Prophetie + Israel (Wurmbrand)

Richard Wurmbrand

BIBLISCHE PROPHETIE

– Auszug aus dem Buch ANTWORT AUF MOSKAUS BIBEL –

 

Wo immer Menschen schreiben können, verfügen sie über ein heiliges Buch. Auch die kommunistische Welt besitzt ihre “Bibel”, genannt das “Das Handbuch des Atheisten” (Sprawotschnik ateista). Es wurde erstmals 1961 von der Akademie der Wissenschaften in Moskau herausgegeben. Das Hauptziel dieses Buches besteht darin, zu beweisen, dass es angeblich keinen Gott gibt . . .

Die Autoren des »Handbuches des Atheisten« bestreiten die Möglichkeit der Prophetie. Sie weisen Prophetien »im Namen der Wissenschaft« zurück. Wie ist es dann zu erklären, daß Sir Isaac Newton, ein Wissenschaftler wie er im Buche steht, der Mann, der »der Vater der Vernunft« genannt wurde, ein Buch mit dem Titel »Betrachtungen der Prophetie« schrieb? Er lieferte die erste wirklich wissenschaftliche Chronologie der Geschichte Jesu.

Doch anstatt uns darüber auszulassen, ob Prophetie möglich ist oder nicht, wollen wir die Tatsachen analysieren. Erwiesene Tatsachen sprechen für sich. Gibt es Tatsachen, die auf die Erfüllung von Weissagungen hinweisen?

Bereits eine oberflächliche Kenntnis der Bibel enthüllt Hunderte von Prophetien, die bereits in Erfüllung gingen, und andere, die sich vor unseren Augen erfüllen.

Zunächst gibt es Weissagungen über Jesus Christus, der das Thema der Bibel ist.

In der Bibel wurde prophezeit, Christus werde ein Nachfahre Abrahams sein und zum Stamm Juda gehören.
Der Prophet Micha prophezeite sieben Jahrhunderte vor dem tatsächlichen Geschehen, Christus werde in der Stadt Bethlehem geboren werden (Micha 5, 1).
Ungefähr zur selben Zeit sprach Jesaja von Jesu Sendung und seinem Leiden und gab einen Abriß seiner Lebensgeschichte (Jesaja 9; 11; 50; 53; 61).
Der Prophet Sacharja sagte voraus, Jesus werde auf einem Esel in Jerusalem einziehen (Sach. 9, 9).
Der  41. Psalm weissagt den Verrat durch einen seiner Jünger (V. 10). Sacharja sagte, wieviel dieser Jünger für seinen Verrat erhalten und was mit dem Geld geschehen werde (Sach. 11, 12, 13).
Auch die Tatsache, daß Jesus gegeißelt und angespien wurde, war vorausgesagt worden (Jesaja 50, 6).
Ungefähr fünf Jahrhunderte vor Christus schrieb der Prophet Sacharja, die Leute würden den sehen, den sie durchstochen hätten (Sach. 10, 12).
David wies darauf hin, daß sowohl seine Hände als auch seine Füße durchbohrt werden würden (Psalm 22, 17).
Die Auferstehung Jesu wurde ebenfalls vorausgesagt.

Zugegeben, einige dieser Prophetien – wie die, Jesus werde auf einem Esel in Jerusalem einziehen, oder die Voraussage seines Ausrufes am Kreuz »Mich dürstet« (Psalm 22, 16) – können ins Lächerliche gezogen oder mit der Begründung zurückgewiesen werden, ihre »Erfüllung« sei von Jesus und seinen Nachfolgern schlichtweg arrangiert worden. Trugen die römischen Soldaten jedoch absichtlich zur Erfüllung der in einem Psalm enthaltenen Weissagung bei:
»Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand« (22, 19)?
Was wußte ein römischer Soldat über jüdische Prophetien beziehungsweise was kümmerten sie ihn? Und doch hielt jeder Chronist peinlich genau die Einzelheit fest, die Soldaten hätten bei der Kreuzigung um das Gewand Jesu gelost (Matthäus 27, 35; Markus 15, 24; Lukas 23, 34; Johannes 19, 23, 24). Johannes fügte noch hinzu, der nahtlose Rock sei zu wertvoll gewesen, um zerrissen und unter die vier Soldaten verteilt zu werden (Johannes 19, 23, 24).

Doch was ist mit dem größten Ereignis, Jesu Auferstehung von den Toten? Konnte er diese in Szene setzen?

Hätte er als großer »Betrüger«, wie ihn die Atheisten gerne nennen, es unter den wachsamen Blicken der Juden und der Römer einrichten können, am Kreuz nicht zu sterben, seine Gebeine nicht wie die der Diebe brechen zu lassen (Johannes 19, 32, 33) – in Erfüllung einer weiteren eindeutigen Prophetie (2. Mose 12, 46) – und nicht in dem versiegelten, bewachten Grab umzukommen? Und selbst wenn ihm soweit alles gelungen wäre, hätte er von seinen verängstigten, feigen Jüngern erwarten können, eine Schar Soldaten zu überwältigen, den versiegelten Stein wegzurollen und ihn ungehindert zu befreien? Es ist undenkbar.

Mommsen, ein in der römischen Geschichte bewanderter Historiker, bezeichnet die Auferstehung des Erlösers als die am besten belegte Tatsache der römischen Geschichte. Sie konnte kaum von Menschen inszeniert worden sein. Sie war die Erfüllung einer Prophetie.

Prophetien über das jüdische Volk

»Keine Prophetie«, sagen sie. Diejenigen, die wir Propheten nennen würden, seien lediglich intelligente Menschen und daher in der Lage gewesen, Ereignisse vorauszusagen.

Laut dem »Handbuch des Atheisten« waren die intelligentesten Genies der Menschheit Marx, Engels, Lenin und andere wie sie. Sie vertraten den historischen Materialismus, den das »Handbuch des Atheisten« als die größte Voraussetzung zum Verständnis politischer und sozialer Ereignisse betrachtet.

Marx schrieb ein Buch mit dem Titel »Die jüdische Frage«. Er hatte offensichtlich das Potential, mit dem der historische Materialismus einen Denker ausrüstet. Wie konnte er, der er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte, nicht wissen, daß die Juden, die unter die Völker verstreut waren, in ihr Land zurückkehren und einen eigenen Staat gründen würden?

Lenin lebte im 20. Jahrhundert. Die zionistische Bewegung bestand bereits und wurde immer stärker. Er, das große Genie der Menschheit, betrachtete es weder als wahrscheinlich, daß sich die Juden in ihrem eigenen Land vereinigen würden, noch erwähnte er, der aufmerksame, mit der mächtigen Waffe des historischen Materialismus ausgestattete Beobachter des politischen Lebens, die Zionisten auch nur mit einem Wort. Er nahm weder Notiz von dieser Bewegung noch erwartete er ihren Triumph.

Stalin verfaßte ein Buch mit dem Titel »Marxismus und nationale Frage« . In diesem Buch, das vor dem Ersten Weltkrieg geschrieben wurde, anerkannte er, den die Atheisten einst als das größte Genie der Menschheit bezeichneten, die Juden nicht einmal als eine Nation, weil das jüdische Volk nicht zu seiner Definition einer Nation paßte.

Doch das jüdische Volk kümmerte sich in seiner Entwicklung weder um den Antisemitismus in dem Buch von Marx noch um die Tatsache, daß es in Stalins Buch übergangen worden war. Die Juden gründeten einen Staat und erfüllten damit die Voraussage eines ganz anderen Buches – des von Atheisten am meisten verachteten Buches -, der Bibel (Hesekiel 37).

Friedrich der Große, König von Preußen, bat einmal seinen Kaplan: »Gib mir einen sicheren Beweis für die Inspiration der Heiligen Schrift!« Der Geistliche gab zur Antwort: »Es ist der Jude, Eure Majestät.« Die Juden und ihre wundersame Geschichte sind ein weiterer Beweis für die Wahrheit der biblischen Prophetie.

Seltsamerweise sind etliche der Autoren des »Handbuches des Atheisten« Juden, die damit die biblische Prophetie erfüllen, einige Juden würden ein Fluch für alle Völker werden (Jeremia 29, 18). Es gibt jedoch auch Juden, die den Atheismus bekämpfen, das Wissen um Gott in alle Welt tragen und damit eine Prophetie in derselben Bibel erfüllen, die besagt, ein Überrest von Juden in Israel werde sich in den letzten Tagen ihrem Erlöser Jesus Christus zuwenden und ein großer Segen sein.

Die Prophezeiungen über die Juden beginnen vor rund 4500 Jahren mit einer Verheißung an den ersten Juden, Abraham. Sie lautet: »Ich will dich zum großen Volk machen« (1. Mose 12, 2).

Die christliche Welt trägt den Namen eines Juden, Jesu Christi.
Das kommunistische Lager trägt den Namen eines anderen Juden, den von Marx.
Das Universum als Ganzes trägt den Namen eines weiteren Juden, den Einsteins.
Über 60 Prozent der Nobelpreisträger sind Juden, unter ihnen der sowjetische Schriftsteller Boris Pasternak.
Juden – Männer wie Trotzki, Sinowjew und Kamenew – spielten in der Oktoberrevolution eine außerordentlich große Rolle. Lenin war Halbjude.
Juden spielen heute im Kampf gegen die Regierung in der Sowjetunion eine große Rolle. Litwinow, der Schriftsteller Daniel, Levitin Krasnow und andere Freiheitskämpfer, die im Gefängnis waren, sind Juden.
Juden sind am wirtschaftlichen und politischen Leben der Vereinigten Staaten und vieler anderer Länder aktiv beteiligt.
In vielen westlichen Ländern sind sie in Regierungspositionen.
Der Jude Teller wird »der Vater der Wasserstoffbombe« genannt.
Dr. Sale Harrison schreibt in seinem Buch »The Remarkable Jew« (Der bemerkenswerte Jude): »Niemand wird bezweifeln, daß die Juden heute die Geldkassen der Welt verwalten. Wo immer sie hinkamen, wurden sie zu Zauberern der Finanzen.«

Basil Mowll sagt in seinem Buch: »Bible Light in Present Events« (Biblisches Licht in Ereignissen der Gegenwart): »Eine vorsichtige Schätzung der Universitätsprofessoren Westeuropas vor dem Ersten Weltkrieg, ausgenommen Großbritannien, ergab, daß über 70 Prozent jüdischer Abstammung und jüdischen Glaubens waren.«

Hebräisch ist die einzige alte Sprache, die man wiederaufleben ließ und die heute in Israel fließend gesprochen wird. Dies war bei der lateinischen, altgriechischen, slawonischen, irischen und walisischen Sprache nicht der Fall.

So wurde die Prophetie erfüllt. Ein kleiner Beduinenstamm wurde eine große Nation – groß in jeder Hinsicht, im guten wie im bösen. Sogar Jaroslawskij, der Gründer der Internationalen Gesellschaft der Gottlosen und deren Leiter, war Jude.

Die Prophetie sagt weiter: »Du sollst ein Segen sein« (1. Mose 12, 2). Wer auch immer sich durch den Kommunismus gesegnet fühlt, verdankt dies dem Juden Marx. Wer sich durch den Kapitalismus gesegnet fühlt, verdankt dies den Juden, die zur Schaffung dieses Systems beitrugen. Wer vom Christentum gesegnet ist, verdankt dies einem Juden, Jesus.

Das Wort Gottes lautet im selben Kapitel weiter: »Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen« (1. Mose 12, 3). Es ist eine Tatsache, daß die Geschichte die Freunde der Juden bevorzugt hat.
Als die Spanier die Juden vertrieben (1492), ging die Sonne ihres Weltreiches unter.
Das zaristische Bußland verfolgte die Juden und bekam seinen Lohn dafür.
So verhielt es sich auch mit dem nationalsozialistischen Deutschland. Länder, in denen die Juden frei sind, genießen selbst die Freiheit.

Lange Zeit nach Abraham gab es Weissagungen, denenzufolge die Juden unter alle Völker zerstreut würden (5. Mose 4, 27). Heute gibt es drei zerstreute Rassen: die Zigeuner, die Armenier und die Juden, doch die Juden sind am weitesten zerstreut. In nur wenigen Ländern gibt es keine Juden.

Jesus sagte die Zerstörung Jerusalems voraus, die im Jahre 70 n. Chr. stattfand (Matth. 24, 2, 15).
Der Prophet Hosea (9,17) sagte voraus: »Mein Gott wird sie verwerfen, darum daß sie ihn nicht hören wollen; und sie müssen unter den Heiden in der Irre gehen«, was tatsächlich mit ihnen geschah.
Im 5. Buch Mose 28, 37 steht: »Und wirst ein Scheusal und ein Sprichwort und Spott sein unter allen Völkern, dahin dich der Herr getrieben hat.« Auch dies widerfuhr ihnen.

Doch auch die Rückkehr der Juden nach Palästina war vorausgesagt, und dies spielte sich vor unseren Augen ab. Das Volk der Bibel, das mit bangem Herzen umherirrte, erhielt sein Vaterland zurück (Hesekiel 36, 24).

Die Bibel sagt wiederholt, Gott habe die Juden zu einem einzigartigen Volk bestimmt – und das sind sie wirklich (z. B. 5. Mose 7, 6; 14, 2).

Die Herkunft anderer Völker ist in Legenden und Mythen gehüllt. Wer kann sagen, wer der erste Russe, der erste Deutsche oder Türke war? Fragen Sie irgendeinen Juden, wer der erste Jude gewesen sei, und er wird Ihnen ohne Zögern antworten: »Abraham.«

Die Juden sind als Zeugen für die Verläßlichkeit des Bibelberichts einzigartig.
Einzigartig ist ihre Zerstreuung unter alle Völker, und ebenso einzigartig ist ihre Entwicklung.
Die Juden machen nur ungefähr ein halbes Prozent der Weltbevölkerung aus; doch wie unverhältnismäßig groß sind dagegen ihre Leiden, aber auch ihre Befreiung und Rückkehr in ihr Land.
Sie sind aufgrund der Tatsache einzigartig, daß ihre ganze Geschichte vorausgesagt wurde. Gott sprach durch Mose: »Euch aber will ich unter die Heiden streuen, und das Schwert ausziehen hinter euch her, daß euer Land soll wüst sein und eure Städte zerstört« (3. Mose 26, 33); »Und der Herr wird euch zerstreuen unter die Völker, und wird euer ein geringer Haufe übrig sein unter den Heiden, dahin euch der Herr treiben wird« (5. Mose 4, 27).

Später sagt eine weitere Prophetie die Sammlung des zerstreuten Volkes Israel voraus: »Denn ich will euch aus den Heiden holen und euch aus allen Landen versammeln und wieder in euer Land führen« (Hesekiel 36, 24).

Die Juden sind auch insofern einzigartig, als sie auch während der Zeit der Zerstreuung in alle Welt von anderen getrennt lebten. Wo immer man einen Juden findet, ist er ein Jude. Er ist kein jüdischer Russe, sondern ein russischer Jude. Die Juden bleiben Juden, obwohl sie keine geballte Macht und keine weltweite Regierung haben.

Sie sind das einzige Volk, das durch außerordentliche Leiden nicht zerstört werden konnte. Ägyptische Pharaonen, assyrische Könige, römische Kaiser, die Kreuzfahrer, Inquisitoren und Nationalsozialisten setzten sie der Ausbürgerung, dem Exil, der Gefangenschaft, Beschlagnahme, Folter und dem Massaker von Millionen Volksangehörigen aus – was jedem anderen Volk das Herz gebrochen hätte -, doch die Juden überlebten.

Gott verhieß, er werde die Vertriebenen Israels sammeln und die Zerstreuten Judas von allen vier Enden der Welt wieder zusammenführen (Jesaja 11, 12). Dies war von Jesaja vorausgesagt worden, der etwa 700 Jahre vor Christus und rund 800 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und der darauffolgenden Zerstreuung der Juden lebte. Wie konnte er wissen, daß die Juden zerstreut und dann aus allen Kontinenten wieder zusammengeführt werden würden?

Sehr wenige Juden, die nach Israel zurückkehrten, sind religiös. Die meisten von ihnen kennen die Heilige Schrift und die Prophetie nicht, und nur die wenigen, die sie kennen, glauben daran. Und dennoch werden sie zurückgeführt. Sie mögen es blinden Instinkt nennen, so wie es die Vögel im Herbst in den Süden zieht, aber es ist die Kraft Gottes, die sie treibt, damit sein Wort erfüllt werde.

In einer anderen wichtigen Prophetie über die Rückkehr der Juden nach Palästina werden zwei Arten ihrer Rückführung genannt (Jeremia 16, 14-16).

Gott werde »Fischer« senden, die sie »fischen« würden; und die zionistische Bewegung »fischte« tatsächlich Tausende von Juden mit dem Köder einer eigenen nationalen Heimat.

In demselben Vers heißt es auch, Gott werde viele »Jäger« senden, die die Juden »jagen« würden. Der Antisemitismus in der ganzen Welt, vor allem der Hitlers, »jagte« die Juden und trieb sie in Richtung Palästina.

Eine weitere verblüffende Prophetie über die Juden betrifft die Zuwendung des Überrestes des Volkes Israel zu Christus in der Endzeit. Auch das beginnt sich heute zu erfüllen.

Lassen Sie mich hier kurz darauf hinweisen, daß auch die Kommunisten Prophezeiungen machten, diese aber nicht in Erfüllung gingen.
Engels prophezeite in einem Brief an Sorge vom 10. September 1888, innerhalb von zehn Jahren werde Kanada von den Vereinigten Staaten annektiert werden. Ein Jahrhundert ist vergangen, doch es gibt keine Anzeichen für eine derartige Möglichkeit.
Genosse Chruschtschow prophezeite im Jahre 1958, Rußland werde innerhalb von fünf Jahren den Lebensstandard der Vereinigten Staaten erreichen und übersteigen. Seither sind weit mehr als fünf Jahre vergangen, und die Sowjetunion importiert immer noch Weizen aus Amerika! Menschen, die nicht eigens von Gott dazu befähigt werden, können die nahe und die ferne Zukunft nicht voraussagen.
Unsere atheistischen Freunde prophezeiten die ewige Solidarität zwischen den kommunistischen Nationen, und nun sehen wir nichts als Streitereien unter ihnen.
Die im Wort Gottes verbürgte verläßliche Prophetie ist ausschließliches Vorrecht des Geistes Gottes. 

Prophetien über die letzten Tage

Das »Handbuch des Atheisten« lehnt die Prophetie mit folgenden Worten ab: »Zahlreiche biblische Prophetien wurden erst nach dem Eintreffen der vorausgesagten Ereignisse gemacht. Die betreffenden Texte sind der Bibel nachträglich beigefügt worden, nachdem die jeweiligen Ereignisse schon eingetreten waren.«

Erwarten unsere atheistischen Freunde wirklich, daß wir glauben, der Sieg Israels in der Geschichte, die zionistische Flagge auf Hitlers Haus in Nürnberg und die Wiederherstellung des jüdischen Staates – alles Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts – seien erst kürzlich der Bibel beigefügt worden?
Bezeugen nicht die Schriftrollen vom Toten Meer aus dem ersten Jahrhundert vor Christus das hohe Alter der Prophetien?
Enthalten nicht Manuskripte des Neuen Testaments, die auf eine atomare Zerstörung hinweisende Voraussage des Fischers Petrus, die Elemente würden infolge großer Hitze schmelzen (2. Petrus 3, 10)?

Weltkriege waren vor 3000 Jahren nicht möglich, da es zwischen den Kontinenten keine oder nur eine sehr primitive Verbindung gab.

Doch der Prophet Jeremia, der etwa 600 Jahre vor Christus lebte, sagte Weltkriege voraus. Er wußte nicht um die Existenz Amerikas, Australiens oder Japans, aber er schrieb:
»…denn ich rufe das Schwert herbei über alle, die auf Erden wohnen . . .  Er wird singen ein Lied . . . über alle Einwohner des Landes, des Hall erschallen wird bis an der Welt Ende. . . . Es wird eine Plage kommen von einem Volk zum andern . . . Da werden die Erschlagenen des Herrn zu derselben Zeit liegen von einem Ende der Erde bis ans andere Ende« (Jeremia 25, 29-33).

Diese Voraussage wurde 26 Jahrhunderte später erfüllt. Tausende von Menschen kamen in einem Krieg um, der sich von Japan über Rußland bis nach Frankreich erstreckte, einem Krieg, in dem Amerikaner, Japaner, Deutsche, Juden und viele mehr starben. Solche Geschehnisse sind Vorzeichen für den nächsten Weltbrand.

Jesus sagte über die letzten Tage: »Es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher und wie auch nicht werden wird« (Matth. 24, 21).
Und so ist es. In der Geschichte der Menschheit gab es noch nie so schwere Trübsale wie die der Öfen und Gaskammern der Nazis und die der Massenmorde Stalins oder Mao Tse-tungs.

Als Christus sagte: »Wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig« (Matth. 24, 22), gab es noch keine Vernichtungsmethoden, die alle Menschen gefährden konnten. Niemand konnte die Existenz der ganzen Menschheit gefährden. Heute sind die Mittel zur allgemeinen Zerstörung verfügbar.

Doch warum sollen wir so weit ausholen. Der Kommunismus selbst ist die Erfüllung einer Prophetie. Er gleicht dem Antichristen, der in der Heiligen Schrift angekündigt wird:
»Es wurde ihm gegeben zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden, und es wurde ihm Macht über alle Geschlechter, Sprachen und Nationen gegeben« (Offenbarung 13, 7).

Ein anderer Prophet hat Mächte wie die des Kommunismus beschrieben:
»…, welcher seinen Rachen aufsperrt wie die Hölle und ist gerade wie der Tod, der nicht zu sättigen ist, sondern rafft zu sich alle Heiden und sammelt zu sich alle Völker« (Habakuk 2, 5).

Wir Christen halten diesen Ehrgeiz für unvernünftig. War Stalin glücklich, als er einer Milliarde Menschen seinen Willen aufgezwungen hatte und als das größte Genie gefeiert wurde? Seine Frau beging Selbstmord. Er sperrte Mitglieder seiner eigenen Familie ins Gefängnis. Er hatte zu niemandem Vertrauen, nicht einmal zu seinen besten Genossen, und das zu Recht. Seine engsten Mitarbeiter warteten auf seinen Tod, um ihn als Verbrecher zu brandmarken. Chruschtschow sagte, Stalin habe einmal ausgerufen: »Ich habe nicht einmal zu mir selbst Vertrauen!«

Es gibt eine Geschichte über einen reichen Mann, der sehr krank war. Man sagte ihm, er werde nur dann wieder genesen, wenn er das Hemd eines glücklichen Menschen trage. Daraufhin sandte er seine Diener, einen glücklichen Menschen zu finden und dessen Hemd um jeden Preis zu kaufen. Doch die Diener konnten keinen glücklichen Menschen ausfindig machen. Jeder beneidete den anderen um sein Glück, begehrte mehr, als er hatte, oder war von unerreichbarem Ehrgeiz erfüllt. Nach langem Suchen fanden sie endlich einen Holzfäller mit entblößtem Oberkörper, der seine schwere Arbeit fröhlich tat und dazu sang. Sie fragten ihn: »Bist du glücklich?« Seine Antwort war: »Vollkommen.« Da boten sie ihm für sein Hemd viel Geld an, doch leider hatte er keines.

Das Glück besteht nicht im Beherrschen der Welt, sondern im Einssein mit Gott. Unsere kommunistischen Freunde kennen dieses Geheimnis nicht. Deshalb haben sie weitgesteckte Ambitionen, sind jedoch nie befriedigt und entfernen sich immer weiter von der Utopie, die sie herbeizuführen behaupten.

Unsere atheistischen Freunde beklagen sich oft über den langsamen Fortschritt ihrer Sache in der Sowjetunion. Wir können ihnen versichern: sie werden Erfolg haben! Der Antichrist, dem sie den Weg bereiten, wird die Welt beherrschen. Der Kommunismus wird, geschichtlich gesehen, für eine kurze Weile triumphieren.

Doch am Ende wird Jesus zurückkommen. Seine Füße werden auf dem Ölberg in Israel stehen (Sacharja 14, 4). Die Bibel sagt: »Es werden ihn sehen alle Augen« (Offenbarung 1, 7).
Auch das muß unverständlich gewesen sein, als der Evangelist Johannes es niederschrieb. Wie konnte jemand in Spanien oder Nordafrika Jesus vom Ölberg zum Himmel auffahren sehen, und wie wird er ihn wieder dorthin zurückkommen sehen?

Nun, das Fernsehen beweist die Richtigkeit dieser biblischen Prophetie. Die ganze Welt kann die Olympischen Spiele miterleben. Die ganze Welt wird auch Zeuge der Wiederkunft Jesu sein.

Dann werden sich »im Namen Jesu die Knie all derer beugen, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen werden bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters« (Philipper 2, 10).

Nach der Wiederkunft Jesu Christi auf die Erde wird der gesegnete Tag anbrechen, an dem alle Macht in seinen Händen liegen wird, und unter seiner vollkommenen Herrschaft wird unser armer Planet seine Sünden und Sorgen los sein (Jesaja 11).

Zuvor werden wir durch schreckliche Katastrophen gehen müssen. Unter den Zeichen des nahenden Unheils befinden sich die vielen Friedens- und Abrüstungskonferenzen, die in der Bibel ebenfalls vorausgesagt werden:
»Wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, – so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen« (1. Thessalonicher 5, 3).

Als der Apostel Paulus diese Prophezeiung niederschrieb, hatten die Menschen keine Möglichkeit, eine blitzartige Zerstörung über die Erde kommen zu lassen. Sie konnte nicht mit Schwertern oder Speeren durchgeführt werden. Heute besitzen Nationen Atomwaffen.

In unseren Tagen wird die Prophetie außerordentlich wichtig. Jesus hatte vorausgesagt, die Heiden würden Jerusalem beherrschen,
»bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird« (Luk. 21, 24).
Die Tatsache, daß die Juden im Jahre 1967 die Herrschaft über Jerusalem und Palästina wiedergewannen, könnte ein erstes Anzeichen dafür sein, daß die Zeit der Heiden – das heißt die Zeit, in der die Heiden (die Nichtjuden) sich der Gemeinde Christi anschließen und für die Ewigkeit gerettet werden können – nahe gekommen ist. Es ist von größter Wichtigkeit, daß die Menschen an Christus glauben und zu ihm kommen, solange noch Zeit ist. Die Verbreitung von Zweifeln bezüglich der Gültigkeit und Existenz der Prophetie durch das »Handbuch des Atheisten« ist gerade in dieser Zeit ein teuflischer Kunstgriff.

Dadurch ist dieses Buch selbst eine tragische Erfüllung einer biblischen Prophetie: »Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden« (1. Korinther 1, 18).

Unsere atheistischen Gegner besuchen oft orthodoxe Kirchen, um ihren Tätigkeitsbereich kennenzulernen. Manchmal sprechen sie dort ein stilles Gebet und fühlen sich von der Heiligkeit des Ortes überwältigt.

Dort hören sie alte Lieder, wie »Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnaden; der Herr ist mit dir.« Wenn sie die biblischen Prophezeiungen kennen würden, wüßten sie, daß der Evangelist Lukas im Loblied der Maria nach der Empfängnis Jesu die Worte vermerkte: »Von nun an werden mich seligpreisen alle Kindeskinder« (Luk. 1, 48).

Christen zweifeln nicht an den Prophetien, weil sie viele davon auf sich und ihr Leben anwenden können.  . . .

Richard Wurmbrand

Zusammengestellt von Horst Koch, Herborn, im März 2006

 Weitere ergänzende Themen:

Israel in der Erfüllungszeit – Dr. Kurt Koch
Das Wunder Israel – Dr. Adolf Köberle
Abraham und die Erwählung Israels – David Jaffin
Die Heilsgeschichte Israels  –  Erich Sauer
Okkultes Judentum – Wolfgang Borowsky
Karl Marx und Satan – R. Wurmbrand
Jerusalem und die Al Aksa Moschee – Nowitzky

Siehe unter:

www.horst-koch.de
info@horst-koch.de
 

Der Beitrag über Prophetie ist dem Buch Antwort auf Moskaus Bibel von Pfr. Richard Wurmbrand entnommen. Der deutsch-rumänische Judenchrist Wurmbrand war in den ersten Jahren seiner Jugend ein Verfechter des atheistischen Sozialismus und hat von daher genaue Kenntnisse über die Philosophie des Kommunismus. Nach seiner Hinwendung zu Christus setzte er sich intensiv mit dieser Form des Atheismus auseinander.


Das Handbuch des Atheisten
wurde 1961 von der Akademie der Wissenschaften in Moskau herausgegeben und in viele Sprachen übersetzt. Das Hauptziel des Buches besteht darin, zu beweisen, daß es angeblich keinen Gott gibt.
 
Pfarrer Wurmbrand wurde seines christlichen Bekenntnisses wegen 14 Jahre in rumänischen Gefängnissen inhaftiert und 1965 entlassen. Bücher über diese Zeit:  Gefoltert für Christus  und  In Gottes Untergrund.  Evtl. bei: amazon.de
 
 



Beten Muslime u.Christen zum gleichen Gott?(Al-Masih)

Beten Muslime und Christen zum gleichen Gott?

Von Abd Al-Masih 

 

Die Anbetung Allahs

Wer immer einen bewußten Muslim beobachtet, kann sehen, daß er fünfmal am Tag je fünfzehn bis zwanzig Minuten lang betet. Das ist eine Herausforderung des Islams an die Christen. Wenn wir nicht lernen, intensiver und mit einer treueren Disziplin zu beten, wird der Islam uns unterwandern und aufsaugen.

Ein Muslim wirft sich vor Allah im Lauf seiner fünf Gebetszeiten bis zu 34 mal am Tag zu Boden, um mit seiner Anbetung seine völlige Auslieferung an den Schöpfer, Herrscher und Richter der Welten zu bekunden. »Islam« heißt in Arabisch Auslieferung, Hingabe und Unterwerfung. Ein Muslim ist kein freier Mensch mehr. Er hat sich an Allah ausgeliefert und ist wie ein Sklave an ihn gebunden. Hier liegt eine andere Herausforderung an die Christen, ob sie ihre einmalige Hingabe an Jesus Christus bewußt leben oder ob sie sich »außerhalb von ihm« befinden und anderen Kraftquellen den Vorzug geben.

Der Islam – eine Werkgerechtigkeit

Wir wollen das Gebet der Muslime nicht idealisieren, denn es ist kein freies, noch ein freiwilliges Gebet, sondern eine Pflicht ihres Gesetzes. Wer betet, wird von Allah beschützt und hat Erfolg. Wer nicht betet, steht in Gefahr sich zu verirren. Jedes Gebet bedeutet im Islam ein gutes Werk das eine böse Tat auslöscht (Sure 11, 114). Zu Muhammad kam ein Mann und sagte: »Ich habe gesündigt! Was soll ich tun?« Muhammad antwortete ihm: »Bete dreimal!« der Mann antwortete: »Muhammad, ich habe die Ehe gebrochen!« Der Prophet aber sagte: »Bete dreimal!« Darauf erwiderte der Betroffene: »Ich habe wirklich die Ehe gebrochen!« Worauf Muhammad ihm wieder sagte: »Bete dreimal, auch wenn du Abu Dhal (der Verlorene) heißt!« Wer also dreimal betet, kann auf seinem Konto im Himmel einen Ehebruch löschen oder Pluspunkte sammeln. Der Islam ist letztlich eine Werkgerechtigkeit. Muhammad schreibt dazu im Koran »Wahrlich, jene die das Buch Allahs (den Koran) rezitieren und das Gebet durchführen und von dem offen oder geheim spenden, was wir ihnen gegeben haben, erhoffen einen Handel (Geschäft), das sie nie bereuen werden, denn er (Allah) wird ihnen ihre Löhne voll auszahlen und von seinem Überfluß dazulegen (Sure 35, 29-30).

Allah – der ganz Andere

Allah, der allmächtige Schöpfer, Herr und Richter, erscheint im Koran als Gesetzgeber und Kaufmann, der von den 1,2 Milliarden Muslimen täglich in den fünf Gebetszeiten angebetet wird. Wer allerdings einen Muslim fragt: »Wer ist denn Dein Allah?« kann lächelnd zur Antwort bekommen: »Allah ist größer« (allahu akbar)! Das ist die Kurzform des islamischen Glaubensbekenntnisses. Allah ist nicht nur groß, auch nicht nur der Größte, noch vergleichbar mit anderen. Nein, er ist der ganz Andere, ein ferner und unerreichbarer Gott. Er ist größer, stärker, schöner, reicher und klüger als alles, was wir kennen. Jeder Gedanke über Allah bleibt mangelhaft und ist letztlich falsch. Er kann nicht gedacht, erreicht oder definiert werden. Vielmehr denkt er uns, umfaßt uns und bestimmt unser Dasein im Voraus. Er leitet welche er will und verführt welche er will (Suren 6, 39; 13,27; 14,4;16,93; 35,8; 71,31). Er ist kein persönlicher Gott. Er steht außerhalb aller Emotionen und Begriffe.

Der Volksislam hat sich mit diesem abstrakten Gottesverständnis nicht abgefunden und von den fünfhundert Eigenschaften und Namen Allahs im Koran 99 seiner schönsten Namen ausgesucht, die zum Klicken der Gebetskette mit ihren 3×33 Perlen als gutes Werk herabgeleiert werden. Al-Ghazali, einer der bedeutendsten Islamtheologen, hat diese 99 Namen exegesiert und miteinander verglichen. Er fand, daß mehrere dieser Schlüsselbegriffe sich überlappen oder gegenseitig aufheben und kam zu dem Ergebnis: »Allah ist alles und nichts! Wir können ihn mit unserem Verstand nicht begreifen, nur anbeten!«

Christen können von den Muslimen Gottesfurcht und einen tiefen Respekt vor dem Allmächtigen lernen. Sie meinen in ihrer Ehrfurcht den wahren Gott anzubeten, der die Gebete ihres Stammvaters Ismael erhört hat (1 Mo 21,17-21). Auch die Gebete eines Abraham oder des Kornelius können in diesem Zusammenhang bedacht werden (Apg 1,11-48).

Allah – keine Dreieinigkeit

Wer Muslime achtet und liebt, kann schnell erkennen, daß der Koran vehement gegen die Heilige Dreieinigkeit ins Feld zieht. Das kommt unter anderem daher, daß eine christliche Sekte im Nahen Osten zur Zeit Muhammads behauptete, die Dreieinigkeit bestehe aus Vater, Mutter und Sohn (Allah, Maria und Jesus; Sure 5,116)! Alle Kirchen lehnen diese Verirrung ab. Doch viele Muslime denken, daß die Christen glauben, Allah hätte mit Maria geschlafen und von ihr Jesus gezeugt. Wegen dieser Lästerung wird die Heilige Dreieinigkeit im Islam abgelehnt (Suren 4,171 und 5,73).

Allah – kein Vater

Aus demselben Grund erscheint es vielen Muslimen als Blasphemie, wenn wir Gott einen Vater nennen. Damit scheiden sie sich willentlich oder unbewußt von der zentralen Offenbarung Jesu Christi, der uns beten lehrte: »Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Vatername!« Jesus redete nach den vier Evangelien 178 mal vom Vater und nur 99 mal von Gott. Er hat uns den nahen, den persönlichen Gott geoffenbart, der sich in der rechtlichen Form der Liebe als »unser Vater« auf ewig an seine Kinder gebunden hat. Dieser neutestamentliche Gottesbegriff ist die theologische Antwort Jesu auch auf das Gottesverständnis im Islam. Christen haben etwas, was Muslime nicht besitzen. Sie haben einen persönlichen Kontakt zu Gott, ihrem Vater, der sie kennt, für sie sorgt und sie liebt, wo immer sie sind. Muslime haben keinen direkten Draht zu Allah. Sie bleiben immer Sklaven des Allesbeherrschenden und können sich nie als seine Kinder verstehen. 
 

Allah – kein Sohn

Der Koran lehnt 17 mal die Gottessohnschaft Jesu Christi strikt ab. Dabei glauben alle Muslime an Isa, den Sohn der Maria, den Propheten und Gesandten Allahs. Sie akzeptieren seine Geburt von der Jungfrau Maria, ohne Zutun eines Mannes, allein durch Gottes Wort in ihr geschaffen. Das ist ein Erbe aus den christologischen Streitigkeiten des Arius und Athanasius (im 4. Jahrhundert n. Chr.). Damit wird Christus im Islam als von Gott geschaffen, niemals aber von ihm gezeugt oder geboren verstanden. Mit diesem Bekenntnis stellen sich die Muslime in mehrfacher Hinsicht gegen das nizänische Glaubensbekenntnis aller Kirchen. Die Nachfolger Muhammads lehnen die Gottheit Jesu Christi in jeder Form ab, glauben jedoch an seine Heilungswunder, an die Auferweckung von mindestens drei Toten durch sein Wort, an eine Art der Speisung von 5000 in der Wüste, an die Weiterentwicklung des Gesetzes Mose durch den Sohn der Maria und an seine Fähigkeit, seine Nachfolger in Demut und Barmherzigkeit zu erneuern. Muslime glauben des weiteren an die Himmelfahrt Jesu und seine Existenz bei Allah. Sie lehnen jedoch radikal seine Gottessohnschaft und die Geschichtstatsache seiner Kreuzigung ab.

Damit stellen sich die Muslime außerhalb des auch für sie vollendeten Heils und verwerfen die Vergebung ihrer Sünden vor dem Jüngsten Gericht. Sie hoffen ihre eigene Gerechtigkeit ohne den Gekreuzigten aufzubauen. Das Wort »Heil« oder »Heiland« steht nicht im Koran geschrieben und paßt nicht in das Denken der Muslime hinein.

Allah – kein Heiliger Geist

Der Islam lehnt auch die Gottheit des Heiligen Geistes ab und bezeichnet ihn häufig als den Engel Gabriel. Im Islam gibt es keinen Heiligen Geist im Sinne des Neuen Testaments. Der Geist Allahs erscheint im Koran 29 mal als ein geschaffener Geist, ähnlich den Engeln und den Dämonen, und steht als Sklave Allahs unter seiner Befehlsgewalt.

Deshalb kann es im Islam auch keine Erkenntnis des Vaters und des Sohnes geben, da es der Heilige Geist ist, der in uns diese Erkenntnis schafft. Im Islam wachsen auch keine Früchte des Heiligen Geistes, nur Früchte des Fleisches. Natürliche Frömmigkeit und Religiosität hat wenig oder nichts mit dem Wirken des Geistes Christi zu tun. Dazu kommt, daß der Muslim keine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens kennt. Auf alle diesbezüglichen Fragen antwortet er mit »vielleicht« oder »wenn Allah will« oder »ein wenig«. Wer sich ernsthaft mit dem Islam befaßt, erkennt schnell, daß Allah im Koran kein Vater, kein Sohn und kein Heiliger Geist ist, noch sein kann. Allah ist keine Heilige Dreieinigkeit. Er ist ein völlig anderer Geist als unser Gott.

Wer ist Allah im Islam in Wirklichkeit?

Wir müssen uns von dem oberflächlichen Denken der Aufklärung und des Humanismus lösen und das Märchen von den drei abrahamitischen Religionen, die an denselben Gott glauben, überwinden.

Allah – ein antibiblischer Geist

60 Prozent des Korans stammen aus dem Alten Testament, das Muhammad nicht lesen konnte, weil es noch nicht ins Arabische übersetzt war. Deshalb begegnen uns im Koran mündliche Überlieferungen aus der Mischna und dem Talmud in arabisierter und islamischer Form. Etwa fünf Prozent der Texte des Korans stammen aus dem Neuen Testament, dessen Texte ebenfalls noch nicht in arabisch vorlagen, weshalb oft apokryphische Texte arabisiert und islamisch verdreht im Koran auftauchen. Muhammad war nicht bereit, seine sogenannten Offenbarungen von ihm gut gesinnten Juden oder Christen korrigieren zu lassen. Vielmehr machte er seine Eingebungen zum Maßstab für die Wahrheit. Alles was mit dem arabischen Text des Korans nicht übereinstimmt, gilt als Fälschung von ursprünglich verbal inspirierten Texten der Bibel. Die Mehrheit der Muslime ist überzeugt, daß die Juden die Bibel zur Irreführung Muhammads gefälscht haben und daß die Christen den Namen des verheißenen Muhammads aus den Evangelien entfernten.

Den Muslimen liegen solche Verdächtigungen nahe, weil ihr Koran in sieben verschiedenen Lesarten vorgetragen werden kann, die sieben Varianten des Inhalts anbieten. Außerdem wurden etwa 240 Verse des Koran durch spätere Offenbarungen Allahs aufgehoben. Die alten und die neuen Verse stehen jedoch noch gleichberechtigt nebeneinander im Koran. Im Islam gibt es keinen Geist der Wahrheit. Lüge und Betrug sind im Umgang mit Nicht-Muslimen legal erlaubt. Nicht umsonst steht im Koran »Sie (die Juden) waren listig und Allah war listig und Allah ist der Listigste von allen!« (Suren 3,54 und 8,30). Die Übersetzungen des Korans beschönigen meistens solche Verse, die aber im Arabischen so lauten. Dialogbereite Christen sollten sich vor einem Gespräch mit Muslimen gründlich vorbereiten, sonst werden sie hereingelegt. Muhammad sagte mehrere Male: »Der heilige Krieg ist (nichts als) Betrug (und List)!« Luther aber sang: »Groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist!«

Allah – ein antichristlicher Geist

Allah im Islam lehnt den Sohn Gottes und seine Kreuzigung konsequent ab. Der Text in 1. Joh 2,21-23 und 4,1-4 gibt uns die geistliche Regel zur Unterscheidung der Geister:

Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. Ihr Lieben, glaubt nicht einem jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist erkennen: Ein jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, daß er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.

Wir sollten diese Texte gründlich bedenken und uns vom Apostel der Liebe Gottes die Wahrheit über den Islam sagen lassen. Der Vater Jesu Christi wird den wahren Engel Gabriel nicht zu Muhammad nach Mekka senden, um ihm 17 mal zu diktieren, daß er, Gott, keinen Sohn habe, nachdem er Gabriel zu Maria in Nazareth sandte, um ihr mitzuteilen, daß das Kind, das durch den Heiligen Geist in ihr gezeugt wurde, »Sohn des Höchsten« genannt werde und der Sohn Gottes ist. Diese Offenbarungen im Koran stammen nicht von Gott, sondern von Satan. Ebenso war »Gott in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst«. Wie kann dann Muhammad sagen, der Engel Gabriel habe ihm beigebracht, daß Jesus nie gekreuzigt worden sei! Außerdem steht im Koran »die Christen sagen, Christus ist der Sohn Gottes… Allah schlage sie tot!« Solange dieser Vers im Koran steht, ist jeder Dialog mit Muslimen als Glieder einer gleichberechtigten abrahamitischen Religion eine Farce! (Sure 9,28-29).

Widerstand gegen den Geist Christi

Der Islam ist ein antigeistlicher Geist, da er die Gemeinde Jesu von Anfang an unterdrückte, verfolgte und vertrieb. Wir Europäer können uns kaum vorstellen, welches Ausmaß an Verachtung, Degradierung und Verfolgung die orthodoxen Christen als Minderheiten in Staaten mit islamischen Mehrheiten seit 52 Generationen erlitten haben und noch erleiden. Nur zehn Prozent der Christen aus den urchristlichen Gemeinden haben unter dem ständigen Druck standgehalten und sind keine Muslime geworden!

Seit 1973 leben wir in der Renaissance des Islams, da 20 Prozent des Reichtums aus der Erdölförderung in den islamischen Staaten für religiöse Zwecke abgezweigt werden. Seither wird das Missionsverbot strikter gehandhabt. Konvertiten aus dem Islam stehen in Lebensgefahr und einheimische Kirchen werden schikaniert und bekommen so gut wie nie eine Baugenehmigung. Die Reformation des Islams verlangt die Einführung der Scharia anstelle aller anderen staatlichen Gesetze, womit die Freiheit und Gleichberechtigung der einheimischen Christen erheblich beschränkt wird. Während die Mission von Muslimen »von Staats wegen« in islamischen Ländern verboten ist, läuft die Weltmission der Muslime in allen Kontinenten auf vollen Touren. Moscheen schießen wie Pilze in allen christlichen Ländern aus dem Boden.

Mehr biblische Nüchternheit

Die meisten Christen im Westen haben noch nicht begriffen, daß sie mitten in der dritten Angriffswelle des Heiligen Krieges der Muslime stehen. Wo immer eine Moschee in Afrika, Asien, Europa und in Amerika erstellt wird, entsteht der Brückenkopf einer totalitären Religion, in der nicht mehr die Gesetze des Gastlandes sondern die Scharia des Islams Gültigkeit hat. Das Ziel des Islams bleibt immer der Gottesstaat wie ihn Khomeini und seine Nachfolger propagieren (Suren 2,193; 8,39; 61,9).

Wer sagt »Allah im Islam« sei der Gott Abrahams oder der Vater Jesu Christi ist ein Träumer und hat den endzeitlichen Angriff des Islams nicht erkannt. Noch nie lebten so viele Muslime in christlichen Ländern wie heute. Der Islam verdoppelt sich durch Geburtenüberschuß alle 27 Jahre oder schneller, während die Christen weltweit eine Verdoppelungszeit von 54 Jahren aufweisen. Christen müssen lernen, den Islam vom Evangelium her zu beantworten und Muslime im Namen Jesu zu missionieren, sonst könnte es in Europa ein böses Erwachen wie einst im Nahen Osten geben.-

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Weitere Beiträge zum Thema:

 

4. Steinigung im Islam – Daniel Hecker

5. Haus des Islam und Haus des Krieges – Abd al Masih

6. Der Islam aus christlicher Sicht – Dr. Kurt E. Koch

7. Der Mythos der Al-Aksa-Moschee – Herbert H. Nowitzky

8. Ein Vergleich von Bibel und Koran – Ingmar Niederkleine

 




Der Islam

Islam

– Von Dr. Kurt E. Koch –

Aus dem Buch DAS OKKULTE ABC, 1984. Entnommen von Horst Koch, Herborn, 2001 –

1683 standen die Türken vor Wien, der damaligen Metropole der Christenheit. Welch ein Gemetzel hätten die Christen erwartet, wenn man der alten Moslemregel gedenkt, mit Feuer und Schwert den Glauben an Allah zu verbreiten. Die Stadt wurde aber erfolgreich verteidigt durch den Grafen Rüdiger Starhemberg und den tapferen Bürgermeister Andreas Liebenberg. Diese Männer hielten die Belagerer ab, bis die Ersatzheere von Herzog Karl von Lothringen und dem Polenkönig Sobieski herangerückt waren und in der Schlacht am Kahlenberg gewannen und Wien befreiten.
Bei diesen Türkenkriegen machte sich auch der badische Markgraf Ludwig Wilhelm einen Namen, der seither den Ehrennamen erhielt: Prinz Eugen, der edle Ritter. In großen Schlachten bei Nisch, Sinnkamen und Senta zwang er die Türken in die Knie, die dann ganz Ungarn an Österreich abtreten mussten.

300 Jahre später stehen die Türken nicht nur in Wien, sondern genauso in München, Frankfurt, Paris, London und vielen anderen Städten des Westens.
Diese stille Eroberung, gleichsam durch die Hintertüre, erfolgte ohne Blutvergießen. Wie war das nur mög­lich?
Die geistlich immer schwächer werdende Christenheit erlaub­te es dem Islam, Missionszentren in der westlichen Welt zu errichten. So hat z. B. Zürich den Bauplatz für die Errichtung einer Moschee den Moslems geschenkt, obwohl viele Bürger dagegen protestierten. In Rom haben Libyen und Saudi‑Arabien hoch oben auf dem Monte Mario eine Moschee gebaut. Gaddafi gab dazu 25 Millionen und die Saudis 50 Millionen. Der Papst konnte dieses Missionsprojekt im Herzen der katholischen Kirche nicht verhindern. England hat heute mehr als 200 Moscheen. In England und Frankreich sind die Moslems die zweitgrößte Religionsgemein­schaft.

Umgekehrt lassen die Länder mit vorwiegend islamischer Bevöl­kerung den Bau von christlichen Kirchen nicht zu. So habe ich in Djakarta eine neuerbaute christliche Kirche fotografiert, obwohl das gefährlich war. Zwei Monate nach der Einweihung wurde die Kirche von den Moslems zerstört, obwohl die Regierung Reli­gionsfreiheit proklamierte. Der moslemische Polizeipräfekt, der neben der Kirche sein Wohnhaus hat, und dem die Nachbarschaft der Christen zuwider war, hat bei der Zerstörungsaktion nichts gehört, obwohl das ein riesiger Tumult war. Ein anderer Vorfall war noch viel schlimmer. Auf einer entlegenen indonesischen Insel wurden in einer Nacht 29 Gebäude der evangelischen Mission, darunter die Kirche, das Schulhaus, Krankenstation und andere Räumlichkeiten, zerstört.

In Afghanistan gab es in Kabul eine einzige christliche Kirche, die während eines Besuches von General Eisenhower im Jahr 1959 gebaut werden durfte. Als Eisenhower nicht mehr Präsident war, wurde diese einzige christliche Kirche niedergerissen. Und das alles, während im Westen eine Moschee nach der anderen gebaut wird.

In islamischen Ländern musste weithin die christliche Missions­arbeit aufgegeben werden. Im Gegensatz dazu macht die islamische Missions­arbeit im Westen große Fortschritte. Darum sprechen die Moslems von einer Islamisierung des Abendlandes. Und Khomeini, der Führer Irans, spricht von einer Weltherrschaft des Islam als Fernziel.

Marius Baar spricht in seinem ausgezeichneten Buch „Das Abendland am Scheideweg“ davon, daß die missionarische Stoßkraft von den Christen auf die Moslems übergegangen ist. Auf Seite 103 schreibt er:
„Heute ist die Chri­stenheit geistlich tot. So beginnt der Islam seinen Siegeszug über das Abendland und die ganze Welt.“
An dieser rückläufigen Bewegung der christlichen Mission ist vorwiegend der Neurationa­lismus in der modernen Theologie schuld. So hat vor einigen Jahren ein deutscher Theologe in Tokio erklärt: „Die Zeit der christlichen Mission ist vorbei. Wir haben nur die Koexistenz zu pflegen.“ Diese Schwäche, aus dem Unglauben geboren, ist die große Chance für die anderen Weltreligionen.

In der Bundesrepublik leben rund 1,5 Millionen Moslems[1]. In Frankfurt hat der Leiter der Moslemgemeinde die Anerkennung des Islam als gleichberechtigte Religion neben der christlichen Religion gefordert. In einer Zeit, da durch den beängstigenden Geburtenrückgang durch den Mord an den Ungeborenen die Bevölkerung in Deutschland abnimmt, wachsen die Gastarbeiterfamilien durch ihre große Kinderzahl. Hier wird eine biologisch-genetische Schlacht verloren, die sich auch auf dem religiösen Sektor auswirkt.

Nach der Einleitung über die Gesamtsituation gehen wir nun in einzelne Details. Auszugsweise bringe ich einen Artikel, den der Ismaeldienst der Bibelschule Adelshofen 1980 brachte. Er lautet:

Islam im Vormarsch.

Im vergangenen Jahr sagte Ayatollah Khomeini, der Führer des Islam: „Der Endsieg wird kommen, wenn unser ganzes Land den Islam angenommen hat! Doch darüber hinaus muss noch ein anderer Sieg errungen werden: Der internationale Sieg des Islam und die Errichtung seines Reiches über die ganze Welt.“ Und Tausende iranischer Frauen riefen während einer Demonstration: „Wir werden die Welt zum Islam bekehren!“

Die Moslems glauben mit außerordentlicher Leidenschaft Dinge, die das genaue Gegenteil von dem sind, was Christen glauben. Die meisten christlichen Glaubensaussagen halten die Moslems für Irrtümer und Gotteslästerungen. Einige Beispiele:

1. Der Christ glaubt an die Erbsünde. Der Koran lehnt die Erbsünde grundlegend ab. Deshalb hält der Moslem die Erbsünde für einen Unsinn. Er sieht nicht ein, wie hoffnungslos der Zustand des Menschen durch die Sünde wurde. Im Islam kann der Glaube an Allah und gute Werke vor der Sünde retten.

2. Der Christ glaubt an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Der Moslem lehnt die Fleischwerdung Jesu völlig ab; er findet diesen Glauben als einen Unsinn. Gott würde sich nie so demütigen.

3. Der Christ glaubt, daß Jesus Gottes Sohn ist. Für den Moslem ist das eine Gotteslästerung. Im Koran liest er: „Nicht steht es Allah an, einen Sohn zu zeugen.” (Sure 19,36) „Wahrlich, das sind Ungläubige, welche sagen: ’Allah ist doch Christus, der Sohn Marias.’“ (Sure 5,18)

4. Der Christ glaubt an die Dreieinigkeit Gottes. Im Koran steht: „Glaubt an Allah und seinen Gesandten, sagt aber nichts von einer Dreiheit. Vermeidet das.“ (Sure 4,172)

5. Der Christ glaubt fest an Jesu Kreuzigung und Auferstehung und an die Erlösung durch Jesus Christus. Im Koran liest der Moslem: „Sie haben ihn aber nicht getötet und nicht gekreuzigt, sondern einen anderen, der ihm ähnlich war . . . Sie haben ihn aber nicht wirklich getötet, sondern Allah hat ihn zu sich erhoben…“ (Sure 4, 158,159). So erfährt man, daß man im Islam die Erlösung durch Christi Blut völlig ablehnt. Für den Moslem gibt es keinen Heiland, keinen Erlöser.

Eine noch etwas umfangreichere Darstellung ist im Informationsbrief Nr. 96 der Bekenntnisbewegung gegeben. Es heißt darin „Um die Auseinandersetzung um das Wesentliche zu ermöglichen, sollen einige wichtige Informationen über den Islam zusammengestellt werden.

Das Einmaleins über den Islam

Wussten Sie

‑ daß ’Islam’ soviel wie Hingabe (an Gott), Unterordnung, Unterwerfung bedeutet?
‑ daß die Anhänger des Islam ’Moslem’ oder ’Muslim’ genannt werden wollen und ’Mohammedaner’ ein Schimpfname ist?
‑ daß Mohammed von 570 bis 632 lebte, seit 622 in Medina (= Hedschra)?
‑ daß der Koran in Arabisch geschrieben ist und als unübersetzbar gilt?
‑ daß neben dem göttlichen Koran auch die schriftlich festgehaltenen überlieferten Äußerungen und Handlungen des Propheten Mohammed, genannt ’Hadith’, und die Gewohnheiten der ersten Moslems, genannt ’Sunna’, sowie viele weitere Schriften eine entscheidende Rolle spielen?
‑ daß der Islam keine religiösen Bilder und keine religiöse Musik kennt?
‑ daß der Islam in zwei große Parteien, die ’Sunniten’ und die ’Schiiten’, gespalten ist und es im Islam ebenso ’fundamentalistische’, ’liberale’ und ’konservative’ Strömungen gibt wie im Christentum?
– daß die religiöse Praxis folgende fünf Säulen umfasst?:

1. Das Glaubensbekenntnis ’Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet’
2. Fünf tägliche Gebete in Richtung auf die Kaaba in Mekka
3. Die Almosensteuer und Armenhilfe
4. Das Fasten, besonders im 9. Monat ’Ramadan’
5. Die Pilgerfahrt nach Mekka, einmal im Leben
6. Oft angefügt: Der Heilige Krieg ’Jihad’

‑ daß der Koran sehr viele Anspielungen auf das Alte und Neue Testament enthält?
‑ daß die Juden und Christen beschuldigt werden, die drei genannten Bücher verfälscht zu haben und den Rest unberechtigterweise als Gottes Wort zu bezeichnen?
‑ daß Jesus im Islam ein wichtiger Prophet ist, aber nicht Gottes Sohn?
‑ daß die Frage um Jesus und die Dreieinigkeit der größte Streitpunkt zwischen Islam und Christentum ist?
‑ daß Jesus als Gottes Sohn zu bezeichnen, Gott als dreieinig und zu glauben, daß Jesus am Kreuz starb, als Gotteslästerung gilt?
‑ daß im Koran viel gegen das Christentum steht?
‑ daß trotzdem Juden und Christen als ’Religionen des Buches’ eine Sonderstellung zwischen Heiden/Ungläubigen und Moslems haben?
– daß man Christen dulden kann, solange sie nicht missionieren?
– daß Mission unter Moslems als die schwierigste überhaupt gilt?
– daß Moslems durch den Koran und andere Bücher, durch die politische Geschichte und die Tatsache, daß sie nur ein pervertiertes Christentum kennenlernten, meist gegen das Christentum und das Evangelium geimpft sind?

Diese stichwortartigen Merksätze zeigen, daß das Christentum und der Islam sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen. An der Heiligen Schrift gemessen, ist der Islam eine antichristliche, ja sogar gefährliche Religion.

Wir müssen uns nun der Mühe unterziehen und den Gegensatz zwischen Isaak und Ismael herausstellen. Zuerst aber zwei Beispiele:

B 1 Bei einem Besuch in Jerusalem ging ich am Sonntagmorgen in den Gottesdienst der Erlöserkirche. Ein Kirchenältester, dem ich als Tourist auffiel, fragte mich nach meiner Heimat. Als er erfuhr, daß ich evangelischer Pfarrer bin, nahm er mich zur Kirchenbank der Gemeindeältesten. Es war in der Zeit nach dem Sechstagekrieg. Ich fragte ihn: „Wie sehen Sie die ganze Auseinandersetzung zwischen Israel und den Arabern an? Er antwortete: „Die Israelis haben unser Land geraubt. Ismael ist der erstgeborene Sohn Abrahams und damit der Erbe. Uns gehört das Land, nicht den Juden.” Ich war überrascht. Dieser Kirchenälteste war der Rasse nach Araber, dem Glauben nach Christ. In der Zeit, da Ludwig Schneller das syrische Waisenhaus baute und betreute, sind viele der jugendlichen Araber zum christlichen Glauben übergetreten. Der Übertritt kam aber manchmal nicht einer Lebenserneuerung durch Christus gleich. Dieser arabische Christ dachte ismaelitisch und nicht biblisch.

B 2 Ein anderes Beispiel hörte ich auf der gleichen Israeltour auf dem Ölberg. Ich besuchte das Haus der Marienschwestern. Eine Schwester erzählte mir folgendes. Ein arabischer Klempner wurde gerufen, um die defekte Wasserleitung zu reparieren. In den Essenspausen zog der Handwerker eine Taschenbibel heraus und las darin. Die Schwester freute sich, in ihm einen gläubigen Bruder zu entdecken. Sie fragte ihn nach seiner Meinung im Blick auf die Besetzung des Heiligen Landes. Der arabische Christ hob die Bibel hoch und sagte: „Die Schrift muss erfüllt werden. Dieses Land ist den Juden verheißen. Daran können wir Araber nichts ändern.“

Damit haben wir zwei arabische Christen vor uns. Der erste nennt sich Christ, denkt aber islamisch. Der zweite ist ein biblisch ausgerichteter Mann.

Wie erobert der Islam die Welt?  Wer steht hinter ihnen?

Der Ausgangspunkt des Islam ist eine falsche Schriftauslegung. Die Moslems sind die Nachkommen Ismaels, eines Sohnes Abrahams mit der Magd. In 1. Mose 21,12 steht: „In Isaak soll dir der Same genannt werden.“ (Röm. 9,7) Ismael ist der Ausdruck der Ungeduld Abrahams, der nicht auf die Verheißung Gottes warten wollte. Ismael ist der Sohn nach dem Fleisch. Isaak ist der Sohn der Verheißung.

Der Zwiespalt zwischen den Söhnen Abrahams besteht nun schon 4000 Jahre. Gott hat eine Linie des Segens und der Rettung aufgebaut von Abraham, über Isaak, Mose, David, Jesus und die Gemeinde des Sohnes Gottes.
Da Satan sich zum Gegenspieler der Gemeinde Jesu entwickelt hat, benützt er die Linie Ismaels und seiner Nachkommen, um gegen Jesus und seine Jüngerschar einen entscheidenden Vernichtungsfeldzug zu inszenieren. Er pflanzte in die Herzen der Ismaeliten einen fanatischen Hass gegen alles, was von Jesus kommt und zu Jesus gehört. Dieser Hass ist die Triebfeder aller Aktionen der Moslems. Man merkt es auch dem Koran an, daß da kein Platz ist für die Liebe zu Gott und zum Nächsten.

Eine zweite Wurzel des Islam ist die Herkunft Allahs, der von kurzsichtigen Christen in eins gesetzt wird mit dem Gott der Bibel. Hören wir kurz die Entstehung des Islam, aus der auch die Existenz und Bedeutung Allahs sichtbar wird.

Mohammed wurde 570 in Mekka geboren. Zu seiner Zeit bestand schon der schwarze Stein. Dieses schwarze Heiligtum war das Zentrum von 365 Göttern. Ursprünglich wurden diesem Heiligtum Menschen geopfert, später nur noch Kamele. Durch seine Reisen kam der junge Mohammed mit den beiden monotheistischen Religionen, dem Christentum und Judentum, in Berührung. Dadurch entstand bei ihm der Vorsatz, in seiner Heimat alle Götter außer dem einen vom schwarzen Stein auszufegen.

Der schwarze Stein ist die Sühnestelle des Islam. Jeder Moslem muss einmal im Leben nach Mekka, um den schwarzen Stein zu küssen. Dann sind alle seine Sünden vergeben.

Die Berührung mit den beiden monotheistischen Religionen vermittelten Mohammed zahlreiche Kenntnisse, die er dann im Koran verwertete und dabei umdeutete. Um diesem Koran Autorität zu verleihen, wurde behauptet, er sei ihm vom Engel Gabriel diktiert worden. Allah ist nach allem nicht unser Gott der Bibel, sondern der höchste Götze unter 365 „Nebenbuhlern”. „Die Menschen, die sich diesem Geist hingeben, werden Gebundene Satans.” (Marius Baar S. 62)

Durch seine Kontakte mit dem Monotheismus hat Mohammed viele Vorstellungen aus dem Alten und Neuen Testament in den Koran hineingetragen. Die Mohammedaner sind das auserwählte Volk, dem sich alle Völker und Religionen zu unterstellen haben. Atheisten und Christen, Juden und abgefallene Moslems müssen sich dem Islam beugen, oder es droht ihnen die Vernichtung. Vom

Felsendom aus, wo einst der Tempel Salomos stand, wurden die islamischen Völker zur Endlösung aufgerufen. Die Moslems sind also die Gegenspieler der Christen und Juden. Sie vertreten auch die christliche Vorstellung vom Propheten und Antichristen der Endzeit. Ein islamischer Prophet wird erwartet, der aus den arabischen Staaten von Marokko bis Pakistan ein großarabisches Reich aufbauen soll.

Um dieses Ziel der islamischen Weltherrschaft zu erreichen, hätte Allah ihnen das Öl geschenkt. In der Tat hat der Ölsegen die Welt verändert. Viele Scheichs legten ihre Milliarden in der Schweiz an.

Die Moslems haben ihr Übergewicht in der Weltwirtschaft erkannt. Sie wissen, daß sie im Westen alles zum Erliegen bringen, wenn sie den Ölhahn zudrehen. Kein Jet kann mehr im Westen fliegen, kein Panzer, kein Auto mehr fahren, wenn sie den Ölstrom stoppen.

Sie nützen diese wirtschaftliche Vorherrschaft aus, indem sie auch idealistische Pläne zu verwirklichen suchen. Es soll die Basis für ein einheitliches großarabisches Reich geschaffen werden. Darum ist ihr Ziel, daß in allen islamischen Staaten nur die Koransprache gesprochen wird. Gaddafi in Libyen hat als erster die Koransprache als Amtssprache eingeführt.
Der zweite Plan ist, eine einheitliche Währung einzuführen. Man denkt auch daran, den Dollar beim Ölgeschäft auszuschalten. Zur Werbung für das großarabische Reich soll in der ganzen Welt eine umfangreiche Werbung gestartet werden. So versorgen sie jeden japanischen Haushalt kostenlos mit einem Koran. Außerdem sollen 200000 Exemplare des Korans in Hotelzimmern ausgelegt werden. In einem asiatischen Hotel habe ich das schon erlebt, daß eine Gideonbibel und ein Koran im Nachtschränkchen lagen.
Ferner wird der Bau von vielen Moscheen mitfinanziert und der Bau von islamischen Universitäten in Angriff genommen. Alle Möglichkeiten und der Einsatz aller Medien werden ausgeschöpft. In Mekka ist ein mächtiger Sender gebaut worden, der sich „Die Stimme des Islam“ nennt. Die Weltmoslemliga und mehrere islamische Weltmissionswerke sollen für die Verbreitung des geistigen Ideengutes des Islam intensiv sich einsetzen.

Man fragt sich zum Schluss: „Woher kommt nun der Antichrist? Aus dem wiedererstandenen römischen Weltreich oder aus dem Islam?” Hat nicht der Islam mehr wirtschaftliche Trümpfe in seiner Hand?

Vergleichen wir ruhig einmal, was Pfr. Wolfgang Borowsky in seinem Buch „Christus und die Welt des Antichristen” schreibt mit dem, was Marius Baar über den Islam berichtet hat.

Ich bin ein neutraler Beobachter beider Bücher. Ich bin mit beiden Autoren befreundet. Borowsky setzte seine Karten auf die „One-World-Bewegung” und auf die Multimilliardäre der Geheimbünde. Marius Baar zeigt als Gegengewicht die Multimilliarden der Ölscheichs. Wo liegt das größere finanzielle Gewicht?

In dem monatlichen Magazin eines amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers (The Reaper von McMaster) vom Januar 1984 las ich folgende Zahlenangaben: USA hat gegenwärtig 5 Billionen Dollar Schulden, davon entfallen 1,3 Billionen auf den Staatshaushalt, der Rest auf private Schulden amerikanischer Bürger und Unternehmungen. Zu den 1,3 Billionen kommen noch 850000 Dollar als Darlehen an die dritte Welt, die natürlich auch verloren sind. Dem Staatssäckel fehlen demnach 2,15 Billionen Dollar. Dem amerikanischen Volk wachsen die Schulden, den Scheichs wachsen täglich die Ölmilliarden. Die westlichen Länder pumpen nahezu alle die Ölmilliardäre an.

Fragen wir nochmals: Wer hat die größeren Chancen? Wirtschaftlich liegen die Ölmilliardäre vorne. Intelligenzmäßig immer noch der Westen. Der Westen baut die Kernkraftwerke und die Satelliten. Die Ölscheichs müssen sich die Experten aus dem Westen holen, wenn sie auf speziellen Gebieten Schritt halten wollen.

Das Problem um den Vorrang ist trotzdem noch nicht gelöst. Es geht im Reich Gottes ja gar nicht darum, wer mehr Milliarden hat, sondern was Gott geplant hat.

Pfr. Borowsky und Marius Baar sind sich einig, daß der Antichrist ein Jude sein muss, sonst würde er in Jerusalem nicht angenommen werden.

Der Unterschied zwischen den beiden Autoren Borowsky und Baar liegt darin, daß Borowsky mehr an die Elite und geheimen Führer des wiedererwachten römischen Reiches denkt. Baar dagegen hat den Islam im Auge.

Ich streite mich in dieser Frage nicht sondern sehe dazu noch die übergeordnete Möglichkeit, daß die Multimilliardäre der One-World-Bewegung auch ihre Hintermänner unter den Ölmilliardären haben. Damit haben nämlich beide Autoren recht. Der Teufel ist ein schlauer Fuchs. Er handelt manchmal nach dem militärischen Grundsatz: getrennt marschieren, vereint schlagen. Die Multis in West und Ost können eines Tages unter einem Hut vereinigt werden und gemeinsame Sache gegen Christus machen, an dem sie dann zerschellen werden. Der Herr Jesus gibt seine Macht keinem anderen.

In den folgenden Abschnitten werden Beispiele aus meinem Bekanntenkreis gebracht, die zeigen, daß Jesus auch Moslems trotz ihres Fanatismus retten kann. Es wäre für den Leser belastend, wenn er nur negative Berichte vorgesetzt bekommt. Es muss als Gegengewicht der Sieg Jesu sichtbar werden. Das ist der Sinn der folgenden Beispiele.

Die Geschichte eines Moslemlehrers

In Madras/Südindien hörte ich die Geschichte von Iqbal dem Moslemlehrer. Ich lernte ihn persönlich kennen, als er bereits Christ war.

Iqbal stammt aus einer fanatischen mohammedanischen Familie. Die Eltern geben sich Mühe, ihre Kinder vor jedem christlichen Einfluss zu bewahren. Leider war an ihrem Ort nur eine christliche Schule. Lesen und Schreiben konnte er dort lernen, jedoch gegenüber dem christlichen Einfluss sollte er sein Herz verschließen. Das war aber nicht so einfach; denn an der Schule gab es einige gläubige Lehrer, die für alle Schüler beteten.

Immerhin schaffte es Iqbal, als überzeugter Moslem die Grundschule zu beenden und eine höhere Schule in Madras zu besuchen.

Sehr viele Schulen in Indien haben die Koedukation. Hindus, Moslems und Christen werden zusammen unterrichtet. Dieses System ist gar nicht so übel. Junge Leute sollen sich ruhig mit anderen Religionen auseinandersetzen.

Im College in Madras, auf das Iqbal übergesiedelt war, gab es lebhafte und oft hitzige Rededuelle und Auseinandersetzungen. Es blieb nicht bei geistigen Kämpfen. Die jungen Burschen trugen ihre Meinungsverschiedenheiten auch mit ihren Fäusten aus. Iqbal war einer der hauptsächlichsten Rädelsführer bei diesen Streitereien.

Um seine Kameraden zu ärgern, spielte er sonntags in der Gottesdienstzeit der Christen Fußball oder Kricket. Die regulären Andachten vermied er. Er sagte sich oft tagsüber Koranverse vor, um sich der christlichen Umklammerung zu erwehren.

Nach Abschluss der Collegezeit besuchte Iqbal die Universität. Dort lernte er einen echten Christen kennen, der sich auf keine Rededuelle einließ, sondern sein Christsein vorlebte.

Für den feurigen Moslem war das der erste echte Anstoß zum Nachdenken. Er merkte, daß es auch Christen gibt, die nicht nur über Lehren streiten, sondern ihren Glauben ausleben.

Aus Sympathie zu dem Kommilitonen ließ er sich eines Sonntags bewegen, eine Versammlung von Vater Daniel zu besuchen, der als christlicher Führer in Madras und in ganz Südindien einen Namen hatte. Der alte Bruder ist vor einigen Jahren heimgegangen. Ich war mit ihm befreundet.

In der christlichen, geistgewirkten Atmosphäre der Daniel-Bruderschaft geriet Iqbal in große Anfechtung. Er erlebte eine geistliche Kraft, die ihn verwirrte, bedrängte und an seinem bisherigen Glauben irre werden ließ.

Es war eine Entdeckung, die ihn geistig geradezu niederschmetterte, daß Mohammed kein Prophet war, sondern ein religiöser Hochstapler, ein Verführer der Menschheit. Er fühlte den Boden unter sich wanken. Bei dieser Revolution trat dann der in sein Leben, der in dem Zerbruch des Alten einen festen Boden unter die Füße gab: Jesus.

Damit trat Kampfesruhe, Waffenstillstand ein. Schritt für Schritt ging es weiter. Er ging zu Vater Daniel in die Beichte und Seelsorge. Im Glauben erlebte er Vergebung seiner Schuld. Er suchte nun­mehr die Gemeinschaft der Gläubigen. Sein Leben hatte einen neuen Kurs bekommen.

Eine Sorge erfüllte ihn noch. Wie würden seine Eltern seine Entscheidung aufnehmen? Oft werden ja Neubekehrte von ihren Angehörigen verstoßen. Viele beteten für ihn. Der Herr gab Gnade. Seine Eltern machten ihm keine Vorwürfe. Sie ließen ihn gewähren.

Noch eine andere Freude wartete auf ihn. Er fand an seiner früheren Schule, wo er so hart für den Islam gekämpft hatte, als christlicher Lehrer eine Anstellung.

Dabei blieb es aber nicht. Der Herr hatte einen anderen Plan. Eines Tages las Iqbal in der Tageslese das Wort Jes. 61,6: „Ihr aber sollt Priester des Herrn heißen, und man wird euch Diener unseres Gottes nennen.“

In diesem Augenblick spürte er die Unmittelbarkeit des Heiligen Geistes: „Du bist gemeint. Du bist berufen. Willst du folgen?“

Iqbal gehorchte. Er gab seinen Lehrerberuf auf und ging in der Bibelschule von Vater Daniel ins Bibelstudium und wurde als Evangelist abgeordnet.

Der Verkündigungsdienst von Iqbal ist vom Segen des Herrn begleitet.

Vom Sieg Jesu über den Koran zeugt der nächste Bericht über die Bekehrung eines Moslemführers. Der junge Mann studier­te an der Universität in Djakarta und wollte Lehrer werden. Ein ungeheurer Fanatismus beseelte diesen jungen Mann. Er übernahm daher die Leitung einer mohammedanischen Jugendgruppe, mit der er allerlei Terrorakte gegen die Christen durchführte. Einmal warf er mit seinen Freunden die Scheiben der christlichen Kirche und des evangelischen Pfarrhauses ein.

Der evangelische Pastor reagierte nicht auf diese Angriffe. Das reizte den jungen Studenten. Er suchte den Pastor auf und fragte ihn, warum er sich nicht wehre. Der Pastor erklärte ihm: „Christen wehren nicht Gewalt mit Gewalt ab.“

Dem jungen Moslemführer ließ das keine Ruhe. Er kaufte sich eine christliche Bibel, um die Grundlagen des Christentums zu studieren. Er wollte in der Lage sein, die Bibel und den christlichen Glauben zu widerlegen.

Es kam ein anderes Resultat heraus. Der Moslem bekehrte sich. Er legte seinen mohammedanischen Namen ab und nahm den christlichen Namen Timotheus an. Das gab in seinem Freundes­kreis eine ungeheure Revolution. Die Moslems ertragen eher ein Verbrechen ihrer Leute als eine Bekehrung zum christlichen Glauben.

Alle Versuche, ihn umzustimmen, schlugen fehl. Er gab sein Studium auf und beschloss, Theologie zu studieren. In Djakarta ist ein theologisches Seminar, bei dem er sich anmeldete.

Das gab die erste Enttäuschung. Dieses Seminar ist mit der modernen Theologie verseucht. Der jung bekehrte Moslem geriet in große Nöte. Dafür hatte er doch nicht sein Lebensziel geopfert und die Verachtung seiner Eltern und Freunde auf sich genommen, um sich den hart erkämpften Glauben wieder nehmen zu lassen! Er fragte sich: „Was ist das für ein Christsein? Dafür habe ich nicht meinen bisherigen Glauben eingetauscht.“ Er suchte dann nach Christen, die an das glauben, was in der Bibel steht. Und er fand sie.

Timotheus bekam Verbindung mit der Bibelschule in Batu und trat dort ein. Nach seiner Ausbildung empfand er genau wie seine Lehrer, daß er unter den Moslems in Sumatra arbeiten sollte. Seither steht er dort und tut einen gesegneten Dienst. Ich traf ihn mehrmals. Wir sind gute Freunde geworden. Auf meiner Gebetsli­ste für Sumatra steht er obenan.

Aus der Arbeit dieses tapferen Streiters Jesu seien einige Beispie­le erwähnt. Timotheus traf eines Tages einen 90 Jahre alten Diener der Moschee. Der junge Pastor sagte ihm: „Wenn du stirbst, fährst du zur Hölle.” Der 90-jährige antwortete: „Ja, ich weiß es. Wenn du aber den Weg zum Himmel weißt, dann zeige ihn mir.” Timotheus zeigte dem Alten den Weg zu Jesus. Der hochbetagte Greis nahm den Herrn Jesus als seinen Heiland an und war damit gerettet.

Ein andermal kam Timotheus ins Gespräch mit einem Moslem­priester. Als guter Korankenner zeigte ihm der ehemalige Moslem und Koranstudent die Unterschiede zwischen dem christlichen Glauben und dem Allah‑Glauben. Er sagte dem Priester: „Es gibt im Koran keine Gotteskindschaft. Die Bibel aber verheißt uns: ‚Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir Gottes Kinder sollen heißen’ (1. Joh. 3,1).

Ferner kennt der Koran keine Gewissheit der Vergebung, keine Gewißheit des ewigen Lebens. Die Bibel sagt uns aber: ,Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben’ (Joh. 3,36). Ferner sagt uns Paulus (Eph. 1,7): ,An Jesum haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade’. Der Priester wurde nachdenklich. Und was überhaupt kein Missionar fertig bringt, einen Moslempriester zu überzeugen, das tat der Heilige Geist. Der Priester zerriss sein Moslemgewand und warf es vor den Eingang der Moschee. Seither folgt er Jesus nach und wurde sogar von der christlichen Gemeinde als Ältester gewählt.

Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
Bricht dem gewappneten Starken ins Haus,
Sprenget des Feindes befestigte Schlösser,
Führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.

 

Christophorus

Bei einer Konferenz in Java lernte ich Christophorus kennen. Kaum war er am Tagungsort angelangt, da rief ihn ein Telegramm nach Sumatra zurück. Die Moslems hatten wieder einen Mordanschlag gegen die Christen geplant. Wo die Moslems die Herrschaft haben, sind sie brutal und grausam. Wo sie in großer Minderheit sind, benehmen sie sich freundlich und täuschen damit ihre Mitmenschen.

Christophorus ist ein jüngerer Mitarbeiter von Timotheus bei den Serawai. Er ist ebenfalls in Batu ausgebildet. Unter den Serawai hat er sich bereits in besonderer Weise bewährt.

Eines Tages hatte er eine Einladung zum Essen erhalten. Ahnungslos nahm er die Einladung an. Nach dem Essen befielen ihn schreckliche Schmerzen. Seine freundlichen Gastgeber hatten ihm Gift in das Essen gemischt, das sonst stets tödlich wirkte.

Christophorus legte sich ins Bett. Drei Tage war er einem furchtbaren Brennen im Magen und in der Lunge ausgesetzt. Unablässig schrie er zu seinem Herrn. Nach drei Tagen war die Krise überwunden. Die Moslems staunten, daß das Gift ihn nicht getötet hatte. Sie sagen seither: „Bei den Christen muss man aufpassen. Ihr Gott hilft ihnen immer.“

Die Frucht dieses misslungenen Giftanschlages war, daß einige Moslemfamilien sich bekehrten, aber nicht die betreffenden Giftmischer.

Wer unter den Moslems sich bekehrt, muss täglich auf seinen Tod gefasst sein. Es ist ein Leben in ständiger Todesbereitschaft. Das ist eine heilsame Lektion und Situation für die, die dort Christen werden.

Und doch kommt Gott auch mit den Giftmischern zum Ziel. Er gebraucht viele Mittel und Wege, um diese Moslems zu finden.

So betete ein Christ mit einem Moslempriester, der geisteskrank war. Auf Grund des Gebetes wurde er gesund. Er folgte dann Jesus nach. Den mohammedanischen Gouverneur ärgerte es, daß der Mann, der schon 38 Jahre Priester gewesen war, Christ geworden ist. Die Soldaten holten ihn. Unter drohenden Waffen wurde er verhört: „Warum bist du Christ geworden?“ Er antwortete: „Ich war geisteskrank, und der Herr Jesus hat mich gesund gemacht, darum bleibe ich bei ihm.“ Es war ein Wunder, daß sie ihm nichts taten, sondern ihn unbehelligt heimgehen ließen. Die Moslems, die Christen geworden waren, wurden ja manchmal von den Soldaten geprügelt oder auch kurzerhand ins Gefängnis gesteckt.

Auch die Moslemkinder hat Gott sich als Werkzeuge zugerüstet. Pastor Christophorus hatte einmal den Kindern den Vers beigebracht „Das Blut des Lammes reinigt uns und machet alles neu“. Als dann am nächsten Freitag, dem Sonntag der Moslems, in der Moschee Gottesdienst war, zogen die Kinder an der Moschee vorbei und sangen dieses Lied. Pastor Christophorus erschrak, ging hinaus und wollte die Kinder beschwichtigen. Da sah er, daß der Sohn des Moslempriesters mitsang. Dann ließ er es geschehen. Vielfach werden die Eltern durch ihre eigenen Kinder auf den Herrn Jesus hingewiesen.

Bei einem Gottesdienst der Moslems wurde heftig gegen die Christen gehetzt. Die Christen hatten sich in der gleichen Zeit zum Gebet versammelt, weil sie einen Angriff fürchteten. Es kam anders. Als der Moslempriester um 10 Uhr morgens die Moslems zu einem Angriff gegen die Christen anstachelte, lief ein Moslem aus der Moschee heraus und gerade auf das Haus von Pastor Christophorus zu. Er sagte dem Pastor: „Ich will Christ werden.” Christophorus fürchtete eine Falle und zögerte. Der Moslem sagte:

„Du zweifelst. Ich sehe, du hast hier Schweinefleisch. Gib mir davon zu essen, damit du überzeugt bist.” Den Moslems ist ja Schweinefleisch ein Greuel. Er aß davon und sagte: „Gib mir auch für meine Familie. Wir machen Schluss mit der Moschee und kommen alle zum Herrn Jesus.“ So geschah es auch. Die ganze Familie bekehrte sich. Das war die Antwort Gottes auf die Hetzerei des Priesters und das Gebet der Christen.

Ein Moslem mit Namen W. bekehrte sich. Er brachte auch seine ganze Familie und seine Nachbarn zu Jesus. Nicht lange danach brachten ihn die Moslems ins Gefängnis. Eines Nachts kam seine Frau angerannt: „Mein Reisfeld brennt ‑ vermutlich auch ein Racheakt der Verfolger ‑, kommt und helft mir löschen!“ Die Christen eilten zu Hilfe, denn der Reis war reif zur Ernte. Sie konnten allerdings nicht löschen, weil es die regenlose, trockene Zeit war. Es war kein Wasser da. Da knieten die Christen am Reisfeld nieder und baten den Herrn um Hilfe. Das Wunder geschah. In kurzer Zeit, unmittelbar nach ihrem Gebet, sandte der Herr Regen, obwohl es nicht Regenzeit war. Der Brand wurde rasch gelöscht. Die Ernte war gerettet. Durch dieses Wunder bekehrten sich wieder zwei andere Familien. So muss auch die Verfolgung dazu dienen, daß das Reich des Herrn gebaut wird.

Bei den Moslems gibt es viele Zauberer. Selbst die meisten der Priester üben nicht ihre Macht durch den Koran aus, sondern durch Magie. Bei seiner Verkündigung stieß Christophorus eines Tages auf drei Zauberer. Er kam mit ihnen ins Gespräch und wies sie auf Jesus hin. Zwei von ihnen bekehrten sich. Der dritte war reich und hing an seinen Gütern. Christophorus besuchte ihn und wies ihn auf das Wort hin: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele.“ Der Zauberer wehrte sich und lehnte Jesus ab. Neun Tage später starb er ganz unerwartet, ohne jegliche Erkrankung gehabt zu haben.

Das Evangelium läuft. Weder Gift noch Drohungen, noch Mordanschläge können den Geist Gottes an seinem Werk hindern. Was ist das für ein wunderbares Geschehen in Indonesien! Und das alles ohne die übliche Schwärmerei, mit der man so oft eine Erweckung vortäuschen will.

In den letzten Jahren waren auf Sumatra viele Christen im Gefängnis. Auch das war des Herrn Wille. Die Christen sind dadurch oft den üblichen Mordanschlägen entkommen. Dazu haben sich andere Gefangene und Aufseher durch ihr Zeugnis im Gefängnis bekehrt.

Einer der bekanntesten Gefangenen war der Leiter der Moslemmission. Er war wegen politischer Dinge verurteilt worden. Auch er fand im Gefängnis durch den Dienst der Christen den Herrn Jesus. Als er entlassen wurde, marschierte er 75 Kilometer zu Fuß, um sich in der nächsten christlichen Kirche taufen zu lassen. Er hat also das außerhalb des Gefängnisses bewährt, was er innerhalb gehört und gelernt hatte.

Der Geist Gottes wirkt in der Erweckungszeit unter den Moslems. Der Herr Jesus verherrlicht seinen Namen. Es ist aber auch zugleich eine Zeit der Verfolgung, eine Epoche dämonischer Angriffe. Und das gehört notgedrungen dazu.

Die Moslems arbeiten mit allen Mitteln. Sie schleichen sich in geschlossene christliche Versammlungen ein, um die Christen auszukundschaften. Sie fälschen Ausweise. Sie schicken Polizei und Soldaten vor. Sie bringen Christen in die Gefängnisse. Gift und Brandstiftung ‑ alles passt in ihr Konzept. Sie isolieren die Christen. Sie entlassen sie aus den bisherigen Ämtern. Alle Regierungsstellen werden „sauber” gehalten. Wenn ein Moslem sich bekehrt, verliert er sofort seinen Posten. Und doch behält der Herr Jesus das letzte Wort. „Das Reich muss uns doch bleiben.”

Trotz aller Bedrängnis festigt sich die Gemeinde der bekehrten Moslems. Es sind jetzt schon 1400 Christen, alle ehemalige Moslems und Feinde des Kreuzes Christi. Seit 1965 haben sie eine eigene Bibelschule in Tendjung Enim, die von 30 jungen Serawai besucht wird. Ehemalige Giftmischer verkündigen nun das Evangelium. Es sind von Südsumatra aus auch andere Moslem‑Inseln, Lombok und Sumbaja, besucht worden. Auch dort festigt sich die Arbeit für den Herrn Jesus.

Kurt E. Koch

 

www.horst-koch.deinfo@horst-koch.de

[1] Dr. Koch schrieb diesen Artikel um ca. 1984. Heute, Oktober 2001, leben in Deutschland ca. 4 Millionen Moslems, in Europa zusammen über 20 Millionen. Die derzeitige Anzahl der Moscheen in Deutschland liegt bei ca. 2200.




Heilungsdienste (A.Seibel)

Alexander Seibel

Heilungsdienste ‑ Bereicherung oder Verführung?

 

Immer mehr wird man heute mit dem Anspruch konfron­tiert, man habe nur das »halbe« und nicht das »volle« Evangelium, wenn man nicht die Kranken heilt. Angeblich schließe die Evangeliumsverkündigung auch den Heilungs­auftrag mit ein. »Predigt und heilt« laute der biblische Missionsbefehl. Gott begleite auch heute noch die Verkündi­gung seines Wortes mit übernatürlichen Machtwirkungen, Zeichen und Wundern. Der Chor der Stimmen, der dies fordert und früher eher schwach zu vernehmen war, schwillt heute immer lauter an und ist unüberhörbar geworden.

Vorweg muß deutlich gesagt werden, daß in keiner Weise der Eindruck vermittelt werden soll, als könne Gott heute nicht mehr heilen. Zwar muß gesehen werden, daß unser Leib in diesem Äon noch nicht erlöst ist (Röm 8,23). Dies geschieht erst mit der Vollendung der Gemeinde (1 Kor 15,51‑55). Deswegen ist es unhaltbar zu behaupten (wie es zu den dogmatischen Aussagen der Pfingstbewegung gehört), das Kreuzesopfer Jesu schließe jetzt schon auch die Heilung von unseren Krankheiten ein. Dennoch heilt der lebendige Gott auch heute noch wann, wo und wie Er will. Ich selber weiß von Heilungen ‑ selbst von Krebs ‑ im Rahmen der Anleitungen nach Jakobus 5,14‑16.

Ein populärer Heilungsdienst

Doch in unseren Tagen offenbart sich mehr und mehr ein Heilungsdienst ganz besonderer Art. Heilungsevangelisten wie John Wimber, Reinhard Bonnke, Wolfram Kopfermann, Yonggi Cho und andere sprechen eine ständig zunehmende Zahl von Christen an.

John Wimber ist ein sympathisch wirkender Mann von faszinierender Ausstrahlung, der sicherlich nur das Beste für die Gemeinde beabsichtigt. Doch entheben uns selbst eine große Massenbegeisterung und edle Motive nicht von der Verpflichtung, die Geister zu prüfen. So deutet der Herr Jesus mit keinem Wort etwa eine Dämpfung des Geistes dadurch an, daß die Gläubigen zu Ephesus »geprüft haben, die da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht« (Offb 2,2). Im Gegenteil, sie werden dafür gelobt.

Wie geschah nun bei John Wimber die Hinwendung zur charismatischen Bewegung, bei dem Mann, der heute viel­leicht am meisten zur Ausbreitung der Heilungsdienste innerhalb der Christenheit im Westen beiträgt? Über seinen Werdegang konnte man u. a. folgendes in einer englischen Zeitschrift lesen:

»Bevor er soweit war, ihre Ansichten zu teilen (Seine Frau hatte sich vor ihm der charismatischen Strömung geöffnet, Anm.), wollte seine Frau wissen, ob er die Gabe der Hei­lung habe. Eines Nachts, während er schlief, nahm sie seine Hand, legte sie auf ihre rheumatische Schulter und betete, >OK, Herr, nun tue es!< Eine Woge von Hitze strömte plötzlich in ihre Schulter und John Wimber wachte auf, seine eigene Hand heiß und pulsierend.«

Was soll man von dieser Art Heilung halten? Dies erinnert eher an den medialen Berührungskontakt bzw. Sympathie­zauber, als an ein biblisches Heilungswunder. Die Persön­lichkeit Wimbers bzw. sein Wille ist zweifelsfrei umgangen. Er ist als Schlafender buchstäblich Medium einer Geistes­kraft, die ihn wie einen Kanal benützt und durchströmt. Geistliche Wahrheiten aber werden bekanntlich über den Verstand und nicht über das Gefühl vermittelt. Umgehen oder Ausschalten des Verstandes aber bedeutet das Nichtbe­achten der Persönlichkeit bzw. des Willens des Menschen. Wie bereits gesagt, ist dies dem Heiligen Geist völlig fremd.

Die Geistheiler und ihre Begleitsymptome

Auch die Hitzeempfindung ist eine altbekannte Begleiter­scheinung von Geistheilem bzw. Geistheilungen. Dies soll an einigen Zitaten belegt werden.

Harry Edward, Englands berühmtester Geistheiler, erklärte, daß die Geister verstorbener Menschen durch seine Hände wirkten. Auf die Frage, wie er und der Patient den Heilvor­gang wahrnähmen, antwortete er: »Vor allem Wärme ‑ dort, wo man die Hand auflegt. Sowohl Heiler als auch Patient spüren das. Es muß sich dabei irgendein Energieumsatz abspielen.«

Über den in Deutschland tätigen Geistheiler Starczewski hieß es in einer Tageszeitung:

»Er heile Krankheiten nicht selbst, sondern als Medium mit Hilfe einer besonderen kosmischen Strahlkraft, einer gebündelten Wärme, die durch seine Hände fließe, als Medium von Geistern aus dem Jenseits, sagt er.«

Paul Uccusic, Fachautor über esoterische Themen und Geist­heilung, schrieb unter dem Titel »Die heilende Kraft der Hände«:

»Bei der Direktbehandlung wird der Heiler in der Regel seine Hände, die stärkste seiner Waffen im Kampf gegen die Krankheit, bemühen … Die meisten Heiler spüren die Kraft in Armen und Händen, und sie wissen auch, daß die Kraft nicht aus ihnen selbst kommt; aber dennoch wirkt sie mittels der Hände … Bei diesem Verfahren, dem Handauflegen, spürt der Kranke meist eine Wärme, die das Gewebe und die Knochen durchdringt und die Schmerzen in der Regel bald zum Verschwinden bringt. Der Kranke glaubt, die Hände des Heilers seien warm; aber das ist unrichtig: er spürt einfach die Kraft.«

Ständig wird betont, wie diese Heilungskräfte eine göttliche Gabe zum Wohle der Menschheit seien. Mit dieser Überzeu­gung verbindet sich oft ein selbstloser Einsatz.

Man kann nun berechtigterweise fragen, was denn dieser offensichtliche Mediumismus mit den christlichen Heilern zu tun habe?

Zunächst fällt auf, wie an einigen Beispielen der Heilungs­evangelisten und führender Charismatiker bereits aufgezeigt, daß die Symptome (Wärme etc.) verblüffend ähnlich sind. Doch berechtigt das zu solchen Schlußfolgerungen?

Wie wurde der Heilungsauftrag wiederentdeckt?

Dazu soll kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit skizziert werden, durch welche Schlüsselleute der angebliche Auftrag zu heilen »wiederentdeckt« und in den Gemeinden verkündet wurde. Das Thema Heilung war schon immer eine Domäne der Pfingst‑ und späteren charismatischen Bewegung, doch wie drang es in die etablierten Kirchen und Freikirchen ein? Denn Tatsache ist, daß die Thematik Heilung erst in den letzten Jahrzehnten oder eigentlich Jahren so an Aktualität gewonnen hat.

Man liest weder von Missionaren des vorigen Jahrhunderts, noch bei solchen, die sich noch früher hinauswagten wie Bartholomäus Ziegenbalg oder William Carey, daß sie neben ihrer Verkündigung auch Heilungsdienste abgehalten hätten. So schrieb David Livingstone in einem Brief:

»Meine Praxis ist hier außerordentlich groß. Gegenwärtig habe ich Patienten, die mehr als 200 km weit hergekommen sind, um sich von mir behandeln zu lassen. Viele sehr schlimme Fälle wurden vor mich ge­bracht, und manchmal war mein Wagen von Blinden, Hin­kenden und Lahmen förmlich belagert. Welch ein gewaltiger Erfolg würde erzielt, wenn einer der siebzig Jünger hier wäre, um sie alle mit einem Wort zu heilen! ‑ Übrigens sind sie ausgezeichnete Patienten. Da gibt es kein Gejam­mer. Bei einer Operation sitzen selbst die Frauen unbeweg­lich.«

Gerade auf diese Aussendungsbefehle an die zwölf bzw. siebzig Jünger beruft man sich heute immer häufiger zur biblischen Legitimierung des Heilungsauftrages. David Livingstone, einer der gesegnetsten Missionare überhaupt, wußte nichts von dieser »Vollmacht des Heilens«. Hatte auch dieser einmalige Diener Gottes nicht das »volle« Evangelium?

So ist es auch von diesem historischen Standpunkt erwäh­nenswert, was Roland Brown in seiner Biographie »Gott ist gut, Jesus ist wunderbar« in diesem Zusammenhang, es war das Jahr 1924, schreibt:

»Ich malte mir aus, wie herrlich es wäre, wenn wir jeman­den berühren könnten und der Herr ihn heilen würde. Aller­dings hatte ich bisher von solchen Heilungen in unserer Zeit nicht gehört. Auch in Predigten kam dieses Thema nicht vor; ich kannte auch kein Buch darüber und keinen Zeit­schriftenartikel. In mir lebte der große Wunsch, daß das, was bei den Anfängen des Christentums geschehen war, auch heute geschehen sollte.«

Roland Brown lebte damals in Chikago. Teilweise waren noch Nachwirkungen der großen Erweckung unter D. L. Moody, der dort so segensreich gewirkt hatte, vorhanden. Ist es möglich, daß die damalige Christenheit solch einen angeblich wesentlichen Aspekt der Verkündigung einfach außer acht gelassen hat?

Wer waren nun die Schlüsselleute für die Wiederentdec­kung dieser »verschollenen« Gabe? Cameron Peddie, schotti­scher Pfarrer der anglikanischen Kirche, nannte sein Buch, in dem er die Krankenheilung als bleibenden biblischen Auftrag vertrat, bezeichnenderweise »Die vergessene Gabe«. Er schreibt von seinen Wahrnehmungen der » Heilungskräf­te«:

»Der, der die Behandlung durchführt, ist sich dabei stets dessen bewußt, daß Kraft durch ihn strömt (wenn er dafür in seinem Inneren genügend empfänglich ist), und der Pati­ent spürt ein eigenartiges Hitze‑ oder Kältegefühl. Die Hitze, die an den kranken Stellen entsteht, ist manchmal so stark, daß der Patient die Bemerkung macht: >O, es brennt ja geradezu!<«

Aus welcher Quelle bezieht nun Cameron Peddie seine Gabe und seinen Auftrag? Bei ihm ist der spiritistische Einfluß ganz offensichtlich. Er gibt zu, wie er 1942 zu einem Medium ging:

»Allmählich schienen sich ihre Gesichtszüge zu wandeln und ein östliches Aussehen anzunehmen. Sie befand sich im Trancezustand … Wir hatten das Gefühl, in der Gegen­wart eines Engels zu sein ‑ gewiß nicht in der eines Teu­fels. Sie legte meiner Frau die Hände auf … Die spirituali­stischen Medien heilten im Namen und in der Kraft vertrau­ter Geister, die nicht unbedingt böse, aber körperlose Geister waren.«

Seine Berufung, den Heilungsauftrag in der Kirche wieder bekannt zu machen, spielte sich folgendermaßen ab:

»Ich sagte zu Gott: Vater, ich bin noch immer im Dunkeln … Wie kann ich da meinen Mitbrüdern den Heilungsauftrag recht weitergeben? Wenn ich mein Schlafzimmer betrete, werde ich die Bibel öffnen. Bitte laß die ersten Worte, die ich dort sehe, eine Botschaft sein, die mir Weisung gibt. …Ich zeigte mit dem Finger auf einen Vers und wollte ihn gerade lesen, als sich drei Seiten von selbst einzeln umblätterten, eine nach der anderen, als ob sie von einer unsichtbaren Hand bewegt worden wären.«

Diese Berufung zum Heilungsauftrag ist hier jenseits allen Zweifels eine mediale Steuerung, ein Werk verführerischer Geister, die gemäß 1 Tim 4,1 am Ende der Tage besonders aktiv sein werden.

Ein biblischer Heilungsauftrag?

Als Beleg für den Heilungsauftrag zitiert man die Passagen aus den Evangelien, nämlich Mt 10,5 ff. und Luk 10,9. Dies aber war vor Golgatha und stand ganz offensichtlich in Beziehung zu Israel (besonders Mt 10,5‑6). Im Missions­befehl von Mt 28, wo (ganz im Gegensatz zu Mt 10) aus­drücklich gesagt wird, nun unter alle Völker zu gehen, wird ein Heilungsauftrag dagegen mit keiner Silbe erwähnt.

Auch findet sich der vollendete Ratschluß für die Gemeinde nicht primär in den Geschichtsbüchern oder gar Evangelien (das Wort Gemeinde wird nur dreimal in den vier Evangeli­en erwähnt), sondern in den Briefen. Vom Römer‑ bis Judasbrief wird jedoch kein einziges Mal befohlen, daß die Gläubigen Kranke heilen sollen.

Warum wird bei der Evangeliumsverkündigung ‑ selbst in der Apostelgeschichte ‑ den Zuhörern immer nur Vergebung der Sünden angeboten und nie Heilung von Krankheiten angesprochen? Hätte dann nicht z. B. Petrus im Hause des Kornelius sagen müssen: »Von diesem bezeugen alle Pro­pheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen« (Apg 10,43) und (nun in diesem Sinne fortfahrend) Heilung von ihren Krankheiten erfahren? Sollten die Apostel solch einen wesentlichen Bestandteil des Verkündigungsauftrags vergessen haben zu erwähnen?

Besonders der 1. Johannesbrief zeigt den Grund des Kom­mens unseres Herrn, erwähnt die Warnung vor Verführung und befiehlt das Prüfen der Geister. Dieser Brief zeigt die biblischen Kriterien für den Gläubigen. Dort nun, wo der Grund für Jesu Kommen erwähnt wird (1 Joh 3, Verse 5 und 8 usw.) steht diese Aussage immer in Verbindung mit der Sünde. Kein einziges Mal heißt es, daß Jesus erschienen sei, um die Kranken zu heilen. »Darin besteht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns ge­liebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden« (1 Joh 4,10). Dies wäre eine sonderbare Auslassung, wenn es einfach für selbstverständlich erachtet werden sollte, daß die Gemeinde zu heilen hat.

George Bennett und seine Heilungserfahrungen

Auch George Bennett, Priester der anglikanischen High Church, verkündigt mit Berufung auf die gleichen Bibelstel­len den Heilungsauftrag. Auf der Rückseite seines Buches »Heilung brauchen wir alle«, heißt es bezeichnenderweise: »In unseren Tagen entdeckt die Kirche neu ihren Auftrag zu heilen.«

Es ist also nicht etwas, das immer schon durch die Jahrhun­derte der Kirchengeschichte praktiziert wurde, sozusagen seit Beginn der Gemeinde oder der Reformation, sondern etwas, das neu auf uns zukommt.

Zunächst sind George Bennetts Ansichten, die er in seinem Buch vertritt, eine Vermischung von Heilungsdienst und kirchlicher Sakramentslehre. Besonders aufschlußreich ist der Abschnitt seines Buches, wo er erläutert, wie man die Krankheiten erfühlen bzw. die Krankheitsherde mit den Händen feststellen kann. Wörtlich heißt es:

»Eine >andere< Empfindung mag auch die Fähigkeit sein, durch Intuition oder Berührung die kranken Stellen im Körper eines Leidenden ausfindig zu machen. Manchmal spürt der Ausübende in seinen Fingerspitzen, daß die Stel­len, die geheilt werden sollen, heiß sind oder sich >tot< anfühlen. Der >Heiler< weiß dann unwillkürlich, wie lange er seine Hände über dem kranken Körperteil halten sollte. Manchmal vibrieren seine Hände, wenn die schöpferischen Energien Gottes durch sie hindurchströmen. Später berichtet der Leidende vielleicht, daß er eine >Glutwelle< oder so etwas wie einen elektrischen Strom verspürte, der durch ihn hindurchlief. Ein derartiges Geschehen hat als solches keine Bedeutung; es ist nur die äußere Erscheinungsform des Wirkens der wirklichen Kraft im Innern ‑ obwohl es sehr beunruhigend sein kann, wenn es das erste Mal auftritt.«

Dies sind nun wiederum unzweifelhafte Symptome des Mediumismus, nicht des Wirkens des Heiligen Geistes. Interessanterweise erklärt George Bennett unmittelbar da­nach, wie sich diese »Gabe«, die Krankheiten mit den Händen zu erfühlen, auswirkt:

»Der >Heiler< spürt, daß er von dieser Kraft in eine ganz andere, wunderbare Welt versetzt wird, die sich nicht richtig erklären läßt. Er mag manchmal darüber erschrocken sein. und unsicher werden, … Auch stellt er fest, daß er selbst verwundbarer gegenüber den Verletzungen in seinem Leben und den Zugriffen des Bösen wird.«

Auch hier werden die Zusammenhänge durch solche Selbst­zeugnisse offensichtlich.

John Wimber und die »Dritte Welle des Heiligen Geistes«

Diese Wahrnehmungen einer Wärme bzw. Hitze werden auf­fallend häufig in dem von John Wimber herausgegebenen Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes« erwähnt. So schreibt seine Frau Carol über das Kommen des angebli­chen Heiligen Geistes.

»Aber ich wußte, daß Gott zu uns gekommen war. Ich war sehr glücklich, denn ich hatte so lange um Gottes Kraft gebetet. Ich hatte es mir etwas anders vorgestellt, aber Gott gab uns seine Kraft eben auf diese Weise. Ich stand auf, ging umher und hielt meine Hände in die Nähe der Men­schen, die auf der Erde lagen. Ich konnte die Kraft spüren, die von ihren Körpern ausging, es war so etwas wie Hitze oder Elektrizität.«

In diesem Zusammenhang erscheint erwähnenswert, daß auch Katholiken, die nun angeblich von der Himmelköni­gin Maria geheilt worden sind, die gleichen Begleitsym­ptome erleben. Ein gelähmter Mann, der in Lourdes geheilt wurde, berichtet, wie er am ganzen Körper eine starke Hitze verspürte. Danach konnte er aus dem Rollstuhl aufstehen.

Überrascht es da noch sonderlich, daß John Wimber in seinem Buch »Vollmächtige Evangelisation« sogar Lourdes im positiven Sinne anführt? Angeblich soll es ein Ort sein, wo Gottes zeichenhaftes Wunderhandeln erfahrbar ist.

In demselben Buch erklärt Amerikas bekanntester Heilungs­evangelist wörtlich:

»Manchmal bekomme ich Schmerzen in verschiedenen Teilen meines Körpers. Das zeigt mir an, welche Krankhei­ten Gott bei anderen heilen will.«

Auch dafür gibt es keine biblische Parallele, doch sind solche Phänomene den Geistheilern nur zu gut bekannt.

Aus dem Glauben an den persönlichen Gott der Bibel wird mehr und mehr die Wahrnehmung einer unpersönlichen Kraftwirkung, die sich in erster Linie physisch bemerkbar macht. In Wimbers Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes«, das übrigens eine wahre Fundgrube für solche Phänomene darstellt, berichtet seine Frau Carol:

»So ging John im Zimmer umher und betete für uns. Von seinen Händen strömte eine unglaubliche Kraft. Wenn er die Menschen berührte, fielen diese einfach um. Für John war es, als ob aus seinen Händen eine geistliche Kraft strömte, ähnlich wie Elektrizität. Es war das erste Mal, daß John tatsächlich fühlte, wie Kraft von ihm ausging.«

Wie oben dargelegt, mißachtet dieser Geist, der leider als Heiliger Geist angesehen und angesprochen wird, die Per­sönlichkeit bzw. die Selbstkontrolle des Menschen. So erzählt Carol von ihrem Mann gleich danach:

»John ging zum Kühlschrank, weil er ein Glas Milch trinken wollte. Während er sich die Milch einschenkte, sagte er: >Ich glaube, wenn man das Wort Gottes lehrt, dann wird der Heilige Geist …< John konnte seine Gedanken nicht mehr ausführen. Als er >der Heilige Geist< sagte, sackten ihm plötzlich die Beine weg, und er konnte sich gerade noch an der Theke festhalten. Die Milch spritzte überall herum. Er schaute überrascht und lachend zu mir hoch und sagte: >Ich glaube, wir werden noch einiges erleben, Carol Kay<.«

Hier noch ein weiteres Beispiel zu diesen Phänomenen der sogenannten »Dritten Welle« des Heiligen Geistes. Terry Virgo, Pfingstprediger aus England, schreibt über ein Ge­betstreffen in Südafrika:

»Während wir für sie beteten, fiel auf einmal mit Macht der Heilige Geist … Etliche fielen unter der Kraft Gottes zu Boden, und einige fingen heftig an zu zittern. Ein junger Mann wurde mit Macht auf dem Boden hin und her gewor­fen, er bewegte sich wie ein aufs Trockene geworfener, zappelnder Fisch. Es war undenkbar, daß er die körperlichen Verrenkungen selber machte. Seit jenem Abend hat sein Leben einen ganz neuen Glanz bekommen.«

Hier wird zugegeben, wie eine andere Kraft den Menschen kontrolliert.

Wie vermittelt nun John Wimber die Gabe der Heilung? Wir haben schon erwähnt, wie sich diese Kraft primär im seelisch‑körperlichen Bereich manifestiert. Lassen wir aus diesem mehrfach zitierten Bestseller »Die Dritte Welle …« jemanden zu Worte kommen, der dies buchstäblich am eigenen Leibe erfahren hat.

Unter dem bemerkenswerten Titel »Darüber kann man lachen«, schildert der Neuseeländer Murray Robertson seine Ausrüstung für den Heilungsdienst folgendermaßen:

»>Alle, die der Herr zum Dienst der Heilung beruft, werden an ihrem Körper eine Reaktion merken<, fuhr John Wimber fort. >Wenn Sie dies merken, dann kommen Sie nach vorne, und wir werden für Sie beten.< …Da begann meine rechte Hand plötzlich stark zu zittern, so als ob sie einen Preßluft­bohrer festhalten würde… Darum ging ich nach vorne. Für alle, die nach vorne gekommen waren, wurde gebetet … In mir stieg ein Lachen auf, doch da der Augenblick dafür völlig unpassend war, unterdrückte ich es. >Der Geist wird in Wellen kommen<, sagte Wimber, >jede neue Welle wird mehr Menschen mit hineinnehmen als die vorherige.< In den ersten Reihen fingen einige Menschen an zu lachen … Diejenigen, die gelacht hatten, wurden still ‑ bis auf mich. Ich konnte einfach nicht aufhören. Und schließlich konnte ich auch nicht mehr stehen! Ich fiel zuerst nach vorne, dann nach hinten, und zum Schluß lag ich auf dem Boden, rollte hin und her und hielt mir vor Lachen die Seite. Inzwischen war ich umringt von Zuschauern, ich lieferte eine gute Unterhaltungsshow! … Ich lachte etwa eine dreiviertel Stun­de lang. Als ich schließlich aufhörte, kam ein Kollege, ein sehr guter Freund von mir, legte mir die Hand auf den Kopf und sagte: >Herr, gib ihm noch mehr davon< ‑ und ich mußte noch einmal eine dreiviertel Stunde lang lachen! Dann flehte ich ihn an, nicht mehr für mich zu beten, meine Rippen schmerzten schon von all dem Lachen!«

Der Brite H. E. Alexander, Gründer der Action Biblique, schrieb schon vor Jahrzehnten über die Phänomene des christlichen Spiritismus unmißverständlich deutlich – fast zu deutlich, jedoch für das gerade Zitierte möglicherweise nicht übertrieben:

»Hast du noch nie starke, physisch seelische Empfindun­gen, Verzückungen und seelisch geistliche Gemütserregun­gen gehabt? Hat dich ein außergewöhnliches Zittern befal­len? Wurdest du zur Erde geworfen und bliebest auf deinen Knieen liegen oder krochest du herum, indem du glaubtest, unter der Wirkung des Heiligen Geistes zu stehen? Sei versichert, daß in diesem Augenblick Satan von deinem Körper ganz oder teilweise Besitz genommen hat, der damit ein Medium des Geistes >des Engels des Lichts< wurde … Dabei wähnst du, daß die, welche dich vor dieser schreckli­chen Gefahr warnen, gegen den >Heiligen Geist sündigen<, indem sie sich dem Wirken Gottes entgegenstellen. Dein Leben steht in direkter Verbindung mit der Dämonenwelt und dies im Namen Gottes!«

Es war Prof. Peter Wagner, der John Wimber zu Vorlesun­gen am Fuller Theological Seminary (Kalifornien) berief. Nach dem theoretischen Teil wurde der Heilungsdienst gleich praktisch ausgeführt. John Wimbers Einfluß hat dadurch eine viel größere Plattform erhalten. So nahm an diesen Kursen auch der angesehene christliche Psychiater Dr. John White teil, Autor vieler einflußreicher und erfolg­reicher Bücher. Leider beweist auch er wenig Unterschei­dungsvermögen, wenn er über die Heilung des verletzten Beines eines Studenten im positiven Sinne berichtet: »Der junge Mann hatte sein Gesicht erhoben, es glänzte ein wenig von Schweiß. Die Augenlider zuckten. Nach einer Weile begannen sein Kopf und seine Oberarme zu zittern, zuerst nur leicht, dann immer stärker. Schon bald zitterte sein ganzer Körper, und zwar so stark, daß man befürchten mußte, er würde das Gleichgewicht verlieren und zu Boden stürzen. Seine Krücke polterte zu Boden, und zwei Studenten liefen zu ihm, um ihn vorsichtig auf den Boden zu legen, wo er noch stärker zu zittern begann… Inzwischen schlug das rechte Bein des jungen Mannes in alle Richtungen aus und gab dabei einer Aktenmappe einen kräftigen Schubs, so daß diese über den Boden rutschte. Ich machte mir Sorgen, weil das linke Bein (das ich fälschli­cherweise für das verletzte hielt) angewinkelt unter dem Bein lag, das wild hin und her zuckte. Ich bat die Studen­ten, die am nächsten bei dem jungen Mann saßen, das Bein vorsichtig unter dem anderen wegzuziehen. Als sie dies versuchten, wurden sie scheinbar ebenfalls von dem Zittern ergriffen, so daß sie meiner Bitte nicht nachkommen konn­ten. Nach fünf bis sieben Minuten hörte das Ganze wieder auf …«

Der vorhin erwähnte Dr. Peter Wagner ist Professor für Gemeindewachstum am Fuller Theological Seminary »School of World Mission«, Pasadena, Kalifornien. Seine Arbeiten zum Thema Gemeindewachstum sind so zahl‑ und einflußreich, daß man ihm schon den Namen »Mr. Church Growth« (Mr. Ge­meindewachstum) gegeben hat. Der Einfluß von Peter Wagner auf die weltweite evangelikale Bewegung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nun liest man bereits in seinem Beitrag zu dem schon mehrfach zitierten Buch von John Wimber »Die Dritte Welle des Heili­gen Geistes« eher merkwürdige Dinge. Zunächst meint er, besonders im Visier Satans zu sein:

»Der Herr hatte mich nämlich auch wissen lassen, daß ich auf Satans schwarzer Liste ziemlich weit oben stände. Im Januar 1983 wurde nach einem Seelsorgegespräch mit John Wimber die Kraft eines bösen Geistes gebrochen, der mir seit Jahren Kopfschmerzen verursacht hatte, die mich sehr behinderten. Im März versuchte der Teufel, mich zu töten, indem er mir eine Leiter unter den Füßen wegzog. Aus drei Meter Höhe fiel ich mit dem Kopf zuerst auf den Betonboden.«

Unmittelbar danach nahmen die angeblichen Geisterangriffe noch sonderbarere Formen an:

»Dieses Ereignis weckte in uns die Vermutung, daß der Feind böse Geister in unser Haus geschickt hatte. Dies bestätigte sich später, als meine Frau Doris in unserem Schlafzimmer tatsäch­lich einen solchen Geist sah.

Dieser Mann versucht nun dank seines großen Einflusses, die Prinzipien des Heilungsdienstes und Gemeindewachstums ‑ verbunden mit Zeichen und Wundern ‑ in die von der charisma­tischen Bewegung noch nicht tangierten Kreise systematisch einzuschleusen. Sein letztes Buch, »How to Have a Healing Ministry Without Making Your Church Sick« (Regal, 1988), behandelt wiederum das Thema Heilungsdienste und wie diese von den Gemeinden in die Praxis umgesetzt werden können. Die deutsche Ausgabe trägt den Titel »Der gesunde Aufbruch« (Wolfgang Simson Verlag, 1989).

In einer jüngsten Veröffentlichung behandelt nun Peter Wag­ner das Thema »Territorial spirits and world missions«, wo er sich besonders mit dämonischen Aktivitäten in Zusammenhang mit der Ausbreitung des Evangeliums auseinandersetzt. Dieser Artikel enthält manch Richtiges und zu Beherzigendes. Aller­dings finden sich auch eine Menge absonderlicher Berichte und Begebenheiten. So erzählt Peter Wagner von einer Südameri­kanerin namens Rita Cabezas, deren Dienst darin besteht, die Namen der Hierarchie Satans zu erforschen.

»Ich werde nicht ihre Methoden beschreiben, nur möchte ich erwähnen, daß alles mit ihren umfangreichen Psychologischen- ­und Befreiungspraktiken seinen Anfang nahm und später sich bis zum Empfang von Worten der Erkenntnis und Offenbarung entwickelte. Sie entdeckte, daß direkt unter Satan weltweit sechs Fürstentümer stehen, namens Damian, Asmodeo, Men­guelesh, Arios, Beelezebub und Nosferasteus. Unter jedem, so berichtet sie, sind sechs Regenten für jedes Land.«

Dann werden u. a. auch die sechs Namen der für die USA zuständigen Regenten aufgezählt, die angeblich folgendermaßen lauten: Ralphes, Anoritho, Manchester, Apolion, Devil­took und ein Ungenannter.

Hier meint man offensichtlich, die Tiefen Satans erkannt zu haben (Offb. 2, 24).

Vollends offenbar aber wird der fromme Spiritismus bei folgen­dem Bericht, den Peter Wagner im Zusammenhang mit dem berüchtigten »Bermuda Dreieck« zustimmend wiedergibt:

»Kenneth McAll verbrachte viele Jahre als Missionsarzt in China und kehrte danach nach England als beratender Psychia­ter zurück. In China begann er einen Befreiungsdienst und engagierte sich durch umfangreiche Untersuchungen und Ver­öffentlichungen zu diesem Thema. 1972 fuhren er und seine Frau mit dem Schiff durch das Bermuda Dreick. Viele Schiffe und Flugzeuge waren dort spurlos verschwunden, aber sie dachten, daß so etwas ihnen nicht widerfahren könne. Es geschah. Ein gewaltiger Sturm überwältigte sie, doch glücklich­erweise wurden sie gerettet. McAll entdeckte durch seine Nachforschungen, daß im Bermuda Dreieck Sklavenhändler an die zwei Millionen Sklaven, die entweder zu krank oder zu schwach waren, um verkauft werden zu können, über Bord geworfen und danach noch Versicherungsgelder für sie einge­strichen hatten. Er hatte den Eindruck, daß Gott ihn anleitete, etwas zu unternehmen. McAll versammelte mehrere Anglika­nische Bischöfe, Priester und andere in ganz England, um eine Jubiläums‑Eucharistiefeier im Jahre 1977 abzuhalten. Eine andere wurde kurz danach auf der Bermudainsel selber gefei­ert. Die erklärte Absicht war, >die spezielle Befreiung all derer zu erlangen, die ein unzeitgemäßes Ende im Bermuda Dreieck erfuhren<. Als Resultat davon wurde der Fluch aufgehoben. McAll berichtete 1982, >Von dem Zeitpunkt der Jubiläumsmes­se bis jetzt ‑ 5 Jahre ‑ hat sich kein unerklärlicher Unfall im Bermuda Dreieck ereignet<.

Gemeindewachstum und geistliche Kampfführung vorangetra­gen durch Messen für Verstorbene?

Inzwischen bekam Peter Wagner nicht nur das Charisma der Krankenheilung, sondern auch die besondere Gabe, zu kurze Beine verlängern zu können. Seine Geistestaufe erhielt er bei Yonggi Cho, von dem im »Dictionary of the Penetecostal und Charismatic Movements« berichtet wird, daß ihm bei seiner Bekehrung Jesus als Feuerwehrmann erschien.

Yonggi Cho ist Koreaner und Pastor der größten Kirche der Welt. Sein Bestseller »Die vierte Dimension« ist aber eher, wie Dave Hunt eindrücklich aufzeigt, eine Apologetik des Okkul­tismus bzw. christlich verbrämtes Schamanentum denn bibli­sches Christentum. So schrieb die englische Zeitschrift » Sword & Trowel« einen ganzen Artikel über Yonggi Chos Heilungstechniken unter der Überschrift »Occult healing bu­ilds the world’s largest church« (Okkultheilung baut die größte Kirche der Welt).

Ähnlich äußert sich Hank Hanegraaff. In seinem neuerschiene­nen Buch » Christianity in Crisis« stellt er unumwunden fest:

»Chos Vorstellung des vierdimensionalen Denkens ist nichts anderes als Okkultismus. In seinem Bestseller >Die vierte Dimension< offenbart Cho sein Abweichen von der histori­schen christlichen Theologie und sein Eindringen in die Welt des Okkultismus.«

Der Einfluß von Agnes Sanford

Als Schlüsselfigur für die Wiedereinführung der Heilungs­dienste in die Hauptgruppierungen der amerikanischen Chri­stenheit gilt Agnes Sanford. Vielleicht gibt es kaum eine Frau in diesem Jahrhundert, die einen so großen Einfluß auf die heutige Christenheit in Amerika ausübte, wie diese Lehrerin und Autorin vieler erfolgreicher Bücher. Sie ist die entscheidende Wegbereiterin zur Ausbreitung der »vergesse­nen Gabe«.

Francis MacNutt, ein katholischer Pater, wurde ebenfalls durch Agnes Sanford zu diesem Heilungsdienst motiviert. Er war einer der ersten Katholiken, der sich in der charis­matischen Erneuerung engagierte und einer der ersten, der Gebet für Heilung in Gebetsgruppen praktizierte. Er schreibt dazu:

»Diese Schulen wurden von Pastor Ted Sanford und seiner Frau Agnes gegründet, um die Geistlichen davon zu über­zeugen, daß der Heilungsdienst Teil des normalen Auftrags eines jeden Pastors sein sollte. Obwohl ihr Gatte vor ein paar Jahren starb, hat Frau Sanford das Werk des Unter­richts weitergeführt und ist vielleicht mehr als jeder andere für die Erneuerung des Heilungsdienstes in den großen Denominationen Amerikas verantwortlich.«

In ihrem Buch über die Heilungsgaben des Geistes schreibt sie:

»Beim Zungenreden wird nun diese Macht, die im Unbe­wußten aller Menschen verborgen liegt … zum Leben er­weckt, so daß das Unbewußte Verbindung aufnehmen kann mit dem Unbewußten eines anderen, der irgendwo auf dieser Erde lebt, oder mit jemandem, der früher hier gelebt hat oder erst in der Zukunft leben wird …«

In einem weiteren bedeutenden Werk, »Heilendes Licht«, wird die spiritualistische Verstrickung, die fromme Verbun­denheit mit Totengeistern, noch offensichtlicher.

»Auch die >Geister der vollendeten Gerechten<, für die wir vielleicht gebetet haben, als sie noch auf Erden waren, sind Gegenwart (Hebr 12) und wirken durch uns, denn die Brüc­ken, die von Geist zu Geist gebaut werden, dauern über den Abgrund des Todes hinüber … In der Bitte um sein Kommen und in der Mitarbeit der anderen »Heiligen« erleben wir einen Machtzustrom. Viele von uns empfinden ihn als einen wirklichen Strom voller Leben, der ins Inner­ste des Körpers dringt und durch das Rückgrat aufwärts steigt. Er ist so kräftig, daß wir gezwungen sind, uns ganz gerade zu halten und ganz leicht und ruhig zu atmen. Für eine kleine Weile können wir vielleicht auch nicht sprechen … Diese Fülle muß weitergegeben werden.«

Wie sich die Heilungsmethoden dieser Frau auswirken, kann man wiederum in dem Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes« nachlesen. Mike Flynn, Priester einer Episkopalkirche in Kalifornien, schreibt im Zusammenhang mit Agnes Sanford:

»Es gab einige Dinge, die mich beunruhigten, und ich beschloß, Agnes Sanford aufzusuchen … Agnes, die hinter meinem Stuhl stand, sagte, sie würde trotzdem für mich beten. Sie ließ mich wissen, daß sie beim Beten zitterte. Ich sollte mich davon nicht stören lassen. Sie legte mir die Hände auf den Kopf und war eine Weile still.«

Danach praktiziert er die typischen Visualisierungen, wo der Jesus des Wortes durch einen Jesus des Bildes bzw. der Vorstellung ersetzt wird. Eine Frau, die mit Schwierig­keiten und Problemen zu ihm in die Seelsorge kommt, wird folgendermaßen »geheilt«:

»Ich hatte mir angewöhnt, mir Jesu Gegenwart bildlich vorzustellen. Überall, wo ich war, konnte ich ihn auf dem Thron sitzen sehen. So blickte ich zu Jesus. Er erhob sich von seinem Thron, kniete sich neben die Frau, legte den rechten Arm um ihre Schulter, griff mit seiner Linken in ihr Herz und holte etwas heraus, das wie eine schwarze, gallertartige Masse aussah. Diese Masse tat er in sein eige­nes Herz, wo sie schrumpfte, bis sie sich in nichts auflöste. Dann griff er erneut in sein Herz und holte eine weiße Masse heraus, die er vorsichtig in das Herz der Frau legte, an die Stelle, wo vorher die dunkle Masse gewesen war. Schließlich wandte sich Jesus mir zu und sagte: >Tu das< … Innerhalb der nächsten Jahre betete ich in ähnlicher Weise für Hunderte von Menschen und lehrte viele diese Art des Gebets.«

Diese Methode der »Inneren Heilung« bzw. Visualisierung, nämlich die Überzeugung, daß man durch eine bildliche Vorstellung Jesu seiner göttlichen Kräfte teilhaftig wird, hat durch Agnes Sanford eine überaus große Verbreitung gefunden. Dave Hunt legt in seinem Bestseller >Die Verfüh­rung der Christenheit< dar, wie diese Visualisierungstechni­ken der heidnischen Welt und besonders den Schamanen bekannt sind und einen direkten und schnellen Zugang in die Geisterwelt vermitteln. Abgesehen davon, daß es un­denkbar ist, daß der erhöhte Herr, vor dem sich einmal alle Kniee beugen müssen, nun selber vom Thron herabsteigt und sich bei einer Frau hinkniet.

Diese Methode der Visualisierung empfiehlt auch Richard Forster in seinem vielgelesenen Buch »Nachfolge feiern«. Beispielsweise soll man sich vorstellen, wie man seinen Leib verläßt und immer tiefer in den Weltenraum ver­schwindet, bis man schließlich nur noch in der warmen Gegenwart des ewigen Schöpfers verweilt. Richard Forster aber gehört zu den vielen Bewunderern von Agnes Sanford. Er schreibt:

»Agnes Sanford und mein lieber Freund, Pfarrer Bill Vas­wig, haben mir sehr geholfen, die Bedeutung der Phantasie für die Fürbitte besser zu verstehen.

In dem Buch »Nachfolge feiern« finden sich auch sehr empfehlenswerte Passagen, doch tragisch ist wiederum die teilweise vorhandene Naivität gegenüber Strömungen und Gestalten, die die Gemeinde Gottes zerstörten und verfolg­ten. So empfiehlt er die Exerzitien des Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens, und versteigt sich sogar zu der Behauptung:

»Sein (Ignatius, Anm.) dünnes Büchlein über Meditations­übungen mit seiner Betonung der Phantasie (imagination) hatte einen unglaublich positiven Einfluß zum Guten im 16. Jahrhundert.«

In diesem Jahrhundert aber begann dank Ignatius von Loyo­la und seiner Jesuiten die Gegenreformation, in deren Folge Abertausende von Nachfolgern Jesu getötet wurden.

Jedenfalls sind durch Agnes Sanfords übergroßen mediumi­stischen Einfluß fast alle charismatischen Kreise, die Hei­lung propagieren, durchsäuert worden. So war sie eine beliebte und häufige Sprecherin bei Camp Farthest Out, dessen internationaler Direktor der oben erwähnte Roland Brown war. Auch Larry Christenson verdankt seine neop­fingstlichen Impulse wesentlich dem Buch »Heilendes Licht«, wie er im Vorwort zur deutschen Auflage anerken­nend schreibt.

Arnold Bittlinger, zusammen mit Larry Christenson der Vater der charismatischen Bewegung auf deutschem Boden, veröf­fentlichte in seiner Schrift »…und sie beten in anderen Sprachen« einen Artikel von Agnes Sanford unter dem Titel »Erfahrungen mit dem Sprachenreden.«

In dem Gaben‑Test von Christian Schwarz wird unter dem Charisma der Auslegung des Zungenredens Agnes Sanford als Autorität für die Existenz dieser Gabe zitiert. Dies ist nur eines von etlichen Beispielen bei diesem Test, wo man bezüglich der diakritischen Gabe dieser Gemeindewachstums­strategen größte Fragezeichen setzen muß.

Körperliche Heilung empfiehlt auch Morton Kelsey, der mit Agnes Sanford eng verbunden war. Eines seiner Hauptwerke trägt den Titel » Healing and Christianity« (Heilung und Chri­stentum). Kelsey gibt zu, wie ihm seine Methode durch das Studium von C. G. Jung erwachsen ist. Jungs wissenschaftliche Karriere aber begann durch spiritistische Sitzungen mit seiner Cousine Helly Preiswerk. Kelsey empfiehlt sogar den Kontakt mit Verstorbenen.

»Dank Jungs Eintreten für die aktive Phantasie und seinem Verständnis der Toten, die in Wirklichkeit weiterleben, konnte ich dieses besondere Zusammentreffen mit meiner (toten) Mutter erleben … es erschien mir alles ganz echt.«

Was ist dann von John Wimbers Unterscheidungsgabe zu halten, wenn auf seinen Büchertischen die Werke von Agnes Sanford und Morton Kelsey zum Verkauf angeboten werden? Ja, er preist sogar dieses zutiefst mediumistische Werk >Heilendes Licht< in seinem jüngst erschienen Buch>Heilungsdienst praktisch< als »den Klassiker unseres Jahrhun­derts über die Thematik der göttlichen Heilung« an.

Übrigens greift auch Arnold Bittlinger in der bereits genann­ten Veröffentlichung unter der Überschrift »Glossolalie ‑ psychologisch betrachtet« Morton Kelsey positiv auf.

»In der Schule C. G. Jungs wird die Glossolalie erklärt als eine Sprache, die aus dem Kollektiv‑Unbewußten kommt. So schreibt z. B. der Jung‑Schüler Prof. Morton Kelsey: >Bei der Glossolalie geschieht ein echtes Bewußtwerden von Inhalten, die aus den tiefsten Schichten des Kollektiv‑Unbe­wußten kommen.< (M. Kelsey, Tongue Speaking, New York 1964, S. 199).«

Bittlinger weiter:

»Nach dieser Meinung wäre also das Sprachenreden ein Ausdruck des Kollektiv‑Unbewußten, das die gesamte Menschheit miteinander verbindet. Dies war auch mein Eindruck, als ich zum ersten Mal dem Phänomen des Spra­chenredens begegnete. Dadurch könnte auch das Phänomen der Xenoglossia erklärt werden.«

C. G. Jung aber hat seine Lehre von dem Kollektiv‑Unbe­wußten bzw. den damit verbundenen Archetypen, wie oben kurz erwähnt, aus spiritistischer Literatur abgeleitet. Der nicht unbedeutende Einfluß von C.G. Jung, nach all den positiven Erwähnungen führender Leute der Neopfingstbewe­gung überrascht es auch keineswegs, wird von charismati­scher Seite offen zugegeben: »C.G. Jung spielt bei vielen Verantwortlichen der charismatischen Erneuerung eine wich­tige Rolle.«

Eingedenk der Tatsache, daß durch Arnold Bittlinger die charismatische Bewegung in Deutschland Fuß faßte, stellt sich erneut die Frage, um welchen Geist es sich bei dieser Bewegung handelt, wenn hier ohne Bedenken Personen als Autoritäten herangezogen werden, die sich offenkundig aktiv mit dem Spiritismus befaßt haben.

Diese Vermischung mit unbiblischen Strömungen wird durch eine jüngste Veröffentlichung von Arnold Bittlinger noch deutlicher.

Um einen Eindruck von der Schlüsselrolle und Lehrauffassung zu vermitteln, die sich mit dieser Person verbinden, möchte ich noch zwei Zitate voranstellen. So schreibt Wolfram Kopfer­mann:

»Ein eigenes Schrifttum der evangelischen Gemeinde‑Erneue­rung ist noch im Entstehen begriffen. Hinzuweisen ist bisher auf einige Veröffentlichungen von Arnold Bittlinger, vor allem zum Gesamtgebiet der Charismen, speziell auch zum Thema Sprachengebet, die als Standardwerke gelten. Überhaupt kommt Bittlinger das Verdienst zu, schon in den sechziger Jahren die Anliegen der charismatischen Bewegung theolo­gisch so reflektiert und dargelegt zu haben, daß sie von vielen sonst kritischen deutschen Zuhörern bzw. Lesern aufgenom­men werden konnten.«

Zum Phänomen des Zungenredens erklärt Arnold Bittlinger:

»Glossolalie ist sehr häufig das Phänomen, durch das Menschen Zugang zur Dimension des Charismatischen finden …. Im Privatgebet spielt die Glossolalie innerhalb der Charismati­schen Bewegung eine bedeutende Rolle. Millionen von Chri­sten, darunter viele Pfarrer, Priester und Bischöfe, haben durch die Glossolalie Zugang zu einem verinnerlichten Beten gefun­den ‑ ohne daß sie diese Gabe in einem öffentlichen Gottes­dienst praktizieren. Man kann deshalb zweitens sagen: >Ohne Glossolalie gäbe es keine Charismatische Erneuerung<.

»In Verbindung mit meiner Forschung im Bereich der Charis­matischen Erneuerung, der ökumenischen Spiritualität und der Tiefenpsychologie, bin ich allmählich in Verbindung mit nicht­christlichen geistlichen Erfahrungen und Praktiken ge­kommen.

Seit 1962 habe ich Forschungen über die Charismatische Er­neuerung angestellt. Ich war ein Mitglied des inneren Teams im Dialog zwischen der römisch‑katholischen Kirche und der pfingstlich/charismatischen Erneuerungsbewegung. Ich war auch als Berater für die charismatische Erneuerung beim Weltkirchenrat tätig.

Im Zuge meiner Nachforschungen begann ich mich für die afrikanischen unabhängigen Kirchen zu interessieren, wo ich eine harmonische Vermischung von traditionellen afrikani­schen und christlichen Elementen vorfand. Als ich entdeckte, daß viele charismatische Elemente dieser Kirchen ihre Wurzel in vorchristlichen Traditionen hatten, begann ich auch nach charismatischen Elementen in anderen Religionen Ausschau zu halten. Ich entdeckte, daß vor allem die Charismata der >Heilung< und der >Prophezeiung< in solchen Religionen manchmal überzeugender waren als in der charismatischen Erneuerungsbewegung ‑ wenigstens soweit sie von der nordamerikanischen Art des Christentums beeinflußt ist. Im Scha­manismus fand ich faszinierende Parallelen zu dem Dienst Jesu, den ich immer mehr als einen Archetypus des Schamanen erkannte. Bezüglich »Heilung« war ich besonders beeindruckt durch den ganzheitlichen Zugang zur Heilung, den ich unter den Indianern fand. Das hat mich motiviert, zu solch einem Zugang auch für unsere christlichen Heilungsdienste Mut zu machen.

Bezüglich >Prophetie< bin ich beeindruckt von Erfahrungen im Hinduismus. Einige unserer europäischen >Propheten< ent­deckten und entfalteten ihre prophetische Gabe unter dem Einfluß von indischen Gurus. Auch andere charismatische Erfahrungen haben ihre manchmal eindrücklichen Entspre­chungen in anderen religiösen Traditionen (z.B. >Beten im Geist< im Japa Yoga). Ich bin davon überzeugt, daß die charismatische Erneuerungsbewegung noch bedeutender wird ‑ besonders für die Mission der Kirche ‑ wenn sie auch die charismatischen Gaben von anderen Religionen ernst nimmt.

Seit 1966 habe ich in der Arbeit einer ökumenischen Akademie mitgewirkt, die auch mit einer ökumenischen Kommunität verbunden ist. Ein Hauptanliegen dieser Arbeit besteht darin, eine ökumenische Spiritualität zu entwickeln. Aber wir waren auch an der Spiritualität anderer Religionen interessiert. So hatten wir beispielsweise eine Konferenz zu dem Thema der Bedeutung von Abraham als eine Wurzel des Glaubens im Judaismus, Christentum und Islam und auch eine Konferenz über afrikanische, indische und jüdische Spiritualität mit Refe­renten dieser Traditionen. Wir hatten auch Konferenzen über das chinesische I Ging und das Tibetanische Bardo Gödol (Tibetanische Totenbuch, Anm.). Aber unser Hauptanliegen ist, zu unseren eigenen keltischen und alemannischen Traditio­nen zurückzugehen und sie wiederum zu beleben, um sie in unseren christlichen Glauben integrieren zu können.« – Soweit A. Bittlinger –

Nun werden sich zweifellos die meisten Charismatiker von solchen Aussagen distanzieren. Auch Wolfram Kopfermann lehnt diesen Synkretismus entschieden ab. Dennoch ist die Entwicklung Bittlingers fast ein Paradebeispiel für die Manife­station des verführerischen Geistes dieser Strömungen und für die damit verbundene Öffnung zu immer bibelfremderen Quel­len. Erst sind die charismatischen Erfahrungen im evangelikal­protestantischen Lager scheinbar bibeltreu verpackt. Dann entdeckt man auf einmal bereichernde spirituelle Elemente in der katholischen Kirche, danach in der Liturgie der orthodoxen Kirche und letztlich findet man ähnliche oder identische » Spiri­tualität« in anderen Religionen und heidnischen Kulten über die gemeinsame religiöse Erfahrung. Über charismatische Auf­brüche führt es in den ökumenischen Dialog, schließlich zurück zur katholischen Kirche und danach ins reine Heidentum.

Wunderheiler

Auch Oral Roberts verkündigt ganz entschieden den Hei­lungsauftrag. Schon seit Jahrzehnten hält er seine Heilungs­feldzüge. Er hat sich allerdings durch seine Methoden, den Leuten Spendengelder aus der Tasche zu ziehen, mehr als ein Wolf im Schafspelz denn als demütiger Diener Christi ausgewiesen. So verschickte er Gebetstücher und sogar »heiliges Wasser«, das richtig angewandt alle möglichen Probleme heilen sollte.

William Branham erschien ein Engel, angeblich aus der Gegenwart Gottes, der ihm mitteilte, er habe die Gabe der Glaubensheilung. Branham leugnete die Trinität und glaubte, daß uns das Wort Gottes in dreifacher Weise gegeben sei: Durch den Tierkreis, durch die ägyptischen Pyramiden und durch die Heilige Schrift.

Er war einer der entschiedensten Verfechter der notwendi­gen Heilung und Übertragung des Geistes durch Handauf­legung. Er hatte unglaubliche Heilungskräfte und spürte oft Hitze in den Händen, wenn er die kranke Seele berührte. Durch seine starken okkulten Fähigkeiten konnte er bei Leuten, die er überhaupt nicht kannte, ihre Krankheiten wie Sünden durch mediale Eingebung erkennen. Die Bewegung, die ihm am meisten ihre organisatorische Basis zur Verfü­gung stellte, waren die »Geschäftsleute des vollen Evangeli­ums« (GdvEI).

Als Branham starb, schrieb Demos Shakarian, der Gründer der GdvEI: »Rev. Branham machte öfters die Feststellung, daß die einzige Gemeinschaft, der er angehörte, die der GdvEI war.«

Sicherlich ließe sich noch manch anderes aufschlussreiche Beispiel anführen. Doch praktisch ausnahmslos stößt man auf dasselbe Grundmuster.

Greift man durch diese Lehren und Praktiken des Heilungs­auftrages nicht auf Quellen zurück, die womöglich höchst gefährlich sind? Nach Offb 13, Vers 3 wird einmal ein Heilungswunder in aller Welt Munde sein: Der antichristli­che Übermensch wird von einer tödlichen Wunde geheilt, worüber alle Welt verwundert sein wird. Ein Blick in die weltliche Literatur verrät, daß das Thema Heilung, beson­ders im Rahmen von New Age, die beherrschende Thematik ist. Die Hexen behandeln in ihren Seminaren ganz selbstverständlich Themen wie: Intuition, Prophetie, geistige und spirituelle Heilung. Geschieht hier womöglich eine eschato­logische Hinführung zu den übernatürlichen Manifestationen des kommenden Verführers (Offb 13,13‑14), und zwar sowohl im weltlichen wie im christlichen Bereich? Wir erleben ja in unseren Tagen einen wahren Dammbruch des Spiritismus. Die Tageszeitung »Die Welt« spricht sogar davon, wie »der Satan das Lebensgefühl dieser Generation verkörpert«. Das Totenreich hält machtvollen Einzug.

So erklärte John Wimber in einer Botschaft an seine Gemein­deglieder vor kurzem:

»Es werden Männer auftreten, die den Herrn Jesus Christus gesehen haben und die die Zeichen und Wunder eines Apostels tun werden. Wir haben Männer dieser Art seit dem ersten Jahrhundert nicht gehabt. Doch wenn Gott dies zu Beginn verwendet hat, warum soll er es nicht am Ende gebrauchen?… Weiter wird es ein neues Verständnis des Übernatürlichen geben. Engelerscheinungen werden in Versammlungen zum Normalen gehören und auch der Herr selbst wird in den kommenden Monaten und Jahren erscheinen. Hei­lungen werden so selbstverständlich werden, daß sogar Kinder imstande sein werden, sie auf regelmäßiger Basis durchzufüh­ren… sogar Auferstehungen von den Toten werden zum Allge­meingut werden… Ihr werdet Heilungsevangelisten erleben, die ihre Hände hochheben und Licht wird aus ihren Händen hervorgehen. Wenn dieses Licht irgend jemanden trifft, der krank ist, dann wird er sofort geheilt sein. Ihr werdet amputier­te Arme und Glieder nachwachsen sehen, wenn das Licht aus der Hand des Evangelisten sie trifft.«

Teilnehmer an den Kongressen mit John Wimber und Reinhard Bonnke berichten von starken psychischen Erfahrungen wie Ruhen im Geist, Berauschung, unerhörtes Glücksgefühl, »La­chen und Weinen im Geist« usw. Ist John Wimbers »Dritte Welle« und die Begleiterscheinungen von anderen Heilungs­evangelisten etwas Neues?

Den Befürwortern dieser »Power‑Evangelisationen« soll nicht eine Passage vorenthalten werden, die in dem Klassiker über geistliche Verführung »War on the Saints« nachzulesen ist. Unter der Thematik, wie sich ein falscher Geist auch unter Kindern Gottes während der Verkündigung manifestieren kann, berichten die Autoren Evan Roberts (das begnadete Werkzeug der Erweckung von Wales) und Jessie Penn‑Lewis mit zum Teil verblüffender Vorwegnahme aktueller Ereignisse:

»Die Mehrzahl der Anwesenden mag die eingeschlichene Mi­schung gar nicht erkennen. Einige fallen zu Boden, unfähig, die spannende Erregung länger zu ertragen. Andere werden von einer übernatürlichen Gewalt umgeworfen. Und wieder andere fangen an, ekstatisch zu schreien. Der Redner verläßt die Plattform und geht an einem jungen Mann vorüber, der sich eines Gefühls der Berauschung bewußt wird, das ihn lange nicht loslässt. Mehrere lachen in einem Überschwall der Selig­keit. Einige haben wirklich Hilfe und geistlichen Segen durch die Auslegung des Gotteswortes erhalten und das durch die ungetrübte Wirkung des Heiligen Geistes, ehe dieser >Höhe­punkt< erreicht wurde. Aus diesem Grund nehmen sie nun die nachfolgenden seltsamen Erscheinungen als >von Gott< hin. Sie können nicht die zwei total verschiedenen >Strömungen< durch denselben >Kanal< unterscheiden. Zweifeln sie die Ausartun­gen an, so fürchten sie, gegen ihre innere Überzeugung zu kämpfen, die ihnen sagt, daß der Anfang göttlich war. Andere wissen wohl, daß ihr geistliches Urteil die besagten Kundge­bungen ablehnen muß, aber um des erhaltenen Segens willen unterdrücken sie ihre Bedenken und sagen: >Wir können zwar diese körperlichen Erscheinungen nicht verstehen. Aber es ist nicht nötig, alles zu verstehen, was Gott tut. Wir wissen nur, daß die Verkündigung der Wahrheit von Gott war und unserem Bedürfnis entsprach. Niemand kann die Aufrichtigkeit und die reinen Motive des Redners in Frage stellen… darum, obgleich wir das Übrige nicht verstehen und zugeben, daß es uns abstößt, dennoch muß alles von Gott sein.< Dieses Streiflicht beleuchtet den Zustand der Mischung, in den z.B. die Gemein­de seit der Erweckung in Wales geraten war; denn beinahe ohne Ausnahme hat sich in jedem Land, wo neues Leben durchbrach, nach kurzer Zeit ein verführerischer Geist mit dem wahren vermengt. Und ebenso wurde beinahe ohne Ausnahme das Unechte mit dem Echten zusammen angenommen, weil die Gläubigen die Möglichkeit derartiger konkurrierender Einflüs­se nicht ahnten.«

Auch ist von keiner noch so falschen Religion bekannt, daß sie nicht Heilung in irgendeiner Form in ihrem Angebot hätte. Zurecht beklagt Peter May:

»Die Betonung, die gegenwärtig auf Heilungen gelegt wird, wirkt neurotisierend. Das Äußere, das Sichtbare und das Zeitliche werden in den Mittelpunkt gerückt, während das Innere, das Unsichtbare und das Ewige vernachlässigt werden. Hier werden wir vom positiven Wert des Leidens abgelenkt… Hinzu kommt, daß der, dem es um Zeichen und Wunder geht, das Sofortige und das Spektakuläre in den Mittelpunkt rückt und die Pflege der chronisch Kranken vernachlässigt. Diese Einseitigkeit läßt falsche Erwartungen bezüglich der Gesundheit und des Wesens der Erlösung aufkommen und untergräbt die Heilsgewissheit derer, die nicht geheilt werden. Im Blick auf die geistliche Gesundheit der Kirche sind diese Fakten von erheblicher Bedeutung.«

Ermutigt die Bibel zu Wunderberichten?

In der Bibel wird uns davon berichtet, wie jemand aus dem Totenreich missionieren wollte. Seine Absichten waren echt und gut gemeint. Es handelt sich um den reichen Mann, der in Lukas 16, die Verse 19‑31 erwähnt wird. Er möchte einen Toten, nämlich Lazarus, auferstehen lassen, um seine fünf Brüder zu warnen. Bei solch einem Wunder, so meint er, würden die Menschen nicht mehr zweifeln können und Buße tun.

Er bekommt zur Antwort: »Sie haben Mose und die Prophe­ten, mögen sie die hören«.

Doch dies ist dem reichen Mann eindeutig zu wenig, und aus dem Totenreich kommt das Nein gegenüber dem Worte Gottes: >Nein, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, werden sie Buße tun.< Sein Vorschlag lautete, nun mit anderen Worten: Die Bibel ist gut, aber das Wort genügt nicht. Wir brauchen Zeichen, Wunder, Heilungen, Visionen, Totenauferweckungen usw., dann wird wirklich etwas für das Reich Gottes geschehen. Dann wird es atem­beraubendes Gemeindewachstum geben. Dann werden die Menschen glauben und sich bekehren.

Doch dies war buchstäblich ein Vorschlag von unten, aus dem Totenreich. Und weil dieses Totenreich (der Machtbe­reich Satans) sich leider immer mehr in den letzten Tagen ausweitet (Offb 6,8), deswegen wachsen parallel damit die Vorschläge und Rufe nach großen Zeichen und mächtigen Taten. Man belegt aber damit nur, daß man auch aus einer fremden Quelle getrunken hat.

Der oben erwähnte Cameron Peddie schrieb schon über die damalige (während des Krieges) Situation in England: »Wenn unsere Pfarrer wüssten, wie viele aus ihrer Gemein­de spiritualistische Medien aufsuchen, um sich von ihnen den Heilungsdienst erweisen zu lassen, wären sie be­stürzt.«

Wen nimmt es da wunder, daß in England fast alle evangelikalen Kreise von der charismatischen Bewegung durchsäuert sind? Dort gibt es kaum noch Berührungsäng­ste zwischen diesen Gruppen. Insofern muß man leider feststellen, daß die Geistheiler sowohl in der Welt wie auch fromm getarnt innerhalb der Gemeinde große Erfolge verzeichnen.

Diese Beziehung Totenreich und »Evangelisation mit Zeichen und Wundern« ist bei Benny Hinn, dem neuen Stern am amerikanischen »christlichen Fernsehhimmel« nicht einmal mehr getarnt. In einer Predigt vom 7. April 1991 offenbarte er, daß er das Grab von Amerikas berühmter Pfingstpredigerin, Aimee McPherson, Begründerin der einflußreichen »Foursquare Gospel Church«, besuchte:

»Ich fühlte eine unglaubliche Salbung . . .! Ich zitterte am ganzen Leib . . . zitterte unter der Kraft Gottes . . . >Lieber Gott<, sagte ich, >ich fühle die Salbung.< . . . Ich glaube, die Salbung verweilte über dem Körper von Aimee.«

Der reiche Mann muß jedenfalls zur Kenntnis nehmen, daß nicht ein Wunder die Menschen überführt, sondern das Wort Gottes: »Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde (Luk 16,31).«
 
Ist alle Heilung göttlich?

Walter Hollenweger ist entscheidender Bahnbrecher für die Pfingst‑ und charismatische Bewegung gewesen. Sein Buch »Enthusiastisches Christentum« hat wesentlich zur gesamtkirchlichen Anerkennung dieser Strömungen beige­tragen.

Er verschleiert nicht einmal mehr diesen sich abzeichnen­den Sachverhalt der Geistesverwandtschaft zwischen den Geistheilern und den Heilungsevangelisten. In seinem Referat über »Heilung« auf der »Konferenz über pfingstli­che und charismatische Forschung« erklärt Prof. Walter Hollenweger ganz offen:

» >Alle Heilung kommt von Gott<, betonte Hollenweger und wollte keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Gabe der Heilung etwa bei den Geistheilem in der 3. Welt und der christlichen Heilungsgabe feststellen. Entscheidend sei der Kontext, in dem die Gabe ausgeübt werde.«

Auch in einem weiteren Bereich zeigt sich diese Geistes-Verwandtschaft. Es ist üblich, bei den Heilungsversamm­lungen mit John Wimber, Wolfram Kopfermann oder ande­ren, daß die Hände auf die kranken Stellen gelegt werden, soweit es der Takt erlaubt. Biblisch ist dafür kaum ein Vorbild zu finden, besonders nicht bei dem Dienst der Jünger Jesu bzw. seiner Apostel. Jedoch einer der Ersten, wenn nicht der Erste überhaupt, der lehrte, daß man dem Patienten wohlwollend die Hände auf die kranke Stelle legen und dadurch, bei freundlichem Anblicken des Kran­ken, Lebenskraft übertragen soll, war Franz Mesmer. Franz Mesmer aber ist der Begründer des sogenannten animali­schen Magnetismus und Bahnbrecher des Spiritismus.

Ein magisches Denken verlangt immer einen Berührungs­punkt, besonders den direkten Kontakt mit der erkrankten Stelle. Durch diesen sichtbaren Kontakt wird ein Wirken oder Hindurchströmen der Heilungskraft erwartet. Man wandelt nicht im Glauben, sondern im »berührenden« Schauen.

Kenneth Hagin, führender Wunderheiler der in Amerika zunehmend populärer werdenden Heilungsbewegung » faith movement«, spricht es ganz offen aus:

»Ich lege Hände auf durch Anleitung des Hauptes der Ge­meinde, Jesus Christus, und im Gehorsam gegenüber dem Gesetz der Berührung und Übertragung. Der Kontakt meiner Hände überträgt die Heilungskraft Gottes … Da ist sie! … Sie wird euch alle heilen, wenn ihr es mit Glauben vermischt …«

Ähnlich formuliert es John Wimber bzw. seine Frau Carol: »Wir hatten noch nicht erkannt, daß man das, was Gott einem selbst gibt, durch Handauflegung einem anderen weitergeben kann.«

Hier ist der Heiler auch magischer Mittler. Mag er auch noch so oft zur Beschwichtigung leichtgläubiger Gemüter behaupten, nicht er könne heilen, sondern nur allein Jesus, so ändert dies nichts daran, daß er tatsächlich das Medium eines verführerischen Geistes ist, der durch ihn heilt und eben jenen Kontakt benötigt.

Der Sog der Verführung

Ergibt sich bei den angeführten Fakten nicht fast unaus­weichlich die Schlussfolgerung, daß diese Zeichen und Wun­der in den Bereich der für die Endzeit angekündigten Ver­führungen fallen (2 Thess 2,9)? Daß diese Verführungen in den letzten Tagen besonders erfolgreich sein werden, hat uns das Neue Testament vorausgesagt (Mt 24,11 u. a.).

In eindrücklicher Weise führt Dr. Gerhard Maier in seinem Kommentar zu Matthäus, Kap. 24, aus:

»Es fällt auf, daß Jesus die Warnung vor den Verführern an die Spitze stellt. Verführung ist für die Gemeinde gefähr­licher als Verfolgung. Verfolgung eint die Gemeinde, Ver­führung spaltet sie. Verfolgung läßt das Echte hervortreten, Verführung das Unechte triumphieren … Aber was ist das Furchtbarste in jener Zeit? Körperliche Leiden? Nein. Kata­strophen und Kriege? Nein. Verfolgung? Nein. V. 23‑27 geben die Antwort. Es ist die Verführung … Von daher versteht man, wie notwendig der Kampf gegen die Irrlehre ist.«

Dies erinnert an die Ermahnung, von der wir im Judasbrief lesen, »daß wir nämlich für den Glauben kämpfen sollen, der ein für allemal den Heiligen übergeben ist« (V. 3).

So möchte ich das ermahnende Wort von Wilhelm Busch, das er damals in Zusammenhang mit dem Wunderwirken des deutschen Heilungsevangelisten Hermann Zaiß aus­sprach, wiederholen:

»Der Teufel kann sich verstellen in einen Engel des Lichts, wie die Bibel sagt. Es kann also geschehen, daß eine Bewe­gung den Namen >Jesus< rühmt und doch einen >fremden< Geist, ein fremdes Feuer (3 Mose 10) hat … Wunder bewei­sen nichts. Denn nach Offenbarung 13,13 tut auch der Geist aus dem Abgrund Wunder … Nein! Mit diesem Geist wollen wir nichts zu tun haben … Unser Herz schreit nach Erweckung. Aber nicht auf diesem Wege der alten, wieder neu aufgelegten Pfingstbewegung. Nein! Auf diesem Wege nicht!«

Zeichen und Wunder

Abschließend soll noch auf folgendes hingewiesen werden: Bei den heutigen Manifestationen von Zeichen und Wundern beruft man sich in der Regel auf die Apostelgeschichte. Man behauptet, weil Gott heute noch derselbe ist, deswegen geschehen auch in unserer Zeit diese übernatürlichen Macht­erweise.

Selbstverständlich kann der lebendige und allmächtige Gott übernatürlich wirken und eingreifen, wie und wann es Ihm gefällt. Doch es ist zunächst festzustellen, daß in den Ab­schnitten über die Wiederkunft Jesu die Begriffe »Zeichen und Wunder« nicht neutral oder gar positiv, sondern nur in Verbindung mit Verführung erwähnt werden. Daß unser Herr derselbe ist wie zu allen Zeiten, steht fest. Das bedeu­tet aber noch lange nicht, daß er auch heute noch genau so handelt. Hebr 1,1: >Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn…<

Wir glauben der Heiligen Schrift aufs Wort, daß Gott die biblischen Wunder getan hat. Doch man kann feststellen, daß es im Laufe der Heilsgeschichte nur ganz bestimmte Zeitabschnitte gegeben hat, in denen göttliche Zeichen und Wunder ihre besondere Aufgabe hatten bzw. gehäuft auftra­ten. Für die Zeit der Urgemeinde z.B. gilt Hebr. 2,3‑4: »Wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein solches Heil nicht achten, welches zuerst gepredigt ist durch den Herrn, bei uns bekräftigt durch die, die es gehört haben. Und Gott hat dazu Zeugnis gegeben mit Zeichen und Wundern und Taten und Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen.«

Nun ist bekannt, daß der Herr gewöhnlich auf zwei oder drei Zeugen hin eine Sache bekräftigte, und in den Versen 3 und 4 haben wir nun die drei Zeugen des neuen Bundes.

Der erste Zeuge ist unser Herr Jesus Christus, »zuerst ge­predigt durch den Herrn«. Darauf folgen die Apostel, die Augen‑ und Ohrenzeugen, die das Wort bestätigen, denn es heißt, »bei uns bekräftigt durch die, die es gehört haben«. Als dritter Zeuge wird Gott selbst erwähnt, der sein Wort mit Zeichen und Wundern bekräftigte. Warum nun soll Gott heute noch so wirken, nachdem das Zeugnis vollgültig abgeschlossen ist? Wenn wir diese Verse näher betrachten, so stellen wir fest, daß das Prädikat des Hauptsatzes passiv ist und im Aorist des Indikativs steht. Also liegt hier ein­deutig eine Vergangenheitsform vor. Der Schreiber des Hebräerbriefes redet damit zu seiner Zeit schon in der Vergangenheit. Wohl steht der V. 4 dann in der Gegen­wartsform, dieser ist aber ein genetivus absolutus, somit zeitlich dem Prädikat des Hauptsatzes zu‑ und untergeordnet. Die Vergangenheitsform in diesen Versen des Hebräerbriefes gibt uns eine Erklärung dafür, daß Gott zur Zeit Jesu und zu Beginn der Gemeindezeit so zeichenhaft handelte und wirkte. Wenn wir uns beispielsweise das Gerichtshandeln Gottes bei Ananias und Saphira in Erinnerung rufen (Apg 5), so ist offensichtlich, daß dies nicht die normale Form der Bestrafung von Sünde bei Gläubigen seitens des Herrn heute ist! Die Verse Markus 16,17‑20b, die oft von Irrströmungen oder anderen sektiererischen Gruppen (Mor­monen, Christliche Wissenschaft etc.) zitiert werden, mün­den ebenfalls zeitlich ‑ jedenfalls in ihrem Zeichencharakter ‑ in die Darlegung von Hebr 2,3‑4 ein.

Wir müssen uns nun folgendes vor Augen halten: Genau die gleichen Begriffe von Hebr 2,4 ‑ nämlich Zeichen (semeion), Wunder (teras) und Krafttaten (dynamis) ‑ die nur in fünf Bibelstellen als gemeinsamer Ausdruck vor­kommen, finden wir, wenn auch in anderer Reihenfolge, in 2 Thess 2,9 wieder. Dort werden ja, wie bereits ausgeführt, die Wiederkunft Jesu und die unmittelbar vorausgehenden Ereignisse geschildert. Somit werden diese Zeichen, Wunder und Krafttaten, die zu Beginn der Gemeindezeit da waren, nochmals auftreten, aber mit anderem Vorzeichen. Und hier erfüllt die Charismatische Bewegung in gewisser Hinsicht Gottes Wort. Hätte man noch nie von solchen Strömungen gehört, müßte man allein schon aufgrund der biblischen Prophetie annehmen, daß genau so etwas kommen und sich ausbreiten muß. Doch ist diesmal die Quelle nicht aus Gott, sondern, wie der 9. Vers aus 2 Thess 2 unzweideutig sagt, aus Satan. Das zeigt auch die Geschichte der Pfingst‑ und Charismatischen Bewegung ziemlich deutlich. Wenn man auf den ersten Blick vielleicht versucht, im positiven Sinne an die Ereignisse der Urgemeinde zu denken ‑ es werden ja auch dieselben Begriffe gebraucht ‑, so verbirgt sich doch etwas völlig anderes dahinter. Wenn nüchterne Seelsor­ger hinter die Kulissen dessen blicken, was sich zunächst so biblisch gebärdet, dann finden sie gewöhnlich eine okkul­te Quelle. Wir haben bereits dargelegt, wie das einen guten Nährboden für das Verlangen nach Zeichen und Wundern und auch besonderen Charismen bedeutet.

Die Aussage von Hebr. 2,3‑4 dürfte auch erklären, warum die Abschnitte der Bibel, die sich mit der Zeit vor der Wiederkunft Jesu befassen (was einigermaßen unseren Ta­gen entspricht), die Begriffe Zeichen und Wunder, wie bereits kurz vermerkt, nur in Verbindung mit Verführung erwähnen.

So die oben erwähnte Stelle 2. Thess 2,9‑10 oder Matth 24,24: »Sie werden so große Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden« oder Offb 13,14: »… und verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen.« Siehe auch Offb 16,14 und 19,20.

Aus diesem Blickwinkel erscheinen die in charismatischen Kreisen immer wieder »strapazierten« Passagen der Bibel, nämlich Apg 2,17‑18 als angebliche heutige Erfüllung der Prophetie bei Joel oder Mark 16, 17‑18 in einem neuen Licht. Es handelt sich hier um denBeginn der Gemeinde­zeit. Für das Ende der Gnadenzeit aber, wie oben dargelegt, ergibt sich ein völlig anderes Bild.

Interessanterweise greift auch der bekannte englische Bibel­lehrer und weitgereiste Missionar Michael Griffiths diese Verse aus dem Hebräerbrief auf. Im Zusammenhang mit der Gabe des Wunderwirkens schreibt er:

Wir sollten beachten, daß die Stelle in Hebr 2,4 nahelegt, Zeichen, Wunder, Machttaten und Gaben eine besondere Beglaubigung des apostolischen Zeugnisses für die Worte des Herrn Jesu sind, wobei Paulus den Korinthern erklärt, daß >die Zeichen eines Apostels unter euch geschehen sind in aller Geduld, mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten<. Ein starkes Argument kann davon abgeleitet werden, besonders wenn man Wunder mit Zeichen zur Bestätigung des Dienstes der ursprünglichen Apostel in Verbindung bringt, zu behaupten, daß die Gabe aufgehört habe … Lukas scheint absichtlich Beispiele ausgewählt zu haben, um die apostolischen Dienste von sowohl Petrus als auch Paulus zu beglaubigen. Gewiss ist in der Schrift als Ganzes das Wun­derwirken im Alten Testament offenbar auf gewisse Perio­den der Geschichte konzentriert, wie etwa der Auszug aus Ägypten und die Zeit von Elia und Elisa. Ähnlich kann argumentiert werden, daß wir erwarten können, daß der Dienst des Herrn Jesu und die Bekräftigung des apostolischen Zeugnisses solch eine Periode sein dürfte. Wir haben auch die relative Seltenheit der apostolischen Wunder wie das Auferwecken von Toten und die völlige Abwesenheit der Heilung von Aussatz und Blindheit (abgesehen von Paulus’ zeitweiliger Blindheit) registriert. Doch während wir einerseits den relativen Mangel von Wundern erkennen, sollten wir andererseits uns offen halten für die Möglichkeit solcher Wunder heute, besonders vielleicht in der primitiven Pioniersituation, wo die Notwendigkeit für eine gewisse Bestätigung des apostolischen Zeugnisses gegeben sein mag … Ich muß jedoch aber auch berichten, daß ich Missionare in besonders schwierigen und harten Gebieten gekannt habe, die speziell um die Gabe des Wunderwirkens gebetet hatten. Mir ist kein Fall bekannt, daß dieses Gebet jemals erhört worden ist.«

Erklärt dies womöglich auch, warum man bei genauerem Überprüfen von solchen Fällen, die bei einem Heilungsfeldzug angeblich gesund geworden sind, gewöhnlich große Enttäu­schungen erlebt?

So wird von folgendem Untersuchungsergebnis berichtet:

Nach einem Heilungsfeldzug von Dr. Price in Vancouver wurden 350 Fälle von Heilungen proklamiert. Verschiedene Christen taten sich zusammen, um die Wahrheit dieser Behaup­tung zu überprüfen. Die Resultate waren: 39 Fälle starben innerhalb von sechs Monaten an der Krankheit, von der sie angeblich geheilt worden waren; fünf der Fälle wurden geistes­krank; bei 301 Fällen stellte sich nach sechs Monaten heraus, daß sie keinen Nutzen empfangen hatten; viele gaben dies unumwunden zu; von fünf wurde berichtet, daß sie tatsächlich geheilt waren, doch litten sie an psychosomatischen Beschwer­den, die auf psychiatrische Behandlung ansprachen.

Worauf es ankommt

Nüchternen Christen und Gemeinden wird heute oft der Vorwurf gemacht: Euch fehlt Vollmacht, euch fehlt Kraft, es ist doch bei euch nicht so, wie es nach der Bibel sein sollte! Wenn wir aufrichtig sind, müssen wir uns unter diesen Vorwurf beugen. Jeder, der von sich aus sagen würde, bei mir ist alles in Ordnung, müßte sich doch wohl wie ein Heuchler vorkommen. Aber die Alternative für echtes Glaubensleben ist keineswegs die Schnellmethode des Handauflegens, der eilige Empfang eines >zweiten Segens< durch Berührung, um die >Geistestaufe< zu erhalten, Erleb­nisse zu haben und Gaben, Charismen und Erfahrungen zu bekommen. Das alles führt letzten Endes zur Selbsterhö­hung. Der biblische Weg, zu mehr Geistesfrucht zu kom­men, ist ein anderer. Es steht nur einmal in der Bibel, daß der Vater läuft, daß der Schöpfer seinem Geschöpf mit Riesenschritten entgegeneilt, nämlich in der Geschichte vom verlorenen Sohn. Hier haben wir den Fall, wo jemandem der Segen, die Fülle und Gnade Gottes in >Windeseile< zuteil wird. Pastor Wilhelm Busch stellte einmal die Frage: Wem läuft der Vater entgegen? Den Großen dieser Welt, den Frommen oder den Kirchenchristen? Auf unser Thema bezogen müßten wir die Frage erweitern: Oder den Men­schen, die nach mehr Geistesgaben, nach einer >Geistestau­fe< oder nach mehr Erlebnissen streben? Nein, sondern der Vater läuft dem Sünder entgegen, der um Gnade fleht: >Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir< (Luk 15,21). Wenn wir so vor unseren Herrn treten, erhalten wir >in Eile< die Gnade, den Segen, die Fülle und die Kraft Gottes. Das ist der Weg zum Herzen Gottes, der Weg zu mehr geistlicher Kraft: Buße! In den Sendschreiben werden sehr beklagenswerte Zustände dargestellt. Es kann tatsäch­lich Rückschritte im Glaubensleben geben. Aber keiner der Gemeinden wirft der Herr Jesus vor, daß sie die Geistestau­fe nicht empfangen habe oder womöglich zu wenig Gaben besitze. Jedoch mahnt er fünfmal: Tue Buße!

Möge der Herr uns Gnade schenken, dass wir täglich den Weg des Kreuzes gehen, den Weg des Zerbruchs und des Gehorsams, und daraus immer neu die Gnade, den Segen und die Kraft Gottes empfangen dürfen, um auch in diesen letzten Tagen überwinden zu können und in aller Nüchternheit ein Leben zu führen, das zur Ehre Gottes gereicht und Segensspuren hinterlässt.

Alexander Seibel

www.horst-koch.deinfo@horst-koch.de

 




Geisterunterscheidung (P.Beyerhaus)

Peter Beyerhaus

Geisterfüllung und Geisterunterscheidung

– Die schwarmgeistige Gefährdung der Gemeinde heute –

I. Das neue Fragen nach dem Heiligen Geist

Nach Wesen und Wirken des Heiligen Geistes aufgebrochen. Das beobachten wir auf verschiedenen Ebenen:

1. In der Theologie sind gerade in den letzten Jahren eine ganze Reihe von neuen Büchern erschienen, die die Person und das Werk des Heiligen Geistes behandeln. Noch vor etwa 10 oder 20 Jahren konnte man sagen: Die Lehre vom Heiligen Geiste ist das unterentwickelte Lehrstück der christlichen Theologie. Auch in den einschlägigen dogmatischen Lehrbüchern fand man über ihn eigentlich nur sehr wenig. Diese Lücke ist in den letzten Jahren ausgefüllt worden. Es gibt mehrere Untersuchungen. So hat der Berliner Systematiker Dillschneider 1969 im Verlag Rolf Brockhaus ein Buch veröffentlicht “Ich glaube an den Heiligen Geist” und der Holländer H. Berkhof 1968 ein Buch geschrieben “Die Theologie des Heiligen Geistes” (Neukirchen). Der katholische Systematiker in Paderborn, Heribert Mühlen, hat ein zweibändiges umfangreiches Buch über die Lehre vom Heiligen Geist verfaßt, und so könnte ich eine ganze Reihe von anderen Erscheinungen hier nennen. Es ist symptomatisch, daß die Theologie jetzt die Herausforderung spürt, gerade zu diesem bis dahin unterentwickelten Gebiet etwas zu sagen.

2. Ebenfalls kann man feststellen, daß in der jungen Generation ein großes Interesse gerade für diese Fragen aufgebrochen ist. Mir fiel dies erstmalig auf, als ich im Jahre 1972 an einer großen christlichen Jugend‑ und Studentenkonferenz in Uppsala teilnahm, auf der mehrere Hundert Jugendlicher aus allen fünf skandinavischen Ländern zusammengekommen waren. Die Konferenz war aufgeteilt in 14 verschiedene Seminare. Keins war so stark besucht wie das, welches sich mit dem Wirken des Heiligen Geistes heute befaßte. Mir fiel auf, daß der ganze Büchertisch direkt übersät war mit Büchern, die kürzlich auf diesem Gebiete erschienen waren.

3. Ähnlich sieht es in der Mission aus. In den letzten Jahren habe ich eine Reihe von Reisen in die Länder Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Ozeaniens unternommen. Dort habe ich an vielen Stellen reden müssen, auf theologischen Seminaren, Mitarbeiterkonferenzen und Missionarskursen. Immer wieder wurden Themen wie “geistliches Leben” oder auch “Geistesprüfung” bevorzugt. Oft war die erste Frage, die man mir stellte, die: “Was halten Sie eigentlich von der charismatischen Erneuerungsbewegung?”

4. Damit habe ich schon das große Feld derjenigen Bewegungen genannt, die sich selber zusammenfassen als die “charismatische Erneuerung”. Ich weiß nicht, welches Jahr man für ihren Ursprung angeben soll. Im Grunde genommen ist es gar keine neue, sondern eine recht alte Bewegung. Man kann sie in ihren Wurzeln zurückführen auf die erste Pfingstbewegung. Diese ist in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern auch in die großen Kirchen eingedrungen. Das begann in Nordamerika. Von dort her ist sie dann auch in viele andere Länder gekommen; besonders auch im Rahmen der weltweiten Mission.

Soviel zunächst zur Aktualität unseres Themas.

Nun müssen wir uns fragen: Was ist der Grund dafür, daß es zu diesem großen Aufbruch bzw. zu diesem Komplex von Bewegungen gekommen ist?

Fragt man ihre Anhänger, so nennen sie an erster Stelle oft das Gefühl einer gewissen geistlichen Kühle, Trockenheit und Verarmung, das sie in unseren Kirchen, Freikirchen, aber auch Gemeinschaften und Missionen empfinden. Es gehe dort so nüchtern zu. Die Predigten glichen vielmals Lehrvorträgen. Man spüre nicht richtig, daß der Prediger von der Macht innerlich bewegt und berührt ist, von der er hier ein Zeugnis abzulegen hat. Auch das allgemeine Fluidum unter den Gemeindegliedern sei nicht immer von jener urchristlichen Herzlichkeit gekennzeichnet, wie wir sie doch im Neuen Testament finden. Man komme zusammen zum Sonntagvormittagsgottesdienst, setze sich, wie man gekommen ist, nebeneinander, ohne doch Beziehungen zueinander aufzunehmen. Dann gehe man wieder auseinander.

Einzelne klagen auch darüber, daß ihr eigenes Leben nicht von der inneren Führung und der Sieghaftigkeit gekennzeichnet ist, die dem Glauben an Christus doch verheißen ist. Sie hatten sich deshalb nach mehr Kraft gesehnt.

Schließlich müssen wir noch einmal auf die erste Beobachtung zurückkommen:
Die Theologie selber hatte sich viele Jahre hindurch kaum mit der Frage des Heiligen Geistes beschäftigt. Es ist aber nicht möglich, irgendein Gebiet des christlichen Glaubens unbeachtet zu lassen, ohne daß eines Tages eine Reaktionsbewegung kommt und nun gerade hier mit einem verstärkten Interesse einsetzt. Soweit es sich um diese Ursachen handelt, kann man das neue Interesse an der Person und dein Wirken des Heiligen Geistes für durchaus berechtigt erklären. Es gibt in der Tat eine Mattheit im geistlichen Leben, es gibt eine mangelnde geistliche Erkenntnis sowohl im Leben des einzelnen wie auch im Leben der Gemeinde, die vom Herrn nicht gewollt ist, die schuldhaft ist. Auch Paulus hat seine Gemeinden immer wieder ermahnen müssen “werdet voll des Heiligen Geistes” (Eph. 5, 18), “den Geist dämpfet nicht” (1. Thess. 5, 19).

In der Gemeinde werden diejenigen zu Verantwortungsträgern berufen, die selber das Zeugnis haben, “voll des Heiligen Geistes” zu sein. So finden wir es schon im 6. Kapitel der Apostelgeschichte (Vers 3). Einer von jenen Männern, die zu den ersten Diakonen berufen wurden, war ja Stephanus. Von ihm wird ausdrücklich bezeugt, er sei ein Mann voll des Heiligen Geistes gewesen (Apg. 7, 55).

Nun sind diese Beweggründe aber nicht die einzigen Ursachen für das neue Fragen nach dem Heiligen Geist. Zugleich kann man nämlich feststellen, daß bei vielen Menschen auch eine gewisse Neugier vorhanden ist, durch unmittelbare Offenbarungen bestimmte Dinge­ näher zu erfahren, von denen die Schrift nicht ausdrücklich spricht. Oder man empfindet das Bedürfnis, tiefere Erlebnisse zu machen, wie sie in einem normalen, gesunden geistlichen Leben nicht ohne weiteres gewährt werden. Man möchte Kraft empfangen, Einfluß gewinnen. Man möchte die unsichtbaren Dinge, denen wir uns doch nur im Glauben anbetend nähern können, gewissermaßen in den Griff bekommen, um sich auf diese Weise dann als besonders begabter Christ gegenüber anderen Christen hervorheben zu können.

Angesichts dieser zweiten Möglichkeit, daß das gesunde Streben nach einem größeren Erfülltsein mit dem Heiligen Geiste ausschlägt in eine ungesunde Lüsternheit, müssen wir nun fragen: Was bedeutet es eigentlich, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden?
Diese Frage müssen wir für uns selber beantworten können; denn jeder von uns wird irgendwann einmal in die Verlegenheit geraten, daß ein anderer auf ihn zukommt und fragt: “Hast du schon den Heiligen Geist?” bzw. “Hast du die Fülle des Geistes?” oder “Hast du eigentlich die Gnadengaben?”
Ein normaler Kirchenchrist fällt dann leicht in ein merkwürdiges Stammeln; denn gewiß, er bekennt sich zum Glauben an den Heiligen Geist; aber er weiß doch nichts von den ganz besonderen Wirkungen dieses Geistes aus seinem eigenen Leben zu berichten. Deswegen ist es wichtig, biblische Klarheit darüber zu suchen, was es eigentlich zu bedeuten hat, wenn Paulus uns zuruft “Werdet voll des Heiligen Geistes” (Eph.5,18).

II. Das Wesen des Heiligen Geistes

A. Was bedeutet es, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden?
Das erste,
was wir uns bei jeder Besinnung über den Heiligen Geist in Erinnerung rufen müssen, ist, daß er eine Person ist. Er ist die dritte Person der Heiligen Dreieinigkeit, der mit dem Vater und dem Sohn von Ewigkeit her in der innertrinitarischen Gemeinschaft steht. Er ist zu einem bestimmten Augenblick der Heilsgeschichte von dem Vater und dem Sohne in die Gemeinde ge­sandt worden, um hier das Werk Jesu Christi zur Vollendung zu bringen (Apg.2, 33). Der Heilige Geist vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen beim Vater (Römer 8, 26). Das kann er nur, wenn er selber Person ist. Er ist also nicht eine Macht, ein Es, ein Fluidum, eine Kraft, sondern er ist eine Person, die uns an­redet und die wir anrufen können.

Die zweite wichtige Aussage ist die: Es ist die Aufgabe des Heiligen Geistes, nach der Erhöhung des Sohnes Jesu Christi sein Werk weiterzuführen, indem er Gott, den Vater und den Sohn in unser Herz bringt. Unser neues Leben der Wiedergeburt beginnt mit diesem eingreifenden Geschehen. Das ist kennzeichnend für das Christenleben überhaupt, daß sie mit dein Heiligen Geiste gesalbt sind (1. Joh. 2, 27). Wer den Heiligen Geist nicht empfangen hat, als er Christ wurde, der ist nicht etwa ein Christ im Vorstadium, oder ein Christ zweiter Klasse oder ein unterentwickelter Christ, sondern er ist überhaupt kein Christ. Wir haben also entweder den Heiligen Geist empfangen und sind damit wiedergeborene Christen, oder aber wir stehen noch außerhalb des Leibes Jesu Christi. Als einmal in der Stadt Ephesus eine Gruppe von Jüngern dem Paulus vorgeführt wurde, weil es den Gemeindeleitern nicht ganz klar war, ob es sich hier um wirkliche Christen handele oder nicht, stellte Paulus ihnen die Frage, “Habt ihr den Heiligen Geist empfangen als ihr gläubig wurdet?” Darauf antworteten diese Männer: “Wir haben noch niemals gehört, daß der Heilige Geist Überhaupt gekommen ist” (so muß man diese Stelle wohl übersetzen). Darauf stellte man fest, daß diese Leute zwar getauft worden waren, aber nicht christlich, sondern mit der Wassertaufe des Johannes. Sie waren also Menschen, die noch auf den Messias warteten. Darum gab Paulus den Befehl, sie auf den Namen Jesu taufen zu lassen. Damit verband sich in urchristlicher Zeit die Handauflegung; und nun empfingen auch sie den Heiligen Geist (Apg. 19, 1‑7).
So könnten wir eine ganze Reihe von neutestamentlichen Stellen heranziehen, die alle deutlich machen:
Mit dem Christwerden ist die Vermittlung des Heiligen Geistes verbunden. Nach Apostelgeschichte 2 geschieht dies in dem Augenblick, wo man durch die Taufe in die Gemeinde aufgenommen wird. Als Petrus seine große Pfingstpredigt vollendet hatte, ging es den Dreitausend wie ein Stich durch das Herz. Sie fragten: „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ Petrus antwortete: „Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen” (Apg. 2, 38).

Das dritte ist: Der Heilige Geist bringt uns in die rechte Gemeinschaft mit Gott. Luther sagt in seiner wunderbaren Erklärung zum Dritten Artikel des Glaubensbekenntnisses: “Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesu Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten. Der Heilige Geist wirkt in uns den Glauben an Jesus Christus als Herrn und Erlöser. Er bringt den Herrn in unser Herz. Er ermöglicht uns auch das Gespräch mit Gott. Er vertritt uns im Gebet durch unaufhörliches Seufzen. Ohne den Heiligen Geist vermögen wir überhaupt nicht, christlich zu beten.

Das vierte ist: Der Heilige Geist wirkt in uns die rechte geistliche Erkenntnis. Der natürliche Mensch versteht deswegen auch nicht die Heilige Schrift (1. Kor. 2, 14), sondern sie ist ihm toter Buchstabe. Es ist der Heilige Geist, der die innere Erleuchtung vollbringt. Aber es ist nicht etwa ein Werk, das nun zu der Lehre durch das Wort Gottes hinzutritt. Vielmehr erleuchtet der Heilige Geist, wenn das Wort Gottes gepredigt und bezeugt wird oder wir es andächtig lesen, durch diese Gabe des Wortes das Herz des Hörenden. Er erinnert uns an all das, was Jesus gesagt hat (Joh. 14, 26). Jeder von uns, sofern er wirklich Christ geworden ist, bekommt dieses Geschenk, daß der Heilige Geist ihn innerlich erkennen und verstehen lehrt. Der Christ ist also kein Unmündiger, der wie ein Schulkind gehalten ist, genau auf das zu achten, was der Lehrer ihm sagt. Vielmehr hat er ein inneres Verständnis von den göttlichen Dingen, das dadurch kommt, daß der heilige Geist das Lehramt in uns wahrnimmt. Deswegen ist Lehre in der Gemeinde Jesu nicht die Instruktion über Dinge, die dem Hörer völlig neu sind, sondern es ist ein immer wieder erneutes Erinnern und Entfalten dessen, was den Christen bereits geschenkt ist. Ich glaube, es ist ganz wichtig, darauf hinzuweisen. Denn diese Erkenntnis schützt uns vor der Anmaßung modernistischer Theologen, die mit ihrer angeblich tieferen, wissenschaftlichen Einsicht die Gemeinde in die Irre führen. Daß der Heilige Geist diese innere Verbindung im Erkenntnisvollzuge zustande bringt, ist auch meine persönliche Erfahrung. Auf meinen Reisen durch die ganze Welt habe ich zu hochgelehrten Menschen in Amerika und Japan gesprochen, aber auch zu Menschen auf den Bergen von Neuguinea, die gerade erst aus dem Steinzeitalter gekommen waren. Ich hatte mich zuvor gefragt, wie ich mich diesen Menschen überhaupt verständlich machen sollte. Aber es war sofort ein inneres Verstehen da; denn der gleiche Geist, unter dessen Leitung ich versuchte, zu ihnen zu sprechen, war auch schon bei ihnen. So war die innere Verbindung sofort gegeben.

Das fünfte: Der Heilige Geist wirkt die Frucht des Geistes wie sie geschildert ist in Galater 5, 22, also Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Es gibt kein christliches Leben, das sich nicht darin entfaltet, daß der Heilige Geist in unserem ganzen Sein Frucht hervorbringt, so daß wir uns als die Kinder Gottes erweisen und dadurch ein Lebenszeugnis für seine Macht sind. as ist ein wichtiger Test. Wenn wir uns fragen, ob jemand vom Geist erfüllt ist, so lassen wir uns darauf achten: Wie sieht sein ganzer Lebenswandel aus? Das behütet uns vor solchen Abwegen, daß wir das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist an den Besitz von außerordentlichen Gnadengaben binden wollen.

Das bringt uns zur sechsten Aussage: Der Heilige Geist gibt uns nun auch die besonderen Charismen, die Gnadengaben. Sie gibt er uns nicht zur persönlichen Ergötzung, nicht dazu, damit wir selber uns glücklich, mächtig oder gar außerordentlich fühlen sollen. Vielmehr verweisen uns die Gnadengaben an die Gemeinde. Die Gnadengaben gehören nämlich ‑ unter Theologen gesagt ‑ nicht so sehr in die Lehre vom Heil, die Soteriologie, als vielmehr in die Lehre von der Kirche, die Ekklesiologie. Es kann keine Auferbauung des Leibes Jesu Christi geben, ohne daß die einzelnen Mitglieder dieses Leibes sich als Glieder verstehen, die besondere Aufgaben haben. Und für diese Dienste, die wir den anderen Mitchristen schuldig sind, ertüchtigt uns der Heilige Geist nun durch besondere Gnadengaben. Sie erscheinen uns als völlig neue Gaben, sind aber vielfach Weckung, Stärkung, Heiligung, Vertiefung und Indienstnahme dessen, was uns schöpfungsmäßig schon geschenkt ist. Die Gnadengaben sind verschieden. Das ist ein ganz besonders wichtiger Punkt in Römer 12 und 1. Kor. 12: Nicht alle können weissagen, nicht alle können leiten, nicht alle können prophezeien, heilen usw. Vielmehr hat Gott hier in seiner Weisheit bewußt Verschiedenheit walten lassen, damit keiner sich vom Leibe Jesu unabhängig erklären könne. Wir brauchen einander. Und damit bin ich schon beim siebenten Punkt: Der Heilige Geist führt uns in die Gemeinschaft, zunächst in die mit Christus als dem Haupt des Leibes, damit aber auch in die Gemeinschaft untereinander. Der Heilige Geist ist ein Geist, der uns zusammenführt in der Wahrheit, im Glauben und in der Liebe. Deswegen ist auch dies ein wichtiges Erkennungszeichen, ob ein bestimmter Geist, der sich als Heiliger Geist ausgibt, wirklich von Gott ist: Führt er zur Trennung von den Brüdern in Christus oder aber zu größerer Gemeinschaft in Ihm?

B. Wie bekommen wir den Heiligen Geist?

Es ist festzuhalten: Der Empfang des Heiligen Geistes ist ein Eingangsereignis in unserem Christenleben. Die Wiedergeburt des Menschen aus der alten Adamsnatur hinein in das Wesen Jesu Christi, das Anziehen des neuen Menschen, wird durch die Vermittlung des Heiligen Geistes gewirkt. In dem Augenblick, wo ich in Buße und Glaube Christus annehme und mich auf seinen Namen taufen lasse, da vollzieht sich in mir auch die Mitteilung des Heiligen Geistes. Jetzt ist Christus in uns, und damit haben wir Gemeinschaft mit dem Dreieinigen Gott. Das kann zunächst also von jedem Christen gesagt werden.Aber nun tritt eine weitere Erkenntnis hinzu. Der Heilige Geist ist ja nicht ein statisches Etwas, sondern eine lebendige Person. Sein Wirken ist lebendig, und er möchte mich mit seinen Gnadengaben, mit seinen Gnadenwirkungen immer wieder erneut durchdringen. Es gibt ein Wachsen im Heiligen Geiste. Und das ist es, was viele Christen nicht genügend beachten. Sie leben dahin, als wenn das Christsein nur ein Gewordensein wäre, aber nicht ein werden, wie Martin Luther sagt. Deswegen bleiben sie auf einem bestimmten Stadium stehen. Aber da es im geistlichen Leben eben so wie im biologischen Leben keinen Stillstand geben kann, gehen sie zurück. Es kommt bei ihnen zum geistlichen Schlaf, zur geistlichen Krankheit, bis hin zum geistlichen Tod.Wie vollzieht sich das immer stärkere Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist?

1. Durch den treuen Umgang mit den Gnadenmitteln Wort und Sakrament, die ja die Instrumente des Heiligen Geistes sind. Das ist eine ganz wichtige Feststellung. Martin Luther sagt in den Schmalkaldischen Artikeln, daß es Gott gefallen hat, uns auf keine andere Weise als durch die Gnadenmittel Wort und Sakrament seinen Heiligen Geist zu geben.

2. Die Gnadenmittel möchten aber im treuen Gebet gebraucht werden. Bevor wir das Wort hören, bevor wir den Herrn anrufen, daß er uns diese Mitteilung der Gnade Jesu zum Segen werden lasse.

3. Dazu ist es nötig, daß wir unser Herz reinigen lassen. Der Heilige Geist möchte Wohnung nehmen in einem Herz, das sich immer wieder vom Blute Jesu von der Befleckung der Sünde reinigen läßt. Das bedeutet eine Erkenntnis meiner Schuld, ein Bekenntnis meines Getrenntseins von Christus, eine erneute Hingabe an ihn. Es gibt eine Art Blockade gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes dann, wenn der Mensch sich in seiner Selbstsucht und seinem Eigensinn verhärtet hat. Dann geht das Wirken des Heiligen Geistes an uns vorbei. Wenn wir also von einer geistlichen Erweckung oder auch einer “charismatischen Erneuerung” (besser wohl “Erneuerung der Charismen”; denn nur Gott, der Geber der Gaben, kann erneuern!) sprechen, dann kann sie nicht dadurch geschehen, daß ich etwas in mich hineinpumpe. Vielmehr muß diese innere Blockade, diese Verstopfung gelöst werden, die durch mein bewußtes Leben in der Sünde eingetreten ist. Deswegen ist eine echte Erweckung immer eine Erweckung, in der Gerichtspredigt zusammengeht mit vollmächtiger Gnadenverkündigung. Blicken wir doch einmal zurück auf die ganze Geschichte der Erweckungsbewegungen! Ob es nun J.H. Volkening im Minden‑Ravensbergischen Land gewesen ist, oder in Württemberg ein L. Hofacker oder in Baden ein Aloys Henhöfer. Es waren alles Männer, die in besonderer Weise den Menschen das Gericht Gottes über ihre Sünde ansagen und sie zur Buße treiben konnten, um ihnen dann aber noch freudiger und strahlender das Evangelium neu zu verkünden. Das bedeutet Erweckung, das bedeutet zugleich aber auch erneutes Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist.

4. Schließlich: Wir haben die Aufträge, die uns Gott durch die Weisungen des Neuen Testamentes gegeben hat, gehorsam auszuüben. Es gibt keine Mitteilung irgendeiner Gnadengabe, die nur dafür bestimmt ist, daß ich mich im Heilsbesitz sonnen kann. Vielmehr ruft mich der Herr mit ihr in seinen Dienst. Indem ich seinen Geboten und Weisungen treu bin, indem ich mich als ein Instrument zur Rettung anderer gebrauchen lasse, benutzt mich der Heilige Geist und erfüllt mich immer stärker mit seiner Gnade und seinem Reichtum.

C. Woran erkennen wir, daß wir vom Heiligen Geist erfüllt werden und in ihm wachsen?

1. Die entscheidende Frage, die sowohl mein Christsein Überhaupt wie meine Geisterfüllung betrifft, ist auf jeden Fall die: Glaube ich an Jesus Christus als meinen persönlichen Herrn und Heiland, der für meine Sünde ans Kreuz gegangen ist? Fliehe ich jeden Tag aufs neue zu ihm, um meine Sünde vor ihm abzuladen, neu die Vergebung zu empfangen und mich von ihm neu ausrüsten zu lassen? Steht Jesus Christus als Gekreuzigter im Mittelpunkt meines ganzen Fühlens, Denkens und Wollens?

2. Eine weitere Frage könnte sein: Habe ich Freude im geistlichen Leben? Gewiß, das ist kein absoluter Test ; denn es gibt Zeiten der Anfechtungen, wo Gott uns durch Tiefen führt. Aber diese Anfechtungen werden ja auch wieder Überwunden. Wenn ich also mit Freude an Jesus glaube und die Glaubenslieder singe in dem Bewußtsein: Jawohl, das ist mir geschenkt, und dazu bekenne ich mich! ‑ dann darf ich gewiß sein, daß der jeweilige Geist wirklich in mir lebt.

3. Dann kann ich auch die nächste Frage positiv beantworten: Spüre ich in mir einen Drang, dies weiter zu geben im liebenden Dienst am Bruder und an der Schwester sowie auch im mündlichen Zeugnis von dem, was mir widerfahren ist?

4. Nach Römer 8, 14 ist auch folgendes wichtig: Nehme ich den Kampf auf mit den Begierden des alten Menschen, der mir noch nicht ganz weggenommen worden ist, bemühe ich mich um die Heiligung? Nicht etwa: Bin ich sündlos geworden? Sondern: Leide ich an meiner Sündennatur, und verlange ich danach, daß Christus in mir Gestalt nehme?

5. Schließlich: Bin ich der eigenmächtige Herr meines eigenen Lebens, versuche ich alle Entscheidungen über meinen weiteren Weg nach Vernunftgründen zu treffen, ‑ oder aber lasse ich mich vom Heiligen Geiste leiten und lege deswegen meine Entscheidungen immer wieder dem Herrn im Gebet über seinem Worte vor? Er selber muß mich ja an seiner Hand nehmen.Wenn ich diese fünf Fragen mit “Ja” beantworten kann, dann brauche ich nicht mehr in Verlegenheit zu geraten, wenn jene Menschen mich fragen: Hast du den Heiligen Geist empfangen? Vielmehr darf ich dann mit einem ebenso dankbaren wie demütigen “Ja” antworten. Wenn sie aber weiter fragen: Hast du aber “die Fülle des Geistes”?, so werde ich entgegnen: Die Fülle des Geistes liegt nur in Christus und in seinem Gesamtleibe der Gemeinde. Was wir als Christen empfangen haben, sind nach Römer 8, 23 die Erstlinge des Geistes.Aber nun ist es auch wichtig, diesen Heiligen Geist zu unterscheiden von einem falschen Geist oder Schwarmgeist.

III. Das Wesen des Schwarmgeistes

A. Der Begriff Schwarmgeist
Woher kommt der Begriff “Schwarmgeist”?
Dem normalen Zeitgenossen wird nicht ohne weiteres deutlich sein, was wir mit diesem Wort eigentlich meinen. Denn Schwärmerei bringt man im allgemeinen in Verbindung mit einer gewissen Gefühlsseligkeit. Man denkt an ein junges Mädchen, das für ihren Liebsten schwärmt. Ein anderer schwärmt von seiner letzten Sommerfrische oder einem frohen Erlebnis. Geht es also um eine leicht exaltierte Gefühlsstimmung?

Nein, das ist nicht das Schwärmertum, das wir hier meinen, obwohl es gewisse Verbindungen gibt. Ich versuche, den Begriff immer vom Bild des Bienenschwarms her zu erklären. Wenn es den Bienen in ihrem Stock zu eng geworden ist, – und zwar geschieht das immer, wenn eine zweite Königin geboren ist, – dann halten sie es nicht mehr aus in der Begrenzung ihres Baues. Sie müssen hinaus und schwärmen mit furchtbarem Getöse aus.

Damit habe ich das Entscheidende schon gesagt: Der Schwärmer hält es nicht aus in der Begrenzung, in die er auf Grund des Willens Gottes in seinem Glaubensleben in dieser heilsgeschichtlichen Zwischenzeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft des Herrn gestellt ist. In dieser Zeit ist ja unsere Sünde zwar schon vergeben auf Grund des Kreuzestodes Christi; aber wir müssen doch immer noch den alten Sündenleib mitschleppen. Deswegen bekommen wir von ihm immer wieder sündige Versuchungen zu spüren. Gleichzeitig müssen wir auch leiden unter der Vergänglichkeit dieses alten Äons, dieses alten Weltzeitalters, an das wir mit aller Kreatur gekettet sind; so sind wir auch dem Sterbenmüssen unterworfen. Dies will der Schwärmer nicht anerkennen. Er möchte im Grunde genommen schon das Leben führen, das uns der Herr verheißen hat für das kommende Reich der Herrlichkeit, wenn Jesus Christus wiedergekommen ist, um alle Dinge neu zu machen. Der Schwärmer erkennt diese Grenzen der Zwischenzeit nicht an. Er will sie sprengen. Er möchte deswegen nicht glauben, sondern er will schauen, spüren und schmecken. Er will nicht mehr dulden, wie es uns doch Paulus in Römer 5 und 8 ans Herz legt, sondern er möchte genießen, er möchte volle Kraft und Gesundheit spüren, die in keiner Weise mehr in Frage gestellt wird.

Deswegen ist für den Schwärmer das Phänomen der Krankheit immer ein Ärgernis, mit dem er nicht fertig werden kann. Eigentlich meint er, keinen Arzt mehr zu brauchen. Der Schwärmer möchte nicht mehr durch die Gnade allein leben, die Gnade, die ja doch in der immer erneuten Zusprechung der Vergebung der Sünden besteht. Nein, er möchte schon in der eigenen vollendeten Gerechtigkeit leben, wo er die Sünde endgültig hinter sich gelassen hat. Er ist also Perfektionist, meint in der Vollkommenheit zu stehen. Er möchte sich in die Gemeinde nicht einordnen, in den Dienst am anderen stellen, sondern er möchte sich schrankenlos selber verwirklichen. Er möchte niemanden über sich haben, der ihn zur Korrektur ruft. Er möchte nicht dienen, sondern er möchte herrschen. Er möchte sich nicht Schritt für Schritt führen lassen, sondern bereits das Ende des Weges, den ihn der Herr führt, in aller Klarheit wissen und berechnen können.

Das alles sind Kennzeichen des Schwärmers, der die uns gegebenen Grenzen nicht respektiert. Nun, dieser Haltung liegt ein Drang zugrunde, den wir als Christen in gewisser Weise verstehen können. Denn wir alle leiden ja an der Gebrochenheit unseres jetzigen Daseins. Es ist auch vom Willen Gottes her nicht der Normalzustand, dai3 wir im Sündenleibe leben. Es ist nicht der Wille Gottes, daß diese Welt gekennzeichnet ist von Leiden, Tod, Haß und Zerrissenheit. Denn ursprünglich war die Welt geschaffen worden in Harmonie mit dem Schöpfer ‑ und die neue Welt wird die Jetzige Zerrissenheit nicht mehr kennen. Auch hat Gott in uns und alle Kreatur das Seufzen gelegt, die Sehnsucht nach der Wiederherstellung und Verklärung der guten Schöpfung Gottes (Römer 8, 19‑25). Deswegen wird jeder lebendige Christ immer wieder von dieser Sehnsucht ergriffen werden, die manchmal in ihm auch bestimmte schwärmerische Züge hervorrufen kann. Solange er aber noch ein gesunder Christ ist, wird er sich durch das Wort Gottes immer wieder zurechtweisen lassen. Er wird sich sagen lassen: Jawohl, diese Zukunft ist dir verheißen, aber du mußt dich noch gedulden, bis der Herr kommt und dich aus dem Glauben in das Schauen hineinführt. Der schwärmerisch versuchte Christ wird sich also vom Worte der Schrift berichtigen und sich an die Bedingungen dieser heilsgeschichtlichen Zwischenzeit erinnern lassen. Anders ist es, wenn Christen nicht mehr in der Demut, der Heiligung, bleiben, sondern ihre Hand nach den Gaben ausstrecken, die ihnen nicht gegeben sind. Wenn wir nicht mehr auf die Bedingungen achten wollen, die uns gesetzt sind, dann beginnen wir, wirklich in das Schwärmen zu geraten und für den Einbruch eines ausgesprochenen Schwarmgeistes offen zu werden. Dies bedeutet zunächst einmal eine Gefahr für unser eigenes geistliches Leben. Die Verführung mach­t den Betreffenden, der diesen Geist empfangen hat, aber alsbald auch zu einer Bedrohung für andere. Die durch den falschen Geist hervorgerufene ungesunde und unnüchterne Haltung, die hier zum Ausdruck kommt, findet ihren Niederschlag in bestimmten ungesunden Ideen und falschen Lehren, die der Betreffende dann anderen mitteilen will. Hat er damit Erfolg, so kann er schließlich sogar zum Stifter einer neuen Glaubensgemeinschaft oder Sekte werden. Wenn schließlich der Schwarmgeist vollends von ihm Besitz ergriffen hat, so macht er ihn zum Medium des altbösen Feindes.

Ich möchte also unterscheiden zwischen dem ins Schwärmen geratenden Christen, der aber noch bereit ist, sich wieder in die Schranken weisen zu lassen, und jenem Christen, der sich von dieser schwärme­rischen Tendenz weiter und weiter führen läßt, bis er schließlich die Schranken durchbricht und sich für den Empfang des Schwarmgei­stes öffnet. Schwarmgeist, das muß nun ganz deutlich gesagt werden, ist nicht einfach eine menschliche ungesunde Haltung, sondern geistige Beeinflussung (Inspiration) aus dem Abgrund und letztlich Wirkungsweise des Satans.

B. Die Einbruchsmöglichkeiten des Schwarmgeistes
Wie kann es dazu kommen, daß ein Christ von einem solchen Geiste befallen wird? Was sind die Einbruchsstellen für ein so furchtbares Geschehen? Drei Punkte können genannt werden:

1. Geistliche Unachtsamkeit. Wenn ich aufhöre, Schritt für Schritt auf das Wort Gottes zu achten, wenn ich anfange, mich von mei­nen Gefühlen oder anderen Menschen stärker beeindrucken zu las­sen als von dem, was Gott mir durch sein Wort sagt, dann be­steht diese Gefahr. Gewiß dürfen wir dafür dankbar sein, daß es in der Gemeinde Jesu geistesvollmächtige Persönlichkeiten gibt, die uns etwas bedeuten, uns geistlich dienen und weiterführen können. Trotz­dem gilt auch hier, daß alles, was sie uns geben, immer wiedergeprüft werden muß an der gesunden Norm der Heiligen Schrift.

2. Eigene Unlauterkeit. In dem Augenblick, wo in meinem Leben an irgendeiner Stelle etwas nicht mehr ganz stimmt, wo ich nicht mehr in völliger Gemeinschaft mit Gott wandele, weil ich unwahrhaftig, unehrlich in meinem Geschäftsgebaren, genußsüchtig oder auch unkeusch werde ‑ und wer von uns ist frei von diesen Versuchungen? ‑ tritt eine Trübung in meinem geistlichen Erkenntnisvermögen ein. Wo das nicht bereinigt wird, geschieht schließlich, wenn ich trotzdem weiter bewußt einen religiösen Weg gehen und das Fleischliche mit dem Geistlichen verbinden will, der Einbruch falscher Geistesmacht. ‑Ich meine, dies gilt auch für den Versuch, eine bestimmte Form von Musik, die die Triebe aufpeitscht, in den geistlichen Dienst zu stellen.

3. Hochmut. Das Wesen Luzifers ist ja, daß er selber Gott nicht über sich anerkennen wollte, sondern sein wollte wie ER (Hesekiel 28). Und so liegt auch unsere heimliche Zugeneigtheit, unsere Affinität zum satanischen Versucher in unserer Versuchlichkeit zum Hochmut. Sie gibt es auch in der Gemeinde Jesu. Auch wir Christen stehen bisweilen in der Gefahr, heiliger scheinen zu wollen als andere, ans mit unseren vermeintlichen oder echten Gaben brüsten zu wollen, oder mehr Einfluß ausüben zu wollen. in dem Augenblick, wo ich als aktiver Christ von solcher religiösen Eitelkeit oder Herrschsucht befallen werde, da habe ich dem Schwarmgeist bereits das Tor geöffnet. Ein Mensch, der von einem Schwarmgeist befallen ist, erkennt sich nicht mehr wirklich als irdisches Geschöpf an. Er möchte bereits das Tor in die Ewigkeit durchschritten haben. Er kennt sich auch nicht mehr als Sünder an, sondern betrachtet sich als Vollkommenen. Er reiht sich nicht mehr als ein Glied unter anderen in die Gemeinde ein, sondern er benimmt sich entweder als Individualist oder aber als absoluter Herrscher in der Gemeinde. Er will immer höher hinaus. Er ist unzufrieden mit den eigenen Gaben, und zwar nicht nur unzufrieden mit sich selbst und seiner mangelnden Entwicklung dieser Gaben, sondern unzufrieden damit, daß Gott ihm diese Gabe und nicht auch gleich alle anderen gegeben hat. Er möchte letztlich also sein wie Gott selber, allwissend und allmächtig. Hier also liegt die entscheidende Einbruchsmöglichkeit für Satan, der ja wie Gott sein wollte. Satan hat immer das gleiche Ziel. Er möchte die Herrschaft über die Weit behalten und er möchte die Herrschaft des Sohnes Gottes, Jesu Christ, zunichte machen. Um dies zu tun, richtet er auf die Gemeinde, wo Christus der Herr ist, Angriffe von außen, aber auch von innen. Er versucht, durch Verlockung oder Terror, den Gehorsam der Jünger Jesu gegenüber ihrem Herrn zunichte zu machen. wo ihm das aber nicht gelingt, da dringt er in die Kirche ein und imitiert den Heiligen Geist.

C. Schwarmgeist als Meister der Imitation
Ein Wesenszug des Schwarmgeistes ist also die Kunst der Nachahmung der Imitation. Hier ist nun eine ganz entscheidende Beobachtung die, daß es kaum irgendeine Erscheinungsweise des Heiligen Geistes gibt, wie sie unser Neues Testament bei der Behandlung der Gnadengaben schildert, für die es nicht auch eine Imitation gäbe.

Wenn Paulus davon spricht, daß er sich in der Ekstase befunden habe und in den dritten Himmel entrückt wurde (2.Kor.12,2), so weiß davon auch die hinduistische Mystik zu erzählen.

Wenn wir im Neuen Testament davon lesen, daß die Jünger am Pfingsttage in anderen Zungen sprachen oder die Zungengabe auch in der korinthischen Gemeinde erschien, so kennen die Völkerkundler eine Zungengabe auch im afrikanischen Animismus.

Wenn wir von der prophetischen Gabe sprechen, so erinnert uns die Bibel daran, daß es Hellseher auch in allen anderen, nichtchristlichen Religionen gibt.

Wenn wir von der Gabe der Wunderheilung sprechen, so müssen wir wissen, daß es bis zum heutigen Tage Religionen gibt, die ebenfalls wunderhafte Heilungen vollbringen. – Daran hat der bekannte Autor Kurt Koch wohl nicht genügend gedacht, als er sein Buch schrieb über die indonesische Erweckungsbewegung „Uns Herr wirst du Frieden schaffen”. Er hat darin die Ansicht vertreten, daß in Indonesien eine große Geisteserweckung ausgebrochen sei und in ihr alle urchristlichen Gnadengaben wiedergeschenkt wor­den seien, die der Kirche in der Zwischenzeit verloren gegangen wa­ren. Dies sei das Zeichen dafür, dass das Ende der Geschichte gekommen sei, denn am Ende müsse es wieder sein wie am Anfang. Welch ein Irrtum! Nun bin ich bald darauf im Jahre 1971 selbst nach Indonesien gekommen und mußte mir dort sagen lassen, daß es eine sogenannte “javanische Mystik” gibt. Sie ist eine Bewegung, die aus dem Hinduismus kommt. Es gibt javanische Mystiker, die okkulte Kräfte in sich tragen, durch die sie psychosomatische Wirkungen hervorrufen können, also geistleibliche Kräfte ausstrahlen. Mir erzählte ein indonesischer Kirchenführer, er habe einen solchen Mystiker gekannt, der einen mehrfach gebrochenen Arm durch Überstreichen auf der Stelle wieder zum Heilen gebracht hat. Wenn uns nun erzählt wird, daß es ähnliche Wunder auch in der indonesischen Erweckungsbewegung gegeben habe, dann brauchen wir nicht alle diese Berichte in das Reich der Legende zu verweisen. Aber wir müssen sofort die Testfrage stellen: Was ist der Ursprung solcher Kraftwirkungen? Ist es wirklich der Heilige Geist gewesen? Gewiß ist seine Kraft heute nicht geringer als in apostolischer Zeit. Aber könnte der Betreffende nicht noch unter dem Einfluß jener okkulten Bindungen gehandelt haben, in denen er zuvor gestanden hatte? Die reiferen unter den Führern jener indonesischen Christenheit haben schreckliche Erfahrungen machen müssen, bis sie gelernt hatten, hier zu unterscheiden. –

Kann also der Schwarmgeist alle Geistesgaben imitieren, so schafft er sich auch menschliche Träger, die ihn vermitteln. Und so tritt an die Stelle des echten Apostels der Pseudo‑Apostel, der falsche Apostel; an die Stelle des echten Propheten tritt der falsche Prophet . Das Furchtbarste aber ist, daß am Ende an die Stelle des echten Christus der Antichrist treten wird. Antichrist heißt ja nicht nur, daß er gegen Christus ist, sondern daß er sich an die Stelle Christi setzt. Und zwar tut er dies in einer Weise, daß er zunächst nicht als sein Gegenspieler erkannt wird, sondern von vielen arglosen Christen als der wiedergekommene Christus begrüßt werden wird. Ich glaube, daß die Geschichte schwarmgeistiger Bewegungen innerhalb der Kirchengeschichte nichts anderes ist als ein ständiges Präludium, ein Vorspiel, für den Schlußakt des Erscheinens des Antichristen selber. Ich bin allerdings der Überzeugung, daß dieser antichristliche Imitationsschwarmgeist in unserer heutigen Zeit sich in einer ganz neuen Fülle offenbart, so daß man sich oft fragen muß, ob es wirklich schon dem Ende zugehen soll.

D. Das Wirken des Schwarmgeistes

Der Schwarmgeist hat mannigfache Weisen zu wirken.

1. Er wirkt z.B. dadurch, daß er den Christen das Angebot eines starken gefühlsmäßigen Erlebnisses macht. Ihnen wird verheißen, daß all das, wovon sie bis jetzt nur gelesen und gehört hatten, nun von ihnen wirklich erfahren werden kann. Kürzlich berichtete man mir von einer Aussage des international bekannten Pfingstevangelisten David du Plessis. Man hatte ihn gefragt: “Was ist eigentlich der Unterschied zwischen deiner Lehre und unserer? Denn was du sagst, das sagen wir doch auch?” Du Plessis antwor­tete: “Der Unterschied ist der, Ihr serviert es auf Eis, ich in der Bratpfanne.” Damit wollte er sagen. Bei normalen Predigern ist zwar theoretisch auch alles da, aber so unterkühlt, ungenießbar ist. Ich aber biete euch dasselbe mit der rechten Wärme. Jetzt könnt ihr schmecken und spüren.

Uns wird also ein tiefes Gefühlserlebnis verheißen, vielleicht sogar eine Ekstase, ein Verzücktsein, ein Schauen von herrlichen Bildern sowie das Spüren von Kräften aus der anderen Welt. Es wird den Menschen versprochen, daß es sie wie ein elektrischer Strom durchfahren werde , der sie mit Kräften in Verbindung bringt, von denen sie bis jetzt nur gehört hatten.

Bei einer Jugendgroßveranstaltung des amerikanischen Pfingstevangelisten David Wilkerson erlebte ich, wie er die Menschen nach vorne rief mit den Worten: “Ich rufe euch jetzt nach vorne, und ihr werdet das Ziehen einer unwiderstehlichen Kraft empfinden. Sträubt euch nicht gegen dieses Ziehen, es ist der Heilige Geist.” Und in der Tat, kaum hatte er es gesprochen, setzte sich ein Zug von Menschen in Bewegung, zunächst Jungen im Alter von 12, 13, 14 Jahren, die gefühlsmäßig besonders beeinflußbar waren. Aber dann folgten auch viele andere. Wilkerson fuhr fort: “Wenn ihr jetzt weinen wollt, dann scheut euch nicht, diese Tränen zu vergießen, es ist der Heilige Geist, der das wirkt.” So kamen sie dann nach vorne, und der Redner stellte ihnen nun einzeln die Frage: “Warum bist du nach vorne gekommen?” Die Antwort war jedesmal die gleiche: “Das kann ich nicht sagen, ich mußte ganz einfach.” Die nächste Frage war. “Und was möchtest du jetzt bezeugen?” Einer der so Gefragten antwortete: “Bisher war ich nur ein fünfundneunzigprozentiger Christ. Nun aber bin ich ein hundertprozentiger Christ. Ich werde nicht mehr sündigen.” Darauf bestätigte ihm David Wilkerson: “Das glaube ich dir, denn du hast die Vibrationen (das Zittern) des Heiligen Geistes.”
In der Tat, da standen diese Leute vorn und zitterten am ganzen Leibe. Es war eine Kraft in sie gefahren, eine Wirkung, wie sie sie vorher nie verspürt hatten. Menschen, die von solcher Kraft erfaßt werden, geraten in eine ekstatische Stimmung, die von ihnen zunächst als ein ganz großes, freudiges Widerfahrnis empfunden wird.

2. Schwärmer verheißen ihren Anhängern, daß sie neue Offenbarungen empfangen werden: Sie würden Botschaften, himmlische Stimmen hören. Ich war 1972 in der Calvary Chapel, der Golgatha‑Kapelle in Kalifornien. Das ist der Ursprungsort der sogenannten Jesusbewegung, deren Initiator, ein gewisser Chuck Smith, dort als Leiter tätig war. Er hielt eine Bibelarbeit über ein Daniel Kapitel. In seiner ganzen Auslegung hörte ich kein einziges Wort vom Kreuze Jesu Christi, kein einziges Wort von Buße und Sündenvergebung. Chuck Smith hatte nur das eine Thema: “Werdet sensibel für den Geist Gottes.” Wir sollten uns empfänglich machen, um die Stimme Gottes zu vernehmen. Wir müßten es lernen, abzuschalten gegenüber den äußerlichen Sinneseindrücken. Statt uns in das Getriebe der Welt hineinzubegeben, müßten wir uns durch Meditation innerlich empfänglich machen. Wenn wir das schließlich erreicht hätten, wenn wir die rechte Sensibilität erworben hätten, dann würde Gott anfangen können, wirklich zu uns zu sprechen. Smiths letzte Sätze waren: “Was dann mit dir geschehen wird, kann ich im einzelnen für dich nicht bestimmen; du magst Visionen empfangen, vielleicht sendet dir Gott einen Engel oder du hörst seine eigene Stimme.”

Das waren für solch schwarmgeistiges Angebot typische Versprechen. In der Tat, dieses Angebot ist kein leeres, sondern es kann in Erfüllung gehen. Schwarmgeistig bewegte Menschen können wirklich außersinnliche Stimmen hören.
So war es z.B. in Neresheim bei der Bruderschaft eines gewissen Pfarrer Geyer. Es fing damit an, daß Menschen in einer besonderen Weise ernst machen wollten mit ihrem Christsein. Sie hatten zunächst tiefgehende Bibelarbeit miteinander. Dann ging man dazu über, seine geistlichen Erfahrungen auszutauschen und schwärmerisch zu beten. Eines Tages begann man plötzlich, die „Stimme Jesu“ unmittelbar zu hören. Diese Stimme sprach zunächst im biblischen Sinne. Aber später wich sie immer stärker von den biblischen Worten Jesu ab. Zum Schluß gab sie direkt unsittliche Anweisungen. Und da war es nun deutlich ‑ aber viel zu spät, daß der Verführer über die schwärmerische Gruppe Gewalt bekom­men hatte.

3. Manchmal verspricht der schwarmgeistige Prediger seinen kranken Hörern auch, daß eine Kraft sie ergreifen werde, die körperliche Wiederherstellung schenken wird.

4. Eine weitere wichtige Beobachtung ist die, daß der Träger des Schwarmgeistes gedrängt zu sein scheint, die Kraft, die ihn selber bewegt, an andere weiterzugeben. Er kann offenbar nicht an­ders, als ständig diese inneren Impulse zu vermitteln. Er tut das im allgemeinen durch Handauflegung oder dadurch, daß er sie mit sich in eine Kette körperlicher Berührungen bringt.

In dem Semester, als ich erstmals ein Seminar über charismatische Bewe­gungen hielt, wurde Tübingen von einem holländischen „charisma­tischen“ Evangelisten besucht, Piet van Zutphen, der dort schon zuvor einen Anhängerkreis gesammelt hatte. Einige Teilnehmer mei­nes Seminars äußerten den Wunsch, wir sollten doch einmal einen “Charismatiker” einladen, damit wir persönlich einen Eindruck bekämen, was er eigentlich lehrt, und damit wir mit ihm disku­tieren könnten. Ich tat es unter gewissen Vorbehalten, nämlich mit der Absicht, ihn zunächst anzuhören und dann zu widerlegen. Ich hätte es nicht tun sollen. Der Eingeladene hat dann nämlich nicht nur seine Lehre entfaltet. Vielmehr hatten wir von vorn­herein den Eindruck, daß ein merkwürdiger Charme von diesem Men­schen ausging, der unsere Seminarteilnehmer faszinierte und sie innerlich zwang, sich seinem Einfluß zu öffnen. Auch ich selber war nicht ganz davon frei.

Er begann damit, auf eine recht bana­le Art Witze zu reißen. Und doch erreichte er damit, daß schließ­lich alles an seinem Munde hingen. Seine Lehren waren kaum von biblischer Tiefe erfüllt. Plötzlich hielt er inne und erklärte: „Und jetzt möchte ich das tun, was ich bei solchen Gelegenhei­ten immer tue, ich möchte für Sie beten.“ Bevor wir überhaupt darauf antworten konnten, war er schon dabei, ein Gebet zu sprechen, das im Grunde genommen eine sakramentalistische Segens­handlung war: „Herr, laß mich jetzt meinen Segen auf jeden ein­zelnen hier legen.” Was er also in diesem Falle nicht vermittels einer körperlichen Handauflegung tun konnte, geschah nun durch dieses “Gebet”.

 – Ich habe aber erfahren, daß jener Reisepredi­ger in anderen Zusammenhängen immer wieder seinen Hörern gesagt habe: “Wenn sich einer von euch schwach fühlt oder niedergeschlagen oder Schmerzen hat, dann möge er nach vorne kommen. Ich werde ihm die Hände auflegen, und er wird von mir einen Segen und eine Hilfe erfahren.” Seine Hörer pflegen dann in der Tat nach vorne zu kommen, und er lädt sie durch Handauflegung mit seinen Impulsen auf. ‑

In unserem Fall geschah nun folgendes: Mehrere von meinen Seminarteilnehmern gerieten in Unruhe. Sie konnten nachts nicht schlafen. Tatsächlich war also hier eine fremde Macht in ihr Leben eingebrochen. Es wurde mir deutlich: Ich habe hier eine Schuld auf mich geladen. Sobald ich dies erkannte rief ich das ganze Seminar noch einmal zusammen, um im einzelnen mit den Studenten zu besprechen, was hier geschehen war. Daraufhin sagte jeder einzelne von ihnen sich im Namen Jesu von diesem falschen Geiste los, der über sie gekommen war. Das von uns Erlebte war bezeichnend für viele von diesen falschen “Charismatikern”: Sie bieten eine geistliche Kraft an, die durch körperliche Berührung oder suggestive Beeinflussung übertragen wird, und der ahnungslose Christ läßt sich davon verführen. Sie fragen auch gar nicht, ob der Betreffende innerlich gerüstet sei für einen solchen neuen Geistempfang. Der Geistessegen erscheint ihnen wie eine objektive Größe, die man einfach wie Lebensmittel an Hungrige verteilt.

5. Ich gebe noch ein Beispiel für jenes Drängen auf Handauflegung zum Zwecke einer größeren “Geisteserfüllung”
‑ Eine Bibelschule in Indonesien wurde eines Tages von einem reisenden Vertreter einer “charismatischen Bewegung” besucht. Die Missionare waren gerade auf einer großen evangelistischen Tour und hatten ihre Frauen eine Woche allein zu Hause zurückgelassen. Jener “Evangelist” hielt jeden Tag Andachten und Bibelandachten, die alle auf das gleiche Ziel zugingen: Wer noch nicht in Zungen redet, der habe noch nicht den Heiligen Geist. Ihm könne aber geholfen werden: Durch Auflegung der Hände und Gebet könne er die “Fülle des Geistes” empfangen. Zum Zeichen dafür werde er in Zungen reden. Eine der beiden Frauen widerstand dieser Lehre, weil sie ihr als unbiblisch erschien. Die andere Missionarsfrau erlebte gerade in jener Zeit eine geistliche Dürre und Niedergeschlagenheit und empfand, daß sie wirklich mehr Kraft brauche. So entschloß sie sich, es doch einmal zu versuchen und sich die Hände auflegen zu lassen. In der Tat, auf der Stelle konnte sie in Zungen reden. Gleichzeitig aber fiel sie in eine geistliche Nacht. Sie verlor ihre Heilsgewißheit und konnte nicht einmal mehr die Bibel lesen oder beten. Dieser Zustand verließ sie ein halbes Jahr nicht mehr. Schließlich meinte sie, ihre Zelte in Indonesien abbrechen und nach Hause zurückkehren zu müssen, weil sie nichts mehr zu geben hatte. Gerade zur rechten Zeit stieß sie auf das Buch von Dr. Kurt Koch “Between Christ and Satan”, in dem diese von ihr erfahrenen Phänomene geschildert waren. Da wurde ihr deutlich, daß der Geist, der über sie gekommen war, nicht der Heilige Geist, sondern eine dämonische Macht in schwarmgeistiger Verhüllung war. Der Anweisung des Verfassers entsprechend sprach sie schließlich ein Absagegebet, so wie man sich von einer okkulten Behaftung lossagen muß und übe­rgab sich aufs neue Jesus Christus ihrem Herrn und Erlöser.

6. Bei bestimmten Menschen, die schon vorher unter dem Einfluß von okkulten Kräften standen oder psychisch belastet waren, kann sol­che Handauflegung noch zusätzliche Gefahren mit sich führen. Das unmittelbare Ergebnis ist dann, daß es mit ihnen noch schlimmer wird. Sie bekommen religiöse Wahnvorstellung, hören Geisterstimmen und müssen sich schließlich in nervenärztliche Behandlung be­geben. In einem Fall, der mir bekannt wurde, geriet der Betreffen­de auf dem Weg ins Sanatorium in Raserei, fiel dem Fahrer in den Arm und verursachte einen tödlichen Verkehrsunfall.Solche Erfahrungen zeigen, was letztlich das Ziel des Schwarmgeistes ist. Er will Menschen sowohl in das leibliche wie auch in das geistliche Verderben führen.

7. Das nächste Stadium schwarmgeistigen Wirkens ist, daß diejenigen, die von solchem Geist erfüllt sind, auf Alleingültigkeit ihrer Erfahrung in der Gemeinde drängen. Wenn ein Teil der Mitchristen dem nicht nachgibt, kommt es unter Anstiftung der Schwärmer zur Unordnung und schließlich zur Spaltung in der Gemeinde.
Norwegen wird gegenwärtig stark von der charismatischen Erneuerungsbewegung heimgesucht. Zunächst gab es eine Fülle von durchaus positiv beurteilten Wirkungen: eine größere Gebetsfreudigkeit und verstärkte Hinwendung zur Bibel. Aber jetzt ist es dahin gekommen, daß in vielen solchen Gemeinden, in die diese Bewegung eingedrungen ist, Abspaltungen entstehen, die sich oft mit der Forderung verbinden, sich wiedertaufen zu lassen.

8. In manchen Fällen drängt sich der Schwärmer neben den Gemeindeleiter, versucht ihm Vorschriften zu machen, kritisiert seine Verkündigung und sucht ihn schließlich zu verdrängen. Die usurpierte Herrschaft der Charismatiker in der Gemeinde kann sich schließlich sogar zur regelrechten geistlichen Tyrannei entwickeln. Einzelne Charismatiker behaupten eine absolute Autorität. Jeglicher Widerspruch wird von ihnen als “Betrübung des Geistes” bezeichnet. Auch das ist uns nicht neu; denn genau das war die unmittelbare Wirkung des Einbruchs des Pfingstgeistes in Kassel, Großalmerode und Mülheim/Ruhr in den Jahren 1906 und 1907, daß jene “Propheten” mittels ihrer Weisungen nun die Herrschaft in den Gnadauer Versammlungen zu ergreifen suchten.

9. Schließlich sei noch ein bedeutsames Kennzeichen genannt:
Im Gegensatz zu den schwärmerischen Absonderungen innerhalb der Gemeinden entwickelt sich zugleich auch eine neue ökumenische Gemeinsamkeit auf dem schwarmgeistigen Fundamente.
Denn jeder Geist fühlt sich vom gleichen Geist angezogen. Überall, wo es zur Bildung schwärmerischer Kreise gekommen ist, wird man sich auch darum bemühen, mit den anderen zusammenzukommen. So entsteht heute eine weltweite Gemeinschaft, die sich als die wahre Gemeinde Jesu, bzw. als entscheidende Kraft zur Erneuerung der ganzen Kirche empfindet. Eine solche Einheit, die durch den Schwarmgeist erstrebt wird, geht immer auf Kosten der Lehre. Man sagt also: Die Lehre trennt, das Entscheidende ist vielmehr, daß wir die gleiche geistliche Erfahrung gemacht haben und miteinander in der Liebe verbunden sind. Auch über die Irrlehre wird großmütig der Deckmantel der “Liebe” gebreitet. So haben wir heute neben der Genfer Ökumene, die im wesentlichen eine Ökumene in der gemeinsamen sozialpolitischen Aktion geworden ist, auch eine charismatische Ökumene des schwärmerischen Erlebens.

Eins ihrer Zentren ist das Schloß Craheim. Es nennt sich ja ökumenisches Lebenszentrum”. Hier kommen Männer und Frauen aus den verschiedensten Konfessionen, Orthodoxe, Katholiken, Baptisten, Methodisten und Lutheraner zusammen, um eine neue ökumenische Gemeinschaft in der gemeinsamen Geisterfahrung zu erleben. Sogar internationale Führerkongresse der charismatischen Bewegung haben in Craheim schon stattgefun­den. Es ist nun interessant festzustellen, daß es eine direkte Verbindungslinie zwischen dem Schloß Craheim und Genf gibt. Einer der Mitbegründer des ökumenischen Zentrums Craheim ist der luthe­rische Pfarrer Arnold Bittlinger, den ich übrigens erstmalig in eben jener Golgatha‑Kapelle bei den Jesus‑People in Kalifornien kennengelernt habe.

Bittlinger hält auch regelmäßig charismati­sche Seminare in dem Ökumenischen Institut des Genfer Weltkirchen­rates in Bossey, Schweiz, ab. Umgekehrt lädt Craheim auch führende Ökumeniker ein. Walter Hollenweger, der selber aus der Pfingst­bewegung hervorgegangen ist, kommt immer wieder nach Craheim, um dort Kurse über Bildbetrachtung und ähnliche Themen durchzufüh­ren. Emilio Castro, der Direktor der ökumenischen Kommission für Weltmission und Evangelisation in Genf, kommt aus Uruguay. Er hat es als besonderes Ziel seiner Amtsführung bezeichnet, die südame­rikanischen Pfingstler in den Weltrat der Kirchen hineinzubringen.Diese Bewegung wurde durch Hollenweger ja schon auf der 3. ökume­nischen Vollversammlung in Neu‑Delhi 1961 eingeleitet.

Wir sehen also: Auf der einen Seite führt der Schwarmgeist zu Spaltungen in der Gemeinde, auf der anderen Seite bemüht er sich, eine neue Einigungsbewegung in Gang zu setzen, die aber auf Kosten der Wahrheit geht. Und ich glaube, daß sich letztlich zwischen der ökumenischen Bewegung Genfer Fasson und der ökumenischen Bewegung im Craheimer Stil keine unüberwindlichen Gegensätze befinden. Auch wenn hier noch etwas mehr von der Bibel die Rede ist und das religiöse Erleben eine größere Rolle spielt als bislang bei den Sozialaktivisten in Genf, so befruchten sich beide Stile schon jetzt gegenseitig. Eines Tages werden sie sich möglicherweise ganz finden. Die Anfänge dazu waren auf der Weitmissionskonferenz in Bangkok 1973 und in Nairobi 1975 bereits zu spüren. Dort wurden Gottesdienste veranstaltet, die deutlich pfingstlerische Elemente trugen, was für viele Teilnehmer ein ganz neues Erlebnis war. Wichtig war mir dort auch die Gleichsetzung von „Geisteswehen” mit den auf jenen Konferenzen praktizierten gruppendynamischen Experimenten.

Leider war aber auch der Internationale Kongreß für Weitmission, der im Juli 1974 in Lausanne tagte, teilweise durch ein schwärme­risches Verständnis des Heilligen Geistes und durch eine deutliche Öffnung zur “charismatischen Bewegung” gekennzeichnet. Hoffent­lich erweist sie sich nicht eines Tages als eine Brücke zwischen der internationalen Bewegung der “neuen Evangelikalen und dem Weltrat der Kirchen! Es stimmt bedenklich, wenn einer der Führer der amerikanischen “Charismatiker”, der Lutheraner Larry Christen­son, 1974 als Referent nach Lausanne und als Ratgeber für Fragen der Spiritualität nach Nairobi eingeladen wurde.

IV. Die Abwehr des Schwarmgeistes

Wie können wir die schwarmgeistige Bedrohung der Gemeinde abwenden? Durch geistliche Vorbeugung, durch Prüfung der Geister und durch geistlichen Widerstand.

1. Vor allem ist es wichtig, selber ein wahrhaft geistliches Leben zu führen. Das bedeutet, daß wir reichlich und ständig Gebrauch von den Gnadenmitteln machen, durch die der Herr uns seinen Heiligen Geist schenken möchte. Jeder Tag soll mit dem Lesen des Wortes Gottes unter Gebet und persönlicher Beugung beginnen. Laßt uns die Versammlungen der Brüder nicht verlassen. Laßt uns auch treue Gäste am Tisch des Herrn sein. Der Austausch mit erfahrenen Christen, die wirklich im Evangelium verwurzelt sind, kann uns zu immer tieferer Erkenntnis führen, so daß wir dadurch das Echte vom Unechten unterscheiden lernen.

2. Das nächste ist, daß wir den Herrn für seine Gemeinde um die besondere Gabe der Unterscheidung der Gemeinde bitten. Wenn es heute so oft heißt: “Wir brauchen eine Erneuerung der Gnadengaben”, dann würde ich dem im Grundsatz zustimmen. Aber ich würde gleich hinzufügen: Ganz besonders brauchen wir Christen mit der Gnadengabe, die Geister unterscheiden zu können. Nicht jedem wird diese Gabe im Vollsinn geschenkt. Darum sind die übrigen Gemeindeglieder auf den besonderen Dienst der so Ausgerüsteten angewiesen und sollen sie auf ihr Urteil hören. Aber sie sollen es nicht im blinden Vertrauen tun, sondern verantwortlich nachvollziehen. Denn jeder Christ hat die Aufgabe, die Geister zu prüfen. Das Charisma der Unterscheidung ist nur eine besondere, geistlich intuitive ‑Fähigkeit dies zu tun. Aber das Urteil muß in jedem Fall auf Kriterien der Lehre gegründet sein, die allen biblisch verankerten Christen einsichtig sind. Ich möchte vier solcher Kriterien nennen:

a) Für mich fiel das Urteil über bestimmte Vertreter der Pfingstbewegung, als ich feststellen mußte, daß sie den gekreuzigten Herrn nicht predigen. Sie hielten lange Ansprachen; aber vom Kreuze Christi und seinem Blute, von wahrhafter Buße, Vergebung und Gnade war nicht die Rede, sondern immer nur von dem dynamischen Wirken des Heiligen Geistes. Auch hier kann sich der falsche Geist allerdings manchmal verstellen, und zwar dann besonders, wenn er weiß, mit wem er es zu tun hat. Dann paßt er sich in der Sprache der Begriffswelt seiner Hörer an, um diese zentralen Lehrpunkte aber bei nächster Gelegenheit wieder fallen zu lassen, weil sie ihn nicht wirklich bewegen.

b) Ein weiteres Erkennungszeichen ist der Gebrauch der Schrift überhaupt. Viele angebliche Charismatiker predigen ganz unbiblisch. Meist legen sie ihren Ansprachen gar keinen Schrifttext zugrunde. Wenn aber die Bibel doch gebraucht wird, dann sind es immer nur ganz wenige ausgewählte Texte, auf denen man herumreitet. Es wird nicht das biblische Zeugnis in seiner ganzen Fülle ausgebreitet. Das ist auch eine Anfrage an manche erwecklichen Kreise heute. Oft fällt einem auf, daß in ihnen wirkliche Schriftauslegung weitgehend zurücktritt hinter das “persönliche Zeugnis”. Ich habe nichts gegen den rechten Gebrauch des Zeugnisses zur Unterstreichung dessen, was die Schrift uns sagt; aber wo das Zeugnis das Eigentliche geworden ist, da ist das Zentrum verdrängt. Denn das Evangelium verkündet Gottes Heilstat in Jesus Christus, nicht unsere innere Erfahrung.

c) Auch eine ungesunde Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) kann ein Erkennungszeichen sein. Oft spielt die Vorstellung von der vorzeitigen Entrückung der Brautgemeinde Jesu vor der großen Trübsal und dem Erscheinen des Antichristen eine große Rolle. Sie habe ich schon im Schrifttum der ersten Pfingstbe­wegung gefunden, und auch heute ist sie wieder da. Nur wenige wissen, daß diese unbiblische Lehre früheren Generationen der Christenheit unbekannt war. Erst im Jahre 1830 hat ein in der schwarmgeistigen Bewegung des Irwingianismus stehendes schotti­sches Mädchen, Margaret Campbell, sie in einem privaten Offenbarungserlebnis­ empfangen! Durch Darby ist diese Idee dann in den angelsächsischen Neupietismus eingeschleust worden. Ich halte sie für eine ganz verhängnisvolle Irrlehre. Denn die Konsequenz der Hoffnung auf die vorzeitige Entrückung ist ja, daß man nicht mehr wachsam gegen den Geist der Verführung ist. Man glaubt dann nämlich, daß die Gemeinde dem kommenden Antichristen gar nicht mehr begegnen werde. Christen dieses Irrglaubens werden ihm aber um so sicherer auf den Leim gehen.

d) Die Frage nach der Demut bildet ein wichtiges Kriterium der Geistesprüfung. Allerdings kann sich auch schwarmgeistige Anmaßung unter einer Decke scheinbarer Demut verbergen. Ist der Betreffende bereit, seine Lehre biblisch berichtigen zu lassen? Oder aber ist er völlig unnachgiebig und wiederholt zunächst liebenswürdig, dann immer fanatischer ‑ was er schon als seine besondere Lehre dargelegt hat? Kann es unter Umständen sogar dazu kommen, daß er, wenn man ihn wirklich grundlegend in Frage stellt, explodiert? Ein solch jäher Zornesausbruch könnte sehr wohl eine Selbstenthüllung des falschen Geistes sein.

3. Schließlich ist die Wachsamkeit sowie die Bereitschaft zum Kampf und Widerstand als Mittel zur Abwehr der schwarmgeistigen Bedrohung zu nennen. Die Gemeinde Jesu Christi war in ihrer Geschichte vom Schwarmgeist stets gefährdet und ist es auch heute. Aber in der Endzeit wird diese Bedrohung wachsen. Satan hat viele Weisen, die Gemeinde Jesu anzufechten und zu versuchen.

Für die einen reicht der äußerliche Materialismus und der Sex völlig aus, um sie vom Glauben abzuziehen. Für die anderen ist die Unterminierung des Vertrauens in die Gültigkeit der Heiligen Schrift die tödliche Einbruchsstelle. Anderen wiederum wird die Öffnung zu den mystischen Religionen des Ostens zur Verlockung. Man sagt ihnen, Christus habe sich auch im Hinduismus und Buddhismus geof­fenbart. “Wir brauchen einen größeren Christus”, heißt es heute in der Ökumene. Einige wähnen sogar, ihn in den Revolutionen zufinden und verschreiben sich so dem Marxismus.

Es gibt Christen, die gegenüber dem allen gefeit erscheinen. Sie sagen nein zum Materialismus und zur sexuellen Welle. Sie lehnen die Schriftkritik und auch die genannte Art von ökumenischer Be­wegung ab. Aber doch sind sie merkwürdig schutzlos gegenüber der allersublimsten, nämlich der schwarmgeistigen Versuchung durch den Widersacher, der umhergeht “wie ein brüllender Löwe, suchend welchen er verschlinge“.

Ich möchte deswegen abschließen mit einem Bilde, um gerade dies noch einmal deutlich zu machen. Ich habe das Gleichnis von 1. Petrus 5, 8 neu verstanden, als ich einmal in einem afrikanischen Wildpark bei Nairobi gesehen habe, wie Löwen wirklich jagen. Der Löwe, d.h. das Löwenmännchen, jagt gar nicht selber. Er ist ‑ abgesehen von seiner Fortpflanzungspflicht ‑ ein faules Tier. Meist liegt er nur und läßt sich bedienen. Er ist im allgemeinen Polygamist und hat vier oder mehr Frauen. Es sind die Löwinnen, die auf die Jagd gehen. Sie veranstalten gemeinsam ein Kesseltreiben. Sie streifen aus und jagen die Gazellen oder Antilopen vor sich her. Wenn ein Beutetier in genügende Nähe zu dem auf der Lauer liegenden Löwen gekommen ist, dann erhebt dieser sich, schüttelt seine Mähne und stößt ein furchtbares Gebrüll aus. Das bringt das gejagte Tier ins Erschrecken. Es schlägt einen Haken um 180 Grad und läuft nun den Löwinnen, die nur darauf gewartet haben, todsicher in die Pranken hinein. Es warten also mehrere Löwinnen.

Auch der Satan hat mehrere, verschiedene Weisen, uns zu verführen. Es kann sogar sein, daß eine Bewegung, die uns in rechter Weise vor bestimmten antichristlichen Gefahren unserer Zeit warnt, selber Trägerin einer andersgestaltigen, widergöttlichen Gefahr ist. Es klingt ungeheuerlich: Wir mögen vor bestimmten Verführungen durch Menschen gewarnt werden, die ihrerseits selber Verführer anderer Art sind! Das ist die allersublimste und verfeinertste Form der endzeitlichen Versuchung der Gemeinde Jesu. Unsere Situation wäre geradezu hoffnungslos, wenn nicht Christus seinen Beistand durch seinen Heiligen Geist denen verheißen hätte, die ihm wirklich treu nachfolgen und bereit sind, mit ihm zu wachen.

Letztlich müssen ja nicht wir selber den Versucher überwinden, sondern Jesus Christus, unser Herr, hat es bereits getan. Er steht für uns ein, er begleitet uns, er kämpft für uns. Aber es gilt, uns Tag für Tag erneut unter die Bedeckung seines Blutes zu stellen und ihn zu bitten, uns auf das aufmerksam zu machen und davor zu schützen, was wir in der heutigen Zeit als Bedrohung erkennen müssen. Nur so können wir durch den schwarmgeistigen Nebel unserer Zeit hindurchdringen, um in Ihm den Sieg zu erlangen.

Weitere Beiträge von Prof. Dr. Peter Beyerhaus auf meiner Webseite:

1. Die okkulte Welle
2. Völker in heilsgeschichtlicher Sicht

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Magie (R.Kriese)

Richard Kriese

Die Magie ‑ Experiment mit dem Übersinnlichen?

 

Die »magische Welle« scheint die erotische abzulösen. Immer mehr Menschen tragen magischen Schmuck und wollen wissen, wie man sich vor Gefahren schützen kann. Die »magische Welle« umspült den amerikanischen Kontinent gleichermaßen wie das »alte Euro­pa«. In Kalifornien sind Magic‑Shops bereits an der Tagesordnung. In Frankreich ist man sicher, daß die Sex‑Shops bald den Magie‑Shops Platz machen werden. In der Bundesrepublik gibt es heute rund 600.000 aktive Hexengläubige, und 2 Millionen ‑ so schätzt eine Journalistin ‑ lassen sich bei Erkrankungen regelmäßig von Wunderheilern und Hexenbannern helfen.

Während eine bestimmte theologische Richtung allen Ernstes meint, unseren Zeitgenossen dürfe man nichts zumuten, was sich nicht rational erklären läßt, ist Hexerei in manchen Stu­dentenkreisen große Mode geworden; vielleicht deshalb, weil in ei­nem französischen Bestseller unter dem Titel »Aufbruch ins dritte Jahrtausend« folgende Sätze zu lesen sind: »Unsere Betrachtung der Gegenwart und der nahen Zukunft führt da, wo man im allgemei­nen nur mit rationalen Begriffen zu arbeiten gewohnt ist, zum Be­griff des Magischen. ‑ Alles, was uns dienen kann . . . ist uns will­kommen.«

Magisches Denken ist nach den Feststellungen des Wissenschaftlers Richard Cavendish nicht ungeordnet und ziellos, sondern hat eigene Gesetze und eine eigene Logik, wird aber mehr von den Emo­tionen als von der Vernunft bestimmt. Er meint:

»Magie ist heute lebendig in Europa und hat im Lauf der letz­ten hundert Jahre mehr Anhänger gefunden als jemals seit der Renaissance. Niemand hält sich für einen schwarzen Magier. Moderne Okkultisten nehmen für sich in Anspruch, hoch­herzige weiße Magier zu sein, gleichgültig, welchen Über­zeugungen und Praktiken sie folgen. Sie würden nie zugeben, zu der finsteren Wissenschaft des Feldes zur Linken zu gehö­ren.«

Es kann jetzt nicht darum gehen, auf der »magischen Welle« zu rei­ten, wie das die Massenmedien bereits seit längerer Zeit tun. Hörerbriefe haben uns längst gezeigt, daß Aberglaube, Magie und Spiri­tismus lautlos das öffentliche und private Terrain erobern und dabei die psychische Landschaft in ein Katastrophengebiet verwandeln. Zu lesen war:

»Mit zwölf Jahren wurde ich magisch besprochen. Ich hatte ein Geschwür am rechten Auge. Das Geschwür war weg, aber ich habe entsetzliche Zustände bekommen, von denen allerdings meine Eltern nichts erfahren haben. Ich hatte nachts keine Ruhe und sah scheußliche Gestalten. Meine Schwester, die bei mir schlief, sagte: >Zieh doch die Decke über dich, damit du nichts siehst.< Ich konnte ihr nur sagen: >Ich sehe es auch unter der Decke.< Schließlich bin ich zu mei­nen Eltern gegangen und sagte: >Ich bleibe nicht mehr drü­ben, ich sehe die entsetzlichen Gestalten.<«

In einem andern Brief standen diese Sätze: »Als ich noch trank, habe ich im 7. Buch Mose gelesen. Das belastet mich heute noch. Ich komme mit Christus nicht ganz klar und bitte um Ihre Hilfe.«

Solche und ähnliche Zuschriften zeigen uns, daß wir es bei der »ma­gischen Welle« nicht mit einer Modeerscheinung zu tun haben, sondern mit einer weiteren Sturmspitze der okkulten Invasion.

Die Magie will mit geheimnisvollen Mitteln auf außersinnlichem Wege sowohl den organischen als auch den anorganischen Bereich erkennen und beherrschen. Wie das im Detail geschehen kann, will das sogenannte 6. und 7. Buch Mose zeigen. Es handelt sich dabei um ein Zauberbuch, das mit den biblischen fünf Büchern Mose nichts zu tun hat, auch wenn gelegentlich darin verstümmelte Bibelworte zitiert werden.

Das 6. und 7. Buch Mose ist eine Sammlung alter Zauberformeln und unverständlicher Beschwörungsriten. Es enthält Anweisungen für Rache‑, Fruchtbarkeits‑ und Krankheitszauber und ist angefüllt »von ekelerregenden Praktiken, von primitiven, automatisch wirkenden Sprüchen und absurden Zauberriten«. Noch einmal: Dieses Buch hat mit der Hei­ligen Schrift nichts zu tun. Leider gibt es Menschen, die sich irritie­ren lassen und meinen, Mose habe gottesfürchtige Männer ein Buch schreiben lassen, um Hexen, Zauberer und Menschen, die mit dem Teufel im Bunde stehen, durch wirksame Gegenzauberrezepte un­schädlich zu machen. Das ist ein verhängnisvoller Irrtum. Niemand sollte sich mit der Lektüre des 6. und 7. Buches Mose beschäftigen oder gar dieses Buch besitzen, auch wenn es mit den Sätzen ange­kündigt wird: »Wer hat nicht schon von den geheimnisvollen Bü­chern Moses gehört? Das Buch der größten, wundersamsten Ge­heimnisse zur Erlangung von Glück und irdischen Gütern. Uralte Rezepte und Hausmittel verheißen ewige Jugend, Schönheit, Fruchtbarkeit und geben Hinweise gegen Krankheit und Gebre­chen bei Mensch und Tier«.   –  Finger weg von dieser Lektüre! Wer sie hat, sollte sie verbrennen.

In einer Hörerzuschrift war zu le­sen: »Das ist furchtbar, wenn man das 7. Buch Mose im Hause hat. Wir haben alles mögliche getan, sogar Tote heraufgeholt, lauter böse und furchtbare Dinge! Im 7. Buch Mose steht alles drin, was man einem Menschen Böses antun kann.«

In einem andern Brief standen diese Sätze: »Unser Urgroßvater besaß das 6. und 7. Buch Mose und soll danach auch praktiziert haben. Ich selbst hatte vor Jahren oft unter Angstzuständen zu leiden. Ich fürchtete, daß aus mei­nem Leben nichts werden könnte und wagte nicht zu heira­ten. Ich brauchte lange, bis ich zur Heilsgewißheit kam.«

Okkulte Literatur ist nicht minder gefährlich, selbst wenn sie unter vielversprechenden Titeln erscheint wie »Leben nach dem Tod?«, »Herrlich‑wahre Bibelwunder« oder »Die Seele als schöpferische Kraft im Menschen«. Hart daneben werden Bücher empfohlen, die eindeutig aus dem okkulten Raum kommen: »Magnetismus ‑ das Urheilmittel«, »Richtig Kartenlegen leicht gemacht«, »Die Aussendung des Astralkörpers«.

Ein Medizinstudent, der sich mit ok­kulter Literatur beschäftigte, schrieb mir: »Zu meinem allergrößten Erstaunen fand ich solche magi­schen Methoden darin, die genau zu den selbst an mir erleb­ten Symptomen paßten . . . Es begannen jetzt Geisterer­scheinungen, die mir eine furchtbare Angstneurose einbrach­ten.«

Das Wort Magie ist gleichbedeutend mit Zauberkunst, Geheim­kunst, ist vom griechischen mageia abgeleitet, wörtlich übersetzt: Zauberei, Gaukelei, Blendwerk. Der magos ‑ der Magier ‑ ist der Wahrsager, Zauberer und Gaukler. Diese kleine sprachliche Untersuchung zeigt übrigens, wie gera­dezu untrennbar okkulte Praktiken miteinander verzahnt sind, gleichgültig, ob sie aus dem Bereich des Aberglaubens, der Magie oder des Spiritismus kommen.

Man unterscheidet zwei Formen der Magie: die Schwarze und die Weiße Magie. Bei der Schwarzen Magie verwendet man für den Zauberspruch und die magische Handlung die Anrufung des Teu­fels oder der Dämonen. Der Zauberspruch, mit dem die magische Wirkung ausgelöst werden soll, ist ein Gegenstück zum Bibelwort. Dazu kommt dann die Symbolhandlung und die Verwendung eines Fetischs, also eines Stoffes, von dem man weiß, daß er kraftgeladen ist. Die Weiße Magie dagegen verwendet die drei höchsten Namen und zitiert Bibelworte.

Susan Roberts, die das Buch schrieb »Hexen, USA« meint, daß sich die überwiegende Mehrzahl der amerikanischen Okkultisten der »Weißen Magie verschrieben« habe und »mildtätig« sei. Allen He­xen gemeinsam sei der Glaube an negative oder positive »Vibrationen«, die jeder Mensch mehr oder minder stark ausstrahle. In einer deutschen Tageszeitung, die einen Artikel mit der Überschrift ver­öffentlichte »Tausende von Hexen leben in den USA« war zu lesen: »Sie führen ein unauffälliges Leben als Ingenieure, Hausfrauen, Rechtsanwälte oder Politiker, in Wirklichkeit aber sind sie Okkulti­sten.

Einzelne Teilgebiete der Magie sollen nunmehr kurz umrissen werden.

Der Fetischismus
Das Wort »Fetisch« ist vom lateinischen »facti­tius« abgeleitet und bedeutet: Zauberhaft wirksam, künstlich gemacht. Der Fetischismus schreibt leblosen Gegenständen überna­türliche Kräfte zu. Sie können künstlich hergestellt werden. In vielen Fällen aber handelt es sich um Steine, Geräte verschiedenster Art und Figuren in Menschengestalt. Früher meinte man, den Fetischismus durch den Glauben an Geister erklären zu können, die an­geblich im Fetisch wohnen; heute ist man der Ansicht, daß der Fetisch aufgrund seiner besonderen Eigenschaften mit Macht‑Mana­ geladen ist.

Auch das Amulett gehört zum Fetischismus. Es handelt sich dabei um einen kleinen Anhänger, der mit Geheimzeichen oder einer Inschrift versehen ist. Er soll den Träger schützen und ihm Kraft ge­ben. Das Amulett besteht aus Nachbildungen von menschlichen Körperteilen, Münzen oder symbolischen Darstellungen von Sonne und Mond.

Ebenso sollen Talismane Unheil abwehren. Das Wort Talisman ist von dem arabischen tilasmun abgeleitet. Man versteht darunter ein magisches Bild mit geheimnisvollen Buchstaben. Meist ist es ein kleiner Gegenstand, der vorwiegend am Körper getragen wird und Glück anziehen soll.

Es ist übrigens wahrscheinlich, daß der Hufeisen‑Aberglaube mit dem früheren, weitverbreiteten Hexenglauben zusammenhängt. »Da auch geglaubt wurde, Hexen fürchteten Pferde, nahm man an, ein Hufeisen an der Tür des Hauses böte Schutz, daß schon sein bloßer Anblick die Hexen vertreibt. Das Hufeisen galt stets als glückbringend. Seine Form war die des aufgehenden Mondes, in dem man früher ebenfalls etwas Glückversprechendes sah«.

Tätowierungen. Das Wort Tätowierung ist von einem polynesi­schen Wortstamm abgeleitet. In Tahiti bedeutete das »tau‑tau« ein Zeichen jeder Art. Die Tätowierung durch Farbzeichen oder Schmucknarben ‑ oder wie heutzutage durch kleine, mit einem Farbstoff gefüllte Hautpunktierungen ‑ ist ein alter und verbreiteter Brauch. Aus folgenden Gründen ließ man sich tätowieren:

1. Aus Furcht vor dem Unbekannten. Tätowierungszeichen waren eine Art Zauber, der den Menschen vor dem bösen Blick und vor Krankheit schützen sollte. Tätowierungen wurden benutzt, um übernatürliche Gefahren abzuwehren.

2. Erotische Wünsche. Man sah im Tätowieren ein wirksames Mit­tel zur Erhöhung der Männlichkeit und der Anziehungskraft auf das andere Geschlecht.

3. Um einen bestimmten Stand zu kennzeichnen. Tätowierungen wurden als Stammeszeichen, als Berufskennzeichen, als Zeichen des Ranges oder der Kaste und als Zeichen dafür verwendet, ob ein Mann oder eine Frau verheiratet waren oder nicht.

4. Als Zeichen der Tapferkeit. Manchmal dienten Tätowierungen als Tapferkeitszeichen und sollten beweisen, daß der Betreffende große Schmerzen ertragen konnte.

5. Als künstlerisches Experiment. Manche Völker gestalteten bei ihren künstlerischen Versuchen nicht nur Steine oder Holz, son­dern benutzten ebenso den Körper des Menschen.

6. Tätowierungen waren ein bleibendes Kennzeichen in Kriegszei­ten. An seinen Tätowierungen konnte ein Soldat auf dem Schlachtfeld leicht wiedererkannt werden, gleichgültig, ob er noch lebte oder schon tot war.

7. Als Ausdruck einer religiösen Überzeugung. Die Hindus von Bengalen glaubten, daß ein Mensch ohne Tätowierungen kaum im Jenseits Aufnahme findet.

Wer zu Jesus Christus gehört, sollte sich nicht tätowieren lassen. Die Bibel verbietet das. Gott läßt dem alttestamentlichen Israel sagen: »Ihr sollt euch am Leibe keine Einschnitte machen wegen eines Toten und keine Tätowierung anwenden« (3. Mose 19, 28). Ebenso wird in 3. Mose 21, 5 gesagt, daß man sich kein »Mal stechen lassen« darf, also keine Tätowierungen; denn sie sind Ausdruck des Aber­glaubens, Zeichen der Eitelkeit und hinterlassen nicht zuletzt blei­bende Merkmale, die sich nur operativ entfernen lassen.

Im gewissen Sinne gehört auch das Friedenszeichen in den Bereich der Magie. Gemeint ist ein auf dem Kopf stehendes abgewinkeltes Kreuz. Dazu einige geschichtliche Hinweise. Der eigentliche Ur­sprung des auf dem Kopf stehenden Kreuzes geht auf das erste Jahr­hundert nach Christus zurück. Es ist auch bekannt als Petrus‑Kreuz mit abfallenden Balken oder als Todesrune. Kaiser Nero, der es entwerfen ließ, wollte damit seine Respektlosigkeit Gott gegenüber bekunden. Seit dieser Zeit ist es als »Nero-Kreuz« oder als Zeichen der besiegten Juden bekannt.

Im Jahre 711 fielen die maurischen Horden in Spanien ein und rich­teten ihr antigöttliches Herrschaftsreich auf. Auf dem Schild der Eroberer befand sich dieses Kreuz. Francesco Mario Gauzzo be­zeichnet das Symbol in seinem »Compendium Maleficarum« im Jahre 1608 als Hexenfuß. Während des spanischen Bürgerkrieges brannte man dieses Abzeichen den Zigeunern und Juden auf den Körper und brandmarkte sie damit wie zur Zeit der Inquisition.

Dr. Gerhard Encausse bezeichnet es in »Wissenschaft und Okkul­tismus« als das beliebte Symbol der Anhänger Satans aller Jahrhunderte. Es verhöhnt den allmächtigen Gott und setzt das Vertrauen auf den Teufel. Anton Lavey, ein Anbeter des Teufels, erklärte im November1968: »Die Masse, die dem Bösen anhängt, verkehrt das Vaterunser, vermischt es mit Obszönitäten und tritt das Kreuz Christi mit Füßen oder hängt es auf den Kopf gestellt auf.« Es gibt Nichtchristen, die in diesem Zeichen des nach unten abgewinkelten Kreuzes ein geheimes Symbol sehen, um ihre antichristliche Ein­stellung kundzutun.

Viele glauben, dieses Symbol sei am 21. Februar 1958 als Emblem für den Osterfriedensmarsch in England entworfen worden. Andere meinen, es sei erstmals im Zusammenhang mit der Aktion »bann the bomb« verwendet worden, einer Bewegung gegen den Gebrauch von Atomwaffen. Bertrand Russell, englischer Mathe­matiker und Philosoph, Gründer dieser Bewegung und bekannt durch seine antigöttliche Einstellung, gab selbst einmal zu, mit dem Satan verbündet zu sein.

Diese Informationen sind nicht unwichtig. Man sollte wissen, was das Friedenszeichen denen bedeutet, die es tragen. Wirklicher Friede wird nicht durch ein Symbol erreicht oder durch eigene Vor­stellungen, sondern allein durch das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Die Bibel sagt,: »Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.« Über die Bedeutung dieses Friedens durch das Kreuz braucht niemand im unklaren zu sein. Das Kreuz bedeu­tet für den Menschen, der sich entschlossen hat, Jesus Christus nachzufolgen: Das Ich muß sterben, und das Leben muß dem Frie­densbringer, nämlich Jesus Christus, zum Eigentum ausgeliefert werden.

Jesus bringt einen Frieden, der von innen nach außen geht. Darum sagt er: »Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.« Die Sehnsucht nach Frieden wird niemals dadurch ge­stillt, daß man das Kreuz Christi verleugnet, an dem er gestorben ist, sondern dadurch, daß man sich ihm anvertraut und dadurch den Frieden mit Gott bekommt. Junge Leute, die bewußt ihr Leben an Jesus Christus abgegeben haben, sollten niemals ein auf dem Kopf stehendes abgewinkeltes Kreuz tragen; nicht zuletzt deshalb, weil es auch okkulte Bedeutung hat.

Neben den Himmelsbriefen, die vor Unglück schützen sollen, und den Brandbriefen, die angeblich Feuerbrände verhindern können, gibt es Kettenbriefe. Diese anonymen Briefe, die dem Empfänger allerlei gute Dinge versprechen für den Fall, daß er den Inhalt abschreibt und an andere verschickt, sollte man schleunigst und ohne Zögern in den Papierkorb werfen, wo immer man ihnen begegnet.

Seit einiger Zeit werden »Kettenbriefe für Gebetserweckung« ver­schickt. Zu lesen ist: »Bitte, bete für eine durchgreifende Erwec­kung in Deutschland und in der ganzen Welt. Bete, daß du kein Hindernis für eine Erweckung wirst, sondern ein Werkzeug in der Hand Gottes. Brich diese Gebetskette nicht. Sieben Tage sollst du besonders für diese Sache beten. Sende bitte eine genaue Abschrift dieses Briefes innerhalb von vier Tagen an vier Freunde, von denen du glaubst, sie könnten dieses wichtige Gebetsanliegen ebenfalls durch ihr Gebet unterstützen. Vergiß den Namen nicht anzugeben, der diesen Brief geschrieben hat. Wir wollen einen Gebetskreis um die Welt errichten. Wir glauben an eine Erweckung durch Gebet.Gott segneHerzlichen Gruß.« dich!

Wir sollten uns über jeden freuen, der um ein geistliches Erwachen betet, nicht zuletzt deshalb, weil auch der deutschsprachige Raum eine Erweckung bitter nötig hat. Es ist schon eine gute Sache, wenn man die Beter mobilisiert. Aber muß das denn in dieser Form geschehen? Alle, die sogenannte »Kettenbriefe für Gebetserweckung« weiterleiten, sollten über fünf Punkte sorgfältig nachdenken:

1. Laut § 1 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb und § 286 des Strafgesetzbuches ist es unzulässig, Kettenbriefe im sogenannten Schneeballsystem zu verschicken. Schneeballsystem meint eine Praxis, bei der Briefempfänger an mehrere andere Adressen den gleichen Brief bzw. Karte mit gleichem Inhalt ver­sendet. Die Post befördert keine Karten und Briefe des Schneeballsystems.

2. Warum bleiben diese Kettenbriefe weithin anonym? Menschen, die sich öffentlich zu Jesus Christus bekennen, haben das nicht nötig.

3. Sogenannte Kettenbriefe erinnern an Kettenbriefe aus dem ok­kulten Bereich. Es ist nicht einzusehen, warum sich ein geistli­ches Anliegen einer Form bedienen soll, die an Magie erinnert.

4. Warum wird man in diesen Kettenbriefen für Gebetserweckung aufgefordert, nur während einer bestimmten Anzahl von Tagen zu beten? Das Neue Testament kennt das anhaltende Gebet. Das gilt ganz gewiß auch für die Bitte um ein geistliches Erwachen. Sollte nicht jeder, dem die Sache des Reiches Gottes am Herzen liegt, täglich darum beten, daß Gott uns eine Erweckung schenkt, anstatt dieses Gebet nur auf sieben Tage zu beschrän­ken?

5. Offen bleibt auch die Frage, warum man den Kettenbrief für Ge­betserweckung nur an vier Personen weiterleiten soll. Warum nicht an zehn oder zwanzig?

Solange diese Fragen ungeklärt sind, sollten Kettenbriefe für Ge­betserweckung nicht weiterverschickt werden. Es gibt eine ebenso wirksame und ‑ wie ich meine ‑ bessere Form, Beter zu mobilisie­ren. Das kann geschehen durch Rundbriefe, in Kanzelankündigungen, in christlichen Zeitschriften und nicht zuletzt systematisch in Gebetsstunden und Hausbibelkreisen. Geistliche Anliegen sollten richtig verpackt werden, damit es weder Missverständnisse noch Verwechslungen gibt.

Die häufigste Form der Magie ist das Besprechen der Krankheiten. Die seelsorgliche Korrespondenz scheint das zu bestätigen. Zu lesen war:

»Ich hatte die Pocken. Der Arzt gab mich auf, und darum wurde ich immer wieder zu einem Mann gebracht, der >pu­sten< mußte. Man wollte mich retten. Meine Mutter lag zu dieser Zeit im Krankenhaus. Wenn ich an Evangelisationen teilnehme, kann ich mich einer inneren Unruhe, der Angst sowie Lästergedanken nicht erwehren. Ich fühle mich vom Schicksal zurückgesetzt. Die Anklagen gegenüber Gott hö­ren nicht auf. Ich habe ein Verhältnis zu einem Mann. Meine Not habe ich oft durch Alkohol überwinden wollen.«

In einem anderen Brief wird gefragt: »Eine gläubige Frau riet mir, immer dann, wenn mich die körperlichen Schmerzen plagen, sofort die Bibel auf die schmerzende Stelle zu legen und die drei höchsten Namen auszusprechen. Der Schmerz verschwinde dann sofort. Ist dieser Rat richtig?«

In einer anderen Zuschrift standen diese Sätze: »Als Kind brachte man mich zu einem Schäfer, weil sonst mein Rücken schief geworden wäre. Das hatte aber schlimme Folgen. Schon als Kind habe ich unsittliche Handlungen be­gangen. Mein Vater hat sich das Leben genommen, als ich noch Schulkind war.«

Solche und ähnliche Zuschriften beweisen, daß magische Experi­mente selbst dann, wenn man sie mit einem frommen Vorzeichen versieht, alles andere als harmlos sind. Das sollten wir wissen, magi­sches Besprechen meiden und andere davor warnen. Seelsorger wis­sen längst, daß Menschen, die magisch besprochen worden sind, große Schwierigkeiten zu überwinden haben, wenn sie sich für Jesus Christus entscheiden wollen. Solche, die dem auferstandenen Herrn gehören, aber beharrlich verschweigen, daß man sie magisch besprochen hat, kommen auf geistlichem Gebiet nur mühsam vor­wärts. In beiden Fällen ist vollmächtige Seelsorge nötig. Der Sohn Gottes ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören (1. Joh. 3, 8). Das gilt auch für das weite Feld magischer Experimente. Wer sich Jesus Christus anvertraut, wird von okkulten Belastungen frei.

Darum noch einmal: Niemand sollte in ein magisches Besprechen einwilligen ‑ auch Brauchung oder Böten genannt ‑, selbst dann nicht, wenn man dabei die drei höchsten Namen anruft und angeb­lich segnet. Dadurch entstehen Kontakte zur Dämonie, die sich in jedem Fall verhängnisvoll auswirken.

Gelegentlich wollte man in der Rundfunkseelsorge wissen, ob man im Krankheitsfall »gesegnete Tüchlein«benutzen darf. Angeblich können dadurch Kranke geheilt werden. Dem Brief waren zwei »gesegnete Tüchlein« beigefügt. Die Frage war also keineswegs konstruiert oder an den Haaren herbeigezogen; es han­delte sich um ein ernsthaftes Anliegen eines leidenden Menschen.

»Gesegnete Tüchlein« sollte man weder auf die kranke Stelle legen noch tragen und auch nicht während des Gebets benutzen. Zur Begründung vier Gesichtspunkte:

1. Es gibt in der ganzen Heiligen Schrift nur eine einzige Stelle, in der von Schweißtüchern die Rede ist, und zwar in Apostelgeschichte 19, 11. Dort steht: »Und Gott wirkte ungewöhnliche Dinge durch die Hände des Paulus, so daß man sogar Schweißtü­cher oder Schurze, die er auf seiner Haut getragen hatte, nahm und auf die Kranken legte, worauf die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren.« Es handelt sich hier um eine Ausnahmesituation ‑ um »ungewöhnliche Dinge«, die niemals zur Regel gemacht werden dürfen.

2. Die Schweißtücher und Schurze des Apostels Paulus waren kei­neswegs »gesegnete Tüchlein«.

3. Nirgends wird in der Bibel empfohlen, »gesegnete Tüchlein« zu verschicken.

4. Solche Praktiken grenzen an magisches Denken.

Zur Krankenheilung, die in der Vollmacht unseres auferstandenen Herrn geschieht, dürfen wir uns uneingeschränkt bekennen. Andererseits sollten wir nicht vergessen, daß unser Herr solche, die er nicht heilt, befähigen kann, ihn trotz körperlicher Beschwerden glaubensfroh zu bezeugen.

Die Teufelsanrufung und Blutsverschreibung.

In einem Brief war zu lesen: »Vor etwa 15 Jahren habe ich Gott abgesagt und den Teufel auf den Knien um eine diesseitige Freude gebeten. Die Freu­de, die ich erwartet hatte, habe ich nie bekommen. Ich wurde immer unwilliger, unzufriedener und unruhiger. Das stei­gerte sich im Laufe der Jahre über Lüge und Selbstbefriedi­gung bis hin zu Selbstmordgedanken.«

Jemand, der seelsorglich zu helfen hatte, schrieb: »Sie hatte es schwer, zur Heilsgewißheit zu kommen. Ursa­che: In der Jugend den Teufel angerufen. Anschließend Abtreibungen. Weitere Folgeerscheinungen: Wenn sie betet, meint sie, ein Lachen zu hören, etwas Unheimliches kommt an sie heran.«

Man ruft den Teufel an oder verschreibt sich ihm, um ganz sicher zu sein, daß ein bestimmter Wunsch in Erfüllung geht. Ich entsinne mich an ein seelsorgliches Gespräch, in dem mir jemand sagte, er habe den Teufel gebeten, dafür zu sorgen, daß er im Blick auf die Entscheidung für Jesus Christus nicht mehr beunruhigt werde. Was dann geschah, war entsetzlich: Dämonenerscheinungen und Depressionen führten zu Selbstmordabsichten.

Mehrmals habe ich festgestellt, daß Menschen, die den Teufel anru­fen oder sich ihm verschreiben, den Namen Jesus nicht aussprechen können. Jeder Seelsorger sollte wissen, daß man solchen Menschen im Alleingang nicht helfen kann. Wenn aber andererseits Beter ge­willt sind, zu fasten und zu beten, werden auch solche, die sich dem Teufel verschrieben haben, durch die Kraft des auferstandenen Herrn frei.

Zur Magie gehört auch der Liebeszauber.

Dazu ein Pressebericht: »Mit grinsender Fratze kommt Nacht für Nacht ein ekelhaftes Wesen in Männergestalt in das Schlafzimmer von Barbara H. und legt sich zu ihr ins Ehebett. Die Frau will sich wehren. Sie will laut aufschreien. Sie will ihren Mann wecken . . . Vergebens! Sie liegt wie gebannt da.«

Telepathischen Beischlaf hat man das genannt. Rational läßt sich das alles zwar nicht erklären, wird aber in der Seelsorge gelegentlich er­wähnt. Dazu ein Briefauszug:

»Der Schwiegervater und seine Schwester betreiben die Schwarze Magie. Die Auswirkungen sind: Angst, Unruhe, Verkrampfungen, freitags quälende Kopfschmerzen und Würgen am Hals. Das Schlimmste: Während des Schlafs werde ich von sexuellen Mächten überfallen. Die Auswir­kungen kann ich gar nicht beschreiben . . . . Mein Mann wird von sexuellen Zwangsgedanken umgetrieben; obschon er gewisse Dinge nicht tun will, muß er sie tun. Das ist schlim­mer als eine Vergewaltigung. Ich werde von großen Schmer­zen gepeinigt.«

Der Nervenarzt wird in solchen Fällen neurotische Störungen ver­muten, der Tiefenpsychologe sexuelle Verdrängungen, der Parapsychologe mediale Fähigkeiten oder Suggestion. Gewiß läßt sich medizinisch und tiefenpsychologisch manches aufhellen, das eine und andere in psychotische Krankheitsbilder einordnen ‑ aber eben nur teilweise.
Es bleibt ‑ ein ungeklärter Rest.
Seelsorger sind gut beraten, wenn sie die Wirklichkeit der Dämonie ernst nehmen, zu­gleich aber in der Kraft des auferstandenen Herrn die Erlösung durch das Blut Jesu bezeugen und den Weg zur Befreiung zeigen. Dämonische Mächte müssen weichen, wenn ein Mensch zu Jesus Christus umkehrt, seine Sünde erkennt, bekennt, haßt und läßt ‑ also alle Brücken zum Okkultismus abbricht ‑ und teuflische Belastungen in der Kraft des Blutes Jesu abwehrt. Das gilt für den Blut­zauber und den Bildzauber, den Abwehrzauber und Verfolgungszauber in gleicher Weise.

Der Abwehrzauber ist ebenfalls eine Anwendungsform der Magie. Ein Medizinstudent hat uns wie folgt geschrieben:

»In meiner Verzweiflung kaufte ich mir Magiebücher und be­trieb selbst Magie. Zunächst verstärkte ich meine magischen Trainingsmethoden und erreichte mit magischen Feuerritu­alen, daß der Einfluß der Wirtin völlig gebrochen wurde. Es gelang mir, nach einer Zeit den Einfluß auszuschalten. Doch begannen jetzt Geistererscheinungen, die mir eine furchtbare Angstneurose einbrachten. Der Psychotherapeut hat mir be­stätigt, daß es sich um Einfluß von Hexerei handelt.«

Der Blutzauber. Man geht davon aus, daß eine Hexe ihre Macht verliert, wenn man sie bis aufs Blut schlägt. Um gefährliche Körperverletzungen zu vermeiden, werden kranke Tiere solange ge­prügelt, bis das Blut spritzt.

»Noch heute werden Katzen zu Tode geprügelt, weil nach Ansicht ostfriesischer Frauen eine Hexe sich in eine Katze verwandeln kann. Oder die Hexenbanner versuchen, sie auf magische Art zu töten. Eine Frau in Cappeln bei Schleswig stellte das so an, daß sie aus ei­ner Apotheke »Teufelsdreck« (Asa Foetita) kaufte, eine aus Harz gemischte übelriechende Masse, auf eine Schaufel mit glühenden Kohlen legte und das räuchernde Zauberzeug siebenmal um einen Stuhl trug, auf der ihr verhextes Kind saß. Die Frau hatte eine Nachbarin im Auge, die durch bösen Blick das Kind »vergiftet« hat­te. Als das Kind wieder gesund geworden war, nahm sie sich die »Hexe« persönlich vor. Sie hatte einen Topf mit Milch auf dem Feuer verkochen lassen. Sie war fest davon überzeugt: Wenn der Topf platzte, mußte auch die teuflische Hexe platzen«.

Mit dem Satz »jetzt mal kräftig lachen« ist es nicht getan. Gewiß gibt es auf diesem Gebiet viel dummes und ungereimtes Zeug; wahrscheinlich, weil Satan den Leuten einreden möchte: »Alles Un­sinn.« In vielen Fällen ist das auch so ‑ aber eben nicht in allen. Die verschiedenen Formen der Zauberei ‑ das bestätigen Afrika‑Mis­sionare ‑ zeigen mitunter Wirkungen, die sich in den Schubfächern dreidimensional orientierter Begriffe nicht unterbringen lassen.

Auf den Bildzauber trifft man auch im deutschsprachigen Raum.

Aus Lumpen, Heu, Papier und Wachs hergestellte Puppen sollen die Hexen darstellen. Man klebt ihnen den vollen Namen ‑ meist sind es Namen sogenannter übelwollender Nachbarn ‑ auf die Brust, kocht sie in Wasser und schlägt ihnen mit Hämmern auf den Kopf oder sticht mit langen Nadeln pausenlos in bestimmte Kör­perteile, um die betreffenden Personen zu quälen. jedesmal wird der Name Satans laut und hörbar ausgesprochen.

Der Verfolgungszauber und Rachezauber ist nur in der Schwarzen Magie anzutreffen. Das gilt auch für den Todeszauber, den beispielsweise die Papuas auf Neuguinea praktizieren.

Das alles hat weder etwas mit »Trickkiste« zu tun, noch kann es in jedem Fall psychologisch, medizinisch oder parapsychologisch aufgeschlüsselt werden. Es gibt nun einmal Phänomene, die man zwar mit dem Etikett »übersinnlich« oder »außersinnlich« versehen kann, damit aber letztlich nicht viel sagt. Von einem Führer der Buschmänner ‑ einem echten Zauberer ‑ wird berichtet:

»Wir Schutztruppleute waren im Haicum‑Felde in schwere Bedrängnis geraten: Unser Proviant ging zu Ende, die melo­nenartigen Tschammas waren abgeweidet. So blieben uns nur noch auf kurze Zeit unsere eisernen Rationen. Mit uns zog Aucuib, der wegen seiner Geheimnisse, Gifte und Kenntnisse weltgefürchtete Medizinmann der Haicum‑Leute, uralt, ein richtiger Patriarch. Trotz unserer Maschinengewehre behan­delte er uns zuweilen mit herablassender Geringschätzung. Er durchschaute natürlich unsere Fleischnot.

So war es wie Hohn, als er uns sagte, ganz in der Nähe sei Fleisch. Wir hatten aber seit Tagen nicht die geringste Zwerg­antilope erlegt. So baten wir ihn, uns auf die Spur zu bringen, Fleisch zu finden. Er gab zurück, er werde heute nacht noch einen großen Elandsbullen, genug Fleisch für uns alle, erle­gen. Wir sollten nur unsere Tiere bereithalten und marschfer­tig bleiben.

Wir beobachteten im Mondlicht des gleichen Abends, wie Aucuib im Kreise seiner Leute rätselhafte Zeichen machte, bald tanzende, bald betend anmutende Bewegungen. Plötz­lich blieb er wie versteinert stehen, während seine Leute in ein grelles Pfeifen ausbrachen. Sofort griff Aucuib nach seinem Schießzeug, das vor ihm auf dem Boden lag, und sandte einen Pfeil hoch in die Luft, weit über Busch und Baum hinaus ge­gen Norden. Dann stand er wieder wie versteinert. Das Sin­gen flaute ab. Sofort brach seine Gefolgschaft auf, um ihm, der uns zuwinkte, indem er selbst rasch ausschritt, zu folgen.

Unsere Nerven waren aufs Äußerste gespannt. Wir hatten in zwei Stunden 12 km gemacht, so unermüdlich ging es vor­wärts ihm nach. Plötzlich hieß es: >Halt!< Nie sah ich ein schauerlicheres Gesicht als das Aucuibs, fast weiß in seiner Ekstase. Mit einem Kopfnicken wies er in die Richtung eines Busches, den wir erst jetzt bemerkten. Dort erkannten wir einen unförmigen Klumpen, einen schweren Elandsbullen, ein Einzelgänger, wie die Spur am nächsten Tage einwandfrei bewies.

Aucuib beobachtete gelassen‑spöttisch unser Entsetzen und Staunen, trat auf den Bullen zu und schnitt ein kreisrundes Fleckchen Fleisch und Fell heraus. An der Wärme des Wildes konnten wir die Zeit seines Todes ziemlich genau abschätzen. Es konnte höchstens zwei Stunden gelegen haben.

Wir beschenkten Aucuib reich. Unser Führer, der sich gegen jeden Schwindel sichern wollte, ließ durch einen Reiter mit einem Eingeborenen die Spur des Tieres verfolgen. Auch das ergab keine Anhaltspunkte zur Erklärung des mysteriösen Falles«.

Zur Magie gehört auch das Bannen. Bei diesen Experimenten soll es möglich sein, einen anderen daran zu hindern, daß er sich bewegt oder spricht.

Wo ein Fluch auf einen Menschen gelegt wird, kann zusätzlich zur Machtsuggestion sehr wohl auch eine direkte psychi­sche Einwirkung bestehen. Missionare stehen zweifellos oft einer fühlbaren finsteren Macht gegenüber, wenn der Medi­zinmann ihres Gebietes seine Kräfte gegen das Werk des Herrn aufbietet. C. T. Studd war einmal bei einer Versamm­lung in Afrika unfähig zu sprechen. Die Zauberer hatten sich vereinigt, um ihn zum Schweigen zu bringen, und es gelang ihm erst nach größter Anstrengung, im Namen Jesu den Bann zu brechen.

Auch mit der Mental‑Suggestion versucht man, auf andere einzu­wirken. Ein vielgelesenes Magazin berichtet darüber, wie der Kassierer einer Bank von einem Sensitiven gezwungen wurde, einen größeren Betrag auszuzahlen.

In der Rundfunkseelsorge wurden wir gefragt: »Unlängst hatte ich Eheleuten in einer schwierigen Situation zu raten. Nach bestem Wissen und Gewissen habe ich das ge­tan. Weil mein Rat nicht ganz leicht zu befolgen war, ver­fluchte mich der Ehemann. Wird dieser Fluch eintreffen?«

In Sprüche 26, 2 ist zu lesen: »Wie ein Spatz wegflattert und eine Schwalbe wegfliegt, so trifft auch ein unverdienter Fluch nicht ein.« Vielleicht müßte man das Wort »unverdient« unterstreichen. Wer zu Jesus Christus ein persönliches Verhältnis hat, ihm bewußt nachfolgt und bemüht ist, mit Gott und Menschen im reinen zu sein, braucht sich vor Flüchen nicht zu fürchten. Sie werden nicht eintreffen. Es ist freilich nicht angenehm zu wissen: »Da hat mich jemand verflucht.« Leicht steigen Antipathien auf, wenn nicht gar Bitterkeit. In 1. Petrus 3, 9 steht: »Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen erbet.« Für Men­schen, die uns Unrecht tun, dürfen wir beten. Das ist noch immer der beste Weg, auf dem man davor bewahrt wird, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Mit dieser Übersicht ist das Gebiet der Magie in groben Umrissen abgesteckt. Die Psychiatrie sieht in magischen Experimenten das Symptom einer Geisteskrankheit. Die Psychologie ist geneigt, das alles als abergläubische Fehlhaltung und abseitige Lebensauffassung zu bezeichnen. Die liberale Theologie sieht in der Magie zeitgebun­dene Sitten und Vorstellungen. Nicht selten wird der Okkultismus im allgemeinen und magische Praktiken im besonderen als Humbug abgetan. Zugegeben: für den einen und anderen Fall mag das zutref­fen. Es läßt sich aber nicht bestreiten, daß die Parapsychologie um außersinnliche Erscheinungen weiß, die sich in unsere raumzeitli­chen Denkkategorien nicht einordnen lassen. Auch wenn es viele nicht glauben: es gibt Menschen, die sich mit dem Teufel verbünden und über außersinnliche Fähigkeiten verfügen.

Gott verbietet die Zauberei. Dem alttestamentlichen Volk Israel läßt er sagen:

»Es soll sich niemand in deiner Mitte finden, der seinen Sohn oder seine Tochter als Opfer verbrennen läßt, niemand, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei oder Beschwörungskünste und Zauberei treibt, niemand, der Geister bannt oder Toten­geister beschwört, keiner, der einen Wahrsagegeist befragt oder sich an die Toten wendet; denn ein jeder, der sich mit solchen Dingen befaßt, ist für den Herrn ein Greuel, und um dieser Greuel willen vertreibt der Herr, dein Gott, diese Völ­ker vor dir her. Du sollst dem Herrn, deinem Gott, gegen­über unsträflich dastehen; denn diese Völker, die du verdrän­gen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager. Dir aber gestattet der Herr, dein Gott, derartiges nicht« (5. Mose 18, 10‑14).

Im letzten Buch der Bibel (Offb. 21, 8) ist zu lesen: »Aber den Feiglingen, den Untreuen, den Abscheulichen, den Mördern, den Buhlern, den Zauberern, den Götzendie­nern und Lügnern teile ich den Feuersee zu, der mit Schwefel vermengt ist, das ist der zweite Tod.«

Gott verbietet magische Experimente, weil sie in den Bereich der Dämonie zerren, zu Depressionen, Neurosen und psychischen Störungen aller Art führen, immun machen gegenüber dem Evange­lium und nicht selten im Selbstmord enden. Gott will das nicht. Der Mensch soll sich zwar die Erde untertan machen, die gesetzten Schranken jedoch nicht überschreiten. Wer magisch experimen­tiert, rebelliert gegen Gott, will sein Leben mit satanischen Mitteln absichern, verfällt aber dabei der Dämonie.

Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat am Kreuz den Teufel besiegt. Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Vor ihm müssen sich alle Knie beugen. Im Neuen Testament steht:

»Er hat den Schuldzettel, dessen Inhalt uns verklagte, zerris­sen, beseitigt, ja ans Kreuz genagelt. Er hat alle Mächte und Gewalten entwaffnet, an den öffentlichen Pranger gestellt und am Kreuz über sie einen Triumph davongetragen« (Kol. 2, 14. 15).

Wer sich Jesus Christus anvertraut und sich zugleich vom Teufel lossagt, wird frei. Das bestätigen auch diese Briefzuschriften:

»Früher habe ich Horoskope gelesen und Anleitungen zum Handlinienlesen studiert. Ich ließ mir sogar ein Lebenshoro­skop anfertigen und besiegelte es mit meinem Blut! Nach ei­nem misslungenen Selbstmordversuch wurde ich zu einem Gottesdienst eingeladen. Ich merkte sofort, daß diese Men­schen anders waren. Dann habe ich auf einer Freizeit erlebt, daß Jesus von okkulten Bindungen befreit. Unserem Herrn Jesus sei Dank dafür!«

Eine weitere Zuschrift:

»Ich suchte das seelsorgerliche Gespräch und wurde von ok­kulten Bindungen gelöst. Ich meinte, ein Ring um meine Brust sei gesprungen, so frei fühlte ich mich. Die Freude war unbeschreiblich. Ich hatte mit den okkulten Praktiken schon aufgehört, als ich Jesus Christus suchte. Aber die Befreiung habe ich erst erfahren bei einer seelsorgerlichen Ausspra­che.«

Diese und andere Briefe zeigen, daß Jesus Christus nicht nur Schuld vergibt; er holt zugleich aus dem Machtbereich der Dämonie heraus. Wer sich ihm anvertraut, darf ein neues Leben beginnen. Wenn Sie bewußt oder unbewußt bei magischen Experimenten mitgemacht haben, bitte ich Sie herzlich: Vertrauen Sie sich Jesus Chri­stus an. Übereignen Sie ihm Ihr Leben. Seien Sie bereit, ihm gehorsam zu sein. Lassen Sie sich beschenken mit seiner Vergebung. Er ist auch für Sie am Kreuz verblutet. Er lebt. Die Bibel sagt: »Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.«

Darum empfehle ich Ihnen:

1. Sprechen Sie mit Jesus Christus. Rufen Sie seinen Namen an. Be­kennen Sie ihm Ihre Schuld; vor allen Dingen auch okkulte Belastungen. Wenn Sie den Namen des Herrn Jesus nicht ausspre­chen können, wenden Sie sich bitte an einen seelsorglichen Menschen, zu dem Sie Vertrauen haben.

2. Sagen Sie sich betend von allen okkulten Praktiken los, mit fol­genden Sätzen: »Herr Jesus Christus, ich will dir allein gehören. Ich entsage dem Satan und allen seinen Werken bis ins dritte und vierte Glied meiner Vorfahren. Herr Jesus Christus, ich will dir dienen mit Leib, Seele und Geist.« Selbstverständlich kann man das »Lossage‑Gebet« auch anders formulieren. Es kommt aber entscheidend darauf an, daß man gleichsam dem Satan die Ver­tragstreue kündigt, alle Brücken zum Okkultismus abbricht und sein Leben bewußt an den auferstandenen Herrn abgibt. Wenn wir ihn um Vergebung unserer Schuld bitten, erhört er uns. In 1. Johannes 1, 7. 9 ist zu lesen: »Wenn wir aber im Licht wan­deln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinan­der, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. ‑ Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.«

3. Vernichten Sie alle Gegenstände, die an den Okkultismus erin­nern, und zwar Horoskope, Spielkarten, Pendel, sogenannte »Himmels‑, Brand‑ oder Kettenbriefe«, Traumbücher, okkulte Literatur, das 6. und 7. Buch Mose, Amulette, Medaillons und anderes mehr.

4. Suchen Sie das Gespräch mit einem erfahrenen Seelsorger. Fra­gen Sie ihn, ob er bereit ist, Sie im Namen des Herrn Jesus Chri­stus von Ihrer okkulten Vergangenheit zu lösen.

5. Bei dämonischen Belästigungen dürfen Sie sich mit dem Wort Gottes wehren. Rufen Sie den Namen des Herrn Jesus Chri­stus an. Rechnen Sie damit, daß Ihre Schuld mit dem Blut Je­su gesühnt ist, und danken Sie dafür dem auferstandenen Herrn.

Nicht nur abergläubische Praktiken, auch magische Experimente aller Art sind eine Herausforderung an die Gemeinde Jesu. Die Zahl der psychisch Kranken nimmt ständig zu. Ärzte fordern struktu­relle Änderungen der Krankenhäuser und sprechen sich dafür aus, daß bei Neubauten psychiatrische Kliniken eingeplant werden; ein Zeichen dafür, wie aktuell die Problematik seelischer Erkrankun­gen geworden ist. Man spricht bereits von einer »depressiven Wel­le«, die offensichtlich von einer okkulten Unterströmung getragen wird. Gewiß müssen wir bei Depressionen unterscheiden, ob es sich um endogene (anlagebedingte) oder reaktive (aus unverarbei­teten Erlebnissen ableitbare) Erkrankungen handelt. Nicht jede Schwermut ist okkult bedingt ‑ aber wie immer sie auch verursacht sein mag ‑ sie quält.

Die Gemeinde Jesu muß damit rechnen, daß sie vor ihren Toren ‑ und gewiß auch in der eigenen Mitte ‑ immer häufiger seelisch geschädigten Menschen begegnen wird, denen mit dogmatischen Richtigkeiten allein nicht geholfen ist.

Der »moderne Mensch« ‑ so behaupten Nobelpreisträger ‑ degeneriert immer mehr und sucht körperliche und psychische Heilung, vielleicht in magischen Zir­keln, weil sie ihm im Raum der Gemeinde vorenthalten wird. Selbstverständlich ist magisches Besprechen und neutestamentliche Krankenheilung nicht miteinander vergleichbar. Das eine ist vom andern himmelweit entfernt. Aber müßten sich nicht Evangelisten viel bewusster, als das zuweilen geschieht, darauf vorbereiten, daß okkult Belastete, nervlich Geschädigte, Depressive und Neurotiker aller Schattierungen nach dem »heilenden Wort« fragen werden? Wäre es nicht ein Gebot der Stunde, daß die Gemeinde Jesu von ihrem auferstandenen Herrn bewußt ‑ und zwar um der Leidenden willen ‑ Krankenheilungen erbittet?

Es wäre naiv und verantwortungslos zugleich, wollte man die Gna­dengabe der Krankenheilung mit dem Satz abtun: »Damals war das nötig; heute haben wir Ärzte.« Natürlich brauchen wir den wissen­schaftlich geschulten Mediziner. Darüber braucht man kein Wort zu verlieren. Je mehr gläubige Ärzte, um so besser. Aber weil Me­diziner und Psychotherapeuten mitunter eher als ihnen lieb ist an letzte Grenzen ärztlicher Möglichkeiten stoßen, sollten Seelsorger mit ihnen zusammenarbeiten und je und dann ‑ wenn Gott es will ‑ dort weiterführen, wo der Arzt nicht mehr zu helfen imstande ist.

Außerdem müßten wir auch Jakobus 5, 13‑18 neu entdecken, zu­mal es sich dabei um ein ganz normales Geschehen im gemeind­lichen Alltag handelt. Für die ersten christlichen Gemeinden war es offenbar selbstverständlich, daß Kranke die Ältesten um den Dienst der Handauflegung baten. Unser Herr wird in sonntäglichen Gottesdien­sten noch immer am besten dadurch gepriesen, daß konfliktbeladene Menschen zu Jesus Christus umkehren und Kranke gesund werden.

Gelegentlich habe ich miterlebt, wie der auferstandene Herr nicht nur von okkulten Belastungen befreit, sondern auch heilt. Eine junge Frau, die häufig unter Depressionen litt, erzählte mir im seel­sorglichen Gespräch, wie sie als Kind mit okkulten Praktiken in Berührung gekommen war. In Gegenwart einiger Jugendlicher bat sie um Vergebung ihrer Schuld und übereignete ihr Leben erneut dem Herrn Jesus Christus. Kurze Zeit danach erkrankte sie an einer »Gesichtsrose«. Als wir erneut über ihr beteten, war sie nach 24 Stunden nahezu geheilt. Viele Seelsorger könnten ähnliche Erfah­rungen berichten. Es bleibt dabei:

Ja, Jesus siegt! Sei’s, daß die Finsternis – im Trotzen wütend schnaubt, – sei’s, daß sie wähnt, mit ihrem gift’gen Biß – hätt’ sie ihm viel geraubt. – Die Seinen läßt in Not und Grämen – sich unser Herr doch niemals nehmen. – Ja, Jesus siegt! –

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www.horst-koch.de


 Richard Kriese war Ingenieur, studierte Theologie, arbeitete als Pastor im Ruhrgebiet und leitete ab 1969 für viele Jahre die Seelsorgeabteilung des Evangeliums-Rundfunks; als Evangelist war er im In- und Ausland tätig.

Vorliegender Artikel ist seinem Buch „Okkultismus im Angriff“ entnommen. Horst Koch, im Januar 2006

 




Die Inquisition (D.Hunt)

Und es kam einer von den sieben Engeln und sprach zu mir: „Komm, ich will dir zeigen das Urteil der großen Hure, mit welcher gehurt haben die Könige auf Erden und sind trunken geworden vom Wein ihrer Hurerei; und das Weib. . . hatte an ihrer Stirn geschrieben einen Namen: Die große Babylon, die Mutter der aller Greuel auf Erden…, und ich sah das Weib trunken vom Blut der Zeugen Jesu“
(Offenbarung 17)

Das schreckliche Gebaren dieses Heiligen Offiziums [Inquisition] schwächte die Kraft und verminderte die Bevölkerung Spaniens durch die Verhaftung der führenden Künstler, Wissenschaftler, Industriellen und Händler und durch die Nötigung unzähliger Familien, das Königreich zu verlassen, durch die Anstiftung zur Vertreibung der Juden und Mauren, und durch die Hinrichtung von mehr als 300.000 Opfern auf seinen flammenden Schlachtbanken.
Jean Antoine Llorente, Sekretär der spanischen Inquisition, 1790-1792

 

Dave Hunt

Das Blut der Märtyrer 
( Die Inquisition )

Das Blut der Märtyrer

Die Frau auf dem Tier ist „trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu“ (Offenbarung 17,6). Es ist eine entsetzliche Vorstellung, aber eine, die durch die Geschichte allein für Rom und für keine andere Stadt gänzlich in Erfüllung gegangen ist. Von jedem Bürger des Reichs wurde die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche verlangt. Wenn jemand dem Papst nicht von ganzem Herzen seine Untertanentreue erwies, wurde er als Verräter des Reichs angesehen, und ihm drohte die Todesstrafe. Das war die Grundlage für die Hinrichtung von Hunderttausenden. Wie es ein paar Jahrhunderte später beim Islam der Fall sein sollte, wurde der gesamten Bevölkerung Europas unter Androhung von Folter und Todesstrafe ein heidnisiertes Christentum auferlegt.

So wurde der römische Katholizismus zur „am meisten verfolgenden Religion, die die Welt je sah … die befiehlt, der Thron (der Staat) solle all seinen Untertanen die christliche Religion aufzwingen … Innozenz III. ermordete weit mehr Christen an einem Nachmittag … als irgendein römischer Kaiser in seiner ganzen Regierungszeit.“ (Peter de Rosa: Die dunkle Seite des Papstums)

Will Durant schreibt offen:
Verglichen mit der Verfolgung von Ketzern in Europa von 1227 bis 1492, war die römische Christenverfolgung der ersten drei Jahrhunderte nach Christus ein sanftes und menschliches Unterfangen.

Mit jeder für einen Historiker erforderlichen und einem Christen erlaubten Einräumung müssen wir die Inquisition auf die gleiche Stufe stellen mit den Verfolgungen unserer Zeit sowie mit den finstersten Makeln der Menschheitsgeschichte, und sie offenbart eine Grausamkeit, die von keinem wildem Tier bekannt ist.

Natürlich ließen sich nicht alle Andersdenkenden ihre Untreue Rom gegenüber öffentlich anmerken. Es gab geheime Ketzer, die man mit Sorgfalt aufspüren mußte. Die ersonnene Methode war die Inquisition, mit ihrer Zerstörung von Leben, Besitz, Moral und Menschenrechten. Lord Acton, ein Katholik, nannte die Inquisition „mörderisch“ und erklärte, die Päpste waren „nicht nur Mörder im großen Stil, sondern sie machten Mord obendrein zur Rechtsgrundlage der christlichen Kirche und zur Vorbedingung des Seelenheils“. (De Rosa)

Keine Lossprechung für Rom

Verteidiger des römisch-katholischen Glaubens versuchen ihre Kirche von jeder Verantwortlichkeit für die tatsächliche Ketzerverbrennung loszusprechen. Sie behaupten, die Inquisition sei das Werk des Staates gewesen. Aber im Gegenteil, „die verbindende Kraft der Gesetze gegen die Ketzer lag nicht in der Macht der weltlichen Fürsten, sondern in der souveränen Herrschaft, welche der Papst als Statthalter Gottes auf Erden über Leben und Tod aller Christen zu besitzen behauptete“, wie Innozenz III. es ausdrücklich sagt. (Ignaz von Döllinger, Der Papst und das Concil)

Die Strafen wurden von den Zivilbehörden ausgeführt, aber nur als der säkulare Arm der Kirche. Innozenz III. befahl dem Erzbischof von Auch in der Gaskogne: „Wir erteilen dir den strikten Befehl, daß du alle diese Ketzer vernichten sollst … du magst die Fürsten und das Volk dazu bringen, sie mit dem Schwert niederzuzwingen.“ Der Papst „bot dem König und den Adligen Frankreichs für die Hilfe bei der Ausrottung der Katharer einen vollständigen Ablass an“. Philip August bot der Papst als Gegenleistung für eine solche Hilfe die Ländereien all jener an, die nicht an einem Kreuzzug gegen die Albigenser teilnahmen. (Durant)

Comte Le Maistre schreibt in seinen Briefen aus dem Jahre 1815, mit denen er die spanische Inquisition rechtfertigen wollte, daß „sie kraft der Bulle des höchsten Oberhirten bestünde“ und daß der Großinquisitor „stets entweder ein Bischof oder ein Erzbischof ist“. Wenn die Behörden die Hinrichtung der Verurteilten verweigerten, wurden sie selbst vor das Tribunal gestellt und den Flammen überliefert. Es waren die Päpste selbst, die die Inquisition erfanden und für ihre Ausübung sorgten.
„Gregor IX. übergab im Jahre 1233 das Offizium [die Inquisition] dauerhaft in die Hände der Dominikaner, die sie jedoch stets im Namen und in der Vollmacht des Papstes ausführen sollten.“ Wie bereits festgestellt, hat „von achtzig Päpsten vom dreizehnten Jahrhundert an nicht einer die Theologie und den Apparat der Inquisition mißbilligt. Im Gegenteil, einer nach dem anderen setzte dieser tödlichen Maschinerie noch seine eigenen Grausamkeiten hinzu.“ (De Rosa)
Wir zitieren nicht Protestanten oder ehemalige Katholiken, sondern katholische Historiker. Beim im 19. Jahrhundert führenden katholischen Professor für Kirchengeschichte (Ignaz von Döllinger) lesen wir:

 Durch Gratian … und die Gesetzgebung und unermüdliche Tätigkeit der Päpste und ihrer Legaten seit dem Jahre 1183 wurde die Ansicht der alten Kirche … verdrängt und das Prinzip geltend gemacht, daß jede Abweichung von der Lehre der Kirche gegen eine kirchliche Satzung mit dem Tode zu bestrafen sei . . . Schon die bloße Weigerung zu schwören, erklärte Innozenz III. für todeswürdige Ketzerei . . . Vom Jahre 1200 bis 1500 läuft die lange Reihe der an Grausamkeit immer zunehmenden päpstlichen Verordnungen über die Inquisition ohne Unterbrechung fort. Es ist eine Gesetzgebung von einem durchaus einheitlichen Geiste;  . . . Nur das Machtwort der Päpste und der Wahn, daß sie auch in allen durch die Grundsätze der evangelischen Moral zu entscheidenden Fragen unfehlbar seien, bewirkte, daß sich die christliche Welt den Gesetzeskodex der Inquisition aufdrängen ließ, welcher den einfachsten Regeln christlicher Gerechtigkeit und Nächstenliebe widersprach und in der alten Kirche mit allgemeinem Abscheu aufgenommen worden wäre.

Weit davon entfernt, ihre Urheber zu sein, versuchten die Zivilbehörden oftmals, Widerstand gegen die Inquisition zu leisten, aber sie vermochten es nicht. Dazu gezwungen das Urteil zu vollstrecken, „erdrosselten die Henker manchmal die Verurteilten, bevor sie das Feuer anzündeten“ (Samuel Vila,  Historia de la Inquisicion y la Reforma en Espana).

Solche unzulänglichen Gnadenakte waren leider die seltene Ausnahme. Einige wenige mitleidige Stimmen erhoben sich innerhalb der Kirche: „Männer, wie der heilige Bernhard, hatten gemahnt, daß Christus ein solches Verfahren, wie es die Päpste nachher vorschrieben, ausdrücklich verboten habe, daß man damit nur Heuchler mache und Widerwillen der Menschen gegen die verfolgungssüchtig gewordene Kirche befestige und steigere“ (Döllinger). Aber der größte Teil der Geistlichkeit stimmte mit den Päpsten überein.

Päpstliche Dekrete

Wir hören des öfteren von päpstlichen Dekreten, die den säkularen Widerstand in die Schranken gewiesen haben. Will Durant berichtet uns, daß Leo X. im Jahre 1521 eine Bulle mit dem Namen Honestis herausgab, in welcher er „die Exkommunikation aller Beamten anordnete und religiöse Gottesdienste in allen Gemeinschaften aufhob, die ohne Untersuchung oder Nachfrage die Vollstreckung der Inquisitionsurteile verweigerten“. Betrachten wir dazu die Zurechtweisung von Klemens V. an König Edward II.:

Wir haben vernommen, daß ihr entgegen der Gesetze unseres Landes die Folter verboten habt. Eines Staates Gesetz kann jedoch nicht die kanonischen Gesetze [der Kirche] umstoßen. Deshalb befehle ich euch, jene Menschen sofort der Folter zu unterwerfen.

Papst Urban II. (1088 -1099), Urheber des ersten Kreuzzuges, verfügte, alle Ketzer müßten gefoltert und getötet werden. Das wurde zu einem Dogma der Kirche. Sogar Thomas von Aquin lehrte, Nichtkatholiken oder Ketzer könnte man nach einer zweiten Warnung rechtmäßig töten. Seine Worte lauten genau: „Sie haben es verdient, durch den Tod von der Erde verbannt zu werden“ (Thomas von Aquin Summa Theologica).

Papst Martin V. (1417-1431) befahl im Jahre 1429 dem König von Polen, die Hussiten (Anhänger des beim Konzil zu Konstanz als Ketzer verbrannten Jan Hus) auszurotten, die sich zur Wehr gesetzt und die Armee des Papstes zurückgeschlagen hatten. Der folgende Auszug aus einem Brief des Papstes an den König klärt uns darüber auf, weshalb die Päpste die Hussiten und andere unabhängige Christen hassten und sie vernichten wollten:

Wisset, daß die Absichten des Heiligen Stuhls und die eurer Krone es zur Pflicht erheben, die Hussiten auszutilgen. Bedenket, daß diese unfrommen Menschen es wagen, die Prinzipien der Gleichheit zu verkündigen; sie treten dafür ein, daß alle Christen Brüder seien und Gott nicht bevorzugten Menschen das Recht gegeben habe, die Nationen zu regieren; sie meinen, Christus sei auf die Erde gekommen, um die Sklaverei aufzuheben; sie rufen das Volk zur Freiheit auf und verleugnen damit Könige und Priester. Richtet deshalb eure Streitkräfte gegen Böhmen, solange noch Zeit dazu ist; verbrennet, schlachtet, machet alles zur Einöde, denn nichts könnte Gott wohlgefälliger oder den Belangen der Könige nützlicher sein, als die Auslöschung der Hussiten.

Die Päpste selbst waren die Autoritäten hinter den Inquisitoren. Sie übten die Macht über Leben und Tod sogar über Kaiser aus. Hätte irgendein Papst der Inquisition nicht zugestimmt, dann hätte er sie wenigsten während seiner Amtszeit aufheben können. Wo lesen wir, daß Päpste Anathemata gegen weltliche Machthaber aussprachen, die ihre Opfer so grausame Tode sterben ließen? Nirgends! Die zivilen Beamten  hätten gern von diesen abscheulichen Morden Abstand genommen, um ihre eigenen Seelen zu retten, doch der päpstliche Befehl zur Aufhebung der Inquisition traf niemals ein. Im Gegenteil, die römischen Oberhirten, die die Inquisition ersonnen und angeordnet hatten, drohten jedem, der nicht die Bestimmungen des Inquisitors ausführte, die Exkommunikation an. Die heutigen Verteidiger des katholischen Glaubens leugnen die historischen Tatsachen und beschuldigen jene, die die Wahrheit aufdecken, als „Ungelehrte“. D. Antonio Gavin, ein katholischer Priester und Augenzeuge der spanischen Inquisition, berichtet uns:

Die Katholiken glauben an ein Fegefeuer und daran, daß die Seelen dort größere Qualen leiden, als in der Hölle. Aber ich denke, die Inquisition ist das einzige Fegefeuer auf Erden, und die heiligen Väter [Priester/Päpste] sind darin die Richter und Henker. Der Leser mag sich vielleicht eine schreckliche Vorstellung von der Barbarei des Tribunals machen, von dem ich immer gesprochen habe, aber ich bin sicher, sie wird niemals an die Wirklichkeit heranreichen können, denn die Wirklichkeit übersteigt jedes Verstehen …

Die Dogmen bleiben bis heute

Hätte Rom jemals das Übel seiner grausamen Hinrichtung von Hunderttausenden der von ihm so bezeichneten „Ketzer“ eingestanden, und hätte es die jahrhundertelangen Ausplünderungen und Morde widerrufen und jene Doktrinen aus seinen Büchern entfernt, dann könnten wir dieses entsetzliche Greuel vergessen. Daß sie das nicht getan hat, nötigt uns jedoch, so unerfreulich es auch ist, den geschichtlichen Tatsachen ins Auge zu blicken. Weit davon entfernt, Beschämung über die Hinrichtung von Ketzern auszudrücken, schreibt 1938 eine bekannte katholische amerikanische Wochenzeitschrift:

Ketzerei ist ein furchtbares Verbrechen gegen Gott, und jene, die eine Ketzerei ins Leben rufen, machen sich mehr schuldig, als ein Verräter der staatlichen Regierung. Wenn der Staat das Recht hat, Verrat mit dem Tod zu bestrafen, ist das der gleiche Grundsatz, der auch der geistlichen Autorität [der römisch-katholischen Kirche] die Vollmacht über Leben und Tod der Erzverräter [Ketzer] zugesteht.

Die Unfehlbarkeit kann niemals zugeben, daß sie Fehler gemacht hat. John Foxe sagt uns in seinem Book of Martyrs: „Eine Kirche, die vorgibt, unfehlbar zu sein, wird immer nach der Vernichtung jener trachten, die von ihr abweichen …“

De Rosa weist darauf hin, daß Papst Johannes Paul II. „weiß, daß die Kirche verantwortlich war für die Judenverfolgung, die Inquisition, für Massaker an Tausenden von Ketzern, für die Wiedereinführung der Folter in Europa als Mittel gerichtlicher Wahrheitsfindung. Doch er muß sich vorsehen. Die Doktrinen, die für diese furchtbaren Dinge verantwortlich sind, untermauern seine Position noch heute.“

Ungehorsam dem Papst gegenüber wurde zum Anzeichen für Ketzerei. Wer sich dessen schuldig machte, verlor sofort alle normalen Menschenrechte und wurde schließlich getötet. Betrachten wir dazu die Bulle In Coena Domini von Papst Urban VIII. aus dem Jahre 1627. Gregor XI. hatte sie 1372 als erster herausgegeben, und Gregor XII. im Jahre 1411 bestätigt, so wie auch Pius V. 1568 (der auch sagte, sie solle in der Christenheit als ewiges Gesetz bestehen bleiben).

Jeder Papst fügte neue Züge hinzu, bis es für einen bekennenden Nichtkatholiken in Europa so gut wie unmöglich war zu leben, fast so, wie es unter dem Antichristen für jeden, der sich ihm nicht völlig unterwirft, weltweit sein wird. Die Bulle „exkommuniziert und verflucht alle Ketzer und Schismatiker, sowie diejenigen, welche sie aufnehmen, begünstigen und verteidigen, also alle Fürsten und Magistrate, welche Andersgläubigen Aufenthalt in ihren Ländern gestatten“ (Döllinger).

Diese Bulle ist auch heute noch in Kraft. Mit der Stützung durch ex cathedra -Verkündigungen von vier unfehlbaren Päpsten kann es auch nicht anders sein. Dieser Absolutismus bleibt bestehen, auch wenn Rom gegenwärtig nicht imstande ist, es so dreist durchzusetzen. Der Codex Iuris Canonici, Kanon 333, Artikel 3, erklärt: „Gegen ein Dekret des römischen Papstes gibt es weder Berufung noch Widerspruch.“  Das 2. Vatikanum sagt natürlich dasselbe.

Die Frau reitet auf dem Tier und hält seine Zügel! Unglaublich, aber wahr. Ketzerei wurde in den Augen der Kirche mit Verrat gegen die Krone gleichbehandelt. Die Kirche suchte die Ketzer heraus, befand sie für schuldig und übergab sie den Zivilbehörden zur Hinrichtung. Als ihr säkularer Arm handelte der Staat auf Geheiß der Kirche und tötete die Ketzer, konfiszierte ihren Besitz und setzte die kirchlichen Dekrete gegen sie und ihre Angehörigen durch.

Der Einsatz von Folter

Es ist bemerkenswert, daß nicht die Hände der Frau rot vom Blut sind, sie aber von diesem Blut der Märtyrer betrunken ist. Ihr Zustand stellt eine Kirche dar, die ihre armseligen Opfer nicht nur tötet, sondern sie tage-und sogar wochenlang foltert. Die Inquisitoren scheinen in ihren Empfindungen so betäubt gewesen zu sein, daß ihr normales Verständnis von Grausamkeit und Mitleid völlig abgestumpft war. Die Fähigkeit, die heftigste Folter ohne Gewissensbisse oder mitleidige Gedanken aufbürden zu können, wurde tatsächlich zu einem Zeichen für Heiligkeit und Treue zur Kirche.

Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, mitten in der Nacht verhaftet und an einen unbekannten, vor Familie und Freunden geheimgehaltenen Ort gebracht zu werden. Man teilt Ihnen weder die Anschuldigungen gegen Sie noch die Identität Ihrer Ankläger mit, die unbekannt bleiben und deshalb nicht zur Rechenschaft dafür gezogen werden können, ob sie die Wahrheit sagen. Wie auch immer die Anklage lautet, sie wird als Tatsache hingenommen, und Sie sind ohne Verhör schuldig. Das einzige „Verhör“ ist die raffinierteste „peinliche“, d.h. absolut schmerzhafte Folter, die so lange fortdauert, bis Sie die ungenannte Übeltat oder Ketzerei gestanden haben, derer man Sie beschuldigt. Stellen Sie sich die Qualen vor, die ausgerenkte Gelenke, aufgerissenes und versengtes Fleisch, innere Verletzungen und durch Folterbank und andere Vorrichtungen gebrochene Knochen verursachen. Ärzte flicken diese Verletzungen notdürftig, so daß erneute Folterungen sie wieder auseinanderreißen können. Schließlich würden Sie alles bekennen, nur um irgendwie die Folter zu beenden, aber egal was Sie bekennen, es wird auf keinen Fall die geheime Beschuldigung sein, und so geht die Folter weiter, bis Sie letzten Endes den unerträglichen Verletzungen erliegen.

So sah das Schicksal von Hunderttausenden aus. Und es waren wirkliche Menschen: Mütter, Väter, Brüder, Schwestern, Söhne und Töchter – sie alle hatten Wünsche und Träume, Vorlieben und Gefühle, und viele einen Glauben, der selbst nicht durch Folter oder Feuer gebrochen werden konnte. Wir müssen bedenken, daß dieses Grauen, dieses Übel von bis heute unvorstellbaren Ausmaßen, auf Befehl der angeblichen Stellvertreter Christi jahrhundertelang im Namen Christi fortgesetzt wurde. Diese Kirche ehrt sie immer noch mit diesem Titel, und sie hat auch niemals zugegeben, daß die Inquisition falsch war. Sie hat sich nicht entschuldigt oder Buße getan, und sie wagt es, sich sogar heute noch als höchster Lehrer in Sachen Moral und Wahrheit aufzuführen. Bedenken wir ebenfalls, daß die Doktrin, auf die sich die Inquisition stützte, in der römisch-katholischen Kirche bis heute in Kraft ist.

Mit dem Einsatz von Folter waren den Eingeständnissen der Beschuldigten keine Grenzen mehr gesetzt. Am Ende sagte die armselige Kreatur auch noch, sie würde Gott umbringen, wenn dafür nur die Folter aufhöre. Als Hexen angeklagte Frauen bekannten unter Folter, mit Satan Verkehr gehabt und ihm sogar Kinder geboren zu haben, Kinder, die unsichtbar blieben und so für die Katholiken die noch größere Bedrohung waren. Papst Innozenz VIII. erklärte 1484 solchen hysterischen Unsinn in der Bulle Summis desiderantes affectibus zum offiziellen katholischen Dogma:

Männer und Frauen, die vom katholischen Glauben abweichen, haben sich Teufeln, incubi und succubi ausgeliefert (männlichen und weiblichen dämonischen Geschlechtspartnern) und haben durch ihre Zaubereien, Bannsprüche, Beschwörungen … Kinder ermordet, die noch im Mutterleib waren, gleich wie die Jungen des Viehs, sie haben die Früchte der Erde verflucht …

Die Folter sah man als unbedingt notwendig an, denn die Kirche fühlte sich verpflichtet, jegliche Abweichung von der gesunden Lehre aus dem Munde der Opfer selbst gewahr zu werden. Je qualvoller die Folter war, desto wahrscheinlicher war es, daß man aus ihren widerspenstigen Lippen die Wahrheit herauspressen konnte. Die Inquisitoren waren überzeugt, es sei „besser, daß hundert Unschuldige sterben, als daß ein Ketzer davonkommt“. Diese entsetzliche Lehre wurde die nächsten drei Jahrhunderte lang unter jedem Papst aufrechterhalten. Durant meint:

Die Inquisitoren scheinen ernsthaft geglaubt zu haben, Folter sei für einen bereits für schuldig befunden Angeklagten eine Gunst, denn durch ein Bekenntnis könnte sie ihm eine leichtere Strafe einbringen als andernfalls; selbst wenn er nach dem Bekenntnis zum Tode verurteilt werden sollte, könne er von einem Priester die Absolution empfangen und so vor der Hölle bewahrt werden.

Die Verteidiger des katholischen Glaubens behaupten gern, Papst Sixtus IV. hätte versucht, die Inquisition zu beenden. Aber das trifft nicht zu. Er gab im Jahre 1482 eine Bulle heraus, in der er erklärte, daß die Inquisitoren im spanischen Aragonien mehr an der eigenen Bereicherung interessiert zu sein schienen, als an der Verteidigung des Glaubens, und beschuldigte sie, gläubige Katholiken auf Grundlage falscher Anklagen seitens ihrer Feinde oder ihrer Sklaven zu verhaften, zu foltern und zu verbrennen. Er verfügte, daß stets ein Vertreter des örtlichen Bischofs anwesend sein muß, daß die Angeklagten die Namen ihrer Ankläger kennen müssen und Berufungen auf den Heiligen Stuhl erlaubt werden sollen.

Diese Bulle war jedoch nur für Aragonien bestimmt, und als König Ferdinand sich ihr widersetzte, zog Sixtus sie zurück und erklärte sie fünf Monate später für null und nichtig.

Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt

Die Verteidiger des katholischen Glaubens geben zu, daß die Kirche „einige Fehler gemacht hat“, halten aber daran fest, daß Rom nicht die Hure aus Offenbarung 17 sein kann. Warum? Weil Christus verheißen hat, daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden (Matthäus 16,18), und der römische Katholizismus sei die Kirche. Von diesem Argument lassen sich sogar viele Evangelikale irreleiten.

Die Wahrheit ist, daß der römische Katholizismus Christus niemals repräsentiert hat und niemals seine Kirche war. Für mindestens 1000 Jahre vor der Reformation bestand die wahre Kirche aus vielen einfachen Christen, die nicht Teil des römischen Systems waren. Daß es solche Gläubigen gegeben hat, die sich weigerten, „Katholiken“ genannt zu werden und ihren Glauben unabhängig von der römischen Hierarchie ausübten, ist eine historische Tatsache. Ebenso steht fest, daß sie mindestens seit Ende des 4. Jahrhunderts verfolgt, verhaftet und getötet wurden. Zu den Hinweisen der historischen Dokumente zählt auch das „Edikt der Kaiser Gratian, Valentinian II. und Theodosius I.“ vom 27. Februar 380, das den römischen Katholizismus zur Staatsreligion erklärte. Darin lesen wir:

Wir befehlen jenen, die dieser Lehre anhängen, den Titel katholische Christen anzunehmen, andere jedoch beurteilen wir als verrückt und schwärmerisch und wert, sich die Schande der Häresie zuzuziehen, und ihre Versammlungen dürfen nicht den Namen von Kirchen tragen. Sie müssen nicht allein von göttlicher Vergeltung gestraft werden, sondern auch nach unserer eigenen Maßregel, die wir gemäß der göttlichen Inspiration bestimmt haben.

Diese nichtkatholischen Christen hatten sich nach ihrem Gewissen vor Gott und dem Gehorsam zu seinem Wort von dem abgesondert, was sie sogar schon in jener Zeit ernsthaft als „die Hure Babylon“ bezeichneten. Bischof Alvaro Palayo, ein Beamter der Kurie in Avignon, schrieb widerwillig über sie: „Angesichts der allgemeinen von der päpstlichen Kurie aus über die ganze Kirche ausgegossenen Simonie und der damit verknüpften Korruption des gesamten Religionswesens sei es natürlich genug, daß die Häretiker die Kirche als die Hure bezeichnen.“ E.H.Broadbent nennt diese bibelgläubigen Christen in seinem gleichnamigen Buch Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt (im englischen Original The Pilgrim Church:

In den Alpentälern Piemonts gab es jahrhundertelang Gemeinschaften von Gläubigen, die sich selbst Brüder nannten und später weithin als Waldenser bekannt wurden … In Südfrankreich … waren die Gemeinschaften von Gläubigen, die sich außerhalb der katholischen Kirche versammelten zahlreich und immer noch wachsend. Häufig nannte man sie Albigenser … Sie hatten feste Verbindungen mit den Brüdern – ob man sie nun Waldenser, Arme Leute von Lyon, Bogomilen oder sonstwie nannte – in den umliegenden Ländern, wo sich die Gemeinden unter den verschiedenen Völkern ausbreiteten …

Im Jahre 1209 rief [Papst Innozenz III.] einen Kreuzzug gegen [sie] aus. Ablässe, wie sie den Kreuzfahrern erteilt worden waren … wurden nun allen versprochen, die auf die viel leichtere Aufgabe der Zerstörung der fruchtbarsten Provinzen Frankreichs eingehen wollten. Dies und die Aussicht auf Beute aller Art und Zügellosigkeit zog Hunderttausende an. Unter der Oberaufsicht hoher kirchlicher Würdenträger und der Führung von Simon von Montfort, einem sehr befähigten Heerführer … wurde der am schönsten kultivierte Teil Europas jener Zeit verheert …

Diese einfachen Gläubigen hat man auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder mit dem Schwert niedergemetzelt (und ihre Bücher größtenteils vernichtet), als ihre Städte und Dörfer von den päpstlichen Armeen dem Erdboden gleich gemacht wurden. Die Verteidiger des katholischen Glaubens werfen ihnen fälschlicherweise Irrlehre und greuelhafte Praktiken vor, die sie leugneten. Die uns verfügbaren Berichte über ihre Verhöre zeigen, daß ihr Glaube vergleichbar mit dem der heutigen Evangelikalen war. Über die Katharer sind zwar einige der wildesten Gerüchte verbreitet, mit ihren Überzeugungen kann man aber, so wie Durant sie beschreibt, nur übereinstimmen:

Sie leugneten, daß die [römisch-katholische] Kirche die Gemeinde Christi ist, glaubten weder, daß Petrus jemals in Rom war, noch daß er das Papsttum gegründet hat, und daß die Päpste die Nachfolger der Kaiser sind und nicht die der Apostel. [Sie lehrten, daß] Christus nichts hatte, wo er sein Haupt hinlegte, der Papst hingegen in einem Palast lebt; Christus ohne Besitz und mittellos war, die christlichen Würdenträger jedoch reich sind; … diese vornehmen Erzbischöfe und Bischöfe, diese weltlichen Priester und diese fetten Mönche gewiß die alten und wieder zum Leben erwachten Pharisäer waren! Sie waren sich sicher, daß die römische Kirche die Hure Babylon, der Klerus die Synagoge des Satans und der Papst der Antichrist war. Sie klagten die Kreuzzugsprediger als Mörder an … lachten über Ablässe und Reliquien … die Kirchen nannten sie „Räuberhöhlen“ und die katholischen Priester waren für sie „Verräter, Lügner und Heuchler“.

Du Pin, ein katholischer Autor des 19. Jahrhunderts, schreibt: „Der Papst [Innozenz III.] und die Prälaten waren der Ansicht, es sei rechtens, von der Folter Gebrauch zu machen, um zu sehen, ob sich jene, die sich nicht von ihrem eigensinnigen Heilsweg bekehrten, dies womöglich in der Furcht vor der Bestrafung und dem zeitlichen Tode täten.“ Fast jedes Kind weiß, daß Kreuzzüge mit Zehntausenden Rittern und Fußsoldaten ausgerufen wurden, damit Jerusalem von den Muslimen befreit würde. Doch nur wenige haben je davon gehört, daß zur gleichen Zeit Kreuzzüge mit großen Armeen gegen Christen geführt wurden, die sich nicht guten Gewissens Rom unterwerfen konnten. Das war jedoch, angefangen unter Papst Innozenz III., der Fall.

Das größte Verbrechen dieser Christen bestand in ihrem Festhalten an der Freiheit des Gewissens und des Gottesdienstes – biblische Vorstellungen, die dem Papst verhaßt waren, denn eine solche Überzeugung würde Rom aus dem Geschäft werfen. Es stehen zwar keine exakten Zahlen zur Verfügung, aber die Zahl der von den Päpsten während den 1000 Jahren vor der Reformation hingerichteten Christen reicht an die Millionen heran. Allein in der Stadt Beziers wurden bei einem Kreuzzug 60.000 Männer, Frauen und Kinder umgebracht (Du Pin). Für Innozenz III. bedeutete die Vernichtung dieser besonderen Ketzer die krönende Errungenschaft seines Pontifikats! Broadbent schreibt:

Als die Stadt Beziers zur Übergabe aufgefordert wurde, verbündeten sich die katholischen Einwohner mit den aus der Kirche ausgetretenen … Die Stadt wurde gestürmt, und von den Zehntausenden, die darin Zuflucht gefunden hatten, blieb keiner verschont.

Trotz der wiederkehrenden Massaker nahm die Zahl der Gemeinschaften von unabhängigen Christen zu, schon lange bevor Martin Luther geboren wurde. In einem Gebiet scheinbar ausgerottet, tauchten sie dann woanders wieder auf. Huldrych Zwingli sollte später im Jahre 1522 in einem Brief an seine Brüder schreiben, die befürchteten, daß er auf dem Scheiterhaufen verbrannt werde:

Oh, meine geliebten Brüder, das Blut Christi verleiht dem Evangelium diese wunderbare Eigenschaft, daß die heftigsten Verfolgungen, weit davon entfernt, seine Ausbreitung aufzuhalten, nur mehr seinen Sieg vorantreiben!

Rom konnte keine Unabhängigkeit von seinem eisernen Griff zulassen. So zogen die französischen Waldenser den Zorn von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) auf sich, weil „sie es wagten, ihre eigene Religion lieber auszuüben, als die Roms“. Im Jahre 1487 rief der Papst gegen sie einen Kreuzzug aus, dessen Teilnehmern er die Erlassung aller Sünden für jeden, der einen Ketzer umbringt versprach, und er ordnete an, jeder Bischof, der sich weigerte, seine Diözese von Ketzern zu reinigen, sei abzusetzen. Kein Wunder, daß für diese Christen die Päpste Antichristen waren, denn was sie zu erleiden hatten, war weit schlimmer als das, was die römischen Kaiser der frühen Kirche zugefügt hatten, und erinnerte sehr stark an die in der Offenbarung unter dem Antichristen angekündigte Verfolgung.

Im Jahre 1838 schrieb George Stanley Faber sein Buch An Inquiry into the History and Theology of the Ancient Valdenses und Albigenses (Eine Untersuchung der Geschichte und Theologie der alten Waldenser und Albigenser). Fast 200 Jahre zuvor, im Jahre 1648, hatte Samuel Morland sein Werk History of the Evangelical Churches of Piemont (Geschichte der evangelikalen Gemeinden in Piemont, einer Gegend in Frankreich, die von Albigensern und anderen „Ketzern“ besiedelt war) veröffentlicht. Die Untersuchungen dieser beiden Autoren stützten sich auf andere Werke, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichten. Aus schriftlichen und öffentlichen Protokollen über ihre Verhöre ist ersichtlich, daß die Waldenser, Albigenser und weitere vergleichbare Gemeinschaften nur für Rom als Ketzer galten. Ihr Glaube entsprach fast dem der Reformatoren, von denen sie in gewissem Sinne die Vorläufer waren. Martin Luther würdigte dies, indem er schrieb:

Wir sind nicht die ersten, die das Papsttum als das Königreich des Antichristen verkünden, denn bereits viele Jahre vor uns wagten so viele und so edle Männer (deren Zahl groß und deren Andenken ewiglich ist), gleiches so klar und deutlich auszudrücken.

Die Mennoniten

Eine der schwersten Ketzereien war in den Augen Roms die Ablehnung der Säuglingstaufe. Dieses Ritual sollte angeblich den Makel der Erbsünde entfernen, den Säugling zu einem Kind Gottes und Mitglied der Kirche machen und den Vorgang der Errettung in Gang setzen, der im Gehorsam zu Roms Verordnungen und dem Empfang der Sakramente bestand. Wer an eine Bibel gelangen konnte (Rom tat sein Bestes, um diese von den Menschen fernzuhalten), stellte fest, daß sie den Lehren Roms widersprach. Die Errettung erhielt man nicht durch die Taufe, sondern durch den Glauben an Christus. Die Taufe war für die gedacht, die an ihn als ihren persönlichen Retter glaubten. Kein Säugling wäre imstande, das zu verstehen und zu glauben.

Die an das Evangelium der Bibel glaubten, wollten als Gläubige getauft werden. Der holländische katholische Priester Menno Simons erzählt von seiner eigenen Verwirrung, bevor er Christ wurde:

Am 20. März 1531 wurde in [Leeuwarden] ein gewisser Schneider namens Sicke Freerks Snijder aus dem merkwürdigen Grund hingerichtet, daß er ein zweites Mal getauft worden war. „Das war für mich äußerst befremdend“, sagt Menno, „daß da von einer zweiten Taufe die Rede war.“ Es erschien ihm noch viel befremdender, als Menno erfuhr, daß Freerks ein frommer, gottesfürchtiger Mann war, der glaubte, daß die Schrift nicht die Säuglingstaufe lehrt, sondern daß nur Erwachsene auf ein persönliches Glaubensbekenntnis hin getauft werden sollten.

Viele der stetig zunehmenden Zahl von Protestanten, wie z.B. die Lutheraner, tauften, wie auch heute noch, weiterhin die Säuglinge – eins von mehreren Elementen des Katholizismus, von denen sich die Reformatoren nicht frei machen konnten. So fingen auch die Protestanten an, diejenigen, die sich ein zweites Mal hatten taufen lassen, zu verfolgen und in einigen Fällen sogar hinzurichten. Diese „Ketzer“ sind unter der Bezeichnung Wiedertäufer bekannt geworden.

Die katholische Inquisition verbrannte in Holland, wo es die meisten Wiedertäufer gab, Zehntausende auf dem Scheiterhaufen, weil sie sich als gläubig gewordene Erwachsene hatten taufen lassen. Wer den Ketzern Hilfe leistete oder Obdach gewährte, teilte ihr Schicksal. Die größte Gruppe Wiedertäufer folgte den Lehren von Menno Simons und wurde als Mennoniten bekannt. Menno schreibt:

[Ungefähr im Jahre 1539] wurde dort, wo ich mich aufhielt, ein frommer und gottesfürchtiger Mann mit Namen Tjard Reynders verhaftet, weil er mich heimatlosen Mann aus Mitleid und Liebe in sein Haus aufgenommen hatte, obgleich es im Geheimen geschah … Er wurde nach dem freien Bekenntnis seines Glaubens [allein an Christus] gerädert und als tapferer Soldat Christi dem Beispiel seines Herrn folgend hingerichtet, obgleich sogar seine Feinde ihm bezeugten, daß er ein unschuldiger und frommer Mann war.

Die Geschichten der Märtyrer, die aufgrund ihres Glaubens allein an Christus und ihrer Hingabe an ihn gefoltert und, oftmals durch Feuer, ermordet wurden, sind mit ihrer Traurigkeit und Tragik fast unglaublich. Wir können sowohl aus dem Schrecken lernen, dem sie in den Händen der selbsternannten Diener Christi mutig ins Angesicht schauten, als auch aus ihrem Glauben, den sie in Erwartung ihrer Hinrichtung in Briefen bezeugten. Wir wollen einmal den folgenden Auszug aus einem Brief betrachten, den Hans van Munstdorp seiner Frau schrieb, als die beiden in Antwerpen im Gefängnis saßen:

Meine innigsten Grüße an dich, meine geliebte Frau, der ich dich aus tiefstem Herzen liebe … und dich der Wahrheit wegen verlassen mußte, um derentwillen wir auch alles als Verlust achten und Ihn über alles lieben … mein Geist hält immer noch standhaft an der ewigen Wahrheit fest. Ich hoffe durch die Gnade des Herrn, daß dies auch die Gesinnung deines Geistes ist, was zu hören mich erfreuen täte. Hiermit ermuntere ich dich mit dem Apostel: „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in Ihm und seid verwurzelt und gegründet in Ihm und fest im Glauben, und sehet zu, daß ihr nicht von eurem Ziele abgebracht werdet …“

Nachdem ihr Mann hingerichtet worden war und sie im Gefängnis ein Kind zur Welt gebracht hatte, schrieb Janneken Munstdorp am 19. September 1573 einen Abschiedsbrief für ihre kleine Tochter. Er war eine lange Ermahnung, für Christus zu leben, voller Bibelzitate und Belehrungen aus Gottes Wort, damit ihr Kind, wenn es heranwächst, auf dem Weg geleitet wird. Dieser kurze Auszug aus diesem Brief zeigt die Liebe und den Glauben einer jungen Mutter und Märtyrerin:

Die wahre Liebe Gottes und Weisheit des Vaters stärke dich in aller Tugend, mein liebstes Kind … Ich befehle dich dem Allmächtigen, dem großen und furchtbaren Gott an, der allein weise ist, dich zu bewahren und in Seiner Furcht aufwachsen zu lassen … du, der du noch so jung bist und ich dich doch hier in dieser bösen, gottlosen und verkehrten Welt zurücklassen muß. Weil … du hier deines Vaters und deiner Mutter beraubt bist, werde ich dich dem Herrn anbefehlen; Er lasse dir nach Seinem heiligen Willen geschehen … Mein liebstes Lamm, ich, die ich hier gefangen bin … vermag dir auf keine andere Weise zu helfen; ich mußte deinen Vater um des Herrn Willen verlassen … Wir wurden gefangen genommen … und sie nahmen ihn mir fort … Und nun, da ich dich nun neun Monate lang in großer Sorge unter meinem Herzen barg und dich hier im Gefängnis unter argen Schmerzen geboren habe, haben sie dich mir genommen … Weil ich nun dem Tode ausgeliefert bin und dich hier allein zurücklassen muß, ermahne ich dich mit diesen Zeilen, sobald du deine Verstandeskraft erlangt hast, danach zu trachten, Gott zu fürchten und danach zu fragen, weshalb und für wessen Namen wir beide sterben mußten; und schäme dich nicht … unseretwegen, das ist der Weg, den die Propheten und die Apostel gingen, und der schmale Weg, der zum ewigen Leben führt …

Das vielleicht größte Trauerspiel ist, daß man diese Märtyrer vergessen hat. Oder, noch schlimmer, ihre Treue zu Christus in Folter und Tod wird heute von führenden Evangelikalen verlästert, die sagen, die Wahrheiten, für die sie ihr Leben gaben, seien nicht wichtig. Sie starben, um verlorenen Seelen das Evangelium zu bringen, denn das Evangelium Roms brachte die Menschen scharenweise ins ewige Gericht. Aber sogar obwohl Roms Evangelium sich nicht geändert hat, sagen heute viele führende Evangelikale, daß Katholiken, die Rom folgen, gerettet sind, und betrachten die römisch-katholische Kirche (eine Kirche, die Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat, weil sie die Bibel verbreiteten) als einen Partner bei der Evangelisierung der Welt für Christus. Die Märtyrer würden im Himmel weinen – nicht über sich selbst, sondern über die Verlorenen – wenn Christus sie von diesem leichtfertigen Verrat des Glaubens, für den sie sterben mußten, wissen ließe.

Die Inquisition heute

Die mittelalterliche Inquisition hatte jahrhundertelang geblüht, als Papst Paul III. im Jahre 1542 ihr den dauerhaften Status als die erste Heilige Kongregation Roms gab, die heilige, katholische und apostolische Inquisition. Später als Heiliges Offizium bekannt, wurde ihr Name 1967 in Kongregation für die Glaubenslehre umgeändert – insofern sehr angemessen, als daß die öffentlichen Verbrennungen als Autodafes, oder Glaubenshandlungen (portugiesisch, aus dem lat. actus fidei), bekannt waren. Die Verfolgung, Folterung und Ermordung der Ketzer ist von der römisch-katholischen Kirche niemals verworfen worden, sondern, wie wir noch sehen werden, gehen sie bis in die heutige Zeit fort.

Rom steht vor einer klaren Wahl: Entweder ist ihre eifrige Folterung und Hinrichtung so vieler unschuldiger Opfer etwas, worauf sie stolz sein kann, oder etwas, dessen sie sich schämen müßte. Rom wird natürlich weder seine Sünden bereuen, noch seinen Anspruch der Unfehlbarkeit aufgeben. Deshalb überrascht es nicht, daß das Amt der Inquisition immer noch im Palast der Inquisition direkt neben dem Vatikan untergebracht ist, wenn auch unter einem neuem Namen, Kongregation für die Glaubenslehre. Der derzeitige Großinquisitor, der direkt dem Papst  unterstellt ist, ist der frühere Erzbischof von München, Joseph Kardinal Ratzinger, den die Time „den mächtigsten Kardinal der Welt [und] obersten Durchsetzer von Dogmen der katholischen Kirche“ nannte. Eine solche Durchsetzung kann brutal direkt vonstatten gehen oder aber mit Samthandschuhen mittels einer weiteren Person, wie es Ende 1993 bei dem Mundtot-machen von Fr. Joseph Breen durch den Bischof von Nashville Edward Kmiec der Fall war. In einem Brief an die Bischöfe des Landes sprach sich Breen angesichts der „breiten Kluft zwischen dem, was Rom sagt und dem, was tatsächlich geschieht“ für ein freigestelltes Zölibat aus. Er wurde zur Unterzeichnung einer Erklärung gezwungen, „daß er nicht in den Medien sprechen werde … und nicht das Tun der Bischöfe kritisiert“.

Die Kongregation richtet zwar ihre Opfer nicht mehr hin, versucht aber immer noch, die sektenhafte Kontrolle des Vatikans über das Denken des Klerus und der Kirchenmitglieder aufrechtzuerhalten. Beispielsweise veröffentlichte Ratzinger am 9. Juni 1993 „Unterweisungen … für die Förderung der Glaubenslehre“. Das Dokument fordert, daß „zunächst eine Erlaubnis eingeholt werden muß … für das, was von Geistlichen und Mitgliedern religiöser Einrichtungen in Zeitungen und Zeitschriften geschrieben wird, die dafür bekannt sind, daß sie die katholische Religion und die gute Moral öffentlich angreifen. Die Unterweisung ermahnt ebenso die katholischen Verlage, sich nach den Kirchengesetzen zu richten. Und Bischöfe sind dazu verpflichtet, in ihren Kirchen Verkauf und Darbietung von Veröffentlichungen über Religion und Moral zu unterbinden, sofern diese keine kirchliche Genehmigung aufweisen …“ Das ist wie ein neuer Index der verbotenen Bücher!

Kolossale Heuchelei

Die römisch-katholische Kirche war der größte Verfolger sowohl von Juden als auch von Christen, den die Welt je gesehen hat, und sie hat mehr Christen hingerichtet, als das heidnische Rom oder der Islam. Sie ist nur von Mao und Stalin übertroffen worden, aber diese behaupteten wohl kaum, in Christi Namen zu handeln. Die Identifizierung als die Frau, die „trunken ist vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu“ (Offb.17,6) kann dem katholischen Rom wohl keine andere religiöse Institution streitig machen.

Doch Johannes Paul II. hat in seiner jüngst erschienenen Abhandlung Veritatis splendor die Dreistigkeit, von katholischen Heiligen zu sprechen, „die die moralische Wahrheit bezeugten und sie sogar bis zum Erleiden des Märtyrertodes verteidigten …“ Aber was ist mit den Hunderttausenden, die diese Kirche massakrierte, weil ihr moralisches Gewissen und ihr Verständnis von Gottes Wort nicht mit Rom übereinstimmten? Das Schweigen des Vatikans bezüglich seiner niederträchtigen und unzählbaren Verbrechen gegen Gott und die Menschlichkeit schreit zum Himmel. Und noch schlimmer ist die Heuchelei, die dieser mörderischen Frau gestattet, sich als der große Lehrer und das Vorbild im Gehorsam zu Christus aufzuführen.

„Glückselig die um der Gerechtigkeit willen verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel (Matthäus 5,10). Mit diesen Worten eröffnete Johannes Paul II. die heutige (10. Oktober 1993) feierliche Messe zu Ehren der Seligsprechung von elf [katholischen] Märtyrern des spanischen Bürgerkriegs und zwei italienischer Geistlicher.“ So berichtete die einflussreiche katholische Zeitschrift Inside the Vatican. Wie immer, wenn katholische Märtyrer gelobt werden, gab es kein Zugeständnis und keine Entschuldigung wegen der Hunderttausende Christen und Juden, die von der römisch-katholischen Kirche umgebracht worden sind. Die Heuchelei ist kolossal.

 

Aus Dave Hunt:  DIE FRAU UND DAS TIER.

Kürzungen und die Hervorhebungen sind von mir. Horst Koch, Herborn, im Herbst 2005

info@horst-koch.de 

 




Die Frau und das Tier-Offb.17 (Hunt)

Dave Hunt

DIE FRAU UND DAS TIER

Die erstaunlichsten Prophezeiungen der ganzen Bibel finden wir in ihrem letzten Buch, das als die Apokalypse bekannt ist.

„Er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voller Lästernamen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte“   Offenbarung 17, 3.

„Der Engel sprach . . . Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt. . .“   Offb 17,7.

Von all den Einblicken ist kein anderer so fesselnd wie die Vision, von der Johannes in Kapitel 17 berichtet. Es ist hier nicht das erste Mal, daß ein biblischer Prophet dieses Tier sieht. Der Beschreibung zufolge ist es offensichtlich das gleiche schreckliche Wesen, dessen Darstellung bereits dreimal aufgeschrieben worden ist. Johannes selbst hat es zweimal gesehen. Auch Daniel sah es 600 Jahre zuvor. Aber in dieser letzten Vision ist plötzlich irgendetwas anders. Trat das Tier an anderer Stelle in der Bibel in Erscheinung, dann war die ganze Aufmerksamkeit auf dieses Tier selbst gerichtet, und es war immer allein dargestellt. Jetzt erscheint es jedoch mit einem Reiter auf seinem Rücken. Es übersteigt unser Vorstellungsvermögen, daß jemand es wagen könnte, ein solch ungeheuerliches Tier zu besteigen. Doch da sitzt sie, anscheinend ganz ruhig und gelassen, rittlings auf einem weltverschlingenden Ungeheuer, jeder Beschreibung zum Spott.

Wir haben die Frau auf dem Rücken des Tieres als die falsche Weltkirche identifiziert. Aber weshalb sitzt gerade eine Frau auf dem Tier und nicht ein Mann? Weshalb sehen wir die falsche Weltkirche als Frau? Wie alle anderen in Offenbarung 17 aufgeführten Merkmale, trifft auch dieses Kriterium auf den Vatikan zu. Die für den Katholizismus mit Abstand bezeichnendste Figur ist eine Frau. Sie überschattet alles andere, einschließlich Gott selbst.

Welche Rolle spielt Maria?

Der Maria der Katholiken werden mehr Gebete geweiht und ihr wird mehr Aufmerksamkeit und Ehre zuteil, als Christus und dem Vater zusammen. Rund um die Welt gibt es Tausende von Marienheiligtümern mit jährlich zig Millionen Besuchern. Manche katholischen Führungspersönlichkeiten sagen sogar stolz, die katholische Kirche stehe mit der „Befreiung der Frau“ im rechten Einklang mit der Zeit:
Die Position der größten Ehre und Macht kommt einer Frau zu. Im Katholizismus ist es eine Frau, durch die allen Gnaden, Gaben, Segnungen und Macht zuteil werden – eine Frau, die, wie wir noch sehen werden, das verblüffende Potential hat, die ganze Welt in einer Religion zu vereinen, sogar einschließlich der Muslime.

Diese immerwährende Jungfrau ist jedoch eine Fiktion, die mit der echten Maria aus der Bibel, einer Frau, die nicht nur Christi Mutter, sondern ebenso Josefs geliebte Ehefrau war, nichts zu tun hat.

Und es wurde ihm [Jesus] berichtet:
Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun. – Lukas 8, 20.21.

… da erhob eine Frau aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm [Jesus]: Glückselig der Leib, der dich getragen … Er aber sprach: Gewiß, doch glückselig, die das Wort Gottes hören und befolgen! – Lukas 11, 27.28.

Maria – eine „ewige Jungfrau“?

Die Bibel lehrt, dass Maria bis zur Geburt Jesu eine Jungfrau war. Später hatte sie eine Reihe weiterer Kinder von ihrem Ehemann Josef. Das wird durch die Aussage klar, dass Jesus ihr erstgeborener Sohn war und Josef sie nicht erkannte, bis Christus geboren war (Matthäus 1,25). Wir finden mehrfach Hinweise auf Jesu Brüder und Schwestern, von denen manche sogar mit Namen genannt sind.
Die Leute, die Jesus schon aus Nazareth kannten, wo er aufgewachsen war, waren erstaunt und sagten: „Woher hat er diese Weisheit und die Wunderwerke?“

Dann fragten sie sich weiter: Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? (Matthäus 13.54-56; vergl. Markus 6,3).

Die katholische Argumentation behauptet, Christus hätte irgendeinen Makel angenommen, wäre er von einem Leib geboren worden, der später andere Kinder empfangen und gebären sollte. Dieses Argument entbehrt nicht nur wiederum jeder biblischen Grundlage, sondern beraubt Christus der wahrhaftigen Erniedrigung in seiner Menschwerdung. Peter de Rosa gibt als Katholik einige interessante Einblicke, weshalb Rom Maria auch nach der Geburt Christi keinen geschlechtlichen Verkehr erlauben kann:
Wir haben festgestellt, daß Priester, besonders Päpste, einen Kult von der Jungfrau Maria entwickelt haben. Für die, die im Zölibat leben, ist die ideale Frau ein geschlechtsloses Wesen, das ein Kind geboren hat. Maria bekam ohne Geschlechtsverkehr ein Kind; das ist Vollkommenheit.

Wenn Maria mit ihrer Antwort auf die Botschaft des Engels Gabriel tatsächlich die ewige Jungfräulichkeit wählte, dann hat sie (wie Martin Luther herausstellte) durch ihr Einverständnis der Ehe mit Josef Verrat begangen und den heiligen Bund der Ehe verachtet. Selbst die katholische Kirche erlaubt es einer Frau nicht, sich nach ihrem eigenen Belieben für die Enthaltsamkeit zu entscheiden. Auch die Bibel spricht sich dagegen aus und erklärt, daß für Ehepaare das Ehebett Gottes Wille ist (1. Mose 1,28; 2,21-24; 1. Korinther 7,3-5) und daß es ehrbar in allem (Hebräer 13,4) sein soll.

Die Worte Marias an Gabriel „wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß?“ (Lukas 1,34) beziehen sich eindeutig nur auf ihren momentanen Zustand. Das war keine Erklärung ihrer Entscheidung zum Zölibat. Wäre das der Fall gewesen, dann hätte sie nicht zur Ehe mit Josef eingewilligt (Vers 27).

Und wenn die Behauptung ihrer ewigen Jungfräulichkeit nicht der Wahrheit entspricht, dann sind auch alle anderen vom Katholizismus eingeführten Phantasien über Maria hinfällig (ihre unbefleckte Empfängnis, leibliche Aufnahme in den Himmel usw.).

Maria, „Mutter Gottes“

Das maßgeblichste Buch über die „Jungfrau Maria“ des Katholizismus stammt von dem Kardinal Alfonso de Liguori und heißt Die Herrlichkeiten Mariens. Eigentlich ist es ein Handbuch über das, was die großen „Heiligen“ der römisch-katholischen Kirche über die Jahrhunderte von Maria zu sagen hatten. Die Überschriften der Kapitel sind erschütternd, da sie Maria Wesenszüge, Fähigkeiten, Titel und Aufgaben zumessen, die allein Christus zustehen: „Maria, unser Leben, unsere Lieblichkeit“; „Maria, unsere Hoffnung“; „Maria, unsere Hilfe“; „Maria, unsere Fürsprecherin“; „Maria, unsere Beschützerin“; „Maria, unser Heil“.

Hier ist eine Zusammenstellung von Liguoris Zitaten der Aussagen von Heiligen bezüglich Marias Rolle für die Errettung:
Sünder erlangen Vergebung … allein durch Maria. Der fällt und ist verloren, wer nicht seine Zuflucht zu Maria genommen hat. Maria ist … das Tor zum Himmel, weil niemand in dieses gesegnete Reich eintreten kann, wenn er nicht durch sie hingeht. Der Weg zum Heil wird niemandem geöffnet, es sei denn durch Maria … Das Heil aller hängt davon ab, ob sie in der Gunst und dem Schutze Mariens stehen. … unser Heil beruht auf dir … Gott wird uns ohne die Fürsprache Mariens nicht erretten …

„Mutter Gottes“? Ja, Jesus ist Gott und Maria ist seine Mutter, aber sie ist nicht die Mutter von ihm als Gott, der er bereits vor Marias Zeit von Ewigkeit her war und ist.

Sie ist die Mutter seines natürlichen Leibes, den der Sohn Gottes annahm, als er Mensch wurde, aber sie ist nicht die Mutter Gottes!

Die Bibel sagt über Marias Rolle: Darum spricht er [Jesus], als er in die Welt kommt: …einen Leib hast du mir bereitet (Hebräer 10,5).

Die unbiblische Stellung, in die Maria von der römisch-katholischen Überlieferung erhoben worden ist, zeigt sich schließlich in den ihr dargebrachten Gebeten. Die am Anfang dieses Kapitels zitierten sind ja nur einige wenige von buchstäblich Tausenden, die deutlich machen, daß diese falsche Maria das wahre Herzstück des Katholizismus ist.

Die meisten der zahlreichen Gebete des Katholizismus sind an Heilige und insbesondere an Maria gerichtet, nicht an Gott oder an Christus. Außerdem bitten diese Gebete Maria, etwas für die Katholiken oder gar für die ganze Welt zu tun, wozu sie eigentlich Gott bzw. Christus selbst sein müßte, wenn sie das zu erfüllen imstande wäre. Am Ende der Sonntagsmesse in Denver im August 1993 befahl der Papst die Jugend und die ganze Welt dem Schutz und der Leitung Marias an:

Maria des Neuen Advents, wir erflehen deinen Schutz für die Vorbereitungen für das nächste Treffen [Weltjugendtag], die nun beginnen. Maria, voll der Gnade, wir vertrauen den nächsten Weltjugendtag dir an. Maria, aufgenommen in den Himmel, dir vertrauen wir die jungen Menschen der Welt … die ganze Welt an!

Maria „Himmelskönigin“

Die Zeitschrift Time schreibt, daß Maria „den neuzeitlichen Päpsten zufolge die Königin des Universums, die Königin des Himmels, der Thron der Weisheit …“ ist. Bei seiner Rede in Litauen im September 1993 sprach der Papst von Maria als „Mutter der Kirche, Königin der Apostel [und] Wohnstatt der Dreifaltigkeit“! Er empfahl den Priestern auf „Maria zu schauen … die hier verehrt wird … in den Heiligtümern von Ausros Vartai und Siluva, zu denen ich noch pilgern werde! … Ich befehle euch alle Maria an …!“

Eine solche Gotteslästerung wird in dem am häufigsten aufgesagten katholischen Gebet wiederholt, dem Rosenkranz. Dieser endet mit der letzten Bitte:

„Sei gegrüßt, heilige Königin [des Himmels], Mutter der Gnade! Unser Leben, unsere Süßigkeit und unsere Hoffnung! Zu dir flehen wir armen verbannten Kinder Evas; zu dir erheben wir unser Seufzen und Weinen in diesem Tränental. Wende deshalb, allergnädigste Fürsprecherin, deine Augen der Barmherzigkeit uns zu, und nach diesem unserem Elend zeige uns die gesegnete Frucht deines Leibes, Jesus; oh gütige, oh liebende Jungfrau Maria.“

Maria ist also unser Leben und unsere Hoffnung? Der Bibel nach ist Christus unser Leben (Kolosser 3,4)! Weshalb Maria die Hoffnung der Katholiken ist, erklärt uns Bischof Fulton J. Sheen, den Billy Graham bewundernd als „den größten Botschafter des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete:

„Als ich ordiniert wurde, faßte ich den Beschluß, das heilige Opfer der Eucharistie an jedem Sonntag der gesegneten Mutter darzureichen … All dieses macht mich sehr sicher, daß Christus, wenn ich vor seinem Richterstuhl erscheine, er in seiner Barmherzigkeit zu mir sagen wird: „Ich habe meine Mutter von dir reden hören.“ Im Laufe meines Lebens bin ich etwa 30mal zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes gepilgert und etwa 10mal zu ihrem Heiligtum nach Fatima.“

Welch erbärmlicher Ausdruck der Hoffnung auf die Ewigkeit – Maria wird ein gutes Wort für ihn einlegen, weil er sich ihr geweiht hat! Was ist mit seinem Glauben an den Christus geschehen, der für seine Sünden starb? Im Katholizismus reicht Christus mit seinem Opfer für unsere Sünden am Kreuz allein nicht aus. Um gerettet zu werden, muß man in Marias Gunst stehen, denn sie entscheidet, wer im Himmel sein wird, wie die vielen obigen Zitate verdeutlichen.

Sehen Marias „Augen der Barmherzigkeit“ wirklich jeden in der Welt? Ist sie wirklich die „Mutter der Gnade“? Gab es Gottes Gnade nicht schon lange bevor Maria überhaupt geboren wurde? Wir lesen vom „Gott der Gnade“ (Psalm 59,18) und werden ermuntert, „auf die Gnade Gottes“ zu vertrauen (Psalm 52,10; Lukas 1,78 u.a.), aber in der ganzen Bibel lesen wir nirgends auch nur ein Wort von Marias Gnade zur Menschheit.

Wer Gottes Gnade kennt, braucht Marias Gnade nicht. Sie müßte in der Tat allmächtig, allwissend und allgegenwärtig sein (allein Gott zuzuschreibende Eigenschaften), um allen Menschen ihre Gnade zu erteilen. Paulus wie auch Johannes weisen beide auf „Gnade, Barmherzigkeit und Frieden“ hin, die den Gläubigen von Gott zuteil werden (1. Timotheus 1,2; 2. Timotheus 1,2; Titus 1,4; 2. Johannes 3), aber an keiner Stelle finden wir einen Hinweis darauf, daß den Christen die Gnade durch Maria erteilt wird. Doch der Rosenkranz macht uns glauben, daß wir eher von ihrer Gnade abhängig sind, als von der Gnade Gottes.

Maria ist die „Himmelskönigin“? – Aus der Bibel lernen wir, daß Christus der König ist, aber nirgends steht etwas von einer Himmelskönigin, geschweige denn davon, daß Maria eine solche sei. Sofern es eine Königin geben sollte, die Christi Thron teilt, dann ist das seine Braut, die Gemeinde aus allen Erlösten, doch die Gemeinde wird nirgends als Himmelskönigin bezeichnet. Die einzige „Himmelskönigin“, die in der Bibel vorkommt, ist ein Götze, den die Heiden verehrten und dem auch die jüdischen Frauen opferten und so den Zorn Gottes über sich herab riefen:

Die Kinder lesen Holz auf, und die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, um für die Königin des Himmels Kuchen zu machen. Und anderen Göttern spendet man Trankopfer, um mich zu kränken … Weil ihr [der Königin des Himmels] Rauchopfer dargebracht und gegen den HERRN gesündigt … habt, darum ist euch dieses Unheil widerfahren (Jeremia 7,18; 44,23).

Weit davon entfernt, über derartige heidnische Verbindungen bestürzt zu sein, trägt Rom sie noch zur Schau. Viele Katholiken sagen voller Stolz, Maria hätte den Platz von „Maia, der Nymphe aus der griechischen Mythologie, die durch den Himmelsgott Zeus die Mutter des Hermes war“ eingenommen. Der Monat Mai wurde nach dieser Maia benannt, die bekannt war als die „Maikönigin … [und] die durch die Bemühungen der Jesuiten in die Jungfrau Maria umgewandelt wurde …“

Die vielfachen Marias

Im Katholizismus gibt es viele Marias, „Unsere Liebe Frau“ von hier und „Unsere Liebe Frau“ von dort. Wo immer „Maria“ in verschiedener Gestalt auftaucht, entwickelt diese spezielle „Maria“ ihre eigene Gefolgschaft. Die meisten Katholiken haben ihre „Lieblingsmaria“. Manche bevorzugen „Unsere Liebe Frau von Medjugorje“, andere „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“ oder „Unsere Liebe Frau von Lourdes“. Papst Johannes Paul II. hat zwei „Lieblingsmarias“: die „Schwarze Jungfrau“ von Jasna Gora, Schutzpatronin von Polen, und „Unsere Liebe Frau von Fatima“. Die letztere erschien ihm angeblich während seiner Genesung von dem an ihm verübten Mordversuch (der am Jahrestag ihrer ersten angeblichen Erscheinung im portugiesischen Fatima am 13. Mai 1917 geschah). Sie hätte ihm das Leben mit einer bestimmten Absicht gerettet, sagte sie, und würde der Welt ein Zeichen geben, das die Menschen dazu veranlassen wird, sich unter seine geistliche Oberhoheit zu beugen. Die Zeitschrift Time berichtete:

Die Hingabe an Maria ist beim Papst bereits in seinem Heimatland Polen verwurzelt worden, wo man die [schwarze] Madonna jahrhundertelang anrief, sie solle die Truppen der muslimischen Türken, der schwedischen Lutheraner und, im Jahre 1920, die der Sowjet-Bolschewiken abwenden …   Johannes Paul II. hat Marias vereinende Macht zum Herzstück seines päpstlichen Repertoires gemacht. Er hat auf seinen Reisen rund um die Welt unzählige Marienheiligtümer besucht und erfleht die Hilfe der Madonna in fast allen seinen Reden und Gebeten.

Die „Maria des Neuen Advents“, auf die der Papst sich in Denver bezog, steht besonders mit dem Weltjugendtag in Verbindung, den Johannes Paul II. einige Jahre lang veranstaltet hat. Sie wurde auch bei der Nachtwache der Pilger ausgestellt, die zum Cherry Creek Park (bei Denver) kamen, um dort den Papst zu sehen, der in einem Hubschrauber einflog. Eine anwesende Journalistin schrieb:

Es ist kurz nach 21.00 Uhr, als das offizielle Gnadenbild des Weltjugendtages präsentiert wird. Dieser Teil der Nachtwache wird bezeichnet als „Verehrung des Bildnisses der Jungfrau Maria: Unsere Liebe Frau vom Neuen Advent“, [welche] die Pilger nun zum ersten Mal sehen … Ein Gemälde von Maria, die Jesus noch als Kind in ihrem Leib trägt … Die Liebe Frau vom Neuen Advent ist das vulgärste Gnadenbild, das wir je gesehen haben … Als der Colorado-Chor und die Jugendchöre das „Magnifikat von Taize“ singen, nehmen zehn Jugendliche aus Denver das Bild Unserer Lieben Frau vom Neuen Advent und tragen es durch die Schneisen des … Gebiets nahe der dreiteiligen Bühne. Die Menge ist mitgerissen. Blitzlichter leuchten auf … Blumensträuße werden rund um das Bild gestreut …

Am nächsten Tag kehrte der Papst in seinem Hubschrauber zurück. Die Pilger, die vor Kälte zitterten (weil sie die Nacht über versucht hatten, auf dem Boden zu schlafen), begrüßten ihn wieder mit erneuerter Begeisterung. Er zelebrierte dort die Messe, und die 3.000 Priester brauchten mehrere Stunden zum Verteilen der Hostien an die 375.000 Anwesenden. Bei seiner Rede rief der Papst zeitweilig Maria im Himmel persönlich an und sprach:

Mit meinem Herz voller Lob für die Himmelskönigin, dem Zeichen der Hoffnung und die Quelle des Trostes auf unserer Glaubenspilgerreise zum himmlischen Jerusalem, begrüße ich euch alle, die ihr bei diesem feierlichen Gottesdienst dabei seid … Dieser Gottesdienst ist dir geweiht, Maria, als die mit der Sonne bekleidete Frau … Oh mit der Sonne bekleidete Frau … die Jugend der Welt grüßt dich mit so reichlicher Liebe … In Maria ist der endgültige Sieg des Lebens über den Tod bereits Wirklichkeit … Oh Maria … als Mutter der Kirche führst du uns immer noch von deinem Platz im Himmel aus und … hilfst uns, durch die Bekämpfung der Sünde in der Heiligkeit zu wachsen. (Kathleen R. Hayes, NRI-Trumpet 1993)

Die kultische Verehrung Marias

Bereits 1854 hatte Pius IX. als Vorversuch ein unfehlbares Dogma erlassen. Die Kirche nahm es bereitwillig an, denn es ging um die stets beliebte „Jungfrau Maria“. Auf seine eigene Initiative – durch seine eigene Autorität und allein dastehend ohne jedes Konzil oder das Lehramt auf seiner Seite – verkündete Pius IX. als Dogma, daß alle Katholiken die Unbefleckte Empfängnis Mariens anzunehmen haben: Sie sei „vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an … von jedem Makel der Erbsünde verschont…“

Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. in seiner apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus eine angeblich unfehlbare ex cathedra-Erklärung, daß „die unbefleckte Mutter Gottes und ewige Jungfrau Maria am Ende ihres Lebens mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist“. In dieser Konstitution behauptete der Papst, das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel sei in der Kirche von Anfang an einmütig geglaubt worden und durch die Bibel gänzlich unterstützt. Das Dogma war der frühen Kirche jedoch in Wirklichkeit unbekannt und ist durch die Bibel in keinster Weise unterstützbar. Solche päpstlichen Erklärungen waren lediglich Antworten auf die verbreiteten Gefühle der Katholiken und trugen zu dem wachsenden Marienkult bei.

Der Marienkult entwickelte sich allmählich, als der Abfall zunehmend an Schwung gewann. Ignaz von Döllinger erläutert:

Weder die neutestamentlichen Schriften, noch die älteren Kirchenlehrer enthalten etwas von den Schicksalen der heiligen Jungfrau nach dem Tode Christi. Erst zwei apokryphische Schriften aus der Zeit zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert, wovon die eine dem Apostel Johannes, die andere dem Bischof Melito von Sardes zugeschrieben wurde, liefern den Stoff zu der Sage, daß auch der Leib Mariens in den Himmel aufgenommen worden sei.

Die römisch-katholische Kirche streitet ab, daß Maria angebetet wird. Ihr wird angeblich nur Hyperdulie, den Heiligen Dulie, Christus hingegen Latrie zuteil. Aber betrachten wir einmal dieses unter Katholiken verbreitete Gebet: „Jesus, Maria und Josef, ich gebe euch mein Herz und meine Seele.“ Weshalb werden Herz und Seele nicht allein an Jesus gegeben? Weshalb noch an jemand anders? Nur Gott verlangt „unser Herz und unsere Seele“ – und sicherlich hat auch nur Gott einen Anspruch darauf. Wie kann man jemandem sein Herz und seine Seele geben, ohne diese Person anzubeten?  Es steht unbestreitbar fest, daß unter Katholiken die Hingabe an Maria die Hingabe an Gott bzw. Christus bei weitem übersteigt.

 

Mariologie und Marienkult

Es gibt konservative Katholiken, in deren Augen Papst Johannes Paul II. der Verräter ihrer Kirche ist, weil er andere Religionen akzeptiert. Doch in seiner Hingabe an Maria sind sie mit ihm vereint. Die einflußreiche Darlegung des Papstes über seinen Ökumenismus mit dem Titel Petrus, liebst du mich? ist „dem Unbefleckten Herzen der Allerheiligsten Jungfrau Maria“ geweiht.

Wenn Marias Herz unbefleckt ist, dann muß sie sündlos gewesen sein. Doch die Bibel sagt eindeutig: „Alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Römer 3,23). Maria selbst freute sich über Gott als ihren Heiland (Lukas 1,47), und nur Sünder brauchen einen Heiland. Christus sagte klar: „Niemand ist gut als nur einer, Gott“ (Markus 10,18). Da gibt es auch für Maria keine Ausnahme.

Was als Mariologie begann, wurde allmählich zum Marienkult, wie es die Tausende von Mariengebeten bezeugen, die ihr von der Errettung bis zur Allmacht alles zuschreiben. Ein bekanntes Traktat mit dem Titel „Der Rosenkranz, dein Schlüssel zum Himmel“ erklärt:

Der Rosenkranz ist ein Mittel zum Heil, denn ein wahres Kind Mariens geht niemals verloren, und wer täglich den Rosenkranz betet, ist wahrhaft ein Kind Mariens … Maria ist unsere allmächtige Fürsprecherin, und sie kann vom Herzen ihres göttlichen Sohnes alles erhalten, was für ihre Kinder gut ist…

 Die Bibel spricht nirgends davon, daß jemand ein „Kind Mariens“ wird. Nach dem biblischen Evangelium werden wir „Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus“ (Galater 3,26).

Ja, der Katholizismus erkennt an, daß Christus der einzige Mittler zwischen Gott und Menschen ist (1. Timotheus 2,5), aber Maria ist die Mittlerin zwischen den Menschen und Christus, „der kurze Weg zu Jesus“.

Die Bibel spricht sehr deutlich davon, daß wir durch Jesus Christus zum Vater kommen (Johannes 15,16; 16,23). An keiner Stelle finden wir die leiseste Andeutung, daß wir durch Maria zu Christus kommen müssten.

 

Maria zertritt den Kopf der Schlange

In 1. Mose 3,15 finden wir die erste Verheißung des Messias. Gott spricht hier zur Schlange [Satan]: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er [der Same der Frau, d.h. der von einer Jungfrau geborene Messias] wird dir [der Schlange] den Kopf zermalmen, und du [Satan], du wirst ihm [dem Messias] die Ferse zermalmen.“ Doch die katholischen Übersetzungen dieses Verses lasen jahrelang: „… sie [die Frau] wird dir den Kopf zermalmen.“

Johannes sah eine Frau auf dem Rücken des Tieres. Ist das ein Hinweis auf die strategische Rolle, die Roms betrügerische „Maria“ bei der Vorbereitung der Welt auf den Antichristen spielen wird? Diese Möglichkeit sollten wir sorgfältig untersuchen.

 

Die zukünftige Neue Weltordnung

Das Nachrichtenmagazin Time berichtet, rund um die Welt habe es so viele Erscheinungen der „Jungfrau Maria“ gegeben, daß das „ausgehende 20. Jahrhundert zum Zeitalter der Marienwallfahrten“ zu den vielen Heiligtümern geworden ist, die man zum Gedächtnis an diese Erscheinungen errichtet hat. Allein in Frankreich gibt es 937 Marienheiligtümer. Von 1961 bis 1965 kam es im nordwestspanischen Dorf Garabandal zu etwa 2.000 Visionen, begleitet von okkulten Phänomenen und apokalyptischen Botschaften an die Welt. Im Jahre 1983 sahen Hunderte von palästinensischen Arabern „die Jungfrau Maria“ in der Nähe von Bethlehem. Sie ist in jedem Winkel der Welt erschienen:

Da gibt es noch Dozule … und Kibeho in Rwanda … Erscheinungen unserer Lieben Frau im japanischen Akita … Erscheinungen in Chile, in Australien und in Polen … in Kanada … Kairo, Amsterdam, New York u.a.m.

Diese Erscheinungen haben Millionen Menschen zum Glauben an die Maria des Katholizismus geführt. Die Heiligtümer im französischen Lourdes ziehen alljährlich etwa 5,5 Millionen Pilger an; 5 Millionen kommen zur Schwarzen Madonna in Polen; Fatima in Portugal zieht jährlich stets 4,5 Millionen Pilger aus immer mehr Ländern an. Seitdem Johannes Paul II. das Marienheiligtum im irischen Knox besucht hat, verdoppelte sich die Besucherzahl auf 1,5 Millionen Menschen pro Jahr. Um den Andrang zu bewältigen, eröffnete man 1986 einen neuen Flughafen in Knox. In Orlando in Florida ist kürzlich ein Heiligtum der „Maria, Königin des Universums“ eröffnet worden. Das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe bei Mexiko City zieht jedes Jahr an die 20 Millionen Besucher an!

Rund um die Welt wird Marias wirksamer Schutz gefeiert. Unsere Liebe Frau von Lanka, der man zuschreibt, während des 2. Weltkriegs eine japanische Invasion verhindert zu haben, ist seit 1948 die Patronin von Sri Lanka. Unsere Liebe Frau von Copacabana ist Patronin der bolivianischen Marine … Unsere Liebe Frau von Coromoto Patronin von Venezuela.  Der polnische Präsident Lech Walesa pilgerte nach Fatima, wo er Dankgebete für die Befreiung Polens darbrachte.
Johannes Paul II. glaubt, daß „Maria dem Kommunismus in ganz Europa ein Ende gemacht hat“.
Moskaus Erzbischof Kondrusiewicz pilgerte im Jahre 1991 aus gleicher Überzeugung nach Fatima, worüber das sowjetische Nationalfernsehen zur besten Sendezeit berichtete. In Moskau soll in Kürze aus Dank für ihren Sieg über den Kommunismus ein Heiligtum „Unserer Lieben Frau von Fatima“ errichtet werden, die unmittelbar vor dem Fall der Berliner Mauer in der Sowjetunion erschienen war. Kondrusiewicz möchte, daß ihr Heiligtum zu einem immerwährenden Gedächtnis an diese große Eroberung wird.

Die Erscheinungen verkünden in übereinstimmender Weise die zukünftige Welteinheitsreligion des Antichristen: Alle Religionen sind im Grunde genommen gleich und müssen sich zusammentun, um Frieden zu erlangen. Maria bietet ein ökumenisches Evangelium an, das von Katholiken, Protestanten, Muslimen und Juden angenommen werden kann und erklärt: Jeder betet Gott auf seine eigene Weise an mit Frieden im Herzen. Das sagt Unsere Liebe Frau von Medjugorje im Süden von Bosnien-Herzegowina, wo die Visionäre behaupten, die Jungfrau sei in den letzten 13 Jahren täglich erschienen.

 

Erscheinungen und die offizielle katholische Lehre

 Die Marienerscheinungen würden wohl kaum so große Gefolgschaften anziehen, wenn die offiziellen Dogmen das nicht unterstützten. Den Katholiken wird beigebracht, zu Maria zu beten, und man verspricht ihnen, sie werde sie vor jeder Gefahr beschützen und jeden Wunsch gewähren. Der neue Katechismus der katholischen Kirche erklärt mit einem Zitat vom 2. Vatikanum: „Schon seit ältester Zeit wird die selige Jungfrau unter dem Titel der ‚Gottesgebärerin‘ verehrt, unter deren Schutz die Gläubigen in allen Gefahren und Nöten bittend Zuflucht nehmen.“ Hier haben wir offizielle katholische Lehre von oberster Stelle, die Maria eine Autorität und Macht zuschreibt, welche allein Gott zusteht!

In der ganzen Bibel gibt es nicht ein Gebet an Maria, nicht einen Fall, daß sie jemandem auf wunderbare Weise geholfen hätte, und auch keine Verheißung, daß sie das könnte oder täte. Von Mose bis zur Offenbarung wird Schutz und Hilfe allein bei Gott bzw. Christus gesucht, allein von Gott bzw. Christus verheißen und allein dort gefunden. Das belegen Hunderte von Versen, von denen die folgenden nur eine kleine Zusammenstellung sind:

 Eine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme (5. Mose 33,27). Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten reichlich gefunden (Psalm 46,2). Auf Gott ruht mein Heil … der Fels meines Schutzes, meine Zuflucht ist in Gott (Psalm 62,8). Ich sage zum HERRN: Meine Zuflucht … mein Gott, ich vertraue auf ihn (Psalm 91,2). Fürchte dich nicht … ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels (Jesaja 41,14). Herr [Jesus], rette mich! (Matthäus 14,30). Herr [Jesus], hilf mir! (Matth. 15,25). Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade [Gottes], damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe! (Hebräer 4,16).

Der unendlich machtvolle und liebende Gott, und Christus (der eins ist mit dem Vater), haben über die Jahrhunderte alle, die auf ihn vertrauten, wie verheißen beschützt. Weshalb sollte dann jemand Maria anrufen? Ist sie vielleicht mächtiger als Gott oder hat sie mehr Mitleid oder ist sie verläßlicher oder antwortet sie schneller? Obwohl es die meisten Katholiken abstreiten würden, hat „Maria“ in heimtückischer Weise die christliche Dreieinigkeit ersetzt. Dem Bildnis Unserer Lieben Frau von Guadalupe hat man während seiner letzten Reise durch die USA Wundertaten zugeschrieben. Die Ehrerbietungen, mit denen es in Mexiko empfangen wurde, sehen u.a. wie folgt aus:

Die öffentlichen Busse in den Außenbezirken von Mexiko City haben blumengeschmückte Gnadenbilder der Jungfrau auf ihren Armaturenbrettern, mexikanische Fabriken hängen vielfach Bilder der Jungfrau auf, um von schlechtem Benehmen abzuschrecken, und Zigtausende der alljährlichen Pilger der Basilika beenden ihre Reise rutschend auf  ihren Knien.

Maria um Hilfe und Schutz anzuflehen bedeutet, daß sie Gott zumindest an Macht gleichkommt und vor Gott bzw. Christus bevorzugt wird. Das ist nicht die Maria der Bibel, sondern die Frau, die auf dem Tier sitzt. Der Glaube an die Maria des Katholizismus, gefördert durch die Tausende von Erscheinungen, bereitet vielleicht wie nichts anderes den Weg für eine Welteinheitsreligion, eine Neue Weltordnung und die Herrschaft des Antichristen.

 

Die einzigartige Rolle der erstaunlichen Maria

Die Frauen von heute setzen sich weltweit mehr durch, als jemals zuvor in der Geschichte. Entgegen der landläufigen Meinung, „stiften Frauen den meisten Familienkrach an [und] schlagen die Männer häufiger und heftiger [als die Männer die Frauen]“, und in lesbischen Beziehungen gibt es weit mehr Gewalt, als in Beziehungen zwischen Mann und Frau (USA-Today,1994). Frauen übernehmen, was einst Aufgabe der Männer war, und auch in den höchsten Ebenen des leitenden Managements, der Politik und der Religion finden sie zunehmend Anerkennung. Gott allein kann Johannes vor 1900 Jahren eine Vision gegeben haben, die sich heute so genau erfüllt – eine Frau hat die Kontrolle.

Von den heutigen Entwicklungen her erscheint es unumgänglich, daß eine Frau das Tier reiten muß. Und von allen Frauen der Geschichte kann es keine mit der allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen „Maria“ aufnehmen. Kann es vielleicht sein, daß sie als Vorbereitung auf ihre einzigartige Rolle in der Neuen Weltordnung auf dem Rücken des Tieres derzeit Millionen rund um die Welt in einem blendenden Machterweis erscheint? Das Drehbuch ist genial! Johannes Paul II. sagte:

Maria … sollte alle begeistern, die in der apostolischen Mission der Kirche für die Wiedergeburt der Menschlichkeit mitwirken … Die Kirche reist durch die Zeit … auf dem Weg, den die Jungfrau Maria bereits vorgezeichnet hat.

Die ökumenische Macht dieser Maria liegt darin begründet, daß sie eine neue Gottheit darstellt, die für die Anhänger aller Religionen annehmbar ist – eine weibliche Gottheit im Gleichschritt mit dem Zeitgeist von heute. Selbst die Protestanten finden sie attraktiv. Bei einer Frauenkonferenz im November 1993 „sprachen über 2.000 Teilnehmerinnen ein Gebet zu … einer weiblichen Gottheit … [und] in einem der heiligen Kommunion nachempfundenen Ritual nahmen die Frauen zur Ehre der Gottheit Milch und Honig zu sich“. – Eine uns fernliegende New-Age Veranstaltung? Nein, „die meisten Teilnehmerinnen repräsentierten vornehmlich protestantische Denominationen …“ Eine lutherische Pastorin „sagte stolz, daß der Name Jesus Christus nicht genannt wurde“ und andere Gemeindeleiter forderten die Anwesenden auf, „die patriarchale Vorstellung eines Vater-Gottes“ umzustürzen.  Die koreanische Theologin Chung Hyun Kyung „drängte die Christen, eine ‚neue Dreifaltigkeit‘ aus buddhistischen, hinduistischen und philippinischen Göttinnen anzunehmen“ (Charisma, Mai 1994).

Der Katholizismus ist ein Sprung nach vorn. Seine „Maria“, eine für alle Religionen geeignete Göttin, wird bereits von einem Viertel der Weltbevölkerung angebetet. Außerdem hat sich ihre Tauglichkeit zur Beherrschung einer loyalen Menschenmasse jahrhundertelang auf nationaler Ebene erwiesen:

Maria war im Jahre 1037 die „erklärte Königin des ukrainischen Volkes“, und der hl. König Stephan hatte ihr etwa zur gleichen Zeit Ungarn geweiht. „Richard II. weihte im Jahre 1381 England feierlich als ‚ihre Mitgift‘ an Maria …“ Frankreich wurde im Jahre 1638 auf Befehl Ludwigs XIII. an Maria geweiht, welcher sagte: „Wir weihen ihr insbesondere unsere Person, unseren Staat, unsere Krone und unsere Untertanen“; Polen im Jahre 1656 durch König Kasimir. Alle „südamerikanischen Kolonien Spaniens wurden Maria im Jahre 1643 durch eine ‚feierliche Einsegnung‘ unter dem Befehl König Philips IV. geweiht“, und 1664 geschah gleiches „für Portugal und alle seine Kolonien auf die Anregung König Johanns IV. hin … Österreich im darauffolgenden Jahr“ usw. Im Jahre 1846 schrieben die Bischöfe von Amerika: „Wir … stellen uns selbst samt allen, die unserem Amt vertrauen … unter die besondere Schirmherrschaft der heiligen Mutter Gottes …“ (Soul Magazine April 1993)

 

Maria und der Islam

Man kann sich leicht vorstellen, wie Buddhisten, Hinduisten, New-Ager und Liberale – wie auch Katholiken und Protestanten – sich zu einer Welteinheitsreligion vereinen, aber die Milliarde Muslime stellt ein besonderes Problem dar. Maria scheint jedoch eine Besonderheit zu sein, durch die selbst die Muslime zu einem universalen Glauben geführt werden können. Eine britische katholische Zeitung (The Tablet 1992) berichtet, daß „eine marianische Erweckung sich über ganz Afrika ausbreitet, begleitet von angeblichen Erscheinungen der Jungfrau Maria, die auch unter den Muslimen eine Gefolgschaft versammeln …“

Afrikanische Muslime sehen selbst Erscheinungen der Jungfrau Maria und „werden nicht aufgefordert, Christen zu werden“, um ihr folgen zu können. Die Zeitschrift Our Sunday Visitor weist auf die große Ehre hin, die Maria im Koran zuteil wird, und auf die verdächtigen Verbindungen zwischen ihr und Mohammeds Lieblingstochter Fatima.

Bischof Fulton J. Sheen schrieb ein interessantes Buch (Mary and the Moslems – The World`s First Love 1952), in dem er die Voraussage aufstellte, daß der Islam sich „durch die Aufforderung an die Muslime zur Verehrung der Mutter Gottes“ zum Christentum bekehrt. Er schreibt dazu:

„Der Koran … enthält viele Abschnitte über die selige Jungfrau. Zunächst glaubt der Koran an ihre Unbefleckte Empfängnis wie auch an ihre Jungfrauengeburt … Dann ist Maria für die Muslime die wahre Sayyida, oder Liebe Frau. Die einzige, die ihr möglicherweise und ernsthaft diese Stellung streitig machen könnte, ist Fatima, die eigene Tochter Mohammeds. Aber nach dem Tode Fatimas schrieb Mohammed: „Du sollst die gesegnetste aller Frauen im Paradiese sein, nach Maria.“

Sheen fährt fort und sagt, wie bemerkenswert es sei, daß „Unsere Liebe Frau die Weitsicht hatte, in dem portugiesischen Dörfchen namens Fatima zu erscheinen (das nach der Tochter Mohammeds während der muslimischen Besatzung benannt wurde) und so als Unsere Liebe Frau von Fatima bekannt wurde. Wenn in Afrika, Indien oder sonstwo eine Statue „Unserer Lieben Frau von Fatima“ durch muslimische Gebiete getragen wird, strömen die Muslime tatsächlich zu Hunderten herbei, um sie zu verehren.“  Innerhalb von zwei Tagen kamen im indischen Bombay schätzungsweise 500.000 zur Ehrerbietung dieses Abgottes herbei.

 

Maria und Johannes Paul II.

Niemand ist mehr von der Echtheit der Erscheinungen in Fatima überzeugt, als der gegenwärtige Papst. Und niemand zeigt auch eine größere Hingabe an Maria. Johannes Paul II., der „sich selbst und sein Pontifikat ganz Unserer Lieben Frau geweiht hat, trägt das M an seinen Gewandsärmeln, und sein persönlicher Wahlspruch lautet totus tuus sum Maria (Maria, ich bin ganz dein). Der Papst hat für seine besondere Hingabe ungewöhnliche persönliche Gründe. Der Mordversuch an ihm wurde am 13. Mai 1981 verübt, dem Jahrestag der ersten angeblichen Erscheinung der Jungfrau vom 13. Mai 1917 in Fatima. Während seiner Genesung sagte sie ihm in einer Vision, daß sie ihm sein Leben für eine bestimmte Aufgabe für den Friedensprozeß gerettet habe, die er zu erfüllen hätte.

Als Johannes Paul II. nach seiner Gesundung in den Vatikan zurückkehrte, betete er an den Gräbern seiner direkten Vorgänger und sagte:

„Hier könnte nun ein weiteres Grab sein, aber die selige Jungfrau … hat es anders gewollt.“  Voll Dank und Ehrerbietung fügte er hinzu: „Bei allem, was an jenem Tag geschah, fühlte ich die außerordentliche mütterliche Bewahrung und Fürsorge, die sich stärker als die tödlichen Kugeln erwies.“

Wozu brauchst du also Gott, wenn du im Schutz Mariens stehst? Der dankbare Papst unternahm am 13. Mai 1982 eine feierliche Wallfahrt nach Fatima, wo er vor der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima betete. Tausende hörten ihn sprechen und die Welt an Maria weihen, so wie sie es gefordert hatte.“ Bei mindestens drei weiteren Gelegenheiten, am 16. Oktober 1983, am 25. März 1984 und am 8. Dezember 1985 … weihte er die Welt an Unsere Liebe Frau“ und nannte dabei insbesondere das russische Volk… Jetzt, da die Berliner Mauer gefallen ist und der Sowjetkommunismus sich in ganz Osteuropa aufgelöst hat, schreibt man darin Unserer Lieben Frau von Fatima die Erfüllung ihrer Verheißung zu, daß bei einer Weihe der Welt und Rußlands an ihr Unbeflecktes Herz durch die Päpste und Bischöfe, Rußland sich bekehren und Frieden sein wird“ (The Fatima Crusader, 1986).

 Eine solche Aussage steht in vollem Gegensatz zu den klaren Lehren der Bibel, die „Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Römer 5,1) als bedingungsloses Geschenk der Gnade Gottes anbietet – einen Frieden, der „durch das Blut seines Kreuzes“ (Kolosser 1,20) gebracht worden ist. Durch den Glauben an das Evangelium kommt der Friede zu jedem einzelnen. Weltfriede kann nur dann aufgerichtet werden, wenn Christus wiederkehrt und, wie von den Propheten vorausgesagt, von Jerusalem aus seine Herrschaft antritt.

Doch die Maria des Katholizismus ist als die eine, durch die der Friede kommen soll, an die Stelle Christi getreten, und der jetzige Papst und seine Kirche unterstützen diese Irrlehre. Die heutige Welt (einschließlich derjenigen, die sich selbst Christen nennen) ist nur allzu bereit, eine Lösung für ihre Probleme anzunehmen, die Christus außen vor läßt. Daß die Frau auf dem Rücken des Tieres sitzt, scheint daraufhinzudeuten, daß diese Pseudomaria der Erscheinungen bei dem falschen Frieden, durch den der Antichrist „viele vernichten wird“ (Daniel 8,25), eine Schlüsselrolle spielt. Die Gestalt, die als Jungfrau von Fatima erschien und verkündete, daß der Herr „ihr den Frieden der Welt anvertraut hat“, bietet anstelle von Christus ihren eigenen Friedensplan an:  Betet täglich den Rosenkranz, damit in der Welt Frieden wird …

Ein verführerischer Geist

Jeder Papst der vergangenen 60 Jahre hat Unsere Liebe Frau von Fatima verehrt. Die Weihe an ein mystisches „Unbeflecktes Herz“ ist an die Stelle der Hingabe an Christus getreten, und der Gehorsam zu „Unserer Lieben Frau“ bringt den Frieden. Die Erscheinung ist gewiß nicht Maria! In Fatima sagte die Erscheinung, die für sich selbst die Autorität Christi beansprucht: Ich werde euch niemals im Stich lassen. – Das ist die Verheißung Christi an seine Jünger, und sie setzt Allgegenwart voraus, eine allein Gott zustehende Eigenschaft.

Diese „Erscheinungen“ stehen eindeutig dem biblischen Evangelium der Errettung allein aus Gnade durch Glauben an das vollbrachte Opfer Christi entgegen und glorifizieren an seiner Stelle eine falsche Maria. Ein „verführerischer Geist“ (1. Timotheus 4,1) ist am Werk.

 

Der Jesus des Katholizismus: Maria untergeordnet

Den Erscheinungen schreibt man zu, daß sie die Menschen auf Jesus hinweisen, doch bei den Pilgern an den Marienwallfahrtsorten ist nur wenig von einer wirklichen Hingabe an Christus zu erkennen. Immer und immer wieder betet man den Rosenkranz, und ständig ist die Rede von Maria anstatt von Gott bzw. Christus. Ihr gilt die ganze Hingabe, und die Pilger sehen sich selbst als ihre Knechte an, die ihren Willen erfüllen.

Außerdem ist der Jesus, der in den Erscheinungen vorgestellt wird, eine Fälschung und stets Maria untergeordnet. Am 15. Februar 1926 erschien „das Jesuskind“ wieder und drängte die Katholiken, „diese Hingabe und Wiedergutmachung an das Unbefleckte Herz seiner heiligen Mutter zu verbreiten“. Dabei erklärte es, daß dem Unbefleckten Herzen Marias Wiedergutmachung geleistet werden müsse, damit die Menschheit gerettet wird!  Das ist wiederum Gotteslästerung der schlimmsten Art. Die wirkliche Mutter Jesu oder er selbst würden das niemals verlangen. Christus ist kein Kind mehr und würde deshalb nicht mehr in dieser Gestalt erscheinen – und wozu sollte er das auch? Als er für unsere Sünden starb, war er ein erwachsener Mann, und jetzt sitzt er mit einem verherrlichten Auferstehungsleib zur Rechten des Vaters. Die Vorstellung, Christus sei immer noch ein kleines Kind in Begleitung seiner Mutter, widerspricht allem logischen Denken, der Wirklichkeit und vor allem der Bibel.

 Doch wer kein Problem mit dem Glauben daran hat, Millionen einzelner Hostien würden sich in den tatsächlichen stofflichen Leib Christi verwandeln, „ganz und völlig“, hat auch keine Schwierigkeit zu glauben, daß Christus als kleines Kind auf der Erde erscheint, obwohl er gleichzeitig als erwachsener Mann mit seinem Auferstehungsleib im Himmel ist. Außerdem sagte der wirkliche Jesus nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern, daß „allen Nationen in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt werden“ sollte (Lukas 24,47). Paulus sagte in seiner Predigt, daß „durch diesen [Jesus] euch Vergebung der Sünden verkündigt wird, und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen jeder Glaubende gerechtfertigt“ Apostelgeschichte 13,38.39). In der Bibel gibt es keinen Hinweis darauf, daß man Maria Wiedergutmachung wegen Sünden leisten müsse, und erst recht nicht darauf, daß dies „für die Rettung der Menschheit“ notwendig sei. Alle Erscheinungen präsentieren in dreister Weise ein falsches Evangelium der Errettung durch Maria und des üblichen sakramentalen Katholizismus des Fegefeuers, der Rituale und der Werke.

Hier sehen wir ganz eindeutig das, wovor Paulus warnte und sagte, es geschehe in den letzten Tagen:  „…manche werden vom Glauben abfallen, indem sie auf verführerische Geister und Lehren von Dämonen achten“ (1. Timotheus 4,1). Was diese Erscheinungen lehren, ist definitiv Lehre von Dämonen, die die Hinlänglichkeit von Christi Tod für unsere Sünden leugnen, seine Stellung als Herr über alles abstreiten und eine falsche Maria über ihn erheben.

 

Die Wiederbelebung der alten römischen  Religion

Die weltweite Wiedererstehung des Römischen Reichs unter dem Antichristen wird offenbar von einer Wiederbelebung seiner Religion begleitet sein, die, wie wir gesehen haben, in einem Heidentum besteht, das unter einem dünnen Anstrich christlicher Terminologie überlebt hat. Es ist schließlich als römischer Katholizismus bekannt geworden. Statuen von Fruchtbarkeitsgöttinnen wurden in Maria umbenannt. Von den römischen Kaisern fertigte man Bildnisse an, und wer sich weigerte, sich vor diesen niederzuwerfen und den Kaiser als Gott anzubeten, wurde getötet. Als Nachfolger der römischen Kaiser ließen auch die Päpste all jene umbringen, die ihnen und ihrer Religion die Untertänigkeit verweigerten. Das ist unbestreitbare Geschichte, von der die Bibel sagt, daß sie sich unter dem Antichristen wiederholen wird:

[Es wurde befohlen] dem Tier [dem Antichristen] … ein Bild zu machen … [und] das Bild des Tieres …bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten (Offenbarung 13,14.15).

Der Antichrist wird nicht ein Papst sein, jedoch wird ein Papst seine rechte Hand sein, der falsche Prophet aus Offenbarung 13,11-17; 19,20 und 20,10. Wenn der Papst zur Zeit irgendwo auftritt, kann man jedoch eine ihm entgegengebrachte Verehrung beobachten, die der gleichkommt, die die Welt dem Antichristen zollen wird, wenn sie ihn als Gott anbetet.

Erschreckend aufschlussreich ist folgender Bericht vom Weltjugendtag in Denver 1993:

„In seiner weißen Tracht besteigt Johannes Paul II. die Stufen zu seinem Stuhl, einem thronartigen Gebilde aus Eichenholz. Noch einmal winkt er den stehenden Pilgern zu, dann steigt er hinauf und setzt sich … Die Musik spielt sanft weiter, als ein Jugendlicher vom Internationalen Jugendforum von der Vorbühne verliest:

„Ich sah eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen vor dem Thron und vor dem Lamm stehen, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen. Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“

Die Bedeutung dieser besonderen Schriftstelle in diesem Zusammenhang … schlug bei den Protestanten Alarm und versetzte sie in Furcht und Schrecken. Die Verse stammen aus Offenbarung 7,9-10 und stellen den Blick auf Christus und seinen Thron im Himmel dar. „Die große Volksmenge, die niemand zählen konnte“ ist die wahre Kirche, die Gemeinde, die Braut … Im Cherry Park sitzt jedoch der Papst auf einem Thron vor Jugendlichen aus vielen Nationen und Sprachen. Sie jubeln ihm zu, als diese Schriftstelle vorgelesen wird. Gibt der Papst sich einschmeichelnd als Christus auf seinem Thron und die Jugendlichen zu seinen Füßen als seine Schafe aus …? … Die Arroganz ist überwältigend, obgleich Johannes Paul einen demütigen Eindruck vermittelt. Wer sich mit der Bibel nicht auskennt und auch die Bedeutung der polnischen Hymne nicht kennt, sieht und merkt nichts von dieser Arroganz. Er sieht und fühlt Liebe.

Papst Johannes Paul II. hat offenbar einen Geist von gewaltiger verführerischer Kraft … Er läßt sich Abba/Vater nennen und sitzt dabei in weißen Gewändern auf einem Thron … In ihren nationalen Trachten gekleidete Jugendliche, die jeden Kontinent repräsentieren, kommen mit ihren Nationalflaggen nach vorn. Sie betreten die Mittelstufen und plazieren ihre Flaggen auf dem Podium, buchstäblich zu den Füßen Johannes Pauls. (Hayes, Trumpet, 1993)

 

Das alte Spiel beginnt von vorn

Die heidnischen Römer, die den Kaiser anbeteten, waren geistig nicht eingeschränkt. Sie hatten viele Götter und tolerierten ein breites Glaubensspektrum. Die Christen verfolgte man nicht aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus, sondern weil sie an ihn allein glaubten und neben dem Gott der Bibel keine anderen Götter akzeptierten. Der Katholizismus toleriert in ähnlicher Weise jede Religion und gestattet seinen Mitgliedern, von Yoga bis Voodoo alles zu praktizieren, solange sie nur in der Kirche bleiben. Sowohl die öffentliche Meinung als auch die Gesetzgebung unterstützen die gleiche Haltung. In Kanada und den Vereinigten Staaten (und anderswo) stellt man „Haßgesetze“ auf, die Äußerungen, jemand läge mit seiner Religion oder seinen Moralvorstellungen falsch, zu einem Verbrechen erklären. So wird es auch wohl bald gesetzeswidrig sein, wenn man sagt, Homosexualität sei Sünde oder irgendeine Religion sei falsch. Der von den USA und vielen anderen Ländern unterzeichnete „Völkermord-Vertrag“ (ist noch nicht in Kraft getreten,) macht es bereits zu einem Verbrechen, zu jemanden zu sagen, sein religiöser Glaube sei falsch, und zu versuchen, andere zu dem zu bekehren, was man selbst als die Wahrheit ansieht.

Komischerweise behauptet der römische Katholizismus einerseits, er sei die eine wahre Kirche, während er andererseits, wie wir gesehen haben, gleichzeitig allen Religionen beipflichtet. Auch in diesem Punkt weist sich der Vatikan in einzigartiger Weise als die Frau auf dem Tier aus Offenbarung 17 aus.

Wir haben Johannes Pauls Gutheißung aller Religionen gesehen, wie auch seine Behauptung, alle Götter seien dasselbe, während er gleichzeitig die fundamentalistischen Christen verurteilt. Sein Freund und Bewunderer, der Fernsehevangelist Robert Schuller, stellt aus angeblich evangelikaler Sicht ähnliche Ideen vor: Die Weise, auf die man „die gute Religion von der schlechten unterscheidet“, habe man zu prüfen, ob sie „positiv“ ist. Schuller fordert die „religiösen Führungspersönlichkeiten auf … in einem massiven, vereinten Bestreben aller Religionsführer … ungeachtet ihrer Theologie … ihren Glauben in positiven Begriffen auszudrücken … um die positive Macht von Weltgemeinschafts-aufbauenden religiösen Werten zu proklamieren“. „Weltgemeinschaftsaufbauende religiöse Werte“, die für alle Religionen akzeptabel sind? Der Antichrist persönlich könnte diese zweideutige Redeweise nicht besser bringen! Doch Schuller wird von führenden Evangelikalen empfohlen und erfreut sich jeden Sonntagmorgen des größten Publikums von allen Fernsehevangelisten. Schullers freundschaftliches Verhältnis zum Katholizismus und sein Eintreten für das „Heimkommen“ der Protestanten haben wir bereits ausführlich dargelegt.

Die bevorstehende Welteinheitsreligion wird auf eine heimtückische, nicht offensichtliche Weise eine antichristliche sein. Sie wird sich, wie Hitlers Nationalsozialismus, als positives Christentum ausgeben und für die ganze Welt unwiderstehlich attraktiv sein. Wie so vieles von dem, was wir bereits jetzt selbst in evangelikalen Kreisen finden, wird sie eine Verdrehung des Christentums in Christi Namen darstellen.

Die Marienerscheinungen und die anerkannteste katholische Evangelistin, Mutter Theresa von Kalkutta, fordern beide in gleicher Weise zur Annahme aller Religionen auf. Dabei wagt niemand, Mutter Theresa zu kritisieren, weil sie für ihren herausragenden selbstaufopfernden Dienst der Nächstenliebe bekannt ist. Der weltweite Ruhm Mutter Theresas von Kalkutta hat dem Katholizismus zu Anerkennung auch bei den Protestanten verholfen, die ihr aufopferungsvolles Leben der Nächstenliebe zurecht bewundern.

 

Der Vatikan und die Neue Weltordnung

Die neue Welteinheitsreligion wird alle Glaubensrichtungen gleicherweise tolerieren, sofern sie nur bereit sind, sich in der wohltätigen Rettung der Menschheit miteinander zu vereinen. Christen, die nicht zu Kompromissen bereit sind, wird man töten, weil sie der Einheit und dem Frieden im Wege stehen.

Von Rom bis Washington sprechen die geopolitischen Analytiker von einer „neuen Allianz“ zwischen der größten Militärmacht der Welt, der USA, und dem größten geistlichen Führer der Welt, dem Papst.

Diese Allianz wird schon bald zwischen dem Weltherrscher und dem Vatikan bestehen. Die Frau wird in der Tat das Tier reiten und steuern, so wesentlich wird ihre Rolle sein. Der Antichrist wird sich darüber im klaren sein, daß ohne religiösen Frieden kein politischer Frieden herrschen kann. Es kann kein globaler Friede sein, bis nicht alle Religionen bereit sind, sich einander als Partner in der Zusammenarbeit auf globale Ziele hin anzunehmen – und aus den von uns dargelegten Gründen wird der Papst für die Aufrichtung der totalen Ökumene unabkömmlich sein.

Robert Müller, Katholik, ehemaliger stellvertretender UNO-Generalsekretär und Direktor der Friedensuniversität, sagte: „Was wir brauchen, ist eine Welt- oder kosmische Spiritualität … Ich hoffe darauf, daß sich die Religionsführer zusammentun und die kosmischen Gesetze definieren, die in allen Religionen gleichermaßen enthalten sind …“

Wenn sich die religiösen und politischen Führer schließlich zur Verwirklichung der gleichen Ziele vereinen, dann ist das Reich des Antichristen gekommen. Diese Situation bestand (in unvollkommener Einheit) in der Vergangenheit bereits über 1000 Jahre lang unter der Vorherrschaft des Vatikans. Und so wird es auch wieder sein, dieses Mal jedoch mit der schrecklichen totalen Kontrolle, die nur durch die heutigen Computer und Spionagesatelliten durchführbar ist.

 

Eine ernstliche Warnung vom Himmel

Wie können Religionsführer und ihre Anhänger einen solchen Totalitarismus tolerieren? Sehen wir uns als Beispiel einmal die 266 Mitglieder umfassende Delegation von Amerikas Nationalrat der Kirchen (NCC) an, die im Juni 1984 die Sowjetunion besuchte. Sie bereiste 14 Städte und besuchte zahlreiche staatlich genehmigte Kirchen. Die New York Times berichtete, daß die NCC-Delegation „die Stellung der Religion in der Sowjetunion lobte und die Rolle der Vereinigten Staaten beim Wettrüsten verurteilte … und Verwirrung darüber zum Ausdruck brachte, daß die Harmonie ihres Besuchs durch zwei Demonstranten getrübt wurde, die während eines baptistischen Gottesdienstes Religionsfreiheit forderten und ein Spruchband hochhielten: ‚Das ist keine freie Kirche‘. Der Leiter der NCC-Delegation, Bruce Rigdon vom theologischen Seminar McCormick in Chicago, „drückte seine Mißbilligung des Protests und seine Bewunderung für die Sowjetbeamten aus, die den Aufruhr unterbanden“.

Im spanischen Santiago de Compostela hielt die Konferenz Weltweiter Christlicher Gemeinschaften (WCC) vom 4. – 13. August 1993 ihre 5. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung. Die römisch-katholische Kirche war zum allerersten Mal offizielle und volle Teilnehmerin an einem WCC-Treffen. Das Ziel, das die Teilnehmer anstrebten, ist eine Weltkirche – und nicht eine Weltkirche, die durch Glauben vereint ist, als vielmehr eine, die sichtbar in den Augen der ganzen Welt vereint ist. Die Abgeordneten einigten sich auf die Aussage:

Es gibt keinen Weg zurück … von der alleinigen ökumenischen Bewegung, die die Belange der Einheit der Kirche und die Belange bezüglich … der Probleme der Welt in sich vereint.

Diese bedeutsame Erklärung erkennt an, daß die Weltkirche in Zusammenarbeit mit der Weltregierung operieren muß. Der Moderator des WCC-Zentralkomitees, Aram Keshishian, erklärte in seiner Ansprache, daß die WCC „ihren Kurs bezüglich Lehrfragen mehr auf die soziale Ethik hinsteuern muß … Glaube und Ordnung können bei dem Streben nach Einheit der Kirche nicht über die sozio-politische und wirtschaftliche Dimension hinwegsehen … Jeder Zwiespalt zwischen christlichem Glauben und politischen Belangen, zwischen der Einheit der Kirche und dem Kampf um Gerechtigkeit, stellt eine ökumenische Häresie dar.“

Das Ziel wird verwirklicht werden. Die Vernunftehe zwischen dem Antichristen und der falschen Weltkirche wird jedoch nicht unbegrenzt andauern. Wenn die Flitterwochen vorüber sind, wird der Antichrist sein wahres Gesicht zeigen und die „Hure“ vernichten (Offenbarung 17,16) und somit Gottes Willen in diesem Prozeß bewirken (Vers 17). Eine der schärfsten Anklagen, die Gott gegen die Frau auf dem Tier erhebt, ist die, daß sie nicht allein mit „Ware von Gold und Silber und Edelgestein“ gehandelt hat, sondern auch mit „Leibeigenen und Menschenseelen“ (Offenbarung 18,12.13).

In der Zwischenzeit ergeht eine „Stimme aus dem Himmel“, die mit erschreckendem Tonfall ruft:

Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! Denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeit gedacht…   Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen: Tod und Trauer und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist der Herr, Gott, der sie gerichtet hat (Offenbarung 18, 4 -8).

Mögen all jene, die Christus und sein Evangelium lieben, in Mitleid und wahrer Einheit zusammenfinden, um so viele wie möglich vor diesem harten Gericht zu retten.

Auszug aus dem Buch DIE FRAU UND DAS TIER von Dave Hunt, entnommen von Horst Koch, im Januar 2006

www.horst-koch.de  –  info@horst-koch.de

Ergänzende Artikel zum Thema :

2. Die evangelische Gemeinde der Reformation – A. Omenzetter
3. Der Katholizismus – Dr. Lothar Gassmann
4. Inquisition in Österreich – Werner Bartl
5. Das Messopfer – Dave Hunt
6. Abendmahl oder Messe – Dr. Ernst Volk
7. Maria und die Neue Weltordnung – Dave Hunt
8. Rom und Europa – Dr. L. Gassmann

 

 

 

 

 

 




Europa und die NWO (L.Gassmann)

 Europa, Vatikan und die Neue Weltordnung

–  Nähert sich das Reich des Antichristen?  –

Von Dr. theol. Lothar Gassmann

 

1. Einleitung
In absehbarer Zeit wird es nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika geben, sondern auch die Vereinigten Staaten von Europa. Zugleich zeichnet sich in Gestalt der Vereinten Nationen (UNO) bereits eine Weltregierung ab – mit Weltparlament, Weltgerichtshof, Weltbank, Weltarmee und Weltpolizei.

Die Entwicklung ist faszinierend – und gerade wegen ihrer Faszination gefährlich: Wir sind Zeugen der Wiederentstehung des Römischen Reiches. Die Frage nur stellt sich: Ist dieses neue Römische Reich eine auf Europa beschränkte oder weltweit ausstrahlende Größe?

Das antike Römische Reich umfaßte in der Zeit seiner größten Ausdehnung – zur Zeit des Kaisers Trajan um das Jahr 117 nach Christus – alle Länder rund um das Mittelmeer, aber auch Gallien, große Teile Britanniens und die Schwarzmeerregion. Es begann in Portugal und Spanien im Westen und reichte bis nach Mesopotamien im Osten. Es begann im schwarzafrikanischen Nubien im Süden und endete in Schottland und Germanien im Norden, wo es allerdings auch seine Grenzen (Limes, Hadrianswall) fand. Rom hatte zwar viele, aber nicht alle Länder seiner Zeit unterworfen.

Kommt das jetzt anders? Nun, heutzutage umfaßt die Europäische Union bereits 25 Staaten vom Nordmeer bis zum Mittelmeer und vom Atlantik bis zum Bosporus. Nicht in allen Ländern wurde die Bevölkerung gefragt, ob sie der Europäischen Union beitreten will. In mehreren Staaten regte sich starker Widerstand, so etwa in der Schweiz und in Norwegen, die momentan – aufgrund von Volksabstimmungen und gegen den Willen der Regierenden – noch nicht Mitglieder der Europäischen Union sind. Aber auch in mehreren bereits zur EU gehörenden Ländern ist es keineswegs sicher, ob diese nach dem künftigen Willen der Bevölkerungsmehrheit in der EU bleiben werden.

Von den Regierenden und hinter ihnen stehenden Interessengruppen jedoch wird in der überwiegenden Zahl der Staaten der EU-Beitritt propagiert und forciert, so etwa auch in der islamisch dominierten Türkei, deren Beitritt weithin umstritten ist. Der Wille zur Vereinigung ist – zwar gegen den Willen zahlreicher einzelner Bürger, aber gemäß dem Willen der Mächtigen – da und wird sich daher wohl auch vollends durchsetzen.

Dies entspricht auch der biblischen Prophetie, welche die Entstehung eines antichristlichen Einheitsreiches am Ende der Zeiten voraussagt. Die Frage ist eben nur: Wird dieses Einheitsreich eine regional begrenzte Größe (z.B. Europa) oder ein weltweiter Verband sein?

Meine These, die ich im weiteren Verlauf der Darstellung entfalten werde, lautet: Das wiedererstehende Römische Reich besitzt sein maßgebliches religiöses Zentrum – nämlich Rom – in Europa. Es umfaßt aber am Ende die gesamte Welt und Menschheit. Die Herrschaft des Antichristen und seines falschen Propheten wird eine weltweite Erscheinung sein. Denn es heißt im Wort Gottes:

„Die ganze Erde wunderte sich über das Tier, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier Macht gab, und beteten das Tier an … Und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist“ (Offb 13, 3 ff.). 

2. Die Bezeichnung „Europa“

Europa bedeutet sprachgeschichtlich „Abendland“, „Land des Dunkels“, „Land der untergehenden Sonne“. Im hebräischen und phönizischen Sprachbereich bedeutet „ereb“ „Abend“ bzw. „dunkel“. Das griechische Wort „erebos“ meint „das Dunkle“, „das Schattenreich“. Für die geografisch im Südosten Europas lebenden Völker (Hebräer, Phönizier) war der heute als „Europa“ bezeichnete Erdteil die Gegend, in der die Sonne untergeht.
   

3. Die Sage von „Europa“ und die Frau auf dem Tier

Ein immer wieder auftauchendes Symbol für den Kontinent Europa ist eine nackte Frau auf einem Stier.  –  Was hat es damit auf sich?

Dieses Symbol geht auf eine griechische Sage zurück, die u.a. vom römischen Dichter Ovid überliefert wurde. Die Sage berichtet von der phönizischen Prinzessin Europa, Tochter des Königs Agenor und der Telephassa, die mit ihrer Familie am Strand von Tyrus spielt. Plötzlich kommt ein Stier aus dem Meer hervor, der sich Europa nähert. Sie streichelt ihn und streut Blumen auf seinen Kopf. Als er ihr andeutet, auf seinen Rücken zu steigen, tut sie dies, und der Stier schwimmt mit ihr davon. Erst als sie zusammen auf der Insel Kreta ankommen, zeigt der Stier sein wahres Gesicht. Vor den Augen der erstaunten Europa verwandelt er sich in den griechischen „Göttervater“ Zeus. Wegen seiner argwöhnischen Gattin Hera hatte er die Verwandlung in den Stier vorgenommen. Nun, da er sich in seine wahre Gestalt zurückverwandelt hat, zeugt er mit Europa drei Söhne: Minos, Rhadamantys und Sarpedon. Und die „Göttin“ Aphrodite sendet die Verheißung, daß der Erdteil nach der Prinzessin Europa benannt wird.

Dies – so meine ich – ist kein rühmlicher Anfang für unseren Kontinent. Diese Sage berichtet von Täuschung und Betrug, von Ehebruch und Hurerei. Der „Göttervater“ Zeus entpuppt sich als ein menschlich-allzumenschliches Wesen, das mit dem wahren Gott und Schöpfer des Universums nichts gemeinsam hat. Und die Königstochter Europa, die mythologische Namensgeberin des europäischen Kontinents, läßt sich in hurerischer Weise auf den Ehebruch des Zeus ein.

So verwundert es nicht, daß Ausleger der Bibel immer wieder Europa, die Frau auf dem Stier, in Verbindung gebracht haben mit der Frau auf dem Tier, von der in Offenbarung 17 und 18 die Rede ist. Dort lesen wir z.B.:

„Ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei, und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden“ (Offb 17,3-5).

Ist die Tatsache, daß ausgerechnet die Frau auf dem Stier als ein zentrales Symbol für Europa gewählt wurde, ein Hinweis auf eine antichristliche Entwicklung in diesem Kontinent?
Welche Rolle spielt hierbei die Europäische Union?

Wir werden diese Frage weiter untersuchen.
Doch zuvor betrachten wir, wie es zur Entstehung der Europäischen Union kam.  

4. Die Paneuropa-Idee

„Jedes große historische Geschehen begann als Utopie und endete als Realität.“
Dieses Motto steht über der programmatischen Schrift, die wie keine andere die Entstehung des vereinten Europa im 20. Jahrhundert nach Christus geprägt hat. Es ist das Buch Pan-Europa  (auf deutsch ungefähr: „All-Europa“, allumfassendes Europa ), im Jahre 1923 veröffentlicht von dem erst 29jährigen Adligen Graf Richard N. Coudenhove-Kalergi (1894-1973). Coudenhove war der Gründer und erste Präsident der Paneuropa-Union. Sein Nachfolger Otto von Habsburg (geb. 1912), Sohn des letzten österreichischen Kaisers, bezeichnet Coudenhove im Vorwort zur Neuauflage 1982 dieses Buches als „Prophet Europas“.

Coudenhove beginnt sein Werk mit folgenden Sätzen:
„Dieses Buch ist bestimmt, eine große politische Bewegung zu wecken, die in allen Völkern Europas schlummert. Viele Menschen erträumten ein einiges Europa; aber wenige sind entschlossen, es zu schaffen. Als Ziel der Sehnsucht bleibt es unfruchtbar – als Ziel des Wollens wird es fruchtbar. Die einzige Kraft, die Pan-Europa verwirklichen kann, ist: der Wille der Europäer; die einzige Kraft, die Pan-Europa aufhalten kann, ist: der Wille der Europäer. So liegt in der Hand jedes Europäers ein Teil des Schicksals seiner Welt“ (S. VII).

Erschüttert von den blutigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, kommt Coudenhove zu der Erkenntnis, daß nur ein vereintes Europa derartige Konflikte in Zukunft verhindern kann. Er stellt die „europäische Frage“:
„Kann Europa in seiner politischen und wirtschaftlichen Zersplitterung seinen Frieden und seine Selbständigkeit den wachsenden außereuropäischen Weltmächten gegenüber wahren – oder ist es gezwungen, sich zur Rettung seiner Existenz zu einem Staatenbunde zu organisieren?“ (S. IX).

Für Coudenhove ist die Antwort klar. Sie kann nur lauten:
„Weder der Westen noch der Osten will Europa retten: Rußland will es erobern – Amerika will es kaufen. Durch diese Skylla der russischen Militärdiktatur und die Charybdis der amerikanischen Finanzdiktatur führt nur ein schmaler Weg in eine bessere Zukunft. Dieser Weg heißt Pan-Europa und bedeutet: Selbsthilfe durch Zusammenschluß Europas zu einem politisch-wirtschaftlichen Zweckverband“ (S. X).

Doch die Vereinigung Europas ist für Coudenhove nicht das Letzte. Sie ist nur die notwendige Vorstufe zur Herstellung der Welteinheit:
„Soll die Weltorganisation an die Stelle der Welt-Anarchie treten, so müssen erst die Staaten sich zu Über-Staaten zusammenschließen. Wie die Einigung Deutschlands, Italiens und Polens notwendige Etappen waren für die Einigung Europas – so wird die Einigung Europas eine notwendige Etappe bilden zur Einigung der Menschheit … Erst muß Europa sich einigen – dann die Menschheit: diese Entwicklung läßt sich nicht umkehren“ (S. 87).

In der geistesgeschichtlichen Begründung des Paneuropa-Gedankens geht Coudenhove zurück bis zum Römischen Reich:
„Europa … ist verbunden durch die christliche Religion, durch die europäische Wissenschaft, Kunst und Kultur, die auf christlich-hellenischer Basis ruht. Die gemeinsame europäische Geschichte begann mit dem Römerreich und der Völkerwanderung, fand ihre Fortsetzung in Papsttum und Feudalismus, Renaissance und Humanismus, Reformation und Gegenreformation, Absolutismus und Aufklärung, Parlamentarismus, Industrialismus, Nationalismus und Sozialismus“ (S. 143).

Unter der Überschrift „Wege zu Pan-Europa“ nennt Coudenhove konkrete Schritte, die inzwischen – Jahrzehnte nach der Niederschrift seines Buches – zum Teil in verblüffender Weise in die Tat umgesetzt worden sind:
„Der erste Schritt zu Pan-Europa wäre die Einberufung einer paneuropäischen Konferenz durch eine europäische Regierung oder durch mehrere …
Der zweite Schritt zu Pan-Europa ist der Abschluß eines obligatorischen Schieds- und Garantievertrages zwischen allen demokratischen Staaten Kontinentaleuropas…
Der dritte Schritt zu Pan-Europa ist die Bildung einer paneuropäischen Zollunion, der Zusammenschluß Europas zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet …

Die Krönung der paneuropäischen Bestrebungen wäre die Konstituierung der Vereinigten Staaten von Europa nach dem Muster der Vereinigten Staaten von Amerika“ (S. 151 ff.).

Coudenhove ließ es nicht bei der Theorie bewenden, sondern schritt eifrig zur Tat. So gründete er im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seines Buches die Paneuropa-Union. Der erste Europa-Kongreß der Geschichte fand auf Initiative Coudenhoves vom 3. bis 6. Oktober 1926 in Wien statt. Er führte rund zweitausend Teilnehmer aus 24 Ländern zusammen, darunter zahlreiche Politiker. Im Bamberger Programm der Paneuropa-Union vom 9. Juni 1996 heißt es u.a.:

Die Paneuropa-Union erstrebt die Aufnahme der europäischen Völker, die dazu bereit sind und die entsprechenden Bedingungen insbesondere auf dem Gebiete der Rechtsstaatlichkeit, des Menschen-, Volksgruppen- und Heimatrechts erfüllen, in die Europäische Union, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union zur Sicherung des Friedens und der Freiheit in Europa, die Weiterentwicklung der Europäischen Union zu einer politisch nach außen und innen voll handlungsfähigen Einheit, ein souveränes Europa, das keiner fremden Macht untergeordnet ist.

Dieses Programm – so meine Beobachtung – trägt einerseits die Handschrift einer konservativen Politik mit der Beibehaltung christlich-ethischer Werte – im Gegensatz zu liberalistischen und sozialistischen Konzeptionen im Europäischen Parlament. Zugleich aber wirkt es durch die Forderung einer politischen Vereinigung bisher getrennter Staaten revolutionär – doch nur auf den ersten Blick. Betrachtet man die Hintergründe ausführlicher, dann erkennt man dahinter das Ziel des wiederhergestellten einheitlichen europäischen Reiches, wie es im Altertum durch den römischen Kaiser und im Mittelalter durch Kaisertum und Papsttum verkörpert war. Nicht zufällig war der Sohn des letzten österreichischen Kaisers, Otto von Habsburg, jahrzehntelang Präsident der Paneuropa-Union und zugleich einer der einflußreichsten Wegbereiter der Europäischen Union. In ihm und seinen Nachfolgern lebt der Gedanke vom politischen Einheitsreich in Verbindung mit dem Papsttum weiter. Seine Kaiserliche Hoheit Otto von Habsburg war nicht nur jahrzehntelang Europaparlamentarier, sondern auch von 1930 bis 2000 „Chef und Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies“. Er gab die Leitung aus Altersgründen an seinen Sohn Karl ab. Der Orden vom Goldenen Vlies ist „der Jungfrau Maria gewidmet“. Sein Ziel ist „die Erhaltung des katholischen Glaubens, der Schutz der Kirche und die Wahrung der unbefleckten Ehre des Rittertums“.

Über weitere weltanschauliche Hintergründe der Begründer der Europa-Idee schreibt der ungarische Jesuit und Freimaurer Töhötöm Nagy:

„Die Vorkämpfer der Idee eines vereinten Europas waren Freimaurer, zumal diese Ideologie durch ihre freiheitlichen und brüderlichen Grundsätze typisch maurerisch ist. Einer der Großen dieser Bewegung war Graf Richard von Coudenhove-Kalergi; als ich vor vielen Jahren einmal voller Begeisterung ein Buch von ihm las, hätte ich mir nicht träumen lassen, daß er Freimaurer war und daß ich ihn eines Tages als die Personifizierung des maurerischen Prinzips zitieren würde. Drei bedeutende Förderer des paneuropäischen Gedankens wurden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet: Aristide Briand, Gustav Stresemann und General George Marshall – alle drei Maurer.“  –  Als der 29jährige Coudenhove-Kalergi sein Werk „Pan-Europa“ schrieb, hatte er in seiner Freimaurerloge bereits den 18. Grad des Schottischen Ritus, den „Ritter vom Rosenkreuz“, erreicht.   

Welche Ziele vertritt die Freimaurerei?

Es ist ein seit langem erklärtes Ziel der freimaurerischen Doktrin, insbesondere der Illuminaten, eine „Weltbruderschaft“ zu errichten, in der alle Unterschiede zwischen Menschen ‑ vor allem politischer und religiöser Art ‑ beseitigt sind und es keinen Absolutheitsanspruch irgendeiner Religion auf „Wahrheit“ mehr gibt. Laut Auskunft des „Internationalen Freimaurerlexikons“ gehört es zu den Grundgesetzen der Freimaurer, sich „bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Meinung zu lassen.“  Der Satz von der „Religion … in der alle Menschen übereinstimmen … ist das Fundament der Freimaurerei geworden.“

Mutig und treffend stellt hierzu der katholische Freimaurer-Experte Manfred Adler fest, „daß der Progressismus, der die katholische Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil (und nicht nur diese! L.G.) tiefgründig überflutet, ein Ergebnis des philosophischen Einflusses der Freimaurerei auf die Kirche ist. Zwischen der Maurerei und dem Progressismus besteht enge verwandtschaftliche Beziehung hinsichtlich der geistigen Konzeption.“ Und weiter: „Tatsächlich ist es der geheime und offene Traum der maurerischen Weltpolitik, eine universale Weltregierung in einem universalen Welt-Einheits-Staat zu errichten. Nicht zuletzt um dieses Endziels willen waren einflußreiche kosmopolitische Maurerbrüder maßgeblich an der Gründung der ´Organisation der Vereinten Nationen‘ (United Nations Organization = UNO) beteiligt, die ihr ´Hauptquartier‘ in New York haben und 1945 an Stelle des Völkerbundes traten, der sich 1920 in Genf konstituiert hatte.“

5. Welteinheit ohne Gott

In Artikel 1 der UN-Charta setzen sich die Vereinten Nationen u.a. folgende Ziele:

„1. den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen;

2. freundschaftliche, auf der Achtung vor dem Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker beruhende Beziehungen zwischen den Nationen zu entwickeln und andere geeignete Maßnahmen zur Festigung des Weltfriedens zu treffen;

3. eine internationale Zusammenarbeit herbeizuführen, um internationale Probleme wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen und die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder der Religion zu fördern und zu festigen…“ 

Welches sind die weltanschaulichen Grundlagen und Ziele der Europäischen Union?

Im VERTRAG ÜBER EINE VERFASSUNG FÜR EUROPA PRÄAMBEL heißt es:

Schöpfend aus den kulturellen, religiösen und humanistischen Überlieferungen Europas, deren Werte in seinem Erbe weiter lebendig sind und die zentrale Stellung des Menschen und die Unverletzlichkeit und Unveräußerlichkeit seiner Rechte sowie den Vorrang des Rechts in der Gesellschaft verankert haben… [Sind die Hohen Vertragsparteien nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten wie folgt übereingekommen:]

In Artikel 2 der EU-Charta werden Die Werte der Union beschrieben:
„Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte; diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und Nichtdiskriminierung auszeichnet.“

Es fällt auf, dass in dieser Präambel sowie in der Beschreibung der Werte und Ziele jeder Bezug auf Gott und die christlichen Wurzeln des Abendlandes fehlt. An der Stelle Gottes wird in der Präambel „die zentrale Stellung des Menschen“ betont. Dementsprechend finden sich dann die „Werte“ eines atheistischen Humanismus, vor allem der Gedanke des Pluralismus und der Toleranz. Pluralismus und (Sach-)Toleranz  schließen aber gerade feste Werte aus, wie sie uns etwa in den Zehn Geboten der Bibel vermittelt werden. Pluralismus und Toleranz – das bedeutet praktisch: Duldung unterschiedlichster Meinungen und Wertvorstellungen, auch wenn sie in Widerspruch zu Gottes Willen und Geboten stehen. Diese gottlose Basis des neuen Europa zeigt sich besonders folgenreich in Artikel 21 der EU-Charta über „Nichtdiskriminierung“, wo es heißt:

„Diskriminierungen insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung sind verboten.“

Unter „Diskriminierung“ wird die Herabsetzung eines Menschen – etwa aus den genannten Gründen – verstanden. Die entscheidende Frage freilich ist: Wann beginnt der „Straftatbestand“ Diskriminierung? Bei einer üblen Beschimpfung (die in der Tat abzulehnen und zu ahnden ist) – oder aber bereits bei einer von der Bibel her gebotenen sachlichen Kritik? Darf ein Christ etwa nicht mehr sagen: „Wer einer nichtchristlichen Religion anhängt, kann gemäß Joh 14,6 nicht zu Gott dem Vater kommen.“ Oder: „Wer Homosexualität praktiziert, tut Sünde.“?

Hier tut sich ein Konflikt zwischen dem „Nichtdiskriminierungs-Gesetz“ und der ebenfalls (bisher) gesetzlich verankerten Meinungs-, Glaubens- und Religionsfreiheit auf, der den Juristen noch viel zu schaffen machen könnte. Der christliche Jurist Thomas Zimmermans schreibt hierzu:

„Es ist damit zu rechnen, dass schon in den nächsten Jahren weitere Gesetze oder Ergänzungen zu bestehenden Gesetzen erlassen werden, in denen die Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen usw. unter Strafe gestellt oder in sonstiger Weise rechtlich belangt wird. Dies kann zur Folge haben, dass Werturteile, die sich z.B. gegen Abtreibung, feministische Positionen oder Homosexualität richten, nach solchen Gesetzen für strafbar oder schadensersatzpflichtig erklärt werden. Auch berufliche Konsequenzen insbesondere für Angehörige des öffentlichen Dienstes sind dann nicht mehr auszuschließen.

Eine EU-Richtlinie vom 29.06.2000 sieht u.a. vor, dass niemand einen Vertragsabschluss wegen der Rasse oder der ethnischen Herkunft des Anderen verweigern darf. Die Bundesjustizministerin wollte diese Kriterien u.a. auch auf ´sexuelle Orientierung` ausdehnen. Danach hätte sich ein Hauseigentümer nicht mehr weigern dürfen, eine Wohnung an ein homosexuelles Paar zu vermieten. Auch ein Tendenzschutz für christliche Kirchen und Vereinigungen wäre nicht vorgesehen gewesen, so dass diese gegebenenfalls verpflichtet wären, einen atheistischen oder moslemischen Mitarbeiter einzustellen. Auf Grund starker Proteste u.a. auch aus Wirtschaftskreisen ist diese Richtlinie bislang noch nicht in geltendes Recht umgesetzt worden, jedoch ist weiterhin jederzeit damit zu rechnen.

In Schweden wurde im Herbst 2002 mit großer Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, wonach u.a. kritische Äußerungen über Homosexualität und Homosexuelle mit Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren bestraft werden. Dies soll auch dann gelten, wenn sich der Äußernde auf die Bibel beruft; die entsprechenden Bibelstellen sollen wohl noch zitiert werden dürfen, nicht aber als weiterhin verbindliches Wort Gottes verkündigt werden dürfen. Es ist anzunehmen, dass solche Gesetze nicht auf Schweden beschränkt bleiben und auch in den anderen EU-Staaten die erforderlichen Mehrheiten finden werden.“  

6. Die Prophetie Daniels über die vier Weltreiche

Kapitel Daniel 2 geht es um einen Traum, in dem vier Weltreiche geoffenbart werden. Zunächst wird ein goldenes Haupt erwähnt – das ist das babylonische Weltreich (625 bis 538 v. Chr.). Dann kommt der silberne Brustteil, der etwas länger ist, auch entsprechend der Jahreszahlen, die dann zu sehen sind – das ist das Reich der Meder und Perser (538 bis 331 v. Chr.). Dann kommen der Bauch und die Lenden aus Kupfer: Griechenland (331 bis 168 v. Chr.). Und schließlich wird ausführlich das vierte Reich beschrieben:

“Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen. Daß du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt. Und daß die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: zum Teil wird’s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und daß du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht einander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt. Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein andres Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben, wie du ja gesehen hast, daß ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden vom Berg herunterkam, der Eisen, Kupfer, Ton, Silber und Gold zermalmte…” (Dan 2,40-45).

Das vierte Reich wird ein zerteiltes Königreich sein. Und es wird Eisenhärte haben. Viele Ausleger  – und auch ich – deuten dies auf Rom. Rom teilte sich in Ost- und Westrom und besaß die Härte des Eisens. Es betrieb große Kriegszüge, in denen es mit brachialer Gewalt viele Völker unterjochte. Schließlich ist es selber zerbrochen wie Ton. Es gibt auch Stellen in der Johannesoffenbarung, die darauf hinweisen, etwa Offb 17,8, wo von dem “Tier” gesprochen wird, das “gewesen ist, nicht ist und wieder aufsteigen wird”. Diese Stelle läßt sich auf Rom beziehen: Es ist äußerlich untergegangen, wird aber am Ende der Tage wieder entstehen. Rom folgte auf Griechenland, und wie Eisen alles zermalmt, so zermalmte es durch seine Kriegszüge seine Feinde.

Wir müssen jetzt noch eine weitere Stelle betrachten, Daniel 7,1-27. Hier ist die Rede von vier Tieren: das erste wie ein Löwe, das zweite wie ein Bär, das dritte wie ein Panther und das vierte schrecklich anzusehen mit verschiedenen Hörnern. In Daniel 7 wird dies so ausgelegt, daß diese vier Tiere vier Königreiche sind, die auf Erden an die Macht kommen werden.

Die Ausleger sind sich einig, dass es sich bei den drei ersten Reichen um das babylonische (625‑538 vor Christus), das medo-persische (538‑331 vor Christus) und das griechisch-hellenistische Weltreich (331‑168 vor Christus) handelt. Das vierte Reich wird häufig auf Rom (seit 168 vor Christus) gedeutet: Es ist zunächst geeint, bricht dann in Ost- und Westrom auseinander, verschwindet eine Zeitlang von der politischen Weltbühne und steht am Ende der Zeiten wieder auf (vergleiche Dan 2,39‑43; Offb 17,8). Das wiedererstandene römische Reich teilt sich dann in zehn Staaten (vergleiche die zehn Hörner in Offb 17,12), die manche Ausleger mit den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) gleichgesetzt haben. Die Geschichte hat gezeigt, dass diese Rechnung nicht stimmt, denn bereits 1986 wurde die Zehnzahl überschritten.

Deshalb neige ich eher der Deutung zu, die zum Beispiel Arnold Fruchtenbaum gibt, und aktualisiere sie nachfolgend. Fruchtenbaum begrenzt das vierte Reich nicht nur auf Rom im begrenzten geographischen Sinn, sondern fasst es weiter: als imperialistisches Reich, das die anderen Länder „frisst“ (Dan 7,19). Dieses Reich durchläuft fünf Phasen:

1. Das geeinte Stadium = Römisches Reich in der Antike.

2. Das zweigeteilte Stadium = die Teilung in Ost- und Westrom, die sich im politisch-religiösen Zweigestirn Rom-Konstantinopel und im zwanzigsten Jahrhundert schließlich im Ost-West-Konflikt fortsetzt. Dieses Stadium hörte meines Erachtens im Jahr 1989 auf, als der „kalte Krieg“ endete. Als nächstes kommt:

3. Das Weltherrschaftsstadium: Der Gedanke der „Neuen Weltordnung“ wird verkündet und gewinnt immer mehr Einfluss. Diesem wiederum folgt:

4. Das Zehn-Reiche-Stadium: Die zehn Reiche sind vielleicht zehn Verwaltungsbezirke, in welche die Welt zwecks besserer Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit aufgeteilt wird. Diese Möglichkeit ist meines Erachtens realistischer als die (überholte) Deutung auf Europa oder einen Staatenblock um das Mittelmeer herum.

5. Das Antichrist-Stadium: Die Deutung „zehn Reiche gleich Staatenblock um das Mittelmeer“ vertritt ‑ mit aller gebotenen Vorsicht ‑ zum Beispiel Marius Baar. Er schreibt:
„1968 haben sich in Beirut zehn arabische Länder zur OAPEC (Organisation arabischer ölausführender Länder) zusammengeschlossen … Wenn ich noch nicht davon ausgehe, dass wir hier schon die zehn Könige finden, so bin ich deshalb nicht weniger davon überzeugt, dass die zehn Könige, die ihre Macht dem Tier ‑ das nicht ist und wiederkommt ‑ übergeben, in dem fünften Reich aus Daniel 2 demnach in der Welt der Propheten zu suchen sind (siehe Offb 17,13), die in Verbindung mit oder gerade um Israels willen die Weltbühne betreten und eines Sinnes gegen Jahweh und seinen Gesalbten sein werden.“

Obwohl diese Deutung im Blick auf die Situation Israels manches für sich hat, gehe ich doch vom biblischen Gesamtkontext her davon aus, dass es sich beim antichristlichen System (bzw. seiner Vorstufe) um eine weltweite Herrschaftsausübung handelt. Die Staaten um das Mittelmeer herum oder auch Europa könnten innerhalb dieses Systems eher einzelne Verwaltungsbezirke von den zehn sein. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass das wiedervereinigte Europa – ungefähr auf dem Gebiet des antiken Römischen Reiches liegend und mit dem Vatikan in seinem Zentrum – bei der Vereinigung der Welt eine zentrale Rolle spielen könnte (siehe insbesondere die Rolle der Römisch-Katholischen Kirche, auf die ich weiter unten eingehe).
Solche Pläne, die Welt in zehn Verwaltungsbezirke zu gliedern, finden sich übrigens in Veröffentlichungen des einflussreichen Club of Rome. Der Club of Rome teilte in Plänen aus den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts die Welt in die folgenden zehn Wirtschaftsräume auf:

1.   Kanada und USA;
2.   Europäische Gemeinschaft (EG);
3.   Japan;
4.   Israel, Südafrika und Australien;
5.   Comecon-Staaten (= Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe);
6.   Lateinamerikanische Freihandelszone;
7.   Arabische Liga;
8.   Organisation für Afrikanische Einheit (OAU);
9.   Nichtkommunistische Staaten Asiens und des Südpazifiks;
10. China und kommunistisches Asien.

Vorstufen solcher Verwaltungsbezirke könnten zum Beispiel auch die bereits existierenden wirtschaftlichen Zusammenschlüsse sein, die in ihrer Zielsetzung der EU entsprechen, zum Beispiel die arabischen OPEC-Länder, die Contadora-Staaten, die Staaten des Zentralamerikanischen Gemeinsamen Marktes, die AKP- (Afrika-, Karibik-, Pazifik-)-Staaten und die ASEAN-Staaten (Ostasien).

Während des Zehn-Reiche-Stadiums – so sagt es uns die Bibel weiter – wird der Antichrist auftreten, drei Reiche vernichten und die restlichen sieben unterwerfen (vergleiche Dan 7,7f.24; Offb 17,12ff.). Dann kann er seine absolute Herrschaft ausüben. Zentren der antichristlichen Herrschaft könnten durchaus in Rom (vergleiche Offb 17f.; 1. Petr 5,13) und in Jerusalem (vergleiche Dan 9,27; 2. Thess 2,4) liegen.

Freilich handelt es sich hierbei nur um eine mögliche Deutung. Zu oft schon ist es anders gekommen, als Menschen es sich in übergenauer Konstruktion ausgedacht haben. So möchte obiges System nur ein Anstoß zum Nachdenken und weiteren Beobachten der weltpolitischen Entwicklung sein.

Fest steht allerdings Folgendes:

Die Weltgeschichte entwickelt sich – besonders auffallend seit dem Ende des 20. Jahrhunderts – auf einen Punkt zu, an dem die Menschheit aus eigener Kraft versucht, ein Friedensreich zu bauen. Sie betreibt damit nichts anderes als den Versuch, das tausendjährige messianische Friedensreich Jesu Christi (vergleiche Offb 20,1-6) aus eigener Kraft vorwegzunehmen. Die Bibel spricht deutlich davon, dass diese Bemühungen der vereinigten Menschheit ohne den einen, lebendigen Gott der Bibel im Antichristlichen ‑ im zweiten Turmbau von Babel (1.Mose 11,1‑9; Offb 17) ‑ enden werden. Doch dieses Friedensreich hat keinen Bestand. Es ist ein Reich „aus Ton und Eisen gemischt“ ‑ eine Einheit ohne Wahrheit, eine Einheit durch Vermischung unterschiedlicher Ideologien und Religionen (vergleiche Dan 2,33.43). Jesus wird sein Gericht über dieses „Sein-Wollen-wie-Gott“ der Menschheit halten: „Wenn sie sagen werden: Es ist Frieden! Es hat keine Gefahr! ‑ dann wird das Verderben schnell über sie kommen“ (1. Thess 5,3).  

7. Das wiedererstehende Römische Reich und die Römisch – Katholische Kirche

Am 29. Oktober 2004 wurde die Verfassung der Europäischen Union von Staats- und Regierungschefs aus 25 Ländern auf dem Kapitol in Rom unterzeichnet. Radio Vatikan kommentierte: „Den Text der Verfassung, der völlig ohne die Worte Gott oder Christentum auskommt, unterzeichnen alle – Ironie der Geschichte – unter einer großen, historischen Papststatue.“

War dies wirklich nur eine Ironie der Geschichte? Warum hat man denn gerade diesen symbolträchtigen Ort gewählt? Hat der Vatikan vielleicht doch mehr mit der Vereinigung Europas zu tun, als viele denken?

Am 30.10.2004 jedenfalls, einen Tag nach der Unterzeichnung, wurde der Papst mit folgenden Worten zitiert: „Die Unterzeichnung ist ein Ereignis, das auf gewisse Weise den Prozess der Erweiterung (der EU; L.G.) abschließt. Europa wurde um jene Staaten erweitert, die immer an der Herausbildung der spirituellen und institutionellen Fundamente des alten Kontinentes mitgearbeitet haben, die aber gleichzeitig in den vergangenen Jahrzehnten an den Rand dieses Kontinentes gedrängt waren. Der Heilige Stuhl und ich persönlich haben diesen Erweiterungsprozess unterstützt, damit Europa mit seinen zwei Lungenflügeln atmen kann: dem Geist des Westens und dem Geist des Ostens … Obwohl in der EU-Verfassung ein ausdrücklicher Verweis auf die christlichen Wurzeln fehlt, die doch die Kultur aller heutigen EU-Nationen bestimmt, bin ich zuversichtlich, dass die Werte des Evangeliums weiterhin die Bemühungen jener Menschen inspirieren, die für das Antlitz Europas verantwortlich zeichnen. Und ich hoffe, dass Europa dieses spirituelle Erbe als Basis seiner Einheit bewahrt.“

Immer wieder hat Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) seinen Willen zur europäischen und weltweiten Vereinigung unüberhörbar bekundet, so z.B. bei dem interreligiösen Friedensgebetstreffen in Assisi im Oktober 1986 oder bei seiner Ansprache an die südwestdeutschen Bischöfe vom 21.12.1992. Dabei sagte er:
„Ich begrüße Eure Initiative, sich der umfassenden Herausforderung des europäischen Einigungsprozesses, gemeinsam mit den Katholiken in allen Ländern Europas, zu stellen. Dabei bin ich sicher, daß ihr wie bisher die Aufgaben in dem noch umfassenderen Einigungsprozess auf dem Weg zur einen Welt nicht aus den Augen verlieren werdet.“

Ebenso äußerte sich Wojtylas Nachfolger im Papstamt, Benedikt XVI., bereits im Jahre 1995 (noch als Joseph Kardinal Ratzinger): „Der Gedanke der Nation muß durch den europäischen Gedanken ergänzt und erweitert werden, der wiederum in die weltweite Verantwortung aller Kulturen füreinander in der einen Welt einzufügen ist.“

Auch die Europafahne gibt einen Hinweis auf den Einfluß der Römisch-Katholischen Kirche auf das vereinte Europa. Sie besteht aus einem Kreis aus zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf blauem Grund. In der Internet-Enzyklopädie Wikipedia wird festgestellt:

„Entwicklungsgeschichtlich geht die Europaflagge auf die Flagge der Paneuropäischen Bewegung zurück. Bei dieser entstammen die zwölf Sterne (plus Sonnenscheibe und Kreuz) der Bibel: Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen (Offenbarung 12,1).

Ohne wirklichen Anhaltspunkt im Bibeltext, wird diese Erscheinung von der Römisch-Katholischen Kirche immer wieder auf Maria, die „Mutter Gottes“, gedeutet. Es kann sich aber – vom biblischen Kontext her – kaum um Maria handeln, sondern eher um ein Symbol für Israel oder die Gemeinde.

Dennoch hat diese Erscheinung bzw. ihre katholische Auslegung die Gestaltung der Europafahne stark beeinflusst. Nach katholischer Vorstellung ist Maria die Herrin Europas. Wir erinnern uns, dass auch Otto von Habsburg, ein überzeugter Katholik, jahrzehntelang sowohl der Paneuropa-Union als auch dem „Orden vom Goldenen Vlies“ vorstand, der Maria geweiht ist. Papst Pius XII. hatte bereits am 24.12.1941 den Appell ausgegeben, „ein neues Europa und eine neue Welt aufzubauen“. Immer wieder haben „Marien – erscheinungen“  –  in Wirklichkeit „spiritistische Phantome“ (E. M. Slade) – über ihre Medien dazu aufgerufen, Europa und die Welt zu vereinigen und diese „dem Herzen Marias zu weihen“.

Obwohl manche denken, Papst Benedikt XVI. sei „reformatorischer“ als seine Vorgänger, darf man sich doch über seine tiefreichende katholische Prägung und unbiblische Marienverehrung keine Illusionen machen. So versprach er z.B. den Teilnehmern des Weltjugendtages in Köln im August 2005 unter bestimmten Voraussetzungen einen Ablaß (!) ihrer zeitlichen Sündenstrafen im Fegefeuer. Und so hielt er wenige Tage vor diesem Kölner Großereignis in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo eine Ansprache anläßlich der „Himmelfahrt Marias“, in der er ausführte:

„Wie Christus mit seinem verherrlichten Leib von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, so wurde die ihm voll zugesellte Jungfrau mit ihrer ganzen Person in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen … Ich bitte die in den Himmel aufgenommene Jungfrau Maria um ihren Beistand für die jungen Teilnehmer des Weltjugendtages … In und mit Gott ist sie jedem von uns nahe, kennt unsere Herzen, kann unsere Gebete hören, kann uns mit ihrer mütterlichen Freundlichkeit helfen und ist uns gegeben, wie der Herr sagte, als eine Mutter, zu der wir uns in jedem Augenblick wenden können. Sie hört uns immer zu, ist uns immer nahe und besitzt als Mutter des Sohnes Anteil an der Macht des Sohnes und seiner Gottheit.“

8. Brautgemeinde gegen Babylonkirche

Die Vereinigung der Menschheit geht heute mit Riesenschritten voran. Die Frage stellt sich: Nähern wir uns der Weltherrschaft des Antichristen in Verbindung mit der Hure Babylon?

Denn zur Person des Antichristen gehört Babylon, das mit 1. Mose 11 (Turmbau zu Babel) zusammenhängt. Babylon ist das System, das mit dem Antichristen kooperiert. Die Hure Babylon ist die vom lebendigen Gott abgefallene, religiöse Welt, die dem Antichristen huldigt. Die Stadt Babylon ist die wirtschaftliche und soziale Welt, in welcher der Handel und der Verkehr gemäß Offenbarung 18 stattfinden. Der Name “Babylon” könnte damit zusammenhängen, daß das Ereignis von Babel (Sprachenverwirrung) wieder aufgehoben wird, indem man die Einheit der Welt auf allen Gebieten erstrebt: durch das politische Welteinheitsreich, durch das wirtschaftliche Einheitssystem und durch die Einheitsreligion, die eben die antichristliche Anbetungsreligion sein wird. Nun stellt sich mit Macht die Frage: Bestehen Zusammenhänge zwischen der Hure Babylon und Rom?

Die “sieben Hügel” in Offb 17,9 deuten durchaus auf Rom hin. Gerade in der damaligen Zeit, in der die Johannesoffenbarung entstanden ist, hat jeder sicherlich sofort an Rom gedacht, wenn er von den sieben Hügeln hörte. Es waren ja zum Großteil sehr problematische Kaiser, die im 1. Jahrhundert nach Christus herrschten, so daß die Anspielung auf Rom nicht verwunderlich war.

Ferner finden sich verschiedene Kennzeichen, welche auf die Römisch-Katholische Kirche zutreffen, in deren Lokalisierung und Struktur sich auf eine gewisse Weise das römische Reich fortsetzt. “Katholisch” bedeutet wörtlich “allumfassend”. Schon durch diese Selbstbezeichnung wird in der Deutung Roms der Anspruch auf Weltherrschaft oder zumindest globale Einflußnahme offen ausgesprochen. Es besteht wirklich ein universaler Anspruch des Papsttums, vor allem die Jurisdiktionsgewalt über alle katholischen Herrscher und im Grunde auch über die anderen Regenten. Der Papst hat als “Vertreter Christi und Petri” die oberste Gewalt der Rechtsprechung auf Erden.

Die römische Kirche benutzt auch heute noch Latein als Sprache. Ihre Würdenträger sind mit wertvollen Stoffen, Scharlach und Purpur, bekleidet, was auch in Offenbarung 17 und 18 eine gewisse Rolle spielt. Die römisch-katholische Kirche ist sehr reich. Der Papst trug bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil öffentlich drei aufeinandergesetzte Kronen, die “Tiara”. Rom besitzt ungeheure Kunstschätze und Reichtümer. Es ist “trunken vom Blut der Heiligen” (Offb 17,6), es hat – etwa anfangs als römische Staatsmacht und später durch die Inquisition der römisch-katholischen Kirche – viele Gläubige verfolgt und getötet. Heute ist Rom – neben dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf – Vorreiter einer “interreligiösen Ökumene” mit dem Ergebnis einer antichristlichen Vermischung der Religionen und dem Entstehen einer Welteinheitsreligion. Das hat sich etwa bei den sogenannten “Friedensgebetstreffen” der Religionen in Assisi/Italien und an anderen Orten auf Initiative des Papstes auf schockierende Weise gezeigt.

Dennoch ist die Identifikation der Hure Babylon (Offb 17 f.) mit der römisch-katholischen Kirche meines Erachtens zu eng. Ich stimme René Pache zu, der schreibt:
“Die Hure stellt nicht lediglich eine bestimmte Gruppe von Abgefallenen dar, sondern alle falsche Religion auf Erden. Es hat viele falsche Christen bei den Katholiken gegeben, aber ebenso bei den Protestanten, den Orthodoxen und anderswo. Geistlichen Ehebruch begehen alle, die ihr Herz zwischen Gott und der Welt teilen, die bei einem strengen Dogma die Bekehrung ablehnen, die vom Glauben an die Bibel abweichen, indem sie die Gottheit Jesu Christi und die Sühnekraft seines Blutes leugnen, alle, welche Andersgläubige verfolgen … Die große Hure ist die abgefallene Kirche, die Jesu Eigentum zu sein gelobte und nun mit der Welt Ehebruch treibt.”

Das tut eben nicht nur Rom, sondern das geht leider quer durch die Konfessionen hindurch. Dabei schließe ich nicht aus, dass Rom durch seine Macht und seinen Einfluß hierbei eine Schlüsselrolle übernimmt und viele auch aus anderen Konfessionen verführt.

Was sagt die Heilige Schrift über den Unterschied zwischen Hure Babylon und Brautgemeinde Christi?

Die Gemeinde ist die Braut. –  Die Hure ist die von Gott abgefallene Kirche, die nichts mehr mit seiner Wahrheit zu tun hat.
Die Gemeinde ist Christus untertan. – Die Hure aber sitzt auf dem Tier (Offenbarung 17,3).
Die Gemeinde ist das neue Jerusalem,  – die Hure das große Babylon.
Die Gemeinde ist ein Organismus, durch Gottes Geist geprägt und belebt, – während Babylon eine Weltorganisation ist, die aufgebaut wird durch Druck, Zwang und falsche Religiosität.
Die Gemeinde geht durch irdische Niedrigkeit, Verachtung und Verfolgung hindurch zur himmlischen Herrlichkeit (Mt 10,9 f.; 24,9-13; 2. Tim 3,12). – Die Hure ist auf Geld und Macht aus (Offb 17,4.18; 18,7.9-19); sie ist äußerlich prachtvoll, aber innerlich tot (vergleiche Offb 3,1).
Die Gemeinde paßt sich dem Zeitgeist nicht an, sondern ist Salz und Licht der Welt (Mt 5,13 ff.; Röm 12, 1; 1. Joh 2,15-17). – Die Hure stellt sich der Welt gleich und vertauscht Gottes Geist mit dem Zeitgeist (Offb 17,2; 18,3).
Die Gemeinde hält Jesus Christus als dem einzigen Herrn und Erlöser die Treue und lehnt jede Religionsvermischung ab (Joh 14,6; Apg 4,12). – Die Hure betreibt “Hurerei”, das heißt: sie setzt heidnische Götzen mit dem Gott der Bibel gleich und vermischt die Religionen und Ideologien (Offb 17,2.5.15; vergleiche Hos 1,2; 3,1).
Die Gemeinde setzt sich zusammen aus Gläubigen in allen Denominationen, die nur Gott wirklich kennt (Joh 17,20-26). – Die Hure bringt die wahrhaft Gläubigen zunehmend in Bedrängnis (Offb 17,6).
Die Gemeinde fällt nicht auf falsche Zeichen und Wunder herein, sondern orientiert sich allein am Wort der Heiligen Schrift (Jer 23,28; 2. Tim 3,14-17). – Die Hure lenkt durch falsche Zeichen und Wunder von den rettenden Wunden Jesu ab (vergleiche Mt 24,24; 2. Thess 2,9; Offb 13,13).
Die Gemeinde wartet auf Jesu Wiederkunft (Mt 24 f.; 2.Petr 3,11 ff.); sie bereitet Christus den Weg, indem sie viele in seine Nachfolge ruft (Mt 24,14). – Die Hure bereitet dem Antichristen den Weg, der sie zunächst für sein religiöses Gaukelwerk mißbraucht, um sie anschließend fallenzulassen (Offb 17,3.16). Die Religion Babylons vermischt also sämtliche Ideologien und Religionen miteinander und möchte sie unter Umgehung der Wahrheit Gottes zum antichristlichen Einheitssystem verbinden: Die falsche Einheit nach Offb 17 und 18 ist am Entstehen.

Die wahre Einheit hingegen ist die Einheit nach Johannes 17: die Einheit aller derjenigen – und nur derjenigen! -, die an Jesus Christus als den lebendigen Sohn Gottes glauben, ihn lieben und ihm durch alle antichristlichen Wirren hindurch die Treue halten.
Jesus Christus selber beschreibt diese wahre Einheit mit folgenden Worten in seinem Gebet zum Vater:

“Ich bitte aber nicht allein für sie (meine Jünger), sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast” (Joh 17,20 f.)

Heute geht die falsche Einheit mit Riesenschritten voran. Es gibt eine “Globalisierung” in der Politik und Wirtschaft, aber leider genauso in christlichen Kirchen und Gemeinden. Alle Religionen und Konfessionen sollen zusammenrücken um des äußeren und inneren Friedens willen. Einheit und Friede werden über Eindeutigkeit und Wahrheit gestellt. Der Maßstab ist nicht mehr “allein Christus”, “allein der Glaube” und “allein die Heilige Schrift”, sondern eine falsch verstandene Liebe (ohne Wahrheit), eine Selbstverwirklichungs-Ideologie und ein “Evangelium” zum Wohlfühlen. Hier sollten wir äußerst wachsam sein.

 Das Buch zur Vertiefung: Lothar Gassmann, Europa – das wiedererstehende Römische Reich?, 62 Seiten, 4,50 Euro

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Satan-der Widersacher Gottes (Sauer)

Erich Sauer

Satan ‑ der Widersacher Gottes

 

Auch Satan hat seine Geschichte. Es ist die klare, eindeutig erkennbare Lehre der Heiligen Schrift, daß Satan keine bloße, abstrakte Idee, sondern eine konkrete, person­hafte, übersinnliche Realität ist, ein mit höchster Intelligenz begabtes, zwar ge­fallenes, aber nichtsdestoweniger überaus machtvolles Geistwesen. Gerade seine Werke zu zerstören und die gefallene Schöpfung für Gott zurückzugewinnen und in Gott und für Gott zu verklären, war der Hauptsinn des Erlösungswerkes Christi (1. Joh. 3, 8).

Die Heilsgeschichte der Bibel läßt sechs aufeinanderfolgende Hauptzustände Satans und des Dämonischen erkennen. Diese sind von verschiedener Zeitdauer.

Luzifer in der höchsten Himmelswelt

Wenn auch die Heilige Schrift von den allerletzten, übersinnlichen Hintergründen des Weltall‑Geschehens nur wenig andeutet und auch nur mit der größten Zurück­haltung vom Ursprung und der Zulassung des Bösen spricht, so muß es dem bib­lischen Denken doch feststehen, daß der gewaltige Engelfürst, der heute, als Satan, der große „Widersacher“ Gottes ist, nicht immer von vornherein in diesem Zu­stand gewesen sein kann. Denn wenn Gott der Schöpfer des gesamten Universums ist (Kol. 1, 16), muß auch Satan, seiner Existenz nach, auf Ihn zurückgeführt wer­den. Dann aber ist klar, daß, weil Gott der Heilige nichts Sündiges und Gemeines unmittelbar aus Seiner Schöpferhand hervorgehen lassen kann, dies Geschöpf nicht von vornherein böse, sondern fleckenlos und rein gewesen sein muß. Und darum muß es auch erst später, an einem uns nicht erkennbaren, urweltlichen Zeitpunkt und auf eine uns völlig unerklärbare Weise, den ersten, bösen Gedanken gefaßt haben und von Gott abgefallen sein. Aus gewissen Hinweisen der Schrift läßt sich die Vermutung gewinnen, daß in Sonderheit Hochmut das Wesen dieser dämo­nischen Ursünde gewesen ist. So war Satan ursprünglich ein „Lichtträger“ (lat. Lucifer) göttlicher Herrlichkeit. Ja, es scheint, daß ihm, als einem der besonderen Engel‑Bezirksfürsten, ein großer Teil des Universums zur Verwaltung „übergeben” worden war (vgl. Luk. 4, 6!). In diesem ursprünglichen Lichtzustand (vgl. Hes. 28, 14) war dieser Engelfürst Gottes in der höchsten Himmelswelt.

Satan in den niederen „himmlischen Örtern“

Doch dann trat dieses Urereignis ein, das aller Not im Universum zugrunde liegt. Luzifer fiel von Gott ab und stand fortan als Fürst eines organisierten Gegenreichs Gott und Seinem Lichtreich entgegen. Er war „Feind” und „Wider­sacher” geworden. Mit diesem Fall war sein Sturz aus den höchsten Himmels­regionen verbunden. „Ich sah den Satanas vom Himmel herabfallen wie einen Blitz“, erklärt Christus (Luk. 10, 18). Satans Weltbezirk wurde mit in die Auswirkungen seines Falles hineingezogen. Er selbst blieb in den niederen Himmelsregionen (Eph. 6, 12) der „Fürst der Gewalt der Luft“ (Eph. 2, 2). Doch hat er auch von hier aus, wie die Geschichte Hiobs (Hiob 1, 6; 2, 1), die Weissagungen des Sacharja (3, 1) und die Offenbarung des Johannes (12, 10) beweisen, für be­stimmte Gelegenheiten Zutritt zum Himmelsthron. In diesen niederen „himmlischen Örtern“ bleibt er, bis er in der Endzeit mit seinen Engeln und Dämonen vom Erzengel Michael auf die Erde „herabgeworfen“ werden wird (Off. 12, 7‑13).

Im einzelnen sind für diese ganze, unübersehbar lange Zeit drei Haupt‑Unter­zeitabschnitte erkennbar:

a) Satan als Widersacher Gottes in der vormenschlichen Erdenzeit: Von seinem Fall bis zur Erschaffung des Menschen. In dieser Zeit ist Satan der Herr der verheerten Schöpfung.

b) Satan als Widersacher Gottes in der vorchristlichen Mensch­heitszeit. In dieser Zeit ist Satan, nach seinem Sieg über den Menschen (1. Mos. 3), der unbesiegte Herr der von ihm besiegten Menschheit: vom Sünden­fall des Menschen bis zum Kreuzestod Christi.

c) Satan als Widersacher Gottes in der christlichen Gemeindezeit. Dieser Zustand währt vom Kreuzessieg Christi bis zum Herabgestoßenwerden Satans auf die Erde durch den Erzengel Michael (Off. 12, 7‑13). In dieser Zeit ist Satan der grundsätzlich durch das Kreuz Besiegte, aber doch noch ‑ außerhalb der Gemeinde (Kol. 1, 13) ‑ auf Erden regierend.

So setzt mit dem Sündenfall des Menschen in der Menschheitsgeschichte gleich­sam eine schwarze Schlangenlinie ein. Sie züngelt sofort nach drei Rich­tungen:

in die Unterwelt ‑ dort schafft sie die Todeslinie; denn der Sold, den die Sünde zahlt, ist der Tod (Röm. 6, 23),

in die Menschenwelt ‑ dort schafft sie die Dämonisierung der Völkergeschichte (vgl. Dan. 10, 13; 20) und

in die obere Geisterwelt ‑ dort ist Satan fortan, auch im Hinblick auf die Ent­wicklung des Menschen, der „Fürst der Gewalt der Luft“ (Eph. 2, 2).

Dann aber trat jenes gewaltige Ereignis ein. Satan wurde am Kreuz grundsätz­lich besiegt. Der Fürst der Welt wurde gerichtet, der Starke vom Stärkeren über­wunden (Matth. 12, 29), der Schlange der Kopf zertreten (1. Mos. 3, 15). Und mit dem Fürsten der Finsternis wurde auch sein Reich überwunden. Durch das Kreuz hat der „in die Ferse Gestochene“ die Fürstentümer und Gewalten ausgezogen, ihrer Rüstung beraubt, sie öffentlich an den Pranger gestellt und Triumph über sie ge­halten (Kol. 2, 15). Von nun an kommt es zu einer fortschreitenden Entdämonisie­rung der Menschheit. Denn jedesmal, wenn ein Mensch durch den Glauben die Heilswirkungen des Gekreuzigten für sich in Anspruch nimmt, wird seine Persön­lichkeit ‑ dieser Teilbezirk der Herrschaft Satans ‑ dem Bösen entwunden. Der Fürst der Welt wird „hinausgeworfen“ (Joh. 12, 31), ein Teil seines Reiches ist ent­dämonisiert, und der Gerettete ist aus der Obrigkeit der Finsternis versetzt in das Königreich des Sohnes Gottes. So ist Satan in Wirklichkeit der große Verlierer. Zwar bleibt er zunächst noch eine Majestät, wenn auch eine gefallene und finstere (Judas 9); zwar sucht er noch mit Macht und List den Menschen zu verblenden (2. Kor. 4, 4), zu beherrschen und zu verderben (Eph. 2, 2); zwar sucht er sogar die Erlösten und Erretteten zu belasten und anzuklagen; aber dennoch bleibt es bestehen, daß Christus der Sieger ist und die Seinen an Seinem Siege teilhaben werden.

Zuletzt aber wird es zu dem entscheidenden Endkampf kommen.

Satan auf der Erde

Alles steigert sich zur Endkrise hin. Darum werden die Gegensätze nicht all­mählich ausgeglichen, sondern verschärft. Darum ist das Ende der Namenchristen­heit nicht etwa eine schließlich erreichte Kulturverchristlichung, sondern das Anti­christentum. Darum ist auch die Endentwicklung zugleich der Entscheidungskampf zwischen Gott und dem Teufel. Dabei aber wird Satan, trotz all seines Wütens, der Unterlegene sein. Es entsteht „ein Kampf in dem Himmel“, und Michael und seine Engel werfen den Drachen und seine Engel auf die Erde herab (Off. 12, 7‑9). Zwar bedeutet dies, daß Satan jetzt in ganz besonderer Weise auf der Erde wüten, die ungläubige Menschheit dämonisieren, ja, ein antichristliches Völkersystem zu teuflisch inspirierter Herrschaft und Macht emporheben kann (Off. 13, 4‑8); aber dies Toben und Wüten sind doch nur die krampfhaften Zuckungen eines der Be­siegung und Fesselung anheimgegebenen, wilden Revolutionärs (Off. 12, 12).

Zuletzt kommt der Endschlag. Christus erscheint, mit Ihm die Heerscharen des Himmels (Off. 19, 11‑16), und wie Satan und die antichristliche Völkerrevolte dasvorletzte Wort in der Menschheitsgeschichte gehabt haben werden, so wird nun Christus das letzte Wort haben. „Und es wurden ergriffen das Tier und der falsche Prophet . . . und in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt“ (Off. 19, 20), und was Satan selbst betrifft, so sagt Johannes, der Prophet: „Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herniederkommen, welcher den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in der Hand hatte. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welcher der Teufel und der Satan ist, und er band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloß zu und versiegelte über ihm“ (Off. 20, 1‑3).

Satan im Abgrund

Im Zustand dieses Gefesseltseins bleibt Satan während der Zeit des Tausend­jährigen Reiches. Jetzt kann die Menschheit aufatmen. Denn die Verführungsmacht des Teufels ist ausgeschaltet (Off. 20, 3). Die schwarze Schlangenlinie, die seit dem Herabgeworfensein Satans durch den Erzengel Michael von der niederen Himmelswelt auf die Erde herabgeschnellt war und sich eine Zeit (von Off. 12 bis Off. 19) auf der Erde selbst entlanggewunden hatte, wird nun in die Unter­welt gestoßen und windet sich dort unten während dieser ganzen Zeit der tausend Jahre (Off. 20, 3; 7). Sie kann aber keinen Einfluß nehmen auf das Geschehen auf der Erde selbst. Das bedeutet für die Mensch­heit eine ungemein große Erleichterung, Gott untertan zu bleiben. Andererseits bedeutet es eine Erhöhung der Verantwortlichkeit, wenn der Mensch nun trotzdem dennoch sündigt. Daher auch die schärfere Gerichtsbarkeit im Tausendjährigen Reich.

Satan wieder auf Erden. Gog und Magog

Zuletzt aber muß auch auf diese glanzvolle Zeit des sichtbaren Gottesreiches die Probe des Erfolges gemacht werden. Auch die Völker des Millenniums sollen freie Entscheidungsmöglichkeit haben. Niemand soll Gott in der Ewigkeit gezwungen dienen. Darum „muß“ Satan nach den tausend Jahren losgelassen werden, wenn auch nur für eine „kleine Zeit“ (Off. 20, 3 b; 7).

Das Ergebnis ist erschütternd. Die Menschheit verwirft den gütigen Gott, der sie in tausendjähriger Friedensherrschaft mit einer geradezu unbegreiflichen Fülle von Segnungen überschüttet hatte und erwählt sich Seinen Todfeind, den Teufel! Dar­um ist Weltgericht und Weltuntergang die einzige Antwort, die der heilige Gott jetzt nur noch geben kann (Off. 20, 7‑15).

Satan im Feuersee

Der Teufel aber, der die Menschheit verführte, wird in den Feuer‑ und Schwefel­see geworfen, wo sowohl das Tier (der Antichrist) ist als auch der falsche Prophet (Vers l0). Ihnen folgen im letzten Endgericht vor dem Großen Weißen Thron alle, deren Namen nicht geschrieben gefunden wurden im Buche des Lebens.

Von einem Herauskommen aus dem Feuersee und einer endlichen Errettung auch der im Endgericht Verdammten weiß die Heilige Schrift nichts. Aus dem Feuersee zeigt die Bibel keine Verbindungslinien wieder zu Gott zurück. Das ist ungeheuer ernst. Hier gilt es, ganz unter der Bindung des göttlichen Wortes zu bleiben. Wie erschütternd ist dies Ganze! Wie furchtbar sind die Gewalten, die hinter aller Sünde und allem Elend eines gefallenen Menschengeschlechts stehen! Aber wie gewaltig ist erstrecht Gott! Er überwindet den Feind, macht Seine eigene Siegeskraft offenbar und schenkt allen, die sich auf Seine Seite stellen, ewiges Leben.

Darum die ernste Frage: Auf wessen Seite stehst du? Auf der Seite Gottes oder Seines Gegners? Eine Neutralität gibt es hier nicht. Entweder ist Christus dein Glück oder Satan dein Verhängnis! Bedenke: Von deiner persönlichen Stellung­nahme hängt dein eigenes, ewiges Geschick ab. Darum wähle Christus, das Leben, auf daß du lebest.

 

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