Geisterunterscheidung (P.Beyerhaus)

Peter Beyerhaus

Geisterfüllung und Geisterunterscheidung

– Die schwarmgeistige Gefährdung der Gemeinde heute –

I. Das neue Fragen nach dem Heiligen Geist

Nach Wesen und Wirken des Heiligen Geistes aufgebrochen. Das beobachten wir auf verschiedenen Ebenen:

1. In der Theologie sind gerade in den letzten Jahren eine ganze Reihe von neuen Büchern erschienen, die die Person und das Werk des Heiligen Geistes behandeln. Noch vor etwa 10 oder 20 Jahren konnte man sagen: Die Lehre vom Heiligen Geiste ist das unterentwickelte Lehrstück der christlichen Theologie. Auch in den einschlägigen dogmatischen Lehrbüchern fand man über ihn eigentlich nur sehr wenig. Diese Lücke ist in den letzten Jahren ausgefüllt worden. Es gibt mehrere Untersuchungen. So hat der Berliner Systematiker Dillschneider 1969 im Verlag Rolf Brockhaus ein Buch veröffentlicht “Ich glaube an den Heiligen Geist” und der Holländer H. Berkhof 1968 ein Buch geschrieben “Die Theologie des Heiligen Geistes” (Neukirchen). Der katholische Systematiker in Paderborn, Heribert Mühlen, hat ein zweibändiges umfangreiches Buch über die Lehre vom Heiligen Geist verfaßt, und so könnte ich eine ganze Reihe von anderen Erscheinungen hier nennen. Es ist symptomatisch, daß die Theologie jetzt die Herausforderung spürt, gerade zu diesem bis dahin unterentwickelten Gebiet etwas zu sagen.

2. Ebenfalls kann man feststellen, daß in der jungen Generation ein großes Interesse gerade für diese Fragen aufgebrochen ist. Mir fiel dies erstmalig auf, als ich im Jahre 1972 an einer großen christlichen Jugend‑ und Studentenkonferenz in Uppsala teilnahm, auf der mehrere Hundert Jugendlicher aus allen fünf skandinavischen Ländern zusammengekommen waren. Die Konferenz war aufgeteilt in 14 verschiedene Seminare. Keins war so stark besucht wie das, welches sich mit dem Wirken des Heiligen Geistes heute befaßte. Mir fiel auf, daß der ganze Büchertisch direkt übersät war mit Büchern, die kürzlich auf diesem Gebiete erschienen waren.

3. Ähnlich sieht es in der Mission aus. In den letzten Jahren habe ich eine Reihe von Reisen in die Länder Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Ozeaniens unternommen. Dort habe ich an vielen Stellen reden müssen, auf theologischen Seminaren, Mitarbeiterkonferenzen und Missionarskursen. Immer wieder wurden Themen wie “geistliches Leben” oder auch “Geistesprüfung” bevorzugt. Oft war die erste Frage, die man mir stellte, die: “Was halten Sie eigentlich von der charismatischen Erneuerungsbewegung?”

4. Damit habe ich schon das große Feld derjenigen Bewegungen genannt, die sich selber zusammenfassen als die “charismatische Erneuerung”. Ich weiß nicht, welches Jahr man für ihren Ursprung angeben soll. Im Grunde genommen ist es gar keine neue, sondern eine recht alte Bewegung. Man kann sie in ihren Wurzeln zurückführen auf die erste Pfingstbewegung. Diese ist in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern auch in die großen Kirchen eingedrungen. Das begann in Nordamerika. Von dort her ist sie dann auch in viele andere Länder gekommen; besonders auch im Rahmen der weltweiten Mission.

Soviel zunächst zur Aktualität unseres Themas.

Nun müssen wir uns fragen: Was ist der Grund dafür, daß es zu diesem großen Aufbruch bzw. zu diesem Komplex von Bewegungen gekommen ist?

Fragt man ihre Anhänger, so nennen sie an erster Stelle oft das Gefühl einer gewissen geistlichen Kühle, Trockenheit und Verarmung, das sie in unseren Kirchen, Freikirchen, aber auch Gemeinschaften und Missionen empfinden. Es gehe dort so nüchtern zu. Die Predigten glichen vielmals Lehrvorträgen. Man spüre nicht richtig, daß der Prediger von der Macht innerlich bewegt und berührt ist, von der er hier ein Zeugnis abzulegen hat. Auch das allgemeine Fluidum unter den Gemeindegliedern sei nicht immer von jener urchristlichen Herzlichkeit gekennzeichnet, wie wir sie doch im Neuen Testament finden. Man komme zusammen zum Sonntagvormittagsgottesdienst, setze sich, wie man gekommen ist, nebeneinander, ohne doch Beziehungen zueinander aufzunehmen. Dann gehe man wieder auseinander.

Einzelne klagen auch darüber, daß ihr eigenes Leben nicht von der inneren Führung und der Sieghaftigkeit gekennzeichnet ist, die dem Glauben an Christus doch verheißen ist. Sie hatten sich deshalb nach mehr Kraft gesehnt.

Schließlich müssen wir noch einmal auf die erste Beobachtung zurückkommen:
Die Theologie selber hatte sich viele Jahre hindurch kaum mit der Frage des Heiligen Geistes beschäftigt. Es ist aber nicht möglich, irgendein Gebiet des christlichen Glaubens unbeachtet zu lassen, ohne daß eines Tages eine Reaktionsbewegung kommt und nun gerade hier mit einem verstärkten Interesse einsetzt. Soweit es sich um diese Ursachen handelt, kann man das neue Interesse an der Person und dein Wirken des Heiligen Geistes für durchaus berechtigt erklären. Es gibt in der Tat eine Mattheit im geistlichen Leben, es gibt eine mangelnde geistliche Erkenntnis sowohl im Leben des einzelnen wie auch im Leben der Gemeinde, die vom Herrn nicht gewollt ist, die schuldhaft ist. Auch Paulus hat seine Gemeinden immer wieder ermahnen müssen “werdet voll des Heiligen Geistes” (Eph. 5, 18), “den Geist dämpfet nicht” (1. Thess. 5, 19).

In der Gemeinde werden diejenigen zu Verantwortungsträgern berufen, die selber das Zeugnis haben, “voll des Heiligen Geistes” zu sein. So finden wir es schon im 6. Kapitel der Apostelgeschichte (Vers 3). Einer von jenen Männern, die zu den ersten Diakonen berufen wurden, war ja Stephanus. Von ihm wird ausdrücklich bezeugt, er sei ein Mann voll des Heiligen Geistes gewesen (Apg. 7, 55).

Nun sind diese Beweggründe aber nicht die einzigen Ursachen für das neue Fragen nach dem Heiligen Geist. Zugleich kann man nämlich feststellen, daß bei vielen Menschen auch eine gewisse Neugier vorhanden ist, durch unmittelbare Offenbarungen bestimmte Dinge­ näher zu erfahren, von denen die Schrift nicht ausdrücklich spricht. Oder man empfindet das Bedürfnis, tiefere Erlebnisse zu machen, wie sie in einem normalen, gesunden geistlichen Leben nicht ohne weiteres gewährt werden. Man möchte Kraft empfangen, Einfluß gewinnen. Man möchte die unsichtbaren Dinge, denen wir uns doch nur im Glauben anbetend nähern können, gewissermaßen in den Griff bekommen, um sich auf diese Weise dann als besonders begabter Christ gegenüber anderen Christen hervorheben zu können.

Angesichts dieser zweiten Möglichkeit, daß das gesunde Streben nach einem größeren Erfülltsein mit dem Heiligen Geiste ausschlägt in eine ungesunde Lüsternheit, müssen wir nun fragen: Was bedeutet es eigentlich, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden?
Diese Frage müssen wir für uns selber beantworten können; denn jeder von uns wird irgendwann einmal in die Verlegenheit geraten, daß ein anderer auf ihn zukommt und fragt: “Hast du schon den Heiligen Geist?” bzw. “Hast du die Fülle des Geistes?” oder “Hast du eigentlich die Gnadengaben?”
Ein normaler Kirchenchrist fällt dann leicht in ein merkwürdiges Stammeln; denn gewiß, er bekennt sich zum Glauben an den Heiligen Geist; aber er weiß doch nichts von den ganz besonderen Wirkungen dieses Geistes aus seinem eigenen Leben zu berichten. Deswegen ist es wichtig, biblische Klarheit darüber zu suchen, was es eigentlich zu bedeuten hat, wenn Paulus uns zuruft “Werdet voll des Heiligen Geistes” (Eph.5,18).

II. Das Wesen des Heiligen Geistes

A. Was bedeutet es, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden?
Das erste,
was wir uns bei jeder Besinnung über den Heiligen Geist in Erinnerung rufen müssen, ist, daß er eine Person ist. Er ist die dritte Person der Heiligen Dreieinigkeit, der mit dem Vater und dem Sohn von Ewigkeit her in der innertrinitarischen Gemeinschaft steht. Er ist zu einem bestimmten Augenblick der Heilsgeschichte von dem Vater und dem Sohne in die Gemeinde ge­sandt worden, um hier das Werk Jesu Christi zur Vollendung zu bringen (Apg.2, 33). Der Heilige Geist vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen beim Vater (Römer 8, 26). Das kann er nur, wenn er selber Person ist. Er ist also nicht eine Macht, ein Es, ein Fluidum, eine Kraft, sondern er ist eine Person, die uns an­redet und die wir anrufen können.

Die zweite wichtige Aussage ist die: Es ist die Aufgabe des Heiligen Geistes, nach der Erhöhung des Sohnes Jesu Christi sein Werk weiterzuführen, indem er Gott, den Vater und den Sohn in unser Herz bringt. Unser neues Leben der Wiedergeburt beginnt mit diesem eingreifenden Geschehen. Das ist kennzeichnend für das Christenleben überhaupt, daß sie mit dein Heiligen Geiste gesalbt sind (1. Joh. 2, 27). Wer den Heiligen Geist nicht empfangen hat, als er Christ wurde, der ist nicht etwa ein Christ im Vorstadium, oder ein Christ zweiter Klasse oder ein unterentwickelter Christ, sondern er ist überhaupt kein Christ. Wir haben also entweder den Heiligen Geist empfangen und sind damit wiedergeborene Christen, oder aber wir stehen noch außerhalb des Leibes Jesu Christi. Als einmal in der Stadt Ephesus eine Gruppe von Jüngern dem Paulus vorgeführt wurde, weil es den Gemeindeleitern nicht ganz klar war, ob es sich hier um wirkliche Christen handele oder nicht, stellte Paulus ihnen die Frage, “Habt ihr den Heiligen Geist empfangen als ihr gläubig wurdet?” Darauf antworteten diese Männer: “Wir haben noch niemals gehört, daß der Heilige Geist Überhaupt gekommen ist” (so muß man diese Stelle wohl übersetzen). Darauf stellte man fest, daß diese Leute zwar getauft worden waren, aber nicht christlich, sondern mit der Wassertaufe des Johannes. Sie waren also Menschen, die noch auf den Messias warteten. Darum gab Paulus den Befehl, sie auf den Namen Jesu taufen zu lassen. Damit verband sich in urchristlicher Zeit die Handauflegung; und nun empfingen auch sie den Heiligen Geist (Apg. 19, 1‑7).
So könnten wir eine ganze Reihe von neutestamentlichen Stellen heranziehen, die alle deutlich machen:
Mit dem Christwerden ist die Vermittlung des Heiligen Geistes verbunden. Nach Apostelgeschichte 2 geschieht dies in dem Augenblick, wo man durch die Taufe in die Gemeinde aufgenommen wird. Als Petrus seine große Pfingstpredigt vollendet hatte, ging es den Dreitausend wie ein Stich durch das Herz. Sie fragten: „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ Petrus antwortete: „Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen” (Apg. 2, 38).

Das dritte ist: Der Heilige Geist bringt uns in die rechte Gemeinschaft mit Gott. Luther sagt in seiner wunderbaren Erklärung zum Dritten Artikel des Glaubensbekenntnisses: “Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesu Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten. Der Heilige Geist wirkt in uns den Glauben an Jesus Christus als Herrn und Erlöser. Er bringt den Herrn in unser Herz. Er ermöglicht uns auch das Gespräch mit Gott. Er vertritt uns im Gebet durch unaufhörliches Seufzen. Ohne den Heiligen Geist vermögen wir überhaupt nicht, christlich zu beten.

Das vierte ist: Der Heilige Geist wirkt in uns die rechte geistliche Erkenntnis. Der natürliche Mensch versteht deswegen auch nicht die Heilige Schrift (1. Kor. 2, 14), sondern sie ist ihm toter Buchstabe. Es ist der Heilige Geist, der die innere Erleuchtung vollbringt. Aber es ist nicht etwa ein Werk, das nun zu der Lehre durch das Wort Gottes hinzutritt. Vielmehr erleuchtet der Heilige Geist, wenn das Wort Gottes gepredigt und bezeugt wird oder wir es andächtig lesen, durch diese Gabe des Wortes das Herz des Hörenden. Er erinnert uns an all das, was Jesus gesagt hat (Joh. 14, 26). Jeder von uns, sofern er wirklich Christ geworden ist, bekommt dieses Geschenk, daß der Heilige Geist ihn innerlich erkennen und verstehen lehrt. Der Christ ist also kein Unmündiger, der wie ein Schulkind gehalten ist, genau auf das zu achten, was der Lehrer ihm sagt. Vielmehr hat er ein inneres Verständnis von den göttlichen Dingen, das dadurch kommt, daß der heilige Geist das Lehramt in uns wahrnimmt. Deswegen ist Lehre in der Gemeinde Jesu nicht die Instruktion über Dinge, die dem Hörer völlig neu sind, sondern es ist ein immer wieder erneutes Erinnern und Entfalten dessen, was den Christen bereits geschenkt ist. Ich glaube, es ist ganz wichtig, darauf hinzuweisen. Denn diese Erkenntnis schützt uns vor der Anmaßung modernistischer Theologen, die mit ihrer angeblich tieferen, wissenschaftlichen Einsicht die Gemeinde in die Irre führen. Daß der Heilige Geist diese innere Verbindung im Erkenntnisvollzuge zustande bringt, ist auch meine persönliche Erfahrung. Auf meinen Reisen durch die ganze Welt habe ich zu hochgelehrten Menschen in Amerika und Japan gesprochen, aber auch zu Menschen auf den Bergen von Neuguinea, die gerade erst aus dem Steinzeitalter gekommen waren. Ich hatte mich zuvor gefragt, wie ich mich diesen Menschen überhaupt verständlich machen sollte. Aber es war sofort ein inneres Verstehen da; denn der gleiche Geist, unter dessen Leitung ich versuchte, zu ihnen zu sprechen, war auch schon bei ihnen. So war die innere Verbindung sofort gegeben.

Das fünfte: Der Heilige Geist wirkt die Frucht des Geistes wie sie geschildert ist in Galater 5, 22, also Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Es gibt kein christliches Leben, das sich nicht darin entfaltet, daß der Heilige Geist in unserem ganzen Sein Frucht hervorbringt, so daß wir uns als die Kinder Gottes erweisen und dadurch ein Lebenszeugnis für seine Macht sind. as ist ein wichtiger Test. Wenn wir uns fragen, ob jemand vom Geist erfüllt ist, so lassen wir uns darauf achten: Wie sieht sein ganzer Lebenswandel aus? Das behütet uns vor solchen Abwegen, daß wir das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist an den Besitz von außerordentlichen Gnadengaben binden wollen.

Das bringt uns zur sechsten Aussage: Der Heilige Geist gibt uns nun auch die besonderen Charismen, die Gnadengaben. Sie gibt er uns nicht zur persönlichen Ergötzung, nicht dazu, damit wir selber uns glücklich, mächtig oder gar außerordentlich fühlen sollen. Vielmehr verweisen uns die Gnadengaben an die Gemeinde. Die Gnadengaben gehören nämlich ‑ unter Theologen gesagt ‑ nicht so sehr in die Lehre vom Heil, die Soteriologie, als vielmehr in die Lehre von der Kirche, die Ekklesiologie. Es kann keine Auferbauung des Leibes Jesu Christi geben, ohne daß die einzelnen Mitglieder dieses Leibes sich als Glieder verstehen, die besondere Aufgaben haben. Und für diese Dienste, die wir den anderen Mitchristen schuldig sind, ertüchtigt uns der Heilige Geist nun durch besondere Gnadengaben. Sie erscheinen uns als völlig neue Gaben, sind aber vielfach Weckung, Stärkung, Heiligung, Vertiefung und Indienstnahme dessen, was uns schöpfungsmäßig schon geschenkt ist. Die Gnadengaben sind verschieden. Das ist ein ganz besonders wichtiger Punkt in Römer 12 und 1. Kor. 12: Nicht alle können weissagen, nicht alle können leiten, nicht alle können prophezeien, heilen usw. Vielmehr hat Gott hier in seiner Weisheit bewußt Verschiedenheit walten lassen, damit keiner sich vom Leibe Jesu unabhängig erklären könne. Wir brauchen einander. Und damit bin ich schon beim siebenten Punkt: Der Heilige Geist führt uns in die Gemeinschaft, zunächst in die mit Christus als dem Haupt des Leibes, damit aber auch in die Gemeinschaft untereinander. Der Heilige Geist ist ein Geist, der uns zusammenführt in der Wahrheit, im Glauben und in der Liebe. Deswegen ist auch dies ein wichtiges Erkennungszeichen, ob ein bestimmter Geist, der sich als Heiliger Geist ausgibt, wirklich von Gott ist: Führt er zur Trennung von den Brüdern in Christus oder aber zu größerer Gemeinschaft in Ihm?

B. Wie bekommen wir den Heiligen Geist?

Es ist festzuhalten: Der Empfang des Heiligen Geistes ist ein Eingangsereignis in unserem Christenleben. Die Wiedergeburt des Menschen aus der alten Adamsnatur hinein in das Wesen Jesu Christi, das Anziehen des neuen Menschen, wird durch die Vermittlung des Heiligen Geistes gewirkt. In dem Augenblick, wo ich in Buße und Glaube Christus annehme und mich auf seinen Namen taufen lasse, da vollzieht sich in mir auch die Mitteilung des Heiligen Geistes. Jetzt ist Christus in uns, und damit haben wir Gemeinschaft mit dem Dreieinigen Gott. Das kann zunächst also von jedem Christen gesagt werden.Aber nun tritt eine weitere Erkenntnis hinzu. Der Heilige Geist ist ja nicht ein statisches Etwas, sondern eine lebendige Person. Sein Wirken ist lebendig, und er möchte mich mit seinen Gnadengaben, mit seinen Gnadenwirkungen immer wieder erneut durchdringen. Es gibt ein Wachsen im Heiligen Geiste. Und das ist es, was viele Christen nicht genügend beachten. Sie leben dahin, als wenn das Christsein nur ein Gewordensein wäre, aber nicht ein werden, wie Martin Luther sagt. Deswegen bleiben sie auf einem bestimmten Stadium stehen. Aber da es im geistlichen Leben eben so wie im biologischen Leben keinen Stillstand geben kann, gehen sie zurück. Es kommt bei ihnen zum geistlichen Schlaf, zur geistlichen Krankheit, bis hin zum geistlichen Tod.Wie vollzieht sich das immer stärkere Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist?

1. Durch den treuen Umgang mit den Gnadenmitteln Wort und Sakrament, die ja die Instrumente des Heiligen Geistes sind. Das ist eine ganz wichtige Feststellung. Martin Luther sagt in den Schmalkaldischen Artikeln, daß es Gott gefallen hat, uns auf keine andere Weise als durch die Gnadenmittel Wort und Sakrament seinen Heiligen Geist zu geben.

2. Die Gnadenmittel möchten aber im treuen Gebet gebraucht werden. Bevor wir das Wort hören, bevor wir den Herrn anrufen, daß er uns diese Mitteilung der Gnade Jesu zum Segen werden lasse.

3. Dazu ist es nötig, daß wir unser Herz reinigen lassen. Der Heilige Geist möchte Wohnung nehmen in einem Herz, das sich immer wieder vom Blute Jesu von der Befleckung der Sünde reinigen läßt. Das bedeutet eine Erkenntnis meiner Schuld, ein Bekenntnis meines Getrenntseins von Christus, eine erneute Hingabe an ihn. Es gibt eine Art Blockade gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes dann, wenn der Mensch sich in seiner Selbstsucht und seinem Eigensinn verhärtet hat. Dann geht das Wirken des Heiligen Geistes an uns vorbei. Wenn wir also von einer geistlichen Erweckung oder auch einer “charismatischen Erneuerung” (besser wohl “Erneuerung der Charismen”; denn nur Gott, der Geber der Gaben, kann erneuern!) sprechen, dann kann sie nicht dadurch geschehen, daß ich etwas in mich hineinpumpe. Vielmehr muß diese innere Blockade, diese Verstopfung gelöst werden, die durch mein bewußtes Leben in der Sünde eingetreten ist. Deswegen ist eine echte Erweckung immer eine Erweckung, in der Gerichtspredigt zusammengeht mit vollmächtiger Gnadenverkündigung. Blicken wir doch einmal zurück auf die ganze Geschichte der Erweckungsbewegungen! Ob es nun J.H. Volkening im Minden‑Ravensbergischen Land gewesen ist, oder in Württemberg ein L. Hofacker oder in Baden ein Aloys Henhöfer. Es waren alles Männer, die in besonderer Weise den Menschen das Gericht Gottes über ihre Sünde ansagen und sie zur Buße treiben konnten, um ihnen dann aber noch freudiger und strahlender das Evangelium neu zu verkünden. Das bedeutet Erweckung, das bedeutet zugleich aber auch erneutes Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist.

4. Schließlich: Wir haben die Aufträge, die uns Gott durch die Weisungen des Neuen Testamentes gegeben hat, gehorsam auszuüben. Es gibt keine Mitteilung irgendeiner Gnadengabe, die nur dafür bestimmt ist, daß ich mich im Heilsbesitz sonnen kann. Vielmehr ruft mich der Herr mit ihr in seinen Dienst. Indem ich seinen Geboten und Weisungen treu bin, indem ich mich als ein Instrument zur Rettung anderer gebrauchen lasse, benutzt mich der Heilige Geist und erfüllt mich immer stärker mit seiner Gnade und seinem Reichtum.

C. Woran erkennen wir, daß wir vom Heiligen Geist erfüllt werden und in ihm wachsen?

1. Die entscheidende Frage, die sowohl mein Christsein Überhaupt wie meine Geisterfüllung betrifft, ist auf jeden Fall die: Glaube ich an Jesus Christus als meinen persönlichen Herrn und Heiland, der für meine Sünde ans Kreuz gegangen ist? Fliehe ich jeden Tag aufs neue zu ihm, um meine Sünde vor ihm abzuladen, neu die Vergebung zu empfangen und mich von ihm neu ausrüsten zu lassen? Steht Jesus Christus als Gekreuzigter im Mittelpunkt meines ganzen Fühlens, Denkens und Wollens?

2. Eine weitere Frage könnte sein: Habe ich Freude im geistlichen Leben? Gewiß, das ist kein absoluter Test ; denn es gibt Zeiten der Anfechtungen, wo Gott uns durch Tiefen führt. Aber diese Anfechtungen werden ja auch wieder Überwunden. Wenn ich also mit Freude an Jesus glaube und die Glaubenslieder singe in dem Bewußtsein: Jawohl, das ist mir geschenkt, und dazu bekenne ich mich! ‑ dann darf ich gewiß sein, daß der jeweilige Geist wirklich in mir lebt.

3. Dann kann ich auch die nächste Frage positiv beantworten: Spüre ich in mir einen Drang, dies weiter zu geben im liebenden Dienst am Bruder und an der Schwester sowie auch im mündlichen Zeugnis von dem, was mir widerfahren ist?

4. Nach Römer 8, 14 ist auch folgendes wichtig: Nehme ich den Kampf auf mit den Begierden des alten Menschen, der mir noch nicht ganz weggenommen worden ist, bemühe ich mich um die Heiligung? Nicht etwa: Bin ich sündlos geworden? Sondern: Leide ich an meiner Sündennatur, und verlange ich danach, daß Christus in mir Gestalt nehme?

5. Schließlich: Bin ich der eigenmächtige Herr meines eigenen Lebens, versuche ich alle Entscheidungen über meinen weiteren Weg nach Vernunftgründen zu treffen, ‑ oder aber lasse ich mich vom Heiligen Geiste leiten und lege deswegen meine Entscheidungen immer wieder dem Herrn im Gebet über seinem Worte vor? Er selber muß mich ja an seiner Hand nehmen.Wenn ich diese fünf Fragen mit “Ja” beantworten kann, dann brauche ich nicht mehr in Verlegenheit zu geraten, wenn jene Menschen mich fragen: Hast du den Heiligen Geist empfangen? Vielmehr darf ich dann mit einem ebenso dankbaren wie demütigen “Ja” antworten. Wenn sie aber weiter fragen: Hast du aber “die Fülle des Geistes”?, so werde ich entgegnen: Die Fülle des Geistes liegt nur in Christus und in seinem Gesamtleibe der Gemeinde. Was wir als Christen empfangen haben, sind nach Römer 8, 23 die Erstlinge des Geistes.Aber nun ist es auch wichtig, diesen Heiligen Geist zu unterscheiden von einem falschen Geist oder Schwarmgeist.

III. Das Wesen des Schwarmgeistes

A. Der Begriff Schwarmgeist
Woher kommt der Begriff “Schwarmgeist”?
Dem normalen Zeitgenossen wird nicht ohne weiteres deutlich sein, was wir mit diesem Wort eigentlich meinen. Denn Schwärmerei bringt man im allgemeinen in Verbindung mit einer gewissen Gefühlsseligkeit. Man denkt an ein junges Mädchen, das für ihren Liebsten schwärmt. Ein anderer schwärmt von seiner letzten Sommerfrische oder einem frohen Erlebnis. Geht es also um eine leicht exaltierte Gefühlsstimmung?

Nein, das ist nicht das Schwärmertum, das wir hier meinen, obwohl es gewisse Verbindungen gibt. Ich versuche, den Begriff immer vom Bild des Bienenschwarms her zu erklären. Wenn es den Bienen in ihrem Stock zu eng geworden ist, – und zwar geschieht das immer, wenn eine zweite Königin geboren ist, – dann halten sie es nicht mehr aus in der Begrenzung ihres Baues. Sie müssen hinaus und schwärmen mit furchtbarem Getöse aus.

Damit habe ich das Entscheidende schon gesagt: Der Schwärmer hält es nicht aus in der Begrenzung, in die er auf Grund des Willens Gottes in seinem Glaubensleben in dieser heilsgeschichtlichen Zwischenzeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft des Herrn gestellt ist. In dieser Zeit ist ja unsere Sünde zwar schon vergeben auf Grund des Kreuzestodes Christi; aber wir müssen doch immer noch den alten Sündenleib mitschleppen. Deswegen bekommen wir von ihm immer wieder sündige Versuchungen zu spüren. Gleichzeitig müssen wir auch leiden unter der Vergänglichkeit dieses alten Äons, dieses alten Weltzeitalters, an das wir mit aller Kreatur gekettet sind; so sind wir auch dem Sterbenmüssen unterworfen. Dies will der Schwärmer nicht anerkennen. Er möchte im Grunde genommen schon das Leben führen, das uns der Herr verheißen hat für das kommende Reich der Herrlichkeit, wenn Jesus Christus wiedergekommen ist, um alle Dinge neu zu machen. Der Schwärmer erkennt diese Grenzen der Zwischenzeit nicht an. Er will sie sprengen. Er möchte deswegen nicht glauben, sondern er will schauen, spüren und schmecken. Er will nicht mehr dulden, wie es uns doch Paulus in Römer 5 und 8 ans Herz legt, sondern er möchte genießen, er möchte volle Kraft und Gesundheit spüren, die in keiner Weise mehr in Frage gestellt wird.

Deswegen ist für den Schwärmer das Phänomen der Krankheit immer ein Ärgernis, mit dem er nicht fertig werden kann. Eigentlich meint er, keinen Arzt mehr zu brauchen. Der Schwärmer möchte nicht mehr durch die Gnade allein leben, die Gnade, die ja doch in der immer erneuten Zusprechung der Vergebung der Sünden besteht. Nein, er möchte schon in der eigenen vollendeten Gerechtigkeit leben, wo er die Sünde endgültig hinter sich gelassen hat. Er ist also Perfektionist, meint in der Vollkommenheit zu stehen. Er möchte sich in die Gemeinde nicht einordnen, in den Dienst am anderen stellen, sondern er möchte sich schrankenlos selber verwirklichen. Er möchte niemanden über sich haben, der ihn zur Korrektur ruft. Er möchte nicht dienen, sondern er möchte herrschen. Er möchte sich nicht Schritt für Schritt führen lassen, sondern bereits das Ende des Weges, den ihn der Herr führt, in aller Klarheit wissen und berechnen können.

Das alles sind Kennzeichen des Schwärmers, der die uns gegebenen Grenzen nicht respektiert. Nun, dieser Haltung liegt ein Drang zugrunde, den wir als Christen in gewisser Weise verstehen können. Denn wir alle leiden ja an der Gebrochenheit unseres jetzigen Daseins. Es ist auch vom Willen Gottes her nicht der Normalzustand, dai3 wir im Sündenleibe leben. Es ist nicht der Wille Gottes, daß diese Welt gekennzeichnet ist von Leiden, Tod, Haß und Zerrissenheit. Denn ursprünglich war die Welt geschaffen worden in Harmonie mit dem Schöpfer ‑ und die neue Welt wird die Jetzige Zerrissenheit nicht mehr kennen. Auch hat Gott in uns und alle Kreatur das Seufzen gelegt, die Sehnsucht nach der Wiederherstellung und Verklärung der guten Schöpfung Gottes (Römer 8, 19‑25). Deswegen wird jeder lebendige Christ immer wieder von dieser Sehnsucht ergriffen werden, die manchmal in ihm auch bestimmte schwärmerische Züge hervorrufen kann. Solange er aber noch ein gesunder Christ ist, wird er sich durch das Wort Gottes immer wieder zurechtweisen lassen. Er wird sich sagen lassen: Jawohl, diese Zukunft ist dir verheißen, aber du mußt dich noch gedulden, bis der Herr kommt und dich aus dem Glauben in das Schauen hineinführt. Der schwärmerisch versuchte Christ wird sich also vom Worte der Schrift berichtigen und sich an die Bedingungen dieser heilsgeschichtlichen Zwischenzeit erinnern lassen. Anders ist es, wenn Christen nicht mehr in der Demut, der Heiligung, bleiben, sondern ihre Hand nach den Gaben ausstrecken, die ihnen nicht gegeben sind. Wenn wir nicht mehr auf die Bedingungen achten wollen, die uns gesetzt sind, dann beginnen wir, wirklich in das Schwärmen zu geraten und für den Einbruch eines ausgesprochenen Schwarmgeistes offen zu werden. Dies bedeutet zunächst einmal eine Gefahr für unser eigenes geistliches Leben. Die Verführung mach­t den Betreffenden, der diesen Geist empfangen hat, aber alsbald auch zu einer Bedrohung für andere. Die durch den falschen Geist hervorgerufene ungesunde und unnüchterne Haltung, die hier zum Ausdruck kommt, findet ihren Niederschlag in bestimmten ungesunden Ideen und falschen Lehren, die der Betreffende dann anderen mitteilen will. Hat er damit Erfolg, so kann er schließlich sogar zum Stifter einer neuen Glaubensgemeinschaft oder Sekte werden. Wenn schließlich der Schwarmgeist vollends von ihm Besitz ergriffen hat, so macht er ihn zum Medium des altbösen Feindes.

Ich möchte also unterscheiden zwischen dem ins Schwärmen geratenden Christen, der aber noch bereit ist, sich wieder in die Schranken weisen zu lassen, und jenem Christen, der sich von dieser schwärme­rischen Tendenz weiter und weiter führen läßt, bis er schließlich die Schranken durchbricht und sich für den Empfang des Schwarmgei­stes öffnet. Schwarmgeist, das muß nun ganz deutlich gesagt werden, ist nicht einfach eine menschliche ungesunde Haltung, sondern geistige Beeinflussung (Inspiration) aus dem Abgrund und letztlich Wirkungsweise des Satans.

B. Die Einbruchsmöglichkeiten des Schwarmgeistes
Wie kann es dazu kommen, daß ein Christ von einem solchen Geiste befallen wird? Was sind die Einbruchsstellen für ein so furchtbares Geschehen? Drei Punkte können genannt werden:

1. Geistliche Unachtsamkeit. Wenn ich aufhöre, Schritt für Schritt auf das Wort Gottes zu achten, wenn ich anfange, mich von mei­nen Gefühlen oder anderen Menschen stärker beeindrucken zu las­sen als von dem, was Gott mir durch sein Wort sagt, dann be­steht diese Gefahr. Gewiß dürfen wir dafür dankbar sein, daß es in der Gemeinde Jesu geistesvollmächtige Persönlichkeiten gibt, die uns etwas bedeuten, uns geistlich dienen und weiterführen können. Trotz­dem gilt auch hier, daß alles, was sie uns geben, immer wiedergeprüft werden muß an der gesunden Norm der Heiligen Schrift.

2. Eigene Unlauterkeit. In dem Augenblick, wo in meinem Leben an irgendeiner Stelle etwas nicht mehr ganz stimmt, wo ich nicht mehr in völliger Gemeinschaft mit Gott wandele, weil ich unwahrhaftig, unehrlich in meinem Geschäftsgebaren, genußsüchtig oder auch unkeusch werde ‑ und wer von uns ist frei von diesen Versuchungen? ‑ tritt eine Trübung in meinem geistlichen Erkenntnisvermögen ein. Wo das nicht bereinigt wird, geschieht schließlich, wenn ich trotzdem weiter bewußt einen religiösen Weg gehen und das Fleischliche mit dem Geistlichen verbinden will, der Einbruch falscher Geistesmacht. ‑Ich meine, dies gilt auch für den Versuch, eine bestimmte Form von Musik, die die Triebe aufpeitscht, in den geistlichen Dienst zu stellen.

3. Hochmut. Das Wesen Luzifers ist ja, daß er selber Gott nicht über sich anerkennen wollte, sondern sein wollte wie ER (Hesekiel 28). Und so liegt auch unsere heimliche Zugeneigtheit, unsere Affinität zum satanischen Versucher in unserer Versuchlichkeit zum Hochmut. Sie gibt es auch in der Gemeinde Jesu. Auch wir Christen stehen bisweilen in der Gefahr, heiliger scheinen zu wollen als andere, ans mit unseren vermeintlichen oder echten Gaben brüsten zu wollen, oder mehr Einfluß ausüben zu wollen. in dem Augenblick, wo ich als aktiver Christ von solcher religiösen Eitelkeit oder Herrschsucht befallen werde, da habe ich dem Schwarmgeist bereits das Tor geöffnet. Ein Mensch, der von einem Schwarmgeist befallen ist, erkennt sich nicht mehr wirklich als irdisches Geschöpf an. Er möchte bereits das Tor in die Ewigkeit durchschritten haben. Er kennt sich auch nicht mehr als Sünder an, sondern betrachtet sich als Vollkommenen. Er reiht sich nicht mehr als ein Glied unter anderen in die Gemeinde ein, sondern er benimmt sich entweder als Individualist oder aber als absoluter Herrscher in der Gemeinde. Er will immer höher hinaus. Er ist unzufrieden mit den eigenen Gaben, und zwar nicht nur unzufrieden mit sich selbst und seiner mangelnden Entwicklung dieser Gaben, sondern unzufrieden damit, daß Gott ihm diese Gabe und nicht auch gleich alle anderen gegeben hat. Er möchte letztlich also sein wie Gott selber, allwissend und allmächtig. Hier also liegt die entscheidende Einbruchsmöglichkeit für Satan, der ja wie Gott sein wollte. Satan hat immer das gleiche Ziel. Er möchte die Herrschaft über die Weit behalten und er möchte die Herrschaft des Sohnes Gottes, Jesu Christ, zunichte machen. Um dies zu tun, richtet er auf die Gemeinde, wo Christus der Herr ist, Angriffe von außen, aber auch von innen. Er versucht, durch Verlockung oder Terror, den Gehorsam der Jünger Jesu gegenüber ihrem Herrn zunichte zu machen. wo ihm das aber nicht gelingt, da dringt er in die Kirche ein und imitiert den Heiligen Geist.

C. Schwarmgeist als Meister der Imitation
Ein Wesenszug des Schwarmgeistes ist also die Kunst der Nachahmung der Imitation. Hier ist nun eine ganz entscheidende Beobachtung die, daß es kaum irgendeine Erscheinungsweise des Heiligen Geistes gibt, wie sie unser Neues Testament bei der Behandlung der Gnadengaben schildert, für die es nicht auch eine Imitation gäbe.

Wenn Paulus davon spricht, daß er sich in der Ekstase befunden habe und in den dritten Himmel entrückt wurde (2.Kor.12,2), so weiß davon auch die hinduistische Mystik zu erzählen.

Wenn wir im Neuen Testament davon lesen, daß die Jünger am Pfingsttage in anderen Zungen sprachen oder die Zungengabe auch in der korinthischen Gemeinde erschien, so kennen die Völkerkundler eine Zungengabe auch im afrikanischen Animismus.

Wenn wir von der prophetischen Gabe sprechen, so erinnert uns die Bibel daran, daß es Hellseher auch in allen anderen, nichtchristlichen Religionen gibt.

Wenn wir von der Gabe der Wunderheilung sprechen, so müssen wir wissen, daß es bis zum heutigen Tage Religionen gibt, die ebenfalls wunderhafte Heilungen vollbringen. – Daran hat der bekannte Autor Kurt Koch wohl nicht genügend gedacht, als er sein Buch schrieb über die indonesische Erweckungsbewegung „Uns Herr wirst du Frieden schaffen”. Er hat darin die Ansicht vertreten, daß in Indonesien eine große Geisteserweckung ausgebrochen sei und in ihr alle urchristlichen Gnadengaben wiedergeschenkt wor­den seien, die der Kirche in der Zwischenzeit verloren gegangen wa­ren. Dies sei das Zeichen dafür, dass das Ende der Geschichte gekommen sei, denn am Ende müsse es wieder sein wie am Anfang. Welch ein Irrtum! Nun bin ich bald darauf im Jahre 1971 selbst nach Indonesien gekommen und mußte mir dort sagen lassen, daß es eine sogenannte “javanische Mystik” gibt. Sie ist eine Bewegung, die aus dem Hinduismus kommt. Es gibt javanische Mystiker, die okkulte Kräfte in sich tragen, durch die sie psychosomatische Wirkungen hervorrufen können, also geistleibliche Kräfte ausstrahlen. Mir erzählte ein indonesischer Kirchenführer, er habe einen solchen Mystiker gekannt, der einen mehrfach gebrochenen Arm durch Überstreichen auf der Stelle wieder zum Heilen gebracht hat. Wenn uns nun erzählt wird, daß es ähnliche Wunder auch in der indonesischen Erweckungsbewegung gegeben habe, dann brauchen wir nicht alle diese Berichte in das Reich der Legende zu verweisen. Aber wir müssen sofort die Testfrage stellen: Was ist der Ursprung solcher Kraftwirkungen? Ist es wirklich der Heilige Geist gewesen? Gewiß ist seine Kraft heute nicht geringer als in apostolischer Zeit. Aber könnte der Betreffende nicht noch unter dem Einfluß jener okkulten Bindungen gehandelt haben, in denen er zuvor gestanden hatte? Die reiferen unter den Führern jener indonesischen Christenheit haben schreckliche Erfahrungen machen müssen, bis sie gelernt hatten, hier zu unterscheiden. –

Kann also der Schwarmgeist alle Geistesgaben imitieren, so schafft er sich auch menschliche Träger, die ihn vermitteln. Und so tritt an die Stelle des echten Apostels der Pseudo‑Apostel, der falsche Apostel; an die Stelle des echten Propheten tritt der falsche Prophet . Das Furchtbarste aber ist, daß am Ende an die Stelle des echten Christus der Antichrist treten wird. Antichrist heißt ja nicht nur, daß er gegen Christus ist, sondern daß er sich an die Stelle Christi setzt. Und zwar tut er dies in einer Weise, daß er zunächst nicht als sein Gegenspieler erkannt wird, sondern von vielen arglosen Christen als der wiedergekommene Christus begrüßt werden wird. Ich glaube, daß die Geschichte schwarmgeistiger Bewegungen innerhalb der Kirchengeschichte nichts anderes ist als ein ständiges Präludium, ein Vorspiel, für den Schlußakt des Erscheinens des Antichristen selber. Ich bin allerdings der Überzeugung, daß dieser antichristliche Imitationsschwarmgeist in unserer heutigen Zeit sich in einer ganz neuen Fülle offenbart, so daß man sich oft fragen muß, ob es wirklich schon dem Ende zugehen soll.

D. Das Wirken des Schwarmgeistes

Der Schwarmgeist hat mannigfache Weisen zu wirken.

1. Er wirkt z.B. dadurch, daß er den Christen das Angebot eines starken gefühlsmäßigen Erlebnisses macht. Ihnen wird verheißen, daß all das, wovon sie bis jetzt nur gelesen und gehört hatten, nun von ihnen wirklich erfahren werden kann. Kürzlich berichtete man mir von einer Aussage des international bekannten Pfingstevangelisten David du Plessis. Man hatte ihn gefragt: “Was ist eigentlich der Unterschied zwischen deiner Lehre und unserer? Denn was du sagst, das sagen wir doch auch?” Du Plessis antwor­tete: “Der Unterschied ist der, Ihr serviert es auf Eis, ich in der Bratpfanne.” Damit wollte er sagen. Bei normalen Predigern ist zwar theoretisch auch alles da, aber so unterkühlt, ungenießbar ist. Ich aber biete euch dasselbe mit der rechten Wärme. Jetzt könnt ihr schmecken und spüren.

Uns wird also ein tiefes Gefühlserlebnis verheißen, vielleicht sogar eine Ekstase, ein Verzücktsein, ein Schauen von herrlichen Bildern sowie das Spüren von Kräften aus der anderen Welt. Es wird den Menschen versprochen, daß es sie wie ein elektrischer Strom durchfahren werde , der sie mit Kräften in Verbindung bringt, von denen sie bis jetzt nur gehört hatten.

Bei einer Jugendgroßveranstaltung des amerikanischen Pfingstevangelisten David Wilkerson erlebte ich, wie er die Menschen nach vorne rief mit den Worten: “Ich rufe euch jetzt nach vorne, und ihr werdet das Ziehen einer unwiderstehlichen Kraft empfinden. Sträubt euch nicht gegen dieses Ziehen, es ist der Heilige Geist.” Und in der Tat, kaum hatte er es gesprochen, setzte sich ein Zug von Menschen in Bewegung, zunächst Jungen im Alter von 12, 13, 14 Jahren, die gefühlsmäßig besonders beeinflußbar waren. Aber dann folgten auch viele andere. Wilkerson fuhr fort: “Wenn ihr jetzt weinen wollt, dann scheut euch nicht, diese Tränen zu vergießen, es ist der Heilige Geist, der das wirkt.” So kamen sie dann nach vorne, und der Redner stellte ihnen nun einzeln die Frage: “Warum bist du nach vorne gekommen?” Die Antwort war jedesmal die gleiche: “Das kann ich nicht sagen, ich mußte ganz einfach.” Die nächste Frage war. “Und was möchtest du jetzt bezeugen?” Einer der so Gefragten antwortete: “Bisher war ich nur ein fünfundneunzigprozentiger Christ. Nun aber bin ich ein hundertprozentiger Christ. Ich werde nicht mehr sündigen.” Darauf bestätigte ihm David Wilkerson: “Das glaube ich dir, denn du hast die Vibrationen (das Zittern) des Heiligen Geistes.”
In der Tat, da standen diese Leute vorn und zitterten am ganzen Leibe. Es war eine Kraft in sie gefahren, eine Wirkung, wie sie sie vorher nie verspürt hatten. Menschen, die von solcher Kraft erfaßt werden, geraten in eine ekstatische Stimmung, die von ihnen zunächst als ein ganz großes, freudiges Widerfahrnis empfunden wird.

2. Schwärmer verheißen ihren Anhängern, daß sie neue Offenbarungen empfangen werden: Sie würden Botschaften, himmlische Stimmen hören. Ich war 1972 in der Calvary Chapel, der Golgatha‑Kapelle in Kalifornien. Das ist der Ursprungsort der sogenannten Jesusbewegung, deren Initiator, ein gewisser Chuck Smith, dort als Leiter tätig war. Er hielt eine Bibelarbeit über ein Daniel Kapitel. In seiner ganzen Auslegung hörte ich kein einziges Wort vom Kreuze Jesu Christi, kein einziges Wort von Buße und Sündenvergebung. Chuck Smith hatte nur das eine Thema: “Werdet sensibel für den Geist Gottes.” Wir sollten uns empfänglich machen, um die Stimme Gottes zu vernehmen. Wir müßten es lernen, abzuschalten gegenüber den äußerlichen Sinneseindrücken. Statt uns in das Getriebe der Welt hineinzubegeben, müßten wir uns durch Meditation innerlich empfänglich machen. Wenn wir das schließlich erreicht hätten, wenn wir die rechte Sensibilität erworben hätten, dann würde Gott anfangen können, wirklich zu uns zu sprechen. Smiths letzte Sätze waren: “Was dann mit dir geschehen wird, kann ich im einzelnen für dich nicht bestimmen; du magst Visionen empfangen, vielleicht sendet dir Gott einen Engel oder du hörst seine eigene Stimme.”

Das waren für solch schwarmgeistiges Angebot typische Versprechen. In der Tat, dieses Angebot ist kein leeres, sondern es kann in Erfüllung gehen. Schwarmgeistig bewegte Menschen können wirklich außersinnliche Stimmen hören.
So war es z.B. in Neresheim bei der Bruderschaft eines gewissen Pfarrer Geyer. Es fing damit an, daß Menschen in einer besonderen Weise ernst machen wollten mit ihrem Christsein. Sie hatten zunächst tiefgehende Bibelarbeit miteinander. Dann ging man dazu über, seine geistlichen Erfahrungen auszutauschen und schwärmerisch zu beten. Eines Tages begann man plötzlich, die „Stimme Jesu“ unmittelbar zu hören. Diese Stimme sprach zunächst im biblischen Sinne. Aber später wich sie immer stärker von den biblischen Worten Jesu ab. Zum Schluß gab sie direkt unsittliche Anweisungen. Und da war es nun deutlich ‑ aber viel zu spät, daß der Verführer über die schwärmerische Gruppe Gewalt bekom­men hatte.

3. Manchmal verspricht der schwarmgeistige Prediger seinen kranken Hörern auch, daß eine Kraft sie ergreifen werde, die körperliche Wiederherstellung schenken wird.

4. Eine weitere wichtige Beobachtung ist die, daß der Träger des Schwarmgeistes gedrängt zu sein scheint, die Kraft, die ihn selber bewegt, an andere weiterzugeben. Er kann offenbar nicht an­ders, als ständig diese inneren Impulse zu vermitteln. Er tut das im allgemeinen durch Handauflegung oder dadurch, daß er sie mit sich in eine Kette körperlicher Berührungen bringt.

In dem Semester, als ich erstmals ein Seminar über charismatische Bewe­gungen hielt, wurde Tübingen von einem holländischen „charisma­tischen“ Evangelisten besucht, Piet van Zutphen, der dort schon zuvor einen Anhängerkreis gesammelt hatte. Einige Teilnehmer mei­nes Seminars äußerten den Wunsch, wir sollten doch einmal einen “Charismatiker” einladen, damit wir persönlich einen Eindruck bekämen, was er eigentlich lehrt, und damit wir mit ihm disku­tieren könnten. Ich tat es unter gewissen Vorbehalten, nämlich mit der Absicht, ihn zunächst anzuhören und dann zu widerlegen. Ich hätte es nicht tun sollen. Der Eingeladene hat dann nämlich nicht nur seine Lehre entfaltet. Vielmehr hatten wir von vorn­herein den Eindruck, daß ein merkwürdiger Charme von diesem Men­schen ausging, der unsere Seminarteilnehmer faszinierte und sie innerlich zwang, sich seinem Einfluß zu öffnen. Auch ich selber war nicht ganz davon frei.

Er begann damit, auf eine recht bana­le Art Witze zu reißen. Und doch erreichte er damit, daß schließ­lich alles an seinem Munde hingen. Seine Lehren waren kaum von biblischer Tiefe erfüllt. Plötzlich hielt er inne und erklärte: „Und jetzt möchte ich das tun, was ich bei solchen Gelegenhei­ten immer tue, ich möchte für Sie beten.“ Bevor wir überhaupt darauf antworten konnten, war er schon dabei, ein Gebet zu sprechen, das im Grunde genommen eine sakramentalistische Segens­handlung war: „Herr, laß mich jetzt meinen Segen auf jeden ein­zelnen hier legen.” Was er also in diesem Falle nicht vermittels einer körperlichen Handauflegung tun konnte, geschah nun durch dieses “Gebet”.

 – Ich habe aber erfahren, daß jener Reisepredi­ger in anderen Zusammenhängen immer wieder seinen Hörern gesagt habe: “Wenn sich einer von euch schwach fühlt oder niedergeschlagen oder Schmerzen hat, dann möge er nach vorne kommen. Ich werde ihm die Hände auflegen, und er wird von mir einen Segen und eine Hilfe erfahren.” Seine Hörer pflegen dann in der Tat nach vorne zu kommen, und er lädt sie durch Handauflegung mit seinen Impulsen auf. ‑

In unserem Fall geschah nun folgendes: Mehrere von meinen Seminarteilnehmern gerieten in Unruhe. Sie konnten nachts nicht schlafen. Tatsächlich war also hier eine fremde Macht in ihr Leben eingebrochen. Es wurde mir deutlich: Ich habe hier eine Schuld auf mich geladen. Sobald ich dies erkannte rief ich das ganze Seminar noch einmal zusammen, um im einzelnen mit den Studenten zu besprechen, was hier geschehen war. Daraufhin sagte jeder einzelne von ihnen sich im Namen Jesu von diesem falschen Geiste los, der über sie gekommen war. Das von uns Erlebte war bezeichnend für viele von diesen falschen “Charismatikern”: Sie bieten eine geistliche Kraft an, die durch körperliche Berührung oder suggestive Beeinflussung übertragen wird, und der ahnungslose Christ läßt sich davon verführen. Sie fragen auch gar nicht, ob der Betreffende innerlich gerüstet sei für einen solchen neuen Geistempfang. Der Geistessegen erscheint ihnen wie eine objektive Größe, die man einfach wie Lebensmittel an Hungrige verteilt.

5. Ich gebe noch ein Beispiel für jenes Drängen auf Handauflegung zum Zwecke einer größeren “Geisteserfüllung”
‑ Eine Bibelschule in Indonesien wurde eines Tages von einem reisenden Vertreter einer “charismatischen Bewegung” besucht. Die Missionare waren gerade auf einer großen evangelistischen Tour und hatten ihre Frauen eine Woche allein zu Hause zurückgelassen. Jener “Evangelist” hielt jeden Tag Andachten und Bibelandachten, die alle auf das gleiche Ziel zugingen: Wer noch nicht in Zungen redet, der habe noch nicht den Heiligen Geist. Ihm könne aber geholfen werden: Durch Auflegung der Hände und Gebet könne er die “Fülle des Geistes” empfangen. Zum Zeichen dafür werde er in Zungen reden. Eine der beiden Frauen widerstand dieser Lehre, weil sie ihr als unbiblisch erschien. Die andere Missionarsfrau erlebte gerade in jener Zeit eine geistliche Dürre und Niedergeschlagenheit und empfand, daß sie wirklich mehr Kraft brauche. So entschloß sie sich, es doch einmal zu versuchen und sich die Hände auflegen zu lassen. In der Tat, auf der Stelle konnte sie in Zungen reden. Gleichzeitig aber fiel sie in eine geistliche Nacht. Sie verlor ihre Heilsgewißheit und konnte nicht einmal mehr die Bibel lesen oder beten. Dieser Zustand verließ sie ein halbes Jahr nicht mehr. Schließlich meinte sie, ihre Zelte in Indonesien abbrechen und nach Hause zurückkehren zu müssen, weil sie nichts mehr zu geben hatte. Gerade zur rechten Zeit stieß sie auf das Buch von Dr. Kurt Koch “Between Christ and Satan”, in dem diese von ihr erfahrenen Phänomene geschildert waren. Da wurde ihr deutlich, daß der Geist, der über sie gekommen war, nicht der Heilige Geist, sondern eine dämonische Macht in schwarmgeistiger Verhüllung war. Der Anweisung des Verfassers entsprechend sprach sie schließlich ein Absagegebet, so wie man sich von einer okkulten Behaftung lossagen muß und übe­rgab sich aufs neue Jesus Christus ihrem Herrn und Erlöser.

6. Bei bestimmten Menschen, die schon vorher unter dem Einfluß von okkulten Kräften standen oder psychisch belastet waren, kann sol­che Handauflegung noch zusätzliche Gefahren mit sich führen. Das unmittelbare Ergebnis ist dann, daß es mit ihnen noch schlimmer wird. Sie bekommen religiöse Wahnvorstellung, hören Geisterstimmen und müssen sich schließlich in nervenärztliche Behandlung be­geben. In einem Fall, der mir bekannt wurde, geriet der Betreffen­de auf dem Weg ins Sanatorium in Raserei, fiel dem Fahrer in den Arm und verursachte einen tödlichen Verkehrsunfall.Solche Erfahrungen zeigen, was letztlich das Ziel des Schwarmgeistes ist. Er will Menschen sowohl in das leibliche wie auch in das geistliche Verderben führen.

7. Das nächste Stadium schwarmgeistigen Wirkens ist, daß diejenigen, die von solchem Geist erfüllt sind, auf Alleingültigkeit ihrer Erfahrung in der Gemeinde drängen. Wenn ein Teil der Mitchristen dem nicht nachgibt, kommt es unter Anstiftung der Schwärmer zur Unordnung und schließlich zur Spaltung in der Gemeinde.
Norwegen wird gegenwärtig stark von der charismatischen Erneuerungsbewegung heimgesucht. Zunächst gab es eine Fülle von durchaus positiv beurteilten Wirkungen: eine größere Gebetsfreudigkeit und verstärkte Hinwendung zur Bibel. Aber jetzt ist es dahin gekommen, daß in vielen solchen Gemeinden, in die diese Bewegung eingedrungen ist, Abspaltungen entstehen, die sich oft mit der Forderung verbinden, sich wiedertaufen zu lassen.

8. In manchen Fällen drängt sich der Schwärmer neben den Gemeindeleiter, versucht ihm Vorschriften zu machen, kritisiert seine Verkündigung und sucht ihn schließlich zu verdrängen. Die usurpierte Herrschaft der Charismatiker in der Gemeinde kann sich schließlich sogar zur regelrechten geistlichen Tyrannei entwickeln. Einzelne Charismatiker behaupten eine absolute Autorität. Jeglicher Widerspruch wird von ihnen als “Betrübung des Geistes” bezeichnet. Auch das ist uns nicht neu; denn genau das war die unmittelbare Wirkung des Einbruchs des Pfingstgeistes in Kassel, Großalmerode und Mülheim/Ruhr in den Jahren 1906 und 1907, daß jene “Propheten” mittels ihrer Weisungen nun die Herrschaft in den Gnadauer Versammlungen zu ergreifen suchten.

9. Schließlich sei noch ein bedeutsames Kennzeichen genannt:
Im Gegensatz zu den schwärmerischen Absonderungen innerhalb der Gemeinden entwickelt sich zugleich auch eine neue ökumenische Gemeinsamkeit auf dem schwarmgeistigen Fundamente.
Denn jeder Geist fühlt sich vom gleichen Geist angezogen. Überall, wo es zur Bildung schwärmerischer Kreise gekommen ist, wird man sich auch darum bemühen, mit den anderen zusammenzukommen. So entsteht heute eine weltweite Gemeinschaft, die sich als die wahre Gemeinde Jesu, bzw. als entscheidende Kraft zur Erneuerung der ganzen Kirche empfindet. Eine solche Einheit, die durch den Schwarmgeist erstrebt wird, geht immer auf Kosten der Lehre. Man sagt also: Die Lehre trennt, das Entscheidende ist vielmehr, daß wir die gleiche geistliche Erfahrung gemacht haben und miteinander in der Liebe verbunden sind. Auch über die Irrlehre wird großmütig der Deckmantel der “Liebe” gebreitet. So haben wir heute neben der Genfer Ökumene, die im wesentlichen eine Ökumene in der gemeinsamen sozialpolitischen Aktion geworden ist, auch eine charismatische Ökumene des schwärmerischen Erlebens.

Eins ihrer Zentren ist das Schloß Craheim. Es nennt sich ja ökumenisches Lebenszentrum”. Hier kommen Männer und Frauen aus den verschiedensten Konfessionen, Orthodoxe, Katholiken, Baptisten, Methodisten und Lutheraner zusammen, um eine neue ökumenische Gemeinschaft in der gemeinsamen Geisterfahrung zu erleben. Sogar internationale Führerkongresse der charismatischen Bewegung haben in Craheim schon stattgefun­den. Es ist nun interessant festzustellen, daß es eine direkte Verbindungslinie zwischen dem Schloß Craheim und Genf gibt. Einer der Mitbegründer des ökumenischen Zentrums Craheim ist der luthe­rische Pfarrer Arnold Bittlinger, den ich übrigens erstmalig in eben jener Golgatha‑Kapelle bei den Jesus‑People in Kalifornien kennengelernt habe.

Bittlinger hält auch regelmäßig charismati­sche Seminare in dem Ökumenischen Institut des Genfer Weltkirchen­rates in Bossey, Schweiz, ab. Umgekehrt lädt Craheim auch führende Ökumeniker ein. Walter Hollenweger, der selber aus der Pfingst­bewegung hervorgegangen ist, kommt immer wieder nach Craheim, um dort Kurse über Bildbetrachtung und ähnliche Themen durchzufüh­ren. Emilio Castro, der Direktor der ökumenischen Kommission für Weltmission und Evangelisation in Genf, kommt aus Uruguay. Er hat es als besonderes Ziel seiner Amtsführung bezeichnet, die südame­rikanischen Pfingstler in den Weltrat der Kirchen hineinzubringen.Diese Bewegung wurde durch Hollenweger ja schon auf der 3. ökume­nischen Vollversammlung in Neu‑Delhi 1961 eingeleitet.

Wir sehen also: Auf der einen Seite führt der Schwarmgeist zu Spaltungen in der Gemeinde, auf der anderen Seite bemüht er sich, eine neue Einigungsbewegung in Gang zu setzen, die aber auf Kosten der Wahrheit geht. Und ich glaube, daß sich letztlich zwischen der ökumenischen Bewegung Genfer Fasson und der ökumenischen Bewegung im Craheimer Stil keine unüberwindlichen Gegensätze befinden. Auch wenn hier noch etwas mehr von der Bibel die Rede ist und das religiöse Erleben eine größere Rolle spielt als bislang bei den Sozialaktivisten in Genf, so befruchten sich beide Stile schon jetzt gegenseitig. Eines Tages werden sie sich möglicherweise ganz finden. Die Anfänge dazu waren auf der Weitmissionskonferenz in Bangkok 1973 und in Nairobi 1975 bereits zu spüren. Dort wurden Gottesdienste veranstaltet, die deutlich pfingstlerische Elemente trugen, was für viele Teilnehmer ein ganz neues Erlebnis war. Wichtig war mir dort auch die Gleichsetzung von „Geisteswehen” mit den auf jenen Konferenzen praktizierten gruppendynamischen Experimenten.

Leider war aber auch der Internationale Kongreß für Weitmission, der im Juli 1974 in Lausanne tagte, teilweise durch ein schwärme­risches Verständnis des Heilligen Geistes und durch eine deutliche Öffnung zur “charismatischen Bewegung” gekennzeichnet. Hoffent­lich erweist sie sich nicht eines Tages als eine Brücke zwischen der internationalen Bewegung der “neuen Evangelikalen und dem Weltrat der Kirchen! Es stimmt bedenklich, wenn einer der Führer der amerikanischen “Charismatiker”, der Lutheraner Larry Christen­son, 1974 als Referent nach Lausanne und als Ratgeber für Fragen der Spiritualität nach Nairobi eingeladen wurde.

IV. Die Abwehr des Schwarmgeistes

Wie können wir die schwarmgeistige Bedrohung der Gemeinde abwenden? Durch geistliche Vorbeugung, durch Prüfung der Geister und durch geistlichen Widerstand.

1. Vor allem ist es wichtig, selber ein wahrhaft geistliches Leben zu führen. Das bedeutet, daß wir reichlich und ständig Gebrauch von den Gnadenmitteln machen, durch die der Herr uns seinen Heiligen Geist schenken möchte. Jeder Tag soll mit dem Lesen des Wortes Gottes unter Gebet und persönlicher Beugung beginnen. Laßt uns die Versammlungen der Brüder nicht verlassen. Laßt uns auch treue Gäste am Tisch des Herrn sein. Der Austausch mit erfahrenen Christen, die wirklich im Evangelium verwurzelt sind, kann uns zu immer tieferer Erkenntnis führen, so daß wir dadurch das Echte vom Unechten unterscheiden lernen.

2. Das nächste ist, daß wir den Herrn für seine Gemeinde um die besondere Gabe der Unterscheidung der Gemeinde bitten. Wenn es heute so oft heißt: “Wir brauchen eine Erneuerung der Gnadengaben”, dann würde ich dem im Grundsatz zustimmen. Aber ich würde gleich hinzufügen: Ganz besonders brauchen wir Christen mit der Gnadengabe, die Geister unterscheiden zu können. Nicht jedem wird diese Gabe im Vollsinn geschenkt. Darum sind die übrigen Gemeindeglieder auf den besonderen Dienst der so Ausgerüsteten angewiesen und sollen sie auf ihr Urteil hören. Aber sie sollen es nicht im blinden Vertrauen tun, sondern verantwortlich nachvollziehen. Denn jeder Christ hat die Aufgabe, die Geister zu prüfen. Das Charisma der Unterscheidung ist nur eine besondere, geistlich intuitive ‑Fähigkeit dies zu tun. Aber das Urteil muß in jedem Fall auf Kriterien der Lehre gegründet sein, die allen biblisch verankerten Christen einsichtig sind. Ich möchte vier solcher Kriterien nennen:

a) Für mich fiel das Urteil über bestimmte Vertreter der Pfingstbewegung, als ich feststellen mußte, daß sie den gekreuzigten Herrn nicht predigen. Sie hielten lange Ansprachen; aber vom Kreuze Christi und seinem Blute, von wahrhafter Buße, Vergebung und Gnade war nicht die Rede, sondern immer nur von dem dynamischen Wirken des Heiligen Geistes. Auch hier kann sich der falsche Geist allerdings manchmal verstellen, und zwar dann besonders, wenn er weiß, mit wem er es zu tun hat. Dann paßt er sich in der Sprache der Begriffswelt seiner Hörer an, um diese zentralen Lehrpunkte aber bei nächster Gelegenheit wieder fallen zu lassen, weil sie ihn nicht wirklich bewegen.

b) Ein weiteres Erkennungszeichen ist der Gebrauch der Schrift überhaupt. Viele angebliche Charismatiker predigen ganz unbiblisch. Meist legen sie ihren Ansprachen gar keinen Schrifttext zugrunde. Wenn aber die Bibel doch gebraucht wird, dann sind es immer nur ganz wenige ausgewählte Texte, auf denen man herumreitet. Es wird nicht das biblische Zeugnis in seiner ganzen Fülle ausgebreitet. Das ist auch eine Anfrage an manche erwecklichen Kreise heute. Oft fällt einem auf, daß in ihnen wirkliche Schriftauslegung weitgehend zurücktritt hinter das “persönliche Zeugnis”. Ich habe nichts gegen den rechten Gebrauch des Zeugnisses zur Unterstreichung dessen, was die Schrift uns sagt; aber wo das Zeugnis das Eigentliche geworden ist, da ist das Zentrum verdrängt. Denn das Evangelium verkündet Gottes Heilstat in Jesus Christus, nicht unsere innere Erfahrung.

c) Auch eine ungesunde Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) kann ein Erkennungszeichen sein. Oft spielt die Vorstellung von der vorzeitigen Entrückung der Brautgemeinde Jesu vor der großen Trübsal und dem Erscheinen des Antichristen eine große Rolle. Sie habe ich schon im Schrifttum der ersten Pfingstbe­wegung gefunden, und auch heute ist sie wieder da. Nur wenige wissen, daß diese unbiblische Lehre früheren Generationen der Christenheit unbekannt war. Erst im Jahre 1830 hat ein in der schwarmgeistigen Bewegung des Irwingianismus stehendes schotti­sches Mädchen, Margaret Campbell, sie in einem privaten Offenbarungserlebnis­ empfangen! Durch Darby ist diese Idee dann in den angelsächsischen Neupietismus eingeschleust worden. Ich halte sie für eine ganz verhängnisvolle Irrlehre. Denn die Konsequenz der Hoffnung auf die vorzeitige Entrückung ist ja, daß man nicht mehr wachsam gegen den Geist der Verführung ist. Man glaubt dann nämlich, daß die Gemeinde dem kommenden Antichristen gar nicht mehr begegnen werde. Christen dieses Irrglaubens werden ihm aber um so sicherer auf den Leim gehen.

d) Die Frage nach der Demut bildet ein wichtiges Kriterium der Geistesprüfung. Allerdings kann sich auch schwarmgeistige Anmaßung unter einer Decke scheinbarer Demut verbergen. Ist der Betreffende bereit, seine Lehre biblisch berichtigen zu lassen? Oder aber ist er völlig unnachgiebig und wiederholt zunächst liebenswürdig, dann immer fanatischer ‑ was er schon als seine besondere Lehre dargelegt hat? Kann es unter Umständen sogar dazu kommen, daß er, wenn man ihn wirklich grundlegend in Frage stellt, explodiert? Ein solch jäher Zornesausbruch könnte sehr wohl eine Selbstenthüllung des falschen Geistes sein.

3. Schließlich ist die Wachsamkeit sowie die Bereitschaft zum Kampf und Widerstand als Mittel zur Abwehr der schwarmgeistigen Bedrohung zu nennen. Die Gemeinde Jesu Christi war in ihrer Geschichte vom Schwarmgeist stets gefährdet und ist es auch heute. Aber in der Endzeit wird diese Bedrohung wachsen. Satan hat viele Weisen, die Gemeinde Jesu anzufechten und zu versuchen.

Für die einen reicht der äußerliche Materialismus und der Sex völlig aus, um sie vom Glauben abzuziehen. Für die anderen ist die Unterminierung des Vertrauens in die Gültigkeit der Heiligen Schrift die tödliche Einbruchsstelle. Anderen wiederum wird die Öffnung zu den mystischen Religionen des Ostens zur Verlockung. Man sagt ihnen, Christus habe sich auch im Hinduismus und Buddhismus geof­fenbart. “Wir brauchen einen größeren Christus”, heißt es heute in der Ökumene. Einige wähnen sogar, ihn in den Revolutionen zufinden und verschreiben sich so dem Marxismus.

Es gibt Christen, die gegenüber dem allen gefeit erscheinen. Sie sagen nein zum Materialismus und zur sexuellen Welle. Sie lehnen die Schriftkritik und auch die genannte Art von ökumenischer Be­wegung ab. Aber doch sind sie merkwürdig schutzlos gegenüber der allersublimsten, nämlich der schwarmgeistigen Versuchung durch den Widersacher, der umhergeht “wie ein brüllender Löwe, suchend welchen er verschlinge“.

Ich möchte deswegen abschließen mit einem Bilde, um gerade dies noch einmal deutlich zu machen. Ich habe das Gleichnis von 1. Petrus 5, 8 neu verstanden, als ich einmal in einem afrikanischen Wildpark bei Nairobi gesehen habe, wie Löwen wirklich jagen. Der Löwe, d.h. das Löwenmännchen, jagt gar nicht selber. Er ist ‑ abgesehen von seiner Fortpflanzungspflicht ‑ ein faules Tier. Meist liegt er nur und läßt sich bedienen. Er ist im allgemeinen Polygamist und hat vier oder mehr Frauen. Es sind die Löwinnen, die auf die Jagd gehen. Sie veranstalten gemeinsam ein Kesseltreiben. Sie streifen aus und jagen die Gazellen oder Antilopen vor sich her. Wenn ein Beutetier in genügende Nähe zu dem auf der Lauer liegenden Löwen gekommen ist, dann erhebt dieser sich, schüttelt seine Mähne und stößt ein furchtbares Gebrüll aus. Das bringt das gejagte Tier ins Erschrecken. Es schlägt einen Haken um 180 Grad und läuft nun den Löwinnen, die nur darauf gewartet haben, todsicher in die Pranken hinein. Es warten also mehrere Löwinnen.

Auch der Satan hat mehrere, verschiedene Weisen, uns zu verführen. Es kann sogar sein, daß eine Bewegung, die uns in rechter Weise vor bestimmten antichristlichen Gefahren unserer Zeit warnt, selber Trägerin einer andersgestaltigen, widergöttlichen Gefahr ist. Es klingt ungeheuerlich: Wir mögen vor bestimmten Verführungen durch Menschen gewarnt werden, die ihrerseits selber Verführer anderer Art sind! Das ist die allersublimste und verfeinertste Form der endzeitlichen Versuchung der Gemeinde Jesu. Unsere Situation wäre geradezu hoffnungslos, wenn nicht Christus seinen Beistand durch seinen Heiligen Geist denen verheißen hätte, die ihm wirklich treu nachfolgen und bereit sind, mit ihm zu wachen.

Letztlich müssen ja nicht wir selber den Versucher überwinden, sondern Jesus Christus, unser Herr, hat es bereits getan. Er steht für uns ein, er begleitet uns, er kämpft für uns. Aber es gilt, uns Tag für Tag erneut unter die Bedeckung seines Blutes zu stellen und ihn zu bitten, uns auf das aufmerksam zu machen und davor zu schützen, was wir in der heutigen Zeit als Bedrohung erkennen müssen. Nur so können wir durch den schwarmgeistigen Nebel unserer Zeit hindurchdringen, um in Ihm den Sieg zu erlangen.

Weitere Beiträge von Prof. Dr. Peter Beyerhaus auf meiner Webseite:

1. Die okkulte Welle
2. Völker in heilsgeschichtlicher Sicht

www.horst-koch.de
info@horst-koch.de

 




Magie (R.Kriese)

Richard Kriese

Die Magie ‑ Experiment mit dem Übersinnlichen?

 

Die »magische Welle« scheint die erotische abzulösen. Immer mehr Menschen tragen magischen Schmuck und wollen wissen, wie man sich vor Gefahren schützen kann. Die »magische Welle« umspült den amerikanischen Kontinent gleichermaßen wie das »alte Euro­pa«. In Kalifornien sind Magic‑Shops bereits an der Tagesordnung. In Frankreich ist man sicher, daß die Sex‑Shops bald den Magie‑Shops Platz machen werden. In der Bundesrepublik gibt es heute rund 600.000 aktive Hexengläubige, und 2 Millionen ‑ so schätzt eine Journalistin ‑ lassen sich bei Erkrankungen regelmäßig von Wunderheilern und Hexenbannern helfen.

Während eine bestimmte theologische Richtung allen Ernstes meint, unseren Zeitgenossen dürfe man nichts zumuten, was sich nicht rational erklären läßt, ist Hexerei in manchen Stu­dentenkreisen große Mode geworden; vielleicht deshalb, weil in ei­nem französischen Bestseller unter dem Titel »Aufbruch ins dritte Jahrtausend« folgende Sätze zu lesen sind: »Unsere Betrachtung der Gegenwart und der nahen Zukunft führt da, wo man im allgemei­nen nur mit rationalen Begriffen zu arbeiten gewohnt ist, zum Be­griff des Magischen. ‑ Alles, was uns dienen kann . . . ist uns will­kommen.«

Magisches Denken ist nach den Feststellungen des Wissenschaftlers Richard Cavendish nicht ungeordnet und ziellos, sondern hat eigene Gesetze und eine eigene Logik, wird aber mehr von den Emo­tionen als von der Vernunft bestimmt. Er meint:

»Magie ist heute lebendig in Europa und hat im Lauf der letz­ten hundert Jahre mehr Anhänger gefunden als jemals seit der Renaissance. Niemand hält sich für einen schwarzen Magier. Moderne Okkultisten nehmen für sich in Anspruch, hoch­herzige weiße Magier zu sein, gleichgültig, welchen Über­zeugungen und Praktiken sie folgen. Sie würden nie zugeben, zu der finsteren Wissenschaft des Feldes zur Linken zu gehö­ren.«

Es kann jetzt nicht darum gehen, auf der »magischen Welle« zu rei­ten, wie das die Massenmedien bereits seit längerer Zeit tun. Hörerbriefe haben uns längst gezeigt, daß Aberglaube, Magie und Spiri­tismus lautlos das öffentliche und private Terrain erobern und dabei die psychische Landschaft in ein Katastrophengebiet verwandeln. Zu lesen war:

»Mit zwölf Jahren wurde ich magisch besprochen. Ich hatte ein Geschwür am rechten Auge. Das Geschwür war weg, aber ich habe entsetzliche Zustände bekommen, von denen allerdings meine Eltern nichts erfahren haben. Ich hatte nachts keine Ruhe und sah scheußliche Gestalten. Meine Schwester, die bei mir schlief, sagte: >Zieh doch die Decke über dich, damit du nichts siehst.< Ich konnte ihr nur sagen: >Ich sehe es auch unter der Decke.< Schließlich bin ich zu mei­nen Eltern gegangen und sagte: >Ich bleibe nicht mehr drü­ben, ich sehe die entsetzlichen Gestalten.<«

In einem andern Brief standen diese Sätze: »Als ich noch trank, habe ich im 7. Buch Mose gelesen. Das belastet mich heute noch. Ich komme mit Christus nicht ganz klar und bitte um Ihre Hilfe.«

Solche und ähnliche Zuschriften zeigen uns, daß wir es bei der »ma­gischen Welle« nicht mit einer Modeerscheinung zu tun haben, sondern mit einer weiteren Sturmspitze der okkulten Invasion.

Die Magie will mit geheimnisvollen Mitteln auf außersinnlichem Wege sowohl den organischen als auch den anorganischen Bereich erkennen und beherrschen. Wie das im Detail geschehen kann, will das sogenannte 6. und 7. Buch Mose zeigen. Es handelt sich dabei um ein Zauberbuch, das mit den biblischen fünf Büchern Mose nichts zu tun hat, auch wenn gelegentlich darin verstümmelte Bibelworte zitiert werden.

Das 6. und 7. Buch Mose ist eine Sammlung alter Zauberformeln und unverständlicher Beschwörungsriten. Es enthält Anweisungen für Rache‑, Fruchtbarkeits‑ und Krankheitszauber und ist angefüllt »von ekelerregenden Praktiken, von primitiven, automatisch wirkenden Sprüchen und absurden Zauberriten«. Noch einmal: Dieses Buch hat mit der Hei­ligen Schrift nichts zu tun. Leider gibt es Menschen, die sich irritie­ren lassen und meinen, Mose habe gottesfürchtige Männer ein Buch schreiben lassen, um Hexen, Zauberer und Menschen, die mit dem Teufel im Bunde stehen, durch wirksame Gegenzauberrezepte un­schädlich zu machen. Das ist ein verhängnisvoller Irrtum. Niemand sollte sich mit der Lektüre des 6. und 7. Buches Mose beschäftigen oder gar dieses Buch besitzen, auch wenn es mit den Sätzen ange­kündigt wird: »Wer hat nicht schon von den geheimnisvollen Bü­chern Moses gehört? Das Buch der größten, wundersamsten Ge­heimnisse zur Erlangung von Glück und irdischen Gütern. Uralte Rezepte und Hausmittel verheißen ewige Jugend, Schönheit, Fruchtbarkeit und geben Hinweise gegen Krankheit und Gebre­chen bei Mensch und Tier«.   –  Finger weg von dieser Lektüre! Wer sie hat, sollte sie verbrennen.

In einer Hörerzuschrift war zu le­sen: »Das ist furchtbar, wenn man das 7. Buch Mose im Hause hat. Wir haben alles mögliche getan, sogar Tote heraufgeholt, lauter böse und furchtbare Dinge! Im 7. Buch Mose steht alles drin, was man einem Menschen Böses antun kann.«

In einem andern Brief standen diese Sätze: »Unser Urgroßvater besaß das 6. und 7. Buch Mose und soll danach auch praktiziert haben. Ich selbst hatte vor Jahren oft unter Angstzuständen zu leiden. Ich fürchtete, daß aus mei­nem Leben nichts werden könnte und wagte nicht zu heira­ten. Ich brauchte lange, bis ich zur Heilsgewißheit kam.«

Okkulte Literatur ist nicht minder gefährlich, selbst wenn sie unter vielversprechenden Titeln erscheint wie »Leben nach dem Tod?«, »Herrlich‑wahre Bibelwunder« oder »Die Seele als schöpferische Kraft im Menschen«. Hart daneben werden Bücher empfohlen, die eindeutig aus dem okkulten Raum kommen: »Magnetismus ‑ das Urheilmittel«, »Richtig Kartenlegen leicht gemacht«, »Die Aussendung des Astralkörpers«.

Ein Medizinstudent, der sich mit ok­kulter Literatur beschäftigte, schrieb mir: »Zu meinem allergrößten Erstaunen fand ich solche magi­schen Methoden darin, die genau zu den selbst an mir erleb­ten Symptomen paßten . . . Es begannen jetzt Geisterer­scheinungen, die mir eine furchtbare Angstneurose einbrach­ten.«

Das Wort Magie ist gleichbedeutend mit Zauberkunst, Geheim­kunst, ist vom griechischen mageia abgeleitet, wörtlich übersetzt: Zauberei, Gaukelei, Blendwerk. Der magos ‑ der Magier ‑ ist der Wahrsager, Zauberer und Gaukler. Diese kleine sprachliche Untersuchung zeigt übrigens, wie gera­dezu untrennbar okkulte Praktiken miteinander verzahnt sind, gleichgültig, ob sie aus dem Bereich des Aberglaubens, der Magie oder des Spiritismus kommen.

Man unterscheidet zwei Formen der Magie: die Schwarze und die Weiße Magie. Bei der Schwarzen Magie verwendet man für den Zauberspruch und die magische Handlung die Anrufung des Teu­fels oder der Dämonen. Der Zauberspruch, mit dem die magische Wirkung ausgelöst werden soll, ist ein Gegenstück zum Bibelwort. Dazu kommt dann die Symbolhandlung und die Verwendung eines Fetischs, also eines Stoffes, von dem man weiß, daß er kraftgeladen ist. Die Weiße Magie dagegen verwendet die drei höchsten Namen und zitiert Bibelworte.

Susan Roberts, die das Buch schrieb »Hexen, USA« meint, daß sich die überwiegende Mehrzahl der amerikanischen Okkultisten der »Weißen Magie verschrieben« habe und »mildtätig« sei. Allen He­xen gemeinsam sei der Glaube an negative oder positive »Vibrationen«, die jeder Mensch mehr oder minder stark ausstrahle. In einer deutschen Tageszeitung, die einen Artikel mit der Überschrift ver­öffentlichte »Tausende von Hexen leben in den USA« war zu lesen: »Sie führen ein unauffälliges Leben als Ingenieure, Hausfrauen, Rechtsanwälte oder Politiker, in Wirklichkeit aber sind sie Okkulti­sten.

Einzelne Teilgebiete der Magie sollen nunmehr kurz umrissen werden.

Der Fetischismus
Das Wort »Fetisch« ist vom lateinischen »facti­tius« abgeleitet und bedeutet: Zauberhaft wirksam, künstlich gemacht. Der Fetischismus schreibt leblosen Gegenständen überna­türliche Kräfte zu. Sie können künstlich hergestellt werden. In vielen Fällen aber handelt es sich um Steine, Geräte verschiedenster Art und Figuren in Menschengestalt. Früher meinte man, den Fetischismus durch den Glauben an Geister erklären zu können, die an­geblich im Fetisch wohnen; heute ist man der Ansicht, daß der Fetisch aufgrund seiner besonderen Eigenschaften mit Macht‑Mana­ geladen ist.

Auch das Amulett gehört zum Fetischismus. Es handelt sich dabei um einen kleinen Anhänger, der mit Geheimzeichen oder einer Inschrift versehen ist. Er soll den Träger schützen und ihm Kraft ge­ben. Das Amulett besteht aus Nachbildungen von menschlichen Körperteilen, Münzen oder symbolischen Darstellungen von Sonne und Mond.

Ebenso sollen Talismane Unheil abwehren. Das Wort Talisman ist von dem arabischen tilasmun abgeleitet. Man versteht darunter ein magisches Bild mit geheimnisvollen Buchstaben. Meist ist es ein kleiner Gegenstand, der vorwiegend am Körper getragen wird und Glück anziehen soll.

Es ist übrigens wahrscheinlich, daß der Hufeisen‑Aberglaube mit dem früheren, weitverbreiteten Hexenglauben zusammenhängt. »Da auch geglaubt wurde, Hexen fürchteten Pferde, nahm man an, ein Hufeisen an der Tür des Hauses böte Schutz, daß schon sein bloßer Anblick die Hexen vertreibt. Das Hufeisen galt stets als glückbringend. Seine Form war die des aufgehenden Mondes, in dem man früher ebenfalls etwas Glückversprechendes sah«.

Tätowierungen. Das Wort Tätowierung ist von einem polynesi­schen Wortstamm abgeleitet. In Tahiti bedeutete das »tau‑tau« ein Zeichen jeder Art. Die Tätowierung durch Farbzeichen oder Schmucknarben ‑ oder wie heutzutage durch kleine, mit einem Farbstoff gefüllte Hautpunktierungen ‑ ist ein alter und verbreiteter Brauch. Aus folgenden Gründen ließ man sich tätowieren:

1. Aus Furcht vor dem Unbekannten. Tätowierungszeichen waren eine Art Zauber, der den Menschen vor dem bösen Blick und vor Krankheit schützen sollte. Tätowierungen wurden benutzt, um übernatürliche Gefahren abzuwehren.

2. Erotische Wünsche. Man sah im Tätowieren ein wirksames Mit­tel zur Erhöhung der Männlichkeit und der Anziehungskraft auf das andere Geschlecht.

3. Um einen bestimmten Stand zu kennzeichnen. Tätowierungen wurden als Stammeszeichen, als Berufskennzeichen, als Zeichen des Ranges oder der Kaste und als Zeichen dafür verwendet, ob ein Mann oder eine Frau verheiratet waren oder nicht.

4. Als Zeichen der Tapferkeit. Manchmal dienten Tätowierungen als Tapferkeitszeichen und sollten beweisen, daß der Betreffende große Schmerzen ertragen konnte.

5. Als künstlerisches Experiment. Manche Völker gestalteten bei ihren künstlerischen Versuchen nicht nur Steine oder Holz, son­dern benutzten ebenso den Körper des Menschen.

6. Tätowierungen waren ein bleibendes Kennzeichen in Kriegszei­ten. An seinen Tätowierungen konnte ein Soldat auf dem Schlachtfeld leicht wiedererkannt werden, gleichgültig, ob er noch lebte oder schon tot war.

7. Als Ausdruck einer religiösen Überzeugung. Die Hindus von Bengalen glaubten, daß ein Mensch ohne Tätowierungen kaum im Jenseits Aufnahme findet.

Wer zu Jesus Christus gehört, sollte sich nicht tätowieren lassen. Die Bibel verbietet das. Gott läßt dem alttestamentlichen Israel sagen: »Ihr sollt euch am Leibe keine Einschnitte machen wegen eines Toten und keine Tätowierung anwenden« (3. Mose 19, 28). Ebenso wird in 3. Mose 21, 5 gesagt, daß man sich kein »Mal stechen lassen« darf, also keine Tätowierungen; denn sie sind Ausdruck des Aber­glaubens, Zeichen der Eitelkeit und hinterlassen nicht zuletzt blei­bende Merkmale, die sich nur operativ entfernen lassen.

Im gewissen Sinne gehört auch das Friedenszeichen in den Bereich der Magie. Gemeint ist ein auf dem Kopf stehendes abgewinkeltes Kreuz. Dazu einige geschichtliche Hinweise. Der eigentliche Ur­sprung des auf dem Kopf stehenden Kreuzes geht auf das erste Jahr­hundert nach Christus zurück. Es ist auch bekannt als Petrus‑Kreuz mit abfallenden Balken oder als Todesrune. Kaiser Nero, der es entwerfen ließ, wollte damit seine Respektlosigkeit Gott gegenüber bekunden. Seit dieser Zeit ist es als »Nero-Kreuz« oder als Zeichen der besiegten Juden bekannt.

Im Jahre 711 fielen die maurischen Horden in Spanien ein und rich­teten ihr antigöttliches Herrschaftsreich auf. Auf dem Schild der Eroberer befand sich dieses Kreuz. Francesco Mario Gauzzo be­zeichnet das Symbol in seinem »Compendium Maleficarum« im Jahre 1608 als Hexenfuß. Während des spanischen Bürgerkrieges brannte man dieses Abzeichen den Zigeunern und Juden auf den Körper und brandmarkte sie damit wie zur Zeit der Inquisition.

Dr. Gerhard Encausse bezeichnet es in »Wissenschaft und Okkul­tismus« als das beliebte Symbol der Anhänger Satans aller Jahrhunderte. Es verhöhnt den allmächtigen Gott und setzt das Vertrauen auf den Teufel. Anton Lavey, ein Anbeter des Teufels, erklärte im November1968: »Die Masse, die dem Bösen anhängt, verkehrt das Vaterunser, vermischt es mit Obszönitäten und tritt das Kreuz Christi mit Füßen oder hängt es auf den Kopf gestellt auf.« Es gibt Nichtchristen, die in diesem Zeichen des nach unten abgewinkelten Kreuzes ein geheimes Symbol sehen, um ihre antichristliche Ein­stellung kundzutun.

Viele glauben, dieses Symbol sei am 21. Februar 1958 als Emblem für den Osterfriedensmarsch in England entworfen worden. Andere meinen, es sei erstmals im Zusammenhang mit der Aktion »bann the bomb« verwendet worden, einer Bewegung gegen den Gebrauch von Atomwaffen. Bertrand Russell, englischer Mathe­matiker und Philosoph, Gründer dieser Bewegung und bekannt durch seine antigöttliche Einstellung, gab selbst einmal zu, mit dem Satan verbündet zu sein.

Diese Informationen sind nicht unwichtig. Man sollte wissen, was das Friedenszeichen denen bedeutet, die es tragen. Wirklicher Friede wird nicht durch ein Symbol erreicht oder durch eigene Vor­stellungen, sondern allein durch das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Die Bibel sagt,: »Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.« Über die Bedeutung dieses Friedens durch das Kreuz braucht niemand im unklaren zu sein. Das Kreuz bedeu­tet für den Menschen, der sich entschlossen hat, Jesus Christus nachzufolgen: Das Ich muß sterben, und das Leben muß dem Frie­densbringer, nämlich Jesus Christus, zum Eigentum ausgeliefert werden.

Jesus bringt einen Frieden, der von innen nach außen geht. Darum sagt er: »Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.« Die Sehnsucht nach Frieden wird niemals dadurch ge­stillt, daß man das Kreuz Christi verleugnet, an dem er gestorben ist, sondern dadurch, daß man sich ihm anvertraut und dadurch den Frieden mit Gott bekommt. Junge Leute, die bewußt ihr Leben an Jesus Christus abgegeben haben, sollten niemals ein auf dem Kopf stehendes abgewinkeltes Kreuz tragen; nicht zuletzt deshalb, weil es auch okkulte Bedeutung hat.

Neben den Himmelsbriefen, die vor Unglück schützen sollen, und den Brandbriefen, die angeblich Feuerbrände verhindern können, gibt es Kettenbriefe. Diese anonymen Briefe, die dem Empfänger allerlei gute Dinge versprechen für den Fall, daß er den Inhalt abschreibt und an andere verschickt, sollte man schleunigst und ohne Zögern in den Papierkorb werfen, wo immer man ihnen begegnet.

Seit einiger Zeit werden »Kettenbriefe für Gebetserweckung« ver­schickt. Zu lesen ist: »Bitte, bete für eine durchgreifende Erwec­kung in Deutschland und in der ganzen Welt. Bete, daß du kein Hindernis für eine Erweckung wirst, sondern ein Werkzeug in der Hand Gottes. Brich diese Gebetskette nicht. Sieben Tage sollst du besonders für diese Sache beten. Sende bitte eine genaue Abschrift dieses Briefes innerhalb von vier Tagen an vier Freunde, von denen du glaubst, sie könnten dieses wichtige Gebetsanliegen ebenfalls durch ihr Gebet unterstützen. Vergiß den Namen nicht anzugeben, der diesen Brief geschrieben hat. Wir wollen einen Gebetskreis um die Welt errichten. Wir glauben an eine Erweckung durch Gebet.Gott segneHerzlichen Gruß.« dich!

Wir sollten uns über jeden freuen, der um ein geistliches Erwachen betet, nicht zuletzt deshalb, weil auch der deutschsprachige Raum eine Erweckung bitter nötig hat. Es ist schon eine gute Sache, wenn man die Beter mobilisiert. Aber muß das denn in dieser Form geschehen? Alle, die sogenannte »Kettenbriefe für Gebetserweckung« weiterleiten, sollten über fünf Punkte sorgfältig nachdenken:

1. Laut § 1 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb und § 286 des Strafgesetzbuches ist es unzulässig, Kettenbriefe im sogenannten Schneeballsystem zu verschicken. Schneeballsystem meint eine Praxis, bei der Briefempfänger an mehrere andere Adressen den gleichen Brief bzw. Karte mit gleichem Inhalt ver­sendet. Die Post befördert keine Karten und Briefe des Schneeballsystems.

2. Warum bleiben diese Kettenbriefe weithin anonym? Menschen, die sich öffentlich zu Jesus Christus bekennen, haben das nicht nötig.

3. Sogenannte Kettenbriefe erinnern an Kettenbriefe aus dem ok­kulten Bereich. Es ist nicht einzusehen, warum sich ein geistli­ches Anliegen einer Form bedienen soll, die an Magie erinnert.

4. Warum wird man in diesen Kettenbriefen für Gebetserweckung aufgefordert, nur während einer bestimmten Anzahl von Tagen zu beten? Das Neue Testament kennt das anhaltende Gebet. Das gilt ganz gewiß auch für die Bitte um ein geistliches Erwachen. Sollte nicht jeder, dem die Sache des Reiches Gottes am Herzen liegt, täglich darum beten, daß Gott uns eine Erweckung schenkt, anstatt dieses Gebet nur auf sieben Tage zu beschrän­ken?

5. Offen bleibt auch die Frage, warum man den Kettenbrief für Ge­betserweckung nur an vier Personen weiterleiten soll. Warum nicht an zehn oder zwanzig?

Solange diese Fragen ungeklärt sind, sollten Kettenbriefe für Ge­betserweckung nicht weiterverschickt werden. Es gibt eine ebenso wirksame und ‑ wie ich meine ‑ bessere Form, Beter zu mobilisie­ren. Das kann geschehen durch Rundbriefe, in Kanzelankündigungen, in christlichen Zeitschriften und nicht zuletzt systematisch in Gebetsstunden und Hausbibelkreisen. Geistliche Anliegen sollten richtig verpackt werden, damit es weder Missverständnisse noch Verwechslungen gibt.

Die häufigste Form der Magie ist das Besprechen der Krankheiten. Die seelsorgliche Korrespondenz scheint das zu bestätigen. Zu lesen war:

»Ich hatte die Pocken. Der Arzt gab mich auf, und darum wurde ich immer wieder zu einem Mann gebracht, der >pu­sten< mußte. Man wollte mich retten. Meine Mutter lag zu dieser Zeit im Krankenhaus. Wenn ich an Evangelisationen teilnehme, kann ich mich einer inneren Unruhe, der Angst sowie Lästergedanken nicht erwehren. Ich fühle mich vom Schicksal zurückgesetzt. Die Anklagen gegenüber Gott hö­ren nicht auf. Ich habe ein Verhältnis zu einem Mann. Meine Not habe ich oft durch Alkohol überwinden wollen.«

In einem anderen Brief wird gefragt: »Eine gläubige Frau riet mir, immer dann, wenn mich die körperlichen Schmerzen plagen, sofort die Bibel auf die schmerzende Stelle zu legen und die drei höchsten Namen auszusprechen. Der Schmerz verschwinde dann sofort. Ist dieser Rat richtig?«

In einer anderen Zuschrift standen diese Sätze: »Als Kind brachte man mich zu einem Schäfer, weil sonst mein Rücken schief geworden wäre. Das hatte aber schlimme Folgen. Schon als Kind habe ich unsittliche Handlungen be­gangen. Mein Vater hat sich das Leben genommen, als ich noch Schulkind war.«

Solche und ähnliche Zuschriften beweisen, daß magische Experi­mente selbst dann, wenn man sie mit einem frommen Vorzeichen versieht, alles andere als harmlos sind. Das sollten wir wissen, magi­sches Besprechen meiden und andere davor warnen. Seelsorger wis­sen längst, daß Menschen, die magisch besprochen worden sind, große Schwierigkeiten zu überwinden haben, wenn sie sich für Jesus Christus entscheiden wollen. Solche, die dem auferstandenen Herrn gehören, aber beharrlich verschweigen, daß man sie magisch besprochen hat, kommen auf geistlichem Gebiet nur mühsam vor­wärts. In beiden Fällen ist vollmächtige Seelsorge nötig. Der Sohn Gottes ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören (1. Joh. 3, 8). Das gilt auch für das weite Feld magischer Experimente. Wer sich Jesus Christus anvertraut, wird von okkulten Belastungen frei.

Darum noch einmal: Niemand sollte in ein magisches Besprechen einwilligen ‑ auch Brauchung oder Böten genannt ‑, selbst dann nicht, wenn man dabei die drei höchsten Namen anruft und angeb­lich segnet. Dadurch entstehen Kontakte zur Dämonie, die sich in jedem Fall verhängnisvoll auswirken.

Gelegentlich wollte man in der Rundfunkseelsorge wissen, ob man im Krankheitsfall »gesegnete Tüchlein«benutzen darf. Angeblich können dadurch Kranke geheilt werden. Dem Brief waren zwei »gesegnete Tüchlein« beigefügt. Die Frage war also keineswegs konstruiert oder an den Haaren herbeigezogen; es han­delte sich um ein ernsthaftes Anliegen eines leidenden Menschen.

»Gesegnete Tüchlein« sollte man weder auf die kranke Stelle legen noch tragen und auch nicht während des Gebets benutzen. Zur Begründung vier Gesichtspunkte:

1. Es gibt in der ganzen Heiligen Schrift nur eine einzige Stelle, in der von Schweißtüchern die Rede ist, und zwar in Apostelgeschichte 19, 11. Dort steht: »Und Gott wirkte ungewöhnliche Dinge durch die Hände des Paulus, so daß man sogar Schweißtü­cher oder Schurze, die er auf seiner Haut getragen hatte, nahm und auf die Kranken legte, worauf die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren.« Es handelt sich hier um eine Ausnahmesituation ‑ um »ungewöhnliche Dinge«, die niemals zur Regel gemacht werden dürfen.

2. Die Schweißtücher und Schurze des Apostels Paulus waren kei­neswegs »gesegnete Tüchlein«.

3. Nirgends wird in der Bibel empfohlen, »gesegnete Tüchlein« zu verschicken.

4. Solche Praktiken grenzen an magisches Denken.

Zur Krankenheilung, die in der Vollmacht unseres auferstandenen Herrn geschieht, dürfen wir uns uneingeschränkt bekennen. Andererseits sollten wir nicht vergessen, daß unser Herr solche, die er nicht heilt, befähigen kann, ihn trotz körperlicher Beschwerden glaubensfroh zu bezeugen.

Die Teufelsanrufung und Blutsverschreibung.

In einem Brief war zu lesen: »Vor etwa 15 Jahren habe ich Gott abgesagt und den Teufel auf den Knien um eine diesseitige Freude gebeten. Die Freu­de, die ich erwartet hatte, habe ich nie bekommen. Ich wurde immer unwilliger, unzufriedener und unruhiger. Das stei­gerte sich im Laufe der Jahre über Lüge und Selbstbefriedi­gung bis hin zu Selbstmordgedanken.«

Jemand, der seelsorglich zu helfen hatte, schrieb: »Sie hatte es schwer, zur Heilsgewißheit zu kommen. Ursa­che: In der Jugend den Teufel angerufen. Anschließend Abtreibungen. Weitere Folgeerscheinungen: Wenn sie betet, meint sie, ein Lachen zu hören, etwas Unheimliches kommt an sie heran.«

Man ruft den Teufel an oder verschreibt sich ihm, um ganz sicher zu sein, daß ein bestimmter Wunsch in Erfüllung geht. Ich entsinne mich an ein seelsorgliches Gespräch, in dem mir jemand sagte, er habe den Teufel gebeten, dafür zu sorgen, daß er im Blick auf die Entscheidung für Jesus Christus nicht mehr beunruhigt werde. Was dann geschah, war entsetzlich: Dämonenerscheinungen und Depressionen führten zu Selbstmordabsichten.

Mehrmals habe ich festgestellt, daß Menschen, die den Teufel anru­fen oder sich ihm verschreiben, den Namen Jesus nicht aussprechen können. Jeder Seelsorger sollte wissen, daß man solchen Menschen im Alleingang nicht helfen kann. Wenn aber andererseits Beter ge­willt sind, zu fasten und zu beten, werden auch solche, die sich dem Teufel verschrieben haben, durch die Kraft des auferstandenen Herrn frei.

Zur Magie gehört auch der Liebeszauber.

Dazu ein Pressebericht: »Mit grinsender Fratze kommt Nacht für Nacht ein ekelhaftes Wesen in Männergestalt in das Schlafzimmer von Barbara H. und legt sich zu ihr ins Ehebett. Die Frau will sich wehren. Sie will laut aufschreien. Sie will ihren Mann wecken . . . Vergebens! Sie liegt wie gebannt da.«

Telepathischen Beischlaf hat man das genannt. Rational läßt sich das alles zwar nicht erklären, wird aber in der Seelsorge gelegentlich er­wähnt. Dazu ein Briefauszug:

»Der Schwiegervater und seine Schwester betreiben die Schwarze Magie. Die Auswirkungen sind: Angst, Unruhe, Verkrampfungen, freitags quälende Kopfschmerzen und Würgen am Hals. Das Schlimmste: Während des Schlafs werde ich von sexuellen Mächten überfallen. Die Auswir­kungen kann ich gar nicht beschreiben . . . . Mein Mann wird von sexuellen Zwangsgedanken umgetrieben; obschon er gewisse Dinge nicht tun will, muß er sie tun. Das ist schlim­mer als eine Vergewaltigung. Ich werde von großen Schmer­zen gepeinigt.«

Der Nervenarzt wird in solchen Fällen neurotische Störungen ver­muten, der Tiefenpsychologe sexuelle Verdrängungen, der Parapsychologe mediale Fähigkeiten oder Suggestion. Gewiß läßt sich medizinisch und tiefenpsychologisch manches aufhellen, das eine und andere in psychotische Krankheitsbilder einordnen ‑ aber eben nur teilweise.
Es bleibt ‑ ein ungeklärter Rest.
Seelsorger sind gut beraten, wenn sie die Wirklichkeit der Dämonie ernst nehmen, zu­gleich aber in der Kraft des auferstandenen Herrn die Erlösung durch das Blut Jesu bezeugen und den Weg zur Befreiung zeigen. Dämonische Mächte müssen weichen, wenn ein Mensch zu Jesus Christus umkehrt, seine Sünde erkennt, bekennt, haßt und läßt ‑ also alle Brücken zum Okkultismus abbricht ‑ und teuflische Belastungen in der Kraft des Blutes Jesu abwehrt. Das gilt für den Blut­zauber und den Bildzauber, den Abwehrzauber und Verfolgungszauber in gleicher Weise.

Der Abwehrzauber ist ebenfalls eine Anwendungsform der Magie. Ein Medizinstudent hat uns wie folgt geschrieben:

»In meiner Verzweiflung kaufte ich mir Magiebücher und be­trieb selbst Magie. Zunächst verstärkte ich meine magischen Trainingsmethoden und erreichte mit magischen Feuerritu­alen, daß der Einfluß der Wirtin völlig gebrochen wurde. Es gelang mir, nach einer Zeit den Einfluß auszuschalten. Doch begannen jetzt Geistererscheinungen, die mir eine furchtbare Angstneurose einbrachten. Der Psychotherapeut hat mir be­stätigt, daß es sich um Einfluß von Hexerei handelt.«

Der Blutzauber. Man geht davon aus, daß eine Hexe ihre Macht verliert, wenn man sie bis aufs Blut schlägt. Um gefährliche Körperverletzungen zu vermeiden, werden kranke Tiere solange ge­prügelt, bis das Blut spritzt.

»Noch heute werden Katzen zu Tode geprügelt, weil nach Ansicht ostfriesischer Frauen eine Hexe sich in eine Katze verwandeln kann. Oder die Hexenbanner versuchen, sie auf magische Art zu töten. Eine Frau in Cappeln bei Schleswig stellte das so an, daß sie aus ei­ner Apotheke »Teufelsdreck« (Asa Foetita) kaufte, eine aus Harz gemischte übelriechende Masse, auf eine Schaufel mit glühenden Kohlen legte und das räuchernde Zauberzeug siebenmal um einen Stuhl trug, auf der ihr verhextes Kind saß. Die Frau hatte eine Nachbarin im Auge, die durch bösen Blick das Kind »vergiftet« hat­te. Als das Kind wieder gesund geworden war, nahm sie sich die »Hexe« persönlich vor. Sie hatte einen Topf mit Milch auf dem Feuer verkochen lassen. Sie war fest davon überzeugt: Wenn der Topf platzte, mußte auch die teuflische Hexe platzen«.

Mit dem Satz »jetzt mal kräftig lachen« ist es nicht getan. Gewiß gibt es auf diesem Gebiet viel dummes und ungereimtes Zeug; wahrscheinlich, weil Satan den Leuten einreden möchte: »Alles Un­sinn.« In vielen Fällen ist das auch so ‑ aber eben nicht in allen. Die verschiedenen Formen der Zauberei ‑ das bestätigen Afrika‑Mis­sionare ‑ zeigen mitunter Wirkungen, die sich in den Schubfächern dreidimensional orientierter Begriffe nicht unterbringen lassen.

Auf den Bildzauber trifft man auch im deutschsprachigen Raum.

Aus Lumpen, Heu, Papier und Wachs hergestellte Puppen sollen die Hexen darstellen. Man klebt ihnen den vollen Namen ‑ meist sind es Namen sogenannter übelwollender Nachbarn ‑ auf die Brust, kocht sie in Wasser und schlägt ihnen mit Hämmern auf den Kopf oder sticht mit langen Nadeln pausenlos in bestimmte Kör­perteile, um die betreffenden Personen zu quälen. jedesmal wird der Name Satans laut und hörbar ausgesprochen.

Der Verfolgungszauber und Rachezauber ist nur in der Schwarzen Magie anzutreffen. Das gilt auch für den Todeszauber, den beispielsweise die Papuas auf Neuguinea praktizieren.

Das alles hat weder etwas mit »Trickkiste« zu tun, noch kann es in jedem Fall psychologisch, medizinisch oder parapsychologisch aufgeschlüsselt werden. Es gibt nun einmal Phänomene, die man zwar mit dem Etikett »übersinnlich« oder »außersinnlich« versehen kann, damit aber letztlich nicht viel sagt. Von einem Führer der Buschmänner ‑ einem echten Zauberer ‑ wird berichtet:

»Wir Schutztruppleute waren im Haicum‑Felde in schwere Bedrängnis geraten: Unser Proviant ging zu Ende, die melo­nenartigen Tschammas waren abgeweidet. So blieben uns nur noch auf kurze Zeit unsere eisernen Rationen. Mit uns zog Aucuib, der wegen seiner Geheimnisse, Gifte und Kenntnisse weltgefürchtete Medizinmann der Haicum‑Leute, uralt, ein richtiger Patriarch. Trotz unserer Maschinengewehre behan­delte er uns zuweilen mit herablassender Geringschätzung. Er durchschaute natürlich unsere Fleischnot.

So war es wie Hohn, als er uns sagte, ganz in der Nähe sei Fleisch. Wir hatten aber seit Tagen nicht die geringste Zwerg­antilope erlegt. So baten wir ihn, uns auf die Spur zu bringen, Fleisch zu finden. Er gab zurück, er werde heute nacht noch einen großen Elandsbullen, genug Fleisch für uns alle, erle­gen. Wir sollten nur unsere Tiere bereithalten und marschfer­tig bleiben.

Wir beobachteten im Mondlicht des gleichen Abends, wie Aucuib im Kreise seiner Leute rätselhafte Zeichen machte, bald tanzende, bald betend anmutende Bewegungen. Plötz­lich blieb er wie versteinert stehen, während seine Leute in ein grelles Pfeifen ausbrachen. Sofort griff Aucuib nach seinem Schießzeug, das vor ihm auf dem Boden lag, und sandte einen Pfeil hoch in die Luft, weit über Busch und Baum hinaus ge­gen Norden. Dann stand er wieder wie versteinert. Das Sin­gen flaute ab. Sofort brach seine Gefolgschaft auf, um ihm, der uns zuwinkte, indem er selbst rasch ausschritt, zu folgen.

Unsere Nerven waren aufs Äußerste gespannt. Wir hatten in zwei Stunden 12 km gemacht, so unermüdlich ging es vor­wärts ihm nach. Plötzlich hieß es: >Halt!< Nie sah ich ein schauerlicheres Gesicht als das Aucuibs, fast weiß in seiner Ekstase. Mit einem Kopfnicken wies er in die Richtung eines Busches, den wir erst jetzt bemerkten. Dort erkannten wir einen unförmigen Klumpen, einen schweren Elandsbullen, ein Einzelgänger, wie die Spur am nächsten Tage einwandfrei bewies.

Aucuib beobachtete gelassen‑spöttisch unser Entsetzen und Staunen, trat auf den Bullen zu und schnitt ein kreisrundes Fleckchen Fleisch und Fell heraus. An der Wärme des Wildes konnten wir die Zeit seines Todes ziemlich genau abschätzen. Es konnte höchstens zwei Stunden gelegen haben.

Wir beschenkten Aucuib reich. Unser Führer, der sich gegen jeden Schwindel sichern wollte, ließ durch einen Reiter mit einem Eingeborenen die Spur des Tieres verfolgen. Auch das ergab keine Anhaltspunkte zur Erklärung des mysteriösen Falles«.

Zur Magie gehört auch das Bannen. Bei diesen Experimenten soll es möglich sein, einen anderen daran zu hindern, daß er sich bewegt oder spricht.

Wo ein Fluch auf einen Menschen gelegt wird, kann zusätzlich zur Machtsuggestion sehr wohl auch eine direkte psychi­sche Einwirkung bestehen. Missionare stehen zweifellos oft einer fühlbaren finsteren Macht gegenüber, wenn der Medi­zinmann ihres Gebietes seine Kräfte gegen das Werk des Herrn aufbietet. C. T. Studd war einmal bei einer Versamm­lung in Afrika unfähig zu sprechen. Die Zauberer hatten sich vereinigt, um ihn zum Schweigen zu bringen, und es gelang ihm erst nach größter Anstrengung, im Namen Jesu den Bann zu brechen.

Auch mit der Mental‑Suggestion versucht man, auf andere einzu­wirken. Ein vielgelesenes Magazin berichtet darüber, wie der Kassierer einer Bank von einem Sensitiven gezwungen wurde, einen größeren Betrag auszuzahlen.

In der Rundfunkseelsorge wurden wir gefragt: »Unlängst hatte ich Eheleuten in einer schwierigen Situation zu raten. Nach bestem Wissen und Gewissen habe ich das ge­tan. Weil mein Rat nicht ganz leicht zu befolgen war, ver­fluchte mich der Ehemann. Wird dieser Fluch eintreffen?«

In Sprüche 26, 2 ist zu lesen: »Wie ein Spatz wegflattert und eine Schwalbe wegfliegt, so trifft auch ein unverdienter Fluch nicht ein.« Vielleicht müßte man das Wort »unverdient« unterstreichen. Wer zu Jesus Christus ein persönliches Verhältnis hat, ihm bewußt nachfolgt und bemüht ist, mit Gott und Menschen im reinen zu sein, braucht sich vor Flüchen nicht zu fürchten. Sie werden nicht eintreffen. Es ist freilich nicht angenehm zu wissen: »Da hat mich jemand verflucht.« Leicht steigen Antipathien auf, wenn nicht gar Bitterkeit. In 1. Petrus 3, 9 steht: »Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen erbet.« Für Men­schen, die uns Unrecht tun, dürfen wir beten. Das ist noch immer der beste Weg, auf dem man davor bewahrt wird, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Mit dieser Übersicht ist das Gebiet der Magie in groben Umrissen abgesteckt. Die Psychiatrie sieht in magischen Experimenten das Symptom einer Geisteskrankheit. Die Psychologie ist geneigt, das alles als abergläubische Fehlhaltung und abseitige Lebensauffassung zu bezeichnen. Die liberale Theologie sieht in der Magie zeitgebun­dene Sitten und Vorstellungen. Nicht selten wird der Okkultismus im allgemeinen und magische Praktiken im besonderen als Humbug abgetan. Zugegeben: für den einen und anderen Fall mag das zutref­fen. Es läßt sich aber nicht bestreiten, daß die Parapsychologie um außersinnliche Erscheinungen weiß, die sich in unsere raumzeitli­chen Denkkategorien nicht einordnen lassen. Auch wenn es viele nicht glauben: es gibt Menschen, die sich mit dem Teufel verbünden und über außersinnliche Fähigkeiten verfügen.

Gott verbietet die Zauberei. Dem alttestamentlichen Volk Israel läßt er sagen:

»Es soll sich niemand in deiner Mitte finden, der seinen Sohn oder seine Tochter als Opfer verbrennen läßt, niemand, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei oder Beschwörungskünste und Zauberei treibt, niemand, der Geister bannt oder Toten­geister beschwört, keiner, der einen Wahrsagegeist befragt oder sich an die Toten wendet; denn ein jeder, der sich mit solchen Dingen befaßt, ist für den Herrn ein Greuel, und um dieser Greuel willen vertreibt der Herr, dein Gott, diese Völ­ker vor dir her. Du sollst dem Herrn, deinem Gott, gegen­über unsträflich dastehen; denn diese Völker, die du verdrän­gen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager. Dir aber gestattet der Herr, dein Gott, derartiges nicht« (5. Mose 18, 10‑14).

Im letzten Buch der Bibel (Offb. 21, 8) ist zu lesen: »Aber den Feiglingen, den Untreuen, den Abscheulichen, den Mördern, den Buhlern, den Zauberern, den Götzendie­nern und Lügnern teile ich den Feuersee zu, der mit Schwefel vermengt ist, das ist der zweite Tod.«

Gott verbietet magische Experimente, weil sie in den Bereich der Dämonie zerren, zu Depressionen, Neurosen und psychischen Störungen aller Art führen, immun machen gegenüber dem Evange­lium und nicht selten im Selbstmord enden. Gott will das nicht. Der Mensch soll sich zwar die Erde untertan machen, die gesetzten Schranken jedoch nicht überschreiten. Wer magisch experimen­tiert, rebelliert gegen Gott, will sein Leben mit satanischen Mitteln absichern, verfällt aber dabei der Dämonie.

Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat am Kreuz den Teufel besiegt. Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Vor ihm müssen sich alle Knie beugen. Im Neuen Testament steht:

»Er hat den Schuldzettel, dessen Inhalt uns verklagte, zerris­sen, beseitigt, ja ans Kreuz genagelt. Er hat alle Mächte und Gewalten entwaffnet, an den öffentlichen Pranger gestellt und am Kreuz über sie einen Triumph davongetragen« (Kol. 2, 14. 15).

Wer sich Jesus Christus anvertraut und sich zugleich vom Teufel lossagt, wird frei. Das bestätigen auch diese Briefzuschriften:

»Früher habe ich Horoskope gelesen und Anleitungen zum Handlinienlesen studiert. Ich ließ mir sogar ein Lebenshoro­skop anfertigen und besiegelte es mit meinem Blut! Nach ei­nem misslungenen Selbstmordversuch wurde ich zu einem Gottesdienst eingeladen. Ich merkte sofort, daß diese Men­schen anders waren. Dann habe ich auf einer Freizeit erlebt, daß Jesus von okkulten Bindungen befreit. Unserem Herrn Jesus sei Dank dafür!«

Eine weitere Zuschrift:

»Ich suchte das seelsorgerliche Gespräch und wurde von ok­kulten Bindungen gelöst. Ich meinte, ein Ring um meine Brust sei gesprungen, so frei fühlte ich mich. Die Freude war unbeschreiblich. Ich hatte mit den okkulten Praktiken schon aufgehört, als ich Jesus Christus suchte. Aber die Befreiung habe ich erst erfahren bei einer seelsorgerlichen Ausspra­che.«

Diese und andere Briefe zeigen, daß Jesus Christus nicht nur Schuld vergibt; er holt zugleich aus dem Machtbereich der Dämonie heraus. Wer sich ihm anvertraut, darf ein neues Leben beginnen. Wenn Sie bewußt oder unbewußt bei magischen Experimenten mitgemacht haben, bitte ich Sie herzlich: Vertrauen Sie sich Jesus Chri­stus an. Übereignen Sie ihm Ihr Leben. Seien Sie bereit, ihm gehorsam zu sein. Lassen Sie sich beschenken mit seiner Vergebung. Er ist auch für Sie am Kreuz verblutet. Er lebt. Die Bibel sagt: »Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.«

Darum empfehle ich Ihnen:

1. Sprechen Sie mit Jesus Christus. Rufen Sie seinen Namen an. Be­kennen Sie ihm Ihre Schuld; vor allen Dingen auch okkulte Belastungen. Wenn Sie den Namen des Herrn Jesus nicht ausspre­chen können, wenden Sie sich bitte an einen seelsorglichen Menschen, zu dem Sie Vertrauen haben.

2. Sagen Sie sich betend von allen okkulten Praktiken los, mit fol­genden Sätzen: »Herr Jesus Christus, ich will dir allein gehören. Ich entsage dem Satan und allen seinen Werken bis ins dritte und vierte Glied meiner Vorfahren. Herr Jesus Christus, ich will dir dienen mit Leib, Seele und Geist.« Selbstverständlich kann man das »Lossage‑Gebet« auch anders formulieren. Es kommt aber entscheidend darauf an, daß man gleichsam dem Satan die Ver­tragstreue kündigt, alle Brücken zum Okkultismus abbricht und sein Leben bewußt an den auferstandenen Herrn abgibt. Wenn wir ihn um Vergebung unserer Schuld bitten, erhört er uns. In 1. Johannes 1, 7. 9 ist zu lesen: »Wenn wir aber im Licht wan­deln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinan­der, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. ‑ Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.«

3. Vernichten Sie alle Gegenstände, die an den Okkultismus erin­nern, und zwar Horoskope, Spielkarten, Pendel, sogenannte »Himmels‑, Brand‑ oder Kettenbriefe«, Traumbücher, okkulte Literatur, das 6. und 7. Buch Mose, Amulette, Medaillons und anderes mehr.

4. Suchen Sie das Gespräch mit einem erfahrenen Seelsorger. Fra­gen Sie ihn, ob er bereit ist, Sie im Namen des Herrn Jesus Chri­stus von Ihrer okkulten Vergangenheit zu lösen.

5. Bei dämonischen Belästigungen dürfen Sie sich mit dem Wort Gottes wehren. Rufen Sie den Namen des Herrn Jesus Chri­stus an. Rechnen Sie damit, daß Ihre Schuld mit dem Blut Je­su gesühnt ist, und danken Sie dafür dem auferstandenen Herrn.

Nicht nur abergläubische Praktiken, auch magische Experimente aller Art sind eine Herausforderung an die Gemeinde Jesu. Die Zahl der psychisch Kranken nimmt ständig zu. Ärzte fordern struktu­relle Änderungen der Krankenhäuser und sprechen sich dafür aus, daß bei Neubauten psychiatrische Kliniken eingeplant werden; ein Zeichen dafür, wie aktuell die Problematik seelischer Erkrankun­gen geworden ist. Man spricht bereits von einer »depressiven Wel­le«, die offensichtlich von einer okkulten Unterströmung getragen wird. Gewiß müssen wir bei Depressionen unterscheiden, ob es sich um endogene (anlagebedingte) oder reaktive (aus unverarbei­teten Erlebnissen ableitbare) Erkrankungen handelt. Nicht jede Schwermut ist okkult bedingt ‑ aber wie immer sie auch verursacht sein mag ‑ sie quält.

Die Gemeinde Jesu muß damit rechnen, daß sie vor ihren Toren ‑ und gewiß auch in der eigenen Mitte ‑ immer häufiger seelisch geschädigten Menschen begegnen wird, denen mit dogmatischen Richtigkeiten allein nicht geholfen ist.

Der »moderne Mensch« ‑ so behaupten Nobelpreisträger ‑ degeneriert immer mehr und sucht körperliche und psychische Heilung, vielleicht in magischen Zir­keln, weil sie ihm im Raum der Gemeinde vorenthalten wird. Selbstverständlich ist magisches Besprechen und neutestamentliche Krankenheilung nicht miteinander vergleichbar. Das eine ist vom andern himmelweit entfernt. Aber müßten sich nicht Evangelisten viel bewusster, als das zuweilen geschieht, darauf vorbereiten, daß okkult Belastete, nervlich Geschädigte, Depressive und Neurotiker aller Schattierungen nach dem »heilenden Wort« fragen werden? Wäre es nicht ein Gebot der Stunde, daß die Gemeinde Jesu von ihrem auferstandenen Herrn bewußt ‑ und zwar um der Leidenden willen ‑ Krankenheilungen erbittet?

Es wäre naiv und verantwortungslos zugleich, wollte man die Gna­dengabe der Krankenheilung mit dem Satz abtun: »Damals war das nötig; heute haben wir Ärzte.« Natürlich brauchen wir den wissen­schaftlich geschulten Mediziner. Darüber braucht man kein Wort zu verlieren. Je mehr gläubige Ärzte, um so besser. Aber weil Me­diziner und Psychotherapeuten mitunter eher als ihnen lieb ist an letzte Grenzen ärztlicher Möglichkeiten stoßen, sollten Seelsorger mit ihnen zusammenarbeiten und je und dann ‑ wenn Gott es will ‑ dort weiterführen, wo der Arzt nicht mehr zu helfen imstande ist.

Außerdem müßten wir auch Jakobus 5, 13‑18 neu entdecken, zu­mal es sich dabei um ein ganz normales Geschehen im gemeind­lichen Alltag handelt. Für die ersten christlichen Gemeinden war es offenbar selbstverständlich, daß Kranke die Ältesten um den Dienst der Handauflegung baten. Unser Herr wird in sonntäglichen Gottesdien­sten noch immer am besten dadurch gepriesen, daß konfliktbeladene Menschen zu Jesus Christus umkehren und Kranke gesund werden.

Gelegentlich habe ich miterlebt, wie der auferstandene Herr nicht nur von okkulten Belastungen befreit, sondern auch heilt. Eine junge Frau, die häufig unter Depressionen litt, erzählte mir im seel­sorglichen Gespräch, wie sie als Kind mit okkulten Praktiken in Berührung gekommen war. In Gegenwart einiger Jugendlicher bat sie um Vergebung ihrer Schuld und übereignete ihr Leben erneut dem Herrn Jesus Christus. Kurze Zeit danach erkrankte sie an einer »Gesichtsrose«. Als wir erneut über ihr beteten, war sie nach 24 Stunden nahezu geheilt. Viele Seelsorger könnten ähnliche Erfah­rungen berichten. Es bleibt dabei:

Ja, Jesus siegt! Sei’s, daß die Finsternis – im Trotzen wütend schnaubt, – sei’s, daß sie wähnt, mit ihrem gift’gen Biß – hätt’ sie ihm viel geraubt. – Die Seinen läßt in Not und Grämen – sich unser Herr doch niemals nehmen. – Ja, Jesus siegt! –

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 Richard Kriese war Ingenieur, studierte Theologie, arbeitete als Pastor im Ruhrgebiet und leitete ab 1969 für viele Jahre die Seelsorgeabteilung des Evangeliums-Rundfunks; als Evangelist war er im In- und Ausland tätig.

Vorliegender Artikel ist seinem Buch „Okkultismus im Angriff“ entnommen. Horst Koch, im Januar 2006

 




Die Inquisition (D.Hunt)

Und es kam einer von den sieben Engeln und sprach zu mir: „Komm, ich will dir zeigen das Urteil der großen Hure, mit welcher gehurt haben die Könige auf Erden und sind trunken geworden vom Wein ihrer Hurerei; und das Weib. . . hatte an ihrer Stirn geschrieben einen Namen: Die große Babylon, die Mutter der aller Greuel auf Erden…, und ich sah das Weib trunken vom Blut der Zeugen Jesu“
(Offenbarung 17)

Das schreckliche Gebaren dieses Heiligen Offiziums [Inquisition] schwächte die Kraft und verminderte die Bevölkerung Spaniens durch die Verhaftung der führenden Künstler, Wissenschaftler, Industriellen und Händler und durch die Nötigung unzähliger Familien, das Königreich zu verlassen, durch die Anstiftung zur Vertreibung der Juden und Mauren, und durch die Hinrichtung von mehr als 300.000 Opfern auf seinen flammenden Schlachtbanken.
Jean Antoine Llorente, Sekretär der spanischen Inquisition, 1790-1792

 

Dave Hunt

Das Blut der Märtyrer 
( Die Inquisition )

Das Blut der Märtyrer

Die Frau auf dem Tier ist „trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu“ (Offenbarung 17,6). Es ist eine entsetzliche Vorstellung, aber eine, die durch die Geschichte allein für Rom und für keine andere Stadt gänzlich in Erfüllung gegangen ist. Von jedem Bürger des Reichs wurde die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche verlangt. Wenn jemand dem Papst nicht von ganzem Herzen seine Untertanentreue erwies, wurde er als Verräter des Reichs angesehen, und ihm drohte die Todesstrafe. Das war die Grundlage für die Hinrichtung von Hunderttausenden. Wie es ein paar Jahrhunderte später beim Islam der Fall sein sollte, wurde der gesamten Bevölkerung Europas unter Androhung von Folter und Todesstrafe ein heidnisiertes Christentum auferlegt.

So wurde der römische Katholizismus zur „am meisten verfolgenden Religion, die die Welt je sah … die befiehlt, der Thron (der Staat) solle all seinen Untertanen die christliche Religion aufzwingen … Innozenz III. ermordete weit mehr Christen an einem Nachmittag … als irgendein römischer Kaiser in seiner ganzen Regierungszeit.“ (Peter de Rosa: Die dunkle Seite des Papstums)

Will Durant schreibt offen:
Verglichen mit der Verfolgung von Ketzern in Europa von 1227 bis 1492, war die römische Christenverfolgung der ersten drei Jahrhunderte nach Christus ein sanftes und menschliches Unterfangen.

Mit jeder für einen Historiker erforderlichen und einem Christen erlaubten Einräumung müssen wir die Inquisition auf die gleiche Stufe stellen mit den Verfolgungen unserer Zeit sowie mit den finstersten Makeln der Menschheitsgeschichte, und sie offenbart eine Grausamkeit, die von keinem wildem Tier bekannt ist.

Natürlich ließen sich nicht alle Andersdenkenden ihre Untreue Rom gegenüber öffentlich anmerken. Es gab geheime Ketzer, die man mit Sorgfalt aufspüren mußte. Die ersonnene Methode war die Inquisition, mit ihrer Zerstörung von Leben, Besitz, Moral und Menschenrechten. Lord Acton, ein Katholik, nannte die Inquisition „mörderisch“ und erklärte, die Päpste waren „nicht nur Mörder im großen Stil, sondern sie machten Mord obendrein zur Rechtsgrundlage der christlichen Kirche und zur Vorbedingung des Seelenheils“. (De Rosa)

Keine Lossprechung für Rom

Verteidiger des römisch-katholischen Glaubens versuchen ihre Kirche von jeder Verantwortlichkeit für die tatsächliche Ketzerverbrennung loszusprechen. Sie behaupten, die Inquisition sei das Werk des Staates gewesen. Aber im Gegenteil, „die verbindende Kraft der Gesetze gegen die Ketzer lag nicht in der Macht der weltlichen Fürsten, sondern in der souveränen Herrschaft, welche der Papst als Statthalter Gottes auf Erden über Leben und Tod aller Christen zu besitzen behauptete“, wie Innozenz III. es ausdrücklich sagt. (Ignaz von Döllinger, Der Papst und das Concil)

Die Strafen wurden von den Zivilbehörden ausgeführt, aber nur als der säkulare Arm der Kirche. Innozenz III. befahl dem Erzbischof von Auch in der Gaskogne: „Wir erteilen dir den strikten Befehl, daß du alle diese Ketzer vernichten sollst … du magst die Fürsten und das Volk dazu bringen, sie mit dem Schwert niederzuzwingen.“ Der Papst „bot dem König und den Adligen Frankreichs für die Hilfe bei der Ausrottung der Katharer einen vollständigen Ablass an“. Philip August bot der Papst als Gegenleistung für eine solche Hilfe die Ländereien all jener an, die nicht an einem Kreuzzug gegen die Albigenser teilnahmen. (Durant)

Comte Le Maistre schreibt in seinen Briefen aus dem Jahre 1815, mit denen er die spanische Inquisition rechtfertigen wollte, daß „sie kraft der Bulle des höchsten Oberhirten bestünde“ und daß der Großinquisitor „stets entweder ein Bischof oder ein Erzbischof ist“. Wenn die Behörden die Hinrichtung der Verurteilten verweigerten, wurden sie selbst vor das Tribunal gestellt und den Flammen überliefert. Es waren die Päpste selbst, die die Inquisition erfanden und für ihre Ausübung sorgten.
„Gregor IX. übergab im Jahre 1233 das Offizium [die Inquisition] dauerhaft in die Hände der Dominikaner, die sie jedoch stets im Namen und in der Vollmacht des Papstes ausführen sollten.“ Wie bereits festgestellt, hat „von achtzig Päpsten vom dreizehnten Jahrhundert an nicht einer die Theologie und den Apparat der Inquisition mißbilligt. Im Gegenteil, einer nach dem anderen setzte dieser tödlichen Maschinerie noch seine eigenen Grausamkeiten hinzu.“ (De Rosa)
Wir zitieren nicht Protestanten oder ehemalige Katholiken, sondern katholische Historiker. Beim im 19. Jahrhundert führenden katholischen Professor für Kirchengeschichte (Ignaz von Döllinger) lesen wir:

 Durch Gratian … und die Gesetzgebung und unermüdliche Tätigkeit der Päpste und ihrer Legaten seit dem Jahre 1183 wurde die Ansicht der alten Kirche … verdrängt und das Prinzip geltend gemacht, daß jede Abweichung von der Lehre der Kirche gegen eine kirchliche Satzung mit dem Tode zu bestrafen sei . . . Schon die bloße Weigerung zu schwören, erklärte Innozenz III. für todeswürdige Ketzerei . . . Vom Jahre 1200 bis 1500 läuft die lange Reihe der an Grausamkeit immer zunehmenden päpstlichen Verordnungen über die Inquisition ohne Unterbrechung fort. Es ist eine Gesetzgebung von einem durchaus einheitlichen Geiste;  . . . Nur das Machtwort der Päpste und der Wahn, daß sie auch in allen durch die Grundsätze der evangelischen Moral zu entscheidenden Fragen unfehlbar seien, bewirkte, daß sich die christliche Welt den Gesetzeskodex der Inquisition aufdrängen ließ, welcher den einfachsten Regeln christlicher Gerechtigkeit und Nächstenliebe widersprach und in der alten Kirche mit allgemeinem Abscheu aufgenommen worden wäre.

Weit davon entfernt, ihre Urheber zu sein, versuchten die Zivilbehörden oftmals, Widerstand gegen die Inquisition zu leisten, aber sie vermochten es nicht. Dazu gezwungen das Urteil zu vollstrecken, „erdrosselten die Henker manchmal die Verurteilten, bevor sie das Feuer anzündeten“ (Samuel Vila,  Historia de la Inquisicion y la Reforma en Espana).

Solche unzulänglichen Gnadenakte waren leider die seltene Ausnahme. Einige wenige mitleidige Stimmen erhoben sich innerhalb der Kirche: „Männer, wie der heilige Bernhard, hatten gemahnt, daß Christus ein solches Verfahren, wie es die Päpste nachher vorschrieben, ausdrücklich verboten habe, daß man damit nur Heuchler mache und Widerwillen der Menschen gegen die verfolgungssüchtig gewordene Kirche befestige und steigere“ (Döllinger). Aber der größte Teil der Geistlichkeit stimmte mit den Päpsten überein.

Päpstliche Dekrete

Wir hören des öfteren von päpstlichen Dekreten, die den säkularen Widerstand in die Schranken gewiesen haben. Will Durant berichtet uns, daß Leo X. im Jahre 1521 eine Bulle mit dem Namen Honestis herausgab, in welcher er „die Exkommunikation aller Beamten anordnete und religiöse Gottesdienste in allen Gemeinschaften aufhob, die ohne Untersuchung oder Nachfrage die Vollstreckung der Inquisitionsurteile verweigerten“. Betrachten wir dazu die Zurechtweisung von Klemens V. an König Edward II.:

Wir haben vernommen, daß ihr entgegen der Gesetze unseres Landes die Folter verboten habt. Eines Staates Gesetz kann jedoch nicht die kanonischen Gesetze [der Kirche] umstoßen. Deshalb befehle ich euch, jene Menschen sofort der Folter zu unterwerfen.

Papst Urban II. (1088 -1099), Urheber des ersten Kreuzzuges, verfügte, alle Ketzer müßten gefoltert und getötet werden. Das wurde zu einem Dogma der Kirche. Sogar Thomas von Aquin lehrte, Nichtkatholiken oder Ketzer könnte man nach einer zweiten Warnung rechtmäßig töten. Seine Worte lauten genau: „Sie haben es verdient, durch den Tod von der Erde verbannt zu werden“ (Thomas von Aquin Summa Theologica).

Papst Martin V. (1417-1431) befahl im Jahre 1429 dem König von Polen, die Hussiten (Anhänger des beim Konzil zu Konstanz als Ketzer verbrannten Jan Hus) auszurotten, die sich zur Wehr gesetzt und die Armee des Papstes zurückgeschlagen hatten. Der folgende Auszug aus einem Brief des Papstes an den König klärt uns darüber auf, weshalb die Päpste die Hussiten und andere unabhängige Christen hassten und sie vernichten wollten:

Wisset, daß die Absichten des Heiligen Stuhls und die eurer Krone es zur Pflicht erheben, die Hussiten auszutilgen. Bedenket, daß diese unfrommen Menschen es wagen, die Prinzipien der Gleichheit zu verkündigen; sie treten dafür ein, daß alle Christen Brüder seien und Gott nicht bevorzugten Menschen das Recht gegeben habe, die Nationen zu regieren; sie meinen, Christus sei auf die Erde gekommen, um die Sklaverei aufzuheben; sie rufen das Volk zur Freiheit auf und verleugnen damit Könige und Priester. Richtet deshalb eure Streitkräfte gegen Böhmen, solange noch Zeit dazu ist; verbrennet, schlachtet, machet alles zur Einöde, denn nichts könnte Gott wohlgefälliger oder den Belangen der Könige nützlicher sein, als die Auslöschung der Hussiten.

Die Päpste selbst waren die Autoritäten hinter den Inquisitoren. Sie übten die Macht über Leben und Tod sogar über Kaiser aus. Hätte irgendein Papst der Inquisition nicht zugestimmt, dann hätte er sie wenigsten während seiner Amtszeit aufheben können. Wo lesen wir, daß Päpste Anathemata gegen weltliche Machthaber aussprachen, die ihre Opfer so grausame Tode sterben ließen? Nirgends! Die zivilen Beamten  hätten gern von diesen abscheulichen Morden Abstand genommen, um ihre eigenen Seelen zu retten, doch der päpstliche Befehl zur Aufhebung der Inquisition traf niemals ein. Im Gegenteil, die römischen Oberhirten, die die Inquisition ersonnen und angeordnet hatten, drohten jedem, der nicht die Bestimmungen des Inquisitors ausführte, die Exkommunikation an. Die heutigen Verteidiger des katholischen Glaubens leugnen die historischen Tatsachen und beschuldigen jene, die die Wahrheit aufdecken, als „Ungelehrte“. D. Antonio Gavin, ein katholischer Priester und Augenzeuge der spanischen Inquisition, berichtet uns:

Die Katholiken glauben an ein Fegefeuer und daran, daß die Seelen dort größere Qualen leiden, als in der Hölle. Aber ich denke, die Inquisition ist das einzige Fegefeuer auf Erden, und die heiligen Väter [Priester/Päpste] sind darin die Richter und Henker. Der Leser mag sich vielleicht eine schreckliche Vorstellung von der Barbarei des Tribunals machen, von dem ich immer gesprochen habe, aber ich bin sicher, sie wird niemals an die Wirklichkeit heranreichen können, denn die Wirklichkeit übersteigt jedes Verstehen …

Die Dogmen bleiben bis heute

Hätte Rom jemals das Übel seiner grausamen Hinrichtung von Hunderttausenden der von ihm so bezeichneten „Ketzer“ eingestanden, und hätte es die jahrhundertelangen Ausplünderungen und Morde widerrufen und jene Doktrinen aus seinen Büchern entfernt, dann könnten wir dieses entsetzliche Greuel vergessen. Daß sie das nicht getan hat, nötigt uns jedoch, so unerfreulich es auch ist, den geschichtlichen Tatsachen ins Auge zu blicken. Weit davon entfernt, Beschämung über die Hinrichtung von Ketzern auszudrücken, schreibt 1938 eine bekannte katholische amerikanische Wochenzeitschrift:

Ketzerei ist ein furchtbares Verbrechen gegen Gott, und jene, die eine Ketzerei ins Leben rufen, machen sich mehr schuldig, als ein Verräter der staatlichen Regierung. Wenn der Staat das Recht hat, Verrat mit dem Tod zu bestrafen, ist das der gleiche Grundsatz, der auch der geistlichen Autorität [der römisch-katholischen Kirche] die Vollmacht über Leben und Tod der Erzverräter [Ketzer] zugesteht.

Die Unfehlbarkeit kann niemals zugeben, daß sie Fehler gemacht hat. John Foxe sagt uns in seinem Book of Martyrs: „Eine Kirche, die vorgibt, unfehlbar zu sein, wird immer nach der Vernichtung jener trachten, die von ihr abweichen …“

De Rosa weist darauf hin, daß Papst Johannes Paul II. „weiß, daß die Kirche verantwortlich war für die Judenverfolgung, die Inquisition, für Massaker an Tausenden von Ketzern, für die Wiedereinführung der Folter in Europa als Mittel gerichtlicher Wahrheitsfindung. Doch er muß sich vorsehen. Die Doktrinen, die für diese furchtbaren Dinge verantwortlich sind, untermauern seine Position noch heute.“

Ungehorsam dem Papst gegenüber wurde zum Anzeichen für Ketzerei. Wer sich dessen schuldig machte, verlor sofort alle normalen Menschenrechte und wurde schließlich getötet. Betrachten wir dazu die Bulle In Coena Domini von Papst Urban VIII. aus dem Jahre 1627. Gregor XI. hatte sie 1372 als erster herausgegeben, und Gregor XII. im Jahre 1411 bestätigt, so wie auch Pius V. 1568 (der auch sagte, sie solle in der Christenheit als ewiges Gesetz bestehen bleiben).

Jeder Papst fügte neue Züge hinzu, bis es für einen bekennenden Nichtkatholiken in Europa so gut wie unmöglich war zu leben, fast so, wie es unter dem Antichristen für jeden, der sich ihm nicht völlig unterwirft, weltweit sein wird. Die Bulle „exkommuniziert und verflucht alle Ketzer und Schismatiker, sowie diejenigen, welche sie aufnehmen, begünstigen und verteidigen, also alle Fürsten und Magistrate, welche Andersgläubigen Aufenthalt in ihren Ländern gestatten“ (Döllinger).

Diese Bulle ist auch heute noch in Kraft. Mit der Stützung durch ex cathedra -Verkündigungen von vier unfehlbaren Päpsten kann es auch nicht anders sein. Dieser Absolutismus bleibt bestehen, auch wenn Rom gegenwärtig nicht imstande ist, es so dreist durchzusetzen. Der Codex Iuris Canonici, Kanon 333, Artikel 3, erklärt: „Gegen ein Dekret des römischen Papstes gibt es weder Berufung noch Widerspruch.“  Das 2. Vatikanum sagt natürlich dasselbe.

Die Frau reitet auf dem Tier und hält seine Zügel! Unglaublich, aber wahr. Ketzerei wurde in den Augen der Kirche mit Verrat gegen die Krone gleichbehandelt. Die Kirche suchte die Ketzer heraus, befand sie für schuldig und übergab sie den Zivilbehörden zur Hinrichtung. Als ihr säkularer Arm handelte der Staat auf Geheiß der Kirche und tötete die Ketzer, konfiszierte ihren Besitz und setzte die kirchlichen Dekrete gegen sie und ihre Angehörigen durch.

Der Einsatz von Folter

Es ist bemerkenswert, daß nicht die Hände der Frau rot vom Blut sind, sie aber von diesem Blut der Märtyrer betrunken ist. Ihr Zustand stellt eine Kirche dar, die ihre armseligen Opfer nicht nur tötet, sondern sie tage-und sogar wochenlang foltert. Die Inquisitoren scheinen in ihren Empfindungen so betäubt gewesen zu sein, daß ihr normales Verständnis von Grausamkeit und Mitleid völlig abgestumpft war. Die Fähigkeit, die heftigste Folter ohne Gewissensbisse oder mitleidige Gedanken aufbürden zu können, wurde tatsächlich zu einem Zeichen für Heiligkeit und Treue zur Kirche.

Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, mitten in der Nacht verhaftet und an einen unbekannten, vor Familie und Freunden geheimgehaltenen Ort gebracht zu werden. Man teilt Ihnen weder die Anschuldigungen gegen Sie noch die Identität Ihrer Ankläger mit, die unbekannt bleiben und deshalb nicht zur Rechenschaft dafür gezogen werden können, ob sie die Wahrheit sagen. Wie auch immer die Anklage lautet, sie wird als Tatsache hingenommen, und Sie sind ohne Verhör schuldig. Das einzige „Verhör“ ist die raffinierteste „peinliche“, d.h. absolut schmerzhafte Folter, die so lange fortdauert, bis Sie die ungenannte Übeltat oder Ketzerei gestanden haben, derer man Sie beschuldigt. Stellen Sie sich die Qualen vor, die ausgerenkte Gelenke, aufgerissenes und versengtes Fleisch, innere Verletzungen und durch Folterbank und andere Vorrichtungen gebrochene Knochen verursachen. Ärzte flicken diese Verletzungen notdürftig, so daß erneute Folterungen sie wieder auseinanderreißen können. Schließlich würden Sie alles bekennen, nur um irgendwie die Folter zu beenden, aber egal was Sie bekennen, es wird auf keinen Fall die geheime Beschuldigung sein, und so geht die Folter weiter, bis Sie letzten Endes den unerträglichen Verletzungen erliegen.

So sah das Schicksal von Hunderttausenden aus. Und es waren wirkliche Menschen: Mütter, Väter, Brüder, Schwestern, Söhne und Töchter – sie alle hatten Wünsche und Träume, Vorlieben und Gefühle, und viele einen Glauben, der selbst nicht durch Folter oder Feuer gebrochen werden konnte. Wir müssen bedenken, daß dieses Grauen, dieses Übel von bis heute unvorstellbaren Ausmaßen, auf Befehl der angeblichen Stellvertreter Christi jahrhundertelang im Namen Christi fortgesetzt wurde. Diese Kirche ehrt sie immer noch mit diesem Titel, und sie hat auch niemals zugegeben, daß die Inquisition falsch war. Sie hat sich nicht entschuldigt oder Buße getan, und sie wagt es, sich sogar heute noch als höchster Lehrer in Sachen Moral und Wahrheit aufzuführen. Bedenken wir ebenfalls, daß die Doktrin, auf die sich die Inquisition stützte, in der römisch-katholischen Kirche bis heute in Kraft ist.

Mit dem Einsatz von Folter waren den Eingeständnissen der Beschuldigten keine Grenzen mehr gesetzt. Am Ende sagte die armselige Kreatur auch noch, sie würde Gott umbringen, wenn dafür nur die Folter aufhöre. Als Hexen angeklagte Frauen bekannten unter Folter, mit Satan Verkehr gehabt und ihm sogar Kinder geboren zu haben, Kinder, die unsichtbar blieben und so für die Katholiken die noch größere Bedrohung waren. Papst Innozenz VIII. erklärte 1484 solchen hysterischen Unsinn in der Bulle Summis desiderantes affectibus zum offiziellen katholischen Dogma:

Männer und Frauen, die vom katholischen Glauben abweichen, haben sich Teufeln, incubi und succubi ausgeliefert (männlichen und weiblichen dämonischen Geschlechtspartnern) und haben durch ihre Zaubereien, Bannsprüche, Beschwörungen … Kinder ermordet, die noch im Mutterleib waren, gleich wie die Jungen des Viehs, sie haben die Früchte der Erde verflucht …

Die Folter sah man als unbedingt notwendig an, denn die Kirche fühlte sich verpflichtet, jegliche Abweichung von der gesunden Lehre aus dem Munde der Opfer selbst gewahr zu werden. Je qualvoller die Folter war, desto wahrscheinlicher war es, daß man aus ihren widerspenstigen Lippen die Wahrheit herauspressen konnte. Die Inquisitoren waren überzeugt, es sei „besser, daß hundert Unschuldige sterben, als daß ein Ketzer davonkommt“. Diese entsetzliche Lehre wurde die nächsten drei Jahrhunderte lang unter jedem Papst aufrechterhalten. Durant meint:

Die Inquisitoren scheinen ernsthaft geglaubt zu haben, Folter sei für einen bereits für schuldig befunden Angeklagten eine Gunst, denn durch ein Bekenntnis könnte sie ihm eine leichtere Strafe einbringen als andernfalls; selbst wenn er nach dem Bekenntnis zum Tode verurteilt werden sollte, könne er von einem Priester die Absolution empfangen und so vor der Hölle bewahrt werden.

Die Verteidiger des katholischen Glaubens behaupten gern, Papst Sixtus IV. hätte versucht, die Inquisition zu beenden. Aber das trifft nicht zu. Er gab im Jahre 1482 eine Bulle heraus, in der er erklärte, daß die Inquisitoren im spanischen Aragonien mehr an der eigenen Bereicherung interessiert zu sein schienen, als an der Verteidigung des Glaubens, und beschuldigte sie, gläubige Katholiken auf Grundlage falscher Anklagen seitens ihrer Feinde oder ihrer Sklaven zu verhaften, zu foltern und zu verbrennen. Er verfügte, daß stets ein Vertreter des örtlichen Bischofs anwesend sein muß, daß die Angeklagten die Namen ihrer Ankläger kennen müssen und Berufungen auf den Heiligen Stuhl erlaubt werden sollen.

Diese Bulle war jedoch nur für Aragonien bestimmt, und als König Ferdinand sich ihr widersetzte, zog Sixtus sie zurück und erklärte sie fünf Monate später für null und nichtig.

Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt

Die Verteidiger des katholischen Glaubens geben zu, daß die Kirche „einige Fehler gemacht hat“, halten aber daran fest, daß Rom nicht die Hure aus Offenbarung 17 sein kann. Warum? Weil Christus verheißen hat, daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden (Matthäus 16,18), und der römische Katholizismus sei die Kirche. Von diesem Argument lassen sich sogar viele Evangelikale irreleiten.

Die Wahrheit ist, daß der römische Katholizismus Christus niemals repräsentiert hat und niemals seine Kirche war. Für mindestens 1000 Jahre vor der Reformation bestand die wahre Kirche aus vielen einfachen Christen, die nicht Teil des römischen Systems waren. Daß es solche Gläubigen gegeben hat, die sich weigerten, „Katholiken“ genannt zu werden und ihren Glauben unabhängig von der römischen Hierarchie ausübten, ist eine historische Tatsache. Ebenso steht fest, daß sie mindestens seit Ende des 4. Jahrhunderts verfolgt, verhaftet und getötet wurden. Zu den Hinweisen der historischen Dokumente zählt auch das „Edikt der Kaiser Gratian, Valentinian II. und Theodosius I.“ vom 27. Februar 380, das den römischen Katholizismus zur Staatsreligion erklärte. Darin lesen wir:

Wir befehlen jenen, die dieser Lehre anhängen, den Titel katholische Christen anzunehmen, andere jedoch beurteilen wir als verrückt und schwärmerisch und wert, sich die Schande der Häresie zuzuziehen, und ihre Versammlungen dürfen nicht den Namen von Kirchen tragen. Sie müssen nicht allein von göttlicher Vergeltung gestraft werden, sondern auch nach unserer eigenen Maßregel, die wir gemäß der göttlichen Inspiration bestimmt haben.

Diese nichtkatholischen Christen hatten sich nach ihrem Gewissen vor Gott und dem Gehorsam zu seinem Wort von dem abgesondert, was sie sogar schon in jener Zeit ernsthaft als „die Hure Babylon“ bezeichneten. Bischof Alvaro Palayo, ein Beamter der Kurie in Avignon, schrieb widerwillig über sie: „Angesichts der allgemeinen von der päpstlichen Kurie aus über die ganze Kirche ausgegossenen Simonie und der damit verknüpften Korruption des gesamten Religionswesens sei es natürlich genug, daß die Häretiker die Kirche als die Hure bezeichnen.“ E.H.Broadbent nennt diese bibelgläubigen Christen in seinem gleichnamigen Buch Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt (im englischen Original The Pilgrim Church:

In den Alpentälern Piemonts gab es jahrhundertelang Gemeinschaften von Gläubigen, die sich selbst Brüder nannten und später weithin als Waldenser bekannt wurden … In Südfrankreich … waren die Gemeinschaften von Gläubigen, die sich außerhalb der katholischen Kirche versammelten zahlreich und immer noch wachsend. Häufig nannte man sie Albigenser … Sie hatten feste Verbindungen mit den Brüdern – ob man sie nun Waldenser, Arme Leute von Lyon, Bogomilen oder sonstwie nannte – in den umliegenden Ländern, wo sich die Gemeinden unter den verschiedenen Völkern ausbreiteten …

Im Jahre 1209 rief [Papst Innozenz III.] einen Kreuzzug gegen [sie] aus. Ablässe, wie sie den Kreuzfahrern erteilt worden waren … wurden nun allen versprochen, die auf die viel leichtere Aufgabe der Zerstörung der fruchtbarsten Provinzen Frankreichs eingehen wollten. Dies und die Aussicht auf Beute aller Art und Zügellosigkeit zog Hunderttausende an. Unter der Oberaufsicht hoher kirchlicher Würdenträger und der Führung von Simon von Montfort, einem sehr befähigten Heerführer … wurde der am schönsten kultivierte Teil Europas jener Zeit verheert …

Diese einfachen Gläubigen hat man auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder mit dem Schwert niedergemetzelt (und ihre Bücher größtenteils vernichtet), als ihre Städte und Dörfer von den päpstlichen Armeen dem Erdboden gleich gemacht wurden. Die Verteidiger des katholischen Glaubens werfen ihnen fälschlicherweise Irrlehre und greuelhafte Praktiken vor, die sie leugneten. Die uns verfügbaren Berichte über ihre Verhöre zeigen, daß ihr Glaube vergleichbar mit dem der heutigen Evangelikalen war. Über die Katharer sind zwar einige der wildesten Gerüchte verbreitet, mit ihren Überzeugungen kann man aber, so wie Durant sie beschreibt, nur übereinstimmen:

Sie leugneten, daß die [römisch-katholische] Kirche die Gemeinde Christi ist, glaubten weder, daß Petrus jemals in Rom war, noch daß er das Papsttum gegründet hat, und daß die Päpste die Nachfolger der Kaiser sind und nicht die der Apostel. [Sie lehrten, daß] Christus nichts hatte, wo er sein Haupt hinlegte, der Papst hingegen in einem Palast lebt; Christus ohne Besitz und mittellos war, die christlichen Würdenträger jedoch reich sind; … diese vornehmen Erzbischöfe und Bischöfe, diese weltlichen Priester und diese fetten Mönche gewiß die alten und wieder zum Leben erwachten Pharisäer waren! Sie waren sich sicher, daß die römische Kirche die Hure Babylon, der Klerus die Synagoge des Satans und der Papst der Antichrist war. Sie klagten die Kreuzzugsprediger als Mörder an … lachten über Ablässe und Reliquien … die Kirchen nannten sie „Räuberhöhlen“ und die katholischen Priester waren für sie „Verräter, Lügner und Heuchler“.

Du Pin, ein katholischer Autor des 19. Jahrhunderts, schreibt: „Der Papst [Innozenz III.] und die Prälaten waren der Ansicht, es sei rechtens, von der Folter Gebrauch zu machen, um zu sehen, ob sich jene, die sich nicht von ihrem eigensinnigen Heilsweg bekehrten, dies womöglich in der Furcht vor der Bestrafung und dem zeitlichen Tode täten.“ Fast jedes Kind weiß, daß Kreuzzüge mit Zehntausenden Rittern und Fußsoldaten ausgerufen wurden, damit Jerusalem von den Muslimen befreit würde. Doch nur wenige haben je davon gehört, daß zur gleichen Zeit Kreuzzüge mit großen Armeen gegen Christen geführt wurden, die sich nicht guten Gewissens Rom unterwerfen konnten. Das war jedoch, angefangen unter Papst Innozenz III., der Fall.

Das größte Verbrechen dieser Christen bestand in ihrem Festhalten an der Freiheit des Gewissens und des Gottesdienstes – biblische Vorstellungen, die dem Papst verhaßt waren, denn eine solche Überzeugung würde Rom aus dem Geschäft werfen. Es stehen zwar keine exakten Zahlen zur Verfügung, aber die Zahl der von den Päpsten während den 1000 Jahren vor der Reformation hingerichteten Christen reicht an die Millionen heran. Allein in der Stadt Beziers wurden bei einem Kreuzzug 60.000 Männer, Frauen und Kinder umgebracht (Du Pin). Für Innozenz III. bedeutete die Vernichtung dieser besonderen Ketzer die krönende Errungenschaft seines Pontifikats! Broadbent schreibt:

Als die Stadt Beziers zur Übergabe aufgefordert wurde, verbündeten sich die katholischen Einwohner mit den aus der Kirche ausgetretenen … Die Stadt wurde gestürmt, und von den Zehntausenden, die darin Zuflucht gefunden hatten, blieb keiner verschont.

Trotz der wiederkehrenden Massaker nahm die Zahl der Gemeinschaften von unabhängigen Christen zu, schon lange bevor Martin Luther geboren wurde. In einem Gebiet scheinbar ausgerottet, tauchten sie dann woanders wieder auf. Huldrych Zwingli sollte später im Jahre 1522 in einem Brief an seine Brüder schreiben, die befürchteten, daß er auf dem Scheiterhaufen verbrannt werde:

Oh, meine geliebten Brüder, das Blut Christi verleiht dem Evangelium diese wunderbare Eigenschaft, daß die heftigsten Verfolgungen, weit davon entfernt, seine Ausbreitung aufzuhalten, nur mehr seinen Sieg vorantreiben!

Rom konnte keine Unabhängigkeit von seinem eisernen Griff zulassen. So zogen die französischen Waldenser den Zorn von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) auf sich, weil „sie es wagten, ihre eigene Religion lieber auszuüben, als die Roms“. Im Jahre 1487 rief der Papst gegen sie einen Kreuzzug aus, dessen Teilnehmern er die Erlassung aller Sünden für jeden, der einen Ketzer umbringt versprach, und er ordnete an, jeder Bischof, der sich weigerte, seine Diözese von Ketzern zu reinigen, sei abzusetzen. Kein Wunder, daß für diese Christen die Päpste Antichristen waren, denn was sie zu erleiden hatten, war weit schlimmer als das, was die römischen Kaiser der frühen Kirche zugefügt hatten, und erinnerte sehr stark an die in der Offenbarung unter dem Antichristen angekündigte Verfolgung.

Im Jahre 1838 schrieb George Stanley Faber sein Buch An Inquiry into the History and Theology of the Ancient Valdenses und Albigenses (Eine Untersuchung der Geschichte und Theologie der alten Waldenser und Albigenser). Fast 200 Jahre zuvor, im Jahre 1648, hatte Samuel Morland sein Werk History of the Evangelical Churches of Piemont (Geschichte der evangelikalen Gemeinden in Piemont, einer Gegend in Frankreich, die von Albigensern und anderen „Ketzern“ besiedelt war) veröffentlicht. Die Untersuchungen dieser beiden Autoren stützten sich auf andere Werke, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichten. Aus schriftlichen und öffentlichen Protokollen über ihre Verhöre ist ersichtlich, daß die Waldenser, Albigenser und weitere vergleichbare Gemeinschaften nur für Rom als Ketzer galten. Ihr Glaube entsprach fast dem der Reformatoren, von denen sie in gewissem Sinne die Vorläufer waren. Martin Luther würdigte dies, indem er schrieb:

Wir sind nicht die ersten, die das Papsttum als das Königreich des Antichristen verkünden, denn bereits viele Jahre vor uns wagten so viele und so edle Männer (deren Zahl groß und deren Andenken ewiglich ist), gleiches so klar und deutlich auszudrücken.

Die Mennoniten

Eine der schwersten Ketzereien war in den Augen Roms die Ablehnung der Säuglingstaufe. Dieses Ritual sollte angeblich den Makel der Erbsünde entfernen, den Säugling zu einem Kind Gottes und Mitglied der Kirche machen und den Vorgang der Errettung in Gang setzen, der im Gehorsam zu Roms Verordnungen und dem Empfang der Sakramente bestand. Wer an eine Bibel gelangen konnte (Rom tat sein Bestes, um diese von den Menschen fernzuhalten), stellte fest, daß sie den Lehren Roms widersprach. Die Errettung erhielt man nicht durch die Taufe, sondern durch den Glauben an Christus. Die Taufe war für die gedacht, die an ihn als ihren persönlichen Retter glaubten. Kein Säugling wäre imstande, das zu verstehen und zu glauben.

Die an das Evangelium der Bibel glaubten, wollten als Gläubige getauft werden. Der holländische katholische Priester Menno Simons erzählt von seiner eigenen Verwirrung, bevor er Christ wurde:

Am 20. März 1531 wurde in [Leeuwarden] ein gewisser Schneider namens Sicke Freerks Snijder aus dem merkwürdigen Grund hingerichtet, daß er ein zweites Mal getauft worden war. „Das war für mich äußerst befremdend“, sagt Menno, „daß da von einer zweiten Taufe die Rede war.“ Es erschien ihm noch viel befremdender, als Menno erfuhr, daß Freerks ein frommer, gottesfürchtiger Mann war, der glaubte, daß die Schrift nicht die Säuglingstaufe lehrt, sondern daß nur Erwachsene auf ein persönliches Glaubensbekenntnis hin getauft werden sollten.

Viele der stetig zunehmenden Zahl von Protestanten, wie z.B. die Lutheraner, tauften, wie auch heute noch, weiterhin die Säuglinge – eins von mehreren Elementen des Katholizismus, von denen sich die Reformatoren nicht frei machen konnten. So fingen auch die Protestanten an, diejenigen, die sich ein zweites Mal hatten taufen lassen, zu verfolgen und in einigen Fällen sogar hinzurichten. Diese „Ketzer“ sind unter der Bezeichnung Wiedertäufer bekannt geworden.

Die katholische Inquisition verbrannte in Holland, wo es die meisten Wiedertäufer gab, Zehntausende auf dem Scheiterhaufen, weil sie sich als gläubig gewordene Erwachsene hatten taufen lassen. Wer den Ketzern Hilfe leistete oder Obdach gewährte, teilte ihr Schicksal. Die größte Gruppe Wiedertäufer folgte den Lehren von Menno Simons und wurde als Mennoniten bekannt. Menno schreibt:

[Ungefähr im Jahre 1539] wurde dort, wo ich mich aufhielt, ein frommer und gottesfürchtiger Mann mit Namen Tjard Reynders verhaftet, weil er mich heimatlosen Mann aus Mitleid und Liebe in sein Haus aufgenommen hatte, obgleich es im Geheimen geschah … Er wurde nach dem freien Bekenntnis seines Glaubens [allein an Christus] gerädert und als tapferer Soldat Christi dem Beispiel seines Herrn folgend hingerichtet, obgleich sogar seine Feinde ihm bezeugten, daß er ein unschuldiger und frommer Mann war.

Die Geschichten der Märtyrer, die aufgrund ihres Glaubens allein an Christus und ihrer Hingabe an ihn gefoltert und, oftmals durch Feuer, ermordet wurden, sind mit ihrer Traurigkeit und Tragik fast unglaublich. Wir können sowohl aus dem Schrecken lernen, dem sie in den Händen der selbsternannten Diener Christi mutig ins Angesicht schauten, als auch aus ihrem Glauben, den sie in Erwartung ihrer Hinrichtung in Briefen bezeugten. Wir wollen einmal den folgenden Auszug aus einem Brief betrachten, den Hans van Munstdorp seiner Frau schrieb, als die beiden in Antwerpen im Gefängnis saßen:

Meine innigsten Grüße an dich, meine geliebte Frau, der ich dich aus tiefstem Herzen liebe … und dich der Wahrheit wegen verlassen mußte, um derentwillen wir auch alles als Verlust achten und Ihn über alles lieben … mein Geist hält immer noch standhaft an der ewigen Wahrheit fest. Ich hoffe durch die Gnade des Herrn, daß dies auch die Gesinnung deines Geistes ist, was zu hören mich erfreuen täte. Hiermit ermuntere ich dich mit dem Apostel: „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in Ihm und seid verwurzelt und gegründet in Ihm und fest im Glauben, und sehet zu, daß ihr nicht von eurem Ziele abgebracht werdet …“

Nachdem ihr Mann hingerichtet worden war und sie im Gefängnis ein Kind zur Welt gebracht hatte, schrieb Janneken Munstdorp am 19. September 1573 einen Abschiedsbrief für ihre kleine Tochter. Er war eine lange Ermahnung, für Christus zu leben, voller Bibelzitate und Belehrungen aus Gottes Wort, damit ihr Kind, wenn es heranwächst, auf dem Weg geleitet wird. Dieser kurze Auszug aus diesem Brief zeigt die Liebe und den Glauben einer jungen Mutter und Märtyrerin:

Die wahre Liebe Gottes und Weisheit des Vaters stärke dich in aller Tugend, mein liebstes Kind … Ich befehle dich dem Allmächtigen, dem großen und furchtbaren Gott an, der allein weise ist, dich zu bewahren und in Seiner Furcht aufwachsen zu lassen … du, der du noch so jung bist und ich dich doch hier in dieser bösen, gottlosen und verkehrten Welt zurücklassen muß. Weil … du hier deines Vaters und deiner Mutter beraubt bist, werde ich dich dem Herrn anbefehlen; Er lasse dir nach Seinem heiligen Willen geschehen … Mein liebstes Lamm, ich, die ich hier gefangen bin … vermag dir auf keine andere Weise zu helfen; ich mußte deinen Vater um des Herrn Willen verlassen … Wir wurden gefangen genommen … und sie nahmen ihn mir fort … Und nun, da ich dich nun neun Monate lang in großer Sorge unter meinem Herzen barg und dich hier im Gefängnis unter argen Schmerzen geboren habe, haben sie dich mir genommen … Weil ich nun dem Tode ausgeliefert bin und dich hier allein zurücklassen muß, ermahne ich dich mit diesen Zeilen, sobald du deine Verstandeskraft erlangt hast, danach zu trachten, Gott zu fürchten und danach zu fragen, weshalb und für wessen Namen wir beide sterben mußten; und schäme dich nicht … unseretwegen, das ist der Weg, den die Propheten und die Apostel gingen, und der schmale Weg, der zum ewigen Leben führt …

Das vielleicht größte Trauerspiel ist, daß man diese Märtyrer vergessen hat. Oder, noch schlimmer, ihre Treue zu Christus in Folter und Tod wird heute von führenden Evangelikalen verlästert, die sagen, die Wahrheiten, für die sie ihr Leben gaben, seien nicht wichtig. Sie starben, um verlorenen Seelen das Evangelium zu bringen, denn das Evangelium Roms brachte die Menschen scharenweise ins ewige Gericht. Aber sogar obwohl Roms Evangelium sich nicht geändert hat, sagen heute viele führende Evangelikale, daß Katholiken, die Rom folgen, gerettet sind, und betrachten die römisch-katholische Kirche (eine Kirche, die Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat, weil sie die Bibel verbreiteten) als einen Partner bei der Evangelisierung der Welt für Christus. Die Märtyrer würden im Himmel weinen – nicht über sich selbst, sondern über die Verlorenen – wenn Christus sie von diesem leichtfertigen Verrat des Glaubens, für den sie sterben mußten, wissen ließe.

Die Inquisition heute

Die mittelalterliche Inquisition hatte jahrhundertelang geblüht, als Papst Paul III. im Jahre 1542 ihr den dauerhaften Status als die erste Heilige Kongregation Roms gab, die heilige, katholische und apostolische Inquisition. Später als Heiliges Offizium bekannt, wurde ihr Name 1967 in Kongregation für die Glaubenslehre umgeändert – insofern sehr angemessen, als daß die öffentlichen Verbrennungen als Autodafes, oder Glaubenshandlungen (portugiesisch, aus dem lat. actus fidei), bekannt waren. Die Verfolgung, Folterung und Ermordung der Ketzer ist von der römisch-katholischen Kirche niemals verworfen worden, sondern, wie wir noch sehen werden, gehen sie bis in die heutige Zeit fort.

Rom steht vor einer klaren Wahl: Entweder ist ihre eifrige Folterung und Hinrichtung so vieler unschuldiger Opfer etwas, worauf sie stolz sein kann, oder etwas, dessen sie sich schämen müßte. Rom wird natürlich weder seine Sünden bereuen, noch seinen Anspruch der Unfehlbarkeit aufgeben. Deshalb überrascht es nicht, daß das Amt der Inquisition immer noch im Palast der Inquisition direkt neben dem Vatikan untergebracht ist, wenn auch unter einem neuem Namen, Kongregation für die Glaubenslehre. Der derzeitige Großinquisitor, der direkt dem Papst  unterstellt ist, ist der frühere Erzbischof von München, Joseph Kardinal Ratzinger, den die Time „den mächtigsten Kardinal der Welt [und] obersten Durchsetzer von Dogmen der katholischen Kirche“ nannte. Eine solche Durchsetzung kann brutal direkt vonstatten gehen oder aber mit Samthandschuhen mittels einer weiteren Person, wie es Ende 1993 bei dem Mundtot-machen von Fr. Joseph Breen durch den Bischof von Nashville Edward Kmiec der Fall war. In einem Brief an die Bischöfe des Landes sprach sich Breen angesichts der „breiten Kluft zwischen dem, was Rom sagt und dem, was tatsächlich geschieht“ für ein freigestelltes Zölibat aus. Er wurde zur Unterzeichnung einer Erklärung gezwungen, „daß er nicht in den Medien sprechen werde … und nicht das Tun der Bischöfe kritisiert“.

Die Kongregation richtet zwar ihre Opfer nicht mehr hin, versucht aber immer noch, die sektenhafte Kontrolle des Vatikans über das Denken des Klerus und der Kirchenmitglieder aufrechtzuerhalten. Beispielsweise veröffentlichte Ratzinger am 9. Juni 1993 „Unterweisungen … für die Förderung der Glaubenslehre“. Das Dokument fordert, daß „zunächst eine Erlaubnis eingeholt werden muß … für das, was von Geistlichen und Mitgliedern religiöser Einrichtungen in Zeitungen und Zeitschriften geschrieben wird, die dafür bekannt sind, daß sie die katholische Religion und die gute Moral öffentlich angreifen. Die Unterweisung ermahnt ebenso die katholischen Verlage, sich nach den Kirchengesetzen zu richten. Und Bischöfe sind dazu verpflichtet, in ihren Kirchen Verkauf und Darbietung von Veröffentlichungen über Religion und Moral zu unterbinden, sofern diese keine kirchliche Genehmigung aufweisen …“ Das ist wie ein neuer Index der verbotenen Bücher!

Kolossale Heuchelei

Die römisch-katholische Kirche war der größte Verfolger sowohl von Juden als auch von Christen, den die Welt je gesehen hat, und sie hat mehr Christen hingerichtet, als das heidnische Rom oder der Islam. Sie ist nur von Mao und Stalin übertroffen worden, aber diese behaupteten wohl kaum, in Christi Namen zu handeln. Die Identifizierung als die Frau, die „trunken ist vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu“ (Offb.17,6) kann dem katholischen Rom wohl keine andere religiöse Institution streitig machen.

Doch Johannes Paul II. hat in seiner jüngst erschienenen Abhandlung Veritatis splendor die Dreistigkeit, von katholischen Heiligen zu sprechen, „die die moralische Wahrheit bezeugten und sie sogar bis zum Erleiden des Märtyrertodes verteidigten …“ Aber was ist mit den Hunderttausenden, die diese Kirche massakrierte, weil ihr moralisches Gewissen und ihr Verständnis von Gottes Wort nicht mit Rom übereinstimmten? Das Schweigen des Vatikans bezüglich seiner niederträchtigen und unzählbaren Verbrechen gegen Gott und die Menschlichkeit schreit zum Himmel. Und noch schlimmer ist die Heuchelei, die dieser mörderischen Frau gestattet, sich als der große Lehrer und das Vorbild im Gehorsam zu Christus aufzuführen.

„Glückselig die um der Gerechtigkeit willen verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel (Matthäus 5,10). Mit diesen Worten eröffnete Johannes Paul II. die heutige (10. Oktober 1993) feierliche Messe zu Ehren der Seligsprechung von elf [katholischen] Märtyrern des spanischen Bürgerkriegs und zwei italienischer Geistlicher.“ So berichtete die einflussreiche katholische Zeitschrift Inside the Vatican. Wie immer, wenn katholische Märtyrer gelobt werden, gab es kein Zugeständnis und keine Entschuldigung wegen der Hunderttausende Christen und Juden, die von der römisch-katholischen Kirche umgebracht worden sind. Die Heuchelei ist kolossal.

 

Aus Dave Hunt:  DIE FRAU UND DAS TIER.

Kürzungen und die Hervorhebungen sind von mir. Horst Koch, Herborn, im Herbst 2005

info@horst-koch.de 

 




Die Frau und das Tier-Offb.17 (Hunt)

Dave Hunt

DIE FRAU UND DAS TIER

Die erstaunlichsten Prophezeiungen der ganzen Bibel finden wir in ihrem letzten Buch, das als die Apokalypse bekannt ist.

„Er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voller Lästernamen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte“   Offenbarung 17, 3.

„Der Engel sprach . . . Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt. . .“   Offb 17,7.

Von all den Einblicken ist kein anderer so fesselnd wie die Vision, von der Johannes in Kapitel 17 berichtet. Es ist hier nicht das erste Mal, daß ein biblischer Prophet dieses Tier sieht. Der Beschreibung zufolge ist es offensichtlich das gleiche schreckliche Wesen, dessen Darstellung bereits dreimal aufgeschrieben worden ist. Johannes selbst hat es zweimal gesehen. Auch Daniel sah es 600 Jahre zuvor. Aber in dieser letzten Vision ist plötzlich irgendetwas anders. Trat das Tier an anderer Stelle in der Bibel in Erscheinung, dann war die ganze Aufmerksamkeit auf dieses Tier selbst gerichtet, und es war immer allein dargestellt. Jetzt erscheint es jedoch mit einem Reiter auf seinem Rücken. Es übersteigt unser Vorstellungsvermögen, daß jemand es wagen könnte, ein solch ungeheuerliches Tier zu besteigen. Doch da sitzt sie, anscheinend ganz ruhig und gelassen, rittlings auf einem weltverschlingenden Ungeheuer, jeder Beschreibung zum Spott.

Wir haben die Frau auf dem Rücken des Tieres als die falsche Weltkirche identifiziert. Aber weshalb sitzt gerade eine Frau auf dem Tier und nicht ein Mann? Weshalb sehen wir die falsche Weltkirche als Frau? Wie alle anderen in Offenbarung 17 aufgeführten Merkmale, trifft auch dieses Kriterium auf den Vatikan zu. Die für den Katholizismus mit Abstand bezeichnendste Figur ist eine Frau. Sie überschattet alles andere, einschließlich Gott selbst.

Welche Rolle spielt Maria?

Der Maria der Katholiken werden mehr Gebete geweiht und ihr wird mehr Aufmerksamkeit und Ehre zuteil, als Christus und dem Vater zusammen. Rund um die Welt gibt es Tausende von Marienheiligtümern mit jährlich zig Millionen Besuchern. Manche katholischen Führungspersönlichkeiten sagen sogar stolz, die katholische Kirche stehe mit der „Befreiung der Frau“ im rechten Einklang mit der Zeit:
Die Position der größten Ehre und Macht kommt einer Frau zu. Im Katholizismus ist es eine Frau, durch die allen Gnaden, Gaben, Segnungen und Macht zuteil werden – eine Frau, die, wie wir noch sehen werden, das verblüffende Potential hat, die ganze Welt in einer Religion zu vereinen, sogar einschließlich der Muslime.

Diese immerwährende Jungfrau ist jedoch eine Fiktion, die mit der echten Maria aus der Bibel, einer Frau, die nicht nur Christi Mutter, sondern ebenso Josefs geliebte Ehefrau war, nichts zu tun hat.

Und es wurde ihm [Jesus] berichtet:
Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun. – Lukas 8, 20.21.

… da erhob eine Frau aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm [Jesus]: Glückselig der Leib, der dich getragen … Er aber sprach: Gewiß, doch glückselig, die das Wort Gottes hören und befolgen! – Lukas 11, 27.28.

Maria – eine „ewige Jungfrau“?

Die Bibel lehrt, dass Maria bis zur Geburt Jesu eine Jungfrau war. Später hatte sie eine Reihe weiterer Kinder von ihrem Ehemann Josef. Das wird durch die Aussage klar, dass Jesus ihr erstgeborener Sohn war und Josef sie nicht erkannte, bis Christus geboren war (Matthäus 1,25). Wir finden mehrfach Hinweise auf Jesu Brüder und Schwestern, von denen manche sogar mit Namen genannt sind.
Die Leute, die Jesus schon aus Nazareth kannten, wo er aufgewachsen war, waren erstaunt und sagten: „Woher hat er diese Weisheit und die Wunderwerke?“

Dann fragten sie sich weiter: Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? (Matthäus 13.54-56; vergl. Markus 6,3).

Die katholische Argumentation behauptet, Christus hätte irgendeinen Makel angenommen, wäre er von einem Leib geboren worden, der später andere Kinder empfangen und gebären sollte. Dieses Argument entbehrt nicht nur wiederum jeder biblischen Grundlage, sondern beraubt Christus der wahrhaftigen Erniedrigung in seiner Menschwerdung. Peter de Rosa gibt als Katholik einige interessante Einblicke, weshalb Rom Maria auch nach der Geburt Christi keinen geschlechtlichen Verkehr erlauben kann:
Wir haben festgestellt, daß Priester, besonders Päpste, einen Kult von der Jungfrau Maria entwickelt haben. Für die, die im Zölibat leben, ist die ideale Frau ein geschlechtsloses Wesen, das ein Kind geboren hat. Maria bekam ohne Geschlechtsverkehr ein Kind; das ist Vollkommenheit.

Wenn Maria mit ihrer Antwort auf die Botschaft des Engels Gabriel tatsächlich die ewige Jungfräulichkeit wählte, dann hat sie (wie Martin Luther herausstellte) durch ihr Einverständnis der Ehe mit Josef Verrat begangen und den heiligen Bund der Ehe verachtet. Selbst die katholische Kirche erlaubt es einer Frau nicht, sich nach ihrem eigenen Belieben für die Enthaltsamkeit zu entscheiden. Auch die Bibel spricht sich dagegen aus und erklärt, daß für Ehepaare das Ehebett Gottes Wille ist (1. Mose 1,28; 2,21-24; 1. Korinther 7,3-5) und daß es ehrbar in allem (Hebräer 13,4) sein soll.

Die Worte Marias an Gabriel „wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß?“ (Lukas 1,34) beziehen sich eindeutig nur auf ihren momentanen Zustand. Das war keine Erklärung ihrer Entscheidung zum Zölibat. Wäre das der Fall gewesen, dann hätte sie nicht zur Ehe mit Josef eingewilligt (Vers 27).

Und wenn die Behauptung ihrer ewigen Jungfräulichkeit nicht der Wahrheit entspricht, dann sind auch alle anderen vom Katholizismus eingeführten Phantasien über Maria hinfällig (ihre unbefleckte Empfängnis, leibliche Aufnahme in den Himmel usw.).

Maria, „Mutter Gottes“

Das maßgeblichste Buch über die „Jungfrau Maria“ des Katholizismus stammt von dem Kardinal Alfonso de Liguori und heißt Die Herrlichkeiten Mariens. Eigentlich ist es ein Handbuch über das, was die großen „Heiligen“ der römisch-katholischen Kirche über die Jahrhunderte von Maria zu sagen hatten. Die Überschriften der Kapitel sind erschütternd, da sie Maria Wesenszüge, Fähigkeiten, Titel und Aufgaben zumessen, die allein Christus zustehen: „Maria, unser Leben, unsere Lieblichkeit“; „Maria, unsere Hoffnung“; „Maria, unsere Hilfe“; „Maria, unsere Fürsprecherin“; „Maria, unsere Beschützerin“; „Maria, unser Heil“.

Hier ist eine Zusammenstellung von Liguoris Zitaten der Aussagen von Heiligen bezüglich Marias Rolle für die Errettung:
Sünder erlangen Vergebung … allein durch Maria. Der fällt und ist verloren, wer nicht seine Zuflucht zu Maria genommen hat. Maria ist … das Tor zum Himmel, weil niemand in dieses gesegnete Reich eintreten kann, wenn er nicht durch sie hingeht. Der Weg zum Heil wird niemandem geöffnet, es sei denn durch Maria … Das Heil aller hängt davon ab, ob sie in der Gunst und dem Schutze Mariens stehen. … unser Heil beruht auf dir … Gott wird uns ohne die Fürsprache Mariens nicht erretten …

„Mutter Gottes“? Ja, Jesus ist Gott und Maria ist seine Mutter, aber sie ist nicht die Mutter von ihm als Gott, der er bereits vor Marias Zeit von Ewigkeit her war und ist.

Sie ist die Mutter seines natürlichen Leibes, den der Sohn Gottes annahm, als er Mensch wurde, aber sie ist nicht die Mutter Gottes!

Die Bibel sagt über Marias Rolle: Darum spricht er [Jesus], als er in die Welt kommt: …einen Leib hast du mir bereitet (Hebräer 10,5).

Die unbiblische Stellung, in die Maria von der römisch-katholischen Überlieferung erhoben worden ist, zeigt sich schließlich in den ihr dargebrachten Gebeten. Die am Anfang dieses Kapitels zitierten sind ja nur einige wenige von buchstäblich Tausenden, die deutlich machen, daß diese falsche Maria das wahre Herzstück des Katholizismus ist.

Die meisten der zahlreichen Gebete des Katholizismus sind an Heilige und insbesondere an Maria gerichtet, nicht an Gott oder an Christus. Außerdem bitten diese Gebete Maria, etwas für die Katholiken oder gar für die ganze Welt zu tun, wozu sie eigentlich Gott bzw. Christus selbst sein müßte, wenn sie das zu erfüllen imstande wäre. Am Ende der Sonntagsmesse in Denver im August 1993 befahl der Papst die Jugend und die ganze Welt dem Schutz und der Leitung Marias an:

Maria des Neuen Advents, wir erflehen deinen Schutz für die Vorbereitungen für das nächste Treffen [Weltjugendtag], die nun beginnen. Maria, voll der Gnade, wir vertrauen den nächsten Weltjugendtag dir an. Maria, aufgenommen in den Himmel, dir vertrauen wir die jungen Menschen der Welt … die ganze Welt an!

Maria „Himmelskönigin“

Die Zeitschrift Time schreibt, daß Maria „den neuzeitlichen Päpsten zufolge die Königin des Universums, die Königin des Himmels, der Thron der Weisheit …“ ist. Bei seiner Rede in Litauen im September 1993 sprach der Papst von Maria als „Mutter der Kirche, Königin der Apostel [und] Wohnstatt der Dreifaltigkeit“! Er empfahl den Priestern auf „Maria zu schauen … die hier verehrt wird … in den Heiligtümern von Ausros Vartai und Siluva, zu denen ich noch pilgern werde! … Ich befehle euch alle Maria an …!“

Eine solche Gotteslästerung wird in dem am häufigsten aufgesagten katholischen Gebet wiederholt, dem Rosenkranz. Dieser endet mit der letzten Bitte:

„Sei gegrüßt, heilige Königin [des Himmels], Mutter der Gnade! Unser Leben, unsere Süßigkeit und unsere Hoffnung! Zu dir flehen wir armen verbannten Kinder Evas; zu dir erheben wir unser Seufzen und Weinen in diesem Tränental. Wende deshalb, allergnädigste Fürsprecherin, deine Augen der Barmherzigkeit uns zu, und nach diesem unserem Elend zeige uns die gesegnete Frucht deines Leibes, Jesus; oh gütige, oh liebende Jungfrau Maria.“

Maria ist also unser Leben und unsere Hoffnung? Der Bibel nach ist Christus unser Leben (Kolosser 3,4)! Weshalb Maria die Hoffnung der Katholiken ist, erklärt uns Bischof Fulton J. Sheen, den Billy Graham bewundernd als „den größten Botschafter des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete:

„Als ich ordiniert wurde, faßte ich den Beschluß, das heilige Opfer der Eucharistie an jedem Sonntag der gesegneten Mutter darzureichen … All dieses macht mich sehr sicher, daß Christus, wenn ich vor seinem Richterstuhl erscheine, er in seiner Barmherzigkeit zu mir sagen wird: „Ich habe meine Mutter von dir reden hören.“ Im Laufe meines Lebens bin ich etwa 30mal zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes gepilgert und etwa 10mal zu ihrem Heiligtum nach Fatima.“

Welch erbärmlicher Ausdruck der Hoffnung auf die Ewigkeit – Maria wird ein gutes Wort für ihn einlegen, weil er sich ihr geweiht hat! Was ist mit seinem Glauben an den Christus geschehen, der für seine Sünden starb? Im Katholizismus reicht Christus mit seinem Opfer für unsere Sünden am Kreuz allein nicht aus. Um gerettet zu werden, muß man in Marias Gunst stehen, denn sie entscheidet, wer im Himmel sein wird, wie die vielen obigen Zitate verdeutlichen.

Sehen Marias „Augen der Barmherzigkeit“ wirklich jeden in der Welt? Ist sie wirklich die „Mutter der Gnade“? Gab es Gottes Gnade nicht schon lange bevor Maria überhaupt geboren wurde? Wir lesen vom „Gott der Gnade“ (Psalm 59,18) und werden ermuntert, „auf die Gnade Gottes“ zu vertrauen (Psalm 52,10; Lukas 1,78 u.a.), aber in der ganzen Bibel lesen wir nirgends auch nur ein Wort von Marias Gnade zur Menschheit.

Wer Gottes Gnade kennt, braucht Marias Gnade nicht. Sie müßte in der Tat allmächtig, allwissend und allgegenwärtig sein (allein Gott zuzuschreibende Eigenschaften), um allen Menschen ihre Gnade zu erteilen. Paulus wie auch Johannes weisen beide auf „Gnade, Barmherzigkeit und Frieden“ hin, die den Gläubigen von Gott zuteil werden (1. Timotheus 1,2; 2. Timotheus 1,2; Titus 1,4; 2. Johannes 3), aber an keiner Stelle finden wir einen Hinweis darauf, daß den Christen die Gnade durch Maria erteilt wird. Doch der Rosenkranz macht uns glauben, daß wir eher von ihrer Gnade abhängig sind, als von der Gnade Gottes.

Maria ist die „Himmelskönigin“? – Aus der Bibel lernen wir, daß Christus der König ist, aber nirgends steht etwas von einer Himmelskönigin, geschweige denn davon, daß Maria eine solche sei. Sofern es eine Königin geben sollte, die Christi Thron teilt, dann ist das seine Braut, die Gemeinde aus allen Erlösten, doch die Gemeinde wird nirgends als Himmelskönigin bezeichnet. Die einzige „Himmelskönigin“, die in der Bibel vorkommt, ist ein Götze, den die Heiden verehrten und dem auch die jüdischen Frauen opferten und so den Zorn Gottes über sich herab riefen:

Die Kinder lesen Holz auf, und die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, um für die Königin des Himmels Kuchen zu machen. Und anderen Göttern spendet man Trankopfer, um mich zu kränken … Weil ihr [der Königin des Himmels] Rauchopfer dargebracht und gegen den HERRN gesündigt … habt, darum ist euch dieses Unheil widerfahren (Jeremia 7,18; 44,23).

Weit davon entfernt, über derartige heidnische Verbindungen bestürzt zu sein, trägt Rom sie noch zur Schau. Viele Katholiken sagen voller Stolz, Maria hätte den Platz von „Maia, der Nymphe aus der griechischen Mythologie, die durch den Himmelsgott Zeus die Mutter des Hermes war“ eingenommen. Der Monat Mai wurde nach dieser Maia benannt, die bekannt war als die „Maikönigin … [und] die durch die Bemühungen der Jesuiten in die Jungfrau Maria umgewandelt wurde …“

Die vielfachen Marias

Im Katholizismus gibt es viele Marias, „Unsere Liebe Frau“ von hier und „Unsere Liebe Frau“ von dort. Wo immer „Maria“ in verschiedener Gestalt auftaucht, entwickelt diese spezielle „Maria“ ihre eigene Gefolgschaft. Die meisten Katholiken haben ihre „Lieblingsmaria“. Manche bevorzugen „Unsere Liebe Frau von Medjugorje“, andere „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“ oder „Unsere Liebe Frau von Lourdes“. Papst Johannes Paul II. hat zwei „Lieblingsmarias“: die „Schwarze Jungfrau“ von Jasna Gora, Schutzpatronin von Polen, und „Unsere Liebe Frau von Fatima“. Die letztere erschien ihm angeblich während seiner Genesung von dem an ihm verübten Mordversuch (der am Jahrestag ihrer ersten angeblichen Erscheinung im portugiesischen Fatima am 13. Mai 1917 geschah). Sie hätte ihm das Leben mit einer bestimmten Absicht gerettet, sagte sie, und würde der Welt ein Zeichen geben, das die Menschen dazu veranlassen wird, sich unter seine geistliche Oberhoheit zu beugen. Die Zeitschrift Time berichtete:

Die Hingabe an Maria ist beim Papst bereits in seinem Heimatland Polen verwurzelt worden, wo man die [schwarze] Madonna jahrhundertelang anrief, sie solle die Truppen der muslimischen Türken, der schwedischen Lutheraner und, im Jahre 1920, die der Sowjet-Bolschewiken abwenden …   Johannes Paul II. hat Marias vereinende Macht zum Herzstück seines päpstlichen Repertoires gemacht. Er hat auf seinen Reisen rund um die Welt unzählige Marienheiligtümer besucht und erfleht die Hilfe der Madonna in fast allen seinen Reden und Gebeten.

Die „Maria des Neuen Advents“, auf die der Papst sich in Denver bezog, steht besonders mit dem Weltjugendtag in Verbindung, den Johannes Paul II. einige Jahre lang veranstaltet hat. Sie wurde auch bei der Nachtwache der Pilger ausgestellt, die zum Cherry Creek Park (bei Denver) kamen, um dort den Papst zu sehen, der in einem Hubschrauber einflog. Eine anwesende Journalistin schrieb:

Es ist kurz nach 21.00 Uhr, als das offizielle Gnadenbild des Weltjugendtages präsentiert wird. Dieser Teil der Nachtwache wird bezeichnet als „Verehrung des Bildnisses der Jungfrau Maria: Unsere Liebe Frau vom Neuen Advent“, [welche] die Pilger nun zum ersten Mal sehen … Ein Gemälde von Maria, die Jesus noch als Kind in ihrem Leib trägt … Die Liebe Frau vom Neuen Advent ist das vulgärste Gnadenbild, das wir je gesehen haben … Als der Colorado-Chor und die Jugendchöre das „Magnifikat von Taize“ singen, nehmen zehn Jugendliche aus Denver das Bild Unserer Lieben Frau vom Neuen Advent und tragen es durch die Schneisen des … Gebiets nahe der dreiteiligen Bühne. Die Menge ist mitgerissen. Blitzlichter leuchten auf … Blumensträuße werden rund um das Bild gestreut …

Am nächsten Tag kehrte der Papst in seinem Hubschrauber zurück. Die Pilger, die vor Kälte zitterten (weil sie die Nacht über versucht hatten, auf dem Boden zu schlafen), begrüßten ihn wieder mit erneuerter Begeisterung. Er zelebrierte dort die Messe, und die 3.000 Priester brauchten mehrere Stunden zum Verteilen der Hostien an die 375.000 Anwesenden. Bei seiner Rede rief der Papst zeitweilig Maria im Himmel persönlich an und sprach:

Mit meinem Herz voller Lob für die Himmelskönigin, dem Zeichen der Hoffnung und die Quelle des Trostes auf unserer Glaubenspilgerreise zum himmlischen Jerusalem, begrüße ich euch alle, die ihr bei diesem feierlichen Gottesdienst dabei seid … Dieser Gottesdienst ist dir geweiht, Maria, als die mit der Sonne bekleidete Frau … Oh mit der Sonne bekleidete Frau … die Jugend der Welt grüßt dich mit so reichlicher Liebe … In Maria ist der endgültige Sieg des Lebens über den Tod bereits Wirklichkeit … Oh Maria … als Mutter der Kirche führst du uns immer noch von deinem Platz im Himmel aus und … hilfst uns, durch die Bekämpfung der Sünde in der Heiligkeit zu wachsen. (Kathleen R. Hayes, NRI-Trumpet 1993)

Die kultische Verehrung Marias

Bereits 1854 hatte Pius IX. als Vorversuch ein unfehlbares Dogma erlassen. Die Kirche nahm es bereitwillig an, denn es ging um die stets beliebte „Jungfrau Maria“. Auf seine eigene Initiative – durch seine eigene Autorität und allein dastehend ohne jedes Konzil oder das Lehramt auf seiner Seite – verkündete Pius IX. als Dogma, daß alle Katholiken die Unbefleckte Empfängnis Mariens anzunehmen haben: Sie sei „vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an … von jedem Makel der Erbsünde verschont…“

Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. in seiner apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus eine angeblich unfehlbare ex cathedra-Erklärung, daß „die unbefleckte Mutter Gottes und ewige Jungfrau Maria am Ende ihres Lebens mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist“. In dieser Konstitution behauptete der Papst, das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel sei in der Kirche von Anfang an einmütig geglaubt worden und durch die Bibel gänzlich unterstützt. Das Dogma war der frühen Kirche jedoch in Wirklichkeit unbekannt und ist durch die Bibel in keinster Weise unterstützbar. Solche päpstlichen Erklärungen waren lediglich Antworten auf die verbreiteten Gefühle der Katholiken und trugen zu dem wachsenden Marienkult bei.

Der Marienkult entwickelte sich allmählich, als der Abfall zunehmend an Schwung gewann. Ignaz von Döllinger erläutert:

Weder die neutestamentlichen Schriften, noch die älteren Kirchenlehrer enthalten etwas von den Schicksalen der heiligen Jungfrau nach dem Tode Christi. Erst zwei apokryphische Schriften aus der Zeit zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert, wovon die eine dem Apostel Johannes, die andere dem Bischof Melito von Sardes zugeschrieben wurde, liefern den Stoff zu der Sage, daß auch der Leib Mariens in den Himmel aufgenommen worden sei.

Die römisch-katholische Kirche streitet ab, daß Maria angebetet wird. Ihr wird angeblich nur Hyperdulie, den Heiligen Dulie, Christus hingegen Latrie zuteil. Aber betrachten wir einmal dieses unter Katholiken verbreitete Gebet: „Jesus, Maria und Josef, ich gebe euch mein Herz und meine Seele.“ Weshalb werden Herz und Seele nicht allein an Jesus gegeben? Weshalb noch an jemand anders? Nur Gott verlangt „unser Herz und unsere Seele“ – und sicherlich hat auch nur Gott einen Anspruch darauf. Wie kann man jemandem sein Herz und seine Seele geben, ohne diese Person anzubeten?  Es steht unbestreitbar fest, daß unter Katholiken die Hingabe an Maria die Hingabe an Gott bzw. Christus bei weitem übersteigt.

 

Mariologie und Marienkult

Es gibt konservative Katholiken, in deren Augen Papst Johannes Paul II. der Verräter ihrer Kirche ist, weil er andere Religionen akzeptiert. Doch in seiner Hingabe an Maria sind sie mit ihm vereint. Die einflußreiche Darlegung des Papstes über seinen Ökumenismus mit dem Titel Petrus, liebst du mich? ist „dem Unbefleckten Herzen der Allerheiligsten Jungfrau Maria“ geweiht.

Wenn Marias Herz unbefleckt ist, dann muß sie sündlos gewesen sein. Doch die Bibel sagt eindeutig: „Alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Römer 3,23). Maria selbst freute sich über Gott als ihren Heiland (Lukas 1,47), und nur Sünder brauchen einen Heiland. Christus sagte klar: „Niemand ist gut als nur einer, Gott“ (Markus 10,18). Da gibt es auch für Maria keine Ausnahme.

Was als Mariologie begann, wurde allmählich zum Marienkult, wie es die Tausende von Mariengebeten bezeugen, die ihr von der Errettung bis zur Allmacht alles zuschreiben. Ein bekanntes Traktat mit dem Titel „Der Rosenkranz, dein Schlüssel zum Himmel“ erklärt:

Der Rosenkranz ist ein Mittel zum Heil, denn ein wahres Kind Mariens geht niemals verloren, und wer täglich den Rosenkranz betet, ist wahrhaft ein Kind Mariens … Maria ist unsere allmächtige Fürsprecherin, und sie kann vom Herzen ihres göttlichen Sohnes alles erhalten, was für ihre Kinder gut ist…

 Die Bibel spricht nirgends davon, daß jemand ein „Kind Mariens“ wird. Nach dem biblischen Evangelium werden wir „Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus“ (Galater 3,26).

Ja, der Katholizismus erkennt an, daß Christus der einzige Mittler zwischen Gott und Menschen ist (1. Timotheus 2,5), aber Maria ist die Mittlerin zwischen den Menschen und Christus, „der kurze Weg zu Jesus“.

Die Bibel spricht sehr deutlich davon, daß wir durch Jesus Christus zum Vater kommen (Johannes 15,16; 16,23). An keiner Stelle finden wir die leiseste Andeutung, daß wir durch Maria zu Christus kommen müssten.

 

Maria zertritt den Kopf der Schlange

In 1. Mose 3,15 finden wir die erste Verheißung des Messias. Gott spricht hier zur Schlange [Satan]: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er [der Same der Frau, d.h. der von einer Jungfrau geborene Messias] wird dir [der Schlange] den Kopf zermalmen, und du [Satan], du wirst ihm [dem Messias] die Ferse zermalmen.“ Doch die katholischen Übersetzungen dieses Verses lasen jahrelang: „… sie [die Frau] wird dir den Kopf zermalmen.“

Johannes sah eine Frau auf dem Rücken des Tieres. Ist das ein Hinweis auf die strategische Rolle, die Roms betrügerische „Maria“ bei der Vorbereitung der Welt auf den Antichristen spielen wird? Diese Möglichkeit sollten wir sorgfältig untersuchen.

 

Die zukünftige Neue Weltordnung

Das Nachrichtenmagazin Time berichtet, rund um die Welt habe es so viele Erscheinungen der „Jungfrau Maria“ gegeben, daß das „ausgehende 20. Jahrhundert zum Zeitalter der Marienwallfahrten“ zu den vielen Heiligtümern geworden ist, die man zum Gedächtnis an diese Erscheinungen errichtet hat. Allein in Frankreich gibt es 937 Marienheiligtümer. Von 1961 bis 1965 kam es im nordwestspanischen Dorf Garabandal zu etwa 2.000 Visionen, begleitet von okkulten Phänomenen und apokalyptischen Botschaften an die Welt. Im Jahre 1983 sahen Hunderte von palästinensischen Arabern „die Jungfrau Maria“ in der Nähe von Bethlehem. Sie ist in jedem Winkel der Welt erschienen:

Da gibt es noch Dozule … und Kibeho in Rwanda … Erscheinungen unserer Lieben Frau im japanischen Akita … Erscheinungen in Chile, in Australien und in Polen … in Kanada … Kairo, Amsterdam, New York u.a.m.

Diese Erscheinungen haben Millionen Menschen zum Glauben an die Maria des Katholizismus geführt. Die Heiligtümer im französischen Lourdes ziehen alljährlich etwa 5,5 Millionen Pilger an; 5 Millionen kommen zur Schwarzen Madonna in Polen; Fatima in Portugal zieht jährlich stets 4,5 Millionen Pilger aus immer mehr Ländern an. Seitdem Johannes Paul II. das Marienheiligtum im irischen Knox besucht hat, verdoppelte sich die Besucherzahl auf 1,5 Millionen Menschen pro Jahr. Um den Andrang zu bewältigen, eröffnete man 1986 einen neuen Flughafen in Knox. In Orlando in Florida ist kürzlich ein Heiligtum der „Maria, Königin des Universums“ eröffnet worden. Das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe bei Mexiko City zieht jedes Jahr an die 20 Millionen Besucher an!

Rund um die Welt wird Marias wirksamer Schutz gefeiert. Unsere Liebe Frau von Lanka, der man zuschreibt, während des 2. Weltkriegs eine japanische Invasion verhindert zu haben, ist seit 1948 die Patronin von Sri Lanka. Unsere Liebe Frau von Copacabana ist Patronin der bolivianischen Marine … Unsere Liebe Frau von Coromoto Patronin von Venezuela.  Der polnische Präsident Lech Walesa pilgerte nach Fatima, wo er Dankgebete für die Befreiung Polens darbrachte.
Johannes Paul II. glaubt, daß „Maria dem Kommunismus in ganz Europa ein Ende gemacht hat“.
Moskaus Erzbischof Kondrusiewicz pilgerte im Jahre 1991 aus gleicher Überzeugung nach Fatima, worüber das sowjetische Nationalfernsehen zur besten Sendezeit berichtete. In Moskau soll in Kürze aus Dank für ihren Sieg über den Kommunismus ein Heiligtum „Unserer Lieben Frau von Fatima“ errichtet werden, die unmittelbar vor dem Fall der Berliner Mauer in der Sowjetunion erschienen war. Kondrusiewicz möchte, daß ihr Heiligtum zu einem immerwährenden Gedächtnis an diese große Eroberung wird.

Die Erscheinungen verkünden in übereinstimmender Weise die zukünftige Welteinheitsreligion des Antichristen: Alle Religionen sind im Grunde genommen gleich und müssen sich zusammentun, um Frieden zu erlangen. Maria bietet ein ökumenisches Evangelium an, das von Katholiken, Protestanten, Muslimen und Juden angenommen werden kann und erklärt: Jeder betet Gott auf seine eigene Weise an mit Frieden im Herzen. Das sagt Unsere Liebe Frau von Medjugorje im Süden von Bosnien-Herzegowina, wo die Visionäre behaupten, die Jungfrau sei in den letzten 13 Jahren täglich erschienen.

 

Erscheinungen und die offizielle katholische Lehre

 Die Marienerscheinungen würden wohl kaum so große Gefolgschaften anziehen, wenn die offiziellen Dogmen das nicht unterstützten. Den Katholiken wird beigebracht, zu Maria zu beten, und man verspricht ihnen, sie werde sie vor jeder Gefahr beschützen und jeden Wunsch gewähren. Der neue Katechismus der katholischen Kirche erklärt mit einem Zitat vom 2. Vatikanum: „Schon seit ältester Zeit wird die selige Jungfrau unter dem Titel der ‚Gottesgebärerin‘ verehrt, unter deren Schutz die Gläubigen in allen Gefahren und Nöten bittend Zuflucht nehmen.“ Hier haben wir offizielle katholische Lehre von oberster Stelle, die Maria eine Autorität und Macht zuschreibt, welche allein Gott zusteht!

In der ganzen Bibel gibt es nicht ein Gebet an Maria, nicht einen Fall, daß sie jemandem auf wunderbare Weise geholfen hätte, und auch keine Verheißung, daß sie das könnte oder täte. Von Mose bis zur Offenbarung wird Schutz und Hilfe allein bei Gott bzw. Christus gesucht, allein von Gott bzw. Christus verheißen und allein dort gefunden. Das belegen Hunderte von Versen, von denen die folgenden nur eine kleine Zusammenstellung sind:

 Eine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme (5. Mose 33,27). Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten reichlich gefunden (Psalm 46,2). Auf Gott ruht mein Heil … der Fels meines Schutzes, meine Zuflucht ist in Gott (Psalm 62,8). Ich sage zum HERRN: Meine Zuflucht … mein Gott, ich vertraue auf ihn (Psalm 91,2). Fürchte dich nicht … ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels (Jesaja 41,14). Herr [Jesus], rette mich! (Matthäus 14,30). Herr [Jesus], hilf mir! (Matth. 15,25). Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade [Gottes], damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe! (Hebräer 4,16).

Der unendlich machtvolle und liebende Gott, und Christus (der eins ist mit dem Vater), haben über die Jahrhunderte alle, die auf ihn vertrauten, wie verheißen beschützt. Weshalb sollte dann jemand Maria anrufen? Ist sie vielleicht mächtiger als Gott oder hat sie mehr Mitleid oder ist sie verläßlicher oder antwortet sie schneller? Obwohl es die meisten Katholiken abstreiten würden, hat „Maria“ in heimtückischer Weise die christliche Dreieinigkeit ersetzt. Dem Bildnis Unserer Lieben Frau von Guadalupe hat man während seiner letzten Reise durch die USA Wundertaten zugeschrieben. Die Ehrerbietungen, mit denen es in Mexiko empfangen wurde, sehen u.a. wie folgt aus:

Die öffentlichen Busse in den Außenbezirken von Mexiko City haben blumengeschmückte Gnadenbilder der Jungfrau auf ihren Armaturenbrettern, mexikanische Fabriken hängen vielfach Bilder der Jungfrau auf, um von schlechtem Benehmen abzuschrecken, und Zigtausende der alljährlichen Pilger der Basilika beenden ihre Reise rutschend auf  ihren Knien.

Maria um Hilfe und Schutz anzuflehen bedeutet, daß sie Gott zumindest an Macht gleichkommt und vor Gott bzw. Christus bevorzugt wird. Das ist nicht die Maria der Bibel, sondern die Frau, die auf dem Tier sitzt. Der Glaube an die Maria des Katholizismus, gefördert durch die Tausende von Erscheinungen, bereitet vielleicht wie nichts anderes den Weg für eine Welteinheitsreligion, eine Neue Weltordnung und die Herrschaft des Antichristen.

 

Die einzigartige Rolle der erstaunlichen Maria

Die Frauen von heute setzen sich weltweit mehr durch, als jemals zuvor in der Geschichte. Entgegen der landläufigen Meinung, „stiften Frauen den meisten Familienkrach an [und] schlagen die Männer häufiger und heftiger [als die Männer die Frauen]“, und in lesbischen Beziehungen gibt es weit mehr Gewalt, als in Beziehungen zwischen Mann und Frau (USA-Today,1994). Frauen übernehmen, was einst Aufgabe der Männer war, und auch in den höchsten Ebenen des leitenden Managements, der Politik und der Religion finden sie zunehmend Anerkennung. Gott allein kann Johannes vor 1900 Jahren eine Vision gegeben haben, die sich heute so genau erfüllt – eine Frau hat die Kontrolle.

Von den heutigen Entwicklungen her erscheint es unumgänglich, daß eine Frau das Tier reiten muß. Und von allen Frauen der Geschichte kann es keine mit der allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen „Maria“ aufnehmen. Kann es vielleicht sein, daß sie als Vorbereitung auf ihre einzigartige Rolle in der Neuen Weltordnung auf dem Rücken des Tieres derzeit Millionen rund um die Welt in einem blendenden Machterweis erscheint? Das Drehbuch ist genial! Johannes Paul II. sagte:

Maria … sollte alle begeistern, die in der apostolischen Mission der Kirche für die Wiedergeburt der Menschlichkeit mitwirken … Die Kirche reist durch die Zeit … auf dem Weg, den die Jungfrau Maria bereits vorgezeichnet hat.

Die ökumenische Macht dieser Maria liegt darin begründet, daß sie eine neue Gottheit darstellt, die für die Anhänger aller Religionen annehmbar ist – eine weibliche Gottheit im Gleichschritt mit dem Zeitgeist von heute. Selbst die Protestanten finden sie attraktiv. Bei einer Frauenkonferenz im November 1993 „sprachen über 2.000 Teilnehmerinnen ein Gebet zu … einer weiblichen Gottheit … [und] in einem der heiligen Kommunion nachempfundenen Ritual nahmen die Frauen zur Ehre der Gottheit Milch und Honig zu sich“. – Eine uns fernliegende New-Age Veranstaltung? Nein, „die meisten Teilnehmerinnen repräsentierten vornehmlich protestantische Denominationen …“ Eine lutherische Pastorin „sagte stolz, daß der Name Jesus Christus nicht genannt wurde“ und andere Gemeindeleiter forderten die Anwesenden auf, „die patriarchale Vorstellung eines Vater-Gottes“ umzustürzen.  Die koreanische Theologin Chung Hyun Kyung „drängte die Christen, eine ‚neue Dreifaltigkeit‘ aus buddhistischen, hinduistischen und philippinischen Göttinnen anzunehmen“ (Charisma, Mai 1994).

Der Katholizismus ist ein Sprung nach vorn. Seine „Maria“, eine für alle Religionen geeignete Göttin, wird bereits von einem Viertel der Weltbevölkerung angebetet. Außerdem hat sich ihre Tauglichkeit zur Beherrschung einer loyalen Menschenmasse jahrhundertelang auf nationaler Ebene erwiesen:

Maria war im Jahre 1037 die „erklärte Königin des ukrainischen Volkes“, und der hl. König Stephan hatte ihr etwa zur gleichen Zeit Ungarn geweiht. „Richard II. weihte im Jahre 1381 England feierlich als ‚ihre Mitgift‘ an Maria …“ Frankreich wurde im Jahre 1638 auf Befehl Ludwigs XIII. an Maria geweiht, welcher sagte: „Wir weihen ihr insbesondere unsere Person, unseren Staat, unsere Krone und unsere Untertanen“; Polen im Jahre 1656 durch König Kasimir. Alle „südamerikanischen Kolonien Spaniens wurden Maria im Jahre 1643 durch eine ‚feierliche Einsegnung‘ unter dem Befehl König Philips IV. geweiht“, und 1664 geschah gleiches „für Portugal und alle seine Kolonien auf die Anregung König Johanns IV. hin … Österreich im darauffolgenden Jahr“ usw. Im Jahre 1846 schrieben die Bischöfe von Amerika: „Wir … stellen uns selbst samt allen, die unserem Amt vertrauen … unter die besondere Schirmherrschaft der heiligen Mutter Gottes …“ (Soul Magazine April 1993)

 

Maria und der Islam

Man kann sich leicht vorstellen, wie Buddhisten, Hinduisten, New-Ager und Liberale – wie auch Katholiken und Protestanten – sich zu einer Welteinheitsreligion vereinen, aber die Milliarde Muslime stellt ein besonderes Problem dar. Maria scheint jedoch eine Besonderheit zu sein, durch die selbst die Muslime zu einem universalen Glauben geführt werden können. Eine britische katholische Zeitung (The Tablet 1992) berichtet, daß „eine marianische Erweckung sich über ganz Afrika ausbreitet, begleitet von angeblichen Erscheinungen der Jungfrau Maria, die auch unter den Muslimen eine Gefolgschaft versammeln …“

Afrikanische Muslime sehen selbst Erscheinungen der Jungfrau Maria und „werden nicht aufgefordert, Christen zu werden“, um ihr folgen zu können. Die Zeitschrift Our Sunday Visitor weist auf die große Ehre hin, die Maria im Koran zuteil wird, und auf die verdächtigen Verbindungen zwischen ihr und Mohammeds Lieblingstochter Fatima.

Bischof Fulton J. Sheen schrieb ein interessantes Buch (Mary and the Moslems – The World`s First Love 1952), in dem er die Voraussage aufstellte, daß der Islam sich „durch die Aufforderung an die Muslime zur Verehrung der Mutter Gottes“ zum Christentum bekehrt. Er schreibt dazu:

„Der Koran … enthält viele Abschnitte über die selige Jungfrau. Zunächst glaubt der Koran an ihre Unbefleckte Empfängnis wie auch an ihre Jungfrauengeburt … Dann ist Maria für die Muslime die wahre Sayyida, oder Liebe Frau. Die einzige, die ihr möglicherweise und ernsthaft diese Stellung streitig machen könnte, ist Fatima, die eigene Tochter Mohammeds. Aber nach dem Tode Fatimas schrieb Mohammed: „Du sollst die gesegnetste aller Frauen im Paradiese sein, nach Maria.“

Sheen fährt fort und sagt, wie bemerkenswert es sei, daß „Unsere Liebe Frau die Weitsicht hatte, in dem portugiesischen Dörfchen namens Fatima zu erscheinen (das nach der Tochter Mohammeds während der muslimischen Besatzung benannt wurde) und so als Unsere Liebe Frau von Fatima bekannt wurde. Wenn in Afrika, Indien oder sonstwo eine Statue „Unserer Lieben Frau von Fatima“ durch muslimische Gebiete getragen wird, strömen die Muslime tatsächlich zu Hunderten herbei, um sie zu verehren.“  Innerhalb von zwei Tagen kamen im indischen Bombay schätzungsweise 500.000 zur Ehrerbietung dieses Abgottes herbei.

 

Maria und Johannes Paul II.

Niemand ist mehr von der Echtheit der Erscheinungen in Fatima überzeugt, als der gegenwärtige Papst. Und niemand zeigt auch eine größere Hingabe an Maria. Johannes Paul II., der „sich selbst und sein Pontifikat ganz Unserer Lieben Frau geweiht hat, trägt das M an seinen Gewandsärmeln, und sein persönlicher Wahlspruch lautet totus tuus sum Maria (Maria, ich bin ganz dein). Der Papst hat für seine besondere Hingabe ungewöhnliche persönliche Gründe. Der Mordversuch an ihm wurde am 13. Mai 1981 verübt, dem Jahrestag der ersten angeblichen Erscheinung der Jungfrau vom 13. Mai 1917 in Fatima. Während seiner Genesung sagte sie ihm in einer Vision, daß sie ihm sein Leben für eine bestimmte Aufgabe für den Friedensprozeß gerettet habe, die er zu erfüllen hätte.

Als Johannes Paul II. nach seiner Gesundung in den Vatikan zurückkehrte, betete er an den Gräbern seiner direkten Vorgänger und sagte:

„Hier könnte nun ein weiteres Grab sein, aber die selige Jungfrau … hat es anders gewollt.“  Voll Dank und Ehrerbietung fügte er hinzu: „Bei allem, was an jenem Tag geschah, fühlte ich die außerordentliche mütterliche Bewahrung und Fürsorge, die sich stärker als die tödlichen Kugeln erwies.“

Wozu brauchst du also Gott, wenn du im Schutz Mariens stehst? Der dankbare Papst unternahm am 13. Mai 1982 eine feierliche Wallfahrt nach Fatima, wo er vor der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima betete. Tausende hörten ihn sprechen und die Welt an Maria weihen, so wie sie es gefordert hatte.“ Bei mindestens drei weiteren Gelegenheiten, am 16. Oktober 1983, am 25. März 1984 und am 8. Dezember 1985 … weihte er die Welt an Unsere Liebe Frau“ und nannte dabei insbesondere das russische Volk… Jetzt, da die Berliner Mauer gefallen ist und der Sowjetkommunismus sich in ganz Osteuropa aufgelöst hat, schreibt man darin Unserer Lieben Frau von Fatima die Erfüllung ihrer Verheißung zu, daß bei einer Weihe der Welt und Rußlands an ihr Unbeflecktes Herz durch die Päpste und Bischöfe, Rußland sich bekehren und Frieden sein wird“ (The Fatima Crusader, 1986).

 Eine solche Aussage steht in vollem Gegensatz zu den klaren Lehren der Bibel, die „Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Römer 5,1) als bedingungsloses Geschenk der Gnade Gottes anbietet – einen Frieden, der „durch das Blut seines Kreuzes“ (Kolosser 1,20) gebracht worden ist. Durch den Glauben an das Evangelium kommt der Friede zu jedem einzelnen. Weltfriede kann nur dann aufgerichtet werden, wenn Christus wiederkehrt und, wie von den Propheten vorausgesagt, von Jerusalem aus seine Herrschaft antritt.

Doch die Maria des Katholizismus ist als die eine, durch die der Friede kommen soll, an die Stelle Christi getreten, und der jetzige Papst und seine Kirche unterstützen diese Irrlehre. Die heutige Welt (einschließlich derjenigen, die sich selbst Christen nennen) ist nur allzu bereit, eine Lösung für ihre Probleme anzunehmen, die Christus außen vor läßt. Daß die Frau auf dem Rücken des Tieres sitzt, scheint daraufhinzudeuten, daß diese Pseudomaria der Erscheinungen bei dem falschen Frieden, durch den der Antichrist „viele vernichten wird“ (Daniel 8,25), eine Schlüsselrolle spielt. Die Gestalt, die als Jungfrau von Fatima erschien und verkündete, daß der Herr „ihr den Frieden der Welt anvertraut hat“, bietet anstelle von Christus ihren eigenen Friedensplan an:  Betet täglich den Rosenkranz, damit in der Welt Frieden wird …

Ein verführerischer Geist

Jeder Papst der vergangenen 60 Jahre hat Unsere Liebe Frau von Fatima verehrt. Die Weihe an ein mystisches „Unbeflecktes Herz“ ist an die Stelle der Hingabe an Christus getreten, und der Gehorsam zu „Unserer Lieben Frau“ bringt den Frieden. Die Erscheinung ist gewiß nicht Maria! In Fatima sagte die Erscheinung, die für sich selbst die Autorität Christi beansprucht: Ich werde euch niemals im Stich lassen. – Das ist die Verheißung Christi an seine Jünger, und sie setzt Allgegenwart voraus, eine allein Gott zustehende Eigenschaft.

Diese „Erscheinungen“ stehen eindeutig dem biblischen Evangelium der Errettung allein aus Gnade durch Glauben an das vollbrachte Opfer Christi entgegen und glorifizieren an seiner Stelle eine falsche Maria. Ein „verführerischer Geist“ (1. Timotheus 4,1) ist am Werk.

 

Der Jesus des Katholizismus: Maria untergeordnet

Den Erscheinungen schreibt man zu, daß sie die Menschen auf Jesus hinweisen, doch bei den Pilgern an den Marienwallfahrtsorten ist nur wenig von einer wirklichen Hingabe an Christus zu erkennen. Immer und immer wieder betet man den Rosenkranz, und ständig ist die Rede von Maria anstatt von Gott bzw. Christus. Ihr gilt die ganze Hingabe, und die Pilger sehen sich selbst als ihre Knechte an, die ihren Willen erfüllen.

Außerdem ist der Jesus, der in den Erscheinungen vorgestellt wird, eine Fälschung und stets Maria untergeordnet. Am 15. Februar 1926 erschien „das Jesuskind“ wieder und drängte die Katholiken, „diese Hingabe und Wiedergutmachung an das Unbefleckte Herz seiner heiligen Mutter zu verbreiten“. Dabei erklärte es, daß dem Unbefleckten Herzen Marias Wiedergutmachung geleistet werden müsse, damit die Menschheit gerettet wird!  Das ist wiederum Gotteslästerung der schlimmsten Art. Die wirkliche Mutter Jesu oder er selbst würden das niemals verlangen. Christus ist kein Kind mehr und würde deshalb nicht mehr in dieser Gestalt erscheinen – und wozu sollte er das auch? Als er für unsere Sünden starb, war er ein erwachsener Mann, und jetzt sitzt er mit einem verherrlichten Auferstehungsleib zur Rechten des Vaters. Die Vorstellung, Christus sei immer noch ein kleines Kind in Begleitung seiner Mutter, widerspricht allem logischen Denken, der Wirklichkeit und vor allem der Bibel.

 Doch wer kein Problem mit dem Glauben daran hat, Millionen einzelner Hostien würden sich in den tatsächlichen stofflichen Leib Christi verwandeln, „ganz und völlig“, hat auch keine Schwierigkeit zu glauben, daß Christus als kleines Kind auf der Erde erscheint, obwohl er gleichzeitig als erwachsener Mann mit seinem Auferstehungsleib im Himmel ist. Außerdem sagte der wirkliche Jesus nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern, daß „allen Nationen in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt werden“ sollte (Lukas 24,47). Paulus sagte in seiner Predigt, daß „durch diesen [Jesus] euch Vergebung der Sünden verkündigt wird, und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen jeder Glaubende gerechtfertigt“ Apostelgeschichte 13,38.39). In der Bibel gibt es keinen Hinweis darauf, daß man Maria Wiedergutmachung wegen Sünden leisten müsse, und erst recht nicht darauf, daß dies „für die Rettung der Menschheit“ notwendig sei. Alle Erscheinungen präsentieren in dreister Weise ein falsches Evangelium der Errettung durch Maria und des üblichen sakramentalen Katholizismus des Fegefeuers, der Rituale und der Werke.

Hier sehen wir ganz eindeutig das, wovor Paulus warnte und sagte, es geschehe in den letzten Tagen:  „…manche werden vom Glauben abfallen, indem sie auf verführerische Geister und Lehren von Dämonen achten“ (1. Timotheus 4,1). Was diese Erscheinungen lehren, ist definitiv Lehre von Dämonen, die die Hinlänglichkeit von Christi Tod für unsere Sünden leugnen, seine Stellung als Herr über alles abstreiten und eine falsche Maria über ihn erheben.

 

Die Wiederbelebung der alten römischen  Religion

Die weltweite Wiedererstehung des Römischen Reichs unter dem Antichristen wird offenbar von einer Wiederbelebung seiner Religion begleitet sein, die, wie wir gesehen haben, in einem Heidentum besteht, das unter einem dünnen Anstrich christlicher Terminologie überlebt hat. Es ist schließlich als römischer Katholizismus bekannt geworden. Statuen von Fruchtbarkeitsgöttinnen wurden in Maria umbenannt. Von den römischen Kaisern fertigte man Bildnisse an, und wer sich weigerte, sich vor diesen niederzuwerfen und den Kaiser als Gott anzubeten, wurde getötet. Als Nachfolger der römischen Kaiser ließen auch die Päpste all jene umbringen, die ihnen und ihrer Religion die Untertänigkeit verweigerten. Das ist unbestreitbare Geschichte, von der die Bibel sagt, daß sie sich unter dem Antichristen wiederholen wird:

[Es wurde befohlen] dem Tier [dem Antichristen] … ein Bild zu machen … [und] das Bild des Tieres …bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten (Offenbarung 13,14.15).

Der Antichrist wird nicht ein Papst sein, jedoch wird ein Papst seine rechte Hand sein, der falsche Prophet aus Offenbarung 13,11-17; 19,20 und 20,10. Wenn der Papst zur Zeit irgendwo auftritt, kann man jedoch eine ihm entgegengebrachte Verehrung beobachten, die der gleichkommt, die die Welt dem Antichristen zollen wird, wenn sie ihn als Gott anbetet.

Erschreckend aufschlussreich ist folgender Bericht vom Weltjugendtag in Denver 1993:

„In seiner weißen Tracht besteigt Johannes Paul II. die Stufen zu seinem Stuhl, einem thronartigen Gebilde aus Eichenholz. Noch einmal winkt er den stehenden Pilgern zu, dann steigt er hinauf und setzt sich … Die Musik spielt sanft weiter, als ein Jugendlicher vom Internationalen Jugendforum von der Vorbühne verliest:

„Ich sah eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen vor dem Thron und vor dem Lamm stehen, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen. Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“

Die Bedeutung dieser besonderen Schriftstelle in diesem Zusammenhang … schlug bei den Protestanten Alarm und versetzte sie in Furcht und Schrecken. Die Verse stammen aus Offenbarung 7,9-10 und stellen den Blick auf Christus und seinen Thron im Himmel dar. „Die große Volksmenge, die niemand zählen konnte“ ist die wahre Kirche, die Gemeinde, die Braut … Im Cherry Park sitzt jedoch der Papst auf einem Thron vor Jugendlichen aus vielen Nationen und Sprachen. Sie jubeln ihm zu, als diese Schriftstelle vorgelesen wird. Gibt der Papst sich einschmeichelnd als Christus auf seinem Thron und die Jugendlichen zu seinen Füßen als seine Schafe aus …? … Die Arroganz ist überwältigend, obgleich Johannes Paul einen demütigen Eindruck vermittelt. Wer sich mit der Bibel nicht auskennt und auch die Bedeutung der polnischen Hymne nicht kennt, sieht und merkt nichts von dieser Arroganz. Er sieht und fühlt Liebe.

Papst Johannes Paul II. hat offenbar einen Geist von gewaltiger verführerischer Kraft … Er läßt sich Abba/Vater nennen und sitzt dabei in weißen Gewändern auf einem Thron … In ihren nationalen Trachten gekleidete Jugendliche, die jeden Kontinent repräsentieren, kommen mit ihren Nationalflaggen nach vorn. Sie betreten die Mittelstufen und plazieren ihre Flaggen auf dem Podium, buchstäblich zu den Füßen Johannes Pauls. (Hayes, Trumpet, 1993)

 

Das alte Spiel beginnt von vorn

Die heidnischen Römer, die den Kaiser anbeteten, waren geistig nicht eingeschränkt. Sie hatten viele Götter und tolerierten ein breites Glaubensspektrum. Die Christen verfolgte man nicht aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus, sondern weil sie an ihn allein glaubten und neben dem Gott der Bibel keine anderen Götter akzeptierten. Der Katholizismus toleriert in ähnlicher Weise jede Religion und gestattet seinen Mitgliedern, von Yoga bis Voodoo alles zu praktizieren, solange sie nur in der Kirche bleiben. Sowohl die öffentliche Meinung als auch die Gesetzgebung unterstützen die gleiche Haltung. In Kanada und den Vereinigten Staaten (und anderswo) stellt man „Haßgesetze“ auf, die Äußerungen, jemand läge mit seiner Religion oder seinen Moralvorstellungen falsch, zu einem Verbrechen erklären. So wird es auch wohl bald gesetzeswidrig sein, wenn man sagt, Homosexualität sei Sünde oder irgendeine Religion sei falsch. Der von den USA und vielen anderen Ländern unterzeichnete „Völkermord-Vertrag“ (ist noch nicht in Kraft getreten,) macht es bereits zu einem Verbrechen, zu jemanden zu sagen, sein religiöser Glaube sei falsch, und zu versuchen, andere zu dem zu bekehren, was man selbst als die Wahrheit ansieht.

Komischerweise behauptet der römische Katholizismus einerseits, er sei die eine wahre Kirche, während er andererseits, wie wir gesehen haben, gleichzeitig allen Religionen beipflichtet. Auch in diesem Punkt weist sich der Vatikan in einzigartiger Weise als die Frau auf dem Tier aus Offenbarung 17 aus.

Wir haben Johannes Pauls Gutheißung aller Religionen gesehen, wie auch seine Behauptung, alle Götter seien dasselbe, während er gleichzeitig die fundamentalistischen Christen verurteilt. Sein Freund und Bewunderer, der Fernsehevangelist Robert Schuller, stellt aus angeblich evangelikaler Sicht ähnliche Ideen vor: Die Weise, auf die man „die gute Religion von der schlechten unterscheidet“, habe man zu prüfen, ob sie „positiv“ ist. Schuller fordert die „religiösen Führungspersönlichkeiten auf … in einem massiven, vereinten Bestreben aller Religionsführer … ungeachtet ihrer Theologie … ihren Glauben in positiven Begriffen auszudrücken … um die positive Macht von Weltgemeinschafts-aufbauenden religiösen Werten zu proklamieren“. „Weltgemeinschaftsaufbauende religiöse Werte“, die für alle Religionen akzeptabel sind? Der Antichrist persönlich könnte diese zweideutige Redeweise nicht besser bringen! Doch Schuller wird von führenden Evangelikalen empfohlen und erfreut sich jeden Sonntagmorgen des größten Publikums von allen Fernsehevangelisten. Schullers freundschaftliches Verhältnis zum Katholizismus und sein Eintreten für das „Heimkommen“ der Protestanten haben wir bereits ausführlich dargelegt.

Die bevorstehende Welteinheitsreligion wird auf eine heimtückische, nicht offensichtliche Weise eine antichristliche sein. Sie wird sich, wie Hitlers Nationalsozialismus, als positives Christentum ausgeben und für die ganze Welt unwiderstehlich attraktiv sein. Wie so vieles von dem, was wir bereits jetzt selbst in evangelikalen Kreisen finden, wird sie eine Verdrehung des Christentums in Christi Namen darstellen.

Die Marienerscheinungen und die anerkannteste katholische Evangelistin, Mutter Theresa von Kalkutta, fordern beide in gleicher Weise zur Annahme aller Religionen auf. Dabei wagt niemand, Mutter Theresa zu kritisieren, weil sie für ihren herausragenden selbstaufopfernden Dienst der Nächstenliebe bekannt ist. Der weltweite Ruhm Mutter Theresas von Kalkutta hat dem Katholizismus zu Anerkennung auch bei den Protestanten verholfen, die ihr aufopferungsvolles Leben der Nächstenliebe zurecht bewundern.

 

Der Vatikan und die Neue Weltordnung

Die neue Welteinheitsreligion wird alle Glaubensrichtungen gleicherweise tolerieren, sofern sie nur bereit sind, sich in der wohltätigen Rettung der Menschheit miteinander zu vereinen. Christen, die nicht zu Kompromissen bereit sind, wird man töten, weil sie der Einheit und dem Frieden im Wege stehen.

Von Rom bis Washington sprechen die geopolitischen Analytiker von einer „neuen Allianz“ zwischen der größten Militärmacht der Welt, der USA, und dem größten geistlichen Führer der Welt, dem Papst.

Diese Allianz wird schon bald zwischen dem Weltherrscher und dem Vatikan bestehen. Die Frau wird in der Tat das Tier reiten und steuern, so wesentlich wird ihre Rolle sein. Der Antichrist wird sich darüber im klaren sein, daß ohne religiösen Frieden kein politischer Frieden herrschen kann. Es kann kein globaler Friede sein, bis nicht alle Religionen bereit sind, sich einander als Partner in der Zusammenarbeit auf globale Ziele hin anzunehmen – und aus den von uns dargelegten Gründen wird der Papst für die Aufrichtung der totalen Ökumene unabkömmlich sein.

Robert Müller, Katholik, ehemaliger stellvertretender UNO-Generalsekretär und Direktor der Friedensuniversität, sagte: „Was wir brauchen, ist eine Welt- oder kosmische Spiritualität … Ich hoffe darauf, daß sich die Religionsführer zusammentun und die kosmischen Gesetze definieren, die in allen Religionen gleichermaßen enthalten sind …“

Wenn sich die religiösen und politischen Führer schließlich zur Verwirklichung der gleichen Ziele vereinen, dann ist das Reich des Antichristen gekommen. Diese Situation bestand (in unvollkommener Einheit) in der Vergangenheit bereits über 1000 Jahre lang unter der Vorherrschaft des Vatikans. Und so wird es auch wieder sein, dieses Mal jedoch mit der schrecklichen totalen Kontrolle, die nur durch die heutigen Computer und Spionagesatelliten durchführbar ist.

 

Eine ernstliche Warnung vom Himmel

Wie können Religionsführer und ihre Anhänger einen solchen Totalitarismus tolerieren? Sehen wir uns als Beispiel einmal die 266 Mitglieder umfassende Delegation von Amerikas Nationalrat der Kirchen (NCC) an, die im Juni 1984 die Sowjetunion besuchte. Sie bereiste 14 Städte und besuchte zahlreiche staatlich genehmigte Kirchen. Die New York Times berichtete, daß die NCC-Delegation „die Stellung der Religion in der Sowjetunion lobte und die Rolle der Vereinigten Staaten beim Wettrüsten verurteilte … und Verwirrung darüber zum Ausdruck brachte, daß die Harmonie ihres Besuchs durch zwei Demonstranten getrübt wurde, die während eines baptistischen Gottesdienstes Religionsfreiheit forderten und ein Spruchband hochhielten: ‚Das ist keine freie Kirche‘. Der Leiter der NCC-Delegation, Bruce Rigdon vom theologischen Seminar McCormick in Chicago, „drückte seine Mißbilligung des Protests und seine Bewunderung für die Sowjetbeamten aus, die den Aufruhr unterbanden“.

Im spanischen Santiago de Compostela hielt die Konferenz Weltweiter Christlicher Gemeinschaften (WCC) vom 4. – 13. August 1993 ihre 5. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung. Die römisch-katholische Kirche war zum allerersten Mal offizielle und volle Teilnehmerin an einem WCC-Treffen. Das Ziel, das die Teilnehmer anstrebten, ist eine Weltkirche – und nicht eine Weltkirche, die durch Glauben vereint ist, als vielmehr eine, die sichtbar in den Augen der ganzen Welt vereint ist. Die Abgeordneten einigten sich auf die Aussage:

Es gibt keinen Weg zurück … von der alleinigen ökumenischen Bewegung, die die Belange der Einheit der Kirche und die Belange bezüglich … der Probleme der Welt in sich vereint.

Diese bedeutsame Erklärung erkennt an, daß die Weltkirche in Zusammenarbeit mit der Weltregierung operieren muß. Der Moderator des WCC-Zentralkomitees, Aram Keshishian, erklärte in seiner Ansprache, daß die WCC „ihren Kurs bezüglich Lehrfragen mehr auf die soziale Ethik hinsteuern muß … Glaube und Ordnung können bei dem Streben nach Einheit der Kirche nicht über die sozio-politische und wirtschaftliche Dimension hinwegsehen … Jeder Zwiespalt zwischen christlichem Glauben und politischen Belangen, zwischen der Einheit der Kirche und dem Kampf um Gerechtigkeit, stellt eine ökumenische Häresie dar.“

Das Ziel wird verwirklicht werden. Die Vernunftehe zwischen dem Antichristen und der falschen Weltkirche wird jedoch nicht unbegrenzt andauern. Wenn die Flitterwochen vorüber sind, wird der Antichrist sein wahres Gesicht zeigen und die „Hure“ vernichten (Offenbarung 17,16) und somit Gottes Willen in diesem Prozeß bewirken (Vers 17). Eine der schärfsten Anklagen, die Gott gegen die Frau auf dem Tier erhebt, ist die, daß sie nicht allein mit „Ware von Gold und Silber und Edelgestein“ gehandelt hat, sondern auch mit „Leibeigenen und Menschenseelen“ (Offenbarung 18,12.13).

In der Zwischenzeit ergeht eine „Stimme aus dem Himmel“, die mit erschreckendem Tonfall ruft:

Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! Denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeit gedacht…   Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen: Tod und Trauer und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist der Herr, Gott, der sie gerichtet hat (Offenbarung 18, 4 -8).

Mögen all jene, die Christus und sein Evangelium lieben, in Mitleid und wahrer Einheit zusammenfinden, um so viele wie möglich vor diesem harten Gericht zu retten.

Auszug aus dem Buch DIE FRAU UND DAS TIER von Dave Hunt, entnommen von Horst Koch, im Januar 2006

www.horst-koch.de  –  info@horst-koch.de

Ergänzende Artikel zum Thema :

2. Die evangelische Gemeinde der Reformation – A. Omenzetter
3. Der Katholizismus – Dr. Lothar Gassmann
4. Inquisition in Österreich – Werner Bartl
5. Das Messopfer – Dave Hunt
6. Abendmahl oder Messe – Dr. Ernst Volk
7. Maria und die Neue Weltordnung – Dave Hunt
8. Rom und Europa – Dr. L. Gassmann

 

 

 

 

 

 




Europa und die NWO (L.Gassmann)

 Europa, Vatikan und die Neue Weltordnung

–  Nähert sich das Reich des Antichristen?  –

Von Dr. theol. Lothar Gassmann

 

1. Einleitung
In absehbarer Zeit wird es nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika geben, sondern auch die Vereinigten Staaten von Europa. Zugleich zeichnet sich in Gestalt der Vereinten Nationen (UNO) bereits eine Weltregierung ab – mit Weltparlament, Weltgerichtshof, Weltbank, Weltarmee und Weltpolizei.

Die Entwicklung ist faszinierend – und gerade wegen ihrer Faszination gefährlich: Wir sind Zeugen der Wiederentstehung des Römischen Reiches. Die Frage nur stellt sich: Ist dieses neue Römische Reich eine auf Europa beschränkte oder weltweit ausstrahlende Größe?

Das antike Römische Reich umfaßte in der Zeit seiner größten Ausdehnung – zur Zeit des Kaisers Trajan um das Jahr 117 nach Christus – alle Länder rund um das Mittelmeer, aber auch Gallien, große Teile Britanniens und die Schwarzmeerregion. Es begann in Portugal und Spanien im Westen und reichte bis nach Mesopotamien im Osten. Es begann im schwarzafrikanischen Nubien im Süden und endete in Schottland und Germanien im Norden, wo es allerdings auch seine Grenzen (Limes, Hadrianswall) fand. Rom hatte zwar viele, aber nicht alle Länder seiner Zeit unterworfen.

Kommt das jetzt anders? Nun, heutzutage umfaßt die Europäische Union bereits 25 Staaten vom Nordmeer bis zum Mittelmeer und vom Atlantik bis zum Bosporus. Nicht in allen Ländern wurde die Bevölkerung gefragt, ob sie der Europäischen Union beitreten will. In mehreren Staaten regte sich starker Widerstand, so etwa in der Schweiz und in Norwegen, die momentan – aufgrund von Volksabstimmungen und gegen den Willen der Regierenden – noch nicht Mitglieder der Europäischen Union sind. Aber auch in mehreren bereits zur EU gehörenden Ländern ist es keineswegs sicher, ob diese nach dem künftigen Willen der Bevölkerungsmehrheit in der EU bleiben werden.

Von den Regierenden und hinter ihnen stehenden Interessengruppen jedoch wird in der überwiegenden Zahl der Staaten der EU-Beitritt propagiert und forciert, so etwa auch in der islamisch dominierten Türkei, deren Beitritt weithin umstritten ist. Der Wille zur Vereinigung ist – zwar gegen den Willen zahlreicher einzelner Bürger, aber gemäß dem Willen der Mächtigen – da und wird sich daher wohl auch vollends durchsetzen.

Dies entspricht auch der biblischen Prophetie, welche die Entstehung eines antichristlichen Einheitsreiches am Ende der Zeiten voraussagt. Die Frage ist eben nur: Wird dieses Einheitsreich eine regional begrenzte Größe (z.B. Europa) oder ein weltweiter Verband sein?

Meine These, die ich im weiteren Verlauf der Darstellung entfalten werde, lautet: Das wiedererstehende Römische Reich besitzt sein maßgebliches religiöses Zentrum – nämlich Rom – in Europa. Es umfaßt aber am Ende die gesamte Welt und Menschheit. Die Herrschaft des Antichristen und seines falschen Propheten wird eine weltweite Erscheinung sein. Denn es heißt im Wort Gottes:

„Die ganze Erde wunderte sich über das Tier, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier Macht gab, und beteten das Tier an … Und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist“ (Offb 13, 3 ff.). 

2. Die Bezeichnung „Europa“

Europa bedeutet sprachgeschichtlich „Abendland“, „Land des Dunkels“, „Land der untergehenden Sonne“. Im hebräischen und phönizischen Sprachbereich bedeutet „ereb“ „Abend“ bzw. „dunkel“. Das griechische Wort „erebos“ meint „das Dunkle“, „das Schattenreich“. Für die geografisch im Südosten Europas lebenden Völker (Hebräer, Phönizier) war der heute als „Europa“ bezeichnete Erdteil die Gegend, in der die Sonne untergeht.
   

3. Die Sage von „Europa“ und die Frau auf dem Tier

Ein immer wieder auftauchendes Symbol für den Kontinent Europa ist eine nackte Frau auf einem Stier.  –  Was hat es damit auf sich?

Dieses Symbol geht auf eine griechische Sage zurück, die u.a. vom römischen Dichter Ovid überliefert wurde. Die Sage berichtet von der phönizischen Prinzessin Europa, Tochter des Königs Agenor und der Telephassa, die mit ihrer Familie am Strand von Tyrus spielt. Plötzlich kommt ein Stier aus dem Meer hervor, der sich Europa nähert. Sie streichelt ihn und streut Blumen auf seinen Kopf. Als er ihr andeutet, auf seinen Rücken zu steigen, tut sie dies, und der Stier schwimmt mit ihr davon. Erst als sie zusammen auf der Insel Kreta ankommen, zeigt der Stier sein wahres Gesicht. Vor den Augen der erstaunten Europa verwandelt er sich in den griechischen „Göttervater“ Zeus. Wegen seiner argwöhnischen Gattin Hera hatte er die Verwandlung in den Stier vorgenommen. Nun, da er sich in seine wahre Gestalt zurückverwandelt hat, zeugt er mit Europa drei Söhne: Minos, Rhadamantys und Sarpedon. Und die „Göttin“ Aphrodite sendet die Verheißung, daß der Erdteil nach der Prinzessin Europa benannt wird.

Dies – so meine ich – ist kein rühmlicher Anfang für unseren Kontinent. Diese Sage berichtet von Täuschung und Betrug, von Ehebruch und Hurerei. Der „Göttervater“ Zeus entpuppt sich als ein menschlich-allzumenschliches Wesen, das mit dem wahren Gott und Schöpfer des Universums nichts gemeinsam hat. Und die Königstochter Europa, die mythologische Namensgeberin des europäischen Kontinents, läßt sich in hurerischer Weise auf den Ehebruch des Zeus ein.

So verwundert es nicht, daß Ausleger der Bibel immer wieder Europa, die Frau auf dem Stier, in Verbindung gebracht haben mit der Frau auf dem Tier, von der in Offenbarung 17 und 18 die Rede ist. Dort lesen wir z.B.:

„Ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei, und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden“ (Offb 17,3-5).

Ist die Tatsache, daß ausgerechnet die Frau auf dem Stier als ein zentrales Symbol für Europa gewählt wurde, ein Hinweis auf eine antichristliche Entwicklung in diesem Kontinent?
Welche Rolle spielt hierbei die Europäische Union?

Wir werden diese Frage weiter untersuchen.
Doch zuvor betrachten wir, wie es zur Entstehung der Europäischen Union kam.  

4. Die Paneuropa-Idee

„Jedes große historische Geschehen begann als Utopie und endete als Realität.“
Dieses Motto steht über der programmatischen Schrift, die wie keine andere die Entstehung des vereinten Europa im 20. Jahrhundert nach Christus geprägt hat. Es ist das Buch Pan-Europa  (auf deutsch ungefähr: „All-Europa“, allumfassendes Europa ), im Jahre 1923 veröffentlicht von dem erst 29jährigen Adligen Graf Richard N. Coudenhove-Kalergi (1894-1973). Coudenhove war der Gründer und erste Präsident der Paneuropa-Union. Sein Nachfolger Otto von Habsburg (geb. 1912), Sohn des letzten österreichischen Kaisers, bezeichnet Coudenhove im Vorwort zur Neuauflage 1982 dieses Buches als „Prophet Europas“.

Coudenhove beginnt sein Werk mit folgenden Sätzen:
„Dieses Buch ist bestimmt, eine große politische Bewegung zu wecken, die in allen Völkern Europas schlummert. Viele Menschen erträumten ein einiges Europa; aber wenige sind entschlossen, es zu schaffen. Als Ziel der Sehnsucht bleibt es unfruchtbar – als Ziel des Wollens wird es fruchtbar. Die einzige Kraft, die Pan-Europa verwirklichen kann, ist: der Wille der Europäer; die einzige Kraft, die Pan-Europa aufhalten kann, ist: der Wille der Europäer. So liegt in der Hand jedes Europäers ein Teil des Schicksals seiner Welt“ (S. VII).

Erschüttert von den blutigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, kommt Coudenhove zu der Erkenntnis, daß nur ein vereintes Europa derartige Konflikte in Zukunft verhindern kann. Er stellt die „europäische Frage“:
„Kann Europa in seiner politischen und wirtschaftlichen Zersplitterung seinen Frieden und seine Selbständigkeit den wachsenden außereuropäischen Weltmächten gegenüber wahren – oder ist es gezwungen, sich zur Rettung seiner Existenz zu einem Staatenbunde zu organisieren?“ (S. IX).

Für Coudenhove ist die Antwort klar. Sie kann nur lauten:
„Weder der Westen noch der Osten will Europa retten: Rußland will es erobern – Amerika will es kaufen. Durch diese Skylla der russischen Militärdiktatur und die Charybdis der amerikanischen Finanzdiktatur führt nur ein schmaler Weg in eine bessere Zukunft. Dieser Weg heißt Pan-Europa und bedeutet: Selbsthilfe durch Zusammenschluß Europas zu einem politisch-wirtschaftlichen Zweckverband“ (S. X).

Doch die Vereinigung Europas ist für Coudenhove nicht das Letzte. Sie ist nur die notwendige Vorstufe zur Herstellung der Welteinheit:
„Soll die Weltorganisation an die Stelle der Welt-Anarchie treten, so müssen erst die Staaten sich zu Über-Staaten zusammenschließen. Wie die Einigung Deutschlands, Italiens und Polens notwendige Etappen waren für die Einigung Europas – so wird die Einigung Europas eine notwendige Etappe bilden zur Einigung der Menschheit … Erst muß Europa sich einigen – dann die Menschheit: diese Entwicklung läßt sich nicht umkehren“ (S. 87).

In der geistesgeschichtlichen Begründung des Paneuropa-Gedankens geht Coudenhove zurück bis zum Römischen Reich:
„Europa … ist verbunden durch die christliche Religion, durch die europäische Wissenschaft, Kunst und Kultur, die auf christlich-hellenischer Basis ruht. Die gemeinsame europäische Geschichte begann mit dem Römerreich und der Völkerwanderung, fand ihre Fortsetzung in Papsttum und Feudalismus, Renaissance und Humanismus, Reformation und Gegenreformation, Absolutismus und Aufklärung, Parlamentarismus, Industrialismus, Nationalismus und Sozialismus“ (S. 143).

Unter der Überschrift „Wege zu Pan-Europa“ nennt Coudenhove konkrete Schritte, die inzwischen – Jahrzehnte nach der Niederschrift seines Buches – zum Teil in verblüffender Weise in die Tat umgesetzt worden sind:
„Der erste Schritt zu Pan-Europa wäre die Einberufung einer paneuropäischen Konferenz durch eine europäische Regierung oder durch mehrere …
Der zweite Schritt zu Pan-Europa ist der Abschluß eines obligatorischen Schieds- und Garantievertrages zwischen allen demokratischen Staaten Kontinentaleuropas…
Der dritte Schritt zu Pan-Europa ist die Bildung einer paneuropäischen Zollunion, der Zusammenschluß Europas zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet …

Die Krönung der paneuropäischen Bestrebungen wäre die Konstituierung der Vereinigten Staaten von Europa nach dem Muster der Vereinigten Staaten von Amerika“ (S. 151 ff.).

Coudenhove ließ es nicht bei der Theorie bewenden, sondern schritt eifrig zur Tat. So gründete er im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seines Buches die Paneuropa-Union. Der erste Europa-Kongreß der Geschichte fand auf Initiative Coudenhoves vom 3. bis 6. Oktober 1926 in Wien statt. Er führte rund zweitausend Teilnehmer aus 24 Ländern zusammen, darunter zahlreiche Politiker. Im Bamberger Programm der Paneuropa-Union vom 9. Juni 1996 heißt es u.a.:

Die Paneuropa-Union erstrebt die Aufnahme der europäischen Völker, die dazu bereit sind und die entsprechenden Bedingungen insbesondere auf dem Gebiete der Rechtsstaatlichkeit, des Menschen-, Volksgruppen- und Heimatrechts erfüllen, in die Europäische Union, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union zur Sicherung des Friedens und der Freiheit in Europa, die Weiterentwicklung der Europäischen Union zu einer politisch nach außen und innen voll handlungsfähigen Einheit, ein souveränes Europa, das keiner fremden Macht untergeordnet ist.

Dieses Programm – so meine Beobachtung – trägt einerseits die Handschrift einer konservativen Politik mit der Beibehaltung christlich-ethischer Werte – im Gegensatz zu liberalistischen und sozialistischen Konzeptionen im Europäischen Parlament. Zugleich aber wirkt es durch die Forderung einer politischen Vereinigung bisher getrennter Staaten revolutionär – doch nur auf den ersten Blick. Betrachtet man die Hintergründe ausführlicher, dann erkennt man dahinter das Ziel des wiederhergestellten einheitlichen europäischen Reiches, wie es im Altertum durch den römischen Kaiser und im Mittelalter durch Kaisertum und Papsttum verkörpert war. Nicht zufällig war der Sohn des letzten österreichischen Kaisers, Otto von Habsburg, jahrzehntelang Präsident der Paneuropa-Union und zugleich einer der einflußreichsten Wegbereiter der Europäischen Union. In ihm und seinen Nachfolgern lebt der Gedanke vom politischen Einheitsreich in Verbindung mit dem Papsttum weiter. Seine Kaiserliche Hoheit Otto von Habsburg war nicht nur jahrzehntelang Europaparlamentarier, sondern auch von 1930 bis 2000 „Chef und Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies“. Er gab die Leitung aus Altersgründen an seinen Sohn Karl ab. Der Orden vom Goldenen Vlies ist „der Jungfrau Maria gewidmet“. Sein Ziel ist „die Erhaltung des katholischen Glaubens, der Schutz der Kirche und die Wahrung der unbefleckten Ehre des Rittertums“.

Über weitere weltanschauliche Hintergründe der Begründer der Europa-Idee schreibt der ungarische Jesuit und Freimaurer Töhötöm Nagy:

„Die Vorkämpfer der Idee eines vereinten Europas waren Freimaurer, zumal diese Ideologie durch ihre freiheitlichen und brüderlichen Grundsätze typisch maurerisch ist. Einer der Großen dieser Bewegung war Graf Richard von Coudenhove-Kalergi; als ich vor vielen Jahren einmal voller Begeisterung ein Buch von ihm las, hätte ich mir nicht träumen lassen, daß er Freimaurer war und daß ich ihn eines Tages als die Personifizierung des maurerischen Prinzips zitieren würde. Drei bedeutende Förderer des paneuropäischen Gedankens wurden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet: Aristide Briand, Gustav Stresemann und General George Marshall – alle drei Maurer.“  –  Als der 29jährige Coudenhove-Kalergi sein Werk „Pan-Europa“ schrieb, hatte er in seiner Freimaurerloge bereits den 18. Grad des Schottischen Ritus, den „Ritter vom Rosenkreuz“, erreicht.   

Welche Ziele vertritt die Freimaurerei?

Es ist ein seit langem erklärtes Ziel der freimaurerischen Doktrin, insbesondere der Illuminaten, eine „Weltbruderschaft“ zu errichten, in der alle Unterschiede zwischen Menschen ‑ vor allem politischer und religiöser Art ‑ beseitigt sind und es keinen Absolutheitsanspruch irgendeiner Religion auf „Wahrheit“ mehr gibt. Laut Auskunft des „Internationalen Freimaurerlexikons“ gehört es zu den Grundgesetzen der Freimaurer, sich „bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Meinung zu lassen.“  Der Satz von der „Religion … in der alle Menschen übereinstimmen … ist das Fundament der Freimaurerei geworden.“

Mutig und treffend stellt hierzu der katholische Freimaurer-Experte Manfred Adler fest, „daß der Progressismus, der die katholische Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil (und nicht nur diese! L.G.) tiefgründig überflutet, ein Ergebnis des philosophischen Einflusses der Freimaurerei auf die Kirche ist. Zwischen der Maurerei und dem Progressismus besteht enge verwandtschaftliche Beziehung hinsichtlich der geistigen Konzeption.“ Und weiter: „Tatsächlich ist es der geheime und offene Traum der maurerischen Weltpolitik, eine universale Weltregierung in einem universalen Welt-Einheits-Staat zu errichten. Nicht zuletzt um dieses Endziels willen waren einflußreiche kosmopolitische Maurerbrüder maßgeblich an der Gründung der ´Organisation der Vereinten Nationen‘ (United Nations Organization = UNO) beteiligt, die ihr ´Hauptquartier‘ in New York haben und 1945 an Stelle des Völkerbundes traten, der sich 1920 in Genf konstituiert hatte.“

5. Welteinheit ohne Gott

In Artikel 1 der UN-Charta setzen sich die Vereinten Nationen u.a. folgende Ziele:

„1. den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen;

2. freundschaftliche, auf der Achtung vor dem Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker beruhende Beziehungen zwischen den Nationen zu entwickeln und andere geeignete Maßnahmen zur Festigung des Weltfriedens zu treffen;

3. eine internationale Zusammenarbeit herbeizuführen, um internationale Probleme wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen und die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder der Religion zu fördern und zu festigen…“ 

Welches sind die weltanschaulichen Grundlagen und Ziele der Europäischen Union?

Im VERTRAG ÜBER EINE VERFASSUNG FÜR EUROPA PRÄAMBEL heißt es:

Schöpfend aus den kulturellen, religiösen und humanistischen Überlieferungen Europas, deren Werte in seinem Erbe weiter lebendig sind und die zentrale Stellung des Menschen und die Unverletzlichkeit und Unveräußerlichkeit seiner Rechte sowie den Vorrang des Rechts in der Gesellschaft verankert haben… [Sind die Hohen Vertragsparteien nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten wie folgt übereingekommen:]

In Artikel 2 der EU-Charta werden Die Werte der Union beschrieben:
„Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte; diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und Nichtdiskriminierung auszeichnet.“

Es fällt auf, dass in dieser Präambel sowie in der Beschreibung der Werte und Ziele jeder Bezug auf Gott und die christlichen Wurzeln des Abendlandes fehlt. An der Stelle Gottes wird in der Präambel „die zentrale Stellung des Menschen“ betont. Dementsprechend finden sich dann die „Werte“ eines atheistischen Humanismus, vor allem der Gedanke des Pluralismus und der Toleranz. Pluralismus und (Sach-)Toleranz  schließen aber gerade feste Werte aus, wie sie uns etwa in den Zehn Geboten der Bibel vermittelt werden. Pluralismus und Toleranz – das bedeutet praktisch: Duldung unterschiedlichster Meinungen und Wertvorstellungen, auch wenn sie in Widerspruch zu Gottes Willen und Geboten stehen. Diese gottlose Basis des neuen Europa zeigt sich besonders folgenreich in Artikel 21 der EU-Charta über „Nichtdiskriminierung“, wo es heißt:

„Diskriminierungen insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung sind verboten.“

Unter „Diskriminierung“ wird die Herabsetzung eines Menschen – etwa aus den genannten Gründen – verstanden. Die entscheidende Frage freilich ist: Wann beginnt der „Straftatbestand“ Diskriminierung? Bei einer üblen Beschimpfung (die in der Tat abzulehnen und zu ahnden ist) – oder aber bereits bei einer von der Bibel her gebotenen sachlichen Kritik? Darf ein Christ etwa nicht mehr sagen: „Wer einer nichtchristlichen Religion anhängt, kann gemäß Joh 14,6 nicht zu Gott dem Vater kommen.“ Oder: „Wer Homosexualität praktiziert, tut Sünde.“?

Hier tut sich ein Konflikt zwischen dem „Nichtdiskriminierungs-Gesetz“ und der ebenfalls (bisher) gesetzlich verankerten Meinungs-, Glaubens- und Religionsfreiheit auf, der den Juristen noch viel zu schaffen machen könnte. Der christliche Jurist Thomas Zimmermans schreibt hierzu:

„Es ist damit zu rechnen, dass schon in den nächsten Jahren weitere Gesetze oder Ergänzungen zu bestehenden Gesetzen erlassen werden, in denen die Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen usw. unter Strafe gestellt oder in sonstiger Weise rechtlich belangt wird. Dies kann zur Folge haben, dass Werturteile, die sich z.B. gegen Abtreibung, feministische Positionen oder Homosexualität richten, nach solchen Gesetzen für strafbar oder schadensersatzpflichtig erklärt werden. Auch berufliche Konsequenzen insbesondere für Angehörige des öffentlichen Dienstes sind dann nicht mehr auszuschließen.

Eine EU-Richtlinie vom 29.06.2000 sieht u.a. vor, dass niemand einen Vertragsabschluss wegen der Rasse oder der ethnischen Herkunft des Anderen verweigern darf. Die Bundesjustizministerin wollte diese Kriterien u.a. auch auf ´sexuelle Orientierung` ausdehnen. Danach hätte sich ein Hauseigentümer nicht mehr weigern dürfen, eine Wohnung an ein homosexuelles Paar zu vermieten. Auch ein Tendenzschutz für christliche Kirchen und Vereinigungen wäre nicht vorgesehen gewesen, so dass diese gegebenenfalls verpflichtet wären, einen atheistischen oder moslemischen Mitarbeiter einzustellen. Auf Grund starker Proteste u.a. auch aus Wirtschaftskreisen ist diese Richtlinie bislang noch nicht in geltendes Recht umgesetzt worden, jedoch ist weiterhin jederzeit damit zu rechnen.

In Schweden wurde im Herbst 2002 mit großer Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, wonach u.a. kritische Äußerungen über Homosexualität und Homosexuelle mit Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren bestraft werden. Dies soll auch dann gelten, wenn sich der Äußernde auf die Bibel beruft; die entsprechenden Bibelstellen sollen wohl noch zitiert werden dürfen, nicht aber als weiterhin verbindliches Wort Gottes verkündigt werden dürfen. Es ist anzunehmen, dass solche Gesetze nicht auf Schweden beschränkt bleiben und auch in den anderen EU-Staaten die erforderlichen Mehrheiten finden werden.“  

6. Die Prophetie Daniels über die vier Weltreiche

Kapitel Daniel 2 geht es um einen Traum, in dem vier Weltreiche geoffenbart werden. Zunächst wird ein goldenes Haupt erwähnt – das ist das babylonische Weltreich (625 bis 538 v. Chr.). Dann kommt der silberne Brustteil, der etwas länger ist, auch entsprechend der Jahreszahlen, die dann zu sehen sind – das ist das Reich der Meder und Perser (538 bis 331 v. Chr.). Dann kommen der Bauch und die Lenden aus Kupfer: Griechenland (331 bis 168 v. Chr.). Und schließlich wird ausführlich das vierte Reich beschrieben:

“Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen. Daß du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt. Und daß die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: zum Teil wird’s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und daß du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht einander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt. Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein andres Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben, wie du ja gesehen hast, daß ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden vom Berg herunterkam, der Eisen, Kupfer, Ton, Silber und Gold zermalmte…” (Dan 2,40-45).

Das vierte Reich wird ein zerteiltes Königreich sein. Und es wird Eisenhärte haben. Viele Ausleger  – und auch ich – deuten dies auf Rom. Rom teilte sich in Ost- und Westrom und besaß die Härte des Eisens. Es betrieb große Kriegszüge, in denen es mit brachialer Gewalt viele Völker unterjochte. Schließlich ist es selber zerbrochen wie Ton. Es gibt auch Stellen in der Johannesoffenbarung, die darauf hinweisen, etwa Offb 17,8, wo von dem “Tier” gesprochen wird, das “gewesen ist, nicht ist und wieder aufsteigen wird”. Diese Stelle läßt sich auf Rom beziehen: Es ist äußerlich untergegangen, wird aber am Ende der Tage wieder entstehen. Rom folgte auf Griechenland, und wie Eisen alles zermalmt, so zermalmte es durch seine Kriegszüge seine Feinde.

Wir müssen jetzt noch eine weitere Stelle betrachten, Daniel 7,1-27. Hier ist die Rede von vier Tieren: das erste wie ein Löwe, das zweite wie ein Bär, das dritte wie ein Panther und das vierte schrecklich anzusehen mit verschiedenen Hörnern. In Daniel 7 wird dies so ausgelegt, daß diese vier Tiere vier Königreiche sind, die auf Erden an die Macht kommen werden.

Die Ausleger sind sich einig, dass es sich bei den drei ersten Reichen um das babylonische (625‑538 vor Christus), das medo-persische (538‑331 vor Christus) und das griechisch-hellenistische Weltreich (331‑168 vor Christus) handelt. Das vierte Reich wird häufig auf Rom (seit 168 vor Christus) gedeutet: Es ist zunächst geeint, bricht dann in Ost- und Westrom auseinander, verschwindet eine Zeitlang von der politischen Weltbühne und steht am Ende der Zeiten wieder auf (vergleiche Dan 2,39‑43; Offb 17,8). Das wiedererstandene römische Reich teilt sich dann in zehn Staaten (vergleiche die zehn Hörner in Offb 17,12), die manche Ausleger mit den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) gleichgesetzt haben. Die Geschichte hat gezeigt, dass diese Rechnung nicht stimmt, denn bereits 1986 wurde die Zehnzahl überschritten.

Deshalb neige ich eher der Deutung zu, die zum Beispiel Arnold Fruchtenbaum gibt, und aktualisiere sie nachfolgend. Fruchtenbaum begrenzt das vierte Reich nicht nur auf Rom im begrenzten geographischen Sinn, sondern fasst es weiter: als imperialistisches Reich, das die anderen Länder „frisst“ (Dan 7,19). Dieses Reich durchläuft fünf Phasen:

1. Das geeinte Stadium = Römisches Reich in der Antike.

2. Das zweigeteilte Stadium = die Teilung in Ost- und Westrom, die sich im politisch-religiösen Zweigestirn Rom-Konstantinopel und im zwanzigsten Jahrhundert schließlich im Ost-West-Konflikt fortsetzt. Dieses Stadium hörte meines Erachtens im Jahr 1989 auf, als der „kalte Krieg“ endete. Als nächstes kommt:

3. Das Weltherrschaftsstadium: Der Gedanke der „Neuen Weltordnung“ wird verkündet und gewinnt immer mehr Einfluss. Diesem wiederum folgt:

4. Das Zehn-Reiche-Stadium: Die zehn Reiche sind vielleicht zehn Verwaltungsbezirke, in welche die Welt zwecks besserer Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit aufgeteilt wird. Diese Möglichkeit ist meines Erachtens realistischer als die (überholte) Deutung auf Europa oder einen Staatenblock um das Mittelmeer herum.

5. Das Antichrist-Stadium: Die Deutung „zehn Reiche gleich Staatenblock um das Mittelmeer“ vertritt ‑ mit aller gebotenen Vorsicht ‑ zum Beispiel Marius Baar. Er schreibt:
„1968 haben sich in Beirut zehn arabische Länder zur OAPEC (Organisation arabischer ölausführender Länder) zusammengeschlossen … Wenn ich noch nicht davon ausgehe, dass wir hier schon die zehn Könige finden, so bin ich deshalb nicht weniger davon überzeugt, dass die zehn Könige, die ihre Macht dem Tier ‑ das nicht ist und wiederkommt ‑ übergeben, in dem fünften Reich aus Daniel 2 demnach in der Welt der Propheten zu suchen sind (siehe Offb 17,13), die in Verbindung mit oder gerade um Israels willen die Weltbühne betreten und eines Sinnes gegen Jahweh und seinen Gesalbten sein werden.“

Obwohl diese Deutung im Blick auf die Situation Israels manches für sich hat, gehe ich doch vom biblischen Gesamtkontext her davon aus, dass es sich beim antichristlichen System (bzw. seiner Vorstufe) um eine weltweite Herrschaftsausübung handelt. Die Staaten um das Mittelmeer herum oder auch Europa könnten innerhalb dieses Systems eher einzelne Verwaltungsbezirke von den zehn sein. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass das wiedervereinigte Europa – ungefähr auf dem Gebiet des antiken Römischen Reiches liegend und mit dem Vatikan in seinem Zentrum – bei der Vereinigung der Welt eine zentrale Rolle spielen könnte (siehe insbesondere die Rolle der Römisch-Katholischen Kirche, auf die ich weiter unten eingehe).
Solche Pläne, die Welt in zehn Verwaltungsbezirke zu gliedern, finden sich übrigens in Veröffentlichungen des einflussreichen Club of Rome. Der Club of Rome teilte in Plänen aus den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts die Welt in die folgenden zehn Wirtschaftsräume auf:

1.   Kanada und USA;
2.   Europäische Gemeinschaft (EG);
3.   Japan;
4.   Israel, Südafrika und Australien;
5.   Comecon-Staaten (= Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe);
6.   Lateinamerikanische Freihandelszone;
7.   Arabische Liga;
8.   Organisation für Afrikanische Einheit (OAU);
9.   Nichtkommunistische Staaten Asiens und des Südpazifiks;
10. China und kommunistisches Asien.

Vorstufen solcher Verwaltungsbezirke könnten zum Beispiel auch die bereits existierenden wirtschaftlichen Zusammenschlüsse sein, die in ihrer Zielsetzung der EU entsprechen, zum Beispiel die arabischen OPEC-Länder, die Contadora-Staaten, die Staaten des Zentralamerikanischen Gemeinsamen Marktes, die AKP- (Afrika-, Karibik-, Pazifik-)-Staaten und die ASEAN-Staaten (Ostasien).

Während des Zehn-Reiche-Stadiums – so sagt es uns die Bibel weiter – wird der Antichrist auftreten, drei Reiche vernichten und die restlichen sieben unterwerfen (vergleiche Dan 7,7f.24; Offb 17,12ff.). Dann kann er seine absolute Herrschaft ausüben. Zentren der antichristlichen Herrschaft könnten durchaus in Rom (vergleiche Offb 17f.; 1. Petr 5,13) und in Jerusalem (vergleiche Dan 9,27; 2. Thess 2,4) liegen.

Freilich handelt es sich hierbei nur um eine mögliche Deutung. Zu oft schon ist es anders gekommen, als Menschen es sich in übergenauer Konstruktion ausgedacht haben. So möchte obiges System nur ein Anstoß zum Nachdenken und weiteren Beobachten der weltpolitischen Entwicklung sein.

Fest steht allerdings Folgendes:

Die Weltgeschichte entwickelt sich – besonders auffallend seit dem Ende des 20. Jahrhunderts – auf einen Punkt zu, an dem die Menschheit aus eigener Kraft versucht, ein Friedensreich zu bauen. Sie betreibt damit nichts anderes als den Versuch, das tausendjährige messianische Friedensreich Jesu Christi (vergleiche Offb 20,1-6) aus eigener Kraft vorwegzunehmen. Die Bibel spricht deutlich davon, dass diese Bemühungen der vereinigten Menschheit ohne den einen, lebendigen Gott der Bibel im Antichristlichen ‑ im zweiten Turmbau von Babel (1.Mose 11,1‑9; Offb 17) ‑ enden werden. Doch dieses Friedensreich hat keinen Bestand. Es ist ein Reich „aus Ton und Eisen gemischt“ ‑ eine Einheit ohne Wahrheit, eine Einheit durch Vermischung unterschiedlicher Ideologien und Religionen (vergleiche Dan 2,33.43). Jesus wird sein Gericht über dieses „Sein-Wollen-wie-Gott“ der Menschheit halten: „Wenn sie sagen werden: Es ist Frieden! Es hat keine Gefahr! ‑ dann wird das Verderben schnell über sie kommen“ (1. Thess 5,3).  

7. Das wiedererstehende Römische Reich und die Römisch – Katholische Kirche

Am 29. Oktober 2004 wurde die Verfassung der Europäischen Union von Staats- und Regierungschefs aus 25 Ländern auf dem Kapitol in Rom unterzeichnet. Radio Vatikan kommentierte: „Den Text der Verfassung, der völlig ohne die Worte Gott oder Christentum auskommt, unterzeichnen alle – Ironie der Geschichte – unter einer großen, historischen Papststatue.“

War dies wirklich nur eine Ironie der Geschichte? Warum hat man denn gerade diesen symbolträchtigen Ort gewählt? Hat der Vatikan vielleicht doch mehr mit der Vereinigung Europas zu tun, als viele denken?

Am 30.10.2004 jedenfalls, einen Tag nach der Unterzeichnung, wurde der Papst mit folgenden Worten zitiert: „Die Unterzeichnung ist ein Ereignis, das auf gewisse Weise den Prozess der Erweiterung (der EU; L.G.) abschließt. Europa wurde um jene Staaten erweitert, die immer an der Herausbildung der spirituellen und institutionellen Fundamente des alten Kontinentes mitgearbeitet haben, die aber gleichzeitig in den vergangenen Jahrzehnten an den Rand dieses Kontinentes gedrängt waren. Der Heilige Stuhl und ich persönlich haben diesen Erweiterungsprozess unterstützt, damit Europa mit seinen zwei Lungenflügeln atmen kann: dem Geist des Westens und dem Geist des Ostens … Obwohl in der EU-Verfassung ein ausdrücklicher Verweis auf die christlichen Wurzeln fehlt, die doch die Kultur aller heutigen EU-Nationen bestimmt, bin ich zuversichtlich, dass die Werte des Evangeliums weiterhin die Bemühungen jener Menschen inspirieren, die für das Antlitz Europas verantwortlich zeichnen. Und ich hoffe, dass Europa dieses spirituelle Erbe als Basis seiner Einheit bewahrt.“

Immer wieder hat Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) seinen Willen zur europäischen und weltweiten Vereinigung unüberhörbar bekundet, so z.B. bei dem interreligiösen Friedensgebetstreffen in Assisi im Oktober 1986 oder bei seiner Ansprache an die südwestdeutschen Bischöfe vom 21.12.1992. Dabei sagte er:
„Ich begrüße Eure Initiative, sich der umfassenden Herausforderung des europäischen Einigungsprozesses, gemeinsam mit den Katholiken in allen Ländern Europas, zu stellen. Dabei bin ich sicher, daß ihr wie bisher die Aufgaben in dem noch umfassenderen Einigungsprozess auf dem Weg zur einen Welt nicht aus den Augen verlieren werdet.“

Ebenso äußerte sich Wojtylas Nachfolger im Papstamt, Benedikt XVI., bereits im Jahre 1995 (noch als Joseph Kardinal Ratzinger): „Der Gedanke der Nation muß durch den europäischen Gedanken ergänzt und erweitert werden, der wiederum in die weltweite Verantwortung aller Kulturen füreinander in der einen Welt einzufügen ist.“

Auch die Europafahne gibt einen Hinweis auf den Einfluß der Römisch-Katholischen Kirche auf das vereinte Europa. Sie besteht aus einem Kreis aus zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf blauem Grund. In der Internet-Enzyklopädie Wikipedia wird festgestellt:

„Entwicklungsgeschichtlich geht die Europaflagge auf die Flagge der Paneuropäischen Bewegung zurück. Bei dieser entstammen die zwölf Sterne (plus Sonnenscheibe und Kreuz) der Bibel: Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen (Offenbarung 12,1).

Ohne wirklichen Anhaltspunkt im Bibeltext, wird diese Erscheinung von der Römisch-Katholischen Kirche immer wieder auf Maria, die „Mutter Gottes“, gedeutet. Es kann sich aber – vom biblischen Kontext her – kaum um Maria handeln, sondern eher um ein Symbol für Israel oder die Gemeinde.

Dennoch hat diese Erscheinung bzw. ihre katholische Auslegung die Gestaltung der Europafahne stark beeinflusst. Nach katholischer Vorstellung ist Maria die Herrin Europas. Wir erinnern uns, dass auch Otto von Habsburg, ein überzeugter Katholik, jahrzehntelang sowohl der Paneuropa-Union als auch dem „Orden vom Goldenen Vlies“ vorstand, der Maria geweiht ist. Papst Pius XII. hatte bereits am 24.12.1941 den Appell ausgegeben, „ein neues Europa und eine neue Welt aufzubauen“. Immer wieder haben „Marien – erscheinungen“  –  in Wirklichkeit „spiritistische Phantome“ (E. M. Slade) – über ihre Medien dazu aufgerufen, Europa und die Welt zu vereinigen und diese „dem Herzen Marias zu weihen“.

Obwohl manche denken, Papst Benedikt XVI. sei „reformatorischer“ als seine Vorgänger, darf man sich doch über seine tiefreichende katholische Prägung und unbiblische Marienverehrung keine Illusionen machen. So versprach er z.B. den Teilnehmern des Weltjugendtages in Köln im August 2005 unter bestimmten Voraussetzungen einen Ablaß (!) ihrer zeitlichen Sündenstrafen im Fegefeuer. Und so hielt er wenige Tage vor diesem Kölner Großereignis in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo eine Ansprache anläßlich der „Himmelfahrt Marias“, in der er ausführte:

„Wie Christus mit seinem verherrlichten Leib von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, so wurde die ihm voll zugesellte Jungfrau mit ihrer ganzen Person in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen … Ich bitte die in den Himmel aufgenommene Jungfrau Maria um ihren Beistand für die jungen Teilnehmer des Weltjugendtages … In und mit Gott ist sie jedem von uns nahe, kennt unsere Herzen, kann unsere Gebete hören, kann uns mit ihrer mütterlichen Freundlichkeit helfen und ist uns gegeben, wie der Herr sagte, als eine Mutter, zu der wir uns in jedem Augenblick wenden können. Sie hört uns immer zu, ist uns immer nahe und besitzt als Mutter des Sohnes Anteil an der Macht des Sohnes und seiner Gottheit.“

8. Brautgemeinde gegen Babylonkirche

Die Vereinigung der Menschheit geht heute mit Riesenschritten voran. Die Frage stellt sich: Nähern wir uns der Weltherrschaft des Antichristen in Verbindung mit der Hure Babylon?

Denn zur Person des Antichristen gehört Babylon, das mit 1. Mose 11 (Turmbau zu Babel) zusammenhängt. Babylon ist das System, das mit dem Antichristen kooperiert. Die Hure Babylon ist die vom lebendigen Gott abgefallene, religiöse Welt, die dem Antichristen huldigt. Die Stadt Babylon ist die wirtschaftliche und soziale Welt, in welcher der Handel und der Verkehr gemäß Offenbarung 18 stattfinden. Der Name “Babylon” könnte damit zusammenhängen, daß das Ereignis von Babel (Sprachenverwirrung) wieder aufgehoben wird, indem man die Einheit der Welt auf allen Gebieten erstrebt: durch das politische Welteinheitsreich, durch das wirtschaftliche Einheitssystem und durch die Einheitsreligion, die eben die antichristliche Anbetungsreligion sein wird. Nun stellt sich mit Macht die Frage: Bestehen Zusammenhänge zwischen der Hure Babylon und Rom?

Die “sieben Hügel” in Offb 17,9 deuten durchaus auf Rom hin. Gerade in der damaligen Zeit, in der die Johannesoffenbarung entstanden ist, hat jeder sicherlich sofort an Rom gedacht, wenn er von den sieben Hügeln hörte. Es waren ja zum Großteil sehr problematische Kaiser, die im 1. Jahrhundert nach Christus herrschten, so daß die Anspielung auf Rom nicht verwunderlich war.

Ferner finden sich verschiedene Kennzeichen, welche auf die Römisch-Katholische Kirche zutreffen, in deren Lokalisierung und Struktur sich auf eine gewisse Weise das römische Reich fortsetzt. “Katholisch” bedeutet wörtlich “allumfassend”. Schon durch diese Selbstbezeichnung wird in der Deutung Roms der Anspruch auf Weltherrschaft oder zumindest globale Einflußnahme offen ausgesprochen. Es besteht wirklich ein universaler Anspruch des Papsttums, vor allem die Jurisdiktionsgewalt über alle katholischen Herrscher und im Grunde auch über die anderen Regenten. Der Papst hat als “Vertreter Christi und Petri” die oberste Gewalt der Rechtsprechung auf Erden.

Die römische Kirche benutzt auch heute noch Latein als Sprache. Ihre Würdenträger sind mit wertvollen Stoffen, Scharlach und Purpur, bekleidet, was auch in Offenbarung 17 und 18 eine gewisse Rolle spielt. Die römisch-katholische Kirche ist sehr reich. Der Papst trug bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil öffentlich drei aufeinandergesetzte Kronen, die “Tiara”. Rom besitzt ungeheure Kunstschätze und Reichtümer. Es ist “trunken vom Blut der Heiligen” (Offb 17,6), es hat – etwa anfangs als römische Staatsmacht und später durch die Inquisition der römisch-katholischen Kirche – viele Gläubige verfolgt und getötet. Heute ist Rom – neben dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf – Vorreiter einer “interreligiösen Ökumene” mit dem Ergebnis einer antichristlichen Vermischung der Religionen und dem Entstehen einer Welteinheitsreligion. Das hat sich etwa bei den sogenannten “Friedensgebetstreffen” der Religionen in Assisi/Italien und an anderen Orten auf Initiative des Papstes auf schockierende Weise gezeigt.

Dennoch ist die Identifikation der Hure Babylon (Offb 17 f.) mit der römisch-katholischen Kirche meines Erachtens zu eng. Ich stimme René Pache zu, der schreibt:
“Die Hure stellt nicht lediglich eine bestimmte Gruppe von Abgefallenen dar, sondern alle falsche Religion auf Erden. Es hat viele falsche Christen bei den Katholiken gegeben, aber ebenso bei den Protestanten, den Orthodoxen und anderswo. Geistlichen Ehebruch begehen alle, die ihr Herz zwischen Gott und der Welt teilen, die bei einem strengen Dogma die Bekehrung ablehnen, die vom Glauben an die Bibel abweichen, indem sie die Gottheit Jesu Christi und die Sühnekraft seines Blutes leugnen, alle, welche Andersgläubige verfolgen … Die große Hure ist die abgefallene Kirche, die Jesu Eigentum zu sein gelobte und nun mit der Welt Ehebruch treibt.”

Das tut eben nicht nur Rom, sondern das geht leider quer durch die Konfessionen hindurch. Dabei schließe ich nicht aus, dass Rom durch seine Macht und seinen Einfluß hierbei eine Schlüsselrolle übernimmt und viele auch aus anderen Konfessionen verführt.

Was sagt die Heilige Schrift über den Unterschied zwischen Hure Babylon und Brautgemeinde Christi?

Die Gemeinde ist die Braut. –  Die Hure ist die von Gott abgefallene Kirche, die nichts mehr mit seiner Wahrheit zu tun hat.
Die Gemeinde ist Christus untertan. – Die Hure aber sitzt auf dem Tier (Offenbarung 17,3).
Die Gemeinde ist das neue Jerusalem,  – die Hure das große Babylon.
Die Gemeinde ist ein Organismus, durch Gottes Geist geprägt und belebt, – während Babylon eine Weltorganisation ist, die aufgebaut wird durch Druck, Zwang und falsche Religiosität.
Die Gemeinde geht durch irdische Niedrigkeit, Verachtung und Verfolgung hindurch zur himmlischen Herrlichkeit (Mt 10,9 f.; 24,9-13; 2. Tim 3,12). – Die Hure ist auf Geld und Macht aus (Offb 17,4.18; 18,7.9-19); sie ist äußerlich prachtvoll, aber innerlich tot (vergleiche Offb 3,1).
Die Gemeinde paßt sich dem Zeitgeist nicht an, sondern ist Salz und Licht der Welt (Mt 5,13 ff.; Röm 12, 1; 1. Joh 2,15-17). – Die Hure stellt sich der Welt gleich und vertauscht Gottes Geist mit dem Zeitgeist (Offb 17,2; 18,3).
Die Gemeinde hält Jesus Christus als dem einzigen Herrn und Erlöser die Treue und lehnt jede Religionsvermischung ab (Joh 14,6; Apg 4,12). – Die Hure betreibt “Hurerei”, das heißt: sie setzt heidnische Götzen mit dem Gott der Bibel gleich und vermischt die Religionen und Ideologien (Offb 17,2.5.15; vergleiche Hos 1,2; 3,1).
Die Gemeinde setzt sich zusammen aus Gläubigen in allen Denominationen, die nur Gott wirklich kennt (Joh 17,20-26). – Die Hure bringt die wahrhaft Gläubigen zunehmend in Bedrängnis (Offb 17,6).
Die Gemeinde fällt nicht auf falsche Zeichen und Wunder herein, sondern orientiert sich allein am Wort der Heiligen Schrift (Jer 23,28; 2. Tim 3,14-17). – Die Hure lenkt durch falsche Zeichen und Wunder von den rettenden Wunden Jesu ab (vergleiche Mt 24,24; 2. Thess 2,9; Offb 13,13).
Die Gemeinde wartet auf Jesu Wiederkunft (Mt 24 f.; 2.Petr 3,11 ff.); sie bereitet Christus den Weg, indem sie viele in seine Nachfolge ruft (Mt 24,14). – Die Hure bereitet dem Antichristen den Weg, der sie zunächst für sein religiöses Gaukelwerk mißbraucht, um sie anschließend fallenzulassen (Offb 17,3.16). Die Religion Babylons vermischt also sämtliche Ideologien und Religionen miteinander und möchte sie unter Umgehung der Wahrheit Gottes zum antichristlichen Einheitssystem verbinden: Die falsche Einheit nach Offb 17 und 18 ist am Entstehen.

Die wahre Einheit hingegen ist die Einheit nach Johannes 17: die Einheit aller derjenigen – und nur derjenigen! -, die an Jesus Christus als den lebendigen Sohn Gottes glauben, ihn lieben und ihm durch alle antichristlichen Wirren hindurch die Treue halten.
Jesus Christus selber beschreibt diese wahre Einheit mit folgenden Worten in seinem Gebet zum Vater:

“Ich bitte aber nicht allein für sie (meine Jünger), sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast” (Joh 17,20 f.)

Heute geht die falsche Einheit mit Riesenschritten voran. Es gibt eine “Globalisierung” in der Politik und Wirtschaft, aber leider genauso in christlichen Kirchen und Gemeinden. Alle Religionen und Konfessionen sollen zusammenrücken um des äußeren und inneren Friedens willen. Einheit und Friede werden über Eindeutigkeit und Wahrheit gestellt. Der Maßstab ist nicht mehr “allein Christus”, “allein der Glaube” und “allein die Heilige Schrift”, sondern eine falsch verstandene Liebe (ohne Wahrheit), eine Selbstverwirklichungs-Ideologie und ein “Evangelium” zum Wohlfühlen. Hier sollten wir äußerst wachsam sein.

 Das Buch zur Vertiefung: Lothar Gassmann, Europa – das wiedererstehende Römische Reich?, 62 Seiten, 4,50 Euro

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Satan-der Widersacher Gottes (Sauer)

Erich Sauer

Satan ‑ der Widersacher Gottes

 

Auch Satan hat seine Geschichte. Es ist die klare, eindeutig erkennbare Lehre der Heiligen Schrift, daß Satan keine bloße, abstrakte Idee, sondern eine konkrete, person­hafte, übersinnliche Realität ist, ein mit höchster Intelligenz begabtes, zwar ge­fallenes, aber nichtsdestoweniger überaus machtvolles Geistwesen. Gerade seine Werke zu zerstören und die gefallene Schöpfung für Gott zurückzugewinnen und in Gott und für Gott zu verklären, war der Hauptsinn des Erlösungswerkes Christi (1. Joh. 3, 8).

Die Heilsgeschichte der Bibel läßt sechs aufeinanderfolgende Hauptzustände Satans und des Dämonischen erkennen. Diese sind von verschiedener Zeitdauer.

Luzifer in der höchsten Himmelswelt

Wenn auch die Heilige Schrift von den allerletzten, übersinnlichen Hintergründen des Weltall‑Geschehens nur wenig andeutet und auch nur mit der größten Zurück­haltung vom Ursprung und der Zulassung des Bösen spricht, so muß es dem bib­lischen Denken doch feststehen, daß der gewaltige Engelfürst, der heute, als Satan, der große „Widersacher“ Gottes ist, nicht immer von vornherein in diesem Zu­stand gewesen sein kann. Denn wenn Gott der Schöpfer des gesamten Universums ist (Kol. 1, 16), muß auch Satan, seiner Existenz nach, auf Ihn zurückgeführt wer­den. Dann aber ist klar, daß, weil Gott der Heilige nichts Sündiges und Gemeines unmittelbar aus Seiner Schöpferhand hervorgehen lassen kann, dies Geschöpf nicht von vornherein böse, sondern fleckenlos und rein gewesen sein muß. Und darum muß es auch erst später, an einem uns nicht erkennbaren, urweltlichen Zeitpunkt und auf eine uns völlig unerklärbare Weise, den ersten, bösen Gedanken gefaßt haben und von Gott abgefallen sein. Aus gewissen Hinweisen der Schrift läßt sich die Vermutung gewinnen, daß in Sonderheit Hochmut das Wesen dieser dämo­nischen Ursünde gewesen ist. So war Satan ursprünglich ein „Lichtträger“ (lat. Lucifer) göttlicher Herrlichkeit. Ja, es scheint, daß ihm, als einem der besonderen Engel‑Bezirksfürsten, ein großer Teil des Universums zur Verwaltung „übergeben” worden war (vgl. Luk. 4, 6!). In diesem ursprünglichen Lichtzustand (vgl. Hes. 28, 14) war dieser Engelfürst Gottes in der höchsten Himmelswelt.

Satan in den niederen „himmlischen Örtern“

Doch dann trat dieses Urereignis ein, das aller Not im Universum zugrunde liegt. Luzifer fiel von Gott ab und stand fortan als Fürst eines organisierten Gegenreichs Gott und Seinem Lichtreich entgegen. Er war „Feind” und „Wider­sacher” geworden. Mit diesem Fall war sein Sturz aus den höchsten Himmels­regionen verbunden. „Ich sah den Satanas vom Himmel herabfallen wie einen Blitz“, erklärt Christus (Luk. 10, 18). Satans Weltbezirk wurde mit in die Auswirkungen seines Falles hineingezogen. Er selbst blieb in den niederen Himmelsregionen (Eph. 6, 12) der „Fürst der Gewalt der Luft“ (Eph. 2, 2). Doch hat er auch von hier aus, wie die Geschichte Hiobs (Hiob 1, 6; 2, 1), die Weissagungen des Sacharja (3, 1) und die Offenbarung des Johannes (12, 10) beweisen, für be­stimmte Gelegenheiten Zutritt zum Himmelsthron. In diesen niederen „himmlischen Örtern“ bleibt er, bis er in der Endzeit mit seinen Engeln und Dämonen vom Erzengel Michael auf die Erde „herabgeworfen“ werden wird (Off. 12, 7‑13).

Im einzelnen sind für diese ganze, unübersehbar lange Zeit drei Haupt‑Unter­zeitabschnitte erkennbar:

a) Satan als Widersacher Gottes in der vormenschlichen Erdenzeit: Von seinem Fall bis zur Erschaffung des Menschen. In dieser Zeit ist Satan der Herr der verheerten Schöpfung.

b) Satan als Widersacher Gottes in der vorchristlichen Mensch­heitszeit. In dieser Zeit ist Satan, nach seinem Sieg über den Menschen (1. Mos. 3), der unbesiegte Herr der von ihm besiegten Menschheit: vom Sünden­fall des Menschen bis zum Kreuzestod Christi.

c) Satan als Widersacher Gottes in der christlichen Gemeindezeit. Dieser Zustand währt vom Kreuzessieg Christi bis zum Herabgestoßenwerden Satans auf die Erde durch den Erzengel Michael (Off. 12, 7‑13). In dieser Zeit ist Satan der grundsätzlich durch das Kreuz Besiegte, aber doch noch ‑ außerhalb der Gemeinde (Kol. 1, 13) ‑ auf Erden regierend.

So setzt mit dem Sündenfall des Menschen in der Menschheitsgeschichte gleich­sam eine schwarze Schlangenlinie ein. Sie züngelt sofort nach drei Rich­tungen:

in die Unterwelt ‑ dort schafft sie die Todeslinie; denn der Sold, den die Sünde zahlt, ist der Tod (Röm. 6, 23),

in die Menschenwelt ‑ dort schafft sie die Dämonisierung der Völkergeschichte (vgl. Dan. 10, 13; 20) und

in die obere Geisterwelt ‑ dort ist Satan fortan, auch im Hinblick auf die Ent­wicklung des Menschen, der „Fürst der Gewalt der Luft“ (Eph. 2, 2).

Dann aber trat jenes gewaltige Ereignis ein. Satan wurde am Kreuz grundsätz­lich besiegt. Der Fürst der Welt wurde gerichtet, der Starke vom Stärkeren über­wunden (Matth. 12, 29), der Schlange der Kopf zertreten (1. Mos. 3, 15). Und mit dem Fürsten der Finsternis wurde auch sein Reich überwunden. Durch das Kreuz hat der „in die Ferse Gestochene“ die Fürstentümer und Gewalten ausgezogen, ihrer Rüstung beraubt, sie öffentlich an den Pranger gestellt und Triumph über sie ge­halten (Kol. 2, 15). Von nun an kommt es zu einer fortschreitenden Entdämonisie­rung der Menschheit. Denn jedesmal, wenn ein Mensch durch den Glauben die Heilswirkungen des Gekreuzigten für sich in Anspruch nimmt, wird seine Persön­lichkeit ‑ dieser Teilbezirk der Herrschaft Satans ‑ dem Bösen entwunden. Der Fürst der Welt wird „hinausgeworfen“ (Joh. 12, 31), ein Teil seines Reiches ist ent­dämonisiert, und der Gerettete ist aus der Obrigkeit der Finsternis versetzt in das Königreich des Sohnes Gottes. So ist Satan in Wirklichkeit der große Verlierer. Zwar bleibt er zunächst noch eine Majestät, wenn auch eine gefallene und finstere (Judas 9); zwar sucht er noch mit Macht und List den Menschen zu verblenden (2. Kor. 4, 4), zu beherrschen und zu verderben (Eph. 2, 2); zwar sucht er sogar die Erlösten und Erretteten zu belasten und anzuklagen; aber dennoch bleibt es bestehen, daß Christus der Sieger ist und die Seinen an Seinem Siege teilhaben werden.

Zuletzt aber wird es zu dem entscheidenden Endkampf kommen.

Satan auf der Erde

Alles steigert sich zur Endkrise hin. Darum werden die Gegensätze nicht all­mählich ausgeglichen, sondern verschärft. Darum ist das Ende der Namenchristen­heit nicht etwa eine schließlich erreichte Kulturverchristlichung, sondern das Anti­christentum. Darum ist auch die Endentwicklung zugleich der Entscheidungskampf zwischen Gott und dem Teufel. Dabei aber wird Satan, trotz all seines Wütens, der Unterlegene sein. Es entsteht „ein Kampf in dem Himmel“, und Michael und seine Engel werfen den Drachen und seine Engel auf die Erde herab (Off. 12, 7‑9). Zwar bedeutet dies, daß Satan jetzt in ganz besonderer Weise auf der Erde wüten, die ungläubige Menschheit dämonisieren, ja, ein antichristliches Völkersystem zu teuflisch inspirierter Herrschaft und Macht emporheben kann (Off. 13, 4‑8); aber dies Toben und Wüten sind doch nur die krampfhaften Zuckungen eines der Be­siegung und Fesselung anheimgegebenen, wilden Revolutionärs (Off. 12, 12).

Zuletzt kommt der Endschlag. Christus erscheint, mit Ihm die Heerscharen des Himmels (Off. 19, 11‑16), und wie Satan und die antichristliche Völkerrevolte dasvorletzte Wort in der Menschheitsgeschichte gehabt haben werden, so wird nun Christus das letzte Wort haben. „Und es wurden ergriffen das Tier und der falsche Prophet . . . und in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt“ (Off. 19, 20), und was Satan selbst betrifft, so sagt Johannes, der Prophet: „Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herniederkommen, welcher den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in der Hand hatte. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welcher der Teufel und der Satan ist, und er band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloß zu und versiegelte über ihm“ (Off. 20, 1‑3).

Satan im Abgrund

Im Zustand dieses Gefesseltseins bleibt Satan während der Zeit des Tausend­jährigen Reiches. Jetzt kann die Menschheit aufatmen. Denn die Verführungsmacht des Teufels ist ausgeschaltet (Off. 20, 3). Die schwarze Schlangenlinie, die seit dem Herabgeworfensein Satans durch den Erzengel Michael von der niederen Himmelswelt auf die Erde herabgeschnellt war und sich eine Zeit (von Off. 12 bis Off. 19) auf der Erde selbst entlanggewunden hatte, wird nun in die Unter­welt gestoßen und windet sich dort unten während dieser ganzen Zeit der tausend Jahre (Off. 20, 3; 7). Sie kann aber keinen Einfluß nehmen auf das Geschehen auf der Erde selbst. Das bedeutet für die Mensch­heit eine ungemein große Erleichterung, Gott untertan zu bleiben. Andererseits bedeutet es eine Erhöhung der Verantwortlichkeit, wenn der Mensch nun trotzdem dennoch sündigt. Daher auch die schärfere Gerichtsbarkeit im Tausendjährigen Reich.

Satan wieder auf Erden. Gog und Magog

Zuletzt aber muß auch auf diese glanzvolle Zeit des sichtbaren Gottesreiches die Probe des Erfolges gemacht werden. Auch die Völker des Millenniums sollen freie Entscheidungsmöglichkeit haben. Niemand soll Gott in der Ewigkeit gezwungen dienen. Darum „muß“ Satan nach den tausend Jahren losgelassen werden, wenn auch nur für eine „kleine Zeit“ (Off. 20, 3 b; 7).

Das Ergebnis ist erschütternd. Die Menschheit verwirft den gütigen Gott, der sie in tausendjähriger Friedensherrschaft mit einer geradezu unbegreiflichen Fülle von Segnungen überschüttet hatte und erwählt sich Seinen Todfeind, den Teufel! Dar­um ist Weltgericht und Weltuntergang die einzige Antwort, die der heilige Gott jetzt nur noch geben kann (Off. 20, 7‑15).

Satan im Feuersee

Der Teufel aber, der die Menschheit verführte, wird in den Feuer‑ und Schwefel­see geworfen, wo sowohl das Tier (der Antichrist) ist als auch der falsche Prophet (Vers l0). Ihnen folgen im letzten Endgericht vor dem Großen Weißen Thron alle, deren Namen nicht geschrieben gefunden wurden im Buche des Lebens.

Von einem Herauskommen aus dem Feuersee und einer endlichen Errettung auch der im Endgericht Verdammten weiß die Heilige Schrift nichts. Aus dem Feuersee zeigt die Bibel keine Verbindungslinien wieder zu Gott zurück. Das ist ungeheuer ernst. Hier gilt es, ganz unter der Bindung des göttlichen Wortes zu bleiben. Wie erschütternd ist dies Ganze! Wie furchtbar sind die Gewalten, die hinter aller Sünde und allem Elend eines gefallenen Menschengeschlechts stehen! Aber wie gewaltig ist erstrecht Gott! Er überwindet den Feind, macht Seine eigene Siegeskraft offenbar und schenkt allen, die sich auf Seine Seite stellen, ewiges Leben.

Darum die ernste Frage: Auf wessen Seite stehst du? Auf der Seite Gottes oder Seines Gegners? Eine Neutralität gibt es hier nicht. Entweder ist Christus dein Glück oder Satan dein Verhängnis! Bedenke: Von deiner persönlichen Stellung­nahme hängt dein eigenes, ewiges Geschick ab. Darum wähle Christus, das Leben, auf daß du lebest.

 

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Karl Marx und Satan (R.Wurmbrand)

 

KARL MARX UND SATAN

Von Richard Wurmbrand (1978)

 

Bevor Marx Volkswirtschaftler und berühmter Kommu­nist wurde, war er Humanist. Heute ist ein Drittel der Welt marxistisch. Auch viele kapitalistische Länder haben den Marxismus in der einen oder anderen Form übernommen. Es gibt sogar Christen die der Meinung sind, daß Jesus zwar die richtige Antwort auf die Frage hatte, wie man in den Him­mel kommt, aber daß Marx die Frage richtig löste, wie man den Hungrigen, Armen und Unterdrückten dieser Welt hel­fen kann.
Marx war sehr humanistisch. Eine Idee be­herrschte ihn ‑ wie man den ausgebeuteten Massen helfen könne. Er vertrat die Überzeugung, daß der Kapitalismus sie arm machte: Wäre dieses korrupte System einmal be­seitigt, so bilde sich nach einer Übergangszeit der Diktatur des Proletariats eine Gesellschaft heraus, in der jeder seinen Fähigkeiten entsprechend in Fabriken und auf Höfen arbeiten würde und seinen Bedürfnissen entsprechend entlohnt würde. Dann gäbe es keinen Staat, der über den Einzelnen herrscht, keine Kriege, keine Revolutionen ‑ nur eine anhaltende, allgemeine Bruderschaft.

Um die Massen glücklich zu machen, braucht es mehr als einen Sturz des Kapitalismus. Marx schreibt:

„Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Es muß die Illusion über seinen Zustand aufgeben, der der Illusion bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.” (Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Marx, Engels, Historisch‑kritische Gesamtausgabe, hrsg. von David Rjazanov, Marx‑Engels­-Archiv Verlagsgesellschaft, Frankfurt/Main, Abteilung I, Band 1. Halbband 1, Seiten 607‑608.)

Marx war gegen die Religion, weil die Religion die Er­füllung des kommunistischen Ideals behindert, das er für die einzige Antwort auf die Probleme der Welt hielt.

So erklären Marxisten ihre Einstellung. Es gibt auch Geistliche, die sich solcher Erklärungen bedienen. Pfarrer Österreicher (England) sagte in einer Predigt: „Der Kom­munismus, wie auch immer seine gegenwärtigen Formen aussehen mögen, ob gut oder schlecht, ist in seinem Ur­sprung eine Bewegung zur Emanzipation des Menschen aus der Ausbeutung durch seine Mitmenschen heraus. Soziolo­gisch gesehen stand und steht die Kirche auch heute noch größtenteils auf der Seite der Ausbeuter der Welt. Karl Marx, dessen Theorien seine Leidenschaft für Gerechtigkeit und Brüderlichkeit kaum verbergen und die ihre Wurzel in den hebräischen Propheten hat, hasste die Religion, weil sie als Instrument zur Erhaltung eines Status quo eingesetzt wurde, in dem Kinder Sklaven waren und sich zu Tode arbeiteten, um andere hier in Großbritannien reich zu machen. Es war keine billige Redensart, wenn man vor hun­dert Jahren sagte, daß Religion das Opium der Masse sei . . . Als Mitglied des Leibes Christi müssen wir zu ein­facher Reue kommen und wissen, daß wir in tiefer Schuld eines jeden Kommunisten stehen” (Predigten, St. Mary’s, Fontana, 1968.)

Ich bin Christ. Auch ich liebe die Menschen und möchte ihr Wohl. Ohne Skrupel würde ich Anarchismus, Kommu­nismus, Demokratie oder Faschismus annehmen, wenn das dem Glück der Menschen dienen würde. Ich habe eine Menge Zeit damit verbracht, die Denkweise von Marx zu studieren und zu verstehen, und habe ein paar überraschen­de Dinge herausgefunden, die ich dem Leser gerne über­mitteln möchte.

Der Marxismus macht Eindruck, weil er Erfolg hat, aber Erfolg beweist noch lange nichts. Auch Medizinmänner haben Erfolg. Erfolg bestätigt sowohl Irrtümer als auch Wahrheiten. Fehler sind unbezahlbar. Sie öffnen den Weg zu tiefer Wahrheit. So wollen wir einige Werke von Marx analysieren, ohne Rücksicht auf ihren Erfolg.

In seiner frühen Jugend war Karl Marx Christ. Sein Reli­gionsaufsatz im Abitur trägt den Titel „Die Vereinigung der Gläubigen mit Christo” (nach Joh. 15, 1‑14) Darin lesen wir die herrlichen Worte:

„So besteht die Vereinigung mit Christo aus der innig­sten, lebendigsten Gemeinschaft mit ihm darin, daß wir so von Christi Liebe durchdrungen sind, daß wir unser Herz zugleich den Brüdern zuwenden, die er inniger mit uns ver­bunden und für die er sich auch geopfert hat.”(Marx und Engels, Ges. Werke Teil I, Intern. Publishers, New York 1974)

Also kannte Marx einen Weg, wie Menschen liebevolle Brüder werden konnten ‑ durch das Christentum.

Er fährt fort:
„Also leiht die Vereinigung mit Christo innere Erhebung, Trost im Leiden, ruhige Zuversicht und ein Herz, das der Menschenliebe, das allem Edlen, allem Großen, nicht aus Ehrgeiz, nicht aus Ruhmsucht, sondern nur Christi wegen geöffnet ist. Ebenso gibt die Vereinigung mit Christo eine Freudigkeit, die der Epikuräer vergebens in seiner leicht­fertigen Philosophie, der tiefere Denker in den verborgen­sten Tiefen des Wissens zu erhaschen strebt. Eine Freudig­keit, die das Leben schöner gestaltet und erhebt, die nur das unbefangene, kindliche, mit Christo und durch Gott verbundene Gemüt kennt.“

Zum selben Zeitpunkt erklärt er in seinem Aufsatz ’Betrachtungen eines Jünglings bei der Wahl seines Berufes’: „Die Religion selber lehrt uns, daß das Ideal, dem alle nachstreben, sich für die Menschheit ge­opfert habe, und wer wagt solche Ansprüche zu vernich­ten? Wenn wir den Stand gewählt, in dem wir am meisten für die Menschheit wirken können, dann können uns Lasten nicht niederbeugen, weil sie nur Opfer für alle sind.”

Keine Umkehr oder Abtrünnigkeit ändert den Men­schen vollkommen. Es kommt manchmal nach einer derartigen Kehrtwendung in der Denkweise vor, daß sich der alte Glaube oder Unglaube wieder ins Bewußtsein drängt. Das beweist, daß sie nicht aus den Gedanken ausgelöscht, son­dern nur ins Unterbewußtsein verdrängt wurden.

Der alte Christus‑Komplex taucht noch lange in Marx’ Schriften auf, selbst dann noch, als er sich zum militanten Bekämpfer aller Religion aufwarf.

Selbst in einem so schwer verständlichen Buch über poli­tische Wirtschaft wie „Das Kapital“, in denen Gedanken über die Religion nicht gerade üblich sind, schrieb der er­wachsene, anti‑religiöse Marx völlig zusammenhanglos: „Das Christentum mit seinem Kult des abstrakten Men­schen und besonders in seiner bourgeoisen Entwicklung, dem Protestantismus, Deismus usw., ist die geeignetste Form der Religion.” (Kapital I, Abs. IV)

Vergessen wir nicht, daß Marx einmal gläubiger Christ war.

In seinem letzten Zeugnis im Gymnasium stand folgen­des unter „Religionserziehung”: „Seine Kenntnis des christlichen Glaubens und der moralischen Grundsätze ist klar und sehr fundiert. Er kennt sich auch ein wenig in der Geschichte der christlichen Kirche aus.” (Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung 1925 in Deutschland)

Kurz nachdem er dieses Zeugnis erhielt, geschah etwas Mysteriöses in seinem Leben. Lange bevor Moses Hess ihn 1841 zur sozialistischen Überzeugung brachte, war er leidenschaftlich anti‑religiös geworden.

Schon während seiner Studentenjahre hatte sich ein ande­rer Marx herausgebildet. Er schreibt in einem Gedicht: „Ich möchte mich an dem Einen rächen, der dort oben herrscht.” Er war also überzeugt, daß es einen im Himmel gibt, der herrscht. Er lag im Streit mit ihm. Aber der Eine dort oben hatte ihm nichts getan. Marx gehörte einer relativ wohlhabenden Familie an. Er hatte in seiner Kindheit nie gehungert. Er hatte es besser als viele Kommilitonen. Was erzeugte diesen entsetzlichen Haß gegen Gott? Über ein persönliches Motiv ist nichts bekannt. War Karl Marx mit dieser Erklärung nur das Sprachrohr eines anderen?

In einem Alter, in dem jeder normale junge Mensch Träume hegt, anderen Gutes zu tun und seine eigene Zukunft plant, schrieb er folgende Zeilen. Warum?

„Einen Thron will ich mir auferbauen,
kalt und riesig soll sein Gipfel sein,
sein Bollwerk sei ihm übermenschlich Grauen,
und sein Marschall sei die düst’re Pein!”

„Wer mit gesundem Auge darauf sieht,
soll tödlich blaß und stumm sich wenden,
von blinder, kalter Sterblichkeit ergriffen,
soll das Glück sein Grab bereiten.”

(Zitat aus „Des Verzweifelnden Gebet”, Karl Marx, Collected Works, Bd.I., International Publishers, 1974)

Die Worte, „ich möchte mir einen Thron errichten”, und das Bekenntnis, daß von dem, der auf diesem Thron sitzt, nur Furcht und Leid kommt, erinnert an die überhebliche Prahlerei Luzifers: „Ich will in den Himmel steigen und mei­nen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen.” (Jesaja 14, 13)

Wozu einen derartigen Thron? Die Antwort findet sich in einem Drama, das kaum bekannt ist, und das Marx ebenfalls während seiner Studienjahre verfasste. Es heißt „Oula­nem”. Zur Erklärung dieses Titels muß ich etwas abschwei­fen.

Es gibt eine Satanskirche. Zu ihren Ritualen gehört eine schwarze Messe, die ein Teufelspriester um Mitternacht hält. Die Kerzen werden verkehrt in den Kerzenhalter ge­steckt. Der Priester trägt sein Gewand, aber mit der Innen­seite nach außen. Alles, was in seinem Gebetbuch steht, sagt er von hinten nach vorne. Die Namen Gottes, Jesu und Maria werden verkehrt gelesen. Eine heilige Oblate, die aus einer Kirche gestohlen wurde, wird verhöhnt, wenn der Teufelspriester zu den Worten kommt, mit denen Jesus das heilige Abendmahl einsetzte: „Nehmet hin und esset. Das ist mein Leib, für euch dahingegeben. Nehmet hin und trinket, das ist mein Blut, das Blut des Neuen Testaments, für euch vergossen.” Ein Kruzifix wird umgekehrt aufge­hängt oder es wird darauf herumgetreten. Der Körper einer nackten Frau dient als Altar. Eine Hostie, die in irgendeiner Kirche gestohlen wurde, wird mit dem Namen Satans versehen und für ein Verhöhnungsabendmahl ver­wendet. Während der schwarzen Messe wird eine Bibel verbrannt. Alle Anwesenden versprechen, alle sieben Todsünden zu begehen, die im katholischen Katechismus stehen. Dann folgt eine Orgie.

Die Satansverehrung ist schon sehr alt. In 5. Mose 32, 17 steht, daß das Volk den Teufeln opferte. König Jerobeam von Israel ließ den Teufeln später sogar Priester weihen. (2. Chronik 11, 15)

Es ist charakteristisch, daß es sich bei „Oulanem” um eine Verdrehung eines heiligen Namens handelt: Es ist ein Ana­gramm von Emanuel, dem biblischen Namen für Jesus, der auf Hebräisch „Gott mit uns” bedeutet.

Solche Namensverdrehungen werden in der schwarzen Magie für wirksam gehalten.

Und nun hören Sie sich zuerst das seltsame Geständnis an, das Marx in seinem Gedicht „Spielmann” macht:

Was, was! Ich stech’, stech’ ohne Fehle
Blutschwarz den Säbel in deine Seele,
Gott kennt sie nicht, Gott acht’t nicht die Kunst,
die stieß in den Kopf aus Höllendurst,
Bis das Hirn vernarrt, bis das Herz verwandelt,
Die hab ich lebendig vom Schwarzen erhandelt!
Der schlägt mir den Takt, der kreidet die Zeichen . . .

Diese Zeilen werden bedeutungsvoll, wenn man weiß, daß in den Ritualen der höheren Weihe im Teufelskult dem Kandidaten ein verzaubertes Schwert verkauft wird, das Erfolg zusichert. Er bezahlt dafür, indem er mit Blut aus seinen Adern einen Schwur unterschreibt, daß seine Seele nach dem Tod dem Teufel gehört.

Und jetzt zitiere ich aus dem Einakter „Oulanem”:

„Und mehr noch weiß ich, andere sind noch hier,
die sind auch Oulanem, auch Oulanem!
Der Name klingt, wie Tod, er klingt fort,
bis er im schnöden Träger ausgeklungen.
Halt! hab’ ich’s jetzt! Es steigt aus meiner Seele,
so klar wie Luft, so fest wie meine Knochen,
geharnischt steht sein Schwur mir vor den Augen,
Ich hab’s gefunden und ihn lass’ ich’s finden!

(Erste Szene)
Doch dich, dich personifizierte Menschheit, fassen meine Jugendarme,
sie klammern krampfhaft sich um deine Brust,
der Abgrund gähnt uns beiden Nacht herauf
und sinkst du unter, lächelnd folg ich nach,
und raun dir zu, hinab! komm mit, Genosse!

(Zweite Szene)
Die Bibel, die Marx in seiner Universitätszeit studiert hatte und die er in reifen Jahren sehr gut kannte, sagt aus, daß der Teufel von einem Engel gebunden und in den Ab­grund der Hölle geworfen wird. Marx will die ganze Menschheit in diesen Abgrund ziehen, der für den Teufel und seine Engel reserviert ist.

Wer spricht in diesem Drama aus Marx? Ist es vernünftig, von einem jungen Menschen zu erwarten, daß er als Lebens­traum die Vision der Menschheit, die dem Abgrund der Finsternis entgegengeht, nährt (äußerste Finsternis ist ein biblischer Ausdruck für Hölle) und selbst lacht, wenn er denen folgt, die er in den Unglauben führte? Nirgends in der Welt wird dieses Ideal verkündigt, außer in den höchsten Weiheriten der Teufelsgemeinde.

Dann kommt für Oulanem die Zeit des Todes. Seine Worte lauten:

„Verfall’n! Die Stunde, sie ist abgelaufen,
Die Horen stehn, der Zwergbau stürzt zusammen!
Bald preß ich Ewigkeit ans Herz und heule
der Menschheit Riesenfluch in sie hinein.”

Marx liebte die Worte in Goethes Faust: „Alles was besteht, ist wert, daß es zugrunde geht”.

Alles ‑ einschließlich des Proletariats und der Genossen. Marx zitierte diese Worte in „Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte”. Stalin handelte nach ihnen und zerstörte sogar seine eigene Familie.

Die Teufelssekte ist nicht materialistisch. Sie glaubt an ein ewiges Leben. Oulanem, die Person, für die Marx spricht, ficht das ewige Leben nicht an. Er bestätigt es sogar, aber als ein Leben des Hasses, bis zum Extrem übertrieben. Es ist bemerkenswert, daß Ewigkeit für die Teufel „Qual” be­deutet. Und so wurde auch Jesus von den Dämonen ge­fragt: „Bist du hergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?” (Matth. 8, 29)

Ebenso bei Marx:
„Ha, Ewigkeit! Das ist ein ewiger Schmerz,
ein unaussprechlich unermeßlich Tod!
Schnöd’ Kunstwerk, blindmechanisch aufgezogen,
des Zeitenraums Kalendernarr zu sein,
zu sein, damit doch irgendwas geschieht,
zerfall’n, damit doch irgendwas zerfällt!”

Wir fangen an zu verstehen, was mit dem jungen Marx geschehen ist. Er hatte christliche Überzeugungen, aber kein Glaubensleben. Seine Korrespondenz mit seinem Vater zeugt von der Verschwendung großer Geldsummen für Vergnügungen und von seinem ständigen Streit mit der elterlichen Autorität über diese und andere Angelegen­heiten. Dann kam er offensichtlich mit der geheimen Teufelsgemeinde in Berührung und empfing die Riten der Weihe. Satan, den seine Verehrer in halluzinatorischen Orgien sehen, spricht durch sie. So wird Marx nun zum Sprachrohr des Teufels, wenn er die Worte ausspricht:

„Ich will mich an dem Einen rächen, der dort oben regiert.”

Hören wir uns doch das Ende von „Oulanem” an:

„Gäb’s außer ihr ein Etwas, das verschlänge,
ich spräng’ hinein, müßt’ ich ‘ne Welt zertrümmern,
die zwischen ihr und mir sich aufgetürmt!
Zerschell’n müßt sie am langgedehnten Fluche.
Die Arme schlüg ich um das harte Sein,
und mich umarmend müßt’ es stumm vergehn,
und dann hinab, versinken in dem Nichts,
ganz untergehn, nicht sein, es wäre Leben . . .”
(Dietz‑Verlag Berlin, 1975, Abteilung I, Band 1, Seiten 640‑641)

In „Oulanem” tut Marx dasselbe wie der Teufel. Er schickt die ganze menschliche Rasse in die Verdammnis. Er will durch seinen Fluch die ganze Welt zertrümmern. „Oulanem” ist vielleicht das einzige Drama der Welt, in dem sich alle Personen ihrer eigenen Verderbtheit bewußt sind, sie offen zeigen und voller Überzeugung feiern. In diesem Drama gibt es kein schwarz und weiß. Es gibt keine Klaudius und Ophelia, Jago und Desdemona. Hier sind alle schwarz und alle erfüllen Aspekte des Mephisto. Alle sind satanisch, korrupt und verdammt.(Robert Payne, Marx, W. H. Allen, London, 1968)

Damals war Marx 19. Er war jung, aber ein vorzeitiger Genius. Das Programm seines Lebens stand schon fest. Es war nicht die Rede vom Dienst an der Menschheit, am Proletariat oder Sozialismus. Er wollte die Welt ins Verderben bringen.Er wollte sich einen Thron errichten, des­sen Bollwerk menschliches Schaudern sein sollte.

In diesem Stadium finden wir ein paar rätselhafte Sätze in der Korrespondenz zwischen Karl Marx und seinem Vater. Der Sohn schreibt: „Ein Vorhang war gefallen, mein Allerheiligstes zerrissen, und es mußten neue Götter hin­eingesetzt werden.” Diese Worte wurden am 10. November 1837 von einem jungen Mann geschrieben, der bis dahin das Christentum bekannt hatte. Er hatte erklärt, daß Christus in seinem Herzen wohne. Nun war das nicht mehr der Fall. Wer sind die neuen Götter, die an seinen Platz getreten sind?

Der Vater erwiderte am 10. Februar 1838:
„Ich habe Dir hiervon bereits im ersten Jahr Deiner juristischen Laufbahn einen unwiderleglichen Beweis gegeben, indem ich über einen sehr dunklen Punkt nicht ein­mal Aufklärung verlangte, ungeachtet er sehr problema­tisch war.”

Worum handelte es sich bei dieser mysteriösen Sache? Bis heute hat noch kein einziger Biograph diese seltsamen Sätze erklärt.

Am 2. März 1838 schrieb sein Vater: „Doch im Grunde gehören diese Gefühle größtenteils dem schwachen Men­schen und sind nicht rein von allen Schlacken, als da sind: Stolz, Eitelkeit, Egoismus usw. Aber ich kann Dich ver­sichern, daß die Verwirklichung dieser Illusion mich nicht glücklich zu machen vermöchte. Nur wenn Dein Herz rein bleibt und rein menschlich schlägt und kein dämonisches Genie imstande sein wird, Dein Herz den besseren Gefüh­len zu entfremden ‑ nur alsdann würde ich das Glück finden, das ich mir seit langen Jahren durch Dich träu­me . . .” – Marx, Engels, Historisch‑kritische Gesamtaus­gabe, hrsg. von David Rjazanov, Marx‑Engels‑Verlagsge­sellschaft, Berlin. 1929, Abt. 1, Band I, Halbband 2, Sei­ten 186, 202‑203, 218‑219)

Was veranlaßte den Vater dazu, plötzlich der Angst vor dämonischen Einflüssen auf seinen jungen Sohn Ausdruck zu geben, der sich bis dahin als Christ bekannt hatte?

Waren es die Gedichte, die er zu seinem 55. Geburts­tag von seinem Sohn erhielt?

Das folgende Zitat, ist Marx’ Gedicht über Hegel ent­nommen. „Die Worte, die ich lehre, sind in ein teuflisches Durcheinander gefaßt. So mag jeder denken, was er will.”

In seinem Gedicht „Die blasse Maid” schreibt er:
„So hab ich den Himmel verscherzt,
ich weiß es genau.
Meine Seele, die einst Gott gehörte,
ist nun für die Hölle bestimmt.”

Diese Worte bedürfen keines Kommentars.

Marx hatte mit künstlerischen Ambitionen begonnen. Seine Gedichte und Dramen sind wichtig, weil sie den Zu­stand seines Herzens offenbaren, aber literarisch gesehen fehlt ihnen jeder Wert, und sie erregten auch keine Auf­merksamkeit.

Der Mangel an Erfolg im Zeichnen und in der Architektur bescherte uns Hitler, der Mangel an Erfolg beim Drama einen Goebbels und der Mangel an Erfolg in der Philosophie einen Rosenberg. Marx gab das Dichten zu­gunsten einer Karriere der Revolution im Namen Satans auf, eine Revolution gegen die Gesellschaft, die für seine Dichtungen nichts übrig hatte. Das ist einer der Gründe seiner totalen Auflehnung und ein weiterer Grund ist der, daß er als Jude verachtet wurde.

Zwischen 1839 und 1841 schrieb Marx seine Dissertation, „Differenz der demokratischen und epikureischen Naturphilosophie”, in der er sich selbst der Erklärung des Äschylus’ Prometheus anschließt:
„Mit einem Wort, ganz haß’ ich all’ und jeden Gott” (Vorrede).
Marx erklärt das näher durch die Äußerung, daß er gegen alle Götter auf Erden und im Himmel ist, die das menschliche Selbstbewusstsein nicht als oberste Gottheit anerkennen. (Ebenda, Abt. I, Band 1, Halbband 1, Seiten 10, 79‑81, 110‑120)

Marx war ein geschworener Feind aller Götter, ein Mann, der sein Schwert an den Prinz der Finsternis verkauft hatte. Er hatte es zu seinem Ziel erklärt, die ganze Menschheit in den Abgrund zu ziehen und lachend zu folgen.

Hat Marx sein Schwert tatsächlich von Satan gekauft?

Seine Tochter Eleonor schrieb ein Buch mit dem Titel „Der Mohr und der General, Erinnerungen an Marx und Engels”. (Dietz, Berlin, 1964) Sie berichtet darin, daß Marx ihr und ihrer Schwester viele Geschichten erzählte, als sie noch klein waren. Eine Geschichte mit einem Hans Röckle gefiel ihr dabei am meisten. „Diese Geschichte dauerte viele Monate und hatte kein Ende. Hans Röckle war ein Zauberer, der ein Geschäft mit Spielsachen besaß, aber hohe Schulden hatte… Obwohl er ein Zauberer war, befand er sich ständig in Geldnot. So mußte er gegen seinen Willen all seine schönen Sachen nach und nach dem Teufel verkaufen. Manche dieser Abenteuer waren so grausig, daß einem die Haare zu Berg standen…”

Ist es normal, wenn ein Vater seinen kleinen Kindern so entsetzliche Geschichten erzählt, wie man sein Liebstes an den Teufel verkauft. Robert Payne geht auf diesen Vor­fall ausführlich in seinem Buch „Marx” (Simon und Schu­ster, New York, 1968) ein. Eleonor schildert, wie un­glücklich Röckle, der Zauberer, nur widerstrebend seine Spielsachen verkaufte und sich bis zuletzt nicht von ihnen trennen konnte. Aber da er mit dem Teufel einen Bund geschlossen hatte, gab es kein Entrinnen mehr.
Payne schreibt: „Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, daß diese unvollendeten Geschichten autobiographisch waren . . . Er hatte die Weltanschauung des Teufels und auch dessen Arglist. Manchmal schien er zu wissen, daß er das Werk des Teufels ausführte.”

Als Marx „Oulanem” und seine anderen frühen Ge­dichte beendet hatte, in denen er zum Ausdruck brachte, daß er mit dem Teufel im Bund stand, dachte er mit keinem Gedanken an den Sozialismus. Er bekämpfte ihn sogar. Er war Redakteur einer Deutschen Zeitschrift, der Rheinischen Zeitung, die „den kommunistischen Ideen in ihrer jetzigen Gestalt nicht einmal theoretisch Gültigkeit zugesteht, also noch weniger ihre praktische Verwirklichung wünschen oder auch nur für möglich hält. Auf Versuche der Massen kommunistische Ideen durchzu­führen, kann man, sobald sie gefährlich werden, durch Kanonen antworten. . .” (Ebenda, Abt. I, Band I, Halb­band I, Seite 263)

In diesem Stadium trifft Marx Moses Hess, den Mann, der in seinem Leben die wichtigste Rolle spielt, derjenige, der ihn angeblich dazu brachte, das sozialistische Ideal anzu­nehmen.

Hess schrieb an Berthold Auerbach von Köln am 2. Sep­tember 1841 wie folgt:

„Dr. Marx, so heißt mein Abgott, ist noch ein ganz jugendlicher Mann (etwa 24 Jahre höch­stens alt), der der mittelalterlichen Religion und Politik den letzten Stoß versetzen wird; er verbindet mit dem tiefsten philosophischen Ernst den schneidensten Witz…”.

Also ist der Tritt in den Rücken der Religion das erste Ziel, nicht Sozialismus! Georg Jung, ein weiterer Freund von Marx zu jener Zeit, formulierte es noch klarer in einem Brief an Arnold Rege, 18. Oktober 1941:

„Dr. Marx, Dr. Bauer und L. Feuerbach assoziieren sich zu einer theologischen‑philo­sophischen Zeitschrift. Dann mögen alle Engel sich um den alten Herrgott scharen und er sich selber gnädig sein, denn diese drei schmeißen ihn gewiß aus seinem Himmel heraus und hängen ihm noch obendrein einen Prozeß an den Hals. Marx wenigstens nennt die christliche Religion eine der unsittlichsten. Übrigens ist er, obgleich ein ganz verzweifel­ter Revolutionär, einer der schärfsten Köpfe, die ich kenne.” (Marx, Engels, Historisch‑kritische Gesamtaus­gabe, hrsg. von David Rjazanov, 1929, Abt. I, Band I, Halbband 1, Sei­ten 261 bis 263).

Die Vernichtung der Religion war also die Erwartung derer, die Marx in die Tiefen des Satanismus einführten. Es stimmte überhaupt nicht, daß Marx hochfliegende Ideale verfolgte, wie man der Menschheit helfen konnte, daß die Religion ein Hindernis für diese Ideale war und daß Marx aus diesem Grunde eine anti‑religiöse Haltung einnahm. Im Gegenteil. Marx hasste alle Götter, er hasste jede Vorstel­lung von Gott. Er war gewillt, der Mensch zu sein, der Gott hinauswarf. Der Sozialismus war nur der Köder, um Proletarier und Intellektuelle zur Annahme eines teufli­schen Ideals zu verführen.

Als die Sowjets ganz am Anfang zu dem Slogan grif­fen: „Wir wollen die Kapitalisten von der Erde und Gott aus dem Himmel vertreiben”, erfüllten sie damit nur das Vermächtnis von Karl Marx.

Schon an anderer Stelle erwähnte ich die Umkehrung von Namen als eine Besonderheit der schwarzen Magie. Diese Verdrehungen waren so in Marx’ Denkweise ver­ankert, daß er sie überall anwandte. Er beantwortete Proudhons Buch „Die Philosophie des Elends” mit einem anderen „Das Elend der Philosophie”. Darin schrieb er: „Anstatt die Waffe der Kritik müssen wir die Kritik der Waffe anwenden.”

Haben Sie sich schon einmal über Marx’ Frisur gewundert? Männer pflegten zu seiner Zeit Bärte zu tragen, aber nicht von der Art, wie er ihn trug, und sie hatten auch keine langen Haare. Marx’ Art sich zu geben, war charakte­ristisch für die Jünger der Joana Southcott, einer Teufels­priesterin, die sagte, sie stehe in Verbindung mit dem Dämon Siloh. (Gespräche mit Marx und Engels, Insel Ver­lag, Frankfurt/M., 1973, Seite 17)

Marx sprach öffentlich nicht viel über Metaphysik, aber wir können seine Einstellung an den Männern ablesen, mit denen er zusammen war. Einer seiner Genossen bei der ersten Internationale war Bakunin, ein russischer Anar­chist, der schrieb: „Der Teufel ist der erste Freidenker und Heiland der Welt. Er befreit Adam und drückt ihm das Sie­gel der Menschlichkeit und Freiheit auf die Stirn, indem er ihn ungehorsam macht.” (Mikhail A. Bakunin, Oeuvres „Werke”, Verlag von P. V. Stock, Paris 1895 Band I, Seite 270, „Gott und der Staat”)Bakunin preist nicht nur Luzifer. Er hat ein festes Pro­gramm der Revolution, aber nicht eines, das die Armen vor der Ausbeutung bewahren würde. Er schreibt:„In dieser Revolution werden wir den Teufel im Volk erwecken müssen, um die Leidenschaften zu entfesseln.” (Zitat aus Dzerjisnkii, R. Gul „Most” Publishing House, New York)

Karl Marx bildete mit Bakunin die erste Internationale, der dieses Programm mittrug.
Bakunin schreibt, daß Proudhon, ein weiterer bekannter sozialistischer Denker und Freund von Karl Marx, zu dieser Zeit ebenfalls den „Teufel verehrte”. Hess hatte Marx mit Proudhon bekannt gemacht, der ebenfalls diese typische Frisur der Teufelssekte des 19. Jahrhunderts trug. (Gesprä­che mit Marx und Engels, Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1973, Seite 407)

Proudhon erklärte in „Die Gerechtigkeit in der Revolu­tion und der Kirche”, (Otto Meissner, Hamburg, 1858), daß Gott der Prototyp der Ungerechtigkeit sei. „Wir erhalten trotz ihm Wissen, wir erreichen Wohlergehen trotz ihm und wir erreichen Gemeinschaft trotz ihm. Jeder Schritt vor­wärts ist ein Sieg, mit dem wir das Göttliche überwinden.”

Er ruft aus: „Gott ist Dummheit und Feigheit, Gott ist Heuchelei und Falschheit, Gott ist Tyrannei und Armut, Gott ist schlecht. Wo immer der Mensch sich vor einem Altar verbeugt, wird die Menschheit, die Sklavin von Königen und Priestern, verdammt . . . Ich schwöre, Gott, mit meinen Händen gegen den Himmel ausgestreckt, daß du nicht mehr bist als der Vollstrecker meines Verstandes, das Zepter meines Gewissens . . . Gott ist im wesentlichen anti-­zivilisiert, anti-liberal und anti‑menschlich.” Proudhon er­klärt Gott für schlecht, weil seine Schöpfung schlecht ist. (Pierre J. Proudhon, Philosophie der Staatsökonomie, Scienta, Aalen, 1966, Kapi­tel 8, 62)

Diese Gedanken stammen nicht von ihm selbst. Sie sind der übliche Inhalt der Predigten bei der Teufelsverehrung.

Marx stritt später mit Proudhon und schrieb ein Buch, um dem Werke zu widersprechen, aus dem die erwähnten Worte stammen. (Marx, Engels, Werke, Dietz Verlag, Ber­lin, 1972, Band 4, „Das Elend der Philosophie”, Seiten 63‑182). Aber Marx widersprach nur unwichtigen wirt­schaftlichen Lehren. Gegen Proudhons dämonische Anti­-Gott‑Rebellion hatte er nichts einzuwenden.

Als 1871 in Paris die kommunistische Revolution aus­brach, erklärte der Kommunarde Flourende: „Unser Feind ist Gott. Gotteshass ist der Anfang der Weisheit.” („Philo­sophy of Communism”, Charles Boyer, Fordham Univer­sity Press, New York, 1952)

Marx rühmte die Kommunarden sehr, die dieses Ziel offen proklamierten. Aber was hat das mit einer gerechten Verteilung von Gütern und besseren sozialen Einrichtungen zu tun? Diese sind nur die äußerlichen Täuschungsmanöver zur Tarnung des wahren Ziels ‑ die totale Abschaffung Gottes und seiner Verehrung. Heute haben wir den Beweis dafür in Ländern wie Rotchina, Albanien und Nordkorea, wo alle Kirchen, Moscheen und Pagoden geschlossen sind.

Marx hat über dieses Thema sehr interessante Gedichte geschrieben. Sie werden einhellig als künstlerisch nicht sehr wertvoll angesehen, aber die Gedanken darin sind aufschlussreich. In seinem Gedicht „Des Verzweifelnden Ge­bet” und „Menschlicher Stolz” ist das höchste Gebet des Menschen das für seine eigene Größe. Wenn der Mensch dazu verdammt ist, durch seine eigene Größe zugrunde zu gehen, so ist das eine kosmische Katastrophe, aber er wird als gottähnliches Wesen sterben, von Dämonen betrauert. Marx’ Ballade „Der Spielmann” berichtet von den Klagen des Sängers gegen einen Gott, der seine Kunst weder kennt noch respektiert. Sie kommt aus dem finsteren Abgrund der Hölle, „verhext den Verstand und verzaubert das Herz und sein Tanz ist der Todestanz”. Der Sänger zieht sein Schwert und stößt es in die Seele des Dichters.

Kunst, die aus dem finsteren Abgrund der Hölle stammt, die den Verstand verhext . . . Das erinnert an die Worte des amerikanischen Revolutionärs Jerry Rubin in Do it (Tue es):
„Wir haben Jugend, Musik, Sex und Drogen und Rebellion mit Verrat kombiniert ‑ und diese Kombi­nation ist schwer zu schlagen.”

Ein weiteres Gedicht von Marx, in dem er beweist, dass sein Ziel weder die Verbesserung noch die Reformierung oder Revolutionisierung der Welt ist, sondern einzig und allein, sie zu zerstören und sich an ihrer Zerstörung zu freuen, lautet so:

“Mit Verachtung werf ich der Welt den Fehdehandschuh voll ins Gesicht,
und beobachte den Zusammenbruch dieses Zwergriesen, dessen Fall meinen Hass nicht ersticken wird.
Dann wandre ich gottgleich und siegreich durch die Trümmer der Welt,
und indem ich meinen Worten tätige Macht verleihe, fühle ich mich dem Schöpfer gleich” – (Marx before Marxism, McMillan).

Marx nahm den Satanismus nach einem inneren Kampf an. Die Gedichte wurden in einer Zeit schwerer Krankheit beendet, das Ergebnis des Kampfs, der in seinem Innern tobte. Er spricht zu diesem Zeitpunkt von seinem Ärger, ein Idol aus einer Einstellung machen zu müssen, die er verachtet. Er fühlt sich krank.

Alle aktiven Teufelsanbeter haben ein wirres persön­liches Leben, das gilt auch für Marx.

Arnold Künzli erzählt in seinem Buch „Karl Marx: Eine Psychographie” (Europa Verlag Zürich, 1966) von diesem Leben, das zum Selbstmord von zwei Töchtern und einem Schwiegersohn führte. Drei Kinder starben an Unterernäh­rung. Seine Tochter Laura, die mit dem Sozialisten Lafor­gue verheiratet war, verlor drei ihrer Kinder. Dann be­gingen beide Selbstmord. Seine Tochter Eleonor beschloss ebenfalls, gemeinsam mit ihrem Mann aus dem Leben zu scheiden. Sie starb. Er machte in letzter Minute einen Rückzieher. Die Angehörigen von Satansverehrern stehen unter einem Fluch. Marx fühlte sich nicht verpflichtet, den Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen, ob­wohl ihm das zumindest wegen seiner ungeheuren Sprach­kenntnisse nicht schwergefallen wäre. Er lebte vom Bet­teln bei Engels. Er hatte ein uneheliches Kind von seinem Dienstmädchen. Später schob er das Kind Engels zu, der diese Komödie mitspielte. Er war aber auch starker Trin­ker. Rjazanow, der Direktor des Marx‑Engels Instituts in Moskau, gibt diesen Punkt in seinem Buch zu. (Karl Marx als Denker, Mensch und Revolutionär, Verlag für Litera­tur und Politik, Wien, 1928)

Und weil wir gerade Engels erwähnten, will ich auch über ihn ein Wort sagen. Engels war in einer pietistischen Familie aufgewachsen. In seiner Jugend hatte er wunder­bare christliche Gedichte geschrieben. Man weiß nicht ge­nau durch welche Umstände er seinen Glauben verlor.

Aber nach seiner Begegnung mit Marx schrieb er über diesen:

Wer jaget hinterdrein mit wildem Ungestüm?
Ein schwarzer Kerl aus Trier, ein markhaft Ungetüm.
Er gehet, hüpft nicht, er springet auf den Hacken
und raset voller Wut, und gleich, als wollt er’s packen
das weite Himmelszelt und zu der Erde ziehn,
Streckt er die Arme sein weit in die Lüfte hin,
geballt die böse Faust, so tobt er sonder Rasten,
als wenn ihn bei dem Schopf zehntausend Teufel faßten.
(Engels „Der Triumpf des Glaubens”, Marx, Engels, Historisch‑kritische Gesamtausgabe, von David Rjazanov, Marx‑Engels‑Verlagsgesellschaft, Berlin 1930, Abt. 1; Band 2, Seiten 268‑269)

Nachdem Engels das Buch des liberalen Theologen Bruno Bauer gelesen hatte, begann er an seinem christlichen Glauben zu zweifeln. In seinem Herzen begann ein großer Kampf. Zu jener Zeit schrieb er:

„Ich bete täglich, ja fast den ganzen Tag um Wahrheit, habe es getan, so­bald ich anfing zu zweifeln, und komme doch nicht zu eurem Glauben zurück … Die Tränen kommen mir in die Augen, indem ich dies schreibe, ich bin durch und durch bewegt, aber ich fühle es, ich werde zu Gott kommen, zu dem sich mein ganzes Herz sehnt. Und das ist auch ein Zeugnis des heiligen Geistes, darauf leb’ ich und sterb’ ich, ob auch zehntausendmal in der Bibel das Gegenteil steht.” (Franz Mehring,Karl Marx Dietz Verlag, Ber­lin, 1964, S.97)

Engels fand den Weg zu Gottes Wort nicht mehr zurück und schloß sich demjenigen an, den er selbst als „Ungeheuer, das von Tausenden von Teufeln be­sessen ist” bezeichnete. Er hatte eine Gegenbekeh­rung erfahren.

Was für ein Mensch war Bruno Bauer, der liberale Theologe, der eine so entscheidende Rolle bei der Zerstörung des christlichen Glaubens bei Engels spielte und der auch Marx in seinen neuen, anti­christlichen Plänen unterstützte? Hatte er mit Dämonen zu tun? Hören Sie, was Bruno Bauer am 6. De­zember 1841 an seinen Freund Arnold Ruge schrieb, der auch ein Freund von Marx und Engels war:

„Ich halte hier an der Universität Vorlesungen vor einer großen Zuhörerschaft. Ich erkenne mich nicht mehr, wenn ich meine Lästerungen von der Kan­zel herunterspreche. Sie sind so großartig, daß sich diesen Kindern, die niemand verletzen sollte, die Haare sträuben. Während ich diese Gotteslästerungen verkünde, denke ich daran, wie ich zu Hause fromm dasitze und eine Rechtfertigung der heiligen Schrift und der Offenbarung schreibe. Jedenfalls ist es ein schlimmer Dämon, der mich immer dann befällt, wenn ich die Kanzel betrete, und ich bin so schwach, daß ich ihm nachgeben muß . . . Mein Geist der Lästerung ist erst zufrieden, wenn ich die Erlaubnis bekomme, öffentlich als Professor eines atheistischen Systems zu predigen.” (Marx‑Engels, historisch‑kritische vollständige Ausgabe, ME Verlags­gesellschaft, Frankfurt am Main, 1927, Bd. I)

Der Mann, der Engels überredete, Kommunist zu werden, war derselbe Moses Hess, der auch schon Marx überzeugt hatte. Hess schreibt nach einem Treffen mit Engels in Köln: „Er verließ mich als übereifriger Kommunist. So schaffe ich Verwüstung.” (Moses Hess, Ausgewählte Werke, Joseph Melzer, Köln 1962)

„Ich schaffe Verwüstung”.

War das das Hauptziel in Hess’ Leben? Das ist auch das Hauptziel Luzifers.

Die Spuren, die das Christsein bei Engels hinterlassen hatte, brachte er nie ganz aus seinen Gedanken weg. 1865 gibt er seiner Bewunderung für das Reformations­lied „Ein feste Burg ist unser Gott” Ausdruck. Er nennt es eine triumphale Hymne, die zur Marseillaise des 16. Jahrhunderts wurde.” (Einführung in die Dialektik der Natur) Und das sind nicht Engels’ einzige pro‑christliche Aussagen.

Engels Tragödie entwickelte sich fast noch packender als die von Marx. Hören Sie sich an, was dieser Mann in seiner Jugend schrieb, der später Marx’ größter Komplize in der Zerstörung der Religion wurde.

1. Herr Jesu Christe, Gottes Sohn,
O steig herab von Deinem Thron, und rette meine Seele!
O komm mit Deiner Seligkeit,
Du Glanz der Vaterherrlichkeit,
Gib, daß ich Dich nur wähle!
Lieblich, Herrlich, Ohne Leide ist die Freude,
wenn dort oben,
wir Dich, unsern Heiland loben!

2. Gib, daß dereinst zu seiner Zeit,
Wenn mich erfaßt des Todes Leid,
Ich fest an Dir mich halte;
Daß ich, wenn mir das Aug’ vergeht,
Des Herzens Pulsschlag stille steht,
Ich froh in Dir erkalte!
Fortan wird dann Dich dort oben
Mein Geist loben, ohne Ende
Denn er ist in Deinen Händen.

3. O wäre sie da, die Zeit der Lust,
wo ich an Deiner Liebesbrust
vom Tode soll erwarmen!
Dann seh’ ich, Gott, ich dank es Dir,
die all’, die waren teuer mir,
kann ewig sie umarmen!
Ewig, ewig, ewiglebend, vor Dir stehend, Dich zu sehen
Wird mein Leben neu erblühen.

4. Du kamst, die Menschheit zu erlösen,
vom Tod sie zu befrei’n und Bösen,
zu bringen ihr Dein Glück und Heil.
Kommst Du nun herab zur Erden,
da wird durch Dich es anders werden,
da teilst Du jedem zu sein Teil.
(Marx‑Engels Gesamtausgabe, Berlin 1930, Abt. 1, Bd. 2)

Nachdem Bruno Bauer den Zweifel in Engels’ Herz gesät hatte, schrieb Engels an Freunde: „Es steht geschrieben: Bittet, so wird euch gegeben! Ich suche die Wahrheit, wo immer ich hoffe wenigstens einen Schatten von ihr zu finden. Aber ich kann eure Wahrheit noch nicht als die ewige Wahrheit erkennen. Und doch steht geschrieben: Suchet, so werdet ihr finden. Wer ist unter euch, der seinem Sohn einen Stein geben würde, wenn er um Brot bittet. Wie viel weniger wird Gott, euer himmlischer Vater also tun.”

„Tränen steigen mir in die Augen, während ich diese Worte schreibe. Ich bin zutiefst bewegt, aber ich fühle, daß ich nicht verloren bin. Ich werde zu Gott kommen, nach dem sich meine Seele sehnt. Auch das ist ein Zeugnis des heiligen Geistes. Damit lebe und damit sterbe ich . . . Der Geist Gottes gibt meinem Geist Zeugnis, daß ich ein Kind Gottes bin.”

Er war sich der satanischen Gefahr durchaus bewußt. (Zu seinem Buch „Schelling, der Philosoph in Christo” schreibt Engels:
„Seit der greulichen französischen Revolution ist ein ganz neuer, teuflischer Geist in einen großen Teil der Menschheit gefahren, und die Gottlosigkeit erhebt ihr freches Haupt so unver­schämt und hoffärtig, daß man denken muß, es gingen jetzt die Weissagungen der Schrift in Erfüllung. Wir wollen aber einmal sehen, was die Schrift über die Gottlosigkeit der letzten Zeiten sagt.
Der Herr Jesus sagt Matth. 24,11‑13: Und es werden sich fal­sche Propheten erheben und werden viele verfüh­ren, und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in Vielen erkalten. Wer aber beharret bis an das Ende, der wird selig. Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der gan­zen Welt, zu einem Zeugnis über alle Völker und dann wird das Ende kommen.
Und V. 21: Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen, und große Zei­chen und Wunder tun, daß verführet würden in den Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten.
Und Paulus sagt, 2.Thess. 2: Es wird geoffenbart werden der Mensch der Sünde, und das Kind des Verderbens, der da ist ein Widerwärtiger und sich überhebt über Alles, das Gott oder Gottesdienst heißt; nach der Wirkung des Satans, mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und Wundern, und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge; auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.”

Engels schreibt wie der gläubigste Theologe.
Er setzt fort: „Es ist nicht mehr eine Gleichgültigkeit und Kälte gegen den Herrn, nein, es ist offene, erklärte Feindschaft, und anstatt aller Sekten und Parteien haben wir jetzt nur zwei: Christen und Antichristen.
Sie ziehen umher in Deutschland und wollen sich über­all einschleichen, sie predigen ihre satanischen Lehren auf den Märkten und tragen das Panier des Teufels von einer Stadt zur andern, die arme Jugend hinter sich herlockend, um sie in den tiefsten Schlund der Hölle und des Todes zu stürzen.”
Und er endet mit den Worten der Offenbarung,
„Siehe, ich komme bald. Halte was Du hast, auf daß niemand deine Krone nehme. Amen.”
(Marx‑Engels, historisch‑kri­tische vollständige Ausgabe)

Der Mann, der solche Gedichte und solche Warnungen vor dem Satanismus schrieb, der Mann, der mit Tränen in den Augen betete, sich vor solcher Gefahr zu hüten, der Mann, der Marx als von tausend Teufeln besessen erkannte, wird Marx’ engster Mitarbeiter in dem teuflischen Kampf, „alle Religion und Moral abzuschaffen”.
(Das kommunistische Manifest, Marx und Engels)

Das hat die liberale Theologie zustande gebracht. Sie teilt mit Marx und Engels die Schuld am Tod von vielen Millio­nen Unschuldiger durch den Kommunismus.

Nach diesem traurigen, aber unerlässlichen Intermezzo über Engels, wenden wir uns wieder Marx zu.

Rolf Bauer beschreibt Marx’ verheerendes Finanzleben in „Genie und Reichtum” (Bertelsmann, Gütersloh, 1971):
„Als er Student in Berlin war, erhielt der Sohn von Papa Marx 700 Taler als jährliches Taschen­geld.” Dieser Betrag war enorm hoch, da zu jener Zeit nur 5 Prozent der Bevölkerung über ein größeres Einkommen als 300 Taler im Jahr verfügten. Zu seinen Lebzeiten er­hielt Marx von Engels ungefähr 6 Millionen Franc (Zahl des Marx‑Engels Instituts).

Er war immer auf Erbschaft aus. Als einer seiner Onkel in großen Schmerzen lag, schrieb er: „Wenn der Hund stirbt, bin ich aus dem Elend heraus.” Darauf ant­wortete Engels: „Ich gratuliere mir selbst zu der Krankheit des Verhinderers einer Erbschaft, und hoffe, daß die Katastrophe jetzt geschieht.”

Dann starb „der Hund”. Marx schreibt am 8. März 1855: „Ein sehr glückliches Ereignis. Gestern erhielten wir die Nachricht vom Tode des 90jährigen Onkels meiner Frau. Meine Frau wird etwa 100 Lst erben, sogar noch mehr, wenn der alte Hund nicht einen Teil seines Geldes der Frau vermacht hat, die sein Haus verwaltet hat.”

Auch Personen gegenüber, die ihm viel näher standen als sein Onkel, hegte er keine freundlichen Gefühle. Er sprach nicht mit seiner Mutter. Im Dezember 1863 schrieb er an Engels: „Vor zwei Stunden kam ein Telegramm, um mir mitzuteilen, daß meine Mutter tot ist. Das Schicksal mußte ein Mitglied der Familie wegnehmen. Ich hatte schon einen Fuß im Grab. Unter den Umständen werde ich mehr gebraucht als die alte Frau. Ich muß wegen der Erbschaft nach Trier.” Das war alles, was er zum Tode seiner Mutter zu sagen hatte.

Marx verlor an der Börse viel Geld. Er, der Wirtschaftler, wußte nur, wie man verliert.

Da die Teufelssekte äußerst geheim ist, haben wir nur Anzeichen für mögliche Verbindungen zu Marx. Sein unordentliches Leben ist vielleicht ein weiteres Glied in der Kette der schon angeführten Beweise.

Marx war ein Intellektueller höchsten Ausmaßes. Engels ebenfalls. Aber ihre Korrespondenz wimmelt nur so von Obszönitäten, die in dieser Gesellschaftsklasse nicht üblich sind. Sie ist voll von schmutzigen Redensarten, aber es gibt keinen Brief, in dem man idealistische Reden über ihren humanistischen oder sozialistischen Traum findet.

Marx’ ganze Einstellung und Konversation waren satani­scher Art. Obwohl selbst Jude, schrieb er ein bösarti­ges anti‑jüdisches Buch mit dem Titel „Die Judenfrage”. Er hasste nicht nur die Juden. Sein Freund Weitling schrieb: „Marx’ gewöhnliche Konversation besteht aus Atheismus, der Guillotine, aus Gesprächen über Hegel, den Strang und den Dolch.” Er hasste die Deutschen. Er schrieb: „Schläge sind das einzige Mittel, den Deutschen zum Leben zu er­wecken.” Er sprach von dem „dummen deutschen Volk”. „Deutsche, Chinesen und Juden müssen mit Hausierern und Kleinkaufleuten verglichen werden.” Er sprach von der „ekelhaften, nationalen Gründlichkeit der Deutschen”. (Künzli, Psychographie)

Er betrachtete die Russen als untermenschlich. (K. Marx über Rußland, Zaria Publishing House, Kanada) Die sla­wischen Völker sind ein „ethnischer Dreck”. (Zitat der New York Times vom 25. Juni 1963).

Das sind Anhaltspunkte, die zu dem Schluß führen müssen, daß Marx Satanist war.

Marx’ Lieblingskind war Eleonor. Er nannte sie Tussy und sagte oft: „Tussy ist ich.” Wir wollen nun sehen, was uns Tussy zu sagen hat!

Mit der Zustimmung von Marx heiratete Eleonor Edward Aveling, einen Freund von Frau Besant, eine Hauptperson der Theosophie. Er hielt Vorträge über Themen wie „Die Schlechtigkeit Gottes” (Der satanistische Gedanke. Sie leugnen nicht wie die Atheisten die Existenz Gottes, höch­stens um jemand absichtlich zu täuschen. Sie wissen von seiner Existenz, beschreiben ihn jedoch als böse.) In seinen Vorträgen versuchte er zu beweisen, daß Gott ein „Befür­worter der Polygamie und ein Anstifter zum Diebstahl sei”. Er vertrat das Recht auf Blasphemie. (Das Leben der Eleonor Marx von Chiushichi Tsuzuki, Clarendon Press Oxford 1967, Seiten 85, 89, 340)

Hören wir uns doch einmal das folgende theosophische Gedicht an, und erinnern wir uns daran, daß Marx’ erwähl­ter Schwiegersohn einer der Lehrer dieser Bewegung war. Derartige Gedichte wurden in Marx’ Haus vorgetragen. Auf diese Weise erhalten wir einen Eindruck von der geistigen Atmosphäre dieses Hauses.

Ungezügelt und verwegen sollen meine Verse aufsteigen
Zu dir, oh Satan, König des Banketts,
Hinweg mit deiner Besprengung, oh Priester, und dein Geleier,
Denn nie soll Satan, oh Priester, hinter dir stehen.

Dein Atem, oh Satan, inspiriert meine Verse,
Wenn ich aus meiner Brust den Göttern trotze.
Von den priesterlichen Königen und unmenschlichen Königen,
Dein ist der Blitz, der die Gemüter erzittern läßt.
Oh Seele, die da wandert weit vom geraden Wege,
Satan ist gnädig. Sieh Heloise!

Wie der Wirbelwind seine Flügel entfaltet,
Geht er vorüber, oh Volk, Satan der Große!
Heil dem Verstande, dem großen Rechtfertiger!
Geheiligt sollen aufsteigen zu dir Weihrauch und Schwüre!
Du hast den Gott des Priesters entthront.
(Zitat aus „Der Prinz der Dunkelheit” von Frederik A. Tatford ‑ Bible and Advent Testimony Movement Eastbourn und Sussex, 1957.)

Die Verbindung zwischen Marxismus und Theosophie kommt nicht von ungefähr. Die Theosophie hat im Westen die indische Lehre von der Nichtexistenz der Einzelseele verbreitet. Was die Theosophie durch ihre Überredungs­kraft nicht erreichte, erreicht der Marxismus mit der Macht der Peitsche. Er entpersonalisiert die Menschen und ver­wandelt sie in Roboter, die dem Staat dienlich sind.

Noch eine interessante Tatsache. Kommandeur Riis war ein Schüler von Marx. Betrübt über die Nachricht von seinem Tode kam er nach London, um das Haus zu be­suchen, in dem sein verehrter Lehrer gelebt hatte. Die Familie war weggezogen. Die einzige, die er befragen konnte, war ein ehemaliges Dienstmädchen von Marx. Sie äußerte über ihn die erstaunlichen Worte:
„Er war ein gottesfürchtiger Mann. Als er sehr krank war, betete er allein in seinem Zimmer vor einer Reihe brennender Ker­zen und band eine Art Meßband um seine Stirn.”
Das läßt auf Gebetsriemen schließen, wie sie die Juden während ihres Morgengebetes tragen. Aber Marx war in der christlichen Religion getauft. Er hatte nie das Judentum praktiziert. Dann wurde er Kämpfer gegen Gott. Er schrieb Bücher gegen die Religion und erzog alle seine Kinder zu Atheisten. Was war das für eine Zeremonie, die eine un­wissende Magd für ein Gebet hielt? Wenn die Juden ihre Gebete verrichten, haben sie nie eine Reihe von Kerzen vor sich. Könnte es sich hier um eine magische Praktik ge­handelt haben? (Sergius M. Riis, Karl Marx, Robert Spel­ler, New York, 1962, Seite 2)

Einen weiteren Hinweis gibt ein Brief, der an Marx von seinem Sohn Edgar am 31. März 1854 geschrie­ben wurde. Er beginnt mit den verblüffenden Worten „Mein lieber Teufel”. Wo hat man jemals gehört, daß ein Sohn seinen Vater auf solche Weise anspricht? Nur bei den Satanisten. War der Sohn auch eingeweiht?

Es ist doch wirklich auffällig, daß Marx’ Frau ihren Mann in einem Brief vom August 1844 mit folgenden Worten anspricht: „Dein letzter Hirtenbrief, Hohepriester und Bischof der Seelen, hat dein armes Schaf wieder mit Ruhe und Frieden erfüllt.” (Marx und Engels, Voll­ständige Werke, Ostberlin 1967‑74, Zusatzband I, S. 654)

Marx gibt in seinem Kommunistischen Manifest sei­nem Wunsch Ausdruck, jede Religion auszurotten. Man sollte meinen, daß auch der Teufelskult dazugehört. Aber seine Frau redet ihn als Hohepriester und Bischof an. Hohepriester und Bischof welcher Religion? Die einzige europäische Religion, die Hohepriester hat, ist die satani­sche. Was für Hirtenbriefe schrieb der Mann, von dem man glaubte, er sei Atheist? Wo sind sie? Es gibt eine Zeitspanne in Marx’ Leben, die unerforscht blieb.

Manche Biographen, die über Marx geschrieben haben, spürten vielleicht etwas von der Verbindung zwischen dem Satanismus und dem Thema ihres Buches, aber sie hatten vielleicht auch nicht den nötigen geistlichen Hintergrund und konnten mit den Tatsachen, die sie vor Augen hatten, nichts anfangen. Aber ihr Zeugnis ist trotzdem interessant.

Der Marxist Franz Mehring schrieb in seinem Buch Karl Marx (Dietz Verlag, Berlin, 1964, Seiten 8, 10): „Der Vater blickte manches Mal mit geheimer Angst auf den ,Dämon’ in dem Lieblingssohne, obgleich er schon wenige Tage nach Karls zwanzigstem Geburtstage starb… Aber wie der Mensch niemals die letzten Folgen seines Tuns zu überblicken vermag, so hat Heinrich Marx nicht daran gedacht und nicht daran denken können, wie er durch das reiche Maß bürgerlicher Bildung, das er dem Sohn als kostbare Mitgift fürs Leben gab, doch nur den gefürch­teten ,Dämon’ entbinden half, von dem er zweifelte, ob er ,himmlischer’ oder ,faustischer’ Natur sei.”

Marx starb in Verzweiflung, wie alle Teufelsanbeter. Am 20. Mai 1882 schrieb er an Engels: „Wie unnütz und leer ist doch das Leben, aber wie begehrenswert.”

Der Marxismus birgt ein Geheimnis, das nur wenige Marxisten kennen. Lenin schrieb: „Nach einem halben Jahrhundert hat noch kein einziger Marxist Marx begrif­fen.” – (Zitat aus Walter A. Kaufman, Hegel, Doubleday, Garden City, New York, 1965, Seite 289)

Auch Lenins Leben birgt ein Geheimnis. Er schreibt über den sowjetischen Staat: „Der Staat funktioniert nicht wunschgemäß. Wie funktioniert er denn? Der Wagen gehorcht nicht. Es sitzt jemand am Steuer und es hat den Anschein, als lenke er, aber der Wagen fährt nicht in die gewünschte Richtung. Er fährt, wie eine andere Macht es will.” (Lenins Werke in französischer Sprache, Bd. XXXIII, S. 284.)
Welche geheimnisvolle andere Macht ist das,
die sogar den Plänen der Bolschewikenführer überlegen ist? Haben sie sich einer Macht ausgeliefert, die sie zu meistern hofften, die sich aber als übermächtig erwies und sie zum Verzweifeln brachte?

In seinem Brief aus dem Jahr 1921 (Bd. XXXVI, S. 572) schreibt er: „Wir alle verdienen es, an einem stinkenden Strick aufgeknüpft zu werden. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß das auch geschieht, weil wir diese dreckige Bürokratie nicht verdammen können. Und sollte es eintreffen, dann ist es gut so.”

Das war Lenins letzte Hoffnung nach einem Leben des Kampfs für die Sache des Kommunismus ‑ gerechterweise an einem stinkenden Strick aufgehängt zu werden. Diese Hoffnung erfüllte sich zu seinen Lebzeiten nicht, aber fast alle seine Mitarbeiter wurden nach und nach von Stalin umgebracht, nachdem sie öffentlich bekannt hatten, daß sie anderen Mächten als dem Proletariat gedient hatten, dem sie angeblich helfen wollten.

Was für ein Bekenntnis, das Lenin hier ausspricht! „Ich hoffe, daß man uns an einem stinkenden Strick aufhängt!”

Und was für einen Gegensatz zu einem anderen Kämpfer, dem Apostel Paulus, der am Ende seines Lebens schrieb: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet. Hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr der gerechte Richter, mir an jenem Tag geben wird.” (2. Tim. 4,7+8)

Das Problem der Be­ziehung zwischen Marxismus und Satanismus muß noch genauer untersucht werden. Wie alle Menschen, verfallen auch christliche Denker oft der Versuchung, vorgefaßte Ideen zu beweisen. Sie schreiben manchmal nicht nur Dinge, die sie kennen. Denker neigen dazu in ihren Argumenten zu übertreiben, um ihre Ansicht zu beweisen.

Ich glaube, daß es genug Anhaltspunkte dafür gibt, daß Marx einer Teufelsanbetersekte an­gehörte. Es fehlt zweifellos nicht an genügend Hinweisen, daß sein Leben und seine Lehre von satanischem Einfluß gekennzeichnet sind, aber ich muß auch zugeben, daß es Lücken in der Gedankenkette gibt, die einen endgültigen Schluß in dieser Sache nicht zulassen. Ich wollte hier einen Anstoß geben und möchte es anderen überlassen, dieser wichtigen Frage der Verbindung zwischen Marxismus und Satanismus weiter nachzugehen.

Ich kann es nicht; denn meine ganze Zeit wird von der Arbeit beansprucht, unschuldigen Opfern einer satanischen Verfol­gung unter kommunistischer Herrschaft zu helfen.

Außerdem bin ich auch nicht der Heilige, der man sein sollte, um weiter in diese Dinge vorzustoßen. Ich verfolgte die Geheimnisse der Teufelsanbetung so weit ich konnte.  . . .

Wenn jemand in die siebte Stufe eingeführt wird, schwört er, sich zum Grundsatz zu machen: „Nichts ist wahr und alles ist erlaubt.” Als Marx einen Frage­bogen für seine Tochter ausfüllte, beantwortete er die Frage „Was ist Dein Lieblingsgrundsatz?” mit den Worten: „Bezweifle alles.” (Erich Fromm, Marx’s Concept of Man „Das Menschenbild bei Marx”, Friedrich Unger, New York, 1966, Seite 257)

Im „Kommunistischen Manifest” schrieb er, er habe es sich zum Ziel gesetzt, nicht allein die Religion auszurotten, sondern auch jegliche Moral, so daß alles erlaubt sei.

Ich war entsetzt, als ich 1968 bei den Unruhen in Paris das Geheimnis der siebten Stufe des Satanismus auf einem Pla­kat an der Universität von Paris entdeckte. Man hatte es auf die Formel gebracht: „Es ist verboten, etwas zu ver­bieten”, die normale Schlussfolgerung, wenn nichts wahr und alles erlaubt ist . . .

Die Jugend hat die Unsinnigkeit dieser Formel nicht be­merkt. Es ist verboten zu verbieten, es ist also auch verboten, das Verbieten zu verbieten. Wenn alles erlaubt ist, ist auch das Verbieten erlaubt. Die Jugend verwechselte Erlaubtsein mit Freiheit. Die Marxisten wissen es besser. In ihren Augen bedeutet „nichts ist verboten”, daß es ver­boten ist, eine grausame Diktatur nach dem Muster Rotchinas und der Sowjetunion zu verbieten.

Aber ich neige selbst dazu, eine herrschsüchtige Persön­lichkeit zu sein. Als ich den Werdegang bekannter Persönlichkeiten der Geschichte studierte, die sich ohne Ein­schränkung dem beherrschenden Einfluß des Teufels aus­lieferten, spürte ich, wie satanische Neigungen in mir wuchsen. Darauf zog ich es vor, meine Nachforschungen zu beenden, auch wenn sie nur dem moralischen Zweck dienten, die Quelle des Bösen aufzudecken. Ich wollte das kostbare Juwel, meine Seele, nicht opfern.

Satan ist ein gefallener Erzengel und besitzt die Fähig­keiten eines solchen. Wir Menschen sind ihm nicht gewachsen. Ich hielt mich an den klugen Rat einer Charmeliterpriorin, die Finger vom Teufel zu lassen und nicht in seine Geheimnisse einzudringen.

Weil ich genug von den Nachforschungen über die schändlichen Geheimnisse des Satanismus hatte, gab ich weitere Untersuchungen auf.

So erinnerte ich mich an die Worte von Douglas Hunt, die er in seinem Buch „Researches in the Sphere of the Occult” niedergeschrieben hat: „Es ist nötig, jeden dringlich vor einer Teilnahme an der schwarzen Magie zu warnen, sei sie nun echt oder gefälscht. Lassen Sie die Finger von diesen Dingen und meiden Sie alle, die damit zu tun haben, wie die Pest. Selbst wenn es sich dabei um Tricks handelt ‑ was oft der Fall ist ‑ oder wenn es kindisch ist, ist es doch schmutzig und heidnisch. Diese Dinge führen nur zur Verzerrung und Abwertung der Seele. Und wenn wirkliche Kräfte in Erscheinung treten (wie im Falle des Marxismus) sind die Ergebnisse für die Beteiligten unbeschreiblich schlimm.”

Der Kommunismus ist kollektive Dämonenbesessen­heit. Solschenitsyn enthüllt in seinem „Archipel Gulag” einen Teil dessen entsetzlicher Ergebnisse in der Seele und im Leben der Menschen.

Ich wiederhole, das Beweismaterial das ich hier gebe, ist unvollständig. Aber was ich hier geschrieben habe, genügt um zu zeigen, daß das, was Marxisten über Marx sagen, nichts weiter als ein Märchen ist. Er war nicht von der Armut des Proletariats betroffen, für welches die Revolu­tion die einzige Lösung wäre. Er liebte die Proletarier nicht, sondern bezeichnete sie als Idioten.

Ebenso wenig liebte er seine Genossen im Kampf für den Kommunismus. Er nannte Freiligrath „das Schwein”, Lasalle „jüdischer Nigger”, Genosse Liebknecht „Ochse” und Bakunin „eine theoretische Null”. (Arnold Künzli, Karl Marx, Eine Psychographie, Wien, 1966, Seite 341‑389)

Leutnant Tschechow, ein Kämpfer der Revolution von 1848, der nächtelang mit Marx trank, sagte, daß seine Selbstbewunderung alles Gute in ihm verschlungen habe.

Marx liebte auch die Menschheit nicht. Mazzini, der ihn gut kannte, schrieb: „Er hat einen zerstörerischen Geist besessen. Sein Herz war mit Haß und nicht mit Liebe gegen die Menschheit erfüllt.” (Fritz J. Raddatz, Karl Marx, Hoffmann und Campe, Hamburg, 1975, Seiten 256‑344)

Ich kenne keine anderslautenden Aussagen von Marx’ Zeitgenossen. Marx, der liebende Mensch, ist ein Mär­chen, das nach seinem Tod erfunden wurde. Marx haßte auch die Religion nicht, weil sie dem Glück der Mensch­heit im Wege stand, sondern er wollte die Menschheit hier und für alle Ewigkeit unglücklich machen. Das verkün­dete er als sein Ideal. Sein Ziel war die Zerstörung der Religion. Der Sozialismus, als Sorge um das Proletariat und den Humanismus waren nur Vorwand.

Als Marx Charles Darwin „Die Entstehung der Arten” gelesen hatte, schrieb er am 16. Januar 1861 einen Brief an Ferdinand Lasalle, in dem er triumphierte, Gott sei ‑ zumindest in der Naturwissenschaft ‑ der Todesstoß ver­setzt worden. (Marx, Engels, Werke, Dietz‑Verlag, Berlin 1972, Band 30, Seite 578)

Welche war Marx’ Hauptidee? War es die Sache des armen Proletariats? Wenn ja, wel­chen Wert besaß dann Darwins Theorie? Oder aber war die Ausrottung der Religion sein Hauptziel?

Das Wohl der Arbeiter war nur ein Vorwand. Wo Pro­letarier nicht für ihre Ideale kämpfen, werden Marxisten die Rassen‑ oder Generationsprobleme voll ausnützen. Hauptsache ist die Religion zu vernichten.

Marx glaubte an die Hölle, und sein Vorhaben bestand darin, die Menschen in den Abgrund zu bringen.

Es wäre hier vielleicht interessant hinzuzufügen, daß in der Biographie Bucharins, Generalsekretär der kommu­nistischen Internationale, zu lesen ist, daß er im frühen Alter von 12 Jahren, nach der Lektüre der Offenbarung, der Anti‑Christ werden wollte.
Derselbe Bucharin, der sich in solchen Angelegenheiten auskannte, schrieb über Stalin: „Er ist kein Mensch, son­dern ein Teufel.” (G. Kafkov, „The Trial of Bukharin”, Stein & Day, New York 1969)

Bucharin erkannte zu spät, in wessen Hände er gefallen war. In einem Brief, den er seine Frau vor seiner Verhaftung und Hinrichtung auswendig lernen ließ, schreibt er: „Mein Leben geht zu Ende. Ich beuge mein Haupt unter das Beil des Henkers. Ich spüre meine ganze Machtlosig­keit angesichts dieses höllischen Apparats.”
Er hatte bei der Errichtung einer Guillotine ‑ dem Sowjetstaat ‑ ge­holfen, der Millionen umbrachte, und mußte dann erken­nen, daß der Plan dafür in der Hölle entstanden war. Er wollte der Antichrist sein und wurde statt dessen sein Opfer.

Die ersten Pseudonyme, unter denen Stalin schrieb, lau­teten „Demonoschwili”, was in der georgischen Sprache „Der Dämonische” (Grani Nr. 90‑4) und „Besoschwili” „Der Teuflische” bedeutet. (Abdurachman Autorchanov, Pro­ischozdenie Partokratie, Possev‑Verlag, Frankfurt/M. 1973)

Mao schrieb: „Schon im Alter von acht Jahren haßte ich den Konfuzius. In unserem Dorf befand sich ein Konfuzius­tempel. Ich wünschte mir von ganzem Herzen, ihn bis auf die Grundmauern zu zerstören.” („Mao Tse-tung” von M. Zach, Bechtle Verlag, München)

Ist Ihnen schon einmal ein Kind begegnet, das im Alter von acht Jahren keinen anderen Herzenswunsch als die Zerstörung seiner Religion hatte? Solche Gedanken tra­gen dämonischen Charakter.

Trotzki war ebenfalls ein entarteter Mensch. Im Alter von acht Jahren besaß er eine große Sammlung pornographischer Bilder (Bertram Wolfe, Three Who Made the Revolution, Dial Press, New York, 1948).

Im zaristischen Rußland war es nicht wie heute. Man konnte Pornographie nicht an jedem Zeitungsstand finden. Trotzki muß deshalb sehr leidenschaftlich gewesen sein und wohl seinen Eltern viel Geld gestohlen haben, um sich eine solche Sammlung anzuschaffen. Auch er war eine verwirrte Seele.

Alexander Solschenizyn enthüllt in seinem Buch „Der Archipel Gulag” (Band 2), daß das Hobby des sowjetischen Innenministers Jagoda darin bestand, auf Bilder von Jesus und der Heiligen zu schie­ßen. Ein anderes satanisches Ritual, das in hohen Ämtern der Kommunisten praktiziert wird.

Weshalb sollten Menschen, die angeblich das Proleta­riat vertreten, auf Bilder von Jesu, einem Proletarier, oder von Maria, einer armen Jungfrau, schießen?

Eine ihrer Übeltaten wurde am 13. März 1975 in der Zeitung „Russkaja Misl” berichtet. D. Profirewitsch hatte eine Tochter, die er im Glauben erzog. Sie mußte kommu­nistische Schulen besuchen. Im Alter von zwölf Jahren kam sie eines Tages nach Hause und sagte: „Religion ist kapitalistischer Aberglaube. Wir leben in einer anderen Zeit.” Sie kehrte dem Christentum den Rücken. Später trat sie der Kommunistischen Partei bei und wurde Mit­glied des Geheimdienstes, was ihren Eltern natürlich einen schweren Schlag versetzte.

Nach einer Zeit wurde die Mutter verhaftet. Unter dem Kommunismus besitzt man nichts, weder die eigene Frau, noch die Kinder, noch die eigene Freiheit. Der Staat nimmt wann und was er will.

Der Sohn weinte nach der Verhaftung der Mutter sehr viel. Ein Jahr danach erhängte er sich. Profirewitsch fand einen Brief, indem er schrieb: „Vater, wirst du mich rich­ten? Als Mitglied der kommunistischen Jugendorganisa­tion mußte ich unterschreiben, daß ich alles berichten werde, was gegen die sowjetischen Behörden unternom­men wird. Eines Tages rief mich die Polizei und Warja, meine Schwester, forderte mich auf, eine Anklage gegen meine Mutter zu unterschreiben, weil sie Christin war. Man hielt sie für eine Konterrevolutionärin. Ich habe unterschrieben. Ich bin schuld an ihrer Verhaftung. Dann befahlen sie mir, dich zu bespitzeln. Es wäre das Gleiche herausgekommen. Verzeih mir, Vater, aber ich zog es vor, zu sterben.” ‑ Nach dem Selbstmord des Sohnes wurde dann auch der Vater verhaftet.

Ein Regime, in dem solche Geschehnisse zum Alltag gehören, das Menschen, selbst Christen, in Mörder, Denunzianten oder unschuldige Opfer verwandelt, kann von Gottes Kindern nur verabscheut werden.

Die sowjetische Zeitung Sowjetskaja Molo­diosch vom 14. 2. 1976 liefert einen neuen, schlagenden Beweis für die Verbindung zwischen den Marxisten und dem Satanismus. Sie berichtet, wie die militanten Kommu­nisten unter zaristischer Herrschaft Kirchen zerstörten und Gott verspotteten. Dazu benutzten die Kommunisten eine blasphemische Version des „Vater Unsers”.

„Unser Vater, der du bist in Petersburg (heute Leningrad), verflucht sei dein Name. Möge dein Reich zerbrechen. Möge dein Wille nirgends geschehen, nicht einmal in der Hölle. Gib uns das Brot, das du uns gestohlen hast, und bezahle unsere Schulden, wie wir bis jetzt die deinen bezahlt haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern befreie uns von dem Bösen ‑ der Polizei Plehves (zaristischer Premier). Und setze dieser verfluchten Regierung ein Ende. Aber da du ja schwach und arm im Geiste bist, und auch an Macht und Autorität, nieder mit dir in Ewigkeit. Amen.”

Das eigentliche Ziel des Kommunismus bei der Erobe­rung neuer Länder ist nicht, ein anderes soziales oder wirtschaftliches System zu errichten, sondern Gott zu ver­höhnen und Satan zu preisen.

Der deutsche sozialistische Studentenbund hat auch eine Parodie auf das Vaterunser herausgebracht, die zeigen soll, daß das wahre Ziel dieses Gebets darin besteht, die Inter­essen des Kapitalismus aufrechtzuerhalten. „Unser Kapital, das du im Westen bist, mögen deine Investitionen sicher sein. Mögest du Gewinn erzielen, mögen deine Aktien zunehmen, an der Wall Street wie auch in Europa. Unsere tägliche Verkaufsquote gib uns heute, und erweitere unseren Kredit, wie wir den unserer Schuldner erweitern. Und führe uns nicht in den Bankrott, sondern befreie uns von den Gewerkschaften. Denn dein ist die Hälfte der Welt und die Macht und der Reichtum, seit 2000 Jahren. Mammon.” – (Rhein‑Neckar‑Zeitung, 2. Februar 1968)

Die Gleichsetzung des Christentums mit den Interessen des Kapitalismus ist Verleumdung. Die Kirche weiß, daß der Kapitalismus mit Blut und Schmutz befleckt ist. Wir sind alle Sünder, und jedes Wirtschaftssystem ist von Sünde ge­zeichnet. Wir bekämpfen den Kommunismus nicht vom kapitalistischen Standpunkt, sondern vom Standpunkt des Reiches Gottes aus, das unser soziales Ideal darstellt.

Diese Parodie ist eine teuflische Verhöhnung des hei­ligsten Gebetes, ebenso wie das von den Sowjets veröffent­lichte.

Während des Generalstreiks, den 1974 die französischen Kommunisten organisierten, wurden die Arbeiter aufge­fordert, durch die Straßen von Paris zu marschieren und das Schlagwort zu rufen:
„Giscard d’Estaing s’est foutu; les demons sont dans la rue«

(„Giscard d’Estaing, Präsident von Frankreich, ist am Ende. Jetzt sind die Dämonen auf der Straße.”)

Warum die Dämonen? Weshalb nicht das Proletariat oder das Volk? Waren das Heraufbeschwörungen satanischer Kräfte? Was hat das mit legitimen Forderungen der Arbeiterklasse nach besseren Löhnen zu tun?

Ich kann verstehen, daß Kommunisten Priester und Pfarrer als Gegenrevolutionäre eingesperrt haben. Aber weshalb wurden Priester im rumänischen Gefängnis Piteschti von Marxisten gezwungen, über Kot und Urin die Messe zu sprechen? Weshalb wurden Christen gefoltert, damit sie die Kommunion mit diesen Dingen nahmen? Warum die obszöne Verhöhnung der Religion? (Cirja „Rückkehr aus der Hölle” und D. Bacu „Piteschti”.)

Weshalb wurden dem rumänischen orthodoxen Priester Roman Braga, einem ehemaligen Gefangenen der Kommunisten, sämtliche Zähne mit einer Stahlrute eingeschla­gen, um ihn zur Gotteslästerung zu zwingen? Die Kom­munisten hatten ihm und anderen erklärt: „Wenn wir euch Christen töten, kommt ihr in den Himmel. Aber wir wol­len nicht, daß ihr zu Märtyrern gekrönt werdet. Ihr sollt zuerst Gott verfluchen und dann zur Hölle gehen.”

Marxi­sten werden für Atheisten gehalten, die nicht an Himmel und Hölle glauben. Unter extremen Bedingungen hat der Marxismus seine atheistische Maske abgenommen und sein wahres Gesicht gezeigt ‑ den Satanismus.

Der rumänische Schriftsteller und Kommunist Paul Goma, der von seinen eigenen Genossen eingesperrt wurde, beschreibt in seinem Buch „Gherla” (Gallimard, Frank­reich) Folterarten, die von den Kommunisten speziell für Christen erfunden wurden. Sie „tauften” einen religiösen Gefangenen täglich, indem sie seinen Kopf in einen Eimer tauchten, in den andere Gefangene ihre Notdurft verrich­tet hatten, und die anderen Gefangenen mußten währenddessen den Taufgottesdienst singen.

In Festzeiten und besonders während der Fastenzeit wur­den gotteslästerliche Messen veranstaltet. „Ein Gefange­ner wurde in ein Gewand gekleidet, das mit Kot be­schmiert war. Anstelle des Kreuzes trug er um den Hals einen Phallus aus einer Mischung von Brot, Seife und DDT. Alle Gefangenen mußten ihn küssen und dabei die Formel ;,Christus ist auferstanden” aussprechen, die den Orthodoxen heilig ist.

Derartige Dinge wurden mindestens zwei Jahre mit Wissen der Parteiführung getrieben.

Was haben diese unwürdigen Vorgänge mit dem Sozialis­mus und den Interessen des Proletariats zu tun? Sind diese Schlagwörter nicht nur ein Vorwand für satanische Läste­rung und Orgien?

In der „Wetschernaja Moskwa”, einer kommunistischen Zeitung, stand zu lesen: „Wir kämpfen nicht gegen die Gläubigen, auch nicht gegen die Geistlichkeit. Wir kämp­fen gegen Gott, um die Gläubigen wegzuschnappen.” (Zitat von Priester Dudko in „Über unser Vertrauen”, CVJM Presse, Paris)

„Der Kampf gegen Gott, um ihm seine Gläubigen weg­zuschnappen”, ist die einzige logische Erklärung für den Kampf des Kommunismus gegen die Taufe.

In Albanien wurde der Priester Stephen Kurti zum Tode verurteilt, weil er ein Kind getauft hatte. Auch in China und Nordkorea kann nur heimlich getauft werden.

In der Sowjetunion ist die Taufe nur möglich, wenn man sich vorher registrieren läßt. Wer sich oder seine Kinder taufen lassen will, muß der Kirchenbehörde den Personalausweis vorlegen. Die Kirchenbehörde informiert ihrerseits die staatliche Behörde. Und das Ergebnis ist dann Verfolgung. Kolchosearbeiter besitzen keinen Perso­nalausweis und können ihre Kinder daher nur geheim tau­fen lassen. (Igor Schafarewitsch, „Die Religionsgesetz­gebung der UdSSR”, Seuil, Frankreich, 1973)

Viele protestantische Pfarrer wurden schon mit Gefäng­nis bestraft, weil sie tauften.

Der kommunistische Kampf gegen die Taufe geht von der Voraussetzung aus, daß der Glaube an die Taufe für eine Seele von Wert ist. Staaten, die auf eine bestimmte Reli­gion gegründet sind, wie Israel, Pakistan oder Nepal, stel­len sich im Namen einer anderen religiösen Überzeugung gegen die Taufe als äußerliches Zeichen der Aufnahme in das Christentum. Aber für Atheisten, wie sich die Kommunisten bezeichnen, bedeutet die Taufe doch nichts. Ihrer Einstellung nach dürfte sie dem Getauften ebenso ­wenig nützen wie schaden. Weshalb bekämpfen die Kom­munisten dann die Taufe? Aus keinem anderen Grund als diesem: „Sie kämpfen gegen Gott, um ihm die Gläubigen wegzuschnappen.” Ihre Ideologie ist in Wirklichkeit nicht vom Atheismus inspiriert.

Wer sich intensiver über die Verbindung zwischen Marxismus und dem Okkulten informieren möchte, sollte Scheila Ostrander und Lynn Schroeder, PSI (M. Scherz, München 1971) lesen. Er wird sich wundern zu entdecken, daß der kommunistische Osten in der Erfor­schung finsterer Mächte, die von Satan manipuliert werden, viel weiter ist als der Westen.

In Moskau wurde ein Dr. Eduard Naumow verhaftet. Er ist Mitglied der Internationalen Vereinigung der Parapsychologen. Der Moskauer Physiker C. Regelsohn, ein Juden‑Christ, der seine Verteidigung übernahm, nennt uns den Grund der Verhaftung. Naumow hatte sich bemüht, die Sphäre psychischen Lebens von der Herrschaft übler Kräfte freizuhalten, die an der Parapsychologie nur als neue Waffe zur Unterdrückung der menschlichen Persön­lichkeit interessiert sind.

In der Tschechoslowakei und Bulgarien gab die Kom­munistische Partei riesige Summen für die geheime Er­forschung dieser Wissenschaft aus. Es gibt einen eisernen Vorhang, der den Westen davon abhält, zu erfahren, was in den zwanzig parapsychologischen Instituten der Sowjetunion vor sich geht.(„Nowoje Russkoje Slowo”, 30. Juli 1975)

Welchen besonderen Beitrag leistete Marx zum Plan des Teufels mit der Menschheit? Einen großen.

Die Bibel lehrt, daß Gott den Menschen sich zum Bilde erschuf. (1. Mose 1,27) Bis zu Marx’ Zeit wurde der Mensch als Krone der Schöpfung betrachtet. Marx war das erwählte Werkzeug des Satans, um den Men­schen dazu zu bringen, seine Selbstachtung und seine Überzeugung zu verlieren, daß er von einem höheren Ort kommt und dazu bestimmt ist, auch wieder dahin zurück­zukehren. Der Marxismus ist die erste systematische, de­taillierte Philosophie, die den Begriff Mensch rigoros ein­schränkte. Laut Marx besteht der Mensch hauptsächlich aus Bauch. Dieser Bauch muß ständig gefüllt werden. Die vorrangigsten Interessen des Menschen sind wirtschaftlicher Art. Er produziert für seine Bedürfnisse. In der Produktion tritt er in gesellschaftliche Verhältnisse. Das ist die Grundlage der Gesellschaft, das, was Marx Infrastruktur bezeichnet. Liebe, Kunst, Wissenschaft, Re­ligion, Philosophie und alles, was der Bauch nicht braucht, gehört zur Überstruktur, die in der letzten Analyse vom Zustand des Bauches bestimmt wird.

Kein Wunder, daß Marx so großes Gefallen an Darwins Buch fand, ein weiterer, meisterlicher Schlag, um den Menschen ihren göttlichen Ursprung und ihr göttliches Ziel vergessen zu machen. Darwin sagte, der Mensch stamme vom Affen ab und habe kein anderes Ziel als nur das Überleben.

Der König der Natur wurde von diesen beiden entthront. Satan konnte Gott nicht entthronen, folglich entwertete er den Menschen. Der Mensch wurde als Sklave der Ein­geweide und Weiterentwicklung des Tieres dargestellt.

Später vollendete Freud das Werk dieser beiden satani­schen Giganten Darwin und Marx und reduzierte den Menschen zum Geschlechtstrieb, der manchmal in der Politik, in der Kunst oder der Religion vergeistigt wird. Es war der Schweizer Psychologe C.G. Jung, der wieder zur biblischen Lehre zurückkehrte, daß das religiöse Bedürfnis das Grundlegende im Menschen sei.

Um das Bild abzurunden, noch ein paar Worte zu Moses Hess, dem Mann, der Marx und Engels zum sozialistischen Gedanken bekehrte. In Israel befindet sich ein Grab, auf dem die Worte zu lesen sind: „Moses Hess, Gründer der deutschen sozialdemokratischen Partei.”

In seinem „Roten Katechismus für das deutsche Volk” („Politischer Katechismus”, 1966 herausgegeben von Karl M. Michel, Inselverlag Frankfurt/Main) schrieb er: „Was ist schwarz? Schwarz ist die Geistlichkeit. Diese Theologen sind die schlimmsten Aristokraten… Der Geist­liche lehrt die Fürsten, das Volk im Namen Gottes zu unterdrücken. Zweitens lehrt er das Volk, sich im Namen Gottes unterdrücken und ausbeuten zu lassen. Drittens und grundsätzlich sorgt er mit Gottes Hilfe dafür, daß er ein herrliches Leben auf Erden führt, während er den Leuten rät, auf den Himmel zu warten…”

„Die rote Fahne symbolisiert die anhaltende Revolu­tion bis zum vollendeten Sieg der Arbeiterklassen aller zivilisierten Länder, die Rote Republik…, die sozialisti­sche Revolution ist meine Religion… Wenn die Arbeiter ein Land erobert haben, müssen sie ihren Brüdern in der übrigen Welt helfen.”

Das war Hess’ Religion, als er den Katechismus zum ersten Mal herausgab. Bei der zweiten Auflage fügte er weitere Kapitel hinzu. Diesmal benützt er zur Verherr­lichung derselben Religion, d. h. der sozialistischen Revolution, die christliche Sprache, um bei den Gläubigen bes­ser anzukommen. Da stehen nun zusammen mit der Pro­paganda der Revolution auch ein paar nette Worte über das Christentum als die Religion der Liebe und des Huma­nismus zu lesen. Aber ihre Botschaft braucht noch eine Verdeutlichung: Ihre Hölle darf nicht auf Erden und ihr Himmel nicht im Jenseits sein! Die sozialistische Gesell­schaft ist die wahre Erfüllung des Christentums. Auf diese Weise verstellte sich der Teufel als Engel des Lichts.

Nachdem Hess Marx und Engels von der sozialistischen Idee überzeugt hatte, ihr von Anfang an zum Ziel setzend, „der mittelalterlichen Religion den letzten Stoß zu ver­setzen” (sein Freund Jung drückte es sogar noch klarer aus: „Marx wird Gott sicherlich aus seinem Himmel ver­treiben”), trat eine interessante Entwicklung in Hess’ Le­ben ein. Er, der Gründer des modernen Sozialismus, grün­dete eine ganz andere Bewegung, eine besondere Art des Zionismus.

Nun bin ich selbst Zionist. Der Staat Israel gehört den Juden auf Grund des göttlichen Rechts. Gott, der Schöpfer der Welt, hat ihnen wiederholt durch die Propheten sagen lassen, daß er den Juden das Land Palästina gegeben hat. Das heißt aber nicht, daß ich alle Gedanken der Zionisten billige.

Ich bin Christ, was auch nicht bedeutet, daß ich allem zustimme, was Christen lehren und tun. Es wäre unmöglich, weil sie geteilt sind und manchmal Widersprüch­liches lehren. Dasselbe gilt für den Zionismus. Es gibt ver­schiedene Arten von ihm: Einen sozialistischen, einen mosaisch‑religiösen Zionismus, einen Zionismus jüdischer Christen, einen friedlichen und einen aggressiven Zionis­mus. Ja, es gab sogar einen mörderischen, terroristischen Zionismus wie den der Sterngruppe, der viele unschuldige Menschen umbrachte.

Im Christentum gibt es das, was von Gott kommt, dar­über hinaus die Zusätze der Menschen und die Unterwanderung des Teufels. Jesus nannte sogar einmal einen seiner Jünger einen Teufel.

Ebenso ist der Zionismus eine Mischung zwischen Er­füllung eines göttlichen Plans und einer menschlichen Bewegung mit aller Anfälligkeit für Sünde und Schwach­heit. Es wurde sogar der Versuch unternommen, einen satanischen Zionismus zu gründen, was zum Glück fehl­schlug. Herzl gab dann dem Zionismus eine gesunde Wende.

Hess, der Gründer des modernen Sozialismus, eines Sozialismus mit dem Ziel, Gott aus dem Himmel zu vertreiben, war auch der Gründer eines satanischen Zionis­mus, der den göttlichen Zionismus, den Zionismus der Liebe, des Verständnisses und der Eintracht mit den um­liegenden Staaten zerstören sollte.

Er, der Marx die Bedeutung des Klassenkampfes lehrte, schrieb 1862 die erstaunlichen Worte: „Der Rassenkampf ist erstrangig, der Klassenkampf zweitrangig.” (Moses Hess, „Rom und Jerusalem”, Ausgewählte Schriften Joseph Melzer, Köln, 1962.)

Er hatte das Feuer des Klas­senkampfes entzündet, ein Feuer, das nie gelöscht wurde, anstatt die sozialen Gruppen zu lehren, wie man für das allgemeine Wohl zusammenarbeitet. Dann brütete der­selbe Hess eine Verzerrung des Zionismus aus, einen Zionismus des Rassenkampfes, einen Zionismus, der durch den Kampf gegen die Menschen erzwungen wurde, die der jüdischen Rasse nicht angehörten. Wie wir den satanischen Marxismus ablehnen, so muß auch jeder verantwortungsbewusste Jude oder Christ diese teuflische Verdrehung des Zionismus ablehnen.

Hess beansprucht Jerusalem für die Juden, aber ohne Jesus, den König der Juden. Wozu braucht er Jesus? Er schreibt: „Jeder Jude hat die Veranlagung zu einem Mes­sias, jede Jüdin die einer Mater Dolorosa in sich.” Weshalb hat er dann den Juden Marx nicht zu einem Messias und einen von Gott gesalbten Menschen gemacht, son­dern zu einem Hasser, der Gott aus dem Himmel ver­treiben wollte? Für Hess ist Jesus „ein Jude, den die Heiden als ihren Erlöser vergöttern”. Weder er, noch die Juden, scheinen ihn für sich selbst zu brauchen.

Hess wollte nicht erlöst sein. Es sei indogermanisch, wenn ein Mensch eine persönliche Heiligung suche. Das Ziel der Juden muß, laut Hess, ein „messianischer Zu­stand” sein, „der die Welt nach dem göttlichen Plan gestaltet”. Das heißt, nach seinem roten Katechismus, die sozialistische Revolution mit Rassen‑ und Klassenkampf.

Moses Hess, der sein Idol Marx mit der Aufgabe be­traute, der mittelalterlichen Religion ein Ende zu setzen und sie durch die Religion der sozialistischen Revolution zu ersetzen, schreibt die erstaunlichen Worte: „Ich wurde stets durch hebräische Gebete aufgerichtet.” Welche Ge­bete müssen es wohl sein, die Menschen sprechen, die die Religion für das Opium des Volkes halten? Wir haben schon festgestellt, daß auch der Gründer des wissenschaft­lichen Atheismus vor brennenden Kerzen betete. Jüdische Gebete können ebenso wie christliche Gebete bei satani­schen Ritualen als Gotteslästerung mißbraucht werden.

Hess hat Marx den Sozialismus gelehrt, der fest mit dem Internationalismus verbunden ist. Marx schreibt in seinem „Kommunistischen Manifest”, daß das Proletariat kein Vaterland besitzt. In seinem „Roten Katechismus” verspottet Hess die Vaterlandsvorstellung der Deutschen. Er hätte dasselbe mit dem Vaterlandsbegriff bei jeder anderen europäischen Nation getan. „Außerdem kriti­sierte er das Erfurter Programm der Deutschen Sozial­demokratischen Partei wegen der darin enthaltenen bedin­gungslosen Anerkennung des nationalen Grundsatzes.”

Aber Hess ist auch ein ungewöhnlicher Internationalist. Der jüdische Patriotismus muß bleiben. Er schreibt: „Wer immer den jüdischen Nationalismus leugnet, ist nicht nur ein Abtrünniger, ein Renegat im religiösen Sinn, son­dern ein Verräter seines Volkes und seiner Angehörigen. Sollte es sich erweisen, daß die Emanzipation der Juden nicht mit dem jüdischen Nationalismus vereinbar ist, dann müssen die Juden die Emanzipation opfern…” „Jeder Jude muß an erster Stelle jüdischer Patriot sein…”

Ich stimme diesem patriotischen Gedanken von Hess zu, aber was dem einen recht ist, ist auch dem anderen billig. Ich bin für jeden Patriotismus, für den der Juden, Araber, Deutschen, Franzosen und Amerikaner. Patriotis­mus ist eine Tugend, solange er sich bemüht, wirtschaft­lich, geistig und religiös das Wohl des eigenen Volkes zu fördern, vorausgesetzt, daß dies in Freundschaft und Zusammenarbeit mit anderen Nationen geschieht.

Aber der jüdische Patriotismus eines revolutionären Sozialisten, der allen anderen Nationen den Patriotismus verweigert, ist höchst verdächtig. Er erscheint mir eher als ein teuflischer Plan, die Völker zum Judenhaß anzustacheln. Wäre ich ein Nicht‑Jude und bemerkte, daß die Juden diesen Irrsinnsplan eines einseitigen Patriotismus annehmen würden, stellte ich mich auch gegen sie. Zum Glück haben die Juden diesen teuflischen Plan nicht be­folgt.

Der Rassenkampf, wie Hess ihn darstellt, ist falsch, ebenso falsch wie der Klassenkampf, den er verbreitet.

Hess gab den Sozialismus nicht zugunsten dieser Art Zionismus auf. Nachdem er „Rom und Jerusalem” ver­faßt hatte, war er weiter in der sozialistischen Bewegung tätig.

Hess formuliert seine Gedanken nicht eindeutig, da­her sind sie schwer einzuschätzen. Es genügt zu wissen, daß in seinen Augen „die christliche Welt Jesus für einen jüdi­schen Heiligen hält, der Nichtjude wurde.” Es genügt uns, bei ihm zu lesen: „Wir sehnen uns heute nach einer viel umfassenderen Erlösung als sie das Christentum uns bie­tet.” Vielleicht erinnern wir uns daran, daß im „Roten Katechismus” diese viel umfassendere Erlösung die soziale Revolution ist.

Wir könnten hinzufügen, daß Hess nicht nur die Ur­sprungsquelle des Marxismus und der Mann war, der versuchte, einen Anti‑Gott‑Zionismus zu gründen, sondern auch der Vorläufer der Revolutionstheologie, die heute im Weltkirchenrat praktiziert wird, und der neuen Ten­denzen im Katholizismus, die von einer „Erlösung heute” sprechen.

Ein und derselbe Mann, der fast unbekannt ist, war das Sprachrohr dreier satanischer Bewegungen, des Kommunismus, des haßerfüllten Zionismus und der Re­volutionstheologie.

Niemand kann Christ sein, ohne die Juden zu lieben. Jesus, Jungfrau Maria und die Apostel waren Juden. Unsere Bibel ist jüdisch. Der Herr hat gesagt, „Das Heil kommt von den Juden.”Dagegen erhebt Hess die Juden in einer Art, als wolle er absichtlich eine gewalttätige, anti‑jüdische Reaktion erzwingen. Er behauptet, seine Religion sei die sozialistische Revolution. Die Geistlichkeit aller „anderen” Religionen sind Betrüger. Nur von der jüdischen Religion hatte Hess eine hohe Meinung. Er schreibt: „Unsere Religion (die jüdische) hat die Begeiste­rung einer Rasse zum Ausgangspunkt, die vom ersten Auf­tritt auf der Geschichtsbühne an das endgültige Ziel der Menschheit voraussah und die eine Vorahnung der messia­nischen Zeit hatte, in der der Geist der Humanität erfüllt wird, nicht nur in diesem oder jenem Individuum oder auch nur teilweise, sondern in den sozialen Einrichtungen der ganzen Menschheit.” (Alle Zitate aus „Moses Hess”: Ge­sammelte Werke, Bechtle Verlag. München.)
Eine Zeit, die Hess als messianisch bezeichnet, ist die Zeit des Sieges der sozialistischen Weltrevolution. Der Gedanke, daß die jüdische Religion die Vorstellung einer gottlosen, soziali­stischen Revolution zum Ausgangspunkt habe, ist ein häß­licher Witz und eine Beleidigung des jüdischen Volkes.

Hess bedient sich ständig der religiösen Sprache, aber er glaubt nicht an Gott. Er schreibt: „Unser Gott ist nichts weiter als die menschliche Rasse, die in Liebe vereint ist.” Der Weg dahin ist die sozialistische Revolution, bei der Zehntausende dieser geliebten Menschheit gequält und ge­tötet werden. Andererseits macht er keinen Hehl daraus, daß er weder die Vorherrschaft des Himmels noch die einer irdischen Macht wünscht, denn er erklärt beide für tyrannisch. Keine Religion ist gut, mit Ausnahme der Re­ligion der sozialistischen Revolution. „Es ist nutz‑ und fruchtlos, den Menschen die wahre Freiheit zu geben und sie an den guten Dingen der Existenz zu beteiligen, ohne sie von der geistlichen Sklaverei. der Religion zu befreien.” Er spricht in einem Atemzug vom „Absolutismus der himmlischen und irdischen Tyrannen über Sklaven“.

Nur wenn man Moses Hess versteht, den Mann, der Marx, Engels und Bakunin – die drei Gründer der ersten Internationale, beeinflußte, wird es mög­lich, die satanische Tiefe des Kommunismus zu ver­stehen.

Diese lange Abschweifung über Hess war nötig. denn ohne das Wissen über ihn ist Marx nicht verständlich, weil es Hess war, der Marx zum Sozialismus brachte.

Wir wollen uns an Marx’ Epigramm über Hegel erinnern: „Ich lehre Worte, die in einem teuflischen Wirrwarr ver­mischt sind. So mag nun jeder denken. was er will!” (Marx. Engels. Gesamtausgabe, Dietz‑Verlag. Berlin 1975. Abt. 1, Band 1. Seite 644)

Marx schrieb so. Hess’ Schriften sind ein noch viel teuf­lischeres Durcheinander, in dem man sich nur schlecht zurechtfindet, die wir aber analysieren müssen, um die eventuellen Verbindungen zwischen Marx und dem Sata­nismus einschätzen zu können.

Hess’ erstes Buch trug den Titel „Die heilige Geschichte der Menschheit”, (Ausgewählte Schriften, Joseph Melzer, Köln, 1962. Seiten 55‑80). Er behauptete, daß es „ein Werk des heiligen Geistes der Wahrheit” sei. Als das Buch herausgegeben wurde, schrieb er in sein Tagebuch: „Der Sohn Gottes befreite die Menschen aus ihrer eigenen Sklaverei. Hess wird sie auch von der poli­tischen Sklaverei befreien”. “Ich bin gerufen, für das Licht zu zeugen, wie Johannes der Täufer.”

Damals stand Marx dem Sozialismus noch ablehnend gegenüber und er hatte auch Hess noch nicht persönlich kennengelernt. Er schrieb sogar ein Buch gegen ihn. Aus unerklärlichen Gründen wurde dieses Buch nie zu Ende geschrieben. (Marx‑Engels, vollständige Werke, Mos­kau, 1927‑1935. Bd. 1) Dann wurde er Hess’ Schüler.

Wer ist dieser Hess, dieser selbsternannte Botschafter des heiligen Geistes?

Wir erwähnten schon, daß er schwor der mittelalter­lichen Religion den Todesstoß zu versetzen und Verwüstung anzurichten. In der Einleitung zu seinem Buch „Das letzte Gericht“ äußert er sich befriedigt darüber, daß der deutsche Philosoph Kant „den alten Vater Jehowah samt der ganzen heiligen Familie geköpft habe.” (Hess schmückt seine eigenen Vorstellungen mit dem Namen des großen Philosophen. Kant hatte keine derartigen Absich­ten. Er schrieb das Gegenteil: „Ich mußte das Wissen ein­schränken, um dem Glauben Platz zu machen.”)

Hess erklärte sowohl die jüdische als auch die christ­liche Religion für tot (La Revue, Nr. 1. S. 288) was ihn aber nicht davon abhält, in seinem Buch Rom und Jeru­salem über „unsere heiligen Schriften”, die „heilige Sprache unserer Väter”, „unseren Kult”, „die göttlichen Ge­setze”, „die Wege der Vorsehung” und „göttliches Leben” zu schreiben.

Er vertrat seine verschiedenen Meinungen keineswegs zu verschiedenen Zeiten. Als er das pseudo‑zionistische Buch schrieb, erklärte er, daß er seine früheren, gottlosen Bemühungen nicht verleugne. (Niederrheinische Volks­zeitung”, 15. Juli 1862). – Es ist ein beabsichtigtes teuf­lisches Durcheinander.

Hess war Jude und ein Vorläufer des Zionismus. Weil Hess, Marx und andere jüdischer Abstammung waren, hält man oft den Kommunismus für eine jüdische Verschwö­rung. Man vergißt dabei, daß Marx ein anti‑jüdisches Buch geschrieben hat. Auch darin folgte er Hess. Dieser „Zionist“, der das Judentum in den Himmel erhob, schrieb in „Über das Geldsystem” (Rheinische Jahrbücher, Bd. 1, 1845): „Die Juden, die in der Naturgeschichte der Welt des sozialen Tieres die Rolle hatten, die Menschheit in wilde Tiere zu verwandeln, haben diese, ihre professionelle Aufgabe erfüllt. Das Geheimnis des Juden‑ und Christen­tums wurde in dem modernen Judäo‑Christen enthüllt. Das Geheimnis des Blutes Christi erscheint hier, ebenso wie das Geheimnis der alten jüdischen Blutsverehrung, un­verhüllt als das Geheimnis des Raubtieres.”

Es ist nicht tragisch, wenn Sie diese Worte nicht rich­tig begreifen. Sie wurden in einem „teuflischen Durcheinander” geschrieben, aber der Haß gegen das Jüdische ist klar daraus zu erkennen. Hess ist sowohl jüdischer als auch anti‑jüdischer Rassist, je nach Bedarf des Geistes, den er „heilig“ nennt, und der seine Werke beeinflußte.

Hitler hätte seinen Rassismus von Hess lernen können. Er, der Marx gelehrt hatte, daß das Entscheidende die Angehörigkeit zu einer sozialen Klasse sei, schrieb auch das Gegenteil. „Das Leben ist ein unmittelbares Ergebnis der Rasse.” (Rom und Jerusalem) Soziale Einrichtungen und Vorstellungen sind ebenso wie die Religionen, typi­sche, ursprüngliche Schöpfungen der Rasse. Das Rassen­problem liegt hinter allen Problemen der Nationalität und Freiheit verborgen. „Die ganze Vergangenheit war ein ein­ziger Kampf unter den Klassen und Rassen. Der Rassen­kampf ist vorrangig, der Klassenkampf zweitrangig.” (Rom und Jerusalem)

Wie bringt Hess seine mannigfaltigen Widersprüchlich­keiten zum Triumph? „Ich werde gegen alle Bürger das Schwert ziehen, die sich den Bemühungen des Proleta­riats widersetzen.” (Brief an Ferdinand Lasalle, 9. Dezember 1863. (Moses Hess, Briefwechsel. Moulton’s Graven­hage, 1959) Dasselbe hören wir von Marx: „Gewalt ist die Hebamme, die die neue Gesellschaft aus dem Schoß der alten herausnimmt.” (Das Kapital. Band 1)

Marx’ erster Lehrer war der Philosoph Hegel. Er pflaster­te den Weg für Hess. Von Hegel hatte Marx auch Gift ge­leckt. Für diesen Denker war das Christentum im Vergleich zum alles überragenden Griechenland total verdreht. Er schrieb: „Der Christ hat der leidenden Menschheit zum Besten von allen Enden und Orten her einen solchen Hau­fen von Trostgründen, im Unglück zu gebrauchen, zusam­mengeschafft, daß es einem am Ende leid tun könnte, nicht alle Tage einen Vater oder Mutter zu verlieren . . . Es möchte sehr interessant sein, den Glauben der Griechen damit zu vergleichen . …Bei ihnen war Unglück Unglück, Schmerz war Schmerz …” (G. W. F. Hegel, Fragment über Volksreligionen und Christentum, Suhrkamp Ver­lag, Frankfurt/Main 1971, Band 1, Seiten 35‑36)

Das Christentum wurde in Deutschland auch schon vor Hegel verspottet, aber er war der erste, der auch Jesus verspottete.

Wir sind das, wovon wir leben. Marx lebte von satani­schen Vorstellungen, daher verbreitete er auch eine satanische Lehre.

Die Kommunisten haben die Gewohnheit, Frontorgani­sationen zu gründen. Alles, was wir bisher ermittelten, legt die Möglichkeit nahe, daß die kommunistische Be­wegung selbst Frontorganisation für den Satanismus ist. Das würde auch erklären, weshalb sich politische, wirtschaftliche, kulturelle und militärische Waf­fen, die gegen den Kommunismus eingesetzt wurden, als wirkungslos erweisen. Die Mittel, den Satanismus zu bekämpfen, sind geistlicher, nicht menschlicher Art. Sonst kommt es dazu, daß zwar eine satanische Frontorganisation wie der Nazismus bezwungen wird, dafür aber eine andere einen noch größeren Sieg erringt.

Himmler, der Innenminister des nazistischen Deutsch­land, betrachtete sich als Wiederverleiblichung des Königs Heinrich der Vogler. Er hielt es für möglich, okkulte Kräfte in den Dienst der nazistischen Armee einzuspannen. Mehrere Naziführer hatten mit schwarzer Magie zu tun. (Trevor Ravenscroft, Der Speer des Schicksals, Econ Verlag, Düsseldorf, 1974, Kapitel 4)

Die Gründer des modernen Kommunismus und modernen Nazismus standen mit übernatürlichen, intelligenten Wesen in Verbindung, mit gefallenen Engeln, die keine ethischen Maßstäbe kennen. Sie gaben Marx das Ziel, alle Religionen und jegliche Moral auszurotten. (Kom­munistisches Manifest)

Jetzt möchte ich mich an den gewöhnlichen Marxisten wenden. Er läßt sich nicht von dem Geist leiten, der Hess, Marx und Engels kontrollierte. Er liebt die Menschheit wirklich und glaubt für ihr Wohl zu kämpfen. Er hat nicht die Absicht, Werkzeug einer seltsamen satanischen Sekte zu sein. Für ihn könnten diese Zeilen nützlich sein.

Der satanische Marxismus verbreitet eine materialistische Philosophie, die seine Anhänger für geistliche Realitäten blind macht. Es gibt mehr als Materie. Es existiert eine gute Welt des Geistes, der Wahrheit, der Schönheit und der Ideale.

Es gibt aber auch eine Welt böser Geister. Ihr Haupt ist der Satan. Er fiel durch seinen Stolz vom Himmel und zog eine Schar Engel mit sich hinab. Dann verführte er die Vorfahren der Menschheit. Seit dem Sündenfall hat er seine Täuschung nicht nur fortgesetzt, sondern durch alles Mögliche verstärkt, bis es soweit kam, daß die herrliche Schöpfung Gottes von Weltkriegen, blutigen Revolutionen und Gegenrevolutionen, Diktatu­ren, Ausbeutung und alle Arten des Rassismus, falschen Religionen, Agnostizismus und Atheismus, Verbrechen und Betrug, Treulosigkeit in Liebe und Freundschaft, zerbrochenen Ehen und rebellischen Kindern verwüstet wird.

Die Menschheit hat die Vorstellung von Gott verloren, und was ist an die Stelle dieser Vorstellung getreten? Etwas Höheres?

Eine anglikanische Untersuchungskommission für Ok­kultismus, die sich in Australien bildete, veröffentlichte am 13. August 1975 einen Bericht. Sie stellte fest, daß die Hälfte der Schüler an den höheren Schulen Sydneys mit Okkultismus und Satanismus zu tun hatten. In anderen australischen Städten ist es nicht anders. Die Hälfte der Jugendlichen ist in Zauberei und schwarzen Messen ver­wickelt. Vielleicht ist es in anderen Ländern der freien Welt nicht ganz so schlimm. Aber der Einzug des Marxis­mus unter der Jugend verläuft parallel zum Einzug des Satanismus, auch wenn sich äußerlich keine Verbindung feststellen läßt.

Der Mensch braucht ganz einfach die Religion. Gehört er nicht der Religion Jesu an, so ist er Anhänger der Religion des Bösen und wird immer diejenigen verfolgen, die dem Bösen nicht dienen.  . . . .

Geschöpfe haben Gott verlassen. Aber Gott hat seine Kreaturen nicht verlassen. Er schickte seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in die Welt. Die menschgewor­dene Liebe und das Mitleid lebte auf Erden das Leben eines armen, jüdischen Kindes, dann das eines einfachen Zimmermanns und schließlich das Leben eines Lehrers der Gerechtigkeit. Der zertretene Mensch kann sich nicht selbst erretten, ebenso wenig wie sich ein Ertrinkender selbst aus dem Wasser ziehen kann. So nahm Jesus voller Verständnis für unsere innerlichen Konflikte all unsere Sünden auf sich, auch die Sünde von Marx und seinen An­hängern, und trug die Strafe für das, was wir getan haben. Er büßte für unsere Sünde, indem er an einem Kreuz auf Golgatha starb, nachdem er Demütigungen der schlimm­sten Art erlitten hatte.

Wir haben sein Wort, daß derjenige der seinen Glauben auf ihn setzt, Vergebung erhält und im ewigen Paradies mit ihm leben wird.

Sogar notorische Marxisten können errettet werden. Zwei sowjetische Nobelpreisträger ‑ Pasternak und Solschenizyn ‑ haben ihren Glauben an Christus bekannt, nachdem sie die Extremitäten des Verbrechens beschrieben, zu denen der satanische Marxismus führt. Swetlana Stalina, die Tochter des schlimmsten Massenmörders, wurde ebenfalls Christin.

Wir wollen nicht vergessen, daß es Marx’ Ideal war, selbst in den Abgrund der Hölle hinabzusteigen und die ganze Menschheit mit sich zu reißen. Wir wollen ihm nicht auf diesem verderblichen Pfad folgen, sondern lieber Christus, der uns zu den Höhen des Lichts, der Weisheit und Liebe, in den Himmel unaussprechlicher Herrlichkeit leitet.

Wir sind vor die Wahl gestellt, grausam zu werden wie der Teufel oder Menschen zu werden mit einer friedvollen Seele nach dem Vorbild Jesu.

Und noch ein letztes Wort. Jesus sagte zu der Gemeinde in Pergamon (eine Stadt in Kleinasien) ein geheimnisvolles Wort: „Ich weiß, wo du wohnst, da des Satans Thron ist.” (Offb. 2,13) Pergamon muß in alten Zeiten eine Hoch­burg des Satankults gewesen sein. Im Baedeker, dem welt­bekannten Berlinführer, stand bis 1944, daß sich im Insel­museum in Berlin ein Pergamonaltar befand. Deutsche Archäologen hatten ihn ausgegraben. Er befand sich unter der satanischen Herrschaft Hitlers im Zentrum der Nazi-Hauptstadt.

Der Architekt Stjusew, der das Lenin‑Mausoleum baute, nahm den Pergamon‑Altar beim Bau des Grabmals zum Vorbild, und das im Jahr 1924. Stjusew erhielt da­mals die notwendigen Informationen von Frederik Poulsen, einer Autorität in archäologischen Kreisen.

Tausende von Sowjetbürgern stehen jeden Tag Schlan­ge, um das Heiligtum des Satans zu besichtigen, in dem Lenins Mumie liegt. Führer von Staat und Kirche aus der ganzen Welt erweisen Lenin in diesem Wahrzeichen des Teufels die Ehre. Es vergeht kein Tag, ohne daß Blumen dorthin gebracht werden, aber die christlichen Kirchen an demselben Roten Platz wurden vor langer Zeit in Museen verwandelt.

Der Satan herrscht sichtbar in der Sowjetunion.

Der Satanstempel in Pergamon war einer von vielen sei­ner Zeit. Weshalb hat Jesus gerade ihn ausgesondert? Wahrscheinlich nicht wegen seiner damaligen untergeord­neten Rolle, sondern weil seine Worte prophetisch waren. Er sprach vom Nazismus und Kommunismus, die beide die­sen Altar ehren würden.

Im Kampf des Christentums gegen den Kommunismus kämpfen die Gläubigen nicht „mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel”. (Eph. 6,12)

Wir wählen hier nicht zwischen abstraktem Gutem und abstraktem Bösem sondern zwischen Gott und Satan. Marx glaubte an Gott und hasste ihn. Er glaubte auch an Satan und verehrte ihn bis ins hohe Alter, wie aus dieser Schrift ersichtlich ist. Der Durchschnittsmarxist und die Sympathisanten des Marxismus sollten Marx nicht in dieser geistlichen Verwirrung folgen. Stellen wir uns auf die Seite des lichtbringenden Jesus, des Proletariers, gegen den bourgeoisen Marx, den Träger der Finsternis!

Richard Wurmbrand

Die Betonungen im Text sind von mir. Hordst Koch, Herborn, 2009

Weitere Beiträge von Pfr. R. Wurmbrand:

1. Prophezeiungen über das jüdische Volk
2. Christus wird siegen, was immer geschieht (Biographie)
3. Atheismus ein Weg ? – 35 Beweise der Existenz Gottes
4. Wer ist Jesus Christus
5. Marx and Satan (englisch)
6. Vorbereitung auf die Untergrundkirche
7. Warum bin ich Revolutionär?
8. Das blutbeschmutzte Evangelium
9. Antwort auf Moskaus Bibel

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Islamisches Recht (Abd al-Masih)

Wie ist das islamische Recht entstanden?

– Die Gesetzgebung im Koran (die Scharia des Korans) –

Von Abd al-Masih

 

Das Ziel des Islam

Der Islam ist keine Religion nach den Vorstel­lungen Europas. Im Islam sollen Politik und Re­ligion, Glaube und Gesetz, Geist und Macht eine untrennbare Einheit darstellen. Dies hängt mit dem islamischen Gesetz zusammen. Die Scharia kann nur dort richtig funktionieren, wo sie von einer staatlichen Autorität durchgesetzt wird. Das islamische Gesetz verlangt den Religions­staat, wie auch ein islamischer Staat ohne Scharia nicht korangemäß bestehen kann.

Scharia und Koran

Eine Scharia im Islam gibt es nicht und hat es noch nie gegeben. Im Koran sind etwa 500 Ver­se zu finden, die rechtsverbindlichen Charakter haben. Diese Verse sind es, die die Basis für die is­lamische Scharia darstellen.

Der Koran enthält insgesamt 6230 Verse, die in 114 Suren eingeteilt wurden. Zwölfeinhalb Prozent dieser Verse machen das Rückgrat der Scharia aus. Das Gesetz des Islams ist von Muhammad nie als einheitlicher Textblock geschrie­ben oder geordnet worden. Alle Gebote oder Verbote finden sich im ganzen Koran verstreut.

Der Koran ist in den Jahren 610 bis 632 n. Chr. von Muhammad hervorgebracht worden und entstand in einer Kultur seßhaft gewordener Beduinen im Raum von Mekka und Medina. Muhammad selbst konnte am Anfang seiner religiösen Tätigkeit nicht lesen und schrei­ben (7,158‑159), und konnte deshalb seine Tex­te nur mündlich weitergeben, weshalb später ver­schiedene Sekretäre seine Inspirationen in Medina niederschrieben. Beim Tod Muhammads exis­tierten in Medina verschiedene Originalqur’ane mit unüberbrückbaren Differenzen. Deshalb ließ der Khalif Uthman alle Originalqur’ane einzie­hen und verbrennen! Was heute existiert, ist nicht meahr der Koran Muhammads, sondern die Koranausgabe Uthmans.

Hadith (= Tradition) und Sunna sollen Koran und Scharia präzisieren und ergänzen

Die Scharia ist nicht wörtlich aus dem Koran entnommen, da sich schnell zeigte, daß die meis­ten koranischen Gebote und Verbote nicht präzi­se genug formuliert waren, um von ihnen reli­giöse und weltliche Gesetze abzuleiten. Deshalb machten sich verschiedene Schulen daran, die is­lamischen Gesetze mit Hilfe von Traditionen Muhammads zu formulieren. Die Traditionen des Islams, Hadithe genannt, sollen Aussagen von Muhammad sein, die nicht in den Koran auf­genommen wurden. Aussprüche Muhammads wurden gesucht und gesammelt, wobei seine Frauen, seine Tochter Fatima, seine engsten Freunde und Mitarbeiter als Gewährsleute für die Gültigkeit einer Aussage garantierten. Zum Schluß kristallisierten sich sechs Traditions­sammler heraus, die den Ruf besitzen, die echten Traditionen Muhammads von den gefälschten geschieden zu haben. Diese sammelten etwa 6000 Traditionen Muhammads, die, neben dem Koran, die zweite Offenbarungsquelle für die Muslime darstellen.

Bei weitem nicht alle gesetzlichen Verordnun­gen aus dem Koran konnten durch die soge­nannten Traditionen Muhammads vervollstän­digt werden. Deshalb wandten die Traditionsfor­scher sich dem Leben Muhammads zu und prüf­ten, wie er sich in kritischen Situationen verhielt. Nicht nur, was er sagte, sondern auch, wie er was tat, samt seinem Schweigen wurden zum Vorbild und Gesetz. Das bezog sich auf die Anbetung Al­lahs, das Fasten im Monat Ramadan, das Zahlen der Religionssteuer und die Wallfahrt nach Mekka wie auch auf sein Verhalten im Heiligen Krieg und beim Verteilen der Beute. Die Stellung Mu­hammads zu seinen Frauen wurde gesetzesprä­gend. Erbfragen, Geschäftsabschlüsse, Brechen von Eiden, erlaubte und verbotene Speisen sowie die Durchführung harter Strafen gehen alle auf Muhammads Verhaltensweise zurück. Das be­deutet, daß alle Muslime so leben sollen, wie Muhammad lebte. Sie sollen Muhammad nachahmen, wobei diese Imitation nicht freiwillig er­folgt, sondern zum Gesetz wurde. Sie müssen in Muhammad sein und er in ihnen, sonst fahren sie in die Hölle!

Da die fünf Rechtsschulen des Islam differieren, kann es keine einheitliche Scharia geben. Diese bleibt ein Idealbild, das nicht real existiert, jedoch alle Muslime in einer islamischen Kultur zusammenbindet und die Kultur der Muslime mehr als die Details ihres Glaubenssys­tems prägt.

Diese Hinweise können Europäern auch zei­gen, daß der Islam nicht zuerst eine theologisch begründete Religion ist, sondern eine Einheit darstellt, die durch das islamische Recht zusammengebunden wird. Theologen im Islam verste­hen sich zuerst als Juristen, die in allen Fragen der Anbetung und des Lebens Recht sprechen sollen.

Der Islam ist eine Religion »unter dem Ge­setz«, nicht ein Glaube, der auf einer grenzenlo­sen Gnade basiert.

Die Anbetungsgottesdienste der Muslime

Im Koran finden sich 86 Verse für eine islamische Gebetsordnung. Dort ist zu lesen: Muslime sollen beim offiziellen Gebet stehen, knien und sich vor Allah zur Anbetung niederwerfen. Der Koran redet von Gebeten am Morgen und am Abend und erwähnt kurz auch die Mittagszeit. Der Koran verlangt des weiteren detaillierte Waschungen vor jedem Gebet und fordert die ge­naue Ausrichtung nach Mekka für alle Beter (5,6).

Was den Inhalt der Anbetungsgottesdienste anbelangt, so ist ihr einziges Thema der Lobpreis Allahs und seine Großmachung, ohne daß Buße und Vergebung, Fürbitte und Dank für seine Rettungsgnade erwähnt werden. Jeder Anbe­tungsgottesdienst setzt die Unterwerfung der Beter unter die sechs Glaubensartikel des Islams voraus: Allah, seine Engel, seine Bücher, seine Boten, seine Prädestination und die Auferste­hung von den Toten. Dazu gehört auch die Ab­lehnung Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Die Schariajuristen haben aus diesen Korani­schen Angaben mit Hilfe der Traditionen und der Lebensweise Muhammads eine präzise Ge­betsordnung aufgestellt. Muslime sollen fünf Mal am Tag, je eine Viertelstunde oder 20 Minuten lang, beten. Die Gebetshaltung und die gemein­samen Gebetsworte sind in einer Liturgie vorge­schrieben, die täglich 17mal während der fünf Gebetszeiten durchgebetet wird. Da sich ein Muslim bei jedem Gebetsdurchgang zweimal zur Anbetung vor Allah niederwirft, erfolgt diese Anbetung täglich bis zu 34 mal. Die Niederwer­fung der Muslime macht den Islam sichtbar. Das Wort Islam heißt: »Hingabe, Auslieferung oder Unterwerfung«. Ein Muslim ist kein freier Mensch mehr. Er liefert sich täglich bis zu 34 mal an Allah aus. Er bleibt sein Sklave und sein Ei­gentum.

Die fünf Anbetungsgottesdienste der Muslime sind in Wirklichkeit täglich eine antichristliche Großdemonstration, die weltweit Millionen Anbe­ter gegen den gekreuzigten Sohn Gottes verhärtet.

Heiliger Krieg, Beute und Sklavenrecht im  Islam

Im Koran stehen 108 Befehle Allahs, die jeden Muslim zum Heiligen Krieg aufrufen. Sie wur­den von den muslimischen Juristen zu einer Stra­tegie für die islamische Weltmission ausgearbei­tet. Begründet wird der Heilige Krieg im Koran damit, daß Allah Himmel und Erde gehören so­wie der Osten und der Westen und alles, was dazwischen liegt. Alles, was Allah geschaffen hat, ist den Muslimen als Lehen zugesagt worden. Allah liebt und belohnt jene, die mit der Waffe in der Hand kämpfen und reichlich für den Heiligen Krieg spenden.

Der Heilige Krieg gegen alle Ungerechten und Ungläubigen ist immer legal. Muslimische Min­derheiten müssen befreit werden, daß sie ihren Islam voll praktizieren können. Juden und Chris­ten müssen unterworfen werden, bis sie die Minderheitensteuer bezahlen (9,29‑30). Jeder Feig­ling oder Verräter unter den Muslimen muß be­straft werden. Wer versucht einen Muslim vom Islam abzuziehen, um ihn etwa zu Christus zu bekehren, begeht, islamisch gesehen, ein Verbre­chen, das schwerer wiegt als Mord (2,62; 5,69; 22,17).

Die juristischen Theologen teilten die Welt in ein »Haus des Islams« und in ein »Haus des Krieges« ein. Im Haus des Islams regiert die Scharia. Dort herrscht »islamischer Friede« und Wohlstand. Im »Haus des Krieges« muß jeder nichtislamische oder liberal‑islamische Staat an­gegriffen und unterworfen werden, sobald die wirtschaftlichen, politischen und militärischen Voraussetzungen dazu vorhanden sind.

Die theologische Begründung zum Heiligen Krieg liefert der islamische Missionsbefehl: Bekämpft sie (mit der Waffe in der Hand), bis es keine Versuchung (zum Abfall vom Islam) mehr gibt und die Religion Allahs allein (in der Welt) herrscht (2,193; 8,39; 48,28; 61,9).

»Rache und Beute machen« waren entschei­dende Triebkräfte für die Durchführung des Hei­ligen Krieges von dem islamischen Stadtstaat Me­dina aus.

Die Beute gilt als das Zeichen für die Muslime, daß sie rechtgeleitet sind. Die Geiselnahme ist im Islam erlaubt und von Allah geboten, damit die Geiseln nach Bezahlung eines höchstmöglichen Lösegeldes wieder freigegeben werden (2,85; 47,4). Das Sklavenrecht bildet den wichtigsten Teil im Beuterecht des Korans.

 Das Gesetz Muhammads und das Gesetz Jesu Christi

Wer die Verordnungen der vier islamischen Rechtsschulen mit dem Gesetz Jesu Christi ver­gleicht, kann eine zusammenfassende Antwort in den Worten Jesu erkennen: »Ein neues Gebot ge­be ich euch, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr euch unter­einander liebt. Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unterein­ander habt.« (Joh. 13,34‑35). Jesus verlangt von seinen Nachfolgern nichts, was er ihnen nicht selbst vorgelebt hat. Er sagt: Wie ich euch geliebt habe, so liebt euch untereinander! Damit ist die Person Jesu unser Maßstab und unser Gesetz.

Im Islam ist Muhammad der Maßstab und das Gesetz für alle Muslime. Ein Muslim ist erst dann ein echter Muslim, wenn er lebt, wie Mu­hammad lebte. Auch ein Christ ist erst dann ein echter Christ, wenn er liebt, wie Jesus liebt.

Bei einem Vergleich der beiden Religionen ste­hen nicht zwei Gesetze nebeneinander, sondern zwei Personen: Jesus und Muhammad. So groß wie der Unterschied zwischen diesen beiden Per­sonen ist, so groß ist der Unterschied zwischen dem Glauben und der Kultur der zwei Religio­nen.

Jesus gab uns nicht nur ein neues Gebot, son­dern schenkte uns auch eine neue Gerechtigkeit und gewährte uns die Kraft des Heiligen Geistes zu lieben, so wie er liebte.

Abd Al-Masih

Weitere Beiträge zum Thema:

  1. Steinigung im Islam – Daniel Hecker
  2. Haus des Islam und Haus des Krieges – Abd al Masih
  3. Der Islam aus christlicher Sicht – Dr. Kurt E. Koch
  4. Der Mythos der Al-Aqsa-Moschee – Herbert H. Nowitzky
  5. Ein Vergleich von Bibel und Koran – Ingmar Niederkleine

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Gott-Menschheit-Ewigkeit (E.Sauer)

Erich Sauer

GOTT, MENSCHHEIT UND EWIGKEIT

Ein Gang durch die biblische Offenbarungsgeschichte

 
Das Buch enthält drei Hauptteile: 
I. Gottes Heilsplan in Christus
II. Die Bibel ‑ das Buch der Heilsgeschichte
III. Das kommende Reich Gottes

Die drei Teile des Buches bilden untereinander eine Einheit. Teil I bringt die Geschichtsdarlegung, Teil II und III bezeugt ihre Berechtigung und Begründung.
Für ein genaueres Studium des Ganzen wird auf die beiden anderen Bücher des Verfassers hingewiesen: Das Morgenrot der Welterlösung – Ein Gang durch die alttestamentliche Offenbarungsgeschichte, und Der Triumph des Gekreuzigten – Ein Gang durch die neutestamentliche Offenbarungsgeschichte.

Erich Sauer – Missionshaus Bibelschule Wiedenest – Herbst 1955


Teil II:   
https://horst-koch.de/die-bibel-das-buch-der-heilsgeschichte/

Teil III:    https://horst-koch.de/1000jaehriges-reich/ 

 – Die Hervorbebungen im Text und leichte Kürzungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, 2005 –  

 

– Hier Teil I:
 

Erster Teil: Gottes Heilsplan in Christus

1. Kapitel. Himmel und Erde im Heilsplan Gottes
2. Kapitel. Sieben Hauptoffenbarungswege Gottes mit der Menschheit
3. Kapitel. Das Geheimnis des Volkes Israel
4. Kapitel. Die Geschichte der Tempel Gottes
5. Kapitel. Das Christuszeugnis des Alten Testaments
6. Kapitel. Die Völker vor Gott
7. Kapitel. Die Geschichte des Christus
8. Kapitel. Das gegenwärtige, völlige Heil in Christus
9. Kapitel. Die Gemeinde des lebendigen Gottes
10. Kapitel. Die „Tage“ Gottes
11. Kapitel. Der Richterstuhl Christi und der Große Weiße Thron
12. Kapitel. Der Triumph des Reiches Gottes
13. Kapitel. Gottes Gesamtreichsplan und die Gemeinde

1. Himmel und Erde im Heilsplan Gottes

Der ewige Gott
Als noch kein Stern seine Bahn durchzog, keine Sonne ihre Licht‑ und Kraftfluten in den Weltenraum sandte, keine Sternen‑ und Sonnensysteme sich in gemeinsamer Verbundenheit in gewaltigen Kurven durch die Unendlichkeit schwangen, da war Gott, ER, der Ewige, Anfangslose, der in ewig unerklärbarer Harmonie Einheit und Lebendigkeit besitzt, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, der Urgrund der Ewigkeit, der Lebendige, All-Eine (Ps.90, 2).

Drei göttliche Personen und doch e i n Gott, Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater und doch freiwillige Unterordnung unter Ihn (1. Kor. 15, 28), Ursache aller Ursachen und doch Selber unverursacht ‑, wahrlich, hier sind Geheimnisse über Geheimnisse. Hier steht der endliche Geist ewig vor dem Rätsel des Unendlichen. Selbst bis in endlose Ewigkeit gelangt raumzeitliches Denken niemals in die Sphäre der Überweltlichkeit und Überzeitlichkeit Gottes hinein; denn Gleiches wird nur durch Gleiches erkannt, also Gott nur durch Gott.

Von Gott als dem Schöpfer geht der Weltenplan aus. Gott ist der Ursprung alles außer Ihm Seienden. Alles ist durch Seinen Willen entstanden und lebt von Seinen Schöpferkräften (Apg. 17, 24; 28).

Christus ‑ der Heilsmittelpunkt

Alle Seine Pläne verwirklicht Gott im Sohn. So wie der Sohn im göttlichen Wesen ‑ eben als Sohn ‑ die Selbstausstrahlung der Gottheit nach innen und oben ist, so ist Er auch die Ausstrahlung der Gottheit nach außen und unten hin (Joh.1, 3; Kol. 1, 16; Hebr.1, 2). Er ist der Mittler, das Wort, durch das Gott spricht (Joh.1,1‑3; 14).

Schon vor Grundlegung der Welt hat der Vater den Sohn zum Mittler bestimmt. Darum geschah schon die Weltschöpfung selbst sofort durch den Sohn (Kol. 1, 16; Joh. 1, 1‑3). Im Sohn sind die Äonen ins Dasein gerufen (Hebr. 1, 2), und weil Gott schon von Ewigkeit her den Einbruch der Sünde voraussah, hat Er auch den Sohn schon vor aller Zeit zum Erlöser bestimmt, zum Lamm, „zuvorerkannt vor Grundlegung der Welt“ (1.Petr. 1, 19; 20).

So muß denn Christus, als Heilsmittelpunkt des Universums, als schon von Ewigkeit her mit dem Kreuz verbunden geschaut werden. Diese strahlende Zentralsonne aller Gottesoffenbarung und das Kreuz gehören ewig zusammen. Darum ist auch das spätere Leben Christi am Kreuz ein Selbstopfer für Gott „durch den e w i g e n Geist “ (Hebr. 9, 14), eine Selbsthingabe in den Tod, die der Sohn, obwohl mitten in der Zeit ausgeführt, dennoch als eine überzeitliche Tat dem Vater darbrachte.

Dieser göttliche Erlösungsplan geht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er hat in Gott Selbst seine Bürgschaft. Kein göttliches Wort fällt hin. Keine gottgegebene Zusage bleibt unerfüllt. In dem ganzen universalen Weltallgeschehen erweist Sich Gott als der „Ewig-Treue” (Daher auch Sein Hauptoffenbarungsname Jehova (Jahweh), fast 6000 Mal im Alten Testament. Er bezeichnet (von hebr. Hawa, werden, sein, herkommend) Gott als den Seienden, Bleibenden, Ewigen als den Beständigen, Getreuen, als Den, welcher ist und immer wieder ist oder, wie ihn der erhöhte Herr Selbst erklärt, als Den, der da ist und der da war und der da kommt (Off. 1, 4; 8; 4, 8).) –  und Christus ist, als der geoffenbarte Gott, der lebendige Garant dieser ewigen, göttlichen Heilsratschlüsse.

Als Symbol dieser Bundestreue hat Gott den R e g e n b o g e n in die Wolken gesetzt (1. Mos. 9, 13‑17). Jedesmal, wenn wir den Regenbogen sehen ‑ diese farbenprächtige Lichtbrücke, die Himmel und Erde miteinander verbindet ‑, sollen wir an die Zuverlässigkeit und Treue des begnadigenden Gottes denken, des Gottes, der nicht den Tod des Sünders will, sondern der ihm auch nach dem Gericht Seine Sonne wieder scheinen lassen, ihm vergeben und ihn in Seinen Bund neu aufnehmen will.

Das Sternenall Gottes als Hintergrund der Heilsgeschichte

Uns Menschen ist es unmöglich, diesen gesamten Weltenplan Gottes zu überschauen. Als Endlich‑Begrenzte können wir das Unendliche nicht voll erfassen (Hiob 38, 4‑7; 1. Kor. 13, 9). Als sündhaft Gefallene ‑ weil auch unser Denken von Natur mit in dem Bannkreis des Sündenfalls liegt (Eph. 4, 18) ‑ können wir nicht in die letzten und höchsten Höhen jener heiligen Überwelt vordringen. Darum thront Gott als der Unendliche in unerreichbarer Höhe über allen Seinen Geschöpfen (1.Tim. 6, 16).

So hält sich denn auch die Bibel frei von allen Spekulationen. Sie konzentriert sich in ihren Aussagen durchaus auf die Erlösungsbotschaft, eben auf das, was wir Menschen wissen müssen, um zum ewigen Heil zu gelangen. Darum beschränkt sie ihre Offenbarungen, der Hauptsache nach, auf Gottes heilsgeschichtliches Walten für Erde und Mensch. Nur soweit es gelegentlich erforderlich ist, gibt sie gewisse Andeutungen über den kosmischen Hintergrund dieses Gesamtgeschehens und auch dies nur im Mysterium, der diese übersinnliche Welt unserm Blick noch verhüllt. „Das Geheimnis ist des Herrn“ (5. Mos. 29, 29).

Dabei aber läßt sie es unzweideutig erkennen, daß irgendwie Gottes Königsherrschaft Sein großes Schöpfungsall umfaßt, daß sichtbare und unsichtbare Wirklichkeiten, also Sonne, Mond und Planeten (Jes. 30, 26; Luk. 23, 45), Engel und Sterne (Hebr. 1, 14; Matth. 13, 39 u. a.), Cherubim und Seraphim, teils als Zuschauer, teils als Gottesdiener mit der auf der Erde sich entfaltenden Heilsgeschichte des Menschen in Verbindung stehen.

Schon in uralter Zeit hat man die kosmischen Kräfte in den Symbolen Löwe, Stier, Adler und Mensch dargestellt.
„Vier sind die Höchsten in der Schöpfung: der Löwe unter dem Wild, der Stier unter dem Zahmvieh, der Adler unter den Vögeln, der Mensch ist über allen, Gott aber ist der Allerhöchste.“ So sagt es ein vorchristliches jüdisches Sprichwort.
Es sind hier also wesentliche Hauptreiche des geschöpflichen Lebens in ihren Spitzen zusammengefaßt als sinnbildliche Darstellungen der kosmischen Kräfte überhaupt. Die alten babylonischen Sternkundigen haben diese Symbole sogar auf die Sterne übertragen und in den vier Sternbildern Mensch, Stier, Adler und Löwe ‑ zugleich nach den vier Himmelsrichtungen verteilt ‑ vier Hauptrepräsentanten der ganzen Sternenwelt gesehen. Hesekiel sieht die vier „Lebewesen“, wie sie gleichsam den Thronwagen Gottes tragen (Hes. 1,5; 10; 15; 22‑28), Johannes, wie sie als Vertreter der anbetenden Gesamtkreatur in ewigem Lobpreis den Thron des Allerhöchsten umgeben (Off. 4, 7‑9; 5, 8‑11). Auf das Große gesehen, will diese ganze Symbolik sagen: Gott ist der Herr des Universums. Das ganze All soll Ihm dienen und Ihn verherrlichen.

Die Erde im Gesamt‑Heilsplan Gottes.

Hauptschauplatz der geoffenbarten Heilstaten Gottes ist die Erde. Ihre Geschichte reicht in noch fernere Urzeiten zurück als der Anfang des Menschengeschlechts. Über allen Einzelheiten der Urzeit liegt der Schleier des Geheimnisses. Jedoch dies läßt sich wohl sagen:
Der gegenwärtige Zustand der irdischen Naturwelt zeigt eine verhängnisvolle Disharmonie: Schönheit und Schrecken, Gemeinschaft und Zerrüttung, Leben und Tod stehen in gewaltigem Kampf miteinander und lassen erkennen, daß hinter diesem Zwiespalt der Natur ein Zwiespalt im Reich des Geistes liegt.

Dieser kann aber nicht erst mit der Geschichte des Menschen eingesetzt haben; denn, wie die Versteinerungen der Erdgeschichte zweifelsfrei beweisen, hat es Tod und Verderben schon in undenklichen Urzeiten v o r dem Beginn des Menschengeschlechts gegeben, und die Bibel selbst läßt erkennen, daß es schon v o r dem menschlichen Sündenfall ein Gegenreich des Bösen gegeben hat, das offenbar irgendwie an der Erde und dem Menschen interessiert war. Daher schon in der Paradieszeit das Gebot, daß der Mensch den Garten nicht nur bebauen, sondern „bewahren“ solle (1. Mos. 2, 15). Daher auch dann sehr bald darauf das Auftreten des Versuchers (1. Mos. 3), der eben schon  v o r der Versuchung und dem Fall des Menschen Feind Gottes gewesen sein muß.

Wann diese Macht zum erstenmal in der Geschichte des Universums in dieser gottfeindlichen Haltung aufgetreten ist und wie sie ‑ die doch als Geschöpf Gottes ursprünglich anders gewesen sein muß ‑ zum erstenmal so wurde, bleibt restlos unerklärbar. Wie ein furchtbarer Blitzstrahl, gewitterartig und verheerend, muß diese Katastrophe eingetreten sein (vgl. das Wort Jesu in Luk.10,18).

Sowohl was die Art als auch was den Zeitpunkt betrifft, bleibt der „Fall Satans“ ein Geheimnis.
Daß sich jedoch verheerende Auswirkungen auf das diesem Fürsten Gottes unterstellte Schöpfungsgebiet
ergeben haben müssen, scheint offensichtlich. Irgendwie werden auch die durch die erdgeschichtlichen Versteinerungen bewiesenen Zerstörungserscheinungen der Urzeit damit zusammenhängen (Tod, Raubtiere, Erdkatastrophen), und es scheint klar, daß sich die vorgeschichtliche Urzeit der Erdentwicklung von diesem Gesichtspunkt aus in zwei unberechenbar lange Hauptzeiten zerlegt:

1. Urzustand der Erde vor Einbruch der Sünde und
2. Urweltliche Weiterentwicklung der Erde bis zum Auftreten des Menschen.

Hier das Genauere zu erforschen, ist nicht Aufgabe der Heilsgeschichte sondern der Naturwissenschaft.

Wie weit beim Einbruch der Sünde im einzelnen der Schöpfungsvorgang vorgeschritten war ‑ ob der Urzustand der Erde schon das Stadium einer abgeschlossenen Entwicklung erreicht hatte, etwa als „erste Erde“ oder „Urschöpfung“ ‑, läßt der biblische Schöpfungsbericht nicht mit Sicherheit erkennen. Er macht auf den unbefangenen Leser nicht den Eindruck, der Bericht einer „Wiederherstellung“ (Restitution) zu sein, die nach einer etwa zwischen Vers 1 und Vers 2 eingetretenen Urkatastrophe erforderlich geworden sei, sondern er gibt sich durchaus als „Schöpfungs-Bericht, als Darstellung eines einheitlichen, von Gott gelenkten, fortschreitenden Zusammenhangs. Über die Frage, ob der Fall Satans zwischen Vers 1 und Vers 2 oder an einem anderen Zeitpunkt anzusetzen sei, schweigt er völlig. Darum lassen wir es auch in unserer Darstellung dabei bewenden und reden nicht von einer einst schon fertig gewesenen „ersten Schöpfung“, sondern nur ‑ ganz allgemein ‑ von einem „Urzustand der Erde vor Einbruch der Sünde“, ohne nähere Spezialisierungen.

Dennoch aber eröffnen uns auch schon diese bescheidenen Erkenntnisse gewaltige Perspektiven. Auf diese Erde hat dann Gott später den Menschen gesetzt. Seine Berufsbestimmung muß darum auch im Zusammenhang mit dieser urzeitlichen Vorentwicklung geschaut werden. Diese Erde sollte er sich untertan machen und dabei Gottes Diener bleiben (1. Mos. 1, 28). Als Statthalterkönig Gottes sollte er seine Herrschaft ausbreiten. Das aber hätte bedeutet, daß in wachstümlichem Maße Gottes Wille auf Erden zur Durchführung gebracht und die Erde immer mehr für Gott in Anspruch genommen worden wäre. Die Ausdehnung der Erdenherrschaft eines Gott untertan bleibenden Erdenkönigs wäre nichts anderes gewesen als die Vollendung der Pläne Gottes auch mit der irdischen Schöpfung und der Triumph Seines Reiches über das Gegenreich Satans.

Dies gehört zur hohen Berufung des Menschen. Dies erklärt auch die Feindschaft Satans gegen dieses neue, besondere Werkzeug Gottes. Dies deutet auch das Geheimnis, daß es einen neuen Himmel und eine neue Erde erst bei der Vollendung der Pläne Gottes mit dem Menschengeschlecht geben kann, eben erst nach dem Großen Weißen Thron, nach dem Abschluß der sich auf den Menschen beziehenden Offenbarungsgeschichte Gottes.

Damit aber gewinnt unsere kleine Erde eine Bedeutung für die Geschichte des ganzen Universums. Auf dem Schauplatz dieses kleinen Planeten wird der Entscheidungskampf ausgetragen zwischen Gott und dem Teufel. Obwohl winzig – im Vergleich zu den Sternkolossen des Weltenraums ‑ ist sie, wenn auch nicht der räumlich‑materielle, so doch der heilsgeschichtliche Mittelpunkt des Weltalls. Auf i h r e m Gebiet offenbarte sich der Höchste in Bundesschließungen und Gotteserscheinungen; auf  i h r e m Boden fand die Menschwerdung des Sohnes Gottes statt; auf einem i h r e r Hügel stand das Kreuz des Welterlösers, und auf i h r – allerdings dann der „neuen“ Erde ‑ wird einst der Thron Gottes und des Lammes sein (Off.21,1; 22,3).

Diesem Ziel geht der ganze Offenbarungsverlauf entgegen. Gott gibt Seinen Plan mit Seiner Schöpfung nicht auf, und wie es im Anfang einen Erdzustand gegeben hat  „v o r Einbruch der Sünde“, so wird es einst eine erneuerte und verklärte Erdschöpfung geben, einen „Vollendungszustand der Erde nach Überwindung der Sünde“, und das Letzte wird das Erste übertreffen. Die Gegenwart Gottes wird sich voll offenbaren. Das himmlische Jerusalem wird herniederkommen. Damit aber wird die Erde zum Himmel; denn wo Gottes Thron ist, da ist der Himmel.

So erlebt es die Ewigkeitsschau des Glaubens ‑ in der Rückwärtsschau bei den vorzeitlichen Äonen der Urzeit, in der Vorwärtsschau bei den nachzeitlichen Äonen der Vollendung: Aus Gott geht alles hervor. Zu Gott strebt alles zurück. Er Selbst ist der ewig Unerklärbare. Er wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann (1. Tim. 6, 16). Darum weihen wir Ihm unsere Anbetung.

2. Sieben Hauptoffenbarungswege Gottes mit der Menschheit

Groß war der Plan Gottes mit dem Menschen. Als Stellvertreterkönig Gottes auf Erden, als Bild Gottes und Untertan Gottes sollte er Gottes Willen ausführen, Gottes Bild widerstrahlen, Gottes Schöpfungspläne auf Erden zur Durchführung bringen, Gottes Wesen verherrlichen und anbeten. Das war seine paradiesische Berufsbestimmung.

Doch dann kam die Sünde und hat alles verheert. Der „Baum der Erkenntnis“, an dem der Mensch seinen Gehorsam gegen Gott hatte betätigen und seinen Sieg über den Versucher hatte erringen sollen, wurde zum Gegenstand seiner Niederlage (1. Mos. 3). Fortan gehen dunkle Mächte von dieser Katastrophe in seine Geschichte hinein.

Drei Nachtbezirke des Dämonischen
Da ist die dunkle L i n i e  d e s T o d e s, in die nunmehr der Gang seiner Geschichte eingebettet ist. Denn „der Sünde Sold ist der Tod“ (Röm. 6, 23; Hebr. 2, 14; 15).

Da ist die D ä m o n i s i e r u n g der Weltgeschichte, die in erschütterndem Maße Politik und Religion, Kultur und Zivilisation, Erfindungen und Entdeckungen in ihren Bann zieht. Ohne den Glauben an das Dasein wirklicher, dämonischer Gewalten, die irgendwie das Handeln der Menschen beeinflussen und lenken, ist die Völkergeschichte bis in unsere Gegenwart hinein einfach nicht erklärbar (vgl. Dan.10, 13; 20). Satan ist der „Gott dieser Welt“. (2.Kor. 4, 4; Joh.12,31; 14, 30; 16, 11).

Da sind es schließlich die geistigen Mächte der Bosheit in den h i m m l i s c h e n  Ö r t e r n, die von diesem ihrem Standort aus auf die Erde einwirken (Eph. 6, 12) und denen darum unser Kampf gilt, ein organisiertes Reich des Bösen (Off. 12, 7) mit Satan an der Spitze, dem „Fürsten der Gewalt der Luft“ (Eph. 2, 2).

Ihn zu besiegen und das von ihm geknechtete Erden‑ und Menschenreich zu befreien, ist fortan das Ziel der geoffenbarten Erlösungsgeschichte. Dabei aber muß dem Menschen die Furchtbarkeit seines Falls, die Unzulänglichkeit seiner Kraft und damit die Unmöglichkeit aller Selbsterlösung gezeigt werden. Nur so kann er dahin gebracht werden, zu erkennen, daß Gott allein sein Erretter sein muß, daß alles von oben her gegeben, daß alles „Gnade“ sein muß.

Deutlich teilen sich die geoffenbarten Heilszeiten in:
Die Zeit der Uroffenbarung, die Zeit der Heilsvorbereitung und die Zeit der Heilserfüllung.

Diese sieben Heilsgeschichtsperioden sind:

1. Die Zeit des Paradieses – von der Erschaffung des Menschen bis zu seinem Fall.
2. Die Zeit der menschlichen Selbstbestimmung – vom Sündenfall bis zur Sintflut.
3. Die Zeit der menschlichen Herrschaft – von der Sintflut bis zur Erwählung
    Abrahams.
4. Die Zeit der (patriarchalischen) Glaubensverheißung – von Abraham bis Mose.
5. Die Zeit des Gesetzes – von Mose bis Christus.
6. Die Zeit der Gnade (der Gemeinde) – vom ersten Kommen Christi bis zu Seiner 
    Wiederkunft.
7. Die Zeit des sichtbaren (Tausendjährigen) Gottesreiches – von der Erscheinung
    des Herrn in Herrlichkeit bis zu den Ereignissen der Weltvollendung

Alles, was über diese sieben Heilszeiten hinausgeht, ist uns verhüllt. (Eph.2,7; Off.22,5) Damit müssen wir uns bescheiden. Aber schon diese Erkenntnisse genügen, um unser Herz zur Anbetung zu bringen. Groß ist unser Gott. Wundersam sind Seine Wege.

Der Gnadencharakter und die Alleinmöglichkeit des biblischen Heilsweges
Zugleich wird der Gnadencharakter des Heils großartig beleuchtet. In immer neuen Formen wird es erwiesen, daß der Mensch zu seinem Heil nichts beitragen kann. In einem gewaltigen Jahrtausende umspannenden Geschichtsbeweis wird es aller Welt offensichtlich vor Augen geführt, daß Gott Recht gehabt hat, wenn Er bei der Erlösung restlos des Menschen Kraft ausgeschaltet und alles auf S e i n Tun in Gnade gestellt hat (Röm. 3, 24). Damit aber steht Gott vor Seiner ganzen Kreatur im Himmel und auf Erden als gerechtfertigt da, daß Er gerade d i e s e n Heilsweg bestimmte (Röm. 3, 4). Sein Heilsweg in Christus erscheint nunmehr nicht nur als der e i n z i g e , sondern geradezu als der einzig m ö g l i c h e, und der ganze Geschichts‑ und Offenbarungsverlauf wird zu einem unwiderleglichen Nachweis, daß es nur einen Weg geben kann, der die Menschheit zum Frieden führt: Gottes Gnade allein und das Kreuz von Golgatha. „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden“ (Apg. 4, 12).

Nur wer Jesus Christus erlebt hat, steht im Heil. Darum hängt von der Stellungnahme zu Ihm restlos alles ab. Jesus Selbst spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh. 14, 6).

3. Das Geheimnis des Volkes Israel

Israel ist Gottes „auserwähltes Volk“ (1.Chron.16, 13; 2.Mose 19, 5; Amos 3, 2). Wie eine Linie zieht sich seit Abraham seine Geschichte durch die Heilszeitalter hindurch. Wechselvoll sind Israels Geschicke wie bei keinem anderen Volk der Welt, teils im Lande, teils außerhalb, teils im Unglück, teils im Glück, bedingt durch Sünde und Buße, Gericht und Begnadigung. Bei dem allen aber hat Israel seinen Auftrag und seine ihm von Gott zugesagte Hoffnung. Beim Erscheinen des Messias wird es seine Sünde erkennen und sich zu Gott bekehren. Der Messias wird triumphieren und die K r o n e empfangen (Sach. 6, 11). Das Reich Gottes wird offenbar werden und die Gesamtmenschheit beglücken. Dies Ganze aber wird nicht zu irgend einer Volks‑ oder Kreaturverherrlichung dienen, sondern zur alleinigen Selbstverherrlichung des großen Gott‑Erlösers als des Gottes der Juden und Nichtjuden. „So spricht der Herr: Nicht um euretwillen tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen” (Hes. 36, 22). 

Nicht ein einziges Volk stand Gott zur Verfügung, um dies zu Seinem „auserwählten Volk“ machen zu können, nicht eine einzige Sippengemeinschaft, ja nicht eine einzige Familie! Daher die Notwendigkeit eines völligen Neuanfangs und die Berufung und Erwählung eines einzelnen. Aber mit diesem Einzelmann sollte nun eine vollständig neue Geschichtsführung beginnen ‑ eine Sonderströmung mitten im Gesamtozean der Völkerwelt ‑, die in unmittelbarer Weise zu Christus und, über Christus und Sein Kreuz, zur weltumspannenden Ausweitung der Erlösung führen sollte. Dies ist der Sinn der Berufung Abrahams. Auf diese Weise wurde Abraham zugleich der „Vater aller Gläubigen“ (Röm. 4, 11).

Sinn und Auftrag der Berufung Israels in der Heilsgeschichte

Dreifach war der Sinn der Berufung Israels: sittlich‑erzieherisch, offenbarungsgeschichtlich und missionarisch.

Auf der Schaubühne der Weltgeschichte sollte an seinem Beispiel den Völkern der Welt offensichtlich gezeigt werden, was Sünde und Gnade, Gericht und Erlösung ist. An Israels Verhalten und Geschick sollte in unmißverständlicher Weise ein Anschauungsunterricht gegeben werden, der das Gewissen weckt, um den Sünder zur Selbsterkenntnis zur Gotteserkenntnis zu führen.

Für das Herniederkommen der göttlichen Offenbarung sollte Israel die menschliche Aufnahmestelle sein, das „Volk des Ohres“, das Gottes Wort hört, ‑ eine Berufung, die ihren Mittelpunkt und ihre Krönung schließlich darin findet, daß zuletzt nicht nur Gottes Wort, sondern Gott Selbst kommt, nicht nur Seine Propheten, sondern Sein Sohn (Hebr.1,1). Damit aber wird Israel zum Absteigequartier des Welterlösers, zur Heimat des Gottgesalbten (Messias) und durch Ihn zur Geburtsstätte der christlichen Gemeinde (Joh.4,22; Eph.2,19; Röm.11,1; Gal.3,9.14).

In der Ausbreitung des Heils sollte Israel Gottes Zeuge und Mund sein, der Kanal der Heilsoffenbarung, Gottes Herold unter den Nationen. Darin liegt seine Sendung zum Prophetischen und Missionarischen. Seine nationale Geschichtsführung ist zugleich auf das Universale angelegt. „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“ (1.Mos.12,3).

Israels Versagen und Gottes Gerichtswege

Immer wieder hat Israel seiner Berufung nicht entsprochen. Darum wurde sein Geschichtsweg zugleich Gerichtsweg. Allerdings hielt Gott, um Abrahams, Seines Freundes, willen, an Seinem Endziel fest (Röm.11,16;24).

Drei waren die Hauptnotzeiten. Von diesen hatte die erste nur den Charakter der Drangsal (5.Mos.4,20; 2.Mos.6,6), jede der beiden anderen vornehmlich den des Gerichts (2.Kön.17,7‑23. Jer.32,31; Matth.27,25). Zugleich verteilen sich diese Hauptnotzeiten, in denen die Nachkommenschaft Abrahams außerhalb ihres Landes ist auf die drei Hauptzweige der Menschheit seit Noah, auf Ham, Sem und Japhet.

In Ägypten waren es die H a m i t e n , in Vorderasien die s e m i t i s c h e n Assyrer-Babylonier (1. Mos. 10, 22) und, seit der Vernichtung des jüdischen Staates durch die Römer, besonders die j a p h e t i t i s c h e Völkerwelt (1.Mose. 10, 2), in deren Ländern die Nachkommen Abrahams zu wohnen hatten und in deren Machtbereich sie immer wieder der Gewalttat und Unterdrückung ausgeliefert waren.

Die Drangsal in Ägypten fand im zweiten vorchristlichen Jahrtausend statt (wohl ungefähr zwischen 1700 und 1500 v. Chr.).

Die Wegführung nach Mesopotamien geschah in zwei Stufen: zuerst wurde das seit der Reichsteilung nach Salomos Tode (10. Jahrh.) von Juda getrennte, nördliche Zehnstämmereich durch die Assyrer in die Gefangenschaft geführt. Von da ab sind die zehn Stämme verschollen und sind somit die „verlorenen“ zehn Stämme geworden. Dann, anderthalb Jahrhunderte später, kam das Gericht auch über das Südreich. Nebukadnezar von Babel zerstörte Jerusalem und führte die Bevölkerung des Zweistämmereiches nach Babylonien (606, 597, 586 v. Chr).

Tiefgreifend war der innere Wandel, den das Volk in der babylonischen Gefangenschaft erfuhr. War Israels Hauptsünde bis zum Exil der Götzendienst gewesen, so ist das Volk grundlegend von dieser Sünde geheilt worden. Seitdem ist der Götzendienst nie wieder seine Hauptgefahr und Niederlage geworden.

Dann aber beschritt es bald einen anderen Irrweg. Das Leben erstarrte. Aus Glaube wurde Orthodoxie, aus heiligem Streben nach Gerechtigkeit hochmütiges Pharisäertum, und als Christus erschien, Er, das Ziel und der eigentliche Sinn seiner ganzen Geschichte, hat das Volk Ihn verworfen und ans Kreuz gebracht.

Das Gericht brach herein. Zuerst ‑ im Jahre 70 ‑ zerstörte Titus Stadt und Tempel. Dann ‑ 65 Jahre später – nach einem nochmaligen Aufflammen des jüdischen Widerstandes in dem blutigen Aufstand des falschen Messias Bar Kochba (Sternensohn; unter Berufung auf 4. Mos. 24, 17) ‑ wurde nach verzweifeltem Ringen das ganze politische Volksgefüge zerschlagen und die Juden unter Kaiser Hadrian des Landes verwiesen. Damit war auch das Zweistämmereich unterbrochen und ist, ähnlich wie einst das Zehnstämmereich (722 v. Chr.), in das Feld der Nationen versunken. Seitdem ist Israel in der Zerstreuung und furchtbarsten Leiden und Gerichten unterworfen (5. Mos. 28, 65; 67).

Israels Hoffnung und Wiederannahme

Aber am Ende der Zeit knüpft Gott wieder mit Israel an. Deutlich sind schon heute markante Flammenzeichen zu erkennen. Das gegenwärtige Zeitalter neigt sich seinem Ende zu. Der Zeiger auf Gottes Weltenuhr naht sich der Mitternachtsstunde.

Vier Hauptereignisse sind, was Israel betrifft, bisher ganz besonders hervorragende Signale:

1791: Aufhebung aller Ausnahmegesetze gegen die Juden durch die französische Nationalversammlung. Seitdem rasche Entwicklung des jüdischen Einflusses in Politik, Presse und Hochfinanz.

1897: Gründung des Zionismus und damit planmäßiges Streben nach Rückkehr in das Land ihrer Väter.

1917: Balfour-Erklärung. Palästina zur nationalen Heimstätte des jüdischen Volkes unter britischer Oberhoheit erklärt (Konferenz in San Remo 1919).

1948: Gründung des Staates Israel.

Dies alles sind „Zeichen der Zeit“. Sie behalten ihre Bedeutung, auch wenn es noch rückläufige Bewegungen geben mag (vgl. 2.Thess.2,6;7).

Eins ist bei dem allen aber zu beachten: Die Wiederherstellung Israels gelangt nicht durch geradlinige „Vollendung“ dieser Zeichen der Zeit zur Verwirklichung. Denn das Reich Gottes kommt in keiner Weise durch menschlichen Fortschritt. Es ist nicht das Ergebnis von Leistungen und Entwicklungen auf Erden, sondern ist Geschenk und Kraftwirkung des Allerhöchsten vom Himmel her (Dan. 7, 13; 14).

So auch bei Israel. Seine letzte Entwicklung vor dem Anbruch des Messiasreiches wird durch Katastrophen gehen. Gottes Gericht wird in erschütterndstem Maße offenbar.

Die große Trübsal, die Drangsal Jakobs (Jer. 30, 7), wird hereinbrechen.

Dann aber wird der Messias erscheinen. Dem im Lande vereinten Überrest werden die Augen aufgehen (Off.1,7; Sach.14,4). In Buße werden sie sich zum Herrn wenden (Sach. 12, 10; Jes. 53, 3‑6), und Israel wie auch die Völkerwelt werden innerlich erneuert werden (Jes. 11, 1‑10; Zeph. 3, 9).

Christus wird herrschen. Gekrönt mit der Doppelkrone (Sach.6, 11‑13 Hebr. 7), wird Er der Gottkönig über Israel und die Völkerwelt sein.

Bekehrung und Vereinigung Israels (Hos.3, 5; Hes.37, 15‑23), Erneuerung der Nationen (Zeph. 3, 9), Friede unter den Völkern (Micha 4, 3 ; 4), Segnungen der Natur (Jes. 11, 6‑8; Hos. 2, 23; 24), erhöhter Glanz von Sonne und Mond (Jes. 30, 26) ‑ dies sind einige der Herrlichkeiten dieses goldenen Zeitalters.

So erreicht Gott Sein Ziel. Auch in Bezug auf Israel siegt Seine Gnade (Röm. 11, 26; 29). Trotz aller Krisen im einzelnen wird Gottes Gesamtplan vollendet. Das Wanderziel Abrahams leuchtet auf. Die errettete Nachkommenschaft des Patriarchen ‑ sein leiblicher und geistlicher Same durch den Glauben ‑ nimmt teil am Genuß der Erfüllung seiner Sehnsucht. Denn Abraham erwartete „die Stadt, deren Schöpfer und Baumeister Gott ist“ (Hebr. 11, 10).

Wahrlich: „Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar . . . O Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!“ (Röm. 11, 29; 33.)
Ihm aber, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (1. Kön. 18, 36, vgl. 31), Ihm, dem Gott Israels und der Nationen (Röm. 3, 29), Ihm, dem Könige der Zeitalter, dem unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (1. Tim. 1, 17).

4. Die Geschichte der Tempel Gottes

Der Zentralquellpunkt der israelitischen Volksberufung ist der Tempeldienst. Israel sollte nach Gottes Willen ein „Königreich von Priestern“ sein (2. Mos. 19, 6). Hierbei ging es um das Letzte und Tiefste in dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch, um die Wiederherstellung und Vollendung heilig‑liebender, personhaft‑lebendiger Gottesgemeinschaft.

Der Schnittpunkt zwischen Ewigkeit und Zeit

Hier aber tut sich die ungeheure Kluft auf, die Gott und Mensch voneinander trennt. Nicht nur: Gott ist der Unendliche und der Mensch der Kleine und Begrenzte, nicht nur: Gott ist der Schöpfer und der Mensch Sein Geschöpf, sondern: Gott ist der Heilige und der Mensch, seit Adams Fall, der Sünder! Gott ist der Gerechte und der Mensch der mit Unreinheit und Schuld Beladene!

Und doch kann nur Anschluß an Gott den Verlorenen retten. Denn Gott ist der Lebensquell, und nur Gemeinschaft mit Ihm gibt der Kreatur Seligkeit und Heil. Andererseits aber muß die Begegnung des Sünders mit dem heilig‑gerechten Gott für ihn die Offenbarung strafender Gerechtigkeit bedeuten. Also gerade das, was dem Sünder allein helfen kann ‑ Berührung mit Gott ‑ müßte ihn vernichten! Hier liegt die gewaltige Spannung, die nur dadurch ihre Auflösung erfahren kann, daß auf irgendeine Weise dieser Schnittpunkt von Ewigkeit und Zeit beides zugleich in sich birgt: Gerichtsbarkeit und Heil, Zudeckung der Schuld und Begründung eines neuen Lebens, Vergebung und Heiligung.

Der Sinn des Allerheiligsten

Hier nun offenbart sich, wie in geradezu großartiger Weise die Symbolik des alttestamentlichen Tempeldienstes dem Heilsbedürfnis des Menschen entspricht.

Dieser zentrale Vereinigungspunkt von Ewigkeit und Zeit, heiligem Gott und sündiger Kreatur ist im Mittelpunkt des alttestamentlichen Tempeldienstes symbolisch geoffenbart, das heißt, im Allerheiligsten von Stiftshütte und Tempel. Und in der Tat, er enthielt in seiner Ausstattung sinnbildlich diese notwendige, polare Zwei‑Einheit: Abbruch des Alten und Einführung des Neuen, Vergebung und Führung, Sünden‑Zudeckung und Heiligung, dargestellt in seiner Symbolsprache durch Versöhnungsdeckel und Gesetzestafeln, Kapporeth und Thora, so wie sie über und in der Bundeslade, diesem Zentralgerät des ganzen Gottesdienstes, harmonisch miteinander vereint waren (2.Mos.25,17‑22; Hebr.9,4). Vollkommener kann diese zentrale Vorausschattung des Heils der Notwendigkeit und dem Ziel der Erlösung tatsächlich nicht entsprechen.

Christus hat dann diese polare Zwei‑Einheit zur Vollendung gebracht. Sein priesterliches Opfer bringt die „Abschaffung der Sünde“ (Hebr. 9, 26). Sein königliches Amt bedeutet Heiligung und Herrschaft. So werden beide in Einem erfüllt: der Versöhnungsdeckel und der Bundesladenthron, Kapporeth und Thora, Zudeckung der Schuld und Neubeherrschung des Lebens, und es enthüllt sich uns hier, im Licht innerer Erfordernisse und prophetischer Symbole, die Notwendigkeit eines priesterlich‑königlichen Welterlösers.

So ist denn im Allerheiligsten der Schnittpunkt zwischen Ewigkeit und Zeit am vollkommensten sinnbildlich dargestellt. Darum ist es zugleich ‑ auch in seinen Raumverhältnissen ‑ Symbol der Vollkommenheit überhaupt. Dies geschieht durch die Würfelgestalt, und zwar sowohl schon in der Stiftshütte als auch später in den Tempeln, ja hin bis zur Symbolik des Himmlischen Jerusalem (2.Mos.26,15‑20; Hes. 48, 16; Off. 21, 16). Denn der Würfel hat das Gleichmaß nach allen Seiten, die Harmonie des Gesamten und drückt darum raumsymbolisch die Idee der Vollkommenheit aus.

Die heilsgeschichtliche Grundidee der Tempel Gottes

Aber zunächst konnte diese Vollkommenheit des Göttlichen, wegen des Einbruchs der Sünde, im Verlauf der Geschichte noch nicht voll triumphieren. Daher die Notwendigkeit der Darstellung eines zunächst noch durch einen Vorhang verschlossenen (Hebr. 9, 8), ja sogar im Dunkel geheimnisvoll verhüllten Allerheiligsten (2.Mos.20,21; 1.Kön.8,12) und die Notwendigkeit der Beiordnung rangmäßig abgestufter Vorräume, nämlich Vorhof und Heiliges. Erst in der Vollendung ist das g a n z e Gottesvolk A l l e r heiligstes.

Aber „über allen Himmeln“ ist der Thron Gottes selbst. Dort ist das Gesetz, das das Weltall regiert. Dort ist auch die Gnade, die die Sünden vergibt und den Herrschaftsthron Gottes zu einem „Gnadenstuhl“ macht (2.Mos.25,17 (Luther); Hebr.4,16; Röm.3,25), und dort ist, über allem, die Lichtherrlichkeit Gottes, die, wie die Wolke der Schechina, alles andere überstrahlt (2.Mose 40,34; 1.Tim.6,16).

Die Heilsnotwendigkeit des stellvertretenden Opfers

Die Zentralhandlung des Tempeldienstes ist das Opfer. Erst dadurch wurde alle diese Symbolik und Heilswirklichkeit möglich. Denn soll der Schnittpunkt von Ewigkeit und Zeit ‑ um den es ja bei dem gesamten Tempeldienst überhaupt nur geht ‑ rettendes, wirksames Kraftzentrum werden, so muß die in ihm sich vollziehende Begnadigungshandlung zugleich rechtsgültig sein. Dies aber kann sie nur sein, wenn sie sich zugleich richterlich und tatsächlich mit der Sünde auseinandersetzt, also zugleich Sühnung in sich einschließt. Die Sünde aber ist, ihrem Wesen nach, Trennung von Gott. Gott aber ist das Leben. Darum ist Loslösung von Gott zugleich Loslösung vom Leben, also Tod. „Der Tod ist der Sünde Sold“ (Röm. 6, 23). Dann aber muß, wenn eine objektive Sühne erforderlich ist, diese Sühne dem Wesen der Sünde entsprechen, also ebenfalls in der Trennung vom Schöpfer und Leben, also im Tode bestehen. Nur durch den Tod kann dem Tode der „Tod“ bereitet werden. (Hebr. 2, 14; Eph. 2, 16). „Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung“ (Hebr. 9, 22).

Auf diese zentrale, unerläßliche Heilshandlung weist das Opfer des alttestamentlichen Tempeldienstes hin. Es ist eine von Gott planvoll geordnete Erziehungsinstitution auf den geschichtlichen Heilsmittelpunkt hin. Christus hat dann als „Lamm Gottes“ die Vollendung gebracht (Hebr. 9, 26). Seine Selbsthingabe auf Golgatha war die wahre Darbringung, Sein Kreuz der wahre Altar, Sein Blut das wahre Lösegeld und somit Er Selbst in Seiner Person und Seinem Werk der wahre Tempel, der wahre Hohepriester und das wahre Opfer zugleich.

Die Haupttempel Gottes (in geschichtlicher Folge)

Sieben bzw. acht Hauptformen der Tempelidee sind hintereinander in der Offenbarungsgeschichte zu erkennen.

1. Die Stiftshütte , errichtet durch Mose um 1500 bei der Gesetzgebung am Sinai, dann wanderndes Gotteszelt in der Wüste und schließlich, lange Zeit hindurch, Zentralheiligtum Israels im Lande in der Zeit zwischen Josua und Salomo, besonders in Silo, zusammen von 1500 bis 1000 v. Chr.


2. Der Tempel Salomos ,
erbaut um 1000, unvergleichbar schöner als die Stiftshütte, doch nach demselben Grundplan (1. Kön. 6, 1). Jahrhunderte hindurch war er der Mittelpunkt der Verehrung Gottes, trotz der mit Jerobeam beginnenden abtrünnigen Anbetungsform im Zehnstämmereich. Zerstört wurde er durch Nebukadnezar von Babel bei seinem dritten Feldzug gegen Jerusalem (586), und sieben Jahrzehnte hindurch erfuhr der israelitische Tempelopferdienst eine totale Unterbrechung.


3. Der Tempel Serubabels.
Erst nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft (536) unter Serubabel und Josua konnte man mit dem Neubau eines Tempels beginnen…, und so war es genau das 70. Jahr nach der Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar, daß der zwar schlichte (Esr.3, 12), aber doch durch besondere Gottesverheißungen ausgezeichnete (Hagg. 2, 9; 10) Tempel eingeweiht werden konnte. Später wurde er durch König Herodes prunkvoll ausgebaut (Joh. 2, 20). Seine eigentliche Herrlichkeit aber, durch die er auch den Salomonischen Tempel entscheidend überragt (Hagg. 2, 9), empfing er dadurch, daß es gerade dieser Serubabelsche Tempel war, in dem Jesus als Knabe war und dann später als Mann und Prophet lehrte und kämpfte, vor allem aber dadurch, daß es dieser Tempel war, in dem, in der Todesstunde von Golgatha, der Vorhang zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten zerriß, wodurch angedeutet wurde, daß die Welterlösung vollbracht, das vollgültige Sühnopfer gestellt und der unmittelbare Weg zu Gott nunmehr frei war (Matth.27,51; Hebr.9,8).

Bei der Zerstörung Jerusalems durch den Römer Titus ist dann auch dieser Tempel in Flammen aufgegangen. Von nun an ist Israel, das den Messias verworfen hatte (Matth. 27, 25), „ohne Opfer, ohne Altar, ohne Leibrock, ohne Heiligtum“ (Hos. 3, 4). Gott aber, dessen Heilspläne niemals vernichtet werden können, hielt auch hier an Seinen heiligen Zielen fest. Auch jetzt, mitten in Zusammenbruch und Gericht, gab Er Seinen Grundsatz nicht auf, ja brachte ihn sogar jetzt desto wunderbarer und tiefer, eben innerlicher und vergeistigter, zur Durchführung. Er berief Sich Seine Gemeinde und machte sie, durch die Innewohnung Seines Geistes, zu Seinem Tempel.

Schöpferischer Anfang dieses neuen Weges war der Erlöser Selbst. In Christus, dem menschgewordenen Gottessohn, „wohnte“ die Fülle der Gottheit „leibhaftig“ (Kol. 1, 19; 2, 9). So hat Christus, der Heilsmittelpunkt, als der gottgesandte Immanuel in Seiner Person und Seinem Werk die Tempelwahrheit in vollkommenster Weise zur Verwirklichung gebracht.

4. Der Tempel des Leibes Jesu. Wenn je in der Geschichte des Universums Ewigkeit und Zeit sich harmonisch vereint haben, dann in Jesus Christus, welcher „Gott, geoffenbart im Fleisch“ war (1. Tim. 3, 16)!
Darum war Er Wander-“zelt” Gottes und Sein Leib wahrer Tempel. So hat Ihn Johannes geschildert. „Das Wort ward Fleisch und »zeltete« unter uns“ (Joh. 1, 14 wörtlich).

So hat Er Sich Selbst charakterisiert: „Brechet diesen »Tempel« ab, und in drei Tagen will ich ihn wieder aufbauen.“ So hatte Er von dem „Tempel“ Seines Leibes gesprochen (Joh. 2, 19‑22). Er, der der Herr des Tempels war, der zugleich schon in der alttestamentlichen Zeit sein eigentlicher Sinn und sein heilsgeschichtliches Ziel war, ist dann in der Fülle der Zeit die Vollausgestaltung der Tempelidee Selber geworden, „der Tempel“ schlechthin, in Seiner Person und Seinem Verhalten die idealste und vollkommenste Verwirklichung der Verbindung zwischen Himmel und Erde (vgl. Joh. 1, 51).

Die Gemeinde ist dann die Fortsetzung Seines Lebens hier auf Erden. „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol. 1, 27). Darum ist auch sie, durch die Innewohnung Christi durch den Heiligen Geist, „Tempel Gottes“.

5. Der geistliche Tempel der Gemeinde. In drei Kreisen entfaltet der Herr in diesem Lebensraum diese große Wahrheit. Er wohnt durch Seinen Geist in der Persönlichkeit des Einzelgläubigen, dessen Leib dadurch nunmehr ein „Tempel des Heiligen Geistes“ ist (1. Kor. 6, 19).
Er wohnt durch den Geist in der Ortsgemeinde der Gläubigen, die somit Stätte Seiner Gegenwart und „Tempel Gottes“ ist (1. Kor. 3, 16), und Er wohnt durch denselben Heiligen Geist in der Gesamtgemeinde aller Erlösten, so daß der ganze Leib Christi „heiliger Tempel im Herrn“ ist, in dem alle Einzelglieder mitaufgebaut werden zu einer „Behausung Gottes im Geist“ Eph.2,21; 22; 1.Petr.2,4;5.

So ist die Ekklesia des Neuen Bundes Gottes Tempel in der gegenwärtigen Heilszeit.

Die Grundlage ist der Herr Selbst. Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist (1. Kor. 3, 11). Von Ihm spricht das Zeugnis der ersten Generation. Darum ist alles, was darauf folgt, „aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten“ (Eph. 2, 20).

Die Steine kommen aus zwei „Steinbrüchen“, den Juden und Heiden (Eph. 2, 11; 12), und werden zu e i n e m heiligen Tempel zusammengefügt. Sie kommen als tote Steine zu Ihm, dem Lebendigen, und werden durch den Geist Seines Lebens lebendig gemacht (1. Petr. 2, 4; 5). Ihr Glauben an Christus ist zugleich Glauben auf Christus, ein Sichstützen und „Aufgebautwerden“ auf den „Eckstein“ in Zion (Jes. 28, 16).

Der Zweck dieses Hauses ist, ein „Tempel“ zu sein. Es ist ein „geistliches Haus“, und die „Steine“ in der Wand sind zugleich „Priester“ am Altar (1. Petr. 2, 5; Hebr. 13, 10).
Sie opfern: ihr Leben ist ein Schlachtopfer (Röm. 12, 1), ihr Dienst ein Trankopfer (2. Tim. 4, 6), ihre Taten geistliche Opfer (1. Petr. 2, 5), ihre Anbetung ein Lobopfer (Hebr. 13, 15).
Sie beten für andere; sie danksagen für andere (1. Tim. 2, 1; 2), im stillen Kämmerlein umspannen sie die ganze Welt. Sie sind ein Segen für ihre Umwelt; sie bringen andere in die Nähe Gottes, und so darf in jedem einzelnen von ihnen die Verheißung erfüllt werden:„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein“ (1. Mose 12, 2).

Schließlich aber ‑ so scheint es ‑ wird Gott wieder an die Geschichte des irdisch‑sichtbaren Tempels anknüpfen. ( Wenn ‑ falls Offenbarung 11, 1-2 buchstäblich zu nehmen sein sollte ‑ das in der Endzeit in das Land seiner Väter zurückgekehrte jüdische Volk noch vor seiner Bekehrung den Tempel in Jerusalem wiederherstellen sollte, dann wäre dieser als besonderer Tempelbau außerdem noch zu nennen. Er wäre zwar im tiefsten Sinne nicht ein Tempel „Gottes“, da ihn ja das ungläubige jüdische Volk erbaut, wohl aber ebenfalls eine besondere Phase in der Geschichte derTempelidee überhaupt. Mit ihm zusammen wären es dann also nicht sieben, sondern acht in der Heilsgeschichte der Bibel genannte Tempel, in denen dem ewigen Gott (wahre oder falsche) Verehrung dargebracht wird).

6. Der Tempel des Hesekiel (Kap. 40 bis 44). Jedenfalls schildert Hesekiel in seiner Weissagung vom messianischen Heil einen zukünftigen Opferdienst mit so vielen Einzelbestimmungen (z.B. Hes.45,23; 24; 46, 4‑15) und einen zukünftigen Tempel mit so genauen Einzelangaben und Teilmaßen, (Hes. 40,6‑15; 41, 1‑4; 43, 13‑17), daß es kaum möglich erscheint, dies alles nur bildlich und geistlich zu verstehen. Die Schwierigkeit, daß sich dann n a c h dem vollbrachten Werk von Golgatha ‑ trotz der Belehrungen des Hebräerbriefes (10,10; 14; 8,13; 7,18) ‑ doch noch Opferdienst mit Brandopfern, Speisopfern, Dankopfern, Sündopfern, (Hes.43,18‑27; 44,11; 15; 16; 29; 45,17) ein Priesterdienst (Hes. 40, 46) und ein Feiern besonderer Feste (Passah, Laubhütten: Hes. 45,21; Sach.14,16) fände, würde sich dabei möglicherweise so lösen, daß diese Opfer ungefähr auf derselben Stufe ständen wie in der Gegenwart Taufe und Abendmahl, nämlich daß sie Zeichen der Erinnerung wären, Darstellungen des v o l l b r a c h t e n Erlösungswerkes, rückwärtsschauende Sinnbilder, gleichwie die durch das Kreuz abgeschafften, alttestamentlichen Opfer vorwärts schauten auf das erst noch zu vollbringende, von ihnen aus gesehen, noch zukünftige Erlösungswerk.

Zuletzt aber wird die Vollendung kommen und mit ihr auch die Vollausgestaltung der Tempelidee.

7. Das himmlische Jerusalem als Tempel (Allerheiligstes). Deutlich wird in der Bildersprache der Offenbarung die ewige Gottesstadt als das himmlische Allerheiligste geschildert. Daher ihre Würfelgestalt (Off. 21, 16 vgl. Hes. 48, 16). Daher überhaupt auch schon das Fehlen jedes Sondertempels in ihr (Off. 21, 22), da sie ja selbst der vollendete Gottestempel ist. Daher auch keine Bundeslade mehr (Jer. 3, 16; 17), da ja der Thron Gottes selbst in der Stadt ist (Off. 22, 1; 3) und folglich der sinnbildliche Thronsitz des Herrn als „erfüllt“ seiner Verwirklichung weichen kann. Während aber in den Tempeln der alten Erde das Allerheiligste noch in Dunkel verhüllt gewesen war ‑ als Zeichen, daß Gottes Selbstoffenbarung noch nicht voll durchgeführt worden war ‑, ist das himmlische Allerheiligste vom Glanz der ewigen, lichtstrahlenden Jaspis-Schechina erfüllt. Denn die Vollendung ist erreicht.

5. Das Christuszeugnis des Alten Testaments

Jesus Christus ist die innerste Mitte des gesamten göttlichen Heilsrates. Alles, was vor Ihm geschah, vollzog sich im Hinblick auf Sein Kommen; alles in der Reichsgottesgeschichte hinterher ward und wird in Seinem Namen vollbracht.

Im Mittelpunkt Seines Heilswerkes steht das Kreuz. Durch die Dahingabe Seines Lebens hat der Gekreuzigte den Kaufpreis der Erlösung bezahlt. „Ihr seid teuer erkauft“ (1. Kor. 6, 20).

Wie überragt doch dieser Kaufpreis alle sonstigen Zahlungen der Welt! „Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid, sondern mit dem teuren Blut Jesu Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes . . . , zuvorersehen, ehe der Welt Grund gelegt war . . . , von Gott auferweckt von den Toten, der ihm Herrlichkeit verliehen hat“ (1. Petr. 1, 18‑21).

Fünf Unterschiede läßt uns Petrus hier erkennen.

Alle sonstige Zahlung ist zeitlich, der Kaufpreis von Golgatha aber ist ewig. Alles Geld ‑ Silber und Gold ‑ nahm ja seinen Anfang bei der Erschaffung der Welt. Wir aber sind erkauft mit dem Blut eines Lammes „auserwählt v o r Grundlegung der Welt“.

Alle sonstige Zahlung ist irdisch, der Kaufpreis von Golgatha aber ist himmlisch. Aus den Tiefen der Erde kommen die Metalle, die Zahlungsmittel im allgemein menschlichen Gesellschaftsleben. Aus dem Himmel aber kam Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Er sprach. . . “Siehe, ich komme, daß ich tue, o Gott, deinen Willen“. (Hebr. 10, 5‑10).

Alle sonstige Zahlung ist menschlich, der Kaufpreis von Golgatha aber ist göttlich. Der Kaufpreis von Golgatha aber hat seine Herrlichkeit, seinen Wert, von Gott. Gott hat das Lamm, mit dessen kostbarem Blut wir erkauft sind, „auferweckt und ihm Herrlichkeit verliehen“.

Alle sonstigen Zahlungsmittel sind endlich ; der Kaufpreis von Golgatha aber ist von unendlicher Wirkungskraft. Alles Silber und Gold wird einst im Weltuntergang, im Brande der Elemente, aufgelöst werden (2. Petr. 3, 10). Jesus aber bleibt… (Off. 5).

Das Alte Testament ist um des Neuen willen da. Christus Selbst ist das Ziel und die Seele der vorchristlichen Offenbarungsgeschichte. Er ist das Ziel der alttestamentlichen Heilsgeschichte, der Sinn des alttestamentlichen Gottesdienstes, die Erfüllung der alttestamentlichen Messiasprophetie.

1. Christus ist das Ziel der alttestamentlichen Offenbarungsgeschichte.

Besonders seit Abraham zielt die vorchristliche Heilsvorbereitung planmäßig auf Christus hin. „Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“ (1. Mos. 15, 6). Abraham ist der „Vater aller Gläubigen“ (Röm. 4, 11; 12). Schon vor der Beschneidung, also noch vor jedem „religiösen Werk“, erfuhr er das Rechtfertigungsurteil des frei begnadigenden Gottes (Röm. 4, 10‑12). Er rechnete damit, daß Gott auch aus dem Tode Leben zu schaffen vermag. Er erwartete den kommenden „Samen“, in dem alle ihm gegebenen Verheißungen erfüllt werden würden (Gal. 3, 16). Er wartete auf die Stadt, die da Grundlagen hat, deren Schöpfer und Baumeister Gott ist (Hebr. 11, 10). So ist Abrahams Glaube ein Glaube an die freie Heilsgnade, an die Auferweckungskraft Gottes, an den kommenden Welterlöser, an das herrliche Ziel der Endvollendung.

Dies alles ist in Christus erfüllt. Er erwarb das freie Heil. Er lebt als der Auferstandene. Er ist der Heiland der Welt. Er führt die Seinen zur himmlischen Gottesstadt (Off. 21, 14; 27). So zieht Abrahams Glaube auf Christus hin. „Abraham sah meinen Tag und frohlockte“ (Joh. 8, 56). So ist Christus das Ziel des abrahamitischen Verheißungsbundes.

Vierhundert Jahre später gab Gott das Gesetz. Durch Mose offenbarte Er Seinen heiligen Willen, und nun wurde noch klarer denn je offenbar gemacht, was Heiligkeit und was Sünde ist. „Durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Röm. 3, 20; 7,7). Der Sinn dieses Offenbarmachens des menschlichen Versagens war aber nicht, daß der Mensch gedemütigt würde, sondern daß der Sünder zur Buße käme. Nur so konnte seine schreckliche Not an der Wurzel gefaßt und von Christus getilgt werden (Hebr. 9, 26). Damit aber wird das Gesetz ein „Zuchtmeister auf Christus“ (Gal. 3, 24), und es wird klar, daß Christus ‑ wie das Ziel der abrahamitischen ‑ so nun auch das Ziel der mosaischen Bundesschließung ist.

2. Christus ist der Sinn des alttestamentlichen Gottesdienstes.

Alle Berufung der alttestamentlichen Priester, alle Handlungen in Vorhof, Heiligem und Allerheiligstem, alle Festzeiten und Sabbate ‑ sie alle dienten dem einen Ziel, daß Gott mit dem Menschen „zusammenkommt“ (2. Mos. 25, 22) und ihn in den Genuß Seiner Bundesgnade aufnehmen könne.

Dazu aber mußte die Sünde voll ernst genommen und richterlich behandelt werden. Handlung jedoch kann nur durch Handlung, Geschichte nur durch Geschichte, tatsächliche Sünde nur durch tatsächliche Sühne getilgt werden. Dies ist der Sinn des alttestamentlichen, blutigen Opfers. In ihm sind die Grundwahrheiten der Sündhaftigkeit des Menschen, der Heiligkeit Gottes, der Stellvertretung durch heilige Sühne, der Notwendigkeit persönlichen Glaubens, der Gemeinschaft des Sünders mit dem Opfer (Opfermahlzeit) und, auf Grund alles dessen, das Geschenk der beseligenden Gewißheit der Vergebung der Sünden vorbildlich ausgesprochen (Ps. 32, 1; 2).

Damit aber wird der alttestamentliche Gottesdienst in dieser seiner bedeutsamsten Zentralhandlung ein Vorbild auf das Kreuz. Denn nur als „Lamm“ Gottes hat Christus die Sündenfrage gelöst. Nur als der „Gekreuzigte“ ist Er der Heilbringer. Nur als der Stellvertreter ist Er der „Immanuel“, der „Gott mit uns“.

Weil aber diese Heilstat auf Golgatha so restlos unfaßbar ist, hat Gott in der Heilsgeschichte eine Jahrtausende lange Vorschule für das Verständnis gegeben, eine plastische Vorausdarstellung, und die Millionen von Opfertieren, die im Vorhof von Stiftshütte und Tempel ihr Leben zu lassen hatten, wurden zu einem millionenfach wiederholten Hinweis auf das eine Opfer des Sohnes Gottes, der durch Seine einmalige Selbstdarbringung auf immerdar alle vollkommen gemacht hat, die an Ihn glauben und durch Ihn geheiligt werden (Hebr. 10, 10; 14).
Ohne diese Zielausrichtung auf Christus wäre der alttestamentliche Tempeldienst wesenlos, ja grausam. So aber erlangt er in Christus eine auf die Ewigkeit gerichtete, erlösende Bedeutung. Christus ist der Sinn des alttestamentlichen Gottesdienstes. So zielen alle Einrichtungen des Alten Testaments auf eine Person hin. Die Moralgesetze offenbaren die Notwendigkeit, die Gottesdienstverordnungen die Art und Weise Seiner Erlösungstat. Er muß kommen, weil sonst alles dem Todesurteil verfällt. Wenn Er aber kommt, dann kommt Er als Lamm Gottes. Nur so hat Sein Erscheinen erlösende Bedeutung.

Dies ist die Bedeutung jener wundersamen Reihe gottgegebener Aussprüche, die wir die israelitische Messiasprophetie nennen.

3. Christus ist die Erfüllung der alttestamentlichen Messiasprophetie.

Wie ein roter Faden zieht sich die Ankündigung des Welterlösers durch die vorchristliche Offenbarungsgeschichte hindurch. Die Person des Erlösers und Sein Werk, Seine Gottheit und Seine Menschheit, Seine Familie, Seine Heimatstadt und Zeit, Sein erstes und Sein zweites Kommen, Seine Leiden und die Herrlichkeiten danach ‑ auch eine Andeutung einer Zwischen­zeit zwischen Seinem ersten und zweiten Erscheinen (Ps. 110, 1; Hebr. 10, 13).

Er kommt aus der Menschheit (1. Mos. 3, 15), aus Sems Geschlecht (1. Mos. 9, 26), aus Abrahams Samen (1. Mos. 12, 1‑3), aus dem Königsstamm Juda (1. Mos. 49, 10), aus Davids Familie (Jes. 11, 1; 1. Chron. 17, 11).

Seine Heimat ist Bethlehem Ephratha (Micha 5, 1). Er kommt zuerst in Niedrigkeit, wird dann aber erhöht sein auf Gottes Thron, fortan wartend, bis alle Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt sind (Ps. 110, 1).

Dann aber tritt Er Seine Königsherrschaft an. Israel wird erneuert (Hes. 36, 25‑27), die Völkerwelt gesegnet,( Jes. 2, 1‑5) die Natur beglückt (Jes. 55, 12) und am Ende gibt es einen neuen Himmel und eine neue Erde (Jes. 65, 17).

Im Mittelpunkt des Ganzen aber steht ‑ wie im Tempelgottesdienst, so auch hier in der Messiasprophetie ‑ die Erwartung Seines Sühnwerkes. Hell strahlt in Jesaja 53, dieser wundersamsten Weissagung des ganzen Alten Testaments, das Bild des Erlösers, des leidenden Gottesknechtes, als des Lammes Gottes auf. Dies ist der Christus des Alten Testaments, der gottgesalbte Prophet, Priester und König, der von Israel bewußt Erwartete, die unbewußte Sehnsucht der Völkerwelt.

4. Christus ist der schon in der alttestamentlichen Zeit gegenwärtige, wirksame Gott der alttestamentlichen Gesamtoffenbarung.

Es war der Geist Christi, der in den Propheten war (1. Petr. 1,11). Seine Herrlichkeit hat Jesaja geschaut, als er gewürdigt wurde, bei seiner Berufung den Thron des Herrn Zebaoth, des dreimal Heiligen, zu sehen ( Joh. 12, 41; Jes. 6, 1‑3).

Christus war der Fels, der in der Wüste mit Israel mitzog (1. Kor. 10, 4). Er war der Engel Jehovas, der sich schon zur Zeit Abrahams offenbarte (1. Mos. 16, 7), der Engel des Angesichts (Jes. 63, 9), der Engel des Bundes (Mal. 3, 1), der schon im Alten Testament geheimnisvoll auftrat, so daß er bald als Jehova, als Gott Selbst, angeredet und angebetet wird, bald aber von Jehovah-Elohim unterschieden wird.
Dies Geheimnis wird erst im Neuen Testament klarer geoffenbart. Es gehört zum Mysterium der Dreiheit und doch Einheit der göttlichen Wesenheiten, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der im Alten Testament geweissagte Messias ist Jehovah-Jesus, der Gott aus Gott und Gott in Gott, der ewige Sohn, das Wort, das schon im Urbeginn anfangslos und wesensgleich bei Gott war (Joh. 1, 1).
Damit aber wird das alttestamentliche Gotteswort zu einem Selbstzeugnis des kommenden Christus. Der Herr ist nicht nur Thema und Ziel, sondern zugleich Urheber und tragendes Element der ganzen, alttestamentlichen Offenbarung. Das ganze Alte Testament ist Wort Christi. Christus ist der schon im Alten Bund wirksame wie auch vom Alten Bund erwartete Gott‑Erlöser. So ist Er der Gegenstand alles alt‑ und neutestamentlichen Glaubens. Von der Stellungnahme zu Ihm hängt alles Heil für Zeit und Ewigkeit ab.

Ich höre auf Ihn. Ich halte Sein Wort und Seinen Plan stets für weise. Ich tue, was Er sagt. Das ist neutestamentlicher Christusglaube. Er ist das Ziel der vorangegangenen Gottesoffenbarungen des Alten Bundes. So offenbart sich im Christus‑Jehova‑Jesus-Erleben die Einheit beider Testamente: die Christuserfahrung des Neuen Testaments und das prophetische Christuszeugnis des Alten Testaments. 1. Petr. 2, 6; Röm. 10. 11.

6. Die Völker vor Gott

Gott ist der Herr der Welt. Als Schöpfer und Weltregierer ist Er zugleich auch der Gott der Gesamtmenschheit. Zu allen Zeiten ‑ auch seit der Berufung Abrahams und seit dem Einsetzen Seines Sonderweges mit Israel und der Gemeinde blieb Er von Sich aus in Beziehung zum ganzen Menschengeschlecht und war Lenker der Völkerschicksale und Herr der Geschichte.

Die Völker in der Uroffenbarung

Von der Erschaffung des Menschen bis zur Berufung Abrahams.

In dieser Zeit ist die Offenbarung Gottes nicht auf ein Einzelvolk oder auf eine irgendwie anders (d. h. geistlich) zusammengesetzte Einzelgruppe von Menschen (wie die Gemeinde) begrenzt, sondern gilt allen Menschen schlechthin. Zuerst im Paradiese, dann in der Zeit der menschlichen Freiheitsprobe und zuletzt in der Zeit der menschlichen Herrschaft war Gottes Selbstkundgebung an den Menschen schlechthin universal.

Zuerst ‑ nach dem Sündenfall ‑ gab Gott der Menschheit die Möglichkeit allgemein sittlicher Selbstbestimmung, ohne göttliche Sonderbefehle oder Gesetzesoffenbarung, auch ohne die Einrichtung menschlicher Obrigkeiten. Dann ‑ nach dem totalen, sittlichen Versagen des Menschen in derkainitischen Urkultur und dem dadurch notwendig gewordenen Sintflutgericht stellte Er ihn, durch Einsetzung der Obrigkeit (1. Mos. 9, 6), unter menschliche Gesellschaftsordnungen.

In Sem, Ham und Japhet, den Söhnen Noahs, kam es nach dem Flutgericht zu einem Neuanfang. Da Hams Nachkommenschaft der Segenlosigkeit anheimgegeben war (1. Mos. 9, 25), konzentrierte sich der Segen auf die beiden anderen Söhne. Hierbei war Japhets Segen mehr irdischer Art, als geistig‑kulturelle und politische Ausdehnung (1.Mos.9,27). Sems Segen aber war vornehmlich heilsgeschichtlicher Art und führte, über Abraham und David, zu Christus, dem Welterlöser (1.Mos.9,26; Luk.3,36; Joh.4,22).

Aber auch in diesem Geschichtsabschnitt versagt der Mensch, wie es der Turmbau von Babel offenbar macht (1.Mos.11). So hatte sich der Mensch in beiden urgeschichtlichen Perioden als unfähig erwiesen, auf die für diese Zeiten angesetzten Regierungsgrundsätze Gottes einzugehen. Die Freiheit mißbrauchte er zu Willkür und Zügellosigkeit (vgl. Lamech: 1. Mos. 4, 19‑24), die obrigkeitliche Gesellschaftsordnung zu gewalttätiger Unterdrückungspolitik und gemeinsamer Ruhmsucht (vgl. Nimrods Weltreich: 1. Mos. 10, 8‑12; ebenso der Turmbau von Babel: 1. Mos. 11).

Darum wurde schließlich ein Wandel in den göttlichen Offenbarungswegen erforderlich. Als die Menschheit sich in ihrem Wahn zusammenrottete, um im babylonischen Turmbau, in zusammengeballter Kraft und in eitler Selbstherrlichkeit, dem Allerhöchsten die Ehre zu rauben (1. Mos. 11, 4), zerschlug Gott diese Einheit, setzte die Gesamtmenschheit beiseite und beschränkte den Strahlenkreis Seiner eigentlichen Erlösungsoffenbarung zunächst auf einen Einzelnen und dessen leibliche und geistliche Nachkommenschaft.

Die Völker in der Beiseitesetzung

Von Abrahams Berufung bis zum Beginn des gegenwärtiges Heilszeitalters.

Aber auch jetzt blieb Gott der „Gott der Nationen“ (Röm. 3, 29). Zwar nicht im Sinn unmittelbarer Heilsoffenbarung und sittlicher Willenskundgebung (Gesetz), wohl aber als Lenker und Richter der Völkerwelt (Spr. 14, 34) durch Beeinflussung der Obrigkeit (Spr. 8, 14‑16) sowohl in ihren politischen wie ihren militärischen Entschlüssen (1.Kön.11,14; 1.Chron.5,26; Jes.45,1‑7) durch Ordnung der Weltverhältnisse, Festlegung der Grenzen (Apg. 17, 26), Überwaltung der Geschichtsereignisse (Am. 9, 7), Einwirkung auf das geistige Leben der Völker, besonders Weltanschauung, Moral und Sitte (Apg. 17, 27). Auch in seiner Flucht vor Gott kommt der Mensch von Gott eben nicht los. Auch in der Beiseitesetzung war und blieb die Völkerwelt Gegenstand göttlicher Einwirkungen und Liebe.

Mit Nebukadnezar, der Zerstörung Jerusalems und dem Aufhören des jüdischen Nationalstaates (586 v. Chr.) trat dann noch ein weiteres Moment hinzu. Nach dem fast anderthalb Jahrtausende ‑ erlösungsgeschichtlich gesehen ‑ die Völkerwelt lediglich im Hintergrund der göttlichen Offenbarungen gestanden hatte, wird sie nunmehr wieder direkter Gegenstand göttlicher Prophetie. Bis dahin war in der israelitischen Gottesbotschaft zwar oft schon von den Nationen die Rede gewesen (besonders bei Amos und Jesaja) ‑ in Gericht und Verheißung ‑; aber fast stets lag auch bei diesen Völkerprophetien der Schwerpunkt auf Israel. Was Gott mit den Völkern tat, tat Er vornehmlich „um Israel, Seines Knechtes, willen“ (Jes. 45, 1‑7). Jetzt aber, als Israel-Juda, seit der Zerstörung Samarias durch die Assyrer (722) und Jerusalems durch die Babylonier (586), sein politisches Eigenleben verloren hatte und in die Hände der Weltvölker hingegeben war, als also „die Zeiten der Nationen“ (Luk. 21, 24) begannen, ist es auch nur folgerichtig, daß Gott Weissagungen schenkte, die die Geschichte der Völkerwelt behandelten. Dies geschah in den Traumgesichten Nebukadnezars und den Weltreichsprophetien Daniels (Dan. 2. 4. 7. 8). Hierbei sieht Nebukadnezar, der Heide, das Außenantlitz der Geschichte, das imponierende Kolossalstandbild in seiner Einheit, Humanität und Großartigkeit (Dan. 2, 31‑36), während Daniel, der Prophet Gottes, ihrinneres Wesen erkennt, ihre Raubtiernatur, Zerrissenheit und Dämonie (Dan. 7, 1‑8).

Vier Weltreiche stehen hierbei im Gesichtskreis der Weissagung:


Das goldene Haupt,
der Löwe mit Adlersflügeln (Dan. 2, 32; 38; 7, 4), das Neubabylonische Reich (612‑538), besonders unter Nebukadnezar (605‑562).

Die silberne Brust (Dan. 2, 32), der Bär, der sich auf der einen Seite aufrichtet (Dan. 7, 5), der Widder mit den zwei ungleichen Hörnern (Dan. 8, 3; 20) das Medo-Persische Reich, gegründet von Kores, zerstört durch Alexander den Großen (538‑333), besonders durch den entscheidenden Sieg Alexanders in der Schlacht bei Issus (333).

Der kupferne Bauch und die Lenden (Dan. 2, 32), der Panther mit den vier Flügeln und den vier Köpfen (Dan. 7, 6), der Ziegenbock (Dan. 8, 5) mit dem einen, großen Horn (Alexander der Große) ‑ das Griechisch‑Mazedonische Weltreich, das sich nach Alexanders Tod (323) in vier Hauptnachfolgerstaaten zerspaltete, die schließlich von den Römern überwunden wurden.  . . .

Es folgt das vierte Haupt‑Weltreich des Buches Daniel. Sein erstes Stadium waren

Die Beine aus Erz und Eisen (Dan. 2, 40), das Schreckenstier, das alles zermalmt und auffrißt (Dan. 7, 7) ‑ das Römische Weltreich, das alle Kulturvölker der damaligen bekannten Welt umspannende Imperium Romanum.  Seit 133 v. Chr. waren sie die Herren der Welt. Unter ihrem ersten Alleinherrscher Augustus (31 v. Chr. ‑ 14 n. Chr.) wurde Christus geboren (Luk. 2, 1). Unter ihrem zweiten Kaiser Tiberius (14‑37 n. Chr.) trat der Herr öffentlich auf und hat dann Sein Erlösungswerk vollbracht (Luk. 3, 1). Die Römer waren dann auch die Werkzeuge in der Hand Gottes, das Gericht an dem abtrünnigen Israel zu vollziehen, das seinen Messias verworfen hatte (Matth. 27, 25). Titus zerstörte Jerusalem im Jahre 70. Und wiederum waren es die Römer, die im Jahre 135 den jüdischen Nationalstaat auflösten und die Juden in die eigentliche Zerstreuung schickten.

In der Tat hat es sich auch in der Geschichte erwiesen, daß die Idee des vierten Weltreichs niemals tot war. Auch nach dem Zusammenbruch des Weströmischen (476 n. Chr.) und Oströmischen Reiches (1453) hat sich seine Lebenskraft immer wieder erwiesen, besonders in dem Bestand der Römischen Kirche, dem Fortbestehen der römischen (lateinischen) Sprache in Theologie, Jura, Medizin, Naturwissenschaft und Militär, in dem Fortleben und den Auswirkungen des römischen Rechts und auch in ganz bestimmten welthistorischen Entwicklungen. – Während dieser Zeit aber geht das Evangelium durch die Welt.

Die Völker unter der Heilsberufung

Das gegenwärtige Heilszeitalter bis zur Ankunft (Parusie) Christi.

Mit der Botschaft vom Kreuz, vom vollen gegenwärtigen und zukünftigen Heil in Christo als unserm Stellvertreter und Bürgen, gehen die Zeugen Jesu von Land zu Land, und wo Menschen sich finden, die sich dieser Heilsbotschaft öffnen und in Buße und Glauben Christus als ihren persönlichen Heiland annehmen, werden sie teilhaftig Seines Heils und eingegliedert in Seine Gemeinde. Das Ziel dieser Verkündigung ist nicht Verchristlichung der Massen, Christianisierung der Kultur, Schaffung christlicher Völker und Völkergruppen ‑ dies wird erst in der Missionszeit des kommenden, sichtbaren Gottesreiches der Fall sein ‑, wohl aber, „aus ihnen ein Volk zu nehmen für Seinen Namen“ (Apg. 15, 14) und somit Schaffung eines neuen, übernationalen Gottesvolkes. „Da ist nicht Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier . . . , sondern allzumal einer in Christo Jesu“ (Gal. 3, 28; Kol. 3, 11). Damit aber entsteht eine offenbarungsgeschichtliche Dreiteilung (1. Kor.10, 32), zu Israel und den Weltvölkern tritt die Gemeinde als das „dritte Geschlecht“ hinzu.

Was aber tut die Menschheit am Ende dieser Heilszeit?

Nachdem sie Jahrhunderte hindurch das Heilsangebot von Christus gehört hat, entscheidet sie sich schließlich ‑ für ihren Feind, den Antichrist! Ein gottgelöstes Kultursystem wird aufgebaut, in dem führende Kulturvölker, politisch vereint, wirtschaftlich zentralisiert und religiös‑weltanschaulich gleichgeschaltet werden. Nur so ist es durchführbar, daß schließlichalle, die Kleinen und die Großen, unter Androhung wirtschaftlichen Boykotts, zur Anbetung des Tieres und damit zur Verleugnung des biblischen Offenbarungsglaubens gezwungen werden, „so daß niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das Malzeichen des Tieres hat, den Namen des Tieres und die Zahl seines Namens” (Off. 13, 17).
Durch diese Vereinigung von Politik, Geschäft und Glaube wird aber das antichristliche Weltsystem eine geradezu ungeheuerliche, geistige Wiederholung des babylonischen Turmbaus, entsprechend einer dreiseitigen Pyramide, an deren Spitze die geheimnisvolle Zahl des Tieres 666 steht.

Irgendwie wird das Kultursystem auch in besonderer Beziehung zu Rom stehen. Zugleich wird es die Zusammenfassung aller gottfernen Weltarbeit der von Gott gelösten Völkerwelt sein, die Gipfelung aller Weltreiche der Vorzeit, die Generalsumme aller Raubtierreiche der Weissagungen Daniels. Deshalb wird die antichristliche Bestie auch als Löwe, Bär und Panther zugleich dargestellt, und die Zahl seiner Hörner (7) ist die Gesamtsumme der Hörner aller vier Raubtiere der Vision Daniels (Dan. 7, 2‑8). Und wenn schließlich die Offenbarung von zwei Tieren spricht (Off.13,1-10) von denen das erste unverkennbar im Vordergrund steht, indem das zweite seine ganze Aufgabe darin sieht, alle Ehre dem ersten Tier zuzuschieben, (Off.13,12) so eben deshalb, weil das antichristliche Weltsystem zwei Hauptpersönlichkeiten erkennen lassen wird, die das Ganze zu einem gleichsam leiblich‑geistigen Höllenorganismus vereinheitlichen, den politischen Führer und seinen religiös‑weltanschaulichen Propagandaminister.

Das letzte Wort aber wird Christus haben. Durch die „Erscheinung Seiner Ankunft“ wird Er Seine Feinde vernichten (2. Thess. 2, 8; 9; Jes. 11, 4.) und Sein Reich aufrichten.

Die Völker im sichtbaren Gottesreich

Das „Tausendjährige Reich“.

Als der in Herrlichkeit sichtbar erschienene Gottkönig wird Er dann sitzen auf Seinem Thron der Herrlichkeit und richten alle Nationen der Erde. Sie werden vor Ihm versammelt sein, und Er wird sie scheiden, wie ein Hirt die Schafe und die Böcke voneinander scheidet (Matth. 25, 31; 32). Die Entscheidung, um die es geht, wird die Frage sein, wer von denen, die den Gerichtskatastrophen entronnen sind, Eingang finden wird in das sichtbare Gottesreich, wer aber andererseits wegen seines Verhaltens dem Gericht des Verderbens anheimgegeben wird (Matth. 25, 34; 46).

Die aber, die dann zum Gottesreich zugelassen werden, werden mit Segnungen überschüttet. Dann werden die Völker als Völker sich bekehren, und zum e r s t e n m a l  in der Geschichte wird es christliche Nationen und Kulturen im Sinne der Heiligen Schrift geben (Jes. 19, 19; 23; 25). Christus aber, dem gekrönten Menschheits‑Gottkönig, wird allerorts Anbetung dargebracht werden (Mal. 1, 11).

Die Segnungen des Alltags werden sein:

Innere Erneuerung der Völkerwelt (Zeph. 3, 9),
Friede unter den Nationen (Mich. 4, 3 ; 4),
Segnungen der Natur (Jes. 11, 6‑8; Hos. 2, 23; 24),
soziale Gerechtigkeit (Jes. 11, 3; 4),
körperliche Gesundung (Jes. 35, 5; 6),
patriarchalisches Lebensalter (Jes. 65, 20),
erfolgreiche Berufsarbeit (Jes. 65, 21‑23),
Auflösung zu riesiger Großstädte (Sach. 3, l0) –

Die Völker im letzten Aufruhr. Gog und Magog

Und doch. Auch hier erweist der Mensch, wenn die letzte und schärfste Probe kommt, sein totales Versagen. Während der Zeit dieses sichtbaren Gottesreiches ist Satan im Abgrund gefesselt gehalten: Off. 20, 2; 3. Zuletzt aber wird er losgelassen werden, damit auch auf diese letzte Heilszeit die Probe des Erfolgs gemacht werden kann (Off. 20, 3 ; 7). Und was ist das Ergebnis? ‑ Nach tausendjährigem Genuß der Segnungen sichtbarer Gottesherrschaft entscheidet sich die Menschheit für ‑ den Teufel und zieht in hellen Scharen, unter Gog und Magog, also unter japhetitisch-indogermanischer Führung, gegen Jerusalem, die Gottesstadt, zu Felde (Off. 20, 8; vgl. 1. Mose 10, 2.).

Hierauf kann es nur e i n e Gottesantwort geben: Feuer fällt vom Himmel und verzehrt diese gottfeindliche Menschheit. Auch die Erde, der Schauplatz dieser gesamten, menschheitlichen Fehlentwicklung, wird aufgelöst, damit ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehe (Off. 20, 9‑21).

Dies alles ist für den Menschen außerordentlich demütigend. Es beweist aber auch zugleich, wie Gott Recht gehabt hat, daß Er für des Menschen Heil alle menschliche Kraft ausgeschaltet und nur e i n e n Heilsweg bestimmt hat: Seine Gnade allein und das Kreuz von Golgatha.

Die Völker auf der neuen Erde

Auch auf der neuen Erde wird es noch „Völker“ geben (Off. 21, 24; 22, 2). Auch die erneuerte Menschheit wird noch organische Gliederungen haben. Aber alles wird dann wundersam zusammenklingen. Die himmlische Gottesstadt wird auf der neuen Erde sein (Off. 21, 10). In ihr selber wird der Thron Gottes und des Lammes sein (Off. 22, 3), und um des Königs der Herrlichkeit willen, der das Zentrum und Wesen alles himmlischen Lebens ist, werden die Völker der neuen Erde in dieser vom Himmel herabgekommenen Gottesstadt ihre Hauptstadt und den Mittelpunkt ihrer Anbetung sehen. „Die Nationen werden durch ihr Licht wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit zu ihr“ (Off. 21, 24).

7. Die Geschichte des Christus

Jesus Christus ist der erlösende Mittelpunkt der Heilsgeschichte. Er war der schöpferische Urgrund schon der alttestamentlichen Offenbarung; denn Sein Geist war in den Propheten. Er war, in geheimnisvoller Einheit mit Gott, Seinem Vater (Ps. 110, 1), der Gott schon der israelitischen Geschichte, das Ziel des Gesetzes sowie aller Weissagungen in Tempeldienst und prophetischer Verkündigung (Messiasprophetie, z. B. Jes. 53). Er war, als der „Löwe aus dem Stamme Juda“ (Off. 5, 5) und der „Sohn Davids“ (2. Tim. 2, 8), die Wurzel und Krone des davidischen Königshauses und somit Fundament, Inhalt und Sinn aller Heilsoffenbarungen schon vor Seiner Menschwerdung. Und dann, in der „Fülle der Zeit“, ist Er Selber erschienen (Gal. 4, 4). Als der „Stern aus Jakob“ (4. Mos. 24, 17) ist er in Bethlehem aufgegangen, als „Aufgang aus der Höhe“ (Luk. 1, 78), als die personhaft erschienene Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes (Tit. 3, 4). Dies ist Seine erste Epiphanie, Sein Kommen zum Heil, zur Errettung der Sünder, „um Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Matth. 20, 28), angekündigt von Johannes dem Täufer als Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt und hinwegnimmt (Joh. 1, 29).

Das Kreuz Christi als Heilsmittelpunkt aller Zeiten

Das Kreuz ist darum das Zentralereignis Seines Erdenwerkes. Es ist die Zentraltat Gottes in der Erlösungsgeschichte des Universums überhaupt. Es ist die wunderbarste Offenbarung des Retterwillens Gottes, „damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren werde, sondern das ewige Leben habe“ (Joh. 3, 16; 17). Es ist, wenn auch nicht zeitlich, so doch innerlich‑geistig der Mittelpunkt der Menschheitsgeschichte.

„Jesus Nazarenus Rex Judaeorum” (INRI), d.h. Jesus von Nazareth, König der Juden ‑ diese in lateinischer, griechischer, hebräischer Sprache von ungläubiger Hand über das Kreuz gesetzte Botschaft (Joh. 19,19) stand darum zugleich unter der Überwaltung des weltregierenden Heilandgottes. Denn indem diese Inschrift in den drei Hauptsprachen der damaligen Weltkultur ‑ der Sprache des Staates, der Kultur und der Religion ‑ über das Kreuz gesetzt war, war zugleich ausgedrückt, daß der aus dem Volk Israel stammende Jesus von Nazareth zu allen Gebieten des menschlichen Lebens in Beziehung steht, daß Seine Person und Sein Werk äußerlich und innerlich aller Welt gilt.

In der Tat, wundersam sind die Wirkungen, die von Seinem Heilswerk ausgehen. Es ist, als wenn mitten in allem Dunkel von Golgatha die Sonne aufgegangen ist und mit ihrem Glanz die ganze Vergangenheit und die ganze Zukunft bestrahlt.

Die Auswirkungen des Urfalls Satans können nur überwunden werden durch das Kreuz. Darum reichen die Strahlen, die von Golgatha ausgehen, zurück in die Äonen der vormenschlichen Urzeit.

Das an der Schwelle des verlorenen Paradieses dem gefallenen Menschen indirekt gegebene U r e v a n g e l i u m vom Weibessamen und Schlangenzertreter (1. Mos. 3, 15) kann nur geschichtliche Verwirklichung finden in dem Heilswerk des Gekreuzigten.

Daß Gott nicht verdammen, sondern begnadigen will, was Er in Seiner Bundesschließung mit N o a h und durch die damals als Bundeszeichen festgesetzte, Himmel und Erde verbindende Lichtbrücke des Regenbogens bezeugt hatte (1. Mos. 9, 12 ff.), wird auch erst ermöglicht durch das Kreuz. Denn nur durch das „Blut des ewigen Bundes“ (Hebr. 13, 20) wird die Scheidewand hinweggetan, die Gott und Mensch voneinander trennt, die Sünde, zu deren Abschaffung durch Sein Opfer Christus erschienen ist (Hebr. 9, 26).

Die dem A b r a h a m gegebene Verheißung vom Segen für alle Völker, Abrahams Rechtfertigung allein durch den Glauben, das Opfer von Morija (1. Mos. 22), der Auferstehungsglaube des Patriarchen (Hebr. 11, 19) ‑ dies alles empfängt auch erst volles Licht durch die Heilstat des Gekreuzigten und Auferstandenen (vgl. Röm. 4, 23‑25).

Und schließlich: Das ganze m o s a i s c h e Gesetz, seine sittlichen Forderungen, seine gottesdienstlichen Einrichtungen, seine prophetischen Bilder und Messiasankündigungen würden ewig dunkel und unverständlich bleiben, wenn nicht Christus gekommen wäre, als die Erfüllung von Gesetz und Prophetie (Röm. 10, 4) und mit einem Opfer alle anderen Opfer beleuchtet, erklärt und erfüllt und damit den mosaischen Gesetzes‑ und Tempeldienst für ewig abgeschafft hätte.

Aber auch die Zukunft steht unter dem Strahlenglanz der am Ostermorgen aufgegangenen Heilssonne. Denn nun kann es eine G e m e i n d e geben, ein durch das Lösegeld des Blutes des Sohnes Gotte erkauftes Eigentumsvolk, dessen Heilsgrundlage, Kraft und Ehre allein das Kreuz ist, nämlich das Kreuz in Verbindung mit der Auferstehung (1. Kor. 15, 13‑19), der von Gott geschenkte Stellvertreter, der für uns starb und für uns lebt (Röm. 4, 25; 5, 10), der auf Erden das Heil uns erwarb und vom Himmel her, durch Seinen Geist und Sein königliches Hohespriestertum, uns das Heil zueignet und erhält.

Nur so kann es auch ein sichtbares Gottesreich geben. Denn nur wenn die Sünde überwunden ist, kann es eine erneuerte Menschheit geben. In jedem Fall gehört auch für Christus persönlich die Krone zum Kreuz. Dieselbe Erde, die der Schauplatz Seiner Erniedrigung war, muß auch der Schauplatz und Zeuge Seiner Erhöhung und Verherrlichung werden. Das gehört zur göttlichen Rechtfertigung des Gekreuzigten vor aller Kreatur. So aber ist Christi Erscheinung in Herrlichkeit durchaus Frucht Seiner Erscheinung in Niedrigkeit, und auch das Tausendjährige Reich steht unter den Lichtstrahlen von Kreuz und Auferstehung.

Das dreifache Christussamt

Wunderbar ist die geschichtliche Entfaltung des Erlösungswerkes Christi. Deutlich entspricht dieser Weg den drei Ämtern des Erlösers, dem Amt des Propheten, des Priesters und des Königs.

Zuerst steht das Prophetentum im Vordergrund (5. Mos. 18, 15‑19). Christus verkündigt in Leben und Lehre den Willen Gottes und erweist Sich in der Himmelreichsbotschaft als ein Prophet „mächtig in Worten und Taten“ (Luk. 24, 19).

Dann aber geht dieser Prophet an das Kreuz (Joh. 1,29) und wird Opferlamm und Priester zugleich (Hebr. 9, 12; 14; 25). Aus dem Land der Lebendigen steigt Er hinab, um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Gewalt des Todes hat, den Teufel (Hebr. 2, 14).

Dann aber hat Gott Ihn auferweckt und erhöht (Phil. 2, 9). Er, der gestorben war, ist auferstanden am dritten Tage, aufgefahren gen Himmel und ist nun König , sitzend zur Rechten Gottes, von dannen Er kommen wird, um Sein Werk zu vollenden (Hebr. 2, 9; Off. 3, 21).

Das königliche Hohespriestertum Christi

In dieser Zeit ‑ es ist die Haushaltung des Evangeliums und der Gnade – ist Christus im Himmel Priester und König zugleich. Er verwendet Sich für die Seinen (Röm. 8, 34). Er ist ihr Sachwalter bei dem Vater (1.Joh. 2, 1). „Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln“ (Hebr. 8, 1). Er ist der Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks (Hebr. 7, 1‑25). 18). Darum sehen wir im Glauben Jesum, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, gerade um Seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr.2,9).

Christi Ankunft (Parusie) und Erscheinung (Epiphanie)

Dabei ist aber dies Priestertum und Königtum des Hocherhöhten (Phil. 2, 9) nur dem Glauben erkennbar. Er Selbst ist zunächst dem irdischen Auge unsichtbar. Darum muß auch dies noch seine Entspannung erfahren. Christus muß wiederkommen und Sein Reich aufrichten. Aus Seiner Abwesenheit muß Er heraustreten und Seine Anwesenheit (Ankunft, Parusie) bewirken. Er muß Sein Volk zu Sich nehmen, Seine Feinde besiegen und in glanzvoller Erscheinung (Epiphanie) Sich enthüllen und sichtbar machen (Off. 1, 7). Vor dem „Richterstuhl Christi“ muß Er Sein Volk offenbar machen und ihr Erdenleben vor Seinem eigenen Antlitz ‑ Kronen und Verlust verfügend ‑ in das Licht des Himmels rücken (2. Kor. 5, 10; 1. Kor. 3, 14; 15).

Der verherrlichte Christus und Seine verklärte Gemeinde

Dann müssen sie beide, der verherrlichte Christus und die vollendete Christusekklesia, für alle Ewigkeit untrennbar beieinander bleiben (1.Thess. 4, 17). Darum erleben sie von nun an auch alles gemeinsam: Er, der Sich zunächst nur in die „Luftregionen“ herabließ, um für die Seinen zu kommen, wird nun mit den Seinen auf der Erde selbst erscheinen (1. Thess. 3, 13), um dann, während des sichtbaren Gottesreiches ‑ mit ihnen vereint ‑ vom Himmel her über die Erde zu regieren. Zuletzt aber wird dieses hineinmünden in die Ewigkeit. Auf der neuen Erde und in dem auf diese herabgekommenen himmlischen Jerusalem wird Christus dann regieren als Throngenosse des Vaters (Off. 22, 1), und die Seinen werden bei Ihm sein und Seine Herrlichkeit teilen (Joh. 17, 24; Röm. 8, 17). Sie werden mit Christus regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit (Off. 22, 5; 2. Tim. 2, 12).

 

8. Das gegenwärtige, völlige Heil in Christus

I. Der Heilsmittler

Jesus ist, als der Christus, die Erfüllung des Alten Testaments (Christus = Messias = Gesalbter).

Als Träger des Vollmaßes des Geistes Gottes (Apg. 10, 38) ist Er die personhafte Zusammenfassung der drei Hauptsalbungsämter des Alten Bundes. Er ist Prophet, Priester und König zugleich. Hierbei bezieht sich Sein dreifaches Christuswerk auf alle drei Seelenkräfte des Menschen.

Durch die Sünde war das Verderben des Menschen total. Sein Verständnis war verfinstert, sein Wille böse, sein Gefühl unglücklich.

Als Prophet bringt nun Christus die Erkenntnis und erlöst das Verständnis des Menschen aus den Banden der Finsternis.

Als Priester bringt Er das Schuldopfer dar, tilgt ‑ zusammen mit der Schuld – auch das Schuldbewußtsein des Menschen und bringt seinem Gefühl zugleich den Jubel der Sündenvergebung und die Seligkeit der Gottesgemeinschaft.

Als König richtet Er Seine Heilsherrschaft auf, unterstellt den Willen des Menschen Seinem eigenen, göttlichen, heiligen Willen und befreit damit den Willen des Menschen aus der Sklaverei des Sündendienstes.

So entspricht Sein dreifaches Amt den drei Seelenkräften des Menschen, und, wie die Sünde einst total gesiegt hatte, so hat Christus der Erlöser, als Prophet, Priester und König, nun total triumphiert.

II. Das Heilsgeschenk

Auf der Grundlage dieser allgenugsamen Heilandstat kann es nun ein Leben in Reichtum und Freude geben. Der Gläubige ist aus dem Abgrund der Sünde auf die Felshöhe des Heils gebracht (Ps. 40, 2; 3). Er ist aus dem Höllenkerker der Gottesferne „in himmlische Örter“ versetzt (Eph. 1, 3; 2, 6). Er, der Rebell, ist vom Himmelskönig begnadigt worden und unter die Edlen des Landes gebracht (Ps.16,3). Ja, er ist zum Glied der Königsfamilie geworden (Röm. 8, 15) und soll einst mit Christus, dem Sohn Gottes, regieren in alle Äonen der Ewigkeit (Off. 22, 5; 1. Kor. 6, 2; 3; Luk. 12, 32).

Welch ein Heil! Sollte das nicht immer wieder unsere Herzen zum Jubel veranlassen? Sollten wir nicht da in freudiger Dankbarkeit unser Leben Ihm zu Füßen legen, Ihm uns ganz hingeben und willig bemüht sein, Ihn zu verherrlichen?

III. Das praktische Heilserleben

Zu einem Überwinderleben sind aber ganz bestimmte geistliche Voraussetzungen erforderlich. Nur der Christ, der diesen entspricht, wird seines vollen Heils recht gewiß und in der Heiligung bewährt sein. Wir nennen einige der wichtigsten Grundbedingungen solcher inneren Geisteshaltung.

1. Der Glaube an das vollbrachte Werk Christi. Uns müssen einmal die Augen aufgehen, wie total Christus gesiegt hat. Erst dann gibt es ein frohes Siegesleben in unserer Erfahrung. Wir brauchen uns nicht abzuquälen, um unsere Heiligung selbst zu bewirken. Wir kämpfen eben nichtzum Siege hin, sondern vom Siege her.

In Sonderheit müssen uns die Augen aufgehen über die Höhe der Gnadenstellung, die wir in Christus empfangen haben. Wir sind „Auserwählte, Heilige, Geliebte“ (Kol. 3, 12). Wir sind „Tempel des Heiligen Geistes“ (1. Kor.6,19). Wir sind „Söhne“ des Allerhöchsten (Gal. 4, 6; 7). Christus, der Erstgeborene, schämt Sich nicht, uns Seine Brüder zu nennen (Röm. 8, 29; Hebr. 2, 11).

Dies Wissen um die hohe Gnadenstellung macht uns nicht hochmütig, sondern von Herzen dankbar und damit hingegeben und gottgeweiht.

Wem aber diese Schau in die frei geschenkte Gnadenfülle fehlt, wird nie seines Heils froh. Er bemüht sich in eigener Kraft, erlebt Niederlage um Niederlage, gibt am Ende den Kampf vielleicht gar auf, und ‑ die Sünde hat praktisch den Sieg davongetragen. Darum ist geistgewirktes Schauen des vollen Heils in Christus eine entscheidende Voraussetzung für alles wahre, praktische Heilserleben.

2. Glaube und Hingabe. Glaube ist nicht nur Bejahung der Lehre, sondern zugleich praktisches Ja des Lebens. Glauben ist, wie Luther sagt, „Leben in Gott“.

Hier aber hängt alles von der Ganzheit einer solchen Hingabe ab. Nur g a n z hingegebene Christen sind g a n z glückliche Christen. Viele Christen beten um Hingabe ‑ „Herr, gib mir völlige Hingabe“ ‑, aber sie übersehen dabei, daß sie in dieser Weise ganz falsch beten. Denn sie bitten, daß Gott etwas tun solle, was Er gerade von i h n e n erwartet! Die Hingabe ist unsere Verantwortlichkeit. Wir haben zu sagen: „Herr, ich weihe mich Dir“ – und es auch wirklich zu tun! Dann werden Seine Siegeskräfte in unser Leben hineinströmen, und die Freude des vollen Heils wird in uns überströmend sein.

3. Hören auf Gottes Wort. Vernachlässigung der Bibel bedeutet Vernachlässigung unseres eigenen Innenlebens. Unkenntnis der Heiligen Schrift ist Unkenntnis Christi. Wie du mit Gottes Wort umgehst, so geht Gott mit dir um. Durch das geschriebene Wort kommt Gott zu uns, und sein Geist begleitet Sein Wort. Es erweitert unseren Gesichtskreis und zeigt uns Gottes Reichtum. Sein Wort gibt heilige Gegenstände für unser Denken und Sinnen, es erfüllt unser Streben mit edlen Zielen, und wer auf Gottes Wort hört und sich freudig unterordnet, wird erleben: Wenn der Mensch horcht, redet Gott. Wenn der Mensch gehorcht, handelt Gott.

4. Treue im Kleinen. Nur wer sich im Kleinkampf des Alltags bewährt, wird erstarken und immer mehr in ein Siegesleben hineingelangen. Treu sein aber heißt: es genau nehmen im Kleinen, und zwar auch dann, wenn niemand es sieht. Wer treu sein will, ist sich der ständigen Gegenwart Christi bewußt. Auch kleine Dinge sind groß, wenn Gott darin ist. Darum verachte nicht den Alltag. An deinem Siegen oder Nichtsiegen in den kleinen Belastungsproben des Alltags wird es sich entscheiden, inwieweit das volle Heilserleben dein praktischer Besitz ist.

5. Gebetsleben. Wer haben will, muß beten. Wer aber nicht betet, empfängt nichts (Jak. 4,2). Untreue im Gebetsleben bedeutet freiwilligen Verzicht auf den Sieg. Nur in der Gegenwart Gottes fließen die lebendigen Heilsquellen. Willst du also glücklich sein, so werde ein Beter. Gott teilt Seine Gaben nur unmittelbar vor Seinem Thron aus.

6. Zeugenmut. Wer Sieg haben will, muß Zeuge sein. „Sie haben ihn (den Satan) überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses“ (Off. 12, 11). Wer Christus bekennt, wird innerlich stark. Im Sturm wachsen die Wurzeln des Baumes um so tiefer. Durch mutiges Bekennen werden die Fronten geklärt, Jüngerschaft und Welt voneinander abgegrenzt, die Entschiedenheit des Nachfolgers Jesu gesteigert und der innere Mensch auf Christus ausgerichtet.

7. Freudiges Rechnen mit der Gegenwart Christi. Verwirkliche die Gegenwart Jesu in deinem Leben. Denke daran: Wo du bist, ist auch Er. Er sieht jede Situation. Er kann dir stündlich helfen. Er ist der Immanuel, der „Gott mit uns“. Die Gnade ist erschienen. (Tit. 2, 11.) Was wir brauchen, ist das praktische Rechnen mit der Wirklichkeit der Gegenwart des Heiligen Geistes stets heute und hier.

Zu den Dichtern des edelsten Liedgutes der Gemeinde Gottes deutscher Zunge gehört der Lutheraner Martin Rinkart (1586‑1649). Dieser Mann Gottes hat in heldenmütigem Einsatz in den Tagen der Pest und allerschwerster Hungersnot im Dreißigjährigen Krieg seinem Herrn und seiner Gemeinde gedient. Er hatte einen Siegelring mit der Inschrift: M u s i c a. Martin Rinkart gab diesem Wort seine besondere Deutung: M ‑ V ‑ S ‑ I ‑ C – A  MEIN VERTRAUEN STEHT IN CHRISTUS ALLEIN!

9. Die Gemeinde des lebendigen Gottes

„Es ist vollbracht!“ (Joh. 19, 30.) Dies ist das gewaltigste Wort, das je auf dieser Erde gesprochen worden ist. Es war der triumphierendste Siegesruf, ausgerufen in der Stunde scheinbarer katastrophalster Niederlage. Es ist der schöpferische Quellpunkt einer gottgeschenkten Botschaft, die in die Menschheit hinausgeht.

Damit aber tritt zugleich etwas völlig Neues an das weltanschauliche und religiöse Denken der Menschen heran. Alles rein menschliche, religiöse Denken und Handeln ging von den Kräften des Menschen aus, von seinem geistigen, willensmäßigen, moralischen Streben. Darin liegt, bei aller Verschiedenheit im einzelnen, das Gemeinsame aller heidnischen Religionen. Jetzt aber wird dies alles beiseitegesetzt. Der Ausgangspunkt alles Heils liegt nicht unten, sondern rein oben. Es ist Gott, der alles schafft. Alle menschliche, moralische Aktivierung ist Fehlentwicklung. Das Heil muß rein Gabe und Geschenk, eben Gnade sein.

Die Gemeinde als Neuschöpfung Gottes

Dieses himmlische Neuschöpfungswerk war eine göttliche Notwendigkeit. Denn durch die Sünde ist der alte Mensch restlos verdorben. Weil der Mensch nicht ein Stein, sondern ein geistiger Organismus ist, arbeitet er das Böse, sobald es einmal in ihn eingedrungen ist, ganz von selbst in alle Teile seines Wesens hinein. Aus dem Organismuscharakter der menschlichen Persönlichkeit ergibt sich, beim Eintritt der Sünde, ganz von selbst sein desto tieferer Fall. Die Sünde ergreift ihn radikal, zentral und total, das heißt, seiner Wurzel, seinem Mittelpunkt, seinem Gesamtumfang nach. Er ist gebunden und verloren, verkauft und versklavt (Röm. 7, 14).

Darum muß er eine Neuschöpfung werden, und es kann nicht genügen, daß er nur eine Wendung vollzieht, sich von sich aus „bekehrt“ und eine neue, sittliche Lebensrichtung praktisch erstrebt. Nein, mit der Buße und der Hinwendung des Menschen zu Gott muß ein schöpferischer Akt von seiten Gottes verbunden sein. Der sich zu Gott wendende Mensch muß durch das Wunder derWiedergeburt in dem Kern seiner Persönlichkeit umgeschaffen werden. Nicht nur seine Handlungen und sein Leben, nein, er selber muß neu werden (Joh.3,7). Dem Fleischesorganismus der Verlorenen muß, durch göttliche Lebenszeugung, ein Geistesorganismus von Erlösten gegenübergestellt werden…

Dies aber kann nur durch ein Werk Gottes bewirkt werden; denn wo es auf ein schöpferisches Tun ankommt, kann nur der Schöpfer persönlich handeln. Weder Engel noch Erzengel haben schöpferische Kräfte.

Darum ruht die Gemeinde auf göttlichem Grunde, und unser Glaube darf erkennen: Die Sendung des Sohnes, die Übernahme des Erlösungswerkes durch eine Person der Gottheit Selbst, ist nicht nur ein Beweis der Unendlichkeit Seiner Liebe (Joh.3,16; Röm.5,8), sondern zugleich auch ein Ausfluß einer innergöttlichen Notwendigkeit. Damit aber wird die Ekklesia sofortSohnesgemeinde . Sie lebt vom Werk des Sohnes; ihr göttliches Haupt ist der Sohn; ja, im Sohne ist sie zur Sohnschaft bestimmt (Eph.1,5; 1.Kor.1,9).

Die Gemeinde als Christusgemeinde.

Die Menschen, die daran glauben, gehören einer vollständig neuen Welt an. Ihr Lebenselement ist der Erlöser Selbst (Phil. 1, 21), ihre Siegeskraft Seine Gnade (1.Kor.15,10), ihr Ruhm Sein Kreuz allein (Gal.6,14; 1.Kor.2,2). Glauben heißt „im Empfangenen leben“. Und weil sie alle an das gleiche Lebenszentrum, Christus, organisch angeschlossen sind, bilden sie auch untereinander eine Lebenseinheit, sinde i n Organismus, vom gleichen Christusgeist durchströmt (1.Kor.12,13). Die Gemeinde ist „in Christus“.

Dies stellt das Neue Testament durch das Bild des „Leibes“ dar. Dies Bild zeigt, wie kein anderes, die Fülle des neutestamentlichen Gnadenreichtums.

Die Gemeinde ist Sein Leib (Eph. 1, 23). Sie wird beherrscht von Seinem Willen; denn das Haupt ist der Wille des Leibes (Kol. 1, 18). Sie steht in allen ihren Gliedern in unmittelbarer Beziehung zum Haupt (Kol. 2, 19). Aus dem Haupt empfängt sie ihre Kraft. Aus dem Haupt wächst sie ihr Wachstum (Eph. 4, 16). Vom Haupt wird sie bewahrt. Christus, das Haupt, ist „des Leibes Heiland“ (Eph. 5, 23).

Mit der Christusgemeinde tritt ein völlig neuer Menschheitstyp in die Geschichte ein (Eph. 2, 15), in dem nun auch alle früheren Unterscheidungen (Gal.3,28; 1.Kor.7,19) erlösungsgeschichtlich ihre Gültigkeit verloren haben (2.Kor.5,16). „Da ist nicht Grieche und Jude, Sklave und Freier, sondern Christus alles und in allen“ (Kol. 3, 11)… Die Gemeinde ist auch eine prophetisch‑lebendige Vorausdarstellung des großen Zieles der Erlösung: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen“ (Off. 21, 3).

„Geheimnisse“ der Erlösung in der gegenwärtigen Gemeindezeit

Drei Hauptpersönlichkeiten haben in der nun folgenden Apostelzeit die Wahrheit vom völligen Heil in Christus in Israel und der Völkerwelt vorwärts getragen: Petrus, Paulus, Johannes. In dieser Reihenfolge treten sie in der apostolischen Zeit hintereinander als die Hauptführer hervor. Zuerst Petrus, beginnend in Jerusalem (bes. Apg. 2‑12), dann Paulus von Antiochia aus in der Völkerwelt (bes. Apg. 13‑28; 1. Tim. 2, 7), zuletzt Johannes, besonders in Ephesus und den Gemeinden West‑Kleinasiens (vgl. Off. 2 und 3). Petrus, der Mann hoffender Zuversicht (vgl. 1. Petrusbrief), Paulus, der Herold des Glaubens, und Johannes, der Apostel der Liebe. So leuchtet sofort in diesem Dreigestirn bedeutendster apostolischer Führerpersönlichkeiten gleich im apostolischen Zeitalter, in geradezu geschichtlicher Entfaltung, die hohe, sittliche Dreieinheit christlichen Heiligungslebens hervor: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei“ (1. Kor. 13, 13).

Keinem Propheten und Heiligen des Alten Bundes ist je dieser wundersame Geistesorganismus durch göttliches Weissagungswort vollständig und klar angekündigt worden (Eph. 3, 5, vgl. Matth. 13, 17). Daß Gott, gerade in der Zeit nach der Verwerfung des Messias durch das ungläubige Israel, einen so großartigen, weltumfassenden Ewigkeitsplan zur Durchführung bringen würde, war ein „Vorsatz“, der von den Äonen her verborgen war in Ihm Selbst (Eph. 3, 9), ein Geheimnis, das von den Zeiten der Zeitalter her verschwiegen war (Röm. 16, 25). Nun aber kommt es in der neutestamentlichen Zeit zu einer Offenbarung der „Geheimnisse des Reiches Gottes“ (Matth. 13, 11). Die Lebens‑ und Liebesbeziehung zwischen Christus und den Seinen (Eph. 5, 31), die unterschiedslose Einheit in der Gemeinde zwischen den Gläubigen aus Israel und denen aus den Nationen (Eph. 3, 1‑6; 2, 11‑22), die Innewohnung Christi als Hoffnung der Herrlichkeit (Kol. 1, 27), die Entrückung und Auferstehung und die Verwandlung zu geistleiblicher Vollendung (1. Kor. 15, 51), die Wiederannahme Israels nach dem Gericht der Verstockung (Röm.11, 25) ‑ dies alles sind „Geheimnisse“ des göttlichen Heilswillens, die Er den Seinen zur Bezeugung und Verwaltung anvertraut hat.

Die Gemeinde als Missionsgemeinde. Die sieben goldenen Leuchter

Mit der Botschaft vom vollen Heil ist die Gemeinde in die Welt gegangen. Zeuge von Christus zu sein, ist ihr hoher Beruf hier auf Erden (Apg. 1, 8). Darum werden sie „Himmelslichter“ genannt, die in der Dunkelheit der Welt scheinen (Phil. 2, 15), eine „Stadt auf dem Berge“, die nicht verborgen bleiben kann (Matth. 5, 14‑16), sieben goldene Leuchter (Off. 1, 12), in deren Mitte die sonnenhafte Lichtgestalt des verklärten Christus ist (Off. 1, 13; 14; 16b). Darum soll Christus und Sein Kreuz das Thema ihres Lebens sein, und es muß eine jedermann klar erkennbare Wahrheit sein: „In Wort und Werk, in allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen“.

Damit aber wird die Gemeinde zugleich auch Missionsgemeinde. Durch sie soll die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kundgemacht werden (Eph. 3, 10), und ist gleichsam die Fortsetzung der Menschwerdung Christi auf Erden. Sie lebt durch den Geist Sein Leben hier unten weiter. Sie ist nicht nur „in Christus“, sondern Christus ist auch „in ihr“ (Kol. 1, 27).

Warum treiben wir Mission? Wir treiben Mission, weil Jesus Christus der einzige Retter der Welt ist. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“ (Joh. 14, 6). Aus der Einzigkeit der Erlösung in Christus ergibt sich ihre allumfassende Weltgeltung und die unabweisbare Verpflichtung der Gemeinde, diesen einen Heiland aller der ganzen Menschheit bekannt zu machen.

Wir treiben Mission, weil Christus es befohlen hat. Mit Recht spricht man von einem Missionsbefehl Das Evangelium wird „nach Befehl des ewigen Gottes“ kundgemacht (Röm. 16, 26).

Wir treiben Mission, denn: Mission ist Dank für Golgatha.

Weltumfassend ist der Missionsauftrag, den Christus den Seinen gegeben hat. Viermal kommt im Missionsbefehl das kleine Wörtchen alle vor und zwar jedesmal in einer neuen Beziehung (Matth. 28, 18‑20).

„Mir ist gegeben »alle« Gewalt.“ ‑ Dies ist die Grundlage der Mission. Ohne Christus, den Sieger, wäre das Missionswerk schon längst verloren. Aber Sein Sieg ist auch unser Sieg.

„Lehret sie bewahren »alles«, was ich euch geboten habe.” ‑ Dies ist der Inhalt der Mission. Wir bringen der Welt das ganze Wort Gottes, den ganzen Heiland, das ganze Heil.

„Und siehe, ich bin bei euch »alle« Tage.” ‑ Dies ist die Verheißung der Mission. Der König sendet nicht nur aus, sondern geht Selbst mit Seinen Streitern mit. Darum ist Seine Gegenwart ihre Siegeskraft.

Damit aber tritt sie in Gegensatz zur Welt. Das Licht wird von der Finsternis gehaßt. Die Botschaft der Gemeinde wird abgelehnt und verachtet. Ja, zuweilen sieht es fast so aus, als ob die Heiligen die Unterliegenden seien.

Die Gemeinde als Hoffnungsgemeinde

Darum muß diese Spannung eines Tages ihre Auflösung erfahren. Christus wird wiederkommen und Seine Gemeinde zu Sich nehmen. Mit Anwendung göttlicher Kraft (1. Thess. 4, 16) wird Er Sein Volk zu Sichhinrücken (V. 17), und der Triumphator wird Sich mit Seinen siegreichen Kämpfern für ewig glorreich vereinen. (1.Thess.4,17; Joh.14,3.34) „Wo ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn ehren“ (Joh.12, 26). Die Ekklesia ist eine Hoffnungsgemeinde; sie ist ihres Sieges gewiß…

Von ihrer Entrückung an (1. Thess. 4, 17) wird die Gemeinde untrennbar mit Christus verbunden sein. Sie wird mit Ihm erscheinen bei der Aufrichtung Seines Reiches. (Kol.3,4; 1.Thess.3,13) Sie wird mit Ihm regieren in der Zeit der sichtbaren Gottesherrschaft. „Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden?“ (1. Kor. 6, 2; 3.) „Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Luk. 12, 32).

10. Die „Tage“ Gottes

Golgatha ist Zeitenwende, Weltwende, Anbruch einer Zeit, in der eine völlig neue Welt entsteht. Vom Kreuzessieg Christi und Seinem Triumph am Ostermorgen geht eine Entwicklung aus, die, durch Jahrtausende hindurchschreitend, zuletzt einmündet in die ewige Weltverklärung. Alle diese Zeiten sind von dem Gott der Heilsgeschichte durchwaltet und sind darumGottesstunden und Gottestage.

Im Wesentlichen erscheint die neutestamentliche Heilsentfaltung bis in die Ewigkeit hinein als ein Ablauf von drei großen Gottestagen, dem Tag des Heils (2. Kor. 6, 2), dem Jüngsten Tag (Joh. 6, 39; 40) und dem Tag Gottes (2. Petr. 3, 12).

1. Der „Tag des Heils“ (2. Kor. 6, 2)

Das ist die Heilszeit, in der wir gegenwärtig leben. Durch Wort Gottes und Geist Gottes wird der Menschheit die Botschaft der Gnade angepriesen, das Geschenk einer freien Erlösung. Darum spricht der Herr: „ … Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils“ (2. Kor. 6, 2). Dieser Gnadentag wird seinen Abschluß finden, wenn die Vollzahl der Nationen eingebracht und die Gemeinde vollendet ist (Röm. 11, 25).

Rückwärts schauend ist diese neutestamentliche Heilszeit das Ziel der alttestamentlichen Vorentwicklung. Darum ist Christus das Endziel aller Jahrtausende vor der Zeitenwende. Mit Seinem Erscheinen ist darum die Endzeit (d.h. Ziel-Zeit) gekommen. Dies ist eine organische Zusammenschau von Weissagung und Erfüllung, die das urchristliche Denken dahin gebracht hat, schon die ganze neutestamentliche Heilszeit gleich von Christi erstem Erscheinen ab als Endzeit, als letzte Tage zu bezeichnen. So rechnet Petrus in seiner Pfingstpredigt schon das Pfingstereignis in Jerusalem zu den letzten Tagen (Apg. 2, 17). So kann der Hebräerbrief erklären, daß Gott in dem Menschgewordenen „in dieser Endzeit“ geredet habe (Hebr. 1, 1), und so kann Paulus sagen, daß auf uns, die Christusgemeinde, die Endpunkte der vormessianischen (vorchristlichen) Äonen gekommen sind (1.Kor.10,11). . . .

Zuletzt aber wird der Abschluß dieser Endzeit kommen. Auch dieses vollzieht sich in einer gewaltigen, einen langen Zeitabschnitt umspannenden Entwicklung. Diese ganze Zeit vom Abschluß des gegenwärtigen Zeitalters bis hin zum Eintreten der Weltvollendung nennt die Heilige Schrift wiederum einenTag, nämlich den letzten (jüngsten) Tag.

2. „Der Jüngste Tag“
Der Ausdruck jüngster (letzter) Tag findet sich in der Schrift vornehmlich im Munde Jesu (Joh. 6, 39; 40; 44; 54; 12, 48) und gelegentlich auch Seiner Umgebung (Joh. 11, 24). Hierbei bedeutet jüngster Tag, wie Luther übersetzt, dasselbe wie letzter Tag, wie ja in einer Familie der jüngste Sohn der zuletzt geborene Sohn ist. Das genaue griechische Wort heißt letzter Tag.
Zu den Ereignissen des Jüngsten Tages gehört, nach den Worten Jesu, die Auferweckung derer, die der Vater zum Sohn gezogen hat (Joh. 6, 44) und die an den Sohn glauben und ewiges Leben haben (Joh. 6, 40; 54). Ebenso gehört das Gericht über die Verlorenen zum Jüngsten Tag (Joh. 12, 48). Nun aber erklärt die Offenbarung Johannes, daß die erste Auferstehung, an der nur Gläubige teilnehmen werden (Off. 20, 5; 6), zeitlich nicht mit der allgemeinen Auferstehung zusammenfällt, ja daß das ganze Tausendjährige Reich und die darauf folgende kleine Zeit (Gog und Magog) dazwischenliegt: „Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten . . . , und sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre. Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig, wer teilhat an der ersten Auferstehung“ (Off. 20, 4‑6).
Wenn aber nun beide Auferstehungen, die erste und die allgemeine, nach den Worten Jesu, zum Jüngsten Tag gehören, so folgt, daß dieser Tag kein Einzelereignis, sondern eine lange Periode sein muß, die zum mindesten die Einleitungsereignisse des Tausendjährigen Reiches, dann dieses selbst und schließlich die darauf folgende kleine Zeit und das allgemeine Weltgericht vor dem Großen Weißen Thron mit umspannt. So ist also derJüngste Tag ebenso ein Gottestag wie der gegenwärtige Tag des Heils, der ja gleichfalls bereits schon heute zahlreiche Jahrhunderte umfaßt. „Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag“ (2. Petr. 3, 8).

Nun aber gehören gerade die Glieder der Gemeinde zu denen, die der Vater zum Sohn gezogen hat (Joh. 6, 44), die an Ihn glauben und darum ewiges Leben besitzen. Und gerade von diesen sagt Christus, daß Er sie auferwecken werde am Jüngsten Tage. Dann aber muß auch die Auferstehung und die Entrückung der Gemeinde zu den Ereignissen des Jüngsten Tages gehören und ebenso ihr damit gleichzeitiges Offenbarwerden vor dem Richterstuhl Christi (2. Kor. 5, 10).

Den Zeitpunkt dieses Offenbarwerdens der Gläubigen vor dem wiedergekommenen Herrn nennt Paulus immer wieder den Tag Christi (Phil.2,16; 1.Kor.1,8), wobei er an allen Stellen, an denen er diesen Ausdruck gebraucht, ausnahmslos von dem spricht, was die letzte Endzeit richterlich für die Gläubigen der neutestamentlichen Gemeinde bringt. Niemals gebraucht er in dieser Beziehung den Ausdruck Tag des Herrn.

Der Grund ist folgender: Der Ausdruck Tag des Herrn ist die Wiedergabe des prophetischen Ausdrucks Tag Jahwehs. Er wurzelt also in der alttestamentlichen Weissagung und hatte von hier aus, schon seit Joel (2, 1; 2; 4, 14), einen ganz bestimmten Begriffsinhalt. Er bedeutet die Zeit und Art des Kommens des Reiches Gottes und dieses selbst. Da aber das sichtbare Herrlichkeitsreich, wegen der Sünden Israels und der Völker, durch schwerste Katastrophen und Gerichtsoffenbarungen eingeleitet werden muß, bedeutet in der alttestamentlichen Weissagung der Ausdruck Tag Jahwehs (des Herrn) dasselbe wie letzte Drangsalszeit, die als große Trübsal (Dan. 12, 1) über Israel (Jer.30,7) und die Völkerwelt hereinbricht. Im Neuen Testament hat dann Christus in Seiner Ölbergrede (Matth.24,16; 21; 29) und der Apostel Johannes im Buch der Offenbarung Weiteres darüber ausgesagt (Off. 6‑19). Gelegentlich hat auch Paulus davon geschrieben (2.Thess.1,6‑10; 2,2‑12).  . . .

Den Abschluß bildet dann das Endgericht, der Tag des Gerichts, an dem alle vor Gott zu erscheinen haben, die nicht an der ersten Auferstehung teilgenommen haben. Es ist das Schlußereignis des Jüngsten Tages, die letzte Vergeltung für Menschen und Engel (Judas 6), die gewaltige Abrechnung vor dem Großen Weißen Thron (Off.20, 11‑15; 2.Petr.2, 9; 3,7; Röm.2, 5).

Damit ist das Endziel erreicht, und die Ewigkeit bricht herein. Diese wird in der Schrift bezeichnet als

3. Der „Tag der Ewigkeit“, der „Tag Gottes“
Um ihn herbeizuführen, müssen die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst werden und die Elemente im Brande zerschmelzen (2. Petr. 3, 12). Dann ist aller Schauplatz der Sünde dahin, und eine neue Welt steht da, die in Verklärtheit und Heiligkeit Gott Selber zu ihrem Mittelpunkt hat (Off. 22, 3). „Auf daß Gott sei alles in allem“ (1. Kor. 15, 28). Und weil dieser Gottestag der Vollendung nimmermehr enden, sondern in alle Äonen der Äonen fortdauern wird, nennt die Heilige Schrift diesen Tag Gottes eben zugleich auch Tag der Ewigkeit. . . .

11. Der Richterstuhl Christi und der Große Weiße Thron

Zwei große Haupt‑Endgerichte weissagt die Heilige Schrift: das Offenbarwerden der Gemeinde vor dem Richterstuhl Christi und das allgemeine Endgericht vor dem Großen Weißen Thron (2. Kor. 5, 10; Off. 20, 11‑15.) Beide liegen zeitlich weit auseinander. Zwischen ihnen liegt das Tausendjährige Reich (Off. 20, 5).

Abteilungen und Ordnungen in der Auferstehung
Die weithin verbreitete Vorstellung vom Jüngsten Tage als einem Einzelereignis mit nur e i n e m Auferstehungsgeschehen gleichzeitig für Gerechte und Ungerechte und nur e i n e r göttlichen Endgerichtshandlung am Ende der Welt entspricht nicht der neutestamentlichen Prophetie. Vielmehr spricht die Heilige Schrift von einer Auferstehung aus den Toten (Luk. 20, 3 5), einer ersten Auferstehung (Off. 20, 6), ja einer „Ausauferstehung aus den Toten“ (Phil.3,11 wörtl.). Sie spricht von Ordnungen innerhalb der Auferstehung und betont, daß diese durch zeitliche Zwischenräume voneinander getrennt sind. „Gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus, danach die Christo angehören, wenn er kommen wird, danach das Ende (d. h. das Ende der Auferstehung, nämlich der übrigen Toten (1.Kor.15,22‑24)“.  . . .

In Verbindung mit diesen Stufen der Auferstehung gibt es auch zwei verschiedene Haupt‑Endgerichte.

Der Richterstuhl Christi
Das erste ist das Offenbarwerden der Gläubigen vor dem Richterstuhl Christi. Dies geschieht bei der Entrückung der Gemeinde, am Tage Jesu Christi vor der Aufrichtung des sichtbaren Gottesreiches. Hier wird der Wandel der Gläubigen in das Licht des Angesichts Christi gestellt, und ein jeglicher wird empfangen, nach dem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse (2. Kor. 5, 10), Verlust oder Gewinn (1. Kor. 3, 14; 15).  . . .

Nehmen wir es darum ernst! Wohl ist es wahr: Wer an den Sohn glaubt, ist vom Endgericht befreit.  Denn Christus, sein Bürge, hat an seiner Statt dies Gericht getragen (Jes. 53, 5; 12), und er selbst ist durch den Glauben mit Ihm eins geworden. Aber ebenso ist es wahr, daß der Tag, an dem die Gläubigen vor dem Richterstuhl Christi zu erscheinen haben, „in Feuer geoffenbart wird“ (1. Kor. 3, 13). Paulus spricht geradezu von der erschütternden Möglichkeit, daß ein Gläubiger, wenn auch persönlich errettet, dennoch so Schaden leidet, daß er einem Menschen gleicht, der bei einem Brande nur mit dem nackten Leben davonkommt (1. Kor. 3, 15).  . . .

 

Das Gericht vor dem Großen Weißen Thron

Das Gericht vor dem Großen Weißen Thron ist dann das eigentliche, allgemeine Endgericht. Nach dem Zeugnis der Offenbarung findet es erst ganz am Ende der Welt statt, also nach dem Tausendjährigen Messiasreich und der darauffolgenden kleinen Zeit (Off. 20, 11‑15).  . . .

Vor ihm haben alle zu erscheinen, die nicht schon vorher als Glieder der Gemeinde vor dem Richterstuhl Christi offenbar geworden waren.  . . . Die Schrift sagt: „Wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, wurde er in den Feuersee geworfen“ (Off. 20, 15).  . . .

12. Der Triumph des Reiches Gottes

„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1. Joh. 5, 4). Die ganze neutestamentliche Heilsentfaltung ist ein gewaltiger Beweis für die Wahrheit dieses Wortes. Die Sache Gottes geht nicht rückwärts, sondern vorwärts.

Der göttlich‑übergeschichtliche Triumph. Die Selbstoffenbarung Gottes als des Heiligen Geistes, des Sohnes, des Vaters

Nach vollbrachtem Erlösungswerk ist Christus gen Himmel gefahren. Seine Zeugen tragen die Botschaft vom vollen Heil Gottes in die Menschheit hinaus. Ihre Anwesenheit in der Welt ist zugleich sichtbare Vertretung ihres abwesenden Herrn (2. Kor. 5, 20). Christus Selbst aber ist unsichtbar. (1.Petr.1,8; Röm.8,24; 2.Kor.5,7).

Darin aber liegt zugleich eine Spannung von ungeheurer Dynamik. Das geradezu rätselhafte Geheimnis des gegenwärtigen Zeitalters ist das Nebeneinander von Offenkundigkeit des Reiches Satans und Verborgenheit des Reiches Gottes! . . . Darum muß Gott einen Tag herbeiführen, an dem Er diese Spannung auflöst. Dies ist der Sinn der Wiederkunft Christi. Christus wird sichtbar werden und Sein Reich aufrichten. . . . Und dann wird eine neue Heilszeit anbrechen: die Zeit der sichtbaren Königsherrschaft des Sohnes Gottes.

Aber auch dies ist noch nicht das Endziel. Die Schrift sagt: „Christus muß herrschen, bis er alle seine Feinde unter seine Füße gelegt hat“ (1. Kor. 15, 25). Dann wird Er das Reich Gott Seinem Vater übergeben, und auch der Sohn Selbst wird Dem unterworfen sein, der Ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles sei in allem (1. Kor. 15, 24; 28). Dann wird das eigentliche Endziel erreicht sein: der ewige Zustand, das Reich Gottes des Vaters.

So trägt die neutestamentliche Heilsentfaltung deutlich ein trinitarisches Gepräge. Aus dem Urgrund des göttlichen Wesens treten die göttlichen Personen immer klarer hervor, und die Heilsgeschichte seit Golgatha wird zu einer stufenweise voranschreitenden Selbstoffenbarung des großen Gottes, des Heiligen Geistes, des Sohnes und des Vaters.

Der allgemein heilsgeschichtliche Triumph – Die Entfaltung des Heils in Gemeinde, Völkerwelt und verklärtem Universum

Das Ziel Gottes in der gegenwärtigen Heilszeit ist die Schaffung der neutestamentlichen Gemeinde (Ekklesia). Aus allen Völkern heraus werden Menschen durch das Evangelium zu Christus gerufen. Dies ist zweifellos ein gewaltiges Werk. Wenn einmal die Gemeinde in der Vollendung vor Christus stehen wird, werden es Tausende mal Tausende und Zehntausende mal Zehntausende sein; denn die Gemeinde des Neuen Testaments in ihrer Vollzahl ist die Gesamtheit aller wahrhaft Christusgläubigen aus allen Ländern und Völkern vom Pfingsttage an bis zur Parusie Christi. Verglichen aber mit den Milliarden der allgemeinen Menschheit ist ihre Zahl nur gering. Es ist die „kleine Herde“, wie Jesus sie nennt. . . .

Dennoch aber schafft Gott in der Heilsgeschichte auch in dieser Hinsicht eine Ausweitung Seines Heilsumfanges. Wenn Christus Sein Reich aufgerichtet hat, werden die Völker als Völker unter die Segnungen Seiner Offenbarung gestellt werden, und Israel und die Völkerwelt in ihrer Gesamtheit werden in den Strahlenkreis des Herrlichkeitsreiches gerückt sein. Dies ist unverkennbar die Erwartung der alttestamentlichen Prophetie.  . . .

Der Sieg Christi in der Rechtfertigung und Heiligung des einzelnen

In der Tat, jedesmal wenn eine Menschenseele sich Christus unterwirft und im Glauben Sein vollbrachtes Heil ergreift, ist dies ein Sieg des erhöhten Christus durch Seinen Geist. . . .

Zuletzt aber kommt die Vollendung.

Der volle Triumph in Auferstehung und Weltverklärung
Auch geistleiblich wird sich der Triumph des Reiches Gottes auswirken. Daher die Auferstehung der Toten und die kommende Geistleiblichkeit (1. Kor. 15, 42‑49).  . . . „Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? . . . Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus!“ (1. Kor. 15, 54‑57).

So steht es denn da wie ein leuchtendes Motto der ganzen Erlösungsgeschichte von Ewigkeit zu Ewigkeit: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

13. Satan ‑ der Widersacher Gottes.  Siehe: (  https://horst-koch.de/satan-der-widersacher-gottes/  )
. . .  Auch Satan hat seine Geschichte. Es ist die klare, eindeutig erkennbare Lehre der Schrift, daß Satan keine abstrakte Idee, sondern eine konkrete, personhafte, übersinnliche Realität ist, ein mit höchster Intelligenz begabtes, zwar gefallenes, aber nichtsdestoweniger überaus machtvolles Geistwesen gerade seine Werke zu zerstören und die gefallene Schöpfung für Gott zurückzugewinnen, war der Hauptsinn des Erlösungswerkes Christi (1. Joh. 3, 8).  . . .

14. Gottes Gesamtreichsplan

Alle diese gewaltigen Entwicklungen im Bereich des Göttlichen, Menschlichen und Dämonischen gehören zur Geschichte des Reiches Gottes. Das Reich ist das königliche Heilswirken Gottes zur Durchführung Seines Schöpfungs‑ und Erlösungsratschlusses.  . . .

Somit ist Reich Gottes mehr als nur „Tausendjähriges Reich“. Schon die alttestamentliche Gottesherrschaft in Israel war Reich Gottes, das dann später seinen bisherigen Besitzern, den Juden, wegen ihres Unglaubens weggenommen werden mußte (Matth. 21, 43). Auch die gegenwärtige Gemeindeheilszeit ist Reich Gottes, das zwar „im Geheimnis“ verborgen (Matth. 13, 11), aber dennoch kraftvoll vorhanden und wirksam ist.  Auch der ewige Zustand, die letzte Vollendung, ist „Reich Gottes“, eben das „himmlische Reich“, für das die Erlösten bewahrt werden (2. Tim. 4, 18).

Und weil dies alles vom Himmel her kommt, den Himmel in sich trägt und in Gott, als dem König des Himmels, seinen schöpferischen Urgrund und seine herrschende Spitze hat, heißt diese Königsherrschaft Gottes auch zugleich Königsherrschaft der Himmel. Denn wo Gott ist, da ist der Himmel, und wo Er regiert, bringt Er den Himmel mit Sich. Darum ist die Botschaft von Seiner Königsherrschaft zugleich „Evangelium vom Reich“, d. h. rettende Freuden‑ und Heilsbotschaft, daß Gott König ist.

Von größter Bedeutung ‑ namentlich für uns, die wir in dem gegenwärtigen Gemeindezeitalter leben ‑ ist darum am Schluß unserer Ausführungen über den göttlichen Erlösungsplan die Frage: „In welchem Verhältnis steht die neutestamentliche »Gemeinde« zu diesem »Reich«? Nur kurze Andeutungen können hier gegeben werden.

Das Verhältnis der neutestamentlichen Gemeinde zum gegenwärtigen Reich

Es ist ein mehrfaches. Wir denken hierbei an die gegenwärtige Erscheinungsform der Königsherrschaft Gottes in ihrem geistlichen Vollsinn, an das Reich „im Geheimnis“, d. h. die Königsherrschaft Gottes in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Herrn. In diesem Sinne sagen wir:
Alle Glieder der Gemeinde gehören zum Reich, und alle wahren Bürger des Reiches gehören zur Gemeinde.

Wohl gehören zur Einflußsphäre des Reiches auch tote Bekenner (Matth.7, 21‑23; 13, 41; 22, 11‑14) und alle Auswirkungen des Christentums in Moral, Kunst, Kultur, Gesetzgebung und Weltgeschichte; aber zum eigentlichen Reich selbst gehören nur die, die von neuem geboren sind (Joh. 3, 3; 5). Diese aber sind in der Jetztzeit die Gemeinde. Darum ist die stets auf der Erde lebende Gemeindegeneration zugleich die jeweilige Bürgerschaft des Reiches Gottes in der betreffenden Geschichtszeit (Eph.2,19; Phil.3,20; Kol.1,13).

Ferner:

Die Gemeinde ist die Frucht des Reiches, d. h. das Ewigkeitsergebnis der Wirksamkeit der gegenwärtigen Königsherrschaft Gottes in Christus durch Sein Wort und durch Seinen Heiligen Geist. Denn indem das Wort vom Reich – die Freudenbotschaft vom erlösenden Königsein des Rettergottes ‑ gepredigt und geglaubt wird, entsteht die Gemeinde (Apg. 20, 25; 28, 31). Die Bekehrung ist, nach Paulus, ein Gehorsams‑ und Unterwerfungsakt (Apg. 26, 19), die Evangeliumsverkündigung ein Buße–Gebieten.
Mit der Bekehrung und Wiedergeburt jedoch vollzieht sich die Eingliederung des einzelnen in die Gemeinde und damit der Aufbau der Gemeinde selbst.

Die Gemeinde in ihrer Vollendung ist dann die Gesamtheit aller derer, die zu allen Zeiten und an allen Orten in der gegenwärtigen Gnadenzeit Christus als ihren Herrn angenommen haben (1. Kor. 12, 3) und somit aus der „Obrigkeit“ der Finsternis versetzt worden sind in das „Königreich“ (griech. basileia) des Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1, 13).
Das heißt also, die Gemeinde in ihrer Ganzheit ist die Vollzahl aller Bürger der gegenwärtigen Reichszeit, die Summe aller Glaubensgenerationen unter der gegenwärtigen Erscheinungsform der Königsherrschaft Gottes.

Was das geistliche Leben betrifft, so verhält sich die Gemeinde zur gegenwärtigen Gottesherrschaft wie ein lebendiger Organismus zum Geist. Denn Gemeinde ist da, wo Christus von erlösten Menschen als „Herr“ anerkannt wird.
Die Königsherrschaft Gottes ist also das innere Wesen der Gemeinde. Die Gemeinde ist der Organismus, in dem das königliche Herrschen Gottes durch Seinen Heiligen Geist praktisch verwirklicht wird (1. Kor. 12, 3). Darum vergleicht Paulus die Ekklesia auch mit einem Staatswesen (Phil. 3, 20).

Die Erlösten sind ein Volk (Apg. 15, 14),
Mitbürger der Heiligen (Eph. 2, 19),
ein Königreich von Priestern (1. Petr. 2, 9), und Paulus, der besondere apostolische Bannerträger der Gemeindewahrheit (Eph 3, 1‑l0), nennt seine Mitarbeiter in der Gemeinde zugleich Mitarbeiter am Reiche Gottes (Kol. 4, 11). Und schließlich:

Die Gemeinde ist in der gegenwärtigen Reichszeit die Gesandtschaft des Reiches. Wir sind „Gesandte für Christum“ (2. Kor. 5, 20). Die Gemeinde hat ihre himmlische „Obrigkeit“, d. h. Gott, ihren Herrn, und Christus, in dessen „Königreich“ sie ist (Kol. 1, 13), hier im fremden Land zu vertreten. Dies ist ihre Lebensaufgabe auf Erden.

So ist das Verhältnis der neutestamentlichen Gemeinde zur gegenwärtigen Erscheinungsform der Königsherrschaft Gottes, der Hauptsache nach, ein vierfaches. Sie ist

ihren Personen nach die Bürgerschaft des Reiches,
ihrer Existenz nach die Frucht der Reichsbotschaft,
ihrem Wesen nach der Organismus des Reiches,
ihrer Aufgabe nach die Gesandtschaft des Reiches. . . .

Das Verhältnis der neutestamentlichen Gemeinde zum ewigen Reich

Das Reich Gottes in seiner Erscheinungsform als Herrlichkeitsreich ist das Herrschaftsbetätigungsgebiet der Gemeinde. „Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden?“ (1. Kor. 6, 2; 3.) „Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das »Reich« zu geben“ (Luk. 12, 32). Die Gemeinde ist also der „Regierungsstab“ des kommenden Reiches Gottes.

Und die Geheiligten in Christo werden das Reich „ererben“ (1 Kor.6,10; Eph.5,5; Gal.5,21). Sie werden in dasselbe „eingehen” (Apg. 14, 22). Es ist ihr Wanderziel…, und es ist ihre Belohnung, um dessentwillen sie in der Gegenwart leiden (2. Thess. 1, 5).
Darum gilt es, würdig zu wandeln dieser hohen Berufung (Eph. 4, 1). Darum gilt es, mit Paulus, die Königsherrschaft Gottes zu verkünden (Apg. 20, 25; 28, 31).

Die Reichsbotschaft der Gemeinde

Im Hinblick auf alles sittliche Verhalten des Menschen verkünden wir das „Reich“ als Totalitätsanspruch Gottes. Evangelium verkünden heißt, den „Heilserlaß“ Gottes heroldartig proklamieren. . . .

Im Hinblick auf alle Armut des Menschen verkünden wir das „Reich“ als Geschenk Gottes. Nach der Schrift wird das zukünftige Reich nicht auf Erden, sondern im Himmel übergeben (Dan.7,13; Luk.19,12). Es kommt nicht durch Fortschritt, sondern durch Umbruch, nicht durch moralische Aktivierung, sondern durch göttliche Erneuerung. . . .

Im Hinblick auf alle Unfähigkeit des Menschen verkünden wir das Reich als Kraft Gottes.
Erst das Reich des erschienenen Gottkönigs wird die politischen und sozialen Probleme der Menschheit zu lösen imstande sein. Erst Christus wird Friedebringer sein unter den Nationen (Jes. 2, 2‑4).
Erst Er wird den Armen und Waisen das wahre Recht sprechen und eine gerechte Verteilung der Güter der Welt herbeiführen (Jes. 11, 3‑5).
Erst Er wird das Böse in der Menschheit überwinden und den Nationen reine Lippen geben (Zeph. 3, 9).
So wird Er eine wahre, menschheitliche Gemeinschaft herbeiführen, und Sein Reich wird, als Kraft Gottes, ein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit, der Heiligkeit und der Liebe sein.

Nicht Bündnis zwischen Gott und Menschenruhm, sondern Zerschmetterung des gottfeindlichen Weltreichs durch das Gottesreich (Dan. 2, 34; 44; 45), so vollzieht sich die Vollendung des gegenwärtigen Äons. . . .

 

Im Hinblick auf alle Sehnsucht des Menschen verkünden wir das zukünftige Reich als Menschheitsziel Gottes.
Erst die Königsherrschaft des Ewigen bringt die Erfüllung aller Menschheitsideale.
Erst dann wird die Verwirklichung wahren, edlen Menschentums eintreten. . . .

Im Hinblick auf alle Feindschaft der Menschen verkünden wir das Reich als den Sieg Gottes. Der Stein, der den Koloß Nebukadnezars zerschmettert, erfüllt dann die ganze Erde.  . . . 

Und schließlich: Im Hinblick auf alle Größe der Menschen verkünden wir das Reich als Herrlichkeit Gottes.
Darum rühmen wir Jesus Christus, verkünden Seine Tugenden (1. Petr. 2, 9), zeigen die Größe Seiner Königsgewalt und die Majestät und Erhabenheit Seiner Person. Er Selbst ist der Inhalt unserer Botschaft. „Wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus, und Ihn als Herrn“ (2. Kor. 4, 5).  . . .

 

Zweiter Teil
Die Bibel – das Buch der Heilsgeschichte
Dritter Teil
Das kommende Reich Gottes  ( Das Tausenjährige Reich )

Dieser Beitrag wurde von Horst Koch zusammengestellt, aus dem Buch: Erich Sauer, GOTT, MENSCHHEIT UND EWIGKEIT, 2. Auflage, 1955.
– Die Hervorhebungen im Text sind von mir –

H. Koch, Herborn, im Dezember 2005

Aus Raumersparnisgründen sind Teil II und III hier ausgeklammert und separat erhältlich bei info@horst-koch.de

desweiteren unter www.horst-koch.de 

Sauer: Die Bibel- das Buch der Heilsgeschichte.
Sauer: Das Tausendjährige Reich.
Sauer: Der Ursprung des Bösen;
Sauer: Der Antichrist;
Sauer: Die Geschichte Israels;
Sauer: Das babylonische Völkergericht.
 

 

 



Islam (Benedikt Peters)

Benedikt Peters

Der Islam im Licht der Bibel

Nachstehend aufgeführte Punkte sollen streiflichtartig besprochen werden:
1. Das vorislamische Arabien
2. Leben und Wirken Mohammeds
3. Die Glaubenslehre Mohammeds
4. Die Pflichtenlehre Mohammeds
5. Die Lehre Mohammeds in biblischer Sicht

1. Das vorislamische Arabien

Steinfetischismus: Geister wohnen in auffällig geformten Steinen; Umkreisung des Steines, um dessen Kraft zu bannen; Betasten und Küssen, um von dessen Kraft zu empfangen.

Sternenkult: Al ‘Uzzah, eine Tochter des arabischen Hochgottes Allah, entspricht der römischen Venus = Ischtar. Astrologie und Wahrsagerei ist in jedem islamischen Land bis heute sehr verbreitet.

Wallfahrten zu den Steinheiligtümern. Das wichtigste: die Ka’aba in Mekka. Stamm der Kureisch Hüter des Heiligtums.

Allah, Herr der Ka’aba: In der Ka’aba das hölzerne Idol Hubal = Allah = »Herr der Ka’aba«. Allah = al ‘Ilah = »der Gott«, schon vor Mohammed das höchste Wesen, dem alle übrigen Götter untertan waren. Drei mekkanische weibliche Gottheiten Manat (Schicksal), al ­Lat (die Göttin) und al­’Uzzah (die Starke) galten als Töchter Allahs; als solche hat sie Mohammed zuerst auch gelten lassen (Sure 53,19­23); die Kuraischiten waren die Hüter ihrer Heiligtümer in einem nahe Mekka gelegenen Seitental.

2. Das Leben und Wirken Mohammeds

Geboren in Mekka ca. 570 n. Chr. (Islam einzige nachchristliche der Weltreligionen!). Stamm der Kureisch.
Heirat im Alter von 25 Jahren mit Chadidja, einer reichen Kaufmannsfrau.

Begegnung mit Christen: Auf der arabischen Halbinsel bestanden christliche Gemeinden; ein Vetter der ersten Frau Mohammeds war Christ. Ein christlicher Mönch weissagte dem zwölfjährigen Mohammed eine große Zukunft. Das Christentum war Mohammed nicht unbekannt; und das wird aus allem, was der Koran über Jesus, die Jünger Jesu und die Christen sagt deutlich. So finden sich viele Dinge im Koran, die der Christ aus der Bibel kennt, vieles ist indes entstellt, manche Verwechslungen liegen vor, so beispielsweise die Verwechslung von Mirjam, der Schwester Moses, mit Maria, der Mutter Jesu (66:12); eine Episode aus dem Leben Gideons wird dem König Saul zugeordnet (2:250); die Vision des Petrus von Apostelgeschichte 10 verfließt in einer krausen Schilderung von einem vom Himmel herabkommenden Tisch mit der Einsetzung des Abendmahls durch den Herrn (5:112­-115).

Erste Offenbarung. Mohammed empfängt sie im Alter von 40 Jahren. Nach Meditation in der Einöde. Dschibrail = Gabriel erscheint ihm und befiehlt: »Lies!« Sein erster und offizieller Biograph Ibn Ishaq beschreibt das Geschehen ausführlich:
»Als ich schlief, so erzählt der Prophet später, trat der Engel Gabriel zu mir mit einem Tuch wie aus Brokat, worauf etwas geschrieben stand, und sprach:
“Lies!”
“Ich kann nicht lesen”, erwiderte ich.
Da preßte er das Tuch auf mich, so daß ich dachte, es wäre mein Tod. Dann ließ er mich los und sagte wieder:
“Lies!”
“Ich kann nicht lesen”, antwortete ich.
Und wieder würgte er mich mit dem Tuch, daß ich dachte, ich müßte sterben. Und als er mich freigab, befahl er erneut:
“Lies!”
Und zum dritten Male antwortete ich:
“Ich kann nicht lesen.”
Als er mich dann nochmals fast zu Tode würgte und mir wieder zu lesen befahl, fragte ich aus Angst, er könnte es nochmals tun:
“Was soll ich lesen?”
Da sprach er:
“LIES IM NAMEN DEINES HERRN, DES SCHÖPFERS, DER DEN MENSCHEN ERSCHUF AUS GERONNENEM BLUT! LIES! UND DER EDELMÜTIGSTE IST DEIN HERR, ER, DER DAS SCHREIBROHR ZU BRAUCHEN LEHRTE, DER DIE MENSCHEN LEHRTE, WAS SIE NICHT WUSSTEN.”
(Sure 96:1­5)
Ich wiederholte die Worte, und als ich geendet hatte, entfernte er sich von mir. Ich aber erwachte, und es war mir, als wären mir die Worte ins Herz geschrieben.
Sodann machte ich mich auf, um auf den Berg zu steigen, doch auf halber Höhe vernahm ich eine Stimme vom Himmel:
“O Mohammed, du bist der Gesandte Allahs, und ich bin Gabriel!”

Es folgten weitere Offenbarungen; die Symptome, die den Empfang seiner Visionen und Auditionen begleiteten, waren nach seiner Schilderung die folgenden: Die Offenbarung kündigt sich durch Getöse wie von einer Glocke an; dann wurde er jeweils von einem Schlag getroffen.

»Niemals kommt die Offenbarung zu mir, ohne, daß ich glaube, meine Seele würde mir genommen.«

Er fiel zuweilen auf den Boden, als sei er betrunken, und brüllte wie ein Kamelfohlen. Diese Äußerungen wie auch die von Gabriel ausgehende Nötigung sind nach biblischer Maßgabe alles Wirkungen eines knechtenden und den Menschen zur Marionette degradierenden Geistes.
Der Heilige Geist hingegen wirkt Freiheit (2. Kor 3:17) und Selbstbeherrschung (Gal 5:22) und damit das Gegenteil von Trunkenheit (Eph 5:18).

Nach der ersten Offenbarung Verzweiflung; Selbstmordversuch; durch Chadidja wird er getröstet und im Glauben an seine Sendung bestärkt. Nach der zweiten Offenbarung beginnt M. zu predigen:

* Allah einziger Gott
* Tag des Gerichts

Widerstand der Mekkaner, die um ihr Geschäft mit den Ka’aba-­Pilgern bangen.

Hidschra: Im Jahre 622 wandert Mohammed mit seinen Getreuen aus nach Jatrib = Madinat-un-Nabbi = »die Stadt des Propheten«. Wird dort vom Prediger zum Staatsmann.

Begegnung mit Juden: Übernahme jüdischer Gepflogenheiten:

* Fasten am Jom Kippur
* Gebet Richtung Jerusalem
* Rituelle Waschungen
* Reine und unreine Speisen
* Beschneidung

Juden verwerfen seinen Prophetenanspruch; daraus erwächst der islamische Judenhaß (siehe Suren 4:47,48,158,159; 5:45,46; 9:30; 58:15-18), und die Abgrenzung von den Juden:

* Beten Richtung Mekka statt Jerusalem
* Fasten im Ramadan statt am Jom Kippur
* Neue Interpretation der vorangegangenen Offenbarungen
* Abraham ist der Vater der Muslime, Ismael und nicht Isaak ist sein echter Sohn

Die Vernichtung der Juden: In drei gegen die drei in und um Jatrib lebenden jüdischen Sippen geführten Schlägen werden diese politisch und militärisch vernichtet; d.h. enteignet, zur Auswanderung gezwungen oder umgebracht. Auf die Vernichtung der Juden folgt die bleibende Stigmatisierung der Juden:
Der Koran hat ihnen ein Denkmal ihrer Verstocktheit, Bosheit, Hinterlist und Feindseligkeit gesetzt. Ein gezielte Verleumdung des Glaubens der Juden ist die Sure 9:30:

»Es sprechen die Juden: “Esra ist Allahs Sohn.”…Solches ist das Wort ihres Mundes. Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen von zuvor. Allah schlage sie tot! Wie sind sie verstandeslos!«

Der Juden wird im Koran angelastet, sie hätten alle Stellen aus ihren heiligen Schriften getilgt, die das Kommen Mohammeds ankündigten (Sure 2:159; 5:13)

Sieg über die Mekkaner: In vier Schlachten bleibt Mohammed siegreich; im Jahre 632 Rückkehr nach Mekka.

Mekka und die Ka’aba die Mitte islamischer Frömmigkeit; das Baitullah = »Haus Allahs« bleibt Baitullah; Allah bleibt »Herr der Ka’aba«. Die von Mohammed in der Wallfahrt von 632 begangenen Handlungen werden zum Vorbild für jeden Mekka­-Pilger bis zum heutigen Tag.

Tod des Propheten im Jahre 632.
732 werden die arabischen Heere bei Tours und Poitiers geschlagen.

Die Liste der Eroberungen ist eindrücklich: 635 Damaskus; 641 Ägypten; 644 Persien; 691 die Atlantikküste (der Maghreb); 711 Spanien, die Indusebene.

 3. Die Glaubenslehre Mohammeds

Diese zeigt den ganzen jüdischen und christlichen Einfluß, glaubt doch der Moslem an lauter Dinge, die dem Juden und dem Christen aus der Bibel längst vertraut sind, wiewohl sie im Koran in teilweise stark verzerrter Weise erscheinen. Der Moslem glaubt an folgende 6 Dinge, die er alle ohne Ausnahme von Christen und Juden übernommen hatte:

1. Die Lehre von Allah.
Die wichtigste und alle anderen dominierende Lehre ist die von der Einheit und Einzigartigkeit Allahs, der tahwid. Aus dieser folgt die Lehre von der Allmacht und Alleinursächlichkeit Allahs. Er ist Führer und Verführer:
»Wen Allah leitet, der ist rechtgeleitet; und wen Allah irreführt, nimmer findest du einen Helfer für ihn außer ihm« (17:99)

Samuel Zwemer hat in seiner Moslem Doctrine of God die 99 Namen Allahs nach verschiedenen Gesichtspunkten in folgende sechs Gruppen unterteilt:

7 Namen für die Einheit und Absolutheit Allahs
5 Namen für die Schöpfermacht Allahs
24 Namen für die Barmherzigkeit Allahs
36 Namen für die Macht, den Stolz und die Souveränität Allahs
5 Namen für die Härte und die Rachsucht Allahs
4 Namen für die sittlichen Eigenschaften und für das Richteramt Allahs

2. Die Lehre von den Engeln
Die im Koran belegten Namen der Engel zeigen erneut, daß Mohammed seinen ganzen diesbezüglichen Vorstellungskreis von den Juden und Christen übernommen hatte. Der »Engel der Offenbarung«, der Mohammed den Koran eingab, heißt Dschibrail = Gabriel. Aus Daniel 12 hat Mohammed irgendwo aufgeschnappt, daß die Juden ihren besonderen Schutzengel Namens Mikal = Michael haben. Er weiß von vier Erzengeln zu berichten, die Karrubiyun = Cherubim heißen.

3. Die Lehre von den heiligen Büchern, in Sonderheit des Koran
Allah hat zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Völkern heilige Bücher gesandt, oder »herniederkommen lassen« wie der koranische Terminus lautet. So weiß der Koran zu berichten, auf Mose sei die Torah, auf David die Psalmen und auf Jesus das Evangelium »herniedergekommen«. Am Ende aber habe Allah als letzte und für alle Menschen aller nachfolgenden Geschlechter verbindliche Offenbarung den Koran auf Mohammed »herniederkommen lassen«.

4. Die Lehre von den Propheten, insonderheit Mohammeds
Nachdem Allah durch alle Geschlechter und zu allen Völkern Propheten gesandt habe, sei mit Mohammed der letzte Prophet mit der endgültigen und abschließenden Willensbekundung Allahs erschienen. Mohammed = »Siegel der Propheten«

5. Die Lehre vom Tag des Gerichts
Am Ende der Zeit werden alle Menschen auferstehen und vor Allah erscheinen müssen. Er wird die einen ins Paradies einlassen, die andern in die Hölle werfen. Die Idee stammt wiederum aus der Bibel.

6. Die Lehre von der Vorherbestimmung
Aus der obig dargelegten Lehre von der Einheit, Allmacht und Alleinursächlichkeit Allahs ergibt sich zwangsläufig die islamische Lehre von der Vorherbestimmung (Kismet). Diese ist ein Zerrbild der biblischen Lehre von der Erwählung, kann aber auch in ihrer grotesken Verzerrung ihre Herkunft nicht verbergen.

7. Die Pflichtenlehre des Islam
Wie die Glaubenslehre so ist auch die Pflichtenlehre ein Plagiat der christlich­jüdischen Glaubenswelt; sie verwendet lauter Begriffe, die jedem Bibelleser vertraut sind; der Inhalt ist freilich wie in einem Zerrspiegel teilweise grotesk verbogen.

a. Das Glaubensbekenntnis
»Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.«

b. Das rituelle Gebet
Fünfmal des Tage muß der Moslem beten und sich, nach Mekka gewandt, insgesamt 34mal vor Allah niederwerfen und bekennen, dieser sei der Größte. Jeder Muslim in der ganzen Welt spricht sein bis auf die letzte Silbe vorformuliertes Gebet auf Arabisch. Die Körperhaltung, die Bewegungen und die Anzahl Gebetsabläufe sind bei jeder der fünf befohlenen Gebetszeiten peinlich genau vorgeschrieben.

c. Das Fasten
Einen Monat im Jahr fastet der Moslem von kurz vor Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

d. Das Almosengeben
2,5 % des frei verfügbaren Vermögens gibt der Moslem einmal im Jahr (am Ende des Fastenmonats) an die Armen.

e. Die Pilgerreise
Einmal im Leben sollte jeder Moslem nach Mekka pilgern und die von Mohammed etablierten Riten der Wallfahrer vollführen, die samt und sonders

 Der Heilige Krieg ­ Dschihad

Aus islamischer Sicht besteht die Welt aus zwei Lagern, dem Dar ul­ Islam, dem »Haus des Islam«, und dem Dar ul ­Harb, dem »Haus des Krieges«. Das »Haus des Islam« ist jener Teil der Welt, der dem Islam unterworfen ist, das »Haus der Krieges« ist jener Teil der Welt, der durch Krieg noch dem Islam zu unterwerfen ist. Dieser Krieg zur Ausbreitung des Islam heißt »heiliger Krieg«, arabisch Dschihad.
Daß der Gründer des Islam durch kriegerische Aktionen die neue Religion zum Sieg führte, ist ein Gemeinplatz und zudem eine Tatsache, dessen die Muslime sich nicht etwa schämen, im Gegenteil. Der Franzose macht in seinem Buch »Die unerbittlichen Erlöser« die sehr bedenkenswerte Feststellung:

»Mohammed ist der einzige Religionsgründer, der auch ein Eroberer war. Warum sollten wir das vergessen?«

Der ideale Muslim ist nach muslimischem Verständnis ein mächtiger Mann, ein erfolgreicher Krieger, ein Herrscher unter den Menschen. Leiden, Verzichten, Verlieren, Unterliegen ist im Islam nicht vorgesehen. Arnold Hottinger, ein verstohlener Judenhasser und offener Araberfreund, der also sicher nicht aus antimuslimischem Vorurteil heraus schreibt, sagt in seinem Buch “Die Araber vor ihrer Zukunft” (Verlag NZZ, 1988) ganz richtig, daß für jeden Muslim selbstverständlich ist: »Der Islam herrscht, er wird nicht beherrscht«. Darum sei den Muslimen Libanons eine christliche Regierung unannehmbar.

Weil nun der Islam die von Allah verfügte Ordnung sei, die die ganze Welt zu umfassen habe, ist jeder Muslim verpflichtet dafür zu kämpfen, daß dieses Ziel möglichst bald erreicht werde ­ und das mit allen Mitteln:

Ihr sollt mit ihnen kämpfen, oder sie werden Muslime (48:16)
Er ist´s, der seinen Gesandten mit der Leitung und der Religion der Wahrheit entsandt hat, um sie über jede andere Religion siegreich zu machen, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist (61:9)

Dies nennt der Koran »Kämpfen im Weg Allahs«. Die Aufforderungen zu solchem Kampf sind häufig und recht eindeutig:

Und erschlagt sie [die Juden und Christen], wo immer ihr auf sie stoßt (2:187)
Und bekämpft sie, bis die Verführung aufgehört hat und der Glaube an Allah da ist (2:189)
Nehmt keinen von ihnen zum Freund…Und so sie den Rücken kehren, so ergreifet sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet (4:91)
So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab (8:12)
Und nicht ihr erschluget sie, sondern Allah erschlug sie (8:17)
Und kämpft wider sie, bis kein Bürgerkrieg mehr ist, und bis alles an Allah glaubt (8:40)
Sind aber die heiligen Monate verflossen, so erschlagt die Götzendiener, wo ihr sie findet, und packt sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf (9:5)
Bekämpft sie; Allah wird sie strafen durch eure Hände (9:14)
Kämpft wider jene von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht glauben an Allah… Allah schlag´ sie tot! Wie sind sie verstandeslos! (9:29,f)
O du Prophet, streite wider die Ungläubigen und Heuchler und verfahre hart mit ihnen (9:74)
[Denen gehört das Paradies], die auf dem Wege Allahs streiten, die töten und getötet werden; ihnen gehört die wahre Verheißung (9:112)
O ihr, die ihr glaubt, kämpft wider die Ungläubigen an euren Grenzen, und wahrlich, laßt sie die Härte in euch verspüren. Und wißt, daß Allah mit denen ist, die ihn fürchten (9:124).
Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt; dann schnüret die Bande…Und diejenigen, die in Allahs Weg getötet werden…einführen wird er sie ins Paradies (47:4­7)
Werdet daher nicht matt und ladet sie nicht ein zum Frieden, während ihr die Oberhand habt; denn Allah ist mit euch (4:37)
Ihr sollt mit ihnen kämpfen, oder sie werden Muslime (48:16)
Er ist´s, der seinen Gesandten mit der Leitung und der Religion der Wahrheit entsandt hat, um sie über jede andere Religion siegreich zu machen, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist (61:9, auch 48:28).

Die Pflichtenlehre weist den Islam als eine Gesetzesreligion aus; der Mensch verdient sich wie in allen von Menschen erfundenen Religionen ­ heißen sie nun Islam, Buddhismus, Hinduismus, Shintoismus oder Sikhismus ­ durch eigene Leistung seine Seligkeit:

Er soll »Gutes vorausschicken, um es wiederzufinden bei Allah« (Sure 73:20; 69:24; 89:25).
Gute Werken heißen zuweilen gar »ein vorteilhafter Handel« (35:26).

Und wie in jeder menschlichen Religion oder Sekte (heiße sie nun Römisch Katholische Kirche oder Wachtturmsgesellschaft) kann der Anhänger nie Gewißheit finden über sein persönliches Schicksal. So ist es denn für den Muslim eine Ausgemachte Sache, daß er ins Paradies eingeht, wenn er alle Pflichten erfüllt hat, wenn Allah will. Und er darf hoffen, daß er durch die Fürsprache Mohammeds ins Paradies eingelassen wird, denn das ist ihm versprochen worden, wenn Allah will, arabisch: ‘in schâ ‘Allah.
Nur dann, sonst nicht. Aber ob Allah will, das weiß nur Allah, und er läßt sich von niemandem in die Karten schauen.

Dieses verfluchte »Wenn« hängt dem Muslim wie ein Damoklesschwert über dem Kopf; d.h. wenn er seinen Islam ernster nimmt als die Masse, und manch ein Muslim ist daran schier oder ganz verzweifelt. Abu Bakr, Kampfgefährte und direkter Nachfolger Mohammeds, der erste der vier »rechtgeleiteten Kalifen« (als da waren: Abu Bakr, Omar, Osman, Ali), sagte kurz vor seinem Tod zu Aischa, der Lieblingsfrau Mohammeds, in deren Arme der Prophet gestorben war:

»Ach, liebe Tochter, dies ist der Tag meiner Befreiung und der Erlangung meines Lohnes: Wenn es Freude ist, wird sie dauern; wenn es Kummer und Leid ist, wird es nie aufhören.«

Solche Ungewißheit plagte den zweitfrömmsten Mann in der Geschichte des Islam nach Mohammed; dies, wiewohl der Prophet ihm zu Lebzeiten noch versichert hatte: »Du bist frei vom Feuer«, weshalb Abu Bakr den Beinamen »Atik« (befreiter) trug. Omar, der zweite der rechtgeleiteten Kalifen, vielleicht der drittfrömmste Moslem, der je gelebt hat, sagte auf seinem Totenbett:

»Ich bin nichts anderes als ein Ertrinkender, der die Möglichkeit der Flucht ins Leben sieht und darauf hofft, aber trotzdem Angst hat, er könne sterben und es verlieren, und der so mit Händen und Füßen nach unten taucht. Verzweifelter als der Ertrinkende ist der, welcher beim Erblicken von Himmel und Hölle in der Vision begraben wird … hätte ich den ganzen Osten und Westen, wie gern würde ich alles aufgeben, um von dieser schrecklichen Furcht, diesem Entsetzten, das über mir hängt, frei zu werden … Wehe über Omar, wehe über Omars Mutter, wenn es dem Herrn nicht genehm sein sollte, mir zu verzeihen!«

5. Die Lehre Mohammeds in biblischer Sicht

Der Christ und Bibelleser stellt an jede Religion, Philosophie oder Weltanschauung und mithin auch an den Koran folgende drei Fragen:

* Was sagt der Koran über Gott?
* Was sagt der Koran über den Sohn Gottes?
* Was sagt der Koran über das Wort Gottes?

1. Was sagt der Koran über Gott?
Der ganze sittliche Charakter Gottes wird durch zwei von Johannes besonders prägnant formulierten Sätzen umrissen:

* »Gott ist Licht« (1Jo 1:5)
* »Gott ist Liebe« (1Jo 4:16)

Gott ist Licht, das bedeutet: Er ist wahr, Er ist gerecht, Er ist wahrhaftig, Er ist zuverlässig, Er ist treu. Entsprechen nennt Ihn das Alte Testament bereits aelohê ‘amên, den »Gott des Amen« (Jes 65:16), den Gott der Treue. Gott ist daher der Bundesgott. Er »bewahrt den Bund und die Güte«. Siebenmal steht diese Wendung im Alten Testament (5Mo 7:9 u.a.). Er hat sich an Sein Wort gebunden; Er hat sich Seinem Volk, dem Er Verheißungen gegeben hat, verpflichtet.
Solches ist dem Allah des Koran vollständig fremd. Dieser ist so erhaben, daß er sich nicht verpflichtet wissen kann; er ist nicht an ein Wort gebunden. Er ist allmächtig und unumschränkt, weshalb er auch sein Wort brechen kann. Er hat zwar im Koran auch den wohllautenden Titel al-Nur = »das Licht«; aber was das heißen kann, lehren andere Stellen im Koran wie:

»Sie (die Juden) schmiedeten Listen, und Allah schmiedete Listen; und Allah ist der beste Listenschmied« (3:47).

Das hier mit »Listen schmieden« übersetzte Verbum lautet arabisch makara; es wird im Arabisch-Englischen Wörterbuch von Wortabet und Porter wiedergegeben mit: to deceive, das hiezu gehörige Hauptwort makrun mit: trick, deceit, fraud. Der Koran weiß über die Juden wenig Gutes zu sagen; so verwundert es uns nicht, daß es von ihnen heißt, daß sie auf Trug, Täuschung und List auswaren. Nur war Allah noch besser im Täuschen; seine List war noch größer als ihre. Die verschlagenen Juden wollten den Messias in eine Falle locken und töten; aber der noch verschlagenere Allah legte sie herein: Er sorgte dafür, daß Judas plötzlich aussah wie Jesus; und so kreuzigten die Juden »einen ihm (dem Messias) Ähnlichen« (4:155, 156). Weitere Stellen zur List Allahs sind die Suren 7:97,182; 8:30; 13:42; 14:47; 27:51,52; 43:79; 52:42; 68:45; 86:15,16.
Da Allah sein eigenes Wort brechen, d. h. auch treulos sein darf, darf auch der Muslim lügen, wenn er damit der Sache des Islam dient. Diesen teuflischen Grundsatz haben die Jesuiten im Dienst des selbsternannten Stellvertreters Christi bei der Bekämpfung der Reformation bis zum äußersten getrieben. Er hat mit biblischer Sittlichkeit nichts gemein, entspricht aber koranischer Sittlichkeit. Der persische islamische Dichter und Gelehrte Al Ghazali ist einer der vielen, der lehrte, im Kampf der Muslime gegen die Ungläubigen sei die Lüge erlaubt:

»Wisse, daß die Lüge in sich nicht falsch ist. Wenn eine Lüge der einzige Weg ist, ein gutes Ergebnis zu erzielen, ist sie erlaubt. Daher müssen wir lügen, wenn die Wahrheit zu einem unliebsamen Ergebnis führen müßte.«

Gott ist Liebe, das bedeutet, daß Gott der »der Vater der Erbarmungen« (2Kor 1:3) und »der Gott aller Gnade« (1Pet 5:10) ist. Er ist »langsam zum Zorn und groß an Güte« (Ps 103:8). Es ist der Gott der Liebe, der den Sünder rettet, indem Er ihm die Sünden vergibt. Das sind nicht erhabene aber leere Worte, sondern Er hat Seine Gnade, Sein Erbarmen und Seine Güte bewiesen. In Seiner Liebe hat Er seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern unsere Sünden auf ihn gelegt (Joh 3:16).

Allah hat 99 Namen, die als die schönsten gelten, die einer haben kann (59:23,24). Unter diesen allen findet sich weder der Name »Vater« noch auch »Liebe«.

Von der Vorherbestimmung: Wie beides, Licht und Liebe, keine Wesenheiten Allahs sind, wird in der koranischen Lehre von der Vorherbestimmung, vom Kismet, besonders deutlich. Er ist der willkürlich Rettende und Verderbende. Wenn er rettet, berührt es ihn nicht, wenn er verdirbt, berührt es ihn nicht. So sagt eine Hadith (eine verbindliche und an Autorität dem Koran gleichgestellte Tradition):

»Allah schuf den Menschen aus einem Erdenkloß, teilte ihn in zwei Teile, warf den einen in die Hölle und sprach: “Diesen ins ewige Feuer ­ was kümmert’s mich?” Er warf den andern in den Himmel und sprach: “Diesen ins Paradies ­ was kümmert’s mich?«

Sein Absicht bleibt immer verborgen, im Dunkel. Er ist selbst nicht Licht, und keiner kann wissen, was ihm einfallen könnte. In der Bibel häufen sich Bekenntnisse wie: »Bei Dir ist der Quell des Lebens und in deinem Lichte sehen wir das Licht« (Ps 36:10); und: »Wenn wir im Licht wandeln, wie Er im Lichte ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde« (1Jo 1:7). Von Allah hingegen weiß der Koran zu berichten:

»Allah führt die Ungerechten irre, und Allah tut was er will« (14:32).
»Also führt Allah irre, wen er will, und leitet recht, wen er will« (74:34),
»Wollt ihr recht leiten, wen Allah irregeleitet hat? Und wen Allah irreführt, nimmer findet der für ihn einen Weg« (4:90).

Mit dieser Auffassung von Allah hängt das Wort Islam zusammen. Es bedeutet »Unterwerfung«; nicht aber Unterwerfung unter Gottes geoffenbarten und durch Seine treue verbürgten Heilswillen, sondern Unterwerfung unter das Unvermeidliche, und zwar unter Unvermeidliches, das immer unbekannt bleibt, bleiben muß.
Wie anders ist die Sprache des ganzen Alten und Neuen Testaments. Dort finden sich Einladungen wie: »Suchet, und ihr werdet finden« (Mt 7:7). »Der Aufrichtigen geht Licht auf in der Finsternis« (Ps 112:).

In der Bibel erfahren wir, daß der eine Gott in drei Personen geoffenbart ist. Der Koran wendet sich polemisch gegen diese Wahrheit:

»Er ist der eine Gott, der ewige Gott; er zeugt nicht und wird nicht gezeugt und keiner ist ihm gleich« (Sure 112).
»Er hat sich keine Genossin genommen und keinen Sohn« (72:3)
»Abraham war weder Jude noch Christ; vielmehr war er lauteren Glaubens, ein Muslim, und keiner derer, die Allah Gefährten geben« (3:60).

Es ist offenkundig, daß Mohammed sich bewußt und polemisch gegen die christliche Lehre von der Dreieinigkeit und von der Gottheit Jesu Christi wandte; ebenso offenkundig scheint es mir, daß er dabei den Christen groteske, ja, krude Vorstellungen andichtete, von denen er wußte, daß die Christen solches nicht glaubten. So unterstellt er ihnen, daß sie an eine Dreieinigkeit glauben, die aus Gott dem Vater, Maria und Jesus, dem Sohn bestünde:

»Und wenn Allah sprechen wird: “O Jesus, Sohn der Maria, hast du zu den Menschen gesprochen: Nehmet mich und meine Mutter als zwei Götter neben Allah an?”, dann wird er (Jesus) sprechen: “Preis sei dir! Es steht mir nicht zu, etwas zu sprechen, was nicht wahr ist.« (5:116).

(Mohammeds über die Christen ausgesprochenen Drohungen und Flüche: Sure 9:29­31; 19:91­93)

Fazit: Der Gott des Koran, der Gott, dem Mohammed diente und den er predigte, ist nicht der Gott der Bibel, ist nicht der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er ist vielmehr der altarabische Hochgott Allah, der sich mit den Attributen der Gottheit schmückt.

2. Was sagt der Koran über Jesus Christus?

Im Koran finden sich zahlreiche Titel Jesu, die wir in der Bibel finden, als da sind: Sohn Marias, der Messias, das Wort Gottes, Gesandter Gottes, Knecht Gottes, Prophet. Zudem wir er Geist Gottes und Wort der Wahrheit genannt. Im Koran findet sich die Jungfrauengeburt Jesu, Seine Sündlosigkeit, zahlreiche Seiner Wunder ­ allerdings auch Wunderliches und Unhistorisches, das Mohammed aus apokryphen Evangelien und Jesuserzählungen gehört hatte ­, seine Wiederkunft (allerdings grotesk entstellt). Aber die beiden entscheidenden Wahrheiten über die Person Jesu von Nazareth werden geleugnet; nicht einfach verschwiegen, sondern polemisch bekämpft, als das sind:

> die Gottheit Jesu Christi
> der Tod Jesu Christi

Keine der Weltreligionen bekämpft so offen und so direkt die Gottessohnschaft Jesu Christi wie der Islam. Nach biblischer Terminologie ist jede Lehre, welche den Vater und den Sohn leugnet, eine antichristliche Lehre (1Jo 2:22). Als solche muß darum das Judentum gelten, und als solche muß mehr als jede andere Ideologie die Religion Mohammeds gelten. Ist nämlich Jesus Christus nicht Gott, kann Er uns nicht retten; er möchte hundertmal sündlos sein, wie auch der Koran bezeugt; ist er aber ein bloßes Geschöpf, ist ein bloßer Mensch ­ wenn auch ein außergewöhnlicher ­, so kann er niemanden von dessen Sünden befreien, so nützt sein stellvertretender Tod niemandem außer ihm selbst. Er muß Gott sein, wenn Sein Tod den Tod aller, die Ihm vertrauen aufwiegen soll. Er muß Gott sein, wenn Sein Tod die Sünde der Welt wegnehmen soll. Der Koran sagt zur Gottheit Jesu Christi:

»Und sie sprechen: “Gezeugt hat der Erbarmer einen Sohn.” Wahrlich, ihr behauptet ein ungeheuerlich Ding. Fast möchten die Himmel darob zerreißen und die Erde möchte sich spalten und es möchten die Berge stürzen in Trümmer, daß sie dem Erbarmer einen Sohn beilegen, dem es nicht geziemt einen Sohn zu zeugen« (19:91­93).

Entweder spricht der Koran die Wahrheit oder die Bibel spricht die Wahrheit. Beides kann nicht stimmen; denn wir lesen in 1. Joh. 5,10:

»Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst; wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, welches Gott gezeugt hat über seinen Sohn.«

Keine der Weltreligionen bekämpft offen und polemisch die Wahrheit von Kreuzestod Jesu Christi. Der Koran erklärt:

»Sie (die Juden) sprachen: “Siehe, wir haben den Messias Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, ermordet.” doch ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten ihn nicht, sondern einen ihm Ähnlichen … darum verfluchen wir sie.« (4:156).

Der Tod Jesu Christi ist neben Seiner Gottheit die zweite Säule, auf der unser Heil ruht. Daher heißt es im Neuen Testament, daß Er sterben mußte. Er ist das »Lamm Gottes«, das zur Schlachtbank geführt wird (Apg 8:32); er hat Seine Seele ausgeschüttet in den Tod (Jes 53:11); durch den Tod hat er den zunichte gemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel (Heb 2:14). Ist Er aber nicht gestorben, gibt es keine Vergebung. Er mag hundertmal sündlos und er mag hundertmal göttlich sein; ist Er nicht stellvertretend für Sünder in den Tod gegangen, gibt es keine Vergebung.
Nun begnügt sich der Koran nicht damit, eine der beiden Grundwahrheiten des Evangeliums ­ die Gottheit und den stellvertretenden Tod des Herrn ­ zu leugnen, was schon genügt hätte, um die Heilslehre zu zerstören. Er muß gleich beides frontal angreifen und behauptet kühn: Jesus Christus ist nicht Gottes Sohn; Jesus Christus ist nicht am Kreuz gestorben. Es wird damit deutlich, daß alle äußerliche Ähnlichkeit des Islam mit dem Christentum nur Schein ist. Der Islam ist die dem Christentum am diametralsten entgegenstehende aller Religionen und Heilslehren. Er ist Antichristentum in reinster Form.

3. Was sagt der Koran über die Bibel?

Als ob das Maß nicht voll wäre, muß der Koran Mohammeds auch kühn behaupten, die Juden und die Christen hätten die Bibel gefälscht:
»Aber ein Teil von ihnen hat Allahs Wort vernommen und verstanden und hernach wissentlich verkehrt« (2:70; 4:47,48)
»O Volk der Schrift, nunmehr ist unser Gesandter zu euch gekommen, euch vieles von der Schrift kundzutun, was ihr verbargt … Gekommen ist nunmehr zu euch von Allah ein Licht und ein klares Buch« (5:18).

Entweder hat Jesus Christus die Wahrheit gesprochen oder dann hat Mohammed die Wahrheit gesprochen; beide können nicht die Wahrheit gesprochen haben. In Mt 24:35 lesen wir:

»Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.«

Wenn Mohammed recht hatte, dann hat sich Paulus getäuscht, der an seinen Mitarbeiter Timotheus schrieb:

»Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christo Jesu ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit« (2. Tim. 3:14-16).

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