Rockmusik- Fernando S. Banol

Fernando Salazar Bañol

DIE OKKULTE SEITE DES ROCK

 Inhalt

Verschiedene Arten von Musik und deren Einfluß
Die Moderne Musik
Der Mechanismus
Satanische Botschaften
Gefahren des Rock
Techniken zum Manipulieren des Unterbewußtseins
Die satanische Musik
Das okkulte Gesicht des Rock
Auch wenn sie es nicht glauben
Bibliographie

(Titel der spanischen Ausgabe: La cara oculta del Rock)

  

Vorwort

Es ist von jedem Gesichtspunkt aus beunruhigend, das Fehlen einer ernsthaften Untersuchung auf allen Bereichen – dem psychologischen, dem medizini­schen, dem musikalischen, dem soziologischen, dem religiösen etc. – über eines der wichtigsten Phänomene der letzten Zeit festzustellen. Wir sprechen von der Rockmusik.

Was verbirgt sich hinter der Rockmusik? Wie wirkt sie sich in der Psyche des Empfängers aus? Wohin treibt sie insbesondere die leichtgläubige Jugend, die auf diese Musik baut, als wäre sie eine Religion?

Gewiß, wir haben niemals über die hypnotische Macht unserer “geliebten” Rockmusik nachgedacht. Es würde uns aber auch nicht überraschen, wenn Sie, verehrter Leser, die unumstößlichen Beweise dieser großartigen Arbeit zurückweisen, die von Rockmusi­kern geliefert wurden, die selbst okkulten Bewe­gungen angehören.

Es erstaunt nicht, daß sich arglistig versteckte Inter­essen hinter dem verbergen, was harmlos zu sein vor­gibt und sogar als eine befreiende Kunst- und Kultur­bewegung erscheint. Folgenschwere negative Ein­flüsse werden bewußt auf naive Musikliebhaber ge­richtet: unsere Kinder, Freunde und schließlich wir selbst geraten durch eine Gehirnwäsche in den Zu­stand einer Entpersönlichung.

Aufgrund unserer noch bestehenden Unbewußtheit glauben wir, daß ein jeder – vermeintlich – frei ist, zu tun, was ihm gefällt; also könne man Rockmusik hören. So weit, so gut. Aber vergessen wir nicht, daß es, um frei zu sein und wählen zu können, notwendig ist, ein gründliches Wissen darüber zu haben, was man auswählt.

Erstmals finden wir ein Buch, das eine Informations­lücke füllt, was den Ge- und Mißbrauch der Rockmu­sik betrifft.

Auf objektive Art, mit wissenschaftlicher Beweisfüh­rung und durch eine klare und zusammenfassende Darstellungsweise, analysiert der Forscher und her­ausragende Professor für Musiktherapie Fernando Salazar Bañol mit höchster Sorgfalt die erschrec­kende Realität der okkulten Seite des Rock. Von daher ist dieses Werk eine sehr bedeutsame In­formation für Psychologen, Pädagogen, Lehrer, El­tern und vor allem für die am meisten Betroffenen: die Jugend.

Der Autor will in diesem Buch, ohne Absicht einer Überredung, die Ergebnisse seiner Forschung be­kanntgeben und es Ihnen, geschätzter Leser, somit frei­stellen, später nach Ihrem Gewissen zu handeln.  –  F. Hirthammer D-8000 München  

EINLEITUNG

Die vorliegende Studie ist das Ergebnis einer Ge­samtschau vielfältiger Forschungen, die ich aufgrund meiner beruflichen Aufgabe in verschiedenen Län­dern betrieben habe.

Als erstes wollen wir den Leser darauf hinweisen, daß der Autor dieses Buches nicht eine engstirnige oder traditionelle Person ist; denn ich war selbst ein fanatischer Anhänger des Rock. Z. B. gehörte zu mei­nen liebsten Themen “Sympathien für den Teufel” der Rolling Stones – die Geschichte eines jungen Man­nes, der seine Seele dem Teufel verkauft für ein paar Leute.

Ich hatte sogar meine eigene Rockgruppe, in der ich als Schlagzeuger spielte; ihr Name war “The Spea­kers”. Wir spielten Musik in verschiedenen Discothe­ken und Tanzlokalen. Ebenso organisierte ich ver­schiedene Rockfestivals, in denen ich mehrere tau­send junger Leute zu diesem gewaltigen Massenphä­nomen versammelte.

Somit können wir sagen, daß wir ein solides Fundament besitzen, um eine derartige Untersuchung der Öffentlichkeit vorzustellen. Wir wollen keine Dogmen setzen. Unser Ziel ist es, daß die Leser unsere Informationen analy­sieren und darüber nachdenken, bevor sie sie anneh­men oder zurückweisen.

Wir beabsichtigen, verschiedene Aspekte aufzuzei­gen, damit sich ein jeder sein eigenes Urteil über die­ses Thema bildet, das wir in mehreren Kapiteln und in einem zukünftigen Buch behandeln werden, in dem wir uns eingehender in diese Themen vertiefen werden.

Wir beginnen, indem wir folgende Fragen aufwerfen:

Wer verbirgt sich hinter der okkulten Seite des Rock?
Welche gewaltigen finanziellen Kräfte agieren un­ter seiner Oberfläche?
Welche okkulten und unheilvollen Ziele werden verfolgt?
Welche Absicht wird verfolgt, wenn man die abso­lute geistige Kontrolle über die Jugend anstrebt?
Sind die Jugendlichen nichts anderes als Mario­netten, deren Drähte jemand im Verborgenen zieht?
Ist die Jugend einem okkulten Willen unterwor­fen, dessen eigentliche Akteure sich überall und nirgends befinden, und der sein Werk auf dem Rücken der Masse von Rockanhängern ausführt und so die wahren Entscheidungen für ihre Zu­kunft trifft?

Vielleicht herrscht in der Geschichte des Rock nicht der Zufall, sondern ein Clan, den wir in einem Kapitel SIE nennen, und der nach seiner Willkür das Schicksal unserer zarten Jugend lenkt?

Sind SIE die Schöpfer des vergangenen, gegen­wärtigen und zukünftigen Rock’n Rolls?

Die traurige Wirklichkeit ist, daß hinter der okkulten Seite des Rocks nicht der Zufall steht, sondern eine Erscheinung mit Bewußtsein und Absicht.

Das beste Beispiel haben wir in Gene Simmons, Baß­gitarrist und Sänger der Gruppe KISS, der innerhalb seiner Gruppe eine diabolische, vampirhafte und gro­teske Erscheinung darstellt. Der Grund dafür ist, daß Gene seit seiner Jugend von Horrorfilmen, wie auch von bestimmten Zeitschriften beeinflußt wurde, de­ren Hauptinhalte Monster und Vampire sind.

Emanuel Kant sagte: “Das Äußere ist der Spiegel des Inneren.” Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß Gene jene Persönlichkeitszüge trägt, die man in den USA “Batlizard” nennt. Sehen wir uns noch die Filme an, die ihn unterschwellig beeinflußt haben: Franken­stein, Nosferatu, Bridge of Frankenstein . . .

Und damit laden wir Sie, verehrte Leser, ein, sich ganz darauf einzustellen eine Welt zu betreten, in der das Unglaubliche Wirklichkeit wird.

Der Autor   

VERSCHIEDENE ARTEN VON MUSIK UND DEREN EINFLUSS

Die Tatsache, daß sich das Universum und alles, was existiert, auf das Wort, auf Schwingungen zurückfüh­ren läßt, verwundert uns nicht. Ebenso wenig ist uns neu, daß sich die verschiedenen Oktaven dieser Schwingung als Farbe, Klang, Licht und Wärme ma­nifestieren – die für unsere Sinne so vertrauten Ein­drücke.

In diesem Kapitel wollen wir uns auf jene bekannte Manifestation “Klang” konzentrieren, jedoch in sei­ner strukturierten Form als Musik, genauer: der mo­dernen Musik.

Die Macht der Musik über unsere Psyche ist eine Er­fahrung, die wir alle bestätigen können. Die Musik kann unseren Schwingungszustand verändern, in­dem sie auf unsere Gedanken, Gefühle und Handlun­gen einwirkt. Was ist der Grund dafür, daß die Musik, die so unentbehrlich in unserem Leben geworden ist, eine so große Macht über uns Menschen hat?

Die Antwort finden wir in dem alten Satz: “Im An­fang war das WORT …” Tatsächlich ist es das WORT, welches die Schöpfung erhält. Es ist aber Anfang von allem, was existiert. Das WORT ist gleichzeitig Schöp­fer und Zerstörer, je nachdem, wie es für den göttli­chen Plan dienlich ist. Wenn das WORT aufhören würde zu erschallen, würde sich die Schöpfung in nichts auflösen.

Das ist der Hintergrund der Machtworte oder Man­trams, und die Musik als eine Ausdrucksform des WORTES hat Teil an dessen schaffender, erneuernder oder zerstörender Natur.

Das erklärt uns, warum nicht jede Musik die gleichen Eigenschaften haben kann; deswegen und aufgrund ihrer Schwingungsqualität wollen wir sie wie folgt einteilen:

a) Musik von dem und für das Bewußtsein
b) körperorientierte Musik
c) Musik der Persönlichkeit
d) Musik des Ego (des niederen Ich)

 Die “Musik für das Bewußtsein” finden wir unter den bekannten Klassikern, deren größter Vertreter viel­leicht Beethoven ist. Es scheint einige Ausnahmen zu geben, wie im Fall der Musik von Paganini, dem schärfsten Rivalen des Grafen von St. Germain am Piano.

Über diese Musik zu meditieren heißt, sich mit einem Aspekt des Göttlichen durch unser Höheres Gefühls­zentrum (Centro Emocional Superior) in Einklang zu bringen.

Die “Körperorientierte Musik” treffen wir in be­stimmten, hauptsächlich östlichen Werken an, wie die ZEN-Musik, deren Ziel es ist, den Körper zu entspan­nen, damit im Zustand der Ruhe das Buddhabewußts­ein aufblühen kann. Diese Musik kann eine wertvolle Hilfe für die Vorbereitung zur Meditation sein.

Das trifft nicht zu auf die klassische Epoche der kör­perorientierten Musik, auf die Epoche des Walzers, in der die Musik und der Tanz eher ein heilsames, natür­liches und ein dem menschlichen Wesen entsprechen­des Vergnügen waren.

Die “Musik der Persönlichkeit” entdecken wir bei den Gesellschaftstänzen, den Balladen, Pasadobles etc…  Im Prinzip ist diese Musik harmlos; aber wenn wir bedenken, daß verschiedene Typen von Persönlichkeiten existieren, bemerken wir, daß diese Musik bei dem jetzigen, degenerierten Zustand der Menschheit fast immer egoistische Reaktionen nach sich zieht.

Schließlich haben wir die “Musik des Egos” (des nie­deren Ich), deren Komplexität und Gefährlichkeit für unsere Psyche einen eigenen Teil in unserer Betrach­tung erfordert; denn auch sie macht einen Teil der Modernen Musik aus.

Wir wissen, daß uns die klassische Musik gut in in­nere Harmonie bringt und daß wir auch die “Musik der Persönlichkeit” hören und sogar interpretieren können, wenn wir ihr die richtige Bedeutung beimes­sen. Aber, haben wir jemals über die “Musik des Egos” nachgedacht? Wissen wir, wie sie uns psycho­logisch vergiftet? Welches sind ihre Mechanismen und wie beeinflußt sie unsere Arbeit? 

 

Die Moderne Musik

Unsere Zeit ist von einem nie dagewesenen Phäno­men begleitet: eine Vielzahl junger Menschen lebt für die moderne Musik. Ständig sieht man sie auf der Straße mit einem Kassettenrecorder, aus dem schrille Musik tönt und nach deren Rhyth­mus sie sich bewegen; oder sie benützen Kopfhörer, die sie beim Autofahren, Spielen, Spazierenge­hen oder Schlafen wie an ihre Ohren angenäht tra­gen. Sie warten mit Spannung auf das Wochenende, um Stunde auf Stunde in überfüllten Discotheken zu verbringen. Sie gehen in Gruppen, angezogen auf eine gewisse, sehr unkonventionelle Art, und zeigen eine Gruppenpsychologie, deren hauptsächliches Merkmal der Verlust des individuellen Bewußtseins ist.

Wir können sagen, daß sie sich durch ihre gleiche, egoistische Anziehung finden und ihre Persönlichkei­ten im Ausdruck einander angleichen: die selben gro­ben Gesten, die gleichen extravaganten Vorlieben, dieselben schmutzigen Ausdrücke etc…

Alle, absolut alle verschiedenen Gruppen dieser Art haben dieselbe Musik als gemeinsamen Nenner.

Es scheint, als hätte sich ein Musikfieber ausgebreitet, das sich des schwachen Willens der verwirrten Jugend bemäch­tigt. Konkret können wir feststellen, daß die Moderne Mu­sik negative psychische Regungen verstärkt und fördert, hauptsächlich Aufbegehren und Hem­mungslosigkeit. 

Der Mechanismus

Praktisch ist die gesamte Moderne Musik eine involu­tive, komponiert von und für das niedere Ich. Diese niederen Schwingungen dringen in das Zentrum des menschlichen Organismus in dem Moment ein, in dem er sich nicht im Gleichgewicht befindet. Wenn seine Zentren zusammenarbeiten, versucht diese Mu­sik, das schwächste durch die Anziehung auf jenes niedere Niveau, das sie darstellt, aus dem Gleichge­wicht zu bringen, und, einmal eingedrungen, stimmt sie das Schein-Ego auf sich ein, dessen Erscheinung sie ins Leben ruft.

Sicherlich haben wir uns schon dabei ertappt, wie wir einen Fuß oder eine Hand zum Rhythmus einer Musik bewegten, die wir noch nicht bewußt wahrge­nommen hatten, die aber bereits in uns eingedrungen war und, wer weiß, sogar gewisse Gedanken, Gefühle etc… hervorgerufen hat.

Es gibt eine bestimmte Musik, deren spezielle Wir­kung es ist, jeden Zylinder aus dem Gleichgewicht zu bringen, wie es auch Instrumente gibt, die auf be­stimmte Teile des menschlichen Körpers einwirken.

Durch diese involutive Musik gerät das Individuum Stück um Stück, ohne es wahrzunehmen, in noch niedrigere psychologische Schwingungszustände, die ihrerseits nach noch degenerierterer Musik verlan­gen und darüber hinaus dazu führen, daß die klassi­sche Musik unerträglich wird.

Darauf aufbauend können wir innerhalb der Moder­nen Musik vier verschiedene Arten, gemäß ihrer In­volutionsstufe unterscheiden:

1) Musik des Ich
2) Musik des Abgrundes
3) Musik der Reiche von Lilith und Nahemah
4) Satanische Musik

Die “Musik des Schein-Ich” oder subjektive Musik schwingt, weil sie einem der Schein-Ich im Men­schen angehört, unvermeidlich mit einer von Dantes Sphären, ohne jedoch dabei der eigentlichen Hölle anzugehören. Zu dieser Art zählen die “Salsas”, die afrokubanischen Rhythmen, Lieder von patrioti­schem Stolz, Gesänge über Ehebruch und Rache etc…

Die “Musik des Abgrundes” ist jene, die besonders in Verbinduńg mit den höllischen Welten und in Opposi­tion zur Musik der himmlischen Sphären steht.

Die “Musik der Reiche von Lilith und Nahemah” ist charakterisiert durch ihr einschmeichelndes und ver­führerisches Wesen, nicht durch Hämmern und zer­reißenden Lärm. Diese Musik erzeugt subtilste Ten­denzen zur Wollust, die durch Phantasie und den Ge­brauch gewisser Drogen noch gefördert werden.

Möglicherweise steht sie in Verbindung mit der dunk­len Seite unseres Mondes in der Psychologie. Beispiele sind einige Stücke von Pink Floyd, Vangelis, Kiss etc… 

Die “Satanische Musik” ist die gefährlichste, die exi­stiert. Sie wird mit Bewußtsein um und für das Böse gemacht, wobei es möglich ist, daß sie, unbewußt, von Vermittlern niederer Art durch einfache Einstim­mung weitergegeben wird.Sie ist das Ergebnis der Anwendung schwarzer Ma­gie und enthält außer der niederen Schwingung der Noten eine offene oder versteckte Botschaft der Ein­ladung zu zerstörerischen schwarzmagischen Hand­lungen.

Im allgemeinen sind ihre Komponisten und Interpre­ten Anhänger satanischer Sekten, die umgedrehte Pentagramme und Namen von Dämonen aufweisen, die bei ihren Auftritten zu obszönen Praktiken reizen und mit dieser unheilvollen Macht die Massen hypno­tisieren, um sie in einen Zustand des totalen Verlusts ihrer Selbstkontrolle zu bringen, der in Hysterie und kollektiven Schreiwahn mündet, wobei das Bewußt­sein völlig ausgeschaltet wird.

Diese Musik finden wir bei Hard-Rock-, Heavy-Metal-, Punk- u.a. Gruppen.

Da dies leider erschreckende Realität und im Begriff ist, sich auszuweiten, und da sie jene Musik ist, auf die wir am meisten achten müssen, sehen wir uns deshalb die folgende, äußerst interessante Dokumen­tation an.

 

Satanische Botschaften

Der Priester Paul Crousch, der in einer englischen Radiostation arbeitet, ist als “Sucher des Teufels” be­kannt wegen seines Eifers, nach versteckten satani­schen Botschaften Ausschau zu halten. Eines Tages kam er auf die Idee, verschiedene The­men von Rockgruppen rückwärts anzuhören. Groß war seine Überraschung, als er eindrucksvolle Bot­schaften entdeckte, von denen wir hier einige Beispiele wiedergeben:

In dem Lied “Revolution No. 9” der Beatles, von John Lennon komponiert, hört man:
“Holt mich weg von hier. Heb’ mich auf, toter Mann.”

Nun, wenn das als Zufall oder zweifelhaft erscheint – auf der Platte “Leiter zum Himmel” von Led Zeppelin hört man rückwärts gespielt:

“Ich möchte in das Reich,
ich möchte in die Hölle hinabsteigen;
westlich der flachen Erde.
Ich singe, im Einklang mit Satan.
Alle Macht meinem Satan.
Er wird uns die Drei-mal-6 (die Zahl der Bestie) ge­ben.
Ihr müßt für Satan leben.”

 Ebenso hört man im Lied “Congratulations” von Pink Floyd:”Gerade jetzt hast du die geheime Botschaft des Teu­fels entdeckt; verbinde dich mit dem Alten.”

In anderen Gruppen finden wir Sätze wie die folgen­den:

“Zeige dich, Satan, manifestiere dich in unseren Stim­men. Satan, Satan, Satan ist der Gott, ist der Gott, ist der Gott.” (Danach ist ein schreckliches Aufla­chen.)

Ein jeder, der Bestätigung für das sucht, was wir ge­rade aufgezeigt haben, kann das Experiment mit dem verkehrt gespielten Band durchführen und wird, wenn er korrekt Englisch spricht, diese Botschaften vorfinden.Wie wir sehen, obwohl wir uns für freie Menschen halten und glauben, tun zu können, was wir wollen, werden wir ständig manipuliert; und, da können Sie sicher sein, wir gehorchen der Botschaft immer ir­gendwie, weil sie sehr stark und zu gut gemacht ist.

Die Moderne Musik, mit all ihren Varianten, wird – überflüssig, es zu sagen – vom “Ewigen Nächtlichen Feind” dazu benützt,
erstens jeden möglichen Lichtstrebenden vom Weg abzubringen und ihn
zweitens dann in der Finsternis zu fesseln, wie auch die Menschheit insgesamt.

Wenn auch das WORT in enger Verbindung mit dem Sex steht – Quelle des materiellen und geistigen Le­bens -, die Musik des Egos (der niederen Persönlich­keit) erleichtert dennoch die Degeneration der Men­schen so weit, daß sie in Scharen gewillt sind, hölli­sche Welten zu bewohnen. 

  

GEFAHREN DES ROCK

In dem Buch “Die Revolution der Dialektik” berichtet uns V. M. Samuel Aun Weor von den Schäden, die das Übel “Rockmusik” dem Gehirn und dem Verstand zu­fügt. Wir meinen, seine Behauptung ist nicht über­trieben.

Um das Vorherige zu bestätigen, zitieren wir Wilson Bryan Key, den Autor des umstrittenen Buches “Ge­heime Verführung”:
„Die Wertnormen sind in einem kritischen Maß wich­tig für das Überleben und das Gleichgewicht des Menschen.
Der Mensch wird in seiner persönlichen Wertein­schätzung gezielt mittels des unsichtbaren Drucks der “Kultur” auf gewisse Aspekte von Unterwürfigkeit oder einer elementaren Achtung hin erzogen. Bei­spielsweise werden die Menschen innerhalb des Kul­turkreises die gleiche Vorstellung von warm und kalt, stark und schwach, schwer und leicht, groß und klein haben. Vergleichen wir einen Bewohner von Panama mit einem Eskimo, so wird letzterer eine völlig an­dere Auffassung von warm und kalt zeigen. Die Ju­gendlichen mit ihrer Rockmusik haben einen anderen Begriff von laut und leise als die Erwachsenen.
Die Rockmusik ist ein Beispiel für das Wirken der Massenmedien, die nach einigen Jahren drastisch die Vorstellung über laut und leise geändert haben, um den lukrativen Sektor des Plattenmarktes noch mehr für sich abzugrenzen.
Eine hohe Lautstärke wirkt isolierend, gleich ob sie von Hifi-Lautsprechern oder einem Stahlwerk er­zeugt wird. Die abgegrenzten Marktbereiche sind Jagdterritorien, ausschließlich für Spezialisten der Marktwirtschaft.
Angenommen, den Massenmedien würde mehr Macht zukommen, so wäre es relativ leicht, verbale Sprachsysteme, welche die Individuen oder die Mate­rie betreffen, neu zu organisieren. Der Kandidat einer Partei könnte z. B. vertrauensvoller und aufrichtiger erscheinen, als dies sein Äußeres und seine Stimme erreichen können. Man könnte demnach zur Schluß­folgerung gelangen, daß diese Werte häufig Fiktionen innerhalb von Fiktionen sind.
Ein Grundtheorem, von der Allgemeinheit ständig aufs neue festgestellt, ist die einfache Tatsache, die be­sagt, daß die Kinder fast immer Dinge kaufen, die ihre Eltern die Wände hochgehen lassen. Wie man weiß, war dies für lange Zeit der Ausgangspunkt der Schallplattenindustrie.
Die Schallplattenfirmen haben sich an den Genera­tionsproblemen der Nordamerikaner orientiert und eine gewinnbringende Industrie geschaffen, die einen Ersatz für das anbietet, was man das Pubertätsritual bei einfachen und sippenorientierten Bevölkerungs­schichten bezeichnen kann. Das gleiche haben andere Firmen getan, die vom jugendlichen Marktbereich ab­hängen.

Wenn die Jugend ein bestimmtes Alter erreicht hat, ist es für sie von jeher eine Notwendigkeit gewesen, die Nabelschnur zu durchtrennen, um erwachsen zu werden.
Dies war eine schmerzhafte Erfahrung und sehr oft traumatischer Art – im vorliegenden Fall mehr schmerzlich. Dieser Vorgang ist ein normaler im Le­ben, zumindest war er es, bis man entdeckte, daß sich hier überraschende kommerzielle Möglichkeiten auf­tun.

Wenn ein Eingeborener von Neu Guinea in die Puber­tät kommt, wird er allein in den Urwald geschickt, um seine Männlichkeit zu beweisen. Möglicherweise wird er einen Feind im Kampf töten und einen Schrumpfkopf herstellen oder irgendeine andere Tat vollbringen, die als das Vorrecht eines erwachsenen Mannes betrachtet wird. In unserer von der Madison Avenue beherrschten Gesellschaft werden die Schrumpfköpfe in den Sprechstunden der Psychiater angefertigt. Die Schallplattenindustrie preßt das me­lancholische Seufzen der Pubertät auf Plastikschei­ben, die sich zu Millionen verkaufen.

Indem man die Lautstärke der Musik insgesamt er­höht und dadurch Aufnahmen produziert, die für die ältere Generation noch unerträglicher werden (man manipuliert gezielt den Anhaltspunkt für die Laut- ­und Leiseempfindung der beiden unterschiedlichen Altersgruppen), richtet man die Rockmusik noch aus­schließlicher auf die heranwachsende jugendliche Ge­neration.

Man manipulierte die Ansichten über die Lautstärke durch das Einführen von Tönen und Harmonien im unhörbaren Bereich. Diese Klänge, speziell die der unteren Tonskala, wurden hörbar, wenn man die Lautstärke erhöhte. Die Schallplattenproduzenten mit ihrer äußerst komplexen elektronischen Ausrüstung gleichen dem Bauern, der seinen Esel dadurch lenkt, daß er ihm eine Rübe an einem Stock vor die Nase hält. Sie greifen versteckt in den Rockmarkt ein, um mehr und mehr unterschwellig hörbare Reize erzeu­gen und so die Lautstärke kontinuierlich erhöhen zu können. Das Erhöhen der Lautstärke erweitert den Frequenzbereich, damit man sowohl auf der bewuß­ten als auch unbewußten Ebene zuhört. Dennoch kommt hier eine menschliche Grenze Bezüglich der Lautstärke zum Vorschein. Viele, seit fünf Jahren Rockfanatiker – jetzt um die zwanzig Jahre alt ; ha­ben damit begonnen, Gehörgeräte zu benützen. Einige haben schon gelernt, von den Lippen zu le­sen.”

 

 

TECHNIKEN ZUM MANIPULIEREN DES UNTERBEWUSSTSEINS

Der Rock ist viel mehr als bloß ein musikalischer Stil. Wäre er nur das, so würde man ihn nicht in einem politischen Wörterbuch antreffen. Hinter ihm ver­birgt sich eine wahre Revolution, im vollen Sinne des Wortes. Der Anfang liegt in den 50er Jahren; und seit Bill Halley und Elvis Presley bis heute hat er sich zu einer wahren – manchmal auch fanatischen – Reli­gion von Millionen von Jugendlichen entwickelt.

Er bringt massive Phänomene zustande wie das Festi­val “Rock in Rio”, das eine Menge von bis zu 250.000 Personen pro Aufführung zusammenführte. Er bringt Millionen von Dollar jährlich in Schallplatten und Shows in Umlauf und hat freien Zugang bei der großen Mehrheit von Familien durch die technische Revolution der Musikgeräte, speziell des “walkman”.

Was wenige wissen – wenn es auch die ältere Gene­ration ahnt – ist, daß viele autorisierte Meinungen be­stehen, die den Rock als schädlich auf physischer, psychischer und moralischer Ebene bezeichnen. Die Wissenschaftler haben gezeigt, daß ein Ausgesetzt­sein dieser Musik über längere Zeit Wirkungen her­vorruft, die von der Taubheit bis zur Entpersonifizie­rung und dem Auftreten von Geisteskrankheiten rei­chen. Darüber hinaus gibt es einen engen Zusam­menhang zwischen dem Rock und dem massiven An­wachsen satanischer Sekten, denen es gelingt, auf vielfältige Weise – sei es offen oder verdeckt – in ihre Opfer einzudringen.

Was immer die Meinung des Lesers über diese The­men sei: ohne Zweifel ist es notwendig zu wissen, um sich mit voller Freiheit entscheiden zu können.

 

Entstehung

Der Ausdruck “Rock’n’Roll” entstammt dem nord­amerikanischen Jargon oder Slang gewisser Viertel der Hauptstädte. Es handelt sich um eine Ghettospra­che, die sich im Laufe der Zeit allgemein in der Ge­sellschaft durchsetzte, ebenso wie der rioplatensische “lunfardo” (eine Sprache der Diebe) durch den Tango. Rock (wiegen, schaukeln) und Roll (bewegen in krei­sendem Sinn, drehen) drücken im ursprünglichen Englisch Bewegung aus, doch man gebraucht sie in verschiedenen Bedeutungen. Aber zusammenge­schrieben und in der Aussprache, die den Ghettos ei­gen ist, bezieht sich der Ausdruck auf Körperbewe­gungen um den und während des Sexualakts.

Wenn auch Bill Halley der Pionier dieser Musikart war, wer ihr zu endgültigem Ruhm auf der ganzen Welt verhalf, war Elvis Presley, den man mit einem Wortspiel “Elvis the Pelvis” nannte, aufgrund der Be­wegungen und Verrenkungen bei seinen Auftritten (Bewegungen des Beckens), die jene des Geschlechts­akts nachahmen.

Sein Erfolg war blitzartig: schon nach wenigen Jah­ren war er der “König des Rock”. Er war es auch, der ihm einige endgültige Merkmale aufprägte: den Fana­tismus für die Sänger, die tumultartigen Spekta­kel mit hysterischen Ausbrüchen, Raserei bis hin zum Selbstmord. Er starb vor wenigen Jahren wegen sei­nes Drogenkonsums, verehrt wie ein “Heiliger” der Rockmusik. Sein Haus ist das Ziel vielzähliger Wall­fahrten, hauptsächlich zu seinem Todestag. 

 

Entwicklung und Verzweigungen

Nach Presley, dessen Musik für das gegenwärtige Musikempfinden fast melodisch wirkt, hat sich der Rock in verschiedene Richtungen entwickelt. Der ur­sprüngliche Rock wurde zum “Soft Rock” (weich) in dem Augenblick, als der “Hard – ” oder “Heavy Rock” (hart oder schwer) erschien. Einer der anerkannte­sten Künstler dieser Musikrichtung: Alice Cooper (der ein Mann ist und seinen wahren Namen: Vincent Fournier zu Ehren einer Frau änderte, die im letzten Jahrhundert als Hexe (satanische Priesterin) starb und deren Geist – so versichert Fournier – er besitzt). Er verkörpert mit al­len ihm zur Verfügung stehenden Mitteln den auffal­lendsten Aspekt des Rock, den “beat” (Rhythmus), d.h. den Klang des Schlagzeugs, später durch die elektrische Baßgitarre ergänzt. Seine Inspiration hierzu holt er sich durch die Verwendung des Schlag­zeugs als einen aufpeitschenden Faktor bei den Riten des Voodookultes und der schwarzen Magie der afri­kanischen und lateinamerikanischen Stämme, deren Rhythmen und Kulthandlungen in enger Verbindung zum Sexuellen stehen. Später werden wir den Einfluß dieses Umstandes auf den menschlichen Körper und Geist kennenlernen.

Eine andere Entwicklungslinie ist der „Acid Rock” (“ätzender”, scharfer Rock) (Er bezieht sich auf LSD oder Lysergsäuerediäthymalid), der die halluzinoge­nen Erfahrungsmöglichkeiten untersucht und zu ei­ner Andeutung all dessen kommt, was Bezug zur Droge hat. Der Kult der Droge wird allmählich ent­schleiert wie auch seine populärsten Vertreter: The Beatles, die ihren Namen vom oben erwähnten “beat” ableiten. Sie erzählen in ihrem Lied “The yellow sub­marine” von einer psychodelischen Halluzination (halluzinogene Visionen, Gerüche, Wahrnehmungen).

Andererseits schlagen The Rolling Stones und The Who unverblümt dieses Thema an. Die ersten briti­schen Gruppen haben in ihrem Repertoire Lieder wie “Sister morphine” (Schwester Morphium), “cousin cocaine” (Cousine Kokain) und “Stoned” (berauscht – durch Drogen).

 

Der satanische Rock

Diese Musikart, die erst versteckt begann, trat von Mal zu Mal offener zutage. Das Festival “Rock in Rio” ist ein klares Beispiel dafür, selbst wenn Übertragun­gen, die man bei uns ausstrahlte, teilweise zensiert wurden; vielleicht hat man sie als zu stark für die ar­gentinische Empfindsamkeit angesehen, die in dieser Materie noch viel zu lernen hat.

Gary Greenwald – Ex-Rockkünstler, später zum Chri­stentum konvertiert – war jener, der das Einbauen von versteckten Botschaften mit satanischem Inhalt auf Rockschallplatten preisgab. Wie man weiß, sind Rockgruppen echte Unternehmen, die durch die Welt in eigenen Flugzeugen reisen und dabei Tonnen an Ausrüstungen, Instrumenten und Sachen für Spe­zialeffekte mitschleppen; viele haben ihre eigenen Studios, Schallplattenpressen und einen Stab von Tontechnikern, Effektspezialisten usw. bis hin zu den “groupies” (fanatische junge Mädchen zu den persön­lichen Diensten der Sänger; sie wechseln ständig).

Ende der 60er begann der Verkauf der Beatles zurück­zugehen. Daraufhin entdeckten sie die Möglichkeit, Botschaften in die Aufnahmen mit dem Ziel einzu­bauen, bei den Hörern eine noch tiefere Wirkung zu erreichen, weil sie eine unwiderstehliche Anziehung ausüben. Danach erfanden sie die – heute weit be­kannte – Technik des “backmasking” oder “backward masking”, um diese Botschaften an den Mann zu bringen. Auf Kennzeichen und Wirkungen wird spä­ter eingegangen.

Nun ist es von Interesse, sich einigen aus hunderten, durch diese Technik neugewonnenen Botschaften zu­zuwenden.

Das Lied „Another one bites the dust” (Ein weiterer beißt ins Gras) in dem Album “Killers” der englischen Gruppe Queen hört man rückwärts gespielt (Technik des Backmasking) den Satz: „I start to smoke marihu­ana” (Ich beginne Marihuana zu rauchen).

Die Gruppe Black Dark Arkansas bringt in ihrem Lied “When Electric came to Arkansas” – live aufge­nommen – an einigen Stellen Schreie und zusammen­hanglose Worte Rückwärts abgespielt hört man:  „Satan… Satan… Satan… he’s God… he’s God… he’s God” (Satan… er ist Gott).

Das Album “El Dorado” der Gruppe ELO (Electric Light Orchestra) beinhaltet ein Lied mit der Botschaft: „He’s the nasty one, Christ, the infernal” (Er ist der Dreckige, Christus, der Höllische).

Man hat eine esoterische Analyse des Liedes “Stairway to Heaven” (Treppe zum Himmel) von der Gruppe Led Zeppelin durchgeführt. Wir fügen sie nicht ein wegen ihrer enormen Länge und Ausführlichkeit. Es ist jedoch sicher, daß viele Ausdrücke in den Rocktexten, anschei­nend absurd oder ohne Sinn, im Licht der okkulten Symbologie aber eine klare Bedeutung haben (Die Satansverehrung ist ein Form des magischen Kults, der viele Verzweigungen besitzt…).

Selbst ohne die Notwendigkeit, zu deuten oder zu tech­nischen Hilfsmitteln zu greifen, um versteckte Botschaf­ten zu enthüllen, ist der satanische Kult vieler Rockgrup­pen eine öffentliche Tatsache, wenn auch in unserem Land wenig bekannt. Der Name der Gruppe Kiss – man wird sich an sie wegen ihrer “Punk-Bemalung (Der Punk ist eine Subkultur, die durch eine Gewaltverherrlichung und durch eine extravagante Form des Kleidens und Schminkens ihrer Anhänger charakterisiert ist) und ihrer Extravaganzen auf der Bühne erinnern (eine der berühmtesten war das Zertrampeln Dutzender Küken, die, während sie sangen, auf die Bühne gebracht wur­den, – ist in Wirklichkeit eine Abkürzung. Kiss bedeu­tet: “Kings in Satans Service” (Könige im Dienste Sa­tans) („König“ bedeutet in der satanischen Sprache „Priester“).

Eines ihrer Lieder lautet:

I was raised by a demon
trained to reign as the one.
I’m the Lord of the waste land
A modern day man of steel.
I gather the darkness to please me
And I command you to kneel
Before the God of Thunder,
The God of Rock’n Roll.

 

Ich wurde von einem Dämon erzogen,
vorbereitet wie dieser zu herrschen.
Ich bin der Herr des öden Landes;
ein Mann dieser Zeit aus Stahl.
Ich rufe die Dunkelheit nach meinem Wohlgefallen.
Und ich befehle dir niederzuknien
vor dem Gott des Donners,
dem Gott des Rock’n Roll.

Der Name der (australischen) Gruppe AC/DC wurde interpretiert als die technische Abkürzung von Wech­selstrom/Gleichstrom (“Alternating Current/Direct Current”); man kann ihn jedoch auch lesen als: “Anti-­Christ/Death to Christ” (Antichrist/Tod dem Chri­stus). Einer der Mitglieder, nach der wahren Bedeu­tung gefragt, sagte, daß sie zur freien Interpretation bliebe.Um die Deutung zu erleichtern fügen wir die Überset­zung einer Strophe ihres Liedes “Hell’s Bells” (Glocken der Hölle) bei:Ich habe meine Glockenund ich werde dich zur Hölle führen!

Ich werde dich besitzen,
Satan wird dich besitzen!
Die Glocken der Hölle, ja
die Glocken der Hölle!

 

Der Punk-Rock

Er ist eine gewaltvolle und sadomasochistische Ver­sion. Eine typische Gruppe dafür ist Kiss. Die Auf­tritte beinhalten allgemein Szenen von Grausamkeit mit Tieren oder zwischen Sängern und Publikum: Schläge mit Armbändern, die mit Eisenspitzen be­setzt sind, oder mit Rasierklingen, mitten in der Rase­rei der Show Der Sänger Ossy Osborne tötete und verschlang Teile der Eingeweide einer Henne, die ihm das Publikum, das sich im Massendelirium befand, zuwarf. Beim Festival in Rio im Januar 1985 warf das Publikum erneut eine Henne auf die Bühne; dieses Mal – man weiß nicht warum – weigerte er sich, sie roh zu essen.

Bei manchen Auftritten gießt man Tierblut mit Einge­weiden über das Publikum, werden Instrumente zer­stört etc.. Handlungen, die eine delirische Anzie­hung auf das Publikum ausüben. Allgemein werden Gewaltakte vollzogen, die mit dem Tod durch Schläge, Erwürgen oder Zertreten von einem der As­sistenten endet.

 

Die Technik der suggerierten Botschaften

Unter “backmasking”, dem Verschleiern durch Um­kehren oder Rückwärtsspielen, versteht man eine Aufnahme, bei der ein Kanal genau umgekehrt zur normalen Richtung des Bandes oder der Platte be­spielt wird. Häufig wird in den Aufnahmestudios jede Stimme oder jedes Instrument einzeln aufgenommen und später in einem Mischpult zu einem Ganzen ge­fügt. Auf diese Art arbeitet man mit bis zu 16 ver­schiedenen Kanälen. Auf einem davon nimmt man die Botschaft auf, jedoch in umgekehrter Richtung, so daß sie unkenntlich, aber dennoch wahrnehmbar ist. Man hat wissenschaftlich bewiesen, daß ein Endkodi­fizieren (8) und Aufnehmen der Botschaft stattfindet.

 

Der mentale Mechanismus der Assimilation des Backmasking

Das menschliche Gehirn ist in zwei Hälften oder He­misphären geteilt. Die Wissenschaftler haben gezeigt, daß die linke Gehirnhälfte die rationalen oder analyti­schen Funktionen der Nervenzentren umfaßt, wäh­rend die rechte Hemisphäre der Sitz der unterbewuß­ten und instinktiven Emotionen ist und damit in Be­ziehung zu den grundlegenden Faktoren der Kunst­wahrnehmung steht.Im allgemeinen kann man sagen, daß der Mensch hauptsächlich die linke Hemisphäre benützt, wenn er erwachsen geworden ist und auf der Höhe seiner Fä­higkeiten steht. Jedoch ist in der Zeit der Kindheit und der ersten Hälfte der Jugend stärker die rechte Gehirnhälfte (mehr emotional und instinktiv als ratio­nal) aktiv In der Tat sind beide Hemisphären gemein­sam im Einsatz, wobei die eine das instinktive und die andere das rationale Leben, letztlich das Moralische und Intellektuelle formt.Die Erziehung stellt Verhaltensnormen auf und diese setzen sich im Unterbewußtsein fest; deshalb ist es nicht leicht, seinen Lebensstil radikal zu ändern, was nur durch eine Vernunfts- und Willensentscheidung oder durch eine starke emotionelle Erschütterung – bewußt oder unterbewußt – gelingt. Und hierauf, auf die verborgene emotionelle Schicht zielt das Back­masking. Da sie – scheinbar – unverständlich ist, passiert die “maskierte” Botschaft ungehindert die linke Hemisphäre (das Rationale), die der Bereich des Denkens ist. Das Verschleierte schmuggelt sich ein, weil der Verstand weder fähig ist, es zu entlarven, noch es zu erkennen.

So passiert z.B. die Botschaft “zerep rop etov” (Diese Botschaft, die durch ein Umkehren der Reihenfolge der Buchstaben

 ) den Zöllner der linken Hemisphäre; das mehr intuitive und kreative rechte Gehirn nimmt wahr, daß es sich um den möglichen Satz “Vote por Perez” (Wählt für Perez) handelt. Die Wiederholung dieser Botschaft bei einem, der sie ahnungslos hört, kann ihn – ohne daß er es merkt – dazu bringen, sein Verhalten zu än­dern. Dies ist eine Form der Programmierung oder Gehirnwäsche. Der Inhalt dieser Botschaften kann ethisch annehmbar oder verbrecherisch sein. Auf je­den Fall stellt diese Art der Mitteilung eine Verletzung des Bewußtseins, der Freiheit zu wählen, dar. 

Die besonders wehrlosen Jugendlichen

Jugendliche, Heranwachsende oder unreife Personen sind gegenüber dieser Art von Einfluß ohne Schutz, weil bei ihnen hauptsächlich die rechte Gehirnhälfte arbeitet. Bei ihnen sind Verhaltensnormen, die sie durch Eltern und Erzieher erworben haben, noch nicht tief verankert. Die genannte und andere Formen der versteckten Einflußnahme können Verhaltensano­malien und Widerspenstigkeit bis hin zu krankhaften Tendenzen erzeugen.

Wirkungen des Beat und hoher Lautstärke

Viele fragen sich, warum es den Jugendlichen gefällt, Rockmusik mit so hoher Lautstärke zu hören. Man kann sagen, daß dies gewißermaßen ein auferlegtes Verhalten ist. Tatsächlich ist eine Lautstärke von über 80 Dezibel (10) unangenehm. Bei mehr als 90 dB kommt es zu Gehörschäden (die Hörfähigkeit wird vermindert bis hin zur endgültigen Taubheit). Rock­konzerte haben eine Lautstärke von 106 bis 120 dB.

Allgemeine Folgen eines ausgedehnten oder auch ge­wöhnlichen Ausgesetztseins dieser Lautstärke wer­den von dem bekannten Musiktherapeuten Adam Knieste als: ‘Ággressivität, Erschöpfung, Narzismus, Panik, Verdauungsstörungen, Bluthochdruck etc…” beschrieben. Der “beat” (Rhythmus) des Schlagzeugs und die Tonfrequenz der Baßgitarre können bewir­ken, daß die Hypophyse – die leitende Drüse der hor­monellen Sekretion – aus dem Gleichgewicht gerät.

Eine häufige Konsequenz ist die sexuelle Erregung – die sich bis zum Orgasmus steigern kann – und eine Erhöhung des Insulinspiegels im Blut, die zum Verlust der Kontrollfunktionen und der Aufhebung des mora­lischen Empfindens führen kann, so daß man – ohne es zu wollen – irgendeine Tat vollzieht, die im Gegen­satz zu den eigenen Verhaltensnormen steht. Auch wenn diese Wirkungen bei Live-Konzerten ganz of­fensichtlich auftreten, kommt es bei anhaltendem und wiederholtem Zuhören unter ähnlichen Bedingun­gen, speziell bei Benutzung des “Walkman” (11), zu vergleichbaren Folgen. 

Stroboskopie

Sie ist das Verbinden von Licht und Klang durch das Stroboskop, das einen Effekt erzeugt, der sich aus Ton und Rhythmus zusammensetzt:

Findet ein Licht-Schatten Wechsel mit sechs bis acht Unterbrechungen pro Sekunde statt, so er­gibt sich ein Verlust der Tiefenwahrnehmung.Wird der Wechsel auf 20Unterbrechungen pro Sekunde erhöht, bewirken die Lichtstrahlen eine Interferenz (Überlagerung) mit den Alphawellen des Gehirns, die die Konzentrationsfähigkeit kon­trollieren.

Je mehr Wechsel erzeugt werden, desto größer ist der Verlust der Selbstkontrolle.

Ein anderer “strahlender” Effekt: Der Laserstrahl – er wurde bei der Vorstellung der englischen Gruppe “Yes” in Buenos Aires verwendet – bewirkt bleibende Schäden auf der Hornhaut der Augen (blinde Punkte).

Um den Leser nicht zu ermüden, lassen wir andere Techniken unerwähnt, welche die in dieser Hinsicht “künstlerischen” Gruppen benützen.

Psychologische Auswirkungen

Neuere psychiatrische Studien haben gezeigt, daß der Rock bei bestimmten Individuen die folgenden Krankheitsbilder hervorruft:

Veränderungen der emotionalen Reaktionen, die von der Frustration bis zur unkontrollierbaren Ge­Gewalttätigkeit reichen.

Der Verlust der bewußten und reflexiven Konzen­trationsfähigkeit.

Eine beachtliche Verminderung der Willenskon­trolle über unterbewußte Regungen.

Eine Überreizung des Nervensystems, die Eupho­rie, Beeinflußbarkeit, Hysterie und Halluzinatio­nen nach sich zieht.

Ernsthafte Störungen des Gedächtnisses, der Ge­hirnfunktionen und der Koordination der Bewe­gungen.

Ein hypnotischer Zustand, der die Person in eine Art Zoombie oder Roboter verwandelt.

Ein depressiver Zustand, der von der Neurose bis zur Psychose gehen kann, vor allem bei der Ver­bindung von Musik und Droge.

Mörderische und selbstmörderische Tendenzen, die durch tägliches und anhaltendes Hören ver­stärkt werden.

Selbstverstümmelung, Selbstopferung und Selbst­bestrafung, vor allem bei großen Festen

Unwiderstehliche Impulse der Zerstörung, der Verwüstung und des Unruhestiftens nach den Konzerten und Rockfestivals.  

 

Anmerkungen zum Text:(1) Satanische Priesterin.(2) Er bezieht sich auf LSD oder Lysergsäurediäthylamid, der bekannten halluzinogenen Droge.(3) Psychodelisch: psychiatrischer Ausdruck, der all das umfaßt, was sich auf halluzinogene Visionen, Gerüche und Wahrnehmungen be­zieht.(4) Die Satansverehrung ist eine Form des magischen oder satanischen Kults, der sehr viele Verzweigungen besitzt. Dennoch besteht eine ge­meinsame Tradition hinsichtlich der Anwendung kabbalistischer Be­griffe und symbolischer Ausdrücke. Es ist wichtig zu betonen, daß diese Form des Kults und seine Anhänger – mag der Leser an die Existenz geistiger Kräfte, des Teufels usw. glauben oder nicht – ebenso eine reale Tatsache sind wie der Buddhismus oder die katho­lische Kirche.(5) Der Punk ist eine Subkultur, die durch eine Gewaltverherrlichung und eine extravagante Form des Kleidens und Schminkens ihrer An­hänger charakterisiert ist.(6) “König” bedeutet in der satanischen Sprache “Priester’.(7) Dokumentation “INFORME A.LP No.2 Mensajes subliminales’ en pu­~ icidad.(8) Entkodifizieren: Das umgekehrte Anwenden einer Verschlüsselungs­form auf eine Botschaft, um deren ursprüngliche Form zu erhalten. In diesem konkreten Fall: das Entschlüsseln des Sinns der Botschaft aus den Tönen.(9) Diese Botschaft, die durch ein Umkehren der Reihenfolge der Buch­staben im Satz konstruiert wurde, ist ein Beispiel, um die Idee zu ver­deutlichen. Beim “backmasking” ist das Versteckte hörbarer und nicht geschriebener Art. Der EfFekt des Umdrehens einer Aufnahme ist vollkommen verschieden von dem, wenn geschriebene Buchsta­ben umgekehrt werden.(10) Maßeinheit der Lautstärke.(11) Der “walkman” ist ein kleiner, tragbarer Kassettenrecorder, den man am Gürtel aufhängt. Man hört durch leichte Kopfhörer, so daß man ihn beim Gehen, Arbeiten, Radfahren etc. tragen kann. Dies hat enorm den Durchschnitt an Stunden erhöht, die Jugendliche Musik hören. Dar­über hinaus sind sie gefährlich, weil sie деп Gehörsinn abstumpfen und die Reaktionsfähigkeit für gefährliche Situationen (z.B. auf der Straße) vermindern. 

 

DIE SATANISCHE MUSIK

 Alles begann Anfang der 50er Jahre in den Vereinig­ten Staaten. Im Jahre 1951 hat der junge Sänger Littlе Richard erstmals die Idee, den Rhythmus des “~ ues” zu verändern – eine Idee, die alsbald Tatsache wird. 1954 beginnen Bill Halley und seine “Kometen” mit “Rock around the Clock” einen verteufelten Tanz, in den sich die Jugend auf der ganzen Welt einreiht. 

Um diese neue musikalische Welle zu taufen, sucht ein junger Disk-Jockey aus Cleveland im Jargon der Ne­gerghettos einen Namen und wählt schließlich den Ausdruck “Rock and Roll’; weil dieser jene zwei Kör­perbewegungen beim Sexualakt beschreibt.

1955 wendet sich ein junger Sänger ohne große Um­schweife der praktischen Arbeit zu und stellt den neuen Musikstil live vor. Dieser junge Sänger ist Elvis Presley, der zum Symbol einer ganzen Jugend wird, die sich gegen alle Tabus und sexuellen Verbote eines puritanischen Amerikas auflehnt.

Der fesche Bursche Elvis, der in einer evangelischen Schule im Süden der USA erzogen wurde, zögert nicht, in seinen Texten, seiner Musik und seinen pro­vozierenden Bewegungen die Tugenden einer freien Liebe auszurufen und alles als Lüge zu bezeichnen, was irgendeine Form von Bevormundung oder Auto­rität enthält.

Der Rock’n’Roll konnte hier nicht stehen bleiben, da Elvis Presley schon ein wenig die Vorahnung von et­was Diabolischem vermittelt. Das Erscheinen der Beatles und der Rolling Stones bestätigt dies.

Die Beatles verraten sich selbst durch ihr Lied “The Yellow Submarine” – eine wirklich erlebte psychode­lische Halluzination.

Schließlich, 1968, machen andere die grundlegende Revolution; die Beatles machen in der Herstellung von Schallplatten weiter. Die Herausgabe des “Devil White Album” (Teuflisches Weißes Album) fällt mit dem Auftreten des satanischen Kultes in der Rockmu­sik zusammen, und . zum ersten Mal wirft man die Frage der versteckten Botschaft auf.

In dem Lied “Revolution No. 9” des oben erwähnten Albums hört man die Wiederholung von “… No. 9, No. 9, No. 9 …”, die übersetzt und umgekehrt abge­spielt lautet: “… Errege mich sexuell bis zum Tod .. ” Der hier angesprochene Tod hat eine Beziehung zu Christus.

John Lennon präzisierte in seiner Werbekampagne für diese Platte seine Gedanken: “Das Christentum wird verschwinden; es wird sich in verschiedene Richtungen aufspalten und dadurch an Macht verlie­ren; zur Zeit sind wir populärer als Christus. Ich frage mich, was zuerst verschwinden wird: der Rock’n’Roll oder das_.Christentum …”

Andere Gruppen, die den Beatles folgten, faßten die diabolische Aussage viel gewaltvoller auf.

Led Zeppelin singt in “Stairway to Heaven “:”… Ja zu Satan, habt keine Angst vor Satan … Ich wünsche, daß der HERR zu Füßen Satans kniet …” Kiss: ” … Wenn du mich liebst, schlage mich, es ist Satan, der dein Gott ist …”

Black Sabbath: “Jesus, du bist der Häßliche, nimm’ das Mal entgegen, es ist jenes des Antichrist, das 666 …”

In Kalifornien hat sich ein Verbraucherkomitee konsti­tuiert mit dem Ziel einer Überwachung. Dieses Komi­tee wollte die üble Gruppe entlarven und ging bis vor das Bundesparlament. Eine Kommision wurde er­nannt, um das Repertoire von Led Zeppelin und vor allem “Stairway to Heaven” zu untersuchen, dessen Text nicht unbedeutsam ist: “…I’ve got to live for Sa­tan …” (Ich muß für Satan leben). Es war das Ende von etwas im Hintergrund Lauerndem, und diese ~n­tersuchung hatte insbesondere das Verdienst, die Öf­fentlichkeit über die Existenz versteckter Botschaften zu informieren.

Eine “maskierte” Botschaft ist die Übermittlung einer heimtückischen Nachricht. Sie entzieht sich dem Be­wußtsein, um direkt auf das Unterbewußtsein einzu­wirken. Das ist das Ziel des Senders der Botschaft. Ist die kritische Intelligenz des Empfängers nicht wach­sam, dringt die Mitteilung direkt in das unterbewußte Gedächtnis des Hörers ein.

Wir dürfen nicht vergessen, daß zu allen Zeiten Hexe­rei in Verbindung mit Musik praktiziert wurde. Es ist interessant, auf den “beat” (Rhythmus) der Musik im Voodookult hinzuweisen: er ist mit dem der Rockmu­sik identisch. Die gegenwärtige Rockmusik jedoch wird massiv von gewissen Gesellschaften unterstützt, wie z. B. den “Welch Witches Society” (Gesellschaft der schottischen Hexer).

Alice Cooper bekannte:”Vor einigen Jahren nahm ich an einer spiritistischen Sitzung teil, in der Norman Buckley dem Geist befahl, sich zu manifestieren; nach einiger Zeit tat dies der Geist und sprach zu mir. Er versprach mir und mei­ner Gruppe Ruhm und Reichtum im Überfluß. Das Einzige, was er von mir als Tribut forderte, war, ihm meinen Körper zu geben. Ich bin berühmt auf der ganzen Welt. Um dies zu tun, nahm ich den Namen dessen an, durch den er sich während der Seance manifestierte: Alice Cooper.”

Eines Tages lernten Mick Jagger und Keith Richard .Anita Pallenberg und Marianne Faithfull kennen, beide aus der Musikszene. Letztere ist sehr bekannt für ihre Talente als Hexe. Sie baten einen Freund, daß er Mick und Keith die schwarze Magie beibringen möge. Mick Jagger wurde in der Sekte “M” Satan ge­weiht; er hat sich bei verschiedenen Gelegenheiten als “Inkarnation” Luzifers vorgestellt. 

 

DAS OKKULTE GESICHT DES ROCK

Die Rockgruppen sind während der vergangenen 20 Jahre zu den Stars der Plakate und Poster auf der ganzen Welt geworden.

Im Hinblick auf den Rock sagte ein Journalist:„Um eine Nation zu vernichten, bedarf es keiner Atombombe; es genügt, die moralischen Strukturen der Jugend durch diabolische Musik, Drogen, Ziga­retten, Alkohol und Sex zu zerstören. Wenn wir so weitermachen, werden wir in Kürze eine Generation von Geisteskranken haben …”

 

Der Rock dient den niederen Instinkten

Die Gruppe “Black Dark Arkansas” nahm einen der größeren Erfolge auf, der für mehr als zehn Jahre auf dem Popmarkt führend war: “Satan is God” – mit entsetzlichem Gelächter. Es gibt manche, die sie ver­teidigen und ihren Text ignorieren wollen. Die grö­ßere Gefahr aber liegt im Rhythmus, in der Form ei­ner versteckten Botschaft. Ein Beispiel: Ein amerika­nischer Supermarkt ließ während mehrer Tage seine Kunden in versteckter Form die Botschaft hören: „Ich bin ehrlich, ich bin gut, ich stehle nicht…” Die Dieb­stähle gingen um 70% zurück. Die kodi%zierte Bot­schaft war wegen ihrer Geschwindigkeit nicht zu er­kennen, doch sie sprach zum Unterbewußtsein. Diese Technik ist auch bekannt unter der Bezeichnung “posthypnotische Suggestion”.

1977 setzten sich in den USA von 1000 ledigen und schwangeren Frauen 984 der Rockmusik aus, die in Verbindung zur Hypnose steht; ihre Botschaft gräbt sich tief ins Unterbewußtsein ein und richtet dabei den Fötus schrecklich zu.Der Rock befürwortet die freie Liebe, die Homo­sexualität, die Droge und den Satanskult.Monotone, anhaltende und rhythmische Töne erzeu­gen verschiedene Grade der Trance, wie man sie beim Spiritismus und anderen religiösen Riten sieht.

Das Hormon Epinephrin (Adrenalin) wird während einer Streßsituation ins Blut abgegeben oder wenn man Musik mit anormaler Lautstärke hört.

 

Aussagen von Rocksängern

Jimmy Hendrix:„Durch die Musik können wir in das Unterbewußt­sein hineinlegen, was wir wollen..”Jim Morrison:„Wir sind Politiker und Erotiker. Was uns interessiert, ist der Umsturz und das Chaos…”Frank Zappa:

„Die gegenwärtigen sexuellen Verhaltensweisen der Gesellschaft können auf die Entwicklung der Rockmu­sik zurückgeführt werden…”

 

Aussagen von Musikwissenschaftlern:

 

Gary Allen:

„Die Rockmusik entwickelte sich zu einem der größten Faktoren, der unsere Kinder und die Zukunft der jetzi­gen Nation beeinflußt. Die Rocksänger sind in ständi­ger Verbindung mit unserer Jugend, die sie zu Aktivi­täten veranlassen, welche die Länder in Aufruhr ver­setzen würden, stünden sie nicht ebenfalls unter dem Einfluß ihrer Botschaften. Bei vielen Jugendlichen ist die Musik anstelle des traditionellen religiösen Glau­bens die Quelle ihrer absoluten Überzeugungen. Sie können die Texte und die Entstehungsgeschichte der Lieder so wiedergeben, wie man früher die Bibel zi­tierte.Die Meinungsunterschiede über die Erfolgsstellung verschiedener Gruppen werden mit evangelischem Ei­fer vorgebracht und die Entdeckung einer Gruppe kann eine Inbrunst wie bei einem “religiösen Streitge­spräch” auslösen.Der intime Freund der Pop-Kultur – die Droge – hat eine große Ähnlichkeit mit der mystischen Erfahrung, und die Konsumenten der verschiedensten Drogen set­zen diese mit Wundermitteln gleich. “

Ricardo Goldstein:

„ Die Rockmusik hat umwälzenden Charakter, nicht nur, weil sie die Droge, den Sex und leichte Abenteuer legitimiert, sondern auch, weil sie ihre Zuhörer­schaft dazu animiert, ihre eigenen Vorstellungen über die Tabus der Gesellschaft in die Tat umzusetzen. Wie es John Philips in einem seiner bekannten Lieder for­dert: ‘Du mußt gehen, wohin du willst, machen, was du willst und mit wem du es willst …

‘Die Musik ist eine sinnliche Kunst mit der Fähigkeit, außergewöhnliche Reize zu vermitteln. Die gewaltsa­men und eindringlichen Rockrhythmen, die wie be­sessenen Wiederholungen von tiefen Tönen, die einfa­chen Themen und Harmonien, die schreienden Stim­men mit ihrem leidenschaftlichen Senfzen – alles will Aspekte des Sexuallebens suggerieren.Alles in allem zeigen sích die Schöpfer dieser Musik als wahre Agenten solcher Reize und machen sich durch den Mechanismus des Assozüerens zum Ge­genstand einer sexuellen Leerehrung. “

Francisco Garlock:

‘Durch die Art seiner Begleitung weiß man, wie ein Mensch ist’ – sagt eine alte Weisheit. Es wäre unmög­lich, eine vollständige Liste vorzulegen, doch hier sind einige der Vertreter des Rock: Drogenabhängige, Sa­tansverehrer, Homosexuelle und andere sexuell Ab­wegige, Aufständische aus Prinzip, Kriminelle, Blas phemiker, Morallose, Promiskanden, Anarchisten ge­genüber dem Zivilen und Militärischen etc….Die Li­ste könnte praktisch unbegrenzt fortgesetzt werden.”

Bob Larson:

“Es gibt eine klar bestimmte ethische und moralische Bedeutung der Musik. Das gesprochene Wort muß den verstand passieren, um gedeutet, übersetzt und seinem moralischen Sinn gemäß eingeordnet zu wer­den. Dies ist nicht bei der Musik, insbesondere der Rockmusik der Fall. Diese dermaßen aufdringliche Fu­rie kann diese Schutzvorrichtung umgehen.

Der Thalamus (Sehhügel) im Gehirn, der oberhalb des Cerebellum (Kleinhirn) liegt, kann die Musik als eine emotionelle Reaktion auffassen, ohne dabei auf logische Gedankengänge zurückzugreifen, und einen so zu einem Werturteil über das führen, was man ge­rade hört.

Viele Jugendliche sagen mir: ‘Ich höre die ganze Zeit Rock und es berührt mich nicht unangenehm.’ Meine Antwort ist einfach, daß sie nicht in der Lage sind zu beurteilen, ob sie davon beeinflußt sind oder nicht.”

Der Heranwachsende kann diesen Prozeß völlig umkeh­ren. Es muß vor allem über die Bedeutung einer angemes­senen Ausgewogenheit im musikalischen Geschmack nachgedacht werden.” 

 

AUCH WENN SIE ES NICHT GLAUBEN

Daß sehr laute Musik unsere Hörfähigkeit beeinträch­tigt, weiß man seit langem. Die Neuheit ist aber ein Bericht, der in einer renommierten medizinischen Fachzeitschrift in den Vereinigten Staaten veröffent­licht wurde und folgendes Experiment beschreibt: 

Zehn Studenten im Alter von 17 – 19 Jahren wurde Musik mit der ertragbaren Lautstärke von 70 dB vor­gespielt. Später ging man auf 107 dB über. Nachdem der Versuch beendet wurde, stellte man fest, daß acht von zehn Studenten vorübergehend an einer be­trächtlichen Verminderung der Sehfähigkeit litten. Man will jetzt die Untersuchung ausweiten, um etwas mehr zu erfahren.

Professor Reznikokk (Professor für Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Nanterre, Frank­reich) lehrt, daß tiefe Töne niedrige Schwingungen im Menschen bewirken, während hohe Töne hohe Schwingungen erzeugen.

Die am wenigsten untersuchte Art der Übermittlung ist jene der umgedrehten Botschaft. Sie ist das Instru­ment, das die Beatles benützten; die Wirkung ist wahrhaft pervers. Das Unterbewußtsein kehrt die Botschaft um und liefert die korrekte Version. Schlecht zu hören, aber dafür um so wirkungsvoller sind die Frequenzen zwischen 17 und 20 Hertz, die ho­hen Frequenzen zwischen 17 und 20 Kilohertz, wie auch eine veränderliche Geschwindigkeit, die von Geräten mit extremer Sensibilität erfaßt werden kann.

Der starke Einfluß des Rock resultiert aus der Kombi­nation tiefer Töne mit gleichleibendem Rhythmus, die biopsychologische Effekte auslöst: Beschleuni­gung des Pulsschlags, vermehrter Adrenalinausstoß, gefolgt von sexuellem Verlangen bis hin zum Orgas­mus. Der Rock ist eine Botschaft, die sexuelles Ver­gnügen und Überaktivität des Gehirns verspricht, und wenn die Botschaft mit hoher Geschwindigkeit übermittelt wird, gelangt man zu einem Verständnis.

Auch das Licht verliert seine göttliche Eigenschaft: Die Stroboskope – Geräte, die ein Spielen mit dem Wechsel von Licht und Schatten in den Tanzsälen er­möglichen – schwächen den Orientierungssinn und die Reflexe beträchtlich, wodurch man in einen emp­fänglicheren Zustand für die versteckten Botschaften der Schallplatten gerät.

Pater Regimbald, auf Kriminalpsychiatrie spezialisier­ter Psychologe, zeigte sich bei mehreren Gelegenhei­ten beunruhigt über die moralischen Folgen, welche die Botschaften mit sich bringen.

Professor Reznikokk vertritt die Ansicht, daß wieder­holtes Hören von Rockmusik nicht ohne Schäden leibt, und daß es sich hauptsächlich um physische und sofort nachweisbare Wirkungen handelt, die Ge­genstand zahlreicher Studien sind.

Nach über 15 Jahren als Sänger, nach acht Alben mit der Gruppe Black Sabbath und drei als Solist hat sich Ossy Osborne als Superstar des Rock etabliert, der exzentrisches Verhalten an den Tag legt wie das Kahl­scheren des Kopfes, das Werfen mit Eingeweiden von Schweinen auf das Publikum oder das Abbeißen von Mäuseköpfen mit den Zähnen.

Eines seiner letzten Lieder, bekannt unter dem Titel “Bark at the Moon” (Bellen zum Mond), ist nichts an­deres als eine Invokation an niedere Naturkräfte.

Bark at the Moon (Bellen zum Mond)

Schreie brechen das Schweigen erwachend aus dem Tod der Nacht. Die Rache istRasend.Er ist zurückgekommen, um im Licht zu töten.

Und dann, wenn ergefunden haben wird, was er suchte,höre mit Zittern und Du wirst ihn hören zum Mond bellen.

In Qual verbrachte Jahre begraben in einem Grab ohne Namen .. .Jetzt ist er wiedererstanden. Es bedarf Wunder, um gerettet zu werden.

Für die, welche dieBestie sucht.Höre mit Zittern und du wirst ihn hören zum Mond bellen.voller Angstverfluchten sie ihn und begruben ihn weit weg.Sie dachten, daß seine Seele für die Ewigkeitin eine leere, brennend ruchlose Hölle gegangen sei.

Aber er ist zurückgekommen, um zu beweisen, daß sie irrten, sich soirrten .. .

Heulend in der Dunkelheit.Lebend durch einen lunaren Zauber. Er sucht seinen Himmel. Ausgespien aus dem Schlund der Hölle. 

 

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Gemeinde Jesu Christi (Sauer)

Erich Sauer

DER TRIUMPH DES GEKREUZIGTEN

Ein Gang durch die neutestamentliche Offenbarungsgeschichte


Erster Teil:    Das Erscheinen des Welterlösers

Zweiter Teil: Die Gemeinde der Erstgeborenen

Dritter Teil:   Das kommende Gottesreich

https://horst-koch.de/1000jaehriges-reich/

 –  Hier nur Teil Zwei, mit ganz geringen Kürzungen. Die Hervorhebungen im Text habe ich vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im November 2009  –

 

Teil Zwei: DIE GEMEINDE DER ERSTGEBORENEN

I. Abschnitt. Die Berufung der Gemeinde

1. Kapitel. DAS NEUE VOLK GOTTES

Durch die Welt schreitet die Botschaft vom Kreuz. Das gegenwärtige Zeitalter ist von besonderer Bedeutung. Sein Zweck ist die Berufung der Gemeinde. Daraufhin ist alles in ihm angelegt.

I. Das Ziel der Berufung

Das Programm für die Jetztzeit ist nicht Umwandlung der Menschheit und Schaffung christlicher Völker, – dies wird erst im sichtbaren, kommenden Gottesreich geschehen, Jes. 2, 3; 19, 21‑25. – sondern: »aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen« (Apg. 15, 14 vgl. Tit. 2, 14; 1. Petr. 2, 9), nicht Christianisierung der Rassen, sondern Evangelisierung zum Zweck der Berufung eines übernationalen Gottesvolkes (Matth. 28, 19).
»Da ist nicht Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier, . . . sondern allzumal einer in Christo Jesu (Gal. 3, 28; Kol. 3, 11).

So aber entsteht, an Stelle der bisherigen Zweiteilung, eine Dreiteilung der Menschheit, und zu Israel und den Weltvölkern tritt die Gemeinde als das »dritte Geschlecht« hinzu. Fortan ist jeder, der nicht »Christ« ist im Sinne des Neuen Testaments (Apg. 11, 26), entweder Jude oder Heide. Eine vierte Möglichkeit besteht nicht. – Eine allgemeine (Namen)‑Christenheit hat im Neuen Testament keine Berechtigung. Sie ist Abfall vom Christentum und überhaupt nur eine »ungeheure Sinnestäuschung« (Kierkegaard). Vgl. Off. 3, 1.

Dies neu zu gewinnende Gottes»volk« nennt die Schrift »Ekklesia« (Eph. 1, 2). Es ist die durch die »Heroldsbotschaft« des Evangeliums (1. Tim. 2, 7) aus Juden und Heiden (Eph. 2, 11-22) »herausberufene« Schar der Erlösten, die, im Genuß des himmlischen Bürgerrechts (Phil. 3,20) dereinst die »gesetzausführende Versammlung« des Himmelreichs sein wird (1. Kor. 6, 2) (Das griechische Wort »ecclesia« kommt sprachlich von »ek« (heraus) und »kaleo« (rufen) her.

Ihr Ziel ist ihre Erhöhung und Verherrlichung in Christo. Sie lebt vom Himmlischen, im Himmlischen, zum Himmlischen hin; ihr Weg ist ewig, ihr Wesen Ewigkeit.

»Ekklesia« hatte im Alten Bunde schon Israel geheißen. Ungefähr einhundertmal kommt das Wort in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, vor, also fast genau so oft wie im Neuen Testament. Fast überall ist es die Wiedergabe des hebräischen Wortes »kahal«. Dieses bedeutet zwar zunächst ganz allgemein jede Art von »Versammlung«, hat aber einen besonderen Sinn durch seine Zuordnung zu Jahwe (Jehovah), dem Gott Israels, erhalten. »Kahal Jahwe«,»Ekklesia Gottes«, ist Israel als berufenes, versammeltes »Gottesvolk«. Seine anschaulichste Darstellung in diesem seinem Charakter findet es in der Wüste. »Um die Stiftshütte herum liegen wohlgeordnet die Zelte des zwölfstämmigen Volkes. Auf den >Ruf< der Herolde hin >versammelt< es sich auf dem Platz vor der Hütte. Hier steht es als das Volk Gottes da, um die Befehle und den Segen seines Gottes zu empfangen«.
Auch im Neuen Testament wird Israel als »Ekklesia« bezeichnet (Apg. 7, 38). Es ist das Wort für die ideale Einheit Israels als des auserwählten Volkes, auch wenn es räumlich als Kultgemeinschaft nicht »versammelt« war (2. Mose 16,3; 4.Mose 15, 15).

Aber Israel als nationale Gesamtheit beschritt gar zu bald den Weg des Abfalls. Es verlor seinen praktischen Charakter als »Volk Gottes«. Es wurde »Lo Ammi«, das heißt, »Nicht-mein‑Volk« (Hos. 1, 9). Nur ein Bruchteil, die kleine Schar der Treuen, blieb ihrem Gott ergeben. Sie wurde darum der heilsgeschichtliche Kern des Volkes, der Träger seiner Berufung, das eigentliche Israel, das wahre Volk Gottes, die tatsächliche und wesenhafte Verkörperung des alttestamentlichen Ekklesia‑Gedankens. An sie richteten sich darum auch alle Verheißungen des Gottesreiches.

Während die Gesamtheit des ungläubigen Israel dem Gerichtsurteil verfällt, wird die Schar der Getreuen als »Überrest« aus den Gerichten gerettet. Zugleich wird sie zur Grundlage der Durchführung und Vollendung des Planes eines Gottesvolkes. (Micha 2,12).
»Überrest« ist darum bei den Propheten geradezu die Sonderbezeichnung geworden für das Gottesvolk, die Ecclesia der Endzeit (Jes. 10, 20). Als solches ist sie übrigbleibender »Wurzelstock«,»heiliger Same«, aus dem neues Leben ersprießt (Jes. 6, 13), »kleine Herde«, die einst das große Reich empfängt (Micha 2, 12; Luk. 12, 32). Die Existenz und Geschichte dieses wesenhaften Kerns der alttestamentlichen »Ekklesia« ist darum die Voraussetzung und Vorbereitung eines endzeitlichen Gottesvolkes.

Dieses endzeitliche Volk Gottes zu sein, behaupten die Christen. Sie sind das Ziel der alttestamentlichen Geschichte (1. Kor. 10, 11) die messianische Gemeinde der Endzeit, die Erretteten der »letzten Tage«.
Und dies ist der Grund, warum sie sich nicht mit irgendeiner andern, zur Verfügung stehenden religiösen Gemeinschaftsbezeichnung benannten, sondern gerade mit dem Wort »Ekklesia«, also mit dem Namen der alttestamentlichen Glaubensgemeinde, deren heilsgeschichtlicher Kern, Träger und Verkörperung der »Überrest« der Getreuen war. Was damit ausgedrückt war, war nichts Geringeres als dies:
Wir sind das Gottesvolk der Endzeit, das im Alten Testament erstrebte Volk des »Überrests«, die endzeitliche Rettungsgemeinde der Vollendung.

Die ersten Christen taten damit nicht mehr und nicht weniger als Paulus, der von den Christen sagt, daß sie der Israel dem Geist nach, der Israel Gottes (Gal, 6, 16 vgl, 1. Kor. 10, 18; Gal. 4, 29), die (wahre) Nachkommenschaft Abrahams seien (Gal. 3, 29), als Petrus, der die Ehrentitel von 2. Mose 19, 6 und Jes. 43, 21 auf die Christengemeinschaft überträgt und sie nennt:
>auserwähltes Geschlecht, königliches Priestertum, heilige Nation, Eigentumsvolk< (l. Petr. 2, 9)  . . .
Das Tun des Herrn selbst mußte seinen Jüngern diese Auffassung nahebringen. Denn die Auswahl von gerade zwölf Jüngern zu Aposteln konnte von ihnen nicht anders gedeutet werden, als daß sie, wie einst die zwölf Patriarchen, Stammväter eines neuen Volkes sein sollten. Das Abendmahl war, wie das Passah, die große Volksmahlzeit und die Taufe die Parallele zum Durchzug durch das Rote Meer« (1. Kor. 10,1).

Die Sammlung dieser Gemeinde, der »Gemeinde der Erstgeborenen« (Hebr. 12, 23), ist der eigentliche Hauptzweck des gegenwärtigen Zeitalters. Sein Sinn ist kein geringerer als die Schaffung einer Königsfamilie, der Herrschaftsaristokratie für die kommenden Reichsäonen (1. Kor. 6, 2; 3). »Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben« (Luk. 12, 32).

II. Der Beginn der Berufung

In den Erdentagen des HErrn Jesu war die Gemeinde im neutestamentlichen Vollsinn noch nicht da. Darum spricht Christus von ihr als noch zukünftig und sagt: »Ich werde meine Gemeinde bauen« (Matth. 16, 18). Erst zu Pfingsten wurden die Gläubigen »durch einen Geist zu einem Leibe getauft« (1. Kor. 12, 13). Darum ist Pfingsten der Geburtstag der Gemeinde.

Dennoch geschah dieser Neuanfang zunächst auf durchaus jüdischem Volksboden. Nur Israeliten waren die Empfänger des Geistes und nur Juden und Judengenossen (d.h. Prosely­ten) die Hörer ihrer Predigt (Apg. 2, 5‑11). Auch in der Folgezeit waren es nur Angehörige der israelitischen Nation und ganz oder teilweise zum Judentum übergetretene andere, die in die Gemeinde aufgenommen wurden (Apg. 3, 12; 26; 6, 1; 8, 26‑40). Eine eigentliche Heidenmission, wo die Heiden als Vollheiden getauft werden konnten, gab es noch nicht. Alles geschah unter Angliederung und Beiordnung an Israel. Darum ist Pfingsten noch nicht allseitig der Beginn des gegenwärtigen Zeitalters. Ihm fehlt noch die weltumfassende Weite. Es liegt noch in der Übergangszeit aus der alten in die neue Haushaltung.

Ja, noch nach Pfingsten vollzog Petrus sogar ein ausdrückliches Heilsangebot auf dem Boden der israelitischen Nation. »So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des HErrn und er den euch zuvor verordneten Jesus Christus sende, welchen freilich der Himmel aufnehmen muß bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat« (Apg. 3, 19‑21). Hier also läßt Gott durch Petrus dem Volk Israel verkünden, daß, falls sie noch jetzt Buße tun wollen, er ihnen den Messias vom Himmel herabsenden würde und mit ihm die »Zeiten der Erquickung« und die »volle Verwirklichung« alles dessen, wovon er im Alten Bunde geredet hatte, d. h. das sichtbare Gottesreich der Prophetie. Also noch nach Pfingsten befindet sich die neutestamentliche Heilsbotschaft durchaus auf israelitischem Volksboden, und die dann folgende Beiseitesetzung Israels kam nicht eigentlich schon wegen der Verwerfung des Messias in den Tagen seines Erdenlebens zustande (vgl. Apg. 3, 17), sondern in endgültiger und entscheidender Weise erst wegen der Verwerfung des Heiligen Geistes, der ihnen den gen Himmel gefahre­nen und erhöhten Messias verklärt hatte (vgl. Matth. 12, 32).

Schließlich hat Israel sogar den »mit heiligem Geist erfüllten« Zeugen der Auferstehung (Apg. 7, 55; 6, 5; 8; 10), Stephanus, ermordet und damit selber das Wort dieses Blutzeugen bestätigt: »Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter also auch ihr« (Apg. 7, 51).

Dann aber, seitdem Petrus dem unbeschnittenen Kornelius in Cäsarea die Tür des Himmelreiches aufgeschlossen hatte (Apg. 10) und der Geist Gottes als die »gleiche Gabe« (Apg. 11, 17) und »in derselben Weise« (Apg. 15, 11), ohne Unterschied auch auf die glaubenden Vollheiden gekommen war, hatte Gott den heilsgeschichtlichen Unterschied zwischen »Rein« und »Unrein« aufgehoben (Apg. 10, 11-16) und die trennende »Zwischenwand der Umzäunung« zwischen Juden und Heiden auch geschichtlich hinweggetan.

Erst von da an waren die Heiden – auch ohne Angliederung an Israel ‑ des gleichen Heiles voll mitteilhaftig (Eph. 2, 16‑22; Röm. 15, 27; Apg. 28, 28). Da aber nun gerade die Heidenberufung zum Grundwesen der Ekklesia gehört, muß gesagt werden, daß die Haushaltung der Gemeinde ihren allumfassenden Vollanfang nicht in Jerusalem (Apg. 2), sondern in Cäsarea (Apg. 10), noch genauer im Hause Simons des Gerbers in Joppe, genommen hat. (Wo Petrus seine grundlegende Offenbarung bekam (Apg. 10, 5). Abgeschlossen wurde diese Übergangszeit zuletzt durch die Offenbarungen an Paulus, dem in besonderer Weise die lehrhafte Entfaltung dieses Geheimnisses (Eph. 3, 1‑7) und die evangelistische Verkündigung der Heilsbotschaft in der Völkerwelt anvertraut war (Eph. 3, 8), »Den Juden zuerst« und dann auch die Griechen ‑ das war, wie die Missionspraxis des Paulus im einzelnen, so auch der allgemeine Gang der Heilsgeschichte in der Gesamtheit (Röm. 1, 16; Apg. 13, 46).

Zugleich aber bedeutet die Gleichstellung der Heiden mit dem alttestamentlichen Bundesvolk die Ausschaltung der jüdischen Vorrechtstellung und die Beiseitesetzung Israels als Nation (Röm. 11, 25). (Vom Standpunkt der nationalen Heilsgeschichte Israels aus gesehen ist das gegenwärtige Zeitalter also eine »Einschaltung«).

Nun können die Heiden aus dem offenen Heilsbrunnen trinken, ohne vorher die jüdische Schöpfberechtigung erlangt zu haben. Israel ist zum Teil »Verstockung« widerfahren (Röm. 11, 25), doch sein »Fall« ist der »Reichtum der Welt« (Röm. 11, 11). Die »Fernen« sind »nahe« geworden (Eph. 2,11); die gläubigen Heiden sind gleichberechtigt mit den gläubigen Juden. Sie sind »Miterben, Mitleib und Mitteilhaber der Verheißung« (Eph. 3, 6). Sie sind »Mitbürger der Heiligen« (Eph. 2, 19), ihrer »geistlichen Güter mitteilhaftig« (Röm. 15, 27) und mit ihnen zusammen der »eine neue Mensch«, der »Leib« Christi (Eph. 2, 16). In der Gemeinde aber herrscht nun kein Unterschied mehr.

III. Das »Geheimnis« der Berufung

Kein alttestamentlicher Prophet hatte je diesen Wunderbau klar geschaut (1. Petr. 1, 10; Matth. 13, 17). Obwohl ewig »in Gott« beschlossen (Eph. 3, 9), war sein Aufbau »von den Äonen her« als »Geheimnis« verschwiegen (Röm. 16, 25; Eph. 3, 5; 1. Kor. 2, 7). Nirgends ist darum auch im Alten Testament die Gemeinde in ihrem neutestamentlichen Charakter unmittelbar zu finden.

Erst seit Pfingsten  . . . war das Geheimnis der neutestamentlichen Zusammensetzung der Gemeinde, »den Menschenkindern kundgetan« (Eph. 3, 5).  . . .

Aber genau genommen ist das »Christusgeheimnis« von Eph. 3 nicht die Gemeinde an sich, sondern die gleichberechtigte Zugehörigkeit der gläubigen Heiden innerhalb der Gemeinde: »Daß die aus den Nationen mit den Gläubigen aus Israel Miterben seien und Mitleib und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christo Jesu« (Vers 6).

Paulus sagt, er habe dies Geheimnis soeben beschrieben, und schaut damit auf Eph. 2, 13‑19 zurück. Auch dort hatte er von der Unterschiedslosigkeit zwischen Juden und Heiden hinsichtlich der Heilszulassung und der Gleichberechtigung dieser beiden als geistlicher Einheit in dem »e i n e n Leib« Christi, dem »e i n e n neuen Menschen«, gesprochen, so daß nunmehr, nach dem »Abbrechen« des Gesetzes, dieser »Zwischenwand der Umzäunung«, die einst »fernen« Heiden »nahegebracht« sind und, zusammen mit den »Nahen«, den christusgläubigen Israeliten, eine organische Einheit untereinander und mit Christo bilden. Das »Christusmysterium« hier ist also nicht die Existenz des mystischen »Christus« an sich, d. h. die Existenz des Organismus der Ekklesia, auch nicht einmal die organische Einheit der »Glieder« untereinander und mit dem »Haupt«, sondern die unterschiedslose Teilnahme der Heiden an dieser Ekklesia. Es bezieht sich also weniger auf die gläubigen Juden als auf den heidenchristlichen Teil der Ekklesia. Daß die Judenchristen mit dem Erlöser in einem organischen Lebensverhältnis sein würden, hatte Christus selbst schon vorher gesagt mit dem Bild eines »Weinstocks« (Joh. 15, 1). Nicht aber auf das Bild, sondern die übersinnliche, geistliche Realität kommt es an, und diese ist von Christus klar ausgesprochen worden.

Ausgehend von der Stelle Eph. 5, 32 ist gelehrt worden, Paulus bezeichne die Gemeinde selbst als »das große Geheimnis«. Dies ist, genau genommen, jedoch hier nicht der Fall. Das »Geheimnis«, von dem der Apostel hier spricht, ist nicht die Gemeinde, sondern die Liebesbeziehung zwischen der Gemeinde und Christus, die im Verhältnis der Ehe ihr menschliches Abbild hat. »Deswegen wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein. D i e s e s Geheimnis ist groß. Ich aber sage es in bezug auf Christus u n d die Gemeinde.«  . . .

Und wenn auch in der Gegenwart die Völkerwelt tobt, wenn in Israel das »Geheimnis« der Verstockung« (Röm. 11, 25) und in den Nationen das »Geheimnis der Gesetzlosigkeit« wirkt (2. Thess. 2, 7; Off. 17, 5): Das Ziel ist gewiß: Gott wird einst alles unter ein Haupt zusammenbringen (Eph. 1, 9; 1. Kor. 15, 28). Dies ist das »Geheimnis seines Willens« (Eph. 1, 9), sein einst ewig triumphierendes Endziel (Phil. 2, 10). Bis dahin aber predigen wir den gekreuzigten Christus . . . (2. Kor. 2, 14).  . . .

Der Glaube aber ist der Schlüssel zu all diesen Geheimnissen Gottes. Für ihn sind die »Geheimnisse« keine bloßen Verborgenheiten mehr; denn »der Geist erforscht alles, auch die Tiefen der Gottheit« (1. Kor. 2, 10).

IV. Der Eintritt in die Berufung

Wunderbar ist die Erlösung. Wunderbar ist auch der Eintritt in das Heil. Der Sünder erlebt alle drei Ämter des Erlösers in ihrer eigenen, geschichtlichen Reihenfolge:

Zuerst erlebt er das Prophetische:

1. Die Hinführung zum Heil, die Berufung durch sein Wort und die Erleuchtung durch seinen Geist. »Der Glaube kommt aus der Predigt« (Röm. 10, 17). Der unter der Anklage des aufgerufenen Gewissens erschrockene, unter dem Wort Gottes zusammengebrochene Mensch darf im Evangelium von Christo das Heilsangebot erkennen. Dann kommt das Priesterliche, das Erlebnis von Golgatha.

2. Der Eintritt in das Heil durch Bekehrung und Wiedergeburt. Der Sünder empfängt die Vergebung seiner Schuld auf der Grundlage des priesterlichen Opfers, wird erneuert (Tit. 3, 5) und umgewandelt (1. Kor. 6, 11), und »aus Gott geboren« (1. Joh. 3, 9).

Wiedergeburt ist darum der eigentliche Eintritt in die Erlösung (Tit. 3, 5). Sie ist das Gegenstück zur Menschwerdung Christi, die Mitteilung seines Lebens an uns, die Toten (Kol. 1, 27). Nur in ihr werden wir »neue« Menschen (Eph. 4, 24; Kol. 3, 10).

Aber die Wiedergeburt ist unzertrennbar mit »Bekehrung« verbunden (Apg. 3, 19). Wiedergeburt ist die göttliche, Bekehrung die menschliche Seite desselben Erlebens. Beides erlebt der Mensch gleichzeitig; aber die Bekehrung ist die Bedingung der Wiedergeburt, und die Wiedergeburt ist die göttliche Antwort auf die Bekehrung. Die Bekehrung ist gleichsam die letzte Tat des alten, die Wiedergeburt die erste Erfahrung des neuen Menschen. Für die Bekehrung ist der Mensch verantwortlich; die Wiedergeburt ist Gottes Werk.  . . .

 

Die Buße ist eine Dreieinheit:

im Verstand ‑ Erkenntnis der Sünde,
im Gefühl – Schmerz und Trauer,
im Willen – Sinnesänderung (grch. metanoia) und Umkehr.

Auch der Glaube ist eine Dreieinheit:
im Verstand – das Überzeugtsein von der vollbrachten Erlösung,
im Gefühl ‑ das Vertrauen auf die rettende Liebe,
im Willen ‑ die Hingabe an den persönlichen Heiland.

So ist der Glaube die Hand des Menschen, die die Hand Gottes ergreift, keine Gefühlssteigerung, keine Selbstzerquälung, kein Abbüßen der Schuld, sondern ein persönliches Verhältnis zu Christus (Joh. 6, 29), ein bewußtes Annehmen seiner Gnade.

Erst dann, wenn dies alles vorhanden ist, kann das Erlebnis des königlichen Amtes beginnen:

3. Die Bewahrung und Weiterführung im Heil, die »Heiligung«. Wer »gerechtfertigt« ist, ist noch nicht »fertig gerecht«. Die »Heiligen« Gottes müssen »geheiligt« werden. Der in der Wiedergeburt eingepflanzte »neue« Mensch im Menschen soll als ein Ausgangs‑ und Keimpunkt den ganzen Menschen erobern. Nur so kann der Erlöser die Verklärung vollenden.

Alle Seelen, die diese Heilsordnung erfahren, stehen im »Lebensbuch des Lammes«. Sie sind
zuvorerkannte Menschen ‑ denn das Lebensbuch besteht »seit Grundlegung der Welt« (Off. 13, 8; 2. Mose 32, 32)
bluterkaufte Menschen ‑ denn es ist das Buch des »Lam­mes« (Off. 21, 27)
wiedergeborene Menschen ‑ denn es ist das Buch des »Le­bens« (Off. 20,:15)
glückselige Menschen ‑ denn ihre Namen stehen im Him­mel (Luk. 10, 20)
heilige Menschen ‑ denn alle Eingeschriebenen werden »heilig« heißen (Jes. 4,3)
zeugenfrohe Menschen ‑ denn sie trotzen selbst dem Anti­christ (Phil. 4,3)
siegreiche Menschen ‑ denn sie sind Über‑winder (Off. 3, 5)
verherrlichte Menschen ‑ denn sie gehen ein in die himmli­sche Stadt (Off. 21, 27).

2. Kapitel. DER VÖLKERAPOSTEL

Von besonderer Bedeutung für die Berufung der Gemeinde war Paulus. Er war ‑ kirchengeschichtlich gesehen ‑ bei aller Wertschätzung der anderen, »der Erste nach dem Einen«. Jesus war der »Eine«, der Grundlegende, Unvergleichliche, Unübertreffbare. Paulus war der »Erste«, der Herold, der Hauptbahnbrecher des Evangeliums in den Weiten der Völkerwelt.

I. Seine missionarische Sendung

Vier äußere Kennzeichen sind die besonders charakteristischen Merkmale seiner Missionstätigkeit.

1. Paulus war Heidenmissionar. Das war er in harmonischem Unterschied zu den Aposteln der Beschneidung (Gal. 2, 7‑10; Apg. 15). Ihm war es in besonderer Weise gegeben, »den unausforschlichen Reichtum Christi unter den Nationen zu verkündigen« (Eph. 3, 1; Kol. 1, 25 ‑ 27).

2. Paulus war Pioniermissionar. Als solcher hatte er die Heilsbotschaft in immer neue Länder einzuführen. Darum geht er vornehmlich dahin, wo das Evangelium noch nie vorher bezeugt worden war. Die eigentliche evangelistische Durcharbeitung seiner Missionsgebiete überließ er den neu gewonnenen Gläubigen. Seine Aufgabe bestand darin, Lichtzentren zu schaffen, das heißt, missionarisch gesinnte Ortsgemeinden ‑ meist in den Hauptstädten ‑, die das Licht des Evangeliums hinauszustrahlen hatten in die sie umgebenden Landesteile. War ein solches Zentrum entstanden, so zog Paulus weiter. Dann hatte er, trotz Hunderttausender umwohnender Heiden, in dem betreffenden Land »nicht mehr Raum« (Röm. 15, 23), sondern hatte in ihm »das Evangelium des Christus völlig verkündigt« (Röm. 15, 19). Alles andere war ihm, von dieser seiner besonderen Dienstberufung aus, ein »Bauen auf eines andern Grunde« (Röm. ‑15, 20). Im ganzen ist Paulus über 25 000 Kilometer gereist.

3. Paulus war Großstadtmissionar. Die Mittelpunkte seiner Missionstätigkeit waren die hellenistischen, großen Kulturzentren. Namen wie Antiochia, Troas, Philippi, Thessalonich, Athen, Korinth, Ephesus beweisen dies zur Genüge. Daher auch sein Streben nach Rom, der »Versammlung des Erdkreises«, der Metropole des Weltreichs (Röm. 1, 11; 15, 23).  – Während Jesus, der die meisten seiner Reden unter freiem Himmel zu Bauern und Kleinstadtbewohnern hielt, eine mehr ländliche Bildersprache gebraucht, hat Paulus, der Großstadtmissionar, in ausgesprochenem Maße eine Großstadt-bildersprache. Er will nicht nur ganz allgemein »den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche« sein, sondern auch ganz insbesondere den Großstädtern ein Großstädter.
Jesus spricht mehr von den Vögeln des Himmels, den Lilien auf dem Felde, dem Hirten, dem Sämann, dem Erntefeld, Paulus aber mehr von dem Freispruch des Richters, dem Schuldenerlaß des Gläubigers, der Waffenrüstung des Soldaten, ja, er zieht sogar Vergleiche aus dem Sport‑ und Theaterleben heran (Phil. 3, 14). Alles soll ihm eben helfen, den Großstädtern das Evangelium klarzumachen und ihre Herzen zu erreichen.

Daher seine zentralen Hauptbilderkreise, die alle dem Juristischen entstammen: der Freispruch, der Loskauf, der Schuldenerlaß, die Adoption. Auch für die Weltanschauung, Dichtkunst und Philosophie seiner nichtchristlichen Großstadtumgebung hat er ein offenes Auge (Apg. 17, 16‑29), ja sogar für die örtlichen Besonderheiten an Religion und Kultur. So wie er in Athen zu den Athenern von »ihrem« Altar spricht (Apg. 17, 23), so weist er die Korinther auf die bei Korinth stattfindenden »Isthmischen Spiele« hin (l. Kor. 9, 24‑27). Paulus war eben kein papierner Dogmatiker, kein Büchergelehrter und weltfremder »Theologe«, sondern er war ein für seine Zeit durchaus moderner Mensch, ein Mann aus der Großstadt (Tarsus, Apg. 21, 39).

4. Paulus war Hafenstadtmissionar. Überblickt man aber diese Großstädte genauer und insbesondere ihre geographische Lage und Bedeutung, so erkennt man: In der Hauptsache ist die Welt des Apostels da zu suchen, wo der Seewind weht. Besonders ist es der Ägäische Bezirk, dessen rund herum liegende Hafenstädte von seiner Missionstätigkeit erfaßt wurden. Der Grund war offensichtlich. Hafenstädte waren schneller zu erreichen als tief im Landinneren gelegene Provinzstädte. Auf dem Seewege kam man rascher und zuverlässiger vorwärts. So fuhr man z. B. in vier Tagen von Spanien, in zwei Tagen von Afrika nach Rom‑Ostia (nach Plinius). Zwischen Alexandria und Kleinasien bestand tägliche Schiffsverbindung.

Und in Hafenstädten war die griechische Weltverkehrssprache viel weiter verbreitet als sonst in der Welt. Damit aber fiel für den Bahnbrechermissionar das zeitraubende Hemmnis des Sprachenlernens fort, und der Siegeszug des Evangeliums konnte mehr als doppelt so schnell vorwärtsgehen.

Von Hafenstadtgemeinden konnte sich das Evangelium auch später, nach der Weiterreise des Apostels, viel schneller  ausbreiten als von Gemeinden mehr innergelegener Landbezirke. Durchreisende Kaufleute, Hafenbesucher, Seefahrer und sonstige Reisende, die bei einem solchen Hafenstadtaufenthalt vom Evangelium erfaßt worden waren, konnten, gleichsam ganz von selbst, auf ihrer Weiterreise oder nach ihrer Rückkehr in ihr Heimatland, zu immer neuen Bahnbrechern der Heilsbotschaft in stets neuen Ländern und Gegenden der Welt werden.

5. Die paulinische »Missionsstrategie«. Mit Recht hat man geradezu von einer »Missionsstrategie« des Apostels gesprochen. Alles ist so planmäßig, so grundsätzlich zweckdienlich, so von vornherein auf schnellste und ausgedehnteste Ausbreitung des Evangeliums angelegt, daß man eine zielbewußte Planung, die allen Missionsbewegungen des Apostels zugrunde gelegen haben muß, gar nicht verkennen kann.

Bei dem allen aber war nicht Paulus der Planende, sondern der Herr, dem er diente. Bezeichnend hierfür ist schon das Traumgesicht in Troas, durch das der Apostel, ohne eigenen Antrieb und selbständige Erwägungen, nach Mazedonien und Griechenland gerufen wurde (Apg. 16, 8‑11), so daß nunmehr, nur auf Grund göttlicher Weisung, nicht der Osten, sondern die westliche Völkerwelt zum Hauptschauplatz der Wunder des Evangeliums gemacht wurde. Es konnte aber auch geschehen und ist geschehen, daß Paulus gewisse Reisebewegungen geplant hatte, aber: »der Geist Jesu erlaubte es nicht« (Apg. 16, 6), und Paulus folgte der göttlichen Initiative. So ist es durchaus richtig, von einer Missionsstrategie im Leben des Paulus zu reden; aber der Missionsstratege war nicht Paulus, sondern Christus, der Herr der Mission. Christus war der Führende, Paulus der Ausführende; Christus war der Feldherr, Paulus sein Soldat (2. Tim. 2, 3; 4; 2. Kor. 6, 7; Eph. 6, 10‑20).

Zu diesen mehr äußeren Kennzeichen seiner Missionstätigkeit treten noch innere Wesenszüge seiner Lehrverkündigung.

II. Seine lehrmäßige Botschaft

1. Der heilsgeschichtliche Ausgangspunkt. Im Zentrum der Menschheits-geschichte steht Jesus Christus. Zwar in Israel geboren, war er doch »Heiland der Welt« (Joh. 4, 42). In ihm gelangt die Abrahamsverheißung vom Segen für alle Völker zur Vollendung (1. Mose 12, 3). Der vorübergehend eingeschaltete Nationalismus der alttestamentlichen Offenbarung wird durch Christus und sein Werk zum Universalismus der neutestamentlichen Heilsbotschaft ausgeweitet. Das Kreuz ist, als Erfüllung der alttestamentlichen Opfer, zugleich Abschaffung des Priestertums und des Gesetzes (Hebr. 10, 10‑14) und damit Aufhebung der trennenden »Zwischenwand« zwischen Israel und den Weltvölkern. Jetzt ist das Heil für alle offen.

Diese weltumfassende Bedeutung des Kreuzes trat erst nach Pfingsten geschichtlich klar in die Erscheinung. Das epochemachende Hauptereignis in dieser Entfaltung von Golgatha ist die Sendung des Petrus zu Kornelius in Cäsarea. Darum ist es in der biblischen Geschichtsdarstellung zugleich das am ausführlichsten geschilderte Geschehnis der ganzen Apostelzeit. In den Ereignissen selbst ist eine auffallende Häufung übernatürlicher Geschehnisse: das Gesicht des Kornelius, das dreiteilige Gesicht des Petrus, die Geistesausgießung und die Bewirkung des den Geistesempfang begleitenden Sprachenredens. Dies alles zeigt, welch großes Gewicht in diesen Ereignissen liegt und welche hohe Bedeutung der Geschichtsschreiber in der Ausführlichkeit seiner Darstellung ihnen zuschreibt.

Hier wird zum allerersten Mal ein Vollheide ohne Gesetz und Beschneidung, das heißt, ohne Anschluß an Israel, nur auf Grund seines Glaubens an das vollbrachte Werk Christi, des Heiligen Geistes teilhaftig, getauft und in die Gemeinde aufgenommen. Damit wird das, was auf Golgatha grundsätzlich eingeführt war, zum erstenmal geschichtliche Wirklichkeit. Damit ist die Unterschiedslosigkeit zwischen Juden und Heiden vor Gott ausgesprochen, die Sonderstellung Israels beiseitegesetzt und die Gemeinde statuiert. Das Gesicht des Petrus in Joppe und seine Sendung zu Kornelius in Cäsarea sind also der Beginn eines vollständig neuen Typs des Christentums, nämlich des völkerchristlichen, gesetzesfreien Typs, der nun ebenbürtig zu dem judenchristlichen Urtypus hinzutritt. Damit ist gleichzeitig zum erstenmal die neue Heilsgemeinschaft in dieser übernationalen, heilsgeschichtlich universalen Weite in Erscheinung getreten.
Hier zum erstenmal ist der Grundsatz geschichtlich bestätigt, daß Gott zwischen Juden und Heiden »keinen Unterschied« macht (Apg. 15, 9) Dies beweist der Satz des Lukas: »Die Apostel aber und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, daß auch die Nationen das Wort Gottes angenommen hätten« (Apg. 11, 1). Hier zeigt der Ausdruck »die Nationen«, daß man das Ereignis sofort als ein Prinzip im Großen erkannte, das zugleich allen Heiden gelte.  . . .

Darstellung und Erweiterung dieses dem Petrus in klarer Form zum erstenmal geoffenbarten Geheimnisses und der damit zusammenhängenden neu entstandenen heilsgeschichtlichen Grundfragen war der lehrhafte Sonderauftrag des Paulus. Dazu kam noch Hinzufügung weiterer auf das Wesen und die Vollendung dieser Gemeinde sich beziehender Einzeloffenbarungen. …

So war Paulus zwar nicht der erste, dem das Geheimnis der Gemeinde in dieser ihrer neutestamentlichen Zusammensetzung kundgetan ward; dennoch wurde es ihm später noch durch direkte Sonderoffenbarung vom Herrn selbst mitgeteilt (Gal. 1, 11; Eph. 3, 3ff.). Dies war notwendig um der Selbständigkeit seines Dienstes willen und der Autorität seines Heidenapostolats. Dann aber hat er, unter der Leitung des Geistes, diese neue, große Wahrheit viel weiter und tiefgehender beschrieben als alle anderen vor oder nach ihm und ist in diesem Sinne nicht nur der Hauptherold Jesu Christi für die Völkerwelt, sondern zugleich auch der Hauptlehrer und Prophet für die Gemeinde geworden.

2. Die Zentralwahrheiten der Paulusbriefe. Im Mittelpunkt der paulinischen Botschaft steht Jesus Christus, und zwar er als der gekreuzigte und auferstandene Heiland. Sein Sühnwerk am Kreuz bringt die Tilgung unserer Sünden. Sein Leben in der Herrlichkeit ist die Kraftquelle unserer Hei­ligung. Seine »Ankunft« (Parusie) und »Erscheinung« (Epiphanie) ist das Ziel unserer Erwartung. Durch »Buße« und »Glau­ben« tritt der Sünder in seine Gemeinschaft, wird geistlich »auferweckt« und »lebendig gemacht«. Die Geschichte seines Heilands ist nun seine eigene Geschichte. Er ist »mitgekreuzigt«, »mitbegraben«, »mitauferstanden« und »mit ihm ins Himmlische versetzt« (Röm. 6; Eph. 2). So ist der erlöste Erdenmensch »im Himmel« (Phil. 3, 20) Ein Christ ist ein »Mensch in Christo« (2. Kor. 12,2).

Das Kreuz ist für Paulus also keine bloße Geschichtstatsache der Vergangenheit, sondern stets schaut er das Kreuz mit der Auferstehung zusammen. Ohne die Auferstehung ist das Kreuz für ihn kraftlos und leer, ja, Zusammenbruch und Niedergang, ja, katastrophalste Tragödie (1. Kor. 15, 14‑19). Nie hat er behauptet, daß er nur das »Kreuz« verkündige, wohl aber, daß er »den Gekreuzigten« bringe. Ihn aber dann allerdings auch ganz allein: nicht ein Ereignis, sondern eine Person, nicht rein Vergangenes, sondern einen ewig Gegenwärtigen, eben Christus, den Erhöhten, der auch in der Herrlichkeit ewig mit seiner Kreuzeserfahrung zusammengeschaut wird (vgl. Off. 5, 6).

Das ist paulinische Kreuzestheologie. Sie bewegt sich auf dem Boden der Auferstehung. Karfreitag wird im Sonnenglanz des Ostermorgens geschaut.

Diese Sonne strahlt dann in alle Welt. »Wenn ich erhöht sein werde, will ich sie alle zu mir ziehen« (Joh. 12, 32), hat Christus selber gesagt, das heißt »Juden und Heiden, ohne Unterschied der Nation«. Damit ist die Tür geöffnet für die Weltmission des Evangeliums.

Zum erstenmal tritt dies in offensichtlicher Form im Haus des Vollheiden Kornelius geschichtlich zu Tage. Das trennende Gesetz ist, als erfüllt, beiseitegetan.

Grundsätzlich ist also im Erlösungswerk Christi und der zu den Vorgängen im Haus des Kornelius führenden Petrusoffenbarung die Aufhebung der Beschneidung und des Gesetzes enthalten. Wenn aber seit Apostelgeschichte 10 Gesetz und Beschneidung tatsächlich nicht mehr Bedingung zum Eintritt in das Heil und die Heilsgemeinschaft sind, so entstand ganz von selbst die große Frage: »Wozu nun das Gesetz?«
Da ist es Paulus gewesen, der dies Problem behandelt und lehrhaft aufgeklärt hat: Das Gesetz ist als Aufdecker der Sünde (Röm. 3, 20; 7, 7) ein »Zuchtmeister auf Christus« hin (Gal. 3, 24), indem es dem Sünder seine Schlechtigkeit und Ohnmacht und damit die Notwendigkeit eines göttlichen Erlösers zeigt. Mit Seinem Erscheinen kann es darum verschwinden, und so folgt aus dem alttestamentlichen Zweck des Gesetzes die neutestamentliche Gesetzesfreiheit. Christus ist, als das »Ziel« des Gesetzes, zugleich auch sein »Ende« (Röm. 10, 4). Dies ist das Grundthema der Kernstücke des Römer- und Galaterbriefes, besonders Römer 1 bis 8, und Galater 2 ‑ 4.

Ferner lag in der praktischen Gleichberechtigung der Hei­denseit Apostelgeschichte 10 die tatsächliche Beiseitesetzung Israels als Nation. Von nun an hatten die Juden keine heilsgeschichtliche Vorrangstellung mehr, und die Frage mußte sich notwendig ergeben: »Hat Gott denn sein Volk nun verstoßen?« Auch dies ist von Paulus behandelt worden, und zwar in jenem heilsgeschichtlichen Mittelstück des Römerbriefes (Römer 9 – 11), das uns in so einzigartiger Weise in Gottes Weltregierungspläne hineinschauen läßt.

Gottes Handeln ist frei; darum hat Israel kein Recht, etwas von ihm zu erzwingen (Röm. 9).
Gottes Handeln ist gerecht; darum muß sich Israel wegen seiner Schuld unter sein Gericht beugen (Röm. 10).
Gottes Handeln ist segenbringend; darum verwandelt er Israels Fall in Segen für die Welt und einst in volles Heil für es selber. Er wird sein Volk wieder annehmen.

Und wenn weiter grundsätzlich durch Golgatha und praktisch in Apostelgeschichte 10 alle menschlichen religiösen Leistungen als Voraussetzung für das Heilserleben ausgeschaltet waren, so daß ein Vollheide ohne vorangegangene, offenbarungsgemäß geordnete Gottesverehrung, allein durch den Glauben an Christus, zum Heil und zur Gemeinde gelangen konnte, so war damit zugleich die Frage nach dem Wert alles mensch­lichen, religiösen Tuns überhaupt, aufgerollt.
Und auch hier war es Paulus, der die Antwort gegeben hat. Dies geschieht in seiner Lehre von der freien Gnade, von der Rechtfertigung ohne Gesetzeswerke, nur auf Grund des Opfers Christi, allein durch den Glauben. Dies ist das Herz und das Zentrum der ganzen paulinischen Botschaft, das große Generalthema im Römer‑ und Galaterbrief. »So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben« (Röm. 3, 28).

Die Art der Behandlung dieser Frage ist bei ihm mitbestimmt durch seine grundsätzliche Stellung zum religiösen Judentum. Daher der scheinbare Widerspruch zu Jakobus (Röm. 3, 28 vgl. Jak. 2, 24). In Wirklichkeit handelt es sich nicht um einen Widerspruch, sondern einen harmonischen Gegensatz. Dieser erklärt sich durch den Entwicklungsgang und die vorangegangene Lebensführung beider Apostel. Paulus, der ehemalige, werkgerechte Pharisäer, sieht das Werk und die Lehre Christi in ihrem großen Gegensatz zum Pharisäismus, das heißt, zum falschen J u d e n t u m.

Jakobus dagegen, der Bruder des Herrn (Gal. 1, 19), also großgeworden im engsten Kreis der Familie Jesu, das heißt, in einer Umgebung von echten Israeliten ohne Falsch, im Kreis des messiasgläubigen, getreuen »Überrests«, stellt das Werk und die Lehre Christi dar als die Vollendung des wahren Judentums. Daher betont Paulus bei der Rechtfertigungslehre ihre Freiheit von allen toten, gesetzlichen Werken; Jakobus dagegen hebt hervor, daß wahre Rechtfertigung zugleich neues Leben ist und sich daher durch lebendige Werke offenbart. Paulus schaut also verneinend den Gegensatz zum falschen Judentum; Jakobus betont bejahend die Verbindung mit dem wahren Judentum.
Daher spricht Paulus von der Freiheit vom Gesetz, Jakobus dagegen vom «Gesetz der Freiheit« (Jak. 1, 25; 2, 12). Aber im Tiefsten betreiben beide dieselbe Wahrheit. Auch Paulus betont die Notwendigkeit der Glaubenswerke (Gal. 5, 6; Tit. 2, 7; 3, 1; 1. Kor. 7, 19). Überhaupt, was Paulus bekämpft, ist nicht so sehr die Ausübung alttestamentarischer Gesetzeseinrichtungen an sich, als vielmehr das falsche Motiv dabei. Nur dann bekämpft er Beschneidung, Sabbatfeier usw., wenn man darin Rechtfertigungs- oder Heiligungsmittel erblickt, also in den pharisäischen M i ß b r a u c h des Gesetzes fällt (Gal. 5, 2; Kol. 2, 16ff. vgl. 1. Tim. 1,8). Sonst stellt der Apostel die Sabbatfeier frei (Röm. 14, 5), ja kann sogar selber die Beschneidung ausüben (eben als jüdische, nationale S i t t e, Apg. 16, 3) und mosaische Opfergesetze auf sich nehmen (Apg. 21, 26; 18,18), wenn es gilt, damit ein Seelengewinnungsmittel zu schaffen (»um der Juden willen«, Apg. 16, 3; 21, 24b; 1. Kor. 9, 20).

Und schließlich: Wenn diese beiden, die Juden und die Hei­den, in gleichberechtigte Heilsgemeinschaft hineingestellt waren, so entstand notwendig die Frage nach ihrem Verhältnis zueinander und ihrem gemeinsamen Verhältnis zu ihrem gemeinsamen Erlöser. Und auch hierin ist Paulus der Hauptlehrer der Gemeinde. Er beschreibt diese Gemeinschaft unter dem Bilde eines Leibes: Christus ist das »Haupt« und die Erlösten seine »Glieder«. Hierbei ist Paulus der einzige Schreiber des Neuen Testaments, der dies Bild vom»Leib Christi« gebraucht. Er tut dies am ausführlichsten im Epheser- und Kolosserbrief, aber auch im ersten Brief an die Korinther.

So ergeben sich aus Golgatha und der Petrusoffenbarung in Joppe vier neue, große heilsgeschichtliche Grundfragen:

die Frage nach dem Zweck des Gesetzes,
der Beiseitesetzung und Hoffnung Israels,
der Rechtfertigung ohne Gesetzeswerke und
der organischen Einheit der neuen Heilsgemeinschaft,

und in allen diesen Fragen ist Paulus der eigentliche Lehrer der Gemeinde gewesen.

Die Krönung findet dies noch durch das Letzte. Dem Mann, dem in besonderer Weise die Deutung des Anfangs der neutestamentlichen Gemeinde gegeben war, wird nun auch die Schau in ihrer Vollendung geschenkt. Das gehört mit zur göttlichen Logik. So wird Paulus der Prophet von der Hoffnung der Gemeinde:

Die Auferstehung der Gläubigen,
die Entrückung der Gemeinde,
der Richterstuhl Christi,
die Verklärung der Seinen,
ihre kommende Geistleiblichkeit

‑ das sind alles Grundfragen der christlichen Hoffnung, über die wir bei keinem anderen neutestamentlichen Schreiber so deutliche und ausführliche Belehrung empfangen, wie wiederum gerade bei Paulus. Das ist die Hauptbotschaft der beiden THESSALONICHERBRIEFE und des Auferstehungskapitels 1. KORINTHER 15.

Durch dies alles wird Paulus der Prophet der Heilsgeschichte.

In Jahrtausende umfassender Völker und Zeiten umspannender Schau überblickt er Äonen und Ökonomien. Er spricht von den Anfängen der heiligen Geschichte, von Adam, dem Stammvater der Menschheit, dem Gegenstück zu Christus (Röm. 5). Er spricht von der Zeit der Patriarchen, von Abraham, dem Vater und Urbild der Gläubigen (Röm, 4). Er deutet den Sinn der mosaischen Haushaltung, die anderthalb Jahrtausende des alttestamentlichen Gesetzes (Röm. 7; Gal. 3). Er spricht von der »Fülle der Zeit«, in der Christus erschien (Gal. 4, 4), von seinem Kreuz, seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt und Erhöhung (Eph. 1, 20). Er lehrt die Grundsätze der Gemeinde, ihre Berufung und Stellung, die Verherrlichung der Erlösten und ihr Offenbarwerden vor Christus (2. Kor. 5, 10). Er weissagt das Kommen des Antichristen, sein Wesen und seine Macht, seinen Sieg und seinen Sturz (2. Thess. 2). Und er erwartet das Erscheinen des Herrn und die Aufrichtung seines Reiches (2. Thess. 2, 8; 1. Thess. 2, 12). Über dies alles aber geht schließlich sein Blick hinaus in die Ewigkeit, zum Jerusalem droben (Gal. 4, 26), zum Kommen der letzten Vollendung, zum Anbruch des Tages Gottes, »wo auch der Sohn selbst dem unterworfen sein wird, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles sei in allem« (1. Kor. 15, 28).

In dem Ganzen aber ist ihm Christus die strahlende Zentralsonne. Nur »in« Ihm, dem Lebendigen, sind alle Lebensquellen offen. Das kleine Wörtchen »in Christo«, das in seinen Briefen über 160 mal vorkommt, ist geradezu das Schlüssel- und Kernwort seiner ganzen Heilserfahrung und Lehrverkündigung. Nur für Ihn will er leben. Nur ihn will er bezeugen, nur Ihn als die größte Gottesgabe der Völkerwelt verkünden. Das ist seine Sendung. Als solcher ist er der Lehrer der Nationen, der Hauptapostel der Gemeinde, der Prophet der Heilsgeschichte, der Herold Jesu Christi, der Bannerträger des kommenden Königs.

II. Die Stellung der Gemeinde

1. Kapitel. DER GNADENHAUSHALT GOTTES

Vom hohen Stand der Ekklesia wollen wir reden. »Durch Herrlichkeit und Vollkommenheit berufen«, hat sie die »größten« Verheißungen in Besitz (2. Petr. 1, 3; 4). Gerade in dem »jetzigen« Zeitalter wird der »unausforschliche« Reichtum Christi verkündigt (Eph. 3, 8).

Zu »vielgestaltig« (Eph. 3, 10) sind die »himmlischen Segnungen« der Gemeinde (Eph. 1, 3), als daß sie durch eine einzige Beschreibung ausgedrückt werden könnten. Daher gebraucht der Geist Gottes die verschiedensten Bilder und Vergleiche, um so, wie durch ein Prisma, den Sonnenglanz ihres Ewigkeitslichtes in seine Einzelstrahlen zu zerlegen.

Zu allen drei Überpersonen des göttlichen Wesens steht die Gemeinde in Beziehung, zum Vater, zum Sohn und zum heiligen Geist. In ihrer Beziehung zu Gott ist sie ein »Haushalt«. Gott ist der »Vater« (Gal. 4, 6), und die Erlösten sind seine »Hausgenossen« (Gal. 6, 10). In ihren Pflichten sind sie seine »Sklaven« (1. Petr. 2, 16), in ihren Vorrechten seine »Söhne« (Röm. 8, 14)­

I. Die Sklavenstellung der Erlösten

Durch das Blut Jesu Christi »für Gott erkauft« (Off. 5, 9), nicht mit Silber oder Gold (1. Petr. 1, 18), sondern »um den Preis« seines Lebens (1. Kor. 6, 20), das »Lösegeld« von Golgatha (Matth. 20, 28; 1. Tim. 2, 6), sind die Erlösten nicht mehr ihrer selbst (1. Kor. 6, 19), sondern Sklaven Gottes (Röm. 6, 22) und Christi (Eph. 6, 6). Sie sind ewig sein Besitz (Tit. 2, 14), seine Werkzeuge, die er gebraucht.

II. Die Sohnesstellung der Erlösten

Aber noch höher geht Gottes Ratschluß des Heils. Die aus der Sklaverei der Sünde Befreiten sollen nicht nur seine Diener sein, die, vom Verderben erlöst, nun Täter seines Wohlgefallens sind; sondern er will sie zur Anteilnahme an ihm selber gelangen lassen, zum Teilhaftigwerden seiner göttlichen Natur (2. Petr. 1, 4). Sie sollen Kinder (Römer 8, 21), und Söhne (Hebr. 12, 23) sein.

1. »Kinder«. Dies und nichts Geringeres ist es, was die Heilige Schrift meint, wenn sie immer wieder von dem Geborensein der Erlösten aus Gott spricht; denn die Erhebung der Begnadigten in die Sohnesstellung ist nicht nur eine formelle Zu‑Söhnen‑Erklärung, eine rechtliche Erhöhung und Ernennung, gewissermaßen eine juristische Adoption, sondern eine tatsächliche Zeugung (Jak. 1, 18), ein wirkliches Umgeborenwerden, ein organisches Geborensein aus Gott (Joh. 3, 3; 1. Petr. 1, 23; Joh. 2, 29). »Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater bewiesen, daß wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es auch!« (l. Joh. 3, 1)

2. »Söhne«. Als solche aber sind sie zugleich »mündig«. Gerade dies ist der Hauptunterschied zur alttestamentlichen Zeit. Denn wohl war die »Sohnschaft« schon ein israelitisches Gut (Röm. 9, 4; 5. Mose 14, 1). Gerade Israel war, offenbarungsgeschichtlich, Gottes »erstgeborener Sohn« unter den Völkern (2. Mose 4, 22) Aber sie war damals noch im Zustande der Unmündigkeit und unterschied sich in nichts von der Stellung eines Sklaven. Das Gläubigwerden bedeutet für einen Israeliten sein Selbständigwerden vom »Erzieher«, das heißt seine Freiheit vom Gesetz (Gal. 4, 1‑5); und da nun in der Gemeinde zwischen Juden und Heiden »kein Unterschied« mehr besteht, sind auch die Gläubigen aus den Nationen derselben Freiheit teilhaftig.

2. Kapitel. DER UNAUSFOPSCHLICHE REICHTUM CHRISTI

Unendlich mannigfaltig sind die Beziehungen zwischen Christus und seiner Gemeinde, besonders

1. Lehren und Lernen (Jüngerschaft, Schule),
2. Führen und Folgen (Herde),
3. Herrschen und Gehorchen (Staatswesen, Volk),
4. Lieben und Wiederlieben (Braut, Weib),
5. Beleben und Belebtsein (Weinstock, Leib),
6. Gründen und Aufbauen (geistliches Haus),
7. Segnen und ein Segen sein (Priestertum, Tempel).

I. Lehren und Lernen

Christus ist der Meister, und wir sind seine Schüler (Matth. 23, 8). Er sagt: »Lernet von mir« (Eph. 4, 20). Die Gemeinde ist eine Schule, eine Jüngerschaft.

II. Führen und Folgen

Christus ist der Hirt, und wir sind seine Herde. Aus der israelitischen »Hürde« und den Hürden der Weltkultur hat er die Seinen zu »einer« Herde zusammengebracht (Joh. 10, 16).

Als der »gute« Hirte läßt er sein Leben für seine Schafe (Joh. 10, 12) und als der »große« Hirte ist er der Auferstandene, kraft des Blutes des ewigen Bundes (Hebr. 13, 20)

III. Herrschen und Gehorchen

Christus ist der HErr, und wir sind seine »Diener«. Die Erlösten sind ein »Volk«. Die Gemeinde ist ein Staatswesen. Ihr »Bürgertum« ist im Himmel (Phil. 3, 20). Das »Reich Gottes« soll sie offenbar machen (Röm. 14, 17). Darum predigt sie das »Reich« (Apg. 20, 25; 28, 31)­.

Zum Reich gehört ein Gesetz, zum »Reich des Sohnes« das »Gesetz Christi« (Gal. 6, 2). Darum ist »Glauben« zugleich »Gehorchen«, und »Vertrauen« ist zugleich »Treue«. Gerade Paulus, der Apostel der Freiheit, spricht vom »Halten der Gebote« (1. Kor. 7, 19). Unglaube ist ihm dasselbe wie »Ungehorsam«. Die Bekehrung ist ihm ein Gehorsams‑ und Unterwerfungsakt (Apg. 26, 19), die Evangeliumsverkündigung ein Buße‑Gebieten (Apg. 17, 30)! Vom »Gesetz der Sünde und des Todes« erlöst (Röm. 8, 1) und auch vom mosaischen Gesetz frei (Röm. 3, 21), ist der Gläubige nun nicht etwa »ohne Gesetz« (Gal. 5, 13), sondern »Christo gesetzmäßig unterworfen« (1. Kor. 9, 21). Er hat das »Gesetz Christi« zu erfüllen und im »Glaubensgehorsam« zu wandeln.

Dieses neutestamentliche »Gesetz« ist

seinem Ursprung nach ‑ Gesetz »Christi« (Gal. 6, 2),
seinem Wesen nach ‑ Gesetz der »Freiheit« (Jak. 1, 25),
seinem Inhalt nach ‑ Gesetz der »Liebe« (Röm. 13, 8-10)
seiner Kraft nach ‑ Gesetz des »Geistes« (Röm. 8, 2),
seinem Wert nach ‑ das »vollkommene Gesetz« (Jak. 1, 25),
seiner Würde nach ‑ das »königliche Gesetz« (Jak. 2, 8).

Im Alten Testament stand der Mensch dem Gesetz Gottes als natürlicher Mensch gegenüber; er war »im Fleische«; daher die Kraftlosigkeit des Gesetzes (Röm. 8, 3. Im Neuen Bund aber ist er ein neuer Mensch; er ist »im Geiste«; daher sein Sieg (Röm. 8, 1‑4).

Im Alten Bund trat das Gesetz an den Menschen von außen heran, auf »steinernen Tafeln«, als Buchstabe, der da tötet (2. Kor. 3, 3). Im Neuen Bund ist es ihm in den Sinn gegeben (Hebr. 8, 10), geschrieben auf »fleischer­ne Tafel des Herzens und mit dem Geist des lebendigen Gottes«. So ist die Gemeinde ein wunderbares Volk, eine »heilige Nation« (1. Petr. 2, 9):

ihr Gebieter ist ‑ der HErr Christus (Jud. 4),
ihr Gesetz ‑ sein Wille (Gal. 6, 2),
ihr Reichtum ‑ seine Herrlichkeit (Eph. 3, ‑16),
ihr Ruhm ‑ seine Ehre (1. Kor. 1, 31),
ihre Volksgemeinschaft ‑ seine Liebe (Joh. 13, 34),
ihr Gebiet ‑ die ganze Erde (Röm. 10, 18),
ihre Hauptstadt  ‑ das himmlische Jerusalem (Gal. 4, 26).

IV. Lieben und Wiederlieben

Christus ist der Bräutigam, und die Gemeinde ist seine Braut (2. Kor. 11, 2). Christus ist der Eheherr, und sie ist sein Weib (Eph. 5, 31). Als Braut hat sie die reine und wartende Liebe, als Weib die besitzende und genießende Liebe. Wie Eva aus Adam war, als dieser von Gott in tiefen Schlaf versenkt worden war (1. Mose 2, 21; 1. Kor. 11, 8), so kommt die Gemeinde von Christus her, der als der Auferstandene den Todesschlaf überwunden hat.

Darum bezieht Paulus das Begrüßungswort des ersten Adam auf Christus, den letzten Adam, und sagt: »Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein« (vgl. 1. Mose 2, 23) »Um deswillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter und seinem Weibe anhangen und werden die zwei ein Fleisch sein (vgl. 1. Mose 2, 24!). Das Geheimnis ist groß. Ich aber sage es in bezug auf Christus und die Gemeinde« (Eph. 5, 30‑32).

Wie wenn ein orientalischer Fürst auf dem Sklavenmarkt ein Sklavenmädchen sieht und, von plötzlicher Liebe entflammt, sie um teuren Preis kauft, um sie dann reinigen und in Prachtgewänder einhüllen zu lassen (Esther 2, 3) und sie zuletzt als sein Weib auf den königlichen Thron zu erheben: also auch Christus und die Gemeinde. Er hat sie »geliebt«, sie, die einstige Sklavin der Sünde, hat sich dann selbst für sie als Kaufpreis »dahingegeben«, »reinigt« sie nun durch die Waschung mit Wasser durch das Wort und wird sie dereinst »sich selbst verherrlicht darstellen«, ohne Flecken und Runzeln, das heißt in Heiligkeit und ewiger Jugendschönheit (Eph. 5, 25‑27). So haben wir im Bilde der Ehe das ganze Werk Christi für seine Gemeinde:

ihre Erwählung ‑ durch seine Liebe (Eph. 5, 25a),
ihre Erlösung ‑ durch seine Hingabe (Eph. 5, 25b),
ihre Heiligung ‑ durch seine Herrschaft (Eph. 5, 26; 24; 33),
ihre Verherrlichung ‑ durch seine Wiederkunft (Eph. 5, 27).

Wie schon Augustinus sagt: »Wen Gott verordnet hat vorder Welt, den hat er auch berufen von der Welt, gerechtfertigt in der Welt und wird ihn verherrlichen nach der Welt«.

V. Einheit des Lebens

Der Urgrund von allem aber ist die organische Lebensgemeinschaft der Gemeinde mit Christus. Schon im Bilde der Ehe deutet sie sich an: »Die zwei werden ein Fleisch sein … ; ich aber sage es in bezug auf Christus und die Gemeinde«. Auch hier hat das Neue Testament eine reichhaltige Bildersprache:

Christus ist der »Weinstock« und wir sind die Reben (Joh. 15, 1‑5). Christus ist das »Haupt«, und wir sind die Glieder (Eph. 1, 22). Die Gemeinde ist ein Baum, »gewurzelt« in ihm (Kol. 2, 7). Der einzelne ist eine Pflanze (1. Kor. 3, 6‑9), mit ihm »zusammengepflanzt« (Röm. 6, 5). Sie alle sind »in Christo«.

A. Die Beziehungen der Glieder zum Haupt

Das wichtigste Bild ist das des Leibes. Es wird ausschließlich von Paulus gebraucht. Es stellt, wie kein anderes, die Segnungen der Christusgemeinschaft dar:

1. Zugehörigkeit zu Christo: Die Gemeinde ist »sein« Leib (Eph. 1, 23).

2. Abhängiger Dienst: In einem Leibe regiert nur ein Wille, und das Haupt ist der Wille des Leibes (Kol. 1, 18).

3. Unmittelbare Gemeinschaft: Das einzelne Glied steht in direkter Beziehung zum Haupt. Kein Mensch oder Engel steht dazwischen (1. Tim. 2, 5; Kol. 2, 18). Darum gilt es, in allem das Haupt »festzuhalten« (Kol. 2, 19).

4. Liebe und Pflege: »Niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch Christus die Gemeinde« (Eph. 5, 29). »Er ist des Leibes Heiland« (Eph. 5, 23).

5. Belebung und Aufbau: Das Haupt ist für den Leib die Quelle der Selbstauferbauung. Schon im irdischen Leib ist die Seele das leibbildende Element (Phrenologie). So wächst auch der Leib Christi »aus« dem Haupt heraus sein gottgeordnetes Wachstum (Kol. 2, 19).

6. »Fülle« des Hauptes: Nicht als göttliche Person, wohl aber als »letzter Adam« wäre Christus nicht »vollständig« ohne seinen »Leib«; das Weizenkorn ohne die Frucht wäre »allein« (Joh. 12, 24). Ein Erlöser ohne Erlöste wäre kein »Erlöser« mehr. So ist die Gemeinde »die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt«, das heißt »die volle Ausgestaltung von Ihm, der alles in allem zu voller Ausgestaltung bringt« (Eph. 1, 23). Durch dies alles ist die Gemeinde

7. Das Offenbarungsmittel des Christuslebens. Schon im irdischen Leben ist der Leib das Kundgebungsorgan des Geistes. So soll auch im Geistlichen durch die Gemeinde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kundgemacht werden (Eph. 3, 10). Das erhöhte »Haupt« setzt durch seinen »Leib« sein heiliges Leben hier unten fort. Die Gemeinde ist»der Lebensraum Gottes in der Geschichte«, die Fortsetzung der Menschwerdung Christi auf Erden. Sie lebt durch den Geist sein Leben hier unten weiter. Sie ist nicht nur »in Christo«, sondern Christus ist auch »in« ihr (Kol. 1, 27). Er gewinnt in ihr Gestalt (Gal. 4, 19), drückt sein Wesen in ihr aus, und das Haupt offenbart sich durch seine Glieder.

B. Die Beziehungen der Glieder untereinander

Auch hinsichtlich der Christengemeinschaft ist der »Leib« das vielsagendste Bild. (Siehe 1. Kor. 12). Die Erlösten sind eine

1. Einheit, viel tiefer als alle Volks‑ und viel weltweiter als alle Völkergemeinschaft (Gal. 6, 10). Sie sahen sich nie, und sie kennen sich doch (2. Kor. 6, 9); sie sind sich ganz fremd, und ‑ lieben sich! (Kol. 2, 1). Denn »gleichwie der Leib einer ist, obwohl er viele Glieder hat, also auch der Christus« (1. Kor. 12, 12). Er ist ein Organismus und keine Organisation, eine Schöpfung Gottes und kein Werk der Menschen. Christus, das Haupt, ist die Einheit des Leibes; sein Leib ist der »eine neue Mensch« (Eph. 2, 15).

Die Einheit der Gemeinde ist eine dreifache:

Die Einheit des Geistes »ist« da. Sie ist eine fertige Tatsache, die wir haben durch den Glauben (Eph. 4, 3);
die Einheit der Gesinnung »soll« da sein; sie ist unsere Pflicht, die wir erfüllen durch die Liebe (Phil. 1, 27; 2, 1‑4).
die Einheit der Erkenntnis »wird« da sein. Sie ist unser Ziel, ein Teil unserer Hoffnung (Eph. 4, 13)
Die Einheit des Lebens ist die »Grundlage«, die zurückschaut auf die Vergangenheit, das Werk von Golgatha;
die Einheit der Erkenntnis ist das, was wir haben werden, das »volle Maß« (Eph. 4, 13), das erreicht sein wird in der Zukunft.

Für die Gegenwart aber gilt das Wort Augustins: »Im Notwendigen Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem Liebe.«

2. Mannigfaltigkeit. »Auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? So er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?« (1. Kor. 12). Wie auf dem Brustschild des Hohenpriesters zwölf verschiedene Edelsteine glänzten, als Darstellungen der zwölf Stämme Israels (2. Mose 28, 15), so werden auch die Glieder des neuen Bundes auf der Brust des melchisedekschen Hohenpriesters getragen: Sie sind alle verschieden; aber sie alle leuchten. Und die Einheit ihres Lichtes ist die Einheit der Sonne.

3. Gegenseitige Abhängigkeit. Jeder einzelne ist einseitig. Darum brauchen sie sich alle. »Es kann nicht das Auge zu der Hand sagen: Ich bedarf deiner nicht; oder das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht« (1. Kor. 12, 21). Nein, sie sind alle aufeinander angewiesen, auch der Größte auf den Kleinsten, und gerade die Geringsten hat Gott mit besonderer Ehre bedacht, »damit die Glieder einträchtig füreinander sorgen« (1. Kor. 12, 22 ‑ 25).

4. Gegenseitiges Mitgefühl. »So ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit, und so ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit« (1. Kor. 12, 26).

5. Gemeinsamer Dienst. Jedes Glied dient dem anderen und sie alle der Gesamtheit; und so wird der ganze Leib »durch die Gelenke und Bänder versorgt« (Kol. 2, 19) und »zusammengehalten mit Hilfe aller Gelenke, die ihren Dienst verrichten nach der besonderen Tätigkeit, die jedem Gliede zugewiesen ist« (Eph. 4, 16). Alle Glieder haben Aufgaben. Nicht ein einziges darf abseits stehen. Reichsgottesgemeinschaft ist Arbeitsgemeinschaft. Nur dadurch wird sie auch Siegesgemeinschaft.

6. Gemeinschaftliches Wachstum. Dies alles aber, »bis daß wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollkommenen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses in der Fülle Christi« (Eph. 4, 13).

VI. Gründen und Aufbauen

Mit dem Bild des »Leibes« ist in der Schrift eng das Bild des »Hausbaues« verbunden. Beide Bilder werden sogar ineinander verwoben: Das Haus »wächst« (Eph. 2, 21); der Leib wird »gebaut« (Eph. 4, 12).

Christus ist der »Eckstein«, und wir sind der Aufbau (1. Petr. 2, 6). Die Gemeinde ist ein Gotteshaus, ein Tempel. Dies Bild gilt in dreifacher Weise, in bezug auf die Gesamtgemeinde (Eph. 2, 2‑1; 22; 1. Petr. 2, 4; 5), die Ortsgemeinde (1. Kor. 3, 16; 17; 1. Tim. 3, :15), den Einzelchrist (1. Kor. 6, 19; Kol. 1, 27; Eph. 3, 17).

1. Die Grundlage ist der HErr selbst. Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist (1. Kor. 3).

Von ihm spricht das Zeugnis der ersten Generation. Darum ist alles, was darauf folgt, »aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten« (Eph. 2, 20). Die Wahrheit des Petrusbekenntnisses ist der Felsengrund der Gemeinde: die übergeschichtliche Gottessohnschaft und die heilsgeschichtliche Messiasschaft Jesu von Nazareth. »Du bist der Christus (der Messias), der Sohn des lebendigen Gottes!« ‑ »Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen« (Matth. 16, 16 ‑ 18).

2. Die Steine. Sie kommen aus zwei »Steinbrüchen«, den Juden und Heiden (Eph. 2, 11), und werden zu einem heiligen Tempel »zusammengefügt« (Eph. 2, 21). Sie kommen als tote Steine zu ihm, dem Lebendigen, und werden durch den Geist seines Lebens lebendig gemacht (1. Petr. 2, 4)

3. Der Zweck dieses Hauses ist, ein »Tempel« zu sein. Es ist ein »geistliches« Haus (1. Petr. 2, 5), und die »Steine« in der Wand sind zugleich »Priester« am Altar (1. Petr. 2, 5; Hebr. 13, 10), und die Führer sind »Säulen« in dem Tempel ihres Gottes (Gal. 2, 9; Off. 3, 12).

Damit ist zugleich das Letzte gesagt: Die Gemeinde ist ein Priestertum.

VII. Segnen und ein Segen sein

Christus ist der Hohepriester, und wir sind die Priester (Hebr. 8, 1; Off. 1, 6). Die Gemeinde ist ein »heiliges« Volk (1. Petr. 2, 9). Als Priester haben ihre Glieder einen vierfachen Dienst:

1. Sie opfern.

Ihr Leben ist. ‑ ein Schlachtopfer (Röm. 12,1),
Ihre Hingabe ‑ ein Brandopfer (Mark. 12, 33),
Ihr Dienst ‑ ein Trankopfer (2. Tim. 4, 6; Phil 2, 17),
Ihre Taten ‑ geistliche Opfer (1. Petr. 2, 5; Hebr. 13, 16),
Ihre Gebete ‑ ein Rauchopfer (Ps. 141, 2; Off. 8, 3; 4),
Ihre Anbetung ‑ ein Lobopfer (Hebr. 13, 15).

2. Sie beten. Sie beten für andere; sie »danksagen« für andere (1. Tim. 2, 1); im stillen Kämmerlein umspannen sie die ganze Welt, und im Himmel vertritt sie der Geist mit unaussprechlichem Seufzen und verleiht ihren Gebeten gottgemäße Kraft (Röm. 8, 26).

3. Sie zeugen. »Die Lippen des Priesters sollen Erkenntnis bewahren, und das Gesetz sucht man aus seinem Munde; denn er ist ein Bote des HErrn« (Mal. 2, 7)

4. Sie segnen: »Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder Israel segnen … Sie sollen meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich will sie segnen« (4. Mose 6, 23‑27). »Segnen« heißt also, »den Namen Gottes auf jemand legen«. Nur der ist ein Segen, der andere Menschen durch Wort und Wandel mit Gott in Berührung bringt.

Im Neuen Bund aber gibt es ein allgemeines Priestertum (1. Petr. 2, 9; Off. 1, 6). Sie alle genießen den Priesteranteil am Altar (Hebr. 13, 10). Sie sind alle, was Israel sein sollte, »ein Königreich von Priestern« (2. Mose 19, 6), und so kann auch im Kleinsten von ihnen die Verheißung erfüllt werden: »Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein« (1. Mose 12, 2).

3. Kapitel. DIE »NEUE« GOTTESSTIFTUNG

Alle Segnungen der Gemeinde, zusammengenommen, bilden den Höhepunkt des Heilsinhalts des »Neuen Bundes« (Matth. 26, 28). Dieser ist die himmlische Berufung des Abrahamsbundes (Hebr. 11, 10), der unausforschliche Reichtum Christi (Eph. 3, 8).

I. »Alter« und »Neuer« Bund

Aber »neu« ist er nur im Verhältnis zum »alten« Bunde (Hebr. 8, 13), und dieser war lediglich Israel gegeben (Ps. 147, 20). Die Nationen waren »Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung« (Eph. 2,12). Der Name »Neuer Bund«, »Neues Testament« drückt also schon aus, daß die Gemeinde vom alttestamentlichen Verheißungsboden nicht getrennt werden kann. »Das Heil kommt aus den Juden« (Joh. 4,22; Röm. 9, 5).

»Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich« (Röm. 11, 18). Doch seitdem das Reich Gottes auch den Heiden geöffnet ist, besteht im Genuß seiner Segnungen »kein Unterschied« mehr (Apg. 15, 9; 11, 17; 10, 47), und die Gläubigen aus den Völkern sind genau so wie die Gläubigen aus Israel teilhaftig der Heilsgüter des Neuen Bundes (vgl. Apg. 3, 25; 2,39)­

Dem Inhalt nach ist das »Neue« unendlich viel größer als das »Alte«. Dies zeigt besonders der Hebräerbrief. In siebenfacher Gegenüberstellung beweist er die Vortrefflichkeit des neutestamentlichen Heils, und zwar in namentlichem Vergleich zu vier alttestamentlichen Personen (bzw. Personengruppen) und drei alttestamentlichen Einrichtungen.

Christus ist größer

als die Engel ‑ die himmlischen Vermittler des Alten Bundes
als Mose ‑ der irdische Vermittler des Alten Bundes, der prophetische Führer,
als Josua ‑ der Ruhebringer des Alten Bundes, der politische Führer,
als Aaron ‑ der Hohepriester des Alten Bundes, der priesterliche Führer,
als die Stiftshütte ‑ die Offenbarungsstätte des Alten Bundes,
als die Opfer ‑ die Heilsvermittlung des Alten Bundes.

So ist er größer als alles, was der Alte Bund in sich schließt, und in seiner Kraft können wir auf dem »neuen und lebendigen Wege« wandeln (Hebr. 10, 20), das heißt

im Glauben, der nach oben blickt (Kap. 11),
in der Hoffnung, die nach vorne sieht (Kap. 12),
in der Liebe, die nach allen Seiten schaut (Kap. 13).

II. Der Abrahamsbund und der Davidsbund

Der Hauptsache nach ist dieser neue Bund die Erfüllung von zwei alttestamentlichen Bundesschließungen, dem Abrahamsbund und dem Davidsbund. Im Abrahamsbund lag die Weite, der Segen für alle Völker (1. Mose 12, 3); im Davidsbund lag die Höhe, der Königsthron des Messias (1. Chron. 17, 11‑14).

III. »Bund« und »Testament«

Genau genommen ist er weniger »Bund« als »Testament«. Denn

1. Ein Bund ist zweiseitig, ein »Testament« nur eine einseiti­ge Willensverfügung (»letzter Wille«). Im Heil aber geht alles von einer Seite ‑ Gott ‑ aus, und der Glaube des Menschen ist keine »Gegenleistung«, sondern einfach die Hand, die das Gebotene ergreift.

2. Ein »Bund« wird durch den Tod aufgelöst, ein »Testament« durch ihn erst rechtskräftig gemacht. Das Heil ist aber durchaus ein »Testament«, eine »letztwillige Verfügung«. Erst durch das Sterben des Gekreuzigten wird es wirksam und gültig (Hebr. 9, 15‑18). Seine Voraussetzung ist Christi »Tod«, sein Heilsgut das ewige »Erbe« und es selber eine heilige »Gottesstiftung« (Luk. 1, 72).

IV. Bundesvolk und Welt

Nach außen hin ist das Bundesvolk der Zeuge der erfahrenen Bundesgnade. Erst ist es Produkt, dann Organ, erst Gegenstand des Heils, dann Werkzeug des Heils. Diese Bezie­hung der Gemeinde zur Welt wird gerade in dem Kapitel am zusammenhängendsten zum Ausdruck gebracht, das uns am allermeisten ins innerste, in das von der Welt Abgekehrte, ins Heiligtum, führt: im Hohenpriesterlichen Gebet (Joh. 17). Hier nennt der HErr Jesus sieben Hauptbezichungen: Die Sei­nen sind

in ihrer Umgebung ‑ lebend in der Welt (V. 11),
in ihrer Stellung ‑herausgenommen aus der Welt (V. 6),
in ihrer Gesinnung ‑ geschieden von der Welt (V. 16),
in ihrem Zeugendienst‑ gesandt in die Welt (V. 18),
in ihrer Behandlung ‑ gehaßtvon der Welt (V. 14),
in ihrer Siegeskraft ‑ bewahrt vor der Welt (V. 15;

Der Urgrund des Ganzen aber ist der Liebesplan Gottes vor Grundlegung der Welt.

Der Vater hat dem Sohn die Erlösten schon vor aller Zeit als Geschenk seiner Liebe »gegeben«, und diese Liebe des Vaters zum Sohne vor Grundlegung der Welt ist das Fundament für die Verklärung der Erlösten am Ende der Welt. »Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen. . ., denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt« (Vers 24). So wölbt sich die vorzeitliche und nachzeitliche Liebe des Höchstens wie ein Regenbogen über aller Zeit. Das Ende kehrt zum Anfang zurück, weil der Anfang das Ende verbürgt (Röm. 11, 36).

In der Gegenwart aber sind die Erlösten die Boten Gottes an die Welt:

1. Der »Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit« (1. Tim. 3, 15),
2. Seine »Zeugen« (Apg. 1, 8),
3. Seine »Briefe« (2. Kor. 3, 1‑3),
4. Seine »Gesandten« an die Welt (2. Kor. 5, 20),
5. Seine »Darstellungen vom Lebenswort« (Phil. 2, 16),
6. Seine »Sterne« in dunkler Nacht (Phil. 2, 15),
7. Seine »sieben goldenen Leuchter« mit ihm selbst in der Mitte (Off. 1, 12).

4. Kapitel. DAS GEGENWÄRTIGE, PERSÖNLICHE HEIL

Die Erlösung in Christo ist ein Sein und ein Werden zugleich. Der einzelne hat durch den Glauben ein volles, freies, gegenwärtiges Heil und erlebt es dennoch zugleich nur in einer Reihe höchst wirksamer, dramatischer Spannungen.

I. Ein volles, freies, gegenwärtiges Heil

Besonders Paulus schildert sein Christuserlebnis in immer neuen Farben. Seiner Vorliebe für das juristische entsprechend beschreibt er es in fünf Hauptbilderkreisen, die sämtlich dem Rechtsleben entnommen sind. Es ist ihm Rechtfertigung, Erlösung, Vergebung, Versöhnung, Sohnesannahme. Seine Heilserfahrung ist dem Apostel wie eine helleuchtende Sonne mit dem vollen Glanz ‑ Christus ‑ in ihr selber, aber mit fünf Hauptstrahlen, die von ihr ausgehen ‑ nach allen Seiten hin, unbegrenzt, unermeßbar.

1. In der Rechtfertigung steht der Sünder als »Angeklag­ter« vor Gott und empfängt den »Freispruch« (Röm. 8, 33)­
2. In der Erlösung steht er als »Sklave« vor Gott und emp­fängt den »Loskauf« (Röm. 6, 8‑22; Gal. 3,:13).
3. In der Vergebung steht er als »Schuldner« vor Gott und empfängt den »Schuldenerlaß« (Eph. 1, 7; 4, 32).
4. In der Versöhnung steht er als »Feind« vor Gott und wird zum »Frieden« geführt (2. Kor. 5, 18‑20).
5. In der Sohnesannahme steht er als »Fremder« vor Gott und empfängt die »Sohnschaft« Eph. 1, 5).

Und doch! Obwohl alles geworden ist, ist ‑ abgesehen von der Rechtfertigung ‑ alles am Werden. Bis zur Wiederkunft Christi steht der Gläubige ‑ von ihm aus gesehen ‑ unter einer Reihe höchst wirksamer, kraftvoller

II. Spannungen

Zukunft und Gegenwart, Stellung und Zustand, Gottes Werk und unser Werk, Himmel und Erde, Ewigkeit und Zeit, Geist und Leib ‑ diese alle sind dauernd in ihm in lebendigem, noch nicht ausgeglichenem Gegensatz.

1. Zukunft und Gegenwart.

Wir »haben« die Erlösung (Eph. 1, 7) und »erwarten« die Erlösung.
Wir »haben« ewiges Leben und »ergreifen« ewiges Leben.
Wir »sind« Söhne Gottes (Röm. 8, 14) und »erwarten« die Sohnschaft (Röm. 8, 23).
Wir »sind« schon im Reich (Kol. 1, 13) und »gehen« erst ins Reich (Apg. 14, 22).
Gott »hat« uns verherrlicht (Röm. 8, 30), und er »wird« uns verherrlichen (Röm. 8, 17).

Dies ist die Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft. Wir genießen das »jetzt«, und doch ist es zugleich ein »Noch‑nicht« der Erfüllung. In Christus ist der neue Äon lebendig vorhanden, und doch besteht der alte noch fort. Das Heil ist gegenwärtig und zukünftig zugleich; denn es ist ewig.

Alles, was wir haben, erwarten wir erst; und alles, was wir erwarten, das haben wir schon. Wir sind »auf Hoffnung errettet« (Röm. 8, 24). Der Schwerpunkt liegt in der Vergangenheit (Golgatha); der Gipfelpunkt liegt in der Zukunft (Erscheinung in Herrlichkeit). Aber gerade die Zukunft ist der Hintergrund aller Gedanken des Neuen Testaments. Der Blick auf das Ziel ist der Pulsschlag aller Heiligung und Heilsgeschichte. Denn Christus ist die leibhaftige Erfüllung und die leibhaftige Verheißung zugleich.

Daher auch der Begriff des »Offenbarwerdens« im Neuen Testament (Kol. 3, 4). Denn »geoffenbart« (enthüllt) werden kann nur etwas schon vorher Vorhandenes. Die Treue und Überzeitlichkeit Gottes aber verbürgt uns das Zukünftige als schon gegenwärtig, ja als schon in der Vergangenheit geschehen. »Er hat uns verherrlicht« (Röm. 8, 30).

Gerade die Größe unseres »Heute« läßt uns sehnsüchtig ausschauen nach dem noch größeren »Morgen«.

2. Stellung und Zustand.

Wir sind gestorben (Kol. 3, 3) und »töten« unsere Glieder (Kol. 3, 5).
Wir sind »neue Menschen« (Eph. 4, 24) und werden »erneuert« (Kol. 3, 10).
Wir sind das Licht (1. Thess. 5, 5) und sollen leuchten als das Licht (Eph. 5, 9; Matth. 5, 16).
Wir sind »Heilige« Gottes (Kol. 3, 12) und wer­den »geheiligt« (1. Thess. 5, 23; Hebr. 12,:14; 2. Kor. 7,1).
Wir sind vollkommen (Kol. 2, 10) und »jagen« nach Voll­kommenheit (Phil. 3, 12).
Christus wohnt in uns (Kol. 1, 27), und er soll in uns woh­nen (Eph. 3, 17).

Dies ist die Spannung zwischen Stellung und Zustand, zwischen Würde und Verpflichtung, zwischen Wirklichkeit und Verwirklichung, zwischen Gnadenstand und Charakter. Der heruntergekommene Bettler wird, von seiner Elendshütte hinweg, unter die Fürsten gesetzt, dann aber ermahnt, sich nun auch fürstlich zu benehmen. Der Adel muß »edel« sein. Stellung verpflichtet. Hier setzt der Kampf zwischen »Fleisch« und »Geist«, zwischen dem »alten« und »neuen« Menschen ein (Röm. 6, 6), die ununterbrochene Tat des Glaubens, die Heiligung.

Aber gerade hier erleben wir immer wieder die nun folgende Spannung. Diese bezieht sich auf die Kraft.

3. Gottes Werk und unser Werk.

Es ist Gott, der alles wirkt, und auch wir sind die Wirkenden. Es ist alles »geschenkt«, und doch muß alles »errungen« werden (2. Petr. 1, 3). Die Heiligung ist ganz seine Tat (1. Thess. 5, 23) und auch ganz meine Tat (Hebr. 12, 14), ganz Geschenk und ganz Gebot, ganz Gabe und ganz Aufgabe. Bezüglich der Erwählung der Erlösten vor aller Zeit (Eph. 1, 4), der Heiligung der Erwählten im Ablauf der Zeit und der Verherrlichung der Geheiligten am Ende der Zeit gilt der gott‑menschliche, harmonische Gegensatz: »Bewirket eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern; denn (!) Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen« (Phil. 2, 12). Alle menschlichen Deutungsversuche sind hier unzulänglich. Sie zeigen nur, gerade wenn sie bis aufs Letzte durchdacht werden, daß der Kern der Frage unerklärt blieb. Die Freiheit (Off. 22, 17) und Unfreiheit (Apg. 13, 48) des menschlichen Willens ist ein gottmenschliches Geheimnis des Reiches Gottes. Es sind zwei Parallelen, die sich erst in der Unendlichkeit schneiden. Der Glaube erlebt diese Spannung, ohne sie deuten zu können. Ihm genügt ihr Vorhandensein. Es ist die Spannung zwischen Gnadenwahl Gottes und Verantwortlichkeit des Menschen, zwischen Unfreiheit und Freiheit des geschöpflichen Willens, zwischen Gnade und Lohn (Röm. 4, 2‑6; 1. Kor. 3, 14; 4, 5; Kol. 3, 24; 2. Kor. 5, 10).

Die nächste Spannung ist die zwischen

4. Himmel und Erde.

Christus ist der »Erhöhte« (Phil. 2, 9) im Himmel (Eph. 1, 20) und doch zu­gleich der in uns Wohnende auf Erden (Eph. 31 17; Gal. 2, 20). Dies ist die mystisch‑transzendente Polarität zwischen Transzendenz und Immanenz Christi. Daher auch das 164malige »in Christo« bei Paulus, ebenso das 19malige »im Geist«, auch der paulinische »genitivus mysticus« (z. B. Christusfriede: Kol. 3, 15; Christussegen: Röm. 15, 29; Christusglaube: Röm. 3, 22.

Der Christ lebt hienieden auf Erden (Joh. 17, 11; Phil. 2, 15) und ist doch zugleich mitversetzt in die »himmlischen Örter« (Eph. 2, 6; Hebr. 12, 22; Phil. 3, 20)

Die Verbindung von beiden ist der Geist. Der Geist kam von oben herab, von dem »Christus über uns«, vom Himmel auf die Erde (Apg. 2, 33), und der Geist führt von unten empor, als der »Christus in uns«, von der Erde in den Himmel (Kol. 1, 27; 2. Kor. 3, 17) .

Der Urgrund des Ganzen aber ist die Spannung zwischen

5. Ewigkeit und Zeit.

Ewigkeit ist mehr als nur endlose Zeit. Sie ist nicht nur als Dauer, sondern auch als Inhalt von allem Zeitlichen wesenhaft verschieden. Sie ist ein anderes, ein Höheres. Darum ist »ewiges Leben« zwar zunächst »endloses Leben« (vgl. Matth. 25, 46), aber zugleich mehr als Unsterblichkeit. Es ist göttliches Leben.

Der Glaube aber erlebt den ewigen Gott schon innerhalb der Schranke der Zeit. Gerade das ist für ihn das Erhebende und Demütigende zugleich. Alle Gottesgemeinschaft, besonders das Gebet, ist ein Teilnehmen am Leben Gottes. In ihr steht der Mensch, mitten in der Zeit, dennoch im Zeitlosen. Mitten im Wandel und Wechsel kommt das Wandellose und Bleibende zum Durchbruch. Das übergeschichtliche wird mit­ten im Geschichtlichen, das jenseitige mitten im Diesseits erlebt.

Dies ist es, was die Heilige Schrift meint, wenn sie lehrt, daß der Gläubige das ewige Leben schon »hat«. Es beginnt nicht erst nach dem Tode, sondern schon heute auf Erden, in diesem Leben. »Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben« (Joh. 3, 36).

6. Geist und Leib.

Und dennoch geschieht dies alles in der Schranke der Zeit! Wir sind »in Christo« und doch noch »in der Welt« (Joh. 17, 11); wir sind »im Geist« (Röm. 8, 9) und doch noch »im Leibe« (2. Kor. 5, 6); wir sind todüberlegen und todverfallen zugleich (2. Kor. 4, 11). Welch schwaches Organ ‑ unsere Seele! Welch zerbrechliche »Hütte« ‑ unser Leib!

So sind wir denn beides: »Fertige und Harrende, Ausruhende und Eilende (Phil. 3, 12), Gelöste und Gespannte, Siegesjubelnde und Seufzende zugleich« (Röm. 8, 31 ‑ 39). …
Unser Schauen ist ein Emporschauen auf das Ewige als das Übergeschichtliche und ein Vorwärtsschauen auf das Ewige als das Endgeschichtliche….
Zuletzt aber wird der Tag kommen, an dem sich dies alles entspannt. Die Wiederkunft Christi ist die Lösung aller Spannungen. Die Grundspannung des gegenwärtigen Zeitalters ist die zwischen der Offenkundigkeit des Reiches Satans und der Verborgenheit des Reiches Gottes, trotz des Sieges von Golgatha! Dann aber, wenn Christus erscheint, wird dies alles gelöst. Dann kommt mit seinem Offenbarwerden (Kol. 3, 4).

Das Offenbarwerden der Geistleiblichkeit und der Eintritt der Gemeinde aus der Zeit in die Ewigkeit.

Dann wird die Gegenwart verklärt in die Zukunft hinein, und unser Zustand wird vollkommen unsrer Stellung entsprechen, und sein göttliches Werk wird unser menschliches Werk in ihm selber vollenden, und, von der Erde hinweg, werden wir emporgerückt werden in die Himmelswelt.

III. Abschnitt

Die Hoffnung der Gemeinde

1. Kapitel. DIE ENTRÜCKUNG UND ERSTAUFERSTEHUNG.

»Marana tha! Unser Herr, komm!« 1. Kor. 16, 22.

Das gegenwärtige Zeitalter ist Osterzeit. Es beginnt mit der Auferstehung des Erlösers und endet mit der Auferstehung der Erlösten. Dazwischen liegt die geistliche »Auferstehung« der zum Leben Berufenen. So leben wir zwischen zwei Ostern, als Auferstandene zwischen zwei Auferstehungen, als brennende und scheinende Lichter zwischen zwei »Erscheinungen« (Epiphanien) des ewigen Lichts. Aber in der Kraft des ersten Ostern gehen wir dem letzten Ostern entgegen. Die Auferstehung des »Hauptes« verbürgt die Auferstehung der »Glieder«. Der Lebensbaum der Auferstehung treibt vollreife Früchte.

Die Hoffnung der Gemeinde umfaßt ein Vierfaches:

Die Entrückung und erste Auferstehung (1. Thess. 4, 13 ‑18)
den Richterstuhl Christi (2. Kor. 5, 10)
die Hochzeit des Lammes (Off. 19, 7; 8)
die kommende Weltherrschaft (1. Kor. 6, 2; 3).

I. Der Zeitpunkt der Entrückung

1. Die zwei Auferstehungen.

Eine allgemeine, gleichzeitige Auferstehung aller Toten und ein einziges, umfassendes End­gericht über Gerechte und Ungerechte lehrt die Heilige Schrift nicht. Sie spricht vielmehr von einer »Auferstehung aus den Toten« (Luk. 20, 35), einer »ersten« Auferstehung (Off. 20, 6), ja, einer »Ausauferstehung aus den Toten« (Phil. 3, 11 wörtl.). Sie spricht von »Abteilungen« und »Ordnungen« innerhalb der Auferstehung (1. Kor. 15, 20‑24) und betont, daß diese durch zeitliche Zwischenräume voneinander getrennt sind: »Gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus, danach die Christo angehören, wenn er kommen wird, danach das Ende (d. h. das Ende der Auferstehung, nämlich der übrigen Toten)« (1. Kor. 15, 22‑24).
Zwar wurde im Alten Testament beides – die Auferstehung »zu ewigem Leben« und die Auferstehung »zu ewiger Schmach und Schande« ‑ in einem Bilde zusammengeschaut, desgleichen in den Weissagungen des HErrn Jesu auf Erden (Vgl. Apg. 24, 15); aber beim Fortschreiten der prophetischen Offenbarung (Joh. 16, 12) traten diese beiden als zwei Haupthandlungen auseinander: die Auferstehung der Gerechten vor dem Beginn des Messiasreiches und die allgemeine Auferstehung hinterher, am Ende der Welt. Der Schlüssel ist Off. 20, 5: »Diese (die Priester Gottes und Christi) lebten und regierten mit Christo tausend Jahre. Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis daß tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung.« – »Es gehört eben mit zur Verherrlichung Christi als des >Hauptes<, dag seinen >Gliedern< eine besondere Auferstehung zuteil wird, eine Auferstehung, gleich der Seinigen, eine >Auferstehung aus den Toten<« (Mark, 9, 9; Luk. 20, 35).

Diese Auferstehung ist

ihrer Zeit nach  ‑ die »erste« Auferstehung (Off. 20, 5; 6),
ihrem Umfang nach ‑ eine »Aus«auferstehung (Phil. 3, 11; Luk. 20, 35),
ihrem Charakter nach ‑ eine Auferstehung der » Gerechten« (Luk. 14, 14),
ihrem Heilsgut nach ‑ eine Auferstehung des »Lebens« (Joh 5, 29; Dan. 12, 2).
Darum: »Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auf­erstehung!« (Off. 20, 6.)

2. Die Tage Gottes.

Mit Christi erstem Kommen beginnen im Kalender Gottes die »letzten Tage« (Apg. 2,17). Nach urchristlicher Überzeugung beginnt mit der Menschwerdung Christi die »Endzeit« (Hebr. 1,1). Denn Christus ist das Endziel, auf welches die äonenlange Vorgeschichte hinstrebte (Hebr. 9, 26). Sein erstes Erscheinen ist der Anfang des Endes, und mit seinem zweiten Erscheinen beginnt das Ende des Endes. Darum sind auch in ihm nun auf uns, die wir in der messianischen (christlichen) Zeit leben, die »Endpunkte« und »Zielpunkte« der vormessianischen (vorchristlichen) Äonen gekommen (1. Kor. 10, 11) Die Christusgemeinde ist das Ziel der Geschichte. Endgeschichte« im Sinne des Neuen Testaments ist also nicht etwa erst die Geschichte der letzten Zukunft, sondern die ganze neutestamentliche Heilsgeschichte ist stufenweise in die Vollendung eingehende Endgeschichte. In Christus ist der Anfang der Vollendung erschienen. Darum ist alles seitdem bereits »eingetretene Endzeit«. Augenblicklich ist

a) Der »Tag des Heils« (2. Kor. 6, 2), das »Heute« der suchenden Gnade (Hebr. 4,7), die »Stunde« der vollen Heilskundmachung (Joh. 16, 25), die »Stunde« der Anbetung des Vaters in Geist und Wahrheit (Joh. 4, 21‑23). Das Ziel ist

b) Der »Tag Gottes« (2. Petr. 3, 12), die Neuschöpfung von Himmel und Erde, der »Tag der Ewigkeit« (2. Petr. 3, 18)­

Dazwischen liegt

c) Der »Jüngste Tag«. Auch dieser ist eine lange Periode (vgl. 2. Petr. 3, 8). Er beginnt mit der »Auferstehung der Gerechten« (Joh. 6, 39) und endet mit dem Gericht über die Verlorenen (Joh. 12, 48). Er umfaßt also – da zwischen diesen beiden das messianische Reich liegt (Off. 20, 5) ‑ eine Zeitspanne von mehr als einem Jahrtausend (Off. 4, 1 – 20). Er beginnt mit der Entrückung, dem »Tag Jesu Christi« (Phil. 2, 16; 1, 6; 1. Kor. 1, 8; 2. Kor. 1, 14), der antichristlichen Trübsal, dem »Tag des HErrn« (2. Thess. 2, 2 ‑ 4), dem »Tage Jahwes« der alttestamentlichen Propheten (Joel 2, l; 4, 14). Er setzt sich dann fort durch das Herrlichkeitsreich des Messias, durch »jene Tage«, die Glanzzeit der alten Erde (Jer. 3, 16; Joel 3, 2; Sach. 8, 23), und er endet mit dem »Tag des Gerichts« (Matth. 10, 15; 11, 22; 12, 36), der Vergeltung für Menschen und Engel (Jud. 6), der letzten Abrechnung vor dem Großen Weißen Thron (Off. 20, 11‑15; 2. Petr. 2, 9; 3, 7; Röm. 2, 5). So gleicht er einem Tage mit dem »Morgenstern« in der Frühe (2. Petr. 1, 19; Off. 22, 16), mit Gewittersturm am Vormittag (Off. 6 – 19), mit Sonnenglanz am Mittag und Nachmittag (Mal. 3, 20, d.h. dem Tausendjährigen Reich) und mit zündendem Blitzstrahl gegen Abend, (Offb. 20, 9, d.h. Gog und Magog).
Zuletzt aber geht von neuem die Sonne auf. »Um den Abend wird es licht sein«, und aus dem Weltuntergang geht auf ewig die Weltverklärung hervor.

3. Die Vollendung des Zeitalters, die »Ankunft« und »Er­scheinung« des HErrn. Der genaue Zeitpunkt der Entrückung ist nicht zu ermitteln. »Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde« (Apg. 1, 7; Matth. 24, 36; Mark. 13,32).

Die biblische Prophetie ist mehr Wesens‑ als Geschichtsprophetie. Die Herrlichkeitszeit ist nahe; denn der HErr spricht: »Siehe, ich komme bald« (Off. 22, 20; 2. Petr. 3, 8). Die Herrlichkeitszeit ist fern; denn er sagt, daß der Bräutigam »verzog« (Matth. 25, 5). Der Edle, der das Reich empfängt, zog weit über Land (Luk. 19, 11), und erst »nach langer Zeit« kommt er wieder, um mit seinen Knechten Abrechnung zu halten (Matth. 25, 19 vgl. 24, 6 – 14) So verbindet sich in der prophetischen Schau Fernsicht mit unaufgehobener Kurzsicht. Der Grund aber ist, daß wir »wachen« sollen (Matth. 25, 13). Gott will bei uns Naherwartung und Ewigkeitsbereitschaft. »Die >letzten< Dinge sollten bei uns immer die >ersten< sein.« »Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren HErrn warten« (Luk. 12, 35).

In diesem Sinne schauen wir aus nach der letzten Zeit. Sie ist

in bezug auf die Weltregierung Christi die »Vollendung des Zeitalters«;
in bezug auf die Abwesenheit Christi seine königliche Ankunft (Parusie, Advent);
in bezug auf die Verborgenheit Christi (Kol. 3, 3) seine »Offenbarung« und Enthüllung (Apokalypse);
in bezug auf die Lichtherrlichkeit Christi ‑ seine glanzvolle »Erscheinung« (Epiphanie).

II. Das Wesen der Entrückung

»Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden« (1. Kor. 15, 51).
»Denn er selbst, der HErr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen hinangerückt werden in den Wolken, dem HErrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem HErrn sein allezeit« (1. Thess. 4, 16). Die Entrückung ist, ihrem Wesen nach, ein Fünffaches; sie ist Wegrückung, Hinrückung, Verklärung, Triumph, Glück­seligkeit.

1. Wegrückung. Sie ist eine Entrückung in dem buchstäblichsten Sinne des Wortes, eine Hinwegrückung aus aller leiblichen und seelischen Not (2. Kor. 5, 2; 4; Phil. 3, 21), aus aller Verfolgung und Drangsal durch die Feinde (2. Thess. 1, 5 ‑ 10; Off. 12, 4), aus dem gesamten Bereich der Sünde und des Todes. Als solche aber ist sie eine Tat der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit, eine Tat der göttlichen Allmacht, der Allmacht, die uns verklärt zur Gleichförmigkeit mit dem Erlöser, und die uns in die verherrlichte Geistleiblichkeit erhebt. An unserm Leibe wird sich einmal die Kraft betätigen, die das gesamte Weltall bewegt!
»Er wird unsern niedrigen Leib verwandeln, so daß er seinem Herrlichkeitsleibe gleichgestaltet werde, vermöge der Kraft, mit der er vermag, sich die ganze Welt zu unterwerfen« (Phil. 3, 21). Darum gebraucht Paulus für »entrücken« auch ein ganz besonders starkes Wort, ein Wort, das eigentlich »rasch ergreifen, mit Gewalt an sich reißen« bedeutet. … Darum beschreibt er die Heimholung der Gemeinde auch durch eine Anhäufung starker, militärischer Bilder. Der HErr selbst wird vom Himmel herniederkommen unter »Alarmsignalen« und »Kommandorufen«, unter »Befehlswort« und »Feldgeschrei«, unter »Trompetenklängen« von »Gottesposaunen«, und dann wird er seine irdische Streiterschar, begleitet von den Kriegsheeren des Himmels, auf ewig mit ihm selber, dem königlichen Sieger, verbinden (1. Thess. 4, 16).

Gerade dies aber ist das Wichtigste; denn die Entrückung ist eine

2. Hinrückung, und zwar eine Hinrückung der Glieder zum Haupt; denn er »selbst« wird herniederkommen, und bei ihm werden wir sein allezeit (1. Thess. 4, 16). »Ich komme wieder und will euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seid« (Joh. 14, 2);

und die Entrückung ist eine Hinrückung der Glieder zueinander; denn die Lebenden werden »zugleich mit« den Toten emporgerückt werden, und die Gemeinde aller Zeiten und aller Länder wird zum allerersten Male beieinander sein. Als Ganzes wird die Gemeinde also zum ersten Male nicht auf der Erde, sondern in der Luft existieren. Bis dahin gibt es nur »Gemeinden« in der Mehrzahl (Off. 22, 16) und die jeweilig auf Erden lebende Gemeindegeneration. …

Aber noch mehr. Die also Emporgehobenen werden auch ihre

3. Verklärung empfangen. »In einem Nu, in einem Augenblick, bei dem Schall der letzten Posaune«, dann werden sie aus dem Niedrigkeitsleib in den Herrlichkeitsleib umgewandelt werden (1. Kor. 15, 51; Phil. 3,21), und dieses Verwesliche wird Unverweslichkeit, dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.

Dies alles aber gerade in der Luft! (1. Thess. 4, 17.) Welch ein

4. Triumph. Denn gerade die Luft ist die »Operationsbasis« des Feindes. Von der Luft aus wird gegenwärtig die Welt von dämonischen Gewalten regiert. Darum heißt Satan der »Fürst der Gewalt der Luft« (Eph. 2, 2 vgl. 6, ‑12). … Christus hat völlig gesiegt; seine Gemeinde hat restlos überwunden. Darum findet die Krönung der Verfolgten gerade in dem »Hauptquartier« ihres niedergerungenen Verfolgers statt.

5. Glückseligkeit. Dies ist die »glückselige Hoffnung« der Erlösten (Tit. 2, 13). »Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen« (Joh. 16, 22).

III. Die kommende Geistleiblichkeit

1. Ihre Notwendigkeit. Aber warum gerade leibliche Auferstehung? Warum nicht schlechthin reine Geistigkeit? ‑ Weil der Leib nicht ein Kerker der Seele ist, sondern zum Wesen des Menschen gehört. Ohne Leib ist der Mensch »nackt« (2. Kor. 5, 3). Weil der irdische Leib schon hienieden zum »Tempel« des Geistes geadelt worden war und darum nicht wüste gelassen werden kann (Röm. 8, 11; 1. Kor. 6, 19). Weil die Trennung der Geistseele vom Leibe durch die Sünde zustandegekommen ist (1. Mose 2, 17) und folglich, ohne leibliche Auferstehung, in den Erlösten etwas von den Wirkungen der Sünde zurückbleiben würde. Gott aber hat den Menschen als Ganzes geschaffen; als Ganzes will er ihn darum auch erlösen. Bloße Fortdauer des Geistes als »Unsterblichkeit« wäre jedoch nur eine teilweise Fortsetzung des Lebens, also nur eine teilweise Erlösung. Gott aber ist ein »Gott nicht der Toten, sondern der Lebendigen« (Matth. 22, 32). Er läßt nicht fahren die Werke seiner Hände; auch der Stoff ist ein Gedanke und ein Werk seiner Schöpfermacht. Darum darf nichts von den Seinen im Tode bleiben. Nur so wird der Tod »verschlungen in den Sieg« (1. Kor. 15, 55; 2. Kor. 5, 4; Jes. 25, 8; Ps. 49, 16). Es darf nicht eine Erlösung vom Leibe, sondern muß eine »Erlösung des Leibes« sein (Röm. 8, 23). Darum sieht Christus auch die Auferweckung der Toten als sein besonderes Heilandswerk an, ja, er selber ist die leibhaftige »Auferstehung«. »Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage« (Joh. 6, 44). »Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage« (Joh. 6, 54).

2. Ihre Tatsächlichkeit. Leiblichkeit ist das Ende der Wege Gottes. Dies beweist am deutlichsten der Auferstehungsleib Jesu. Er konnte mit den Augen »gesehen« (Luk. 24, 40) und mit den Händen »betastet« werden (Luk. 24, 39; Joh. 20, 27). Er konnte Honig und Fisch essen, ja, hatte, nach dem eigenen Zeugnis des HErrn, sogar »Fleisch und Bein«. »Sehet meine Hände und meine Füße, daß ich es selbst bin. Betastet mich und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe« (Luk. 24, 39).

Der Auferstandene aber ist das Muster und Urbild aller Vollendeten am himmlischen Thron. Seinem Herrlichkeitsleibe wird der unsere einst gleichgestaltet sein. Darum können wir an seinem Leibe auch gewisse Grundzüge unseres eigenen, zukünftigen Leibes erkennen, und wenn sein Leib zur äußeren Grundlage verklärte Stofflichkeit hat, so auch der unsere. Dagegen spricht auch nicht 1. Kor. 15, 50; denn, wie der Zusammenhang zeigt, sagt Paulus dort nur von dem u n verklärten »Fleisch und Blut«, daß er das Reich Gottes nicht ererben könne. Auch die Berufung auf 1. Kor. 15, 44 ist nicht stichhaltig. Denn wohl wird dort der neue Leib ein »geistiger« Leib genannt. Das bedeutet aber nicht, daß er etwa stofflos sei und rein »aus Geist« bestehe, genauso wenig, wie der »seelische« (psychische) Leib, den wir jetzt haben, nur »aus Seele« besteht! Vielmehr soll mit »seelisch« und »geistig« hier lediglich das G r u n d w e s e n beider Leibarten bezeichnet werden. Im irdischen Leib hat die Seele, im himmlischen Leib hat der Geist die Vorherrschaft. Die »Verwandlung« des einen in den anderen aber (l. Kor. 15, 51; Phil. 3, 21) besteht nicht in einem Ausziehen des Stoffes, sondern, gerade umgekehrt, in einem »Anziehen« (l. Kor. 15, 53; 54), nicht in einem Entkleidetwerden, sondern in einem »Überkleidetwerden« dieses verweslichen Stoffes mit Unsterblichkeit und Unverweslichkeit (2. Kor. 5, 24). Das Wesen dieser Verwandlung aber ist restlos unerklärbar; es ist ein Wunder, das genauso, wie auch die Natur des himmlischen Stoffes, erst in der Ewigkeit erkannt werden wird.

Darum lehrt auch die Schrift eine Auferstehung der »Leiber« aus den »Gräbern«. »Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den >Gräbern< sind, die Stimme des Menschensohnes hören werden« (Joh. 5, 28). Dieser »Niedrigkeitsleib« wird verklärt, dieser »in Verwesung« gesäte Leib wird in Unverweslichkeit und Unsterblichkeit auferstehen (1. Kor. l5, 42; vgl. Hiob 19, 25; 26).

Wenn es aber keine Geistleiblichkeit gäbe und keine unmittelbare Beziehung des jetzigen Leibes zum zukünftigen, wozu dann das Auftun der Gräber? Wozu dann eine »Auferstehung« überhaupt? Dann wäre der neue Leib ja ein ganz anderer, nicht aber derselbe, nicht »dieser« in das Grab »gesäte« Leib! Nein, es muß ein Zusammenhang bestehen zwischen dem alten und dem neuen Leibe, ein Zusammenhang nicht nur der Seele und der Persönlichkeit, sondern gerade auch des Leibes. Zwar ist auch bei dem irdischen Leib nicht der Stoff das Entscheidende, sondern die leibbildende Kraft der Seele; – (Im irdischen Leibe sind die Atome dauernd im Fluß. Der Stoffwechsel vollzieht alle sieben Jahre eine völlige Umwandlung der ganzen stofflichen Zusammensetzung des Leibes, so daß nach dem Ablauf dieser Zeit nicht ein einziges Atom von dem früheren Stoff mehr in ihm vorhanden ist; und dennoch ist es »derselbe« Leib! Die Seele baut eben in der Kraft, die ihr der Schöpfer gibt, aus dem Stoff ihrer Umwelt fort und fort einen »neuen« Leib. Der Leib selbst aber ist der der Natur entnommene Stoff, den die Seele belebt und durchwaltet und, ihrem Charakter entsprechend, zu einer höheren Natureinheit gestaltet). –

Dennoch muß schon in dem verwesenden, alten Leibe ein unzerstörbarer Keim des Auferstehungsleibes vorhanden sein, der durch die Zeiten hindurch im Grabe bewahrt und dann bei der Auferstehung und Verklärung mit der »Behausung vom Himmel her« bekleidet werden wird (2. Kor. 5, 2). Erst so wird begreiflich, daß der alte Leib »auferstehen« muß und daß er als »Samenkorn« des zukünftigen Leibes bezeichnet werden kann (1. Kor. 15, 35-37; 42‑44). Worum es sich handelt, ist eben Abbruch und Aufbau zugleich, Auflösung und Zusammenhang, Neuschöpfung und Bewahrung in einem. Der neue Leib aber ist die Verbindung des Auferstehungskeimes des alten Leibes mit den Lichtstoffen und Lebenskräften der ewigen, himmlischen Welt.

Wie in der absterbenden Pflanze nur ein Keim zurückbleibt, welcher dann, neue Stoffe an sich ziehend, unter dem Einfluß des Lichts und der Erde sich zu einem neuen Pflanzenleibe gestaltet, der vermittels des Keimes derselbe ist mit dem erstorbenen und dennoch ein anderer, so bleibt auch nach der Auflösung des Menschenleibes ein Keim für den neuen Leib zurück mit der Möglichkeit neuer Gestaltung. Die Seele ist gleichsam der »Magnet« des Leibes, der den geheimnisvollen Zusammenschluß der Millionen seiner Atome bewirkt. Im Tode verliert er seine magnetische Kraft, und die Atome fallen auseinander; in der Auferstehung aber empfängt er sie wieder zurück, und zwar nun in weit höherem, vollendeterem Maße. Darum zieht nunmehr die Seele die himmlischen Lichtkräfte an und »umkleidet« sich (2. Kor. 5, 2‑4) mit einem neuen, vollkommenen Herrlichkeitsleibe. 

–  Über den Z w i s c h e n z u s t a n d der Seele zwischen Tod und Auf­erstehung sagt die Heilige Schrift wenig. Gewiß ist, daß die Vollendung des einzelnen an seine Auferstehung geknüpft ist, also nicht gleich beim Tode eintritt. Die Heilige Schrift aber blickt zumeist gleich auf das Endziel und übergeht die Zwischenzeit mit nur wenigen Andeutungen, legt ihr jedenfalls kein besonderes Gewicht bei. Wir sollen auf die Wiederkunft Christi warten und nicht auf den Tod. Für den gläubig Gestorbenen ist es zunächst selige Wartezeit im »Paradiese« (Luk. 23, 43), »bei Christo« (Phil. 1, 23; Apg. 7, 58), in »Abrahams Schoß« (Luk. 16, 22), wo es »weit besser« ist als hier (Phil. 1, 23) ; für den unselig Gestorbenen beginnt gleich das »Feuer« (Luk. 16, 22‑24). Für den Gläubigen ist darum nicht erst die Entrückung, sondern schon vorher ein Sterben »Gewinn« (Phil. 1, 21); für den Ungläubigen ist es ein schreckliches Erwarten des gerechten Gerichts Gottes. Die Vollendung beider aber ist die Auferstehung des Lebens bzw. des Gerichts (Joh. 5, 29). –

Von dem himmlischen »Stoff« aber fehlt uns jede Vorstellung. Nur Bildersprache ist möglich. Er verhält sich zum irdischen Stoff wie der blitzende Diamant zum dunklen Kohlenstoff, aus dem er besteht, wie der Lichtleib der Gasflamme zur finsteren Steinkohle, aus der er gemacht ist, wie der strahlende Edelstein zum lichtlosen Erdreich, aus dem er genommen ist. So aber werden die Friedhöfe der Menschheit zu »Saatfeldern der Auferstehung«, und das Leichenfeld des Volkes Gottes wird durch himmlischen Tau zum Auferstehungsgefilde der Vollendung (Jes. 26, 19).

IV. Die siebenfache Herrlichkeit des Auferstehungsleibes

Unbeschreiblich ist das Wesen des neuen Leibes. Nur bildhafte Andeutungen gibt uns die Schrift.

1. Geistigkeit. Der Niedrigkeitsleib ist ein »seelischer« Leib; der Herrlichkeitsleib wird ein »geistiger« sein (1. Kor. 15, 44‑46); das heißt, im Niedrigkeitsleib herrscht die Seele, im Herrlichkeitsleib herrscht der Geist vor.

2. Gefügigkeit. Der Niedrigkeitsleib ist oft Schranke und Hemmung; der Herrlichkeitsleib wird ganz Dienstbarkeit sein. Der Niedrigkeitsleib hat als »seelischer« Leib eine gewisse Selbständigkeit dem Geist gegenüber, eine Selbständigkeit, die sich gar oft steigert bis zum Widerstreit zwischen Körper und Geist (Röm. 7, 5; 23; 1. Kor. 9, 27; Röm. 6, 6). Der Herrlichkeitsleib aber wird vollständig vom Geiste durchwaltet sein. Er wird in restloser Abhängigkeit dem Geist zur Ver­fügung stehen und darum ein vollkommenes, über alle Raum- und Zeitgrenzen erhabenes Werkzeug des Vollendungslebens sein.

In bezug auf die Natur aber waltet das umgekehrte Verhältnis.

3. Freiheit. Der Niedrigkeitsleib, der dem Geist gegenüber selbständig ist, ist der Natur gegenüber abhängig und unfrei;
der Herrlichkeitsleib, der dem Geist gegenüber abhängig ist, ist der Natur gegenüber selbständig und frei. Daher bei ersterem die Notwendigkeit der Nahrung und die Gefahren an Krankheit und Unglück, bei letzterem jedoch seine königliche Freiheit und die Erhabenheit über Stoff, Raum und Zeit.

So kann er zwar essen, doch ohne es zu müssen (Luk. 24, 41‑43) ‑ Freiheit vom Stoff;
so kann er im Innern bei verschlossenen Türen erscheinen (Joh. 20, 19; vgl. Luk. 24, 31; 36) ‑ Freiheit vom Raum;
so ist er unsterblich in Ewigkeit (1. Kor. 15, 54; 42) – Freiheit von aller Begrenzung durch die Zeit.

4. Hoheit. Der Niedrigkeitsleib ist als »Niedrichkeitsleib« (Phil. 3, 21) ein Leib der »Unehre« (1. Kor. 15, 43). Der Herrlichkeitsleib aber wird ein Hoheitsleib sein. Das Demütigende des jetzigen Leibes beweisen Krankheit und Tod, sowie Zeugung, Geburt und die Art seiner Ernährung (1. Kor. 6, 13); zur Würde des zukünftigen Leibes gehört darum ihre Aufhebung. »In der Auferstehung werden sie weder freien noch sich freien lassen, sondern sind wie die Engel Gottes im Himmel« (Matth. 22, 30; Luk. 20,35).- (Das heißt aber nicht: »Sie werden Engel selbst«, sondern nur in diesem Punkt »wie die Engel«. Kein Mensch wird ein Engel, wenn er stirbt. Wohl werden wir in Gemeinschaft mit den Engeln sein (Hebr. 12, 22; Luk. 16, 22); aber wir sollen mehr werden als die Engel (l. Kor. 6, 2; 3). Wir sind »Erstlinge seiner Kreaturen« (Jak. 1, 18) und »Söhne Gottes« (Röm. 8, 14).

5. Seligkeit. Der Niedrigkeitsleib geht durch Kummer und Schmerz (2. Kor. 5, 2) ‑ der Herrlichkeitsleib wird voll Seligkeit sein. »Sie wird weder hungern noch dürsten« (Jes. 49, 10; Off. 7, 16). »Weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen« (Off. 21, 4). »Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft« (1. Kor. 15, 42).

6. Klarheit. Der Niedrigkeitsleib ist eine armselige Hütte, der Herrlichkeitsleib ein lichtstrahlender Palast. »Die Gerechten werden … leuchten in ihres Vaters Reich« (Matth. 13, 43):
wie blendend weißer Schnee (Mark. 9,3; Phil. 3, 21),
wie lichtstrahlender Tau (Jes. 26, 19),
wie der Mond und die Sterne (Dan. 12, 3; 1. Kor. 15, 41),
wie die Sonne in ihrer Macht (Matth. 13, 43; Off. 1, 16),
wie der Herr Christus selber in seiner Lichtherrlichkeit (Phil. 3, 21; 1. Joh. 3, 2; 2. Kor. 3, 18).
Dies ist die Schönheit, auf die wir warten. Zu ihr verhält sich der irdische Leib wie ein Samenkorn zur voll entfalteten Blüte. Sowenig man einem Mohnkörnlein ansieht, daß eine so leuchtende Pflanze darin enthalten ist, sowenig die Eichel den gewaltigen Eichbaum, der Apfelkern den Apfelbaum erkennen läßt, so wenig sieht man dem gegenwärtigen Leib die Herrlichkeit des zukünftigen an.

7. Gleichförmigkeit mit Christo. Das Herrlichste aber ist, daß die Erlösten ihm gleichgestaltet sein werden.
»Wir werden ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist« (1. Joh. 3, 2).
Wir werden verwandelt werden »zur Gleichförmigkeit mit seinem Herrlichkeitsleibe« (Phil. 3, 2:1).
Wir werden sein »Bild« an uns tragen, »auf daß er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern« (Röm. 8, 29; Kol. 1, 18).
»Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch ist vom Himmel. Wie aber der von Staub ist, so sind auch die, welche vom Staube sind; und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen. Und wie wir das Bild dessen vom Staube getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen« (1. Kor. 15, 47‑49).

2. Kapitel. DER RICHTERSTUHL CHRISTI

Die Wiederkunft Christi ist »die glückselige Hoffnung« der Gemeinde (Tit. 2, 13). Dennoch ist sie nicht nur mit himmlischen Vorrechten, sondern auch mit heiliger Verantwortung verbunden. »Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf daß ein jeglicher empfange, nach dem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse« (2. Kor. 5, 10). Ebenso wie die Entrückung erquickend ist für das Herz, so ist der Richterstuhl Christi anspornend für das Gewissen.
Sieben Tatsachen sind es, die uns die Heilige Schrift hierüber besonders erkennen läßt:

1. Die Zeit  ‑ der »Tag Christi« (1. Kor. 1, 8),
2. Der Richter ‑ Christus selbst (2. Tim 4, 8),
3. Die Personen ‑ »wir alle« (2. Kor. 5, ‑10),
4. Die Strenge ‑ sein Feuer (1. Kor. 3, 13),
5. Der Maßstab ‑ unsere Treue (1. Kor. 4, 1‑5),
6. Das Ergebnis ‑ Lohn oder Verlust (1. Kor. 3, 14),
7. Das Endziel ‑ Herrlichkeit (1. Petr‑ 5, 4).

I. Die Zeit ist der »Tag Christi«, »jener Tag« (2. Tim. 4,8), das heißt ‑ nach dem Zeugnis des ganzen Neuen Testaments ‑ die Zeit vor der Aufrichtung des sichtbaren Herrlichkeitsreiches, also vor dem Tausendjährigen Reich.

Der »Richterstuhl Christi« ist folglich von dem »Großen Weißen Thron« zu unterscheiden. Dieser wird erst nach dem sichtbaren Herrlichkeitsreich der alten Erde, ja, nach dem Untergang der ganzen, alten Welt aufgerichtet werden (Off. 20, 11). Er ist aber auch von dem Gericht am Anfang des Tausendjährigen Reiches zu unterscheiden (Matth. 25, 31‑46; Off. 20, 4). Denn dort werden, nach der Wiederkunft Christi, die dann lebenden Nationen gerichtet. Der »Jüngste Tag«, als der »Tag des Gerichts« (1. Joh. 4, 17), umfaßt also drei zeitlich zu unterscheidende Gerichte:

a) das Gericht über die Gemeinde, d. h. die Entrückten: vor dem »Richterstuhl Christi«, vor dem Tausendjährigen Reich,

b) das Gericht über die Völker, d. h. über die dann Lebenden: vor dem »Thron seiner Herrlichkeit«, zu Beginn des Tausendjährigen Reiches (Matth. 25, 31) und

c) das Gericht über die Allgemeinheit, d. h. über die Toten (Off. 20, 12). vor dem »Großen Weißen Thron«, nach dem Tausendjährigen Reich.

II. Der Richter ist Christus, »der HErr, der gerechte Richter« (2. Tim. 4, 8). Denn alles Gericht hat der Vater dem Sohne gegeben (Joh. 5, 22). Darum ist es auch vor dem Tausendjährigen Reich sowohl der »Richterstuhl Christi« (2. Kor. 5, 10) als auch der »Richterstuhl Gottes« (Röm. 14, 10).

III. Die Personen sind »wir alle« (2. Kor. 5, 10), die »Einheimischen« und die »Ausheimischen«, alle Erlösten, die dann Lebenden und die schon Entschlafenen. Wohl ist, wer an den Sohn glaubt, von dem Endgericht befreit (Joh. 5, 24; Hebr. 10, 14) (denn es gibt »keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind«, Röm. 8, 1); aber die Frage der Treue (1. Kor. 4, 2‑5) und die Festsetzung des »Lohnes« (1. Kor. 3, 14; Kol. 3, 24) oder auch des »Verlustes« (1. Joh. 2, 28) erfordert einen besonderen »Gerichtstag« (1. Joh. 4, 17) auch für die Gläubigen! Hier handelt es sich dann nicht mehr um die Frage der Errettung, wohl aber um das Maß des Lohnes der Gnade.

IV. Die Strenge. »Der HErr wird sein Volk richten« (Hebr. 10, 30). Auch für die Seinen wird der Tag »im Feuer geoffenbart« werden (1. Kor. 3, 13). Darum spricht Paulus gerade in Verbindung mit dem Richterstuhl Christi (!) von einem »Schrecken des HErrn« (2. Kor. 5, 11)! »Schaden« und »Verlust« (1. Kor. 3, 15; 2. Joh. 8), »Beschämung« von seinem Angesicht her (1. Joh. 2, 28), »Verbrennung« des ganzen Lebenswerkes (1. Kor. 3, 13), selber gerettet werden, doch nur wie ein Brand aus dem Feuer, »wie einer, der bei einem Brande nur mit dem nackten Leben davonkommt« (1. Kor, 3, 15) ‑ das sind Möglichkeiten, denen wir ins Auge sehen müssen! Brechen wir darum dem Schwert die Spitze nicht ab (Hebr. 4, 12)! Bei aller Gewißheit der Errettung und aller Alleinigkeit des göttlichen Tuns gilt das Wort: »Bewirket eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern!« (Phil. 2, 12.)

V. Der Maßstab ist die Treue (1. Kor, 4, 1‑5; Matth. 25, 21), das Ganze unseres Lebens, das Ergebnis unseres Gewordenseins. Nicht nur unsere Taten, sondern auch unsere Möglichkeiten, nicht nur, was wir waren, sondern auch, was wir hätten sein können, nicht nur unsere Handlungen, sondern auch unsere Unterlassungen (Jak. 4, 17); nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter, nicht die Menge, sondern das Gewicht unserer Taten (1. Sam. 2, 3), nicht nur, was wir erreichten, sondern auch, was wir erstrebten. Von unseren Werken gelten vor allem die Opfer, von unserer Gesinnung nur selbstlose Liebe, von unserm Besitz nur, was wir in den Dienst stellten. Von unsern Sünden aber gilt der Satz: Was wir gerichtet haben, wird er nicht mehr richten (1. Kor. ‑11, 3‑1); was wir aufgedeckt haben, wird er zudecken (1. Joh. 1, 9; Hebr. 8, 12); was wir aber zugedeckt haben, wird er aufdecken (Luk. 12, 2)! In dem allen aber wird er auf das Innerste schauen, auf die Triebkräfte und Beweggründe, auf die Ratschläge der Herzen, auf die im Dunkeln verborgenen Geheimnisse der Seele (1. Kor. 4, 5; 1. Sam. 16, 7; Hebr. 4, 13; Psalm 139).

Vl. Das Ergebnis wird sehr verschieden sein. Auch den Sei­nen gegenüber ist der HErr »der gerechte Richter« (2. Tim. 4, 8).
Die einen haben Heu, Stroh und Stoppeln gebaut ‑ ihr Werk wird verbrennen; die andern haben Gold, Silber und kostbare Steine gebaut ‑ ihr Werk wird das Feuer bewähren (1. Kor. 3, 12‑15).

Die einen haben in Treue gedient ‑ sie werden groß sein im Reiche der Himmel (Matth. 5, 19; Luk. 19, 17); die andern haben auf das Fleisch gesät ‑ sie werden das Verderben ihres Lebenswerkes ernten (Gal. 6, 6‑8).

Die einen sind »lauter«, »tadellos« und »unanstößig« (Phil. 1, 10; 1. Kor. 1, 8) ‑ sie werden den »Kampfpreis« gewinnen (Phil. 3, 14); die andern sind arm (Off. 3, 17) und »unbewährt« (1. Kor. 9, 27) ‑ sie werden »Verlust« erleiden (1. Kor, 3, 15; 2. Joh. 8; 2. Tim. 2, 5).

Die einen haben »Freimütigkeit« am Tage des Gerichts (1. Joh. 4, 17); den andern wird »Beschämung« zuteil (1. Joh. 2, 28).

So empfängt jeder, was ihm zusteht (Hebr. 6, 10; 1. Kor. 4, 5; 2. Tim. 4, 8), »ohne Ansehen der Person« (1. Petr. 1, 17), je »nach dem er gehandelt hat bei Leibes Leben, es sei gut oder böse« (2. Kor. 5, 10; Kol. 3, 24; 25). Die »Errettung« hängt mit dem Glauben zusammen, der »Lohn« mit der Treue. Als »Söhne« empfangen wir sein Leben, als Diener seine Belohnung. »Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir« (Off. 22,12).

Aber alle werden errettet, und alle werden leuchten, wenn auch verschieden an Herrlichkeit und Glanz (1. Kor. 15, 40­42). Es wird »große« und »kleine« Gefäße dereinst geben; aber alle werden gefüllt sein. Es wird Grade und Stufen der Herrlichkeit geben (Matth. 25, 14‑30), aber unterschiedslose Glückseligkeit (Matth. 20, 1‑16)! Denn der Diener und der Dienste sind viele, aber der HErr ist nur einer.

Die Getreuen aber werden besonders gekrönt:
die siegreichen Kämpfer ‑ mit der »Krone der Gerechtigkeit« (2. Tim. 4, 8);
die zielbewußten Wettläufer ‑ mit der »unvergänglichen Krone« (1. Kor. 9, 25);
die bis zum Tode Getreuen ‑ mit der »Krone des Lebens« (Off. 2, 10; Jak. 1, 12);
die selbstlosen Arbeiter ‑ mit der »Krone des Ruhmes« (1. Thess. 2, 19 Vgl. 3‑6; Phil. 4, 1);
die Vorbilder der Herde ‑ mit der »Krone der Herrlichkeit« (1. Petr. 5, 3). 

VII. Die Herrlichkeit.

 Durch dies alles wird für die Gemeinde die Vollendung kommen. »Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, welche sprachen: Halleluja! Denn der HErr, unser Gott, der Allmächtige hat das Reich eingenommen. Lasset uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen und sein Weib hat sich bereitet . . . Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes« (Off. 19, 6‑9).

Gleichzeitig ist aber auch der große Tag angebrochen, an dem der HErr das Heer der Höhe in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde heimsuchen wird (Jes. 24, 2‑1), und an dem es ihm wohlgefällt, das große Reich der Macht und Herr­lichkeit seiner »kleinen Herde« zu geben (Luk. 12, 32). »Ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten« (Off. 20, 4). »Die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen« (Dan. 7, 18; Off. 1, 6; 5, 10). Die vor dem Preisrichterstuhl Christi Gerichteten werden zu den Richtern der Welt gemacht werden. Sie werden die Herrschaftsaristokratie im ewigen Himmelreich sein.

Und weil sie »ein Leib« sind, darf der einzelne nicht vor der Gesamtheit verherrlicht werden (1. Thess. 4, 15). Das Ganze ist ein »Erbe der Heiligen im Licht«, und der einzelne hat nur einen »Anteil« daran (Kol. 1, 12). Sie alle zusammen sind ein »Königreich«, ein »Königtum« (Off. 1, 6; 5,10), und die einzelnen sind darin »Priester und Könige«. Das Ganze ist dem einzelnen übergeordnet. Der einzelne ist eingereiht in den Gesamtverlauf des Ganzen. Der einzelne kann darum seine Vollendung nicht haben in seiner Vereinzelung, sondern nur in persönlichem Lebenszusammenhang mit der vollendeten Gesamtheit.

Daher das Warten der Entschlafenen auf die Vollendung der kommenden Generationen (Hebr. 11, 40; Off. 6, 10).

Daher noch nicht gleich beim Tode die Umkleidung der »Seelen« (Off. 6, 9; Hebr. 12, 23) mit dem kommenden Herrlichkeitsleibe . – (Dies geschieht erst »bei seiner Ankunft« (l. Kor. 15, 23). Das Erscheinen von Mose und Elia bei der Verklärung (Matth. 17, 3) und die Auferstehung vieler alttestamentlicher Heiligen bei der Auferstehung Jesu (Matth. 27, 52) sind Ausnahmen um der persönlichen Herrlichkeit Jesu willen und des Triumphes seines Werkes von Golgatha). –

Daher das zeitliche Zusammenfallen der Auferstehung der Toten in Christo mit der »Überkleidung« (2. Kor. 5, 2‑4) der dann Lebenden bei der Entrückung (1. Thess. 4, 15). Denn das Endziel des Ganzen ist ein Organismus, nicht nur Errettung des einzelnen, sondern Verherrlichung der Gesamtheit, nicht nur persönliches Seligwerden, sondern das »Reich Gottes« (Matth. 6, 10).

Und gleichwie jetzt Gottes kosmisch‑universaler Weltenstaat unter der Verwaltung von Engelbezirksfürsten steht (vgl. Dan. 10, 13; 20), so wird dann die Schar der Erlösten über Sonnen und Welten mit Christo, ihrem Haupte, königlich regieren (Off. 22, 5). »Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wisset ihr nicht, daß wir Engel richten werden?« (1. Kor. 6, 2) Darum: »Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron« (Off. 3, 21

Die Hervorhebungen im Text habe ich vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im November 2009

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Marienerscheinungen im Licht der Bibel (E.M.Slade)

Elvira Maria Slade

MARIA

Die unbekannten Seiten der „Mutter Gottes“

Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Regieanweisung
Kapitel 2: Dramaturgie
Kapitel 3: Rollenspiele
Kapitel 4: Weltstar
Kapitel 5: Imagepflege
Kapitel 6: Dramatische Szenen 

–  Hier einige Auszüge  – 

Wie dieses Buch entstanden ist

Elvira Maria Slade, geb. 1939 in Rosenberg/Oberschlesien, war u.a. tätig als Diplom‑Bibliothekarin und Bibliotheksleiterin in öffentlichen Bibliotheken, als Bibliotheksangestellte in einer wissenschaftlichen Bibliothek sowie als Stadtarchivarin. Als solche ist sie gründliches Quellenstudium gewohnt, was die vorliegende Arbeit durch die Fülle der zitierten Belege beweist.

Die Beschäftigung mit den Marienerscheinungen entsprang nicht dem Wunsch, eine vorgefaßte Meinung zu festigen, sondern wurde aus der Absicht heraus vorgenommen, sich selbst Klarheit über den Ursprung der für die römisch‑katholische Kirche so wichtigen Marienverehrung zu verschaffen. Sie warf folgende Fragen auf:

1. Handelt es sich bei den Marienerscheinungen tatsächlich um die biblische Maria, die Mutter des Erlösers Jesus?

2. Wenn nicht, wer ist sie dann?

3. Ist ihr wirklicher Name in der Heiligen Schrift genannt?

4. Woher kommt diese Erscheinung?

5. Worauf zielt sie mit ihren Botschaften?

Bevor festgestellt werden kann, wer diese Maria ist, die seit fast 2000 Jahren die römisch‑katholische Kirche und ihre Gläubigen besucht, muß darauf hingewiesen werden, wer sie nicht ist: Deshalb bleibt sie vorerst Maria das Rätsel! Dieses Buch soll darum Information über ein Phänomen vermitteln, das die Christenheit nicht gleichgültig lassen kann, denn die Frage nach der Identität dieser Erscheinungen ist von weitreichender Bedeutung, auch im Hinblick auf die ökumenischen Bestrebungen der christlichen Konfessionen. . . .

Die wirklichen Hintergründe der Marienverehrung gehen jeden Christen an, und so richtet sich diese Untersuchung auch an alle Christen, die dem Wort Gottes verpflichtet sind. Als Argumentationsgrundlage gelten allein die beiden Aussagen der römisch‑katholischen Kirche:

• “Da sich das Neue Testament als Erfüllung des Alten Testaments versteht, kann man beide Testamente nicht voneinander trennen. Sie müssen sich gegenseitig interpretieren und bilden zusammen die eine Heilige Schrift des Alten und des Neuen Bundes. Sie ist die Urkunde unseres Glaubens, an der sich jegliche kirchliche Verkündigung nähren und orientieren muß…” (KEK Bd 1, 47 = Kath. Erwachsenenkatechismus)

• “Privatoffenbarungen, selbst diejenigen, die von der Kirche anerkannt wurden, gehören nicht zum Glaubensgut … da diese Privatoffenbarungen dem Glauben der Kirche keine neuen Wahrheiten hinzugefügt haben…”

Es ist zu überprüfen, inwieweit sich die römisch‑katholische Kirche in der kirchlichen Glaubenspraxis an ihre eigenen Vorgaben hält.

Einleitung

Um von vornherein den Vorwurf auszuschließen, die nachfolgende Ausführungen seien dazu bestimmt, die Kirche zu verleumden, soll deshalb auch für die Überprüfung aller Botschaften der Erscheinungen die Lehre dieser Kirche gelten: Der katholische Erwachsenen‑Katechismus bezeugt die Heilige Schrift als das authentische Wort Gottes. Da der Wahrheit des Wortes Gottes, als kostbarster und ältester Überlieferung, keine nachgeordnete Tradition widersprechen darf, ist auch die Marienverehrung an diesem Wort Gottes auf ihre Zulässigkeit hin zu überprüfen. Paulus gibt ein eindeutiges Kriterium vor, an welchem jedwede Lehre zu messen ist:

“Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht!” (Gal. 1,8)

Maria ‑ so, wie Gottes Wort sie uns darstellt, ist also

1. die demütige Dienerin (Siehe, ich bin die Magd des Herrn …) gemäß ihrer eigenen Aussage (Lk. 1,38)

2. die Begnadete (Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft gemäß der Aussage des Engels (Lk.1,28 ff) und der Elisabeth (Lk. 1, 42 ff)

3. die Gepriesene (Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter) gemäß ihrer eigenen Aussage (Lk. 1,48)

4. die Mutter unseres Herrn, also des Messias, Erlösers, Gottessohnes, Gottmenschen Jesus

5. die Bittende bei unserem Herrn; siehe: Hochzeit zu Kana (Joh. 2, 1 ff), die aber nichts aus eigener Machtvollkommenheit bewirken kann und sich zuerst sogar abweisen lassen muß und mit den Worten auf Jesus weist: “Was er euch sagt, das tut!” (Joh. 2,5)

6. aber auch als Geschöpf Gottes ein Mensch, eine Frau, die selbst um Jesu Willen nicht allzu sehr gepriesen werden darf, denn Jesus persönlich unterbindet dies bei einer seine Mutter mit den Worten “Selig der Leib, der dich getragen, und die Brüste, die dich genährt haben” (Mt. 11,2 7) preisenden Frau gegenüber, mit folgender Mahnung: “Gewiß, doch glückselig, die das Wort Gottes hören und befolgen” (Lk. 11,28) und die auch als seine Mutter hinter denen, die Gottes Willen tun, zurückstehen muß (Matth. 12,47‑50), also für Jesus zweitrangig nach seinen Jüngern kommt,

7. die Schwester im Glauben, wie von der frühen Kirche bezeugt, die mit den Fröhlichen feiert (Hochzeit zu Kana) und mit den Trauernden weint (unter dem Kreuz)

8. die Jüngerin des Herrn (“Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinaus in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes … Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.” (Apg. 1,13) “Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle beieinander.” (Apg. 2, 1)

9. die Betende, wie dargestellt auf einigen Bildern

10. als Spiegel der Kirche wie sie sein sollte, nämlich demütig Gott dienend und die Heilige Schrift befolgend.

Das Lehramt der Kirche dürfte demnach nicht einerseits die vollständige Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift lehren, andererseits aber sich mit seinen auf nach‑ und außerbiblische Traditionen beruhenden Lehrsätzen offen zur Heiligen Schrift in Widerspruch begeben; denn damit würde es sich der Verbreitung von Irrlehren schuldig und das Wort Gottes verächtlich machen. Da die Heilige Schrift sehr wenig über Maria berichtet und unser Herr Jesus selbst vor der übertriebenen Verehrung seiner Mutter gewarnt hat, muß gesichert sein, aus welchen christlichen, der Bibel nicht widersprechenden Quellen die Mariologie gespeist wird; ob sie beispielsweise nicht auf einer unheilvollen Kombination von Phantasievorstellungen einiger Kirchenväter, sowie aus heidnischer Tradition stammender Volksfrömmigkeit und den Offenbarungen sogenannter Marienerscheinungen beruhen, deren Herkunft nicht zweifelsfrei auf den von Christen im Glaubensbekenntnis bekannten Gott zurückgeführt werden kann.

Wenn diese Problematik nicht zufriedenstellend auf der Basis der Heiligen Schrift geklärt ist, dürfen keinem Gläubigen die Lehrsätze der Mariologie, inklusive der Mariendogmen, aufgezwungen werden, da sie nicht im Wort Gottes verankert sind, sondern allein der heimlichen Sehnsucht eines Teils der aus dem Heidentum stammenden Christen nach ihrer jahrtausendealten Verehrung einer Muttergottheit Rechnung tragen. Auch dürfte keine außerbiblische Tradition Maria als Nebengöttin aufbauen. Hätte Gott sie zu göttlichen Ehren erheben wollen ‑ Er hätte es in der Heiligen Schrift wenigstens angedeutet, denn die Heilige Schrift ist das, was Gott uns über Seinen Weg mit uns wissen lassen will. Maria, die echte Mutter des Herrn, spielt in der Heilsgeschichte Gottes die Rolle eines kostbaren Mittels zum Zwecke der Menschwerdung Christi; nicht weniger, aber auch nicht mehr. Maria bleibt auch nach der Lehre der Kirche ein Geschöpf Gottes und darf deshalb nicht göttliche Ehren genießen. …

Im Verlauf der Beschäftigung mit den Marienerscheinungen der vergangenen 2000 Jahre verstärkt sich jedoch der Eindruck, daß Maria die römisch‑katholische Kirche und ihre Gläubigen regiert: Glaube und Lehre leben von ihren Botschaften, das Leben der Gläubigen ist so eng mit der Verehrung ihrer Madonna verwoben, daß sich der Gedanke, Maria IST die katholische Kirche, unwillkürlich zu regen beginnt. Im Hinblick auf die weltweite Ausdehnung der katholischen Kirche und den Machtfaktor, den sie unbestreitbar darstellt, ist eine ausführliche Wertung der marianischen Botschaften auf der Grundlage der Bibel unbedingt notwendig. Es muß der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich die Marienverehrung mit dem Wort Gottes vereinbaren läßt.

Nicht nur aufgrund der sensationshungrigen Menschenmassen, die die Marienerscheinungen in Orten wie Fatima, Lourdes, Medjugorje und anderen weltweit auf sich zu ziehen verstehen, sondern auch wegen des Unterhaltungswertes dieser Ereignisse, samt der durchweg theatralischen Art, in der diese stattfinden, sind für die Strukturierung dieser Untersuchung Begriffe aus der Welt der Bühne hinzugezogen worden, um Streiflichtern aus einer anderen Sphäre als der uns alltäglich umgebenden Theaterwelt gleich ‑ ein Endzeitzeichen zu setzen. Denn da die Erscheinungsart der Maria überwiegend als spektakulär beschrieben werden kann, liegt es nahe, für diese Veranstaltungen den bildhaften Vergleich des Theaters aufzugreifen, mit dem Erdkreis als Bühne für ein faszinierendes Schauspiel, das viele Menschen weltweit in seinen Bann zieht und das seit fast 2000 Jahren inszeniert wird.

Kapitel 1: Regieanweisung

“Sein Auftreten zeigt sich entsprechend der Kraftentfaltung des Satans in jeder Art von Macht, trügerischen Zeichen und Wundern, in jeder Art böser Verführung für jene, die verlorengehen, weil sie der Liebe zur Wahrheit nicht Einlaß gaben, um gerettet zu werden. Daher schickt ihnen Gott die Kraftentfaltung der Verführung, daß sie der Lüge glauben, damit alle das Gericht erfahren, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern Gefallen hatten am Frevel.” (2. Thess. 2, 9 ‑ 12)

Unterscheidung der Geister ‑ Antichristliche Merkmale der Marienphantome

Die katholische Kirche war von Anfang an bemüht, eine wirksame Unterscheidung der Geister herauszuarbeiten. Ob aber ihren Bemühungen Erfolg zugesprochen werden kann, ist zweifelhaft, da sich die in negative und positive Kennzeichen aufgliedernden Kriterien wohl kaum dafür eignen, eine Unterscheidung zwischen himmlischen Boten und höllischen Abgesandten vorzunehmen. Als negative Kennzeichen werden in der mit Imprimatur versehenen katholischen Literatur folgende gewertet:

• ” Ist in den Worten der Erscheinung ein formeller Irrtum enthalten, der einer bestimmten offenbarten Wahrheit (nicht nur einer theologischen Ansicht) widerspricht, so kann die Erscheinung nicht von Gott kommen” ‑ Wenn aber die als Kriterium benutzte geoffenbarte Wahrheit nicht Gottes Wort entspräche, sondern einer anderen Quelle entstammen würde, so könnte auch die Entscheidung, diese Erscheinung zu senden, nicht von Gott sondern von einer anderen Macht kommen, selbst wenn die Erscheinung sich keines formalen Irrtums schuldig gemacht hätte.

“Ist bei den Erscheinungen selbst oder in deren Reden etwas enthalten, das mit der christlichen Sittenlehre unvereinbar ist, so sind die angeblichen Erscheinungen Produkt krankhafter oder perverser Veranlagung oder teuflischer Mache.” ‑ Selbstverständlich halten sich Dämonen ‑ verkleidet als Engel des Lichts ‑ an die christliche Sittenlehre! Wenn sie sich aber an diese Sittenlehre halten, jedoch den Glaubensinhalt der Heiligen Schrift in Frage stellen, wäre wiederum die Entscheidung nicht Gott, sondern einer anderen Macht zuzuschreiben.

• “Fordert die angebliche Erscheinung den Seher auf zu Ungehorsam gegen die rechtmäßige Obrigkeit, so kann hier von einer himmlischen Offenbarung keine Rede sein.” – Dieses Kriterium ist nicht schlüssig, denn die Heilige Schrift sagt ausdrücklich, daß der Mensch Gott mehr zu gehorchen habe als den Menschen (Apg. 5,39), also der Hinweis auf den Gehorsam der Obrigkeit gegenüber in diesem Falle nicht stichhaltig ist.

Von den positiven Kennzeichen werden folgende genannt:

• “Ereignen sich die Erscheinungen würdevoll und erbauend, verbreiten sie Frieden und innige Liebe zu Gott, bewirken sie eifrigeres Beten und sühnende Bußübungen, treiben sie an zu Gehorsam und Bescheidenheit, so darf eine himmlische Erscheinung angenommen werden.” ‑ Bei diesem Kriterium sind mehrfache Trugschlüsse zu verzeichnen: Es steht zu erwarten, daß sich Satan, als zum Engel des Lichts verkleidet (2. Kor. 11), in eben der oben beschriebenen heuchlerisch‑hoheitsvollen Art darstellt, sonst könnte er wohl schwerlich mit seiner Absicht zu verführen, Erfolg haben; die von ihm erzeugte Liebe ist daher eine Liebe zu einem Neben‑Gott, dem auch der Gehorsam und die Bußübungen gelten.

• “Sind die Erscheinungen ganz ausgerichtet auf Gottes Ehre statt auf persönliche Vorteile und menschliche Ziele, so wäre ein rein menschlicher und erst recht ein teuflischer Ursprung nicht leicht annehmbar.” ‑ Da alle Erscheinungen ausnahmslos nach den bei ihrer Vorstellung zur Einführung gegebenen Hinweisen auf ihre gottgesandte Botschaft die eigene Ehre fordern und menschliche Ziele, wie die Vermeidung von Krieg oder kirchliche Belange statt der Botschaft der Heiligen Schrift im Vordergrund stehen, hätte dieses Kriterium, falls es tatsächlich angewandt würde, allein schon die Möglichkeit, die Unterscheidung der Geister vorzunehmen. Aber hinsichtlich der Marienerscheinungen wirkt die katholische Kirche blind ‑ zu viele ihrer Mitglieder würden sie verlassen, wenn die Marienverehrung aufgegeben werden müßte.

• “Wenn schon eine gewisse Zeit hindurch auf Grund der Erscheinungen das Heil der Seelen mächtig gefördert wird, und manche Seele hierdurch wieder heimfindet zu Gott, so kann eine teuflische Beeinflussung bei der Entstehung dieses Gnadenortes nicht angenommen werden. Denn Satan wird sich nicht selbst schaden!” ‑ Dieses Kriterium enthält einen tödlichen Fehlschluß, da es nicht berücksichtigt, daß Satan als “Vater der Lüge” gilt. Das Heimfinden zu Gott kann von Menschen nicht eindeutig überprüft werden, denn das Anrufen Gottes besagt noch lange nicht, daß der Mensch auch den biblischen Gott, den wir anbeten, meint. Gerade das Entstehen der Gnadenorte jedoch nach Maßgabe des zum Engel des Lichts verkleideten Satans und eben nicht nach dem Willen Gottes ‑ ist Satan von größerem Nutzen, als wenn er offen als Feind Gottes auftritt. Denn schließlich sagt die Heilige Schrift, daß er auch die Gläubigen, wo möglich, verführen wolle. Und wie anders könnte er dies bewerkstelligen, als daß er sich als angeblich “von Gott gesandt” darstellt?

Die Wunder und Zeichen werden zwar nicht als Unterscheidungskriterium gewertet, wichtig ist aber, daß ihre Ablehnung folgendermaßen in der katholischen Literatur bewertet wird: “Satan liegt viel daran, wenn die außergewöhnlichen Sonnenwunder und Blumenregen von einer rationalistischen Scheinwissenschaft Massensuggestion’ und der Rosenblätterregen zu Lipa okkulte (dämonische) Materialisation) genannt werden.” Hier wird außer acht gelassen, daß Gott selbst uns vorwarnt und uns kundtut, daß auch Satan Wunder und Zeichen wirken kann und wird, demnach Satan noch mehr daran interessiert sein mag, diese seine “Wunder” als von “Gott” kommend darzustellen!

Die Ablehnung der Marienerscheinungen wird von der Kirche generell als Hinweis auf eine ungläubige oder rationalistisch‑christliche Geisteseinstellung abgetan und als Argument die Heilige Schrift zitiert: “Habt acht, daß niemand die Gnade Gottes verscherze! ‑ Seht zu, daß ihr den (bzw. Die) nicht abweist, Die da redet!’ (Hebr. 12,13.25).

Daß die Verwendung dieser biblischen Worte in dem vorliegenden Kontext unpassend ist und daß statt dessen die Warnung Pauli vor einem falschen Evangelium beachtet werden sollte, wird nicht zur Kenntnis genommen. Maria ‑ die Erscheinung ‑ wird als Vorläuferin des Herrn vor Seinem erneuten Wiederkommen gesehen, in Anlehnung an den Wegbereiter Johannes. Obwohl die Heilige Schrift den Antichristen, und nicht die biblische Maria, als Vorläufer des in der Offenbarung vorausgesagten Kommens unseres Herrn bezeichnet, wird dieser Zusammenhang übersehen. Maria wird mit einer solchen Ausschließlichkeit geliebt und verehrt, daß sogar die Wahrheit des Evangeliums zugunsten der Lüge einer marianischen Verherrlichung zurückgestellt wird. Die katholische Literatur verficht die Authentizität ihrer Marienerscheinungen folgendermaßen: “Jesus hat für die Zeit der Kirche’ vorgesorgt, er ermöglicht Begegnung mit dem Gottesgeist, indem er den Parakleten sendet, den Geist der Wahrheit, der in die ganze Wahrheit führt, der sagt, was er hört, und verkündet, was kommen wird’ (Joh. 16,13) Die vielen hundert Marienerscheinungen, die in diesem Buch gesammelt dargestellt werden, können als Teil dieses Wirkens des Gottesgeistes verstanden werden. Was damals noch nicht zu fassen war, das wird jetzt von Maria verkündet, die schon zur Zeit Jesu eine wichtige Funktion im Rahmen des Heilsplans Gottes hatte. Gerade das Wirken der Gottesmutter ging und geht in verstärkter Weise durch die Jahrhunderte bis heute weiter und ist als Dienst an der ganzen Wahrheit’ zu verstehen.” (H/N = Hierzenberger/Nedomansky – Botschaften der Gottesmutter Maria; Dokumentation durch zwei Jahrtausende, 1993) – Dieser Trugschluß ist von weitreichender Konsequenz für die korrekte Auslegung der Bibel,

• denn gemäß Heiliger Schrift kam der von Jesus versprochene Gottesgeist im Pfingstereignis und erleuchtet seither die Menschen, indem er ihnen Schritt für Schritt im Verlauf der Jahrhunderte die Heilige Schrift erschließt ‑ ein weiterer Geist ist nicht notwendig und auch nicht vorgesehen;

• die ganze Wahrheit ist in der Heiligen Schrift enthalten, die mit der von Johannes übermittelten Offenbarung Jesu Christi abschließt, daher sind weitere Zusätze nicht von Gott inspiriert;

• deshalb warnt die Heilige Schrift auch vor den Lehren der Dämonen und die Erscheinungen können eben nicht auf das “Wirken des Gottesgeistes” zurückgeführt werden, wenn ihre Botschaften die Aussagen der Bibel verändern oder Neuoffenbarungen bringen,

• Marias Stellung im Heilsplan Gottes ist in der Heiligen Schrift enthalten: sie war das von Gott erwählte Gefäß für die Menschwerdung Christi ‑ eine weitere Funktion davon abzuleiten, ist gegen die Heilige Schrift gerichtet und daher Irrlehre,

• beim Zitieren des “Geistes der Wahrheit” werden Jesu erklärende Worte verschwiegen: “Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen und euch künden.” (Joh. 16,14) Von Maria ist keineswegs die Rede und deshalb können die Marienerscheinungen nicht als “Teil dieses Wirkens des Gottesgeistes verstanden werden “, denn sie verherrlichen nicht Jesus, wie Er in dieser Zitatstelle voraussagt, sondern lediglich Maria, die Jesus fast ausschließlich entweder als hilfloses Kleinkind oder als ständig Gemarterten vorführt, wie eine Überprüfung der Erscheinungen ergibt.

• “Dienst an der Wahrheit” ist demnach: herauszufinden, zu welchem Zweck und Ziel diese nicht biblisch fundierten Botschaften der Marien verkündet werden.

Eine kritische Beleuchtung der Marien‑ und Jesus‑Erscheinungen, gemessen an ihrem eigenen Anspruch und in Beziehung gesetzt zum wahren christlichen Glauben, ergibt auf der Grundlage der Heiligen Schrift, daß die entsprechenden Erscheinungen die Heilige Schrift der Christen und Juden entweder nicht gut genug kennen, um richtig daraus zu zitieren, aber dennoch zielgerichtet anwenden möchten, um vertrauenswürdig zu er­scheinen, was auf eine unausgeglichene Phantasie der “Seher” und “Seherinnen” deuten würde, die sich durch “Botschaften” als fromm erweisen und dadurch religiös profilieren möchten, oder absichtlich Gottes Wort verfälschen, um die nicht widerstandsfähigen Gläubigen zum Abfall von Gottes Wort zu bewegen, wobei es sich in diesem Falle dann um Feinde Gottes handeln müsse.

Die Hypothese, daß es sich bei den sich “Jesus” und “Maria” nennenden Erscheinungen nicht um die in der Heiligen Schrift erwähnten Personen handeln kann, sondern daß sie sich in einer bestimmten noch zu erörternden Absicht für diese Personen ausgeben, soll im folgenden auf ihre Stichhaltigkeit untersucht werden. Die sich mit Hoheitstiteln ausgiebig selbst schmückende herrische “Marienerscheinung ” kann nicht die demütige Mutter unseres Herrn Jesus sein. Wer sie tatsächlich ist, muß sich im Laufe der Ausführungen erweisen, die sich an den in der katholischen Literatur veröffentlichten Marienerscheinungen orientieren.

Mirjam, eine Tochter Israels, von Gott zur Mutter des Messias ausersehen, muß von der Kirche als ein großes Geheimnis Gottes betrachtet werden, weil Marias Leben in der Heiligen Schrift kaum Erwähnung findet und Gott über ihr Schicksal schweigt, obwohl Er um das allgemein mitmenschliche Interesse der Menschen an der Mutter des Erlösers weiß ein Geheimnis, an das der Mensch nicht rühren darf, und welches uns erst in unserer ewigen Heimat bei Gott enthüllt werden mag. Eine Darstellung der Marienerscheinungen auf der Basis der Heiligen Schrift muß deshalb auch als eine Streitschrift für die Ehre der echten Mutter unseres Herrn und Erlösers Jesus und Seines Wortes aufgefaßt werden ‑ gerichtet gegen alle Versuche, Mirjam/Maria den Charakter des “Affen Gottes” überzustülpen, indem das Wort Gottes verfälscht wird.

AUSZUG:

Kapitel 4: Weltstar

“Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen: Sammelt man denn Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln?” (Matth. 7,15‑16)

Auftritt der PriMadonna

Bei den Marienerscheinungen muß davon ausgegangen werden, daß sich an den jeweiligen Erscheinungsorten nicht stets das gleiche Phantom zeigt. Diktion und Darstellungsart sind bei den diversen “Marien” recht unterschiedlich, wenn sie auch die gleichen Interessen vertreten und ein gemeinsames Ziel haben. Sie zeigen jedoch hinsichtlich ihrer intellektuellen Fähigkeiten erhebliche individuelle Unterschiede, die eine Spanne von dümmlich‑dreist, über lieblich‑frömmelnd bis aggressiv‑überheblich abdecken, und vergessen manchmal, wie sie an ein und demselben Ort das Medium angeredet haben. Abgesehen davon weist auch schon die Praxis der kirchlichen Verehrung darauf hin, daß es sich nicht um die gleiche “Maria” handelt, wenn von Wallfahrten zu Unserer Lieben Frau von Lourdes, Unserer Lieben Frau von Fatima, Unserer Liebe Süße Frau von Rehkum, usw. gesprochen wird, da daraus ersichtlich ist, daß in dieser Lieben Frau nicht Maria als historischer Mensch, also nicht die tatsächliche Mutter Jesu, sondern ein Trugbild, das an eben diesem Ort erschienen ist, verehrt wird. Im übrigen präsentieren sich die Marien in den verschiedenen Ländern in derart unterschiedlichen Rollen: als Aztekin, Araberin, Inderin … daß schon aus dem Grunde nicht von Maria, der Jüdin, als Erscheinende gesprochen werden kann.

Eine Begründung für den Hang der Marien zur Abwechslung in Form der Behauptung, “Es erscheint nicht der historische Mensch Maria, sondern die himmlische Wesenheit Maria, die sich daher … den jeweiligen Sehern anpassen ist als nicht‑christlich abzulehnen, denn was wäre eine “Auferstehung des Leibes” wert, wenn dieser Leib nicht die Individualität der Auferstandenen widerspiegelt, sondern nur eine Verkleidung darstellt? Der Grund für diese variablen körperlichen Merkmale der Marien liegt wohl eher darin, daß sie eben nicht die Identität der echten biblischen Maria besitzen, sie also auch nicht konkret darstellen können, sich aber auf die Vorlieben der jeweiligen Medien einstellen und einen Körper zeigen, der von diesen Medien am ehesten als vertrauenswürdig akzeptiert wird.

Ebenso theatralisch wie ihr häufiger Rollenwechsel und wie ihre schon erwähnten Dauertränen ist häufig Marias Verhalten und kennzeichnet sie damit als eine echte, verwöhnte PriMadonna:

• Als Unsere Liebe Frau von Guadalupe redet sie in Mexiko einen Erwachsenen an: “mein liebstes kleinstes Söhnchen…”

• Eine italienische Maria in Görz fordert, daß für sie ein Haus erbaut und sie um Gnade angefleht werde. In Monte Berico, ebenfalls Italien, will sie eine Seuche erst beenden, wenn man ihr zu Ehren eine Kirche erbaut.

• Sie lähmt im deutschen Ort Wemding einen Kaplan, der sich erst dann wieder bewegen kann, als er ihr eine Kapelle verspricht. (H/N 167)

• auch als vielgepriesene Frau aller Völker in Amsterdam verhält sie sich wenig hoheitsvoll: “Und nun ist es, wie wenn die Frau mit der Faust auf einen Tisch schlage…” und ihre Sprachspiele in dieser Rolle sind nicht unbedingt geistreich zu nennen: “Ihr sucht und sucht in Para‑dies und Para‑das…”

• In Schio, Italien, läßt sie einen Weihwasserkessel aus der Hand ihres Verehrers zu Boden fallen, wobei sie behauptet: “Ich bin es, die dich segnen muß”, läßt sich aber in Rom durch ein Altarbild als Madonna der Ausgeglichenheit verehren! (H/N 430)

Da Jesus als erwachsener Mensch gestorben ist, erscheint es mehr als eigenartig wenn in der Literatur bei der Beschreibung, daß Maria stets handle, als sei sie lebendig, auch mit aufgeführt ist, “stillt das Jesuskind” (H/N 35). Wenn sie mit Kind abgebildet ist, kann dies als Darstellung einer historischen Wirklichkeit gewertet werden, aber wenn eine angeblich Maria darstellende Erscheinung sich selbst, das Kind stillend, zeigt, dann kann dazu nur gesagt werden: Weil das Kind einwandfrei nicht Jesus sein kann ‑ denn dieser ist ohne Zweifel mittlerweile erwachsen ‑ kann die Mutter ebenfalls nicht mit Maria identisch sein; diese würde ohnehin sich nicht so würdelos benehmen und einen längst vergangenen, lediglich biologisch notwendigen Vorgang in der Lebensgeschichte eines nunmehr Erwachsenen zu konservieren und zu wiederholen trachten.

Die Ansinnen der Maria an ihre Medien sind ebenso eigenartig wie ihr Verhalten, welches folgendermaßen begründet wird: “Wenn z. B. Maria bei manchen Erscheinungen die Seherin auffordert, die Erde zu küssen oder gar etwas von dem dort wachsenden Gras zu essen, so mag dies für unsere Auffassung befremdend sein, aber im Lichte der Askese ist eine solche Forderung wohl begründet, da die Seherin hierdurch ihre Demut und ihren Gehorsam bekundet.” Von Jesus ist in der Heiligen Schrift nicht berichtet, daß er irgendeinen Menschen auf eine derartig perverse Art zur Demut angeleitet hätte, wie es seine angebliche Mutter nun bei ihren Erscheinungen praktiziert:

• In Mettenbach, Deutschland, weist sie ihre Nachfolger an: “Kniet euch in Schmutz und geht im Schmutz, dann bekommt ihr Gnaden, (H/N 230)

• oder gibt, an Bernadette in Lourdes gerichtet, den Befehl, “sich jetzt gleich auf den Knien den Abhang hinaufzubewegen und dabei den Boden zu küssen: Küsse die Erde zur Buße für die Sünder’ “.

• Maria befiehlt im österreichischen Eisenberg a.d.Raab dem Medium, nicht mehr helle Kleidung zu tragen, verlangt von einem kleinen italienischen Mädchen: “… du sollst nicht mit Knaben spielen wie alle anderen. Ich will dich zu Hause wissen…” und besteht im spanischen Garabandál auf den Verzicht von Kaugummi seitens ihres Mediums. (H/N. 414)

• Sie stellt Ansprüche wie “Du gehörst mir”, an einen 14‑jährigen Italiener gerichtet, sagt diktatorisch zu einem 12jährigen Knaben in Melleray, Irland: “Ich will auch dich” (H/N. 508) oder zu einem Florentiner am Tag seiner Priesterweihe: “Du bist mein Diener, als solchen habe ich dich erwählt; und eines Tages werde ich mich in dir verherrlichen.”

Wenn die Menschen nicht schnell genug vor ihr auf die Knie gehen, zwingt sie sie dazu:

• Bei einer Marienerscheinung in Beauraing, Belgien, “stürzten die Kinder gleichzeitig, wie von einem heftigen Stoß getroffen mit einem Ruck auf die Knie’ ” (H/N 291)

• Ein französisches Medium “fühlte sich von einer fremden Macht auf die Knie geworfen und wurde zum fügsamen Werkzeug Marias (H/N 306)

• Ähnliches verspürt ein Landwirt als er Maria sieht “… auf meinen Schultern etwas wie eine schwere Last und fiel instinktiv auf die Knie und ließ die Hacke fallen.”

Übereinstimmend mit diesem eigenartigen Verhalten sind auch die Dro­hungen gegen nicht Mariengläubige, die es ablehnen, sie zu verehren, eigenartig formuliert, denn hauptsächlich die gegen die angebliche Maria gerichteten Beleidigungen werden als Vergehen gewertet:

• “Unser Herr, mein göttlicher Sohn Jesus, ist es müde, weiter die schweren Beleidigungen zu ertragen, die die Menschen gegen die heilige Reinheit begehen. Er wollte bereits eine ganze Sintflut von Strafgerichten schicken … Aber ich habe Fürsprache eingelegt, daß er doch noch Barmherzigkeit walten lasse. Aber ich fordere Gebet und Buße als Sühne für diese Sünden!”

• In einer Vision sieht das Medium, wie vor “das schöne, lebendige Herz der himmlischen Mutter Maria” eine Tafel mit einem schwarz und blutrotverfleckten Herzen gestellt wird, so daß das Unbefleckte Herz kaum mehr zu sehen ist. Dazu erklärt die Marienerscheinung, dies symbolisiere eine falsche Lehre über sie selbst und ihr heiliges Herz. Obwohl ihr ihre Lehre vom Herrn gegeben worden sei, würde sie von den Menschen zertreten werden. Die blutrote Farbe werde die Strafe dafür symbolisieren: “… im Blute werden sie enden, und die schwarzen Tage werden kommen … Viele möchten noch lange leben, aber sie werden in einem Augenblicke im höllischen Abgrund verschwinden.”

Nicht nur Maria, sondern auch ihr Pseudo‑Jesus bedrohen die Maria Wi­derstand leistenden Menschen. (H/N 394) Sie bezeichnen alle, die ihnen nicht glauben, als unter Satans Einfluß stehend und künden ihnen Strafen an. ‑ Wie können die unglückseligen Opfer dieser Erscheinungen wissen, daß sie selbst einem verlogenen Trugbild hörig sind, wenn die Kirche nicht dagegen einschreitet, sondern sogar Priester die Marienverehrung unterstützen?

Mit der Ablehnung, die Intelligenz einzusetzen, wird die von Gott den Menschen gegebene Fähigkeit, sachlich wahr von falsch zu unterscheiden zurückgewiesen und verdrängt, daß Satan nicht nur als “brüllender Löwe”, sondern auch als “sanftes Lamm” auftritt. Die Dämonen sind wandlungsfähig und die Hölle unterstützt gern und willig ein jegliches Christentum samt christlichen Grundwerten, solange nicht Jesus Christus, sondern Maria von den Gläubigen verehrt wird.

Auch Satan wird von seinen Boten: Gott, Fürst, Vater, Herr genannt ‑ dies sind Titel, die für auf den allmächtigen Gott gerichtete Anreden gehalten werden können. Und da Satan nicht umsonst als der Affe Gottes bezeichnet wird, gibt es auch eine höllische Dreieinigkeit, so daß die Bezeichnung der Dreieinige durchaus nichts mit dem christlichen Konzept des Dreieinigen Gottes gemeinsam haben muß. Auf Emotionen allein zu vertrauen, ohne den gottgegebenen Intellekt zu nutzen, bedeutet stets, ebenso in die Irre zu gehen, wie dies bei einem nur auf kaltem Intellekt basierenden Handeln der Fall sein wird. Und kirchliche “Hingabe” ist in jedem Falle Sünde, wenn die Kirche eine antichristliche Lehre verbreitet.

Als eine der Schlüsselszenen im marianischen Melodrama kann folgende gelten, die im Jahre 1879 in Cnoc Mhuire, Westirland, an einem regnerischen Abend, vor 15 Erwachsenen und Kindern, stattfindet:

• „Vor einem leuchtenden Hintergrund schwebte Maria, bekleidet mit einem weißen Gewand und einem weißen Mantel, der lose herunterhing. Auf ihrem Haupte trug sie eine reichverzierte goldene Krone mit kostbaren Edelsteinen. Ihre beiden Hände hielt sie erhoben, wie der Priester bei der hl. Messe. Ihr Blick war zum Himmel gerichtet. Sie war barfuß. Zu ihrer rechten Seite stand der hl. Josef, auch in weißem Kleid. Das Haupt hielt er ehrfurchtsvoll zur allerseligsten Jungfrau hin leicht geneigt. Seine Hände waren wie zum Gebet gefaltet. Zur linken Seite Mariens stand eine ehrwürdige Bischofsgestalt, in weißem Bischofsornat, auf dem Haupte eine Mitra, in der Linken ein geöffnetes Buch, die rechte Hand erhoben, als ob er dem Volke predige. Die Anwesenden waren der Ansicht, es sei der hl. Evangelist Johannes. Tatsächlich befand sich in der Kirche von Lecanvey eine ähnliche Statue des Johannes‑Apostel, allerdings ohne Mitra. Und nun das Wunderbarste bei dieser Erscheinung: Zur linken Seite (vom Zuschauer rechts) der drei himmlischen Gestalten erschien in hellem Licht ein einfacher, schlichter Altar, auf dem ein Lämmchen stand und hinter dem Lämmchen ein großes Kreuz. Das Lämmchen schaute hin zu Maria und den Anwesenden. Rund um den Altar waren Lichtstrahlen, goldleuchtende Sterne und schwebende Seraphim…“

Nicht nur in der mit emotionsgeladener Ehrfurcht durchdrungenen Berichterstattung liegt die Bedeutung dieser Vision ‑ Marienerscheinungen zeichnen sich grundsätzlich durch allzu große Gefühlsbetontheit verbunden mit einer unangebracht unterwürfigen Haltung der Menschen aus sondern daß diese von mehreren Menschen über einen längeren Zeitraum wahrgenommenen Gestalten keine Botschaft von sich geben, ist bemerkenswert. Hier liegt also die zu verkündende Botschaft allein in der dargestellten Szene, die so entschlüsselt werden könnte:

Maria bildet den Mittelpunkt des Geschehens. Alles andere ‑ Personen ebenso wie Ereignisse ‑ dienen nur dazu, ihre Bedeutung zu unterstreichen. Jeder blickt auf sie; sie ist also der allen anderen übergeordnete Machtfaktor. Das zeigt auch die Gestaltung des Altares: einfach, schlicht ‑ aber mit Lämmchen und Kreuz. Auch das Lämmchen schaut zu Maria, als ob es seine Befehle von ihr erhielte. Statt des sonst üblichen Kleinkindes, ist Maria hier mit einem Lämmchen als Statisten versehen, das wohl das Lamm Gottes repräsentieren soll. Allerdings ist es in der Gegenwart von Maria zur Hilflosigkeit verdammt. Maria ‑ das Zentrum der Welt, des Himmels und der Erde ‑ um das sich alles dreht, zu dem alles zustrebt; und Jesus lediglich als Symbol noch vorhanden, als Lämmchen, aber machtlos und wie zur Dekoration auf den Altar plaziert. Und genau das verkünden alle Marienerscheinungen ausnahmslos, entweder in Worten oder Bildern: Stets ist Maria die Hauptperson, während unser Herr Jesus ihr in vielfältiger Form zu Diensten ist oder völlig aus dem Bild gehalten wird.

Obwohl diese Marien überall auf der Welt auftreten, gibt es doch einige, denen eine besondere Kulisse für ihr Erscheinen zugestanden wird und die deshalb Weltrang erhalten haben. Sie werden im folgenden etwas ausführlicher dargestellt.  „ … sie, die Gottes Wahrheit verwandelt haben in Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpf statt dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen.” (Röm. 1,25)

Kulissen

La Salette 1846 ‑ Die Mutter der Christenheit

Es ist eine romantische Kulisse, die sich die Maria für diesen Auftritt ausgesucht hat, der die öffentlichen Erscheinungen einleitet, denn hier wendet sie sich mit ihrer Botschaft erstmals an ihr Volk. An einem Berghang, etwas außerhalb des französischen Dorfes La Salette gelegen, im ausgehenden Spätsommer, und als Publikum erwarten sie zwei Kinder, die ihre Herden hüten. Sie erscheint in einer sich auflösenden Lichtkugel, auf einem Stein sitzend ‑ und weinend!

Sie ruft die erschrockenen Kinder freundlich heran, um ihnen “etwas Großes kundzutun”. Das Kostüm der Hauptdarstellerin ist es wert, ausführlich beschrieben zu werden:

Maria trägt eine französische Tracht . .. … aber von überirdischer Leuchtkraft und Schönheit … ein Strahlendiadem, das das Haupt umgibt, von einem breiten Kranz leuchtender, feuriger Rosen umgeben, über ihre Schultern hängt eine schwere Kette, daran, auf ihrer Brust ein Kreuz. Der Gekreuzigte darauf ist blutüberströmt, er leidet und windet sich wie im Todeskampf.” (H/N 203)

Auch die La‑Salette‑Präsentation trägt mehr aggressiv‑überspitze Horror-Elemente in sich, als daß sie eine würdevolle Erinnerung an Leiden und Tod unseres Erlösers darstellen könnte, insbesondere, wenn der Kontrast zur Marienerscheinung berücksichtigt wird, was allerdings in der Absicht der Erscheinungen liegt, denn Maria soll hoch erhoben, Jesus aber als ohnmächtig mitleidsvoll herabgesetzt werden. Die Erscheinung weint die ganze Zeit, während sie mit den Kindern spricht. Als sie bemerkt, daß ihr Französisch nicht von den Kindern verstanden wird, wechselte Maria ins mundartliche Patois über. In La Salette wird der Anspruch der Erscheinung, wie Gott bzw. eine Göttin zu sein, unübersehbar: Vorerst nur andeutungsweise gibt sie sich als die Erlöserin aus, die für ihr Volk gelitten hat, in überheblichem Anspruch lautet ihre Botschaft:

• “Wenn mein Volk sich nicht unterwerfen will, so bin ich gezwungen, den Arm meines Sohnes gehen zu lassen. Er lastet so schwer, daß ich ihn nicht mehr länger zurückzuhalten vermag. Solange schon leide ich um euch. Will ich, daß mein Sohn euch nicht verlasse, so muß ich ohne Unterlaß bitten für euch, und ihr macht euch nichts daraus…”

Sie zeigt sich dadurch in einer unerträglich übertriebenen Weise als übermächtige Frau, die ihren Sohn stützen muß und deutet damit an, nicht Jesus, sondern diese “Maria” habe für die Menschen gelitten!

Eine andere Dokumentation gibt einen Teil dieser Botschaft etwas ausführlicher wieder und zwar mit dem an obige Worte anschließenden Zusatz:

• “Ich habe euch sechs Tage zum Arbeiten gegeben und habe mir den siebten vorbehalten, und man will ihn mir nicht gewähren; das ist es, was den Arm meines Sohnes so schwer macht.”

Danach maßt sich dieses Phantom auch noch an, selbst die Wocheneinteilung mit dem Sonntag zu ihrer Verehrung eingeführt zu haben. Anschließend fügt sie noch ‑ gemäß einer weiteren Dokumentation ‑ die für die schlichten Bauernkinder verständliche Drohung hinzu: “Jene, die einen Wagen lenken, wissen nicht, wie sie fluchen sollen, ohne den Namen meines Sohnes in den Mund zu nehmen. Das sind die beiden Dinge, die den Arm meines Sohnes immer schwerer machen. Wenn die Ernte verdirbt, geschieht es nur um euretwegen. Ich habe es euch letztes Jahr mit den Kartoffeln zu verstehen gegeben, ihr habt euch nichts daraus gemacht; ja, ganz im Gegenteil; wenn ihr verfaulte fandet, habt ihr geflucht und dabei den Namen meines Sohnes hervorgestoßen. Sie werden weiter faulen, und an Weihnachten werden keine mehr da sein.” (H/N 200)

Ihr Ärger, beziehungsweise der ihres Sohnes, richtet sich also auf die beiden Geschehnisse:

1. Weil die Menschen nicht den Sonntag für die Maria heiligen, wie sie geboten habe,

2. weil die Arbeiter fluchen und dabei den Namen Jesu aussprechen, ist ihr Sohn so zornig, daß er von Maria nicht mehr zurückgehalten werden kann. Und Maria droht für diesen Fall an, daß es Weihnachten keine Kartoffeln geben würde, weil diese verfaulen. Unter Tränen klagt die Erscheinung weiter über die Menschen, droht furchtbare Strafen an und ruft zu Buße und Umkehr auf.

Die von der Erscheinung hiermit skizzierte “himmlische Szene” stellt demnach konkret einen leicht erregbaren Jesus dar, der sich vor Wut nicht mehr zügeln lassen will, eine stärkere Maria, die ihn am Arm zurückzieht, aber weinend auf die Erde kommt, um sich darüber zu beklagen. Ihre Stärke drückt sie damit aus, daß sie ihren Sohn, als gequältes Wesen für die Ewigkeit konserviert, ständig um den Hals trägt. Wer sich dies einmal so richtig vergegenwärtigt, mußt ein Gefühl dafür erhalten, wie sehr sowohl Maria als auch Jesus durch diese sich ihrer Namen bedienenden Erscheinungen verhöhnt und verleumdet werden und aus welch entsetzlichem Ort diese Geister stammen.

Schon aus diesem kurzen Bericht wird deutlich, warum sich die Erscheinungen vorzugsweise an Kinder oder einfaches Dienstpersonal richten, die keine Möglichkeit haben, sich anhand der Heiligen Schrift über ihren Glauben korrekt zu informieren. Ein bibelkundiger Mensch, dem die Erscheinung obigen mitleiderregenden Unsinn erzählt, hätte sie umgehend dorthin zurückgeschickt, woher sie gekommen ist: nämlich das Reich des Widersachers. Denn diese Botschaft entbehrt jeglicher christlicher Grundlage und ist lediglich ein Vorspiel für die zukünftigen Forderungen der Phantome, als Fürsprecherin, Mittlerin, Miterlöserin verehrt zu werden. …

Ein paar Jahre später, nach Anerkennung der Echtheit durch die Kirche, wird eine Basilika gebaut und eine Ordensgemeinschaft mit der Bezeichnung “Unsere Liebe Frau von La Salette” gegründet, deren Priester den Wallfahrtsort betreuen. Das Gnadenbild, eine Darstellung der Erscheinung, wird 1879 feierlich gekrönt und befindet sich über dem Hochaltar. Zwar wird die Erscheinung von La Salette von der 1852 gegründeten Erzbruderschaft von La Salette als “Versöhnerin der Sünder” verehrt, denn die Kirche hat den Titel Unsere Liebe Frau Versöhnerin der Sünder gutgeheißen, eine andere, in der Literatur erwähnte Bezeichnung ist jedoch möglicherweise sogar zutreffender für ihre Eigendarstellung in diesem Ort denn über diese Erscheinung wird gesagt: “Die Mutter der Christenheit weinte bittere Tränen, weil sie die große Not ihrer Kinder sah, aber nur wenige sich zu ihrem Sohne führen ließen. Hilflos, wie eine verlassene Mutter saß sie auf einem Stein und weinte bittere Tränen. Sie weinte, wie einst ihr Sohn um Jerusalem weinte. Wer aber kam, die gütige, treubesorgte Mutter zu trösten?” Eine diese Erscheinung am besten charakterisierende Bezeichnung stammt jedoch aus dem gläubigen Volk’; von diesem wird sie Weinende Mutter genannt! (RE 28)

Dem Papst liegen die Botschaften schriftlich vor. Mit einem Dekret der Heiligen Kongregation des Offiziums vom 21. Dezember 1915 wird aber jede Verbreitung der “Geheimnisse” verboten und das Zuwiderhandeln mit schwerer Strafe belegt. 1901 beklagt sich eine Marienerscheinung darüber, daß diese Botschaft, trotz ihrer vielen Tränen, nicht überall auf Glauben gestoßen ist. Auf die Frage nach dem Inhalt der Botschaften, erwidert Papst Pius IX.: “Sie wollen die Geheimnisse von La Salette wissen? Nun, das sind sie: Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle zugrunde gehen!” Ein Abriß der Geheimnisse liegt jedoch ausschnittsweise vor; es handelt sich darum, daß die Sünden der Priester beklagt werden und Maria sagt: “es gibt niemand mehr, der würdig wäre, das makellose Opferlamm dem Ewigen zugunsten der Welt aufzuopfern” ‑ eine Aussage, die im Lichte der schon in der Heiligen Schrift berichteten und abgeschlossenen Ereignisse des Erlösungswerkes Jesu eine ungeheuerliche Falschaussage seitens der Erscheinung darstellt, denn erneute Aufopferungen’ sind unsinnig, weil sich Jesus ein für alle Mal vor ca. 2000 Jahren geopfert hat. …

Es folgen Drohungen, wie “Gott wird in beispielloser Weise zuschlagen  jene Menschen aber, die sich ihr hin­gegeben und von ihrem Geiste gelebt haben, würden von ihr beschützt werden; der Papst wird gelobt, das Phantom verspricht: “… Ich werde mit ihm sein …” Sie warnt ihn sogar vor Wundertätern. In ihrer Botschaft skizziert Maria unter anderem die Geschehnisse bis zum zweiten Kommen des Herrn, aber in einer zur biblischen Berichterstattung umgekehrten Reihenfolge der Ereignisse; das heißt:

• zuerst kommt “ihr Sohn”, genannt Jesus Christus, und richtet ein “Friedensreich” auf, denn er werde seinen Engeln befehlen, seine Feinde dem Tod zu überantworten ‑ die auch in der Offenbarung angeführten Kriege, Erdbeben etc. werden ebenfalls erwähnt;

• dann nach 25 Jahren ist das Friedensreich zu Ende, denn es kommt ein neuer großer “Antichrist”, der ein Heer aus vielen Völkern aufrichtet, um gegen diesen “Jesus Christus” zu kämpfen. Die Jahreszeiten würden sich verändern und Rom würde zum Sitz des Antichristen. ..“

Auf der Grundlage der Bibel interpretiert liest sich die oben aufgeführte marianische Voraussagte wie folgt:

1. es kommt der Antichrist als Sohn Marias, d.h. als falscher Jesus Christus, wie es in der Bibel steht: “Und es wurde ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu besiegen, und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk, jede Zunge und jedes Land…” (Offb. 13,7ff).

2. nach 25 Jahren kommt unser Herr Jesus Christus, von dem Phantom als “Antichrist” bezeichnet, wie uns die Heilige Schrift sagt: “und alsdann wird der Frevler offenbart werden, welchen der Herr Jesus umbringen wird mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt.” (2. Thess. 2,8).

Eine ebensolche Falschaussage wie die erwähnte marianischen Zukunftsvision ist folgende Prophezeiung der La Salette‑Erscheinung:

• “Nun ist die Zeit da! Der Abgrund öffnet sich. Siehe da den König der Könige der Finsternisse! Siehe da das Tier mit seinen Untergebenen, das sich Erlöser der Welt’ nennt. Stolz wird es sich in die Lüfte erheben, um zum Himmel aufzusteigen. Er wird durch den Hauch des heiligen Erzengels Michael erstickt…”

Da einer der Titel Jesu “König der Könige” lautet, verkehrt sie ihn und läßt ihn als zum Widersacher zugehörig erscheinen, weil Jesus der rechtmäßige Erlöser der Welt ist, belegt sie in ihrer Rede das “Tier” mit diesem Titel. Diese Diktion ist nicht die Art der echten Maria, sondern die eines arroganten Geistes…

Die Prophetin dieses La‑Salette‑Phantoms wird stigmatisiert, das heißt, sie erhält das Siegel der Miterlöserin Maria, womit die Erscheinungen dokumentieren wollen, daß Jesu Leiden kein einmaliges Erlösungswerk sei.

Die Botschaft der La‑Salette‑Maria als Zeichen des Himmels zu werten: “Maria, die Fürsprecherin der Sünder im Himmel, will das Gewissen der Menschen wachrütteln, damit die Schöpfung von der Verderbnis der Sünde und des Todes frei wird” stellt eine Vergewaltigung des Wortes Gottes dar..

Die La Salette‑Maria ist eine kirchlich anerkannte Erscheinung: somit ist auch ihre Botschaft von der Kirche als wahr befunden worden.

Lourdes 1858 ‑ Die Unbefleckte Empfängnis

Diese Darstellerin der Maria spielt ihre Rolle ebenfalls in einem kleinen französischen Ort, aber am Fuß der Pyrenäen. Und auch hier zeigt sie sich vor einem Kind, das nicht in der Lage ist, diese Erscheinungen richtig einzuordnen und sich entsprechend zu verhalten. Beim Holzsuchen wird Bernadette Soubirous von ihren beiden älteren Gefährtinnen zurückgelassen und sieht in einer Felsenhöhle eine goldene Wolke, die sich zerteilt: Daraus steigt eine junge schöne Frau, die von Bernadette als etwa gleichaltrig, also 14‑jährig, angesehen wird. (GFS 165)

• Bei diesem Auftritt trägt Maria “ein weißes Kleid mit einem blauen Gürtel, einen langen, weißen Kopfschleier und zwei goldgelbe Rosen auf den bloßen Füßen,” mit Rosenkranz aus weißen Perlen in goldener Kette in den gefalteten Händen.

Bernadette wird aufgefordert, den Rosenkranz mit ihr zu beten, wonach die Erscheinung verschwindet. Ihr Bericht über die Erscheinung beunruhigt die Eltern, und als die Mutter das nächste Mal Bernadette begleitet, kommt es zu der berühmten Prüfung der Erscheinung mit dem Besprengen von Weihwasser und der Frage

• “Wenn du von Gott bist, so nähere dich”, was die Maria selbstredend tut und wird dann von Bernadette, da Maria sich vor dem Weihwasser und bei dem Namen Gottes verneigt, als von Gott kommend akzeptiert. Die mit Bernadette Anwesenden können die Erscheinung jedoch nicht wahrnehmen, sondern bemerken nur, daß Bernadette in Ekstase fällt, bekommen Angst und bringen das Mädchen in eine nahegelegene Mühle.

Während die Mariendarstellerin Bernadette anläßlich ihrer dritten Erscheinung zuerst duzt: “Es ist überflüssig, dir aufzuschreiben, was ich dir mitteilen will. Mach mir nur die Freude, dich vierzehn Tage lang täglich einzufinden”, wechselt Maria im Laufe des Gesprächs plötzlich die Anrede: “Ich verspreche Ihnen nicht, Sie in dieser Welt glücklich zu machen, wohl aber in der anderen.” Entweder hat die Darstellerin ihren Text vergessen oder ein diesmal erscheinendes Double ist über die kor­rekte Anrede nicht genau informiert worden. Auch jetzt bleibt Maria, vor den anderen unsichtbar. Außer dem üblichen Aufruf nach Buße und der Aufforderung “betet für die armen Sünder”, gibt sie unter anderem zu verstehen, “ich wünsche viele Leute hier zu sehen” und verspricht noch größere Offenbarungen.

Ihr Hauptanliegen ist jedoch folgende Botschaft, die sie anbringt, als sie von Bernadette um ihren Namen gebeten wird. Nachdem die Maria zuerst selig und schweigend gen Himmel blickt, faltet sie, als sie zum dritten Mal gefragt wird, die Hände, blickt nach oben “

• … und sagte mit tiefer Ergriffenheit: Ich bin die Unbefleckte Emp­fängnis!…

Sie bezeugt also wieder ihren eigenen Ruhm und nicht den Gottes. Wie anders doch die echte Maria, als sie sagt: “Siehe ich bin die Magd des Herrn” und keinen Zusatz zu ihrer eigenen Verherrlichung anbringt.

Auch Bernadette erhält ihre Geheimnisse von Maria zugeteilt, eines davon ist ein persönliches Gebet, welches sie niemandem mitteilen dürfe, ein weiteres, das nur sie allein beträfe und ihr allein gehören solle. Wie bei vielen anderen Ortsterminen, so werden auch hier satanische Störversuche fingiert, um Maria glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Und zwar hört Bernadette während einer Veranstaltung ein großes Stimmengeschrei, das sofort verstummt, als Maria gebieterisch ihren Kopf erhebt. In der Literatur wird das als ein von Maria gestopptes dämonisches Einwirken bezeichnet.

Als ein Pfarrer der Erscheinung als Beweis ihrer Echtheit aufträgt, den Rosenstrauch bei der Grotte zum Erblühen zu bringen, bleibt dieses Wunder jedoch aus. Aber die Kirche deklariert dennoch die Glaubwürdigkeit der Erscheinungen und befolgt ihren Befehl, in Prozessionen hierherzuziehen. Bei der Quelle in der Grotte werden viele Heilungen bewirkt also Wunder ‑ obwohl die La‑Salette‑Maria den Papst vor Wundern gewarnt hat. Es ist zwar nur ein kleiner logischer Bruch in dem Kontext der Botschaften, zeigt aber, daß die Rollen doch nicht in jeder Hinsicht sorgfältig miteinander abgestimmt sind. Zwar wird die Grotte einige Zeitlang für Gläubige gesperrt und Bernadette muß sich in psychiatrische Behandlung begeben; eine bischöflich eingeleitete Untersuchungskommission erbringt jedoch den für die Kirche notwendigen Bescheid der Übernatürlichkeit und die Verehrung Marias an diesem Ort wird wieder freigegeben. Der Leichnam der Bernadette, die in ein Kloster eintritt, soll unverwest sein, ein Merkmal, das von verschiedenen Marien‑Dienern geteilt wird.

Fatima 1917 ‑ Die Rosenkranzkönigin

Wie La Salette als Premiere ihrer Karriere als Weltstar betrachtet werden kann, so zeigt Maria in Fatima eindeutig ihre Gala‑Vorstellung par excellence. Fatima, ein kleines Dorf in Portugal, ist ‑ gemessen an den Zeichen und Wundem, die dort geschehen sind ‑ der Höhepunkt der Marienerscheinungen und wird in der Literatur auch entsprechend ausführlich behandelt. Hier werden alle Möglichkeiten, die Gläubigen zu beeindrucken, von der Maria und ihren Assistenten ausgeschöpft, um die Kirche zu überzeugen, daß es tatsächlich Maria ist, die hier erscheint; ihre Vorstellung ist gekennzeichnet durch alle Attribute der Erscheinungen; die gesamte Palette geisterhafter Inszenierung wird an diesem Ort aufgeboten:

• das Unbefleckte Herz, die Sühne, der Rosenkranz, das Opfer, die Forderung nach einer Kapelle, Geheimnisse, Wunder und Zeichen, Gebete, Tränenströme und Schluchzen, Höllenvisionen, der Engel als Herold der Mariendarstellerin

• und ein Hofstaat, bestehend aus Josef, dem Jesuskind und einem erwachsenen Jesus‑Darsteller,

Die Haupt‑Seherin, Lucia, hat schon Visionen von Engeln, bevor die Marienerscheinungen einsetzen. Anläßlich ihrer Erstkommunion, wird sie von einem Priester dazu überredet, “ihr Herz in die Hände Marias” zu legen, dies wiederholt sie mehrmals vor einer Marienstatue und bemerkt, daß das Bild lächelt, sie anblickt und ihr die Überzeugung vermittelt, daß sie von Maria angenommen worden ist. Häufig betet sie den Rosenkranz.

Als sie eines Tages mit zwei anderen Kindern die Tiere hütet, kommt ein etwa 14‑ oder 15‑jähriger junger und schöner Mann auf sie zu und sagt: Ich bin der Engel des Friedens! Betet mit mir:” Er sagt ihnen ein Gebet vor, in dem sie nicht für sich, aber für andere um Verzeihung beten sollen und schließt: “So sollt ihr beten. Die Herzen Jesu und Mariens hören auf eure Bitten!” Warum gerade die Herzen hören und nicht die den Personen zugeordneten Ohren, ist eines der Mysterien der Erscheinungen, erzeugt aber bei sachlich orientierten Menschen ein Gefühl der Irritation. Ein weiteres Mal sehen sie die Gestalt, die zu ihnen spricht, als sie gerade an einem Brunnen im Hof spielen:

• “Was macht ihr? Betet, betet viel! Die heiligsten Herzen Jesu und Mariens wollen euch Barmherzigkeit erweisen. Bringt ständig dem Allerhöchsten Gebete und Opfer dar. Bringt alles, was ihr könnt, Gott als Opfer dar, als Akt der Wiedergutmachung für die Sünden, durch die er verletzt wird, und als Bitte um die Bekehrung der Sünder. Gewinnt so für euer Vaterland den Frieden. Ich bin sein Schutzengel, der Engel Portugals. Vor allem nehmt an und tragt mit Ergebung die Leiden, die der Herr euch schicken wird.”

Auch hier wird wieder Maria mit Jesus gleichgesetzt und dieser Gedanke tief in die Hirne der Kinder eingepflanzt. Die Kinder sind nicht in der Lage, diese Aufforderungen zum Opfer für andere als unbiblisch zu entlarven.

In einem dritten Gebet an die Dreifaltigkeit opfert dieser Engel den

• “kostbaren Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Christus… zur Sühne … auf. Durch die unendlichen Verdienste seines heiligsten Herzens und durch die des Unbefleckten
   Herzens Mariens erflehe ich von euch die Bekehrung der armen Sünder”.

Über dem Kelch, den der Engel in der Hand hielt, schwebt eine blutende Hostie; dies reicht er den Kindern, wobei Lucia die Hostie, die beiden anderen Kinder das Blut erhalten, und sagt dabei:

• “Empfangt den Leib und trinkt das Blut Jesu Christi, der durch die undankbaren Menschen so furchtbar beleidigt wird. Sühnt ihre Sünden und tröstet euren Gott!” (H/N 252)

Dieser Vorgang erinnert so sehr an heidnische Opferblutriten, daß eine göttliche Quelle nicht angenommen werden kann, denn Jesus hat das Gedächtnismahl eindeutig in Form von Brot und Wein gestiftet. Kein Christ kann daher glauben, daß Jesus, der ein für allemal den Opfertod am Kreuz vor 2000 Jahren erlitten hat, nochmals durch einen Engel mit Leib, Blut , Seele und Gottheit aufgeopfert wird. Abgesehen davon ist es für die Kinder nicht möglich, die Sünden anderer zu sühnen. Dies ist allein unserem Erlöser vorbehalten. Dieser das Abendmahl parodierende Vorgang kennzeichnet den Engel als eine widergöttliche Macht.

Danach folgt die Erscheinung der Maria. Sie ist in ein schneeweißes Kleid gehüllt, das Haar bedeckt ein feiner weißer Schleier, am Rand mit goldenen Stickereien verziert. Sie hält einen strahlenden Rosenkranz in den über der Brust gefalteten Händen. Zwar weint sie nicht, sieht aber traurig aus. Nachdem sie schon bei ihrer ersten Erscheinung die Kinder ermahnt hat, den Rosenkranz täglich zu beten, “um den Frieden der Welt und um das Ende des Krieges zu erlangen!”, fordert sie bei ihrem dritten Erscheinen auf, jeden Tag den Rosenkranz zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz zu beten (H/N 256) und erläßt auch anläßlich der Vorstellung bei ihrer sechsten Erscheinung den Befehl: … ich bin Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz; man soll weiterhin täglich den Rosenkranz beten”.

Auf die Frage, woher sie komme, gibt sie an: “Ich bin vom Himmel” und verspricht den Kindern, auch in den Himmel zu kommen, nachdem sie viel leiden müßten für die Bekehrung der Sünder und fordert immer wieder, daß sie zur “Sühne gegen das Unbefleckte Herz Mariä” (H/N 256) täglich den Rosenkranz beten sollten. Eine Aufforderung, die als das Leitmotiv der Fatima‑Maria gelten kann.

Auch in Fatima wird deutlich, daß es sich wohl kaum um Maria, die Mutter Jesu bei der Erscheinung handeln kann. Die Erscheinung läßt verlauten:

• ” … Jesus möchte sich deiner bedienen, damit die Menschen mich erkennen und lieben. Er möchte auf Erden die Verehrung meines Unbefleckten Herzen begründen … mein Unbeflecktes Herz wird deine Zuflucht sein und der Weg, der dich zu Gott führen wird.” (H/N 254)

So gibt sie wiederum sich selbst, aber nicht Gott die Ehre und negiert Jesus als den Weg zu Gott. Dieses Herz zeigt sie den Kindern:

• “Vor der rechten Handfläche unserer Lieben Frau befand sich ein Herz, umgeben von Domen, die es zu durchbohren schienen. Wir verstanden, daß dies das Unbefleckte Herz Mariä war, verletzt durch die Sünden der Menschheit, das Sühne wünscht.”

In dieser Verführung zur Organverehrung zeigt sich ein durchweg heidnischer Gedanke. Außerdem versucht sich Maria als gesetzgebende Göttin darzustellen, die durch die Sünde als Gesetzesverletzung persönlich betroffen ist,

Des weiteren versteigt sich diese Maria zu der Behauptung: “Betet, betet viel und bringt Opfer für die Sünder, denn viele Seelen kommen in die Hölle, weil sich niemand für sie opfert und für sie betet.” (H/N 258)

Mit diesen Worten hat sie bestätigt, daß sie den Opfertod Jesu Christi für nichtig und nutzlos hält, daß sie also nicht von Gott, dem Vater Jesu Christi gesandt sein kann, denn der Geist des Antichristen spricht aus dieser Erscheinung.

In Fatima erscheint Maria, anders als in La Salette oder Lourdes, mit einem Hofstaat:

• “… Kurz darauf sahen wir Kinder den Lichtschein und danach Unsere Liebe Frau über der Steineiche … Im Oktober wird auch unser Herr kommen. Unsere Liebe Frau von den Schmerzen und vom Kamel, der heilige Josef mit dem Jesuskind, um die Welt zu segnen…”

Die Angewohnheit, verschieden benannte Marien an den entsprechenden Orten zu verehren, und von ihnen zu sprechen, als ob es sich um mehrere Personen handelt, ist irritierend; hier könnte von der angeblichen Maria eine weitere Maria, angekündigt wird , die Unsere Liebe Frau von den Schmerzen und vom Karmel genannt wird. Und Unser Herr? Und auch noch Josef mit dem Jesuskind? Dies wirft folgende Fragen auf.­

Es gibt also gemäß dieser Erscheinung auch mehrere Jesusse gleichzeitig, denn wer ist Unser Herr sonst, wenn nicht Jesus und warum noch zusätzlich als Jesuskind? Weshalb muß übrigens der Herr der Welten bei diesen Mariendarstellungen künstlich klein und bedeutungslos gehalten werden? Gewiß, um die sich als Maria ausgebende Erscheinung um so größer erscheinen zu lassen! Denn historische Gründe können für diese Baby‑Darstellungen nicht relevant sein, da ja bisher kein Papst, der von der katholischen Kirche als Stellvertreter Christi angesehen wird, in Windeln auf dem Schoß seiner Mutter abgebildet worden ist. Bei dieser Szene trägt Maria übrigens einen blauen Mantel über einem roten Kleid und läßt sich als “die schmerzensreiche Mutter, die unter dem Kreuz des Sohnes mit ihm furchtbar leidet, wegen der Sünden der Menschen” erkennen.

Kennzeichen der Verführung zum nicht‑christlichen Kult sind folgende Botschaften:

• Um die armen Sünder zu retten, will Gott die “Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen in der Welt begründen.” (GFS 15 1)

• Damit Gott die Welt nicht durch Krieg, Hunger, Verfolgung der Kirche und des Papstes straft, fordert Maria “die Weihe Rußlands an mein Unbeflecktes Herz und die Sühnekommunion an den ersten Samstagen.”

• Sie fordert erneut zum Rosenkranzbeten auf und behauptet: am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren”

Zum großen, von der Erscheinung für Oktober versprochenen Wunder haben sich 50.000 Menschen versammelt. Als Maria kommt, verlangt sie als erstes den Bau einer Kapelle und weiterhin das tägliche Rosenkranzgebet. Dann verschwindet Maria und es folgt “Das Schauspiel einer rotierenden, tanzenden, springenden Sonnenerscheinung, das Sonnenwunder von Fatima’ …” das sich 10 Minuten zeigt und von vielen Menschen erlebt wird. (H/N 260)

Daß die Kinder leiden müssen, sagt ihnen auch hier Maria; zwei von ihnen sterben jung. Lucia tritt in ein Kloster ein. Die drei berühmten Ge­heimnisse werden dem Papst übermittelt und teilweise veröffentlicht. Etwas wirklich Besonderes bringen sie nicht. Der dritte Teil des dritten Geheimnisses, das 1960 veröffentlicht werden sollte, ist im Jahr 2000 in einer Kirchenzeitung publik gemacht; er beginnt in den Worten der Lucia:

“Nach den zwei Teilen, die ich schon dargestellt habe, haben wir links von Unserer Lieben Frau etwas oberhalb einen Engel gesehen, der ein Feuerschwert in der linken Hand hielt; es sprühte Funken, und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden; doch die Flammen verlöschten, als sie mit dem Glanz in Berührung kamen, den Unsere Liebe Frau von ihrer rechten Hand auf ihn ausströmte: den Engel, der mit der rechten Hand auf die Erde zeigte und mit lauter Stimme rief. Buße, … Und wir sahen in einem ungeheuren Licht, das Gott ist ‑ etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen’ ‑, einen in Weiß gekleideten Bischof … der Heilige Vater … ging … durch eine große Stadt, die halb zerstört war, und halb zitternd mit wankendem Schritt … Am Berg angekommen, kniete er zu Füßen des großen Kreuzes nieder. Da wurde er von einer Gruppe Soldaten getötet … Genauso starben nach und nach die Bischöfe, Priester … weltliche Personen … Männer und Frauen. … Unter den beiden Armen des Kreuzes waren zwei Engel, ein jeder hatte eine Gießkanne aus Kristall in der Hand. Darin sammelten sie das Blut der Märtyrer auf und tränkten damit die Seelen, die sich Gott näherten.”

Auch hier wird wieder die nicht‑christliche Vorstellung, daß sich Seelen mit Opferblut tränken lassen, vertreten.

Diese Vision wird von Kardinal Ratzinger in Bezug auf die Heilige Schrift kommentiert, indem er keine faktische Auslegung, sondern eine intellektuelle Transformation der Botschaft vorlegt. Es ist eine von allem Anstößigen bereinigte, die ökumenischen Bestrebungen nicht allzu störende Besprechung, die von dem Zitat der Worte Jesu in Joh. 16,12‑14 eingeleitet wird, welche stets von all jenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften als Legitimation für ihre von der Heiligen Schrift abweichenden Neuoffenbarungen angeführt werden, die ihren Gläubigen ein fremdes Evangelium als biblisch fundiert andienen wollen. Er übersieht dabei großzügig, daß das genannte Zitat allein von der Verherrlichung Jesu spricht, Maria tritt gar nicht erst in Erwähnung! Der Kardinal schließt mit dem Schlachtruf Mariens: “Mein Unbeflecktes Herz wird siegen”, neutralisiert aber diese Aussage, durch eine verallgemeinernde Betrachtung, die sowohl die Tendenz als auch die Essenz der marianischen Botschaften völlig unberücksichtigt läßt: “… Was heißt das? Das für Gott geöffnete, durch das Hinschauen auf Gott rein gewordene Herz ist stärker als Gewehre und Waffen aller Art. Das “Fiat” Marias, das Wort ihres Herzens, hat die Weltgeschichte gewendet, weil es den Retter eingelassen hat in die Welt… Aber seit Gott selbst ein menschliches Herz hat und so die Freiheit des Menschen ins Gute hinein, auf Gott zu, gewendet hat, hat die Freiheit zum Bösen nicht mehr das letzte Wort…”

Nur der Leser, der die Botschaften der Marienerscheinungen in ihrem Wortlaut gelesen und anhand der Heiligen Schrift überprüft hat, wird die perfekte Täuschung, die die offiziellen Kommentare der Kirche zu der Marienverehrung beinhalten, durchschauen können. Die von Johannes angeführten Worte Jesu beziehen sich eindeutig auf die Offenbarung Jesu Christi, mit der die Heilige Schrift vollständig abgeschlossen ist, was die katholische Kirche zwar offiziell auch anerkennt, in Bezug auf die Marienerscheinungen aber nicht zur Kenntnis nimmt. Denn sonst hätte das Lehramt weder die von der Heiligen Schrift nicht gedeckten Mariendogmen erlassen können, noch die Marienverehrung in der heute existierenden Form zulassen dürfen. Auch hat keineswegs das “Fiat” der Maria die Weltgeschichte gewendet ‑ wie der Kardinal es behauptet. Das “Fiat” Marias als Antwort auf den Willen Gottes ‑ wie das eines jeden Menschen ‑ entscheidet lediglich über das eigene Seelenheil; es ist gar nicht fähig, sich auf das ewige Leben anderer Menschen auszuwirken. Diese Erlösung bleibt allein unserem Herrn, dem Messias Jesus, vorbehalten, der sie mit seinem Kreuzestod ein für allemal vollzogen und damit die Weltgeschichte gewendet hat.

Interessant ist der erste, eine Höllenvision beinhaltende Teil des dritten Fatima‑Geheimnisses:

“Unsere Liebe Frau zeigte uns ein großes Feuermeer, das in der Tiefe der Erde zu sein schien. Eingetaucht in dieses Feuer sahen wir die Teufel und die Seelen, als seien es durchsichtige schwarze oder braune, glühende Kohlen in menschlicher Gestalt. Sie trieben im Feuer dahin, emporgeworfen von den Flammen, die aus ihnen selber zusammen mit Rauchwolken hervorbrachen. Sie fielen nach allen Richtungen, wie Funken bei gewaltigen Bränden, ohne Schwere und Gleichgewicht, unter Schmerzensgeheul und Verzweiflungsschreie, die einen vor Entsetzen erbeben und erstarren ließen. Die Teufel waren gezeichnet durch eine schreckliche und grauenvolle Gestalt von scheußlichen, unbekannten Tieren, aber auch sie waren durchsichtig und schwarz.”

Diese von Mythen geprägte Höllenvision berücksichtigt nicht, daß die “Teufel” keine “grauenvolle Gestalt” an sich haben, sondern durchaus die Fähigkeit besitzen, sich zum “Engel des Lichts” zu verstellen, und beispielsweise als wunderschöne “Jungfrau Maria“ oder “Jesus” zu erscheinen. Nicht nur, um den Kindern Angst einzujagen, sondern wohl mehr noch, um sich selbst als eine unmöglich dämonischer Herkunft bezeigende Erscheinung zu erweisen, werden die Teufel und Satan den Sehern vorgeführt.

Denn Maria sagt. “Ihr sahet die Hölle, wohin die Seelen der armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen einführen in der Welt.”

• Der zweite Teil besteht aus der schon bekannten Werbung für die “Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen”, beschreibt den Zweiten Weltkrieg und verlangt die bekannte Weihe Rußlands an “mein Unbefleck­tes Herz  das am Ende triumphieren wird.

• Lucia appelliert 1990 an den Papst: “Mein Vater, sagen Sie allen, was mir die Madonna sehr oft angekündigt hat: Viele Nationen werden von der Erde verschwinden; Rußland wird die Geißel sein, die Gott erwählt, um die Menschen zu züchtigen, wenn wir nicht durch Gebet und Sakramente die Gnade der Bekehrung erwirken. Nur das Rosenkranzgebet, das Opfer und die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens kann die Züchtigung des Himmels noch aufhalten. Wir nähern uns den letzten Zeiten. Sie hat es mir dreifach zu verstehen gegeben… Der brennendste Wunsch der Gottesmutter ist es, daß wir ihr durch das tägliche Rosenkranzgebet helfen, Seelen zu retten. Wenn wir ihn mit Liebe und Andacht beten, werden wir Maria trösten und viele, viele Tränen von ihrem Unbefleckten Herzen wegwischen.” (H/N 266)

Diese Worte verdeutlichen, daß Weissagungen und Aufruf zur Buße an sich bedeutungslos sind, und nur um der Legitimation willen geäußert werden. Der eigentliche Inhalt ist die Selbstverherrlichung Mariens, für die diese christlich klingenden Botschaften den plausiblen Hintergrund liefern, denn wenn obige Aussage auf die konkret lautende, aber geschickt verschleierte tatsächliche Aussage hin untersucht wird, dann reduziert sich der Gehalt auf folgendes:

• Nicht das Wort Gottes, wie in der Heiligen Schrift uns gegeben, kann eine Bekehrung der Sünder bewirken, sondern “Gebet und Sakramente der Kirche.”

• Das Unbefleckte Herz Mariens ist allmächtig, denn es kann die “Züchtigung des Himmels aufhalten.”

• Der Rosenkranz, das Opfer und die Weihe an das Unbefleckte Herz, alles nichtbiblische Rituale, sind die Mittel dazu, das Unbefleckte Herz gnädig zu stimmen.

• Nicht die Gnade Gottes, sondern das tägliche Rosenkranzgebet rettet Seelen.

• Die Verehrung Mariens ‑ also keineswegs die Verehrung Gottes! ‑ im Rosenkranzgebet muß mit Andacht und Liebe geschehen.

• Das Unbefleckte Herz wird im Zusammenhang mit den Tränen erwähnt, um den zugrunde liegenden Organfetischismus zu verschleiern.

Damit der Bilderkult noch weitere Verbreitung findet, wird der Brauch der “Pilgermadonna”, der von Kirche zu Kirche reisenden Fatimastatue, eingeführt und besonders in Amerika gepflegt. 1947 wird in den USA der Gebetskreis des “Fatima‑Weltapostolats” gegründet, der “1998 weltweit 24 Millionen Mitglieder zählte, darunter 40.000 Deutsche.”

Anläßlich seiner Erscheinung in La Fraudais vor 1938 erwähnt eines der Jesus‑Phantome:

“Die Menschen haben sich die von meiner heiligsten Mutter in Fatima gesprochenen Worte nicht zu Herzen genommen…” Es folgt eine endzeitli­che Drohrede .  Der Zorn des Vaters über das Menschengeschlecht ist sehr groß. Wenn das Rosenkranzgebet und die Aufopferung des kostbaren Blutes dem Vater nicht so angenehm wären, würde jetzt schon auf der Erde namenloses Elend herrschen. Aber meine Mutter legt Fürsprache ein beim Vater, … Tröstet euch, ihr alle, die ihr mein kostbares Blut verehrt. Ihr werdet nicht betroffen…” (H/N 224) Also wird nicht Jesus, sondern sein Blut verehrt!

Die auszugsweise wiedergegebene Botschaft dient einerseits zur Verherrlichung Marias andererseits zur Einschüchterung der ihr Widerstand Leistenden ‑ und kann, sowohl um des nichtbiblischen Inhaltes als auch der etwas ungehobelten Diktion willen, nicht von unserem erhabenen Herrn und Erlöser Jesus stammen. Der Aussagewert der vollständigen Rede ist beschränkt auf folgendes:

Die Menschen sollen nur auf Maria hören.

• Jesus’ sendet Maria aus Barmherzigkeit, um die Menschen zu retten er negiert damit Jesu Erlösungswerk, denn die Rettung ist gemäß Heiliger Schrift schon von unseren Herrn und Erlöser vollzogen.

• Er wirbt für den Rosenkranz und sein Opferblut, weil es dem Vater wohlgefällig sei ‑ ein perverser Gedanke, daß dem Vater das Gebrabbel des Rosenkranzes und ein ständig leidender und aufgeopferter blutender Sohn wohlgefällig sein könnte. Außerdem hat uns der echte Jesus das wunderbare Gebet des “Vater Unser” gelehrt und zwar mit dem Imperativ: So sollt ihr beten!

Hauptzweck seines Einsatzes ist die Werbung für Maria als Fürsprecherin. Es darf festgestellt werden, daß die Darstellerin der Fatima‑Maria ihre Rolle überzeugend gespielt hat ‑ wenn man die internen Reaktionen der katholischen Kirche auf diese Erscheinungen betrachtet, denn ebenso wie La Salette und Lourdes ist Fatima von der katholischen Kirche anerkannt und genießt hohe Ehren.

Amsterdam 1945 ‑ 1984)  –  Die Frau aller Völker

Die Amsterdamer Marienerscheinung zeichnet sich nicht durch einen so großen Bekanntheitsgrad aus, wie die Erscheinungen von Lourdes oder Fatima. Weder hat sie große Wunder und Zeichen gewirkt, noch ist sie in der Mehrzahl der Bücher, welche die bekannten Erscheinungen enthalten, erwähnt. Aber sie gibt eine großartige Solo‑Vorstellung und ihre Botschaft, wenn auch angeblich noch nicht von der Kirche voll anerkannt, hat weitreichende politische und religiöse Bedeutung. Fast unbemerkt von der Welt hat sie mit ihrer Forderung und Befürwortung einer vereinheitlichenden Politik in der Welt wie auch der Kirche sowohl die Bildung der Europäischen Union unterstützt, als auch die ökumenischen Bestrebungen in der katholischen Kirche beeinflußt. Auch die Änderungen innerhalb der Kirche und in der Priesterausbildung, die im II. Vatikanischen Konzil beschlossen wurden, gehen möglicherweise auf ihre Anweisungen zurück. Hier in Amsterdam ist erstmals das Gesamtkonzept geschlossen wenn auch noch nicht in aller Ausführlichkeit ‑ vorgelegt, das allen Erscheinungen zugrunde liegt und von dem alle in ihre jeweiligen Botschaften wenigstens etwas einfließen lassen. Schon in Kroatien hat sich eine Marienerscheinung im gleichen Jahr unter anderem als “Die Frau aller Völker und aller Seelen” betitelt. Aber ihr großer Auftritt erfolgt in Amsterdam. Am 25. März 1945, dem Fest Mariä Verkündigung, beginnt dort eine Serie von Marienerscheinungen eines Phantoms, das sich Frau aller Völker betitelt und viele Jahre lang in unregelmäßigen Abständen immer wieder eintrifft.

Die Garderobe der Maria findet bei den Amsterdamer Auftritten kaum Erwähnung. Lediglich bei der 56. und angeblich letzten Erscheinung 1959 heißt es in Bezug auf die Seherin: “Es schien ihr, als werde die Luft aufgerissen. Plötzlich sah sie die Frau in einem Glorienschein von Licht und ihrer ganzen Herrlichkeit vor sich stehen. Auf ihrem Haupt saß eine Krone, die auf allen Seiten von Licht schimmerte, nicht von Diamanten oder Gold.” Sie ist bisher die einzige Maria, die eine eindeutig politische Komponente ‑ über ihren Anspruch als Königin der Welt hinausgehend ‑ in ihre Botschaften einbringt, indem sie in ihren Botschaften verschiedene Völker anspricht, die Europäische Union unterstützt: “Völker Europas, schließt euch zusammen …” und die Welteinheitsregierung propagiert: “Sie darf ihre Völker zur Einheit führen … Alle Völker in einer Gemeinschaft … diese Zeit ist angebrochen.” Die Heilige Schrift beschreibt diesen Vorgang folgendermaßen, indem sie sich auf das Tier aus dem Meer, den Antichristen bezieht:

“… und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation. Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder)
      dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens…” (Offb. 13,8).

Daß der Vergleich mit den vorausgesagten Geschehnissen in der Offenbarung zulässig ist, beweist die Frau aller Völker, indem sie prophezeit:

“Begreift doch, warum ich als Frau aller Völker’ komme. Ich komme, um alle Völker im Geist, im wahren Heiligen Geist zusammenzuführen.”

Denn dieser Ausspruch, zusammen mit den folgenden Botschaften:

• “Darum sendet mich der Vater, um Fürsprecherin zu sein, daß der Heilige Geist komme”

• “Sie kommt, den Heiligen Geist zu verkünden. Er wird erst jetzt über diese Erde kommen …”

• “Aus Liebe zur Menschheit sandte der gnädige Vater seinen einzigen Sohn als Erlöser auf die Welt. Beide wollen nun den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit senden, der allein Friede verbreiten kann. Also: Gnade, Erlösung, Friede.”

zeigt, daß diese Marienerscheinung das Wort Gottes als Lüge darstellt, indem sie das schon erfolgte und in der Heiligen Schrift berichtete Kommen des Heiligen Geistes zum in der Bibel beschriebenen Pfingstereignis bestreitet und statt dessen behauptet, sie würde den Heiligen Geist erst jetzt bringen!

Obwohl die Frau aller Völker sich 1957 offiziell mit den Worten: „ … darum hat sie zwölf Jahre kommen dürfen, um euch zu warnen”, verabschiedet hat, widerruft sie dies 1958 mit dem Versprechen: “Der Kontakt wird bleiben.” Die marianischen Botschaften des ersten Zyklus wie auch die des zweiten “Eucharistische Erlebnisse” genannten Erscheinungszyklus werden offensichtlich in der katholischen Literatur der Heiligen Schrift gleichgestellt, denn sie werden in ihrer Bedeutung mit der Geheimen Offenbarung des Johannes verglichen. “Alle Eucharistischen Erlebnisse’ fanden in der Kapelle der ,Frau aller Völker’ … Amsterdam, statt.” Die Anhänger der Frau aller Völker werden wie folgt beschrieben: “Die Kinder Mariens wirken im Verborgenen. Ihr Geheimnis ist die totale Weihe an Maria. Dies macht sie zu unbesiegbaren Kämpfern im Reiche Gottes. Sie sind willige Werkzeuge in der Hand Mariens. Von ihr werden sie geformt und am entsprechenden Platz eingesetzt. Es sind unter ihnen Laien und viele Gottgeweihte, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Greise bis ins hohe Alter. Unbekannt ist ihre Zahl. Sie beten den Rosenkranz …”. “Ihr Titel Frau aller Völker’ ‑ Miterlöserin, Mittlerin und Fürsprecherin’ hat endzeitlichen Charakter. Erst wenn der Sieg erreicht ist, wird ihre volle Bedeutung erkannt werden.”

In Bezug auf diesen Sieg, der gemäß der Heiligen Schrift der Sieg unseres Herrn Jesus Christus sein wird, heißt es im marianischen Evangelium statt dessen: “Alle Kinder Mariens dürfen Mut und Hoffnung haben, denn ihre Heerführerin, Maria, wird am Ende siegen. Sie sagte doch schon in prophetischer Weise in Fatima: Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.”

Angeblich kirchlich nicht anerkannt, werden doch regelmäßig Wallfahrten zu Ehren dieses Phantoms nach Amsterdam von der Kirche veranstaltet, mit offiziellem Einladungszettel und Empfehlungen von Papst und Bischöfen, ebenso wie das Bild der Frau aller Völker und ihr Gebet mit zustimmender Duldung der Kirche weltweit verbreitet wird.

Medjugorje 1981 ‑  …  ‑  Die Königin des Friedens

Medjugorje, ein kleines Dorf im Westen Herzegowinas mit überwiegend katholischer Bevölkerung, wird als die jüngste der großen marianischen Gnadenstätten der Neuzeit bezeichnet. Mit Ausnahme von Amsterdam, wo die Seherin eine erwachsene Frau ist, haben diese Erscheinungen gemeinsam, daß sie sich an Kinder richten. Maria erscheint seit 1981 in Medjugorje 6 Seherkindern ‑ auch hier sind es Hirten ‑ zwar nicht immer, wenn sie zusammen sind, sondern manchmal wohl gleichzeitig, aber an verschiedenen Standorten. So erhalten alle unterschiedliche Botschaften und ihre speziellen Geheimnisse von Maria. Die Haltung der katholischen Kirche in dieser Gegend der Marienverehrung gegenüber wird am besten kenntlich gemacht durch den Ehrentitel, mit dem Maria angesprochen und vermittels dem über sie gesprochen wird: Maria wird als die Gospa, kroatisch für “Herrin”, bezeichnet, ein eindeutiger Hinweis auf die marianische Ausrichtung des kroatischen Katholizismus.

Wie in Lourdes, so wird auch in Medjugorje die Echtheit der Erscheinung nach bewährter katholischer Manier geprüft: “Vicka besprengte die Erscheinung mit Weihwasser und sagte: Wenn du die Muttergottes bist, bleib da, wenn nicht, geh weg! Die Erscheinung lächelte nur”. Eine angemessene Reaktion, denn es ist lächerlich zu glauben, daß eine Erscheinung, selbst wenn sie vom Satan stammt und sich für eine himmlische ausgibt, bei einer solchen Weihwasser‑Behandlung das Weite suchen würde.

Ihr Äußeres wird folgendermaßen beschrieben: Schlank, etwa 1,60 m groß, sehr schön, mit weißem Schleier auf dem Haar, der bis zum Boden reicht und einer Sternenkrone auf dem Haupt. Blaue Augen, schwarze Wimpern, schwarze Locken, rosige Wangen und kleiner Mund, sie benutzt die kroatische Sprache. Als eines der Seherkinder fragt, wie es seiner kürzlich verstorbenen Mutter gehe, antwortet Maria:

• “Du sollst dir keine Sorgen um deine Mutter machen, sie ist mein himmlischer Engel.”

Aber das Wort Gottes sagt eindeutig, daß Menschen und Engel zwei verschiedene Schöpfungswerke sind, wenn auch die Menschen im Himmel geschlechtslos wie die Engel leben werden. Abgesehen davon sind die Geheimnisse,

• die auch die Zukunft der Kirche und der ganzen Welt betreffen, die aber niemandem, noch nicht einmal dem Papst, mitgeteilt werden dürfen,

ein Beispiel für die Unsinnigkeit der Botschaft dieser Marien‑Darstellerin ‑ und wären ohnehin unwürdig einer hohen Frau wie der echten Maria – denn welche Bedeutung können Botschaften für die Welt haben, wenn die Welt nie den Inhalt erfahren darf Diese sinnlose Geheimniskrämerei ist kindgemäß aufbereitet und kindisch zugleich; es soll wohl die Erscheinung in den Augen der Kinder interessanter machen und aufwerten, wie auch den Kindern das Gefühl ihrer eigenen großen Bedeutung vermitteln. Wie so oft, zitiert Maria aus der Bibel auf sich umgemünzte Worte, die in der Heiligen Schrift auf Jesus selbst bezogen sind. Hier antwortet sie auf die Bitte, sich auch der Menge zu zeigen: “Selig, die nicht sehen und doch glauben! ‑ Sie sollen so glauben, als würden sie mich sehen!” (H/N 480)

Wahrscheinlich würde eine derartige Massensuggestion die Fähigkeit der Mariendarstellerin überfordern. Doch in Medjugorje geschehen viele Wunder und das macht diesen Ort für die Pilger attraktiv, von denen schon mehrere Jahre lang Zehntausende zum Erscheinungsort wallfahren. Nicht nur Maria erscheint, sondern auch Engel oder Jesus.

Die besondere Bedeutung von Medjugorje liegt in den Gebetsgruppen, die auf Anregung der Maria gebildet werden. Die Regeln dieser Gruppen sind streng und scheinen beim flüchtigen Durchlesen biblisch einwandfrei zu sein, müssen aber in zwei unterschiedliche Teilbereiche eingeteilt werden:

1. christliche Gebote:

• Leidenschaften und ungeordneten Begierden entsagen: übermäßigen Sport, übertriebenes Essen und Trinken meiden,

• sich ganz Gott übergeben,

• Angst ablegen, sich nicht von Schwierigkeiten beunruhigen lassen,

• die Feinde lieben, dem Gegner verzeihen und Segen auf ihn herabrufen,

• einmal in der Woche zum Gebet zusammenkommen,

• mit Hingabe beten, immer wieder freie Minuten zum Gebet nutzen,

• sich von Gottes Gnade führen lassen, alles Irdische Gottes Sorge anvertrauen,

• den Geist des Gebets auf die Tagesarbeit ausdehnen,

2. marianische Gebote:

• asketisch leben: nicht fernsehen, Alkohol und Rauchen meiden,

• zweimal in der Woche bei Wasser und Brot fasten,

• täglich wenigstens drei Stunden beten, enthalten sind Meßfeier und Rosenkranz,

• wenigstens die Hälfte des Betens und Fastens dem Bischof und den kirchlichen Vorgesetzten widmen,

• vorsichtig sein, weil der Teufel alle prüft, die sich entschlossen haben, sich ganz Gott zu weihen, indem er den Menschen einredet, daß man zuviel beten, zuviel fasten kann, und daß man nicht alle Vergnügungen scheuen muß.

Oberflächlich betrachtet ist an den marianischen Geboten nichts Unge­bührliches zu finden, aber bei genauer Betrachtung muß festgestellt wer­den,

• daß Gott nicht Alkoholgenuß völlig verbietet, denn auch Jesus und seine Jünger haben Wein getrunken und Paulus rät sogar Timotheus, ob der besseren Bekömmlichkeit der Speisen zum Essen etwas Wein zu trinken (l. Tim. 5,23);

• daß weder Beten noch rituelles Fasten einem anderen Menschen gewidmet werden dürfen, sondern allein Gott gebühren und ‑ wenn überhaupt ‑ nur aus Liebe zu Ihm getan werden sollen,

• daß die Stimme, die sagt, man kann auch im Fasten und Beten übertreiben und darf auch mal Feste feiern, die Stimme des Gewissens ist, denn so wie Unmäßigkeit im Alkoholgenuß und beim Essen und Trinken ist auch übermäßige Askese ungesund und daher Sünde, denn dies schwächt die Widerstandkraft von Körper und Geist und öffnet die Seele des Menschen für dämonische Verführungen.

Aber die geschickte Verquickung der christlichen mit den marianischen Geboten zu einer Halbwahrheit läßt allzu vertrauensselige Gläubige zu ihrem Schaden der Botschaft Folge leisten, obwohl die Heilige Schrift im Gegenteil voll der Freude und des Freuens ist, auch über harmlose irdische Vergnügungen, wo sie angebracht sind:

• “Dann freut sich die Jungfrau am Reigentanz, Jüngling und Greis sind voll Frohsinn…” (Jer. 31/13)

• “…daß der Wein erfreue des Menschen Herz; und sein Antlitz schön werde vom Öl … (Ps. 104,15)

• “.. eine Zeit zu weinen und eine Zeit zu lachen, eine Zeit zu klagen und eine Zeit zu tanzen…” (Pred. 3,4)

• auch Jesus nimmt an einer Hochzeitsfeier teil und sorgt sogar für guten Wein.

Eine allzu strenge Askese, die Freude an den guten Gaben Gottes ausschließt, und die ein ständiges Opferleben den Menschen aufbürdet, wie es die Marien handhaben, ist nicht christlich, sondern nur der Exzeß im menschlichen Handeln ist den Christen von Gott untersagt.

Um Satan zu besiegen, erwartet sie, wie die anderen Marien, das intensive Rosenkranzgebet:

• “Gott hat mich unter euch gesandt, damit ich euch helfe. Wenn ihr das wollt, nehmt den Rosenkranz. Schon allein der Rosenkranz kann in der Welt und in eurem Leben Wunder wirken … Denn jetzt wie nie zuvor will Satan der Welt sein schändliches Gesicht zeigen, durch welches er immer mehr Menschen auf den Weg des Todes und der Sünde verführen will. Deshalb, liebe Kinder, helft, daß mein Unbeflecktes Herz in der Welt der Sünde zu herrschen beginnt. Ich bitte euch alle, daß ihr die Gebete und Opfer für meine Anliegen darbringt, damit auch ich sie Gott für das, was am nötigsten ist, darbringen kann … Wohin immer ich auch komme, ist mein Sohn mit mir, und dorthin kommt auch Satan…. Trocknet die Tränen von meinem Antlitz, die ich weine, wenn ich zusehe, was ihr tut …”

Einwände gegen diese Botschaft aus biblischer Sicht sind wie folgt zu erheben:

1. Das Beharren auf dem nicht‑christlichen Rosenkranzgebet zeigt, daß die Maria ‑ entgegen ihrer Behauptung ‑ nicht von Gott gesandt ist;

2. somit wird auch der Rosenkranz keine Wunder Gottes bewirken, sondern es werden widergöttliche Zeichen und Wunder sein,

3. durch das monotone, gedankenlose Gemurmel des Rosenkranzgebetes wird der Geist schläfrig gemacht und ist leichter für satanische Einflüsterungen zugänglich,

4. es ist ein nicht‑christlicher Gedanke, ein Unbeflecktes Herz in der Welt herrschen zu lassen; allein Gottes Wille regiert die Welt;

5. Gebete und Opfer für eine andere Herrschaft als die Gottes darzubringen, ist antichristlich,

6. es steht zu erwarten, daß ‑ wer auch immer mit ihrem Sohn gemeint ist ‑ Satan gewiß immer bei ihr ist, da sie sich in ihren Botschaften als seine Abgesandte erweist;

7. der auch hier erfolgte Hinweis auf ihr träniges Wesen ist unnötig und wirkt nur auf fanatische Marienverehrer anziehend.

Die Botschaft von Medjugorje schließt sich an die übrigen ihrer Verlautbarungen an; Maria sagt:

•  “Ich bin die Mittlerin zwischen euch und Gott.” (H/N 484)

Sie erklärt, nur durch Gebet könne man sie und Gott fühlen und ihre nicht Gottes ‑ Gnaden erhalten. Sie fordert die Menschen auf, ihr ganz zu gehören, damit sie imstande sei, ihnen zu helfen. Aber der Mensch gehört allein seinem Schöpfer, keiner anderen Kreatur. Das Wort der Gottes an Israel: “Fürchte dich nicht, denn ich erlöse dich, rufe dich beim Namen, mein bist du!” (Jes./1s. 43, 1) gilt auch für uns Christen, denn wir sind “Miterben … und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.” (Eph. 3,6).

Außer mehreren Lichterscheinungen, unter anderem das Wort “MIR” Friede ‑ in Leuchtbuchstaben am Himmel, ist Maria mit dem Kind auf einem entwickelten Film zu sehen. Auch zwei altertümliche große Rosenkränze werden auf einem Feld gefunden, von denen Maria sagt, sie seien ein Geschenk von ihr. Ein mit einem Mediziner zusammenarbeitender Mariologe kommt zu dem Schluß, daß natürliche Erklärungen für die Erscheinungen nicht ausreichen, um die Ereignisse konkret einordnen zu können. Die jugoslawische Bischofskonferenz hat noch nicht über die Zustimmung kirchlicherseits entschieden, Kardinal Ratzinger ist jedoch der Ansicht, man “werde … versuchen, die Stätte als ’Ort des Gebetes’ zu erhalten”, obwohl noch nicht feststehe, daß sich dort “etwas Übernatürliches” gezeigt habe.

Zwar steht das große von Maria angekündigte Zeichen als Beweis ihrer Authentizität bisher noch aus, aber “Der französische Arzt Professor Henri Joyeux, der die Kinder untersuchte und vor allem von der Gleichzeitigkeit der Visionen bei allen sechs Sehern fasziniert war, kam wie sein jugoslawischer Kollege Dr. Ludvik Stopar zu dem Schluß, die Geschehnisse von Medjugorje seien auf natürliche Weise nicht zu erklären.”

Am 25 November 1998 erklärt sie ihren Sehern, daß sie sich auf das Kommen Jesu vorbereiten sollen ‑ unter anderem mit einer Beichte, vor allem aber ermahnt die Maria: “… meine lieben Kinder, seid mein und entscheidet euch mit mir für die Heiligkeit!”

Netzwerk ‑ Die Welt als Bühne

Im Laufe der Jahrhunderte seit der Auferstehung Jesu Christi sind die Marien auf allen Kontinenten erschienen:

• seit dem ersten Jahrhundert kontinuierlich 774 mal in Europa und

• mit einer Unterbrechung zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert 42 mal in Asien, wobei vom 1. bis zum 8. Jahrhundert nur Kleinasien besucht wird, wo erst wieder im 20. Jahrhundert erneut Erscheinungen auftreten,

• seit dem 14. Jahrhundert 17 mal in Afrika,

• seit dem 16. Jahrhundert 83 mal in Amerika,

• und schließlich, als letztem Kontinent, einmal im 20. Jahrhundert in Australien.

Daß die Phantome nicht alle unabhängig voneinander operieren, sondern zumeist miteinander in Verbindung stehen, beziehungsweise ein Netz um die Welt bilden, in welchem sie so viele Christen wie möglich eingefangen haben, läßt sich daran erkennen, daß sie auf einige der wichtigsten Erscheinungsorte und die dort erfolgten Botschaften Bezug nehmen. Ein kleiner Überblick dieser Querverbindungen legt eine eindrucksvolle Vernetzung offen:

Zur La Salette‑Erscheinung:

Die von 1873 bis 1941 andauernden Marienerscheinungen von La Fraudais, Frankreich, bringen eine Bestätigung der “Geheimnisse von La Salette” (H/N. 223)

1870 “erschien Maria einem achtjährigen Kind als Unsere Liebe Frau von La Salette.”

1873 rät Maria einer Kranken in den USA “drei Tropfen aus der Quelle von La Salette … in den Mund zu nehmen und dabei drei Gegrüßet‑seist-du‑Maria zu beten”

1884 in Frankreich: “Sie bestätigte die Erscheinung in La Salette“

1917 sagt sie in Fatima: “Was in La Salette bereits durch die Kinder… zum Ausdruck kam, wiederhole ich dir gegenüber”

1925 erscheint sie in Deutschland als “Unsere Liebe Frau von La Salette.”

1948 sagt das Phantom in Italien: “Ich war in Lourdes, in La Salette…

Wie wenig Wert katholische Autoren auf die Aussagen der Heiligen Schrift legen ‑ denn deren Nichtkenntnis sollte ihnen wohl nicht unterstellt werden ‑ bezeugt folgende Feststellung eines Anhängers der Frau aller Völker: Ja Salette, Fatima und Amsterdam sind keine für private Zwecke und private Meinungen oder für diese oder jene Diözese gegebene Offenbarungen. Sie sind direkt an den Papst selbst gerichtet und wurden durch die Heilige Schrift im vornherein als göttliche Offenbarungen bestätigt.” Bei solchen Äußerungen drängt sich der Gedanke auf, es muß irgendwo eine geheime katholische Sonderbibel ähnlich dem Buch Mormon geben, denn die normalen im Umlauf befindlichen Bibeln sind gleichen Inhalts wie die der evangelischen Konfession und weisen alle Erscheinungen, auch und besonders die von La Salette, Fatima und Amsterdam als antichristlich aus.

Zur Lourdes‑Erscheinung

1942 stellt Maria in der Schweiz fest: “Ich bin eure Mutter, die Königin vom Sieg’ … Hätte die Mehrzahl der Gläubigen die Bitten der Gottesmutter erfüllt, die sie in Lourdes und Fatima an sie gerichtet hat, hätte Rußland sich bekehrt und wir hätten den Frieden:”

1951 beklagt sie in Italien: “Ich war in Lourdes, in La Salette, aber nur wenige harte Herzen haben sich bekehrt”

Zur Fatima‑Erscheinung:

1946 erscheint Maria in Frankreich stets am 13. jeden Monats wie in Fatima, sagt in Italien: “In Fatima habe ich die Andacht der Weihe an mein Herz verkündet” und warnt in Marienfried: “Haltet den mir geweihten Samstag, so wie ich es gewünscht habe (in Fatima)”

1951 sagt sie gleichfalls in Italien einem Medium: “Ich will mit dir sprechen über das dritte Geheimnis von Fatima” (H/N 358) und “Auch Fatima wird bestätigt”. 1955 weist Maria in Rumänien auf die Bedeutung der Botschaft von Fatima hin.

Anläßlich ihrer Erscheinung in einem Weizenfeld in Fontanelle am Fronleichnamstag 1966 sagt Maria: “Wie sehr wünsche ich, daß dieser Weizen zu eucharistischem Brot würde in vielen Sühnekommunionen! Ich wünsche, daß dieser Weizen in vielen Hostien nach Rom komme und für den 13. Oktober Fatima erreichen möge.”

1981 stellt sie in Italien fest: “Das dritte Geheimnis von Fatima, das ich den Seherkindern geoffenbart habe, bewahrheitet sich jetzt.”

In Eisenberg, wo sich die drei Länder Ungarn, Jugoslawien und Österreich treffen, erscheint eine Maria 1982 und verkündet einem Medium: “Hab keine Angst … jetzt ist es höchste Zeit! ‑ die Welt steht vor der Katastrophe. Die Mächte rüsten wie noch nie! Die große Übermacht des gottlosen Weltkommunismus wird unerwartet über die noch freien Länder einbrechen, denn der kennt keine Grenzen. Das wird die große Weltkatastrophe auslösen! Ich spreche die gleiche Sprache wie in Fatima.” Da Maria über den zwischenzeitlich erfolgten Zusammenbruch der Sowjetunion, und somit des Weltkommunismus nicht informiert ist, also keineswegs aus der Führungsetage Gottes ihre Informationen erhalten haben kann, liegt auf der Hand, daß sowohl Fatima wie auch Eisenberg von Erscheinungen aus dem Lager des Gegners heimgesucht worden sind. Und wenn diese beiden Marien zum Widersacher zuzurechnen sind, dann ist dies auch bei allen anderen der Fall, da sich keine gegen eine andere ausspricht.

1985 erklärt Maria in Polen: “Im Jahre 1917 wollte ich in Fatima die Welt vor dem Zweiten Weltkrieg verschonen, aber man schenkte mir kein Gehör.”

1985 verspricht sie in Kanada: “Das Wunder werde gewaltiger sein als das große Sonnenwunder von Fatima und Weltkatastrophen einleiten, wie sie die Menschheit nie zuvor getroffen haben.”

Zur Amsterdamer Frau aller Völker:

“Wie in Turzovka (1958) oder in Eisenberg (1955‑1984) steht die apokalyptische, weltweite Perspektive (seit La Salette und Fatima) im Blickpunkt der Botschaften der Frau aller Völker… In seiner Dar­stellung der Frau aller Völker als apokalyptischer Frau beschreibt der Autor, daß diese Maria zu allererst von den deutschen Bischöfen Gefolgschaft hinsichtlich ihres Strebens nach dem Erlaß des für ihre endgültige Wiederkehr notwendigen dritten Mariendogmas erwarten würde und reiht das Amsterdamer Phantom der Bedeutung ihrer endzeitlichen Botschaften entsprechend folgendermaßen in die Serie der Marienerscheinungen ein: “Zur Vervollständigung der obigen Gegenüberstellung apokalyptischer Ankündigungen und ihrer Realisierungen muß noch folgendes hinzugefügt werden: Die Amsterdamer Botschaften bzw. die Amsterdamer Siegeloffenbarung wurde durch zwei frühere Marienerscheinungen antizipiert: Durch La Salette und durch Fatima.”

Verschiedene Orte:

1951 erscheint Maria in Italien als “Jungfrau der Armen” wie 1933 in Banneux.

1985 fordert in den USA ein Medium auf. “Du mußt nach Medjugorje reisen, und dort will ich dir eine Botschaft für meine Priester geben. Du wirst am Fronleichnamsfest reisen.”

In Österreich gibt ein Phantom namens Laurentius 1990 Hinweise auf verschiedene Orte, u.a. La Salette, Garabandäl, San Damiano, Eisenberg, Heede, Heroldsbach, Fatima, Montichiari, und sagt: “Nehmt in der Gegenwart vor allem die Durchgaben von Mutter Maria in Medjugorje ernst.”

Im deutschen Marpingen bestätigt Maria 1983: “Mehr als hundert Jahre meiner Offenbarungen sind vergangen.” (H/N 498)

In Kanada erscheint Maria 1985 einer einfachen Frau “… als ’Unsere Liebe Frau der Einheit, Mutter und Helferin der Menschen’ und trägt ihr in einer Botschaft auf, auf die in Garabandál angekündigten Ereignisse hinzuweisen.” (H/N. 514).

Schauplatz der Phantome ist also die ganze Welt ‑ die herausragende Bedeutung einiger liegt in der besonderen Funktion, die ihre Botschaften für die Zukunft sowohl der katholischen Kirche, der Ökumene, als auch auf das Weltgeschehen haben, in das die Phantome aktiv eingreifen wollen:

* La Salette mit der tränenreichen “Mutter der Christenheit”, wo Maria sich als Fürsprecherin und Miterlöserin präsentiert, um die Menschen auf ihre Rolle in Amsterdam vorzubereiteten und dann dort bessere Akzeptanz zu erhalten. Sie bezeigt aber ihre antichristliche Abkunft allein schon durch ihren abstoßenden Schmuck, denn welche natürliche Mutter ‑ geschweige denn die himmlische Maria ‑ würde am Hals ein Kreuz tragen, auf dem sich ihr Sohn in seinen Todeszuckungen windet?

* Lourdes mit der “Unbefleckten Empfängnis”, da es für die zukünftige Miterlöserin unbedingt notwendig ist, sich vorher als sündenlos zu präsentieren, um sich den Menschen als Gottheit darzustellen.

* Fatima mit der “Rosenkranzkönigin”, die das Rosenkranzgebet als Waffe ausgibt, mit der Satan geschlagen werden wird, das aber tatsächlich ein Gebet darstellt, mit dem für Satan Seelen gewonnen werden. Denn sowohl viele ihrer eigenen Äußerungen, als auch die Gebete des sie einführenden Engels weisen diese Geister als antichristlich aus. ”

* Amsterdam mit der “Frau aller Völker”, die zur kirchlich per Dogma abgesegneten “Miterlöserin” als Gegenchristus aufsteigen will, aber das Spektakel einer die Verehrung des Kreuzes karikierenden Vorstellung gibt, indem sie bei ihren Erscheinungen mit diesem Symbol so verschwenderisch und würdelos umgeht, daß sich ein lächerliches Schauspiel darbietet. O Medjugorje mit der “Königin des Friedens”, die auf das Friedensreich des Antichristen vorbereitet und sich als Gospa’, als die HERRIN preisen läßt und somit die Gleichsetzung mit Jesus voll erreicht hat.

Jede dieser Mariendarstellerinnen hat an ihrem Schauplatz einen ihr bestimmten Auftrag auszuführen, der an die vorherige Rolle anknüpft, welche wiederum eine Vorbedingung für die nachfolgenden darstellt. Wie bei den Dogmen, die ja ebenfalls das Werk der Phantome sind, ergibt sich auch hierbei der logische Aufbau vorausgeplanter Handlungen, bei denen Rollenspiel, Kostüm und Botschaft sorgfältig aufeinander und auf das Publikum abgestimmt sind und das gleiche Ziel verfolgen, das im Verlauf der Untersuchung immer deutlicher zu Tage treten wird.

Auf heimliche Weise ist ein gewaltiges Spinnennetz entstanden, in dessen Mitte eine unheimliche, nichtmenschliche Macht sitzt, bereit zuzuschlagen, um sich die Beute einzuverleiben.

Kapitel 6: Dramatische Szenen

“Du aber bete nicht für dieses Volk da, bringe keine flehende Fürbitte für sie vor, dringe nicht in mich, denn ich erhöre dich nicht!… … die Frauen kneten den Teig, um Opfergebäck für die Himmelskönigin zu backen…” (Jer. 7,16 ‑18)

Himmelskönigin

Maria wird als “mater, sponsa et consors Christi” aufgefaßt ‑ eine für eine christliche Kirche recht abartige Lehre, die aber erklärt, warum Maria “in ihrer einzigartigen Stellung im Erlösungswerk” auch in der bildhaften Darstellung stets als die Jesus Überlegene dargestellt wird. Von welchem Geschöpf dürfte man es wagen, es “als gottesmütterliche Braut“ zu bezeichnen? Also kann Maria von der Kirche nicht als Geschöpf betrachtet werden, auch wenn sie dies vordergründig behauptet. Hier wird die Lehre einer “… geheimnisvollen Zweiheit … vorausgesetzt. Wer sie versteht, dem ist von vornherein auch klar, inwiefern wir unsere Erlösung Christus und inwiefern wir sie der Gottesmutter verdanken, obwohl sie selbst die Erlöste, die Vollerlöste ist …” Damit wird erklärt, warum Maria als Miterlöserin fungieren muß: während sie nämlich als einzige von Jesus “vollerlöst” worden ist, gelang es ihm demnach nicht so ganz, die Welt völlig zu erlösen, also muß Maria ihm helfen, das Erlösungswerk zu vollenden. Anders kann der Ausdruck “Vollerlöste” nicht aufgefaßt werden, ist aber Vorbedingung für die Verehrung Mariens als Himmelskönigin, die in der Frömmigkeit der Schönstattfamilie Gottes Namenlosigkeit und begrenzte Allmacht begründet:

“Das Marienbild in seiner staunenswerten Größe ist so erhaben, daß selbst Gott in seiner Allmacht … nichts Größeres schaffen kann. … Es ist nicht schwer zu verstehen, daß Gottes Unendlichkeit uns dann erst tief ins Gemüt greift, wenn wir sie messen mit dem Marienmaße, mit dem höchsten rein geschöpflichen Maße. Von da aus verstehen wir erst die Apokalypse und fühlen uns angeregt, Gott schlechthin als den Namenlosen anzubeten, als den, der auf dem Throne sitzt’, und… von sich sagen kann: “‘Ich bin, der ich bin’ … Mariens unaussprechliche Größe stellt Gottes Unendlichkeit nicht nur nicht in den Schatten, sondern erst ins rechte Licht.”

In diesem Zitat des Begründers der internationalen Schönstattbewegung, Pater Josef Kentenich, wird verdeutlicht, daß die römisch‑katholische Kirche Zweifel an der Allmacht Gottes hegt, wenn sie Maria als Geschöpf Gottes so über alle Maßen lobt, denn selbstverständlich kann Gott – wenn Er will ‑ Geschöpfe erschaffen, die jedes menschliche Geschöpf, eingeschlossen Maria ‑ in den Schatten stellen. Letztendlich sagt auch ein von den Katholiken hochgeehrtes Marien‑Phantom, dessen Verehrung kirchlich gefördert wird, von sich “Ich bin die, die ich bin in der göttlichen Dreifaltigkeit” stellt sich damit also als Teil des dreieinigen Gottes dar, so daß die Behauptung, das Gottesbild würde durch das Marienbild “vor Entpersönlichung, Entmenschlichung und Vermenschlichung” bewahrt, (JK 177) ebenso verlogen klingt, wie die Aussage: “In ähnlicher Weise schützt es das Christusbild: sowohl Christi Person in ihrer geschichtlichen Existenz und Eigenart als auch Christi Werk.”

Der Kult der “Himmelskönigin” ist jedoch schon im Alten Testament bekannt und wird dort als Beleidigung Gottes bezeichnet, während Gott diesen Kult auch zur Schande der Kultanhänger ausgeführt sieht. Zwar backen moderne Frauen wohl kaum noch Plätzchen, um sie der Himmelskönigin zu opfern, aber in “Maria Einsiedeln”, das zu einem der meistbesuchten Wallfahrtsorte der ganzen katholischen Welt gehört, gibt es für das 1943 feierlich gekrönte Gnadenbild mehrere heidnische Zeremonien, wie das alljährlich gefeierte Engelweihfest und die vielen Votivkerzen, die von den Kantonen und Gemeinden gestiftet werden. Sehr nahe an die der Himmelskönigin Plätzchen opfernden Frauen kommt der immer noch ausgeübte Brauch, der Maria “einfache gelbe Wachsfigürchen, die Menschen, Gliedmaßen oder Haustiere darstellen, zu opfern”.

Schon gegen Ende des 4. Jahrhunderts haben in Thrakien die Christen auf Maria den Jungfrauenkult der Kybele übertragen, die mit Gebet, Prozessionen und Opfern verehrt worden ist, wobei die Opfer in Gestalt kleiner Kuchen dargebracht wurden. So erscheint auch eine Maria dem späteren Begründer der Benediktinerkongregation an einer italienischen Kultstätte der Kybele und verlangt, daß dort ein Heiligtum für sie errichtet werde. “Im Gebet erging an Wilhelm die Aufforderung, an dem Ort, wo einst der heidnischen Muttergottheit gedient wurde, ein Marienheiligtum zu begründen und der wahren Mutter zu dienen.” Es entsteht eine Wallfahrtskirche mit Gnadenbild. Der marianische Kult der Himmelskönigin läßt sich also direkt auf diesen heidnischen Kult zurückführen, und es steht außer Frage, daß von vornherein nicht Maria, sondern die heidnische Urgottheit Gegenstand der Verehrung ist. Auch heute noch nähren sich die Marien‑Phantome von Opfern, nur sind es jetzt Opfersühneseelen, während Gebet und Prozessionspraxis voll erhalten bleibt. Die weite Entfernung von dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist gekennzeichnet durch die Wahl der Bezeichnung “Himmelskönigin” als einen der Ehrentitel ihrer Maria. Gott sagt klar und deutlich, daß er selbst die Fürbitten des Propheten Jeremias für die Anbeter der Himmelskönigin nicht erhören wird.

Als Himmelskönigin wird Maria demnach von den Christen schon frühverehrt, weil diese aus dem Heidentum stammenden Menschen ihre heid­nischen Gottheiten vermissen und sie nunmehr unter einem anderen, christlichen Namen zu verehren wünschen:

• Im 7. Jahrhundert wird in Konstantinopel zu einem Gebetssturm zur Himmelskönigin gerufen  und 1001 sieht ein italienischer Graf, wie zwei Engel Maria mit einer dreifachen Krone krönen. (H/N 66)

• Seit dem 7. Lebensjahr erscheint der hl. Birgitta von Schweden eine Maria, verursacht ihr viele Visionen und stellt sich vor: “Ich bin die Königin des Himmels, die Mutter Gottes. (H/N 94)

• Botschaften einer Marienerscheinung werden in der katholischen Literatur als “Lehre der Himmelskönigin” bezeichnet.

So stellen sich die Marienerscheinungen bevorzugt ihren Verehrern vor:

• Die heilige Elisabeth von Portugal sieht Maria als Königin des Him­mels in einem Prachtgewand. Als sich ein Jesuiten‑Novize der Himmelsmutter durch ein Gelübde weiht, erscheint ihm Maria als Himmelskönigin. Während einer Prozession im Ecuador des 17. Jahrhunderts zeigt sich eine Maria als Himmelskönigin.

• Ein russischer Einsiedlermönch und seine Schülerin sehen “Maria als Himmelskönigin in einem prachtvollen Gewand, eine Krone auf dem Haupt, die mit vielen Kreuzen geschmückt war.” Sie wird begleitet von einem großen Hofstaat, gebildet aus einer Vorhut “von zwei Engeln… die frisch erblühte Blumen in ihren Händen trugen. Ihnen folgte Johannes der Täufer, dann Johannes der Evangelist … Zwölf heiligen Jungfrauen aus der frühchristlichen Zeit, die als Märtyrerinnen ihren Glauben bezeugt hatten, begleiteten sie.” (H/N 182)

• Als sich Maria 8‑14jährigen Kindern zeigt, schmückt sie sich mit mehreren Titeln, von denen einer “die Himmelskönigin” ist. Und als triumphierende Königin des Himmels stellt sie sich auch einem Kapuzinermönch vor, während es von einem ungarischen König heißt, daß er sein Land “… der Himmelskönigin voll und unumschränkt als Erbe überließ.”

Als die heilig gesprochene deutsche Herz‑Jesu‑Mystikerin Gertrud die Große sich in eine Vision versenkt, sieht sie Jesus, der zu ihr spricht:

• “Stelle dich vor meine Mutter, die mir zur Seite thront, und bemühe dich, sie zu preisen:’ Hierauf grüßt sie andächtig die Königin des Himmels …” Diese Szene ist betitelt “Vorstellung am Throne der Himmelskönigin”.

Wie tief Maria als eine in ihrer Bedeutung Jesus weit überragende Gestalt schon in das Bewußtsein der Gläubigen eingedrungen ist gibt dieses Beispiel kund, wobei der Pseudo‑Jesus folgender Aufforderung der Mystikerin gehorsam Folge leistet, als sie zur Begründung anführt, er sei ihr Bruder, und

• „dazu Mensch geworden…, um alle menschlichen Mängel zu ersetzen, so leiste auch jetzt deiner heiligen Mutter für mich Ersatz, wenn ich bei ihrer Lobpreisung nicht würdig genug verfahren bin.’ Auf diese Worte erhob sich der Sohn Gottes, trat ehrfurchtsvoll vor seine Mutter, bog das Knie vor ihr und grüßte sie liebreichst durch Neigen des Hauptes.”

Es wird also von der katholischen Kirche zugelassen, daß ihre Gläubigen unseren Erlöser Jesus als eine Person, die alle menschlichen Mängel zu ersetzen habe ansehen, Sein Geschöpf Maria dagegen als göttliche Himmelskönigin anerkannt wird. Daß die Pseudo‑Maria sich selbst als jemanden darstellt, dem nicht nur göttliche Ehren und die gleiche Verehrung, die Gott gebührt zustehen, bezeugen ihre Worte:

“Ich bin der Weg, der zu Gott führt.” Und ihre Göttlichkeit begründet sie folgendermaßen:

• “Der Friede Gottes, die Freude Gottes und die Liebe Gottes drangen in mein Leben ein, und ich wurde verwandelt, … denn heilige Göttlichkeit wurde mir eingeflößt”, aber daß sie sich sogar für Gott hält, läßt folgende Botschaft erkennen:

• “… Ich habe euch sechs Tage zum Arbeiten gegeben, und ich habe mir den siebten vorbehalten, und man will ihn mir nicht gewähren…” (H/N 199)

Doch gemäß Heiliger Schrift ist es Gott, der die Heiligung des siebenten Tages verfügt, die sich Maria nunmehr anmaßt. So ist es auch konsequent, wenn sich

•  “Maria als Himmelsgöttin, umgeben von unzähligen Engeln” einem Schweizer Einsiedler im 16. Jahrhundert präsentiert.

Eine Herrscherin ohne festliches Gepränge ist nicht vorstellbar und so hat sie dafür gesorgt, daß es sehr viele Feste zu Ehren der Maria gibt, die an Bedeutung und Pracht die Feste, die Gott den Menschen geschenkt hat, noch übertreffen. Schon im 9. Jahrhundert erscheint deshalb eine Maria dem Erzbischof von Toulouse und “wünschte die Verbreitung der Lehre von der Unbefleckten Empfängnis und die Feier eines diesbezüglichen Festes ‑ wofür er sich darauf zeitlebens einsetzte.” (H/N 64)

Als im 11. Jahrhundert in einem französischen Ort die Pest ausbricht, kommt Maria und “erbat für den folgenden Tag, den 8. September, Fest Mariä Geburt, eine Prozession rund um die Stadt, (H/N 67) worauf die Pest aufhört und die Bruderschaft “Notre‑Dame‑du‑Cordon” begründet wird.

Anläßlich einer Erscheinung am 8. September 1989 in Polen, in der sie von Maximilian Kolbe begleitet wird, sagt Maria: “Am Festtag meiner Geburt bin ich auf die Erde herabgestiegen, um in eurem Herzen das Korn zu säen …” Allerdings erscheint ein weiteres Marien‑Phantom am 5. August und sagt, “es sei ihr Geburtsfest…” – Irgendeine der beiden Marien scheint ihren Geburtstag nicht mehr so genau im Gedächtnis zu haben.

Von Maria sagt schon Augustinus, sie hätte als Kind ein Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt. Also sieht auch der verkannte Mariendiener Jakob Lorber sie in einer Vision im Tempel als gottgeweihte Tempeljungfrau erzogen, wo ein Priester aufgrund eines Taubenorakels sie Joseph zuspricht. Ähnliches gibt eine Maria von sich als sie von ihrer Kindheit spricht und von ihrer Darstellung als Jungfrau im Tempel des Herrn. Der hl. Elisabeth teilte eine Maria “einige Geheimnisse ihres Aufenthalts im Tempel von Jerusalem mit.” Also wird ein Fest Mariä Opferung, am 21 November eingeführt.

Mariä Verkündigung berücksichtigt das römische Weihnachtsfest und wird deshalb auf den 25. März, also neun Monate vor Christi Geburt, gelegt. Im Alpengebiet wird es als “Unser Frauen Tag im Pflanzen” gefeiert. (ME/H 185) In Bezug auf das Fest Mariä Himmelfahrt ist Marias Kommentar:

“Mögen alle mit so einem Glauben kommen wie jene Frau, die am Vorabend des Hochfestes Marias Aufnahme in den Himmel, geheilt worden ist.” (H/N 493)

In Südtirol erscheint Maria einer Viehhüterin und fordert:
• “In meinem Namen sollst du verkünden, daß alljährlich der heutige Tag festlich begangen werde! … Ich wählte diesen Ort zum Thron meiner Barmherzigkeit … Sorge dafür, daß für meine Verehrer, die bald in großer Zahl herbeiströmen werden, eine geräumige Kirche gebaut wird”. (H/N 179)

In diesem Fall täuscht die Erscheinung noch nicht einmal mehr vor, von Gott beauftragt zu sein, sondern verkündet selbstherrlich ihre Verherrlichung von eigenen Gnaden!

Zur Einführung des Festes “Maria Namen” überbringt eine Geisterbotin einem Medium folgende Marienbotschaft;

• “Möge man alle Kraft aufbieten, um die Ehre und den Ruhm des Namens Mariä unter dem Volke zu verbreiten. Ja, möge man die Menschen zur Überzeugung bringen, daß ein sehr wirksames Mittel, sich den Sohn geneigt zu machen, darin besteht, die Mutter hoch zu ehren und ihre Herrlichkeit auf dem Erdenkreis bekannt zu machen, auf daß sie von allen anerkannt und verehrt werde.” (H/N 269)

Solche “Botschaften” sind die Grundlage für die den Götzendienst verschleiernde Ausrede, daß die Verehrung Mariens zur höheren Ehre Gottes geschehe.

Das Rosenkranzfest wird von Papst Klemens XI. eingeführt, nachdem die türkische Invasion Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgreich zurückgedrängt worden ist. Maria soll ihren Mantel über die Heere Prinz Eugens gebreitet und ihm so zu dem Sieg über die Türken verholfen haben. Das Marienbild, das er vor der Schlacht im Feldlazarett aufgebaut hat, übergibt er der Kirche “Maria Schnee” von Peterwardein. Dieses Bild, das Maria mit dem Schutzmantel darstellt, erfährt weite Verbreitung und wird im Laufe der Zeit oft kopiert. Die Königin des Rosenkranzes’ wird von König Philipp IV. von Spanien zur Schutzpatronin des Landes erklärt und an jedem Osterdienstag festlich gefeiert. Das über der Steineiche erscheinende Fatima‑Phantom läßt die Seher‑Kinder Geld für “das Fest Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz” sammeln. Und an manchen Orten wird am 2. Sonntag im Oktober das “Fest der Mutterschaft Mariens” gefeiert. Viele Marienerscheinungen erfolgen an ihren Ehrentagen, so auch am 15. September, dem Fest der sieben Schmerzen Mariä, an dem Maria einem Medium als “eine großgewachsene junge Frau von unsagbarer Schönheit,” ganz in Weiß mit weißem Schleier, selbst der Rosenkranz ist weiß, erscheint. (H/N 306)

Für die Umbenennung eines Marienfeiertages zeichnet das Amsterdamer Phantom, welches sich Frau aller Völker betitelt verantwortlich, denn ihre Forderungen, als “Miterlöserin, Fürsprecherin und Mittlerin” per Dogma verkündet zu werden, beeindrucken Papst Pius XII. so sehr, daß er “das Fest Mittlerin aller Gnaden’ am 31. Mai durch das Fest Naria Königin ” ersetzt.”

Einem Medium wird in der Vision einer himmlischen Prozession mitgeteilt, daß so “die seligste Jungfrau als die siegreiche Königin der Welt überall in den Städten und Dörfern gefeiert werden wird.” Dies solle noch unter Pius XII. im Marianischen Jahr 1954 geschehen. Oder die Maria läßt verlauten: “Haltet den mir geweihten Samstag, wie ich es gewünscht habe (in Fatima)”

Und wer ihre Feste feiert, erhält auch huldvoll etwas geschenkt:

“Ich wünsche, daß man jedes Jahr am 8. Dezember um die Mittagszeit die Stunde der Gnade’ für die ganze Welt feiert. Mit dieser Übung wird man zahlreiche seelische und leibliche Gnaden erlangen …” (H/N 334)

Diese Erscheinungen, die sich als Maria, Mutter Gottes” ausgeben, haben den christlichen Glauben teilweise bis zur Unkenntlichkeit verwandelt. Daß auch die radikale sich in den Erscheinungen zeigende Persönlichkeitsveränderung “Mariens” übersehen wird, ist unheimlich zu nennen:

• Hier die Maria der Heiligen Schrift, die demütige Magd des Herrn von einer natürlichen Erhabenheit und Würde, die stets auf ihren Sohn weist, und die Menschen mahnt, das zu tun, was er sagt ‑

• dort aber die spektakulären “Marien”‑Erscheinungen, die im exakten Gegensatz dazu sich selbstherrlich, überheblich und überaus stolz präsentieren und ein fremdes Evangelium bringen.

Diese Veränderung im Charakter der sich als Maria ausgebenden Wesenheiten führt dazu, daß keine dieser Erscheinungen als authentische Mutter des Herrn angesehen werden kann. Denn wäre auch nur eine einzige der Marien die echte biblische Maria gewesen, sie hätte darauf aufmerksam gemacht, daß es sich bei den übrigen Erscheinungen um Trugbilder handelt. Abgesehen davon ähnelt keine dieser Marien der in der Bibel beschriebenen Maria: Im übrigen nehmen die Phantome auf ihre Erscheinungen positiv Bezug, so daß auch dieses darauf hinweist, daß es nur einen einzigen Ort gibt, von dem all dieser Erscheinungen ausgesandt werden ‑ und das ist nicht der Himmel, denn die Himmelskönigin gehört seit Urzeiten dem Bereich der Unterwelt an.

Wer eine Maria herbeiruft, kann gewiß sein, daß sie die ihr Hörigen nie wieder freiläßt: Als Ende des 18. Jahrhunderts in Annam bei einer Christenverfolgung einige Menschen in einer Hütte vor einem Marienbild beten .  erschien ihnen Maria eines Abends in hellem Licht und strah­lendem Weiß, begleitet von zwei Engeln und sagte: Meine Kinder, worum ihr gebetet habt, das gewähre ich euch; alle, die hier beten werden, werde ich erhören!’ ” (H/N 183) Da aber realiter nur jene gerettet werden, die den Namen unseres Herrn Jesus anrufen, werden all die “Christen”, die sich statt dessen an Maria um Hilfe wenden und noch dazu die Sünde begehen, vor einem Bild niederzufallen und zu beten, die von dieser Maria versprochene “Erlösung” bitter bereuen. Denn sie beinhaltet ein Loslösen von Jesus, verbunden mit dem Versprechen, dahin zu kommen, wo diese katholische Maria herrscht und sich offensichtlich viele katholische Heilige einfinden, das aber nicht das in der Bibel genannte Himmelreich sein kann, da es eine “Himmelskönigin” besitzt. Bernhard von Clairvaux gilt allgemein als “Anwalt des Marienkultes”, dem von Maria angeblich die Brust dargeboten wurde, um ihn mit ihrer Milch zu stillen; weitere Marienverehrer sind beispielsweise Hieronymus, Bonaventura und viele andere Heilige und Päpste; fast alle “Marienverehrer” sind von der Kirche heilig gesprochen worden. Die Heilige Schrift aber kennt nur eine Himmelskönigin als Götzen! Denn allein

• “… Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgebornen der Toten, dem Herrscher über die Könige der Erde” (Offbg. 1,5) gilt alle Ehre und Herrlichkeit des Vaters in Ewigkeit.

Eine gebetsartige an das Assumpta‑Dogma erinnernde Selbstverherrlichung gibt Maria am 6. August 1949 in Frankreich kund:

• “Mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, von den Engeln im Triumph hinaufgetragen, von der Heiligsten Dreifaltigkeit zur Königin des Himmels und der Erde gekrönt, wache ich voll Mitleid über meine Kinder auf der Erde. Kommt zu mir, ich werde eure Leiden lindem, ich werde die Kirche beschützen und die Sünder retten. Ich wünsche, daß diese Worte dem Hl. Vater bekanntgemacht und in der ganzen Welt verbreitet werden.” (H/N 307)

Hier ist die Intention der Erscheinung, sich selbst alle Ehre zu geben die Gott gebührt, doch unüberhörbar. Gibt es hier noch die geringste Chance, daß ein Christ diese Worte als von Gott kommend verkennen könnte? Die katholische Kirche schreitet aber nicht gegen solche “Botschaften” ein. Wenn sie sich also bei ihren Kulten und anderen außerbiblischen Überlieferungen wie beispielsweise der Verehrung Mariens auf eine uralte Tradition beruft, dann entspricht dies durchaus den Tatsachen: sie ist älter als das Christentum, denn wenn auch der Name sich ändert ‑ die Himmelskönigin und der Muttergöttinnen‑Kult zielen auf die uralten Götzen. Was allerdings von Traditionen, die gegen die Heilige Schrift gerichtet sind, zu halten ist sagt uns unser Herr Jesus sehr deutlich:

• “Warum übertretet auch ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? … ihr habt (so) das Gebot Gottes ungültig gemacht um eurer Überlieferung willen. Heuchler! Trefflich hat Jesaja über euch geweissagt, indem er spricht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren.” (Matth.15,3‑9)

Heute geht es nicht ‑ wie damals ‑ nur um die Übertretung des vierten Gebotes, sondern auch der ersten beiden Gebote. Aber Jesu Worte gelten in jedem Fall: Bei allen Lippenbekenntnissen der Kirche zu Gott ist doch das “Herz” der katholischen Kirche bei einem seiner Geschöpfe, das für Maria ausgegeben wird, aber mit der Mutter des Herrn keinerlei Ähnlichkeit besitzt.

Vor Zusätzen zum Inhalt der Heiligen Schrift wird zu recht gewarnt: “Deswegen müssen wir um so mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa (am Ziel) vorbeigleiten.” (Hebr. 2,1). Doch das Lehramt der Kirche ist durch den Irrglauben einiger ihrer Theologen und Kirchenväter, die sich eine Himmelskönigin aufgebaut haben, unheilvoll vorbeigeglitten: Durch die Anerkennung der Marienerscheinungen sowie die Verkündigung von deren Forderungen als Dogmen wird die Heilige Schrift als irrtumsloses Wort Gottes von der Kirche verraten und der Glaube an Jesus Christus der Lächerlichkeit preisgegeben.

Für das ganze Himmelsheer baute er Altäre in den beiden Vorhöfen des Hauses des Herrn.” (2. Chr. 33,5)

“Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzen?” (2. Kor. 6,16)

Marianische Tempel

Von alters her sind Tempel dazu bestimmt, der Verehrung von Göttern zu dienen. Es ist stets für die Könige eine große Ehre gewesen, ihrem Gott ein Haus zu errichten. Auch Salomo verkündet dem König von Tyrus: “Siehe, so gedenke ich, dem Namen des HERRN, meines Gottes, ein Haus zu bauen …” (1. Könige 5,19) Derselbe Gott wird auch von uns Christen verehrt. Aber kaum eine der vielen Kirchen trägt seinen Namen, denn der Tempel als Ort der Verehrung und Anbetung Gottes ist durch die zur Ehre der Altäre erhobenen Heiligen und vor allem durch den Marienkult ein Ort der Verehrung von Göttern geworden. Für den Prozeß der Heiligsprechung von Menschen benutzt die römisch‑katholische Kirche den Ausdruck: zur “Ehre der Altäre” erheben, und diese Heiligen werden angerufen, vor allem aber werden Andachten zur Ehren Mariens abgehalten. Deshalb kann durchaus von Altären für das Himmelsheer gesprochen werden.

Die Forderung der Marienerscheinungen nach Heiligtümern zu ihrer eigenen Ehre soll gemäß der im 17. Jahrhundert lebenden Mystikerin Maria von Agreda auf eine Erscheinung der damals ca. 53‑jährigen Maria, die angeblich am 20. Januar 41 n. Chr. stattfand, zurückgehen. Maria soll sich laut dieser Mystikerin dem Apostel Jakobus auf einer Säule stehend in Saragossa gezeigt haben. Der Auftrag soll von Jesus gekommen sein, der gesagt haben soll: “Meine vielgeliebte Mutter, ich möchte, daß du zu Jakobus gehst. Sag ihm, er solle nach Jerusalem zurückkehren, doch erst, wenn er ein Heiligtum zu Ehren und unter dem Titel deines Namens zu bauen in Auftrag gegeben hat, ein Gotteshaus, in dem du angerufen und verehrt wirst.” (H/N 57) Außer in den Träumen einer fehlgeleiteten Verehrerin ist diese Behauptung zwar durch nichts zu belegen, erlaubt aber den Verantwortlichen, Kirchen zu Ehren der Maria zu bauen und sie dort zu verehren. Denn hier ist die willkommene Gleichung klar vorgegeben: ein Gotteshaus für Maria, also: Maria ‑ eine Göttin!

Folgerichtig steht dann auch über dem Eingang des berühmten Kaiser­münsters in Aachen Sanctissimum Templum Virginis Mariae (Heiligster Tempel der Jungfrau Maria) ‑ es ist also ein marianisches Heiligtum. Dieser Dom, von Karl dem Großen als Hauptkirche des Reiches erbaut, war lange Zeit die Krönungskirche der deutschen Kaiser. Er ist ‑ wohlgemerkt ‑ausdrücklich als das Heiligtum Marias ausgewiesen. Nicht das Heiligtum Gottes, nicht das Heiligtum Jesu, es ist der Tempel Mariens allein und ausschließlich, so daß ein dort stattfindender Gottesdienst demgemäß zur Verherrlichung Mariens stattfindet.

Seit Jahrhunderten trainieren die Marienerscheinungen die Menschen systematisch darauf, nicht mehr zu Gott, sondern zu ihnen zu beten. Wenn die katholische Kirche daher lehrt: “Letztes Ziel aller Marienverehrung muß die Verherrlichung Gottes und die Verchristlichung des Lebens sein.” (MK 1, S. 173) so folgt sie dem Befehl eines Marienphantoms vom 25. Juni 1946 in Marienfried:

•”Ich fordere, daß die Menschen meine Wünsche bald erfüllen, weil dies der Wille des himmlischen Vaters ist und es zu seiner größeren Ehre und Herrlichkeit heute und allezeit notwendig ist” (K. 104), läßt dabei aber unberücksichtigt, daß keine Verehrung eines Geschöpfes den Allmächtigen zu verherrlichen imstande ist.

Maria erweist sich mit dieser Behauptung als im Gegensatz zur Heiligen Schrift stehend, in der stets vom Lobpreis und der Verehrung Gottes und der Erfüllung Seines Willens direkt durch die Menschen, nie aber vermittels der Verherrlichung eines Geschöpfes, die Rede ist.

Schon im Alten Testament wird vor dem Verdrehen des Wortes Gottes gewarnt. (Jer. 23,36) Dennoch wird aber offensichtlich den Drohungen der Marien geglaubt, die den Menschen gelten, welche diesen Phantomen nicht zu Willen sind, denn nach ihrer oben stehenden Forderung fährt sie fort:

• “Ein schreckensvolles Wehe verkündet der Vater denen, die sich Seinem Willen nicht unterwerfen wollen.”

Der Wille des Vaters Jesu ist in der Heiligen Schrift vollständig dokumentiert. Der von dieser Maria erwähnte Vater kann daher nur der “Vater der Lüge” sein, da sich in der Heiligen Schrift kein Hinweis auf irgendeine Notwendigkeit, den Willen der Maria zu erfüllen, findet. Desgleichen ist zu veneinen, daß die Marienverehrung einer “Verchristlichung” des Lebens dient, denn sie führt in Gegenteil zur vollständigen Marianisierung des Glaubens. Wenn auch der Tempel als Metapher für den Leib benutzt wird, so ist aber dennoch in erster Linie der für den Gottesdienst gedachte Bau ein Tempel Gottes, in dem gemäß Heiliger Schrift keine Götzen zur Verehrung stehen dürfen. Für christliche Gotteshäuser hat sich die Bezeichnung “Kirche” eingebürgert. Das Wort Gotteshaus bedeutet,

• sowohl daß es Gott geweiht ist, als auch daß Gott in ihm verehrt wird.

Das Christentum kennt keine Göttinnen ‑ auch keine Muttergöttin! So sollte für die Heiligtümer, die auf Anweisung, Wunsch oder Forderung der Marienerscheinungen gebaut werden, denen sie geweiht sind und worin diese Marien verehrt werden, die auch für heidnische Gottheiten benutzte Bezeichnung “Tempel” eingeführt werden. Insbesondere, da der ihr dienende Mensch nach dem Willen der Phantome als Eigentum Marias gelten soll und die Tempel‑Metapher also auch auf diese Bestrebungen der Erscheinungen angewandt werden kann, denn die Prophetin Maria Graf berichtet als marianische Botschaft:

• “So muß die Seele zuerst mein werden, und ich mache sie zum Reiche Christi.”

Damit hat die Marienerscheinung ihr Ziel erreicht und auch im übertragenen Sinne hat sich ein Götze im Tempel Gottes eingerichtet, da die Seele damit dem Reich des Antichristen überantwortet ist.

Bei ihren Wünschen nach Gotteshäusern, in denen sie verehrt werden wollen, richten sich die Erscheinungen jedoch ‑ zur Unterstreichung ihrer vorgeblichen Vertrauenswürdigkeit ‑ zum Teil noch nach der christlichen Terminologie, wohl aber auch, um ihren Anspruch, eine christliche Gottheit darzustellen zu unterstreichen. Daß Maria die Verehrung für sich selbst einfordert und eben nicht für Gott ist durch ihre Worte belegt, wie bei einer Vision in Görz, Italien, 1539: “Sage dem Volk, es solle mir hier ein Haus bauen und mich um Gnade anflehen” und zur Gründung der Gnadenstätte Birkenstein bei München 1663: “Hier will ich verehrt sein und denen, die mich anrufen, meine Gnaden mitteilen.” (H/N 161)

Heiligtümer

Es wird argumentiert, daß zwar der reife Glaubende auch ohne Anstoß glauben könne, die Forderungen der Erscheinungen nach Kirchen‑ und Kapellenbau jedoch aus folgendem Grunde erfüllt werden müßten: “Der durchschnittlich Glaubende aber bedarf der wahrnehmbaren Anstöße, um sich dem Gnadenwirken Gottes zu öffnen. Deshalb die vielen Kapellen, Kirchen, Gnadenorte, Wallfahrten in allen Jahrhunderten und auch heute. Deshalb die vielen Marienerscheinungen auf allen Kontinenten: Überall soll es wahrnehmbare Anstöße’ geben, damit der Glaube sich auf eine lebendige Erfahrung stützen kann.” Da aber der Glaube sich nicht auf Gott und Sein Wort, sondern auf die es verfälschende Botschaft der Erscheinungen richtet, ist hier kein Gnadenwirken Gottes sondern das Wirken des Widersachers zu verzeichnen.

Maria werden schon wenige Jahrhunderte nach Christi Himmelfahrt eigene Heiligtümer zugestanden:

Im Jahre 363 n. Chr. will ein reiches kinderloses Ehepaar in Rom Maria sein Vermögen vererben. Diese erscheint daraufhin nachts und wünscht die Errichtung einer Kirche an der Stelle, wo am nächsten Morgen, dem 5. August, Schnee liegen würde. Das dort errichtete Marienheiligtum wird “Liberianische Kirche” genannt und im 5. Jahrhundert n. Chr. durch Santa Maria Maggiore ersetzt. Seitdem wird jeden 5. August das Fest “Maria Schnee” gefeiert. 970 n. Chr. ist die Marienverehrung so fest in der Lehre der Kirche eingefügt, daß eine der Erscheinungen erstmals die Errichtung einer Kirche zu ihren Ehren wünscht und zwar durch den hl. Gerhard, dem Bischof von Toul. Er baut ihr eine Wallfahrtskirche. (H/N 66)

Damit ist eine entscheidende Etappe in der Vergottung Marias erreicht, denn Tempel ‑ oder im christlichen Sprachgebrauch: Kirchen – werden nur Gottheiten errichtet. Schon 1001 erscheint Maria wieder, und zwar ‑ wie es Brauch einiger Naturgötter ist ‑ in einer alten Eiche, wobei Maria mit einer dreifachen Krone von zwei Engeln gekrönt wird und anweist, eine Kapelle zu erbauen, “von der aus sie reiche Gnaden austeilen werde.”‘ Auch dies ist heute noch ein bekannter Wallfahrtsort. Eine begüterte Witwe in England wird in einer Vision beauftragt, eine Kapelle in Anlehnung an das Haus Mariens, dem Ort der Verkündigung, zu bauen. (H/N. 68)

Eine weitere Aufforderung zum Kirchenbau geschieht an einen Einsiedler in Italien, der von Maria einen Ring erhält, welcher auch heute noch als Wunderring verehrt wird. Mitte des 13. Jahrhunderts erscheint Maria einem blinden mährischen Adligen und stellte sich als “Mutter der schönen Liebe” vor. Der Bau einer Kirche läßt ihn, wie von Maria versprochen, wieder sehend werden. (H/N 84) Im 15. Jahrhundert kündigt Maria in Italien das Ende einer Seuche an, “wenn ihr zu Ehren auf dem Monte Berico eine Kirche gebaut würde.” Einer armen italienischen Frau erklärt Maria, “daß ihre Hütte zu einem Gnadenort werden solle… An der Erscheinungsstätte wurde tatsächlich zuerst eine Kapelle, 1575 eine große Kirche gebaut.” (H/N 110)

Anfang des 16. Jahrhunderts beauftragt Maria in Italien einen Hirten, dem Bischof Marias Wunsch nach dem Bau einer Kirche kundzugeben. Diese Kirche wird zuerst von den Augustinern, später von den Franziskanern verwaltet. Auch eine italienische Winzerin in Castelleone leistet Marias Weisung zum Kirchenbau Gehorsam.  In Frankreich ist die Adressatin ein Hirtenmädchen, welches dem Vater und den Dorfoberen Marias Forderung nach einer Kirche mitteilen soll, desgleichen gibt sie einem Landwirt ihren Wunsch nach einem Heiligtum kund, (H/N 121) während sie in Mexiko einem neugetauften Azteken ihre Willensbekundung nach dem Bau eines Gotteshauses zur Übermittlung an den Bischof ausspricht und sich als die immerwährende Jungfrau, Maria, die Muttergottes bezeichnet. (H/N 125). In Piné, Südtirol, erscheint sie wiederum einer Hirtin und erbittet einen Kirchenbau, indem später ein Gnadenbild aufgestellt wird. Einem gelähm­ten Jungen in Indien gibt sie den Auftrag: “Geh zum Bürgermeister und bitte ihn, hier eine Kirche bauen zu lassen”, wobei nicht berichtet wird, ob es sich um einen katholischen Bürgermeister handelt. Es entsteht das indische Lourdes: Vailankami. Als ein für wahnsinnig geltender italienischer Bauer aus einem Gefängnis flieht, wird er von Maria geheilt und mit dem Bau einer Kapelle beauftragt.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wird der Abt von Wilten bei Heiligwasser in Österreich über zwei Medien von Maria beauftragt, am Erscheinungsort eine Kirche zu erbauen und Maria wirft zwei Österreicher Brüdern vor, ihr Vater habe sein Versprechen, ihr eine Kapelle zu bauen, nicht gehalten. Auch in der Schweiz erscheint Maria mit dem Auftrag, ihr eine Kapelle zu bauen, der später ein Kirchbau folgt. (H/N 149) In Kevelaer hört ein Mann Maria sprechen: “An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen.” Als Gnadenbild wird die “Kopie der ’Trösterin der Betrüben’ (Unsere Liebe Frau von Luxemburg … )” ausgewählt. Es ist bis heute ein vielbesuchter Gnadenort, den jährlich bis zu 600.000 Pilger besuchen. In der Schweiz wird “ein strahlendes Licht auf dem Felsenhügel über Thun im Kanton Graubünden” vom Pfarrer und Mitgliedern der Gemeinde als Aufforderung Marias angesehen, dort eine Kirche zu bauen. Ein plötzlich gelähmter deutscher Kaplan muß erst Maria eine Kapelle versprechen, bevor er sich wieder bewegen kann. Maria wünscht von einem armen belgischen Bauern den Bau einer Kapelle, nachdem sie eine wunderbare Brotvermehrung bewirkt. Weil der Pfarrer nicht an diese Marienerscheinung glaubt, wird er blind. Als er durch das Beten seiner Gemeindemitglieder vor einer Marienstatue wieder sehend wird, setzt er sich für den Bau einer Wallfahrtskirche ein.

Maria trägt einem russischen Mönch auf, “auf dem Klosterberg eine Kirche zu bauen und der Kreuzigung Jesu zu weihen”, da dort eine Stätte “unsäglicher Martyrien und Leiden sein würde, also nicht für Jesus soll die Kirche errichtet werden, sondern für die ,Kreuzigung”! Später entsteht dort ein Lager für politische Gefangene. (H/N 176) Die Konfession des Mönchs bleibt unerwähnt, ist aber auch nicht relevant, da sich die orthodoxe Kirche im Hinblick auf die Marienverehrung kaum von der katholischen Kirche unterscheidet, Maria also ihre Diener sowohl unter den römisch‑katholischen wie auch orthodoxen Klosterangehörigen hat. Mit einfachem Hofstaat bestehend aus Josef und zwei Engeln erscheint sie im deutschen Ort Mettenbuch kleinen Kindern und stellt sich vor: “Ich bin die Trösterin der Betrübten … Es soll eine Kapelle, eine einfache Kapelle herkommen.” (H/N. 229) Des weiteren gibt sie kund, sie werde in drei Jahren wiederkommen und “… dann alles zum Kapellenbau anordnen” Ebenfalls in Deutschland, in Marmagen, verlangt Maria 1932 den “Bau einer Kapelle”; desgleichen in Wigratzbad 1938: “Baut mir hier eine Kapelle”. Einem 9‑jährigen französischen Mädchen erscheint Maria und “bittet um eine Kapelle, die mit vielen Heiligenstatuen ausgestattet sein soll”,  also Bilderkult en gros.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigt sich Maria in Ungarn als ,Königin der Welt’ und Königin des Friedens’ und fordert: “Die Kirche soll mir einen Ort bereiten, wo ich mit meinen Gnaden absteigen kann…” In Brasilien erscheint Maria Mitte des 20. Jahrhunderts einem 7‑jährigen Mädchen und wünscht sich den Bau einer Kirche. Auch in Italien beauftragt sie einen Seher mit dem Kirchenbau. In Marienfried stellt sie sich 1946 mit den Worten vor: “Ich bin das Zeichen des lebendigen Gottes”, und wünscht, den Kapellenbauplatz aufzusuchen. Kurz darauf bittet sie um den Bau einer Kapelle zu Ehren der Geburt Christi und ein paar Jahre später verlangt sie in Irland von einem 12‑jähriges Mädchen einen Kapellenbau. 1970 vergibt sie in den USA den Auftrag für einen Kirchenbau. Dieses ‘Heiligtum’ solle den Namen Unsere Liebe Frau von den Rosen, Hilfe der Mütter’ tragen 1974 erinnert sich Maria wieder an Jesus und teilt in seinem Auftrag den Wunsch nach dem Bau einer Kirche mit. In Italien wird ein junger Tischler Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts mit dem Kapellenbau beauftragt. Und in Syrien bittet sie 1982 “um den Bau einer Kirche, die zu einer Pilgerstätte werden soll.” 1987 sagt sie zwei jungen mexikanischen Mädchen, sie wünsche eine Kirche am Ort der Erscheinung. (H/N 530)

Altäre

Der Altar ist für gottesdienstliche Handlungen, besonders das Opfer für Gott, bestimmt. Also sind die Handlungen auf Gott gerichtet. Wird jemand demnach zur “Ehre der Altäre erhoben “, bezeugt diese Handlung, daß der oder die Betreffende einen göttlichen Rang einnimmt. Damit es nicht auffällt, daß Maria durch die Marienaltäre in den katholischen Kirchen somit zur Göttin deklariert worden ist, heißt es auch für alle Heiligen bei deren Heiligsprechung, sie würden “zur Ehre der Altäre” erhoben. Die Marienaltäre sind zum Teil feierlicher geschmückt als der Tisch, der heute den früheren Hochaltar ersetzt hat und vor dem der Priester die Messe liest ‑ wenn er nicht den Marienaltar dafür benutzt. Ständig findet man Menschen vor dem Marienaltar, die vor der Statue knien und vor ihr beten. Schon früh in den Jahren des Christentums ist die Absetzung Gottes zugunsten der Muttergottheit Maria nicht zu übersehen: “Nicht selten verschwindet in der folgenden Zeit in den Apsiden der Kirchen das Christusbild. An seine Stelle tritt die Theotokos. Dies soll den Menschen zeigen, daß der Gottessohn Mensch geworden ist. Die Gottesgebärerin auf dem Thron ist das beherrschende marianische Bildmotiv bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts”. Warum ausgerechnet die Darstellung der Maria auf einem Thron den Menschen zeigen kann, daß Gott Mensch geworden ist, ist nicht einsichtig, muß daher als eine nicht überzeugende Ausrede, um Maria als Göttin zu präsentieren, gewertet werden. Deshalb gebührt nun auch Maria der Hauptaltar, auf dem sie Gott ersetzt hat:

• Von einer aus Elfenbein geschnitzten Muttergottesstatue wünscht Maria, daß sie auf den Hauptaltar der neuen Kirche gestellt und den Gläubigen zugänglich gemacht werde”

• Auch in der Immaculata Kirche, Paris, Rue de Bac, und in der unterirdischen Rundkirche in Syrakus hat Maria Gott vom Hauptaltar verdrängt.

• Desgleichen im französischen Pouille‑Les‑Coteau, wo nach dreimaliger Marienerscheinung der Hauptaltar der Kirche Maria geweiht ist.

Eine bezeichnende Szene spielt die Frau aller Völker vor, die die Seherin in eine Kirche führt und ihr dort eine große Plattform zeigt: “In der Mitte das Kreuz, das tägliche Wunder (die Frau zeigt auf den Tabernakel) der Altar des Kreuzesopfers.’ Dann zeigt sie auf die Epistelseite. Sie faltet die Hände zusammen und sagt ganz feierlich: Der Altar des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.’

Dann zeigt die Frau zur Evangelienseite und sagt: “Der Altar der Frau, dargestellt, wie ich komme.”

Das Marien‑Phantom stellt ihren zukünftigen Altar nicht nur neben den Altar Gottes, sondern auf die bedeutendere Seite, die Evangelienseite, welche die direkte Frohe Botschaft von Gott kommend symbolisiert, während der Altar Gottes auf der nach den Lesungen der Apostelbriefe benannten Seite stehen soll. Wie beim Altar, so hat sich auch bei den christlichen Festen der Bezug auf nicht‑christliches Brauchtum durchgesetzt, als die Kirche die Festtage an heidnischen Feiertagen feiern läßt, denn in der Gesinnung und im Handeln der gefallenen Menschheit setzt sich stets das dem Gott und Fürsten dieser Welt dienende Heidentum durch.

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