Kann ein Christ sein Heil verlieren? (E.Mauerhofer)

Kann ein Christ sein Heil wieder verlieren?

von Prof. Dr. Erich Mauerhofer

 

Problemstellung
Es gibt – namentlich im Neuen Testament – Bibelstellen über den Heilsstand des Wiedergeborenen, die sich bei oberflächlicher Betrachtung zu widersprechen scheinen. Ich greife zwei davon exemplarisch heraus; weiter unten in diesem Artikel werde ich andere wichtige Stellen anführen:
Joh 10, 27.28: «Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmer­mehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.»
Joh 15, 2.6: «Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen;
Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.»

Das scheinbare Problem läßt sich nur lösen, wenn man die Spannung zwischen Ermutigung und Trost einerseits und Ermahnung andererseits genau beachtet. Um zu einem sorgfältigen Abwägen zwischen Verheißung und Ermahnung bzw. dem Ruf  zu erneuter Umkehr (Buße) zu gelangen, wollen wir die nötigen Grundlagenfragen kurz beleuchten:

I. Von der Heilsgewißheit zur Vollendung
Grundsätzliche Feststellung: Unter Heilsgewißheit verstehen wir die Gewißheit des Heilsbesitzes: Vgl. zum Beispiel:
 – Röm 5, 1: «Da wir nun gerecht geworden sind durch (aus) dem Glauben, haben
    wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.»
– Röm 8,16: «Der Geist selbst bezeugt unserm Geist, daß wir Kinder Gottes sind.»
– u. a. m. (Vor allem Worte, wo das «Sein» und «Haben» betont wird, z. B. Eph 1,7.)

1. Die Grundlage zum Heil bildet Gottes Heilshandeln
– in Jesus Christus: Gal 4, 4.5: «Als die Zeit erfüllt war … »
– in Jesu stellvertretendem Opfer: Röm 5, 8; 1. Petr 2, 24; 3, 18; Hebr 10, 10.14
– in Jesu Auferstehung und Erhöhung: 1. Petr 1, 3.4.; Hebr 7, 25
– dieses Heilshandeln legt Zeugnis ab von der Liebe Gottes und vom Gehor­sam
   Jesu Christi: Joh 3, 16; Hebr 5, 8.9

Die Heilsgewißheit der Gläubigen beruht auf dem göttlichen Heilsplan zu unserer Errettung (Eph 1, 3.) und auf der durch Jesus vollbrachten Versöhnung (Röm 5,10; 2. Kor 5,19), sowie auf dem, was wir durch den Glauben an Jesus geworden sind (Röm 8, 1; 2. Kor 5,17).

2. Berufung und Erwählung

Mt 22, 14: «Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.»

Aus der Perspektive des Gleichnisses von der königlichen Hochzeit wird – das   Ergebnis der anderen Erwählungsstellen vorwegnehmend – deutlich, daß die   Berufung und Erwählung von seiten Gottes durch den Menschen (in Umkehr/Buße/Bekehrung) angenommen werden muß. Wer die Berufung Gottes nicht annimmt, der gehört nicht zu den Auserwählten, und es wird ihm ergehen wie dem Mann, der ohne Hochzeitskleid vor dem König nicht bestehen kann (V. 12.13). Trotz seiner Berufung zum Himmelreich geht er verloren. Zwei der wichtigsten Erwählungsstellen finden sich in Eph 1, 3. und Röm 8, 28-30. Die Erwählung läßt sich aufgrund dieser Stellen und Parallelen in folgende Bereiche aufgliedern: Eph 1 Römer 8 andere
Der göttliche Vorsatz und Heilswille (Heilsplan) vor Grundlegung der Welt
V. 3-4 V. 28b 1.Petr 1,20
Das Vorherwissen (praescientia) und Vorher-Erkennen Gottes—V. 29aPs 139,16
Die Vorherbestimmung (praedestinatio). 29b, 30
Die Selbstoffenbarung Gottes in Jesu Christus, in der Fülle der Zeiten und der Heilsvollzug V.7 V. 32 Gal 4,4;  Joh 14,9
Die Mitteilung des göttlichen Willen V.9. 1.Tim 2,4  1.Thess 4,3 u.a.m.

Zusammengefasst wird die Erwählung in Eph 1,11ff: Eph 1,11: «in welchem wir auch zu Erben bestimmt wurden, nachdem wir vorherbestimmt waren nach dem Ratschluß seines Willens.»

3. Gottes Souveränität und die Frage der Prädestination [2]

a) Kurzer dogmengeschichtlicher Hinweis

Von Augustin zu Calvin [3] und zu seinen Nachfolgern:
– Erwählung Gottes = Erwählung einiger zum Heil. Erwählung der anderen zur
   Verdammnis = doppelte Prädestinationslehre.
Diese gedankliche Konstruktion wird in keiner Weise durch die Bibel gestützt.

b) Der biblische Standpunkt

Gottes Einladung, seine Erwählung, sein Heilswille und seine Heilstat gelten grundsätzlich allen Menschen: 1. Tim 2, 4; 2. Petr 3, 9; Röm 5, 18; 1. Joh 2, 2; 2. Kor 5, 19; Joh 3, 16; Tit 2, 11.
– Aus diesem Grunde gilt die verkündigte Heilsbotschaft allen Menschen ausnahmslos, wie der Missionsbefehl des Herrn deutlich macht: Mt 28, 18ff.; Mk 16, 15.16.

Mit Hinweis auf Mt 25, 34.41 ist die doppelte Prädestinationslehre gänzlich unhaltbar; aber auch die einfache Prädestination wird uns nirgends als Heils-­Determinismus [4] beschrieben.

4. Der Heils-Ratschluss oder die «Dekrete» [5] Gottes

Gottes Heilshandeln lag fest und stand bereit, bevor die Menschen erschaffen wurden («vor Grundlegung der Welt»: Eph 1, 4 und 1. Petr 1, 20). In diesen Zusammenhang gehören die Stellen, die von der Vorhersehung Gottes sprechen: 1. Petr 1, 2; Offb 13, 8; 17, 8; 20, 15; 21, 17.

Offb 13, 8 darf niemals verwechselt werden mit einem ewigen Heils-Determinismus (4) für einige Auserwählte, sondern steht im Zusammenhang mit dem Vorherwissen des allwissenden Gottes (vgl. Ps 139,16 und 1. Petr 2,9.10).

Die Fragen der Prädestination 2 können mit unserem kurzen Verstand nie richtig erfaßt und eingeordnet werden; wenn wir nicht die vielen Stellen über den allen Menschen geltenden Heilswillen Gottes hätten, würden wir aus dem Unvermögen, die göttliche Prädestination und des Menschen persönliche Entscheidungsfreiheit auf einen Nenner zu bringen, – genauso wie Calvin – dem  Irrtum der doppelten Prädestination verfallen. Aber ein Vergleich sämtlicher Erwählungsstellen mit den Stellen, die zur Bekehrung aufrufen, zeigt uns, daß Gottes Vorherbestimmung sich nicht unabhängig von der Entscheidung des Menschen vollzieht. Vgl. z.B. Offb 13,8 mit Offb 3,5.

Für unser begrenztes, menschliches Verständnis ist deshalb die Tatsache des «Vorher-Wissens» oder des «Vorher-Sehens» = Vorsehung Gottes bes­ser zu fassen.

5. Die vorlaufende Gnade

Da die Verlorenheit des Menschen abgrundtief ist (vgl. Eph 2, 1.5; 2 mal «tot in Übertretungen»), kommt uns die suchende Liebe Gottes entgegen (vgl. das Gleichnis vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Groschen, Lk 15, 1-10); vgl. z. B. Apg 16, 14 von Lydia in Philippi: «Dieser tat der Herr das Herz auf, daß sie achthaben konnte auf das, was von Paulus gesprochen wurde.» Vgl. ferner die sehr wichtige Stelle in Joh 6, 44.65.

Diese vorlaufende Gnade wurde schon von Augustin erkannt. Der vorlaufenden Gnade folgt die «voluntas subsequens» (der nachfolgende Wille) des Menschen. Auf das Gleichnis des verlorenen Sohnes übertragen würde das heißen: Die vorlaufende Gnade geht dem Verlorenen nach und führt ihn zur Selbsterkenntnis.

Hätte der zum Schweinehirten degradierte und versklavte Sohn sich diesem «Gnadenzug» verschlossen, dann hätte nie eine innere Ein­kehr, Umkehr und Heimkehr stattgefunden (vgl. Lk 15, 18ff.).

6. Die Gnadenwahl

In den Zusammenhang der Erwählung zum ewigen Leben gehört der Hinweis auf die Gnadenwahl. Niemand und nichts hätte Gott zwingen können, uns – von Natur – verlorene Menschen zu retten. Sein Erlösungsplan und der Heilsvollzug in Kreuz und Auferstehung Jesu verbinden sich zum größten Liebesangebot; dieses ist freiwilliges, unfassbar großes Geschenk: Es ist Gnade.
– Vgl. die Gnadenwahl Israels: Dtn 7, 7.8a
– Vgl. die Gnadenwahl im Neuen Testament durch Christus für Juden und Heiden:
   Eph 2, 8.9 u. a. m.

7. Erwählung und persönliche Verantwortung des Menschen

a) Erwählung und Berufung (identisch): 2. Petr 1, 10: «Darum, liebe Brüder, befleißiget euch, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr nicht straucheln.» Vgl. ferner: Offb 17, 14b; Lk 6, 13 u. a.

b) Berufung als Aktualisierung des göttlichen Ratschlusses: 2. Tim 1, 9: «Er hat uns gerettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Ratschluß und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt.» Vgl. ferner: Hebr 3, 1; 2.Thess 2, 14

c) Berufene (Gerufene) nehmen den Ruf (die Einladung) Gottes an und sind  Erwählte: Mt 22,14: «Denn viele sind Berufene, wenige aber sind Auserwählte.»

Der Theologe Donald Guthrie sagt mit Recht, daß die Erwählten diejenigen sind, die die Einladung auch wirklich annehmen bzw. angenommen haben.

d) Gott verfügt nicht über den Menschen; er handelt aber auch nicht ohne den Menschen: 1. Kor 15, 10: «Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade ist nicht vergeblich gewesen an mir.» Vgl. ferner Röm 1, 6.7

– Vorsehung Gottes und des Menschen Verantwortung: vgl. z. B. Apg 27,24.31

– Berufung Gottes und der Wille des Menschen: Mt 22, 3 «… sie wollten nicht kommen». Mt 23, 37 «… ihr habt nicht gewollt». Joh 5, 40 «aber ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben hättet». Joh 1, 12 «Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen die an seinen Namen glauben.»

e) Erwählte sind Gläubige: 1. Thess 1, 4ff.; Tit 1, 1; Röm 8, 33; u. a. m.
f) Die Gläubigen werden erst nach der Annahme des Heils als Auserwählte bezeichnet: 1. Thess 1, 4.5 «Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, daß ihr erwählt  seid; denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch … ». Vgl. V. 6-10
g) Das Ziel der Erwählung ist die Umgestaltung ins Bild Jesu Christi: Röm 8,29. Achtung: Erwählung ist eine ganz entscheidende Etappe zum ewigen Ziel, aber die Erwählung ist nicht schon die Vollendung!
h) Erwählung und Nachfolge: Die Erwählten (1. Thess 1, 4) brauchen noch dringend die gegenseitige Ermahnung (1. Thess 5, 9.11), die lehrmäßige Festigung (2. Thess 2, 13.15), wachstümliche Heiligung (1. Thess 4, 3.7; 5, 23), ein würdiges Verhalten (Eph 4, 1-6; Kol 3, 12-14) und das Festmachen der Erwählung (2. Petr 1, 9-11). Noch ist das Ziel nicht erreicht (Phil 3, 13.14). Der Glaubenskampf ist mit der Hilfe des Herrn zu bestehen (2. Tim 2, 10; 1. Petr 5, 8.9; 1. Kor 9, 24-27).

8. Gott bewahrt die Gläubigen

– Das Ziel wird uns bewahrt: 1. Petr 1, 4; 2. Tim 1, 12
– Gott bewahrt uns selber: 2. Thess 3, 3; 1. Petr 1, 5; Joh 10, 28; Phil 4, 7; Jud 24; 
– Gott stärkt die Gläubigen: 2. Thess 2, 16; 3, 3; 1. Petr 5, 10; Kol 1,11; Hebr 13, 21
– Gott reinigt und heiligt uns: Joh 15, 2; 1. Joh 1,7; Joh 17,17; Eph 5, 26; 1.Thess 5,23
– Jesu bewahrender Gebets- und Fürsprecherdienst: Joh 17, 11.15; Röm 8, 34; 1. Joh 2, 1; Hebr 7, 25
– Der Herr läßt die Gläubigen nicht allein (Joh 14, 16-18). Er bewahrt, stärkt, reinigt und führt ans Ziel.

9. Die Vollendung

a) Zusicherung der Vollendung
– Durch den Glauben an Jesus sind wir Kinder und Erben Gottes: Röm 8, 17; Gal 4, 7; Tit 3, 7; Jak 2, 5
– Den Wiedergeborenen ist der Heilige Geist als «Angeld» (Pfand) geschenkt: Eph 1, 14; 2. Kor 1, 22; 5, 5

b) Gottes vollendendes Handeln

– Gottes Treue: 2. Thess 2, 13-17
– Gottes Treue in der Versuchung: 1. Kor 10, 13; 2. Thess 3, 3
– Gottes Treue in der Vergebung: 1. Joh 1, 7b.9; 2, 1.2
– Gottes Treue in der Bewahrung bis ans Ende: 1. Kor 1, 8.9; 1. Thess 5, 23

Von Gottes Seite her ist das sichere Geführtwerden bis zum Ziel garantiert: Hebr 10, 14; 12, 2; Phil 1, 6

 c) Aber nicht ohne Hinweis auf die persönliche Verantwortung!

Allerdings tritt oft gerade im Zusammenhang mit Vollendungsverheißungen ein deutlicher Hinweis auf die persönliche Verantwortung des Gläubigen zutage: Gottes Zusage und Treuepersönliche Verantwortung: Phil 1,6: Phil 2,13; 1.Kor 1,8.9; Heb 12,2; Phil 2,12; 1.Kor 1,10a, und alle Ermahnungen im 1. Korintherbrief; Hebr 12,1-17

10. Stellen, die scheinbar von der Unverlierbarkeit des ewigen Lebens sprechen

– Röm 8, 30: Nach D. Guthrie ist diese Stelle an Menschen gerichtet, die Jesus angenommen haben. Paulus spricht hier nicht darüber, was mit denen geschieht, die den göttlichen Erlösungsplan ablehnen. Grayston sagt zu dieser Stelle: «Die Antwort auf die Frage, ob wir das Ziel erreichen oder nicht, ist nicht prädeterminiert.» [8]

– Röm 11, 29: «Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.» Dieses Wort spricht ganz eindeutig über Gottes Plan mit dem Volk Israel und nicht über die Heilsordnung für den Christen.

– Joh 6, 37.39: «Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (39:) Das ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern, daß ich’s auferwecke am Jüngsten Tage.»

Die große Verheißung spricht von der Treue des Herrn, die sicher zum Ziel (zur Vollendung) führt, wenn sie nicht durch menschliche Auflehnung durchkreuzt wird!

– Stellen wie Eph 2, 5-10; Röm 6, 1 ff.; 8, 1 ff.; 1. Kor 6, 11 und viele andere mehr reden vom Heilsstand des Gläubigen in der Wiedergeburt und nicht von der Vollendung.
– Joh 14, 16: «Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster (Beistand) geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit.» Das überwältigend Neue im Neuen Bund – seit Pfingsten – ist die Tatsache, daß der Heilige Geist im Gläubigen bleibt, wohnt und zwar für immer (so auch Jesus und sogar der Vater: Joh 14, 23; Röm 8, 10.11; Kol 1, 27; u. a. m.).
– Vgl. Röm 7, 4 mit Gal 5, 4
– Joh 10, 28: Niemand – von dritter Seite- vermag uns aus Jesu Hand zu reißen! Wie wunderbar ist doch die bewahrende Macht des Herrn.
– Röm 8, 38.39: Zusammenfassung der göttlichen Bewahrungsverheißungen, die bis zur Vollendung reichen; aber auch in diesem Text ist in V. 37 das persönliche Engagement (Überwinder-Sein) angesprochen.
– Joh 5, 24: Hier ist vom Endgericht und nicht vom Preisrichterthron (2. Kor 5, 10; 1. Kor 3, 11 ff.) die Rede.

Die Heilige Schrift zeigt folgenden Befund: Es gibt Heilsgewißheit, Heilsfreude, Gottesverheißungen und seine Allmacht, den Gläubigen bis zur Vollendung zu führen; aber es gibt nirgends eine einseitige, automatische oder selbstverständliche Heilssicherheit, die unabhängig vom Tun und Lassen des Gläubigen (vgl. persönliche Reinigung: 2. Kor 7, 1 u. a.) sicher und unabänderlich zum Ziel führt. Das Heil des Gläubigen ist allein in der Gnade Gottes begriffen, schaltet aber die Persönlichkeit des Men­schen nie aus, wie der Wechsel von Heilsindikativ (z. B. Röm 6, 1 ff. u. a. m.) und Heilsimperativ [10] (Röm 6, 11 ff. u. a. m.) deutlich macht. Keine der genann­ten Stellen bestätigt die Lehre von der Unverlierbarkeit des Heils.

II. Kurzer Hinweis auf die Ermahnung im Neuen Testament

 Auf die ermahnenden Teile der neutestamentlichen Briefe ist bereits weiter oben hingewiesen worden und zwar im Zusammenhang mit der persönlichen Verantwortung des Gläubigen.

1. Die Tatsache der Ermahnung

Die Ermahnungen an die Gläubigen bilden ein ganz wesentliches Element des neutestamentlichen Gemeindebaus.

– Apg 11, 23: «Als dieser (Barnabas/V. 22) dort hingekommen war (nach  Antiochien/V. 22) und die Gnade Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben.»
– Vgl. ferner Apg 13, 43; 14, 22; Röm 12, 1 ff. Eph 4, 1 ff.; Kol 3, 1 ff.; u. a. m. (vgl. Konkordanz)
– Der ganze Hebräerbrief wird vom unbekannten Verfasser als «Wort der Ermahnung» bezeichnet, Hebr 13, 22.

  2. Der Inhalt der Ermahnung

– Bleiben im Herrn: in Joh 15, 4-10 steht das Verb «bleiben» 11 mal; vgl. ferner 1. Joh 3, 24. Besonders: «bleiben» am Wort (Joh 8, 31; 2. Tim 3,14-17) und «bleiben» im Glauben und in der Gnade (Apg 13, 43; 14, 22; Kol 1, 23).

– Trennen, sich absondern und fliehen: 2. Kor 6, 14-17; Hebr 12, 1; 1. Kor 6,18; 2. Tim 2,22.
– Nicht mehr lieben (die Welt): 1. Joh 2, 15-17.
– Bewahren (das Wort Gottes): Offb 2, 25; 3, 10; Lk 11, 28. – Sich hüten (vor Irrlehre und Verführung): 2. Petr 3, 17.
– Einhalten (die Gebote Gottes): Joh 15, 10; 14, 21 u. a. m.
– Festhalten; vgl. ferner: wachen – sich umgürten – beachten – stärken – vergeben – sich reinigen – handeln – kämpfen

Die Ermahnungen rufen dazu auf, das gewaltige Geschenk des neuen Lebens in Christus in der Praxis des Alltags zur Anwendung zu bringen. Die stete Wachsamkeit der Gläubigen soll vertieft werden im Blick auf den wiederkommenden Herrn (2. Tim 4, 8; Hebr 9, 28).

3. Grund für die vielen Ermahnungen

– Verschiedene Gefahren: Liebe zur Welt (1. Joh 2,15-17; Jak 4, 4), Sünde (Röm 8,13), Irrlehre (2. Joh 7), Verfolgung (1. Thess 3, 3-5), eigene Müdig­keit und Trägheit (Hebr 12, 12).
– Die Heiligkeit und das Gericht Gottes: Gal 6, 7-9 (dieses Wort ist an Gläubige gerichtet!)
– Gericht Gottes bei Fruchtlosigkeit (Joh 15, 2), bei Lauheit (Offb 3, 14ff.), bei Rückfall in Sünde (Gal 5, 16-21; 1. Kor 3, 17) und bei Liebe zur Welt (Jak 4,4).

4. Der Herr will unseren Gehorsam

1. Petr 1, 14-16: «Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit der Unwissenheit dientet, (15:) sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. (16:) Denn es steht geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.»

Ungehorsam, unbereinigte Sünde und ein erneutes Verharren in der Sünde sowie innere Verhärtung sind Schritte, die zur Apostasie[13] führen.

Zusammenfassung

Der Christ steht in ständiger Gefahr. Die bewahrende Macht Gottes ist groß genug, um den Gläubigen zu bewahren. Deshalb wird er aufgefordert und ermahnt, bei und in Jesus und in ständiger Lebensbereinigung zu stehen. An mindestens zwei Stellen wird der Christ persönlich aufgefordert, sich selbst zu reinigen (2. Kor 7, 1 und 1. Joh 3, 3). Es wäre verkehrt, den Akzent allein auf die vom Herrn geforderte Selbstreinigung zu legen; aber ebenso verkehrt ist die Einstellung, Wachstum, Umgestaltung und Nachfolge des Gläubigen seien die alleinige Aufgabe des Heiligen Geistes, die dieser ganz und ohne menschliches Dazutun beim Gläubigen vollziehe.

Wohlverstanden: Es ist keine Frage, ob wir etwas zum Heil (zu unserer Erlösung) hinzutun könnten oder müßten. Dies ist gänzlich unmöglich! Hingegen zeigt uns das Neue Testament deutlich, daß bei Stellen, die das Bleiben in Jesus, die Heiligung, das Wachstum und die Nachfolge des Wiedergeborenen betreffen, ein Zweifaches zu beachten ist:

– Heiligung (Wachstum) ist Geschenk des Herrn und wird durch den Heiligen Geist an uns und in uns vollzogen;
– aber ebenso wird Heiligung voll und ganz in den Verantwortungsbereich des Menschen gestellt.

Gerade ein sorgfältiges Beachten dieser biblischen «Spannung» zwischen Geschenk und Verantwortung oder zwischen Indikativs und Imperativ[14] zeigt, daß die Personalität des Gläubigen auch nach der Wiedergeburt von Gott her voll gewahrt bleibt. Gott kann im Gläubigen nur soweit voranschreiten, wie dieser ihm sein Einverständnis dazu gibt.

Wo das Wirken des Heiligen Geistes abgeblockt wird, kommt der Christ in die Lauheit und erneut in den geistlichen Tod hinein (vgl. Offb 3, 1.14ff.). Wer einseitig das Wirken Gottes am Gläubigen auf Kosten der persönlichen Verantwortung betont, kann die biblische Tiefendimension der Ermahnung nicht richtig erfassen. Am Beispiel von Joh 15, 4 wäre die Befehlsform «Bleibet in mir» nichts anderes als eine rhetorische Aufforderung, da es ja ganz undenkbar wäre, daß das organisch mit dem Weinstock verwachsene Rebschoß je einmal wieder vom Weinstock abgetrennt werden könnte, aber genau das, was die Lehrmeinung der Unverlier­barkeit des Heils irrtümlicherweise für ausgeschlossen hält, zeigt der Herr als erschütternde Möglichkeit auf. Die Verse 2 und 6 lassen keinen Zweifel dar­über offen, daß Wiedergeborene unter bestimmten Umständen wieder abfal­len und verlorengehen können. Vgl. genauso Röm 11, 17-24, wobei gerade die Römerstelle deutlich macht, daß offenbar auch für «Abgefallene» bis zu einem gewissen Grad eine Rückkehr offen steht. Diese Tatsache (Aufruf zur erneuten Umkehr) ist auch in den Sendschreiben (Offb 2 und 3) ersichtlich; aber die Heilige Schrift zeigt, daß irgendwo eine Grenze liegt, und daß, wer diese Grenze überschritten hat, nicht mehr zurückkehrt, sondern verloren ist.

III. Die Apostasie

1. Warnung vor dem Abfall

– Offb 2, 5: «So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und kehre um (tue Buße) und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte – wenn du nicht umkehrst (Buße tust).» – Vgl. ebenso Offb 3, 2.3.19.20.

2. Gott will niemals unseren Abfall

– Hebr 3, 12-14: «Sehet zu, liebe Brüder, daß keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt (apostenai) von dem lebendigen Gott; (13:) sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es ‘heute’ heißt, daß nicht jemand verstockt werde durch den Betrug der Sünde. (14:) Denn wir sind Teilhaber Christi geworden, wenn anders wir die Zusage vom Anfang bis zum Ende festhalten.»

– Vgl. ferner: Hebr 12, 25; 1. Kor 10, 1-14; 1. Petr 4, 12-19; 2. Petr 2, 20.

3. Gott braucht Erziehungswege («Züchtigung»), um die Gläubigen vor dem Abfall zu bewahren

Hebr 12,1-17: «Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasset uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist (2:) und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher, da er wohl hätte können Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes. (3:) Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, auf daß ihr nicht matt werdet und nicht in eurem Mut ablasset. (4:) Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf wider die Sünde (5:) und habt bereits vergessen des Trostes, der zu euch redet als zu seinen Kindern (Spr 3, 11.12): «Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst. (6:) Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er straft einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.» (7:) Gott erzieht euch, wenn ihr dulden müsst! Als seinen Kindern begegnet euch Gott; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? (8:) Seid ihr aber ohne Züchtigung, welche sie alle erfah­ren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder. (9:) Und so wir unsere leiblichen Väter haben zu Züchtigern gehabt und sie gescheut, sollten wir dann nicht viel mehr untertan sein dem Vater der Geister, auf daß wir leben? (10:) Denn jene haben uns gezüchtigt wenige Tage, wie es ihnen gut dünkte, dieser aber zu unserm Besten, auf daß wir an seiner Heiligkeit Teil erlangen. (11:) Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber hernach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind. (12:) Darum richtet wieder auf die lässigen Hände und die müden Knie (13:) und tut gewisse Tritte mit euren Füßen, daß nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde. (14:) Jaget dem Frieden nach gegen jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird, (15:) und sehet darauf, daß nicht jemand Gottes Gnade versäume; daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und die Gemeinde dadurch befleckt werde; (16:) daß nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte. (17:) Ihr wisset ja, daß er hernach, da er den Segen  ererben wollte, verworfen ward; denn er fand keinen Raum zur Buße, wiewohl er sie mit Tränen suchte.»

 4. Vorstufen der Apostasie

– Mißachtung der Lehre: Hebr 2, 1 «Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben.»

– Verhärtung des Herzens: Hebr 3, 13 (vgl. oben). Professor E. Hoffmann schrieb zur «Verstockung» in seiner Hebräerbrief-Auslegung: «Das Herz verhärten bedeutet, es durch dauerndes Widerstreben gegen Gottes Anspruch und Zuspruch so unempfindlich machen, daß es gegenüber seinem Wirken ganz abgestumpft ist.»

5. Gottes Langmut

Über die Verführerin Isebel in der Gemeinde Thyatira sagt der Herr: «Ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sich nicht bekehren von ihrer Hurerei.» (Offb 2, 21). Der erste Satzteil: «Ich habe ihr Zeit gegeben» erinnert an Röm 2, 4, wo geschrieben steht: «Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und seiner Geduld und seiner Langmut? Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Umkehr (Buße) leitet?»

Aus diesem kurzen Hinweis ist ersichtlich, daß sich der endgültige, irreversible Abfall von Gott im Leben des lauen Christen nicht von einem Moment auf den anderen vollzieht. Er geht, ohne Reue und Umkehr und bei stetig fort­schreitender Verhärtung des Herzens, Stufe um Stufe tiefer in die Sünde hinein und innerlich immer weiter weg von Gott. In dieser tragischen

Phase des Abgleitens («backsliding») stellt der Herr dem nicht mehr klar im Glauben Ste­henden «Barrieren» seiner rückrufenden Liebe in den Weg. Die Umkehr-Rufe in den Sendschreiben (Offb 2, 5; 3, 2.3.18-20) sowie die siebenfache «Überwinder»-Verheißung als Ansporn (2, 7.11.17.26-28; 3, 5.12.21) sind solche Liebesrufe des langmütigen Gottes.

Die «Warnschilder» Gottes in den Ermahnungs-Abschnitten zeigen, daß der Herr sein mit dem Blut Jesu teuer erkauftes Eigentum (1. Kor 6, 20) nicht billig losläßt. Gerade die Stellen, die vom Ringen der Apostel für das Festbleiben der Gemeindeglieder Zeugnis ablegen, zeigen etwas vom tiefen Ernst dieser Situation; vgl. z. B. 2. Kor 11, 1-4 (13-15). Fehltritte im Glaubensleben sind nicht schon Apostasie (vgl. Gal 6, 1; u. a. m.); aber ein bewusstes Verharren in der Sünde führt zu dem schrecklichen Ergebnis, das uns die Heilige Schrift ohne Beschönigung und ohne es zu verschweigen aufzeigt.

6. Der irreversible  Schritt in den endgültigen Abfall

Hier sehe ich vor allem 3-4 Stellen[16] (ohne Parallelen gerechnet) im Neuen Testament, die die tragische Grenzüberschreitung zur Apostasie bezeugen:

a) 1. Joh 5, 16.17 im Zusammenhang mit Mt 12, 31.32 (Parallelen) 1. Joh 5, 16.17: «Wenn jemand seinen Bruder sündigen (präs.pt. = durativ) sieht, eine Sünde nicht zum Tode, so wird er für ihn bitten (so bitte er für ihn; Futur im Sinne eines Imperativs), und er wird ihm (das) Leben geben, denen die sündigen, (aber) nicht zum Tode; es gibt eine Sünde zum Tode, bezüglich jener sage ich nicht, daß er bitte. (17:) Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, und es gibt Sünde nicht zum Tode.»

Mt 12, 31.32b: «Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung des Geistes (gegen den Geist) wird nicht vergeben werden … (32b:) weder in diesem Zeitalter, noch im kommenden.»

Ich fasse hier nur kurz die wichtigsten Punkte zusammen:

– Ein Christ (ein Bruder) kann die «Sünde zum Tode» begehen; vgl. Textzusammenhang.

– Der Inhalt dieser Sünde wird nicht beschrieben; aber der Tatbestand muß so gravierend sein, daß die Mitbrüder den Unterschied zwischen einer «Sünde nicht zum Tode» und der «Sünde zum Tode» ohne Mühe erkennen.

– Die «Sünde zum Tode» ist unvergebbar. Jede Fürbitte für diesen Menschen wird verwehrt.

– Mit dem «Tod» kann unmöglich nur der physische Tod gemeint sein.

– Als deutliche Parallele zu 1. Joh 5, 16.17 ist das Wort Jesu zu erwähnen von der «Lästerung gegen den Heiligen Geist» (Mt 12, 31.32; Mk 3, 29; Lk 12, 10), welche in Ewigkeit nie vergeben werden kann. E. Gaugler sagt beim Vergleich von Mt 12, 31.32 mit unserer Stelle[17]: «In der Abwehr Jesu handelt es sich um die Lästerung der israelitischen Führer, die wider besseres Wissen Jesu Kampf wider die dämonische Welt, die er durch den göttlichen Geist bekämpft, auf dämonische Mächte selbst zurückführt … Hier aber ist offensichtlich an Brüder gedacht, die sich noch als solche ausgeben, aber eine Sünde begehen, die eindeutig zum Verlust des im Glauben empfangenen Le­bens führen, zur Abschnürung vom Heil führen muß. Es ist also an die noch unheimlichere Verführermacht solcher Brüder gedacht, die nicht aus Schwä­che, nicht aus Angst vor Verfolgung, sondern in vermessener Verleugnung des Glaubens an den gekommenen Christus die Gemeinde selbst in Gefahr bringen. Ganz scharf können wir diese anticristoi antichristoi nicht mehr identifizieren. Aber daß es um diesen Entscheidungskampf geht, beweist auch der letzte Vers unseres Briefes, der geradezu vor den eidola eidola (Götzen) warnt, was wohl in diesen Zusammenhang gehört.»

b) Hebr 6, 4-8
Hebr 6, 4-6: «Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind (5:) und das gute Wort Gottes und Kräfte des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben (6:) und (doch) abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen und dem Spott aussetzen.»  

Zu Vers 4: Die hier Beschriebenen sind Christen: – Sie waren erleuchtet (Hebr 10, 32; 2. Kor 4, 6)  

– Sie haben die himmlische Gabe geschmeckt (Joh 4, 10; 6, 33; Eph 5, 2; 2. Kor 9, 15)  

– Sie waren des Heiligen Geistes teilhaftig geworden (Röm 8, 9; Eph 1, 13f.; 2. Kor 1, 21.22; Apg 2, 38 [Hebr 3,14])

Diese drei Aussagen und die zwei weiteren von Vers 5 wären im Blick auf einen Mitläufer oder Namenschristen absolut undenkbar.  

  Zu Vers 6: Eine Erneuerung aus diesem Abfall ist unmöglich (V. 4a), «da sie für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen und dem Spott preisgeben» (6b). Das heißt, daß hier eine Pervertierung[18] des Allerheiligsten stattgefunden hat.

Hier werden Jesus und sein Opfer in den Kot getreten. Merkmale der Apostaten sind: Spott und Lästerung gegen Jesus. Wer hier angelangt ist, kann und will nicht mehr umkehren.

c) Hebr 10, 26-31

Hebr 10, 26-31: «Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein anderes Opfer mehr für die Sünden, (27:) sondern es bleibt nichts als ein schreckliches Warten auf

das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren wird. (28:) Wenn jemand das Gesetz Mose bricht, der muß sterben ohne Barmherzigkeit auf zwei oder drei Zeugen hin. (29:) Wieviel ärgere Strafe, meinet ihr, wird der

  verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes unrein achtet, durch welches er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht? (30:) Denn wir kennen den, der gesagt hat (5. Mose 32, 35.36): ‘Die Rache ist mein, ich will vergelten’, und abermals: ‘Der Herr wird sein Volk richten.’ (31:) Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.»

Der Beschriebene ist ein Christ:

 – Er hat nach Vers 26 die Erkenntnis der Wahrheit erlangt (vgl. Tit 1, 1; 1. Tim 4, 3; 2. Joh 1). Dieser Besitz der Erkenntnis der Wahrheit gehört nur den Wiedergeborenen.

– Er wurde geheiligt durch das Blut des Bundes (Vers 29) (Vgl. Hebr 9, 14.15; 10, 10; 1. Petr 1, 2). Reinigung und Heiligung durchs Blut Jesu sind deutliche Kennzeichen eines Wiedergeborenen.

– Er war im Besitz des Geistes der Gnade (Vers 29) (vgl. 2. Tim 1, 7; Röm 8, 9; 2. Kor 1, 22). Auch wenn aus Vers 29 nicht ganz eindeutig vom persönlichen Besitz des Geistes der Gnade die Rede ist, legt dies doch der Textzu­sammenhang nahe. Wer diese Schlußfolgerung nicht nachvollziehen kann, sei auf die beiden eindeutigen Zeugnisse weiter oben (Besitz der Erkenntnis der Wahrheit und Heiligung durch das Blut Jesu) verwiesen.  

Die Kennzeichen des Abfalls nach Hebr 10, 26-31 sind:

– Der Sohn Gottes wird mit Füßen getreten (Vers 29), d. h. daß Jesus verachtet und verraten wird. Unwillkürlich steht hier das Bild eines Judas Ischarioth vor uns: Vgl. Joh 13, 18 (Ps 41, 10) und in diesem Zusammenhang die äußerst wichtige Stelle in Mt 26, 24, die uns zeigt, daß Judas vor Gott voll verantwortlich ist.

– Das Blut des Bundes wird für gemein (unrein) geachtet (Vers 29). Hier handelt es sich um eine entwertende Verachtung und Schmähung des teuren Blutes Christi. Dieser höchstbezahlte Loskaufpreis (vgl. Eph 1, 7; 1. Petr 1, 18.19; 1. Kor 6, 20a) wird profaniert [19] und die erlösende Kraft des Blutes Jesu (Eph 1, 7) verleugnet.

– Der Geist der Gnade (der Heilige Geist) wird geschmäht (Vers 29). Hier sind wir bei der Lästerung des Heiligen Geistes von Mt 12, 31.32! (Vgl. oben).

– Das mutwillige Sündigen (Vers 26). Das mutwillige Sündigen ist nicht zu verwechseln mit einer besonders gefährdeten «Schwachstelle» beim Gläubigen, wo der Feind leider schon oft den Wiedergeborenen zu Fall gebracht hat (Gedankensünden, Lieblosigkeit, Zorn usw.). Wenn der Gestrauchelte seine Sünde sofort bereut und bekennt und sich erneut und immer wieder reinigen läßt durch das Blut Jesu (nach 1. Joh 1, 7b), wird ihm Vergebung und mit der Hilfe des Herrn der Sieg zuteil. Viele Schwache und über ihre Fehltritte Leidtragende meinten schon, sie hätten «mutwillig» gesündigt, und ihnen werde jetzt keine Vergebung mehr zuteil; aber gerade ihre Reue über die begange­nen Sünden ist  das deutliche Kennzeichen, daß keine mutwillige Sünde im Sinne von Hebr 10,26 vorliegt. Das mutwillige und vorsätzliche Sündigen geschieht provokativ[20] im Sinne von Röm 1,32: «Sie wissen, daß die solches tun, nach Gottes Recht den Tod verdienen; aber sie tun es nicht allein, son­dern sie haben auch Gefallen an denen, die es tun.»

Wir haben oben gesagt, daß das Verharren in der Sünde und die Verstockung des Herzens Stationen seien auf dem Weg zum endgültigen Abfall. Deshalb soll in unserer Verkündigung immer wieder deutlich gewarnt werden vor dieser leichtfertigen Haltung. Wer sich nach Eph 5, 14 nicht aufwecken läßt aus seinem Sündenschlaf, der verfällt dem ewigen Tod.

– Eine Umkehr ist unmöglich. Wer auf die in Hebr 10, 26-31 beschriebene Weise ein Abgefallener und Spötter geworden ist, auf den wartet nach den Versen 27 und 31 nur noch das unausweichliche Gericht: Hebr 10, 31 «Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.»

Schlusswort

Die Heilige Schrift zeigt den ganzen Ernst der Tatsache, daß ein wiedergeborener Christ verlorengehen kann:  

– nicht wegen der Unvollkommenheit des Erlösungswerkes Jesu Christi;  

– nicht wegen mangelnder Liebe Gottes;  

– nicht weil Gottes bewahrende Macht schwächer wäre als Satans Verführungsmacht;

– auch nicht wegen persönlicher Schwachheiten (1. Kor 10, 13 und Hebr 4,14-16).  

Ein Christ geht nur dann verloren,

– wenn er in der Sünde und in einem «fleischlichen» Christsein verharrt (Röm 8, 5);  

– wenn er sich verstockt und das Mahnen des Heiligen Geistes zum Schweigen bringt (Eph 4, 30; u. a. m.);

– wenn Jesus wieder aus dem Herzen weichen muß (Offb 3, 20);

– wenn er die heimsuchende Liebe Gottes verachtet und zum Spötter und Verführer wird, so daß er die unvergebbare Sünde der Lästerung wider den Heiligen Geist begeht.

Die Schärfe der Aussagen über den Abfall läßt sich nicht leugnen; aber das ist nicht Hauptgegenstand der biblischen Ermahnungslehren, deshalb wollen wir nicht mit dem Hinweis auf die mögliche Apostasie (13) schließen, sondern unseren Blick auf Jesus richten und die liebevolle Ermahnung des Hebräerbriefschreibers annehmen, die er im Auftrag Gottes weitergibt und die auch uns heute gilt:

«Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen alles, was uns beschwert und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasset uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, (2:) und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens,  welcher, da er wohl hätte können Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes. (3) Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, auf daß ihr nicht matt werdet und nicht in eurem Mut ablas­set.» (Hebr 12, 1-3)

 Prof. Dr. Erich Mauerhofer

[1] Dieser Vortrag wurde zusammengestellt unter dankbarer Verwendung der
     Dogmatik-Abschlussarbeit von Herrn Joachim Kuge zum Thema:
     Heilssicherheit o. Heilssorge/Kann ein Christ verloren gehen? FETA Basel, 1986
[2] Prädestination: Vorherbestimmung zum Heil
[3] Vgl. Institutio III, 21,5
[4] Heilsdeterminismus = Heilszwang
[5] Dekrete Gottes = göttliche Verfügung, Verordnung.
[9] Indikativ: Wirklichkeitsform (eines Zeitwortes), mit der das tatsächliche
      Gegebene beschrieben wird; hier: das Gegebene, Geschenkte.
[10] Imperativ: Befehlsform (eines Zeitwortes) die eine Forderung ausdrückt;
       hier : Forderung.
[11] Der Stellenbefund im Neuen Testament nach der Computer-Konkordanz: Das häufigste Wort für ermahnen; ist parakaleo; dieses Wort erscheint 109mal im Neuen Testament. Das Substantiv Ermahnung (paraklesis) hat 29 Stellen. Das Wort zurechtweisen (noutetheo) findet sich 8 mal und das dazugehörige Substantiv (nouthesia) 3mal, wobei die Skala mit weniger gebräuchlichen Worten noch vergrößert werden könnte; vgl. z.B. epanorthosis = Zurechtweisung in 2. Tim 3,16.
[13] Apostasie = der Abfall von Gott
[14] Vgl. das Stellenverzeichnis in meiner Dissertation: Der Kampf zwischen Fleisch und Geist CH-3714 Frutigen: Trachsel-Verlag 1980, S. 107-116
[15] irreversibel = unwiderruflich
[16] Stellen wie  Judas 22,23 und Gal 5.4 rechne ich nicht zu der Apostasie, das dort der Hinweis zu einer Umkehr oder Errettung aufgezeigt sind.
 [18] Pervertierung = Verkehrung ins Abnormale
[19] profanieren = profan (=unheilig) machen, entweihen, entwürdigen
[20] provokativ = herausfordernd

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Maria u. die Neue Weltordnung (D.Hunt)

Dave Hunt

Der Vatikan, Maria und die Neue Weltordnung

 Das Nachrichtenmagazin Time berichtet, rund um die Welt habe es so viele Erscheinungen der „Jungfrau Maria“ gegeben, daß das „ausgehende 20. Jahrhundert zum Zeitalter der Marienwallfahrten“ zu den vielen Heiligtümern geworden ist, die man zum Gedächtnis an diese Erscheinungen errichtet hat. Allein in Frankreich gibt es 937 Marienheiligtümer. Von 1961 bis 1965 kam es im nordwestspanischen Dorf Garabandal zu etwa 2.000 Visionen, begleitet von okkulten Phänomenen und apokalyptischen Botschaften an die Welt. Im Jahre 1983 sahen Hunderte von palästinensischen Arabern „die Jungfrau Maria“ in der Nähe von Bethlehem. Sie ist in jedem Winkel der Welt erschienen:

Da gibt es noch Dozule … und Kibeho in Ruanda … Erscheinungen unserer Lieben Frau im japanischen Akita … Erscheinungen in Chile, in Australien und in Polen … in Kanada … Kairo, Amsterdam, New York u.a.m.

Diese Erscheinungen haben Millionen Menschen zum Glauben an die Maria des Katholizismus geführt. Die Heiligtümer im französischen Lourdes ziehen alljährlich etwa 5,5 Millionen Pilger an; 5 Millionen kommen zur Schwarzen Madonna in Polen; Fatima in Portugal „zieht jährlich stets 4,5 Millionen Pilger aus immer mehr Ländern an“. Seitdem Johannes Paul II. das Marienheiligtum im irischen Knox besucht hat, „verdoppelte sich die Besucherzahl auf 1,5 Millionen Menschen pro Jahr. Um den Andrang zu bewältigen, eröffnete man 1986 einen neuen Flughafen in Knox.“  In Orlando in Florida ist kürzlich ein Heiligtum der „Maria, Königin des Universums“ eröffnet worden. Das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe bei Mexiko City „zieht jedes Jahr an die 20 Millionen Besucher an“

Rund um die Welt wird Marias wirksamer Schutz gefeiert. Unsere Liebe Frau von Lanka, der man zuschreibt, während des 2. Weltkriegs eine japanische Invasion verhindert zu haben, ist seit 1948 die Patronin von Sri Lanka. Unsere Liebe Frau von Copacabana ist „Patronin der bolivianischen Marine … Unsere Liebe Frau von Coromoto Patronin von Venezuela“.  Der polnische Präsident Lech Walesa pilgerte nach Fatima, wo er „Dankgebete für die Befreiung Polens darbrachte“.  Johannes Paul II. glaubt, daß „Maria dem Kommunismus in ganz Europa ein Ende gemacht hat“.  Moskaus Erzbischof Kondrusiewicz pilgerte im Jahre 1991 aus gleicher Überzeugung nach Fatima, worüber das sowjetische Nationalfernsehen zur besten Sendezeit berichtete. In Moskau soll in Kürze aus Dank für ihren Sieg über den Kommunismus ein Heiligtum „Unserer Lieben Frau von Fatima“ errichtet werden, die unmittelbar vor dem Fall der Berliner Mauer in der Sowjetunion erschienen war. Kondrusiewicz möchte, daß ihr Heiligtum zu einem immerwährenden Gedächtnis an diese große Eroberung wird.

Die Erscheinungen verkünden in übereinstimmender Weise die zukünftige Welteinheitsreligion des Antichristen: Alle Religionen sind im Grunde genommen gleich und müssen sich zusammentun, um Frieden zu erlangen. Maria bietet ein ökumenisches Evangelium an, das „von Katholiken, Protestanten, Muslimen und Juden angenommen“ werden kann und erklärt: „Jeder betet Gott auf seine eigene Weise an mit Frieden im Herzen.“ Das sagt Unsere Liebe Frau von Medjugorje im Süden von Bosnien-Herzegowina, wo die Visionäre behaupten, die Jungfrau sei in den letzten 13 Jahren täglich erschienen.
 

Erscheinungen und die offizielle katholische Lehre.

Die Marienerscheinungen würden wohl kaum so große Gefolgschaften anziehen, wenn die offiziellen Dogmen das nicht unterstützten. Den Katholiken wird beigebracht, zu Maria zu beten, und man verspricht ihnen, sie werde sie vor jeder Gefahr beschützen und jeden Wunsch gewähren. Der neue Katechismus der katholischen Kirche erklärt mit einem Zitat vom 2. Vatikanum: „Schon seit ältester Zeit wird die selige Jungfrau unter dem Titel der ‚Gottesgebärerin‘ verehrt, unter deren Schutz die Gläubigen in allen Gefahren und Nöten bittend Zuflucht nehmen.“ Hier haben wir offizielle katholische Lehre von oberster Stelle, die Maria eine Autorität und Macht zuschreibt, welche allein Gott zusteht!

In der ganzen Bibel gibt es nicht ein Gebet an Maria, nicht einen Fall, daß sie jemandem auf wunderbare Weise geholfen hätte, und auch keine Verheißung, daß sie das könnte oder täte. Von Mose bis zur Offenbarung wird Schutz und Hilfe allein bei Gott bzw. Christus gesucht, allein von Gott bzw. Christus verheißen und allein bei Gott bzw. Christus gefunden. Das belegen Hunderte von Versen, von denen die folgenden nur eine kleine Zusammenstellung sind:

Eine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme (5. Mose 33,27).
Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten reichlich gefunden (Psalm 46,2).
Auf Gott ruht mein Heil … der Fels meines Schutzes, meine Zuflucht ist in Gott (Psalm 62,8).
Ich sage zum HERRN: Meine Zuflucht … mein Gott, ich vertraue auf ihn (Psalm 91,2).
Fürchte dich nicht … ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels (Jesaja 41,14).
Herr [Jesus], rette mich! (Matthäus 14,30).
Herr [Jesus], hilf mir! (Matthäus 15,25). Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade [Gottes], damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe! (Hebräer 4,16).

Der unendlich machtvolle und liebende Gott, und Christus (der eins ist mit dem Vater), haben über die Jahrhunderte alle, die auf ihn vertrauten – wie verheißen – beschützt. Weshalb sollte dann jemand Maria anrufen? Ist sie vielleicht mächtiger als Gott oder hat sie mehr Mitleid oder ist sie verläßlicher oder antwortet sie schneller? Obwohl es die meisten Katholiken abstreiten würden, hat „Maria“ in heimtückischer Weise die christliche Dreieinigkeit ersetzt. Dem Bildnis Unserer Lieben Frau von Guadalupe hat man während seiner letzten Reise durch die USA Wundertaten zugeschrieben. Die Ehrerbietungen, mit denen es in Mexiko empfangen wurde, sehen u.a. wie folgt aus:

Die öffentlichen Busse in den Außenbezirken von Mexiko City haben blumengeschmückte Gnadenbilder der Jungfrau auf ihren Armaturenbrettern, mexikanische Fabriken hängen vielfach Bilder der Jungfrau auf, um von schlechtem Benehmen abzuschrecken, und Zigtausende der alljährlichen Pilger der Basilika beenden ihre Reise rutschend auf  ihren Knien.

Maria um Hilfe und Schutz anzuflehen bedeutet, daß sie Gott zumindest an Macht gleichkommt und vor Gott bzw. Christus bevorzugt wird. Das ist nicht die Maria der Bibel. Der Glaube an die Maria des Katholizismus, gefördert durch die Tausende von Erscheinungen, bereitet den Weg für eine Welteinheitsreligion, eine Neue Weltordnung und die Herrschaft des Antichristen.

Die einzigartige Rolle der erstaunlichen Maria

Die Frauen von heute setzen sich weltweit mehr durch, als jemals zuvor in der Geschichte. Entgegen der landläufigen Meinung, „stiften Frauen den meisten Familienkrach an und schlagen die Männer häufiger und heftiger als die Männer die Frauen“, und in lesbischen Beziehungen gibt es weit mehr Gewalt, als in Beziehungen zwischen Mann und Frau. (USA-Today,1994)
Frauen übernehmen das, was einst Aufgabe der Männer war, und auch in den höchsten Ebenen des leitenden Managements, der Politik und der Religion finden sie zunehmend Anerkennung. Gott allein kann Johannes vor 1900 Jahren eine Vision gegeben haben, die sich heute so genau erfüllt – eine Frau hat die Kontrolle.

Von den heutigen Entwicklungen her erscheint es unumgänglich, daß eine Frau das Tier reiten muß. Und von allen Frauen der Geschichte kann es keine mit der allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen „Maria“ aufnehmen. Kann es vielleicht sein, daß sie als Vorbereitung auf ihre einzigartige Rolle in der Neuen Weltordnung auf dem Rücken des Tieres derzeit Millionen rund um die Welt in einem blendenden Machterweis erscheint? Das Drehbuch ist genial! Johannes Paul II. sagte:

Maria … sollte alle begeistern, die in der apostolischen Mission der Kirche für die Wiedergeburt der Menschlichkeit mitwirken … Die Kirche reist durch die Zeit … auf dem Weg, den die Jungfrau Maria bereits vorgezeichnet hat.

Die ökumenische Macht dieser Maria liegt darin begründet, daß sie eine neue Gottheit darstellt, die für die Anhänger aller Religionen annehmbar ist – eine weibliche Gottheit im Gleichschritt mit dem Zeitgeist von heute. Selbst die Protestanten finden sie attraktiv. Bei einer Frauenkonferenz im November 1993 „sprachen über 2.000 Teilnehmerinnen ein Gebet zu … einer weiblichen Gottheit … [und] in einem der heiligen Kommunion nachempfundenen Ritual nahmen die Frauen zur Ehre der Gottheit Milch und Honig zu sich“. – Eine uns fernliegende New-Age Veranstaltung? Nein, „die meisten Teilnehmerinnen repräsentierten vornehmlich protestantische Denominationen …“

Eine lutherische Pastorin „sagte stolz, daß der Name Jesus Christus nicht genannt wurde“ und andere Gemeindeleiter forderten die Anwesenden auf, „die patriarchale Vorstellung eines Vater-Gottes“ umzustürzen.  Die koreanische Theologin Chung Hyun Kyung „drängte die Christen, eine ‚neue Dreifaltigkeit‘ aus buddhistischen, hinduistischen und philippinischen Göttinnen anzunehmen“. (Charisma, Mai 1994)

Der Katholizismus ist ein Sprung nach vorn. Seine „Maria“, eine für alle Religionen geeignete Göttin, wird bereits von einem Viertel der Weltbevölkerung angebetet. Außerdem hat sich ihre Tauglichkeit zur Beherrschung einer loyalen Menschenmasse jahrhundertelang auf nationaler Ebene erwiesen:

Maria war im Jahre 1037 die „erklärte Königin des ukrainischen Volkes“, und der hl. König Stephan hatte ihr etwa zur gleichen Zeit Ungarn geweiht. „Richard II. weihte im Jahre 1381 England feierlich als ‚ihre Mitgift‘ an Maria …“ Frankreich wurde im Jahre 1638 auf Befehl Ludwigs XIII. an Maria geweiht, welcher sagte: „Wir weihen ihr insbesondere unsere Person, unseren Staat, unsere Krone und unsere Untertanen“; Polen im Jahre 1656 durch König Kasimir. Alle „südamerikanischen Kolonien Spaniens wurden Maria im Jahre 1643 durch eine ‚feierliche Einsegnung‘ unter dem Befehl König Philips IV. geweiht“, und 1664 geschah gleiches „für Portugal und alle seine Kolonien auf die Anregung König Johanns IV. hin … Österreich im darauffolgenden Jahr“ usw. Im Jahre 1846 schrieben die Bischöfe von Amerika: „Wir … stellen uns selbst samt allen, die unserem Amt vertrauen … unter die besondere Schirmherrschaft der heiligen Mutter Gottes …“ (Soul Magazine April 1993)

Maria und der Islam

Man kann sich leicht vorstellen, wie Buddhisten, Hinduisten, New-Ager und Liberale – wie auch Katholiken und Protestanten – sich zu einer Welteinheitsreligion vereinen, aber die Milliarde Muslime stellt ein besonderes Problem dar. Maria scheint jedoch eine Besonderheit zu sein, durch die selbst die Muslime zu einem universalen Glauben geführt werden können. Eine britische katholische Zeitung (The Tablet 1992) berichtet, daß „eine marianische Erweckung sich über ganz Afrika ausbreitet, begleitet von angeblichen Erscheinungen der Jungfrau Maria, die auch unter den Muslimen eine Gefolgschaft versammeln …“Afrikanische Muslime sehen selbst Erscheinungen der Jungfrau Maria und „werden nicht aufgefordert, Christen zu werden“, um ihr folgen zu können. Die Zeitschrift Our Sunday Visitor weist auf die große Ehre hin, die Maria im Koran zuteil wird, und auf die verdächtigen Verbindungen zwischen ihr und Mohammeds Lieblingstochter Fatima.

Bischof Fulton J. Sheen schrieb ein interessantes Buch (Mary and the Moslems – The World`s First Love 1952), in dem er die Voraussage aufstellte, daß der Islam sich „durch die Aufforderung an die Muslime zur Verehrung der Mutter Gottes“ zum Christentum bekehrt. Er schreibt dazu:

„Der Koran … enthält viele Abschnitte über die selige Jungfrau. Zunächst glaubt der Koran an ihre Unbefleckte Empfängnis wie auch an ihre Jungfrauengeburt … Dann ist Maria für die Muslime die wahre Sayyida, oder Liebe Frau. Die einzige, die ihr möglicherweise und ernsthaft diese Stellung streitig machen könnte, ist Fatima, die eigene Tochter Mohammeds. Aber nach dem Tode Fatimas schrieb Mohammed: „Du sollst die gesegnetste aller Frauen im Paradiese sein, nach Maria.“ 

Sheen fährt fort und sagt, wie bemerkenswert es sei, daß „Unsere Liebe Frau die Weitsicht hatte, in dem portugiesischen Dörfchen namens Fatima zu erscheinen (das nach der Tochter Mohammeds während der muslimischen Besatzung benannt wurde) und so als Unsere Liebe Frau von Fatima bekannt wurde. Wenn in Afrika, Indien oder sonstwo eine Statue „Unserer Lieben Frau von Fatima“ durch muslimische Gebiete getragen wird, strömen die Muslime tatsächlich zu Hunderten herbei, um sie zu verehren.“  Innerhalb von zwei Tagen kamen im indischen Bombay schätzungsweise 500.000 zur Ehrerbietung dieses Abgottes herbei.

Maria und Johannes Paul II.

Niemand ist mehr von der Echtheit der Erscheinungen in Fatima überzeugt, als der gegenwärtige Papst. Und niemand zeigt auch eine größere Hingabe an Maria. Johannes Paul II., der „sich selbst und sein Pontifikat ganz Unserer Lieben Frau geweiht hat, trägt das M an seinen Gewandsärmeln, und sein persönlicher Wahlspruch lautet totus tuus sum Maria (Maria, ich bin ganz dein). Der Papst hat für seine besondere Hingabe ungewöhnliche persönliche Gründe. Der Mordversuch an ihm wurde am 13. Mai 1981 verübt, dem Jahrestag der ersten angeblichen Erscheinung der Jungfrau vom 13. Mai 1917 in Fatima. Während seiner Genesung sagte sie ihm in einer Vision, daß sie ihm sein Leben für eine bestimmte Aufgabe für den Friedensprozeß gerettet habe, die er zu erfüllen hätte.

Als Johannes Paul II. nach seiner Gesundung in den Vatikan zurückkehrte, betete er an den Gräbern seiner direkten Vorgänger und sagte: „Hier könnte nun ein weiteres Grab sein, aber die selige Jungfrau … hat es anders gewollt.“  Voll Dank und Ehrerbietung fügte er hinzu: „Bei allem, was an jenem Tag geschah, fühlte ich die außerordentliche mütterliche Bewahrung und Fürsorge, die sich stärker als die tödlichen Kugeln erwies.“Wozu brauchst du also Gott, wenn du im Schutz Mariens stehst?

Der dankbare Papst unternahm am 13. Mai 1982 eine feierliche Wallfahrt nach Fatima, wo er vor der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima betete. Tausende hörten ihn sprechen und die Welt an Maria weihen, so wie sie es gefordert hatte.“ Bei mindestens drei weiteren Gelegenheiten, am 16. Oktober 1983, am 25. März 1984 und am 8. Dezember 1985 … weihte er die Welt an Unsere Liebe Frau“ (The Fatima Crusader, 1986) und nannte dabei insbesondere das russische Volk.Jetzt, da die Berliner Mauer gefallen ist und der Sowjetkommunismus sich in ganz Osteuropa aufgelöst hat, schreibt man darin Unserer Lieben Frau von Fatima die Erfüllung ihrer Verheißung zu, daß bei einer Weihe der Welt und Rußlands an ihr Unbeflecktes Herz durch die Päpste und Bischöfe, Rußland sich bekehren und Frieden sein wird! 

Eine solche Aussage steht in vollem Gegensatz zu den klaren Lehren der Bibel, die „Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Römer 5,1) als bedingungsloses Geschenk der Gnade Gottes anbietet – einen Frieden, der „durch das Blut seines Kreuzes“ (Kolosser 1,20) gebracht worden ist. Durch den Glauben an das Evangelium kommt der Friede zu jedem einzelnen. Weltfriede kann nur dann aufgerichtet werden, wenn Christus wiederkehrt und, wie von den Propheten vorausgesagt, von Jerusalem aus seine Herrschaft antritt.

Doch die Maria des Katholizismus ist als die eine, durch die der Friede kommen soll, an die Stelle Christi getreten, und der jetzige Papst und seine Kirche unterstützen diese Irrlehre. Die heutige Welt (einschließlich derjenigen, die sich selbst Christen nennen) ist nur allzu bereit, eine Lösung für ihre Probleme anzunehmen, die Christus außen vor läßt. Daß die Frau auf dem Rücken des Tieres sitzt, scheint daraufhinzudeuten, daß diese Pseudomaria der Erscheinungen bei dem falschen Frieden, durch den der Antichrist „viele vernichten wird“ (Daniel 8,25), eine Schlüsselrolle spielt. Die Gestalt, die als Jungfrau von Fatima erschien und verkündete, daß der Herr „ihr den Frieden der Welt anvertraut hat“, bietet anstelle von Christus ihren eigenen Friedensplan an: Betet täglich den Rosenkranz, damit in der Welt Frieden wird … 

Ein verführerischer Geist.

Jeder Papst der vergangenen 60 Jahre hat Unsere Liebe Frau von Fatima verehrt. Die Weihe an ein mystisches „Unbeflecktes Herz“ ist an die Stelle der Hingabe an Christus getreten, und der Gehorsam zu „Unserer Lieben Frau“ bringt den Frieden.

Die Erscheinung ist gewiß nicht Maria! In Fatima sagte die Erscheinung, die für sich selbst die Autorität Christi beansprucht: Ich werde euch niemals im Stich lassen.
– Das ist die Verheißung Christi an seine Jünger, und sie setzt Allgegenwart voraus, eine allein Gott zustehende Eigenschaft.

Diese „Erscheinungen“ stehen eindeutig dem biblischen Evangelium der Errettung allein aus Gnade durch Glauben an das vollbrachte Opfer Christi entgegen und glorifizieren an seiner Stelle eine falsche Maria. Ein „verführerischer Geist“ (1. Timotheus 4,1) ist am Werk.
 

Der Jesus des Katholizismus: Maria untergeordnet

Den Erscheinungen schreibt man zu, daß sie die Menschen auf Jesus hinweisen, doch bei den Pilgern an den Marienwallfahrtsorten ist nur wenig von einer wirklichen Hingabe an Christus zu erkennen. Immer und immer wieder betet man den Rosenkranz, und ständig ist die Rede von Maria anstatt von Gott bzw. Christus. Ihr gilt die ganze Hingabe, und die Pilger sehen sich selbst als ihre Knechte an, die ihren Willen erfüllen.Außerdem ist der Jesus, der in den Erscheinungen vorgestellt wird, eine Fälschung und stets Maria untergeordnet . . .

Am 15. Februar 1926 erschien „das Jesuskind“ wieder und drängte die Katholiken, „diese Hingabe und Wiedergutmachung an das Unbefleckte Herz seiner heiligen Mutter zu verbreiten“. Dabei erklärte es, daß dem Unbefleckten Herzen Marias Wiedergutmachung geleistet werden müsse, damit die Menschheit gerettet wird!
Das ist wiederum Gotteslästerung
der schlimmsten Art. Die wirkliche Mutter Jesu oder er selbst würden das niemals verlangen.

Christus ist kein Kind mehr und würde deshalb nicht mehr in dieser Gestalt erscheinen – und wozu sollte er das auch?
Als er für unsere Sünden starb, war er ein erwachsener Mann, und jetzt sitzt er mit einem verherrlichten Auferstehungsleib zur Rechten des Vaters. Die Vorstellung, Christus sei immer noch ein kleines Kind in Begleitung seiner Mutter, widerspricht allem logischen Denken, der Wirklichkeit und vor allem der Bibel.

Doch wer kein Problem mit dem Glauben daran hat, Millionen einzelner Hostien würden sich in den tatsächlichen stofflichen Leib Christi verwandeln, „ganz und völlig“, hat auch keine Schwierigkeit zu glauben, daß Christus als kleines Kind auf der Erde erscheint, obwohl er gleichzeitig als erwachsener Mann mit seinem Auferstehungsleib im Himmel ist.

Außerdem sagte der wirkliche Jesus nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern, daß „allen Nationen in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt werden“ sollte (Lukas 24,47).
Paulus sagte in seiner Predigt, daß „durch diesen [Jesus] euch Vergebung der Sünden verkündigt wird, und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen jeder Glaubende gerechtfertigt“ Apostelgeschichte 13,38.39).

In der Bibel gibt es keinen Hinweis darauf, daß man Maria Wiedergutmachung wegen Sünden leisten müsse, und erst recht nicht darauf, daß dies „für die Rettung der Menschheit“ notwendig sei. Alle Erscheinungen präsentieren in dreister Weise ein falsches Evangelium der Errettung durch Maria und des üblichen sakramentalen Katholizismus des Fegefeuers, der Rituale und der Werke.Hier sehen wir ganz eindeutig das, wovor Paulus warnte und sagte, es geschehe in den letzten Tagen:  „…manche werden vom Glauben abfallen, indem sie auf verführerische Geister und Lehren von Dämonen achten“ (1. Timotheus 4,1). Was diese Erscheinungen lehren, ist definitiv Lehre von Dämonen, die die Hinlänglichkeit von Christi Tod für unsere Sünden leugnen, seine Stellung als Herr über alles abstreiten und eine falsche Maria über ihn erheben. 

Die Wiederbelebung der alten römischen  Religion

Die weltweite Wiedererstehung des Römischen Reichs unter dem Antichristen wird offenbar von einer Wiederbelebung seiner Religion begleitet sein, die, wie wir gesehen haben, in einem Heidentum besteht, das unter einem dünnen Anstrich christlicher Terminologie überlebt hat. Es ist schließlich als römischer Katholizismus bekannt geworden. Statuen von Fruchtbarkeitsgöttinnen wurden in Maria umbenannt. Von den römischen Kaisern fertigte man Bildnisse an, und wer sich weigerte, sich vor diesen niederzuwerfen und den Kaiser als Gott anzubeten, wurde getötet. Als Nachfolger der römischen Kaiser ließen auch die Päpste all jene umbringen, die ihnen und ihrer Religion die Untertänigkeit verweigerten. Das ist unbestreitbare Geschichte, von der die Bibel sagt, daß sie sich unter dem Antichristen wiederholen wird:

[Es wurde befohlen] dem Tier [dem Antichristen] … ein Bild zu machen … [und] das Bild des Tieres …bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten (Offenbarung 13,14.15).

Der Antichrist wird nicht ein Papst sein, jedoch wird ein Papst seine rechte Hand sein, Offenbarung 19,20 und 20,10. Wenn der Papst zur Zeit irgendwo auftritt, kann man jedoch eine ihm entgegengebrachte Verehrung beobachten, die der gleichkommt, die die Welt dem Antichristen zollen wird, wenn sie ihn als Gott anbetet. Erschreckend aufschlussreich ist folgender Bericht vom Weltjugendtag in Denver 1993:

„In seiner weißen Tracht besteigt Johannes Paul II. die Stufen zu seinem Stuhl, einem thronartigen Gebilde aus Eichenholz. Noch einmal winkt er den stehenden Pilgern zu, dann steigt er hinauf und setzt sich … Die Musik spielt sanft weiter, als ein Jugendlicher vom Internationalen Jugendforum von der Vorbühne verliest:„Ich sah eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen vor dem Thron und vor dem Lamm stehen, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen. Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“

Die Bedeutung dieser besonderen Schriftstelle in diesem Zusammenhang … schlug bei den Protestanten Alarm und versetzte sie in Furcht und Schrecken. Die Verse stammen aus Offenbarung 7,9-10 und stellen den Blick auf Christus und seinen Thron im Himmel dar. „Die große Volksmenge, die niemand zählen konnte“ ist die wahre Kirche, die Gemeinde, die Braut … Im Cherry Park sitzt jedoch der Papst auf einem Thron vor Jugendlichen aus vielen Nationen und Sprachen. Sie jubeln ihm zu, als diese Schriftstelle vorgelesen wird.
Gibt der Papst sich einschmeichelnd als Christus auf seinem Thron und die Jugendlichen zu seinen Füßen als seine Schafe aus …?
… Die Arroganz ist überwältigend, obgleich Johannes Paul einen demütigen Eindruck vermittelt. Wer sich mit der Bibel nicht auskennt und auch die Bedeutung der polnischen Hymne nicht kennt, sieht und merkt nichts von dieser Arroganz. Er sieht und fühlt Liebe…
Papst Johannes Paul II. hat offenbar einen Geist von gewaltiger verführerischer Kraft … Er läßt sich Abba/Vater nennen und sitzt dabei in weißen Gewändern auf einem Thron … In ihren nationalen Trachten gekleidete Jugendliche, die jeden Kontinent repräsentieren, kommen mit ihren Nationalflaggen nach vorn. Sie betreten die Mittelstufen und plazieren ihre Flaggen auf dem Podium, buchstäblich zu den Füßen Johannes Pauls. (Hayes, Trumpet,1993)

Das alte Spiel beginnt von vorn

Die heidnischen Römer, die den Kaiser anbeteten, waren geistig nicht eingeschränkt. Sie hatten viele Götter und tolerierten ein breites Glaubensspektrum. Die Christen verfolgte man nicht aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus, sondern weil sie an ihn allein glaubten und neben dem Gott der Bibel keine anderen Götter akzeptierten. Der Katholizismus toleriert in ähnlicher Weise jede Religion und gestattet seinen Mitgliedern, von Yoga bis Voodoo alles zu praktizieren, solange sie nur in der Kirche bleiben. Sowohl die öffentliche Meinung als auch die Gesetzgebung unterstützen die gleiche Haltung.

 In Kanada und den Vereinigten Staaten (und anderswo) stellt man „Haßgesetze“ auf, die Äußerungen, jemand läge mit seiner Religion oder seinen Moralvorstellungen falsch, zu einem Verbrechen erklären. So wird es auch wohl bald gesetzeswidrig sein, wenn man sagt, Homosexualität sei Sünde oder irgendeine Religion sei falsch. Der von den USA und vielen anderen Ländern unterzeichnete „Völkermord-Vertrag“ (ist noch nicht in Kraft getreten,) macht es bereits zu einem Verbrechen, zu jemanden zu sagen, sein religiöser Glaube sei falsch, und zu versuchen, andere zu dem zu bekehren, was man selbst als die Wahrheit ansieht.

Komischerweise behauptet der römische Katholizismus einerseits, er sei die eine wahre Kirche, während er andererseits, wie wir gesehen haben, gleichzeitig allen Religionen beipflichtet. Auch in diesem Punkt weist sich der Vatikan in einzigartiger Weise als die Frau auf dem Tier aus Offenbarung 17 aus.Wir haben Johannes Pauls II. Gutheißung aller Religionen gesehen, wie auch seine Behauptung, alle Götter seien dasselbe, während er gleichzeitig die fundamentalistischen Christen verurteilt. Sein Freund und Bewunderer, der Fernsehevangelist Robert Schuller, stellt aus angeblich evangelikaler Sicht ähnliche Ideen vor: Die Weise, auf die man „die gute Religion von der schlechten unterscheidet“, habe man zu prüfen, ob sie „positiv“ ist. Schuller fordert die „religiösen Führungspersönlichkeiten auf … in einem massiven, vereinten Bestreben aller Religionsführer … ungeachtet ihrer Theologie … ihren Glauben in positiven Begriffen auszudrücken … um die positive Macht von Weltgemeinschafts-aufbauenden religiösen Werten zu proklamieren“.

 „Weltgemeinschafts-aufbauende religiöse Werte“, die für alle Religionen akzeptabel sind? Der Antichrist persönlich könnte diese zweideutige Redeweise nicht besser bringen! Doch Schuller wird von führenden Evangelikalen empfohlen und erfreut sich jeden Sonntagmorgen des größten Publikums von allen Fernsehevangelisten. Schullers freundschaftliches Verhältnis zum Katholizismus und sein Eintreten für das „Heimkommen“ der Protestanten haben wir bereits ausführlich dargelegt.

Die bevorstehende Welteinheitsreligion wird auf eine heimtückische, nicht offensichtliche Weise eine antichristliche sein. Sie wird sich, wie Hitlers Nationalsozialismus, als positives Christentum ausgeben und für die ganze Welt unwiderstehlich attraktiv sein. Wie so vieles von dem, was wir bereits jetzt selbst in evangelikalen Kreisen finden, wird sie eine Verdrehung des Christentums in Christi Namen darstellen.
Die Marienerscheinungen und die anerkannteste katholische Evangelistin, Mutter Theresa von Kalkutta, fordern beide in gleicher Weise zur Annahme aller Religionen auf. Dabei wagt niemand, Mutter Theresa zu kritisieren, weil sie für ihren herausragenden selbstaufopfernden Dienst der Nächstenliebe bekannt ist. Der weltweite Ruhm Mutter Theresas von Kalkutta hat dem Katholizismus zu Anerkennung auch bei den Protestanten verholfen, die ihr aufopferungsvolles Leben der Nächstenliebe zurecht bewundern. 

Der Vatikan und die Neue Weltordnung

Die neue Welteinheitsreligion wird alle Glaubensrichtungen gleicherweise tolerieren, sofern sie nur bereit sind, sich in der wohltätigen Rettung der Menschheit miteinander zu vereinen. Christen, die nicht zu Kompromissen bereit sind, wird man töten, weil sie der Einheit und dem Frieden im Wege stehen.Von Rom bis Washington sprechen die geopolitischen Analytiker von einer „neuen Allianz“ zwischen der größten Militärmacht der Welt, der USA, und dem größten geistlichen Führer der Welt, dem Papst.

 Diese Allianz wird schon bald zwischen dem Weltherrscher und dem Vatikan bestehen. Die Frau wird in der Tat das Tier reiten und steuern, so wesentlich wird ihre Rolle sein. Der Antichrist wird sich darüber im klaren sein, daß ohne religiösen Frieden kein politischer Frieden herrschen kann. Es kann kein globaler Friede sein, bis nicht alle Religionen bereit sind, sich einander als Partner in der Zusammenarbeit auf globale Ziele hin anzunehmen – und aus den von uns dargelegten Gründen wird der Papst für die Aufrichtung der totalen Ökumene unabkömmlich sein.Robert Müller, Katholik, ehemaliger stellvertretender UNO-Generalsekretär und Direktor der Friedensuniversität, sagte: „Was wir brauchen, ist eine Welt- oder kosmische Spiritualität … Ich hoffe darauf, daß sich die Religionsführer zusammentun und die kosmischen Gesetze definieren, die in allen Religionen gleichermaßen enthalten sind …“ Wenn sich die religiösen und politischen Führer schließlich zur Verwirklichung der gleichen Ziele vereinen, dann ist das Reich des Antichristen gekommen. Diese Situation bestand (in unvollkommener Einheit) in der Vergangenheit bereits über 1000 Jahre lang unter der Vorherrschaft des Vatikans. Und so wird es auch wieder sein, dieses Mal jedoch mit der schrecklichen totalen Kontrolle, die nur durch die heutigen Computer und Spionagesatelliten durchführbar ist.

Eine ernstliche Warnung vom Himmel

Wie können Religionsführer und ihre Anhänger einen solchen Totalitarismus tolerieren? Sehen wir uns als Beispiel einmal die 266 Mitglieder umfassende Delegation von Amerikas Nationalrat der Kirchen (NCC) an, die im Juni 1984 die Sowjetunion besuchte. Sie bereiste 14 Städte und besuchte zahlreiche staatlich genehmigte Kirchen. Die New York Times berichtete, daß die NCC-Delegation „die Stellung der Religion in der Sowjetunion lobte und die Rolle der Vereinigten Staaten beim Wettrüsten verurteilte … und Verwirrung darüber zum Ausdruck brachte, daß die Harmonie ihres Besuchs durch zwei Demonstranten getrübt wurde, die während eines baptistischen Gottesdienstes Religionsfreiheit forderten und ein Spruchband hochhielten: ‚Das ist keine freie Kirche‘. Der Leiter der NCC-Delegation, Bruce Rigdon vom theologischen Seminar McCormick in Chicago, „drückte seine Mißbilligung des Protests und seine Bewunderung für die Sowjetbeamten aus, die den Aufruhr unterbanden“.

Im spanischen Santiago de Compostela hielt die Konferenz Weltweiter Christlicher Gemeinschaften (WCC) vom 4. – 13. August 1993 ihre 5. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung. Die römisch-katholische Kirche war zum allerersten Mal offizielle und volle Teilnehmerin an einem WCC-Treffen. Das Ziel, das die Teilnehmer anstrebten, ist eine Weltkirche – und nicht eine Weltkirche, die durch Glauben vereint ist, als vielmehr eine, die sichtbar in den Augen der ganzen Welt vereint ist. Die Abgeordneten einigten sich auf die Aussage:

Es gibt keinen Weg zurück … von der alleinigen ökumenischen Bewegung, die die Belange der Einheit der Kirche und die Belange bezüglich … der Probleme der Welt in sich vereint.

Diese bedeutsame Erklärung erkennt an, daß die Weltkirche in Zusammenarbeit mit der Weltregierung operieren muß. Der Moderator des WCC-Zentralkomitees, Aram Keshishian, erklärte in seiner Ansprache, daß die WCC „ihren Kurs bezüglich Lehrfragen mehr auf die soziale Ethik hinsteuern muß … Glaube und Ordnung können bei dem Streben nach Einheit der Kirche nicht über die sozio-politische und wirtschaftliche Dimension hinwegsehen … Jeder Zwiespalt zwischen christlichem Glauben und politischen Belangen, zwischen der Einheit der Kirche und dem Kampf um Gerechtigkeit, stellt eine ökumenische Häresie dar.“Das Ziel wird verwirklicht werden. Die Vernunftehe zwischen dem Antichristen und der falschen Weltkirche wird jedoch nicht unbegrenzt andauern. Wenn die Flitterwochen vorüber sind, wird der Antichrist sein wahres Gesicht zeigen und die „Hure“ vernichten (Offenbarung 17,16) und somit Gottes Willen in diesem Prozeß bewirken (Vers 17).
Eine der schärfsten Anklagen, die Gott gegen die Frau auf dem Tier erhebt, ist die, daß sie nicht allein mit „Ware von Gold und Silber und Edelgestein“ gehandelt hat, sondern auch mit „Leibeigenen und Menschenseelen“ (Offenbarung 18,12.13).

In der Zwischenzeit ergeht eine „Stimme aus dem Himmel“, die mit erschreckendem Tonfall ruft:

Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! Denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeit gedacht…   Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen: Tod und Trauer und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist der Herr, Gott, der sie gerichtet hat (Offenbarung 18,4-8).

Mögen all jene, die Christus und sein Evangelium lieben, in Mitleid und wahrer Einheit zusammenfinden, um so viele wie möglich vor diesem harten Gericht zu retten.

 

info@horst-koch.de

 




Sanfte Verführung der Gemeinde (A.Seibel)

Alexander Seibel

 

Die sanfte Verführung der Gemeinde

 

Inhalt

Passivität  –  Segen oder Fluch?

Die Identitätstheorie
Nachfolge Jesu und Gebet, aktiv oder passiv?
Wort oder Bild?
Passivität in christlichen Strömungen
Die wachsende Woge der Passivität
Das Fallen auf den Rücken
Verlust der Selbstkontrolle
Handauflegung unbiblischer Art
Parallelen zwischen New Age und charismatischer Bewegung
Wachsende Infiltration
Die Erfahrung der Exkursion der Seele
Die Renaissance der Mystik

Heilungsdienste – Bereicherung oder Verführung?

Ein populärer Heilungsdienst
Die Geistheiler und ihre Begleitsymptome
Wie wurde der Heilungsauftrag wiederentdeckt?
Ein biblischer Heilungsauftrag?
George Bennett und seine Heilungserfahrungen
John Wimber und die »Dritte Welle des Heiligen Geistes«
Der Einfluß von Agnes Sanford
Wunderheiler
Ermutigt die Bibel zu Wunderberichten?
Ist alle Heilung göttlich?
Der Sog der Verführung

Zeichen und Wunder

 

Vorwort

Irrationale Erlebnisse sind im Moment in einem unglaublichen Aufwind und breiten sich geradezu epedemiartig aus. Fast gleichzeitig erreicht die Drogenwelle eine Dimension ungeahnten Ausmaßes. Parallel dazu ist in christlichen Kreisen eine neue Begeisterung für »spirituelle« Erlebnisse und berauschende Erfahrungen festzustellen.

Sind diese Entwicklungen rein zufällig, oder gibt es Zusammenhänge? Besteht möglicherweise eine Verbindung zwischen Drogenvergangenheit und charismatischen Erlebnissen? Wie ist die sich besonders durch die New-Age Bewegung ausbreitende Passivitäts- und Meditationswelle einzuordnen?

Wir erleben im Moment einen zunehmenden Drang von Menschen, sich von einer übersinnlichen Welt lenken und steuern zu lassen. Ist es nun bei Christen notwendigerweise jedes Mal der Heilige Geist? Der Autor des vorliegenden Buches zeigt hier Gesetzmäßigkeiten auf, die jeden kritischen Leser nachdenklich stimmen werden.

Neben der konsequenten Hinwendung zum Übersinnlichen ruft eine ständig kränker werdende Menschheit immer eindringlicher nach Heilung. Heilung für den eigenen Leib und die Seele, aber auch Heilung der Natur, Heilung für den sterbenskranken Globus.

Zu den zahlreichen New Age Therapeuten und Wunderheilern rückte in den letzten Jahren eine weitere Gruppe ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, die sich auch aufs übersinnliche Kurieren versteht. Es sind christlich religiöse Heiler Charismatiker, extreme Pfingstler. Sie hantieren mit Zeichen und Wundern und wollen dadurch nicht nur Menschen an Leib und Seele gesundmachen, sondern die hilfesuchenden Kranken auch zu einem ewigen Seelenheil geleiten. Sie führen das »Wort Gottes« im Munde und mahnen ihr Publikum zur Buße und Umkehr von ihrem sündigen Leben und zu einem Glauben an Jesus Christus.

Von außen betrachtet unterscheiden sich diese Heilphänomene allerdings kaum von denen der New Age Heiler oder Geistheiler. Das Übersinnliche präsentiert sich in wichtigen Teilen hier wie dort gleich.

Doch diese Zeichen und Wunder weisen eindeutig in eine andere religiöse Richtung, in die christliche. Was ist von dieser Sorte von Heilern zu halten? Kann man sich ihnen guten Gewissens anvertrauen? Welche biblischen Informationen können herangezogen werden, um das Wirken der »christlichen Geistheiler« zu beurteilen? Dieses Buch will allen Fragenden und Zweifelnden unterstützend zur Seite stehen, die hier Orientierung und Hilfe suchen.

Ulrich Skambraks

 

Zum Geleit

Vorliegendes Buch ist das Ergebnis mehrerer Ausarbeitungen zu aktuellen Fragen. Besonders die Themen Heilung und Heilungsdienste haben immer größere Anziehungskraft und entwickeln eine gewisse Eigendynamik. Daneben beobachtet man eine zunehmende Verunsicherung der Gläubigen gegenüber diesen neuen Betonungen. Ist es tatsächlich der Ausdruck von mehr Vollmacht, oder sollte es gar eine noch subtilere Verführung sein?

Doch auch das Phänomen der Rückenstürze in charismatischen und Heilungsversammlungen beunruhigt die Gemeinde und wirft Fragen auf. Deswegen bin ich auch immer wieder um Stellungnahmen gebeten worden.

Hier liegt nun eine Zusammenfassung und Überarbeitung der verschiedenen Themenbereiche vor: eine Zusammenstellung, bei der besonders der Abschnitt über die Heilungsdienste auch getrennt von den vorigen Ausführungen gelesen werden kann.

Es ist mein Wunsch und Gebet, daß das Buch dem Leser ermöglicht, aktuelle Strömungen biblisch zu beurteilen. Es soll dazu Mut machen, das Schwert des Geistes, das Wort Gottes, neu zu ergreifen. Möge es darin vielen zum Segen werden.

Alexander  Seibel

 

Passivität  –  Segen oder Fluch?

»Trance« ist in unseren Tagen zu einem Modewort geworden. So sah man am Rande der Berliner Sommer Uni ganze Schlafsäle voll Feministinnen  »in Trance«. Im Zustand der Hypnose möchte man aus der Tiefe der weiblichen Seele die bevorstehende Katastrophe meditieren.

Meditation ist ebenfalls ein Modewort geworden. So werden in einer christlichen Seelsorgetherapie Zen-Meditation und meditative Selbsterfahrung empfohlen. »Traumarbeit«, Traumdeutung ist ebenso aktuell geworden wie gruppendynamische Spiele, Autogenes Training, Atemübungen usw. Auf einer Woge der Zustimmung und bald schon Begeisterung umarmt man angesichts zunehmender seelischer Konflikte immer mehr Methoden, die in ihrem Grundcharakter Passivität als Wurzel haben, und man erhofft sich darin Heilung in einer verunsicherten Zeit.

Erwähnenswert ist dies deshalb. weil solche Methoden auch sehr stark in Kirchen und Freikirchen eingedrungen sind und viele Gläubige sie kritiklos akzeptieren. Selbst Yoga-Meditation scheint manch einem Christen der Schlüssel zum seelischen Gleichgewicht. Man wird an die Klage Gottes im Propheten Jeremia erinnert: »Mein Volk tut eine zwiefache Sünde: mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.« (Jer 2,1 3).

Kann man solchen Methoden gegenüber nun neutral bleiben? Sind sie nicht zunächst positiv anzusehen, wenn doch erwiesenermaßen etliche dadurch subjektive Erleichterung erfahren haben? Wie viele strahlende Gesichter schwärmen von den großen Vorzügen der TM. Kann man hier für Christen nicht auch manches verwerten und das beste in einem christlichen Rahmen nun den Gläubigen empfehlen? Oder sollten gar Gefahren damit verbunden sein?

Um dies näher zu beleuchten soll auf das Wesen der Passivität eingegangen werden. Einblicke in Verbindung mit diesem Phänomen vermitteln vielleicht die Forschungsergebnisse von weltlichen Wissenschaftlern. In Zusammenhang mit der Gehirnforschung haben u. a. die Namen Wilder-Penfield und Sir John Eccles weltberühmtheit erlangt. Eccles ist Nobelpreisträger und vielleicht die größte Kapazität auf diesem Gebiet. An den Ausführungen seines Buches Das Ich und sein Gehirn kann man nun erkennen, wie die Identitätstheorie der Materialisten falsch ist.

Die Identitätstheorie

Was ist nun mit dieser Theorie gemeint? Das materialistische Weltbild gestattet nicht die Existenz einer unsichtbaren Wirklichkeit oder einer unsichtbaren, eigenständigen Persönlichkeit, die man mit Seele oder Geist bezeichnen könnte. Die Persönlichkeit des Menschen sei demnach nur die Summe der hochkomplizierten elektrochemischen Abläufe des Gehirns. Mein Gehirn ist folglich identisch mit meiner Person. Ohne Gehirn gibt es keine Person, und wenn das Gehirn erstirbt, wird nach dieser Theorie auch die Persönlichkeit des Menschen ausgelöscht.

Die beiden erwähnten Wissenschaftler haben nun erkannt, daß Ansicht überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Ihre Forschungsergebnisse brachten sie zur Erkenntnis, daß unser Gehirn vielmehr mit einer hochkomplizierten Maschine verglichen werden kann, die sich aber nicht selber steuert, sondern von unsichtbarer Seite bedient wird.

Bei dieser »Bedienungsgröße« handelt es sich gewissermaßen um eine unsichtbare Person. Sir John Eccles nennt es das »Selbst«. Diese beiden Forscher haben erkannt, daß das Gehirn selber nicht denken kann. Was  tatsächlich denkt, ist eine unsichtbare Seinsgröße, die als übergeordnete Instanz sich des Gehirns wie einer Maschine bedient. Das Gehirn wurde, grob gesprochen, mit einem Klavier verglichen. Entscheidend ist somit nicht das Klavier selber, sondern wer es bedient. Unser »Ich« denkt mittels des Gehirns, so wie ein Programmierer mit seinem Computer zusammenarbeitet.

Aus diesen Zusammenhängen wird auch folgendes verständlich: Nicht nur mein Geist kann die komplizierte Maschinerie des Gehirns bedienen, sondern auch ein anderer Geist oder »Geist« schlechthin. Auch duldet die Natur hier eigentlich keinen neutralen Bereich. Wenn der Mensch selbst es ablehnt, sein Gehirn zu betätigen, sich also in einen Zustand der Passivität versetzt, dann wird eben jemand anderer (Geist) sich dieses Organs bedienen.

Mit dieser Tatsache hängt das Phänomen von Zwangs- und Lästergedanken zusammen. Es ist dies in unseren Tagen vielmehr verbreitet, als man allgemein annimmt. Menschen erhalten Gedanken, Bilder, Eingebungen gegen ihren Willen aufoktroyiert. Christen, die sich aus der Drogenszene heraus bekehrt haben, wissen davon zu berichten, wie sie anfänglich noch von Zwängen, ungewollten Bildern und »flash backs « geplagt worden sind. Dave Hunt formulierte es folgendermaßen:
»Als eine Maschine, die auch ein Geist bedienen kann, hat der Hirnforscher Sir John  Eccles das menschliche Gehirn bezeichnet. Normalerweise ist meine Persönlichkeit, der «Geist«, der mein Gehirn bedient. Aber wenn ich mich in einen veränderten Bewußtseinszustand begebe und einer Macht die Kontrolle übergebe, die ein Spiritist eine kosmische Kraft nennt oder ein Medium als einen Geist bezeichnet, dann hindert nichts diesen neuen »Geist«, mein Gehirn zu steuern und darin Erlebnisse hervorzurufen, die in Wirklichkeit aber gar nicht stattfinden.«

Nachfolge Jesu und Gebet  –  aktiv oder passiv?

Ein Missionar, der öfters in Indien weilte, erzählte mir persönlich: »Wenn man in Indien zu einer Wahrsagerin geht, sagt sie als erstes: >Make your mind blank< (Mach deinen Verstand leer)«! Man hört heute in wachsendem Maße von Gurus, Meditationslehrern, Therapeuten u. a. Vorschläge wie: Öffne dich, laß dich fallen, entleere dich, versenke dich, schalte deinen Verstand aus usw. Außerdem verlangen der Hypnotiseur und der Spiritist. daß man sich einfach passiv einem anderen Willen oder Geist aussetzt. So gesteht jeder Hypnotiseur, daß er dort nichts ausrichten kann, wo man ihm willentlich aktiv widersteht.

Die Nachfolge Jesu und das Gebet sind nun das absolute Gegenteil von den oben erwähnten Vorschlägen. Es heißt: Ringet, bittet, suchet, klopfet an, widersteht, fliehet, nahet euch zu Gott, laufet in dem verordneten Kampf und als genaues Gegenteil zu Passivität: Wachet oder seid wachsam.

Diese beiden grundlegenden Tatsachen sollen hier besonders gegenüber gestellt werden. Der Heilige Geist erleuchtet den Verstand und aktiviert unseren Willen, der falsche Geist schaltet den Verstand aus und bewirkt Zwang. Der Heilige Geist macht wachsam, der falsche Geist passiv. Der Heilige Geist beeinflußt das Herz (Röm 5,5), der verführerische Geist bedient sich des Leibes.

Der Heilige Geist bewirkt Selbstkontrolle. Es heißt in Gal. 5,22 bei der Auflistung der Geistesfrucht, welches auch mit Selbstkontrolle wiedergegeben werden kann. Der falsche Geist sucht die Direktkontrolle. Der Heilige Geist bewirkt also, daß ich immer klarer denken kann, er wird aber nie direkt hineinschalten. Dies gehört in den Bereich des Zwanges. …

 

Bibel erklärt: Widerstehet!

Ein junger Mann erzählte mir von seinem persönlichen Werdegang bzw. Irrweg, bevor er zu Jesus fand. In dieser Zeit der Suche praktizierte er auch Zen-Meditation. Auf einmal, so berichtete er, verlor er die Kontrolle über Arme und Beine. Verlust der Selbstkontrolle ist das beinahe klassische Charakteristikum falscher Geister.

Friedrich Nietzsche, der sich für einmalig inspiriert hielt, sagte: »Ich habe nie eine Wahl gehabt«.

Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein Zitat aus dem Buch »Jugend in Trance?« angebracht:

»Trance nennen wir einen Zustand, in dem der Mensch nicht mehr die vollständige Kontrolle über sich selbst besitzt. Um in Trance zu verfallen, genügt schon das Starren in eine mit Wasser gefüllte Glaskugel oder das konzentrierte Betrachten eines weißen Kreidekreises auf einem schwarzen Fußboden. Es bedarf dazu also keineswegs unbedingt der Anwesenheit eines Hypnotiseurs. Der Effekt der Autosuggestion oder Selbsthypnose ist allgemein bekannt.«

Durch ständiges Wiederholen von Silben oder Worten erzielt man ähnliche Resultate. Dies ist die Technik von TM (Mantra) oder auch des »Chantens« der Krischna Anhänger. Durch diese Monotonie (das Wort Hare Krischna soll pro Tag 1728 Mal wiederholt werden) kommt es zu einer Entleerung des Verstandes. Die fremde Macht erfaßt dann den Menschen, der so dazu die Voraussetzung geliefert hat. Das Opfer gerät in Trance, Verzückung oder Ekstase, wirkt wie berauscht und verliert oft genug die Selbstkontrolle. Auch das Wort Begeisterung hat hier seine Wurzel.

Wort oder Bild?

Auch Gläubige können solche Effekte durch fromm getarnte Meditation erreichen. Ein passives Entleeren kann sich auch durch das anhaltende Starren in eine Kerze oder auf einen Meditationsgegenstand einstellen. Gerade in der Mystik ist dies vorherrschend. Auch das ständige Wiederholen frommer Worte, z.B, Halleluja, vermag solche Phänomene zu bewirken. Diese Ausführungen sollen nun andererseits nicht so verstanden werden, daß wir vor Gott nicht mehr stille werden dürfen. Wir sollen unsere »stille Zeit« einhalten, doch nie mit einem passiven oder leeren Verstand. Es sei hier nur an Psalm 1 oder Josua 1, 8 erinnert, wo erwähnt wird, wie man über Gottes Wort nachdenken und es auswendig lernen soll.

Geistliche Wahrheiten aber werden über den Verstand bzw. den Sinn und nicht über das Gefühl vermittelt. Wer Gottes Wort hört und versteht, der bringt viel Frucht (Mt. 13, 23). … Deswegen lehrt die Schrift auch die Erneuerung des Sinnes (Röm. 12,2) und ein verstandesmäßiges Prüfen (Eph. 5, 10). Das »Verstehen, was des Herrn Wille ist« (Eph. 5, 17), bezeichnet ein Erkennen, das aus gehörtem bzw. gelesenem Wort Gottes gespeist wird.

Letztlich ist dies ein Ergebnis des Lesens der Bibel und des Gehorsams gegenüber dem Anspruch der Heiligen Schrift. Dann öffnet der erhöhte Herr durch seinen Geist auch heute das Verständnis für sein Wort. Denn »die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben» (Joh. 6, 63), erklärt der Herr Jesus. …

Diese verstandesfeindliche Tendenz zeichnet sich immer mehr ab. Früher hieß es noch: »Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige« (Ps. 119, 11). Heute heißt es vermehrt: »Ich bete besonders viel in Zungen, damit ich nicht sündige.« Dies aber illustriert sehr deutlich die Verlagerung von der Ratio zum Irrationalismus, letztlich vom Wort zum Bild. Wir leben in einem nachliterarischen Zeitalter. Früher war das größte Machtmittel das Wort, heute ist es über Fernsehen und Video das erlebnishafte Bild geworden. Früher sagte man: Es steht geschrieben. Heute hört man immer öfters: Ich habe erlebt.

Damit ist nicht gemeint, daß Erlebnisse prinzipiell schlecht seien oder negiert werden sollen. Jeder, der Jesus treu nachfolgt, wird Erfahrungen mit seinem Herrn machen. Doch unser Glaube gründet sich nicht auf Erfahrungen oder Gefühle, sondern auf das Wort Gottes und Tatsachen. Auch sind Gefühle nicht immer abzuwerten oder grundsätzlich negativ. Was man jedoch heute sehen kann, ist eine zunehmende Verlagerung der Schwerpunkte. Man ist immer mehr gefühlsorientiert. Auch kann der Heilige Geist zweifellos Gefühle bewirken. Jedoch rufen umgekehrt Gefühle und eine emotionalisierte Atmosphäre nicht das Wirken des Heiligen Geistes hervor.

Passivität in christlichen Strömungen

Diese Gesetzmäßigkeiten der Passivität findet man auch bevorzugt in den pfingstlichen und charismatischen Kreisen. Wenn dies nun so deutlich gesagt wird, soll damit nicht ein Urteil über die Gotteskindschaft gefällt werden. Auch echte Kinder Gottes können einen verführerischen Geist empfangen und manipuliert werden. wie 2. Kor. 11,4 zeigt. Auch kann ein Kind Gottes sich passiv machen. …

In diesen Kreisen meint man nun gewöhnlich, daß der Heilige Geist sich des Menschen wie eines Mediums bedienen müsse und direkt aus ihnen spreche. Deswegen beginnen alle diese Strömungen – und dies kann man nun tatsächlich so pauschal feststellen -, immer mit den Weissagungen: »So spricht der Herr« oder eben mit dieser direkten Anrede des angeblichen Heiligen Geistes an die Anwesenden.

So hat es sich beim Beginn der klassischen Pfingstbewegung 1906 in Los Angeles abgespielt, so verläuft es bei der charismatischen Bewegung, die um 1960 ihren Anfang genommen hat, so ereignete es sich bei dem Aufbruch katholisch-charismatischen Bewegung, der in das Jahr 1967 fällt.

Diese Formulierung, »so spricht der Herr«, gibt es allerdings nicht im Neuen Testament. Es handelt sich um eine rein alttestamentliche Ausdrucksweise.

Die Briefe des Apostels Paulus, Johannes oder Petrus sind Gottes Wort, beginnen aber nicht mit dieser Einleitung: »So spricht der Herr«. Letztlich ist die Inspiration ein Geheimnis, doch kann man erkennen, wie sich die Pesönlichkeit des Schreibers enttfaltet. Der Heilige Geist verbindet sich in harmonischer Weise mit dem Menschen, schaltet aber seine Persönlichkeit nicht aus, noch umgeht er sie oder gebraucht sie in mediumistischer Weise. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein Zitat von Watchman Nee angebracht:

»Der Christ muss ganz klar verstehen, dass alle seine Äußerungen das Resultat seines eigenen Denkens sein müssen. Jedes Wort, das den Denkprozess umgeht, ist von bösen Geistern formuliert worden.«

Mit dieser Vorstellung, nun im direktesten Sinne ein Werkzeug des Heiligen Geistes zu sein, ist oft das starke Sendungsbewusstsein in diesen Bewegungen verbunden, das sich nur zu oft in völliger Unbelehrbarkeit äußert. …

 

Infragestellung dieser Manifestationen wird nicht selten mit Kritik an Gott selber gleichgesetzt, der ja direkt gesprochen habe, und nur zu oft wird daraus die Lästerung des Heiligen Geistes konstruiert. Doch diese Überzeugungen sind das Ergebnis einer falschen Anthropologie und Pneumatologie, die diesen schwarmgeistigen Strömungen zugrunde liegen.

Diese schwerwiegenden Aussagen sollten anhand einiger Zitate von zum Teil Schlüsselleuten belegt werden. Barratt, den man den Vater der europäischen Pfingstbewegung nennen kann, denn durch ihn kam das Pfingstfeuer von Los Angeles nach Europa, berichtet mit eigenen Worten über seine Geistestaufe wie folgt:
»Die Kraft kam so plötzlich und mächtig, dass ich am Boden lag und für einige Zeit unaufhörlich in Zungen redete … Es schien, als ob eine eiserne Hand über meinen Kiefern lag. Sowohl Kiefer als auch Zunge wurden von dieser unsichtbaren Kraft bewegt.«
Ganz offen liegen hier die Gesetze der Direktkontrolle durch eine andere Macht zutage.

Über den Beginn der klassischen Pfingstbewegung schreibt G. H. Lang u.a., wie eine Frau bei solch einer erwecklichen Versammlung trancegleich zum Klavier  schritt. Ihr Mann, wohlwissend, dass seine Frau nicht Klavier spielen konnte, hatte den Deckel eigens geschlossen, Sie öffnete jedoch diesen und spielte tadellos. Was war wirklich geschehen?
Die biologische Maschine dieser Frau diente einem fremden Geist als Werkzeug, um dieses Musikinstrument zu bedienen. Die Frau war hier Medium im direktesten Sinne. …

 

In dem Informationsdienst »Arbeitskreis Christlicher Publizisten« heißt es zum Thema Zungenrede:
«Das wird manchmal so beschrieben, als ob Kiefer und Zunge sich selbständig machten und sich der Kontrolle durch den Verstand entziehen. Ein Zungenredner: >Es ist nicht mein Verstand, der die Worte formt. Mir kommt es so vor, als stünde ich beobachtend neben mir und hörte mir zu.<«

Der Heilige Geist bewirkt, daß ich selber bete, selber aktiv Gott anrufe usw. Der Geist Gottes wird nicht Passivität oder gar Faulheit unterstützen. …

Immer wieder stößt man bei diesen »Geistgesalbten« auf die typischen Phänomene des Mediumismus und Spiritismus. Ähnlich zeigen sich auch bei Paul Toaspern die wiederum klassischen Symptome des automatischen Schreibens. So berichtet er mit eigenen Worten über den Empfang von Botschaften nach einer Handauflegung durch Steve Lightle:

»Nach einer Gewitternacht wurde ich … wach und fühlte es wie einen Befehl, etwas aufzuschreiben. Das Niederschreiben, bei dem mir kein Reflektieren oder Untermischen eigener Gedanken erlaubt war, geschah in einer drängenden Eile, in etwa zwölf bis vierzehn Minuten … Gegen den Inhalt eines der Abschnitte und gegen einen Begriff wollte ich mich sträuben, aber ich hatte nur aufzuschreiben und wußte genau, was zu schreiben war.«

Der Koreaner Yonggi Cho berichtet über seine Geistestaufe:

»Plötzlich wurde es hell im Zimmer. Wellen wie Rauch rollten herein. Ich war vor Ehrfurcht ergriffen. Ich dachte, dass das Haus in Flammen stände und versuchte, um Hilfe zu rufen, aber ich brachte keinen Ton heraus. Verzweifelt schaute ich mich um, und sah zwei Füße neben mir. Ich schaute hinauf und sah ein weißes Kleid,. Dann schaute ich in ein Gesicht, das wie eine starke Sonne war, von der Lichtstrahlen ausgingen. Ich wußte immer noch nicht, wer es war, bis ich die Dornenkrone sah. Sie durchstach seine Schläfen, und Blut lief herunter. Jetzt wußte ich, daß es Jesus Christus war. Seine Liebe schien über mich zu strömen … Herrliche Freude kam aus meinem Innern. Meine Zunge und Lippen begannen zu sprechen. Ich versuchte aufzuhören, aber es schien, als ob eine andere Person sie kontrollierte und sich ungestüm äußern wollte. Ich wußte nicht, was es war, aber ich stellte fest, je mehr ich sprach, umso besser fühlte ich mich.«

Von der französischen Mystikerin Madame Guyon berichtet Dr. Kurt Hutten, wie sie in ihrer Autobiographie folgendes mitteilt:

»Ich schreibe nicht aus meinem Geiste, sondern durch den inneren Geist. Griff ich zur Feder, so wußte ich kein Wort von dem was ich schreiben würde; und auch nachher nicht, was ich geschrieben hatte. Es floss in Strömen des inneren Lichts gleichsam aus der Tiefe hervor und nahm nicht den Weg über meinen Kopf. Die Geschwindigkeit, mit der ich schrieb, war so groß, daß mein Arm anschwoll und ganz steif wurde … Ich schrieb Tag und Nacht ununterbrochen, wobei die Hand kaum Schritt halten konnte mit dem diktierenden Geist.«

Gottfried Mayerhofer, Nachfolger des berühmten Schreinmediums Jakob Lorber, schildert in einem Brief die Art des Empfangens seiner Botschaften:
»Ich bin immer ganz passiv bei solchen Mitteilungen, weiß höchst selten, um was es sich handelt …«

Dr. Toaspern ist nun einer der einflussreichsten Leute innerhalb der charismatischen Bewegung in der DDR, Yonggi Cho Vertreter extremer Pfingstlehren, sogar von weltweitem Einfluß innerhalb der evangelikalen Christenheit.

Es ist tatsächlich so, daß in diesen charismatischen Aufbrüchen die Phänomene des fromm getarnten Spiritismus zu erkennen sind. Deswegen ist diesen Strömungen gegenüber auch keine neutrale Haltung möglich, wie sie heute leider immer mehr als der Weisheit letzter Schluß in den Gemeinden und von verantwortlich Stellen empfohlen wird.

Es entspricht dies allerdings viel mehr dem pluralistischen Zeitgeist, der im Zuge der geistlichen Entspannungspolitik vor allem den Toleranzbegriff umarmt.

Die wachsende Woge der Passivität

Vielleicht wird es ersichtlich, warum der Herr Jesus seine Wiederkunftsreden immer mit der Warnung vor Verführung beginnt und uns zu besonderer Wachsamkeit ermahnt. In den letzten 5 Versen von Markus 13 gleich viermal. Eine richtige Welle der Passivität ergießt sich über unsere Generation und Kultur. Yoga, Autogenes Training, Gruppendynamik, TM, die asiatische Meditationsmethoden, vieles vom Fernsehen, die Drogenkultur, die New-Age-Bewegung, harte Beat- und Rockmusik, besonders ab einer gewissen Lautstärke, beruhen auf oder führen zur Passivität.

Der Grundsatz ist immer der gleiche. Der Mensch lehnt es ab, selber etwas zu tun (schreiben, beten usw.) und liefert sich dadurch einer fremden Macht aus. die er für wohlwollend oder göttlich hält, in Wirklichkeit aber dämonisch ist.

Bei zunehmender Intensität der Passivität kann diese Macht den Menschen immer mehr erfassen und kontrollieren. Der Betreffende stürzt dann manchmal zu Boden, wird »erschlagen« oder »ruht im Geist«, wie im Zusammenhang mit der Tätigkeit von beispielsweise Kim Kollins nun das Hinstürzen der Anwesenden bezeichnet wird.

Das Fallen auf den Rücken

Von den Teilnehmern nun, die in solch »erwecklich«-charismatischen Versammlungen zu Boden stürzen, fällt der überwiegende Teil nicht nach vorne, sondern immer häufiger auf den Rücken. Gibt es dazu biblische Beispiele, oder wie ist dies von der Heiligen Schrift her Zu beurteilen’?

Nun wird in Gottes Wort immer wieder davon berichtet, wie Menschen in Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott auf ihr Angesicht fallen. Abraham (1 Mos 17.3), Mose und Aaron (4 Mos 17,10), Josua (Jos 7,10). Petrus (Mt 17,6), der Samariter (Luk 17,16) und viele andere. Von der Anbetung vor dem himmlischen Throne Gottes wird zweimal ausdrücklich gesagt, wie man dabei auf das Angesicht fällt (Offb 7,11 und 11,16).

1 Kor 14 wird als Beleg für die besonderen charismatischen Gottesdienste immer wieder zitiert. Gerade dieses Kapitel aber spricht davon, daß vom Heiligen Geist überführt, der Betreffende auf sein Angesicht fallen würde (Vers 25).

Von daher ist es eher bemerkenswert. daß sich in diesen Strömungen, die sich bevorzugt auf den Korintherbrief berufen  in gewisser Hinsicht das genaue Gegenteil manifestiert. Die Menschen fallen auf den Rücken und müssen von besonderen »Auffängern« vor Schaden bewahrt werden. Für diese Art Dienste oder Amt gibt es kein biblisches Beispiel. Wir lesen nirgends in der Heiligen Schrift, daß, wenn der Herr Menschen heilte oder anrührte, sich seine Jünger in Auffangstellung unter die Zuhörermenge mischten.

Gibt es jedoch Hinweise in Gottes Wort für das Fallen auf den Rücken? Die Bibelstellen, die davon berichten, deuten an, daß bei solchen Ereignissen ein Gericht Gottes vorliegt. Als der Hohepriester Eli die Nachricht erfährt, daß die Bundeslade von den Philistern geraubt worden ist, fällt er rücklings vom Stuhl und erschlägt sich (1 Sam 4,18). Gott hatte dies vorher als Gericht angekündigt (1 Sam 2,34 und 3,11).

In Jesaja 28 spricht Gott ab Vers 7 von dem Gericht über die falschen Propheten. Der 13. Vers sagt schließlich: »… daß sie hingehen und rücklings fallen, zerbrochen, verstrickt und gefangen werden.« Dies ist um so mehr bemerkenswert, als die Verse unmittelbar davor (Vers 11 12) von Paulus in 1 Kor 14 zitiert werden.

Eine allegorische Deutung läßt vielleicht 1 Mos 49,17 zu: Durch den Biß der Schlange fällt der Reiter auf den Rücken.

Der Teufel als der »Affe Gottes« wirkt oft genug das Gegenteil des Heiligen Geistes. So ist es bekannt, daß in Satanszirkeln als lebende Altäre die Menschen (gewöhnlich Frauen) auf dem Rücken liegen.

Es bedeutet dies Aufdecken der Blöße vor Gott. Deswegen durfte im Alten Testament der Altar nicht auf Stufen errichtet werden: »Du sollst nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, daß nicht deine Blöße aufgedeckt werde vor ihm« (2 Mos 20,26).

Der Mensch, der sich vor Gott aufs Angesicht wirft, verdeckt seine Blöße.  Wer aber auf dem Rücken liegt, deckt sie auf. Es ist der Geist des Widersachers, der den Menschen entblößt (Offb 16,15), nie und nimmer aber ist so etwas das Wirken des Heiligen Geistes.

Auch weiß man von der Missionsgeschichte, wie Menschen durch das Wirken des Heiligen Geistes auf den Rücken fallen. So wird in dem Buch »Chinas Märtyrer« berichtet, wie die Chinesen, die am Boxeraufstand teilnahmen, sich einem besonderen Ritual unterzogen. Der betreffende Initiand mußte sich in einen Kreis stellen, sich verbeugen und Beschwörungsformeln so lange aufsagen, bis der angerufenen Geist kam und von ihm Besitz nahm, wobei er rücklings platt auf die Erde fiel. Er geriet in Trance und erwachte erst wieder aus diesem Zustand, wenn der Zeremonienmeister seine Stirn berührte.

Auch aus heidnischen Religionen kennt man solche Phänomene. So schreibt Rabi Maharaj in seinem Buch »Der Tod eines Guru« unter der Worterklärung Shakti Pat: »Bezeichnet die Berührung des Guru, gewöhnlich seiner rechten hand an der Stirn des Anbetenden, die übernatürliche Wirkungen hat … Durch Verabreichung des Shakti Pat wird der Guru zum Kanal der Urkraft, der kosmischen Kraft, welcher das ganze Universum zugrunde liegt … Die übernatürliche Wirkung des Shakti durch Berührung des Guru kann den Anbetenden zu Boden werfen, oder er kann ein helles Licht wahrnehmen und eine innere Erleuchtung oder sonstige mystische oder psychische Erfahrung machen.«

Karl Guido Rey berichtet in seinem Buch »Gotteserlebnisse im Schnellverfahren« wie die Mesmeristen ihre Schüler in Hypnoseexperimenten rücklings fallen ließen. Sie bezeichneten es »als Experimente der magnetischen Anziehungskraft.«

Abgesehen davon, wo Menschen aus rein körperlichen Gründen zu Boden sinken, weil schwach oder gar ohnmächtig werden,  was hier natürlich nicht gemeint ist, muß festgestellt werden, wie es sich hier nicht um ein neutrales Phänomen handelt. Es treten Wirkungen einer transzendenten, geistlichen macht auf. Die Bibel aber ordnet übernatürliche Phänomene nicht neutral ein, sondern nennt sie entweder göttlich oder dämonisch. Hier aber ist der Befehl an die Jünger Jesu, die Geister zu prüfen.

Manchmal wird noch als biblischer Beleg von charismatischer Seite für diese Phänomene  Johannes 18. 6 angeführt: »Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin’s! wichen sie zurück und fielen zu Boden.« Zwar heißt es nicht ausdrücklich, daß sie rücklings fielen, doch ist dies hier nicht völlig auszuschließen.

Auch John Wimber, Amerikas derzeit bekanntester Heilungsevangelist, beruft sich auf diese Stelle. Nun sollte man erstens beachten, daß zwischen dem Herrn Jesus und einem Menschen, auch wenn er noch so ein brennender Christ ist, ein bedeutender Unterschied besteht. Doch von einfachen Textzusammenhang her kann man in dem Abschnitt aus Joh. 18 erkennen, daß dies nicht Leute waren, die mehr Geistesausrüstung oder Hingabe an jesus suchten, sondern im Prinzip seine Todfeinde waren. Sie wollten ihn gefangen nehmen und hinrichten lassen. Insofern kann es sich hier bestenfalls nur um ein Gerichtszeichen handeln, was wiederum mit dem oben Gesagten übereinstimmt.

Bei Reinhard Bonnke, dem deutschen Pfingstprediger, treten solche Machtwirkungen des Zurückfallens mit tranceähnlichen Begleiterscheinungen in massiver Fülle auf. Zwei Beispiele von vielen:

»Ich weiß, was mit mir geschah, während ich vorne stand. Alles, woran ich mich erinnern kann, ist, daß eine Welle der Kraft mich von Kopf bis Fuß durchströmte. Ich muß zu Boden gefallen sein, denn dort erwachte ich nach geraumer Zeit. Oder: Da war zum Beispiel die schwergewichtige Zigeunerfrau, die sich auf ihren Krücken daherschleppte. Ich betete mit ihr und die Kraft Gottes warf sie zu Boden.« (Rey, Gotteserlebnisse im Schnellverfahren)

Manch ein Teilnehmer an solchen Versammlungen kann erst wieder aufstehen, wenn ihn die Seelsorgehelfer anrühren. Dies erinnert in gerichtsmäßiger Vorschattung an Jeremia 25, 27, wo es heißt: »Trinkt, daß ihr trunken werdet und speit, daß ihr niederfallt und nicht aufstehen könnt vor dem Schwert, das ich unter euch schicken will.«

Dieses »Ruhen im Geist« ist sehr oft von Zungenreden begleitet. Jesaja 29, 4 charakterisiert den Geist, der hier tatsächlich wirkt: »Dann sollst du erniedrigt werden und von der Erde her reden und aus dem Staube mit deiner Rede murmeln, daß deine Stimme sei wie die eines Totengeistes aus der Erde und deine Rede wispert aus dem Staube. «

Verlust der Selbstkontrolle

Auf ähnlicher Ebene liegt die Erfahrung von Demos Shakarian, dem Begründer der »Geschäftsleute des vollen Evangeliums« (GdvEI). Bei seiner Geistestaufe wird er schließlich zu Boden gezogen:

»Ich sank zu Boden und lag dort völlig hilflos, unfähig aufzustehen, um ins Bett zu gehen.«

Hier übt die fremde Macht direkt ihren Herrschaftsanspruch aus. Der Heilige Geist bewirkt Selbstkontrolle   gerade in dem Kapitel über die Geistesgaben wird ausdrücklich erklärt, wie »die Geister der Propheten den Propheten untertan sind« (1 Kor 14,32) -, in diesem Fall jedoch geschieht das Gegenteil, und ein Mensch verliert die Kontrolle über sich selber. Davon rührt auch das schwerwiegende Wort »Besessenheit« her, daß nämlich jemand anderer von mir Besitz ergreift und mich kontrolliert. Man kann selber nicht mehr ausführen, was man will.

In Eph 5,18, wo wir den Befehl lesen, voll Heiligen Geistes zu werden, wird auch ermahnt, Trunkenheit zu vermeiden, weil dies zur Ausschweifung (asotia) führt. John Stott erwähnt zu diesem Begriff:

»Das griechische Wort asotia … beschreibt eigentlich einen Zustand, in dem eine Person sich nicht >retten< oder kontrollieren kann. Weil nämlich Trunkenheit den Verlust der Selbstkontrolle bewirkt, deswegen schreibt Paulus, dies zu vermeiden. Es wird impliziert, daß der gegenteilige Zustand, nämlich das Erfülltsein mit dem Geist, keinen Verlust der Selbstkontrolle zur Folge hat.«

Es wird auch hier deutlich, daß man in diesen Bewegungen (Demos Shakarian kommt aus der klassischen Pfingstbewegung und ist über seine GdvEI voll in die charismatische Strömung integriert) sich einem Geist ausliefert und einer Macht dient, die im Gegensatz zum Geiste Gottes stehen. Paulus erklärt es als Kennzeichen des fremden Geistes, der im Heidentum wirkt, daß Menschen umfallen. weggezogen werden, keine Selbstkontrolle mehr ausüben (1 Kor 12,2). »Ihr wißt, daß ihr, als ihr zu den Heiden gehörtet, zu den stummen Götzenbildern hingezogen, ja, fortgerissen wurdet.«

Mit der Berufung auf das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist, treten nun bei den Charismatikern Symptome auf, die das genaue Gegenteil zum Wirken des Geistes Gottes offenbaren. Aus der möglichen Fülle von Belegstellen seien zwei erwähnt. Das in Amerika innerhalb dieser Strömungen einflußreiche Ehepaar Charles und Frances Hunter schreibt in dem Buch: »Wie man Kranke heilt«:

»Ich habe meinen Augen nicht getraut, aus seinen (Charles) Fingerspitzen schossen etwas 10 cm bläuliche Flammen … Als Charles herunter rannte, um ihnen die Hände aufzulegen, war die Kraft Gottes so stark, daß sie in Wellen zu Boden fielen. Als er die Stirnseite des Auditoriums halb entlanggegangen war, hob er seine Hände, um einige zu berühren, und sofort fielen etwa dreißig bis vierzig Menschen gleichzeitig unter der Kraft … Es war eine >Heilig-Geist-Bombe<! Charles bahnte sich den Weg durch die Menge, und die Menschen fielen überall um.«

Ähnliche Phänomene, wo Leute abrupt die Selbstkontrolle verlieren, ereignen sich bei Versammlungen mit John Wimber. Er erzählt auf einer Kassette die Geschichte seiner Gemeinde in Yorba Linda, Kalifornien. Wörtlich berichtet er von dem angeblichen Kommen des Heiligen Geistes:

»Der heilige Geist fiel auf uns … Ich ging auf eine Frau zu, um für sie zu beten und sie flog davon .. bam! Gegen die Mauer sauste sie, über eine Couch, knallte über den Tisch und eine Lampe und prallte in die Ecke … Dabei hatte sie Genickschmerzen, für die sie mich ersuchte zu beten. Jemand anderer fiel gegen mich und traf mich an der Brust und sprach dabei in Zungen wie ein Maschinengewehr … Ich dachte mir, was haben wir hier losgelassen? Dies ist ja unheimlich! In dem Moment, wo sie mich berührten, fielen wir beide zu Boden, und da war so ein Empfinden, als ob jemand unsichtbar gegenwärtig wäre. Gott! … Ich ging nach Hause und fühlte mich fast wie betrunken … Ich sagte zu Carol: >Ich denke, etwas geschieht mit uns<, und kaum hatte ich das gesagt, sauste ich schon zu Boden! … Ein Mädchen fiel so hart, ich dachte: O nein, sie stirbt ja! Sie schlug mit ihrem Kopf auf den Stuhl, Tisch und Boden auf. Bam! Bam! Bam! … Dann brauchten wir eben Auffänger.«

 

Handauflegung unbiblischer Art

Sehr oft treten diese Phänomene in Verbindung mit dem raschen Auflegen der Hände auf. Dieses vorschnelle Handauflegen ist ein Kennzeichen praktisch aller schwärmerischen Strömungen. Nicht, daß man Handauflegung generell ablehnen müßte oder sollte. Es wird auch in der Heiligen Schrift darüber berichtet. Aber die einzige Stelle im Neuen Testament, die Handauflegung mit einer Befehlsform verbindet, ist keine Ermutigung, sondern vielmehr eine Warnung: In 1 Tim 5,22 mahnt der Apostel, »niemandem die Hände zu schnell aufzulegen.« Paulus gibt auch die Begründung dazu: »Mache dich nicht fremder Sünden teilhaftig, halte dich selbst rein.« Zwar ist der Skopus hier wahrscheinlich primär das Einsetzen der Ältesten, doch lässt sich im allgemeinen Sinne daraus auch eine generelle Anweisung ableiten.

Es ist eine leidvolle Tatsache: Träger falscher Geister legen in der Regel vorschnell ihre Hände auf. Der Heilige Geist aber wird normalerweise nicht durch die Hände von Menschen weitergereicht, weil  er Gott ist und Gott sich bekanntlich nicht von Mensch Händen dienen läßt (Apg 17,25). Den Heiligen Geist gibt nur Gott (Apg 5,32). Paulus vergleicht sogar die Ansicht oder Lehre, den Heiligen Geist anders als durch Glauben bzw. Gehorsam zu empfangen, mit Verzauberung bzw. Behexung (Gal 3,1-2).

Im Fall eigenmächtiger Handauflegung wollen Menschen letztlich über Gott verfügen. Dies aber ist das Wesen der Magie. Die immer stärkere Ausreifung magischen Denkens, auch unter frommem Deckmantel, gehört aber leider zu dem Erscheinungsbild unserer letzten Tage und von New Age. Wie aktuell New Age auch für gewisse Bereiche der Christenheit geworden ist, soll im folgenden Abschnitt versucht werden aufzuzeigen.

Parallelen zwischen New Age und charismatischer Bewegung

Ist zwischen zwei so scheinbar grundverschiedenen Strömungen überhaupt eine geistliche Verwandtschaft gegeben? Kann man hier tatsächlich Parallelen aufzeigen? Das sind berechtigte Fragen.

Es soll nun anhand einiger Beispiele gezeigt werden, wie hier doch zum Teil verblüffende Ähnlichkeiten vorhanden sind. Dies bezieht sich nicht nur auf die parallele Betonung von angeblich gewaltigen Ausgießungen des Heiligen Geistes. Während von christlicher Seite die Prophetie von Joel zur Erklärung nun vermehrt auftretender übernatürlicher Befähigungen bei Gläubigen herangezogen wird, berufen sich die New-Age-Jünger auf die sogenannte Geistesausgießung des Wassermanns. Diese bewirke angeblich eine Bewusstseins-Erweiterung, die die Menschen mit besonderen esoterischen Kräften wie gaben ausrüste. Auffallend ist auch hier, wie sehr beide Richtungen die Heilung betonen.

Auf die Prophetie von Joel Bezug nehmende Voraussage von David Wilkerson beispielsweise, liest sich fast wie eine christlich verbrämte Vorwegnahme des New-Age-Programms zur spirituellen Erleuchtung:

»Gemäß Gottes Wort können wir annehmen, daß es eine begrenzte Zeit geben wird, in der es möglich ist, daß jeder Mensch ein >überwältigendes Erlebnis< mit dem Heiligen Geist macht: Jeder Mohammedaner und jeder Jude; Politiker, führende Männer und Diktatoren; … Jeder Kriminelle hinter Gittern, jede Prostituierte auf der Straße …« (Jesus Christus-Felsengrund, S.69; Verlag Joh. Fix, Schorndorf, 1973).

David Wilkerson hat auch viel Gutes und Zutreffendes wie Aufrüttelndes gesagt, doch hier hat er sich ganz offensichtlich, bedingt durch das falsche Verständnis der Prophetie bei Joel, verführerischen Eingebungen geöffnet. Die zweite Geistesausgießung in den letzten Tagen ist ein Ereignis, das für den Überrest Israels verheißen ist (Jes 32,15; Hes 39,28; Sach 12,10) und nicht für die Gemeinde, über die der Heilige Geist längst ausgegossen ist (Titus 3,6).

Eine Geistesverwandtschaft ist auch bei den Techniken für den erstrebten Empfang dieser angeblich göttlichen Kräfte erkennbar. Die New-Age-Bewegung ist besonders gekennzeichnet von Passivität und »Traumreisen« in das Innere des Menschen. In einem Prospekt, in dem »bep«, d.h. »Bewusstseins-Erweiterungs-Programm«, angepriesen wird, heißt es beispielsweise zur Erlangung solcher »Erleuchtungen«: »Die Herstellung einer Gedankenleere ist der Idealfall … Je mehr Sie sich entspannen und es »geschehen lassen«, umso besser und plastischer wird ihr eigenes geistiges Bild sein.« Solche Anleitungen sind die konsequente Folge der wachsenden Woge der Passivität.

Auf gleicher Ebene wie die Vorschläge der Befürworter des »Neuen Zeitalters« ist die Anleitung des Pfingstpredigers Dornfeld, wenn er unter der Überschrift, den Heiligen Geist empfangen, u.a. erklärt:

»Öffne nur deinen Mund wie ein hungriges kleines Rotkehlchen… Drittens nun atme ein und aus, so tief wie du kannst. Tue das so lange, bis du die Gegenwart Gottes spürst.“

Völlig auf der Geistesebene von New Age sind auch folgende Verse des vielgelesenen Autors Ulrich Schaffer: „gott ist die anziehungskraft der erde ist die luft ist die berührung zweier gedanken in mir glaubt es und ich folge ihm“.

Don Basham, einer der Hauptlehrer von Jugend mit einer Mission, empfiehlt in einem Seminare zum Empfang der Zungenrede und Geistestaufe folgendes:

»Alles fertig. Das ist der erste Schritt: >Atme ein< den Heiligen Geist und glaube, dass er in dich gekommen ist … Nachdem ich das Gebet für euch gebetet habe und ihr den Mund geöffnet habt und den Heiligen Geist einatmet, werde ich es sagen, dass du es herauskommen lassen, sollst«.

Gott wird zu einer unpersönlichen Kraft, die man durch Atem  oder Meditationstechniken in sich aufnimmt. Diese Kraft wird oft genug körperlich in Form von Energie wahrgenommen. Machmal hat man den Eindruck, als wäre man an eine elektrische Kraftquelle angeschlossen. Oft wird auch berichtet, wie eine Wärmeempfindung den Körper durchströmt. So schreibt der Vater der charismatischen Bewegung, Dennis Bennett, nach dem Empfang seiner Geistestaufe folgendes von seiner Frau:

»Nein, antwortete sie. Aber etwas Eigenartiges geschah. Ich schlief fest, als du Hause kamst: aber als du deine Hand an die Haustürklinke legtest, fuhr eine Art Kraftstrom – anders kann ich es nicht nennen –  durchs Haus und weckte mich«.

Ähnliche Phänomene kennt auch der bereits erwähnte faszinierende Heilungsevangelist John Wimber. Er schreibt wörtlich:

»Meine Hände prickeln gewöhnlich und sind warm, und ich fühle so etwas wie Elektrizität aus ihnen herauskommen, wenn ich ein befehlendes Wort spreche. Dies veranlaßt mich, Empfindungen wie Prickeln und Hitze zu verstehen als eine Salbung des Heiligen Geistes an mir, um zu heilen«.

Noch handgreiflicher werden diese Phänomene bei folgender Begebenheit: Anne Watson ist die Frau des vor wenigen Jahren an Krebs verstorbenen berühmtem englischen Charismatikers David Watson. Trotz einer Weissagung von John Wimber, daß er von dem Tumor genesen werde, verstarb er an dieser bösartigen Krankheit. Anne Watson berichtet u.a. von ihrem geselligen Zusammensein mit John Wimber: »Einmal zum Beispiel, als wir aus einem Restaurant kamen. wo wir mit John, Carol (Wimbers Frau) und einigen anderen gegessen hatten, fingen meine Hände an zu zittern. John nahm sie und legte sie David (Watson) mit den Worten auf, es sei schade, die ganze Kraft zu verschwenden. Dieses Zittern hielt manchmal eine lange Weile an.«

Soll das das Wirken des Heiligen Geistes sein, der bekanntlich eine Person und nicht eine unpersönliche Kraftwirkung ist? Hier wird man eher an eine spirituelle »Akku-Batterie« erinnert, die verschieden stark anzapfbar und offensichtlich unkontrollierbar anhaltend Energie abgibt, die noch dazu vergeudet werden kann?

Solch ein Gottesbild entspricht vielmehr den religiösen Vorstellungen der Hindus und Schamanen und paßt nahtlos in unser zunehmendes Okkultzeitalter.

Von daher überrascht es nicht, daß die New Age Bewegung auf die charismatischen Phänomene aufmerksam wird. Beispielsweise bringt die Zeitschrift »Das Neue Zeitalter« unter der Überschrift »Wunderheilung vor dem Altar« einen begeisterten Bericht über Pastor Kopfermanns Heilungsgottesdienst in Hamburg. Bezeichnenderweise heißt es von den Handauflegungen zwecks Heilung:

»Wie anschließend von den Gruppenmitgliedern zu erfahren ist, strömt Wärme von den Händen aus, wohltuende Wärme.«

Die theosophisch geprägte Zeitschrift »Der Templer« berichtet eher ausführlich unter der Schlagzeile »Stichwort: Geistheilung« über den charismatischen Gottesdienst in der Hauptkirche St. Petri:

»>Jesus Christus gab den Auftrag zu heilen. Was er vollbrachte, sollen wir vollbringen.< Applaus. Kopfermann: >Gott geht durch die Reihen und wird euch anrühren<. … Kopfermann: >Die Hand soll auf die Stelle gelegt werden, wo Heilung erwünscht ist, soweit es der Takt erlaubt<«.

Theodore Roszak, ein weltlicher Fachmann und Vertreter der New-Age-Bewegung, zählt in seinem Buch «Das unvollendete Tier« auf, was seiner Meinung nach zu dieser Strömung hinzuzurechnen ist. Dort heisst es u.a.:

»Neuer Pfingstglaube und Charismatische Gemeinden innerhalb der Großkirchen«.

Noch deutlicher stellen Bach und Molter als New-Age-Kritiker folgendes fest: »Wer heute Probleme hat, die er allein nicht mehr bewältigen kann, geht nicht mehr zum Pfarrer, sondern zum Psychologen oder in eine der vielen Formen von Selbsterfahrungsgruppen. Gegenwärtig tritt sogar eine neue Dimension verstärkt in den Vordergrund: Yoga, Zen-Meditation, Pfingst- oder charismatische Bewegung, Okkultismus, Spiritismus, Übersinnliches, Astrologie oder Seelenwanderung«.

Natürlich werden die Charismatiker von den New AgeLeuten vereinnahmt. Auch nicht jeder Anhänger der pfingstlichen oder neopfingstlichen Strömung bejaht die Exzesse aus den eigenen Reihen. Trotzdem sind die Phänomene auffallend ähnlich.

So schreibt beispielsweise Arnold Bittlinger, durch den die Charismatische Bewegung nach Deutschland kam, in einem Artikel unter dem Thema: »Geistgewirkte Krankenheilung in der Bibel und heute« u, a. folgendes:

»Die Gabe der Heilung, die in uns liegt, muß erlernt und weiter entwickelt werden, ebenso wie auch andere Gaben.«

Dies aber erinnert in verblüffender Parallele an das »Bewusstseins-Erweiterungs-Programm« der New-Age-Jünger, wo man ebenfalls lehrt, daß die Gaben und Kräfte (auch die übernatürlichen) angeblich in einem schlummern und nun entfacht werden sollen.

Auch bei den oben im Zusammenhang mit den Heilungsdiensten von John Wimber und Wolfram Kopfermann erwähnten Hitze  bzw. Wärmeempfindungen, handelt es sich nicht um physische Reaktionen dem Heiligen Geist gegenüber, wie beschwichtigend versucht wird zu erklären. Abgesehen davon, daß dies nicht in der Bibel zu finden ist. kennen vielmehr die New Age Anhänger diese Phänomene nur zu gut und sehen darin ein positives Wirken der kosmischen Kräfte, der heilenden Energien bzw. der »göttlichen« Schwingungen, die gewöhnlich körperlich wahrgenommnen werden.

Eines der neuesten Bücher von John Wimber heißt sogar »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes«. Auch die New-Age Bewegung redet in unseren Tagen von einer 3. Welle, die nun in ihrem Sinne um sich greift.

So ist es leider keine Übertreibung, gerade mit Blick auf viele Schlüsselleute dieser Bewegung, wenn man diese schwarmgeistigen Strömungen als eine christlich verbrämte Form der New-Age Bewegung bezeichnet.

Dies gipfelt sogar darin, daß die Theosophen, deren Begründerin Madame Blavatsky fast als geistige Mutter der heutgen New Age Bewegung bezeichnet werden kann, in einer Beurteilung der charismatischen Bewegung sich höchst lobend dazu äußern:

»Die Gebetshaltung, die Gnade und Wunder produziert, war und ist noch immer … Magie   ob bewußt oder unbewußt … Meine Erfahrung ist, daß die gegenwärtige Charismatische Erneuerungsbewegung ein Schritt seitens der christlichen Gemeinschaft zu den Idealen ist, wie sie Helena P. Blavatsky aufgezeigt hat. Zugegeben, sie setzen einen persönlichen Gott voraus, aber auch dies ist auf einen Heiligen Geist ausgedehnt, der auch als unpersönlich betrachtet werden kann.«

Wachsende Infiltration

Die Basis der Einflußnahme der Finsternis wird selbstverständlich (leider) durch schwere Sünden verbreitet. Okkultismus. Droge, sexuelle Entartung gestatten einen immer festeren Zugriff auf die jeweilige Person. Wogen dieser Art haben leider unsere Generation heimgesucht. Immer mehr ist es dadurch der verführerischen Macht ermöglicht, die Direkteinflußnahme auszuüben. Sie greift auch das Nervengerüst ihrer Opfer an. Auf manche »beseligende« Erfahrung, begleitet mit schönsten Visionen und Auditionen, folgte nur zu oft ein Nervenzusammenbruch oder geistige Zerrüttung. Andererseits kann man auch beobachten, wie der Schwarmgeist im Fleich endet. Nach manch euphorischer und übergeistlicher Phase, begleitet von den scheinbar himmlischsten und frömmsten Eingebungen und Erscheinungen, folgen nur zu oft Ehebruch oder gar noch schlimmere Entgleisungen des »frommen« Fleisches.

In diesem Zusammenhang wird man an einen Brief von Jung-Stilling erinnert, der wegen seiner  Aktualität, beinahe 200 Jahre alt, hier noch erwähnt werden soll. Jung-Stilling schrieb wegen des Führers der damaligen »Inspirierten«, Prediger Rock, folgendes:

»Ich habe Rocks Schriften gelesen und bin von Herzen überzeugt, daß er es treu und redlich gemeint hat. Aber lieber Herzensbruder, der Heilige Geist bedient sich nicht der Ohnmachten, Konvulsionen (Zuckungen) und Verlust des Bewußtseins, wenn er Zeugnisse an die Menschen verkünden lassen will. Mir sind viele männlich und weibliche Personen bekannt geworden, die auch solche Zuckungen bekamen, dann in eine Entzückung gerieten und so die herrlichsten und heiligsten Bibelwahrheiten auf die schönste und heiligste Weise aussprachen, sogar zukünftige Dinge voraussagten, die pünktlich eintrafen. Aber allmählich und am Ende ging es kläglich und oft schändlich aus, und nun zeigte es sich, daß sich ein falscher Geist in einen Engel des Lichts verstellt hatte.«

Jedenfalls vermag der fremde Geist wie ein Instrument das eroberte Gehirn zu bedienen, und dementsprechend hören deren Opfer Stimmen, haben Gesichte usw. Dies nimmt auch in der christlichen Literatur in ertaunlichem Maße zu. Visionen, »himmlische« Offenbarungen, Engel- und Jesuserscheinungen und dergleichen treten immer häufiger auf. Hier soll das freie Wirken Gottes nicht eingeschränkt werden. Er vermag durchaus in besonderen Fällen jemand hörbar anzurufen, doch sind solche Ereignisse die Ausnahme und nicht die Regel.

Die okkulte Quelle ist manchmal nur zu offensichtlich. Doreen Irvine, einst Königin der schwarzen Hexen, bekehrt sich und erlebt ihre Geistestaufe mit Zungenreden. Mike Warnke, vormals Agent und Priester Satans, bekehrt sich und erfährt ebenfalls seine Geistestaufe. Merlin Carothers verkehrt in spiritistischen Zirkeln und hat später eine Vision, wie Jesus vor ihm kniet und wird auch sonst ständig über Gesichte und Stimmen gesteuert. Susan Atkins, ehemalige Braut von Charles Manson und vormals in schlimmste Okkultsünden verstrickt, bekehrt sich und »Jesus« erscheint vor ihr in hellster Lichtgestalt.

Der schon erwähnte Don Basham schreibt in seinem Buch »Befreie uns vom Bösen«, wie er sogar als Bibelschüler und bereits Zungenredener arglos (er hat dies dann später durchschaut) regelmäßig spiritistische Séancen besuchte. Seine oben erwähnte Praktiken zum Empfang der Geistestaufe erinnern dementsprechend wiederum mehgr an fromm getarnten Spiritismus oder eben New-Age denn an Lehren der Bibel.

Es wird höchste Zeit, daß die Gläubigen endlich erkennen, welche Gesetzmäßigkeiten sich hier tatsächlich abspielen und warum die Charismatiker unter den Rauschgiftsüchtigen solche »Erfolge« haben und warum Leute mit Drogen- oder okkulter Vergangenheit so schnell in charismatischen Kreisen wiederzufinden sind und warum diese Strömungen in Ländern der Dritten Welt, vor allem in der Hochburg des Spiritismus, nämlich Südamerika, solch phänomenales Wachstum verzeichnen.

Gerade der Korintherbrief, der wegen mangelnder Gemeindezucht geschrieben wurde, zeigt nur zu deutlich die Gesetzmäßigkeiten der Vermischung. Die beiden klassischen Quellen sind Unzucht bzw. Hurerei und Götzendienst. So ermahnt Paulus eben diese Gläubigen, weil sie darin verstrickt waren, der Unzucht und dem Götzendienst zu fliehen (1 Kor 6,18 und 10,14).

Wegen dieser Vermischung betonten die Korinther auch besonders das Zungenreden. Paulus jedoch drängt es in seiner Darlegung in 1 Kor 14 systematisch zurück. Heute haben wir eine Porno- und Okkultwelle, und dementsprechend aktuell sind heute wiederum die »korinthischen« Zustände geworden.

Diese höchste Form der widergöttlichen Vermischung findet sich in 1 Kor 5,5. Das Fleisch dieses Gläubigen ist im Griff Satans, dennoch ist der Geist durch Bekehrung Eigentum des Herrn. So zeigt es jedenfalls dieser Vers. In gewisser Hinsicht ist diese Epistel der Standardbrief der Vermischung, die ja auch allegorisch in Form des Sauerteigs erwähnt wird, der alles zu durchsäuern pflegt  1 Kor 5,6.

So kann man dem Herausgeber des »The Trumpet Sounds for Britain«, David E. Gardner, nur zustimmen, wenn er feststellt: »Ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß auch ein anderer Geist in der charismatischen Bewegung am Wirken sein muß, der definitiv nicht der Geist von  Jesus ist, auch wenn der Heilige Geist ebenfalls mitwirkt.«

Das Durchbruchserlebnis für den falschen Geist ist häufig die Erfahrung der Zungenrede, die mit der biblischen Gabe des Sprachenredens verglichen wird, leider aber eine Imitation des Verführers sein dürfte. Wie sehr diesem Erlebnis eine Schwellenfunktion zukommt, um Gläubige für Eingebungen der irrationalen Welt und damit verbundener mangelnder Selbstkontrolle zu konditionieren, wird von den Vertretern dieser Strömungen erstaunlich ungeschminkt zugegeben. So erklärt Wolfram Kopfermann in einem Kurs zur Heilung in der Kraft des Geistes:

»Die transrationalen Geistesgaben sind nicht vom Willen und Verstand her geprägt. Die Glossolalie ist zugleich eine Schwellengabe. Die Schwelle ist der Übergang von einem Raum zum anderen. Wir betreten damit ein Land, wo wir den Boden unserer gedanklichen Selbstkontrolle verlassen. Darum ist diese Gabe für die allermeisten Christen so wichtig. Wenn sie auf dem Wege über die Glossolalie über diese Schwelle gegangen sind, dann haben suie es leichter, auch für andere Gaben des transrationalen Typs zu bitten. Darum ist es richtig, daß diese Gabe in der charismatischen Bewegung so hoch geachtet wird …«

Die Ahnungslosigkeit vieler ist heute notvoll, und gerade eine Kenntnis der Gesetzmässigkeiten der möglichen Vermischung und der Phänomene der Passivität könnte hier manche Zusammenhänge aufschließen und manchen Durchblick vermitteln, wie Verführung verhindern.

Die Gefahr der Exkursion der Seele

Bei noch größerer Einflußnahme seitens der Finsternis vermag diese fremde Macht sogar die Seele des Menschen, also sein Selbst oder Ich, aus dem Leib, der biologischen Maschine, herauszuziehen. Man nennt dies Exkursion der Seele. Es ist ein bekanntes Phänomen des Okkultismus und Spiritismus. Das Tibetanische Totenbuch ist voll von solchen Berichten, die Yogis vermögen dies zu bewerkstelligen, und auf gleicher Ebene sind auch die Sterbeerlebnisse, die durch Elisabeth Kübler-Ross und Raymond Moody weltweite Publizität erfahren haben.

Raymond Moody hört immer eine Stimme, die er als göttlich versteht. Das gewohnte und vertraute Vernehmen einer Stimme wird im Spiritismus als Kontrollgeist bezeichnet. Kübler-Ross hat mehrmals Exkursionen der Seele erfahren und weiß von mindestens drei Kontrollgeistern zu berichten. Eigentlich ist sie durch bald sämtliche okkulte Phänomene hindurchgegangen.

Auch C. G. Jung hatte solch ein Sterbeerlebnis. Dies sollte nicht unbedingt überraschen, war er doch ein aktiver Spiritist, der offen zugab, seine Psychologie und Archetypenlehre aus spiritistischer Literatur abgeleitet zu haben. Er hatte ebenfalls einen Kontrollgeist (Philemon) und schrieb das Vorwort zu dem Tibetanischen Totenbuch, das natürlich seinen spiritistischen Lehren entsprach.

Solche Leute berichten jedenfalls, wie sie sich selber sitzen oder liegen sehen und den Eindruck haben, zu schweben. Erwähnenswert ist dies deshalb, weil diese okkulten Phänomene auch in die christliche Literatur Einzug gehalten haben.

Wiederum sind es in erster Linie die Charismatiker, die diese hochgradigen Okkultphänomene als göttliche Geisteswirkungen einstufen.

So erfährt Demos Shakarian diese Exkursion der Seele: »Und dann war die Vision vorbei. Ich merkte, wie ich auf die Erde zurückkehrte. Unter mir war Downey in Kalifornien. Dort war unser Haus. Ich konnte mich selbst sehen, kniend, …«

Nun sind die Geschäftsleute des vollen Evangeliums, deren Gründung auf obige Vision zurückgeht, keine Randerscheinung, sondern eine Gruppe, die die charismatische Bewegung unterstützt und populär gemacht hat, wie kaum eine andere. Auch Volkhard Spitzers gesamte Olympiaaktion, die nun allerdings anders kam, als er in der angeblich göttlichen Vision zu sehen vermeinte, wäre ohne den einflussreichen und finanzkräftigen Arm dieser Gruppe erst gar nicht möglich geworden.

Roland Buck, dem wir das im Leuchter-Verlag erschienene Buch »Begegnungen mit Engeln« verdanken, sieht sich selber nach der Rückkehr aus dem angeblichen Thronsaal Gottes von hinten über seinen Schreibtisch gebeugt sitzen.

In dem Buch »Allah mein Vater?« von Bilquis Sheikh liest man von ähnlichen Erfahrungen. Auch Kathrin Kuhlman weiß davon zu berichten.

Die Renaissance der Mystik

In diesem Bereich der Verführung über eine Woge der Passivität gehört auch das Wiederaufleben der Mystik. Sie ist schon von ihrer Definition her der ideale Nährboden für Passivität. Ihr liegt das griechische Wort »myein« zugrunde, was sich schließen oder verschließen, insbesondere der Augen und den Mund, bedeutet. Man gleitet in eine passive Stille und wird so für übernatürliche Erfahrungen konditioniert.

Friso Melzer empfiehlt in diesem Zusammenhang: »In solchen Übungen sind Verstand und Wille ausgeklammert; der Übende ist empfangsbereit und läßt sich gefallen, läßt sich widerfahren, was ihm geschieht.«

Dies sind wiederum klassische Gesetze der Passivität. Solche im religiösen Gewand betrogenen Opfer empfangen oft eine Fülle von »himmlischen« Eingebungen, auch Träume, nicht ahnend, daß sie durch diese Methoden den satanischen Mächten ihr leibliches Instrumentarium (Gehirn) zur Bedienung überlassen haben.

Viele große »Heiligen« der katholischen Kirche waren tatsächlich irregeführte Medien einer fremden Macht und hatten Symptome von (zeitweiliger) Besessenheit. So litt Teresa von Avila dauernd an Ohrensausen und Schwindelanfällen; sie konnte fast zwei Jahrzehnte kaum essen. Herzattacken und Nervenschmerzen führten nahezu zum Tode. Catarina von Siena erlebte in einer Exkursion der Seele eine Führung durch Paradies, Hölle und Fegefeuer.

Viele Lehren der kath. Kirche, wie beispielsweise das Fegefeuer oder das Fronleichnamsfest, gründen sich auf solch mediale Visionen. Der Katholizismus ist durchzogen mit frommem Spiritismus (Gebete für Verstorbene, Fegefeuer) und Mystizismus, und dementsprechend erfahren diese Kräfte in unserem endzeitlichen Gefälle eine ganz neue Popularität.

Die mystische Grundströmung des Schwarmgeistes vermag sich nahtlos mit katholischen Dogmen zu verbinden, wie die katholisch charismatische Bewegung so eindrücklich zeigt. In dem von Siegfried Großmann herausgegebenen Buch »Der Aufbruch« heißt es u.a.: »Bei allen fanden wir eine große Liebe zur Eucharistie, und manche, auch Mädchen und junge Männer, sagten uns, daß sie die Liebe zur Gottesmutter neu gefunden haben und oft den Rosenkranz beten. Auf meine Frage, warum in den »prayer meetings« selten von Maria die Rede ist, sagten sie, dies geschehe aus Rücksicht auf die nichtkatholischen Christen, die mit ihnen beteten.«

Die mystische Sakramentslehre des Katholizismus geht völlig parallel mit den charismatischen Erlebnissen.

»Die Erfahrung zeigt, daß viele Christen aufgrund ihrer charismatischen Erfahrung eine tiefere Beziehung zu den Sakramenten, vor allem zur Eucharistie, gewinnen.«

Noch eindrücklicher ist folgendes Zeugnis aus dem Buch »Zen – ein Weg für Christen«, wo der Autor folgende Erlebnisse berichtet: » … andere ums Gebet und die Handauflegung und wieder andere um die Geistestaufe baten. Ich erhielt die Geistestaufe … Ich glaube, daß die Sakramente dieselbe Wirkung haben können … Immerhin erkannte ich durch die Pfingstbewegung die Parallelen zwischen Zen-Satori und christlicher Bekehrung oder Metanoia.« (William Johnston, Zen – ein Weg für Christen, Topos Taschenbücher, p.118-120).

Auf dieser Basis der Erfahrung ist es möglich, alle Menschen zum gemeinsamen »Gotteserlebnis« der Welteinheitskirche zu führen.

Die Bildmeditation, besonders die Ikonen der Ostkirche, sind das ideale Sprungbrett für Passivität und die damit verbundene Macht. Es wird verlangt, daß man sich diesen Bildern überlässt, und dementsprechend sind gerade in der orthodoxen Ostkirche Visionen und Stimmenerlebnisse ein zum religiösen Leben der Heiligen gehörendes Phänomen. Das Klosterwesen hat seinen Ursprung in diesem mystischen, synkretistischen Verständnis einer nur zu oft passiven Absonderung. Die extremste Form ist der Säulenheilige.

Nicht das Klosterwesen, auch viele Kommunitäten (nicht alle) haben ihre Wurzel in mystischer, passiver Frömmigkeit. So behauptet Roger Schütz, der für seinen synkretistischen Ökumenismus bekannte Ordensgründer von Taizé, folgendes: »Um nicht in der Trockenheit des Schweigens stehenzubleiben, sollten wir sehen, daß das Schweigen Wege zu unbekannten schöpferischen Möglichkeiten eröffnet. In der weiten Tiefenschicht der menschlichen Person, im Unterbewußtsein, betet Christus weit mehr, als wir es uns vorstellen können. Verglichen mit der Unmeßlichkeit dieses verborgenen Betens Christi in uns, ist unser artikuliertes Gebet nur ein kleiner Teil. Das Wesentliche des Gebets vollzieht sich vor allem in einem großen Schweigen.«

Doch die Reformation begann nicht damit, daß ein Mann ins Kloster ging, wie die heutige mystische Frömmigkeit immer wieder nahelegt, sondern dadurch, daß ein Mann aus dem Kloster austrat und all diesen subjektiven Erlebnissen die Autorität des Wortes Gottes entgegenhielt. »Die Schrift allein.«

 

Teil 2

Heilungsdienste  –  Bereicherung oder Verführung?

Immer mehr wird man heute mit dem Anspruch konfrontiert, man habe nur das »halbe« und nicht das »volle« Evangelium, wenn man nicht die Kranken heilt. Angeblich schließe die Evangeliumsverkündigung auch den Heilungs¬auftrag mit ein. »Predigt und heilt« laute der biblische Missionsbefehl. Gott begleite auch heute noch die Verkündigung seines Wortes mit übernatürlichen Machtwirkungen, Zeichen und Wundern. Der Chor der Stimmen, der dies fordert und früher eher schwach zu vernehmen war, schwillt heute immer lauter an und ist unüberhörbar geworden.

Vorweg muß deutlich gesagt werden, daß in keiner Weise der Eindruck vermittelt werden soll, als könne Gott heute nicht mehr heilen. Zwar muß gesehen werden, daß unser Leib in diesem Äon noch nicht erlöst ist (Röm 8,23). Dies geschieht erst mit der Vollendung der Gemeinde (1 Kor 15,51 55). Deswegen ist es unhaltbar zu behaupten (wie es zu den dogmatischen Aussagen der Pfingstbewegung gehört), das Kreuzesopfer Jesu schließe jetzt schon auch die Heilung von unseren Krankheiten ein. Dennoch heilt der lebendige Gott auch heute noch wann, wo und wie Er will. Ich selber weiß von Heilungen – selbst von Krebs – im Rahmen der Anleitungen nach Jakobus 5,14 16.

Ein populärer Heilungsdienst

Doch in unseren Tagen offenbart sich mehr und mehr ein Heilungsdienst ganz besonderer Art. Heilungsevangelisten wie John Wimber, Reinhard Bonnke, Wolfram Kopfermann, Yonggi Cho und andere sprechen eine ständig zunehmende Zahl von Christen an.

John Wimber ist ein sympathisch wirkender Mann von faszinierender Ausstrahlung, der sicherlich nur das Beste für die Gemeinde beabsichtigt. Doch entheben uns selbst eine große Massenbegeisterung und edle Motive nicht von der Verpflichtung, die Geister zu prüfen. So deutet der Herr Jesus mit keinem Wort etwa eine Dämpfung des Geistes dadurch an, daß die Gläubigen zu Ephesus »geprüft haben, die da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht« (Offb 2,2). Im Gegenteil, sie werden dafür gelobt.

Wie geschah nun bei John Wimber die Hinwendung zur charismatischen Bewegung, bei dem Mann, der heute viel¬leicht am meisten zur Ausbreitung der Heilungsdienste innerhalb der Christenheit im Westen beiträgt? Über seinen Werdegang konnte man u. a. folgendes in einer englischen Zeitschrift lesen:

»Bevor er soweit war, ihre Ansichten zu teilen (Seine Frau hatte sich vor ihm der charismatischen Strömung geöffnet, Anm.), wollte seine Frau wissen, ob er die Gabe der Hei¬lung habe. Eines Nachts, während er schlief, nahm sie seine Hand, legte sie auf ihre rheumatische Schulter und betete, >OK, Herr, nun tue es!< Eine Woge von Hitze strömte plötzlich in ihre Schulter und John Wimber wachte auf, seine eigene Hand heiß und pulsierend.«

Was soll man von dieser Art Heilung halten? Dies erinnert eher an den medialen Berührungskontakt bzw. Sympathiezauber, als an ein biblisches Heilungswunder. Die Persönlchkeit Wimbers bzw. sein Wille ist zweifelsfrei umgangen. Er ist als Schlafender buchstäblich Medium einer Geistes¬kraft, die ihn wie einen Kanal benützt und durchströmt. Geistliche Wahrheiten aber werden bekanntlich über den Verstand und nicht über das Gefühl vermittelt. Umgehen oder Ausschalten des Verstandes aber bedeutet das Nichtbeachten der Persönlichkeit bzw. des Willens des Menschen. Wie bereits gesagt, ist dies dem Heiligen Geist völlig fremd.

Die Geistheiler und ihre Begleitsymptome

Auch die Hitzeempfindung ist eine altbekannte Begleiterscheinung von Geistheilem bzw. Geistheilungen. Dies soll an einigen Zitaten belegt werden.

Harry Edward, Englands berühmtester Geistheiler, erklärte, daß die Geister verstorbener Menschen durch seine Hände wirkten. Auf die Frage, wie er und der Patient den Heilvorgang wahrnähmen, antwortete er: »Vor allem Wärme   dort, wo man die Hand auflegt. Sowohl Heiler als auch Patient spüren das. Es muß sich dabei irgendein Energieumsatz abspielen.«

Über den in Deutschland tätigen Geistheiler Starczewski hieß es in einer Tageszeitung:

»Er heile Krankheiten nicht selbst, sondern als Medium mit Hilfe einer besonderen kosmischen Strahlkraft, einer gebündelten Wärme, die durch seine Hände fließe, als Medium von Geistern aus dem Jenseits, sagt er.«

Paul Uccusic, Fachautor über esoterische Themen und Geistheilung, schrieb unter dem Titel »Die heilende Kraft der Hände«:

»Bei der Direktbehandlung wird der Heiler in der Regel seine Hände, die stärkste seiner Waffen im Kampf gegen die Krankheit, bemühen … Die meisten Heiler spüren die Kraft in Armen und Händen, und sie wissen auch, daß die Kraft nicht aus ihnen selbst kommt; aber dennoch wirkt sie mittels der Hände … Bei diesem Verfahren, dem Handauflegen, spürt der Kranke meist eine Wärme, die das Gewebe und die Knochen durchdringt und die Schmerzen in der Regel bald zum Verschwinden bringt. Der Kranke glaubt, die Hände des Heilers seien warm; aber das ist unrichtig: er spürt einfach die Kraft.«

Ständig wird betont, wie diese Heilungskräfte eine göttliche Gabe zum Wohle der Menschheit seien. Mit dieser Überzeugung verbindet sich oft ein selbstloser Einsatz.

Man kann nun berechtigterweise fragen, was denn dieser offensichtliche Mediumismus mit den christlichen Heilern zu tun habe?

Zunächst fällt auf, wie an einigen Beispielen der Heilungsevangelisten und führender Charismatiker bereits aufgezeigt, daß die Symptome (Wärme etc.) verblüffend ähnlich sind. Doch berechtigt das zu solchen Schlußfolgerungen?

Wie wurde der Heilungsauftrag wiederentdeckt?

Dazu soll kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit skizziert werden, durch welche Schlüsselleute der angebliche Auftrag zu heilen »wiederentdeckt« und in den Gemeinden verkündet wurde. Das Thema Heilung war schon immer eine Domäne der Pfingst- und späteren charismatischen Bewegung, doch wie drang es in die etablierten Kirchen und Freikirchen ein? Denn Tatsache ist, daß die Thematik Heilung erst in den letzten Jahrzehnten oder eigentlich Jahren so an Aktualität gewonnen hat.

Man liest weder von Missionaren des vorigen Jahrhunderts, noch bei solchen, die sich noch früher hinauswagten wie Bartholomäus Ziegenbalg oder William Carey, daß sie neben ihrer Verkündigung auch Heilungsdienste abgehalten hätten. So schrieb David Livingstone in einem Brief:

»Meine Praxis ist hier außerordentlich groß. Gegenwärtig habe ich Patienten, die mehr als 200 km weit hergekommen sind, um sich von mir behandeln zu lassen. Viele sehr schlimme Fälle wurden vor mich ge¬bracht, und manchmal war mein Wagen von Blinden, Hinkenden und Lahmen förmlich belagert. Welch ein gewaltiger Erfolg würde erzielt, wenn einer der siebzig Jünger hier wäre, um sie alle mit einem Wort zu heilen!   Übrigens sind sie ausgezeichnete Patienten. Da gibt es kein Gejammer. Bei einer Operation sitzen selbst die Frauen unbeweglich.«

Gerade auf diese Aussendungsbefehle an die zwölf bzw. siebzig Jünger beruft man sich heute immer häufiger zur biblischen Legitimierung des Heilungsauftrages. David Livingstone, einer der gesegnetsten Missionare überhaupt, wußte nichts von dieser »Vollmacht des Heilens«. Hatte auch dieser einmalige Diener Gottes nicht das »volle« Evangelium?

So ist es auch von diesem historischen Standpunkt erwähnenswert, was Roland Brown in seiner Biographie »Gott ist gut, Jesus ist wunderbar« in diesem Zusammenhang, es war das Jahr 1924, schreibt:

»Ich malte mir aus, wie herrlich es wäre, wenn wir jemanden berühren könnten und der Herr ihn heilen würde. Allerdings hatte ich bisher von solchen Heilungen in unserer Zeit nicht gehört. Auch in Predigten kam dieses Thema nicht vor; ich kannte auch kein Buch darüber und keinen Zeitschriftenartikel. In mir lebte der große Wunsch, daß das, was bei den Anfängen des Christentums geschehen war, auch heute geschehen sollte.«

Roland Brown lebte damals in Chikago. Teilweise waren noch Nachwirkungen der großen Erweckung unter D. L. Moody, der dort so segensreich gewirkt hatte, vorhanden. Ist es möglich, daß die damalige Christenheit solch einen angeblich wesentlichen Aspekt der Verkündigung einfach außer acht gelassen hat?

Wer waren nun die Schlüsselleute für die Wiederentdeckung dieser »verschollenen« Gabe? Cameron Peddie, schottischer Pfarrer der anglikanischen Kirche, nannte sein Buch, in dem er die Krankenheilung als bleibenden biblischen Auftrag vertrat, bezeichnenderweise »Die vergessene Gabe«. Er schreibt von seinen Wahrnehmungen der »Heilungskräfte«:

»Der, der die Behandlung durchführt, ist sich dabei stets dessen bewußt, daß Kraft durch ihn strömt (wenn er dafür in seinem Inneren genügend empfänglich ist), und der Patient spürt ein eigenartiges Hitze  oder Kältegefühl. Die Hitze, die an den kranken Stellen entsteht, ist manchmal so stark, daß der Patient die Bemerkung macht: >O, es brennt ja geradezu!<«

Aus welcher Quelle bezieht nun Cameron Peddie seine Gabe und seinen Auftrag? Bei ihm ist der spiritistische Einfluß ganz offensichtlich. Er gibt zu, wie er 1942 zu einem Medium ging:

»Allmählich schienen sich ihre Gesichtszüge zu wandeln und ein östliches Aussehen anzunehmen. Sie befand sich im Trancezustand … Wir hatten das Gefühl, in der Gegenwart eines Engels zu sein – gewiß nicht in der eines Teufels. Sie legte meiner Frau die Hände auf … Die spiritualistischen Medien heilten im Namen und in der Kraft vertrauter Geister, die nicht unbedingt böse, aber körperlose Geister waren.«

Seine Berufung, den Heilungsauftrag in der Kirche wieder bekannt zu machen, spielte sich folgendermaßen ab:

»Ich sagte zu Gott: Vater, ich bin noch immer im Dunkeln … Wie kann ich da meinen Mitbrüdern den Heilungsauftrag recht weitergeben? Wenn ich mein Schlafzimmer betrete, werde ich die Bibel öffnen. Bitte laß die ersten Worte, die ich dort sehe, eine Botschaft sein, die mir Weisung gibt.  …Ich zeigte mit dem Finger auf einen Vers und wollte ihn gerade lesen, als sich drei Seiten von selbst einzeln umblätterten, eine nach der anderen, als ob sie von einer unsichtbaren Hand bewegt worden wären.«

Diese Berufung zum Heilungsauftrag ist hier jenseits allen Zweifels eine mediale Steuerung, ein Werk verführerischer Geister, die gemäß 1 Tim 4,1 am Ende der Tage besonders aktiv sein werden.

Ein biblischer Heilungsauftrag?

Als Beleg für den Heilungsauftrag zitiert man die Passagen aus den Evangelien, nämlich Mt 10,5 ff. und Luk 10,9. Dies aber war vor Golgatha und stand ganz offensichtlich in Beziehung zu Israel (besonders Mt 10,5 6). Im Missionsbefehl von Mt 28, wo (ganz im Gegensatz zu Mt 10) ausdrücklich gesagt wird, nun unter alle Völker zu gehen, wird ein Heilungsauftrag dagegen mit keiner Silbe erwähnt.

Auch findet sich der vollendete Ratschluß für die Gemeinde nicht primär in den Geschichtsbüchern oder gar Evangelien (das Wort Gemeinde wird nur dreimal in den vier Evangelien erwähnt), sondern in den Briefen. Vom Römer  bis Judasbrief wird jedoch kein einziges Mal befohlen, daß die Gläubigen Kranke heilen sollen.

Warum wird bei der Evangeliumsverkündigung   selbst in der Apostelgeschichte   den Zuhörern immer nur Vergebung der Sünden angeboten und nie Heilung von Krankheiten angesprochen? Hätte dann nicht z. B. Petrus im Hause des Kornelius sagen müssen: »Von diesem bezeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen« (Apg 10,43) und (nun in diesem Sinne fortfahrend) Heilung von ihren Krankheiten erfahren? Sollten die Apostel solch einen wesentlichen Bestandteil des Verkündigungsauftrags vergessen haben zu erwähnen?

Besonders der 1. Johannesbrief zeigt den Grund des Kommens unseres Herrn, erwähnt die Warnung vor Verführung und befiehlt das Prüfen der Geister. Dieser Brief zeigt die biblischen Kriterien für den Gläubigen. Dort nun, wo der Grund für Jesu Kommen erwähnt wird (1 Joh 3, Verse 5 und 8 usw.) steht diese Aussage immer in Verbindung mit der Sünde. Kein einziges Mal heißt es, daß Jesus erschienen sei, um die Kranken zu heilen. »Darin besteht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden« (1 Joh 4,10). Dies wäre eine sonderbare Auslassung, wenn es einfach für selbstverständlich erachtet werden sollte, daß die Gemeinde zu heilen hat.

George Bennett und seine Heilungserfahrungen

Auch George Bennett, Priester der anglikanischen High Church, verkündigt mit Berufung auf die gleichen Bibelstellen den Heilungsauftrag. Auf der Rückseite seines Buches »Heilung brauchen wir alle«, heißt es bezeichnenderweise: »In unseren Tagen entdeckt die Kirche neu ihren Auftrag zu heilen.«

Es ist also nicht etwas, das immer schon durch die Jahrhun¬derte der Kirchengeschichte praktiziert wurde, sozusagen seit Beginn der Gemeinde oder der Reformation, sondern etwas, das neu auf uns zukommt.

Zunächst sind George Bennetts Ansichten, die er in seinem Buch vertritt, eine Vermischung von Heilungsdienst und kirchlicher Sakramentslehre. Besonders aufschlußreich ist der Abschnitt seines Buches, wo er erläutert, wie man die Krankheiten erfühlen bzw. die Krankheitsherde mit den Händen feststellen kann. Wörtlich heißt es:

»Eine >andere< Empfindung mag auch die Fähigkeit sein, durch Intuition oder Berührung die kranken Stellen im Körper eines Leidenden ausfindig zu machen. Manchmal spürt der Ausübende in seinen Fingerspitzen, daß die Stellen, die geheilt werden sollen, heiß sind oder sich >tot< anfühlen. Der >Heiler< weiß dann unwillkürlich, wie lange er seine Hände über dem kranken Körperteil halten sollte. Manchmal vibrieren seine Hände, wenn die schöpferischen Energien Gottes durch sie hindurchströmen. Später berichtet der Leidende vielleicht, daß er eine >Glutwelle< oder so etwas wie einen elektrischen Strom verspürte, der durch ihn hindurchlief. Ein derartiges Geschehen hat als solches keine Bedeutung; es ist nur die äußere Erscheinungsform des Wirkens der wirklichen Kraft im Innern   obwohl es sehr beunruhigend sein kann, wenn es das erste Mal auftritt.«

Dies sind nun wiederum unzweifelhafte Symptome des Mediumismus, nicht des Wirkens des Heiligen Geistes. Interessanterweise erklärt George Bennett unmittelbar danach, wie sich diese »Gabe«, die Krankheiten mit den Händen zu erfühlen, auswirkt:

»Der >Heiler< spürt, daß er von dieser Kraft in eine ganz andere, wunderbare Welt versetzt wird, die sich nicht richtig erklären läßt. Er mag manchmal darüber erschrocken sein. und unsicher werden, … Auch stellt er fest, daß er selbst verwundbarer gegenüber den Verletzungen in seinem Leben und den Zugriffen des Bösen wird.«

Auch hier werden die Zusammenhänge durch solche Selbstzeugnisse offensichtlich.

John Wimber und die »Dritte Welle des Heiligen Geistes«

Diese Wahrnehmungen einer Wärme bzw. Hitze werden auffallend häufig in dem von John Wimber herausgegebenen Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes« erwähnt. So schreibt seine Frau Carol über das Kommen des angeblichen Heiligen Geistes.

»Aber ich wußte, daß Gott zu uns gekommen war. Ich war sehr glücklich, denn ich hatte so lange um Gottes Kraft gebetet. Ich hatte es mir etwas anders vorgestellt, aber Gott gab uns seine Kraft eben auf diese Weise. Ich stand auf, ging umher und hielt meine Hände in die Nähe der Men¬schen, die auf der Erde lagen. Ich konnte die Kraft spüren, die von ihren Körpern ausging, es war so etwas wie Hitze oder Elektrizität.«

In diesem Zusammenhang erscheint erwähnenswert, daß auch Katholiken, die nun angeblich von der Himmelkönigin Maria geheilt worden sind, die gleichen Begleitsymptome erleben. Ein gelähmter Mann, der in Lourdes geheilt wurde, berichtet, wie er am ganzen Körper eine starke Hitze verspürte. Danach konnte er aus dem Rollstuhl aufstehen.

Überrascht es da noch sonderlich, daß John Wimber in seinem Buch »Vollmächtige Evangelisation« sogar Lourdes im positiven Sinne anführt? Angeblich soll es ein Ort sein, wo Gottes zeichenhaftes Wunderhandeln erfahrbar ist.

In demselben Buch erklärt Amerikas bekanntester Heilungs¬evangelist wörtlich:

»Manchmal bekomme ich Schmerzen in verschiedenen Teilen meines Körpers. Das zeigt mir an, welche Krankhei¬ten Gott bei anderen heilen will.«

Auch dafür gibt es keine biblische Parallele, doch sind solche Phänomene den Geistheilern nur zu gut bekannt.

Aus dem Glauben an den persönlichen Gott der Bibel wird mehr und mehr die Wahrnehmung einer unpersönlichen Kraftwirkung, die sich in erster Linie physisch bemerkbar macht. In Wimbers Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes«, das übrigens eine wahre Fundgrube für solche Phänomene darstellt, berichtet seine Frau Carol:

»So ging John im Zimmer umher und betete für uns. Von seinen Händen strömte eine unglaubliche Kraft. Wenn er die Menschen berührte, fielen diese einfach um. Für John war es, als ob aus seinen Händen eine geistliche Kraft strömte, ähnlich wie Elektrizität. Es war das erste Mal, daß John tatsächlich fühlte, wie Kraft von ihm ausging.«

Wie oben dargelegt, mißachtet dieser Geist, der leider als Heiliger Geist angesehen und angesprochen wird, die Persönlichkeit bzw. die Selbstkontrolle des Menschen. So erzählt Carol von ihrem Mann gleich danach:

»John ging zum Kühlschrank, weil er ein Glas Milch trinken wollte. Während er sich die Milch einschenkte, sagte er: >Ich glaube, wenn man das Wort Gottes lehrt, dann wird der Heilige Geist …<  John konnte seine Gedanken nicht mehr ausführen. Als er >der Heilige Geist< sagte, sackten ihm plötzlich die Beine weg, und er konnte sich gerade noch an der Theke festhalten. Die Milch spritzte überall herum. Er schaute überrascht und lachend zu mir hoch und sagte: >Ich glaube, wir werden noch einiges erleben, Carol Kay<.«

Hier noch ein weiteres Beispiel zu diesen Phänomenen der sogenannten »Dritten Welle« des Heiligen Geistes. Terry Virgo, Pfingstprediger aus England, schreibt über ein Gebetstreffen in Südafrika:

»Während wir für sie beteten, fiel auf einmal mit Macht der Heilige Geist … Etliche fielen unter der Kraft Gottes zu Boden, und einige fingen heftig an zu zittern. Ein junger Mann wurde mit Macht auf dem Boden hin und her geworfen, er bewegte sich wie ein aufs Trockene geworfener, zappelnder Fisch. Es war undenkbar, daß er die körperlichen Verrenkungen selber machte. Seit jenem Abend hat sein Leben einen ganz neuen Glanz bekommen.«

Hier wird zugegeben, wie eine andere Kraft den Menschen kontrolliert.

Wie vermittelt nun John Wimber die Gabe der Heilung? Wir haben schon erwähnt, wie sich diese Kraft primär im seelisch körperlichen Bereich manifestiert. Lassen wir aus diesem mehrfach zitierten Bestseller »Die Dritte Welle …« jemanden zu Worte kommen, der dies buchstäblich am eigenen Leibe erfahren hat.

Unter dem bemerkenswerten Titel »Darüber kann man lachen«, schildert der Neuseeländer Murray Robertson seine Ausrüstung für den Heilungsdienst folgendermaßen:

»>Alle, die der Herr zum Dienst der Heilung beruft, werden an ihrem Körper eine Reaktion merken<, fuhr John Wimber fort. >Wenn Sie dies merken, dann kommen Sie nach vorne, und wir werden für Sie beten.<  …Da begann meine rechte Hand plötzlich stark zu zittern, so als ob sie einen Preßluftbohrer festhalten würde… Darum ging ich nach vorne. Für alle, die nach vorne gekommen waren, wurde gebetet … In mir stieg ein Lachen auf, doch da der Augenblick dafür völlig unpassend war, unterdrückte ich es. >Der Geist wird in Wellen kommen<, sagte Wimber, >jede neue Welle wird mehr Menschen mit hineinnehmen als die vorherige.< In den ersten Reihen fingen einige Menschen an zu lachen … Diejenigen, die gelacht hatten, wurden still   bis auf mich. Ich konnte einfach nicht aufhören. Und schließlich konnte ich auch nicht mehr stehen! Ich fiel zuerst nach vorne, dann nach hinten, und zum Schluß lag ich auf dem Boden, rollte hin und her und hielt mir vor Lachen die Seite. Inzwischen war ich umringt von Zuschauern, ich lieferte eine gute Unterhaltungsshow! … Ich lachte etwa eine dreiviertel Stunde lang. Als ich schließlich aufhörte, kam ein Kollege, ein sehr guter Freund von mir, legte mir die Hand auf den Kopf und sagte: >Herr, gib ihm noch mehr davon<   und ich mußte noch einmal eine dreiviertel Stunde lang lachen! Dann flehte ich ihn an, nicht mehr für mich zu beten, meine Rippen schmerzten schon von all dem Lachen!«

Der Brite H. E. Alexander, Gründer der Action Biblique, schrieb schon vor Jahrzehnten über die Phänomene des christlichen Spiritismus unmißverständlich deutlich – fast zu deutlich, jedoch für das gerade Zitierte möglicherweise nicht übertrieben:

»Hast du noch nie starke, physisch seelische Empfindungen, Verzückungen und seelisch geistliche Gemütserregungen gehabt? Hat dich ein außergewöhnliches Zittern befallen? Wurdest du zur Erde geworfen und bliebest auf deinen Knieen liegen oder krochest du herum, indem du glaubtest, unter der Wirkung des Heiligen Geistes zu stehen? Sei versichert, daß in diesem Augenblick Satan von deinem Körper ganz oder teilweise Besitz genommen hat, der damit ein Medium des Geistes >des Engels des Lichts< wurde … Dabei wähnst du, daß die, welche dich vor dieser schreckli¬chen Gefahr warnen, gegen den >Heiligen Geist sündigen<, indem sie sich dem Wirken Gottes entgegenstellen. Dein Leben steht in direkter Verbindung mit der Dämonenwelt und dies im Namen Gottes!«

Es war Prof. Peter Wagner, der John Wimber zu Vorlesungen am Fuller Theological Seminary (Kalifornien) berief. Nach dem theoretischen Teil wurde der Heilungsdienst gleich praktisch ausgeführt. John Wimbers Einfluß hat dadurch eine viel größere Plattform erhalten. So nahm an diesen Kursen auch der angesehene christliche Psychiater Dr. John White teil, Autor vieler einflußreicher und erfolgreicher Bücher. Leider beweist auch er wenig Unterscheidungsvermögen, wenn er über die Heilung des verletzten Beines eines Studenten im positiven Sinne berichtet:

»Der junge Mann hatte sein Gesicht erhoben, es glänzte ein wenig von Schweiß. Die Augenlider zuckten. Nach einer Weile begannen sein Kopf und seine Oberarme zu zittern, zuerst nur leicht, dann immer stärker. Schon bald zitterte sein ganzer Körper, und zwar so stark, daß man befürchten mußte, er würde das Gleichgewicht verlieren und zu Boden stürzen. Seine Krücke polterte zu Boden, und zwei Studenten liefen zu ihm, um ihn vorsichtig auf den Boden zu legen, wo er noch stärker zu zittern begann…  Inzwischen schlug das rechte Bein des jungen Mannes in alle Richtungen aus und gab dabei einer Aktenmappe einen kräftigen Schubs, so daß diese über den Boden rutschte. Ich machte mir Sorgen, weil das linke Bein (das ich fälschlicherweise für das verletzte hielt) angewinkelt unter dem Bein lag, das wild hin und her zuckte. Ich bat die Studenten, die am nächsten bei dem jungen Mann saßen, das Bein vorsichtig unter dem anderen wegzuziehen. Als sie dies versuchten, wurden sie scheinbar ebenfalls von dem Zittern ergriffen, so daß sie meiner Bitte nicht nachkommen konnten. Nach fünf bis sieben Minuten hörte das Ganze wieder auf …«

Der vorhin erwähnte Dr. Peter Wagner ist Professor für Gemeindewachstum am Fuller Theological Seminary »School of World Mission«, Pasadena, Kalifornien. Seine Arbeiten zum Thema Gemeindewachstum sind so zahl  und einflußreich, daß man ihm schon den Namen »Mr. Church Growth« (Mr. Gemeindewachstum) gegeben hat. Der Einfluß von Peter Wagner auf die weltweite evangelikale Bewegung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nun liest man bereits in seinem Beitrag zu dem schon mehrfach zitierten Buch von John Wimber »Die Dritte Welle des Heili¬gen Geistes« eher merkwürdige Dinge. Zunächst meint er, besonders im Visier Satans zu sein:

»Der Herr hatte mich nämlich auch wissen lassen, daß ich auf Satans schwarzer Liste ziemlich weit oben stände. Im Januar 1983 wurde nach einem Seelsorgegespräch mit John Wimber die Kraft eines bösen Geistes gebrochen, der mir seit Jahren Kopfschmerzen verursacht hatte, die mich sehr behinderten. Im März versuchte der Teufel, mich zu töten, indem er mir eine Leiter unter den Füßen wegzog. Aus drei Meter Höhe fiel ich mit dem Kopf zuerst auf den Betonboden.«

Unmittelbar danach nahmen die angeblichen Geisterangriffe noch sonderbarere Formen an: »Dieses Ereignis weckte in uns die Vermutung, daß der Feind böse Geister in unser Haus geschickt hatte. Dies bestätigte sich später, als meine Frau Doris in unserem Schlafzimmer tatsächlich einen solchen Geist sah.«

Dieser Mann versucht nun dank seines großen Einflusses, die Prinzipien des Heilungsdienstes und Gemeindewachstums   verbunden mit Zeichen und Wundern   in die von der charisma¬tischen Bewegung noch nicht tangierten Kreise systematisch einzuschleusen. Sein letztes Buch, »How to Have a Healing Ministry Without Making Your Church Sick« (Regal, 1988), behandelt wiederum das Thema Heilungsdienste und wie diese von den Gemeinden in die Praxis umgesetzt werden können. Die deutsche Ausgabe trägt den Titel »Der gesunde Aufbruch« (Wolfgang Simson Verlag, 1989).

In einer jüngsten Veröffentlichung behandelt nun Peter Wagner das Thema »Territorial spirits and world missions«, wo er sich besonders mit dämonischen Aktivitäten in Zusammenhang mit der Ausbreitung des Evangeliums auseinandersetzt. Dieser Artikel enthält manch Richtiges und zu Beherzigendes. Allerdings finden sich auch eine Menge absonderlicher Berichte und Begebenheiten. So erzählt Peter Wagner von einer Südamerikanerin namens Rita Cabezas, deren Dienst darin besteht, die Namen der Hierarchie Satans zu erforschen.

»Ich werde nicht ihre Methoden beschreiben, nur möchte ich erwähnen, daß alles mit ihren umfangreichen Psychologischen- und Befreiungspraktiken seinen Anfang nahm und später sich bis zum Empfang von Worten der Erkenntnis und Offenbarung entwickelte. Sie entdeckte, daß direkt unter Satan weltweit sechs Fürstentümer stehen, namens Damian, Asmodeo, Menguelesh, Arios, Beelezebub und Nosferasteus. Unter jedem, so berichtet sie, sind sechs Regenten für jedes Land.«

Dann werden u. a. auch die sechs Namen der für die USA zuständigen Regenten aufgezählt, die angeblich folgendermaßen lauten: Ralphes, Anoritho, Manchester, Apolion, Deviltook und ein Ungenannter.

Hier meint man offensichtlich, die Tiefen Satans erkannt zu haben (Offb. 2, 24).

Vollends offenbar aber wird der fromme Spiritismus bei folgendem Bericht, den Peter Wagner im Zusammenhang mit dem berüchtigten »Bermuda Dreieck« zustimmend wiedergibt:

»Kenneth McAll verbrachte viele Jahre als Missionsarzt in China und kehrte danach nach England als beratender Psychiater zurück. In China begann er einen Befreiungsdienst und engagierte sich durch umfangreiche Untersuchungen und Veröffentlichungen zu diesem Thema. 1972 fuhren er und seine Frau mit dem Schiff durch das Bermuda Dreieck. Viele Schiffe und Flugzeuge waren dort spurlos verschwunden, aber sie dachten, daß so etwas ihnen nicht widerfahren könne. Es geschah. Ein gewaltiger Sturm überwältigte sie, doch glücklicherweise wurden sie gerettet. McAll entdeckte durch seine Nachforschungen, daß im Bermuda Dreieck Sklavenhändler an die zwei Millionen Sklaven, die entweder zu krank oder zu schwach waren, um verkauft werden zu können, über Bord geworfen und danach noch Versicherungsgelder für sie eingestrichen hatten. Er hatte den Eindruck, daß Gott ihn anleitete, etwas zu unternehmen. McAll versammelte mehrere Anglikanische Bischöfe, Priester und andere in ganz England, um eine Jubiläums Eucharistiefeier im Jahre 1977 abzuhalten. Eine andere wurde kurz danach auf der Bermudainsel selber gefei¬ert. Die erklärte Absicht war, >die spezielle Befreiung all derer zu erlangen, die ein unzeitgemäßes Ende im Bermuda Dreieck erfuhren<. Als Resultat davon wurde der Fluch aufgehoben. McAll berichtete 1982,  >Von dem Zeitpunkt der Jubiläumsmes¬se bis jetzt   5 Jahre   hat sich kein unerklärlicher Unfall im Bermuda Dreieck ereignet<.

Gemeindewachstum und geistliche Kampfführung vorangetragen durch Messen für Verstorbene?

Inzwischen bekam Peter Wagner nicht nur das Charisma der Krankenheilung, sondern auch die besondere Gabe, zu kurze Beine verlängern zu können. Seine Geistestaufe erhielt er bei Yonggi Cho, von dem im »Dictionary of the Pentecostal und Charismatic Movements« berichtet wird, daß ihm bei seiner Bekehrung Jesus als Feuerwehrmann erschien.

Yonggi Cho ist Koreaner und Pastor der größten Kirche der Welt. Sein Bestseller »Die vierte Dimension« ist aber eher, wie Dave Hunt eindrücklich aufzeigt, eine Apologetik des Okkultismus bzw. christlich verbrämtes Schamanentum denn biblisches Christentum. So schrieb die englische Zeitschrift » Sword & Trowel« einen ganzen Artikel über Yonggi Chos Heilungstechniken unter der Überschrift »Occult healing bu¬ilds the world’s largest church« (Okkultheilung baut die größte Kirche der Welt).

Ähnlich äußert sich Hank Hanegraaff. In seinem neuerschienenen Buch »Christianity in Crisis« stellt er unumwunden fest:

»Chos Vorstellung des vierdimensionalen Denkens ist nichts anderes als Okkultismus. In seinem Bestseller >Die vierte Dimension< offenbart Cho sein Abweichen von der historischen christlichen Theologie und sein Eindringen in die Welt des Okkultismus.«

 

Der Einfluß von Agnes Sanford

Als Schlüsselfigur für die Wiedereinführung der Heilungsdienste in die Hauptgruppierungen der amerikanischen Christenheit gilt Agnes Sanford. Vielleicht gibt es kaum eine Frau in diesem Jahrhundert, die einen so großen Einfluß auf die heutige Christenheit in Amerika ausübte, wie diese Lehrerin und Autorin vieler erfolgreicher Bücher. Sie ist die entscheidende Wegbereiterin zur Ausbreitung der »vergesse¬nen Gabe«.

Francis MacNutt, ein katholischer Pater, wurde ebenfalls durch Agnes Sanford zu diesem Heilungsdienst motiviert. Er war einer der ersten Katholiken, der sich in der charismatischen Erneuerung engagierte und einer der ersten, der Gebet für Heilung in Gebetsgruppen praktizierte. Er schreibt dazu:

»Diese Schulen wurden von Pastor Ted Sanford und seiner Frau Agnes gegründet, um die Geistlichen davon zu über¬zeugen, daß der Heilungsdienst Teil des normalen Auftrags eines jeden Pastors sein sollte. Obwohl ihr Gatte vor ein paar Jahren starb, hat Frau Sanford das Werk des Unter¬richts weitergeführt und ist vielleicht mehr als jeder andere für die Erneuerung des Heilungsdienstes in den großen Denominationen Amerikas verantwortlich.«

In ihrem Buch über die Heilungsgaben des Geistes schreibt sie:

»Beim Zungenreden wird nun diese Macht, die im Unbewußten aller Menschen verborgen liegt … zum Leben erweckt, so daß das Unbewußte Verbindung aufnehmen kann mit dem Unbewußten eines anderen, der irgendwo auf dieser Erde lebt, oder mit jemandem, der früher hier gelebt hat oder erst in der Zukunft leben wird …«

In einem weiteren bedeutenden Werk, »Heilendes Licht«, wird die spiritualistische Verstrickung, die fromme Verbun¬denheit mit Totengeistern, noch offensichtlicher.

»Auch die >Geister der vollendeten Gerechten<, für die wir vielleicht gebetet haben, als sie noch auf Erden waren, sind Gegenwart (Hebr 12) und wirken durch uns, denn die Brücken, die von Geist zu Geist gebaut werden, dauern über den Abgrund des Todes hinüber … In der Bitte um sein Kommen und in der Mitarbeit der anderen »Heiligen« erleben wir einen Machtzustrom. Viele von uns empfinden ihn als einen wirklichen Strom voller Leben, der ins Inner  ste des Körpers dringt und durch das Rückgrat aufwärts steigt. Er ist so kräftig, daß wir gezwungen sind, uns ganz gerade zu halten und ganz leicht und ruhig zu atmen. Für eine kleine Weile können wir vielleicht auch nicht sprechen … Diese Fülle muß weitergegeben werden.«

Wie sich die Heilungsmethoden dieser Frau auswirken, kann man wiederum in dem Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes« nachlesen. Mike Flynn, Priester einer Episkopalkirche in Kalifornien, schreibt im Zusammenhang mit Agnes Sanford:

»Es gab einige Dinge, die mich beunruhigten, und ich beschloß, Agnes Sanford aufzusuchen … Agnes, die hinter meinem Stuhl stand, sagte, sie würde trotzdem für mich beten. Sie ließ mich wissen, daß sie beim Beten zitterte. Ich sollte mich davon nicht stören lassen. Sie legte mir die Hände auf den Kopf und war eine Weile still.«

Danach praktiziert er die typischen Visualisierungen, wo der Jesus des Wortes durch einen Jesus des Bildes bzw. der Vorstellung ersetzt wird. Eine Frau, die mit Schwierig¬keiten und Problemen zu ihm in die Seelsorge kommt, wird folgendermaßen »geheilt«:

»Ich hatte mir angewöhnt, mir Jesu Gegenwart bildlich vorzustellen. Überall, wo ich war, konnte ich ihn auf dem Thron sitzen sehen. So blickte ich zu Jesus. Er erhob sich von seinem Thron, kniete sich neben die Frau, legte den rechten Arm um ihre Schulter, griff mit seiner Linken in ihr Herz und holte etwas heraus, das wie eine schwarze, gallertartige Masse aussah. Diese Masse tat er in sein eige¬nes Herz, wo sie schrumpfte, bis sie sich in nichts auflöste. Dann griff er erneut in sein Herz und holte eine weiße Masse heraus, die er vorsichtig in das Herz der Frau legte, an die Stelle, wo vorher die dunkle Masse gewesen war. Schließlich wandte sich Jesus mir zu und sagte: >Tu das< … Innerhalb der nächsten Jahre betete ich in ähnlicher Weise für Hunderte von Menschen und lehrte viele diese Art des Gebets.«

Diese Methode der »Inneren Heilung« bzw. Visualisierung, nämlich die Überzeugung, daß man durch eine bildliche Vorstellung Jesu seiner göttlichen Kräfte teilhaftig wird, hat durch Agnes Sanford eine überaus große Verbreitung gefunden. Dave Hunt legt in seinem Bestseller >Die Verfüh¬rung der Christenheit< dar, wie diese Visualisierungstechniken der heidnischen Welt und besonders den Schamanen bekannt sind und einen direkten und schnellen Zugang in die Geisterwelt vermitteln. Abgesehen davon, daß es un¬denkbar ist, daß der erhöhte Herr, vor dem sich einmal alle Kniee beugen müssen, nun selber vom Thron herabsteigt und sich bei einer Frau hinkniet.

Diese Methode der Visualisierung empfiehlt auch Richard Forster in seinem vielgelesenen Buch »Nachfolge feiern«. Beispielsweise soll man sich vorstellen, wie man seinen Leib verläßt und immer tiefer in den Weltenraum ver¬schwindet, bis man schließlich nur noch in der warmen Gegenwart des ewigen Schöpfers verweilt. Richard Forster aber gehört zu den vielen Bewunderern von Agnes Sanford. Er schreibt:

»Agnes Sanford und mein lieber Freund, Pfarrer Bill Vas¬wig, haben mir sehr geholfen, die Bedeutung der Phantasie für die Fürbitte besser zu verstehen.

In dem Buch »Nachfolge feiern« finden sich auch sehr empfehlenswerte Passagen, doch tragisch ist wiederum die teilweise vorhandene Naivität gegenüber Strömungen und Gestalten, die die Gemeinde Gottes zerstörten und verfolgten. So empfiehlt er die Exerzitien des Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens, und versteigt sich sogar zu der Behauptung:

»Sein (Ignatius, Anm.) dünnes Büchlein über Meditations¬übungen mit seiner Betonung der Phantasie (imagination) hatte einen unglaublich positiven Einfluß zum Guten im 16. Jahrhundert.«

In diesem Jahrhundert aber begann dank Ignatius von Loyo¬la und seiner Jesuiten die Gegenreformation, in deren Folge Abertausende von Nachfolgern Jesu getötet wurden.

Jedenfalls sind durch Agnes Sanfords übergroßen mediumi¬stischen Einfluß fast alle charismatischen Kreise, die Heilung propagieren, durchsäuert worden. So war sie eine beliebte und häufige Sprecherin bei Camp Farthest Out, dessen internationaler Direktor der oben erwähnte Roland Brown war. Auch Larry Christenson verdankt seine neop¬fingstlichen Impulse wesentlich dem Buch »Heilendes Licht«, wie er im Vorwort zur deutschen Auflage anerken¬nend schreibt.

Arnold Bittlinger, zusammen mit Larry Christenson der Vater der charismatischen Bewegung auf deutschem Boden, veröf¬fentlichte in seiner Schrift »…und sie beten in anderen Sprachen« einen Artikel von Agnes Sanford unter dem Titel »Erfahrungen mit dem Sprachenreden.«

In dem Gaben Test von Christian Schwarz wird unter dem Charisma der Auslegung des Zungenredens Agnes Sanford als Autorität für die Existenz dieser Gabe zitiert. Dies ist nur eines von etlichen Beispielen bei diesem Test, wo man bezüglich der diakritischen Gabe dieser Gemeindewachstums¬strategen größte Fragezeichen setzen muß.

Körperliche Heilung empfiehlt auch Morton Kelsey, der mit Agnes Sanford eng verbunden war. Eines seiner Hauptwerke trägt den Titel » Healing and Christianity« (Heilung und Chri¬stentum). Kelsey gibt zu, wie ihm seine Methode durch das Studium von C. G. Jung erwachsen ist. Jungs wissenschaftliche Karriere aber begann durch spiritistische Sitzungen mit seiner Cousine Helly Preiswerk. Kelsey empfiehlt sogar den Kontakt mit Verstorbenen.

»Dank Jungs Eintreten für die aktive Phantasie und seinem Verständnis der Toten, die in Wirklichkeit weiterleben, konnte ich dieses besondere Zusammentreffen mit meiner (toten) Mutter erleben … es erschien mir alles ganz echt.«

Was ist dann von John Wimbers Unterscheidungsgabe zu halten, wenn auf seinen Büchertischen die Werke von Agnes Sanford und Morton Kelsey zum Verkauf angeboten werden? Ja, er preist sogar dieses zutiefst mediumistische Werk >Heilendes Licht< in seinem jüngst erschienen Buch >Heilungsdienst praktisch< als »den Klassiker unseres Jahrhunderts über die Thematik der göttlichen Heilung« an.

Übrigens greift auch Arnold Bittlinger in der bereits genann¬ten Veröffentlichung unter der Überschrift »Glossolalie   psychologisch betrachtet« Morton Kelsey positiv auf.

»In der Schule C. G. Jungs wird die Glossolalie erklärt als eine Sprache, die aus dem Kollektiv Unbewußten kommt. So schreibt z. B. der Jung Schüler Prof. Morton Kelsey: >Bei der Glossolalie geschieht ein echtes Bewußtwerden von Inhalten, die aus den tiefsten Schichten des Kollektiv Unbe¬wußten kommen.< (M. Kelsey, Tongue Speaking, New York 1964, S. 199).«

Bittlinger weiter:

»Nach dieser Meinung wäre also das Sprachenreden ein Ausdruck des Kollektiv Unbewußten, das die gesamte Menschheit miteinander verbindet. Dies war auch mein Eindruck, als ich zum ersten Mal dem Phänomen des Sprachenredens begegnete. Dadurch könnte auch das Phänomen der Xenoglossia erklärt werden.«

C. G. Jung aber hat seine Lehre von dem Kollektiv Unbe¬wußten bzw. den damit verbundenen Archetypen, wie oben kurz erwähnt, aus spiritistischer Literatur abgeleitet. Der nicht unbedeutende Einfluß von C.G. Jung, nach all den positiven Erwähnungen führender Leute der Neopfingstbewe¬gung überrascht es auch keineswegs, wird von charismatischer Seite offen zugegeben: »C.G. Jung spielt bei vielen Verantwortlichen der charismatischen Erneuerung eine wich¬tige Rolle.«

Eingedenk der Tatsache, daß durch Arnold Bittlinger die charismatische Bewegung in Deutschland Fuß faßte, stellt sich erneut die Frage, um welchen Geist es sich bei dieser Bewegung handelt, wenn hier ohne Bedenken Personen als Autoritäten herangezogen werden, die sich offenkundig aktiv mit dem Spiritismus befaßt haben.

Diese Vermischung mit unbiblischen Strömungen wird durch eine jüngste Veröffentlichung von Arnold Bittlinger noch deutlicher.

Um einen Eindruck von der Schlüsselrolle und Lehrauffassung zu vermitteln, die sich mit dieser Person verbinden, möchte ich noch zwei Zitate voranstellen. So schreibt Wolfram Kopfer¬mann:

»Ein eigenes Schrifttum der evangelischen Gemeinde Erneue¬rung ist noch im Entstehen begriffen. Hinzuweisen ist bisher auf einige Veröffentlichungen von Arnold Bittlinger, vor allem zum Gesamtgebiet der Charismen, speziell auch zum Thema Sprachengebet, die als Standardwerke gelten. Überhaupt kommt Bittlinger das Verdienst zu, schon in den sechziger Jahren die Anliegen der charismatischen Bewegung theolo¬gisch so reflektiert und dargelegt zu haben, daß sie von vielen sonst kritischen deutschen Zuhörern bzw. Lesern aufgenom¬men werden konnten.«

Zum Phänomen des Zungenredens erklärt Arnold Bittlinger:

»Glossolalie ist sehr häufig das Phänomen, durch das Menschen Zugang zur Dimension des Charismatischen finden …. Im Privatgebet spielt die Glossolalie innerhalb der Charismatischen Bewegung eine bedeutende Rolle. Millionen von Christen, darunter viele Pfarrer, Priester und Bischöfe, haben durch die Glossolalie Zugang zu einem verinnerlichten Beten gefunden   ohne daß sie diese Gabe in einem öffentlichen Gottesdienst praktizieren. Man kann deshalb zweitens sagen: >Ohne Glossolalie gäbe es keine Charismatische Erneuerung<.

»In Verbindung mit meiner Forschung im Bereich der Charis¬matischen Erneuerung, der ökumenischen Spiritualität und der Tiefenpsychologie, bin ich allmählich in Verbindung mit nicht¬christlichen geistlichen Erfahrungen und Praktiken ge¬kommen.

Seit 1962 habe ich Forschungen über die Charismatische Er¬neuerung angestellt. Ich war ein Mitglied des inneren Teams im Dialog zwischen der römisch katholischen Kirche und der pfingstlich/charismatischen Erneuerungsbewegung. Ich war auch als Berater für die charismatische Erneuerung beim Weltkirchenrat tätig.

Im Zuge meiner Nachforschungen begann ich mich für die afrikanischen unabhängigen Kirchen zu interessieren, wo ich eine harmonische Vermischung von traditionellen afrikani¬schen und christlichen Elementen vorfand. Als ich entdeckte, daß viele charismatische Elemente dieser Kirchen ihre Wurzel in vorchristlichen Traditionen hatten, begann ich auch nach charismatischen Elementen in anderen Religionen Ausschau zu halten. Ich entdeckte, daß vor allem die Charismata der >Heilung< und der >Prophezeiung< in solchen Religionen manchmal überzeugender waren als in der charismatischen Erneuerungsbewegung   wenigstens soweit sie von der nordamerikanischen Art des Christentums beeinflußt ist. Im Scha¬manismus fand ich faszinierende Parallelen zu dem Dienst Jesu, den ich immer mehr als einen Archetypus des Schamanen erkannte. Bezüglich »Heilung« war ich besonders beeindruckt durch den ganzheitlichen Zugang zur Heilung, den ich unter den Indianern fand. Das hat mich motiviert, zu solch einem Zugang auch für unsere christlichen Heilungsdienste Mut zu machen.

Bezüglich >Prophetie< bin ich beeindruckt von Erfahrungen im Hinduismus. Einige unserer europäischen >Propheten< ent¬deckten und entfalteten ihre prophetische Gabe unter dem Einfluß von indischen Gurus. Auch andere charismatische Erfahrungen haben ihre manchmal eindrücklichen Entspre¬chungen in anderen religiösen Traditionen (z.B. >Beten im Geist< im Japa Yoga). Ich bin davon überzeugt, daß die charismatische Erneuerungsbewegung noch bedeutender wird   besonders für die Mission der Kirche   wenn sie auch die charismatischen Gaben von anderen Religionen ernst nimmt.

Seit 1966 habe ich in der Arbeit einer ökumenischen Akademie mitgewirkt, die auch mit einer ökumenischen Kommunität verbunden ist. Ein Hauptanliegen dieser Arbeit besteht darin, eine ökumenische Spiritualität zu entwickeln. Aber wir waren auch an der Spiritualität anderer Religionen interessiert. So hatten wir beispielsweise eine Konferenz zu dem Thema der Bedeutung von Abraham als eine Wurzel des Glaubens im Judaismus, Christentum und Islam und auch eine Konferenz über afrikanische, indische und jüdische Spiritualität mit Refe¬renten dieser Traditionen. Wir hatten auch Konferenzen über das chinesische I Ging und das Tibetanische Bardo Gödol (Tibetanische Totenbuch, Anm.). Aber unser Hauptanliegen ist, zu unseren eigenen keltischen und alemannischen Traditio¬nen zurückzugehen und sie wiederum zu beleben, um sie in unseren christlichen Glauben integrieren zu können.« – Soweit A. Bittlinger –

Nun werden sich zweifellos die meisten Charismatiker von solchen Aussagen distanzieren. Auch Wolfram Kopfermann lehnt diesen Synkretismus entschieden ab. Dennoch ist die Entwicklung Bittlingers fast ein Paradebeispiel für die Manife¬station des verführerischen Geistes dieser Strömungen und für die damit verbundene Öffnung zu immer bibelfremderen Quel¬len. Erst sind die charismatischen Erfahrungen im evangelikal¬-protestantischen Lager scheinbar bibeltreu verpackt. Dann entdeckt man auf einmal bereichernde spirituelle Elemente in der katholischen Kirche, danach in der Liturgie der orthodoxen Kirche und letztlich findet man ähnliche oder identische » Spiri¬tualität« in anderen Religionen und heidnischen Kulten über die gemeinsame religiöse Erfahrung. Über charismatische Auf¬brüche führt es in den ökumenischen Dialog, schließlich zurück zur katholischen Kirche und danach ins reine Heidentum.

Wunderheiler

Auch Oral Roberts verkündigt ganz entschieden den Hei¬lungsauftrag. Schon seit Jahrzehnten hält er seine Heilungsfeldzüge. Er hat sich allerdings durch seine Methoden, den Leuten Spendengelder aus der Tasche zu ziehen, mehr als ein Wolf im Schafspelz denn als demütiger Diener Christi ausgewiesen. So verschickte er Gebetstücher und sogar »heiliges Wasser«, das richtig angewandt alle möglichen Probleme heilen sollte.

William Branham erschien ein Engel, angeblich aus der Gegenwart Gottes, der ihm mitteilte, er habe die Gabe der Glaubensheilung. Branham leugnete die Trinität und glaubte, daß uns das Wort Gottes in dreifacher Weise gegeben sei: Durch den Tierkreis, durch die ägyptischen Pyramiden und durch die Heilige Schrift.

Er war einer der entschiedensten Verfechter der notwendi¬gen Heilung und Übertragung des Geistes durch Handauflegung. Er hatte unglaubliche Heilungskräfte und spürte oft Hitze in den Händen, wenn er die kranke Seele berührte. Durch seine starken okkulten Fähigkeiten konnte er bei Leuten, die er überhaupt nicht kannte, ihre Krankheiten wie Sünden durch mediale Eingebung erkennen. Die Bewegung, die ihm am meisten ihre organisatorische Basis zur Verfü¬gung stellte, waren die »Geschäftsleute des vollen Evangeli¬ums« (GdvEI).

Als Branham starb, schrieb Demos Shakarian, der Gründer der GdvEI: »Rev. Branham machte öfters die Feststellung, daß die einzige Gemeinschaft, der er angehörte, die der GdvEI war.«

Sicherlich ließe sich noch manch anderes aufschlussreiche Beispiel anführen. Doch praktisch ausnahmslos stößt man auf dasselbe Grundmuster.

Greift man durch diese Lehren und Praktiken des Heilungs¬auftrages nicht auf Quellen zurück, die womöglich höchst gefährlich sind? Nach Offb 13, Vers 3 wird einmal ein Heilungswunder in aller Welt Munde sein: Der antichristli¬che Übermensch wird von einer tödlichen Wunde geheilt, worüber alle Welt verwundert sein wird. Ein Blick in die weltliche Literatur verrät, daß das Thema Heilung, beson¬ders im Rahmen von New Age, die beherrschende Thematik ist. Die Hexen behandeln in ihren Seminaren ganz selbstverständlich Themen wie: Intuition, Prophetie, geistige und spirituelle Heilung. Geschieht hier womöglich eine eschato¬logische Hinführung zu den übernatürlichen Manifestationen des kommenden Verführers (Offb 13,13 14), und zwar sowohl im weltlichen wie im christlichen Bereich? Wir erleben ja in unseren Tagen einen wahren Dammbruch des Spiritismus. Die Tageszeitung »Die Welt« spricht sogar davon, wie »der Satan das Lebensgefühl dieser Generation verkörpert«. Das Totenreich hält machtvollen Einzug.

So erklärte John Wimber in einer Botschaft an seine Gemein¬deglieder vor kurzem:

»Es werden Männer auftreten, die den Herrn Jesus Christus gesehen haben und die die Zeichen und Wunder eines Apostels tun werden. Wir haben Männer dieser Art seit dem ersten Jahrhundert nicht gehabt. Doch wenn Gott dies zu Beginn verwendet hat, warum soll er es nicht am Ende gebrauchen?… Weiter wird es ein neues Verständnis des Übernatürlichen geben. Engelerscheinungen werden in Versammlungen zum Normalen gehören und auch der Herr selbst wird in den kommenden Monaten und Jahren erscheinen. Hei¬lungen werden so selbstverständlich werden, daß sogar Kinder imstande sein werden, sie auf regelmäßiger Basis durchzufüh¬ren… sogar Auferstehungen von den Toten werden zum Allge¬meingut werden… Ihr werdet Heilungsevangelisten erleben, die ihre Hände hochheben und Licht wird aus ihren Händen hervorgehen. Wenn dieses Licht irgend jemanden trifft, der krank ist, dann wird er sofort geheilt sein. Ihr werdet amputier¬te Arme und Glieder nachwachsen sehen, wenn das Licht aus der Hand des Evangelisten sie trifft.«

Teilnehmer an den Kongressen mit John Wimber und Reinhard Bonnke berichten von starken psychischen Erfahrungen wie Ruhen im Geist, Berauschung, unerhörtes Glücksgefühl, »La¬chen und Weinen im Geist« usw. Ist John Wimbers »Dritte Welle« und die Begleiterscheinungen von anderen Heilungs¬evangelisten etwas Neues?

Den Befürwortern dieser »Power Evangelisationen« soll nicht eine Passage vorenthalten werden, die in dem Klassiker über geistliche Verführung »War on the Saints« nachzulesen ist. Unter der Thematik, wie sich ein falscher Geist auch unter Kindern Gottes während der Verkündigung manifestieren kann, berichten die Autoren Evan Roberts (das begnadete Werkzeug der Erweckung von Wales) und Jessie Penn Lewis mit zum Teil verblüffender Vorwegnahme aktueller Ereignisse:

»Die Mehrzahl der Anwesenden mag die eingeschlichene Mi¬schung gar nicht erkennen. Einige fallen zu Boden, unfähig, die spannende Erregung länger zu ertragen. Andere werden von einer übernatürlichen Gewalt umgeworfen. Und wieder andere fangen an, ekstatisch zu schreien. Der Redner verläßt die Plattform und geht an einem jungen Mann vorüber, der sich eines Gefühls der Berauschung bewußt wird, das ihn lange nicht loslässt. Mehrere lachen in einem Überschwall der Selig¬keit. Einige haben wirklich Hilfe und geistlichen Segen durch die Auslegung des Gotteswortes erhalten und das durch die ungetrübte Wirkung des Heiligen Geistes, ehe dieser >Höhe¬punkt< erreicht wurde. Aus diesem Grund nehmen sie nun die nachfolgenden seltsamen Erscheinungen als >von Gott< hin. Sie können nicht die zwei total verschiedenen >Strömungen< durch denselben >Kanal< unterscheiden. Zweifeln sie die Ausartun¬gen an, so fürchten sie, gegen ihre innere Überzeugung zu kämpfen, die ihnen sagt, daß der Anfang göttlich war. Andere wissen wohl, daß ihr geistliches Urteil die besagten Kundge¬bungen ablehnen muß, aber um des erhaltenen Segens willen unterdrücken sie ihre Bedenken und sagen: >Wir können zwar diese körperlichen Erscheinungen nicht verstehen. Aber es ist nicht nötig, alles zu verstehen, was Gott tut. Wir wissen nur, daß die Verkündigung der Wahrheit von Gott war und unserem Bedürfnis entsprach. Niemand kann die Aufrichtigkeit und die reinen Motive des Redners in Frage stellen… darum, obgleich wir das Übrige nicht verstehen und zugeben, daß es uns abstößt, dennoch muß alles von Gott sein.<  Dieses Streiflicht beleuchtet den Zustand der Mischung, in den z.B. die Gemein¬de seit der Erweckung in Wales geraten war; denn beinahe ohne Ausnahme hat sich in jedem Land, wo neues Leben durchbrach, nach kurzer Zeit ein verführerischer Geist mit dem wahren vermengt. Und ebenso wurde beinahe ohne Ausnahme das Unechte mit dem Echten zusammen angenommen, weil die Gläubigen die Möglichkeit derartiger konkurrierender Einflüs¬se nicht ahnten.«

Auch ist von keiner noch so falschen Religion bekannt, daß sie nicht Heilung in irgendeiner Form in ihrem Angebot hätte. Zurecht beklagt Peter May:

»Die Betonung, die gegenwärtig auf Heilungen gelegt wird, wirkt neurotisierend. Das Äußere, das Sichtbare und das Zeitliche werden in den Mittelpunkt gerückt, während das Innere, das Unsichtbare und das Ewige vernachlässigt werden. Hier werden wir vom positiven Wert des Leidens abgelenkt… Hinzu kommt, daß der, dem es um Zeichen und Wunder geht, das Sofortige und das Spektakuläre in den Mittelpunkt rückt und die Pflege der chronisch Kranken vernachlässigt. Diese Einseitigkeit läßt falsche Erwartungen bezüglich der Gesundheit und des Wesens der Erlösung aufkommen und untergräbt die Heilsgewissheit derer, die nicht geheilt werden. Im Blick auf die geistliche Gesundheit der Kirche sind diese Fakten von erheblicher Bedeutung.«

Ermutigt die Bibel zu Wunderberichten?

In der Bibel wird uns davon berichtet, wie jemand aus dem Totenreich missionieren wollte. Seine Absichten waren echt und gut gemeint. Es handelt sich um den reichen Mann, der in Lukas 16, die Verse 19 31 erwähnt wird. Er möchte einen Toten, nämlich Lazarus, auferstehen lassen, um seine fünf Brüder zu warnen. Bei solch einem Wunder, so meint er, würden die Menschen nicht mehr zweifeln können und Buße tun.

Er bekommt zur Antwort: »Sie haben Mose und die Prophe¬ten, mögen sie die hören«.

Doch dies ist dem reichen Mann eindeutig zu wenig, und aus dem Totenreich kommt das Nein gegenüber dem Worte Gottes: >Nein, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, werden sie Buße tun.<  Sein Vorschlag lautete, nun mit anderen Worten: Die Bibel ist gut, aber das Wort genügt nicht. Wir brauchen Zeichen, Wunder, Heilungen, Visionen, Totenauferweckungen usw., dann wird wirklich etwas für das Reich Gottes geschehen. Dann wird es atemberaubendes Gemeindewachstum geben. Dann werden die Menschen glauben und sich bekehren.

Doch dies war buchstäblich ein Vorschlag von unten, aus dem Totenreich. Und weil dieses Totenreich (der Machtbereich Satans) sich leider immer mehr in den letzten Tagen ausweitet (Offb 6,8), deswegen wachsen parallel damit die Vorschläge und Rufe nach großen Zeichen und mächtigen Taten. Man belegt aber damit nur, daß man auch aus einer fremden Quelle getrunken hat.

Der oben erwähnte Cameron Peddie schrieb schon über die damalige (während des Krieges) Situation in England: »Wenn unsere Pfarrer wüssten, wie viele aus ihrer Gemein¬de spiritualistische Medien aufsuchen, um sich von ihnen den Heilungsdienst erweisen zu lassen, wären sie be¬stürzt.«

Wen nimmt es da wunder, daß in England fast alle evangelikalen Kreise von der charismatischen Bewegung durchsäuert sind? Dort gibt es kaum noch Berührungsäng¬ste zwischen diesen Gruppen. Insofern muß man leider feststellen, daß die Geistheiler sowohl in der Welt wie auch fromm getarnt innerhalb der Gemeinde große Erfolge verzeichnen.

Diese Beziehung Totenreich und »Evangelisation mit Zeichen und Wundern« ist bei Benny Hinn, dem neuen Stern am amerikanischen »christlichen Fernsehhimmel« nicht einmal mehr getarnt. In einer Predigt vom 7. April 1991 offenbarte er, daß er das Grab von Amerikas berühmter Pfingstpredigerin, Aimee McPherson, Begründerin der einflussreichen »Foursquare Gospel Church«, besuchte:

»Ich fühlte eine unglaubliche Salbung . . .! Ich zitterte am ganzen Leib . . . zitterte unter der Kraft Gottes . . . >Lieber Gott<, sagte ich, >ich fühle die Salbung.< . . . Ich glaube, die Salbung verweilte über dem Körper von Aimee.«

Der reiche Mann muß jedenfalls zur Kenntnis nehmen, daß nicht ein Wunder die Menschen überführt, sondern das Wort Gottes: »Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde (Luk 16,31).«

Ist alle Heilung göttlich?

Walter Hollenweger ist entscheidender Bahnbrecher für die Pfingst  und charismatische Bewegung gewesen. Sein Buch »Enthusiastisches Christentum« hat wesentlich zur gesamtkirchlichen Anerkennung dieser Strömungen beige¬tragen.

Er verschleiert nicht einmal mehr diesen sich abzeichnen¬den Sachverhalt der Geistesverwandtschaft zwischen den Geistheilern und den Heilungsevangelisten. In seinem Referat über »Heilung« auf der »Konferenz über pfingstliche und charismatische Forschung« erklärt Prof. Walter Hollenweger ganz offen:

»>Alle Heilung kommt von Gott<, betonte Hollenweger und wollte keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Gabe der Heilung etwa bei den Geistheilem in der 3. Welt und der christlichen Heilungsgabe feststellen. Entscheidend sei der Kontext, in dem die Gabe ausgeübt werde.«

Auch in einem weiteren Bereich zeigt sich diese Geistes-Verwandtschaft. Es ist üblich, bei den Heilungsversammlungen mit John Wimber, Wolfram Kopfermann oder ande¬ren, daß die Hände auf die kranken Stellen gelegt werden, soweit es der Takt erlaubt. Biblisch ist dafür kaum ein Vorbild zu finden, besonders nicht bei dem Dienst der Jünger Jesu bzw. seiner Apostel. Jedoch einer der Ersten, wenn nicht der Erste überhaupt, der lehrte, daß man dem Patienten wohlwollend die Hände auf die kranke Stelle legen und dadurch, bei freundlichem Anblicken des Kran¬ken, Lebenskraft übertragen soll, war Franz Mesmer. Franz Mesmer aber ist der Begründer des sogenannten animali¬schen Magnetismus und Bahnbrecher des Spiritismus.

Ein magisches Denken verlangt immer einen Berührungs¬punkt, besonders den direkten Kontakt mit der erkrankten Stelle. Durch diesen sichtbaren Kontakt wird ein Wirken oder Hindurchströmen der Heilungskraft erwartet. Man wandelt nicht im Glauben, sondern im »berührenden« Schauen.

Kenneth Hagin, führender Wunderheiler der in Amerika zunehmend populärer werdenden Heilungsbewegung » faith movement«, spricht es ganz offen aus:

»Ich lege Hände auf durch Anleitung des Hauptes der Ge¬meinde, Jesus Christus, und im Gehorsam gegenüber dem Gesetz der Berührung und Übertragung. Der Kontakt meiner Hände überträgt die Heilungskraft Gottes … Da ist sie! … Sie wird euch alle heilen, wenn ihr es mit Glauben vermischt …«

Ähnlich formuliert es John Wimber bzw. seine Frau Carol: »Wir hatten noch nicht erkannt, daß man das, was Gott einem selbst gibt, durch Handauflegung einem anderen weitergeben kann.«

Hier ist der Heiler auch magischer Mittler. Mag er auch noch so oft zur Beschwichtigung leichtgläubiger Gemüter behaupten, nicht er könne heilen, sondern nur allein Jesus, so ändert dies nichts daran, daß er tatsächlich das Medium eines verführerischen Geistes ist, der durch ihn heilt und eben jenen Kontakt benötigt.

Der Sog der Verführung

Ergibt sich bei den angeführten Fakten nicht fast unausweichlich die Schlussfolgerung, daß diese Zeichen und Wunder in den Bereich der für die Endzeit angekündigten Verführungen fallen (2 Thess 2,9)? Daß diese Verführungen in den letzten Tagen besonders erfolgreich sein werden, hat uns das Neue Testament vorausgesagt (Mt 24,11 u. a.).

In eindrücklicher Weise führt Dr. Gerhard Maier in seinem Kommentar zu Matthäus, Kap. 24, aus:

»Es fällt auf, daß Jesus die Warnung vor den Verführern an die Spitze stellt. Verführung ist für die Gemeinde gefährlicher als Verfolgung. Verfolgung eint die Gemeinde, Verführung spaltet sie. Verfolgung läßt das Echte hervortreten, Verführung das Unechte triumphieren … Aber was ist das Furchtbarste in jener Zeit? Körperliche Leiden? Nein. Katastrophen und Kriege? Nein. Verfolgung? Nein. V. 23 27 geben die Antwort. Es ist die Verführung … Von daher versteht man, wie notwendig der Kampf gegen die Irrlehre ist.«

Dies erinnert an die Ermahnung, von der wir im Judasbrief lesen, »daß wir nämlich für den Glauben kämpfen sollen, der ein für allemal den Heiligen übergeben ist« (V. 3).

So möchte ich das ermahnende Wort von Wilhelm Busch, das er damals in Zusammenhang mit dem Wunderwirken des deutschen Heilungsevangelisten Hermann Zaiß aussprach, wiederholen:

»Der Teufel kann sich verstellen in einen Engel des Lichts, wie die Bibel sagt. Es kann also geschehen, daß eine Bewegung den Namen >Jesus< rühmt und doch einen >fremden< Geist, ein fremdes Feuer (3 Mose 10) hat … Wunder beweisen nichts. Denn nach Offenbarung 13,13 tut auch der Geist aus dem Abgrund Wunder … Nein! Mit diesem Geist wollen wir nichts zu tun haben … Unser Herz schreit nach Erweckung. Aber nicht auf diesem Wege der alten, wieder neu aufgelegten Pfingstbewegung. Nein! Auf diesem Wege nicht!«

 Zeichen und Wunder

Abschließend soll noch auf folgendes hingewiesen werden: Bei den heutigen Manifestationen von Zeichen und Wundern beruft man sich in der Regel auf die Apostelgeschichte. Man behauptet, weil Gott heute noch derselbe ist, deswegen geschehen auch in unserer Zeit diese übernatürlichen Machterweise.

Selbstverständlich kann der lebendige und allmächtige Gott übernatürlich wirken und eingreifen, wie und wann es Ihm gefällt. Doch es ist zunächst festzustellen, daß in den Abschnitten über die Wiederkunft Jesu die Begriffe »Zeichen und Wunder« nicht neutral oder gar positiv, sondern nur in Verbindung mit Verführung erwähnt werden. Daß unser Herr derselbe ist wie zu allen Zeiten, steht fest. Das bedeutet aber noch lange nicht, daß er auch heute noch genau so handelt.  Hebr 1,1: >Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den  Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn…<

Wir glauben der Heiligen Schrift aufs Wort, daß Gott die biblischen Wunder getan hat. Doch man kann feststellen, daß es im Laufe der Heilsgeschichte nur ganz bestimmte Zeitabschnitte gegeben hat, in denen göttliche Zeichen und Wunder ihre besondere Aufgabe hatten bzw. gehäuft auftraten. Für die Zeit der Urgemeinde z.B. gilt Hebr. 2,3 4: »Wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein solches Heil nicht achten, welches zuerst gepredigt ist durch den Herrn, bei uns bekräftigt durch die, die es gehört haben. Und Gott hat dazu Zeugnis gegeben mit Zeichen und Wundern und Taten und Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen.«

Nun ist bekannt, daß der Herr gewöhnlich auf zwei oder drei Zeugen hin eine Sache bekräftigte, und in den Versen 3 und 4 haben wir nun die drei Zeugen des neuen Bundes.

Der erste Zeuge ist unser Herr Jesus Christus, »zuerst gepredigt durch den Herrn«. Darauf folgen die Apostel, die Augen  und Ohrenzeugen, die das Wort bestätigen, denn es heißt, »bei uns bekräftigt durch die, die es gehört haben«. Als dritter Zeuge wird Gott selbst erwähnt, der sein Wort mit Zeichen und Wundern bekräftigte. Warum nun soll Gott heute noch so wirken, nachdem das Zeugnis vollgültig abgeschlossen ist? Wenn wir diese Verse näher betrachten, so stellen wir fest, daß das Prädikat des Hauptsatzes passiv ist und im Aorist des Indikativs steht. Also liegt hier eindeutig eine Vergangenheitsform vor. Der Schreiber des Hebräerbriefes redet damit zu seiner Zeit schon in der Vergangenheit. Wohl steht der V. 4 dann in der Gegenwartsform, dieser ist aber ein genetivus absolutus, somit zeitlich dem Prädikat des Hauptsatzes zu  und untergeordnet. Die Vergangenheitsform in diesen Versen des Hebräerbriefes gibt uns eine Erklärung dafür, daß Gott zur Zeit Jesu und zu Beginn der Gemeindezeit so zeichenhaft handelte und wirkte. Wenn wir uns beispielsweise das Gerichtshandeln Gottes bei Ananias und Saphira in Erinnerung rufen (Apg 5), so ist offensichtlich, daß dies nicht die normale Form der Bestrafung von Sünde bei Gläubigen seitens des Herrn heute ist! Die Verse Markus 16,17 20b, die oft von Irrströmungen oder anderen sektiererischen Gruppen (Mor¬monen, Christliche Wissenschaft etc.) zitiert werden, münden ebenfalls zeitlich – jedenfalls in ihrem Zeichencharakter – in die Darlegung von Hebr 2,3 4 ein.

Wir müssen uns nun folgendes vor Augen halten: Genau die gleichen Begriffe von Hebr 2,4   nämlich Zeichen (semeion), Wunder (teras) und Krafttaten (dynamis)   die nur in fünf Bibelstellen als gemeinsamer Ausdruck vorkommen, finden wir, wenn auch in anderer Reihenfolge, in 2 Thess 2,9 wieder. Dort werden ja, wie bereits ausgeführt, die Wiederkunft Jesu und die unmittelbar vorausgehenden Ereignisse geschildert. Somit werden diese Zeichen, Wunder und Krafttaten, die zu Beginn der Gemeindezeit da waren, nochmals auftreten, aber mit anderem Vorzeichen. Und hier erfüllt die Charismatische Bewegung in gewisser Hinsicht Gottes Wort. Hätte man noch nie von solchen Strömungen gehört, müßte man allein schon aufgrund der biblischen Prophetie annehmen, daß genau so etwas kommen und sich ausbreiten muß. Doch ist diesmal die Quelle nicht aus Gott, sondern, wie der 9. Vers aus 2 Thess 2 unzweideutig sagt, aus Satan. Das zeigt auch die Geschichte der Pfingst  und Charismatischen Bewegung ziemlich deutlich. Wenn man auf den ersten Blick vielleicht versucht, im positiven Sinne an die Ereignisse der Urgemeinde zu denken   es werden ja auch dieselben Begriffe gebraucht  , so verbirgt sich doch etwas völlig anderes dahinter. Wenn nüchterne Seelsorger hinter die Kulissen dessen blicken, was sich zunächst so biblisch gebärdet, dann finden sie gewöhnlich eine okkulte Quelle. Wir haben bereits dargelegt, wie das einen guten Nährboden für das Verlangen nach Zeichen und Wundern und auch besonderen Charismen bedeutet.

Die Aussage von Hebr. 2,3 4 dürfte auch erklären, warum die Abschnitte der Bibel, die sich mit der Zeit vor der Wiederkunft Jesu befassen (was einigermaßen unseren Ta¬gen entspricht), die Begriffe Zeichen und Wunder, wie bereits kurz vermerkt, nur in Verbindung mit Verführung erwähnen.

So die oben erwähnte Stelle 2. Thess 2,9 10 oder Matth 24,24: »Sie werden so große Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden« oder Offb 13,14: »… und verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen.« Siehe auch Offb 16,14 und 19,20.

Aus diesem Blickwinkel erscheinen die in charismatischen Kreisen immer wieder »strapazierten« Passagen der Bibel, nämlich Apg 2,17 18 als angebliche heutige Erfüllung der Prophetie bei Joel oder Mark 16, 17 18 in einem neuen Licht. Es handelt sich hier um den Beginn der Gemeinde¬zeit. Für das Ende der Gnadenzeit aber, wie oben dargelegt, ergibt sich ein völlig anderes Bild.

Interessanterweise greift auch der bekannte englische Bibellehrer und weitgereiste Missionar Michael Griffiths diese Verse aus dem Hebräerbrief auf. Im Zusammenhang mit der Gabe des Wunderwirkens schreibt er:

Wir sollten beachten, daß die Stelle in Hebr 2,4 nahelegt, Zeichen, Wunder, Machttaten und Gaben eine besondere Beglaubigung des apostolischen Zeugnisses für die Worte des Herrn Jesu sind, wobei Paulus den Korinthern erklärt, daß >die Zeichen eines Apostels unter euch geschehen sind in aller Geduld, mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten<.  Ein starkes Argument kann davon abgeleitet werden, besonders wenn man Wunder mit Zeichen zur Bestätigung des Dienstes der ursprünglichen Apostel in Verbindung bringt, zu behaupten, daß die Gabe aufgehört habe … Lukas scheint absichtlich Beispiele ausgewählt zu haben, um die apostolischen Dienste von sowohl Petrus als auch Paulus zu beglaubigen. Gewiss ist in der Schrift als Ganzes das Wunderwirken im Alten Testament offenbar auf gewisse Perioden der Geschichte konzentriert, wie etwa der Auszug aus Ägypten und die Zeit von Elia und Elisa. Ähnlich kann argumentiert werden, daß wir erwarten können, daß der Dienst des Herrn Jesu und die Bekräftigung des apostolischen Zeugnisses solch eine Periode sein dürfte. Wir haben auch die relative Seltenheit der apostolischen Wunder wie das Auferwecken von Toten und die völlige Abwesenheit der Heilung von Aussatz und Blindheit (abgesehen von Paulus’ zeitweiliger Blindheit) registriert. Doch während wir einerseits den relativen Mangel von Wundern erkennen, sollten wir andererseits uns offen halten für die Möglichkeit solcher Wunder heute, besonders vielleicht in der primitiven Pioniersituation, wo die Notwendigkeit für eine gewisse Bestätigung des apostolischen Zeugnisses gegeben sein mag … Ich muß jedoch aber auch berichten, daß ich Missionare in besonders schwierigen und harten Gebieten gekannt habe, die speziell um die Gabe des Wunderwirkens gebetet hatten. Mir ist kein Fall bekannt, daß dieses Gebet jemals erhört worden ist.«

Erklärt dies womöglich auch, warum man bei genauerem Überprüfen von solchen Fällen, die bei einem Heilungsfeldzug angeblich gesund geworden sind, gewöhnlich große Enttäuschungen erlebt?

So wird von folgendem Untersuchungsergebnis berichtet:

Nach einem Heilungsfeldzug von Dr. Price in Vancouver wurden 350 Fälle von Heilungen proklamiert. Verschiedene Christen taten sich zusammen, um die Wahrheit dieser Behauptung zu überprüfen. Die Resultate waren: 39 Fälle starben innerhalb von sechs Monaten an der Krankheit, von der sie angeblich geheilt worden waren; fünf der Fälle wurden geisteskrank; bei 301 Fällen stellte sich nach sechs Monaten heraus, daß sie keinen Nutzen empfangen hatten; viele gaben dies unumwunden zu; von fünf wurde berichtet, daß sie tatsächlich geheilt waren, doch litten sie an psychosomatischen Beschwerden, die auf psychiatrische Behandlung ansprachen.

 Worauf es ankommt

Nüchternen Christen und Gemeinden wird heute oft der Vorwurf gemacht: Euch fehlt Vollmacht, euch fehlt Kraft, es ist doch bei euch nicht so, wie es nach der Bibel sein sollte! Wenn wir aufrichtig sind, müssen wir uns unter diesen Vorwurf beugen. Jeder, der von sich aus sagen würde, bei mir ist alles in Ordnung, müßte sich doch wohl wie ein Heuchler vorkommen. Aber die Alternative für echtes Glaubensleben ist keineswegs die Schnellmethode des Handauflegens, der eilige Empfang eines >zweiten Segens< durch Berührung, um die >Geistestaufe< zu erhalten, Erlebnisse zu haben und Gaben, Charismen und Erfahrungen zu bekommen. Das alles führt letzten Endes zur Selbsterhö¬hung. Der biblische Weg, zu mehr Geistesfrucht zu kom¬men, ist ein anderer. Es steht nur einmal in der Bibel, daß der Vater läuft, daß der Schöpfer seinem Geschöpf mit Riesenschritten entgegeneilt, nämlich in der Geschichte vom verlorenen Sohn. Hier haben wir den Fall, wo jemandem der Segen, die Fülle und Gnade Gottes in >Windeseile< zuteil wird. Pastor Wilhelm Busch stellte einmal die Frage: Wem läuft der Vater entgegen? Den Großen dieser Welt, den Frommen oder den Kirchenchristen? Auf unser Thema bezogen müßten wir die Frage erweitern: Oder den Menschen, die nach mehr Geistesgaben, nach einer >Geistestaufe< oder nach mehr Erlebnissen streben? Nein, sondern der Vater läuft dem Sünder entgegen, der um Gnade fleht: >Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir< (Luk 15,21). Wenn wir so vor unseren Herrn treten, erhalten wir >in Eile< die Gnade, den Segen, die Fülle und die Kraft Gottes. Das ist der Weg zum Herzen Gottes, der Weg zu mehr geistlicher Kraft: Buße! In den Sendschreiben werden sehr beklagenswerte Zustände dargestellt. Es kann tatsächlich Rückschritte im Glaubensleben geben. Aber keiner der Gemeinden wirft der Herr Jesus vor, daß sie die Geistestaufe nicht empfangen habe oder womöglich zu wenig Gaben besitze. Jedoch mahnt er fünfmal: Tue Buße!

Möge der Herr uns Gnade schenken, dass wir täglich den Weg des Kreuzes gehen, den Weg des Zerbruchs und des Gehorsams, und daraus immer neu die Gnade, den Segen und die Kraft Gottes empfangen dürfen, um auch in diesen letzten Tagen überwinden zu können und in aller Nüchternheit ein Leben zu führen, das zur Ehre Gottes gereicht und Segensspuren hinterlässt.


www.alexanderseibel.de

www.horst-koch.de

 




Esoterische Medizin (A.Mertensacker)

 

Adelgunde Mertensacker

 

ESOTERISCHE MEDIZIN VON A – Z

 

1. Spiritueller Hintergrund esoterischer Medizin

2. Esoterische Diagnose- und Heilverfahren

3. Esoterische Medizin im Urteil der Bibel

 

Einführung

Das aus dem Griechischen kommende Wort Esoterik bedeutete ursprünglich “okkultes Geheimwissen” eines “Innenkreises”, zu dem nur Eingeweihte Zugang hatten. Heute bezeichnet Esoterik eine Vielzahl anti-christlicher Heilslehren und Heilswege, die wie die Fänge einer Krake alle Lebensbereiche durchgreifen, vor allem die Medizin, die nach esoterischer Zielsetzung die Gesellschaft “transformieren”, umformen soll, d.h. über esoterische Therapien sollen die Menschen “esoterisiert”, an ein esoterisches Lebensgefühl gewöhnt und abhängig gemacht werden.

Die esoterische Medizin umfaßt ein Sammelsurium exzentrischer und heidnischer Diagnose- und Therapieverfahren, die sich von der “Schulmedizin”, der an Hochschulen gelehrten “wissenschaftlichen Medizin“, abgrenzen als “alternativ”, “komplementär”, “naturheilkundliche” oder “ganzheitliche” Heilverfahren.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts geht die Schulmedizin davon aus, daß Krankheiten natürliche körperliche und psychische Ursachen haben, die mit wissenschaftlichen Methoden erforscht und behandelt werden können. Diese Theorie hat sich weltweit durchgesetzt und u.a. bewirkt, daß die durchschnittliche Lebenserwartung von 30 auf 80 Jahre gestiegen ist.

Die Ärzte vor Beginn des 19. Jahrhunderts waren alle sog. Naturärzte. Sie hatten im Vergleich zur wissenschaftlichen Medizin nur mäßige Erfolge.

Esoterische Medizin nimmt für sich in Anspruch, “natürlich”, “sanft”, “ganzheitlich”, “altehrwürdig”, “ohne Nebenwirkungen” und deshalb “gesund” zu sein. Die Schulmedizin dagegen sei “chemisch”, “reine Symptombehandlung”, “widernatürlich” und deshalb “schädlich”. “Zurück zur Natur!” ist die Devise. Diese Parolen werden von allen Medien propagiert, von Fernsehen, Rundfunk, Presse, ja sogar von Fachzeitschriften für Apotheker und Ärzte. Ihr Ansatz sind die Defizite und Grenzen der Schulmedizin, die keineswegs perfekt und ohne Probleme ist.

Die “alte Heilkunde”, auf die sich Esoteriker beziehen, ist Erfahrungsmedizin.
Sie wurde von Generation zu Generation weitergegeben, ohne kritisch oder wissenschaftlich auf ihre Wirkungen, Nebenwirkungen, Nützlichkeit oder Gefährlichkeit überprüft worden zu sein. Als “Jahrtausende alt” werden Diagnosen und Therapien vorgestellt, die vornehmlich von heidnischen, vor allem fernöstlichen Irrlehren und Religionen (China, Tibet, Japan, Indien) inspiriert sind.

Unter “ganzheitlich” verstehen Esoteriker die “harmonische Verbindung von Gegensätzen” wie Ratio (Vernunft) und Intuition (gefühlsmäßiges Erkennen), Geistiges und Materielles, Mensch und Kosmos usw.
Die Begriffe “gesund” und “natürlich” werden unreflektiert gebraucht, d.h. sie sind nicht einheitlich definiert.

Wissenschaftliche Überprüfungen von “Naturheilmitteln” beweisen, daß diese keineswegs harmlos oder ohne Nebenwirkungen sind, daß sie unwirksam sein können oder nur in bestimmten Konzentrationen wirken, daß sie gesundheitsschädlich, ja sogar hochgiftig sein können.
“Chemische Medikamente”, die Arzneimittel der wissenschaftlichen Medizin, unterliegen dagegen in der Regel strenger klinischer Kontrolle, die wirksame und unwirksame, nützliche von schädlichen trennt. Zur Entwicklung eines neuen Medikamentes benötigen die Pharmakonzerne durchschnittlich 10 Jahre.

Die esoterische Medizin entzieht sich ausdrücklich jeder wissenschaftlichen Überprüfung. Sie will “Erfahrungsmedizin” sein und ist damit offen für subjektive Urteile, für Betrug, Scharlatanerie und Irreführung.
Esoterische Heilverfahren sind auch keineswegs ohne Nebenwirkungen. Sie können schwere gesundheitliche Risiken bedeuten und körperliche, geistige, vor allem aber seelische Schäden bewirken.

Renommierte Heilpraktikerschulen wie z.B. die “Paracelsusschulen für Naturheilverfahren”, die “offiziellen Ausbildungsstätten des Verbandes Freier Heilpraktiker und Naturärzte” – inzwischen in allen größeren Städten zu finden – bilden angehende Heilpraktiker in folgenden “Naturheilverfahren” aus:

Astrotherapie, Ayurveda, Akupunktur, Traditionelle Chinesische Medizin, Magnetismus und Bioenergie, Irisdiagnose, Yoga, Feng Shui, Qi Gong, Kinesiotherapie, Schamanismus und anderen esoterischen “Heilverfahren”.

Der weltanschauliche Hintergrund esoterischer Heiler ist gekennzeichnet von Auswahl-Spiritualität und synkretistischer Vermischung antichristlicher und christlicher Elemente.

Esoterische Medizin umfaßt vor allem drei Grundüberzeugung:

1. Der Mensch kann die Grenzen seines normalen Bewußtseins  übersteigen und durch außergewöhnliche Erfahrungen höhere Einsichten und durch Einweihung (Initiation) oder bestimmte Techniken Gesundheit erlangen.
2. Der Mensch kann sein Glück nur in Harmonie mit der Natur und dem Kosmos erfahren.
3. Mit einem “Astralleib” umkleidet, der “feinstoffliche Heilkraft” sammelt, ist der Mensch unsterblich und kann sich in einer Reihe von Re-Inkarnationen (Wiederverkörperungen) vergöttlichen.

Esoterische und christliche Heilslehre sind unvereinbar:

Die Irrlehre von der “kosmischen Energie”, die alles durchflute, tritt an gegen den dreieinigen persönlichen GOTT;
die Irrlehre von der Wiederverkörperung
gegen Auferstehung und Gericht;
die “Selbsterlösungslehre” gegen die Erlösung durch JESUS CHRISTUS;
die Selbstvergöttlichung gegen die Geschöpflichkeit des Menschen und seine Abhängigkeit von GOTT, seinem Schöpfer;
die ethische Verantwortung vor dem “kosmischen Gesetz” gegen die verbindliche Weisung der göttlichen Gebote;
das “Abtragen von Karma” gegen Reue, Buße und Vergebung durch GOTT.

Der von Esoterikern verkündete “Jesus Christus” ist nicht der Sohn GOTTES, sondern ein falscher Messias, ein “universaler Christus”, “die größte, je auf diesem Planeten inkarnierte Seele”, “Sonnengeist” oder ein anderer Name für “Heil-Energie”.

Das kleine Lexikon “Esoterische Medizin von A – Z” will auf Gefahren aufmerksam machen, in die sich Hilfesuchende begeben, wenn sie sich esoterisch ausgerichteten Heilern, Heilpraktikern, Psychologen, Psychotherapeuten, sog. “Naturärzten” und Schulmedizinern anvertrauen.
Um esoterisch ausgerichtete Therapien beurteilen zu können, ist ein Grundwissen ihres spirituellen Hintergrundes aus Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus, Schintoismus, Schamanismus, Spiritismus, Magie, Hexerei und der Heilungsbewegungen unumgänglich.

 

1. Der spirituelle Hintergrund esoterischer Medizin

Der Hinduismus

Der Hinduismus ist eine der ältesten Religionen. Er hat im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen von Glaubensvorstellungen und religiösen Praktiken erfahren und begreift sich selbst als “ein großer Ozean”, der ohne Probleme auch fremde Glaubensinhalte aufzunehmen vermag.

“Hindu” (persisch) heißt “Inder”. “Hinduismus” bezeichnet seit dem 13. Jahrhundert n.Chr. die “Religion der Inder”. Sie selbst nennen ihre religiösen Vorstellungen “Sanatana Dharma”, das heißt “ewige Lehre” oder “ewiges Gesetz”. Grundgelegt wurde der Hinduismus durch die “Veden”, das sind Textsammlungen, die in der Zeit zwischen 1500 bis 900 vor Chr. verfaßt worden sind. “Veda” heißt “heiliges Wissen”.

Zwischen 1000 bis 500 v. Chr. wurden den Veden die “Brahmanas”, Texte der Brahmanen, hinzugefügt. Der Brahmanismus betont das Opferritual, um aus dem Kreislauf der Wiedergeburten erlöst zu werden. Da die Priester (Brahmanen) unbeschränkte Macht besaßen, wurden sie von den Upanishaden bekämpft. Die bis 200 vor CHR. niedergeschriebenen philosophischen Texte, die “Upanishaden”, lehren die Erlösung durch Erkenntnis und die Verneinung der Welt und des Lebens im Gegensatz zu den Veden, die beides bejahen.

Bei aller Vielgestalt des Hinduismus lassen sich doch allen Hindus gemeinsame Glaubensvorstellungen darstellen:
Als Grundlagen ihres Glaubens anerkennen alle Hindus die Veden, das ewige, das ganze Weltall beherrschende Gesetz Dharma, die Gefangenschaft im Kreislauf der Wiedergeburten und als Ziel aller religiösen Bemühungen die Vereinigung von kosmischem Brahman (Ur-sein) und individuellem Sein, dem Atman.
Nach hinduistischer Vorstellung wird jede menschliche Seele nach dem Tod wiedergeboren und zwar – je nach Karma – im Körper einer Pflanze, eines Tieres, eines Menschen oder eines Gottes.

Karma bedeutet “Taten” oder “Werke”. Die “Taten” bestimmen das zukünftige Leben. Wer ein gutes Leben geführt hat, wird in einem “besseren Leib” wiedergeboren. Wer ein “ruchloses Leben” geführt hat, wird “den Körper eines Hundes oder Schweines betreten” (Upanishaden-Text).

Der Mensch ist nicht einem blinden Schicksal unterworfen, sondern hat die Gestaltung zukünftiger Leben selbst in der Hand. Er bestimmt sein Karma und damit die Kaste, in der er leben wird, mit ihren je eigenen kultischen und sozialen Vorschriften. Letztes Ziel aller Hindus ist die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, die sie als Auflösung des individuellen Seins verstehen, als Zustand des Nirvana, des “Nicht Seins” im kosmischen Ur-sein, dem Brahman. Die Auflösung des individuellen Seins im Nirvana kann auf drei Wegen erreicht werden:

Der “Weg der Werke” ist der älteste hinduistische Heilsweg nach der Weisung der Veden.
Der “Weg der Erkenntnis”, gelehrt von Yogi und Swamis (erleuchtete Meister), bewahrt den Menschen vor falscher Lebensweise und führt über die Meditation (Yoga) zur Auflösung.

Der 3. Weg, der “Weg der Hingabe”, ist die Verehrung einer bestimmten Gottheit, die Erlösung verspricht, wenn ihr Name ständig wiederholt wird. Diese Übung des “Mantra” versetzt den Menschen in einen Zustand der Glückseligkeit, der Trance, die an körperlichen Erscheinungen gemessen werden kann.

Unter den zahlreichen von den Hindus verehrten Göttern sind drei von besonderer Bedeutung: Brahma, der Schöpfer “Gott”, meist mit vier Gesichtern dargestellt; Vishnu (auch in der Erscheinungsform des Krishna), der Bewahrer des ewigen Gesetzes, Retter und Erlöser, oft auf einer Schlange sitzend dargestellt, und Shiva, der Segnende und Zerstörer zugleich, dargestellt mit einem Halbmond in seinen Haaren.

Götter, Geister und Dämonen werden durch Opfer- und Zauberriten beschworen und in Tempeln, Bildern und Symbolen verehrt. Der indische Volks Hinduismus kennt eine Unzahl von Göttern und verehrt neben ihnen auch Menschen, Tiere, Pflanzen, das Feuer, die Erde und das Wasser der heiligen Flüsse Ganges und Indus. Als synkretistisches Religionsgemenge erlaubt der Hinduismus dem einzelnen Hindu sowohl den Polytheismus als auch den Monotheismus, den Pantheismus und Atheismus.

Große Bedeutung haben neben den “Priestern”, die aus der Kaste der Brahmanen kommen, die “Gurus”, geistliche Führer, die nach hinduistischer Vorstellung bereits erlöst sind und deshalb den Weg zur Erlösung am besten weisen können, die Sadhus, auch Fakire genannt, und die Yogi, Mönche, die in Klostergemeinschaften oder Einsiedeleien leben.  –  Wie die Buddhisten sind auch die Hindus in den westlichen Ländern aktiv missionarisch tätig. Der größte Hindu-Tempel Europas wurde in Hamm (Westfalen) gebaut.

In der esoterischen Medizin nimmt der Hinduismus vor allem in der Transzendentalen Meditation, beim Yoga und im Ayurveda einen festen Platz ein. Daneben sind zahlreiche Heilverfahren von hinduistischen Irrlehren inspiriert und durchsetzt.

Buddhismus

Der Gründer des Buddhismus, Prinz Siddharta Gautama (um 557 – 477 v. Chr.) lebte in Indien (heute Nepal).Weil er unter der hinduistisch brahmanischen Lehre vom Karma und dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) litt, verließ er mit 29 Jahren Frau und Kind und suchte die Einsamkeit auf, um Erlösung aus dem Samsara zu finden. In der “Nacht der Erleuchtung” wurde ihm die Antwort geoffenbart, die er als Buddha (der Erwachte, der Erleuchtete) verkündete:

Das gesamte irdische Leben bringe Leid: Geburt, Tod, Alter, Liebe, Haß und Hoffnung. Ursache des Leides sei die “Anhaftung an die Welt”. Die Erlösung bestehe im absoluten Gleichmut, in der Überwindung aller positiven und negativen Leidenschaften und der Unwissenheit. Zu diesem Ziel führe der sog. Achtfache Pfad: Die Erkenntnis der “Vier edlen Wahrheiten”, d.h. die Erkenntnis der Vergänglichkeit und Leere, die rechte Moral: Wohlwollen und Güte und die rechte Meditation.

Vor allem in der Meditation müsse der Mensch die Nichtigkeit seines Lebens erkennen und durch Askese seinen Willen zum Leben und sein Ich Bewußtsein ersticken, sich selber also vernichten, um in die ewige Ruhe des Nirvana eingehen zu können, in das unpersönliche All.

Seit seiner Frühzeit hat der Buddhismus zahlreiche Veränderungen erfahren, wurde von den Buddha-Jüngern entweder als Lehre verstanden (Ceylon, Birma, Siam) oder als Kult, der Buddha vergöttlicht, ihm Tempel baut, in Figuren darstellt und in zahlreichen Kulten anbetet. In Indien wurde der Buddhismus mit dem Hinduismus gemischt, in China mit dem Taoismus, Konfuzianismus und den alten Naturreligionen, in Japan mit dem Shintoismus und in anderen asiatischen Ländern mit den jeweiligen polytheistischen Volksreligionen.  –  Im 1. Jahrhundert n. Chr. zerfiel der Buddhismus in die beiden großen Gruppen des Hinayana (Kleines Fahrzeug) und des Mahayana (Großes Fahrzeug).

Der Mahayana Buddhismus verehrt zahlreiche Götter und glaubt an die Wiedergeburt auch der Bodhisathvas, der Vollendeten, die als Erlöser die Massen zu belehren haben (China, Korea, Japan).
Im Westen wurde durch den Dalai Lama der tibetische oder “tantrische” Buddhismus (Lamaismus) verbreitet. Dieser verspricht seinen Anhängern, Erleuchtung in einem einzigen Leben erlangen und damit aus dem Kreislauf der Wiedergeburten aussteigen zu können.

Was der Buddhismus lehrt, ist nicht Licht, sondern Finsternis, Verachtung der Welt und Verneinung des Lebens. Christentum und Buddhismus sind durch eine unüberwindbare Kluft getrennt:
Der Buddhist kennt den persönlichen GOTT nicht, den Schöpfer Himmels und der Erde, er kennt die göttliche Offenbarung nicht, den göttlichen Erlöser nicht und nicht die Glaubenswahrheiten, die dem Menschen von GOTT zur Entscheidung vorgelegt sind, damit er mit ihrer Bejahung und Befolgung das höchste Ziel erreicht: Das ewige Leben in der Gemeinschaft mit GOTT.
Für den Buddhisten ist das Nichts Basis aller Existenz. Für den Christen ist es das Sein.
Der Buddhist hat kein Verständnis für die grundlegenden christlichen Begriffe wie Seele, Gewissen, gut und böse, Sünde und Gnade.

Esoterische Heiler mischen buddhistische Elemente in ihre Heilverfahren: Die Irrlehre von der Wiedergeburt, der Selbsterlösung und die Erleuchtung   das Buddha Erlebnis   als erstrebenswertes “heilbringendes” Ziel.

Die Missionsarbeit der Buddhisten, der Personenkult um den Dalai Lama und mangelndes Glaubenswissen haben das Denken vieler Christen von Grund auf verändert.

Taoismus

Taoismus ist die Lehre Laotses vom rechten Weg des Menschen nach dem ewigen Naturgesetz, dem Tao.
Li Bej jang – mit dem Ehrentitel Lao tse – lebte zwischen 570 und 490 vor Chr. in China. Seine Lehre schrieb er nieder im Dau dej djing, dem Buch “vom Weltgrund und der Tugend”. Dau ist gleichbedeutend mit Tao und bezeichnet das Urwesen, das Weltgesetz, Ausgang, Weg und Ziel allen Weltgeschehens, nicht wahrnehmbar, weil “ätherhaft” beschaffen.

Nachdem sich der Taoismus mit Zauberei, Wahrsagerei, Alchemie und Astrologie verband, wurden in ihm seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. auch zahlreiche Götzen verehrt.

Bis heute ist die Volksreligion Chinas ein Gemisch von alten religiösen Vorstellungen, verbunden mit Schintoismus, Taoismus, Konfuzianismus und Buddhismus, die zugleich spirituelle Grundlage der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sind.

Konfuzianismus

Konfuzianismus ist die Lehre des Kung fu tse = Meister K’ung, der als Zeitgenosse Lao tses von 551 – 479 v. Chr. in China gelebt hat.
Nach Konfuzius (latinisiert) ist das All mit sämtlichen Einzelerscheinungen von der Kraft Tao durchdrungen. K’ung lehrte:
Der Mensch ist von Natur aus gut. Wenn er durch seine Leidenschaften oder Verführungen verdorben worden ist, kann ihn die Pflege des “tao” wieder auf den rechten Weg zurückführen.

Konfutse fordert Unterordnung und Harmonie mit den kosmischen Gesetzen, deren Ordnung abhängig ist von der Erfüllung täglicher Pflichten. Übeltäter stören die kosmische Ordnung. Ziel der Menschheit ist “das goldene Zeitalter”, in dem alle Menschen Tschung Yung, die “richtige Mitte” leben, d.h. in Harmonie mit dem Kosmos und untereinander.

Später verschmolz der Konfuzianismus mit der alt chinesischen Vorstellung, alle Naturvorgänge ließen sich aus dem Zusammenwirken der beiden kosmischen Kräfte Yang und Yin erklären. Yang sei die männliche Kraft der Helligkeit, Wärme, Trockenheit und Höhe, Yin die weibliche Kraft der Dunkelheit, Kälte, Nässe und Tiefe.
Die Irrlehre von Yang und Yin ist wesentliches Element zahlreicher esoterischer Heilverfahren.

Schintoismus

Das japanische Wort Schin-to bedeutet “Weg der Ahnen” und “Weg der Götter”. Diesen Weg als Vorbild zu gehen, ist das Ideal der Schintoisten. Sie verbinden Ahnen, Götter, Natur- und Heldenkult. Die Schintoisten kennen 800 Myriaden Götter. Alles ist von ihnen bewohnt und wird verehrt, selbst triviale Gebrauchsgegenstände des Alltags von der Nähnadel bis zum Abort. Neben den Berg-, Fluß-, Erd-, Berufs-, Tier-, Pflanzen- und anderen Göttern kennen die Schintoisten harmlose und böse Geister. Menschen, die Großes für ihr Volk getan haben, Nationalhelden, Kriegshelden, Rebellen können in die Welt der Götter aufsteigen, ebenso Schamanen und “Heiler”.

Schamanen heilen Krankheiten durch besondere Reinigungsrituale, da jede Krankheit als Folge böser Taten gedeutet wird. Als “Heiler” bringen sie die göttliche Lebenskraft zurück, die nicht mehr wirken kann, wenn Sünden den Spiegel der Seele wie Staub bedecken, durch den die Strahlen der “göttlichen” Sonne nicht mehr dringen können.

Schamanen rufen, gestützt von Trommeln und Glocken, die Seelen der Ahnen herbei, sagen die Zukunft voraus und setzen bei ihren Ritualen Farben ein:
Rot als Farbe der Harmonie und der Priester. Weiß bedeutet Ekstase und Vereinigung mit den Schutzgöttern, gelb schöpferische Kraft. Blau ist die Farbe der Lebenskraft, und schwarz symbolisiert den Ur-Anfang und das Paradies. Schintoisten fühlen sich Pflanzen und Tieren verwandt. Mit ihnen suchen sie Harmonie und mystische Verbindung. Den Ahnen bauen sie Opferaltäre, Schreine und Tempel. Familien  und Sippen Ahnen werden um Hilfe und um Vergebung der Sünden angerufen.

Göttliche Verehrung wird auch dem Kaiser erwiesen, der als Nachkomme der Sonnengöttin gilt. Er ist “Mikado” = die hohe Pforte, “Himmelskönig” oder “Tenno” = Himmelsherr. Der Kaiserpalast und die Kaisergräber gelten als Heiligtümer.

In den Göttertempeln werden die als anwesend gedachten Götter unter Symbolen dargestellt: Spiegel, Schwerter, grüne Zweige u.a. Ihnen werden von den “Kanuschi”, den Götterbeamten, in langwährenden Zeremonien vor allem Geld und Nahrungsmittel als Opfer dargebracht.
Seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. wurde der Schintoismus gemischt mit buddhistischer und taoistischer Spiritualität. Bis heute gehören die meisten Japaner mehreren Religionsgemeinschaften gleichzeitig an.
Schintoistische Elemente finden sich vor allem in schamanischen und magischen Heilverfahren.

Schamanismus

Der Schamanismus ist keine Religion, sondern ein Geisterkult. Schamanismus beruht auf der Erfahrung, daß von Geistern in Besitz genommene Menschen paranormale Erkenntnisse und Fähigkeiten zeigen und in ekstatischen Zuständen (Trance) Geister in ihren Dienst zu stellen vermögen.

In heidnischen Kulturen nehmen Schamanen (Männer und Frauen) von der Frühzeit an als Mittler zwischen Menschen und Geistern eine zentrale Stellung ein. Sie haben vor allem die Aufgabe, Krankheiten zu heilen, die – so der Glaube – von bösen Geistern bewirkt worden sind, nachdem sie die Seele des Patienten in Besitz genommen haben. Schamanen versuchen als “Geistheiler” die Seele des Kranken in den Körper zurückzuführen   durch Verhandeln mit den Geistern, durch List und Versprechen von Opfergaben, oder die Krankheitsgeister aus dem Körper zu vertreiben und zu bannen.

Schamanen werden “berufen” und “eingeweiht”:

In der Regel zeigt sich schon in der Kindheit, ob jemand zum Schamanismus berufen ist. Er leidet unter der sog. Schamanenkrankheit: Fieberanfälle, ekstatisches Tanzen bis zur Erschöpfung, Visionen von Quälgeistern in Tiergestalt, unartikulierte Schreie und andere Merkmale bzw. Symptome, wie sie auch bei Besessenen beobachtet werden.

In tiefer Bewußtlosigkeit (Trance), Bewegungslosigkeit oder Starre erlebt der Berufene seine Entführung in die Unterwelt, wo sein Körper in grausamster Weise zerstückelt, neu zusammengesetzt und mit “neuen Augen” ausgestattet wird. Der Schamane vermag mehr und anders zu sehen als der gewöhnliche Mensch.

Sobald der Berufene erwacht, folgt eine mehrjährige Ausbildung bei einem erfahrenen Schamanen und durch Geister, die sich als “Herren” von Pflanzen und Tieren vorstellen und die Unterscheidung verschiedener Krankheitsgeister, d.h. Diagnose  und Heilverfahren lehren.

Bei der Einweihung (Initiation) geschehen die Übertragung der Heilkraft und anderer paranormaler Fähigkeiten und die “Possession”, die Inbesitznahme des Schamanen durch seinen “Schutz  oder Heilgeist”, der sich eines oder mehrerer Hilfsgeister bedienen kann.

Nach der Initiation wird der Schamane als Doppelnatur verehrt und geachtet, halb Mensch, halb Geist und ausgestattet mit Fähigkeiten, wie sie bei Besessenen beobachtet werden: Hellsehen, Vorausschau und Rückschau in die Vergangenheit, Telepathie, Visionen, übermenschliche Kräfte und wunderbare Heilfähigkeit.

Schamanen beherrschen die “kontrollierte Ekstase”, d.h. sie können die Trance herbeiführen und auch beenden. Hilfen zur Auslösung sind aufreizende Instrumente wie Trommeln und Rasseln, gleichförmige Körperbewegungen, Hyperventilation, Fasten, monotones Rezitieren bestimmter Wörter, Meditation bzw. Konzentration auf die Kontaktaufnahme mit Geistern, rasende Tanzerei, Drogen, Alkohol, Halluzinogene und andere Gifte.

In Seancen, den Heilungsritualen, tragen Schamanen die Tracht und Maske ihres “Schutzgeistes”, entweder ein Elch-, Hirsch- oder Ren- Kostüm mit Geweihstangen als Kopfaufsatz oder ein Vogelkostüm mit Federn, langen Stoff  oder Lederstreifen und klirrenden Glasperlen am Schuhwerk.

Augenzeugen berichten übereinstimmend, daß sie die Seancen als beklemmend, düster, unheimlich erlebt haben und die Schamanen als gequälte, ernste, leidende, versklavte Menschen, in ständigen Erschöpfungszuständen, hager, introvertiert und ausgesprochen finster.

Der Schamanismus wird hauptsächlich in Nord- und Zentral- Asien, Nord- und Südamerika, Ozeanien, Australien und Afrika praktiziert – mit zahlreichen lokalen Modifikationen. In Deutschland wird er seit den 1980er Jahren von esoterischen Heilern als Diagnose- und Heilverfahren angewandt – mit wachsender Bedeutung. Die Zahl schamanischer Zirkel ist kaum noch zu überschauen.

Spiritismus

Das Wort Spiritismus leitet sich ab aus dem lat. “spiritus” (Geist) und bezeichnet den Verkehr mit Geistern und Verstorbenen, Geisterglaube und Geisterkult. Spiritismus ist so alt wie die Menschheit, läßt sich in allen Kulturen nachweisen und wird auch heute noch ausgeübt von Schamanen, Medizinmännern, Zauberern, Hexen, Yogis, Fakiren und im Westen von Esoterikern, Okkultisten und Satanisten.

Spiritismus wird bereits im Alten Testament und anderen historischen Dokumenten belegt:
Saul befahl der Spiritistin von Endor: “Hole mir Samuel herauf!” Als die Frau den Samuel erblickte, schrie sie laut auf …. und sprach zu Saul: “Ein gottähnliches Wesen sehe ich aus der Erde aufsteigen…” (1. Sam 28).

Valenz, der oströmische Kaiser (364-378 n. Chr.) ließ die beiden Spiritisten Hillarius und Patricius hinrichten, weil sie zu ermitteln versucht hatten, wann er sterben und wer sein Nachfolger sein würde. Unter Folter gestand Hillarius: “Wir fertigten ein hölzernes Tischlein an und stellten es in einen Kessel hinein, auf dessen Rand die Buchstaben des Alphabetes eingraviert waren. Auf unsere Frage rührte das Tischlein an die Buchstaben in der Reihenfolge, aus der sich die Antwort ergab. Als wir die Frage aufwarfen, wer dem erhabenen Valenz in der Herrschaft folgen würde, kamen die Buchstaben T H E O. Kaum war der letzte Buchstabe erschienen, als einer der Anwesenden ausrief, das sei Theodorus, worauf wir überzeugt waren, daß dieser es sei und dann unsere Fragen einstellten” (R. Kriese, Okkultismus im Angriff, S. 117).

Dieses “Tischerücken” wird heute noch praktiziert:
In einem Schreiben aus dem Jahr 2003 an die Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen berichtet H. Fischer:

“Ein kleines rundes Tischchen, welches an einem Bein einen Bleistift angebunden hatte, wurde auf ein Blatt Papier auf einem größeren Tisch gestellt, Wir vier Teilnehmer mußten nun unsere Hände über das kleine Tischchen halten und zusammen immer denselben Spruch wiederholen. Als das Tischchen plötzlich anfing, sehr heftig zu zittern und ein elektrischer Stromschlag durch meine Hand fuhr, bekam ich Panik und betete inbrünstig ein Ave Maria. Sofort hörte das Tischchen auf zu rücken und blieb den ganzen Abend still, obwohl es die anderen Teilnehmer immer wieder versuchten. Auf dem Nachhause Weg hörte ich laute, schrille, kreischende, aber auch dumpfe Stimmen. Ich fragte meinen Mann, der mich mit dem Auto abgeholt hatte, ob er diese Stimmen auch höre. Er verneinte. Diese Stimmen waren so fürchterlich, daß ich dachte: Ich werde wahnsinnig. Das halt ich nicht mehr aus, wenn das so weitergeht. Ich begann flehentlich zu beten. Nach einer Stunde etwa waren die Stimmen nicht mehr zu hören” (Archiv).

Dem Tischrücken ähnlich sind das Glasrücken, das automatische Schreiben (bei dem die Hand eines Mediums zum Schreiben gezwungen wird), das Pendeln und “Rutengehen”. Andere spiritistische Phänomene sind: Telekinese (Fernbewegung von Gegenständen, ohne sie zu berühren), Astral-Reisen (Exkursion der Seele aus dem Körper in eine “feinstoffliche Welt”), Translokation (plötzliches Verschwinden einer Person und Auftauchen an einem anderen Ort), Apporte (plötzliches Auftauchen von Gegenständen), Deporte (plötzliches Verschwinden), Levitation (Schweben und Fliegen), Spuk-Erscheinungen (Poltergeister), Konversation mit Geistwesen, Visionen (Erscheinungen von Geistern), Audition (Hören von Stimmen) und automatisches Sprechen (Glossolalie=Zungenreden), Phänomene, die auch bei Besessenen beobachtet werden.

Allen spiritistischen Praktiken gemeinsam ist die Erfahrung, daß der Mensch mit Geistern in Verbindung treten und über physikalische Medien (Tisch u.a.) oder “sensitive” Menschen Mitteilungen von Geistern erhalten kann.
Spiritismus zeigt sich in vielen Ausprägungen: Vom Schamanismus der Sammler und Jäger über Nekromantie (Totenbefragung) der alten Griechen bis zum Umbanda- und Macumba-Kult in Brasilien heute.

Über die Esoterik ist der Spiritismus in unserer Zeit zu einer Massenbewegung geworden. In der esoterischen Medizin werden Geister verstorbener Heiler beschworen (Bruno Gröning u.a.), mit Hilfe von Geistern werden Operationen durchgeführt (Geist-Chirurgie), über Glossolalie (Zungenreden) und Xeno-Glossie Botschaften in Fremdsprachen empfangen und “Heilkräfte” von einem Geistführer” über einen “Heilungskanal” (Heiler) vermittelt.

Spiritistische Praktiken führen zu schweren seelischen Störungen, Verwirrtheits-Zuständen, Psychosen, Persönlichkeitsspaltungen und nicht selten zu Umsessenheit und Besessenheit. Eine Form des Spiritismus ist der Spiritualismus, der ausschließlich die Geister biblischer Gestalten und großer religiöser Persönlichkeiten (Heilige) beschwört und in seinen Dienst stellt und Heilungen dem HEILIGEN GEIST als “Heilgeist” zuschreibt.

Magie, Fetischismus, Hexerei

Eine wachsende Zahl von Menschen setzt ihre Hoffnung in Krankheit und Leid auf magische Praktiken. Das Wort “Magie” leitet sich vom griechischen “mageia” ab und bedeutet “Zauberkunst”.

Nach magischen Vorstellungen ist die belebte und unbelebte Natur von verborgenen, übernatürlichen Kräften, von Geistwesen bewohnt, die positiv oder negativ wirken und vom Menschen in den Dienst genommen werden können. “Heil-Magie” ist eine Handlung dann, wenn sie die übersinnliche Welt beeinflussen, sie lenken und dienstbar machen will, um Krankheiten zu heilen. Esoteriker üben Heil-Magie aus, wenn sie über “kosmische Heil-Energie”, über “feinstoffliche” Strahlen, Schwingungen, Vibrationen mittels bestimmter Techniken verfügen wollen (Reiki, Geistheilung u.a.).

Der “Fetischismus” schreibt leblosen oder künstlich hergestellten Gegenständen, Figuren (in Menschengestalt) oder Steinen außerordentliche Kräfte als Wohnstätte von Geistern zu:

Amulette (Anhänger mit Geheimzeichen) und Talismane (Bilder oder Gegenstände, oft am Körper getragen) sollen Unglück abwehren, “Kettenbriefe” (auch als “Gebetsbriefe” getarnt), “Himmelsbriefe” und “Himmelsbotschaften” Glück und Erfolg bringen, “Besprechungen” (Brauchung, Böten) Krankheiten heilen, “Beschwörungen” böse Geister bannen, “Verwünschungen” Menschen Schaden zufügen, durch “Liebeszauber” Liebe gewonnen, durch “Abwehrzauber” schädigende Einflüsse unwirksam gemacht, durch “Analogiezauber” zahlreiche Ziele erreicht werden: Wasser ausschütten z.B. soll Regen hervorbringen, das Durchbohren eines Fotos oder Bildes dem Abgebildeten den Tod bringen usw.

Unter den “Zaubersprüchen” und Sammlungen von Anleitungen zu Magie und Zauberformeln sind “das 6. und 7. Buch Mosis” aus dem 16. Jahrhundert am bekanntesten. Mit den “fünf Büchern Moses” des Alten Testamentes hat dieses Zauberbuch nichts gemein.

Verführte Menschen entschuldigen ihr magisches Tun oder die Inanspruchnahme magischer Praktiken mit der Erklärung, es handle sich ausschließlich um “Weiße Magie”, die nur Gutes bewirken wolle. Die “Schwarze Magie” dagegen bediene sich der Dämonen, um Schaden zuzufügen.
“Weiße Magie” tarnt sich nicht selten religiös und ist deshalb doppelt gefährlich:

Unter den Christen sind vornehmlich Orthodoxe und Katholiken anfällig für magische Praktiken,
wenn sie religiöse Symbole, Sakramentalien oder die Sakramente mißbrauchen und über die von GOTT geschenkten “Zeichen mit Gnadenwirken” eigenmächtig verfügen, d.h. GOTT  – vornehmlich den HEILIGEN GEIST – Engel, Heilige oder die Seelen Verstorbener in ihren Dienst zu nehmen versuchen, das Kreuz z.B. als Abwehrzauber und die Handauflegung als Heilzauber mißbrauchen.

Diese “frommen” magischen Praktiken werden im Alten und Neuen Testament scharf verurteilt und mit göttlichen Strafen bedroht. Weiße Magie ist immer Schwarze Magie!

Der Mensch kann nicht über GOTT oder göttliche Kräfte verfügen. Wagt er es dennoch, macht er sich schwer schuldig gegen das 2. göttliche Gebot, das Ehrfurcht gebietet: “Du sollst den Namen GOTTES heilighalten!” Der Name GOTTES ist Offenbarung Seines göttlichen Wesens. Der Name GOTTES repräsentiert IHN selber.

Menschen, die “Schwarze Magie” betreiben, werden auch “Hexe” oder “Hexer” genannt. Immer mehr Menschen vertrauen sich in Krankheit und Not Hexen an oder lassen “Hexenbannungen” vornehmen, um “Verhexungen” unwirksam zu machen. Tonnenweise wird aus Ostasien “Teufelsdreck” (Asa Foetida), eine übelriechende Masse, importiert.

Hexen bieten in Zeitungsanzeigen ihre Dienste an. Die Massenmedien haben das Thema Hexerei als Quotenbringer entdeckt. Spezialgeschäfte für Hexenbedarf öffnen ihre Tore, “Hexen Konvente” geben eigene Mitteilungsblätter heraus, z.B. den “Wicca Brief”, das” Magazin für Hexenglauben”, oder “Abraxas”, das Organ des “Yggdrasil-Kreis e.V.”, der als gemeinnützig vom Finanzamt anerkannt ist und in Wahrsagerei, Astralwandern und “Magia Sexualis” einführt. Hexen organisieren Zusammenkünfte bei Vollmond und an geheimen Orten (z.B. verlassene Steinbrüche).

Manche Feministinnen bezeichnen sich stolz als “Hexen”, weil sie die Hexerei, die in der Geschichte vornehmlich von Frauen ausgeübt wurde, als Symbol weiblicher Macht deuten.

Als Erkennungszeichen der Hexerei dient häufig der sog. “Hexenfuß”, auch als “Friedenszeichen” bekannt, ein auf dem Kopf stehendes, unten abgewinkeltes Kreuz, auch “Todesrune” oder “Nero-Kreuz”, weil es von Kaiser Nero entworfen wurde als Zeichen seiner Verachtung des Kreuzes JESU CHRISTI.

Erfahrene Seelsorger beobachten, daß magische Praktiken in den Machtbereich der Dämonen führen, verbunden mit Depressionen, Neurosen, Psychosen, Wahn- und Suicid-Vorstellungen bis zu Umsessenheit und Besessenheit, die allein durch Gebet und/oder Exorzismus geheilt werden können.

Umsessenheit und Besessenheit

Schamanen, Spiritisten, Magier, Channeler, Geistheiler und andere “Heiler” zeigen oft die klassischen Merkmale einer Um- bzw. Besessenheit. Nahezu alle esoterischen Heilverfahren können dämonische Belastungen auslösen. Als “Possession” wird eine Besessenheit gewollt herbeigeführt bei schamanischen, spiritistischen und magischen Techniken, unbeabsichtigt durch Übertragung z.B. bei der Handauflegung von Wunder- und Geistheilern oder als “Nebenwirkung” bei Meditationstechniken, Rebirthing, Reinkarnationstherapie u.a. Heilpraktiken.

Die Begriffe Umsessenheit und Besessenheit sind nicht einheitlich definiert. Exorzisten sprechen dann von Besessenheit, wenn ein oder mehrere Dämonen vom Körper eines Menschen Besitz ergriffen haben. Besessenheit ist ein körperliches Phänomen, kein seelisches wie beim gewöhnlichen Wirken Satans durch Versuchung oder Verführung zur Sünde. Bei der Umsessenheit wirken die Dämonen von außen, belagern sozusagen “die Stadt”. Mit der Besessenheit nehmen sie “die Stadt” ein.

Daß es Besessenheit gibt, ist in der Bibel vielfach bezeugt: ,,Meister, ich habe meinen Sohn zu Dir gebracht, der von einem stummen Geist besessen ist. Er packt ihn bald da, bald dort und zerrt ihn hin und her; dabei kommt ihm der Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und liegt in Erstarrung.” Sie brachten ihn zu IHM. Und sobald er IHN sah, schüttelte ihn der Geist; er stürzte zu Boden und wälzte sich schäumend. Da fragte ER dessen Vater: “Wie lange ist es schon her, daß ihm das widerfährt?” “Von Kindheit an”, erwiderte er (Mk 9,17 22).

Aus Maria Magdalena hat CHRISTUS sieben böse Geister ausgetrieben (Mk 16,9). Und Lukas berichtet:
 In der Synagoge befand sich ein Mann, der von einem unreinen Dämonengeist besessen war, der schrie mit lauter Stimme: Ha, was willst du mit uns, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!’ Da wies ihn JESUS zurecht und rief: Verstumme und weiche aus ihm!’ Der böse Geist schleuderte ihn vor aller Augen hin und her und fuhr von ihm aus, ohne ihm irgendwie zu schaden. Da kam ein Erschauern über alle, und sie sagten zueinander: Was bedeutet dies, daß er den unreinen Geistern mit zwingender Macht befiehlt, und sie fahren aus?’ ” (Lk 4,33 36).

An 23 Stellen wird im Neuen Testament über die Dämonen als “böse Geister”, “böse Engel”, “unreine Geister” berichtet. Die christliche Theologie hält an der Existenz Satans und seines Anhangs, der dämonischen Mächte und Gewalten, fest:

GOTT hat unsichtbare Wesen mit Erkenntnis und freiem Willen erschaffen, die Engel. Unter der Führung “Luzifers” fiel ein Teil der Engel von GOTT ab. Seit ihrem Sturz auf die Erde versuchen der Satan (Luzifer) und seine Dämonen, ihren unheilvollen Einfluß auf die Menschen auszuüben. Ihre Einwirkung hat viele Formen: Versuchungen, Verführung, dämonische Belästigungen, dämonische Erscheinungen, dämonische Ekstasen, Umsessenheit und Besessenheit.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte sind Fälle von Besessenheit bis in unsere Zeit glaubwürdig bezeugt. Im Neuen Testament kommt der griechische Ausdruck für Besessenheit (“Diamonizesthai”) 13mal vor. Rund 50mal berichten die Evangelisten von Exorzismen (Teufelsaustreibungen), die JESUS selber vornahm: “Der Sohn GOTTES ist dazu erschienen, daß Er die Werke des Teufels vernichte” (1. Joh. 3,8).

Jeder erfolgreiche Exorzismus zeugt von der Macht JESU über Satan und seine Dämonen. Dem Machtwort JESU muß jeder Dämon weichen: “Ich gebiete dir, fahre aus von ihm, und kehre niemals mehr in ihn zurück!” (Mk. 9,26).

Wie dem göttlichen Exorzisten, so muß jeder Dämon auch den Jüngern JESU gehorchen: “Heilt Kranke …. und treibt die bösen Geister aus!” gebot JESUS Seinen Aposteln (Mt 10,8). “In Meinem Namen werden sie Teufel austreiben  (Mk 16,17).

Zuerst sind die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, beauftragt. Ihnen ist die größte Macht über den Satan und seinen Anhang gegeben. Sie spenden den feierlichen Exorzismus als Sakramentale. Dann die Priester, die von den Bischöfen beauftragt sind. Aber auch alle Getauften, die an JESUS als den Sohn GOTTES glauben: “Als Zeichen aber werden denen, die glauben, diese folgen: In Meinem Namen werden sie böse Geister austreiben!” (Mk 16,17).

Niemals darf der Austreibungsbefehl “im Namen JESU” wie eine magische Formel mißbraucht werden. Die Dämonen sind gefährliche Gegner und dem Menschen weit überlegen:

“Einige der herumziehenden jüdischen Teufelsbeschwörer versuchten, über die von bösen Geistern Besessenen den Namen des HERRN JESUS anzurufen, indem sie sagten: ‚Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus verkündet.’ Es waren sieben Söhne des jüdischen Oberpriesters Skevas, die es taten. Aber der böse Geist erwiderte ihnen: ‚JESUS kenne ich, auch Paulus ist mir wohlbekannt. Wer aber seid denn ihr?’ Damit stürzte sich der Mensch, in dem der böse Geist war, auf sie, überwältigte alle miteinander und ließ seine Macht an ihnen derart aus, daß sie nackt und wund aus jenem Hause flohen. Dies wurde allen Juden und Heiden, die in Ephesus wohnten, bekannt, und Furcht kam über sie alle. Der Name des HERRN JESUS aber kam hoch zu Ehren” (Apg 19,13 18).

Der Exorzismus ist ein an Satan und seine Dämonen gerichteter Befehl, Menschen (Tiere oder Gegenstände) zu verlassen. Der Exorzist befiehlt in der Autorität JESU. Dabei genügt es, den Befehl mental, also nur in Gedanken, zu sprechen.
Durch jeden Exorzismus wird der einwohnende Dämon geschwächt. Dagegen lehnt er sich eine Zeitlang heftig auf. Nur in den seltensten Fällen genügt ein einziger Exorzismus.

Erfahrene Exorzisten machen die Beobachtung, daß die Befreiung eines von einem Dämon, oft auch von mehreren bösen Geistern besessenen Menschen heute mehr Zeit in Anspruch nimmt als früher, Satan und seinem Anhang also offenbar mehr Macht gegeben ist.

Heilungsbewegungen

Die Neugeistbewegung

Von dem amerikanischen Arzt Dr. Phineas Parkhurst Quimby 1843 gegründet, lehrt die “Neugeistbewegung”, daß im Menschen durch geistige Schulung höhere Kräfte geweckt werden könnten. Ziel ist die Herrschaft des Geistes über die Materie.
Jesus sei der erste neugeistliche Weltlehrer gewesen. Quimbys Jünger betrachten sich als “esoterische Christen”, nehmen aber auch Nicht Christen in ihre Bewegung auf, die in Christus nur einen großen Weltenlehrer sehen.
Die Neugeistbewegung erstrebt Harmonie und Einheit mit Gott, um Gesundheit, Frieden und Freude zu erlangen. Sie lehrt, durch Affirmation, Konzentration, Meditation und Kontemplation könne die Seele mit geistiger Energie geladen werden, die als “spirituelle Lichtkraft” die ganze Erde durchstrahlen soll.

Der Mensch sei dann fähig zu Nah- und Fernheilung durch Gebet und Handauflegung. Er erhalte diese Kraft durch geistige Übungen und Einhalten bestimmter Ernährungs-, Kleidungs- und Wohnregeln.

Die Christliche Wissenschaft

Gegründet wurde die “Christian Science” (Christliche Wissenschaft) 1876 von Mary Baker Eddy (1821 1910). Ihre Anhänger sind auch als “Gesundbeter” bekannt. Wie Dr. P.P. Quimby, Gründer der Neugeistbewegung, glaubte Eddy, alle Krankheiten könnten allein geistig geheilt werden, weil sie nicht real existierten, sondern nur irriges Denken seien. Ihre Behauptung, beim Bibellesen plötzlich “durch den Geist, durch eine der Seele innewohnende Kraft” geheilt worden zu sein, wurde von ihrem Arzt, Dr. Cushing, als Lüge enttarnt.

1881 gründete Eddy zusammen mit ihrem 3. Mann, Asa Gilbert Eddy, in Massachusetts das “Metaphysical College”, eine Lehranstalt für geistige Heilkunde. In Deutschland wurde die “Christian Science” bekanntgemacht von der Lehrerin Maria Schön. Die “Christliche Wissenschaft” ist weder wissenschaftlich noch christlich. Sie leugnet die Göttlichkeit JESU CHRISTI und die Dreieinigkeit GOTTES. Schulmedizinische Behandlung und die wissenschaftliche Medizin lehnt sie ab, da Gesundheit allein durch “geistige Einsicht” erreichbar sei und erhalten werden könne.

Die Pfingstbewegung

Die Pfingstbewegung begann, als 1901 auf 12 Studenten der von C.F Parham gegründeten Bibelschule in Topeka “der Geist ausgegossen wurde”, worauf alle “in Zungen redeten”. Seitdem gilt das Zungenreden in der Pfingstbewegung als das biblische Zeichen der “Geisttaufe”.

Als weltweite Bewegung nahm die Pfingstbewegung ihren Anfang, nachdem W.J. Seymour, ein Schüler Parhams, um die “Geisttaufe” gebetet hatte und am Osterfest 1906 auf die “Kirche des Nazareners” in Los Angeles “Feuer vom Himmel fiel”, worauf viele der Versammelten “in Zungen redeten”, weissagten und auf den Rücken geworfen wurden:

“Drei Tage und drei Nächte jauchzten sie. Es war Ostern. Von überall kamen die Leute. Am anderen Tag war es unmöglich, in die Nähe des Hauses zu kommen. Wer trotzdem ins Haus gelangen konnte, fiel unter die Kraft Gottes (zu Boden) …. aber es wurde keiner verletzt. Männer und Frauen wurden unter die Macht niedergeworfen rings in der Halle” (W.J. Hollenweger, Enthusiastisches Christentum, S. 207).

“Es kam über mich ein Schüttelfrost. Auch füllte sich mein Hals, und es war, als ob ich mich verschluckt hätte; dann sank ich um und lag hilflos am Boden. Nun fing meine Zunge an zu arbeiten, und ich stammelte fremde Worte. So lag ich über zwei Stunden da und wußte alles, was vorging, konnte mich aber nicht bewegen. Endlich kam meine Kraft wieder, und ich ging nach Hause” (P. Fleisch, Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland von 1900-1950, S. 24).

“Dieselbe Kraft, welche mir die Zungen gegeben hatte, bemächtigte sich meiner Hände und leitete mich …, sie in einiger Entfernung auf dem Leib eines Kranken auf und nieder zu bewegen und in dem anderen Fall auf das Haupt zu legen. In jedem Fall strömte eine mächtige Kraft von Feuer und Leben in den Kranken ein und bewirkte dessen Heilung” (Hollenweger, a. a. O. S. 15).

“Viele kamen nur aus Neugier … Sogar Spiritisten und Hypnotiseure kamen, um uns auszukundschaften und suchten ihren Einfluß unter uns geltend zu machen …” (F. Bartleman, Feuer fällt in Los Angeles, S. 8). “Viele Missionare, die in Afrika, Asien oder Europa gearbeitet hatten, und viele Prediger … eilten nach Los Angeles, um …. das ’Feuer’ in ihre Heimatgemeinden weiterzutragen. Auf diese Weise verbreitete sich die ’Pfingsterweckung’ überall im Land und über die Grenzen hinaus” (W. Bühne, Spiel mit dem Feuer, S.25).

Nach drei Jahren war in Los Angeles das “Feuer” erloschen. Über die “Geistestaufe” empfing Schwester Rubly folgende Vision:
“Die Teufel berieten, was zu tun sei. Endlich fand ein sehr verkrüppelter Dämon die Lösung: Gebt ihnen eine Geistertaufe in ein ungeheiligtes Leben!’ Alle Dämonen klatschten in die Hände und schrien vor Vergnügen” (
Hollenweger, a.a.O. S. 27).

Von Los Angeles trug der Methodist Th. B. Barret “das Feuer” nach Norwegen, nachdem ihm die Hände aufgelegt worden waren. In Barrets Versammlungen erlebte Emil Meyer, Leiter der Strandmission in Hamburg, daß ein 18-jähriges Mädchen anfing, “mit Kopf, Gesicht und Schultern zu zucken. Beim Gebet wurden Beben und Zucken heftiger, sie klapperte mit den Zähnen” (Fleisch, a.a.O. S.33).

In der Wohnung Barrets erlebte Meyer eine Pfingstlerin, die zu Boden geworfen wurde: „Ihr Innerstes fing an zu schreien. Es war ihr, als ob sie nicht selbst geschrieen hätte, als ob es eine andere Macht gewesen wäre (ebda S.35).
Meyer bat diese Pfingstlerin, zusammen mit ihrer Schwester nach Hamburg zu kommen, um “das Feuer” in seine Gemeinde zu tragen. Von Hamburg aus wurden die Schwestern im Juli 1907 nach Kassel gerufen.

Während der einwöchigen Bibelwoche im Blaukreuzheim stürzten Teilnehmer zu Boden “unter stets zunehmenden krampfhaften Bewegungen”. Der Prediger Dallmeyer wurde “emporgehoben und mußte Halleluja rufen”. Seine Frau “sah eine Wolke, die sich auf sie legte … und hörte Stimmen” (Fleisch, a.a.O. S. 40).

Während der Bibelwoche wurden die Vorfälle immer dramatischer. Augenzeugen berichteten:
Es gab auch peinliche Situationen, wenn z.B. eine Frau im Fallen ihre Bluse dermaßen zerriß, daß man mehr vom Hemd als von der Bluse sah, oder eine andere so unanständig fiel, daß man, um ihre Kleider in Ordnung zu bringen, eine Frau herzurufen mußte.

Ein junges Mädchen, das unter dem Geist der Bewegung stand, wurde getrieben, sich in Gegenwart anderer in ihrer Wohnung zu entkleiden. Ein anderes umschlang einen fremden Mann …
Ein Hauptzungenredner fing in der Ekstase an, mit der Bibel, die er gerade in der Hand hielt, auf eine vor ihm sitzende Frau loszuschlagen, so daß sie erschreckt weglief…
Ein Pastor zischte wie eine Schlange und wandte sich einer Schlange gleich auf dem Boden zwischen den Stühlen der Zuhörer durch” (ebda S. 43).

Die Bibelwoche in Kassel mußte von der Polizei aufgelöst werden. Ihre “Geistestaufe” aber wurde von Teilnehmern in andere Gemeinden weitergetragen, begleitet von Phänomenen wie Levitation (Schweben), Weissagungen, Rückwärts-Fallen, Zungenreden u.a.
Kritiker beurteilen die “Geistestaufe” als “dämonisch bewirkte Geistertaufe”.
“Der die Menschen fallenmachende Geist muß ein fremder Geist sein” (J. Rubanowitsch in seiner Warnschrift “Das heutige Zungenreden”, S.13).

Auf der ersten “Zungenredenkonferenz” in Deutschland (1908) wurde das Zungenreden folgendermaßen erklärt:
“Zungenreden wird, wie Irrenärzte nachgewiesen haben, auch durch Geisteskrankheit hervorgebracht, wahrscheinlich auch durch Dämonen. Das beweist nur, daß eine Leitung im Gehirn vorhanden ist, durch die solches Werk getan wird. Warum sollte dies nicht erst recht die göttliche Kraft nutzen?” (Fleisch, a.a.O. S. 79).

Eindeutige Stellung gegen die Geisttaufe bezog 1909 die sog. Berliner Erklärung der “Gemeinschafts- und Allianzbewegung”. Sie verurteilte die Irrlehren und Praktiken der Pfingstbewegung als nicht von GOTT gewirkt. Wörtlich heißt es u.a. in der Berliner Erklärung:

“Die sog. Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten. Sie hat viele Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein. Es wirken in ihr Dämonen, welche, vom Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder GOTTES zu verführen. In vielen Fällen haben sich sog. Geistbegabte nachträglich als besessen erwiesen.
An der Überzeugung, daß diese Bewegung von unten her ist, kann die persönliche Treue und Hingebung einzelner führender Geschwister nicht irremachen, auch nicht die Heilungen, Zungen, Weissagungen usw., von denen die Bewegung begleitet ist. Schon oft sind solche Zeichen mit ähnlichen Bewegungen verbunden gewesen, z.B. mit dem Irvingianismus, ja selbst mit der christlichen Wissenschaft (Christian Science) und dem Spiritismus.

Der Geist in dieser Bewegung bringt geistige und körperliche Machtwirkung hervor; dennoch ist es ein falscher Geist. Er hat sich als solcher entlarvt. Die häßlichen bekannten Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien, widerliches, lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf. Wir lassen dahingestellt, wieviel davon dämonisch, wieviel hysterisch oder seelisch ist. Von GOTT gewirkt sind solche Erscheinungen nicht …

Überhaupt liegt in diesen Weissagungen eine große Gefahr; nicht nur haben sich in ihnen handgreifliche Widersprüche herausgestellt, sondern sie bringen da und dort Brüder und ihre ganze Arbeit in sklavische Abhängigkeit von diesen Botschaften. In der Art ihrer Übermittlung gleichen die letzteren den Botschaften spiritistischer Medien.

Der Mangel an biblischer Erkenntnis und Gründung, an heiligem Ernst und Wachsamkeit, eine oberflächliche Auffassung von Sünde und Gnade, von Bekehrung und Wiedergeburt, eine willkürliche Auslegung der Bibel, die Lust an neuen, aufregenden Erscheinungen, die Neugier, die Neigung zu Übertreibungen, vor allem aber auch Selbstüberhebung – das alles hat dieser Bewegung die Wege geebnet …”

Etliche Pfingstler folgten dem Aufruf, sich von der Pfingstbewegung fernzuhalten. Heute ist die Pfingstbewegung in viele einzelne Pfingstgemeinden zersplittert, ohne einheitliche Leitung und Lehre. Der “Pfingst-Geist“ aber lebt fort in der neopentecostischen und charismatischen Bewegung.

Die Charismatische Bewegung

Im Jahre 1936 wurde der südafrikanische Pfingstprediger David du Plessis (1905-1986), bekannt als “Mister Pentecost”, von dem Heilungsprediger Smith Wigglesworth in Johannesburg unter Handauflegung berufen, die charismatische Bewegung zu begründen:

“Der Herr hat mich zu dir gesandt, um dir zu sagen, was er mir heute Morgen gezeigt hat: Die traditionellen Kirchen werden von einer Erweckung heimgesucht werden, die alles Dagewesene weit übertrifft. Nie zuvor sind solche Dinge geschehen wie das, was kommen wird… Auch die großen Kirchen werden sich für den gleichen Segen (wie die Pfingstbewegung) öffnen und dieselbe Botschaft und Erfahrung bezeugen und weitertragen, und zwar über das hinaus, was die Pfingstbewegung zu tun vermochte. Du wirst es erleben und sehen, wie dieses Werk Dimensionen annimmt, daß die Pfingstbewegung nur eine kleine Sache im Vergleich dazu ist, was Gott durch die alten Kirchen tun wird. Große Scharen von Menschen werden zusammenkommen, wie man es nie gesehen hat. Einflußreiche Führer der christlichen Welt werden ihre Einstellungen ändern und nicht nur die Botschaft, sondern auch den Segen annehmen. Dann sagte mir der Herr: Du wirst dabei eine große Rolle spielen!” (Bob Slosser, Man nennt ihn Mr. Pentecost, S. 8f).

1949 wurde du Plessis beauftragt, den “Weltkongreß der Pfingstgemeinden” zu organisieren, der 1952 in London stattfand und ihm Gelegenheit gab, Kontakte mit dem Weltkirchenrat aufzunehmen. Dieser lud du Plessis zur “Weltkonferenz des Internationalen Missionsrates” 1952 in Villingen ein. Hier berief ihn Dr. Vissert Hooft, Sekretär des Weltkirchenrates, in den Konferenzstab der 2. Vollversammlung des Weltkirchenrates, die 1954 in Evanston, USA, stattfand. In den folgenden Jahren nutzte du Plessis jede Gelegenheit, um auf internationalen ökumenischen Versammlungen zu sprechen und führende Kirchenvertreter mit seiner “Pfingst-Botschaft” bekanntzumachen. 1964 nimmt du Plessis auf Einladung des Vatikans am II.Vatikanischen Konzil teil, nachdem er in großem Sendungsbewußtsein gegenüber Kardinal Bea “die Erneuerung der katholischen Kirche durch verwandelte Katholiken” gefordert hatte und seine Eindrücke vom Konzil gegenüber einem Bischof zusammenfaßte:
“Ich komme mir vor wie Hesekiel im Tal der Totengebeine…. Die Totengebeine regen sich – man hört sie klappern” (B. Slosser, a.a.O. S. 207).

Von ihren Anfängen an war die Charismatische Bewegung ökumenisch. Und wegen seiner ökumenischen Offenheit wurde du Plessis 1963 aus den Pfingstgemeinden ausgeschlossen.

Den Kontakt zur katholischen Kirche bekam du Plessis über den Priester Bernhard Leeming, Prof. der Oxford Universität und persönlicher Vertreter des Papstes Johannes XXIII. Auf der Vorbereitungstagung für die 3. Vollversammlung des Weltkirchenrates (1961 in Neu Delhi) sprach Leeming du Plessis an:

“Lassen Sie sich von einem katholischen Priester aus tiefstem Herzen danken, daß Sie unsere Aufmerksamkeit auf diese Taufe im Heiligen Geist gelenkt haben. Ich glaubte immer, den Heiligen Geist zu haben. Aber Sie haben mich heute Abend davon überzeugt, daß mir diese Taufe fehlt… Können Sie mir diese Taufe geben ? Sie haben sie bekommen.” – Ausdrücklich bat der kath. Priester B. Leeming den Pfingstler du Plessis, ihm die Hände aufzulegen (B. Slosser, a.a.O. S. 194f).

Seine Eindrücke vom “Kongreß ’75 der Charismatischen Erneuerung in der kath. Kirche” (Rom) faßt du Plessis zusammen: “Es war so pfingstlich, wie ich es während vieler Jahre des Dienstes in vielen Pfingstgemeinden gesehen hatte. Weissagungen erfolgten klar und deutlich über Lautsprecher direkt vom päpstlichen Altar her…. Die Gegenwart des Herrn war so real in dieser Versammlung, daß an diesem Tag ohne Zweifel viele Heilungen geschahen’, sagte Pater Bertolucci später… Ich lächelte bei dem Gedanken, daß wir nicht nur ein ökumenisches Pfingsten hatten, sondern auch ein ökonomisches: Die Kirchengebäude standen schon und waren bereits bezahlt, es gab ausgebildete Geistliche, und dieser Rahmen verhalf der Bewegung zu ihrem schnellen Wachstum. Innerhalb nur weniger Jahre haben die Katholiken die Pfingstbotschaft in 91 Länder getragen… Ich schloß die Augen… und sah in großer Wirklichkeitsnähe hoch aufgerichtet und ernst einen mächtigen Gottesmann vor mir stehen   Smith Wigglesworth. Allmählich wich der ernste Ausdruck auf seinem Gesicht einem zufriedenen Lächeln” (B. Slosser, a.a.O. S. 224f).

Am 23. Mai 1976 wurde du Plessis der Pax Christi Orden verliehen wegen seiner “Rolle als treuer Zeuge des klassischen Pfingstlertums”.
1977 prophezeit du Plessis vor 45 000 Teilnehmern der Konferenz für Charismatische Erneuerung in Kansas City, USA:
“Nur wenn die Charismatische Erneuerung ökumenisch ist, wird sie charismatisch bleiben. Sobald sie ihren ökumenischen Charakter verliert, wird sie auch ihre Kraft verlieren” (Charisma – Geistliche Erneuerung, 1985, S. 50).

Nachdem seit 1950 Menschen in großer Zahl die “Geisttaufe” empfangen und in ihre Gemeinschaften und Kirchen getragen hatten, begründeten die evangelischen Landeskirchen die Geistliche Gemeinde-Erneuerung mit Gebetskreisen, Hauskreisarbeit, charismatischen Gottesdiensten und Tagungshäusern (Schloß Craheim, Haus Obernkirchen).

Evangelische Gemeinschaften nahmen den charismatischen Geist auf:
Ev. Marienschwestern (Darmstadt), Christusbruderschaft (Selbitz), Jesusbruderschaft (Gnadenthal), Schwesterngemeinschaft im Schniewindhaus (Schönebeck).

Auch verschiedene “Werke” ließen sich charismatisch ausrichten:
CVJM (München), JMS (Jugend , Missions  und Sozialwerk Altensteig) und die FCJG (Freie Christliche Jugendgemeinschaft Lüdenscheid).

Die “Geisttaufe” wurde auch zu den Baptisten, Methodisten und anderen Freikirchen getragen und von den überkonfessionellen Initiativen aufgenommen:
Christen im Beruf, Aglow und Christen im Gesundheitswesen.

Charismatische Neugründungen sind:
Gemeinde auf dem Weg, Ansgarkirche (Hamburg), Christliches Zentrum Berlin (CZB, Kirche am Südstern), Biblische Glaubensgemeinde Stuttgart, Vineyard Gemeinde, Basileia (Bern) u.a.

Charismatisch evangelistisch sind folgende Großveranstaltungen ausgerichtet:
Pro Christ, Christus für alle Nationen, Christival, Fürbitter für Deutschland, Promise Keepers, Jesusfreaks, Willow Creek, Marsch für Jesus u.a.

Die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) entwickelte sich nach 1967 und umfaßt u.a. folgende Gemeinschaften:
Bereitet den Weg des Herrn (Rheinbreitbach), Brot des Lebens (Kloster Vinnenberg und Olching), Chemin Neuf, Emmanuel (Altötting u.a.), Eine Bewegung für Menschen am Rande, Familien mit Christus (Heiligenbrunn), Chara (Gerbach, Pfalz), Neuer Weg (Olching), Jakobsbrunnen (Hildesheim), ICPE Allerheiligen (Institut für Weltevangelisierung), Immanuel (Ravensburg), Jedidja (Würzburg), Koinonia (Augsburg), Lumen Christi/ KEM (Maihingen), Markus Gemeinschaft (Köln), Monte Crucis (Berlin), Gemeinschaft der Seligpreisungen, Heilende Gemeinschaft e.V. u.a.

Beim 1. Weltkongreß der Kath. Charismatischen Erneuerung in Rom bezeichnete Papst Paul Vl. diese Bewegung als “eine Chance für die Kirche und die Welt”.

Anläßlich des Treffens verschiedener kirchlicher Bewegungen 1998 auf dem Petersplatz in Rom lobte Papst Johannes Paul II. die CE als “eines der Geschenke des Heiligen Geistes an unsere Zeit.”…

Weltweit umfaßt die Charismatische Bewegung etwa 340 Millionen Christen aller Denominationen.
Charismatiker und Pfingstler sind davon überzeugt, daß durch Handauflegung die “Geisttaufe”, “Geistesgaben” und die Gabe der Krankenheilung übertragen werden können.

Skeptiker allerdings sind überzeugt, daß es sich bei der “Geisttaufe” um eine “Geistertaufe” handelt.

Der kanadische Journalist und Buchautor John Vennari berichtet als Teilnehmer über die charismatische Großveranstaltung in St. Louis (Missouri, USA) vom 22. bis 25. Juni 2000, organisiert von der Franziskaner Universität von Steubenville (USA) und besucht von rund 15.000 Personen, zu 90 % Katholiken:
Ziel der Veranstaltung war “die interkonfessionelle oder ökumenische Einigung”, besiegelt von der sog. Geisttaufe:
“In den Abendsitzungen dominierten protestantische Prediger, die wahre Spezialisten in der Manipulierung eines hysterischen, aufgeputschten Publikums waren. Hier fand auch die kollektive Geistestaufe statt. …
Bei allen Veranstaltungen erklang Musik, die immer zum Tanz und zum rhythmischen Händeklatschen mit hocherhobenen Armen verleitete … Die begleitenden Gesänge zielten auf eine fortschreitende Betäubung ab und gerieten im passen Moment zu einem rhythmischen Höllenspektakel …” (S. 18f in Die charismatische Bewegung unter der Lupe betrachtet, Los Angeles, California).

Bei der Massenveranstaltung in St. Louis trat auch John Arnott auf, Mitglied der Gemeinschaft Toronto-Segen:
“Als er seine Theologie darlegte, leugnete er an erster Stelle die Gottheit CHRISTI, indem er behauptete, unser Herr hätte sein göttliches Wesen ’im Himmel gelassen’ … Die anwesenden Katholiken hörten still und ohne Widerrede zu. Nun könne jeder, so fuhr er fort, ähnlich wie Jesus eine ’Weihe des Geistes’ empfangen. Auf diese Art würden wir dann alle kleine Christusgestalten. Die hörbaren animalischen Begleiterscheinungen seien ein Teil der ’Weihen’ und dienten dazu, unseren Stolz zu dämpfen …

Während Arnott noch redete, trat bereits der Lügengeist in Aktion, denn die Menge begann, unbeherrschte Laute auszustoßen: Zunächst ertönten hier und da Halleluja  und Amenrufe, dann folgten Lachen, Glucksen, laute Schreie, langanhaltende Seufzer und nervös hysterisches Lachen. Der Lärm nahm so zu, daß die Stimme des Redners, trotz der Mikrophone, zuweilen nicht mehr zu hören war …

Inzwischen rief Arnott den ’Geist’ an, damit er auf die Anwesenden herabsteige … erneut kamen aus der Menge unkontrollierte, wilde Laute, Heulen, Sprachengestottere und lang hingezogenes Geschrei. Heiliger Geist, suche sie jetzt heim!’ begann Arnott laut zu rufen und befahl, jedermann solle vor dem Nachbarn rufen: ’Komm, o Heiliger Geist! Bring uns deine Gewalt, deine Macht und dein Feuer!’ Alle gehorchten, auch die kath. Ordensfrauen machten mit.

Nach diesen Anrufungen verfiel die erregte Menschenmenge in ein so schlimmes und wüstes Geschrei, das jeder Beschreibung spottet. Ich erinnere mich, wie ein Mann immer wieder dieselben Silben ausstieß: ga ga ga daif gu ga ga daif… Die Leute zitterten, verloren die Besinnung und fielen zu Boden. Das Heulen und Schreien nahm an Lautstärke ständig zu. Eine Frau war auf den Rücken gefallen und rollte mit erhobenen Beinen von einer Seite auf die andere; ein unkontrolliertes, ununterdrückbares Lachen hatte sie vollständig erfaßt (ebd. S. 29f).

Protestantische Prediger legten den Katholiken, die sich vor der Tribüne drängten die Hände auf. Einer unter ihnen, Stephen Hill, ergriff anwesende Personen beim Kopf und rief mit lauter Stimme: Die neue Konsekration! Die neue Konsekration! Feuer! Feuer!’ Danach fielen die vom Geist Geweihten auf den Boden und blieben dort einige Zeit liegen. Am Ende war der Platz rund um die Tribüne herum von Leuten, die zu Boden gefallen waren, nur so übersät” (ebd. S. 52).

Die Eröffnungs  und Abschlußmesse der charismatischen Veranstaltung zelebrierte der Erzbischof von St. Louis, Justin F. Rigali.

Msgr. Sam Jacobs, Bischof von Alexandria (im amerikanischen Staat Lousiana) “führte in die Liturgie charismatische Elemente ein. Das zu diesen Elementen gehörende Zungenreden übte der Würdenträger auf folgende Weise aus:
„Während der Wandlung nahm der Bischof bei der Erhebung der Hostie und des Kelches eine feierliche Stellung ein, wandte sich den Gläubigen zu und begann folgendermaßen das Zungengebet:
Ham di iah hei dah sham a lam iada…’ Darauf antworteten die Gläubigen ihrerseits mit einem Gebrumm von sinnlosen Worten… Die meisten Gläubigen empfingen darauf die Handkommunion” (ebd. S. 117).

Der “Rom Kurier” (Ausgabe März 2004, Sion, Schweiz), in dem Vennari zitiert und übersetzt ist, urteilt über die charismatische Bewegung: “Diese religiöse Geistesströmung bewirkte, daß der abscheuliche Kult einer am Anfang stehenden Erleuchtung, dessen Ziel eine Art Vereinigung mit Satan anstrebt, in die katholische Welt eingedrungen ist” (S. 1).

 

Esoterische Diagnose  und Heilverfahren

Akupunktur, Moxibustion und Shiatsu

Der Begriff Akupunktur setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern acus = Nadel und punctum = Stich und bedeutet “Behandlung mit Nadelstichen”.

Die chinesiche Heilmethode der Akupunktur geht auf Kaiser Huang Ti zurück, der vor 5000 Jahren residierte.
Er lehrte, die Menschheit müsse in Harmonie mit dem Kosmos sein, nur dann habe sie ihre volle Lebenskraft “Ch’i”, die den Körper als Yang (männliches Prinzip) und Yin (weibliches Prinzip) in einem Kanalsystem (Meridiane) durchfließe. Die 12 Haupt Meridiane (nicht zu verwechseln mit Nerven- oder Blutbahnen) seien durch 15 Kanäle miteinander verbunden, von denen 47 Neben-Kanäle abzweigten. An 365 Stellen (Punkten) näherten sie sich der Haut. Diese Punkte der “Energiebahnen” müßten mit Nadeln angestochen werden, um das Gleichgewicht zwischen Yang und Yin durch Bremsen oder Beschleunigen des Ch’i wiederherzustellen.

Heute setzen Akupunktur “Heiler” bis zu 1000 Punkte fest. 100 Punkte sollen sich allein im Ohr befinden, die bei der “Auricula Akupunktur”, der Ohr Akupunktur, angestochen werden vor allem zur Behandlung von Rauchern, die von ihrer Sucht befreit werden möchten.

Die Existenz von Yang und Yin kann mit modernen Meßmethoden ebensowenig nachgewiesen werden wie die Meridiane oder Ch’i. Sie sind reine Erfindungen.

Trotzdem haben Akupunktur-Therapeuten verblüffende Erfolge aufzuweisen; selbst Operationen gelingen mit Hilfe der Nadelung ohne Narkose.

Wie erklären sich Linderung von Leiden und Heilung durch Akupunktur?

Schon 1989 konnten Doppelblind-Studien nachweisen, daß sich positive Akupunktur Ergebnisse als Placebo-Effekt erklären lassen:
Gezieltes Setzen der Nadeln auf die klassischen Akupunktur-Punkte und willkürliches Setzen auf irgendwelche Körperstellen hatten denselben Erfolg (A. Gentler und F. Spitzschuh, Akupunktur: Neue Fakten contra alte Thesen 1989, S. 46f).

Im Jahr 2000 beschlossen die gesetzlichen Krankenkassen, Akupunktur nicht mehr zu finanzieren.
In den Jahren 2003 – 2004 initiierten zehn Ersatzkrankenkassen “das größte naturheilkundliche Forschungsprojekt der Welt” mit 500 000 Teilnehmern, wissenschaftlich begleitet vom “Zentrum für naturheilkundliche Forschung” der TU München und vom “Institut für Sozialmedizin” der “Charité”, Berlin, mit dem Ergebnis, daß 87 % der Patienten die Akupunktur als erfolgreich beurteilten.

Eine Studie aus dem Jahr 2004 bestätigt ebenfalls, daß Akupunktur Erfolge zeigt, unabhängig davon, ob die Nadeln auf die sog. klassischen Punkte der Meridiane oder willkürlich gesetzt werden.
Ein Forschungsteam der Orthopädischen Klinik an der Uni Regensburg unter der Leitung von Michael Haake untersuchte die Wirkung der Akupunktur auf chronische Rückenschmerzen nach den Regeln der “Traditionellen Chinesischen Medizin” (TCM) im Vergleich mit willkürlicher Nadelung und schulmedizinischer Schmerztherapie. Ergebnis:
Die Akupunktur ist schulmedizinischer Therapie überlegen, aber die Akupunktur der TCM zeigt keine bessere Wirkung als willkürliche Akupunktur.
An dieser Studie hatten sich 400 Arztpraxen und 1162 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen beteiligt.

Schmerztherapeuten vermuten, daß die Erfolge der Akupunktur speziell in der Schmerzbehandlung mit einem “Super Placebo Effekt” erklärt werden können; d.h. Patienten zeigen bei Injektionen und chirurgischen Eingriffen eine stärkere Placebowirkung als bei weniger beeindruckenden Therapien, wie z,B. medikamentöser Behandlung.

Allgemein spielt beim Placebo Effekt die Ausschüttung von Endorphinen, den körpereigenen Schmerzstillern, eine besondere Rolle. Bei starken Schmerzen schwerer Krankheiten wie z.B. Krebs versagt die Akupunktur.  –  Vermarktet wird Akupunktur auch als “Elektro Akupunktur” und “Dermapunktur” – zur Selbstbehandlung.

Bei der Elektro Akupunktur werden Nadeln mit einer Schwachstrom Quelle hoher Frequenz verbunden, die angeblich “den richtigen Akupunktur Punkt findet und in Vibration versetzt”.
Dermapunktur für die “erfolgreiche Schmerzbehandlung” ist eine Hautreizung durch Nadeln, die mit einem “Roller” über die Haut geführt werden.
Eine Variante der Akupunktur ist die Moxibustion, bei der aus getrockneten Kräutern kleine Kegel geformt, angezündet und auf den sog. Akupunkturpunkten abgebrannt werden. Das verbrannte Hautgewebe wird abgeschabt.

Eine andere Art der Moxibustion ist, das Kraut um die Akupunktur Nadel zu wickeln und zu entzünden.

Erfahrene Seelsorger wie Pfr. Dr. Kurt Koch weisen darauf hin, daß die Schmerzbetäubung durch Akupunktur-Nadeln auch als “mediale Anästhesie” erklärt werden kann und zwar dann, wenn die Behandlung eingebunden ist in okkult magische Praktiken.

Shiatsu

Shiatsu (jap. “Fingerdruck”) ist eine japanische Methode der Akupressur, die mit Druck auf die Akupunktur-Punkte arbeitet, ein Jahrtausende altes taoistisches Therapie Verfahren, das angeblich “völlig risikofrei” ist.

Shiatsu verspricht Heilung bei zahlreichen Erkrankungen, vor allem bei Impotenz. Für den Japaner Tokujiro Namikoskis, der 1925 das erste Shiatsu Institut in Tokio gründete, war “die Hebung der Potenz” zentrales Anliegen.

Bei Shiatsu wird Druck auf die Akupunktur Punkte mit Fingern, Ellbogen, Knieen und Füßen ausgeübt, um “Blockaden der in den Meridianen fließenden Lebensenergie (jap. Ki) aufzulösen”. Je nach “Heiler” werden 300 bis 1000 Punkte behandelt.

Shiatsu ist keineswegs “völlig risikofrei”. Die Gesundheit kann großen Schaden erleiden z.B. durch Druck auf die Schilddrüse. In Kampfsportkreisen wird Shiatsu als Kuatsu angewandt. Bei Bewußtlosigkeit z.B., so ein Lehrbuch, müsse lange und kräftig der Punkt “Gokoku” (zwischen Daumen und Zeigefinger) gedrückt werden. Sollte der Bewußtlose trotzdem nicht aufwachen, nehme man den Punkt “Kikai Tanden”, das wirke mit hundertprozentiger Sicherheit.
Meister des Kuatsu können angeblich sogar “jemanden wieder aufwecken, der gerade eben gestorben ist” (T. Deshimaru, Zen in den Kampfkünsten Japans, S. 119 f).

Der Karate Meister Horst Weiland empfiehlt:
“Durch Würgen oder Schlag auf den Kehlkopf wird der Kehlkopf eingedrückt. Verletzten aufrecht stehen lassen, eine Hand im Nacken und von vorne mit der anderen Hand kräftig und kurz auf die Schädeldecke schlagen… Durch Stauchung der Wirbelsäule springt der Kehlkopf wieder in seine Normallage” (H. Weiland, Vom Schüler zum Meister, S. 163).

Bei der tibetischen Akupunktur wird nur eine einzige Nadel gesetzt, die dem Patienten einige Zentimeter tief eingestochen wird – meist im Nacken. “Eine bevorzugte Stelle ist die kleine Fontanelle am Hinterkopf, in welche die Nadel (die so stark ist wie eine Stricknadel) regelrecht eingerammt wird. Dort wird sie dann einige Minuten belassen” (E. Asshauer, Heilkunst vom Dach der Welt, Tibets sanfte Medizin, S. 174).

Anthroposophische Heilkunde

Die Anthroposophische Gesellschaft (mit Sitz in Dornach bei Basel, Schweiz) ist mit über einer Million Anhängern die bedeutendste Esoterik-Gruppe in Deutschland. Begründet wurde sie 1913 von Rudolf Steiner (1861-1925).
In seiner Autobiographie “Mein Lebensgang” berichtet Steiner von okkulten Erlebnissen bereits in seiner Kindheit. Als Achtjähriger z.B. begegnete er einem “Geistwesen”, das ihm Anweisungen gab, die er ausführte (Steiner TA 38, Dornach, S. 10). Später ließ sich Steiner von dem Wiener Kräutersammler Felix Koguzki und dessen “übersinnlichem Meister” in die okkulten Mysterien einweihen.

Im Jahr 1884 begegnete Steiner dem spiritistischen Medium Helena Petrovna Blavatsky. Begeistert von ihren “übersinnlichen Eingebungen” und ihrer Geheimlehre, der “Theosophie”, einer Mischung aus Buddhismus, Gnosis und jüdischer Kabbala, schloß Steiner sich ihrer Bewegung zunächst an, gründete dann aber seine eigene “anthroposophische Geheimwissenschaft”.

Der Begriff “Anthroposophie” setzt sich zusammen aus dem griechischen “anthropos” = der Mensch und “sophia” = die Weisheit. “Anthroposophie” ist nach Steiner “ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen möchte” (Steiner, GA 26, Dornach, S. 14).
Mit anderen Worten: Die Anthroposophie ist ein Weg, der den Zugang zu okkult esoterischem Geheimwissen und magischen Praktiken öffnet.

Grundlegend für die anthroposophische Heilkunde ist die Vier-Leiber Lehre:
Nach Steiner besitzt der Mensch nicht nur seinen physischen (stofflichen, materiellen) Leib, sondern noch drei weitere Leiber, den Ätherleib (übersinnlicher Lebensleib), der mit 7 Jahren geboren würde, den Astralleib (übersinnlicher Bewußtseinsleib, der beim Schlaf und zwischen Tod und Wiedergeburt im Weltall weilt), der mit 14 Jahren geboren würde und den Ich-Leib (Erinnerungsleib), den der Mensch mit 21 Jahren erhält.

Ziel des Menschen sei, sich über Wiedergeburten und Karma (selbstgeschaffenes Schicksal) zum “Geistesmenschen” zu entwickeln. In der Menschheitsgeschichte sei diese Entwicklung durch das sog. “Luzifer Ereignis” gestört worden, als böse “Mondenwesen” dem Menschen Leidenschaften, Triebe und Begierden in seinen Astralleib eingossen und den bisher nur drei Leibern den vierten, den physischen Leib, hinzufügten. Mit diesem Leib seien die Krankheiten in die Welt gekommen.

Von dieser materiellen Verstrickung mußte der Mensch durch das Sonnenwesen “der Christus” erlöst werden, damit Mensch und Kosmos wieder vergeistigt würden.

Nach zahlreichen Verkörperungen hätte sich das “Sonnenwesen” zuletzt in “Jesus” verkörpert, und zwar zunächst in zwei Jesusknaben, von denen der eine eine Re-Inkarnation Buddhas und der andere eine Wiedergeburt Zarathustras gewesen sei.

Mit 12 Jahren sei der physische Leib Buddhas gestorben, und die beiden Jesusknaben hätten sich zu einem einzigen Individuum vereinigt.

Bei der Taufe des Jesus habe das Zarathustra Ich den Jesusleib verlassen, um Platz zu machen für den einziehenden “Christus Sonnengeist”.
Im  “Mysterium von Golgotha” habe das auf die Erde tropfende Blut des Gekreuzigten der Erde “Sonnenkraft” gegeben und den “Sonnengeist” Christus zum “Erdgeist” umgewandelt.
Bei der Auferstehung des “Jesus” sei der “Christusgeist” in den Ätherleib des “Jesus” zurückgekehrt.
Nur wer – durch die Anthroposophie geschult – zum “Äthersehen”, einer Art Hellsehen, befähigt sei, könne den “Erdgeist Christus” erkennen.

Dieser Jesus Christus Steiners hat mit dem wahren JESUS CHRISTUS, dem menschgewordenen GOTTES Sohn, nichts gemein. Er ist ein Anti-Christ und will es ausdrücklich sein.

In seinem Mysterienspiel “Die Prüfung der Seele” läßt R. Steiner Luzifer sagen:
„Man kann für Christi Gegenbild am besten Menschenherzen fangen, wenn Christi Namen man dem Bilde gibt” (Steiners Mysteriendramen I, Dornach, S. 229).

Die anti christliche Irrlehre und die magischen Praktiken Steiners sind auch für die anthroposophische Heilkunde bestimmend:

„Die Weltschau der Anthroposophie Rudolf Steiners kann als eine esoterisch okkultistische Geheimwissenschaft mit Elementen aus der Kosmologie, der Astrologie, der Alchemie, der Homöopathie, fernöstlichen Lehren u.a. zusammengefaßt werden. Das Karma, die vier Wesensglieder (“Leiber”) des Menschen, eine vermeintliche Dreigliederung des Menschen und der Gestalt der Pflanzen, daraus konstruierte physiologische, pathologische und therapeutische Zusammenhänge, postulierte Beziehungen zwischen Gestirnen, irdischen Metallen und Körperorganen, aus denen absurde Therapieverfahren abgeleitet werden, und vieles andere wurde von Steiner ohne jegliche empirische Basis zu einer mystischen Gesamtschau der Weit und des Menschen vereinigt” (Klaus Dietrich Bock, Am Ende des Weges: Magie als Kassenleistung? unter: www.konsequente positivliste. de).

Zu den diagnostischen Methoden der Anthroposophen gehört das “intuitive Erkennen”, das Hellsehen: “Ihm (Steiner) war es möglich, mit exaktem Hellsehen die Ursache der Krankheit zu erforschen” (G. Wehr, Rudolf Steiner, S. 305).

Krankheiten entstehen nach Steiner dann, wenn das Gleichgewicht zwischen den vier Leibern gestört ist. Ziel anthroposophischer Heilkunst ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts. Das geschieht mit einer Vielzahl von Heilverfahren und Medikamenten:
Massagen, Bädern, Gymnastik, Eurythmie, Gesprächs- und Maltherapie, vegetarischer Kost und der Kontaktaufnahme mit Geistwesen, die Schicksalsschläge, Krankheiten und Unfälle zu koordinieren haben.

Krankheiten können nach anthroposophischer Irrlehre auch in früheren Erdenleben erworben worden sein. Diese sind als Karma dem Menschen bestimmt und deshalb unheilbar.
Hergestellt werden die anthroposophischen Medikamente von der Weleda AG (Arlesheim und Schwäbisch Gmünd) und der Wala oHG (Bad Boll, Eckwädchen).

Steiner selber wählte für seine Firma den Namen “Weleda”, um damit die germanische Heilgöttin zu ehren.
Die Weleda AG arbeitet u.a. mit Potenzierungen nach dem Vorbild der Homöopathie, wandelt diese aber ab durch Einmischen der anthroposophischen Irrlehren und eigenwillige Deutungen.
Anthroposophische Heilmittel werden “rhythmisch geschüttelt und nach den Mondrhythmen geerntet”.

Zur künstlerischen Therapie gehört die Heil – Eurythmie:

“Durch diese neuartige Tanzkunst sollen vor-christliche Mysterientänze
aufgegriffen und weiterentwickelt werden, so daß der moderne Mensch, wie einst der antike Tänzer, Kontakt mit überirdischen Wirklichkeiten bekommt… Rudolf Steiner sprach selbst im Zusammenhang mit Eurythmie über eine ’Erneuerung der alten Tempel-Tanzkunst’. Eine Beziehung des Menschen zum Kosmos sollte hier   wie es in alten Mysterien auch getan wurde   hergestellt werden. So entstanden z.B. Kreistänze, die in ihren Bewegungen im Zusammenhang mit den Planetenbewegungen stehen, und Gebärden, die Wirkungen der Tierkreiszeichen darstellen…

Wie der ernsthaft tanzende Mensch zu allen Zeiten mit seinem Tanz eine Beziehung zur übersinnlichen Welt herstellen wollte, so liegt auch der eurythmischen Betätigung ein solches Bestreben zugrunde” (Johannes Hemsleben, Rudolf Steiner, S. 114 f). In den Waldorfschulen lernen schon die Kinder das “kosmische ABC”, die Zuordnung der Konsonanten zu Tierkreiszeichen und der Vokale zu den Planeten. Das L wird z.B. dem „Steinbock“, das N den „Fischen”, das V dem „Krebs“ zugeordnet. Der Doppellaut “au” entspricht der Sonne, das A der Venus, das E dem Mars usw. Dieses kosmische ABC wird eurhythmisch eingeübt.

In der Gesundheitslehre der Waldorfschulen lernen die Schüler: “Seit altersher wissen die Menschen, daß Leber, Niere und Milz mit bestimmten Planeten in Beziehung stehen. Die Leber wird seit ältesten Zeiten auf den Planeten Jupiter bezogen… Die Nieren sind der Venus zugeordnet… In der Milzfunktion spiegeln sich die Saturnkräfte, die in Tod und Verjüngung wirksam sind” (S. Jacob/D. Drewes, Aus der Waldorfschule geplaudert, S. 196f).

 

Anthroposophische Mistel-Therapie

Während bei konservativen Medikamenten Wirkung und Unbedenklichkeit klinisch und experimentell nachgewiesen werden müssen, fordert der Gesetzgeber (Arzneimittelgesetz und Sozialgesetzbuch) von den Arzneimitteln der Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophie keine Qualitätsprüfung, so auch nicht für die anthroposophische Misteltherapie.

Für die Krebstherapie mit Mistelpräparaten sind Steiners Vorstellungen von den angeblich vier Leibern des Menschen grundlegend:
Nur der physische Leib sei sichtbar; die drei höheren Leiber seien nur dem Geistesauge als farbige Lichtgestalt erkennbar: Der Ätherleib, der sich um den physischen Leib lagere, erscheine als rosafarbene, der Astralleib als rot violette und der Ich Leib als blaue Aura. Geschwulstartige Erkrankungen träten auf, wenn der Ätherleib den Zusammenhang mit dem Astral- und dem Ich Leib verliere. Die Ursache für Krebs könne aber auch in vergangenen Erdenleben liegen, in diesen Fällen sei Krebs unheilbar.

Anthroposophische Vorstellungen von Entstehung und Verlauf von Krankheiten sind mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbar. Trotzdem haben Mistelpräparate in der Krebsbehandlung größere Verbreitung gefunden.

Nach R. Steiner bauen beim Krebs der Ich- und Astral-Leib den Äther- und physischen Leib nicht genügend ab. Ziel der Therapie müsse es also sein, das Gleichgewicht zwischen den Leibern wiederherzustellen.
Nach Steiner “übernimmt die Mistel als äußere Substanz dasjenige, was wuchernde Äthersubstanz beim Karzinom ist, verstärkt dadurch, daß sie die physische Substanz zurückdrängt, die Wirkung des Astralleibes und bringt dadurch den Tumor des Karzinoms zum Aufbröckeln, zum In sich Zerfallen” (In: R. Leroi, Misteltherapie, S. 31).

Wie die Mistel als “verunglückte” Samenpflanze, als “mißratener” Baum betrachtet werden könne, so die Krebskrankheit als mangelhaft ausgestattete Scheinorganbildung. Wie die Mistel Ätherkräfte ihres Wirtsbaumes in sich hineinziehe, so könne sie dem krebskranken Menschen helfen, dem Fremdgebilde hemmende Kräfte entgegenzuführen. Die Mistel entziehe dem Tumor den menschenfremden Wucheräther, die Lebenskraft, verstärke den Astralleib und aktiviere den Ich Leib. Dies könne “immer wieder beobachtet werden” (ebda S. 32).
Großen Einfluß auf Ernte und Verarbeitung der Mistel habe der Planet Uranus, da er ein Außenseiter in der planetarischen Familie sei wie die Mistel in der Pflanzenwelt.

Geerntet wird zweimal im Jahr, um Johanni und in der Weihnachtszeit. Die Sommer  und Wintersäfte der Mistel werden in der Oster  und Michaeliszeit verarbeitet.
Je nach Konstitution des Kranken und der Geschwulst Art werden Misteln bestimmter Wirtsbäume (Laub- oder Nadelbäume) ausgesucht und zugeordnet.

Die Indikationen der fünf Hersteller von Mistelpräparaten weichen allerdings voneinander ab, ohne Begründung. “Iscador” setzt Mistelpräparaten von Apfelbaum (für Frauen) und Eiche (für Männer) Silber hinzu und zwar bei Krebs im Urogenitalbereich, bei Darm- und Lymphdrüsenkrebs Quecksilber und Kupfer bei Leber-, Galle-, Magen- und Nierenkrebs.
Steiner fordert, den Sommersaft der Mistel in den Wintersaft fließen zu lassen, während dieser in einer Zentrifuge bewegt wird. Bei hoher Rotationsgeschwindigkeit käme die Substanz in den Bereich der vom Kosmos einströmenden ätherischen Kräfte. Die Mischung solle anschließend in einer Tierblase aufbewahrt werden.

D i e Mistelpräparate gibt es nicht, da sie sich je nach Hersteller deutlich unterscheiden, und zwar hinsichtlich Extraktionsverfahren, Konservierung, Mischungsverhältnis und Mengenverhältnis der Inhaltsstoffe.
Wissenschaftliche Forschungen haben die Mistel auf ihre Inhaltsstoffe untersucht und festgestellt, daß sie in ihrer Konzentration variieren – je nach Standort, Klima, Wirtsbaum und Erntezeit.

Standardisierung und Normierung werden von den Anthroposophen vehement abgelehnt, weil die Misteltherapie dadurch ihre “an der Komplexität realen Lebens und Leides orientierte Wirksamkeit verliert und auf meßbare, quantifizierbare Wirkungen reduziert.”

Mistelpräparate werden in der anthroposophischen Therapie grundsätzlich nur in einem Gesamtkonzept mit Zusatztherapie eingesetzt.

Weil klinische Untersuchungen fehlen, kann über die Wirkung von Mistelpräparaten keine zuverlässige Aussage gemacht werden. Anthroposophen selber gestehen ein, daß die Mistelforschung (nach mehr als 70-jähriger Anwendung) noch im “Anfangsstadium” sei.
Da weder Patienten noch Heiler Einblick in das anthroposophische Gesamtkonzept haben, verlassen sie sich auf unbewiesene Behauptungen von Heilerfolgen.

 

Astro – Medizin

Das Wort Astrologie ist vom griechischen Wort “astro-logia” abgeleitet und bedeutet Sterndeutung, Sternkunde (astron = Stern und logos = Kunde).

Im Unterschied zur Astrologie beschäftigt sich die wissenschaftlich betriebene Astronomie mit der Gesetzmäßigkeit der Sterne, ihrer Bewegung, Entfernung und ihrem physikalischen Zustand. Zu den Grundbegriffen der Astrologie gehören:
Der “Tierkreis”, ein gedachtes Band um die Erde, das irrtümlich der Kreisumlaufbahn der Sonne um die Erde während eines Jahres entsprechen soll.

Die 12 “Tierkreis  oder Sternzeichen”, die den Tierkreis in 12 Abschnitte unterteilen und nicht zu verwechseln sind mit den Sternbildern, die bereits von den Babyloniern festgelegt worden sind. Die 12 “Häuser”, ein zweiter gedachter Kreis in 12 Abschnitten mit je 24 Stunden.

Das “Horoskop”, die Stundenschau (von “hora” = die Stunde und “skopeo” = schauen), eine graphische Abbildung des Sternenstandes zum Zeitpunkt der Geburt, des Ascendenten (Sternzeichen, das zum Zeitpunkt der Geburt am östlichen Horizont aufstieg) in Verbindung mit den Tierkreiszeichen, Häusern und Planeten.
Kompliziert gestaltete Graphiken mit vielen geheimnisvollen Zeichen erwecken zwar Respekt, können aber inzwischen mit entsprechender Software in jedem Computer erstellt werden. Seriosität wird auch vorgetäuscht, wenn sich Esoteriker, die mit großem Aufwand die Astrologie betreiben, als “wissenschaftlich” von den sog. “Vulgär Astrologen” abgrenzen.

Nach astrologischem Irrglauben soll die Konstellation der Sterne den Charakter, die Gesundheit und das Schicksal eines Menschen beeinflussen bzw. festlegen, und zwar durch Strahlung, kosmische Kräfte oder übersinnliche Beziehung.

Zahlreiche Forschungsstudien beweisen, daß die Trefferquote astrologischer Vorhersagen dem der Glückspiele entspricht, d.h. bei 4 % liegt und damit als Zufallserfolg zu bewerten ist. Jeder Mensch, der sich nicht mit Astrologie beschäftigt hat, würde bei erfundenen Vorhersagen die gleichen Erfolge erzielen.

Dr. Peter Niehenke, Vorsitzender des Deutschen Astrologenverbandes, wollte mit seiner Dissertation über Astrologie an der Universität Bielefeld die Richtigkeit astrologischer Aussagen nachweisen. Seine wissenschaftliche Forschung wurde für ihn zum Desaster: Niehenke bewies mit seiner Dissertation das Gegenteil…

Tatsache ist, daß die Astrologie unserer Zeit immer noch von dem Weltbild des Ptolemäus ausgeht, der 87-165 n. CHR. gelebt hat und seit Kopernikus (16. Jahrhundert) überholt ist: Nach der ptolemäischen Vorstellung ist die Erde das Zentrum des Universums, um das die Sterne, Sonne und der Mond kreisen.

Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, die Planeten (Wandelsterne) zögen in fester Bahn um die Erde, vorbei an bestimmten Sternbildern. Es handelt sich außerdem um eine optische Täuschung, wenn beobachtet wird, daß ein bestimmter Planet in ein bestimmtes Sternbild tritt. Zwischen den Sternen, die mit einer gedachten Linie zu einem Sternbild zusammengefaßt werden, sind riesige Entfernungen. Sterne im Sternbild der Jungfrau z.B. sind 220 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein einziges Lichtjahr aber entspricht einer Länge von 9,5 Billionen Kilometern. Wie könnte ihre Strahlung noch Einfluß auf den Menschen haben, vergleichbar z.B. mit der Gravitationskraft des Mondes? Außerdem geht die Astrologie unserer Zeit immer noch vom Stand der Sternbilder vor 2000 Jahren aus. Das Weltall aber ist in ständigem Wandel. Wer heute ein “Widder” zu sein glaubt, ist z.B. in Wirklichkeit ein “Fisch”.

Die Astrologie unserer Zeit vertritt immer noch das heidnisch-mythische Weltbild, wonach den Sternen menschliche Eigenschaften zugeschrieben und die Planeten wie antike Götter verehrt werden, deren Namen sie tragen:

Die Venus z.B. soll Liebeskraft bewirken, Mars bedeute Krieg und Tod, Jupiter Macht usw.

Die Astrologie spielt in Ausbildungslehrgängen für Heilpraktiker und “Naturärzte” eine wesentliche Rolle:
Heilpraktikerschulen bieten “Astrologie als ganzheitliches Diagnosemittel” an oder “spirituelle Astrologie” als Lehrfach. In der “Astro Medizin” wird die Astrologie vor allem “zur Klärung seelischer Hintergründe von Erkrankungen und Krankheits-Dispositionen” eingesetzt oder zur Festlegung “passender Operationstermine”.
Zu den “allgemeinen Lehrinhalten” der “Astrotherapie” gehören in den “Paracelsus Heilpraktikerschulen” u.a. die “astrologische Analyse”, d.h. “Aufbau einer Horoskop Analyse für jede Planetenkraft; Beziehungs  und Familienanalyse, die Konstellationen bei Eltern, Partnern, Kindern und Freunden”, weiter die “Astro-Medizin”, gemeint sind “Naturheilweisen, auf die die Planetenkraft gut anspricht”, weiter “Entsprechungen von Bach-Blüten, Edelsteinen, ätherischen Ölen” und “innere Reisen zu dem Organsystem” oder “in die untersten Gefilde und Katakomben, um den verdrängten Anteilen der Kraft zu begegnen und sie zu integrieren”, dazu noch “passende Meditationen für die Planetenkraft”, was immer dies auch sein mag.

Versprochen wird, daß die “Ausbildung in Astropsychologie und Astrotherapie eine gelungene Verbindung zwischen fundiertem astrologischen Wissen und selbsterfahrener Tiefenpsychologie – wie auch Astro-Medizin ein außergewöhnliches Angebot auf dem Markt der Astrologiestudien darstellt”.

Ziel der Ausbildung ist, daß die zukünftigen Heilpraktiker “einen intensiven inneren Erkenntnis- und Wandlungsprozeß bei ihren Klienten anzuregen und professionell zu begleiten verstehen … Teilnehmer ohne Heilerlaubnis können die astrologischen Kenntnisse zur Bewußtseinserweiterung und klärenden Lebensberatung beim gesunden Menschen anbieten und nennen sich Astropsychologische Berater.”

Tatsächlich sind diese wie viele andere fantastische Berufsbezeichnungen esoterischer Heiler rechtlich nicht geschützt.

Astro- Diagnose und- Therapie spielen in zahlreichen esoterischen Heilverfahren eine nicht unwesentliche Rolle:

Die Klangschalen-Therapie ordnet die Frequenzen der einzelnen Klangschalen den 9 Planeten und 12 Tierkreiszeichen zu. Patienten werden angeleitet, Schalen auszusuchen, die ihrem persönlichen Tierkreiszeichen entsprechen.

In der Reinkarnations-Therapie wird das Horoskop als Diagnosehilfe herangezogen.

Wichtigstes Instrument der Feng Shui Diagnose ist der Lop’an, ein geomantischer Kompaß, der aus den astrologischen Daten der Hausbewohner in Verbindung mit Berechnungen der Himmelsrichtungen und der 5 Elemente angeblich geforderte Wohnungsumbauten und Umstellung der Möbel herleitet. Die beim Channeling beschworenen Geister empfehlen die Astrologie.

Wunder- und Geistheiler lassen sich von astrologischen Berechnungen leiten.

Die Bioresonanz-  Therapie erklärt die Wirkweise ihrer Geräte mit astrologischen Vorstellungen.

Die Bach-Blüten – Therapie sucht Entsprechungen zwischen Bach-Blüten und Horoskop des Patienten.

Beim Ayurveda soll mit Hilfe des Patienten Horoskops die Balance zwischen den drei Doshas wiederhergestellt werden.

In der Aroma – Therapie
werden die Aroma Öle dem Klienten nach astrologischen Merkmalen zugeordnet usw.

Immer mehr Gerichte werden mit dem Thema Astrologie beschäftigt. Gerichtsurteile bezeichnen astrologische Gutachten als Produkte von “Wahnideen und Irrglaube” und geben Klägern recht, die sich auf den Paragraphen 306 BGB beziehen, demzufolge ein “auf unmögliche Leistung gerichteter Vertrag ungültig” ist (OLG Düsseldorf Az: 5 U 319/52 u.a.).

Da die Astrologie ein Aberglaube ist, lassen sich Astrologie-Gläubige nicht von den Sternen bestimmen, sondern von Astrologen
. Diese aber sind untereinander heillos zerstritten und schwören auf die unterschiedlichsten “Schulen”.

Die Zukunft zu kennen, ist verlockende Versuchung aller Menschen, aber GOTT allein vorbehalten. Soweit Vorhersagen und Prophezeiungen dem Menschen heilsam sind, hat GOTT sie im Alten und Neuen Testament geoffenbart. Sie können in der Hl. Schrift nachgelesen werden.

Die Astrologie dagegen und alles Wahrsagen hat GOTT unmißverständlich Seinem Gericht unterworfen:

“Hast du dich nicht stets bemüht, von den Sternen Rat zu holen? Ruf doch deine Himmelsdeuter, die die Horoskope erstellen. Ob sie dich wohl retten können? Wie den Stoppeln geht es ihnen, die im Nu das Feuer frißt. Und keiner kann sein Leben retten” (Jesaja 47,13f).

Astrologie führt nicht zu GOTT, sondern in die Irre. Astro – Medizin macht nicht gesund, sondern seelisch und oft auch körperlich krank:

Schuld und Versagen auf die Sterne abzuschieben, heißt, die Schuld ohne Reue, Bekenntnis und Wiedergutmachung zu verdrängen. Diese Schuld kann nicht vergeben werden.

Vorhersagen von Katastrophen und Krankheiten können in den Suizid führen, Berechnungen von Operationsterminen lebenserhaltende Eingriffe versäumen lassen.

Bindungen an astrologische Gutachten, Diagnosen oder Therapien können das Unterbewußtsein gefangen halten, zu geistiger Verwirrung und Realitätsverlust führen. In Verbindung mit okkulten Techniken führen sie zu dämonischen Belastungen, Umsessenheit oder gar Besessenheit, die allein der Exorzismus im Namen JESU heilen kann.

 

Aura – Heilung (Healing)

Das lateinische Wort “Aura” bedeutet “Lufthauch”. Es bezeichnet ein “magisches Energiefeld”, das angeblich den menschlichen Körper als Schutzhülle umgibt. Dieses unsichtbare “Energiefeld” zeige sich nur dem “Aura – Heiler”, lehren Esoteriker, und zwar in den sieben Farben des Regenbogens. Form, Beschaffenheit (Risse, Löcher u.a.), Zusammensetzung und Färbung der Aura können angeblich Auskunft über Erkrankungen geben.
Um eine defekte Aura wiederherzustellen, legt der “Heiler” seine Hände einige Zentimeter über den Körper des Patienten, bevorzugt über die “Chakren”, um “kosmische Energie” einströmen zu lassen.

Andere “Heilverfahren” sind das Auflegen von Magneten oder Edelsteinen, welche die Aura “reinigen”, “aktivieren”, “von Störungen befreien” sollen.

Eine störungsfreie Aura schütze vor allen Krankheiten, auch AIDS und Krebs, und gegen alle Angreifer wie Gewalttäter, Hexen u.a., die an der heilen, geheilten Aura “abprallen” würden. In einer defekten Aura könnten sich auch Seelen Verstorbener einnisten bis zu ihrer Wiedergeburt oder Seelen von Menschen, die ihren Tod nicht angenommen hätten und all ihre Gefühle und Schmerzen auf ihren “Wirt” übertragen würden. Menschen, die von Verstorbenen “besessen” seien, bedürften der Aura-Reinigung durch einen (spiritistischen) Exorzismus, bis die fremde Seele die Aura loslassen und “heim ins Licht” gehen könne.

Da die Aura eine reine Erfindung ist und mit modernsten Meßverfahren nicht nachgewiesen werden kann, ist deren Wahrnehmung entweder Betrug oder hellsichtig okkult.

Aura-Meßgeräte, die auf dem Esoterik Markt teuer verkauft werden, machen bestenfalls die Körperwärme oder den Hautwiderstand einer Person “sichtbar”, nicht aber “Aura Energie”. Aufdringlich wird das Vertrauen von Patienten umworben mit angeblichen Beweisen, die durch die sog. “Kirlian-Fotografie” geliefert würden.

 

Ayurveda

Die Ayurveda Werbung verspricht “Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele, Stimulierung der Selbstheilungskräfte, Vitalität, Aktivierung des Energiesystems” und andere Wirkungen mehr.

Ayurveda-Massagen, Ayurveda-Bäder, Ayurveda-Tees, Ayurveda-Körperpflege, Ayurveda-Küche können an “Ayurveda-Schnuppertagen” erprobt werden. Ayurveda ist “in”.

Das altindische Wort”Ayurveda” ist zusammengesetzt aus Ayur = langes Leben und Veda = Wissen. Diese “Lehre vom langen Leben” wurde drei indischen Heilern der Frühzeit während einer Meditation geoffenbart und ist als “älteste Gesundheitslehre der Weit” Teil der “Veden”, der hinduistischen Schriften.

Nach vedischer Vorstellung spiegelt der menschliche Organismus die kosmische Ordnung des Universums wider und ist zusammengesetzt aus den fünf Elementen: Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther, die von den drei Doshas (wörtlich “Verderber”), den Temperamenten oder Energiesystemen Vata (Wind), Pitta (Sonne) und Kapha (Mond) geregelt werden, um das innere Gleichgewicht zu erhalten.

Schon die geringste Störung in der Harmonie der Doshas führt nach Ayurveda zu Krankheiten. Die Gesundheitsregeln des Ayurveda leiten sich nicht nur aus der Irrlehre des Hinduismus her, sie widersprechen auch den wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit:

Die “Ayurveda-Küche” empfiehlt z.B. “Vata-Typen”, Rohkost zu meiden, weil durch Rohkost “Vata” verstärkt würde. “Pitta-Typen” sollen auf Saures verzichten und stattdessen viel Eis und kalte Speisen essen. “Kapha-Typen” sollen Salz und süßes Obst weitmöglichst meiden. In umfangreichen Tests ermitteln “Ayurveda-Experten” den Grundtyp des Hilfesuchenden. Die Fachzeitschrift Ärztliche Praxis nennt die Ayurveda Heiler “selbsternannte Gesundheitsexperten der Maharishi-Sekte” (1990, Nr. 94, S. 27).

Bereits 1989 entschied das Bundesverwaltungsgericht, daß es sich bei Maharishi Mahesh Yogi und seinen Anhängern um eine “Psychosekte” handelt…

Die Deutsche Gesellschaft für Ayurveda e.V., Traben-Trarbach, beansprucht für sich den “Maharishi-Ayurveda”, die “authentische und traditionelle Ayurveda Medizin in höchster Vollendung, das Gütesiegel medizinischer Kompetenz in Ausbildung, Herstellung von Heilmitteln und Vollständigkeit der Therapieverfahren”.
Sie gründet “Ayurveda Gesundheitszentren” und organisiert Aus- und Weiterbildungs Seminare für Schulmediziner. Ausdrücklich schließt sie “das System des Yoga, Transzendentale Meditation und die alte Gaudhava Veda und andere vedische Disziplinen ein, die alle im alten ayurvedischen Schriftgut für unentbehrlich gelten…. so wie sie von den uralten Sehern in Indien ans Licht gebracht wurden”. (www.ayurveda.de).

Einer seriösen Überprüfung halten ayurvedische Diagnose- und Therapieverfahren nicht stand, ebenso nicht die gerühmten “fantastischen Heilerfolge” der Ayurveda-Medikamente. Im Gegenteil: Statt der Gesundheit zu dienen, ist die Beimengung von hochgiftigem Quecksilber, Arsen, Blei und anderen Giftstoffen in bestimmten Medikamenten gesundheitsschädlich. Immer mehr Ärzte machen die Erfahrung von unerwünschten Nebenwirkungen, wie z.B. hämmernde Kopfschmerzen nach Stirn-Ölgüssen. – Die Doshas, Kernstück des Ayurveda, sind reine Erfindungen. Studien zur Wirkung von Ayurveda Therapieverfahren fehlen in Deutschland.

 

Bach-Blüten – Therapie

Der englische Arzt Dr. Edward Bach lebte von 1886-1936. Er promovierte als Schulmediziner, arbeitete als Pathologe und Bakteriologe am Londoner Homöopathischen Krankenhaus und leitete später die Unfallstation an der Universitätsklinik in London.

Nach seiner Biographin Nora Weeks entdeckte Bach um 1930 sensitive Fähigkeiten. Er verbrannte seine wissenschaftlichen Vorträge und Aufsätze, zerbrach seine Injektionsspritzen, schüttete die von ihm entwickelten Impfstoffe in den Ausguß und ließ sich fortan ausschließlich von “Offenbarungen” und lntuitionen leiten.

Schon vor 1930 hatte Bach Patienten durch Handauflegung geheilt. Nach deren Berichten erschien ihnen Bach im Traum, um ihnen die Hände aufzulegen, andere spürten, “wie ein Strom von Lebenskraft zu fließen begann”, wenn sie ihn nur ansahen. Nora Weeks berichtet:

“Bach hatte in rascher Folge Heilpflanze um Heilpflanze entdeckt und nach seinem neuen Verfahren zubereitet. Die seelischen und körperlichen Torturen, die er vor jeder einzelnen dieser Entdeckungen durchlitten hatte, waren so gravierend gewesen, daß er sich völlig geschwächt und erschöpft fühlte” (N. Weeks, E.Bach, S. 123).

Ob Bach Kontakte zu okkulten Kreisen hatte, ist nicht bekannt, wohl aber, daß er aktiver Freimaurer war. In seinem Vortrag beim Freimaurertreffen im Jahr 1936 lehrte Bach u.a.:

“Liebe Brüder alle, der ganze Kern des Lebens ist, unsere Göttlichkeit zu erkennen, daß wir unbesiegbar, unüberwindlich sind und keine Verletzung uns je in unserem Sieg aufhalten kann, den wir im Namen unseres Großen Meisters gewinnen… Im Innern sind wir göttlich” (ebda S.59).

Wenn Bach von der Göttlichkeit des Menschen spricht, meint er nicht die von GOTT in der Taufe geschenkte Gotteskindschaft, sondern vertritt die esoterische Irrlehre, die er auch in anderen Überzeugungen erkennen läßt:

Der Mensch schreite in zahlreichen Re-Inkarnationen seiner Vollkommenheit entgegen. Durch Selbsterlösung, d.h. durch die Bach Blüten Essenzen, würde es der Menschheit gelingen, alle Krankheiten vom Antlitz der Erde zu vertreiben. Krankheit sei Disharmonie und einzig und allein auf Fehler des Patienten zurückzuführen. Die Überwindung aller Krankheiten hänge hauptsächlich von der Erkenntnis der eigenen Göttlichkeit ab. Folge der Mensch den in sich einwohnenden göttlichen Geboten, erlange er die Gesundheit. Die Bach-Blüten Therapie habe die Aufgabe, dem Menschen zu helfen, “sein geistiges Verfehlen zu korrigieren” (ebda S. 228).

Ziel des Menschen also ist es nach Bach, “zu sein wie GOTT”.

Seine Erlösung geschieht nicht über den menschgewordenen Sohn GOTTES JESUS CHRISTUS, die Befreiung von Schuld nicht über das Bußsakrament, sondern über energetische Arzneien, die Bach-Blüten.

Erlösende Heilmittel könnten weder mineralische noch tierische Substanzen sein, lehrt Bach, sondern allein pflanzliche, gewonnen aus Pflanzen, “die in ihrem Entwicklungsstand entsprechend hoch oder höher sind als der durchschnittliche Mensch. Aus dieser Gruppe müssen wir unsere Arzneien wählen, denn diesen ist die Kraft gegeben, zu heilen und uns zum Segen zu gereichen… Sie besitzen die Kraft, unsere Schwingungen anzuheben und damit geistige Kraft herabzuziehen, die Gemüt und Körper reinigt und heilt” (ebda S. 229).

Bach-Blüten sind als Ersatz für die Erlösung durch JESUS CHRISTUS “als ein Sakrament zu empfangen, denn sie haben bewiesen, daß sie in ihrem gnadenreichen Wirken mehr als gesegnet sind und ihnen die Kraft gegeben ist, alle Arten von Krankheiten und Leiden zu heilen” (ebda S. 68).

Die Herstellung der Bach-Blüten-Essenzen hat Bach genau festgelegt:

“Ein möglichst dünnwandiges Glasgefäß wurde mit reinem Wasser, vorzugsweise aus einer Quelle, fast gefüllt. Dann wurden ausreichend Blüten der jeweiligen Pflanze daraufgegeben, um die Wasseroberfläche völlig zu bedecken. Man wählte hierzu einen wolkenlosen Tag. Die Blüten wurden gepflückt, nachdem sie ungefähr zwei Stunden dem Sonnenschein ausgesetzt waren.

Das gläserne Gefäß wurde dann in die Sonne gestellt und von Zeit zu Zeit etwas gedreht, damit die Sonne direkt in die Öffnung scheinen, aber auch das Ganze bestrahlen konnte.
Ungefähr je ein Viertel der Flüssigkeit wurde nach drei, vier und sieben Stunden abgenommen und jeweils 20 Prozent reinen Alkohols hinzugefügt.

So erhielt man direkt, was man als dritte, vierte und siebte Potenz verwenden kann” (E. Bach, Gesammelte Schriften, S. 254). Bach beabsichtigt ausdrücklich nicht, daß materielle Wirkstoffe der Blüten in das Wasser eingehen. Allein “die spirituelle Kraft” der Blüten soll auf das Wasser übertragen werden.

Die Anzahl der Bach-Blüten-Essenzen beträgt 38, ergänzt durch die sog. “Notfalltropfen”, eine Mischung von drei bis fünf Essenzen. Die 38. Arznei ist reines Quellwasser. Alle Bach Blüten müssen wild an den von Bach festgelegten Orten gesammelt werden.

Einige Wochen vor seinem Tod regte Bach die Gründung einer Bruderschaft an. Alle, die sich – wie er – “als Boten der Großen Macht”, als “göttliche Gesandte” verstehen, sollten sich zusammenschließen, um “das wunderbare Werk fortzuführen, das wir begonnen haben. Ein Werk, das der Krankheit ihre Macht entreißen kann, das Werk, das Menschen freimachen kann” (ebda S.65).

Bach ist überzeugt: “Es wurde uns eine Heilmethode offenbart,
wie sie, soweit das menschliche Erinnerungsvermögen reicht, noch nie bekannt wurde… Während wir mehr und mehr das Vertrauen der Menschen um uns gewinnen, verkünden wir ihnen, daß wir glauben, göttliche Gesandte zu sein, die geschickt sind, ihnen in ihrer Not zu helfen” (ebda S. 64).

Nach dem Tod Bachs gerieten die Bach-Blüten in Vergessenheit. Heute werden sie vom “Bach-Center”, London, und in den deutschsprachigen Ländern von Mechthild Scheffler, Leiterin des Instituts für Bach-Blütentherapie, Forschung und Lehre, Hamburg, und Lehrbeauftragte des Bach-Centers, gewinnbringend vermarktet.

Da die Bach Blüten nur an den von Bach festgelegten Orten in England geerntet werden dürfen, verteidigt das Bach-Center sein Monopol in der Herstellung von Original-Bach-Blüten-Essenzen.

In ihren Publikationen macht Scheffler den esoterischen Hintergrund der Bach-Blüten-Therapie noch deutlicher als Bach selber:

“Weil in der Schöpfung alles eine Einheit ist, ist jeder von uns mit allem verbunden, und zwar durch eine gemeinsame, übergeordnete, mächtige Energieschwingung, die mit vielerlei Namen, so z.B. “Schöpfungskraft”, “universelles Lebensprinzip”, “kosmisches Prinzip”, “Liebe im Sinne höherer Vernunft” oder ganz einfach “Gott” genannt wird” (M. Scheffler, Bach Blütentherapie, S. 15).

Ziel der Bachschen Therapie ist der “gesunde” Mensch, “stark und glücklich als harmonisch schwingender Teil des größeren kosmischen Energiefeldes” (ebda S. 17).

Original Bach-Blüten-Essenzen werden auf Wunsch inzwischen von fast allen deutschen Apotheken aus England bezogen. Sie “heilen” von Schuldgefühlen (Pinien-Essenz), vertreiben Eifersucht, Mißtrauen, Haß und Neidgefühle (Stechpalme), Schüchternheit und Ängstlichkeit (Gauklerblume) u.a. Untugenden.

 

Channeling

Beim Channeling (channel = Kanal) nimmt ein Medium Kontakt mit “höheren Wesen” auf, um Antworten auf Fragen, Ratschläge, Botschaften, Belehrungen und Warnungen zu empfangen. Channeling versteht sich selber als “spirituelle Therapie”. Die Botschaften des imaginären Mohawkhäuptlings White Eagle z.B. werden auch nach dem Tod (1979) des engl. Mediums Grace Cooke (Autorin zahlreicher Bücher) über die “White Eagle Lodges” weltweit weiter verbreitet:

“Wir kommen aus der geistigen Welt, um euch eine Botschaft der Liebe und Hoffung zu bringen.
Ihr alle leidet auf vielfache Weise, die einen unter Schmerzen und körperlichem Unbehagen, manche unter seelischen Belastungen und Ängsten … Wir kommen, um euch zu trösten, um euch mit neuem Lebensmut zu erfüllen …
Der Weg für alle ist der gleiche … Laß das Christuslicht in dein Leben einströmen. Unterwerfe dich dem göttlichen Gesetz, gib dich hin, und du wirst Frieden und Freude finden …” (Das große White-Eagle-Heilungsbuch, S. 10).

White Eagle empfiehlt Handauflegung, Farbbestrahlung, Astrologie, Bach-Blüten-Therapie, Heil-Mantras u.a.
Zahllose Wunder- und Geistheiler arbeiten als Channeler oder mit Channelern zusammen:

Channeler versetzen sich über Selbsthypnose, Hyperventilation, Meditation oder Atemanhalten in eine Art Trance. In “Halbtrance” können sie Fragen direkt beantworten, in “Volltrance” spricht ein “Geistwesen” aus ihnen. Die Geist-Belehrungen werden entweder verbal übermittelt oder mit Hilfe eines “OuiJa-Boards” (Witch-Board), eines runden Bretts mit einem Zeiger, der Buchstaben und Zahlen anzeigt, die zu einem Text zusammengesetzt werden. Botschaften werden auch über das sog. “Planchette” vermittelt, ein dreibeiniges Gestell mit angebundenem Stift, der über ein Blatt Papier gefahren wird und Texte schreibt, auch “automatisches Schreiben” genannt.

Die gechannelten Botschaften sind entweder Betrug, Produkte geistesgestörter Menschen oder dämonisch gewirkte Wahrsagerei bzw. Weissagung.

Um gläubige Menschen abhängig zu machen, geben christlich orientierte Channeler vor, Botschaften von Heiligen, Engeln, Maria, von “Armen Seelen” zu empfangen oder mit “Christusenergie” bzw. “göttlicher Heilkraft” zu heilen. Sie praktizieren “Christustherapie” als Ergebnis direkten Kontaktes zu “Jesus Christus”. Eine Flut gechannelter und damit falscher Botschaften wird vor allem von irrgeführten Katholiken weiter verbreitet.

Hilfesuchende, die sich von Channelern abhängig machen, sündigen nicht nur schwer gegen GOTT und Sein Verbot der Wahrsagerei
, sie tragen auch nicht selten schwere Nervenstörungen, psychische Wahnvorstellungen und dämonische Belastungen, Umsessenheit oder Besessenheit davon.

 

Edelstein – Therapie

Edelsteine und Kristalle sind seit alten Zeiten Medien heidnischer Heiler, Schamanen (Heilkundiger) und Zauberer: Babylonier, Chaldäer, Ägypter, Perser und Araber trugen Edelsteine als Amulett, als Glücks- und Erfolgsbringer. Tibeter und Nepalesen benutzen den Bergkristall zur “Teufelsaustreibung” und als Wahrsagemittel.

Schamanen wirken auf Kranke mit Kristallen ein, in denen “kosmische Energie” gebündelt sein soll.
Die Yukatan, mexikanische Indianer, betrachten den Kristall als “Tor zu den Göttern”.

Heute gehören Edelsteine, Halbedelsteine und Kristalle zur Grundausstattung fast jeder esoterischen Heilpraxis. Zahlreiche sog. Lehrbücher befinden sich auf dem Büchermarkt. Der Verkauf von Steinen zu therapeutischen Zwecken boomt.

Edelsteine haben angeblich ein gewaltiges “Energie – Potential”. Esoterische Heiler behaupten, sie könnten mit Steinen den Körper und die Aura “reinigen”, von Verspannungen und Schmerzen befreien, alle möglichen Krankheiten heilen, selbst Epilepsie und Schizophrenie. Sie könnten vor Radioaktivität schützen und Beziehungskrisen lösen.

Edelstein-Therapeuten geben vor, mediale Kräfte zu besitzen und Verbindung zur “kosmischen Energie” aufnehmen bzw. herstellen zu können.

Katrina Raphaell, eine der bekanntesten Kristall-Therapeutinnen, “erlöst” Patienten mit Hilfe der Edelsteine sogar von Schuld:

“Wir umgeben das Herzzentrum mit vielen Rosenquarzen sowie grünen Aventurinen. Wir visualisieren Vergebung, Liebe und Verständnis…. die beim Einatmen in den Arm strömen.” Beim Ausatmen sollen dann die Patienten ihre Schuldgefühle und Gewissensbisse loslassen.

Während der pseudo psychotherapeutischen Behandlung arbeitet Raphaell mit einem Quarzkristall, mit dem sie Knöchel, Gelenke, Ellbogen, die Schultern und den Hals berührt.

Für Raphaell und andere Heiler sind Edelsteine “Lebewesen”:

“Mein Umgang mit der Welt der Kristalle zeigt mir bei vielen Gelegenheiten, daß Kristalle und Steine nicht nur spürten, was um sie herum vor sich geht, sondern in liebevoller, unterstützender, manchmal sogar selbstaufopfernder Weise reagieren.” Steine seien vor langer Zeit von Wesen aus dem Kosmos “programmiert” worden, um ihr “Wissen heute an die Menschen weiterzugeben” (Rolf Höneisen, Steinzauber, S. 96ff).

Geradezu abenteuerlich ist die Aufwertung des Kristalls zum “Christ-All”:

“Vor Jahrtausenden”, so behauptet Peter Ferreira bei seinen Vorträgen, “war das Wort für Bewußtsein ’Christos’. Es ging eigentlich im Leben des Menschen um nichts anderes als darum, den ’Christos’ in uns zu finden und zu erweitern. Und nicht umsonst wurde aus einem Menschensohn Jesus ein Gottessohn ’Christus’   durch erweitertes Bewußtsein zum Allbewußtsein zum ’Christ All’ … Und diesen Kristall’ möchte ich gern wieder in Ihnen anregen” (Verlag Salvator Mundi, Gaming, Österreich).

Stein-Therapeuten legen Edelsteine auf “Chakren”, angebliche Energiezentren des Körpers, oder auf “Meridiane” (Energiebahnen). Sie tauchen Steine ins Wasser, an das sie “Steinenergien” abgeben würden, kombinieren die Stein Therapie mit zahlreichen anderen esoterischen Praktiken (Reiki, Aura-Heilung u.a.), reinigen das “Karma” des Patienten, versetzen Patienten in Trance und erklären, über die Steine Kontakt mit heilenden Geistwesen herstellen zu können.

Bei okkulten Meditations-Übungen mit aufgelegten Steinen erleben Patienten Visionen, hören Stimmen, sprechen in unbekannten Sprachen und stehen “wie unter einer fremden Kontrolle”, d.h. sie zeigen die klassischen Merkmale dämonischer Beeinflussung.

Esoterische Stein-Heiler versprechen und behaupten Heilungserfolge, ohne den wissenschaftlichen Beweis anzutreten.
Sie berufen sich auf “Erfahrungen”, die nicht überprüft werden dürfen Der Hämatit z.B. soll die Blutbildung fördern. Wie aber das Eisen aus dem Stein ins Blut gelangen soll, erklären Stein-Therapeuten nicht. Einem Test, wie ihn jedes Medikament in der Schulmedizin bestehen muß, werden Edelsteine ausdrücklich nicht unterzogen.

Die Steinheilkunde “lebt” von unwissenschaftlichen Argumenten und Widersprüchen:

Zur Herstellung von “Heilstein-Elixieren” z.B. werden Edelsteine über Nacht oder Tag ins Wasser gelegt, um dieses zu “energetisieren” oder zu “vitalisieren”. Das “Schwingungsmuster” der Edelsteine, das sich dem Wasser mitteile, wird mit Alkohol “konserviert” und die Essenz in Glasfläschchen aufbewahrt zum Schutz gegen “Störfelder” z.B.

Keinesfalls dürfe destilliertes Wasser dazu verwendet werden, da es “tot” sei, warnen die einen. Unbedingt müsse dazu doppelt destilliertes Wasser benutzt werden, schreibt dagegen der “Steinkreis e.V.” vor. Die einen empfehlen Mineralwasser, für andere muß es Brunnenwasser sein usw.

Nüchtern und chemisch betrachtet, bestehen Glasfläschchen aus einem Natrium Calcium Silicat, dem eigentlich eigene “Schwingungen” zugeschrieben werden müßten, die dann aber in Konflikt gerieten mit den Schwingungen der eingefüllten Essenzen.

Mit Wissenschaft hat auch die Zuordnung von Steinen und Körper Organen bzw. Krankheiten nichts zu tun.
Sie ist dem Analogiezauber abgeschaut:

Rote Minerale
z.B. sollen auf die Blutgefäße wirken, weil sie rot sind; calciumhaltige Steine wirken angeblich positiv auf Knochen und Zähne, die bekanntlich Calcium enthalten; der “Augenachat” soll bei Augenkrankheiten helfen (Name!), der “Flammenachat” Fieber senken; Bernstein, versteinertes Harz, soll die Wundheilung fördern, weil Harz die Bäume bei Verwundungen schützt usw.

Magisch ist auch die Forderung,
Steine (wie Batterien) unter fließendem Wasser von negativer Energie zu entladen und im Sonnenlicht mit positiver Energie aufzuladen, wobei nach einigen Esoterikern die Mittagssonne entladend wirke. Der Mondstein dagegen darf nur im Mondlicht aufgeladen werden (Name!).

Wissenschaftlich betrachtet, sind die “Therapien” der Heilsteinkunde völlig haltlos.
In keinem einzigen Stein sind mit den modernen Meßmethoden die vorgegebenen Kräfte oder Energien nachzuweisen. Ein Bergkristall z.B. und ein Quarz, der im Gletscherbach matt und rund gewaschen wurde (Kieselstein), haben die gleiche chemische Substanz. Trotzdem ist der Bergkristall nach der esoterischen Heilkunde d e r Kraftspender, als Kieselstein aber habe er keinerlei Heilwirkung.

Daß Edelstein-Therapeuten trotz widersprüchlicher Erklärungen und Anwendungen Heilerfolge aufweisen können, erklärt sich aus dem Placebo Effekt, aus Suggestion und Autosuggestion.

Die Heilung geht nicht von toten Steinen aus, sondern vom Menschen, der an die Kraft der Steine irrtümlich glaubt.

Magische Steinketten und “schützende” Armbänder werden auch von irregeleiteten Christen getragen. Wie andere Amulette sollen sie Segen bringen, Unglück abwehren und als “Glückssteine” zum “guten Geist”, zum ständigen Begleiter werden.

Christen, die Edelsteine als Heilbringer benutzen und auf Edelsteine als Heilsteine ihr Vertrauen setzen, binden sich an ein anti-christliches, magisches Weltbild und sündigen schwer gegen das 1. göttliche Gebot.
Der Glaube an die Heilwirkung von Steinen ist ein Aberglaube, ein Irr-Glaube.

 

Feng Shui, Ti Li, Kan Yü

Seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ist der Gesundheitsmarkt überschwemmt mit Feng Shui Lehrbüchern (gesprochen Fong Shü eh) und Feng-Shui – Beratern, die ihre Ausbildung in nur wenigen Tagen absolviert haben.

Wie viele andere esoterische Heilslehren gründet die Feng Shui Lehre in der Vorstellung, der Mensch müsse, um gesund und glücklich zu sein, mit der Vitalkraft des Kosmos im Einklang stehen. Nur die Beachtung der kosmischen Energie bewirke “gutes” Feng Shui. Mißachtung der kosmischen Gesetze bewirke “schlechtes” Feng Shui.

Im Westen dient Feng Shui hauptsächlich der “kosmischen” Wohnraumgestaltung. Die richtige Position der Möbel erzeuge “gutes” Feng Shui. Sie könne mit einem Lo p’an, einem geomantischen Kompaß bestimmt werden, der die vier Himmelsrichtungen, die fünf Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde, Holz), die Bahn des Mondes und die astrologischen Daten der Hausbewohner in Einklang bringen soll. Geomantie ist Wahrsagen aus der Erde, z.B. aus Sandfiguren. Beim Umbau der Möbel werden auch energieausgleichende Hilfsmittel (Spiegel, Pflanzen, Aquarium usw.) an den bestimmten Stellen angebracht.

Die Feng-Shui – Theorie hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Lehrbücher und Beratungen von Feng-Shui – Experten weichen in ihren Aussagen oft erheblich voneinander ab.

 

Geist- und Wunderheilung

Millionen Deutsche nehmen ihre Zuflucht regelmäßig zu Wunder- und Geistheilern:

Schüler von Anton Mesmer übertragen durch Handauflegung angeblich “magnetische Heilkraft”, Reiki-Therapeuten “kosmische Heil Energie”, Charismatiker heilen “mit dem Heiligen Geist”, Magier, Schamanen und Spiritisten übertragen “feinstofflichen Heilstrom” oder “Heil-Energie” von übersinnlichen “Geistführern”.

Alle Geistheiler berufen sich auf höhere, übernatürliche Heilkräfte, die durch ihre Hände den Hilfesuchenden mitgeteilt würden. Diese Fähigkeit sei ihnen über Visionen, Auditionen oder im Gefolge einer schweren Erkrankung zuteil geworden.

Heil-Energie könne auch in Abwesenheit über ein Foto, einen persönlichen Gegenstand oder Haare, Blut oder Speichel des Kranken übertragen werden.

Interessierte lassen sich in Lehrgängen, Wochenend-Seminar oder autodidaktisch mit Hilfe von Kassetten und Videos zu Geistheilern ausbilden.

Besonders spektakulär sind die “Geistchirurgen”. Sie führen angeblich mit ihren bloßen Händen Operationen durch, indem sie in den Körper des Patienten eindringen, krankes Gewebe entfernen und keine Narben hinterlassen. Viele Geist-Operationen konnten als Betrug entlarvt werden.

Esoterik Publizist Robert Sebastian
z.B. verspricht in seinem Buch “Die neuen Heiler”:

“Hoffnung für Millionen, wenn kein Arzt mehr helfen kann … Längst sind die teils unglaublichen Fähigkeiten der Geistheiler in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt worden: Sie erwecken Menschen aus dem Koma, … sie lassen auf unerklärliche Weise bösartige Gehirntumore verschwinden, ja selbst scheinbar hoffnungslos Gelähmte befreien sie von ihrem Rollstuhl … Sicher ist, daß hier eine schier grenzenlose Kraft am Werk ist, die grundsätzlich jede Krankheit heilen kann” (Klappentext).

Was von diesen “wissenschaftlichen Untersuchungen” zu halten ist, belegt z.B. ein Test, der vom schweizerischen Fernsehen in vier Sendungen dokumentiert wurde:

Der Test wurde in der Praxis des prominenten griechischen Geistheilers Christos Drossinakis vom 28.08. bis 26.10.1994 in Frankfurt durchgeführt.

Wunderheilung konnte in keinem einzigen Fall bewiesen werden, lediglich geringe Besserungen, die sich als Placebo-Effekt erklären lassen.

1995 gründete Dr. Harald Wiesendanger den “Dachverband “Geistiges Heilen” (DGH)
, in dem deutsche Geist- und Wunderheiler organisiert sind. Größtes Verbandsmitglied ist der “Bruno Gröning Freundeskreis”.
1996 gab der DGH einen juristischen Ratgeber für Geistheiler heraus mit Empfehlungen, wie sie das Heilpraktikergesetz umgehen können, da auch Geist- und Wunderheiler nur mit amtsärztlicher Erlaubnis tätig werden dürfen.
1998 wurde Wiesendanger aus dem DGH herausgedrängt. Er ist aber weiter aktiv als Buchautor über Geistheilerei.
In Italien ist Geistheilen seit 1996 verboten. In der Begründung betonen die Gerichte, daß es Pflicht der Justiz sei, Menschen vor Scharlatanerie und Okkultismus zu schützen.
Heilerfolge von Geistheilern lassen sich als Placebo Effekt, Betrug, Autosuggestion oder dämonisch bewirkt erklären.

In welchem Maße die Szene der Geistheiler auch die Kirchen durchmischt, wird z.B. deutlich an folgendem Bericht über einen Lehrgang der “Deutschen Vereinigung für Geistheilung” (Bonn):

“Der fünftägige Lehrgang im Dominikaner Kloster St. Albert, Walberberg, begann täglich mit einer Andacht in der Klosterkapelle, es folgten Vorträge, Meditationen, Eutonie Übungen und Heilbehandlung.

Als Termin wurde das Pfingstfest gewählt, weil der Heilige Geist zugleich “heilender Geist” sei.
In den Vorträgen wurden folgende Irrlehren verkündet:

Im Konzil zu Nicäa (325 n. CHR) seien aus der Bibel alle Stellen gestrichen worden, die von der Wiedergeburt handelten. Das allgemeine Heilen, welches von der Urmenschheit an über alle Kulturen praktiziert worden sei, sei in Nicäa verboten worden. Da im Mittelalter alle medial begabten Menschen ausgerottet worden seien, gäbe es gegenwärtig in Mitteleuropa nur noch wenige medial begabte Menschen…

Im Vortrag “Die Geistwesenheit des Menschen” wurden vier verschiedenen Körper vorgestellt, die sich gegenseitig durchdringen würden:

Der physische Körper, der Äther-, Astral-, Mental- oder Seelenkörper. Während des Schlafes sei der Astralkörper in der geistigen Welt und nur noch lose durch eine Silberschnur mit dem physischen Körper verbunden. Die Erlebnisse des Astralkörpers würden in der Regel beim Erwachen vergessen.
Jeder Körper habe seine eigene Aura, die mit farbigen Skizzen “bewiesen” werden könne.

Bei der Heilbehandlung habe jeder Heiler seinen eigenen “Geistführer”. Künstlerisch begabte Menschen könnten ihren Geistführer zeichnen. Es wurden z.B. Zeichnungen von White Eagle angefertigt.
Die Kraft des Heiligen Geistes, des “Heil Geistes”, sei körperlich erlebbar.

In den Eutonie-Übungen (Eutonie heißt “schöner Ton”) lehrte eine Ordensfrau das bewußte Erleben des Eingespanntseins zwischen Erde und “den erhebenden Kräften des Äthers, in welchem die kosmischen Energien weben” (Augenzeugen Bericht vom 11. Lehrgang 1981 im Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen).

 

Charismatische Wunderheiler

Wie bei den Geistheilern so spielen auch bei den Charismatikern Wunderheilungen eine bedeutende Rolle.
Zu den häufigsten Methoden charismatischer Heilungen gehört das Auflegen der Hände auf den Kopf des Kranken oder auf kranke Körperteile, in der Absicht, “Heilkraft” zu übertragen. Bei Großveranstaltungen werden die Teilnehmer auch aufgefordert, sich gegenseitig die Hände aufzulegen. Fernsehprediger empfehlen, die Hände auf den Fernsehapparat zu legen, um den “Heilstrom” zu empfangen.

Viele bezeugen, daß bei der Handauflegung Wärme, Hitze oder Energie übertragen würde, “ähnlich wie Elektrizität”.

Etliche Charismatiker berufen sich auf Visionen oder Privat-Offenbarungen, in denen sie aufgefordert worden seien, anderen die Hände aufzulegen, um sie zu heilen oder “die Heilungsgabe weiterzugeben”.

Während der Handauflegung aus Heilungsgründen wird vermehrt das Phänomen des Rückwärtsfallens beobachtet, das als “Ruhen im Geiste”, als “Fallen unter die Kraft Gottes” oder als “Erschlagen vom Geist” interpretiert wird.

In der Kirchengeschichte ist das “Umfallen” bzw das Fallen auf den Rücken
nur bei Exorzismen bekannt. In der Bibel bedeutet es immer Gerichtshandeln GOTTES.

Viele der auf den Rücken geworfenen Menschen erklären, “einen Zustand der Glückseligkeit” oder “Frieden” erlebt, bei erneuter Suche nach diesem Geschehen aber Depressionen und “schwarze Melancholie” erfahren zu haben, die nur durch einen Exorzismus wieder von ihnen genommen werden konnten. Gefühle des Friedens müssen kein Beweis für das Wirken GOTTES sein: “Frieden ist nicht bloß Ruhe, sondern Ruhe in der richtigen Ordnung” (Augustinus).
“Ruhe in der Unordnung ist kein Frieden, sondern die letzte Phase der Agonie” (Reto Nay).

Welcher “Heilgeist” bei der “Geisttaufe” tätig ist, wird aus Erlebnisberichten deutlich:

Elisabeth (58 Jahre) besuchte eine charismatische Großveranstaltung der Freien Christlichen Jugendgemeinschaft Lüdenscheid (FCJG) mit dem Charismatiker Walter Heidenreich. Sie berichtet:

“Am letzten Abend standen wir alle auf den Stühlen und Tischen – voll betrunken vom Heiligen Geist und sangen auf Anleitung von Walter Heidenreich: Trink, trink, Brüderlein trink…’ und: Einer geht noch, einer geht noch rein…’ Es ging zu wie auf einem Münchener Bierfest.”

Trotz dieses negativen Erlebnisses will Elisabeth die “Geisttaufe” empfangen und reist zum jüdischen Laubhüttenfest der Organisation Internationale Christliche Botschaft Jerusalem, zu einem Heilungsgottesdienst mit dem Inder Mahesh Chavda:

“Chavda schrie: ’Wer hat die Geisttaufe noch nicht?’ Jemand gab mir von hinten einen Stups. Jetzt oder nie! So ging ich mit vielen nach vorne. Jeder bekam persönlich die Hände aufgelegt. Und fiel er nicht um, wurde er noch zusätzlich angeblasen. Was ich dann am Boden liegend erlebte, übertraf alles, was ich bisher kannte, nämlich Liebesgefühle ohne Ende. Ich wollte und konnte gar nicht mehr aufstehen. Jetzt lernte ich Jesus noch als Liebhaber kennen.
Von nun an konnte ich auch ’in Zungen reden’, anderen die Hände auflegen oder sie anhauchen, und sie fielen auf den Rücken. Auch heilen war keine Seltenheit. Nun war ich ’Jemand’, hochgestiegen auf dieser Leiter der Hierarchie.”

Bei einem Heilungsgottesdienst mit dem Charismatiker Christoph Häselbarth in Friedrichshafen am Bodensee versuchte das Heilungsteam bei einer Kollegin von Elisabeth per Geistheilung ein verkürztes Bein zu verlängern. Die Kollegin kam völlig verändert zurück: “Meine Kollegin war längere Zeit wie weg. Sie redete wirr durcheinander, schlug mit ihrem Kopf auf die Tischplatte, heulte, lachte, und das nach einem Heilungsgottesdienst! Ja, sie wußte nicht mehr, wo sie überhaupt war. Am Ende wollte sie über den Bodensee laufen wie Petrus” (in: TOPIC plus, Kreuztal, Juli 2004).

Joachim (32 Jahre) besuchte ebenfalls einen Heilungsgottesdienst der FCJG in Lüdenscheid und erlebte die ‘Geisttaufe’ des Charismatikers Olli Ewers:
“Ich hatte vor meinen Augen erlebt, wie Menschen durch Gebet von körperlichen Gebrechen geheilt wurden… Je näher Olli sich auf mich zubewegte, desto größer wurde meine Anspannung. Ich hörte, wie er beim Händeauflegen immer wieder kurz in Zungen betete und häufig dabei sagte: ’Der Verstand muß weg’. Auch schnippte er dabei regelmäßig wie selbstverständlich mit den Fingern… Auch bei mir betete Olli kurz etwas in Zungen. Er legte mir seine Hände auf den oberen Stirnbereich und befahl auch mir, daß der Verstand weg muß. Plötzlich spürte ich, wie ich in einer Art Schwerelosigkeit nach hinten kippte. In meinem Geist nahm ich alles wahr, was geschah. Ich realisierte, daß ich fiel, und daß ich aufgefangen und zu Boden gelegt wurde. Allerdings hatte ich während des Moments des Fallens das Empfinden der Körperlichkeit völlig verloren. Es fühlte sich schwebend an.”

Von einer zweiten Veranstaltung der FCJG berichtet Joachim: “Als das Singen begann, erlebte ich nun, daß sich in mir eine Regung im Kehlkopfbereich äußerte, die ich zuvor nie erlebt hatte. Ich spürte, wie ich regelrecht dazu gedrängt wurde, meine Stimme ebenfalls zu erheben. Ich tat meinen Mund auf, formte einen Laut, und dann ging es wie von selbst los.
Ohne weiter nachzudenken, erlebte ich, wie der Geist meine Stimmbänder benutzte, um irgendwelche Laute zu formen, die mir völlig fremd waren… Und obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich da aussprach, begriff ich in jenem Moment doch, was sich gerade ereignet hatte: Die Gabe der Zungenrede war in mir geweckt worden.”

Joachim hatte ebenfalls die “Reiki Weihe” an sich vollziehen lassen und erlebte während des Betens Phänomene, die er seit dieser “Weihe” kannte:

“An einem Morgen, während meiner Stille Zeit, erlebte ich, daß das leichte Wippen meines Körpers, das ich regelmäßig während des Zungenredens erlebte, plötzlich in ein starkes Schütteln überging. Meine Arme, die ich im Gebet seitlich nach oben gestreckt hatte, begannen sich dabei sehr stark hin und her zu bewegen, und mein ganzer Oberkörper wurde plötzlich heftig durchgeschüttelt… Zum ersten Mal erlebte ich derartige Schüttelerlebnisse bei einer Einweihungszeremonie in den ersten Reiki Grad. Als ich mich von der Reiki Meisterin für diese Energie hatte öffnen lassen, spürte ich regelrecht, wie eine fremde Kraft in meinen Körper kam und meinen ganzen Körper heftig durchschüttelte. Ob sich der Heilige Geist genau so manifestiert wie dieser Reiki Geist?” (ebda).

TOPIC kommentiert:
“Besonders auffällig ist das geradezu fiebrige Bestreben im pfingst-charismatischen Lager, die Gläubigen möglichst schnell mit einem neuen Geist zu impfen. Dieser Geist scheint wie ein Virus per Handauflegung oder auch nur durch Teilnahme an entsprechenden Veranstaltungen überzuspringen.“

Bei sog. Groß Evangelisationen fallen tausende Teilnehmer bei der “Geisttaufe” auf den Rücken und bleiben oft in obszönen Stellungen liegen,
so daß die Veranstalter Decken bereithalten, um vor allem Frauen zu bedecken.
Weil das Umfallen auch bei katholisch charismatischen “Heilungsgottesdiensten” geschieht, warnte Kardinal Suenens, der “Vater der katholischen charismatischen Bewegung” vor diesem Phänomen, das er als “parapsychologisch” beurteilte.

Auf eine Anfrage bei Joseph Kardinal Ratzinger, Kongregation für die Glaubenslehre, Rom, antwortet in dessen Auftrag Msgr. Dr. Georg Gänswein u.a.:

“Die von Ihnen beschriebenen Praktiken gewisser charismatischer Kreise sind in der Tat problematisch. Sie zeigen, wie wichtig und richtig die Warnungen von Kardinal Suenens waren, der übrigens vom Papst als Ratgeber der charismatischen Gruppen bestellt war und dessen Stimme deshalb auch amtlichen Charakter hat” (Juli 2004, Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen).

Auch der Psychoanalytiker K.G. Rey, leitendes Mitglied der katholischen charismatischen Erneuerung, Schweiz, stellt fest:

“Das Ruhen im Geiste schließt die Gefahr mehrfacher Täuschung in sich… Man glaubt, vom Heiligen Geist umgeworfen worden zu sein, während man sich massenpsychologischen Mechanismen unterzogen hat” (In: Gotteserlebnisse im Schnellverfahren, Kösel 1985, S. 130).

Wie das Umfallen so werden auch die charismatischen Wunderheilungen kontrovers beurteilt:
  als vom HEILIGEN GEIST bewirkt
  als Ergebnis von Massensuggestion
  als Betrug (tatsächlich wird beobachtet, daß Veranstalter Teilnehmer nach hinten stoßen)
  als dämonisch bewirkt.

Viele Christen sind ohne ein klares Urteil: Wundersucht, Erlebnishunger, Verlangen nach schneller Heilung, mangelndes Glaubenswissen, blindes Vertrauen auf Autoritätspersonen wie Prediger und Priester, massenpsychologisch geschickt arrangierte “Heilungsgottesdienste” mit Halleluja-Sprechchören, Zeugnisse “Geheilter” und suggestive Ansprachen bzw. Predigten erzeugen eine Erwartungshaltung, die von GOTT Heilung beanspruchen zu können glaubt, und eine Art magische Atmosphäre, die über den HEILIGEN GEIST oder JESUS CHRISTUS Verfügungsgewalt auszuüben versucht und GOTT damit zu einem Gehilfen des “Heilers” herabwürdigt.

Der Mensch hat aber keine Verfügungsgewalt über GOTT. Er hat keinen Anspruch auf Heilung körperlicher Gebrechen. Wer auf der Grundlage eines solch magisch verkommenen Glaubens zu heilen versucht oder Wunderheilung erstrebt, unterwirft sich nicht GOTT, sondern dämonischen Gewalten.

In der Regel werden charismatisch bewirkte Heilungen weder medizinisch überprüft noch kirchlichen Stellen gemeldet. Katholische Wunderheiler verstoßen damit gegen das Kirchenrecht, das eine Meldung außergewöhnlicher Heilungen zwecks Überprüfung vorschreibt.

 

Spiritistische Geist – Chirurgen

In einem Schreiben (vom 4.2.2004) an die Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen klagt Winfried Veldung, Vorsitzender des Arbeitskreises Radionik und Schwingungsmedizin e.V (Bad Schwartau):

“Während unsere katholische Kirche sich anschickt, den großen Verwirrer durch die Esoterikangebote auf die Gläubigen loszulassen, haben selbst unsere Purpurträger nicht begriffen, daß sie es mit einem Gegner zu tun haben. Überlegen Sie doch nur, was unsere kath. Akademie- und Bildungshäuser anbieten: Reiki, Prana Heilung, Yoga und damit Tür und Tor für New Age öffnen. … Unser Arbeitskreis widersetzt sich der herrschenden Tendenz, die Esoterik in das Heilungssystem einzugliedern…”

Tut er das wirklich?

Auf der Rückseite dieses Schreibens stellt Veldung sein “Forschungsprojekt Geist-Chirurgie” vor:
“Im Rahmen unserer Forschung ’Wie Heilung geschieht und welche Voraussetzungen dazu nötig sind’ führen wir nach den Richtlinien des Dachverbandes Geistiges Heilen ein Forschungsprojekt über die außergewöhnlichen Erfolge der Heiler und Geist-Chirurgen durch… Schwerpunkte unserer Forschung sind:
Paranormale Diagnosen u.a. durch Hellsehen und Automatisches Schreiben, Logurgie (Geist-Operationen), Heilen durch Energie, Gebetsheilung, Glaubensheilung… Fernheilung und Mediumistische Behandlungen.
Ziel: Wir wollen den Nachweis bringen, daß geistige Heilweisen sehr effektiv sind und deshalb auch in Europa toleriert und legalisiert werden sollten… Um Linderung, Besserung und Heilung zu erreichen, führen wir nach wissenschaftlichen Kriterien ’Therapeutische Reisen’ auf die Philippinen oder Brasilien im März, Juni und November durch… Selbstkostenpreis für 17 tägige therapeutische Reisen ab 2120 Euro. Wissenschaftliche Leitung: Winfried Veldung, Heiler Sozialtherapeut Heilpraktiker.”

Seine Begegnungen mit dem Heiler “Caruso”, der nach eigenen Angaben kath. Geistlicher ist, schildert Veldung in seiner “Dokumentation der Geist-Chirurgie”:

“Der Reverend Caruso kam mit noch zehn weiteren Heilern. Während noch die Mitarbeiter ihre Utensilien auspackten, bereitete sich der Reverend auf das Geschehen vor, das wir Heilung nennen. … Unauffällig ging er vom Normal- in den Trancezustand über. Zuckungen in Gesicht, Oberkörper und den Armen deuteten darauf hin… Dann war der Reverend im Gespräch mit Gott, wie die Mystiker aller Glaubenden.

’Er lädt den Heiligen Geist ein, bei uns zu sein’, war die Antwort einer Frau auf meinen fragenden Blick. Ein anderer Mitarbeiter las aus der Hl. Schrift in der Landessprache der Philippinen (Tagalog) vor, während wir uns an die Hände faßten und einen Kreis bildeten. Dann folgten frei gesprochene Gebete, und wir schlossen uns mit dem ’Vater unser’ an …
Vor den operativen Eingriffen salbten der Reverend und seine Heilerkollegen jedem von uns mit geweihtem Kokosöl die Stirn, Schläfen, Schultern und die bei jedem unterschiedlich erkrankten Bereiche … Die Vorbereitungen des Reverend begannen mit dem 150. Psalm: Gelobt seist Du, o Herr.

Die erste Patientin legte sich, mit einem Slip bekleidet, auf die Behandlungsliege und erklärte dem Dolmetscher ihr Magen-Darm Leiden.
Der Reverend hob seine Hände in Brusthöhe und richtete seine Zeigefinger auf den Magen und – ohne seinen Psalm zu unterbrechen – berührte er mit seinen Fingerspitzen die Bauchdecke, drang durch die Haut, und es bildete sich eine Körperöffnung von 3 mal 1 cm. Sofort rann Blutwasser über die Haut, und zwischen seinen Zeigefingern entwickelte sich die materialisierte Form der Krankheit:
Ein Stück menschliches Gewebe von 3 cm Länge und 0,5 cm Stärke wurde sichtbar und allen gezeigt, auch, damit es fotografiert werden konnte. Die Öffnung des Bauches schloß sich. Das Blut wurde abgewischt, und ein schwach roter Fleck war nach weiteren 4 Minuten verschwunden. Der Reverend beendete jetzt den Psalm: Alles, was Atem hat, preise den Herrn.’

Viele sahen zum ersten Mal eine geist-chirurgische Operation, und ihr Erstaunen und Zweifel waren ihnen im Gesicht anzusehen.

Ein neuer Patient nahm den Platz auf der Liege ein und ordnete sein Handtuch. Der Reverend begab sich in den ’Schutz des Allerhöchsten’ und besprach mit IHM die nächste Operation.
Im stillen habe ich immer wieder unsere Patienten bewundert, wenn sie ihren eigenen Operationen zusahen und voller Vertrauen dem Heiler ihren Körper überließen.

Heiler, das waren danach wieder Hausfrauen, Geistliche oder Bauern, die den Körper öffneten, Tumore entfernten, Knochen korrigierten und nie eine Stunde Anatomieunterricht gehabt hatten. Paranormalität ist mit Logik erst einmal schwer zu verstehen … Nach dem Eingriff – ohne das Lob Gottes zu unterbrechen, setzte sich der Reverend hin, und der Patient, nicht fühlend und wissend, was geschehen war, fragte, warum er nicht anfängt. Die Kassette mit Gregorianischem Choral, die das Besondere dieser Behandlung betonte, war abgelaufen und mußte umgedreht werden …

Die Geist-Chirurgie, als eine Variante der Paramedizin, hatte mich schon immer fasziniert. Woher wußte der Heiler, was zuerst behandelt werden müßte? War jede Krankheit für ihn gleich und spielte das überhaupt eine Rolle? Oder setzte er nur die Selbstheilungskräfte in Gang?

Herz  und Prostatabeschwerden, Colitis ulcerosa, MS, Krebs in den verschiedenen Organen, Grauer Star mit drohender Erblindung, Tennisarm, hoher Blutdruck, Durchblutungsstörungen oder Stoffwechselregulierungen, alles Krankheiten, die menschliches Leben so scheinbar unnötig erschweren, alles wurde aufgegriffen und IHM, dem Schöpfer des Geschöpfes Mensch vorgetragen. Die Barmherzigkeit Gottes erfüllt den Raum …

Bei einigen von uns holte der Reverend die Watte wieder aus dem Bauch, die er am vorherigen Tag – allen sichtbar – in die Bauchhaut geschoben hatte. Jetzt, nach der ’Reinigung’ war sie mit Blut und Gewebe behaftet … Der Reverend ging jetzt deutlich sichtbar vom Trance  in den Normalzustand über, erbat eine Cola und sog genußvoll an einer Zigarette …

Jetzt begannen die Heiler die Therapie der Ölmassage vorzubereiten:

Auf einem Kocher siedete das teure Kokosöl, der Reverend segnete es, griff hinein und besprengte die Hände seiner Heilerkollegen: Asperges me…, besprenge mich, o Herr … sang der Chor der Mönche auf der Kassette …
Wie sagte doch der Reverend, als ihm eine Frau so spontan dankte? Abwehrend rief er: Nicht ich, sondern: Preise den Herrn!’
Der Reverend nahm nur Spenden an. Jeder gab, was ihm die Behandlung wert war und legte Geld, Süßigkeiten, Kugelschreiber, Kaffee, gebrauchte Kleidung auf ein Tablett …

Am Abend fragte mich eine Frau aus der Gruppe, ob ich die vier Engel um ihn herum gesehen hätte. Hatte ich nicht, da ich nicht hellsichtig bin. Mir war aber, als wäre ein Engel dagewesen …

Was ist Geist-Chirurgie?

Nicht eine andere Art schulmedizinischer Chirurgie, sondern aus unserer Sicht ein paranormales Heilungsgeschehen. Es wird nur in Brasilien und auf den Philippinen praktiziert.
Störungen und Krankheiten erkennt der Heiler in der Ganzheit seines Patienten. Durch seine Mental-Energie, verbunden mit seinem Bewußtsein, dematerialisiert er Krankheiten – Geschwulste – Schmerzen und verschiebt das in einem psycho-plastischen Vorgang durch den Körper und rematerialisiert es auf der Haut. Zugleich wird die energetische Grundregulation wieder aktiviert, so daß die Selbstheilungskräfte funktionieren können …

Der operative Vorgang ist immer schmerzlos. Betäubung und Asepsis sind nicht erforderlich, Nebenwirkungen nicht bekannt, wenig Blutverlust, Zeit 3 – 8 Minuten und unabhängig von der religiösen Einstellungen” (Faltblatt des AK, Waldstr. 20, 23611 Bad Schwartau).

Über die an ihm selbst vollzogene Geist – Operation schreibt Veldung:

“Nachdem ich mich später intensiv mit ’Geistigen Heilweisen’ beschäftigt hatte und z.B. in Rio die Operation von Dr. Fritz erlebt hatte, flog ich mit einer Gruppe von Kollegen auf die Philippinen. Aus Gründen der medizinischen Dokumentation und um die Beschwerden zu übersetzen, habe ich direkt 250 geistchirurgische oder paramedizinische Eingriffe in den Körper erlebt …

Nach einem Gebet legte die Heilerin ein weißes Handtuch auf meinen Oberkörper, das für sie eine Art Röntgengerät war.
In Stichworten sagte sie, daß am Herzen und an der Prostata etwas gemacht werden müßte. Auch wollte sie die aufsteigenden Arterien reinigen und die Leber entschlacken.

Sie machte mit ihrem Finger einen psychokinetischen Schnitt (in der Luft) über meiner Herzgegend. Es floß etwas Blut, und ich sah, wie sie mir Klumpen geronnenen Blutes zeigte. Dann nahm sie als Apport dematerialisiertes (pathologisches?) Material, das sich in der Wunde rematerialisierte und gab es mir. Es war einwandfrei menschliches Gewebe. Den Eingriff in meine Prostata filmte meine Kollegin. Ich spürte nichts. Niemals hätte ich mich bei einem Urologen auf den Tisch gelegt, denn die verhängnisvollen Nachteile einer schulmedizinischen Operation waren mir bekannt.

Es wurde die lustigste Operation, die ich je erlebte. Am Skrotum (Hodensack) nahm die Heilerin die Watte wieder aus dem Körper, die sie mir in die Stirn gesteckt hatte. Ich wurde dann noch mit Energie aufgeladen, was ich als Prickeln empfand, und nach einem weiteren Gebet war nach einigen Minuten die Behandlung beendet.
Wie hoch sind die Heilungsquoten? Es gibt keine exakten statistischen Unterlagen … Als Richtwert gilt: Ca 3 % Spontanheilungen, 30 % Besserung oder Heilung in 14 Tagen, 30 % Besserung oder Heilung in bis zu 6 Monaten, 30 % ohne Resonanz” (ebda).

In seinem Faltblatt “Meine Begegnung mit dem Heiler und Geist Chirurgen Johannes” schreibt Veldung u.a.:
“Der OP war ein Raum in einem Hotel auf den Philippinen … An der getünchten Wand hing das Gnadenbild der Muttergottes von Guadalupe aus Mexiko City … Ein Heiler hielt die Heilige Schrift aufgeschlagen mit dem 17. Kapitel des Johannes Evangeliums zwischen den Händen und richtete sie auf die kranke Stelle im Kopf …
Im Hintergrund spielte leise ein Kassettenrekorder die gregorianische Version des ’Veni creator spiritus’, ein Hymnus oder Lobpreis auf den Heiligen Geist, ohne den nichts geschieht.

Bruder John (Johannes) legte den Kopf des Mannes auf eine Bibel in der Landessprache Tagalog. Mit seinen Händen glitt er dann über den nackten Körper … Vorsichtig legte er dann seine Hände auf den Kopf und forderte ihn auf, zu beten und sich auf die Heilung zu konzentrieren. Dann ging alles sehr schnell:

Er nahm den linken Zeigefinger einer unserer Patientinnen und machte 30 cm oberhalb der Schläfe einen Schnitt in der Luft. Sofort zeigte sich auf der Schläfenhaut ein 4 cm langer Schnitt, der sich langsam mit Blut füllte. Auf diese Körperöffnung durch einen psychokinetischen Schnitt legte er eine 1 Peso Münze, etwas Watte, die ein anderer Heiler mit einem Feuerzeug anzündete und gleich mit einem Schnapsglas – als Schröpfglas, überdeckte … Die 4 Heiler warteten und beteten still. John nahm das Schröpfglas ab … und entwickelte unter leichtem Ziehen ein daumengroßes, rotes Stück Gewebe, die materialisierte Form der Krankheit …

Der Heiler John tat das Beste, was er tun konnte, zu heilen mit den Worten des Sohnes Gottes, als wäre Er hier. Die Ausgabe des Buches der Bücher, voller Ölflecken und die vom Schweiß unzähliger Kranker gewellten Seiten, schien nichts von ihrer ursprünglichen Energie eingebüßt zu haben. Es war, als würde sich diese göttliche Energie nie verbrauchen …

Die geist-chirurgischen operativen Eingriffe geschahen sehr schnell. Wieder spielte sich das gleiche Ritual bei einer krebskranken Lehrerin ab:

Aus dem Unterleib, eine Handbreite über dem Schambein, zog John jetzt Plastikfäden, Haarbüschel und eine Plexiglasscheibe hervor. ’Witchcraft’ sagte John ohne Betonung und meinte eine negative Beeinflussung durch dämonische Wesen, schwarze Magie oder eine Verfluchung …

Ihr Heiler gab ihr dann noch ein ungewöhnliches ’Medikament’ mit – die Versöhnung: Du sollst noch vor Sonnenuntergang all den Menschen verzeihen, die dich verletzt, verleumdet und gedemütigt haben  (ebda).

Veldung meint in gutem Glauben, die geschilderten “charismatisch-katholischen” Geist-Heilungen von magischer Geist-Chirurgie unterscheiden zu können.

Über die kath. Geist-Heilerin Nieves,
die mit einem kath. Priester und “Energiemasseur” zusammenarbeitet, schreibt er:
“Sie gehört nicht zu den Heilmagiern, die ihre paranormalen Fähigkeiten zur Verblüffung der Heilungstouristen einsetzen. Durch eine Show lassen diese sich irritieren. Ihr Heilungsegoismus ist so grenzenlos, daß sie sich nur von den ’besten Heilern’ behandeln lassen wollen und dabei nicht merken, daß sie Magiern und Scharlatanen aufgesessen sind.
Hier war alles offensichtlich, nichts war geheimnisvoll oder mit Tricks gespielt. Wir waren dabei. Aber haben wir das Wirken des Heiligen Geistes verstanden, den die Heiler zu Beginn eingeladen hatten?”

Auch Nieves “operiert” unter einem Marienbild, segnet zusammen mit 5 anderen Heilerinnen und 3 Energiemasseuren “unser mitgebrachtes Mineralwasser, das vor den Behandlungen getrunken werden sollte und unser Kokosöl, mit dem wir uns täglich massierten”.
Zu Beginn einer jeden Behandlung “gingen ihre Hände über den Körper … Ihre Fingerspitzen drangen über und in die Haut. Blutwasser lief … Die materialisierte Form der Krankheit nahm sie aus den kleinen, von ihr geschaffenen Körperöffnungen und legte sie auf die Hautfläche des Bauches, der Arme oder des Kopfes. Unter den knautschenden Handbewegungen bildeten sich auf der Bauchdecke unterschiedliche Formen von Gewebe. Dann drückte sie offensichtlich Watte in die erkrankten Bereiche, um sie am nächsten Tag, oft an anderer Stelle, wieder zu entfernen …

Auf einen Bogen Papier schrieb sie sehr schnell einige Sätze, die wir nicht lesen konnten. Am Abend sollte die Frau diesen Zettel verbrennen und die Asche mit einem Glas Saft trinken. Während des ’Automatischen Schreibens’ hatte Nieves Zugang zu Heil-Informationen aus einer anderen Dimension …

Im Hintergrund unseres Behandlungsraumes saß der Geistliche auf einem Stuhl, in sich versunken … Dieser einfache, schlichte Priester war nicht als Theologe hier, sondern als Energiearbeiter. Nach den operativen Behandlungen lud er die verbrauchte Energie durch Massagen wieder auf. Keiner wollte darauf verzichten …

Eine Frau kam nach ihrer Behandlung zurück. Sie hatte starke Schmerzen… eine Form der Erstverschlimmerung… Nachdem der Schmerz wegmassiert war, setzte sich Nieves, hielt ihre Hände vors Gesicht, und mit tiefen Atemzügen und Erschütterungen kam sie aus ihrer Trance in unsere Wirklichkeit zurück” (Faltblatt “Meine Begegnung mit der Heilerin und Geist Chirurgin Nieves”).

Wissenschaftliche Untersuchungen der “Geist – Chirurgie” beweisen, daß diese entweder auf Magie oder Betrug beruht.

Der ev. Pfr. Dr. Kurt Koch nennt die Trancechirurgie ein spiritisches Phänomen, in dem es zu Apporten kommt. Diese Apporte bedeuten ein Auftauchen und Verschwinden von Gegenständen in geschlossenen Räumen, sog. Dematerialisationen. Er warnt ausdrücklich vor diesen dämonischen Praktiken, die immer eine Belastung des Seelen-und Glaubenslebens mit sich bringen.

Geistheiler Bruno Gröning

(Siehe unter Geistheiler bei www.horst-koch.de)

Mesmerismus

Franz Anton Mesmer (1734-1815) lehrte, einige Menschen seien – wie er – mit der Kraft des “Magnetismus” begabt.

Durch “über den Körper streichen”, Handauflegung oder Berühren mit besonderen Eisenstangen könnten Kranke an der magnetischen Heilkraft Anteil haben und geheilt werden.

Die “Strahlung des Magnetiseurs” ist physikalisch nicht nachweisbar. Mesmer wurde als Betrüger entlarvt, mußte Wien, wo er eine lukrative Praxis unterhielt, verlassen und ließ sich in Paris nieder. Dort führte er “spiritistische Massenheilungen” vor und versprach, seine Heilmethode all denen zu offenbaren, die eine bestimmte Gebühr einzahlten. Dieses nie eingelöste Versprechen brachte ihm 340 000 Livres ein.

Zwei vom Staat bestellte Ärzte-Kommissionen, die den sog. Mesmerismus untersuchten, kamen zu dem Ergebnis, daß der sog. “Heil-Magnetismus aller Realität bar und das Werk einer aufgeregten Einbildungskraft, wenn nicht gar absichtlicher Betrug” sei.

Mesmer wurde aus Frankreich ausgewiesen, kehrte nach Deutschland zurück, (wo er 1734 in Iznang am Bodensee geboren wurde) und starb 1815 in Meersburg am Bodensee.

Noch heute stehen Mesmers Irrlehren Pate bei einer Vielzahl esoterischer Heilverfahren, die sich angeblich “magnetischer Kräfte” bedienen und durch Handauflegung “heilmagnetisches Fluidum” auf andere zu übertragen vorgeben.

 

Spiritistische Heiler

Seit 1991 zieht die niederländische Geistheilerin Jomanda Tausende Heilungssuchende nach Tiel, nahe Arnheim, in eine mit 3000 Plätzen gefüllte Halle. Die Heilungsveranstaltungen beginnen mit einem englischen Song, dessen Refrain von allen gesungen wird: “Wir sind jetzt alle zusammen, um die Kraft des Lichtes zu bekommen und zu fühlen, wie die Energie nach innen geht”. Solo singt Jomanda: “Wenn einst alle Christen und Moslems, Buddhisten und Hindus, arm und reich, solchermaßen sich auf eine höhere gemeinsame Kraft besinnen, dann könnte Frieden auf Erden sein.”

“Auf die Bitte Jomandas an das Publikum, die Bühne zu betreten, rutschen einige von ihren Stühlen und kriechen, wie ferngesteuert, mit roboterhaften Bewegungen durch den Saal.

In Trance liegen Menschen am Boden, Gelähmte springen aus ihren Rollstühlen und rennen drei Stunden lang umher (nach dem Erwachen erinnern sie sich nicht mehr und werden in den Rollstuhl zurückgetragen).

Andere brechen in lautes Weinen aus oder in schallendes Gelächter (sie lachen sich gesund), bleiben, wie von einer fremden Macht gefesselt, sitzen oder fallen rückwärts von ihren Stühlen.

Bei der Heilbehandlung durch Handauflegung von Jomanda (etwa zwei bis drei Sekunden) fangen weitere Menschen an zu zucken, zu zittern, fühlen sich gewürgt oder spüren Stiche wie bei einer Injektion. Jomanda erklärt, nicht sie heile, sie sei nur Werkzeug, sondern verstorbene Ärzte von der anderen Seite. Der Saal sei voller Lichtwesen, die auch spirituelle Operationen durchführten. Tatsächlich behalten einzelne Besucher Narben oder Hautrötungen für einige Tage zurück. Niemand dürfe einen in Narkose (Trance) liegenden Menschen anfassen, das könnte starke Schmerzen auslösen.

Am Ende der Veranstaltungen werden alle Besucher kostenlos mit ’aufgeladenen’ Fotos und guten Ratschlägen von Jomanda versorgt:
Wasser könne auch vor dem Radioapparat mit Heilkraft aufgeladen werden, wenn Jomanda sonntags regelmäßig über den Rundfunk zu hören ist.

Die reichlich fließenden Spenden werden von einer Stiftung verwaltet und für gute Zwecke, für humanitäre Projekte ausgegeben. Überhaupt will Jomanda nur Gutes: Frieden und Liebe auf die Erde bringen”.

Diesen Bericht (Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen) ergänzt die Augenzeugin mit dem Kommentar:

“Vergleicht man dieses Happening mit charismatischen Veranstaltungen, so ergeben sich viele Ähnlichkeiten. Lachen können die Dämonen auf alle Fälle, gelingt es ihnen doch, die Menschen ihrer Würde zu berauben und sie wie Tiere am Boden kriechen zu lassen. Allerdings wird bei Jomanda nicht gebrüllt, geknurrt oder gegackert wie bei charismatischen Veranstaltungen, wo das Gebrüll z.B. als das ’Brüllen des Löwen von Juda’ gedeutet wird.”

 

Geistheilung im Urteil der Bibel

Die bei Wunderheilungen von Pfingstlern, Charismatikern und “Heilern” auftretenden Phänomene sind der Bibel unbekannt.

Kein einziges Heilungswunder JESU oder der Apostel war mit Rückwärtsfallen, krampfartigen Zuckungen, Zittern, Schreien, “heiligem Lachen”, Hüpfen oder Tierlauten verbunden.

Von GOTT ergriffene Menschen fallen in Ehrfurcht stets nach vorn – auf ihr Angesicht oder auf die Knie. Das belegen zahlreiche Bibelstellen:

“Da erschien die Herrlichkeit des HERRN dem ganzen Volke … Als das Volk dies sah, jubelte es, und alle fielen auf ihr Angesicht” (3 Mos, 9, 24).

“Ich fiel auf meine Knie nieder und breitete meine Hände zum HERRN, meinem GOTT aus” (Esra, 9,5).

Zu Boden stürzt, wer vom Gericht GOTTES getroffen ist, wer versucht, Macht über GOTT auszuüben, oder von Dämonen Besessene während eines Exorzismus:

“Als der Bote die Bundeslade GOTTES erwähnte (daß sie geraubt worden war), fiel Eli rücklings vom Stuhl” (Sam 4, 18).

“Sogleich stürzte Saul seiner ganzen Länge nach zu Boden und geriet in große Angst” (1 Sam 28, 20).

“Als ER nun zu ihnen (bei seiner Gefangennahme) sagte: ICH BIN es!’, da wichen sie zurück und fielen zu Boden” (Joh 18,6).

“Bei dem Anblick JESU schüttelte ihn (den Besessenen) der Geist; er fiel auf die Erde, wälzte sich und schäumte … Unter lautem Geschrei und heftigen Zuckungen fuhr er (der Dämon) aus” (Mk 9,20).
Die bei Geistheilungen zu beobachtenden körperlichen Reaktionen werden auch von Völkerkundlern in zahlreichen Publikationen über heidnische Völker beschrieben. Auch die im Namen JESU gewirkten Heilungen sind keine Garantie für ein Wirken GOTTES: “Viele werden an jenem Tage zu MIR sagen: HERR, haben wir nicht in Deinem Namen viele Wunder gewirkt?’ Alsdann werde ICH ihnen offen erklären: Niemals habe ICH euch gekannt! Weichet von MIR, ihr Übeltäter!’ (Mt 7,12 f).

Schon der Apostel Paulus mahnte: “Lege keinem voreilig die Hände auf, und mache dich nicht fremder Sünden mit schuldig. Halte dich selbst rein” (1. Tim 5,22).

Geistheiler und alle Esoteriker, die durch Handauflegung “Heilkraft” übertragen wollen, mißbrauchen das wirkmächtige Symbol der Handauflegung, die bereits im Alten Testament bekannt war zur Übertragung von Vollmachten (Erstgeburtsrecht und Amtsvollmacht).

Durch Handauflegung segnete und heilte JESUS CHRISTUS und in Seinem Auftrag heilten auch die Apostel:
“Da brachte man Kinder zu IHM, damit ER ihnen die Hände auflegte und für sie betete” (Mt 19,13).

“Paulus ging zu ihm hinein und betete; dann legte er ihm die Hände auf und heilte ihn” (Apg 28,8).

Die Handauflegung in Auftrag und Namen JESU CHRISTI ist in der katholischen Kirche bei der Sakramentenspendung der Firmung und Priesterweihe heiliges und wirkmächtiges Zeichen.

Unter Handauflegung wird den Priestern die Kraft der Sündenvergebung übertragen: “Da legten sie (Petrus und Johannes) ihnen die Hände auf, und sie empfingen den HEILIGEN GEIST (Apg 8,17).

Durch Handauflegung wird der HEILIGE GEIST mitgeteilt, und durch Handauflegung beim Exorzismus werden Dämonen ausgetrieben. Deshalb setzt Satan alles daran, die Handauflegung für seine Zwecke zu vereinnahmen und Lügenwunder zu wirken, wozu er die Macht hat:

“Der Widersacher, der sich erhebt über alles, was GOTT und Heiligtum heißt…. der sich für GOTT ausgibt… Sein Auftreten geschieht mit Teufelskraft unter allen möglichen Trugzeichen und Lügenwundern” (2.Thess 2,4f).
In welchem Bereich kann der Truggeist durch Scheinwunder mehr Macht über die Menschen gewinnen als im esoterisch-medizinischen?

“Heiler” sind nicht   wie die Apostel   von JESUS CHRISTUS bevollmächtigt und berechtigt, Heilwunder zu wirken. Sie maßen sich die Gabe der Heilung an, täuschen hilfesuchende Menschen und bringen sie in Abhängigkeit von okkulten Kräften.

Heilungen durch Häretiker und Esoteriker sind nicht von GOTT geschenkt   auch nicht, wenn sie in Heilungsgottesdiensten gewirkt werden. Sie müssen als “Heilzauber” verworfen und gemieden werden.
Scharf verurteilt die Bibel, Handauflegung als “Heilzauber” zu mißbrauchen:
“Als aber Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apo¬stel der HEILIGE GEIST verliehen werde, bot er ihnen Geld an mit der Bitte: Gebt auch mir diese Gewalt, daß jeder, dem ich die Hände auflege, den HEILIGEN GEIST empfange.’
Petrus aber erwiderte ihm:
„Dein Geld fahre samt dir ins Verderben, weil du gemeint hast, die Gabe GOTTES für Geld zu erwerben. Du hast keinen Anteil und kein Anrecht darauf, denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor GOTT“ (Apg 8,18f).

 

Handlesen


Das Schicksal eines Menschen aus der Hand zu wahrsagen, ist Chiromantie,
uralt und oft verflochten mit Astrologie. Heute hat das Handlesen – wie die Astrologie – auch seinen Platz in der esoterischen Medizin.
Handleser bezeichnen sich als “Chirologen”. Ihre Diagnostik nennen sie “Chirologie” (gr.: cheir = Hand und logos = Lehre). Nahezu alle Krankheiten wollen Chirologen aus der Hand lesen können, auch Aids und Homosexualität.

Trotz erheblicher Widersprüche in der Deutung von Handzeichen, lassen sich bei Chirologen gemeinsame Vorgehensweisen darstellen:
Sie alle beobachten die Handform, die Festigkeit, Farbe und Beweglichkeit der Hände und die auf den Handflächen befindlichen Furchen bzw. Papillar Leisten auf den Fingerkuppen und in der Hand.
Widersprüche in der Deutung der Zeichen erklären Chirologen mit dem Hinweis, die Handlesekunst sei Begabung von “Auserwählten”, von “Sehern”.

Vergleichende Untersuchungen von Publikationen über die Chirologie zeigen, daß die Handzeichen weder eindeutig charakterisiert werden, noch Chirologen übereinstimmend Auskunft ge¬ben über eine akute, bevorstehende oder überwundene Erkrankung oder über Krankheits Dispositionen. Es fehlen z.B. übereinstimmende Angaben über Länge der Furchen bzw. Leisten, über deren Anfangs  und Endpunkte, ihre Winkelmaße usw.

Forschungen der Wissenschaftlerin Jasmin ei Mahmoud mit Patienten der Uni Klinik Marburg, deren Gallenwegserkrankungen durch klinische Untersuchungen eindeutig nachgewiesen waren, ergaben, daß diese aus der Hand nicht erkannt werden konnten.

In einer Voruntersuchung hatte el Mahmoud festgestellt, daß Chirologen Zeichen eines Herzfehlers bei 60,3% der Patienten aus der Hand diagnostizierten, die Gesamtbevölkerung aber nur 0,2% echte Herzfehler aufweist, und daß ein Zeichen für Gallensteine in der Chirologie völlig fehlt, während 15 20% der Bevölkerung an Gallensteinen leidet.

Das Ergebnis der Hauptuntersuchung faßt el Mahmoud zusammen:
“Aus der Analyse geht hervor, daß es sich bei der Chirologie um ein paramedizinisches Verfahren handelt… Kritische Aufklärung auf diesem Gebiet erscheint daher dringend notwendig… Chirologische Pseudodiagnostik, wie sie zur Zeit betrieben wird, kann nur als Scharlatanerie bezeichnet werden” (I. Oepen, Paramedizin, S. 37f).
Chirologie ist nach wie vor Chiromantie, Wahrsagerei, die von GOTT verboten ist.

Hildegard Medizin

Hildegard von Bingen (1098 – 1179), eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Mittelalters, erste deutsche Naturforscherin und Mystikerin, war von Kindheit an visionär begnadet. Ihre bedeutendsten mystischen Werke sind: Liber Scivias, Liber vitae meritorum und Liber divinorum operum. Diese Bücher wurden von Hildegard unter Antrieb einer “inneren Stimme” herausgegeben, die ihr befahl, das Geschaute zu offenbaren.

Die medizinischen und naturwissenschaftlichen Schriften Hildegards, so das Ergebnis heutiger Forschung, sind nicht visionären Ursprungs, sondern Sammlungen mittelalterlichen Wissens und deshalb nicht nur überholt, sondern z.T. falsch und als therapeutische Anleitungen gefährlich.

Die medizinische Schrift Hildegards Causae et Curae ist nur als Handschrift aus dem 13. Jahrhundert erhalten, liegt also nicht im Original vor. Das fälschlich Hildegard zugeschriebene Buch eines unbekannten mittelalterlichen Verfassers “Von den Steinen” wurde erst im 16. Jahrhundert (1533 und in 2. Auflage 1544, Augsburg) ihrem Werk “Physica” (Naturkunde) hinzugefügt.

In 26 Kapiteln werden Entstehung, Qualität, Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten von Steinen beschrieben. So soll z.B. der Magnetstein aus dem Speichel giftiger Schlangen und der Ligurit bzw. Titanit aus Luchs Urin entstanden sein.

Viele Aussagen widersprechen dem christlichen Weltbild Hildegards und müssen als magisch und abergläubisch verworfen werden.
Der Medizinhistoriker Heinrich Schipperges faßt nach gründlichen Recherchen zusammen:

“Angesichts der zunehmenden Aktivitäten einer sog. Hildegard Medizin haben wir festzustellen, daß die naturkundlichen Schriften natürlichen Erfahrungen entstammen und dem Wissensstand der damaligen Zeit entsprechen… Die Versuche, eine durchaus berechtigte Naturheilkunde als Hildegard Medi¬zin’ in die ärztliche Praxis und in den Bereich der Apotheke zu bringen, entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage” (Hildegard von Bingen, S. 65).

In neuer Übersetzung (1985) machten Dr. med. Gottfried Hertzka und Dr. Wighard Strehlow das Buch des anonymen mittelalterlichen Verfassers als “Edelsteinmedizin der heiligen Hildegard” vor allem Katholiken bekannt, um es später in der Esoterik Szene gewinnbringend zu vermarkten (Bauer Verlag, Freiburg).

Als wörtlich von GOTT diktiert   und darauf legen beide Herausgeber wert   soll Hildegard u.a. folgende Empfehlung gegeben haben:
“Ehe ein Mensch zu Bett geht, trage er allabendlich einen Achat offen (auf der flachen Hand liegend) kreuzweise durch das Haus, der ganzen Hauslänge nach und auch in der ganzen Breite. Dort werden Diebe ihr Handwerk weniger nach Belieben ausüben und beim Stehlen weniger Erfolg haben” (a.a.0. S. 21).

Diese Anweisung sei “sicher hildegardisch” betonen die Übersetzer des mittelalterlichen Edelsteinbuches.
Nur “peinlich genaues Befolgen der Vorschriften führt zum Erfolg”, so vor allem der therapeutischen, da sie ja Offenbarungen Gottes seien:
“Das mystische Diktat stellte Hildegard die Wortwahl nicht frei.” So mache der Achat “geschickt und feinfühlig und klug im Gespräch, weil der Achat aus Feuer, Luft und Wasser geboren wurde” (ebda S. 18).

Ein Epileptiker könne geheilt werden, wenn “er einen Achat drei Tage lang ins Wasser legt, wenn der Mond eben voll geworden ist. Am vierten Tag nehme er ihn wieder heraus und koche dieses Wasser leicht, ohne daß es aufwallt. Dieses Wasser soll er aufheben und damit alle Speisen kochen, die er verzehrt, bis der Mond ganz abgenommen hat” (ebda S.19).

Lebensgefährlich sind Therapien, die einen rechtzeitigen Arztbesuch verhindern, wie z.B.: “Wo eine Spinne den Menschen an einer Körperstelle fixiert, da streiche man den Stein (Ametyst) über die Bißstelle, und er wird geheilt werden.” Hertzka und Strehlow kommentieren: ” Sehr wohl ist auch an einen Zeckenbiß zu denken, dessen Gefährlichkeit in den letzten Jahren in zunehmendem Maße erkannt worden ist. Unseren Wanderern in Wald und Flur kann man nur raten, sich mit einem Ametyst bewaffnet auf den Weg zu machen. Die Zecken, die hauptsächlich im Unterholz auf ihre Opfer lauern, gehören nämlich zu den Gliederfüßlern wie die Spinnen auch” (ebda S. 28).

Wer sich auf einen Stein verläßt, für den wird jede Hilfe gegen die gefährliche Zecken Infektion wie Hirnhautentzündung oder Borreliose zu spät kommen.

Zahlreiche andere Beispiele beweisen mangelndes Verantwortungsbewußtsein dem Kranken gegenüber:
“Sogleich, wenn ein Mensch Gift aß oder trank, schabe er vom Beryll etwas Pulver in (Quell ) Brunnenwasser oder auch in anderes Wasser und trinke das sogleich. So an fünf Tagen einmal täglich nüchtern getrunken, wird er das Gift entweder durch Brechreiz ausspeien, oder es läuft durch den Magen hindurch und verläßt ihn hinten (mit dem Stuhlgang)” (ebda S.47).

Theologisch völlig unhaltbar sind therapeutische Empfehlungen zur Heilung von Besessenheit:
“Alle Edelsteine sind ihrer Natur nach dem Bösen feind”, soll Hildegard in der Einleitung zu “ihrem” Edelsteinbuch geschrieben haben (ebda S.10):
“Wenn ein Mensch vom Teufel besessen ist, so gieße man ein wenig Wasser über den Chrysopras und spreche dabei:
„O, Wasser, ich gieße dich über diesen Stein mit jener Macht, durch welche Gott die Sonne mit dem Lauf des Mondes verknüpfte.’ Und dieses Wasser sollst du dem Besessenen zu trinken geben … An jenem ganzen Tag wird der Teufel in ihm gequält und immer schwächer und übt dann seine Kräfte in ihm nicht so aus, wie er es vorher getan. So verfahre an fünf Tagen.

Am 5. Tag aber mache mit dem Wasser ein dünnes Brötchen, ein Dürrbrot, und gib es ihm zu essen, auf welche Weise du es kannst. Wenn der Luftdämon kein bösartiger ist, wird er von jenem Menschen weichen.”
Auf folgende Weise könne man erkennen, ob der Luftdämon harmlos oder bösartig sei:
“Wenn der Mensch gerne lacht und andere Menschen freundlich, d.h. holdselig ansieht, auch wenn er zwischendurch ab und zu mit den Zähnen knirscht und griesgrämig ist, dann ist dort ein gutartiger Luftgeist da …” (ebda S. 67f).

Abgesehen davon, daß es keine harmlosen oder gar “gutartigen” Dämonen gibt, wird jeder Exorzismus zum magischen Hokuspokus herabgewürdigt, deutlicher noch in folgendem Beispiel:
“Nimm ein noch warmes Roggenbrot und schneide in die obere Kruste das Zeichen des Kreuzes, ohne aber das ganze Brot durchzuschneiden. Dann nimm den Hyazinth, und ziehe den Stein diesen Schnitt entlang von oben nach unten, und sprich dabei: Gott, der die ganze Edelsteinherrlichkeit dem Teufel abnahm, als dieser seinen Auftrag übertrat, befreie dich, N.N., von aller Verblendung und Zaubersprüchen und löse von dir das Leiden dieser Verwirrtheit!’

Und nochmals ziehe mit diesem Stein in der Quere über jenes warme Brot und sprich:

,Wie der Glanz, den der Teufel ursprünglich besaß, wegen seiner Übertretung ihm genommen wurde, so werde auch diese Sinnesverwirrung, die dich, N.N., durch mancherlei Blendwerk und mannigfache Verzauberung plagt, von dir genommen und falle von dir ab’… Wenn du das oft machst, wird er geheilt werden” (ebda S. 79f).

“Wenn ein Mensch von einem bösen Geist besessen ist, soll ein anderer Mensch den Saphir in Wachs legen und das Wachs in Leder einnähen und ihm den Lederbeutel um den Hals hängen und sprechen:
’O du schädlicher Geist, weiche sofort von diesem Menschen, so wie bei deinem ersten Sturz die Herrlichkeit deines Glanzes sofort von dir abfiel.’

Und der böse Geist wird sehr geplagt werden und wird von diesem Menschen weichen, außer wenn es ein ganz böser, ganz schlimmer Geist ist…” (ebda S. 117).

Diese Beispiele beweisen den antibiblischen esoterischen Geist des mittelalterlichen Steinbuches.
Unter Besessenheit versteht die Bibel die Inbesitznahme des Körpers eines Menschen durch einen oder mehrere Dämonen. Daß es Besessenheit gibt, ist in der Bibel mit rund 50 Berichten über Teufelsaustreibungen (Exorzismen) bezeugt. JESUS selber hat exorziert, um zu beweisen, das durch IHN   und nur durch IHN   Satan und sein Anhang besiegt worden ist: “Der Sohn GOTTES ist dazu erschienen, daß ER die Werke des Teufels vernichte” (1. Joh 3,8). Und nur “im Namen JESU” können Menschen von Besessenheit geheilt werden: “In Meinem Namen werden sie (die Jünger JESU) Teufel austreiben” (Mk 16,17).

In allen Exorzismus Beispielen der sog. Hildegard Edelstein-Medizin ist kein einziges Mal der Name JESUS als wunderwirkende Macht erwähnt. An Seine Stelle sind Steine und Beschwörungsformeln gesetzt, tote Steine und Magie.

Indem Hertzka und Strehlow das mittelalterliche Buch der Steine als göttliches Diktat vorstellen, entziehen sie seinen Inhalt nicht nur jeder kritischen Hinterfragung und Überprüfung, sie stellen das esoterische Buch auch gleichwertig neben die Autorität der Bibel. Zahlreiche “Hildegard Freunde” werden dadurch zu magischen und abergläubischen Praktiken verführt und geraten auf den Irrweg esoterischer Medizin.

Als Esoteriker enttarnen sich Hertzka und Strehlow auch, wenn sie feststellen: “Die Edelsteine spielen aufgrund ihres kosmischen Ursprungs eine wichtige Schlüsselrolle’ bei der Heilung des ganzen Menschen an Körper, Seele und Geist” (a.a.O.136S. 154). Um esoterische Irrlehre handelt es sich auch, die Verantwortung für eine Erkrankung allein dem Patienten zuzuschreiben, Steine als sakramentalen Ersatz aufzuwerten und die Heilung von Krankheiten als Gebetserhörung ausdrücklich auszuschließen:
“Alle anderen Heiligen beschatten vom Himmel her immer noch irgendwie das Werk ihrer Erdentage. Die gute Hildegard darf das nicht… So kann niemand mehr behaupten, die medizinischen Erfolge der Hildegardmittel beruhten auf Glaubenswundern” (Handbuch der Hildegard Medizin, 1987, S.1 12).

Wer über die Hintergründe der sog. “Hildegard Edelstein Medizin” aufklärt, wird von “Hildegard Freunden” mundtot gemacht:
“Stellen Sie sich vor, welchen Schaden Sie dem Reich Gottes zufügen, wenn Sie so negativ über Edelsteine berichten!” Es folgen dann in der Regel nicht überprüfbare Heilungsberichte, die dem Kritiker “gänzlich die Luft nehmen” sollen, verbunden mit der selbstherrlichen Aufforderung, sich für die “falschen” Informationen zu entschuldigen.

Die Edelsteine seien ein Geschenk GOTTES und ihre Wirkung “wissenschaftlich abgesichert”. Aber die Steine gäben ihre verborgenen Kräfte eben nur jenen preis, die sich ihrer “inneren Wirklichkeit” öffnen würden.
Sog. “Hildegard Freunde” glauben und “wissen” es deshalb immer besser.
 

 

Iris – Diagnostik


Die “Iris-Diagnostik”, nach 1881 durch den ungarischen Homöopathen Ignaz von Peczely bekanntgemacht,
wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts verworfen und ist heute durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen als Scharlatanerie enttarnt. Trotzdem gehört sie nach wie vor zu den beliebtesten Diagnose-Hilfsmitteln von Heilpraktikern und Heilern.

Peczely lehrte, der gesamte Organismus sei durch Nervenbahnen mit der Iris verbunden. Aus Struktur und Verfärbungen der Iris könne auf Störungen und Krankheiten geschlossen werden.

Heute sind rund 20 “Iris-Karten” im Gebrauch, die das Auge in Segmente aufteilen, die den einzelnen Organen zugeordnet werden. Diese Iris Karten weichen z.T. erheblich voneinander ab.

In einer Doppelblind Studie der Universität Maastricht, Niederlande, sollten Iris-Diagnostiker Gallensteine bzw. eine entzündliche Gallenblase diagnostizieren. Die Versuchsteilnehmer legten als Ort der Gallenblase den unteren Quadranten der rechten Iris fest, etwa die Position “viertel vor Acht”. Die Gallensteine hätten dort nach der Iris-Diagnostik an dunklen Flecken erkannt werden müssen, die Gallenblasen Entzündung an weißen Streifen.

An dem Versuch nahmen fünf der angesehensten Irisdiagnostiker der Niederlande teil, darunter zwei Schulmediziner.

Das Ergebnis war für alle erschütternd. Es entsprach der Zufallshypothese, d.h. die richtigen Treffer hätten von jedem Laien erzielt werden können.

Der Versuchsleiter Prof. Dr. Paul Knipschild
, Maastricht, stellt abschließend fest:

“Statt dem Patienten in die Augen zu sehen, kann man ebenso gut eine Münze werfen… Die Versuchsergebnisse wurden auch einigen an der Studie beteiligten Schulmedizinern vorgelegt. Nach dem Studium der Ergebnisse äußerten sie, daß sie Irisdiagnostik fortan als Quacksalberei betrachten würden” (zitiert in: Skeptiker 3/89).

Die Marburger Dissertation “Über die lrisdiagnostik” (von A. Dern, 1984) faßt alle ausländischen Studien zu diesem Thema zusammen. Ergebnis der Studien: Alle Forschungen haben ein negatives Ergebnis.
Eine vergleichende amerikanische Studie beweist, daß Iris-Diagnostiker nicht nur falsche Diagnosen stellen, sondern auch untereinander in ihren Ergebnissen stark voneinander abweichen (I. Oepen und A. Sarma, Paramedizin, Band 2).

Wer einer Iris-Diagnose vertraut und diese nicht schulmedizinisch überprüfen läßt, läuft Gefahr, gesundheitlichen Schaden davonzutragen.

Klangtherapie

Heilende Kräfte werden in der esoterischen Medizin auch “schamanischen” bzw. buddhistischen Musikinstrumenten zugesprochen:
Gongs, Zimbeln, Glocken, Trommeln, Maracas oder “Rainsticks” (mit Steinchen gefüllten Kalebassen bzw. Kakteen), Monochorden (Harfensaiten unter Massagetischen) oder tibetischen Klangschalen.

Bei den Klangschalen handelt es sich um verschieden große Messingschalen aus dem tibetisch buddhistischen Ritual, die aber en gros in Indien und Nepal (wo sie als traditionelles Küchengeschirr dienen) eingekauft und mit fantastischen Versprechungen teuer weiterverkauft werden.

Die Werbung verspricht:
“Schon vor 5000 Jahren setzte die alte indische Heilkunde auf die Urkraft der Klänge. Der durchdringende Ton der tibetischen Klangschalen entspannt tiefgreifend, löst Unsicherheiten, Blockaden und Verspannungen, setzt schöpferische Kräfte frei, reinigt die Aura, so daß die kosmische Energie wieder frei fließen kann.”

Klangschalen Importeure erklären, daß die Klangschalen zum “spirituellen Wegbegleiter” würden, wenn sie für regelmäßige Übungen zu Hause aufgestellt werden, “in Resonanz mit den Planeten schwingen” und entsprechende Töne hervorbringen würden. So schwingt Jupiter angeblich in “Fis”, Mars in “D”, Venus in “A” usw.

Das gesamte Klangschalen Sortiment beträgt 14 Schalen:
11 “Planetentöne”, der Kosmos  Grundton “Cis”, der “Ton des Wassermannzeitalters” F und der “Grundton der Hopi Indianer” E. Zu therapeutischen Zwecken werden die Klangschalen auf den Körper des liegenden Patienten gesetzt und nacheinander mit einem Klöppel angeschlagen. – Die “Klangtherapie” ist Bestandteil zahlreicher esoterischer Heilverfahren.

 

Meditationstechniken

Esoterische Meditationstechniken sind identisch oder vermischt mit fernöstlichen Meditations Praktiken aus dem Hinduismus oder Buddhismus. Esoterische Meditation dient nicht nur dem Streßabbau oder der Entspannung, wie die Werbung verspricht, sondern versteht sich als Religion oder “Glückslehre”, die mit der christlichen Heilslehre unvereinbar ist. Versuche, fernöstliche Meditationstechniken zu verchristlichen, sind gescheitert.
Ziele esoterischer Meditation sind im wesentlichen:
Bewußtseinserweiterung, Selbstentfaltung, innere Ruhe, Frieden, Stärkung der Selbstheilungskräfte, Weisheit, Vereinigung mit Geistwesen oder Göttern, Befreiung von Leid und Krankheit, Erleuchtung, Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.

Voraussetzungen erfolgreicher Meditationsübungen sind: ein ritueller Ort, rituelles Sitzen (oder Liegen), die richtige Körperhaltung (auch der Hände und Finger), Kontrolle der Sinneswahrnehmungen (Augen geschlossen, Ausschaltung aller akustischen, optischen und taktilen Reize), Gefühlskontrolle (Gleichmut), Atemkontrolle (auch Hyperventilation), Gedankenkontrolle (die Aufmerksamkeit soll auf einen Punkt eingeengt werden), körperliche Entspannung.

Objekte der Konzentration sind in der Regel:
Ein vorgestellter Punkt in kurzer Entfernung leicht über dem Boden, Töne, Klänge, das sog. Dritte Auge (zwischen den Augenbrauen), die Nasenspitze, eine Kerzenflamme, ein Mantra (Name eines Götzen), ein Mandala, Erinnerungsvorstellungen, bestimmte Lehrsätze (Ich bin Brahman), die Leere u.a.
In der “Visualisierungstechnik” soll sich der Meditierende auf bestimmte Vorstellungen konzentrieren, bis er sie “sieht”: Licht, geistige Wesen, Symbole, Feuer, Farben, Buddha und Götter.

Bei der “Rezitationstechnik” werden sog. Heilige Silben (OM), Götternamen oder Verse laut gesprochen oder gesungen und oft stundenlang wiederholt.

Die Wiederholung von Götternamen sind zugleich Anrufungen.
Die Silbe OM steht für den indischen Götzen Krishna: “Ich bin… die Silbe OM in allen Veden” (Baghavad Gita 7,8).
In der “Identifikationstechnik” soll sich der Meditierende ein Objekt wählen, mit dem er zu einer Einheit verschmelzen will.

Hilfsmittel bei der Meditation sind u.a. Kerzen, Düfte, aromatische Öle, Schaukel  und Wiegebewegungen, Kreiseln, Drehen, ekstatische Gebärden.

Meditationsübungen sollen “erweitertes Bewußtsein”, Satori (Erleuchtung), transzendentale Zustände, außerkörperliche Erfahrungen herbeiführen und das Tor zur “anderen Welt” öffnen, d.h. Kontakte zu “Jenseitswesen”, zur astralen Welt, zur “höheren Welt”, zum “Göttlichen”, zu den Tiefen der Seele, zum absoluten Sein, zur spirituellen Wirklichkeit, zur inneren Welt herstellen.

Diese “innere Welt” ist immer die äußere Welt der Geister, die sich in der Meditations Trance dem Menschen nähern, weil er mit ihnen Verbindung gesucht hat   bewußt oder unbewußt. Die herbeigerufenen “Lichtwesen”, Schutzgeister, Geistführer, Luft- und Feuerwesen oder spirituellen Führer sind immer Dämonen, da sich die guten Geister, die Engel, nicht vom Menschen herbeizitieren lassen.

Letztes Ziel der Meditationsübungen ist die “inkorporation”, die Einverleibung transcendentaler Mächte, Energien oder Kräfte, die zu übermenschlichen Leistungen befähigen sollen:
Hellsehen, Levitation, Wissen um Verborgenes, Telepathie, Wunderheilungen , Visionen und Auditionen. Diese “übernatürlichen” Fähigkeiten zeigen auch Besessene.

Esoterische und fernöstliche Meditationstechniken haben keine Heilkraft. Im Gegenteil:
Sie können zu schweren seelischen und geistigen Erkrankungen führen, zu Depressionen, Ängsten, Albträumen, Suizidgedanken, zu Umsessenheit und Besessenheit.

Nicht die “Leere des Geistes” ist das Ziel des Menschen, sondern aktives Gebet, das Gespräch mit GOTT und aktives Studium der hl. Schrift. Nicht Gleichmut ist dem Menschen aufgegeben, sondern tätige GOTTES  und Nächstenliebe im Gehorsam gegenüber den Geboten GOTTES. – “Seid nüchtern und wachsam!” mahnt die Bibel.

Mandala Meditation

Mandalas sind Kreisbilder mit konzentrischem Aufbau. Sie werden aus verschiedenen Materialien hergestellt und enthalten geometrische, gegenständliche oder abstrakte Muster. Im Hinduismus und Buddhismus dienen sie als Meditationshilfe, um außerordentliche Kräfte und Energien im Zustand der Trance zu wecken.

Auf die kleine Anfrage im baden württembergischen Landtag, welche Bedeutung das Mandala Malen in den Schulen habe, antwortete das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport am 27.7.1998: “Unter Mandala (Sanskrit = Kreis, Ring) versteht man ein mystisches Diagramm, welches in konzentrierter Anordnung den Kosmos und die Götterwelt versinnbildlicht. Es handelt sich dabei um eine Darstellung symbolhafter religiöser Erfahrungen zu Meditationszwecken”.
Durch Konzentration der Aufmerksamkeit auf einen Punkt, die Mitte des Mandalas, soll es dem Menschen gelingen, wie durch einen Tunnel in die jenseitsgelegene Welt zu gelangen.

Mandalas werden auch im Schamanismus für “Astral Reisen” eingesetzt, als Technik der spirituellen Transkommunikation, der Kontaktaufnahme mit Geistwesen.

Esoteriker nennen diese Geistwesen auch “höheres Selbst” oder “göttliche Energien”, die durch Mandala Meditation bzw. Mandala Malen geweckt werden sollen.

Mandalas spielen auch in Schulen bei Konzentrations  und “Stille Übungen” eine immer größere Rolle. Schulkinder werden angeleitet, sich auf das Zentrum des Mandalas zu konzentrieren: “Du fühlst dich, als würdest du da hereingezogen… Stell dir vor, daß du einen langen Tunnel entlang in das Zentrum hineinwanderst. Du gehst direkt in das Zentrum hinein, durch dieses Zentrum hindurch und kommst auf der anderen Seite in das reine Licht hinaus” (D. Rozmann, Meditation für Kinder).

Mandalas werden von tibetischen Mönchen für magische Rituale benutzt:
Während des “Kalachakra Tantra Rituals” in Graz (Oktober 2002) unter dem Vorsitz des Dalai Lama, wurde z.B. ein Sand-Mandala erstellt mit der Einladung an Götter und Dämonen, im “Mandala Palast” ihren Wohnsitz zu nehmen. An erster Stelle unter 100 mächtigen Göttern wurden Nechung, der mächtige Kriegsgötze, offizielles Staatsorakel der tibetischen Exilregierung und persönlicher Ratgeber des Dalai Lama, eingeladen und der Todesgott Yama, Feldherr der Yama Truppen, ausgestattet mit schadenbringenden Gegenständen wie Tierhäuten und “abgeschnittenen Köpfen fleischfressender Dämonen”. Durch die Sand Mandala Zeremonie sollen die angerufenen Götzen spirituelle Herrscher über ein bestimmtes Gebiet und seine Bewohner werden.
Die Internet Seite des Dalai Lama erklärt zum Sand Mandala in Graz: “Weil jedes Sandkorn geladen ist mit den Segnungen des rituellen Prozesses, verkörpert das ganze Sand Mandala einen gewaltigen Speicher an spiritueller Energie”.

Je nach Anleitung kann es beim meditativen Ausmalen eines Mandala Bildes zu einer Kontaktaufnahme mit der übersinnlichen Welt kommen, vor allem, wenn es verbunden wird mit ritueller Körperhaltung, bestimmten Atemübungen und anderen Meditationspraktiken in abgedunkelten Räumen, begleitet von meditativer Musik, Kerzenlicht u.a.

Einzelne Schulkinder zeigen nach Mandala Meditation Verstörtheit bis zu schweren seelischen Störungen: Ängste, Albträume, Verwirrtheit und Suicidgedanken.
Mandala Meditation muß zu den okkulten Praktiken gezählt werden. “Das große Praxisbuch der Weißen Magie” (München, 2000) zählt das Mandala zu den magischen Symbolen.
 

 

Reiki

Siehe unter www.horst-koch.de

 

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Der weltanschauliche Hintergrund der Traditionellen Chinesischen Medizin ist eine Mischung aus Taoismus, Konfuzianismus, Universismus (am Universum orientiert), Buddhismus, Schamanismus und magischen Riten.
Die Chinesen sprechen von “Lehren” oder “Schulen”, da die chinesische Sprache das Wort “Religion” nicht kennt.
Grundlegend für das therapeutische System der TCM ist die Vorstellung, daß Makrokosmos und Mikrokosmos durchzogen sind von der kosmischen Lebensenergie Qi und daß das gesamte Universum bestimmt ist von den polaren Kräften Yin und Yang. Krankheiten entstehen nach dieser Theorie, wenn das Gleichgewicht von Yin und Yang gestört ist, so daß die Lebens-Energie Qi nicht mehr ungehindert durch die Meridiane (Energiebahnen) fließen kann. Die Gesundheit kann nur durch die Harmonisierung von Yin und Yang wiedererlangt werden und zwar:
1. durch Medikamente, körperliche Übungen (Qi Gong, Tai Qi Quan), die richtige Atemtechnik und Meditation,
2. durch Einwirken auf die Energiebahnen des Körpers, in denen Qi fließt (Nadelung, Akupressur, Moxitherapie) und
3. durch Gestaltung der Umwelt (Feng Shui).
Da die kosmische Energie Qi, die Energiebahnen, Chakren (Energie Tore), Akupunkturpunkte, Yin und Yang mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar sind, handelt es sich bei der Traditionellen Chinesischen Medizin um einen Glauben: Fundament der TCM ist der Glaube an das Wirken kosmischer Kraft unter dem ewigen Prinzip des Tao, zahlreicher Gottheiten und Geister, vor allem der Ahnengeister, denen regelmäßig geopfert werden muß, um sie gnädig zu stimmen.
Qi als zentraler Begriff der TCM ist gleichzusetzen mit Universalkraft, Lebenshauch, Primär  oder Urenergie, Heil Energie, kosmischer Energie.
In ihrem Selbstverständnis ist die TCM eine Religion. Sie will nicht nur Krankheiten heilen, sondern religiöse Werte vermitteln: Friede, Ruhe, Harmonie, das Heil, d.h. die volle Gesundheit des Körpers und der Seele. “Gesund” sein heißt, “heil” zu sein; “heil” sein heißt, “eins” zu sein mit der kosmischen Energie Qi.
Die TCM ist mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar:
Der Irrglaube an die allgegenwärtige, unpersönliche kosmische Kraft tritt an gegen den personalen GOTT, den Schöpfer und HERRN des Kosmos, Himmels und der Erde, gegen den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Grundkonzept der TCM ist das Leben in Harmonie mit Yin und Yang.

Diese Zielvorstellung geht an dem einzigen Weg zu GOTT vorbei, an dem Erlöser JESUS CHRISTUS. An die Stelle Seines Erlösungswerkes tritt die Selbsterlösung durch die Anwendung chinesischer Therapien, an die Stelle von Sünde und Vergebung tritt der energetische Ausgleich mangelnder Harmonie mit Qi.
Erfolge der TCM müssen als Placebo Wirkung oder okkult erklärt werden.

Daß die TCM außer der Seele auch dem Körper Schaden zufügt, beweisen u.a. Untersuchungen des Medizinischen Labors Bremen.

Heilkräuter Rezepturen, die auch in Apotheken angeboten werden, sind belastet mit Cadmium, Thallium, Blei, mit Pestiziden, Schwermetallen und Schimmelpilzen.
Helmut Dietrich Koester, Umweltmediziner des Bremer Labors, stellt fest: “Die Pestizidwerte halte ich für bedenklich. Über die hohe Schwermetallbelastung bin ich erschrocken” (Greenpeace-Magazin, 4/04).

“Der Handel mit den Arzneimitteln neu auf den Markt drängender, nicht erfasster Therapierichtungen wie der chinesischen Medizin bedarf dringend der Kontrolle. Hier gibt es hohe Risiken durch Toxizität selbst in vermeintlich harmlosen Tees, oder es gibt Beimengungen von Pharmaka wie Cortison u.a. in derartigen Mitteln.

Man muß sich von dem Gedanken freimachen, daß auf dem Gebiet der Außenseitermedizin reine Idealisten eine naturgemäße, “sanfte” Medizin betreiben, vielmehr ist dies auch ein Tummelplatz geldgieriger Scharlatane, mit und ohne ärztliche Approbation, die die Patienten schamlos ausnehmen” (K. D. Bock und M. Anlauf, Am Ende des Weges: Magie als Kassenleistung? www.konsequente positivliste.de).

Die chinesische Medizin, die ausschließlich genuine pflanzliche, tierische und mineralische Substanzen zusammenstellt, unterscheidet bei der Rezeptherstellung vier Wirkweisen:
Der “Herrscher” ist das Hauptmedikament. Es bekämpft die eigentliche Krankheit   unterstützt vom “Minister”, vom “Assistenten” und dem “Gehilfen”.

Dem Analogiezauber entsprechend wird z.B. der gelbe Safran eingesetzt gegen Gelbsucht, der Leuchtkäfer gegen Augenleiden. Störungen der oberen Körperhälfte werden mit Medikamenten aus Knospen und Blüten behandelt, Krankheiten der unteren Körperhälfte mit Arzneien aus Wurzeln.

Geerntet werden die Pflanzen nachts bei Vollmond. Zubereitet werden sie in irdenen Gefäßen.
Während die Medikamente energetisch als sog. “innere Therapie” wirken, werden andere Verfahren als “äußere” Therapie eingesetzt:

Die Akupunktur soll das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und damit das ungehinderte Fließen des Qi wiederherstellen.

Die Kinesiologie geht davon aus, daß verspannte Muskeln ein Ungleichgewicht von Yin und Yang zeigen.

Die Moxibustion will die Harmonisierung durch Wärme bewirken.

Qi Gong, im 2. Jahrhundert nach CHRISTUS von dem chinesischen Arzt Hua Tuo entwickelt, soll Qi durch bestimmte körperliche Übungen aktivieren, durch bestimmte Vorstellungen durch den Körper leiten und so Blockaden lösen und energetische Mangelzustände beeinflussen.
Qi Gong Meister übertragen die Heil Energie auch aus der Ferne, wirken auf Gegenstände ein, sind fähig, massive Steine und dicke Stahlstangen mit ihren Händen zu zerbrechen und durch “Schleudern” ihrer Energie Feuer zu entzünden. Diese übermenschlichen Fähigkeiten werden auch bei Besessenen beobachtet.

T’ai Chi (T’aiji) bedeutet “Höchste Energie” und bezeichnet eine Kampfkunst bzw. Bewegungsmeditation, den Kampf mit einem imaginären Gegner (Schattenboxen).

Die im Zeitlupentempo ausgeführten Bewegungen (zwischen 30 bis 180) sind Angriffs , Rückzugs  oder Verteidigungsgebärden. Sie sollen die Lebensenergie Chi (Qui, Ki) anregen und Yang und Yin harmonisieren.

T’ai Chi gehört zur “Traditionellen Chinesischen Medizin” (TCM)
und wird in Deutschland seit etwa 25 Jahren in “Gesundheitszentren”, Fitness Centren und Volkshochschulen angeboten.
Chinesische T’ai Chi Lehrer schmücken sich häufig mit Dr. bzw. Professorentiteln, die aber keinen akademischen Grad bedeuten, sondern geschäftstüchtige Übertragungen chinesischer Ehrentitel sind.
Als therapeutische Methode   so die Werbung   könne T’ai Chi alle körperlichen und seelischen Krankheiten heilen. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht.

T’ai Chi Ch’uan, bedeutet “höchste Energie der Faust”. Diese Kampfkunst ist vergleichbar mit den fernöstlichen Nahkampf-Disziplinen Judo, Karate, Teakwondo oder auch Kung Fu (tödliche Fauststöße).

 

Transzendentale Meditation (TM)

Transzendentale Meditation, kurz TM, ist sowohl die Bezeichnung einer Psycho-Technik als auch der Sekte unter der Führung des indischen Gurus (göttlicher Meister) Maharishi (großer Weiser) Mahesh Yogi.

Daß es sich bei der TM um eine “Psychosekte” handelt, hat das Bundesverwaltungsgericht bereits 1989 entschieden….

In ihrer Werbung verspricht die TM Sekte “höhere Intelligenz, mehr Energie, mehr Kreativität und Produktivität, Steigerung der Abwehrkräfte und harmonische Persönlichkeitsentfaltung, die in einer natürlichen und leicht erlernbaren Technik” erreicht werden könnten. Dieser sog. “Maharishi Effekt” sei wissenschaftlich nachgewiesen.

In sieben Stufen soll der TM Schüler aufsteigen zum sog. “Siddhi Programm”, weiches “übernatürliche Kräfte” vermitteln könne: Die Schüler erlebten “einen Energiestrom, der durch den Körper geht, verbunden mit Licht und Glückseligkeit”. Sie könnten dann “auf der Luft gehen”, fliegen, “durch Wände schreiten” usw.
Die erste Stufe ist Vorstellung der TM, die zweite Stufe Einführung in die TM Technik, die dritte ein persönliches Gespräch mit dem TM Lehrer, die vierte das Einführungs-Ritual “Puja” mit der Übergabe des “Mantras”, die 5. bis 7 Stufe sind Überprüfungen des TM Schülers in autoritärem Stil.

Die als “wertneutrale Meditationstechnik” vorgestellte TM ist in Wahrheit Götzendienst. “Puja” ist Anbetung von Hindu Götzen   verbunden mit Opfergaben. Das zu meditierende “Mantra” ist ein Götzen Name, verbunden mit einer Verehrungsformel, z.B. “Shree Aing Nahma” = “Oh du wunderbarer Aing, vor dir verneige ich mich!”
Bei TM Schülern werden nicht selten Nervenstörungen, Ängste und Depressionen beobachtet, die von den TM Lehrern als vorübergehende Reaktion eines ungeübten Nervensystems verharmlost werden und deshalb unbehandelt bleiben. TM-Lehrer sind weder psychologisch noch psychiatrisch ausgebildet. Das festzustellen, hat das Oberverwaltungsgericht Münster ausdrücklich erlaubt.

1975 hat Maharishi Mahesh Yogi das “Zeitalter der Erleuchtung” ausgerufen und 1976 “die Weltregierung des Zeitalters der Erleuchtung” gegründet.

Seit 1994 tritt die TM Sekte als Naturgesetz Partei – Aufbruch zu neuem Bewußtsein bundesweit zu Wahlen an.

Yoga (Joga)

Das Wort Yoga kommt aus dem Sanskrit (altindische Gelehrtensprache) und bedeutet “Anjochung”, “Vereinigung”. Gemeint ist die mystische Vereinigung der menschlichen Seele mit einer Gottheit oder “Brahman”, das Erlöschen des individuellen Selbst (Atman) im unpersönlichen Ur Sein.
Yoga wurde von den Upanishaden (200 v. Chr.) entwickelt und hat seitdem zahlreiche Ausprägungen erfahren. Letztes Ziel ist ein veränderter Bewußtseinszustand, die Trance.
Die Einheit mit einer Gottheit (Krishna) oder “Brahman” erreicht der Yoga Aspirant in 8 Schritten:
1. Er verspricht, alle Leidenschaften auszulöschen.  –  Dazu dienen ein ritueller Ort, die rituelle Körperhaltung und die Einengung der Konzentration auf einen Punkt.
2. Er unterzieht sich strenger Selbstdisziplin in Stille, Studium und Gebet.
3. Er übt die rechte Körperhaltung und Atemtechnik: Lotussitz, bestimmte Hand , Finger , Augen  und Zungenhaltung u.a.
4. Er rezitiert und wiederholt die “heilige Silbe” OM (steht für Krishna).
5. Er zieht sich völlig aus der Welt der Sinne zurück.
6. Er übt sich in der völligen Entleerung seines Verstandes.
7. Er übt die Trance ein durch Identifikationsübungen, Deprivationsübungen (Zurückziehen aller Sinneswahrnehmungen), Visualisierungsübungen (Vorstellungen mit Wahrnehmungs – Charakter) u.a.
8. Er erreicht im Trancezustand die mystische Vereinigung mit der erwählten Gottheit oder Brahman.

Yoga ist vor allem eine ekstatische Meditations Technik der Selbsterlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, eine Todeskunst. Das Ziel ist der Tod des “Ich” im Nirvana.
In der “Bhagavad Gita”, dem bedeutendsten altindischen Text, werden die vier Hauptformen des Yoga vorgestellt:
Jana-Yoga (Weg der Erkenntnis), Bhakti-Yoga (Weg der Anbetung und Hingabe), Karma-Yoga (Weg des Handelns) und Raja-Yoga (der “Königsweg”, die Vereinigung aller Yoga Wege).
Alle vier Yoga Formen stellen Wege zur Erreichung des Zieles dar: Über spirituelle Transzendenz, liebevolle Hingabe an die Götter, soziale Pflichterfüllung und Meditation, aus dem Kreislauf der Wiedergeburten erlöst zu werden…

Der ausfühliche Joga – Artikel siehe unter www.horst-koch.de

 

Za – Zen   Meditation

Die Za Zen Meditation stammt aus dem chinesischen Ch’an-Buddhismus, der in Japan weiterentwickelt wurde. Zen ist eine Vermischung von Taoismus und Buddhismus.

Za Zen (japan.) bedeutet “Sitzen im Lotossitz”. Ziel der Za-Zen Meditation, eine der wichtigsten Zen Methoden, ist die Erlangung des “Satori”, der blitzartigen Erleuchtung, wie sie Buddha, dem Erleuchteten, zuteil geworden ist: Ein neues Bewußtsein und ein Zustand der absoluten Harmonie mit dem Kosmos. Endziel ist die Selbsterlösung. Meditation ist das Herzstück der buddhistischen Religion.

Bei der Za Zen Meditation sitzt der Meditierende mit kerzengerade aufgerichtetem Oberkörper im Lotossitz auf einem etwa 20 cm hohen Kissen am Boden, überkreuzt die Beine und legt die linke Hand in die rechte unterhalb des Bauchnabels. Seine Augen richtet er auf einen Punkt am Boden in etwa einem Meter Entfernung.
Neben der Einübung der “Seiza”, der richtigen Körperhaltung, fordert die Za Zen Meditation die Zen Atmung, eine rhythmische Bauchatmung, die   so lehren Zen Meister   “ein Gefühl unbegrenzter Freiheit erzeugen soll, um sich in den Weiten des Kosmos zu verlieren”.

Eingeübt wird ferner die “Meditation im Gehen”, das Kinshin.

Regelmäßige Übungen sind Pflicht. Sie können bis zu 18 Stunden täglich ausgedehnt und zur Sucht werden.
Der Leipziger Religionsphilosoph Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988) machte im Westen über seine “Initiatische Therapie” (eine Abfolge bestimmter Übungen) die Zen Meditation bekannt:

“Der Schüler des Zen beginnt den Tag mit Za Zen und beschließt ihn mit Za Zen. Und wann immer er einen Augenblick Zeit hat   und mehr und mehr findet er solche Augenblicke geht er in Za Zen. Und wenn er nachts aufwacht und nicht gleich wieder einschläft, richtet er sich auf, kreuzt die Beine und übt Za Zen. Kein Meditieren eines heiligen Wortes (Mantras) oder Bildes, einfach sitzen, mit dem ausdrücklichen Bemühen, sich aller Bilder und Gedanken zu entledigen, also möglichst im ,Nichts’ zu sitzen” (K. Dürckheim, Zen und Wir, S. 76).

Die “Entleerung für Buddha” ist Einübung von Trance-Zuständen der völligen Passivität. Trance aber öffnet satanischen Mächten das Tor zum Eintritt:

Das Erleuchtungserlebnis “Satori” wird als plötzliche Inbesitznahme beschrieben, die den Menschen “im tiefsten berührt und wandelt”.

Buddhisten, die zum Christentum konvertiert sind, geben aus diesem Grund die Zen-Meditation auf.

Als “ein in ganz Europa einzigartiges und geschätztes Zen-Zentrum” preist der Antonius Kalender 2005, das Jahrbuch des Franziskaner-Missions-Vereins, München, die Zen-Halle des Franziskaner Klosters in Dietfurt a.d. Altmühl, Oberpfalz, die 1980 im klassisch japanischen Stil mit Meditationsgarten erbaut wurde:

“Das Franziskanerkloster und sein Zen Meditationszentrum Zendo ist für jährlich 2000 Menschen ein geistliches ‘Biotop’, ein Ort, wo sie sich wohlfühlen, wo sie hinter Klostermauern seriöse Anleitungen bekommen für eine wirklich abenteuerliche Reise: der Reise zu sich selbst. Das Abenteuer heißt Za Zen und bedeutet ‘Sitzen im Schweigen’ ” (a.a.O. S. 30).

Za Zen, so wird betont, “ist nicht das Nachdenken über etwas. Es ist mehr ein Geschehenlassen, ein Zulassen, ein passives Sich Öffnen… Der Weg führt… hin zum eigenen Selbst” (ebda). Sechsmal täglich jeweils 20 Minuten werden Sitzen, Schweigen und die Zen Atmung eingeübt. “Dazwischen schreiten die Kursteilnehmer in Socken auf grobem Sand meditativ durch die Wandelgänge.”

Ziel der Zen Meditation ist “das Gegenwärtigwerden für die Gegenwart des Gegenwärtigen. Es geht um die Erfahrung des ‘Ich¬ bin da’… Im Zen nennt man diese Erfahrung ‘Satori’ oder Erleuchtung. Wir Christen sprechen von Gotteserfahrung… Es ist das Herz der christlichen Religion, ja es ist das Herz aller Religionen.”
Spätestens hier wird deutlich, daß das im Za Zen gesuchte “Absolute” nicht der persönliche, drei einige GOTT ist: “Wer meditiert, soll frei werden für die Erfahrung des Einen, des Absoluten.”

Der Versuch zahlreicher christlicher Bildungshäuser, die Za-Zen Meditation “in den christlichen Glauben einzubinden”, muß scheitern.

Konsequenterweise sind zu den Za Zen Kursen in Dietfurt und anderswo nicht nur Christen aller Konfessionen, sondern auch Anhänger antichristlicher Religionen eingeladen. Im Za Zen findet jeder seinen “Gott”, das unpersönliche “Ki”, “das Absolute”, was immer er auch glaubt.

Za Zen führt nicht zur Anbetung des wahren GOTTES, sondern in die unfruchtbare Einsamkeit des Ego (Ich) oder in die Abhängigkeit böser Geister, die in ein ungeheiligtes Leben eintreten:

“Ich merkte, daß einzelne Lehrsätze des Buddhismus nicht einfach in neue Grundlagen übernommen werden können. Sie lassen sich nicht von dem ganzen System loslösen… Sobald ich auch nur Teile der buddhistischen Lehre wieder annahm – auch wenn sie menschlich gesehen, gute Aspekte aufwiesen – verband ich mich damit erneut mit dem ganzen geistlichen Gebilde.

Erst jetzt erkannte ich das wahre Gesicht des Buddhismus. Er erscheint auf den ersten Blick in angenehmer Gestalt, etwa mit seiner Friedfertigkeit oder seinem hervorragenden moralischen Standard. Dann aber entpuppte er sich als schlechter Geist, der mich unmerklich für sich vereinnahmen und in die furchtbare, einsame Leere des Nirwana mitreißen will, in der es keine Beziehung zu einem persönlichen Gott gibt und in der jegliches Leben fehlt” (Martin Kamphuis, Ich war Buddhist, S.193).

Auch der bekannte Benediktiner und Zen Meister Pater Williges Jäger, früher in der Abtei Münsterschwarzach, ist mit seinem Versuch, Zen-Meditation zu verchristlichen, gescheitert. In Japan ließ er sich in den Rang eines “Inka Shomei” erheben. Rom erteilte ihm Rede  und Publikationsverbot, mit der Begründung, daß er sich von der Lehre der katholischen Kirche entfernt habe.

W. Jäger ignoriert dieses Verbot: Vor dem Commit Institut Deggendorf (Institut für Controlling- und Managementberatung) erklärte er (am 5.5.2003):
“Ich freue mich immer, wenn ich nicht in einer Kirche sprechen muß”. Der Horizont bei einem “nicht so christlich geprägten Publikum” sei meistens größer.

Die Antwort auf die essenzielle Frage nach dem “Warum?” habe er im Christentum nicht gefunden: “Dazu muß erst eine neue Bewußtseinsebene erreicht werden.”

Mit seinen Zuhörern praktizierte Jäger einen zehnminütigen “Ausflug in den transpersonalen Raum” (Augenzeugenbericht im Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen).
Versuche, die Za Zen Meditation aus dem buddhistischen Kontext zu lösen und zu verchristlichen, müssen deshalb mißlingen, weil die Zen Meditation ungegenständlich ist und einen neuen “Bewußtseinszustand” erstrebt, die christliche Meditation dagegen sich an der Hl. Schrift, dem Wort GOTTES orientiert.

Nach dem Selbstverständnis des Zen Buddhismus ist das eigene Herz Buddha oder die Leere:

“Die verblendete Welt weiß nicht, daß ihr eigenes Herz selbst der Buddha ist… Buddha ist nirgends als im eigenen Herzen” (Sh. Hisamatsu, Vom Wesen des Zen, S. 45).

Das Herz eines Christen aber hat keinen Raum für Buddha, weil es von GOTT ergriffen ist.

 

Esoterische Medizin im Urteil der Bibel

Esoterische Diagnose  und Heilverfahren lassen sich mit einem Leben nach den Weisungen GOTTES nicht vereinbaren. Sie sind heidnisch und anti christlich und stehen im Gegensatz zur “gesunden” Lehre des Evangeliums. Sie machen deshalb seelisch und oft auch körperlich krank.

Therapeuten, die sich als “sensitiv”, als “Medium” oder “Kanal”, als “Mittler” zwischen übersinnlichen Wesen und den Menschen verstehen, führen Hilfesuchende in die okkulte Welt der Dämonen, die sich häufig als”Lichtwesen” zu tarnen, in betörender Sprache der “Liebe und Güte” mitzuteilen und Gefühle des”Glücks, der Harmonie und des Friedens” zu vermitteln verstehen (z.B. bei der Handauflegung von Wunderheilern).

Die von “Heilern” herbeigerufenen und beschworenen “Geistwesen, Engel, Führer, Schwingungen, Energien oder Götter” haben mit den von GOTT erschaffenen “Angeli” (Engel), den guten Geistern, nichts zu tun.
Wenn “Heiler” Patienten anleiten, durch Rituale oder Gedankenkraft mit “höheren Wesenheiten” Kontakt aufzunehmen, bringen sie Hilfesuchende in den Wirkbereich böser Geister, der von GOTT abgefallenen Engel.
Die guten Geister (Engel) oder die Seelen Verstorbener entziehen sich der Beschwörung von Menschen. Sie lassen sich nicht von ihnen herbeirufen oder in ihren Dienst stellen.

Wenn sie erscheinen   und dafür gibt es Zeugnisse in der Bibel   dann nur im Auftrag GOTTES, als Seine Boten (Engel = Bote) und zu einer Zeit, die allein GOTT bestimmt.

Zahlreiche “Heiler” setzen an die Stelle von “gut” und “böse” die Begriffe “Erleuchtung” und “unvollkommene Erkenntnis”, die es zu überwinden gelte, um zu gesunden. Die Existenz des Bösen und der Sünde verwerfen sie als “gesundheitsschädlichen Aberglauben”. Sünde, der Ungehorsam gegen GOTT und Seine Gebote wird als nicht existent erklärt, und Schuldgefühle werden wegtherapiert. Wo es aber keine Sünde gibt, da gibt es keine Erlösung durch den Sohn GOTTES, da gibt es kein Gericht GOTTES und keine Hölle, die GOTTES Ferne.
Die Erlösung JESU CHRISTI wird durch “Selbsterlösung” ersetzt, dem einzigen Leben auf Erden wird mit der Irrlehre von der Wiedergeburt der Ernst der Bewährung genommen. Die Geschöpflichkeit und Abhängigkeit des Menschen von seinem Schöpfer wird ersetzt durch den Irrglauben an eine Selbstvergöttlichung: “Wir sind Götter”. Esoteriker setzen sich an die Stelle GOTTES.

“Erweiterung des Bewußtseins” und die Erfahrung der “Selbstüberschreitung”, der “Selbstverwirklichung” und “lch Entgrenzung” stehen im Mittelpunkt zahlreicher esoterischer Heilverfahren. Dazu gehören u.a. Trance Techniken wie Channeling und Geistheilung, Deute Techniken wie Pendeln und Wünschelrutengehen, Meditations  und Ekstase Techniken, Yoga, Transzendentale Meditation, Reiki, schamanische und spiritistische Praktiken.

Wenn esoterische Therapeuten von “Gott” sprechen, von der “göttlichen Kraft” des Menschen, die es zu entdecken gelte, füllen sie diese Begriffe mit anti christlichen Inhalten. Das “göttliche Leben”, das Esoteriker zu vermitteln beanspruchen, ist nicht das in der Taufe von GOTT geschenkte göttliche Leben, sondern “unpersönliche Energie”, “Lebensprinzip” oder “Heilgeist”. Die “göttliche Energie” wird irreführend auch “ChristusEnergie” genannt, die Energie des “universalen Christus”.

Dieser esoterische Christus ist nicht JESUS CHRISTUS, die 2. göttliche Person in der Dreieinigkeit, sondern Titel von Menschen, die ihre “innere Göttlichkeit” wahrgenommen und sich zum “universellen Meister” entwickelt haben. Der Messias JESUS CHRISTUS dagegen ist nach esoterischer Irrlehre einer von zahlreichen Manifestationen des “kosmischen Christus”.

Esoteriker verstehen den Kosmos als “Ozean aus Energie”, der als Ganzes oder als Beziehungs Netz gedeutet wird. Als Zukunft wird “die versöhnte göttliche Einheit” alles Seienden erträumt.

Esoterische Heiler stellen das ICH in den Mittelpunkt ihres Lebens. Der Christ dagegen öffnet sich dem DU: GOTT und den Mitmenschen in gehorsamer Erfüllung des von GOTT Gebotenen und in tätiger Nächstenliebe. Die Liebe des Esoterikers dagegen gilt sich selbst.

Nach der Offenbarung GOTTES steigt nicht der Mensch zu GOTT herauf durch irgendwelche Techniken oder “erweitertes Bewußtsein”, sondern GOTT neigt sich dem Menschen zu durch Sein Wort, das in der 2. göttlichen Person Fleisch wurde. Der Mensch kann sich GOTT nicht mit spirituellen Praktiken nähern. Er kann GOTT nicht zwingen   durch Handauflegung Wunder zu wirken, sondern GOTT beschenkt in freier Wahl Menschen mit Seiner Gnade und Seiner Gemeinschaft, wenn sie sich Seiner Führung anvertrauen, wenn sie auf jede “Ich-Sucht”, auf jede eitle “Über Heblichkeit” verzichten, wenn sie IHN lieben. Die Liebe zu GOTT aber beweist sich in der Erfüllung der Gebote GOTTES:
“Wer Mich liebt, hält Meine Gebote!” (Joh 14,15).

Nicht “Selbstvergöttlichung” ist das Lebensziel des Menschen, sondern die ewige Gemeinschaft mit GOTT.
Esoterische Heiler lehren das Vertrauen auf die eigene Kraft, auf die “Selbsterlösung”. Sie behaupten, “göttliche Heil Energie” zu aktivieren, zu entwickeln, zu übertragen, wann immer sie es wollen.

Der Versuch, “göttliche Macht” zu erlangen, zu sein wie GOTT, kostete schon die ersten Menschen das Paradies, die Gemeinschaft mit GOTT. Menschen können nicht wie GOTT sein. Sie sind Geschöpfe GOTTES und müssen diese ihre Geschöpflichkeit anerkennen, wenn sie nicht der Gemeinschaft mit GOTT verlustig gehen wollen, ihres ewigen Heils.

Esoterische Heiler lehren, daß Steine, Pflanzen, Tiere und die Planeten “beseelt” seien, sich gegenseitig beeinflussen würden und von Menschen mit Hilfe bestimmter Rituale und Praktiken in den Dienst genommen werden könnten.

Eine Unzahl von esoterischen Heilverfahren soll die Harmonie mit dem Kosmos und der Natur herstellen, um dadurch die Heilung von Krankheit und Leid zu bewirken.

Der Apostel Paulus warnt, die Hoffnung auf “kosmische Mächte” zu setzen:
“Seht zu, daß euch niemand betrügt durch Menschenweisheit und leeren Betrug, welche auf menschlicher Überlieferung und kosmischen Mächten beruhen und nicht auf CHRISTUS” (Kol 2,8f).

Paulus warnt vor den “kosmo kratorae” (kosmos = Welt und kratos = Macht, Kraft), weil sie satanische Mächte sind. Der “Fürst dieser Welt” ist der “Fürst des Kosmos”.

GOTT verbietet jede Kontaktaufnahme mit Satan und seinem Anhang, den Dämonen. Allein durch JESUS CHRISTUS ist das Heil zu finden. Nur in JESUS CHRISTUS kann der Mensch Zugang zur übersinnlichen Welt finden:
“Keiner kommt zum Vater als nur durch MICH!” (Joh 14,6).

GOTT läßt sich nicht durch Meditationstechniken, durch Mantras, Mandalas oder Formeln verfügbar machen, auch nicht durch eitle, selbsüchtige Gebete.

Zahlreiche esoterische Heilverfahren basieren auf weißer oder schwarzer Magie, die übermenschliche Fähigkeiten wecken will und einsetzt, um geistige Wesen dienstbar zu machen. Diese “Wesen” sind immer Satan und seine Daemonen, die ständig den Menschen umlauern, immer bereit, sich ihm zu nähern, um ihn in die GOTTES Ferne hinabzuziehen.

GOTT verbietet die Kontaktaufnahme mit Geistern oder Seelen verstorbener Menschen:
“Niemand finde sich, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei, Geheimkünste und Zauberei betreibt, niemand der Bannungen vornimmt, einen Totengeist oder Wahrsagegeist befragt oder Auskünfte bei den Toten sucht. Denn ein Greuel für den HERRN ist ein jeder, der solches tut!” (5 Mose 1,10f).

Ein Christ, der magische Heilverfahren an sich vollziehen läßt, sündigt schwer:
“Unheil wird dich treffen, das du nicht zu bannen vermagst. Dich wird treffen Verderben, eh du dich versiehst”(Jes47,11).

Sämtliche Heil-Praktiken, die Magie und Zauberei anwenden, mit denen geheime Mächte, Energien, Kräfte dienstbar gemacht werden sollen, verstoßen schwer gegen das 1. göttliche Gebot: “Du sollst keine Götzen anbeten!”

Das gilt vornehmlich für christliche Therapeuten und Wunderheiler, die esoterische Diagnose  und Heilverfahren mit seriösen verbinden. Vor ihnen warnt die Bibel:
“Es werden falsche Messiasse (Heilsbringer) und falsche Propheten auftreten und Zeichen und Wunder wirken (auch Krankenheilungen), um, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten in die Irre zu führen. Ihr aber seht euch vor!” (Mk 13,22f).

Der leidende Mensch hofft auf Gesundheit. Er wird angetrieben von dem Ruf und der sittlichen Pflicht, sich gesund zu erhalten. Der leidende Christ setzt seine Hoffnung auf GOTT. Er überschreitet aber die Hoffnung auf übernatürlich gewirkte Heilung, wenn er den natürlichen Weg über erfolgreiche schulmedizinische Therapien verweigert und sich stattdessen esoterischen Heilern anvertraut.

Wer einen “Rechtsanspruch” auf wunderbare Heilung zu haben glaubt, sündigt gegen GOTT durch Vermessenheit. Er setzt eine falsche Zuversicht auf die Hilfe GOTTES, vor allem dann, wenn er unbußfertig, d.h. ohne Reue über seine Sünden, GOTTES Barmherzigkeit herausfordert. Diese Vermessenheit ist “Sünde wider den HEILIGEN GEIST”.

Die Gnade GOTTES setzt die Mitwirkung des Menschen voraus. Ein Mensch, der versäumt zu tun, was er zu tun vermag und stattdessen alle Hilfe von GOTT erwartet, versucht GOTT. GOTT zu versuchen aber, ist schwere Sünde.

Die Barmherzigkeit GOTTES setzt voraus, daß der Mensch seine Geschöpflichkeit anerkennt, daß er bereit und willens ist, sich seinem Schöpfer zu unterwerfen, daß er sich bemüht, GOTT zu lieben. GOTT lieben aber heißt, Seine Gebote zu erfüllen:

“Wer MICH liebt, hält Meine Gebote”. Dieses ist das erste und größte Gebot. Ein zweites aber ist diesem gleich:
“Du sollst den Nächsten lieben, wie dich selbst!”

Nicht in schwelgerischen Gefühlen, die sich denen mitteilen, die bei Handauflegung von Spiritisten, Wunderheilern oder Charismatikern zu Boden stürzen, gewinnt der Mensch sein Heil, sondern in tätiger GOTTES  und Nächstenliebe.

Charismatiker, die den HEILIGEN GEIST als “Heilgeist” mißbrauchen und in ihren Dienst stellen, sündigen schwer wider IHN.

Vermessenheit ist infantil, weil sie der Wirklichkeit nicht gerecht wird. Vermessenes Hoffen ist eitle Selbstüberschätzung. Die Gebete der Vermessenen nehmen die Erfüllung ihrer Hoffnung auf Heilung vorweg; der demütig Bittende erwartet die Erfüllung seiner Hoffnung in tätiger Mitwirkung. Er respektiert GOTT als den Gerechten.

Christliche Hoffnung ist gebunden an die Furcht des HERRN, eine der sieben Gaben des HEILIGEN GEISTES. Diese Furcht ist sowohl Ehrfurcht vor GOTTES Größe und schließt deshalb jede Eitelkeit, jeden Stolz aus, als auch Furcht, schuldigwerden zu können, die Furcht vor der Trennung von GOTT, und schließt deshalb die immerwährende Bereitschaft zu Reue und Wiedergutmachung ein.

Der vermessen hoffende Mensch kennt diese Furcht nicht. Er wiegt sich selbstsicher im Hochmut, stellt sich höher, als er ist, strebt göttliche Macht an, ist selbst überheblich. Er maßt sich an, GOTT zwingen zu können, Seine Gnade mitzuteilen, wann immer der Mensch es will. Gnade aber ist ungeschuldetes Geschenk.
Nicht das irdische Wohlergehen ist das letzte Ziel GOTTES mit dem Menschen, sondern das ewige Heil, die ewige Gemeinschaft mit IHM.

Hochmut ist d a s Grundübel der Menschheitsgeschichte, die Ursünde der von GOTT abgefallenen Engel und Menschen.

Sehnsucht nach Genesung ist letztlich die Sehnsucht nach Erlösung, nach dem Heil. Das wissen esoterische Heiler zu nutzen, indem sie nicht nur körperliche Heilung versprechen, sondern zugleich das Heil. Diese ihre Zielsetzung macht die esoterische Medizin nicht nur unvereinbar mit der wissenschaftlichen Medizin, sondern zugleich mit der christlichen Heilslehre. Wer sich nicht mit den weltanschaulichen Hintergründen esoterischer Diagnosen und Therapien auseinandersetzt, wird esoterisch verführt und geprägt   ob er es will oder nicht.

 

Was ist Gesundheit?

“Nicht nur die Abwesenheit von Krankheit ist Gesundheit”, so definiert die Weltgesundheitsorganisation, sondern “ein Zustand des vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens”.

Für einen Christen kann das nicht alles sein. Aus biblischer Sicht ist der Mensch gesund, der “heil” ist und sich von GOTT immer wieder heilen läßt. Gesundheit ist Frieden mit GOTT.

Deshalb betet der Apostel Paulus:
“Der GOTT DES FRIEDENS heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unsere HERRN JESUS CHRISTUS” (1. Thess 5,23).

Viele körperliche Gebrechen sind selbst verschuldet:
Durch Süchte, falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, durch Aufsuchen von esoterischen Heilern und Verweigerung gebotener schulmedizinischer Behandlung z.B. Diese Leiden sind erworben durch Verstöße gegen das 5. Gebot: “Du sollst nicht töten!” Du sollst Dich nicht der Gefahr aussetzen, krank zu werden und krank zu bleiben, denn das ist Selbstmord in Raten.

Jeder ist verantwortlich vor GOTT auch für seine körperliche Gesundheit:
“Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des HEILIGEN GEISTES ist, der in euch wohnt, den ihr von GOTT habt? Wißt ihr nicht, daß ihr nicht euch selbst gehört? Verherrlicht GOTT in eurem Leibe!” (1. Kor 6,19f).

“So ertötet also Unzucht und Unreinigkeit, Leidenschaft und böse Lust, Habsucht… Ihr sollt das alles ablegen: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung, unehrbare Rede aus eurem Munde. Belügt einander nicht” (Kol 3,5f).

Die Mahnungen des Apostels Paulus werden durch medizinische Forschungen unserer Zeit bestätigt:
All diese Sünden gegen GOTT und den Mitmenschen machen krank. Sie erzeugen Herz Kreislauf Erkrankungen, Krebs, Aids, Stoffwechsel  oder Geschlechtskrankheiten u.a.

Die Gegenmittel sind:
“Herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Geduld. Ertragt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat… Über das alles aber habet die Liebe” (Kol 3,12f). Die Liebe zu GOTT in der Erfüllung Seiner Gebote und die Liebe zu den Mitmenschen.

Entnommen dem Buch von Frau Adelgund Mertensacker: IRRWEGE DES GLÜCKS – Esoterische Medizin von A bis Z

Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im April 2007 – info@horst-koch.de
Ergänzende Beiträge auf meiner Webseite www.horst-koch.de

WUNDERHEILUNGEN, von Pfr. Dr. Kurt Koch
ALTERNATIVMEDIZIN, von Frau Els Nannen, Holland
HEILUNGSDIENSTE, von Dipl.-Ing. Alexander Seibel

 




Eine dunkle u. eine helle Seite von Kraft?

Dave Hunt

 

Eine dunkle und eine helle Seite von Kraft?

Die wichtigste Grundlage des Okkultismus ist der Glaube, dass das Universum von einer unendlichen Macht durchdrungen ist und wer in die entsprechenden Geheimnisse eingeweiht ist, sich diese Kraft zu seinen eigenen Zwecken nutzbar machen könne. Wie diese Kraft zu beherrschen ist, variiert unter den einzelnen Schulen des Okkultismus. Bei manchen kommt es vor allem darauf an, mit Geistwesen oder bestimmten Tieren in Kontakt zu treten, die als Hüter dieser Kraft fungieren und sie über oder an diejenigen vermitteln, die ihre Diener werden. Bei anderen reagiert diese Kraft (von der man außerdem glaubt, sie sei eine Quelle alles Wissens – aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) auf bestimmte Rituale, Zeremonien oder geheime Techniken, die erlernt werden können und an jede neue Generation von Eingeweihten weitergegeben werden.

Die Vorstellung von einer unpersönlichen Kraft ist natürlich verlockend. Wie viel attraktiver ist es, durch Beherrschung dieser Kraft zu seinem eigenen Gott zu werden, als statt dessen einem persönlichen Schöpfer verantwortlich zu sein! Der persönliche Gott der Bibel verlangt Gehorsam – und Ungehorsam hat seine Konsequenzen. Vergebung muss auf gerechter Grundlage geschehen, d. h. die Strafe für die Sünde muss gezahlt werden. Eine Kraft hingegen weiß nichts von Moral, da sie unpersönlich ist; sie steht allen zur Verfügung, die die Gesetze oder Rituale befolgen, aufgrund derer sie funktioniert. Man muss kein gerechter oder religiöser Mensch sein, um die Elektrizität zu benutzen; ebenso verhält es sich mit dieser imaginären »Kraft«. Sie erhebt keinen höheren moralischen Anspruch als die Gravitation, doch vermutlich ist sie der Schlüssel zu aller Macht und allem Wissen.

Okkultisten jeder Couleur behaupten, es gäbe eine positive und eine negative Seite dieser »Kraft« – eine »helle« und eine »dunkle« Seite, wie Obi Wan in Krieg der Sterne sagt. In der Magie werden ganz ähnliche Begriffe gebraucht: »weiße« Magie und »schwarze« Magie. Und so ist es bei den Stammeskulten und -religionen von Eingeborenen rund um die Welt, in allen Kulturkreisen und zu allen Zeiten. Der berühmte Medizinmann der Lakota, Archie Fire Lame Deer (der vom Basketball-Trainer Phil Jackson und vielen anderen Prominenten hoch bewundert wird), sagt im Zitat am Anfang dieses Kapitels genau das.

Eine geheimnisvolle unsichtbare »Energiequelle«?

Dass es im Universum geheimnisvolle Kräfte gibt, kann wohl niemand bestreiten. Der Atomkern wird von einer Kraft zusammengehalten, die das menschliche Begreifen übersteigt, doch irgendwie liefert sie die Energie für die Elektronen in der Atomhülle. Das Universum steckt voller Geheimnisse, die für die Wissenschaft unerklärlich sind.

Obwohl wir wissen, dass es Gravitation und Elektrizität gibt und wir sie beobachten und messen und sogar zu unseren Zwecken nutzen können, weiß die Wissenschaft doch nicht, worin diese Kräfte eigentlich bestehen und wo sie herrühren. Die Wissenschaft sagt uns, dass alles aus Energie entstanden ist und dass Energie weder geschaffen noch vernichtet werden kann, doch die Wissenschaft kann uns nicht sagen, was Energie an sich ist, wie sie entstanden ist, was die Quelle ihrer Kraft ist oder warum sie bestimmten Gesetzen folgt. Der Physiker Lambert Dolphin schreibt:
Der Atomkern enthält positiv geladene und neutrale Teilchen … Die gegenseitige elektrostatische Abstoßung zwischen den gleichartigen positiven Protonen würde den Kern auseinander treiben …
Somit gibt es eine aktive, dem Universum auferlegte Kraft, die die Grundbausteine der materiellen Welt aktiv in jedem Augenblick zusammenhält, Tag für Tag, Jahrhundert um Jahrhundert.

In ähnlicher Weise wäre zu erwarten, dass die angeregten Elektronen, die den Kern umgeben, ihre gesamte Energie schnell verstrahlen und in den Kern stürzen, wenn es nicht eine unsichtbare Energiequelle gibt, die dem entgegenwirkt.

Was ist diese »unsichtbare Energiequelle«? Und welche »Intelligenz« steht dahinter? Offensichtlich hat keine Kraft irgendeine Intelligenz. Dass in der Natur mehrere Kräfte produktiv zusammenwirken, ist ein starker Hinweis auf eine unendliche Intelligenz hinter allen Dingen.

Die Tatsache, dass jede Kraft, sei es Gravitation oder Elektrizität, an bestimmte Gesetze gebunden ist (die wiederum alle miteinander kooperieren), ist ein hinreichender Beweis dafür, dass keine individuelle »Kraft« das Gesamtgeschehen beherrscht. Es ist eindeutig so, dass alle Kräfte einer vorrangigen Intelligenz unterworfen sind, die sie erschaffen hat. Ebenso wenig kann jemand die Behauptung aufrechterhalten, eine »Seite« der Kraft, entweder die »helle« oder die »dunkle«, sei stärker als die andere. Somit ist die Situation hoffnungslos, denn niemals wird eine der beiden Seiten triumphieren. »Gut« und »böse« wären so tatsächlich bedeutungslose Begriffe.

Ein grundsätzliches Problem: Macht korrumpiert

Wenn außerdem allen Dingen und allen Lebewesen eine okkulte Kraft innewohnt, wie Archie Fire Lame Deer es behauptet, dann würde dies in keiner Weise Friede und Einigkeit für die Menschheit bedeuten, sondern das völlige Gegenteil.
Wenn »Macht [Kraft] korrumpiert und absolute Macht absolut korrumpiert«, ist die Aussicht einer Menschheit, die eine unbegrenzte okkulte Macht entfaltet, eher erschreckend als ermutigend. Die Versuchung, nach immer größerer Macht zu streben, um den großen Wettstreit zu gewinnen, würde anscheinend bei jedem zu unausweichlicher Korruption führen, sogar bei denjenigen, die angeblich die »helle Seite der Kraft« gebrauchen.

Hier stehen wir vor einem grundsätzlichen Problem des Okkulten: unbegrenzte Macht, die von »weißen Magiern« zu »guten Zwecken« eingesetzt wird und zum »Bösen« von »schwarzen Magiern«. Doch wer soll »gut« und »böse« definieren? Wer die Kraft beherrscht, kann sie zu seinen eigenen Zwecken verwenden, für das, was er in seinem Leben erreichen will, entgegen den Wünschen und Zielen aller anderen. Wenn es keinen persönlichen Gott der Liebe, Heiligkeit, Gerechtigkeit und Autorität gibt, der sich in Verantwortung um das Universum kümmert, kann eine »Kraft« oder »Macht« der Erde niemals Frieden bringen. Gleiches müßte von der ganzen »Human-Potential«-Bewegung zugegeben werden. Macht führt nicht zum Frieden, sondern nur zu größeren Konflikten.

Die Bibel sagt, dass Gott ein persönliches Wesen von unendlicher Liebe, Weisheit und Macht ist, der den Menschen nach seinem eigenen moralischen und geistlichen Bild geschaffen hat und demgegenüber der Mensch verantwortlich ist. Im Gegensatz dazu bietet der Okkultismus das Versprechen, jeder könne zu gottähnlicher Macht gelangen und so sein eigener Gott werden. Einige Okkultisten glauben natürlich, sie müßten sich an diese Geistwesen wenden, die angeblich all diese Kräfte unter Kontrolle haben. Aus dieser Vorstellung entwickelten sich komplexe Regelwerke, wie man die Gunst der Götter erlangen kann und diese Regeln wurden in Form okkulter Rituale von Initiation zu Initiation weitergegeben.

Man kann leicht einsehen, dass die Lehre des Positiven Denkens in den Kreisen der Geschäftswelt, unter Akademikern und Psychologen ein Aufruf ist, sich an die »helle« Seite zu wenden und die »dunkle« Seite dieser Kraft zu meiden. Das gilt auch für das »Positive Denken« bzw. »Denken in Möglichkeiten«, das in der Christenheit von Norman Vincent Peale und seinem Hauptjünger Robert Schuller populär gemacht wurde. Und Gleiches gilt ebenso für das »Positive Bekenntnis« (das Aussprechen vom »Wort des Glaubens«) heutiger führender Charismatiker. Sie meinen, der Geist (oder die Zunge) jedes Menschen könne ein Kanal für diese Kraft werden, so dass alles, was man denkt oder laut ausspricht (»Positives« oder »Negatives«), geschehen wird.

Gott wegerklären

In gleicher Weise hat die Wissenschaft versucht, die Ordnung des Universums als Folge unpersönlicher Gesetze zu erklären. Doch es ist kein Naturgesetz bekannt, dem das Bewußtsein unterworfen wäre, und keine Gesetze der Physik können seine Existenz erklären. Um das Eingeständnis einer »Intelligenz« hinter der Natur zu umgehen, vermuten fundamentalistische Evolutionisten hypothetisch ein »organisierendes Prinzip«, das dem Atom eigen ist.

Organisation braucht intelligente Planung und Anweisung. Diesem »organisierenden Prinzip« werden alle Eigenschaften Gottes zugeschrieben, außer der Fähigkeit, die von ihm hervorgebrachten Geschöpfe gerecht zu richten. Diese Fähigkeit muss mit Vehemenz abgestritten werden, um ihren schrecklichen Konsequenzen zu entgehen. Tatsächlich wird diese unpersönliche Macht im Menschen personifiziert, wo sie geheimnisvoll verborgen wohnt als sein angeblich unendliches Potenzial.

In gleicher Weise bestehen viele moderne Theologen auf »Wahrheit« ohne göttliche Inspiration. Sie bestreiten, dass die Bibel Gottes unfehlbares Wort ist und versprechen sich dennoch Lektionen von ihr über die »Mythen«, die sie enthalten soll. »Mythen« zu verehren verlangt aber anscheinend eine weit größere Leichtgläubigkeit als der Glaube an die von Gott geoffenbarte Wahrheit. Der bekannte Mythologe Joseph Campbell sagte:
Der Mensch neigt dazu … Naturkräfte zu personifizieren. Unser westliches Denken sieht Gott als letztliche Quelle oder Ursache der Energien und Wunder des Universums an. Aber im orientalischen Denken – und auch im Denken der Naturvölker – sind die Götter zumeist vielmehr Manifestationen und Übermittler der Energie, die letztlich unpersönlich ist. Sie selbst sind nicht ihr Ursprung.
Der Gott ist der Kanal dieser Energie. Und die Kraft oder Qualität der vermittelten oder repräsentierten Energie bestimmt den Charakter und die Funktion des Gottes. Es gibt Götter der Gewalt, es gibt Götter des Mitleids … Personifizierungen der jeweiligen Energien …
Und dann fragen Sie: »Nun, es muss doch jemanden geben, der diese Energie erzeugt?« Warum müssen Sie diese Frage stellen? Warum kann das höchste Geheimnis nicht unpersönlich sein?

Die vier Lügen der Schlange

Das höchste Geheimnis kann nicht unpersönlich sein, weil etwas Unpersönliches nicht denken, planen, organisieren oder kreieren kann. Doch derartige Fähigkeiten sind absolut notwendig, um das Universum und insbesondere intelligentes Leben ins Dasein zu rufen. Nur persönliche Wesen können erkennen, dass es ein Geheimnis gibt, und keine unpersönliche »Kraft« könnte persönliche Wesen hervorbringen. Die »Neigung des Menschen« das Unbelebte zu personifizieren, ist nicht, wie Campbell behauptet, eine rein menschliche Angewohnheit des Aberglaubens oder Wunschdenkens. Tatsache ist, dass das rationale Denken eine rationale Erklärung für das Universum verlangt, und rationales Denken muss persönlich sein.

Darüber hinaus wird die Vorstellung einer Kraft mit heller und dunkler Seite dadurch entkräftet, dass die auf okkulte Weise empfangenen Offenbarungen, auf denen das Okkulte basiert, persönlicher Natur sind. Bei diesen manifestiert sich nicht nur eine bloße Kraft, sondern diese Kraft wird begleitet von einer in sich schlüssigen Philosophie, die unausweichlich mit vermittelt wird. Zudem kann diese Philosophie auf eine persönliche Quelle zurückgeführt werden: die Schlange bzw. Satan. Eines der verblüffendsten Phänomene, die jeder feststellt, der das Okkulte untersucht, ist die erstaunliche Entsprechung zwischen einerseits den Lügen, mit denen der Bibel zufolge die Schlange im Garten Eden Eva betrog (1Mo 3,1-5) und andererseits der einstimmigen Philosophie, die allem Okkultismus zu Grunde liegt. Dabei handelt es sich um die folgenden vier Punkte:

1.) Gott ist keine Person, sondern eine Kraft. Diese Aussage wird zwar nicht direkt getroffen, doch eigentlich steckt sie in jedem Satz, den Satan von sich gibt. »Hat Gott wirklich gesagt?«, so stellt er den Glauben an einen persönlichen Gott in Frage, der Adam und Eva das Essen von einem bestimmten Baum untersagte. Die Logik war unbestreitbar. Warum sollte die Frucht eines speziellen Baumes schädlich sein, wenn doch die Früchte aller anderen Bäume das Leben erhielten? Sie alle wuchsen auf demselben Boden. In allen Dingen war dieselbe Kraft – im Erdboden, in den Bäumen, in der Frucht und auch im Menschen selbst.

2.) Der Tod ist nicht real; wir sterben in Wirklichkeit nicht. Weil die Kraft in allen Dingen auch in uns wohnt, können wir nicht sterben; wir betreten nur einen »neuen Zyklus«. Diese Lüge wurde natürlich als Re¬inkarnationslehre im östlichen Mystizismus und als Geisterglaube im westlichen Mystizismus weiterentwickelt. Das ist die Botschaft, mit der alle so genannten »klinisch Toten« zurückkommen: Der Tod ist nicht real und es gibt nichts zu befürchten – kein Gericht, nur Liebe und Annahme und eine fortgesetzte, stets aufwärts strebende Evolution.

3.) Die Bestimmung des Menschen ist, einer der Götter zu werden. Wir evolvieren weiter zu immer höheren Wesen und werden schließlich den Gipfel der Evolution erreichen: die Gottheit.

4.) Das Geheimnis ist Erkenntnis von Gut (die »helle Seite« der Kraft) und Böse (die »dunkle Seite« der Kraft). Das war sicherlich das überzeu¬gende Argument, mit dem Satan Eva überredete, von der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Mit uns ist alles bestens, abgesehen von unserer Denkweise. Die Kraft ist bereits in uns, nur wissen wir es nicht und müssen noch »erleuchtet« werden.

Der Zusammenhang zwischen der Philosophie der Schlange und dem Okkulten ist leicht zu erkennen. Beispielsweise bietet die Ausgabe vom Januar 1931 der Zeitschrift The Occult Digest ein Buch an mit dem Titel Die Kraft der Schlange. Der Artikel verspricht 700 Seiten detaillierter Instruktionen für das Erreichen der »Schlangenkraft« mittels Kundalini Yoga zusammen mit »Fotos von Yoga-Haltungen … und einer Erklärung der Schlangenkraft«.
Dieselbe Ausgabe beinhaltet eine Werbung der Rosenkreuzer, die die Entwicklung eines »sechsten Sinnes« verspricht, »der Sie zum Meister Ihres Schicksals macht«. Ein anderer Artikel trägt die Überschrift »Ist der Tod notwendig?« und erklärt: »Jeder Denker stimmt zu, dass die alte Welt anscheinend am Rande einer ›mentalen‹ oder ›spirituellen‹ Entdeckung oder Erweckung steht, die womöglich ohne weiteres jede so genannte Tatsache bezüglich des Lebens und des Todes umstürzen kann.«

Die offensichtliche Parallele zur biblischen Geschichte aus dem Garten Eden ist sicher zumindest faszinierend. Dieselbe 1931er Ausgabe von Occult Digest enthielt Artikel über Reinkarnation und über den Empfang von Botschaften aus der Geisterwelt sowie Artikel, die versprachen, dass die Entwicklung dieser okkulten Kräfte zur Gottheit des Einzelnen führen würden – dasselbe Versprechen, mit dem die Schlange Eva verführte.
Die Geschichte vom Garten Eden ist kein Mythos, sie ist historische Wahrheit. Wie sonst wäre es zu erklären, dass seit dem Sündenfall Evas Nachkommen genau denselben Lügen leidenschaftlich und leichtgläubig nachgelaufen sind, mit der der Bibel zufolge auch Eva selbst von der Schlange getäuscht wurde? Genau diese Lügen sind es, die die Grundlage des Okkulten bilden.
 

»Recht« und »Unrecht«

Einige praktizierende Hexen behaupten, die von ihnen herangezogene Kraft könne nur auf wohltätige Weise gebraucht werden. Welche Kraft ziehen dann aber »schwarze Magier« heran? Außerdem schreibt diese Behauptung anscheinend einer unpersönlichen Kraft moralische Eigenschaften zu. Die trugschlüssige Vorstellung einer dem Kosmos innewohnenden Kraft mit einer »hellen« und einer »dunklen« Seite, die zu einer »weißen« und einer »schwarzen« Magie führen, hat viel Verwirrung gestiftet.

Das ganze Konzept einer »dunklen« und einer »hellen« Seite der Kraft entstammt dem fernöstlichen Mystizismus. Es findet sich im Hinduismus, in dem es keine Sünde gibt, kein Recht und Unrecht und in dem das Dharma jedes Menschen individuell ist. Es findet sich im Buddhismus und Taoismus im Glauben, es gäbe eine übersinnliche Kraft oder ein Chi, das durch yin/yang ausgedrückt wird, von denen keines dem anderen überlegen ist und keines richtig oder falsch ist, sondern beide in Harmonie zueinander stehen müssen.

Akupunktur beispielsweise ist der Versuch, yin und yang im Körper in Einklang zu bringen. William Devine, Vorsitzender der Kalifornischen Gesellschaft für Akupunktur, sagte:
So ist orientalische Medizin. Man bringt einen Patienten; fünf verschiedene Ärzte sehen sich ihn an und kommen zu fünf verschiedenen Diagnosen und keine davon ist falsch.

Den Aussagen von »Ramtha« zufolge (einem 30.000 Jahre alten Krieger, den J. Z. Knight channelt), können wir von der Vorstellung eines richtenden Gottes befreit werden, wenn wir verstehen, dass »es keine Sünde gibt und deshalb keinen Grund für Schuld«. Wenn natürlich niemand Unrecht hat, dann hat auch niemand Recht. Der ganze Gedanke, dass jemand den Anspruch stellt, Recht zu haben, ist in der amoralischen Gesellschaft von heute verdammungswürdig. In einer bekannten Talkshow beharrte Wade Davis darauf: »So etwas wie Recht oder Unrecht in Sachen Religion gibt es nicht … das ist es, woraus Kriege hervorgehen.« Doch Jesus Christus sagt: Wer ihn ablehnt, hat nicht nur Unrecht, sondern ist für ewig verloren. Zwischen Jesus Christus und der Welt des Okkulten muss eine klare Entscheidung getroffen werden.
 

Die vorgetäuschte Toleranz

Das Leugnen von Recht und Unrecht bringt die logische Konsequenz mit sich, dass jede Meinung in gleichem Maße gültig sein muss. Dieser Nonsens tarnt sich als Toleranz, ist aber in Wirklichkeit die schlimmste Form von Intoleranz, weil dadurch auf raffinierte Weise alle anderen Ansichten eliminiert werden. Ein anschauliches Beispiel ist jemand, der vorgibt, mit jedermann übereinzustimmen und darauf besteht, dass selbst die krassesten Unterschiede nur eine Frage der »Auslegung« sind. Diese angebliche Toleranz gegenüber anderen Ansichten entkräftet ironischerweise alle anderen Auffassungen – nicht durch einen Frontalangriff, aber durch die unhöfliche Weigerung, sie ernst zu nehmen. Ein Kontrahent, der eine andere Ansicht vertritt und bereit ist, über die strittigen Fragen zu diskutieren, ist höher zu achten als jemand, der angeblich alles tole¬riert und nichts ablehnt und den eigentlichen Unterschied zwischen zwei opponierenden Meinungen leugnet.
Für viele ist eine solche »Jeder-gewinnt«-Einstellung der einzig gangbare Weg und zum Schaden unserer Schüler hat sie auch an den öffentlichen Schulen Einzug gehalten. Aber wenn »Verlierer« aus unserem Wortschatz gestrichen wird, dann muss auch »Gewinner« weichen. Aus Ent¬täuschung über Psycho-Programme, die soziale Probleme lösen sollten, aber niemanden aufgrund seiner Fehler zur Verantwortung zogen, schrieb
T. H. Fitzgerald in einer Psychologie-Zeitschrift:
Bei AHP [Gesellschaft für humanistische Psychologie] habe ich immer noch den Eindruck … dass irgendwie jeder »aus seiner Perspektive« Recht hat, weil es keinen höchsten Gebieter geben kann. Dennis Jaffe schreibt … über die »Suche nach Vorzüglichkeit«, aber wenn es etwas Vorzügliches geben soll, dann muss es auch Unvorzügliches geben. Und was würden wir sagen, wenn wir es auf der Straße treffen …?

Sogar die Sprache der Diskussion über Moralfragen ist durch die psychologische Heuchelei und das Vokabular des positivistischen Scientismus verdorben worden.

Eines der bekanntesten Beispiele für diese absolute Intoleranz, die sich geschickt als völlige Toleranz tarnt, findet sich in der verbreiteten Floskel: »Wir sind alle auf verschiedenen Wegen zum selben Ziel.« Diese Äußerung hört sich zwar an wie Toleranz gegenüber falschen Vorstellungen, doch sie repräsentiert eindeutig die höchste Form von Intoleranz. Obschon »verschiedene Wege« großzügig toleriert werden, wird auf keinen Fall zugestanden, dass sie zu unterschiedlichen Zielen führen, denn jeder – egal auf welchem Weg er sich befindet – muss zum selben Ziel gelangen.

So räumt diese anscheinend tolerante Vorstellung von »verschiedenen Wegen« keine Möglichkeit eines anderen Zieles ein. Die Bibel sagt hingegen in wahrer Toleranz, dass es zwei Ziele gibt – Himmel und Hölle – und diese Ziele niemandem aufgezwungen werden. Jeder kann sich persönlich entscheiden. Wer in den Himmel gelangen möchte, hat jedoch nur einen Weg zur Wahl: durch Jesus Christus und seinen Tod und seine Auferstehung, sein Erlösungswerk für die Sündenschuld, die Gottes unendliche Gerechtigkeit einfordert.

 

Die erdrückende Umarmung

Genau durch die philosophische Spitzfindigkeit der »Alle-Wege«-Theorie ist der Hinduismus an seinen Ruf als tolerant gegenüber allen Religionen gelangt. Der Hinduismus akzeptiert tatsächlich alle anderen religiösen Überzeugungen, doch dabei werden diese alle durch eine »erdrückende Umarmung« in den Hinduismus absorbiert. Was immer der Hindu in seiner sprichwörtlichen Toleranz scheinbar akzeptiert, verliert seine frühere Identität und wird in eine hinduistische Gestalt umgeformt. Der Hinduismus hat beispielsweise keine Probleme damit, Jesus Christus anzunehmen. Bei 330 Millionen Göttern ändert es schließlich nichts, wenn man noch einen weiteren hinzufügt. Und so kann es unter Hindus zu Tausenden von scheinbaren Bekehrungen kommen, bis in der christlichen Missionsarbeit deutlich herausgestellt wird, was am Hinduismus falsch ist und die Einzigartigkeit Jesu verdeutlicht wird, die ihn von allen Hindugöttern unterscheidet.

Wenn dieser Unterschied nicht absolut deutlich gemacht wird, kön¬nen Hindus scheinbar »Jesus annehmen«, aber sie nehmen nicht den Jesus der Bibel an, den Jesus, der Gott ist und Mensch wurde und der einzig und allein »der Weg, die Wahrheit und das Leben« ist. Der »Jesus«, den ein Hindu annimmt, ist nichts weiter als ein Avatar unter Tausenden. So nimmt der Hinduismus dadurch, dass er »Jesus annimmt«, den Jesus der Bibel weg und ersetzt ihn durch seinen eigenen falschen Christus.

Eine solche Täuschung ist ein hauptsächliches Ziel von okkulten Wesen, die mit der Menschheit kommunizieren. Die Worte des »Jesus«, der Barbara Marx Hubbard ein »vollmächtiges Wiedergeburts-Erlebni« vemittelte, und des Jesus, der der Psychologin Helen Schucman Ein Kurs in Wundern diktierte, stellen eine sehr geschickte Perversion dessen dar, was der Jesus der Bibel zu sagen hat. Gleiches gilt für das Buch Urantia, das angeblich von einer »Kommission von 24 spirituellen Administratoren im Einklang mit einem Auftrag, der von hohen göttlichen Autoritäten (den ›Alten an Tagen‹) erteilt wurde« und die Bibel völlig verdreht, insbesondere im Hinblick auf Jesus Christus. Bei allen solchen Mitteilungen von »höheren Wesen« findet sich eine Umdeutung von Aussagen, die den historischen christlichen Glauben entkräftet und ihn durch ein hinduistisch-buddhistisches Pseudochristentum ersetzt, das dem Okkulten in die Hände spielt. Mit der zunehmenden Ausbreitung dieser Auffassung werden wir Zeugen der Vorbereitung der künftigen Weltreligion.

Diese vorgetäuschte Toleranz wird mitsamt ihrer Geringschätzung der Wahrheit vom heute bekanntesten Fernsehprediger Robert Schuller den Massen aufgetischt. In seiner scheinbaren Toleranz erklärt Schuller, dass »wir die gute Religion von der schlechten Religion daran unterscheiden können«, dass die gute »positiv« ist. Er hat die Religionsführer aufgerufen, »was immer ihre Theologie ist … ihren Glauben in positiven Begriffen auszudrücken … Führungspersonen aller Religionen [sollen] vereint alle Kräfte mobilisieren … um die positive Kraft [zu verkünden] … von religiösen Werten, die die Weltgemeinschaft aufbauen«.

Die Tatsache, dass die Lehren von Hinduismus, Buddhismus, Islam, Katholizismus und Evangelikalismus in so entscheidenden Punkten einander widersprechen,
ist offensichtlich nichts, worum man sich sorgen müßte, solange jeder Glaube »in positiven Begriffen« ausgedrückt wird. Alle Religionen, so denkt Schuller anscheinend, stellen ebenbürtig gültige Werte dar, »die die Weltgemeinschaft aufbauen«. Der Antichrist selbst hätte an einem solchen schwammigen New-Age-Trick nichts zu verbessern!

 

Okkultismus macht sich unter Evangelikalen breit

Die Invasion des Okkulten in die evangelikalen Gemeinden hinein ist eine der schockierendsten Tatsachen unserer Zeit. Das Streben nach Ökumene und der damit verbundene Versuch, eine Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch zu vermeiden und alle Auffassungen zu akzeptieren, ist dabei ein wesentlicher Faktor. Es sollte klar sein, dass die Idee der mentalen Kraft (die Vorstellung, positives oder negatives Denken würde eine eigene Realität erschaffen) nur eine andere Form von der »dunklen und hellen Seite der Kraft« sind. Einer der einflußreichsten Verfechter dieser Auffassung, der zudem einen großen Einfluß auf die evangelikale Christenheit ausübt, ist der bekannte und erfolgreiche Wall-Street-Manager Sir John Marks Templeton, Stifter des Templeton-Preises für den Fortschritt der Religionen.

Templeton
und seine neuheidnischen Ansichten wurden zuerst 1986 von Robert Schuller in die Christenheit eingeführt, der auch weiterhin für sie eintritt. Schullers Zeitschrift Possibilities (»Möglichkeiten«) plaziert Templeton auf sein Titelblatt und widmet sein Titelthema einem Interview mit Templeton. Darin gibt er seine von Einheit/Religiöse Wissenschaft/New Age geprägten Auffassungen zum Besten: »Ihre spirituellen Prinzipien haben Ihnen Wohlstand gebracht … materieller Erfolg kommt … wenn man mit dem Unendlichen in Einklang steht … Der Geist Christi wohnt in jedem Menschen, ob derjenige es weiß oder nicht … nichts existiert außer Gott.« Diese Irrlehren wurden von Schuller an ein riesiges Publikum von Lesern verbreitet.

Der pantheistische Glaube, dass »nichts existiert außer Gott«, ist die Grundlage der »Mind-Science«-Sekten. Er besagt Folgendes: »Gott ist alles und Gott ist gut; deshalb ist alles gut.« Somit existiert Schmerz, Krankheit und Tod gar nicht. Sie sind nur Projektionen des negativen Denkens derer, die sich vorstellen, so etwas zu erfahren. Um von dieser Täuschung befreit zu werden, muss man sein Denken vom Negativen (der »dunklen Seite«) zum Positiven (der »hellen Seite«) ändern. Das ist die Theorie hinter dem Buch Die Kraft positiven Denkens, dem Bestseller von Norman Vincent Peale, das die evangelikale Christenheit jahrelang stark beeinflußt hat.

Templeton ist Evolutionist, Pantheist, Universalist und Okkultist, der den Gott der Bibel und Christus als einzigen Erretter ablehnt und behauptet, Himmel und Hölle seien Bewußtseinszustände, die wir hier auf der Erde erschaffen, Wahrheit sei relativ und der christliche Glaube habe keine Bedeutung mehr. Doch in evangelikalen Kreisen steht dieser Mann in hohem Ansehen. Er war Mitglied im Gremium des Theologischen Se¬minars von Princeton und gehörte 15 Jahre lang dem Leitungsgremium der Amerikanischen Bibelgesellschaft an, obwohl er die Bibel als Gottes Wort ablehnt. Norman Vincent Peale bezeichnete Templeton als »den bedeutendsten Laien der christlichen Kirche unserer Zeit«.

Templetons Buch Discovering the Laws of Life (»Die Gesetze des Lebens entdecken«) aus dem Jahr 1994 ist reinster Okkultismus. Doch anstatt davor zu warnen, widmet Christianity Today diesem Buch die gesamte Rückseite seiner Ausgabe vom 24. April 1994 und hat sich bei seinen Lesern bis heute nicht dafür entschuldigt. Unter der Überschrift »Wird Millionen von Lesern inspirieren« enthielt diese Werbeanzeige die Empfehlung von fünf Prominenten, die im Klappentext des Buches genannt werden: Norman Vincent Peale (der auch das Vorwort schrieb), Robert Schuller, Billy Graham sowie zwei bekannte katholische New-Age-Vertreter. Hier einige beispielhafte Auszüge aus dem Buch:

»Hinter diesem Buch steht mein Glaube, dass die grundlegenden Prinzipien zur Führung eines »edlen Lebens« … aus allen religiösen Traditionen abgeleitet werden können – aus der jüdischen, muslimischen, hinduistischen, buddhistischen und anderen ebenso wie aus der christlichen …
Wir haben die Kraft, alles zu erschaffen, was wir in unserem Leben brauchen und diese Kraft in uns ist die Kraft des Geistes … Es gibt ein Gesetz des Lebens …: »Gedanken, die wir in unserem Geist hegen, werden sich in der äußeren Welt auf ihre eigene Weise reproduzieren …«

Astronauten sind in den Weltraum gereist … [und] haben keine Hinweise auf einen Himmel mitgebracht. Und wo Bohrungen in die Erde eindrangen, stießen sie nicht auf die Hölle, sondern auf Öl … spirituelle Theoretiker neigen dazu, [Himmel und Hölle] als Bewusstseinszustände aufzufassen …

Mit unseren Entscheidungen und Einstellungen schaffen wir uns un¬seren eigenen Himmel und unsere eigene Hölle hier auf der Erde … Der einzige Ort, wo wir den Himmel finden können, ist unser eigenes Herz … Unsere angeborene Güte ist ein essentielles Faktum unserer Existenz … Wenn wir diese Wahrheit erkennen, werden wir den Himmel auf Erden erleben … Wenn unser Handeln spontan aus der Güte unseres Wesens entspringt, finden wir Frieden in der Gegenwart Gottes in uns. Seien Sie ehrlich. Seien Sie wahrhaftig. Lieben Sie alle Teile Ihres Selbst … Die Gottheit in Ihnen … befindet sich auf dem Weg zur Vollkommenheit.

Die Empfehlung seitens Peale und Schuller, die beide jahrelang dieselbe okkulte Philosophie verbreitet haben, überrascht uns nicht. Aber dass Christianity Today, Chuck Colson, Billy Graham und Bill Bright ebenfalls Templeton anpreisen, ist ein schockierendes Indiz für die kompromittive Haltung unter führenden Evangelikalen.
 

Aufruf zur intellektuellen Redlichkeit

Jeder hat das Recht, Christus persönlich abzulehnen, aber es ist intellektuelle Unredlichkeit der schlimmsten Art, darauf zu bestehen, Jesu Lehren seien völlig kompatibel mit hinduistisch-buddhistischen pantheistischen Philosophien. Das muss so sein, folgert ein Autor, weil »alle New Ager, die ich getroffen habe, Jesus lieben und Buddha und Krishna und jeden, ungeachtet der Rasse oder Sprache oder religiösen Vorliebe«.

Die Vorstellung, eine überzeugungslose »Liebe« (die zu schwach zum Korrigieren anderer ist) würde irgendwie die Frage nach Wahrheit, Recht und Unrecht und nach gesunder Lehre überflüssig machen, ist ein grundlegender Irrtum. Echte Liebe korrigiert vielmehr diejenigen, die einem schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Irrtum zum Opfer gefallen sind.

Die okkulte Unterwanderung der abendländischen Gesellschaft ist eine direkte Folge der »wissenschaftlichen« Erosion des Glaubens an das transzendente Wesen Gottes. In der westlichen Welt praktizieren heute Mil¬lionen Transzendentale Meditation. Dabei ist die Bezeichnung transzendental ein einziger Schwindel. TM ist pantheistisch und leugnet somit einen transzendenten Gott. TM führt tief ins Innere, um das »wahre Selbst« zu finden. Unsere Gesellschaft ist geradezu selbst-besessen geworden, besessen von einem Selbst, das angeblich zur Gottheit evolvieren soll.
 

Eine wichtige Unterscheidung

Man glaubt, die »Kraft« sei der leitende Faktor hinter der Evolution. Wir haben gesehen, dass Evolution mathematisch unmöglich ist. Außerdem kann sie niemals das menschliche Bewußtsein erklären. Ein Gespür für moralische Verantwortung kann nicht in physiologischen Begriffen erklärt werden. Der Mensch kann nicht einfach Produkt evolutionärer Kräfte sein, die auf die Materie eingewirkt haben. In der Natur gibt es keine Ethik und keine Moral. »Gut« und »Böse« läßt sich nicht auf Galaxien oder Atome oder Naturkräfte wie Gravitation oder Elektrizität oder übersinnliche Kräfte (sofern es solche gibt) anwenden.

Eine Kraft mit hellen und dunklen Seiten
läßt keine Unterscheidung zwischen einem physikalischen und einem moralischen Gesetz zu. Doch eine solche Unterscheidung ist äußerst wichtig. Ein moralisches Gesetz kann nicht zum eigenen Nutzen verwendet werden, ein Naturgesetz hingegen sehr wohl. Moralische Gesetze können nicht als Quelle persönlicher Bevollmächtigung herangezogen werden, was in der New-Age-Bewegung das hauptsächliche Ziel ist. Allgemeingültige, für alle verbindliche moralische Gesetze können nur vom höchsten Gott des Supranaturahlen Monotheismus vorgeschrieben werden, der selbst und mit seinem eigenen Charakter den Maßstab für Gerechtigkeit, Liebe, Reinheit und Güte definiert.

Im Gegensatz zum östlichen Mystizismus lehrt der christliche Glaube,
dass die unendlich gerechten moralischen Gesetze Gottes verletzt wurden und dass der endliche Mensch die unendliche Schuld nicht bezahlen kann. Aufgrund seiner Rebellion verdient der Mensch die ewige Trennung vom Schöpfergott. Gott selbst könnte die von seiner Gerechtigkeit eingeforderte unendliche Schuld bezahlen, aber weil er keiner von uns ist, würde dies nicht geschehen. Deshalb wurde Gott in seiner unendlichen Liebe durch jungfräuliche Empfängnis Mensch, sodass er als Gott und Mensch in einer Person die volle Schuld bezahlen konnte, wie sein Gesetz sie einforderte. Dieses Werk vollbrachte er am Kreuz.

Der triumphierende Ruf Jesu unmittelbar vor seinem Tod – »es ist vollbracht« – ist im griechischen Grundtext ein zuschreibender Ausdruck (teleo, eine Schuld löschen). Die unendliche Strafe für die Sünde ist be¬zahlt. Der Bibel zufolge ist alles, was dem Menschen noch zu tun übrig bleibt, zu bekennen, dass er als Sünder verdient, was Christus an seiner Stelle erlitten hat und die Vergebung anzunehmen, die als Geschenk von Gottes Gnade und Liebe angeboten wird.

Das okkulte Evangelium ist dagegen von einer offensichtlichen Leere gekennzeichnet. Die einzige Errettung, die es anbietet, ist eine Kraft, um die Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen und die eigenen Wünsche zu erfüllen. Gerechtigkeit und Wahrheit fehlen gänzlich. Mit Yogaübungen oder sonstigen Bemühungen um einen höheren Bewusstseinszustand und Zugang zu dieser Kraft kann man noch nicht einmal eine Busfahrkarte bezahlen, geschweige denn die ewige Schuld der Sünde. Der Kraft in der hinduistischen, buddhistischen oder New-Age-Philosophie fehlt die gerechte Grundlage für die Vergebung, nach der sich jedes aufrichtige Herz sehnt. Sünde wird nicht anerkannt, und selbst wenn, dann gibt es weder einen Gott, gegen den gesündigt wurde, noch einen gerechten Weg für den Sünder zur Vergebung.

Die Antwort der okkulten Philosophie auf die tiefsten Sehnsüchte und Bedürfnisse des Menschen ist eine Lüge. Anstatt mit Liebe gefüllt zu werden, der größten Tugend und höchsten Erfahrung, läßt die okkulte Lehre uns mit einem Vakuum zurück. Die Kraft des okkulten Magiers aus Krieg der Sterne ist kein besserer »Gott« als die unpersönlichen Kräfte, die im materialistischen Universum des Atheisten am Werk sind. Sir Arthur Eddington argumentiert:
»Wenn aus dem Herz des Menschen, erstaunt über das Geheimnis der Existenz, der Schrei aufsteigt: »Was soll das alles?«, ist die Entgegnung … keine wahre Antwort: »Es geht um Atome und das Chaos; um ein Universum aus glühenden Kugeln, die auf die bevorstehende Verdammnis zurollen.«
 

 

Ein Konflikt zwischen Gott und Satan

In allen Einzelheiten stellt die Bibel den Einen vor, den sie als den wahren Gott bezeichnet, den Schöpfer des Universums. Sie spricht auch von Satan, dem Gegenspieler Gottes und des Menschen. Satan erscheint als Schlange, die Eva mit der Verheißung verführt, dass sie Unsterblichkeit und Göttlichkeit erlangen werde, wenn sie Gott ungehorsam ist und ihr folgt. Weil dieser Verführer zum Bösen der Drahtzieher hinter der falschen Religion dieser Welt ist, wird er der »Gott dieser Welt« genannt (2.Kor 4,4). In der ganzen Bibel ist er bekannt als »der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erd¬kreis verführt« (Offb 12,9).
Heute halten sich viele als zu gebildet, als dass sie die Geschichte vom Garten Eden wörtlich nehmen. Evas Gespräch mit einer sprechenden Schlange kennzeichnet die Geschichte gewiß als Mythos. Ein solcher Aberglaube kann nur primitiven Menschen zugemutet werden. Jeder Versuch, sie heute zu lehren, würde als Beleidigung des modernen Menschen aufgefaßt, so argumentiert man.

Doch gerade die Skeptiker, die zu intelligent sind zu glauben, dass Satan durch eine Schlange zu Eva sprach, empfehlen die Spiritualität amerikanischer Indianer. Sie haben anscheinend kein Problem zu glauben, dass indianische Medizinmänner zu allen Arten von Tieren reden und sich manchmal sogar in eine solche Kreatur verwandeln. Und versuchen nicht sogar einige unserer führenden Wissenschaftler, sich mit Schimpansen und sogar Delphinen zu unterhalten? Hören wir noch einmal auf Dr. John Lilly:
Delfine sind ein Beispiel für hohe fremde Intelligenz und dafür habe ich mit verschiedenen Leuten gekämpft, seit ich 1961 mein erstes Buch zu diesem Thema veröffentlichte: Mensch und Delphin. Aber jetzt kämpfe ich nicht mehr mit ihnen. Sie denken um; sie fangen an, kognitive Psychologie auf Delfine anzuwenden.

Die Sioux-Indianer, die Phil Jackson als seine Lehrer verehrt und deren Religion er angenommen hat, lehren, dass ihnen vor Jahrhunderten von einer hübschen Frau die »heilige Pfeife« gegeben wurde. Diese Frau be¬nutzte Schlangen für ihre Zauberei und verwandelte sich vor ihren Au¬gen in ein »junges rotbraunes Büffelkalb«, dann in einen »weißen Büffel«, dann in einen »schwarzen Büffel«, bevor sie schließlich verschwand. Schwarzer Elch erklärt, diese Geschichte »sollte nicht nur als ein Ereig¬nis in der Zeit verstanden werden, sondern auch als ewige Wahrheit«. Jackson, der den christlichen Glauben verwarf und zur amerikanischen Eingeborenen-Religion wechselte, hat anscheinend kein Problem damit, diese Geschichte als wörtliche Wahrheit anzunehmen.

Die Schlange und der Drache

Die Schlange und der Drache (die in der Bibel mit Satan identifiziert werden) sind die hauptsächlichen segenbringenden Gestalten sowohl in den Mythologien wie auch in fast allen Religionen. In der haitianischen Voodoo-Tradition beispielsweise ist die »große Schlange« die Quelle aller Weisheit und der Schöpfer des Universums, der den Regenbogen zur Frau nahm und aus dieser Verbindung Blut und alle Geschöpfe hervorbrachte. »Und dann, als letzte Gabe, lehrten sie die Menschen das Blut als Sakrament zu sich zu nehmen, auf dass sie zum Geist würden und die Weisheit der Schlange empfingen.«

Der Drache findet sich auf Tausenden von Tempeln in ganz Asien, während die Schlange die Religion von Indien beherrscht.
Im Hinduismus sind in den Haaren Shivas, eines der drei Hauptgötter, Schlangen eingeflochten. Yoga wird symbolisiert als ein aus Kobras zusammengefügtes Floß, und sein Ziel ist es, die Kundalini-Kraft zu erwecken, die sich zusammengerollt am unteren Ende der Wirbelsäule befindet. In den Tempeln im antiken Ägypten und Rom war der Körper des Gottes Serapis von den Windungen einer großen Schlange umwickelt. Zahlreiche weitere Beispiele könnten angeführt werden, von der gefiederten Schlange Quetzalcoatl, dem Retter-Gott der Mayas, bis zum alljährlichen Schlangentanz der Hopi-Indianer. Manly P. Hall, einer der besten Kenner des Okkulten (und selbst praktizierender Okkultist), schrieb:

»Schlangenverehrung ist in irgendeiner Form in allen Teilen der Welt zu finden. Die Schlangenhügel der nordamerikanischen Indianer; die in Felsen geritzten Schlangen Mittel- und Südamerikas; die verhüllte Kobra Indiens; Python, die große Schlange der Griechen; die heiligen Schlangen der Druiden; die Midgardschlange Skandinaviens; die Nagas von Burma, Siam und Kambodscha … die mythische Schlange des Orpheus; die Schlangen vom Orakel von Delphi … die heiligen Schlangen in den Tempeln Ägyptens; die Uraeus auf den Stirnen der Pharaonen und ihrer Priester – all diese zeugen von der universalen Verehrung der Schlange …
Die Schlange ist … Symbol und Prototyp des universalen Retters, der die Welt erlöst, indem er der Schöpfung die Erkenntnis seiner selbst verleiht … Sie wurde lange Zeit als Emblem der Unmoral betrachtet. Sie ist das Symbol der Reinkarnation …

In der griechischen Mythologie bildete eine um das orphische Ei gewundene Schlange das Symbol für den Kosmos. Ebenso waren in Delphi (jahrhundertelang Sitz des meistbesuchten und einflußreichsten Orakels der Antike, befragt von Machthabern so ferner Länder wie Nordafrika und Kleinasien) die drei Beine des oraklischen Dreifußes im inneren Heiligtum des Tempels mit Schlangen untereinander verknüpft. Oder denken wir als weiteres Beispiel an Äskulap, den griechischen und römischen Gott der Heilkunde, dessen Symbol ein von einer Schlange umwundener Stab ist, von dem das Symbol der heutigen Medizin, der Äskulapstab, abgeleitet wurde.

In seinen Tempeln wurde Äskulap aufgrund eines alten Mythos mit Schlangen verehrt. Dieser Mythos besagt, Äskulap habe aus dem Mund einer Schlange ein heilendes Kraut erhalten. Hier liegt eindeutig eine Pervertierung der Geschichte der Genesis vor: Die Schlange ist nicht der Verführer und Zerstörer, sondern der Retter der Menschheit, und tritt damit an die Stelle Christi. Bei Abschlußfeiern an medizinischen Hochschulen rund um die Welt, bei denen Gebete zum Gott der Bibel bzw. zu Jesus Christus nicht erlaubt sind, wiederholen die Graduierten heute immer noch beim Empfang ihres Doktortitels gemeinsam den hippokratischen Eid. Dieser beginnt mit den Worten: »Ich schwöre bei Apollo, bei Äskulap, bei Hygieia und Panakeia und bei allen Göttern und Göttinnen …«

In seinem Buch Halbzeit der Evolution stellt Ken Wilber heraus, dass die Schlange in Religionen in der ganzen Welt beständig als Symbol immer wiederkehrender Weisheit und ewigen Lebens dargestellt wurde. Zweifellos wird die Schlange, die einst zu Eva kam, überall mit dem Okkulten identifiziert und wird als Verkörperung der geheimnisvollen Kraft verehrt, die Okkultisten jeder Art gewinnen wollen. Die Bibel identifiziert hingegen die Schlange mit Satan und erklärt, dass diejenigen, die seine okkulten Kräfte suchen, schließlich feststellen werden, dass sie als seine Sklaven gefangen und ihre Seelen verloren sind.

Es scheint, dass die Ehre, die der Schlange in allen Kulturkreisen und Religionen erwiesen wird, eigentlich ein Zugeständnis ist, dass die »Kraft« hinter diesem Universum tatsächlich sehr persönlich ist. Sowohl die Bi¬bel als auch die Welt des Okkulten stimmen darin überein, dass es die Schlange wirklich gibt; uneins sind sie nur darin, ob sie des Menschen Freund oder Feind ist.

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Jüdischer Messianismus (Goldberg)

Ingo Goldberg

Der jüdische Messianismus

Hauptquelle für die Zerstörung der römisch-katholischen Kirche

 

A: Einleitung
B: Die jüdische Religion
I   Der Talmud
II  Die Kabbala

C: Der jüdische Messianismus
I    Die Erfüllung der theoretischen Kabbala
II  “Einheit der Menschheit”    
III  Der Weg zum jüdisch-messianischen Gottesreich

D: Das jüdisch-messianische Antlitz der postkonziliaren Kirche

 

Einleitung
Der Verfasser, Historiker und Forscher auf dem Gebiet ideengeschichtlicher Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf neuzeitliche politische und religiöse Entwicklungen, stellt eine Thematik in den Mittelpunkt seiner Überlegungen, die seiner Meinung nach von den Analysen der neuzeitlichen Geschichte katholischer Provenienz kaum beachtet wurden. Das mag mit der Schwierigkeit zusammenhängen, daß es sich hier um “Geheimlehren” handelt, die zumeist in einer “verhüllten” Sprache verfaßt sind. Die Entschlüsselung dieser “verhüllten” Symbolsprache verlangt einen geübten Umgang mit kabbalistischer und esoterischer Literatur, die nach Aussagen der Verfasser ohnehin meistens nur einen äußeren Bereich des “geheimen Wissens” mitteilen möchte. Trotzdem ist dieser Literatur wesentliches über die spirituellen Einflüsse der “geheimen Gesellschaften” auf die religiösen und politischen Entwicklungen der Neuzeit zu entnehmen.

Nach Meinung des Verfassers haben die nachlässige Wachsamkeit gegenüber diesen mit dem jüdischen Messianismus eng verbundenen “Geheimlehren” . . . zur fortschreitenden Krise und Zerstörung der römisch-katholischen Kirche geführt, wenn auch nicht zu deren vollständigen Überwindung. . . . 

 In gleicher Weise ist nicht nur der “diabolus”, sondern ein elitäres Instrumentarium von “Orden”, “Illuminaten” und “Magiern” für die heute zu beobachtende Zerstörung des Christentums mitverantwortlich zu machen. Diese Eliten, seien es Alchimisten, Rosenkreuzer, Freimaurer, Theosophen oder Anthroposophen, arbeiten sämtlich auf der Basis der jüdischen Geheimlehre der Kabbala.  . . .
Deshalb bezeichnen die “Magier” und “Avatare” (= hohe Eingeweihte), die sich der jüdischen Geheimlehre der Kabbala bedienen, selbst die Freimaurerei als
“diese von den Israeliten geschaffene Einrichtung” (Saint Yves d’Alveydre, Mission actuelle des Souverains, Paris 1882, S. 409).

Alle geheimen Gesellschaften, die von der Kabbala inspiriert sind, dienen als Handlanger jener Bestrebungen, die man als “Judaismus“, als „jüdischen Messianismus“ oder auch als die “heilige Wissenschaft des Monotheismus” (Josué Jéhouda) bezeichnet.

Es wehren sich viele Zeitgenossen gegen eine derart “monokausale” Verantwortung, die hier in den folgenden Seiten dem Judaismus als Hauptquelle für die Zerstörung der römisch-katholischen Kirche angelastet wird. Andere Verursacher, wie Protestantismus, moderne Philosophie oder neuere politische Entwicklungen, sei nach ihrer Meinung in gleicher Weise an der Krise der Kirche beteiligt.
Bernard Lazare schreibt über die Zeit, die der Reformation vorausgeht:
“Während dieser Jahre, die die Reformation ankündigen, wurde der Jude Erzieher und lehrte die Gelehrten Hebräisch; er weihte sie in die Geheimnisse der Kabbala ein, nachdem er ihnen die Tore zur arabischen Philosophie geöffnet hatte; er bewaffnete sie gegen den Katholizismus mit der gefürchteten Exegese, die die Rabbiner Jahrhunderte hindurch gepflegt und ausgebaut hatten, diese Exegese, deren sich der Protestantismus und später der Rationalismus zu bedienen wissen würden” (Lazare).

Jüdische Autoren haben in Bezug auf den Einfluß der rabbinistischen Exegese auf den Reformator Martin Luther keinen Zweifel, da sie darauf bestehen:

“…durch die Bibel besiegten Luther, Melanchthon und noch andere das Joch der römischen Theokratie und die dogmatische Tyrannei; sie besiegten sie auch durch die jüdische Exegese, die Nikolaus von Lyra in die christliche Welt übertragen hatte. Si Lyra non lyrasset, Lutherus non saltasset, sagte man, und Lyra war der Schüler der Juden; er war derart von ihrer exegetischen Wissenschaft durchdrungen, daß man ihn selber für einen Juden hielt” (Lazare).

Der jüdische Exeget Raschi von Troyes und der konvertierte Jude Nikolaus von Lyra stehen an der Wiege der Neuheiten Luthers in seiner Auslegung der Heiligen Schrift.

Die gesamte Reformation des 16. Jahrhunderts war nach Meinung jüdischer Schriftsteller ein religiöser Reinigungsvorgang, d.h. eine Reinigung vom katholischen Dogma, der ohne das subversive Element Israels nicht denkbar ist:
“Es ist der jüdische Geist, der mit dem Protestantismus triumphierte.
Die Reformation war unter gewissen Rücksichten eine Rückkehr zum alten Ebionismus des evangelischen Zeitalters. Ein großer Teil der protestantischen Sekten war halbjüdisch, später wurden von Protestanten antitrinitarische Lehren gepredigt, unter anderem von Michel Servet und von den beiden Socino von Siena” (Lazare).

“Die monotheistische Lehre Israels” ist “die direkte Quelle des gereinigten Christentums” (Jéhouda, Josué, La Vocation d’Israel, Boudry Neuchatel 1948, S. 154).

Bernard Lazare bestätigt ferner diesen Gedanken, indem er die jüdische Religion als eine dem Anthropomorphismus (Vermenschlichung des Göttlichen) und der Vergötterung der Helden feindlichen Positivismus bezeichnet, was nichts anderes heißt, als daß das Judentum die Gottheit Jesu Christi zu allen Zeiten abgelehnt hat und es nicht an Versuchen hat fehlen lassen, diesen “Irrglauben” mit eigener Anteilnahme zu beseitigen. Deshalb ist es aufschlussreich von einem jüdischen Schriftsteller selbst den judaisierenden bzw. reinigenden Einfluß des Judentums auf das Christentum zu vernehmen. Denn nach Lazare hat dieser “Positivismus” (= reinigende Effekt des Judentums) in einem Ausmaß die Jahrhunderte hindurch bestanden,
“daß man die Geschichte der jüdischen Strömung in der christlichen Kirche schreiben könnte, eine Geschichte, die vom anfänglichen Ebionismus bis zum Protestantismus verliefe und unter anderem bei den Unitariern und den Arianern Station machen würde(Lazare).

Auch im Bereich der neuzeitlichen Philosophie ist der Einfluß der kabbalistischen Lehren tiefgreifend. Selbst auf internationalen Kongressen wurde die Zugehörigkeit von René Descartes zu den Rosenkreuzern diskutiert (von René Persigout). Andere Philosophen, die für das moderne Denken grundlegend wurden, standen mit den jüdischen Geheimlehren in direktem Kontakt:

“Die Werke Spinozas bekunden eine tiefe Kenntnis der Kabbala” (Papus).

“Leibniz wurde durch Merkur van Helmont, den Sohn Johanns v. Helmont (1577-1644), des großen Kabbalisten und Alchemisten, in die Kabbala eingeweiht” (Papus).

Immanuel Kant war mit den Freimaurern Königsbergs eng befreundet. Die junge emanzipierte jüdische Intelligentsia saß dem berühmten Philosophen zu Füßen.

“Zum philosophischen Unterbau der freimaurerischen Ideologie hat Kant jedenfalls entscheidend beigetragen” (Freimaurerlexikon).

Das Entstehen der modernen Philosophie ist ohne den Einfluß der jüdischen Geheimlehre nicht zu denken. Dieselben Nachweise können für die politischen Entwicklungen in Europa seit der “Glorreichen Revolution” in England, und vor allem seit der Französischen Revolution erbracht werden. Die Verantwortlichkeit der Freimaurerlogen für das revolutionäre Geschehen in Frankreich dürfte für den einigermaßen interessierten Leser inzwischen sattsam bekannt sein. Die Bezeichnung “Jakobiner” für die damaligen Revolutionäre deutet nicht nur auf das Kloster St. Jacques als Pariser Versammlungsort hin, sondern auf den alttestamentlichen “Jakob”, der später “Israel” genannt wurde. Israel war nämlich der Nutznießer der Französischen Revolution:

“Die französische Revolution, welche die Beschlüsse der Philosophen ausgeführt hat, gibt den Juden das volle und umfassende Heimatrecht in Frankreich, und in der Folge in den Ländern des Kulturraums, in Italien, England, Holland, Dänemark, Serbien, Schweiz und Österreich. Die französische Revolution eröffnet dem Judaismus in allen Ländern, wo sie eindringt, vor allem in Frankreich, ein neues Zeitalter in einem doppelten Sinn, in einem materiellen und in einem moralischen” (Darmesteter).

“Und an dem anderen Ende der Kette der Zeiten steht Napoleon und eröffnet Israel von der Höhe der Revolution, diesem zweiten Sinai nach dem eigenen Worte Joseph Salvadors, den Weg der Macht, der unüberwindlichen Macht” (Izoulet)

“Napoleon wurde der Held und der Gott Israels, der erwartete Befreier, derjenige, dessen starke Hand die Pforten des Ghettos einriß. Er betrat alle Städte unter den Jubelrufen der Juden…” (Lazare).

Der Eroberungsfeldzug des Judaismus in der modernen Philosophie, Religion und Politik zeigt wiederum, daß die Wissenschaft der Kabbala Hauptquelle in den Umsturzbewegungen der Neuzeit ist. Der Satz eines ehemaligen Oberrabbiners aus Wien soll ein letztes Schlaglicht auf die dominierende Rolle des Judentums in der Neuzeit werfen:

“Es gibt überhaupt nichts Demokratisches, was nicht jüdisch wäre, weil der ganze Demokratismus aus jüdischen Quellen fließt”.
Daß es sich bei dieser jüdischen Einflußnahme tatsächlich um einen Eroberungskrieg handelt, wurde von jüdischer Seite nicht verschwiegen:
“Der Judaismus, der von seiner ersten Stunde an immer mit der vorherrschenden Religion im Krieg gestanden ist, sei es mit der des Baal, des Jupiter, oder des Christus…” (Darmesteter).

Welche historische Verantwortung der Jude durch seinen Kampf auf seinem Haupt versammelt, kann, um alle Ungerechtigkeit zu vermeiden, nur von einem Juden gebeichtet werden:

“Er (der Jude) ist der Lehrer der Ungläubigen; alle Revolten des Geistes kommen von ihm, sei es im Verborgenen oder unter offenem Himmel. Er ist am Werk im gewaltigen Atelier der Blasphemie des großen Kaiser Friedrich II. und der Fürsten von Schwaben und Aragon: er (der Jude) ist es, der all dieses mörderische Arsenal der Widerreden und der Ironie schmiedet, das er den Skeptikern der Renaissance und den Lebemännern des großen Jahrhunderts (der Aufklärung, Verf.) vermachte, und von dem der Sarkasmus eines Voltaire das letzte widerhallende Echo eines gemurmelten Wortes ist, das sechs Jahrhunderte zuvor im Schatten eines Ghettos gemurmelt oder noch viel früher zur Zeit des Celsus und Origenes, in der Frühzeit der christlichen Religion” (Darmesteter).

Die Jahrhunderte hallen wider von den zumeist im Geheimen gefochtenen Kämpfen des Judaismus gegen die Religion Christi. Im 20. Jahrhundert hat dieser Kampf eine neue und ganz eigene Qualität angenommen. Seit dem II. Vatikanischen Konzil scheint die römisch-katholische Kirche selbst zum Kampfplatz geworden zu sein, so daß ein Blick nach Rom die verschwommene Fratze des Judaismus zurückwirft. Das inhaltsschwere Wort des Kardinal Suenens vom 89′ der Kirche in Bezug auf das II. Vatikanum zeigt “in nuce” auf, was sich zwar seit langem vorbereitet hat, aber zwischen 1963 und 1965 durch das oberste Lehramt rechtskräftig wurde.
Die Französische Revolution hatte die Länder dem Judaismus geöffnet,
“indem sie die Barriere der Trennung zwischen dem Juden und dem Christen niedergerissen hat” (Darmesteter).

Das II. Vatikanum hat, wie Suenens bestätigt, dasselbe getan, indem es nicht auf der materiellen, sondern auf der geistigen Ebene die Barrieren niedergerissen und den geteilten Schleier im Tempel des Alten Bundes wieder aufgehoben hat, um ihn zu einer neuen Einheit zu weben.

Der innige Zusammenhang von der Zerstörung der römisch-katholischen Kirche und dem geplanten Endsieg Juda’s über die Völker, vor allem die Planungen des wie und die bereits erkennbaren Ausführungen in der postkonziliaren Kirche lassen sich aus einer ganzen Reihe von Publikationen herauslesen, in denen jüdische Schriftsteller den Schleier gelüftet haben. Dazu gehören neben anderen James Darmesteter (geb. 1849), dessen Vater die rabbinistische Literatur studiert hatte, Joseph Salvador (geb.1796), Sohn eines freidenkerischen jüdischen Arztes, Josué Jéhouda, der geistige Ziehsohn des Rabbiners Benamozegh, und auch Bernard Lazare, der in seinem Buch l’Antisémitisme (1894) das revolutionäre Potential des Judentums in den vergangenen zweitausend Jahren offengelegt hat. Dazu gehören aber ganz wesentlich die Vertreter der Tradition des französischen Rosenkreuzer-Ordens der “Elu Cohen”, der vom Hispano-Juden Martinès de Pasqually um 1754 begründet und in Frankreich sowie in den umliegenden Ländern verbreitet wurde. Seine Ideen wurden von seinen Adepten Louis-Claude de Saint-Martin, Eliphas Levi, Stanislas de Guaita, Joseph Péladan, Papus, Abbé Roca, Saint-Yves d’Alveydre, Jean Izoulet, Paul Vulliaud, Edouard Schuré, René Guenon, bis hinauf zum Zeitgenossen und Freimaurer Robert Amadou weitertradiert.

“In
‘la mission des Juifs’ (= die Sendung der Juden) wende ich mich an die Talmudisten und Kabbalisten …nicht als Fremder, sondern auch als einer von ihnen, der die mündliche Tradition besitzt, die von Moses selbst hinterlassen wurde” (d’Alveydre).

Wie am Beispiel Saint-Yves d’Alveydre’s zu sehen ist, bezeichnen sich die Kabbalisten, auch wenn sie nicht jüdischer Abstammung sind als “einer von ihnen”, d.h. von den Israeliten, der dieselben Ziele verfolgt. Sie sind Juden nicht nach Abstammung, sondern nach der geistigen und religiösen Gesinnung. Von großer Bedeutung für die Betrachtung der vor- und postkonziliaren revolutionären Impulse für eine “Kirche der Zukunft” ist auch das Schrifttum von Alfons Rosenberg, einem jüdischen Konvertiten, Kabbalisten und Ökumeniker, der 1902 in München geboren wurde und 1985 in Zürich verstarb. In den Werken des Publizisten und gesuchten Referenten der Nachkriegszeit ersteht die heuchlerische Dialektik der alten Pharisäer zu neuem Leben. Seine Hinwendung zum Christentum diente vor allem der Auflösung kirchlicher Strukturen und letztlich der Zerstörung der von Christus gestifteten Einrichtung.

B Die jüdische Religion

I Der Talmud

Im Gegensatz zu einem immer noch weit verbreiteten Irrtum, die jüdische Religion sei nach wie vor “mosaisch”, ist festzuhalten, daß der Pentateuch (= 5 Bücher des Moses) von den Rabbinern einer esoterischen Auslegung unterworfen wurde, die in den Geheimlehren des Talmud und der Kabbala ihren Niederschlag gefunden haben.

“Das Judentum ist nicht identisch mit der biblischen hebräischen Religion, denn es ruht auch auf dem Talmud” (Rabbiner Leo Trepp),

“und das Studium des Talmud, das ausschließliche, verpflichtende Studium, brachte ihn (den Juden) davon ab, aus der Bibel zu schöpfen; die Lehrer töteten die Propheten.” (Lazare).

Als Haupturheber dieser Lehren wird von den Rabbinern fälschlicherweise Moses genannt, auf den diese mündlichen Überlieferungen zurückzuführen seien. In Wahrheit ist dies nur ein Trick, um die esoterische Herkunft dieser Lehren zu verschleiern. Das esoterische Übergewicht im Talmud zeigt sich im talmudischen Traktat Sopherim XV. fol. 13b. Dort wird “die Hl. Schrift dem Wasser, die Mischnah dem Weine, die Gemara aber dem Würzweine verglichen” (Pranaitis).
Die Mischnah ist die Aufzeichnung des jüdischen mündlichen Gesetzes im 2. Jh. n. Chr. durch Rabbi Jehuda und damit Grundlage des Talmud. Die Gemara ist die Niederschrift der von Tag zu Tag anwachsenden Abhandlungen und Entscheidungen (Halachoth) der Lehrer über die Mischnah.

“Die Medrashim und die beiden (jerusalemitische, babylonische) Gemara, die den Talmud bilden, sind beinahe völlig kabbalistisch” (Papus),

“die Rabbis der Mischna und der Gemara haben ihren Talmud nach den Geheimnissen der Kabbala (des nistar) geordnet” (Sohar III. 244b; Rohling).

Das bedeutet, daß im Judentum die esoterische Auslegung der Hl. Schrift über den reinen Wortsinn triumphiert. Deshalb wird die Gemara dem Würzwein verglichen, dem mehr Geschmack eigen ist, als der Hl. Schrift selbst.

“Was die Gemará betrifft, so enthält dieselbe die Disputationen der jüdischen Gelehrten über die Mischnajóth, welche in dem gelobten Lande wie auch in Babylonien darüber gehalten sind und die getroffenen Entscheidungen. Darunter befinden sich viele törichte Fabeln, Lästerungen, falsche Auslegungen, Verkehrungen des Wortes Gottes, ja unverschämte grobe Lügen”
(Eisenmenger, J. A. Entdecktes Judentum, Dresden, 1893).

Der Talmud enthält also die “mündlich überlieferte Torah”, eine Interpretation des mosaischen Gesetzes, die esoterischen oder gnostischen Einflüssen unterlag, was vor allem durch die zahllosen widersinnigen und abergläubischen Fabeleien, die sich im Talmud finden, belegt wird. Außerdem ist in den talmudischen Schriften das Verhältnis des Judentums zu seinen umliegenden Völkern, vor allem zu Rom und zum Christentum, in geheimer Weise niedergelegt.

Die verdeckte rabbinische Lehre über die Christen kam durch zahlreiche Anzeigen jüdischer Konvertiten ans Tageslicht (z.B. durch Nicolaus Donin, Paulus Christianus, Geronimo de Santa Fé – ein bekehrter Rabbiner, Johannes Pfefferkorn). Dies veranlaßte die Päpste (Gregor IX., Innozenz IV., Clemens IV., Honorius IV., u.a.) oftmals, wie in diesem speziellen Fall,

“den Talmud, der von den Juden an die Stelle des alten Testamentes gesetzt werde, unzählige Irrtümer, schamlose und entsetzliche Lästerungen gegen Christus und seine heilige Mutter enthalte, sowie die schwersten Flüche und Verwünschungen gegen die Christen, der auch die Hauptursache ihres Unglaubens sei, mit allen Zusätzen und Erläuterungen im ganzen Königreiche konfiszieren zu lassen” (Clemens IV. an König Jakob v. Aragonien; zit. Pranaitis).

Noch Papst Leo XIII. hatte den Talmud auf dem Index mit Berufung auf Papst Clеmеns VIII. mit den Worten proskribiert,

“daß derlei gottlose talmudische, kabbalistische und andere Schandschriften verurteilt und verboten bleiben und für solche gehalten werden und daß erwähnter Erlaß über diese und ähnliche Bücher für immer und unverletzt eingehalten werde” (Pranaitis).

Am 28. 8. 1703 hatten, um nur einen Fall aufzugreifen, getaufte Juden im preußischen Königsberg angezeigt, daß in den Betstunden der Synagoge die Judenschaft betete:

“Wir knien, aber nicht vor dem gehenkten Jesu” (angezeigt vom Proselyt Wenzel).

Daraufhin wurde den Juden geboten, sich dieser Lästerung zu enthalten, und die Synagoge wurde unter Aufsicht gestellt. Es ist aber keineswegs so, daß diese Fakten einseitig von christlicher Seite oder von jüdischen Konvertiten erschlossen oder, wie von jüdischer Seite behauptet, erfunden wurden. Der jüdische Schriftsteller Shlomo Na’aman schreibt über einen Vorfahren von Moses Heß:
“Großvater Tebli-David wird es zeitlebens vermieden haben, an Kirchen vorbeizugehen, und wenn es unerläßlich war, die Formeln in seinen Bart gemurmelt haben, von denen Christen am besten nichts wußten”.

Auch Bernard Lazare macht keinen Hehl aus der Tatsache, daß die Christen für die Juden ein Gegenstand des Hasses sind, und der Talmudlehrer die Christen mit dеп feindlichen Völkern im Alten Bunde identifizierte:

“Er (der Jude) konnte folglich für den Christen keine allzu zarten Empfindungen hegen,
umso weniger, als alle Anstrengungen darauf gerichtet waren, das Judentum zu zerstören, diese Religion abzuschaffen, die von nun an die jüdische Heimat war. Der Goj der Makkabäer, der Minäer der (Talmud-) Lehrer wurde der Christ, und auf den Christen bezog man all die Worte des Hasses, des Zorns, der wütenden Verzweiflung, die sich in diesem Buch fanden. Für den Christen war der Jude das verworfene Wesen, aber für den Juden war der Christ der Goj, der abscheuliche Fremde, jener, der die Verunreinigungen nicht fürchtet, jener, der die auserwählte Nation mißhandelt, jener, unter dem Juda leidet. Dieses Wort Goj beinhaltet alle Wut, alle Verachtung, allen Haß des verfolgten Israel auf den Fremden, und diese Grausamkeit des Juden gegenüber dem Nicht-Juden ist einer der Punkte, die am besten zeigen, wie lebendig der Gedanke der Nationalität bei den Söhnen Jakobs war” (Lazare).

Was die Juden bei allem Lamentieren grundsätzlich zu erwähnen vergessen, ist ihre eigene Schuld an der Verwerfung ihres Messias – “Rex Judaeorum” – wie es am Kreuze geschrieben stand. Die Grausamkeit des Juden gegen den Christen entbehrt jeglicher Grundlage. Daher könnte nach Prof. Rohling, dem christlichen Orientalisten, erwägt man die Abscheulichkeiten und den unsinnigen jüdischen Christenhaß in den jüdischen Lehren, “die an und für sich nicht unvernünftige Idee” aufkommen, “daß ein Volk, welches eine Religion hat, wie sie der Talmudismus bietet, überhaupt zu vernichten oder zu verjagen, auf St. Helena oder in Cayenne einzuschließen wäre”. Diesem Gedanken würde nach Rohling aber der christliche Glaube entgegenstehen, daß es “Gottes positiver Wille” ist, der “die Zerstreuung jenes Volkes über die ganze Welt bestimmt hat, damit es ein stetes Zeugnis der Offenbarung sei Allen, die sehen – wollen”.
“Deshalb dachte man im Mittelalter auf kirchlicher Seite nie an Derartiges, man begnügte sich mit Ausnahmegesetzen…”. Diese Ausnahmegesetze bedeuten für Rohling “Christenschutz”, denn

“Es ist rabbinisches Axiom, das Leben des Nichtjuden sei in der Hand des Juden, umsomehr das Eigentum desselben” (nach Joseph Albo; zit. Rohling).

Die untergeordnete Stellung der Völker gegenüber dem Judentum und das Recht Israels auf die Güter dieser Welt hebt auch Bernard Lazare als die Lehre des Talmud hervor:

“In dem Augenblick, in dem die Schlange Eva versuchte, sagt der Talmud, verdarb sie sie mit ihrem Gift. Indem Israel die Offenbarung am Sinai empfing, befreite es sich von dem Übel; die anderen Nationen hingegen konnten nicht davon genesen. Auch wenn sie eine jede ihren Schutzengel und ihre schützenden Sternbilder haben, so ist doch Israel dem Auge Jehovahs selber unterstellt; es ist der bevorzugte Sohn des Ewigen, derjenige, der allein ein Anrecht auf seine Liebe, auf sein Wohlwollen, auf seinen besonderen Schutz hat, und die übrigen Menschen stehen unter den Hebräern; … In Wirklichkeit gehören die Güter, die den Nationen übertragen wurden, Israel, …” (Lazare).

Für Bernard Lazare l
iegen die tiefsten Gründe für den Antisemitismus im Glauben des Juden an seine Rasse:
“Er bewahrt seinen Nationalstolz, erbildet sich immer noch ein eine überlegene Persönlichkeit, ein anderes Wesen als jene zu sein, die ihn umgeben, und diese Überzeugung hindert ihn daran, sich zu assimilieren…”.
Die Wurzeln des Antisemitismus liegen folglich nicht in der Feindschaft der Völker, sondern in der Überheblichkeit, im Herrenmenschentum des Juden gegenüber den übrigen niederen Rassen. Angesichts dieses herrischen Anspruchs glaubte sich Rohling im Recht, das Denken des Mittelalters zu verteidigen und den “Christenschutz” zu fordern. Indes, und das ist heutzutage besonders zu betonen, eine Schädigung an Eigentum und Leben der Juden lehnte Rohling als unchristlich ab.
“Wir sind nicht Antisemiten, die den Juden schädigen, sein gerechtes Eigentum vernichten, sein Leben antasten wollen, aber wir wollen den Schutz der Christenheit durch heilsame Gesetze, welche den Semiten die Ausbeutung unseres Volkes abschneiden sollen” (Rohling).

II Die Kabbala

Die zweite Form der esoterischen Auslegung jüdischer Überlieferung geht ebenfalls bis zu den Anfängen der christlichen Zeitrechnung zurück, auch wenn das Wort “Kabbala“ (= von Mund zu Ohr, mündliche Überlieferung) erst im Mittelalter faßbar wird.

“Die gnostische Interpretation des Pentateuch trägt den Namen der “Kabbala” (Jéhouda).

Im Unterschied zum Talmud, der die vergangene und nationale Geschichte Israels interpretiert, betont die Kabbala den künftigen und universellen Aspekt der messianischen Weltgeltung Israels.

“Wenn der Pentateuch an seiner Oberfläche das historische Werden des jüdischen Volkes erzählt, indem er vor allem seinen nationalen Aspekt darstellt, verbindet die Kabbala diese nationale Geschichte mit dem Werden der universellen Geschichte. Der durch die Kabbala kommentierte Pentateuch löst mit seinem nationalen Aspekt die universelle Bedeutung des Schicksals des jüdischen Volkes ein, die es ins Zentrum der Geschichte setzt, deren Ziel messianisch ist” (Jéhouda).

Dies bedeutet, daß die Kabbala die geistige Basis abgibt, auf welcher die universelle Erfüllung der messianischen Verheißungen für das jüdische Volk Realität wird. Was diese zentrale Feststellung für Folgerungen in sich birgt, werden die folgenden Seiten ans Tageslicht bringen.

“So, wie wir sie heute besitzen, umfaßt die Kabbala zwei große Teile. Der erste bildet eine Art Schlüssel, der auf der hebräischen Sprache beruht und zu verschiedener Anwendung geeignet ist, der zweite gibt ein philosophisches System, das mit diesen sozusagen technischen Mitteln erbaut ist” (Papus).

Der erste Teil der Kabbala bildet den “Schlüssel”, die technische Seite, wodurch der zweite Teil errichtet werden kann. Das heißt, der erste Teil ist praktischer, der zweite theoretischer Natur. Der praktische Teil ermöglicht das “prophetische” Element einer “mystischen” Theologie, das den Juden den Anschein des fortgesetzten Prophetentums verleiht:

“…man muß die Arme zum Himmel erheben und im Unsichtbaren eine Offenbarung suchen, welche die des Moses und Jesu vervollständigt” (d’Alveydre).

“Wir sind die organischen Instrumente eines Telefons oder eines geistigen Telegraphen, deren sich der Himmel bedient, um seine Botschaften und seine Depeschen zur Erde zu senden” (Abbé Roca).

Nach den Aussagen der Kabbalisten gibt es nach wie vor einen ‘Draht zum Himmel’, ein ‘mystisches Prophetentum’, wodurch sich der Himmel den Kabbalisten bzw. den Israeliten offenbart, obwohl nach Aussagen der Kirchenväter das Prophetentum Israels erloschen ist:

“Gibt es aber keinen König, kein Gesicht mehr, ist vielmehr jetzt jegliche Prophetie besiegelt und Stadt und Tempel erobert, warum sind sie dann so gottlos und sündigen so schwer, daß sie trotz der Geschehnisse, die sie vor Augen sehen, den leugnen, der sie verwirklicht hat, Christum?” (St. Athanasius).

Wie ist es also möglich, wenn für Israel der Himmel verschlossen ist, daß dennoch nach Aussagen der Kabbalisten “Depeschen” vom Himmel zur Erde gelangen? Diese Möglichkeit eröffnet der “Schlüssel”, die praktische Kabbala, deren Herkunft nicht verheimlicht wird:
“Bei uns Juden-Christen (= gängiger Ausdruck für Kabbalisten oder Gnostiker) ist die chaldäo-ägyptische Kosmogonie des Moses der Schlußstein zur gesamten Wiederherstellung der Wahrheit” (d’Alveydre).

Der Hinweis auf die angeblichen chaldäo-ägyptischen Lehren des Moses (Moses steht in den Schriften der Kabbalisten symbolisch für den “Eingeweihten”) führt direkt zum Schlüssel der praktischen Kabbala. Denn bereits St. Athanasius sprach von den Ägyptern und Chaldäern, “die der Magie zugetan und außergewöhnlich abergläubisch und sittenroh sind”.

Die praktische Kabbala besteht demnach im wesentlichen aus Magie:
“Die Theorie der praktischen Kabbala schließt sich der allgemeinen Theorie der Magie an, d.h. sie lehrt die Einheit von Symbol und Idee in der Natur, im Menschen und im Universum. Mit und auf die Symbole wirken, heißt auf die Ideen und die rein geistigen Wesen (Engel) wirken; das ist das Prinzip aller mystischen Beschwörung” (Papus).

Was sich so harmlos anhört, ist eine Kontaktaufnahme mit der Dämonenwelt, mit deren Hilfe die theoretische Kabbala erarbeitet wird, welche das Judentum befähigt auf das messianische Ziel, die sogenannte “Wiederherstellung der Wahrheit” (d’Alveydre), zuzugehen.

“Der Besitz der kabbalistischen Schlüssel eröffnet jeder Religion, jeder Brüderschaft von Eingeweihten die Zukunft, den Erfolg, den Himmel“ (Papus).

Der Kabbalist und praktizierende jüdische Magier Abraham Yagel bestätigt, daß die späteren Kabbalisten im Judentum gezwungen waren, besondere Gebete und göttliche Namen zu gebrauchen, um die Engel herabzurufen, da Gott sie nicht mehr automatisch sandte, wie zur Zeit der früheren Visionäre. Manche der mittelalterlichen jüdischen Kabbalisten, wie Nachmanides, seien durch Elias selbst unterrichtet worden, Moses Cordovero sei von einem “himmlischen Lehrer” besucht worden, und Isaak Luria habe sein Wissen durch prophetische Inspiration erhalten. Die höchste Erkenntnis kommt, wie der Kabbalist Yagel glaubte, nur durch göttliche Offenbarung und durch die Vermittlung der Engel. Durch den Glauben an die Macht magischer Worte und Formeln war es möglich die Wirklichkeit zu verändern, die Natur zu beherrschen und sogar “menschliche Wesen zu schaffen” (gemeint ist damit die soziale Erlösung des Juden; s. Abschn. C, Kap. I), was durch die rabbinische Autorität zugelassen war.

So wurde die praktische Kabbala nicht nur die Grundlage für die theoretische Kabbala, sondern auch für eine ganze Reihe von okkulten und abergläubischen Praktiken, wie die Herstellung von Talismanen und Beschwörungsformeln.
“Es gibt keinen Rabbiner, so unwissend er auch sein mag, der nicht einige Brocken davon kennen würde, von dieser Kabbala, die sich auf Zaubertalismanen findet, auf den Pergamentamuletten der Juden usw.” (Papus).

Das zweibändige Werk über die Kabbala von Paul Vuillaud berichtet in einem eigenen Kapitel über die Bedeutung der okkulten Talismane in der jüdischen Religiosität. Diese bedauerliche Wahrheit zeigt, welch traurige Folgen die Verwerfung des Messias Jesus Christus für die Juden hatte, so daß diese sich bis zum heutigen Zeitpunkt an die Hilfe von Dämonen klammern, um ihre messianischen Ziele weiter zu verfolgen. Der Kontakt mit Palästina während der Kreuzzüge und die Anwesenheit der Juden im christlichen Abendland machte die jüdische Geheimlehre der Kabbala zur Grundlage der gesamten okkulten Szene in Europa, was die Kabbalisten nicht müde werden zu betonen:
“Die Kabbala ist der Schlüssel zu der okkulten Überlieferung des Abendlandes” (Papus).

III Die theoretische Kabbala

Die jüdisch-rabbinistische Lehren spalteten sich früh in die “Halacha” und in die “Haggada”. Während sich die erste mehr mit der praktischen Gesetzesübung befaßte, so lehnten sich an die Aussprüche der zweiten die philosophischen Richtungen im Judentum an.

“Von diesen (philosophischen) Richtungen kann die eine (Saadia, Maimonides) die scholastisch-philosophische, die andere (in den Werken der Kabbala niedergelegte) die orientalisch-theosophische genannt werden. Ohne uns hier auf eine Beurteilung dieser Richtungen einzulassen, muß es uns doch als ausgemacht erscheinen, daß da, wo es sich vorzüglich um Erkenntnis des ursprünglichen Geistes des Judentums handelt, weniger die erste…als vielmehr die zweite – die sogenannte mystisch-traditionelle, zum Teil wirklich auf ältere Traditionen fußende, jedenfalls aber mehr aus dem Innern des Judentums heraus sich entwickelnde, obschon auch von Ausschreitungen nicht ganz frei zu sprechende – Richtung ins Auge zu fassen sei” (D. H. Joel).

David Heimann Joel, dessen Vater Oberrabbiner und Gründer mehrerer höherer Talmudschulen gewesen war, bezeichnete die richtige Erkenntnis gerade dieser mystisch-traditionellen Richtung (der Kabbala) als unentbehrlich zur allgemeinen Beurteilung des Judentums und damit als wesentlichen Bestandteil. der jüdischen Religion. Die Kabbalisten nennen die theoretische Kabbala, insofern sie ein philosophisches System ist, die: Religionsphilosophie der Hebräer” (Papus).

Wie es bereits zuvor von d’Alveydre ausgesprochen wurde, dient die auf den chaldäo-ägyptischen Lehren basierende Kabbala der , “Wiederherstellung der Wahrheit”, was mit anderen Worten heißt, sie dient der “Gesamt- bzw. Endlösung des Problems Israel” (Jéhouda).

“Es gibt nur eine Streitfrage auf dieser Erde, und das ist die Streitfrage Israel” (Izoulet).

Die Grundlehre der theoretischen Kabbala ist die Lehre von der “Einheit”, entsprechend dem “Schema Israel” – “Höre Israel – dein Gott ist Einer”.

Die jüdische Religion versteht sich daher in erster Linie als “Monotheismus”:

“Der Monotheismus Israels offenbart die Lehre von der Rückbindung des Lebens des Individuums, des Volkes und der Menschheit an den einen und einzigen Gott” (Jéhouda).

Die Lehre Israels ist die “Quelle aller monotheistischen Konzeptionen” (Jéhouda) und zugleich die einzig wahre Form des Monotheismus, denn “Israel macht es den anderen monotheistischen Völkern möglich, sich zu einem immer reineren Monotheismus hinzuentwickeln” (Jéhouda).
Der Sinn des jüdischen Monotheismus ist, daß allein Israel über die wahre Vorstellung des Monotheismus verfügt und die eigentliche Berufung hat, in der Welt das “Gesetz” zu verkünden und das “Gottesreich” herbeizuführen.

“Der monotheistische Gedanke hat als Ziel die Einigung der Menschheit unter einem Gott und einem Gesetz” (Schuré).

“Die allgemeine Weltreligion der Menschheit, das ist die wirkliche Mission Israels, die mit Ausnahme seiner großen Propheten nur wenig Juden verstanden haben” (Schuré).

Alle anderen Religionen werden nur insofern am jüdischen Gottesreich teilhaftig werden, insofern sie sich dem jüdischen Monotheismus annähern. Für den katholischen Glauben würde das den Verzicht auf die Gottheit Jesu Christi und die gesamte geschichtliche Tradition bedeuten. Allein gestützt auf eine neue Interpretation des Evangeliums, auf eine “Neuevangelisierung” (Papus), auf eine “spirituelle Evolution des Christentums” (Jéhouda) im Sinne des jüdischen Monotheismus, werden die Christen nach der Vorstellung von Jéhouda, dem Kabbalisten, das Heil und den Frieden finden.

Wie bereits erwähnt, löst der durch die Kabbala kommentierte Pentateuch “die universelle Bedeutung des Schicksals des jüdischen Volkes ein, die es ins Zentrum der Geschichte setzt” (Jéhouda).
Israel und nicht das Christentum im Zentrum der Geschichte, das ist die wahre Doktrin des jüdischen Monotheismus. Es ist zutiefst jüdische Überzeugung, daß allein Israel es gelingen kann, der Welt eine einheitliche und universelle Lösung ihrer Probleme zu vermitteln:
“Es ist unmöglich, außerhalb des Monotheismus Israels, zu einer universalistischen Konzeption zu gelangen” (Jéhouda).

Deshalb ist in den Schriften der Kabbalisten im Hinblick auf ein künftiges Gottesreich die Berufung Israels die des “Trägers der Lehre von der geistigen Einheit” (Jéhouda). Es ist die “Auserwählung Israels, die besser als jede andere Lehre die letztliche Einheit unter allen Völkern garantiert” (Jéhouda).

Die theoretische Kabbala beinhaltet den Gedanken der exklusiven Auserwählung und Berufung Israels für eine universelle, weltumspannende Ordnung, die allein durch den Monotheismus auch zu einer spirituellen Einheit zu werden vermag.

 

C Der jüdische Messianismus

I Die Erfüllung der theoretischen Kabbala

Was im vorigen Kapitel bereits angesprochen wurde, daß die Kabbala vor allem die Lehre von Israel als “historischem Zentrum der Geschichte” in “Raum und Zeit” (Jéhouda), d.h. für die ganze Welt und für alle Zeiten, enthält, haben die kabbalistischen Schriftsteller niemals verheimlicht.
Demnach ist das Endergebnis der praktischen wie der theoretischen Kabbala die Wiederherstellung “dieses Gottesreiches, dieses Reiches von I-s-r-a-e-l” (Abbé Roca), wie auch andere Kabbalisten schreiben:

“Jawohl, durch die Stimme eines Moses und den Degen eines Josua hat Jehovah in früheren Zeiten ein Bündnis geschlossen und ihm die Herrschaft über die Erde versprochen” (Izoulet).

“Es ist schließlich wichtig für Israel seine große Mission wiederaufzunehmen, seinen eigenen Triumph vorzubereiten…” (d’Alveydre).

“um ohne Verzögerung am Wiederaufbau des geistigen Tempels von Jerusalem zu arbeiten, der von dem Feinden der Wahrheit zerstört worden ist” (Martinès de Pasqually).

“damit der Tag komme, an dem die Nachkommenschaft Abrahams, Erbe des Werkes des Ewigen, wieder in seinen ursprünglichen Zustand der Herrlichkeit versetzt und mit Pracht in seinen angestammten Ort und in seine Rechte eingesetzt werde” (Martinès de Pasqually).

“Ich antworte: Wenn Israel nach der Weltherrschaft trachtet, so ist dies sein gutes Recht” (Izoulet).

Die Übernahme der Weltherrschaft wird von den Juden als Recht betrachtet.

Der Exeget und Bultmann-Schüler Jacob Jervell arbeitete heraus, daß sich dieser Gedanken bereits in den spätjüdischen apokryphen Schriften, aus denen die Rabbiner dieses Gedankengut übernahmen, ausgesprochen findet. Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, die “imago Dei”, zeigt sich (nach der spätjüdischen Interpretation von Genesis 1, 26 ff.) einerseits in der Herrschaft über die Erde nach dem Grundsatz ‘so wie Gott im Himmel, so der Mensch auf der Erde’, andererseits in der dem Menschen gegebenen Möglichkeit nach dem Gesetz zu leben. Nach dem Gesetz leben kann aber nur Israel, dem das Gesetz auf dem Sinai gegeben wurde. Die Abstammung von Adam oder die Adamskindschaft geht durch den Empfang des Gesetzes, der Torah, auf Israel über, während Gott die Völker “für ein Nichts erklärt” (Esra 6, 56). Durch das Gesetz erbt Israel die Gottеbеnbildlichkеit, das eigentliche Menschentum und die Herrschaft über die Geschöpfe. Die Heiden gehören nicht zu den rechtmäßigen Herrschern der Welt.

“Israel hat Adams Weltherrschaft geerbt” (Jervell, Esra 6, 54 ff.).

Erst der Völkerapostel Paulus hat das falsche Denken des Spätjudentums korrigiert,
indem er bezeugt, daß den Heiden “der Kern des Gesetzes in ihr Herz geschrieben ist” (Röm. 2,15) und sie auch fähig waren, Gott “durch seine Werke mit dem Auge des Geistes” (Röm. 1, 20) wahrzunehmen.

Damit betont der Apostel implizit, daß die Heiden keinesfalls die Gottesebenbildlichkeit verloren hatten und die Juden im Unrecht waren, indem sie auf ihren Exklusivanspruch auf das eigentliche Menschsein und damit auf die Weltherrschaft als Erbe Adams pochten. Jener Satz, den Jervell als Quintessenz aus den apokryphen Schriften herausfilterte,

“Israel allein, als das gottebenbildliche Volk, ist der wahre und rechtmäßige Weltherrscher” (Jervell),

war eine falsche exegetische Auslegung des späten Judentums. Dennoch lebte diese Ansicht im rabbinischen Judentum fort und wurde auch von Bernard Lazare als bis zum heutigen Tage gültig bestätigt:

Als energisches, lebhaftes, unendlich stolzes Volk, das sich als über dem anderen Nationen stehend betrachtete, wollte das jüdische Volk eine Macht sein. Es hatte instinktiv Geschmack am Herrschen, weil es sich durch seinen Ursprung, seine Religion, die Qualität als auserwählte Rasse, die es sich zu allen Zeiten zugeschrieben hatte, über alle gestellt glaubte” (Lazare).

Der Ablauf der vergangenen Geschichte ist für den, der es zu sehen vermag, ein Kampf zwischen Judentum und Christentum um die Eroberung der Welt. Es ist gleichzeitig der Kampf zwischen den okkulten Mächten unter dem Fürsten dieser Welt, in dessen Reihen die Anhänger des jüdischen Messianismus die erste Schlachtordnung stellen, und der Kirche unter seinem Haupt Christus. In mehreren “Schlachten”, deren folgenschwersten die Reformation und die Französische Revolution gewesen sind, verlor das Christentum zunehmend an Terrain, weshalb Israel mit Recht bereits gegen Ende des 19. Jhdts. behaupten konnte, in seiner Art die Herrschaft über die Welt zu besitzen:

“Und so stürzt sich Israel, nachdem es (durch die Französische Revolution) in den Stand gesetzt worden ist, seine schlummernden Kräfte zu entfalten, heimlich darauf, den Einfluß und die Macht in Europa und Amerika zu gewinnen, und erhebt sich in weniger als einem Jahrhundert zu dem Übergewicht über die ganze Welt. . . Und so fühlt Israel selbst auf der Höhe seines Sieges über die ganze Welt, daß es wohl die Körper erobert hat, aber nicht die Seelen, und daß sein Übergewicht an der Oberfläche geblieben ist, und nicht mit dem Herzen zugestanden wurde. Durch die Presse und die Finanz beherrscht es die großen Gesinnungsströmungen und die großen intranationalen und internationalen Geschäftsunternehmungen und überwacht die Parlamente und Regierungen”(Izoulet).

Israel, im Besitz der materiellen Vorteile, erstrebt gleichermaßen die geistige Führung, weil es in seinen Augen dazu für “Raum und Zeit” bestimmt wurde:

“…während für mich der Mosaismus im Gegenteil zu allen Zeiten dazu bestimmt gewesen zu sein scheint, eines Tages die Religion der erwachsenen Menschheit zu werden” (Izoulet).

Israel ist nach Ansicht der Kabbalisten nicht nur mit göttlicher Legitimation zur Führung der Welt bestimmt, sondern für eine geistige Führung geradezu prädestiniert. Die Zerstreuung des Judentums über den Globus, seine Internationalität und Universalität, ergibt die ideale Basis, um die geistige Führung der Welt zu übernehmen, oder, mit einem anderen Ausdruck, die Stellung der kommenden Weltreligion schlechthin einzunehmen.

“Aber es gibt noch eine letzte oder vielmehr erste Religion, welche nichts Örtliches oder Begrenztes an sich hat, sondern überall gegenwärtig ist, eine internationale und interkontinentale Religion, mit einem Worte, eine Weltreligion. Und das ist der Mosaismus Israels” (Izoulet).

Die Kabbalisten heben besonders hervor, daß die materielle, d.h. politische Einigung nicht genügt, um das ersehnte messianische Ziel der Weltherrschaft zu erreichen. Die geistige, d.h. religiöse Einigung der Menschheit muß der politischen vorausgehen.

“Nun ist aber die weltliche Einigung auf dem Wege . . . Nun wohl, dann ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, daß die geistige Einigung ihr vorausgeht” (Izoulet).

Izoulet schrieb diesen Satz nach dem ersten Weltkrieg, als die Monarchien niedergerungen und der Völkerbund gegründet war. Die politische Einigung zeigte sich bereits am Horizont, während die geistige oder religiöse Einigung noch kaum wahrnehmbar war. Für die Aufrichtung des Gottesreiches wird nach Ansicht der Kabbalisten die religiöse Einigung jedoch zur unabdingbaren Voraussetzung, denn –

“Dann aber auch nur dann erscheint Israel am Horizonte der Zeitalter als das auserwählte Volk, als der sittliche und natürliche Einiger der Welt, als der Befrieder des Planeten, als der bewunderte und verehrte Chorführer der Menschheit” (Izoulet).

Sind die genannten Voraussetzungen erfüllt, kann Israel in den Jubel des Triumphes ausbrechen:
“In der Tat, nach fünf- oder sechstausend Jahren der Prüfungen ist der planetische Triumph ein vollkommener” (Izoulet.

II  “Einheit der Menschheit”

Um den dauerhaften universellen Frieden und damit das Gottesreich in der Welt zu verwirklichen, strebt Israel als messianisches Ziel an, seine völkische Einheit und durch die Internationalität seines Volkes die Einheit unter den Völkern herzustellen. Israel betrachtet es als ein göttliches Versprechen und gleichzeitig als seine Berufung, die “Einheit unter den Völkern wiederherzustelen” (Jéhouda).

“. . . es ist genaugenommen die Auserwählung Israels, die, mehr als jede andere Lehre, die letztendliche Einheit innerhalb aller Völker garantiert. Das ist genau der Sinn der Berufung Israels”(Jéhouda).

In dieser angeblichen Berufung liegt die geistige Wurzel der One-World- (Eine-Welt-) Ideologie, die schon von den Rosenkreuzern und Freimaurern vertreten wurde und heutzutage als allgemein anerkanntes sozio-politisches Ziel aller demokratisch regierten Staaten Geltung beansprucht.
Die Einheit der Völker muß, wie bereits angesprochen, sich zuerst geistig vollziehen. Diese geistige Einheit wird nach Meinung der Kabbalisten am besten durch die jüdische Lehre bzw. Religion garantiert.

“Der Monotheismus nähert durch eine geistige Synthese alle Menschen wie alle Völker einander an” (Jéhouda).

“Im Mosaismus können sich also alle Religionen wie an einem gemeinsamen Herde zusammenfinden” (Izoulet).

Die anderen Religionen müssen sich zur Religion Israels hinentwickeln, das heißt, sie müssen sich verändern.

“. . . Israel hat nichts dagegen, daß sich die anderen monotheistischen Völker zu einem immer mehr gereinigten Monotheismus hinentwickeln; zur Einheit im Menschen, die der Einheit unter den Völkern vorausgeht, als einzig dauerhaftem Pfand für einen universellen Frieden” (Jéhouda).

“Beachten Sie, ich wiederhole es, auf welcher Grundlage angemessenerweise die Fundamente der Religion der Zukunft gelegt werden, die nur eine Synthese aller gereinigten, angenäherten und in ihren Symbolen geeinigten Religionen sein kann” (Abbé Roca).

Diese Entwicklung und Veränderung der anderen Religionen und die damit verbundene Einheit mit der jüdischen Religion wird bewußt von den eingeweihten Kabbalisten und Logenmitgliedern (= judenchristliche Missionare, Zitat) herbeigeführt.

“Es wird eine Zeit kommen, wo neue judenchristliche Missionare eine vollkommene Gemeinschaft des Wissens und der Liebe mit allen anderen religiösen Zentren der Erde herstellen werden” (d’Alveydre).

Welchen Weg diese “Missionare” einschlagen würden, wurde bereits im ersten Viertel dieses Jahrhunderts von dem Kabbalisten Jean Izoulet so genau geschildert, daß wir ihm nur noch staunend zustimmen können. Izoulet schlug folgenden Weg vor:

1. Die Teilung des Völkerbundes:

“Man muß den Völkerbund in einen Kirchenbund und einen Staatenbund teilen” (Izoulet).

Das Ergebnis war die Gründung der “Vereinten Nationen” und des “Weltkirchenrates” nach dem Zweiten Weltkrieg. Ziel dieser internationalen Gemeinschaft sollte es sein, eine “planetische Front der Gläubigen” zu schaffen, “um zur gegebenen Zeit alle sittlichen und religiösen Kräfte des Planeten gegen die beiden Geiseln einsetzen zu können, die uns zu verschlingen drohen: Den Klassenhaß und den Rassenhaß (vor allem den Antisemitismus, Verf.), den Bürgerkrieg und den Außenkrieg, den Weltumsturz und den Weltüberfall” (Izoulet). Dies alles natürlich im Sinne Israels (=Weltdiktatur Israels).

2. Eine konkrete Vision von der Annäherung der Religionen:

“1. Man muß die verschiedenen protestantischen Bekenntnisse einander näherbringen, um den protestantischen Block zu schaffen.
2. Man muß, wenn möglich, die Protestanten und die Katholiken einander näherbringen, um den Block der Christenheit zu schaffen.
3. Man muß die drei Töchter der Bibel, d.h, die drei Religionen des Christus, Moses und Mohammed, einander näherbringen, um den nicht-heidnischen Block zu schaffen.
4. Man muß endlich die Nicht-Heidentümer Europa-Amerikas dem einfältigen, doch großartigen Heidentümern Asien-Afrikas näherbringen” (Izoulet).

Von diesen 4 Punkten war 1925, wie Izoulet schreibt, gerade der erste Punkt in seiner Entwicklung. Izoulet beweist damit, daß die gesamte ökumenische Bewegung im Dienst des jüdischen Mosaismus oder Messianismus steht. Die Kabbalisten waren sich darüber klar, daß die verschiedenen Religionen in einem gestuften Verfahren einander angenähert werden müssen und nicht sofort in einem Topf verschmolzen werden konnten.

“…alle Wahrheiten können in Einklang gebracht werden, indem sie sich hierarchisch anordnen und indem sie synthetisiert werden” (d’Alveydre).

Wichtigster Kern- und Knotenpunkt dieses Prozesses des Zueinanderfindens der Religionen ist für Izoulet die Übereinstimmung der “drei Töchter der Bibel” bzw. der drei “Schwesterreligionen”. Denn es ist Israel,

“das in sich die unauslöschliche Hoffnung auf die Wiederversöhnung zwischen Christen, Juden und Moslems trägt und durch die drei lebendigen Zweige des Monotheismus hindurch auf die Wiederversöhnung der gesamten Menschheitsfamilie” (Jéhouda).

Folglich liegen die ökumenischen Bestrebungen des 20. Jhdts. vor allem im Interesse Israels. Die Propagandisten der Ökumene innerhalb der Katholischen Kirche sind daher nichts anderes als “juden-christliche Missionare” im Dienste des jüdischen Gottesreiches. Obwohl sich Izoulet dessen bewußt ist, daß zwischen den drei Religionen Abgründe herrschen, glaubt er an die Überbrückung dieser Abgründe. Inwiefern?

“Durch jene religiöse Umwälzung des 20. Jh., durch jene Wandlung der Kirche…” (Izoulet)

Izoulet erwartet in diesem Jahrhundert eine Umwandlung der Kirche, die den Abgrund zwischen Israel und der Katholischen Kirche auffüllen und ein neues Verhältnis zwischen beiden Religionen herstellen wird. Dieses erneuerte Verhältnis würde nach seiner Auffassung auch das Verhältnis zu den Moslems entschärfen.

“Eine Umwälzung in den übersinnlichen Beziehungen der Christenheit zu Israel muß unbedingt tiefgehende Rückwirkungen auf die Beziehungen zwischen Israel und den Islam haben” (Izoulet).

Tatsächlich zeigte sich nach dem Umschwung der Beziehungen zwischen Rom und Jerusalem seit dem II. Vatikanischen Konzil eine zunehmende Friedensbereitschaft zwischen Moslems (Ägypten, Palästina, Jordanien) und Juden. Doch in erster Linie bleibt der Ausgleich zwischen dem Christentum und dem Judentum entscheidend für die Errichtung des jüdischen Gottesreiches und den jüdischen Traum einer “Synarchie”, einer “Zusammenherrschaft” aller Nationen und Religionen in drei Gremien, die Wirtschaft, Gesetz und Religion umfassen und den Weltenbau eines vollkommenen Reiches darstellen.

“Für unsere zwei Gemeinschaften, für Israel und für die Christenheit ist der Friede der Lehrämter, deren Wiederherstellung in einem Gremium, in derselben Staatsmacht, der Eckstein des grandiosen Bauwerks, der im Prinzip in den beiden Testamenten und in deren Verheißung eines möglichst vollkommenen Reiches verankert ist” (d’Alveydre).

Wie aber sollte es möglich werden, gegensätzliche Institutionen wie Judentum und Christentum in einem Gremium zu vereinen, um das “möglichst vollkommene Reich” der kabbalistischen Bauleute, den aus “menschlichen Einrichtungen” bestehenden “geistigen Tempel von Jerusalem” zu errichten, damit sich die Verheißung von der kabbalistisch verstandenen “Einheit der Lehrämter” d.h. vom jüdischen Gottesreich erfülle?

III Der Weg zum jüdisch-messianischen Gottesreich

Zerstörung des Christentums oder Umformung des Christentums sind nur zwei Sehweisen, die jedoch dasselbe meinen. Der Katholik nennt es Zerstörung, der Jude meinetwegen “Umformung”:

“Nach meiner Meinung ist die sich enthüllende Zerstörung des Christentums letztlich nur ihre völlige Transformation, ihre völlige Transfiguration und ihre völlige Metamorphose” (Izoulet).

Es wäre töricht zu meinen, der Jude könne sich mit dem weltumspannenden Einfluß der Katholischen Kirche abfinden. Dazu hat diese seiner Auffassung nach kein Recht. Allein, wenn sie sich “wandelt”, könne sie weiterhin eine geistige Rolle spielen.

“Zu glauben, daß Rom, die Stadt der sieben Hügel . . . und die Stadt des Vatikans, notwendigerweise für alle Zeiten der Sitz der höchsten geistigen Macht hier unten bleiben könnte und müßte, ist meines Erachtens eine große Selbsttäuschung. Erdkundlich könnte sie es wohl; aber übersinnlich betrachtet – außer im Falle einer vollständigen Umwandlung – nie” (Izoulet).

“wenn der christliche Glaube auch weiterhin die neue Weltkultur durchsäuern soll, dann muß die bisherige Struktur seiner Verfassung wesentlich geändert werden” (Rosenberg).

“Ich weiß aus gewisser Quelle, daß Rom trotz seiner bewundernswerten Größe eine usurpatorische Stadt ist, welche nicht das wahre Jerusalem ist. Für den universellen Ruhm Gottes, wie im positiven Interesse der Menschen, muß Rom durch die Vorsehung umgewandelt werden” (Salvador).

Izoulet hebt den großen Gegensatz zwischen Kirche und Judentum hervor, dessen Überbrückung nur durch die Wandlung der Kirche ermöglicht wird: “Zwischen uns und Israel handelt es sich nicht nur um gewöhnliche Gegensätze des allgemeinen Rechtes, von denen sich die Schreibfehden nähren: es handelt sich um den Gegensatz zweier Übersinnlichkeiten, zweier entgegengesetzter Auffassungen vom Leben und dem Schicksal. Um diesen Abgrund nun aber überbrücken zu können, bedarf es einer Nachprüfung der Wertstufen der Religionen, und einer Wandlung der Kirche –

Und diese Umgestaltung der Kirche, welche auf jeden Fall unvermeidlich ist, wird durch das Einschreiten der jüngsten und höchsten Wissenschaft bestimmt werden, nämlich der Soziologie. . .” (Izoulet).

Um den Abgrund zum Judentum zu überbrücken, soll die Kirche den Wandel zur Soziologie, d.h. zum Diesseitsdenken, zu den Bedürfnissen der Gesellschaft, zu den Menschenrechten und zur Demokratie vollziehen. Sie soll sich um die Probleme der Armut, der Überbevölkerung, der Alphabetisierung, der Umwelt, der Fremdenfeindlichkeit und andere diesseitige Nöte kümmern. Auf diese Weise kann die Kirche zur sozialen Einheit der Welt und damit insgeheim zur Erfüllung des jüdischen Gottesreiches beitragen. Denn dies ist der eigentliche Grund für den Wunsch Israels nach einer “Umwandlung” der Katholischen Kirche.  . . .

Kirche wandelt sich mit Inkaufnahme eines totalen Identitätsverlustes zu einer neuen weltlichen “Sozial-Institution”, in der sich auch das Papsttum neu definiert:
“Das oberste Bischofsamt muß und kann sich zum Wohl der Universellen Kirche, d.h. des gesamten Sozialwesens, erheben” (d’Alveydre).

Dieses neue soziale Verständnis des Papsttums wird die Voraussetzung sein, unter der sich das Gottesreich, oder die “Synarchie” heranbilden wird. Denn die jüdische Herrschaft wird sich “ex cathedra”, d.h. unter dem Schutz des obersten Pontifex, festigen.  . . .

“Laßt uns jetzt untersuchen, wie in Rom die Situation des Papstes ist, in welchem ich den möglichen obersten Kirchenfürsten verehre, der fähig ist die universelle Kirche ins Leben zu rufen, aber in dem auch die Nationen zurecht nicht mehr den klerikalen Cäsar der Reichstruppen des lateinischen Klerus anerkennen” (d’Alveydre).

Die Rolle des künftigen Papstes wird sich von seiner früheren deutlich unterscheiden. Nach der neuen Definition wird der Papst, statt einer partiellen und klerikalen Kirche, Oberhaupt einer wahrhaft universellen und weltumspannenden Kirche im kabbalistischen Sinne sein.
Die Kabbalisten waren sich sicher, daß die definitive Lösung ihrer Mission von einem oder mehreren Päpsten herbeigeführt werde, die in Übereinstimmung mit dem esoterischen Programm der Kabbalisten die Kirche im Sinne und zum Nutzen des jüdischen Gottesreiches umwandeln würden.

“Sie (die definitive Lösung, Verf.) wird nicht von einem Papst des Glaubens oder der Pistis bewerkstelligt, sondern von einem Papst der Gnosis oder der esoterischen Wissenschaft – nicht von einem zeitlichen Papst, sondern von einem geistigen Papst, – nicht von Petrus . . ., sondern von Johannes, dem Apostel der Freiheit und der Liebe” (Abbé Roca).  . . .

Diese “Umwandlung” der Kirche . . . wird für manche alle Anzeichen einer vollständigen Zerstörung aufweisen . . .” (d’Alveydre).

D’Alveydre charakterisiert exakt die neue, “transformierte” Kirche,  . . . aber ganz neue Eigenschaften aufweist: Sie ist nicht mehr missionarisch, sondern ökumenisch.  Sie sorgt sich nicht mehr um das persönliche Heil, sondern um das soziale. . . .

D’Alveydre spricht von der “Verwandlung (transfiguration) des Papsttums in ein oberstes ökumenisches und akademisches Pontifikat”. Die Kirche ist fortan “katholisch” in einem neuen universellen und ökumenischen Sinn. Als solche hat sie eine neue Aufgabenstellung, die Izoulet so bezeichnet:
“Die Kirche ist oder muß ein Organ nicht der Emigration nach außen, sondern des Kreuzzuges nach innen sein” (Izoulet)

Dies bedeutet, die Kirche soll künftig nicht mehr missionarisch nach außen Zuwachs haben, sondern einen Kreuzzug nach innen führen, um alle Widerstandsnester, die sich der “transformierten”, neuen, ökumenischen Kirche verschließen, niederzuknüppeln und in Schach zu halten.  . . .

IV Die Wesenseigenschaften des jüdischen Gottesreiches

Das jüdische Gottesreich besitzt im wesentlichen vier Eigenschaften. Es ist:

1. ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.

Frieden bedeutet im jüdisch-messianischen Sinn eine letztgültige Lösung der jüdischen Frage:
“Und, durch die geistige Entwicklung des Menschen, bereiten Israel und die Welt das Kommen des Einvernehmens und des Friedens unter allen Menschen – die messianische Zeit – also implizit die Lösung des jüdischen Problems” (Jéhouda).

Gerechtigkeit
meint alle jene Gesetze, die in Zukunft Israel in alle seine Rechte einsetzen werden:
“…alle Gesetze, die die Gesellschaften der Zukunft regieren werden, und die auf unserem Planeten das Gottesreich, dessen Ankunft uns der Messias angekündigt hat, verwirklichen werden, und das nichts anderes sein wird als das gesegnete Reich der Gerechtigkeit und der Wahrheit, diese Gesetze sind jene die durch Moses auf dem Sinai, durch Jesus Christus auf dem Kalvarienberg und durch unsere Väter, die Riesen von 89, auf jenem anderen Sinai und auf jenem anderen Kalvarienberg der glorreichen Französischen Revolution veröffentlicht wurden . . . ”  (Abbé Roca).

Eine wahre Interpretation für das, was während der Französischen und allen anderen Revolutionen einschließlich des II. Vatikanums geschehen ist, gibt uns Izoulet, wenn er sagt, daß der wahre Sinn der Revolutionen sei,
“die falschen Eliten hinauswerfen, die wahren Eliten auf den Thron heben” (Izoulet).
Izoulet hält nämlich nichts von der sogenannten “Gleichheit”, die nur solange strapaziert wurde, als das Judentum noch nicht mit allen Bürgerrechten ausgestattet war. In Wahrheit ist Izoulet ein “Aristophiler” (Freund der Aristokraten), denn für ihn gebührt den Juden Thron und Weltherrschaft.

2. ein soziales Reich.

Die Vollendung, welche die jüdische Religion seinem Gläubigen verspricht, ist eine diesseitige und soziale: nicht das Heil eines Einzelnen im Jenseits, sondern den Triumph Israels auf Erden. Dies bezeugen die Aussagen der Kabbalisten:
“Der Mosaismus ist seinem Wesen nach eine staatsbürgerliche Lehre, d.h. eine weltliche Lehre” (Izoulet).  . . .

“Die Politik ist also die wahre Religion, die allumfassende und ewige Religion, die einzige und alleinige Religion” (Izoulet).

“Für mich ist das Übernatürliche und das Heilige nichts anderes, als das vertiefte Natürliche und Weltliche” (Izoulet).

“Es ist seine Religion, seine rein staatsbürgerliche und wissenschaftliche Religion, welche Israel seine Überlegenheit über alle Völker der Erde gibt!” (Izoulet).  . . .

Der Judaismus ist seinem Wesen nach eine “Welt”- Religion, ein Diesseitsglaube, der alles, was er in seinen Bann zieht, “verweltlicht”, säkularisiert. Die Lehre eines Karl Marx war nichts anderes als der Versuch, jüdisch-messianische “Heilsvorstellung” in einem konkreten System Wirklichkeit werden zu lassen.

“Er (Karl Marx) war von diesem alten hebräischen Materialismus beseelt, der ewig von einem auf der Erde verwirklichten Paradies träumte und allezeit die entfernte und problematische Hoffnung auf ein Eden nach dem Tode verwarf . .  .” (Lazare).

Der Judaismus entlarvt sich damit als die Basis für den neuzeitlichen Aufstand gegen Gott, als die Basis für die Revolution der Welt, was Izoulet mit dem Wort “Umwälzung” übersetzt und welche er nach seiner tiefsten Bedeutung definiert:
“Ungeheure Umwälzung, weil ich damit die Religion des Himmels auf die Erde hernieder steigen lasse” (Izoulet)

Ein anderes Wort für das “Hernieder steigen lassen des Himmels auf die Erde” vermittelt uns der Romancier F. Dostojewski in seinem Hauptwerk Die Brüder Karamasow:
“Der Sozialismus ist nicht nur eine Arbeiterfrage, sondern hauptsächlich eine atheistische Frage,
die Frage der gegenwärtigen Inkarnation des Atheismus, die Frage des Turmes zu Babel, der gerade ohne Gott gebaut wird, nicht zur Erreichung des Himmels von der Erde aus, sondern zur Niederführung des Himmels auf die Erde”.

Sozialismus ist in seinem Wesensgehalt identisch mit der jüdischen Doktrin eines zu errichtenden sozialen Gottesreiches. Diese Übereinstimmung und den jüdischen Ursprung des historischen Sozialismus zu versichern, wurde einer niemals müde, der selbst jüdischer Abstammung war und daher die nötige Kompetenz beanspruchen konnte, Dr. Alfred Nossig:
“Es darf nicht übersehen werden, daß die Juden zu den Vätern und Wegbahnern des Sozialismus gehören, daß schon ihre Urahnen für diese Ideale gekämpft haben” (Nossig).  . . .

Die Errichtung des sozialen jüdischen Gottesreiches erfolgt in “Umwälzungen”, “Revolutionen”. “Weltrevolution” ist nichts anderes als, daß die ganze Welt durch Umwälzungen eine neue Ordnung, eine neue Religion, eine neue Regierung, neue Machtverhältnisse erhält, die nicht “von oben”, von Gott, legitimiert werden, sondern von Israel, als dem vermeintlich berufenen und auserwählten Volk.

“Wir erwarten den neuen Himmel und die neue Erde. Neue Himmel, d.h. eine neue religiöse Verteilung – neue Erde, d.h. eine neue soziale Organisation. Es ist eine ganze Welt von Grund auf zu schaffen, eine ganze Regierungsform zu organisieren . . .” (Abbé Roca).

Im anbrechenden jüdisch-sozialen Gottesreich wird der Himmel auf die Erde herabgeholt. Nun wird man auch besser verstehen, weshalb die Kabbalisten ein neues Christentum, eine neue Kirche und ein neues Papsttum planten, die sich künftig auf dem sozialen Feld zu bewähren hätten, wollten diese Institutionen auch im neuen Zeitalter weiterhin Gültigkeit beanspruchen. Auch wird jetzt verständlich, wie das Aussehen der “gereinigten” monotheistischen Religionen, von denen Jéhouda sprach, vorstellbar ist.  . . .

In diesem Sinne ist auch der Ökumenismus zwischen den Religionen nichts anderes als ein sozialer Friede, der jegliche Störung, d.h. jeden Proselytismus bzw. jede missionarische Tätigkeit ausschließt.
Dies meint auch d’Alveydre, wenn er in Bezug auf die Einigung der Religionen verkündet, daß dieser religiöse Friede in Iod-Hé-Vau-Hé (IHVH oder Jahwe) durch den sozialen Geist Jesu Christi” Wirklichkeit werden wird. IHVH ist das Kürzel für den jüdischen Messianismus und der “soziale Geist Jesu Christi”
Sinnbild für den neuen Weg, den das Christentum in der revolutionären Phase vor der Errichtung des Gottesreiches zu beschreiten hat. Die Verwandlung des Christentums und der Kirche in soziale oder sozialistische Institutionen, d.h. das Herniederziehen des Christentums auf die Ebene des Judentums, hat eine Schlüsselfunktion für die Entwicklung Israels zur geistigen Weltmacht.
Israel wird nach Meinung Izoulets nur dann an die Spitze der Vereinigung der drei Töchter der Bibel gelangen,
“wenn das Christentum, welches bis dahin nur nach dem himmlischen Leben trachtete, auf die Erde herniedersteigt und sich dazu bekehrt, dort das Reich Gottes zu suchen, wie es die jüdische Lehre vorschreibt” (Izoulet)

Israel wird nur durch die Zerstörung bzw. Umwandlung der Kirche hindurch seine messianischen Pläne verwirklichen können. Hier wird deutlich, welche Bedeutung dem II. Vatikanischen Konzil und der postkonziliaren Entwicklung zukommt.  . . .

3. ein künftiges Reich.

Es ist von nicht geringer Bedeutung, daß der Aspekt eines “zukünftigen” Gottesreiches in den kabbalistischen Schriften hervorgehoben wird.

“Indem sie in jeder Epoche die monotheistische Lehre erneuern, nähern die Juden immer mehr die gesamte Menschheit dem messianischen Zeitalter, zu dem hin uns die Vorsehung vorantreibt” (Jéhouda).

“Die Kabbala lehrt uns nach den von der Tradition gelieferten Regeln zu denken, dеп Blick fortwährend auf die Zukunft gerichtet” (Jéhouda).

Die Blickrichtung des Judentums auf das messianische Zeitalter ist starr nach vorne gerichtet, progressiv, in intensiver Erwartung. Je mehr sich jüdisch-messianischer Geist in der Welt durchsetzen wird, werden Geschichte, Tradition, Konservativismus, Fundamentalismus, Statik und Alter verpönt, – dagegen Dynamik, Jugend, Progressismus, Revolutionismus, Zukunftsforschung und neue Trends gefragt sein. Ein neues Denken wird alles aus der Perspektive der Zukunft, die allem Wandel aufgeschlossen ist, erörtern. Hier zeigt sich der diametrale Unterschied zum Christentum. Inwiefern nun die römisch-katholische Kirche seit dem Pontifikat Johannes XXIII. und dem II. Vatikanischen Konzil die Merkmale der von den Kabbalisten gewollten Umwandlung an sich trägt, zeigen die folgenden Kapitel auf.

D Das jüdisch – messianische Antlitz der postkonziliaren Kirche

I  Das ’89 der Kirche oder das Reich der Gerechtigkeit

Die das Wesen des II. Vatikanischen Konzils exakt zum Ausdruck bringende Kurzform vom 89′ der Kirche (Kardinal Suenens) zeigt an, daß dieses Konzil dasselbe Ziel verfolgte wie die Französischen Revolution. Es wollte wie die politische Revolution die “Barriere der Trennung zwischen Juden und Christen niederreißen” (Darmesteter), dem “Judaismus überall Zugang verschaffen” (Darmesteter) und “Israel den Weg der Macht bereiten” (Izoulet).
Dies war der eigentliche Sinn des Konzils und ebendies hat das Konzil auch erreicht bis hin zum Austausch der “Eliten”, der nach Izoulet die Revolutionen kennzeichnet.
Kann es reiner Zufall sein, daß mit Papst Paul VI. und Johannes Paul II. zwei jüdisch-stämmige Kleriker auf den Papstthron gelangten, die beide die Judaisierung des Glaubens, vor allem in der Form des Ökumenismus, in hohem Maße gefördert haben?
Oder faßt man die Kardinalserhebungen der letzten Jahre ins Auge. Da wird ein potentieller Irrlehrer wie Hans Urs von Balthasar oder ein Theologe wie Henri de Lubac, der den Unterschied zwischen Natur und Gnade in seiner Theologie verwischt, zum Kardinal kreiert. Dasselbe Fragezeichen läßt sich bei Yves Congar, dem französischen Förderer des Ökumenismus, anbringen, dessen Ernennung zum Kardinal im Monat November des Jahres 1994 bekannt gegeben wurde. Gleichzeitig werden Prälaten, Priester und Laien geächtet, die sich zum vorrevolutionären, d.h. vorkonziliaren Glauben bekennen. Ist dies nicht der Austausch der Eliten, von dem Izoulet spricht – die Bevorzugung der revolutionären Förderer der naturalistischen, ökumenistischen und sozialistischen Inhalte einer judaisierenden Theologie – die Verfolgung der Förderer der bisherigen Tradition der Kirche.

Es wäre jedoch völlig verfehlt, die Revolution in der Kirche mit dem II. Vatikanum beginnen zu lassen. Der Initiator des Konzils, der diese Revolution “von oben” her ermöglichte, war Papst Johannes XXIII. Mit seinem Zuruf an die Juden “Ich bin Joseph – Euer Bruder” und mit der Streichung des “treulos” aus den Karfreitagsbitten (‘pro pedis Judaeis’) hatte er ein Signal gesetzt, auf das hin der Kontakt zwischen der Kurie und dem Judentum auf höchster Ebene einsetzte. Durch diese Kontakte konnten führende Juden ihre Erwartungen in Bezug auf das kommende Konzil formulieren. Aus diesen Anfängen hat sich der jüdisch-katholische Dialog in Verbindungskomitees und Kommissionen institutionalisiert. In diesen Komitees treffen sich Christen und Juden auf gleicher Ebene und beraten künftige Entwicklungen innerhalb der Kirche.

Die projüdische Haltung Papst Johannes XXIII. machte deutlich, daß der oberste Pontifex die “Rechte des Menschen”, von denen er in seiner Enzyklika “Pacem in Terris” sprach, im Geiste der Französischen Revolution interpretierte.
Denn es war die “Erklärung der Menschenrechte”, die den Juden während der Französischen Revolution den Eintritt in die christliche Gesellschaft ermöglichte. Nun war durch einen Papst dasselbe für die religiöse Ebene ermöglicht worden, was zuvor auf der politischen geschah – die Verbrüderung mit den Juden. Nicht umsonst spielte Abbé Roca auf die wahre Bedeutung der “Erklärung der Menschenrechte” an, indem er erklärte, daß diese “auf jenem anderen Sinai und auf jenem anderen Kalvarienberg der glorreichen Französischen Revolution” veröffentlicht wurden.
Damit wollte er sagen, daß diese Menschenrechte eine “jüdisch-messianische” Bedeutung haben und das Judentum ihrer Bestimmung, über die Völker zu herrschen, näher brachten. Aus diesem Grund warnte der bekannte jüdische Konvertit Joseph Lémann eindringlich vor der “in den Logen der Geheimgesellschaften ausgearbeiteten” Erklärung der Menschenrechte, indem er schrieb:

“Man nehme sich in Acht: In der Annahme des Menschen und der Menschheit als Basis für ein Zusammentreffen mit dem Juden, begibt sich der Christ notwendigerweise herab, nicht aus Demut, sondern aus dem Vergessen seiner christlichen Würde; er degradiert sich, er begibt sich in einen minderwertigen Rang, um sich auf dem Niveau des Juden zu treffen, welcher im Gegenteil emporsteigt und erhöht wird. Ja, wir haben den Mut es zu sagen, von allen Verträgen und Tauschgeschäften mit den Hebräern, hat der Christ niemals etwas derartig Verendetes und Vernichtendes zustande gebracht. Es ist das Verlassen des Übernatürlichen, dieses nicht nur himmlischen, sondern auch irdischen Vorteils, der dem Christ zugute kommt und der seine Überlegenheit ausmacht; er verwarf die Perle des Evangeliums! . . .”

Diese im individuellen Bereich vernichtenden Folgen, sah Lémann auch für den sozialen Bereich:

“Durch diese Erklärung wird der Israelit . . . autorisiert sein, sich überall zu präsentieren, überall zu konkurrieren und zu intrigieren und um jeden Posten in der Gesellschaft zu wetteifern. Man kann ihm nichts mehr untersagen, ihm nichts mehr entziehen oder verwehren, was es auch sei. Wenn die Umstände oder der Ehrgeiz ihn in die Nähe des Thrones lenken und sogar auf die höchste Stufe, wer wird ihm den Zugang verwehren können?. . . und heute Bürger, werden sie morgen die Herren sein, ja, sie sind es schon.”

Die Kabbalisten haben die Befürchtung des konvertierten Juden bestätigt, indem sie durchblicken ließen, daß der revolutionäre Gleichmachungsprozeß die Aufgabe hat, das Christentum zu zerstören und die jüdische Herrschaft vorzubereiten:

“…nur ein Teil der Menschen wird erkennen, welche Bedeutung die kommende soziale Revolution in Gottes Plan hat, nämlich die unfruchtbaren Systeme (Christentum), deren Zeit vorbei ist, zu beseitigen, und die Welt durch einen großen Gleichmachungsprozeß für die (jüdische) Tausendjahrherrschaft der Gerechtigkeit vorzubereiten” (Russell).

Joseph Lémann bezeichnete daher die Menschenrechte zurecht als das “Trojanische Pferd” für die Französische Gesellschaft. In gleicher Weise kann man die Anerkennung der Menschenrechte durch Papst Johannes XXIII. als den Einlaß des Trojanischen Pferdes in die Stadt Gottes betrachten. Lémann brachte den treffenden Vergleich:
“In Jericho marschierten die Gottesrechte mit dem Klang der Posaunen vor Israel her; in Frankreich sind es die Menschenrechte mit der revolutionären Axt, die ihm den Weg ebneten”. In Rom war es Papst Johannes XXIII., der die Mauern zwischen Juden und Christen zum Einsturz und es zu jener Entwicklung brachte, die Juden und Christen in Kommissionen und Komitees an einen Tisch zusammenkommen ließ.

“Diese Entwicklung ist allerdings nicht denkbar ohne die Öffnung des kirchlichen Bewußtseins und Geistes für ein brüderliches Verhältnis durch Papst Johannes XXIII. (1958-63). Gerade das Erbe des jüdischerseits so geschätzten Papstes zu übernehmen, ist erklärtes Anliegen von Papst Johannes Paul II, der bald nach Antritt seines Pontifikates 1978 eigene Akzente setzte” (Rendtorff/Henrix).

Papst Paul VI. mißachtete ebenso die Mahnung Joseph Lémanns auf der Ebene des Menschen oder der Menschheit mit dem Judentum zusammenzuarbeiten:

“Daher wünschen wir allen Ernstes, daß die Weisungen des Vatikanischen Konzils so in die Praxis umgesetzt werden, daß Christen und Juden dank der Entwicklung eines besseren Verständnisses und eines tieferen Respekts untereinander imstande sind, für die Förderung des Friedens und des Wohlergehens der ganzen Menschheit zusammenzuarbeiten” (Paul VI. an das American Jewish Committee, 31.3. 1971).

Es ist deutlich geworden, daß sich innerhalb der Kirche dasselbe Geschehen auf religiöser Ebene wiederholt, was sich in Frankreich auf politischer ereignet hatte. Welche vernichtenden Folgen dies für die Kirche haben wird, deutet sich an in jenem Satz von Bernard Lazare, mit dem er auf die Konsequenzen einer Gleichstellung des Juden auf politischem Gebiet hingewiesen hat:
“An dem Tag, an dem der Jude eine (staats)bürgerliche Funktion bekleidete, war der christliche Staat dem Untergang geweiht” (Lazare).

Lazare bezeichnet den Juden als antiklerikal. Wird nicht auch die Kirche an dem Tag dem Untergang geweiht sein, da der Jude in den ökumenischen Komitees oder sogar innerhalb der Kirche (Österreicher, Baum, Lustiger, Montini, Wojtyła) eine Funktion bekleidet?

Wenn nach Lazare die liberalen Juden in der Politik  “. . .entchristlicht haben oder zumindest die Verbündeten jener waren, die zur Entchristlichung drängten”, so ist gleichfalls festzustellen, daß die Reformen der Kirche seit der Verbrüderung mit dem Judentum nichts als Apostasie und Entchristlichung hervorgerufen haben. Wer die innere Logik des jüdischen Messianismus begreift, wird sich über die Ergebnisse der brüderlichen Zusammenarbeit nicht wundern.
Reich der Gerechtigkeit als Kennzeichen des jüdischen Messianismus besagt, alles zu fördern, was vorteilhaft ist auf dem Weg zum jüdischen Gottesreich und alles zu fördern, was schädlich ist für das Konkurrenzunternehmen Christentum”.

Die mit Papst Johannes XXIII. beginnende Entwicklung der Verbrüderung von Juden und Christen war von den “Propheten” des jüdischen Messianismus seit langem vorauserwartet, denn Joseph Salvador schrieb 1880, daß zum künftigen Wiederaufbau des jüdischen Gottesreiches der Plan schon gefunden sei. Es ist nämlich Aufgabe des neuen Geistes im neuen Zeitalter “Rom das Jerusalem des Mittelalters, an seine Brust zu drücken; es ist seine Aufgabe es den Hügeln des Aventin und des Kapitol zu entreißen und es aus der Mitte Latiums in das Herz Palästinas zu verpflanzen” (Salvador).

Dieses an die Brust drücken, das Zeichen der Verbrüderung, sollte den jüdisch-messianischen Bestrebungen letztlich zum Ziel verhelfen. Auch Papst Paul VI., selbst jüdischer Abstammung, öffnete sich vorbehaltlos der jüdisch-christlichen Verbrüderung.
Am 24. 11. 1976 ließ er in einer Ansprache an den Zweig einer jüdischen Geheimgesellschaft, an die “Anti-Defamation League of B’nai B’rith”, folgenden Satz verlauten:
“Ja, der Gott der Gerechtigkeit und des Friedens, der Herr über das Leben, ist unser gemeinsamer Vater und der Ursprung unserer Verbrüderung“.

Ob dieser Gott der Gerechtigkeit und des Friedens etwa der Gott der Christen, oder nicht vielmehr der Urheber des jüdischen Gottesreiches ist, darf man sich mit Recht fragen. Der Papst wollte uns nicht im unklaren lassen und fuhr fort:
“Im Geiste der Propheten werden Juden und Christen bereitwillig zusammenarbeiten und sich auf allen Ebenen – auf der örtlichen, nationalen, internationalen – um soziale Gerechtigkeit und Frieden bemühen”.

Hier ist er wieder, der “auf die Erde herniedergelassene Himmel”, die soziale Gerechtigkeit. Der “Geist der Propheten”, der hinter dieser sozialen Gerechtigkeit steckt, ist schnell ausgemacht, wirft man einen Blick in die “Protokolle der Weisen von Zion”:

“Die Propheten haben uns gelehrt, daß wir (die Juden) von Gott selbst zur Herrschaft über die ganze Welt auserwählt wurden” (Die Geheimnisse der Weisen von Zion, Gottfried zur Beek, Charlottenburg,1919 S.18).

Wußte der Papst, daß er mit seinen Worten die Ideen des jüdischen Messianismus verkündete und sich damit auf den Boden der Revolution stellte?
Sein Nachfolger Papst Johannes Paul II. hatte in einer Ansprache an die “Anti-Defamation League of B’nai B’rith” vom 22. 3. 1984 denselben Gedanken noch einmal aufgegriffen:
“Und gewiß gründet die große Aufgabe, Gerechtigkeit und Frieden zu fördern – das Zeichen der messianischen Zeit in der jüdischen und christlichen Tradition – ihrerseits auf dem großen prophetischen Erbe”.

Die Vorstellung von Gerechtigkeit und Friede, die im Judentum und Christentum eine völlig verschiedene Bedeutung haben, werden vom Papst gleichgesetzt, als ob Natur und Übernatur, Diesseits und Jenseits nicht unterschieden werden müßten.
Bernard Lazare zeigt den wahren Hintergrund der “Zeichen der messianischen Zeit in der jüdischen Tradition” auf:
“sie (die Juden) träumten von dem Tag, der ihr erlittenes Unrecht und ihre Schmach rächen würde, von dem Tag, an dem der Böse (Christ) zu Boden geworfen und der Gerechte (Jude) erhöht würde: vom Tag des Messias. Das messianische Zeitalter sollte für alle diese Armen (Juden) das Zeitalter der Gerechtigkeit sein” (Lazare).

Die Erhöhung des Juden und das “zu Boden werfen” des Christen ist der eigentliche Inhalt des jüdisch-messianischen Zeitalters. Unter Gerechtigkeit versteht der Jude z.B., daß der Christ alles aus seiner Religion ausmerze, was ihn, den Juden in einem ungünstigen Licht erscheinen läßt. Deshalb wurde bereits während des Pontifikates Papst Johannes XXIII. von jüdischer Seite folgender Wunsch an den Papst herangetragen:
“Es handelt sich vor allem darum, die letzten Spuren des Antisemitismus aus der christlichen Lehre zu entfernen” (Jéhouda).

Wie der Jude unter christlicher Herrschaft die Stellen des Christenhasses aus dem Talmud zu entfernen hatte, so muß der Christ nun unter jüdischer Herrschaft die Anreize zum “Judenhaß” beseitigen. Diesem Wunsch war die ‘Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum’ getreu nachgekommen und veröffentlichte im Artikel 4 der Richtlinien und Hinweise für die Durchführung der Konzilserklärung “Nostra Aetate” vom 1. 12. 1974:

“Im Hinblick auf dieses Dokument mag hier die einfache Erklärung genügen, daß die geistlichen Bande und die historischen Beziehungen, die die Kirche mit dem Judentum verknüpfen, jede Form des Antisemitismus und der Diskriminierung als dem Geist des Christentums widerstreitend verurteilen…” (Richtlinien und Hinweise zu “Nostra Aetate”.

Die jüdischen Dialogpartner hatten ihre katholischen Brüder dadurch eingeschüchtert, daß sie behaupteten, die Kirche habe durch ihren 2000 Jahre währenden “Antijudaismus” die Grundlagen für die Judenverfolgung des Dritten Reiches geschaffen.
Die Verlogenheit und Verkehrtheit dieser Argumentation zeigt sich darin, daß gewisse Restriktionen, die die Juden zu ertragen hatten, auf ihren von Anfang an währenden Christenhaß zurückzuführen waren und zum Schutz der christlichen Gesellschaft dienten. Dieser jüdische Christenhaß war den frühen Christen keineswegs unbekannt.
Der Hl. Augustinus schrieb in seinem “Gottesstaat”, als er die Haltung des Philosophen Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.) zu den jüdischen Mysterien behandelte:
“Der Christen jedoch, die schon damals dem Juden äußerst verhaßt waren, wagte er (Seneca) weder in günstigem noch in ungünstigem Sinne zu gedenken…” (Hl. Augustinus).

Selbst Bernard Lazare gibt zu, daß im Frühchristentum
Juden die Christen vor die Gerichte schleppten und Juden sich bei der Hinrichtung des Hl. Bischofs Polykarp als die Eifrigsten erwiesen, den Scheiterhaufen für den Bischof aufzurichten. Nicht christlicher Judenhaß, sondern der prinzipielle jüdische Christenhaß war die Ursache für die Verteidigung der christlichen Gesellschaft und des historischen “Antijudaismus”. Diese Tatsache wurde im gesamten postkonziliaren Dialog verschwiegen.

Darüberhinaus ist zu bemerken, daß der Ausdruck “Antisemitismus” die ganze Thematik, die dahinter steht, in ein falsches Licht rückt, da es sich hier von christlicher Seite gesehen nicht um ein “rassisches”, sondern um ein doktrinäres Problem handelt. Man beabsichtigt die gefühlsmäßige Verknüpfung irgendeines Vorbehaltes gegen das Judentum mit der Judenverfolgung im Dritten Reich herzustellen. Wer den Herrschaftsanspruch des Judentums ablehnt, wird sofort auf die Ebene eines “Judenschlächters” versetzt. Ein genialer Schachzug! . . .

Unter dem Schlagwort vom “Antisemitismus” mit all den geistigen Barrieren, die mit diesem Wort aufgebaut wurden, erfolgt im christlichen Denken ein weitreichender Umbau, der vom Freispruch des jüdischen Volkes vom Gottesmord bis zu antitrinitarischen Tendenzen in Theologie und Liturgie reichen. Das Reich der Gerechtigkeit erfolgt durch “Umwälzungen” zugunsten des Juden, zum Nachteil des Christen.

Neben der Erhebung der Juden zu Brüdern, dem Abbruch der Barrieren und Vorurteile zwischen Juden und Christen (zugunsten der Juden) und der Verdammung der den Juden unangenehmen Details in der christlichen Lehre, ist noch eine Entwicklung hervorzuheben, die für das jüdische Reich der Gerechtigkeit von großer Bedeutsamkeit ist, die Rückkehr des Weltmittelpunktes nach Zion.
Salvador hatte es in Worte gefaßt:
Rom, das Jerusalem des Mittelalters müsse den Hügeln des Aventin und des Kapitol entrissen und in das Herz Palästinas verpflanzt werden. Die Kabbalisten hatten es immer gelehrt, daß im messianischen Zeitalter Jerusalem der Mittelpunkt der Welt sein werde:
“Jerusalem wird der Herrschersitz in der neuen Ordnung werden und die Stadt des großen Königs sein” (Russel).  . . .

Dieses neue Jerusalem sollte als Fundament “das Personelle und Materielle aller aktuellen Zweige der positiven Religion” (Salvador) umfassen. Der “Hausvater” im Herzen Palästinas “werde sein Haus vergrößern müssen” und die verschiedenen Zweige “empfangen und diese festlich empfangen” (Salvador). Der Hinweis auf dieses Jerusalem der vielen Religionen im Sinne Salvadors war ein immer wiederkehrendes Thema in den Reden Papst Johannes Pauls II:
“…möchte ich . . . alles, was in meiner Macht steht tun, daß die Stadt Jerusalem als harmonischer Mittelpunkt für die Anhänger der drei großenmonotheistischen Religionen, des Judentums, des Islams und des Christentums garantiert wird” (Johannes Paul II).  . . .

Ich denke an den Tag, an dem Juden, Christen und Muslime in Jerusalem miteinander den Friedensgruß austauschen können, den Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten an die Jünger gerichtet hat: “Friede sei mit euch! “(Johannes Paul. II).

Für Papst Johannes Paul II. ist Jerusalem das Zentrum des Monotheismus, der Einheit der Menschheit und des künftigen irdischen Friedensreiches. Die Übereinstimmung der päpstlichen Äußerungen mit den jüdisch-messianischen Zielsetzungen der Kabbalisten wirft die dringende Frage auf, ob hier nicht jene Voraussage Saint-Yves d’Alveydres zutrifft, der die Synarchie ‘ex cathedra’ unter dem Schutz des obersten Pontifikates, unter einem Papst der für alle Judenchristen zugänglich ist, Wirklichkeit werden sah.

Das jüdisch-messianische Reich der Gerechtigkeit, der Versuch des Judentums seine angestammten Rechte wieder zu erlangen, hat dank seiner “juden-christlícher Missionare” (d’Alveydre), als solche sich die Päpste seit Johannes XXIII. benommen haben, mächtig an Boden gewonnen und seine offensichtlichen Spuren in der postkonziliaren Kirche hinterlassen.
Anders als im Streben für ein Reich der Gerechtigkeit, d.h. nach dem jüdischen Weltherrschaftsanspruch, steht im Streben nach dem Reich des Friedens die Suche nach der Eìnheit der künftigen Welt im Vordergrund.

II Der Ökumenismus oder das Reich des Friedens

Ebenso wie die Französische Revolution oder das II. Vatikanische Konzil ist die Ökumenische Bewegung ein weiterer Schritt auf das jüdische Gottesreich zu. Die Ökumenische Bewegung selbst ist noch nicht das Gottesreich. Wer sich eine Vorstellung vom jüdischen Gottesreich machen möchte, sollte die “Utopien” eines Johann Valentin Andreae oder eines Francis Bacon lesen. Die Ökumenische Bewegung ist ein Weg, um, wie Izoulet sagte, die Welt zur geistigen Einheit zu führen.
Denn Israel ist dazu auserwählt, nachdem es bereits die Herrschaft über die materiellen Güter besitzt, auch als der “Befrieder des Planeten” (Izoulet), als die geistige Führungskraft der Menschheit aufzutreten. Die zur Erreichung dieses Zieles angewandte Taktik unterscheidet sich nicht von jener, die während der Französischen Revolution mit Erfolg getestet wurde. Statt der Bürger wurden diesmal die Religionen gleichgeschaltet. Durch diesen Gleichmachungsprozeß wurde das Christentum abgewertet und die übrigen Religionen, darunter das Judentum, aufgewertet. Nicht die bürgerliche Freiheit, sondern die religiöse, die “Religionsfreiheit” sollte die Basis für das Judentum abgeben, um zur geistigen Führungskraft in der Welt zu avancieren.
“Freiheit in der menschlichen Gesellschaft” forderte daher das II. Vatikanische Konzil für die Religionen:

“Diese Forderung nach Freiheit in der menschlichen Gesellschaft bezieht sich besonders auf die geistigen Werte des Menschen und am meisten auf das, was zur freien Übung der Religion in der Gesellschaft gehört” (Dignitatis Humanae).

Die Lehre der Religionsfreiheit des II. Vatikanischen Konzils wurde vor allem auf der Basis der Würde der menschlichen Person errichtet. Dies bedeutet erstens Verrat an der katholischen Wahrheit, ein Abrücken von der Offenbarung als Richtschnur und ein Herabsteigen von der Würde als Christ, wie Joseph Lémann sagen würde.
Joseph Lémann hatte ausdrücklich davor gewarnt, sich für ein Zusammentreffen mit dem Juden auf die Ebene des Menschen, der menschlichen Person oder der Menschheit zu begeben. Denn auf dieser Ebene muß der Christ feststellen, was sehr wenigen bekannt ist, daß der Jude von der Würde der menschlichen Person eine ganz eigene und egoistische Vorstellung besitzt.
Der Exeget Jacob Jervell zog das Fazit aus seinen Studien der rabbinischen Auslegung von Gen. 1, 26 ff. über die Gottebenbildlichkeit des Menschen:
“Die verschiedenen Auslegungen haben gemeinsam, daß Gottebenbildlichkeit nur in Israel zu f ïnden ist, weil Israel die Menschheit, der Israelit der Mensch schlechthin ist. Das Humanum wird also ganz von dem Gesetz und dem Israelgedanken bestimmt” (Jervell).

Auf der Basis der Gleichheit der Religionen wird es also von vornherein eine Religion geben, die, wie Orwell so schön sagte, “gleicher” als die anderen sein wird. . . .

Das werden sich die Juden nicht zweimal sagen lassen, ihre Fähigkeiten zur Herstellung der Neuen Weltordnung zu zeigen. Auch die Moslems möchten gerne ihre Fähigkeiten beweisen in der christlichen Gesellschaft mitzuregieren.
Man kann an diesem Beispiel sehen, welche verheerende Folgen die Erklärung der Religionsfreiheit in der christlichen Gesellschaft haben mußte, und welch ein Verrat mit dieser Erklärung begangen wurde.  . . .

Die verschiedenen Religionen sollten sich zu einer “Religion der Zukunft” umbilden, deren Fundamente, wie der Kabbalist Abbé Roca geschrieben hatte, allein “eine Synthese aller gereinigten, angenäherten und in ihren Symbolen geeinten Religionen sein kann”.

Die Kabbalisten haben dafür einen zweifachen Fahrplan entwickelt. Zuerst müssen sich die Religionen einer Reinigung, bzw. einer Umwandlung unterziehen.  . . . Ehe das Christentum nicht weitgehend zerstört ist, wird das jüdische Gottesreich nicht Wirklichkeit werden.

Der zweite Schritt in der kabbalistischen Planung besteht in der Annäherung der verschiedenen Religionen durch Blockbildungen, indem Protestanten untereinander, Katholiken und Protestanten, die monotheistischen Religionen untereinander und heidnische Religionen mit nicht-heidnischen auf gleicher Ebene in Kontakt treten und nach Formen der Einheit suchen.

Der Prozeß der Reinigung der Religionen vollzieht sich nicht selbstständig, sondern gerade im Dialog mit und in der Annäherung an die anderen Religionen. Mit der offiziellen Anerkennung des Ökumenismus in der Katholischen Kirche durch Papst Johannes XXIII. wurden sehr schnell die ersten Umwandlungen in der Zusammensetzung der kirchlichen Institutionen und in Bezug auf bisherige Lehrauffassungen deutlich. Nach d’Alveydre würde sich der orthodoxe Katholizismus sowie das oberste Pontifikat für alle Kulte und Rassen öffnen, um sie im sozialen Geist zu einen. Diese Öffnung vollzog sich mit der Einrichtung der verschiedenen Sekretariate, die sich um die Belange “für die Einheit der Christen” und “für die Nichtchristen” zu sorgen hatten.  . . .

Für Papst Johannes Paul II. stellte es kein theologisches Problem dar, von Judentum, Christentum und Islam als den drei Religionen zu sprechen, die “der Welt den Glauben an den einen, unaussprechlichen, uns ansprechenden Gott schenken durften und stellvertretend für die ganze Welt ihm dienen wollen” (17. 11.1980 an die Rabbinerkonferenz in Mainz).

Am 12.3. 1979 sprach derselbe Papst von den “drei monotheistischen Religionen” und am 20.4. 1984 von der “gemeinsamen monotheistischen Glaubensüberlieferung”. Inzwischen ist die Bedeutung des Blocks der monotheistischen Religionen in das Bewußtsein der Menschen eingedrungen, wie es sich Izoulet ausgedacht hatte.  . . .

Eine ganz wesentliche Umwandlung zeigte sich in der Absicht, wie den anderen Religionen zu begegnen sei. Die Absicht der “Mission” wich der Form des “Dialoges”.
Wie die Umkehrung von Neben- und Hauptzwecken in der neuen Auffassung von Mission den übernatürlichen Charakter der ‘Bekehrung zum wahren Glauben’ eliminierte, zeigt die “Magna Charta’ der postkonziliaren Missionstätigkeit “Dialog und Mission” von 1984. Es heißt darin zwar ausdrücklich, daß dieses Dokument “ein dem Evangelium entsprechendes Verhalten gegenüber dem Andersgläubigen fördern möchte”, und es wird betont, daß die Kirche ihrem Wesen nach “missionarisch” ist. Was aber dieses Papier unter dem katholisch klingenden Vokabular wirklich versteht, beweist die Umwandlung und Reinigung des postkonziliaren Missionsverständnisses. Hatte nicht Abbé Roca davon gesprochen, daß das reine Christentum der reine Sozialismus sei?
Anklänge dafür liefert uns “Dialog und Mission”, das
“das Eintreten für den Menschen, für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenrechte bezeichnet, auch die Änderung ungerechter sozialer Strukturen” (Dialog und Mission).

“Dazu kommt dann der konkrete Einsatz im Dienst am Menschen und alles Wirken für sozialen Fortschritt, auch der Kampf gegen die Armut und die Strukturen, die sie hervorrufen” (Dialog und Mission).

“Eine weitere Ebene bildet der Dialog der Werke und Zusammenarbeit für Zielsetzungen humanitären, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Charakters, die auf die Befreiung und Förderung des Menschen hinzielen. Das geschieht häufig in örtlichen, nationalen und internationalen Organisationen, wo Christen und Anhänger anderer Religionen gemeinsam die Probleme der Welt aufgreifen” (Dialog und Mission).

Die Form dieses missionarischen Verständnisses ist reichlich geprägt von dem Gedanken, daß das Christentum sich “dazu bekehrt, dort das Reich Gottes zu suchen, wie es die jüdische Lehre vorschreibt”, nämlich indem es “auf die Erde herniedersteigt” (Izoulet).

Die postkonziliare Mission verwirklicht sich laut “Dialog und Mission” in der folgenden Reihenfolge:

1. durch das Lebenszeugnis des Christen;
2. im sozialen Dienst am Menschen;
3. in Gebet und Kontemplation;
4. im Dialog mit den Andersgläubigen;
5. in der Verkündigung und Katechese.

Man vermißt eine klare Aussage zur Bekehrung der Andersgläubigen zum wahren Glauben, stattdessen wird fortwährend ein “vielschichtiges” Bild von Mission entworfen. Es ist eindeutig, daß durch diese Zergliederung eine Umschichtung der Missionszwecke vorgenommen wird. Soziales Engagement und Dialogbereitschaft nehmen einen beherrschenden Raum im neuen Missionsverständnis ein. Der sogenannte “Proselytismus”, die Bekehrung Andersgläubiger soll durch den Dialog ausgeschaltet werden, denn der Dialog setzt keine Wahrheit mehr voraus  . . .

Vergleicht man die oben aufgeführte Gliederung der Missionstätigkeit in fünf Punkten mit jener Definition, die der jüdische Kabbalist Rosenberg von Mission entwarf, so finden sich erstaunliche Übereinstimmungen:
“Mission heißt hier einfach ‘Beispiel geben’ durch tätige Liebe, durch die Wahrung des Friedens, . . . , durch Solidarität auch mit den Nichtchristen als Menschen . . . Jedoch wird jede Weise von Proselytenmacherei, von Überzeugenwollen ausgeschlossen sein” (Rosenberg).

Die Bekehrung der Ungläubigen, zuvor Hauptbestandteil der Mission, wird eliminiert. Anstatt diejenigen zu Christus zu führen, die von ihm entfernt sind, zeigt man sich solidarisch und beseitigt die Barrieren, die eine soziale Annäherung verhindern. Wie man die Barrieren bereits in seinem Kopf beseitigt, zeigen die Verkünder einer ‘neuen Theologie’. Die von Papst Johannes Paul II. vertretene Lehre von der Allerlösung nähert alle Menschen einander an, indem diese als bereits von Christus erlöst betrachtet werden:
Der Mensch . . . ist von Christus erlöst worden. Christus ist mit jedem Menschen, ohne Ausnahme, in irgendeiner Weise verbunden, auch wenn sich der Mensch dessen nicht bewußt: Christus, der für alle gestorben und auferstanden ist, schenkt dem Menschen – jedem einzelnen und allen zusammen – fortwährend Licht und Kraft durch seinen Geist, damit er seiner höchsten Berufung entsprechen kann” (Johannes Paul II.).

Diese Vorstellung von Erlösung trennt nicht mehr zwischen den Gaben, die dem Menschen auf Grund seiner Natur bzw. auf Grund der Gnade zukommen. Die die Natur überragende Größe der Gnadenordnung wird mißachtet. Die Gleichmachung der Natur- und Gnadenordnung entspricht der Gleichheit aller Religionen. Dieser theologische Ansatz des Papstes ist nicht gänzlich neu . . .

Für den Papst besteht bereits die Einheit der Gegensätze. Dies brachte er auch zum Ausdruck bei jenem internationalen Gebetstreffen für den Frieden am 27. 10. 1986 in Assisi, das am besten die Vorstellung von der “Religion der Zukunft” als einer “Synthese aller gereinigten, angenäherten und in ihren Symbolen geeinigten Religionen” (Abbé Roca) symbolisierte. Dieses Gebetstreffen für den Frieden war ein Meilenstein auf dem Weg zum Reich des Friedens nach der Vorstellung der kabbalistischen Lehre.

Nicht der Geist der Mission, der Heimführung in den Schafstall Christi war der Gedanke dieses Treffens, sondern die bezeugte Einheit unter den Religionen zur Erlangung des Weltfriedens.
Nicht Jesus Christus, der Friedensfürst, wurde um den Frieden angerufen, sondern zahllose Götzen. Natürlich wurde auch Christus angerufen, aber als einer unter vielen. Und gerade dies bezeugt den kabbalistischen Geist dieses Unternehmens des neuen Zeitalters . . .

Die Wege sind verschieden, die Schlußfolgerung ist eine. Die Religionen sind verschieden, das Ziel des Weltfriedens ist ein und dasselbe. In diesem Sinne ist das Treffen in Assisi ein Symbol des theosophischen Gedankens einer Einheit in Vielfalt und nicht ein christliches Zeichen der Einheit im wahren Glauben, aus dem einzig der wahre Friede hervorgehen kann. Diese theosophische Form der Einheit in Vielfalt wurde vom Papst ausdrücklich gutgeheißen, wie in der Grußadresse stand, die der Papst zum achten Gebetstreffen in Folge vom 7.9. 1994, das wiederum in Assisi stattfand, an den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen Edward I. Kardinal Cassidy sandte:

“Ich hatte damals diese Begegnung sehr herbeigewünscht. . . Jener Tag bleibt in die Geschichte unserer Zeit eingeschrieben, und wer teilgenommen hat wie einige der heute in Assisi Anwesenden, erinnert sich gewiß noch ergriffen an jenes Ereignis. Es konnte nicht isoliert bleiben. Diese Begegnung besaß eine aufbrechende geistliche Kraft: Sie war wie eine Quelle, zu der man zurückkehren mußte, um die Anregung zu festigen; eine Quelle, die fähig war, neue Energien für den Frieden hervorzurufen. Deswegen habe ich gewünscht, der “Geist von Assisi” möge nicht nur nicht erlöschen, sondern sich im Gegenteil in der Welt ausbreiten und überall neue Zeugen des Friedens und des Dialoges auf den Plan rufen” (Johannes Paul II).

Der Papst ist sich des neuen, außergewöhnlichen und revolutionären Weges bewußt, den die Kirche hier beschreitet, sonst müßte er der Gemeinschaft von St. Egidio, den Veranstaltern des Treffens, nicht für den “Mut” danken, den diese als “Vorkämpfer des Dialoges” beweisen. Denn diese machen nach den Worten des Papstes den “Geist”, den sie aufgreifen zum “Pilger auf den Wegen der Welt”. Es ist folglich ein “weltliches” Unternehmen, dem sich die Kirche verschrieben hat und der Papst weiß darum. Was ist dies aber anderes, als daß

“das Christentum, das bis dahin nur nach dem himmlischen Leben trachtete, auf die Erde herniedersteigt und sich dazu bekehrt, dort das Reich Gottes zu suchen, wie es die jüdische Lehre vorschreibt” (Izoulet).

Die jüdische Geheimgesellschaft B’nai B’rith hätte das Unternehmen Assisi nicht finanziert, wenn es nicht im Plan des jüdischen Friedensreiches gelegen wäre. Der “Geist von Assisi”, wie der Papst ihn versteht, entspricht exakt der jüdischen “One-World Doktrin”. Die Basis dieses “Geistes” ist das “gemeinsame Haus dieser Welt”, der “Wille zu gemeinsamem Vorgehen” auf dem Weg zum “neuen Jahrtausend”, einem “vom Frieden Gottes gezeichneten Morgenrot” (Johannes Paul II.).

Diese Welt fordert “Zeugen der weltweiten Solidarität über alle persönlichen Einzel- und Gruppeninteressen hinaus”. Wie steht es aber mit dem Einzelinteresse der Katholischen Kirche um die Bekehrung der Menschen zu Christus?
Dieses Einzelinteresse der Kirche, das oft mit dem Wort “Proselytismus” bezeichnet wird, hat in der großen Synthese, auf die die Welt zugeht, kein Recht mehr zu beanspruchen. Ein Beispiel dafür ist der Dialog zwischen Rom und der Orthodoxie, der vom 17. – 24. 6. 1993 in Balamand, Libanon, stattfand. Einige autokephale Kirchen hatten sich geweigert, sich am Dialog mit der römischen Kirche zu beteiligen, solange jenes Hindernis des “Einzelinteresses” bestehe. Dieses Hindernis wurde schließlich durch die internationale Kommission beseitigt,
“indem sie für die Zukunft jeden Proselytismus und jeden Expansionswillen der Katholiken zum Schaden der orthodoxen Kirche ausschließt” (Balamand).

Man beabsichtigte ausdrücklich “zukünftige Beziehungen zwischen den beiden Kirchen vorzubereiten, die nicht mehr von einer überholten Ekklesiologie der Rückkehr zur katholischen Kirche geprägt sind” (ebb.). Hatte doch bereits Papst Johannes Paul II. dem Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. versichert: “Wir verwerfen jede Form des Proselytismus, jedes Verhalten, welches ein Mangel an Respekt wäre oder so verstanden werden könne”.
Der Dialog eliminiert also den Gedanken der Mission, die Bekehrung des Ungläubigen. Am Horizont des Dialoges steht eben nicht das Heil der Seelen, sondern die Einheit im “gemeinsamen Haus dieser Welt” (Johannes Paul II).

Nach Abbé Roca wird sich die große Synthese unter den “gereinigten” Religionen vollziehen. Reinigung heißt, wie gesehen, Befreiung von egoistischen Sonderinteressen, welche die Basis des gemeinsamen Strebens aller Religionen verlassen. Der Dialog, dieses Trojanische Pferd im neuen Missionsverständnis, hat die ausgesprochene Funktion der Reinigung. Liest man die entsprechenden Passagen in der “katholischen” Charta der neuzeitlichen Mission, so kann man wahrhaftig von der “Selbstzerstörung der Kirche” sprechen.

“Bei diesem Austauschvorgang können sogar religiöse Erfahrungen und Ansichten gereinigt und bereichert werden” (Dialog und Mission).

“Der Dialog wird damit Quelle der Hoffnung und Werkzeug der Gemeinschaft in gegenseitiger Umformung” (Dialog und Mission).

Der Dialog ist also das Werkzeug jener “Umformung” der Katholischen Kirche, von der Izoulet sagte, daß sie im 20. Jh. eintreten werde, und die er nur als ein Synonym für die “Zerstörung” der Kirche betrachtete.
Die Päpste in diese allgemeine Verschwörung hineinverwickelt zu sehen, darf nicht erstaunen. Die Kabbalisten hatten die neue Funktion des Papsttums vorhergesehen. Wie einst die Monarchen von Gottes Gnaden, war auch das Papsttum ein ungeheures Hindernis für die Förderer des jüdischen Gottesreiches. Ohne das Einschleusen “judenchristlicher Missionare” (d’Alveydre) wäre den Feinden Gottes dieser Coup nicht gelungen.
Gab es nicht auch unter den Monarchen Preußens, Österreichs, unter dem Hochadel ganz Europas zahllose Logenmitglieder, ehe die “Monarchien von Gottes Gnaden” gestürzt wurden?
Weshalb sollte es so abwegig sein, selbst unter Päpsten ausführende Organe der geheimen Gesellschaften anzutreffen, ehe die antichristlichen Mächte versuchen werden, das Papsttum vollständig zu beseitigen. Die Päpste seit Johannes XXI. geben sich jedenfalls den Anschein, als handelten sie im Auftrage bzw. in Absprache mit den Feindes der Kirche, um die “Umwandlung” der Kirche zu beschleunigen. So ist dem juden-christlichen Missionar, Dialogisierer und eifrigen Reiniger der Kirche Gottes Papst Paul VI. die “gereinigte” Meßform von 1969 zu verdanken, worauf Jean Guitton dankenswerter Weise am 19. 12. 1993 in einem Radiointerview hingewiesen hat:

“Anders gesagt gibt es bei Paul VI. eine ökumenische Zielsetzung, das im traditionellen Sinn allzu Katholische in der Hl. Messe auszulöschen oder wenigstens abzumildern und die katholische Messe, ich wiederhole es, der kalvinistischen Messe anzunähern”.
(Paul VI)

Es ist nicht auszuschließen, daß die neue Form der Opferungsgebete jener Messe, die heute auf der ganzen Welt gelesen wird, einem jüdischen Speiseritus bei Tisch entnommen ist. Johannes Buxtorf führt in Kapitel XII “De Judaeorum in mensa moribus” seines Werkes “Synagoga Judaica” jüdische Gebete zur Segnung von Brot und Wein an, die mit den Opferungsgebeten des “Novus Ordo” beinahe identisch sind. Dieses Faktum entbehrte keinesfalls der Logik, da der neue Ritus vom Opfer zum “Mahl” gereinigt wurde. Von nichts anderem spricht auch der jüdische Ritus. Diese Reinigung der Religion ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Die Kirche soll sich auch an die anderen Religionen annähern, wie Abbé Roca schrieb,

“um die rassischen, sozialen und religiösen Unterschiede zu überwinden und sich gegenseitig zu bereichern” (Dialog und Mission)

Die Reinigung der Religion dient der Annäherung und die Annäherung der Reinigung der Religion. Der Dialog ist eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt, ein Strudel, der unfehlbar zum Untergang führt. Dennoch verspricht der Dialog Bereicherung:

“sollen sie (die Christen) lernen, was für Reichtümer der freigebige Gott unter den Völkern verteilt hat” (Dialog und Mission).

“Diese Art von Dialog führt zu gegenseitiger Bereicherung und fruchtbarer Zusammenarbeit bei der Förderung und Wahrung der höchsten geistigen Werte und Ideale des Menschen” (Dialog und Mission).

Es stellt sich die Frage, inwieweit Christen durch die “Reichtümer” anderer Religionen bereichert werden können? War Christus nicht auf die Erde gekommen, um das Gesetz zu vollenden? Natürlich, doch im Geiste des jüdischen Messianismus gibt es noch eine Bereicherung der christlichen Vollendung, die Konvergenz aller Religionen zu Einheit, Frieden und Gerechtigkeit. Welche Blüten diese Bereicherung hervorbringt, zeigt der multikulturelle Kulturaustausch im liturgischen Bereich. Am 1.2. 1986 ließ sich Papst Johannes Paul II. in Neu-Delhi von einer Inderin das Tilak-Zeichen der Anbeter Shivas (des Gottes der Zerstörung, wie sinnreich !) auf die Stirn malen. Dieser Akt des päpstlichen Vorbildes machte Schule. Sei es, daß das Zeichen des “Eingeweihten” oder das “Sakrament des Teufels” ihm sympathisch war, Bischof Dammertz aus Augsburg zeigte sich stolz und überglücklich mit dem roten Punkt auf der Stirn am 3. 10. 1993 in Sonthofen bei einer Feier im “Monat der Weltmission”. Daß diese Riten dazu beitragen, daß der Geist der Hirten des Christentums sich zusehends verfinstert, kann nur vermutet werden. Scharen von Christen begrüßten sich auf dem 4. Internationalen Missionsjugendfest vom 8. -10.7.1994 in Salzburg mit dem indischen Gruß “Namaste”, der besagt, “das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir” und tanzten mit dem Zeichen der “Eingeweihten” bemalt zur Meßfeier.
Möglich, daß dieser fröhliche Weg zur Vergöttlichung des eigenen Wesens angenehmer scheint, als der dornenvolle in der Nachfolge Jesu Christi. Als unbewußte Einführung von Christen in die Gnosis ist dieser Weg allemal für die Konstrukteure des neuen Zeitalters nützlich, denn die “Vergöttlichung des Selbst” war seit jeher das Ziel der “Mysterien”:

“Die Gnosis oder die rationelle Mystik aller Zeiten, ist die Kunst, Gott in sich zu finden durch Entwicklung der verborgenen Tiefen, der latenten Fähigkeiten des Bewußtseins” (Schuré).

Die Beschäftigung der jungen Christen auf dem Missionsfest mit Yoga oder dem Zeichnen eines Mandala kommt da gerade recht, um sie mit dem Reichtümern anderer Religionen zu beschenken. Diese Bereicherung des Katholizismus gereicht jedoch allenfalls zum Gaudium jener Geister der Unterwelt, die “glücklicherweise” von katholischen Theologen aus der Theologie hinweggereinigt wurden, vielleicht nur, um auf diese Weise als “multireligiöse Chimären fröhliche Urständ feiern zu können. Was von offiziellen Missionspapieren als Bereicherung angepriesen wurde, dient zu nichts anderem als zur “Apostasierung” der Christen. Die “transformierte” offizielle katholische Kirche ist selbstzerstörerisch programmiert. Durch ihre treue Nachfolge in den Spuren des jüdischen Messianismus zur Herstellung jenes Friedensreiches, das dem Judentum den Frieden, dem Christentum die Vernichtung bringen wird, arbeiten heute die offiziellen Vertreter Roms an der Zerstörung des übernatürlichen Heiles aller Christen, sowie gleichzeitig an der Konvergenz aller Religionen.

 

III Die Kirche der Zukunft oder das künftige Reich

Bereits in den spätjüdischen Apokryphen wird die zukünftige Welt Israel zugesprochen. In 4 Esra 7 erklärt ein Engel dem Esra,
“daß sowohl diese wie die künftige Welt um Israels willen geschaffen worden sind. Weil aber diese Welt dem Gericht verfallen ist, wird die zukünftige Israel als Ersatz geschenkt” (Jervell).

“Diese Welt ist dem Gericht verfallen und muß untergehen; doch wird Israel die neue, ewige und zukünftige Welt gegeben” (Jervell).

Die Kabbalisten unserer Zeit verstehen unter der Welt, die dem Gericht verfällt, die christliche Welt. Die christliche Ära geht unter großen Erschütterungen dem Ende entgegen, das jüdische Reich ersteht aus diesem Chaos wie der Phoenix aus der Asche. In wissender Vorausschau auf dieses Ereignis schrieb ein Kabbalist:

“Die Einführung des Reiches Gottes wird von so schrecklichen Ereignissen begleitet sein, daß die ganze Welt vor Furcht zittern und schließlich froh sein wird, den Gesalbten des Herrn, den König über die ganze Erde anzuerkennen . . . Das Gesetz Gottes, welches alsdann vom Berge Zion, dem Königreiche, ausgehen und als Gottes Wort allem Volke, von Jerusalem aus, der neuen Hauptstadt der Welt, durch die ’Fürsten auf Erden’ (Juden) verkündigt werden wird, gebietet sofort allem halt, was heute schon als schreiendes Unrecht anerkannt ist” (Russell).

Die Zukunft gehört Israel. Mit diesem Wissen vor Augen beschäftigte sich, noch ehe die religiöse Revolution innerhalb der Katholischen Kirche Wirklichkeit geworden war, Alfons Rosenberg, ein jüdischer Konvertit, Ökumeniker und Kabbalist, seit dem Jahr 1958 in seinen Büchern “Durchbruch zur Zukunft” und “Experiment Christentum” mit dem Menschen und dem Christentum im kommenden Wassermannzeitalter. Ehrlicherweise bekannte er, daß sein futuristischer Ansatz (“Der Christ erfährt die Gegenwart vom Blickpunkt der Zukunft her”) dem jüdischen Messianismus entnommen war:
“Erst durch die aus der Wurzel des jüdischen Messianismus erwachsene Erwartung des Eschaton ist die ‘Zukunft zum wahren Brennpunkt der Geschichte’ geworden” (Rosenberg).

Nach Rosenberg bedeutet für den heutigen Menschen “die Gegenwart nicht nur die Summe des Vergangenen, sondern eher die Vorstufe zur Zukunft”. Durch die Übernahme dieses Denkens “auf Zukunft hin” sollte sich der Christ vergangener Denkmuster entledigen und sich für neue Denkmuster öffnen.  . . .

Das künftige Christentum ist nach Rosenberg die wahre Weltrevolution, denn der Übertritt in ein neues Zeitalter wird zahlreiche revolutionäre Neubildungen zur Folge haben,
“wobei sich zuerst die Zersetzung, Verwesung und Zerstörung der bisher gültigen Formen bemerkbar macht. Die abbauenden bewirken die Enstaltung der bisher als ’Kirche’ verstandenen Christenheit, während die aufbauenden die Neugestaltung der künftigen vorantreiben” (Rosenberg).

Die Zerstörung der traditionellen Kirche und der gleichzeitige Aufbau einer neugestalteten kennzeichnen den Übergang, den das künftige Christentum zu vollziehen hat. Wie schon zuvor Izoulet, weist auch Rosenberg darauf hin, daß mit Zerstörung und Umwandlung der Kirche zwei verschiedene Worte für denselben Prozeß gebraucht werden, der in Zukunft das neue Christentum hervorbringen soll.

“Andererseits tritt die Kirche in dem Maß als sie aufhört zu sein, was sie gewesen, über die Schwelle der Zukunft” (Rosenberg).

Rosenberg vertritt die These der permanenten Revolution, “die Weltrevolution im 20. Jh. ist zu einem allgemeinen Zustand der Menschheit gewachsen”. Das Ziel der Geschichte wird verstanden als die “vollendete Menschwerdung des Menschen und die Welt in Gott“.
Was darunter zu verstehen ist, wird klar, bedenkt man die bereits besprochene jüdische Lehre vom “Humanum”. Demnach ist die “vollendete Menschwerdung des Menschen” die Wiederherstellung der Stellung Israels als die des wahren Menschen. Die Weltherrschaft des Juden versetzt ‘die Welt in Gott’. Das Schicksal des Christentums am Ende der Geschichte wird dagegen, wie bereits gesagt, vom Gericht bestimmt: “Was sich damals in Palästina unter dem Vorzeichen der Liebe und des Todes ereignete, soll sich am Ende der Geschichte universell erfüllen” (Rosenberg)
Das Christentum wird am Ende der Geschichte seinem Meister in den Tod folgen.

Die Kirche der Zukunft, wie sie der Kabbalist Rosenberg sieht, ist eine Kirche in Auflösung, die aber zu dem wird, was Christus eigentlich wollte, eine “reine” Kirche ohne allen weltlichen Überbau. Die Merkmale dieser künftigen Kirche nach Rosenberg sind:

Christus hat keine bestimmte Kirchenform empfohlen, noch ihr Dauer verheißen – der Glaube wird aus den historischen Formen freigesetzt
– die Botschaft wird ohne die nichtigen Gewänder der Dogmen der Theologie und Philosophie erfahren
– Dogmen und kirchliche Institutionen sind zeitbedingt und damit wandlungsfähig
– die künftige Kirche ist eine Bruder-Kirche, deren Funktionen keine Vorrechte einbringen
– sie ist enthierarchisiert und entsakralisiert
– sie wird Diaspora-Kirche und soziologisch als Sekte eingestuft
– die Kindertaufe wird unwichtig
– die Hl. Messe ist kein hochfeierlicher Kultakt, sondern ein Liebesmahl, das am besten in der Hausgemeinde in einfachen Riten abgehalten wird
– die Laienpredigt wird als charismatisches Amt des Verkünders eingeführt
– die Kommunionspendung in aufrechter Haltung in die Hand wird gewürdigt
– der sakrale Kirchenbau wird dem Mehrzweck-“Kirchenschuppen” weichen
– die offene Bezeugung des christlichen Glaubens wird unmöglich werden
– die Mission Andersgläubiger verschwindet
– Die kirchlichen Feste verlieren an Bedeutung (“das Pfingstfest ist eine einzige große Lüge”)
– der Pfarrer wird zum Laien und lebt als solcher.

Dies ist ein Beispiel, wie ein Kabbalist sich die Umformung der Kirche für die Zukunft vorstellt.
Bildlich am aussagekräftigsten für diesen Vorgang ist Rosenbergs Spruch vom in die “Verwesung übergehen” des “dogmatischen Jesus.”
Die Kirche wird entkirchlicht. Ihr übernatürlicher Charakter löst sich auf. Sie unterscheidet sich nicht mehr vom weltlichen Dasein. Viele Punkte, die Rosenberg aufzählt, haben sich postkonziliar verwirklicht:
die Laienkleidung des Priesters, die Vereinfachung der Riten, die fortschreitende Aufwertung der Hausgemeinde, die Diaspora-¬Kirche in einer verweltlichten Welt usw.
Die Absicht der Zerstörung des bisher gültigen Glaubens ist bei allen festzustellen, die sich einer Kirche der Zukunft verschrieben haben. Für den “Katholiken” Wilfried Daim in seinem Buch Kirche und Zukunft (1963) gibt es kaum etwas von der Liturgie bis zum Zölibat, was nicht abgeschafft, verändert und vereinfacht werden müßte. Hans Küng in seinen Wegzeichen in die Zukunft (1980) machte sich unter anderem stark für die Abschaffung des päpstlichen Primates und des Zölibates und befürwortete die Zulassung der Frauen zur Priesterweihe. Karl Rahner hält sich in seinem Artikel im Sammelband Zur Theologie der Zukunft (1971) vor allzu kühnen Änderungen zurück. Er versteht Zukunft ganz im Sinne Rosenbergs:
…der Sinn und die Bedeutung der Gegenwart ist begründet in der hoffenden Offenheit auf das Näherkommen der absoluten Zukunft” (Rahner).

“Das Christentum ist also die Religion des Werdens, der Geschichte, der Selbsttranszendenz, der Zukunft. Für es ist . . . alles nur verständlich vom Ausständigen her” (Karl Rahner).

Die Kirche der Offenheit und des Werdens bei Rahner ist identisch mit der Gemeinde Christi bei Rosenberg, von der es heißt: “Nur wo die Gemeinde Christi . . . ohne Stockung wandlungsfähig ist und bleibt, wird sie als offene Kirche auch den irdischen Existenzformen der Menschheit eingewirkt bleiben, nämlich der sich anbahnenden offenen Gesellschaft und dem Gang der offenen Geschichte”.

Die pluralistische ‘offene Gesellschaft’, über die schon der jüdische Hausphilosoph der Modernisten Henri Bergson zu Beginn unseres Jahrhunderts räsoniert hatte, wird zum Vorbild der werdenden Kirche erklärt. Papst Johannes XXIII. hatte mit seinem Aggiornamento die Annäherung an diese ‘offene Gesellschaft’ eingeleitet, und kein geringerer als Papst Johannes Paul II. wünscht sich ein offenes Christentum für das dritte Jahrtausend. Der Trend zum offenen Christentum, das nicht von der Tradition und aus der Vergangenheit her verstanden wird, sondern von utopischen und ideologischen Zukunftsentwürfen her, trägt den Stempel der Zerstörung und der Umwandlung. Dieser zerstörerische Faktor, der im Schrifttum Rosenbergs, Daims und Küngs ganz offen hervortritt, dringt in der postkonziliaren Kirche mehr und mehr durch, wie durch die Erfahrung ohne Schwierigkeit verifiziert werden kann.

Folgende Punkte, die Wilfried Daim 1963 im Sinne einer Kirche der Zukunft gefordert hatte, sind inzwischen ganz oder teilweise Realität geworden:
– Ein umfassendes Schuldbekenntnis des Papstes für die Untaten der Kirche
– Abschaffung der Tiara und sonstiger Zeichen päpstlicher Würden
– größere Mobilität des Bischofs von Rom
– Vereinfachung der Liturgie mit Landessprache
– Beseitigung der Kommuniongitter
– Abschaffung der Scholastik in der Theologie
– Abschaffung des Index
– Änderung der Missionspraxis.
Damit wären 50 % der Umwandlungsvorschläge Wilfried Daims in Erfüllung gegangen. Die Zerstörung der Katholischen Kirche ist in vollem Gange. Rosenberg nannte dies die Verwesung oder Enstaltung der bisher als ‘Kirche’ verstandenen Christenheit. Gleichzeitig neben diesem Abbau ist eine Neugestaltung der künftigen Christenheit festzustellen.

Karl Rahner ist sich mit Rosenberg und Daim sachlich einig, daß die christliche Gemeinde der Zukunft soziologisch eine andere Struktur haben wird. Die Kirche wird brüderlich sein, insofern sie ausersehen ist, die dritte Forderung der Französischen Revolution neben der emanzipatorischen “Freiheit” und der sozialistischen “Gleichheit”, nämlich die “Brüderlichkeit” zu verwirklichen.

“Reduktion des Vatertitels, wenn nicht überhaupt eine Ersetzung durch den Bruderbegriff, der für alle Christen in gleichem Maße signifikant sein müßte, wie für die französischen Revolutionäre das Wort Bürger oder für die sozialistischen Parteien das Wort Genosse” (Daim).

Die Zerstörung des spezifisch Katholischen in der Kirche und die Implantierung eines Geistes der universellen Brüderlichkeit hat ihren Grund in der Herauslösung aus ihrem “egoistischen” Wahrheitsanspruch und in der Hineinnahme der Christenheit in eine höhere Einheit, in die künftige “Einheit der Menschheit” oder in das künftige jüdische Gottesreich:
“Der Mensch von heute und erst recht der von morgen ist der Mensch einer planetarisch vereinheitlichten Geschichte, eines globalen Lebensraumes und damit der Abhängigkeit jedes von schlechthin allen. Die UNO ist dafür nur ein bescheidenes Indiz” (Karl Rahner).

“Es ist daher dringend zu wünschen, die VEREINTEN NATIONEN möchten immer mehr imstande sein, ihre Organisation und ihre Mittel der Weite und dem hohen Rang ihrer Aufgaben anzupassen . . . Und das um so mehr, weil die Menschen . . . sich immer mehr bewußt sind, daß sie als lebendige Glieder zur allgemeinen Menschheitsfamilie gehören” (Johannes XXIII).

Die führenden Theologen und Hierarchen der Katholischen Kirche lebten bereits in dem Bewußtsein der höheren Einheit der Menschheit, die alle Konfessionen und Nationen überschreitet. Sie übertrugen daher den Geist der universellen Brüderlichkeit auf die bisher von der kirchlichen Heilsanstalt Getrennten und erklärten sie zu “getrennten Brüdern”. Die daraus entstehenden Folgerungen wurden 1984 in “Dialog und Mission” und 1986 in Assisi gezogen, und sie werden in Zukunft immer radikaler gezogen werden, bis die Kirche ihre letzte Identität verloren hat, und an Stelle des alten messianischen Reiches der Kirche das neue messianische Gottesreich des jüdischen Monotheismus getreten sein wird.

IV Soziales Christentum oder das soziale Reich


Laut Abbé Roca ist das reine Christentum der reine Sozialismus.
Folglich muß eine Kirche, die sich seit dem Pontifikat Papst Johannes XXIII. zu einem “gereinigten Monotheismus” oder zu einem reinen Christentum hinentwickelt, die Anzeichen des Sozialismus an sich tragen.

Was bedeutet aber Sozialismus? Das wird uns der Frühsozialist und Freimaurer Henri de Saint-Simon erklären. Er war seit 1786 Logenmitglied in “L’Olympique de la Parfaite Estime”, “Orient de Paris”  und “Société Olympique”.
Bernard Lazare schreibt über Saint-Simon: “Sie (die Juden) stellten sich an die Seite des Philosophen des Bürgertums, an die Seite von Saint-Simon; sie arbeiteten für die Verbreitung und sogar für die Ausarbeitung seiner Lehre”.
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich Saint-Simons Sozialismus als Pseudonym für das jüdische Gottesreich. In seiner Darlegung über das wahre Christentum treten die Elemente des jüdischen Gottesreiches deutlich zutage.

1. das künftige Reich:
“. . . immer hat es (das wahre Christentum) verkündet, daß die große Zeit noch kommen wird, eine messianische Zeit, wo die Lehre der Religion in der denkbar allgemeinsten Fassung verkündet werden und gleicherweise die geistige und weltliche Gewalt beherrschen wird, und daß sodann das ganze Menschengeschlecht nur einer einzigen Religion, nur einer einzigen Organisation teilhaftig sein wird” (Saint-Simon).

2. das Reich des Friedens:

“Die neue christliche Organisation aber wird sowohl die weltlichen als auch die geistigen Einrichtungen auf das Prinzip gründen, daß alle Menschen einander als Brüder behandeln sollen” (Saint-Simon).

3. Das Reich der Gerechtigkeit:
“Die Religion hat die Aufgabe, die Gesellschaft dem großen Ziele einer möglichst raschen Verbesserung des Loses der ärmsten Klasse zuzulenken” (Saint-Simon).

Hier muß darauf hingewiesen werden, daß der Begriff der “ärmsten Klasse” einer doppelten Bedeutung unterliegt. Darunter ist in erster Linie das Judentum zu verstehen, worauf Bernard Lazare hinweist:
“Das messianische Zeitalter sollte für alle diese Armen (Israels, Verf.) das Zeitalter der Gerechtigkeit sein.” (Lazare).
Die “Armen” oder die “ärmste Klasse” bei Saint-Simon sind Decknamen für das Judentum. Seine sozialistische Philosophie, sowie seine Idee von der Religion, haben nur die Aufgabe, dem jüdischen Reich der Gerechtigkeit zu dienen.

4. das soziale Reich:
“Ich gebe zu, daß Gott den Menschen nur ein einziges Lebensprinzip übermittelt, und daß er ihnen eine solche Organisation ihres Gesellschaftslebens anbefohlen hat, daß ihr Dasein in sittlicher und leiblicher Hinsicht möglichst schnell und vollkommen gebessert werde” (Saint-Simon).

Erlösung spielt sich bei Saint-Simon im sozialen Bereich ab. Alles ist nur eine Frage der Organisation des Gesellschaftslebens. Mit dem Anwachsen der jüdischen Herrschaft im materiellen Bereich und den damit auf das soziale Leben sich verlagernden Schwerpunkten mußte sich auch die Katholische Kirche in zunehmendem Maße auseinandersetzen. Papst Leo XIII. (Rerum Novarum), Papst Pius XI. (Quadragesimo anno) und Papst Pius XII. verteidigten die christliche Gesellschaftslehre sowohl gegen den kapitalistischen Individualismus als auch gegen den Sozialismus durch ein Zeitalter, das vom Gewinnstreben nach den Gütern dieser Welt samt den damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Umwälzungen geprägt ist.

Erst mit dem Pontifikat Papst Johannes XXIII. erhielt die soziale Frage innerhalb der Kirche eine ganz entscheidende Wendung. Nicht nur durch die Anerkennung der neuzeitlichen Menschenrechte und der Vereinten Nationen öffnete dieser Papst die Kirche dem freimaurerischen Weltgeist. Er rückte die allgemeine “Menschheitsfamilie” in den Mittelpunkt seiner Betrachtung, als deren lebendige Glieder sich alle Menschen immer mehr bewußt werden müssten. Waren die Christen einst Glieder des Heiligen Römischen Reiches, später Glieder einer noch weitgehend christlichen Gesellschaft, so wurden sie nun im Sinne einer “offenen Christenheit” in die säkulare Welt integriert. Die Christen sollten dem neuen Ordnungsgefüge, das sich der ganzen Welt bemächtigte, dienstbar sein.
Der Papst forderte, der Einsatz der Christen für die innerweltlichen Angelegenheiten müsse “von Tag zu Tag größer und stärker werden” (Johannes XXIII. in Mater et Magistra). Die Verantwortung des Christen wurde durch diese neuen von einem Papst gesetzten Akzente von der “Reinigung seiner individuellen Seele” auf die “Reinigung von sozialen Übelständen” verlagert.

Johannes XXIII. war nicht von ungefähr der “Papst der Revolution”, der von den Feinden der Kirche, von Juden und Freimaurern, geliebt wurde, und den Wilfried Daim so sympathisch fand. Er war der Papst, der den orthodoxen Katholizismus “für alle Menschen dieser Erde, für all ihre Kulte, für all ihre Rassen” öffnete, “um sie im selben sozialen Geist zu einen” (d’Alveydre).
Von ihm erging der Aufruf zum sozialen Engagement. Seine Haltung läßt bereits die starken und revolutionären Impulse des “reinen Sozialismus” erahnen, die innerhalb der Kirche in der sogenannten “Theologie der Befreiung” entwickelt wurden. Es handelt sich bei dieser Theologie, ähnlich wie es schon bei den Strategen einer “Kirche der Zukunft” gesehen werden konnte, um eine Umwandlung der kirchlichen Strukturen im Hinblick auf das jüdische Gottesreich in einer geeinten Menschheit:

“In der Tat, Christsein bedeutet den Sinngehalt annehmen, den das Wort des Herrn und die Begegnung mit ihm dem geschichtlichen Werden der Menschheit auf ihrem Marsch in Richtung auf die volle Gemeinschaft geben, und diesen Sinngehalt solidarisch im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe leben” (Gutierrez).

Trotz dieser frommen Einkleidung ist gut erkennbar, daß Christsein bedeutet, den Wandel mitmachen, den die werdende Menschheit auf ihrem Weg zur vollen Einheit vollzieht. Auch bei Boff und Gutierrez gibt es vieles, was aus dem Katholizismus verschwinden soll, vor allem die Hierarchie und der Paternalismus. Im wesentlichen stimmen die revolutionären Konzepte der Befreiungstheologen mit denen des Kabbalisten Rosenberg überein. Die Formen der Umwandlung gleichen sich, erstrecken sich auf dieselben kirchlichen Bereiche. Es handelt sich immer wieder darum, wie Izoulet sagte, die Kirche auf die Erde herniedersteigen zu lassen:

“Die befreiende Evangelisierung und der pastorale Einsatz für die ganzheitliche menschliche Förderung und Befreiung aller aus der Perspektive der Unterdrückten haben dazu geführt, daß sich in der Kirche die politische Heiligkeit entwickelte” (Boff).

Die politische Heiligkeit ist die logische Folgerung aus der Anschauung, daß Gott die Organisation des Gesellschaftslebens als einziges Lebensprinzip übermittelt hat, wie Saint-Simon schrieb. Die Vollkommenheit einer politischen Heiligkeit erfordert eine politische Theologie, wie sie von J. B. Metz entwickelt wurde, für die die Kirche nichts anderes sein kann als eine “gesellschaftskritische Institution”. Im Zentrum des religiösen Interesses steht fortan die Gesellschaft und die Neu-Gestaltung dieser Gesellschaft. Das umgewandelte Christentum, das reine Christentum ist nichts anderes als der reine Sozialismus.

E. Schluß

Die verschiedenen Elemente, Gerechtigkeit, Frieden, Zukunft und Soziale Basis sind vier Aspekte des jüdischen Gottesreiches, das in einem künftigen Reich auf Erden Wirklichkeit werden soll, indem das vermeintlich von Gott verliehene Herrschaftsrecht und die Einheit zu Israel zurückkehren werden. Dieser Plan der Erösung des jüdischen Volkes, Inhalt des jüdischen Messianismus, wurde von den Kabbalisten, den Meistern der jüdischen Religionsphilosophie, mitgeteilt. Aus diesem Plan ist der Prozess der fortschreitenden Umwandlung und Vernichtung des Christentums und die Heraufführung des jüdischen Gottesreiches deutlich und ungeschminkt herauszulesen.

Die Umgestaltung des Christentums wird von den Kabbalisten durch eine Abwandlung des “Inkarnation” – Gedankens herbeigeführt,
d.h. durch die Integration der ‘Humanitas’ in die ‘Divinitas’. (“Reinkarnation”, “Reintegration”, “Regeneration”, Wiedergeburt = Renaissance, sind esoterische Begriffe, die von Kabbalisten häufig für den antichristlichen Prozeß der Wiederaufrichtung des jüdischen Gottesreiches gebraucht werden).

Analog der Menschwerdung Christi, der Verbindung von Menschheit und Gottheit und der dadurch bewirkten Herabkunft des Göttlichen auf die Erde, wird von den Kabbalisten die Menschheit, die Humanitas, der Humanismus in die göttliche Lehre der Bibel hineingemengt und dadurch, wie Izoulet sagte, der “Himmel auf die Erde herabgeholt”.

Diese Vermengung der “Humanitas” mit der “Divinitas” konnte z.B. am postkonziliaren Missionsbegriff betrachtet werden. Durch die Hineinmengung des “dialogischen” Prinzips in den biblischen Missionsbegriff wurde aus der göttlichen Anordnung der Bekehrung der Ungläubigen, ein Ort rein “humanitärer” Begegnung. Die kabbalistische Idee der “Inkarnation”, die Vermischung von Menschheit und Gottheit, bringt als Frucht das Gegenteil dessen hervor, was die Inkarnation des göttlichen Wortes in Jesus Christus hervorbrachte.

Christus brachte der Welt die Offenbarung Gottes, der jüdische Messias oder die kabbalistische Form der Inkarnation zerstört diese Offenbarung. Der jüdische Messias oder die kabbalistische Idee der Menschwerdung ist somit der “Antichristus” par excellence.

Neben dieser absteigenden Bewegung vom Himmel zur Erde durch die “Menschwerdung” (Humanisierung, Humanität), gibt es auch die aufsteigende von der Erde zum Himmel, die “Vergöttlichung” des Menschen.

Jesus Christus verhieß die Gotteskindschaft durch die Gnade, der jüdische Messianismus verheißt dem Juden die Rückkehr in seine vermeintliche Herrscherrolle über die gesamte Schöpfung. Diese doppelte Bewegung, die absteigende und die aufsteigende, wird im kabbalistischen Symbolismus durch das abwärts und das aufwärts gerichtete Dreieck ausgedrückt, das im Juden- oder Davidsstern (Hexagramm) ineinander verschlungen die Doppelbewegung des jüdischen Messianismus anzeigt.

Im freimaurerischen Symbolismus wird dasselbe zum Ausdruck gebracht, wenn es heißt, aus der Drei solle die Zwei und aus der Zwei die Eins gemacht werden. Aus der christlichen Offenbarung der Trinität solle die messianische Zweiheit aus “Humanitäs” und “Divinitas” und aus dieser der jüdische Monotheismus hergestellt werden.

Dieser Prozess von der Dreiheit über die Zweiheit zur jüdisch verstandenen Einheit vollzieht sich innerkirchlich seit dem Pontifikat Papst Johannes XXIII.

Seither trägt die Katholische Kirche auf ihrem Antlitz zunehmend die Gesichtszüge des jüdischen Gottesreiches. Auf allen Gebieten, von der Theologie bis zur Sakramentenspendung, von der Pastoral bis zur Politik, ist der Einfluß des jüdisch-messianischen Zweiheit, der Vermengung des Humanismus mit dem Göttlichen, spürbar geworden. Die Kirche befindet sich im Schlepptau eines neuen Denkmusters, das ihr ganzes Eigenleben, ihre ganze Identität umwandelt.

Wurde in den vergangenen Jahrhunderten der kirchliche Einfluß in der Welt zunehmend zurückgedrängt, so wird nun innerhalb der Kirche das spezifisch Katholische zunehmend eliminiert. Hinter all diesen antichristlichen Prozessen steckt ein denkender Geist, der Diabolus (= Umwälzer), und ein System, zu dessen Ausführung sich die geheimen Organisationen im Dienste der Kabbala verpflichtet haben.
Das Ziel ist die Herstellung des jüdischen “Monotheismus” die jüdische Weltherrschaft bzw. das anti-christliche Reich.
Die Aufdeckung der antichristlichen Machenschaften in dieser Schrift tragen weder antijudaistischen noch antisemitischen Charakter an sich, da hier der Autor “sine ira et studio” in der Mehrzahl jüdische Schriftsteller zu Wort kommen läßt. Der Vorwurf des Antisemitismus ist ohnehin dadurch ad absurdum geführt, daß jüdische Schriftsteller sich gegenseitig diesen Vorwurf anlasten, sobald es jemand wagt, das heutige Judentum in seiner Realität zu beschreiben. Was das Judentum in Wahrheit ist, sei kurz für jene geschildert, die sich über die heutige atheistische, materialistische und sich fortwährend wandelnde Welt nicht genug wundern können.
Die heutige Welt ist ein Spiegel der jüdischen Weltherrschaft, die mit dem Christentum gleichzeitig Moral, Natur und alle überkommenen Werte vernichtet.

Izoulet schreibt über Israel:
“Ganz Israel drängt sich in den Sinai mit seinen beiden, so genau übereinanderliegenden, und doch so ungeheuer gegensätzlichen Auftritten auf dem Gipfel und am Fuße des Berges, in der Höhe und in der Tiefe, zusammen.

1. Auf der Höhe ist Moses und unterhält sich mit Jehovah unter Donner und Blitz, und empfängt von ihm die zehn Gebote, die Gesetzestafeln;
2. In der Tiefe ist die Masse, und wälzt sich in der Anbetung des goldenen Kalbes!” (Izoulet).

Izoulet beschreibt damit das zeitgenössische Judentum, dessen Masse sich in der Anbetung des goldenen Kalbes wälzt, während wenige sich auf der prophetischen Höhe der Kabbala befinden.
Antisemitismus ist nach Izoulet die Haltung der Christenheit, die nur den Auftritt sehen will, der sich in der Tiefe abspielt.
Prosemitismus dagegen die Haltung der Christenheit, die im Auftritt auf der Höhe für die gesamte Menschheit das Traumbild der Erlösung (= jüdische Gottesreich, Verf.) erkennt.
In diesem Sinne hat auch Karl Marx, der “antisemitische” Jude, von der Höhe herab den Tanz seiner “Glaubensgenossen” sehr realistisch beschrieben:
“Das Geld ist der eifrige Gott Israels,
vor welchem kein anderer Gott bestehen darf. . . Der Gott der Juden hat sich verweltlicht, er ist zum Weltgott geworden. Der Wechsel ist der wirkliche Gott der Juden. Sein Gott ist nur der illusorische Wechsel” (Karl Marx: Zur Judenfrage).

Der materialistische Grundzug kommt in diesen Aussagen genügend zur Geltung. Dieser Geist ist es, der heutzutage Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und, wie auf den vergangenen Seiten gesehen, auch das Christentum kennzeichnet.
Gibt es Hindernisse, die der Ankunft des jüdischen Gottesreiches im Wege stehen? Die “Protokolle der Weisen von Zion” weisen darauf hin, daß für die Juden die katholische Geistlichkeit das einzige ernstzunehmende Hindernis bedeutet. Mit dem letzten Konzil und dank der konziliaren und postkonziliaren Päpste konnte dieses Hindernis beinahe vollständig beseitigt werden.

Bernard Lazare wußte von einem anderen Mittel:
“Als solidarische Körperschaft verfaßt, finden die Juden leichter ihren Ort in der gegenwärtigen erschlafften und zerstrittenen Gesellschaft. Würden die Millionen von Christen, von denen sie umgeben sind, gegenseitige Unterstützung anstelle des egoistischen Kampfes praktizieren, würde der Einfluß des Juden auf der Stelle vernichtet” (Lazare).

Die Einheit unter den Christen ist verschwunden, der Hirte geschlagen, die Herde zerstreut. Wenige sind es in der Tat, die am katholischen Gottesreich bauen. Voraussetzung und festes Fundament dafür ist jedoch der wahre katholische Glaube. Dieser wahre katholische Glaube ist die letzte Bastion, auf die sich die noch nicht “transformierten” Christen zurückgezogen haben.
Doch auch diese werden fortlaufend dezimiert, denn es gibt nicht wenige, die in ihrer Naivität jener Fahne hinterherlaufen, auf der das Wort “Neu-Evangelisierung” geschrieben steht. Dieser Begriff wurde bereits vom Kabbalisten Roca für den umgestalteten und sich fortwährend transformierenden Glauben verwendet.
Neu-Evangelisierung ist der Ausdruck für den Umbau oder die Umgestaltung des Glaubens in allen Ländern, sozusagen “Glasnost” und “Perestroika” im Raume des Christentums. Symbolischen Ausdruck hat dieses Faktum auf einem kleinen Büchlein gefunden, das den Titel “Beten für eine neue Evangelisation” trägt und mit einem Vorwort von Kardinal Tomko versehen ist. Auf dem Titelbild dieses Buches ist ein Kreuz dargestellt, das sich fortwährend transformiert, neue Formen annimmt, Formen, die aus der Gnosis bekannt sind. Für dieses Buch wird in einem Heft, der sich konservativ gebenden “Fatima-Aktion e.V.” geworben.
Neu-Evangelisation ist nur ein schöner Begriff, um jene Christen anzusprechen, die bisher auf dem revolutionären Weg nicht so recht mithalten konnten und in einem angeblich “falsch verstandenen Traditionsbegriff, wie Papst Johannes Paul II. sich ausdrückte, stecken geblieben sind. Weshalb nicht altvertraute Begriffe wie Missionierung und Bekehrung statt Neu-Evangelisierung für die Rechristianisierung Europas gebraucht werden, liegt auf der Hand.
“Neu-Evangelisierung” entspricht der Vision Alfons Rosenbergs, daß “neue Formen für die Verbreitung des Evangeliums geschaffen werden, die weit abliegen von dem, was man bisher unter Kirchen verstanden hat”.

Wer einen revolutionären Wortschatz gebraucht, wird zum Verkünder der Revolution.

Bibliographie:
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 – Darmesteter, James, Les Prophétes d’Israel, Paris 1931.
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–  Schuré, Edouard, Die großen Eingeweihten, Leipzig 1925.

Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Januar 2007

Eine mir wichtige Anmerkung.

Als gläubiger Katholik hat Herr Goldberg die Bedrohung des Christenums durch die kabbalistischen Bewegungen vor allem in Bezug auf die röm.-kath. Kirche  herausgestellt. In der Tat sind aber alle Christusgläubigen betroffen, die weltweite Gemeinde Jesu Christ, eine Geistesgemeinschaft, die sich praktisch verborgen in allen chrislichen Kirchen befindet. Sie ist auch vergleichbar mit dem biblischen Begriff vom sog. gläubigen Überrest, von dem es in Matth. 16,18 heisst: ” Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden…” Es werden diejenigen sein, von denen es in Offb.20,4 heisst, daß sie das Malzeichen des Tieres (Antichristen) nicht angenommen haben…

Die christlichen Institutionen aber werden vergehen, von ihnen sagt Gottes Wort, dass es einen grossen Abfall vom wahren biblischen Glauben geben wird, – dazu gehört auch die römische Machtkirche als Organisation… 

Ebenso übersieht Herr Goldberg die Tatsache, dass es in der Bibel eine Fülle von Verheissungen für eine zukünftige weltweite geistig-geistliche Führungsrolle des jüdischen Volkes gibt, eine Erfüllung der Verheissung Gottes an Abraham und seinen Samen in 1. Mose 12. Allerdings bezieht sich diese Segensverheissung nur auf ein zukünftig geistlich erneuertes Volk Israel unter Akzeptanz und Führung ihres Messias Jesus Christus, – in voller Anerkennung des Wortes Gottes, der Bibel…

Das heutige Judentum steht allerdings nicht in dieser Verheissungs- und Segenslinie, da es den NEUEN BUND des Christus Jesus ablehnt. Nach den altestamentlichen  Propheten jedoch, wie in Sacharja Kap. 12-14, wird durch ein letztes Gerichtshandeln Gottes das Volk Israel endlich Busse für die Verwerfung des Messias tun und – als Ergänzung bzw. Fortsetzung der Kirche Christi – dadurch der ganzen Menschheit eine Epoche des Friedens eröffnen…, das sog. biblische Messianische Friedensreich…

Allerdings sind die heutigen jüdischen Weltmachtbestrebungen eine eigenmächtige und gottlose Vorwegnahme dieser Prophezeiungen Gottes. Mit dem heute so aktuellen Ziel einer Neuen Weltordnung sollen diese biblischen Friedensverheissungen eigenmächtig erfüllt werden, – ohne den Messias Jesus Christus -, weshalb die gegenwärtigen Bemühungen letztlich scheitern werden..

Horst Koch, Herborn, im Januar 2008

Siehe dazu folgende ergänzenden Beiträge:
1. Christus und die Welt des Antichristen  –  von Wolfgang Borowsky
2. Weltmacht Zionismus  –  Manfred Adler
3. Die Holocaust-Industrie  –  Norman Finkelstein
4. Israel und seine Tempel  –  Erich Sauer
5. Das Millenium  – Erich Sauer
6. Israels Abendrot  –  Jakob Parnes
7. Israel das Wunder  –  Kurt E. Koch
8. Israel und die Propheten – Richard Wurmbrand
9. Israel als Gottesbeweis  –  Adolf Köberle
10. Gottes Bund mit Abraham  –  David Jaffin
11. Die Völker in heilsgeschichtlicher Sich – Peter Beyerhaus
12. Gott, Menschheit und Ewigkeit – Erich Sauer
13. Der Triumph des Gekreuzigten – Erich Sauer

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Emerging-Church (R.Ebertshäuser)

Wohin führt die „Emerging Church“-Strömung?

Eine Beurteilung des Buches von McManus: Eine unaufhaltsame Kraft

Von Rudolf Ebertshäuser

 

Erwin Raphael McManus veröffentlichte sein Buch „An Unstoppable Force. Daring To Become The Church GOD Had In Mind“ im Jahr 2001; die deutsche Übersetzung erschien 2005 bei Gerth-Medien. Ich habe nur das amerikanische Original gelesen und beziehe mich im folgenden darauf. Das geschieht u. a. deshalb, weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß die deutschen Übersetzungen gewisser amerikanischer Autoren (z. B. Rick Warren) von den Verantwortlichen vielfach stillschweigend „geglättet“ werden, so daß Aussagen, die ihnen für das deutsche Lesepublikum zu „gefährlich“ sind, einfach gar nicht oder verharmlosend wiedergegeben werden. Ich übersetze die Zitate deshalb selbst aus dem Englischen und gebe hin und wieder das englische Original in Klammern wieder. Diese Stellungnahme ist Teil meiner Untersuchungen für ein ausführlicheres Buch mit dem Arbeitstitel „Der breite Weg der modernen Evangelikalen“, in dem ich u. a. auf die Lehren von Rick Warren, Bill Hybels, die „Emerging Church“ und die „Neue Spiritualität“ eingehen möchte, und das, so Gott will, 2007 erscheinen soll.

McManus und die „Emerging-Church“-Strömung
Erwin Raphael McManus, etwa Mitte 40, studierter Psychologe und Absolvent eines baptistischen Predigerseminars, ist zur Zeit der leitende Pastor der „Mosaic“-Gemeinde in Los Angeles, einer aus verschiedenen Nationalitäten zusammengesetzten „postmodernen“ Gemeinde mit vielen Künstlern und über 2000 Besuchern, die der „Emerging-Church“-Strömung zugerechnet wird. Er ist ein viel gefragter Redner, der u. a. auch bei „Willow-Creek“-Kongressen auftritt, und hat mehrere Bücher geschrieben, die fast alle auch auf Deutsch erschienen sind: An Unstoppable Force. Daring To Become The Church GOD Had In Mind (2001), dt. „Eine unaufhaltsame Kraft. Gemeinde, die die Welt verändert“ (2005), Seizing Your Divine Moment. Dare to Live a Life of Adventure (2002), dt. „Gottes Träume leben. Aufbruch in ein heiliges Abenteuer“ (2004), neu hrsg. als Chasing Daylight (2006); Uprising. A Revolution of The Soul (2003), dt. „Aufstieg aus der Asche. Wie unser Glaube Flügel bekommt“ (2006); The Barbarian Way. Unleash The Untamed Faith Within (2005), dt. „Go wild! Schluß mit dem braven Christsein“ (2005), Stand Against The Wind. Awaken The Hero Within (2006).

Bevor wir auf das Buch eingehen, soll zunächst einiges über die „Emerging-Church“-Bewegung gesagt werden, zu der auch McManus gerechnet wird, und die unter amerikanischen evangelikalen Kreisen rasch Einfluß gewinnt. Diese Strömung versteht sich als Vorhut der neu „aufkommenden“ oder „auftauchenden“ (engl. emerging) postmodernen Kirche oder Gemeinde des 21. Jahrhunderts. Sie ist geprägt vom Erbe der „Gemeindewachstumsbewegung“ (Donald McGavran, C. Peter Wagner, Robert Schuller, Bill Hybels, Rick Warren), von dem sie sich allerdings in manchem auch etwas abgrenzt, von der Charismatischen Bewegung, besonders von gewissen Irrlehren über das „Reich Gottes“ und „Lobpreis“, sowie vom geistigen Klima des modernen Evangelikalismus, der der Bibeltreue längst abgesagt hat.

Der „Emerging-Church“-Strömung gehören zumeist jüngere, intellektuell geprägte Absolventen von Predigerseminaren an, die als Pastoren bzw. Gemeindegründer einen neuen Weg gehen wollen, um die „postmodernen“ Menschen, insbesondere die Generation der 16-30jährigen, anzusprechen. Dabei sind sie selbst von der postmodernen weltlichen Philosophie und Lebenshaltung geprägt. Diese kann man vereinfacht so beschreiben: 

*  Bewußte Abwendung vom Denken der „Moderne“, das von Vernunft- und  
    Wissenschaftsgläubigkeit geprägt war
*  Öffnung für intellektuellen Zweifel, das Irrationale, Gefühle, das Übernatürliche
*  Ablehnung aller absoluten Wahrheiten und „dogmatischen“ Lehraussagen
*  Zweifel an der Fähigkeit der menschlichen Vernunft, zuverlässig zu erkennen
*  hinterfragendes Auflösen aller sicheren Lehraussagen und ihre Umwandlung in einem nur noch relativen Deutungsrahmen („Rekonstruktion“/„Wiedererfinden“/„reimagining“)
*  Gespräch, offener Dialog und Erzählen von bedeutungsvollen Geschichten anstatt lehrhafter Vermittlung und Festsetzung von bestimmten Grundsätzen, Überzeugungen usw.
*  Betonung der Erfahrung, des Gefühls und der mystischen Eingebung gegenüber Lehre und Verstand
*  Betonung des ehrlichen Sich-Selbst-Seins und des „authentischen“ (echten) Lebens gegenüber Normen und Geboten; existentialistische Lebenshaltung

Das sind Denkweisen, Werte und Grundsätze, die zutiefst heidnisch sind und ihre Wurzeln in der griechischen Philosophie und antiken heidnischen Religionen haben. Sie sind keineswegs etwas Neues unter der Sonne; sie waren im 20. Jahrhundert bereits von Existentialisten, Hippies und New-Age-Anhängern propagiert worden. Daß das nachchristliche Neuheidentum einen solchen Relativismus immer anziehender findet, hat nicht nur etwas mit dem offenkundiger werdenden Bankrott der weltlichen „Vernunftreligion“, des Rationalismus mit seiner naiven Wissenschaftsgläubigkeit, zu tun. Es hängt auch damit zusammen, daß die Weltgeschichte mit immer rascheren Schritten auf das Kommen des Antichristen zugelenkt wird, und für den Eintritt in dieses Neue Zeitalter (New Age) bereitet der Gott und Fürst dieser Welt seine Anhänger vor, indem er sie zunehmend öffnet für Mystik, falsche Propheten und falsche Wunderzeichen.

Die Religion und das Denken in der antichristlichen Endzeit müssen, wenn man die Bibel daraufhin studiert, offen sein für mystische Geistererfahrungen, Wunder und falsche „Botschaften von Gott“. Wenn alle Wahrheit relativ ist, dann gibt es auch viele verschiedene Wege, die alle gleichberechtigt zu dem „Gott“ dieser Welt führen. Die Postmoderne führt auf religiösem Gebiet zur Gleichberechtigung aller religiösen Überzeugung und darüber hinaus zu religiösen Einheit aufgrund einer gefälschten mystischen „Gotteserfahrung“. Damit ist die Verbindung mit den verschiedenen New-Age-Lehren vorgegeben.

Die Verfechter der „Emerging-Church“-Bewegung sind sich bei allen unterschiedlichen Ausprägungen darin einig, daß die Bibel für sie nicht mehr die verbindliche, völlig genügende Grundlage und Norm für all ihr Glauben, Denken und Leben ist. Ohne es deutlich zu formulieren, nehmen sie den Standpunkt von Barth, Bultmann und anderen bibelkritischen Theologen ein, der besagt, daß die Bibel nicht die völlig genügende, vollkommene Selbstoffenbarung Gottes ist, das „Wort der Wahrheit“, auf das wir im Glaubensgehorsam unser ganzes Leben bauen können, sondern daß sie angeblich nur „Gottes Wort enthält“, daß sie ein „Mythos der Gemeinde“ ist – „erhaben“, „bedeutsam“, aber nur Rohstoff für das Denken und die Religion, nicht vollkommene Norm. Die Anhänger der „Emerging Church“ suchen in Abgrenzung zum „modernen“ Christentum nach einer „alten“, „ursprünglichen“, „aufs Wesentliche zurückgeführten“ Spiritualität, aber ohne die Bindung an die Bibel landen sie nur bei Anleihen an die katholische heidnische Falschreligion oder an die heidnische Spiritualität des New Age.

Die postmodernen „Jesus-Nachfolger“ reden noch von „Glauben“, von „Leidenschaft für Jesus“, von Opfer und brennendem Einsatz für „das Evangelium“ – aber sie haben die Grundlage des echten, biblischen Christentums bewußt verlassen, sie haben dem ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben (Jud 3) abgesagt. Sie basteln sich einen falschen „Jesus“ aus den Evangelien zurecht, verwerfen aber das Wort des erhöhten Herrn in der Lehre der Apostel. Ihre Abneigung gegen jede Art von Lehre überdeckt die Tatsache, daß sie die gesunde Lehre und das wahre apostolische Evangelium verlassen haben. Die „mutigeren“ unter ihnen haben bereits die Lehre des stellvertretenden Sühnopfers Jesu Christi, des erlösenden Blutes, der realen Hölle und ewigen Verdammnis für alle Ungläubigen offen verworfen; andere, wie McManus, die noch unter konservativen Evangelikalen wirken wollen, begnügen sich mit in Frage stellenden Bemerkungen (s. u.). Weit verbreitet ist die Irrlehre, daß auch Angehörige anderer Religionen ohne Glauben an Jesus Christus gerettet werden könnten (so hat es neuerdings auch Billy Graham geäußert). Manche Sprecher der „Emerging Church“, wie z. B. Brian McLaren, halten verschiedene Wege zu Gott für legitim.

Eine Gemeinsamkeit der „Emerging-Church“-Leute besteht darin, daß sie eine konsequente Anpassung an die Kultur und Denkweise ihrer postmodernen Zielgruppe für wichtig halten. Das bedeutet Übernahme der weltlichen, gottlosen Pop- und Rockkultur, Einsatz von Videos, Tanz, Theater, moderner Kunst und Internet. Sie sind stark auf „Erfahrung“ und „Erlebnis“ ausgerichtet und meinen, Fernstehende vor allem durch das Erlebnis „authentischer Gemeinschaft“ erreichen zu können. Sie sind meist stark mystisch orientiert, d. h. sie suchen eine heidnisch geprägte religiöse Erfahrung der „Gegenwart Gottes“, die u. a. in Meditation und Stille erfahrbar sei. Sie greift in ihrer Praxis viele verführerische katholische Praktiken auf, so z. B. die Benutzung von Weihrauch, Kerzen und Bildern in den „Gottesdiensten“, bis hin zur Meditation und „Anbetung“ vor Ikonen. Es ist durchaus folgerichtig, daß diese Strömung offen ökumenisch ist und die Vermischung verschiedener christlicher und teilweise auch nichtchristlicher religiöser Ansätze befürwortet.

Die „Emerging-Church“-Strömung ist in den USA zunehmend mit der verführerischen Strömung der „Neuen Spiritualität“ verbunden, die von den katholischen Priestern Thomas Merton und Henri Nouwen, von dem Quäker Richard Foster und anderen (Brennan Manning, Dallas Willard, Tony Campolo z. B.) geprägt wurde. Der Kern der „Neuen Spiritualität“ ist die Suche nach einer intensiven Beziehung mit Gott über das „kontemplative [= betrachtende, meditative] Gebet“ und verschiedene Meditationstechniken, die alle darauf hinauslaufen, mithilfe von „Mantras“ (d. h. ständig im inneren Gebet wiederholten Wörtern; vgl. Mt 6,7) oder mit Atemtechniken den Verstand zu entleeren und auszuschalten, damit eine „Gotteserfahrung” erreicht werden kann. Das ist nichts anderes als die heidnische Mystik des Zen-Buddhismus oder Hinduismus in einem „christlichen“ Gewand. Auf diesem Weg kommt es zu dämonisch gesteuerten „Geisterfahrungen“, aber nicht zur Gemeinschaft mit dem wahren Gott. Die Verfechter der „Neuen Spiritualität“ treten folgerichtig vielfach dafür ein, daß es verschiedene Wege zu Gott geben kann und daß die Mystik der Buddhisten oder Moslems ebenfalls echte Gottesbegegnungen ermögliche.

Die Strömung der „Emerging Church“ hat eine stark verführerische Anziehungskraft vor allem auf jüngere, intellektuelle, nicht wirklich wiedergeborene Christen im evangelikalen Umfeld. Besonders evangelikale „Gemeindeleiter“ und „Gemeindegründer“ werden von ihrer Botschaft angesprochen, sowie vor allem Jugendmitarbeiter in evangelikalen Gemeinden, denen der mystisch-ursprüngliche Ansatz der „Emerging Church“ empfohlen wird, um junge Leute zu angeln. Sie wird in Deutschland vor allem von Ulrich Eggers („Aufatmen“) und der „Stiftung Christliche Medien“ gefördert, in deren Brockhaus-Verlag viele entsprechende Bücher erschienen sind. Zu den wichtigsten Vertretern in den USA gehören neben Erwin McManus auch Brian McLaren, Dan Kimball, Leonard Sweet, Tony Jones, Rob Bell, Donald Miller, Spencer Burke, Doug Pagitt, Chris Seay.

Wichtige Aussagen des Buches „Eine unaufhaltsame Kraft“
Das Buch „Eine unaufhaltsame Kraft“ handelt davon, wie nach der Sicht von Erwin McManus die Gemeinde wieder zu einer bestimmenden und umwälzenden Kraft in der heutigen Kultur und Gesellschaft werden kann. Er hält dazu eine radikale Umformung (engl. transformation) für nötig. Er will die Gemeinde von Verkrustungen und Traditionen befreien und sie angeblich zu der Kraft und Authentizität (Echtheit) der Apostelzeit zurückführen; andererseits fordert er eine radikale Anpassung an die heutige postmoderne Denkweise und Kultur. Nur so könne die Gemeinde verhindern, daß sie ihren Einfluß auf die suchenden Menschen verliere und allmählich aussterbe. Sie müsse wieder neu erkennen, daß es ihre Berufung sei, der Welt zu dienen und die Welt durch ihren Dienst zu verändern. Dabei müsse sie sich von erstarrten Dogmen befreien und ganz neu herausfinden, wie man die Kreativität und Begabung der Menschen freisetzen könne und ihre Bedürfnisse nach Gemeinschaft und echtem spirituellem Leben erfüllen könne. McManus setzt sich für ein radikales, „ganzheitliches“ (holistic) Christsein ein, das einen bestimmenden Einfluß auf die Kultur und Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ausübt.

Das hört sich vordergründig interessant an und spricht manchen modernen, besonders jüngeren Christen sicherlich aus dem Herzen. McManus hat eine provozierende, intellektuell anregende, halb-literarische Art zu schreiben; er verwendet auffällig viele sprachliche Bilder (Metaphern) und bringt eine Menge „kreativer“ Gedanken vor, an denen manches dem Leser zunächst richtig erscheint. Insbesondere kritisiert er die heutige „Christenheit“ mit sehr radikalen Worten; sie sei zu einer Institution und einer menschlichen Religion verkommen, während Jesus ursprünglich eine „Revolution“ und eine „Bewegung“ beabsichtigt hätte. Er kritisiert die Ichbezogenheit, Selbstzufriedenheit und Passivität vieler heutigen Christen, ihren Mangel an Opferbereitschaft und Glaubensmut und ruft zu einer Neubesinnung und „Erweckung“ auf, und in all dem könnte man ihm zustimmen. Aber wenn man die Aussagen dieses Buches tiefergehend erfaßt und biblisch nüchtern prüft, muß man feststellen, daß McManus nicht nur die satte, selbstzufriedene Laodicäa-Namenschristenheit angreift, sondern die Grundlagen des biblischen Christentums überhaupt.

In diesem Zusammenhang sollte auch eine Äußerung von McManus aus einem Interview mit dem Christian Examiner aufwachen lassen, wo er sagt: „Mein Ziel ist es, das Christentum als eine Weltreligion zu zerstören und als ein Katalysator zu wirken für die Bewegung von Jesus Christus. Manche Leute regen sich über mich auf, weil es so klingt, als sei ich antichristlich. Ich denke, sie könnten recht haben.“ [hier das englische Original: “My goal is to destroy Christianity as a world religion and be a recatalyst for the movement of Jesus Christ. Some people are upset with me because it sounds like I’m anti-Christian. I think they might be right.”]

Wahre, von Gott geschenkte Erweckung und Erneuerung bedeutet immer eine Umkehr zu Gottes Wort und den ewigen Grundsätzen und Lehren der Heiligen Schrift. Aber McManus tritt in seinem Buch letztlich für einen bewußten Bruch mit den Grundsätzen des biblischen Evangeliums und des biblischen Gemeindelebens ein. Er will eine andere Gemeinde, die die Fundamente des biblischen Christentums hinter sich läßt und zu neuen, noch nicht klar sichtbaren Ufern aufbricht. Vieles in seinem Buch läßt erkennen, daß sein Modell einer „postmodernen Gemeinde“ letztlich von heidnisch-weltlichen Philosophien und New-Age-Mystik geprägt wird. Einige seiner Grundgedanken sollen im folgenden kurz skizziert und der Lehre der Bibel gegenübergestellt werden:

1. Eine falsche Lehre über Gott, die Gemeinde und die Welt:

Die Bibel lehrt, daß die wahre Gemeinde aus der Welt herausgerufen und herausgerettet ist, daß sie als ein heiliges Priestertum abgesondert für Gott lebt und sich nicht eins machen darf mit der gottfeindlichen, sündenverseuchten Welt. McManus jedoch vermittelt eine völlig unbiblische, verkehrte Sicht, die vom New-Age-Denken und weltlicher Ökologie geprägt ist. „Nach der Schrift ist alles miteinander verbunden, und jede Handlung hat zumindest eine gewisse Wirkung auf das Ganze. Auf dieselbe Weise ist die Gemeinde Teil des Ganzen; sie wird von der Welt um sie herum beeinflußt und ist ihrerseits berufen, die Welt zu beeinflussen, in der sie existiert. Allzu oft erkennt die Gemeinde nicht, daß sie ein Teil eines größeren gesellschaftlichen und spirituellen Ökosystems ist, und daß ihre Rolle darin besteht, gerade das Element zu sein, das in diesem ökologischen System Gesundheit bewirkt“.

Diese Lehre, daß das ganze Universum eins und miteinander verbunden sei, ist eine der Fundamente des New-Age-Denkens. Die Anwendung auf die Gemeinde ist klare Irrlehre. Die Gemeinde ist gerade nicht Teil der Welt und auch niemals berufen, die Welt gesund zu erhalten oder gesunden zu lassen. Sie ist nicht von der Welt; sie ist die heilige Braut des Christus. Sie bezeugt der Welt, daß sie unter dem Zorngericht Gottes steht und bald vergehen muß (2. Petrus 3) und ruft Menschen heraus aus dieser Welt (vgl. Joh 17,13-18; Eph 5,25-32; Phil 2,14-16; Tit 2,11-14; 2Pt 1,4; Jak 4,4; 1Joh 2,15-17). Aber diese klare biblische Lehre hat McManus längst hinter sich gelassen; er redet offen davon, man müsse die Gemeinde „neu definieren“.

McManus behauptet, es sei die Berufung der Gemeinde, der Welt zu dienen und dabei sich selbst (und damit vor allem ihre Heiligkeit und Absonderung von der Welt) aufzugeben. „Der einzige Weg, wie Gemeindehäuser über Generationen hinweg gefüllt bleiben können, besteht darin, daß die Gemeinde immer wieder neu lebt und stirbt und wieder geboren wird (…) wenn die Gemeinde zu einem apostolischen Ethos erwacht, wird sie bereit sein, sich selbst wegzugeben, damit andere leben können“ (18/19). „Doch die Gemeinde ist nicht berufen, in der Geschichte zu überleben, sondern der Menschheit zu dienen“. „Das Leben der Gemeinde ist das Herz Gottes. Das Herz Gottes ist es, einer gebrochenen Welt zu dienen“. „Wenn die Gemeinde eine Bewegung ist, wird sie ein Zufluchtsort für eine ungläubige Welt“ (65). Die Bibel sagt aber ganz klar, daß die Gemeinde berufen ist, dem lebendigen und heiligen Gott zu dienen (1Th 1,9) und sich für Ihn zu heiligen (1Pt 1,14-16). Gerade durch ihren heiligen, von der Welt abgesonderten, gottesfürchtigen Wandel ist sie ein Zeugnis für Gott (Phil 2,15; Tit 2,12-14).

Die Gemeinde wird so bei McManus zur Dienstmagd der Welt, die sich der Welt anzupassen hat, um sie durch ihren Einfluß zu „heilen“ und zu „verbessern“. Das ist genau die Lehre der liberalen Theologie und des Glaubensabfalls, aber in neuen, radikal klingenden Phrasen verpackt. Der wahre Gott der Bibel herrscht über die Welt und wird sie einmal blutig richten – der falsche Gott von McManus will die „gebrochene“, „kranke“ Welt durch eine falsche Kirche, die sich mit ihr verschmelzt, reformieren und ihr Leben einhauchen. Für das wahre Evangelium ist das Zorngericht Gottes über alle Sünde und Sünder ein wesentliches Fundament – aber McManus tritt für eine „menschenfreundliche“ Neuorientierung des Evangeliums ein, ganz im Sinne von Robert Schuller, dem Boten des falschen „positiven Evangeliums“: „Wenn wir das Evangelium von Jesus ansprechen, dann scheinen wir irgendwie immer festgefahren zu sein bei der Botschaft von Sünde, Verdammnis und Hölle. Kein Wunder, daß viele Leute meinen, die Kirche habe ihnen nur schlechte Nachrichten mitzuteilen. (…) Was würde passieren, wenn die Leute das Evangelium als eine Botschaft der Hoffnung hören würden und nicht als eine Botschaft des Gerichts?“ (160).

Im biblischen Evangelium gibt es keine Botschaft der Hoffnung ohne die Botschaft des Gerichtes Gottes. McManus spielt beides auf trügerische Weise gegeneinander aus.
McManus stellt kein offen vom biblischen Glauben abweichendes Lehrsystem vor, dazu ist er viel zu gescheit, und das entspricht auch nicht der Methode der „postmodernen“ falschen Lehrer. Aber seine Aussagen über Gott blenden Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit, wie sie die Bibel lehrt, völlig aus, ebenso Seinen Zorn über die gottlose Welt und den einzelnen Sünder. Sein „Gott“ ist der falsche Gott der „bedingungslosen Liebe“ (212), der nur Annahme, Heilung und Befreiung kennt, ein Gott, der nicht herrscht und richtet, sondern angeblich nur danach verlangt, „einer gebrochenen Welt zu dienen“. Wir finden bei McManus verführerische, der Bibel widersprechende Aussagen wie „Gott ist der Wind der Geschichte“ (166) und „Gott ist ein Diener“ (175).

Der „Christus“ dieses Buches ist ein anderer, falscher Christus, dessen sühnendes Blutopfer nirgends wirklich klar genannt wird, dessen Wiederkunft in die weiteste Zukunft verschoben wird und so gut wie bedeutungslos erscheint, weil ja die Gemeinde das Reich Gottes auf Erden bauen soll („ […] mit der Weisheit, daß er womöglich in den nächsten tausend Jahren oder darüber hinaus nicht wiederkommt“ -19). Der „Geist“, von dem McManus angebliche prophetische Gottesoffenbarungen erhält, ist nicht der wahre Heilige Geist, der die Bibel als unfehlbares Wort Gottes eingehaucht hat und jeden Gläubigen durchs Wort zu Christus führt und dann ins Wort immer tiefer hineinleitet, sondern ein falscher Geist, der widerbiblische Offenbarungen gibt und vom Wort wegführt.

2. Abschied von der biblischen Lehre und von der Bindung an das Wort Gottes:

Ohne daß er das offen aussprechen würde, löst sich McManus in seinem Buch radikal von der Grundlage alles bibeltreuen Gemeindelebens, nämlich von der verbindlichen Ausrichtung der Gemeinde auf die geoffenbarte Lehre der Heiligen Schrift. Seine Argumente für eine postmoderne Gemeinde sind praktisch durchgängig aus der modernen Sozialwissenschaft und Philosophie abgeleitet, manches auch aus eigenen Erfahrungen oder kühnen Übertragungen aus der Naturwissenschaft. Geschickt umgeht er die Tatsache, daß der Gemeinde in den Briefen des Neuen Testaments die klare Lehre der Apostel als Leitlinie für alle Zeiten vorgegeben ist.

Stattdessen redet er davon, daß Vieles in der Bibel immer noch ein „Geheimnis“ [mystery] sei, daß Gott unsichtbar sei und wir Ihn nicht klar erkennen könnten. Darin ähnelt er dem Sprachgebrauch der Mystiker und der katholischen Kirche. „Wir wissen, daß es Gott gibt und daß sein Name Jesus ist. Es gibt viele Dinge, die wir nicht wissen, aber was wir wissen, ist genug“ (58). „Und, ganz ehrlich, die Kirche klingt so gewiß in bezug auf alle Dinge. Es scheint gar kein Vielleicht zu geben. Wir handeln, als hätten wir alles kapiert. Wir haben alle Antworten. Wenn du verwirrt bist, dann komm zu uns, wir haben alles auf der Karte eingezeichnet. Es wirkt manchmal so, als gäbe es gar kein Geheimnis, wenn es um Gott oder das Evangelium geht, aber Paulus spricht davon als von einem Geheimnis. Und das letzte Mal, als ich es nachprüfte, war der Gott der Bibel immer noch der unsichtbare Gott“ (59). Hier wird die typische postmoderne Relativierung der absoluten Wahrheit der Bibel über Nebenbemerkungen eingestreut.
Sehr aufschlußreich ist die Aussage von McManus in einem Internet-Interview mit dem RELEVANT-Magazin über sein Verhältnis zur Heiligen Schrift: „Ich baue mein Leben nicht auf das Wort, sondern auf die Stimme Gottes“. An anderer Stelle im selben Interview sagt er: „Unter der Oberfläche dessen, was wie Erfindung, Neuerung und Kreativität aussieht, liegt in Wirklichkeit ein Kern von Mystizismus [a core mysticism], der von Gott hört, und der wird von etwas wirklich Uraltem genährt. … Wir [Mosaic] sind zutiefst mystisch und schämen uns nicht dafür. Worum es uns wirklich geht, ist, uns mit dem Schöpfer des Universums auf einer tief mystischen Ebene zu verbinden“. Die „uralte“ Quelle, aus der dieser Mystizismus (im Griechischen eine Bezeichnung für den Eingeweihten einer okkulten Geheimreligion) gespeist wird, ist nichts Göttliches, sondern die babylonische Mysterienreligion (vgl. Offb 17,4-5)! Zusammen mit der Betonung von Träumen und kreativen Vorstellungen, durch die der Gläubige angeblich von Gott geleitet wurde, zeigen diese Äußerungen, daß McManus die biblische Ausrichtung auf die Heilige Schrift aufgegeben hat zugunsten einer mystisch-charismatischen falschprophetischen Eingebung.

McManus entfaltet seine Ideen so gut wie überall ohne begründeten Bezug auf die Apostellehre, die zeigt, wie Gott Seine Gemeinde haben will – und zwar vom 1. Jahrhundert bis zum letzten ihres Daseins auf Erden! Wenn er die Bibel heranzieht, dann arbeitet er mit willkürlichen, frei erdachten Umdeutungen und Ableitungen. So benutzt er die Entscheidung des Apostelkonzils gegen die Beschneidung der Heiden, um zu „beweisen“, daß die Gemeinde sich den Ungläubigen anpassen müsse, um ihnen den Schritt zu Gott leichter zu machen (87).

Seine Ablehnung von Lehre (die im klaren Widerspruch zum NT steht – vgl. Apg 2,42; Röm 6,17; 1Tim 4,6+16; 1Tim 6,3; Tit 1,9; Tit 2,1; 2Joh 1,9) begründet er mit Aussagen wie „Biblische Auslegung muß missiologisch sein, nicht theologisch … Sie nehmen die Bibel in Dienst, um die Antworten zu finden, die für Ihr Leben erforderlich sind“ (72). Damit meint er, sie müsse einseitig aufs Handeln bezogen sein statt auf begründeter und systematischer Auslegung der Schrift zu fußen, und sie müsse der „Sendung“ der Kirche, wie er sie versteht, untergeordnet sein. Folgerichtig befürwortet er auch das bedürfnisorientierte Predigen, das auf praktische Anwendung ausgerichtet ist statt auf Lehre und Erkennen (126).

Er fordert die Leser auf, alle Annahmen und Voraussetzungen ihres Bibelverständnisses wegzulegen und es zuzulassen, „daß die Bibel ganz neu zu uns spricht“ (188). Damit meint er auch die ganze Frucht der gesunden Lehre, die in der wahren Gemeinde über Jahrhunderte von Gott gegeben wurde. In typischer New-Age-Sprache formuliert er ein „Gesetz“, das der Bibel völlig zuwiderläuft: „Wenn ein neues Paradigma [= Grundsatz, Denkweise, ein typischer New-Age-Begriff, RE] aufkommt, kann unser Wissen im Rahmen des früheren Paradigmas unwesentlich und sogar hinderlich für einen Erfolg im neuen Paradigma werden … die entscheidende Regel, um im neuen Paradigma zu überleben und zu gedeihen, ist die „Zurück-auf-Null“-Regel, die besagt, daß alles auf Null geht, wenn ein Paradigma sich ändert. … Für uns bedeutet das Zurückgehen auf Null, daß wir die Schrift neu in Dienst nehmen und uns zugleich von allen unseren Annahmen in bezug auf Methodologie trennen“ (187/188). Das ist die heidnisch-postmoderne Methode der „Dekonstruktion“, der Auflösung bibeltreuer Lehre, um dann eine Umdeutung an deren Stelle zu setzen. Zugleich fordert er die neuen Führer auf, die Sprache der biblischen Verkündigung entweder als veraltet und untauglich zu verlassen oder ihre Bedeutung neu zu definieren (126), was er selbst auch vielfältig tut.

Was soll nun an die Stelle der biblischen Lehre treten? Nach McManus müssen dies Bilder und Geschichten sein, denn das sei der heutigen postmodernen Kultur alleine angemessen. Er versteigt sich zu der Behauptung: „Die Gemeinde auf eine gänzlich vom Wort geleitete [text-driven] Art zu betreiben bedeutet den Todeskuß für sie“ (17). Stattdessen solle man bedeutungsvolle Bilder (auch im Sinne künstlerischer Darstellungen) und Metaphern (sprachliche Bilder) verwenden. McManus tut dies am laufenden Band. So benennt er die Rolle des Pastors/Gemeindeleiters mit bildhaften Bezeichnungen wie „spiritueller Künstler“ (137), „kultureller Architekt“ (132), „spiritueller Umweltschützer“ (165) – und alle dienen sie dazu, Dinge zu lehren, die völlig von der klaren Lehre der Bibel über den Aufseher oder Ältesten abweichen! Ja, für ihn ist das Kreuz nur noch die „zentrale Metapher“ der Kirche! (33).

Schlimmer noch wird es, wenn McManus die Elemente der von ihm geforderten spirituellen Transformation (ein New-Age-Begriff) bildhaft mit den klassischen esoterischen „Elementen“ (vgl. Kol 2,8 Alte Elberfelder!) Wind (Luft) – Wasser – Holz – Feuer – Erde darstellt. Die dazugehörenden Illustrationen von Künstlern aus der „Mosaic-Gemeinde“ enthalten die entsprechenden chinesischen Schriftzeichen (wie im Taoismus) sowie kleine Symbolbilder, die an das okkulte taoistische Yin-Yang-Symbol angelehnt sind – am deutlichsten die Illustration zu „Wasser“ auf S. 169! Auch hier zeigt sich, daß das Bild [gr. eidolon, das Idol, auch das Götzenbild] das Medium des Satans, des Verführers ist, während die Wahrheit Gottes durch das WORT vermittelt wird. Es ist bezeichnend, daß in der babylonischen Falschreligion das Bild immer wieder ein wesentliches Mittel der Verführung war und ist (Götzenbilder, Mandalas, Ikonen, katholische Kirche).

Der andere Ersatz, den McManus für das Wort und die Lehre der Schrift anbietet, sind Geschichten (stories). In klassischer weltlicher Art definiert er: „Verpackt in den Metaphern einer Gemeinschaft sind die Geschichten. Jede Kultur hat Geschichten, die in ihrer Religion, ihrer Mythologie oder ihren Volkserzählungen eingepackt sind“ (117). Hier setzt er „Geschichten“ im Grunde mit dem griechischen Begriff „Mythen“ gleich und unterstellt, dies sei für alle Kulturen und Völker zutreffend. Im nächsten Schritt stellt er das Wort Gottes auf dieselbe Ebene wie die „Geschichten“ oder Mythen der Heidenvölker: „Die Bibel ist voller großer Geschichten (…) Letztlich ist die Bibel eine große Geschichte (…) Die Geschichte der Bibel ist Gottes Absicht, die Nationen zu sich zu bringen“ (117). Damit steht er auf der Ebene der klassischen Bibelkritiker, die die Bibel ebenfalls mit den Mythen der Völker gleichsetzten. Er verleugnet damit praktisch, daß die Bibel eine inspirierte Offenbarung Gottes ist, die neben objektiv wahrer Geschichte sehr viel Lehre über Gott und Sein Heilshandeln enthält.

McManus treibt diese bibelkritische Haltung weiter, wenn er hinter die Schriften des Neuen Testaments auf die anscheinend „authentischeren“ mündlichen Geschichten zurückgehen will: „Die Gemeinde wurde aus Geschichten heraus geboren [!!]. Die Gemeinde des ersten Jahrhunderts wurde durch die Erzählung geleitet. Es gab kein Neues Testament, es gab keine Evangelien, um die Geschichte von Jesus weiterzugeben. Seine Geschichte wurde Geschichtenerzählern anvertraut. Der christliche Glaube wuchs durch Geschichtenerzählen, nicht durch Text [d. h. fixierte Worte – RE]. Erst später wurden die Geschichten zur Schrift. Wir müssen zwar die Schrift mit größter Hochachtung behandeln, aber wir dürfen auch die Macht der erzählten Geschichte nicht vernachlässigen“ (117/118).

Auch hier übernimmt McManus den bibelkritische Ansatz, der hinter das geschriebene Wort auf eine  „vorliterarische“ mündliche Überlieferung zurückgehen wollte, die angeblich „ursprünglicher“ ist als die niedergeschriebene, und wertet damit das geschriebene Wort ab. Außerdem leugnet er im Endeffekt die große Bedeutung der apostolischen Lehrbriefe, die ja der Gemeinde und dem einzelnen Gläubigen keine „Geschichten“, sondern verbindliche, von Gott inspirierte Lehre vermitteln. Hier zeigt sich wieder die postmoderne Abneigung gegen das festgeschriebene, autoritative Wort, das mit seinem „Es steht geschrieben“ der Infragestellung widersteht.

Es ist nur folgerichtig, wenn statt des biblischen Gebots „Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung!“ (2Tim 4,2) das Erzählen von Geschichten als Aufgabe der Pastoren und Führer betont wird: „Apostolische Führer sind große Geschichtenerzähler, und sie sorgen dafür, daß die große Geschichte eine zentrale Rolle bei der Formung des Ethos der Gemeinschaft spielt“ (117). Damit sind nicht einmal ausschließlich biblische Geschichten gemeint, sondern auch rein menschliche Geschichten, bedeutungsvolle Erlebnisse aus dem Leben des Leiters oder einzelner Gemeindeglieder. „Geschichten enthalten in sich das Wesen des Ethos. Du kannst entweder zu den Leuten von Gottes Macht reden, oder du erzählst ihnen die Geschichten, die Gottes Macht enthüllen. (…) Großartige Führer sind großartige Geschichtenerzähler. Großartige Gemeinden haben großartige Geschichten. Großartige Geschichten erschaffen eine großartige Zukunft“ (122).

Wir werden hier an die prophetische Aussage in 2Tim 4,3-4 erinnert, die uns warnt: „Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden [gr. mythoi = Geschichten, Mythen] zuwenden.“ Das Wort Gottes warnt uns also vor solchen, die lieber Geschichten hören als das klare Wort Gottes und die gesunde Lehre der Apostel. Diese Warnung finden wir auch in 1Tim 1,3-4 in bezug auf Irrlehrer: „Ich habe dich ja bei meiner Abreise nach Mazedonien ermahnt, in Ephesus zu bleiben, daß du gewissen Leuten gebietest, keine fremden Lehren zu verbreiten und sich auch nicht mit Legenden [mythoi = Geschichten, Mythen] und endlosen Geschlechtsregistern zu beschäftigen, die mehr Streitfragen hervorbringen als göttliche Erbauung im Glauben …“ 

Ohne die biblische Lehre und das biblische Evangelium direkt anzugreifen (er ist immerhin noch bei den „Südlichen Baptisten“ [Southern Baptists] und will dort noch viele beeinflussen), macht McManus immer wieder Äußerungen, die zeigen, daß er die bibeltreue Lehre ablehnt. „Die Idee, daß Menschen ohne Jesus in die Hölle kommen, ging solchen Christen viel zu leicht ein, die nur Christen kannten. Alles beginnt sich zu verändern, wenn die Welt Ihr Freund wird, wenn die Nationen Ihre Nachbarn werden“ (52/53). „Wenn wir vom Evangelium Jesu Christi sprechen, dann kreisen wir irgendwie zwanghaft um die Botschaft von Sünde, Verdammnis und Hölle. Kein Wunder, daß viele Leute das Gefühl haben, die Gemeinde habe nur schlechte Nachrichten für sie“ (160). Nebenbei erfährt man, daß er offensichtlich dafür ist, daß auch Katholiken und Homosexuelle in seiner modernen Gemeinde einen Platz haben sollten (143).

3. Anpassung an die Kultur und das Denken der Welt und eine falsche „Reichgottes“-Lehre:

McManus verwirft die biblische Lehre, daß die Gemeinde von der Welt abgesondert und heilig für Gott leben und dienen soll. Er behauptet, wie wir oben gesehen haben, daß die Gemeinde sich selbst aufgeben müsse, um der Welt zu dienen. Dem entspricht seine Forderung, die Gemeinde müsse ihre Botschaft und ihr geistliches Leben an die vorherrschende Kultur anpassen – angeblich, damit sie die Menschen besser erreichen könne. Er begründet das mit einer völlig falschen Anwendung Darwinscher Gedanken auf die Gemeinde: „Jedes lebende System, das fruchtbar ist und sich vermehrt, muß sich an die Umwelt anpassen, in die es gesetzt worden ist … Die Gemeinde muß sich akklimatisieren an eine Welt, die sich ständig verändert, oder sie wird sich zur Bedeutungslosigkeit oder sogar zum Aussterben verurteilen“ (17).

Das ist ein ganz wichtiger, verführerischer Grundsatz bei McManus und anderen modernen Gemeindewachstums-Lehrern. Völlig im Gegensatz zur Bibel lehrt er, die Gemeinde müsse in ständiger Veränderung existieren und sich immer wieder selbst „neu erfinden“. Damit wird die beständige Bindung an das Wort Gottes und die inspirierten Gemeindeordnungen der Schrift außer Kraft gesetzt. McManus fordert die Leiter auf: „Sie müssen eine klare Theologie der Veränderung entwickeln – eine Theologie, die den Übergang zu Neuem und die Umgestaltung verlangt“ (189). Die einfachen Gemeindemitglieder werden durch die ständigen – von den Führern vorgegebenen – Veränderungen verwirrt und entmündigt und ihrer festen Orientierung beraubt. Nur die Führung mit ihrer „Vision“ und den „großen Träumen von Gott“ hat das Heft noch in der Hand.

Wenn schon der Ausgangspunkt dieser ständigen Veränderungen ein unbiblisches und weltförmiges Gebilde ist, bis in welche Tiefen des Glaubensabfalls wird dann die „Emerging Church“ in 20 Jahren mutiert sein? Die völlig unbiblische Vorgabe der „ständigen Veränderung“ ist ein Mittel auch der modernen Managementtheorien zur Manipulation und Steuerung von Organisationen. Das Ziel ist eine angebliche Höherentwicklung und Selbstvervollkommnung durch ständige bessere Anpassung – und dieses Ziel hat in den Managementlehren eines Peter Drucker oder Ken Blanchard mystische und New-Age-Hintergründe.

McManus fordert die Gemeinde auf, geistliche Ordnungen und Grundsätze des biblischen Gemeindelebens preiszugeben, die er als „Traditionen und kulturelle Vorlieben“ abtut (34). Wie die Vorläufer der „Gemeindewachstumsbewegung“ macht er den modernen ungläubigen Menschen zum Maßstab, an dem sich das Gemeindeleben auszurichten hat. „Wir müssen jedes nicht wesentliches Hindernis beseitigen, das denen gegenübersteht, die Gott suchen, aber ihn noch nicht gefunden haben“ (87). Das bedeute, daß niemand die Kultur hinter sich lassen müsse, in der er lebt (87). Damit leugnet er völlig, daß unsere heutige „Kultur“ völlig gottfeindlich und durch die Sünde verdorben ist. Für ihn ist „Kultur“ ein neutraler, ja ein positiver Begriff. „Eine Kultur ist ein schönes Kunstwerk, das Menschen als seine Leinwand benutzt. Die Formung einer Kultur ist sowohl spirituell als auch natürlich“ (112). Ohne Hemmungen fordert er, man müsse „Anbetung schaffen, die die Kultur ausdrückt, in der wir leben“ (25), und schildert die dämonische Pop- und Rockmusik ganz positiv als Widerspiegelung der heutigen Kultur, als „weltliche Anbetung“ und als das, was in der Erfahrung der Massen einem spirituellen Erlebnis am Nächsten kommt (127).

Er redet von der „aufkommenden [neuen] Kultur“ [emerging culture], der auch die „aufkommende [neue] Kirche“ [emerging church] entsprechen müsse. Diese Kirche müsse eine „Revolution“ und eine „Bewegung“ sein, ständig in Veränderung, um mit der Kultur Schritt zu halten und angeblich die Menschen für Jesus zu erreichen. Er verleugnet damit die Tatsache, daß die Gemeinde ein von Gottes Geist gewirkter Organismus ist, der auf ewigen, seit zwei Jahrtausenden gleichen Grundsätzen aufgebaut ist und nicht dem Diktat dieser Weltzeit und ihrer antichristlichen Entwicklungen folgt, sondern dem ewigen Wort Gottes und dem Herrn, von dem geschrieben steht: „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hebr 13,8). Eine weltförmig gewordene Gemeinde ohne biblisches Fundament, die ein angepaßtes humanistisches Falschevangelium verkündet, hat gar keine geistliche Kraft, sündige Menschen wirklich zur Buße und Wiedergeburt zu führen. Sie kann nur scheinchristliche Mitläufer in ihre Reihen ziehen, die wiederum die Weltförmigkeit und Abfallstendenzen in dieser „emporkommenden Kirche“ nur verstärken. So ist diese Kirche, die da „auftaucht“ und „emporkommt“, zugleich eine geistlich zum Untergang verurteilte Kirche.

Aber McManus geht über die bloße Anpassung an die „postmoderne“ Kultur weit hinaus. Er vertritt in seinem Buch eine uralte, aber sehr gefährliche Irrlehre, die besagt, die Kirche (Gemeinde) sei die führende Kraft der Gesellschaft, die berufen sei, auf allen Gebieten das „Reich Gottes“ voranzutreiben, d. h. auch, es in Politik, Gesellschaft und Kultur ohne Christus und anstelle von Christus aufzurichten. Diese falsche „Reichgottes“lehre hat ihre Wurzeln im frühen Katholizismus, wo sie u. a. von Augustin vertreten wurde. Heute wird sie in radikalcharismatischen Kreisen, von denen McManus eindeutig beeinflußt ist, als „dominionism“ gelehrt und praktiziert; sie ist mit der verführerischen Strömung der „Neuen Apostolischen Reformation“ verbunden. Sie macht aus der von der Welt abgesonderten, leidenden reinen Braut des Christus die weltförmige und machtausübende Hurenkirche, die der weltlichen Macht dient und sie zu beeinflussen sucht.

Das war der Weg der katholischen Kirche seit dem 4. Jahrhundert; das war die Wurzel der „christlich-abendländischen Kultur“, auf die sich McManus positiv bezieht. Es ist eine Verfälschung der wahren Gemeindegeschichte, wenn McManus sagt: „Die Kirche des ersten Jahrhunderts veränderte die Zeit. Sie schrieb die Geschichte neu. Sie beeinflußte die Kultur radikal. Die Kirche lief voraus, nicht hinterher. Und aus dem Einfluß der Kirche kam die größte Kunst, die größte Musik, und die größten Denker“ (66). Das alles trifft nicht auf die Gemeinde des ersten Jahrhunderts zu, sondern auf die Hurenkirche des vierten Jahrhunderts. Die abgesonderte, heilige Gemeinde des 1. Jahrhunderts gewann durch ihr mutiges, der damaligen „Kultur“ völlig entgegenstehendes Zeugnis viele Menschen für Christus und verbreitete das wahre Evangelium. Die Weltkirche nach dem 4. Jahrhundert verriet das Evangelium und beeinflußte die weltliche Kultur und Gesellschaft mit ihrem Namenschristentum. Wie unbiblisch und weltlich McManus denkt, zeigt sich, wenn er als die „größten Denker“ die gottlosen Verführer Voltaire und Nietzsche (!!) sowie Einstein und Hawking nennt.

McManus lehrt, die Gemeinde sei dazu berufen, die führende Kraft in der Gesellschaft zu sein, die Kultur und die Werte (das „Ethos“) der Gemeinschaft zu prägen und umzugestalten, in der sie lebt. Das widerspricht ganz klar der Lehre der Bibel, nach der die Welt (das umfaßt eindeutig die nichtbiblischen Begriffe „Kultur“ und „Gesellschaft“) der wahren Gemeinde unversöhnlich feindlich gegenübersteht, daß sie im Bösen ist und bleibt, bis Christus persönlich wiederkommt, um an ihr Gericht zu üben und Sein Reich selbst als der persönlich herrschende König aufzurichten. Die Lehre von McManus ist eindeutig weltlich und letztlich antichristlich, weil sie Menschen etwas zuschreibt, was sie anstatt Christus vollbringen sollen, das die Bibel nur dem Herrn Jesus Christus selbst zuschreibt. Nicht Menschen, auch nicht „Christen“, können diese Welt zum Guten verändern und Frieden und Gerechtigkeit auf gesellschaftlicher und internationaler Ebene einführen, sondern das kann nur der Herr selbst tun.

Gegen die ausdrückliche Anweisung der Schrift: „Habt acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß“ stützt sich McManus bei seinen Lehren auf die griechische Philosophie (er zitiert mehrfach okkult beeinflußte Philosophen wie Sokrates, Heraklit und Platon) und auf die katholischen Irrlehren statt auf die Bibel. Seine heidnischen „Ethos“lehren entbehren jeder biblischen Grundlage und verführen die Gemeinde. Einige Zitate sollen hier angeführt werden: „Ethos: der grundlegende Charakter oder Geist einer Kultur; das zugrundeliegende Empfinden, das die Glaubensüberzeugungen, Sitten und Handlungen einer Gruppe oder Gesellschaft beeinflußt“ (97).
„(…) wir müssen erkennen, daß es gewichtige unsichtbare Mächte gibt, die unser Leben formen. Einige davon hängen mit unserer Beziehung zu den unsichtbaren Königreichen zusammen. Andere sind Teil einer unsichtbaren Macht, die wir Ethos, Kultur oder Umwelt nennen. Viel zu lange haben wir die Stärke dieser unsichtbaren Macht unterschätzt.“ (98/99) „Ethos hat die Fähigkeit, alles in unserem Leben zu beeinflussen und zu formen“ (100). „Kein Reich ist mächtiger als der Ethos. (…) Es ist entscheidend, daß wir [in der Kirche] die Macht des Ethos wieder gewinnen. Wenn wir dies tun, werden wir nicht nur die evangelistische Ausrichtung der örtlichen Gemeinde wiederherstellen, sondern wir werden auch den transformierenden Einfluß hervorbringen, der die Kultur formt und umformt“ (102/103).

McManus verleugnet die biblische Wahrheit, daß das „Ethos“ unserer „Kultur“ von der unsichtbaren Macht des Satans geprägt ist; die Bibel nennt das beim Namen: „in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt“ (Eph 2,2) „… die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, … die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen]“ (Eph 6,12).

Für McManus ist Ethos und Kultur neutrales Land, das die Kirche angeblich heute schon führend beeinflussen kann. „Kann die Gemeinde die Kultur erschaffen und formen? Ich bin überzeugt, daß die Antwort ‚Ja’ lautet. Dieses ganze Buch ist eigentlich auf der Überzeugung aufgebaut, daß die Gemeinde genau das tun muß, mehr als irgend etwas anderes“ (101). „[Gottes] höchstes Ziel für die Kirche ist nicht, daß sie der kulturellen Veränderung folgt, wie der Wasserskifahrer dem Boot, sondern daß sie die dynamische, als Katalysator wirkende Gemeinschaft ist, die Veränderung in eine Welt bringt, die den Gott der Veränderung so dringend braucht“ (82). Mit diesen Irrlehren wird die Gemeinde von ihrem eigentlichen Auftrag abgelenkt, ein heiliges Zeugnis für Gottes Heilsbotschaft zu sein und damit Menschen aus der verdorbenen Welt und ihrer völlig verdorbenen „Kultur“ herauszurufen; sie wird zur innerweltlichen Reformkraft gemacht, die letztlich vom Geist dieser Welt gesteuert ist.

Die Irrlehren von McManus gehen darüber noch hinaus. Sie geben der Gemeinde eine völlig unbiblische Schlüsselrolle in den „globalen Veränderungsprozessen“ des 21. Jahrhunderts. Hier wird es ganz gefährlich, denn nach der Bibel ist die „globale Transformation“, die in der Welt heute vor sich geht, die Vorbereitung auf die Herrschaft des Antichristen! Letztlich laufen die großen Worte von McManus darauf hinaus, eine entartete, verweltlichte Kirche zum Werkzeug der Veränderung (change agent) für die weltweiten antichristlichen Entwicklungen zu machen, die unter der Förderung der (völlig antichristlich und New-Age-beeinflußten) Vereinten Nationen ablaufen. Er spricht davon, daß wir angesichts der Globalisierung in der Welt „globale Christen“ mit einer „globalen Verantwortung“ werden müßten (26; 50); das erinnert uns sehr an die New-Age-Parolen vom „globalen Denken“. „Die Welt wartet darauf, daß die Gemeinde noch einmal zu Gottes Urheber der Veränderung [God’s agent of change] wird“ (29).

Das ist niemals der biblische Auftrag der wahren Brautgemeinde; sie wartet auf den wiederkommenden Herrn, der allein wahre Veränderung zum Guten in dieser Welt bewirken kann. Die Kirche, die sich in die heute ablaufenden „globalen Veränderungen“, „Friedenspläne“ und „sozialen Reformen“ einbinden läßt (wie es auch Rick Warren mit seinem PEACE-Plan tut), ist die abgefallene Hurenkirche. Diesen Irrweg haben die liberaltheologischen Kämpfer für das „soziale Evangelium“ (Ökumenischer Weltrat der Kirchen) schon vor Jahrzehnten beschritten, und nun folgen die Aktivisten der „Gemeindewachstumsbewegung“ ihnen nach.

Die Gemeinde, so McManus, habe es versäumt, „eine Armee von Heilern“ zu sein, „die den Planeten [Erde] anrühren“ (30). „Gott beruft uns, Menschenfischer zu werden und Eroberer von Nationen“ (118). In diesem völlig unbiblischen, von extremcharismatischen Irrlehren der „geistlichen Kriegsführung“ beeinflußten Sinn versteht er auch das Reich Gottes, wenn er schreibt: „Die Kirche zu führen bedeutet, das unsichtbare Königreich voranzubringen. Und so wird vieles sichtbar. Du beginnst, die Pforten der Hölle zu sehen. Du beginnst, die Mächte und Fürstentümer zu sehen …“ (37; vgl. S. 43). „(…) der Führer [einer neuen Gemeinde] wird am besten beschrieben als ein Krieger-Dichter, der Gottes Volk dazu führt, das Reich der Finsternis zu besiegen. Solch ein Führer wird Leute aus der Gefangenschaft befreien und sie zur Freiheit Christi führen und wird das Reich Gottes ausweiten (…)“ (130). McManus versteigt sich zu der Aussage: „Die zukünftigen Führer dieser Welt werden von irgendwoher kommen. Sollte es nicht die Kirche sein?“ (183).

4. Eine gefährliche Betonung „apostolischer Leiterschaft“

Mit dem unbiblischen Machtanspruch in Gesellschaft und letztlich auch Politik geht eine ebenso unbiblische Betonung einer „apostolischen Leiterschaft“ einher, die angeblich eine Schlüsselrolle bei der „Erneuerung“ der Gemeinde zu spielen habe. Dieser Begriff wird von McManus schillernd verwendet; er verweist nicht nur zurück auf die Zeit der ersten Apostel, sondern beinhaltet ziemlich deutlich, daß Gott angeblich auch heute wieder „Apostel“ bzw. „apostolische Führer“ berufe, die in ähnlicher Weise wie die ersten Apostel mit Autorität und Geistesgaben ausgestattet seien. „Die Führer der Gemeinde müssen Apostel, Propheten und Evangelisten sein, nicht einfach Hirten/Lehrer“ (61).

Von den „apostolischen Leitern“ wird zwar gesagt, daß sie „servant leaders“ („dienende Führer“) sein sollten, aber in der Praxis wird ihnen eine sehr weitgehende Autorität zugesprochen, durch „Visionen“ und „Träume“ das Volk Gottes zu neuen Ufern zu führen. Dagegen erscheinen die einfachen Gemeindemitglieder mehr als passive, zu führende und zu formende „Basis“, die zwar großen Freiraum in ihrer „Kreativität“ haben soll, die aber erst einmal „transformiert“ (= im Sinne des „neuen Paradigmas“ umgepolt) werden muß.

Der Leiter ist die Zentralfigur; er hat die „Vision“ und soll sie vorleben, um andere nachzuziehen, er empfängt die „großen Träume“ von Gott und begeistert andere dafür, er erkennt die Menschen und führt sie in ihre „Berufungen“ ein, bevollmächtigt und führt sie dazu, ihr volles Potential auszuschöpfen. Von diesen „begabten Leitern“ wird ganz offen ausgesagt, daß sie Menschen magnetisch an sich ziehen werden (vgl. Apg 20,30: „… und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft.“). „Leute, die Masse haben, sind magnetisch … unsere geistliche Dichte wird uns magnetisch machen … Dein Leben hat nun göttliche Triebkraft, und die, welche nach ihm suchen, werden magnetisch zu deinem Leben hingezogen werden“ (78).

Die „apostolischen Leiter“ ersetzen als „neue Apostel“ im Endeffekt die Autorität der ein für allemal gegebenen Heiligen Schriften, die in der sich ständig verändernden und anpassenden „emporkommenden Gemeinde“ keinen wesentlichen Stellenwert mehr haben. Deshalb steht nicht Verkündigung des WORTES im Mittelpunkt, sondern das Reden der prophetisch begabten neuen Führer, durch die die Gemeinschaft zu neuen Horizonten geführt werden soll. „Die Stimme des spirituellen Führers erzeugt, wenn darin das Herz Gottes widerhallt, eine Resonanz in den Herzen derer, die schon nach Gott suchen“ (195). „Der Pastor ist sowohl Prophet als auch Dichter (!!), der die lebendigen Worte Gottes spricht und Briefe schreibt, die atmen und empfinden“ (138). Unter Berufung auf Joel 3 behauptet er, Gott erwähle sich „Visionäre und Träumer“ als Führer; hier zeigen sich eindeutig radikalcharismatische Irrlehren bei diesem Mann, der als Pastor der „Südlichen Baptisten“ auftritt.

Dabei wird auch angeknüpft an Theorien des New Age über Führerschaft und an ihre okkulte Spiritualität. McManus zitiert nicht nur den esoterisch beeinflußten Mangagement-Experten Peter Drucker (S. 20) und Ray Kroc, den Begründer von McDonald’s, sondern er schreibt auch: „Weltliche Leiterschaft ist spirituell“ und führt als positives Beispiel den üblen Okkultisten und Startrainer Phil Jackson an, der mit seiner Mannschaft „Chicago Bulls“ indianische Zauberrituale praktiziert, sowie Steven Job, der anscheinend die Gründung der Computerfirma „Apple“ als eine „Sendung von Gott“ bezeichnet und seine Verkäufer „Evangelisten“ nennt.

McManus formuliert völlig unbiblisch und ohne Unterscheidung der Geister: „Alles, was Führer einmalig macht, ist spirituell … das Wesen ihrer wahren Führerschaft bleibt unfaßbar … Ob in der Geschäftswelt, im Sport, in der Politik oder in der Religion, die Fähigkeit, eine Kultur des Erfolges zu schaffen, wird mit mystischer Sprache beschrieben … Großartige Organisationen haben ein Ethos der Großartigkeit … Großartige Vorstandsvorsitzende schaffen und formen das Ethos. Großartige Präsidenten schaffen und formen das Ethos. Jeder von ihnen ist ein spiritueller Führer“ (134/135).

Genau dieses Ideal eines „spirituellen Führers“ im Sinne der Mystik und des New Age steckt hinter den Lehren von McManus über Leiterschaft. Die demütigen Hirten und Lehrer der „alten“ biblischen Prägung, die sich an das Wort der Heiligen Schrift halten, dieses Wort treu verkündigen und die Herde in Abhängigkeit von ihrem Oberhirten weiden, sind für seine hochfliegenden Pläne geradezu hinderlich. Hier zeigt sich auf die verführerische Gefahr, wenn solche Botschaften vor teilweise noch recht jungen „Nachwuchsleitern“ gehalten werden: Aufgeblasenheit, Hochmut und ein vermessenes Vertrauen auf falschgeistige „Eingebungen“ und „Träume“ können ein böser Fallstrick für manche junge Menschen sein.

5. Verführung zu einer mystischen Welt-Kirche mit New-Age-Prägung

Das Buch von McManus ist insgesamt eine hochgradig verführerische Botschaft, die die Gläubigen aus den bewährten, von der Apostellehre des Neuen Testaments geprägten Bahnen herauslocken soll und sie zu neuen Ufern führen soll, in ein „Neues Zeitalter“, dessen Konturen noch im Nebel bleiben, aber an verschiedenen Stellen schon recht deutlich zutage treten.

Wohin die Reise gehen soll, wird dem wachsamen Leser daran deutlich, daß immer wieder Schlüsselbegriffe des New Age verwendet werden, der okkulten Bewegung des „Neuen Zeitalters“, die die Geheimlehren des Westens mit den okkulten Traditionen der östlichen Völker verbindet und einen mystischen „Christus“ erwartet, den der Bibelleser leicht als den Antichristen entlarven kann. Diese Bewegung redet viel von der „Transformation“ der Kultur und Gesellschaft, von dem neuen Zeitalter der globalen Vernetzung und des globalen Wandels, von einer „Transformation“ des Einzelnen, besonders des Bewußtseins, von der schöpferischen Kraft der Vorstellung und des Denkens, von dem „neuen Paradigma“ (dem neuen Prinzip / der neuen Denkweise), das das „alte Paradigma“ ablösen soll, vom menschlichen Potential, das angeblich auch ins Übersinnliche reicht, von der „neuen Spiritualität“, davon, daß das Leben eine „spirituellen Reise“ sei usw.

Diese Begriffe, die ja vom Denken und den Lehren des New Age geprägt sind, tauchen nun immer wieder im Buch von McManus auf. Einige Beispiele seien angeführt (die meisten kommen öfters vor): Neue Spiritualität (new spirituality – 52); Transformation (transformation – 81); persönliche Transformation (personal transformation 162); spirituelle Reise (spiritual journey – 161; 169); Paradigma (paradigm – 187); holistisch / ganzheitlich (holistic – 27); menschliches Potential (human potential – 108; 110; 181); global (global responsibility – 50; global christians – 26). Ein Bereich soll hier hervorgehoben werden, in denen McManus New-Age-Denken vertritt: die Haltung zum „menschlichen Potential“ und zur „schöpferischen Kraft der Vorstellung“.

Die Bibel zeigt ganz deutlich, daß der natürliche Mensch ein beachtliches „Potential“ hat, aber ein Potential zum Bösen, zur Sünde und Verderbnis! Schon vor der Flut heißt es von dem „menschlichen Potential“: „Als aber der HERR sah, daß die Bosheit des Menschen sehr groß war auf der Erde und alles Trachten der Gedanken seines Herzens allezeit nur böse …“ (1Mo 6,5). Auch ein Paulus muß bekennen: „Denn ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Röm 7,18). Demgegenüber behandelt McManus das „human potential“ ganz im Sinne der damit verbundenen New-Age-Lehren: „(…) wenn wir viele Gemeinden von innen sehen würden, könnten wir sehen, wie die Einzigartigkeit des menschlichen Geistes und das Potential, das Gott in jede einzelne Person gelegt hat, vernachlässigt werden“ (108). „Das Geburtsrecht der Gemeinde ist es, die Quelle der Kreativität und des menschlichen Potentials zu sein“ (110). „Gott ist dabei, das göttliche Potential für sich in Anspruch zu nehmen [to reclaim the divine potential], das er in jede einzelne Person gepflanzt hat“ (180).

Insbesondere die letzte Formulierung zeigt die Verwandtschaft mit den verführerischen Lehren des „Neuen Zeitalters“: dort wird gelehrt, jeder Mensch habe „göttliche Fähigkeiten“, ein „göttliches Potential“ in sich, das entfaltet werden müsse. So steht es auch in der Selbstbeschreibung der von McManus gegründeten Bewegung AWAKEN: „In der Überzeugung, daß die Welt von Träumern und Visionären verändert wird, dient AWAKEN dem Ziel der Geschichte, indem es das göttliche Potential in jedem menschlichen Wesen maximal entwickelt“ [Convinced that the world is changed by dreamers and visionaries, Awaken serves the purpose of history by maximizing the divine potential in every human being. – so nach WIKIPEDIA].

Wie im New Age und radikalcharismatischen Irrlehren auch, wird bei McManus dieses „göttliche Potential“ in Zusammenhang mit der Vorstellungskraft (imagination), mit Träumen und Visionen gesehen, durch die der Mensch angeblich die Realität verändern und für sich erschaffen könne. „Eine Person, die geistlich gesund ist, träumt große Träume mit Gott“ (109), stellt er fest. Unter Bezug auf Joel 3 und charismatische Lehren fragt er: „Was würde von geistlicher Leiterschaft verlangt werden, wenn wir uns als Visionäre und Träumer verstehen würden? (…) Die Gemeinde sollte ein Ort sein, wo Träumer gefördert werden und Visionen verwirklicht werden. Das apostolische Ethos ist eine Sache des Staunens und der kindlichen Neugier, ein Ort, wo Ideen geschätzt werden und wo eine geistinspirierte Vorstellungskraft freien Auslauf hat“ (139).

Aber seine Lehren über die angebliche schöpferische Kraft der Vorstellung gehen noch eindeutiger in den Bereich okkulten und magischen Denkens hinein: „In Ihrem Vorstellungsvermögen [imagination] haben Sie unbegrenzte Hilfsquellen, unbegrenzte Leistungsfähigkeit und einen unbegrenzten Einflußbereich [!!]. In mancher Hinsicht sind wir im unserem Vorstellungsvermögen am meisten Gott ähnlich. (…) wenn unsere Herzen mit Gott verbunden sind, kann unsere Vorstellung der Geburtsort der Träume Gottes für unser Leben werden. So lädt uns der Herr ein: ‚Ruft mich an, und sich werde euch Dinge zeigen, die Ihr euch nicht erträumen oder vorstellen könntet.’ Ich bin überzeugt, daß unsere Vorstellungskraft das Spielfeld Gottes ist, ein Platz, an dem Gott uns begegnet und uns eine Zukunft zeigt, die er durch uns erschaffen kann. Welche Träume hat Gott in Ihr Herz gelegt? Haben Sie es ihm erlaubt, Sie in Ihrer Vorstellung an Orte zu führen, an die er sie jetzt in der [realen] Geschichte führen will? Wenn Gott träumt, formt sich die Wirklichkeit. Wenn wir von Gott [geleitet] träumen, dann werden wir selbst transformiert und werden zu Urhebern der Transformation. Ein apostolisches Ethos ist eine Eruption der Kreativität. Es wird zur Quelle des Idealen und Imaginativen“ (182/183).

Diese Lehren haben nichts mit der Lehre der Bibel zu tun. Wohl aber finden wir solche Gedanken bei dem Irrlehrer Robert Schuller, der davon sprach, daß Gott uns „einen neuen Traum geben“ wolle, „der das Reich baut“, und bei Schullers Vorbild, dem Freimaurer Norman Vincent Peale, der z. B. schrieb: „Ihr unbewußter Geist … [hat eine] Kraft, die Wünsche in Wirklichkeit verwandelt, wenn die Wünsche stark genug sind“ (zit. n. Hunt, Okkulte Invasion, S. 117). Wir finden sie bei charismatischen Irrlehrern wie Yonggi Cho und bei allen Arten von Schamanen und Okkultisten. Das New Age lehrt, die Menschen seien Götter, die sich mit ihrem eigenen Geist ihre eigene Realität erschaffen könnten (vgl. Hunt, Okkulte Invasion, S. 9).

Letztlich steckt hinter McManus’ Forderung nach ständiger Veränderung der Gemeinde auch der New-Age-Gedanke von einer spirituellen Höherentwicklung durch Transformation, nicht nur in bezug auf Einzelne, sondern auf die ganze Gemeinde, und dieser Gedanke ist pure Verführung und ganz gegen die Lehre der Bibel gerichtet: „Das letzte Ergebnis des Veränderungsprozesses ist nicht die Einführung irgendeiner einzelnen Veränderung, ganz gleich wie wichtig sie sein mag. Es besteht darin, das Volk Gottes durch eine Reise zu bewegen, die sie vom Übergang zur Transformation [Umgestaltung] führt“ (198). „Wir dürfen nicht zufrieden sein, bevor wir in eine explosionsartige globale Transformation eintreten, die dem herausfordernden Auftrag gerecht wird, die uns anvertraut wurde“ (48).

Mit mystischen, vagen und verführerischen Worten lädt McManus seine zumeist jüngeren Leser ein, sich auf eine „spirituelle Reise“ zu begeben, die sie weit weg führt von dem biblischen Herrn Jesus Christus und von der wahren Gemeinde Jesu Christi: „Der weite Ozean des Unbekannten kann nur befahren werden mithilfe des Kompasses eines uralten Textes. Die Karten, die dich leiten, widerspiegeln eine edle Vergangenheit, die willig ist, den gegenwärtigen Kontext zu entziffern. Die Reise, zu der du aufgebrochen bist, sucht nicht nach der Welt, die du bisher gekannt hast, sondern nach den Geheimnissen der zukünftigen Textstrukturen [textures]“ (10). „Eine Bewegung beginnt. Sie mißachtet die Tradition. Seltsam heilig und zugleich frevlerisch. Ohne Titel oder Privileg. Revolutionär. Aus der Unbekanntheit in die Geschichte. – Eine Bewegung beginnt. Gegen alle Wahrscheinlichkeit. Unaufhaltsam. Alles in Frage stellend und nur Gott verantwortlich“ (11). Diese Worte sind nicht vom Heiligen Geist Gottes, vom Geist der Bibel geprägt; sie sind aus einem fremden, mystischen, heidnischen Geist. Wohl dem, der noch die Geister unterscheiden kann!

Was McManus an heidnischen Irrlehren in bezug auf die Gemeinde zu Papier gebracht hat, bringt er in seinem Buch The Barbarian Way. Unleash the Untamed Faith Within [w. „Der Weg des Barbaren. Entfessele den ungezähmten Glauben, der in Dir steckt“; dt. Titel: „Go Wild! Schluß mit dem braven Christsein“] im Hinblick auf das nachchristliche „Glaubensleben“ zum Ausdruck. Hier verwirft er bewußt das biblische, von Bewußtheit und Nüchternheit (1Tim 3,2; Tit 2,2), Selbstbeherrschung (Gal 5,22; Tit 1,8), Geisteszucht (2Tim 1,7) und Anstand (Röm 13,13; 1Th 4,12) geprägte geistliche Leben und stellt dem Leser das verführerische Bild eines heidnisch-keltischen „mystischen Kriegers“ vor Augen. Er wirbt für einen „ungezähmten“, „urtümlichen“, rohen und wilden „Glauben“, den er im Vorbild der heidnischen Barbaren findet, der wilden Kriegervölker, die zwar Mut und Kraftentfaltung aufweisen, aber auch Grausamkeit und Verschlagenheit, übelsten okkulten Götzendienst und böse Mißachtung des Nächsten. Bei McManus wird dieses heidnische Kriegertum idealisiert und die verführerische Losung ausgegeben: „Wir müssen den Mut und die Freiheit finden, wir selbst zu sein!“

In einem Interview redet McManus davon, daß es im menschlichen Geist etwas gebe, das sich danach sehne, ein edles, heroisches Leben zu führen. Seine Vorstellung von „Heldentum“ ist aber heidnisch und damit antichristlich. Im Buch schreibt er: „Der Barbar ergreift den gefährlichen Ruf Gottes zu einem Abenteuer“. Zu dem „barbarischen Weg“ gehört nach McManus auch, daß ein gewisses Maß an Geistesgestörtheit [insanity] vorkommen kann und daß Gläubige von Gott „um den Verstand gebracht“ würden. Hier finden wir wieder den Einfluß extremcharismatischer und mystischer Irrlehren. Tatsächlich wirbt er wiederholt für einen mystischen Weg und behauptet, wir müßten „mystische Krieger“ werden. Er behauptet völlig zu unrecht: „der Glaube der Schriften ist ein mystischer Glaube“.

Diese üble Vermischung von brutalem Heidentum und angeblicher „Jesusnachfolge“ geht einher mit einer verzerrten und verächtlichen Darstellung des „zahmen“ „zivilisierten“ echten biblischen Christentums, das Sanftmut und Eifer, Besonnenheit und Glaubensmut, Zucht und Hingabe ausgewogen miteinander verbindet. Lästerlich wird es, wenn er dem Herrn Jesus und den Aposteln anhängt, sie seien „barbarisch“ gewesen. Seiner Feindseligkeit gegen das biblische Christentum läßt er offen Lauf: „Der Weg von Jesus ist viel zu wild für ihre [der gezähmten Christen] Empfindlichkeiten … Warum ein rücksichtsloser Aufruf, den barbarischen Glauben in uns aufzuwecken, auch wenn wir damit riskieren, diese großartige Zivilisation zu gefährden, die wir als Christenheit kennengelernt haben? … Es ist Zeit, den barbarischen Ruf zu hören, einen barbarischen Stamm zu bilden und den barbarischen Aufstand zu entfesseln. Laßt den Einmarsch beginnen!“

Wie die „Verwegenheit“ und der „rohe Glaube“ der „barbarischen Krieger“ in der Praxis aussehen kann, zeigt sich in Einträgen auf der Webseite „into the mystic“ von Alex McManus, dem Bruder und engen Mitstreiter von Erwin. Dort teilt er mit, daß er einen besonders radikalen und effektiven „barbarischen Jesusnachfolger“ einmal fragte, ob er sich vorstellen könne, ein Bordell zu eröffnen, um die „Kunden“ dort zu „erreichen“. Er antwortete: „Das hört sich gut an“. Auch wenn Alex McManus dagegen Bedenken anmeldete, ist allein die Erörterung einer solchen Möglichkeit und die Antwort des verführten Aktivisten ein Beleg dafür, in welche Verirrungen dieses verwegene heidnische Pseudochristentum führen kann. Laut Alex McManus gibt es „missionarische Aktivisten“ im Umkreis von „Mosaic“, die sich als Barkeeper ausbilden lassen, um eine Bar zu eröffnen und so „Menschen zu gewinnen“. Tatsache ist, daß sich eine „Mosaic“-Versammlung in einem Nachtclub abspielt und „Mosaic“-Gottesdienste in einem Club abgehalten werden, in dem zahllose Maya-Götzenbilder und gespenstisch anmutende künstliche Felsen die Kulisse bilden.

Ein Wort der Warnung
Ich kann nur vor der Bewegung der „Emerging Church“ warnen. Sie kommt nicht aus dem Geist Gottes, sondern aus den verführerischen Geistesmächten, die in der Endzeit immer offener eine falsche Christenheit aufbauen, die die Bibel und den wahren Herrn Jesus Christus verlassen hat und auf einem verschlungenen Weg zu der Endzeit-Welteinheitsreligion ist. Dort wo die Bibel als absolute Wahrheit und verbindliche Grundlage für Denken und Leben verlassen wird, da gibt es keinen festen Halt mehr, und der Strom des gegenwärtigen Zeitlaufs trägt die irregeführten „modernen“ und „postmodernen“ Christen immer weiter in den Abgrund der Hure Babylon, deren Ende das Gericht und der Feuersee ist.

Auch vor Erwin McManus möchte ich warnen. Dieser Mann hat die nötigen intellektuellen und rhetorischen Fähigkeiten und die Ausrüstung verführerischer Geister, um unreife, noch nicht entschiedene Gläubige durcheinanderzubringen und zu verführen. Seine Lehren und seine Bücher werden, so steht es zu befürchten, auch im deutschsprachigen Raum bewirken, daß jüngere Christen vom biblischen Christentum abgewandt werden und sich auf die neuheidnische Verführung der „Emerging Church“ einlassen. Im November 2006 ist er eingeladen, in der Schweiz vor zahlreichen Jugendleitern und Jugendmitarbeitern, überwiegend aus evangelikalem Hintergrund, zu sprechen.

Gerade Jugendliche, die sich vielleicht von den geschickten Worten eines Erwin McManus und anderer Größen der „Emerging Church“ blenden lassen, möchte ich ernst und in Liebe warnen, sich an die Bibel und das biblische Christentum zu halten. Aber die Warnung muß auch an die Gemeindeältesten und Verantwortlichen in christlichen Werken gerichtet werden. Sie müssen vor Gott Rechenschaft ablegen, wo sie ihre jungen Leute hinschicken und wen sie als Redner einladen. Möge der Herr uns doch allen die Augen öffnen über die Verführungen dieser letzten Zeit und uns nüchtern und wachsam machen!

Da nun dies alles aufgelöst wird, wie sehr solltet ihr euch auszeichnen durch heiligen Wandel und Gottesfurcht, indem ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, an welchem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden! Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Darum, Geliebte, weil ihr dies erwartet, so seid eifrig darum bemüht, daß ihr als unbefleckt und tadellos vor ihm erfunden werdet in Frieden! Und seht die Langmut unseres Herrn als [eure] Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben. Ihr aber, Geliebte, da ihr dies im voraus wißt, so hütet euch, daß ihr nicht durch die Verführung der Frevler mit fortgerissen werdet und euren eigenen festen Stand verliert! Wachst dagegen in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus! Ihm sei die Ehre, sowohl jetzt als auch bis zum Tag der Ewigkeit! Amen. (2Pt 3,11-18)

Hervorhebungen
von Horst Koch, Herborn, im November 2006

www.horst-koch.de
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Die künftige Weltreligion (Hunt)

Dave Hunt


Die künftige Weltreligion

 

Der Materialismus ist tot. Die Wissenschaft hält nicht länger an der Auffassung fest, dass es nichts anderes als Materie gäbe, sondern gesteht nun die Realität einer immateriellen Dimension ein, die von geheimnisvollen Kräften gesteuert und von immateriellen Intelligenzen bewohnt ist, die sie weder identifizieren noch erklären kann. Jede Facette des Okkultismus wird nun erforscht als die neue Hoffnung in Medizin, Bildung, Psychologie, Wirtschaft, Militär und Astronomie; man sucht den Kontakt zu Geistern und befolgt deren Rat, obwohl ihre Vertrauenswürdigkeit nicht durch wissenschaftliche Mittel nachgeprüft werden kann. Psychische Kräfte, die man irrtümlicherweise einem angeblichen inneren menschlichen Potenzial zuschreibt, werden auf vielen Gebieten eifrig gefördert, doch werden sie nur tiefer in das Okkulte hineinführen.

Das Okkulte war schon immer die Grundlage der nichtchristlichen Religionen, und es drang ins Christentum ein, als Konstantin angeblich Christ wurde und die Kirche mit dem Heidentum liierte. Der Katholizismus, der unter Konstantin geboren wurde, war seit eh und je mit dem Okkultismus verwoben, und das nicht allein mit der Übernahme heidnischer Praktiken, wo immer er sich verbreitete, sondern heute besonders mit dem noch offeneren Ökumenismus unter Papst Johannes Paul II. Durch ihre neue Partnerschaft mit Rom haben sich die Evangelikalen der okkulten Invasion noch weiter geöffnet.

Die Psychosekten wie »Christliche Wissenschaft«, »Universelles Leben« u.a. lassen sich zutiefst mit dem Okkulten ein. Die für sie typische Form des Okkultismus ist durch die »Positives Bekenntnis« – Bewegung von Hagin, Copeland, Cho, Wimber, Hinn und anderen falschen Propheten und Heilern in die charismatischen und pfingstlerischen Gemeinden eingefallen. Derselbe »positive« Okkultismus ist durch Norman Vincent Peale, Robert Schuller und ihre Anhänger in die evangelikale Gemeinde eingedrungen. »Christliche« Psychologie und die verwandten Praktiken der inneren Heilung, der Heilung durch Erinnerung und das Zwölf-Schritte-Programm haben diese Invasion ebenfalls beschleunigt.

Durch die ökumenische Bewegung fließen diese Ströme nun alle zusammen und bilden so ein nie zuvor dagewesenes Ausmaß an Okkultismus. Was wir sehen, kann nur der große Abfall sein, von dem Paulus sagte, dass er kommen muss, damit der Tag Christi hereinbrechen und der Antichrist offenbart werden kann. Was am endgültigen Triumph der okkulten Invasion noch fehlt, ist die Einführung einer Neuen Weltreligion in Partnerschaft mit einer Weltregierung. Man müsste blind sein, wenn man nicht sieht, wie diese von George Bush und dem Papst angekündigte Neue Weltordnung mit hohem Tempo auf uns zukommt.

Nur wenige Stimmen melden Alarm, und nur wenige beachten Warnungen wie die folgende des früheren Vineyard-Pastors John Goodwin. Goodwin fand aus dem Okkultismus zu Jesus Christus und erkannte schließlich, dass die Vineyard-Bewegung genau in dieselben okkulten Praktiken verfallen war, von denen er sich getrennt hatte: »Ich war Pastor in einer Vineyard-Gemeinde, und wie John Wimber sagte, konnte ich >diese Aufgabe erfüllen … überall und zu jeder Zeit …<. Ich war auf gleicher Wellenlänge mit Johns Lehren … und folgte ihnen auf Schritt und Tritt … Ich war buchstäblich auf Hunderten von Vineyard-Konferenzen … Ich bin hier, um darzulegen, dass es sich hier um einen Teil der Irrlehre der letzten Tage handelt, die die Gemeinde in das Neue Zeitalter und in die Neue Weltordnung bringt … Es ist alles ein Teil des antichristlichen Systems einer Kirche der vereinten Welt, der Regierung einer vereinten Welt und der Wirtschaft einer vereinten Welt.« (J. Goodwin, Testing the Fruit, Discernment Ministries, Lapeer, MI).

Vorbereitung für den Antichristen

Es wird oft argumentiert, der Antichrist sei keine Person, sondern ein Geist. Die Bibel stellt jedoch klar heraus, dass es zwar einen Geist des Antichristen und viele kleinere Antichristen gibt, dass es aber einen besonderen Menschen geben wird, der der Antichrist und die Verkörperung des Bösen sein wird. Über seine Identität zu spekulieren, ist müßig, weil er erst zu der von Gott bestimmten Zeit offenbar werden kann. Lesen wir dazu die folgenden Bibelstellen:

… und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten … (1. Joh. 2,18).

… und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden ist, der Sohn des Verderbens; der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, dass er Gott sei … damit er zu seiner Zeit geoffenbart wird … und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden … dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit des Satans erfolgt mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge … (2. Thess. 2, 3-9).

»Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen und sein Zelt und die, welche im Himmel wohnen, zu lästern. Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation. Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an« (Offb 13, 6-8).

Diese Verse weisen eindeutig darauf hin, dass der Antichrist im wiedererbauten jüdischen Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem sitzen wird, wo er sich selbst zum Gott erklären und von der ganzen Welt angebetet werden wird.

Es gibt jedoch noch einen anderen »Tempel«, nämlich den menschlichen Körper, der ein Tempel sein soll, in dem Gott wohnt (1.Kor. 3,16). Zum ersten Mal in der Geschichte blicken nicht nur einige wenige fernöstliche Yogis und Gurus in sich selbst hinein, sondern mittels okkulter Techniken auch immer mehr Millionen im Westen, und kommen bei diesem Blick in ihren Körper, der ein Tempel für Gott sein sollte, zu dem Schluß, dass sie selbst Gott sind! Durch erweiterte Bewußtseinszustände wird nichts anderes als die okkulte Religion des Antichristen angenommen – von der Welt ohnehin im Großen und Ganzen, aber auch von der sich im Abfall befindenden Kirche.

Die Welt und auch die Kirche werden auf den Antichristen und seine Weltreligion vorbereitet. Alexander Solschenizyn identifizierte die ursächliche Wurzel des moralischen Verfalls in der westlichen Welt als »Selbstvergöttlichung des Menschen als das Höchste … ein rationalistischer Humanismus … [der den Menschen] zum Mittelpunkt von allem erhebt«.
Der Historiker Herbert Schlossberg meint, dass diese Entwicklung heute ihren Gipfel erreicht und warnt vor den Konsequenzen dieser um sich greifenden Verführung:
Das Erhöhen des Menschen auf den Status einer Gottheit geht bis auf die ersten Anfänge des Altertums zurück, doch seine Entwicklung zu einer Ideologie, die die Masse ergreift, ist ein Charakterzug der Moderne.

Anti ist eine griechische Vorsilbe, die allgemein mit der Bedeutung »gegen« verstanden wird. Sie hat jedoch noch eine weitere Bedeutung: »an Stelle von oder als Ersatz für.«
Der Bibel zufolge wird der Antichrist beide Bedeutungen verkörpern. Er wird sich tatsächlich gegen Jesus Christus richten, indem er als Christus auftritt und so die Christenheit von innen her zersetzt. Somit werden die Anhänger des Antichristen tatsächlich »Christen« sein. Von daher ist es kein Wunder, dass diesem Aufstieg zur Macht der Abfall vorausgehen muss. Ein falsches ökumenisches und antichristliches »Christentum« muss zur Vorbereitung der Machtübernahme des Antichristen die Welt überspülen.

Eine weltweite antichristliche »Christenheit«

Die Bezeichnung »christlich« hat bereits ihre wahre Bedeutung verloren und kann schon jetzt an jeden antichristlichen Glauben angeheftet werden. Eine aktuelle Umfrage wies 26 % der Mormonen als »wiedergeborene Christen« aus, und doch ist ihr »Gott« ein erhöhter Mensch und ihr »Christus« der Halbbruder Satans!

In allen Denominationen gibt es Gemeindeleiter und andere Führungspersonen, die ein falsches Evangelium verbreiten. Sie stellen Jesus Christus und seine Lehren falsch dar und führen ganze Gemeinden in die Irre. Sie geben vor, Christus zu repräsentieren, akzeptieren aber nicht, was er lehrt. Der Christus, den sie vorstellen, ist eher wie der Antichrist. Das ist die Art von »Christentum«, für das das Weiße Haus nun anscheinend Partei ergreift.

US-Präsident Bill Clinton und sein Vizepräsident Al Gore (ein bekennender New Ager, der heidnische Religionen ehrt) behaupten beide, Christen zu sein. Clinton wählte den Vers, den Robert Schuller bei Clintons Amtseinführung zitierte, zum Motto seiner zweiten Legislaturperiode: »Die Grundmauern vergangener Generationen wirst du aufrichten; und du wirst genannt werden: Vermaurer von Breschen …« (Jes 58,12). In einem Artikel sagte Schuller: »Unter der Wirkung dieses Bibelverses war er [Clinton] aufrichtig zu Gott.«  Eine solche Heuchelei gehört zu der neuen Weltreligion.

Bei Clintons geistlichen Beratern Robert Schuller und Tony Campolo sucht man vergeblich nach einem Anliegen für die gesunde biblische Lehre. Campolo, der Vergebung ohne Buße und Veränderung propagiert, sagt: »O, wie sehr haben wir es nötig, zu Vergebenden zu werden, hinweg über die Grenzen von Parteiungen, Religionen und Nationen.«

Jerry Falwell sagte: »Ich denke, der Präsident hat in den letzten vier Jahren dem moralischen Rückgrat dieses Landes viel Schaden zugefügt. Mir macht es große Probleme, die Bibel in der Hand Bill Clintons und seine prophetische Rolle mit Stumpf und Stiel zu schlucken, während er weiterhin Abtreibung und Kindesmord fördert und sogar Schwule und Lesben in seine Regierung einbringt, die wir – wenngleich wir uns um Menschen mit moralischen Problemen kümmern sollten – sicher nicht unseren Kindern als Vorbilder fürs Leben präsentieren sollten«. –  ABC News, März 1997)

Sogar der ehemalige Präsident der Sowjetunion Michail Gorbatschow, ein ehemaliger Atheist und jetziger Pantheist, wagt von den Sozialisten zu sagen: »Wir treten für die Sache Christi ein!«

Eine Fülle von Artikeln, die zu zahlreich ist, um hier zitiert zu werden, berichten von Gorbatschows Treffen mit religiösen Führungspersonen wie Jesse Jackson und James Parks Morton, Dekan der New Age Episcopal Cathedral in New York, und davon, wie er anpreist, wie wichtig »Religion« in der Neuen Weltordnung sein wird.

Wofür er eintritt, hört sich an wie die aufkommende Weltreligion des Antichristen. In Unheil verkündender Weise hat der US-Außenminister Warren Christopher erklärt, dass das neue vereinte Europa keine religiösen Trennungen mehr anerkennen werde.

Jesus Christus wurde gehaßt. Die Propheten sagten voraus, dass Jesus als Teil des Erlösungsplans verworfen werden und sterben mußte. Er erklärte: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt« (Joh 18,36). Er kam, um aus dieser Welt Jünger für ein himmlisches Bürgertum herauszurufen: »Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß zerstören und wo Diebe durchgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel …! Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein« (Mt 6,19-21).  –  Doch der Antichrist, Satans falscher Messias, wird von der Welt angebetet werden.
 

Gorbatschow, der Papst und die Irreführung

Gorbatschow ist sicher nicht der Antichrist, aber er gibt einen sehr guten Prototyp für ihn ab. In Israel landete eine Friedenstaube auf Gorbatschows Kopf, bei der Verleihung von »drei Ehrentitel für die Beschleunigung der jüdischen Immigration … und eines besonderen Preises – eine nach ihm benannte Kartoffelsorte … und er lobte Jesus als den ›ersten Sozialisten‹«.
Gorbatschow »formuliert eine ›Erd-Charta‹, die Sozialismus und Mystizismus zu einer von der UNO gebilligten neuen Weltreligion fusionieren soll. Die Erd-Charta soll der UNO-Generalversammlung irgendwann vor dem Jahr 2000 vorgestellt werden, und Gorbatschow besteht darauf, dass es unbedingt notwendig ist, diese Charta anzunehmen … um die Erde vor ihren habgierigen Bewohnern zu retten.«

Gorbatschow und Papst Johannes Paul II. sind dicke Freunde und gegenseitige Bewunderer. Gorbatschow bekennt sein Interesse an Spiritualität (jedoch ohne Wahrheit), und der Papst ermutigt ihn auf seinem Irrweg. Gorbatschow schreibt:

Seit unserem Treffen im Vatikan im Dezember 1989 habe ich mit Papst Johannes Paul II. eine ausgiebige Korrespondenz gepflegt … wir teilen den starken Wunsch, vorwärts zu kommen und zu vollenden, was wir zusammen begonnen haben … Was ich an dem Denken und den Ideen der Päpste stets hoch geschätzt habe, ist ihr spiritueller Gehalt, ihr Streben danach, die Entwicklung eine neuen Weltzivilisation zu fördern.
Heute kann man sagen, dass alles, was sich in den letzten Jahren in Osteuropa ereignet hat [der Niedergang des Kommunismus], ohne die Bemühungen des Papstes und seine gewichtige Rolle nicht möglich gewesen wäre, einschließlich der politischen Rolle, die er in der Weltarena gespielt hat (The Toronto Star, 3. März 1992).

Dem »spirituellen Gehalt« der Ideen des Papstes und seiner einflußreichen »politischen Rolle« kann Gorbatschow zustimmen. Sie sind Partner in der Planung einer neuen Welt. Es ist undenkbar, dass Christus, der von der Welt gehaßt wurde und gehaßt wird, eine politische Rolle in Partnerschaft mit den Cäsaren dieser Welt spielt – doch seine angeblichen Stellvertreter nehmen diese Rolle seit Jahrhunderten ein.
Der Papst sagte über Gorbatschow: »Er bekennt sich nicht als Gläubiger, aber ich erinnere mich, dass er von der enormen Wichtigkeit des Gebetes und der inneren Seite des menschlichen Lebens sprach. Ich glaube wirklich, dass unser Zusammenkommen durch Vorsehung vorbereitet war. Ich glaube, dass er ein Mann ist, der zu seinen Prinzipien steht und in geistlichen Dingen sehr reich ist …« (The Toronto Star, 9. März 1992).

Man kann sich nur fragen, welche Art Gebet der Papst meint, welches Gorbatschow beten würde (und zu wem), und wie ein Atheist »in geistlichen Dingen sehr reich« sein kann. Gorbatschows »Spiritualität« ist für jeden annehmbar – das ist genau das, was für die neue Weltreligion notwendig ist. Der Papst vertritt und fördert den Gedanken einer internationalen Organisation, in welcher sich die »slawische Spiritualität« behaupten könnte, und hat vorgeschlagen, dass Gorbatschow der ideale Mann für den Vorsitz einer solchen Organisation wäre. Ein Atheist, der mit dem Siegel des Papstes einer internationalen spirituellen Organisation vorsteht, hört sich verdächtig nach der künftigen Weltreligion des Antichristen an!

Weit entfernt von einer etwaigen Buße über das entsetzliche Gebetstreffen von Heiden in Assisi, bestätigt der Papst dieses vielmehr immer wieder. Vom 7. bis 10. Oktober 1996 trug die katholische St. Ägidius-Gemeinschaft in Rom eine ökumenische Konferenz aus, bei der »über 400 Repräsentanten verschiedener Religionen (Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, Shintoisten sowie eher obskure japanische und indische Sekten)« im selben Geist zusammenkamen wie 1986 in Assisi unter der Führerschaft von Papst Johannes Paul II., »um für eine Welt ohne Krieg zu beten«.
Die Konferenz fand in Roms Stadtteil Trastevere statt, wo Bill Bright wenige Monate zuvor seine Ansprache zur Verleihung des Templeton-Preises gehalten hatte, und trug den Namen »Friede ist Gottes Name«. Johannes Paul II., der zu dieser Zeit einer Blinddarmoperation unterzogen wurde, sandte seine Botschaft an die Konferenz:
Ich wäre gerne … dabei gewesen … ich werde mit euch sein im Geist und mit Zuneigung und Dankbarkeit gegenüber denen, die sich mit Hingabe dem Anliegen widmen, den Geist von Assisi lebendig zu bewahren, sodass er eine wachsende Zahl von Männern und Frauen erreicht …
In dieser Welt wünschen wir wie in einem globalen Dorf, dass jede religiöse Tradition zu einer Quelle des Friedens wird. Das ist hier und jetzt schon der Fall, an diesem geschichtsträchtigen Ort Travestere. Wir wünschen, es wäre so an jedem Ort auf Erden … (Inside the Vatican, Nov. 1996)

Niemand hat zur Förderung der Einheit unter den Weltreligionen mehr beigetragen als Sir John Marks Templeton und seine jährliche Auszeichnung. 1997 ging der Preis ein weiteres Mal an einen Okkultisten: »Pandurang Shastri Athavale, Gründer und Leiter einer spirituellen Selbsterkenntnis-Bewegung in Indien, die sich auf über 100.000 Dörfer ausgewirkt hat … Die Verleihungsfeier wurde am 6. Mai 1997 in der historischen Westminster Abtei begangen, und der Geldpreis von 1.210.000 US-Dollar wurde von Prinz Philipp, dem Grafen von Edingburgh, überreicht«, der ähnliche Schecks von Templeton bereits an Graham, Colson und Bright ausgehändigt hatte.

Das Spiel des Antichristen

Die Bereitschaft, sich auf jede Art von Spiritualität einzulassen, ist eine immer mehr Verbreitung findende Haltung selbst unter solchen, die sich selbst als Evangelikale bezeichnen. Pat Robertson bezeichnet die Mitglieder seiner »Christlichen Koalition« (Katholiken, Mormonen, Moon-Jünger und Anhänger anderer Religionen) als Menschen des Glaubens, die, wie er sagt, »Angriffen wie nie zuvor ausgesetzt sind … von Seiten von Kräften, die alle religiösen Werte, jede Form der Anbetung und jede Freiheit zerstören wollen … Deshalb müssen wir bestimmte protestantische Unterschiede beiseite legen und uns die Hände reichen, um die Dinge zu fördern, bei denen wir uns einig sind …«

Die Mitglieder der Koalition halten in Wirklichkeit an vielen verschiedenen Überzeugungen fest, deren »religiöse Werte« und »Form der Anbetung« miteinander völlig unvereinbar sind. Von zusammenhaltenden »Menschen des Glaubens« zu sprechen, ist irreführend, wenn der Glaube des Einzelnen dabei außer Acht gelassen werden muss. Ebenso ist es nicht ehrlich, eine Organisation »Christliche Koalition« zu nennen, wenn ihr auch andere Religionen angehören. Und für einen Christen ist der letzte gemeinsame Nenner, bei dem sich alle einig sein können, die Ablehnung Jesu Christi selbst, den die Welt haßt und den ihre Religion verwirft oder umdefiniert. Christen müssen weit mehr als »protestantische Unterschiede« ignorieren, wenn sie sich mit Nichtchristen vereinen wollen! Robertsons Koalition hört sich eher an wie das, was der okkulte Führer und Priester Matthew Fox vertritt:

»Eine tiefe Ökumene ist die Bewegung, die die Weisheit aller Weltreligionen freisetzen wird – von Hinduismus und Buddhismus, Islam und Judentum, Taoismus und Shintoismus, Christentum in all seinen Formen und Stammesreligionen und Göttinnen-Religionen in der ganzen Welt. Dieses Freisetzen von Weisheit ist die letzte Hoffnung auf das Überleben des Planeten, den wir unsere Heimat nennen«. (Fox, Cosmic, S.228)

Robert Schuller, den US-Präsident Clinton bei seiner Antrittsrede im Januar 1997 als »einer der bekanntesten Pastoren Amerikas«  bezeichnete, hat seit vielen Jahren den Okkultismus innerhalb der Kirche gefördert. Im Vorwort von Yonggi Chos Buch »Die vierte Dimension« sagte Schuller von der okkulten Technik der Visualisierung, für die Cho eintrat:
»Versuchen Sie nicht, diese Technik zu verstehen. Fangen Sie nur an, sie zu genießen! Sie ist wahr. Sie funktioniert. Ich habe es versucht.«

Schuller bestätigt anscheinend eine Weltreligion, der alle zustimmen können: »Das unterscheidet mich von den Fundamentalisten, die versuchen, jeden zu dem zu bekehren, woran sie selbst glauben … Wir kennen die Dinge, in denen die wichtigsten Religionen übereinstimmen. Wir versuchen, uns darauf zu konzentrieren, ohne diejenigen anzugreifen, die andere Auffassungen haben, oder ohne die Integrität meines eigenen christlichen Bekenntnisses zu kompromittieren.«

»Die Dinge, in denen die wichtigsten Religionen übereinstimmen«? In Wirklichkeit stimmen sie noch nicht einmal in der Frage überein, wer Gott ist, geschweige denn darin, was Jesus Christus betrifft (den alle Weltreligionen ablehnen). Anhand dieses Kriteriums kann Schuller (der von sich behauptet, ein Diener am Evangelium zu sein) gar nicht das Evangelium verkündigen. Man kann sich nur fragen, was für ein »christliches Bekenntnis« Schuller nicht kompromittiert.

Paulus überredete Menschen, an das Evangelium zu glauben (2.Kor.5,11), weil ihm etwas an ihrem ewigen Schicksal lag. Nicht so bei Schuller – oder N. V. Peale, Schullers Lehrer.

Norman Vincent Peale erklärte: »Ich versuche über das zu sprechen, was in Katholizismus, Protestantismus und Judentum grundlegend ist: Liebe. Liebe, Gemeinschaft, Wertschätzung der Menschen … das verstehen alle.« – Doch die wahre Liebe zu Jesus Christus und den Menschen würde Jesu Auftrag Gehorsam leisten, das Evangelium zu verkünden.

Ein ähnlicher Kompromiß wurde in der Oxford-Gruppenbewegung begangen, die später in »Moralische Aufrüstung« umbenannt wurde und tiefgehend die Anonymen Alkoholiker beeinflußte, wie wir an früherer Stelle gesehen haben. Frank Buchman, Gründer der Moralischen Aufrüstung, erklärte, dass er »bei keiner seiner Zusammenkünfte jemals irgendeine Lehrfrage berührt habe, da er niemanden verärgern oder verletzten wollte«.

Bill Wilson, Gründer der Anonymen Alkoholiker, beschrieb die Oxford-Gruppenbewegung als  … eine nichtdenominationelle evangelikale Bewegung, der modernen Welt angepaßt … Sie beschäftigen sich mit den einfachsten gemeinsamen Nennern aller Religionen …

Schuller, der behauptet, sich denselben gemeinsamen Nennern aller Religionen zu widmen, hat die Prediger gegeißelt, »die ihre zornigen, haßerfüllten Predigten von Feuer und Schwefel umhersprühen«. Doch Jesus sprach häufig und überzeugend über die Hölle und warnte die Menschen ohne Entschuldigung, und das in – wie Peale und Schuller sagen würden – »negativen« Begriffen.

Schuller hat die okkulte Lehre der »Kraft des positiven Denkens« von seinem Lehrer Norman Vincent Peale übernommen, sie zu »Denken in Möglichkeiten« modifiziert und alles, was man sich je wünschen könnte, dieser okkulten Kraft zugeschrieben. Über 20 Jahre lang hat er behauptet: »Denken in Möglichkeiten läßt Wunder geschehen … Die größte Kraft der Welt ist die Kraft des positiven Denkens.«  – Was ist mit Gott geschehen?

In einem Zeitungsartikel sagte Schuller: »Wir können die gute Religion von der schlechten Religion daran unterscheiden«, ob sie »positiv« ist. Er richtete seinen Aufruf an »religiöse Führungspersonen … welche Theologie sie auch vertreten … dass sie ihren Glauben in positiven Begriffen formulieren«. Dann rief er auf zu einem »massiven, vereinten Einsatz von Führern aller Religionen [einschließlich der heidnischen und okkulten]« zur Proklamation »der positiven Kraft … von religiösen Werten, die eine Weltgemeinschaft errichten können«. Der Antichrist könnte es kaum besser ausdrücken!

Als Papst Johannes Paul II. das letzte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts der »Weltevangelisation« verschrieb, rief John Wimber begeistert aus: »Das ist eines der großartigsten Dinge der ganzen Kirchengeschichte … Ich bin zusammen mit dem Papst hingerissen und froh, dass er die Kirche zu ihrem Ziel aufruft …«

1986 trafen sich in Amsterdam über 10.000 christliche Führungspersonen, um eine Strategie zur Evangelisation der Welt zu entwerfen. Finanziert wurde dieses Treffen mit 21 Millionen Dollar von der Billy Graham Evangelistic Association. Auf dieser Konferenz erklärte Leighton Ford: »Predigt das Evangelium, aber seid nicht so negativ, dass ihr euch weigert, euch mit denen zusammenzuschließen oder zusammenzuarbeiten, die zu einer Gruppe gehören, die ein anderes Evangelium verkündet.«

Lebenswichtige Unterscheidungen: Die Bedeutung von Begriffen

Die Psychologie hat der Welt wie auch der Gemeinde beigebracht, eine positive und nichtprovozierende Sprache zu verwenden. In dem Wunsch nach Einheit, sei sie politisch oder religiös, wählt man Wörter (wie z. B. Colson und Bright in ihren Ansprachen bei der Verleihung des Templeton-Preises), die annehmbar für alle sind, weil jeder seine eigene Bedeutung daran knüpfen kann. Wenn zwei Parteien bestimmten Schlüsselbegriffen unterschiedliche Bedeutungen zuschreiben, ist ein erlangtes »Abkommen« eine Irreführung.

Beispielsweise verwenden sowohl Katholiken als auch Evangelikale den Begriff »wiedergeboren«, doch die von ihnen jeweils zugeschriebenen Bedeutungen sind einander diametral entgegengesetzt. Der Katholik wird »wiedergeboren«, wenn er als Säugling getauft wird, der Evangelikale hingegen durch persönlichen Glauben an Jesus Christus. Wenn man also sagt, beide glauben an die Errettung durch Wiedergeburt, ist das irreführend. Beide stimmen darin überein, dass Christus für ihre Sünden starb, begraben wurde, am dritten Tag von den Toten auferstand und wiederkommen wird. Doch die Bedeutung von jedem Aspekt des Werkes Jesu sowie die Art und Weise, wie seine Segnungen in Anspruch genommen werden, ist derart unterschiedlich, dass jahrhundertelang Millionen von Protestanten eher bereit waren zu sterben, als die römisch-katholische Interpretation anzunehmen. Und ihre katholischen Peiniger waren ebenso überzeugt, dass der Unterschied von solcher Tragweite war, dass er den Tod derer rechtfertigte, die an der protestantischen Auffassung fest hielten.

Wir haben einige dieser unterschiedlichen Bedeutungen aufgezeigt – so große Unterschiede, dass bis heute das maßgeblichste Dokument der römisch-katholischen Kirche 100 Verdammungsurteile gegen die evangelikalen Glaubenssätze enthält. Zusammengefaßt richten sich die zuvor zitierten Verdammungsurteile gegen folgende Gläubigen:
jeder, der glaubt, dass die Errettung allein durch Glauben an Jesus Christus, unabhängig von Sakramenten und der römisch-katholischen Kirche geschieht;
jeder, der glaubt, dass er für seine Sünden nicht leiden muss, weil Jesu Leiden völliges Genüge getan hat;
jeder, der leugnet, dass Jesus Christus auf den katholischen Altären immer wieder und buchstäblich als Opfer für Sünden dargebracht wird, und der statt dessen seinen Glauben auf das Opfer richtet, das ein für allemal am Kreuz vollbracht wurde;
und jeder, der mit Gewißheit behauptet, dass er errettet ist und ewiges Leben hat.
In jedem dieser Fälle wird ein römisch-katholisches Anathema gegen eine solche Person ausgesprochen.

Die Unterschiede zwischen dem evangelikalen und dem katholischen Evangelium und dem jeweiligen Verständnis der Errettung sind riesengroß. Nur eine Seite kann Recht haben. Und die Vortäuschung, es gäbe keinen Unterschied, weil sie dieselben Worte benutzen, ist Manipulation der schlimmsten Art.
Seit der Zeit, als beide Seiten noch ehrlich genug waren und sich entweder für ihren Glauben umbringen ließen oder den anderen umgebracht haben, haben sich weder die römisch-katholische noch die evangelikale Lehre irgendwie geändert. Wenn sich also Katholiken und Evangelikale einander als »Brüder und Schwestern in Christus« bezeichnen und behaupten, sie würden an ein und dasselbe Evangelium glauben, muss ein schwerwiegender Fehler vorliegen. Entweder starben die Märtyrer wegen eines bloßen semantischen Mißverständnisses, das heute plötzlich geklärt worden ist, oder andernfalls ist diese neue gegenseitige Akzeptanz und das damit verbundene Bekenntnis der Einheit ein Betrug.

Das Dokument, auf das wir uns beziehen (Evangelikale und Katholiken zusammen: die christliche Mission im dritten Jahrtausend), ist nur ein Beispiel dafür, wie es zu einer Illusion der Einheit kommt, die in Wirklichkeit überhaupt nicht existiert, wenn man versäumt, die Begriffe zu definieren. Wenn solche christlichen Führungspersönlichkeiten vom Format eines J. I. Packer, Charles Colson, Pat Robertson und Bill Bright den Weg vorangehen, kann man nur erwarten, dass Millionen von Christen dem Urteil dieser Glaubensmänner vertrauen und ihnen folgen. Der christliche Fernsehsender TBN hat jahrelang den Irrglauben verbreitet, das römisch-katholische Evangelium sei biblisch. Bill Hybels ist eine weitere Führungsperson, die als Pastor der Willow Creek Community Church in Illinois (die als einflußreichste Gemeinde Nordamerikas bezeichnet wurde) weitere Massen in dieselbe Richtung in die Irre geführt hat.

Bill Hybels, dessen Lehrmeister Robert Schuller ist, führt eine weltweite Bewegung an. An einer kürzlich … abgehaltenen Trainingskonferenz nahmen mehr als 2300 kirchliche Leiter teil. Sie kamen aus Australien, den Bahamas, Kanada, England, Holland … Indien, Japan, Korea … Norwegen, Schottland, Schweden, den USA [und anderen Ländern] … Augenblicklich ist Willow Creek für Tausende von Gemeinden das Vorbild, wie man Kirche ›betreibt‹ … Willow Creek hat mehr als 270 Mitarbeiter …

Schuller sagte:
»Ich war der Erste, der wirkliches Gemeindewachstum bei den amerikanischen Kirchen einführte … Er (Hybels) war der erste Bursche, der diese Prinzipien übernahm, sie verbesserte und sie so stark ausweitete, dass sie die Grenzen ihrer Möglichkeiten erreicht haben … Ich bin stolz auf ihn … ich betrachte ihn als meinen Sohn … Ich halte ihn für eines der größten Dinge, die der Christenheit unserer Tage widerfahren sind … Bill Hybels macht seine Sache besser als alle anderen, die ich kenne!«
 

Fehlinformation von vertrauenswürdigen Führern

Pastor Hybels lud einen katholischen Priester, Pfarrer Med Laz von der Pfarrei Heilige Familie, auf seine Willow Creek-Kanzel ein. Er sollte der Gemeinde mitteilen, »was Protestanten von Katholiken lernen können«. Bei seiner Vorstellung von Laz berichtete Hybels, dass er auf Laz’ Einladung hin auf einer Konferenz katholischer Führungspersonen in der Pfarrei Heilige Familie gesprochen und »eine gewaltige Anerkennung und Bewunderung für diesen Mann als Bruder in Christus entwickelt« habe. Doch Laz erzählte, dass er »wirklich Christ geworden« sei, nachdem er bereits katholischer Priester war. Dies habe sich folgendermaßen zugetragen: Um 2.00 Uhr morgens sei er zu einem Hotelzimmer gegangen, um eine junge Bekannte zu treffen. Er habe vor der Versuchung gestanden, mit ihr ins Bett zu gehen, habe dieser Versuchung widerstanden und sich dabei so gut gefühlt, dass er wusste, seit diesem Moment ein Christ zu sein. Dieses »Zeugnis« wurde mit begeistertem Applaus begrüßt, obgleich es wohl kaum ein Beispiel für eine Errettung nach biblischem Verständnis ist, und aufzeigt, dass die katholische Priesterschaft aus Männern besteht, die Christus nicht kennen.

Hybels gab zwar zu, dass er und der Priester nicht in allem übereinstimmen, doch alle Unterschiede seien zu belanglos, um erwähnt zu werden. Vom Katholizismus und seinem falschen Evangelium hatte Hybels nur Gutes zu sagen. Er sagte der Gemeinde, die ihn als Führer und Leiter achtet: »Ich glaube, dass wir einiges von der katholischen Kirche lernen können, und ich würde Med gerne bitten … dass er uns einiges Lobenswertes aus der römisch-katholischen Kirche mitteilt, woraus Protestanten seiner Meinung nach dazulernen können …«

Pfarrer Laz schwärmte, dass Mutter Teresa der katholischen Kirche angehöre, und Hybels setzte voraus, dass Protestanten darauf neidisch seien. Kein Wort fiel über ihr eigenes fragwürdiges Zeugnis. Ferner rühmte Laz die Kirche damit, dass Amerikas größte Zufluchtsstätte für Ausreißer (»Covenant House«, mit sechs Niederlassungen) von katholischen Ordensschwestern betrieben wird. Auch hier antwortete Hybels ausschließlich mit Gutheißung.

Die traurige Wahrheit kann man in einem Buch mit dem Titel Am I Going to Heaven? (»Komme ich in den Himmel?«) nachlesen, das von der Leiterin von Covenant House Schwester Mary Rose McGeady geschrieben wurde: Der Titel des Buches stammt aus der ersten Geschichte, in der McGeady von einem 17-jährigen Mädchen berichtet, das kurz vor dem Tod steht:

Sie versuchte ihren Kopf vom Kissen des Krankenbettes anzuheben … aber sie schaffte es nicht. »Schwester, ich muss etwas wissen«, flüsterte sie. »Bitte, sagen Sie es mir.«
»Ich sage dir alles, Michelle«, sagte ich. »Was möchtest du wissen?«
»Schwester … komme ich in den Himmel? Selbst so ein Straßenkind wie ich?«

Ich beugte mich zu ihr und nahm sie in den Arm und sagte ihr, dass ich weiß, dass Gott einen besonderen Platz für sie bereit hält. Ich sagte ihr, wie sehr ich sie liebe und wie sehr ich an sie glaube … Sie weinte in meinen Armen und hauchte »danke«. Am nächsten Tag schlief Michelle still und friedlich für immer ein.

Man kann um Michelle nur weinen, die wissen wollte, wie sie Gewissheit der Errettung erlangen konnte, man ihr aber das Evangelium nicht sagte! Man kann ebenfalls weinen um die 31.000 kaputten Leben, die Covenant House jährlich in Ordnung bringen möchte, Kinder und Jugendliche, die dringend eine Antwort auf das Woher und Wohin und Wozu brauchen und wie Michelle keine Antwort bekommen, weil McGeady und ihre katholischen Mitschwestern das Evangelium nicht kennen. In McGeadys ganzem Buch voller herzzerreißender Geschichten findet sich kein einziger Hinweis auf die einzige Lösung der Probleme, über die sie schreibt, kein einziger Hinweis auf das Evangelium von Jesus Christus.

Pfarrer Laz schwärmte außerdem von Roms fester Haltung zur Ehe, woraufhin Hybels wiederum seine ungeteilte Zustimmung ausdrückte. Kein Wort wurde gesagt von den über 60.000 jährlichen Annullierungen, die – gegen eine Gebühr – von der katholischen Kirche in den USA erteilt werden und die die Ehe zum Hohn machen. Viele Annullierungen werden aus »psychischen« Gründen gewährt, wie z. B. eine Kindheit in »gestörten Familienverhältnissen« oder »fehlende psychische Bereitschaft« zur Ehe, die Jahrzehnte zuvor geschlossen wurde und eine Reihe von Kindern hervorgebracht hat – der Gipfel an Heuchelei und Zynismus. Typisch ist die Verzweiflung einer gläubigen Katholikin, deren Ehemann nach 30 Ehejahren und fünf Kindern eine Annullierung beantragte und von der Kirche auch bekam, damit er erneut »kirchlich« heiraten konnte.

Traurig, dass manche Katholiken mittlerweile zur Zeit der Eheschließung geheime Briefe beim Rechtsanwalt hinterlegen, in denen sie ihre Zweifel ausdrücken – nur für den Fall, dass sie später einmal eine Annullierung beantragen wollen. Die Fernsehsendung »Prime Time« behandelte am 9. Januar 1994 das Thema katholische Annullierungen. Ein gastierender katholischer Priester erinnerte sich, wie ein katholischer Kirchenrechtler ihm gesagt hatte: »Charlie, in den USA gibt es keine katholische Ehe, die wir nicht annullieren könnten.« Eine Reihe von Frauen, die als Gäste eingeladen waren, berichteten von ihren Ex-Männern, die nach der Scheidung eine Annullierung beantragt hatten, damit sie wieder kirchlich heiraten konnten: Barbara Zimmermann, 27 Jahre verheiratet und Mutter von fünf Kindern; Pat Cadigan, 23 Jahre verheiratet; Sheila Rauch Kennedy, 12 Jahre verheiratet mit dem Kongreßabgeordneten Joseph P. Kennedy II. und Mutter seiner beiden Zwillingssöhne. Das ist eine Verlästerung und Entwürdigung der Ehe, doch Hybels konnte die »feste katholische Haltung zur Heiligkeit der Ehe« nur loben.

Gott sagte: »Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis« (Hosea 4,6). Es gibt christliche Führungspersonen, die das Wort Gottes dementsprechend lehren und die faktische Erkenntnis bringen könnten, die zur Bewahrung der Evangelikalen vor der heutigen ökumenischen Verführung nötig ist.

Graham, Schuller und Peale

Robert Schuller sagte: »Es war Dr. Peale, der mich nach Los Angeles brachte … und es war Graham, der mich als Erster ins Fernsehen brachte.«

Vor kurzen interviewte Schuller Billy Graham bei seiner »Hour of Power« (»Stunde der Kraft«), die mit an die 20 Millionen Haushalten die größte Einschaltquote aller christlichen Sendungen hat. Die folgenden Auszüge stammen aus der landesweit ausgestrahlten Sendung:

Schuller: Sag mal, erinnerst du dich noch, wie es mit dieser Fernsehsendung mit dem Namen »Hour of Power« angefangen hat?
Graham: Oh, ich erinnere mich an einige Dinge … ich hielt ein Treffen [1969] in Anaheim, und du kamst Abend für Abend zu mir und hast in dem kleinen Wohnwagen gesessen, den ich dort als Büro aufgestellt hatte, und wir unterhielten uns und beteten …
Schuller: Und du sagtest: »Bob, du solltest mal überlegen, deinen Gemeindegottesdienst ins Fernsehen zu bringen« … Und ich meine, es warst du oder Fred [Deinert], der vorschlug, es »Hour of Power« zu nennen. Dieser Titel »Hour of Power« stammt von dir …
Graham: Oh, meine Güte, ich werde geehrt …
Schuller: Billy, wenn du in die Zukunft schaust, welche Herausforderungen würdest du den Christen oder Pastoren bieten – Tausenden von Pastoren, Hunderten von Rabbis und – wie man mir sagt – über eine Millionen Moslems, die jede Woche diese Sendung sehen? Vor welche Herausforderung würdest du die Zuschauer stellen? Das ist dein Podium; du hast die Hour of Power in Gang gesetzt, du hast mich dazu gebracht, und jetzt hast du das letzte Wort. Sag den Leuten eine Botschaft aus deinem tiefsten Herzen!
Graham: Nun, die Botschaft lautet, dass Gott dich liebt. Wer du auch bist, wo du auch bist, was dein religiöser Hintergrund ist: Gott liebt dich, er möchte in dein Herz kommen und die Richtung deines Lebens ändern und dir einen Frieden und eine Freude geben, die du niemals zuvor hattest. Und er wird dies heute tun, wenn du dich ihm anvertraust. [Wieder: kein Christus, kein Kreuz, kein Evangelium!]
Schuller: Billy, mein Lehrmeister war Norman Vincent Peale. Und ein wichtiger Lehrer war für mich … Erzbischof Fulton Sheen, ein sehr lieber Freund … Du kennst Fulton Sheen und auch Norman Peale. Was hältst du von diesen beiden Männern?
Graham: Ich kenne sie beide, so wie du auch, und ich habe sie beide geliebt. Und in meinem Buch steht eine Geschichte, wie Fulton Sheen einmal in einem Zug in mein Abteil kam und wir zwei oder drei Stunden zusammen verbrachten … Die römisch-katholische Kirche … öffnet ihre Arme und heißt uns willkommen, und fast überall wo wir hingehen erfreuen wir uns der Unterstützung durch die katholischen Kirche …

In einem exklusiven Interview in einer Sonntagsbeilage der Zeitung Parade sagte Billy Graham: »Ich selbst und mein Missionsdienst halten völlig fest an den fundamentalen Glaubenssätzen des christlichen Glaubens. Aber als Amerikaner respektiere ich andere Wege zu Gott – und als Christ bin ich aufgerufen, sie zu lieben.«  –  Doch es gibt keine »anderen Wege zu Gott«, es sei denn, Jesus habe sich geirrt, als er sagte: »Ich bin der Weg … niemand kommt zum Vater als nur durch mich« (Joh 14,6).

Ein ernsthafter Christ aus Neuseeland schreibt:
Im Carlaw-Park-Stadion in Auckland (Neuseeland), nach einer klaren Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi und einem gefühlsbetonten Aufruf von Dr. Billy Graham, »eine Entscheidung für Christus zu treffen«, hatte es der Schreiber dieser Zeilen eilig, sein Leben Christus zu übergeben.
Das war im Jahr 1957 und … ich kann mich noch immer gut an die Kraft jenes Abends und die Liebe dieses Mannes zu Gott, seinem Wort und die Wahrheit erinnern …!
Die Stürme des Teenagerlebens brachten mich bald in Bedrängnis und ich vergaß meine »Bekehrung« … Ich wurde Akademiker … reiste in der Welt umher, heiratete, hatte eine Familie, ließ mich scheiden und heiratete wiederum. Dann … zog Gott mich in seiner Allmacht zu Christus und einer ordentlichen Bekehrung! Ich erinnerte mich an den Abend mit Billy Graham von 1957 und … nahm mit sehnsüchtigen Gefühlen Nachforschungen auf, was aus Dr. Billy Graham geworden war.
Im Jahr 1985 kam Dr. Leighton Ford … mit einem Evangelisationsfeldzug nach Sydney und ich trug mich als Platzanweiser bzw. Seelsorger ein und besuchte die erforderlichen Schulungsseminare – und die allabendlichen Treffen.
Von dem was ich während dieser Zeit sah, hörte und las, widersprach vieles dem, was ich 1957 erlebt hatte! Irgendetwas war anders geworden … Die Billy Graham Evangelistic Association war »political correct« – der Gesellschaftsnorm entsprechend – geworden. Sie war nun weltweit Freund von Politikern und Regierungen, und willkommener Gast im Vatikan! Ein näheres Nachprüfen erwies sich als deprimierend und alarmierend … Der Abstieg von evangelikaler Rechtgläubigkeit zum ökumenischen Abfall war innerhalb von nur 40 Jahren vollzogen! …
Es ist traurig, aber wahr: Meine Reise in meine geistliche Vergangenheit führte mich zu einem ernsthaften, tiefen Anliegen für die Zukunft …

Die Heidnisierung der Christenheit

Der Trappistenpater und katholische Mystiker Thomas Merton (1915 – 1968) war einer der hoch angesehensten (sowohl von Katholiken als auch Protestanten) katholischen Führungspersönlichkeiten dieses Jahrhunderts. Harvey D. Egan, ein jesuitischer Gelehrter, schreibt über Merton, dass er »in seinen Schriften folgendes Spektrum zusammenbrachte: die Schrift, die Kirchenväter, die Eremitenmönche, die großen christlichen Mystiker, die russisch-orthodoxen Mystiker, zeitgenössische katholische und protestantische Theologie, moderne Psychologie … Existenzialismus, Taoismus, Buddhismus … mit einem unglaublichen Gespür für soziale Gerechtigkeit, städtische Gewalt, Armut, Ökumene und Ost-West-Dialog.« Er war eine »Stimme der Autorität in der amerikanischen [katholischen] Kirche, und weit über ihre Grenzen hinaus«.

Merton begrüßt die »Offenheit gegenüber den orientalischen Religionen seitens des II. Vatikanischen Konzils«, und »identifiziert sich selbst stark mit östlichem Mystizismus, insbesondere dem Zen [Buddhismus]«. Er schwärmt von den hinduistischen, buddhistischen und islamischen Mystikern, die »Einheit mit dem Gott der Wahrheit und Liebe erfahren haben«.  Merton sah »keinen Widerspruch zwischen Zen und Christentum«.

Obwohl er kein Theologe ist, griff Phil Jackson, Trainer der »Chicago Bulls«, dieselbe Idee auf. Er schreibt: »Durch das Zusammenbringen von Zen und Christentum konnte ich wieder Kontakt zu meinem spirituellen Inneren aufnehmen und anfangen, mein Herz und mein Denken miteinander zu integrieren. Je mehr ich über die Ähnlichkeit der beiden Religionen lernte, desto kompatibler zueinander schienen sie mir. War Christus ein Zen-Meister? Das wäre vielleicht etwas zu weit gegangen, aber er praktizierte eindeutig eine Form von Meditation, als er sich von den Jüngern absetzte und eins mit ›dem Vater‹ wurde.«

Selbstverständlich ist Jesus Christus nicht eins mit dem Vater geworden; er ist eins mit dem Vater, von Ewigkeit her und in alle Ewigkeit. Jesaja beschrieb ihn in prophetischer Vorankündigung seiner Geburt als »starker Gott, Vater der Ewigkeit« (Jes 9,6), der in die Welt geboren werden sollte.

Leider hat Jackson den christlichen Glauben nie wirklich verstanden. Er sagt, seine Mutter habe Johannes 3,16 in seinem Kinderzimmer aufgehängt, als er vier Jahre alt war. Er zitiert den Vers korrekt und sagt dann: »Seitdem war ich darauf bedacht, den Glauben zu bewahren, damit auch ich ewiges Leben finden könnte.« Das ist jedoch nicht, was dieser oder irgend sonst ein Vers der Bibel besagt. Die Bibel lehrt, dass das ewige Leben ein Geschenk der Gnade Gottes ist, das niemand sich verdienen kann. Es war nicht der christliche Glaube, den Jackson ablehnte, sondern seine falsche Auffassung davon.

Jackson betet mit seinen Spielern häufig das so genannte »Gebet des Herrn«. Es beginnt mit den Worten: »Vater unser im Himmel …« Wer dieses Gebet aufrichtig beten will, muss Gott als seinen Vater kennen gelernt haben, und zwar mittels einer neuen Geburt in die Familie Gottes durch Glauben an Jesus Christus. Seiner eigenen Aussage nach hat Phil Jackson, wie die meisten seiner Spieler, den Jesus Christus der Bibel verworfen, und somit ist es für sie ein Widerspruch, das Vaterunser zu beten. Diese leichtfertige Vermischung des christlichen Glaubens mit jeder x-beliebigen Art von Spiritualität ist es, die die künftige Weltreligion charakterisieren – und das Christentum zerstören – wird.

Ein evangelikaler Gemeindeleiter verbrachte zehn Tage auf einer ökumenischen Konferenz des Weltkirchenrates (ÖRK bzw. WCC) und des amerikanischen nationalen Kirchenrates (NCC), die unter der Schirmherrschaft des Auburn Theological Seminary (New York) durchgeführt wurde. Es schockierte ihn, dass der christliche Glauben unverhohlen abgelehnt und von Heidentum ersetzt wurde. Das Okkulte wurde verehrt, als sei es Gott. Hier ein Auszug aus seinem Bericht:

Ich wusste, dass wir Probleme bekämen, als unser erster Anbetungs- »Gottesdienst« draußen an einem Gartenteich stattfand und den »Sieben Geistern der sieben Richtungen des Universums« Gebete und Wasseropfer dargebracht wurden (»O Geist des Nordens, wehe auf uns … O Geist des Ostens … des Westens … des Südens …«).  Was für jeden objektiven Beobachter pures Heidentum gewesen wäre, wurde uns dargestellt als einfach eine Übung im Entdecken der ökumenischen Vielfalt spiritueller Ausdrucksweisen und Erfahrungen, die wir einüben müssten, wenn wir wahrhaft eins sein wollten …

Die Lehre von der Dreieinigkeit wurde in Bausch und Bogen geleugnet … als archaisches Symbol für Gott, das so voller klassisch abendländischem Sexismus stecke sowie voller Bilder der Unterdrückung, sodass es verbannt werden müsse zugunsten etwas anderem, das solch erleuchteten feinsinnigen Wesen … [wie] Sophia … besser gefällt.

Manche von uns sprechen zwar von Jesus lieber als unserer persönlichen »Christus-Gestalt«, doch wagen wir es nicht, ihn exklusiv zu machen. Wir müssen inklusiv sein gegenüber allen potentiellen »Christus-Gestalten«, sodass wir lernen können, durch sie und hinter ihnen allen diesen einen »Retter-Geist der Befreiung« zu sehen, der durch all die verschiedenen Formen von »Christus-Gestalten« der Weltreligionen wirkt …

Die Ideologien des Befreiungsdenkens haben eindeutig den Kurs des ÖRK und des NCC übernommen und führten sie in nichts anderes als in synkretistisches Heidentum. Und am bestürzendsten ist, dass, von den Teilnehmern dieser Konferenz her beurteilt, viele ökumenische Führungspersonen des Protestantismus freudig diesem Rosenpfad in den Abfall folgen.

Die Weltreligion kommt

Kurz vor seinem Amtsantritt als Vizepräsident der USA schrieb Senator Al Gore ein Buch, in dem er »die Weisheit, die sich durch alle Religionen herauskristallisiert«, anpreist. Er schreibt weiter: »Diese panreligiöse Perspektive kann sich als besonders wichtig erweisen, was die Verantwortung unserer globalen Zivilisation gegenüber der Erde betrifft.« Er schwärmt von der Verehrung von Göttinnen und klagt das Christentum an, »die letzte Spur organisierter Göttinnen-Anbetung« ausgetilgt zu haben. Er ist begeistert vom Islam, Hinduismus, von der Sikh- und Bahai-Religion sowie vom New Ager und okkulten katholischen Priester Teilhard de Chardin. In seiner Ansprache vor dem 1990er Weltforum in Moskau erklärte Gore, der die Erde als Muttergöttin Gaia anbetet, dass die ökologischen Probleme nur durch eine allen Religionen gemeine »neue Spiritualität« gelöst werden könnten.

Dass unser Kurs in diese Richtung steuert, ist klar. Es würde einen ganzen Band in Anspruch nehmen, wollte man mit einer Darstellung vom Ausmaß dieser Bewegung nur anfangen. Einige wenige Beispiele müssen an dieser Stelle ausreichen. Zusammen mit Nikkyo Niwano, dem Gründer der buddhistischen Bewegung Rissho Koseikai, eröffnete Papst Johannes Paul II. die 6. Weltversammlung der Weltkonferenz für Religion und Frieden im Vatikan Ende des Jahres 1994.

»Dieses internationale Konzil mit Sitz in Genf widmet sich der Förderung des Friedens durch den Bau von Brücken der Kommunikation und des Vertrauens zwischen den verschiedenen Weltreligionen. Papst Johannes Paul II. ist ein überzeugter Förderer …« (The Toronto Star, July 1991)

Dieser Traum wird weltweit in die Praxis umgesetzt. Denken wir z. B. an die »synkretistische Liturgie«, mit der in der anglikanischen Lukas-Kirche in Auckland (Neuseeland) die Vielfalt der »fünf großen Religionen« zelebriert wurde. Der anglikanische Bischof von Auckland, Rev. John Paterson, hieß zur Feier Hindus, Juden, Buddhisten, Muslime wie Christen willkommen.

1996 fand in San Francisco ein Treffen von 60 Religionsführern aus aller Welt statt, die zur Gründung einer weltweiten Vereinigung der Religionen aufriefen, eine »UNO der Religionen«.

Der Bischof der Episkopalkirche von Kalifornien, William Swing, der gerade von einer Weltreise zurückgekehrt war, auf der er versucht hatte, eine Einheit unter allen Religionen herbeizuführen, erklärte: »Ich bin überzeugt, dass die Zeit reif ist für eine globale Initiative, die die Weltreligionen zusammenruft …« (San Francisco Chronicle, Juni 1996).

Am 23. Juni 1997 trafen sich »200 Delegierte aus den weltweiten religiösen Vereinigungen« an der Stanford-Universität unter der Leitung von Bischof Swing. Dort wurden Pläne vereinbart, am 26. Juni 2000 die »Vereinten Nationen für alle Religionen« zu gründen, wie es Swings Traum war. Die Initiative »Vereinte Religionen« ist bestrebt, »Religionen und spirituelle Traditionen an einen gemeinsamen Tisch zu bringen, einer permanenten globalen Versammlung. In gegenseitiger Achtung der jeweiligen Unterschiede werden sie versuchen, Frieden unter den Religionen herzustellen, sodass sie zugunsten allen Lebens und der Heilung der Erde zusammenarbeiten können.« (URI News Update, Dec. 1996).

Bischof Swing, der seit 1993 die Welt bereist, um dieses Projekt auf die Beine zu stellen, sagt:
Ich habe viel Zeit im Gebet mit Brahmanen verbracht, in Meditation mit Hindus und im Schweigen oder Singen mit Buddhisten. Ich fühle, dass mich das Öffnen gegenüber diesen Völkern innerlich ungemein bereichert hat. Auf der Promise-Keepers Konferenz in Atlanta (Georgia), bei der 39.000 Kirchenleute zusammenkamen, sagte der PK-Gründer Bill McCartney:
»Hier wird ein Traum wahr … es ist faszinierend zu sehen, dass die Barrieren der Denominationen abgerissen werden: Protestanten wie Katholiken [und Mormonen] sind hier zusammen. Der Zweck dieses Treffens ist die Einheit der Kirche.«

Die Konferenz brachte den ÖRK, das NCC, Pfingstler und Charismatiker, Evangelikale, Mormonen und Katholiken einschließlich 600 Priester zusammen. Vizepräsident Dale Schlafer, der die Konferenz organisierte, erklärte, diese neue Einheit sei nicht auf Lehre gegründet, sondern auf Beziehungen. Tom Watson, Gemeindeleiter aus Texas, warnt:
Sollte es uns nicht Sorgen machen, dass der Ruf zur Einheit auf Kosten der Lehre nicht nur von den Evangelikalen ausgeht, sondern auch von dem abgefallenen ÖRK und von New Agern, die ihre Weisheit von jenseitigen Wesen beziehen?

Warnt die Schrift uns nicht, dass dieser Tag kommen werde (2.Tim 4,3-4)?

Das Anliegen für Moral und Ökologie wird zur Entschuldigung für die Kompromittierung des Glaubens.
Kenneth S. Kantzer,
ein früherer Herausgeber der Zeitschrift Christianity Today (CT) schrieb: »Aufgrund der Verbreitung der moralischen Verderbnis, die die Wurzeln einer freien Gesellschaft zerstört, haben wir Evangelikalen es nötig, uns mit unseren katholischen Nachbarn zusammenzuschließen. Und mit den Mormonen, konservativen Juden und Säkularisten, die unsere Werte teilen …«

Hätte Jesus sich in einer solchen Koalition zur moralischen Besserung mit den Rabbis zusammengetan, dann wäre er sicherlich ein großer ethischer Reformer geworden, der viel Gutes erreicht hätte – und alles, ohne ans Kreuz zu gehen!

Gleichzeitig wird der christliche Glaube mit dem Amerikanismus verwechselt. Millionen von »Christen« aller Schattierungen, von den Evangelikalen bis hin zu Katholiken, Mormonen und Moon-Jüngern, haben sich zusammengeschlossen, um Amerika zu christianisieren, indem sie das Land zurück zu den »traditionellen moralischen Werten« rufen, auf denen es gegründet wurde. Irgendwie hat diese »Mission« die Phantasie und Loyalität von unzähligen Evangelikalen in Beschlag genommen und hat in ihrem Herzen und Denken den biblischen Missionsauftrag ersetzt.

Es liegt ein neuer Optimismus in der Luft, eine Hoffnung, dass »Amerika gerettet werden kann«, und zwar durch ein kompromittiertes ökumenisches Evangelium. Sogar J. I. Packer scheint sich dieser Verblendung gebeugt zu haben. In einem Artikel in CT verdreht er Jesu Befehl, das Evangelium zu verkünden, in einen Aufruf zur »Re-Christianisierung des nordamerikanischen Milieus … und zum Wiederaufbau der Ruinen … der nordamerikanischen Kultur …«! (CT, 12. Dec. 1994).

Wo legt die Bibel einen solchen Gedanken nahe?

Llewellyn Rockwell schreibt:
Das Christentum wird nun regelrecht politisiert. Die [katholischen] Bischöfe und Ralph Reed haben keine Skrupel, von der Wichtigkeit einer familienfreundlichen Gesetzgebung oder den Errungenschaften des religiösen Pluralismus zu reden, doch schämen sie sich, solche grundlegenden Dinge wie die christliche Lehre der Errettung anzusprechen. Je länger der Prozess der Politisierung fortdauert, desto dünner wird der Glaube. Politische Motivation veranlasst Christen, zugunsten des persönlichen Ansehens ihren Glauben zu verwässern … Die erste Stufe des Ausverkaufs kommt mit der Erhöhung des politischen Pluralismus über die lehrmäßige Wahrheit, die zweite Stufe mit der kompletten Verleugnung lehrmäßiger Wahrheit zugunsten von politischen Zielen. (New Oxford Review, Juni 1996).

Die Bibel weist darauf hin, dass die künftige Weltreligion die Grundlage für das Weltreich des Antichristen sein wird. Dieses wird das wieder erstandene Römische Reich unter dem Antichristen sein, das in zehn Bereiche gegliedert ist, wie die zehn Zehen von Nebukadnezars Traumbild (Dan 2,42-44), die zehn Hörner von Daniels viertem Tier (Dan 7,7) und die zehn Hörner des Tieres in der Vision des Johannes (Offb 12,3; 13,1; 17,3; 12) andeuten. Dabei wird auf einige Merkmale der antiken römischen Religion hingewiesen, wie z. B. auf den Kaiserkult, dessen Missachtung mit der Todesstrafe bezahlt wird (Offb 13,8; 14,15). Von daher ist es eine vernünftige Schlussfolgerung, dass es sich bei der künftigen Weltreligion um dieselbe Mischung aus Christentum und Heidentum handeln wird, wie es unter Kaiser Konstantin und von ihm an unter dem Katholizismus der Fall war.

Evangelikale und Katholiken zusammen

Das Dokument »Evangelikale und Katholiken zusammen: die christliche Mission im dritten Jahrtausend« war keine plötzliche Entwicklung, sondern das unvermeidbare Ergebnis von viel früheren Vorbereitungen. Charismatische Zeitschriften und Führungspersonen haben Papst Johannes Paul II. ungeachtet seines falschen Evangeliums mit Lob überschüttet. Jack Hayford sagt in Begeisterung über den Papst als christlichen Führer: »Man muss kein Katholik sein, um aufrecht stehen und sagen zu können: ›Ich bin auch ein Christ.‹«
Billy Graham hat Johannes Paul II. als »die größte religiöse Führerperson der modernen Welt und eine der größten moralischen und geistlichen Führerpersonen dieses Jahrhunderts« bezeichnet.
James Dobson, Amerikas führender Familienexperte und einer der anerkanntesten christlichen Psychologen der Welt, nennt den Papst »den herausragendsten religiösen Führer, der den Namen Jesu Christi nennt«.
Die ökumenische Partnerschaft mit Rom ist auf den Seiten von Christianity Today seit langem vorangetrieben worden. Bereits 1985 bezeichnete Kenneth Kantzer in einem CT-Editorial Papst Johannes Paul II. als den »Nachfolger des hl. Petrus«, der »von Gott berufen« sei, um »eine vereinte Kirche zu schmieden … und dessen Priorität für die christliche Botschaft … ihn in den Herzen der Evangelikalen beliebt macht«.

Ein Jahr später erklärte Kantzer, dass »traditionelle Katholiken … vieles vom biblischen Christentum bewahrt haben und Eigenschaften besitzen, die ich bewundere und denen ich nacheifern möchte. Zum Beispiel … ihre häufige Feier des Herrnmahls [der Messe] und ihre Loyalität zur Bibel …« – In Wirklichkeit verdammt Rom, wie wir bereits erwähnt haben, all jene, die das Mahl des Herrn auf evangelikale Weise als Gedächtnismahl begehen:
Wer sagt, das Messopfer sei … das bloße Gedächtnis des Kreuzesopfers, nicht aber ein Sühneopfer … und man dürfe es nicht für Lebende und Verstorbene, für Sünden, Strafen, zur Genugtuung und für andere Nöte aufopfern, der sei ausgeschlossen [anathema, d. h. verdammt]. 

Ralph Reed (Leiter von Pat Robertsons »Christlicher Koalition« bis zu seinem kürzlichen Rücktritt) sagte: »Eine aufkommende Partnerschaft zwischen Katholiken und evangelikalen Protestanten wird ab den 90er Jahren die wirksamste Kraft in der Wählerschaft sein … die Menschen des Glaubens« zum Allgemeinwohl der Nation zusammenbringt. Das wird anscheinend jeder »Glaube« tun können. Aus einer derartigen Verbindung zugunsten des Allgemeinwohls wurde wohl der Schulterschluss »Evangelikale und Katholiken zusammen« (ECT) geboren. Die New York Times berichtete:
Sie arbeiten zusammen in der Bewegung gegen Abtreibung und Pornografie, und jetzt fragten sich die führenden Katholiken und Evangelikalen, ob sie einen einzigartigen Glaubensschritt tun sollten: Sich endgültig gegenseitig als Christen anzuerkennen.
John Wimber schwärmte oft vom Papst und vom Katholizismus.
John Goodwin berichtet: »John Wimber treibt aktiv die Wiedervereinigung von Protestanten und Katholiken voran. Ich war auf einem Seminar, einer Konferenz für Gemeindeleiter in Anaheim mit etwa 5000 anwesenden Gemeindeleitern. Der Erzbischof der Erzdiözese war dabei und saß mit seinen Gewändern in der ersten Reihe … John bat ihn aufzustehen und sagte zu ihm:
›Ich möchte im Namen aller Protestanten um Entschuldigung dafür bitten, dass wir die katholische Kirche verlassen haben und für all die Dinge, die wir über Sie und die Kirche gesagt haben.‹«

Der Fernsehevangelist Jack van Impe ist ein weiterer führender Evangelikaler, der den Papst als Evangelisten anpreist, von Mutter Teresa schwärmt und sogar die »Marienerscheinungen« zitiert, als seien sie von Gott.

Ein Gemeindeleiter schreibt:
Ich sah mir Jack van Impe im Fernsehen an. Die Sendung galt dem Lob Papst Johannes Pauls II. für seine gute »christliche« Arbeit, seine Ökumenebestrebungen, seine Liebe und Sehnsucht nach christlicher Einheit …
Drei Viertel der Sendung stellte van Impe die Haupthindernisse zur christlichen Einheit heraus, die von Fundamentalisten aufgestellt werden … Er zeigte, wie töricht dies sei, indem er verdeutlichte, dass der Papst und alle rechtgläubigen Katholiken an den selben Grundsätzen des Glaubens wie die Evangelikalen fest halten …
Es ist zum Heulen, wenn ich diese Einheit-um-jeden-Preis-Mentalität sehe … Außerhalb der Wahrheit gibt es keine Einheit … Keine einzige Verkündigung eines römischen Konzils ist jemals widerrufen worden. Wenn man will, kann man dem Lehrpunkt ausweichen oder ihn ignorieren, aber im Grunde ihres Glaubens stehen die Protestanten immer noch unter dem Anathema der römischen Kirche!

Eine Entscheidung steht an

Bei all seinen Erfindungen und modernen Errungenschaften hat der Mensch sich doch nicht geändert. Immer noch ist er der Nachkomme Adams, der in Sünde gefallen ist und der Versöhnung mit seinem Schöpfer bedarf. Immer noch braucht er Liebe, Sinn und Ziel nicht nur in diesem Leben, sondern auch darüber hinaus. Die Ewigkeit ist alles, worauf es ankommt, und diese hat sich nicht verändert. Gott hat weder den Himmel renoviert, um mit den aktuellen Vorstellungen auf der Erde mithalten zu können, noch hat er die Eintrittsbedingungen revidiert, um das Glaubensspektrum der künftigen Himmelsbürger zu erweitern.

Gott beauftragt kein innovatives Werbe- und Propagandateam, um uns zu überzeugen, dass der Himmel ein netter Ruheort sein wird.
»Buße zu Gott und Glauben an unseren Herrn Jesus Christus« (Apg 20,21), selbst unter Evangelikalen nicht mehr populär, ist immer noch die einzige Eintrittskarte in den Himmel. Wer Gott nicht von ganzem Herzen liebt und sich nach Gemeinschaft mit ihm sehnt, dem würde es dort schlecht ergehen.

Himmel und Hölle sind keine Bewußtseinszustände, wie es sich Templeton und seine Gefolgschaft vorstellen, sondern das wirkliche und ewige Schicksal jeder menschlichen Seele. Die Hölle ist der Ort, an dem diejenigen die Ewigkeit verbringen werden, die sich in Ablehnung Gottes okkulten Mächten zugewandt haben, die entschieden sind, ihren eigenen Weg zu gehen, ihre eigenen Leidenschaften zu genießen und sich ihr eigenes Universum mit ihren eigenen Vorstellungen zu schaffen. Die Bewohner dieser Hölle sind egoistische, völlig einsame Seelen. Das Selbst ist bei ihnen derart vereinnahmend geworden, dass es keinen Raum für irgend etwas anderes mehr gibt.

Der Herr Jesus wurde als Retter der Sünder geboren. Wie wunderbar ist es, dass er, der er Gott und im Heiligen Geist eins mit dem Vater ist, uns so sehr liebt, dass er bereit war, von einer Jungfrau geboren in diese Welt zu kommen, in einer Welt aufzuwachsen, die ihn haßte, verachtete, verwarf, verspottet, geißelte und kreuzigte – und mehr noch als nur das körperliche Leiden: Er war sogar bereit, unsere Sünden zu tragen und den unendlichen Preis unserer Erlösung zu zahlen, den seine eigene unendliche Gerechtigkeit erforderte! Und immer noch ist er von der Welt verlästert und verworfen, und sein Evangelium wird selbst in der bekennenden Kirche verdreht.

Irrlehre und Kompromiß auf Seiten derer, die behaupten, seine Nachfolger zu sein, ist vielleicht die für ihn schmerzlichste Verlästerung. Dadurch wird er verworfen als der, der er wirklich ist und sein eigentlicher Zweck, weshalb er auf diese Erde gekommen ist, wird verschleiert. Jeder wahre Christ sollte zutiefst betroffen und besorgt darüber sein, dass nicht nur in der Welt, sondern auch in anscheinend lebendigen Gemeinden und unter angesehenen führenden Evangelikalen schwerwiegende Irrtümer verbreitet werden.

Unsere Liebe zu Christus – unsere Antwort auf seine Liebe zu uns – und unsere Liebe zu den Verlorenen, die auch er liebt und retten möchte, veranlaßt uns, Irrlehre zu verabscheuen, dem Angriff des Okkulten die Stirn zu bieten und ernstlich für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben einzutreten. Mögen wir ihm treu bleiben, bis er kommt und uns ins Vaterhaus führt!

Wenn der Herr noch zögert, kann es sein, dass eine Zeit der Prüfung auf uns zukommt. Kürzlich sah der Autor im Fernsehen eine Unterrichtsreihe mit John Bradshaw. Während Bradshaw über Glauben an Gott redete (für beides – Glaube und Gott – hat er seine eigenen unbiblischen Definitionen), denunzierte er solche, die behaupten gerettet zu sein und damit »das Selbstbild anderer zerstören, die nicht genau dasselbe glauben wie sie«. Die ganze Sendung war äußerst geschickt und überzeugend aufgemacht. Das Publikum stimmte offensichtlich allem zu, was Bradshaw sagte. Man kann sich leicht vorstellen, dass der Tag kommt, an dem solche Argumente verwendet werden, um Evangelikale als Bedrohung der Gesellschaft zu unterdrücken oder mundtot zu machen.
In der ganzen Kirchengeschichte hätten sich die christlichen Märtyrer – einschließlich der heutigen Märtyrer, insbesondere in muslimischen Ländern – für einen ökumenischen Weg des Kompromisses und der Zustimmung zum »gemeinsamen Glauben aller Religionen« entscheiden können und wären so den Flammen oder dem Schwert entkommen. Doch statt dessen waren sie entschlossen, fest für die Wahrheit einzustehen, ernsthaft für die Wahrheit zu kämpfen. Wagen wir, es anders zu tun?

Für uns, die wir an diesem historischen Scheideweg stehen, sind noch mehr Streitfragen dazugekommen. Die todbringenden Tentakel des Okkulten in seinen vielen Spielarten haben die Welt umschlungen, doch ebenso die Kirche. Wie werden wir darauf reagieren? Eines Tages werden wir für unsere Entscheidung vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Welche Freude ist es jetzt und ewig, ihm treu zu sein!

Die Hervorhebungen sind von mir. Horst Koch, Herborn, im November 2006

Aus: Dave Hunt

Die okkulte Invasion – Die unterschwellige Verführung der Christenheit

Inhaltsverzeichnis

1.   Wozu dieses Buch?
2.   Die Rolle der Evolutionstheorie
3.   Was ist das Okkulte?
4.   Der Tod des Materialismus
5.   Fernwahrnehmung
6.   Eine dunkle und eine helle Seite?
7.   Naturalismus oder Supranaturalismus?
8.   Eingeborene und Naturreligionen
9.   Spiritistische Kommunikation und Besessenheit
10.  Drogen, Fantasie und das Okkulte
11.  Ökologie, Schamanismus Wissenschaft und Christentum  
12.  Der Einfluss des fernöstlichen Mystizismus
13.  Eine neue Ehrbarkeit in einem neuen Zeitalter
14.  Holistische Medizin
15.  12 Schritte mit »Gott nach deiner Auffassung«
16.  Die Verführung der Jugend
17.  Gott spielen: die Lust auf Macht
18.  Ufos, Außerirdische und Nahtod-Erlebnisse
19.  Engel-, Geister- und Marienerscheinungen
20.  Okkultismus in der römisch-katholischen Kirche
21.  Psychologie und das Okkulte
22.  »Christliche« Psychologie  
23.  Charismatischer und evangelikaler Okkultismus
24.  Geistliche Kriegsführung und Erweckung
25.  AD 2000: Der Wahnsinn der Jahrtausendwende
26.  Die künftige Weltreligion

www.horst-koch.de  –  info@horst-koch.de

 




Holistische Medizin (D.Hunt)

Dave Hunt

 

Holistische Medizin

Dem New England Journal of Medicine zufolge lassen sich alljährlich etwa ein Drittel der US-Amerikaner auf »unkonventionelle medizinische Behandlungen« ein. Das Time-Magazin berichtete, dass »die Amerikaner jährlich schätzungsweise 30 Milliarden Dollar für ›alternative Therapien und Glaubensheiler‹ ausgeben«…  Bei den meisten alternativen Therapien handelt es sich um New-Age-Methoden, zu denen östliche Meditation, Yoga, Visualisierung, Akupunktur, Irisdiagnose, Homöopathie, Biofeedback und andere mystische Techniken gehören«.

Eine offensichtliche Gefahr ist das Fehlen von Vorschriften. »Jeder, der einen Kursus anbieten möchte, kann das tun«, sagt Medizinprofessor Wallace Sampson. »Die Kontrolle geht praktisch gegen Null.« Außerhalb der USA ist die Kontrolle sogar noch geringer. Manche Patienten sind überzeugt, dass sie endlich Hilfe gefunden haben; doch für die meisten bedeutet es die Katastrophe. Als Pat Paulsen von den Ärzten gesagt bekam, dass das Stadium seines Darmkrebses alle Heilungschancen überschritten habe, wandte er sich an »eine der etwa 35 alternativen Kliniken kurz hinter der Grenze [zwischen USA und Mexiko] in Tijuana«. Nach Injektionen »von einem Haifisch-Embryo« fühlte Paulsen sich so viel besser, dass er sich daran machte, ein Buch zu schreiben. Doch stattdessen teilte er das Schicksal vieler anderer und starb.

Weit schlimmer als möglicher körperlicher Schaden ist die Gefahr der okkulten Bindung, die daraus resultieren kann. Unter Aufsagen bestimmter Formeln bereitet man ein Kräutergebräu zu, um diesem okkulte Kraft zu verleihen. »Glaube« an das Geheimnisvolle kann eine Antwort aus der Welt der Dämonen einbringen. Dessen ungeachtet berichtete kürzlich die USA-Weekend:

»Da sich jeder dritte Amerikaner an alternative Heiler wendet, hat ein Gremium der Regierung nun eine Änderung in der Ärzteausbildung vorgeschrieben. Jetzt studieren mehr angehende Mediziner Kräuter- und Gebetstherapien …
An 50 der 135 medizinischen Ausbildungsstätten der USA wird Anatomie und Biochemie jetzt mit Akupunktur, Homöopathie, Ernährungslehre, Massage und Gebet ergänzt … Ein Gremium … des Nationalen Gesundheitsinstituts (NIH) empfahl, dass alle Studenten und Schüler in Medizin und Pflege mit alternativen Theorien und Techniken vertraut gemacht werden müssen …
Wir sagen nicht, jeder Medizinstudent müsse ein versierter Akupunkteur oder Hypnotiseur werden«, sagt Allen Neims, ein Arzt aus Florida und Vorsitzender des NIH-Gremiums. »Aber sie sollten genügend von diesen Techniken verstehen, um sich vernünftig mit ihren Patienten und anderen Heilpraktikern darüber auseinander setzen zu können …«

Holistisch heißt ganzheitlich

Die »holistische Medizin« des New Age wird auch »ganzheitlich« genannt, weil sie angeblich die ganze Person einbezieht: Geist, Seele und Leib. Drei einfache Fragen sollten jedem holistischen Heilpraktiker gestellt werden:
1.) Mit welcher Art »Medizin« würden Sie einen Geist behandeln?
2.) Haben Sie wirklich eine medizinische oder pflegerische Ausbildung, um einen Geist zu diagnostizieren und zu therapieren?
3.) Ist »Geist« nicht vielmehr ein religiöser Begriff? Welche Religion praktizieren Sie an Ihren Patienten im Namen von Wissenschaft?

Holistische Medizin ist in Wirklichkeit Schamanismus, der im Abendland zu neuem Leben erweckt wurde.

Das Gebiet der Medizin hat zwar aufgrund der Habgier mancher Mediziner und der Inkompetenz einiger Heilpraktiker selbst ihre Probleme und Missbräuche, aber das soll hier nicht das Thema sein. Hier soll es nur um das Okkulte gehen. Die holistische Medizin behauptet, sich geheimnisvoller und übernatürlicher Kräfte zu bedienen. Deshalb können holistische Therapien nicht durch eine medizinische bzw. physiologische Erklärung unterstützt werden. Die angebliche »wissenschaftliche« Grundlage besteht einfach darin, dass sich in einigen Fällen gezeigt hat, dass die Methode »funktioniert«. Außer den bereits angeführten Techniken gehören auch Reflexzonenmassage, Strahlentherapie, Vitamin-Kinesiologie, Heilung durch Kristalle und Berührungstherapie zu den ganzheitlichen Methoden. Mangels Raum können wir hier nicht auf jede einzelne eingehen.

Nehmen wir beispielsweise Homöopathie. Jedermann kann sich geschäftlich als Homöopath niederlassen. Die ursprüngliche Lösung irgendeiner Substanz soll angeblich durch wiederholte Verdünnung zu einem Heilmittel werden, wenn keine messbare Spur dieses Elementes mehr in der Lösung verblieben ist. Solche wiederholten Verdünnungen verleihen der Homöopathie ihre einzigartige Kraft: eine geheimnisvolle »Kraft« in der Lösung, die kein Chemiker oder Physiker identifizieren kann. Ein amerikanisches Ärzteblatt warnte kürzlich: »Abgesehen von den spukenden Molekülen enthält eine homöopathische Lösung nichts anderes als Wasser und Alkohol. Somit können sie Ihnen wahrscheinlich keinen Schaden zufügen. Aber können Sie Ihnen etwas nutzen? Hüten Sie sich vor jedem – und jedem Produkt –, der oder das Ihnen verspricht, dort zu heilen, wo nichts anderes hilft.«

Eine erfolgreiche Invasion

Ein Leitartikel der Jerusalem Post schrieb kürzlich: »Wir leben in unbarmherzig stressreichen Gesellschaften … Unsere Ernährung strotzt von hormonverseuchtem Fleisch, Weißbrot ohne jede Nährstoffe und mit Chemikalien vollgestopften Früchten und Gemüse.«
Dann erklärte der Artikel das Ergebnis der weit verbreiteten Unzufriedenheit mit diesem Zustand:
»Der Trend schlug vor ungefähr 30 Jahren um, und zwar mit … der »alternativen« Medizin.  Zuerst hat das Ressort der wählerischen … und seltsamen, alternativen Medizin sich beträchtlich ausgeweitet … Heute wird sie von Ärzten in Universitäten und Krankenhäusern in Nordamerika, Europa und ganz Israel angewendet.
Israels erste Abteilung für Integrierte Medizin wurde 1991 am Assaf-Harofeh-Hospital eröffnet und behandelt bis zu 14.000 Patienten jährlich … Der Leiter, Dr. Shay Pintov, sagt: »Das ist Bestandteil des Trends in der gesamten westlichen Welt: Die Leute machen sich heute immer mehr Gedanken über ihre eigene Gesundheit und sind die chemischen Mittel leid …«

In den USA bieten jetzt über 400 Universitäten auf irgendeiner Ebene Schulung in verhaltensmäßiger [alternative] Medizin an … Erforschungen natürlicher und volkstümlicher Heilungsmethoden ist weltweit ein im Wachstum begriffenes Gebiet … Integrierter bzw. natürlicher Medizin … obliegt eine wichtige Rolle … Ihre Betonung der Geist-Körper-Beherrschung und Entspannung kann den unnachgiebigen Stress des postindustriellen Lebens beantworten. Ihr Nachdruck auf eine gesunde naturbelassene Ernährung spricht für sich selbst.

Dem Trend zu besserer Ernährung und weg von übermäßigem Gebrauch chemischer Präparate können wir nur beipflichten. Doch das abendländische Gesundheitswesen ist durch das Vertrauen auf mysteriöse, übernatürliche Kräfte aus holistischen Mitteln von einer Invasion des Okkulten befallen worden. Akupunktur beispielsweise wurde in China entwickelt, um den Körper wieder in Einklang mit der universalen Kraft namens Tao zu bringen, die sich aus Yin und Yang zusammensetzt. Ja, eine durch die Haut gebohrte Nadel kann durchaus eine förderliche Reaktion in einer Nervenbahn auslösen, aber das ist nicht die ursprünglich dahinter stehende Theorie. Dem Anthropologen Michael Harner zufolge (der der holistischen Bewegung sehr zugeneigt ist), ist der Begriff »holistisch« eine beschönigende Form für Hexerei, die jetzt als Schamanismus bekannt ist:
»Das aufkeimende Feld der Ganzheitsmedizin zeigt eine ungeheure Menge von Experimenten, welche viele bereits lange im Schamanismus praktizierte Techniken wiederfindet, wie beispielsweise Visualisierung, veränderte Bewusstseinszustände, Aspekte der Psychoanalyse, Hypnotherapie, Meditation, positive Einstellung [positives Denken/Denken in Möglichkeiten], Stressabbau und mentaler und emotionaler Ausdruck des persönlichen Willens zur Gesundung und Heilwerdung [positives Bekenntnis]. In gewissem Sinne wird Schamanismus im Westen wiederentdeckt, weil er gebraucht wird.«

Ein vor kurzem in der Los Angeles Times erschienener Artikel war betitelt: »Alternative Behandlung schleicht sich in die Schulmedizin.«
Okkulte Techniken wie Visualisierung von inneren Führern (die grundlegendste und wirksamste schamanische Praktik) und »Heilung durch Berührung« (der Versuch, durch meditierendes Halten der Hände ein paar Zentimeter über dem Körper des Patienten »Liebe und Wohlbefinden« zu vermitteln und die innere psychische Kraft neu auszurichten) werden in Krankenhäusern in ganz Amerika offen praktiziert.

Diese Bewegung, die »Spiritualität« in die Medizin einbringt, gewinnt in erstaunlichem Maße an Zuspruch und Aufschwung. Die bereits zitierte Psychologin von Harvard, Joan Borysenko, verkündet diese Botschaft allerorts. Eine Werbeanzeige für ihren Vortrag an der Universität von Alberta (Kanada) beschrieb sie als ausgebildet »in den großen spirituellen Traditionen der Welt« und als »fesselnde Rednerin … die Wissenschaft, Psychologie und Spiritualität auf einzigartige und vielsagende Weise in Verbindung bringt … und in Krankenhäusern ebenso zu Hause ist wie in Synagogen, Kirchen und öffentlichen Einrichtungen«.
Dr. Borysenko berichtet von ihrem ersten Versuch, professionelle Mediziner von der Idee zu begeistern, dass »spirituelles Wohlbefinden tatsächlich den Unterschied zwischen unserem Leben und Sterben bedeuten kann«:

Bei einem fachspezifischen Treffen sprach ich vor einer Gruppe von Gynäkologen und Geburtshelfern … und ich nahm alle meine Nerven zusammen und fing an, über das Wesen des Geistes und des Bewusstseins zu sprechen, über Gebet, Nahtod-Erlebnisse, Wunderheilungen … Ich hatte keine Vorstellung, wie sie reagieren würden und ich war … nervös, aber es wurde zu einer unglaublichen Erfahrung.
Noch nie zuvor waren hinterher so viele Leute zu mir gekommen, um mir von ihren Erfahrungen zu berichten, und das ging den ganzen Tag so weiter. Im Foyer hörte ich sie an jenem Abend an jeder Ecke ihre Geschichten austauschen.

Der »wissenschaftliche« Segen des »Gebets«

Eine Umfrage von 1996 ergab, dass 82 % der US-Amerikaner an die »Heilkraft des persönlichen Gebets« glauben und 77 % glauben, dass »Gott manchmal eingreift, um Menschen zu heilen, die unter einer schweren Krankheit leiden«, während nur 28 % an die »Fähigkeit von Wunderheilern glauben, andere durch ihren Glauben oder ihre persönliche Berührung heilen zu können«. Das Gebet als »spirituelle« Praktik gehört ebenfalls zur holistischen Herangehensweise – allerdings nicht das biblische Gebet zu dem einen wahren Gott.

Robert Schuller sagte beim »Larry King Live« zum 31. Mai 1997, dass Positives Denken oder Denken in Möglichkeiten eine Form des Gebets sei. Leider verbreitete Schuller damit das holistische bzw. okkulte Gebet. Anhänger jeder Religion – und sogar Atheisten – können Positives Denken praktizieren. Wie Harner aufzeigt, beinhaltet Schamanismus positive Erklärungen, die eine universale Kraft aktivieren sollen. Ein solches »Gebet« kann von daher an jeden Gott oder jede Kraft oder angebliche »höhere Macht« nach eigener Wahl gerichtet sein, oder sogar an die eigene innere Kraft oder das höhere Selbst.

Religion und Spiritualität jeder Art scheint da hilfreich zu sein. Infolgedessen ist »Glaube« zu einem wissenschaftlichen Begriff geworden, der nichts mit Wahrheit oder dem einen wahren Gott zu tun hat, auf den allein echter Glaube gerichtet sein kann. Eine Studie aus dem Jahr 1995 ergab, dass einer der »entscheidendsten Vorhersage-Faktoren für das Überleben nach offenen Herzoperationen das Maß an Kraft und Hoffnung ist, das die Patienten ihren Angaben zufolge aus [irgendeiner] Religion schöpfen … Menschen, die regelmäßig [irgendwelche] religiösen Veranstaltungen besuchen, haben … einen niedrigeren Blutdruck, weniger Herzkrankheiten, weniger Depressionen und einen allgemein besseren Gesundheitszustand als solche, die keine solchen Veranstaltungen besuchen«. Die Daten, die der international bekannte Herzspezialist Dr. Nicholas Fortuin zusammengetragen hat, besagen: »Menschen mit Glauben genesen um etwa 70 % schneller« als solche ohne Glauben. Und anscheinend bewirkt das jeder Glaube.

William Dempsey Jr., Arzt in einer Notaufnahme, glaubt, dass Ärzte »mit den Kirchenleuten zusammenarbeiten sollten« und dass die Zeit gekommen sei, dass »die Mauer zwischen Wissenschaft und Religion niedergerissen wird«. (Wir haben bereits gesehen, zu welcher Zerstörung des wahren Glaubens dieser Prozess führt.)

Dr. Dale Matthew, ein bekennender Christ und Mitglied von John Marks Templetons »Beratungsgremium des Informationszentrums für Bescheidenheits-Theologie«, stimmt zu: »Wissenschaftliche Erkenntnis hat die positiven Auswirkungen von Religion erwiesen. Als Arzt und Wissenschaftler kann ich sagen … dass Gebet – wissenschaftlich gesehen – nützlich für Sie ist. Die medizinischen Effekte von Glauben auf die Gesundheit sind keine Frage des Glaubens, sondern der Wissenschaft.«

Eine Patientin von Dr. Matthew, die »sich selbst nicht als religiös bezeichnete«, fand dennoch »Matthews Beachtung der spirituellen Dimension extrem hilfreich«. Sie sagte: »Wenn nicht diese spirituellen Besserungen gewesen wären, wäre ich heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben.« Wenn man sich einem Geist öffnet, der nicht der Heilige Geist Gottes ist, kann das vielleicht für eine Zeit Vorteile mit sich bringen, aber für die Ewigkeit hat das bedrohliche Konsequenzen.

Herbert Benson aus Harvard fragt sich, ob es einen Gott gibt, der wirklich Gebet erhört. Jeffrey Levin sagt dazu: »Ich kann dieser Frage nicht direkt auf den Grund gehen, aber als aufrichtiger Akademiker kann ich sie nicht ausschließen.« Benson verweist jedoch auf den Placebo-Effekt:

»Jahrzehntelange Forschungen zeigen: Wenn ein Patient wirklich glaubt, dass eine Therapie hilfreich ist – selbst wenn es sich um eine Zuckerpille oder um Schlangenöl handelt –, dann hat dieser Glaube eine wirksame Heilkraft … Glaube an die medizinische Behandlung … [hat eine] wunderbare therapeutische Wirkung und führt in 60 bis 90% der behandelten Fälle üblicher medizinischer Probleme zum Erfolg. Doch … Glaube an eine unbesiegbare und unfehlbare Kraft birgt sogar noch mehr Heilkraft in sich … Das ist ein absolut wirksamer Glaube.«

Widerlegung von Jesu einzigartigem Anspruch?

Da religiöser Glaube jeder Art – und das trotz schwerwiegender Widersprüche zwischen den Religionen – zu denselben Erfolgen führt, kann man die Ergebnisse nicht der Wirksamkeit irgendeiner dieser Religionen zuschreiben. Alle diese »Glaubens«-Heilungen müssen auf den Placebo-Effekt zurückzuführen sein, der nicht von einer etwaigen Kraft in der Religion ausgelöst wird, sondern von dem Glauben, dass eine solche Kraft existiert.

Der Psychiater Peter Breggin sagt, es sei »wiederholt gezeigt worden, dass bis 50 % oder mehr von depressiven Patienten erfolgreich mit einer Zuckerpille behandelt werden können. Bei einigen Studien zeigten 90% der Patienten Erfolge aufgrund des Placebos.«

Für Heilungserfolge ist es offensichtlich belanglos, an was oder wen man glaubt (sei es an Buddhismus oder Hinduismus, an Mohammed oder Christus). Vielmehr scheint der Glaube an sich irgendeine innere Heilkraft auszulösen, die zur Heilung führt. Das stimmt allerdings nur bei psychosomatischen Problemen. Ein fester Glaube an ein angebliches Heilmittel sollte logischerweise das heilen können, was von einer Depression oder der Angst, krank zu werden, verursacht worden ist. Die meisten Gebrechen, unter denen US-Amerikaner leiden –, sowie die meisten »Heilungen« von »Glaubensheilern«, fallen in diese Kategorie. »Zwischen 60 und 90 % der Arztbesuche gehören in den Bereich des Geist-Körper-Zusammenhangs bzw. gehen auf Stress zurück«, meint Dr. Herbert Benson.

Die Bibel selbst unterstützt diese Vorstellung: »Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein niedergeschlagener Geist dörrt das Gebein aus« (Spr 17,22).
Mit dieser Aussage ist jedoch keine unbegrenzte innere Heilkraft oder ein grenzenloses menschliches Potenzial gemeint. Sie begrenzt die Wirksamkeit der Verbindung zwischen Geist, Emotionen und dem Körper auf die Art von heilender Förderung, wie man sie auch von einem guten Medikament erwarten könnte. Schlichte Tatsache ist, dass eine entspannte, glückliche und optimistische Haltung die normale Selbstheilungsfähigkeit des Körpers unterstützt.

In einem Artikel in Christianity Today (CT) schreibt der führende Evangelikale und Theologe J. I. Packer: »Anhand von Statistiken ist ersichtlich, dass jede Form von Gebet, ob von einem Christen oder Nichtchristen, die Genesung des Patienten fördert … Wenn Patienten den bestimmten Gott, zu dem sie üblicherweise beten, bitten, dass er sie behütet und heilt und die [ihrem] Gott vertrauen, dass er dies tun wird, entspannen sich innerlich auf eine Weise, die eine ganz natürliche therapeutische Wirkung hat.«

CT berichtet mit offensichtlicher Gutheißung: »Stiftungen, Regierungsbehörden, Schulkrankenhäuser und Universitäten fördern jetzt zahlreiche Studien, die einen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit von Gebet suchen. Im Juli … kamen Forscher von den Universitäten Georgetown, Duke und Harvard sowie vom Nationalen Institut für Gesundheitsforschung (NIHR) zusammen, um »eine Explosion der Forschung auf dem Gebiet von Religion und Gesundheit auszulösen«.
Die Konferenz war insbesondere darauf ausgelegt, »die Realisierbarkeit und Methodik zu ermitteln, wie ›der Glaubensfaktor‹ in die herkömmliche Gesundheitsfürsorge einzubringen ist«.
»Akademiker entwickeln … Methoden zur Erforschung eines wissenschaftlich erfassbaren Zusammenhangs zwischen Gebet und Heilung … Die bahnbrechende Studie, die zu diesem neuen Interesse führte, wurde 1984 von Randolph Byrd durchgeführt … [und untersuchte] annähernd 400 Patienten im San Francisco General Hospital.«

Die Begeisterung von CT ist schwerlich zu begreifen. Wir haben bereits gesehen, dass Vermischen von Wissenschaft und Christentum zu Verirrungen führt und auf Kosten der Wahrheit geschieht. Darüber hinaus würde ein Nachweis, dass das Beten zu irgendeinem Gott nach eigener Wahl heilt, gerade den Glauben an den Gott der Bibel untergraben, den CT doch eigentlich verkündet. Wozu auf Jahwe vertrauen, der Heiligkeit fordert, wenn es mit einem liberalen Gott doch genauso gut funktioniert? Der Artikel zitiert mehrere Kapazitäten (angebliche Christen) dahingehend, dass Siang-Yang Tan, Professor für Psychologie am Fuller Theological Seminary und Autor des Buches »Umgang mit chronischen Schmerzen«, sagt:
»Auf der Grundlage von Byrds Untersuchungenkönnen wir nicht sagen, dass ein durch Jesus dargebrachtes Gebet besser ist als das an Allah gerichtete Gebet eines Moslems … wir können nur sagen, dass überhaupt ein Gebet besser ist als gar kein Gebet … Man wird nie beweisen können, dass der jüdisch-christliche Gott der wahre Gott ist. Das kann man nur durch Glauben wissen.«

»Glaube« und »Beweise«

Ganz im Gegenteil: wir können und müssen beweisen, »dass der jüdisch-christliche Gott der wahre Gott ist«. Wenn Tan Recht hat, warum sollte dann überhaupt noch jemand an den Gott der Bibel glauben anstatt an die Macht aus »Krieg der Sterne« – oder weiterhin an Christus und nicht an Buddha oder einen Medizinmann? Wahrer Glaube ist kein Sprung ins Ungewisse, um überhaupt an »irgendetwas zu glauben«. Es muss einen festen Grund für den persönlichen Glauben geben. Petrus ermahnte die Christen:
Seid immer dazu bereit, denen Rede und Antwort zu stehen, die euch nach der Begründung eures Glaubens fragen (1.Petr. 3,15;

Wie wir bereits in anderen Büchern gezeigt haben (z. B. Jerusalem – Spielball der Völker und Die Frau und das Tier), gibt es Hunderte klar formulierter biblischer Prophezeiungen über Israel und den Messias. Die ganze Welt ist Zeuge geworden, wie diese Voraussagen in der Geschichte Israels und im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi unbestreitbar in Erfüllung gegangen sind. Es sind zu viele und zu spezifische Prophezeiungen, als dass ihre präzise Erfüllung durch Zufall erklärt werden könnte. Das ist ein einleuchtender Beweis, dass der Gott der Bibel der eine wahre Gott ist, dass die Bibel sein Wort und dass Jesus Christus der wahre und einzige Retter der Menschheit ist. Wenn es keinen derartigen Beweis gäbe, wäre der Glaube töricht. Wenn man sein ewiges Schicksal irgendeiner Religion, Kirche oder menschlichen Führung anvertraut, ohne einen hinreichenden Beweis für deren Vertrauenswürdigkeit zu haben, ist das geistlicher Selbstmord. Und ein solcher Beweis findet sich in keinem Buch als nur in der Bibel und für keine andere Person als nur für Jesus Christus.

Ja, Christus lebt im Herzen der Christen (Röm 8,9-11; Kol 1,27) und Gottes Geist bezeugt mit unserem Geist, dass wir seine Kinder sind (Gal 4,6). Doch Nichtchristen brauchen einen objektiven Beweis, und die Bibel bietet einen solchen. Jesus hat sich nicht zurückgehalten, zu beweisen, dass er lebt, und Paulus bewies aus dem Alten Testament, dass Jesus der Christus ist (Apg 9,22); Gleiches tat Apollos (Apg 18,28) und Gleiches müssen auch wir tun.

Wenn jemand einen solchen Beweis verstanden hat, kann er die Entscheidung treffen, sich dem Herrn Jesus Christus als seinem persönlichen Retter in Ewigkeit anzuvertrauen. Danach gibt Gott oftmals den nötigen Glauben an ihn, um Heilungen zu erleben, die spontan geschehen und keinesfalls als Placebo-Effekt erklärt werden können. Es gibt viele Berichte von unbestreitbar übernatürlichen Heilungen, die völlig von medizinischer Seite bestätigt werden. Solche Dokumentationen hier anzuführen, ist an dieser Stelle jedoch sowohl unnötig als auch nicht dem Sinn des Buches entsprechend.

Dr. Tan freut sich darüber, dass »die Menschen offener für Religion werden«, aber er ist zugleich besorgt, dass sie »offen werden für alle Religionen, einschließlich für alle Spielarten des New Age«. Damit hat er Recht. Und ohne den Beweis, dessen Existenz Dr. Tan leugnet, gibt es keine vernunftgemäße Grundlage für die Entscheidung zugunsten einer Religion oder eines Retters vor allen anderen.

Glaube an den Glauben – oder an Gott?

Viele Menschen, die sich selber als Christen bezeichnen, sind auf rein subjektiver und emotionaler Basis zu dieser Entscheidung gekommen.

Ihr Christsein ist auf sich selbst fixiert und hängt von ihren Gefühlen ab. Sie ziehen von Gemeinde zu Gemeinde und suchen nach Zeichen und Wundern, immer in der Hoffnung, eine neue Erfahrung zu machen und fleischlich Aufregendes zu erleben. Wie Paulus sagte, »ertragen sie nicht die gesunde Lehre« (2.Tim 4,3), die allein eine solide Grundlage für das Leben als Christ bietet. Viele meinen, sie seien Christen, weil sie ein offensichtlich übernatürliches Heilungserlebnis hatten, weil sie in einen tranceartigen Zustand gefallen sind, als sie von einem Glaubensheiler berührt wurden, weil ihnen heiße oder kalte Schauer über den Rücken gelaufen sind oder weil sie heftige Schüttelanfälle bekommen oder seltsame und unfreiwillige Laute von sich gegeben haben.

Für solche Christen (wenn sie überhaupt Christen sind) ist Gebet eine religiöse Technik, um das zu bekommen, was man möchte. Sie beten mit aller Kraft, um Gott zu überreden, ihnen doch ihre Wünsche zu erfüllen. »Glaube« ist dann der Kampf, das zu glauben, dass man das bekommt, wofür man betet. Wenn etwas jedoch eintrifft, weil man glaubt, dass es geschieht, braucht man Gott offensichtlich nicht. In Wirklichkeit ist man dann zu seinem eigenen Gott geworden und kann die Realität kraft des eigenen Geistes durch »glauben« schaffen.

Scharen von Menschen ist beigebracht worden (von Autoren und Fernsehevangelisten), sich nach persönlicher Aneignung von »übernatürlicher Kraft« auszustrecken. John Wimber und die Vineyard Christian Fellowship standen bei der Verbreitung dieser Illusion in vorderster Front. Zwar wird eine christliche Terminologie benutzt und manchmal werden zur scheinbaren Begründung Bibelverse zitiert, doch die Heilungsbewegung innerhalb eines großen Teils der heutigen Christenheit ist eher eine Mischung aus Irrlehre und Okkultismus, die mehr der Holismus-Bewegung gleicht als dem biblischen Christentum. Dieser »christliche Okkultismus«, auf den wir später noch zurückkommen werden, wird von John Goodwin, dem ehemaligen Pastor einer Vineyard-Gemeinde, beschrieben:
Wimber spricht von Heilung, als sei sie eine Technik, die jedermann erlernen könnte …
In seinem Heilungs-Video sagt er sogar: »Wenn ich für jemanden bete und dabei Informationen über meine fünf Sinne aufnehme und auswerte … strecke ich meine Antenne auch in die kosmische Realität aus und fange an, Informationen zu sammeln … Wenn du diese Hitze in deinen Händen spürst, weißt du, dass jemand geheilt werden wird.«

Das ist gefährlicher Tobak. Es ist wichtig zu verstehen, welche Verbindung besteht … zwischen den Vorgängen bei den Vineyards einerseits und der okkulten und New-Age-Bewegung andererseits … Sie sind alle miteinander verwandt, weil sie dieselbe Quelle haben.

Was aber ist dann wahrer Glaube? Jesus sagte: »Habt Glauben an Gott« (Mk 11,22). Glaube ist die Überzeugung, dass Gott das Gebet erhören wird – aber nur gemäß seinem Willen, zu seiner Zeit und auf seine Weise. Glaube versucht nicht, durch eine bestimmte Gebetstechnik Gottes Willen den eigenen Zielen zuzuneigen. Der wahre Gläubige versucht nicht, durch positives Denken, Denken in Möglichkeiten oder positives Bekenntnis die Erfüllung seiner Wünsche mental zu erzeugen, sondern betet in Unterwerfung unter Gottes Souveränität, Liebe und Weisheit ernstlich so, wie Jesus selbst gebetet hat: »Doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe« (Lk 22,42).

Im Gegensatz dazu vertritt holistische Medizin kein Anliegen für Wahrheit oder für den Willen Gottes, sondern nur für etwas, das funktioniert. Und sie beruht auf Techniken, die dem Gewissen und der Bibel widersprechen. Holistische Medizin versucht, eine okkulte Kraft anzuzapfen, und gerade mit diesem Versuch verwirft sie die Gnade des einen wahren und persönlichen Gottes, dessen Existenz und Souveränität sie leugnet. Die faszinierende Magie des Okkulten bringt gerade genug Ergebnisse zustande, dass ihre Opfer weiterhin an diesem Köder knabbern.

Eine neue internationale Illusion?

Die meisten Menschen denken zuallererst an ihr eigenes Befinden und Wohlergehen. Da sie von einer egozentrischen Sorge um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden vereinnahmt sind, werden viele zu leichtgläubigen Opfern von »Glaubensheilern« bzw. den Verfechtern der neuesten »alternativen« Therapien und Wundermethoden. Auf der Suche nach ewiger Jugend wenden sie ihre Zeit und ihr Geld auf, indem sie auf verlockende Angebote eingehen, die ihnen unglaubliche Ergebnisse versprechen. Das war der Fall bei Will Baron, der sagt: »Der Psychotherapeut Peter Blythe hat mein Leben total verändert. Aber ich bin ihm nie begegnet.« Alles begann, so sagt Baron, mit Blythes Buch Stress Disease (»Stresskrankheit«):

»Es führte in das »holistische« New-Age-Konzept ein, nämlich die Vorstellung, dass Körper, Verstand und Geist untrennbar zusammenhängen und dass alle drei harmonieren müssen, damit vollkommene Gesundheit resultiert …
Begeistert las ich von … Akupunktur, Homöopathie, Psycho-Chirurgie, Chakra-Gleichgewicht, Rebirthing, Urschrei-Therapie, Reiki, Edelsteinen und Bioenergetik. Die Beschreibungen dieser Methoden sprachen viel von »Energien«, »Gleichgewicht« und »Ganzheitlichkeit«. Durch alternative Heilungstechniken zum New Age verführt zu werden … scheint ein allgemeines Phänomen zu sein.«

Einer der bekanntesten Holismus-Gurus von heute ist Deepak Chopra, den Time in bewundernden Tönen als den »Kaiser der Seele« bezeichnete. Der London Daily Telegraph nennt seinen Bestseller Die Körperzeit »brillant und berauschend«. Die Washington Post beschreibt ihn als »blendend«, die San Francisco Chronicle als »erleuchtend«. Doch dieses Buch ist nichts anderes als ein Aufguss von fernöstlichem Mystizismus in pseudowissenschaftlichen und medizinischen Begriffen, eine clevere Präsentation des Hinduismus in einer für Abendländer attraktiven Weise:

»In dem vereinten Bewusstsein kann die Welt als ein Fluss des Geistes erklärt werden, welcher Bewusstheit ist. Unser ganzes Ziel ist es, eine vertraute Beziehung zum Selbst als Geist herzustellen. In dem Maße, wie wir diese Vertrautheit schaffen, machen wir uns die Erfahrung eines alterlosen Körpers und eines zeitlosen Verstandes bewusst …

Wenn Sie mit Ihrer eigenen inneren Intelligenz in Berührung kommen, kommen Sie in Berührung mit dem kreativen Zentrum des Lebens … Durch Lücken in unserer Selbsterkenntnis werden wir zu Opfern von Krankheit, Alterung und Tod.«

»Lücken in unserer Selbsterkenntnis« verursachen »Krankheit, Alterung und Tod«? Somit befinden wir uns einfach in Unwissenheit über unsere eigene Göttlichkeit und Unsterblichkeit? Das gesamte Buch, das so hoch gefeiert und in millionenfacher Auflage verkauft wurde, ist ein einziger Versuch zu beweisen, dass die Lüge der Schlange aus Eden wirklich die geheime Wahrheit ist und dass Chopra dies demonstrieren kann. Der verführerische Untertitel des Buches lautet Jung werden – ein Leben lang.
Doch Chopra selbst wird älter – genau wie wir alle. Mit einer entsprechenden Ernährung und Lebensweise lebt er unter Umständen länger als andere, doch schon bald wird der Tod seinen Tribut fordern. Doch noch immer schenken seine Anhänger solchen Torheiten wie der folgenden Glauben:
»Diese Möglichkeit [über Krankheit und Tod erhaben zu leben] ist im Osten immer als Tatsache angenommen worden. In Indien und China glaubt man von einigen spirituellen Meistern, dass sie infolge des Erreichens eines zeitlosen Bewusstseins Hunderte von Jahren gelebt haben …
Wenn der Fluch der Sterblichkeit gebrochen ist, können Sie die Angst, die dem Tod seine Kraft verleiht, fahren lassen … wenn Sie sich selbst in Begriffen eines zeitlosen, todeslosen Wesens sehen, erwacht jede Zelle zu einer neuen Existenz. Wahre Unsterblichkeit kann hier und jetzt erfahren werden … die Erfahrung eines zeitlosen Verstandes und eines alterlosen Körpers, die vom neuen Paradigma für uns vorbereitet wurde.

So sind wir also alle »todeslose Wesen«, die nur vom »Fluch des Todes« hinters Licht geführt wurden? Und es gibt tatsächlich intelligente Menschen, die dieser Lüge glauben? Niemand braucht den Tod zu fürchten, schreibt Chopra, weil wir als Bestandteile des universalen Energiefeldes alle unsterblich sind. Scharen von Menschen setzen ihre Hoffnung auf dieses Fantasievorstellung. »Wir sind überhaupt keine individuellen Wesen«, sagt Chopra, »sondern lediglich lokale Ausdrücke eines unendlichen, universalen Energiefeldes«.

Energie ist unpersönlich und unbewusst und hat deshalb mit dem menschlichen Geist und individueller Persönlichkeit nichts zu tun. Energie tritt in vielen Formen auf, einschließlich der Moleküle, die die Zellen von Pflanzen, Tieren und unseren Körpern bilden. Für uns ist es kein Trost zu wissen, dass bei Tod und Verwesung unseres Körpers die Energie nicht vernichtet wird, sondern nur in andere Formen übergeht. Die eigentliche Frage ist das Schicksal unserer unsterblichen Persönlichkeit in Seele und Geist – und nicht die Energie, die in unseren vergänglichen Körpern gebunden ist.
Chopra bietet zwar eine Menge richtiger Ratschläge für eine gesündere Lebensweise, doch macht er zugleich unrealistische Hoffnungen. Die Holismus-Bewegung wird von einer erstaunlichen Leichtgläubigkeit angetrieben, die von egozentrischen Motiven geschürt wird.

Ein Maß für die öffentliche Leichtgläubigkeit

Deepak Chopras Mitteilungsblatt vom November 1996 enthält ein interessantes Interview mit Dr. med. Christiane Northrup. Diese »Ärztin und Holismus-Wegbereiterin« verbreitet fernöstlichen Mystizismus und erklärt:
»Die Art und Weise, wie das Universum funktioniert, ist, dass wir alles auf uns ziehen, was wir in Schwingung versetzen.« John Marks Templeton lehrt ziemlich das Gleiche. Sagen Sie das einmal den Opfern von Vergewaltigung, Diebstahl und Mord! Haben sie etwa die erlittene Gewalt »in Schwingung versetzt« und somit auf sich gezogen?
Northrup sagt weiter: »Deepak spricht von einem Feld des absoluten Glücks und Wohlbefindens … das ist unser Geburtsrecht. Das ist es, wer wir sind.« Wirklich? Warum müssen wir uns dann in einen erweiterten Bewusstseinszustand versetzen, um zu erfahren, »wer wir sind«? Das Ausmaß dieser Wahnvorstellung wird nur noch von dem monumentalen Stolz übertroffen, der diese Idee bereitwillig akzeptiert. Doch die Bereitschaft zur Annahme eines solchen Unsinns hat Chopra zu einem Multimillionär und einem Prominenten gemacht. Seine Bücher haben sich in kurzer Zeit in 7 Millionen Exemplaren verkauft und die Gebühren für seine Seminare betragen 300 Dollar pro Paar oder mehr.

Chopra ist ein Hindu, der glaubt, dass das individuelle Selbst (Atman) identisch ist mit dem universalen Selbst (Brahman). Seltsam, dass wir uns nicht dementsprechend verhalten und uns selbst illusionieren müssen, um zu »erkennen«, was wir angeblich bereits sind! Er versucht unsere fehlende Brahman-Erfahrung dadurch zu erklären, dass »Ansammlungen von Gift … den freien Energiefluss durch Körper, Verstand und Geist beeinträchtigen«. Diese Illusion durchzieht die ganze holistische Medizin. Seine Ratschläge sind eine Mischung aus Hinduismus, insbesondere Agni (dem hinduistischen Feuergott) und Pranayama (Atemtechniken aus dem Yoga), zusammen mit allgemein üblichen Vorstellungen von gesunder Ernährung sowie den Lehren der hinduistischen Ayurveda-Medizin. »Das Gleichgewicht nach der Ayurveda-Medizin ist die Grundlage der Gesundheit«, sagt Chopra. Viele seiner Mediziner-Kollegen würden diese Aussage bestreiten.

Nachdem ein Leukämiekranker die Ayurveda-Praktik übernommen hatte und angeblich als geheilt erklärt wurde, starb er dennoch kurz darauf. Seine Witwe führte einen Gerichtsprozess, bei dem auch Chopra erwähnt wurde. Die Klage wurde schließlich abgewiesen und Chopra behauptete, nur minimal damit zu tun zu haben. Doch »in Chopras Büchern wird der Mann, der diese angebliche ›Heilung‹ erklärte … als ›vielleicht der bedeutendste … heute lebende Ayurveda-Arzt‹ beschrieben«
Chopra rät, um optimale Gesundheit zu erlangen, solle man »Schuldgefühle aufgeben«. Doch weder Chopras Hinduismus noch seine New-Age-Lehren bieten eine Grundlage für wirkliche Vergebung. Er sagt, dass Schuld »natürlich einfach eine Anklage gegen sich selbst ist«. Im Gegenteil: Der Mensch sündigt gegen Gott und das ist die Ursache seiner Schuld. Chopras Philosophie ist sowohl amoralisch als auch antichristlich.

Die Los Angeles Times bezeichnete Chopra als »New-Age-Superstar«. Chopra und zwei andere Ärzte indianischer Abstammung hatten einen Artikel in einer Ärztezeitschrift veröffentlicht, »der mit glühenden Worten für die Ayurveda-Medizin eintrat … Monate später veröffentlichte ein Schreiber [dieser Ärztezeitschrift] einen langen, ausführlich dokumentierten Artikel, der das Trio beschuldigte … aufgewärmte Transzendentale Meditation feilzubieten, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt … Chopra schlug mit einer Klage gegen [die Zeitschrift] zurück … die inzwischen abgewiesen wurde.«

Deepak Chopra behauptet: »Wir haben eine neue Wissenschaft.«In Wirklichkeit bietet Chopra keine Wissenschaft, sondern Religion an. Traurigerweise erliegen die Anhänger von Chopras Ratschlägen oftmals der okkulten Illusion und verfallen auch dem Hinduismus.

Marty Kaplan, Leiter eines Hollywood-Filmstudios, Drehbuchautor und Produzent, war einst »kultureller Jude, Agnostiker und heimlicher Nihilist«. Aus einem Buch von Chopra ließ er sich zur Meditation anregen und nahm den maßgeschneiderten falschen Gott des Okkulten – das Selbst – als seinen »Gott« an. Sein Wahn geht so weit, dass er glaubt, das wäre auch der Gott Jesu Christi gewesen. In einem Artikel mit dem Titel »Überraschungsangriff der Spiritualität« berichtet Kaplan begeistert von seiner tragischen Verstrickung im Okkultismus:

»Was mich an der Meditation so anzog, war ihre offensichtliche religiöse Neutralität. Man muss dazu an nichts glauben; man braucht sie nur einfach auszuüben … Ihre Spiritualität überfiel mich wie in einem Überraschungsangriff. Unwissentlich ließ ich mich auf eine Praktik ein, die seit Jahrtausenden das Herz des religiösen Mystizismus ist …

Der Gott, den ich gefunden habe, ist Mose und Mohammed, Buddha und Jesus gemein … was die Kabbala Ayin nennt, das Nichts … Geist, Dasein, das Alles.
Zuvor hielt ich übersinnliche Phänomene für New-Age-Unsinn. Reinkarnation hielt ich für einen Mythos. Die Seele hielt ich für eine Metapher. Jetzt weiß ich, dass es einen Gott gibt – meinen Gott, hier drinnen, der nicht Glauben fordert, sondern Erfahrung.«

Die Maharishi / TM-Connection

Als Chopra 1983 des Rauchens und Trinkens müde wurde, mit dem er sich als viel beschäftigter Chefarzt emotional über Wasser zu halten versuchte, besuchte er die indische Zentrale von Maharishi Mahesh Yogi auf. Er wurde zu einem nahezu fanatischen Konvertiten zur TM und reiste fortan durch die Welt, um Maharishis patentierte Ayurveda-Produkte unters Volk zu bringen. Bis 1987 war Chopra »Vorsitzender und alleiniger Aktionär von Maharishi Ayurveda-Produkte International. Er war ein Millionär, dem Maharishi einen Titel verlieh, der so viel bedeutet wie »Herr der Unsterblichkeit«. Wenngleich er sich inzwischen mit Maharishi überworfen hat,  hilft uns der folgende Auszug aus einem acht Jahre alten Zeitungsartikel, Chopra heute zu verstehen:

Der Mann, der gegenwärtig am verantwortlichsten für die Ausbreitung der Ideen des großen Weisen [Maharishi] zeichnet … ist Deepak Chopra, früherer Chefarzt des New England Memorial Hospital und jetzt Präsident der Amerikanischen Gesellschaft für Ayurveda-Medizin …
Unter Maharishis Leitung hat Chopra zur Eröffnung von 60 Zentren für Ayurveda-Medizin in 23 Ländern verholfen … [und damit] die alte indische Heilkunst in der westlichen Welt eingeführt …
Der 42-jährige Chopra, der zweimal täglich 40 Minuten meditiert, verschreibt sie [Transzendentale Meditation] seinen Patienten routinemäßig. Er fing vor acht Jahren mit Meditation an … er und seine Frau Rita nahmen beide Unterricht …
Das veränderte sein Leben … Er brach mit Zigaretten, Kaffee und Alkohol und wurde »zehnfach effektiver …«

Inzwischen … gibt Chopra auf seinen Quantenheilungs-Seminaren Materialien heraus: »Wie ich meinen Körper sehe, wie ich ihn wahrnehme, bestimmt darüber, wie ich ihn erfahre. Meine Erfahrung des Körpers bestimmt meine Realität in Bezug auf ihn. Meine Interpretation meines Körpers bestimmt seine Realität, ja seine Moleküle … Jetzt bin ich bereit, meinen Körper neu zu interpretieren als ein Feld wechselnder Muster, die ich in Wirklichkeit unter Kontrolle habe.«

Es ist klar, dass sich Chopras Auffassung von Gesundheit und dem Körper von seiner TM-Praxis und der hinduistischen Lehre des Maya herleitet: Dass es »da draußen« keine objektive Welt gibt und wir selbst individuell unsere eigene Realität in unserem Verstand erzeugen. Wie absurd diese Auffassung ist, haben wir bereits gesehen. Chopra bestimmt die molekulare Zusammensetzung und Funktion seines Körpers ebenso wenig, wie er auf Essen und Trinken verzichten kann. Er kennt noch nicht einmal die Moleküle seines Körpers.

Wenn jemand erklärt, seine Gedanken würden die Moleküle seines Körpers erzeugen – Moleküle, die er weder sehen noch mit seinen Gedanken erfassen kann – verrät das eine psychotische Wahnvorstellung. Dass Scharen von Menschen Chopra glauben und für sich selbst das Erreichen eines solchen Zustandes erhoffen, zeugt von der verblendenden Macht des Okkulten. Es ist unbestreitbar, dass es sich bei Chopras Aussagen um absoluten Nonsens handelt. Die Moleküle seines Körpers bestehen aus Elektronen und subatomaren Teilchen, die die Wissenschaft noch gar nicht erklären kann. Aber er hat sie unter Kontrolle? Schwachsinn!

Wie intensiv TM mit dem Okkultismus verbunden ist, haben wir bereits an früherer Stelle gesehen. Chopras tiefe Verstrickung in die TM kann seine Wahnvorstellungen erklären. Der ganze Name »Transzendentale Meditation« ist unehrlich. Nichts Transzendentales ist daran. Mit TM kann man den wahren Gott nicht kennen lernen, der wahrhaft transzendent über allem steht. Stattdessen blickt man in sich selbst und versucht zu erkennen, dass man selbst Gott ist. Schauen wir uns das folgende Zeugnis von zwei weiteren ehemaligen TM-Lehrern an, Joan und Craig:

Joan: Die Initiation, die jeder durchexerzieren muss, ist ein hinduistisches Anbetungsritual zur Ehre der Hindugötter und Aufgestiegenen Meister, einschließlich Maharishis verstorbenem Guru Dev.

Als TM-Lehrer wurde ich aufgefordert zu lügen … ich sollte [den Initianten] sagen, dass das Mantra, das sie erhielten, ein bedeutungsloser Klang ist, dessen wiederholtes Aufsagen zur Entspannung verhelfen würde – wobei es in Wirklichkeit der Name einer Hindugottheit war, hinter der enorme okkulte Kräfte stehen.

Für diejenigen, die sich wirklich in TM hineinbegaben, war sie wie ein Raketenboot in einen anderen Bewusstseinszustand … Schließlich würden sie glauben, dass … sie zu Gott werden können.

Craig: Ich war mehrere Jahre tief in TM verstrickt, bevor ich allmählich merkte, dass ich mich einer Hindusekte angeschlossen hatte. Zu jener Zeit war ich jedoch so sehr darin eingebunden … als dass ich zurück gekonnt hätte …
Mehrere Hundert von uns aus aller Welt studierten einen Monat lang mit Maharishi in Europa, um TM-Lehrer zu werden … und die Auswirkungen davon waren zeitweise erschreckend.

Einige sahen beim Meditieren groteske Geister neben sich sitzen. Einige wurden von den Geistern angegriffen. Andere … überkam blinde Wut, sodass sie zum Mord genötigt wurden … Maharishi erklärte, dass so böses Karma aus vergangenen Leben abgebaut würde – ein notwendiger Teil unserer Reise zum »höheren Bewusstsein«.
Schließlich erreichte ich das »Einheits-Bewusstsein« … Das anfänglich euphorische Gefühl, endlich »am Ziel« zu sein … wich schon bald einer Panik. Ich hatte die Fähigkeit verloren, entscheiden zu können, was »real« war und was nicht.

Maharishi sagte mir, ich sollte mit dem Meditieren aufhören. Allmählich gelange ich einigermaßen zur Normalität zurück – doch litt ich weiterhin unter häufigen Rückfällen ins Einheits-Bewusstsein, ähnlich einem Flashback nach LSD. Nachdem ich in die USA zurückgekehrt war, arbeitete ich an Maharishis Internationaler Universität. Mein dortiger Zimmergenosse beging Selbstmord und ich wurde in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert.

Jenseits des Placebo-Effekts

Der Psychologe Albert Ellis, Präsident des Instituts für Rational-Emotive-Therapie, lässt sich von »wissenschaftlichen Nachweisen für Gebet« nicht beeindrucken. Er glaubt, dass »Besserung bei Patienten durch Gebet darauf zurückgeht, dass der Glaube ihr Immunsystem stärkt und nicht, weil tatsächlich ein persönlicher Gott eingreift. Ellis redet in den gleichen Tönen wie Sigmund Freud und witzelt, dass Religion ›irrationalem Denken und emotionaler Störung gleichkommt‹.«

Bei den Fällen, die mit einem Placebo-Effekt erklärt werden können, kann Ellis nicht widersprochen werden. Doch nicht alle Heilungen fallen in diese Kategorie. Es gibt spontane organische Heilungen, die unmöglich aus der Kraft der Suggestion resultieren können.

Darüber hinaus liegen kontrollierte Experimente vor, bei denen weder die Forscher noch die Probanden wussten, auf welche Gruppe das Gebet gerichtet war. Somit war ein Placebo-Effekt ausgeschlossen. Eine aktuelle Studie von Elisabeth Targ, der Leiterin der psychosozial-onkologischen Forschung eines medizinischen Zentrums in San Francisco, umfasste »20 zufällig ausgewählte schwerkranke AIDS-Patienten«. Für die Hälfte von ihnen wurde von »20 Glaubensheilern gebetet«. Niemand wusste, für wen gebetet wurde, doch die Ergebnisse waren ermutigend genug, »um eine größere Folgestudie mit 100 AIDS-Patienten zu rechtfertigen«.

Eine typische »Heilerin« bei dieser Studie war Eetla Soracco, die »aus christlicher, buddhistischer und indianischer Tradition schöpft«. Was sie als »christlich« bezeichnet, ist offensichtlich nicht biblisch, sonst stünde es in ernstem Widerspruch mit den »buddhistischen und indianischen Traditionen«. Bei solch einer Religions-Mixtur auf Seiten der beteiligten »Glaubensheiler« kann ein erzielter Erfolg keinem bestimmten »Gott« und keiner bestimmten Religion zugeschrieben werden.

Die Ergebnisse konnten auch nicht etwa dem »Glauben« der Patienten zugeschrieben werden. Ebenso wenig konnten die Ergebnisse auf eine Kraft zurückgeführt werden, die von den Betern projiziert wurde, da sie weder die betreffende Person selbst (nur den Namen) noch ihren Aufenthaltsort kannten. Es muss eine intelligente Regie über diese Sache gegeben haben, und zwar von einer nichtmenschlichen Quelle.

Joan Borysenko, Professor an der Harvard Medical School, sagt: »Wir sind bereits ganz. Unser eigenes innerstes Selbst, unsere höhere Natur … war stets vollständig und wird es immer sein. Was wir noch tun müssen, ist, unsere Kämpfe einzusetzen als Weg zurück zu diesem allerwichtigsten Teil unseres Selbst.« Borysenkos Erklärung klingt nicht wahr. Warum sollten wir kämpfen, um zu dem zurückzugelangen, was wir bereits sind? Und warum wurden nur die zehn Patienten »zufällig« als Gebetsobjekte ausgewählt, die sich in einem solchen Kampf befanden?

Auf der Suche nach einer Erklärung

Bei einer Konferenz an der Harvard Medical School wurde kürzlich »Spiritualität« mit Gesundheit in Verbindung gebracht, und die Referenten sprachen von einer »Spiritualität bei Patienten« als »ungenutzte Ressource«. Herbert Benson von Harvard schreibt in seinem neuesten Buch Heilung durch Glauben:

Unser genetischer Plan hat zum Glauben an einen unendlichen, absoluten Teil unserer Natur geführt. Die Evolution hat uns so ausgestattet, um unsere einzigartige Fähigkeit zur Reflexion unserer eigenen Moralität auszugleichen. Um dieser fundamentalen Existenzangst zu begegnen, haben Menschen auch einen Anschluss zu Gott.

Wieder stehen wir vor dem höchst erstaunlichen Unsinn aus dem Munde eines Universitätsprofessors: Obwohl Gott nicht existiert, ist es für Menschen vorteilhaft, an einen nichtexistenten »Gott« zu glauben. Da die »Kraft« hinter der Evolution wusste, dass der Glaube an diesen imaginären »Gott« einen wirksamen Placebo-Effekt haben würde, führte sie deshalb diese Fantasie in unseren genetischen Bauplan ein. Welch haarsträubende Fantastereien die Leute sich doch zurechtbasteln, wenn sie versuchen, der moralischen Verantwortung gegenüber dem Gott zu entkommen, der sie erschaffen hat!

Wenn nur ein Placebo-Effekt funktionieren soll, ist es egal, was oder an wen man glaubt. Der Glaube an sich aktiviert eine innere Kraft. Die Evolution braucht uns dann gar nicht mit einem »Glaubensanschluss an Gott« ausgestattet zu haben. Wäre es nicht besser gewesen, die Evolution hätte uns mit dem Glauben an uns selbst ausgestattet, damit wir nicht Seminare besuchen müssen, wie man sein Selbstbild aufbaut und Yoga praktiziert, um zu erkennen, dass unser wahres Selbst Gott ist?

Dessen ungeachtet erklärt Rhawn Joseph, ein Neurologe an einem medizinischen Zentrum in Kalifornien, in offensichtlich voller Übereinstimmung mit Benson: »Die Fähigkeit zu religiösen Erfahrungen hat eine neuroanatomische Grundlage.« Wie erstaunlich ist es doch, dass dieser Fantasieglaube an einen nichtexistenten Gott in Verbindung mit neurologischen Mechanismen funktioniert, die die Evolution entwickelt hat, damit sie diesen Glauben begleiten! Und diejenigen, die diesen unverschämten Hokuspokus verbreiten, spotten dem wahren Glauben an Gott! Jesu Worte treffen sicherlich auch auf die heutigen Pharisäer der religiösen Wissenschaft zu: »Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke seiht, das Kamel aber verschluckt!« (Mt 23,24).

Vorsicht, Betrug!

Obgleich wir vor dem Okkulten (dämonischen Mächten) hinter einem Großteil der Holismus-Bewegung warnen müssen, ist nicht alles daran Okkultismus. Es gibt auch viele Schwindel, die auf Täuschung beruhen, während sie vorgeben, eine geheimnisvolle Kraft zu haben. Das gilt insbesondere für viele so genannte Psycho-Chirurgen, vor allem auf den Philippinen und in Mexiko. Trickkunst wird ebenfalls von Hexenmeistern im Dschungel angewendet, wo man meinen würde, das wäre nicht nötig, weil Satan dort unangefochtene Macht habe.

1930 veröffentlichte Franz Boas einen Teil einer Autobiografie eines Schamanen vom kanadischen Kwakiutl-Stamm. Dieser berichtet, wie sich seine Initiation in den Schamanismus vollzog, als er die Heilungstechniken der Schamanen in seinem Stamm beobachtete. Während der Heilungszeremonie lokalisiert der alte Schamane unter Beistand von vier anderen Schamanen den Krankheitsherd in der Brust des Patienten, saugt etwas daraus hervor, das wie ein blutiger Wurm aussieht, erklärt, er habe die Krankheit entfernt und singt sein heiliges Lied. Er erbricht Blut und ein Stück eines leuchtenden Quarzes, den er in die Luft wirft. Mit dessen »Verschwinden« verkündet er, dass er es in den Magen des künftigen Schamanen geschossen habe. An diesem Punkt wird Letzterer eingeladen, Schamane zu werden und entschließt sich, die Einladung anzunehmen.

Der vierjährige Kursus umfasst Techniken zur Täuschung von Patienten und überzeugt zum Glauben, dass Magie stattgefunden habe, während in Wirklichkeit alles auf Täuschung beruht. Bei dem »blutigen Wurm« handelt es sich lediglich um ein Stück Adlerdaunen, das vor der »Heilung« im Mund platziert und in Blut getränkt wurde, indem sich der Schamane seine Zunge anbeißt. Der vielleicht interessanteste Teil dieser Geschichte ist die Tatsache, dass seine Techniken derart einleuchtend waren, dass die Leute scheinbar tatsächlich geheilt wurden. Sie waren nämlich überzeugt, dass er die Krankheit oder das Übel entfernt hat. Das ist wieder der Placebo-Effekt.

Das soll nicht heißen, dass alle Schamanen Gaukler sind. Manche sind tatsächlich Diener Satans und Dämonen wirken durch sie auf erstaunliche Weise, damit ihre Anhänger an ihre falsche Religion gebunden bleiben. Wade Davis erklärt etwas von der holistischen Medizin in der haitianischen Voodoo-Gesellschaft. Das hört sich alles wohlvertraut an:
In der Voodoo-Gesellschaft ist der Arzt zugleich der Priester, denn der Zustand des Geistes … bestimmt den natürlichen Zustand des Körpers. Gute oder schlechte Gesundheit resultiert … aus dem richtigen oder falschen Gleichgewicht der Person … Gesundheit ist ein Zustand der Harmonie … etwas Heiliges … für die Götter …
Zur Wiederherstellung der Gesundheit des Patienten gehört u. U. eine Anzahl von Techniken. Auf materieller Ebene umfassen sie Kräuterbäder und Massagen … und, was vielleicht am wichtigsten ist, ein Opfer: dass der Patient der Erde eine Gabe der Lebensenergie zurückbringt.

Aber es ist der Eingriff auf der spirituellen Ebene, der letztlich das Schicksal des Patienten bestimmt, und dazu wird der Priester zum Sklaven der Naturgeister. Der Geist wird entweder in den Kopf des Priesters oder eines Helfers gerufen, und wie ein Orakel teilt der natürliche Körper des Menschen das Wissen der Götter mit.
Es gibt viele holistische Heilpraktiker, die aufrichtig sind, die aber selber verführt sind und wirkungslose Techniken erlernt haben. Wir haben einige davon aufgeführt. Der Leser mag nun selber nachforschen und bedenken: Wenn es keine natürlich-medizinische Erklärung gibt, ist die Therapie entweder ein Betrug oder aber, wenn sie funktioniert, steht womöglich eine okkulte Kraft dahinter.

Holistische Medizin ist eindeutig ein wichtiger Brückenkopf für die okkulte Invasion. Sie scheint die Existenz einer geheimnisvollen Heilkraft nachzuweisen, die jeder durch »Glauben« nutzen kann. Sie unterstützt die These von Al Gore, dass diese Welt »Glauben an eine höhere Macht braucht, welchen Namen auch immer man ihr gibt«. Holistische Medizin ist nur ein weiterer Riesenschritt der Menschheit hin zur künftigen Weltreligion des Antichristen.

Aus : Dave Hunt   DIE  OKKULTE  INVASION

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Aids – Strafe Gottes? (G.Huntemann)

Georg Huntemann

AIDS –  Strafe Gottes für eine lustverfallene Zivilisation?

1. Lust und Last einer lustbetonten Zivilisation

«Was habe ich erreicht?» war die Lebensfrage eines alten Menschen im patriarchalischen Zeitalter. «Wie habe ich mich gefühlt?» ist die Frage im matriarchalischen Zeitalter der lustbetonten Zivilisation. Heute geht es weniger um ein zu erkämpfendes Ziel als um den erfüllten Augenblick eines Wohlgenusses. Emotionale Revolution bedeutet, daß Lebensqualität nicht mehr als sinnhaftes Dasein erkämpft, sondern lustvoll verbraucht werden soll. So treten an die Stelle der alten Werte wie Sinn, Pflicht, Opfer, Entscheidung. Verzicht, Leidensfähigkeit usw. die neuen emotionalen Werte wie Einfühlsamkeit, Zuwendung, Annahme, Wohlfühligkeit, Lust, Spaß, Zärtlichkeit, Anpassung usw. Frauliche Werte lösen männliche ab.

In der emotionalen Revolution sucht eine neue Generation die emotionale Ekstase. Befreiung von der Last des Gewissens und Klarheit des Bewußtseins, vor allem von der fordernden Realität des Alltags wird durch Eintauchen in die Welt der Gefühle wie in eine Rauschkugel ermöglicht. Durch ekstatisch-rhythmische Rock-Pop-Musik im Electronic-Water dröhnender Geräuschfluten mit gleichzeitig visuellen Stimulierungen durch verwirrende Lichtkaskaden wird das Eintauchen in die Gefühlsorgie perfektioniert. Junge Leute geraten in Verzückung – in die Ekstase.

Ek-stasis ist Dasein außerhalb der personalen Ganzheitlichkeit von Dasein, Fühlen und Gewissen. Ekstase depersonalisiert und chaotisiert menschliches Leben. Neben orgiastischer Musik sind Droge und Sexualität die Mittel, um ekstatisches Dasein oder besser ekstatisches Außersichsein zu verwirklichen.

Heute wird Sexualität weitgehend zu einem Instrument des Abtauchens aus der Wirklichkeit in die bergende Schutzhülle einer emotionalen Rauschkugel. Sexualität beschreitet daher nicht mehr den langen und umständlichen Weg der Liebe oder des Verliebtseins, auf dem die eigene Existenz selbst als personales Engagement eingebracht werden muß. Sexualität ist heute im Zeitalter des häufigen Partnerwechsels geradezu die Flucht vor dem Ich und der Wirklichkeit der Welt. Apersonale Sexualitätsmanie zerstört jene Ordnungen, die das biblische Gebot als Schöpfungsordnungen bejaht und beschützt: Die Ehe und die Familie. In der Bundesrepublik Deutschland kommen auf drei Eheschließungen eine Ehescheidung. Dabei sind jene Partner, die voneinander getrennt leben, aber aus wirtschaftlichen bzw. steuerlichen Gründen keine Ehescheidung eingehen, noch unberücksichtigt – sie sind auch gar nicht zählbar. 2,5 Millionen leben unehelich in freien Partnerschaften und zweihundert- bis dreihunderttausend ungeborene Menschenleben werden jährlich abgetrieben.

Die emotionale Revolution ist die grausame und zugleich schleichende Herausforderung des Christentums in dieser zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Kann so etwas gutgehen? Kann solch eine Rebellion gegen Gottes Gebot ohne Folgen bleiben?

Im Höhepunkt dieser emotionalen Revolution brach eine neue, bisher unbekannte Krankheit aus, die man Ende der siebziger Jahre in den USA als AIDS, d. h. als erworbenes Immundefektsyndrom registrierte. Sie wird durch ein Virus ausgelöst, das als HIV Virus (Human Immunodeficiency Virus) das Abwehrsystem des menschlichen Körpers gegen Krankheit zerstört. Dieses Virus wurde in jenen Randgruppen der US Zivilisation entdeckt, in denen die emotionale Revolution in der Szene von Drogen, Homophilie und Prostitution die Grenze zum Extremen überschritten hat.

Mit den sich ausbreitenden Zerstörungsflächen dieser Krankheit aus den Randgruppen heraus bewegt sich die emotionale Revolution dieses Jahrhunderts am Rande einer Katastrophe. Ein amerikanisches Forscherteam (Masters, Johnson, Kolodny – «Das verdrängte Risiko», 1988) geht davon aus, daß die wirkliche Gefahr dieses Virus heute entweder noch gar nicht hinreichend erkannt sei oder bewußt heruntergespielt würde. Statt 1,5 Millionen gäbe es heute in den USA in Wirklichkeit schon 3,0 Millionen – abgesehen von den mindestens 10 Millionen Infizierten in Afrika. Vor allem sei beunruhigend, daß sich das AIDS Virus langsam aber sicher auf die jungen Mitglieder der Bevölkerung zu bewege, vor allem auf die 14- bis 25jährigen, wobei nicht nur die Randgruppen der emotionalen Revolution erfaßt werden, sondern auch die sich nach unseren gegenwärtigen Maßstäben sexuell normal verhaltenden Bürger. Damit wären nicht nur die Homophilen, Prostituierten und Drogensüchtigen, sondern auch jene Gruppen der Bevölkerung von der AIDS Gefahr bedroht, die nach Maßstäben leben, die in diesem emotionalen Zeitalter als völlig normal gelten. Gleichzeitig ist es eine Erfahrung der Menschheit, daß eine Seuche sich solange ungehindert und mit Vehemenz ausbreitet, bis ein wirksames Gegenmittel gefunden ist, wobei die planetarisch verkehrstechnische Vernetzung ein unvergleichlich forcierender Faktor bei dieser Ausbreitung ist. Das HIV-Virus wurde 1984 zwar genetisch entschlüsselt, aber ein Mittel zu seiner Bekämpfung gibt es bis heute nicht. Für das Jahr 1991 rechnet die Weltgesundheitsorganisation darum mit 50 bis 100 Millionen AIDS Infizierten auf dieser Erde.

Man kann mit einem HIV-Virus keine Experimente an Menschen machen, denn das Virus ist tödlich. Aus diesem Grunde herrscht immer noch weitgehend Unklarheit darüber, wie groß die Übertragungsgefahr wirklich ist. So kann z. B. ein Virus im getrockneten Blut bei Zimmertemperaturen drei Tage überleben. Es kann durch Blut und Körperflüssigkeit (Speichel) und im Blut auch außerhalb des Körpers übertragen werden. Auch gilt als sehr wahrscheinlich, daß jeder mit einem HIV Virus Infizierte eines Tages auch wirklich durch AIDS ruiniert wird.

Zweifellos gäbe es ohne die emotionale Revolution diese AIDS Krankheit nicht. Kein AIDS ohne emotionale Revolution, keine emotionale Revolution ohne AIDS. Ist AIDS die Rache Gottes für diese emotionale Revolution einer lustverfallenen Zivilisation?

Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt 1987 konnte der Hamburger Theologe Linder Jubel und Jauchzen ernten, als er meinte, Sexualität müsse Spaß machen und sei nicht an eheliche Partnerschaft gebunden, und die Theorie mit der Strafe Gottes sei theologisch nicht zu rechtfertigen.

Um so eindringlicher stellt sich die Frage: Ist AIDS Rache Gottes, wie ein amerikanischer Prediger einmal gesagt haben soll?
Um diese Frage zu beantworten, soll ein Bereich dieser emotionalen Revolution, eben die sexuelle Revolution, als Herausforderung des Christentums bedacht werden.

2. Die Revolution der Haut

Wann die sogenannte sexuelle Revolution begann, läßt sich rückblickend gar nicht so einfach beantworten. Für Deutschland könnte der Erste Weltkrieg und die Zeit danach vielleicht als der Beginn dieser sogenannten sexuellen Revolution angesehen werden. Seit den Zwanzigern, aber auch in den dreißiger Jahren und dann nach dem Zweiten Weltkrieg hat die «sexuelle Freizügigkeit» als eine Enttabuisierung der Sexualität sich fast geradlinig und konsequent durchgesetzt. Wie ich in meinem 1971 veröffentlichten Buch «Aufstand der Schamlosen» bereits nachgewiesen habe, wurde dabei die Enttabuisierung, also die Überwindung der Scham als totale Versachlichung der Sexualität, immer mehr propagiert. In den sechziger und ablaufend in den siebziger Jahren wurde für diese sexuelle Revolution dann so etwas wie eine Art Doktrin ausgebaut. Worum ging es? Ein einfaches Beispiel:

Arno Plack schrieb im Jahre 1971 das Buch «Die Gesellschaft und das Böse». Hier geht er davon aus, daß die Ursache des Bösen (und das war für ihn die Aggression) als Ursache allen Unheils in unserer modernen Gesellschaft darin zu suchen sei, daß Sexualität verdrängt werde. Darum wurde ihm die Emanzipation der Sexualität gerade zum Heilmittel für die Gesellschaft überhaupt.

Emanzipation bedeutet im Blick auf Sexualität, daß es nichts geben darf, was die Entfaltung der sexuellen Lust hindert. Dabei geht man von der Voraussetzung aus   so etwa Herbert Marcuse ganz im Gegensatz zu Siegmund Freud   daß der Mensch durchaus die Möglichkeit habe, glücklich zu werden, wenn er sein Bedürfnis nach Lusterfüllung restlos und vor allen Dingen hemmungslos betätige. Es steht also ein ganz bestimmtes Verständnis hinter der sexuellen Revolution: Der Mensch lebt auf einem Ozean von Lustfähigkeit. Er muß nur diesen Ozean von Lustfähigkeit entdecken und ausleben. Das kann er aber nur, wenn Sexualität enttabuisiert wird. Denn alles, was der Auslebung der Sexualität entgegensteht, wie Scham, Gesetze, Verbote und Ordnungen, muß aufgehoben werden. Man könnte so sagen: Die sexuelle Revolution geht von der Voraussetzung aus, gut ist, was Lust schafft, böse ist, was Lust unterdrückt.

So sagte beispielsweise Günther Amend in seinem Buch «Sexfront», das 1970 erschien, im Blick auf die Onanie: «Es gibt keine Onanie Richtlinien. Onaniere so oft, so viel oder so wenig wie du willst und solange es dir Spaß macht.» Ja es sei sogar nötig, zur Entfaltung des Lustpotentials Jugendliche darüber aufzuklären, wie man sinnvoll masturbiere. In diesem Zusammenhang zitierte er das Kirchenlied «So nimm denn meine Hände und führe mich»   als Anleitung zur Masturbation. Das Kirchenlied als Masturbationsdemonstration führt zum Kern der Christentumskritik: «Mir ist beim Studium der katholischen, teilweise auch der protestantischen Sexualaufklärungsschriften erstmals klar geworden, was der Begriff ‘Sexualverbrechen’ eigentlich meint und auf wen die Bezeichnung Sexualverbrechen zutrifft – auf die Verfasser dieser Schriften.»

So erhebt Amend schwere Anklage gegen das Christentum, weil es die Auslebung der Sexualität hindere. Vor allem geht es ja in der sexuellen Revolution darum, – wie es in der «Broschüre zur Jugendpolitik» der Grünen aus dem Jahre 1987 heißt – über die «heterosexuelle Mann Frau Kombination» hinauszukommen und alle Möglichkeiten sexueller Lusterfüllung wahrzunehmen. So hat Claesson in seiner «Sexualinformation für Jugendliche» schon Ende der sechziger Jahre auch den geschlechtlichen Verkehr mit Tieren durchaus als eine Möglichkeit geschlechtlicher Verwirklichung hingestellt unter der einzigen Voraussetzung, daß Tiere dabei nicht gequält werden. Und die Grünen regen an, lesbische und schwule Emanzipationsgruppen zu forcieren, damit die Sexualität nicht nur in der Begegnung zwischen Mann und Frau erlebt werden kann.

Klassisch war in den siebziger Jahren für den gezielt antiautoritativen Charakter der Sexualrevolution das Mitspieltheater «Rote Grütze», eine Übertragung des schwedischen Aufklärungsbuches «NY – Du der Same, ich das Ei». In diesem Schauspiel, das sich als Mitspieltheater verstand, ging es darum, schon das sexuelle Verhalten der Kinder zu verändern. Im Anhang dieses Stückes heißt es darum: «Meine Arbeit für mich war nun, die Lust beim Vögeln und Schmusen und Ficken und Bumsen und Küssen und Streicheln auszudrücken und auszusprechen.» So gibt dieses Regiebuch Anweisungen, wie man dieses Stück aufführt mit dem Ziel, verändernd auf das Sexualverhalten der Kinder einzuwirken. Ziel ist, die Kinder sexuell zu stimulieren.

Darum ordnet die Regie an, daß bei der Vorführung dieses Aufklärungstheaters Kinder von den Eltern getrennt werden. Um so eher meint man Scham und Tabus abbauen zu können. Zwänge sollen aufgehoben werden. Zwänge können aber nur dann aufgehoben werden, wenn Autorität zerstört wird.

Keine sexuelle Revolution ohne die Zerstörung der Autorität – das ist ein Grundelement der sexuellen Revolution, das heute weitgehend verkannt wird. So werden die Kinder aufgerufen, Mutter und Vater zu spielen. In diesem Vater Mutter Kind Spiel wurden dann die Eltern zum Symbol für repressive Autorität, die also letzten Endes den Spaß der Sexualität unterdrücken. Schon dieses, daß Kinder von ihren Eltern zu Sauberkeit und Ordnung angehalten werden, sei Unterdrückung der Lust. Besser lustbetont in Unordnung und Schmutz, als lustverdrängend in Sauberkeit und Ordnung.

Vor allem aber soll die Scham abgebaut werden. In dem sogenannten Traum von Kacke und Kakao sagt der Vater: «Ich schäme mich so, wenn ich kacken tu». Und alle Kinder sagen nun: «Der Mensch ist ein Mensch, und der Mensch kackt ins Klo, drum schäm’ dich nicht, drum schäm’ dich doch nicht.»

Was irgendwie mit Lustentfaltung zu tun hat, soll auch «veröffentlicht» werden. Die Sexualität soll heraus aus der privaten Sphäre oder aus der Intimsphäre. Warum soll der sexuelle Akt nicht öffentlich, in der Gemeinschaft mit anderen Menschen ausgeübt werden? Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn Scham und Tabus überwunden werden. Erst dann sei der Mensch – so der Sinn dieser sexuellen Revolution – vollauf gemeinschaftsfähig und von aller Repression befreit.

Aus dieser Sicht der Dinge kann die Ehe natürlich nur repressiv beurteilt werden. So sagt in diesem Mitspieltheater «Rote Grütze» die Spielerin Helma: «Muß man verheiratet sein, wenn man zusammen schmusen will und vögeln?» Die Kinder werden nun durch geschickte Regie von Frage und Antwort gegen die Ehe sensibilisiert. Es wird die Frage gestellt: «Wer ist dafür, daß man nicht verheiratet sein muß?» Auf diese Frage hin erfolgt eine Abstimmung. Die Indoktrinierung durch dieses Mitspieltheater hat sich meistens dann so ausgewirkt, daß die meisten Kinder gegen das «Verheiratet sein-müssen» votieren.

Es geht in solchen Stücken oder ähnlichen Aufklärungsschriften, mit denen unsere Kinder im Rahmen einer sexuellen Revolution konfrontiert werden, nicht nur darum, daß Tabus und Scham abgebaut werden, sondern die Jugendlichen werden auch direkt zur Sexualität stimuliert. So werden sie in diesen und ähnlichen Stücken aufgefordert zum Zärtlichkeitsspiel. Sie sollen einander anfassen und streicheln. Der direkte körperliche Kontakt ist das Ziel dieser Unternehmung. Aus diesem Grunde wurden sie ja im Mitspieltheater «Rote Grütze» vorher von den Eltern getrennt. Und eine Puppe demonstriert nun, wie man Zärtlichkeit als sexuelle Vorspielhandlung verwirklicht. Die leiblichen Kontakte sind wichtig. Natürlich geht es dabei nicht nur um heterosexuelle Kontakte, also zwischen männlichen und weiblichen Kindern, sondern ganz im Gegenteil – Mädchen mit Mädchen, Jungen mit Jungen, aber auch Jungen mit Mädchen – alles, was durch Berührung Lustgefühle schafft, ist gut.

Aber diese sexuelle Revolution hat nicht nur einen antiautoritären, sondern vor allem auch einen politischen Zweck. Sexuelle Befreiung hat seit jeher ein politisches Ziel. Ja man kann fragen, ob die emotionale Revolution nicht im Grunde genommen das Instrument einer politischen Revolution ist. Ein Verhaltensforscher wie etwa B. S. Skinner gibt offen zu, daß der «Einstieg» in die Sexualität eigentlich nur dazu dient, an dem Punkt, an dem der Mensch am unmittelbarsten betroffen ist, eine Veränderung des Menschseins auch im politischen Sinne vorzunehmen. Befreiung der Sexualität ist das vorletzte Ziel. Das letzte Ziel war und ist die herrschaftsfreie Gesellschaft, die Zerstörung der elterlichen Autorität, die Vernichtung der Familie.

In dem besagten Mitspieltheater «Rote Grütze» fordern Hänsel und Gretel die Eltern auf, zu schmusen «in einem Spiel ohne Grenzen», wobei die Kinder kritisch zusehen sollen. Und sie fragen nun die Eltern: «Warum tut ihr das so selten, warum so wenig?.» Und die Antwort der Eltern bekennt, daß sie durch Ängste gelähmt seien, Ängste vor dem Vater, vor dem Lehrer, dem Arbeitgeber und dem Vorgesetzten, die ihnen von Jugend an eingeimpft seien. Angst vor der Arbeit und dem Arbeitgeber, eben vor der Autorität und Arbeit schlechthin, ist Ursache des Unglücks. Dann, nachdem die Eltern sich so vor ihren Kindern ausgesprochen haben, besser noch: vor den Kindern gebeichtet haben (wobei die Kinder als lustbetonte Menschen in diesem Stück den neuen Menschen verkörpern, die Eltern, die in Herrschaftsstrukturen groß geworden sind, noch der alte Mensch sind, kommt es zu einem Lied, das alle auffordert, sich als die Werktätigen zusammenzutun und gegen die Bosse zu kämpfen. Und dann heißt es: «Und so, liebe Freunde, hört das Märchen auf und fängt das Leben an. Vater, Mutter, Hänsel und Gretel streichen die Angst Stück für Stück aus ihrem Leben heraus und was holen sie in ihr Leben rein?» Die Antwort der Kinder im Chor: «Die Freude, das Glück, den Mut, die Freundlichkeit, die Liebe, das Ficken.»

Es ist auffällig, daß in diesem Mitspieltheater Ausdrücke gebraucht werden, die man bislang als obszön verurteilt hatte. Der Gebrauch dieser Ausdrücke ist keine Nachlässigkeit oder zufällige Schlamperei oder «Verproletarisierung». Ganz im Gegenteil – die Anwendung dieser Ausdrücke erfolgt völlig bewußt, weil die Meinung besteht, durch die Anwendung dieser lustbetonten Vulgärsprache sexuelle Lust zu stimulieren. Die emotionale Revolution als solche zeigt sich hier als eine Absenkung des herkömmlichen Lebensniveaus. Formen der Höflichkeit, Zurückhaltung und Scham werden bewußt durchbrochen. Das Vulgäre, Unbeherrschte zieht ein in unsere Gesellschaft.

Diese Beispiele mögen deutlich gemacht haben, daß die sexuelle Revolution eine antiautoritäre Revolution ist. Familie, Ehe und Eigentum sind in der emotionalen Revolution dieses 20. Jahrhunderts die Erzfeinde des Umsturzes.

Schon 1936 hat der Kommunist Wilhelm Reich die Ehe als eine Privatisierung der Sexualität verstanden. Ehe bedeutet, daß der Mann sein Privateigentum auf die Frau anmeldet. Ernest Borneman hat dann in seinem Buch «Das Patriarchat» diese These in den siebziger Jahren nun schon im Übergang zum Feminismus noch schärfer herausgestellt. Die Ehe sei das Urbild, ja die klassische Form des Privateigentums und deswegen der Feind einer sich emanzipierenden Gesellschaft. Folgerichtig hat dann Barbro Brackberger 1967 in dem Buch «Das verkrüppelte Frauenideal» die Ehe dadurch bekämpft, daß sie die Mütterlichkeit als eine heilige Kuh darstellte, die man endlich einmal schlachten müsse. Und Sebastian Haffner, den man als einen politischen Journalisten von Format schätzt und kennt, hat 1968 in seinem Buch «Emanzipation und Ehe» die These aufgestellt, daß die Ehe Entsexualisierung der menschlichen Beziehungen bedeute.

So wird also die Ehe verneint. Ja die Ehe ist eigentlich – so kann man es immer wieder im Bereich dieser sozialrevolutionären Schriften hören – Ursprung der Verfehlung in der sexuellen Verwirklichung des Menschen. In diesem Zusammenhang werden natürlich Vorwürfe gegen den christlichen Glauben erhoben. Erstaunlicherweise sind aber die direkten Angriffe gegen das Christentum sehr zurückhaltend. Das hängt einmal damit zusammen, daß die Theologen als die sogenannten Repräsentanten des Christentums weitestgehend bereit sind, die Bibel durch kritische Analyse und Interpretation auszuschalten und die Lebens- und Wertordnungen der Bibel zu relativieren. Andererseits sind die «Macher» der sexuellen Revolution wohl der Meinung, daß das Christentum beider großen Konfessionen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft keine große Bedeutung und keinen starken Einfluß auf die Sexualität mehr habe. Rundfragen verschiedenster Art haben längst ergeben, daß sich auch die Glieder der römisch-katholischen Kirche nur noch als Minderheit um die Regeln kümmern, die die Kirche im Blick auf das geschlechtliche Zueinander von Mann und Frau aufgestellt hat.

Dennoch ist beachtenswert, daß die sexuelle Revolution in drei Punkten das Christentum herausfordert:

a) Das Christentum, so sagt man, sei heteronom. Es lebe von einem Ethos, das von außen wie ein Zwang an den Menschen herangetragen werde und ihn autoritativ zum Triebverzicht auffordere.

b) Das Kreuz selbst sei ein Zeichen der Lebensverneinung. Es müßte eigentlich verstanden werden als ein Symbol des Sadomasochismus, also der Freude am Quälen und Gequältwerden.

c) Das Reden von Sünde und Schuld mache den Menschen die Sexualität madig. Und gerade dieses Reden von Sünde und Schuld habe dazu beigetragen, daß der Mensch seine Sexualität nicht frei und ungehemmt entfalten könne.

Die sexuelle Revolution hat also sozusagen einen «weltanschaulichen» Hintergrund. Viele, nur allzu viele verstehen die sexuelle Revolution leider in dem Sinne falsch, als ob es hier um mehr Freizügigkeit, Großzügigkeit oder Lebensbejahung ginge. Man sei in allem – so denken viele – nun etwas lebensbejahender und toleranter geworden. Aber dieses Verständnis der sexuellen Revolution ist grundfalsch. Hinter der sexuellen Revolution steht eine massive Ideologie und wer diese Ideologie, die sich mit der Revolution der Haut gleichsam wie mit einem Mantel eingekleidet hat, nicht versteht, kann auch nicht begreifen, was Sexualaufklärung an unseren Schulen und in der Öffentlichkeit überhaupt bedeutet und welche Folgen sie hat.

Es steht mehr oder weniger hinter dem Ganzen dieser Revolution der Haut die Doktrin der sogenannten negativen Dialektik, die manchmal auch als «Frankfurter Schule» bezeichnet wird. Das sei doch alles längst überholt und «Schnee von gestern», werden viele Leser sagen. Aber die Doktrin dieser negativen Dialektik ist mitnichten überholt, sondern sie hat uns nur schon lange eingeholt und ist längst zur gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit geworden. Wir leben schon lange nicht mehr mit den Vätern, sondern mit den Enkeln oder gar Urenkeln dieser Doktrin.

Von all den Vertretern dieser neomarxistischen Schule ist für dieses Thema Herbert Marcuse am interessantesten. Er wirkte in die Studentengeneration der 60er Jahre hinein bis zur Studentenrevolution, die 1968 in Berlin begann und in Berlin hat Herbert Marcuse als Gastprofessor in den 60er Jahren seinen Haupteinfluß ausgeübt. Marcuse unterscheidet sich von Siegmund Freud, dem sogenannten Vater der Psychoanalyse dadurch, daß Freud der Meinung war, daß es nicht möglich sei, durch Triebbefriedigung glücklich zu werden. Ja, er war der Meinung, daß der Mensch, wenn er menschenwürdig leben wolle, ohne Triebverzicht gar nicht existieren könne. Freud hatte darüber hinaus neben dem Lusttrieb auch den Zerstörungstrieb erkannt und die ganze Spannung in seinem Denken zwischen Lebenstrieb und Zerstörungstrieb durchschritten. Das Verständnis des Menschen bei Siegmund Freud war sehr realistisch und todernst und es stand dem biblischen Verständnis des Menschen viel näher als das der negativen Dialektik. Im Gegensatz zu Freud ist Marcuse der Auffassung, daß es durchaus möglich sei, Sexualität grenzenlos freizugeben und in einer lustbetonten Gesellschaft das Glück zu finden. Die Technik sei mittlerweile so fortgeschritten, daß der Mensch es sich leisten könne, nun wirklich ganz seiner Bedürfnisbefriedigung zu leben. Marcuses Konzept nennt man auch orphisch narzißtisch.

Was meint orphische Sexualität? Orpheus ist ein tragischer Gott, der mit seinem Singen Tiere, Bäume und Felsen verzaubert und die harmonische Vereinigung mit der Natur herstellt. Orpheus ist der Mann der Aussöhnung mit allem, was ist, auch mit dem Gott der Unterwelt, der ihm seine Frau Eurydike zurückgibt. Orpheus ist für Marcuse das Symbol dafür, daß Sexualität nicht unbedingt Heterosexualität sein muß, sondern daß Sexualität als solche auch völlig losgelöst von der Begegnung zwischen Mann und Frau ihren Sinn in sich hat. Darum gibt es nach dem Standpunkt der orphischen Sexualität keine perversen sexuellen Handlungen. Dieses Verständnis der Sexualität hat sich in unserer modernen Gesellschaft längst durchgesetzt. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß in Schweden die Strafbarkeit des Inzest, also des geschlechtlichen Verkehrs zwischen Vater und Tochter, Mutter und Sohn und den Geschwistern aufgehoben worden ist. Nach dem allgemeinen Verständnis des normalen Menschen ist alles, was straffrei ist, auch erlaubt und letztlich gut. Es besteht kein Grund anzunehmen, daß dieser Weg in die totale sexuelle Vergleichgültigung nicht weiter beschritten wird. Wenn jeder mit jedem zu jeder Zeit und an jedem Ort geschlechtlichen Verkehr haben kann, wenn es keine Differenzierung mehr gibt, dann ist wirklich die kommunistische Urhorde wieder hergestellt. Hier ist nun nichts mehr differenziert, hier wird nicht mehr gesagt: «Dies ist mein Eigentum» oder «Dieses gehört mir», «Dieser ist mein Mann» oder «Diese ist meine Frau», «Das ist meine Tochter», «Das ist mein Sohn», «Das sind meine Eltern». Was für Christen Ordnung der Schöpfung Gottes ist, wird nun zur austauschbaren Funktion. In dieser Art des sexuellen Kommunismus haben wir schon jetzt den östlichen Kommunismus weit überholt. Die sexuelle Revolution   das haben wir nur noch nicht begriffen   hat unsere Gesellschaft im Prinzip schon jetzt kommunistisch gemacht. Es geht in der sexuellen Revolution ja gar nicht vornehmlich um Sexualität als solche, sondern um die Verwirklichung einer neuen radikalen kommunistischen Gesellschaft – viel radikaler als Marx, Engels und Lenin es sich je vorstellen konnten.

Die orphische Sexualität wird nur noch weiter vertieft durch die narzißtische Sexualität in der Philosophie des Marcuse. Narziß ist der Sohn des griechischen Flußgottes Kephisos. Er verschmähte die Nymphe Echo, weil er sich in sein eigenes Spiegelbild im Wasser verliebte. Zur Strafe mußte er nach der griechischen Mythologie sterben. Aber aus seinem Blut kamen lauter schöne Blumen. Das bedeutet für Marcuse: Narziß, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt, hat sich selbst sozusagen «durchsexualisiert». Der in sich selbst Verliebte betreibt nun die ganz und gar lustvolle Verwandlung seines eigenen Selbst, seines eigenen Leibes. So tauchen Orpheus und Narziß ganz und gar ein in die Emotionalität und folgen ausschließlich dem Verlangen ihrer Emotionen. Hier gibt es keine Sünde und keine Schuld. Gut ist in jedem Falle nur, daß man dem emotionalen Bedürfnis folgt.

Die sexuelle Revolution wurde und wird also als die große Möglichkeit gesehen, den wirklich herrschaftsfreien und damit ganz und gar lustbetonten Urhordenmenschen zu schaffen. Wer die sexuelle Revolution ohne diese politische Komponente sieht, hat sie nicht verstanden. Es gibt viele Sexualtheoretiker, die diesen politischen Hintergrund auch ganz klar, ohne rot zu werden, aussprechen. Freigabe der Sexualität soll ja bedeuten, daß man sich nicht mehr irgendwelchen Zwängen der Gesellschaft unterordnet. Es geht nicht mehr darum, sich selbst zu überwinden, dem eigenen Gewissen zu folgen, im Gehorsam gegenüber dem Gebot Gottes zu leben. Das alles wäre Repression, die der Mensch sich selbst schafft. Nach diesem Verständnis ist der sich an der Bibel orientierende Mensch der durchaus repressive   also ein ganz und gar gefährlicher Mensch. Eine lustbetonte Gesellschaft wird keine Gebote, keine Individuation (Menschwerdung durch Überwinden im Triebverzicht), und keine Autorität anerkennen.

Es gehört zum Wesen des Heidentums, des alten wie des neuen, des antiken wie des nachchristlichen Heidentums, daß es naturalistisch ist. Der Tanz um den goldenen Stier, den Gott durch Mose mit seinem Zorn verfolgte, war ja nichts anderes als ein rauschhafter ekstatischer Kult in der Anbetung der Fruchtbarkeit, also der Sexualität. Also nicht Tanz um das goldene Kalb in der Anbetung des Geldes, sondern Anbetung der Sexualität in der Verehrung des Stieres als Symbol der Fruchtbarkeit! Gegen diese Utopie, daß der Mensch durch das Eintauchen in seine Emotionen und damit durch die Versöhnung mit der sogenannten Natur frei oder sein Glück erlangen würde, hat die Bibel immer gekämpft. Der Protest, der Kampf und sogar das Martyrium der alttestamentlichen Propheten gegen den Kult «unter den Bäumen» und «heiligen Pfählen» stand gegen die Vergötzung der Natur und Emotion. Steht damit die Bibel verneinend dem Leben und der Natur gegenüber? Ist es wirklich so, wie wir es nun immer hörten in diesem antichristlichen 20. Jahrhundert, daß das Christentum lebensfeindlich ist?

Im Urteil der Bibel gibt es keinen Bereich des Lebens, durch den als solchen der Mensch glücklich werden kann. Der Mensch kann nicht glücklich werden dadurch, daß er Besitz anhäuft. Der Mensch kann nicht glücklich werden dadurch, daß er viel Macht gewinnt. Der Mensch kann auch nicht glücklich werden dadurch, daß er sich sexuell auslebt. Sondern – das ist eine Kernaussage der Bibel – die ganze Schöpfung ist gefallene Schöpfung. Und weil die Schöpfung gefallene Schöpfung ist, kann der Mensch durch diese Schöpfung sein Heil – oder sagen wir es in der Sprache dieser Zeit – sein Glück nicht erreichen. Ausleben der Sexualität oder gar hemmungsloses Ausleben der Sexualität schafft nicht Glück, sondern die Erfahrung des Verbrauches. Und das hemmungslose Anbeten oder Raffen von Reichtum schafft nicht Glück, sondern Öde und Leere – das Gespenst der Sinnlosigkeit. Und das Gefühl der Macht bringt den Menschen nicht auf den Gipfel seiner Selbstverwirklichung, sondern läßt ihn als Menschenverächter erst recht die Abhängigkeit von der Macht anderer erfahren.

Das neutestamentliche «Habt nicht lieb die Welt» (1. Joh 2, 15) will sagen, daß wir in dieser Liebe zur Welt, so wie sie ist, das Glück nicht erreichen können. Heißt es doch im 90. Psalm, daß der Mensch ist wie das Gras, das verwelkt und wie die Blume, die verblüht. Der Mensch lebt in der Struktur des Kreuzes. Er kann sich an der Schöpfung und an sich selbst als Geschöpf nicht festhalten, weil dort kein Bestehen ist. Er lebt in der Vergänglichkeit, sein Leib welkt, seine sexuelle Lust erschöpft sich und stirbt mit der Vergänglichkeit, mit dem Hinwelken seines Leibes. Diese Welt, diese Schöpfung ist als eine gefallene und zwiespältige Schöpfung untauglich, den Menschen glücklich zu machen. Der enttäuschte Lusttrieb schlägt um in Aggression. Aus dem frustrierten Lusttrieb kann der Zerstörungstrieb entstehen. Darum ist ja das Charakteristische unseres Zeitalters, daß Terrorismus wie ein Abgrund die sexuelle Revolution begleitet. Aggression kommt nicht aus unterdrückter Sexualität, sondern Aggression folgt aus dem gescheiterten Versuch, durch Ausleben der Sexualität   wie auch immer   das Glück zu erlangen. Vor allem aber ist die Konsequenz der sexuellen Revolution der Weg in die Drogen. Weil die sexuelle Ekstase eben doch nicht die Möglichkeit des Aussteigens aus dem Alltag gibt, steigt der Aussteigewillige auf radikalere Mittel um, um so in das Wohlgefühl der Rauschkugel zu gelangen.

Echte Verwirklichung der Geschlechtlichkeit im Sinne der Bibel hat Karl Barth einmal so formuliert: «Kein Koitus ohne Koexistenz». Damit spricht er das spezifisch Menschliche und spezifisch Christliche der Sexualität in doppelter Weise an:

a) Sexualität ist die Begegnung und ausschließliche Begegnung zwischen Mann und Frau. Das ist in der Schöpfung eindeutig so vorgesehen. Jede andere Verwirklichung der Sexualität wird ausdrücklich von der Bibel als tödliche Sünde verworfen. Inzest, Lesbismus und Homosexualität sind vom Standpunkt des biblischen Ethos in jeder Weise verwerflich. Die Verwirklichung der Geschlechtlichkeit in der Begegnung zwischen Mann und Frau ist der Sinn biblischer Schöpfungsordnung.

b) Die spezifisch menschliche Sexualität ist die eigentliche Erfüllung der Sexualität. Sie wird begleitet, besser noch: sie wird getragen von der Liebe zwischen Mann und Frau. Sexualität ohne diese Liebe in der Begegnung von Person zu Person, also die rein versachlichte Sexualität, kann keine Erfüllung in der geschlechtlichen Begegnung zwischen Mann und Frau bringen.

Die gegenwärtige sexuelle Revolution offenbart sich in ihrer feministischen Komponente darin, daß sie anscheinend bemüht ist, aus Frauen mehr oder weniger männliche Wesen und aus Männern mehr oder weniger weibliche Wesen zu machen. Sie erhebt sich damit gegen die Schöpfungsordnung Gottes und ist deswegen nihilistisch. Da nun der Mensch als Mann und Frau existiert, kann die geschlechtliche Begegnung zwischen Mann und Frau selbstverständlich nicht verwerflich sein. Die geschlechtliche Begegnung zwischen Mann und Frau ist Teilhabe an der Schöpfungslust Gottes. Sie hat ihren Ort in der Ehe, die nach der eindeutigen Aussage Jesu niemals geschieden werden kann.

Nun ist es ganz offensichtlich so, daß es viele Mißverständnisse in der Geschichte der christlichen Sexualität gab und gibt. Viele meinen, durch eine geminderte oder gedämpfte Sexualität könne man sich zu einem besonderen Stand der Heiligkeit vor Gott emporarbeiten und zu einer spezifisch christlichen Sexualität kommen. Dieser Irrweg ist zu verwerfen. Die Bibel weiß davon nichts. Die Geschlechtlichkeit zwischen Ehepartnern soll ihre volle Erfüllung finden. 1943 schrieb Dietrich Bonhoeffer gegen das pseudochristliche Mißverständnis der Sexualität in der Ehe: «… daß ein Mensch in den Armen seiner Frau sich nach dem Jenseits sehnen soll, ist, milde gesagt, eine Geschmacklosigkeit und jedenfalls nicht Gottes Wille. Man soll Gott in dem finden und lieben, was er uns gerade gibt; wenn es Gott gefällt, uns ein überwältigendes irdisches Glück genießen zu lassen, dann soll man nicht frommer sein als Gott und dieses Glück durch übermäßige Gedanken und Herausforderungen und durch eine wild gewordene Phantasie, die an dem, was Gott gibt, nie genug haben kann, dieses Glück wurmstichig werden lassen. Gott wird es dem, der ihn in seinem irdischen Glück findet und ihm dankt, schon nicht an Stunden fehlen lassen, in denen er daran erinnert wird, daß alles Irdische nur etwas Vorläufiges ist und daß es gut ist, sein Herz an die Ewigkeit zu gewöhnen … »

Man wird also die Schönheit der Schöpfung Gottes in der Schöpfungslust dankbar hinnehmen und sie nicht mindern. Gott gibt alles zu seiner Zeit. Aber entscheidend dabei ist   wie Bonhoeffer es ausdrückt   «daß man mit Gott Schritt hält und ihm nicht immer schon einige Schritte voraus ist». Damit ist gesagt, daß wir nicht in einer ewigen Wonne der Schöpfungslust leben werden, sondern daß die Zeit schon kommt, in der das Kreuz auf uns gelegt wird. Aber diese Zeit überlassen wir Gott. Und in der Ehe geht es darum, daß dann auch diese Zeit des Kreuzes gemeinsam getragen wird.

Gerade im Neuen Testament gibt es viele Aussagen, die es uns sehr deutlich machen, daß der Christ in der Nachfolge auf manches verzichten muß. Er kann auf seine Gesundheit, seinen Besitz, auf Macht und auch auf Sexualität verzichten, wenn die Stunde kommt, in der es durch die Nachfolge von ihm verlangt wird. Aber das, worauf dann verzichtet wird, ist als solches nicht böse   denn dann wäre es ja weder Verzicht noch Opfer, sondern Ekel vor der Welt.

Der moderne Mensch lebt in Sorge und Angst   der technische Fortschritt hat ihm Angst und Sorge nicht genommen. Ein geängstigter oder von Sorge niedergedrückter Mensch wird aber in der Fähigkeit, seine geschlechtliche Lust zu verwirklichen, gelähmt. Da aber der christliche Glaube Freiheit von Angst und Sorge gibt («Eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch»), da also der Christ überwinden kann durch Vertrauen in die Fügung seines Lebens durch Gott, wird er bis in die Tiefen seines Daseins eine Entspannung erleben, die ihn zur Geschlechtlichkeit umso mehr bereit macht. Vergebung der Schuld und Befreiung von der Angst und das Wegwerfen der Sorge   also dieser Kernprozeß christlicher Existenz   wird eine christliche Ehe in der vollen Entfaltung der Schöpfungslust charakterisieren. Schon von daher ist die Ermöglichung geschlechtlicher Freude größer und schöner als bei jenen, die in der Sorge und in der Angst   eben in der Glaubenslosigkeit dieser modernen Zeit   leben müssen.

Die Revolution der Haut hingegen als ein Teil des emotionalen Aufstandes gegen Gott und seine Gebote und seine Ordnung fördert nicht das Glück des einzelnen und in der Gemeinschaft sondern zerstört es. Die Revolution der Haut mit ihrem ideologischen Hintergrund ist in ihrem Wesen nihilistisch.

3. AIDS –  Rache Gottes für die emotionale Revolution?

Die Gebote der Bibel sind dem Menschen gegeben, damit er lebt. Wenn er sich gegen die Gebote erhebt, richtet er sein Leben zugrunde. Das Leben gegen die Gebote ist wie ein Leben gegen die Naturgesetze  – die Folge ist der Untergang. Die Sünde, das Nein zu den Geboten Gottes, richtet sich selbst.

Rache hängt zusammen mit Gerechtigkeit. Die Rache Gottes, von der die Bibel sehr wohl zu berichten weiß, ist die lebendige Gerechtigkeit Gottes, denn Gott ist ein «eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und vierten Glied derer, die mich hassen … » (Ex 20,5) , so also steht es in den Zehn Geboten. Der Tod ist der Sünde Sold und somit auch die Krankheit, die immer das Vorletzte zum Letzten des Todes ist. AIDS ist also Rache Gottes gegen die emotionale Revolution.

Woher kommt das HIV Virus? Diese Frage kann letztendlich genauso wenig beantwortet werden wie die Frage nach der Entstehung der Syphilis, jener Geißel der Menschheit von den Tagen des Kolumbus bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als durch die Erfindung von Salvasan, den Sulfonamiden und des Penicillin diese Krankheit beherrschbar gemacht wurde.

Jede Krankheit hat ihr eigenes, für ihre jeweilige Zeit geradezu typisches Gesicht. Es gibt so etwas wie eine Geistesgeschichte der Krankheit. Das Typische des HIV Virus besteht darin, daß es bestimmte Lymphozyten angreift, in deren Zellkern es eindringt, dort genetisches Material sozusagen indoktriniert und die Wirtszelle zwingt, ihn, den HIV Virus zu kopieren. Wenn dann die Zelle im Kampf gegen die Krankheit aktiv werden müßte, wird sie zuerst zerstört. Widerstandslos fällt der menschliche Körper einer Krankheit anheim. Dieser Vorgang ist typisch für die Zeit:

1. Die Kultur des christlichen Abendlandes hat kein Immunsystem mehr, sie kann sich nicht wehren gegen die brutale Herausforderung einer nach  und antichristlichen Kultur  und Moralrevolution.

2. Unbemerkt ist der Kern unseres geistig geistlichen Abwehrsystems zuerst befallen worden. Die christliche Kirche ist abgefallen von der Treue zum Worte Gottes und zum Bekenntnis der Väter. Das Gericht beginnt   wie es das Neue Testament unmißverständlich formuliert   zuerst am Hause Gottes, und der Apostel Johannes sagt, daß der Antichrist aus der Gemeinde kommen wird, wenn er auch nicht zu ihr gehört. So ist die Zerstörung der christlichen Gemeinde die Folge des Aufbaus einer antichristlichen Macht. Gleichsam im Kern unseres christlich abendländischen Abwehrsystems richtet sich die Macht des Bösen ein. Die Kernzelle unseres Abendlandes, die christliche Gemeinde, ist von einem Virus befallen, der sie zwingt, ihn sogar noch zu kopieren. Die Kirche gebiert aus sich heraus den Antichristen.

3. Unsere abendländisch christliche Kultur zerfällt. Sie kann nicht widerstehen, weil die Zellen der Abwehr, die Macht des Aufhaltenden, eben die christliche Gemeinde, im Kern zerstört ist. Das christliche Abendland stirbt, weil es seinen Feinden nicht widerstehen kann   das ist die Drohung, die sich am Horizont unserer Existenz abzeichnet.

4. AIDS ist als Krankheit symbolisch für diese Zeit. Das christliche Abendland könnte so untergehen, wie ein HIV Infizierter an AIDS untergeht – wehrlos, schmerzhaft, in unaufhörlichem und schnellem Zerfall.

Das Abendland ist noch in einem Stadium, in dem es einem HIV Infizierten zu vergleichen ist, der seine Infektion noch nicht einmal bemerkt hat und bei dem die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist. In diesen Untergang unserer christlich abendländischen Zivilisation   sollte sie denn geschehen und kein Widerstand aufkommen   würden alle einbezogen, Schuldige und Unschuldige, heute noch Lebende, heute noch nicht Geborene.

Von AIDS können auch Unschuldige befallen werden: Der Ehepartner, der von dem Ehebruch seines anderen Partners nichts weiß, der Kranke, der eine HIV infizierte Bluttransfusion erhält, das Kind, das von einer AIDS kranken Mutter geboren wird.

Der Apostel Paulus betont ausdrücklich, daß Gottes Wege und Gerichte unausforschlich sind. Die Rache Gottes ist eine Wirklichkeit   verstehen können wir sie nicht. Alle irdischen Gerichte sind überdies vorletzte Gerichte und stehen unter dem Gericht, dem Jüngsten Gericht Gottes am Ende dieser Zeit. Jesus sagt bei der Heilung eines blind Geborenen, daß weder dieser noch seine Eltern gesündigt haben, sondern daß alles nur geschehe, «daß die Werke Gottes an ihm geoffenbart werden». Auf das Vorletzte von Krankheit, Tod und Schuld folgt das Letzte der Gnade und Erlösung   Christen glauben daran und sie wissen und erleben das Ziel dieses Dramas von Welt  und Heilsgeschichte.

Mit Bonhoeffer werden wir Christen, wenn wir von der Gnade sprechen, immer daran erinnert, daß niemals die Sünde als Sünde, sondern immer nur der bußfertige Sünder gerechtfertigt wird. Wir verneinen das Gerede von der billigen Gnade.

Im Drama der emotionalen Revolution erkennen wir Christen, daß eine Herausforderung göttlicher Gebote im Gange ist, die auf keinen Fall ohne Rache bleiben wird. Die Geißel der AIDS Krankheit ist ein Zeichen dieser Rache Gottes für die eine Menschheit, die das Gebot Gottes hemmungslos vergleichgültigt. Dabei ist diese Krankheit zugleich ein Symbol für die Immunschwäche unserer abendländisch christlichen Zivilisation gegen den Ansturm einer emotionalen Kultur  und Moralrevolution. Dieses alles nehmen wir nicht hin wie ein Schicksal. Schicksal kennt die Bibel nicht. Sondern wir Christen nehmen es als ein Zeichen, das uns aufruft, diese Gesellschaft ganz entschieden zur Umkehr aufzurufen.

Der Autor:

Georg Huntemann wurde 1929 in Bremen geboren und wirkte von 1957 – 1987 als Pastor in der Bremischen Evangelischen Kirche. Er studierte an deutschen und schweizerischen Universitäten und promovierte 1953 zum Dr. phil. in Erlangen und 1957 zum Dr. theol. in Bern. Seit 1970, also seit der Gründung, ist er Professor für Ethik und Konfrontationstheologie an der FETA (Freie Evang. Theol. Akademie) Basel. Seine Forschungen bewegen sich auf dem Gebiete der Konfrontation biblischer Offenbarung mit dem säkularisierten und ideologisch geprägten Selbstverständnis des modernen Menschen, besonders auf dem Gebiet der Ethik und der Bibelkritik in der modernistischen Theologie.

Veröffentlichungen:

«Utopisches Menschenbild und utopisches Bewußtsein im 19. und 20. Jahrhundert», 1953.
«Die Kritik der dialektischen Theologie am spekulativen Idealismus Hegels», 1958.
«Morgen wird man wieder Christ sein», 1962.
«… und was die Bibel dazu sagt. Weg und lrrweg der Sexualität», 1964.
Angriff auf die Moderne», 1966.
«Provozierte Theologie in technischer Welt», 1968.
«§ 218. Um Leben und Tod der Ungeborenen», 1971.
«Streit in der Kirche», 1971.
«Autorität oder Chaos», 1971.
«Aufstand der Schamlosen», 1971.
«Die politische Herausforderung des Christen», 1973.
«Was kommen wird – Die Bibel über die Zukunft der Welt», 1973.
«Als Christ leben – aber wie?», 1975.
«Am Anfang die Wahrheit», 1977.
«Diese Kirche muß anders werden», 1979.
 «Die Zerstörung der Person», 1981.
«Friede oder Krieg auf Erden?», 1982.
«Der verlorene Maßstab – Gottes Gebot im Chaos der Zeit» 1983.
«Die verratene Reformation», 1983.
«Das Glaubensbekenntnis. Aktuell ausgelegt für Menschen von heute», 1988.
«Der andere Bonhoeffer. Die Herausforderung des Modernismus», 1989.

Hervorhebungen im vorliegenden Text vorgenommen von Horst Koch, Herborn, im November 2006

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