knabe eigen war.
Ich war Kind gläubiger Eltern, und meine Mutter hatte großen Kummer über meinen Wunsch, ans Theater zu gehen. Aber ich bat meine Eltern jahraus, jahrein: »Laßt doch meine Stimme ausbilden, laßt mich doch Sänger werden.« Nun endlich bekam ich meinen Willen. Stimme ausbilden, ja, aber niemals ans Theater! Meine Mutter betete stets: »Herr Jesus, laß doch meinen Jungen nicht zur Bühne. Ich bitte dich, mache ihn zu einem Evangeliumssänger.« Ich studierte in München und verlebte meine Ferien zu Hause. Es waren die ersten Sommerferien. Da rief mich meine Mutter eines Morgens an ihr Bett und sprach: »Ich habe heute Nacht einen Traum gehabt. Das war schon mehr eine Vision. Ich sah dich vor vielen tausend Menschen stehen und hörte dich das Lied singen:

Sieh, das ist Gottes Lamm,
Es trägt voll Huld,
Dort an dem Kreuzesstamm
Aller Welt Schuld.

Ich kannte das Lied; denn Mutter hatte das Lied mit ihrer schönen Stimme sehr oft zur Ehre Gottes gesungen. Und ich selber hatte als dreizehnjähriger Schüler damit das Herz eines meiner Lehrer erreicht.

Aber jetzt als angehender Opernsänger war ich über diese Lieder erhaben. Ich lachte: »Mein liebes Muttilein, du spinnst. Ich, solche Lieder singen? Das kommt gar nicht in Frage! Du weißt, daß ich zur Oper will. Wenn schon fromm singen, dann Bach, Händel, Schütz, Haydn usw. Aber doch nicht so etwas, das kommt nicht in Frage! Nie, niemals!« Mutter antwortete darauf: »Und ich werde tagtäglich beten, daß Jesus dich zum Evangeliumssänger macht.« Da wurde mir angst und ich flehte: »Mutter, tu’ das nur nicht. Das hat gar keinen Zweck. Du wirst es nicht erleben. Lasse das! Du hemmst mir meine Karriere. Hörst du, du magst noch so alt werden! Es passiert nicht. Und wenn du nach deinem Tode droben noch weiterbeten würdest, will ich doch zum Theater.« Mutter betete. Ich aber ging meinen Weg und lebte mein Leben. Dabei fiel ich in Sünde und Schuld.
Bei allen meinen Irrwegen unterschätzte ich die Glaubensmacht und Gebetskraft meiner Mutter, obwohl ich manchmal Zeuge wunderbarer Gebetserhörungen war. Ein solches Erlebnis soll kurz angedeutet werden.

Es war in den dreißiger Jahren. Meine Schwester und ich befanden uns auf einer Konzerttournee durch Holland. In Arnheim oder Nymwegen war es. Ich weiß es nicht mehr genau. Meine Schwester hatte in Amsterdam zu tun gehabt und kam zurück. Gleich nach der Begrüßung sagte sie zu mir: »Du, wir fahren morgen nach Hause.« Ich machte wohl ein sehr geistreiches Gesicht; denn sie fuhr sogleich fort, weiter zu erzählen. »Ja, stell dir vor: im selben Abteil des Zuges, mit dem ich fuhr, saß der Direktor des Theaters aus Rotterdam. Da wir allein in dem Abteil saßen, glaubte der Kerl, mir gegenüber aufdringlich werden zu können. Als er sich mir näherte, versetzte ich ihm eine Ohrfeige. Da war es aus. Solch prüde Gans könnte er in seinem Etablissement nicht gebrauchen, schrie er mich an. Ohne weiteres war der Vertrag gelöst.« – »Ein Glück, daß wir dort nicht auftreten müssen«, erwiderte ich. »Wollen wir den Eltern ein Telegramm schicken?« – »Nein, wir wollen sie überraschen.« So fuhren wir heim.

In unserer Heimatstadt angekommen, öffneten wir die Tür des Zuges und stiegen aus. Auf dem Bahnsteig, direkt vor uns, stand unsere Mutter und schaute uns strahlend an. »Du hast ja doch telegrafiert«, schmollte meine Schwester. »Ich? Nein du!« – »Bestimmt nicht!« Wir sahen uns gegenseitig an, weil wir das nicht begriffen. Tatsächlich hatte keiner von uns telegrafiert. Ich umarmte mein Mütterlein, gab ihr einen Kuß und fragte sie: »Muttilein, wie kommst du denn hierher?« – »Ach Kinder«, sagte Mutter mit Tränen in den Augen, »ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich habe euch da herausgebetet. Und dann bin ich eben hierher gegangen, um euch abzuholen.« – »Das ist ja Spökenkiekerei«, so meinte ich in meiner Unkenntnis. Ich war ja damals noch blind für das wunderbare Wirken Gottes, sonst wäre mir die göttliche Führung meiner Mutter nicht so absonderlich vorgekommen.

Nach Kriegsbeginn wurde ich eingezogen und kam an die Ostfront. Beim Zusammenbruch wurden wir eingeschlossen, und ich flehte zu Gott um Rettung. Meine Mutter hatte mir ja eine Bibel mitgegeben, in der ich täglich las. Auch meine Andacht und das Gebet hatte ich nie versäumt. Allerdings machte ich große Abstriche am Wort Gottes. Vor allem das Alte Testament lag mir nicht. Ich war zu sehr politisch beeinflußt. Meine Haltung stand in folgender Spannung. Ich war viel zu nationalsozialistisch, um ein guter Christ zu sein, und war viel zu christlich, um ein guter Nationalsozialist zu sein. Aus diesem Grunde sah ich das Alte Testament nie an. Als wir nun eingeschlossen waren, flehte ich: »Herr Jesus, gib du mir eine klare Antwort. Komme ich nach Hause? Gib mir einmal in meinem Leben eine Antwort, wie du meine Mutter oft buchstäblich erhört hast.« Wie ich so im Gebet vor dem Herrn stand, hieß es plötzlich in mir: Jeremia 39, Vers 17 und 18. Du liebe Zeit, wie kam ich bloß an den Jeremia? Was sollte ich mit dem alten Judenpropheten anfangen? Der ging mich doch nichts an. »Herr, komme ich nach Hause, gib mir eine Antwort!« Ich wurde Jeremia 39, 17-18 nicht los. Und endlich suchte ich diese Stelle im Alten Testament. Ich wußte absolut nicht, was da stand, und wo das zu finden war. Ich kannte ja nicht einmal die Reihenfolge der alttestamentlichen Bücher. Endlich fand ich diese Stelle und schlug sie auf. Zu meiner Überraschung las ich folgenden Text: »Aber dich will ich erretten zur selben Zeit, spricht der Herr, und sollst den Leuten nicht zuteil werden, vor welchen du dich fürchtest. Denn ich will dir davonhelfen, daß du nicht durchs Schwert fallest, sondern sollst dein Leben wie eine Beute davonbringen, darum, daß du mir vertraut hast, spricht der Herr.«

Ich las diese Stelle mehrmals hintereinander. Das war doch eine klare Antwort, wie ich sie mir erbetet hatte. Ich konnte das gar nicht fassen, dаß Gott so deutlich geantwortet haben sollte. Allmählich wurde ich über diesem Wort zuversichtlich und nahm diese Verheißung für mich in Anspruch. Ich fiel nun ins andere Extrem und wurde geistlich übermütig. Jeden Durchbruchsversuch machte ich verwegen mit. Durch diese Gebetserhörung wurde mir das Alte Testament neu erschlossen. Es fielen mir Psalmworte ein, die mir ja ohnehin vom künstlerischen Standpunkt aus geläufig waren. So betete ich beim letzten Durchbruchsversuch, den ich mitmachte: »Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen.« Ich komme heim, so stand es in mir fest, und ich schloß das Gehet mit dem Satz: »Ich danke dir Gott.« Bei dem Wort »danke« – peng – da hatte ich einen Oberarmdurchschuß auf der linken Seite weg. Zu allem Übel war es ein Explosivgeschoß, das mir den ganzen Oberarm aufriß. Jeder Arzt sagte mir später: »Das ist ein Wunderschuß.« In diesem Augenblick verlor ich den Glauben an die Verheißung. Ich schrie über das Schlachtfeld: »Gott – also doch nicht!« Bei uns Landsern hieß es: »Verwundet in die Hände der Russen bedeutet, mit einem Genickschuß aus dem Leben.« Das Blut strömte. Ich wurde schwach und schwächer. In meiner großen Angst betete ich: »Herr Jesus, vergib, dein Wille geschehe! Und wenn du die obere Heimat gemeint hast, dann nimm mich doch in Gnaden auf.« Und dann sackte ich zusammen und wurde bewußtlos. Ich erwachte, als ein Russe mir die Stiefel von den Beinen riß. Er hatte mich gänzlich ausgeraubt. Als er sah, daß ich noch lebte, forderte er mich auf: »Iddi siuda! Komm mit!« Ich antwortete auf russisch, ich wäre zu schwach. Von meinen russischen Kriegsgefangenen hatte ich soviel Russisch gelernt, daß ich mich verständigen konnte. Im Umgang mit diesen russischen Gefangenen hatte ich schon 1943 russisch sprechen und singen gelernt. Sie sagten mir damals: »Herr Soldat, Deutschland kann nicht den Krieg gewinnen. Und wenn Sie in Gefangenschaft kommen, wir Sorge haben, daß Sie seien zu sensibel, Sie überleben das nicht. Aber wenn Sie gefangen werden, dann singen Sie, singen Sie, singen Sie!«

Nun war diese Situation eingetreten. Ich stand vor dem russischen Kommissar und wurde verhört. »Was ist der Beruf?« wurde ich gefragt. »Opera bewjez, Opernsänger.« – »Künstler an der Front gibt es ja nicht. Goebbels sagte: >Kein deutscher Künstler hat es nötig, an der Front zu kämpfen.<« Da war es mir plötzlich, als wenn ich jenen russischen Gefangenen neben mir hörte: »Singen Sie, singen Sie!« Ich sang sofort ein kleines russisches Lied von Rubinstein. Es ist eine Nachdichtung von Goethes »Wanderers Nachtlied«. Die Russen hörten sprachlos zu. Sie konnten es nicht fassen, daß ein ganz gewöhnlicher deutscher Landser ihnen ein Lied in ihrer Sprache sang. »Karascho! Gut! Aber keine Oper.« Glücklicherweise konnte ich auf russisch eine Opernarie singen. Ich sang sie sofort. Die Russen klatschten in die Hände: »Otlischna! Ausgezeichnet! Wir glauben es. Du sein guter Artist!« Von diesem Augenblick an wurde ich mit Glacéhandschuhen angefaßt. Ich wurde dann in meiner ganzen russischen Gefangenschaft wie ein rohes Ei behandelt.

Ich sah wohl das Elend, das um mich herum geschah. Ich kann den Russen wahrhaftig nicht das Zeugnis ausstellen, daß die Gefangenen gut behandelt wurden. Aber Gott war mir gnädig. »Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig«, spricht der Herr. Ich konnte es nicht fassen und hatte es absolut nicht verdient. Wie oft bin ich ihm aus der Schule gelaufen! Aber die Gebete meiner Mutter ließen mich nicht los und standen stets dahinter. Durch meine Verwundung kam ich mit dem ersten Transport, der von Sibirien nach Deutschland ging, nach Hause. Ich war schon am 18. September 1945 in Wilhelmshaven bei meinen Eltern. Fast eine dreiviertel Stunde schritt ich durch Trümmerfelder und fand mein Elternhaus unversehrt vor.

Am nächsten Tag ging ich zur Behörde, um mich anzumelden. Ich fuhr mit dem Fahrrad und stürzte unterwegs auf dem Fahrdamm. Lang ausgestreckt lag ich auf der Straße. In diesem Augenblick rollte ein schwer beladener Lastwagen mit zwei Anhängern an meinem Kopf vorbei. Der Abstand war höchstens 15 Zentimeter. Die Leute hatten aufgeschrieen. Ich kam kreidebleich nach Hause. Mutter fragte bestürzt: »Was ist bloß mit dir?« – »Mutter, ich soll wohl noch leben. Es ging eben hart am Tode vorbei.« Sie antwortete: »Der Herr weiß, warum.« An mir ging diese Lektion noch ohne ernste Besinnung vorbei. Ich gab wieder Konzerte und sang in Hamburg, München, Frankfurt, Bremen usw. weltliche Lieder. In Wilhelmshaven gab ich Hochschulkonzerte und Hauskonzerte. Eines Tages fragte mich ein Professor: »Erzählen Sie doch einmal, wie ist es gekommen, daß Sie so früh aus russischer Gefangenschaft zurückkamen?«
Da mußte ich zum ersten Mal vor einer größeren Menschenmenge bekennen. Ich erzählte, was Gott an mir getan hatte. Der Professor erwiderte: »Dann haben Sie aber auch noch eine Aufgabe.« Und diese Aufgabe wurde mir in einer Evangelisation klar. Ich wurde aufgefordert, dort zu singen. Schließlich war ich Kind gläubiger Eltern. Aber, wenn wir auch Kinder von Gotteskindern sind, Gott hat keine Enkelkinder. Wir müssen selber von neuem geboren werden. Das wurde mir deutlich. Und als ich das Lied gesungen hatte »Ich bin durch die Welt gegangen«, da sprach Gott zu mir: »Was hinkst du noch auf beiden Seiten?« Ich tat Buße und bekannte meine Sünden. Von Stund an weihte ich mein Leben und meine Stimme dem Herrn Jesus. Jetzt reiste ich als Evangeliumssänger und kam mit dem Rundfunkevangelisten Anton Schulte zusammen. Ich sang im Rundfunk. Und eine der ersten Sendungen hörte ich zu Hause am 78. Geburtstag meiner Mutter. Das heißt, am Vorabend saß ich mit meiner Mutter Hand in Hand am Radio und hörte den Sender Monte Carlo. Da kam die Stimme durch den Äther:
»Jetzt hören Sie den Evangeliumssänger Franz Knies.« Können Sie sich das Gesicht meiner Mutter vorstellen? Über ein Vierteljahrhundert hat die Mutter tagtäglich gebetet: »Herr Jesus, mache meinen Jungen zu einem Evangeliumssänger.«
Und jetzt endlich war es soweit. Mein und unser Erstaunen ging noch weiter. Es waren beim Sender etwa zehn Beiträge eingesandt. Und als erstes kam mein Lied »Sieh, das ist Gottes Lamm«. Es war das Lied, das meine Mutter schon vor über 25 Jahren im Traum und in der Vision gesehen und gehört hatte. Das alles war keine abgemachte Sache. Meine Mutter faltete die Hände und schloß die Augen. Tränen rannen ihr über die Wangen. Ihre Lippen bebten, und dann, unter verhaltenem Schluchzen, hob sie die Lider. Ihre Augen begannen zu leućhten, als sie mich anschaute. Mit beiden Händen ergriff sie meine Rechte und flüsterte: »Der Nazarener und ich haben gesiegt.«
Beglückt und beschämt sah ich sie an. Ich gedachte verlorener Jahre. Dennoch, Gott hat alles wohl gemacht. Über ein Vierteljahrhundert hatte Mutter darum gebetet. Nun war ihr Erhörung zuteil geworden. Buchstäblich hat sie die Erfüllung ihres Traumgesichtes erlebt. Nicht nur, daß Tausende durch den Rundfunk dieses Lied hörten, sondern auch, daß ich es vor Tausenden auf einer Freilichtbühne in Wuppertal sang. Außerdem durfte ich es in vielen anderen Veranstaltungen bringen. Weiterhin erklingen ebenso viele Schallplatten in Häusern hin und her, sowohl dieses als auch andere Lieder zur Freude der Kinder Gottes und zum Rufen und Mahnen von Menschen, die noch ferne sind von Jesus.  –  Franz Knies

Rockmusik – Tonattacken aus der Hölle
Wir wenden uns nun der anderen Musik zu, bei der uns die Flammen der Hölle entgegenschlagen. Es sei das Stichwort »Rockmusik« genannt, obwohl es andere Musikformen gibt, die den gleichen Charakter haben. Es gibt gute wegweisende Veröffentlichungen zu diesem Thema. Einige werden erwähnt:

»Satans Kult mit Rockmusik«, im Oktoberheft 1983 der »Diagnosen«.
»Jesus-Bewegung und moderne Musik«. O. Markmann im L. Keip Verlag Berlin
»Rockmusik und christliche Lebenshaltung«. W. Kohli im Haus der Bibel Zürich
»Die Rolling Stones«. Flugblatt von W. Weiler, Bielefeld

Warum wurde von den Flammen der Hölle geschrieben? Otto Markmann gibt einen drastischen Hinweis in dem erwähnten Buch Seite 16. Er schreibt: »Die böse Wirkung dieser Musik zeigt sich z. B. auch daran, daß es Beat-Bands gibt, die mit schwarzen Messen, musikalischen Teufelsbeschwörungen, dämonischen Phantasien und mittelalterlichen Hexenritualen ihr Geschäft machen. Solche Musikgruppen nennen sich z. B. >Schwarzer Sabbath, >Schwarze Witwe<, >Luzifer im Untergrund< usw.
„Der Tagesspiegel“ vom April 1971 berichtete: »>Black Widow< (Schwarze Witwe) spielte unlängst für das Fernsehen eine schwarze Messe mit Teufelsbeschwörung. Vom zweifelhaften Gag bis zur brutalen Realität ist nur ein kleiner Schritt. Als die >Rolling Stones< in Altamont ihren Song >Sympathy for the Devil< (Sympathie für den Teufel) zelebrierten, ermordeten Angehörige der >Hell’s Angels< (Höllenengel) einen jungen Schwarzen (M. Hunter) direkt vor der Bühne.«

Die Berliner Zeitung »Der Abend« vom 30. 11. 61 berichtet unter der Überschrift »Kleinholz im Pariser Sportpalast« folgendes: »3500 Rock’n’Roll Fanatiker zerschlugen in einer Massenhysterie 2000 Zuschauersessel und richteten einen Sachschaden von über DM 20.000 an. Die wild gewordenen Jugendlichen zerschlugen alle erreichbaren Fensterscheiben. Sie öffneten die Feuerlöschhydranten und bespritzten die noch sitzengebliebenen Zuschauer. Zuletzt rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Leibe. Die rasch herbeigerufene Polizeiverstärkung verhütete noch Schlimmeres.«
Eine solche Musik ist auf höchste sexuelle Erregung, Ekstase und Besessenheit, überhaupt auf jegliche Enthemmung aller Triebe gerichtet.

Wo kommt dieser Musikstil her, der die Welt, vorwiegend die Jugend, überschwemmt und mitreißt?
Die Antwort auf diese Frage erhielt ich bei meinen Missionsreisen in Afrika und in Südamerika. Bei den heidnischen Kult- und Opferfesten tanzen sich die Heiden in die Raserei hinein. Normal enden dann diese von entsprechender Musik begleiteten Tänze in sexuellen Orgien. Diese als Sklaven nach Südamerika verschleppten Schwarzen haben dorthin ihr heidnisches Brauchtum mitgebracht. Ich war oft in Südamerika und staunte, daß in Rio und noch mehr in Santos die Tänzer ohne Nahrung und Schlaf drei Tage lang durchtanzen können. Ihre körperliche Kraft würde gar nicht ausreichen. Das sind mediale, okkulte, dämonische Tänze, begleitet von einer extrem lauten aufpeitschenden Musik.
Ich bin schon oft gefragt worden, was ich vom Rock halte und vor allem, ob ich meine, daß man diese Musik auch zur Evangeliumsverkündigung verwenden könne. Eine Antwort gebe ich hier schon: »Mir ist diese Musik zuwider. Ich fliehe, wenn ich aus Versehen sie einmal zu hören bekomme.« Es gibt eine Musik, die nach oben zieht, denken wir an die von Johann Sebastian Bach. Es gibt auch Musik, die alles Gute zerstört und nach unten zieht, weil sie da herkommt. Es gibt Musik unter göttlicher und unter dämonischer Inspiration.
Ich möchte einmal einen Fachmann in dieser umstrittenen Frage zu Wort kommen lassen.

Bob Larsen, vom Rockmusiker zum Evangelisten
Im Herbst 1971 wurden in den Staaten Massachusetts, Maine und New Hampshire, USA, Vortragswochen durchgeführt. Die Redner wurden ausgewechselt. Begehrte Sprecher standen auf dem Podium. Jack Wyrtzen, unter dessen Kanzel sich manchmal fünftausend Menschen drängten, war unter ihnen. Meine eigenen Vorträge in dreiundzwanzig Kirchen wurden diesen Verkündigungswochen vorausgeschickt oder angehängt.
Bei diesem Dienst kreuzte Bob Larsen meinen Weg. Er war auch einer der Redner, wahrscheinlich der Jüngste von allen und zugleich einer der Begehrtesten. Verfolgen wir seinen Weg:
Bob machte seine Karriere vom Rockmusiker zum Evangelisten. Er ist der Fachmann, der über Rockmusik sprechen kann.
Mit dreizehn Jahren hatte Bob schon seine eigene Kapelle. Er wurde zu einem jugendlichen Star der Rockmusiker. Die Radiostationen, die Rockmusik senden, luden ihn laufend ein. Gunst und Geld flossen dem gefeierten jungen Musiker zu.
Da gab es einen plötzlichen Stopp. An einem seiner musikfreien Abende, die ohnehin sehr selten waren, wußte der junge Mann nichts mit seiner Zeit anzufangen.
Eine wehmütige Stimmung, eine Art moralischer Katzenjammer kam über ihn. In dieser Einsamkeit zog es den Unbefriedigten in eine kleine Kirche.
Ein Psychologe würde sagen: typische Pubertätsstimmung, die fast jeder einmal durchmacht.
Es war mehr. Bob hat gläubige Eltern, die viel für den »verlorenen« Sohn beteten.
Während des Gottesdienstes griff der Heilige Geist nach diesem jungen Menschen. Der ganze Jammer seines jungen Lebens stand ihm vor Augen. Schuld, Sünde, Unfrieden bedrängten ihn.
In dieser Stunde übergab er sein Leben Jesus. Er traf radikale Entscheidungen. Seine Kapelle löste er auf. Das Instrument seiner Erfolge, die elektrische Gitarre, bekam einen Ruheplatz. Er mochte dieses Instrument nicht einmal zu geistlichen Liedern verwenden. Es kam ihm stilwidrig vor. Er wollte einmal Abstand gewinnen.
Bob fragte im Gebet den Herrn: »Was soll ich nun tun?« Sein Weg wurde klar. Die nächste Station war ein Bibelstudium. Damit kristallisierte sich sein nächster Auftrag heraus. Er wurde Zeuge Jesu, Verkündiger des Evangeliums.
Da er von der Rockmusik her den Weg zu Jesus gefunden hatte, spürte er einen Auftrag an den jugendlichen Rock-Fans. Die Radiostationen standen ihm immer noch offen, und er nutzte die offenen Türen. Über das ganze Land hinweg sprach Bob Larsen an allen Stationen über seine Wende von der Rockmusik zu Jesus.
Er machte dabei eine hochinteressante Entdeckung, die geradezu ein Symptom unserer Zeit ist.
Sprach Bob Larsen in Kirchen, da wurde er angegriffen. Man sagte ihm: »Du übertreibst. Man kann Rockmusik auch für das Evangelium einsetzen.«
Bob Larsen erklärte: »Nein, diese Musik hat einen Geist, der aus trüben und dunklen Quellen kommt. Sie läßt sich nicht reinigen und für den Heiligen Geist verwerten.«
Sprach Bob Larsen zu den Rock-Fans, dann fand er Zustimmung. Sie sagten ihm: »Du bist auf der richtigen Linie. Fahre so fort. Wir alle spüren etwas von der Dämonie dieser Musik.«
Um welche Entdeckung geht es hier? Wo die Wahrheit sein sollte, wird sie abgelehnt. Wo sie nicht erwartet wird, nimmt man sie an.
Das heißt nichts Geringeres, als daß ein Rockfan dem Reiche Gottes näher ist als mancher Kirchenältester. Das ist in Abwandlung die Wahrheit des Jesuswortes: »Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als die heuchlerischen Pharisäer.«
So hat ein ehemaliger Rock-Musiker ein Zeugnis aufgerichtet für die verlorenen Söhne und Töchter. Keiner ist für Jesus zu schlecht. Für keinen ist es zu spät. Jesu Erbarmen gilt allen, die nach ihm fragen.
Bei der Materialsammlung für meine Bücher habe ich es sehr oft erlebt, daß mir zur rechten Zeit die genau passende Information in die Hände gespielt wurde. So erlebte ich es auch bei der Niederschrift dieses Kapitels. Ein mir unbekannter Bruder aus Kalifornien gab mir in einem Brief ausgezeichnete Informationen über die Rockmusik und bat mich, seine Beobachtungen schriftlich zu verwerten. Die wichtigsten Partien des Briefes werden hier wiedergegeben.
Die Bibel sagt uns, daß in den letzten Tagen Menschen den verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen anhangen werden. Viele Rockmusiker haben zugestimmt, als Sprachrohr der Dämonen gebraucht zu werden.
In der volkstümlichen Musik ist der satanische Einfluß sehr groß. Geisterfüllte, christliche Lehrer sollten auf die Tete der Rockmusiker achten. Das sind keine harmlosen Liebeslieder. Sie haben raffinierte Verdrehungen und Tarnungen, die den Hörer in die Irre führen. Diese Musik hat eine ganze Generation von Teenagern zur Rauschgiftsucht und zu Sexmißbrauch verführt.

1. Man muß nur einmal auf den Wortlaut der Lieder achten, um deren Charakter zu erkennen. Ich gebe nur Überschriften solcher Hits:
Wir fallen in einen Ring von Feuer
Wir machen einen Pakt mit dem Teufel
Menschen mit lachendem Gesicht verbergen das Böse, das in ihnen wohnt
1968 verlor ich meine Seele
Rufe mich an, und ich werde da sein und deinen Wunsch erfüllen
Wir praktizieren Zauberei und verkaufen unsere Seele
Jesus wird uns quälen, wenn seine Zeit da ist
Die Beatles sind volkstümlicher als Jesus
Die Christenheit wird im Dunkeln enden
Wir arbeiten für eine Welt, in der es keine Religion gibt
Die schwarze Schlange lebt in der dunklen Höhle
Wir sind unsere eigenen Retter
Hexen im Wald
Wir kommen von unten
Der Himmel ist ein Ort, wo niemand hingehen will
Die Kinder treiben sich nachts herum, während ihre Eltern schlafen.

Das sind Titel und Themen von Rocksongs, deren Charakter offenkundig ist. Die Inspiration, die dahintersteht, bedarf keiner Erläuterung.

2. Eine weitere Eigenart der Rockmusik ist der Gebrauch von Kodewörtern, die den Nichteingeweihten unverständlich sind.
Ein solches tausendfach wiederholtes Kodewort ist Regen. In ihren Liedern fürchten sie ihn. Sie haben Angst, darin zu ertrinken. Sie wollen ihn stoppen. Nur die Rockmusiker verstehen, was damit gemeint ist.

Ein anderer Kodeschlüssel ist der Ausdruck Regenbogen. Sie singen: Wer aushält bis an das Ende, erlebt den Regenbogen. Sie singen nicht nur darüber, die Hippies malen auf Tausenden von Anklebeplakaten den Regenbogen oder gestalten alle ihre Malereien mit den Regenbogenfarben. Einige große Kommunen von Rauschgiftsüchtigen und Satanisten nennen sich »Regenbogen-Familie«. Ja, auch eine kommunistische Kommune in Wisconsin nennt sich »Regenbogen-Stamm«. Auch die New-Age-Bewegung verwendet den Regenbogen, oft mit umgekehrter Farbfolge.
Hinter diesen Kodewörtern steckt eine Rock-Philosophie. Sie singen auch über die Sonne. Sie rufen: Hüte dich vor ihr. Sie brennt dir die Augen aus. Sie deckt dein Wesen auf.

3. Eine dritte Charakteristik der Rockmusik ist die Kenntnis biblischer Tatsachen und deren Anerkennung oder Verdrehung ins Gegenteil.
So singen sie über die große Kluft, den Ozean, den Cañon zwischen Himmel und Hölle (Luk. 16, 25). Viele ihrer Lieder sprechen von der Hoffnung, einmal die große Kluft zu überbrücken.
Manche Lieder sprechen auch von der Furcht, einmal in die Qual der Hölle zu kommen und dort zu brennen (Mt. 13, 40), wenn der »Regen« nicht stoppt.
Dem Vater der Lüge folgen sie, wenn sie in ihren Hits die Göttlichkeit Jesu leugnen. Sie fragen: Jesus Christus, Superstar, bist du wirklich der, für den sie dich ausgeben? Das Ergebnis dieser schweren Attacke ist die Zerstörung des Glaubens in Millionen von jungen Menschen.

Bob Dylan, der als Rockmusiker viele Millionen verdient hat, schrieb ein Buch mit dem Titel »Trantula«. Darin wird die Vernichtung der Hölle beschrieben (Offb. 20,10). Der Autor macht seine Aussagen in der Ichform als Satan selbst. Auch in diesem Buch tauchen wieder die vielen Kodewörter der Rocksongs auf: Regen, Sonne, Berge usw.

Die Dämonen bringen ihren Vertretern viel Geld ein (Apg. 16, 16). Milliarden sind bei diesem Geschäft verdient worden – ein Milliardengeschäft, um Menschenseelen zu vernichten. Soweit der Brief, der mir Dinge berichtete, die ich im Detail nicht kannte. Ich danke an dieser Stelle dem Bruder in Kalifornien.
Inzwischen hat die Rockmusik ihren Kulminationspunkt überschritten. Der Teufel legt ja stets neue Platten auf, um immer im Geschäft zu bleiben.

Die »Popfestivals« haben die Rocker teilweise in den Hintergrund gedrängt. So berichtete eine englische Zeitung, daß in England ein Popfestival rund 270.000 junge Menschen angezogen hätte. Die Polizei wurde mit dem Andrang und den Ausschreitungen nicht mehr fertig. Etwas ruhiger ging es in Ludwigsburg zu. Ich gebe den Bericht der RNZ vom 16. 8. 75 wieder:
25.000 Popmusik-Fans kamen. Das große Open-Air-Festival lief relativ ruhig ab. 160 Ordner waren aufgeboten. Ohne Gewalt und Exzesse ging am Wochenende das Ludwigsburger Open-Air-Festival über die Bühne. 25.000 jugendliche Popmusik-Fans waren aus allen Teilen der Bundesrepublik in die Barockstadt gekommen. Der Ansturm der Jugendlichen war von der Stadtverwaltung »mit gemischten Gefühlen« erwartet worden. Erfahrungen mit ähnlichen Spektakeln rechtfertigten die Skepsis. Schlägerei zwischen Ordnern und Zuschauern, Drogen- und Alkoholorgien – das alles ließ schon manches Festival im Fiasko enden. Die Konzertagentur hat Ordner aufgeboten, die von den Ludwigsburger Behörden polizeilich überprüft wurden. »Rocker wurden nicht akzeptiert«, erklärte ein Stadtsprecher.

Welche Ergebnisse der »ruhige« Ablauf der Veranstaltung zeitigte, berichtet die gleiche Zeitung: 174 Personen mußte geholfen werden, weil sie zuviel Alkohol oder Drogen zu sich genommen hatten. 13 Jugendliche mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. 25 Festival-Besucher wurden vorläufig festgenommen, weil sie sich gegen das Betäubungsmittelgesetz vergingen.
Wie muß bei anderen Veranstaltungen dieser Art die Hölle los sein, wenn das ein ruhiger Verlauf ist?

Wicca
Wicca ist der Sammelbegriff für »A Union of Witchdoctors and Conjurers«, eine Vereinigung für Zauberer und Beschwörer. Die zahlreichen Mitglieder besitzen drei Schallplattenkonzerne. Jede Schallplatte hat die Aufgabe, an der moralischen Zerstörung und der inneren Zerrüttung der jungen Menschen von heute mitzuwirken. Im Grunde praktizieren sie auf den Platten eine Art Teufelskult und weihen sich der Person des Teufels.
Wicca hat viele Künstler hochgebracht und populär gemacht. Die Schallplatten, die von Künstlern dieser Vereinigung herausgebracht werden, beschreiben genau den Seelenzustand, der den Teufelsanhängern entspricht und lädt die Leute ein, den Ruhm, die Ehre und das Lob des Teufels zu feiern.

Unterschwellige Signale
Die »Rolling Stones« gehören zum Beispiel einer Teufelssekte der Gegend von San Diego an. Sie verbreiten zwar nicht in allen Titeln, aber in mehreren ihrer Aufnahmen Grundsätze, die zu denen gehören, die sich dem Teufelskult geweiht haben.
Eine andere bekannte Gruppe, »Garry Funkell«, produziert ebenfalls dieselbe Art von Musik. Diese Vereinigung hat sich zum Ziel gesetzt, besonders solche Schallplatten zu verbreiten, die sich an der Ideologie orientieren, die Jugend in den Satanismus zu führen.
Alle dem Teufel geweihten Schallplatten sind auf den gleichen Grundsätzen aufgebaut. Dazu gehört der Rhythmus, auch Beat genannt, der sich der Bewegung der sexuellen Beziehung entsprechend entwickelt. Man hat plötzlich das Gefühl, in Raserei geraten zu sein. Daher gibt es auch so oft daraus hervorgehende Fälle von Hysterie, da man durch den Beat den sexuellen Instinkt auf einen höheren Grad bringt.
Dazu wird eine Lautstärke bewußt sieben Dezibel oberhalb der Toleranzgrenze des Nervensystems gewählt. Das ist genau berechnet: Wenn die jungen Menschen dieser Musik eine gewisse Zeit ausgesetzt sind, entsteht eine Art von Depression, Empörung und Angriffslust. Sie wissen nicht warum, sie meinen, im Grunde nichts anderes getan zu haben, als Musik zu hören. Durch Erregung des Nervensystems ist es zu diesem Ergebnis gekommen, das heißt eine Verwirrung, die die Leute drängt, den Beat, den sie den ganzen Abend gehört haben, zu verwirklichen.
Hinzu kommen unterschwellige Signale. Es handelt sich um sehr hohe Signale oberhalb der Hörgrenze. Es ist eine Harmonie der Ordnung von 30.000 Schwingungen pro Sekunde. Die Zuhörer können es mit ihren Ohren nicht vernehmen, weil es im Obertonbereich liegt. Es löst in ihrem Gehirn den Ausfluß einer Substanz aus, die dieselbe Wirkung wie Rauschgift hat. Es handelt sich um eine natürliche Droge, die vom menschlichen Gehirn erzeugt wird. Sie fühlen sich fremdartig, und das ist auch die Absicht, um in ihnen das Bedürfnis nach Rauschgift zu wecken oder die daran sich anschließenden Gefühle fortzusetzen.

Errichtung der Universalherrschaft
Solche Schallplatten haben die Merkmale einer rituellen Weihe im Rahmen einer schwarzen Messe. Bevor diese Art von Schallplatten auf den Markt gebracht wird, wird jede von ihnen innerhalb eines besonderen Ritus, den man auch »schwarze Messe« nennt, dem Teufel geweiht.
Wer sich die Mühe macht, die Texte der verschiedenen Gesänge zu entschlüsseln, wird erkennen, daß die Themen im allgemeinen immer dieselben sind: Widerstand gegen die Eltern, gegen die Gesellschaft, gegen alles, was besteht. Die Entfesselung aller sexuellen Triebe gehört zur Voraussetzung der Schaffung eines Zustandes der Anarchie, der zur Errichtung der Universalherrschaft Satans führt.

Wer kann den gefährlichen Einfluß des Bösen leugnen, der so viele Mittäter auf dem Weg der Verschwörung und des Hasses zählt. »Da geriet der Drache über das Weib in Zorn, und er ging hin, Krieg zu führen mit ihren anderen Kindern, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.« (Offb. 12, 17).

Im Frühjahr 1982 wurde die amerikanische Rockgruppe Led Zeppelin von einem kalifornischen Gericht wegen Beeinflussung mit satanischen, unterschwelligen Botschaften auf der Schallplatte »Stairway to Heaven« verurteilt. Der Text in »Stairway to Heaven« der Gruppe Led Zeppelin:
»Iťs a feeling, I get, when I look to the west and my spirit is crying for leaving.« Dieser Text heißt in der Version rückwärts abgespielt: »I have got to live for satan.« – »Ich muß für Satan leben.« – »Ja, zum Teufel, habe keine Angst vorm Teufel, sei kein Idiot. Ich will, daß der Herr vor dem Teufel auf die Knie fällt.«

Vergewaltigung des Bewußtseins
Nachforschungen haben ergeben, daß 18 Prozent der Jugendselbstmorde und viele Gewalttaten auf den Rock’n’Roll zurückzuführen sind. Es gibt zweifelsohne eine Verbindung von Rock und Rauschgift, wie die Beispiele der Beatles mit »Yellow submarine« und der Rolling Stones mit »Brown Sugar« (Kokain) zeigen. Und es besteht auch ein Zusammenhang zwischen Rock und Okkultismus, der zum Teufelskult führt; Beispiel der Beatles-Song aus dem Jahr 1968 »The Devils White Album«.
Auf dieser Platte wurden das erste Mal unterschwellige Botschaften über das Unterbewußtsein mitgeteilt, um das »Evangelium Satans« zu übermitteln. Damit nimmt der Rock den Weg der teuflischen Perversion. Sie wird weiter gefördert durch die Rolling Stones, The Who, Black Sabbath, Led Zeppelin, Kiss (Abkürzung für Knights in Satan’s Service – Knechte in Satans Dienst) und andere Gruppen.
Durch einen Prozeß der Verbraucherschutzorganisationen in Kalifornien sind diese unterschwelligen Steuerbotschaften an das Unterbewußtsein in die Öffentlichkeit gekommen. Sie können mit den äußeren Sinnen nicht wahrgenommen werden, und somit besteht überhaupt keine Verteidigungsmöglichkeit gegen diese Art von Aggression. Das Unterbewußtsein ist jedoch in der Lage, diese Botschaften zu entschlüsseln und über den Weg des Gedächtnisses das Bewußtsein zu beeinflussen.

Diese im Rock übermittelten Botschaften sind sehr verschieden: sexuelle Perversion, Revolte gegen die bestehende Ordnung, Einflüsterung des Selbstmordes, Anregung zu Gewalt und Mord und schließlich die Weihe an den Teufel. Diese Wortbotschaft wird im »Reversmaking-prozess« übertragen, das heißt rückwärts. Sie wird dem Bewußtsein sofort verständlich – wenn man die Schallplatte rückwärts abspielt.

Ein wortloses unterschwelliges Steuersignal auf die biologisch-psychologischen Körperorgane wird durch den synkopischen Beatrhythmus übertragen, der sich wie gesagt besonders auf die Sexualität auswirkt. Ein weiteres Mittel zur Steuerung ist das mit der Musik gekoppelte Stroboskop (Blitzlichteffekt), das das Orientierungs-, Urteils- und Reflexionsvermögen beträchtlich vermindert. Besonders das moralische Urteilsvermögen wird aufgehoben und so der Eingang der unterschwelligen Wortbotschaften wesentlich erleichtert.

Der Mensch steht diesen Techniken hilflos gegenüber. Einige Beispiele: »Fire on High« von Electric Light rückwärts gespielt: »Music is reversible, but time is not. Turn back« (Musik ist umkehrbar, Zeit aber nicht. Kehr um!)
Die Beatles-Platte »Number Nine« rückwärts abgespielt: »Turn me on, dead man!« (Ein obszöner Ausdruck gegen Christus gerichtet.)

Bewußt im Dienste Satans
Um die Gedanken der Beatles zu verdeutlichen, folgen hier drei Erklärungen aus dem Jahr 1966.
John Lennon: »Das Christentum wird vergehen. – Wir sind heute populärer als Jesus.«
Paul McCartney: »… keiner von uns glaubt an Gott.«
Ringo: »In jedem Fall, ob sie es glauben oder nicht, wir sind nicht der Antichrist, sondern nur Antipapst und Antichristen.«

Weitere Rückwärtstexte der Gruppe Kiss: »Vereinige dich, verschmilz! Wenn du mich liebst, schneide dich! Der Teufel selbst ist dein Gott!«

Black Sabbath: »Jesus, du bist der Abscheuliche!« und »Nimm deine Marke und lebe!« Es handelt sich um die auf der Plattenhülle mit einem Teufelsblitz eingeprägte Zahl 666, das Zeichen des Antichristen.
Allerdings gibt es auch genug direkte teuflische Botschaften. Ein Rockautor berichtet: »Ich habe die Hardrockgruppe >ACDC< gewählt, weil diese Abkürzung >Antichrist, death to Christ< (Antichrist, Tod für Christus) bedeutet. Und diese Gruppe singt den Ruhm der Höllenglocken: >Hells Bells<«.

Die großen Rockstars haben sich alle freiwillig und bewußt in den Dienst Satans gestellt.
Alice Cooper: »In einer spiritistischen Sitzung versprach mir der Geist den Ruhm und die Weltherrschaft durch die Rockmusik und Reichtum im Überfluß. Das einzige, was er von mir verlangte, war mein Körper, um ihn zu besitzen, und so bin ich weltberühmt geworden unter dem Namen, den er mir als den seinen gab, als Alice Cooper.«
Lautstärken von bis zu 120 Phon und Laserstrahlen, die in einigen Diskotheken verwendet werden und die, wenn sie ins Auge treffen, zu blinden Flecken führen, tragen zu unwiederherstellbaren Schäden bei. Gemäß einer amerikanischen Untersuchung aus dem Jahr 1981 hören 87 Prozent aller Jugendlichen 3 bis 5 Stunden täglich Rockmusik.
Seit Einführung der »Walkman«-Abspielgeräte hat sich der Durchschnitt auf 7 bis 8 Stunden täglich erhöht. 90 Prozent der weltweit verkauften Schallplatten waren Rockmusikplatten: 130 Millionen pro Jahr, nicht eingeschlossen die 100 Millionen Alben, die von der Rockmusik jährlich verkauft werden.
Die Rockmusik aber, deren Rhythmus die Sinne überreizt und die fast immer unmoralische oder selbst gotteslästerliche Texte begleitet, wird und ist sehr oft nächste Gelegenheit zur Sünde. Wer sie häufig hört, läuft Gefahr, Gott zu verlieren.

Satans Trommelfeuer
Dieses Kapitel war schon geschrieben, da erschien in »Diagnosen« vom Febr. 84 ein aufschlußreicher Artikel, der stark gekürzt hier wiedergegeben wird. Die Überschrift des Berichtes lautet: Satans Trommelfeuer.

US-General Dozier berichtete nach seiner Entführung durch Rote-Armee-Terroristen während einer ersten Pressekonferenz am 2. Februar 1982 über folgendes Erlebnis: »Während der ersten Tage zwangen mich die Terroristen dazu, eine Art Ohrstopfer zu tragen. Dann ließen sie mich über Kopfhörer Hardrock hören, jeden Tag schätzungsweise neun Stunden.« General Dozier gab nicht an, man habe den Versuch unternommen, ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Nur, der Einfluß, dem er durch die Musik ausgesetzt war, könnte als der einzige Versuch einer Gehirnwäsche gedeutet werden.

Seit man weiß, daß es »unterschwellige Botschaften« gibt, die man nicht bewußt wahrnehmen kann, es sei denn, man richtet die Aufmerksamkeit besonders auf sie, ist es notwendig geworden, zusätzliche Unterscheidungsmerkmale im Bereich der unbewußten Aufnahme von Botschaften zu finden. Das psychologische Potential unterschwelliger Texte, das gewaltige Medium Musik, die Vielfalt der im Text verarbeiteten Themen, das Auftreten von Superstars und die Skrupellosigkeit der profithungrigen Industriellen sind die Faktoren, die zu dem geistigen Erdrutsch führen.
Durch die gewaltige Schallplatten- und Medienmaschinerie wurden Wünsche nach Anarchie, Sex, Gewalt und Tod in die Gedanken der heranwachsenden Käufer eingepflanzt, genährt, gepflegt und beherrscht. Was heute sichtbar wird, ist eine voll ausgereifte Ernte. Die Weitergabe unterschwelliger Botschaften von Superstars an Konsumenten ist die Erklärung dafür.
Kinder und Heranwachsende übernehmen und verwirklichen immer mehr Homo-, Bi- und Gruppensexualität, Sado- und Masochismus, Sex mit Tieren, Sex mit Gewalt, Vergewaltigungen, Brutalität und Tod.
Kinder und Heranwachsende akzeptieren und praktizieren immer mehr Satansanbetung, Hexerei, Zauberkulte, Zauberformeln, phantastische kultische Handlungen, Astrologie und unterwerfen sich Satanspriestern, Hexen und Wahrsagern.
Und letztendlich akzeptieren Kinder und Jugendliche immer mehr den Nihilismus, Gotteslästerungen, Terrorismus, Revolten, Pluralismus, Drogenmißbrauch, Gewalt sogar mit Todesfolgen.

Rockmusik und Kirche
Bob Larsen, dessen Bekehrungsgeschichte in diesem Buch schon erzählt worden ist, zeigt in seinem Buch »Rock and the Church« die Unvereinbarkeit von Rock und Gospelmusik im kirchlichen Dienst. Wer den Fesseln der Rockmusik entkommen ist, muß seiner Meinung nach sämtliche in seinem Besitz befindlichen Platten zerbrechen und die Kassetten zerstören.
An der letzten Aussage »Rock und Gospelmusik« muß ich anknüpfen und zwei eigene Erfahrungen berichten.
In einer badischen Gemeínde war eine Evangelisation angesagt. Der Gemeindepfarrer wollte die Abende zugkräftig gestalten und rief eine Musikband, die Evangelisationslieder spielen sollte. Ich besuchte gleich den ersten Abend. Fünf Minuten hörte ich mir den Superlärm an. Moderne, unverständliche Texte, elektronisch verstärkt. Jungen, die mit den Füßen den Takt klopften. Mädchen, die mit wippender Hüfte vor dem Altar standen. Mich hat das so angewidert, daß ich aufstand und den Gottesdienst verließ. Zwei andere Besucher taten das gleiche. Ich rief am nächsten Morgen den Gemeindepfarrer an und sprach mit ihm. Er gab meine Bedenken an den Leiter der Band – ebenfalls ein Pfarrer – weiter, der dann die Verstärkung etwas zurücknahm, Stil der Musik ging aber weiter.
Der gleiche Vorgang hat sich in einer anderen Gemeinde wiederholt. Mein Berichterstatter ist ein gläubiger Kirchengemeinderat, der noch zu der jüngeren Generation gehört. Uns Älteren kann man ja nachsagen, daß wir rückständig sind. Dieser gläubige Bruder hörte sich den greulìchen Lärm und die discoartigen Melodien an, daß er empört seinem Gemeindepfarrer sagte: »Wenn Sie so weitermachen, ziehe ich mich aus der kirchlichen Arbeit zurück.« Der Gemeindepfarrer versprach, diese Gruppe nicht mehr zu holen. Der Kirchenälteste erzählte mir: »Die älteren Leute der Gemeinde hatten einen Abscheu vor diesem Lärm, der Jugend hat es aber Spaß gemacht, so daß sie von der ganzen Gegend zusammenkam.«
Für was halten wir Evangelisationen? Um das Evangelium zu verkündigen und Menschen für Jesus zu gewinnen oder nur die Jugend mit Discolärm anzulocken?
Eine Musik, deren Geist aus dem Abgrund geboren ist, kann nicht für den Dienst am Evangelium eingesetzt werden.
Damit schließen wir das Kapitel »Musik unter der Lupe« ab. Genauso gut hätten wir im Blick auf die Rockmusik sagen können »Musik aus dem Abgrund«. Warum so radikal? Die Texte handeln von Terror, Sex, Rauschgift und von Luzifer. Die Musik ist ein nervenzertrümmerndes Getöse. Dieser Musikstil ist das raffinierteste Seelen-Fang-Netz Satans, um vor allem junge Menschen in den Abgrund zu reißen.

Der 149. Psalm
Zion lobe den Herrn!
1. Halleluja – Singet dem Herrn ein neues Lied: die Gemeinde der Heiligen soll ihn loben.
2. Israel freue sich des, der es gemacht hat; die Kinder Zions seien fröhlich über ihren König.
3. Sie sollen loben seinen Namen im Reigen; mit Pauken und Harfen sollen sie ihm spielen.
4. Denn der Herr hat Wohlgefallen an seinem Volk; er hilft den Elenden herrlich.
5. Die Heiligen sollen fröhlich sein und preisen und rühmen auf ihren Lagern.
6. Ihr Mund soll Gott erheben, und sie sollen scharfe Schwerter in ihren Händen haben.
7. daß sie Rache üben unter den Heiden, Strafe unter den Völkern;
8. ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln;
9. daß sie ihnen tun das Recht, davon geschrieben ist. Solche Ehre werden alle seine Heiligen haben. Halleluja!

 

 




Heilmagnetismus (K.E.Koch)

 

 Kurt E. Koch


Heilmagnetismus und Homöopathie

Kein Gebiet der Grenzwissenschaften oder auch der medialen Praktiken hat mir soviel Kopfzerbrechen verursacht wie der Heilmagnetismus. Dass dieses Sachgebiet auch anderen Autoren Kummer bereitet hat, sehe ich an den Veröffentlichungen anderer Reichgottesarbeiter. Dazu einige Beispiele.

Otto Markmann schrieb in seiner Broschüre „Die okkulten Heilweise der Homöopathie“ auf S. 32: „Einen ethisch neutralen Heilmagnetismus gibt es nicht.“ Pfarrer Dr. Rudolph ist genau auf Gegenposition. In seinem Buch „Die geheimnisvollen Ärzte“ lässt er den Heilmagnetismus gelten.

Gehen wir den anstehenden Fragen nach, indem wir uns zum Ursprung des heilenden Magnetismus, vielmehr zu seinem Entdecker wenden. Den ersten Ansatzpunkt zu der heilenden Kraft des Magnetismus findet man schon bei Paracelsus. Er stellte den Grundsatz auf, dass gleichartige Dinge sich anziehen. Die bewirkende Kraft nannte er Magnet (lat. magnes, magnetis). Eine weitere Stufe dieser Vorstellung finden wir bei Abbé Lenoble, der 1771 eine Heilbehandlung mit Stahlmagneten einführte. Populär wurde diese Methode dann durch Franz Anton Mesmer, der die Methode Lenobles wirksam ausbaute.

Mesmer wurde 1734 in Itznang am Bodensee geboren. Er studierte zuerst Jura in Wien. Nach einigen Jahren hatte er diesen trockenen Stoff über und sattelte um auf Medizin. 1766 promovierte er zum Doktor der Medizin. Die Grundsubstanz seiner Dissertation „De influxu planetarum in hominem“ (Einfluss der Planeten auf den Menschen) ist die Astrologie. Die Theorien, die er in dieser Arbeit entfaltete, sind zum Teil bei Paracelsus entlehnt. Mesmer meint, dass zwischen den Planeten und der Erde ein gegenseitiger Einfluss bestehe, in den auch Tiere und Menschen einbezogen sind. Diesen Einfluss nannte Mesmer „animalischen Magnetismus“, weil seiner Meinung nach die Tiere am meisten für diese wechselseitigen Einwirkungen empfänglich seien. Bei dieser Hypothese Mesmers stehen wir vor einer Grundposition vieler magischer Systeme. Der Kosmos ist durchweht von einem Uräther, einem Fluidum, das physikalisch nicht nachzuweisen ist. Es ist eine Weltbeseelung, eine kosmische Kraft, eine feinstoffliche elektromagnetische Energie oder, wie sie Brunner nennt, eine „biokosmische Energie“. Der griechische Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) nannte sie „vis medicatrix naturae“ (heilkräftige Kraft der Natur). Bei den indischen Jogis heißt diese Kraft „Prana“. Freiherr von Reichenbach, Chemiker und Naturphilosoph (1788-1869), nannte sie „Odische Kraft“ oder einfach „Od“. Die Chinesen bezeichneten diese Kraft oder Strömung „Chi“, das bei der Akupunktur eine Rolle spielt. Die Kahuna-Zauberer, auf deren Tätigkeit ich auf Haiti stieß, nennen diese kosmische Kraft „Mana“. Diese magische kosmische Kraft oder Strömung, die rational nicht nachweisbar ist, hat mit den physikalisch erfassten kosmischen Strahlen nichts zu tun.

Nahezu alle Medien, Zauberer, Pendler, Naturheiler, okkulten Praktiker geben als Quelle ihrer Kraft den Kosmos oder die Natur an. Die religiös gefärbten Okkultisten nennen Gott als den Ursprung ihrer Kräfte und Gaben. Mesmer machte die Planeten für die magnetische Zirkulation zwischen diesen Himmelskörpern und den Lebewesen auf Erden als Ursache verantwortlich. Als er entdeckte, dass von seiner eigenen Person beruhigende und heilende Wirkungen ausgingen, machte er das geschäftstüchtig zu Geld. In Wien entfaltete er eine Praxis, die großen Zulauf bekam. Je mehr Menschen ihm nachliefen, desto mehr schwoll auch der Widerstand der Schulmediziner an. So brach „der Wunderdoktor“ in Wien seine Zelte ab und siedelte nach Paris über.

Das leicht entflammbare französische Volk nahm seine Theorie willig auf. Die Reichen und Vornehmen drängten sich in seiner Praxis. Da Mesmer dem großen Andrang nicht gewachsen war, ließ er seine Patienten um einen großen Zuber sitzen, der mit magnetisiertem Wasser gefüllt war. Der „Wundertäter“ entwickelte sich zum Großverdiener. Die Regierung sah sich gezwungen, eine Kommission zur Überprüfung zu bilden, die seine Methoden als Scharlatanerie verwarf. Das Volk reagierte anders und sah den Widerstand nur als Neid der Schulmediziner an. In Frankreich setzten sehr unruhige Zeiten ein. Im Volk gärte und brodelte es. Es waren die letzten Jahre vor der furchtbaren Revolution der Jahre 1789-1793. Das Interesse an der magnetischen Heilung verlor sich. Alle Wundertäter mit einem kometenhaften Aufstieg verlieren nach geraumer Zeit ihren Glanz und Schein. Mesmer verließ Frankreich und kehrte zum Bodensee zurück, an dem er aufgewachsen war. Er starb 1815 in Meersburg.

Der Mesmerismus hat Wandlungen durchgemacht. Otto Markmann schreibt (S. 12): „Die preußisch-deutsche Phase ist von der Wiener und Pariser Phase dadurch unterschieden, dass die Errungenschaften des Okkultismus wie Hypnose, Hellseherei, Traumeingebung und Geisterbeschwörung hier in die Magnetotherapie aufgenommen worden sind.“ Seiner Entstehung und Entwicklung nach ist der Mesmersche Heilmagnetismus eine okkulte Bewegung, die natürlich abzulehnen ist. Eine weitere Wandlung scheint mir im 20. Jahrhundert eingetreten zu sein. Mesmer und seine Extravaganzen waren passe. Was blieb, waren und sind die Mesmerschen Striche, mit der eine Hypnose eingeleitet wird. Es blieb aber noch mehr, nämlich die Vorstellung, dass es Menschen gibt, die heilende Hände haben. Um das Auflegen von Stahlmagneten geht es nirgends mehr. Aber das Phänomen der kraftausströmenden Hände ist auf der ganzen Welt zu finden. Ich habe unzählige Beispiele dazu. Nur einige wenige Orientierungen dazu.

Beispiel 101 In Süddeutschland begegnete ich einem Heilmagnetiseur, der aktiver Christ und Mitglied einer landeskirchlichen Gemeinschaft war. Wir kamen auf seinen Heilmagnetismus zu sprechen. Er meinte, es sei eine natürliche Gabe, denn er sei beim Beten und Bibellesen nicht behindert. Er informierte mich, dass seine magnetische Kraft nur für eine oder zwei Behandlungen am Tag ausreiche. Dann fügte er den ausschlaggebenden Satz hinzu: „Wer mit seinem Magnetismus mehr als zwei Patienten am Tag behandelt, hat seine Steckdose unten, oder er ist ein Scharlatan.“ Damit war gemeint, dass solche Magnetiseure den verbrauchten Heilmagnetismus auf okkulte Weise ergänzen, denn von zwei Patienten am Tag kann kein Heilpraktiker leben.

Ein anderer Magnetiseur meinte, er könne nur drei, höchstens vier Personen am Tag behandeln, dann sei seine Kraft aufgebraucht. Pfr. Modersohn ist vermutlich wie ich damals durch solche Beispiele, dass Heilmagnetiseure gläubige Christen sind, zu der Annahme gekommen, dass es einen neutralen Heilmagnetismus gäbe, der ohne Gefahr in Anspruch genommen werden könne. Man kann Modersohn nicht einen Strick daraus drehen wollen und mit schneidender Schärfe sagen: „Hier hat Modersohn geirrt.“ Dieser Pfarrer war ein von Gott reich gesegneter Mann, der Tausende von Menschen in der Seelsorge hatte und über eine große Erfahrung verfügte, mehr als seine Kritiker es ausweisen können. Es spielt hier ein Gesichtspunkt herein, den mir einmal ein Christ in USA nannte: „Our theology is life related“ (= unsere Theologie ist lebensbezogen). Er war kein Ketzer, er meinte nur, unser theologisches Denken ist von der Bibel geprägt und von unserer Erziehung und Entwicklung mit beeinflusst. Oetinger hat das 1765 mit einem Buchtitel ähnlich ausgedrückt. Diese Veröffentlichung heißt „Theologia ex idea vitae deducta“ (= eine Theologie, die von der Idee des Lebens abgeleitet ist). In einem Beispiel gesagt, kann das heißen: Ein junger Mensch, der in einer überzeugten Baptistenfamilie großgeworden ist, wird eine andere Taufauffassung haben als ein Landeskirchlicher. Bevor ein Mensch zu einer selbständigen Glaubensüberzeugung kommt, ist er bereits durch Elternhaus, Schule und Umwelt beeinflusst und geprägt worden.

Dieses Buch befand sich schon in der Druckerei, als mir Professor Dr. Rohrbach „Moderne Denkmöglichkeiten in der Medizin“ zusandte (Haug Verlag, Heidelberg 1975). Rohrbach ist als Mathematiker und Naturwissenschaftler wohlbekannt und besitzt unter den gläubigen Christen einen guten Ruf. Sein Beitrag zur Homöopathie bringt ein beachtenswertes Moment. Er unterscheidet zwischen dem Teilchenaspekt und dem Wellenaspekt in der Beurteilung dieser etwas dubiosen medizinischen Teilwissenschaft. seinen Vortrag über

Dem naturwissenschaftlichen Laien ist diese Unterscheidung in bezug auf das Licht auch bekannt. Je nach der Versuchsanordnung kann das Licht als Wellenbewegung oder als bewegte Körperchen aufgefasst werden. Im Blick auf die Homöopathie regt Rohrbachs Unterscheidung den Kritiker der Homöopathie an, seine Ausgangsposition neu zu überdenken. Wer nur den Teilchenaspekt in seine Erwägungen einbezieht, kommt natürlich zwangsweise zu einer Ablehnung der großen Verdünnungen.

Der Wellenaspekt, auf den Rohrbach bei der Homöopathie hinweist, zeigt eine Möglichkeit, den Prozess der „Dynamisierung“ der homöopathischen Medikamente neu unter die Lupe zu nehmen. Im Gespräch sagte mir Professor Rohrbach: „Es ist noch kein Beweis, nur eine Möglichkeit.“ Auf jeden Fall wird hier klar, dass mit den Denkmaßstäben des überholten Weltbildes ein Veto gegenüber der Homöopathie nicht ausreichend begründet werden kann. Auf meine Frage, ob mit dem Wellenaspekt die sogenannte kosmische Aufladung der Medikamente erklärt werden könne, antwortete Rohrbach, dass hier große Vorsicht geboten sei. Er könne damit nicht einig gehen. Damit deckt sich die Meinung des Naturwissenschaftlers mit der des gläubigen Theologen.

Außerdem muss ich in dieser Situation bekennen, dass mir in 50 Jahren meiner seelsorgerlichen Tätigkeit keine negativen Auswirkungen bei solchen gläubigen Homöopathen und Heilmagnetiseuren bekannt geworden sind. Ein total sicherer Beweis ist das aber nicht, da ich ja meistens nur eine negative Auslese zu Gesicht bekomme. Wo es gut geht, brauchen solche Menschen meinen Rat und Hilfe nicht. Vor 30 Jahren hatte ich bei der Niederschrift des ersten Teiles dieses Buches nur 600 seelsorgerliche Beispiele zur Verfügung, heute bei der Abfassung des zweiten Teiles sind es Tausende von Berichten. Der Überblick ist heute besser. Das damals angegebene Verhältnis 10 zu 1 kann ich jetzt nicht mehr aufrechterhalten. Jetzt müsste ich schon eine Verhältniszahl von 98 zu 2 angeben. Gemeint ist, dass unter 100 Heilmagnetiseuren vielleicht noch 2 sind, die natürlich arbeiten. Das wird zwar im Verband der Naturheilkundigen einen Sturm auslösen. Auf diesbezügliche Angriffe kann ich nur entgegnen: Ich fand den Heilmagnetismus in beinahe allen Fällen in der berüchtigten Querverbindung zu okkulten Heilmethoden, wie es in dem vorangegangenen Kapitel dargestellt worden ist. Außerdem ist der Ausdruck „natürlich“ ein dehnbarer Begriff. Ich kann also den vor 30 Jahren aufgestellten Satz von dem schmalen Bereich eines ethisch neutralen Heilmagnetismus kaum noch aufrechterhalten. Bei der Verhältniszahl 2 zu 98 oder 4 zu 96 ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering.

Noch ein anderes Argument veranlasste mich, den Heilmagnetismus kritischer zu sehen als früher. Ich muss dazu einen Parallelvorgang erwähnen. In der Skala der medialen Kräfte ist die Rutengängerei am schwächsten. Hier sind die Auswirkungen geringer als bei den anderen medialen Praktiken. Und dennoch ist die Rutenfühligkeit medial, auch wenn das nicht erkannt wird, und sogar bekannte Männer Gottes mit der Rute arbeiten. Beim Heilmagnetismus ist es ähnlich. Es gibt einen ganz starken Heilmagnetismus bis hin zu einer ganz schwachen Form. Und dennoch scheint auch die ganz schwache Form medial zu sein, auch wenn der Träger ein aktiver Christ ist. Als Beispiel für die ganz schwache Form mag die Fähigkeit des Mannes dienen, den ich erwähnt habe. Ein Beispiel für die ganz starke Form erlebte ich auf den Philippinen. Es ist ein Bericht, den ich schon in einem anderen Buch gegeben habe.

B 102 Auf den Philippinen nahm ich von einem Missionar einen Bericht auf, der einen einheimischen Stammeshäuptling betraf. Dieser Datu (= Führer) hatte „heiße Hände“, die er zum Segnen und zum Fluchen verwenden konnte. Was einem westlichen Menschen unglaubhaft vorkommt und dennoch Wahrheit ist, ist die Tatsache, dass Datu in seinen bloßen Händen Eier abkochen konnte. Datu wurde Christ, und die Kraft seiner Hände war sofort erloschen. Ein sensationshungriger Amerikaner, der diesen Bericht gehört hatte, wollte Datu fotografieren. Er gab dem ehemaligen Heiden einige Dollar und bat um ein spezielles Foto. Datu sollte in der einen Hand die Bibel und in der anderen Hand ein Ei halten. Der Christ willigte ein, aber schon nach kurzer Zeit warf er das Ei weg und sagte: „Es geht nicht, die Kraft kommt zurück.“

Es gibt starke Medien, die mit einer Hand eine fotografische Platte belichten können, ein Zeichen dafür, dass ihrer Hand eine Energie entströmt. Noch stärkere Medien können sogar nur mit einer gedanklichen Konzentration einen Film belichten. Davon hörte ich auf einer karibischen Insel, auf der ich zusammen mit einem Dolmetscher eine Vortragstour hatte. Mein Begleiter warnte mich vor dem Haus eines Zauberers und sagte: „Mache hier keine Aufnahme. Wenn der Zauberer dich sieht, belichtet er deinen Film, wie er es bei anderen Besuchern getan hat.“ Den Parapsychologen ist das Belichten eines Films durch Mentalsuggestion oder durch eine Energie ausströmende Hand bekannt. Zum Thema Handauflegung verweise ich auf das ausgezeichnete Buch von Dr. med. Pfeifer „Gesundheit um jeden Preis“, S. 65 und S. 70.

Ein noch stärker umstrittenes Gebiet der Heilkunde ist die Homöopathie. Klären wir zuerst die Begriffe der verschiedenen medizinischen Richtungen. In der Medizin spricht man von der Allopathie, Phytologie, der Homöopathie und der Biochemie. Allopathie (gr. allos: anderer – pathos: Leiden) ist der Name für die Schulmedizin. Christian Hahnemann, der als „Pionier-Arzt“ hartnäckig gegen die Schulmedizin vorging und sie manchmal verächtlich Allöopathie nannte, soll Ausgangsstation für den Ausdruck Allopathie gewesen sein. Die klassische Medizin stellt eine Therapie dar, die den Krankheitssymptomen mit entgegengesetzten Mitteln beikommen will. Die Phytologie (gr. phyton: Pflanze – logos: Kenntnis) ist die Pflanzenheilkunde. Es handelt sich dabei um eine Krankheitsbehandlung mit getrockneten Pflanzen oder deren Extrakte. Natürlich hat der Schöpfer in viele Pflanzen Heilkräfte hineingelegt, die wir dankbar gebrauchen dürfen. Leider gibt es die Phytologie in Reinform nur noch ganz selten. In den meisten Fällen wird diese Heilmethode mit okkulten Praktiken, zum Beispiel Pendeln, verquickt. Es sei noch einmal gesagt, dass Therapieformen mit okkulten Querverbindungen nicht akzeptabel sind! Die Homöopathie (gr. omoios: gleich – pathos: Leiden) wurde 1790 von dem Arzt Samuel Hahnemann entwickelt. Er verfolgte den Grundsatz „Ähnliches mit Ähnlichem“ zu heilen. Similia similibus curanter „Gleiches wird mit Gleichem geheilt“. Das Verfahren bedeutet, die Krankheiten in niedrigen Dosen mit den Mitteln zu behandeln, die in höheren Dosen die gleichen Erkrankungen hervorrufen. Die

Die Biochemie (gr. bios: Leben) ist die Lehre von den chemischen Vorgängen der organischen Welt. Dieser Nebenzweig der Homöopathie, von Dr. W. Schüßler (1821-1898) entwickelt, führt alle Krankheiten auf Störungen des Mineralstoffwechsels zurück. Zu ihrer Behebung gibt der Biochemiker Gaben von 11 verschiedenen Mineralsalzen mit 5 Ergänzungsstoffen.

Nach dieser Begriffserklärung folgt nun zuerst eine persönliche Stellungnahme zu den verschiedenen Heilmethoden.
Vor der medizinischen Wissenschaft habe ich eine ganz große Hochachtung. Was heute auf dem Gebiet der Chirurgie vollbracht wird, grenzt ans Wunderbare. Ich habe aber nicht die gleiche Hochachtung vor jedem Doktor der Medizin. Der Dr. med. gibt heute keine Sicherheit mehr, dass man gegen jeden Mißbrauch auf dem okkulten Gebiet geschützt ist. Es muss auch festgehalten werden, dass es heute in den USA viele Doktoren und medizinische Helfer tief im Satanismus bzw. Hexentum verstrickt sind.

B 103 In meiner Briefsammlung habe ich wiederholte Anfragen mit der Bitte um Auskunft über einen Arzt im süddeutschen Raum, der nur mit Hilfe eines Blutstropfens die Diagnose stellt. Der Patient braucht nicht einmal zur Sprechstunde zu kommen, es genügt, wenn er auf einem Briefbogen oder einem Glasträger einen Tropfen Blut einsendet. In der Tat lassen sich aus dem Blut viele Werte bestimmen, aber nicht aus einem einzigen Tropfen. Dieser Arzt, der seiner sicheren Diagnosen wegen überlaufen ist, führt keine Laboruntersuchungen durch, sondern er bestimmt die Diagnosen psychometrisch. Der Blutstropfen ist für ihn nur der Induktor.

Haargenau die gleiche okkulte Hellsehdiagnose betreibt ein dänischer Arzt, der auch Patienten aus Deutschland und der Schweiz hat.

B 104 Wiederholt hatte ich auch andere Ärzte in der Seelsorge, die zusätzlich zur medizinischen Diagnose den Pendel oder eine okkulte Form der Irisdiagnose benutzten. Einer von diesen Ärzten war viermal in meiner Sprechstunde. Er gab mir nicht nur Veröffentlichungsrecht, sondern händigte mir sogar einen fünfseitigen, mit der Schreibmaschine geschriebenen Bericht aus mit der Bitte, in seinem Namen vor den okkulten Diagnosen zu warnen.

B 105 Sogar über einen Fall einer psychokinetischen Diagnoseform wurde mir von einem schwäbischen Arzt berichtet. Mein Berichterstatter informierte mich über einen seiner Kollegen, der auf folgende Weise Diagnosen stellte. Jener Arzt gab jeweils dem Patienten ein Fläschchen mit einem Medikament in die Hand. An dem Fläschchen war ein Draht angeschlossen, der über ein Voltmeter lief. Die zweite Elektrode hatte der Patient in der linken Hand zu halten. Diese Art von Medikamentenbestimmungen betreiben auch manche Heilpraktiker. Was bei dem Arzt das Besondere ist, er hat die mediale Kraft, das Voltmeter auch ohne die beiden Elektroden zum Ausschlag zu bringen. Für den Patienten ist es eindrucksvoll, wenn das Voltmeter einen großen Ausschlag zeigt und ist dann von dieser Diagnose überzeugt. – Bei der Elektroakupunktur werden die Nadelköpfe auch mit einem Draht verbunden, durch den ein Schwachstrom geschickt wird.

Diese Beispiele rechtfertigen das alte Sprichwort: „Trau, schau wem!“ Wir leben heute in einem okkult verseuchten Zeitalter, in dem man die Augen offen halten und wachsam sein muss. Prof. Köberle sagte: „Es sieht aus, als ob wir in ein magisches Zeitalter eintreten würden.“

Meine Stellung zur Phytologie sei nur kurz angedeutet. Mein Herz ist weit offen für die Natur und die Pflanzen. In meiner Kindheit schon machte mich meine Großmutter auf einzelne Pflanzen und deren Heilwirkung aufmerksam. Die erste Pflanze, die ich von ihr kennen lernte, war Huflattich. Der lateinische Name schon zeigt, für was er gut ist: Tussilago heißt hustenvertreibend (tussis: Husten – agere: vertreiben). Ein anderes Kräutlein lernte ich besonders im Alter schätzen. Es ist die Melisse (Melissa officinalis). Der Name kommt vom griechischen melissa (= Biene) oder meli (= Honig). Diese Pflanze zählt zu den besten Futterpflanzen für die Bienen. Mir dient sie in Zeiten schlechten Schlafes. Sie ist bekömmlicher als Schlaftabletten und in der Wirkung lang anhaltend.

Zu den Kräutern also mein volles ja, aber sie dürfen unter keinen Umständen mit okkulten Praktiken, etwa dem Pendeln, verquickt sein. Das ist bereits im Zusammenhang mit Pfarrer Künzli erwähnt worden. Da meine Sammlungen eine unüberschaubare Menge an Einzelheiten enthalten, will ich noch zwei Beispiele anfügen, die den Mißbrauch der Phytologie zeigen.

B 106 Ein Mann wurde als Kind gegen Lähmungserscheinungen von einem Naturheilkundigen behandelt. Der Heiler benutzte ein geweihtes Kräuterbüschel und machte in den drei höchsten Namen Schwenkbewegungen gegen den Patienten. Das Kind wurde kräftig und stark. Im Alter von 50 Jahren bekam der Mann aber plötzlich einen unerhörten Laufdrang. Tag und Nacht marschierte er in der Wohnung umher und musste in die Nervenheilanstalt verbracht werden, obwohl sein Geist völlig klar war.

Hier haben wir die Verbindung der Kräuteranwendung mit Weißer Magie. Die späten Auswirkungen sind kein Zufall, sondern sogar symptomatisch für derartige Heilmethoden.

B 107 Eine andere „Phytologie“ kann man jedes Jahr beim Viehabtrieb in den Alpen beobachten. Am 1. September ziehen die Sennen mit der Herde talwärts. Nicht nur der alten Sitte wegen, sondern als wirksamer Liebeszauber binden die ledigen Sennen drei Kräutlein von der Gebirgsweide ins Seil der Leitkuh. Das ist weniger als Schmuck gedacht, sondern soll dem Sennen Glück in der Liebe bringen. Das ganze Brauchtum in den Wäldern, auf den Bergen und in den Gebirgstälern ist abergläubisch und magisch durchsetzt.

Verlassen wir das Gebiet der Phytologie. Es gibt einen rechten Gebrauch der Pflanzen und Heilkräuter, die der Schöpfer uns beschert hat, und es gibt einen Mißbrauch in der Kombination Pflanzen plus Medialität und Magie. Von der Homöopathie habe ich von Jugend auf nichts gehalten. Ich sagte manchmal ironisch: „Die Homöopathie ist für Menschen, die sich einbilden, krank zu sein, und dann nach Einnahme der homöopathischen Mittel durch die zweite Einbildung von ihrer ersten Einbildung wieder frei werden. Eine Hilfe ist es dann aber trotzdem, wenn ein Mensch von seinen fixen Ideen loskommt.“ Heute halte ich diese schnoddrige Bemerkung nicht mehr aufrecht. Ich habe ja inzwischen auch von guten Erfahrungen der Homöopathie gehört. Ein Beispiel dazu.

B 108 Eine Mutter schrieb, dass ihr Kind an einem schweren Darmleiden erkrankt war. Hausarzt und Facharzt arbeiteten mit allopathischen Medikamenten. Mit dem kleinen Patienten wurde es immer schlimmer. Da suchte die Mutter in ihrer Verzweiflung einen vielgerühmten Homöopathen auf, der sie anwies, sofort alle allopathischen Mittel abzusetzen. Dem Kind sei damit die ganze Darmflora zerstört worden. Er verordnete homöopathische Arznei, und siehe da, das Kind erholte sich langsam und wurde wieder gesund.

Der Schulmediziner und Antihomöopath wird sagen wollen: Die Heilung muss nicht die Auswirkung der homöopathischen Mittel gewesen sein. Das Kind wäre vielleicht nach Absetzen aller Medikamente durch eine folgende Umstimmung des Organismus auch ohne die homöopathischen Tropfen gesund geworden. Möglich ist das. Ich kenne einen solchen Fall aus meiner Seelsorge.

B 109 Bei einer Evangelisation kam eine Mutter sehr bekümmert zur Aussprache. Ihr Säugling hatte eine colitis, die bösartig verlief (colitis ulcerosa). Ich zeigte dieser Frau den Weg zu Jesus Christus. In ihrer Not war sie bereit, eine Entscheidung für Jesus Christus zu treffen. Wir beteten auch gemeinsam für das kranke Kind. Ich gab ihr nicht den Rat, die verordneten Medikamente abzusetzen. Einen solchen Rat habe ich noch nie in meinem Leben gegeben. Die Mutter nahm sich aber auf dem Heimweg vor, mit allen allopathischen Mitteln aufzuhören. Daheim betete sie nochmals für das Kind, vernichtete die Arznei und gab dem Kind eine normale Babynahrung. Der kleine Patient erholte sich zusehends und wurde gesund, wie mir die Mutter später mitteilte.

Hier hat also das Absetzen der allopathischen Mittel einen Umschwung und den Beginn einer Heilung verursacht. Der ungläubige Arzt wird diesen Ausgang einer Verachtung der Schulmedizin der natürlichen gesunden Lebenskraft des Kindes zuschreiben. Dürfen die Christen hier nicht auch an die Erhörung der Gebete denken und auch an die Auswirkung der Bekehrung der Mutter?!

Wir fragen nun: Welchen Charakter hat die Homöopathie und welche Stellung nimmt sie unter den Heilmethoden ein? Sehen wir uns zunächst den Gründer an. Samuel Hahnemann, 1755 in Meißen geboren, war ein begabter Schüler, so dass sich ihm die Möglichkeit bot, in Leipzig, Wien und Erlangen Medizin zu studieren. Mit 22 Jahren trat er einem Freimaurerorden bei. Mit den Logen habe ich mich, durch die Seelsorge gedrängt, seit Jahren befasst. Ich sehe es als unvereinbar an, dass Christen Freimaurer sein können! F. C. Endres schreibt in seinem Buch „Das Geheimnis der Freimaurerei“ auf S. 19: „Der Priester spricht anstelle Gottes den Verbrecher der Sünde ledig. Wie einfach ist das! … Die Macht der Sündenvergebung liegt im Menschen selbst.“ Diese Sätze hörte ich auch bei unseren modernen Theologen, die erklärten: „Sündenvergebung kann nur bedeuten, dass der Mensch sich selber annimmt in seinem Sosein.“ Das wurde in Bad Boll bei einer Konferenz gesagt.

Hahnemanns Leben ist voll düsterer Ereignisse. In 30 Jahren hat er 27mal die Wohnung gewechselt. Nirgends fand er Frieden. Bei seinen Kindern folgte eine Katastrophe nach der anderen. Ein Sohn wurde geisteskrank und verschwand spurlos. Zwei Töchter starben früh. Drei Töchter wurden geschieden. Zwei Töchter wurden ermordet. Mit 80 Jahren heiratete er zum zweiten Mal eine 45 Jahre jüngere Französin. Wahre Freunde hatte er nie. Er überwarf sich mit allen. Dem Christentum stand er fern. Den chinesischen Philosophen Konfuzius verehrte er als Lehrer, der den Weg zu Gott zeigt. Jesus Christus nannte er einen Erzschwärmer. Das ist der Mann, dessen medizinisches System heute noch in Deutschland von etwa 1000 Ärzten anerkannt und befolgt wird (Die Zahl kann sich natürlich jetzt geändert haben).

Welches sind nun die Grundvoraussetzungen der Homöopathie? Es sind drei Positionen zu nennen. Bei der Begriffserklärung wurde Punkt 1 schon genannt. Es sei hier mit den Worten von Dr. med. Pfeifer wiederholt: „Die Homöopathie ist die Behandlung, die darin besteht, dass der Kranke ein Medikament bekommt, das im Versuch am Gesunden ähnliche Symptome auslöst, wie sie beim Kranken vorliegen.“

Der zweite Grundsatz der Homöopathie ist die Verdünnungslehre. Hahnemann meinte, mit der kleinsten Arzneimenge auszukommen. Die Verdünnungen bezeichnet er mit dem Buchstaben D (= diluere: auflösen, Lösung herstellen). Eine Verdünnung von D 10 bedeutet 1 Kubikzentimeter auf 10 Milliarden Kubikzentimeter. Die Homöopathen kennen Verdünnungen bis zu D 1000, vereinzelt sogar bis D 5000. Das findet sich in dem Buch von F. Gauß, einem gelehrigen Schüler von Hahnemann. Der Titel heißt „Wie finde ich das passende Heilmittel?“

Die Physiker sagen, dass bei einer Verdünnung von D 23 kein Molekül der Ursubstanz mehr in der Mischung zu finden ist. Verdünnungen, wie sie Gauß nennt (z.B. D 1000) bedeuten eine Potenz mit tausend Nullen. In der einfachen Mathematik hat eine Quadrillion 24 Nullen, eine Centillion 600 Nullen. Zahlen mit tausend Nullen gibt es nur in der Astronomie oder vielleicht in der Kernphysik. Auf Erden gibt es sonst keine Vergleichsmöglichkeit. Ich weiß nicht, ob alle Weltmeere zusammengenommen soviel Wassertropfen haben, dass eine Potenz mit tausend Nullen herauskommt. Und solche Verdünnungen sollen noch wirksam sein? Ein humorvolles Beispiel dazu.

B 110 Ich bin mit einem fähigen Chirurgen bekannt, der Herzoperationen durchgeführt hat. Seine Frau war chronisch leidend. Die besten Internisten konnten ihr nicht helfen. Da sagte ein Kollege zu dem Chirurgen: „Probiere es doch mit der Homöopathie. Schaden kann es ja nicht.“ Der Chirurg lachte und antwortete: „Das heißt, ich schütte einen Teelöffel eines Medikamentes in die Ostsee, rühre es um und benutze die Mischung als Arznei.“ Der Kollege antwortete: „Probieren geht über studieren.“ Der Chirurg befolgte als Ungläubiger diesen Rat. Die Frau nahm homöopathische Mittel in großer Verdünnung und genas. War das nur eine Placebowirkung? Bei der Frau eines hochqualifizierten Arztes ist dies kaum anzunehmen. Es muss also noch ein anderes Geheimnis hinter der Homöopathie stecken. In der Tat, so ist es.

Der dritte und entscheidende Grundsatz der Homöopathie ist die Potenzierung oder auch Dynamisierung genannt. Beide Ausdrücke haben die gleiche Bedeutung. Potentia und potestas heißt lateinisch Kraft. Griechisch dynamis bedeutet das gleiche. Das Wesen der Homöopathie ist die Aufladung mit kosmischer Kraft. Ich erinnere daran, was ich bei den Weleda-Heilmitteln geschrieben habe. Die homöopathischen Grundsubstanzen werden durch Schwingungen, durch Verschütteln oder durch Verreiben mit Kräften aus dem Universum aufgeladen. Sie sind die eigentlichen heilenden Faktoren. Die kosmischen Kräfte sind das generelle Eingangstor für alle magischen Vorgänge. Die Homöopathie weist damit zumindest ihre Verwandtschaft mit den magischen Heilmethoden aus.

Hahnemann ist ein jüngerer Zeitgenosse von Mesmer. Die Grundeinstellung beider ist die gleiche. Mesmer erklärte, dass der Mensch sich mit der Kraft des erdmagnetischen Feldes aufladen kann. Zu diesem Zweck soll man sein Bett genau in der Nord-Süd-Richtung aufstellen. Dann kann der Mensch sich nachts im Schlaf mit neuen Kräften aufladen lassen. Es müsste dann aber nicht die geographische, sondern die magnetische Nord-Süd-Richtung sein. – Hahnemann dagegen will nicht die Kraft des erdmagnetischen Feldes ausnutzen, sondern die kosmische Kraft der Gestirne. In beiden Fällen handelt es sich um mediale Vorgänge, die bei den Patienten nicht ohne Folgen bleiben.

Bei all diesen Erörterungen erhebt sich immer dringlicher die Frage: Kann ein christlicher Arzt homöopathisch arbeiten, und darf ein Christ homöopathische Medikamente benutzen? Die Antwort ist nicht mit Ja oder Nein zu entscheiden. Ich selbst würde nie homöopathische Medizin nehmen. Das Problem ist aber komplizierter, als wir annehmen.

Genau wie der Heilmagnetismus hat auch die Homöopathie Wandlungen durchgemacht. Es gibt Homöopathen, die den weltanschaulichen Hintergrund Hahnemanns ablehnen. Sie wollen nichts mit den kosmischen Kräften zu tun haben und verordnen nur niedere Potenzen bis zu D 6, wo anzunehmen ist, dass von der Urtinktur, der Grundsubstanz, noch etwas in der Medizin enthalten ist. Schwieriger wird das Problem wie im Fall von zwei homöopathischen Freunden, die Ärzte sind, und als Christen für ihre Patienten und für die Heilbehandlung beten.

Dazu kommt noch ein Gesichtspunkt. Die Verdünnungen werden von Fabriken vereinfacht und mechanisch hergestellt. Bei dem harten Konkurrenzkampf muss heute alles Nebensächliche weggelassen werden. Der mystische Vorgang der kosmischen Aufladung fällt einfach weg. Es kann sowieso niemand feststellen, ob in einem Präparat „noch kosmische Energie zusätzlich hineingepackt ist“. Was ich in diesem Abschnitt schreibe, ist nur eine Vermutung, keine Behauptung. Ich möchte nicht wegen Falschaussagen vor den Kadi geschleppt werden.

Ich habe nicht den Mut, gläubigen, betenden Ärzten ein Veto an ihre Praxistür zu hängen. Neuerdings sage ich ihnen: „Lest das Buch von dem gläubigen Arzt Dr. Samuel Pfeifer ,Gesund um jeden Preis‘, dann betet um Klarheit und seid bereit, Gott zu gehorchen, wenn Er eine Entscheidung verlangt.“ Damit drücke ich mich um die Verantwortung, die mir zu schwer ist.

Ganz wohl ist es mir nämlich bei dem rückhaltlosen Nein bei der „reformierten Homöopathie“ nicht. Es gibt in der Wirtschaft, Industrie und Technik viele Erfindungen und Entdeckungen, die von Okkultisten, Atheisten und Spiritisten gemacht worden sind. Wir müssten hier auch unser Veto entgegensetzen. Einige Beispiele:

Der Christ, der einen Dieselmotor fährt, müsste damit aufhören, denn Diesel war ein Atheist. Wer Kunde beim Versandhaus Quelle ist, müsste sich einen Rückzieher überlegen, denn Quelle hat ein sechsbändiges Werk über die magischen Geheimwissenschaften und mehr herausgebracht. Das gleiche bei dem sonst gediegenen Verlag „Das Beste“, der auch zweifelhafte Sachen herausgebracht hat. Überhaupt müsste das Reisen mit der Bahn, mit dem Auto, mit dem Flugzeug eingestellt werden, weil in all diesen Branchen Ingenieure mitgewirkt haben, die Spiritisten und Okkultisten gewesen sind. Zum Beispiel war der Raketenerfinder Hermann Oberth auch Spiritist. Wer ein Liebhaber der Schumannschen Musik ist, müsste die Noten dieses Komponisten vernichten, denn Schumann war ein aktiver Spiritist. Auch Brahms wäre abzulehnen, weil er sich von Schumann in den Spiritismus hineinziehen ließ.

Einer meiner Freunde, ein bekannter Verleger, schrieb mir zu dieser Problematik einen langen Brief. Leider kann ich ihn aus Raumgründen nicht übernehmen. Die Tendenz seines Briefes ist: Wenn wir anfangen, den Ursprung unserer täglichen Gebrauchsgüter und aller technischen Errungenschaften zu erforschen, was bleibt dann noch übrig, das wir ohne Bedenken in Anspruch nehmen dürfen? Das 19. und 20. Jahrhundert hat uns epochemachende Erfindungen beschert: drahtlose Telegrafie, Radio, Fernsehen, Flugtechnik, Raumfahrt, Computertechnik, Kernphysik, Herzverpflanzung und vieles andere. Wie viele Gottlose, Hurer, Spiritisten, Atheisten hängen mit diesen Entwicklungen zusammen. Mit diesen Fragen soll nichts verharmlost werden, aber es geht darum, dass wir nicht übers Ziel hinausschießen und Dinge ablehnen, die uns zum Wohle dienen. – Sehe zu, wo ein jeder bleibe!

Es wurden nun mit einem Podiumscheinwerfer der Reihe nach angeleuchtet: Allopathie – Phytologie – Homöopathie. Der Vollständigkeit halber muss noch die Biochemie kurz angestrahlt werden.

Entwickelt wurde die Biochemie von dem Arzt Dr. Schüssler (1821-1898), der aus der Asche verbrannter Organe seine Erkenntnis gewonnen haben will. Die Störungen des Mineralstoffwechsels, die er als Ursache der Krankheiten ansieht, will er mit hohen Verdünnungen homöopathischer Medikamente beseitigen. Der Vorgang der Verdünnung als Prinzip der Dynamisierung ist bereits kurz dargestellt worden. Es wird hier nicht wiederholt.

Mit der Biochemie hatte ich als kleiner Junge eine angenehme Erfahrung. Meine Mutter hatte sich biochemische Tabletten gekauft. Ich war damals ein Junge von sieben oder acht Jahren mit einem dauernden Hunger nach Süßigkeiten. In der Abwesenheit der Mutter probierte ich eine solche Tablette. Da sie süß schmeckte, aß ich die halbe Schachtel leer. Meine Mutter war hinterher entsetzt und meinte: „Hoffentlich schaden sie dir nicht!“ So war es auch, mein Organismus zeigte keine Reaktion. Ein Beweis für die Verwendbarkeit der biochemischen Erzeugnisse ist das nicht. Es sei aber vermerkt, dass die Schulmedizin nichts von der Biochemie hält.

ANHANG aus SEELSORGE UND OKKULTISMUS

Die aussersinnliche Beeinflussung

b. Der Heilmagnetismus

Eine weitere Form der ASB ist die Anwendung der magnetischen Bestreichung. Geschichtlich ist dazu folgendes zu sagen: 1771 führte der französische Abbé Lenoble eine neue Heilbehandlung durch Belegen oder Bestreichen der kranken Körperstellen mit Stahlmagneten ein. Man könnte Lenoble daher als den Begründer von der Heilwirkung des unbelebten Magnetismus bezeichnen. Einen Schritt weiter in dieser Frage führte Mesmer, der die Lehre vom animalischen oder tierischen Magnetismus vertrat. Mesmer lehrte, dass der gesunde Mensch sich aus dem magnetischen Kraftfeld der Erde magnetisch volladen und dann durch Bestreichen mit den Händen kranke Menschen heilend beeinflussen könnte. Lenobles und Mesmers Anschauungen wurden von dem englischen Arzt Braid in andere Bahnen gelenkt. Er erklärte, es handle sich nicht um eine magnetische, sondern um eine seelische Beeinflussung und nannte das Hypnose. Von dieser Zeit an lagen beide Richtungen im Widerstreit. Die Vertreter der Hypnose sagen, der animalische Magnetismus sei nur eine Vorstufe des Hypnotismus. Das „magnetische Fluidum“ habe sich als Irrtum erwiesen. Dieser Anschauung gegenüber stehen die Forschungsergebnisse des Chemikers Frh. v. Reichenbach, der glaubte nachweisen zu können, dass vielen anorganischen und organischen Körpern eine von ihm „Od“ genannte „Lohe“ entströme, die „Sensitive“ als Licht wahrnehmen könnten. Reichenbach hat viele Kritiker unter den Fachgelehrten, aber auch viele Anhänger in der Zunft der Magnetiseure und Magnetopathen, ferner aber auch unter der Gruppe der wissenschaftlichen Verfechter der Radiästhesie und der Parapsychologie. Auf jeden Fall kann die Fragestellung nach der Ausscheidung einer unbekannten „Phosphoreszenz“ oder eines „magnetischen Fluidums“ oder „magnetischer Transferte“ nach der Meinung ernsthafter Forscher nicht einfach mit der Handbewegung abgetan werden, wenn wir auch über die physikalische Seite dieses Vorganges noch wenig wissen. Neuerdings ist Prof. Farny in Genf einem physiologischen Vorgang auf die Spur gekommen, der in der Richtung der angedeuteten Fragestellung verläuft. Es handelt sich um eine Art „elektrische Verladung“, die ihren Ursprung in der aus den Hautporen erfolgenden insensiblen Perspiration hat, bei der mit der Ausscheidung von Fettsäuren die aus dem Blut stammende Emanation von Plus- bzw. Minusionen austritt. Einen gewichtigen Beitrag zu dieser Frage gibt Tischner durch etwa 250 Versuche über die Ausscheidung des Empfindungsvermögens.

E10 Einer tief hypnotisierten Dame gab er ein gefülltes Glas Wasser in die Hand und ließ sie ihre „Nervenkraft“ in das Glas Wasser ausscheiden. Nach fünf Minuten stellte er das Glas zu gleichen Gläsern auf die Seite und ließ eine dritte Person hereinkommen und die Gläser durcheinander stellen. Darauf stach Tischner mit einer Pinzette in die Gläser. Die VP gab jedes mal genau an, in welches Glas ihre Nervenkraft ausgeschieden war. Die Versuchsbedingungen, die hier nicht alle beschrieben werden, waren so angeordnet, dass die Phänomene wie Telepathie oder unwillkürliche Muskelbewegungen nicht in Frage kamen. Worin die Ladung des Glases bestand, konnte Tischner nicht sagen. Nur die Tatsache stand fest, dass die Ausscheidung einer Substanz erfolgt war.
Diese Experimente sollen nur die Voraussetzung für die Behandlung der seelsorgerlichen Probleme im Zusammenhang mit dem sogenannten Heilmagnetismus schaffen. In der Seelsorge geht es nicht um „magnetische Experimente“, sondern nur um die Behandlung der psychischen Störungen, die eventuell einer Heilbehandlung durch einen Magnetiseur folgen. Ein Beispiel soll die Reihe der Fragen eröffnen.
B50 Eine Frau mit nervösen Herzstörungen ließ sich vom Magnetiseur wöchentlich zweimal magnetisch bestreichen. Der Magnetopath fuhr mit den gespreizten Fingerspitzen der Wirbelsäule der Frau von oben nach unten entlang und machte dann mit der Hand Schleuderbewegungen, als wollte er etwas aus den Fingern schütteln. Die Frau spürte bei dieser Behandlung eine wohltuende Entspannung.
Den Mediziner interessiert, ob der Erfolg dieser Therapie auf einen suggestiven oder tatsächlich auf einen magnetischen Einfluss zurückzuführen ist. Für die Behandlung dieser Streitfrage bin ich nicht kompetent.
Den Parapsychologen interessiert in diesem Zusammenhang, mit welchem Phänomen man es bei diesem Heilmagnetismus zu tun hat. Die Fragen der geschichtlichen Einleitung sollen nicht wiederholt werden. Für die Tatsache, dass es sich im wesentlichen nicht um eine Suggestion, sondern um eine vitale Kraft handelt, spricht der Umstand der schnellen Erschöpfung eines Magnetiseurs. Die Magnetiseure betonen immer wieder, dass bei drei bis vier Heilbehandlungen im Tag ihre magnetische Kraft erschöpft sei. Sie können daher nur höchstens vier Patienten an einem Tag erfolgreich behandeln. Im Verlauf eines Tages regeneriert sich allerdings schnell die verausgabte Kraft.
In seelsorgerlicher Hinsicht sind viele solcher magnetischen Beahndlungen ohne Befund. Es lassen sich dann nur psychische Störungen nachweisen, wenn diese Gabe von charakterlich Minderwertigen zur Anwendung kommt, oder der Heilmagnetismus mit magischen Praktiken gekoppelt wird, ein Phänomen, das sehr häufig beobachtet wird. Ein derartiges Beispiel soll folgen.
B51 Ein Student kam zur Aussprache und bekannte seine seelischen Nöte. Er litt unter Depressionen, vereinzelten Zwangsvorstellungen, Widerwillen und Ekel gegen Gottes Wort, obwohl er Theologie studierte. Wenn er beten wollte, schnürte es ihm die Kehle zu. Diese Zustände hatte er als Kind, als Schüler und beim Beginn des Studiums nicht gehabt. Eine nervenärztliche Untersuchung führte zu keiner Klärung seines Leidens. Vermutlich war der Student selbst an dieser erfolglosen ärztlichen Behandlung schuld, da er dem Arzt eine peinliche Sache verschwieg.
Da ruckartig einsetzende Depressionen und Zwangsvorstellungen bei vorher nichtpsychotischen und nichtpsychopatischen Menschen häufig ein Symptom einer okkult bedingten psychischen Störung sind, wurde in dieser Richtung eine Anamnese durchgeführt. Es kamen erstaunliche Dinge ans Licht. Der Student geriet in einen Kreis junger Männer, in dem ein starker Magnetiseur verkehrte. Dieser Magnetiseur gab in diesem Kreis oft Beweise seiner magnetischen Kraft. Wer seine gespreizten Finger berührte, fühlte einen Schwachstrom pulsieren. Der Student geriet unter den Einfluss dieses Magnetiseurs und erlitt eine starke seelische Bindung. Die Hörigkeit wurde so stark, dass er schon nach Art einer telepathischen Fernwirkung (Mentalsuggestion) das Eintreffen des Magnetiseurs spürte. Einmal war ich selbst Zeuge dieser Vorahnung. Auf dem Weg zum Gottesdienst sagte der Student plötzlich zu mir: „Er kommt wieder.“ Wir setzten uns auf die Empore der Kirche, und obwohl der Magnetiseur ein völlig unkirchlicher und unchristlicher Mann war, tauchte er doch in der Kirche auf und ging an uns vorüber. Später war ich dann noch einmal im Kreis einiger Studenten Zeuge von dieser merkwürdigen, starken magnetischen Kraft dieses Mannes. Durch die Not des Studenten veranlasst und durch die persönliche Bekanntschaft des Magnetiseurs angespornt, war es mir ein großes Anliegen, dass der Student aus dem Bann suggestiver Verhaftung dem Magnetiseur gegenüber frei wurde. Acht Monate lang war ich fast zweimal in jeder Woche mit dem angefochtenen Studenten zusammen. Schließlich wurde er durch den Glauben an Jesus Christus von dieser Hörigkeit los. Damit verschwanden auch die Depressionen, Zwangsvorstellungen, Widerwille gegen Gottes Wort und Gebet.
Es ist eine Erfahrungstatsache der Seelsorge, dass in allen Fällen, bei denen Heilmagnetismus mit Magie oder Spiritismus gekoppelt wird, die schon zur Genüge bekannten Nachwirkungen auftreten. Oft sind die Magnetiseure geradezu gezwungen, außer dem Magnetisieren noch andere okkulte Praktiken wie Besprechen, Pendeln usw. auszuüben. Von vier Patienten, für die der tägliche „magnetische Vorrat“ reicht, kann der Magnetiseur nicht leben. Wenn er dann nicht als erfolgloser Heilpraktiker gelten will, muss der Magnetiseur sich noch anderen Heilmethoden zuwenden. Da viele Magnetiseure und Magnetopathen daher außer der Anwendung der natürlichen magnetischen Kräfte noch okkult arbeiten – zum Beispiel einen medialen Magnetismus entwickeln – ist vor jeder Behandlung durch solche Heilpraktiker gründlich die geistliche Einstellung des Betreffenden zu prüfen.
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Glenn Becks falsche Ansichten (Mormonen)

 

Glenn Becks falsche Glaubensansichten

 

T.A. McMahon

Über Glenn Beck, Moderator von Fernseh- und Radiotalkshows, der für seine konservativen, politischen Ansichten wohlbekannt ist, würden wir normalerweise nicht in unserem Rundbrief schreiben. Unsere Sorgen betreffen üblicherweise Personen, Programme und Organisationen, die geistliche oder theologische Sichtweisen fördern, die dem Wort Gottes entgegenlaufen. Beck scheint sich in letzter Zeit in diesem Bereich zu tummeln und zieht viele bibelgläubige Christen an.

Sein Einfluss unter Evangelikalen ist eher seltsam und mag mehr über den Zustand des Evangelikalismus sagen als über Becks einnehmende Persönlichkeit. Seine Popularität ist Beweis, dass es nur geringes Unterscheidungsvermögen gibt, das darauf beruht, Dinge anhand der Schriften zu testen – teilweise eine Folge der Gemeindewachstumsbewegung. Marketingprinzipien sind zur Regel geworden und werden dazu benutzt, die Kirchen zu füllen. Biblische Lehren, die überführen, sind zugunsten von psychotherapeutischen Pseudopredigten beiseite gelegt worden – etwas, womit man die Leute mit guten Selbstwertgefühlen versieht und sie immer wieder kommen. Es besteht kein Zweifel, dass dieser Trend das geistige Niveau in großen Teilen der Gemeinde gesenkt und in großem Ausmaß das Unterscheidungsvermögen beseitigt hat.

Jeder, der den Namen Jesu verkündet – selbst wenn sein Verständnis darüber, wer dieser ist, weit vom biblischen Jesus entfernt sein mag – wird dennoch als Bruder in Christus akzeptiert. Der Konservatismus, politisch oder anderweitig, wird als Leim geistlicher Gemeinschaft angesehen, und seine Charakteristika sind zu einem schriftgemäßen Status und einer Grundlage für Verwandtschaft geworden. Mir wurde gesagt, „Beck müsse ein Christ sein, weil bei ihm alles darum geht, unser Land zurück zu seinen christlichen Wurzeln zu bringen.“ Das ist in mindestens zwei Punkten falsch.

Erstens ist Glenn Beck Mitglied der Kirche von Jesus Christus der Heiligen der Letzten Tage. Er mag sich selbst als Christ bezeichnen, aber er ist bestimmt kein biblischer Christ. Der Unterschied ist so groß wie zwischen Hölle und Himmel: „Jeder, der abweicht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, der hat Gott nicht“ (2 Johannes 1,9). Die mormonische Lehre ist „ein anderes Evangelium“, das „einen anderen Jesus“ verherrlicht. Beide falschen Glaubensansichten kamen aus dem getäuschten und täuschenden Kopf von Joseph Smith. Zweitens hat „unser Land“ keine „christlichen Wurzeln“, selbst wenn manche behaupten, unsere Gründungsväter seien echte Christen gewesen. Viele waren keine biblischen sondern nur Namenschristen, die dem Glauben des Deismus, der Freimaurerei und der Philosophie der Aufklärung folgten. Jeglicher frühe, biblische Einfluss in Amerikas Geschichte kam wahrscheinlich von den Pilgervätern und den Puritanern.

Da ich wenig Zeit am Fernsehen oder Radio verbringe, war ich mit Glenn Beck nicht vertraut, es sei denn dass ich ihn gelegentlich auf Fox News sehe. Ich fand seinen katholischen Hintergrund und seinen Übertritt zum Mormonentum ziemlich merkwürdig, wenn ich meine eigene katholische Erziehung und Jahre später meine Schreibarbeit für den Dokumentarfilm The God Makers betrachte. Da ich weiß, dass das Buch Mormon komplett erdichtet ist, musste ich staunen, warum seine Arbeit als konservativer, politischer Analyst Beck nicht die Fähigkeit verlieh, die offenkundig falschen Lehren, Praktiken und historischen Behauptungen des Mormonentums zu erkennen. Jedoch erst nachdem er zu einem Vortrag bei der Abschlussfeier 2010 der Liberty University(dem größten evangelikalen College in den USA) eingeladen wurde, ist mir das erste Mal sein wachsender Einfluss unter evangelikalen Christen bewusst worden.

Man sagte mir, die vernunftgemäße Erklärung, ihn zur Abschlussklasse sprechen zu lassen, war, dass seine konservative Sichtweise in Übereinstimmung mit der Philosophie der Schule war, und seine Botschaft in einer Zeit benötigt wurde, wo die Obama Regierung dieses Land auf dem Weg zum Sozialismus hinunter zu stoßen schien. Dass er ein Mormone ist rief keine Bedenken hervor, weil seine Ansprache politischer, nicht geistlicher Natur sein würde. Ich erfuhr nach dem Ereignis, dass er seine Rede kurz vor seinem Auftritt umschrieb, weil er sich genötigt sah, geistliche Streitfragen anzusprechen. Er sagte, seine Einladung zu sprechen sei keine Unterstützung seiner Religion durch die Universität. „[Aber obwohl wir] Unterschiede haben… müssen wir jene Dinge herausfinden, die uns verbinden.“ Seine Rede war erfüllt mit religiösen Begriffen, die scheinbar Leute zusammen bringen sollten – abgesehen davon, dass diese Begriffe für Mormonen und Evangelikale sehr verschiedene Bedeutungen haben. Er bezog sich häufig auf die Macht des Sühnopfers, Glauben, das Evangelium, den Heiligen Geist, auf persönliche Offenbarungen von Gott. Spielt es eine Rolle, dass ein Mormone ein vollständig anderes Verständnis vom Sühnopfer und vom Evangelium hat als das, was in der Bibel gelehrt wird?

Beck sagte, „Wende dich Gott zu und lebe“. Welcher Gott mag das sein? Der mormonische, der einen physischen Leib hat und auf einem Planeten in der Nähe des Sternes Kolob lebt? Oder der Eine, der Geist ist und außerhalb Seiner Schöpfung existiert?

Beck ermahnte seine Zuhörerschaft, die Wahrheit zu suchen. Aber welcher Gott ist wahr? Er schloss seine Rede mit der Herausforderung an die hauptsächlich evangelikalen Graduierten, „alles in Frage zu stellen einschließlich dessen, was ich ihnen gerade gesagt habe“ und „die Schriften jeden Tag zu lesen….“ Würde das die Schriften der Heiligen der Letzten Tage wie das Buch Mormon, The Doctrine & Covenants und The Pearl of Great Price einschließen? Was ist mit „Die Inspirierte Übersetzung der Bibel“, welche Joseph Smith schrieb, um sicher zu stellen, dass die Bibel „korrekt übersetzt“ war?

Becks letzte Worte wurden mit stehendem Applaus der Fakultät, der Graduierten und ihrer Familien und Freunde begrüßt: „Ich überlasse ihnen diese Dinge im Namen von Jesus Christus, unserem Herrn und Heiland, Amen.“ Jubelten sie wild für den biblischen Jesus… oder für den Jesus Christus des Mormonentums? Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein.

Wer von Glenn Beck sehr angetan und durch meine Bedenken über ihn bestürzt ist, für den gilt: greifen wir seine Herauforderung auf, seine Worte in Frage zu stellen. Viele der Gedanken in seiner Rede an der Liberty University können in seinem neuen Buch mit dem Titel The Seven Wonders That Will Change Your Life gefunden werden, das er zusammen mit dem Psychiater Keith Ablow verfasste. Darin stellt Beck sein Verständnis vom Mormonentum klar. Das ist wichtig, da ich viele Erklärungsversuche gehört habe – von er sei naiv hinsichtlich des Glaubens, der durch Joseph Smith zusammengeschustert wurde bis hin zu, er sei durch zahlreiche evangelikale Führer, die in seinen Fernseh- und Radioprogrammen aufgetreten sind, zur biblischen Errettung durch Glauben an Jesus Christus alleine geführt worden. Beck jedoch räumt mit jeglicher Spekulation auf: 

In seiner Rede an der Liberty University, die oft sehr emotional war, bezog er sich auf das alttestamentliche Buch Hesekiel und wie er (Beck) fühlte, dass der Ruf ein „Wächter“ zu sein, das heißt jemand, der Wache hält, um die Leute vor dem Bösen zu warnen, das sie überfallen könnte, etwas war, was Gott ihm aufs Herz gelegt hatte. Es war seine Berufung. Sollte Becks Buch irgendein Anzeichen seiner Kompetenz als „Wächter“ sein, ist er entweder auf seinem Posten eingeschlafen oder er ist desertiert. Jesaja legt das Kriterium für den Wächter Gottes fest: „Zum Gesetz und zum Zeugnis! [d.h. den Schriften] – wenn sie nicht so sprechen, gibt es für sie kein Morgenrot“ (Jesaja 8,20). Spricht Beck nach dem Wort Gottes? Sogar wenn man annimmt, dass er über den Gott der Bibel und nicht den Gott des Mormonentums oder das, was die Bibel verkündet, spricht, wird durch den Vergleich seiner Sichtweisen mit den Lehren der Bibel deutlich, dass er beide falsch verstanden hat.

Er und sein Mitautor, der Psychiater, verkünden in ihrem ganzen Buch, Gott sei in jedermann: „Wenn Gott alles und überall und in jedem ist, dann verließ ich mich darauf, Er musste auch in mir sein….“ Das ist die grundlegende Voraussetzung für das Meiste dessen, was Beck vorstellt. Es ist Pantheismus, der bei den Hindus und Östlichen Mystikern üblich ist, und populär bei New Agern.

Die Wahrheit ist, dass der Gott der Bibel nicht Teil Seiner Schöpfung ist. Er schuf Alles aus Nichts. Sollte Er untrennbar von Seiner Schöpfung sein, würde Er dem Tod und der Zerstörung unterworfen sein, welche das Universum durchmacht, Das würde Seine Perfektion in Abrede stellen.

Das Wort Gottes sagt, der wiedergeborene Gläubige würde vom Heiligen Geist bewohnt werden, und sein Leib sei der Tempel Gottes (Epheser 1,13; 1 Korinther 3,17). Das ist abhängig vom Glauben an den biblischen Jesus, und dabei nimmt Gott Seine Wohnung im Gläubigen ein. Gott ist nicht Teil der Menschheit, noch wird Er es je sein.

Wenn Gott Teil eines jeden und in der ganzen Ewigkeit innerhalb von jedem wäre (Beck &Ablow, Seven Wonders, p. 85), dann würde Er Teil der bösen Veranlagung jedes Menschen sein. Natürlich streiten Beck und Ablow eifrig ab, dass die Menschheit böse ist: „Die Leute sind inhärent gut. Unsere Seelen sind großartig und einer außerordentlichen Leistung fähig“ (S. 165). Dadurch mögen manche „ein gutes Selbstwertgefühl erhalten“, aber es steht im Gegensatz zu zahlreichen Schriftstellen, welche die Natur des Menschen ansprechen. Der Prophet Jeremia sagt uns, „Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen?“ (17,9), und Jesus sagte in Markus 10,18, „Niemand ist gut als Gott allein!“

Diese Wahrheit der Bibel stellt für Psychiater und klinische Psychologen ein großes Problem dar, besonders für einen Freudschen Psychotherapeuten wie Keith Ablow. Wie das? Er arbeitet in einem Gewerbe, das eine Person dabei unterstützt, mit den beschwerlichen Lebensproblemen fertig zu werden, indem es ihr hilft, ihr „wahres Selbst zu finden, die wirklich liebenswerte und liebende Person, die sie im Kern ist…“ (Beck &Ablow, S. 185). Der Schlüssel, um das „wirkliche Ich“ zu entdecken“, so erklären Ablow und Beck, umfasse einen Prozess, bei dem man „schmerzliche Teile der Lebensgeschichte ausgraben muss…“ (S. 107).

Beinahe alle Psychotherapien stehen dafür ein, die Probleme der Menschheit würden durch schmerzliche Dinge verursacht, die von außen auf die Person einwirken, wie zum Beispiel emotionale Schocks, Missbrauch durch die Eltern, Umweltbedingungen, Tage, wo nichts mehr geht, usw. Ablow sagt uns, „Akzeptieren sie, dass die heutigen negativen Gefühls- und Verhaltensmuster beinahe sicher mit schmerzhaften Erinnerungen und nicht gelösten Konflikten in der Vergangenheit verknüpft sind“ (S. 131).

Wenn man jedoch anerkennen würde, dass die Wurzel des Problems das eigene Böse im Menschen ist (wie die Bibel erklärt, doch die Psychologie abstreitet), würden Ablow und seine Kollegen ihre Arbeit verlieren. Genauso wenig wie der Leopard seine Flecken ändern kann, kann der Praktiker für geistige Gesundheit etwas tun, um die Sündennatur einer Person zu ändern. Nur Gott kann das tun. Doch die Scharade des Strebens nach dem „höheren Selbst“, „menschlichem Potential“, „Entdeckung des Selbst“, und „dem von Gott gegebenen Reservoir persönlicher Macht in dir“, (S. 50) geht weiter, um die Massen zu verführen und zu täuschen.

Becks Beschreibung seiner „Lebensgeschichte“, besonders wie er in den Mormonenglauben geführt wurde, spiegelt das wider, worum es bei pseudochristlichen Kulten geht: im Wesentlichen geht es ums Subjektive und Experimentelle (zum Beispiel eine persönliche „Brennen-in-der-Brust“ Erfahrung von Gott). Er glaubt, dass Gott ihn durch eine Reihe von unerklärlichen Ereignissen in seinem Leben in den Glauben von Joseph Smith führte. Er sagt, dass von Gott verordnete „zufällige Zusammentreffen“, die er „Brotkrumen“ nennt, verfügbar sind, um jedem zu helfen, „seinen Weg zur Annahme der Wahrheit zu finden“ (S. 152). Er und Ablow erheben durch ihre Werbung für „Bauchgefühl“, „Intuition“, „das dritte Ohr“, und „die inner Stimme der Wahrheit in uns – die Stimme Gottes“ (S. 265) beständig das Subjektive und Experimentelle in seinem Rang. Sie schreiben, „Lernen sie, auf ihren Bauch zu hören…. Um dies zu tun, müssen sie auf innere Stimmen in ihnen hören“ (S. 274).

Wenn Unterscheidungsvermögen von Bauchgefühlen und inneren Stimmen abhängt, ist es ein Rezept für ein geistliches Desaster: „Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts. Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit“ (2 Korinther 11,14-15). Die Bibel sagt uns, den subjektiven Erfahrungen nicht zu vertrauen, sondern nur Gottes geschriebenem Wort: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8,31-32). Das Gebet Jesus zu Seinem Vater bezeugt, wie die an Ihn Glaubenden Ihn und die Wahrheit Seiner Lehren kennen sollen: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit“ (Johannes 17,17).

Das Mormonentum ist voll von okkulten Ansichten und Praktiken, ob es die Rituale sind, die Freimaurerzeremonien entnommen wurden, bis zu angeblicher Kommunikation mit den Verstorbenen durch die Taufe für die Toten. Dies macht die Mormonen extrem anfällig für dämonische Täuschung. Doch Glenn Beck scheint ein bereits bizarres Glaubenssystem durch noch mehr falsche Lehre erweitert zu haben. Er preist die gnostische Häresie aus dem ersten Jahrhundert und gnostische Bücher wie „Das Thomasevangelium“; er billigt die Kommunikation durch stille Meditation („Treten Sie mit dem Wunder des Geistes in Verbindung, von Gott, der schon lange in ihnen gelebt hat, bevor sie geboren wurden. Sie werden belohnt werden…“ S. 85); und er und Ablow treten ein für die östliche, mystische Lehre der spirituellen Energie als einer „riesigen Kraft, die sie anzapfen können, um dramatisch ihr Dasein zu verbessern…. Sie ist nichts weniger als ihre Verbindung mit Gott“ (S. 113).

Damit niemand Einwendungen hat gegen das eine oder andere der religiösen oder psychologischen Konzepte, die Beck und Ablow vorsetzen, weichen die beiden zu ökumenischem Pragmatismus zurück: „Wie können sie damit anfangen? Manche Leute gehen zu einem Psychotherapeuten. Andere zu einem kirchlichen Seelsorger. Andere fangen an zu meditieren. Wieder andere fangen mit 12-Punkte Programmen wie Anonyme Alkoholiker an. Was immer bei ihnen funktioniert, sollten sie tun. Aber wir haben einen Vier-Schritte-Plan entwickelt, um ihnen beim Start zu helfen.“

Der Grund, warum ich den folgenden Vers vielleicht öfter als alle anderen in meinen letzten Artikeln zitiere, liegt darin, dass ich sehe, wie die Gemeinde und ihre Hirten mehr und mehr auf die Wege des Menschen anstatt auf das Wort Gottes schauen: „Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig, aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod“ (Sprüche 14,12). Glenn Beck hat für die wahren Leute Gottes keine Antworten. Dennoch bete ich, dass er zur Erkenntnis der Wahrheit kommen wird.

Ich bete auch für größeres Unterscheidungsvermögen bei jenen, die den Anspruch erheben, dem biblischen Jesus und dem Worte Gottes zu folgen. Jesus ermahnte Seine Jünger (und das betrifft alle Seine wahren Gläubigen): „Habt acht, dass euch niemand verführt“ (Matthäus 24,4). Er bezog sich spezifisch auf die letzten Tage, die Zeit gerade vor Seiner Wiederkunft. Sie würde durch eine massive, geistliche Täuschung charakterisiert sein. Seit mehr als drei Jahrzehnten haben Dave Hunt und ich die zahlreichen Elemente, die der Widersacher Gottes verwendet hat, um die Welt und die Gemeinde zu täuschen, angesprochen. Neuerdings erläuterten unsere TBC Artikel, wie die vereinigenden Glaubensansichten, die den verschiedenen religiösen (und antireligiösen!) Gruppen gemeinsam sind, sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit zusammenscharen. Ihre Mission ist auf die Erde fixiert, indem sie ohne es zu wissen daran mitarbeiten, das Reich des Antichristen und seiner abgefallenen Religion zu bauen. TBC

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