Homöopathie+Irisdiagnose (S.Pfeifer)

Samuel Pfeifer

Homöopathie – kosmische Energie in Flaschen

Machen Sie einmal eine Umfrage darüber, was eigentlich Homöopathie sei. Sie werden die verschiedensten Antworten erhalten. Zum Beispiel: »Das ist doch die Medizin, in der nichts drin ist! Wenigstens schadet sie nichts« oder: »Die Heilpraktiker im Appenzellerland in der Schweiz arbeiten doch mit dieser Homöopathie. Ist das nicht etwas Okkultes?« So recht weiß jedoch keiner, was unter Homöopathie zu verstehen ist.

Was ist eigentlich Homöopathie?

Die Grunddefinition wurde von Samuel Hahnemann (1755 -1843) aufgestellt: »Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt«, oder wie es einmal anders formuliert wurde: »Die Homöopathie ist die Behandlung, die darin besteht, daß der Kranke ein Medikament bekommt, das im Versuch am Gesunden ähnliche Symptome auslöst, wie sie beim Kranken vorliegen.«

Nehmen wir ein praktisches Beispiel: Ein Patient hat Durchfall. Wir alle wissen, daß Rizinusöl beim Gesunden auch Durchfall erzeugt. Nach dem Grundsatz der Homöopathie muß man dem Patienten also Rizinusöl als Medikament geben.

Bekäme der Arme das Rizinusöl jedoch in normaler Dosis, so würde er wahrscheinlich das WC nicht mehr verlassen können. Deshalb muß das Medikament verdünnt werden. Hier kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt der Homöopathie: zur Verdünnungslehre.

Oberflächlich betrachtet geht es den Homöopathen darum, mit der kleinsten Arzneimittelmenge auszukommen. Ihre Verdünnungen bezeichnen sie mit dem Buchstaben D für »dezimal«, dahinter steht eine arabische Ziffer, die die Zahl der Nullen hinter der Eins angibt. Eine Verdünnung D 10 ist also ein Verhältnis von 1 Kubikzentimeter auf 10 000 000 000 Kubikzentimeter oder ein Teelöffel auf einen Tank von der Größe eines 100 Meter hohen Kirchturms. Viele Homöopathen arbeiten aber mit noch viel stärkeren Verdünnungen. Hahnemann selbst zog die Verdünnung D 30 vor, eine Verdünnung, bei der man in einer Flasche kein einziges Molekül des Heilmittels mehr finden würde.

Um zu erklären, weshalb das Mittel dennoch wirksam sei, müssen wir nun zu einer dritten wichtigen Grundlage der Homöopathie übergehen, zum Potenzieren, die uns mitten in die Welt der Astrologie, des Buddhismus und des Hinduismus führt.

Wenn ein Homöopath ein Mittel herstellt, so bereitet er zuerst eine Urtinktur zu, zum Beispiel aus feingehackten Brennesseln, deren Saft er mit Alkohol extrahiert. Nun nimmt er einen Teil dieser Urtinktur, verdünnt ihn mit 9 Teilen Lösungsmittel und verschüttelt diese Lösung in einem Glas. Er hat nun eine Verdünnung von einem Zehntel, also von D 1 oder, wie er es ausdrückt, die »Potenz D 1«. Um zu D 2 zu gelangen, nimmt er wieder 1 Teil der D 1 Lösung und verschüttelt sie mit 9 Teilen Lösungsmittel. Das homöopathische Mittel wird also in Zehnerschritten verdünnt, obwohl man im Grunde gleich einen Tropfen Urtinktur auf z. B. 999999 Tropfen Lösungsmittel geben könnte, um die Verdünnung D 6 zu erhalten. Doch Hahnemann war überzeugt, »daß sein Verschüttelungsprozeß mehr bedeutet als bloßes Verdünnen. Durch sein Verschütteln (Potenzieren) wird etwas Dynamisches frei. Was der dunkle Mesmer direkt tut, bewirkt Hahnemann indirekt: auf dem Wege über die lebendige Menschenhand wird er zum Be-Handler der Kranken.

Mit anderen Worten: Hahnemann glaubt, daß beim Verschüttelungsprozeß kosmische »Lebenskraft« in das homöopathische Mittel eingefangen wird. Die Kraft, die beim okkulten Besprechen und Handauflegen direkt auf den Patienten übergeht,  wird hier auf das homöopathische Mittel übertragen und indirekt weitergegeben.

Wer war Samuel Hahnemann?

Um eine Lehre besser zu verstehen, ist es oft gut, einen kleinen Blick in das Leben des Gründers zu werfen. Bei Samuel Hahnemann zeigt sich besonders deutlich, daß die berechtigte Auflehnung gegen Mißstände seiner Zeit nicht zu einer Lösung der Menschheitsprobleme führen kann, wenn sie aus antichristlichem Geist geschieht.

Hahnemanns Leben wurde in verschiedenen Biographien ausführlich dargestellt, so daß ich mich an dieser Stelle auf einige wenige Hinweise beschränken möchte. 1755 wurde er als Sohn eines Porzellanmalers in Meißen/Sachsen geboren. Er war ein hochbegabter Schüler, so daß ihm das Medizinstudium in Leipzig, Wien und Erlangen ermöglicht wurde. Verschiedene Versuche, sich eine ärztliche Existenz aufzubauen, scheiterten, und er lebte mit seiner Frau und seinen neun Kindern meist in großer Armut. In seiner ewigen Rastlosigkeit wechselte er mehr als zwanzig Mal seinen Wohnort. Sein Leben verdiente er sich mit dem Übersetzen von Büchern aus dem Englischen, Italienischen und Französischen. Daneben experimentierte er dauernd an der Herstellung neuer Heilmittel herum. Er wurde zunehmend als ein scharfer Kritiker der damaligen Schulmedizin bekannt. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er mit 80 Jahren ein zweites Mal. Er starb 1843 schließlich als wohlhabender Mann in Paris.

Betrachtet man die medizinische Situation im 18. Jahrhundert, so versteht man, daß sich Hahnemann dagegen auflehnte. Der Aderlaß war das Heilmittel gegen alles. So bestand die Therapie gegen Lungenentzündung darin, dem Kranken innerhalb von 14 Tagen 7 Liter Blut abzulassen. Meist wurde die Krankheit durch den Tod des Patienten »geheilt«. Andere verschrieben pfundweise Opium, und wieder andere versuchten, mit Hilfe von täglichem Klistieren die Krankheit aus dem Körper zu vertreiben.

Hahnemann erkannte intuitiv, daß vieles, was hier als Schulmedizin angepriesen wurde, keine echte Hilfe bieten konnte. In Aufsätzen und Büchern lehnte er sich immer heftiger gegen die »hochbetitelten Gesundheitsverderber« auf. Man wird unwillkürlich an den deutschen Chirurgen Hackethal erinnert, der sich in unserer Zeit mit ähnlich ungehobelter Vehemenz gegen die übertriebene technisierte Schulmedizin wendet, dumpf ahnend, daß der Wurm in einer Behandlung sitzt, die den Menschen nicht mehr als Ganzes sieht (vgl. Kapitel 1).

Mit der Zeit vollzog sich eine eigenartige Wandlung in Hahnemanns Charakter. Er wurde immer schroffer, unduldsamer, unzuverlässiger. Jahrelange Freundschaften brach er ab; selbst gegen Menschen, die zu ihm hielten, kam es zu unerwarteten, hemmungslosen Angriffen.

Immer stärker wirkte sich diese Veränderung auch auf seine Kinder aus. Ihr Schicksal war eine Kette von Tragödien: Die Ehen dreier Töchter wurden geschieden, zwei Töchter wurden auf merkwürdige Art ermordet, eine weitere starb bereits 30jährig. Sein einziger Sohn Friedrich verließ Frau und Kind und blieb verschollen. Der Biograph Fritsche meint sogar: »Friedrich Hahnemann mußte zu Ende leben, was sein Vater ihm an Dämonie mitgab.«

Im Jahre 1810 gab Hahnemann sein Hauptwerk, das »Organon der Heilkunst« heraus. Jahrelange Forschungen waren diesem Buch vorausgegangen. Auf den Weg der Homöopathie brachten ihn die Berichte des englischen Arztes Cullen über die Wirkung der Chinarinde gegen Malaria. Hahnemann probierte die Droge an sich selbst aus. Er stellte dabei Symptome fest, die der Malaria ähnlich waren: Fieber, Schüttelfröste und Abgeschlagenheit. Zwei bis drei Stunden dauerte jeweils der Anfall, sobald er das Mittel genommen hatte; sonst war er wohlauf.

Plötzlich kam Hahnemann die Idee: Was das Fieber beim Gesunden auslöste, heilte das Fieber der Kranken! Nun begann er, unzählige Stoffe an sich selbst, seiner Familie und an seinen Freunden auszuprobieren. Jedes Symptömchen, vermeintlich oder echt, wurde peinlich genau registriert: 1422 Prüfungssymtome will er bei Beiladonna (Extrakt der Tollkirsche) entdeckt haben, 1267 bei Nux vomica (Brechnuß), 1163 bei der Pflanze Pulsatilla (Pelzanemone).

Mehr noch: Er stellte eine Beziehung her zwischen dem »Charakter« der Heilmittel und dem Charakter des Kranken. Es würde zu weit führen, hier näher auf die homöopathische Charakterlehre einzugehen. Wer jedoch eine gute Übersicht sucht, wird sie in Prokops Buch »Medizinischer Okkultismus« finden.

Vor besondere Probleme stellten Hahnemann die chronischen Krankheiten. Weshalb konnten so viele Menschen nicht durch seine Mittel geheilt werden? Eine Antwort gibt er in seinem Alterswerk »Die chronischen Krankheiten, ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung«. Darin stellt er fest: Sieben Achtel aller chronischen Krankheiten werden durch die »Psora«, die »innere Krätze« verursacht. Wenn die Arznei eines ihrer Glieder trifft, so wachsen alsbald unzählige neue. Mit besonderer »Wut tut sie sich hervor«, wenn man ihr das äußere Zeichen des innewohnenden Übels, den Hautausschlag, nimmt. Sein Ratschlag an die Chronischkranken aller Art: alle 30 bis 50 Tage eine einzige Dosis homöopathischen Schwefels innerlich.

Selbst der Biograph Gumpert, der Hahnemann mit Luther, Goethe Kant und Bismarck verglich, meint: »Diese Art, Homöopathie zu betreiben, bleibt ein einmaliges psychisches Phänomen und erforderte weit jenseits der Grenzen des Erlebbaren eine fast indische Fähigkeit der Versenkung und Konzentration«.

Wie recht er damit hat, zeigt eine genauere Untersuchung der Philosophie hinter der Homöopathie, die in allen Stücken von hinduistischen und buddhistischen Vorstellungen durchdrungen ist.

Konfuzius, der gerade Weg zu Gott?

Verschiedene Begriffe, die in der Homöopathielehre immer wieder gebraucht werden, machen einen stutzig. Da ist von Lebenskraft die Rede, von Harmonie mit der Weltenergie, von Ätherleib. Man denkt unwillkürlich an die Lehren, die uns durch Gurus und Yogis in den Westen gebracht worden sind. Je mehr man sich in die Bücher Hahnemanns und seiner Jünger einliest, desto mehr muß man erkennen: Die Homöopathie baut in allen wichtigen Punkten auf der östlichen Philosophie auf.

Schon in jungen Jahren hatte sich Hahnemann bei den Freimaurern aufnehmen lassen. Diese Bewegung gebraucht wohl viele christliche Schlagworte, ja in den meisten Freimaurer Tempeln liegt sogar eine Bibel auf, Die Botschaft des Evangeliums von der Erlösung des verlorenen Menschen durch den Kreuzestod Jesu aber lehnen die Freimaurer klar ab. Für sie liegt die Erlösung im Menschen selbst. F.C. Endres schreibt in seinem Buch »Das Geheimnis des Freimaurers« folgende Sätze: »Die Macht der Sündenvergebung liegt in uns selbst. Die Möglichkeit, ein neues Leben, unbelastet von den Lasten der Vergangenheit, zu beginnen, liegt in unserer Seele … « Die Seelsorge hat immer wieder gezeigt, daß Freimaurer, die eine echte Hinwendung zu Christus vollzogen hatten, sich sofort genötigt sahen, aus der Loge auszutreten.

Es wundert daher nicht, daß Hahnemann als Mitglied der Loge Jesus einen »Erzschwärmer« nannte. Einer der Biographen Hahnemanns schreibt: »Der Erzschwärmer Jesus von Nazareth, der nicht Erleuchtete auf dem geraden Weg zur Weisheit führt, sondern mit Zöllnern und Sündern den schweren Weg zum Gottesreich auf Erden erkämpfen will, . . . dieser das Dunkel der Welt auf sich nehmende Schmerzensmann ist dem Liebhaber der ätherischen Weisheit anstößig.« Und weiter: »Christ kann Hahnemann keiner sein, obwohl er fromm ist wie ein Pietist. Hahnemanns Gott greift zwar fortwährend als führende und schenkende Macht in das Leben ein, aber er führt zur Erkenntnis und beschenkt das Hirn, nicht das Herz … Arzt ist Hahnemann am Krankenbett, weil er nicht anders kann. Wo er hingegen als Erkennender ringt und um Erleuchtung bittet, gerät er in enge Geistesnachbarschaft zum Osten, Konfuzius ist sein Vorbild.«

Über Konfuzius schreibt Hahnemann selbst in einem Brief: “Da ist göttliche Weisheit zu lesen, ohne Wunder Fabel und ohne Aberglauben. Es ist ein wichtiges Zeichen der Zeit, daß Konfuzius bei uns nun kann gelesen werden. Ihn selbst werde ich im Reiche der glücklichen Geister nun bald umarmen, den Wohltäter der Menschheit, der uns den geraden Weg zur Weisheit und zu Gott führte, schon 650 Jahre vor dem Erzschwärmer.«

Kann klarer noch gesagt werden, welchem Geist die Homöopathie entsprungen ist? Die Verehrung östlicher Weisheit war nicht nur das stille Hobby Hahnemanns. Sie bildet vielmehr die Grundlage der Herstellung homöopathischer Arzneien.

Einer der bekanntesten Homöopathen der Schweiz ist der heute etwa 80 jährige Adolf Voegeli. Ich traf den Autor vieler Bücher und Streitschriften für die Homöopathie in einem Zürcher Hotel. Unser Gespräch drehte sich um die Wirkungsmechanismen der Homöopathie. Während er seine selbst gedrehten Zigaretten rauchte, erzählte er mir von seinen Erfahrungen mit der Homöopathie, wie er Bauern in den Walliser Seitentälern nur mit homöopathischen Essenzen bei Lungenentzündungen durchbringe und Manager von ihren Magengeschwüren heile. Auf die kosmische Kraft angesprochen, die Hahnemann in seine Mittel hinein »potenzierte«, erklärte er mir: »Wissen Sie, ich glaube an die Kraft der Sterne. Ein Astrologe hat mir schon sieben Jahre vorher vorausgesagt, wer meine zweite Frau sein würde, bevor ich sie überhaupt kannte.«

Über die Wirkungsweise der Homöopathie hat Dr. Voegeli einen Artikel in der »Zeitschrift für Klassische Homöopathie« veröffentlicht. Das Literaturverzeichnis dazu gleicht einer Sammlung okkulter, hinduistischer und anthroposophischer Literatur. Dr. Voegeli bekräftigt, daß die Wirkung der Hochpotenzen geistiger Natur sei. Die beste Erklärung dafür biete die hinduistische Sankhya Philosophie. Der Mensch hat danach nicht nur einen Leib, sondern auch einen Ätherleib mit einem speziellen Kraftliniensystem. Dieser Ätherleib ordne die Abwehrfunktion des Körpers und fördere die Wundheilung. Auf dieser Ebene sei die Homöopathie wirksam.

Ein weiteres energetisches System, das die Empfindungen des Menschen steuere, sei der Astralleib. Die höchste Energieform des Menschen sei jedoch sein Geist, dessen Ziel es sei, ein immer vollkommeneres Instrument der göttlichen Impulse aus dem Kosmos zu werden. »Das Ziel des Menschen ist die Höherentwicklung, die Vergeistigung.« Dazu reicht ein Leben niemals aus, und die logische Folgerung ist die Lehre von der Reinkarnation, die zuletzt zur Vollkommenheit führen soll.

Östliche Philosophie dringt im übrigen auch bei vielen anderen Autoren durch. So führt der Heilpraktiker Ulf Evertz aus, daß der Gesundheit ein ungestörter Energiefluß zugrunde liege. »Krankheit ist folglich in erster Linie eine Störung dieser Energieverteilung innerhalb des Organismus.«

Der Londoner Homöopath Dr. J.P. Randeira zeigt den Weg zur Heilung auf: »Die homöopathischen Heilmittel sind durch das Verfahren der Potenzierung in der Lage, den harmonischen Fluß der Lebenskräfte in jeder einzelnen menschlichen Zelle wiederherzustellen.«

Mit fast religiöser Inbrunst drückt es ein anderer Homöopath aus: »Unter dem heiligen Akt des Potenzierens löste sich die Heilkraft aus den Fesseln der irdischen Struktur und zeugte im kranken Organismus wieder die Harmonie.«

Am militantesten werden die Lehren, die der Homöopatie zugrunde liegen, heute von den Anthroposophen vertreten, in deren Medizin die Homöopathie eine zentrale Stellung hat. Doch zieht sich die östliche Philosophie als Grundlage der Homöopathie wie ein roter Faden auch durch die Behandlungsräume der Heilpraktiker.

Homöopathie heute

Wer sich ein wenig in die abstrusen Ideen Hahnemanns eingelesen hat, dem fällt es schwer zu glauben, daß man im Zeitalter der Wissenschaftlichkeit noch voll zum Guru der Homöopathie halten würde. Das Gegenteil ist der Fall. Allein in Deutschland praktizieren mehr als 1000 Ärzte und etwa 3500 offiziell zugelassene Heilpraktiker “die Kunst der Homöopathie.” 14 Krankenhäuser haben homöopathische Abteilungen.

Die philosophischen und medizinischen Auffassungen der heutigen Homöopathen haben lediglich ein neues Gesicht bekommen, im Grunde sind sie den Lehren Hahnemanns treu.

Wir müssen drei Arten von Homöopathen unterscheiden:

1. Diejenigen, die die Homöopathie »entmythologisiert« haben und weder extrem verdünnte noch »kosmisch aufgeladene« Mittel abgeben. Meistens gehen sie nicht mehr über D 6 hinaus, um sicherzugehen, daß eine materielle Wirkung noch möglich wäre. Sie wollen nichts wissen von dem Hintergrund chinesisch – indischer Philosophie und »potenzieren« ihre Mittel auch nicht nach Hahnemanns Vorbild. Ihnen geht es vor allem um die biologische Arznei ohne Nebenwirkung.

2. Die zweite Gruppe verleugnet schamhaft die heute als falsch erkannten medizinischen Theorien Hahnemanns. Sie versucht aber, seine Heilmittel mit »wissenschaftlichen Methoden« salonfähig zu machen. Zu ihrem Instrumentarium gehört unter anderem das Pendel, Es stört sie auch nicht, die östlichen Begriffe »Weltseele«, oder »Lebenskraft« in ihr Weltbild einzubauen.

3. Die dritte Gruppe glaubt blind an Hahnemanns Lehren. Seine Aussagen z. B. über die Krätze als Ursache der chronischen Krankheiten werden zwar nicht mehr wörtlich genommen, dafür aber in den Bereich des Außersinnlichen verschoben und dort als richtig erkannt. Diese Leute bekennen offen ihren Glauben an die Astrologie und andere spiritistische Praktiken. Als besonders aktive Sondergruppe sind hier die Anthroposophen zu nennen. Aber auch Anhänger der »klassischen Homöopathie« fallen in diese Kategorie.

»Strophantus gratusc« gegen Angst vor spitzen Gegenständen

Aus der Fülle homöopathischer Gruppierungen will ich nur einige Beispiele herausgreifen, die uns besser zeigen, in welcher Gedankenwelt sie sich bewegen. Alle Beispiele sind Büchern neueren Datums entnommen und entsprechen dem heutigen Stand der Homöopathielehre.

Das erste Beispiel illustriert die blinde Gläubigkeit in Hahnemanns Theorien. Es findet sich in dem Buch von F. Gauß, »Wie finde ich das passende Arzneimittel?« F. Gauß schreibt: »Man wird sich dankbar bewußt, daß die Homöopathie eine Heilweise darstellt, die sich bis heute bestens bewährt und erhalten hat. Gerade in unserer Zeit ist besonders hervorzuheben, daß die homöopathischen Arzneimittel keinerlei sogenannte Nebenwirkungen haben, die mehr krank als gesund machen.« Den esoterischen Gehalt der Homöopathie tönt er nur mit einem Satz zu den Hochpotenzen von D 30 bis D 1000 und höher an: »Die Hochpotenzen wirken viel tiefer, sie greifen in die geheimsten Lebensvorgänge ein . . .«

Wie einst Hahnemann, führt auch Gauß feinste Unterschiede in seinen Diagnosen auf. So unterscheidet er nicht weniger als 24 Angstformen. Gegen jede Form muß ein anderes Medikament gegeben werden. Gegen Angst vor der Geburt verschreibt er »Cimicifuga« (Silberkerze) in der Verdünnung D 30, gegen »Angst, es könnte etwas aus der Ecke hervorkommen«, Phosphor D 6. »Angst vor Berührung bei großer Traurigkeit und jammervoller Stimmung« erfordert »Antimonium crudum«, (Roh Antimon) und »Angst vor spitzen Gegenständen (Messer, Gabel usw.)« behandelt er mit »Strophantus gratus«, D 6.
Daß diese skurille Diagnosenfülle eine Verständigung mit der Schulmedizin sehr erschwert, dürfte einleuchten. Mehr noch: Wie kommt der Homöopath dazu, gegen die Angst vor spitzen Gegenständen ausgerechnet »Strophantus gratus« in der Konzentration D 6 und nicht etwas anderes in einer anderen Potenz zu geben? Allein gegen die 24 Formen der Angst kennt Gauß nämlich 30 Mittel in den Potenzen D 6 bis D 1000. Das ergibt 715 680 Möglichkeiten der Behandlung der Angst! Doch diese Fragen seien nur am Rande gestellt.

Woher kommt die Energie?

Das nächste Beispiel über den Stand der heutigen Homöopathie ist dem Buch von Paul Uccusic, »Naturheiler«, entnommen. Er berichtet über »wissenschaftliche« Forschungen am Ludwig Boitzmann Institut in Wien, dessen Leiter, Prof. Bischko, eines der wichtigsten Lehrbücher für die westlichen Akupunkteure geschrieben hat. In diesem Institut arbeitet Dr. Otto Maresch an der Erforschung der Heilkraft hoher Potenzen (also D 30 bis D 1000 und mehr). Wie wir gesehen haben, findet man bei dieser Verdünnung kein einziges wirksames Molekül mehr in einem Fläschchen. Die heilende Wirkung, so erklären die Homöopathen, habe das Mittel dann durch die kosmische Kraft, die durch den Vorgang des Potenzierens eingefangen worden sei.

Diese heilende Kraft wird also von Dr. Maresch erforscht. Da man diese kosmische Lebenskraft mit physikalischen Meßmethoden nicht messen kann, braucht er andere Mittel. Uccusic schreibt: »Man lasse sich nicht davon abstoßen, daß Maresch bisweilen Bioindikatoren zum Nachweis der Mikrowellenstrahlung benützt, nämlich Wünschelrute und Pendel.« Nachdem dem Leser nun klar ist, daß die Wahrsagemittel Wünschelrute und Pendel ganz harmlose wissenschaftliche »Bioindikatoren«, sind, wird zur Erklärung der Kraft der Vergleich mit dem Mikrowellengrill herangezogen, der mit seinen unsichtbaren Strahlen innert Minuten Fleisch garkocht. Und wenn ein Schwingquarz in einem Funkgerät Mikrowellen abstrahlt, weshalb soll dann nicht auch ein Mensch, ein Organ, ein Tumor oder ein Medikament eine eigene Schwingung ausstrahlen? Während jedem klar ist, daß ein Funkgerät eine Energiequelle braucht, bleibt Uccusic die Antwort schuldig, woher die Energie bei den homöopathischen Mitteln kommt.

Um nun für jede Krankheit und für jeden einzelnen Patienten das richtige Medikament zu finden, hat Maresch folgenden Versuch festgelegt: »Ein homöopathisches Mittel wird eine um so bessere Wirkung entfalten, je präziser seine vorherrschende Wellenlänge der des erkrankten Organs oder des erkrankten Systems entspricht.« Für den Arzneimittelversuch am Gesunden werden der Versuchsperson fünf Elektroden an sein »elektromagnetisches System« (Meridiane, Akupunkturpunkte) befestigt. Auf der Suche nach einem Mittel gegen Krebs hält er in der einen Hand ein Pulver, das aus einem echten Tumor hergestellt wurde. Die Nadel schlägt nun ganz stark aus. Nun sucht er ein Mittel, das gegen diese »Krebsstrahlung« wirkt. Nachdem er verschiedene Stoffe ausprobiert hat, fällt endlich die Nadel auf die Null Stellung zurück: Veilchensaft in der homöopathischen Potenz D 8 wirkt gegen Krebs!

Doch es geht auch einfacher: »Der kürzere Weg ist der Weg über den Bioindikator Pendel.« Um diese »wissenschaftlich nachgewiesene« Strahlung jedoch feststellen zu können – auch mit dem »neutralen« elektromagnetischen Gerät – brauche es mehr: Nicht jeder Arzt könne das lernen, weil eine gewisse Sensitivität notwendig sei.

Sensitivität wofür? Warum können diese Energien nur von wenigen speziell empfindlichen Menschen aufgespürt werden? Was für Energien werden da gemessen? Dr.Kurt Koch gebraucht statt des Wortes Sensitivität das Wort Medialität. Er schreibt dazu: »Die Medialität findet sich meistens in der Nachbarschaft von Zaubereisünden. Wenn die Vorfahren im dritten oder gar vierten Glied Spiritisten waren oder Magie und andere Formen der okkulten Künste betrieben haben, dann sind die Nachkommen gewöhnlich medial veranlagt . . . Die Rutenfühligkeit und die Pendelreaktion ist eine mediale Veranlagung.«

Wissenschaftliche Untersuchungen der Homöopathie

Wenn immer die homöopathisch arbeitenden Heilpraktiker sich einer kontrollierten Untersuchung stellen müssen, versagen sie, oder sie geben den übernatürlichen Charakter ihrer Methode zu, indem sie darauf hinweisen, daß man die homöopathische Heilwirkung nicht mit wissenschaftlichen Methoden erfassen könne (dafür jedoch mit Pendeln und medialer Begabung).

Zu diesem Fragenkomplex ist ein Buch von O. und L. Prokop mit dem Titel »Homöopathie und Wissenschaft« erschienen. Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, ausführlich über dessen Ergebnisse zu berichten. Interessant sind vielleicht einige Ausführungen von Dr. Donner, der selbst Homöopath war und dessen Ziel es war, die homöopathische Lehre wissenschaftlich zu untermauern. Der erste ernsthafte Versuch eines Homöopathen, die Wahrheit im Dschungel homöopathischer Behauptungen zu finden, endete mit einem Fiasko und mit der Abkehr Dr. Donners vom pseudoreligiösen Glauben an die Homöopathie.

Angefangen hatten Dr. Donners Zweifel bei einem Vortrag im heute noch existierenden homöopathischen Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart. Dort führte ein bekannter Homöopath aus, daß das Mittel »Apis mellifica« am besten wirke bei Patienten mit Krankheiten auf der rechten Seite, verbunden mit »Durstlosigkeit« und mit einem »Säcklein am rechten unteren Augenlid«. Speziell gut wirke es bei rechtseitigen Eierstockzysten, während man links ein anderes Medikament geben müsse.

Als Donner nun alte Berichte über die Wirkung von »Apis mellifica« (nichts anderes als Bienengift) durchforschte, las er nicht nur, daß doppelt soviele Krankheiten auf der linken Seite vorkommen, sondern auch, daß das »Säcklein unter dem Auge« erstmals durch die Schwellung nach einem Bienenstich aufgetreten war. Sein Zweifel war geweckt, und er begann nun im Laufe einiger Jahre Prüfungen an nahezu zweihundert Ärzten vorzunehmen, wobei er die Potenzen D 4 bis D 12 prüfte. Er verglich die »wirksamen« homöopathischen Mittel mit völlig neutralen Stoffen, die man in der Medizin »Placebo« nennt.

Die Resultate waren vernichtend. Schon bei den ersten Versuchen mit unwirksamen Placebos traten bei den homöopathiegläubigen Testpersonen zahlreiche Symtome auf, z.T. so heftig, daß die Prüfungen abgebrochen werden mußten. Eine Berliner Ärztin bekam nach dreitägiger Placeboeinnahme solch heftige Migräne Anfälle, daß sie ein halbes Jahr lang nur noch halbtags arbeiten konnte. Die »Ungläubigen« hingegen spürten weder unter Placebos noch unter den homöopathischen Mitteln irgendwelche Wirkungen.

Besonders interessant war das Verhalten eines homöopathischen Arztes, der selbst in der Prüfungsleitung saß. Bei einem Versuch mit »Nuxvomica« in der astronomischen Potenz C30 (entspricht D 60) hatte er vergessen, daß ja zuerst Placebos gegeben worden waren. Er nahm die Berichte der Prüflinge zur Hand und fing an, die Symptome, die er bei Nux vomica kannte, herauszulesen! Was ihm nicht ins Konzept paßte, ließ er einfach weg. Dieses Vorkommnis zeigt eine weitere Schwachstelle auf in den ellenlangen Listen von Arzneisymptomen, die man in der Geschichte der Homöopathie angelegt hat: Wenn der Prüfungsleiter weiß, was er gibt, nimmt er von den berichteten Symptomen, was er für richtig hält, den Rest bezeichnet er als unwichtig.

Mit der Suche nach der Wahrheit, die gerade Christen ein Anliegen sein sollte, hat das nur noch wenig zu tun. Dennoch bin ich der Auffassung, daß die meisten Homöopathen nicht bewußt lügen. Aber ihr Denken ist oft so auf den Pfad der Homöopathiewirkungen eingeschliffen, daß sie nicht mehr fähig sind zu kritischen Überlegungen.

Mehr Wirkstoffe im Gemüse als in homöopathischen Mitteln

Sollten unsere Krankheiten wirklich nur vom Fehlen gewisser Spurenelemente und Mineralstoffe abhängig sein, so ist nicht einzusehen, weshalb wir noch homöopathische Mittel einnehmen sollen. Denn »Verunreinigungen, die trotz aller küchentechnischen Maßnahmen an unseren täglichen Nahrungsmitteln haften, enthalten mehr »Calcarea«, »Silicea«, »Carbonicum«, und andere in der Homöopathie gebräuchliche Mittel als die unter diesen Bezeichnungen verwendeten Arzneien.« Wozu also all diese homöopathischen Mittel, deren Wirkstoffe bereits in unserer natürlichen Umgebung vorkommen?

Ein Argument, das gerne von den Homöopathen als Beweis ihrer Lehren gebraucht wird, ist die Impfung. Hier wird wirklich Ähnliches mit Ähnlichem geheilt. Abgetötete oder abgeschwächte Viren werden unter die Haut gespritzt und schützen den Geimpften vor eben diesen Viren. Daß sich diese Vorsorgemaßnahme auf äußerst wenige der über 10 000 heute bekannten Krankheiten anwenden läßt, wird dabei wohlweislich verschwiegen. Auch macht man sich nicht die Mühe, die Abwehrvorgänge des Körpers, die beim Impfen aktiviert werden, auch bei der Anwendung homöopathischer Mittel nachzuweisen. Es wäre auch sinnlos, denn sie kommen dort nicht zur Geltung.

Das Beispiel zeigt uns aber auch, wie unbeschwert wissenschaftliche Aussagen aus ihrem Zusammenhang herausgerissen werden, um diese absurden Lehren zu unterstützen. Eine »brillante Fähigkeit« attestiert Prokop den Homöopathen, Erkenntnisse der Wissenschaft »mit Grundlagen der Homöopathie zu identifizieren, die sich auch beim besten Willen nicht auf einen Nenner bringen lassen.«

Würde eine religiöse Gruppe die Aussagen der Bibel in dieser Weise anwenden, um hinduistisches und buddhistisches Gedankengut christlich zu verbrämen, so würde sie bald im Abseits und im Sektenlexikon landen. Die Homöopathen genießen jedoch in weiten Kreisen der christlichen Gemeinde größeres Ansehen als die Macht des Gebets.

Warum hat denn die Homöopathie solche Erfolge?

Es besteht kein Zweifel daran, daß die Homöopathie Erfolge zu verzeichnen hat. Jeder meiner Leser wird schon Berichte von Bekannten und Verwandten gehört haben, die durch ein homöopathisches Mittel, das ihnen ein Naturarzt gegeben hat, wunderbar kuriert worden sind. Ich will diese Berichte nicht einfach vom Tisch wischen. Die Frage ist nur: Wodurch sind sie wirklich geheilt worden? Durch das Mittel? Durch die kosmische, okkulte Kraft der Arznei? Durch die begleitenden Maßnahmen (Rauchverbot, keine Genußmittel, Ausruhen)? Oder durch den Glauben an den Heilpraktiker bzw. seine Mittel?

Es ist heute allgemein bekannt, daß körperliche Krankheiten durch psychische Einflüsse ausgelöst werden können. Denken Sie nur an das Bauchweh nach einem Schreckerlebnis. Schwierigkeiten in der Familie können Migräne auslösen, und Liebeskummer kann sich auch einmal in unerklärlichem Durchfall äußern. Selbst bei Krebs will man psychische Faktoren als auslösende Ursache gefunden haben.

Umgekehrt können aber auch psychische Einflüsse zur Heilung von Krankheiten führen. Erinnern Sie sich noch, wie Sie als kleines Kind mit einer Schramme zu Mutti gelaufen sind? Wie wohl hat doch die Zuwendung getan, welche Wunder wirkte das Pflaster!

Nun, wir Erwachsenen brauchen vielleicht etwas kompliziertere Behandlungsformen, im Grunde aber reagieren wir, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, ähnlich wie das Kind mit der Schramme.

Schon im letzten Jahrhundert hat man die ersten Experimente mit Placebos gemacht, mit Medikamenten also, die absolut keinen Wirkstoff enthalten. Man hat entdeckt, daß wichtiger als die Substanzwirkung einer Arznei der Glaube ist, daß das Mittel wirkt. Ein Arzt, der seinen Patienten ein Mittel mit großer Überzeugung verschreibt, erzielt selbst mit schwachen Arzneien große Erfolge. Umgekehrt versagt ein sonst gut wirkendes Mittel, wenn es von einem kritischen, schweigsamen und pessimistischen Arzt verschrieben wird. Der wichtigste Heilfaktor ist also der Arzt (oder der Heilpraktiker) selbst, so daß verschiedene Autoren bereits von der »Droge Arzt«, sprechen”. Wo eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient fehlt, hat die Verwendung von Placebos oder homöopathischen Mitteln wenig Sinn und Zweck. Nicht immer muß es der Naturarzt sein, der einem das homöopathische Mittel mit Überzeugung gibt, es kann auch die Nachbarin sein oder die Freundin, die damit einen phänomenalen Erfolg gegen ihr ständiges Kopfweh hatte.

Der Placebo Effekt ist bei den Mitteln der Homöopathie wohl der wichtigste Grund für deren Erfolg. Das konnte in verschiedenen Studien, die ich oben erwähnt habe, eindeutig nachgewiesen werden. Schlecht muß dieser Effekt gar nicht sein, denn damit können viele gefährliche Medikamente eingespart werden. Für Christen stellt sich allerdings die Frage: Warum glauben wir an homöopathische Streukügelchen und Tinkturen und nicht vielmehr an die Kraft des Gebets? Wie groß ist doch die Gefahr, daß wir gerade homöopathischen Mitteln (aber nicht nur ihnen) mehr Ehre geben als Gott!

Es gibt aber noch einen weiteren Grund für die Erfolge der homöopathischen Medizin. Kürzlich erzählte mir die Tochter eines Managers von einem Großbetrieb, daß ihre Eltern in einem christlichen Kurhaus gewesen seien, wo sie unter anderem mit homöopathischen Mitteln behandelt wurden. Die Kur habe großen Erfolg gehabt, die Eltern seien wirklich erholt und gesundheitlich gestärkt zurückgekommen, Meine Frage: Was hat hier geholfen?

Dr. Lipross, der Autor des Buches »Logik und Magie in der Medizin« schreibt: »Schon die Kurpromenade, das obligatorische Kurkonzert und viele andere bei flüchtiger Betrachtung nebensächlich erscheinende Dinge sind ebenso maßgebend für den Kurerfolg wie die örtlichen Riten bei den Trink- und Badekuren«. Heilung hat hier nicht das homöopathische Mittel gebracht, sondern die ganze Atmosphäre, die Wanderungen, die Ruhe und die Entspannung. Das Medikament diente nur dazu, daß dem Glauben an die Tabletten Medizin unseres Zeitalters Genüge getan wurde, daß der Eindruck erweckt wurde, man sei auch wirklich »behandelt« worden.

Die geringste Wahrscheinlichkeit, eine Heilung herbeigeführt zu haben, hat das homöopathische Mittel selbst zu verbuchen. Organisch-materiell ist von einem Heilmittel in homöopathischen Verdünnungen über D 6 keine Wirkung mehr zu erwarten. Seriöse Homöopathen, die von okkulten Kräften nichts wissen wollen, gehen denn gewöhnlich auch nicht über diese Potenz hinaus.

Okkulte Einwirkungen durch Homöopathie

Die Wirkung höher potenzierter Mittel liegt auf der Ebene des Geistes, sei dies durch den Placebo Effekt oder durch okkulte Einwirkungen. Hahnemann hat in seinem wichtigsten Werk, dem »Organon«, ausdrücklich auf die Wirkungen von Mesmers tierischem Magnetismus hingewiesen, diese »oft törichterweise geleugnete Heilkraft«, und sie rückhaltlos unterstützt und selbst angewendet.

Wir haben gesehen, daß sowohl er als auch seine modernen Anhänger daran glauben, mit ihrem potenzierten Heilmittel »kosmische Lebensenergie« weiterzugeben.

Mesmer lehrte, der gesunde Mensch könne sich aus dem magnetischen Kraftfeld der Erde magnetisch aufladen und dann durch Bestreichen mit den Händen kranke Menschen heilend beeinflussen. In seinem »Palais Mesmer« in Paris traf sich häufig die gesellschaftliche Oberschicht zu magnetischen »Séancen«. Die Kranken waren in einem mit orientalischer Pracht ausgestatteten Raum versammelt und bildeten, sich an den Händen haltend, eine Kette. Aus dem Nebenzimmer drang rhythmische Musik, die Spannung stieg. »Dann tritt Mesmer auf. Er ist gekleidet wie ein indischer Zauberer. Mit seinem Eisenstäbchen geht er die Kette ab, spricht leise mit seinen Patienten, bestreicht sie mit dem Magnetstab, bannt die Aufmerksamkeit des einzelnen Kranken durch Anstarren. Bald beginnt der eine oder andere Kranke zu zittern, dann zu schreien, zu lachen, zu tanzen oder in Krämpfe zu fallen. Die von Mesmer von jeher beabsichtigte >Krise< ist eingetreten!«

 

Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Magnetopathie nach Mesmer praktisch immer als okkulte Praktik zu gelten hat. Sowohl Pastor Modersohn als auch Dr. Kurt Koch warnen eindringlich, sich mit Magnetopathen einzulassen. Sehr oft treten nämlich nach der Behandlung durch einen Magnetiseur mediale »Geistergaben« auf.

Auf diesem Wege bekam auch der ehemalige Pfarrer Bolte seine Gabe der Wahrsagerei mit dem Pendel. Wie viele andere Homöopathen pendelt er die richtigen Mittel für einen Patienten aus. In seinem Büchlein: »Von der Pendelforschung zur Wunderheilung« schreibt er: »An den Schreibtisch gesetzt, Pendel raus, die Schwabe’sche Liste der homöopathischen Mittel vorgenommen und dann telephonisch das gefundene Mittel in Leipzig bestellt.« Meist verordnete ihm das Pendel ein Mittel in Hochpotenz.

Mehr noch: Bolte fing auch an, Flaschen »magnetisch aufzuladen«. »Etwas ist geblieben, was man zur Not oft einsetzen kann: Geistige Heilkräfte auf Flaschen gebannt! So kann man durch geistige Kraft oder mit Hilfe des Himmels Weine oder Alkohol so aufladen, daß das zu einem ganz bestimmten Heilmittel wird: gegen eine bestimmte Infektionskrankheit, gegen Würmer oder gegen alles sonstige Beliebige. Das ist eine Kunst, die man jedem Anfänger der geistigen Heilweisen beibringen kann. Ich habe sogar Ärzte dazu gebracht, daß sie dies wirksam anwenden konnten. Schließlich habe ich mir damals sogar ganze Kästen solcher aufgeladener nachgefüllter homöopathischer Fläschchen angelegt.«

Die Folgen einer solchen Diagnose und Behandlung beschreibt Dr. Kurt Koch. Er erzählt von einem Mann, der zu einem Besprecher ging, sich von ihm beraten ließ und seine »magnetisierten« Heilmittel einnahm. »Das körperliche Leid verschwand, dafür stellten sich psychische Störungen und die Auslösung der Hellsichtigkeit ein. Der Sohn des Mannes litt von Jugend auf an Schwermut, Lästergedanken, periodischen Depressionen und Anfechtungen mancherlei Art«.

Soll ein Christ homöopathische Mittel nehmen?

Dies ist natürlich eine Gewissensfrage, die sich jeder selbst beantworten muß, wenn er dieses Buch gelesen hat.

Ein ehemaliger Heilpraktiker und Magnetiseur schreibt mir: »Satan hat einen Riesenkatalog von Methoden, durch welche er uns Menschen offen oder verborgen vom Heil in Christus Jesus trennen will. Dabei offeriert er eben auch diverse >Heilmethoden<, die dem Kranken Heilung bringen sollen. Sicher trifft es zu, daß viele Christen nicht unterscheiden können, ob diese >Heilmethoden< vom Feind unterwandert sind, und dabei auch unseriösen Heilpraktikern zum Opfer fallen, insbesondere dann, wenn man um jeden Preis gesund werden will, statt um jeden Preis nach Gottes Willen zu fragen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich allerdings auch erwähnen, daß wir nicht alle Heilmethoden zum vornherein als okkult klassifizieren dürfen. So hat z. B. die Homöopathie als solche mit Zauberei nichts zu tun … Es ist aber so, daß manche sogenannte Heilpraktiker sich in unseriöser Weise dieser Mittel bedienen, indem sie diese magisch besprechen, damit sie ganz sicher wirken. In diesem Fall wirken dann solche Heilmittel als >Kontaktmittel< des Feindes und bringen uns unterdessen Herrschaft und Abhängigkeit, was sich bis zum Selbstmord steigern kann.«

Soweit die Meinung eines Mannes, der früher selbst als Heilpraktiker tätig war. Ich persönlich könnte nach all dem, was ich in diesem Kapitel zusammengetragen habe, keinem Patienten homöopathische Mittel verschreiben. Wer es dennoch tut, ist sich meistens nicht bewußt, welche Hintergründe diese Lehre hat.

Speziell warnen möchte ich vor Mitteln, die über die Potenz D 6 hinausgehen, gibt es doch über diese Grenze außer dem Placeboeffekt nur noch okkulte Erklärungen für deren Wirkung. Besondere Gefahr besteht auch bei homöopathischen Mitteln von Heilpraktikern, die pendeln, Handlinien lesen, magnetisieren oder Fernbehandlungen durchführen. Diese Praktiken sind jedoch für den Patienten nicht immer zu erkennen.

Wie soll er dann feststellen, aus welcher Quelle die homöopathischen Mittel kommen, die er schluckt? Wo haben wir den berühmten Strich zu ziehen, homöopathische Mittel zu gebrauchen oder die Finger ganz davon zu lassen? Die Beantwortung dieser Frage soll angesichts der ohnehin fraglichen Grundlage und Wirkung dieser Mittel dem Leser selbst überlassen bleiben.

 

Irisdiagnose  –  zeigen sich Krankheiten am Auge?

Es war vor etwa 150 Jahren, im Jahre 1831, als ein elfjähriger ungarischer Junge sich durch das Dickicht eines Waldes schlug. Die Bäume standen so dicht, daß kaum mehr Licht auf die Erde drang. Kein Laut war zu hören. Manchmal schreckte plötzlich ein Reh auf und entfloh in langen Sprüngen, dann wieder hörte man nichts mehr außer dem Knacken kleiner Ästchen unter Ignaz’ Füßen.

Ohne daß Ignaz es wußte, wurde er von zwei großen unheimlichen Augen beobachtet. Plötzlich schoß ein riesiges Etwas aus dem Dämmerlicht. Schreckerstarrt stand der Junge da. Bevor er etwas tun konnte, hatte die Eule auch schon ihre scharfen Krallen in den Arm ihres Feindes geschlagen, der vielleicht, ohne daß er wollte, ihrem Nest zu nahe gekommen war. Ignaz wehrte sich verzweifelt gegen das wütende Tier. Schließlich wußte er sich nicht mehr anders zu helfen, als der Eule ein Bein zu brechen. Im selben Augenblick beobachtete er, wie im Eulenauge ein schwarzer Strich auftrat, der in der Regenbogenhaut fast senkrecht nach unten lief. Lange dachte der Junge nach über das, was er dort im Wald mit der Eule erlebt hatte. Das Brechen des Beines, so die Folgerung Ignaz Peczelys, hatte in der Iris ein Zeichen gesetzt.

Jahre vergingen, und Peczely, zuerst Mechaniker von Beruf, bildete sich zum Naturheilkundigen und Homöopathen weiter. Nach vier Seinestern Studium in Wien errang er die Würde eines Doktors der Medizin. Eines Tages beobachtete er bei einem Patienten einen Strich in der Regenbogenhaut, und plötzlich erinnerte er sich wieder an sein Erlebnis mit der Eule. Genauso, wie der Beinbruch einen Strich im Eulenauge verursacht hatte, müßten sich auch andere Krankheiten in der Iris zeigen, folgerte er’.

Damit war die Irisdeuterei geboren! Peczely begann nun, die Iris in 12 Abschnitte einzuteilen, und ordnete jedem Abschnitt verschiedene Organe zu. So zeigten sich angeblich in einem schmalen Ring direkt um die schwarze Pupille Krankheiten des Magens. Die Beine hatten ihre Entsprechungen in den Sektoren 6 und 7, die Kopforgane lagen in den oberen Abschnitten der Iris. Auf diese Weise projizierte er zuletzt den ganzen Menschen auf die kleine Regenbogenhaut. Fast zur gleichen Zeit begannen auch andere Naturheiler und Homöopathen die Iris als Diagnosehilfe zu entwickeln.

Richtig bekannt wurde die Irisdeuterei erst durch einen Prozeß gegen den Naturheiler und Irisdeuter Felke, auch »Lehmpastor« genannt. Allein in einem Jahr hatte er 15000 Patienten behandelt. Obwohl er behauptete: »Die Irisdiagnose ist unfehlbar, sie irrt nie«, versagte er völlig: Vor Gericht sollte er 20 Patienten die Diagnose aus der Iris stellen. Dabei stellte er bei einem Mann mit der Geschlechtskrankheit Syphilis folgende »Krankheiten« fest: »Pupillen nicht gleichmäßig, vermutlich Wurmplage. Trinkt gute Boullion und guten Kaffee, träumt viel nachts, Füße kalt, Blutdrang, Schmerzgefühl des Leibes, verbunden mit Schmerzen im Kreuz, muß einmal hart auf die Beine gesprungen sein, hat leicht Migräne, Magenschmerz, neigt zu Gallensteinen.« Die wirkliche Krankheit erkannte er nicht. Genauso ging es ihm mit weiteren 19 Patienten.

Die Irisdiagnose begann jedoch ungehindert ihren Siegeszug durch die Welt der Abergläubischen.

Das Auge – die Öffnung der Leber?

Wenn ein chinesischer Arzt vor 4000 Jahren einen Patienten untersuchte, so bediente er sich damals schon einer Art von Irisdiagnose. So, wie das Schicksal des kleinen Menschen von den Sternen des großen Kosmos abhängig sei, so zeigten sich nach chinesischer Denkweise auch die Krankheiten und Organe des großen Menschen im kleinen Auge: Der Mikrokosmos entspricht dem Makrokosmos. Für die Chinesen war die Iris die Öffnung der Leber. Wer sie genau untersuchte, der konnte dort alle Krankheiten der Leber erkennen. Doch sie sahen noch mehr am Auge: das obere Augenlid entsprach der Milz, das untere dem Magen, das Weiße des Augapfels zeigte Krankheiten der Lunge, die schwarze Pupille die Funktion der Niere. Der innere Augenwinkel entsprach dem Herzen, der äußere schließlich gab Auskunft über Herz und Dünndarm.

Die graue Eminenz im Hintergrund der heutigen Naturheilkunde, Paracelsus, sah das Auge als Mikrokosmos, den Menschen als Makrokosmos und schuf Verbindungen zur Astrologie’. Die Entsprechungslehre von Makrokosmos und Mikrokosmos bildet aber nicht nur die Grundlage der Astrologie, sondern auch des Handlinienlesens, der Magie sowie der Akupunktur und der Fußreflexzonenmassage, wie wir das schon in früheren Kapiteln gesehen haben. Und diese Lehre war unter den Naturheilpraktikern zur Zeit Ignaz Peczelys nicht weniger verbreitet als in unseren Tagen.

Der Astrologe Libra schrieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter dem Thema »Zodiacus, des Auges«: »Warum muß alles, was im Körper geschieht, in der Iris ausgedrückt sein? Aus dem selben Grund, aus dem sich im Menschen alles abspielt, was im Kosmos vorfällt. Im Auge spiegelt sich der Kosmos des Menschen ab im Augenblick, wo er geboren wurde, sowie auch die Äußerungen, die darin seit jenem Zeitpunkt stattfanden. Es ist nicht nötig, darauf hinzuweisen, daß diese Spiegelung ebensogut in jedem anderen Teil des Körpers stattfindet, aber die Iris eignet sich zur Wahrnehmung am besten.«

Es fügt sich nahtlos in dieses Bild, daß die Zwölfereinteilung der Iris, wie sie die Irisdeuter annehmen, auf die Feldereinteilung des astrologischen Tierkreises zurückgehen soll.

Viele Irisdeuter unserer Tage leugnen schamhaft die Herkunft ihrer Kunst und versuchen ihre Arbeit mit vielen pseudowissenschaftlichen Erklärungen salonfähig zu machen. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß auch sie eine diagnostische Methode auf dem Boden östlicher Philosophie und magischer Vorstellungen anwenden.

Das Wunder des Auges

Das menschliche Auge ist eines der wunderbarsten Organe unseres Körpers. Nur so groß wie ein Tischtennisball, vermittelt es uns doch das Schönste, was wir kennen: die farbige Welt des Lichts und der Formen um uns herum; das leuchtende Rot der Rosen, das Azurblau des Meeres, das helle Grün des Frühlings. 6 Millionen Zäpfchen (für das Farbsehen) und 120 Millionen Stäbchen (Schwarz Weiß Sehen) finden sich in der Netzhaut eines Auges. Die von ihnen gesammelte Information wird im Gehirn verarbeitet und gespeichert. Im Auge selbst sorgt ein wunderbares System dafür, daß trotz extremster Lichtbedingungen immer die genau richtige Lichtmenge auf die Netzhaut auftrifft.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Systems ist die Iris oder Regenbogenhaut Ist sie stark angefärbt, so sind die Augen braun; enthält sie wenig Pigment, so erscheinen die Augen blau. Die Farbe der Regenbogenhaut erben wir von unseren Eltern. Durch das fein aufeinander abgestimmte Spiel des Pupillarmuskels wird die Pupille in der Dunkelheit weit, während sie sich im hellen Licht der Sonne auf Stecknadelkopfgröße verengt. Um diese andauernde Bewegung durchzustehen, ist die Iris aus feinsten Bälkchen schwammartig aufgebaut, ähnlich den Lamellen einer Blende beim Fotoapparat. Je nachdem, wie das Licht in diese speichenartig angeordneten Bälkchen einfällt, entsteht ein unterschiedliches Muster, das dazu noch bei jedem Menschen einzigartig ist, genauso, wie jeder Mensch seinen eigenen unverwechselbaren Fingerabdruck hat. Dieses Muster hat keine weitere Bedeutung. Aus der Anordnung der Bälkchen und aus deren Farbe Krankheiten herauslesen zu wollen, ist genauso hoffnunglos, wie wenn man aus den Fingerabdrücken eines Verbrechers herausfinden wollte, ob er sich einmal ein Bein gebrochen hat.

Was kann denn nun der Arzt im Auge sehen? Selbstverständlich kann er bei genauer Untersuchung alle Krankheiten feststellen, die am Auge selbst auftreten. Hier interessieren uns jedoch besonders die Körperkrankheiten, die sich unter anderem auch am Auge zeigen.

Beginnen wir mit der weißen Bindehaut. Es ist allgemein bekannt, daß eine Gelbsucht sich zuerst an der Bindehaut oder Sklera zeigt. Dies hat seinen Grund darin, daß der Gallenfarbstoff am besten auf weißem Hintergrund zu sehen ist, obwohl er genauso auch in die übrige Haut eingelagert wird, die jedoch meist ein wenig dunkler ist. Hinter einer »Gelbsucht« können sich die verschiedensten Erkrankungen verstecken: eine harmlose Stoffwechselstörung oder ein bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse, Schwierigkeiten der Leber mit der Verarbeitung eines Medikaments (häufig die »Pille«) oder aber eine Entzündung der Leber durch Viren. Die Liste könnte seitenlang fortgesetzt werden, wollte man alle bekannten Krankheiten aufzählen, die zu einer Gelbfärbung führen. Viel weniger häufig als gelbe sind blaue Skleren, die bei einer seltenen Knochenkrankheit auftreten.

Die Hornhaut kann bei einer Viruserkrankung (Herpes) mit betroffen sein. Sie reagiert aber auch besonders empfindlich bei Austrocknung oder bei verhältnismäßig leichten Verletzungen. Oft entwickelt sich dann ein Geschwürchen, und die verbleibende Narbe ist weiß und undurchsichtig, so daß das Sehen schwer beeinträchtigt sein kann. Bei vielen älteren Leuten kann man einen grauen Ring sehen, der jedoch nur eine harmlose Farbstoffablagerung darstellt.

Selten ist auch die Linse bei allgemeinen Erkrankungen mit betroffen. Der Mangel gewisser Vitamine oder die Einnahme von Medikamenten kann zu einer Trübung der Linse führen, die dann das Sehen stark beeinträchtigt. Schwere Veränderungen der Linse können schon bei einem Baby auftreten, wenn seine Mutter während der Schwangerschaft die Röteln durchmachte.

Besonders ergiebig ist für den Arzt die Spiegelung des Augenhintergrundes. Hier kann er nicht nur die Netzhaut beobachten, sondern auch die Blutgefäße und den Sehnerv. Die Blutgefäße zeigen so wichtige Krankheiten wie Arterienverkalkung und Zuckerkrankheit. Der Sehnerv kann z. B. bei einem Hirntumor oder bei einer Drucksteigerung des Liquors (Hirnwasser) verändert sein.

Wenden wir uns noch der Regenbogenhaut (Iris) zu, aus der die Irisdeuter so viel herauslesen wollen. Sie ist meist im Rahmen einer Entzündung der Aderhaut mit betroffen und schwillt dann grünlich auf. Ursachen für eine solche Entzündung können Infektionsherde, Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten oder seltene Formen des Gelenkrheumatismus sein, wobei neben diesen Augensymptomen noch weitere Anzeichen vorhanden sein müssen, damit die richtige Diagnose gestellt werden kann.

Als Arzt mehr herauslesen zu wollen, wäre vermessen.

Leberschrumpfung oder kleiner Finger?

Weil sich die Arbeit eines Irisdiagnostikers nicht mit der Untersuchung des Arztes vergleichen läßt, soll hier immer von Irisdeuterei und nicht von Irisdiagnose die Rede sein.

Prof. Schreck, ein bekannter deutscher Augenarzt, schreibt: »Ein gegensätzliches und in keiner Weise damit (mit der ärztlichen Untersuchung) vergleichbares untersuchungstechnisches Verhalten zeigen die Irisdeuter. Sie >ersehen< die Krankheiten des menschlichen Körpers aus normalem Irisgewebe, ja sogar aus einer ganz oberflächlichen Betrachtung der Oberfläche.« Und weiter meint er. »Wir stehen hier also vorder in der ganzen Heilkunde einzigartigen, unerhörten Paradoxie und Groteske, ja Absurdität, daß Leute aus normalem Gewebe Krankheiten erkennen wollen. Diese Unsinnigkeit steigert sich dadurch, daß sie hierbei nicht Krankheiten des untersuchten Gewebes meinen, sondern sogar Erkrankungen von Körperorganen, welche ohne jede organische Beziehungen weit von ihm entfernt liegen … Was die Irisdeuter meinen und woraus sie Krankheiten des Körpers >ersehen<, sind und bleiben nichts weniger und nichts mehr als einfache Varianten der normalen Struktur und Färbung der Iris, denen keinerlei krankhafte Bedeutung und deshalb auch keinerlei diagnostischer Wert zukommen kann.«

Obwohl jeder Irisdeuter dem Patienten gegenüber behauptet, es gebe nur einen Diagnoseschlüssel zur Iris, hat Prof. Jentzsch nicht weniger als deren 19 gezählt. In einer Tabelle vergleicht er elf Systeme. Dabei sollen sich z. B. zwischen 230 und 240 Grad, d. h. auf der Breite einer Nähnadel, je nach Schlüssel, die Leber, der kleine Finger, der Arm, das Zwerchfell, die Hand, die Rippen, eine Leberschrumpfung, die Achseldrüsen oder die Gallenblase manifestieren.

Man schätzt, daß es etwa 10000 Krankheiten gibt. Es ist nicht klar, wie diese alle auf dem kleinen Raum der Iris Platz haben sollen.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Weil eine Diagnose aus der Iris viele aufwendige Untersuchungen ersparen könnte, wurden die Behauptungen der Irisdeuter in vielen Studien ernsthaft überprüft. Wir wollen nur einige wenige herausgreifen.

Beginnen wir mit Ignaz Peczelys Beobachtung an der Eule. Eine Veränderung am Eulenauge hätte sich leicht durch Fotografien vor und nach einem Knochenbruch zeigen lassen. Dieser Nachweis konnte nie erbracht werden: Die Irisdeuterei in ihrer heutigen Form begann also bereits durch einen Irrtum ihres Entdeckers. 1957 Konnte Dr. Wöhlisch aufzeigen, was der 11 jährige Ignaz damals gesehen hatte. Er beobachtete, daß beim Lidschluß die Nickhaut von oben innen nach unten außen über die Hornhaut gezogen wird und daß sie bei langsamer Öffnung des Auges gegen die Bewegung des oberen Augenliedes zurückbleibt. Man sieht dann, wie der Rand der Nickhaut als tiefschwarzer, nicht ganz senkrecht verlaufender Strich über die helle Iris zieht. Wöhlisch’s Fotos sind so überzeugend, daß diese Deutung wohl richtig ist’.

Ein anderer Mediziner untersuchte 762 Patienten mit schwersten Erkrankungen, darunter 60 Amputierte und Kriegsverletzte. Sein Urteil, die Irisdeuterei sei ein Hirngespinst, belegte er mit Zahlen. Von den 762 Patienten hatten nur 18 (das sind 2,7 von Hundert) ein Zeichen im Felde des erkrankten Organs, dagegen hatte fast die Hälfte Krankheitszeichen in Feldern von Organen, die nie erkrankt waren. Derselbe Untersucher machte einen Versuch mit dem berühmten Iridologen Kläser, bei dem Ärzte und Laien Zeuge waren. Als Patienten zeigte man Herrn Kläser Kranke mit sehr schweren Leiden und Verstümmelungen, die man auch als Laie gut erkennen konnte. Nach acht Versuchen wurde das Experiment abgebrochen, weil der »berühmte« Mann nichts als Fehldiagnosen gestellt hatte. Bei einem Patienten mit amputiertem Bein fand er z. B. nur eine »schwere Belastung des Rückenmarks«.

Die Liste von wissenschaftlichen Untersuchungen könnte beliebig fortgesetzt werden. Eine sehr gute Sammlung hat Prof. Jentzsch in dem Buch von O. Prokop, »Medizinischer Okkultismus«, veröffentlicht. In keiner Untersuchung konnten die Irisdeuter ihre Behauptungen durch entsprechende Erfolge untermauern.

Warum gelingen doch so viele richtige Diagnosen?

Eine Frau berichtete mir: »Vor vielen Jahren ging ich zu einem Augendiagnostiker ins Appenzellerland, weil mir meine damalige Arbeit zu schwer geworden war und ich mich elend fühlte. Er stellte fest, daß ich gesund sei, jedoch Entspannung und Aufbaumittel brauche. Jedoch stellte er »aus heiterem Himmel« fest, daß meine Gallenblase sich schwer tue, und ich sie schonen müsse. Er gab mir Kräuterpillen, die beim Verdauen halfen. Wenige Jahre später stellte ein Mediziner anläßlich einer Routine Untersuchung einen vermutlich angeborenen Ikterus (Gelbfärbung der Haut) fest.«

Wie so viele andere war diese Patientin verblüfft, daß der Irisdeuter diese Krankheit schon Jahre vorher festgestellt hatte. In diesem Fall aber ist der Grund nicht weit zu suchen: ein angeborener Ikterus zeigt sich an- und abschwellend immer wieder auch in der weißen Bindehaut des Auges, wie wir das im vorhergehenden Abschnitt gesehen haben. Der Irisdeuter hatte in diesem Fall also seine Diagnose nicht aufgrund der Struktur der Regenbogenhaut gestellt, sondern   wie später auch der Arzt   die Gelbfärbung der Sklera beobachtet.

Somit ist der erste Grund für einen diagnostischen Erfolg eine gute Beobachtung des Patienten, Dazu kommt, daß die Patienten oft auch ihre Beschwerden vortragen, so daß man sich bald einige Diagnosen zusammen reimen kann.

An zweiter Stelle steht die verschwommene Ausdrucksweise der Irisdeuter. Was heißt, »die Gallenblase tue sich schwer«? Wie Sie vielleicht wissen, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten einer Gallenblasenerkrankung, von Steinen über Entzündungen bis zum Tumor. In diesem Fall war es jedoch überhaupt nicht die Gallenblase, sondern in streng medizinischem Sinne die Leber, die durch eine harmlose Stoffwechselstörung Gallenfarbstoffe ins Blut rückstaute.

Die meisten Iridologen begnügen sich nicht mit einer einzigen Diagnose, sondern servieren gleich eine ganze Liste. Ein Beispiel ist die Litanei von »Lehmpastor Felke« auf Seite 90. Schon ein kurzer Blick auf die »Diagnosen« zeigt, daß er ja irgendwo recht haben mußte: Denn wer träumt nachts nicht viel? Wer hat nicht manchmal kalte Füße, wer hatte noch nie Rückenschmerzen?

»Wer vieles bringt«, schreibt Dr. Jentzsch, »wird manchem etwas bringen.« Und sollte der Deuter einmal ganz daneben gegriffen haben, so hat er noch eine besonders einleuchtende Erklärung in Reserve: Entweder sind es Zeichen, die auf die Krankheiten der Eltern oder Großeltern hinweisen, oder die Zeichen lassen darauf schließen, daß eine »Organschwäche« vorliegt, die in Zukunft eventuell einmal zu einer Krankheit führen könnte.

Als dritten Grund für richtige Diagnosen kommen wir nun zu einem Punkt, wo das ungefährliche und amüsante Trickreservoir der Irisdeuter ein jähes Ende findet. Es besteht die Möglichkeit der okkulten Irisdiagnose durch mediale Einflüsse, doch ist diese eher selten.

Der Augenarzt Dr. Jaensch schreibt dazu: »Wenn auch nicht bestritten werden kann, daß gelegentlich einmal Hellsehen bei der Augendiagnose eine Rolle spielt, oder daß der Augendiagnostiker als sensitive Person dem Kranken Bewußtseinsinhalte abzapft, so ist doch zu bedenken: Die Medien sind sehr selten, sicher können nicht alle Augendiagnostiker Medien sein.«

Es gibt auch okkult arbeitende Irisdiagnostiker, deren Diagnosen dann oft ins Schwarze treffen. Diese Iris »Hellseher«, wie ich sie einmal nennen möchte, sind nach Dr. Koch »medial veranlagt und arbeiten mit verschiedenen Spielformen der Medialität. Die Iris ist nur eine »Kontaktbrücke«, die für ein telepathisches oder hellfühlendes oder trancehaftes Anzapfen des Bewußtseins oder Unterbewußtseins benützt wird.«

Und damit sind wir schon bei der nächsten, entscheidenden Frage, die sich unmittelbar aufdrängt:

Kann man durch die Irisdeuterei okkult belastet werden?

Nach der Erfahrung verschiedener Seelsorger führt keineswegs jede Iris »Diagnose« zu einer okkulten Belastung. Dr. Koch schreibt dazu:

»Es gibt mediale, okkulte Diagnosestellungen. Damit keine Mißverständnisse entstehen, will ich erklären, daß es wenig okkulte Irisdiagnostiker gibt. Viele Irisdiagnostiker haben nichts mit Okkultismus zu tun. Der medizinische Wert ihrer Diagnosen ist aber außerordentlich dürftig, in vielen Fällen sogar bedeutungslos.«

Gefährlich ist aber jener kleine Rest, der mit okkulten Mitteln arbeitet. Dabei ist auch der Titel »Dr. med.« keine Garantie für eine neutrale Irisdeutung. Dr. Koch erwähnt in seinem »Okkulten ABC«, daß er Vollmediziner in der Seelsorge hatte, die ihre okkulten Praktiken beichteten und danach aufgaben.

Es ist müßig zu fragen, wie man sich vor Heilpraktikern und Ärzten schützen kann, die die Irisdiagnose okkult anwenden. Ein Gespräch mit dem Heilpraktiker bringt zudem oft wenig ein.

Die Frage stellt sich vielmehr, ob man einem Patienten eine Diagnosemethode empfehlen kann, die nicht nur auf okkulter Philosophie, sondern zudem auf einem Irrtum des Entdeckers beruht.

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Gesundheit um jeden Preis? (S.Pfeifer)

Dr. Samuel Pfeifer

GESUNDHEIT –  UM JEDEN PREIS ?

 

Teil I: Zurück zur Natur?

1. Kapitel: In den Klauen der modernen Medizin?
2. Kapitel: Der Bio – Boom
3. Kapitel: Der okkulte Aufbruch im Westen

Teil II: Heilmethoden im Kreuzfeuer

4. Kapitel: Akupunktur – heilende Nadeln aus Fernost
5. Kapitel: Fußreflexzonenmassage – Handauflegung am Fuß
6. Kapitel: Homöopathie – kosmische Energie in Flaschen
7. Kapitel: Irisdiagnose – zeigen sich Krankheiten am Auge?
8. Kapitel: Erdstrahlengefahr – Krebsvorsorge durch Pendeln?
9. Kapitel: Phytotherapie – Kräuter gegen Krankheit

Teil III: Neue Medizin  – Hilfe oder Gefahr?

10. Kapitel: Rätselhafte Phänomene suchen eine Erklärung
11. Kapitel: Die Botschaft der Naturheiler
12. Kapitel: Gesundheit um jeden Preis?

Vorwort

Seit 1967 habe ich die Zeitströmungen in Europa und Amerika genau verfolgt. Was mich dabei am meisten erstaunte, war die rasche Ausbreitung von östlichen Religionen, Mystizismus, Okkultismus.

Während die westliche Welt allmählich ihr christliches Glaubenserbe hinter sich ließ, wendete sie sich mehr und mehr dem Atheismus, dem Agnostizismus, dem Materialismus und dem Humanismus zu, um dort Alternativen zu finden. Doch diese Philosophien haben sich als unzulänglich erwiesen und führten ganze Generationen in eine moralische und geistliche Sackgasse.

Zu den Lebensbereichen, die von dieser Entwicklung am meisten betroffen sind, gehört das Gesundheitswesen. Es ist offenkundig, daß das medizinische Weltbild des Westens durch eine tiefgreifende Krise geht.

Millionen von Menschen suchen heute nicht nur auf ihre geistlichen Fragen Lösungen und Antworten im Orient, sondern erhoffen sich auch neue Gesundheit durch Heilmethoden aus dem Osten.

Wann immer ich Vorträge in Universitäten oder öffentlichen Auditorien halte, so betreffen die häufigsten Fragen in den nachfolgenden Diskussionen Akupunktur, Homöopathie, Irisdiagnose und ähnliches. Eine typische Frage lautet: »Wenn doch Akupunktur wirkt, warum soll man sich dann nicht damit behandeln lassen?« Immer wieder treffe ich vor allem Christen, die sich dieser Problematik gegenübersehen und in ein Netz von Verwirrung und Unsicherheit verstrickt sind.

Im Bemühen um eine fundierte Antwort bedauerte ich immer das Fehlen eines Buches, das diese Heilmethoden aus christlicher Sicht behandelt. Ich kann deshalb meiner Freude nicht genug Ausdruck verleihen, daß nun dieses so wichtige Buch zu dem brandaktuellen Thema erscheint.

Es ist mein Vorrecht, Dr. med. Samuel Pfeifer seit über 10 Jahren zu kennen und mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Er studierte an der Universität Zürich und arbeitete seither an verschiedenen Krankenhäusern in der Schweiz und in der Dritten Welt.

Seine Festigkeit und Aufrichtigkeit als Christ und sein Glaube an Gottes Wort, gepaart mit harter Arbeit und dem klaren, nüchternen Herangehen an die Materie, haben ein äußerst informatives und lehrreiches Buch entstehen lassen. Dr. med. Samuel Pfeifer hatte den Vorteil, das Problem von beiden Seiten betrachten zu können, nämlich als Arzt und als Christ. Seine Sprachkenntnisse ermöglichten es ihm zudem, aus einem extrem großen Quellenmaterial schöpfen zu können.

Aus all diesen Gründen unterstütze ich »Gesundheit um jeden Preis? « von ganzem Herzen. Ich empfehle es als Pflichtlektüre nicht nur für Pastoren und Seelsorger, sondern auch für Laien, denen das Dilemma des modernen Menschen ein Anliegen ist und die eine echte Hilfe und Wegweisung geben wollen.
Rabindranath R. Maharaj, Autor des Buches: »Der Tod eines Guru«

Einleitung
Als Arzt wurde ich immer wieder gefragt, was Christen von Akupunktur und Fußreflexzonenmassage, von Homöopathie und Irisdiagnose, von anthroposophischen Heilmitteln und anderen Naturheilpraktiken zu halten haben. Lassen sich nicht wissenschaftliche Beweise für ihre Wirksamkeit anführen? Wird man dadurch wirklich okkult belastet? Gibt es eine neutrale Anwendung dieser Heilmethoden? Stimmt der Slogan: »Wer heilt, hat recht!«?

In christlichen Büchern fand ich zu diesen Fragen kaum, und wenn, dann nur spärliche Hinweise. Bei Ärzten und Seelsorgern, die ich anfragte, traf ich im allgemeinen auf große Unsicherheit, wenn nicht gar Ratlosigkeit. So begann ich mich näher mit dem Phänomen der »Naturheilkunde« auseinanderzusetzen, die heute zunehmend als »Ganzheitsmedizin« bezeichnet und propagiert wird. Ich sprach mit Heilern und deren Patienten sowie mit Ärzten und Seelsorgern über ihre Erlebnisse mit »ganzheitlichen« Heilmethoden. Sehr viel Zeit verbrachte ich auch in großen Bibliotheken, die ich nach Büchern und Artikeln zu diesem Thema durchforstete.

Das Ergebnis meiner Nachforschungen ist dieses Buch. Ich habe versucht, möglichst umfassend darzustellen, was hinter der neuen Bewegung »Zurück zur Natur« steckt. Dabei war von Anfang an klar, daß nicht nur Erlebnisberichte und wissenschaftliche Daten verarbeitet werden durften, die geistlichen Aspekte der »Ganzheitsmedizin« mußten ebenso berücksichtigt werden. Denn was nützt es dem Menschen, wenn er sich bester Gesundheit erfreut und doch Schaden nimmt an seiner Seele?

Ich bin mir bewußt, daß ich mit diesem Buch an ein heißes Eisen anrühre. Denn nicht von ungefähr finden wir in der christlichen Literatur kaum engagierte Beiträge zu diesem ganzen Problemkreis.

Eine lückenlose Darstellung aller para medizinischer Strömungen im Rahmen einer solchen Arbeit ist kaum möglich und auch nicht wünschenswert. Es geht hier nicht darum, jeden einzelnen Heilpraktiker geistlich, philosophisch oder wissenschaftlich zu klassifizieren. Vielmehr möchte ich in diesem Buch einzelne große Linien herausstellen, die dem Leser helfen sollen, die Geister zu unterscheiden. Es ist meine Absicht, Warntafeln aufzurichten, die dem Patienten sagen: »Halt! Vorsicht!«

Dieses Buch will nicht zuletzt auch aufrufen zu einer Rückbesinnung auf bleibende geistliche Werte. Allzuoft haben auch Christen den Fehler begangen, den sie der Naturwissenschaft zum Vorwurf machen: sie trennten Materie und Geist, Seele und Leib. Wir müssen von neuem lernen, zu einer ganzheitlichen Schau des Krankheitsgeschehens auf biblischer Grundlage zu kommen. Wenn wir der Naturheilkunde kritisch gegenüberstehen, so ist damit noch nicht gesagt, daß wir auf Gedeih und Verderb der modernen Medizin ausgeliefert sind, die mit ihrer einseitigen Betonung des Leiblichen so vielen Krankheiten hilflos gegenübersteht. Ich bin davon überzeugt, daß Gottes Wort, die Bibel, eine Antwort auf die mannigfachen Probleme unserer Zeit hat.

Es ist mein aufrichtiges Anliegen, Sie mit diesem Buch nicht nur vor Irrlichtern und Minen im Grenzbereich okkulter Heilpraktiken zu warnen, sondern Ihnen auch neue Zuversicht und Hoffnung zu geben, daß die Begegnung mit Gott in Jesus Christus nicht nur Auswirkungen auf Ihr geistliches Leben hat, sondern Ihr ganzes Leben – Geist, Seele und Leib – zu durchdringen und zu verändern vermag.

Dr. med. S. Pfeifer

Teil I   –  Zurück zur Natur?

1. Kapitel In den Klauen der modernen Medizin?
Das Krankenhaus ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Praktisch jeder Mensch in den westlichen Industrienationen kommt heute in einer Klinik zur Weit. Zwei von dreien sterben im Krankenhaus, nicht wenige im Gewirr von Drähten und Infusionsschläuchen, zwischen piepsenden Computern, flimmernden EKG Monitoren und chromglänzenden Geräten   ein erschreckendes Bild.

Angst vor dem Krankenhaus
Immer mehr Patienten haben Angst vor dem Krankenhaus. Als seelenlosen Alptraum aus Beton, Glas und Neonlicht empfinden sie das Haus, in dem ihnen eigentlich geholfen werden sollte, und wo man Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe erwartet.
Die Angst beginnt schon beim Krankenhausgeruch, diesem eigenartigen Duft von Sterilität. Sie wird nicht geringer beim Anblick anderer Patienten mit Gipsbein, Dauertropf und bleichem Gesicht. An jedem Patienten nagt zu Beginn die Ungewißheit: »Was werden sie wohl bei mir finden? Welche Untersuchungen werde ich über mich ergehen lassen müssen? Wird es weh tun? Werde ich dieses Haus überhaupt je wieder verlassen können?« Bald ist er eingekleidet in sein anonymes weißes Krankenhemd, und er, der noch zu Fuß eingetreten ist, wird nun im Bett durch endlose Gänge geschoben, von einer Untersuchung zur andern.

Eine Tür tut sich auf. Das Bett wird ins Halbdunkel geschoben. Ein eigenartiges Summen erfüllt den Raum, farbige Lämpchen blinken aus dem Dunkel. Keiner ist da, der ihm genau erklärt, was ein »Thorax« ist, den man »schießen« will. Langsam erkennt er die schemenhaften Umrisse eines riesigen Gerätes; Röhren und Kabel hängen an der Decke über ihm, moderner technischer Ersatz für das Damokles Schwert des Altertums. Die Zeit des Wartens erscheint ihm in seiner Angst endlos lange. Der Sekundenzeiger an der großen Uhr kriecht im Schneckentempo von einem Teilstrich zum nächsten … Endlich erscheint die Röntgenassistentin. Sie hilft ihm aus dem Bett, zeigt ihm, wie er sich hinstellen muß, und schon ist der Brustkasten geröntgt   es war gar nicht so schlimm.

Während er in irgendeinem Korridor auf die nächste Untersuchung wartet, kommen ihm all die Zeitungsartikel in den Sinn, die er in der letzten Zeit gelesen hat. »Menschenversuche» – »seelenloses Krankenhaus« – »Kunstfehler: Ärzte vor Gericht« – »Vermeidbare Operationen« – »Operation gelungen – Patient tot«, so schwirrt es ihm durch den Kopf.

Das Bild, das die Journalisten von der modernen Medizin zeichnen, ist allerdings erschreckend. Oft werden Einzelfälle geschildert, von den Zeitungsmachern zur publikumswirksamen Gruselstory hochstilisiert. In die Schlagzeilen gerät die Medizin erst dann, wenn ein Zwischenfall passiert.

Man spricht nicht von den hunderten von zufriedenen und geheilten Patienten, von der segensreichen Wirkung vieler Medikamente, von den tausenden gelungener Operationen.

Andererseits darf nichts beschönigt werden: Wo Missstände auftreten, soll man sich nicht achselzuckend ins Unvermeidliche fügen, in das uns die moderne Wissenschaft mit ihrem einseitigen Bild vom Menschen gebracht hat. Zu lange hat man Leib und Seele auseinander gerissen, wurde wohl der Körper wiederhergestellt, aber die seelische Problematik hinter der Krankheit vernachlässigt.

Macht das Krankenhaus krank?
Das Krankenhaus bringt nicht nur Heilung, in vielen Fällen macht es krank. Das wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen. »Verzögert oder gefährdet«, sagt der Münchner Psychologe Georg Sieber, werde der Heilungsprozess durch »jedes Warten, alle kleinen und großen Ängste, jede erzwungene Verzögerung eines Bedürfnisses, jedes Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins.«

Das Gespräch mit dem Arzt trägt oft nicht viel zur Beruhigung bei. Pro Visite verbringt der Krankenhausarzt nach verschiedenen Untersuchungen nicht mehr als 1,7 – 3,7 Minuten im Gespräch mit dem Kranken. Häufig genug habe ich selbst erlebt, wie sich die Ärztekorona bei der täglichen Visite mehr für Labordaten und EKGs interessierte als für die Fragen und Anliegen des Patienten. Da murmelt man sich über den Kopf des Patienten hinweg lateinische Fachwörter zu, die dieser nicht versteht und aus denen er sich womöglich die greulichsten Dinge zusammenreimt.

Besonders schlimm ist es, wenn er durch die Diagnose auch noch seinen Namen verliert, zum »«Psycho« gestempelt wird oder das Todesurteil »hoffnungslos« erhält. Im Krankensaal ist er vielleicht »der stenocardische Anfall«(Herzschmerzen), »das Magen-C.A.« (Magenkrebs), »das irritable Colon« ( Störung der Dickdarmtätigkeit) oder ganz einfach »der Alte am Fenster«.

Die Medizin mit ihrem Anspruch des Helfens und Heilens steht zunehmend unter Beschuß. Immer treffender scheint Molières Ausspruch zu werden: »Die meisten Menschen sterben an ihren Medizinen und nicht an ihren Krankheiten.«

Tabletten statt Gespräch
Laborautomaten und elektronische Diagnostik Hilfen ersetzen mehr und mehr den persönlichen Kontakt mit dem Arzt. So kam ein Patient aus den USA zu einem meiner Professoren in Zürich, einem weltbekannten Fachmann der Inneren Medizin, mit nicht weniger als 89 Laborwerten, vom Hämoglobin bis zu exotischen Enzymen wie der Serum Fruktose1,6 Diphosphat Aldolase.

Vor allem aber bringt die Gesprächsarmut den modernen Arzt um die Chance, frühzeitig jenen 35 – 55 % aller Beschwerden auf die Spur zu kommen, bei denen die besten Geräte in der Diagnose nicht weiterhelfen.

Statt eines hilfreichen Gesprächs gibt es oftmals Tabletten en masse. Wer drei Wochen in einem westdeutschen Krankenhaus liege, so ermittelte der West Berliner Pharmakologie Professor Hans Herken, werde mit durchschnittlich neun bis zehn verschiedenen Arzneimitteln behandelt. Belegt der Patient auch noch das Bett eines Universitätskrankenhauses, so ist die Chance groß, daß er mit Medikamenten behandelt wird, die erst in Erprobung stehen. Wer in eine »kontrollierte Studie»« als Versuchskaninchen hineingerät, wird häufig erheblich mehr und unnötigerweise gestochen, geröntgt und getestet.

Fest steht, daß viel zu viele Medikamenten Studien aus reinen Prestigegründen gemacht werden. Auf der anderen Seite müssen neue Medikamente nun einmal am Menschen auf die Wirksamkeit hin geprüft werden, nachdem man vorher bei Tierversuchen möglichst alle Risiken auszuschalten versucht hat. Und doch: ein gewisses Unbehagen bleibt …

Sehnsucht nach einer neuen Medizin
Die nicht ganz unberechtigte Angst vor der modernen Apparate Medizin macht besser verständlich, warum sich immer mehr Menschen nach einer Medizin sehnen, die ihnen die Schrecken des Krankenhauses erspart, nach einer Therapie ohne riesige Apparate, nach Heilmitteln ohne Nebenwirkungen, nach Heilung ohne Operation.

Genau das versprechen ihnen die Heilpraktiker und Naturärzte. Hier kommt es wieder zum ersehnten menschlichen Kontakt. Hier wird nicht in unverständlichen Ausdrücken eine komplizierte lateinische Diagnose ausgesprochen, sondern die Krankheit in einen einfachen, allgemeinverständlichen Zusammenhang gestellt. Da fehlt es vielleicht am elektrischen Gleichgewicht des Körpers oder am vegetativen Nervensystem. Da muß einmal ein krankmachendes Störfeld gesucht werden, oder die Fußreflexzonen sind vernachlässigt worden, Begriffe, die jedem Illustrierten Leser vertraut sind. Die verschriebenen Kräuter¬ und Bio Säfte sind »natürlich«, und haben deshalb – so die Folgerung des medizinischen Laien – keine Nebenwirkungen. Daß die Dinge so einfach nun doch nicht liegen, werden wir in späteren Kapiteln noch sehen.

Ein Hauptvorteil der Heilmethoden von Außenseitern liegt für den Patienten darin, daß eine vielleicht schon angesetzte Operation plötzlich überflüssig wird. Hier hakt auch der deutsche Heilpraktiker Papst Köhnlechner ein mit seinem medizinkritischen Buch »Vermeidbare Operationen»«, in dem er zeigt, daß jede siebente Operation nicht nötig gewesen wäre. Neuraltherapeutische Injektionen von Impletol sollen eine Gallenblasenoperation verhüten und Akupunktur die vereiterten Kieferhöhlen sanieren, Ozon Injektionen in die Arterien sollen Raucher vor der Beinamputation bewahren und das homöopathische Mittel >,Flor de Piedra»« in den Verdünnungen D4 und D6 die Funktion der Schilddrüse wieder ins Lot bringen. Mit einer bewundernswerten schriftstellerischen Eleganz werden hier vermeintliche Rettungsseile ausgeworfen, an die sich so viele hängen, die vor einer gefürchteten Operation stehen.

Wenn Prof. Julius Hackethal, vom brillanten Chirurgen zum Anhänger der Naturheiler bekehrt, seinen Patienten mit Prostata Krebs den Rat gibt: »Laufen Sie so schnell Sie können, wenn Sie einen Urologen sehen, so trägt das nicht unbedingt zum Vertrauen in den Arzt bei. Ins gleiche Horn bläst Paul Uccusic, Autor des Buches »Naturheiler«, wenn er seinen Lesern rät: »Wer gesund werden will, darf sich nicht allein auf den Arzt verlassen«.

Kein Wunder, daß der Hamburger Psychosomatiker Arthur Jores die Behauptung aufstellt: »50 Prozent der Deutschen zwischen 25 und 50 glauben nicht mehr an ihren Arzt.« Und weiter: »Wer immer nur hört: Das bringen wir schon in Ordnung, wer immer nur mit Rezepten abgespeist wird, der sucht einen Ausweg beim Wunderheiler.«

Anmerkung des Verfassers: In diesem Kapitel 1 wurde das Bild der Schulmedizin absichtlicht so nachgezeichnet, wie es von der heutigen Presse wiedergegeben wird. Es deckt sich in dieser krassen Form nicht mit meiner persönlichen Meinung. Auch wenn ich Anfragen an extreme Auswüchse der technisierten Medizin habe, so bin ich doch fest davon überzeugt, daß die Ärzte und das Pflegepersonal in den Krankenhäusern ehrlich für das Wohl der Patienten besorgt sind. Komplikationen sind selten, lassen sich aber niemals völlig vermeiden.
Wer einseitig nur Fehler und Probleme der Schulmedizin an die Öffentlichkeit zerrt, verkennt die wahre Situation der modernen Medizin, deren segensreiche Wirkungen keiner missen möchte.

Wie ich jedoch in vielen persönlichen Gesprächen mit Patienten und Gesunden feststellen mußte, geht in den meisten die Saat der Furcht und des Misstrauens auf, die von den Medizinkritikern gestreut wurde. Über die Folgen, d. h. über die verzweifelte Suche des heutigen Menschen nach Alternativ Lösungen, soll in den folgenden Kapiteln die Rede sein.

2. Kapitel  – Der Bio-Boom

»Zweimal am Tag kommt auf richterliche Verfügung eine Krankenschwester in das kleine Haus im Bostoner Vorort Scituate im US Bundesstaat Massachusetts und gibt dem zweijährigen Chad Green fünf kleine weiße Pillen. Der Knabe leidet an akuter Leukämie, dem sogenannten Blutkrebs. Die Ärzte meinen, daß die Medikamente Chads einzige Chance sind, das dritte Lebensjahr zu erreichen. Chads Mutter dagegen glaubt, die Pillen seien Gift für ihren Sohn.

Die Greens setzen großes Vertrauen in die richtige Ernährung, und die Mutter hat ein Programm zusammengestellt, das aus Obst, frischem Gemüse, Ziegenmilch, Käse, destilliertem Wasser, Vitaminen und Mineralien besteht. Verzichtet wird auf Zucker, Fleisch, Konservierungsmittel und Lebensmittelfarbstoffe. Am liebsten würde sie ihren Sohn zu einem Arzt bringen, der sie dabei unterstützt und Chad hilft, seinen Körper selbst zu heilen«

Soweit der Bericht aus einer Tageszeitung. Weil die Leukämie unter Frau Greens Bio Therapie zurückgekehrt war, hatten schließlich die Ärzte die Hilfe der Justiz zur Behandlung des kleinen Chad angerufen.

Das Beispiel ist typisch für unsere Zeit, die als Reaktion auf die Ohnmacht der Wissenschaft einen wahren Bio Boom erlebt.

50 000 Arzneimittel –  50 000 Nebenwirkungen
Etwa 70 % der westdeutschen Frauen und rund 55 % der Männer nehmen, so das Ergebnis einer Umfrage, regelmäßig irgendwelche Medikamente ein   Tabletten, Dragees und Kapseln in allen Farben, Pulver, Säfte, Tropfen oder Zäpfchen. Im Durchschnitt verbraucht derzeit jeder Deutsche (und in den andern Industrieländern ist es ähnlich) fünfmal soviele Arzneimittel wie vor dem Zweiten Weltkrieg.

Rund 50 000 Arzneimittelspezialitäten sind heute auf dem Markt. Wer jedoch meint, man könne damit auch die meisten Krankheiten heilen, sieht sich arg getäuscht: Nur gegen ein Drittel aller heute bekannten Krankheiten stehen Arzneimittel zur Verfügung, die das Grundleiden beeinflussen können. Und gerade bei der Behandlung der großen Volkskrankheiten dieses Jahrhunderts   Krebs, Arteriosklerose, Herz -und Kreislaufleiden   müssen Ärzte noch immer ohne Medikamente auskommen, die die Ursachen der Übel angehen könnten.

Nebenwirkungen gibt es etwa gleich viele wie Arzneimittel. In einem Computerzentrum der WHO (Weltgesundheitsbehörde) registrierte man allein seit 1968 rund 50 000 Nebeneffekte von Medikamenten. Jedes Jahr werden in den USA 3 Milliarden Dollar ausgegeben, um Arznei Nebenwirkungen zu behandeln. Selbst das Allerweltsmittel Aspirin (Jahreskonsum in den USA: 20 000 Tonnen) weist nach Angaben der WHO-Studie die stattliche Liste von 31 unerwünschten Wirkungen auf, vom Hautausschlag bis zum Magengeschwür. Während die meisten Zwischenfälle aufgrund von Medikamenten Nebenwirkungen glimpflich ablaufen, kam es vor rund 20 Jahren beim Schlafmittel Contergan (Thalidomid) zur Katastrophe: Tausende von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft dieses Mittel genommen hatten, kamen verstümmelt zur Welt.

Beruhigungsmittel, wie etwa die Medikamente Valium und Librium, sind schon beinahe zum Symbol der westlichen Wohlstandsgesellschaft geworden. Sie machen insgesamt rund 30 % des Umsatzes der Pharmaindustrie aus. Jeder zehnte Nachtschlaf in England wird mit einem dieser Mittel eingeleitet.

Bereits 1977 waren von den 80 000 Suchtkranken, die in den Einrichtungen der Deutschen Hauptstelle gegen Suchtgefahr behandelt worden waren, 11 000 von Beruhigungs  und Anregungsmitteln abhängig, die ihnen der Arzt verschrieben hatte. Der Prozentsatz dieser »Pharmasüchtigen« ist in raschem Anstieg begriffen.

Risse im Tempel

Parallel zu dieser chemischen Invasion wächst auch die Ablehnung gegen die Chemie. Die Menschen sind von der Wissenschaft, die ihnen so viel versprochen hat, enttäuscht. Immer mehr fühlen sie sich von den unvorhersehbaren Auswirkungen bedroht und wenden sich mit einer Heftigkeit von ihrem früheren Götzen ab, die noch vor einem Jahrzehnt unvorstellbar gewesen wäre.

Sie stehen alle in einer Reihe: die Bauern, die vor einer Aluminiumfabrik in der Schweiz mit Traktoren und schwarzen Fahnen gegen den hohen Fluor Ausstoß demonstrierten; die Umweltschützer, die den Bau eines riesigen Wasserkraftwerks im US Bundesstaat Maine verhinderten, weil dadurch eine bestimmte Läusekrautart vom Aussterben bedroht worden wäre; die Atomkraftwerkgegner mit ihren Molotow Cocktails und Politparolen und nicht zuletzt die fanatisierten Massen eines Ayatollah Chomeiny, die den Schah nicht nur aus religiösen Gründen stürzten, sondern auch deshalb, weil er ihnen die Industrialisierung ihres Landes zu überstürzt und zu rücksichtslos vorangetrieben hatte.

Die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft«, sagt der deutsche Arzt und Wissenschafts Journalist Hoimar von Ditfurth, hat der Angst vor einer übervölkerten, verschmutzten und immer lückenloser reglementierten Welt Platz gemacht.«

Jahrzehntelang hatten die Wissenschaftler und die Massenmedien den Menschen die Verheißung gepredigt, daß mit Hilfe der menschlichen Vernunft einst alle Probleme gelöst werden könnten.

Nun bröckelt der Tempel der Wissenschaft langsam ab, gleich den griechischen Heiligtümern auf der Athener Akropolis. Die Risse im Gemäuer werden unübersehbar, und keiner ist sicher, ob nicht irgendwann einmal das Dach über ihm einstürzt. Die modernen Priester mit ihren Reagenzgläsern und Computern konnten die Hoffnung der Menschheit auf eine neue, bessere Welt nicht befriedigen.

Tanaland ist ruiniert

Der Gießener Psychologie Professor Dörner machte vor einigen Jahren einen äußerst interessanten Versuch, der dies belegt: Zwölf deutsche Studenten verschiedener Fachbereiche bekamen alle Vollmachten, die Lebensbedingungen der im afrikanischen Entwicklungsgebiet »Tanaland« am Rande des Existenzminimums lebenden Stämme der Tupis und der Moros zu verbessern   in Computersimulation.

Die Entwicklungshelfer ließen Dämme bauen, Bewässerungssysteme anlegen, Wälder roden und Ackerland düngen, machten Jagd auf Raubtiere und versprayten Insektizide. Das Ergebnis all ihrer Anstrengungen war niederschmetternd. Idi Amin hätte Tanaland nicht schlimmer herunterwirtschaften können.

Trotz all ihres Wissens   sie alle waren überdurchschnittlich intelligent   gelang es ihnen nicht, die Wirkungen ihrer Maßnahmen abzuschätzen und auch mögliche Nebeneffekte mit einzukalkulieren. So dezimierten sie z. B. mit Giften die plantagenschädigenden Affen, bedachten aber nicht, daß die Leoparden sich nun mangels Futter über die Rinderherden hermachen würden.

Tanaland aber ist überall: Wo der Mensch in die ökologischen Systeme eingreift, kommt es früher oder später zur Katastrophe. Die Überschwemmungen, die Indien jedes Jahr in schlimmerem Maße heimsuchen, haben ihren Grund in der Rodung riesiger Waldgebiete im Norden des Landes, die früher Wasser aufgesaugt hatten. Eine der schlimmsten Zeitbomben, die der Mensch gelegt hat, ist das Insektizid DDT, mit dem jahrelang ausgerottet wurde, was da kreucht und fleucht und dem Menschen Mühe macht. In ihrem Buch »Die Grenzen des Wachstums« haben die Wissenschaftler des »Club of Rome« eindrücklich gezeigt, wie noch Jahrzehnte später das DDT in Fischfleisch angereichert wird. Ja, man hat sogar in der Muttermilch DDT Konzentrationen gefunden, die die gesetzliche Grenze weit überstiegen. Zum Glück braucht es große Mengen, um einen Menschen zu vergiften, während das Mittel für eine Fliege schon in einer Dosis von einem Hundertstel eines Millionstel Gramms tödlich wirkt.

Dennoch beschleicht viele Leute ein ungutes Gefühl, wenn die Obstbauern mehrmals pro Jahr mit hochwirksamen Insektengiften durch ihre Plantagen fahren. Immer mehr Hausfrauen zahlen gerne einen höheren Preis für Äpfel, die nicht gespritzt sind.

Verkaufsargument »biologisch«

Das Wort »biologisch« ist zu einem Verkaufsargument mit magischer Anziehungskraft geworden. Fast jedes Waschmittel wird heute für seine biologische Abbaubarkeit gerühmt, auch wenn dies nur gerade bedeutet, daß es den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Die Natur muß herhalten für die Alkoholwerbung und für die Zigaretten, die ja alles andere als gesundheitsfördernd sind. Da wird »Bio Hefe» gegen Akne angeboten und mehr als zehn Sorten »biologisch vollwertigen« Brotes, Marmelade »garantiert ohne künstliche Farbstoffe«, Naturprodukte aus »biologisch gezogenen Frischpflanzen«, Shampoo »aus garantiert naturreinen Extrakten«, ein Insektenspray, der »biologisch abbaubar, ozonfreundlich« ist, und Goldmelissensirup »«für Ihre Gesundheit«. Vollrohrzucker der Marke »Marga«, »100 % natürlich«, wird siebenmal teurer verkauft als ein Kilo normalen Zuckers, der die Zähne nicht mehr schädigt als der braune Vollrohrzucker,

Besonders lukrativ ist der Bio Boom für die Reformhäuser und die Hersteller von Naturprodukten. Seit zwei Jahren, so eine Reformhausbesitzerin, sei ein sehr starker Trend zum Natürlichen festzustellen. Die »Bioforce» im schweizerischen Roggwil, eine Fabrik, die Naturprodukte nach den Rezepten des Naturheilers A. Vogel herstellt, weist Zuwachsraten von beachtlichen 40% jährlich auf   trotz flauer Wirtschaftslage und hohem Kurs des Schweizerfrankens.

Selbst, selbst, selbst

Der Trend »Zurück zur Natur« schlägt sich auch nieder in den Bücherregalen. So führte z. B. die »Atkins Diätrevolution« monatelang die Bestsellerlisten an, eine Diät nur unter vielen. Da erreicht ein Bildband mit dem Titel »Rettet die Vögel« innert kürzester Zeit Auflagen, die selbst den Verlag überraschen. Denen, die genug vom Leben in unseren verschmutzten Städten mit ihrem Stress haben und aufs Land ziehen wollen, hat der britische Schriftsteller John Seymour einen Ratgeber geschrieben, der bald in die Top Ten des Büchermarkts aufstieg: »Das große Buch vom Leben auf dem Lande« mit praktischen Anweisungen zum Melken und zum Anlegen eines Gemüsegartens. Ziel des Lebens auf dem Lande: die totale Selbstversorgung, vom Frühstücksei bis zum Schweineschnitzel, vom eigenen Bienenhonig bis zum selbstgebackenen Brot.

Hier sind wir bei einem Wort angelangt, das in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht und bei näherer Betrachtung der Biowelle nachdenklich stimmen muß. Immer wieder hört man aus all diesen Bewegungen das Wort »selbst«: Selbstversorgung, Selbstverwirklichung, Selbstheilung, Selbsthypnose, Selbstsuggestion … Der Mensch hat eingesehen, daß ihm Wissenschaft und Technik nicht alles geben können. Doch statt sich dem zuzuwenden, »in dem wir leben, weben und sind«, wie Paulus das in seiner Rede in Athen ausdrückte, suchen sie das Heil bei sich selbst.

Der moderne Mensch wird bereit, »Buße« zu tun, sich abzuwenden von seinem Raubbau an Natur und Gesundheit, vom Verlust persönlicher Beziehungen in der Gesellschaft und speziell in der Medizin. Er ist bereit, sein Leben zu ändern, strenge Diätvorschriften einzuhalten, stundenlang zu meditieren oder sich in Anti Kernkraftwerks Demonstrationen zu exponieren. Seine neuen Götter sind die Natur, seine Gesundheit, sein Ich; sein neues Ziel ist das Erkennen des höheren »Seins« in sich selbst, der Einklang mit den kosmischen Kräftefeldern, die Erlangung eines neuen Gleichgewichts und im Endeffekt das Einswerden mit dem Universum.

Vom christlichen Standpunkt gesehen treffen alle diese Bemühungen nicht den Kern des menschlichen Dilemmas, sie entsprechen vielmehr dem Menschenbild hinduistischer und buddhistischer Philosophie oder dem kosmischen Modell der Astrologen. »Auf den Altären, von denen die Götter der Vergangenheit vertrieben wurden«, schreibt Hoimar von Ditfurth, »machen sich nun viele kleine Götzen breit.«

 

3. Kapitel

Der okkulte Aufbruch im Westen

Wir leben in einer Zeit der okkulten »Erweckung«. Was vor zehn Jahren noch unmöglich schien, ist heute alltäglich. Was noch vor kurzem vom Durchschnittsbürger als Aberglaube, Hexerei und Spiritismus abgelehnt wurde, ist heute durch Wissenschaft und Parapsychologie salonfähig geworden.

Mehr Astrologen als Physiker

Kaum eine Zeitung will heute noch auf das regelmäßige Horoskop verzichten… In Europa und in den USA werden heute dreimal so viele eingetragene Astrologen gezählt wie Chemiker und Physiker. Zu den Kunden der Astrologen gehören längst nicht nur geistig Minderbemittelte, sondern Manager, Unternehmensleiter, höhere Beamte in verantwortlicher Position und führende Politiker. Vielleicht lächeln Sie über die Hausastrologen der politischen Führer im fernen Indien. Versichern Sie sich zuerst, ob nicht der Parlamentsabgeordnete, den sie unterstützt haben, sich ein Horoskop hat stellen lassen, um zu erfahren, welche Chancen er hat.

In Amerika werden okkulte Spiele als ideales Geschenk für Kinder angeboten, so z. B. das »Ouija-Brett« oder die Spiele »Clairvoyant« (Hellseher), »Horoscope«, »Kabbala« oder »Voodoo«. Tischrücken, Hypnose oder die Kontaktaufnahme mit Toten durch ein Medium sind zu beliebten Partyspielen geworden.

Hellseher werden gerne zur Lösung von Kriminalfällen herangezogen. So hat der Telepath Peter Hurkos der Polizei in 17 Ländern geholfen, Mordfälle aufzuklären.

Telepathie im U Boot

Telepathie wird angewendet, wo man sie nie vermuten würde. Weil man diese okkulte Technik als Verständigungsmittel für U Boote einsetzen möchte, ist die Parapsychologie in der Sowjetunion zum Staatsgeheimnis erhoben worden. Aber auch die amerikanische Navy hat 1959 Versuche telepathischer Verständigung mit dem getauchten U Boot »Nautilus« angestellt. Telepathische Experimente hat auch der amerikanische Astronaut Captain Edgar D. Mitchell auf dem Apollo 14 Flug zum Mond durchgeführt.

Auf mindestens 10 Millionen wird die Zahl der Amerikaner geschätzt, die sich mit Hexerei, Satanskult und Schwarzer Magie beschäftigen. England zählt 8 000 praktizierende »Hexer« und »Hexen«, die allen Gesellschaftsschichten entstammen und in »Convents« organisiert sind. Allein zwischen Rom und Mailand arbeiten 10 000 Magier und Wahrsager. In Frankreich gibt es mehr Kartenleger, Handlinienieser und Astrologen als katholische Priester. 1966 wurde in Kalifornien die erste Satanskirche gegründet. Ihr Hohepriester, Anton LaVey sagt: »Das Zeitalter der Teufelsanbetung begann im Jahre 1966, als man Gott für tot erklärte, der Verein für sexuelle Freizügigkeit entstand und die Hippies eine freie Subkultur entwickelten.«

Doch nicht nur Europa und die USA erleben diesen Boom des Spiritismus. In Brasilien haben die afrikanischen Riten der Macumba und Umbanda eine Anhängerschaft von 30 Millionen. Der Umbandakult ist offiziell als Religion anerkannt. Die Zahl der Anhänger wächst von Jahr zu Jahr. Besonders die benachteiligten Schichten in den Großstädten haben ihren Glauben an die korrupte Regierung und die erstarrte Kirche verloren und erhoffen sich nun Heil und Heilung immer mehr von den Hohepriestern der Satanskulte.

Spätestens seit dem Hollywood Spektakel »Der Exorzist« haben Teufel, Psi und Wunderheiler auch die Massenmedien in Europa erobert. Was einst geheim im düstern Kerzenlicht praktiziert wurde, wird heute millionenfach durchs Fernsehen ausgestrahlt. Wo früher ein paar hundert Leute einen Magier im Varieté bewunderten, erliegen heute Millionen der Suggestion eines Uri Geller.

Das Geschäft mit dem Okkulten

Die okkulte Explosion hat auch den Büchermarkt ergriffen. Hunderte von einschlägigen Werken drängen jedes Jahr neu auf den Markt und erreichen schwindelerregende Auflagenhöhen, von Erich von Dänikens Astronauten Göttern bis zum Jahreshoroskop für Jungfrau, Widder oder Löwe, vom tibetanischen Totenbuch bis zu Moody’s »Leben nach dem Tode.« Selbst angesehene Verlage verdienen heute munter mit am Geschäft mit dem Okkulten. Wo früher linkslastige Philosophie und materialistische Weltanschauung das Programm beherrschten, sprossen immer mehr Bücher, die eine jenseitige Welt nicht mehr ausschließen wollen.

So werden immer mehr Menschen bereit, außersinnliche Geschehnisse als Wahrheit zu glauben. Science Fiction Literatur hat nicht mehr nur Unterhaltungswert, sie wird zum Schrittmacher einer neuen Einstellung zum Transzendenten. Da ist mit den Helden des Films »Star Wars« eine gute »Macht«, die sie beschützt. Steven Spielbergs »Unheimliche Begegnung der dritten Art« hat so eindeutig religiöse Untertöne, daß ein Kommentar von einer »Ersatzreligion« spricht.

Geistheilung auf den Philippinen

»Gegenwärtig gelangt der Aberglaube zu neuer, beinahe mittelalterlich anmutender Hochblüte«, schreibt ein deutsches Nachrichtenmagazin. »Mit einer Vehemenz, vor einem Jahrzehnt kaum vorstellbar, haben sich die Menschen – auch Intellektuelle – in den westlichen Industriestaaten von der einst hochgespannten Wissenschaftserwartung abgewandt: Enttäuschte des Wissenschaftszeitalters, die Hermann Hesses Mystizismus wiederentdeckten oder auch den Zen Buddhismus oder die transzendentale Meditation.«

Der neue Aberglaube macht nicht halt beim Übersinnlichen in Weltraum und Technik. Immer mehr Menschen sind auch bereit, Krankenheilungen von Methoden zu erwarten, denen jede naturwissenschaftliche Basis fehlt.

Jedes Jahr pilgern Tausende von Patienten aus dem Westen zu den Philippinen, wo sie sich ihre Krankheiten durch Geistheiler mit bloßen Händen operieren lassen…

Der amerikanische Chirurg Dr. Nolen hat sehr eindrücklich beschrieben, mit welch fingerfertigen Tricks die Heiler die PSI Gläubigen aus dem Westen täuschen. Trotzdem hält der Präsident der Parapsychologischen Gesellschaft Zürich, Dr. Nägeli, an seiner Darstellung fest, daß es sich hier um einen »feinstofflichen Leib« handle, der operiert werde. »Ich glaube«, sagte Nägeli in einem Interview mit einer großen Schweizer Zeitung, »daß die Existenz des feinstofflichen Körpers bis in 10 oder 20 Jahren auch in Europa allgemein anerkannt wird.«

Handauflegung und Hypnose

Sie müssen nicht bis zu den Philippinen reisen, um Zeuge zu werden, wie sich Patienten einem Heiler anvertrauen, der ihnen verspricht, sie mit magischen Kräften zu heilen. Diese Dinge geschehen auch auf unseren Breitengraden. In einem kleinen Schweizer Dorf z. B. bietet eine Frau ihren Patienten Magnetismus und Geistheilung, Mediale Beratungen und Meditationskurse an. Seit eine große Tageszeitung über sie berichtet hatte, pilgerten Tausende zu ihr, um sich durch Handauflegung von ihren Krankheiten, vornehmlich psychosomatischen Leiden, heilen zu lassen. Diejenigen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, werden immer wieder Inserate finden, die ihnen Handauflegung und Hypnose zur Lösung ihres Problems anbieten.

Solange diese Praktiken im medizinischen Abseits ausgeübt werden, haben wenige etwas dagegen. In Amerika ist man schon einen Schritt weiter. Die »New York Times« berichtet: »Eine ungewöhnliche Therapie wird in Spitälern und Schwesternschulen im ganzen Land eingeführt. Krankenschwestern versuchen, den Patienten ihr Los durch Handauflegen leichter zu machen. Die Therapie ist in vielerlei Hinsicht ähnlich dem Handauflegen von Wunderheilern und Mystikern . . .«

Der Unterricht im Handauflegen ist Teil einer neuen Bewegung in Amerika mit dem verheißungsvollen Namen »Holistic-Health«. (Ganzheitsmedizin), die in ihrem Programm auch Akupunktur, Akupressur, autogenes Training, Bio-Feedback, »kreatives Träumen«, Hatha Yoga und andere okkulte Techniken der Heilung anbietet.

Auch Ärzte nicht immun

Selbst schulmedizinisch ausgebildete Ärzte sind gegen die massive Okkult-Welle nicht mehr immun. 1968 wurde im Deutschen Ärzteblatt eine Umfrage unter 500 Ärzten veröffentlicht, die zeigte, daß nur noch 27 % der deutschen Ärzte sich auf die wissenschaftlich anerkannten Therapien beschränken. Es mag vielen von ihnen zugute gehalten werden, daß sie es nur tun, weil sie dem Patienten harmlose Naturheilmittel statt gefährlicher Medikamente abgeben wollen. Die Tendenz ist dennoch eindeutig. Über 1500 Ärzte in der BRD praktizieren Akupunktur (in Frankreich liegen die Dinge ähnlich), über 1000 Ärzte sind Anhänger der Homöopathie, 14 deutsche Krankenhäuser haben eine homöopathische Abteilung (wobei die meisten von der anthroposophischen Medizin her geprägt sind). In Großbritannien arbeiten nach Angaben eines Schweizer Parapsychologen rund 1600 »Geistheiler« in öffentlich finanzierten Gesundheitsdiensten. Die Zahl der Ärzte, die Yoga, Zen und transzendentale Meditation anraten, ist nicht mehr zu überblicken.

Ich weiß von mehreren Ärzten, die mit mir studiert haben, daß sie einem okkulten Orden angehörten, spiritistischen Seancen beiwohnten oder sich in die Transzendentale Meditation einführen ließen.

Immer stärker lassen sich Ärzte dafür einspannen, obskure Außenseitertherapien bekannt und salonfähig zu machen. Ziel vieler Okkultisten ist es denn auch, eine »Heirat von Wissenschaft und Religion«, eine Romanze von Physik und Okkultismus zu arrangieren.

Es wird heute viel von der »neutralen« Anwendung verschiedener Methoden gesprochen, die ihre Wurzel im Okkulten haben. Ein wissenschaftlich ausgebildeter Arzt wird nur zu gerne als Garantie für »saubere« Paramedizin genommen. Doch die Tatsachen zeigen klar: Auch der Titel »Dr. med.« ist für den Patienten keine Sicherheit mehr, daß keine Außenseiter Therapie mit okkultem Hintergrund in ihrer »neutralen, wissenschaftlichen« Form angewendet wird, und damit keine Auswirkungen auf die Psyche und das geistliche Leben hat.

Auch die Schulmedizin, noch vor wenigen Jahren ausschließlich Domäne der Vernunft, wird zunehmend von östlicher Philosophie durchsetzt. Die Hoffnung auf die Wissenschaft, auf den Sieg über die großen Geißeln der Menschheit hat sich zerschlagen. Die Enttäuschung hat auch in vielen Ärzten eine Ratlosigkeit hinterlassen, die sie und ihre Patienten immer mehr in die Arme der Gurus und Heiler treibt.

 

Teil II  – Heilmethoden im Kreuzfeuer

4. Kapitel

Akupunktur – heilende Nadeln aus Fernost

Die amerikanischen Professoren waren verblüfft. Sie standen auf Einladung der chinesischen Regierung auf der Zuschauertribüne eines modern eingerichteten Operationssaales in der Pekinger Medizinischen Universität.

Im gleißenden Licht liegt ein Mann mittleren Alters auf dem Operationstisch. Um den Patienten ist ein Chirurgenteam versammelt. Nun tritt der Akupunkturarzt an den Tisch und gibt dem Patienten eine kleine Dosis Morphium in einen Akupunkturpunkt nahe dem Unterkiefer. Darauf reinigt er sorgfältig den linken Vorderarm mit Alkohol und sticht dann eine Nadel zwischen Handgelenk und Ellbogen ein. Sanft dreht er sie mit seinen Fingern hin und her. Rund zwanzig Minuten später erklärt der Patient, daß er das typische Gefühl der Schwere und der Taubheit im Gebiet um die Nadel herum fühlt. Der Akupunkteur gibt nun dem Chirurgen das Zeichen zum Beginn der Operation.

Die amerikanischen Wissenschaftler, ein jeder ein bekannter Spezialist seines Gebietes, schauen ungläubig zu, wie der Chirurg in Sekunden einen 30 cm langen Schnitt von der Wirbelsäule über die linke Seite des Brustkastens bis nach vorn zum Brustbein legt. Dann entfernt er mit einem scherenähnlichen Instrument zwei Rippen, drückt sie mit einem Retraktor auseinander, und da liegt die rosige Lunge, die sich im Rhythmus des Atems auf  und abbewegt. Das Erstaunlichste: Während der ganzen Operation, die eine der schwierigsten ist, die wir kennen, spricht und scherzt der Patient mit den Ärzten. Nach einiger Zeit wird eine kleine Pause eingelegt, in der der Patient etwas zu essen bekommt. Während der ganzen Prozedur bewegt der Akupunkteur ständig die Nadel im Arm des Patienten. Einer der amerikanischen Ärzte erinnert sich: »Der Patient zuckte mit keiner Wimper, noch bewegte er sich oder schwitzte er. Er tat nichts, was Schmerz oder Unwohlsein angedeutet hätte.«

Seit 1971, als dies geschah, reißen die Berichte in den Zeitungen über die chinesischen Nadelwunder nicht mehr ab. Die Akupunktur ist auch in den Universitäten der westlichen Wissenschaftler zu einem anerkannten Forschungsobjekt geworden, über dessen Wirkungsweise sich die Gelehrten bis heute nicht einig sind. Große Universitätskliniken wie z. B. die Justus Liebig Universität in Gießen wenden Akupunkt⁵r an tausenden von Patienten an, um angeblich die Risiken der Narkose zu verringern und Medikamente einzusparen.

Das große Rätsel

Doch wird die Akupunktur längst nicht mehr nur zur Schmerzlinderung eingesetzt. Immer mehr Naturärzte und Heilpraktiker wenden sie mit großem Erfolg gegen Leiden aller Art an, vom Heuschnupfen bis zum Magengeschwür, von Schweißfüßen bis zur Drogenentziehung. Heute praktizieren in Frankreich über 1000 Akupunkturärzte, in Deutschland mehr als 1500, und ihre Zahl ist ständig im Steigen begriffen. Fast jedes Jahr wird eine neue Variante der Akupunktur »erfunden«. So wird bei der Akupressur statt der Nadeln einfach der Druck der Finger angewendet, bei der Laserakupunktur »sticht« man mit Hilfe einer kleinen Laserkanone. Die Ohrakupunkteure schließlich behaupten, es genüge, die Nadeln nur am Ohr anzusetzen. Bei der Elektroakupunktur werden die Nadeln an ein batteriebetriebenes Gerät angeschlossen, das feine elektrische Vibrationen erzeugt. Im Grunde genommen sind alle diese neuen Methoden aufgebaut auf dem Prinzip der chinesischen Akupunktur. Unter den einzelnen Schulen herrscht teilweise eine erbitterte Auseinandersetzung um den »rechten Weg«. Auf diesen Streit kommen wir noch zu sprechen.

Besonders unklar ist jedoch, wie denn Akupunktur eigentlich wirkt. Allein in den Jahren 1976/77 erschienen in angesehen medizinischen Zeitschriften über hundert wissenschaftliche Arbeiten, in denen sich die Gelehrten den Kopf darüber zerbrachen, wie es möglich sei, daß z. B. eine goldene Nadel im Ohr Beschwerden bei Krampfadern lindern könne.

Was sollen wir als Christen von der Akupunktur halten? Hat sie, wie mir ein Arzt sagte, »mit der chinesischen Akupunktur nur noch den Namen gemeinsam?« Oder ist sie eine neue Form der Hypnose, die einen Menschen unter den Einfluß widergöttlicher Mächte bringen kann? Inwieweit wirkt sich der Hintergrund der östlichen Philosophie auf die Anwendung durch den Arzt und Heilpraktiker von heute aus?

Ich will versuchen, Licht in diese Fragen zu bringen anhand der Aussagen, die die Akupunkteure unserer Zeit in ihren Büchern machen, sowie aufgrund der Erfahrungen verschiedener Seelsorger, die hinter die Kulissen der mit Akupunktur behandelten Patienten gesehen haben.

»Des Gelben Kaisers Lehre von der Inneren Medizin« – eine kurze Geschichte der Akupunktur

Die chinesische Medizin ist uralt. Die Grundlagen der traditionellen Medizin des Reichs der Mitte werden auf den sagenumwobenen Kaiser Huang Ti zurückgeführt, der vor etwa 5000 Jahren gelebt haben soll. Seine Lehren wurden über Jahrhunderte mündlich überliefert und dann im Buch »Huang Ti Nei Ching« (übersetzt: Des Gelben Kaisers Lehre von der Inneren Medizin) niedergeschrieben.

Darin unterhält sich der Kaiser mit einem seiner Minister über die Funktionen des menschlichen Körpers, über seine Erkrankungen und ihre Heilung. Das ganze Werk ist inspiriert von den astrologisch-religiösen Auffassungen der damaligen Zeit und ist für den westlichen Leser unverständlich und geheimnisvoll wie das große Land hinter der chinesischen Mauer selbst.

Es war das Anliegen Huang Tis und späterer medizinischer Schriftsteller in China, die Funktion des Menschen in die Funktion des Weltalls einzufügen. »Weil die Welt sich aus fünf Elementen zusammensetzte, gab es fünf Hauptorgane: Herz, Lunge, Niere, Leber und Milz. Zu ihnen gehörten fünf Hilfsorgane: Dickdarm, Dünndarm, Gallenblase, Magen und Harnblase.

Sie standen in einem merkwürdigen Verhältnis von Freundschaft und Feindschaft zueinander, die wiederum auf die Eigenarten der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zurückgingen. Die Niere als Organ des Wassers mußte ein Feind des Herzens sein, das als Organ des Feuers galt. Jedem Organ entsprach ein bestimmter Planet und eine bestimmte Jahreszeit. So besaß das Herz z. B. eine Wechselbeziehung zum Sommer.«

Am wichtigsten jedoch war die Wirksamkeit der durch alle Menschen fließenden Energie, des Tao und ihrer Komponenten Yang und Yin. Dieser »Weltgeist« bewegte sich angeblich durch ein System zahlreicher Adern und Kanäle   auch Meridiane genannt  , die bis heute nicht nachgewiesen werden konnten. Da es den Chinesen aus religiösen Gründen verboten war, menschliche Körper zu sezieren, besaßen sie nur ungenaue Kenntnisse der anatomischen Verhältnisse. Das Gehirn hielten sie für ein kleines unbedeutendes Organ, die Milz dagegen für das Denkzentrums. Sie ersetzen diesen Mangel an Wissen durch die Zuordnung der beiden Kräfte Yin und Yang zu den einzelnen Organen. So war der Rücken Yang, der Bauch Yin. Leber, Herz, Milz, Lunge und Niere waren Yang, während Magen, Galle, Dickdarm, Dünndarm und Harnblase Yin waren. Yang ist das Symbol der Wärme, der Kraft, der Männlichkeit. Yin hingegen steht für Kälte, Schwäche, für das Weibliche.

Die »Zauberpforte«

Im zweiten Teil des Buches, genannt »Zauberpforte«, beschreibt das »Nei Ching«, welche Möglichkeiten der Akupunkturarzt hat, um Krankheiten zu verhüten und zu heilen. Dazu gehörte nicht nur die Kenntnis der richtigen Nadelungspunkte, sondern auch eine Unmenge von Kräuter-Rezepten, verschiedene Massageformen und nicht zuletzt Zaubersprüche und Amulette. Sie alle sollten irgendwie das Gleichgewicht der kosmischen Kräfte wiederherstellen. Die Theorien des ersten und die praktischen Anweisungen des zweiten Teils des »Nei Ching« bilden noch heute die Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin.

Wie in anderen Hochkulturen lag auch im alten China das Wissen um die Medizin in den Händen der Priester. Dies ergaben Knochenfunde aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., auf denen Texte eingeritzt waren, die sich sehr ausführlich mit verschiedenen Krankheiten beschäftigen. »Die Beschreibung solcher Leiden auf Orakelknochen, mit deren Hilfe die Götter um Rat gefragt wurden, zeigt, wie sehr auch die altchinesische Medizin einmal von der Vorstellung erfüllt war, daß die Krankheiten von Göttern und Dämonen gesandt seien.«

Offensichtlich geht die Behandlung mit Nadeln, die man später im Westen »Akupunktur« (vom Lateinischen acus = Nadel und punctus = Punkt) nannte, auf die allerfrühesten Ärzte zurück, wahrscheinlich auf spiritistische Schamanen. »Der Kampf gegen die vermeintlichen Dämonen im Körper eines Kranken hatte letzteren vielleicht den Gedanken eingegeben, die bösen Geister durch Einstiche mit Nadeln zu vertreiben«.

Die späteren Gelehrten verließen die Geistertheorie und bauten statt dessen die Akupunktur in ihre astrologischen Systeme ein.

Nicht nur in der Behandlung ging die chinesische Medizin eigene Wege, sie entwickelte auch eigene Diagnoseverfahren. Schon früh hatte man nach äußeren Zeichen für innere Krankheiten gesucht. »Zufallsbeobachtungen führten dazu, Beziehungen zwischen dem Aussehen der Zunge oder des Auges mit verborgenen Krankheiten herzustellen.« Darauf wurde dann ein ganzes Lehrgebäude errichtet, das mehr auf Spekulation und wildwuchernder Phantasie beruhte als auf der Wirklichkeit. Man wird dabei unwillkürlich an moderne diagnostische Außenseitermethoden erinnert, wie die Irisdiagnose (siehe Kap. 8). Den wichtigsten Platz nahm jedoch die »Pulsdiagnose« ein, denn »auch der Puls war ein Glied der großen Vorstellungswelt von Kosmos und Mensch.« Wir werden später noch darauf zu sprechen kommen.

Durch die Jahrtausende wurde auch in China selbst die Akupunktur verschieden beurteilt, sie blieb jedoch ein wichtiger Bestandteil der Volksmedizin. Durch Jesuitenmissionare, die in China tätig waren, wurde das Wissen um die Akupunktur schon vor 200 Jahren nach Frankreich gebracht. Zur Zeit der französischen Revolution war die Akupunktur eine richtige Modetherapie, doch verschwand sie bald wieder aus dem öffentlichen Blickfeld”.

Im Pariser Krankenhaus »Hotel Dieu« finden noch heute regelmäßig Akupunktur-Sprechstunden statt, und französische Krankenkassen vergüten die Anwendung von Akupunktur, wenn sie von Ärzten betrieben wird und keine andere Behandlung zum Ziel führt.

Bevor wir uns jedoch mit der Anwendung der Akupunktur im Westen beschäftigen, wollen wir ein wenig mehr auf die philosophischen Hintergründe der Akupunktur, insbesondere auf den Taoismus, eingehen.

Harmonie mit dem Kosmos

Der Taoismus ist eine alte chinesische Religion, die auf den sagenumwobenen Philosophen Lao Tse zurückgeht. Sie »schillert in allen Farben und enthält Elemente des philosophischen Taoismus . . . zusammen mit Bestandteilen der alten Volksreligion, mit Zauberei, Geomantik und Alchemie.«

Schon lange vor Lao Tse gab es im alten China Spekulationen über die Naturkraft, die diese Welt hervorgebracht hat. Diese kosmische Kraft nannten sie Tao und ihre verschiedenen Auswirkungen führten sie auf die beiden Kräfte Yin und Yang zurück.

»Der Begriff Tao, von dem die Religion ihren Namen herleitet«, schreibt der Chinakenner und ehemalige Direktor der China-Inland-Mission, Leslie Lyall, »besagt dasselbe wie das Wort, das als Übersetzung verwendet wird für >das Wort< im 1. Kapitel und für den >Weg< im 14. Kapitel des Johannesevangeliums. Diese Begriffe sind in der chinesischen Philosophie sehr wichtig, und Tao bedeutet nichts anderes als >der Weg des Universums<. Tao ist das erste und wichtigste Prinzip und steht damit noch über Gott selbst. Es ist die >universelle kosmische Energie hinter allen natürlichen Ordnungen<.«

Das Tao hat zwei Gesichter, Yin und Yang. Sie sind einander entgegengesetzt und doch eins. Es gibt im Taoismus nicht, wie die Bibel es lehrt, die beiden widerstreitenden Kräfte von Licht und Finsternis, von Gott und Satan. Gut und Böse kommen aus derselben Quelle. »Die Chinesen«, schreibt Marcel Granet, ein Kenner der chinesischen Philosophie, »sehen in der Religion und in der Magie ebensowenig wie im Reinen und im Unreinen absolute Gegensätze.« Eine solche Lehre bezeichnet man als »Monismus« (mono = eins). Wir finden sie in allen östlichen Religionen wieder, aber auch hinter allen modernen Naturheilverfahren. Diese Lehre wird konsequenterweise auch auf die chinesische Medizin angewandt. »Für die chinesische Medizin ist der ganze Mensch, Körper und Seele, eine echte Einheit, deren vollkommene Harmonie erst das Tao ausmacht.«

»Dieses Universum schwingt hin und her zwischen den Polen von Yin und Yang«, schreibt ein moderner taoistischer Philosoph. »Alle Wesen und Naturereignisse, die erscheinen und vergehen, sind nichts anderes als vielfältige Ausdrucksformen dieser kosmischen Ur-Energie. Alles fließt aus dieser einen Unendlichkeit und unterscheidet sich nur durch ein verschiedenes Maß an Yin und Yang.«

Yin und Yang haben Beziehungen zu den Sternbildern und zu den Naturelementen (Feuer, Holz, Wasser etc.), zu den Jahreszeiten und zu den Farben, zu unseren Gemütsregungen und zu unseren Körperfunktionen. Wiederholt haben chinesische Philosophen Systeme entworfen, die alle diese Beziehungen einordnen. So teilten sie auch den Körper in acht Teile, denen sie acht Zeichen zuordneten. Diese bestehen aus kurzen und langen Balken, die in drei Lagen übereinander angeordnet sind und deshalb auch Trigramme genannt werden. Sie wurden früher vor allem von den Meistern der Orakelkunst gebraucht, um Diagnosen zu stellen. Heute findet man sie immer wieder in den Akupunkturbüchern abgebildet.

Das Hauptthema der taoistischen Philosophie ist der Einklang zwischen Mensch und Kosmos. Der Mensch soll sich dem Walten des Himmels, dem Handeln des Tao unterstellen und tugendhaft leben. Die chinesischen Philosophen waren überzeugt davon, daß der Makrokosmos, also die Sterne und die Naturgewalten, einen Einfluß auf den Mikrokosmos haben, auf das also, was im menschlichen Körper abläuft. Wer die Beziehungen zwischen den Körperöffnungen und den Eingeweiden kenne, der wisse nicht nur Bescheid über den Menschen, sondern habe dadurch auch eine umfassende Kenntnis von Himmel und Erde, weil es Entsprechungen gebe zwischen Eingeweiden, Tugenden, Elementen, Gefühlsregungen und der himmlischen Energie »Ch’i«, die das ganze Universum und auch den Menschen durchströme.

Unsterblich durch Meditation?

Lao Tse könnte auch ein Ausgeflippter von heute sein, denn er war gegen Wissenschaft und Kultur und sah das Heil in der Rückkehr zum natürlichen und einfachen Leben. Viele taoistische Einsiedler und Asketen versuchten durch Versenkung in das Tao und durch die Naturverbundenheit ihr Leben zu verlängern. Mit Hilfe von Alchemie, Rutengehen, Magie und Mystik wurden allerlei Lebenselixiere und Unsterblichkeitspillen hergestellt. Wer sein unbedingtes Vertrauen in sie setzte, erlebte den Erfolg der Mittel.

So erzählt eine Legende, wie ein Gläubiger eine Unsterblichkeitstablette zuerst an seinem Hund ausprobierte, der prompt verendete. Dennoch nahm er im Glauben die Pille ein – und starb. Genauso erging es seinem Bruder. Als aber der jüngste Bruder die Leichen begraben wollte, erwachten sie nicht nur wieder zum Leben, sondern erhielten zur Belohnung für ihren Glauben die Unsterblichkeit.

Ein weiteres Element des Taoismus war die Meditation. Durch sie wollte man einen vergeistigten, über alle Beschränkungen dieser Welt erhabenen Körper erlangen. Durch körperliche und geistige Zucht sollte das eigene Ich ausgelöscht werden und an seine Stelle das weltumfassende Tao treten. Wer dies erreicht habe, dem könne nichts mehr in dieser Welt etwas anhaben. Er gehe durch Mauern und reite auf Wolken. Die Geister und Dämonen seien ihm untertan, und er könne sie herbeirufen und ihnen Befehle erteilen.

Gesundheit und Unbesiegbarkeit durch Meditation – wer wird da nicht an die Versprechungen des Maharishi Mahesh Yogi mit seinem Programm der Transzendentalen Meditation erinnert? Immer wieder und unter immer neuem Gesicht bieten okkulte Heilslehren dem Menschen an, wovon er schon lange träumt! Doch was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, und dabei doch Schaden an seiner Seele nimmt?

Keine Akupunktur ohne östliche Philosophie

Der okkulte Hintergrund der Akupunktur wird von vielen ihrer heutigen Anhänger verharmlost. So schreibt Dr. J. Bischko, ein Wiener Akupunkteur, die Chinesen seien »kein mystisches Volk, ganz im Gegenteil sehr ausgeprägte Realisten. Sie haben es aber meisterhaft verstanden, durch Einsetzen höherer Gewalten bestimmte Dinge auf der Erde durchzusetzen. So wurden beim Hausbau Geomanten (Wünschelrutengänger) zugezogen, die erforschen sollten, ob die geplante Lage einer Wohnstatt auch den diversen Geistern angenehm sein würde. In Wirklichkeit waren diese Leute Landschaftsarchitekten . . .«

Es wundert bei dieser Haltung nicht, daß an dem von Dr. Bischko geleiteten Ludwig Boltzmann Institut in Wien unter anderem auch mit dem Pendel »Forschung« betrieben wird’.

Andere Akupunkteure haben sich völlig von der Mutter ihrer Kunst, von der taoistischen Philosophie abgewandt. »Vergessen Sie die alten Lehren des Taoismus«, sagte mir ein Akupunktur-Arzt. »Was wir heute mit unseren Nadeln bewirken, beruht auf der Stimulierung des vegetativen Nervensystems. Yin entspricht dem Parasympathikus, Yang dem Sympathikus. Die alten Chinesen haben dieses System in genialer Weise erkannt, haben es aber mangels besseren Wissens in ihre Philosophie eingebaut.«

Diese Ansicht wird vor allem von naturwissenschaftlich ausgebildeten Ärzten vertreten, die eine gewisse Wirkung nicht leugnen wollen, sich sonst aber von Okkultismus und Aberglauben freihalten möchten. Solche Akupunktur-Ärzte zu finden, gleicht der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen, denn, so sagte mir ein Akupunktur-Spezialist: »Neunzig Prozent aller Akupunkteure arbeiten mit okkulten Mitteln.«

Dies zeigt sich auch in der Literatur über die Akupunktur. Was die einen verharmlosen und die andern verleugnen, wird von der dritten Gruppen vehement verteidigt. Ihre erstaunlichen Wirkungen entfalte die Akupunktur »nur, wenn sich der Behandler nach den originalen Vorschriften richte, die auf jahrtausendealten Grundsätzen beruhen«, meint der Freiburger Akupunktur-Spezialist Dr. C. Schnorrenberger. Selbst eine Kombination von westlicher Diagnose und chinesischer Behandlung lehnt er ab. Er rät den westlichen Akupunkturärzten, sie dürften in keinem Fall ihre Einstichpunkte der westlichen Medizin zuordnen. Der Akupunkteur »muß sich unbedingt zusätzlich nach den Theorien der alten chinesischen Medizin orientieren, wenn er bedeutende Heilerfolge haben will. Verhält er sich anders, mag er bestenfalls so etwas wie eine unspezifische Reiztherapie zustandebringen«. Diese Ansicht vertritt auch der neuzeitliche taoistische Philosoph G. Ohsawa. Er sagt ganz klar, die orientalische Medizin sei nicht von ihren philosophischen Grundlagen zu trennen. Für viele Parapsychologen und Spiritisten ist die Akupunktur ein Beweis ihrer okkulten Lehren. Und immer mehr Menschen glauben ihnen unter dem Eindruck der Erfolgsmeldungen, die überall veröffentlicht werden.

Pulse, Punkte, Meridiane

Wir sehen, die Akupunkteure sind sich selbst nicht einig. Doch bevor wir näher darauf eingehen, wollen wir einen Blick auf die Begriffe werfen, die sie immer wieder verwenden:


1. Die Energie Ch’i
2. Die Meridiane
3. Yin und Yang
4. Die Akupunkturpunkte
5. Die Diagnose
6. Die Therapie

Sodann wollen wir einige Forscher zu Wort kommen lassen, die diese Dinge näher untersucht haben. Gibt es wissenschaftliche Beweise für die Behauptungen der Akupunktur?

In einem weiteren Abschnitt werden wir die Theorien diskutieren, die man sich über die Wirkungsweise der Akupunktur gemacht hat. Läßt sich der Effekt der Akupunktur wissenschaftlich nachweisen? Weshalb wirkt sie auch bei europäischen Patienten im Krankenhaus, z. B. bei der Narkose?

Schließlich wollen wir uns der Frage zuwenden, ob und wo okkulte Elemente in die moderne Ausübung der Akupunktur hineinspielen.

1. Die Energie Ch’i

»Die Wurzel der Akupunktur liegt im Geist . . . Der menschliche Geist ist vom Himmel gegeben, die körperliche Energie stammt von der Erde. « So beschreibt es eine alte chinesische Schrift.

Wir haben schon gesehen, daß die schöpferische Urkraft eine zentrale Rolle im chinesischen Denken spielte. Die Energie, die den Menschen durchfließt und aus der Unendlichkeit des Kosmos ausströmt, wird Ch’i genannt. Jede unsichtbare Kraft, sei dies das Rollen des Donners, das Zucken der Blitze, die Bewegung eines Armes oder das Wachsen einer Pflanze, wird auf Ch’i zurückgeführt. Die gleiche Vorstellung finden wir bei den Hindus, die der Lebenskraft den Namen »Prana« gaben. Prana offenbart sich im Weltall, hat ihren Sitz aber im Herzen des Menschen. Mit ihrer Energie rechnen auch die Besprecher, und einige von ihnen nennen sich deshalb »pranische Heiler«. Diese Energie hat noch weitere Namen. Sie entspricht dem »Ätherleib« der Anthroposophen und der »feinstofflichen Energie«, mit der spiritistische Heiler arbeiten.

Das Ch’i des menschlichen Körpers wird nach Ansicht der Chinesen aufgenommen aus dem Ch’i der Luft und geht von dort in das Organsy¬stem der Lunge, die wiederum mit dem Dickdarm verbunden ist. Der Magen entzieht sein Ch’i der Nahrung und gibt sie weiter an die Milz.

Der Mensch kann nur funktionieren, wenn sein Ch’i mit der kosmischen Energie im Einklang steht. Eine Mutter kann nur ein Kind empfangen, wenn sie in dieser kosmischen Harmonie lebt. Nimmt das Ch’i im Körper ab, so entsteht eine Schwächung; der Tod tritt ein, wenn das Ch’i aus dem Körper entflieht.

2. Die Meridiane

Die Energie zirkuliert nach Ansicht der chinesischen Forscher in vorgezeichneten Bahnen, auch »Meridiane« genannt. Diese haben nichts mit Nerven, Arterien, Venen oder Lymphgefäßen zu tun. Unser Körper weise angeblich zwölf Meridiane auf, die den verschiedenen Organen zugeord¬net sind. So gibt es einen Herz Meridian und einen Gallenblasen-Meridian, einen Lungen  und einen Dickdarm Meridian u. a. m. Jeder wird mit einem Buchstaben und mit einer Zahl bezeichnet. Eine beson¬dere Rolle spielt der Meridian mit dem blumigen Namen »Dreifacher Erwärmer«. Über ihn werden drei Funktionskreise beeinflußt: die Atmung, die Nahrungsaufnahme und die sexuelle Potenz. Während diese zwölf Kanäle paarig als je sechs Yin  und sechs Yang Meridiane angelegt sind, gibt es noch zwei »wunderbare Gefäße«, das »Konzep¬tionsgefäß« und das »Lenkergefäß«, auf denen viele wichtige Punkte liegen.

Die Energie pulsiert in diesen Meridianen in einem bestimmten kosmischen Rhythmus. Jeder Meridian hat zu einer gewissen Zeit seine größte Energiefülle, zu einer anderen Zeit seine größte Energieleere. So hat der »Meister des Herzens« seine größte Empfindlichkeit zwischen 12 und 14 Uhr, der Leber Meridian aber zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Auf alle diese Rhythmen muß der Akupunkteur Rücksicht nehmen, wenn er richtig behandeln will.

3. Yin und Yang

Die Kräfte Yin und Yang spielen nicht nur in der chinesischen Philosophie eine große Rolle. Wie die ganze Natur zwischen Yin und Yang hin  und her schwingt, so verhält es sich auch im menschlichen Körper. Solange diese Kräfte im Gleichgewicht sind, kann die Energie Chi fließen.

Geraten Yin und Yang aber aus der Balance, so entsteht Krankheit. So werden die schrecklichen Fieberattacken bei Malaria von Kaiser Huang-Ti folgendermaßen erklärt: »Das Frostgefühl und das Fieber werden durch die abwechselnde Vorherrschaft von Yin und Yang verursacht. Die Erscheinung kommt zustande, indem im Sommer Hitze unter der Haut gespeichert wird, die sich dann in den anderen Jahreszeiten, wenn sich das Gleichgewicht zwischen Yang und Yin verschiebt, in Form von Frostschauern und Fieber äußert.«

Für den westlich geschulten Mediziner sind auch die Leiden, die durch eine Energieverschiebung hervorgerufen werden, nur schwer mit dem schuldigen Meridian zu verbinden. So verursacht ein Yin Yang-Ungleichgewicht im Milz Meridian folgende Symptome: Übelkeit, Magenschmerzen, Schluckauf, Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit, übermäßiges Verlangen nach süßschmeckender Nahrung, Tagesmüdigkeit, Durchfall und ein allgemeines Krankheitsgefühl.

Ist der Dünndarm Meridian betroffen, so können Taubheit, Gelbfärbung der Augen, Ellenbogenschmerzen, Nackenschmerzen oder Gesichtsschwellungen entstehen.

4. Die Akupunkturpunkte

Auf den Meridianen liegen über 700 Punkte, die man nadeln kann. Die Akupunkteure unterscheiden verschiedene Typen: Tonisierungs  und Sedierungspunkte, Quell  und Durchgangspunkte, Herolds  und Zustim¬mungspunkte, Reunions  und Kardinalpunkte (nach Bischko”). Um diese Punkte mit einem Durchmesser von 1-3 mm aufzufinden, verwendet der Akupunkteur ein Punktoskop. Dieses ist nichts anderes als ein Hautwiderstandsmeßgerät. Wenn es auf einen Punkt mit erniedrigtem Hautwiderstand stößt, so kann der Akupunkteur dies an einer Skala oder an einem Lämpchen sehen. Der wissenschaftliche Wert dieser oft mit großem technischem Klimbim versehenen Punktoskope ist sehr umstritten.

5. Die Diagnose

Die chinesische Medizin kennt vier Arten der Diagnose:

1. WANG  =  Beobachten
2. TING   =  Hören und Riechen
3. WEN   =   Befragen
4. TSIE   =   die Pulsdiagnose

Wenn der Akupunkteur beobachtet, so sucht er nicht wie der westliche Arzt nach Krankheitszeichen, auch wenn er ganz ähnlich vorgeht. Er beobachtet besonders die Körperöffnungen, von denen Zunge und Augen am wichtigsten sind. Die Augen sind die Öffnung der Leber, das Oberlid gibt Aufschluß über die Milz, und das Augenweiß zeigt ihm den Zustand der Lungen. Das Verfahren gehört zu den Vorläufem der heutigen lrisdiagnose, auf die wir noch zu sprechen kommen.

Durch Hören und Riechen erfährt der Akupunktur Arzt weitere wichtige Details. Er hört nicht nur auf die Schwingungen der Stimme, sondern versucht auch feinste Körpergerüche festzustellen, die das Zentrum der Yin Yang Störungen ermitteln helfen, eine Arbeit, die ihm durch die moderne Kosmetikindustrie nicht gerade erleichtert wird.
Auch in der Befragung legt der Akupunkteur andere Schwerpunkte als der westlich geschulte Mediziner. Weil die vier Himmelsrichtungen Beziehungen zu den Organen haben, ist die Anfälligkeit für Krankheiten davon abhängig, wo ein Patient wohnt. Je nachdem muß er auch seine Nadeln anders einsetzen. In seiner Befragung interessiert sich der Akupunktur Spezialist daher besonders für das Klima, unter dem der Patient lebt, für seine Nahrung, für seine Aktivitäten und nicht zuletzt für seinen Tagesrhythmus, denn die Tageszeit und die Sterne haben seiner Ansicht nach ganz bestimmte Einflüsse auf den Körper. Alle Fragen beziehen sich auf Yin und Yang und geben ihm so nach der chinesischen Philosophie den besten Aufschluß über den körperlichen Gesundheitszustand.

Diese alten Diagnosemethoden werden von den heutigen Akupunkteuren im Westen in verschiedener Weise angewendet. Die einen halten nichts mehr davon und verlassen sich lieber auf die westliche Diagnostik von Blut, Urin und Stuhl, andere beharren darauf, daß nur die chinesische Art der Diagnose den rechten Aufschluß für die korrekte Behandlung gibt.

Besonders umstritten im Lager der westlichen Nachahmer Huang Ti’s ist die wichtigste chinesische Diagnosehilfe: die Pulstastung. Für den Akupunkturarzt bedeutet der Puls mehr als nur der Schlag des Herzens. Er sieht darin das Pulisieren der kosmischen Energie, die ihm die besten Aussagen über den Zustand des Patienten machen kann.

Er faßt die Hand des Patienten ungefähr an der Stelle, wo auch die westlichen Ärzte den Puls fühlen und legt drei Finger im Abstand von ungefähr 1,5 cm darauf. Zuerst setzt er die Fingerkuppen nur leicht auf und tastet dabei die oberflächlichen Pulse, die ihm an der rechten Hand Auskunft geben über die Funktion des Dickdarms, des Magens und des »dreifachen Erwärmers«. Dann verstärkt er den Druck, um auch die »tiefen Pulse« zu tasten, die ihm an der rechten Hand den Zustand der Lunge, der Milz und des Organs »Kreislauf Sexualität« anzeigen. Um die andern sechs Organe auf ihren Energiegehalt zu untersuchen, fühlt er die sechs Pulse der linken Hand.

Dazu schreibt der Akupunkteur Stiefvater: »Die Pulsdiagnose bringt meines Erachtens das Unbewußte von Arzt und Patient in Kontakt . . . Das ganze Procedere legt den Gedanken nahe, daß es sich hierum eine archaische Methode handelt, die sich über den Puls an die seelisch-körperliche Komplexität dessen heranzutasten versucht, was die Chinesen Ch’i (Energie) nennen. Möglicherweise gibt es sensitive Untersu¬cher, die auf diese Weise das Unbewußte des Patienten anzapfen können«.

 

6. Die Therapie

Wenn der Akupunkteur die Diagnose gestellt hat, sei es durch die Pulsdiagnose, sei es mit den Mitteln der modernen Medizin, so beginnt er mit der Behandlung. Der moderne Akupunkteur hat heute im Minimum folgende Nadeln, deren Länge zwischen 2 und 17 cm schwankt:

2 Gesichtsnadeln aus Gold (angeblich anregende Wirkung)
2 Gesichtsnadeln aus Silber (angeblich beruhigende Wirkung)
2 große Goldnadeln
4 kleine Goldnadeln
4 große Silbernadeln
6 kleine Silbernadeln
2 Japannadeln mit Führungsröhrchen (aus Silber oder Stahl)

Doch gibt es auch Ärzte, die mit einem ganz anderen Besteck arbeiten. Strittig ist, ob man wirklich Gold  und Silbernadeln verwenden soll, oder ob die gleichen Effekte nicht einfach auch mit Nadeln aus Stahl erzielt werden können. Geteilter Meinung sind die Experten auch über die Zahl der Nadeln. Während man noch vor ein paar Jahren Bilder von Patienten veröffentlichte, die einem Igel ähnlich sahen, werden heute oft nur noch einige wenige Nadeln gesetzt.

Ziel der Nadeltherapie ist die Wiederherstellung des gestörten Gleich¬gewichts zwischen Yin und Yang und damit die Heilung der Krankheit.

Wo will Akupunktur helfen?

Welche Krankheiten können nach Angaben der Akupunkteure eigentlich behandelt und geheilt werden? Die folgende Liste ist einem Vortrag des französischen Akupunkturarztes Dr. de Tymowsky entnommen:

1. Alle Arten von Schmerzen, insbesondere rheumatische Beschwerden, Sehnenentzündungen, Neuralgien, Migräne und Gürtelrose

2. Die krampfartigen Beschwerden: Magen  und Darmkrämpfe (Verstopfung, Durchfall, Geschwüre an Magen und Zwölffingerdarm). Die Akupunktur sei auch nützlich bei Umschulungstherapien in 
    Fällen von Kinderlähmung und Querschnittslähmung (!)

3. Schlafstörungen

4. Bettnässen

5. Allergien: Heuschnupfen, Ekzeme, Asthma, Hautjucken

6. Leichte Depressionen und Angstzustände

7. Krampfadern, Hämorrhoiden

8. Nach Unfällen und Operationen, schnellere Heilung von Knochen¬brüchen

9. Gewisse Fälle von Schwerhörigkeit und Taubstummheit

10. Alkoholiker, Raucherentwöhnung, Suchtentwöhnung

11. Narkose

Diese Liste, die leicht gekürzt wiedergegeben wurde, ist ein klassi¬sches Beispiel für die Überschätzung der Akupunkturwirkungen. Es ist ein Verbrechen, Querschnittgelähmten mit Akupunktur Hoffnung zu machen und ihnen große Summen Geldes abzuknöpfen. Auch in der Behandlung von Schwerhörigkeit gibt es bis jetzt keine überzeugenden Resultate”. Wir kommen darauf noch am Schluß des Kapitels zu sprechen.

Soweit die Stimme der Akupunkteure. Aber wie beweisen sie ihre Aussagen? Inwieweit können ihre Erklärungen wissenschaftlichen Untersuchungen standhalten? Wird die Akupunktur den hohen Erwartungen, die sie weckt, wirklich gerecht? Warum funktioniert sie nicht bei jedem Patienten? Ist die Nadeltechnik wirklich so ungefährlich? Diese Fragen bedürfen einer Klärung.

Fadenscheinige Beweise

Vielen Ärzten, die selbst Akupunktur praktizieren, ist es nicht recht wohl mit dem philosophischen und okkulten Ballast, den sie in ihrem Beruf mit sich herumtragen. Immer wieder versuchen sie, ihre Therapie zu rechtfertigen und zu erklären. Die Deutsche Akademie für Akupunktur e. V. lehnt daher jede Akupunkturerklärung ab, die mit »Himmel und Erde« und »verdorbenen Energien« zu tun hat. Dr. Johannes Bischko vom Ludwig Boltzmann Institut in Wien will so weit nicht gehen. Er versucht zwar auch, die Akupunktur zu entmystifizieren, möchte aber die Begriffe beibehalten, weil sie »weit über unsere eng gefaßten Synonyme hinausgehen«. Auch in China wird auf diesem Gebiet eifrig Forschung betrieben, denn auch den kommunistischen Machthabern paßt die mystische Grundlage der Akupunktur nicht in ihr materialistisches Weltbild.

Weil Bischko die »kosmische Energie« für nichts anderes als Änderungen des elektrischen Kraftfeldes der Erde hält, beschäftigen sich Forscher an seinem Institut insbesondere mit dem Nachweis dieser elektrischen Energien. Ein Mitarbeiter Bischkos, der Physiker Maresch, der nebenbei auch mit dem Pendel an der Erforschung von Naturheilmethoden arbeitet, untersuchte das Verhalten der Haut unter verschiedenen Wetterbedingungen. Mit Hilfe empfindlicher Hautwiderstandsmessungen fand er Punkte mit einem speziell niedrigen Widerstand. Und diese stimmten angeblich genau mit den Akupunkturpunkten überein. Wie schon erwähnt, wird die gleiche Methode auch in der Alltagspraxis angewendet, um die Akupunkturpunkte zu »finden«. Zweifel an diesen Messungen meldet sogar ein Experte an, der selbst vom Fach ist, der Akupunktur Sepzialist Dr. G. Fisch: Zahlreiche Messungen seien falsch und hätten nicht sehr weit geführt.

Der Hautwiderstand ist nämlich von vielen Faktoren abhängig, die nichts mit der Akupunktur zu tun haben. Im Grunde mißt man mit solchen Geräten nur die Schweiß Absonderung des Patienten. Jeder Mensch wird stärker schwitzen, wenn man ihm eine Nadel in die Haut sticht. Aber das beweist noch gar nicht, daß deshalb spezielle Akupunkturpunkte existieren. In der Psychologie wird der Hautwiderstand immer wieder benutzt, um zu sehen, wie eine Versuchsperson von einer Situation oder von einem Bild, das man ihr zeigt, innerlich erregt wird. Dem gleichen Ziel dient die Hautwiderstandsmessung bei der Überprüfung des Erfolgs der modernen Werbung’. Auch in der Kriminalistik hat man sich das Prinzip zunutze gemacht: Der amerikanische Lügendetektor beruht ebenfalls darauf. Wenn ein Verdächtigter sich im Kreuzverhör in Lügen verstrickt, sondert er unwillkürlich mehr Schweiß ab. Die Apparatur registriert sofort den Abfall des Hautwiderstandes und zeigt dem Beamten, daß an diesem Punkt etwas faul ist.

Einen weiteren Versuch zum Nachweis der Akupunkturpunkte hat der Wiener Histologe Kellner gemacht, indem er 12000 Proben von Hautstellen untersuchte, die man kürzlich Verstorbenen herausgestanzt hatte. Dabei glaubte er, einen speziellen Aufbau der Akupunkturpunkte nachgewiesen zu haben. Dazu ist zu sagen, daß schon mehrere Arbeiten über einen angeblich besonderen Aufbau der Akupunkturpunkte erschienen sind, die nach genauer Prüfung selbst von den Akupunktur Anhängern wieder verworfen werden mußten. Auch kann man mit einem anatomisch festgelegten System nicht mehr erklären, weshalb sich dann, wie der Akupunkteur Dr. Schnorrenberger schreibt, die Punkte bei Krankheiten und psychischen Belastungen verschieben können.

Noch schwieriger als der Nachweis der Akupunkturpunkte ist ein Beleg des Meridiansystems. Die Akupunkteure geben ja selbst zu, daß ihre Meridiane nichts mit Nerven und Blutgefäßen zu tun haben. Die wenigen Erklärungen, die dafür gegeben werden, beruhen auf höchst seltenen Einzelbeobachtungen. Im ganzen gesehen sind sie dünn und kraftlos.

Was sagt die Schulmedizin?

In einigen Universitäts Krankenhäusern Europas wird heute die Akupunktur zur Unterstützung der Narkose angewendet. In einem Bericht über 500 Operationen am Deutschen Herzzentrum München berichtete Dr. Pongratz, daß Narkosemittel hätten eingespart werden können und daß die Patienten auch während komplizierter Operationen ansprechbar geblieben seien. Wenn man sie etwas fragte, so konnten sie mit Nicken oder Kopfschütteln Antwort geben. Durch die Elektroakupunktur Stimulation seien auch die Narkose Komplikationen nach der Operation vermindert worden.

Es ist wichtig, daß wir zuerst klarstellen, in welchem Rahmen Akupunktur bei der Narkose in westlichen Krankenhäusern angewendet wird. Die Narkose wird wie üblich mit einer kurzen Vollnarkose eingeleitet. In dieser Zeit werden die Nadeln gesetzt und an ein batteriebetriebenes Stimulier Gerät angeschlossen. Dazu kommen alle üblichen Kon¬trollgeräte einer modernen Narkose. Nach etwa einer halben Stunde läßt man den Patienten langsam zu sich kommen: Er wird wacher, verspürt aber weiterhin keine Schmerzen. Sollte dies ausnahmsweise doch der Fall sein, so gibt man mehr Schmerzmittel in die Tropfinfusion.

Neurophysiologen (Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung der Nervenfunktionen befassen) haben verschiedene Theorien aufgestellt, die die Wirkung der in den westlichen Operationssälen angewendeten Elektro Akupunktur erklären könnten.

Grundsätzlich sagen sie, daß es durch Akupunktur zu einer unbewu߬ten Ablenkung vom Schmerz komme. Schmerzlinderung durch Ablenkung   das gab es schon, bevor man bei uns von Akupunktur redete. Im Krieg kam es immer wieder vor, daß Soldaten in der Hitze des Gefechts gar nicht merkten, daß sie einen Arm verloren hatten. Erst als die Spannung nachließ, verspürten sie den furchtbaren Schmerz an dem von Granaten zerfetzten Stumpf.

Betrachten wir nun einige der wissenschaftlichen Theorien näher: Da ist zuerst einmal die Gate Controi Theorien: Darin stellt der kanadische Psychologie Professor Melzack die Hypothese auf, daß ein Schmerzreiz im Gehirn eine viel schwächere Reaktion auslöst, wenn gleichzeitig Druckrezeptoren in der Haut gereizt werden. Vielleicht erklärt dies, weshalb wir uns das Schienbein reiben, wenn wir es angeschlagen haben: Wir tun damit nichts anderes, als aus einem natürlichen Instinkt heraus einen Druck auf die Haut auszuüben und über diesen Mechanis¬mus den Schmerzreiz im Gehirn zu dämpfen.

Doch hat auch diese Hypothese ihre Schwächen, und bereits wurde sie von einigen Forschern widerlegt und durch andere Hypothesen ersetzt: Ganz sicher kann sie nicht alle Phänomene der Akupunktur erklären.

Großes Aufsehen haben neue Forschungen mit Mäusen erregt, die nachweisen, daß durch die Stimulation mit Nadeln im Gehirn selbst eine schmerzlindernde Substanz freigesetzt wird, Endorphin genannt. Diese Substanz ist in ihrer Wirkung dem Morphium ähnlich, wird aber vom Körper selbst produziert. Bereits hat man mehrere Stoffe dieser Art im Gehirn isoliert und versucht, sie auf den verschiedensten Gebieten der Medizin anzuwenden.

Andere Arbeiten zeigen jedoch, daß Endorphine auch freigesetzt werden, wenn ein Patient eine wirkungslose Tablette, »Placebo« genannt, einnimmt und fest daran glaubt, daß sie seine Schmerzen lindern könne.

An der Universität von San Franzisko machte man eine Untersuchung an rund 50 Patienten, denen ein Weisheitszahn herausoperiert wurde. Wer einmal einen Zahn ziehen lassen mußte, weiß wie schmerzhaft das ist. Es zeigte sich, daß bei einer Gruppe von Testpersonen auch völlig wirkungslose Stoffe zu einer genügenden Schmerzfreiheit führten, wenn sie nur daran glaubten. Die Schmerzen kamen wieder, wenn man ein Mittel injizierte, das die Endorphine des Gehirns blockierte.

So haben vielleicht diejenigen Forscher nicht unrecht, die die Wirkung der Akupunktur auf Hypnose und Suggestion zurückführen. Prof. Wall beispielsweise beschreibt in zwei Artikeln seine eigenen Erlebnisse in China: Die Patienten, die unter Akupunktur Narkose operiert werden, glauben felsenfest an diese Methode. Sie werden schon Tage oder Wochen vor der Operation aufgenommen und unterziehen sich einem intensiven psychischen Training. Die Ärzte sprachen von »geistigen Aspekten« der Akupunktur, um ihre Wirksamkeit zu erklären.

Interessant ist, daß in China selbst immer weniger Patienten mit Hilfe von Akupunktur narkotisiert werden. Nach einem Bericht der nationalen Akademie der Wissenschaften der U.S.A. werden heute nur etwa 10 % der Operationen mit Hilfe von Akupunktur durchgeführt, und auch dabei kombiniert man sie mit westlichen Narkosemethoden. Andere Berichte sprechen sogar von nur 5 %.

Zweifel bestehen auch hinsichtlich der Notwendigkeit, genau in die Punkte zu stechen, die auf den alten Akupunkturtafein angegeben werden. Prof. Wall schreibt, der Akupunkturreiz bei der Narkose werde in China so chaotisch verschiedenartig« gegeben, daß man auf dieser Grundlage gar nicht beginnen könne, die Akupunkturwirkungen wissenschaftlich exakt zu erforschen. Durch Forschungen an Freiwilligen in Toronto haben andere Forscher ebenfalls festgestellt, daß auch die Nadelung falscher Punkte zum gleichen schmerzlindernden Effekt führt.

Hinter vorgehaltener Hand erzählte an einem Narkose Kongreß ein Mitarbeiter eines deutschen Akupunktur Professors einem anderen Narkose Oberarzt, daß bei einigen Patienten die Nadeln während der Operation unbemerkt herausgefallen seien. Sie hätten trotzdem keine Schmerzen gespürt, weil daneben genügend Schmerzmittel gegeben wurden.

Ich habe selbst ein Jahr auf der Narkoseabteilung eines großen Krankenhauses gearbeitet und dabei erlebt, wie wenig Schmerzmittel bei manchen Patienten genügen, um eine Operation durchführen zu können. Vielleicht sind die Arbeiten von Dr. Pongratz in München und von Prof. Hergete in Gießen weniger ein Beweis für die Wirksamkeit der Akupunktur als vielmehr dafür, daß man auch mit kleineren Mengen von Narkosemitteln Schmerzfreiheit erzeugen kann, als dies bis anhin ange¬nommen wurde.

Die wissenschaftlichen »Beweise« für die Akupunktur sind so verschieden und einander widersprechend, daß der amerikanische Narkose Papst und weltbekannte Schmerzspezialist Prof. Dr. J.J. Bonica die Akupunktur nicht einmal für Narkose, geschweige denn für die Heilung von chronischen Leiden anwenden würde, bevor genauere Forschungen vorliegen.

Ich kann gut verstehen, wenn Ihnen jetzt der Kopf raucht. Worauf ist denn Verlaß? Bis heute steht die Wissenschaft vor einem Rätsel, wie die Akupunktur denn eigentlich funktioniert. Es gibt wohl Modelle, wie wir gesehen haben, aber schlüssige Antworten gibt es nicht.

Der Beweisnotstand der Akupunktur Anhänger schafft einen fruchtbaren Nährboden für spiritistische Erklärungsmodelle jeder Art. Immer mehr Bücher wollen gar nichts mehr wissen von einem materiellen Beweis für die Akupunktur. Sie rechnen ganz neu mit okkulten Kräften, auch wenn sie diese wissenschaftlich verbrämen. Dr. G. Fisch spricht für viele, wenn er sagt: »Die Akupunktur kann nicht getrennt werden von der chinesischen Medizin, von der Wissenschaft der menschlichen Energe¬tik . . . Wir sind weit entfernt von der einfachen Reflextherapie, die in Europa durch die Unkenntnis von der chinesischen Medizin aus der Akupunktur gemacht wurde.«

Die gefährliche Schlange

Nach der Überzeugung der Hindus ruht in jedem Menschen eine gefährliche Schlange. Ihr Name ist »Kundalini«, und sie liegt zusammengerollt am Ende der Wirbelsäule. Man sollte nie versuchen, sie ohne die Anleitung eines Guru zu wecken. Erhebt sie sich nämlich, und wird sie ohne Kontrolle losgelassen, so rast sie, und kein Mensch kann ihr widerstehen.

Die Schlange »Kundalini« symbolisiert für die Hindus die verborgene übernatürliche Energie, die in jedem Menschen schlummert. Um sie freizusetzen, üben die Gurus ein spezielles Yoga, das Kundalini Yoga. Wenn die Schlange erwacht, so bewegt sie sich entlang feiner Kanäle, Chakras genannt, und steigt auf bis zum Herzen, wo sie dann Wohnung nimmt’.

Doch was hat dies mit unserem Thema zu tun? Verschiedene Forscher stellen einen Zusammenhang zwischen Kundalini und der chinesischen Energie Ch’i her. Die Kanäle, denen die Schlange folge, entsprächen den Akupunktur Meridianen. Akupunktur sei nichts anderes als ein kontrolliertes Wecken und Gebrauchen der Schlange »Kundalini«, wie dies im Kundalini Yoga geschehe. Als den Punkt, wo westliche Medizin, chinesische Heilkunde und indisches Yoga sich treffen, bezeichnet Dr. Hiroshi Motoyama, Leiter des Instituts für religiöse Psychologie in Tokio, die Akupunktur.

Besondere Anstrengungen werden unternommen, um zu zeigen, daß der Mensch wirklich von einer kosmischen Energie durchflossen wird. Schon 1854 hat der deutsche Freiherr von Reichenbach ein Buch veröffentlicht, in dem er beschreibt, daß »sensitive« Menschen im Dunkeln ein Licht abstrahlen, das manchmal bläulich, manchmal orange aufglimme. 1939 entdeckte der sowjetische Forscher Kirlian eine Fotographie, die nach ihm benannt ist und angeblich das Energiefeld des Menschen, seine Aura, zeigt’. Wenn man die Hand eines Menschen in ein Hochspannungsfeld bringt und sie dann fotografiert, zeigen sich bläuliche und rötliche Blitze an den Fingerspitzen. Seriöse Wissenschaft¬ler erklären, daß es sich dabei um elektrische Phänomene handle, die von feinsten Wassertröpfchen an der Hand ausgehen. Doch Parapsychologen und Akupunkturforscher in aller Welt verwenden die Kirlian-Photografien als Beweis für die Existenz der von Chinesen und Hindus postulierten kosmischen Lebensenergie.

Professor William Tiller von der Stanford Universität glaubt, das bisher gesammelte Material genüge, um zu beweisen, daß der Mensch nicht nur seinen leiblichen Körper habe, sondern auch einen »Astralleib«, wie ihn die Yoga Literatur beschreibt. Der Körper bestehe aus sieben Ebenen: 1. die Ebene des sichtbaren Körpers. Die 2. Ebene nennt er die ätherische. Sie werde angeblich von einem »ätherischen Double« bewohnt, das den Körper nicht verlassen könne und vor allem die Aufgabe habe, die kosmische Energie im Körper zu verteilen und die Gesundheit des Menschen zu erhalten. Auf dieser Ebene lägen auch die Wirkungen der Akupunktur. Die dritte Ebene bilde dann der Astralleib, der in etwa der menschlichen Seele entspreche und den Körper verlasse, wenn er sterbe, um sich später wieder zu reinkarnieren. Dazu kommen noch weitere hypothetische Körperebenen.

Die Liste von okkulten »Beweisen« für die Existenz der kosmischen Energie der Akupunktur könnte beliebig fortgesetzt werden. Je mehr sich die Wissenschaft erfolglos abmüht, das Phänomen der Akupunktur befriedigend zu erklären, desto mehr wenden sich die Menschen von heute den Erklärungen der Parapsychologie zu, ob diese nun stimmen oder nicht. Immer mehr Menschen gelangen durch die Erfolgsmeldungen der Akupunktur zu der Überzeugung, daß die Philosophien der Hindus und der Chinesen die Grundlagen für die Wiederherstellung der Gesundheit in sich tragen. Immer mehr Menschen werden offen für die östlichen Heilslehren und verlassen Gottes Weg, den ihnen die Bibel zeigt.

 

Tod im Nadel Wirrwarr

Die Akupunktur birgt nicht nur geistliche Gefahren in sich, sondern auch medizinische Komplikationen. Die meisten Heilpraktiker haben sich die neue Einnahmequelle nämlich in einem kurzen Kurs von ein bis sieben Tagen erworben. Dennoch wird nach einer solchen Wochenendkurs-Schnellbleiche munter drauflos gestochen und zwischen 50 und 200 Mark pro Sitzung kassiert.

Dementsprechend kommt es auch häufig zu Komplikationen und Fehlschlägen, die jedoch geflissentlich verschwiegen werden. So beschreibt ein Artikel im »Journal of the American Medical Association« (JAMA) verschiedene schwere Folgeerscheinungen durch Akupunktur; die Liste reicht von Infektionen nach Nadelstichen über verpaßte Diagnosen bis hin zum Anstechen der Lunge”.

Besonders tragisch ist der Fall eines deutschen Arztes, der während eines Einführungskurses in die Akupunktur einen Herzinfarkt erlitt: Statt ihn sofort ins Krankenhaus einzuliefern, versuchten sich die verschiedenen »Spezialisten« mit ihren Nadeltherapien an dem armen Kollegen. Die herbeigerufenen Sanitäter wurden in ihrer Rettungsarbeit behindert: Immer wieder mußten Nädelchen aus der Oberlippe entfernt werden, um den Patienten richtig beatmen zu können. Endlich gelang es, eine Infusion anzulegen, die jedoch von einem Kollegen herausgerissen wurde, weil er einen Aderlass für angezeigt hielt. Die Folge: »Tod im Nadel Wirrwarr«, wie ein deutsches Nachrichtenmagazin seinen Bericht betitelte; der Patient starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Dieser Vorfall macht deutlich, daß die Akupunkteure sich auch im Katalog der Leiden, die sie behandeln wollen, bei weitem überschätzen.

Wir müssen ganz deutlich festhalten: Keine Krankheit, die von einer nachweisbaren organischen Veränderung hervorgerufen wird (Infektio¬nen, Lähmungen, Krebs, Erbkrankheiten, Arteriosklerose, Taubheit, Multiple Sklerose u.v.a.m.) kann durch Akupunktur beeinflußt werden, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Dies haben wiederholte Nachprüfungen der von Akupunkteuren beanspruchten Erfolge ergeben.

Unbestreitbar sind jedoch die Erfolge bei den sogenannten funktionellen Erkrankungen, denjenigen Leiden also, bei denen die Funktion eines Organs gestört ist, z. B. die veränderte Ausschüttung von Magensäure, die unter Streß zu Magengeschwüren führt, oder die ebenfalls durch vielerlei psychische Faktoren beeinflußten Hautausschläge. Große Erfolge buchen die Akupunktur Heiler auch bei der vorübergehenden Linderung von rheumatischen Schmerzen aller Art. Zu den Spitzenreitern gehört die Migräne, die oftmals psychisch überlagert sein kann.

Doch selbst auf dem Gebiet der funktionellen Krankheiten ergeben genauere Untersuchungen ein anderes Bild: Die Erfolge waren nur von kurzer Dauer, und viele Patienten gingen enttäuscht auf die neuerliche Suche nach Gesundheit.

Soll ein Christ sich mit Akupunktur behandeln lassen?

Nachdem wir nun alle diese Hintergründe der Akupunktur gesehen haben, kommen wir zu der wichtigen Frage: Soll ein Christ unter diesen Umständen zum Akupunkteur gehen oder nicht?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir unterscheiden zwischen

1. Akupunktur bei Narkose im Krankenhaus und

2. Akupunktur zur angeblichen Heilung von Krankheiten durch Heilpraktiker.

Ich bin davon überzeugt, daß wir nicht alle Wirkungen der Akupunktur dämonischen Kräften in die Schuhe schieben können. Viele der Erfolge der Akupunktur sind Suggestiverfolge, die ebensogut durch ein »Placebo« (eine wirkungslose Tablette) oder durch geschickte Suggestion hätten erzielt werden können. Ich weiß aus persönlichen Gesprächen, daß es Akupunkturärzte gibt, die nichts, aber auch gar nichts von den philosophisch okkulten Hintergründen der Akupunktur wissen wollen. Sie sind davon überzeugt, daß sie mit ihren Nadeln nur das unwillkürliche Nervensystem beeinflussen. Diese Ärzte sind selten, aber wir dürfen sie nicht in den Eimer okkulter Verallgemeinerungen werfen.

Vor allem trifft man diese Ärzte in den Narkose Abteilungen westlicher Krankenhäuser, doch selbst hier werden nicht selten okkulte Modelle für die Erklärung der Akupunktur gebraucht. Wir haben schon gesehen, daß sich einige Effekte auf diesem Gebiet durch die spezielle Bau  und Funktionsweise unseres Nervensystems erklären lassen. Auf der anderen Seite dürfte die zusätzliche Anwendung von herkömmlichen Schmerzmitteln einen nicht geringen Anteil an den vermeintlichen Erfolgen der Akupunktur in der Narkose haben.

Wenn Sie jedoch als Christ die Anwendung von Akupunktur während der Narkose nicht mir Ihrem Gewissen vereinbaren können, so teilen Sie dies einfach dem verantwortlichen Arzt mit. »Die Methode ist nämlich nicht angezeigt«, sagt der Gießener Professor Herget, »wenn die Patienten . . . dem Verfahren von vornherein ablehnend gegenüberstehen.«

Nun kommen wir aber zur zweiten Gruppe, zu jenen Akupunkteuren, die mit ihren Nadeln Krankheiten heilen wollen und die zu 90 % mit der Wirkung okkulter Kräfte rechnen. Ich habe zu der Frage, ob ein Christ sich von ihnen behandeln lassen soll, verschiedene Ärzte und Seelsorger um eine Stellungnahme gebeten.

Besonders interessiert uns natürlich die Meinung eines christlichen Arztes, der unter Chinesen arbeitet. Dr. Peter Wee ist selbst Chinese und führt eine Praxis in Singapore. Er schreibt:

»Hier in Singapore wird der Akupunkteur einfach als Heilpraktiker der chinesischen Medizin betrachtet und sonst nichts. Sucht der Patient mehr, als ihm der Akupunkteur bieten kann, so geht er in einen buddhistischen Tempel, um ein Medium zu konsultieren. Vielleicht empfiehlt ihm dann das Medium Akupunktur, je nachdem, ob es Erfahrung damit hat oder nicht. Obwohl die Akupunktur seit Präsident Nixons Besuch in China 1972 im Westen Mode geworden ist, hat das die medizinische Alltagsarbeit hier in Singapore in keiner Weise beeinflußt. Es gibt hier einige westlich ausgebildete Ärzte, die versuchen, Geld auf diesem Gebiet zu machen, aber die Leute, die sich häufig durch Akupunktur behandeln lassen, gehen nicht zu westlich ausgebildeten Ärzten, die sich ihr Wissen nur in einem raschen Kurs angeeignet haben. Nach der Volksmeinung sollten die westlichen Ärzte bei ihrer Art von Medizin bleiben und Akupunktur und Kräutermedizin den Heilpraktikern der traditionellen chinesischen oder malayischen Medizin überlassen.

Ich habe oftmals Patienten, die zu mir kommen, wenn die Akupunktur versagt hat (z. B. bei Arthritis, Fibrositis, Neuritis, etc.) . . . So hatte ich bis jetzt keinen Grund, einen Patienten und noch weniger einen christlichen Patienten zu einem Akupunkteur zu schicken. Die westlichen Medika¬mente, die wir geben, genügen vollauf, um die meisten rheumatischen Leiden zu behandeln, die die Menschheit befallen. Wenn die Krankheit unheilbar ist, dann kann der Akupunkteur auch nicht mehr machen, sind doch die meisten seiner >Behandlungen< rein symptomatisch. Man beanspruchte immer wieder dramatische Heilungen durch Akupunktur, so wie man oft zu Unrecht wunderbare Heilungen in der charismatischen Bewegung aufbauschte . . .

Persönlich habe ich keine Erfahrung mit Akupunktur, und ich habe auch kein Verlangen, einen Kurs zu besuchen, denn ich habe viel zu oft die Komplikationen und das Elend gesehen, das entstanden ist, weil die Patienten Zuflucht beim Akupunkteur suchten. Patienten mit halbseitigen und mit Querschnittslähmungen sowie mit Krebs haben riesige Summen für Akupunkturbehandlungen ausgegeben, ohne jeden Erfolg. In vielen Fällen wären rheumatische Leiden auch ohne Medikamente und Akupunktur ausgeheilt, denn wir wissen sehr gut, wie durch die Weisheit unseres Herrn die Körpergewebe sich selbst heilen, ohne daß irgendein Eingriff durch Medikamente, Kräuter oder Nadeln nötig wäre.«

Dr. Christian Klopfenstein, Autor des Buches »La Bible et la santé«, schrieb mir: »Ich persönlich glaube, daß die Akupunktur keine sehr exakte Wissenschaft ist. Selbst wenn gewisse Aspekte wissenschaftliche Erklärungen haben, ist nichts sehr sicher. Dennoch gibt es Phänomene, die sich möglicherweise wissenschaftlich erklären lassen werden. Es scheint mir aber offenkundig, daß der Geist der Magie und die Suggestion einen sehr großen Einfluß auf die Resultate haben.

Alle diese Naturheilmethoden beanspruchen den Glauben der Kranken, vielleicht weil ihnen die medizinische Wissenschaft Gott oder den Glauben an Gott wegnehmen wollte. Der Mensch hat ein fundamentales Bedürfnis, etwas zu glauben und sich jemandem anzuvertrauen. Und wenn er nicht an den wahren Gott glaubt, dann setzt er sein Vertrauen auf alle Arten von Betrug, Nachahmungen und auf alle möglichen Dinge, die ihn in die Irre leiten . . .«

In der Seelsorge scheint sich zu bestätigen, daß viele westliche Akupunkteure mit okkulten Mitteln arbeiten.

Dr. Kurt Koch, bekannt durch seine zahlreichen Veröffentlichungen zum Problemkreis von Seelsorge und Okkultismus, sieht hinter den Erfolgen der Akupunktur als wichtige Kraft den medialen Faktor. Der spiritistische Hintergrund der östlichen Religionen und Heilpraktiken führe zur Entwicklung medialer Kräfte, die Dr. Koch folgendermaßen definiert: »Medialität ist ein Offensein für das Transpsychische, das Metaphysische, das Supranaturale, das Dämonische.« Er zitiert dann Missionare und gläubige Forscher, die jahrelang in Asien gelebt haben. Sie erklären, daß 95-99 % der nichtchristlichen Bevölkerung medial veranlagt seien. Diese Medialität habe verschiedene Stärke, je nachdem, wie stark sich eine Person in die okkulten Praktiken der asiatischen Religionen eingelassen habe. Weil im Westen der Prozentsatz medial veranlagter Menschen viel kleiner sei, habe die Akupunktur dort auch viel weniger Erfolg. Koch fügt hinzu, »daß Medialität die Meditation, die Suggestionen jeder Art, die Hypnose, die Narkose, die Telepathie, die Trancefähigkeit vertieft. Nahezu alle spiritistischen Praktiken sind ohne Medialität nicht durchführbar. Akupunktur ist in vielen Fällen eine mediale Anästhesie (Unempfindlichkeit, Schmerzbetäubung). Ob das in allen Fällen zutrifft, vermag ich nicht zu sagen.«

Die kritiklose Öffnung für die Einwirkung einer unbekannten Energie führt immer wieder zum Einfluß widergöttlicher, dämonischer Mächte und in der Folge zu schweren Glaubenshindernissen sowie zu psychischen Störungen. Dies geschieht auch beim blinden Glauben an die Wirksamkeit der Akupunktur, besonders wenn der Akupunkteur bewußt mit übernatürlichen Mächten rechnet. Dr. Kuster, Arzt und Seelsorger, erzählte mir, daß sich die Frau eines Predigers in der Schweiz von einem Akupunkteur habe behandeln lassen. Die rheumatischen Schmerzen seien weggegangen, doch habe sie wochenlang nicht mehr mit ihrem Mann beten können. Dies ist kein Einzelfall.

Ein anderer sehr erfahrener Seelsorger, ein Pfarrer der Schweizerischen Landeskirche, schrieb mir von einer Familie, in der sich mehrere Mitglieder bei einem Akupunkteur behandeln ließen. Die Folge: »Sie gerieten durch die Behandlung in ein geistiges Durcheinander, in eine Verwirrung, die ihnen jede Lust nahm, je wieder zur Akupunktur Zuflucht zu nehmen. Sie durften dann in der Seelsorge wieder zurechtfinden.«

Kampf um den Geist

Der Kampf um die Heilung durch Akupunktur spielt sich auf der Ebene des Geistes ab. »Manches deutet darauf hin, daß sich auf dem Weg über die Ohrmuscheln eine Änderung des Bewußtseins einleiten und sich der Mensch seelisch manipulieren läßt«, meint der Freiburger Akupunkteur Dr. Schnorrenberger im Hinblick auf die Ohrakupunktur. Und an die Versprechungen der modernen östlichen Heilslehren erinnert ein Ausspruch der deutschen Akupunkteurin Gräfin Hardenberg: »Leute, die immer irgendwelche seelischen Konflikte haben, mache ich einfach frei . . .«

Für Christen stellt sich die Frage: An wen glauben Sie? Wer macht Sie wirklich frei? Wem öffnen Sie Ihr Bewußtsein, um sich manipulieren zu lassen? Die Aussagen der Akupunkteure und die Verheißungen Gottes stehen sich diametral gegenüber. Wer beansprucht, Menschen mit Hilfe von Nadeln »frei zu machen«, der bietet Steine statt Brot. Wer sich einer Bewußtseinsänderung unter Akupunktur öffnet, der wird »seelisch manipuliert« – aber von wem?

Was ein amerikanischer Experte auf dem Gebiet östlicher Denkströmungen, Mark Albrecht, schreibt, deckt sich auch mit meiner Erfahrung: »Obwohl viele Arten psychischer Heilung, wie z. B. die Akupunktur, nicht offen anti-christlich oder anti-biblisch sind, zeigt unsere Erfahrung, daß Leute, die sich mit diesen Dingen einlassen, meistens zu irgendeiner Form okkulter Weltanschauung oder östlich mystischer Praktik gelangen.«

Ein Abschnitt aus dem Buch von Dr. Duke über Akupunktur mag zum Abschluß noch einmal illustrieren, wie sehr auch die heutige Anwendung der Akupunktur verwoben ist mit östlicher Philosophie: »Der Akupunktur Spezialist . . . ist von dem Bewußtsein erfüllt, daß im Universum alles Geschehen von absoluter Präzision und Ordnung erfüllt ist und es somit keine Mysterien gibt, die sich seinem Begreifen entziehen. Das ist keine Arroganz, sondern das beglückende Gefühl einer innigen Verbindung zwischen Mensch und Natur. Da keine höchste Macht, kein Herr über himmlische Heerscharen die Welt erschaffen hat, liegen die Kräfte, die hinter Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit stehen, nicht jenseits des menschlichen Fassungsvermögens. Sie sind als Ch’i in jedem Lebewesen, jedem Baum und jeder Blume, jedem Windhauch und jedem Regentropfen enthalten.

Der Akupunkturarzt sieht das Leben jedes Kranken als integralen Bestandteil des Weltalls. Er stellt die Gesundheit des Patienten nicht nur um ihrer selbst willen wieder her, sondern auch damit die ganze Welt richtig funktionieren kann. Jede Nadel, die er zwischen seinen Fingern dreht, führt die »gewichtige Sendung universaler Harmonie in ihrer dünnen Spitze mit sich«.

Die wichtige Anfrage der Christen an die Akupunktur liegt nicht nur in der Gefahr der okkulten Belastung. Viel wichtiger ist die Frage: Wem glauben wir mehr, den Verheißungen der Bibel oder den Versprechungen östlicher Philosophien? Wem öffnen wir unser Bewußtsein: Gott oder fremden Mächten, die uns seelisch manipulieren? Hier liegen die wahren Gefahren der Akupunktur. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft und unter dem Anspruch, die Gesundheit wiederzugeben, wird dem Patienten unmerklich eine Dosis östlicher Philosophie unter die Haut gespritzt. Das ist der wunde Punkt, an dem sich Christen ernstlich fragen müssen, ob sie diese Methode anwenden und gar weiterempfehlen sollen oder nicht.

»Seht zu«, schreibt der Apostel Paulus an die Kolosser, »daß Euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Grundsätzen der Welt und nicht nach Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr habt alles völlig in ihm (Kol. 2, 8-9).«

 

5. Kapitel

Fußreflexzonenmassage – Handauflegung am Fuß

Immer wenn der 53 jährige Maschinenschlosser Roland Becker, beim Arbeiten spürt, wie sich seine Nackenmuskulatur verkrampft, weiß er, daß ein Migräneanfall bevorsteht. Dann verläßt er für kurze Zeit seinen Arbeitsplatz und verzieht sich in die Ankleideräume im Keller. Dort zieht er die Schuhe aus, streift hastig die Socken ab, winkelt das Bein an und beginnt seine große Zehe mit langsamen Strichen zu massieren. Nach einigen Minuten wechselt er die Stellung und vollzieht das gleiche Ritual an der anderen Großzehe. Dann kehrt er wieder zurück zu seiner Maschine.

Roland Becker ist Anhänger einer neuen Heilmethode, die immer mehr Menschen in ihren Bann zieht. Er vertraut in allen kleineren Unbilden des Lebens auf die heilende Wirkung der Fußreflexzonenmassage.

So alt wie die Akupunktur

Was ist eigentlich Fußreflexzonenmassage? Woher kommt sie? Die Geschichte dieser Therapie führt uns 5000 Jahre zurück in die Zeit der alten chinesischen und indischen Volksmedizin. Sie hat dieselbe Wurzel wie die Akupunktur. Schon damals behandelten die Ärzte ihre Patienten nicht nur mit Nadeln, sondern auch mit Massage an verschiedenen Druckpunkten. Ähnliche Behandlungsmethoden fanden sich auch in der indianischen Volksmedizin’.

Es verwundert daher nicht, daß wir in den Hintergründen der Fußreflexzonenmassage alle Elemente der östlichen Philosophie wiederfinden, die wir schon bei der Akupunktur kennengelernt haben. Wiederholen wir kurz die wichtigsten Punkte und vergleichen wir sie mit den Aussagen der Fußreflexzonen Therapeuten.

1. Makrokosmos und Mikrokosmos entsprechen sich und beeinflussen sich gegenseitig. In einem Vortrag weist Frau Marquardt, die Verfasserin des Buches »Reflexzonenarbeit am Fuß«, auf die Irisdiagnose, die Ohrakupunktur und die Kunst des Handlinienlesens hin und sagt: »So, wie Sie in der heutigen Zeit oft hören werden, daß sich im Teil das Ganze spiegelt . . ., so werden wir auch vom Fuß her mit diesem Wissen konfrontiert.« In ihrem Buch wird sie noch deutlicher: »Das Gesamtbild des Körpers kann man sich monitorähnlich verkleinert in den Füßen vorstellen … Jedes Organ findet in der Regel seine entsprechende Reflexzone da am Fuß, wo im Körper die gleiche Körperzone durch das Organ führt.«

2. Der Mensch steht in einem kosmischen Energiefeld und wird von Energie durchflossen. »Für die Reflexzonentherapie der Füße sollte man bedenken, daß die Füße eine wechselwirksame Verbindung mit der Erde herstellen. Man kann sie auch als Pole auffassen, gewissermaßen um das elektromagnetische Spannungsfeld im Menschen auszugleichen.« Über die Beziehungen zwischen Organen und Fußreflexzonen sagt Frau Marquardt: »Dieser Zusammenhang ist ein energetischer, der weiter noch nicht wissenschaftlich erfaßt werden kann. Sie können jedoch sicher sein, daß er nicht direkt über heute bekannte Nervenbahnen läuft. Diese Energieübertragung vom Fuß hinein in die Organe ist auch nicht an die Meridianlehre gebunden; es muß sich um ein in sich selbst geordnetes Energie System handeln, das sowohl vom Körper in die einzelnen Fußteile hineinwirkt und vom Fuß Rückwirkungen in den Körper hat.«

3. Krankheit ist die Folge eines Energie Ungleichgewichts. Dazu wieder ein Zitat der Reflexzonenmasseure: » Die Aufgabe des Therapeuten ist die, daß er anhand eines großen Helfers, nämlich des Schmerzes, feststellen kann, wo der Mensch in seinem >Kleinformat Fuß<, nicht mehr geordnet ist. Aus der Akupunkturlehre ist der Satz bekannt: >Schmerz ist der Schrei des Gewebes nach flutender Energie<.«

4. Die Behandlung der Krankheit erfolgt über den Zufluß von Energie nach den Prinzipien von Yin und Yang. Frau Marquardt sagt: »Wir haben damit eine wirkliche Be-Hand-lung im wahrsten Sinne des Wortes. Wir befassen uns mit dem Menschen, wir fassen seinen Fuß an, und dadurch, daß wir mit der Hand arbeiten, stellen wir als Therapeut unsere Dynamik, unseren Rhythmus zur Verfügung, um die gestörte Dynamik und den gestörten Rhythmus des Patienten zu ordnen«, und weiter: »Es ist wichtig zu wissen, daß bei der Methode der Reflexzonenbehandlung am Fuß nie ein Symptom oder eine Indikation, sondern immer der kranke Mensch als energetische Einheit behandelt wird.«

Auch die Idee von Yin und Yang wird angetönt: Wir arbeiten an den Reflexzonen des Menschen ganz bewußt mit einer bestimmten Grifftechnik, denn wir bedienen uns eines wellenförmigen Griffes, der sich dadurch, daß er in zwei gegensätzlichen Phasen geht (nämlich in die Aktion und in die Ruhe), ganz wesentlichen Lebensprinzipien unterordnet. Alles Lebendige ist von dieser Polarität gekennzeichnet, ob sie die Gegensätze Sommer und Winter nehmen, Ebbe und Flut oder Einatmung und Ausatmung …

Diese wenigen Zitate zeigen, daß auch die Fußreflexzonenmassage in die Reihe derjenigen Naturheilmethoden eingereiht werden muß, die auf östlicher Philosophie beruhen.

Das Anatomiebuch auf den Fuß projiziert

Diese alten chinesischen Prinzipien wurden zu Anfang des 20. Jahrhunderts vom amerikanischen Hals-Nasen-Ohren Arzt William Fitzgerald neu entdeckt und konsequent auf ein Gebiet angewandt, das sich neben Irisdiagnostik und dem Handlinienlesen ebenfalls als Spiegel des menschlichen Körpers eignete: auf den Fuß. In einem zusammen mit einem anderen Arzt verfaßten Buch, Zone- Therapie, gab er für praktische Ärzte, Zahnärzte, Gynäkologen, Hals Nasen Ohren Ärzte und Chiropraktoren-Krankengeschichten und Therapievorschläge heraus.

Er teilte den Menschen in zehn senkrechtverlaufende »Reflexzonen« ein, die an der Fußsohle enden und dort angeblich alle Organe des Körpers genau abbilden. »Unreinheiten im Blut« sinken nach unten und lagern sich angeblich als Harnsäure Kristalle an den Nervenenden der Fußsohle ab, wo man sie mit ein wenig Übung tasten könne: Dadurch finde man nicht nur das erkrankte Organ, sondern könne die Krankheit durch Wegmassieren dieser Unreinheiten heilen.

Praktisch tat er damit nichts anderes, als die Zeichnungen in seinem alten Anatomiebuch so gut wie möglich auf die Fußsohlen zu übertragen. Das Großhirn projizierte er auf die große Zehe, das Herz beispielsweise auf den vorderen Fußballen, die Nieren in das Fußgewölbe.

Weil nicht mehr alle Organe auf der Fußsohle Platz hatten, dehnte er seine Lehre von den Reflexzonen auf die seitlichen Teile des Fußes bis hinauf zu den Knöcheln aus. So wurde es denn angeblich möglich, alle Organe, von der Großhirnrinde bis zum Hüftgelenk, vom Weisheitszahn bis zum Dünndarm, nur über die Massage am Fuß zu behandeln.

Die neue Wundermethode verbreitete sich bald über ganz Amerika und war 1925 »überall da, wo man medizinische Zeitschriften druckte, bekannter als irgendeine manuelle Therapie.« Dr. Fitzgerald und seine Anhänger führten sogar, getreu dem Vorbild der Akupunktur, kleinere Operationen im Hals Nasen Rachenraum durch, bei denen die Narkose nur durch einen Assistenten bewerkstelligt wurde, der während des ganzen Eingriffs die Fußreflexzonen massierte.

Wie es mit allen Modeströmungen so geht, geriet auch die Fußreflexzonenmassage in Amerika bald wieder in Vergessenheit. Erst die Nostalgiewelle der 70er Jahre brachte auch dieses Relikt vergangener Tage wieder an die Oberfläche. Die amerikanische Ärztevereinigung nennt die Renaissance der Reflexologie in Amerika schlicht »einen Kult«.

Reflexzonen – aber nicht am Fuß

Obwohl die ernsthafteste Vertreterin der Fußreflexzonenmassage in Europa, Frau Hanne Marquardt, selbst betont, daß die Wirkungen und die Behauptungen ihrer Lehre wissenschaftlich nicht zu belegen sind, versuchen andere Anhänger der Therapie immer wieder, die Reflexzonenmassage mit herkömmlichen Modellen der Wissenschaft zu erklären.

Der Begriff Reflexzone stammt eigentlich nicht von Dr. Fitzgerald, sondern von Dr. Head, der schon 1898 seine Entdeckung von reflektorischen Zonen am menschlichen Rumpf veröffentlicht hat. Im Gegensatz zu den Fußreflexzonen sind diese Reflexgebiete eine Realität, die jeder kennt, der sich schon einmal in den Krämpfen einer Gallenkolik wand: nicht nur die inneren Organe sind betroffen, sondern auch die Muskelgebiete, die durch feine Nerven mit diesen Organen verbunden sind. Sie werden bretthart und tun ungemein weh, so daß man kaum mehr weiß, wie man sich bewegen soll. Warme Wickel, an diesen Stellen aufgelegt, wirken als schmerzlindernde Maßnahme oft Wunder.

Wir müssen jedoch festhalten, daß die Head’schen Reflexzonen nur am Rumpf existieren, wo der Körper sich aus Segmenten von Haut, Muskeln und Nerven aufbaut, die eine klar definierte und nachgewiesene Beziehung zu den einzelnen Organen im Brust  und Bauchraum haben. Sie lassen sich in keiner Weise auf die Fußreflexzonenmassage anwenden.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Reflexzonen im Bindegewebe des Rumpfes. Viele Massageanwendungen durch Physiotherapeutinnen im Krankenhaus beruhen auf der sog. Bindegewebszonen Massage nach Frau Teirich Leubell. Sie fand heraus, daß Störungen in der Funktion der Bauch  und Brustorgane sich oftmals in einer veränderten Beschaffenheit der dazugehörigen Bindegewebszonen äußern.

Eine fachgerechte Massage dieser Gebiete, aber auch die Anwendung von warmen Wickeln, kann bei funktionellen und chronischen Krankheiten oft zu einer entscheidenden Besserung führen.

Die Wirkung der Massageanwendungen erfolgt jedoch nicht auf dem Weg von Reflexen, wie man dies früher annahm. Neuere Arbeiten zeigen, daß die Bearbeitung durch die Physiotherapeutin in der Haut Stoffe freisetzt, die das Gefäßsystem beeinflussen. Auf diese Weise kommt es auch zu Wirkungen an Organen, die weit vom Massageort entfernt sind, was sich insbesondere in einer Verbesserung der Durchblutung äußert.

Daß bei allen diesen anerkannten Formen der Massage psychische Faktoren mitspielen, gibt Prof. Dr. A. Kohlrausch, ein bekannter deutscher Spezialist für Physiotherapie, ohne weiteres zu:

»Für viele Patienten hat schon allein die Tatsache, längere Zeit regelmäßig behandelt zu werden, eine große Bedeutung. Die aufmerksame Zuwendung des Massierenden erzeugt im Patienten das tröstliche Bewußtsein, daß etwas für ihn getan wird. In der zwangsläufig individuellen Anwendung dieser Therapie liegt ohne Zweifel ein Aktivum: Der so wichtige Kontakt von Patient und Therapeut stellt sich beim >HandAuflegen< fast zwangsläufig ein.«

Psychische Faktoren dürften denn auch eine große Rolle spielen im Erfolg der Fußreflexzonentherapie der Heilpraktiker. Wer das abstreitet und stur auf seinen Reflexen beharrt, muß sich den Vorwurf der Psychosomatikers Prof. Uexküll gefallen lassen, den dieser schon dem großen Forscher Pawlow machte, welcher den Begriff der Reflexe einführte, nämlich: seine Untersuchungen hätten dazu geführt, daß »nicht mehr von der Seele, sondern nur noch von Reflexen gesprochen werden dürfte.«

Während der Massage kommt es meistens zu einem Gespräch zwischen Be Handler und Patient, das dieser beim Arzt so oft vermißt. Frau Marquardt schreibt: ~Seelische Umstimmungen können sich in einerbreiten Skala äußern; sie reicht von befreiendem Ausweinen bis zur Aussprache von Problemen“.

Es gibt denn auch Fußreflexzonen Therapeuten, die mit dem philosophischen Hintergrund und den häufig okkulten Begleiterscheinungen nichts zu tun haben wollen. Unter ihnen finden sich sogar Christen, die dabei manchmal ein seelsorgerliches Gespräch führen, wenn es sich ergibt: Ich glaube nicht, daß man durch sie okkult belastet wird.

Dennoch kann ihnen der Vorwurf nicht erspart werden, indirekt Wegweiser für eine Philosophie zu sein, die aus östlicher Weisheit schöpft und schon viele Menschen vom Evangelium weggeführt hat. Zudem ist der medizinische Wert der Fußreflexzonenmassage auch bei diesen Therapeuten sehr fraglich.

Kosmische Energie durch Handauflegung am Fuß

Eigentlich wollte ich zu Beginn meiner Recherchen selbst einen Kurs für Fußreflexzonenmassage machen. Ich schrieb zwei Institute an, die in einer »Bio Zeitung« inserierten, Sie können sich meine Überraschung vorstellen, als ich den ersten Brief öffnete: Man bot mir darin nicht nur die Erlernung der Fußreflexzonenmassage an, nein, ich könne beim selben Institut gleich auch noch das Pendeln erlernen! Auf dieses Angebot wollte ich mich jedoch nicht einlassen, und so wartete ich die Nachricht des zweiten Fußreflexzonen Massagekurses ab. Diesmal war die Kursleiterin eine Frau, die ihren Patienten nicht nur die Füße massierte, sondern ihnen auch die Diagnose aus den Handlinien stellte.

Langsam dämmerte mir, daß hinter der so enthusiastisch gelobten Fußmassage in vielen Fällen okkult arbeitende Heilpraktiker stecken. Eine Patientin, die früher täglich bis zu zehn Tabletten gegen ihr Kopfweh nahm, brauchte in der ersten Begeisterung nur noch Fußreflexzonenmassage. In ihrem missionarischen Eifer für die neue Heilslehre schickte sie mir das Buch »Gesund in die Zukunft«. Neben schönen farbigen Skizzen der Fußreflexzonen enthält das Buch auch Ratschläge für ein gesünderes Leben.

Doch wie man früher eine kleine Dosis Gift in ein gutes Essen mischte, um mißliebige Personen verschwinden zu lassen, wird hier unter einer Sammlung guter Anstöße für die Erhaltung der Gesundheit ein kleines Kapitel über die schädliche Wirkung der Erdstrahlen und Wasserstrahlen gemixt”. Dem (aber )gläubigen Patienten wird dann eingeredet, er schlafe über schädlichen Wasserstrahlen, wenn er sich am Morgen nicht ausgeruht fühle, wenn er Kopf  und Gliederschmerzen habe, die kurz nach dem Aufstehen verschwinden. Besonders gewarnt wird er davor, daß diese schädlichen Erdstrahlen auch Krebs hervorrufen könnten,

»Leider ist diese Strahlung bis heute nicht wissenschaftlich nachweisbar«, bedauert die Schreiberin, gibt dann aber den Rat: »Festzustellen sind sie mit der Rute oder dem Pendel.« Um gegen diese schädlichen Strahlen geschützt zu sein, empfiehlt sie, eine kleine Plastikbadewanne mit einem Spiegel darin unter das Bett zu stellen, eine Methode, die »auch nach zehn und mehr Jahren genauso wirksam« sei wie am ersten Tag.

Für Christen sollte klar sein, daß diese Praktiken in das Gebiet des Okkultismus gehören (vergl. Kap. 10). Wie aber sollten wir uns dann in gläubiger Erwartung einer Behandlung durch Menschen unterziehen, die solche Praktiken üben?

Schon die alten chinesischen Masseure hatten ein höheres Ziel mit ihrer Behandlung als nur das Wegmassieren schädlicher Harnsäureablagerungen. »Der Masseur ist sich bewußt, daß er während seiner Behandlung ein starkes Ch’i aufrechterhalten muß… Heilpraktiker haben ihren Bewußtseinszustand als völlig leer von jedem Gedanken beschrieben. Dies erlaubt ihnen, sich zu konzentrieren und ihr Ch’i während der Behandlung stark und gleichmäßig zu kanalisieren. Wenn er in diesem Bewußtsein massiert, so glaubt der Praktiker, daß seine Behandlung eine Beziehung bekommt zu den natürlichen Prozessen oder Lebensrhythmen, die dann noch stärker und gleichmäßiger durch ihn auf seine Patienten übergeht.«

»Eigentlich sah ich schon im Wartezimmer ein Pendel hängen«, erzählte mir Frau Sturm, eine gläubige Christin. »Ich dachte: bei der Fußreflexzonenmassage braucht er das Pendel ja nicht. Während er mir die Kopfzone an der großen Zehe massierte, merkte ich plötzlich, daß er einen eigenartigen Gesichtsausdruck bekam, als wäre er in Trance. Ich fragte ihn: »Was machen Sie da?« Er antwortete: »Ich konzentriere mich, um Ihnen Lebensenergie einzumassieren.« Als ich am nächsten Tag wie gewohnt meine stille Zeit machen wollte, hatte ich keine Freude mehr an Bibel und Gebet. Ich merkte dann, in was ich mich eingelassen hatte, und bat Jesus Christus, mir zu vergeben.«

Frau Sturm wurde wieder frei. Ihr Beispiel zeigt aber, daß viele Fußreflexzonenmasseure bei ihrer Arbeit eine Kraft gebrauchen, die nicht von Gott ist und die Menschen unter einen okkulten Bann bringen kann.

Die Seelsorgererfahrung hat immer wieder gezeigt, daß durch körperlichen Kontakt böse Mächte auf andere Menschen übergehen können. Spiritistische Bücher geben die Anleitung, sich bei Séancen bei den Händen zu halten, damit jeder von der Energie des Geistes erfaßt wird”.

Nicht umsonst warnt Alexander Seibel vor den gefährlichen Folgen unkritischer Handauflegung. Die Kräfte, die dabei übertragen werden, können leicht zu geistlicher Verwirrung und zu Bindungen führen. Man wird erinnert an ein Beispiel aus der Medizingeschichte. Der Wiener Frauenarzt Ignaz Semmelweis (1818-1865) gilt als Retter der Mütter, denn er entdeckte als erster die Ursache des grauenhaften Müttersterbens in den Wiener Gebärkliniken der damaligen Zeit, Das Kindbettfieber raffte junge Mütter zu Hunderten dahin. Damals wußte man noch kaum etwas von Bakterien. Die Ärzte kamen direkt vom Sezieren der Leichen und behandelten dann mit ungewaschenen Händen und Instrumenten die Frauen auf der Abteilung. Kein Wunder, daß viele von ihnen elend zugrunde gingen.

Semmelweis führte dann eine ebenso einfache wie effektive Methode ein, die dem Müttersterben ein rasches Ende setzte: ein Waschbecken mit Seife und Handtuch, wo die Assistenzärzte ihre Hände gründlich reinigten.

Für den gläubigen Patienten ist es wichtig, daß ein Fußreflexzonenmasseur seine Hände nicht im okkulten »Seziersaal« mit »Kraft« auflädt, um sie ihm dann zu übertragen. Doch auch wenn die Hände, geistlich gesehen, »rein« sind, muß er sich immer wieder fragen, ob Methoden auf dem Hintergrund östlicher Philosophie wirklich die Lösung für seine Probleme darstellen.

 

6. Kapitel

Homöopathie – kosmische Energie in Flaschen

Machen Sie einmal eine Umfrage darüber, was eigentlich Homöopathie sei. Sie werden die verschiedensten Antworten erhalten. Zum Beispiel: »Das ist doch die Medizin, in der nichts drin ist! Wenigstens schadet sie nichts« oder: »Die Heilpraktiker im Appenzellerland in der Schweiz arbeiten doch mit dieser Homöopathie. Ist das nicht etwas Okkultes?« So recht weiß jedoch keiner, was unter Homöopathie zu verstehen ist.

Was ist eigentlich Homöopathie?

Die Grunddefinition wurde von Samuel Hahnemann (1755 -1843) aufgestellt: »Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt«, oder wie es einmal anders formuliert wurde: »Die Homöopathie ist die Behandlung, die darin besteht, daß der Kranke ein Medikament bekommt, das im Versuch am Gesunden ähnliche Symptome auslöst, wie sie beim Kranken vorliegen.«

Nehmen wir ein praktisches Beispiel: Ein Patient hat Durchfall. Wir alle wissen, daß Rizinusöl beim Gesunden auch Durchfall erzeugt. Nach dem Grundsatz der Homöopathie muß man dem Patienten also Rizinusöl als Medikament geben.

Bekäme der Arme das Rizinusöl jedoch in normaler Dosis, so würde er wahrscheinlich das WC nicht mehr verlassen können. Deshalb muß das Medikament verdünnt werden. Hier kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt der Homöopathie: zur Verdünnungslehre.

Oberflächlich betrachtet geht es den Homöopathen darum, mit der kleinsten Arzneimittelmenge auszukommen. Ihre Verdünnungen bezeichnen sie mit dem Buchstaben D für »dezimal«, dahinter steht eine arabische Ziffer, die die Zahl der Nullen hinter der Eins angibt. Eine Verdünnung D 10 ist also ein Verhältnis von 1 Kubikzentimeter auf 10 000 000 000 Kubikzentimeter oder ein Teelöffel auf einen Tank von der Größe eines 100 Meter hohen Kirchturms. Viele Homöopathen arbeiten aber mit noch viel stärkeren Verdünnungen. Hahnemann selbst zog die Verdünnung D 30 vor, eine Verdünnung, bei der man in einer Flasche kein einziges Molekül des Heilmittels mehr finden würde.

Um zu erklären, weshalb das Mittel dennoch wirksam sei, müssen wir nun zu einer dritten wichtigen Grundlage der Homöopathie übergehen, zum Potenzieren, die uns mitten in die Welt der Astrologie, des Buddhismus und des Hinduismus führt.

Wenn ein Homöopath ein Mittel herstellt, so bereitet er zuerst eine Urtinktur zu, zum Beispiel aus feingehackten Brennesseln, deren Saft er mit Alkohol extrahiert. Nun nimmt er einen Teil dieser Urtinktur, verdünnt ihn mit 9 Teilen Lösungsmittel und verschüttelt diese Lösung in einem Glas. Er hat nun eine Verdünnung von einem Zehntel, also von D 1 oder, wie er es ausdrückt, die »Potenz D 1«. Um zu D 2 zu gelangen, nimmt er wieder 1 Teil der D 1 Lösung und verschüttelt sie mit 9 Teilen Lösungsmittel. Das homöopathische Mittel wird also in Zehnerschritten verdünnt, obwohl man im Grunde gleich einen Tropfen Urtinktur auf z. B. 999999 Tropfen Lösungsmittel geben könnte, um die Verdünnung D 6 zu erhalten. Doch Hahnemann war überzeugt, »daß sein Verschüttelungsprozeß mehr bedeutet als bloßes Verdünnen. Durch sein Verschütteln (Potenzieren) wird etwas Dynamisches frei. Was der dunkle Mesmer, direkt tut, bewirkt Hahnemann indirekt: auf dem Wege über die lebendige Menschenhand wird er zum Be Handler der Kranken.«

Mit anderen Worten: Hahnemann glaubt, daß beim Verschüttelungsprozeß kosmische »Lebenskraft« in das homöopathische Mittel eingefangen wird. Die Kraft, die beim okkulten Besprechen und Handauflegen direkt auf den Patienten übergeht,  wird hier auf das homöopathische Mittel übertragen und indirekt weitergegeben.

Wer war Samuel Hahnemann?

Um eine Lehre besser zu verstehen, ist es oft gut, einen kleinen Blick in das Leben des Gründers zu werfen. Bei Samuel Hahnemann zeigt sich besonders deutlich, daß die berechtigte Auflehnung gegen Mißstände seiner Zeit nicht zu einer Lösung der Menschheitsprobleme führen kann, wenn sie aus antichristlichem Geist geschieht.

Hahnemanns Leben wurde in verschiedenen Biographien ausführlich dargestellt, so daß ich mich an dieser Stelle auf einige wenige Hinweise beschränken möchte. 1755 wurde er als Sohn eines Porzellanmalers in Meißen/Sachsen geboren. Er war ein hochbegabter Schüler, so daß ihm das Medizinstudium in Leipzig, Wien und Erlangen ermöglicht wurde. Verschiedene Versuche, sich eine ärztliche Existenz aufzubauen, scheiterten, und er lebte mit seiner Frau und seinen neun Kindern meist in großer Armut. In seiner ewigen Rastlosigkeit wechselte er mehr als zwanzig Mal seinen Wohnort. Sein Leben verdiente er sich mit dem Übersetzen von Büchern aus dem Englischen, Italienischen und Französischen. Daneben experimentierte er dauernd an der Herstellung neuer Heilmittel herum. Er wurde zunehmend als ein scharfer Kritiker der damaligen Schulmedizin bekannt. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er mit 80 Jahren ein zweites Mal. Er starb 1843 schließlich als wohlhabender Mann in Paris.

Betrachtet man die medizinische Situation im 18. Jahrhundert, so versteht man, daß sich Hahnemann dagegen auflehnte. Der Aderlaß war das Heilmittel gegen alles. So bestand die Therapie gegen Lungenentzündung darin, dem Kranken innerhalb von 14 Tagen 7 Liter Blut abzulassen. Meist wurde die Krankheit durch den Tod des Patienten »geheilt«. Andere verschrieben pfundweise Opium, und wieder andere versuchten, mit Hilfe von täglichem Klistieren die Krankheit aus dem Körper zu vertreiben.

Hahnemann erkannte intuitiv, daß vieles, was hier als Schulmedizin angepriesen wurde, keine echte Hilfe bieten konnte. In Aufsätzen und Büchern lehnte er sich immer heftiger gegen die »hochbetitelten Gesundheitsverderber« auf. Man wird unwillkürlich an den deutschen Chirurgen Hackethal erinnert, der sich in unserer Zeit mit ähnlich ungehobelter Vehemenz gegen die übertriebene technisierte Schulmedizin wendet, dumpf ahnend, daß der Wurm in einer Behandlung sitzt, die den Menschen nicht mehr als Ganzes sieht (vgl. Kapitel 1).

Mit der Zeit vollzog sich eine eigenartige Wandlung in Hahnemanns Charakter. Er wurde immer schroffer, unduldsamer, unzuverlässiger. Jahrelange Freundschaften brach er ab; selbst gegen Menschen, die zu ihm hielten, kam es zu unerwarteten, hemmungslosen Angriffen.

Immer stärker wirkte sich diese Veränderung auch auf seine Kinder aus. Ihr Schicksal war eine Kette von Tragödien: Die Ehen dreier Töchter wurden geschieden, zwei Töchter wurden auf merkwürdige Art ermordet, eine weitere starb bereits 30jährig. Sein einziger Sohn Friedrich verließ Frau und Kind und blieb verschollen. Der Biograph Fritsche meint sogar: »Friedrich Hahnemann mußte zu Ende leben, was sein Vater ihm an Dämonie mitgab.«

Im Jahre 1810 gab Hahnemann sein Hauptwerk, das »Organon der Heilkunst« heraus. Jahrelange Forschungen waren diesem Buch vorausgegangen. Auf den Weg der Homöopathie brachten ihn die Berichte des englischen Arztes Cullen über die Wirkung der Chinarinde gegen Malaria. Hahnemann probierte die Droge an sich selbst aus. Er stellte dabei Symptome fest, die der Malaria ähnlich waren: Fieber, Schüttelfröste und Abgeschlagenheit. Zwei bis drei Stunden dauerte jeweils der Anfall, sobald er das Mittel genommen hatte; sonst war er wohlauf.

Plötzlich kam Hahnemann die Idee: Was das Fieber beim Gesunden auslöste, heilte das Fieber der Kranken! Nun begann er, unzählige Stoffe an sich selbst, seiner Familie und an seinen Freunden auszuprobieren. Jedes Symptömchen, vermeintlich oder echt, wurde peinlich genau registriert: 1422 Prüfungssymtome will er bei Beiladonna (Extrakt der Tollkirsche) entdeckt haben, 1267 bei Nux vomica (Brechnuß), 1163 bei der Pflanze Pulsatilla (Pelzanemone).

Mehr noch: Er stellte eine Beziehung her zwischen dem »Charakter« der Heilmittel und dem Charakter des Kranken. Es würde zu weit führen, hier näher auf die homöopathische Charakterlehre einzugehen. Wer jedoch eine gute Übersicht sucht, wird sie in Prokops Buch »Medizinischer Okkultismus« finden.

Vor besondere Probleme stellten Hahnemann die chronischen Krankheiten. Weshalb konnten so viele Menschen nicht durch seine Mittel geheilt werden? Eine Antwort gibt er in seinem Alterswerk »Die chronischen Krankheiten, ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung«. Darin stellt er fest: Sieben Achtel aller chronischen Krankheiten werden durch die »Psora«, die »innere Krätze« verursacht. Wenn die Arznei eines ihrer Glieder trifft, so wachsen alsbald unzählige neue. Mit besonderer »Wut tut sie sich hervor«, wenn man ihr das äußere Zeichen des innewohnenden Übels, den Hautausschlag, nimmt. Sein Ratschlag an die Chronischkranken aller Art: alle 30 bis 50 Tage eine einzige Dosis homöopathischen Schwefels innerlich.

Selbst der Biograph Gumpert, der Hahnemann mit Luther, Goethe Kant und Bismarck verglich, meint: »Diese Art, Homöopathie zu betreiben, bleibt ein einmaliges psychisches Phänomen und erforderte weit jenseits der Grenzen des Erlebbaren eine fast indische Fähigkeit der Versenkung und Konzentration«.

Wie recht er damit hat, zeigt eine genauere Untersuchung der Philosophie hinter der Homöopathie, die in allen Stücken von hinduistischen und buddhistischen Vorstellungen durchdrungen ist.

Konfuzius, der gerade Weg zu Gott?

Verschiedene Begriffe, die in der Homöopathielehre immer wieder gebraucht werden, machen einen stutzig. Da ist von Lebenskraft die Rede, von Harmonie mit der Weltenergie, von Ätherleib. Man denkt unwillkürlich an die Lehren, die uns durch Gurus und Yogis in den Westen gebracht worden sind. Je mehr man sich in die Bücher Hahnemanns und seiner Jünger einliest, desto mehr muß man erkennen: Die Homöopathie baut in allen wichtigen Punkten auf der östlichen Philosophie auf.

Schon in jungen Jahren hatte sich Hahnemann bei den Freimaurern aufnehmen lassen. Diese Bewegung gebraucht wohl viele christliche Schlagworte, ja in den meisten Freimaurer Tempeln liegt sogar eine Bibel auf, Die Botschaft des Evangeliums von der Erlösung des verlorenen Menschen durch den Kreuzestod Jesu aber lehnen die Freimaurer klar ab”. Für sie liegt die Erlösung im Menschen selbst. F.C. Endres schreibt in seinem Buch »Das Geheimnis des Freimaurers« folgende Sätze: »Die Macht der Sündenvergebung liegt in uns selbst. Die Möglichkeit, ein neues Leben, unbelastet von den Lasten der Vergangenheit, zu beginnen, liegt in unserer Seele … « Die Seelsorge hat immer wieder gezeigt, daß Freimaurer, die eine echte Hinwendung zu Christus vollzogen hatten, sich sofort genötigt sahen, aus der Loge auszutreten.

Es wundert daher nicht, daß Hahnemann als Mitglied der Loge Jesus einen »Erzschwärmer« nannte. Einer der Biographen Hahnemanns schreibt: »Der Erzschwärmer Jesus von Nazareth, der nicht Erleuchtete auf dem geraden Weg zur Weisheit führt, sondern mit Zöllnern und Sündern den schweren Weg zum Gottesreich auf Erden erkämpfen will, . . . dieser das Dunkel der Welt auf sich nehmende Schmerzensmann ist dem Liebhaber der ätherischen Weisheit anstößig.« Und weiter: »Christ kann Hahnemann keiner sein, obwohl er fromm ist wie ein Pietist. Hahnemanns Gott greift zwar fortwährend als führende und schenkende Macht in das Leben ein, aber er führt zur Erkenntnis und beschenkt das Hirn, nicht das Herz … Arzt ist Hahnemann am Krankenbett, weil er nicht anders kann. Wo er hingegen als Erkennender ringt und um Erleuchtung bittet, gerät er in enge Geistesnachbarschaft zum Osten, Konfuzius ist sein Vorbild.«

Über Konfuzius schreibt Hahnemann selbst in einem Brief: “Da ist göttliche Weisheit zu lesen, ohne Wunder Fabel und ohne Aberglauben. Es ist ein wichtiges Zeichen der Zeit, daß Konfuzius bei uns nun kann gelesen werden. Ihn selbst werde ich im Reiche der glücklichen Geister nun bald umarmen, den Wohltäter der Menschheit, der uns den geraden Weg zur Weisheit und zu Gott führte, schon 650 Jahre vor dem Erzschwärmer.«

Kann klarer noch gesagt werden, welchem Geist die Homöopathie entsprungen ist? Die Verehrung östlicher Weisheit war nicht nur das stille Hobby Hahnemanns. Sie bildet vielmehr die Grundlage der Herstellung homöopathischer Arzneien.

Einer der bekanntesten Homöopathen der Schweiz ist der heute etwa 80 jährige Adolf Voegeli. Ich traf den Autor vieler Bücher und Streitschriften für die Homöopathie in einem Zürcher Hotel. Unser Gespräch drehte sich um die Wirkungsmechanismen der Homöopathie. Während er seine selbst gedrehten Zigaretten rauchte, erzählte er mir von seinen Erfahrungen mit der Homöopathie, wie er Bauern in den Walliser Seitentälern nur mit homöopathischen Essenzen bei Lungenentzündungen durchbringe und Manager von ihren Magengeschwüren heile. Auf die kosmische Kraft angesprochen, die Hahnemann in seine Mittel hinein »potenzierte«, erklärte er mir: »Wissen Sie, ich glaube an die Kraft der Sterne, Ein Astrologe hat mir schon sieben Jahre vorher vorausgesagt, wer meine zweite Frau sein würde, bevor ich sie überhaupt kannte.«

Über die Wirkungsweise der Homöopathie hat Dr. Voegeli einen Artikel in der »Zeitschrift für Klassische Homöopathie« veröffentlicht. Das Literaturverzeichnis dazu gleicht einer Sammlung okkulter, hinduistischer und anthroposophischer Literatur. Dr. Voegeli bekräftigt, daß die Wirkung der Hochpotenzen geistiger Natur sei. Die beste Erklärung dafür biete die hinduistische Sankhya Philosophie. Der Mensch hat danach nicht nur einen Leib, sondern auch einen Ätherleib mit einem speziellen Kraftliniensystem. Dieser Ätherleib ordne die Abwehrfunktion des Körpers und fördere die Wundheilung. Auf dieser Ebene sei die Homöopathie wirksam.

Ein weiteres energetisches System, das die Empfindungen des Menschen steuere, sei der Astralleib. Die höchste Energieform des Menschen sei jedoch sein Geist, dessen Ziel es sei, ein immer vollkommeneres Instrument der göttlichen Impulse aus dem Kosmos zu werden. »Das Ziel des Menschen ist die Höherentwicklung, die Vergeistigung.« Dazu reicht ein Leben niemals aus, und die logische Folgerung ist die Lehre von der Reinkarnation, die zuletzt zur Vollkommenheit führen soll.

Östliche Philosophie dringt im übrigen auch bei vielen anderen Autoren durch. So führt der Heilpraktiker Ulf Evertz aus, daß der Gesundheit ein ungestörter Energiefluß zugrunde liege. »Krankheit ist folglich in erster Linie eine Störung dieser Energieverteilung innerhalb des Organismus.«

Der Londoner Homöopath Dr. J.P. Randeira zeigt den Weg zur Heilung auf: »Die homöopathischen Heilmittel sind durch das Verfahren der Potenzierung in der Lage, den harmonischen Fluß der Lebenskräfte in jeder einzelnen menschlichen Zelle wiederherzustellen.«

Mit fast religiöser Inbrunst drückt es ein anderer Homöopath aus: »Unter dem heiligen Akt des Potenzierens löste sich die Heilkraft aus den Fesseln der irdischen Struktur und zeugte im kranken Organismus wieder die Harmonie.«

Am militantesten werden die Lehren, die der Homöopatie zugrunde liegen, heute von den Anthroposophen vertreten, in deren Medizin die Homöopathie eine zentrale Stellung hat (vgl. Kapitel 9). Doch zieht sich die östliche Philosophie als Grundlage der Homöopathie wie ein roter Faden auch durch die Behandlungsräume der Heilpraktiker.

Homöopathie heute

Wer sich ein wenig in die abstrusen Ideen Hahnemanns eingelesen hat, dem fällt es schwer zu glauben, daß man im Zeitalter der Wissenschaftlichkeit noch voll zum Guru der Homöopathie halten würde. Das Gegenteil ist der Fall. Allein in Deutschland praktizieren mehr als 1000 Ärzte und etwa 3500 offiziell zugelassene Heilpraktiker” die Kunst der Homöopathie. 14 Krankenhäuser haben homöopathische Abteilungen”.

Die philosophischen und medizinischen Auffassungen der heutigen Homöopathen haben lediglich ein neues Gesicht bekommen, im Grunde sind sie den Lehren Hahnemanns treu.

Wir müssen drei Arten von Homöopathen unterscheiden:

1. Diejenigen, die die Homöopathie »entmythologisiert« haben und weder extrem verdünnte noch »kosmisch aufgeladene« Mittel abgeben. Meistens gehen sie nicht mehr über D 6 hinaus, um sicherzugehen, daß eine materielle Wirkung noch möglich wäre. Sie wollen nichts wissen von dem Hintergrund chinesisch indischer Philosophie und »potenzieren« ihre Mittel auch nicht nach Hahnemanns Vorbild. Ihnen geht es vor allem um die biologische Arznei ohne Nebenwirkung.

2. Die zweite Gruppe verleugnet schamhaft die heute als falsch erkannten medizinischen Theorien Hahnemanns. Sie versucht aber, seine Heilmittel mit »wissenschaftlichen Methoden« salonfähig zu machen. Zu ihrem Instrumentarium gehört unter anderem das Pendel, Es stört sie auch nicht, die östlichen Begriffe »Weltseele«, oder »Lebenskraft« in ihr Weltbild einzubauen.

3. Die dritte Gruppe glaubt blind an Hahnemanns Lehren. Seine Aussagen z. B. über die Krätze als Ursache der chronischen Krankheiten werden zwar nicht mehr wörtlich genommen, dafür aber in den Bereich des Außersinnlichen verschoben und dort als richtig erkannt. Diese Leute bekennen offen ihren Glauben an die Astrologie und andere spiritistische Praktiken. Als besonders aktive Sondergruppe sind hier die Anthroposophen zu nennen. Aber auch alle Anhänger der »klassischen Homöopathie« fallen in diese Kategorie.

»Strophantus gratusc« gegen Angst vor spitzen Gegenständen

Aus der Fülle homöopathischer Gruppierungen will ich nur einige Beispiele herausgreifen, die uns besser zeigen, in welcher Gedankenwelt sie sich bewegen. Alle Beispiele sind Büchern neueren Datums entnommen und entsprechen dem heutigen Stand der Homöopathielehre.

Das erste Beispiel illustriert die blinde Gläubigkeit in Hahnemanns Theorien. Es findet sich in dem Buch von F. Gauß, »Wie finde ich das passende Arzneimittel?« F. Gauß schreibt: »Man wird sich dankbar bewußt, daß die Homöopathie eine Heilweise darstellt, die sich bis heute bestens bewährt und erhalten hat. Gerade in unserer Zeit ist besonders hervorzuheben, daß die homöopathischen Arzneimittel keinerlei sogenannte Nebenwirkungen haben, die mehr krank als gesund machen.« Den esoterischen Gehalt der Homöopathie tönt er nur mit einem Satz zu den Hochpotenzen von D 30 bis D 1000 und höher an: »Die Hochpotenzen wirken viel tiefer, sie greifen in die geheimsten Lebensvorgänge ein . . .« Wie einst Hahnemann, führt auch Gauß feinste Unterschiede in seinen Diagnosen auf. So unterscheidet er nicht weniger als 24 Angstformen. Gegen jede Form muß ein anderes Medikament gegeben werden. Gegen Angst vor der Geburt verschreibt er »Cimicifuga« (Silberkerze) in der Verdünnung D 30, gegen »Angst, es könnte etwas aus der Ecke hervorkommen«, Phosphor D 6. »Angst vor Berührung bei großer Traurigkeit und jammervoller Stimmung« erfordert »Antimonium crudum«, (Roh Antimon) und »Angst vor spitzen Gegenständen (Messer, Gabel usw.)« behandelt er mit »Strophantus gratus«, D 6.

Daß diese skurille Diagnosenfülle eine Verständigung mit der Schulmedizin sehr erschwert, dürfte einleuchten. Mehr noch: Wie kommt der Homöopath dazu, gegen die Angst vor spitzen Gegenständen ausgerechnet »Strophantus gratus« in der Konzentration D 6 und nicht etwas anderes in einer anderen Potenz zu geben? Allein gegen die 24 Formen der Angst kennt Gauß nämlich 30 Mittel in den Potenzen D 6 bis D 1000. Das ergibt 715 680 Möglichkeiten der Behandlung der Angst! Doch diese Fragen seien nur am Rande gestellt.

Woher kommt die Energie?

Das nächste Beispiel über den Stand der heutigen Homöopathie ist dem Buch von Paul Uccusic, »Naturheiler«, entnommen. Er berichtet über »wissenschaftliche« Forschungen am Ludwig Boitzmann Institut in Wien, dessen Leiter, Prof. Bischko, eines der wichtigsten Lehrbücher für die westlichen Akupunkteure geschrieben hat. In diesem Institut arbeitet Dr. Otto Maresch an der Erforschung der Heilkraft hoher Potenzen (also D 30 bis D 1000 und mehr). Wie wir gesehen haben, findet man bei dieser Verdünnung kein einziges wirksames Molekül mehr in einem Fläschchen. Die heilende Wirkung, so erklären die Homöopathen, habe das Mittel dann durch die kosmische Kraft, die durch den Vorgang des Potenzierens eingefangen worden sei.

Diese heilende Kraft wird also von Dr. Maresch erforscht. Da man diese kosmische Lebenskraft mit physikalischen Meßmethoden nicht messen kann, braucht er andere Mittel. Uccusic schreibt: »Man lasse sich nicht davon abstoßen, daß Maresch bisweilen Bioindikatoren zum Nachweis der Mikrowellenstrahlung benützt, nämlich Wünschelrute und Pendel.« Nachdem dem Leser nun klar ist, daß die Wahrsagemittel Wünschelrute und Pendel ganz harmlose wissenschaftliche »Bioindikatoren«, sind, wird zur Erklärung der Kraft der Vergleich mit dem Mikrowellengrill herangezogen, der mit seinen unsichtbaren Strahlen innert Minuten Fleisch garkocht. Und wenn ein Schwingquarz in einem Funkgerät Mikrowellen abstrahlt, weshalb soll dann nicht auch ein Mensch, ein Organ, ein Tumor oder ein Medikament eine eigene Schwingung ausstrahlen? Während jedem klar ist, daß ein Funkgerät eine Energiequelle braucht, bleibt Uccusic die Antwort schuldig, woher die Energie bei den homöopathischen Mitteln kommt.

Um nun für jede Krankheit und für jeden einzelnen Patienten das richtige Medikament zu finden, hat Maresch folgenden Versuch festgelegt: »Ein homöopathisches Mittel wird eine um so bessere Wirkung entfalten, je präziser seine vorherrschende Wellenlänge der des erkrankten Organs oder des erkrankten Systems entspricht.« Für den Arzneimittelversuch am Gesunden werden der Versuchsperson fünf Elektroden an sein »elektromagnetisches System« (Meridiane, Akupunkturpunkte) befestigt. Auf der Suche nach einem Mittel gegen Krebs hält er in der einen Hand ein Pulver, das aus einem echten Tumor hergestellt wurde. Die Nadel schlägt nun ganz stark aus. Nun sucht er ein Mittel, das gegen diese »Krebsstrahlung« wirkt. Nachdem er verschiedene Stoffe ausprobiert hat, fällt endlich die Nadel auf die Null Stellung zurück: Veilchensaft in der homöopathischen Potenz D 8 – D 12 wirkt gegen Krebs!

Doch es geht auch einfacher: »Der kürzere Weg ist der Weg über den Bioindikator Pendel.« Um diese »wissenschaftlich nachgewiesene« Strahlung jedoch feststellen zu können   auch mit dem »neutralen« elektromagnetischen Gerät   brauche es mehr: Nicht jeder Arzt könne das lernen, weil eine gewisse Sensitivität notwendig sei.

Sensitivität wofür? Warum können diese Energien nur von wenigen speziell empfindlichen Menschen aufgespürt werden? Was für Energien werden da gemessen? Kurt Koch gebraucht statt des Wortes Sensitivität das Wort Medialität, Er schreibt dazu: »Die Medialität findet sich meistens in der Nachbarschaft von Zaubereisünden. Wenn die Vorfahren im dritten oder gar vierten Glied Spiritisten waren oder Magie und andere Formen der okkulten Künste betrieben haben, dann sind die Nachkommen gewöhnlich medial veranlagt . . . Die Rutenfühligkeit und die Pendelreaktion ist eine mediale Veranlagung.«

Wissenschaftliche Untersuchungen der Homöopathie

Wenn immer die homöopathisch arbeitenden Heilpraktiker sich einer kontrollierten Untersuchung stellen müssen, versagen sie, oder sie geben den übernatürlichen Charakter ihrer Methode zu, indem sie darauf hinweisen, daß man die homöopathische Heilwirkung nicht mit wissenschaftlichen Methoden erfassen könne (dafür jedoch mit Pendeln und medialer Begabung).

Zu diesem Fragenkomplex ist ein Buch von O. und L. Prokop mit dem Titel »Homöopathie und Wissenschaft« erschienen. Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, ausführlich über dessen Ergebnisse zu berichten. Interessant sind vielleicht einige Ausführungen von Dr. Donner, der selbst Homöopath war und dessen Ziel es war, die homöopathische Lehre wissenschaftlich zu untermauern. Der erste ernsthafte Versuch eines Homöopathen, die Wahrheit im Dschungel homöopathischer Behauptungen zu finden, endete mit einem Fiasko und mit der Abkehr Dr. Donners vom pseudoreligiösen Glauben an die Homöopathie.

Angefangen hatten Dr. Donners Zweifel bei einem Vortrag im heute noch existierenden homöopathischen Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart. Dort führte ein bekannter Homöopath aus, daß das Mittel »Apis mellifica« am besten wirke bei Patienten mit Krankheiten auf der rechten Seite, verbunden mit »Durstlosigkeit« und mit einem »Säcklein am rechten unteren Augenlid«. Speziell gut wirke es bei rechtseitigen Eierstockzysten, während man links ein anderes Medikament geben müsse.

Als Donner nun alte Berichte über die Wirkung von »Apis meilifica« (nichts anderes als Bienengift) durchforschte, las er nicht nur, daß doppelt soviele Krankheiten auf der linken Seite vorkommen, sondern auch, daß das »Säcklein unter dem Auge« erstmals durch die Schwellung nach einem Bienenstich aufgetreten war. Sein Zweifel war geweckt, und er begann nun im Laufe einiger Jahre Prüfungen an nahezu zweihundert Ärzten vorzunehmen, wobei er die Potenzen D 4 bis D 12 prüfte. Er verglich die »wirksamen« homöopathischen Mittel mit völlig neutralen Stoffen, die man in der Medizin »Placebo« nennt.

Die Resultate waren vernichtend. Schon bei den ersten Versuchen mit unwirksamen Placebos traten bei den homöopathiegläubigen Testpersonen zahlreiche Symtome auf, z.T. so heftig, daß die Prüfungen abgebrochen werden mußten. Eine Berliner Ärztin bekam nach dreitägiger Placeboeinnahme solch heftige Migräne Anfälle, daß sie ein halbes Jahr lang nur noch halbtags arbeiten konnte. Die »Ungläubigen« hingegen spürten weder unter Placebos noch unter den homöopathischen Mitteln irgendwelche Wirkungen.

Besonders interessant war das Verhalten eines homöopathischen Arztes, der selbst in der Prüfungsleitung saß. Bei einem Versuch mit »Nuxvomica« in der astronomischen Potenz C30 (entspricht D 60) hatte er vergessen, daß ja zuerst Placebos gegeben worden waren. Er nahm die Berichte der Prüflinge zur Hand und fing an, die Symptome, die er bei Nux vomica kannte, herauszulesen! Was ihm nicht ins Konzept paßte, ließ er einfach weg. Dieses Vorkommnis zeigt eine weitere Schwachstelle auf in den ellenlangen Listen von Arzneisymptomen, die man in der Geschichte der Homöopathie angelegt hat: Wenn der Prüfungsleiter weiß, was er gibt, nimmt er von den berichteten Symptomen, was er für richtig hält, den Rest bezeichnet er als unwichtig.

Mit der Suche nach der Wahrheit, die gerade Christen ein Anliegen sein sollte, hat das nur noch wenig zu tun. Dennoch bin ich der Auffassung, daß die meisten Homöopathen nicht bewußt lügen. Aber ihr Denken ist oft so auf den Pfad der Homöopathiewirkungen eingeschliffen, daß sie nicht mehr fähig sind zu kritischen Überlegungen.

Mehr Wirkstoffe im Gemüse als in homöopathischen Mitteln

Sollten unsere Krankheiten wirklich nur vom Fehlen gewisser Spurenelemente und Mineralstoffe abhängig sein, so ist nicht einzusehen, weshalb wir noch homöopathische Mittel einnehmen sollen. Denn »Verunreinigungen, die trotz aller küchentechnischen Maßnahmen an unseren täglichen Nahrungsmitteln haften, enthalten mehr »Calcarea«, »Silicea«, »Carbonicum«, und andere in der Homöopathie gebräuchliche Mittel als die unter diesen Bezeichnungen verwendeten Arzneien.« Wozu also all diese homöopathischen Mittel, deren Wirkstoffe bereits in unserer natürlichen Umgebung vorkommen?

Ein Argument, das gerne von den Homöopathen als Beweis ihrer Lehren gebraucht wird, ist die Impfung. Hier wird wirklich Ähnliches mit Ähnlichem geheilt. Abgetötete oder abgeschwächte Viren werden unter die Haut gespritzt und schützen den Geimpften vor eben diesen Viren. Daß sich diese Vorsorgemaßnahme auf äußerst wenige der über 10 000 heute bekannten Krankheiten anwenden läßt, wird dabei wohlweislich verschwiegen. Auch macht man sich nicht die Mühe, die Abwehrvorgänge des Körpers, die beim Impfen aktiviert werden, auch bei der Anwendung homöopathischer Mittel nachzuweisen. Es wäre auch sinnlos, denn sie kommen dort nicht zur Geltung.

Das Beispiel zeigt uns aber auch, wie unbeschwert wissenschaftliche Aussagen aus ihrem Zusammenhang herausgerissen werden, um diese absurden Lehren zu unterstützen. Eine »brillante Fähigkeit« attestiert Prokop den Homöopathen, Erkenntnisse der Wissenschaft »mit Grundlagen der Homöopathie zu identifizieren, die sich auch beim besten Willen nicht auf einen Nenner bringen lassen.«

Würde eine religiöse Gruppe die Aussagen der Bibel in dieser Weise anwenden, um hinduistisches und buddhistisches Gedankengut christlich zu verbrämen, so würde sie bald im Abseits und im Sektenlexikon landen. Die Homöopathen genießen jedoch in weiten Kreisen der christlichen Gemeinde größeres Ansehen als die Macht des Gebets.

Warum hat denn die Homöopathie solche Erfolge?

Es besteht kein Zweifel daran, daß die Homöopathie Erfolge zu verzeichnen hat. Jeder meiner Leser wird schon Berichte von Bekannten und Verwandten gehört haben, die durch ein homöopathisches Mittel, das ihnen ein Naturarzt gegeben hat, wunderbar kuriert worden sind. Ich will diese Berichte nicht einfach vom Tisch wischen. Die Frage ist nur: Wodurch sind sie wirklich geheilt worden? Durch das Mittel? Durch die kosmische, okkulte Kraft der Arznei? Durch die begleitenden Maßnah¬men (Rauchverbot, keine Genußmittel, Ausruhen)? Oder durch den Glauben an den Heilpraktiker bzw. seine Mittel?

Es ist heute allgemein bekannt, daß körperliche Krankheiten durch psychische Einflüsse ausgelöst werden können. Denken Sie nur an das Bauchweh nach einem Schreckerlebnis. Schwierigkeiten in der Familie können Migräne auslösen, und Liebeskummer kann sich auch einmal in unerklärlichem Durchfall äußern. Selbst bei Krebs will man psychische Faktoren als auslösende Ursache gefunden haben.

Umgekehrt können aber auch psychische Einflüsse zur Heilung von Krankheiten führen. Erinnern Sie sich noch, wie Sie als kleines Kind mit einer Schramme zu Mutti gelaufen sind? Wie wohl hat doch die Zuwendung getan, welche Wunder wirkte das Pflaster!

Nun, wir Erwachsenen brauchen vielleicht etwas kompliziertere Behandlungsformen, im Grunde aber reagieren wir, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, ähnlich wie das Kind mit der Schramme.

Schon im letzten Jahrhundert hat man die ersten Experimente mit Placebos gemacht, mit Medikamenten also, die absolut keinen Wirkstoff enthalten. Man hat entdeckt, daß wichtiger als die Substanzwirkung einer Arznei der Glaube ist, daß das Mittel wirkt. Ein Arzt, der seinen Patienten ein Mittel mit großer Überzeugung verschreibt, erzielt selbst mit schwachen Arzneien große Erfolge. Umgekehrt versagt ein sonst gut wirkendes Mittel, wenn es von einem kritischen, schweigsamen und pessimistischen Arzt verschrieben wird. Der wichtigste Heilfaktor ist also der Arzt (oder der Heilpraktiker) selbst, so daß verschiedene Autoren bereits von der »Droge Arzt«, sprechen”. Wo eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient fehlt, hat die Verwendung von Placebos oder homöopathischen Mitteln wenig Sinn und Zweck. Nicht immer muß es der Naturarzt sein, der einem das homöopathische Mittel mit Überzeugung gibt, es kann auch die Nachbarin sein oder die Freundin, die damit einen phänomenalen Erfolg gegen ihr ständiges Kopfweh hatte.

Der Placebo Effekt ist bei den Mitteln der Homöopathie wohl der wichtigste Grund für deren Erfolg. Das konnte in verschiedenen Studien, die ich oben erwähnt habe, eindeutig nachgewiesen werden. Schlecht muß dieser Effekt gar nicht sein, denn damit können viele gefährliche Medikamente eingespart werden. Für Christen stellt sich allerdings die Frage: Warum glauben wir an homöopathische Streukügelchen und Tinkturen und nicht vielmehr an die Kraft des Gebets? Wie groß ist doch die Gefahr, daß wir gerade homöopathischen Mitteln (aber nicht nur ihnen) mehr Ehre geben als Gott!

Es gibt aber noch einen weiteren Grund für die Erfolge der homöopathischen Medizin. Kürzlich erzählte mir die Tochter eines Managers von einem Großbetrieb, daß ihre Eltern in einem christlichen Kurhaus gewesen seien, wo sie unter anderem mit homöopathischen Mitteln behandelt wurden. Die Kur habe großen Erfolg gehabt, die Eltern seien wirklich erholt und gesundheitlich gestärkt zurückgekommen, Meine Frage: Was hat hier geholfen?

Dr. Lipross, der Autor des Buches »Logik und Magie in der Medizin« schreibt: »Schon die Kurpromenade, das obligatorische Kurkonzert und viele andere bei flüchtiger Betrachtung nebensächlich erscheinende Dinge sind ebenso maßgebend für den Kurerfolg wie die örtlichen Riten bei den Trink  und Badekuren«. Heilung hat hier nicht das homöopathische Mittel gebracht, sondern die ganze Atmosphäre, die Wanderungen, die Ruhe und die Entspannung. Das Medikament diente nur dazu, daß dem Glauben an die Tabletten Medizin unseres Zeitalters Genüge getan wurde, daß der Eindruck erweckt wurde, man sei auch wirklich »behandelt« worden.

Die geringste Wahrscheinlichkeit, eine Heilung herbeigeführt zu haben, hat das homöopathische Mittel selbst zu verbuchen. Organisch¬-materiell ist von einem Heilmittel in homöopathischen Verdünnungen über D 6 keine Wirkung mehr zu erwarten. Seriöse Homöopathen, die von okkulten Kräften nichts wissen wollen, gehen denn gewöhnlich auch nicht über diese Potenz hinaus.

Okkulte Einwirkungen durch Homöopathie

Die Wirkung höher potenzierter Mittel liegt auf der Ebene des Geistes, sei dies durch den Placebo Effekt oder durch okkulte Einwirkungen. Hahnemann hat in seinem wichtigsten Werk, dem »Organon«, ausdrücklich auf die Wirkungen von Mesmers tierischem Magnetismus hingewiesen, diese »oft törichterweise geleugnete Heilkraft«, und sie rückhaltlos unterstützt und selbst angewendet.

Wir haben gesehen, daß sowohl er als auch seine modernen Anhänger daran glauben, mit ihrem potenzierten Heilmittel »kosmische Lebensenergie« weiterzugeben.

Mesmer lehrte, der gesunde Mensch könne sich aus dem magnetischen Kraftfeld der Erde magnetisch aufladen und dann durch Bestreichen mit den Händen kranke Menschen heilend beeinflussen. In seinem »Palais Mesmer« in Paris traf sich häufig die gesellschaftliche Oberschicht zu magnetischen »Séancen«. Die Kranken waren in einem mit orientalischer Pracht ausgestatteten Raum versammelt und bildeten, sich an den Händen haltend, eine Kette. Aus dem Nebenzimmer drang rhythmische Musik, die Spannung stieg. »Dann tritt Mesmer auf. Er ist gekleidet wie ein indischer Zauberer. Mit seinem Eisenstäbchen geht er die Kette ab, spricht leise mit seinen Patienten, bestreicht sie mit dem Magnetstab, bannt die Aufmerksamkeit des einzelnen Kranken durch Anstarren. Bald beginnt der eine oder andere Kranke zu zittern, dann zu schreien, zu lachen, zu tanzen oder in Krämpfe zu fallen. Die von Mesmer von jeher beabsichtigte >Krise< ist eingetreten!«

Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Magnetopathie nach Mesmer praktisch immer als okkulte Praktik zu gelten hat. Sowohl Pastor Modersohn als auch Dr. Kurt Koch warnen eindringlich, sich mit Magnetopathen einzulassen. Sehr oft treten nämlich nach der Behandlung durch einen Magnetiseur mediale »Geistergaben« auf.

Auf diesem Wege bekam auch der ehemalige Pfarrer Bolte seine Gabe der Wahrsagerei mit dem Pendel. Wie viele andere Homöopathen pendelt er die richtigen Mittel für einen Patienten aus. In seinem Büchlein: »Von der Pendelforschung zur Wunderheilung« schreibt er: »An den Schreibtisch gesetzt, Pendel raus, die Schwabe’sche Liste der homöopathischen Mittel vorgenommen und dann telephonisch das gefundene Mittel in Leipzig bestellt.« Meist verordnete ihm das Pendel ein Mittel in Hochpotenz.

Mehr noch: Bolte fing auch an, Flaschen »magnetisch aufzuladen«. »Etwas ist geblieben, was man zur Not oft einsetzen kann: Geistige Heilkräfte auf Flaschen gebannt! So kann man durch geistige Kraft oder mit Hilfe des Himmels Weine oder Alkohol so aufladen, daß das zu einem ganz bestimmten Heilmittel wird: gegen eine bestimmte Infektionskrankheit, gegen Würmer oder gegen alles sonstige Beliebige. Das ist eine Kunst, die man jedem Anfänger der geistigen Heilweisen beibringen kann. Ich habe sogar Ärzte dazu gebracht, daß sie dies wirksam anwenden konnten. Schließlich habe ich mir damals sogar ganze Kästen solcher aufgeladener nachgefüllter homöopathischer Fläschchen angelegt.«

Die Folgen einer solchen Diagnose und Behandlung beschreibt Dr. Kurt Koch. Er erzählt von einem Mann, der zu einem Besprecher ging, sich von ihm beraten ließ und seine »magnetisierten« Heilmittel einnahm. »Das körperliche Leid verschwand, dafür stellten sich psychische Störungen und die Auslösung der Hellsichtigkeit ein. Der Sohn des Mannes litt von Jugend auf an Schwermut, Lästergedanken, periodischen Depressionen und Anfechtungen mancherlei Art«.

Soll ein Christ homöopathische Mittel nehmen?

Dies ist natürlich eine Gewissensfrage, die sich jeder selbst beantworten muß, wenn er dieses Buch gelesen hat.

Ein ehemaliger Heilpraktiker und Magnetiseur schreibt mir: »Satan hat einen Riesenkatalog von Methoden, durch welche er uns Menschen offen oder verborgen vom Heil in Christus Jesus trennen will. Dabei offeriert er eben auch diverse >Heilmethoden<, die dem Kranken Heilung bringen sollen. Sicher trifft es zu, daß viele Christen nicht unterscheiden können, ob diese >Heilmethoden< vom Feind unterwandert sind, und dabei auch unseriösen Heilpraktikern zum Opfer fallen, insbesondere dann, wenn man um jeden Preis gesund werden will, statt um jeden Preis nach Gottes Willen zu fragen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich allerdings auch erwähnen, daß wir nicht alle Heilmethoden zum vornherein als okkult klassifizieren dürfen. So hat z. B. die Homöopathie als solche mit Zauberei nichts zu tun … Es ist aber so, daß manche sogenannte Heilpraktiker sich in unseriöser Weise dieser Mittel bedienen, indem sie diese magisch besprechen, damit sie ganz sicher wirken. In diesem Fall wirken dann solche Heilmittel als >Kontaktmittel< des Feindes und bringen uns unterdessen Herrschaft und Abhängigkeit, was sich bis zum Selbstmord steigern kann.«

Soweit die Meinung eines Mannes, der früher selbst als Heilpraktiker tätig war. Ich persönlich könnte nach all dem, was ich in diesem Kapitel zusammengetragen habe, keinem Patienten homöopathische Mittel verschreiben. Wer es dennoch tut, ist sich meistens nicht bewußt, welche Hintergründe diese Lehre hat.

Speziell warnen möchte ich vor Mitteln, die über die Potenz D 6 hinausgehen, gibt es doch über diese Grenze außer dem Placeboeffekt nur noch okkulte Erklärungen für deren Wirkung. Besondere Gefahr besteht auch bei homöopathischen Mitteln von Heilpraktikern, die pendeln, Handlinien lesen, magnetisieren oder Fernbehandlungen durchführen. Diese Praktiken sind jedoch für den Patienten nicht immer zu erkennen.

Wie soll er dann feststellen, aus welcher Quelle die homöopathischen Mittel kommen, die er schluckt? Wo haben wir den berühmten Strich zu ziehen, homöopathische Mittel zu gebrauchen oder die Finger ganz davon zu lassen? Die Beantwortung dieser Frage soll angesichts der ohnehin fraglichen Grundlage und Wirkung dieser Mittel dem Leser selbst überlassen bleiben.

 

7. Kapitel

Irisdiagnose  –  zeigen sich Krankheiten am Auge?

Es war vor etwa 150 Jahren, im Jahre 1831, als ein elfjähriger ungarischer Junge sich durch das Dickicht eines Waldes schlug. Die Bäume standen so dicht, daß kaum mehr Licht auf die Erde drang. Kein Laut war zu hören. Manchmal schreckte plötzlich ein Reh auf und entfloh in langen Sprüngen, dann wieder hörte man nichts mehr außer dem Knacken kleiner Ästchen unter Ignaz’ Füßen.

Ohne daß Ignaz es wußte, wurde er von zwei großen unheimlichen Augen beobachtet. Plötzlich schoß ein riesiges Etwas aus dem Dämmerlicht. Schreckerstarrt stand der Junge da. Bevor er etwas tun konnte, hatte die Eule auch schon ihre scharfen Krallen in den Arm ihres Feindes geschlagen, der vielleicht, ohne daß er wollte, ihrem Nest zu nahe gekommen war. Ignaz wehrte sich verzweifelt gegen das wütende Tier. Schließlich wußte er sich nicht mehr anders zu helfen, als der Eule ein Bein zu brechen. Im selben Augenblick beobachtete er, wie im Eulenauge ein schwarzer Strich auftrat, der in der Regenbogenhaut fast senkrecht nach unten lief. Lange dachte der Junge nach über das, was er dort im Wald mit der Eule erlebt hatte. Das Brechen des Beines, so die Folgerung Ignaz Peczelys, hatte in der Iris ein Zeichen gesetzt.

Jahre vergingen, und Peczely, zuerst Mechaniker von Beruf, bildete sich zum Naturheilkundigen und Homöopathen weiter. Nach vier Seinestern Studium in Wien errang er die Würde eines Doktors der Medizin. Eines Tages beobachtete er bei einem Patienten einen Strich in der Regenbogenhaut, und plötzlich erinnerte er sich wieder an sein Erlebnis mit der Eule. Genauso, wie der Beinbruch einen Strich im Eulenauge verursacht hatte, müßten sich auch andere Krankheiten in der Iris zeigen, folgerte er’.

Damit war die Irisdeuterei geboren! Peczely begann nun, die Iris in 12 Abschnitte einzuteilen, und ordnete jedem Abschnitt verschiedene Organe zu. So zeigten sich angeblich in einem schmalen Ring direkt um die schwarze Pupille Krankheiten des Magens. Die Beine hatten ihre Entsprechungen in den Sektoren 6 und 7, die Kopforgane lagen in den oberen Abschnitten der Iris. Auf diese Weise projizierte er zuletzt den ganzen Menschen auf die kleine Regenbogenhaut. Fast zur gleichen Zeit begannen auch andere Naturheiler und Homöopathen die Iris als Diagnosehilfe zu entwickeln.

Richtig bekannt wurde die Irisdeuterei erst durch einen Prozeß gegen den Naturheiler und Irisdeuter Felke, auch »Lehmpastor« genannt. Allein in einem Jahr hatte er 15000 Patienten behandelt. Obwohl er behauptete: »Die Irisdiagnose ist unfehlbar, sie irrt nie«, versagte er völlig: Vor Gericht sollte er 20 Patienten die Diagnose aus der Iris stellen. Dabei stellte er bei einem Mann mit der Geschlechtskrankheit Syphilis folgende »Krankheiten« fest: »Pupillen nicht gleichmäßig, vermutlich Wurmplage. Trinkt gute Boullion und guten Kaffee, träumt viel nachts, Füße kalt, Blutdrang, Schmerzgefühl des Leibes, verbunden mit Schmerzen im Kreuz, muß einmal hart auf die Beine gesprungen sein, hat leicht Migräne, Magenschmerz, neigt zu Gallensteinen.« Die wirkliche Krankheit erkannte er nicht. Genauso ging es ihm mit weiteren 19 Patienten.

Die Irisdiagnose begann jedoch ungehindert ihren Siegeszug durch die Welt der Abergläubischen.

Das Auge – die Öffnung der Leber?

Wenn ein chinesischer Arzt vor 4000 Jahren einen Patienten untersuchte, so bediente er sich damals schon einer Art von Irisdiagnose. So, wie das Schicksal des kleinen Menschen von den Sternen des großen Kosmos abhängig sei, so zeigten sich nach chinesischer Denkweise auch die Krankheiten und Organe des großen Menschen im kleinen Auge: Der Mikrokosmos entspricht dem Makrokosmos. Für die Chinesen war die Iris die Öffnung der Leber. Wer sie genau untersuchte, der konnte dort alle Krankheiten der Leber erkennen. Doch sie sahen noch mehr am Auge: das obere Augenlid entsprach der Milz, das untere dem Magen, das Weiße des Augapfels zeigte Krankheiten der Lunge, die schwarze Pupille die Funktion der Niere. Der innere Augenwinkel entsprach dem Herzen, der äußere schließlich gab Auskunft über Herz und Dünndarm.

Die graue Eminenz im Hintergrund der heutigen Naturheilkunde, Paracelsus, sah das Auge als Mikrokosmos, den Menschen als Makrokosmos und schuf Verbindungen zur Astrologie’. Die Entsprechungslehre von Makrokosmos und Mikrokosmos bildet aber nicht nur die Grundlage der Astrologie, sondern auch des Handlinienlesens, der Magie sowie der Akupunktur und der Fußreflexzonenmassage, wie wir das schon in früheren Kapiteln gesehen haben. Und diese Lehre war unter den Naturheilpraktikern zur Zeit Ignaz Peczelys nicht weniger verbreitet als in unseren Tagen.

Der Astrologe Libra schrieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter dem Thema »Zodiacus, des Auges«: »Warum muß alles, was im Körper geschieht, in der Iris ausgedrückt sein? Aus dem selben Grund, aus dem sich im Menschen alles abspielt, was im Kosmos vorfällt. Im Auge spiegelt sich der Kosmos des Menschen ab im Augenblick, wo er geboren wurde, sowie auch die Äußerungen, die darin seit jenem Zeitpunkt stattfanden. Es ist nicht nötig, darauf hinzuweisen, daß diese Spiegelung ebensogut in jedem anderen Teil des Körpers stattfindet, aber die Iris eignet sich zur Wahrnehmung am besten.«

Es fügt sich nahtlos in dieses Bild, daß die Zwölfereinteilung der Iris, wie sie die Irisdeuter annehmen, auf die Feldereinteilung des astrologischen Tierkreises zurückgehen soll.

Viele Irisdeuter unserer Tage leugnen schamhaft die Herkunft ihrer Kunst und versuchen ihre Arbeit mit vielen pseudowissenschaftlichen Erklärungen salonfähig zu machen. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß auch sie eine diagnostische Methode auf dem Boden östlicher Philosophie und magischer Vorstellungen anwenden.

Das Wunder des Auges

Das menschliche Auge ist eines der wunderbarsten Organe unseres Körpers. Nur so groß wie ein Tischtennisball, vermittelt es uns doch das Schönste, was wir kennen: die farbige Welt des Lichts und der Formen um uns herum; das leuchtende Rot der Rosen, das Azurblau des Meeres, das helle Grün des Frühlings. 6 Millionen Zäpfchen (für das Farbsehen) und 120 Millionen Stäbchen (Schwarz Weiß Sehen) finden sich in der Netzhaut eines Auges. Die von ihnen gesammelte Information wird im Gehirn verarbeitet und gespeichert. Im Auge selbst sorgt ein wunderbares System dafür, daß trotz extremster Lichtbedingungen immer die genau richtige Lichtmenge auf die Netzhaut auftrifft.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Systems ist die Iris oder Regenbogenhaut Ist sie stark angefärbt, so sind die Augen braun; enthält sie wenig Pigment, so erscheinen die Augen blau. Die Farbe der Regenbogenhaut erben wir von unseren Eltern. Durch das fein aufeinander abgestimmte Spiel des Pupillarmuskels wird die Pupille in der Dunkelheit weit, während sie sich im hellen Licht der Sonne auf Stecknadelkopfgröße verengt. Um diese andauernde Bewegung durchzustehen, ist die Iris aus feinsten Bälkchen schwammartig aufgebaut, ähnlich den Lamellen einer Blende beim Fotoapparat. Je nachdem, wie das Licht in diese speichenartig angeordneten Bälkchen einfällt, entsteht ein unterschiedliches Muster, das dazu noch bei jedem Menschen einzigartig ist, genauso, wie jeder Mensch seinen eigenen unverwechselbaren Fingerabdruck hat. Dieses Muster hat keine weitere Bedeutung. Aus der Anordnung der Bälkchen und aus deren Farbe Krankheiten herauslesen zu wollen, ist genauso hoffnunglos, wie wenn man aus den Fingerabdrücken eines Verbrechers herausfinden wollte, ob er sich einmal ein Bein gebrochen hat.

Was kann denn nun der Arzt im Auge sehen? Selbstverständlich kann er bei genauer Untersuchung alle Krankheiten feststellen, die am Auge selbst auftreten. Hier interessieren uns jedoch besonders die Körperkrankheiten, die sich unter anderem auch am Auge zeigen.

Beginnen wir mit der weißen Bindehaut. Es ist allgemein bekannt, daß eine Gelbsucht sich zuerst an der Bindehaut oder Sklera zeigt. Dies hat seinen Grund darin, daß der Gallenfarbstoff am besten auf weißem Hintergrund zu sehen ist, obwohl er genauso auch in die übrige Haut eingelagert wird, die jedoch meist ein wenig dunkler ist. Hinter einer »Gelbsucht« können sich die verschiedensten Erkrankungen verstecken: eine harmlose Stoffwechselstörung oder ein bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse, Schwierigkeiten der Leber mit der Verarbeitung eines Medikaments (häufig die »Pille«) oder aber eine Entzündung der Leber durch Viren. Die Liste könnte seitenlang fortgesetzt werden, wollte man alle bekannten Krankheiten aufzählen, die zu einer Gelbfärbung führen. Viel weniger häufig als gelbe sind blaue Skleren, die bei einer seltenen Knochenkrankheit auftreten.

Die Hornhaut kann bei einer Viruserkrankung (Herpes) mit betroffen sein. Sie reagiert aber auch besonders empfindlich bei Austrocknung oder bei verhältnismäßig leichten Verletzungen. Oft entwickelt sich dann ein Geschwürchen, und die verbleibende Narbe ist weiß und undurchsichtig, so daß das Sehen schwer beeinträchtigt sein kann. Bei vielen älteren Leuten kann man einen grauen Ring sehen, der jedoch nur eine harmlose Farbstoffablagerung darstellt.

Selten ist auch die Linse bei allgemeinen Erkrankungen mit betroffen. Der Mangel gewisser Vitamine oder die Einnahme von Medikamenten kann zu einer Trübung der Linse führen, die dann das Sehen stark beeinträchtigt. Schwere Veränderungen der Linse können schon bei einem Baby auftreten, wenn seine Mutter während der Schwangerschaft die Röteln durchmachte.

Besonders ergiebig ist für den Arzt die Spiegelung des Augenhintergrundes. Hier kann er nicht nur die Netzhaut beobachten, sondern auch die Blutgefäße und den Sehnerv. Die Blutgefäße zeigen so wichtige Krankheiten wie Arterienverkalkung und Zuckerkrankheit. Der Sehnerv kann z. B. bei einem Hirntumor oder bei einer Drucksteigerung des Liquors (Hirnwasser) verändert sein.

Wenden wir uns noch der Regenbogenhaut (Iris) zu, aus der die Irisdeuter so viel herauslesen wollen. Sie ist meist im Rahmen einer Entzündung der Aderhaut mit betroffen und schwillt dann grünlich auf. Ursachen für eine solche Entzündung können Infektionsherde, Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten oder seltene Formen des Gelenkrheumatismus sein, wobei neben diesen Augensymptomen noch weitere Anzeichen vorhanden sein müssen, damit die richtige Diagnose gestellt werden kann.

Als Arzt mehr herauslesen zu wollen, wäre vermessen.

Leberschrumpfung oder kleiner Finger?

Weil sich die Arbeit eines Irisdiagnostikers nicht mit der Untersuchung des Arztes vergleichen läßt, soll hier immer von Irisdeuterei und nicht von Irisdiagnose die Rede sein.

Prof. Schreck, ein bekannter deutscher Augenarzt, schreibt: »Ein gegensätzliches und in keiner Weise damit (mit der ärztlichen Untersuchung) vergleichbares untersuchungstechnisches Verhalten zeigen die Irisdeuter. Sie >ersehen< die Krankheiten des menschlichen Körpers aus normalem Irisgewebe, ja sogar aus einer ganz oberflächlichen Betrachtung der Oberfläche.« Und weiter meint er. »Wir stehen hier also vorder in der ganzen Heilkunde einzigartigen, unerhörten Paradoxie und Groteske, ja Absurdität, daß Leute aus normalem Gewebe Krankheiten erkennen wollen. Diese Unsinnigkeit steigert sich dadurch, daß sie hierbei nicht Krankheiten des untersuchten Gewebes meinen, sondern sogar Erkrankungen von Körperorganen, welche ohne jede organische Beziehungen weit von ihm entfernt liegen … Was die Irisdeuter meinen und woraus sie Krankheiten des Körpers >ersehen<, sind und bleiben nichts weniger und nichts mehr als einfache Varianten der normalen Struktur und Färbung der Iris, denen keinerlei krankhafte Bedeutung und deshalb auch keinerlei diagnostischer Wert zukommen kann.«

Obwohl jeder Irisdeuter dem Patienten gegenüber behauptet, es gebe nur einen Diagnoseschlüssel zur Iris, hat Prof. Jentzsch nicht weniger als deren 19 gezählt. In einer Tabelle vergleicht er elf Systeme. Dabei sollen sich z. B. zwischen 230 und 240 Grad, d. h. auf der Breite einer Nähnadel, je nach Schlüssel, die Leber, der kleine Finger, der Arm, das Zwerchfell, die Hand, die Rippen, eine Leberschrumpfung, die Achseldrüsen oder die Gallenblase manifestieren.

Man schätzt, daß es etwa 10000 Krankheiten gibt. Es ist nicht klar, wie diese alle auf dem kleinen Raum der Iris Platz haben sollen.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Weil eine Diagnose aus der Iris viele aufwendige Untersuchungen ersparen könnte, wurden die Behauptungen der Irisdeuter in vielen Studien ernsthaft überprüft. Wir wollen nur einige wenige herausgreifen.

Beginnen wir mit Ignaz Peczelys Beobachtung an der Eule. Eine Veränderung am Eulenauge hätte sich leicht durch Fotografien vor und nach einem Knochenbruch zeigen lassen. Dieser Nachweis konnte nie erbracht werden: Die Irisdeuterei in ihrer heutigen Form begann also bereits durch einen Irrtum ihres Entdeckers. 1957 Konnte Dr. Wöhlisch aufzeigen, was der 11 jährige Ignaz damals gesehen hatte. Er beobachtete, daß beim Lidschluß die Nickhaut von oben innen nach unten außen über die Hornhaut gezogen wird und daß sie bei langsamer Öffnung des Auges gegen die Bewegung des oberen Augenliedes zurückbleibt. Man sieht dann, wie der Rand der Nickhaut als tiefschwarzer, nicht ganz senkrecht verlaufender Strich über die helle Iris zieht. Wöhlisch’s Fotos sind so überzeugend, daß diese Deutung wohl richtig ist’.

Ein anderer Mediziner untersuchte 762 Patienten mit schwersten Erkrankungen, darunter 60 Amputierte und Kriegsverletzte. Sein Urteil, die Irisdeuterei sei ein Hirngespinst, belegte er mit Zahlen. Von den 762 Patienten hatten nur 18 (das sind 2,7 von Hundert) ein Zeichen im Felde des erkrankten Organs, dagegen hatte fast die Hälfte Krankheitszeichen in Feldern von Organen, die nie erkrankt waren. Derselbe Untersucher machte einen Versuch mit dem berühmten Iridologen Kläser, bei dem Ärzte und Laien Zeuge waren. Als Patienten zeigte man Herrn Kläser Kranke mit sehr schweren Leiden und Verstümmelungen, die man auch als Laie gut erkennen konnte. Nach acht Versuchen wurde das Experiment abgebrochen, weil der »berühmte« Mann nichts als Fehldiagnosen gestellt hatte. Bei einem Patienten mit amputiertem Bein fand er z. B. nur eine »schwere Belastung des Rückenmarks«.

Die Liste von wissenschaftlichen Untersuchungen könnte beliebig fortgesetzt werden. Eine sehr gute Sammlung hat Prof. Jentzsch in dem Buch von O. Prokop, »Medizinischer Okkultismus«, veröffentlicht. In keiner Untersuchung konnten die Irisdeuter ihre Behauptungen durch entsprechende Erfolge untermauern.

Warum gelingen doch so viele richtige Diagnosen?

Eine Frau berichtete mir: »Vor vielen Jahren ging ich zu einem Augendiagnostiker ins Appenzellerland, weil mir meine damalige Arbeit zu schwer geworden war und ich mich elend fühlte. Er stellte fest, daß ich gesund sei, jedoch Entspannung und Aufbaumittel brauche. Jedoch stellte er »aus heiterem Himmel« fest, daß meine Gallenblase sich schwer tue, und ich sie schonen müsse. Er gab mir Kräuterpillen, die beim Verdauen halfen. Wenige Jahre später stellte ein Mediziner anläßlich einer Routine Untersuchung einen vermutlich angeborenen Ikterus (Gelbfärbung der Haut) fest.«

Wie so viele andere war diese Patientin verblüfft, daß der Irisdeuter diese Krankheit schon Jahre vorher festgestellt hatte. In diesem Fall aber ist der Grund nicht weit zu suchen: ein angeborener Ikterus zeigt sich an- und abschwellend immer wieder auch in der weißen Bindehaut des Auges, wie wir das im vorhergehenden Abschnitt gesehen haben. Der Irisdeuter hatte in diesem Fall also seine Diagnose nicht aufgrund der Struktur der Regenbogenhaut gestellt, sondern   wie später auch der Arzt   die Gelbfärbung der Sklera beobachtet.

Somit ist der erste Grund für einen diagnostischen Erfolg eine gute Beobachtung des Patienten, Dazu kommt, daß die Patienten oft auch ihre Beschwerden vortragen, so daß man sich bald einige Diagnosen zusammen reimen kann.

An zweiter Stelle steht die verschwommene Ausdrucksweise der Irisdeuter. Was heißt, »die Gallenblase tue sich schwer«? Wie Sie vielleicht wissen, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten einer Gallenblasenerkrankung, von Steinen über Entzündungen bis zum Tumor. In diesem Fall war es jedoch überhaupt nicht die Gallenblase, sondern in streng medizinischem Sinne die Leber, die durch eine harmlose Stoffwechselstörung Gallenfarbstoffe ins Blut rückstaute.

Die meisten Iridologen begnügen sich nicht mit einer einzigen Diagnose, sondern servieren gleich eine ganze Liste. Ein Beispiel ist die Litanei von »Lehmpastor Felke« auf Seite 90. Schon ein kurzer Blick auf die »Diagnosen« zeigt, daß er ja irgendwo recht haben mußte: Denn wer träumt nachts nicht viel? Wer hat nicht manchmal kalte Füße, wer hatte noch nie Rückenschmerzen?

»Wer vieles bringt«, schreibt Dr. Jentzsch, »wird manchem etwas bringen.« Und sollte der Deuter einmal ganz daneben gegriffen haben, so hat er noch eine besonders einleuchtende Erklärung in Reserve: Entweder sind es Zeichen, die auf die Krankheiten der Eltern oder Großeltern hinweisen, oder die Zeichen lassen darauf schließen, daß eine »Organschwäche« vorliegt, die in Zukunft eventuell einmal zu einer Krankheit führen könnte.

Als dritten Grund für richtige Diagnosen kommen wir nun zu einem Punkt, wo das ungefährliche und amüsante Trickreservoir der Irisdeuter ein jähes Ende findet. Es besteht die Möglichkeit der okkulten Irisdiagnose durch mediale Einflüsse, doch ist diese eher selten.

Der Augenarzt Dr. Jaensch schreibt dazu: »Wenn auch nicht bestritten werden kann, daß gelegentlich einmal Hellsehen bei der Augendiagnose eine Rolle spielt, oder daß der Augendiagnostiker als sensitive Person dem Kranken Bewußtseinsinhalte abzapft, so ist doch zu bedenken: Die Medien sind sehr selten, sicher können nicht alle Augendiagnostiker Medien sein.«

Es gibt auch okkult arbeitende Irisdiagnostiker, deren Diagnosen dann oft ins Schwarze treffen. Diese Iris »Hellseher«, wie ich sie einmal nennen möchte, sind nach Dr. Koch »medial veranlagt und arbeiten mit verschiedenen Spielformen der Medialität. Die Iris ist nur eine »Kontaktbrücke«, die für ein telepathisches oder hellfühlendes oder trancehaftes Anzapfen des Bewußtseins oder Unterbewußtseins benützt wird.«

Und damit sind wir schon bei der nächsten, entscheidenden Frage, die sich unmittelbar aufdrängt:

Kann man durch die Irisdeuterei okkult belastet werden?

Nach der Erfahrung verschiedener Seelsorger führt keineswegs jede Iris »Diagnose« zu einer okkulten Belastung. Dr. Koch schreibt dazu:

»Es gibt mediale, okkulte Diagnosestellungen. Damit keine Mißverständnisse entstehen, will ich erklären, daß es wenig okkulte Irisdiagnostiker gibt. Viele Irisdiagnostiker haben nichts mit Okkultismus zu tun. Der medizinische Wert ihrer Diagnosen ist aber außerordentlich dürftig, in vielen Fällen sogar bedeutungslos.«

Gefährlich ist aber jener kleine Rest, der mit okkulten Mitteln arbeitet. Dabei ist auch der Titel »Dr. med.« keine Garantie für eine neutrale Irisdeutung. Dr. Koch erwähnt in seinem »Okkulten ABC«, daß er Vollmediziner in der Seelsorge hatte, die ihre okkulten Praktiken beichteten und danach aufgaben.

Es ist müßig zu fragen, wie man sich vor Heilpraktikern und Ärzten schützen kann, die die Irisdiagnose okkult anwenden. Ein Gespräch mit dem Heilpraktiker bringt zudem oft wenig ein.

Die Frage stellt sich vielmehr, ob man einem Patienten eine Diagnosemethode empfehlen kann, die nicht nur auf okkulter Philosophie, sondern zudem auf einem Irrtum des Entdeckers beruht.

 

8. Kapitel

Erdstrahlengefahr – Krebsvorsorge durch Pendeln?

Eine der schlimmsten Geißeln der Menschheit ist der Krebs. Jeder dritte Einwohner der westlichen Industrienationen wird einmal an Krebs sterben.

Fachleute und Laien stehen hilflos da. Denn weder ist bekannt, weshalb ein Zellverband plötzlich Amok läuft, noch weiß man, wie man dem menschenfressenden Moloch »Krebs« wirksam begegnen kann. Trotz aufwendiger Vorsorge Untersuchungs Programme, trotz modern¬ster chirurgischer Verfahren, trotz riesiger Bestrahlungskanonen hat die Sterblichkeit an dieser unheimlichen Krankheit nicht abgenommen, auch wenn man auf gewissen Gebieten Teilerfolge erzielt hat.

Todbringende Erdstrahlen?

Wie immer, wenn etwas unheimlich und unerklärt ist, kam es auch auf diesem Gebiet zu einem Wildwuchs von Theorien und Hypothesen, von Spekulationen über die Entstehung des Krebses und von Vorschlägen zur Heilung. Sich in diesem Dschungel noch zurechtzufinden, ist beinahe unmöglich.

Der Versuch, das Krebsgeschehen zu erklären, ist längst nicht nur Domäne der Wissenschaftler und Ärzte; immer mehr werden auch Spekulationen von Laien in die Diskussion geworfen und von den Illustrierten ausgeschlachtet. Hierher gehört die Behauptung, daß Krebs, aber auch eine ganze Liste anderer Krankheiten durch Wasseradern und Erdstrahlen hervorgerufen werden sollen’. Nach Stanley Krysiak, einem kanadischen Pendler, werden folgende Krankheiten zu »90 % durch die schädlichen Erdstrahlen verursacht: Gefäßkrankheiten, verschiedene Arten von Krebs, Selbstmord, in der Entwicklung zurückgebliebene Kinder, Geisteskrankheit, Arthritis und Rheumatismus, Diabetes, Magen  und Darmkrankheiten (Leber und Niere), Blindheit und Hautkrankheiten.« Er ist davon so überzeugt, daß er schreibt: »Die medizinische Wissenschaft wird keinen wesentlichen Fortschritt machen, wenn sie den größten Faktor, die todbringenden Erdausstrahlungen, nicht berücksichtigt.«

Belegt wird diese Behauptung mit Geschichten wiederfolgenden: »Dr. Birkelbach erzählt von einer in Deutschland wohnenden Magd, die in einem Landhaus arbeitete. Sie war bei allen beliebt und schien glücklich zu sein, aber eines Tages versuchte sie sich aufzuhängen. Sie konnte jedoch noch rechtzeitig gerettet werden und wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort stieg sie in einem unbewachten Augenblick aus dem Bett und erhängte sich erneut. Dieses Mal konnte sie nicht gerettet werden.« Die Untersuchung durch den Pendler ergab selbstverständlich Erdstrah¬len unter dem Bett der Magd. Andere Ursachen wurden überhaupt nicht erwogen’.

In einem anderen Bericht werden die schlechten Schulleistungen der Kinder in Salzburg auf schädliche Erdstrahlen zurückgeführt: »Die Salzburger Lehrerin Käthe Bachler hatte Hunderte von Schulplätzen, 2000 Wohnungen von schulpflichtigen Kindern, deren Lerneifer immer mehr nachließ, und die Lage der Betten dieser Kinder mit einer Wün¬schelrute getestet und ist zusammen mit 70 Ärzten zum Schluß gekommen, daß Schulkinder lethargisch werden, wenn sie in der Schule über Wasseradern sitzen oder daheim ihre Betten dem Einfluß von Erdstrahlen ausgesetzt sind.«

Auch hier wieder kein Wort von anderen Ursachen, nichts über soziale Schwierigkeiten zuhause, keine Miteinbeziehung der Umgebung und schon gar nicht der Gedanke, daß es jedem Schüler ab und zu einmal an Lerneifer fehlt und die meisten das Leben später doch noch gut meistern. Die Lösung ist viel einfacher: an allem sind die Erdstrahlen schuld. Bedenklich muß der Bericht stimmen, weil nicht nur 2000 Familien in Salzburg auf diese Weise mit okkulten Machenschaften in Kontakt kamen, sondern weil auch 70 Ärzte und der Präsident des Salzburger Landesschulamtes voll hinter diesen Praktiken der Lehrerin Bachler standen.

Am einträglichsten ist jedoch das Geschäft mit der Krebsangst. Krebs, so die Rutengänger, entstehe zu 90 % bei Menschen, die über einer »Wasserader« schlafen. Ganz besonders schlimm sei es bei Schlafstellen über einer Kreuzung von »Reizstreifen«. Belegt werden diese Aussagen durch immer neue Skizzen von Dörfern, in denen die Wasseradern oder Reizstreifen meist unter den Häusern verlaufen, in denen Patienten an Krebs gestorben seien. Im Jahre 1936 veröffentlichte ein Schweizer Arzt, Dr. Jenny, eine größere Untersuchung mit weißen Mäusen, die angeblich über Erdstrahlen Reizstreifen schneller an künstlich hervorgerufenem Krebs starben als auf »neutralem« Gebiets. Die Versuchsanordnung bot jedoch bei näherem Hinsehen soviele Möglichkeiten zur Manipulation, daß die Ergebnisse bei einer ernsthaften Überprüfung mehrmals widerlegt werden konnten’. Dennoch berufen sich viele Pendler noch heute auf diese Arbeit von Dr. Jenny.

Da werden die abenteuerlichsten Erklärungen gegeben: »Der Kampf zwischen den lebenden Körperorganismen und den Mikroben ist ein Krieg zwischen ein  und austretenden Wellen.« Jede Zellart soll ihre spezielle Wellenlänge haben. Die schädlichen Erdstrahlen stören dieses Gleichgewicht der Mikrowellen, und dadurch entsteht Krankheit und insbesondere Krebse. Ganz einig sind sich jedoch auch die Pendler nicht: Die einen sprechen von kosmischer Strahlung, »die von der heute kosmologisch erkennbaren Grenze des Universums ausgeht und es isotrop durchstrahlt.« Andere pochen auf Strahlen aus dem Erdinnern.

Ein neues Schlagwort hat die Physik mit dem Begriff »Mikrowelle« geliefert. Mikrowellen helfen beim Backen und Kochen, Mikrowellen senden aber auch die Radar Systeme am Flughafen aus. Auch die Ultra-Kurz Wellen von Radio und Fernsehen sind Mikrowellen. Während die erwähnten Wellen alle physikalisch meßbar sind, ist das mit den Mikrowellen, die Krebs hervorrufen sollen, anders: Sie kann man nur durch die Wünschelrute erfassen. Sie seien nämlich so schwach, daß sie mit herkömmlichen Geräten nicht erfaßt werden könnten.

Da taucht doch unmittelbar die Frage auf: Wie kann der Wünschelru¬tengänger aus dem ganzen Mikrowellensalat, der uns ständig umgibt, genau die Wellen herausspüren, die so schwach sind, daß man sie nicht einmal messen kann? Eine Antwort sind die Pendler bis heute schuldig geblieben. Ja, sie geben sogar selbst zu, daß die Forschung das Phänomen der Wünschelrute bis heute noch nicht klären konnte.

Der Talisman im Schlafzimmer

Daß ihre Behauptungen nur auf einer okkulten Grundlage beruhen, hindert viele Pendler nicht daran, ihren Patienten Abschirmgeräte gegen die schädlichen Erdstrahlen zu verkaufen. Der Bonner Gerichtsmediziner Prof. Prokop hat eine Liste von 50 verschiedenen Geräten zusam¬mengestellt. Es ist sicher interessant, einmal zu sehen, was da alles als Abschirmgerät installiert oder unters Bett gestellt wird: Kupferspiralen und Bakelit Teller, Flaschen mit »magnetisch aufgeladenem« Wasser oder Öl, Farnkraut, Drahtschlingen, auf Schnüre aufgereihte Kastanien werden empfohlen. Dazu kommen unzählige Geräte mit mehr oder weniger aufwendigen Konstruktionen: Manchmal enthalten sie eine Taschenlampenbatterie, eine Drahtschlinge und einen Kondensator. Damit es komplizierter aussieht, wurde ein anderes Gerät auch noch mit einem stufenweise verstellbaren Schalter versehen, der im Nichts endet. Jedoch wie ein solcher Apparat wirkt, kann keiner so recht erklären . . .

Rutengänger im Test

Wir haben bereits gesehen, daß selbst in einer Pendlerzeitschrift zugegeben wurde, daß die Forschung das Phänomen der Wünschelrute nicht klären konnte. Als Laie auf physikalischem Gebiet könnte man sich aber immerhin vorstellen, daß der Wünschelrutenausschlag irgendwie von elektrischen Wellen oder durch magnetische Energie beeinflußt oder ausgelöst wird.

Wiederholte Versuche sind jedoch allesamt negativ verlaufen. Zum Problem der Mikrowellen haben wir schon angetönt, daß die Behauptungen der Wünschelrutengänger nicht zutref¬fen. Ein Magnetfeld kann vom Menschen nicht festgestellt werden. 1954 wurden in Holland Versuche gemacht, in denen Rutengänger verschieden starken Magnetfeldern ausgesetzt wurden, die allesamt stärker waren als das natürliche Magnetfeld der Erde. Die Versuchspersonen konnten nicht feststellen, wann ein Feld aufgebaut war und wann nicht. Bleibt noch die These von der »spezifischen Wasserstrahlung«: Warum strahlt denn nur unterirdisches Wasser, nicht aber jenes an der Oberfläche? Wie ist es physikalisch möglich, daß eine »Wasserader« (selbst dieser Begriff ist geologisch nicht haltbar) ihre »Strahlung« so stark gebündelt abgibt, daß man sie noch im 20. Stockwerk eines Hochhauses feststellen kann? Warum soll gerade hier das physikalische Prinzip der Strahlen Streuung nicht Anwendung finden?

Die Antwort auf diese Fragen bleiben die Pendler schuldig. Statt dessen verschanzen sie sich hinter einem Wust von pseudowissenschaftlichen Abhandlungen, in denen Namen von Professoren und anderen berühmten Persönlichkeiten angeführt und physikalische Begriffe wahllos aneinandergereiht werden. Statt »Pendlerei und Fluten¬geherei« wird heute der viel wissenschaftlicher klingende Name »Radiästhesie« verwendet. Auf den Laien macht das natürlich einen gewaltigen Eindruck.

Weniger beeindruckt sind alle diejenigen, die die Leistungen verschiedener Rutengänger getestet und verglichen haben. Resultat einer Prüfung von 75 Rutengängern in Neuseeland: »Keine Übereinstimmung, gleiche Ergebnisse (d. h. ebenfalls keine Übereinstimmung) beim Raten.« Meistens ergeben sich so viele Resultate wie Pendler geprüft werden. Sogar in der schweizerischen Zeitschrift der Pendler und Rutengänger gibt man dies indirekt zu: »Unbestritten ist, daß sich hier Laborbedingungen störend auswirken können, die kritische Kontrolle häufig ablehnender Wissenschaftler, unterstützt von technischen Me߬geräten, ebenso wie der Druck eines Muß Erfolges. Auch ist in Erwä¬gung zu ziehen, daß nur wenige Versuchspersonen über die Erfahrung verfügen, eventuell auftretende Reize richtig zu deuten.«

Enttäuscht wurde auch der Schweizer Professor F. Gassmann von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Er wollte nämlich die Strahlung erforschen, die von Pendlern und Rutengängern gemes¬sen wird. 16 teils recht bekannte und angeblich sehr erfolgreiche Pendler stellten sich für den Test zur Verfügung. Unter ihnen befanden sich 11 Ingenieure und Techniker, einer von ihnen war sogar Hochschulprofes¬sor. Professor Gassmann wollte nun zuerst eine möglichst starke Strahlungsquelle finden und schickte die 16 Rutengänger über sieben Felder. Unter jedem lag eine Wasserleitung. Eine führte sogar 16 000 Liter pro Minute.

Das Ergebnis: »Man sieht sofort, daß auf keinem der sieben Versuchs¬felder von mehreren Rutengängern übereinstimmende Reizfelder zu finden sind, die sich von einer unzweifelhaft reizfreien Umgebung abheben.

Das . . . aufgestellte Ziel der Versuche (auf sieben Versuchsfeldern gemeinsam sogenannte Reizzonen zu finden) ist also nicht erreicht worden.

Es ist uns trotz eingehender Bearbeitung des Materials nicht gelungen, sichere Anhaltspunkte zu finden, die uns die Möglichkeit gegeben hätten, Angaben einzelner Rutengänger vor denen der andern als allein maßge¬bend oder auch bloß als besonders zuverlässig auszuzeichnen.«

Die große Wasserleitung »ist von überhaupt keinem der Rutengänger angezeigt worden, währenddem von mehreren Rutengängern an verschiedenen Stellen (im Felde B, offensichtlich beeinflußt durch die sichtbaren Schachtdeckel) nicht existierende Wasserleitungen angegeben worden sind.

Es ist nicht gelungen, mit Hilfe der beschriebenen Versuche Reizstel¬len zu ermitteln, die als Grundlage für physikalische Messungen hätten dienen können.«

Warum antwortet das Pendel?

Trotz dieser vielen negativen Versuche bleibt das Rätsel des Pendels noch immer ungelöst. Der Ausschlag von Pendel und Rute ist eine Realität.

Wenn die Kraft, die Wünschelrute und Pendel bewegt, nicht physika¬lisch feststellbar ist, woher kommen dann die Ausschläge dieser Geräte? Welche Kraft wirkt auf die Pendler ein? Warum kann nicht jeder pendeln? Warum überträgt sich die Gabe des Rutengehens oft schlagartig, wenn der Neuling von einem erfahrenen Pendler berührt wird?

Diese Fragen bedürfen einer Antwort. Verschiedene Wissenschaftler haben Theorien aufgestellt, wie es zum Ausschlag des Pendels kommen könnte:

1. Auch wenn die Pendler behaupten, sie hielten die Hand völlig ruhig, wenn das Pendel zu kreisen beginne, so machen sie eben doch ganz feine Muskelzuckungen. Dr. W. Reimann vom Gerichtsmedizinischen Institut in Bonn hat in einer längeren Abhandlung die Faktoren zusammengestellt, die selbst bei einem völligen Stillhalten noch zu kleinsten Muskelbewegungen der Hand führen. Diese Zuckungen werden nicht nur von den Muskeln selbst, von der Atmung und von den Kapillarpuls¬wellen der Fingerspitzen hervorgerufen, sondern ganz besonders von Gedankenabläufen im menschlichen Gehirn.

Jeder, der schon einmal ein Gewehr in der Hand hatte, weiß, wie unmöglich es ist, trotz größter Willensanstrengung, Korn und Kimme völlig ruhig in eine Linie zu bringen. Je länger man zögert, je nervöser man wird, desto mehr schwankt der Gewehrlauf. Ähnlich ist es beim Mikadospielen: Je zarter man in die Stäbchen hineinzugreifen versucht, je vorsichtiger man es anstellt, desto stärker beginnt man mit der Hand zu zittern, ohne daß man es will.

Genauso, sagen die Wissenschaftler, sei es auch beim Pendler und Rutengänger: Die innere Spannung steigere sich auf einen Höhepunkt, auf dem es dann plötzlich, ohne bewußte Absicht, zu einem Ausschlag komme.

2. Pendler beobachten gut und leiten von daher ihre Ergebnisse ab. So weist ein Schachtdeckel meistens darauf hin, daß in der Nähe eine Wasserleitung oder ein Kanalisationsrohr sein muß. Die Beobachtung eines solchen Hinweises löst im Rutengänger die Spannung und führt zum Ausschlag der Rute.

3. Suggestion und Auto Suggestion: Die meisten Pendler stellen »Wasseradern« dann fest, wenn sie bereits wissen, daß in diesem Bett jemand gestorben ist oder in jenem Stall eine Kuh erkrankt ist. Der Gedanke daran löst beim Pendler die erwartete Antwort aus, und das Pendel bewegt sich entsprechend. Dr. Reimann schreibt: »Diese Hand ist aber nur gewissermaßen ein Außenwerk der psychischen und emotionalen Person des Pendlers.«

Auf Suggestion und Autosuggestion beruht denn auch oftmals die »Heilwirkung« der Erdstrahlen Abschirmgeräte. Psychosomatische Faktoren dürften auch hier eine wichtige Rolle spielen. Läßt der Glaube an das Gerät nach, so kommen auch die Schmerzen wieder.

Alle diese Theorien zeigen etwas ganz deutlich: Nicht eine physikalisch meßbare Kraft bewegt Pendel und Rute, sondern die Macht des Unterbewußtseins, die Kraft des Geistes bringt die Schwingungen hervor.

Geistig völlig passiv bleiben

Einen Faktor berücksichtigen alle diese wissenschaftlichen Untersu¬chungen nicht: Die Beeinflußbarkeit des menschlichen Geistes durch okkulte Kräfte. Unter dem Thema »Die geistige Haltung beim Pendeln« gibt ein Pendler folgende Anweisungen: »Objektive Ergebnisse können wir daher nur erzielen, wenn wir bei unseren Versuchen geistig völlig passiv bleiben.« Ein anderer schreibt: »Einzig . . . eine absolut in jedem Falle vorurteilsfreie Haltung kann regelmäßige, erfolgreiche Resultate liefern«. Mit andern Worten: Wer aufrichtig betet, wird nicht erfolgreich pendeln können, denn er ist nicht mehr vorurteilsfrei.

Geistige Passivität   genau das ist das Ziel jeder Form von Yoga und Meditation. Es erstaunt daher nicht, daß man in den Veröffentlichungen aus Pendlerkreisen auf Schritt und Tritt hinduistischem Gedankengut begegnet. Die Idee von Mikro  und Makrokosmos, die wir schon bei der Akupunktur, der Fußreflexzonenmassage und der Irisdiagnose kennen lernten, fehlt hier genauso wenig wie der Hinweis auf die alles durchströmende Lebenskraft oder das Prana (die hinduistische Vorstellung der kosmischen Weltenergie). Ein schweizerisches Institut für Radiästhesie hat sich den Namen »Mediana« zugelegt. Sein Leiter begründet die Wahl des Namens folgendermaßen: »Es ist nicht Zufall, daß ich den Namen Mediana gewählt habe. Er ist abgeleitet von Meditation (Konzentration, Entspannung) und Ananda (Glückseligkeit). Göttliche Kräfte vereinigen sich in diesem Namen«.

Geistige Passivität birgt die Gefahr in sich, daß sich Kräfte eines Menschen bemächtigen, die ihn völlig verändern und zerstören können. Man denke nur an die blinde Abhängigkeit der Ananda Marga Sekte einer hinduistischen Bewegung, von deren geistigem Oberhaupt. Der »Weg zur Glückseligkeit«, wie der Name übersetzt heißt, hat nicht wenige Anhänger in das grauenhafte Ende der Selbstverbrennung geführt.

Zu schweren Persönlichkeitsveränderungen führt die Transzenden¬tale Meditation, die ihre Jünger mit Hilfe des »Mantra« in die völlige geistige Öffnung und damit in die Abhängigkeit von widergöttlichen Mächten führt. Die Gefahr der geistigen Passivität zeigt sich auch in der Öffnung für die Hypnose: Nicht wenige spiritistische Medien entdeckten ihre Medialität erstmals nach einer Versenkung in Hypnose.

Als eine Maschine, die auch ein Geist bedienen kann, hat der Nobelpreisträger und weltbekannte Hirnforscher Sir John Eccles das menschliche Gehirn bezeichnet. »Normalerweise ist meine Persönlichkeit, der >Geist<, der mein Gehirn bedient«, führt der bekannte Schriftsteller Dave Hunt aus, »aber wenn ich mich in einen veränderten Bewußtseinszustand begebe und einer Macht die Kontrolle übergebe, die ein Spiritist oder Meditationslehrer eine kosmische Kraft nennt oder ein Medium als einen Geist bezeichnet, dann hindert nichts diesen neuen >Geist~, mein Gehirn zu steuern und darin Erlebnisse hervorzurufen, die mir zwar sehr real vorkommen, in Wirklichkeit aber gar nicht stattfinden«.

Geistige Passivität ist auch die Voraussetzung für die »Ausbildung der Medien«, wie sie der Spiritualist J. Greber beschreibt: »Er beginnt mit einem kurzen Gebet, hält eine Lesung aus der Heiligen Schrift und denkt über das Gelesene nach. Darauf hält er . . . seine Hand mit einem Bleistift auf ein vor ihm liegendes Blatt Schreibpapier und verhält sich abwartend ohne irgendwelche geistige Spannung. Wird er zur Niederschrift von Gedanken gedrängt, die ihm mit großer Bestimmtheit inspiriert werden, so schreibe er sie nieder. Wird seine Hand durch eine fremde Kraft in Bewegung gesetzt, so gebe er nach.«

Beachten Sie den frommen Rahmen dieser Anleitung zur Entwicklung medialer Fähigkeiten! Lange nicht jeder, der christliche Vokabeln in seinem Munde führt, hat seine Gaben von Gott. Dies gilt auch für diejenigen Pendler, die gutgläubig meinen, Gott hätte ihnen diese »Gabe« gegeben. Watchmann Nee schreibt: »Alle Gedanken und Offenbarungen, die der leere Verstand empfängt, haben ihren Ursprung in bösen Mächten.«

Das Pendel – ein Hilfsgerät zur Wahrsagerei

Ein ehemaliger Pendler, der sich später bekehrte, schreibt: »Es ist erstaunlich, wie geschickt der Teufel seine Sache tarnt, um unter der Flagge der Wissenschaft auch die >Gelehrten< zu umgarnen. Das Pendel ist nichts anderes als ein Hilfsgerät zur Wahrsagerei«. Der Geist, der den passiven Pendler erfaßt, so meint der Schweizer Seelsorger und Autor eines Buches über das Pendeln aus christlicher Sicht, Hans Schwendimann, ist ein Wahrsagegeist, wie er uns auch in der Bibel des öfteren begegnet.

Dies zeigt sich klar darin, daß man beim Rutengehen oder Pendeln nicht eigentlich eine Kraft mißt, sondern Fragen an sein Gerät stellt. Geht ein Rutengänger über ein Feld, wo er Wasser suchen soll, so stellt er verschiedene Fragen, etwa:

1. Ist der gesuchte Gegenstand (z. B. Wasser) vorhanden? Ja oder nein?

2. Wie tief liegt er? (es folgt eine Maßangabe)

3. In welcher Menge ist er vorhanden? (Minutenliterzahl)

Genauso wird auch bei der Auswahl von Medikamenten oder bei der Diagnose von Krankheiten das Pendel zur Wahrsagerei benutzt.

Die Rutenfühligkeit ist nach dem erfahrenen Seelsorger Dr. Koch ebenfalls eine mediale Veranlagung, die sich meistens in der Nachbar¬schaft von andern Zaubereisünden findet. Wie kann man sich nun eine solche Rutenfühligkeit erwerben? Dr. Koch meint: »Die Gabe, mit der Rute zu gehen oder durch das Pendel Verborgenes aufzuspüren, kann auf dreifache Weise erworben werden: Entweder durch Vererbung von den Vorfahren, zweitens durch Übertragung durch einen starken Okkultisten und drittens durch Experimentieren mit magischen Formeln, wie sie auch in okkulten Büchern veröffentlicht sind.«

So kann beispielsweise auch die Behandlung durch einen Magneti¬seur zur Medialität führen, wie dies der ehemalige lutherische Pfarrer und spätere Okkultist Bolte beschreibt: Er hatte mit dem Pendeln aufgrund einer Anleitung in der Zeitung begonnen, und das Pendel funktionierte in seiner Hand! » Ich gehörte also wohl zu den sogenannten Sensitiven, die genügend Od Strom in sich haben. Erst später kam ich dahinter, daß ich das keineswegs von Geburt her hatte. Sondern kurz vorher war ich schwer krank gewesen und durch die Behandlung eines damals sehr bekannten Magnetiseurs… zweifellos in diesem Sinne magnetisch geworden, daß ich mit dieser Kraft dann später selber pendeln lernen konnte. So kann man durch die heilmagnetische Behandlung jeden, der es will und reinen Herzens ist, magnetisch und pendelfähig machen.«

Was soll ein Christ tun, wenn er bei sich eine mediale Veranlagung entdeckt, die ihm z. B. das Pendeln ermöglicht? Dr. Koch sagt: »Wenn ein Christ eine mediale Veranlagung in seinem Leben entdeckt, soll er Gott darum bitten, daß er ihm diese Veranlagung wegnimmt. Die Vorstellung mancher Theologen, daß Medialität gereinigt und dann für den Dienst im Reiche Gottes gebraucht werden könne, ist unbiblisch. Das zeigt uns etwa die Geschichte von der Wahrsagerin von Philippi (Apostelgeschichte 16, 16 18). Wenn ein Christ mediale Kräfte gebraucht, dann wird das zur Schuld, für die er Vergebung braucht«.

… ein Geist der Unzucht hat sie verführt

Wünschelrute und Pendel sind jahrtausend alte Formen der Wahrsagerei. Es darf uns daher nicht erstaunen, daß sich schon die Heilige Schrift mit diesen Dingen auseinandersetzte. Der Prophet Hosea klagt: »Sie haben davon abgelassen, auf den Herrn zu achten. Mein Volk befragt sein Holz, und sein Stab soll ihm wahrsagen; denn ein Geist der Unzucht hat sie verführt, daß sie ihrem Gott untreu geworden sind« (Hosea 4,12). Die Worte »Holz« und »Stab« entsprechen den früheren Formen der Wünschelrute.

Mose gebietet dem Volk Israel im Namen Gottes: »Ihr sollt euch nicht wenden zu den Wahrsagern noch an die Zeichendeuter; ihr sollt sie nicht fragen, damit ihr nicht durch sie verunreinigt werdet«. Und weiter heißt es über die Wahrsager: »Wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel«(5. Mose 18,9).

Diese Aussagen bleiben mit ihrer ganzen Härte bestehen, auch wenn vielleicht geltend gemacht wird, man tue mit dem Pendel doch vielfach etwas Gutes. Viele Pendelgläubige unter den Christen berufen sich denn auch darauf, daß beispielsweise der Brunnen einer Bibelschule mit der Wünschelrute gefunden worden sei. Andere sagen, es gebe doch auch Evangelisten, die pendelten und Abschirmgeräte einbauten. Das Bestre¬ben vieler Pendler, mit ihrer »Geistergabe« Gutes zu tun, ist anerken¬nenswert, es setzt jedoch nicht Gottes klare Richtlinien außer Kraft.

Jesus hat seine Jünger davor gewarnt, daß in der Endzeit falsche Propheten kommen werden, »die große Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten zu verführen«. Und an einer anderen Stelle spricht Jesus vom schrecklichen Tag, an dem die Wahrheit ans Licht kommen wird: »Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Taten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt. Weicht von mir ihr Übeltäter« (Matth.7,32).

Daß die »Gabe« des Pendelns nicht von Gott ist, zeigt sich auch darin, daß aufrichtiges Gebet die Wirksamkeit des Pendels außer Kraft setzt. Ein ehemaliger Pendler erzählt: »Der Pendel schlug bei mir sehr gut aus, und ich habe mit viel Erfolg gependelt. Ich habe diese Fähigkeit als eine Gabe von Gott betrachtet. Die Schwingungen habe ich mir durch die Wirkung magnetischer Kräfte zu erklären versucht. Ich habe viel darüber gebetet. Aber da die Sache mit den Abschirmvorrichtungen immer wieder versagte, kam ich immer mehr in Zweifel und mußte mich fragen: Steckt am Ende nicht doch der Feind hinter der ganzen Sache?

Ich fing an, den Herrn mit ganzem Ernst zu bitten, er möge mir doch völlige Klarheit schenken. Ich betete: Herr, zeige mir, ob die Schwingungen des Pendels wirklich von dir sind oder vom Feind!   Wenn diese Schwingungen nicht von dir sind, soll das Pendel keine Bewegung mehr machen; wenn die Schwingungen aber von dir sind, so laß das Pendel schwingen!   Und das Resultat: Das Pendel blieb stehen! Mit dem gleichen Resultat versuchte ich es noch über zwei anderen Wasseradern zu Hause, bei denen das Pendel sonst immer stark ausschlug. Aber nach dem Gebet machte es auch hier keine Bewegung mehr« (H. Schwendimann).

»Betrügerische Kräfte«

»Die Hausgötter haben leere Versprechungen gemacht, und die Wahrsager haben trügerische Gesichte gesehen, und sie erzählen erlogene Träume und trösten vergeblich« (Sach.10,2). Würde man statt Hausgötter das Wort »Abschirmgeräte« einsetzen und statt Wahrsager das Wort »Pendler«, so könnten wir die heutige Situation auf diesem Gebiet nicht klarer zusammenfassen als damals der Prophet Sacharja. Wie in alten Zeiten, so werden auch heute unzählige Menschen, die sich auf Aberglauben verlassen, betrogen. Auch der Prophet Micha kannte diese Situation: »Ihre Propheten wahrsagen um Geld; und dabei stützen sie sich auf den Herrn und sagen: Ist nicht der Herr unter uns?« (Micha 3,11).

So mancher Rutenausschlag über einer »krankmachenden Erdstrahlenquelle« wird weniger von deren magnetischen Kraft, als vielmehr vom Geldbeutel des Fragestellers bewirkt. Es ist daher kein Widerspruch, wenn im ersten Teil dieses Kapitels vom Betrug der Pendler und im zweiten Teil von ihren dunklen Kräften die Rede war. Schon der Apostel Paulus warnte die Thessalonicher vor dem, »dessen Auftreten nach der Wirkung Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte …« (2.Thess.2,9).

Menschen, die sich für diese Mächte öffnen, indem sie ihre Wohnung auspendeln und sich Talismane in Form von Abschirmgeräten einbauen lassen, kommen unter einen okkulten Bann. Sie erleben zwar in manchen Fällen eine körperliche Besserung, geraten aber in schwere seelische Nöte. Sie verlieren nicht nur das Interesse an Bibellese und Gebet, sondern entwickeln oft unerklärliche Ängste, Jähzorn, Süchte, sexuelle Probleme, Zwangsneurosen und Depressionen, die bis zum Selbstmord führen können.

Doch es gibt auch Befreiung, indem der betroffene Mensch diesen okkulten Bindungen klar absagt. Es ist sehr zu empfehlen, daß man dies in Gegenwart eines erfahrenen Seelsorgers tut. Wenn Sie sich in die Praktiken eingelassen haben, die in diesem Kapitel beschrieben wurden, so bitten Sie Jesus, Ihnen zu vergeben, daß Sie sich mehr auf Wahrsagerei und Talismane verlassen haben als auf ihn. Stellen Sie sich ganz bewußt unter seine Herrschaft, und Sie dürfen sicher sein, daß er Sie aus allen okkulten Bindungen befreien wird.

 

9. Kapitel

Phytotherapie Kräuter gegen Krankheit

In den letzten zwanzig Jahren ist der Umsatz an Kräutertees phänomenal in die Höhe geschnellt: 10 000 Tonnen wurden 1977 in der Bundesrepublik Deutschland abgesetzt. Vor 20 Jahren waren es nur 50 Tonnen gewesen. 155 Millionen Mark geben die Deutschen jährlich für heilende Pflanzen aus, meist in Form von Brust , Blasen  oder Nerventees. Immer mehr Menschen greifen, wenn sie z. B. ein hartnäckiger Husten quält, nicht gleich zum chemischen Kanonendonner, sondern brauen sich erst einmal einen Bronchialtee. Wer hat nicht schon an sich selbst erlebt, wie wunderbar ein solches Getränk aus Gottes Apotheke so manches kleine Weh Weh kuriert?

Die ältesten Heilmittel der Welt

Kein Mittel in der Medizin ist so alt wie die Heilkräuter. In allen Kulturen, seien sie hochentwickelt oder primitiv, finden sich Heilkräuter in der Behandlung von Krankheiten.

Rund 900 Rezepte enthält der altägyptische Papyrus Eber. Die Ägypter kannten wenigstens ein Drittel der Heilmittel, die in neuzeitlichen Medikamenten Listen verzeichnet sind. Sie heilten nicht nur mit Wachholder, Knoblauch, Fenchel, Thymian, Rizinus und mit vielen anderen pflanzlichen Mitteln, sondern auch mit dem Schlafmohn, aus dem die schmerzlindernden Medikamente Morphium und Codein hergestellt werden, die die Leiden so vieler Kranker unserer Tage lindern.

Auch die alten Völker Mexikos hatten einen großen Schatz an Heil-Kräutern: In einem umfangreichen Werk über die »Naturgeschichte der Neuen Welt« stellte der königlich spanische Arzt für West Indien, Dr. Francisco Hernandez, 1200 Drogen und sonstige Heilmittel zusammen, die in der Aztekenzeit verwendet worden waren. Neben Priestern, Wahrsagern und Zauberern gab es auch kräutersammelnde Apotheker und Ärzte.

Aus China sind verschiedene bedeutende Kräuterbücher erhalten, darunter das berühmte Heilmittelbuch »PenTsao Kang Mu« mit wundervollen, sehr detaillierten Abbildungen der einzelnen Pflanzen. Schon im zweiten Jahrtausend vor Christus kannten chinesische Ärzte die Pflanze »Ephedra sinica« gegen Husten und Lungenleiden. Heute enthalten viele Hustenmittel Ephedrin, genau jenen Stoff, der in dieser Pflanze enthalten ist. Wohl die größte Popularität unter den altchinesischen Heilmitteln hat die Ginseng Wurzel erreicht, die heute tonnenweise gegen Impotenz und Müdigkeit genommen wird. Wissenschaftliche Forschungen haben nachgewiesen, daß die Wurzel, die einem verhutzelten Männchen gleicht, wirklich Stoffe enthält, die in einer milden Art anregend wirken.

Es gäbe noch viel zu erzählen von Pflanzen und Heilkräutern in den alten Hochkulturen von Babylonien, Peru und Indien, von Griechenland und Rom. Überall begegnen uns, unter dem Staub der Jahrtausende begraben, versteckt in umfangreichen Büchern voll seltsamer Mixturen und magischer Beschwörungen, Heilkräuter, deren Wirkung in unserem Jahrhundert neu entdeckt und wissenschaftlich bewiesen wurde,

Auch in der Bibel finden wir Ansätze für eine Behandlung mit pflanzlichen Mitteln. Im 2. Buch der Könige 20, 7 lesen wir von Jesajas Rezept für König Hiskia: »Und Jesaja sprach: Bringt eine getrocknete Feigenmasse her! Und als sie eine solche brachten, legten sie dieselbe auf das Geschwür, und er wurde gesund.«

Während des Mittelalters waren es die Mönche in Europas Klöstern, die das Wissen über die Heilkräuter weiterpflegten. Das Kräuterbuch des Klosters St. Gallen in der Schweiz (geschrieben im Jahre 820 n. Chr.) beginnt mit den Worten: »Im Namen Christi hebet an die Kunst der Medizin.«

Der wohl bekannteste Arzt des Mittelalters war Theophrastus Bombastus von Hohenheim, kurz Paracelsus genannt, der von 1493 bis 1541 lebte. In seiner Person verbanden sich christliche Mystik, östliche Naturphilosophie und schwarze Magie.

Auf der einen Seite predigte er seinen Zeitgenossen: »Der Kranke, der auf die Arznei hofft, ist kein Christ; der aber seine Hoffnung auf Gott setzt, der ist ein Christ.« »Daneben«, so schreibt der bekannte Psychoanalytiker C.G. Jung, »drängt sich aber bei ihm der Erdgeist hervor in einem Maße, das oft beinahe erschreckend wirkt: es gibt sozusagen keine Form der Mantik und Magie, die er nicht entweder betreibt oder empfiehlt.«

Wohl spricht er von dem Gott, der »den Kräutern Macht und Kraft gegeben hat, den Menschen von seiner Krankheit zu befreien, auf daß er nicht allzu bald vom Tode überwunden werde.« Doch sein wahrer Gott ist die Natur, seine Lehrmeister sind dämonische Kräfte. Ja, er machte es sogar den Ärzten seiner Zeit zum Vorwurf, daß sie nichts von Magie verständen.

Die Werke von Paracelsus haben die späteren Heilpraktiker nachhaltig beeinflußt, und seine Gedanken bilden noch heute in großem Maße die Grundlage der Naturheilkunde. Dieses Spannungsfeld von oberflächlicher Gläubigkeit und tiefem Okkultismus kennzeichnet viele Kräuterkundige durch alle Jahrhunderte hindurch bis in unsere Zeit hinein.


Kräuter gegen Krebs – Schulmedizin von heute

Ohne pflanzliche Mittel könnten wir uns eine moderne Medizin nicht vorstellen. Viele Mittel, von denen man es nie denken würde, stammen aus dem Reich der Pflanzen.

Wußten Sie z. B., daß die wichtigsten Medikamente im Kampf gegen den Krebs pflanzlicher Natur sind? Die Alkaloide Vinkristin und Vinblastin stammen aus einer madegassischen Form des Immergrün. Mit ihrer Hilfe konnten dramatische Erfolge bei der Hodgkin’schen Krankheit, bei der akuten lymphatischen Leukämie und beim Wilms Tumor, einem kindlichen Nierentumor, erzielt werden. Wo es früher keine Hoffnung mehr gab, erleben Patienten heute Remissionen (weitgehende Besserung ihres gesundheitlichen Zustandes) in 80 bis 99 Prozent der Fälle   dank dieser pflanzlichen Medikamente,

Viele pflanzliche Wirkstoffe beeinflussen das Nervensystem. Die wichtigsten Schmerzmittel sind pflanzlicher Herkunft. Statt Aspirin können Sie auch ein Extrakt aus Weiden  oder Pappelrinde zu sich nehmen. Beide enthalten den gleichen Wirkstoff, nur ist die Tablette sicherer zu dosieren. Zudem enthält sie einen neutralisierenden Zusatz, damit der Wirkstoff, die Acetyisalicyl Säure, die Magenschleimhaut nicht so sehr angreifen kann. Von der Bedeutung des Schlafmohn Saftes, aus dem das Morphium und seine Abkömmlinge stammen, haben wir schon gesprochen. Fast so wichtig wie das Messer des Chirurgen ist ein pflanzlicher Wirkstoff, der in der Narkose zum Erschlaffen der Muskulatur gebraucht wird: das indianische Pfeilgift Curare,

Auf einem weiteren Gebiet leisten uns Pflanzen unschätzbare Dienste:

Die meisten Menschen sterben in den Industrieländern an Herz Kreislauf Krankheiten. Wo wären wir heute ohne den Stoff des Fingerhuts, ohne Digitalis? Mehr als drei Millionen Amerikaner nehmen dieses Mittel täglich, nur um am Leben zu bleiben. Ohne Digitalis und verwandte Präparate könnte das Herz dieser Patienten seine Aufgabe nicht mehr erfüllen, und die meisten müßten innert kurzer Zeit sterben.

Eine andere Killer Krankheit unserer Zeit wird ebenfalls mit Mitteln aus der Pflanzenwelt behandelt: der Bluthochdruck. Vor 1950 war das Schicksal der Hochdruckpatienten unausweichlich: Schlaganfälle, Herz- und Nierenversagen waren die Folge. Dann entdeckte man im Saft der Pflanze Rauwolfia einen Stoff, mit dessen Hilfe die meisten Patienten mit Bluthochdruck ein normales Leben führen können. Die Pflanze war jedoch schon seit Jahrtausenden in der Ayurvedischen Medizin Indiens bekannt, wo sie wegen ihrer beruhigenden Wirkung verwendet wurde.

Noch viele andere Krankheiten werden heute in der Schulmedizin mit pflanzlichen Mitteln behandelt: gegen den grünen Star (Glaukom) wirkt ein Stoff der Kalabar Bohne aus Nigeria. Bei Asthma helfen Ephedrin und Theophyllin, und Schleim in den Bronchien löst sich besser durch lpecacuanha Sirup.

Unzählige Pflanzen dienen der Regulation der Darmtätigkeit: die einen erzeugen Brechreiz, andere lösen Krämpfe; Bananen stopfen, Rizinusöl bewirkt das Gegenteil. Neue Bedeutung hat die Kleie erreicht, seit bekannt wurde, daß Darmkrebs bei unserer ballaststoffarmen Nahrung viel häufiger auftritt.

Diese wenigen Beispiele zeigen, daß man niemals einen Graben zwischen Schulmedizin und der Therapie mit wirksamen pflanzlichen Mitteln aufreißen kann. Wo Wirkungen nachgewiesen sind, wird die Medizin immer wieder auf pflanzliche Heilmittel zurückgreifen. Allerdings können viele Stoffe, die in Pflanzen gefunden werden, chemisch nachgebaut und in reiner Form gewonnen werden. Dies hat zwei Vorteile:

1 . Der Arzt kann genauer dosieren. Es ist leichter für den Mediziner, zwei Tabletten Digitalis zu geben, von denen er genau weiß, wieviel sie enthalten, als zwei Tropfen Fingerhutsaft, in dem die wirksame Heilmittelmenge nicht genau bekannt ist. Die Grenze zwischen Heilung und Vergiftung ist gerade hier schnell überschritten.

2. Giftige Nebenstoffe in pflanzlichen Säften werden ausgeschaltet. Es ist nämlich keineswegs so, daß »biologische Heilmittel« immer ungefährlich sind. Viele Pflanzenstoffe sind hochwirksame Gifte, die nur in der richtigen Konzentration ihre heilenden Kräfte entfalten.

Naturheilmittelhersteller behaupten oft, daß ein Medikament nur wirke, wenn es in seiner »natürlichen Form« verabreicht werde. Also: Vitamin C in einer Brausetablette wirke nicht so gut wie das gleiche Vitamin C in einer Orange. Abgesehen davon, daß eine frische Frucht viel besser schmeckt, konnte der Beweis für diese Behauptung bis jetzt nicht erbracht werden.

Was ist Phytotherapie?

Das altewissen um die heilende Wirkung der Pflanzen wird heute gerne als »Phytotherapie« bezeichnet (von griechisch phyton = Pflanze und therapeia = Heilung). Die Phytotherapie geht davon aus, daß sich in der Natur immer noch die besten Heilmittel für die meisten Krankheiten finden. Und damit hat sie gar nicht so unrecht. Es ist ein großes Verdienst so mancher Phytotherapeuten, daß sie wieder ein gesundes Mißtrauen gegen die teils schrecklichen »Segnungen« der chemikalien-fütternden Drei Minuten Medizin säen.

Daran sind nicht nur die Ärzte schuld. Viele Menschen wollen gar nicht ihr Leben ändern. Sie wollen gar nicht die Probleme ausräumen, die ihnen den Schlaf rauben. Lieber schlucken sie Beruhigungs  und Aufputschtabletten. Wenn man einmal tablettensüchtige Ruinen gesehen hat, dann versteht man den Aufschrei der Phytotherapie gegen die Chemie, die Gegenbewegung zurück zu den weniger gefährlichen Heilmitteln nach den Kräuter Rezepten unserer Vorfahren.

So gut die eingeschlagene Richtung der Phytotherapie auch ist, darf man ihren Vertretern dennoch nicht unkritisch gegenüberstehen. Geschäftemacherei und okkulte Praktiken haben die Zunft in ein schummriges Zwielicht gerückt, in dem es oft schwer ist, die Grenze zwischen Nutzen für den Leib und Schaden für die Seele zu ziehen.

Dennoch wäre es auch hier falsch, alle in den selben Topf zu werfen. Ich möchte im folgenden drei Beispiele von Pflanzen Heilern vorstellen:

1 . Einen Kräuterkundigen, der sich deutlich von der Zuhilfenahme des Pendels in Diagnose und Therapie distanziert.

2 Eine Firma, deren Produkte eindeutig auf einer okkulten philosophi¬schen Basis, nämlich der Anthroposophie, hergestellt werden: die Weleda AG,

3, Pflanzenheiler, die bewußt mit okkulten Hilfsmitteln zu ihrer Diagnose und zu ihrer Therapie gelangen.

Heilkräuter in der Volksmedizin

Ich habe Menschen kennengelernt, denen es ein echtes Anliegen ist, ihren Patienten und Mitmenschen zu einem gesünderen Leben zu verhelfen. Dafür setzen sie ihr ganzes Leben ein. Insbesondere liegt es ihnen fern, einen Diät  und Kräuterkult aufzubauen oder die Auswahl ihrer Heilkräuter durch okkulte Methoden zu treffen.

Einer dieser Phytotherapeuten ist. Dr. h. c. Vogel sein Buch »Der kleine Doktor« mit einer Weltauflage von über einer halben Million Exemplaren ist er nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland, Holland, Skandinavien, den USA und Australien bekannt geworden. Rund 500 000 Familien vom hohen Norden Finnlands bis zu den einsamen Farmen Australiens schlagen hier zuerst nach, wenn sie von Krankheit befallen werden. Der 860 Seiten dicke Band ist eine bunte Sammlung von mehr oder weniger hilfreichen Ratschlägen aus der schweizerischen Volksheilkunde. Natürlich kann der kritische Wissenschaftler so manches darin anzweifeln. Auf der anderen Seite muß dem Buch zugute gehalten werden, daß sich nicht wenige Familien dadurch bei kleineren Weh Wehchen den Gang zum Arzt erspart haben. Es würde manch einem gut tun, die Ratschläge zu befolgen, die A. Vogel bezüglich Lebensführung gibt.

Die Bioforce AG stellt die pflanzlichen Heilmittel her, die von A. Vogel empfohlen werden. An einem sonnigen Herbstnachmittag nahm sich der Betriebsleiter eine ganze Stunde Zeit, um mir die Fabrikation in dem modern eingerichteten Betrieb zu zeigen. Abgesehen davon, daß es sich bei den Grundstoffen der Heilmittel um pflanzliche Extrakte handelt, unterscheidet sich die Herstellung und Abpackung durch nichts von einem pharmazeutischen Unternehmen. Mit einer Hexenküche, wie man sich die Herstellung von Pflanzenheilmitteln gerne vorstellt, hat dieser Betrieb sicher nichts zu tun.

Eines Tages hatte ich dann Gelegenheit, den untersetzten, drahtigen und lebensprühenden Naturarzt persönlich kennenzulernen, als er einen Vortrag an der Fachhochschule Konstanz hielt.

In einem persönlichen Gespräch konnte ich verschiedene Fragen mit ihm besprechen:

Wie findet A. Vogel eigentlich ein neues Pflanzenheilmittel? Er hat dieser Frage ein längeres Kapitel in seinem Buch gewidmet. Wenn er von einer Pflanze den Eindruck hat, sie könnte eine wertvolle Wirkung haben, so probiert er sie an sich selbst aus, sofern sie sicher nicht giftig ist. Damit andere Nahrungsstoffe die Einwirkung der Pflanze nicht stören, fastet er vorher 2 -3 Tage. »Je nachdem wir nun das eine oder andere Kräutlein genießen«, schreibt Vogel, »werden wir feststellen können, daß es entweder die Darm  oder die Nierentätigkeit anregt. Es kann auf den Magen reagieren und Appetit verschaffen oder auf irgendeine andere Weise die Körperfunktionen beleben. Wenn man einen gut arbeitenden Körper besitzt, dann kann man auf diese Art leicht gewisse Wirkungen wahrnehmen. Es ist die sogenannte Prüfung des Mittels am Gesunden.«

Für den wissenschaftlich geschulten Arzt sind diese Erklärungen weitgehend unbefriedigend, denn wir wissen, wie verschieden Patienten auf das gleiche Mittel reagieren können. Zudem entfalten gewisse Pflanzenmittel, wie zum Beispiel das Digitalis, ihre Wirkung nicht am gesunden, sondern erst am kranken Herzen. Immerhin darf man A. Vogel zugutehalten, daß er bei der Suche nach neuen Mitteln keine okkulten Hilfsmittel wie das Pendel benützt.

Damit sind wir schon bei der nächsten Frage angelangt. Was hält A. Vogel von den okkulten Methoden, die viele seiner Kollegen anwenden? In einem Brief an einen Patienten, der ihm dieselbe Frage gestellt hatte, schreibt der Naturarzt, der ein aktives Mitglied der Zeugen Jehovas ist »Ich kann Ihnen offen und ehrlich sagen. daß ich ein Gegner vom Pendeln bin … In der Bioforce AG gibt es nichts, was mit Okkultismus zu tun hat, denn ich bin ein Gegner dieser dunklen Machenschaften. Ich habe bei den Indianern und Naturvölkern genügend Okkultismus kennengelernt und weiß, daß Satan, der Teufel, dahintersteckt, der die Menschen unter seine Botmäßigkeit bringen will.«

In einem Brief an eine andere Fragestellerin schreibt er: »Es gibt viele Naturärzte, die mit Okkultismus zu tun haben, Ich habe mich auch im Verband der Naturärzte ganz offen dagegen gewehrt und gesagt, wenn bei den Verbandszusammenkünften irgendeine Diskussion über den Okkultismus kommt, dann werde ich protestieren. Ich werde dies unter keinen Umständen in meiner Gegenwart dulden, denn man kann Naturarzt sein und auf einer seriösen, korrekten naturwissenschaftlichen Grundlage stehen.« Daß Vogel sich mit diesen klaren Worten viele Feinde geschaffen hat, versteht sich von selbst,

Obwohl sich A. Vogel in seinen Briefen sehr klar gegen okkulte Praktiken ausgesprochen hat, kann doch über zwei Dinge nicht hinweggegangen werden, die mich bedenklich stimmen:

1. Wiederholt trat er als Referent an Naturheilerkongressen auf, wo unter anderem auch Akupunktur, Yoga, östliche Meditation und Anthroposophie propagiert wurden. Eine klare Distanzierung von diesen Praktiken wäre meines Erachtens geboten.

2. A. Vogel verschreibt Mittel und erteilt Ratschläge an Patienten, die er nicht persönlich untersucht hat und deren Krankengeschichte er nur ungenügend kennt. So ist mir der Fall einer 78-jährigen Patientin mit Hautkrebs, Asthma und Herzschwäche bekannt, die zu allem auch noch einen sehr schmerzhaften Herpes zoster (Gürtelrose) entwickelte. Ohne ihr Wissen fragte ihre Nachbarin bei A. Vogel an, was man gegen die hartnäckigen Schmerzzustände und gegen das Asthma tun könne. Es folgte umgehend ein Brief mit der Empfehlung von Schondiät, Nierentropfen, Asthmatropfen, Kalktabletten und drei homöopathischen Mitteln (eines in der Potenz D 12). Rückfragen wurden keine gestellt. dafür ein Satz über die Natur des Leidens eingeflochten, der in seiner Vieldeutigkeit des Orakels von Delphi würdig gewesen wäre.

Dr. h. c. Vogel ist also das Beispiel eines Kräuterkundigen, der sich in seinem Schrifttum bewußt von okkulten Praktiken distanziert, dem es aber in der Praxis nicht immer gelingt, einen klaren Trennungsstrich zu ziehen zwischen einer sauberen und seriösen Kräutermedizin und dem Treiben seiner Berufskollegen.

Weleda Heilmittel: Kräuter mit kosmischer Kraft

Gehen wir nun einen Schritt weiter zu Heilmitteln, die bewußt auf einer sog. »magischen« Grundlage aufbauen. Das bekannteste Beispiel sind dabei wohl die Weleda Produkte, die nach den Prinzipien der Anthroposophie hergestellt werden. Hier haben wir es nicht einfach mit Mitteln aus natürlichen Heilkräutern zu tun, dahinter steht eine okkulte Philosophie, die die Zubereitung maßgeblich beeinflußt.

Werfen wir zuerst einen Blick auf Rudolf Steiner, den Gründer der Anthroposophischen Gesellschaft. 1861 in der Nähe von Wien geboren, wuchs er in sehr einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater förderte den jungen Rudolf in seinem Wissensdurst und ermöglichte ihm, höhere Schulen und schließlich die Universität in Wien zu besuchen. Mit der Kirche wollte der Vater nichts zu tun haben, er bezeichnete sich als »Freigeist«. Sein Sohn Rudolf jedoch begann schon früh über die tieferen Fragen des Menschseins nachzudenken.

Bereits mit 17 Jahren hatte er Kants Werke in sich aufgenommen, später folgten Fichte, Hegel, Schelling und schließlich auch Darwin, dessen Lehren Steiner zeit seines Lebens faszinierten und den Anstoß bildeten zu einer eigenen, spiritistisch ausgeschmückten Evolutionslehre.

Mit acht Jahren entdeckte der Knabe eine seltsame Fähigkeit, das »Hellsehen«, wie er es nannte. Immer mehr kam er dadurch mit Geistern von Verstorbenen in Kontakt, doch konnte er mit niemand darüber reden, weil ihn seine Umgebung nicht verstand. Steiner schreibt später: »Ich hielt mich damals verpflichtet, durch die Philosophie die Wahrheit zu suchen … Den gestorbenen Menschen verfolgte ich weiter auf seinem Wege in die geistige Welt hinein.«

Nach dem Abitur nahm der damals 18-jährige sein Studium an der Universität Wien auf. Im Zug, der ihn täglich in die Hauptstadt brachte, begegnete er einem kauzigen Kräutersammler, mit dem er über seine Geistererlebnisse sprechen konnte, und der ihn noch tiefer in die mystische Welt einführte. Eine zweite Persönlichkeit, deren Namen Steiner nie nannte, wurde während seiner Studienzeit zu seinem »geistigen Meister«. Er half Rudolf Steiner, sich über seine Sendung klarzuwerden: »Wissenschaft und Religion wieder zu verknüpfen. Gott in die Wissenschaft und die Natur in die Religion einzuführen.« Sein »Meister« zeigte ihm den Weg: »Wenn du den Feind besiegen willst, so beginne damit, daß du ihn zuerst begreifst. Du wirst nur dann Sieger über den Drachen werden, wenn du in seine Haut schlüpfst.«

Fortan versuchte Steiner soviel von Wissenschaft und Philosophie zu lernen, wie er konnte. Nach seinem Doktorat arbeitete er sieben Jahre an den Werken Goethes, der ihn sosehr beeinflußte, daß er ihm später mit seinem Zentrum in Dornach in der Schweiz ein Denkmal in Form des »Goetheanums« setzte.

Um die Jahrhundertwende schloß er sich der »Theosophischen Gesellschaft« an, in der er sich zum Generalsekretär hocharbeitete. Die Theosophen haben nicht nur ihren Hauptsitz in Indien, auch ihre ganze Lehre ist dem östlichen Denken entnommen. Das unausweichliche Schicksal, »Karma«, und die Wiederverkörperungslehre, die »Reinkarnation«, bilden Grundpfeiler ihrer Lehre. Der Knabe Krishnamurti wurde zur Reinkarnation Jesu erklärt.

Aus verschiedenen Gründen verließ Steiner später die Theosophen wieder, in seiner eigenen »anthroposophischen« Lehre blieben jedoch Karma und Reinkarnation zentrale Punkte.

So beruht die Heilpädagogik Steiners, die in über hundert Instituten auf der ganzen Weit praktiziert wird, auf der Voraussetzung, daß »das Schicksal (Karma) die Seelen der Kinder in erkrankte, mißgebildete Leiber geführt hat.« Ziel der Therapie sei es, die Kinder »zu neuen Kräften für die nächste Inkarnation heranreifen zu lassen.«

Unter dem Einfluß Steiners wurde auch eine neue Kirche, die »Chri¬stengemeinschaft« gegründet. Genauso wie die Transzendentale Meditation behauptet auch die Anthroposophie, sie vertiefe das religiöse Erleben, ganz gleich, ob man Christ, Jude oder Hindu sei. »Geisteswissenschaft kann im höchsten Maße und insbesondere auch mit Bezug auf das Christus Mysterium eine Stütze, eine Unterbauung des religiösen Lebens und der religiösen Übung sein.«

Wenn Steiner auch viele christliche Begriffe gebraucht, so müssen wir uns trotzdem klar sein, daß seine Lehre weit entfernt ist vom biblischen Bild der Wirklichkeit. Jesus ist für ihn nicht der Sohn Gottes, sondern ein normaler Mensch. Erst »in der Jordantaufe nahm der Gott, der in der Vorzeit in der außerirdischen Sonnenwelt zuhause war, von einem Menschen, Jesus von Nazareth, Besitz und lebte in ihm die drei Jahre seines Erdenwirkens bis zum Kreuzestod auf Golgatha.« Der Grund für das Sterben Jesu am Kreuz war sein »Mysterienverrat«. Jesus habe die Geheimnisse von alten mystischen und okkulten Geheimlehren verraten und öffentlich zugänglich gemacht.

Zum Glauben an Christus findet man laut Steiner nicht durch ein Übergabegebet, sondern durch eine spezielle Form der Meditation, durch die in der Anthroposophie das »übersinnliche Wahrnehmungsvermögen« geschult werden soll.

In seinem unablässigen Schaffen   Steiner schrieb über hundert Bücher und hielt tausende von Vorträgen   äußerte sich Rudolf Steiner nicht nur zu Heilpädagogik, Schulerziehung, Kunst, Musik, Landwirtschaft, Theologie und Philosophie, sondern auch zur Medizin. Das grundlegende Werk der anthroposophischen Heilkunde bildet das Buch »Geisteswissenschaft und Medizin«. Darin führt Steiner eine ganz neue »geisteswissenschaftliche« Auffassung vom Menschen ein.

Sie ist von der naturwissenschaftlichen Medizin so verschieden, daß es äußerst schwierig ist, sich in die anthroposophischen Theorien einzufühlen. Steiner gründete seine medizinischen Ansichten auf die Astrologie und auf eigene »geisteswissenschaftliche Erkenntnisse«, die er in der Meditation empfangen habe. Eine wichtige Rolle spielen Elemente des Hinduismus, insbesondere die Begriffe Karma und Reinkarnation. Andere Elemente sind der mystisch okkulten Lehre der Entsprechung von Makrokosmos und Mikrokosmos entnommen, die wir schon des öfteren angetroffen haben .

Ähnlich wie in der chinesischen Philosophie stellt Steiner Beziehungen zwischen Körper und Kosmos, zwischen Metallen und Heilmitteln her. Wie diese Zusammenhänge abgeleitet werden, ist dem Außenstehenden schleierhaft. Der folgende Textausschnitt mag aber illustrieren, mit welcher Phantasie Metalle mit Planeten, Heilkräften, Geistern, griechischen Göttersagen und wissenschaftlichen Erkenntnissen des beginnenden 20. Jahrhunderts in einem System geordnet werden, das höchstens für Anthroposophie Gläubige logisch ist:

»Die durch den Silberprozeß >belebten< Substanzen müssen in den Dienst des ganzen Organismus gestellt werden und dürfen kein Eigenleben erhalten. Sie müssen einer höheren Funktion entgegengeführt werden. Der Prozeß, der dies bewirkt, ist dem Merkur identisch. Seit alters her werden im Merkur die vermittelnden und verbindenden Kräfte gesehen. Merkur, der Götterbote, vermittelt zwischen Himmel und Erde, zwischen höheren geistigen Wesenheiten und dem Menschen, aber auch zwischen verschiedenen Gebieten. Insofern liegt hier ein Ur-Heilungsprinzip vor, da viele Krankheiten auf einer mangelnden Vermittlung beruhen: An einem Ort ist substantiell oder prozessual etwas zuviel, was andernorts fehlt. So können Stauungen entstehen, der Merkurprozeß löst sie auf und führt weiter. Deshalb war im Altertum der Merkur der Gott der Kaufleute, denn ihre Aufgabe war es, etwas von einem Ort des Überflusses zu einem Mangelgebiet zu vermitteln. In höherem Sinne ist dies tatsächlich eine heilende Tätigkeit, weshalb der Merkur zugleich der Gott der Ärzte war. Als Organ wird aus den Kräften des Merkur die Lunge gebildet. Sie vermittelt in der Ein  und Ausatmung die belebenden und abtötenden Kräfte. Mit diesem typisch menschlich tierischen Atmungsvorgang ist die Grundlage für ein höheres, seelisches Leben gegeben, das über das biologische vegetative Leben hinausgeht.«

Der kleine Ausschnitt zeigt, daß es bei den Wirkungen der anthroposophischen Heilmittel nicht einfach um die chemische Wirkung im Körper geht. Vielmehr ist Rudolf Steiner überzeugt, daß die Heilmittel im Mikrokosmos des menschlichen Körpers die gleichen Bildekräfte entfalten, wie die »makrokosmischen planetarisch ätherischen Prozesse« bei der Entstehung der Welt.

Empfänglich für diese Kräfte sei der »Ätherleib« des Menschen. »Da der menschliche Ätherleib ein Mikrokosmos, eine Zusammenfassung des ätherisch planetarischen Lebens des Makrokosmos ist, spiegeln sich in ihm nicht nur die ätherischen Saturn , Jupiter  usw.  Prozesse, sondern auch deren gegenseitige Beziehungen, Konjunktionen, Oppositionen “.<~ Alle diese Begriffe sind der Astrologie entnommen.

Wer Heilmittel einnimmt, die nach den Lehren von Rudolf Steiner zubereitet worden sind, der verwendet Mittel, die nach Aussage der Anthroposophen selbst »weit über die einfache Form des Kräutertees hinausgehen«. Kaum ein Akupunkteur baut so stark auf östlicher und okkulter Philosophie auf wie die Anthroposophen.

Hier finden wir alle Elemente der taoistischen Krankheitslehre wieder . Der Ätherleib der Anthroposophie entspricht der chinesischen Vorstellung der Energie Ch’i, die den Menschen durchfließt. Für den anthroposophischen Arzt liegt im Ätherleib “der eigentliche innere Heiler«.

Auch Yin und Yang finden wir bei Rudolf Steiner wieder unter dem Ausdruck der »Polarität«. Krankheit ist nach seiner Lehre zu deuten »als Ungleichgewicht von Prozessen … innerhalb der polaren Funktionen im Organismus«.

Natürlich war es Rudolf Steiners Nachfolgern ein Anliegen, die kosmi¬schen Bildekräfte in ihre Heilmittel einzufangen. Dazu haben sie verschiedene Verfahren entwickelt. »Es handelt sich dabei eigentlich um alchemistische Prozesse, die nur aus dem Durchschauen dieser Grundlage verständlich werden«, schreibt der Anthroposophen Arzt Dr. Otto Wolff.

Bei der Wirkung einer Pflanze auf eine Krankheit komme es nicht in erster Linie auf den Wirkstoff an, sondern auf das »Wesensbild« der betreffenden Pflanze: »Die Kräuterweiber alter Zeiten besaßen ganz gewiß nicht die Fähigkeit für exakte Untersuchungen. Vielmehr lag bei diesen ein anderer Bewußtseinzustand vor. Diese Menschen hatten beim Anblick der Heilpflanzen Empfindungen, die ähnlich waren wie bei den betreffenden Krankheitszuständen. Sie erlebten unmittelbar das Wesen und damit die Wirkung der Pflanze.«

Um diese Pflanzenwirkung noch zu steigern, wird sie »kosmischen Kräften« ausgesetzt oder »biorhythmisch«, behandelt. Steiner hatte folgende Anweisung gegeben: »Es wird Aufgabe der guten und heilsamen Wissenschaft sein, gewisse kosmische Kräfte zu finden, welche durch das Zusammenwirken zweier kosmischer Richtungsströmungen auf der Erde entstehen können . . . Das wird das Gute sein, daß man entdecken wird, wie von zwei Seiten des Kosmos her Morgen  und Abendkräfte in den Dienst der Menschheit gestellt werden können.«

Als praktische Folge dieser Anweisungen werden die Heilpflanzen für die Heilmittel der Anthroposophen möglichst zu Zeiten gepflanzt, geerntet und verarbeitet, wenn die Sterne in einer »wirksamen« Konstellation zueinander stehen. Durch Bewegungen und durch rhythmisches Erwärmen und Abkühlen sollen dabei kosmische Bildekräfte in das Medikament eingefangen werden. Sehr oft werden die Pflanzensäfte auch nach homöopathischen Grundsätzen verarbeitet. Dabei glauben die Anthroposophen, wie einst Hahnemann, daß durch den Vorgang des Schüttelns kosmische Kräfte in das Mittel aufgenommen werden.

Die Konsequenz für Christen sollte klar sein: Wenn wir auch das aufrichtige Verlangen der Anthroposophen anerkennen, zu einem tieferen Verständnis der geistlichen Realitäten zu gelangen, wenn wir auch bewundern, mit welcher Aufopferung sie sich behinderten Kindern widmen und Krebs Kranken durch die Injektion von Mistel Extrakten und durch lange Gespräche neuen Mut zum Leben machen, so können wir uns der Tatsache nicht entziehen, daß die Lehren Rudolf Steiners weit entfernt sind vom biblischen Bild der Wirklichkeit. Die Anthroposophie ist durchdrungen von okkulten Vorstellungen und östlicher Philosophie, und ihre Heilmittel werden bewußt auf dieser Grundlage zusammengestellt und zubereitet.

Pflanzensuche mit Pendel und Magie

Der bekannte französische Naturarzt Maurice Mességué wurde eines Tages zum Parteipräsidenten der radikalsozialistischen Partei Frankreichs gerufen. Der schwergewichtige Politiker, der nicht mehr der Jüngste war, litt seit Jahren an Rheuma, und keiner seiner Ärzte hatte ihm helfen können. Nun versuchte er sein Glück mit einem Naturheiler.

Mességué nahm sein Pendel aus der Tasche und ließ es über dem Patienten kreisen. Mit der anderen Hand nahm er kleine Fläschchen aus der Rocktasche, eines nach dem anderen. Als die Umstehenden sich noch erstaunt fragten, was er wohl mache, war die Untersuchung schon zu Ende.

»Morgen bringe ich Ihnen ein Fläschchen Essenz«, sagte er dem Parteipräsidenten.

»Warum können Sie mir den Wundertrank nicht sofort geben?«

»Mon Président, ich muß ihn erst speziell für Sie zubereiten.«

»Geben Sie denn nicht allen Rheumakranken dasselbe?«

»Nein. Während ich das Pendel über Ihnen kreisen ließ, habe ich gleichzeitig mit Hilfe dieser Reagenzfläschchen die Pflanzen getestet, die Ihnen helfen werden.«

Diese kleine Geschichte illustriert, auf welche Weise viele Naturärzte und Heilpraktiker zu ihrer Diagnose und zu ihrer Therapie gelangen. Wollte man jeden einzeln nennen, der so verfährt, man könnte ein ganzes Adreßbuch füllen, denn sie machen einen Großteil der Naturheiler aus.

Wohl einer der bekanntesten unter ihnen war der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle. Sein Buch »Chrut und Uchrut« (zu deutsch: Kraut und Unkraut) hat die Auflage von 1,2 Millionen überschritten und ist damit in der Schweiz nach der Bibel das verbreitetste Buch. Die Nachlaßverwalter des kauzigen Kämpfers für Gesundheit und natürliche Lebensweise verarbeiten heute 50 000 kg Heilpflanzen jährlich und verkaufen sie als Lapidar Tabletten und Künzle Kräutertees in rund zwanzig Ländern der Erde.

Viele Naturheiler haben einen christlichen Lacküberzug. Mességué bekennt, er sei ein gläubiger Katholik. Künzle war sogar katholischer Priester. Andere Pendler und Naturheiler, wie z. B. der deutsche Pfarrer Johannes Bolte, kommen aus dem protestantischen Lager. Selbst unter evangelikalen Christen herrscht große Uneinigkeit in der Beurteilung des Pendelns. Dr. Kurt Koch schreibt: »Ich begegnete Ärzten, Pfarrern, Missionaren, selbst Evangelisten, die mit Rute und Pendel arbeiten und der Meinung sind, sie hätten diese Gabe von Gott empfangen. Hier wird die Verführungskunst Satans offenbar, der es verstanden hat, selbst gläubige Christen zu täuschen (Okkultes ABC).

Fromme Worte im Mund zu führen, ist noch lange kein Qualitätsmerkmal für einen Naturheiler. Das Pendeln ist eine okkulte Praxis, der in gleicher Weise östliche Philosophie zugrunde liegt wie den andern Methoden, die wir schon betrachtet haben. Auch hier wird davon ausgegangen, daß jeder Mensch und jeder Gegenstand ein eigenes Energiefeld habe, das man zwar nicht mit physikalischen Meßgeräten, wohl aber bei entsprechender Sensitivität mit dem Pendel messen könne.

Weil wir auf Pendel und Rute schon im vorherigen Kapitel ausführlich eingegangen sind, will ich hier nur die Anwendung des Pendels in Diagnose und Therapie der Naturärzte beschreiben.

Wenn die Harmonie mit dem Kosmos aus dem Gleichgewicht kommt, so äußert sich das nach Aussagen der Pendler auch in der Anzeige des Pendels. Auf diese Weise ist es nicht mehr nötig, viele Fragen zu stellen und eine genaue Untersuchung durchzuführen. Pfarrer Künzle z. B. fand die angebliche Hauptursache eines Leidens gleich mit dem Pendel heraus.

Wenn Sie dieses Buch bis hierher gelesen haben, dann wissen Sie auch schon den Grundsatz östlicher Philosophie für die Therapie: Das Energie Ungleichgewicht muß wieder ins Lot gebracht werden. Nach Aussagen des Wiener Physikers Maresch, der auch Grundlagenforschung für die Akupunktur betreibt, hat jeder Gegenstand und jede Pflanze ihre »spezifische Mikrowellen Strahlung«. Das Pendel stellt nun eine möglichst ähnliche Substanz fest, die dem Energiedefizit des Körpers entgegenwirkt.

Dazu muß der Heiler ständig in körperlichem Kontakt mit dem Patienten bleiben. Dann stellt er Fragen an das Pendel. Einer von ihnen schreibt: »Ich frage mein Pendel: >Ist das geeignete Heilmittel Ammonium phosphoricum?< Antwortet das Pendel mit >nein<, so gehe ich zum nächsten Mittel über, bis ich das geeignete gefunden habe und das Pendel mit >ja< antwortet.«

Dieses Frage  und Antwortritual straft die Behauptungen jener Pendler Lügen, die sagen, sie würden damit eine vorhandene Strahlung messen. Wir müssen festhalten: die Pendeldiagnose ist eine Methode der Wahrsagerei und ermöglicht dem Heiler durch die körperliche Berührung eine mediale Kontaktaufnahme, die auch dem Patienten, der sich einem solchen Heiler anvertraut, unter den Bann widergöttlicher Mächte bringen kann. Nicht selten kommt es vor, daß nach einer solchen Behandlung der Patient plötzlich selbst mediale Kräfte an sich entdeckt, die er vorher nicht hatte. Parallel dazu geht ein abnehmendes Interesse an geistlichen Dingen. Weitere Symptome sind, so der erfahrene Rundfunkseelsorger Richard Kriese, Lästergedanken, Krampfzustände, Unruhe, Zwangsgedanken bis hin zu schweren psychischen Störungen (Okkultismus im Angriff).

Diese seelischen Schäden sind sehr ernst zu nehmen. Wer meint, er könne mit diesen Dingen spaßen, oder gar glaubt, diese Kräfte kämen von Gott, der gibt dem Teufel den kleinen Finger, dem bald die ganze Seele nachfolgt.

Die Bibel macht in Bezug auf jegliche Form der Wahrsagerei, und sei sie noch so fromm verbrämt, sehr klare Aussagen: »Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lasse oder ein Wahrsager, oder ein Wolkendeuter, oder ein Schlangenbeschwörer, oder ein Zauberer, oder ein Bannsprecher, oder ein Medium, oder einer, der einen Wahrsagegeist hat, oder jemand, der die Toten befragt. Denn wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel«.

Wer sich in seiner Suche nach Gesundheit um jeden Preis mit Pendlern einläßt, ist Gott damit ein Greuel.

Wie kann man sich vor okkulten Heilern schützen?

Wie schon gesagt, besteht kein Zweifel daran, daß viele Kräuter eine echte medizinische Wirkung haben. Gott hat uns darin die Möglichkeiten gegeben, so manches Leiden zu lindern.

Wenn ich vor den meisten Phytotherapeuten warne, so will ich dabei nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, d. h. die Heilkräuter verdammen, nur weil sie heute oft von okkulten Heilpraktikern verschrieben werden.

Aber wie kann man Heilkräuter gebrauchen, ohne mit den finsteren Praktiken in Berührung zu kommen?

1. Kaufen Sie sich ein Buch, das Ihnen die wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten von Pflanzen, Kräutertees und Umschlägen beschreibt. Achten Sie besonders darauf, daß es keine Hinweise auf »schädliche Erdstrahlen« und auf das Pendeln enthält. Hüten Sie sich vor Büchern, die neben guten Ratschlägen auch Beschwörungsformeln zur Heilung verschiedener Leiden enthalten. Im übrigen gibt Ihnen jeder Apotheker gerne Auskunft, welche Tees Sie zu welchen Zwecken verwenden können.

2. Konsultieren Sie vor einer längeren Behandlung mit Mitteln der Pflanzenheilkunde ihren Hausarzt, um eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen. Es ist allzuoft vorgekommen, daß durch die Anwendung von Naturheilmitteln wertvolle Zeit verstrich, in der man z. B. eine Geschwulst noch durch eine Operation hätte beseitigen können.

3. Vermeiden Sie jeden Kontakt mit Heilpraktikern, die nicht eine ganz klare Stellung gegen okkulte Praktiken wie das Pendeln, Besprechungsformeln, Handlinienlesen, Magnetopathie und Fernbehandlungen einnehmen. Meiden Sie auch jeden Heiler oder Arzt, der Ihnen Yoga und östliche Meditation zur Lösung Ihrer Probleme anbietet.

4. Beschränken Sie sich beim Kauf von Naturheilmitteln auf Kräutertees derjenigen Marken, die frei sind von jedem Ruch einer okkulten Herstellung.

5. Am wichtigsten: Vertrauen Sie Gott für Ihre Heilung und nicht der Göttin »Natur«. Danken Sie ihm für die Kräuter, die er hat wachsen lassen. Und wenn Sie Ihren Freunden von den phänomenalen Erfolgen Ihrer Behandlung erzählen, so geben Sie dem Schöpfer die Ehre, die ihm gebührt.

 

10. Kapitel

Rätselhafte Phänomene suchen eine Erklärung

Was geschieht eigentlich, wenn ein Patient durch einen Heilpraktiker von seinen Schmerzen befreit wird? Wie kann Homöopathie helfen, wenn keine wirksame Substanz in den potenzierten Mitteln enthalten ist? Wodurch lindert Fußreflexzonenmassage Rückenschmerzen und nimmt Depressionen weg? Weshalb schlafen Menschen besser und ohne Schmerzen, wenn sie ein Abschirmgerät unter ihrem Bett installiert haben? Warum gelingt Naturheilern dort ein Erfolg, wo sich Ärzte jahrelang vergeblich abgemüht haben?

Viele Christen sind geneigt, sofort die Einwirkung okkulter Kräfte anzunehmen, um zu erklären, wie ein Patient durch einen Heilpraktiker geheilt werden konnte.

Ich glaube, wir machen es uns mit einem solchen Rundum Schlag zu einfach.

Fünf Möglichkeiten bieten sich an, um die rätselhaften Phänomene der Heilung durch Naturheiler zu erklären:

1. Der Mensch wäre auch ohne jegliche Therapie wieder gesund ge¬worden.

2. Die Naturheiler lösen mit ihren Mitteln echte, wenn auch heute noch nicht erklärbare Wirkungen aus, etwa über die Nerven oder körpereigene biochemische Stoffe.

3. Die Wirkung kommt über einen Placebo Effekt zustande.

4. Bei der Heilung sind Suggestion oder Hypnose im Spiel,

5. Der Patient wird durch die direkte Einwirkung von okkulten Mächten geheilt.

Die heilende Kraft des Körpers

Der wichtigste Helfer der Ärzte wie der Naturheilkunde ist die sogenannte Spontanheilung. Was bedeutet dieses Wort eigentlich?

Bei vielen Krankheiten ist der menschliche Körper durch die wunderbaren Abwehreinrichtungen, mit denen Gott ihn ausgestattet hat, in der Lage, sich oft mehr oder weniger selbst zu heilen. Sogar Krebszellen werden vom gesunden Körper lange Zeit in Schach gehalten, bis plötzlich ihr Wachstum übermächtig wird.

Ein Schnupfen heilt mit oder ohne ärztliches Dazutun in jedem Fall von selbst ab. Dennoch erzählte mir eine junge Frau begeistert von der Wirkung der Fußreflexzonenmassage bei Schnupfen: »Stellen Sie sich vor, bereits nach drei Tagen war er völlig abgeklungen!« Die Ehre und das Geld gibt man dem Heiler, ohne daran zu denken, daß Gott dem Körper die Kräfte gab, die Krankheit selbst zu überwinden.

Ein anderes Beispiel sind die Warzen. Ein Mann erzählte mir von seiner Frau, die unter äußerst schmerzhaften Warzen an der Fußsohle litt. Ein Chirurg entfernte sie schließlich, doch nach einem Jahr waren sie wieder da und taten so weh wie zuvor. Nach langem Zögern gab die Frau dem Drängen des Mannes nach und ließ sich von einem homöopathischen Arzt behandeln. Die Monate vergingen, die Frau nahm regelmäßig ihre homöopathischen Mittel, und nichts geschah. »Nach fünf Monaten aber«, erzählte er mir ganz begeistert, »spürte meine Frau plötzlich keine Schmerzen mehr, und einige Monate später waren die Warzen verschwunden. Ist das nicht ein Beweis für die Wirksamkeit der Homöopathie?«

Leider nicht. Warzen sind nämlich von Viren hervorgerufene Hautwucherungen, die in einem langen Kampf schließlich von den Abwehrmechanismen des Körpers besiegt werden. »Warzen haben eine hohe Spontanheilungsrate«, schreibt der Kölner Hautspezialist Prof. Steigleder, »doch kann sich diese Heilung Jahre hinauszögern. Plötzliche Abheilungen haben zu der Annahme geführt, daß bei Warzen Suggestivmaßnahmen erfolgreich seien. Eine kontrollierte Studie spricht dagegen.« Weil aber der letzte Versuch einer Behandlung die Homöopathie war, gab dieser Mann alle Ehre seinem homöopathischen Arzt. Doch wer hat die Abwehrsysteme des Körpers erschaffen?

Der Arzt ist nur Handlanger Gottes

Bei einem Knochenbruch kann der Arzt das gebrochene Glied einrichten und es in Gips legen. Doch schon wenige Stunden nach dem Unfall beginnt ein wunderbarer Prozeß: Freßzellen aus dem Blut räumen das zerstörte Gewebe weg. Dann wachsen neue Zellen ein. Das Blut bringt Nährstoffe und Kalzium heran, und schon bald entsteht eine feste Brücke zwischen den beiden Bruchstücken. Wenige Wochen später kann der Gips abgenommen werden. Das Bein oder der Arm ist wieder so fest wie zuvor.

Hat nun der Arzt das Bein geheilt? Natürlich nicht. Es waren die wunderbaren Einrichtungen Gottes, die zur Heilung des gebrochenen Gliedes führten. Der Arzt tat nur Handlangerdienste.

Selbst wenn ein Chirurg eine Operation zur Entfernung einer Krebsgeschwulst durchführt, kann er die Ehre für die Heilung nicht für sich allein in Anspruch nehmen. Ohne die wunderbaren, von Gott gegebenen Reparatur Equipen im Blut und in den Geweben wären alle seine Bemühungen umsonst gewesen.

Unbekannte Mechanismen

Gibt es aber vielleicht nicht doch Wirkungsmöglichkeiten, die wir einfach noch nicht entdeckt haben? Sind die Heilpraktiker ihrer Zeit voraus, wie es früher die Entdecker der Bakterien waren? Steckt hinter den Naturheilmethoden nicht doch eine Wirkung, die sich eines Tages durch neue Forschungen beweisen läßt?

Zumindest für die schmerzlindernde Wirkung der Elektroakupunktur bei der Narkose scheint eine nachweisbare Wirkung vorhanden zu sein. Einige Theorien, die diesen Effekt erklären könnten, habe ich im 4. Kapitel kurz erläutert.

Doch wenn Elektoakupunktur bei der Narkose eine wissenschaftlich nachweisbare Wirkung entfaltet, so verliert sie 90 Prozent dessen, was die chinesischen Gelehrten des Altertums und die modernen Akupunkteure von ihrer Nadelkunst behaupten.

Übrig bliebt ein System elektrischer Haut  und Muskelreizung zur Unterstützung der Narkose, das mit der alten Akupunktur gerade noch den Namen gemeinsam hat. Die Weltseele »Tao«, die kosmische Energie »Ch’i«, die rhythmischen Kräfte »Yin« und »Yang«, die »Harmonie mit dem Universum«, alle diese Begriffe verschwinden von der Bühne. Nicht einmal das Meridiansystem oder das exakte Einstechen der Nadeln an den Akupunkturpunkten ist notwendig, um den schmerzlindernden Effekt zu erzielen, der zu dem noch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ist.

Patienten auf der Jagd nach der Gesundheit suchen jedoch gerade jene »magischen«, rätselhaften Methoden der Heilung. Deshalb werden Akupunkteure den wissenschaftlichen Striptease nicht mitmachen. Logisch begründete Heilmethoden verlieren ihren Reiz.

Es mag sehr wohl sein, daß man diese Methode zumindest in den Krankenhäusern bald wieder als unpraktisch und unsicher verläßt, um mit Mitteln zu arbeiten, die sich zuverlässiger und einfacher handhaben lassen. Das Land, das den Akupunktur Boom ausgelöst hat, geht bereits auf diesem Weg voran: Schon heute wird in der Volksrepublik China von 20 Patienten nur noch einer mit Hilfe von Akupunktur narkotisiert, und auch dann setzt man daneben noch die Medikamente westlicher Herkunft ein.

Das Wundernetz

Doch wie steht es mit der Wirkung der Akupunktur bei der Heilung von Krankheiten? Gibt es auch hier Möglichkeiten einer echten Wirkung? Kann Fußreflexzonenmassage wirklich die Durchblutung fördern? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick tun in das wunderbar aufgebaute vegetative Nervensystem.

Jeder Mensch hat zwei Nervensysteme: Das willkürliche und das unwillkürliche (oder vegetative) Nervensystem.

Wenn ich einen schönen rotbackigen Apfel an einem Baum hängen sehe und meine Hand danach ausstrecke, um ihn zu pflücken, so betätige ich mein willkürliches Nervensystem. Mein Gehirn verarbeitet die Sinneseindrücke der Augen, das Lustzentrum wird angeregt. Dann gebe ich meiner Hand den Befehl, sich zu bewegen, die Finger zu öffnen und dann im richtigen Augenblick den Apfel zu ergreifen. Auch wenn alles blitzschnell abläuft, so kann ich doch jede Bewegung mit meinem Willen kontrollieren.

Doch es gibt eine zweites System in meinem Körper, das meiner Kontrolle entzogen ist. Es besteht aus feinsten Nervenfasern, die jedes Blutgefäß, jede Schweißdrüse und alle inneren Organe begleiten und umgeben wie ein feingesponnener Kokon. Dieses System nennen wir das unwillkürliche oder vegetative Nervensystem.

Trete ich z. B. aus einem dunklen Raum in die helle Sonne hinaus, so verengen sich meine Pupillen in Bruchteilen von Sekunden, ob ich das nun will oder nicht. Oder machen Sie einmal bei warmem Wetter eine Fahrradtour: Ob Sie wollen oder nicht, Sie werden zu schwitzen beginnen. Der Schweiß verdunstet und hält den Körper trotz der Hitze auf einem bewundernswert gleichmäßigen Temperaturniveau.

Wenn unser Darm viel zu verdauen hat, so öffnen sich auf Befehl des vegetativen Nervensystems feinste Muskelschleusen in den Blutgefäßen. Es fließt ohne unser Dazutun mehr Blut, um die anfallenden Nährstoffe abzutransportieren. Dasselbe passiert im Gehirn, wenn wir mehr Energie brauchen, um eine schwere Rechenaufgabe zu lösen.

Wenn nun die Funktion des vegetativen Nervensystems mit seinen beiden Teilkomponenten Sympathikus und Parasympathikus gestört ist, Können die verschiedensten Krankheiten entstehen: Magengeschwüre, Asthma, Durchfall, Verstopfung, Hautausschläge, Menstrualbeschwerden, Impotenz, hoher Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen aller Art bis hin zur Migräne und viele andere Krankheiten mehr. Natürlich kann jede dieser Krankheiten auch andere Ursachen haben, aber sehr oft besteht ein mehr oder weniger starker Zusammenhang mit dem vegetativen Nervensystem.

Darmgeschwüre und Psyche

Besonders gut erforscht sind diese Zusammenhänge bei der Entstehung von Geschwüren im Zwölffingerdarm. In der Magenschleimhaut liegen eng nebeneinander unzählige von kleinen Drüsenschläuchen, die Enzyme und Magensäure zur Verdauung produzieren. An jedem der Millionen Drüsenschläuche endigen die feinen Fasern des vegetativen Nervensystems.

Wenn wir nur schon ein saftiges Hühnchen auf einem Teller sehen, läuft uns nicht nur der Speichel im Mund zusammen, nein, auch unsere Magendrüsen beginnen mehr Säure zu produzieren, um den Leckerbissen verdauen zu können,

Streß, Angst, Ärger, Sorgen und Schuld können jedoch das vegetative Nervensystem aus seinem gewohnten Rhythmus bringen. Dadurch werden die Magendrüsen angeregt, viel zu lang und viel zuviel Magensäure auszuschütten. Die Säure läuft in den Zwölffingerdarm und brennt dort ein Loch in die Wand   ein Geschwür ist entstanden. Bohrende Schmerzen nach dem Essen, Unwohlsein und Appetitlosigkeit sind die Folgen.

Die moderne Medizin hat schon ein ganzes Arsenal an Waffen gegen die »Managerkrankheit« entwickelt. Zuerst versucht man es mit regelmäßigen kleinen Mahlzeiten, um die Säure besser zu neutralisieren. Man schluckt Natronpulver, löffelt aluminiumhaltigen Sirup oder probiert es mit teuren Tagamet Tabletten. Wenn alles nichts hilft, wird eben operiert: Dabei wird der schuldige Nerv, der die Säureproduktion so stark angeheizt hat, durchgetrennt. Nicht selten muß auch der untere Teil des Magens dran glauben.

Wie schön wäre es doch, diese Nerven durch unseren Willen zu beeinflussen, statt sie solch drastischen Radikalkuren zu unterwerfen! Wie schön wäre es, könnte man ihnen einfach den Befehl geben, nicht mehr so viel Säure zu produzieren!

Direkt ist das nicht möglich. Natürlich könnte der gestreßte Manager sich in ein stilles Alpendorf zurückziehen und einmal richtig Ferien machen. Dann würde sich sein Nervensystem beruhigen, und damit würden auch die Magengeschwüre ausheilen. Aber so einfach ist das leider nicht! Schließlich muß seine Familie auch leben! Und wie kann jemand, der im dauernden Nervenkitzel lebt, plötzlich zum entspannten Gemütsmenschen werden?

Doch es gibt Möglichkeiten, das vegetative Nervensystem zu überlisten, um seine Funktion nachhaltig zu verändern. Wie ist das möglich? Der Weg führt über eine erstaunliche Entdeckung zu einem völlig neuen Verständnis der Naturheilung.

Das Placebo Phänomen

Vor einiger Zeit erhielten zwei Patientinnen, die unter Kopfweh litten, die gleiche Tablette mit dem Hinweis, daß es sich dabei um ein neues, vielversprechendes Präparat handle. Der ersten Patientin sagte man, die Tablette werde ihre Schmerzen lindern und ihr neuen Elan geben. Der zweiten Patientin wurde gesagt, die Tablette befinde sich noch im Versuchsstadium und könne möglicherweise einige unangenehme Nebenwirkungen haben; es lohne sich trotzdem, sie zu nehmen.

Schon am nächsten Tag zeigte sich bei beiden die Wirkung, die man ihnen vorausgesagt hatte. Der einen Patientin ging es wirklich besser, die andere klagte über ein Kribbeln in den Fingerspitzen und über leichtes Magenbrennen. Und doch hatten beide das gleiche Medikament eingenommen. Wie war dieser starke Unterschied möglich?

Beiden Patientinnen hatte man ein »Placebo« verabreicht, eine Tablette also, die keinerlei Wirkstoffe, sondern nur Milchzucker enthielt. Die Reaktion der beiden zeigte jedoch, daß die Wirkung einer Tablette nur zum kleineren Teil von der darin enthaltenen Substanz abhängt. Vielmehr kommt es darauf an, weiche Erwartungen der Patient an das Präparat stellt.

Das Wort »Placebo«, stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt: »ich werde gefallen«. Im Mittelalter brauchte man das Wort für einen unterwürfigen Heuchler, einen schmeichelnden Höfling. Die moderne Medizin übernahm das Wort für ein Medikament, das der Arzt einem Patienten aus reiner Gefälligkeit verschreibt, ohne daß es eine wirksame Substanz enthält.

Und dennoch verzeichnen Placebos so erstaunliche Erfolge, daß ein bekannter Experte an einem Kongreß feststellte: »Das Placebo ist ein Medikament«!

Welche Krankheiten lassen sich denn mit Placebos behandeln? Die Liste deckt sich erstaunlicherweise ziemlich genau mit denjenigen Krankheiten, die auch durch die Methoden der Heilpraktiker geheilt oder gebessert werden können. So kommt es bei einer Behandlung mit Placebos zu einer Besserung bei

  Schmerzen verschiedener Art in 28 % der Fälle

  Kopfschmerzen in 62 % der Fälle

 Migräne in 32 % der Fälle

  Erkältungen in 45 % der Fälle

  Neurosen in 34 % der Fälle

 Angina pectoris, in 18 % der Fälle

  Magen Darm Beschwerden in 58 % der Fälle

 Rheuma Schmerzen in 49 % der Fälle

  Regelbeschwerden in 24 % der Fälle

Im Durchschnitt sprechen etwa 30 bis 40 Prozent aller Patienten sehr gut auf die Behandlung mit Placebos an, etwa ein Drittel reagiert überhaupt nicht darauf. Menschen, die gut auf Scheinpräparate ansprechen, nennen wir »Placebo Responder«. Es ist wohl mehr als Zufall, daß ungefähr gleich viele Menschen, also etwa ein Drittel, bei der Anwendung von Akupunktur, Homöopathie, Phythotherapie und anderen Naturheilmethoden sehr gute Erfolge zeigen.

»Sie sind meine letzte Hoffnung!«

Wissenschaftler haben festgestellt, daß es bei der Verschreibung eines Placebos sehr auf die Beziehung zwischen Arzt und Patient ankommt: »Je eindrucksvoller und liebenswerter die Persönlichkeit eines Arztes ist, desto ungeeigneter ist er, Arzneimittel zu erproben, da er mit seinem Einfluß unbewußt die Reaktionen des Kranken beherrscht.«

In einer Versuchsreihe ließ man ein neues Medikament, eine Beruhigungstablette, von zwei verschiedenen Ärzten verschreiben. »Als Resultat ergab sich, daß die Patienten in der Gruppe des Arztes, der von dem Tranquilizer sehr begeistert war, die besten therapeutischen Ergebnisse zeigten. Dieser Arzt war interessiert an seinen Patienten und genoß deshalb ihr Vertrauen. Er war freundlich, untersuchte die Kranken eingehend, zeigte Selbstbewußtsein und war seiner Sache sicher.« Es gab keine Widersprüche bei ihm. Diese menschliche Haltung war in jeder Weise überzeugend   und deshalb die Voraussetzung für ein positives Placebo Phänomen.

Die zweite Gruppe, von einem therapeutischen Nihilisten behandelt, reagierte auf das gleiche Medikament sehr unbefriedigend. Dieser Arzt war von seiner, eigenen Problemen erfüllt, abweisend, ärgerlich, launisch. Ihm fehlte die Kraft, den Kranken davon zu überzeugen, daß er von diesem Medikament etwas Gutes erwarten könne: So war denn auch der Erfolg entsprechend negativ.

Besonders gut wirkt ein Placebo dann, wenn ein Patient in äußerster Not ist und alles schluckt, was ihm irgendwie helfen könnte. Genau diese Voraussetzung ist bei den Heilpraktikern gegeben. Wie oft hören sie in ihrer Sprechstunde: »Sie sind meine letzte Hoffnung! Dann ist es ganz gleich, was der Heiler tut: ob er nun Nadeln einsticht oder ein Kräutermittel verschreibt, der Patient ist gläubig und willig, alles zu tun, was ihm gesagt wird.

Dabei spielt sich, so haben neuere Forschungen ergeben, etwas Interessantes im Gehirn ab: Es bildet sich ein Eiweißstoff mit dem Namen »Endorphin«, der in seiner Wirkung dem Morphium sehr ähnlich ist. Dieser Stoff entfaltet eine starke schmerzlindernde Wirkung und könnte die Erklärung für die wunderbare Wirksamkeit von Placebos und Naturheilmethoden abgeben.

Läßt sich hier gläubiges Vertrauen chemisch nachweisen? Die Frage sei dahingestellt, eines ist jedoch sicher: Der Glaube an die Wirkung des Medikaments bewirkt im Patienten ein verändertes Reagieren des vegetativen Nervensystems: die Blutgefäße im Gehirn tun wieder ihren Dienst: die Migräne verschwindet. Die Säureproduktion in den Belegzellen der Magenschleimhaut geht zurück und damit auch die Magengeschwüre.

Die heilende Macht der Suggestion

Wenn jedoch der Glaube eine so starke Auswirkung auf den Zustand eines Menschen hat, müßte es auch gelingen, Kranke allein durch die Macht des gesprochenen Wortes zu heilen, sofern ihre Erkrankung in die Gruppe der psychosomatischen Leiden fällt. Die Erfahrung zeigt, daß Suggestion eine große Rolle in der Heilung dieser Leiden spielt.

Der französische Apotheker Coué empfahl seinen Patienten die Methode der Autosuggestion. Tausende von Patienten suchten ihn in Nancy auf, vom Schlaflosen bis zum halbseitig Gelähmten. In einem Saal hielt Coué jeden Tag Versammlungen zur Erlernung der Autosuggestion ab. Nachdem er den Hilfesuchenden zuerst mit Hilfe von Experimenten gezeigt hatte, welche Kraft die Suggestion hat, bat er alle, die Augen zu schließen. Dann gab er jedem je nach seinem Leiden einen Satz, den sie sich 20 bis 30 Mal pro Tag einreden sollten: »Schließen Sie jeden Morgen unmittelbar nach dem Erwachen und jeden Abend vor dem Einschlafen die Augen und flüstern Sie mit den Lippen ebenso laut, um ihre eigene Worte zu hören, etwa 20 Mal …. >Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht besser und besser<«.

Coués Methode der Autosuggestion hatte unglaubliche Erfolge. Doch auch die Gefahren sind klar: Die Sätze, die sich die Patienten in ihrer täglichen Morgenmeditation einreden, haben große Ähnlichkeit mit den hinduistischen Mantras, die in ihrer monotonen Rhythmik den Geist für Einflüsse öffnen, die nicht mehr kontrollierbar sind.

Die Frage liegt nahe, ob nicht auch in den Heilungs Gottesdiensten einer Kathryn Kuhlman oder eines Dr. Yonggi Cho ähnliche Mechanismen mitgespielt haben. Wenn sich die Veranstaltung ihrem Höhepunkt näherte, wenn das Halleluja immer lauter, die Gebete immer inbrünstiger wurden, war die beste Voraussetzung für eine Heilung durch Massensuggestion gegeben. Auf Anweisung Kathryn Kuhlmans standen manchmal gleich Hunderte von Patienten auf und schwenkten ihre Arme, die sie schon seit langer Zeit wegen rheumatischer Schmerzen nicht mehr bewegt hatten. Viele Menschen glaubten auch wirklich, geheilt worden zu sein.

Ein erfahrener Chirurg, der später eine große Zahl von Patienten nachuntersuchte, mußte aber leider feststellen, daß sich zwar mancher »Geheilte« einige Zeit besser gefühlt hatte, dann aber an demselben Krebs verstarb, an dem er auch vor dem »Wunder« gelitten hatte. Meist waren es Kranke mit psychosomatischen Leiden, die eine dauernde Heilung erlebten.

Ich will nicht in Abrede stellen, daß auch echte Heilungen geschahen und daß Menschen innerlich und äußerlich in positiver Weise verändert wurden. Dennoch müssen wir bei überschwenglichen Berichten vorsichtig sein.

Die großen Erfolge von Heilern aller Art erklären sich durch die Tatsache, daß über 50 % aller Erkrankungen, die der praktische Arzt in seiner Sprechstunde sieht, psychosomatischer Natur sind. Das Problem ist nur, daß der Arzt viel zu wenig Zeit hat, um sich die Beschwerden anzuhören und dem Patienten wirksam zu helfen. Viele Kranke sind enttäuscht und ihre Not steigert sich noch mehr. Die Folge: Sie werden in noch größerem Maße offen für die heilende Kraft der Suggestion.

Umfassende wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, daß es »keine Organfunktion des Organismus gibt, die nicht auf suggestivem Wege beeinflußbar ist.«

Doch kann nicht nur Heilung durch Suggestion hervorgebracht werden, Suggestion kann auch zu schweren Schädigungen ohne äußere Ursache führen. Allein durch Einreden konnten Forscher allergische Hautausschläge hervorrufen. In einem anderen Fall gelang es, bei einer Versuchsperson eine Brandblase hervorzurufen, allein durch die Vorstellung, es werde ihr eine heiße Münze auf die Haut gelegt.

Gleiche Phänomene, im Guten wie im Schlechten, lassen sich auch durch Autogenes Training oder durch Hypnose hervorrufen. Alle diese Methoden machen Körper und Geist in höchstem Maße empfänglich für Einflüsse von außen.

Zauberschlüssel »Glaube«

Wichtig bei allen diesen Formen der Suggestion ist der Glaube. Ich möchte noch einen Schritt weitergehen: Wichtig ist die Öffnung des Geistes für eine Einwirkung von außen. Autogenes Training, Autosuggestion und Hypnose haben jedoch eine solch enge Geistesnachbarschaft zur östlichen Meditation, daß Christen sich fragen müssen: Wofür öffne ich mich da eigentlich? Wem glaube ich?

Nicht umsonst legt die Bibel solchen Wert auf den Glauben. Der Glaube ist eine mächtige Brücke zur übersinnlichen Welt, die wir nicht sehen. Glaube kann uns in eine Beziehung zu Gott bringen. Der Glaube kann aber auch den Kontakt zu bösen, dämonischen Kräften herstellen. Claude M. Bristol schreibt in seinem Buch »The Magic of Believing«: »Ich habe buchstäblich Tausende von Büchern über moderne Psychologie, Metaphysik, alte Magie, Voodoo Kulte, Yoga, Thesophie, christliche Wissenschaft … gelesen, Bücher, die sich mit »Geistes material« beschäftigen, wie ich es nennen möchte … Ein roter Faden läuft durch sie alle hindurch: der Glaube … Glaube läßt sie alle wirksam werden.«

Dasselbe gilt auch für die Heilung durch Heilpraktiker, die vorgeben, sie arbeiteten mit bestimmten kosmischen Kräften, mit Energien, die sie durch Meditation konzentrieren müßten. »Wer sie aufsucht, weiß um das medizinische Nichtwissen dieser Heiler, aber er lebt auch in dem Glauben, daß es solche nicht faßbare, gewissen Menschen gegebene Kräfte gibt«, schreibt der bekannte Psychosomatiker Prof. Arthur Jores.

Er fährt fort mit der Feststellung, daß eigentlich kein Unterschied besteht zwischen der Wirkung eines Heilers und dem, was der Zauberer der Primitiven tut: »In beiden Fällen kommt es auf die Gläubigkeit des Patienten und seine möglichst völlige Unterwerfung unter die angewandten Methoden an. Je intensiver die Unterwerfung ist, desto plötzlicher ist die Heilung; das sind dann die Wunder, die sich in den Sprechstunden der Kurpfuscher oder der Außenseiter so oft vollziehen und in unseren Krankenhäusern so selten sind. Man kann hier wirklich von der Kraft des Glaubens sprechen … «

Es bestehe kein Unterschied, »ob es der Glaube an ein neues Heilmittel, an die übernatürlichen Kräfte eines Heilers oder auch an Gott ist. Wenn wir uns einmal fragen, was geschieht in der Haltung des Glaubens, so bedeutet Glaube eine Unterwerfung unter einen höheren Willen. Glauben bedeutet den Verzicht auf das eigene Ich, auf die ganzen Verstrickungen, in denen die meisten Menschen leben …«

Und Prof. Jores wagt nicht auszuschließen, daß es durch diese Glaubenshaltung noch mehr gibt, nämlich »eine direkte Einwirkung von Unbewußtem zu Unbewußtem, von Geist zu Geist …«

»Glaubet nicht jedem Geist«

Die Bibel warnt uns vor blindem Glauben an irgend etwas, »wenn es nur hilft«, wie so viele sagen. So schreibt der Apostel Johannes: »Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt« (1.Joh.4,1).

Es besteht für Christen ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Glauben an Jesus Christus und dem Glauben an kosmische Kräfte, die aus einer völlig anderen Philosophie kommen. Wenn Jesus sagt: »Sei getrost meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen« (Matth.9,22), so ist damit etwas anderes gemeint als der unbedingte Glaube, den Lao Tse’s Nachfolger verlangten, wenn ihre Heilmittel und Lebenselixiere wirken sollten.

Unkritischer Glaube an geistige Kräfte öffnet diesen Tür und Tor. Der bekannte Parapsychologe Prof. Hans Bender schreibt, daß »die Angst des Patienten und die affektive Bindung und gläubige Hingabe an die Person des Menschen, von dem Heilung oder Besserung erwartet wird, eine günstige Voraussetzung für das Auftreten von Psi Phänomen darstellen.« (Psi ist der 23. Buchstabe im griechischen Alphabet und zugleich der Anfangsbuchstabe des Wortes »Psyche«. Unter Psi versteht man in der Parapsycholo¬gie okkulte Phänomene, die durch geistige Kräfte zustande kommen und durch wissenschaftliche Modelle nicht erklärt werden können).

Doch der Glaube ist keine Garantie, daß die Erlebnisse von übernatürlichen Phänomenen immer positiv verlaufen. Obwohl die Transzendentale Meditation »vollkommene Gesundheit« verspricht, haben nicht wenige Meditierende während ihrer Übungen so schreckliche Erlebnisse gemacht, daß sie in psychiatrische Kliniken verbracht werden mußten. Yoga Meister warnen davor, daß böse Kräfte die Macht über den Geist übernehmen können, wenn man sich ihnen öffnet. In ähnlicher Weise muß davor gewarnt werden, sich »magnetischen« oder »kosmischen« Kräften auszuliefern, auch wenn sie durch wissenschaftliche »Forschungen« und »Beweise« oder   schlimmer noch   durch einen religiösen Anstrich getarnt sind.

Neutrale Kräfte?

Parapsychologen versuchen mühsam, die okkulten Seiten der Heilpraktiken mit Hilfe von komplizierten Theorien zu belegen. Der Mensch, der nicht an übersinnliche Kräfte glauben will, möchte sich irgendwie vorstellen, wie es »funktioniert«, daß es durch nicht chemische, nicht anatomische, nicht psychische Mittel zum Heilerfolg kommt. Doch schon im Auseinanderhalten von Psychischem und Okkultem tut man sich schwer.

Gehören Telepathie, Hellsehen, Rutenfühligkeit oder Magnetismus noch zu den neutralen menschlichen Kräften, die einfach nicht bei jedem in gleicher Weise zutage treten? Ist eine Heilung wirklich erst dann okkult, wenn es zum Kontakt mit persönlichen Geistermächten kommt, wenn eindeutig Magie und Zauberei betrieben wird?

Muß ein Patient wirklich erst eine Satansmesse für seine Gesundheit zelebrieren lassen, um okkult belastet zu werden? Oder genügt es schon, sich im Glauben einem Heilpraktiker auszuliefern, der sich auf unmeßbare Energien, unsichtbare Meridiane oder kosmische Potenzen verläßt? Wieweit ist die Heilung durch Paramedizin nur psychisch, wie weit ist sie okkult?

»Es ist unmöglich«, schreibt J. Stafford Wright, »eine feste Grenzlinie zwischen okkult und psychisch zu ziehen, weil das Okkulte das Psychische einschließen kann. Wenn Kontakt mit Geistern besteht, werden sich diese der im Menschen schlummernden Kräfte bedienen. So gibt es Menschen, die sich ihrer eigenen latenten menschlichen Kräfte bedienen und gleichzeitig das Werkzeug von Geistern sind, die sich diese Fähigkeiten zunutze machen. Das bedeutet: Wir werden einmal einem Sowohl Als auch gegenüberstehen, ein andermal einem Entweder-Oder.

Die Grenzlinie ist also selbst für den Erfahrenen schwer zu ziehen. Die Frage steht im Raum: Sind die Energien, mit denen die Akupunkteure arbeiten, wirklich so neutral? Sind die magnetischen Kräfte, die der Pendler erfühlt, wirklich nur   von der Wissenschaft unentdeckte natürliche Schwingungsfelder? Sind die »magnetischen«, Strahlen wirklich göttliche Gaben zur Heilung der Menschen?

Wie erklärt sich dann, was J. Stafford Wright in seinem Buch »Der Christ und das Okkulte« schreibt: »Menschen, die diese Fähigkeit bewußt pflegen, neigen allzu leicht zum Bösen  wie die schwarzen Magier  , oder sie werden machtbesessen   wie andere Magier oder Hexenmeister   oder pantheistisch bzw. atheistisch   wie die Anhänger gewisser Yoga Richtungen, die die persönliche und unpersönliche innere Welt erforschen, ohne den Blick zu dem über allem stehenden Gott zu erheben.«

Brooks Alexander, ein Experte aus der kalifornischen Universitätsstadt Berkeley, sagt: >,Es ist nicht schwer einzusehen, daß eine psychische Manipulation eine anderweitig gutartige Behandlungsmethode in eine geistliche Minenfalle verwandeln kann. Es liegt in der Natur des Arzt Patienten Verhältnisses, daß sich auf manchen Ebenen eine Art des Vertrauens, der Unterwerfung an den Heiler ergibt. Wenn nun ein Christ sich passiv einem Heiler ausliefert, der mit geistigen Kräften rechnet (seien es seine eigenen oder andere Einflüsse, denen er als Kanal dient), so kann es leicht zu geistlicher Verwirrung oder Bindung kommen,

Es ist wahrscheinlich, daß keine der östlichen oder okkulten Heilmethoden neutral in sich selbst ist, auch wenn sie bewußt von offenkundig philosophischen Aussagen getrennt wird; der metaphysische Rahmen, dem sie entstammen, durchdringt und umschließt sie derart, daß jedes Detail der Ausübung eng verwoben ist mit dem zugrunde liegenden Glaubenssystem.«

Wenn wir also die Kräfte hinter den Naturheilmethoden beurteilen wollen, so müssen wir sehen, weiche Auswirkungen sie auf den Glauben der Heilpraktiker und den ihrer Patienten haben.

Die Wahrheit kann sich selbst nicht widersprechen. Übernatürliche Heilungskräfte, die von Gott inspiriert sind, können auch in ihren Grundlagen nicht Gottes Wort widersprechen.

Welche Botschaft bringen uns aber die Naturheiler? Dieser Frage wollen wir im nächsten Kapitel nachgehen.

 

11. Kapitel

Die Botschaft der Naturheiler

Pir Vilayat Khan, geistliches Oberhaupt des islamischen Sufi Ordens im Westen, stand im gleißenden Rampenlicht der Bühne und leitete den Beginn des Kongresses mit einer Anrufung der Götter ein:

»Dem Einen, der Perfektion der Liebe, der Freude, der Harmonie und der Schönheit, in Gemeinschaft mit allen erleuchteten Seelen, der Hierarchie der geistlichen Regierung dieser Welt   Rama, Krishna, Shiva, die großen Rishis und Autoren der Veden, Buddha, Hermes. Plato, Sokrates, Plotinus, Zoroaster, Noah, Henoch, Abraham, Moses, Melchisedek, Elia, Hesekiel, Jesaja, Jesus Christus und all die anderen christlichen Heiligen und Märtyrer, Mohammed, Ali und die Sufis …«

Sicher möchten Sie nun wissen, an welchem Kongreß dieses unglaubliche geistliche und theologische Durcheinander als Einleitungsgebet diente. Im Parkett saßen nicht verzückte Blumenkinder, die einen neuen Guru verehrten, sondern rund 3000 Zuhörer aller Alters- und Gesellschaftsschichten, 60 % von ihnen Ärzte und Krankenschwestern. Sie trafen sich im September 1977 zum Symposium der »Association for Holistic Health« (AHH), in San Diego, USA. Das Thema des Kongresses: »Das medizinische Modell der Zukunft erfahren   eine gründliche Einführung in die ganzheitliche Medizin.«

Neben Vorträgen über die philosophischen und wissenschaftlichen Grundlagen der Naturheilmethoden gab es Seminare und praktische Übungen in Akupunktur, Fußreflexzonenmassage, Kräuterheilkunde, Bio Feedback (eine wissenschaftlich verbrämte Form des Yoga), Transzendentaler Meditation, Yoga, Geistheilung, Hypnose u. a. m.

Die Sehnsucht nach einer neuen Medizin

Das Programm dieser »Gesellschaft für ganzheitliche Medizin« entspricht einem Bedürfnis vieler Menschen in der westlichen Welt. Nie zuvor war die Menschheit so offen für eine neue Medizin, für eine neue Heilslehre, wie in unseren Tagen. Zu lange hatte man Körper und Geist auseinander gerissen, in den Krankenhäusern wohl den Leib wiederhergestellt, aber nicht die geistliche Not des Menschen gelindert. Die Sehnsucht nach einer ganzheitlichen Lebensphilosophie, nach einer ganzheitlichen Behandlung des Menschen wird immer größer.

Die Wiederherstellung der Gesundheit hat eine zentrale Stellung eingenommen. Wer die mannigfachen Leiden des modernen Menschen zu heilen verspricht; wer ihm verheißt, seinen Streß zu lindern und seine Süchte wegzunehmen; wer ihm Hoffnung machen kann auf »vollkommene Gesundheit« (Transzendentale Meditation), der kann sich des Zulaufs von Patienten kaum mehr erwehren. Noch nie hatten die Heilpraktiker so volle Wartezimmer.

Doch was steckt hinter diesem Boom der Neuen Medizin? Warum hat sie so eindeutig religiöse Untertöne?

Die Weltreligion der Zukunft

Die Bibel spricht davon, daß sich in den letzten Tagen der Welt eine neue Weltreligion entwickeln wird. Der Apostel Johannes schreibt in der Offenbarung vom »Geheimnis Babylon«, einem totalitären System, das politische Macht, wirtschaftliche Kontrolle, religiöse Zeremonien, okkulte Erkenntnis, die Freisetzung psychischer Kräfte und einen Weltführer mit einem begeisternden Charisma miteinander verbindet. Otto Zeit von der amerikanischen Gruppe »Spiritual Counterfeits Project«, deren Anliegen es ist, die heutigen Zeitströmungen aus biblischer Sicht zu analysieren, schreibt: »Die kommende große Weltreligion wird sich uns als Alte Weisheit und »verborgene Wahrheit« anbieten, die in sich alle religiösen Formen der Geschichte einschließt. In Wirklichkeit ist sie jedoch nicht Wahrheit im eigentlichen Sinne, sondern Lüge.«

Immer mehr Menschen stehen heute unter dem Eindruck, daß sich die Prophezeihungen der Offenbarung schon sehr bald bewahrheiten werden. So schreibt der Schweizer Mystiker und Psychosomatik Professor Dr. Balthasar Staehelin: »Wir gehen ja unaufhaltsam einer einheitlichen Weltreligion entgegen, wie es der immer gleichen Innerlichkeit jedes Menschen entspricht, dementsprechend auch einem einzigen politischen Land, das Erde hieße. . . «

Stafford Wright, Autor des Buches »Der Christ und das Okkulte« schreibt: »Nach Aussagen der heiligen Schrift ist es Satans höchstes Ziel, ein Weltsystem aufzubauen, aus dem Gott ausgeschlossen ist.« Otto Zeit ist der Überzeugung, daß sich die Prinzipien, die die Schlange gegenüber der Mutter der Menschheit, Eva, ausgesprochen hat, auch in der Religion der Endzeit wiederfinden werden.

Wir sehen folgende sechs Punkte:

1. Die Leugnung des Fluchs des Todes
2. Die Leugnung der Wahrhaftigkeit Gottes
3. Die Leugnung der Fürsorge Gottes
4, Die Verheißung von Weisheit
5. Die Verheißung der Göttlichkeit
6. Die Verheißung der Macht.

In der Weltreligion der Zukunft wird das Prinzip des »Monismus« herrschen (Monismus leitet sich ab vom Wort »mono« = eins). In dem Denken: »Alles ist eins« haben Satan und Hölle keinen Platz mehr. Gutes und Schlechtes kommen aus der gleichen Quelle. Gott ist nicht mehr der persönliche Schöpfer Gott, wie ihn uns die Bibel offenbart, sondern eine unpersönliche Macht die das ganze Universum und alles, was darin ist, durchströmt und umfaßt.

Der Tod wird geleugnet und dem Menschen vorgegaukelt, er werde durch Reinkarnation immer neue Chancen haben. Meditation wird alle Menschen vereinen und zur »Erleuchtung« führen, ihnen psychische Kräfte und endlich die Illusion vermitteln, sie seien selber Gott.

Im Vorfeld dieser neuen Weltreligion »werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten zu verführen«, sagt Jesus Christus in seiner berühmten Rede über die Endzeit.

Wunderheilungen werden diesem Weltsystem den Weg bahnen. Wer einen Menschen heilen kann, dessen philosophisch religiöse Grundhaltung nimmt der geheilte auch als Lebensanschauung an, ob er das merkt oder nicht. Die Naturheiler hämmern es ihren Patienten denn auch in Büchern und Zeitschriften, in Radio und Fernsehen sowie in persönlichen Gesprächen immer wieder ein: »Wer heilt, hat recht!«

Wegbereiter einer kommenden Weltreligion?

Haben die Naturheiler wirklich recht? Oder ist die »Medizin der Zukunft«, wie die Heilpraktiker ihre Medizin bezeichnen, nur Wegbereiter einer kommenden Weltreligion? Sind die Wunder, die sie zu tun vorgeben, wirklich eine Botschaft Gottes? Oder bahnen sie andern Kräften den Weg zur Macht?

Warum ist es so wichtig, »vorurteilslos«, »offen«, »völlig passiv« und »vertrauensvoll« zu sein? Warum spielt der Glaube eine solch wichtige Rolle für die Heilung?

Wenn wir diese Fragen beantworten wollen, müssen wir die philosophischen Voraussetzungen der Ganzheitsmedizin näher untersuchen und sehen, welche Botschaft die Naturheiler ihren Patienten und der Welt bringen.

Niemand kann leugnen, daß die »Neue Medizin« mehr ist als nur eine Sammlung ungewöhnlicher Heilmethoden. Die geistlichen Aspekte dieser Bewegung sind unübersehbar. So schreibt Dr. Marc Duke über den Akupunktur Heiler: »Er stellt die Gesundheit seiner Patienten nicht nur um ihrer selbst willen wieder her, sondern auch, damit die ganze Welt richtig funktionieren kann. Jede Nadel, die er zwischen seinen Fingern dreht, führt die gewichtige Sendung universaler Harmonie in ihrer dünnen Spitze mit sich.«

Selbst wenn sich andere Heiler noch so wissenschaftlich und neutral geben, »ist es unsere Überzeugung«, so die Experten von Spiritual Counterfeits Project, »daß nichts im Universum getrennt stehen kann von geistlichen Realitäten oder ohne geistliche Auswirkungen ist. Alle Dinge, ob materiell oder nicht materiell, erhalten ihre Bedeutung durch ihre Beziehung zu Gott und seinen Absichten.«

Wenn wir die Botschaft der Naturheiler verstehen wollen, müssen wir folgende Fragen beantworten:

1. Welches ist ihre Quelle der Wahrheit?
2. Was lehrt die Naturheilkunde über Gott und das Universum?
3. Was sagt sie über den Menschen?
4. Wie sieht sie das Problem der Sünde?
5. Welches ist der Weg zur Erlösung?

Wenn ich verallgemeinernd von »der Naturheilkunde« spreche, so bin ich mir bewußt, daß es in dieser sehr farbigen, in vielerlei Sekten und Grüppchen aufgesplitterten Bewegung immer wieder Leute geben wird, die nicht genau jene Gedanken formulieren, die ich im folgenden skizzieren werde. Dennoch ist es mir nach dem Studium von hunderten von Büchern und Arbeiten aufgefallen, daß sich die Lehren im allgemeinen gleichen und wie ein roter Faden alle Lager der Ganzheitsmedizin« durchziehen.

Liegt die Wahrheit im Orient?

Dr. Oyle war zwanzig Jahre lang als Arzt in New York tätig. Doch immer stärker nagte in ihm die Unsicherheit, ob das, was man ihm an der Universität beigebracht hatte, wirklich die Probleme seiner Patienten lösen könne. Heute ist Dr. Oyle überzeugt, daß der westliche Versuch, die Menschen zu heilen, an einem toten Punkt angelangt sei. Wir müßten einen völlig neuen medizinischen Weg beschreiten, wenn weitere Fortschritte erzielt werden sollen. Er ist nun Leiter des Headlands Healing Service in Kalifornien und forscht auf dem Gebiet der Hochfrequenzwellen und der Akupunktur.

Sein neuer Weg zum medizinischen Fortschritt führt in den Osten. Dort lägen seit Jahrtausenden die Wahrheiten verborgen, die auch dem westlichen Menschen zu neuer Gesundheit verhelfen könnten. Sein neues Evangelium ist die östliche Philosophie.

Dr. Voegeli, ein Schweizer Homöopath, hat früher eine gutgehende Röntgenpraxis in Zürich geführt. Heute ist er von der westlichen Medizin enttäuscht. Er ist überzeugt, daß mehr hinter Krankheit und Heilung steckt als physikalisch und chemisch meßbare Werte. Doch »die Wissenschaftler sprechen nicht gerne von diesen Dingen. Jeder hat hierüber sozusagen seine private Ansicht, offiziell werden diese Probleme geflissentlich ignoriert … Wesentlich umfassendere und befriedigendere Auffassungen wurden im Orient, besonders in Indien, entwickelt. Die Sankhya Philosophie hat sich besonders diesen Problemen zugewandt.«

Dr. Voegeli und Dr. Oyle sind nur zwei Beispiele unter tausenden von Naturheilpraktikern, »Ganzheitsmedizinern« oder »Geistheilern«, die den gleichen Weg beschreiten. Nehmen Sie einen beliebigen Naturheiler, kratzen sie ein wenig am medizinischen Lack, und darunter erscheint östliche Philosophie. Enttäuscht vom westlichen Materialismus und leer gelassen von einer in Tradition und liberaler Theologie erstickten Kirche wenden sie sich andern Quellen zu. Sie wollen nicht mehr ausschließen, daß Wahrheit in den östlichen Religionen gefunden werden kann.

Und diese Botschaft verkündigen sie immer stärker: nicht vor einigen verträumten Guru Anhängern, sondern vor Millionen von Menschen wie Sie und ich, die in gleichem Maße von der westlichen Denkweise enttäuscht sind.

Gesteuert?

Mit beängstigender Einheit haben sich die Naturheiler dem östlichen Denkmodell zugewandt. Sie kennen einander oft gar nicht, und doch sprechen sie den gleichen Gedanken aus. Sie versuchen, sich auf medizinische Methoden zu beschränken, aber ihre philosophischen Grundlagen kommen immer wieder zum Vorschein. Die Quelle der Wahrheit liegt für die Naturheiler heute im Osten, ob sie das zugeben oder nicht.

Zusammen mit okkulten Physikern, liberalen Theologen, mit Parapsychologen, Ufo Gläubigen und Gurus sind sie zu »Rufern in der Großstadtwüste« geworden, die sagen: »Bereitet der Philosophie des Ostens den Weg!« Sie sind sich in ihrer Botschaft trotz aller äußeren Unterschiede so einig, daß der Gedanke nicht fernliegt, es stecke mehr dahinter, als nur persönliche Überzeugung. Verschiedene Autoren sprechen es offen aus: Sind sie von einer übernatürlichen, transzendenten Macht gesteuert? Sind sie so einig, weil sie sich dem gleichen widergöttlichen Geist geöffnet haben?

Selbst diejenigen Heilpraktiker, die eigentlich nichts mit diesem philosophischen System zu tun haben wollen, liefern mit ihren echten und vermeintlichen Erfolgen unbewußt den Beweis, daß östliche Philosophie der neue Weg zur Gesundheit ist. Fast könnte man den Slogan prägen: »Denk an deine Gesundheit, denk östlich!«

Daß dies keine Übertreibung ist, beweist der Umstand, daß ein Großteil der Bücher, die sich mit den in meiner Untersuchung dargestellten Heilmethoden befassen, Hinweise auf Yoga, Zen Meditation und andere offenkundig okkulte Praktiken enthalten. Dabei muß betont werden, daß diese Bücher nicht nur von den Heilpraktikern selbst gelesen, sondern sehr oft auch an die Patienten abgegeben werden.

Diese Botschaft aber verhallt nicht ungehört: Immer mehr Menschen sind heute der Auffassung, die Wahrheit sei nicht absolut, man dürfe nicht länger daran festhalten, daß die Bibel die einzige Antwort auf die Fragen der Menschen sei. Umfragen unter Studenten ergeben, daß über 50 % unbewußt ein östliches Weltbild in sich tragen”: alles ist relativ, nichts ist absolut. Warum soll die Wahrheit nicht in anderen Philosophien liegen? Warum können nicht auch Buddhismus oder Hinduismus die Antworten auf unsere Fragen haben?

Die Fragen sind an sich bestechend   »Ja, warum eigentlich nicht?« Selbst bekennende Christen, die sich mit Bio Präparaten befassen, kommen in den Sog dieser Lehren. »Ich bin Katholik«, sagte ein bekannter Hersteller von biologischen Säften, »aber ich habe alle Religionen studiert. Mit der Zeit habe ich erkannt: Die Wahrheit ist viel größer, als daß sie an einem Ort Platz hätte. Suchen wir die Perlen, brauchen wir sie in unserem Alltag.«

Auf die Frage nach der Quelle der Wahrheit gibt die Bibel eine klare Antwort. Jesus sagt: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als durch mich.« Und die Apostel bekräftigen diese Aussage später mit den Worten: »In keinem andern ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.«

Aber das Wort Gottes zeigt auch vom ersten bis zum letzten Buch, daß die Menschen immer wieder der Frage der Schlange erlegen sind: »Sollte Gott gesagt haben«? Der Kommentar Gottes: »Denn mein Volk hat eine zweifache Sünde begangen; mich die Quelle des lebendigen Wassers haben sie verlassen, um sich Zisternen zu graben, löchrige Zisternen, die kein Wasser halten.«

Ist Gott nur ein kosmisches Energiefeld?

Mit der östlichen Philosophie haben die Naturheiler auch das östliche Gottesbild übernommen. Es ist kein persönlicher, liebender Gott, der sich um den Menschen kümmert, sondern eine unpersönliche »Weitseele«, eine »kosmische Energie.«

John Keel, ein bekannter Parapsychologie Journalist in den USA, faßt zusammen, was viele denken: »Die Standard Definition Gottes, >Gott ist Licht<, ist nur die einfache Art zu sagen, daß Gott Energie ist, elektromagnetische Energie. Er ist nicht ein Er, sondern ein Es, ein Energiefeld, das das ganze Universum durchdringt …«

Für die sogenannte »Ganzheitsmedizin« sind Gott, Energie, Universum und Natur untereinander austauschbare Begriffe. »Bioplasma«, »Od« und »Aura« sind nur andere, wissenschaftlich gefärbte Ausdrücke für den gleichen Sachverhalt. Wenn die Akupunkteure von »kosmischer Energie« sprechen und die Geistheiler von »Prana«, so gebrauchen sie dabei Worte, die für sie gleichbedeutend sind mit ihrer Vorstellung von Gott. In seinem Buch »Naturheiler« schreibt Paul Uccusic: »Wie Sie dieses Heilprinzip nennen, diese eine Medizin   das ist Ihre Sache. Ob »Natur, ob Geist, ob Gott.«

Der Gottesbegriff der Naturheiler ist nichts anderes als die Vorstellung der Hindus von »Brahman« und die Ideen Lao Tses von der Weltseele »Tao«. Wie für die Hindus, so ist auch für die Ganzheitsmedizin die ganze Welt eins.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf. Jedes Lebewesen ist von göttlicher Energie durchdrungen. Irgendwie sind wir alle ein Teil Gottes. Es gibt keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Beide kommen aus derselben Quelle. Dem Ruf des Heilpraktikerpapstes in Deutschland, Dr. Manfred Köhnlechner: »Alles ist eins!« folgt unweigerlich das Echo der Patienten: »Wir alle sind Gott!«

Die alten Einflüsterungen der Schlange von einst zischen in neuer Form in die Ohren der Menschheit: »Ihr werdet sein wie Gott…«. Mit dem christlichen Glauben läßt sich das monistische Gottesbild der Naturheiler beim besten Willen nichtvereinbaren. Die Bibel offenbart uns Gott nicht als unpersönliche Energie, in der Gut und Böse gleicherweise ihren Ursprung haben.

Sie zeigt uns den mächtigen Schöpfergott, der heilig und rein ist. »Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis«, schreibt der Apostel Johannes. Der Mensch ist nicht ein Teil Gottes, er ist sein Werk. Jesus Christus ist nicht ein Prophet unter vielen anderen Gottheiten und Heiligen, nein, er ist der Sohn Gottes, der uns den Weg zurück zu Gott zeigt: »Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben« Joh.3,16.

Der Mensch – ein Funke des All Geistes?

»Unser Geist ist ein Funke des All Geistes, und die Einzelseele ist ein Seelenfunke Gottes«, meint die Geistheilerin Ursula Kreß in Deutschland. »Bewußtsein/Materie/Gott durchfluten das ganze Universum. Sie werden immer komplexer, und durch einen Quanten Sprung entsteht ein Körper, ein Mensch.« So sieht es der amerikanische Akupunkturforscher Dr. Oyle.

Die Naturheiler drücken sich vielleicht verschieden aus, einmal wissenschaftlich, einmal mystisch, aber sie sagen alle das gleiche: Der Mensch ist nichts anderes als ein Teil Gottes, wie ein Wassertropfen in einem Ozean. Er ist durchflossen von der alles durchdringenden göttlichen Energie, ein kleines Zahnrad in der großen göttlichen Maschine.

Daraus folgt logischerweise, daß der Mensch auch Spielball der kosmischen Kräfte ist. Der Makrokosmos beeinflußt den Mikrokosmos. Die Sterne im großen Universum bestimmen das Schicksal des Menschen, dessen Körper eine kleine Welt für sich ist. Die gleiche Entsprechungslehre wird wiederum auf den Menschen und seine Organe angewandt. So schrieb der Wiener Irisdeuter Dr. Beer:

»So, wie der Mensch als kleine Welt (Mikrokosmos) im Verhältnis zum Weltall betrachtet werden muß, ebenso muß man das Auge als Mikrokosmos zum individuellen Menschen ansehen, in dem sich seine Seele und sein Körper spiegelt, Alles, was auf das Ganze wirkt, wirkt auch auf den Teil, und alles, was auf den Teil wirkt, muß auch auf das Ganze wirken …«

Mit dieser Sicht des Menschen haben die Naturheiler die alten Grundlagen der Astrologie, der Magie und der Wahrsagekunst zu neuen Ehren erhoben. Die alten Mysterien der Astrologen Babylons blühen neu im endzeitlichen Jahrhundert. Immer mehr Menschen glauben daran, denn   ist nicht die Augendiagnose ein Beweis dafür? Wirkt nicht die Fußreflexzonenmassage aufgrund dieses Prinzips?

Umdeutung des Lebens

Auch Krankheit, Heilung und Tod erhalten in der Weltanschauung der Naturheiler eine neue Bedeutung, die voll und ganz dem östlichen Gedankengut entnommen ist.

»Wenn man daran glaubt, daß der menschliche Mikrokosmos den Makrokosmos wiederspiegelt«, schreibt der französische Arzt und Christ Dr. Christian Klopfenstein, »an diese Konzeption, die alle Organe auf Automatismen reduziert, so wird man zurückgeführt ins Heidentum, das die ganze Welt als von den Sternen und Planeten gelenkt sieht; zurück in deren regulierte Automatismen und in ihren absoluten Fatalismus.

Es handelt sich da um eine Welt ohne Geist, ohne Gewissen, ohne Ziel, ohne Bedeutung, eine Welt der Automaten, die Welt der Götzenanbeter, der >Diener der Sterne und des Schicksals<, des antiken Heidentums und der Anhänger der mechanistischen Philosophie des modernen Neuheidentums.«

So hat in der östlichen Philosophie denn auch Krankheit keinen letzten Sinn, sie ist unausweichliches »Karma«. Mit diesem Wort umschreiben die Hindus das Schicksal. Jede Tat, jedes Wort und jeder Gedanke hat seine Folgen. Was der Mensch sät, das muß er ernten. Durch seine Fehler gerät die göttliche Energie, die ihn durchfließt, aus dem Gleichgewicht, und der Mensch wird krank. Dieser Gedanke ist uns in den vorhergehenden Kapiteln immer wieder begegnet.

Auch Heilung hat einen neuen Sinn: Sie ist mehr als nur Wiederherstellung des Menschen, sie ist quasi ein Erlösungswerk: Die Harmonie mit dem göttlichen Universum wird erneuert, der göttliche Funke kann wieder ungehindert fließen. Nadeln und Massage, homöopathische Potenzen und magnetische Abschirmgeräte, sie alle sollen dem Menschen zu neuer Einheit mit dem All, mit Gott, verhelfen.

Oft läßt sich die Einheit mit der göttlichen Energie nicht in einem Leben erreichen. Die Naturheiler haben deshalb auch die Idee der Reinkarnation, der Wiederverkörperung nach dem Tode, übernommen, Der Mensch habe dann eine neue Chance, die Fehler seines früheren Lebens wiedergutzumachen und so das Rad des Schicksals weiterzudrehen.

Auch das Menschenbild der sogenannten »Ganzheitsmedizin« ist unvereinbar mit den Aussagen der Heiligen Schrift. Die Bibel hält ganz klar fest: Der Mensch ist nicht ein Teil Gottes, er ist sein Werk. Er ist nicht Spielball kosmischer Kräfte, sondern hat den freien Willen, mit dem er sich zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und seinem Widersacher Satan entscheiden kann. Seine Krankheit ist nicht ohne Sinn (vergleiche Kap. 12). Gesundheit ist nicht automatisch ein Zeichen für die Harmonie mit Gottes Willen. Und auch die Botschaft der Reinkarnation ist trügerisch: Sie gaukelt dem Menschen vor, daß er in einem nächsten Leben noch eine Chance hat, mit Gott in Ordnung zu kommen. Dem hält die Bibel entgegen: »Denn es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht« (Hebr.9,27). Wir haben nur dieses Leben. Unsere Entscheidung in dieser Zeit bestimmt unsere Ewigkeit.


Das Problem der Sünde

Die östliche Philosophie kennt den Begriff der Sünde im christlichen Sinne nicht. Dies wird eindrücklich illustriert durch die Rede des Hinduphilosophen Vivekananda auf dem Weltkongreß der Religionen in Chikago 1893:

»Hört, ihr Kinder der unsterblichen Glückseligkeit! … Erlaubt mir, euch, ihr Brüder, mit diesem süßen Namen anzureden … Der Hindu weigert sich, euch Sünder zu nennen, ihr seid Kinder Gottes, Teilhaber unsterblicher Glückseligkeit, heilige und unvollkommene Lebewesen. Ihr seid Gottheiten auf Erden.   Sünder? Es ist eine Sünde, einen Menschen so zu nennen, es ist eine bleibende Entehrung der menschlichen Natur …«

Guru Maharishi Mahesh Yogi, das Oberhaupt der Transzendentalen Meditation, dessen Lehren auch unter den Naturheilern viele Anhänger haben, sieht die Ursachen von Armut, Krankheit, Haß, Ausbeutung und Krieg nicht in der Sündhaftigkeit der menschlichen Natur. Für ihn haben diese uralten Menschheitsprobleme ihre Wurzeln in einem psychischen Defekt des Menschen, der sich in den genannten Übeln auswirkt.

Wohl ist der Mensch auch in den Augen der Naturheilkunde ein unvollkommenes Wesen, das immer wieder Verfehlungen begeht. Seine Fehler beeinträchtigen zwar den freien Fluß der göttlichen Energie, aber sie trennen ihn nicht von Gott. Wohl wird gepredigt, daß man sich an seinem Körper versündige, wenn man nicht gesund lebe. Wohl spricht Konrad Lorenz von den acht Todsünden der Menschheit”. Naturschützer prangern die Umweltverschmutzung als kollektive Schuld an (was sie auch ist!). Diät Verfechter kämpfen gegen Ernährungssünden, gegen die falsche Zusammensetzung der Nahrung, gegen die künstlichen Konservierungsstoffe, gegen das Schlemmen.

Lesen Kranke ihre Bücher, »so werden sie ganz eigentlich zu Besessenen«, schreibt Dr. Paul Tournier. »Da erhebt sich eine neue, feindliche Welt vor ihnen: ein Körnchen >Industriezucker<, eine Tomate, eine Injektion eines Medikaments, ein chirurgischer Eingriff, ein Pneumothorax, werden gescheut wie die Sünde selbst.«

Doch sie gehen der Tatsache aus dem Wege, daß unsere Sünde uns auf ewig von Gott trennt.

Erlösung?  –  Nicht mehr nötig!

Es ist nach dem vorher gesagten klar, daß auch die Zukunft des Menschen in der Ganzheitsmedizin anders beurteilt wird als durch die Lehren Jesu. Wo kein Satan ist, da gibt es auch keine ewige Verdammnis, wo kein persönlicher Gott ist, da gibt es kein Gericht. Wo kein endgültiger Tod ist, braucht es keine Entscheidung in diesem Leben, denn es wird noch viele Chancen geben. Wenn es keine Sünde gibt, gibt es auch keine Trennung von Gott. Und schließlich: Wenn wir alle durchdrungen sind von göttlicher Energie, brauchen wir keinen Weg zur Versöhnung mit Gott, wir sind ein Teil Gottes.

Das Ziel der Ganzheitsmedizin ist einzig und allein, dem Menschen den Weg zu zeigen, wie er sich selbst helfen kann. Selbsterlösung ist die Botschaft der Naturheiler. Die Kraft, sich selbst zu heilen, schlummere in jedem Patienten, vergleichbar der Schlange »Kundalini« im Hinduismus. Die verschiedenen Heilmethoden dienten nur dazu, diese latenten psychischen Kräfte zu wecken.

Yoga und Meditation sollen dem ratsuchenden Patienten helfen, sich selbst zu finden, seine psychischen Defekte, seine körperlichen Leiden selbst zu überwinden. Durch »ganzheitsmedizinische« Behandlung soll er zurückkehren zur energetischen Ausgewogenheit, zur Harmonie mit dem Universum. Dann ist er auch eins mit Gott, was auch immer das bedeuten mag.

Diese Lehre geht ein wie süßer Wein, und Millionen sind ihrer Anziehungskraft erlegen. Es ist die Botschaft, die die Menschen gerne hören, nach der ihnen »die Ohren jucken«, wie die Bibel es formuliert. Und die Erfolge der Naturheiler sind die begleitenden Zeichen und Wunder, die es bestätigen: Wir sind Gott und brauchen keine Erlösung mehr!

Vermählung von Wissenschaft und Religion

Das berauschende Getränk östlicher Philosophie wurde gekeltert in den okkulten Lehren der Astrologen Babylons; es wurde immer wieder hervorgeholt in den mystischen Kulten und Religionen der Jahrtausende. Es inspirierte die Alchemisten und beeinflußte so manchen großen Dichter oder Philosophen, wie z. B. Goethe und Kant”. Heute wird der alte Wein in neue wissenschaftliche Schläuche abgefüllt.

Es sei das Ziel der »Ganzheitsmedizin«, sagte der Vorsitzende der Association of Holistic Health, David Harris, die Wissenschaft mit der Religion zu vermählen. Und der frühere Astronaut Edgar Mitchell, der sich heute mit der Erforschung des Okkulten beschäftigt, doppelt nach: »Die Zeit ist gekommen, daß wir unsere mit dem Verstand nicht erfaßbaren Fähigkeiten zu einer >subjektiven Technologie< entwickeln, die die Hochzeit von Wissenschaft und Religion, von Verstand und Intuition, von Physikalischem und Geistlichem einleitet.«

Ähnlich klang es auch am 2. Weltkongreß der Naturheilkunde 1976 in der Schweiz. »Der Zusammenschluß zwischen Esoterik und Wissenschaft ist möglich«, meinte der französische Homöopath Michaud, »und die Homöopathie hat eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen diesen zwei Denkweisen zu spielen.«

Dieses Ziel verfolgen nicht nur Hinterhof Heiler und Schmalspur-Wissenschaftler. Auch Physiker an anerkannten Instituten in Ost und West widmen sich der Ergründung des Okkulten mit Hilfe der modernen Atomphysik. Einstein ist der neue Stein der Weisen geworden. Seine Lehre von der allgemeinen Relativitätstheorie wird heute umgebogen in eine Alibi Begründung für die alte monistische Formel: »Alles ist eins«.

Lesen Sie ein beliebiges Buch über Grenzgebiete von Wissenschaft, Medizin und Okkultismus: Es wimmelt nur so von Doktor  und Professorentiteln. Um ihre Thesen zu belegen, stört es die Naturheiler nicht, wahllos Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen und sie zur Begründung ihrer Lehren heranzuziehen. Nicht selten kommt bei der Suche nach Erkenntnis und Wissen die Wahrheit unter die Räder.

Die mystischen Physiker, ob sie nun für die Transzendentale Meditation arbeiten oder an der Erforschung der Akupunktur teilhaben, verfolgen ein Ziel, das der amerikanische Physiker Dr. Jack Sarfatti deutlich ausgesprochen hat: »Wir wollen die Gesellschaft mit einer neuen Sicht der Wirklichkeit infizieren. Die Physiker sind die Hohepriester der Gesellschaft.«

Sarfattis neue Sicht der Wirklichkeit ist in Wahrheit alte mystische Weisheit: Buddhas Erleuchtung, das Gottesbewußtsein der Hindus, das Licht der Zen Meditation. Der verbleichende Götze der westlichen Zivilisation, die Wissenschaft, hilft dem neuen Gott der östlichen Philosophie in den Steigbügel auf das Pferd der Macht.

Wegweiser für den Antichristen?

Die Darstellung der Botschaft der Naturheiler ist nicht nur theoretische Spiegelfechterei. Sie ist äußerst wichtig, um zu verstehen, welche Hintergründe die neue Welle von Wundern und Zeichen in unserer Welt hat.

Während die Heilpraktiker früher ein Schattendasein als Kurpfuscher fristeten, vergeht in unserer Zeit kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Zeitung von ihren Wundern berichtet. Und die Menschen glauben heute wieder an Wunder. Je enttäuschter sie von den Fortschrittsversprechungen der Wissenschaft sind, desto offener sind sie für die übersinnliche Welt, Anders sind die Erfolge von Uri Geller und Erich von Däniken nicht erklärbar. Sie öffnen, millionenfach verstärkt durch die Massenmedien, dem geistlich hungrigen Menschen ein Fenster in die jenseitige Welt.

Der Wunderglaube sei eine der sieben Säulen der okkulten Philosophie, schreibt der Okkultist Marc Edmund Jones. »Heilungswunder waren folglich der Eckstein esoterischer Tradition durch alle Zeiten hindurch … Als ersten Schritt zu tieferen Mysterien soll der Suchende den einfachen Segen Gesundheit, Reichtum, Glück annehmen und ausleben, und er wird eingehen auf den Weg des Wissens.«

Auch viele Christen erliegen fromm getarnten Verführern, wenn sie Wunderheilungen zum Zentrum ihres Glaubens machen und damit dem Wunsch nach Heilung um jeden Preis zum Opfer fallen, Nur zu oft wird im Rausch der Verzückung über angebliche Wunderheilungen der biblische Weg zur ganzheitlichen Heilung verlassen (siehe Kap. 12).

Selbst Gelehrte, die dem christlichen Glauben nicht ausdrücklich verpflichtet sind, sehen die Gefahr der Ausnützung dieses Wunderglaubens. So schreibt der deutsche Psychosomatiker und Autor mehrerer Bestseller, Prof. Horst Eberhard Richter:

»Vieles spricht dafür, daß unkritische Ausnützung des Faszinationsreizes sensationeller Suggestionserscheinungen weit mehr Schaden stiften als viele umstrittene Horror Krimis oder Pornofilme. Epidemische Hörigkeitsbereitschaft und Wundergläubigkeit sind der ideale Nährboden nicht nur für Hellseher, Psychokinetiker oder Wunderheiler, sondern nicht minder für Demagogen eines ungleich gefährlicheren Kalibers. Man erinnere sich: Erst kam Hanussen . . .«

Was meint Professor Richter mit diesen Sätzen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir in die Geschichte des Dritten Reiches zurückblenden. Jan Erik Hanussen war ein spiritistisches Medium, das großen Einfluß auf die Entscheidungen Hitlers hatte. Bekannt als »Prophet des Dritten Reiches«, gab er in der Berliner Scala Vorstellungen, in denen er Tausende von seinen Fähigkeiten als Hellseher und Gedankenleser überzeugte. Angeblich soll er es gewesen sein, der Hitler in entscheidender Weise zur Macht verhalf, indem er ihm Gedanken und Absichten seiner Gegner rechtzeitig offenbarte. Erst kam Hanussen, dann trat der Führer auf.

Noch wissen sie es nicht, die Akupunkteure, in welche Gesetze sie eingreifen, . . . die Augendiagnostiker, welche sichtbar gewordene Strahlungsfelder untersuchen, die Pendler und Rutenforscher, die verborgene Rhythmen erfühlen, aber sie alle sind Vorboten einer Offenbarung im medizinischen Weltbild.

Während die Gelehrten noch über Echtheit oder Placebo Effekt bei den Wundern der Heilpraktiker streiten, während Christen noch über Pro und Contra von okkulter Belastung nach Akupunktur und Homöopathie diskutieren, vollzieht sich unmerklich die Hinwendung der Massen zu einer neuen Weltanschauung, die die Naturheiler, bestärkt von ihren »Wundern«, verkünden.

Diesem Sog kann kaum einer ausweichen. Wer sich Heilmethoden auf östlicher Grundlage ausliefert, wer sich in meditative Praktiken jeder Art einläßt, wird oft nicht direkt in Kontakt mit okkulten Mächten kommen oder gar besessen werden. Aber es gibt andere geistliche Auswirkungen, die mindestens ebenso gefährlich sind: der Patient wird geistlich umgepolt, er öffnet sich bewußt oder unbewußt dem philosophisch¬ religiösen »Wein der Unzucht«, den die »Hure Babylon«, wie sich die Bibel drastisch ausdrückt (Offb.17,2), einst allen Völkern im Vorfeld des Antichristen servieren wird.

Es wird Zeit, daß die Christen den Giftbecher des »Monismus« erkennen und sich bewußt auf Gottes Wort zurückbesinnen. Die Bibel ruft uns auf, die ganze Waffenrüstung Gottes anzuziehen, um den geschickt getarnten Angriffen Satans zu widerstehen. Die Botschaft der Bibel steht in klarem Gegensatz zu den Lehren der Naturheiler.

Jesus Christus ist der einzige Weg zu Gott. Er hat uns Gottes Liebe und seinen Plan für uns verkündigt. Er kam, um uns durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz zu erlösen. Der Weg zu Gott führt nicht über eine vermeintliche Harmonie mit dem Universum durch Homöopathie, Massage oder Akupunktur; er führt nicht über Meditation und Yoga. Aus eigener Kraft können wir niemals mit Gott in Ordnung kommen. Die Bibel sagt: »Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat« (1.Tim.2,5).

Befreiung von Streß und Krankheit ist nicht Erlösung. Ganzheitsmedizin ist solange nicht ganzheitlich, als sie an der wahren Lösung der menschlichen Probleme vorbeigeht und die Sünde leugnet. Erst wenn ein Mensch seine Sünden bekennt und sich dem einen Mittler Jesus Christus anvertraut, wird er wahrhaft in Harmonie mit seinem Gott leben

 

12. Kapitel

Gesundheit – um jeden Preis?

Wie wir im Verlaufe dieser Untersuchung bereits des öfteren festgestellt haben, sind heute viele Menschen auf einer verzweifelten Jagd nach Gesundheit. Metzgermeister Armin Braun ist nur ein Beispiel dafür:

Er ist 29jährig, schmal gebaut und blaß. Er klagt über dauernde Magenschmerzen, die er manchmal nur als unangenehme Blähung empfindet, dann wieder als drückende, bohrende Schmerzen. Nachts steigern sie sich oft zu furchtbaren Koliken. Er kann nicht mehr richtig schlafen und hat auch in seiner beruflichen Leistung nachgelassen. Manchmal kann er den Schmerz durch Biertrinken betäuben. Er wagt nichts mehr zu essen, und in den letzten Jahren hat er stark an Gewicht verloren. Bisher hat Herr Braun rund zwanzig Ärzte konsultiert. Er ist bei mehreren Heilpraktikern gewesen, hat bereits fünf Klinikaufenthalte und mehrere Heilkuren in Badeorten hinter sich. Alles erfolglos.

Die gestellten Diagnosen schwankten zwischen »Gastritis«, »nervösen Magenbeschwerden«, »Subacidität«, »Ulcusverdacht«, »Erkrankung der Bauchspeicheldrüse«, »Leber  und Gallenleiden«, »Porphyrieverdacht« und »vegetativer Dystonie«. Jeder sagte wieder etwas anderes, jeder schlug eine neue Kur vor. Zunächst kam es zu einer Besserung, im Endeffekt aber waren sie alle gleich nutzlos. Auf Anraten eines Professors hat er sogar sein gutgehendes Metzgergeschäft aufgegeben, um eine weniger anstrengende Arbeit als Angestellter in einem Betrieb anzunehmen. Eine Besserung ist dadurch aber nicht eingetreten.

Herr Braun ist völlig verzweifelt, Er hat kein Vertrauen mehr und betrachtet sich als »verlorenen Mann«. Dennoch, so sagt er seinem Arzt Nr. 21, sei er weiter auf der Suche nach dem richtigen Medikament und nach Hilfe, falls diese überhaupt noch möglich sei.

Warum eigentlich Krankheit?

Herrn Brauns Krankengeschichte hat einen Hintergrund, der uns noch beschäftigen wird. Doch zuerst wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, die so viele Menschen umtreibt:

Warum gibt es überhaupt die Krankheit mit all ihrem Leid? Weshalb sind auch Christen von Krankheit nicht verschont? Warum schaut Gott gleichsam mit verschränkten Armen zu, wie sich ein Menschenwurm in Schmerzen windet? Warum trifft es gerade die einen und andere nicht?

Wahre Ströme von Tinte sind in den Versuch geflossen, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Ich bin kein Theologe. Erwarten Sie deshalb hier keine gelehrte Abhandlung mit unzähligen Fremdwörtern und Literaturangaben. Ich bin ein junger Arzt; ich habe manches über das Thema gelesen; ich habe mit erfahrenen Ärzten und Seelsorgern über das Problem gesprochen; ich habe am Bett von so manchem Patienten gesessen, und ich bin zutiefst davon überzeugt, daß die Bibel Gottes Botschaft an den Menschen ist. Dennoch stehe auch ich, wie jeder andere, manchmal betroffen vor unfaßbarem Leid, unfähig zu helfen, krampfhaft zu verstehen und zu trösten versuchend, wo ich keine letzte Antwort habe. Es geht mir wie dem großen Apostel und Theologen Paulus: ~Wir sehen jetzt durch einen Spiegel wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin’.

Dornen, Disteln und Bakterien

Immerhin lassen sich einige grobe Linien skizzieren in der Frage nach dem Warum der Krankheit. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, wir leiden noch heute unter dem Sündenfall des Menschen. Wir tragen die Folgen der Fehlentscheidung der ersten Menschen Adam und Eva.

Die Welt, in der wir leben, steht seither unter dem Fluch Gottes. Der Erdboden trug fortan nicht nur Dornen und Disteln, er wurde auch Heimstätte von Krankheitserregern jeder Art. Der Leib des Menschen war nach dem Fall nicht mehr vollkommen, er wurde vergänglich. Der Tod hat Einzug gehalten, begleitet von seinen Wegbereitern Krankheit und Alter.

Auch Christen leben in der Welt, selbst wenn sie nicht mehr von der Welt sind. So, wie ein Mensch mit seiner Bekehrung nicht automatisch von der Schwerkraft befreit wird, wird er auch nicht auf einen Schlag von seiner leiblichen Krankheit befreit. Paulus schreibt . »Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt, und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.«

Vermeidbare Krankheiten

Viele Krankheiten treffen alle Menschen, ob gläubig oder gottlos, ohne Unterschied. Schnupfen ist ein banales, die Multiple Sklerose ein bedrückendes Beispiel dafür.

Andere Krankheiten sind jedoch eindeutig Folge der Sünde. Wie viele Menschen öffnen durch ihr sündiges Leben der Krankheit Tür und Tor, um nachher darüber zu klagen, daß Gott nur untätig zuschaue. Ein hervorragendes Buch zu diesem Thema hat der amerikanische Arzt Dr. McMillen geschrieben. Der Titel: »Vermeidbare Krankheiten«.

Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Krankheiten durch ein verändertes Leben vermieden werden könnten. Lungenkrebs zum Beispiel könnte praktisch zum Verschwinden gebracht werden, wenn keine Zigaretten mehr geraucht würden. Heute jedoch liegt der weltweite Verbrauch bei 4000 Milliarden Zigaretten im Jahr. Rund 220 Milliarden Mark werden jährlich als blauer Dunst verpafft.

Oder nehmen wir ein anderes Laster: Alkohol. Rund 8 10% aller Männer in den westlichen Ländern sind als Alkoholiker zu betrachten. Wieviel Leid verursacht der vermeintliche »Seelentröster« in unzähligen Familien! Die psychiatrischen Kliniken sind voll mit Alkohol Ruinen. Ein großer Teil der Verkehrsunfälle wird durch betrunkene Fahrer verursacht. Und wer einmal einen Säufer im Leberkoma verenden sah, wird diesen schrecklichen Eindruck nicht so schnell vergessen können.

Der zunehmende Wohlstand verführt immer mehr Menschen zum Schlemmen, gefolgt von einem Rattenschwanz von Krankheiten: Hoher Blutdruck, Arteriosklerose, Herzinfarkt, Zuckerkrankheit, Gicht und Karies sind nur einige davon. Um die Jahrhundertwende lag die Zahl der Zuckerkranken bei nur 2 von 1000, heute hat sich die Rate fünfzehnfach erhöht.

Erschreckend ist auch die Zunahme der Geschlechtskrankheiten. Glaubte man die Lustseuchen vor wenigen Jahren noch durch die modernen Antibiotika unter Kontrolle zu haben, breiten sie sich heute durch die sexuelle Freizügigkeit wieder sprunghaft aus. Schlimmer noch: Bereits gibt es Erreger, denen nur noch sehr schwer beizukommen ist. Sie sind resistent geworden gegen alle bisher bekannten Mittel.

Schuld als Krankheitsursache

Die meisten Krankheiten, die der praktische Arzt jedoch heute in seinem Sprechzimmer sieht, haben mit dem veränderten Lebensstil unserer Zeit zu tun. Mehr als die Hälfte aller Patienten leiden an psychosomatischen Leiden. Wenn auch die Auslöser vielfältig sind, so haben sie doch ihre Ursache größtenteils in der Entwurzelung und in der Gottferne des modernen Menschen.

»Gott hat einen Plan für unser Leben«, schreibt der Genfer Arzt und Seelsorger Dr. Paul Tournier, »wie er einen Plan für die Welt hat. Und wie die Welt heute krank ist, weil sie den Gesetzen Gottes nicht gehorcht, so sind auch die Menschen krank, weil sie nicht nach dem Plan Gottes leben.«

Diesen Satz belegt Dr. Paul Tournier in seinem leicht lesbaren Buch »Krankheit und Lebensprobleme« mit vielen Geschichten aus dem Leben seiner Patienten. Ich bin davon überzeugt, daß dieses Buch für manchen Patienten größeren Wert hat als eine Großpackung Beruhigungstabletten – falls er die Ratschläge Tourniers befolgt. Denn gerade die Unruhe unserer Zeit, Einsamkeit, Streß, Sorgen und Angst sowie die Unfähigkeit zu festen Bindungen gehören zu den Hauptursachen psychosomatischer Erkrankungen. Dazu kommt oft die unbewältigte Vergangenheit und unvergebene Schuld.

Nehmen wir nochmals das Beispiel von Herrn Braun: Eine genaue Untersuchung seiner Lebensgeschichte deckte die Ursache seines hartnäckigen Magenleidens auf: Mit seinem Vater hatte der Patient lebenslang ein gespanntes Verhältnis. Nachdem es aus geringfügigem Anlaß zum Streit gekommen war, blieb Herr Braun dem Elternhaus zwei Jahre lang fern. »Im Alter von 20 Jahren hatte er mit einer verwitweten Frau die ersten intimen Sexualbeziehungen, die er als große Schuld empfunden hat. Danach ging er als Geselle zu einem Metzger, der ihn in seine Familie aufnahm und ihn >wie einen Sohn< behandelte. In dieser Zeit starb der Vater an einem Magenkarzinom. Mit seiner Chefin, die von ihrem Ehemann vernachlässigt wurde, kam es zu einem leidenschaftlichen Liebesverhältnis, und als es etwa zwei Monate nach dem Tod des Vaters zur ersten intimen Liebesbeziehung mit ihr kam, reagierte er nicht nur mit schweren Schuldgefühlen, sondern erstmals auch mit heftigen Magenschmerzen, die ihn von da an nie mehr verließen.«

Der Sinn der Krankheit

Es wäre falsch, Krankheit als Keulenschlag Gottes gegen unbotmäßige Sünder zu sehen. Als Christen sollten wir überhaupt nicht so sehr nach dem Warum, sondern vielmehr nach dem Wozu einer Krankheit fragen.

Ich bin davon überzeugt, daß Gott manche Krankheiten zuläßt, um Menschen in die Stille zu führen und sie innerlich hörfähig zu machen für das, was er ihnen sagen will. So darf Krankheit zu einer Läuterung des Glaubens führen.

Haben Sie Gott schon einmal gebeten, Ihnen zu zeigen, was er Ihnen durch Ihr Leiden sagen will? Ist Ihr Lebensstil zu schnell, zu gehetzt, ohne Zeit für Gott? Ist es Schuld, die Sie nicht mehr schlafen läßt? Sind es Sorgen, die Sie noch nicht bei Gott abgelegt haben?

Eine weitere Möglichkeit, warum Gott Krankheit zuläßt, sehen wir am Beispiel Hiobs. Der Krankenhausseelsorger Dr. Fritz Laubach spricht von Bewährungsleiden: »Sie sollen dazu helfen, daß ein Mensch es lernt, sich mutig der gewaltigen Hand Gottes anzuvertrauen … Wir wissen, daß die geistliche Dunkelheit auf dem Leidensweg des Hiob so groß wurde, daß er Gott anklagt. Gott hat in seiner wunderbaren Güte Hiob nicht fallenlassen. Die Bibel macht deutlich, daß Gott Krankheiten in das Leben seiner Kinder hineinlegen kann, die den Gläubigen in eine Art Zerreißprobe führen, die bis an die äußerste Grenze des Ertragbaren geht. Der Leidensweg des Hiob veranschaulicht das Wort Jesu: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht, du wirst es aber nachher verstehen.«

Ich sehe noch einen weiteren Aspekt der Krankheit: Gott will uns durch die Krankheit einige Lektionen beibringen.  So manch einer, der früher hart war im Urteilen über andere, lernte seine Mitmenschen besser verstehen, nachdem er selbst durch schwere Krankheit hindurchgegangen war. In der Krankheit dürfen wir auch lernen, wie vergänglich diese Schöpfung ist und daß es wertvollere Dinge gibt als irdischen Reichtum und Gesundheit. Dazu noch einmal Dr. Fritz Laubach: »Krankheit im Leben eines Gläubigen soll seinen Blick auf die kommende Herrlichkeit Gottes richten und ihm helfen, sich ganz bewußt an die Zusagen des prophetischen Wortes zu halten.«

Heil und Heilung

Wenn auch Krankheit in manchen Fällen ein Segen für einen Patienten sein kann, so dürfen wir uns doch nicht resignierend in unser Schicksal ergeben und in selbstzerfleischender Askese jeden Tropfen des bitteren Tranks auskosten.

Heilung ist ein wichtiger Bestandteil der christlichen Botschaft. Jesus hat, wo er auch hinkam, Kranke gesund gemacht. Seinen Jüngern gab er den Auftrag, nicht nur die Botschaft vom Himmelreich zu verkündigen, sondern auch Kranke von ihren Leiden zu befreien. Die Apostel führten diese Tradition weiter: Immer wieder lesen wir von wunderbaren Heilungen, die ihre Botschaft begleiteten.

In den biblischen Heilungsberichten fällt uns eines ganz deutlich auf: Heilung war immer mit der Botschaft vom Heil verbunden. Als Jesus den lahmen Mann heilte, der von seinen vier Freunden gebracht wurde, sprach er ihm bewußt zuerst die Vergebung seiner Sünden zu. Das Seelenheil stand bei Jesus an erster Stelle. Um aber der umstehenden Menschenmenge zu zeigen, daß er wirklich der Messias sei und das Recht habe, Schuld zu vergeben, schenkte er dem Gelähmten auch die Gesundheit wieder.

Wie viele Patienten, unter ihnen nicht wenige Christen, sind heute auf der Suche nach Gesundheit um jeden Preis. Ihr Hauptanliegen wird nur noch spärlich bedeckt von einem Lendenschurz christlicher Riten und Worte. R. A. Torrey, der Superintendent des Moody Bible Institute stellt in seinem Büchlein »Divine Healing« traurig fest: »Der Mensch ist heute der gleiche wie zu den Zeiten Jesu. Unübersehbare Massen scharten sich um ihn, reisten meilenweit, um ihn zu sehen, in der Hoffnung, von ihm Heilung für ihren Leib zu erlangen. Aber nur wenige suchten das Heil für ihre Seele.« Jesus machte seine Haltung einmal sehr drastisch deutlich: »Es ist besser für dich, daß du lahm oder verstümmelt in das Leben eingehst, als daß du zwei Hände oder zwei Füße hast und in das ewige Feuer geworfen wirst.«

Gibt es noch Wunder?

Haben denn heute alle Wunderheilungen durch die Macht Gottes aufgehört? Sind sie nur noch psychosomatischer Natur oder von unten gewirkt?   Extreme Charismatiker sind der Meinung, daß Jesus mit der Sünde auch alle Krankheiten ans Kreuz getragen habe. Ein Christ könne daher nicht mehr krank sein. Krankheit sei ein Zeichen von Unglaube.

Rationalistische Theologen und viele Ärzte vertreten die Ansicht, schon die Wunderheilungen Jesu hätten alle eine natürliche Erklärung gehabt; die Krankheiten seien psychosomatischer Natur gewesen, oder es sei einfach falsch berichtet worden. Wunder habe es nie gegeben, Wunder gebe es auch heute nicht.

Extreme sind immer gefährlich und entsprechen nicht der Wirklichkeit. Wer behauptet, jeder Christ müsse sich völliger Gesundheit erfreuen, der steckt den Kopf vor den Tatsachen in den Sand. Wie viele Tränen sind schon geflossen durch die harten Botschaften von Heilungsfanatikern! Wie oft wurden Patienten gerade durch solche Prediger weiter von Gott weggetrieben in die Dunkelheit von Zweifel und Angst oder in das absurde Jagen nach Gesundheit um jeden Preis!

Wer andererseits Wunder völlig leugnet, der lebt in dem kindlichen Wirklichkeitsverständnis von Juri Gagarin, dem ersten Sowjet Kosmonauten, der nach seiner Rückkehr aus dem All verkündete: »Es gibt keinen Gott. Ich habe ihn nicht gesehen!« Ich habe mehrere Berichte von zuverlässigen Menschen gelesen und gehört, die von Wunderheilungen berichteten. Es ist unmöglich, diese einfach vom Tisch zu wischen.

Wunder waren nie die Regel und sind es auch heute nicht. Wir finden sie vor allem dort, wo das Evangelium erstmals verkündigt wird. Sie dienen dann wie in urchristlichen Zeiten der Bestätigung der Botschaft Gottes. Mit dem Heilungsrummel, der im religiös übersättigten Westen gemacht wird, haben sie jedoch nichts gemeinsam.

Je stärker sich das Evangelium ausgebreitet hat, je mehr die Botschaft in den neutestamentlichen Briefen festgelegt worden ist, desto seltener hören wir von außergewöhnlichen Heilungswundern. Paulus führte trotz seiner geistlichen Vollmacht den »geliebten Arzt« Lukas mit sich. Er selber litt unter einem äußerst schmerzhaften Gebrechen, doch Gott gab ihm auf sein mehrmaliges Bitten nicht strotzende Gesundheit, sondern die Antwort: »Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig« (2.Kor.12,9). Auch seine Mitarbeiter wurden von Krankheit nicht verschont: Seinen Reisegefährten Trophimus mußte er krank in Milet zurücklassen(2.Tim.4,20), der junge Gemeindeleiter Timotheus litt häufig unter seinem kranken Magen(1.Tim.5,23).

Die Bibel ist nicht gegen Medizin

Der bekannte Theologe John Stott sagte einmal: »Jede Heilung ist göttliche Heilung, ob sie nun ohne Medikamente oder mit Hilfe von stofflichen, psychologischen oder chirurgischen Hilfsmitteln geschieht.«

Der gläubige Chirurg Dr. Gordon Scorer unterscheidet zwischen »natürlicher Heilung« und »Wunderheilung.« Beide seien von Gott gewirkt. Durch seinen Sohn Jesus Christus hat Gott echte Wunder gewirkt, die einzigartig dastehen. Es wäre aber vermessen, jede Heilung, die nicht bewußt mit dem christlichen Glauben verbunden ist, als nicht von Gott gewirkt zu bezeichnen.

Ist es nicht Gott, der unseren Körper mit so vielen wunderbaren Abwehrmechanismen ausgestattet hat? Paracelsus hat einmal gesagt: »Gott sollte euch Christen der höchste und erste Arzt sein, der mächtigste und nicht der geringste; nichts geschieht ohne ihn, Die Heiden und die Ungläubigen schreien zu den Menschen um Hilfe   ihr aber sollt zu Gott rufen, und er wird euch jenen senden, der euch wieder gesund macht – sei er ein Heiliger, ein Arzt oder er selber.«

Wer auch immer der Handlanger ist, die Ehre gebührt dem Schöpfer unseres Körpers, ohne dessen wunderbare Einrichtungen jede ärztliche Kunst vergeblich wäre.

Es ist deshalb kein Zeichen von Unglaube, sich bei Krankheit dem Arzt anzuvertrauen. Dr. Paul Tournier sieht keine Kluft zwischen Wissenschaft und Glauben. Für ihn »ist die Wissenschaft in biblischer Sichteine Gabe Gottes, ein kostbares Geschenk, das er uns anvertraut, damit wir unsere Kranken besser betreuen können. Aber sie birgt unvermeidlich auch die Gefahr, unsere Demut zu verlieren, ohne die es keine Wissenschaft und keine wahre Medizin gibt, und die wir nur durch diese Rückkehr zu Gott wiederfinden können, durch die Sinnesänderung, von der die Bibel von Anfang bis zum Ende spricht.«

Die Bibel ist nicht gegen Heilmittel. Als der König Hiskia todkrank war, sandte ihm Gott auf sein Bitten hin den Propheten Jesaja. Gesundwurde er nicht durch ein Wunder im strengen Sinne, sondern »Jesaja sprach: Man bringe eine Feigenmasse und lege sie ihm als Pflaster auf das Geschwür, so wird er leben.«

Der Apostel Paulus schrieb, inspiriert vom Heiligen Geist, an Timotheus: »Trinke nicht mehr bloß Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens willen und wegen deiner häufigen Krankheiten.« Heute wissen wir, daß im Traubensaft und im Wein Stoffe enthalten sind, die sehr stark gegen Viren und Bakterien wirksam sind.

Wichtig ist, daß wir die richtigen Schwerpunkte setzen, Als Hiskia gesund geworden war, lobte er nicht den Propheten Jesaja für seine gute Arbeit und auch nicht das hervorragende Naturheilmittel »Feigenpflaster«, sondern er dankte Gott für seine Genesung! »Herr, davon lebt man, und darin besteht das Leben meines Geistes, daß du mich gesund und lebendig machst. Siehe, um Frieden war ich bitterlich bekümmert, aber du hast meine Seele liebevoll umfangen und sie aus der Grube des Verderbens herausgezogen; denn du hast alle meine Sünden hinter deinen Rücken geworfen« (Jes.38,16).

Ist es nicht eigenartig? Für viele Christen ist es selbstverständlich, im »Vater Unser« auch die Bitte um das tägliche Brot auszusprechen. Sie bitten darum und danken Gott dafür, obwohl sie genau wissen, daß das Mehl vom Müller gemahlen wird, daß der Teig vom Bäcker gemischt, geknetet und in modernen Hochleistungsbetrieben gebacken wird, und das Brot zuletzt für gutes Geld über den Ladentisch geht.

Warum fällt es uns so schwer, Gott im gleichen gläubigen Vertrauen um Weisheit für den Arzt und um das rechte Medikament zu bitten, und ihm die Ehre dafür zu geben, wenn es wirkt?

Wichtiger noch als die Heilung unseres Leibes aber ist die Heilung der Seele. So sagt Paul Tournier: »Zweifellos sehen wir eine Gnade Gottes auch in den wirkungsvollen Medikamenten, die uns erlauben, einen Schmerz zu stillen, eine Diarrhöe anzuhalten, ein versagendes Herz anzuregen oder einem Kranken ein wenig Schlaf zu verschaffen. Aber wie sehr müssen wir darüber wachen, daß wir mit dieser Waffe nicht auch das Gewissen des Kranken einschläfern: sein Wissen darum, weiche Änderungen in seiner Lebensführung nötig sind.«

Zur Änderung ihres Lebens sind aber viele Patienten nicht bereit. Sie scheuen sich davor, zuzugeben, daß es nicht äußere, sondern innere Giftstoffe, wie Sorgen, Angst, Schuld, Bitterkeit und Streß sind, die ihre Schmerzen verursachen. Sie wollen wohl Gesundheit, aber nicht ihr Leben vor Gott offenlegen und es ihm ausliefern. Lieber versuchen sie sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.

Diese Menschen sind es denn auch, die besonders häufig in den Wartezimmern der Naturheiler sitzen. Tragisch ist es, wenn auch Christen trotz des Wissens um die Hintergründe der »Ganzheitsmedizin« lieber dort Zuflucht suchen, als sich beim Seelsorger auszusprechen.

Gefährliche Minen

Menschen, die sich in ihrer Suche nach Gesundheit um jeden Preis an die Naturheiler wenden, erleben immer wieder eine Verschiebung der Schwerpunkte in ihrem Leben. Dieser Gefahr müssen sich besonders gläubige Patienten bewußt sein. Wer sich in dieses Gebiet vorwagt, begibt sich in eine Grenzzone, die mit Minen gespickt ist, die unvermutet und jederzeit hochgehen können.

Die erste Mine ist die Bindung an Menschen. Viele Patienten »schwören auf ihren Heilpraktiker«. Andere sind felsenfest überzeugt von der »einzig richtigen Diät«. Allzuleicht geschieht es dann, daß Menschen und Mittel zu Ersatzgöttern werden, zu regelrechten Heilsbringern. »Verflucht ist der Mann«, ruft der Prophet Jeremia aus, »der auf Menschen vertraut und Fleisch für seinen Arm hält und dessen Herz vom Herrn weicht!« Und wenig später betet er: »Heile du mich Herr, so werde ich heil! Hilf du mir, so wird mir geholfen sein, denn du bist mein Lob« (Jer.17,5).

Die zweite Mine ist die Folge der ersten. Mich erschreckt manchmal der fanatische missionarische Eifer von Patienten, die bei einem Naturheilpraktiker waren oder gute Erfahrungen mit irgendeiner neuen Diät gemacht haben. Wenn die Natur an die Stelle Gottes tritt, dann wird die Naturheilkunde wirklich zu einer »fanatischen Religion« wie Dr. Paul Tournier richtig bemerkt.

Nachdem zum Beispiel Frau Steuber, eine gläubige Christin, durch Fußreflexzonenmassage eine Besserung ihrer Kopfschmerzen erlebt hatte, kaufte sie etwa 10 Bücher zum Stückpreis von 30 Mark, um sie mit einem begeisterten Begleitbrief an ihre Freunde zu schicken. Daß in dem Buch auch noch okkulte Praktiken weiterempfohlen wurden, störte sie ob der wunderbaren Methode, die es enthielt, kaum noch. Ich mußte mich fragen: Wieviel Geld hat Frau Steuber wohl schon für christliche Bücher ausgegeben, um sie mit derselben Begeisterung an Menschen zu schicken, deren Seele krank ist?

Oder nehmen wir das Beispiel einer lieben gläubigen Großmutter. Jahrelang war sie von Arthritis geplagt worden, einer Gelenkerkrankung, von der wir wissen, daß Sorgen, Leid und Bitterkeit viel zu den Schmerzen beitragen. Nun hat sie Erleichterung durch Akupunktur erlebt. Die Großmutter ist wie neu geboren, und heute schleppt sie Kinder und Enkelkinder bei jedem Weh Weh zu ihrem Akupunkteur. Ich wünschte, sie würde sie mit dem gleichen Eifer für Christus zu gewinnen suchen!

Eine weitere gefährliche Mine ist die religiöse Botschaft der Naturhei¬ler. Wir haben im 11. Kapitel ausführlich darüber gesprochen. Christen müssen sich bewußt sein, daß sie sich beim Heilpraktiker zumeist mit Methoden behandeln lassen, die auf okkulter und östlicher Philosophie gründen. Sie setzen sich damit der Gefahr der geistlichen Beeinflussung und Umpolung aus. Paulus schrieb an die Kolosser: »Seht zu, daß euch niemand einfängt durch Philosophie und leeren Trug, die sich auf menschliche Überlieferung gründen, auf die Mächte dieser Welt und nicht auf Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr habt alles völlig in ihm« (Kol.2,8). Diese Warnung sollten wir in unserer Zeit ganz neu beherzigen.

Okkulte Bindungen

Die gefährlichste Mine im naturmedizinischen Grenzgebiet ist die Gefahr okkulter Bindungen. Wie viele Menschen haben auf ihrer Suche nach Heilung ihren inneren Frieden als Preis gezahlt! »Wenn Patienten bei einem okkult arbeitenden Heiler waren, leiden sie oft unter großer Angst«, sagte mir ein Arzt. »Dann kommen sie und wollen Beruhigungstabletten.« Für geistliche Dinge stumpfen diese Menschen oft erschreckend ab. Sie entwickeln einen regelrechten Widerstand gegen alles Göttliche und leiden unter neurotischen Störungen, Jähzorn, sexuellen Perversionen, Süchten oder Zwangsgedanken, bis hin zum Selbstmordversuch.

Sollten sich solche Symptome bei Ihnen nach einer Behandlung durch einen Heilpraktiker eingestellt haben, so rate ich Ihnen dringend, einen erfahrenen Seelsorger aufzusuchen. Lösen Sie sich ganz bewußt von jeder okkulten Bindung und übergeben Sie Ihr Leben neu an Jesus Christus.

Auf der anderen Seite ist es gefährlich, alle unerklärlichen Erscheinungen dämonischen Kräften in die Schuhe zu schieben. Wir kritisieren zu Recht diejenigen Psychiater, die Sünde nicht mehr beim Namen nennen, sondern ihr einfach das Etikett einer psychischen Störung geben. In ähnlicher Weise verfahren aber auch Seelsorger, die den Ratsuchenden mit der stets gleichen und einfachen Diagnose einer okkulten Belastung von jeder Verantwortung für seine Sünden freisprechen.

Wie kann man bewahrt werden vor okkulten Bindungen? Ein ehemaliger Heilpraktiker schreibt mir: »Leider ist es so, daß viele Christen nicht unterscheiden können, ob diese Heilmethoden vom Feind unterwandert sind. Dabei fallen sie eben auch unseriösen Heilpraktikern zum Opfer, insbesondere dann, wenn man um jeden Preis gesund werden will, statt um jeden Preis nach Gottes Willen zu fragen.«

Johann Christoph Blumhardt, der die Heilung vieler Menschen miterleben durfte, der aber auch um die Gefahr dämonischer Bindungen wußte, schreibt, daß die Macht der Dämonen »nur über die Naseweisen und Lüsternen groß ist, die alles prüfen und kosten wollen, vor keiner Falle sich scheuen, etwa auch sagen: »Was tut es, wenn ich hingehe?« Bleib weg, wo du nicht hingehörst, und wo du merkst, daß sie etwas Fremdes dir anbieten wollen. Was hast du alle Neuheiten zu prüfen, mit denen man Leute fangen will? Unvermerkt nimmt man den, der etwas Neues bringt, für einen Heiland … Wer in der Einfalt bleibt, bei seinem kindlichen Glauben, wie er nach der Schrift von unseren Vätern her ererbt worden ist, den überfällt kein Dämon.«

Was meint Paulus dazu?

Mancher Leser wird mir jetzt entgegenhalten: »Ich bin seit Jahren in Behandlung bei einem Homöopathen, aber mein geistliches Leben hat nicht darunter gelitten. Ich kenne diesen Mann persönlich und bin davon überzeugt, daß er keine okkulten Praktiken anwendet. Muß ich nun alle homöopathischen Mittelchen in den Mülleimer werfen?«

Andere werden mir schreiben: »Ich habe gehört, daß diese oder jene Firma ihre Kräutertees unter Zuhilfenahme des Pendels hergestellt hat. Stimmt das? Der Tee hat mir wirklich geholfen, und ich habe keine negativen Auswirkungen auf mein Leben mit Christus verspürt. Bin ich nun okkult belastet, weil ich davon getrunken habe?«

Die ersten Christen in Korinth hatten ähnliche, wenn nicht noch schwerwiegendere Probleme. Für sie stellte sich die Frage: Dürfen wir Fleisch von Tieren, die in den Götzentempeln geschlachtet wurden, noch essen, oder werden wir dadurch okkult belastet?  Was hat Paulus ihnen auf ihre Fragen geantwortet? Lesen wir nach in seinem Brief an die Korinther (1.Kor.10,14f.):

»Liebe Freunde! Nehmt nicht an Götzenopfern teil. Ihr seid ja verständige Leute; beurteilt also selbst, was ich sage. Denkt an den Abendmahlsbecher, über dem wir das Dankgebet sprechen: Gibt er uns nicht Teil an dem Blut, das Christus für uns vergoß? Denkt an das Brot, das wir austeilen: Gibt es uns nicht Teil an seinem Leib? Es ist nur ein einziges Brot. Darum bilden wir alle, auch wenn wir viele sind, einen einzigen Leib; denn wir essen alle von dem einen Brot. Seht doch, wie es heute beim Volk Israel ist: Alle die vom Fleisch der Opfertiere essen, stehen in der engsten Verbindung mit Gott, dem das Opfer dargebracht wird. Will ich damit etwa sagen, daß es mit dem Opferfleisch eine besondere Bewandtnis hat? Oder daß der Götze, dem das Opfer dargebracht wird, für uns etwas bedeutet? Nein! Aber was die Götzenverehrer opfern, gilt nicht Gott, sondern den Dämonen. Ich möchte aber nicht, daß ihr euch mit Dämonen verbindet. Ihr könnt nicht aus dem Becher des Herrn trinken und zugleich aus dem Becher der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn essen und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn herausfordern? Glaubt ihr, daß wir stärker sind als er?

Ihr sagt: Alles ist erlaubt! Gewiß, aber nicht alles ist deshalb auch schon gut. Alles ist erlaubt, aber nicht alles fördert die Gemeinde. Ihr sollt nicht an euch selbst denken, sondern an die anderen.

Ihr könnt jedes Fleisch essen, das auf dem Markt verkauft wird. Es ist nicht nötig, daß ihr eine Gewissenssache daraus macht und nachforscht, woher das Fleisch kommt, Denn es heißt: Die Erde und alles auf ihr gehört dem Herrn. Auch wenn euch ein Ungläubiger zum Essen einlädt und ihr die Einladung annehmt, könnt ihr essen, was man euch anbietet. Es ist nicht nötig, daß ihr aus Gewissensgründen nachforscht, woher das Fleisch kommt. Nur wenn euch jemand sagt: Das Fleisch ist von einem Opfer, sollt ihr nicht davon essen. Unterlaßt es mit Rücksicht auf den, der euch darauf hingewiesen hat, und mit Rücksicht auf das Gewissen. Ich meine natürlich nicht euer eigenes Gewissen, sondern das des andern.

Das Gewissen eines andern darf sich allerdings nicht zum Richter über meine Freiheit machen. Ich genieße das Opferfleisch mit Dank gegen Gott. Keiner hat das Recht, mir den Glauben abzusprechen, wenn ich etwas esse, wofür ich Gott danke.

Ich sage also: Wenn ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, so tut alles zur Ehre Gottes. Lebt so, daß ihr für keinen ein Glaubenshindernis seid, weder für die Juden noch für die Griechen noch für die Gemeinde Gottes. Macht es so wie ich: Ich versuche immer allen Menschen entgegenzukommen. Ich denke nicht an meinen eigenen Vorteil, sondern an den Vorteil aller, damit sie gerettet werden. Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Beispeil folge, das Christus uns gegeben hat!«

Setzen Sie statt Opferfleisch »homöopathische Essenzen« oder »Kräuter Heilmittel« ein, und lesen sie den Text noch einmal durch. Ob sie diese Mittel weiter einnehmen sollen, müssen Sie selbst entscheiden, wenn Sie dieses Buch gelesen haben. Diese Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen.

Mehr als Medikamente

Haben wir als Christen eine Alternative? Haben wir kranken und beladenen Menschen mehr anzubieten als Medikamente und trügerischen Verlaß auf neue »Wundermethoden«?

Ich meine ja. »Ist jemand unter euch krank«, schreibt der Apostel Jakobus an die christlichen Gemeinden, »der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, daß sie über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herrwird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden. Bekennet einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet. Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es inständig ist« (Jak.5,14).

Dieser Abschnitt enthält vier wichtige Aspekte für Heilung im bibli¬schen Sinne. Erstens, eine Absage an die moderne Krankheit der Isolation, der Vereinsamung. Christen gehören in die Gemeinschaft der Gläubigen. Wie viele Menschen versuchen heute, ihre Probleme im eigenen kleinen Schneckenhaus zu lösen. Sie haben niemand, der ihnen Trost zusprechen könnte, der sie ermutigen würde, der ihnen vielleicht auch einmal sagen würde: »Das ist nicht richtig, was du machst.«

Diese Menschen sehen nur noch sich selbst und ihre Probleme. Es erstaunt nicht, daß sie deshalb oft unter vielfältigen psychosomatischen Störungen leiden. Ihnen möchte ich aus dem Therapieplan Gottes zuerst einmal »verbindliche Mitarbeit in einer lebendigen Gemeinschaft von Christen« verschreiben.

Lernen Sie andere Menschen mit ihren Nöten kennen und verstehen. Suchen Sie in gemeinsamem Bibelstudium die Verheißungen Gottes auf und freuen Sie sich daran! Öffnen Sie sich für andere und besprechen Sie miteinander Ihre Probleme. Sie werden lernen, von sich selber wegzuschauen und Gottes Wirken im Alltag zu erleben. Wundern Sie sich nicht, wenn plötzlich Ihr jahrelang herumgeschlepptes Leiden verschwindet und Ihre Depression sich aufhellt.

Ein zweiter Schritt zur Heilung ist das Gebet. Welcher Reichtum liegt in der Zwiesprache mit Gott! Aufrichtiges Gebet geht nicht nur bis zur Zimmerdecke. Gott ist gegenwärtig, und er hört jedes Wort.

Was andere Menschen jahrelang in sich hineinfressen und verdrängen, bis es sich zum Beispiel in Darmgeschwüren Luft macht, dürfen Christen im Gebet vor Gott bringen und abladen.

Doch das Gebet ist nicht nur ein geistliches »Sorgentelefon«. Hier dürfen wir uns auch bewußt machen, wofür wir zu danken haben. Danken kann die ganze Einstellung zum Leben verändern. Paulus schrieb an die Gemeinde von Ephesus: »Sagt Gott, dem Vater, allezeit Dank für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.« Wer seine Sorgen bei Gott ablädt und wer lernt, Gott für alles zu danken, in dessen Herz wird tiefer Friede einziehen. Paulus hat diese Tatsache in die ewig gültigen Verse gefaßt: »Sorgt euch um nichts, sondern in allem laßt durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Jesus Christus« (Phil.4,6).

Somit kann man wohl ohne Übertreibung behaupten, daß das Gebet mehr bietet als jedes »positive Denken« und auch mehr als jedes tiefenpsychologische Analysegespräch!

Bekenntnis und Vergebung

Als Drittes mißt Jakobus dem Bekenntnis der Sünden und der Annahme der Vergebung eine zentrale Rolle für eine Heilung nach Gottes Plan zu.

Viele moderne Psychotherapeuten wirbeln wohl den Schmutz des Lebens auf, geben aber keine echte Hilfe. Der Begriff »Sünde« existiert nicht mehr in ihrem Vokabular. Sie versuchen, verdrängte Konflikte zu lösen, und verdrängen selbst das größte menschliche Problem, nämlich die Schuld, die uns von Gott trennt. Der Patient verläßt ihr Spechzimmer und geht seelisch entblößt und verwundet nach Hause. Sünde und Schuld aber sind Realitäten, die zu verschweigen nicht nur unklug, sondern auch gefährlich sind. Sünde und Schuld sind wie Sand im Getriebe unseres Leibes. Wenn wir einmal erkannte Schuld »unter den Tisch wischen« wollen, wird dies niemals ohne ernsthafte Folgen bleiben. Das hatte schon ein König David erkannt, wenn er sagt: »Denn als ich es verschweigen wollte, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen, Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, daß mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird« (Psalm 32,3).

Wer nicht bereit ist, sich zu seiner Schuld zu stellen und sie auch auszuräumen, d. h. sie durch Jesus Christus ausräumen zu lassen, läßt die wichtigste Bedingung für Gottes Heilungswirken außer acht.

Wenn wir von Sünde sprechen, dürfen wir jedoch nicht nur an Lüge, Diebstahl, Ehebruch usw. denken. All diese vordergründigen Verfehlungen sind im Grunde nur Folgen der Ursünde des Menschen, des Mißtrauens, der bewußten Loslösung von Gott. All die kleinen und großen Sünden der Menschen wurzeln im Grund in dem altbekannten Satz: »Sollte Gott gesagt haben?«

Jesus gab einmal eine sehr umfassende Erklärung des Begriffes »Sünde«. Er sagte, er werde die Welt überzeugen von der »Sünde, daß sie nicht an mich glauben« (Joh.16,9).

In dieser Sünde aber leben nicht nur Menschen in der Gottesferne, diese Sünde begehen auch Christen immer wieder: Sie haben kein Vertrauen zu Gott und bezweifeln damit seine Allmacht und Güte. Auch Christen leben sehr oft dahin, als ob sie noch niemals von dem gehört hätten, der sagt: »Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken« (Matth.11,28).

Obwohl Gott uns versprochen hat, daß er für uns sorgen werde, obwohl wir darum wissen, daß der Herr unser Hirte ist und uns deshalb nichts mangeln kann, kommen wir mit unseren kleinen und großen Sorgen und sehr oft auch mit den dunklen, belastenden Dingen unseres Lebens doch nicht zu Jesus, sondern verbringen lieber schlaflose Nächte im Grübeln und Problemewälzen.

In dieses Kapitel gehört auch unsere Unversöhnlichkeit. Obwohl wir von Gott immer wieder die Vergebung all unserer Schuld zugesprochen bekommen und er unendliche Geduld mit uns hat, fällt es uns oft so schwer, denen zu vergeben, die an uns schuldig geworden sind. Wie oft benehmen wir uns doch wie kleinliche »geistliche Betreibungsbeamte«, die anderen Menschen ihre Fehler und Sünden nachtragen und nicht vergeben wollen!

Dazu folgendes Beispiel: Frau Gruber, eine 42 jährige Hausfrau, litt jedes Jahr an einer Depression, wenn der Herbst über das Land hereinbrach.

In der Kirche hörte sie eines Sonntags die Botschaft von der Heilung nach Gottes Plan. Nach dem Gottesdienst kam sie in die Seelsorge. Sie hatte eine fürchterliche Jugend hinter sich. Als sie alt genug war, zog sie von zuhause weg. Nie mehr hatte sie ihren Vater auch nur gegrüßt.

In diesem Gottesdienst, unter der Botschaft von der Vergebung, merkte sie, daß dieser Groll zwischen ihr und Jesus Christus stand. Mit der Hilfe Gottes rang sie sich dazu durch, ihrem Vater zu vergeben.

Ein halbes Jahr später kam sie wieder zu ihrem Pfarrer. »Stellen Sie sich vor«, sagte sie ihm, »im Herbst erwartete ich wie üblich meine Depression. Aber sie kam nicht mehr. Seit ich meinem Vater vergeben habe, bin ich gelöst und frei!«

Diese Geschichte macht deutlich, daß es sehr viel wichtiger ist, um jeden Preis mit Gott und den Mitmenschen ins reine zu kommen, als um jeden Preis gesund zu werden. Wer ganze Sache mit Gott macht, der darf eine Heilung an Geist, Seele und nicht seiten auch an seinem Leib erfahren.

Die Salbung mit Öl

Jakobus zeigt uns ein viertes Mittel aus Gottes Therapieplan: »Siesollen über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn.« R. A. Torrey, der geisterfüllte Autor vieler Bücher, ist davon überzeugt, daß die Ölung einen Akt der Hingabe und Heiligung darstellt. Für den Gesalbten bedeutet dies eine »völlige Auslieferung seiner Hände an Gott, um für ihn und ihn allein zu arbeiten; seiner Füße, um für ihn und ihn allein zu gehen; seines ganzen Körpers, um ein Tempel des Heiligen Geistes zu sein. Und das Öl war ein Symbol des Heiligen Geistes in seiner heilenden Kraft.«

Auch an dieser Stelle wird deutlich, daß das Streben nach Gesundheit um der Gesundheit bzw. um unserer selbst willen am Ziel vorbeigeht. Was nützte es dem Menschen, wenn er kerngesund wäre und doch Schaden nähme an seiner Seele? Nicht vergeblich hat Jesus in einem anderen Zusammenhang einmal gesagt: »Es ist besserfürdich, daß eins deiner Glieder verdirbt und nicht der ganze Leib in die Hölle fährt.«

Das Wort des Jakobus von der Salbung mit Öl zeigt uns, daß wir als Christen weniger fragen sollten: »Wie kann ich nur wieder gesund werden?« sondern vielmehr: »Warum und wozu möchte ich eigentlich wieder gesund werden?« Wenn wir ganz Gott hingegeben sind, ist es im Grunde nicht so wichtig, ob wir gesund oder krank sind. Wichtig ist nur, daß unser Wille in Gottes Willen ruht. Wenn er es für gut und notwendig hält, uns von einem Leiden zu befreien, werden unsere Bitten gewiß nicht unerhört bleiben.

Ganzheitliche Heilung

Aufgrund der Aussagen der Heiligen Schrift darf sich ganzheitliche Medizin nicht nur auf die Beseitigung von Krankheiten beschränken. Umfassende Medizin führt den Patienten zurück in eine feste Bindungzu Gott.

Die sogenannte »Ganzheitsmedizin« ist nicht ganzheitlich. Wohl benützen ihre Vertreter die Eingangspforte des Geistes, um den Körper und seine Funktionen zu beeinflussen. Wenn aber psychosomatische Krankheiten durch irgendwelche Maßnahmen geheilt werden, ohne daß der geistliche Hintergrund gesehen und verarbeitet wird, so bleibt die Behandlung durch den Arzt oder Heilpraktiker an der Oberfläche.

Lassen Sie mich Ihnen deshalb am Schluß dieses Buches die Fragen stellen: »Warum Gesundheit um jeden Preis? Können und dürfen Sie »Wunder« erwarten von Heilmethoden, die sich auf Lehren gründen, die dem Evangelium völlig entgegengesetzt sind und sich daher nur zu oft als trügerische Hoffnung erweisen?«

In der Bibel wird uns der Weg zu einer wirklich umfassenden Heilung gezeigt. Jesus bietet uns »Leben und volle Genüge« an. Wer ihn als Erlöser und Herr in sein Leben eingelassen hat, für den verliert nicht nur die Krankheit ihre Schrecken, sondern auch der Tod. Er, der Herr, steht über allem, und wir dürfen wissen, daß nichts an uns herankommt, was nicht an ihm vorbeigegangen ist!

Wer sich die Augen für diese Wahrheit öffnen läßt, für den steht das Ringen um Gesundheit nicht mehr im Mittelpunkt. Der wird vielmehr mit dem Psalmisten des 23. Psalm wieder kindlich gläubig beten können:

»Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern. Er erquicket meine Seele, er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Todestal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich! Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über. Nur Güte und Gnade werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.«

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Adventisten (B.Dura)

Adventisten  –  Freikirche oder Sekte?

– Eine Gegenüberstellung zentraler adventistischer Lehren mit Aussagen der Heiligen Schrift –

Von Bernhard Dura, Chur (Schweiz)

Der Gründer der Adventisten, William Miller, prophezeite ab 1831 die Wiederkunft Christi für den 21. März und später für den 21. Oktober 1844.

Die Bibel sagt in Apostelgeschichte 1, 7: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat.

Im Jahre 1847 sah die “Prophetin” der Adventisten, Ellen G. White, in einer Vision die 2 Tafeln der 10 Gebote, wovon das 4. Gebot (Sabbatheiligung) vor allen anderen herausstach.

Die Bibel sagt: Römer 14, 5 6: Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinne völlig überzeugt. Wer den Tag achtet, achtet ihn dem Herrn. Und wer isst, isst dem Herrn, denn er danksagt Gott; und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und danksagt Gott.

Das Neue Testament bestätigt von den 10 Geboten nur 9 Gebote: Den Herrn allein anbeten 50x, Götzendienst meiden 12 x, Gottes Namen nicht missbrauchen 4x, Eltern ehren 6x, nicht töten 6x, nicht die Ehe brechen 12x, nicht stehlen 16x, kein falsches Zeugnis geben 4x, sich nicht gelüsten lassen 9x. Es fehlt das Sabbatgebot: Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten.

Kolosser 2, 16 17: So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats, die ein Schatten der künftigen Dinge sind.

Die Sonntagsfeier ist nach Daniel 7, 25 antichristlich.

Die Bibel sagt: Apostelgeschichte 2, 46: Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot.

Apostelgeschichte 20, 7: Am ersten Tage der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen.

Das Sabbatgebot gilt auch für Christen.

Die Bibel sagt: 2. Mose 31, 16 17: So sollen denn die Söhne Israel den Sabbat halten, um den Sabbat in all ihren Generationen zu feiern als einen ewigen Bund. Er ist ein Zeichen zwischen mir und den Söhnen Israel für ewig. (Bund und Zeichenbedeutung nur für Israel)

Hesekiel 20, 12: Auch meine Sabbate gab ich ihnen, dass sie zum Bundeszeichen seien zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, dass ich, der Herr, es bin, der sie heiligt.

Lukas 22, 20: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. (Jesu Blut ist das Zeichen des neuen Bundes)

Das Sabbatgebot ist das wichtigste Gebot Gottes und ein Prüfstein.

Die Bibel sagt: Matthäus 22, 37 38: Er aber sprach zu ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dieses ist das größte und erste Gebot.

Galater 2, 21: Ich mache die Gnade Gottes nicht ungültig; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, dann ist Christus umsonst gestorben.

Galater 5, 4: Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.

Beobachtung: Die “Prophetin” Ellen White prophezeite Ereignisse, die nicht eingetroffen sind. Sie wurden später stillschweigend aus ihren Schriften gestrichen.

Die Bibel sagt: 5. Mose 18, 22: Wenn der Prophet im Namen des Herrn redet, und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das das Wort, das nicht der Herr geredet hat. In Vermessenheit hat der Prophet es geredet. Vers 20: Dieser Prophet muss sterben.

Beobachtung: Etliche Visionen von Ellen White stimmen nicht mit der Bibel überein.

Die Bibel sagt: Sprüche 30, 6: Füge zu seinen (Gottes) Worten nichts hinzu, damit er dich nicht überführt und du als Lügner dastehst!

Offenbarung 22, 18: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind.

Die Schriften von Ellen White sind vollständiger und zeitgemäßer als die Bibel.

Die Bibel sagt: 5. Mose 4, 2: Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des Herrn, eures Gottes haltet, die ich euch gebiete!

Als Jesus Christus Mensch wurde, erbte er die sündige Natur.

Die Bibel sagt: 2. Korinther 5, 21: Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.

Im Jahre 1844 ging Jesus ins Heiligtum. Bis dahin wurden alle Sünden aufgeschrieben. Jetzt bittet Jesus bis zu seiner Wiederkunft den Vater um Sündentilgung.

Die Bibel sagt: Johannes 19, 30: Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.

Kolosser 1, 21 22: Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen.

Kolosser 2, 13: Und als ihr tot wart in den Vergehungen und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, hat er euch mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.

Unreine Tiere (mit ungespaltenen Hufen und die nicht wiederkäuen) darf man nicht essen.

Die Bibel sagt: 1. Korinther 8, 8: Speise aber macht uns nicht angenehm vor Gott; weder sind wir, wenn wir nicht essen, geringer, noch sind wir, wenn wir essen, besser.

Römer 14, 14: Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an sich selbst unrein ist, nur dem, der etwas für unrein achtet, dem ist es unrein.

Der Mensch lebt nach dem Tod bis zur Auferstehung ohne Bewusstsein. Eine ewige Verdammnis für die Ungläubigen in der Hölle gibt es nicht.

Die Bibel sagt: Lukas 16, 25: Abraham aber sprach: Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben und Lazarus ebenso das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein …  (gekürzt)

Zur weiteren Information empfiehlt sich die ausführliche bibeltreue Veröffentlichung:

Dr. Anthony A. Hoekema, Der siebente Tag. Ellen G. White, die Adventisten und der Sabbat, CLV 1995.

Ergänzend hierzu veröffentlichen wir nachfolgend zwei Auszüge aus: Kleines Sekten-Handbuch, MABO Verlag, Schacht Audorf, 2. Auflage 2006 (siehe Seite 50 dieses Heftes):

Sabbat: Die Gemeinde des Alten Bundes hielt den Sabbat, den siebten Tag der Woche, als Tag des Ruhens Gottes von seinen Schöpfungswerken und der Herausführung der Juden aus Ägypten (Ex 20,1 Of.; Dtn 5,12ff.).

Für die Gemeinde des Neuen Bundes ist kein bestimmter Versammlungstag ausdrücklich vorgeschrieben (vgl. Röm 14,5f. , Kol 2,16f.). Es ist davon die Rede, dass sich die Jünger jeden Tag trafen: “Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hin und her in den Häusern …” (Apg 2,46; vgl. Apg 19,9). Von Kaiser Konstantin wurde im Jahre 321 n. Chr. der Sonntag, der erste Tag der Woche, der identisch war mit dem Tag des persischen Sonnengottes Mithras, als christlicher Feiertag gesetzlich vorgeschrieben. Obwohl heidnische Parallelen zweifellos vorhanden sind (weshalb z.B. die Siebenten Tags Adventisten den Sonntag ablehnen und die Einhaltung des Sabbats praktizieren), so gibt es doch gute biblische Gründe für die Einführung dieses Feiertages. Der erste Tag der Woche ist der Tag, an dem Jesus Christus von den Toten auferstanden ist (Mt 28,1 parr.). Wohl im Gedenken an dieses einzigartige Ereignis waren die Jünger gerade an diesem Tag versammelt, als ihnen der auferstandene Herr erschien. Insgesamt werden sechs Begegnungen von Jüngerinnen und Jüngern mit dem Auferstandenen am ersten Tag der Woche im Neuen Testament berichtet (Mt 28,9f.parr.; Lk 24,13ff.36ff.; Joh 20,1 lff.1 9ff. 26ff.). Auch das Pfingstereignis als grundlegender Termin für die Entstehung der christlichen Gemeinde fiel auf dem ersten Wochentag (Apg 2). Nirgends im Neuen Testament wird im Blick auf die urchristliche Gemeinde erwähnt, dass sie sich speziell am jüdischen Sabbat traf, vielmehr wird in deutlicher Abgrenzung vom jüdischen Festkalender immer wieder “der erste Tag der Woche” genannt (Apg 20,7; 1. Kor 16,2). Der in Offb 1,10 anklingende “Tag des Herrn” dürfte bereits eine feststehende Wendung für den Auferstehungstag Jesu Christi sein.

Ganztod Lehre (Annihilationismus): Verschiedene theologische Richtungen (z.B. K. Barth, E. Jüngel) und Sekten (Adventisten, Zeugen Jehovas) vertreten die Ansicht, dass der Mensch bei seinem irdischen Tod als Ganzheit stirbt und dass erst später (etwa beim Jüngsten Gericht)   nur bei den zum ewigen Leben Bestimmten   eine (geist) leibliche Neuerschaffung des Menschen durch Gott erfolgt. Die Vorstellung einer “Unsterblichkeit” des Menschen (oftmals mit platonischen Vorstellungen assoziiert) sowie eines Zwischenzustandes zwischen irdischem Tod und Jüngstem Gericht mit allgemeiner Totenauferstehung wird abgelehnt, ebenso eine ewige Verdammnis (Hölle). Was ist aus biblischer Sicht hierzu zu sagen?

Altes und Neues Testament beschreiben den Menschen als “Seele”, aber auch als “Geist Seele Leib” Einheit, die beim leiblichen Tod zeitweise aufgelöst und bei der leiblichen Auferstehung wiederhergestellt wird. In der dazwischenliegenden Zeit (Zwischenzustand zwischen irdischem Tod und Auferstehung am Jüngsten Tag) existiert der Mensch als Person weiter, wenn auch ohne irdisch materiellen Leib. Die Personkontinuität zwischen irdischem Tod und Auferstehung kann man als Weiterleben des menschlichen Ichs – oder auch: der “Seele”   bezeichnen, ohne damit heidnisch platonischen Vorstellungen von einer “Unsterblichkeit der Seele” zu huldigen. “Seele” ist in diesem Sinne die den materiellen Tod überdauernde Personalität des Menschen. Biblische Texte wie Mt 10,28 1 Lk 16,19 31; 1. Petr 3,19 sowie alttestamentliche Aussagen über den Scheol (Totenreich) sind deutliche Hinweise darauf, dass es einen Zwischenzustand   und damit auch ein Weiterexistieren des Menschen nach seinem irdischen Tod   gibt …  (gekürzt)

Aus Kleines Sekten-Handbuch von Dr. Lothar Gassmann

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Dämonen (L.Gassmann)

Lothar Gassmann

Dämonen

Dämonen (griech. daimonioi = übermenschliche Wesen) sind von Gott abgefallene Engel unter Führung von Satan (Luzifer, Teufel). In verschiedenen Abschnitten der biblischen Heilsgeschichte üben sie als Gegenspieler Gottes und Versucher des Menschen ihr Unwesen aus:

1. Erschaffung der Welt:

Der erste Abschnitt umfasst die Weltschöpfung. Diese bezieht sich nicht nur auf den sichtbaren, sondern auch auf den unsichtbaren Bereich: Gott erschafft unsichtbare geistige Wesen, Engel, die auf den sichtbaren Bereich Einfluss nehmen können (Neh 9,6; Ps 148,2.5; Kol 1,16; Hiob 38,4-7). Die Engel sind freilich nicht gottgleich, sondern sie sind geschaffene “dienstbare Geister” mit Bewusstsein, Willen und Verstand (Hebr 1.5-14; 2,5). In vorgeschichtlicher Zeit fällt ein Teil der Engel unter Leitung Luzifers, des Satans, von Gott ab, weil sie selber wie Gott sein wollen. (Der Sündenfall hat also sein Vorspiel bereits in der unsichtbaren Welt der Engel!) Diese gefallenen Engel nun werden zu Dämonen, die auch andere in die Gottesferne, ins Verderben reißen wollen (Hes 28,11-15; Jes 14,12-14; Jud 6; 2.Petr 2,4). Doch vorerst finden sie kein Opfer.

2. Erschaffung des Menschen:

Dieses Opfer erscheint erst im zweiten Abschnitt. Es ist der Mensch, den Gott am sechsten Tag erschafft. Ihren Angriff auf den Menschen kleiden die Dämonen in vier Lügen, die uns in der Sündenfallgeschichte in 1. Mose 3, 1.4f. begegnen. Diese vier Lügen sind es, die das Wesen der Esoterik, der fernöstlichen Religionen und der New-Age-Bewegung vom Anfang der Menschheit an bis heute bestimmen. Es ist die Leugnung der Autorität Gottes, die Leugnung der Endgültigkeit des Todes, die Behauptung, der Mensch habe göttliches Wesen, und die Behauptung, der Mensch habe göttliches Wissen. Der Mensch wird nun ein Wesen, das einerseits vor Gott flieht und sich andererseits nach Gott, nach der Wiederherstellung des verlorenen Urzustandes zurücksehnt. Wo diese Suche nicht im dreieinigen Gott der Bibel ihre Erfüllung findet, bieten Dämonen ihre scheinbare Hilfe an und verführen den Menschen nur noch mehr. Hierzu stellt der Apostel Paulus in 1. Kor 10,20 fest:

“Was die Heiden opfern, das opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Nun will ich nicht, dass ihr in der Gemeinschaft der Dämonen sein sollt.”

Dämonen, gefallene Engel, gottfeindliche Mächte unter der Leitung Satans sind es also, die hinter der Religiosität des Heidentums — und somit auch hinter der Esoterik und der New-Age-Bewegung — stehen. Sie geben sich als “Gottheiten” aus, aber sie sind nicht Gott. Als Götzen vielfältiger Art führen sie den Menschen vom lebendigen Gott weg.

3. Die Erwählung Israels:

Inmitten des Götzendienstes der heidnischen Völkerwelt ruft Gott ein Volk heraus, das ihm — ihm allein — dienen und ein Licht für die Völker sein soll: das Volk Israel. Es soll heilig sein und sich vom Götzendienst der Heiden, von jeder Form des Okkultismus fernhalten (2. Mose 20, 2f.; 3. Mose 19,2.4; 5. Mose 6,4f.14f.; 18,9ff.; 2. Kön 23,24f. u.v.a.). Und doch hat Israel immer wieder versagt. Weil es sich anderen Göttern zugewandt hat, ergeht Gottes Gericht über sein Volk in zunehmender Schärfe. Zunächst kommt es zur Reichsspaltung, dann zur Verbannung und schließlich — im Zusammenhang mit dem vierten heilsgeschichtlichen Abschnitt — zur Zerstreuung unter die Völker (1. Kön 11; Jer 2ff.; Hes 4ff. u.a.). Dennoch rettet Gott aus freiem Erbarmen einen heiligen Rest hindurch, der die Grundlage für das wiedererstehende Israel am Ende der Zeiten bildet (Jes 6,11-13; 10,21-23; Mi 5,2; Röm 9,27-29).

4. Das Kommen Jesu Christi als Retter:

Der vierte Abschnitt ist der entscheidende: Gott sendet seinen Sohn Jesus Christus in die Welt, um die Werke des Teufels zu zerstören und Menschen aller Völker aus dem Machtbereich der Finsternis zu erretten (Joh 1,5; 3,16; 1. Joh 3,8). Sie sollen in die einstmals zerstörte Gemeinschaft mit Gott zurückgeführt werden. Jesus stirbt am Kreuz von Golgatha stellvertretend für unsere Schuld, unseren Götzendienst, unsere Ablehnung des wahren Gottes. Dadurch, dass er sein Blut für uns vergießt, wird der Weg frei, zu Gott zurückzukehren (Röm 5,1f.; 2. Kor 5,14-21). Der Gott, den die Heiden im tiefsten Grunde ihres Herzens immer gesucht, aber wegen des Täuschungsmanövers der Dämonen nicht gefunden haben — dieser Gott wird in Jesus Christus offenbar (Apg 17,22-31; Röm 1,18-25; 2. Kor 4,4). Durch das Kreuzesopfer Jesu Christi werden die Dämonen entmachtet, aber nicht vernichtet. Jesus entzieht ihnen das Anrecht auf jene Menschen, die an ihn als ihren Erlöser glauben (Joh 12,31;14,30; 16,11; Röm 8,31-39; Kol 2,15). Wer jedoch nicht an Jesus glaubt, der bleibt weiterhin im Machtbereich der Finsternis (Joh 3,19-21). Deshalb gilt die Zusage aus dem ersten Johannesbrief:
“Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis … Wenn wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde” (1. Joh 1,5.7).

5. Die Zeit der Gemeinde:

Nach Jesu Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten beginnt der fünfte Abschnitt, die Zeit der Gemeinde. Diese Zeit ist es, in der wir leben. In ihr tobt der Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Christus und Satan in zunehmender Heftigkeit, je mehr es dem Ende zugeht. Zwar hat Christus den Satan und seine Dämonen besiegt, und doch lässt Gott ihr Wirken zu, um eine letzte Sichtung seiner Gemeinde herbeizuführen (Mt 24 par.; Lk 22,31; 2.Tim 2,12). Es liegt nun bei jedem einzelnen Menschen, bei jedem von uns, ob wir das Opfer Jesu Christi im Glauben annehmen und zu Gott gehören — oder ob wir in der Gottesferne verharren und Satan verfallen. Satan bietet in unseren Tagen eine ungeheure Fülle von Verführungskünsten auf, um Menschen von Jesus Christus als dem einzigen Weg zum Vater, zum Heil, abzuhalten. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von einer “okkulten Welle”, andere von einer “Kultexplosion”, die viele mitreißt und im Kommen des sichtbaren Gegenspielers Jesu Christi, des dämonisch inspirierten Antichristen, ihren Höhepunkt finden wird.

6. Das Kommen Jesu Christi als Richter:

Die totalitäre Schreckensherrschaft des Antichristen und seines “Propagandaministers”, des falschen Propheten, wird nur eine begrenzte Zeit dauern (die Bibel spricht von 42 Monaten; Offb 13,5). Jesus Christus wird ihr ein Ende setzen, wenn er zum zweiten Mal erscheint — nun aber nicht als Retter, sondern als Richter (Dan 7; 1. Kor 15,23-26; Mt 25,31-46; Offb 19,11-21). Dieses zweite Kommen Christi als Richter leitet den sechsten Abschnitt ein. Der Antichrist und sein falscher Prophet werden besiegt und “in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brennt” (Offb 19,20).

Satan selber und seine Dämonen werden für tausend Jahre gebunden, so dass sie niemanden mehr verführen können (Offb 20,1-3). Christus errichtet sein Tausendjähriges Reich des Friedens, in welchem diejenigen mit ihm regieren, die ihm inmitten der Verführungen treu geblieben und nicht anderen Göttern nachgelaufen sind (Offb 20,4). Am Ende der tausend Jahre wird Satan losgelassen, um zum letzten Mal die Völker zu verführen und gegen die Gemeinde der Heiligen zu versammeln. In der Schlacht von Harmagedon wird er jedoch endgültig besiegt und in den “Pfuhl von Feuer und Schwefel” geworfen, wo er zusammen mit dem Antichristen und dem falschen Propheten gequält wird “Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit” (Offb 20,7-10).

7. Der neue Himmel und die neue Erde:

Gott versammelt die Gemeinde seiner Heiligen im neuen Himmel und der neuen Erde, wo Frieden und Gerechtigkeit wohnen und wo weder Tod noch Leid noch Geschrei noch Schmerz mehr sein werden (Offb 21,4).

Dort wird, wie es in der Offb weiter heisst, kein Raum sein für die “feigen Verleugner und Ungläubigen und Frevler und Totschläger und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner”, sondern nur diejenigen, die “aus der großen Trübsal gekommen sind und ihre Kleider gewaschen und hell gemacht haben im Blut des Lammes”, werden das Reich Gottes erben (Offb 7,14; 21,7 f.). Mit diesem großartigen Ausblick auf den Sieg Gottes gelangt die Darstellung der biblischen Heilsgeschichte an ihr Ende. Vom Ausblick auf den Sieg Gottes her leben wir. Von ihm beziehen wir Kraft für unsere Existenz als Christen. Und er lässt uns die Vorläufigkeit der satanischen Angriffe in unserer Zeit erkennen, die in all ihrer Wucht doch nichts anderes sind als ein letztes Aufbäumen der dämonischen Mächte vor ihrer endgültigen Niederlage.
Lothar Gassmann

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
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5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
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Kann ein Christ sein Heil verlieren? (E.Mauerhofer)

Kann ein Christ sein Heil wieder verlieren?

von Prof. Dr. Erich Mauerhofer

 

Problemstellung
Es gibt – namentlich im Neuen Testament – Bibelstellen über den Heilsstand des Wiedergeborenen, die sich bei oberflächlicher Betrachtung zu widersprechen scheinen. Ich greife zwei davon exemplarisch heraus; weiter unten in diesem Artikel werde ich andere wichtige Stellen anführen:
Joh 10, 27.28: «Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmer­mehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.»
Joh 15, 2.6: «Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen;
Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.»

Das scheinbare Problem läßt sich nur lösen, wenn man die Spannung zwischen Ermutigung und Trost einerseits und Ermahnung andererseits genau beachtet. Um zu einem sorgfältigen Abwägen zwischen Verheißung und Ermahnung bzw. dem Ruf  zu erneuter Umkehr (Buße) zu gelangen, wollen wir die nötigen Grundlagenfragen kurz beleuchten:

I. Von der Heilsgewißheit zur Vollendung
Grundsätzliche Feststellung: Unter Heilsgewißheit verstehen wir die Gewißheit des Heilsbesitzes: Vgl. zum Beispiel:
 – Röm 5, 1: «Da wir nun gerecht geworden sind durch (aus) dem Glauben, haben
    wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.»
– Röm 8,16: «Der Geist selbst bezeugt unserm Geist, daß wir Kinder Gottes sind.»
– u. a. m. (Vor allem Worte, wo das «Sein» und «Haben» betont wird, z. B. Eph 1,7.)

1. Die Grundlage zum Heil bildet Gottes Heilshandeln
– in Jesus Christus: Gal 4, 4.5: «Als die Zeit erfüllt war … »
– in Jesu stellvertretendem Opfer: Röm 5, 8; 1. Petr 2, 24; 3, 18; Hebr 10, 10.14
– in Jesu Auferstehung und Erhöhung: 1. Petr 1, 3.4.; Hebr 7, 25
– dieses Heilshandeln legt Zeugnis ab von der Liebe Gottes und vom Gehor­sam
   Jesu Christi: Joh 3, 16; Hebr 5, 8.9

Die Heilsgewißheit der Gläubigen beruht auf dem göttlichen Heilsplan zu unserer Errettung (Eph 1, 3.) und auf der durch Jesus vollbrachten Versöhnung (Röm 5,10; 2. Kor 5,19), sowie auf dem, was wir durch den Glauben an Jesus geworden sind (Röm 8, 1; 2. Kor 5,17).

2. Berufung und Erwählung

Mt 22, 14: «Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.»

Aus der Perspektive des Gleichnisses von der königlichen Hochzeit wird – das   Ergebnis der anderen Erwählungsstellen vorwegnehmend – deutlich, daß die   Berufung und Erwählung von seiten Gottes durch den Menschen (in Umkehr/Buße/Bekehrung) angenommen werden muß. Wer die Berufung Gottes nicht annimmt, der gehört nicht zu den Auserwählten, und es wird ihm ergehen wie dem Mann, der ohne Hochzeitskleid vor dem König nicht bestehen kann (V. 12.13). Trotz seiner Berufung zum Himmelreich geht er verloren. Zwei der wichtigsten Erwählungsstellen finden sich in Eph 1, 3. und Röm 8, 28-30. Die Erwählung läßt sich aufgrund dieser Stellen und Parallelen in folgende Bereiche aufgliedern: Eph 1 Römer 8 andere
Der göttliche Vorsatz und Heilswille (Heilsplan) vor Grundlegung der Welt
V. 3-4 V. 28b 1.Petr 1,20
Das Vorherwissen (praescientia) und Vorher-Erkennen Gottes—V. 29aPs 139,16
Die Vorherbestimmung (praedestinatio). 29b, 30
Die Selbstoffenbarung Gottes in Jesu Christus, in der Fülle der Zeiten und der Heilsvollzug V.7 V. 32 Gal 4,4;  Joh 14,9
Die Mitteilung des göttlichen Willen V.9. 1.Tim 2,4  1.Thess 4,3 u.a.m.

Zusammengefasst wird die Erwählung in Eph 1,11ff: Eph 1,11: «in welchem wir auch zu Erben bestimmt wurden, nachdem wir vorherbestimmt waren nach dem Ratschluß seines Willens.»

3. Gottes Souveränität und die Frage der Prädestination [2]

a) Kurzer dogmengeschichtlicher Hinweis

Von Augustin zu Calvin [3] und zu seinen Nachfolgern:
– Erwählung Gottes = Erwählung einiger zum Heil. Erwählung der anderen zur
   Verdammnis = doppelte Prädestinationslehre.
Diese gedankliche Konstruktion wird in keiner Weise durch die Bibel gestützt.

b) Der biblische Standpunkt

Gottes Einladung, seine Erwählung, sein Heilswille und seine Heilstat gelten grundsätzlich allen Menschen: 1. Tim 2, 4; 2. Petr 3, 9; Röm 5, 18; 1. Joh 2, 2; 2. Kor 5, 19; Joh 3, 16; Tit 2, 11.
– Aus diesem Grunde gilt die verkündigte Heilsbotschaft allen Menschen ausnahmslos, wie der Missionsbefehl des Herrn deutlich macht: Mt 28, 18ff.; Mk 16, 15.16.

Mit Hinweis auf Mt 25, 34.41 ist die doppelte Prädestinationslehre gänzlich unhaltbar; aber auch die einfache Prädestination wird uns nirgends als Heils-­Determinismus [4] beschrieben.

4. Der Heils-Ratschluss oder die «Dekrete» [5] Gottes

Gottes Heilshandeln lag fest und stand bereit, bevor die Menschen erschaffen wurden («vor Grundlegung der Welt»: Eph 1, 4 und 1. Petr 1, 20). In diesen Zusammenhang gehören die Stellen, die von der Vorhersehung Gottes sprechen: 1. Petr 1, 2; Offb 13, 8; 17, 8; 20, 15; 21, 17.

Offb 13, 8 darf niemals verwechselt werden mit einem ewigen Heils-Determinismus (4) für einige Auserwählte, sondern steht im Zusammenhang mit dem Vorherwissen des allwissenden Gottes (vgl. Ps 139,16 und 1. Petr 2,9.10).

Die Fragen der Prädestination 2 können mit unserem kurzen Verstand nie richtig erfaßt und eingeordnet werden; wenn wir nicht die vielen Stellen über den allen Menschen geltenden Heilswillen Gottes hätten, würden wir aus dem Unvermögen, die göttliche Prädestination und des Menschen persönliche Entscheidungsfreiheit auf einen Nenner zu bringen, – genauso wie Calvin – dem  Irrtum der doppelten Prädestination verfallen. Aber ein Vergleich sämtlicher Erwählungsstellen mit den Stellen, die zur Bekehrung aufrufen, zeigt uns, daß Gottes Vorherbestimmung sich nicht unabhängig von der Entscheidung des Menschen vollzieht. Vgl. z.B. Offb 13,8 mit Offb 3,5.

Für unser begrenztes, menschliches Verständnis ist deshalb die Tatsache des «Vorher-Wissens» oder des «Vorher-Sehens» = Vorsehung Gottes bes­ser zu fassen.

5. Die vorlaufende Gnade

Da die Verlorenheit des Menschen abgrundtief ist (vgl. Eph 2, 1.5; 2 mal «tot in Übertretungen»), kommt uns die suchende Liebe Gottes entgegen (vgl. das Gleichnis vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Groschen, Lk 15, 1-10); vgl. z. B. Apg 16, 14 von Lydia in Philippi: «Dieser tat der Herr das Herz auf, daß sie achthaben konnte auf das, was von Paulus gesprochen wurde.» Vgl. ferner die sehr wichtige Stelle in Joh 6, 44.65.

Diese vorlaufende Gnade wurde schon von Augustin erkannt. Der vorlaufenden Gnade folgt die «voluntas subsequens» (der nachfolgende Wille) des Menschen. Auf das Gleichnis des verlorenen Sohnes übertragen würde das heißen: Die vorlaufende Gnade geht dem Verlorenen nach und führt ihn zur Selbsterkenntnis.

Hätte der zum Schweinehirten degradierte und versklavte Sohn sich diesem «Gnadenzug» verschlossen, dann hätte nie eine innere Ein­kehr, Umkehr und Heimkehr stattgefunden (vgl. Lk 15, 18ff.).

6. Die Gnadenwahl

In den Zusammenhang der Erwählung zum ewigen Leben gehört der Hinweis auf die Gnadenwahl. Niemand und nichts hätte Gott zwingen können, uns – von Natur – verlorene Menschen zu retten. Sein Erlösungsplan und der Heilsvollzug in Kreuz und Auferstehung Jesu verbinden sich zum größten Liebesangebot; dieses ist freiwilliges, unfassbar großes Geschenk: Es ist Gnade.
– Vgl. die Gnadenwahl Israels: Dtn 7, 7.8a
– Vgl. die Gnadenwahl im Neuen Testament durch Christus für Juden und Heiden:
   Eph 2, 8.9 u. a. m.

7. Erwählung und persönliche Verantwortung des Menschen

a) Erwählung und Berufung (identisch): 2. Petr 1, 10: «Darum, liebe Brüder, befleißiget euch, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr nicht straucheln.» Vgl. ferner: Offb 17, 14b; Lk 6, 13 u. a.

b) Berufung als Aktualisierung des göttlichen Ratschlusses: 2. Tim 1, 9: «Er hat uns gerettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Ratschluß und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt.» Vgl. ferner: Hebr 3, 1; 2.Thess 2, 14

c) Berufene (Gerufene) nehmen den Ruf (die Einladung) Gottes an und sind  Erwählte: Mt 22,14: «Denn viele sind Berufene, wenige aber sind Auserwählte.»

Der Theologe Donald Guthrie sagt mit Recht, daß die Erwählten diejenigen sind, die die Einladung auch wirklich annehmen bzw. angenommen haben.

d) Gott verfügt nicht über den Menschen; er handelt aber auch nicht ohne den Menschen: 1. Kor 15, 10: «Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade ist nicht vergeblich gewesen an mir.» Vgl. ferner Röm 1, 6.7

– Vorsehung Gottes und des Menschen Verantwortung: vgl. z. B. Apg 27,24.31

– Berufung Gottes und der Wille des Menschen: Mt 22, 3 «… sie wollten nicht kommen». Mt 23, 37 «… ihr habt nicht gewollt». Joh 5, 40 «aber ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben hättet». Joh 1, 12 «Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen die an seinen Namen glauben.»

e) Erwählte sind Gläubige: 1. Thess 1, 4ff.; Tit 1, 1; Röm 8, 33; u. a. m.
f) Die Gläubigen werden erst nach der Annahme des Heils als Auserwählte bezeichnet: 1. Thess 1, 4.5 «Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, daß ihr erwählt  seid; denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch … ». Vgl. V. 6-10
g) Das Ziel der Erwählung ist die Umgestaltung ins Bild Jesu Christi: Röm 8,29. Achtung: Erwählung ist eine ganz entscheidende Etappe zum ewigen Ziel, aber die Erwählung ist nicht schon die Vollendung!
h) Erwählung und Nachfolge: Die Erwählten (1. Thess 1, 4) brauchen noch dringend die gegenseitige Ermahnung (1. Thess 5, 9.11), die lehrmäßige Festigung (2. Thess 2, 13.15), wachstümliche Heiligung (1. Thess 4, 3.7; 5, 23), ein würdiges Verhalten (Eph 4, 1-6; Kol 3, 12-14) und das Festmachen der Erwählung (2. Petr 1, 9-11). Noch ist das Ziel nicht erreicht (Phil 3, 13.14). Der Glaubenskampf ist mit der Hilfe des Herrn zu bestehen (2. Tim 2, 10; 1. Petr 5, 8.9; 1. Kor 9, 24-27).

8. Gott bewahrt die Gläubigen

– Das Ziel wird uns bewahrt: 1. Petr 1, 4; 2. Tim 1, 12
– Gott bewahrt uns selber: 2. Thess 3, 3; 1. Petr 1, 5; Joh 10, 28; Phil 4, 7; Jud 24; 
– Gott stärkt die Gläubigen: 2. Thess 2, 16; 3, 3; 1. Petr 5, 10; Kol 1,11; Hebr 13, 21
– Gott reinigt und heiligt uns: Joh 15, 2; 1. Joh 1,7; Joh 17,17; Eph 5, 26; 1.Thess 5,23
– Jesu bewahrender Gebets- und Fürsprecherdienst: Joh 17, 11.15; Röm 8, 34; 1. Joh 2, 1; Hebr 7, 25
– Der Herr läßt die Gläubigen nicht allein (Joh 14, 16-18). Er bewahrt, stärkt, reinigt und führt ans Ziel.

9. Die Vollendung

a) Zusicherung der Vollendung
– Durch den Glauben an Jesus sind wir Kinder und Erben Gottes: Röm 8, 17; Gal 4, 7; Tit 3, 7; Jak 2, 5
– Den Wiedergeborenen ist der Heilige Geist als «Angeld» (Pfand) geschenkt: Eph 1, 14; 2. Kor 1, 22; 5, 5

b) Gottes vollendendes Handeln

– Gottes Treue: 2. Thess 2, 13-17
– Gottes Treue in der Versuchung: 1. Kor 10, 13; 2. Thess 3, 3
– Gottes Treue in der Vergebung: 1. Joh 1, 7b.9; 2, 1.2
– Gottes Treue in der Bewahrung bis ans Ende: 1. Kor 1, 8.9; 1. Thess 5, 23

Von Gottes Seite her ist das sichere Geführtwerden bis zum Ziel garantiert: Hebr 10, 14; 12, 2; Phil 1, 6

 c) Aber nicht ohne Hinweis auf die persönliche Verantwortung!

Allerdings tritt oft gerade im Zusammenhang mit Vollendungsverheißungen ein deutlicher Hinweis auf die persönliche Verantwortung des Gläubigen zutage: Gottes Zusage und Treuepersönliche Verantwortung: Phil 1,6: Phil 2,13; 1.Kor 1,8.9; Heb 12,2; Phil 2,12; 1.Kor 1,10a, und alle Ermahnungen im 1. Korintherbrief; Hebr 12,1-17

10. Stellen, die scheinbar von der Unverlierbarkeit des ewigen Lebens sprechen

– Röm 8, 30: Nach D. Guthrie ist diese Stelle an Menschen gerichtet, die Jesus angenommen haben. Paulus spricht hier nicht darüber, was mit denen geschieht, die den göttlichen Erlösungsplan ablehnen. Grayston sagt zu dieser Stelle: «Die Antwort auf die Frage, ob wir das Ziel erreichen oder nicht, ist nicht prädeterminiert.» [8]

– Röm 11, 29: «Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.» Dieses Wort spricht ganz eindeutig über Gottes Plan mit dem Volk Israel und nicht über die Heilsordnung für den Christen.

– Joh 6, 37.39: «Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (39:) Das ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern, daß ich’s auferwecke am Jüngsten Tage.»

Die große Verheißung spricht von der Treue des Herrn, die sicher zum Ziel (zur Vollendung) führt, wenn sie nicht durch menschliche Auflehnung durchkreuzt wird!

– Stellen wie Eph 2, 5-10; Röm 6, 1 ff.; 8, 1 ff.; 1. Kor 6, 11 und viele andere mehr reden vom Heilsstand des Gläubigen in der Wiedergeburt und nicht von der Vollendung.
– Joh 14, 16: «Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster (Beistand) geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit.» Das überwältigend Neue im Neuen Bund – seit Pfingsten – ist die Tatsache, daß der Heilige Geist im Gläubigen bleibt, wohnt und zwar für immer (so auch Jesus und sogar der Vater: Joh 14, 23; Röm 8, 10.11; Kol 1, 27; u. a. m.).
– Vgl. Röm 7, 4 mit Gal 5, 4
– Joh 10, 28: Niemand – von dritter Seite- vermag uns aus Jesu Hand zu reißen! Wie wunderbar ist doch die bewahrende Macht des Herrn.
– Röm 8, 38.39: Zusammenfassung der göttlichen Bewahrungsverheißungen, die bis zur Vollendung reichen; aber auch in diesem Text ist in V. 37 das persönliche Engagement (Überwinder-Sein) angesprochen.
– Joh 5, 24: Hier ist vom Endgericht und nicht vom Preisrichterthron (2. Kor 5, 10; 1. Kor 3, 11 ff.) die Rede.

Die Heilige Schrift zeigt folgenden Befund: Es gibt Heilsgewißheit, Heilsfreude, Gottesverheißungen und seine Allmacht, den Gläubigen bis zur Vollendung zu führen; aber es gibt nirgends eine einseitige, automatische oder selbstverständliche Heilssicherheit, die unabhängig vom Tun und Lassen des Gläubigen (vgl. persönliche Reinigung: 2. Kor 7, 1 u. a.) sicher und unabänderlich zum Ziel führt. Das Heil des Gläubigen ist allein in der Gnade Gottes begriffen, schaltet aber die Persönlichkeit des Men­schen nie aus, wie der Wechsel von Heilsindikativ (z. B. Röm 6, 1 ff. u. a. m.) und Heilsimperativ [10] (Röm 6, 11 ff. u. a. m.) deutlich macht. Keine der genann­ten Stellen bestätigt die Lehre von der Unverlierbarkeit des Heils.

II. Kurzer Hinweis auf die Ermahnung im Neuen Testament

 Auf die ermahnenden Teile der neutestamentlichen Briefe ist bereits weiter oben hingewiesen worden und zwar im Zusammenhang mit der persönlichen Verantwortung des Gläubigen.

1. Die Tatsache der Ermahnung

Die Ermahnungen an die Gläubigen bilden ein ganz wesentliches Element des neutestamentlichen Gemeindebaus.

– Apg 11, 23: «Als dieser (Barnabas/V. 22) dort hingekommen war (nach  Antiochien/V. 22) und die Gnade Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben.»
– Vgl. ferner Apg 13, 43; 14, 22; Röm 12, 1 ff. Eph 4, 1 ff.; Kol 3, 1 ff.; u. a. m. (vgl. Konkordanz)
– Der ganze Hebräerbrief wird vom unbekannten Verfasser als «Wort der Ermahnung» bezeichnet, Hebr 13, 22.

  2. Der Inhalt der Ermahnung

– Bleiben im Herrn: in Joh 15, 4-10 steht das Verb «bleiben» 11 mal; vgl. ferner 1. Joh 3, 24. Besonders: «bleiben» am Wort (Joh 8, 31; 2. Tim 3,14-17) und «bleiben» im Glauben und in der Gnade (Apg 13, 43; 14, 22; Kol 1, 23).

– Trennen, sich absondern und fliehen: 2. Kor 6, 14-17; Hebr 12, 1; 1. Kor 6,18; 2. Tim 2,22.
– Nicht mehr lieben (die Welt): 1. Joh 2, 15-17.
– Bewahren (das Wort Gottes): Offb 2, 25; 3, 10; Lk 11, 28. – Sich hüten (vor Irrlehre und Verführung): 2. Petr 3, 17.
– Einhalten (die Gebote Gottes): Joh 15, 10; 14, 21 u. a. m.
– Festhalten; vgl. ferner: wachen – sich umgürten – beachten – stärken – vergeben – sich reinigen – handeln – kämpfen

Die Ermahnungen rufen dazu auf, das gewaltige Geschenk des neuen Lebens in Christus in der Praxis des Alltags zur Anwendung zu bringen. Die stete Wachsamkeit der Gläubigen soll vertieft werden im Blick auf den wiederkommenden Herrn (2. Tim 4, 8; Hebr 9, 28).

3. Grund für die vielen Ermahnungen

– Verschiedene Gefahren: Liebe zur Welt (1. Joh 2,15-17; Jak 4, 4), Sünde (Röm 8,13), Irrlehre (2. Joh 7), Verfolgung (1. Thess 3, 3-5), eigene Müdig­keit und Trägheit (Hebr 12, 12).
– Die Heiligkeit und das Gericht Gottes: Gal 6, 7-9 (dieses Wort ist an Gläubige gerichtet!)
– Gericht Gottes bei Fruchtlosigkeit (Joh 15, 2), bei Lauheit (Offb 3, 14ff.), bei Rückfall in Sünde (Gal 5, 16-21; 1. Kor 3, 17) und bei Liebe zur Welt (Jak 4,4).

4. Der Herr will unseren Gehorsam

1. Petr 1, 14-16: «Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit der Unwissenheit dientet, (15:) sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. (16:) Denn es steht geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.»

Ungehorsam, unbereinigte Sünde und ein erneutes Verharren in der Sünde sowie innere Verhärtung sind Schritte, die zur Apostasie[13] führen.

Zusammenfassung

Der Christ steht in ständiger Gefahr. Die bewahrende Macht Gottes ist groß genug, um den Gläubigen zu bewahren. Deshalb wird er aufgefordert und ermahnt, bei und in Jesus und in ständiger Lebensbereinigung zu stehen. An mindestens zwei Stellen wird der Christ persönlich aufgefordert, sich selbst zu reinigen (2. Kor 7, 1 und 1. Joh 3, 3). Es wäre verkehrt, den Akzent allein auf die vom Herrn geforderte Selbstreinigung zu legen; aber ebenso verkehrt ist die Einstellung, Wachstum, Umgestaltung und Nachfolge des Gläubigen seien die alleinige Aufgabe des Heiligen Geistes, die dieser ganz und ohne menschliches Dazutun beim Gläubigen vollziehe.

Wohlverstanden: Es ist keine Frage, ob wir etwas zum Heil (zu unserer Erlösung) hinzutun könnten oder müßten. Dies ist gänzlich unmöglich! Hingegen zeigt uns das Neue Testament deutlich, daß bei Stellen, die das Bleiben in Jesus, die Heiligung, das Wachstum und die Nachfolge des Wiedergeborenen betreffen, ein Zweifaches zu beachten ist:

– Heiligung (Wachstum) ist Geschenk des Herrn und wird durch den Heiligen Geist an uns und in uns vollzogen;
– aber ebenso wird Heiligung voll und ganz in den Verantwortungsbereich des Menschen gestellt.

Gerade ein sorgfältiges Beachten dieser biblischen «Spannung» zwischen Geschenk und Verantwortung oder zwischen Indikativs und Imperativ[14] zeigt, daß die Personalität des Gläubigen auch nach der Wiedergeburt von Gott her voll gewahrt bleibt. Gott kann im Gläubigen nur soweit voranschreiten, wie dieser ihm sein Einverständnis dazu gibt.

Wo das Wirken des Heiligen Geistes abgeblockt wird, kommt der Christ in die Lauheit und erneut in den geistlichen Tod hinein (vgl. Offb 3, 1.14ff.). Wer einseitig das Wirken Gottes am Gläubigen auf Kosten der persönlichen Verantwortung betont, kann die biblische Tiefendimension der Ermahnung nicht richtig erfassen. Am Beispiel von Joh 15, 4 wäre die Befehlsform «Bleibet in mir» nichts anderes als eine rhetorische Aufforderung, da es ja ganz undenkbar wäre, daß das organisch mit dem Weinstock verwachsene Rebschoß je einmal wieder vom Weinstock abgetrennt werden könnte, aber genau das, was die Lehrmeinung der Unverlier­barkeit des Heils irrtümlicherweise für ausgeschlossen hält, zeigt der Herr als erschütternde Möglichkeit auf. Die Verse 2 und 6 lassen keinen Zweifel dar­über offen, daß Wiedergeborene unter bestimmten Umständen wieder abfal­len und verlorengehen können. Vgl. genauso Röm 11, 17-24, wobei gerade die Römerstelle deutlich macht, daß offenbar auch für «Abgefallene» bis zu einem gewissen Grad eine Rückkehr offen steht. Diese Tatsache (Aufruf zur erneuten Umkehr) ist auch in den Sendschreiben (Offb 2 und 3) ersichtlich; aber die Heilige Schrift zeigt, daß irgendwo eine Grenze liegt, und daß, wer diese Grenze überschritten hat, nicht mehr zurückkehrt, sondern verloren ist.

III. Die Apostasie

1. Warnung vor dem Abfall

– Offb 2, 5: «So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und kehre um (tue Buße) und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte – wenn du nicht umkehrst (Buße tust).» – Vgl. ebenso Offb 3, 2.3.19.20.

2. Gott will niemals unseren Abfall

– Hebr 3, 12-14: «Sehet zu, liebe Brüder, daß keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt (apostenai) von dem lebendigen Gott; (13:) sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es ‘heute’ heißt, daß nicht jemand verstockt werde durch den Betrug der Sünde. (14:) Denn wir sind Teilhaber Christi geworden, wenn anders wir die Zusage vom Anfang bis zum Ende festhalten.»

– Vgl. ferner: Hebr 12, 25; 1. Kor 10, 1-14; 1. Petr 4, 12-19; 2. Petr 2, 20.

3. Gott braucht Erziehungswege («Züchtigung»), um die Gläubigen vor dem Abfall zu bewahren

Hebr 12,1-17: «Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasset uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist (2:) und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher, da er wohl hätte können Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes. (3:) Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, auf daß ihr nicht matt werdet und nicht in eurem Mut ablasset. (4:) Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf wider die Sünde (5:) und habt bereits vergessen des Trostes, der zu euch redet als zu seinen Kindern (Spr 3, 11.12): «Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst. (6:) Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er straft einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.» (7:) Gott erzieht euch, wenn ihr dulden müsst! Als seinen Kindern begegnet euch Gott; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? (8:) Seid ihr aber ohne Züchtigung, welche sie alle erfah­ren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder. (9:) Und so wir unsere leiblichen Väter haben zu Züchtigern gehabt und sie gescheut, sollten wir dann nicht viel mehr untertan sein dem Vater der Geister, auf daß wir leben? (10:) Denn jene haben uns gezüchtigt wenige Tage, wie es ihnen gut dünkte, dieser aber zu unserm Besten, auf daß wir an seiner Heiligkeit Teil erlangen. (11:) Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber hernach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind. (12:) Darum richtet wieder auf die lässigen Hände und die müden Knie (13:) und tut gewisse Tritte mit euren Füßen, daß nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde. (14:) Jaget dem Frieden nach gegen jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird, (15:) und sehet darauf, daß nicht jemand Gottes Gnade versäume; daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und die Gemeinde dadurch befleckt werde; (16:) daß nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte. (17:) Ihr wisset ja, daß er hernach, da er den Segen  ererben wollte, verworfen ward; denn er fand keinen Raum zur Buße, wiewohl er sie mit Tränen suchte.»

 4. Vorstufen der Apostasie

– Mißachtung der Lehre: Hebr 2, 1 «Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben.»

– Verhärtung des Herzens: Hebr 3, 13 (vgl. oben). Professor E. Hoffmann schrieb zur «Verstockung» in seiner Hebräerbrief-Auslegung: «Das Herz verhärten bedeutet, es durch dauerndes Widerstreben gegen Gottes Anspruch und Zuspruch so unempfindlich machen, daß es gegenüber seinem Wirken ganz abgestumpft ist.»

5. Gottes Langmut

Über die Verführerin Isebel in der Gemeinde Thyatira sagt der Herr: «Ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sich nicht bekehren von ihrer Hurerei.» (Offb 2, 21). Der erste Satzteil: «Ich habe ihr Zeit gegeben» erinnert an Röm 2, 4, wo geschrieben steht: «Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und seiner Geduld und seiner Langmut? Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Umkehr (Buße) leitet?»

Aus diesem kurzen Hinweis ist ersichtlich, daß sich der endgültige, irreversible Abfall von Gott im Leben des lauen Christen nicht von einem Moment auf den anderen vollzieht. Er geht, ohne Reue und Umkehr und bei stetig fort­schreitender Verhärtung des Herzens, Stufe um Stufe tiefer in die Sünde hinein und innerlich immer weiter weg von Gott. In dieser tragischen

Phase des Abgleitens («backsliding») stellt der Herr dem nicht mehr klar im Glauben Ste­henden «Barrieren» seiner rückrufenden Liebe in den Weg. Die Umkehr-Rufe in den Sendschreiben (Offb 2, 5; 3, 2.3.18-20) sowie die siebenfache «Überwinder»-Verheißung als Ansporn (2, 7.11.17.26-28; 3, 5.12.21) sind solche Liebesrufe des langmütigen Gottes.

Die «Warnschilder» Gottes in den Ermahnungs-Abschnitten zeigen, daß der Herr sein mit dem Blut Jesu teuer erkauftes Eigentum (1. Kor 6, 20) nicht billig losläßt. Gerade die Stellen, die vom Ringen der Apostel für das Festbleiben der Gemeindeglieder Zeugnis ablegen, zeigen etwas vom tiefen Ernst dieser Situation; vgl. z. B. 2. Kor 11, 1-4 (13-15). Fehltritte im Glaubensleben sind nicht schon Apostasie (vgl. Gal 6, 1; u. a. m.); aber ein bewusstes Verharren in der Sünde führt zu dem schrecklichen Ergebnis, das uns die Heilige Schrift ohne Beschönigung und ohne es zu verschweigen aufzeigt.

6. Der irreversible  Schritt in den endgültigen Abfall

Hier sehe ich vor allem 3-4 Stellen[16] (ohne Parallelen gerechnet) im Neuen Testament, die die tragische Grenzüberschreitung zur Apostasie bezeugen:

a) 1. Joh 5, 16.17 im Zusammenhang mit Mt 12, 31.32 (Parallelen) 1. Joh 5, 16.17: «Wenn jemand seinen Bruder sündigen (präs.pt. = durativ) sieht, eine Sünde nicht zum Tode, so wird er für ihn bitten (so bitte er für ihn; Futur im Sinne eines Imperativs), und er wird ihm (das) Leben geben, denen die sündigen, (aber) nicht zum Tode; es gibt eine Sünde zum Tode, bezüglich jener sage ich nicht, daß er bitte. (17:) Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, und es gibt Sünde nicht zum Tode.»

Mt 12, 31.32b: «Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung des Geistes (gegen den Geist) wird nicht vergeben werden … (32b:) weder in diesem Zeitalter, noch im kommenden.»

Ich fasse hier nur kurz die wichtigsten Punkte zusammen:

– Ein Christ (ein Bruder) kann die «Sünde zum Tode» begehen; vgl. Textzusammenhang.

– Der Inhalt dieser Sünde wird nicht beschrieben; aber der Tatbestand muß so gravierend sein, daß die Mitbrüder den Unterschied zwischen einer «Sünde nicht zum Tode» und der «Sünde zum Tode» ohne Mühe erkennen.

– Die «Sünde zum Tode» ist unvergebbar. Jede Fürbitte für diesen Menschen wird verwehrt.

– Mit dem «Tod» kann unmöglich nur der physische Tod gemeint sein.

– Als deutliche Parallele zu 1. Joh 5, 16.17 ist das Wort Jesu zu erwähnen von der «Lästerung gegen den Heiligen Geist» (Mt 12, 31.32; Mk 3, 29; Lk 12, 10), welche in Ewigkeit nie vergeben werden kann. E. Gaugler sagt beim Vergleich von Mt 12, 31.32 mit unserer Stelle[17]: «In der Abwehr Jesu handelt es sich um die Lästerung der israelitischen Führer, die wider besseres Wissen Jesu Kampf wider die dämonische Welt, die er durch den göttlichen Geist bekämpft, auf dämonische Mächte selbst zurückführt … Hier aber ist offensichtlich an Brüder gedacht, die sich noch als solche ausgeben, aber eine Sünde begehen, die eindeutig zum Verlust des im Glauben empfangenen Le­bens führen, zur Abschnürung vom Heil führen muß. Es ist also an die noch unheimlichere Verführermacht solcher Brüder gedacht, die nicht aus Schwä­che, nicht aus Angst vor Verfolgung, sondern in vermessener Verleugnung des Glaubens an den gekommenen Christus die Gemeinde selbst in Gefahr bringen. Ganz scharf können wir diese anticristoi antichristoi nicht mehr identifizieren. Aber daß es um diesen Entscheidungskampf geht, beweist auch der letzte Vers unseres Briefes, der geradezu vor den eidola eidola (Götzen) warnt, was wohl in diesen Zusammenhang gehört.»

b) Hebr 6, 4-8
Hebr 6, 4-6: «Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind (5:) und das gute Wort Gottes und Kräfte des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben (6:) und (doch) abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen und dem Spott aussetzen.»  

Zu Vers 4: Die hier Beschriebenen sind Christen: – Sie waren erleuchtet (Hebr 10, 32; 2. Kor 4, 6)  

– Sie haben die himmlische Gabe geschmeckt (Joh 4, 10; 6, 33; Eph 5, 2; 2. Kor 9, 15)  

– Sie waren des Heiligen Geistes teilhaftig geworden (Röm 8, 9; Eph 1, 13f.; 2. Kor 1, 21.22; Apg 2, 38 [Hebr 3,14])

Diese drei Aussagen und die zwei weiteren von Vers 5 wären im Blick auf einen Mitläufer oder Namenschristen absolut undenkbar.  

  Zu Vers 6: Eine Erneuerung aus diesem Abfall ist unmöglich (V. 4a), «da sie für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen und dem Spott preisgeben» (6b). Das heißt, daß hier eine Pervertierung[18] des Allerheiligsten stattgefunden hat.

Hier werden Jesus und sein Opfer in den Kot getreten. Merkmale der Apostaten sind: Spott und Lästerung gegen Jesus. Wer hier angelangt ist, kann und will nicht mehr umkehren.

c) Hebr 10, 26-31

Hebr 10, 26-31: «Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein anderes Opfer mehr für die Sünden, (27:) sondern es bleibt nichts als ein schreckliches Warten auf

das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren wird. (28:) Wenn jemand das Gesetz Mose bricht, der muß sterben ohne Barmherzigkeit auf zwei oder drei Zeugen hin. (29:) Wieviel ärgere Strafe, meinet ihr, wird der

  verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes unrein achtet, durch welches er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht? (30:) Denn wir kennen den, der gesagt hat (5. Mose 32, 35.36): ‘Die Rache ist mein, ich will vergelten’, und abermals: ‘Der Herr wird sein Volk richten.’ (31:) Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.»

Der Beschriebene ist ein Christ:

 – Er hat nach Vers 26 die Erkenntnis der Wahrheit erlangt (vgl. Tit 1, 1; 1. Tim 4, 3; 2. Joh 1). Dieser Besitz der Erkenntnis der Wahrheit gehört nur den Wiedergeborenen.

– Er wurde geheiligt durch das Blut des Bundes (Vers 29) (Vgl. Hebr 9, 14.15; 10, 10; 1. Petr 1, 2). Reinigung und Heiligung durchs Blut Jesu sind deutliche Kennzeichen eines Wiedergeborenen.

– Er war im Besitz des Geistes der Gnade (Vers 29) (vgl. 2. Tim 1, 7; Röm 8, 9; 2. Kor 1, 22). Auch wenn aus Vers 29 nicht ganz eindeutig vom persönlichen Besitz des Geistes der Gnade die Rede ist, legt dies doch der Textzu­sammenhang nahe. Wer diese Schlußfolgerung nicht nachvollziehen kann, sei auf die beiden eindeutigen Zeugnisse weiter oben (Besitz der Erkenntnis der Wahrheit und Heiligung durch das Blut Jesu) verwiesen.  

Die Kennzeichen des Abfalls nach Hebr 10, 26-31 sind:

– Der Sohn Gottes wird mit Füßen getreten (Vers 29), d. h. daß Jesus verachtet und verraten wird. Unwillkürlich steht hier das Bild eines Judas Ischarioth vor uns: Vgl. Joh 13, 18 (Ps 41, 10) und in diesem Zusammenhang die äußerst wichtige Stelle in Mt 26, 24, die uns zeigt, daß Judas vor Gott voll verantwortlich ist.

– Das Blut des Bundes wird für gemein (unrein) geachtet (Vers 29). Hier handelt es sich um eine entwertende Verachtung und Schmähung des teuren Blutes Christi. Dieser höchstbezahlte Loskaufpreis (vgl. Eph 1, 7; 1. Petr 1, 18.19; 1. Kor 6, 20a) wird profaniert [19] und die erlösende Kraft des Blutes Jesu (Eph 1, 7) verleugnet.

– Der Geist der Gnade (der Heilige Geist) wird geschmäht (Vers 29). Hier sind wir bei der Lästerung des Heiligen Geistes von Mt 12, 31.32! (Vgl. oben).

– Das mutwillige Sündigen (Vers 26). Das mutwillige Sündigen ist nicht zu verwechseln mit einer besonders gefährdeten «Schwachstelle» beim Gläubigen, wo der Feind leider schon oft den Wiedergeborenen zu Fall gebracht hat (Gedankensünden, Lieblosigkeit, Zorn usw.). Wenn der Gestrauchelte seine Sünde sofort bereut und bekennt und sich erneut und immer wieder reinigen läßt durch das Blut Jesu (nach 1. Joh 1, 7b), wird ihm Vergebung und mit der Hilfe des Herrn der Sieg zuteil. Viele Schwache und über ihre Fehltritte Leidtragende meinten schon, sie hätten «mutwillig» gesündigt, und ihnen werde jetzt keine Vergebung mehr zuteil; aber gerade ihre Reue über die begange­nen Sünden ist  das deutliche Kennzeichen, daß keine mutwillige Sünde im Sinne von Hebr 10,26 vorliegt. Das mutwillige und vorsätzliche Sündigen geschieht provokativ[20] im Sinne von Röm 1,32: «Sie wissen, daß die solches tun, nach Gottes Recht den Tod verdienen; aber sie tun es nicht allein, son­dern sie haben auch Gefallen an denen, die es tun.»

Wir haben oben gesagt, daß das Verharren in der Sünde und die Verstockung des Herzens Stationen seien auf dem Weg zum endgültigen Abfall. Deshalb soll in unserer Verkündigung immer wieder deutlich gewarnt werden vor dieser leichtfertigen Haltung. Wer sich nach Eph 5, 14 nicht aufwecken läßt aus seinem Sündenschlaf, der verfällt dem ewigen Tod.

– Eine Umkehr ist unmöglich. Wer auf die in Hebr 10, 26-31 beschriebene Weise ein Abgefallener und Spötter geworden ist, auf den wartet nach den Versen 27 und 31 nur noch das unausweichliche Gericht: Hebr 10, 31 «Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.»

Schlusswort

Die Heilige Schrift zeigt den ganzen Ernst der Tatsache, daß ein wiedergeborener Christ verlorengehen kann:  

– nicht wegen der Unvollkommenheit des Erlösungswerkes Jesu Christi;  

– nicht wegen mangelnder Liebe Gottes;  

– nicht weil Gottes bewahrende Macht schwächer wäre als Satans Verführungsmacht;

– auch nicht wegen persönlicher Schwachheiten (1. Kor 10, 13 und Hebr 4,14-16).  

Ein Christ geht nur dann verloren,

– wenn er in der Sünde und in einem «fleischlichen» Christsein verharrt (Röm 8, 5);  

– wenn er sich verstockt und das Mahnen des Heiligen Geistes zum Schweigen bringt (Eph 4, 30; u. a. m.);

– wenn Jesus wieder aus dem Herzen weichen muß (Offb 3, 20);

– wenn er die heimsuchende Liebe Gottes verachtet und zum Spötter und Verführer wird, so daß er die unvergebbare Sünde der Lästerung wider den Heiligen Geist begeht.

Die Schärfe der Aussagen über den Abfall läßt sich nicht leugnen; aber das ist nicht Hauptgegenstand der biblischen Ermahnungslehren, deshalb wollen wir nicht mit dem Hinweis auf die mögliche Apostasie (13) schließen, sondern unseren Blick auf Jesus richten und die liebevolle Ermahnung des Hebräerbriefschreibers annehmen, die er im Auftrag Gottes weitergibt und die auch uns heute gilt:

«Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen alles, was uns beschwert und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasset uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, (2:) und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens,  welcher, da er wohl hätte können Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes. (3) Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, auf daß ihr nicht matt werdet und nicht in eurem Mut ablas­set.» (Hebr 12, 1-3)

 Prof. Dr. Erich Mauerhofer

[1] Dieser Vortrag wurde zusammengestellt unter dankbarer Verwendung der
     Dogmatik-Abschlussarbeit von Herrn Joachim Kuge zum Thema:
     Heilssicherheit o. Heilssorge/Kann ein Christ verloren gehen? FETA Basel, 1986
[2] Prädestination: Vorherbestimmung zum Heil
[3] Vgl. Institutio III, 21,5
[4] Heilsdeterminismus = Heilszwang
[5] Dekrete Gottes = göttliche Verfügung, Verordnung.
[9] Indikativ: Wirklichkeitsform (eines Zeitwortes), mit der das tatsächliche
      Gegebene beschrieben wird; hier: das Gegebene, Geschenkte.
[10] Imperativ: Befehlsform (eines Zeitwortes) die eine Forderung ausdrückt;
       hier : Forderung.
[11] Der Stellenbefund im Neuen Testament nach der Computer-Konkordanz: Das häufigste Wort für ermahnen; ist parakaleo; dieses Wort erscheint 109mal im Neuen Testament. Das Substantiv Ermahnung (paraklesis) hat 29 Stellen. Das Wort zurechtweisen (noutetheo) findet sich 8 mal und das dazugehörige Substantiv (nouthesia) 3mal, wobei die Skala mit weniger gebräuchlichen Worten noch vergrößert werden könnte; vgl. z.B. epanorthosis = Zurechtweisung in 2. Tim 3,16.
[13] Apostasie = der Abfall von Gott
[14] Vgl. das Stellenverzeichnis in meiner Dissertation: Der Kampf zwischen Fleisch und Geist CH-3714 Frutigen: Trachsel-Verlag 1980, S. 107-116
[15] irreversibel = unwiderruflich
[16] Stellen wie  Judas 22,23 und Gal 5.4 rechne ich nicht zu der Apostasie, das dort der Hinweis zu einer Umkehr oder Errettung aufgezeigt sind.
 [18] Pervertierung = Verkehrung ins Abnormale
[19] profanieren = profan (=unheilig) machen, entweihen, entwürdigen
[20] provokativ = herausfordernd

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Maria u. die Neue Weltordnung (D.Hunt)

Dave Hunt

Der Vatikan, Maria und die Neue Weltordnung

 Das Nachrichtenmagazin Time berichtet, rund um die Welt habe es so viele Erscheinungen der „Jungfrau Maria“ gegeben, daß das „ausgehende 20. Jahrhundert zum Zeitalter der Marienwallfahrten“ zu den vielen Heiligtümern geworden ist, die man zum Gedächtnis an diese Erscheinungen errichtet hat. Allein in Frankreich gibt es 937 Marienheiligtümer. Von 1961 bis 1965 kam es im nordwestspanischen Dorf Garabandal zu etwa 2.000 Visionen, begleitet von okkulten Phänomenen und apokalyptischen Botschaften an die Welt. Im Jahre 1983 sahen Hunderte von palästinensischen Arabern „die Jungfrau Maria“ in der Nähe von Bethlehem. Sie ist in jedem Winkel der Welt erschienen:

Da gibt es noch Dozule … und Kibeho in Ruanda … Erscheinungen unserer Lieben Frau im japanischen Akita … Erscheinungen in Chile, in Australien und in Polen … in Kanada … Kairo, Amsterdam, New York u.a.m.

Diese Erscheinungen haben Millionen Menschen zum Glauben an die Maria des Katholizismus geführt. Die Heiligtümer im französischen Lourdes ziehen alljährlich etwa 5,5 Millionen Pilger an; 5 Millionen kommen zur Schwarzen Madonna in Polen; Fatima in Portugal „zieht jährlich stets 4,5 Millionen Pilger aus immer mehr Ländern an“. Seitdem Johannes Paul II. das Marienheiligtum im irischen Knox besucht hat, „verdoppelte sich die Besucherzahl auf 1,5 Millionen Menschen pro Jahr. Um den Andrang zu bewältigen, eröffnete man 1986 einen neuen Flughafen in Knox.“  In Orlando in Florida ist kürzlich ein Heiligtum der „Maria, Königin des Universums“ eröffnet worden. Das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe bei Mexiko City „zieht jedes Jahr an die 20 Millionen Besucher an“

Rund um die Welt wird Marias wirksamer Schutz gefeiert. Unsere Liebe Frau von Lanka, der man zuschreibt, während des 2. Weltkriegs eine japanische Invasion verhindert zu haben, ist seit 1948 die Patronin von Sri Lanka. Unsere Liebe Frau von Copacabana ist „Patronin der bolivianischen Marine … Unsere Liebe Frau von Coromoto Patronin von Venezuela“.  Der polnische Präsident Lech Walesa pilgerte nach Fatima, wo er „Dankgebete für die Befreiung Polens darbrachte“.  Johannes Paul II. glaubt, daß „Maria dem Kommunismus in ganz Europa ein Ende gemacht hat“.  Moskaus Erzbischof Kondrusiewicz pilgerte im Jahre 1991 aus gleicher Überzeugung nach Fatima, worüber das sowjetische Nationalfernsehen zur besten Sendezeit berichtete. In Moskau soll in Kürze aus Dank für ihren Sieg über den Kommunismus ein Heiligtum „Unserer Lieben Frau von Fatima“ errichtet werden, die unmittelbar vor dem Fall der Berliner Mauer in der Sowjetunion erschienen war. Kondrusiewicz möchte, daß ihr Heiligtum zu einem immerwährenden Gedächtnis an diese große Eroberung wird.

Die Erscheinungen verkünden in übereinstimmender Weise die zukünftige Welteinheitsreligion des Antichristen: Alle Religionen sind im Grunde genommen gleich und müssen sich zusammentun, um Frieden zu erlangen. Maria bietet ein ökumenisches Evangelium an, das „von Katholiken, Protestanten, Muslimen und Juden angenommen“ werden kann und erklärt: „Jeder betet Gott auf seine eigene Weise an mit Frieden im Herzen.“ Das sagt Unsere Liebe Frau von Medjugorje im Süden von Bosnien-Herzegowina, wo die Visionäre behaupten, die Jungfrau sei in den letzten 13 Jahren täglich erschienen.
 

Erscheinungen und die offizielle katholische Lehre.

Die Marienerscheinungen würden wohl kaum so große Gefolgschaften anziehen, wenn die offiziellen Dogmen das nicht unterstützten. Den Katholiken wird beigebracht, zu Maria zu beten, und man verspricht ihnen, sie werde sie vor jeder Gefahr beschützen und jeden Wunsch gewähren. Der neue Katechismus der katholischen Kirche erklärt mit einem Zitat vom 2. Vatikanum: „Schon seit ältester Zeit wird die selige Jungfrau unter dem Titel der ‚Gottesgebärerin‘ verehrt, unter deren Schutz die Gläubigen in allen Gefahren und Nöten bittend Zuflucht nehmen.“ Hier haben wir offizielle katholische Lehre von oberster Stelle, die Maria eine Autorität und Macht zuschreibt, welche allein Gott zusteht!

In der ganzen Bibel gibt es nicht ein Gebet an Maria, nicht einen Fall, daß sie jemandem auf wunderbare Weise geholfen hätte, und auch keine Verheißung, daß sie das könnte oder täte. Von Mose bis zur Offenbarung wird Schutz und Hilfe allein bei Gott bzw. Christus gesucht, allein von Gott bzw. Christus verheißen und allein bei Gott bzw. Christus gefunden. Das belegen Hunderte von Versen, von denen die folgenden nur eine kleine Zusammenstellung sind:

Eine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme (5. Mose 33,27).
Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten reichlich gefunden (Psalm 46,2).
Auf Gott ruht mein Heil … der Fels meines Schutzes, meine Zuflucht ist in Gott (Psalm 62,8).
Ich sage zum HERRN: Meine Zuflucht … mein Gott, ich vertraue auf ihn (Psalm 91,2).
Fürchte dich nicht … ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels (Jesaja 41,14).
Herr [Jesus], rette mich! (Matthäus 14,30).
Herr [Jesus], hilf mir! (Matthäus 15,25). Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade [Gottes], damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe! (Hebräer 4,16).

Der unendlich machtvolle und liebende Gott, und Christus (der eins ist mit dem Vater), haben über die Jahrhunderte alle, die auf ihn vertrauten – wie verheißen – beschützt. Weshalb sollte dann jemand Maria anrufen? Ist sie vielleicht mächtiger als Gott oder hat sie mehr Mitleid oder ist sie verläßlicher oder antwortet sie schneller? Obwohl es die meisten Katholiken abstreiten würden, hat „Maria“ in heimtückischer Weise die christliche Dreieinigkeit ersetzt. Dem Bildnis Unserer Lieben Frau von Guadalupe hat man während seiner letzten Reise durch die USA Wundertaten zugeschrieben. Die Ehrerbietungen, mit denen es in Mexiko empfangen wurde, sehen u.a. wie folgt aus:

Die öffentlichen Busse in den Außenbezirken von Mexiko City haben blumengeschmückte Gnadenbilder der Jungfrau auf ihren Armaturenbrettern, mexikanische Fabriken hängen vielfach Bilder der Jungfrau auf, um von schlechtem Benehmen abzuschrecken, und Zigtausende der alljährlichen Pilger der Basilika beenden ihre Reise rutschend auf  ihren Knien.

Maria um Hilfe und Schutz anzuflehen bedeutet, daß sie Gott zumindest an Macht gleichkommt und vor Gott bzw. Christus bevorzugt wird. Das ist nicht die Maria der Bibel. Der Glaube an die Maria des Katholizismus, gefördert durch die Tausende von Erscheinungen, bereitet den Weg für eine Welteinheitsreligion, eine Neue Weltordnung und die Herrschaft des Antichristen.

Die einzigartige Rolle der erstaunlichen Maria

Die Frauen von heute setzen sich weltweit mehr durch, als jemals zuvor in der Geschichte. Entgegen der landläufigen Meinung, „stiften Frauen den meisten Familienkrach an und schlagen die Männer häufiger und heftiger als die Männer die Frauen“, und in lesbischen Beziehungen gibt es weit mehr Gewalt, als in Beziehungen zwischen Mann und Frau. (USA-Today,1994)
Frauen übernehmen das, was einst Aufgabe der Männer war, und auch in den höchsten Ebenen des leitenden Managements, der Politik und der Religion finden sie zunehmend Anerkennung. Gott allein kann Johannes vor 1900 Jahren eine Vision gegeben haben, die sich heute so genau erfüllt – eine Frau hat die Kontrolle.

Von den heutigen Entwicklungen her erscheint es unumgänglich, daß eine Frau das Tier reiten muß. Und von allen Frauen der Geschichte kann es keine mit der allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen „Maria“ aufnehmen. Kann es vielleicht sein, daß sie als Vorbereitung auf ihre einzigartige Rolle in der Neuen Weltordnung auf dem Rücken des Tieres derzeit Millionen rund um die Welt in einem blendenden Machterweis erscheint? Das Drehbuch ist genial! Johannes Paul II. sagte:

Maria … sollte alle begeistern, die in der apostolischen Mission der Kirche für die Wiedergeburt der Menschlichkeit mitwirken … Die Kirche reist durch die Zeit … auf dem Weg, den die Jungfrau Maria bereits vorgezeichnet hat.

Die ökumenische Macht dieser Maria liegt darin begründet, daß sie eine neue Gottheit darstellt, die für die Anhänger aller Religionen annehmbar ist – eine weibliche Gottheit im Gleichschritt mit dem Zeitgeist von heute. Selbst die Protestanten finden sie attraktiv. Bei einer Frauenkonferenz im November 1993 „sprachen über 2.000 Teilnehmerinnen ein Gebet zu … einer weiblichen Gottheit … [und] in einem der heiligen Kommunion nachempfundenen Ritual nahmen die Frauen zur Ehre der Gottheit Milch und Honig zu sich“. – Eine uns fernliegende New-Age Veranstaltung? Nein, „die meisten Teilnehmerinnen repräsentierten vornehmlich protestantische Denominationen …“

Eine lutherische Pastorin „sagte stolz, daß der Name Jesus Christus nicht genannt wurde“ und andere Gemeindeleiter forderten die Anwesenden auf, „die patriarchale Vorstellung eines Vater-Gottes“ umzustürzen.  Die koreanische Theologin Chung Hyun Kyung „drängte die Christen, eine ‚neue Dreifaltigkeit‘ aus buddhistischen, hinduistischen und philippinischen Göttinnen anzunehmen“. (Charisma, Mai 1994)

Der Katholizismus ist ein Sprung nach vorn. Seine „Maria“, eine für alle Religionen geeignete Göttin, wird bereits von einem Viertel der Weltbevölkerung angebetet. Außerdem hat sich ihre Tauglichkeit zur Beherrschung einer loyalen Menschenmasse jahrhundertelang auf nationaler Ebene erwiesen:

Maria war im Jahre 1037 die „erklärte Königin des ukrainischen Volkes“, und der hl. König Stephan hatte ihr etwa zur gleichen Zeit Ungarn geweiht. „Richard II. weihte im Jahre 1381 England feierlich als ‚ihre Mitgift‘ an Maria …“ Frankreich wurde im Jahre 1638 auf Befehl Ludwigs XIII. an Maria geweiht, welcher sagte: „Wir weihen ihr insbesondere unsere Person, unseren Staat, unsere Krone und unsere Untertanen“; Polen im Jahre 1656 durch König Kasimir. Alle „südamerikanischen Kolonien Spaniens wurden Maria im Jahre 1643 durch eine ‚feierliche Einsegnung‘ unter dem Befehl König Philips IV. geweiht“, und 1664 geschah gleiches „für Portugal und alle seine Kolonien auf die Anregung König Johanns IV. hin … Österreich im darauffolgenden Jahr“ usw. Im Jahre 1846 schrieben die Bischöfe von Amerika: „Wir … stellen uns selbst samt allen, die unserem Amt vertrauen … unter die besondere Schirmherrschaft der heiligen Mutter Gottes …“ (Soul Magazine April 1993)

Maria und der Islam

Man kann sich leicht vorstellen, wie Buddhisten, Hinduisten, New-Ager und Liberale – wie auch Katholiken und Protestanten – sich zu einer Welteinheitsreligion vereinen, aber die Milliarde Muslime stellt ein besonderes Problem dar. Maria scheint jedoch eine Besonderheit zu sein, durch die selbst die Muslime zu einem universalen Glauben geführt werden können. Eine britische katholische Zeitung (The Tablet 1992) berichtet, daß „eine marianische Erweckung sich über ganz Afrika ausbreitet, begleitet von angeblichen Erscheinungen der Jungfrau Maria, die auch unter den Muslimen eine Gefolgschaft versammeln …“Afrikanische Muslime sehen selbst Erscheinungen der Jungfrau Maria und „werden nicht aufgefordert, Christen zu werden“, um ihr folgen zu können. Die Zeitschrift Our Sunday Visitor weist auf die große Ehre hin, die Maria im Koran zuteil wird, und auf die verdächtigen Verbindungen zwischen ihr und Mohammeds Lieblingstochter Fatima.

Bischof Fulton J. Sheen schrieb ein interessantes Buch (Mary and the Moslems – The World`s First Love 1952), in dem er die Voraussage aufstellte, daß der Islam sich „durch die Aufforderung an die Muslime zur Verehrung der Mutter Gottes“ zum Christentum bekehrt. Er schreibt dazu:

„Der Koran … enthält viele Abschnitte über die selige Jungfrau. Zunächst glaubt der Koran an ihre Unbefleckte Empfängnis wie auch an ihre Jungfrauengeburt … Dann ist Maria für die Muslime die wahre Sayyida, oder Liebe Frau. Die einzige, die ihr möglicherweise und ernsthaft diese Stellung streitig machen könnte, ist Fatima, die eigene Tochter Mohammeds. Aber nach dem Tode Fatimas schrieb Mohammed: „Du sollst die gesegnetste aller Frauen im Paradiese sein, nach Maria.“ 

Sheen fährt fort und sagt, wie bemerkenswert es sei, daß „Unsere Liebe Frau die Weitsicht hatte, in dem portugiesischen Dörfchen namens Fatima zu erscheinen (das nach der Tochter Mohammeds während der muslimischen Besatzung benannt wurde) und so als Unsere Liebe Frau von Fatima bekannt wurde. Wenn in Afrika, Indien oder sonstwo eine Statue „Unserer Lieben Frau von Fatima“ durch muslimische Gebiete getragen wird, strömen die Muslime tatsächlich zu Hunderten herbei, um sie zu verehren.“  Innerhalb von zwei Tagen kamen im indischen Bombay schätzungsweise 500.000 zur Ehrerbietung dieses Abgottes herbei.

Maria und Johannes Paul II.

Niemand ist mehr von der Echtheit der Erscheinungen in Fatima überzeugt, als der gegenwärtige Papst. Und niemand zeigt auch eine größere Hingabe an Maria. Johannes Paul II., der „sich selbst und sein Pontifikat ganz Unserer Lieben Frau geweiht hat, trägt das M an seinen Gewandsärmeln, und sein persönlicher Wahlspruch lautet totus tuus sum Maria (Maria, ich bin ganz dein). Der Papst hat für seine besondere Hingabe ungewöhnliche persönliche Gründe. Der Mordversuch an ihm wurde am 13. Mai 1981 verübt, dem Jahrestag der ersten angeblichen Erscheinung der Jungfrau vom 13. Mai 1917 in Fatima. Während seiner Genesung sagte sie ihm in einer Vision, daß sie ihm sein Leben für eine bestimmte Aufgabe für den Friedensprozeß gerettet habe, die er zu erfüllen hätte.

Als Johannes Paul II. nach seiner Gesundung in den Vatikan zurückkehrte, betete er an den Gräbern seiner direkten Vorgänger und sagte: „Hier könnte nun ein weiteres Grab sein, aber die selige Jungfrau … hat es anders gewollt.“  Voll Dank und Ehrerbietung fügte er hinzu: „Bei allem, was an jenem Tag geschah, fühlte ich die außerordentliche mütterliche Bewahrung und Fürsorge, die sich stärker als die tödlichen Kugeln erwies.“Wozu brauchst du also Gott, wenn du im Schutz Mariens stehst?

Der dankbare Papst unternahm am 13. Mai 1982 eine feierliche Wallfahrt nach Fatima, wo er vor der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima betete. Tausende hörten ihn sprechen und die Welt an Maria weihen, so wie sie es gefordert hatte.“ Bei mindestens drei weiteren Gelegenheiten, am 16. Oktober 1983, am 25. März 1984 und am 8. Dezember 1985 … weihte er die Welt an Unsere Liebe Frau“ (The Fatima Crusader, 1986) und nannte dabei insbesondere das russische Volk.Jetzt, da die Berliner Mauer gefallen ist und der Sowjetkommunismus sich in ganz Osteuropa aufgelöst hat, schreibt man darin Unserer Lieben Frau von Fatima die Erfüllung ihrer Verheißung zu, daß bei einer Weihe der Welt und Rußlands an ihr Unbeflecktes Herz durch die Päpste und Bischöfe, Rußland sich bekehren und Frieden sein wird! 

Eine solche Aussage steht in vollem Gegensatz zu den klaren Lehren der Bibel, die „Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Römer 5,1) als bedingungsloses Geschenk der Gnade Gottes anbietet – einen Frieden, der „durch das Blut seines Kreuzes“ (Kolosser 1,20) gebracht worden ist. Durch den Glauben an das Evangelium kommt der Friede zu jedem einzelnen. Weltfriede kann nur dann aufgerichtet werden, wenn Christus wiederkehrt und, wie von den Propheten vorausgesagt, von Jerusalem aus seine Herrschaft antritt.

Doch die Maria des Katholizismus ist als die eine, durch die der Friede kommen soll, an die Stelle Christi getreten, und der jetzige Papst und seine Kirche unterstützen diese Irrlehre. Die heutige Welt (einschließlich derjenigen, die sich selbst Christen nennen) ist nur allzu bereit, eine Lösung für ihre Probleme anzunehmen, die Christus außen vor läßt. Daß die Frau auf dem Rücken des Tieres sitzt, scheint daraufhinzudeuten, daß diese Pseudomaria der Erscheinungen bei dem falschen Frieden, durch den der Antichrist „viele vernichten wird“ (Daniel 8,25), eine Schlüsselrolle spielt. Die Gestalt, die als Jungfrau von Fatima erschien und verkündete, daß der Herr „ihr den Frieden der Welt anvertraut hat“, bietet anstelle von Christus ihren eigenen Friedensplan an: Betet täglich den Rosenkranz, damit in der Welt Frieden wird … 

Ein verführerischer Geist.

Jeder Papst der vergangenen 60 Jahre hat Unsere Liebe Frau von Fatima verehrt. Die Weihe an ein mystisches „Unbeflecktes Herz“ ist an die Stelle der Hingabe an Christus getreten, und der Gehorsam zu „Unserer Lieben Frau“ bringt den Frieden.

Die Erscheinung ist gewiß nicht Maria! In Fatima sagte die Erscheinung, die für sich selbst die Autorität Christi beansprucht: Ich werde euch niemals im Stich lassen.
– Das ist die Verheißung Christi an seine Jünger, und sie setzt Allgegenwart voraus, eine allein Gott zustehende Eigenschaft.

Diese „Erscheinungen“ stehen eindeutig dem biblischen Evangelium der Errettung allein aus Gnade durch Glauben an das vollbrachte Opfer Christi entgegen und glorifizieren an seiner Stelle eine falsche Maria. Ein „verführerischer Geist“ (1. Timotheus 4,1) ist am Werk.
 

Der Jesus des Katholizismus: Maria untergeordnet

Den Erscheinungen schreibt man zu, daß sie die Menschen auf Jesus hinweisen, doch bei den Pilgern an den Marienwallfahrtsorten ist nur wenig von einer wirklichen Hingabe an Christus zu erkennen. Immer und immer wieder betet man den Rosenkranz, und ständig ist die Rede von Maria anstatt von Gott bzw. Christus. Ihr gilt die ganze Hingabe, und die Pilger sehen sich selbst als ihre Knechte an, die ihren Willen erfüllen.Außerdem ist der Jesus, der in den Erscheinungen vorgestellt wird, eine Fälschung und stets Maria untergeordnet . . .

Am 15. Februar 1926 erschien „das Jesuskind“ wieder und drängte die Katholiken, „diese Hingabe und Wiedergutmachung an das Unbefleckte Herz seiner heiligen Mutter zu verbreiten“. Dabei erklärte es, daß dem Unbefleckten Herzen Marias Wiedergutmachung geleistet werden müsse, damit die Menschheit gerettet wird!
Das ist wiederum Gotteslästerung
der schlimmsten Art. Die wirkliche Mutter Jesu oder er selbst würden das niemals verlangen.

Christus ist kein Kind mehr und würde deshalb nicht mehr in dieser Gestalt erscheinen – und wozu sollte er das auch?
Als er für unsere Sünden starb, war er ein erwachsener Mann, und jetzt sitzt er mit einem verherrlichten Auferstehungsleib zur Rechten des Vaters. Die Vorstellung, Christus sei immer noch ein kleines Kind in Begleitung seiner Mutter, widerspricht allem logischen Denken, der Wirklichkeit und vor allem der Bibel.

Doch wer kein Problem mit dem Glauben daran hat, Millionen einzelner Hostien würden sich in den tatsächlichen stofflichen Leib Christi verwandeln, „ganz und völlig“, hat auch keine Schwierigkeit zu glauben, daß Christus als kleines Kind auf der Erde erscheint, obwohl er gleichzeitig als erwachsener Mann mit seinem Auferstehungsleib im Himmel ist.

Außerdem sagte der wirkliche Jesus nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern, daß „allen Nationen in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt werden“ sollte (Lukas 24,47).
Paulus sagte in seiner Predigt, daß „durch diesen [Jesus] euch Vergebung der Sünden verkündigt wird, und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen jeder Glaubende gerechtfertigt“ Apostelgeschichte 13,38.39).

In der Bibel gibt es keinen Hinweis darauf, daß man Maria Wiedergutmachung wegen Sünden leisten müsse, und erst recht nicht darauf, daß dies „für die Rettung der Menschheit“ notwendig sei. Alle Erscheinungen präsentieren in dreister Weise ein falsches Evangelium der Errettung durch Maria und des üblichen sakramentalen Katholizismus des Fegefeuers, der Rituale und der Werke.Hier sehen wir ganz eindeutig das, wovor Paulus warnte und sagte, es geschehe in den letzten Tagen:  „…manche werden vom Glauben abfallen, indem sie auf verführerische Geister und Lehren von Dämonen achten“ (1. Timotheus 4,1). Was diese Erscheinungen lehren, ist definitiv Lehre von Dämonen, die die Hinlänglichkeit von Christi Tod für unsere Sünden leugnen, seine Stellung als Herr über alles abstreiten und eine falsche Maria über ihn erheben. 

Die Wiederbelebung der alten römischen  Religion

Die weltweite Wiedererstehung des Römischen Reichs unter dem Antichristen wird offenbar von einer Wiederbelebung seiner Religion begleitet sein, die, wie wir gesehen haben, in einem Heidentum besteht, das unter einem dünnen Anstrich christlicher Terminologie überlebt hat. Es ist schließlich als römischer Katholizismus bekannt geworden. Statuen von Fruchtbarkeitsgöttinnen wurden in Maria umbenannt. Von den römischen Kaisern fertigte man Bildnisse an, und wer sich weigerte, sich vor diesen niederzuwerfen und den Kaiser als Gott anzubeten, wurde getötet. Als Nachfolger der römischen Kaiser ließen auch die Päpste all jene umbringen, die ihnen und ihrer Religion die Untertänigkeit verweigerten. Das ist unbestreitbare Geschichte, von der die Bibel sagt, daß sie sich unter dem Antichristen wiederholen wird:

[Es wurde befohlen] dem Tier [dem Antichristen] … ein Bild zu machen … [und] das Bild des Tieres …bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten (Offenbarung 13,14.15).

Der Antichrist wird nicht ein Papst sein, jedoch wird ein Papst seine rechte Hand sein, Offenbarung 19,20 und 20,10. Wenn der Papst zur Zeit irgendwo auftritt, kann man jedoch eine ihm entgegengebrachte Verehrung beobachten, die der gleichkommt, die die Welt dem Antichristen zollen wird, wenn sie ihn als Gott anbetet. Erschreckend aufschlussreich ist folgender Bericht vom Weltjugendtag in Denver 1993:

„In seiner weißen Tracht besteigt Johannes Paul II. die Stufen zu seinem Stuhl, einem thronartigen Gebilde aus Eichenholz. Noch einmal winkt er den stehenden Pilgern zu, dann steigt er hinauf und setzt sich … Die Musik spielt sanft weiter, als ein Jugendlicher vom Internationalen Jugendforum von der Vorbühne verliest:„Ich sah eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen vor dem Thron und vor dem Lamm stehen, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen. Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“

Die Bedeutung dieser besonderen Schriftstelle in diesem Zusammenhang … schlug bei den Protestanten Alarm und versetzte sie in Furcht und Schrecken. Die Verse stammen aus Offenbarung 7,9-10 und stellen den Blick auf Christus und seinen Thron im Himmel dar. „Die große Volksmenge, die niemand zählen konnte“ ist die wahre Kirche, die Gemeinde, die Braut … Im Cherry Park sitzt jedoch der Papst auf einem Thron vor Jugendlichen aus vielen Nationen und Sprachen. Sie jubeln ihm zu, als diese Schriftstelle vorgelesen wird.
Gibt der Papst sich einschmeichelnd als Christus auf seinem Thron und die Jugendlichen zu seinen Füßen als seine Schafe aus …?
… Die Arroganz ist überwältigend, obgleich Johannes Paul einen demütigen Eindruck vermittelt. Wer sich mit der Bibel nicht auskennt und auch die Bedeutung der polnischen Hymne nicht kennt, sieht und merkt nichts von dieser Arroganz. Er sieht und fühlt Liebe…
Papst Johannes Paul II. hat offenbar einen Geist von gewaltiger verführerischer Kraft … Er läßt sich Abba/Vater nennen und sitzt dabei in weißen Gewändern auf einem Thron … In ihren nationalen Trachten gekleidete Jugendliche, die jeden Kontinent repräsentieren, kommen mit ihren Nationalflaggen nach vorn. Sie betreten die Mittelstufen und plazieren ihre Flaggen auf dem Podium, buchstäblich zu den Füßen Johannes Pauls. (Hayes, Trumpet,1993)

Das alte Spiel beginnt von vorn

Die heidnischen Römer, die den Kaiser anbeteten, waren geistig nicht eingeschränkt. Sie hatten viele Götter und tolerierten ein breites Glaubensspektrum. Die Christen verfolgte man nicht aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus, sondern weil sie an ihn allein glaubten und neben dem Gott der Bibel keine anderen Götter akzeptierten. Der Katholizismus toleriert in ähnlicher Weise jede Religion und gestattet seinen Mitgliedern, von Yoga bis Voodoo alles zu praktizieren, solange sie nur in der Kirche bleiben. Sowohl die öffentliche Meinung als auch die Gesetzgebung unterstützen die gleiche Haltung.

 In Kanada und den Vereinigten Staaten (und anderswo) stellt man „Haßgesetze“ auf, die Äußerungen, jemand läge mit seiner Religion oder seinen Moralvorstellungen falsch, zu einem Verbrechen erklären. So wird es auch wohl bald gesetzeswidrig sein, wenn man sagt, Homosexualität sei Sünde oder irgendeine Religion sei falsch. Der von den USA und vielen anderen Ländern unterzeichnete „Völkermord-Vertrag“ (ist noch nicht in Kraft getreten,) macht es bereits zu einem Verbrechen, zu jemanden zu sagen, sein religiöser Glaube sei falsch, und zu versuchen, andere zu dem zu bekehren, was man selbst als die Wahrheit ansieht.

Komischerweise behauptet der römische Katholizismus einerseits, er sei die eine wahre Kirche, während er andererseits, wie wir gesehen haben, gleichzeitig allen Religionen beipflichtet. Auch in diesem Punkt weist sich der Vatikan in einzigartiger Weise als die Frau auf dem Tier aus Offenbarung 17 aus.Wir haben Johannes Pauls II. Gutheißung aller Religionen gesehen, wie auch seine Behauptung, alle Götter seien dasselbe, während er gleichzeitig die fundamentalistischen Christen verurteilt. Sein Freund und Bewunderer, der Fernsehevangelist Robert Schuller, stellt aus angeblich evangelikaler Sicht ähnliche Ideen vor: Die Weise, auf die man „die gute Religion von der schlechten unterscheidet“, habe man zu prüfen, ob sie „positiv“ ist. Schuller fordert die „religiösen Führungspersönlichkeiten auf … in einem massiven, vereinten Bestreben aller Religionsführer … ungeachtet ihrer Theologie … ihren Glauben in positiven Begriffen auszudrücken … um die positive Macht von Weltgemeinschafts-aufbauenden religiösen Werten zu proklamieren“.

 „Weltgemeinschafts-aufbauende religiöse Werte“, die für alle Religionen akzeptabel sind? Der Antichrist persönlich könnte diese zweideutige Redeweise nicht besser bringen! Doch Schuller wird von führenden Evangelikalen empfohlen und erfreut sich jeden Sonntagmorgen des größten Publikums von allen Fernsehevangelisten. Schullers freundschaftliches Verhältnis zum Katholizismus und sein Eintreten für das „Heimkommen“ der Protestanten haben wir bereits ausführlich dargelegt.

Die bevorstehende Welteinheitsreligion wird auf eine heimtückische, nicht offensichtliche Weise eine antichristliche sein. Sie wird sich, wie Hitlers Nationalsozialismus, als positives Christentum ausgeben und für die ganze Welt unwiderstehlich attraktiv sein. Wie so vieles von dem, was wir bereits jetzt selbst in evangelikalen Kreisen finden, wird sie eine Verdrehung des Christentums in Christi Namen darstellen.
Die Marienerscheinungen und die anerkannteste katholische Evangelistin, Mutter Theresa von Kalkutta, fordern beide in gleicher Weise zur Annahme aller Religionen auf. Dabei wagt niemand, Mutter Theresa zu kritisieren, weil sie für ihren herausragenden selbstaufopfernden Dienst der Nächstenliebe bekannt ist. Der weltweite Ruhm Mutter Theresas von Kalkutta hat dem Katholizismus zu Anerkennung auch bei den Protestanten verholfen, die ihr aufopferungsvolles Leben der Nächstenliebe zurecht bewundern. 

Der Vatikan und die Neue Weltordnung

Die neue Welteinheitsreligion wird alle Glaubensrichtungen gleicherweise tolerieren, sofern sie nur bereit sind, sich in der wohltätigen Rettung der Menschheit miteinander zu vereinen. Christen, die nicht zu Kompromissen bereit sind, wird man töten, weil sie der Einheit und dem Frieden im Wege stehen.Von Rom bis Washington sprechen die geopolitischen Analytiker von einer „neuen Allianz“ zwischen der größten Militärmacht der Welt, der USA, und dem größten geistlichen Führer der Welt, dem Papst.

 Diese Allianz wird schon bald zwischen dem Weltherrscher und dem Vatikan bestehen. Die Frau wird in der Tat das Tier reiten und steuern, so wesentlich wird ihre Rolle sein. Der Antichrist wird sich darüber im klaren sein, daß ohne religiösen Frieden kein politischer Frieden herrschen kann. Es kann kein globaler Friede sein, bis nicht alle Religionen bereit sind, sich einander als Partner in der Zusammenarbeit auf globale Ziele hin anzunehmen – und aus den von uns dargelegten Gründen wird der Papst für die Aufrichtung der totalen Ökumene unabkömmlich sein.Robert Müller, Katholik, ehemaliger stellvertretender UNO-Generalsekretär und Direktor der Friedensuniversität, sagte: „Was wir brauchen, ist eine Welt- oder kosmische Spiritualität … Ich hoffe darauf, daß sich die Religionsführer zusammentun und die kosmischen Gesetze definieren, die in allen Religionen gleichermaßen enthalten sind …“ Wenn sich die religiösen und politischen Führer schließlich zur Verwirklichung der gleichen Ziele vereinen, dann ist das Reich des Antichristen gekommen. Diese Situation bestand (in unvollkommener Einheit) in der Vergangenheit bereits über 1000 Jahre lang unter der Vorherrschaft des Vatikans. Und so wird es auch wieder sein, dieses Mal jedoch mit der schrecklichen totalen Kontrolle, die nur durch die heutigen Computer und Spionagesatelliten durchführbar ist.

Eine ernstliche Warnung vom Himmel

Wie können Religionsführer und ihre Anhänger einen solchen Totalitarismus tolerieren? Sehen wir uns als Beispiel einmal die 266 Mitglieder umfassende Delegation von Amerikas Nationalrat der Kirchen (NCC) an, die im Juni 1984 die Sowjetunion besuchte. Sie bereiste 14 Städte und besuchte zahlreiche staatlich genehmigte Kirchen. Die New York Times berichtete, daß die NCC-Delegation „die Stellung der Religion in der Sowjetunion lobte und die Rolle der Vereinigten Staaten beim Wettrüsten verurteilte … und Verwirrung darüber zum Ausdruck brachte, daß die Harmonie ihres Besuchs durch zwei Demonstranten getrübt wurde, die während eines baptistischen Gottesdienstes Religionsfreiheit forderten und ein Spruchband hochhielten: ‚Das ist keine freie Kirche‘. Der Leiter der NCC-Delegation, Bruce Rigdon vom theologischen Seminar McCormick in Chicago, „drückte seine Mißbilligung des Protests und seine Bewunderung für die Sowjetbeamten aus, die den Aufruhr unterbanden“.

Im spanischen Santiago de Compostela hielt die Konferenz Weltweiter Christlicher Gemeinschaften (WCC) vom 4. – 13. August 1993 ihre 5. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung. Die römisch-katholische Kirche war zum allerersten Mal offizielle und volle Teilnehmerin an einem WCC-Treffen. Das Ziel, das die Teilnehmer anstrebten, ist eine Weltkirche – und nicht eine Weltkirche, die durch Glauben vereint ist, als vielmehr eine, die sichtbar in den Augen der ganzen Welt vereint ist. Die Abgeordneten einigten sich auf die Aussage:

Es gibt keinen Weg zurück … von der alleinigen ökumenischen Bewegung, die die Belange der Einheit der Kirche und die Belange bezüglich … der Probleme der Welt in sich vereint.

Diese bedeutsame Erklärung erkennt an, daß die Weltkirche in Zusammenarbeit mit der Weltregierung operieren muß. Der Moderator des WCC-Zentralkomitees, Aram Keshishian, erklärte in seiner Ansprache, daß die WCC „ihren Kurs bezüglich Lehrfragen mehr auf die soziale Ethik hinsteuern muß … Glaube und Ordnung können bei dem Streben nach Einheit der Kirche nicht über die sozio-politische und wirtschaftliche Dimension hinwegsehen … Jeder Zwiespalt zwischen christlichem Glauben und politischen Belangen, zwischen der Einheit der Kirche und dem Kampf um Gerechtigkeit, stellt eine ökumenische Häresie dar.“Das Ziel wird verwirklicht werden. Die Vernunftehe zwischen dem Antichristen und der falschen Weltkirche wird jedoch nicht unbegrenzt andauern. Wenn die Flitterwochen vorüber sind, wird der Antichrist sein wahres Gesicht zeigen und die „Hure“ vernichten (Offenbarung 17,16) und somit Gottes Willen in diesem Prozeß bewirken (Vers 17).
Eine der schärfsten Anklagen, die Gott gegen die Frau auf dem Tier erhebt, ist die, daß sie nicht allein mit „Ware von Gold und Silber und Edelgestein“ gehandelt hat, sondern auch mit „Leibeigenen und Menschenseelen“ (Offenbarung 18,12.13).

In der Zwischenzeit ergeht eine „Stimme aus dem Himmel“, die mit erschreckendem Tonfall ruft:

Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! Denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeit gedacht…   Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen: Tod und Trauer und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist der Herr, Gott, der sie gerichtet hat (Offenbarung 18,4-8).

Mögen all jene, die Christus und sein Evangelium lieben, in Mitleid und wahrer Einheit zusammenfinden, um so viele wie möglich vor diesem harten Gericht zu retten.

 

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Sanfte Verführung der Gemeinde (A.Seibel)

Alexander Seibel

 

Die sanfte Verführung der Gemeinde

 

Inhalt

Passivität  –  Segen oder Fluch?

Die Identitätstheorie
Nachfolge Jesu und Gebet, aktiv oder passiv?
Wort oder Bild?
Passivität in christlichen Strömungen
Die wachsende Woge der Passivität
Das Fallen auf den Rücken
Verlust der Selbstkontrolle
Handauflegung unbiblischer Art
Parallelen zwischen New Age und charismatischer Bewegung
Wachsende Infiltration
Die Erfahrung der Exkursion der Seele
Die Renaissance der Mystik

Heilungsdienste – Bereicherung oder Verführung?

Ein populärer Heilungsdienst
Die Geistheiler und ihre Begleitsymptome
Wie wurde der Heilungsauftrag wiederentdeckt?
Ein biblischer Heilungsauftrag?
George Bennett und seine Heilungserfahrungen
John Wimber und die »Dritte Welle des Heiligen Geistes«
Der Einfluß von Agnes Sanford
Wunderheiler
Ermutigt die Bibel zu Wunderberichten?
Ist alle Heilung göttlich?
Der Sog der Verführung

Zeichen und Wunder

 

Vorwort

Irrationale Erlebnisse sind im Moment in einem unglaublichen Aufwind und breiten sich geradezu epedemiartig aus. Fast gleichzeitig erreicht die Drogenwelle eine Dimension ungeahnten Ausmaßes. Parallel dazu ist in christlichen Kreisen eine neue Begeisterung für »spirituelle« Erlebnisse und berauschende Erfahrungen festzustellen.

Sind diese Entwicklungen rein zufällig, oder gibt es Zusammenhänge? Besteht möglicherweise eine Verbindung zwischen Drogenvergangenheit und charismatischen Erlebnissen? Wie ist die sich besonders durch die New-Age Bewegung ausbreitende Passivitäts- und Meditationswelle einzuordnen?

Wir erleben im Moment einen zunehmenden Drang von Menschen, sich von einer übersinnlichen Welt lenken und steuern zu lassen. Ist es nun bei Christen notwendigerweise jedes Mal der Heilige Geist? Der Autor des vorliegenden Buches zeigt hier Gesetzmäßigkeiten auf, die jeden kritischen Leser nachdenklich stimmen werden.

Neben der konsequenten Hinwendung zum Übersinnlichen ruft eine ständig kränker werdende Menschheit immer eindringlicher nach Heilung. Heilung für den eigenen Leib und die Seele, aber auch Heilung der Natur, Heilung für den sterbenskranken Globus.

Zu den zahlreichen New Age Therapeuten und Wunderheilern rückte in den letzten Jahren eine weitere Gruppe ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, die sich auch aufs übersinnliche Kurieren versteht. Es sind christlich religiöse Heiler Charismatiker, extreme Pfingstler. Sie hantieren mit Zeichen und Wundern und wollen dadurch nicht nur Menschen an Leib und Seele gesundmachen, sondern die hilfesuchenden Kranken auch zu einem ewigen Seelenheil geleiten. Sie führen das »Wort Gottes« im Munde und mahnen ihr Publikum zur Buße und Umkehr von ihrem sündigen Leben und zu einem Glauben an Jesus Christus.

Von außen betrachtet unterscheiden sich diese Heilphänomene allerdings kaum von denen der New Age Heiler oder Geistheiler. Das Übersinnliche präsentiert sich in wichtigen Teilen hier wie dort gleich.

Doch diese Zeichen und Wunder weisen eindeutig in eine andere religiöse Richtung, in die christliche. Was ist von dieser Sorte von Heilern zu halten? Kann man sich ihnen guten Gewissens anvertrauen? Welche biblischen Informationen können herangezogen werden, um das Wirken der »christlichen Geistheiler« zu beurteilen? Dieses Buch will allen Fragenden und Zweifelnden unterstützend zur Seite stehen, die hier Orientierung und Hilfe suchen.

Ulrich Skambraks

 

Zum Geleit

Vorliegendes Buch ist das Ergebnis mehrerer Ausarbeitungen zu aktuellen Fragen. Besonders die Themen Heilung und Heilungsdienste haben immer größere Anziehungskraft und entwickeln eine gewisse Eigendynamik. Daneben beobachtet man eine zunehmende Verunsicherung der Gläubigen gegenüber diesen neuen Betonungen. Ist es tatsächlich der Ausdruck von mehr Vollmacht, oder sollte es gar eine noch subtilere Verführung sein?

Doch auch das Phänomen der Rückenstürze in charismatischen und Heilungsversammlungen beunruhigt die Gemeinde und wirft Fragen auf. Deswegen bin ich auch immer wieder um Stellungnahmen gebeten worden.

Hier liegt nun eine Zusammenfassung und Überarbeitung der verschiedenen Themenbereiche vor: eine Zusammenstellung, bei der besonders der Abschnitt über die Heilungsdienste auch getrennt von den vorigen Ausführungen gelesen werden kann.

Es ist mein Wunsch und Gebet, daß das Buch dem Leser ermöglicht, aktuelle Strömungen biblisch zu beurteilen. Es soll dazu Mut machen, das Schwert des Geistes, das Wort Gottes, neu zu ergreifen. Möge es darin vielen zum Segen werden.

Alexander  Seibel

 

Passivität  –  Segen oder Fluch?

»Trance« ist in unseren Tagen zu einem Modewort geworden. So sah man am Rande der Berliner Sommer Uni ganze Schlafsäle voll Feministinnen  »in Trance«. Im Zustand der Hypnose möchte man aus der Tiefe der weiblichen Seele die bevorstehende Katastrophe meditieren.

Meditation ist ebenfalls ein Modewort geworden. So werden in einer christlichen Seelsorgetherapie Zen-Meditation und meditative Selbsterfahrung empfohlen. »Traumarbeit«, Traumdeutung ist ebenso aktuell geworden wie gruppendynamische Spiele, Autogenes Training, Atemübungen usw. Auf einer Woge der Zustimmung und bald schon Begeisterung umarmt man angesichts zunehmender seelischer Konflikte immer mehr Methoden, die in ihrem Grundcharakter Passivität als Wurzel haben, und man erhofft sich darin Heilung in einer verunsicherten Zeit.

Erwähnenswert ist dies deshalb. weil solche Methoden auch sehr stark in Kirchen und Freikirchen eingedrungen sind und viele Gläubige sie kritiklos akzeptieren. Selbst Yoga-Meditation scheint manch einem Christen der Schlüssel zum seelischen Gleichgewicht. Man wird an die Klage Gottes im Propheten Jeremia erinnert: »Mein Volk tut eine zwiefache Sünde: mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.« (Jer 2,1 3).

Kann man solchen Methoden gegenüber nun neutral bleiben? Sind sie nicht zunächst positiv anzusehen, wenn doch erwiesenermaßen etliche dadurch subjektive Erleichterung erfahren haben? Wie viele strahlende Gesichter schwärmen von den großen Vorzügen der TM. Kann man hier für Christen nicht auch manches verwerten und das beste in einem christlichen Rahmen nun den Gläubigen empfehlen? Oder sollten gar Gefahren damit verbunden sein?

Um dies näher zu beleuchten soll auf das Wesen der Passivität eingegangen werden. Einblicke in Verbindung mit diesem Phänomen vermitteln vielleicht die Forschungsergebnisse von weltlichen Wissenschaftlern. In Zusammenhang mit der Gehirnforschung haben u. a. die Namen Wilder-Penfield und Sir John Eccles weltberühmtheit erlangt. Eccles ist Nobelpreisträger und vielleicht die größte Kapazität auf diesem Gebiet. An den Ausführungen seines Buches Das Ich und sein Gehirn kann man nun erkennen, wie die Identitätstheorie der Materialisten falsch ist.

Die Identitätstheorie

Was ist nun mit dieser Theorie gemeint? Das materialistische Weltbild gestattet nicht die Existenz einer unsichtbaren Wirklichkeit oder einer unsichtbaren, eigenständigen Persönlichkeit, die man mit Seele oder Geist bezeichnen könnte. Die Persönlichkeit des Menschen sei demnach nur die Summe der hochkomplizierten elektrochemischen Abläufe des Gehirns. Mein Gehirn ist folglich identisch mit meiner Person. Ohne Gehirn gibt es keine Person, und wenn das Gehirn erstirbt, wird nach dieser Theorie auch die Persönlichkeit des Menschen ausgelöscht.

Die beiden erwähnten Wissenschaftler haben nun erkannt, daß Ansicht überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Ihre Forschungsergebnisse brachten sie zur Erkenntnis, daß unser Gehirn vielmehr mit einer hochkomplizierten Maschine verglichen werden kann, die sich aber nicht selber steuert, sondern von unsichtbarer Seite bedient wird.

Bei dieser »Bedienungsgröße« handelt es sich gewissermaßen um eine unsichtbare Person. Sir John Eccles nennt es das »Selbst«. Diese beiden Forscher haben erkannt, daß das Gehirn selber nicht denken kann. Was  tatsächlich denkt, ist eine unsichtbare Seinsgröße, die als übergeordnete Instanz sich des Gehirns wie einer Maschine bedient. Das Gehirn wurde, grob gesprochen, mit einem Klavier verglichen. Entscheidend ist somit nicht das Klavier selber, sondern wer es bedient. Unser »Ich« denkt mittels des Gehirns, so wie ein Programmierer mit seinem Computer zusammenarbeitet.

Aus diesen Zusammenhängen wird auch folgendes verständlich: Nicht nur mein Geist kann die komplizierte Maschinerie des Gehirns bedienen, sondern auch ein anderer Geist oder »Geist« schlechthin. Auch duldet die Natur hier eigentlich keinen neutralen Bereich. Wenn der Mensch selbst es ablehnt, sein Gehirn zu betätigen, sich also in einen Zustand der Passivität versetzt, dann wird eben jemand anderer (Geist) sich dieses Organs bedienen.

Mit dieser Tatsache hängt das Phänomen von Zwangs- und Lästergedanken zusammen. Es ist dies in unseren Tagen vielmehr verbreitet, als man allgemein annimmt. Menschen erhalten Gedanken, Bilder, Eingebungen gegen ihren Willen aufoktroyiert. Christen, die sich aus der Drogenszene heraus bekehrt haben, wissen davon zu berichten, wie sie anfänglich noch von Zwängen, ungewollten Bildern und »flash backs « geplagt worden sind. Dave Hunt formulierte es folgendermaßen:
»Als eine Maschine, die auch ein Geist bedienen kann, hat der Hirnforscher Sir John  Eccles das menschliche Gehirn bezeichnet. Normalerweise ist meine Persönlichkeit, der «Geist«, der mein Gehirn bedient. Aber wenn ich mich in einen veränderten Bewußtseinszustand begebe und einer Macht die Kontrolle übergebe, die ein Spiritist eine kosmische Kraft nennt oder ein Medium als einen Geist bezeichnet, dann hindert nichts diesen neuen »Geist«, mein Gehirn zu steuern und darin Erlebnisse hervorzurufen, die in Wirklichkeit aber gar nicht stattfinden.«

Nachfolge Jesu und Gebet  –  aktiv oder passiv?

Ein Missionar, der öfters in Indien weilte, erzählte mir persönlich: »Wenn man in Indien zu einer Wahrsagerin geht, sagt sie als erstes: >Make your mind blank< (Mach deinen Verstand leer)«! Man hört heute in wachsendem Maße von Gurus, Meditationslehrern, Therapeuten u. a. Vorschläge wie: Öffne dich, laß dich fallen, entleere dich, versenke dich, schalte deinen Verstand aus usw. Außerdem verlangen der Hypnotiseur und der Spiritist. daß man sich einfach passiv einem anderen Willen oder Geist aussetzt. So gesteht jeder Hypnotiseur, daß er dort nichts ausrichten kann, wo man ihm willentlich aktiv widersteht.

Die Nachfolge Jesu und das Gebet sind nun das absolute Gegenteil von den oben erwähnten Vorschlägen. Es heißt: Ringet, bittet, suchet, klopfet an, widersteht, fliehet, nahet euch zu Gott, laufet in dem verordneten Kampf und als genaues Gegenteil zu Passivität: Wachet oder seid wachsam.

Diese beiden grundlegenden Tatsachen sollen hier besonders gegenüber gestellt werden. Der Heilige Geist erleuchtet den Verstand und aktiviert unseren Willen, der falsche Geist schaltet den Verstand aus und bewirkt Zwang. Der Heilige Geist macht wachsam, der falsche Geist passiv. Der Heilige Geist beeinflußt das Herz (Röm 5,5), der verführerische Geist bedient sich des Leibes.

Der Heilige Geist bewirkt Selbstkontrolle. Es heißt in Gal. 5,22 bei der Auflistung der Geistesfrucht, welches auch mit Selbstkontrolle wiedergegeben werden kann. Der falsche Geist sucht die Direktkontrolle. Der Heilige Geist bewirkt also, daß ich immer klarer denken kann, er wird aber nie direkt hineinschalten. Dies gehört in den Bereich des Zwanges. …

 

Bibel erklärt: Widerstehet!

Ein junger Mann erzählte mir von seinem persönlichen Werdegang bzw. Irrweg, bevor er zu Jesus fand. In dieser Zeit der Suche praktizierte er auch Zen-Meditation. Auf einmal, so berichtete er, verlor er die Kontrolle über Arme und Beine. Verlust der Selbstkontrolle ist das beinahe klassische Charakteristikum falscher Geister.

Friedrich Nietzsche, der sich für einmalig inspiriert hielt, sagte: »Ich habe nie eine Wahl gehabt«.

Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein Zitat aus dem Buch »Jugend in Trance?« angebracht:

»Trance nennen wir einen Zustand, in dem der Mensch nicht mehr die vollständige Kontrolle über sich selbst besitzt. Um in Trance zu verfallen, genügt schon das Starren in eine mit Wasser gefüllte Glaskugel oder das konzentrierte Betrachten eines weißen Kreidekreises auf einem schwarzen Fußboden. Es bedarf dazu also keineswegs unbedingt der Anwesenheit eines Hypnotiseurs. Der Effekt der Autosuggestion oder Selbsthypnose ist allgemein bekannt.«

Durch ständiges Wiederholen von Silben oder Worten erzielt man ähnliche Resultate. Dies ist die Technik von TM (Mantra) oder auch des »Chantens« der Krischna Anhänger. Durch diese Monotonie (das Wort Hare Krischna soll pro Tag 1728 Mal wiederholt werden) kommt es zu einer Entleerung des Verstandes. Die fremde Macht erfaßt dann den Menschen, der so dazu die Voraussetzung geliefert hat. Das Opfer gerät in Trance, Verzückung oder Ekstase, wirkt wie berauscht und verliert oft genug die Selbstkontrolle. Auch das Wort Begeisterung hat hier seine Wurzel.

Wort oder Bild?

Auch Gläubige können solche Effekte durch fromm getarnte Meditation erreichen. Ein passives Entleeren kann sich auch durch das anhaltende Starren in eine Kerze oder auf einen Meditationsgegenstand einstellen. Gerade in der Mystik ist dies vorherrschend. Auch das ständige Wiederholen frommer Worte, z.B, Halleluja, vermag solche Phänomene zu bewirken. Diese Ausführungen sollen nun andererseits nicht so verstanden werden, daß wir vor Gott nicht mehr stille werden dürfen. Wir sollen unsere »stille Zeit« einhalten, doch nie mit einem passiven oder leeren Verstand. Es sei hier nur an Psalm 1 oder Josua 1, 8 erinnert, wo erwähnt wird, wie man über Gottes Wort nachdenken und es auswendig lernen soll.

Geistliche Wahrheiten aber werden über den Verstand bzw. den Sinn und nicht über das Gefühl vermittelt. Wer Gottes Wort hört und versteht, der bringt viel Frucht (Mt. 13, 23). … Deswegen lehrt die Schrift auch die Erneuerung des Sinnes (Röm. 12,2) und ein verstandesmäßiges Prüfen (Eph. 5, 10). Das »Verstehen, was des Herrn Wille ist« (Eph. 5, 17), bezeichnet ein Erkennen, das aus gehörtem bzw. gelesenem Wort Gottes gespeist wird.

Letztlich ist dies ein Ergebnis des Lesens der Bibel und des Gehorsams gegenüber dem Anspruch der Heiligen Schrift. Dann öffnet der erhöhte Herr durch seinen Geist auch heute das Verständnis für sein Wort. Denn »die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben» (Joh. 6, 63), erklärt der Herr Jesus. …

Diese verstandesfeindliche Tendenz zeichnet sich immer mehr ab. Früher hieß es noch: »Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige« (Ps. 119, 11). Heute heißt es vermehrt: »Ich bete besonders viel in Zungen, damit ich nicht sündige.« Dies aber illustriert sehr deutlich die Verlagerung von der Ratio zum Irrationalismus, letztlich vom Wort zum Bild. Wir leben in einem nachliterarischen Zeitalter. Früher war das größte Machtmittel das Wort, heute ist es über Fernsehen und Video das erlebnishafte Bild geworden. Früher sagte man: Es steht geschrieben. Heute hört man immer öfters: Ich habe erlebt.

Damit ist nicht gemeint, daß Erlebnisse prinzipiell schlecht seien oder negiert werden sollen. Jeder, der Jesus treu nachfolgt, wird Erfahrungen mit seinem Herrn machen. Doch unser Glaube gründet sich nicht auf Erfahrungen oder Gefühle, sondern auf das Wort Gottes und Tatsachen. Auch sind Gefühle nicht immer abzuwerten oder grundsätzlich negativ. Was man jedoch heute sehen kann, ist eine zunehmende Verlagerung der Schwerpunkte. Man ist immer mehr gefühlsorientiert. Auch kann der Heilige Geist zweifellos Gefühle bewirken. Jedoch rufen umgekehrt Gefühle und eine emotionalisierte Atmosphäre nicht das Wirken des Heiligen Geistes hervor.

Passivität in christlichen Strömungen

Diese Gesetzmäßigkeiten der Passivität findet man auch bevorzugt in den pfingstlichen und charismatischen Kreisen. Wenn dies nun so deutlich gesagt wird, soll damit nicht ein Urteil über die Gotteskindschaft gefällt werden. Auch echte Kinder Gottes können einen verführerischen Geist empfangen und manipuliert werden. wie 2. Kor. 11,4 zeigt. Auch kann ein Kind Gottes sich passiv machen. …

In diesen Kreisen meint man nun gewöhnlich, daß der Heilige Geist sich des Menschen wie eines Mediums bedienen müsse und direkt aus ihnen spreche. Deswegen beginnen alle diese Strömungen – und dies kann man nun tatsächlich so pauschal feststellen -, immer mit den Weissagungen: »So spricht der Herr« oder eben mit dieser direkten Anrede des angeblichen Heiligen Geistes an die Anwesenden.

So hat es sich beim Beginn der klassischen Pfingstbewegung 1906 in Los Angeles abgespielt, so verläuft es bei der charismatischen Bewegung, die um 1960 ihren Anfang genommen hat, so ereignete es sich bei dem Aufbruch katholisch-charismatischen Bewegung, der in das Jahr 1967 fällt.

Diese Formulierung, »so spricht der Herr«, gibt es allerdings nicht im Neuen Testament. Es handelt sich um eine rein alttestamentliche Ausdrucksweise.

Die Briefe des Apostels Paulus, Johannes oder Petrus sind Gottes Wort, beginnen aber nicht mit dieser Einleitung: »So spricht der Herr«. Letztlich ist die Inspiration ein Geheimnis, doch kann man erkennen, wie sich die Pesönlichkeit des Schreibers enttfaltet. Der Heilige Geist verbindet sich in harmonischer Weise mit dem Menschen, schaltet aber seine Persönlichkeit nicht aus, noch umgeht er sie oder gebraucht sie in mediumistischer Weise. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein Zitat von Watchman Nee angebracht:

»Der Christ muss ganz klar verstehen, dass alle seine Äußerungen das Resultat seines eigenen Denkens sein müssen. Jedes Wort, das den Denkprozess umgeht, ist von bösen Geistern formuliert worden.«

Mit dieser Vorstellung, nun im direktesten Sinne ein Werkzeug des Heiligen Geistes zu sein, ist oft das starke Sendungsbewusstsein in diesen Bewegungen verbunden, das sich nur zu oft in völliger Unbelehrbarkeit äußert. …

 

Infragestellung dieser Manifestationen wird nicht selten mit Kritik an Gott selber gleichgesetzt, der ja direkt gesprochen habe, und nur zu oft wird daraus die Lästerung des Heiligen Geistes konstruiert. Doch diese Überzeugungen sind das Ergebnis einer falschen Anthropologie und Pneumatologie, die diesen schwarmgeistigen Strömungen zugrunde liegen.

Diese schwerwiegenden Aussagen sollten anhand einiger Zitate von zum Teil Schlüsselleuten belegt werden. Barratt, den man den Vater der europäischen Pfingstbewegung nennen kann, denn durch ihn kam das Pfingstfeuer von Los Angeles nach Europa, berichtet mit eigenen Worten über seine Geistestaufe wie folgt:
»Die Kraft kam so plötzlich und mächtig, dass ich am Boden lag und für einige Zeit unaufhörlich in Zungen redete … Es schien, als ob eine eiserne Hand über meinen Kiefern lag. Sowohl Kiefer als auch Zunge wurden von dieser unsichtbaren Kraft bewegt.«
Ganz offen liegen hier die Gesetze der Direktkontrolle durch eine andere Macht zutage.

Über den Beginn der klassischen Pfingstbewegung schreibt G. H. Lang u.a., wie eine Frau bei solch einer erwecklichen Versammlung trancegleich zum Klavier  schritt. Ihr Mann, wohlwissend, dass seine Frau nicht Klavier spielen konnte, hatte den Deckel eigens geschlossen, Sie öffnete jedoch diesen und spielte tadellos. Was war wirklich geschehen?
Die biologische Maschine dieser Frau diente einem fremden Geist als Werkzeug, um dieses Musikinstrument zu bedienen. Die Frau war hier Medium im direktesten Sinne. …

 

In dem Informationsdienst »Arbeitskreis Christlicher Publizisten« heißt es zum Thema Zungenrede:
«Das wird manchmal so beschrieben, als ob Kiefer und Zunge sich selbständig machten und sich der Kontrolle durch den Verstand entziehen. Ein Zungenredner: >Es ist nicht mein Verstand, der die Worte formt. Mir kommt es so vor, als stünde ich beobachtend neben mir und hörte mir zu.<«

Der Heilige Geist bewirkt, daß ich selber bete, selber aktiv Gott anrufe usw. Der Geist Gottes wird nicht Passivität oder gar Faulheit unterstützen. …

Immer wieder stößt man bei diesen »Geistgesalbten« auf die typischen Phänomene des Mediumismus und Spiritismus. Ähnlich zeigen sich auch bei Paul Toaspern die wiederum klassischen Symptome des automatischen Schreibens. So berichtet er mit eigenen Worten über den Empfang von Botschaften nach einer Handauflegung durch Steve Lightle:

»Nach einer Gewitternacht wurde ich … wach und fühlte es wie einen Befehl, etwas aufzuschreiben. Das Niederschreiben, bei dem mir kein Reflektieren oder Untermischen eigener Gedanken erlaubt war, geschah in einer drängenden Eile, in etwa zwölf bis vierzehn Minuten … Gegen den Inhalt eines der Abschnitte und gegen einen Begriff wollte ich mich sträuben, aber ich hatte nur aufzuschreiben und wußte genau, was zu schreiben war.«

Der Koreaner Yonggi Cho berichtet über seine Geistestaufe:

»Plötzlich wurde es hell im Zimmer. Wellen wie Rauch rollten herein. Ich war vor Ehrfurcht ergriffen. Ich dachte, dass das Haus in Flammen stände und versuchte, um Hilfe zu rufen, aber ich brachte keinen Ton heraus. Verzweifelt schaute ich mich um, und sah zwei Füße neben mir. Ich schaute hinauf und sah ein weißes Kleid,. Dann schaute ich in ein Gesicht, das wie eine starke Sonne war, von der Lichtstrahlen ausgingen. Ich wußte immer noch nicht, wer es war, bis ich die Dornenkrone sah. Sie durchstach seine Schläfen, und Blut lief herunter. Jetzt wußte ich, daß es Jesus Christus war. Seine Liebe schien über mich zu strömen … Herrliche Freude kam aus meinem Innern. Meine Zunge und Lippen begannen zu sprechen. Ich versuchte aufzuhören, aber es schien, als ob eine andere Person sie kontrollierte und sich ungestüm äußern wollte. Ich wußte nicht, was es war, aber ich stellte fest, je mehr ich sprach, umso besser fühlte ich mich.«

Von der französischen Mystikerin Madame Guyon berichtet Dr. Kurt Hutten, wie sie in ihrer Autobiographie folgendes mitteilt:

»Ich schreibe nicht aus meinem Geiste, sondern durch den inneren Geist. Griff ich zur Feder, so wußte ich kein Wort von dem was ich schreiben würde; und auch nachher nicht, was ich geschrieben hatte. Es floss in Strömen des inneren Lichts gleichsam aus der Tiefe hervor und nahm nicht den Weg über meinen Kopf. Die Geschwindigkeit, mit der ich schrieb, war so groß, daß mein Arm anschwoll und ganz steif wurde … Ich schrieb Tag und Nacht ununterbrochen, wobei die Hand kaum Schritt halten konnte mit dem diktierenden Geist.«

Gottfried Mayerhofer, Nachfolger des berühmten Schreinmediums Jakob Lorber, schildert in einem Brief die Art des Empfangens seiner Botschaften:
»Ich bin immer ganz passiv bei solchen Mitteilungen, weiß höchst selten, um was es sich handelt …«

Dr. Toaspern ist nun einer der einflussreichsten Leute innerhalb der charismatischen Bewegung in der DDR, Yonggi Cho Vertreter extremer Pfingstlehren, sogar von weltweitem Einfluß innerhalb der evangelikalen Christenheit.

Es ist tatsächlich so, daß in diesen charismatischen Aufbrüchen die Phänomene des fromm getarnten Spiritismus zu erkennen sind. Deswegen ist diesen Strömungen gegenüber auch keine neutrale Haltung möglich, wie sie heute leider immer mehr als der Weisheit letzter Schluß in den Gemeinden und von verantwortlich Stellen empfohlen wird.

Es entspricht dies allerdings viel mehr dem pluralistischen Zeitgeist, der im Zuge der geistlichen Entspannungspolitik vor allem den Toleranzbegriff umarmt.

Die wachsende Woge der Passivität

Vielleicht wird es ersichtlich, warum der Herr Jesus seine Wiederkunftsreden immer mit der Warnung vor Verführung beginnt und uns zu besonderer Wachsamkeit ermahnt. In den letzten 5 Versen von Markus 13 gleich viermal. Eine richtige Welle der Passivität ergießt sich über unsere Generation und Kultur. Yoga, Autogenes Training, Gruppendynamik, TM, die asiatische Meditationsmethoden, vieles vom Fernsehen, die Drogenkultur, die New-Age-Bewegung, harte Beat- und Rockmusik, besonders ab einer gewissen Lautstärke, beruhen auf oder führen zur Passivität.

Der Grundsatz ist immer der gleiche. Der Mensch lehnt es ab, selber etwas zu tun (schreiben, beten usw.) und liefert sich dadurch einer fremden Macht aus. die er für wohlwollend oder göttlich hält, in Wirklichkeit aber dämonisch ist.

Bei zunehmender Intensität der Passivität kann diese Macht den Menschen immer mehr erfassen und kontrollieren. Der Betreffende stürzt dann manchmal zu Boden, wird »erschlagen« oder »ruht im Geist«, wie im Zusammenhang mit der Tätigkeit von beispielsweise Kim Kollins nun das Hinstürzen der Anwesenden bezeichnet wird.

Das Fallen auf den Rücken

Von den Teilnehmern nun, die in solch »erwecklich«-charismatischen Versammlungen zu Boden stürzen, fällt der überwiegende Teil nicht nach vorne, sondern immer häufiger auf den Rücken. Gibt es dazu biblische Beispiele, oder wie ist dies von der Heiligen Schrift her Zu beurteilen’?

Nun wird in Gottes Wort immer wieder davon berichtet, wie Menschen in Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott auf ihr Angesicht fallen. Abraham (1 Mos 17.3), Mose und Aaron (4 Mos 17,10), Josua (Jos 7,10). Petrus (Mt 17,6), der Samariter (Luk 17,16) und viele andere. Von der Anbetung vor dem himmlischen Throne Gottes wird zweimal ausdrücklich gesagt, wie man dabei auf das Angesicht fällt (Offb 7,11 und 11,16).

1 Kor 14 wird als Beleg für die besonderen charismatischen Gottesdienste immer wieder zitiert. Gerade dieses Kapitel aber spricht davon, daß vom Heiligen Geist überführt, der Betreffende auf sein Angesicht fallen würde (Vers 25).

Von daher ist es eher bemerkenswert. daß sich in diesen Strömungen, die sich bevorzugt auf den Korintherbrief berufen  in gewisser Hinsicht das genaue Gegenteil manifestiert. Die Menschen fallen auf den Rücken und müssen von besonderen »Auffängern« vor Schaden bewahrt werden. Für diese Art Dienste oder Amt gibt es kein biblisches Beispiel. Wir lesen nirgends in der Heiligen Schrift, daß, wenn der Herr Menschen heilte oder anrührte, sich seine Jünger in Auffangstellung unter die Zuhörermenge mischten.

Gibt es jedoch Hinweise in Gottes Wort für das Fallen auf den Rücken? Die Bibelstellen, die davon berichten, deuten an, daß bei solchen Ereignissen ein Gericht Gottes vorliegt. Als der Hohepriester Eli die Nachricht erfährt, daß die Bundeslade von den Philistern geraubt worden ist, fällt er rücklings vom Stuhl und erschlägt sich (1 Sam 4,18). Gott hatte dies vorher als Gericht angekündigt (1 Sam 2,34 und 3,11).

In Jesaja 28 spricht Gott ab Vers 7 von dem Gericht über die falschen Propheten. Der 13. Vers sagt schließlich: »… daß sie hingehen und rücklings fallen, zerbrochen, verstrickt und gefangen werden.« Dies ist um so mehr bemerkenswert, als die Verse unmittelbar davor (Vers 11 12) von Paulus in 1 Kor 14 zitiert werden.

Eine allegorische Deutung läßt vielleicht 1 Mos 49,17 zu: Durch den Biß der Schlange fällt der Reiter auf den Rücken.

Der Teufel als der »Affe Gottes« wirkt oft genug das Gegenteil des Heiligen Geistes. So ist es bekannt, daß in Satanszirkeln als lebende Altäre die Menschen (gewöhnlich Frauen) auf dem Rücken liegen.

Es bedeutet dies Aufdecken der Blöße vor Gott. Deswegen durfte im Alten Testament der Altar nicht auf Stufen errichtet werden: »Du sollst nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, daß nicht deine Blöße aufgedeckt werde vor ihm« (2 Mos 20,26).

Der Mensch, der sich vor Gott aufs Angesicht wirft, verdeckt seine Blöße.  Wer aber auf dem Rücken liegt, deckt sie auf. Es ist der Geist des Widersachers, der den Menschen entblößt (Offb 16,15), nie und nimmer aber ist so etwas das Wirken des Heiligen Geistes.

Auch weiß man von der Missionsgeschichte, wie Menschen durch das Wirken des Heiligen Geistes auf den Rücken fallen. So wird in dem Buch »Chinas Märtyrer« berichtet, wie die Chinesen, die am Boxeraufstand teilnahmen, sich einem besonderen Ritual unterzogen. Der betreffende Initiand mußte sich in einen Kreis stellen, sich verbeugen und Beschwörungsformeln so lange aufsagen, bis der angerufenen Geist kam und von ihm Besitz nahm, wobei er rücklings platt auf die Erde fiel. Er geriet in Trance und erwachte erst wieder aus diesem Zustand, wenn der Zeremonienmeister seine Stirn berührte.

Auch aus heidnischen Religionen kennt man solche Phänomene. So schreibt Rabi Maharaj in seinem Buch »Der Tod eines Guru« unter der Worterklärung Shakti Pat: »Bezeichnet die Berührung des Guru, gewöhnlich seiner rechten hand an der Stirn des Anbetenden, die übernatürliche Wirkungen hat … Durch Verabreichung des Shakti Pat wird der Guru zum Kanal der Urkraft, der kosmischen Kraft, welcher das ganze Universum zugrunde liegt … Die übernatürliche Wirkung des Shakti durch Berührung des Guru kann den Anbetenden zu Boden werfen, oder er kann ein helles Licht wahrnehmen und eine innere Erleuchtung oder sonstige mystische oder psychische Erfahrung machen.«

Karl Guido Rey berichtet in seinem Buch »Gotteserlebnisse im Schnellverfahren« wie die Mesmeristen ihre Schüler in Hypnoseexperimenten rücklings fallen ließen. Sie bezeichneten es »als Experimente der magnetischen Anziehungskraft.«

Abgesehen davon, wo Menschen aus rein körperlichen Gründen zu Boden sinken, weil schwach oder gar ohnmächtig werden,  was hier natürlich nicht gemeint ist, muß festgestellt werden, wie es sich hier nicht um ein neutrales Phänomen handelt. Es treten Wirkungen einer transzendenten, geistlichen macht auf. Die Bibel aber ordnet übernatürliche Phänomene nicht neutral ein, sondern nennt sie entweder göttlich oder dämonisch. Hier aber ist der Befehl an die Jünger Jesu, die Geister zu prüfen.

Manchmal wird noch als biblischer Beleg von charismatischer Seite für diese Phänomene  Johannes 18. 6 angeführt: »Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin’s! wichen sie zurück und fielen zu Boden.« Zwar heißt es nicht ausdrücklich, daß sie rücklings fielen, doch ist dies hier nicht völlig auszuschließen.

Auch John Wimber, Amerikas derzeit bekanntester Heilungsevangelist, beruft sich auf diese Stelle. Nun sollte man erstens beachten, daß zwischen dem Herrn Jesus und einem Menschen, auch wenn er noch so ein brennender Christ ist, ein bedeutender Unterschied besteht. Doch von einfachen Textzusammenhang her kann man in dem Abschnitt aus Joh. 18 erkennen, daß dies nicht Leute waren, die mehr Geistesausrüstung oder Hingabe an jesus suchten, sondern im Prinzip seine Todfeinde waren. Sie wollten ihn gefangen nehmen und hinrichten lassen. Insofern kann es sich hier bestenfalls nur um ein Gerichtszeichen handeln, was wiederum mit dem oben Gesagten übereinstimmt.

Bei Reinhard Bonnke, dem deutschen Pfingstprediger, treten solche Machtwirkungen des Zurückfallens mit tranceähnlichen Begleiterscheinungen in massiver Fülle auf. Zwei Beispiele von vielen:

»Ich weiß, was mit mir geschah, während ich vorne stand. Alles, woran ich mich erinnern kann, ist, daß eine Welle der Kraft mich von Kopf bis Fuß durchströmte. Ich muß zu Boden gefallen sein, denn dort erwachte ich nach geraumer Zeit. Oder: Da war zum Beispiel die schwergewichtige Zigeunerfrau, die sich auf ihren Krücken daherschleppte. Ich betete mit ihr und die Kraft Gottes warf sie zu Boden.« (Rey, Gotteserlebnisse im Schnellverfahren)

Manch ein Teilnehmer an solchen Versammlungen kann erst wieder aufstehen, wenn ihn die Seelsorgehelfer anrühren. Dies erinnert in gerichtsmäßiger Vorschattung an Jeremia 25, 27, wo es heißt: »Trinkt, daß ihr trunken werdet und speit, daß ihr niederfallt und nicht aufstehen könnt vor dem Schwert, das ich unter euch schicken will.«

Dieses »Ruhen im Geist« ist sehr oft von Zungenreden begleitet. Jesaja 29, 4 charakterisiert den Geist, der hier tatsächlich wirkt: »Dann sollst du erniedrigt werden und von der Erde her reden und aus dem Staube mit deiner Rede murmeln, daß deine Stimme sei wie die eines Totengeistes aus der Erde und deine Rede wispert aus dem Staube. «

Verlust der Selbstkontrolle

Auf ähnlicher Ebene liegt die Erfahrung von Demos Shakarian, dem Begründer der »Geschäftsleute des vollen Evangeliums« (GdvEI). Bei seiner Geistestaufe wird er schließlich zu Boden gezogen:

»Ich sank zu Boden und lag dort völlig hilflos, unfähig aufzustehen, um ins Bett zu gehen.«

Hier übt die fremde Macht direkt ihren Herrschaftsanspruch aus. Der Heilige Geist bewirkt Selbstkontrolle   gerade in dem Kapitel über die Geistesgaben wird ausdrücklich erklärt, wie »die Geister der Propheten den Propheten untertan sind« (1 Kor 14,32) -, in diesem Fall jedoch geschieht das Gegenteil, und ein Mensch verliert die Kontrolle über sich selber. Davon rührt auch das schwerwiegende Wort »Besessenheit« her, daß nämlich jemand anderer von mir Besitz ergreift und mich kontrolliert. Man kann selber nicht mehr ausführen, was man will.

In Eph 5,18, wo wir den Befehl lesen, voll Heiligen Geistes zu werden, wird auch ermahnt, Trunkenheit zu vermeiden, weil dies zur Ausschweifung (asotia) führt. John Stott erwähnt zu diesem Begriff:

»Das griechische Wort asotia … beschreibt eigentlich einen Zustand, in dem eine Person sich nicht >retten< oder kontrollieren kann. Weil nämlich Trunkenheit den Verlust der Selbstkontrolle bewirkt, deswegen schreibt Paulus, dies zu vermeiden. Es wird impliziert, daß der gegenteilige Zustand, nämlich das Erfülltsein mit dem Geist, keinen Verlust der Selbstkontrolle zur Folge hat.«

Es wird auch hier deutlich, daß man in diesen Bewegungen (Demos Shakarian kommt aus der klassischen Pfingstbewegung und ist über seine GdvEI voll in die charismatische Strömung integriert) sich einem Geist ausliefert und einer Macht dient, die im Gegensatz zum Geiste Gottes stehen. Paulus erklärt es als Kennzeichen des fremden Geistes, der im Heidentum wirkt, daß Menschen umfallen. weggezogen werden, keine Selbstkontrolle mehr ausüben (1 Kor 12,2). »Ihr wißt, daß ihr, als ihr zu den Heiden gehörtet, zu den stummen Götzenbildern hingezogen, ja, fortgerissen wurdet.«

Mit der Berufung auf das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist, treten nun bei den Charismatikern Symptome auf, die das genaue Gegenteil zum Wirken des Geistes Gottes offenbaren. Aus der möglichen Fülle von Belegstellen seien zwei erwähnt. Das in Amerika innerhalb dieser Strömungen einflußreiche Ehepaar Charles und Frances Hunter schreibt in dem Buch: »Wie man Kranke heilt«:

»Ich habe meinen Augen nicht getraut, aus seinen (Charles) Fingerspitzen schossen etwas 10 cm bläuliche Flammen … Als Charles herunter rannte, um ihnen die Hände aufzulegen, war die Kraft Gottes so stark, daß sie in Wellen zu Boden fielen. Als er die Stirnseite des Auditoriums halb entlanggegangen war, hob er seine Hände, um einige zu berühren, und sofort fielen etwa dreißig bis vierzig Menschen gleichzeitig unter der Kraft … Es war eine >Heilig-Geist-Bombe<! Charles bahnte sich den Weg durch die Menge, und die Menschen fielen überall um.«

Ähnliche Phänomene, wo Leute abrupt die Selbstkontrolle verlieren, ereignen sich bei Versammlungen mit John Wimber. Er erzählt auf einer Kassette die Geschichte seiner Gemeinde in Yorba Linda, Kalifornien. Wörtlich berichtet er von dem angeblichen Kommen des Heiligen Geistes:

»Der heilige Geist fiel auf uns … Ich ging auf eine Frau zu, um für sie zu beten und sie flog davon .. bam! Gegen die Mauer sauste sie, über eine Couch, knallte über den Tisch und eine Lampe und prallte in die Ecke … Dabei hatte sie Genickschmerzen, für die sie mich ersuchte zu beten. Jemand anderer fiel gegen mich und traf mich an der Brust und sprach dabei in Zungen wie ein Maschinengewehr … Ich dachte mir, was haben wir hier losgelassen? Dies ist ja unheimlich! In dem Moment, wo sie mich berührten, fielen wir beide zu Boden, und da war so ein Empfinden, als ob jemand unsichtbar gegenwärtig wäre. Gott! … Ich ging nach Hause und fühlte mich fast wie betrunken … Ich sagte zu Carol: >Ich denke, etwas geschieht mit uns<, und kaum hatte ich das gesagt, sauste ich schon zu Boden! … Ein Mädchen fiel so hart, ich dachte: O nein, sie stirbt ja! Sie schlug mit ihrem Kopf auf den Stuhl, Tisch und Boden auf. Bam! Bam! Bam! … Dann brauchten wir eben Auffänger.«

 

Handauflegung unbiblischer Art

Sehr oft treten diese Phänomene in Verbindung mit dem raschen Auflegen der Hände auf. Dieses vorschnelle Handauflegen ist ein Kennzeichen praktisch aller schwärmerischen Strömungen. Nicht, daß man Handauflegung generell ablehnen müßte oder sollte. Es wird auch in der Heiligen Schrift darüber berichtet. Aber die einzige Stelle im Neuen Testament, die Handauflegung mit einer Befehlsform verbindet, ist keine Ermutigung, sondern vielmehr eine Warnung: In 1 Tim 5,22 mahnt der Apostel, »niemandem die Hände zu schnell aufzulegen.« Paulus gibt auch die Begründung dazu: »Mache dich nicht fremder Sünden teilhaftig, halte dich selbst rein.« Zwar ist der Skopus hier wahrscheinlich primär das Einsetzen der Ältesten, doch lässt sich im allgemeinen Sinne daraus auch eine generelle Anweisung ableiten.

Es ist eine leidvolle Tatsache: Träger falscher Geister legen in der Regel vorschnell ihre Hände auf. Der Heilige Geist aber wird normalerweise nicht durch die Hände von Menschen weitergereicht, weil  er Gott ist und Gott sich bekanntlich nicht von Mensch Händen dienen läßt (Apg 17,25). Den Heiligen Geist gibt nur Gott (Apg 5,32). Paulus vergleicht sogar die Ansicht oder Lehre, den Heiligen Geist anders als durch Glauben bzw. Gehorsam zu empfangen, mit Verzauberung bzw. Behexung (Gal 3,1-2).

Im Fall eigenmächtiger Handauflegung wollen Menschen letztlich über Gott verfügen. Dies aber ist das Wesen der Magie. Die immer stärkere Ausreifung magischen Denkens, auch unter frommem Deckmantel, gehört aber leider zu dem Erscheinungsbild unserer letzten Tage und von New Age. Wie aktuell New Age auch für gewisse Bereiche der Christenheit geworden ist, soll im folgenden Abschnitt versucht werden aufzuzeigen.

Parallelen zwischen New Age und charismatischer Bewegung

Ist zwischen zwei so scheinbar grundverschiedenen Strömungen überhaupt eine geistliche Verwandtschaft gegeben? Kann man hier tatsächlich Parallelen aufzeigen? Das sind berechtigte Fragen.

Es soll nun anhand einiger Beispiele gezeigt werden, wie hier doch zum Teil verblüffende Ähnlichkeiten vorhanden sind. Dies bezieht sich nicht nur auf die parallele Betonung von angeblich gewaltigen Ausgießungen des Heiligen Geistes. Während von christlicher Seite die Prophetie von Joel zur Erklärung nun vermehrt auftretender übernatürlicher Befähigungen bei Gläubigen herangezogen wird, berufen sich die New-Age-Jünger auf die sogenannte Geistesausgießung des Wassermanns. Diese bewirke angeblich eine Bewusstseins-Erweiterung, die die Menschen mit besonderen esoterischen Kräften wie gaben ausrüste. Auffallend ist auch hier, wie sehr beide Richtungen die Heilung betonen.

Auf die Prophetie von Joel Bezug nehmende Voraussage von David Wilkerson beispielsweise, liest sich fast wie eine christlich verbrämte Vorwegnahme des New-Age-Programms zur spirituellen Erleuchtung:

»Gemäß Gottes Wort können wir annehmen, daß es eine begrenzte Zeit geben wird, in der es möglich ist, daß jeder Mensch ein >überwältigendes Erlebnis< mit dem Heiligen Geist macht: Jeder Mohammedaner und jeder Jude; Politiker, führende Männer und Diktatoren; … Jeder Kriminelle hinter Gittern, jede Prostituierte auf der Straße …« (Jesus Christus-Felsengrund, S.69; Verlag Joh. Fix, Schorndorf, 1973).

David Wilkerson hat auch viel Gutes und Zutreffendes wie Aufrüttelndes gesagt, doch hier hat er sich ganz offensichtlich, bedingt durch das falsche Verständnis der Prophetie bei Joel, verführerischen Eingebungen geöffnet. Die zweite Geistesausgießung in den letzten Tagen ist ein Ereignis, das für den Überrest Israels verheißen ist (Jes 32,15; Hes 39,28; Sach 12,10) und nicht für die Gemeinde, über die der Heilige Geist längst ausgegossen ist (Titus 3,6).

Eine Geistesverwandtschaft ist auch bei den Techniken für den erstrebten Empfang dieser angeblich göttlichen Kräfte erkennbar. Die New-Age-Bewegung ist besonders gekennzeichnet von Passivität und »Traumreisen« in das Innere des Menschen. In einem Prospekt, in dem »bep«, d.h. »Bewusstseins-Erweiterungs-Programm«, angepriesen wird, heißt es beispielsweise zur Erlangung solcher »Erleuchtungen«: »Die Herstellung einer Gedankenleere ist der Idealfall … Je mehr Sie sich entspannen und es »geschehen lassen«, umso besser und plastischer wird ihr eigenes geistiges Bild sein.« Solche Anleitungen sind die konsequente Folge der wachsenden Woge der Passivität.

Auf gleicher Ebene wie die Vorschläge der Befürworter des »Neuen Zeitalters« ist die Anleitung des Pfingstpredigers Dornfeld, wenn er unter der Überschrift, den Heiligen Geist empfangen, u.a. erklärt:

»Öffne nur deinen Mund wie ein hungriges kleines Rotkehlchen… Drittens nun atme ein und aus, so tief wie du kannst. Tue das so lange, bis du die Gegenwart Gottes spürst.“

Völlig auf der Geistesebene von New Age sind auch folgende Verse des vielgelesenen Autors Ulrich Schaffer: „gott ist die anziehungskraft der erde ist die luft ist die berührung zweier gedanken in mir glaubt es und ich folge ihm“.

Don Basham, einer der Hauptlehrer von Jugend mit einer Mission, empfiehlt in einem Seminare zum Empfang der Zungenrede und Geistestaufe folgendes:

»Alles fertig. Das ist der erste Schritt: >Atme ein< den Heiligen Geist und glaube, dass er in dich gekommen ist … Nachdem ich das Gebet für euch gebetet habe und ihr den Mund geöffnet habt und den Heiligen Geist einatmet, werde ich es sagen, dass du es herauskommen lassen, sollst«.

Gott wird zu einer unpersönlichen Kraft, die man durch Atem  oder Meditationstechniken in sich aufnimmt. Diese Kraft wird oft genug körperlich in Form von Energie wahrgenommen. Machmal hat man den Eindruck, als wäre man an eine elektrische Kraftquelle angeschlossen. Oft wird auch berichtet, wie eine Wärmeempfindung den Körper durchströmt. So schreibt der Vater der charismatischen Bewegung, Dennis Bennett, nach dem Empfang seiner Geistestaufe folgendes von seiner Frau:

»Nein, antwortete sie. Aber etwas Eigenartiges geschah. Ich schlief fest, als du Hause kamst: aber als du deine Hand an die Haustürklinke legtest, fuhr eine Art Kraftstrom – anders kann ich es nicht nennen –  durchs Haus und weckte mich«.

Ähnliche Phänomene kennt auch der bereits erwähnte faszinierende Heilungsevangelist John Wimber. Er schreibt wörtlich:

»Meine Hände prickeln gewöhnlich und sind warm, und ich fühle so etwas wie Elektrizität aus ihnen herauskommen, wenn ich ein befehlendes Wort spreche. Dies veranlaßt mich, Empfindungen wie Prickeln und Hitze zu verstehen als eine Salbung des Heiligen Geistes an mir, um zu heilen«.

Noch handgreiflicher werden diese Phänomene bei folgender Begebenheit: Anne Watson ist die Frau des vor wenigen Jahren an Krebs verstorbenen berühmtem englischen Charismatikers David Watson. Trotz einer Weissagung von John Wimber, daß er von dem Tumor genesen werde, verstarb er an dieser bösartigen Krankheit. Anne Watson berichtet u.a. von ihrem geselligen Zusammensein mit John Wimber: »Einmal zum Beispiel, als wir aus einem Restaurant kamen. wo wir mit John, Carol (Wimbers Frau) und einigen anderen gegessen hatten, fingen meine Hände an zu zittern. John nahm sie und legte sie David (Watson) mit den Worten auf, es sei schade, die ganze Kraft zu verschwenden. Dieses Zittern hielt manchmal eine lange Weile an.«

Soll das das Wirken des Heiligen Geistes sein, der bekanntlich eine Person und nicht eine unpersönliche Kraftwirkung ist? Hier wird man eher an eine spirituelle »Akku-Batterie« erinnert, die verschieden stark anzapfbar und offensichtlich unkontrollierbar anhaltend Energie abgibt, die noch dazu vergeudet werden kann?

Solch ein Gottesbild entspricht vielmehr den religiösen Vorstellungen der Hindus und Schamanen und paßt nahtlos in unser zunehmendes Okkultzeitalter.

Von daher überrascht es nicht, daß die New Age Bewegung auf die charismatischen Phänomene aufmerksam wird. Beispielsweise bringt die Zeitschrift »Das Neue Zeitalter« unter der Überschrift »Wunderheilung vor dem Altar« einen begeisterten Bericht über Pastor Kopfermanns Heilungsgottesdienst in Hamburg. Bezeichnenderweise heißt es von den Handauflegungen zwecks Heilung:

»Wie anschließend von den Gruppenmitgliedern zu erfahren ist, strömt Wärme von den Händen aus, wohltuende Wärme.«

Die theosophisch geprägte Zeitschrift »Der Templer« berichtet eher ausführlich unter der Schlagzeile »Stichwort: Geistheilung« über den charismatischen Gottesdienst in der Hauptkirche St. Petri:

»>Jesus Christus gab den Auftrag zu heilen. Was er vollbrachte, sollen wir vollbringen.< Applaus. Kopfermann: >Gott geht durch die Reihen und wird euch anrühren<. … Kopfermann: >Die Hand soll auf die Stelle gelegt werden, wo Heilung erwünscht ist, soweit es der Takt erlaubt<«.

Theodore Roszak, ein weltlicher Fachmann und Vertreter der New-Age-Bewegung, zählt in seinem Buch «Das unvollendete Tier« auf, was seiner Meinung nach zu dieser Strömung hinzuzurechnen ist. Dort heisst es u.a.:

»Neuer Pfingstglaube und Charismatische Gemeinden innerhalb der Großkirchen«.

Noch deutlicher stellen Bach und Molter als New-Age-Kritiker folgendes fest: »Wer heute Probleme hat, die er allein nicht mehr bewältigen kann, geht nicht mehr zum Pfarrer, sondern zum Psychologen oder in eine der vielen Formen von Selbsterfahrungsgruppen. Gegenwärtig tritt sogar eine neue Dimension verstärkt in den Vordergrund: Yoga, Zen-Meditation, Pfingst- oder charismatische Bewegung, Okkultismus, Spiritismus, Übersinnliches, Astrologie oder Seelenwanderung«.

Natürlich werden die Charismatiker von den New AgeLeuten vereinnahmt. Auch nicht jeder Anhänger der pfingstlichen oder neopfingstlichen Strömung bejaht die Exzesse aus den eigenen Reihen. Trotzdem sind die Phänomene auffallend ähnlich.

So schreibt beispielsweise Arnold Bittlinger, durch den die Charismatische Bewegung nach Deutschland kam, in einem Artikel unter dem Thema: »Geistgewirkte Krankenheilung in der Bibel und heute« u, a. folgendes:

»Die Gabe der Heilung, die in uns liegt, muß erlernt und weiter entwickelt werden, ebenso wie auch andere Gaben.«

Dies aber erinnert in verblüffender Parallele an das »Bewusstseins-Erweiterungs-Programm« der New-Age-Jünger, wo man ebenfalls lehrt, daß die Gaben und Kräfte (auch die übernatürlichen) angeblich in einem schlummern und nun entfacht werden sollen.

Auch bei den oben im Zusammenhang mit den Heilungsdiensten von John Wimber und Wolfram Kopfermann erwähnten Hitze  bzw. Wärmeempfindungen, handelt es sich nicht um physische Reaktionen dem Heiligen Geist gegenüber, wie beschwichtigend versucht wird zu erklären. Abgesehen davon, daß dies nicht in der Bibel zu finden ist. kennen vielmehr die New Age Anhänger diese Phänomene nur zu gut und sehen darin ein positives Wirken der kosmischen Kräfte, der heilenden Energien bzw. der »göttlichen« Schwingungen, die gewöhnlich körperlich wahrgenommnen werden.

Eines der neuesten Bücher von John Wimber heißt sogar »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes«. Auch die New-Age Bewegung redet in unseren Tagen von einer 3. Welle, die nun in ihrem Sinne um sich greift.

So ist es leider keine Übertreibung, gerade mit Blick auf viele Schlüsselleute dieser Bewegung, wenn man diese schwarmgeistigen Strömungen als eine christlich verbrämte Form der New-Age Bewegung bezeichnet.

Dies gipfelt sogar darin, daß die Theosophen, deren Begründerin Madame Blavatsky fast als geistige Mutter der heutgen New Age Bewegung bezeichnet werden kann, in einer Beurteilung der charismatischen Bewegung sich höchst lobend dazu äußern:

»Die Gebetshaltung, die Gnade und Wunder produziert, war und ist noch immer … Magie   ob bewußt oder unbewußt … Meine Erfahrung ist, daß die gegenwärtige Charismatische Erneuerungsbewegung ein Schritt seitens der christlichen Gemeinschaft zu den Idealen ist, wie sie Helena P. Blavatsky aufgezeigt hat. Zugegeben, sie setzen einen persönlichen Gott voraus, aber auch dies ist auf einen Heiligen Geist ausgedehnt, der auch als unpersönlich betrachtet werden kann.«

Wachsende Infiltration

Die Basis der Einflußnahme der Finsternis wird selbstverständlich (leider) durch schwere Sünden verbreitet. Okkultismus. Droge, sexuelle Entartung gestatten einen immer festeren Zugriff auf die jeweilige Person. Wogen dieser Art haben leider unsere Generation heimgesucht. Immer mehr ist es dadurch der verführerischen Macht ermöglicht, die Direkteinflußnahme auszuüben. Sie greift auch das Nervengerüst ihrer Opfer an. Auf manche »beseligende« Erfahrung, begleitet mit schönsten Visionen und Auditionen, folgte nur zu oft ein Nervenzusammenbruch oder geistige Zerrüttung. Andererseits kann man auch beobachten, wie der Schwarmgeist im Fleich endet. Nach manch euphorischer und übergeistlicher Phase, begleitet von den scheinbar himmlischsten und frömmsten Eingebungen und Erscheinungen, folgen nur zu oft Ehebruch oder gar noch schlimmere Entgleisungen des »frommen« Fleisches.

In diesem Zusammenhang wird man an einen Brief von Jung-Stilling erinnert, der wegen seiner  Aktualität, beinahe 200 Jahre alt, hier noch erwähnt werden soll. Jung-Stilling schrieb wegen des Führers der damaligen »Inspirierten«, Prediger Rock, folgendes:

»Ich habe Rocks Schriften gelesen und bin von Herzen überzeugt, daß er es treu und redlich gemeint hat. Aber lieber Herzensbruder, der Heilige Geist bedient sich nicht der Ohnmachten, Konvulsionen (Zuckungen) und Verlust des Bewußtseins, wenn er Zeugnisse an die Menschen verkünden lassen will. Mir sind viele männlich und weibliche Personen bekannt geworden, die auch solche Zuckungen bekamen, dann in eine Entzückung gerieten und so die herrlichsten und heiligsten Bibelwahrheiten auf die schönste und heiligste Weise aussprachen, sogar zukünftige Dinge voraussagten, die pünktlich eintrafen. Aber allmählich und am Ende ging es kläglich und oft schändlich aus, und nun zeigte es sich, daß sich ein falscher Geist in einen Engel des Lichts verstellt hatte.«

Jedenfalls vermag der fremde Geist wie ein Instrument das eroberte Gehirn zu bedienen, und dementsprechend hören deren Opfer Stimmen, haben Gesichte usw. Dies nimmt auch in der christlichen Literatur in ertaunlichem Maße zu. Visionen, »himmlische« Offenbarungen, Engel- und Jesuserscheinungen und dergleichen treten immer häufiger auf. Hier soll das freie Wirken Gottes nicht eingeschränkt werden. Er vermag durchaus in besonderen Fällen jemand hörbar anzurufen, doch sind solche Ereignisse die Ausnahme und nicht die Regel.

Die okkulte Quelle ist manchmal nur zu offensichtlich. Doreen Irvine, einst Königin der schwarzen Hexen, bekehrt sich und erlebt ihre Geistestaufe mit Zungenreden. Mike Warnke, vormals Agent und Priester Satans, bekehrt sich und erfährt ebenfalls seine Geistestaufe. Merlin Carothers verkehrt in spiritistischen Zirkeln und hat später eine Vision, wie Jesus vor ihm kniet und wird auch sonst ständig über Gesichte und Stimmen gesteuert. Susan Atkins, ehemalige Braut von Charles Manson und vormals in schlimmste Okkultsünden verstrickt, bekehrt sich und »Jesus« erscheint vor ihr in hellster Lichtgestalt.

Der schon erwähnte Don Basham schreibt in seinem Buch »Befreie uns vom Bösen«, wie er sogar als Bibelschüler und bereits Zungenredener arglos (er hat dies dann später durchschaut) regelmäßig spiritistische Séancen besuchte. Seine oben erwähnte Praktiken zum Empfang der Geistestaufe erinnern dementsprechend wiederum mehgr an fromm getarnten Spiritismus oder eben New-Age denn an Lehren der Bibel.

Es wird höchste Zeit, daß die Gläubigen endlich erkennen, welche Gesetzmäßigkeiten sich hier tatsächlich abspielen und warum die Charismatiker unter den Rauschgiftsüchtigen solche »Erfolge« haben und warum Leute mit Drogen- oder okkulter Vergangenheit so schnell in charismatischen Kreisen wiederzufinden sind und warum diese Strömungen in Ländern der Dritten Welt, vor allem in der Hochburg des Spiritismus, nämlich Südamerika, solch phänomenales Wachstum verzeichnen.

Gerade der Korintherbrief, der wegen mangelnder Gemeindezucht geschrieben wurde, zeigt nur zu deutlich die Gesetzmäßigkeiten der Vermischung. Die beiden klassischen Quellen sind Unzucht bzw. Hurerei und Götzendienst. So ermahnt Paulus eben diese Gläubigen, weil sie darin verstrickt waren, der Unzucht und dem Götzendienst zu fliehen (1 Kor 6,18 und 10,14).

Wegen dieser Vermischung betonten die Korinther auch besonders das Zungenreden. Paulus jedoch drängt es in seiner Darlegung in 1 Kor 14 systematisch zurück. Heute haben wir eine Porno- und Okkultwelle, und dementsprechend aktuell sind heute wiederum die »korinthischen« Zustände geworden.

Diese höchste Form der widergöttlichen Vermischung findet sich in 1 Kor 5,5. Das Fleisch dieses Gläubigen ist im Griff Satans, dennoch ist der Geist durch Bekehrung Eigentum des Herrn. So zeigt es jedenfalls dieser Vers. In gewisser Hinsicht ist diese Epistel der Standardbrief der Vermischung, die ja auch allegorisch in Form des Sauerteigs erwähnt wird, der alles zu durchsäuern pflegt  1 Kor 5,6.

So kann man dem Herausgeber des »The Trumpet Sounds for Britain«, David E. Gardner, nur zustimmen, wenn er feststellt: »Ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß auch ein anderer Geist in der charismatischen Bewegung am Wirken sein muß, der definitiv nicht der Geist von  Jesus ist, auch wenn der Heilige Geist ebenfalls mitwirkt.«

Das Durchbruchserlebnis für den falschen Geist ist häufig die Erfahrung der Zungenrede, die mit der biblischen Gabe des Sprachenredens verglichen wird, leider aber eine Imitation des Verführers sein dürfte. Wie sehr diesem Erlebnis eine Schwellenfunktion zukommt, um Gläubige für Eingebungen der irrationalen Welt und damit verbundener mangelnder Selbstkontrolle zu konditionieren, wird von den Vertretern dieser Strömungen erstaunlich ungeschminkt zugegeben. So erklärt Wolfram Kopfermann in einem Kurs zur Heilung in der Kraft des Geistes:

»Die transrationalen Geistesgaben sind nicht vom Willen und Verstand her geprägt. Die Glossolalie ist zugleich eine Schwellengabe. Die Schwelle ist der Übergang von einem Raum zum anderen. Wir betreten damit ein Land, wo wir den Boden unserer gedanklichen Selbstkontrolle verlassen. Darum ist diese Gabe für die allermeisten Christen so wichtig. Wenn sie auf dem Wege über die Glossolalie über diese Schwelle gegangen sind, dann haben suie es leichter, auch für andere Gaben des transrationalen Typs zu bitten. Darum ist es richtig, daß diese Gabe in der charismatischen Bewegung so hoch geachtet wird …«

Die Ahnungslosigkeit vieler ist heute notvoll, und gerade eine Kenntnis der Gesetzmässigkeiten der möglichen Vermischung und der Phänomene der Passivität könnte hier manche Zusammenhänge aufschließen und manchen Durchblick vermitteln, wie Verführung verhindern.

Die Gefahr der Exkursion der Seele

Bei noch größerer Einflußnahme seitens der Finsternis vermag diese fremde Macht sogar die Seele des Menschen, also sein Selbst oder Ich, aus dem Leib, der biologischen Maschine, herauszuziehen. Man nennt dies Exkursion der Seele. Es ist ein bekanntes Phänomen des Okkultismus und Spiritismus. Das Tibetanische Totenbuch ist voll von solchen Berichten, die Yogis vermögen dies zu bewerkstelligen, und auf gleicher Ebene sind auch die Sterbeerlebnisse, die durch Elisabeth Kübler-Ross und Raymond Moody weltweite Publizität erfahren haben.

Raymond Moody hört immer eine Stimme, die er als göttlich versteht. Das gewohnte und vertraute Vernehmen einer Stimme wird im Spiritismus als Kontrollgeist bezeichnet. Kübler-Ross hat mehrmals Exkursionen der Seele erfahren und weiß von mindestens drei Kontrollgeistern zu berichten. Eigentlich ist sie durch bald sämtliche okkulte Phänomene hindurchgegangen.

Auch C. G. Jung hatte solch ein Sterbeerlebnis. Dies sollte nicht unbedingt überraschen, war er doch ein aktiver Spiritist, der offen zugab, seine Psychologie und Archetypenlehre aus spiritistischer Literatur abgeleitet zu haben. Er hatte ebenfalls einen Kontrollgeist (Philemon) und schrieb das Vorwort zu dem Tibetanischen Totenbuch, das natürlich seinen spiritistischen Lehren entsprach.

Solche Leute berichten jedenfalls, wie sie sich selber sitzen oder liegen sehen und den Eindruck haben, zu schweben. Erwähnenswert ist dies deshalb, weil diese okkulten Phänomene auch in die christliche Literatur Einzug gehalten haben.

Wiederum sind es in erster Linie die Charismatiker, die diese hochgradigen Okkultphänomene als göttliche Geisteswirkungen einstufen.

So erfährt Demos Shakarian diese Exkursion der Seele: »Und dann war die Vision vorbei. Ich merkte, wie ich auf die Erde zurückkehrte. Unter mir war Downey in Kalifornien. Dort war unser Haus. Ich konnte mich selbst sehen, kniend, …«

Nun sind die Geschäftsleute des vollen Evangeliums, deren Gründung auf obige Vision zurückgeht, keine Randerscheinung, sondern eine Gruppe, die die charismatische Bewegung unterstützt und populär gemacht hat, wie kaum eine andere. Auch Volkhard Spitzers gesamte Olympiaaktion, die nun allerdings anders kam, als er in der angeblich göttlichen Vision zu sehen vermeinte, wäre ohne den einflussreichen und finanzkräftigen Arm dieser Gruppe erst gar nicht möglich geworden.

Roland Buck, dem wir das im Leuchter-Verlag erschienene Buch »Begegnungen mit Engeln« verdanken, sieht sich selber nach der Rückkehr aus dem angeblichen Thronsaal Gottes von hinten über seinen Schreibtisch gebeugt sitzen.

In dem Buch »Allah mein Vater?« von Bilquis Sheikh liest man von ähnlichen Erfahrungen. Auch Kathrin Kuhlman weiß davon zu berichten.

Die Renaissance der Mystik

In diesem Bereich der Verführung über eine Woge der Passivität gehört auch das Wiederaufleben der Mystik. Sie ist schon von ihrer Definition her der ideale Nährboden für Passivität. Ihr liegt das griechische Wort »myein« zugrunde, was sich schließen oder verschließen, insbesondere der Augen und den Mund, bedeutet. Man gleitet in eine passive Stille und wird so für übernatürliche Erfahrungen konditioniert.

Friso Melzer empfiehlt in diesem Zusammenhang: »In solchen Übungen sind Verstand und Wille ausgeklammert; der Übende ist empfangsbereit und läßt sich gefallen, läßt sich widerfahren, was ihm geschieht.«

Dies sind wiederum klassische Gesetze der Passivität. Solche im religiösen Gewand betrogenen Opfer empfangen oft eine Fülle von »himmlischen« Eingebungen, auch Träume, nicht ahnend, daß sie durch diese Methoden den satanischen Mächten ihr leibliches Instrumentarium (Gehirn) zur Bedienung überlassen haben.

Viele große »Heiligen« der katholischen Kirche waren tatsächlich irregeführte Medien einer fremden Macht und hatten Symptome von (zeitweiliger) Besessenheit. So litt Teresa von Avila dauernd an Ohrensausen und Schwindelanfällen; sie konnte fast zwei Jahrzehnte kaum essen. Herzattacken und Nervenschmerzen führten nahezu zum Tode. Catarina von Siena erlebte in einer Exkursion der Seele eine Führung durch Paradies, Hölle und Fegefeuer.

Viele Lehren der kath. Kirche, wie beispielsweise das Fegefeuer oder das Fronleichnamsfest, gründen sich auf solch mediale Visionen. Der Katholizismus ist durchzogen mit frommem Spiritismus (Gebete für Verstorbene, Fegefeuer) und Mystizismus, und dementsprechend erfahren diese Kräfte in unserem endzeitlichen Gefälle eine ganz neue Popularität.

Die mystische Grundströmung des Schwarmgeistes vermag sich nahtlos mit katholischen Dogmen zu verbinden, wie die katholisch charismatische Bewegung so eindrücklich zeigt. In dem von Siegfried Großmann herausgegebenen Buch »Der Aufbruch« heißt es u.a.: »Bei allen fanden wir eine große Liebe zur Eucharistie, und manche, auch Mädchen und junge Männer, sagten uns, daß sie die Liebe zur Gottesmutter neu gefunden haben und oft den Rosenkranz beten. Auf meine Frage, warum in den »prayer meetings« selten von Maria die Rede ist, sagten sie, dies geschehe aus Rücksicht auf die nichtkatholischen Christen, die mit ihnen beteten.«

Die mystische Sakramentslehre des Katholizismus geht völlig parallel mit den charismatischen Erlebnissen.

»Die Erfahrung zeigt, daß viele Christen aufgrund ihrer charismatischen Erfahrung eine tiefere Beziehung zu den Sakramenten, vor allem zur Eucharistie, gewinnen.«

Noch eindrücklicher ist folgendes Zeugnis aus dem Buch »Zen – ein Weg für Christen«, wo der Autor folgende Erlebnisse berichtet: » … andere ums Gebet und die Handauflegung und wieder andere um die Geistestaufe baten. Ich erhielt die Geistestaufe … Ich glaube, daß die Sakramente dieselbe Wirkung haben können … Immerhin erkannte ich durch die Pfingstbewegung die Parallelen zwischen Zen-Satori und christlicher Bekehrung oder Metanoia.« (William Johnston, Zen – ein Weg für Christen, Topos Taschenbücher, p.118-120).

Auf dieser Basis der Erfahrung ist es möglich, alle Menschen zum gemeinsamen »Gotteserlebnis« der Welteinheitskirche zu führen.

Die Bildmeditation, besonders die Ikonen der Ostkirche, sind das ideale Sprungbrett für Passivität und die damit verbundene Macht. Es wird verlangt, daß man sich diesen Bildern überlässt, und dementsprechend sind gerade in der orthodoxen Ostkirche Visionen und Stimmenerlebnisse ein zum religiösen Leben der Heiligen gehörendes Phänomen. Das Klosterwesen hat seinen Ursprung in diesem mystischen, synkretistischen Verständnis einer nur zu oft passiven Absonderung. Die extremste Form ist der Säulenheilige.

Nicht das Klosterwesen, auch viele Kommunitäten (nicht alle) haben ihre Wurzel in mystischer, passiver Frömmigkeit. So behauptet Roger Schütz, der für seinen synkretistischen Ökumenismus bekannte Ordensgründer von Taizé, folgendes: »Um nicht in der Trockenheit des Schweigens stehenzubleiben, sollten wir sehen, daß das Schweigen Wege zu unbekannten schöpferischen Möglichkeiten eröffnet. In der weiten Tiefenschicht der menschlichen Person, im Unterbewußtsein, betet Christus weit mehr, als wir es uns vorstellen können. Verglichen mit der Unmeßlichkeit dieses verborgenen Betens Christi in uns, ist unser artikuliertes Gebet nur ein kleiner Teil. Das Wesentliche des Gebets vollzieht sich vor allem in einem großen Schweigen.«

Doch die Reformation begann nicht damit, daß ein Mann ins Kloster ging, wie die heutige mystische Frömmigkeit immer wieder nahelegt, sondern dadurch, daß ein Mann aus dem Kloster austrat und all diesen subjektiven Erlebnissen die Autorität des Wortes Gottes entgegenhielt. »Die Schrift allein.«

 

Teil 2

Heilungsdienste  –  Bereicherung oder Verführung?

Immer mehr wird man heute mit dem Anspruch konfrontiert, man habe nur das »halbe« und nicht das »volle« Evangelium, wenn man nicht die Kranken heilt. Angeblich schließe die Evangeliumsverkündigung auch den Heilungs¬auftrag mit ein. »Predigt und heilt« laute der biblische Missionsbefehl. Gott begleite auch heute noch die Verkündigung seines Wortes mit übernatürlichen Machtwirkungen, Zeichen und Wundern. Der Chor der Stimmen, der dies fordert und früher eher schwach zu vernehmen war, schwillt heute immer lauter an und ist unüberhörbar geworden.

Vorweg muß deutlich gesagt werden, daß in keiner Weise der Eindruck vermittelt werden soll, als könne Gott heute nicht mehr heilen. Zwar muß gesehen werden, daß unser Leib in diesem Äon noch nicht erlöst ist (Röm 8,23). Dies geschieht erst mit der Vollendung der Gemeinde (1 Kor 15,51 55). Deswegen ist es unhaltbar zu behaupten (wie es zu den dogmatischen Aussagen der Pfingstbewegung gehört), das Kreuzesopfer Jesu schließe jetzt schon auch die Heilung von unseren Krankheiten ein. Dennoch heilt der lebendige Gott auch heute noch wann, wo und wie Er will. Ich selber weiß von Heilungen – selbst von Krebs – im Rahmen der Anleitungen nach Jakobus 5,14 16.

Ein populärer Heilungsdienst

Doch in unseren Tagen offenbart sich mehr und mehr ein Heilungsdienst ganz besonderer Art. Heilungsevangelisten wie John Wimber, Reinhard Bonnke, Wolfram Kopfermann, Yonggi Cho und andere sprechen eine ständig zunehmende Zahl von Christen an.

John Wimber ist ein sympathisch wirkender Mann von faszinierender Ausstrahlung, der sicherlich nur das Beste für die Gemeinde beabsichtigt. Doch entheben uns selbst eine große Massenbegeisterung und edle Motive nicht von der Verpflichtung, die Geister zu prüfen. So deutet der Herr Jesus mit keinem Wort etwa eine Dämpfung des Geistes dadurch an, daß die Gläubigen zu Ephesus »geprüft haben, die da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht« (Offb 2,2). Im Gegenteil, sie werden dafür gelobt.

Wie geschah nun bei John Wimber die Hinwendung zur charismatischen Bewegung, bei dem Mann, der heute viel¬leicht am meisten zur Ausbreitung der Heilungsdienste innerhalb der Christenheit im Westen beiträgt? Über seinen Werdegang konnte man u. a. folgendes in einer englischen Zeitschrift lesen:

»Bevor er soweit war, ihre Ansichten zu teilen (Seine Frau hatte sich vor ihm der charismatischen Strömung geöffnet, Anm.), wollte seine Frau wissen, ob er die Gabe der Hei¬lung habe. Eines Nachts, während er schlief, nahm sie seine Hand, legte sie auf ihre rheumatische Schulter und betete, >OK, Herr, nun tue es!< Eine Woge von Hitze strömte plötzlich in ihre Schulter und John Wimber wachte auf, seine eigene Hand heiß und pulsierend.«

Was soll man von dieser Art Heilung halten? Dies erinnert eher an den medialen Berührungskontakt bzw. Sympathiezauber, als an ein biblisches Heilungswunder. Die Persönlchkeit Wimbers bzw. sein Wille ist zweifelsfrei umgangen. Er ist als Schlafender buchstäblich Medium einer Geistes¬kraft, die ihn wie einen Kanal benützt und durchströmt. Geistliche Wahrheiten aber werden bekanntlich über den Verstand und nicht über das Gefühl vermittelt. Umgehen oder Ausschalten des Verstandes aber bedeutet das Nichtbeachten der Persönlichkeit bzw. des Willens des Menschen. Wie bereits gesagt, ist dies dem Heiligen Geist völlig fremd.

Die Geistheiler und ihre Begleitsymptome

Auch die Hitzeempfindung ist eine altbekannte Begleiterscheinung von Geistheilem bzw. Geistheilungen. Dies soll an einigen Zitaten belegt werden.

Harry Edward, Englands berühmtester Geistheiler, erklärte, daß die Geister verstorbener Menschen durch seine Hände wirkten. Auf die Frage, wie er und der Patient den Heilvorgang wahrnähmen, antwortete er: »Vor allem Wärme   dort, wo man die Hand auflegt. Sowohl Heiler als auch Patient spüren das. Es muß sich dabei irgendein Energieumsatz abspielen.«

Über den in Deutschland tätigen Geistheiler Starczewski hieß es in einer Tageszeitung:

»Er heile Krankheiten nicht selbst, sondern als Medium mit Hilfe einer besonderen kosmischen Strahlkraft, einer gebündelten Wärme, die durch seine Hände fließe, als Medium von Geistern aus dem Jenseits, sagt er.«

Paul Uccusic, Fachautor über esoterische Themen und Geistheilung, schrieb unter dem Titel »Die heilende Kraft der Hände«:

»Bei der Direktbehandlung wird der Heiler in der Regel seine Hände, die stärkste seiner Waffen im Kampf gegen die Krankheit, bemühen … Die meisten Heiler spüren die Kraft in Armen und Händen, und sie wissen auch, daß die Kraft nicht aus ihnen selbst kommt; aber dennoch wirkt sie mittels der Hände … Bei diesem Verfahren, dem Handauflegen, spürt der Kranke meist eine Wärme, die das Gewebe und die Knochen durchdringt und die Schmerzen in der Regel bald zum Verschwinden bringt. Der Kranke glaubt, die Hände des Heilers seien warm; aber das ist unrichtig: er spürt einfach die Kraft.«

Ständig wird betont, wie diese Heilungskräfte eine göttliche Gabe zum Wohle der Menschheit seien. Mit dieser Überzeugung verbindet sich oft ein selbstloser Einsatz.

Man kann nun berechtigterweise fragen, was denn dieser offensichtliche Mediumismus mit den christlichen Heilern zu tun habe?

Zunächst fällt auf, wie an einigen Beispielen der Heilungsevangelisten und führender Charismatiker bereits aufgezeigt, daß die Symptome (Wärme etc.) verblüffend ähnlich sind. Doch berechtigt das zu solchen Schlußfolgerungen?

Wie wurde der Heilungsauftrag wiederentdeckt?

Dazu soll kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit skizziert werden, durch welche Schlüsselleute der angebliche Auftrag zu heilen »wiederentdeckt« und in den Gemeinden verkündet wurde. Das Thema Heilung war schon immer eine Domäne der Pfingst- und späteren charismatischen Bewegung, doch wie drang es in die etablierten Kirchen und Freikirchen ein? Denn Tatsache ist, daß die Thematik Heilung erst in den letzten Jahrzehnten oder eigentlich Jahren so an Aktualität gewonnen hat.

Man liest weder von Missionaren des vorigen Jahrhunderts, noch bei solchen, die sich noch früher hinauswagten wie Bartholomäus Ziegenbalg oder William Carey, daß sie neben ihrer Verkündigung auch Heilungsdienste abgehalten hätten. So schrieb David Livingstone in einem Brief:

»Meine Praxis ist hier außerordentlich groß. Gegenwärtig habe ich Patienten, die mehr als 200 km weit hergekommen sind, um sich von mir behandeln zu lassen. Viele sehr schlimme Fälle wurden vor mich ge¬bracht, und manchmal war mein Wagen von Blinden, Hinkenden und Lahmen förmlich belagert. Welch ein gewaltiger Erfolg würde erzielt, wenn einer der siebzig Jünger hier wäre, um sie alle mit einem Wort zu heilen!   Übrigens sind sie ausgezeichnete Patienten. Da gibt es kein Gejammer. Bei einer Operation sitzen selbst die Frauen unbeweglich.«

Gerade auf diese Aussendungsbefehle an die zwölf bzw. siebzig Jünger beruft man sich heute immer häufiger zur biblischen Legitimierung des Heilungsauftrages. David Livingstone, einer der gesegnetsten Missionare überhaupt, wußte nichts von dieser »Vollmacht des Heilens«. Hatte auch dieser einmalige Diener Gottes nicht das »volle« Evangelium?

So ist es auch von diesem historischen Standpunkt erwähnenswert, was Roland Brown in seiner Biographie »Gott ist gut, Jesus ist wunderbar« in diesem Zusammenhang, es war das Jahr 1924, schreibt:

»Ich malte mir aus, wie herrlich es wäre, wenn wir jemanden berühren könnten und der Herr ihn heilen würde. Allerdings hatte ich bisher von solchen Heilungen in unserer Zeit nicht gehört. Auch in Predigten kam dieses Thema nicht vor; ich kannte auch kein Buch darüber und keinen Zeitschriftenartikel. In mir lebte der große Wunsch, daß das, was bei den Anfängen des Christentums geschehen war, auch heute geschehen sollte.«

Roland Brown lebte damals in Chikago. Teilweise waren noch Nachwirkungen der großen Erweckung unter D. L. Moody, der dort so segensreich gewirkt hatte, vorhanden. Ist es möglich, daß die damalige Christenheit solch einen angeblich wesentlichen Aspekt der Verkündigung einfach außer acht gelassen hat?

Wer waren nun die Schlüsselleute für die Wiederentdeckung dieser »verschollenen« Gabe? Cameron Peddie, schottischer Pfarrer der anglikanischen Kirche, nannte sein Buch, in dem er die Krankenheilung als bleibenden biblischen Auftrag vertrat, bezeichnenderweise »Die vergessene Gabe«. Er schreibt von seinen Wahrnehmungen der »Heilungskräfte«:

»Der, der die Behandlung durchführt, ist sich dabei stets dessen bewußt, daß Kraft durch ihn strömt (wenn er dafür in seinem Inneren genügend empfänglich ist), und der Patient spürt ein eigenartiges Hitze  oder Kältegefühl. Die Hitze, die an den kranken Stellen entsteht, ist manchmal so stark, daß der Patient die Bemerkung macht: >O, es brennt ja geradezu!<«

Aus welcher Quelle bezieht nun Cameron Peddie seine Gabe und seinen Auftrag? Bei ihm ist der spiritistische Einfluß ganz offensichtlich. Er gibt zu, wie er 1942 zu einem Medium ging:

»Allmählich schienen sich ihre Gesichtszüge zu wandeln und ein östliches Aussehen anzunehmen. Sie befand sich im Trancezustand … Wir hatten das Gefühl, in der Gegenwart eines Engels zu sein – gewiß nicht in der eines Teufels. Sie legte meiner Frau die Hände auf … Die spiritualistischen Medien heilten im Namen und in der Kraft vertrauter Geister, die nicht unbedingt böse, aber körperlose Geister waren.«

Seine Berufung, den Heilungsauftrag in der Kirche wieder bekannt zu machen, spielte sich folgendermaßen ab:

»Ich sagte zu Gott: Vater, ich bin noch immer im Dunkeln … Wie kann ich da meinen Mitbrüdern den Heilungsauftrag recht weitergeben? Wenn ich mein Schlafzimmer betrete, werde ich die Bibel öffnen. Bitte laß die ersten Worte, die ich dort sehe, eine Botschaft sein, die mir Weisung gibt.  …Ich zeigte mit dem Finger auf einen Vers und wollte ihn gerade lesen, als sich drei Seiten von selbst einzeln umblätterten, eine nach der anderen, als ob sie von einer unsichtbaren Hand bewegt worden wären.«

Diese Berufung zum Heilungsauftrag ist hier jenseits allen Zweifels eine mediale Steuerung, ein Werk verführerischer Geister, die gemäß 1 Tim 4,1 am Ende der Tage besonders aktiv sein werden.

Ein biblischer Heilungsauftrag?

Als Beleg für den Heilungsauftrag zitiert man die Passagen aus den Evangelien, nämlich Mt 10,5 ff. und Luk 10,9. Dies aber war vor Golgatha und stand ganz offensichtlich in Beziehung zu Israel (besonders Mt 10,5 6). Im Missionsbefehl von Mt 28, wo (ganz im Gegensatz zu Mt 10) ausdrücklich gesagt wird, nun unter alle Völker zu gehen, wird ein Heilungsauftrag dagegen mit keiner Silbe erwähnt.

Auch findet sich der vollendete Ratschluß für die Gemeinde nicht primär in den Geschichtsbüchern oder gar Evangelien (das Wort Gemeinde wird nur dreimal in den vier Evangelien erwähnt), sondern in den Briefen. Vom Römer  bis Judasbrief wird jedoch kein einziges Mal befohlen, daß die Gläubigen Kranke heilen sollen.

Warum wird bei der Evangeliumsverkündigung   selbst in der Apostelgeschichte   den Zuhörern immer nur Vergebung der Sünden angeboten und nie Heilung von Krankheiten angesprochen? Hätte dann nicht z. B. Petrus im Hause des Kornelius sagen müssen: »Von diesem bezeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen« (Apg 10,43) und (nun in diesem Sinne fortfahrend) Heilung von ihren Krankheiten erfahren? Sollten die Apostel solch einen wesentlichen Bestandteil des Verkündigungsauftrags vergessen haben zu erwähnen?

Besonders der 1. Johannesbrief zeigt den Grund des Kommens unseres Herrn, erwähnt die Warnung vor Verführung und befiehlt das Prüfen der Geister. Dieser Brief zeigt die biblischen Kriterien für den Gläubigen. Dort nun, wo der Grund für Jesu Kommen erwähnt wird (1 Joh 3, Verse 5 und 8 usw.) steht diese Aussage immer in Verbindung mit der Sünde. Kein einziges Mal heißt es, daß Jesus erschienen sei, um die Kranken zu heilen. »Darin besteht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden« (1 Joh 4,10). Dies wäre eine sonderbare Auslassung, wenn es einfach für selbstverständlich erachtet werden sollte, daß die Gemeinde zu heilen hat.

George Bennett und seine Heilungserfahrungen

Auch George Bennett, Priester der anglikanischen High Church, verkündigt mit Berufung auf die gleichen Bibelstellen den Heilungsauftrag. Auf der Rückseite seines Buches »Heilung brauchen wir alle«, heißt es bezeichnenderweise: »In unseren Tagen entdeckt die Kirche neu ihren Auftrag zu heilen.«

Es ist also nicht etwas, das immer schon durch die Jahrhun¬derte der Kirchengeschichte praktiziert wurde, sozusagen seit Beginn der Gemeinde oder der Reformation, sondern etwas, das neu auf uns zukommt.

Zunächst sind George Bennetts Ansichten, die er in seinem Buch vertritt, eine Vermischung von Heilungsdienst und kirchlicher Sakramentslehre. Besonders aufschlußreich ist der Abschnitt seines Buches, wo er erläutert, wie man die Krankheiten erfühlen bzw. die Krankheitsherde mit den Händen feststellen kann. Wörtlich heißt es:

»Eine >andere< Empfindung mag auch die Fähigkeit sein, durch Intuition oder Berührung die kranken Stellen im Körper eines Leidenden ausfindig zu machen. Manchmal spürt der Ausübende in seinen Fingerspitzen, daß die Stellen, die geheilt werden sollen, heiß sind oder sich >tot< anfühlen. Der >Heiler< weiß dann unwillkürlich, wie lange er seine Hände über dem kranken Körperteil halten sollte. Manchmal vibrieren seine Hände, wenn die schöpferischen Energien Gottes durch sie hindurchströmen. Später berichtet der Leidende vielleicht, daß er eine >Glutwelle< oder so etwas wie einen elektrischen Strom verspürte, der durch ihn hindurchlief. Ein derartiges Geschehen hat als solches keine Bedeutung; es ist nur die äußere Erscheinungsform des Wirkens der wirklichen Kraft im Innern   obwohl es sehr beunruhigend sein kann, wenn es das erste Mal auftritt.«

Dies sind nun wiederum unzweifelhafte Symptome des Mediumismus, nicht des Wirkens des Heiligen Geistes. Interessanterweise erklärt George Bennett unmittelbar danach, wie sich diese »Gabe«, die Krankheiten mit den Händen zu erfühlen, auswirkt:

»Der >Heiler< spürt, daß er von dieser Kraft in eine ganz andere, wunderbare Welt versetzt wird, die sich nicht richtig erklären läßt. Er mag manchmal darüber erschrocken sein. und unsicher werden, … Auch stellt er fest, daß er selbst verwundbarer gegenüber den Verletzungen in seinem Leben und den Zugriffen des Bösen wird.«

Auch hier werden die Zusammenhänge durch solche Selbstzeugnisse offensichtlich.

John Wimber und die »Dritte Welle des Heiligen Geistes«

Diese Wahrnehmungen einer Wärme bzw. Hitze werden auffallend häufig in dem von John Wimber herausgegebenen Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes« erwähnt. So schreibt seine Frau Carol über das Kommen des angeblichen Heiligen Geistes.

»Aber ich wußte, daß Gott zu uns gekommen war. Ich war sehr glücklich, denn ich hatte so lange um Gottes Kraft gebetet. Ich hatte es mir etwas anders vorgestellt, aber Gott gab uns seine Kraft eben auf diese Weise. Ich stand auf, ging umher und hielt meine Hände in die Nähe der Men¬schen, die auf der Erde lagen. Ich konnte die Kraft spüren, die von ihren Körpern ausging, es war so etwas wie Hitze oder Elektrizität.«

In diesem Zusammenhang erscheint erwähnenswert, daß auch Katholiken, die nun angeblich von der Himmelkönigin Maria geheilt worden sind, die gleichen Begleitsymptome erleben. Ein gelähmter Mann, der in Lourdes geheilt wurde, berichtet, wie er am ganzen Körper eine starke Hitze verspürte. Danach konnte er aus dem Rollstuhl aufstehen.

Überrascht es da noch sonderlich, daß John Wimber in seinem Buch »Vollmächtige Evangelisation« sogar Lourdes im positiven Sinne anführt? Angeblich soll es ein Ort sein, wo Gottes zeichenhaftes Wunderhandeln erfahrbar ist.

In demselben Buch erklärt Amerikas bekanntester Heilungs¬evangelist wörtlich:

»Manchmal bekomme ich Schmerzen in verschiedenen Teilen meines Körpers. Das zeigt mir an, welche Krankhei¬ten Gott bei anderen heilen will.«

Auch dafür gibt es keine biblische Parallele, doch sind solche Phänomene den Geistheilern nur zu gut bekannt.

Aus dem Glauben an den persönlichen Gott der Bibel wird mehr und mehr die Wahrnehmung einer unpersönlichen Kraftwirkung, die sich in erster Linie physisch bemerkbar macht. In Wimbers Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes«, das übrigens eine wahre Fundgrube für solche Phänomene darstellt, berichtet seine Frau Carol:

»So ging John im Zimmer umher und betete für uns. Von seinen Händen strömte eine unglaubliche Kraft. Wenn er die Menschen berührte, fielen diese einfach um. Für John war es, als ob aus seinen Händen eine geistliche Kraft strömte, ähnlich wie Elektrizität. Es war das erste Mal, daß John tatsächlich fühlte, wie Kraft von ihm ausging.«

Wie oben dargelegt, mißachtet dieser Geist, der leider als Heiliger Geist angesehen und angesprochen wird, die Persönlichkeit bzw. die Selbstkontrolle des Menschen. So erzählt Carol von ihrem Mann gleich danach:

»John ging zum Kühlschrank, weil er ein Glas Milch trinken wollte. Während er sich die Milch einschenkte, sagte er: >Ich glaube, wenn man das Wort Gottes lehrt, dann wird der Heilige Geist …<  John konnte seine Gedanken nicht mehr ausführen. Als er >der Heilige Geist< sagte, sackten ihm plötzlich die Beine weg, und er konnte sich gerade noch an der Theke festhalten. Die Milch spritzte überall herum. Er schaute überrascht und lachend zu mir hoch und sagte: >Ich glaube, wir werden noch einiges erleben, Carol Kay<.«

Hier noch ein weiteres Beispiel zu diesen Phänomenen der sogenannten »Dritten Welle« des Heiligen Geistes. Terry Virgo, Pfingstprediger aus England, schreibt über ein Gebetstreffen in Südafrika:

»Während wir für sie beteten, fiel auf einmal mit Macht der Heilige Geist … Etliche fielen unter der Kraft Gottes zu Boden, und einige fingen heftig an zu zittern. Ein junger Mann wurde mit Macht auf dem Boden hin und her geworfen, er bewegte sich wie ein aufs Trockene geworfener, zappelnder Fisch. Es war undenkbar, daß er die körperlichen Verrenkungen selber machte. Seit jenem Abend hat sein Leben einen ganz neuen Glanz bekommen.«

Hier wird zugegeben, wie eine andere Kraft den Menschen kontrolliert.

Wie vermittelt nun John Wimber die Gabe der Heilung? Wir haben schon erwähnt, wie sich diese Kraft primär im seelisch körperlichen Bereich manifestiert. Lassen wir aus diesem mehrfach zitierten Bestseller »Die Dritte Welle …« jemanden zu Worte kommen, der dies buchstäblich am eigenen Leibe erfahren hat.

Unter dem bemerkenswerten Titel »Darüber kann man lachen«, schildert der Neuseeländer Murray Robertson seine Ausrüstung für den Heilungsdienst folgendermaßen:

»>Alle, die der Herr zum Dienst der Heilung beruft, werden an ihrem Körper eine Reaktion merken<, fuhr John Wimber fort. >Wenn Sie dies merken, dann kommen Sie nach vorne, und wir werden für Sie beten.<  …Da begann meine rechte Hand plötzlich stark zu zittern, so als ob sie einen Preßluftbohrer festhalten würde… Darum ging ich nach vorne. Für alle, die nach vorne gekommen waren, wurde gebetet … In mir stieg ein Lachen auf, doch da der Augenblick dafür völlig unpassend war, unterdrückte ich es. >Der Geist wird in Wellen kommen<, sagte Wimber, >jede neue Welle wird mehr Menschen mit hineinnehmen als die vorherige.< In den ersten Reihen fingen einige Menschen an zu lachen … Diejenigen, die gelacht hatten, wurden still   bis auf mich. Ich konnte einfach nicht aufhören. Und schließlich konnte ich auch nicht mehr stehen! Ich fiel zuerst nach vorne, dann nach hinten, und zum Schluß lag ich auf dem Boden, rollte hin und her und hielt mir vor Lachen die Seite. Inzwischen war ich umringt von Zuschauern, ich lieferte eine gute Unterhaltungsshow! … Ich lachte etwa eine dreiviertel Stunde lang. Als ich schließlich aufhörte, kam ein Kollege, ein sehr guter Freund von mir, legte mir die Hand auf den Kopf und sagte: >Herr, gib ihm noch mehr davon<   und ich mußte noch einmal eine dreiviertel Stunde lang lachen! Dann flehte ich ihn an, nicht mehr für mich zu beten, meine Rippen schmerzten schon von all dem Lachen!«

Der Brite H. E. Alexander, Gründer der Action Biblique, schrieb schon vor Jahrzehnten über die Phänomene des christlichen Spiritismus unmißverständlich deutlich – fast zu deutlich, jedoch für das gerade Zitierte möglicherweise nicht übertrieben:

»Hast du noch nie starke, physisch seelische Empfindungen, Verzückungen und seelisch geistliche Gemütserregungen gehabt? Hat dich ein außergewöhnliches Zittern befallen? Wurdest du zur Erde geworfen und bliebest auf deinen Knieen liegen oder krochest du herum, indem du glaubtest, unter der Wirkung des Heiligen Geistes zu stehen? Sei versichert, daß in diesem Augenblick Satan von deinem Körper ganz oder teilweise Besitz genommen hat, der damit ein Medium des Geistes >des Engels des Lichts< wurde … Dabei wähnst du, daß die, welche dich vor dieser schreckli¬chen Gefahr warnen, gegen den >Heiligen Geist sündigen<, indem sie sich dem Wirken Gottes entgegenstellen. Dein Leben steht in direkter Verbindung mit der Dämonenwelt und dies im Namen Gottes!«

Es war Prof. Peter Wagner, der John Wimber zu Vorlesungen am Fuller Theological Seminary (Kalifornien) berief. Nach dem theoretischen Teil wurde der Heilungsdienst gleich praktisch ausgeführt. John Wimbers Einfluß hat dadurch eine viel größere Plattform erhalten. So nahm an diesen Kursen auch der angesehene christliche Psychiater Dr. John White teil, Autor vieler einflußreicher und erfolgreicher Bücher. Leider beweist auch er wenig Unterscheidungsvermögen, wenn er über die Heilung des verletzten Beines eines Studenten im positiven Sinne berichtet:

»Der junge Mann hatte sein Gesicht erhoben, es glänzte ein wenig von Schweiß. Die Augenlider zuckten. Nach einer Weile begannen sein Kopf und seine Oberarme zu zittern, zuerst nur leicht, dann immer stärker. Schon bald zitterte sein ganzer Körper, und zwar so stark, daß man befürchten mußte, er würde das Gleichgewicht verlieren und zu Boden stürzen. Seine Krücke polterte zu Boden, und zwei Studenten liefen zu ihm, um ihn vorsichtig auf den Boden zu legen, wo er noch stärker zu zittern begann…  Inzwischen schlug das rechte Bein des jungen Mannes in alle Richtungen aus und gab dabei einer Aktenmappe einen kräftigen Schubs, so daß diese über den Boden rutschte. Ich machte mir Sorgen, weil das linke Bein (das ich fälschlicherweise für das verletzte hielt) angewinkelt unter dem Bein lag, das wild hin und her zuckte. Ich bat die Studenten, die am nächsten bei dem jungen Mann saßen, das Bein vorsichtig unter dem anderen wegzuziehen. Als sie dies versuchten, wurden sie scheinbar ebenfalls von dem Zittern ergriffen, so daß sie meiner Bitte nicht nachkommen konnten. Nach fünf bis sieben Minuten hörte das Ganze wieder auf …«

Der vorhin erwähnte Dr. Peter Wagner ist Professor für Gemeindewachstum am Fuller Theological Seminary »School of World Mission«, Pasadena, Kalifornien. Seine Arbeiten zum Thema Gemeindewachstum sind so zahl  und einflußreich, daß man ihm schon den Namen »Mr. Church Growth« (Mr. Gemeindewachstum) gegeben hat. Der Einfluß von Peter Wagner auf die weltweite evangelikale Bewegung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nun liest man bereits in seinem Beitrag zu dem schon mehrfach zitierten Buch von John Wimber »Die Dritte Welle des Heili¬gen Geistes« eher merkwürdige Dinge. Zunächst meint er, besonders im Visier Satans zu sein:

»Der Herr hatte mich nämlich auch wissen lassen, daß ich auf Satans schwarzer Liste ziemlich weit oben stände. Im Januar 1983 wurde nach einem Seelsorgegespräch mit John Wimber die Kraft eines bösen Geistes gebrochen, der mir seit Jahren Kopfschmerzen verursacht hatte, die mich sehr behinderten. Im März versuchte der Teufel, mich zu töten, indem er mir eine Leiter unter den Füßen wegzog. Aus drei Meter Höhe fiel ich mit dem Kopf zuerst auf den Betonboden.«

Unmittelbar danach nahmen die angeblichen Geisterangriffe noch sonderbarere Formen an: »Dieses Ereignis weckte in uns die Vermutung, daß der Feind böse Geister in unser Haus geschickt hatte. Dies bestätigte sich später, als meine Frau Doris in unserem Schlafzimmer tatsächlich einen solchen Geist sah.«

Dieser Mann versucht nun dank seines großen Einflusses, die Prinzipien des Heilungsdienstes und Gemeindewachstums   verbunden mit Zeichen und Wundern   in die von der charisma¬tischen Bewegung noch nicht tangierten Kreise systematisch einzuschleusen. Sein letztes Buch, »How to Have a Healing Ministry Without Making Your Church Sick« (Regal, 1988), behandelt wiederum das Thema Heilungsdienste und wie diese von den Gemeinden in die Praxis umgesetzt werden können. Die deutsche Ausgabe trägt den Titel »Der gesunde Aufbruch« (Wolfgang Simson Verlag, 1989).

In einer jüngsten Veröffentlichung behandelt nun Peter Wagner das Thema »Territorial spirits and world missions«, wo er sich besonders mit dämonischen Aktivitäten in Zusammenhang mit der Ausbreitung des Evangeliums auseinandersetzt. Dieser Artikel enthält manch Richtiges und zu Beherzigendes. Allerdings finden sich auch eine Menge absonderlicher Berichte und Begebenheiten. So erzählt Peter Wagner von einer Südamerikanerin namens Rita Cabezas, deren Dienst darin besteht, die Namen der Hierarchie Satans zu erforschen.

»Ich werde nicht ihre Methoden beschreiben, nur möchte ich erwähnen, daß alles mit ihren umfangreichen Psychologischen- und Befreiungspraktiken seinen Anfang nahm und später sich bis zum Empfang von Worten der Erkenntnis und Offenbarung entwickelte. Sie entdeckte, daß direkt unter Satan weltweit sechs Fürstentümer stehen, namens Damian, Asmodeo, Menguelesh, Arios, Beelezebub und Nosferasteus. Unter jedem, so berichtet sie, sind sechs Regenten für jedes Land.«

Dann werden u. a. auch die sechs Namen der für die USA zuständigen Regenten aufgezählt, die angeblich folgendermaßen lauten: Ralphes, Anoritho, Manchester, Apolion, Deviltook und ein Ungenannter.

Hier meint man offensichtlich, die Tiefen Satans erkannt zu haben (Offb. 2, 24).

Vollends offenbar aber wird der fromme Spiritismus bei folgendem Bericht, den Peter Wagner im Zusammenhang mit dem berüchtigten »Bermuda Dreieck« zustimmend wiedergibt:

»Kenneth McAll verbrachte viele Jahre als Missionsarzt in China und kehrte danach nach England als beratender Psychiater zurück. In China begann er einen Befreiungsdienst und engagierte sich durch umfangreiche Untersuchungen und Veröffentlichungen zu diesem Thema. 1972 fuhren er und seine Frau mit dem Schiff durch das Bermuda Dreieck. Viele Schiffe und Flugzeuge waren dort spurlos verschwunden, aber sie dachten, daß so etwas ihnen nicht widerfahren könne. Es geschah. Ein gewaltiger Sturm überwältigte sie, doch glücklicherweise wurden sie gerettet. McAll entdeckte durch seine Nachforschungen, daß im Bermuda Dreieck Sklavenhändler an die zwei Millionen Sklaven, die entweder zu krank oder zu schwach waren, um verkauft werden zu können, über Bord geworfen und danach noch Versicherungsgelder für sie eingestrichen hatten. Er hatte den Eindruck, daß Gott ihn anleitete, etwas zu unternehmen. McAll versammelte mehrere Anglikanische Bischöfe, Priester und andere in ganz England, um eine Jubiläums Eucharistiefeier im Jahre 1977 abzuhalten. Eine andere wurde kurz danach auf der Bermudainsel selber gefei¬ert. Die erklärte Absicht war, >die spezielle Befreiung all derer zu erlangen, die ein unzeitgemäßes Ende im Bermuda Dreieck erfuhren<. Als Resultat davon wurde der Fluch aufgehoben. McAll berichtete 1982,  >Von dem Zeitpunkt der Jubiläumsmes¬se bis jetzt   5 Jahre   hat sich kein unerklärlicher Unfall im Bermuda Dreieck ereignet<.

Gemeindewachstum und geistliche Kampfführung vorangetragen durch Messen für Verstorbene?

Inzwischen bekam Peter Wagner nicht nur das Charisma der Krankenheilung, sondern auch die besondere Gabe, zu kurze Beine verlängern zu können. Seine Geistestaufe erhielt er bei Yonggi Cho, von dem im »Dictionary of the Pentecostal und Charismatic Movements« berichtet wird, daß ihm bei seiner Bekehrung Jesus als Feuerwehrmann erschien.

Yonggi Cho ist Koreaner und Pastor der größten Kirche der Welt. Sein Bestseller »Die vierte Dimension« ist aber eher, wie Dave Hunt eindrücklich aufzeigt, eine Apologetik des Okkultismus bzw. christlich verbrämtes Schamanentum denn biblisches Christentum. So schrieb die englische Zeitschrift » Sword & Trowel« einen ganzen Artikel über Yonggi Chos Heilungstechniken unter der Überschrift »Occult healing bu¬ilds the world’s largest church« (Okkultheilung baut die größte Kirche der Welt).

Ähnlich äußert sich Hank Hanegraaff. In seinem neuerschienenen Buch »Christianity in Crisis« stellt er unumwunden fest:

»Chos Vorstellung des vierdimensionalen Denkens ist nichts anderes als Okkultismus. In seinem Bestseller >Die vierte Dimension< offenbart Cho sein Abweichen von der historischen christlichen Theologie und sein Eindringen in die Welt des Okkultismus.«

 

Der Einfluß von Agnes Sanford

Als Schlüsselfigur für die Wiedereinführung der Heilungsdienste in die Hauptgruppierungen der amerikanischen Christenheit gilt Agnes Sanford. Vielleicht gibt es kaum eine Frau in diesem Jahrhundert, die einen so großen Einfluß auf die heutige Christenheit in Amerika ausübte, wie diese Lehrerin und Autorin vieler erfolgreicher Bücher. Sie ist die entscheidende Wegbereiterin zur Ausbreitung der »vergesse¬nen Gabe«.

Francis MacNutt, ein katholischer Pater, wurde ebenfalls durch Agnes Sanford zu diesem Heilungsdienst motiviert. Er war einer der ersten Katholiken, der sich in der charismatischen Erneuerung engagierte und einer der ersten, der Gebet für Heilung in Gebetsgruppen praktizierte. Er schreibt dazu:

»Diese Schulen wurden von Pastor Ted Sanford und seiner Frau Agnes gegründet, um die Geistlichen davon zu über¬zeugen, daß der Heilungsdienst Teil des normalen Auftrags eines jeden Pastors sein sollte. Obwohl ihr Gatte vor ein paar Jahren starb, hat Frau Sanford das Werk des Unter¬richts weitergeführt und ist vielleicht mehr als jeder andere für die Erneuerung des Heilungsdienstes in den großen Denominationen Amerikas verantwortlich.«

In ihrem Buch über die Heilungsgaben des Geistes schreibt sie:

»Beim Zungenreden wird nun diese Macht, die im Unbewußten aller Menschen verborgen liegt … zum Leben erweckt, so daß das Unbewußte Verbindung aufnehmen kann mit dem Unbewußten eines anderen, der irgendwo auf dieser Erde lebt, oder mit jemandem, der früher hier gelebt hat oder erst in der Zukunft leben wird …«

In einem weiteren bedeutenden Werk, »Heilendes Licht«, wird die spiritualistische Verstrickung, die fromme Verbun¬denheit mit Totengeistern, noch offensichtlicher.

»Auch die >Geister der vollendeten Gerechten<, für die wir vielleicht gebetet haben, als sie noch auf Erden waren, sind Gegenwart (Hebr 12) und wirken durch uns, denn die Brücken, die von Geist zu Geist gebaut werden, dauern über den Abgrund des Todes hinüber … In der Bitte um sein Kommen und in der Mitarbeit der anderen »Heiligen« erleben wir einen Machtzustrom. Viele von uns empfinden ihn als einen wirklichen Strom voller Leben, der ins Inner  ste des Körpers dringt und durch das Rückgrat aufwärts steigt. Er ist so kräftig, daß wir gezwungen sind, uns ganz gerade zu halten und ganz leicht und ruhig zu atmen. Für eine kleine Weile können wir vielleicht auch nicht sprechen … Diese Fülle muß weitergegeben werden.«

Wie sich die Heilungsmethoden dieser Frau auswirken, kann man wiederum in dem Buch »Die Dritte Welle des Heiligen Geistes« nachlesen. Mike Flynn, Priester einer Episkopalkirche in Kalifornien, schreibt im Zusammenhang mit Agnes Sanford:

»Es gab einige Dinge, die mich beunruhigten, und ich beschloß, Agnes Sanford aufzusuchen … Agnes, die hinter meinem Stuhl stand, sagte, sie würde trotzdem für mich beten. Sie ließ mich wissen, daß sie beim Beten zitterte. Ich sollte mich davon nicht stören lassen. Sie legte mir die Hände auf den Kopf und war eine Weile still.«

Danach praktiziert er die typischen Visualisierungen, wo der Jesus des Wortes durch einen Jesus des Bildes bzw. der Vorstellung ersetzt wird. Eine Frau, die mit Schwierig¬keiten und Problemen zu ihm in die Seelsorge kommt, wird folgendermaßen »geheilt«:

»Ich hatte mir angewöhnt, mir Jesu Gegenwart bildlich vorzustellen. Überall, wo ich war, konnte ich ihn auf dem Thron sitzen sehen. So blickte ich zu Jesus. Er erhob sich von seinem Thron, kniete sich neben die Frau, legte den rechten Arm um ihre Schulter, griff mit seiner Linken in ihr Herz und holte etwas heraus, das wie eine schwarze, gallertartige Masse aussah. Diese Masse tat er in sein eige¬nes Herz, wo sie schrumpfte, bis sie sich in nichts auflöste. Dann griff er erneut in sein Herz und holte eine weiße Masse heraus, die er vorsichtig in das Herz der Frau legte, an die Stelle, wo vorher die dunkle Masse gewesen war. Schließlich wandte sich Jesus mir zu und sagte: >Tu das< … Innerhalb der nächsten Jahre betete ich in ähnlicher Weise für Hunderte von Menschen und lehrte viele diese Art des Gebets.«

Diese Methode der »Inneren Heilung« bzw. Visualisierung, nämlich die Überzeugung, daß man durch eine bildliche Vorstellung Jesu seiner göttlichen Kräfte teilhaftig wird, hat durch Agnes Sanford eine überaus große Verbreitung gefunden. Dave Hunt legt in seinem Bestseller >Die Verfüh¬rung der Christenheit< dar, wie diese Visualisierungstechniken der heidnischen Welt und besonders den Schamanen bekannt sind und einen direkten und schnellen Zugang in die Geisterwelt vermitteln. Abgesehen davon, daß es un¬denkbar ist, daß der erhöhte Herr, vor dem sich einmal alle Kniee beugen müssen, nun selber vom Thron herabsteigt und sich bei einer Frau hinkniet.

Diese Methode der Visualisierung empfiehlt auch Richard Forster in seinem vielgelesenen Buch »Nachfolge feiern«. Beispielsweise soll man sich vorstellen, wie man seinen Leib verläßt und immer tiefer in den Weltenraum ver¬schwindet, bis man schließlich nur noch in der warmen Gegenwart des ewigen Schöpfers verweilt. Richard Forster aber gehört zu den vielen Bewunderern von Agnes Sanford. Er schreibt:

»Agnes Sanford und mein lieber Freund, Pfarrer Bill Vas¬wig, haben mir sehr geholfen, die Bedeutung der Phantasie für die Fürbitte besser zu verstehen.

In dem Buch »Nachfolge feiern« finden sich auch sehr empfehlenswerte Passagen, doch tragisch ist wiederum die teilweise vorhandene Naivität gegenüber Strömungen und Gestalten, die die Gemeinde Gottes zerstörten und verfolgten. So empfiehlt er die Exerzitien des Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens, und versteigt sich sogar zu der Behauptung:

»Sein (Ignatius, Anm.) dünnes Büchlein über Meditations¬übungen mit seiner Betonung der Phantasie (imagination) hatte einen unglaublich positiven Einfluß zum Guten im 16. Jahrhundert.«

In diesem Jahrhundert aber begann dank Ignatius von Loyo¬la und seiner Jesuiten die Gegenreformation, in deren Folge Abertausende von Nachfolgern Jesu getötet wurden.

Jedenfalls sind durch Agnes Sanfords übergroßen mediumi¬stischen Einfluß fast alle charismatischen Kreise, die Heilung propagieren, durchsäuert worden. So war sie eine beliebte und häufige Sprecherin bei Camp Farthest Out, dessen internationaler Direktor der oben erwähnte Roland Brown war. Auch Larry Christenson verdankt seine neop¬fingstlichen Impulse wesentlich dem Buch »Heilendes Licht«, wie er im Vorwort zur deutschen Auflage anerken¬nend schreibt.

Arnold Bittlinger, zusammen mit Larry Christenson der Vater der charismatischen Bewegung auf deutschem Boden, veröf¬fentlichte in seiner Schrift »…und sie beten in anderen Sprachen« einen Artikel von Agnes Sanford unter dem Titel »Erfahrungen mit dem Sprachenreden.«

In dem Gaben Test von Christian Schwarz wird unter dem Charisma der Auslegung des Zungenredens Agnes Sanford als Autorität für die Existenz dieser Gabe zitiert. Dies ist nur eines von etlichen Beispielen bei diesem Test, wo man bezüglich der diakritischen Gabe dieser Gemeindewachstums¬strategen größte Fragezeichen setzen muß.

Körperliche Heilung empfiehlt auch Morton Kelsey, der mit Agnes Sanford eng verbunden war. Eines seiner Hauptwerke trägt den Titel » Healing and Christianity« (Heilung und Chri¬stentum). Kelsey gibt zu, wie ihm seine Methode durch das Studium von C. G. Jung erwachsen ist. Jungs wissenschaftliche Karriere aber begann durch spiritistische Sitzungen mit seiner Cousine Helly Preiswerk. Kelsey empfiehlt sogar den Kontakt mit Verstorbenen.

»Dank Jungs Eintreten für die aktive Phantasie und seinem Verständnis der Toten, die in Wirklichkeit weiterleben, konnte ich dieses besondere Zusammentreffen mit meiner (toten) Mutter erleben … es erschien mir alles ganz echt.«

Was ist dann von John Wimbers Unterscheidungsgabe zu halten, wenn auf seinen Büchertischen die Werke von Agnes Sanford und Morton Kelsey zum Verkauf angeboten werden? Ja, er preist sogar dieses zutiefst mediumistische Werk >Heilendes Licht< in seinem jüngst erschienen Buch >Heilungsdienst praktisch< als »den Klassiker unseres Jahrhunderts über die Thematik der göttlichen Heilung« an.

Übrigens greift auch Arnold Bittlinger in der bereits genann¬ten Veröffentlichung unter der Überschrift »Glossolalie   psychologisch betrachtet« Morton Kelsey positiv auf.

»In der Schule C. G. Jungs wird die Glossolalie erklärt als eine Sprache, die aus dem Kollektiv Unbewußten kommt. So schreibt z. B. der Jung Schüler Prof. Morton Kelsey: >Bei der Glossolalie geschieht ein echtes Bewußtwerden von Inhalten, die aus den tiefsten Schichten des Kollektiv Unbe¬wußten kommen.< (M. Kelsey, Tongue Speaking, New York 1964, S. 199).«

Bittlinger weiter:

»Nach dieser Meinung wäre also das Sprachenreden ein Ausdruck des Kollektiv Unbewußten, das die gesamte Menschheit miteinander verbindet. Dies war auch mein Eindruck, als ich zum ersten Mal dem Phänomen des Sprachenredens begegnete. Dadurch könnte auch das Phänomen der Xenoglossia erklärt werden.«

C. G. Jung aber hat seine Lehre von dem Kollektiv Unbe¬wußten bzw. den damit verbundenen Archetypen, wie oben kurz erwähnt, aus spiritistischer Literatur abgeleitet. Der nicht unbedeutende Einfluß von C.G. Jung, nach all den positiven Erwähnungen führender Leute der Neopfingstbewe¬gung überrascht es auch keineswegs, wird von charismatischer Seite offen zugegeben: »C.G. Jung spielt bei vielen Verantwortlichen der charismatischen Erneuerung eine wich¬tige Rolle.«

Eingedenk der Tatsache, daß durch Arnold Bittlinger die charismatische Bewegung in Deutschland Fuß faßte, stellt sich erneut die Frage, um welchen Geist es sich bei dieser Bewegung handelt, wenn hier ohne Bedenken Personen als Autoritäten herangezogen werden, die sich offenkundig aktiv mit dem Spiritismus befaßt haben.

Diese Vermischung mit unbiblischen Strömungen wird durch eine jüngste Veröffentlichung von Arnold Bittlinger noch deutlicher.

Um einen Eindruck von der Schlüsselrolle und Lehrauffassung zu vermitteln, die sich mit dieser Person verbinden, möchte ich noch zwei Zitate voranstellen. So schreibt Wolfram Kopfer¬mann:

»Ein eigenes Schrifttum der evangelischen Gemeinde Erneue¬rung ist noch im Entstehen begriffen. Hinzuweisen ist bisher auf einige Veröffentlichungen von Arnold Bittlinger, vor allem zum Gesamtgebiet der Charismen, speziell auch zum Thema Sprachengebet, die als Standardwerke gelten. Überhaupt kommt Bittlinger das Verdienst zu, schon in den sechziger Jahren die Anliegen der charismatischen Bewegung theolo¬gisch so reflektiert und dargelegt zu haben, daß sie von vielen sonst kritischen deutschen Zuhörern bzw. Lesern aufgenom¬men werden konnten.«

Zum Phänomen des Zungenredens erklärt Arnold Bittlinger:

»Glossolalie ist sehr häufig das Phänomen, durch das Menschen Zugang zur Dimension des Charismatischen finden …. Im Privatgebet spielt die Glossolalie innerhalb der Charismatischen Bewegung eine bedeutende Rolle. Millionen von Christen, darunter viele Pfarrer, Priester und Bischöfe, haben durch die Glossolalie Zugang zu einem verinnerlichten Beten gefunden   ohne daß sie diese Gabe in einem öffentlichen Gottesdienst praktizieren. Man kann deshalb zweitens sagen: >Ohne Glossolalie gäbe es keine Charismatische Erneuerung<.

»In Verbindung mit meiner Forschung im Bereich der Charis¬matischen Erneuerung, der ökumenischen Spiritualität und der Tiefenpsychologie, bin ich allmählich in Verbindung mit nicht¬christlichen geistlichen Erfahrungen und Praktiken ge¬kommen.

Seit 1962 habe ich Forschungen über die Charismatische Er¬neuerung angestellt. Ich war ein Mitglied des inneren Teams im Dialog zwischen der römisch katholischen Kirche und der pfingstlich/charismatischen Erneuerungsbewegung. Ich war auch als Berater für die charismatische Erneuerung beim Weltkirchenrat tätig.

Im Zuge meiner Nachforschungen begann ich mich für die afrikanischen unabhängigen Kirchen zu interessieren, wo ich eine harmonische Vermischung von traditionellen afrikani¬schen und christlichen Elementen vorfand. Als ich entdeckte, daß viele charismatische Elemente dieser Kirchen ihre Wurzel in vorchristlichen Traditionen hatten, begann ich auch nach charismatischen Elementen in anderen Religionen Ausschau zu halten. Ich entdeckte, daß vor allem die Charismata der >Heilung< und der >Prophezeiung< in solchen Religionen manchmal überzeugender waren als in der charismatischen Erneuerungsbewegung   wenigstens soweit sie von der nordamerikanischen Art des Christentums beeinflußt ist. Im Scha¬manismus fand ich faszinierende Parallelen zu dem Dienst Jesu, den ich immer mehr als einen Archetypus des Schamanen erkannte. Bezüglich »Heilung« war ich besonders beeindruckt durch den ganzheitlichen Zugang zur Heilung, den ich unter den Indianern fand. Das hat mich motiviert, zu solch einem Zugang auch für unsere christlichen Heilungsdienste Mut zu machen.

Bezüglich >Prophetie< bin ich beeindruckt von Erfahrungen im Hinduismus. Einige unserer europäischen >Propheten< ent¬deckten und entfalteten ihre prophetische Gabe unter dem Einfluß von indischen Gurus. Auch andere charismatische Erfahrungen haben ihre manchmal eindrücklichen Entspre¬chungen in anderen religiösen Traditionen (z.B. >Beten im Geist< im Japa Yoga). Ich bin davon überzeugt, daß die charismatische Erneuerungsbewegung noch bedeutender wird   besonders für die Mission der Kirche   wenn sie auch die charismatischen Gaben von anderen Religionen ernst nimmt.

Seit 1966 habe ich in der Arbeit einer ökumenischen Akademie mitgewirkt, die auch mit einer ökumenischen Kommunität verbunden ist. Ein Hauptanliegen dieser Arbeit besteht darin, eine ökumenische Spiritualität zu entwickeln. Aber wir waren auch an der Spiritualität anderer Religionen interessiert. So hatten wir beispielsweise eine Konferenz zu dem Thema der Bedeutung von Abraham als eine Wurzel des Glaubens im Judaismus, Christentum und Islam und auch eine Konferenz über afrikanische, indische und jüdische Spiritualität mit Refe¬renten dieser Traditionen. Wir hatten auch Konferenzen über das chinesische I Ging und das Tibetanische Bardo Gödol (Tibetanische Totenbuch, Anm.). Aber unser Hauptanliegen ist, zu unseren eigenen keltischen und alemannischen Traditio¬nen zurückzugehen und sie wiederum zu beleben, um sie in unseren christlichen Glauben integrieren zu können.« – Soweit A. Bittlinger –

Nun werden sich zweifellos die meisten Charismatiker von solchen Aussagen distanzieren. Auch Wolfram Kopfermann lehnt diesen Synkretismus entschieden ab. Dennoch ist die Entwicklung Bittlingers fast ein Paradebeispiel für die Manife¬station des verführerischen Geistes dieser Strömungen und für die damit verbundene Öffnung zu immer bibelfremderen Quel¬len. Erst sind die charismatischen Erfahrungen im evangelikal¬-protestantischen Lager scheinbar bibeltreu verpackt. Dann entdeckt man auf einmal bereichernde spirituelle Elemente in der katholischen Kirche, danach in der Liturgie der orthodoxen Kirche und letztlich findet man ähnliche oder identische » Spiri¬tualität« in anderen Religionen und heidnischen Kulten über die gemeinsame religiöse Erfahrung. Über charismatische Auf¬brüche führt es in den ökumenischen Dialog, schließlich zurück zur katholischen Kirche und danach ins reine Heidentum.

Wunderheiler

Auch Oral Roberts verkündigt ganz entschieden den Hei¬lungsauftrag. Schon seit Jahrzehnten hält er seine Heilungsfeldzüge. Er hat sich allerdings durch seine Methoden, den Leuten Spendengelder aus der Tasche zu ziehen, mehr als ein Wolf im Schafspelz denn als demütiger Diener Christi ausgewiesen. So verschickte er Gebetstücher und sogar »heiliges Wasser«, das richtig angewandt alle möglichen Probleme heilen sollte.

William Branham erschien ein Engel, angeblich aus der Gegenwart Gottes, der ihm mitteilte, er habe die Gabe der Glaubensheilung. Branham leugnete die Trinität und glaubte, daß uns das Wort Gottes in dreifacher Weise gegeben sei: Durch den Tierkreis, durch die ägyptischen Pyramiden und durch die Heilige Schrift.

Er war einer der entschiedensten Verfechter der notwendi¬gen Heilung und Übertragung des Geistes durch Handauflegung. Er hatte unglaubliche Heilungskräfte und spürte oft Hitze in den Händen, wenn er die kranke Seele berührte. Durch seine starken okkulten Fähigkeiten konnte er bei Leuten, die er überhaupt nicht kannte, ihre Krankheiten wie Sünden durch mediale Eingebung erkennen. Die Bewegung, die ihm am meisten ihre organisatorische Basis zur Verfü¬gung stellte, waren die »Geschäftsleute des vollen Evangeli¬ums« (GdvEI).

Als Branham starb, schrieb Demos Shakarian, der Gründer der GdvEI: »Rev. Branham machte öfters die Feststellung, daß die einzige Gemeinschaft, der er angehörte, die der GdvEI war.«

Sicherlich ließe sich noch manch anderes aufschlussreiche Beispiel anführen. Doch praktisch ausnahmslos stößt man auf dasselbe Grundmuster.

Greift man durch diese Lehren und Praktiken des Heilungs¬auftrages nicht auf Quellen zurück, die womöglich höchst gefährlich sind? Nach Offb 13, Vers 3 wird einmal ein Heilungswunder in aller Welt Munde sein: Der antichristli¬che Übermensch wird von einer tödlichen Wunde geheilt, worüber alle Welt verwundert sein wird. Ein Blick in die weltliche Literatur verrät, daß das Thema Heilung, beson¬ders im Rahmen von New Age, die beherrschende Thematik ist. Die Hexen behandeln in ihren Seminaren ganz selbstverständlich Themen wie: Intuition, Prophetie, geistige und spirituelle Heilung. Geschieht hier womöglich eine eschato¬logische Hinführung zu den übernatürlichen Manifestationen des kommenden Verführers (Offb 13,13 14), und zwar sowohl im weltlichen wie im christlichen Bereich? Wir erleben ja in unseren Tagen einen wahren Dammbruch des Spiritismus. Die Tageszeitung »Die Welt« spricht sogar davon, wie »der Satan das Lebensgefühl dieser Generation verkörpert«. Das Totenreich hält machtvollen Einzug.

So erklärte John Wimber in einer Botschaft an seine Gemein¬deglieder vor kurzem:

»Es werden Männer auftreten, die den Herrn Jesus Christus gesehen haben und die die Zeichen und Wunder eines Apostels tun werden. Wir haben Männer dieser Art seit dem ersten Jahrhundert nicht gehabt. Doch wenn Gott dies zu Beginn verwendet hat, warum soll er es nicht am Ende gebrauchen?… Weiter wird es ein neues Verständnis des Übernatürlichen geben. Engelerscheinungen werden in Versammlungen zum Normalen gehören und auch der Herr selbst wird in den kommenden Monaten und Jahren erscheinen. Hei¬lungen werden so selbstverständlich werden, daß sogar Kinder imstande sein werden, sie auf regelmäßiger Basis durchzufüh¬ren… sogar Auferstehungen von den Toten werden zum Allge¬meingut werden… Ihr werdet Heilungsevangelisten erleben, die ihre Hände hochheben und Licht wird aus ihren Händen hervorgehen. Wenn dieses Licht irgend jemanden trifft, der krank ist, dann wird er sofort geheilt sein. Ihr werdet amputier¬te Arme und Glieder nachwachsen sehen, wenn das Licht aus der Hand des Evangelisten sie trifft.«

Teilnehmer an den Kongressen mit John Wimber und Reinhard Bonnke berichten von starken psychischen Erfahrungen wie Ruhen im Geist, Berauschung, unerhörtes Glücksgefühl, »La¬chen und Weinen im Geist« usw. Ist John Wimbers »Dritte Welle« und die Begleiterscheinungen von anderen Heilungs¬evangelisten etwas Neues?

Den Befürwortern dieser »Power Evangelisationen« soll nicht eine Passage vorenthalten werden, die in dem Klassiker über geistliche Verführung »War on the Saints« nachzulesen ist. Unter der Thematik, wie sich ein falscher Geist auch unter Kindern Gottes während der Verkündigung manifestieren kann, berichten die Autoren Evan Roberts (das begnadete Werkzeug der Erweckung von Wales) und Jessie Penn Lewis mit zum Teil verblüffender Vorwegnahme aktueller Ereignisse:

»Die Mehrzahl der Anwesenden mag die eingeschlichene Mi¬schung gar nicht erkennen. Einige fallen zu Boden, unfähig, die spannende Erregung länger zu ertragen. Andere werden von einer übernatürlichen Gewalt umgeworfen. Und wieder andere fangen an, ekstatisch zu schreien. Der Redner verläßt die Plattform und geht an einem jungen Mann vorüber, der sich eines Gefühls der Berauschung bewußt wird, das ihn lange nicht loslässt. Mehrere lachen in einem Überschwall der Selig¬keit. Einige haben wirklich Hilfe und geistlichen Segen durch die Auslegung des Gotteswortes erhalten und das durch die ungetrübte Wirkung des Heiligen Geistes, ehe dieser >Höhe¬punkt< erreicht wurde. Aus diesem Grund nehmen sie nun die nachfolgenden seltsamen Erscheinungen als >von Gott< hin. Sie können nicht die zwei total verschiedenen >Strömungen< durch denselben >Kanal< unterscheiden. Zweifeln sie die Ausartun¬gen an, so fürchten sie, gegen ihre innere Überzeugung zu kämpfen, die ihnen sagt, daß der Anfang göttlich war. Andere wissen wohl, daß ihr geistliches Urteil die besagten Kundge¬bungen ablehnen muß, aber um des erhaltenen Segens willen unterdrücken sie ihre Bedenken und sagen: >Wir können zwar diese körperlichen Erscheinungen nicht verstehen. Aber es ist nicht nötig, alles zu verstehen, was Gott tut. Wir wissen nur, daß die Verkündigung der Wahrheit von Gott war und unserem Bedürfnis entsprach. Niemand kann die Aufrichtigkeit und die reinen Motive des Redners in Frage stellen… darum, obgleich wir das Übrige nicht verstehen und zugeben, daß es uns abstößt, dennoch muß alles von Gott sein.<  Dieses Streiflicht beleuchtet den Zustand der Mischung, in den z.B. die Gemein¬de seit der Erweckung in Wales geraten war; denn beinahe ohne Ausnahme hat sich in jedem Land, wo neues Leben durchbrach, nach kurzer Zeit ein verführerischer Geist mit dem wahren vermengt. Und ebenso wurde beinahe ohne Ausnahme das Unechte mit dem Echten zusammen angenommen, weil die Gläubigen die Möglichkeit derartiger konkurrierender Einflüs¬se nicht ahnten.«

Auch ist von keiner noch so falschen Religion bekannt, daß sie nicht Heilung in irgendeiner Form in ihrem Angebot hätte. Zurecht beklagt Peter May:

»Die Betonung, die gegenwärtig auf Heilungen gelegt wird, wirkt neurotisierend. Das Äußere, das Sichtbare und das Zeitliche werden in den Mittelpunkt gerückt, während das Innere, das Unsichtbare und das Ewige vernachlässigt werden. Hier werden wir vom positiven Wert des Leidens abgelenkt… Hinzu kommt, daß der, dem es um Zeichen und Wunder geht, das Sofortige und das Spektakuläre in den Mittelpunkt rückt und die Pflege der chronisch Kranken vernachlässigt. Diese Einseitigkeit läßt falsche Erwartungen bezüglich der Gesundheit und des Wesens der Erlösung aufkommen und untergräbt die Heilsgewissheit derer, die nicht geheilt werden. Im Blick auf die geistliche Gesundheit der Kirche sind diese Fakten von erheblicher Bedeutung.«

Ermutigt die Bibel zu Wunderberichten?

In der Bibel wird uns davon berichtet, wie jemand aus dem Totenreich missionieren wollte. Seine Absichten waren echt und gut gemeint. Es handelt sich um den reichen Mann, der in Lukas 16, die Verse 19 31 erwähnt wird. Er möchte einen Toten, nämlich Lazarus, auferstehen lassen, um seine fünf Brüder zu warnen. Bei solch einem Wunder, so meint er, würden die Menschen nicht mehr zweifeln können und Buße tun.

Er bekommt zur Antwort: »Sie haben Mose und die Prophe¬ten, mögen sie die hören«.

Doch dies ist dem reichen Mann eindeutig zu wenig, und aus dem Totenreich kommt das Nein gegenüber dem Worte Gottes: >Nein, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, werden sie Buße tun.<  Sein Vorschlag lautete, nun mit anderen Worten: Die Bibel ist gut, aber das Wort genügt nicht. Wir brauchen Zeichen, Wunder, Heilungen, Visionen, Totenauferweckungen usw., dann wird wirklich etwas für das Reich Gottes geschehen. Dann wird es atemberaubendes Gemeindewachstum geben. Dann werden die Menschen glauben und sich bekehren.

Doch dies war buchstäblich ein Vorschlag von unten, aus dem Totenreich. Und weil dieses Totenreich (der Machtbereich Satans) sich leider immer mehr in den letzten Tagen ausweitet (Offb 6,8), deswegen wachsen parallel damit die Vorschläge und Rufe nach großen Zeichen und mächtigen Taten. Man belegt aber damit nur, daß man auch aus einer fremden Quelle getrunken hat.

Der oben erwähnte Cameron Peddie schrieb schon über die damalige (während des Krieges) Situation in England: »Wenn unsere Pfarrer wüssten, wie viele aus ihrer Gemein¬de spiritualistische Medien aufsuchen, um sich von ihnen den Heilungsdienst erweisen zu lassen, wären sie be¬stürzt.«

Wen nimmt es da wunder, daß in England fast alle evangelikalen Kreise von der charismatischen Bewegung durchsäuert sind? Dort gibt es kaum noch Berührungsäng¬ste zwischen diesen Gruppen. Insofern muß man leider feststellen, daß die Geistheiler sowohl in der Welt wie auch fromm getarnt innerhalb der Gemeinde große Erfolge verzeichnen.

Diese Beziehung Totenreich und »Evangelisation mit Zeichen und Wundern« ist bei Benny Hinn, dem neuen Stern am amerikanischen »christlichen Fernsehhimmel« nicht einmal mehr getarnt. In einer Predigt vom 7. April 1991 offenbarte er, daß er das Grab von Amerikas berühmter Pfingstpredigerin, Aimee McPherson, Begründerin der einflussreichen »Foursquare Gospel Church«, besuchte:

»Ich fühlte eine unglaubliche Salbung . . .! Ich zitterte am ganzen Leib . . . zitterte unter der Kraft Gottes . . . >Lieber Gott<, sagte ich, >ich fühle die Salbung.< . . . Ich glaube, die Salbung verweilte über dem Körper von Aimee.«

Der reiche Mann muß jedenfalls zur Kenntnis nehmen, daß nicht ein Wunder die Menschen überführt, sondern das Wort Gottes: »Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde (Luk 16,31).«

Ist alle Heilung göttlich?

Walter Hollenweger ist entscheidender Bahnbrecher für die Pfingst  und charismatische Bewegung gewesen. Sein Buch »Enthusiastisches Christentum« hat wesentlich zur gesamtkirchlichen Anerkennung dieser Strömungen beige¬tragen.

Er verschleiert nicht einmal mehr diesen sich abzeichnen¬den Sachverhalt der Geistesverwandtschaft zwischen den Geistheilern und den Heilungsevangelisten. In seinem Referat über »Heilung« auf der »Konferenz über pfingstliche und charismatische Forschung« erklärt Prof. Walter Hollenweger ganz offen:

»>Alle Heilung kommt von Gott<, betonte Hollenweger und wollte keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Gabe der Heilung etwa bei den Geistheilem in der 3. Welt und der christlichen Heilungsgabe feststellen. Entscheidend sei der Kontext, in dem die Gabe ausgeübt werde.«

Auch in einem weiteren Bereich zeigt sich diese Geistes-Verwandtschaft. Es ist üblich, bei den Heilungsversammlungen mit John Wimber, Wolfram Kopfermann oder ande¬ren, daß die Hände auf die kranken Stellen gelegt werden, soweit es der Takt erlaubt. Biblisch ist dafür kaum ein Vorbild zu finden, besonders nicht bei dem Dienst der Jünger Jesu bzw. seiner Apostel. Jedoch einer der Ersten, wenn nicht der Erste überhaupt, der lehrte, daß man dem Patienten wohlwollend die Hände auf die kranke Stelle legen und dadurch, bei freundlichem Anblicken des Kran¬ken, Lebenskraft übertragen soll, war Franz Mesmer. Franz Mesmer aber ist der Begründer des sogenannten animali¬schen Magnetismus und Bahnbrecher des Spiritismus.

Ein magisches Denken verlangt immer einen Berührungs¬punkt, besonders den direkten Kontakt mit der erkrankten Stelle. Durch diesen sichtbaren Kontakt wird ein Wirken oder Hindurchströmen der Heilungskraft erwartet. Man wandelt nicht im Glauben, sondern im »berührenden« Schauen.

Kenneth Hagin, führender Wunderheiler der in Amerika zunehmend populärer werdenden Heilungsbewegung » faith movement«, spricht es ganz offen aus:

»Ich lege Hände auf durch Anleitung des Hauptes der Ge¬meinde, Jesus Christus, und im Gehorsam gegenüber dem Gesetz der Berührung und Übertragung. Der Kontakt meiner Hände überträgt die Heilungskraft Gottes … Da ist sie! … Sie wird euch alle heilen, wenn ihr es mit Glauben vermischt …«

Ähnlich formuliert es John Wimber bzw. seine Frau Carol: »Wir hatten noch nicht erkannt, daß man das, was Gott einem selbst gibt, durch Handauflegung einem anderen weitergeben kann.«

Hier ist der Heiler auch magischer Mittler. Mag er auch noch so oft zur Beschwichtigung leichtgläubiger Gemüter behaupten, nicht er könne heilen, sondern nur allein Jesus, so ändert dies nichts daran, daß er tatsächlich das Medium eines verführerischen Geistes ist, der durch ihn heilt und eben jenen Kontakt benötigt.

Der Sog der Verführung

Ergibt sich bei den angeführten Fakten nicht fast unausweichlich die Schlussfolgerung, daß diese Zeichen und Wunder in den Bereich der für die Endzeit angekündigten Verführungen fallen (2 Thess 2,9)? Daß diese Verführungen in den letzten Tagen besonders erfolgreich sein werden, hat uns das Neue Testament vorausgesagt (Mt 24,11 u. a.).

In eindrücklicher Weise führt Dr. Gerhard Maier in seinem Kommentar zu Matthäus, Kap. 24, aus:

»Es fällt auf, daß Jesus die Warnung vor den Verführern an die Spitze stellt. Verführung ist für die Gemeinde gefährlicher als Verfolgung. Verfolgung eint die Gemeinde, Verführung spaltet sie. Verfolgung läßt das Echte hervortreten, Verführung das Unechte triumphieren … Aber was ist das Furchtbarste in jener Zeit? Körperliche Leiden? Nein. Katastrophen und Kriege? Nein. Verfolgung? Nein. V. 23 27 geben die Antwort. Es ist die Verführung … Von daher versteht man, wie notwendig der Kampf gegen die Irrlehre ist.«

Dies erinnert an die Ermahnung, von der wir im Judasbrief lesen, »daß wir nämlich für den Glauben kämpfen sollen, der ein für allemal den Heiligen übergeben ist« (V. 3).

So möchte ich das ermahnende Wort von Wilhelm Busch, das er damals in Zusammenhang mit dem Wunderwirken des deutschen Heilungsevangelisten Hermann Zaiß aussprach, wiederholen:

»Der Teufel kann sich verstellen in einen Engel des Lichts, wie die Bibel sagt. Es kann also geschehen, daß eine Bewegung den Namen >Jesus< rühmt und doch einen >fremden< Geist, ein fremdes Feuer (3 Mose 10) hat … Wunder beweisen nichts. Denn nach Offenbarung 13,13 tut auch der Geist aus dem Abgrund Wunder … Nein! Mit diesem Geist wollen wir nichts zu tun haben … Unser Herz schreit nach Erweckung. Aber nicht auf diesem Wege der alten, wieder neu aufgelegten Pfingstbewegung. Nein! Auf diesem Wege nicht!«

 Zeichen und Wunder

Abschließend soll noch auf folgendes hingewiesen werden: Bei den heutigen Manifestationen von Zeichen und Wundern beruft man sich in der Regel auf die Apostelgeschichte. Man behauptet, weil Gott heute noch derselbe ist, deswegen geschehen auch in unserer Zeit diese übernatürlichen Machterweise.

Selbstverständlich kann der lebendige und allmächtige Gott übernatürlich wirken und eingreifen, wie und wann es Ihm gefällt. Doch es ist zunächst festzustellen, daß in den Abschnitten über die Wiederkunft Jesu die Begriffe »Zeichen und Wunder« nicht neutral oder gar positiv, sondern nur in Verbindung mit Verführung erwähnt werden. Daß unser Herr derselbe ist wie zu allen Zeiten, steht fest. Das bedeutet aber noch lange nicht, daß er auch heute noch genau so handelt.  Hebr 1,1: >Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den  Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn…<

Wir glauben der Heiligen Schrift aufs Wort, daß Gott die biblischen Wunder getan hat. Doch man kann feststellen, daß es im Laufe der Heilsgeschichte nur ganz bestimmte Zeitabschnitte gegeben hat, in denen göttliche Zeichen und Wunder ihre besondere Aufgabe hatten bzw. gehäuft auftraten. Für die Zeit der Urgemeinde z.B. gilt Hebr. 2,3 4: »Wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein solches Heil nicht achten, welches zuerst gepredigt ist durch den Herrn, bei uns bekräftigt durch die, die es gehört haben. Und Gott hat dazu Zeugnis gegeben mit Zeichen und Wundern und Taten und Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen.«

Nun ist bekannt, daß der Herr gewöhnlich auf zwei oder drei Zeugen hin eine Sache bekräftigte, und in den Versen 3 und 4 haben wir nun die drei Zeugen des neuen Bundes.

Der erste Zeuge ist unser Herr Jesus Christus, »zuerst gepredigt durch den Herrn«. Darauf folgen die Apostel, die Augen  und Ohrenzeugen, die das Wort bestätigen, denn es heißt, »bei uns bekräftigt durch die, die es gehört haben«. Als dritter Zeuge wird Gott selbst erwähnt, der sein Wort mit Zeichen und Wundern bekräftigte. Warum nun soll Gott heute noch so wirken, nachdem das Zeugnis vollgültig abgeschlossen ist? Wenn wir diese Verse näher betrachten, so stellen wir fest, daß das Prädikat des Hauptsatzes passiv ist und im Aorist des Indikativs steht. Also liegt hier eindeutig eine Vergangenheitsform vor. Der Schreiber des Hebräerbriefes redet damit zu seiner Zeit schon in der Vergangenheit. Wohl steht der V. 4 dann in der Gegenwartsform, dieser ist aber ein genetivus absolutus, somit zeitlich dem Prädikat des Hauptsatzes zu  und untergeordnet. Die Vergangenheitsform in diesen Versen des Hebräerbriefes gibt uns eine Erklärung dafür, daß Gott zur Zeit Jesu und zu Beginn der Gemeindezeit so zeichenhaft handelte und wirkte. Wenn wir uns beispielsweise das Gerichtshandeln Gottes bei Ananias und Saphira in Erinnerung rufen (Apg 5), so ist offensichtlich, daß dies nicht die normale Form der Bestrafung von Sünde bei Gläubigen seitens des Herrn heute ist! Die Verse Markus 16,17 20b, die oft von Irrströmungen oder anderen sektiererischen Gruppen (Mor¬monen, Christliche Wissenschaft etc.) zitiert werden, münden ebenfalls zeitlich – jedenfalls in ihrem Zeichencharakter – in die Darlegung von Hebr 2,3 4 ein.

Wir müssen uns nun folgendes vor Augen halten: Genau die gleichen Begriffe von Hebr 2,4   nämlich Zeichen (semeion), Wunder (teras) und Krafttaten (dynamis)   die nur in fünf Bibelstellen als gemeinsamer Ausdruck vorkommen, finden wir, wenn auch in anderer Reihenfolge, in 2 Thess 2,9 wieder. Dort werden ja, wie bereits ausgeführt, die Wiederkunft Jesu und die unmittelbar vorausgehenden Ereignisse geschildert. Somit werden diese Zeichen, Wunder und Krafttaten, die zu Beginn der Gemeindezeit da waren, nochmals auftreten, aber mit anderem Vorzeichen. Und hier erfüllt die Charismatische Bewegung in gewisser Hinsicht Gottes Wort. Hätte man noch nie von solchen Strömungen gehört, müßte man allein schon aufgrund der biblischen Prophetie annehmen, daß genau so etwas kommen und sich ausbreiten muß. Doch ist diesmal die Quelle nicht aus Gott, sondern, wie der 9. Vers aus 2 Thess 2 unzweideutig sagt, aus Satan. Das zeigt auch die Geschichte der Pfingst  und Charismatischen Bewegung ziemlich deutlich. Wenn man auf den ersten Blick vielleicht versucht, im positiven Sinne an die Ereignisse der Urgemeinde zu denken   es werden ja auch dieselben Begriffe gebraucht  , so verbirgt sich doch etwas völlig anderes dahinter. Wenn nüchterne Seelsorger hinter die Kulissen dessen blicken, was sich zunächst so biblisch gebärdet, dann finden sie gewöhnlich eine okkulte Quelle. Wir haben bereits dargelegt, wie das einen guten Nährboden für das Verlangen nach Zeichen und Wundern und auch besonderen Charismen bedeutet.

Die Aussage von Hebr. 2,3 4 dürfte auch erklären, warum die Abschnitte der Bibel, die sich mit der Zeit vor der Wiederkunft Jesu befassen (was einigermaßen unseren Ta¬gen entspricht), die Begriffe Zeichen und Wunder, wie bereits kurz vermerkt, nur in Verbindung mit Verführung erwähnen.

So die oben erwähnte Stelle 2. Thess 2,9 10 oder Matth 24,24: »Sie werden so große Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden« oder Offb 13,14: »… und verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen.« Siehe auch Offb 16,14 und 19,20.

Aus diesem Blickwinkel erscheinen die in charismatischen Kreisen immer wieder »strapazierten« Passagen der Bibel, nämlich Apg 2,17 18 als angebliche heutige Erfüllung der Prophetie bei Joel oder Mark 16, 17 18 in einem neuen Licht. Es handelt sich hier um den Beginn der Gemeinde¬zeit. Für das Ende der Gnadenzeit aber, wie oben dargelegt, ergibt sich ein völlig anderes Bild.

Interessanterweise greift auch der bekannte englische Bibellehrer und weitgereiste Missionar Michael Griffiths diese Verse aus dem Hebräerbrief auf. Im Zusammenhang mit der Gabe des Wunderwirkens schreibt er:

Wir sollten beachten, daß die Stelle in Hebr 2,4 nahelegt, Zeichen, Wunder, Machttaten und Gaben eine besondere Beglaubigung des apostolischen Zeugnisses für die Worte des Herrn Jesu sind, wobei Paulus den Korinthern erklärt, daß >die Zeichen eines Apostels unter euch geschehen sind in aller Geduld, mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten<.  Ein starkes Argument kann davon abgeleitet werden, besonders wenn man Wunder mit Zeichen zur Bestätigung des Dienstes der ursprünglichen Apostel in Verbindung bringt, zu behaupten, daß die Gabe aufgehört habe … Lukas scheint absichtlich Beispiele ausgewählt zu haben, um die apostolischen Dienste von sowohl Petrus als auch Paulus zu beglaubigen. Gewiss ist in der Schrift als Ganzes das Wunderwirken im Alten Testament offenbar auf gewisse Perioden der Geschichte konzentriert, wie etwa der Auszug aus Ägypten und die Zeit von Elia und Elisa. Ähnlich kann argumentiert werden, daß wir erwarten können, daß der Dienst des Herrn Jesu und die Bekräftigung des apostolischen Zeugnisses solch eine Periode sein dürfte. Wir haben auch die relative Seltenheit der apostolischen Wunder wie das Auferwecken von Toten und die völlige Abwesenheit der Heilung von Aussatz und Blindheit (abgesehen von Paulus’ zeitweiliger Blindheit) registriert. Doch während wir einerseits den relativen Mangel von Wundern erkennen, sollten wir andererseits uns offen halten für die Möglichkeit solcher Wunder heute, besonders vielleicht in der primitiven Pioniersituation, wo die Notwendigkeit für eine gewisse Bestätigung des apostolischen Zeugnisses gegeben sein mag … Ich muß jedoch aber auch berichten, daß ich Missionare in besonders schwierigen und harten Gebieten gekannt habe, die speziell um die Gabe des Wunderwirkens gebetet hatten. Mir ist kein Fall bekannt, daß dieses Gebet jemals erhört worden ist.«

Erklärt dies womöglich auch, warum man bei genauerem Überprüfen von solchen Fällen, die bei einem Heilungsfeldzug angeblich gesund geworden sind, gewöhnlich große Enttäuschungen erlebt?

So wird von folgendem Untersuchungsergebnis berichtet:

Nach einem Heilungsfeldzug von Dr. Price in Vancouver wurden 350 Fälle von Heilungen proklamiert. Verschiedene Christen taten sich zusammen, um die Wahrheit dieser Behauptung zu überprüfen. Die Resultate waren: 39 Fälle starben innerhalb von sechs Monaten an der Krankheit, von der sie angeblich geheilt worden waren; fünf der Fälle wurden geisteskrank; bei 301 Fällen stellte sich nach sechs Monaten heraus, daß sie keinen Nutzen empfangen hatten; viele gaben dies unumwunden zu; von fünf wurde berichtet, daß sie tatsächlich geheilt waren, doch litten sie an psychosomatischen Beschwerden, die auf psychiatrische Behandlung ansprachen.

 Worauf es ankommt

Nüchternen Christen und Gemeinden wird heute oft der Vorwurf gemacht: Euch fehlt Vollmacht, euch fehlt Kraft, es ist doch bei euch nicht so, wie es nach der Bibel sein sollte! Wenn wir aufrichtig sind, müssen wir uns unter diesen Vorwurf beugen. Jeder, der von sich aus sagen würde, bei mir ist alles in Ordnung, müßte sich doch wohl wie ein Heuchler vorkommen. Aber die Alternative für echtes Glaubensleben ist keineswegs die Schnellmethode des Handauflegens, der eilige Empfang eines >zweiten Segens< durch Berührung, um die >Geistestaufe< zu erhalten, Erlebnisse zu haben und Gaben, Charismen und Erfahrungen zu bekommen. Das alles führt letzten Endes zur Selbsterhö¬hung. Der biblische Weg, zu mehr Geistesfrucht zu kom¬men, ist ein anderer. Es steht nur einmal in der Bibel, daß der Vater läuft, daß der Schöpfer seinem Geschöpf mit Riesenschritten entgegeneilt, nämlich in der Geschichte vom verlorenen Sohn. Hier haben wir den Fall, wo jemandem der Segen, die Fülle und Gnade Gottes in >Windeseile< zuteil wird. Pastor Wilhelm Busch stellte einmal die Frage: Wem läuft der Vater entgegen? Den Großen dieser Welt, den Frommen oder den Kirchenchristen? Auf unser Thema bezogen müßten wir die Frage erweitern: Oder den Menschen, die nach mehr Geistesgaben, nach einer >Geistestaufe< oder nach mehr Erlebnissen streben? Nein, sondern der Vater läuft dem Sünder entgegen, der um Gnade fleht: >Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir< (Luk 15,21). Wenn wir so vor unseren Herrn treten, erhalten wir >in Eile< die Gnade, den Segen, die Fülle und die Kraft Gottes. Das ist der Weg zum Herzen Gottes, der Weg zu mehr geistlicher Kraft: Buße! In den Sendschreiben werden sehr beklagenswerte Zustände dargestellt. Es kann tatsächlich Rückschritte im Glaubensleben geben. Aber keiner der Gemeinden wirft der Herr Jesus vor, daß sie die Geistestaufe nicht empfangen habe oder womöglich zu wenig Gaben besitze. Jedoch mahnt er fünfmal: Tue Buße!

Möge der Herr uns Gnade schenken, dass wir täglich den Weg des Kreuzes gehen, den Weg des Zerbruchs und des Gehorsams, und daraus immer neu die Gnade, den Segen und die Kraft Gottes empfangen dürfen, um auch in diesen letzten Tagen überwinden zu können und in aller Nüchternheit ein Leben zu führen, das zur Ehre Gottes gereicht und Segensspuren hinterlässt.


www.alexanderseibel.de

www.horst-koch.de

 




Esoterische Medizin (A.Mertensacker)

 

Adelgunde Mertensacker

 

ESOTERISCHE MEDIZIN VON A – Z

 

1. Spiritueller Hintergrund esoterischer Medizin

2. Esoterische Diagnose- und Heilverfahren

3. Esoterische Medizin im Urteil der Bibel

 

Einführung

Das aus dem Griechischen kommende Wort Esoterik bedeutete ursprünglich “okkultes Geheimwissen” eines “Innenkreises”, zu dem nur Eingeweihte Zugang hatten. Heute bezeichnet Esoterik eine Vielzahl anti-christlicher Heilslehren und Heilswege, die wie die Fänge einer Krake alle Lebensbereiche durchgreifen, vor allem die Medizin, die nach esoterischer Zielsetzung die Gesellschaft “transformieren”, umformen soll, d.h. über esoterische Therapien sollen die Menschen “esoterisiert”, an ein esoterisches Lebensgefühl gewöhnt und abhängig gemacht werden.

Die esoterische Medizin umfaßt ein Sammelsurium exzentrischer und heidnischer Diagnose- und Therapieverfahren, die sich von der “Schulmedizin”, der an Hochschulen gelehrten “wissenschaftlichen Medizin“, abgrenzen als “alternativ”, “komplementär”, “naturheilkundliche” oder “ganzheitliche” Heilverfahren.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts geht die Schulmedizin davon aus, daß Krankheiten natürliche körperliche und psychische Ursachen haben, die mit wissenschaftlichen Methoden erforscht und behandelt werden können. Diese Theorie hat sich weltweit durchgesetzt und u.a. bewirkt, daß die durchschnittliche Lebenserwartung von 30 auf 80 Jahre gestiegen ist.

Die Ärzte vor Beginn des 19. Jahrhunderts waren alle sog. Naturärzte. Sie hatten im Vergleich zur wissenschaftlichen Medizin nur mäßige Erfolge.

Esoterische Medizin nimmt für sich in Anspruch, “natürlich”, “sanft”, “ganzheitlich”, “altehrwürdig”, “ohne Nebenwirkungen” und deshalb “gesund” zu sein. Die Schulmedizin dagegen sei “chemisch”, “reine Symptombehandlung”, “widernatürlich” und deshalb “schädlich”. “Zurück zur Natur!” ist die Devise. Diese Parolen werden von allen Medien propagiert, von Fernsehen, Rundfunk, Presse, ja sogar von Fachzeitschriften für Apotheker und Ärzte. Ihr Ansatz sind die Defizite und Grenzen der Schulmedizin, die keineswegs perfekt und ohne Probleme ist.

Die “alte Heilkunde”, auf die sich Esoteriker beziehen, ist Erfahrungsmedizin.
Sie wurde von Generation zu Generation weitergegeben, ohne kritisch oder wissenschaftlich auf ihre Wirkungen, Nebenwirkungen, Nützlichkeit oder Gefährlichkeit überprüft worden zu sein. Als “Jahrtausende alt” werden Diagnosen und Therapien vorgestellt, die vornehmlich von heidnischen, vor allem fernöstlichen Irrlehren und Religionen (China, Tibet, Japan, Indien) inspiriert sind.

Unter “ganzheitlich” verstehen Esoteriker die “harmonische Verbindung von Gegensätzen” wie Ratio (Vernunft) und Intuition (gefühlsmäßiges Erkennen), Geistiges und Materielles, Mensch und Kosmos usw.
Die Begriffe “gesund” und “natürlich” werden unreflektiert gebraucht, d.h. sie sind nicht einheitlich definiert.

Wissenschaftliche Überprüfungen von “Naturheilmitteln” beweisen, daß diese keineswegs harmlos oder ohne Nebenwirkungen sind, daß sie unwirksam sein können oder nur in bestimmten Konzentrationen wirken, daß sie gesundheitsschädlich, ja sogar hochgiftig sein können.
“Chemische Medikamente”, die Arzneimittel der wissenschaftlichen Medizin, unterliegen dagegen in der Regel strenger klinischer Kontrolle, die wirksame und unwirksame, nützliche von schädlichen trennt. Zur Entwicklung eines neuen Medikamentes benötigen die Pharmakonzerne durchschnittlich 10 Jahre.

Die esoterische Medizin entzieht sich ausdrücklich jeder wissenschaftlichen Überprüfung. Sie will “Erfahrungsmedizin” sein und ist damit offen für subjektive Urteile, für Betrug, Scharlatanerie und Irreführung.
Esoterische Heilverfahren sind auch keineswegs ohne Nebenwirkungen. Sie können schwere gesundheitliche Risiken bedeuten und körperliche, geistige, vor allem aber seelische Schäden bewirken.

Renommierte Heilpraktikerschulen wie z.B. die “Paracelsusschulen für Naturheilverfahren”, die “offiziellen Ausbildungsstätten des Verbandes Freier Heilpraktiker und Naturärzte” – inzwischen in allen größeren Städten zu finden – bilden angehende Heilpraktiker in folgenden “Naturheilverfahren” aus:

Astrotherapie, Ayurveda, Akupunktur, Traditionelle Chinesische Medizin, Magnetismus und Bioenergie, Irisdiagnose, Yoga, Feng Shui, Qi Gong, Kinesiotherapie, Schamanismus und anderen esoterischen “Heilverfahren”.

Der weltanschauliche Hintergrund esoterischer Heiler ist gekennzeichnet von Auswahl-Spiritualität und synkretistischer Vermischung antichristlicher und christlicher Elemente.

Esoterische Medizin umfaßt vor allem drei Grundüberzeugung:

1. Der Mensch kann die Grenzen seines normalen Bewußtseins  übersteigen und durch außergewöhnliche Erfahrungen höhere Einsichten und durch Einweihung (Initiation) oder bestimmte Techniken Gesundheit erlangen.
2. Der Mensch kann sein Glück nur in Harmonie mit der Natur und dem Kosmos erfahren.
3. Mit einem “Astralleib” umkleidet, der “feinstoffliche Heilkraft” sammelt, ist der Mensch unsterblich und kann sich in einer Reihe von Re-Inkarnationen (Wiederverkörperungen) vergöttlichen.

Esoterische und christliche Heilslehre sind unvereinbar:

Die Irrlehre von der “kosmischen Energie”, die alles durchflute, tritt an gegen den dreieinigen persönlichen GOTT;
die Irrlehre von der Wiederverkörperung
gegen Auferstehung und Gericht;
die “Selbsterlösungslehre” gegen die Erlösung durch JESUS CHRISTUS;
die Selbstvergöttlichung gegen die Geschöpflichkeit des Menschen und seine Abhängigkeit von GOTT, seinem Schöpfer;
die ethische Verantwortung vor dem “kosmischen Gesetz” gegen die verbindliche Weisung der göttlichen Gebote;
das “Abtragen von Karma” gegen Reue, Buße und Vergebung durch GOTT.

Der von Esoterikern verkündete “Jesus Christus” ist nicht der Sohn GOTTES, sondern ein falscher Messias, ein “universaler Christus”, “die größte, je auf diesem Planeten inkarnierte Seele”, “Sonnengeist” oder ein anderer Name für “Heil-Energie”.

Das kleine Lexikon “Esoterische Medizin von A – Z” will auf Gefahren aufmerksam machen, in die sich Hilfesuchende begeben, wenn sie sich esoterisch ausgerichteten Heilern, Heilpraktikern, Psychologen, Psychotherapeuten, sog. “Naturärzten” und Schulmedizinern anvertrauen.
Um esoterisch ausgerichtete Therapien beurteilen zu können, ist ein Grundwissen ihres spirituellen Hintergrundes aus Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus, Schintoismus, Schamanismus, Spiritismus, Magie, Hexerei und der Heilungsbewegungen unumgänglich.

 

1. Der spirituelle Hintergrund esoterischer Medizin

Der Hinduismus

Der Hinduismus ist eine der ältesten Religionen. Er hat im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen von Glaubensvorstellungen und religiösen Praktiken erfahren und begreift sich selbst als “ein großer Ozean”, der ohne Probleme auch fremde Glaubensinhalte aufzunehmen vermag.

“Hindu” (persisch) heißt “Inder”. “Hinduismus” bezeichnet seit dem 13. Jahrhundert n.Chr. die “Religion der Inder”. Sie selbst nennen ihre religiösen Vorstellungen “Sanatana Dharma”, das heißt “ewige Lehre” oder “ewiges Gesetz”. Grundgelegt wurde der Hinduismus durch die “Veden”, das sind Textsammlungen, die in der Zeit zwischen 1500 bis 900 vor Chr. verfaßt worden sind. “Veda” heißt “heiliges Wissen”.

Zwischen 1000 bis 500 v. Chr. wurden den Veden die “Brahmanas”, Texte der Brahmanen, hinzugefügt. Der Brahmanismus betont das Opferritual, um aus dem Kreislauf der Wiedergeburten erlöst zu werden. Da die Priester (Brahmanen) unbeschränkte Macht besaßen, wurden sie von den Upanishaden bekämpft. Die bis 200 vor CHR. niedergeschriebenen philosophischen Texte, die “Upanishaden”, lehren die Erlösung durch Erkenntnis und die Verneinung der Welt und des Lebens im Gegensatz zu den Veden, die beides bejahen.

Bei aller Vielgestalt des Hinduismus lassen sich doch allen Hindus gemeinsame Glaubensvorstellungen darstellen:
Als Grundlagen ihres Glaubens anerkennen alle Hindus die Veden, das ewige, das ganze Weltall beherrschende Gesetz Dharma, die Gefangenschaft im Kreislauf der Wiedergeburten und als Ziel aller religiösen Bemühungen die Vereinigung von kosmischem Brahman (Ur-sein) und individuellem Sein, dem Atman.
Nach hinduistischer Vorstellung wird jede menschliche Seele nach dem Tod wiedergeboren und zwar – je nach Karma – im Körper einer Pflanze, eines Tieres, eines Menschen oder eines Gottes.

Karma bedeutet “Taten” oder “Werke”. Die “Taten” bestimmen das zukünftige Leben. Wer ein gutes Leben geführt hat, wird in einem “besseren Leib” wiedergeboren. Wer ein “ruchloses Leben” geführt hat, wird “den Körper eines Hundes oder Schweines betreten” (Upanishaden-Text).

Der Mensch ist nicht einem blinden Schicksal unterworfen, sondern hat die Gestaltung zukünftiger Leben selbst in der Hand. Er bestimmt sein Karma und damit die Kaste, in der er leben wird, mit ihren je eigenen kultischen und sozialen Vorschriften. Letztes Ziel aller Hindus ist die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, die sie als Auflösung des individuellen Seins verstehen, als Zustand des Nirvana, des “Nicht Seins” im kosmischen Ur-sein, dem Brahman. Die Auflösung des individuellen Seins im Nirvana kann auf drei Wegen erreicht werden:

Der “Weg der Werke” ist der älteste hinduistische Heilsweg nach der Weisung der Veden.
Der “Weg der Erkenntnis”, gelehrt von Yogi und Swamis (erleuchtete Meister), bewahrt den Menschen vor falscher Lebensweise und führt über die Meditation (Yoga) zur Auflösung.

Der 3. Weg, der “Weg der Hingabe”, ist die Verehrung einer bestimmten Gottheit, die Erlösung verspricht, wenn ihr Name ständig wiederholt wird. Diese Übung des “Mantra” versetzt den Menschen in einen Zustand der Glückseligkeit, der Trance, die an körperlichen Erscheinungen gemessen werden kann.

Unter den zahlreichen von den Hindus verehrten Göttern sind drei von besonderer Bedeutung: Brahma, der Schöpfer “Gott”, meist mit vier Gesichtern dargestellt; Vishnu (auch in der Erscheinungsform des Krishna), der Bewahrer des ewigen Gesetzes, Retter und Erlöser, oft auf einer Schlange sitzend dargestellt, und Shiva, der Segnende und Zerstörer zugleich, dargestellt mit einem Halbmond in seinen Haaren.

Götter, Geister und Dämonen werden durch Opfer- und Zauberriten beschworen und in Tempeln, Bildern und Symbolen verehrt. Der indische Volks Hinduismus kennt eine Unzahl von Göttern und verehrt neben ihnen auch Menschen, Tiere, Pflanzen, das Feuer, die Erde und das Wasser der heiligen Flüsse Ganges und Indus. Als synkretistisches Religionsgemenge erlaubt der Hinduismus dem einzelnen Hindu sowohl den Polytheismus als auch den Monotheismus, den Pantheismus und Atheismus.

Große Bedeutung haben neben den “Priestern”, die aus der Kaste der Brahmanen kommen, die “Gurus”, geistliche Führer, die nach hinduistischer Vorstellung bereits erlöst sind und deshalb den Weg zur Erlösung am besten weisen können, die Sadhus, auch Fakire genannt, und die Yogi, Mönche, die in Klostergemeinschaften oder Einsiedeleien leben.  –  Wie die Buddhisten sind auch die Hindus in den westlichen Ländern aktiv missionarisch tätig. Der größte Hindu-Tempel Europas wurde in Hamm (Westfalen) gebaut.

In der esoterischen Medizin nimmt der Hinduismus vor allem in der Transzendentalen Meditation, beim Yoga und im Ayurveda einen festen Platz ein. Daneben sind zahlreiche Heilverfahren von hinduistischen Irrlehren inspiriert und durchsetzt.

Buddhismus

Der Gründer des Buddhismus, Prinz Siddharta Gautama (um 557 – 477 v. Chr.) lebte in Indien (heute Nepal).Weil er unter der hinduistisch brahmanischen Lehre vom Karma und dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) litt, verließ er mit 29 Jahren Frau und Kind und suchte die Einsamkeit auf, um Erlösung aus dem Samsara zu finden. In der “Nacht der Erleuchtung” wurde ihm die Antwort geoffenbart, die er als Buddha (der Erwachte, der Erleuchtete) verkündete:

Das gesamte irdische Leben bringe Leid: Geburt, Tod, Alter, Liebe, Haß und Hoffnung. Ursache des Leides sei die “Anhaftung an die Welt”. Die Erlösung bestehe im absoluten Gleichmut, in der Überwindung aller positiven und negativen Leidenschaften und der Unwissenheit. Zu diesem Ziel führe der sog. Achtfache Pfad: Die Erkenntnis der “Vier edlen Wahrheiten”, d.h. die Erkenntnis der Vergänglichkeit und Leere, die rechte Moral: Wohlwollen und Güte und die rechte Meditation.

Vor allem in der Meditation müsse der Mensch die Nichtigkeit seines Lebens erkennen und durch Askese seinen Willen zum Leben und sein Ich Bewußtsein ersticken, sich selber also vernichten, um in die ewige Ruhe des Nirvana eingehen zu können, in das unpersönliche All.

Seit seiner Frühzeit hat der Buddhismus zahlreiche Veränderungen erfahren, wurde von den Buddha-Jüngern entweder als Lehre verstanden (Ceylon, Birma, Siam) oder als Kult, der Buddha vergöttlicht, ihm Tempel baut, in Figuren darstellt und in zahlreichen Kulten anbetet. In Indien wurde der Buddhismus mit dem Hinduismus gemischt, in China mit dem Taoismus, Konfuzianismus und den alten Naturreligionen, in Japan mit dem Shintoismus und in anderen asiatischen Ländern mit den jeweiligen polytheistischen Volksreligionen.  –  Im 1. Jahrhundert n. Chr. zerfiel der Buddhismus in die beiden großen Gruppen des Hinayana (Kleines Fahrzeug) und des Mahayana (Großes Fahrzeug).

Der Mahayana Buddhismus verehrt zahlreiche Götter und glaubt an die Wiedergeburt auch der Bodhisathvas, der Vollendeten, die als Erlöser die Massen zu belehren haben (China, Korea, Japan).
Im Westen wurde durch den Dalai Lama der tibetische oder “tantrische” Buddhismus (Lamaismus) verbreitet. Dieser verspricht seinen Anhängern, Erleuchtung in einem einzigen Leben erlangen und damit aus dem Kreislauf der Wiedergeburten aussteigen zu können.

Was der Buddhismus lehrt, ist nicht Licht, sondern Finsternis, Verachtung der Welt und Verneinung des Lebens. Christentum und Buddhismus sind durch eine unüberwindbare Kluft getrennt:
Der Buddhist kennt den persönlichen GOTT nicht, den Schöpfer Himmels und der Erde, er kennt die göttliche Offenbarung nicht, den göttlichen Erlöser nicht und nicht die Glaubenswahrheiten, die dem Menschen von GOTT zur Entscheidung vorgelegt sind, damit er mit ihrer Bejahung und Befolgung das höchste Ziel erreicht: Das ewige Leben in der Gemeinschaft mit GOTT.
Für den Buddhisten ist das Nichts Basis aller Existenz. Für den Christen ist es das Sein.
Der Buddhist hat kein Verständnis für die grundlegenden christlichen Begriffe wie Seele, Gewissen, gut und böse, Sünde und Gnade.

Esoterische Heiler mischen buddhistische Elemente in ihre Heilverfahren: Die Irrlehre von der Wiedergeburt, der Selbsterlösung und die Erleuchtung   das Buddha Erlebnis   als erstrebenswertes “heilbringendes” Ziel.

Die Missionsarbeit der Buddhisten, der Personenkult um den Dalai Lama und mangelndes Glaubenswissen haben das Denken vieler Christen von Grund auf verändert.

Taoismus

Taoismus ist die Lehre Laotses vom rechten Weg des Menschen nach dem ewigen Naturgesetz, dem Tao.
Li Bej jang – mit dem Ehrentitel Lao tse – lebte zwischen 570 und 490 vor Chr. in China. Seine Lehre schrieb er nieder im Dau dej djing, dem Buch “vom Weltgrund und der Tugend”. Dau ist gleichbedeutend mit Tao und bezeichnet das Urwesen, das Weltgesetz, Ausgang, Weg und Ziel allen Weltgeschehens, nicht wahrnehmbar, weil “ätherhaft” beschaffen.

Nachdem sich der Taoismus mit Zauberei, Wahrsagerei, Alchemie und Astrologie verband, wurden in ihm seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. auch zahlreiche Götzen verehrt.

Bis heute ist die Volksreligion Chinas ein Gemisch von alten religiösen Vorstellungen, verbunden mit Schintoismus, Taoismus, Konfuzianismus und Buddhismus, die zugleich spirituelle Grundlage der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sind.

Konfuzianismus

Konfuzianismus ist die Lehre des Kung fu tse = Meister K’ung, der als Zeitgenosse Lao tses von 551 – 479 v. Chr. in China gelebt hat.
Nach Konfuzius (latinisiert) ist das All mit sämtlichen Einzelerscheinungen von der Kraft Tao durchdrungen. K’ung lehrte:
Der Mensch ist von Natur aus gut. Wenn er durch seine Leidenschaften oder Verführungen verdorben worden ist, kann ihn die Pflege des “tao” wieder auf den rechten Weg zurückführen.

Konfutse fordert Unterordnung und Harmonie mit den kosmischen Gesetzen, deren Ordnung abhängig ist von der Erfüllung täglicher Pflichten. Übeltäter stören die kosmische Ordnung. Ziel der Menschheit ist “das goldene Zeitalter”, in dem alle Menschen Tschung Yung, die “richtige Mitte” leben, d.h. in Harmonie mit dem Kosmos und untereinander.

Später verschmolz der Konfuzianismus mit der alt chinesischen Vorstellung, alle Naturvorgänge ließen sich aus dem Zusammenwirken der beiden kosmischen Kräfte Yang und Yin erklären. Yang sei die männliche Kraft der Helligkeit, Wärme, Trockenheit und Höhe, Yin die weibliche Kraft der Dunkelheit, Kälte, Nässe und Tiefe.
Die Irrlehre von Yang und Yin ist wesentliches Element zahlreicher esoterischer Heilverfahren.

Schintoismus

Das japanische Wort Schin-to bedeutet “Weg der Ahnen” und “Weg der Götter”. Diesen Weg als Vorbild zu gehen, ist das Ideal der Schintoisten. Sie verbinden Ahnen, Götter, Natur- und Heldenkult. Die Schintoisten kennen 800 Myriaden Götter. Alles ist von ihnen bewohnt und wird verehrt, selbst triviale Gebrauchsgegenstände des Alltags von der Nähnadel bis zum Abort. Neben den Berg-, Fluß-, Erd-, Berufs-, Tier-, Pflanzen- und anderen Göttern kennen die Schintoisten harmlose und böse Geister. Menschen, die Großes für ihr Volk getan haben, Nationalhelden, Kriegshelden, Rebellen können in die Welt der Götter aufsteigen, ebenso Schamanen und “Heiler”.

Schamanen heilen Krankheiten durch besondere Reinigungsrituale, da jede Krankheit als Folge böser Taten gedeutet wird. Als “Heiler” bringen sie die göttliche Lebenskraft zurück, die nicht mehr wirken kann, wenn Sünden den Spiegel der Seele wie Staub bedecken, durch den die Strahlen der “göttlichen” Sonne nicht mehr dringen können.

Schamanen rufen, gestützt von Trommeln und Glocken, die Seelen der Ahnen herbei, sagen die Zukunft voraus und setzen bei ihren Ritualen Farben ein:
Rot als Farbe der Harmonie und der Priester. Weiß bedeutet Ekstase und Vereinigung mit den Schutzgöttern, gelb schöpferische Kraft. Blau ist die Farbe der Lebenskraft, und schwarz symbolisiert den Ur-Anfang und das Paradies. Schintoisten fühlen sich Pflanzen und Tieren verwandt. Mit ihnen suchen sie Harmonie und mystische Verbindung. Den Ahnen bauen sie Opferaltäre, Schreine und Tempel. Familien  und Sippen Ahnen werden um Hilfe und um Vergebung der Sünden angerufen.

Göttliche Verehrung wird auch dem Kaiser erwiesen, der als Nachkomme der Sonnengöttin gilt. Er ist “Mikado” = die hohe Pforte, “Himmelskönig” oder “Tenno” = Himmelsherr. Der Kaiserpalast und die Kaisergräber gelten als Heiligtümer.

In den Göttertempeln werden die als anwesend gedachten Götter unter Symbolen dargestellt: Spiegel, Schwerter, grüne Zweige u.a. Ihnen werden von den “Kanuschi”, den Götterbeamten, in langwährenden Zeremonien vor allem Geld und Nahrungsmittel als Opfer dargebracht.
Seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. wurde der Schintoismus gemischt mit buddhistischer und taoistischer Spiritualität. Bis heute gehören die meisten Japaner mehreren Religionsgemeinschaften gleichzeitig an.
Schintoistische Elemente finden sich vor allem in schamanischen und magischen Heilverfahren.

Schamanismus

Der Schamanismus ist keine Religion, sondern ein Geisterkult. Schamanismus beruht auf der Erfahrung, daß von Geistern in Besitz genommene Menschen paranormale Erkenntnisse und Fähigkeiten zeigen und in ekstatischen Zuständen (Trance) Geister in ihren Dienst zu stellen vermögen.

In heidnischen Kulturen nehmen Schamanen (Männer und Frauen) von der Frühzeit an als Mittler zwischen Menschen und Geistern eine zentrale Stellung ein. Sie haben vor allem die Aufgabe, Krankheiten zu heilen, die – so der Glaube – von bösen Geistern bewirkt worden sind, nachdem sie die Seele des Patienten in Besitz genommen haben. Schamanen versuchen als “Geistheiler” die Seele des Kranken in den Körper zurückzuführen   durch Verhandeln mit den Geistern, durch List und Versprechen von Opfergaben, oder die Krankheitsgeister aus dem Körper zu vertreiben und zu bannen.

Schamanen werden “berufen” und “eingeweiht”:

In der Regel zeigt sich schon in der Kindheit, ob jemand zum Schamanismus berufen ist. Er leidet unter der sog. Schamanenkrankheit: Fieberanfälle, ekstatisches Tanzen bis zur Erschöpfung, Visionen von Quälgeistern in Tiergestalt, unartikulierte Schreie und andere Merkmale bzw. Symptome, wie sie auch bei Besessenen beobachtet werden.

In tiefer Bewußtlosigkeit (Trance), Bewegungslosigkeit oder Starre erlebt der Berufene seine Entführung in die Unterwelt, wo sein Körper in grausamster Weise zerstückelt, neu zusammengesetzt und mit “neuen Augen” ausgestattet wird. Der Schamane vermag mehr und anders zu sehen als der gewöhnliche Mensch.

Sobald der Berufene erwacht, folgt eine mehrjährige Ausbildung bei einem erfahrenen Schamanen und durch Geister, die sich als “Herren” von Pflanzen und Tieren vorstellen und die Unterscheidung verschiedener Krankheitsgeister, d.h. Diagnose  und Heilverfahren lehren.

Bei der Einweihung (Initiation) geschehen die Übertragung der Heilkraft und anderer paranormaler Fähigkeiten und die “Possession”, die Inbesitznahme des Schamanen durch seinen “Schutz  oder Heilgeist”, der sich eines oder mehrerer Hilfsgeister bedienen kann.

Nach der Initiation wird der Schamane als Doppelnatur verehrt und geachtet, halb Mensch, halb Geist und ausgestattet mit Fähigkeiten, wie sie bei Besessenen beobachtet werden: Hellsehen, Vorausschau und Rückschau in die Vergangenheit, Telepathie, Visionen, übermenschliche Kräfte und wunderbare Heilfähigkeit.

Schamanen beherrschen die “kontrollierte Ekstase”, d.h. sie können die Trance herbeiführen und auch beenden. Hilfen zur Auslösung sind aufreizende Instrumente wie Trommeln und Rasseln, gleichförmige Körperbewegungen, Hyperventilation, Fasten, monotones Rezitieren bestimmter Wörter, Meditation bzw. Konzentration auf die Kontaktaufnahme mit Geistern, rasende Tanzerei, Drogen, Alkohol, Halluzinogene und andere Gifte.

In Seancen, den Heilungsritualen, tragen Schamanen die Tracht und Maske ihres “Schutzgeistes”, entweder ein Elch-, Hirsch- oder Ren- Kostüm mit Geweihstangen als Kopfaufsatz oder ein Vogelkostüm mit Federn, langen Stoff  oder Lederstreifen und klirrenden Glasperlen am Schuhwerk.

Augenzeugen berichten übereinstimmend, daß sie die Seancen als beklemmend, düster, unheimlich erlebt haben und die Schamanen als gequälte, ernste, leidende, versklavte Menschen, in ständigen Erschöpfungszuständen, hager, introvertiert und ausgesprochen finster.

Der Schamanismus wird hauptsächlich in Nord- und Zentral- Asien, Nord- und Südamerika, Ozeanien, Australien und Afrika praktiziert – mit zahlreichen lokalen Modifikationen. In Deutschland wird er seit den 1980er Jahren von esoterischen Heilern als Diagnose- und Heilverfahren angewandt – mit wachsender Bedeutung. Die Zahl schamanischer Zirkel ist kaum noch zu überschauen.

Spiritismus

Das Wort Spiritismus leitet sich ab aus dem lat. “spiritus” (Geist) und bezeichnet den Verkehr mit Geistern und Verstorbenen, Geisterglaube und Geisterkult. Spiritismus ist so alt wie die Menschheit, läßt sich in allen Kulturen nachweisen und wird auch heute noch ausgeübt von Schamanen, Medizinmännern, Zauberern, Hexen, Yogis, Fakiren und im Westen von Esoterikern, Okkultisten und Satanisten.

Spiritismus wird bereits im Alten Testament und anderen historischen Dokumenten belegt:
Saul befahl der Spiritistin von Endor: “Hole mir Samuel herauf!” Als die Frau den Samuel erblickte, schrie sie laut auf …. und sprach zu Saul: “Ein gottähnliches Wesen sehe ich aus der Erde aufsteigen…” (1. Sam 28).

Valenz, der oströmische Kaiser (364-378 n. Chr.) ließ die beiden Spiritisten Hillarius und Patricius hinrichten, weil sie zu ermitteln versucht hatten, wann er sterben und wer sein Nachfolger sein würde. Unter Folter gestand Hillarius: “Wir fertigten ein hölzernes Tischlein an und stellten es in einen Kessel hinein, auf dessen Rand die Buchstaben des Alphabetes eingraviert waren. Auf unsere Frage rührte das Tischlein an die Buchstaben in der Reihenfolge, aus der sich die Antwort ergab. Als wir die Frage aufwarfen, wer dem erhabenen Valenz in der Herrschaft folgen würde, kamen die Buchstaben T H E O. Kaum war der letzte Buchstabe erschienen, als einer der Anwesenden ausrief, das sei Theodorus, worauf wir überzeugt waren, daß dieser es sei und dann unsere Fragen einstellten” (R. Kriese, Okkultismus im Angriff, S. 117).

Dieses “Tischerücken” wird heute noch praktiziert:
In einem Schreiben aus dem Jahr 2003 an die Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen berichtet H. Fischer:

“Ein kleines rundes Tischchen, welches an einem Bein einen Bleistift angebunden hatte, wurde auf ein Blatt Papier auf einem größeren Tisch gestellt, Wir vier Teilnehmer mußten nun unsere Hände über das kleine Tischchen halten und zusammen immer denselben Spruch wiederholen. Als das Tischchen plötzlich anfing, sehr heftig zu zittern und ein elektrischer Stromschlag durch meine Hand fuhr, bekam ich Panik und betete inbrünstig ein Ave Maria. Sofort hörte das Tischchen auf zu rücken und blieb den ganzen Abend still, obwohl es die anderen Teilnehmer immer wieder versuchten. Auf dem Nachhause Weg hörte ich laute, schrille, kreischende, aber auch dumpfe Stimmen. Ich fragte meinen Mann, der mich mit dem Auto abgeholt hatte, ob er diese Stimmen auch höre. Er verneinte. Diese Stimmen waren so fürchterlich, daß ich dachte: Ich werde wahnsinnig. Das halt ich nicht mehr aus, wenn das so weitergeht. Ich begann flehentlich zu beten. Nach einer Stunde etwa waren die Stimmen nicht mehr zu hören” (Archiv).

Dem Tischrücken ähnlich sind das Glasrücken, das automatische Schreiben (bei dem die Hand eines Mediums zum Schreiben gezwungen wird), das Pendeln und “Rutengehen”. Andere spiritistische Phänomene sind: Telekinese (Fernbewegung von Gegenständen, ohne sie zu berühren), Astral-Reisen (Exkursion der Seele aus dem Körper in eine “feinstoffliche Welt”), Translokation (plötzliches Verschwinden einer Person und Auftauchen an einem anderen Ort), Apporte (plötzliches Auftauchen von Gegenständen), Deporte (plötzliches Verschwinden), Levitation (Schweben und Fliegen), Spuk-Erscheinungen (Poltergeister), Konversation mit Geistwesen, Visionen (Erscheinungen von Geistern), Audition (Hören von Stimmen) und automatisches Sprechen (Glossolalie=Zungenreden), Phänomene, die auch bei Besessenen beobachtet werden.

Allen spiritistischen Praktiken gemeinsam ist die Erfahrung, daß der Mensch mit Geistern in Verbindung treten und über physikalische Medien (Tisch u.a.) oder “sensitive” Menschen Mitteilungen von Geistern erhalten kann.
Spiritismus zeigt sich in vielen Ausprägungen: Vom Schamanismus der Sammler und Jäger über Nekromantie (Totenbefragung) der alten Griechen bis zum Umbanda- und Macumba-Kult in Brasilien heute.

Über die Esoterik ist der Spiritismus in unserer Zeit zu einer Massenbewegung geworden. In der esoterischen Medizin werden Geister verstorbener Heiler beschworen (Bruno Gröning u.a.), mit Hilfe von Geistern werden Operationen durchgeführt (Geist-Chirurgie), über Glossolalie (Zungenreden) und Xeno-Glossie Botschaften in Fremdsprachen empfangen und “Heilkräfte” von einem Geistführer” über einen “Heilungskanal” (Heiler) vermittelt.

Spiritistische Praktiken führen zu schweren seelischen Störungen, Verwirrtheits-Zuständen, Psychosen, Persönlichkeitsspaltungen und nicht selten zu Umsessenheit und Besessenheit. Eine Form des Spiritismus ist der Spiritualismus, der ausschließlich die Geister biblischer Gestalten und großer religiöser Persönlichkeiten (Heilige) beschwört und in seinen Dienst stellt und Heilungen dem HEILIGEN GEIST als “Heilgeist” zuschreibt.

Magie, Fetischismus, Hexerei

Eine wachsende Zahl von Menschen setzt ihre Hoffnung in Krankheit und Leid auf magische Praktiken. Das Wort “Magie” leitet sich vom griechischen “mageia” ab und bedeutet “Zauberkunst”.

Nach magischen Vorstellungen ist die belebte und unbelebte Natur von verborgenen, übernatürlichen Kräften, von Geistwesen bewohnt, die positiv oder negativ wirken und vom Menschen in den Dienst genommen werden können. “Heil-Magie” ist eine Handlung dann, wenn sie die übersinnliche Welt beeinflussen, sie lenken und dienstbar machen will, um Krankheiten zu heilen. Esoteriker üben Heil-Magie aus, wenn sie über “kosmische Heil-Energie”, über “feinstoffliche” Strahlen, Schwingungen, Vibrationen mittels bestimmter Techniken verfügen wollen (Reiki, Geistheilung u.a.).

Der “Fetischismus” schreibt leblosen oder künstlich hergestellten Gegenständen, Figuren (in Menschengestalt) oder Steinen außerordentliche Kräfte als Wohnstätte von Geistern zu:

Amulette (Anhänger mit Geheimzeichen) und Talismane (Bilder oder Gegenstände, oft am Körper getragen) sollen Unglück abwehren, “Kettenbriefe” (auch als “Gebetsbriefe” getarnt), “Himmelsbriefe” und “Himmelsbotschaften” Glück und Erfolg bringen, “Besprechungen” (Brauchung, Böten) Krankheiten heilen, “Beschwörungen” böse Geister bannen, “Verwünschungen” Menschen Schaden zufügen, durch “Liebeszauber” Liebe gewonnen, durch “Abwehrzauber” schädigende Einflüsse unwirksam gemacht, durch “Analogiezauber” zahlreiche Ziele erreicht werden: Wasser ausschütten z.B. soll Regen hervorbringen, das Durchbohren eines Fotos oder Bildes dem Abgebildeten den Tod bringen usw.

Unter den “Zaubersprüchen” und Sammlungen von Anleitungen zu Magie und Zauberformeln sind “das 6. und 7. Buch Mosis” aus dem 16. Jahrhundert am bekanntesten. Mit den “fünf Büchern Moses” des Alten Testamentes hat dieses Zauberbuch nichts gemein.

Verführte Menschen entschuldigen ihr magisches Tun oder die Inanspruchnahme magischer Praktiken mit der Erklärung, es handle sich ausschließlich um “Weiße Magie”, die nur Gutes bewirken wolle. Die “Schwarze Magie” dagegen bediene sich der Dämonen, um Schaden zuzufügen.
“Weiße Magie” tarnt sich nicht selten religiös und ist deshalb doppelt gefährlich:

Unter den Christen sind vornehmlich Orthodoxe und Katholiken anfällig für magische Praktiken,
wenn sie religiöse Symbole, Sakramentalien oder die Sakramente mißbrauchen und über die von GOTT geschenkten “Zeichen mit Gnadenwirken” eigenmächtig verfügen, d.h. GOTT  – vornehmlich den HEILIGEN GEIST – Engel, Heilige oder die Seelen Verstorbener in ihren Dienst zu nehmen versuchen, das Kreuz z.B. als Abwehrzauber und die Handauflegung als Heilzauber mißbrauchen.

Diese “frommen” magischen Praktiken werden im Alten und Neuen Testament scharf verurteilt und mit göttlichen Strafen bedroht. Weiße Magie ist immer Schwarze Magie!

Der Mensch kann nicht über GOTT oder göttliche Kräfte verfügen. Wagt er es dennoch, macht er sich schwer schuldig gegen das 2. göttliche Gebot, das Ehrfurcht gebietet: “Du sollst den Namen GOTTES heilighalten!” Der Name GOTTES ist Offenbarung Seines göttlichen Wesens. Der Name GOTTES repräsentiert IHN selber.

Menschen, die “Schwarze Magie” betreiben, werden auch “Hexe” oder “Hexer” genannt. Immer mehr Menschen vertrauen sich in Krankheit und Not Hexen an oder lassen “Hexenbannungen” vornehmen, um “Verhexungen” unwirksam zu machen. Tonnenweise wird aus Ostasien “Teufelsdreck” (Asa Foetida), eine übelriechende Masse, importiert.

Hexen bieten in Zeitungsanzeigen ihre Dienste an. Die Massenmedien haben das Thema Hexerei als Quotenbringer entdeckt. Spezialgeschäfte für Hexenbedarf öffnen ihre Tore, “Hexen Konvente” geben eigene Mitteilungsblätter heraus, z.B. den “Wicca Brief”, das” Magazin für Hexenglauben”, oder “Abraxas”, das Organ des “Yggdrasil-Kreis e.V.”, der als gemeinnützig vom Finanzamt anerkannt ist und in Wahrsagerei, Astralwandern und “Magia Sexualis” einführt. Hexen organisieren Zusammenkünfte bei Vollmond und an geheimen Orten (z.B. verlassene Steinbrüche).

Manche Feministinnen bezeichnen sich stolz als “Hexen”, weil sie die Hexerei, die in der Geschichte vornehmlich von Frauen ausgeübt wurde, als Symbol weiblicher Macht deuten.

Als Erkennungszeichen der Hexerei dient häufig der sog. “Hexenfuß”, auch als “Friedenszeichen” bekannt, ein auf dem Kopf stehendes, unten abgewinkeltes Kreuz, auch “Todesrune” oder “Nero-Kreuz”, weil es von Kaiser Nero entworfen wurde als Zeichen seiner Verachtung des Kreuzes JESU CHRISTI.

Erfahrene Seelsorger beobachten, daß magische Praktiken in den Machtbereich der Dämonen führen, verbunden mit Depressionen, Neurosen, Psychosen, Wahn- und Suicid-Vorstellungen bis zu Umsessenheit und Besessenheit, die allein durch Gebet und/oder Exorzismus geheilt werden können.

Umsessenheit und Besessenheit

Schamanen, Spiritisten, Magier, Channeler, Geistheiler und andere “Heiler” zeigen oft die klassischen Merkmale einer Um- bzw. Besessenheit. Nahezu alle esoterischen Heilverfahren können dämonische Belastungen auslösen. Als “Possession” wird eine Besessenheit gewollt herbeigeführt bei schamanischen, spiritistischen und magischen Techniken, unbeabsichtigt durch Übertragung z.B. bei der Handauflegung von Wunder- und Geistheilern oder als “Nebenwirkung” bei Meditationstechniken, Rebirthing, Reinkarnationstherapie u.a. Heilpraktiken.

Die Begriffe Umsessenheit und Besessenheit sind nicht einheitlich definiert. Exorzisten sprechen dann von Besessenheit, wenn ein oder mehrere Dämonen vom Körper eines Menschen Besitz ergriffen haben. Besessenheit ist ein körperliches Phänomen, kein seelisches wie beim gewöhnlichen Wirken Satans durch Versuchung oder Verführung zur Sünde. Bei der Umsessenheit wirken die Dämonen von außen, belagern sozusagen “die Stadt”. Mit der Besessenheit nehmen sie “die Stadt” ein.

Daß es Besessenheit gibt, ist in der Bibel vielfach bezeugt: ,,Meister, ich habe meinen Sohn zu Dir gebracht, der von einem stummen Geist besessen ist. Er packt ihn bald da, bald dort und zerrt ihn hin und her; dabei kommt ihm der Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und liegt in Erstarrung.” Sie brachten ihn zu IHM. Und sobald er IHN sah, schüttelte ihn der Geist; er stürzte zu Boden und wälzte sich schäumend. Da fragte ER dessen Vater: “Wie lange ist es schon her, daß ihm das widerfährt?” “Von Kindheit an”, erwiderte er (Mk 9,17 22).

Aus Maria Magdalena hat CHRISTUS sieben böse Geister ausgetrieben (Mk 16,9). Und Lukas berichtet:
 In der Synagoge befand sich ein Mann, der von einem unreinen Dämonengeist besessen war, der schrie mit lauter Stimme: Ha, was willst du mit uns, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!’ Da wies ihn JESUS zurecht und rief: Verstumme und weiche aus ihm!’ Der böse Geist schleuderte ihn vor aller Augen hin und her und fuhr von ihm aus, ohne ihm irgendwie zu schaden. Da kam ein Erschauern über alle, und sie sagten zueinander: Was bedeutet dies, daß er den unreinen Geistern mit zwingender Macht befiehlt, und sie fahren aus?’ ” (Lk 4,33 36).

An 23 Stellen wird im Neuen Testament über die Dämonen als “böse Geister”, “böse Engel”, “unreine Geister” berichtet. Die christliche Theologie hält an der Existenz Satans und seines Anhangs, der dämonischen Mächte und Gewalten, fest:

GOTT hat unsichtbare Wesen mit Erkenntnis und freiem Willen erschaffen, die Engel. Unter der Führung “Luzifers” fiel ein Teil der Engel von GOTT ab. Seit ihrem Sturz auf die Erde versuchen der Satan (Luzifer) und seine Dämonen, ihren unheilvollen Einfluß auf die Menschen auszuüben. Ihre Einwirkung hat viele Formen: Versuchungen, Verführung, dämonische Belästigungen, dämonische Erscheinungen, dämonische Ekstasen, Umsessenheit und Besessenheit.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte sind Fälle von Besessenheit bis in unsere Zeit glaubwürdig bezeugt. Im Neuen Testament kommt der griechische Ausdruck für Besessenheit (“Diamonizesthai”) 13mal vor. Rund 50mal berichten die Evangelisten von Exorzismen (Teufelsaustreibungen), die JESUS selber vornahm: “Der Sohn GOTTES ist dazu erschienen, daß Er die Werke des Teufels vernichte” (1. Joh. 3,8).

Jeder erfolgreiche Exorzismus zeugt von der Macht JESU über Satan und seine Dämonen. Dem Machtwort JESU muß jeder Dämon weichen: “Ich gebiete dir, fahre aus von ihm, und kehre niemals mehr in ihn zurück!” (Mk. 9,26).

Wie dem göttlichen Exorzisten, so muß jeder Dämon auch den Jüngern JESU gehorchen: “Heilt Kranke …. und treibt die bösen Geister aus!” gebot JESUS Seinen Aposteln (Mt 10,8). “In Meinem Namen werden sie Teufel austreiben  (Mk 16,17).

Zuerst sind die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, beauftragt. Ihnen ist die größte Macht über den Satan und seinen Anhang gegeben. Sie spenden den feierlichen Exorzismus als Sakramentale. Dann die Priester, die von den Bischöfen beauftragt sind. Aber auch alle Getauften, die an JESUS als den Sohn GOTTES glauben: “Als Zeichen aber werden denen, die glauben, diese folgen: In Meinem Namen werden sie böse Geister austreiben!” (Mk 16,17).

Niemals darf der Austreibungsbefehl “im Namen JESU” wie eine magische Formel mißbraucht werden. Die Dämonen sind gefährliche Gegner und dem Menschen weit überlegen:

“Einige der herumziehenden jüdischen Teufelsbeschwörer versuchten, über die von bösen Geistern Besessenen den Namen des HERRN JESUS anzurufen, indem sie sagten: ‚Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus verkündet.’ Es waren sieben Söhne des jüdischen Oberpriesters Skevas, die es taten. Aber der böse Geist erwiderte ihnen: ‚JESUS kenne ich, auch Paulus ist mir wohlbekannt. Wer aber seid denn ihr?’ Damit stürzte sich der Mensch, in dem der böse Geist war, auf sie, überwältigte alle miteinander und ließ seine Macht an ihnen derart aus, daß sie nackt und wund aus jenem Hause flohen. Dies wurde allen Juden und Heiden, die in Ephesus wohnten, bekannt, und Furcht kam über sie alle. Der Name des HERRN JESUS aber kam hoch zu Ehren” (Apg 19,13 18).

Der Exorzismus ist ein an Satan und seine Dämonen gerichteter Befehl, Menschen (Tiere oder Gegenstände) zu verlassen. Der Exorzist befiehlt in der Autorität JESU. Dabei genügt es, den Befehl mental, also nur in Gedanken, zu sprechen.
Durch jeden Exorzismus wird der einwohnende Dämon geschwächt. Dagegen lehnt er sich eine Zeitlang heftig auf. Nur in den seltensten Fällen genügt ein einziger Exorzismus.

Erfahrene Exorzisten machen die Beobachtung, daß die Befreiung eines von einem Dämon, oft auch von mehreren bösen Geistern besessenen Menschen heute mehr Zeit in Anspruch nimmt als früher, Satan und seinem Anhang also offenbar mehr Macht gegeben ist.

Heilungsbewegungen

Die Neugeistbewegung

Von dem amerikanischen Arzt Dr. Phineas Parkhurst Quimby 1843 gegründet, lehrt die “Neugeistbewegung”, daß im Menschen durch geistige Schulung höhere Kräfte geweckt werden könnten. Ziel ist die Herrschaft des Geistes über die Materie.
Jesus sei der erste neugeistliche Weltlehrer gewesen. Quimbys Jünger betrachten sich als “esoterische Christen”, nehmen aber auch Nicht Christen in ihre Bewegung auf, die in Christus nur einen großen Weltenlehrer sehen.
Die Neugeistbewegung erstrebt Harmonie und Einheit mit Gott, um Gesundheit, Frieden und Freude zu erlangen. Sie lehrt, durch Affirmation, Konzentration, Meditation und Kontemplation könne die Seele mit geistiger Energie geladen werden, die als “spirituelle Lichtkraft” die ganze Erde durchstrahlen soll.

Der Mensch sei dann fähig zu Nah- und Fernheilung durch Gebet und Handauflegung. Er erhalte diese Kraft durch geistige Übungen und Einhalten bestimmter Ernährungs-, Kleidungs- und Wohnregeln.

Die Christliche Wissenschaft

Gegründet wurde die “Christian Science” (Christliche Wissenschaft) 1876 von Mary Baker Eddy (1821 1910). Ihre Anhänger sind auch als “Gesundbeter” bekannt. Wie Dr. P.P. Quimby, Gründer der Neugeistbewegung, glaubte Eddy, alle Krankheiten könnten allein geistig geheilt werden, weil sie nicht real existierten, sondern nur irriges Denken seien. Ihre Behauptung, beim Bibellesen plötzlich “durch den Geist, durch eine der Seele innewohnende Kraft” geheilt worden zu sein, wurde von ihrem Arzt, Dr. Cushing, als Lüge enttarnt.

1881 gründete Eddy zusammen mit ihrem 3. Mann, Asa Gilbert Eddy, in Massachusetts das “Metaphysical College”, eine Lehranstalt für geistige Heilkunde. In Deutschland wurde die “Christian Science” bekanntgemacht von der Lehrerin Maria Schön. Die “Christliche Wissenschaft” ist weder wissenschaftlich noch christlich. Sie leugnet die Göttlichkeit JESU CHRISTI und die Dreieinigkeit GOTTES. Schulmedizinische Behandlung und die wissenschaftliche Medizin lehnt sie ab, da Gesundheit allein durch “geistige Einsicht” erreichbar sei und erhalten werden könne.

Die Pfingstbewegung

Die Pfingstbewegung begann, als 1901 auf 12 Studenten der von C.F Parham gegründeten Bibelschule in Topeka “der Geist ausgegossen wurde”, worauf alle “in Zungen redeten”. Seitdem gilt das Zungenreden in der Pfingstbewegung als das biblische Zeichen der “Geisttaufe”.

Als weltweite Bewegung nahm die Pfingstbewegung ihren Anfang, nachdem W.J. Seymour, ein Schüler Parhams, um die “Geisttaufe” gebetet hatte und am Osterfest 1906 auf die “Kirche des Nazareners” in Los Angeles “Feuer vom Himmel fiel”, worauf viele der Versammelten “in Zungen redeten”, weissagten und auf den Rücken geworfen wurden:

“Drei Tage und drei Nächte jauchzten sie. Es war Ostern. Von überall kamen die Leute. Am anderen Tag war es unmöglich, in die Nähe des Hauses zu kommen. Wer trotzdem ins Haus gelangen konnte, fiel unter die Kraft Gottes (zu Boden) …. aber es wurde keiner verletzt. Männer und Frauen wurden unter die Macht niedergeworfen rings in der Halle” (W.J. Hollenweger, Enthusiastisches Christentum, S. 207).

“Es kam über mich ein Schüttelfrost. Auch füllte sich mein Hals, und es war, als ob ich mich verschluckt hätte; dann sank ich um und lag hilflos am Boden. Nun fing meine Zunge an zu arbeiten, und ich stammelte fremde Worte. So lag ich über zwei Stunden da und wußte alles, was vorging, konnte mich aber nicht bewegen. Endlich kam meine Kraft wieder, und ich ging nach Hause” (P. Fleisch, Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland von 1900-1950, S. 24).

“Dieselbe Kraft, welche mir die Zungen gegeben hatte, bemächtigte sich meiner Hände und leitete mich …, sie in einiger Entfernung auf dem Leib eines Kranken auf und nieder zu bewegen und in dem anderen Fall auf das Haupt zu legen. In jedem Fall strömte eine mächtige Kraft von Feuer und Leben in den Kranken ein und bewirkte dessen Heilung” (Hollenweger, a. a. O. S. 15).

“Viele kamen nur aus Neugier … Sogar Spiritisten und Hypnotiseure kamen, um uns auszukundschaften und suchten ihren Einfluß unter uns geltend zu machen …” (F. Bartleman, Feuer fällt in Los Angeles, S. 8). “Viele Missionare, die in Afrika, Asien oder Europa gearbeitet hatten, und viele Prediger … eilten nach Los Angeles, um …. das ’Feuer’ in ihre Heimatgemeinden weiterzutragen. Auf diese Weise verbreitete sich die ’Pfingsterweckung’ überall im Land und über die Grenzen hinaus” (W. Bühne, Spiel mit dem Feuer, S.25).

Nach drei Jahren war in Los Angeles das “Feuer” erloschen. Über die “Geistestaufe” empfing Schwester Rubly folgende Vision:
“Die Teufel berieten, was zu tun sei. Endlich fand ein sehr verkrüppelter Dämon die Lösung: Gebt ihnen eine Geistertaufe in ein ungeheiligtes Leben!’ Alle Dämonen klatschten in die Hände und schrien vor Vergnügen” (
Hollenweger, a.a.O. S. 27).

Von Los Angeles trug der Methodist Th. B. Barret “das Feuer” nach Norwegen, nachdem ihm die Hände aufgelegt worden waren. In Barrets Versammlungen erlebte Emil Meyer, Leiter der Strandmission in Hamburg, daß ein 18-jähriges Mädchen anfing, “mit Kopf, Gesicht und Schultern zu zucken. Beim Gebet wurden Beben und Zucken heftiger, sie klapperte mit den Zähnen” (Fleisch, a.a.O. S.33).

In der Wohnung Barrets erlebte Meyer eine Pfingstlerin, die zu Boden geworfen wurde: „Ihr Innerstes fing an zu schreien. Es war ihr, als ob sie nicht selbst geschrieen hätte, als ob es eine andere Macht gewesen wäre (ebda S.35).
Meyer bat diese Pfingstlerin, zusammen mit ihrer Schwester nach Hamburg zu kommen, um “das Feuer” in seine Gemeinde zu tragen. Von Hamburg aus wurden die Schwestern im Juli 1907 nach Kassel gerufen.

Während der einwöchigen Bibelwoche im Blaukreuzheim stürzten Teilnehmer zu Boden “unter stets zunehmenden krampfhaften Bewegungen”. Der Prediger Dallmeyer wurde “emporgehoben und mußte Halleluja rufen”. Seine Frau “sah eine Wolke, die sich auf sie legte … und hörte Stimmen” (Fleisch, a.a.O. S. 40).

Während der Bibelwoche wurden die Vorfälle immer dramatischer. Augenzeugen berichteten:
Es gab auch peinliche Situationen, wenn z.B. eine Frau im Fallen ihre Bluse dermaßen zerriß, daß man mehr vom Hemd als von der Bluse sah, oder eine andere so unanständig fiel, daß man, um ihre Kleider in Ordnung zu bringen, eine Frau herzurufen mußte.

Ein junges Mädchen, das unter dem Geist der Bewegung stand, wurde getrieben, sich in Gegenwart anderer in ihrer Wohnung zu entkleiden. Ein anderes umschlang einen fremden Mann …
Ein Hauptzungenredner fing in der Ekstase an, mit der Bibel, die er gerade in der Hand hielt, auf eine vor ihm sitzende Frau loszuschlagen, so daß sie erschreckt weglief…
Ein Pastor zischte wie eine Schlange und wandte sich einer Schlange gleich auf dem Boden zwischen den Stühlen der Zuhörer durch” (ebda S. 43).

Die Bibelwoche in Kassel mußte von der Polizei aufgelöst werden. Ihre “Geistestaufe” aber wurde von Teilnehmern in andere Gemeinden weitergetragen, begleitet von Phänomenen wie Levitation (Schweben), Weissagungen, Rückwärts-Fallen, Zungenreden u.a.
Kritiker beurteilen die “Geistestaufe” als “dämonisch bewirkte Geistertaufe”.
“Der die Menschen fallenmachende Geist muß ein fremder Geist sein” (J. Rubanowitsch in seiner Warnschrift “Das heutige Zungenreden”, S.13).

Auf der ersten “Zungenredenkonferenz” in Deutschland (1908) wurde das Zungenreden folgendermaßen erklärt:
“Zungenreden wird, wie Irrenärzte nachgewiesen haben, auch durch Geisteskrankheit hervorgebracht, wahrscheinlich auch durch Dämonen. Das beweist nur, daß eine Leitung im Gehirn vorhanden ist, durch die solches Werk getan wird. Warum sollte dies nicht erst recht die göttliche Kraft nutzen?” (Fleisch, a.a.O. S. 79).

Eindeutige Stellung gegen die Geisttaufe bezog 1909 die sog. Berliner Erklärung der “Gemeinschafts- und Allianzbewegung”. Sie verurteilte die Irrlehren und Praktiken der Pfingstbewegung als nicht von GOTT gewirkt. Wörtlich heißt es u.a. in der Berliner Erklärung:

“Die sog. Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten. Sie hat viele Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein. Es wirken in ihr Dämonen, welche, vom Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder GOTTES zu verführen. In vielen Fällen haben sich sog. Geistbegabte nachträglich als besessen erwiesen.
An der Überzeugung, daß diese Bewegung von unten her ist, kann die persönliche Treue und Hingebung einzelner führender Geschwister nicht irremachen, auch nicht die Heilungen, Zungen, Weissagungen usw., von denen die Bewegung begleitet ist. Schon oft sind solche Zeichen mit ähnlichen Bewegungen verbunden gewesen, z.B. mit dem Irvingianismus, ja selbst mit der christlichen Wissenschaft (Christian Science) und dem Spiritismus.

Der Geist in dieser Bewegung bringt geistige und körperliche Machtwirkung hervor; dennoch ist es ein falscher Geist. Er hat sich als solcher entlarvt. Die häßlichen bekannten Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien, widerliches, lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf. Wir lassen dahingestellt, wieviel davon dämonisch, wieviel hysterisch oder seelisch ist. Von GOTT gewirkt sind solche Erscheinungen nicht …

Überhaupt liegt in diesen Weissagungen eine große Gefahr; nicht nur haben sich in ihnen handgreifliche Widersprüche herausgestellt, sondern sie bringen da und dort Brüder und ihre ganze Arbeit in sklavische Abhängigkeit von diesen Botschaften. In der Art ihrer Übermittlung gleichen die letzteren den Botschaften spiritistischer Medien.

Der Mangel an biblischer Erkenntnis und Gründung, an heiligem Ernst und Wachsamkeit, eine oberflächliche Auffassung von Sünde und Gnade, von Bekehrung und Wiedergeburt, eine willkürliche Auslegung der Bibel, die Lust an neuen, aufregenden Erscheinungen, die Neugier, die Neigung zu Übertreibungen, vor allem aber auch Selbstüberhebung – das alles hat dieser Bewegung die Wege geebnet …”

Etliche Pfingstler folgten dem Aufruf, sich von der Pfingstbewegung fernzuhalten. Heute ist die Pfingstbewegung in viele einzelne Pfingstgemeinden zersplittert, ohne einheitliche Leitung und Lehre. Der “Pfingst-Geist“ aber lebt fort in der neopentecostischen und charismatischen Bewegung.

Die Charismatische Bewegung

Im Jahre 1936 wurde der südafrikanische Pfingstprediger David du Plessis (1905-1986), bekannt als “Mister Pentecost”, von dem Heilungsprediger Smith Wigglesworth in Johannesburg unter Handauflegung berufen, die charismatische Bewegung zu begründen:

“Der Herr hat mich zu dir gesandt, um dir zu sagen, was er mir heute Morgen gezeigt hat: Die traditionellen Kirchen werden von einer Erweckung heimgesucht werden, die alles Dagewesene weit übertrifft. Nie zuvor sind solche Dinge geschehen wie das, was kommen wird… Auch die großen Kirchen werden sich für den gleichen Segen (wie die Pfingstbewegung) öffnen und dieselbe Botschaft und Erfahrung bezeugen und weitertragen, und zwar über das hinaus, was die Pfingstbewegung zu tun vermochte. Du wirst es erleben und sehen, wie dieses Werk Dimensionen annimmt, daß die Pfingstbewegung nur eine kleine Sache im Vergleich dazu ist, was Gott durch die alten Kirchen tun wird. Große Scharen von Menschen werden zusammenkommen, wie man es nie gesehen hat. Einflußreiche Führer der christlichen Welt werden ihre Einstellungen ändern und nicht nur die Botschaft, sondern auch den Segen annehmen. Dann sagte mir der Herr: Du wirst dabei eine große Rolle spielen!” (Bob Slosser, Man nennt ihn Mr. Pentecost, S. 8f).

1949 wurde du Plessis beauftragt, den “Weltkongreß der Pfingstgemeinden” zu organisieren, der 1952 in London stattfand und ihm Gelegenheit gab, Kontakte mit dem Weltkirchenrat aufzunehmen. Dieser lud du Plessis zur “Weltkonferenz des Internationalen Missionsrates” 1952 in Villingen ein. Hier berief ihn Dr. Vissert Hooft, Sekretär des Weltkirchenrates, in den Konferenzstab der 2. Vollversammlung des Weltkirchenrates, die 1954 in Evanston, USA, stattfand. In den folgenden Jahren nutzte du Plessis jede Gelegenheit, um auf internationalen ökumenischen Versammlungen zu sprechen und führende Kirchenvertreter mit seiner “Pfingst-Botschaft” bekanntzumachen. 1964 nimmt du Plessis auf Einladung des Vatikans am II.Vatikanischen Konzil teil, nachdem er in großem Sendungsbewußtsein gegenüber Kardinal Bea “die Erneuerung der katholischen Kirche durch verwandelte Katholiken” gefordert hatte und seine Eindrücke vom Konzil gegenüber einem Bischof zusammenfaßte:
“Ich komme mir vor wie Hesekiel im Tal der Totengebeine…. Die Totengebeine regen sich – man hört sie klappern” (B. Slosser, a.a.O. S. 207).

Von ihren Anfängen an war die Charismatische Bewegung ökumenisch. Und wegen seiner ökumenischen Offenheit wurde du Plessis 1963 aus den Pfingstgemeinden ausgeschlossen.

Den Kontakt zur katholischen Kirche bekam du Plessis über den Priester Bernhard Leeming, Prof. der Oxford Universität und persönlicher Vertreter des Papstes Johannes XXIII. Auf der Vorbereitungstagung für die 3. Vollversammlung des Weltkirchenrates (1961 in Neu Delhi) sprach Leeming du Plessis an:

“Lassen Sie sich von einem katholischen Priester aus tiefstem Herzen danken, daß Sie unsere Aufmerksamkeit auf diese Taufe im Heiligen Geist gelenkt haben. Ich glaubte immer, den Heiligen Geist zu haben. Aber Sie haben mich heute Abend davon überzeugt, daß mir diese Taufe fehlt… Können Sie mir diese Taufe geben ? Sie haben sie bekommen.” – Ausdrücklich bat der kath. Priester B. Leeming den Pfingstler du Plessis, ihm die Hände aufzulegen (B. Slosser, a.a.O. S. 194f).

Seine Eindrücke vom “Kongreß ’75 der Charismatischen Erneuerung in der kath. Kirche” (Rom) faßt du Plessis zusammen: “Es war so pfingstlich, wie ich es während vieler Jahre des Dienstes in vielen Pfingstgemeinden gesehen hatte. Weissagungen erfolgten klar und deutlich über Lautsprecher direkt vom päpstlichen Altar her…. Die Gegenwart des Herrn war so real in dieser Versammlung, daß an diesem Tag ohne Zweifel viele Heilungen geschahen’, sagte Pater Bertolucci später… Ich lächelte bei dem Gedanken, daß wir nicht nur ein ökumenisches Pfingsten hatten, sondern auch ein ökonomisches: Die Kirchengebäude standen schon und waren bereits bezahlt, es gab ausgebildete Geistliche, und dieser Rahmen verhalf der Bewegung zu ihrem schnellen Wachstum. Innerhalb nur weniger Jahre haben die Katholiken die Pfingstbotschaft in 91 Länder getragen… Ich schloß die Augen… und sah in großer Wirklichkeitsnähe hoch aufgerichtet und ernst einen mächtigen Gottesmann vor mir stehen   Smith Wigglesworth. Allmählich wich der ernste Ausdruck auf seinem Gesicht einem zufriedenen Lächeln” (B. Slosser, a.a.O. S. 224f).

Am 23. Mai 1976 wurde du Plessis der Pax Christi Orden verliehen wegen seiner “Rolle als treuer Zeuge des klassischen Pfingstlertums”.
1977 prophezeit du Plessis vor 45 000 Teilnehmern der Konferenz für Charismatische Erneuerung in Kansas City, USA:
“Nur wenn die Charismatische Erneuerung ökumenisch ist, wird sie charismatisch bleiben. Sobald sie ihren ökumenischen Charakter verliert, wird sie auch ihre Kraft verlieren” (Charisma – Geistliche Erneuerung, 1985, S. 50).

Nachdem seit 1950 Menschen in großer Zahl die “Geisttaufe” empfangen und in ihre Gemeinschaften und Kirchen getragen hatten, begründeten die evangelischen Landeskirchen die Geistliche Gemeinde-Erneuerung mit Gebetskreisen, Hauskreisarbeit, charismatischen Gottesdiensten und Tagungshäusern (Schloß Craheim, Haus Obernkirchen).

Evangelische Gemeinschaften nahmen den charismatischen Geist auf:
Ev. Marienschwestern (Darmstadt), Christusbruderschaft (Selbitz), Jesusbruderschaft (Gnadenthal), Schwesterngemeinschaft im Schniewindhaus (Schönebeck).

Auch verschiedene “Werke” ließen sich charismatisch ausrichten:
CVJM (München), JMS (Jugend , Missions  und Sozialwerk Altensteig) und die FCJG (Freie Christliche Jugendgemeinschaft Lüdenscheid).

Die “Geisttaufe” wurde auch zu den Baptisten, Methodisten und anderen Freikirchen getragen und von den überkonfessionellen Initiativen aufgenommen:
Christen im Beruf, Aglow und Christen im Gesundheitswesen.

Charismatische Neugründungen sind:
Gemeinde auf dem Weg, Ansgarkirche (Hamburg), Christliches Zentrum Berlin (CZB, Kirche am Südstern), Biblische Glaubensgemeinde Stuttgart, Vineyard Gemeinde, Basileia (Bern) u.a.

Charismatisch evangelistisch sind folgende Großveranstaltungen ausgerichtet:
Pro Christ, Christus für alle Nationen, Christival, Fürbitter für Deutschland, Promise Keepers, Jesusfreaks, Willow Creek, Marsch für Jesus u.a.

Die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) entwickelte sich nach 1967 und umfaßt u.a. folgende Gemeinschaften:
Bereitet den Weg des Herrn (Rheinbreitbach), Brot des Lebens (Kloster Vinnenberg und Olching), Chemin Neuf, Emmanuel (Altötting u.a.), Eine Bewegung für Menschen am Rande, Familien mit Christus (Heiligenbrunn), Chara (Gerbach, Pfalz), Neuer Weg (Olching), Jakobsbrunnen (Hildesheim), ICPE Allerheiligen (Institut für Weltevangelisierung), Immanuel (Ravensburg), Jedidja (Würzburg), Koinonia (Augsburg), Lumen Christi/ KEM (Maihingen), Markus Gemeinschaft (Köln), Monte Crucis (Berlin), Gemeinschaft der Seligpreisungen, Heilende Gemeinschaft e.V. u.a.

Beim 1. Weltkongreß der Kath. Charismatischen Erneuerung in Rom bezeichnete Papst Paul Vl. diese Bewegung als “eine Chance für die Kirche und die Welt”.

Anläßlich des Treffens verschiedener kirchlicher Bewegungen 1998 auf dem Petersplatz in Rom lobte Papst Johannes Paul II. die CE als “eines der Geschenke des Heiligen Geistes an unsere Zeit.”…

Weltweit umfaßt die Charismatische Bewegung etwa 340 Millionen Christen aller Denominationen.
Charismatiker und Pfingstler sind davon überzeugt, daß durch Handauflegung die “Geisttaufe”, “Geistesgaben” und die Gabe der Krankenheilung übertragen werden können.

Skeptiker allerdings sind überzeugt, daß es sich bei der “Geisttaufe” um eine “Geistertaufe” handelt.

Der kanadische Journalist und Buchautor John Vennari berichtet als Teilnehmer über die charismatische Großveranstaltung in St. Louis (Missouri, USA) vom 22. bis 25. Juni 2000, organisiert von der Franziskaner Universität von Steubenville (USA) und besucht von rund 15.000 Personen, zu 90 % Katholiken:
Ziel der Veranstaltung war “die interkonfessionelle oder ökumenische Einigung”, besiegelt von der sog. Geisttaufe:
“In den Abendsitzungen dominierten protestantische Prediger, die wahre Spezialisten in der Manipulierung eines hysterischen, aufgeputschten Publikums waren. Hier fand auch die kollektive Geistestaufe statt. …
Bei allen Veranstaltungen erklang Musik, die immer zum Tanz und zum rhythmischen Händeklatschen mit hocherhobenen Armen verleitete … Die begleitenden Gesänge zielten auf eine fortschreitende Betäubung ab und gerieten im passen Moment zu einem rhythmischen Höllenspektakel …” (S. 18f in Die charismatische Bewegung unter der Lupe betrachtet, Los Angeles, California).

Bei der Massenveranstaltung in St. Louis trat auch John Arnott auf, Mitglied der Gemeinschaft Toronto-Segen:
“Als er seine Theologie darlegte, leugnete er an erster Stelle die Gottheit CHRISTI, indem er behauptete, unser Herr hätte sein göttliches Wesen ’im Himmel gelassen’ … Die anwesenden Katholiken hörten still und ohne Widerrede zu. Nun könne jeder, so fuhr er fort, ähnlich wie Jesus eine ’Weihe des Geistes’ empfangen. Auf diese Art würden wir dann alle kleine Christusgestalten. Die hörbaren animalischen Begleiterscheinungen seien ein Teil der ’Weihen’ und dienten dazu, unseren Stolz zu dämpfen …

Während Arnott noch redete, trat bereits der Lügengeist in Aktion, denn die Menge begann, unbeherrschte Laute auszustoßen: Zunächst ertönten hier und da Halleluja  und Amenrufe, dann folgten Lachen, Glucksen, laute Schreie, langanhaltende Seufzer und nervös hysterisches Lachen. Der Lärm nahm so zu, daß die Stimme des Redners, trotz der Mikrophone, zuweilen nicht mehr zu hören war …

Inzwischen rief Arnott den ’Geist’ an, damit er auf die Anwesenden herabsteige … erneut kamen aus der Menge unkontrollierte, wilde Laute, Heulen, Sprachengestottere und lang hingezogenes Geschrei. Heiliger Geist, suche sie jetzt heim!’ begann Arnott laut zu rufen und befahl, jedermann solle vor dem Nachbarn rufen: ’Komm, o Heiliger Geist! Bring uns deine Gewalt, deine Macht und dein Feuer!’ Alle gehorchten, auch die kath. Ordensfrauen machten mit.

Nach diesen Anrufungen verfiel die erregte Menschenmenge in ein so schlimmes und wüstes Geschrei, das jeder Beschreibung spottet. Ich erinnere mich, wie ein Mann immer wieder dieselben Silben ausstieß: ga ga ga daif gu ga ga daif… Die Leute zitterten, verloren die Besinnung und fielen zu Boden. Das Heulen und Schreien nahm an Lautstärke ständig zu. Eine Frau war auf den Rücken gefallen und rollte mit erhobenen Beinen von einer Seite auf die andere; ein unkontrolliertes, ununterdrückbares Lachen hatte sie vollständig erfaßt (ebd. S. 29f).

Protestantische Prediger legten den Katholiken, die sich vor der Tribüne drängten die Hände auf. Einer unter ihnen, Stephen Hill, ergriff anwesende Personen beim Kopf und rief mit lauter Stimme: Die neue Konsekration! Die neue Konsekration! Feuer! Feuer!’ Danach fielen die vom Geist Geweihten auf den Boden und blieben dort einige Zeit liegen. Am Ende war der Platz rund um die Tribüne herum von Leuten, die zu Boden gefallen waren, nur so übersät” (ebd. S. 52).

Die Eröffnungs  und Abschlußmesse der charismatischen Veranstaltung zelebrierte der Erzbischof von St. Louis, Justin F. Rigali.

Msgr. Sam Jacobs, Bischof von Alexandria (im amerikanischen Staat Lousiana) “führte in die Liturgie charismatische Elemente ein. Das zu diesen Elementen gehörende Zungenreden übte der Würdenträger auf folgende Weise aus:
„Während der Wandlung nahm der Bischof bei der Erhebung der Hostie und des Kelches eine feierliche Stellung ein, wandte sich den Gläubigen zu und begann folgendermaßen das Zungengebet:
Ham di iah hei dah sham a lam iada…’ Darauf antworteten die Gläubigen ihrerseits mit einem Gebrumm von sinnlosen Worten… Die meisten Gläubigen empfingen darauf die Handkommunion” (ebd. S. 117).

Der “Rom Kurier” (Ausgabe März 2004, Sion, Schweiz), in dem Vennari zitiert und übersetzt ist, urteilt über die charismatische Bewegung: “Diese religiöse Geistesströmung bewirkte, daß der abscheuliche Kult einer am Anfang stehenden Erleuchtung, dessen Ziel eine Art Vereinigung mit Satan anstrebt, in die katholische Welt eingedrungen ist” (S. 1).

 

Esoterische Diagnose  und Heilverfahren

Akupunktur, Moxibustion und Shiatsu

Der Begriff Akupunktur setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern acus = Nadel und punctum = Stich und bedeutet “Behandlung mit Nadelstichen”.

Die chinesiche Heilmethode der Akupunktur geht auf Kaiser Huang Ti zurück, der vor 5000 Jahren residierte.
Er lehrte, die Menschheit müsse in Harmonie mit dem Kosmos sein, nur dann habe sie ihre volle Lebenskraft “Ch’i”, die den Körper als Yang (männliches Prinzip) und Yin (weibliches Prinzip) in einem Kanalsystem (Meridiane) durchfließe. Die 12 Haupt Meridiane (nicht zu verwechseln mit Nerven- oder Blutbahnen) seien durch 15 Kanäle miteinander verbunden, von denen 47 Neben-Kanäle abzweigten. An 365 Stellen (Punkten) näherten sie sich der Haut. Diese Punkte der “Energiebahnen” müßten mit Nadeln angestochen werden, um das Gleichgewicht zwischen Yang und Yin durch Bremsen oder Beschleunigen des Ch’i wiederherzustellen.

Heute setzen Akupunktur “Heiler” bis zu 1000 Punkte fest. 100 Punkte sollen sich allein im Ohr befinden, die bei der “Auricula Akupunktur”, der Ohr Akupunktur, angestochen werden vor allem zur Behandlung von Rauchern, die von ihrer Sucht befreit werden möchten.

Die Existenz von Yang und Yin kann mit modernen Meßmethoden ebensowenig nachgewiesen werden wie die Meridiane oder Ch’i. Sie sind reine Erfindungen.

Trotzdem haben Akupunktur-Therapeuten verblüffende Erfolge aufzuweisen; selbst Operationen gelingen mit Hilfe der Nadelung ohne Narkose.

Wie erklären sich Linderung von Leiden und Heilung durch Akupunktur?

Schon 1989 konnten Doppelblind-Studien nachweisen, daß sich positive Akupunktur Ergebnisse als Placebo-Effekt erklären lassen:
Gezieltes Setzen der Nadeln auf die klassischen Akupunktur-Punkte und willkürliches Setzen auf irgendwelche Körperstellen hatten denselben Erfolg (A. Gentler und F. Spitzschuh, Akupunktur: Neue Fakten contra alte Thesen 1989, S. 46f).

Im Jahr 2000 beschlossen die gesetzlichen Krankenkassen, Akupunktur nicht mehr zu finanzieren.
In den Jahren 2003 – 2004 initiierten zehn Ersatzkrankenkassen “das größte naturheilkundliche Forschungsprojekt der Welt” mit 500 000 Teilnehmern, wissenschaftlich begleitet vom “Zentrum für naturheilkundliche Forschung” der TU München und vom “Institut für Sozialmedizin” der “Charité”, Berlin, mit dem Ergebnis, daß 87 % der Patienten die Akupunktur als erfolgreich beurteilten.

Eine Studie aus dem Jahr 2004 bestätigt ebenfalls, daß Akupunktur Erfolge zeigt, unabhängig davon, ob die Nadeln auf die sog. klassischen Punkte der Meridiane oder willkürlich gesetzt werden.
Ein Forschungsteam der Orthopädischen Klinik an der Uni Regensburg unter der Leitung von Michael Haake untersuchte die Wirkung der Akupunktur auf chronische Rückenschmerzen nach den Regeln der “Traditionellen Chinesischen Medizin” (TCM) im Vergleich mit willkürlicher Nadelung und schulmedizinischer Schmerztherapie. Ergebnis:
Die Akupunktur ist schulmedizinischer Therapie überlegen, aber die Akupunktur der TCM zeigt keine bessere Wirkung als willkürliche Akupunktur.
An dieser Studie hatten sich 400 Arztpraxen und 1162 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen beteiligt.

Schmerztherapeuten vermuten, daß die Erfolge der Akupunktur speziell in der Schmerzbehandlung mit einem “Super Placebo Effekt” erklärt werden können; d.h. Patienten zeigen bei Injektionen und chirurgischen Eingriffen eine stärkere Placebowirkung als bei weniger beeindruckenden Therapien, wie z,B. medikamentöser Behandlung.

Allgemein spielt beim Placebo Effekt die Ausschüttung von Endorphinen, den körpereigenen Schmerzstillern, eine besondere Rolle. Bei starken Schmerzen schwerer Krankheiten wie z.B. Krebs versagt die Akupunktur.  –  Vermarktet wird Akupunktur auch als “Elektro Akupunktur” und “Dermapunktur” – zur Selbstbehandlung.

Bei der Elektro Akupunktur werden Nadeln mit einer Schwachstrom Quelle hoher Frequenz verbunden, die angeblich “den richtigen Akupunktur Punkt findet und in Vibration versetzt”.
Dermapunktur für die “erfolgreiche Schmerzbehandlung” ist eine Hautreizung durch Nadeln, die mit einem “Roller” über die Haut geführt werden.
Eine Variante der Akupunktur ist die Moxibustion, bei der aus getrockneten Kräutern kleine Kegel geformt, angezündet und auf den sog. Akupunkturpunkten abgebrannt werden. Das verbrannte Hautgewebe wird abgeschabt.

Eine andere Art der Moxibustion ist, das Kraut um die Akupunktur Nadel zu wickeln und zu entzünden.

Erfahrene Seelsorger wie Pfr. Dr. Kurt Koch weisen darauf hin, daß die Schmerzbetäubung durch Akupunktur-Nadeln auch als “mediale Anästhesie” erklärt werden kann und zwar dann, wenn die Behandlung eingebunden ist in okkult magische Praktiken.

Shiatsu

Shiatsu (jap. “Fingerdruck”) ist eine japanische Methode der Akupressur, die mit Druck auf die Akupunktur-Punkte arbeitet, ein Jahrtausende altes taoistisches Therapie Verfahren, das angeblich “völlig risikofrei” ist.

Shiatsu verspricht Heilung bei zahlreichen Erkrankungen, vor allem bei Impotenz. Für den Japaner Tokujiro Namikoskis, der 1925 das erste Shiatsu Institut in Tokio gründete, war “die Hebung der Potenz” zentrales Anliegen.

Bei Shiatsu wird Druck auf die Akupunktur Punkte mit Fingern, Ellbogen, Knieen und Füßen ausgeübt, um “Blockaden der in den Meridianen fließenden Lebensenergie (jap. Ki) aufzulösen”. Je nach “Heiler” werden 300 bis 1000 Punkte behandelt.

Shiatsu ist keineswegs “völlig risikofrei”. Die Gesundheit kann großen Schaden erleiden z.B. durch Druck auf die Schilddrüse. In Kampfsportkreisen wird Shiatsu als Kuatsu angewandt. Bei Bewußtlosigkeit z.B., so ein Lehrbuch, müsse lange und kräftig der Punkt “Gokoku” (zwischen Daumen und Zeigefinger) gedrückt werden. Sollte der Bewußtlose trotzdem nicht aufwachen, nehme man den Punkt “Kikai Tanden”, das wirke mit hundertprozentiger Sicherheit.
Meister des Kuatsu können angeblich sogar “jemanden wieder aufwecken, der gerade eben gestorben ist” (T. Deshimaru, Zen in den Kampfkünsten Japans, S. 119 f).

Der Karate Meister Horst Weiland empfiehlt:
“Durch Würgen oder Schlag auf den Kehlkopf wird der Kehlkopf eingedrückt. Verletzten aufrecht stehen lassen, eine Hand im Nacken und von vorne mit der anderen Hand kräftig und kurz auf die Schädeldecke schlagen… Durch Stauchung der Wirbelsäule springt der Kehlkopf wieder in seine Normallage” (H. Weiland, Vom Schüler zum Meister, S. 163).

Bei der tibetischen Akupunktur wird nur eine einzige Nadel gesetzt, die dem Patienten einige Zentimeter tief eingestochen wird – meist im Nacken. “Eine bevorzugte Stelle ist die kleine Fontanelle am Hinterkopf, in welche die Nadel (die so stark ist wie eine Stricknadel) regelrecht eingerammt wird. Dort wird sie dann einige Minuten belassen” (E. Asshauer, Heilkunst vom Dach der Welt, Tibets sanfte Medizin, S. 174).

Anthroposophische Heilkunde

Die Anthroposophische Gesellschaft (mit Sitz in Dornach bei Basel, Schweiz) ist mit über einer Million Anhängern die bedeutendste Esoterik-Gruppe in Deutschland. Begründet wurde sie 1913 von Rudolf Steiner (1861-1925).
In seiner Autobiographie “Mein Lebensgang” berichtet Steiner von okkulten Erlebnissen bereits in seiner Kindheit. Als Achtjähriger z.B. begegnete er einem “Geistwesen”, das ihm Anweisungen gab, die er ausführte (Steiner TA 38, Dornach, S. 10). Später ließ sich Steiner von dem Wiener Kräutersammler Felix Koguzki und dessen “übersinnlichem Meister” in die okkulten Mysterien einweihen.

Im Jahr 1884 begegnete Steiner dem spiritistischen Medium Helena Petrovna Blavatsky. Begeistert von ihren “übersinnlichen Eingebungen” und ihrer Geheimlehre, der “Theosophie”, einer Mischung aus Buddhismus, Gnosis und jüdischer Kabbala, schloß Steiner sich ihrer Bewegung zunächst an, gründete dann aber seine eigene “anthroposophische Geheimwissenschaft”.

Der Begriff “Anthroposophie” setzt sich zusammen aus dem griechischen “anthropos” = der Mensch und “sophia” = die Weisheit. “Anthroposophie” ist nach Steiner “ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen möchte” (Steiner, GA 26, Dornach, S. 14).
Mit anderen Worten: Die Anthroposophie ist ein Weg, der den Zugang zu okkult esoterischem Geheimwissen und magischen Praktiken öffnet.

Grundlegend für die anthroposophische Heilkunde ist die Vier-Leiber Lehre:
Nach Steiner besitzt der Mensch nicht nur seinen physischen (stofflichen, materiellen) Leib, sondern noch drei weitere Leiber, den Ätherleib (übersinnlicher Lebensleib), der mit 7 Jahren geboren würde, den Astralleib (übersinnlicher Bewußtseinsleib, der beim Schlaf und zwischen Tod und Wiedergeburt im Weltall weilt), der mit 14 Jahren geboren würde und den Ich-Leib (Erinnerungsleib), den der Mensch mit 21 Jahren erhält.

Ziel des Menschen sei, sich über Wiedergeburten und Karma (selbstgeschaffenes Schicksal) zum “Geistesmenschen” zu entwickeln. In der Menschheitsgeschichte sei diese Entwicklung durch das sog. “Luzifer Ereignis” gestört worden, als böse “Mondenwesen” dem Menschen Leidenschaften, Triebe und Begierden in seinen Astralleib eingossen und den bisher nur drei Leibern den vierten, den physischen Leib, hinzufügten. Mit diesem Leib seien die Krankheiten in die Welt gekommen.

Von dieser materiellen Verstrickung mußte der Mensch durch das Sonnenwesen “der Christus” erlöst werden, damit Mensch und Kosmos wieder vergeistigt würden.

Nach zahlreichen Verkörperungen hätte sich das “Sonnenwesen” zuletzt in “Jesus” verkörpert, und zwar zunächst in zwei Jesusknaben, von denen der eine eine Re-Inkarnation Buddhas und der andere eine Wiedergeburt Zarathustras gewesen sei.

Mit 12 Jahren sei der physische Leib Buddhas gestorben, und die beiden Jesusknaben hätten sich zu einem einzigen Individuum vereinigt.

Bei der Taufe des Jesus habe das Zarathustra Ich den Jesusleib verlassen, um Platz zu machen für den einziehenden “Christus Sonnengeist”.
Im  “Mysterium von Golgotha” habe das auf die Erde tropfende Blut des Gekreuzigten der Erde “Sonnenkraft” gegeben und den “Sonnengeist” Christus zum “Erdgeist” umgewandelt.
Bei der Auferstehung des “Jesus” sei der “Christusgeist” in den Ätherleib des “Jesus” zurückgekehrt.
Nur wer – durch die Anthroposophie geschult – zum “Äthersehen”, einer Art Hellsehen, befähigt sei, könne den “Erdgeist Christus” erkennen.

Dieser Jesus Christus Steiners hat mit dem wahren JESUS CHRISTUS, dem menschgewordenen GOTTES Sohn, nichts gemein. Er ist ein Anti-Christ und will es ausdrücklich sein.

In seinem Mysterienspiel “Die Prüfung der Seele” läßt R. Steiner Luzifer sagen:
„Man kann für Christi Gegenbild am besten Menschenherzen fangen, wenn Christi Namen man dem Bilde gibt” (Steiners Mysteriendramen I, Dornach, S. 229).

Die anti christliche Irrlehre und die magischen Praktiken Steiners sind auch für die anthroposophische Heilkunde bestimmend:

„Die Weltschau der Anthroposophie Rudolf Steiners kann als eine esoterisch okkultistische Geheimwissenschaft mit Elementen aus der Kosmologie, der Astrologie, der Alchemie, der Homöopathie, fernöstlichen Lehren u.a. zusammengefaßt werden. Das Karma, die vier Wesensglieder (“Leiber”) des Menschen, eine vermeintliche Dreigliederung des Menschen und der Gestalt der Pflanzen, daraus konstruierte physiologische, pathologische und therapeutische Zusammenhänge, postulierte Beziehungen zwischen Gestirnen, irdischen Metallen und Körperorganen, aus denen absurde Therapieverfahren abgeleitet werden, und vieles andere wurde von Steiner ohne jegliche empirische Basis zu einer mystischen Gesamtschau der Weit und des Menschen vereinigt” (Klaus Dietrich Bock, Am Ende des Weges: Magie als Kassenleistung? unter: www.konsequente positivliste. de).

Zu den diagnostischen Methoden der Anthroposophen gehört das “intuitive Erkennen”, das Hellsehen: “Ihm (Steiner) war es möglich, mit exaktem Hellsehen die Ursache der Krankheit zu erforschen” (G. Wehr, Rudolf Steiner, S. 305).

Krankheiten entstehen nach Steiner dann, wenn das Gleichgewicht zwischen den vier Leibern gestört ist. Ziel anthroposophischer Heilkunst ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts. Das geschieht mit einer Vielzahl von Heilverfahren und Medikamenten:
Massagen, Bädern, Gymnastik, Eurythmie, Gesprächs- und Maltherapie, vegetarischer Kost und der Kontaktaufnahme mit Geistwesen, die Schicksalsschläge, Krankheiten und Unfälle zu koordinieren haben.

Krankheiten können nach anthroposophischer Irrlehre auch in früheren Erdenleben erworben worden sein. Diese sind als Karma dem Menschen bestimmt und deshalb unheilbar.
Hergestellt werden die anthroposophischen Medikamente von der Weleda AG (Arlesheim und Schwäbisch Gmünd) und der Wala oHG (Bad Boll, Eckwädchen).

Steiner selber wählte für seine Firma den Namen “Weleda”, um damit die germanische Heilgöttin zu ehren.
Die Weleda AG arbeitet u.a. mit Potenzierungen nach dem Vorbild der Homöopathie, wandelt diese aber ab durch Einmischen der anthroposophischen Irrlehren und eigenwillige Deutungen.
Anthroposophische Heilmittel werden “rhythmisch geschüttelt und nach den Mondrhythmen geerntet”.

Zur künstlerischen Therapie gehört die Heil – Eurythmie:

“Durch diese neuartige Tanzkunst sollen vor-christliche Mysterientänze
aufgegriffen und weiterentwickelt werden, so daß der moderne Mensch, wie einst der antike Tänzer, Kontakt mit überirdischen Wirklichkeiten bekommt… Rudolf Steiner sprach selbst im Zusammenhang mit Eurythmie über eine ’Erneuerung der alten Tempel-Tanzkunst’. Eine Beziehung des Menschen zum Kosmos sollte hier   wie es in alten Mysterien auch getan wurde   hergestellt werden. So entstanden z.B. Kreistänze, die in ihren Bewegungen im Zusammenhang mit den Planetenbewegungen stehen, und Gebärden, die Wirkungen der Tierkreiszeichen darstellen…

Wie der ernsthaft tanzende Mensch zu allen Zeiten mit seinem Tanz eine Beziehung zur übersinnlichen Welt herstellen wollte, so liegt auch der eurythmischen Betätigung ein solches Bestreben zugrunde” (Johannes Hemsleben, Rudolf Steiner, S. 114 f). In den Waldorfschulen lernen schon die Kinder das “kosmische ABC”, die Zuordnung der Konsonanten zu Tierkreiszeichen und der Vokale zu den Planeten. Das L wird z.B. dem „Steinbock“, das N den „Fischen”, das V dem „Krebs“ zugeordnet. Der Doppellaut “au” entspricht der Sonne, das A der Venus, das E dem Mars usw. Dieses kosmische ABC wird eurhythmisch eingeübt.

In der Gesundheitslehre der Waldorfschulen lernen die Schüler: “Seit altersher wissen die Menschen, daß Leber, Niere und Milz mit bestimmten Planeten in Beziehung stehen. Die Leber wird seit ältesten Zeiten auf den Planeten Jupiter bezogen… Die Nieren sind der Venus zugeordnet… In der Milzfunktion spiegeln sich die Saturnkräfte, die in Tod und Verjüngung wirksam sind” (S. Jacob/D. Drewes, Aus der Waldorfschule geplaudert, S. 196f).

 

Anthroposophische Mistel-Therapie

Während bei konservativen Medikamenten Wirkung und Unbedenklichkeit klinisch und experimentell nachgewiesen werden müssen, fordert der Gesetzgeber (Arzneimittelgesetz und Sozialgesetzbuch) von den Arzneimitteln der Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophie keine Qualitätsprüfung, so auch nicht für die anthroposophische Misteltherapie.

Für die Krebstherapie mit Mistelpräparaten sind Steiners Vorstellungen von den angeblich vier Leibern des Menschen grundlegend:
Nur der physische Leib sei sichtbar; die drei höheren Leiber seien nur dem Geistesauge als farbige Lichtgestalt erkennbar: Der Ätherleib, der sich um den physischen Leib lagere, erscheine als rosafarbene, der Astralleib als rot violette und der Ich Leib als blaue Aura. Geschwulstartige Erkrankungen träten auf, wenn der Ätherleib den Zusammenhang mit dem Astral- und dem Ich Leib verliere. Die Ursache für Krebs könne aber auch in vergangenen Erdenleben liegen, in diesen Fällen sei Krebs unheilbar.

Anthroposophische Vorstellungen von Entstehung und Verlauf von Krankheiten sind mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbar. Trotzdem haben Mistelpräparate in der Krebsbehandlung größere Verbreitung gefunden.

Nach R. Steiner bauen beim Krebs der Ich- und Astral-Leib den Äther- und physischen Leib nicht genügend ab. Ziel der Therapie müsse es also sein, das Gleichgewicht zwischen den Leibern wiederherzustellen.
Nach Steiner “übernimmt die Mistel als äußere Substanz dasjenige, was wuchernde Äthersubstanz beim Karzinom ist, verstärkt dadurch, daß sie die physische Substanz zurückdrängt, die Wirkung des Astralleibes und bringt dadurch den Tumor des Karzinoms zum Aufbröckeln, zum In sich Zerfallen” (In: R. Leroi, Misteltherapie, S. 31).

Wie die Mistel als “verunglückte” Samenpflanze, als “mißratener” Baum betrachtet werden könne, so die Krebskrankheit als mangelhaft ausgestattete Scheinorganbildung. Wie die Mistel Ätherkräfte ihres Wirtsbaumes in sich hineinziehe, so könne sie dem krebskranken Menschen helfen, dem Fremdgebilde hemmende Kräfte entgegenzuführen. Die Mistel entziehe dem Tumor den menschenfremden Wucheräther, die Lebenskraft, verstärke den Astralleib und aktiviere den Ich Leib. Dies könne “immer wieder beobachtet werden” (ebda S. 32).
Großen Einfluß auf Ernte und Verarbeitung der Mistel habe der Planet Uranus, da er ein Außenseiter in der planetarischen Familie sei wie die Mistel in der Pflanzenwelt.

Geerntet wird zweimal im Jahr, um Johanni und in der Weihnachtszeit. Die Sommer  und Wintersäfte der Mistel werden in der Oster  und Michaeliszeit verarbeitet.
Je nach Konstitution des Kranken und der Geschwulst Art werden Misteln bestimmter Wirtsbäume (Laub- oder Nadelbäume) ausgesucht und zugeordnet.

Die Indikationen der fünf Hersteller von Mistelpräparaten weichen allerdings voneinander ab, ohne Begründung. “Iscador” setzt Mistelpräparaten von Apfelbaum (für Frauen) und Eiche (für Männer) Silber hinzu und zwar bei Krebs im Urogenitalbereich, bei Darm- und Lymphdrüsenkrebs Quecksilber und Kupfer bei Leber-, Galle-, Magen- und Nierenkrebs.
Steiner fordert, den Sommersaft der Mistel in den Wintersaft fließen zu lassen, während dieser in einer Zentrifuge bewegt wird. Bei hoher Rotationsgeschwindigkeit käme die Substanz in den Bereich der vom Kosmos einströmenden ätherischen Kräfte. Die Mischung solle anschließend in einer Tierblase aufbewahrt werden.

D i e Mistelpräparate gibt es nicht, da sie sich je nach Hersteller deutlich unterscheiden, und zwar hinsichtlich Extraktionsverfahren, Konservierung, Mischungsverhältnis und Mengenverhältnis der Inhaltsstoffe.
Wissenschaftliche Forschungen haben die Mistel auf ihre Inhaltsstoffe untersucht und festgestellt, daß sie in ihrer Konzentration variieren – je nach Standort, Klima, Wirtsbaum und Erntezeit.

Standardisierung und Normierung werden von den Anthroposophen vehement abgelehnt, weil die Misteltherapie dadurch ihre “an der Komplexität realen Lebens und Leides orientierte Wirksamkeit verliert und auf meßbare, quantifizierbare Wirkungen reduziert.”

Mistelpräparate werden in der anthroposophischen Therapie grundsätzlich nur in einem Gesamtkonzept mit Zusatztherapie eingesetzt.

Weil klinische Untersuchungen fehlen, kann über die Wirkung von Mistelpräparaten keine zuverlässige Aussage gemacht werden. Anthroposophen selber gestehen ein, daß die Mistelforschung (nach mehr als 70-jähriger Anwendung) noch im “Anfangsstadium” sei.
Da weder Patienten noch Heiler Einblick in das anthroposophische Gesamtkonzept haben, verlassen sie sich auf unbewiesene Behauptungen von Heilerfolgen.

 

Astro – Medizin

Das Wort Astrologie ist vom griechischen Wort “astro-logia” abgeleitet und bedeutet Sterndeutung, Sternkunde (astron = Stern und logos = Kunde).

Im Unterschied zur Astrologie beschäftigt sich die wissenschaftlich betriebene Astronomie mit der Gesetzmäßigkeit der Sterne, ihrer Bewegung, Entfernung und ihrem physikalischen Zustand. Zu den Grundbegriffen der Astrologie gehören:
Der “Tierkreis”, ein gedachtes Band um die Erde, das irrtümlich der Kreisumlaufbahn der Sonne um die Erde während eines Jahres entsprechen soll.

Die 12 “Tierkreis  oder Sternzeichen”, die den Tierkreis in 12 Abschnitte unterteilen und nicht zu verwechseln sind mit den Sternbildern, die bereits von den Babyloniern festgelegt worden sind. Die 12 “Häuser”, ein zweiter gedachter Kreis in 12 Abschnitten mit je 24 Stunden.

Das “Horoskop”, die Stundenschau (von “hora” = die Stunde und “skopeo” = schauen), eine graphische Abbildung des Sternenstandes zum Zeitpunkt der Geburt, des Ascendenten (Sternzeichen, das zum Zeitpunkt der Geburt am östlichen Horizont aufstieg) in Verbindung mit den Tierkreiszeichen, Häusern und Planeten.
Kompliziert gestaltete Graphiken mit vielen geheimnisvollen Zeichen erwecken zwar Respekt, können aber inzwischen mit entsprechender Software in jedem Computer erstellt werden. Seriosität wird auch vorgetäuscht, wenn sich Esoteriker, die mit großem Aufwand die Astrologie betreiben, als “wissenschaftlich” von den sog. “Vulgär Astrologen” abgrenzen.

Nach astrologischem Irrglauben soll die Konstellation der Sterne den Charakter, die Gesundheit und das Schicksal eines Menschen beeinflussen bzw. festlegen, und zwar durch Strahlung, kosmische Kräfte oder übersinnliche Beziehung.

Zahlreiche Forschungsstudien beweisen, daß die Trefferquote astrologischer Vorhersagen dem der Glückspiele entspricht, d.h. bei 4 % liegt und damit als Zufallserfolg zu bewerten ist. Jeder Mensch, der sich nicht mit Astrologie beschäftigt hat, würde bei erfundenen Vorhersagen die gleichen Erfolge erzielen.

Dr. Peter Niehenke, Vorsitzender des Deutschen Astrologenverbandes, wollte mit seiner Dissertation über Astrologie an der Universität Bielefeld die Richtigkeit astrologischer Aussagen nachweisen. Seine wissenschaftliche Forschung wurde für ihn zum Desaster: Niehenke bewies mit seiner Dissertation das Gegenteil…

Tatsache ist, daß die Astrologie unserer Zeit immer noch von dem Weltbild des Ptolemäus ausgeht, der 87-165 n. CHR. gelebt hat und seit Kopernikus (16. Jahrhundert) überholt ist: Nach der ptolemäischen Vorstellung ist die Erde das Zentrum des Universums, um das die Sterne, Sonne und der Mond kreisen.

Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, die Planeten (Wandelsterne) zögen in fester Bahn um die Erde, vorbei an bestimmten Sternbildern. Es handelt sich außerdem um eine optische Täuschung, wenn beobachtet wird, daß ein bestimmter Planet in ein bestimmtes Sternbild tritt. Zwischen den Sternen, die mit einer gedachten Linie zu einem Sternbild zusammengefaßt werden, sind riesige Entfernungen. Sterne im Sternbild der Jungfrau z.B. sind 220 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein einziges Lichtjahr aber entspricht einer Länge von 9,5 Billionen Kilometern. Wie könnte ihre Strahlung noch Einfluß auf den Menschen haben, vergleichbar z.B. mit der Gravitationskraft des Mondes? Außerdem geht die Astrologie unserer Zeit immer noch vom Stand der Sternbilder vor 2000 Jahren aus. Das Weltall aber ist in ständigem Wandel. Wer heute ein “Widder” zu sein glaubt, ist z.B. in Wirklichkeit ein “Fisch”.

Die Astrologie unserer Zeit vertritt immer noch das heidnisch-mythische Weltbild, wonach den Sternen menschliche Eigenschaften zugeschrieben und die Planeten wie antike Götter verehrt werden, deren Namen sie tragen:

Die Venus z.B. soll Liebeskraft bewirken, Mars bedeute Krieg und Tod, Jupiter Macht usw.

Die Astrologie spielt in Ausbildungslehrgängen für Heilpraktiker und “Naturärzte” eine wesentliche Rolle:
Heilpraktikerschulen bieten “Astrologie als ganzheitliches Diagnosemittel” an oder “spirituelle Astrologie” als Lehrfach. In der “Astro Medizin” wird die Astrologie vor allem “zur Klärung seelischer Hintergründe von Erkrankungen und Krankheits-Dispositionen” eingesetzt oder zur Festlegung “passender Operationstermine”.
Zu den “allgemeinen Lehrinhalten” der “Astrotherapie” gehören in den “Paracelsus Heilpraktikerschulen” u.a. die “astrologische Analyse”, d.h. “Aufbau einer Horoskop Analyse für jede Planetenkraft; Beziehungs  und Familienanalyse, die Konstellationen bei Eltern, Partnern, Kindern und Freunden”, weiter die “Astro-Medizin”, gemeint sind “Naturheilweisen, auf die die Planetenkraft gut anspricht”, weiter “Entsprechungen von Bach-Blüten, Edelsteinen, ätherischen Ölen” und “innere Reisen zu dem Organsystem” oder “in die untersten Gefilde und Katakomben, um den verdrängten Anteilen der Kraft zu begegnen und sie zu integrieren”, dazu noch “passende Meditationen für die Planetenkraft”, was immer dies auch sein mag.

Versprochen wird, daß die “Ausbildung in Astropsychologie und Astrotherapie eine gelungene Verbindung zwischen fundiertem astrologischen Wissen und selbsterfahrener Tiefenpsychologie – wie auch Astro-Medizin ein außergewöhnliches Angebot auf dem Markt der Astrologiestudien darstellt”.

Ziel der Ausbildung ist, daß die zukünftigen Heilpraktiker “einen intensiven inneren Erkenntnis- und Wandlungsprozeß bei ihren Klienten anzuregen und professionell zu begleiten verstehen … Teilnehmer ohne Heilerlaubnis können die astrologischen Kenntnisse zur Bewußtseinserweiterung und klärenden Lebensberatung beim gesunden Menschen anbieten und nennen sich Astropsychologische Berater.”

Tatsächlich sind diese wie viele andere fantastische Berufsbezeichnungen esoterischer Heiler rechtlich nicht geschützt.

Astro- Diagnose und- Therapie spielen in zahlreichen esoterischen Heilverfahren eine nicht unwesentliche Rolle:

Die Klangschalen-Therapie ordnet die Frequenzen der einzelnen Klangschalen den 9 Planeten und 12 Tierkreiszeichen zu. Patienten werden angeleitet, Schalen auszusuchen, die ihrem persönlichen Tierkreiszeichen entsprechen.

In der Reinkarnations-Therapie wird das Horoskop als Diagnosehilfe herangezogen.

Wichtigstes Instrument der Feng Shui Diagnose ist der Lop’an, ein geomantischer Kompaß, der aus den astrologischen Daten der Hausbewohner in Verbindung mit Berechnungen der Himmelsrichtungen und der 5 Elemente angeblich geforderte Wohnungsumbauten und Umstellung der Möbel herleitet. Die beim Channeling beschworenen Geister empfehlen die Astrologie.

Wunder- und Geistheiler lassen sich von astrologischen Berechnungen leiten.

Die Bioresonanz-  Therapie erklärt die Wirkweise ihrer Geräte mit astrologischen Vorstellungen.

Die Bach-Blüten – Therapie sucht Entsprechungen zwischen Bach-Blüten und Horoskop des Patienten.

Beim Ayurveda soll mit Hilfe des Patienten Horoskops die Balance zwischen den drei Doshas wiederhergestellt werden.

In der Aroma – Therapie
werden die Aroma Öle dem Klienten nach astrologischen Merkmalen zugeordnet usw.

Immer mehr Gerichte werden mit dem Thema Astrologie beschäftigt. Gerichtsurteile bezeichnen astrologische Gutachten als Produkte von “Wahnideen und Irrglaube” und geben Klägern recht, die sich auf den Paragraphen 306 BGB beziehen, demzufolge ein “auf unmögliche Leistung gerichteter Vertrag ungültig” ist (OLG Düsseldorf Az: 5 U 319/52 u.a.).

Da die Astrologie ein Aberglaube ist, lassen sich Astrologie-Gläubige nicht von den Sternen bestimmen, sondern von Astrologen
. Diese aber sind untereinander heillos zerstritten und schwören auf die unterschiedlichsten “Schulen”.

Die Zukunft zu kennen, ist verlockende Versuchung aller Menschen, aber GOTT allein vorbehalten. Soweit Vorhersagen und Prophezeiungen dem Menschen heilsam sind, hat GOTT sie im Alten und Neuen Testament geoffenbart. Sie können in der Hl. Schrift nachgelesen werden.

Die Astrologie dagegen und alles Wahrsagen hat GOTT unmißverständlich Seinem Gericht unterworfen:

“Hast du dich nicht stets bemüht, von den Sternen Rat zu holen? Ruf doch deine Himmelsdeuter, die die Horoskope erstellen. Ob sie dich wohl retten können? Wie den Stoppeln geht es ihnen, die im Nu das Feuer frißt. Und keiner kann sein Leben retten” (Jesaja 47,13f).

Astrologie führt nicht zu GOTT, sondern in die Irre. Astro – Medizin macht nicht gesund, sondern seelisch und oft auch körperlich krank:

Schuld und Versagen auf die Sterne abzuschieben, heißt, die Schuld ohne Reue, Bekenntnis und Wiedergutmachung zu verdrängen. Diese Schuld kann nicht vergeben werden.

Vorhersagen von Katastrophen und Krankheiten können in den Suizid führen, Berechnungen von Operationsterminen lebenserhaltende Eingriffe versäumen lassen.

Bindungen an astrologische Gutachten, Diagnosen oder Therapien können das Unterbewußtsein gefangen halten, zu geistiger Verwirrung und Realitätsverlust führen. In Verbindung mit okkulten Techniken führen sie zu dämonischen Belastungen, Umsessenheit oder gar Besessenheit, die allein der Exorzismus im Namen JESU heilen kann.

 

Aura – Heilung (Healing)

Das lateinische Wort “Aura” bedeutet “Lufthauch”. Es bezeichnet ein “magisches Energiefeld”, das angeblich den menschlichen Körper als Schutzhülle umgibt. Dieses unsichtbare “Energiefeld” zeige sich nur dem “Aura – Heiler”, lehren Esoteriker, und zwar in den sieben Farben des Regenbogens. Form, Beschaffenheit (Risse, Löcher u.a.), Zusammensetzung und Färbung der Aura können angeblich Auskunft über Erkrankungen geben.
Um eine defekte Aura wiederherzustellen, legt der “Heiler” seine Hände einige Zentimeter über den Körper des Patienten, bevorzugt über die “Chakren”, um “kosmische Energie” einströmen zu lassen.

Andere “Heilverfahren” sind das Auflegen von Magneten oder Edelsteinen, welche die Aura “reinigen”, “aktivieren”, “von Störungen befreien” sollen.

Eine störungsfreie Aura schütze vor allen Krankheiten, auch AIDS und Krebs, und gegen alle Angreifer wie Gewalttäter, Hexen u.a., die an der heilen, geheilten Aura “abprallen” würden. In einer defekten Aura könnten sich auch Seelen Verstorbener einnisten bis zu ihrer Wiedergeburt oder Seelen von Menschen, die ihren Tod nicht angenommen hätten und all ihre Gefühle und Schmerzen auf ihren “Wirt” übertragen würden. Menschen, die von Verstorbenen “besessen” seien, bedürften der Aura-Reinigung durch einen (spiritistischen) Exorzismus, bis die fremde Seele die Aura loslassen und “heim ins Licht” gehen könne.

Da die Aura eine reine Erfindung ist und mit modernsten Meßverfahren nicht nachgewiesen werden kann, ist deren Wahrnehmung entweder Betrug oder hellsichtig okkult.

Aura-Meßgeräte, die auf dem Esoterik Markt teuer verkauft werden, machen bestenfalls die Körperwärme oder den Hautwiderstand einer Person “sichtbar”, nicht aber “Aura Energie”. Aufdringlich wird das Vertrauen von Patienten umworben mit angeblichen Beweisen, die durch die sog. “Kirlian-Fotografie” geliefert würden.

 

Ayurveda

Die Ayurveda Werbung verspricht “Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele, Stimulierung der Selbstheilungskräfte, Vitalität, Aktivierung des Energiesystems” und andere Wirkungen mehr.

Ayurveda-Massagen, Ayurveda-Bäder, Ayurveda-Tees, Ayurveda-Körperpflege, Ayurveda-Küche können an “Ayurveda-Schnuppertagen” erprobt werden. Ayurveda ist “in”.

Das altindische Wort”Ayurveda” ist zusammengesetzt aus Ayur = langes Leben und Veda = Wissen. Diese “Lehre vom langen Leben” wurde drei indischen Heilern der Frühzeit während einer Meditation geoffenbart und ist als “älteste Gesundheitslehre der Weit” Teil der “Veden”, der hinduistischen Schriften.

Nach vedischer Vorstellung spiegelt der menschliche Organismus die kosmische Ordnung des Universums wider und ist zusammengesetzt aus den fünf Elementen: Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther, die von den drei Doshas (wörtlich “Verderber”), den Temperamenten oder Energiesystemen Vata (Wind), Pitta (Sonne) und Kapha (Mond) geregelt werden, um das innere Gleichgewicht zu erhalten.

Schon die geringste Störung in der Harmonie der Doshas führt nach Ayurveda zu Krankheiten. Die Gesundheitsregeln des Ayurveda leiten sich nicht nur aus der Irrlehre des Hinduismus her, sie widersprechen auch den wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit:

Die “Ayurveda-Küche” empfiehlt z.B. “Vata-Typen”, Rohkost zu meiden, weil durch Rohkost “Vata” verstärkt würde. “Pitta-Typen” sollen auf Saures verzichten und stattdessen viel Eis und kalte Speisen essen. “Kapha-Typen” sollen Salz und süßes Obst weitmöglichst meiden. In umfangreichen Tests ermitteln “Ayurveda-Experten” den Grundtyp des Hilfesuchenden. Die Fachzeitschrift Ärztliche Praxis nennt die Ayurveda Heiler “selbsternannte Gesundheitsexperten der Maharishi-Sekte” (1990, Nr. 94, S. 27).

Bereits 1989 entschied das Bundesverwaltungsgericht, daß es sich bei Maharishi Mahesh Yogi und seinen Anhängern um eine “Psychosekte” handelt…

Die Deutsche Gesellschaft für Ayurveda e.V., Traben-Trarbach, beansprucht für sich den “Maharishi-Ayurveda”, die “authentische und traditionelle Ayurveda Medizin in höchster Vollendung, das Gütesiegel medizinischer Kompetenz in Ausbildung, Herstellung von Heilmitteln und Vollständigkeit der Therapieverfahren”.
Sie gründet “Ayurveda Gesundheitszentren” und organisiert Aus- und Weiterbildungs Seminare für Schulmediziner. Ausdrücklich schließt sie “das System des Yoga, Transzendentale Meditation und die alte Gaudhava Veda und andere vedische Disziplinen ein, die alle im alten ayurvedischen Schriftgut für unentbehrlich gelten…. so wie sie von den uralten Sehern in Indien ans Licht gebracht wurden”. (www.ayurveda.de).

Einer seriösen Überprüfung halten ayurvedische Diagnose- und Therapieverfahren nicht stand, ebenso nicht die gerühmten “fantastischen Heilerfolge” der Ayurveda-Medikamente. Im Gegenteil: Statt der Gesundheit zu dienen, ist die Beimengung von hochgiftigem Quecksilber, Arsen, Blei und anderen Giftstoffen in bestimmten Medikamenten gesundheitsschädlich. Immer mehr Ärzte machen die Erfahrung von unerwünschten Nebenwirkungen, wie z.B. hämmernde Kopfschmerzen nach Stirn-Ölgüssen. – Die Doshas, Kernstück des Ayurveda, sind reine Erfindungen. Studien zur Wirkung von Ayurveda Therapieverfahren fehlen in Deutschland.

 

Bach-Blüten – Therapie

Der englische Arzt Dr. Edward Bach lebte von 1886-1936. Er promovierte als Schulmediziner, arbeitete als Pathologe und Bakteriologe am Londoner Homöopathischen Krankenhaus und leitete später die Unfallstation an der Universitätsklinik in London.

Nach seiner Biographin Nora Weeks entdeckte Bach um 1930 sensitive Fähigkeiten. Er verbrannte seine wissenschaftlichen Vorträge und Aufsätze, zerbrach seine Injektionsspritzen, schüttete die von ihm entwickelten Impfstoffe in den Ausguß und ließ sich fortan ausschließlich von “Offenbarungen” und lntuitionen leiten.

Schon vor 1930 hatte Bach Patienten durch Handauflegung geheilt. Nach deren Berichten erschien ihnen Bach im Traum, um ihnen die Hände aufzulegen, andere spürten, “wie ein Strom von Lebenskraft zu fließen begann”, wenn sie ihn nur ansahen. Nora Weeks berichtet:

“Bach hatte in rascher Folge Heilpflanze um Heilpflanze entdeckt und nach seinem neuen Verfahren zubereitet. Die seelischen und körperlichen Torturen, die er vor jeder einzelnen dieser Entdeckungen durchlitten hatte, waren so gravierend gewesen, daß er sich völlig geschwächt und erschöpft fühlte” (N. Weeks, E.Bach, S. 123).

Ob Bach Kontakte zu okkulten Kreisen hatte, ist nicht bekannt, wohl aber, daß er aktiver Freimaurer war. In seinem Vortrag beim Freimaurertreffen im Jahr 1936 lehrte Bach u.a.:

“Liebe Brüder alle, der ganze Kern des Lebens ist, unsere Göttlichkeit zu erkennen, daß wir unbesiegbar, unüberwindlich sind und keine Verletzung uns je in unserem Sieg aufhalten kann, den wir im Namen unseres Großen Meisters gewinnen… Im Innern sind wir göttlich” (ebda S.59).

Wenn Bach von der Göttlichkeit des Menschen spricht, meint er nicht die von GOTT in der Taufe geschenkte Gotteskindschaft, sondern vertritt die esoterische Irrlehre, die er auch in anderen Überzeugungen erkennen läßt:

Der Mensch schreite in zahlreichen Re-Inkarnationen seiner Vollkommenheit entgegen. Durch Selbsterlösung, d.h. durch die Bach Blüten Essenzen, würde es der Menschheit gelingen, alle Krankheiten vom Antlitz der Erde zu vertreiben. Krankheit sei Disharmonie und einzig und allein auf Fehler des Patienten zurückzuführen. Die Überwindung aller Krankheiten hänge hauptsächlich von der Erkenntnis der eigenen Göttlichkeit ab. Folge der Mensch den in sich einwohnenden göttlichen Geboten, erlange er die Gesundheit. Die Bach-Blüten Therapie habe die Aufgabe, dem Menschen zu helfen, “sein geistiges Verfehlen zu korrigieren” (ebda S. 228).

Ziel des Menschen also ist es nach Bach, “zu sein wie GOTT”.

Seine Erlösung geschieht nicht über den menschgewordenen Sohn GOTTES JESUS CHRISTUS, die Befreiung von Schuld nicht über das Bußsakrament, sondern über energetische Arzneien, die Bach-Blüten.

Erlösende Heilmittel könnten weder mineralische noch tierische Substanzen sein, lehrt Bach, sondern allein pflanzliche, gewonnen aus Pflanzen, “die in ihrem Entwicklungsstand entsprechend hoch oder höher sind als der durchschnittliche Mensch. Aus dieser Gruppe müssen wir unsere Arzneien wählen, denn diesen ist die Kraft gegeben, zu heilen und uns zum Segen zu gereichen… Sie besitzen die Kraft, unsere Schwingungen anzuheben und damit geistige Kraft herabzuziehen, die Gemüt und Körper reinigt und heilt” (ebda S. 229).

Bach-Blüten sind als Ersatz für die Erlösung durch JESUS CHRISTUS “als ein Sakrament zu empfangen, denn sie haben bewiesen, daß sie in ihrem gnadenreichen Wirken mehr als gesegnet sind und ihnen die Kraft gegeben ist, alle Arten von Krankheiten und Leiden zu heilen” (ebda S. 68).

Die Herstellung der Bach-Blüten-Essenzen hat Bach genau festgelegt:

“Ein möglichst dünnwandiges Glasgefäß wurde mit reinem Wasser, vorzugsweise aus einer Quelle, fast gefüllt. Dann wurden ausreichend Blüten der jeweiligen Pflanze daraufgegeben, um die Wasseroberfläche völlig zu bedecken. Man wählte hierzu einen wolkenlosen Tag. Die Blüten wurden gepflückt, nachdem sie ungefähr zwei Stunden dem Sonnenschein ausgesetzt waren.

Das gläserne Gefäß wurde dann in die Sonne gestellt und von Zeit zu Zeit etwas gedreht, damit die Sonne direkt in die Öffnung scheinen, aber auch das Ganze bestrahlen konnte.
Ungefähr je ein Viertel der Flüssigkeit wurde nach drei, vier und sieben Stunden abgenommen und jeweils 20 Prozent reinen Alkohols hinzugefügt.

So erhielt man direkt, was man als dritte, vierte und siebte Potenz verwenden kann” (E. Bach, Gesammelte Schriften, S. 254). Bach beabsichtigt ausdrücklich nicht, daß materielle Wirkstoffe der Blüten in das Wasser eingehen. Allein “die spirituelle Kraft” der Blüten soll auf das Wasser übertragen werden.

Die Anzahl der Bach-Blüten-Essenzen beträgt 38, ergänzt durch die sog. “Notfalltropfen”, eine Mischung von drei bis fünf Essenzen. Die 38. Arznei ist reines Quellwasser. Alle Bach Blüten müssen wild an den von Bach festgelegten Orten gesammelt werden.

Einige Wochen vor seinem Tod regte Bach die Gründung einer Bruderschaft an. Alle, die sich – wie er – “als Boten der Großen Macht”, als “göttliche Gesandte” verstehen, sollten sich zusammenschließen, um “das wunderbare Werk fortzuführen, das wir begonnen haben. Ein Werk, das der Krankheit ihre Macht entreißen kann, das Werk, das Menschen freimachen kann” (ebda S.65).

Bach ist überzeugt: “Es wurde uns eine Heilmethode offenbart,
wie sie, soweit das menschliche Erinnerungsvermögen reicht, noch nie bekannt wurde… Während wir mehr und mehr das Vertrauen der Menschen um uns gewinnen, verkünden wir ihnen, daß wir glauben, göttliche Gesandte zu sein, die geschickt sind, ihnen in ihrer Not zu helfen” (ebda S. 64).

Nach dem Tod Bachs gerieten die Bach-Blüten in Vergessenheit. Heute werden sie vom “Bach-Center”, London, und in den deutschsprachigen Ländern von Mechthild Scheffler, Leiterin des Instituts für Bach-Blütentherapie, Forschung und Lehre, Hamburg, und Lehrbeauftragte des Bach-Centers, gewinnbringend vermarktet.

Da die Bach Blüten nur an den von Bach festgelegten Orten in England geerntet werden dürfen, verteidigt das Bach-Center sein Monopol in der Herstellung von Original-Bach-Blüten-Essenzen.

In ihren Publikationen macht Scheffler den esoterischen Hintergrund der Bach-Blüten-Therapie noch deutlicher als Bach selber:

“Weil in der Schöpfung alles eine Einheit ist, ist jeder von uns mit allem verbunden, und zwar durch eine gemeinsame, übergeordnete, mächtige Energieschwingung, die mit vielerlei Namen, so z.B. “Schöpfungskraft”, “universelles Lebensprinzip”, “kosmisches Prinzip”, “Liebe im Sinne höherer Vernunft” oder ganz einfach “Gott” genannt wird” (M. Scheffler, Bach Blütentherapie, S. 15).

Ziel der Bachschen Therapie ist der “gesunde” Mensch, “stark und glücklich als harmonisch schwingender Teil des größeren kosmischen Energiefeldes” (ebda S. 17).

Original Bach-Blüten-Essenzen werden auf Wunsch inzwischen von fast allen deutschen Apotheken aus England bezogen. Sie “heilen” von Schuldgefühlen (Pinien-Essenz), vertreiben Eifersucht, Mißtrauen, Haß und Neidgefühle (Stechpalme), Schüchternheit und Ängstlichkeit (Gauklerblume) u.a. Untugenden.

 

Channeling

Beim Channeling (channel = Kanal) nimmt ein Medium Kontakt mit “höheren Wesen” auf, um Antworten auf Fragen, Ratschläge, Botschaften, Belehrungen und Warnungen zu empfangen. Channeling versteht sich selber als “spirituelle Therapie”. Die Botschaften des imaginären Mohawkhäuptlings White Eagle z.B. werden auch nach dem Tod (1979) des engl. Mediums Grace Cooke (Autorin zahlreicher Bücher) über die “White Eagle Lodges” weltweit weiter verbreitet:

“Wir kommen aus der geistigen Welt, um euch eine Botschaft der Liebe und Hoffung zu bringen.
Ihr alle leidet auf vielfache Weise, die einen unter Schmerzen und körperlichem Unbehagen, manche unter seelischen Belastungen und Ängsten … Wir kommen, um euch zu trösten, um euch mit neuem Lebensmut zu erfüllen …
Der Weg für alle ist der gleiche … Laß das Christuslicht in dein Leben einströmen. Unterwerfe dich dem göttlichen Gesetz, gib dich hin, und du wirst Frieden und Freude finden …” (Das große White-Eagle-Heilungsbuch, S. 10).

White Eagle empfiehlt Handauflegung, Farbbestrahlung, Astrologie, Bach-Blüten-Therapie, Heil-Mantras u.a.
Zahllose Wunder- und Geistheiler arbeiten als Channeler oder mit Channelern zusammen:

Channeler versetzen sich über Selbsthypnose, Hyperventilation, Meditation oder Atemanhalten in eine Art Trance. In “Halbtrance” können sie Fragen direkt beantworten, in “Volltrance” spricht ein “Geistwesen” aus ihnen. Die Geist-Belehrungen werden entweder verbal übermittelt oder mit Hilfe eines “OuiJa-Boards” (Witch-Board), eines runden Bretts mit einem Zeiger, der Buchstaben und Zahlen anzeigt, die zu einem Text zusammengesetzt werden. Botschaften werden auch über das sog. “Planchette” vermittelt, ein dreibeiniges Gestell mit angebundenem Stift, der über ein Blatt Papier gefahren wird und Texte schreibt, auch “automatisches Schreiben” genannt.

Die gechannelten Botschaften sind entweder Betrug, Produkte geistesgestörter Menschen oder dämonisch gewirkte Wahrsagerei bzw. Weissagung.

Um gläubige Menschen abhängig zu machen, geben christlich orientierte Channeler vor, Botschaften von Heiligen, Engeln, Maria, von “Armen Seelen” zu empfangen oder mit “Christusenergie” bzw. “göttlicher Heilkraft” zu heilen. Sie praktizieren “Christustherapie” als Ergebnis direkten Kontaktes zu “Jesus Christus”. Eine Flut gechannelter und damit falscher Botschaften wird vor allem von irrgeführten Katholiken weiter verbreitet.

Hilfesuchende, die sich von Channelern abhängig machen, sündigen nicht nur schwer gegen GOTT und Sein Verbot der Wahrsagerei
, sie tragen auch nicht selten schwere Nervenstörungen, psychische Wahnvorstellungen und dämonische Belastungen, Umsessenheit oder Besessenheit davon.

 

Edelstein – Therapie

Edelsteine und Kristalle sind seit alten Zeiten Medien heidnischer Heiler, Schamanen (Heilkundiger) und Zauberer: Babylonier, Chaldäer, Ägypter, Perser und Araber trugen Edelsteine als Amulett, als Glücks- und Erfolgsbringer. Tibeter und Nepalesen benutzen den Bergkristall zur “Teufelsaustreibung” und als Wahrsagemittel.

Schamanen wirken auf Kranke mit Kristallen ein, in denen “kosmische Energie” gebündelt sein soll.
Die Yukatan, mexikanische Indianer, betrachten den Kristall als “Tor zu den Göttern”.

Heute gehören Edelsteine, Halbedelsteine und Kristalle zur Grundausstattung fast jeder esoterischen Heilpraxis. Zahlreiche sog. Lehrbücher befinden sich auf dem Büchermarkt. Der Verkauf von Steinen zu therapeutischen Zwecken boomt.

Edelsteine haben angeblich ein gewaltiges “Energie – Potential”. Esoterische Heiler behaupten, sie könnten mit Steinen den Körper und die Aura “reinigen”, von Verspannungen und Schmerzen befreien, alle möglichen Krankheiten heilen, selbst Epilepsie und Schizophrenie. Sie könnten vor Radioaktivität schützen und Beziehungskrisen lösen.

Edelstein-Therapeuten geben vor, mediale Kräfte zu besitzen und Verbindung zur “kosmischen Energie” aufnehmen bzw. herstellen zu können.

Katrina Raphaell, eine der bekanntesten Kristall-Therapeutinnen, “erlöst” Patienten mit Hilfe der Edelsteine sogar von Schuld:

“Wir umgeben das Herzzentrum mit vielen Rosenquarzen sowie grünen Aventurinen. Wir visualisieren Vergebung, Liebe und Verständnis…. die beim Einatmen in den Arm strömen.” Beim Ausatmen sollen dann die Patienten ihre Schuldgefühle und Gewissensbisse loslassen.

Während der pseudo psychotherapeutischen Behandlung arbeitet Raphaell mit einem Quarzkristall, mit dem sie Knöchel, Gelenke, Ellbogen, die Schultern und den Hals berührt.

Für Raphaell und andere Heiler sind Edelsteine “Lebewesen”:

“Mein Umgang mit der Welt der Kristalle zeigt mir bei vielen Gelegenheiten, daß Kristalle und Steine nicht nur spürten, was um sie herum vor sich geht, sondern in liebevoller, unterstützender, manchmal sogar selbstaufopfernder Weise reagieren.” Steine seien vor langer Zeit von Wesen aus dem Kosmos “programmiert” worden, um ihr “Wissen heute an die Menschen weiterzugeben” (Rolf Höneisen, Steinzauber, S. 96ff).

Geradezu abenteuerlich ist die Aufwertung des Kristalls zum “Christ-All”:

“Vor Jahrtausenden”, so behauptet Peter Ferreira bei seinen Vorträgen, “war das Wort für Bewußtsein ’Christos’. Es ging eigentlich im Leben des Menschen um nichts anderes als darum, den ’Christos’ in uns zu finden und zu erweitern. Und nicht umsonst wurde aus einem Menschensohn Jesus ein Gottessohn ’Christus’   durch erweitertes Bewußtsein zum Allbewußtsein zum ’Christ All’ … Und diesen Kristall’ möchte ich gern wieder in Ihnen anregen” (Verlag Salvator Mundi, Gaming, Österreich).

Stein-Therapeuten legen Edelsteine auf “Chakren”, angebliche Energiezentren des Körpers, oder auf “Meridiane” (Energiebahnen). Sie tauchen Steine ins Wasser, an das sie “Steinenergien” abgeben würden, kombinieren die Stein Therapie mit zahlreichen anderen esoterischen Praktiken (Reiki, Aura-Heilung u.a.), reinigen das “Karma” des Patienten, versetzen Patienten in Trance und erklären, über die Steine Kontakt mit heilenden Geistwesen herstellen zu können.

Bei okkulten Meditations-Übungen mit aufgelegten Steinen erleben Patienten Visionen, hören Stimmen, sprechen in unbekannten Sprachen und stehen “wie unter einer fremden Kontrolle”, d.h. sie zeigen die klassischen Merkmale dämonischer Beeinflussung.

Esoterische Stein-Heiler versprechen und behaupten Heilungserfolge, ohne den wissenschaftlichen Beweis anzutreten.
Sie berufen sich auf “Erfahrungen”, die nicht überprüft werden dürfen Der Hämatit z.B. soll die Blutbildung fördern. Wie aber das Eisen aus dem Stein ins Blut gelangen soll, erklären Stein-Therapeuten nicht. Einem Test, wie ihn jedes Medikament in der Schulmedizin bestehen muß, werden Edelsteine ausdrücklich nicht unterzogen.

Die Steinheilkunde “lebt” von unwissenschaftlichen Argumenten und Widersprüchen:

Zur Herstellung von “Heilstein-Elixieren” z.B. werden Edelsteine über Nacht oder Tag ins Wasser gelegt, um dieses zu “energetisieren” oder zu “vitalisieren”. Das “Schwingungsmuster” der Edelsteine, das sich dem Wasser mitteile, wird mit Alkohol “konserviert” und die Essenz in Glasfläschchen aufbewahrt zum Schutz gegen “Störfelder” z.B.

Keinesfalls dürfe destilliertes Wasser dazu verwendet werden, da es “tot” sei, warnen die einen. Unbedingt müsse dazu doppelt destilliertes Wasser benutzt werden, schreibt dagegen der “Steinkreis e.V.” vor. Die einen empfehlen Mineralwasser, für andere muß es Brunnenwasser sein usw.

Nüchtern und chemisch betrachtet, bestehen Glasfläschchen aus einem Natrium Calcium Silicat, dem eigentlich eigene “Schwingungen” zugeschrieben werden müßten, die dann aber in Konflikt gerieten mit den Schwingungen der eingefüllten Essenzen.

Mit Wissenschaft hat auch die Zuordnung von Steinen und Körper Organen bzw. Krankheiten nichts zu tun.
Sie ist dem Analogiezauber abgeschaut:

Rote Minerale
z.B. sollen auf die Blutgefäße wirken, weil sie rot sind; calciumhaltige Steine wirken angeblich positiv auf Knochen und Zähne, die bekanntlich Calcium enthalten; der “Augenachat” soll bei Augenkrankheiten helfen (Name!), der “Flammenachat” Fieber senken; Bernstein, versteinertes Harz, soll die Wundheilung fördern, weil Harz die Bäume bei Verwundungen schützt usw.

Magisch ist auch die Forderung,
Steine (wie Batterien) unter fließendem Wasser von negativer Energie zu entladen und im Sonnenlicht mit positiver Energie aufzuladen, wobei nach einigen Esoterikern die Mittagssonne entladend wirke. Der Mondstein dagegen darf nur im Mondlicht aufgeladen werden (Name!).

Wissenschaftlich betrachtet, sind die “Therapien” der Heilsteinkunde völlig haltlos.
In keinem einzigen Stein sind mit den modernen Meßmethoden die vorgegebenen Kräfte oder Energien nachzuweisen. Ein Bergkristall z.B. und ein Quarz, der im Gletscherbach matt und rund gewaschen wurde (Kieselstein), haben die gleiche chemische Substanz. Trotzdem ist der Bergkristall nach der esoterischen Heilkunde d e r Kraftspender, als Kieselstein aber habe er keinerlei Heilwirkung.

Daß Edelstein-Therapeuten trotz widersprüchlicher Erklärungen und Anwendungen Heilerfolge aufweisen können, erklärt sich aus dem Placebo Effekt, aus Suggestion und Autosuggestion.

Die Heilung geht nicht von toten Steinen aus, sondern vom Menschen, der an die Kraft der Steine irrtümlich glaubt.

Magische Steinketten und “schützende” Armbänder werden auch von irregeleiteten Christen getragen. Wie andere Amulette sollen sie Segen bringen, Unglück abwehren und als “Glückssteine” zum “guten Geist”, zum ständigen Begleiter werden.

Christen, die Edelsteine als Heilbringer benutzen und auf Edelsteine als Heilsteine ihr Vertrauen setzen, binden sich an ein anti-christliches, magisches Weltbild und sündigen schwer gegen das 1. göttliche Gebot.
Der Glaube an die Heilwirkung von Steinen ist ein Aberglaube, ein Irr-Glaube.

 

Feng Shui, Ti Li, Kan Yü

Seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ist der Gesundheitsmarkt überschwemmt mit Feng Shui Lehrbüchern (gesprochen Fong Shü eh) und Feng-Shui – Beratern, die ihre Ausbildung in nur wenigen Tagen absolviert haben.

Wie viele andere esoterische Heilslehren gründet die Feng Shui Lehre in der Vorstellung, der Mensch müsse, um gesund und glücklich zu sein, mit der Vitalkraft des Kosmos im Einklang stehen. Nur die Beachtung der kosmischen Energie bewirke “gutes” Feng Shui. Mißachtung der kosmischen Gesetze bewirke “schlechtes” Feng Shui.

Im Westen dient Feng Shui hauptsächlich der “kosmischen” Wohnraumgestaltung. Die richtige Position der Möbel erzeuge “gutes” Feng Shui. Sie könne mit einem Lo p’an, einem geomantischen Kompaß bestimmt werden, der die vier Himmelsrichtungen, die fünf Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde, Holz), die Bahn des Mondes und die astrologischen Daten der Hausbewohner in Einklang bringen soll. Geomantie ist Wahrsagen aus der Erde, z.B. aus Sandfiguren. Beim Umbau der Möbel werden auch energieausgleichende Hilfsmittel (Spiegel, Pflanzen, Aquarium usw.) an den bestimmten Stellen angebracht.

Die Feng-Shui – Theorie hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Lehrbücher und Beratungen von Feng-Shui – Experten weichen in ihren Aussagen oft erheblich voneinander ab.

 

Geist- und Wunderheilung

Millionen Deutsche nehmen ihre Zuflucht regelmäßig zu Wunder- und Geistheilern:

Schüler von Anton Mesmer übertragen durch Handauflegung angeblich “magnetische Heilkraft”, Reiki-Therapeuten “kosmische Heil Energie”, Charismatiker heilen “mit dem Heiligen Geist”, Magier, Schamanen und Spiritisten übertragen “feinstofflichen Heilstrom” oder “Heil-Energie” von übersinnlichen “Geistführern”.

Alle Geistheiler berufen sich auf höhere, übernatürliche Heilkräfte, die durch ihre Hände den Hilfesuchenden mitgeteilt würden. Diese Fähigkeit sei ihnen über Visionen, Auditionen oder im Gefolge einer schweren Erkrankung zuteil geworden.

Heil-Energie könne auch in Abwesenheit über ein Foto, einen persönlichen Gegenstand oder Haare, Blut oder Speichel des Kranken übertragen werden.

Interessierte lassen sich in Lehrgängen, Wochenend-Seminar oder autodidaktisch mit Hilfe von Kassetten und Videos zu Geistheilern ausbilden.

Besonders spektakulär sind die “Geistchirurgen”. Sie führen angeblich mit ihren bloßen Händen Operationen durch, indem sie in den Körper des Patienten eindringen, krankes Gewebe entfernen und keine Narben hinterlassen. Viele Geist-Operationen konnten als Betrug entlarvt werden.

Esoterik Publizist Robert Sebastian
z.B. verspricht in seinem Buch “Die neuen Heiler”:

“Hoffnung für Millionen, wenn kein Arzt mehr helfen kann … Längst sind die teils unglaublichen Fähigkeiten der Geistheiler in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt worden: Sie erwecken Menschen aus dem Koma, … sie lassen auf unerklärliche Weise bösartige Gehirntumore verschwinden, ja selbst scheinbar hoffnungslos Gelähmte befreien sie von ihrem Rollstuhl … Sicher ist, daß hier eine schier grenzenlose Kraft am Werk ist, die grundsätzlich jede Krankheit heilen kann” (Klappentext).

Was von diesen “wissenschaftlichen Untersuchungen” zu halten ist, belegt z.B. ein Test, der vom schweizerischen Fernsehen in vier Sendungen dokumentiert wurde:

Der Test wurde in der Praxis des prominenten griechischen Geistheilers Christos Drossinakis vom 28.08. bis 26.10.1994 in Frankfurt durchgeführt.

Wunderheilung konnte in keinem einzigen Fall bewiesen werden, lediglich geringe Besserungen, die sich als Placebo-Effekt erklären lassen.

1995 gründete Dr. Harald Wiesendanger den “Dachverband “Geistiges Heilen” (DGH)
, in dem deutsche Geist- und Wunderheiler organisiert sind. Größtes Verbandsmitglied ist der “Bruno Gröning Freundeskreis”.
1996 gab der DGH einen juristischen Ratgeber für Geistheiler heraus mit Empfehlungen, wie sie das Heilpraktikergesetz umgehen können, da auch Geist- und Wunderheiler nur mit amtsärztlicher Erlaubnis tätig werden dürfen.
1998 wurde Wiesendanger aus dem DGH herausgedrängt. Er ist aber weiter aktiv als Buchautor über Geistheilerei.
In Italien ist Geistheilen seit 1996 verboten. In der Begründung betonen die Gerichte, daß es Pflicht der Justiz sei, Menschen vor Scharlatanerie und Okkultismus zu schützen.
Heilerfolge von Geistheilern lassen sich als Placebo Effekt, Betrug, Autosuggestion oder dämonisch bewirkt erklären.

In welchem Maße die Szene der Geistheiler auch die Kirchen durchmischt, wird z.B. deutlich an folgendem Bericht über einen Lehrgang der “Deutschen Vereinigung für Geistheilung” (Bonn):

“Der fünftägige Lehrgang im Dominikaner Kloster St. Albert, Walberberg, begann täglich mit einer Andacht in der Klosterkapelle, es folgten Vorträge, Meditationen, Eutonie Übungen und Heilbehandlung.

Als Termin wurde das Pfingstfest gewählt, weil der Heilige Geist zugleich “heilender Geist” sei.
In den Vorträgen wurden folgende Irrlehren verkündet:

Im Konzil zu Nicäa (325 n. CHR) seien aus der Bibel alle Stellen gestrichen worden, die von der Wiedergeburt handelten. Das allgemeine Heilen, welches von der Urmenschheit an über alle Kulturen praktiziert worden sei, sei in Nicäa verboten worden. Da im Mittelalter alle medial begabten Menschen ausgerottet worden seien, gäbe es gegenwärtig in Mitteleuropa nur noch wenige medial begabte Menschen…

Im Vortrag “Die Geistwesenheit des Menschen” wurden vier verschiedenen Körper vorgestellt, die sich gegenseitig durchdringen würden:

Der physische Körper, der Äther-, Astral-, Mental- oder Seelenkörper. Während des Schlafes sei der Astralkörper in der geistigen Welt und nur noch lose durch eine Silberschnur mit dem physischen Körper verbunden. Die Erlebnisse des Astralkörpers würden in der Regel beim Erwachen vergessen.
Jeder Körper habe seine eigene Aura, die mit farbigen Skizzen “bewiesen” werden könne.

Bei der Heilbehandlung habe jeder Heiler seinen eigenen “Geistführer”. Künstlerisch begabte Menschen könnten ihren Geistführer zeichnen. Es wurden z.B. Zeichnungen von White Eagle angefertigt.
Die Kraft des Heiligen Geistes, des “Heil Geistes”, sei körperlich erlebbar.

In den Eutonie-Übungen (Eutonie heißt “schöner Ton”) lehrte eine Ordensfrau das bewußte Erleben des Eingespanntseins zwischen Erde und “den erhebenden Kräften des Äthers, in welchem die kosmischen Energien weben” (Augenzeugen Bericht vom 11. Lehrgang 1981 im Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen).

 

Charismatische Wunderheiler

Wie bei den Geistheilern so spielen auch bei den Charismatikern Wunderheilungen eine bedeutende Rolle.
Zu den häufigsten Methoden charismatischer Heilungen gehört das Auflegen der Hände auf den Kopf des Kranken oder auf kranke Körperteile, in der Absicht, “Heilkraft” zu übertragen. Bei Großveranstaltungen werden die Teilnehmer auch aufgefordert, sich gegenseitig die Hände aufzulegen. Fernsehprediger empfehlen, die Hände auf den Fernsehapparat zu legen, um den “Heilstrom” zu empfangen.

Viele bezeugen, daß bei der Handauflegung Wärme, Hitze oder Energie übertragen würde, “ähnlich wie Elektrizität”.

Etliche Charismatiker berufen sich auf Visionen oder Privat-Offenbarungen, in denen sie aufgefordert worden seien, anderen die Hände aufzulegen, um sie zu heilen oder “die Heilungsgabe weiterzugeben”.

Während der Handauflegung aus Heilungsgründen wird vermehrt das Phänomen des Rückwärtsfallens beobachtet, das als “Ruhen im Geiste”, als “Fallen unter die Kraft Gottes” oder als “Erschlagen vom Geist” interpretiert wird.

In der Kirchengeschichte ist das “Umfallen” bzw das Fallen auf den Rücken
nur bei Exorzismen bekannt. In der Bibel bedeutet es immer Gerichtshandeln GOTTES.

Viele der auf den Rücken geworfenen Menschen erklären, “einen Zustand der Glückseligkeit” oder “Frieden” erlebt, bei erneuter Suche nach diesem Geschehen aber Depressionen und “schwarze Melancholie” erfahren zu haben, die nur durch einen Exorzismus wieder von ihnen genommen werden konnten. Gefühle des Friedens müssen kein Beweis für das Wirken GOTTES sein: “Frieden ist nicht bloß Ruhe, sondern Ruhe in der richtigen Ordnung” (Augustinus).
“Ruhe in der Unordnung ist kein Frieden, sondern die letzte Phase der Agonie” (Reto Nay).

Welcher “Heilgeist” bei der “Geisttaufe” tätig ist, wird aus Erlebnisberichten deutlich:

Elisabeth (58 Jahre) besuchte eine charismatische Großveranstaltung der Freien Christlichen Jugendgemeinschaft Lüdenscheid (FCJG) mit dem Charismatiker Walter Heidenreich. Sie berichtet:

“Am letzten Abend standen wir alle auf den Stühlen und Tischen – voll betrunken vom Heiligen Geist und sangen auf Anleitung von Walter Heidenreich: Trink, trink, Brüderlein trink…’ und: Einer geht noch, einer geht noch rein…’ Es ging zu wie auf einem Münchener Bierfest.”

Trotz dieses negativen Erlebnisses will Elisabeth die “Geisttaufe” empfangen und reist zum jüdischen Laubhüttenfest der Organisation Internationale Christliche Botschaft Jerusalem, zu einem Heilungsgottesdienst mit dem Inder Mahesh Chavda:

“Chavda schrie: ’Wer hat die Geisttaufe noch nicht?’ Jemand gab mir von hinten einen Stups. Jetzt oder nie! So ging ich mit vielen nach vorne. Jeder bekam persönlich die Hände aufgelegt. Und fiel er nicht um, wurde er noch zusätzlich angeblasen. Was ich dann am Boden liegend erlebte, übertraf alles, was ich bisher kannte, nämlich Liebesgefühle ohne Ende. Ich wollte und konnte gar nicht mehr aufstehen. Jetzt lernte ich Jesus noch als Liebhaber kennen.
Von nun an konnte ich auch ’in Zungen reden’, anderen die Hände auflegen oder sie anhauchen, und sie fielen auf den Rücken. Auch heilen war keine Seltenheit. Nun war ich ’Jemand’, hochgestiegen auf dieser Leiter der Hierarchie.”

Bei einem Heilungsgottesdienst mit dem Charismatiker Christoph Häselbarth in Friedrichshafen am Bodensee versuchte das Heilungsteam bei einer Kollegin von Elisabeth per Geistheilung ein verkürztes Bein zu verlängern. Die Kollegin kam völlig verändert zurück: “Meine Kollegin war längere Zeit wie weg. Sie redete wirr durcheinander, schlug mit ihrem Kopf auf die Tischplatte, heulte, lachte, und das nach einem Heilungsgottesdienst! Ja, sie wußte nicht mehr, wo sie überhaupt war. Am Ende wollte sie über den Bodensee laufen wie Petrus” (in: TOPIC plus, Kreuztal, Juli 2004).

Joachim (32 Jahre) besuchte ebenfalls einen Heilungsgottesdienst der FCJG in Lüdenscheid und erlebte die ‘Geisttaufe’ des Charismatikers Olli Ewers:
“Ich hatte vor meinen Augen erlebt, wie Menschen durch Gebet von körperlichen Gebrechen geheilt wurden… Je näher Olli sich auf mich zubewegte, desto größer wurde meine Anspannung. Ich hörte, wie er beim Händeauflegen immer wieder kurz in Zungen betete und häufig dabei sagte: ’Der Verstand muß weg’. Auch schnippte er dabei regelmäßig wie selbstverständlich mit den Fingern… Auch bei mir betete Olli kurz etwas in Zungen. Er legte mir seine Hände auf den oberen Stirnbereich und befahl auch mir, daß der Verstand weg muß. Plötzlich spürte ich, wie ich in einer Art Schwerelosigkeit nach hinten kippte. In meinem Geist nahm ich alles wahr, was geschah. Ich realisierte, daß ich fiel, und daß ich aufgefangen und zu Boden gelegt wurde. Allerdings hatte ich während des Moments des Fallens das Empfinden der Körperlichkeit völlig verloren. Es fühlte sich schwebend an.”

Von einer zweiten Veranstaltung der FCJG berichtet Joachim: “Als das Singen begann, erlebte ich nun, daß sich in mir eine Regung im Kehlkopfbereich äußerte, die ich zuvor nie erlebt hatte. Ich spürte, wie ich regelrecht dazu gedrängt wurde, meine Stimme ebenfalls zu erheben. Ich tat meinen Mund auf, formte einen Laut, und dann ging es wie von selbst los.
Ohne weiter nachzudenken, erlebte ich, wie der Geist meine Stimmbänder benutzte, um irgendwelche Laute zu formen, die mir völlig fremd waren… Und obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich da aussprach, begriff ich in jenem Moment doch, was sich gerade ereignet hatte: Die Gabe der Zungenrede war in mir geweckt worden.”

Joachim hatte ebenfalls die “Reiki Weihe” an sich vollziehen lassen und erlebte während des Betens Phänomene, die er seit dieser “Weihe” kannte:

“An einem Morgen, während meiner Stille Zeit, erlebte ich, daß das leichte Wippen meines Körpers, das ich regelmäßig während des Zungenredens erlebte, plötzlich in ein starkes Schütteln überging. Meine Arme, die ich im Gebet seitlich nach oben gestreckt hatte, begannen sich dabei sehr stark hin und her zu bewegen, und mein ganzer Oberkörper wurde plötzlich heftig durchgeschüttelt… Zum ersten Mal erlebte ich derartige Schüttelerlebnisse bei einer Einweihungszeremonie in den ersten Reiki Grad. Als ich mich von der Reiki Meisterin für diese Energie hatte öffnen lassen, spürte ich regelrecht, wie eine fremde Kraft in meinen Körper kam und meinen ganzen Körper heftig durchschüttelte. Ob sich der Heilige Geist genau so manifestiert wie dieser Reiki Geist?” (ebda).

TOPIC kommentiert:
“Besonders auffällig ist das geradezu fiebrige Bestreben im pfingst-charismatischen Lager, die Gläubigen möglichst schnell mit einem neuen Geist zu impfen. Dieser Geist scheint wie ein Virus per Handauflegung oder auch nur durch Teilnahme an entsprechenden Veranstaltungen überzuspringen.“

Bei sog. Groß Evangelisationen fallen tausende Teilnehmer bei der “Geisttaufe” auf den Rücken und bleiben oft in obszönen Stellungen liegen,
so daß die Veranstalter Decken bereithalten, um vor allem Frauen zu bedecken.
Weil das Umfallen auch bei katholisch charismatischen “Heilungsgottesdiensten” geschieht, warnte Kardinal Suenens, der “Vater der katholischen charismatischen Bewegung” vor diesem Phänomen, das er als “parapsychologisch” beurteilte.

Auf eine Anfrage bei Joseph Kardinal Ratzinger, Kongregation für die Glaubenslehre, Rom, antwortet in dessen Auftrag Msgr. Dr. Georg Gänswein u.a.:

“Die von Ihnen beschriebenen Praktiken gewisser charismatischer Kreise sind in der Tat problematisch. Sie zeigen, wie wichtig und richtig die Warnungen von Kardinal Suenens waren, der übrigens vom Papst als Ratgeber der charismatischen Gruppen bestellt war und dessen Stimme deshalb auch amtlichen Charakter hat” (Juli 2004, Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen).

Auch der Psychoanalytiker K.G. Rey, leitendes Mitglied der katholischen charismatischen Erneuerung, Schweiz, stellt fest:

“Das Ruhen im Geiste schließt die Gefahr mehrfacher Täuschung in sich… Man glaubt, vom Heiligen Geist umgeworfen worden zu sein, während man sich massenpsychologischen Mechanismen unterzogen hat” (In: Gotteserlebnisse im Schnellverfahren, Kösel 1985, S. 130).

Wie das Umfallen so werden auch die charismatischen Wunderheilungen kontrovers beurteilt:
  als vom HEILIGEN GEIST bewirkt
  als Ergebnis von Massensuggestion
  als Betrug (tatsächlich wird beobachtet, daß Veranstalter Teilnehmer nach hinten stoßen)
  als dämonisch bewirkt.

Viele Christen sind ohne ein klares Urteil: Wundersucht, Erlebnishunger, Verlangen nach schneller Heilung, mangelndes Glaubenswissen, blindes Vertrauen auf Autoritätspersonen wie Prediger und Priester, massenpsychologisch geschickt arrangierte “Heilungsgottesdienste” mit Halleluja-Sprechchören, Zeugnisse “Geheilter” und suggestive Ansprachen bzw. Predigten erzeugen eine Erwartungshaltung, die von GOTT Heilung beanspruchen zu können glaubt, und eine Art magische Atmosphäre, die über den HEILIGEN GEIST oder JESUS CHRISTUS Verfügungsgewalt auszuüben versucht und GOTT damit zu einem Gehilfen des “Heilers” herabwürdigt.

Der Mensch hat aber keine Verfügungsgewalt über GOTT. Er hat keinen Anspruch auf Heilung körperlicher Gebrechen. Wer auf der Grundlage eines solch magisch verkommenen Glaubens zu heilen versucht oder Wunderheilung erstrebt, unterwirft sich nicht GOTT, sondern dämonischen Gewalten.

In der Regel werden charismatisch bewirkte Heilungen weder medizinisch überprüft noch kirchlichen Stellen gemeldet. Katholische Wunderheiler verstoßen damit gegen das Kirchenrecht, das eine Meldung außergewöhnlicher Heilungen zwecks Überprüfung vorschreibt.

 

Spiritistische Geist – Chirurgen

In einem Schreiben (vom 4.2.2004) an die Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen klagt Winfried Veldung, Vorsitzender des Arbeitskreises Radionik und Schwingungsmedizin e.V (Bad Schwartau):

“Während unsere katholische Kirche sich anschickt, den großen Verwirrer durch die Esoterikangebote auf die Gläubigen loszulassen, haben selbst unsere Purpurträger nicht begriffen, daß sie es mit einem Gegner zu tun haben. Überlegen Sie doch nur, was unsere kath. Akademie- und Bildungshäuser anbieten: Reiki, Prana Heilung, Yoga und damit Tür und Tor für New Age öffnen. … Unser Arbeitskreis widersetzt sich der herrschenden Tendenz, die Esoterik in das Heilungssystem einzugliedern…”

Tut er das wirklich?

Auf der Rückseite dieses Schreibens stellt Veldung sein “Forschungsprojekt Geist-Chirurgie” vor:
“Im Rahmen unserer Forschung ’Wie Heilung geschieht und welche Voraussetzungen dazu nötig sind’ führen wir nach den Richtlinien des Dachverbandes Geistiges Heilen ein Forschungsprojekt über die außergewöhnlichen Erfolge der Heiler und Geist-Chirurgen durch… Schwerpunkte unserer Forschung sind:
Paranormale Diagnosen u.a. durch Hellsehen und Automatisches Schreiben, Logurgie (Geist-Operationen), Heilen durch Energie, Gebetsheilung, Glaubensheilung… Fernheilung und Mediumistische Behandlungen.
Ziel: Wir wollen den Nachweis bringen, daß geistige Heilweisen sehr effektiv sind und deshalb auch in Europa toleriert und legalisiert werden sollten… Um Linderung, Besserung und Heilung zu erreichen, führen wir nach wissenschaftlichen Kriterien ’Therapeutische Reisen’ auf die Philippinen oder Brasilien im März, Juni und November durch… Selbstkostenpreis für 17 tägige therapeutische Reisen ab 2120 Euro. Wissenschaftliche Leitung: Winfried Veldung, Heiler Sozialtherapeut Heilpraktiker.”

Seine Begegnungen mit dem Heiler “Caruso”, der nach eigenen Angaben kath. Geistlicher ist, schildert Veldung in seiner “Dokumentation der Geist-Chirurgie”:

“Der Reverend Caruso kam mit noch zehn weiteren Heilern. Während noch die Mitarbeiter ihre Utensilien auspackten, bereitete sich der Reverend auf das Geschehen vor, das wir Heilung nennen. … Unauffällig ging er vom Normal- in den Trancezustand über. Zuckungen in Gesicht, Oberkörper und den Armen deuteten darauf hin… Dann war der Reverend im Gespräch mit Gott, wie die Mystiker aller Glaubenden.

’Er lädt den Heiligen Geist ein, bei uns zu sein’, war die Antwort einer Frau auf meinen fragenden Blick. Ein anderer Mitarbeiter las aus der Hl. Schrift in der Landessprache der Philippinen (Tagalog) vor, während wir uns an die Hände faßten und einen Kreis bildeten. Dann folgten frei gesprochene Gebete, und wir schlossen uns mit dem ’Vater unser’ an …
Vor den operativen Eingriffen salbten der Reverend und seine Heilerkollegen jedem von uns mit geweihtem Kokosöl die Stirn, Schläfen, Schultern und die bei jedem unterschiedlich erkrankten Bereiche … Die Vorbereitungen des Reverend begannen mit dem 150. Psalm: Gelobt seist Du, o Herr.

Die erste Patientin legte sich, mit einem Slip bekleidet, auf die Behandlungsliege und erklärte dem Dolmetscher ihr Magen-Darm Leiden.
Der Reverend hob seine Hände in Brusthöhe und richtete seine Zeigefinger auf den Magen und – ohne seinen Psalm zu unterbrechen – berührte er mit seinen Fingerspitzen die Bauchdecke, drang durch die Haut, und es bildete sich eine Körperöffnung von 3 mal 1 cm. Sofort rann Blutwasser über die Haut, und zwischen seinen Zeigefingern entwickelte sich die materialisierte Form der Krankheit:
Ein Stück menschliches Gewebe von 3 cm Länge und 0,5 cm Stärke wurde sichtbar und allen gezeigt, auch, damit es fotografiert werden konnte. Die Öffnung des Bauches schloß sich. Das Blut wurde abgewischt, und ein schwach roter Fleck war nach weiteren 4 Minuten verschwunden. Der Reverend beendete jetzt den Psalm: Alles, was Atem hat, preise den Herrn.’

Viele sahen zum ersten Mal eine geist-chirurgische Operation, und ihr Erstaunen und Zweifel waren ihnen im Gesicht anzusehen.

Ein neuer Patient nahm den Platz auf der Liege ein und ordnete sein Handtuch. Der Reverend begab sich in den ’Schutz des Allerhöchsten’ und besprach mit IHM die nächste Operation.
Im stillen habe ich immer wieder unsere Patienten bewundert, wenn sie ihren eigenen Operationen zusahen und voller Vertrauen dem Heiler ihren Körper überließen.

Heiler, das waren danach wieder Hausfrauen, Geistliche oder Bauern, die den Körper öffneten, Tumore entfernten, Knochen korrigierten und nie eine Stunde Anatomieunterricht gehabt hatten. Paranormalität ist mit Logik erst einmal schwer zu verstehen … Nach dem Eingriff – ohne das Lob Gottes zu unterbrechen, setzte sich der Reverend hin, und der Patient, nicht fühlend und wissend, was geschehen war, fragte, warum er nicht anfängt. Die Kassette mit Gregorianischem Choral, die das Besondere dieser Behandlung betonte, war abgelaufen und mußte umgedreht werden …

Die Geist-Chirurgie, als eine Variante der Paramedizin, hatte mich schon immer fasziniert. Woher wußte der Heiler, was zuerst behandelt werden müßte? War jede Krankheit für ihn gleich und spielte das überhaupt eine Rolle? Oder setzte er nur die Selbstheilungskräfte in Gang?

Herz  und Prostatabeschwerden, Colitis ulcerosa, MS, Krebs in den verschiedenen Organen, Grauer Star mit drohender Erblindung, Tennisarm, hoher Blutdruck, Durchblutungsstörungen oder Stoffwechselregulierungen, alles Krankheiten, die menschliches Leben so scheinbar unnötig erschweren, alles wurde aufgegriffen und IHM, dem Schöpfer des Geschöpfes Mensch vorgetragen. Die Barmherzigkeit Gottes erfüllt den Raum …

Bei einigen von uns holte der Reverend die Watte wieder aus dem Bauch, die er am vorherigen Tag – allen sichtbar – in die Bauchhaut geschoben hatte. Jetzt, nach der ’Reinigung’ war sie mit Blut und Gewebe behaftet … Der Reverend ging jetzt deutlich sichtbar vom Trance  in den Normalzustand über, erbat eine Cola und sog genußvoll an einer Zigarette …

Jetzt begannen die Heiler die Therapie der Ölmassage vorzubereiten:

Auf einem Kocher siedete das teure Kokosöl, der Reverend segnete es, griff hinein und besprengte die Hände seiner Heilerkollegen: Asperges me…, besprenge mich, o Herr … sang der Chor der Mönche auf der Kassette …
Wie sagte doch der Reverend, als ihm eine Frau so spontan dankte? Abwehrend rief er: Nicht ich, sondern: Preise den Herrn!’
Der Reverend nahm nur Spenden an. Jeder gab, was ihm die Behandlung wert war und legte Geld, Süßigkeiten, Kugelschreiber, Kaffee, gebrauchte Kleidung auf ein Tablett …

Am Abend fragte mich eine Frau aus der Gruppe, ob ich die vier Engel um ihn herum gesehen hätte. Hatte ich nicht, da ich nicht hellsichtig bin. Mir war aber, als wäre ein Engel dagewesen …

Was ist Geist-Chirurgie?

Nicht eine andere Art schulmedizinischer Chirurgie, sondern aus unserer Sicht ein paranormales Heilungsgeschehen. Es wird nur in Brasilien und auf den Philippinen praktiziert.
Störungen und Krankheiten erkennt der Heiler in der Ganzheit seines Patienten. Durch seine Mental-Energie, verbunden mit seinem Bewußtsein, dematerialisiert er Krankheiten – Geschwulste – Schmerzen und verschiebt das in einem psycho-plastischen Vorgang durch den Körper und rematerialisiert es auf der Haut. Zugleich wird die energetische Grundregulation wieder aktiviert, so daß die Selbstheilungskräfte funktionieren können …

Der operative Vorgang ist immer schmerzlos. Betäubung und Asepsis sind nicht erforderlich, Nebenwirkungen nicht bekannt, wenig Blutverlust, Zeit 3 – 8 Minuten und unabhängig von der religiösen Einstellungen” (Faltblatt des AK, Waldstr. 20, 23611 Bad Schwartau).

Über die an ihm selbst vollzogene Geist – Operation schreibt Veldung:

“Nachdem ich mich später intensiv mit ’Geistigen Heilweisen’ beschäftigt hatte und z.B. in Rio die Operation von Dr. Fritz erlebt hatte, flog ich mit einer Gruppe von Kollegen auf die Philippinen. Aus Gründen der medizinischen Dokumentation und um die Beschwerden zu übersetzen, habe ich direkt 250 geistchirurgische oder paramedizinische Eingriffe in den Körper erlebt …

Nach einem Gebet legte die Heilerin ein weißes Handtuch auf meinen Oberkörper, das für sie eine Art Röntgengerät war.
In Stichworten sagte sie, daß am Herzen und an der Prostata etwas gemacht werden müßte. Auch wollte sie die aufsteigenden Arterien reinigen und die Leber entschlacken.

Sie machte mit ihrem Finger einen psychokinetischen Schnitt (in der Luft) über meiner Herzgegend. Es floß etwas Blut, und ich sah, wie sie mir Klumpen geronnenen Blutes zeigte. Dann nahm sie als Apport dematerialisiertes (pathologisches?) Material, das sich in der Wunde rematerialisierte und gab es mir. Es war einwandfrei menschliches Gewebe. Den Eingriff in meine Prostata filmte meine Kollegin. Ich spürte nichts. Niemals hätte ich mich bei einem Urologen auf den Tisch gelegt, denn die verhängnisvollen Nachteile einer schulmedizinischen Operation waren mir bekannt.

Es wurde die lustigste Operation, die ich je erlebte. Am Skrotum (Hodensack) nahm die Heilerin die Watte wieder aus dem Körper, die sie mir in die Stirn gesteckt hatte. Ich wurde dann noch mit Energie aufgeladen, was ich als Prickeln empfand, und nach einem weiteren Gebet war nach einigen Minuten die Behandlung beendet.
Wie hoch sind die Heilungsquoten? Es gibt keine exakten statistischen Unterlagen … Als Richtwert gilt: Ca 3 % Spontanheilungen, 30 % Besserung oder Heilung in 14 Tagen, 30 % Besserung oder Heilung in bis zu 6 Monaten, 30 % ohne Resonanz” (ebda).

In seinem Faltblatt “Meine Begegnung mit dem Heiler und Geist Chirurgen Johannes” schreibt Veldung u.a.:
“Der OP war ein Raum in einem Hotel auf den Philippinen … An der getünchten Wand hing das Gnadenbild der Muttergottes von Guadalupe aus Mexiko City … Ein Heiler hielt die Heilige Schrift aufgeschlagen mit dem 17. Kapitel des Johannes Evangeliums zwischen den Händen und richtete sie auf die kranke Stelle im Kopf …
Im Hintergrund spielte leise ein Kassettenrekorder die gregorianische Version des ’Veni creator spiritus’, ein Hymnus oder Lobpreis auf den Heiligen Geist, ohne den nichts geschieht.

Bruder John (Johannes) legte den Kopf des Mannes auf eine Bibel in der Landessprache Tagalog. Mit seinen Händen glitt er dann über den nackten Körper … Vorsichtig legte er dann seine Hände auf den Kopf und forderte ihn auf, zu beten und sich auf die Heilung zu konzentrieren. Dann ging alles sehr schnell:

Er nahm den linken Zeigefinger einer unserer Patientinnen und machte 30 cm oberhalb der Schläfe einen Schnitt in der Luft. Sofort zeigte sich auf der Schläfenhaut ein 4 cm langer Schnitt, der sich langsam mit Blut füllte. Auf diese Körperöffnung durch einen psychokinetischen Schnitt legte er eine 1 Peso Münze, etwas Watte, die ein anderer Heiler mit einem Feuerzeug anzündete und gleich mit einem Schnapsglas – als Schröpfglas, überdeckte … Die 4 Heiler warteten und beteten still. John nahm das Schröpfglas ab … und entwickelte unter leichtem Ziehen ein daumengroßes, rotes Stück Gewebe, die materialisierte Form der Krankheit …

Der Heiler John tat das Beste, was er tun konnte, zu heilen mit den Worten des Sohnes Gottes, als wäre Er hier. Die Ausgabe des Buches der Bücher, voller Ölflecken und die vom Schweiß unzähliger Kranker gewellten Seiten, schien nichts von ihrer ursprünglichen Energie eingebüßt zu haben. Es war, als würde sich diese göttliche Energie nie verbrauchen …

Die geist-chirurgischen operativen Eingriffe geschahen sehr schnell. Wieder spielte sich das gleiche Ritual bei einer krebskranken Lehrerin ab:

Aus dem Unterleib, eine Handbreite über dem Schambein, zog John jetzt Plastikfäden, Haarbüschel und eine Plexiglasscheibe hervor. ’Witchcraft’ sagte John ohne Betonung und meinte eine negative Beeinflussung durch dämonische Wesen, schwarze Magie oder eine Verfluchung …

Ihr Heiler gab ihr dann noch ein ungewöhnliches ’Medikament’ mit – die Versöhnung: Du sollst noch vor Sonnenuntergang all den Menschen verzeihen, die dich verletzt, verleumdet und gedemütigt haben  (ebda).

Veldung meint in gutem Glauben, die geschilderten “charismatisch-katholischen” Geist-Heilungen von magischer Geist-Chirurgie unterscheiden zu können.

Über die kath. Geist-Heilerin Nieves,
die mit einem kath. Priester und “Energiemasseur” zusammenarbeitet, schreibt er:
“Sie gehört nicht zu den Heilmagiern, die ihre paranormalen Fähigkeiten zur Verblüffung der Heilungstouristen einsetzen. Durch eine Show lassen diese sich irritieren. Ihr Heilungsegoismus ist so grenzenlos, daß sie sich nur von den ’besten Heilern’ behandeln lassen wollen und dabei nicht merken, daß sie Magiern und Scharlatanen aufgesessen sind.
Hier war alles offensichtlich, nichts war geheimnisvoll oder mit Tricks gespielt. Wir waren dabei. Aber haben wir das Wirken des Heiligen Geistes verstanden, den die Heiler zu Beginn eingeladen hatten?”

Auch Nieves “operiert” unter einem Marienbild, segnet zusammen mit 5 anderen Heilerinnen und 3 Energiemasseuren “unser mitgebrachtes Mineralwasser, das vor den Behandlungen getrunken werden sollte und unser Kokosöl, mit dem wir uns täglich massierten”.
Zu Beginn einer jeden Behandlung “gingen ihre Hände über den Körper … Ihre Fingerspitzen drangen über und in die Haut. Blutwasser lief … Die materialisierte Form der Krankheit nahm sie aus den kleinen, von ihr geschaffenen Körperöffnungen und legte sie auf die Hautfläche des Bauches, der Arme oder des Kopfes. Unter den knautschenden Handbewegungen bildeten sich auf der Bauchdecke unterschiedliche Formen von Gewebe. Dann drückte sie offensichtlich Watte in die erkrankten Bereiche, um sie am nächsten Tag, oft an anderer Stelle, wieder zu entfernen …

Auf einen Bogen Papier schrieb sie sehr schnell einige Sätze, die wir nicht lesen konnten. Am Abend sollte die Frau diesen Zettel verbrennen und die Asche mit einem Glas Saft trinken. Während des ’Automatischen Schreibens’ hatte Nieves Zugang zu Heil-Informationen aus einer anderen Dimension …

Im Hintergrund unseres Behandlungsraumes saß der Geistliche auf einem Stuhl, in sich versunken … Dieser einfache, schlichte Priester war nicht als Theologe hier, sondern als Energiearbeiter. Nach den operativen Behandlungen lud er die verbrauchte Energie durch Massagen wieder auf. Keiner wollte darauf verzichten …

Eine Frau kam nach ihrer Behandlung zurück. Sie hatte starke Schmerzen… eine Form der Erstverschlimmerung… Nachdem der Schmerz wegmassiert war, setzte sich Nieves, hielt ihre Hände vors Gesicht, und mit tiefen Atemzügen und Erschütterungen kam sie aus ihrer Trance in unsere Wirklichkeit zurück” (Faltblatt “Meine Begegnung mit der Heilerin und Geist Chirurgin Nieves”).

Wissenschaftliche Untersuchungen der “Geist – Chirurgie” beweisen, daß diese entweder auf Magie oder Betrug beruht.

Der ev. Pfr. Dr. Kurt Koch nennt die Trancechirurgie ein spiritisches Phänomen, in dem es zu Apporten kommt. Diese Apporte bedeuten ein Auftauchen und Verschwinden von Gegenständen in geschlossenen Räumen, sog. Dematerialisationen. Er warnt ausdrücklich vor diesen dämonischen Praktiken, die immer eine Belastung des Seelen-und Glaubenslebens mit sich bringen.

Geistheiler Bruno Gröning

(Siehe unter Geistheiler bei www.horst-koch.de)

Mesmerismus

Franz Anton Mesmer (1734-1815) lehrte, einige Menschen seien – wie er – mit der Kraft des “Magnetismus” begabt.

Durch “über den Körper streichen”, Handauflegung oder Berühren mit besonderen Eisenstangen könnten Kranke an der magnetischen Heilkraft Anteil haben und geheilt werden.

Die “Strahlung des Magnetiseurs” ist physikalisch nicht nachweisbar. Mesmer wurde als Betrüger entlarvt, mußte Wien, wo er eine lukrative Praxis unterhielt, verlassen und ließ sich in Paris nieder. Dort führte er “spiritistische Massenheilungen” vor und versprach, seine Heilmethode all denen zu offenbaren, die eine bestimmte Gebühr einzahlten. Dieses nie eingelöste Versprechen brachte ihm 340 000 Livres ein.

Zwei vom Staat bestellte Ärzte-Kommissionen, die den sog. Mesmerismus untersuchten, kamen zu dem Ergebnis, daß der sog. “Heil-Magnetismus aller Realität bar und das Werk einer aufgeregten Einbildungskraft, wenn nicht gar absichtlicher Betrug” sei.

Mesmer wurde aus Frankreich ausgewiesen, kehrte nach Deutschland zurück, (wo er 1734 in Iznang am Bodensee geboren wurde) und starb 1815 in Meersburg am Bodensee.

Noch heute stehen Mesmers Irrlehren Pate bei einer Vielzahl esoterischer Heilverfahren, die sich angeblich “magnetischer Kräfte” bedienen und durch Handauflegung “heilmagnetisches Fluidum” auf andere zu übertragen vorgeben.

 

Spiritistische Heiler

Seit 1991 zieht die niederländische Geistheilerin Jomanda Tausende Heilungssuchende nach Tiel, nahe Arnheim, in eine mit 3000 Plätzen gefüllte Halle. Die Heilungsveranstaltungen beginnen mit einem englischen Song, dessen Refrain von allen gesungen wird: “Wir sind jetzt alle zusammen, um die Kraft des Lichtes zu bekommen und zu fühlen, wie die Energie nach innen geht”. Solo singt Jomanda: “Wenn einst alle Christen und Moslems, Buddhisten und Hindus, arm und reich, solchermaßen sich auf eine höhere gemeinsame Kraft besinnen, dann könnte Frieden auf Erden sein.”

“Auf die Bitte Jomandas an das Publikum, die Bühne zu betreten, rutschen einige von ihren Stühlen und kriechen, wie ferngesteuert, mit roboterhaften Bewegungen durch den Saal.

In Trance liegen Menschen am Boden, Gelähmte springen aus ihren Rollstühlen und rennen drei Stunden lang umher (nach dem Erwachen erinnern sie sich nicht mehr und werden in den Rollstuhl zurückgetragen).

Andere brechen in lautes Weinen aus oder in schallendes Gelächter (sie lachen sich gesund), bleiben, wie von einer fremden Macht gefesselt, sitzen oder fallen rückwärts von ihren Stühlen.

Bei der Heilbehandlung durch Handauflegung von Jomanda (etwa zwei bis drei Sekunden) fangen weitere Menschen an zu zucken, zu zittern, fühlen sich gewürgt oder spüren Stiche wie bei einer Injektion. Jomanda erklärt, nicht sie heile, sie sei nur Werkzeug, sondern verstorbene Ärzte von der anderen Seite. Der Saal sei voller Lichtwesen, die auch spirituelle Operationen durchführten. Tatsächlich behalten einzelne Besucher Narben oder Hautrötungen für einige Tage zurück. Niemand dürfe einen in Narkose (Trance) liegenden Menschen anfassen, das könnte starke Schmerzen auslösen.

Am Ende der Veranstaltungen werden alle Besucher kostenlos mit ’aufgeladenen’ Fotos und guten Ratschlägen von Jomanda versorgt:
Wasser könne auch vor dem Radioapparat mit Heilkraft aufgeladen werden, wenn Jomanda sonntags regelmäßig über den Rundfunk zu hören ist.

Die reichlich fließenden Spenden werden von einer Stiftung verwaltet und für gute Zwecke, für humanitäre Projekte ausgegeben. Überhaupt will Jomanda nur Gutes: Frieden und Liebe auf die Erde bringen”.

Diesen Bericht (Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen) ergänzt die Augenzeugin mit dem Kommentar:

“Vergleicht man dieses Happening mit charismatischen Veranstaltungen, so ergeben sich viele Ähnlichkeiten. Lachen können die Dämonen auf alle Fälle, gelingt es ihnen doch, die Menschen ihrer Würde zu berauben und sie wie Tiere am Boden kriechen zu lassen. Allerdings wird bei Jomanda nicht gebrüllt, geknurrt oder gegackert wie bei charismatischen Veranstaltungen, wo das Gebrüll z.B. als das ’Brüllen des Löwen von Juda’ gedeutet wird.”

 

Geistheilung im Urteil der Bibel

Die bei Wunderheilungen von Pfingstlern, Charismatikern und “Heilern” auftretenden Phänomene sind der Bibel unbekannt.

Kein einziges Heilungswunder JESU oder der Apostel war mit Rückwärtsfallen, krampfartigen Zuckungen, Zittern, Schreien, “heiligem Lachen”, Hüpfen oder Tierlauten verbunden.

Von GOTT ergriffene Menschen fallen in Ehrfurcht stets nach vorn – auf ihr Angesicht oder auf die Knie. Das belegen zahlreiche Bibelstellen:

“Da erschien die Herrlichkeit des HERRN dem ganzen Volke … Als das Volk dies sah, jubelte es, und alle fielen auf ihr Angesicht” (3 Mos, 9, 24).

“Ich fiel auf meine Knie nieder und breitete meine Hände zum HERRN, meinem GOTT aus” (Esra, 9,5).

Zu Boden stürzt, wer vom Gericht GOTTES getroffen ist, wer versucht, Macht über GOTT auszuüben, oder von Dämonen Besessene während eines Exorzismus:

“Als der Bote die Bundeslade GOTTES erwähnte (daß sie geraubt worden war), fiel Eli rücklings vom Stuhl” (Sam 4, 18).

“Sogleich stürzte Saul seiner ganzen Länge nach zu Boden und geriet in große Angst” (1 Sam 28, 20).

“Als ER nun zu ihnen (bei seiner Gefangennahme) sagte: ICH BIN es!’, da wichen sie zurück und fielen zu Boden” (Joh 18,6).

“Bei dem Anblick JESU schüttelte ihn (den Besessenen) der Geist; er fiel auf die Erde, wälzte sich und schäumte … Unter lautem Geschrei und heftigen Zuckungen fuhr er (der Dämon) aus” (Mk 9,20).
Die bei Geistheilungen zu beobachtenden körperlichen Reaktionen werden auch von Völkerkundlern in zahlreichen Publikationen über heidnische Völker beschrieben. Auch die im Namen JESU gewirkten Heilungen sind keine Garantie für ein Wirken GOTTES: “Viele werden an jenem Tage zu MIR sagen: HERR, haben wir nicht in Deinem Namen viele Wunder gewirkt?’ Alsdann werde ICH ihnen offen erklären: Niemals habe ICH euch gekannt! Weichet von MIR, ihr Übeltäter!’ (Mt 7,12 f).

Schon der Apostel Paulus mahnte: “Lege keinem voreilig die Hände auf, und mache dich nicht fremder Sünden mit schuldig. Halte dich selbst rein” (1. Tim 5,22).

Geistheiler und alle Esoteriker, die durch Handauflegung “Heilkraft” übertragen wollen, mißbrauchen das wirkmächtige Symbol der Handauflegung, die bereits im Alten Testament bekannt war zur Übertragung von Vollmachten (Erstgeburtsrecht und Amtsvollmacht).

Durch Handauflegung segnete und heilte JESUS CHRISTUS und in Seinem Auftrag heilten auch die Apostel:
“Da brachte man Kinder zu IHM, damit ER ihnen die Hände auflegte und für sie betete” (Mt 19,13).

“Paulus ging zu ihm hinein und betete; dann legte er ihm die Hände auf und heilte ihn” (Apg 28,8).

Die Handauflegung in Auftrag und Namen JESU CHRISTI ist in der katholischen Kirche bei der Sakramentenspendung der Firmung und Priesterweihe heiliges und wirkmächtiges Zeichen.

Unter Handauflegung wird den Priestern die Kraft der Sündenvergebung übertragen: “Da legten sie (Petrus und Johannes) ihnen die Hände auf, und sie empfingen den HEILIGEN GEIST (Apg 8,17).

Durch Handauflegung wird der HEILIGE GEIST mitgeteilt, und durch Handauflegung beim Exorzismus werden Dämonen ausgetrieben. Deshalb setzt Satan alles daran, die Handauflegung für seine Zwecke zu vereinnahmen und Lügenwunder zu wirken, wozu er die Macht hat:

“Der Widersacher, der sich erhebt über alles, was GOTT und Heiligtum heißt…. der sich für GOTT ausgibt… Sein Auftreten geschieht mit Teufelskraft unter allen möglichen Trugzeichen und Lügenwundern” (2.Thess 2,4f).
In welchem Bereich kann der Truggeist durch Scheinwunder mehr Macht über die Menschen gewinnen als im esoterisch-medizinischen?

“Heiler” sind nicht   wie die Apostel   von JESUS CHRISTUS bevollmächtigt und berechtigt, Heilwunder zu wirken. Sie maßen sich die Gabe der Heilung an, täuschen hilfesuchende Menschen und bringen sie in Abhängigkeit von okkulten Kräften.

Heilungen durch Häretiker und Esoteriker sind nicht von GOTT geschenkt   auch nicht, wenn sie in Heilungsgottesdiensten gewirkt werden. Sie müssen als “Heilzauber” verworfen und gemieden werden.
Scharf verurteilt die Bibel, Handauflegung als “Heilzauber” zu mißbrauchen:
“Als aber Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apo¬stel der HEILIGE GEIST verliehen werde, bot er ihnen Geld an mit der Bitte: Gebt auch mir diese Gewalt, daß jeder, dem ich die Hände auflege, den HEILIGEN GEIST empfange.’
Petrus aber erwiderte ihm:
„Dein Geld fahre samt dir ins Verderben, weil du gemeint hast, die Gabe GOTTES für Geld zu erwerben. Du hast keinen Anteil und kein Anrecht darauf, denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor GOTT“ (Apg 8,18f).

 

Handlesen


Das Schicksal eines Menschen aus der Hand zu wahrsagen, ist Chiromantie,
uralt und oft verflochten mit Astrologie. Heute hat das Handlesen – wie die Astrologie – auch seinen Platz in der esoterischen Medizin.
Handleser bezeichnen sich als “Chirologen”. Ihre Diagnostik nennen sie “Chirologie” (gr.: cheir = Hand und logos = Lehre). Nahezu alle Krankheiten wollen Chirologen aus der Hand lesen können, auch Aids und Homosexualität.

Trotz erheblicher Widersprüche in der Deutung von Handzeichen, lassen sich bei Chirologen gemeinsame Vorgehensweisen darstellen:
Sie alle beobachten die Handform, die Festigkeit, Farbe und Beweglichkeit der Hände und die auf den Handflächen befindlichen Furchen bzw. Papillar Leisten auf den Fingerkuppen und in der Hand.
Widersprüche in der Deutung der Zeichen erklären Chirologen mit dem Hinweis, die Handlesekunst sei Begabung von “Auserwählten”, von “Sehern”.

Vergleichende Untersuchungen von Publikationen über die Chirologie zeigen, daß die Handzeichen weder eindeutig charakterisiert werden, noch Chirologen übereinstimmend Auskunft ge¬ben über eine akute, bevorstehende oder überwundene Erkrankung oder über Krankheits Dispositionen. Es fehlen z.B. übereinstimmende Angaben über Länge der Furchen bzw. Leisten, über deren Anfangs  und Endpunkte, ihre Winkelmaße usw.

Forschungen der Wissenschaftlerin Jasmin ei Mahmoud mit Patienten der Uni Klinik Marburg, deren Gallenwegserkrankungen durch klinische Untersuchungen eindeutig nachgewiesen waren, ergaben, daß diese aus der Hand nicht erkannt werden konnten.

In einer Voruntersuchung hatte el Mahmoud festgestellt, daß Chirologen Zeichen eines Herzfehlers bei 60,3% der Patienten aus der Hand diagnostizierten, die Gesamtbevölkerung aber nur 0,2% echte Herzfehler aufweist, und daß ein Zeichen für Gallensteine in der Chirologie völlig fehlt, während 15 20% der Bevölkerung an Gallensteinen leidet.

Das Ergebnis der Hauptuntersuchung faßt el Mahmoud zusammen:
“Aus der Analyse geht hervor, daß es sich bei der Chirologie um ein paramedizinisches Verfahren handelt… Kritische Aufklärung auf diesem Gebiet erscheint daher dringend notwendig… Chirologische Pseudodiagnostik, wie sie zur Zeit betrieben wird, kann nur als Scharlatanerie bezeichnet werden” (I. Oepen, Paramedizin, S. 37f).
Chirologie ist nach wie vor Chiromantie, Wahrsagerei, die von GOTT verboten ist.

Hildegard Medizin

Hildegard von Bingen (1098 – 1179), eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Mittelalters, erste deutsche Naturforscherin und Mystikerin, war von Kindheit an visionär begnadet. Ihre bedeutendsten mystischen Werke sind: Liber Scivias, Liber vitae meritorum und Liber divinorum operum. Diese Bücher wurden von Hildegard unter Antrieb einer “inneren Stimme” herausgegeben, die ihr befahl, das Geschaute zu offenbaren.

Die medizinischen und naturwissenschaftlichen Schriften Hildegards, so das Ergebnis heutiger Forschung, sind nicht visionären Ursprungs, sondern Sammlungen mittelalterlichen Wissens und deshalb nicht nur überholt, sondern z.T. falsch und als therapeutische Anleitungen gefährlich.

Die medizinische Schrift Hildegards Causae et Curae ist nur als Handschrift aus dem 13. Jahrhundert erhalten, liegt also nicht im Original vor. Das fälschlich Hildegard zugeschriebene Buch eines unbekannten mittelalterlichen Verfassers “Von den Steinen” wurde erst im 16. Jahrhundert (1533 und in 2. Auflage 1544, Augsburg) ihrem Werk “Physica” (Naturkunde) hinzugefügt.

In 26 Kapiteln werden Entstehung, Qualität, Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten von Steinen beschrieben. So soll z.B. der Magnetstein aus dem Speichel giftiger Schlangen und der Ligurit bzw. Titanit aus Luchs Urin entstanden sein.

Viele Aussagen widersprechen dem christlichen Weltbild Hildegards und müssen als magisch und abergläubisch verworfen werden.
Der Medizinhistoriker Heinrich Schipperges faßt nach gründlichen Recherchen zusammen:

“Angesichts der zunehmenden Aktivitäten einer sog. Hildegard Medizin haben wir festzustellen, daß die naturkundlichen Schriften natürlichen Erfahrungen entstammen und dem Wissensstand der damaligen Zeit entsprechen… Die Versuche, eine durchaus berechtigte Naturheilkunde als Hildegard Medi¬zin’ in die ärztliche Praxis und in den Bereich der Apotheke zu bringen, entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage” (Hildegard von Bingen, S. 65).

In neuer Übersetzung (1985) machten Dr. med. Gottfried Hertzka und Dr. Wighard Strehlow das Buch des anonymen mittelalterlichen Verfassers als “Edelsteinmedizin der heiligen Hildegard” vor allem Katholiken bekannt, um es später in der Esoterik Szene gewinnbringend zu vermarkten (Bauer Verlag, Freiburg).

Als wörtlich von GOTT diktiert   und darauf legen beide Herausgeber wert   soll Hildegard u.a. folgende Empfehlung gegeben haben:
“Ehe ein Mensch zu Bett geht, trage er allabendlich einen Achat offen (auf der flachen Hand liegend) kreuzweise durch das Haus, der ganzen Hauslänge nach und auch in der ganzen Breite. Dort werden Diebe ihr Handwerk weniger nach Belieben ausüben und beim Stehlen weniger Erfolg haben” (a.a.0. S. 21).

Diese Anweisung sei “sicher hildegardisch” betonen die Übersetzer des mittelalterlichen Edelsteinbuches.
Nur “peinlich genaues Befolgen der Vorschriften führt zum Erfolg”, so vor allem der therapeutischen, da sie ja Offenbarungen Gottes seien:
“Das mystische Diktat stellte Hildegard die Wortwahl nicht frei.” So mache der Achat “geschickt und feinfühlig und klug im Gespräch, weil der Achat aus Feuer, Luft und Wasser geboren wurde” (ebda S. 18).

Ein Epileptiker könne geheilt werden, wenn “er einen Achat drei Tage lang ins Wasser legt, wenn der Mond eben voll geworden ist. Am vierten Tag nehme er ihn wieder heraus und koche dieses Wasser leicht, ohne daß es aufwallt. Dieses Wasser soll er aufheben und damit alle Speisen kochen, die er verzehrt, bis der Mond ganz abgenommen hat” (ebda S.19).

Lebensgefährlich sind Therapien, die einen rechtzeitigen Arztbesuch verhindern, wie z.B.: “Wo eine Spinne den Menschen an einer Körperstelle fixiert, da streiche man den Stein (Ametyst) über die Bißstelle, und er wird geheilt werden.” Hertzka und Strehlow kommentieren: ” Sehr wohl ist auch an einen Zeckenbiß zu denken, dessen Gefährlichkeit in den letzten Jahren in zunehmendem Maße erkannt worden ist. Unseren Wanderern in Wald und Flur kann man nur raten, sich mit einem Ametyst bewaffnet auf den Weg zu machen. Die Zecken, die hauptsächlich im Unterholz auf ihre Opfer lauern, gehören nämlich zu den Gliederfüßlern wie die Spinnen auch” (ebda S. 28).

Wer sich auf einen Stein verläßt, für den wird jede Hilfe gegen die gefährliche Zecken Infektion wie Hirnhautentzündung oder Borreliose zu spät kommen.

Zahlreiche andere Beispiele beweisen mangelndes Verantwortungsbewußtsein dem Kranken gegenüber:
“Sogleich, wenn ein Mensch Gift aß oder trank, schabe er vom Beryll etwas Pulver in (Quell ) Brunnenwasser oder auch in anderes Wasser und trinke das sogleich. So an fünf Tagen einmal täglich nüchtern getrunken, wird er das Gift entweder durch Brechreiz ausspeien, oder es läuft durch den Magen hindurch und verläßt ihn hinten (mit dem Stuhlgang)” (ebda S.47).

Theologisch völlig unhaltbar sind therapeutische Empfehlungen zur Heilung von Besessenheit:
“Alle Edelsteine sind ihrer Natur nach dem Bösen feind”, soll Hildegard in der Einleitung zu “ihrem” Edelsteinbuch geschrieben haben (ebda S.10):
“Wenn ein Mensch vom Teufel besessen ist, so gieße man ein wenig Wasser über den Chrysopras und spreche dabei:
„O, Wasser, ich gieße dich über diesen Stein mit jener Macht, durch welche Gott die Sonne mit dem Lauf des Mondes verknüpfte.’ Und dieses Wasser sollst du dem Besessenen zu trinken geben … An jenem ganzen Tag wird der Teufel in ihm gequält und immer schwächer und übt dann seine Kräfte in ihm nicht so aus, wie er es vorher getan. So verfahre an fünf Tagen.

Am 5. Tag aber mache mit dem Wasser ein dünnes Brötchen, ein Dürrbrot, und gib es ihm zu essen, auf welche Weise du es kannst. Wenn der Luftdämon kein bösartiger ist, wird er von jenem Menschen weichen.”
Auf folgende Weise könne man erkennen, ob der Luftdämon harmlos oder bösartig sei:
“Wenn der Mensch gerne lacht und andere Menschen freundlich, d.h. holdselig ansieht, auch wenn er zwischendurch ab und zu mit den Zähnen knirscht und griesgrämig ist, dann ist dort ein gutartiger Luftgeist da …” (ebda S. 67f).

Abgesehen davon, daß es keine harmlosen oder gar “gutartigen” Dämonen gibt, wird jeder Exorzismus zum magischen Hokuspokus herabgewürdigt, deutlicher noch in folgendem Beispiel:
“Nimm ein noch warmes Roggenbrot und schneide in die obere Kruste das Zeichen des Kreuzes, ohne aber das ganze Brot durchzuschneiden. Dann nimm den Hyazinth, und ziehe den Stein diesen Schnitt entlang von oben nach unten, und sprich dabei: Gott, der die ganze Edelsteinherrlichkeit dem Teufel abnahm, als dieser seinen Auftrag übertrat, befreie dich, N.N., von aller Verblendung und Zaubersprüchen und löse von dir das Leiden dieser Verwirrtheit!’

Und nochmals ziehe mit diesem Stein in der Quere über jenes warme Brot und sprich:

,Wie der Glanz, den der Teufel ursprünglich besaß, wegen seiner Übertretung ihm genommen wurde, so werde auch diese Sinnesverwirrung, die dich, N.N., durch mancherlei Blendwerk und mannigfache Verzauberung plagt, von dir genommen und falle von dir ab’… Wenn du das oft machst, wird er geheilt werden” (ebda S. 79f).

“Wenn ein Mensch von einem bösen Geist besessen ist, soll ein anderer Mensch den Saphir in Wachs legen und das Wachs in Leder einnähen und ihm den Lederbeutel um den Hals hängen und sprechen:
’O du schädlicher Geist, weiche sofort von diesem Menschen, so wie bei deinem ersten Sturz die Herrlichkeit deines Glanzes sofort von dir abfiel.’

Und der böse Geist wird sehr geplagt werden und wird von diesem Menschen weichen, außer wenn es ein ganz böser, ganz schlimmer Geist ist…” (ebda S. 117).

Diese Beispiele beweisen den antibiblischen esoterischen Geist des mittelalterlichen Steinbuches.
Unter Besessenheit versteht die Bibel die Inbesitznahme des Körpers eines Menschen durch einen oder mehrere Dämonen. Daß es Besessenheit gibt, ist in der Bibel mit rund 50 Berichten über Teufelsaustreibungen (Exorzismen) bezeugt. JESUS selber hat exorziert, um zu beweisen, das durch IHN   und nur durch IHN   Satan und sein Anhang besiegt worden ist: “Der Sohn GOTTES ist dazu erschienen, daß ER die Werke des Teufels vernichte” (1. Joh 3,8). Und nur “im Namen JESU” können Menschen von Besessenheit geheilt werden: “In Meinem Namen werden sie (die Jünger JESU) Teufel austreiben” (Mk 16,17).

In allen Exorzismus Beispielen der sog. Hildegard Edelstein-Medizin ist kein einziges Mal der Name JESUS als wunderwirkende Macht erwähnt. An Seine Stelle sind Steine und Beschwörungsformeln gesetzt, tote Steine und Magie.

Indem Hertzka und Strehlow das mittelalterliche Buch der Steine als göttliches Diktat vorstellen, entziehen sie seinen Inhalt nicht nur jeder kritischen Hinterfragung und Überprüfung, sie stellen das esoterische Buch auch gleichwertig neben die Autorität der Bibel. Zahlreiche “Hildegard Freunde” werden dadurch zu magischen und abergläubischen Praktiken verführt und geraten auf den Irrweg esoterischer Medizin.

Als Esoteriker enttarnen sich Hertzka und Strehlow auch, wenn sie feststellen: “Die Edelsteine spielen aufgrund ihres kosmischen Ursprungs eine wichtige Schlüsselrolle’ bei der Heilung des ganzen Menschen an Körper, Seele und Geist” (a.a.O.136S. 154). Um esoterische Irrlehre handelt es sich auch, die Verantwortung für eine Erkrankung allein dem Patienten zuzuschreiben, Steine als sakramentalen Ersatz aufzuwerten und die Heilung von Krankheiten als Gebetserhörung ausdrücklich auszuschließen:
“Alle anderen Heiligen beschatten vom Himmel her immer noch irgendwie das Werk ihrer Erdentage. Die gute Hildegard darf das nicht… So kann niemand mehr behaupten, die medizinischen Erfolge der Hildegardmittel beruhten auf Glaubenswundern” (Handbuch der Hildegard Medizin, 1987, S.1 12).

Wer über die Hintergründe der sog. “Hildegard Edelstein Medizin” aufklärt, wird von “Hildegard Freunden” mundtot gemacht:
“Stellen Sie sich vor, welchen Schaden Sie dem Reich Gottes zufügen, wenn Sie so negativ über Edelsteine berichten!” Es folgen dann in der Regel nicht überprüfbare Heilungsberichte, die dem Kritiker “gänzlich die Luft nehmen” sollen, verbunden mit der selbstherrlichen Aufforderung, sich für die “falschen” Informationen zu entschuldigen.

Die Edelsteine seien ein Geschenk GOTTES und ihre Wirkung “wissenschaftlich abgesichert”. Aber die Steine gäben ihre verborgenen Kräfte eben nur jenen preis, die sich ihrer “inneren Wirklichkeit” öffnen würden.
Sog. “Hildegard Freunde” glauben und “wissen” es deshalb immer besser.
 

 

Iris – Diagnostik


Die “Iris-Diagnostik”, nach 1881 durch den ungarischen Homöopathen Ignaz von Peczely bekanntgemacht,
wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts verworfen und ist heute durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen als Scharlatanerie enttarnt. Trotzdem gehört sie nach wie vor zu den beliebtesten Diagnose-Hilfsmitteln von Heilpraktikern und Heilern.

Peczely lehrte, der gesamte Organismus sei durch Nervenbahnen mit der Iris verbunden. Aus Struktur und Verfärbungen der Iris könne auf Störungen und Krankheiten geschlossen werden.

Heute sind rund 20 “Iris-Karten” im Gebrauch, die das Auge in Segmente aufteilen, die den einzelnen Organen zugeordnet werden. Diese Iris Karten weichen z.T. erheblich voneinander ab.

In einer Doppelblind Studie der Universität Maastricht, Niederlande, sollten Iris-Diagnostiker Gallensteine bzw. eine entzündliche Gallenblase diagnostizieren. Die Versuchsteilnehmer legten als Ort der Gallenblase den unteren Quadranten der rechten Iris fest, etwa die Position “viertel vor Acht”. Die Gallensteine hätten dort nach der Iris-Diagnostik an dunklen Flecken erkannt werden müssen, die Gallenblasen Entzündung an weißen Streifen.

An dem Versuch nahmen fünf der angesehensten Irisdiagnostiker der Niederlande teil, darunter zwei Schulmediziner.

Das Ergebnis war für alle erschütternd. Es entsprach der Zufallshypothese, d.h. die richtigen Treffer hätten von jedem Laien erzielt werden können.

Der Versuchsleiter Prof. Dr. Paul Knipschild
, Maastricht, stellt abschließend fest:

“Statt dem Patienten in die Augen zu sehen, kann man ebenso gut eine Münze werfen… Die Versuchsergebnisse wurden auch einigen an der Studie beteiligten Schulmedizinern vorgelegt. Nach dem Studium der Ergebnisse äußerten sie, daß sie Irisdiagnostik fortan als Quacksalberei betrachten würden” (zitiert in: Skeptiker 3/89).

Die Marburger Dissertation “Über die lrisdiagnostik” (von A. Dern, 1984) faßt alle ausländischen Studien zu diesem Thema zusammen. Ergebnis der Studien: Alle Forschungen haben ein negatives Ergebnis.
Eine vergleichende amerikanische Studie beweist, daß Iris-Diagnostiker nicht nur falsche Diagnosen stellen, sondern auch untereinander in ihren Ergebnissen stark voneinander abweichen (I. Oepen und A. Sarma, Paramedizin, Band 2).

Wer einer Iris-Diagnose vertraut und diese nicht schulmedizinisch überprüfen läßt, läuft Gefahr, gesundheitlichen Schaden davonzutragen.

Klangtherapie

Heilende Kräfte werden in der esoterischen Medizin auch “schamanischen” bzw. buddhistischen Musikinstrumenten zugesprochen:
Gongs, Zimbeln, Glocken, Trommeln, Maracas oder “Rainsticks” (mit Steinchen gefüllten Kalebassen bzw. Kakteen), Monochorden (Harfensaiten unter Massagetischen) oder tibetischen Klangschalen.

Bei den Klangschalen handelt es sich um verschieden große Messingschalen aus dem tibetisch buddhistischen Ritual, die aber en gros in Indien und Nepal (wo sie als traditionelles Küchengeschirr dienen) eingekauft und mit fantastischen Versprechungen teuer weiterverkauft werden.

Die Werbung verspricht:
“Schon vor 5000 Jahren setzte die alte indische Heilkunde auf die Urkraft der Klänge. Der durchdringende Ton der tibetischen Klangschalen entspannt tiefgreifend, löst Unsicherheiten, Blockaden und Verspannungen, setzt schöpferische Kräfte frei, reinigt die Aura, so daß die kosmische Energie wieder frei fließen kann.”

Klangschalen Importeure erklären, daß die Klangschalen zum “spirituellen Wegbegleiter” würden, wenn sie für regelmäßige Übungen zu Hause aufgestellt werden, “in Resonanz mit den Planeten schwingen” und entsprechende Töne hervorbringen würden. So schwingt Jupiter angeblich in “Fis”, Mars in “D”, Venus in “A” usw.

Das gesamte Klangschalen Sortiment beträgt 14 Schalen:
11 “Planetentöne”, der Kosmos  Grundton “Cis”, der “Ton des Wassermannzeitalters” F und der “Grundton der Hopi Indianer” E. Zu therapeutischen Zwecken werden die Klangschalen auf den Körper des liegenden Patienten gesetzt und nacheinander mit einem Klöppel angeschlagen. – Die “Klangtherapie” ist Bestandteil zahlreicher esoterischer Heilverfahren.

 

Meditationstechniken

Esoterische Meditationstechniken sind identisch oder vermischt mit fernöstlichen Meditations Praktiken aus dem Hinduismus oder Buddhismus. Esoterische Meditation dient nicht nur dem Streßabbau oder der Entspannung, wie die Werbung verspricht, sondern versteht sich als Religion oder “Glückslehre”, die mit der christlichen Heilslehre unvereinbar ist. Versuche, fernöstliche Meditationstechniken zu verchristlichen, sind gescheitert.
Ziele esoterischer Meditation sind im wesentlichen:
Bewußtseinserweiterung, Selbstentfaltung, innere Ruhe, Frieden, Stärkung der Selbstheilungskräfte, Weisheit, Vereinigung mit Geistwesen oder Göttern, Befreiung von Leid und Krankheit, Erleuchtung, Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.

Voraussetzungen erfolgreicher Meditationsübungen sind: ein ritueller Ort, rituelles Sitzen (oder Liegen), die richtige Körperhaltung (auch der Hände und Finger), Kontrolle der Sinneswahrnehmungen (Augen geschlossen, Ausschaltung aller akustischen, optischen und taktilen Reize), Gefühlskontrolle (Gleichmut), Atemkontrolle (auch Hyperventilation), Gedankenkontrolle (die Aufmerksamkeit soll auf einen Punkt eingeengt werden), körperliche Entspannung.

Objekte der Konzentration sind in der Regel:
Ein vorgestellter Punkt in kurzer Entfernung leicht über dem Boden, Töne, Klänge, das sog. Dritte Auge (zwischen den Augenbrauen), die Nasenspitze, eine Kerzenflamme, ein Mantra (Name eines Götzen), ein Mandala, Erinnerungsvorstellungen, bestimmte Lehrsätze (Ich bin Brahman), die Leere u.a.
In der “Visualisierungstechnik” soll sich der Meditierende auf bestimmte Vorstellungen konzentrieren, bis er sie “sieht”: Licht, geistige Wesen, Symbole, Feuer, Farben, Buddha und Götter.

Bei der “Rezitationstechnik” werden sog. Heilige Silben (OM), Götternamen oder Verse laut gesprochen oder gesungen und oft stundenlang wiederholt.

Die Wiederholung von Götternamen sind zugleich Anrufungen.
Die Silbe OM steht für den indischen Götzen Krishna: “Ich bin… die Silbe OM in allen Veden” (Baghavad Gita 7,8).
In der “Identifikationstechnik” soll sich der Meditierende ein Objekt wählen, mit dem er zu einer Einheit verschmelzen will.

Hilfsmittel bei der Meditation sind u.a. Kerzen, Düfte, aromatische Öle, Schaukel  und Wiegebewegungen, Kreiseln, Drehen, ekstatische Gebärden.

Meditationsübungen sollen “erweitertes Bewußtsein”, Satori (Erleuchtung), transzendentale Zustände, außerkörperliche Erfahrungen herbeiführen und das Tor zur “anderen Welt” öffnen, d.h. Kontakte zu “Jenseitswesen”, zur astralen Welt, zur “höheren Welt”, zum “Göttlichen”, zu den Tiefen der Seele, zum absoluten Sein, zur spirituellen Wirklichkeit, zur inneren Welt herstellen.

Diese “innere Welt” ist immer die äußere Welt der Geister, die sich in der Meditations Trance dem Menschen nähern, weil er mit ihnen Verbindung gesucht hat   bewußt oder unbewußt. Die herbeigerufenen “Lichtwesen”, Schutzgeister, Geistführer, Luft- und Feuerwesen oder spirituellen Führer sind immer Dämonen, da sich die guten Geister, die Engel, nicht vom Menschen herbeizitieren lassen.

Letztes Ziel der Meditationsübungen ist die “inkorporation”, die Einverleibung transcendentaler Mächte, Energien oder Kräfte, die zu übermenschlichen Leistungen befähigen sollen:
Hellsehen, Levitation, Wissen um Verborgenes, Telepathie, Wunderheilungen , Visionen und Auditionen. Diese “übernatürlichen” Fähigkeiten zeigen auch Besessene.

Esoterische und fernöstliche Meditationstechniken haben keine Heilkraft. Im Gegenteil:
Sie können zu schweren seelischen und geistigen Erkrankungen führen, zu Depressionen, Ängsten, Albträumen, Suizidgedanken, zu Umsessenheit und Besessenheit.

Nicht die “Leere des Geistes” ist das Ziel des Menschen, sondern aktives Gebet, das Gespräch mit GOTT und aktives Studium der hl. Schrift. Nicht Gleichmut ist dem Menschen aufgegeben, sondern tätige GOTTES  und Nächstenliebe im Gehorsam gegenüber den Geboten GOTTES. – “Seid nüchtern und wachsam!” mahnt die Bibel.

Mandala Meditation

Mandalas sind Kreisbilder mit konzentrischem Aufbau. Sie werden aus verschiedenen Materialien hergestellt und enthalten geometrische, gegenständliche oder abstrakte Muster. Im Hinduismus und Buddhismus dienen sie als Meditationshilfe, um außerordentliche Kräfte und Energien im Zustand der Trance zu wecken.

Auf die kleine Anfrage im baden württembergischen Landtag, welche Bedeutung das Mandala Malen in den Schulen habe, antwortete das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport am 27.7.1998: “Unter Mandala (Sanskrit = Kreis, Ring) versteht man ein mystisches Diagramm, welches in konzentrierter Anordnung den Kosmos und die Götterwelt versinnbildlicht. Es handelt sich dabei um eine Darstellung symbolhafter religiöser Erfahrungen zu Meditationszwecken”.
Durch Konzentration der Aufmerksamkeit auf einen Punkt, die Mitte des Mandalas, soll es dem Menschen gelingen, wie durch einen Tunnel in die jenseitsgelegene Welt zu gelangen.

Mandalas werden auch im Schamanismus für “Astral Reisen” eingesetzt, als Technik der spirituellen Transkommunikation, der Kontaktaufnahme mit Geistwesen.

Esoteriker nennen diese Geistwesen auch “höheres Selbst” oder “göttliche Energien”, die durch Mandala Meditation bzw. Mandala Malen geweckt werden sollen.

Mandalas spielen auch in Schulen bei Konzentrations  und “Stille Übungen” eine immer größere Rolle. Schulkinder werden angeleitet, sich auf das Zentrum des Mandalas zu konzentrieren: “Du fühlst dich, als würdest du da hereingezogen… Stell dir vor, daß du einen langen Tunnel entlang in das Zentrum hineinwanderst. Du gehst direkt in das Zentrum hinein, durch dieses Zentrum hindurch und kommst auf der anderen Seite in das reine Licht hinaus” (D. Rozmann, Meditation für Kinder).

Mandalas werden von tibetischen Mönchen für magische Rituale benutzt:
Während des “Kalachakra Tantra Rituals” in Graz (Oktober 2002) unter dem Vorsitz des Dalai Lama, wurde z.B. ein Sand-Mandala erstellt mit der Einladung an Götter und Dämonen, im “Mandala Palast” ihren Wohnsitz zu nehmen. An erster Stelle unter 100 mächtigen Göttern wurden Nechung, der mächtige Kriegsgötze, offizielles Staatsorakel der tibetischen Exilregierung und persönlicher Ratgeber des Dalai Lama, eingeladen und der Todesgott Yama, Feldherr der Yama Truppen, ausgestattet mit schadenbringenden Gegenständen wie Tierhäuten und “abgeschnittenen Köpfen fleischfressender Dämonen”. Durch die Sand Mandala Zeremonie sollen die angerufenen Götzen spirituelle Herrscher über ein bestimmtes Gebiet und seine Bewohner werden.
Die Internet Seite des Dalai Lama erklärt zum Sand Mandala in Graz: “Weil jedes Sandkorn geladen ist mit den Segnungen des rituellen Prozesses, verkörpert das ganze Sand Mandala einen gewaltigen Speicher an spiritueller Energie”.

Je nach Anleitung kann es beim meditativen Ausmalen eines Mandala Bildes zu einer Kontaktaufnahme mit der übersinnlichen Welt kommen, vor allem, wenn es verbunden wird mit ritueller Körperhaltung, bestimmten Atemübungen und anderen Meditationspraktiken in abgedunkelten Räumen, begleitet von meditativer Musik, Kerzenlicht u.a.

Einzelne Schulkinder zeigen nach Mandala Meditation Verstörtheit bis zu schweren seelischen Störungen: Ängste, Albträume, Verwirrtheit und Suicidgedanken.
Mandala Meditation muß zu den okkulten Praktiken gezählt werden. “Das große Praxisbuch der Weißen Magie” (München, 2000) zählt das Mandala zu den magischen Symbolen.
 

 

Reiki

Siehe unter www.horst-koch.de

 

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Der weltanschauliche Hintergrund der Traditionellen Chinesischen Medizin ist eine Mischung aus Taoismus, Konfuzianismus, Universismus (am Universum orientiert), Buddhismus, Schamanismus und magischen Riten.
Die Chinesen sprechen von “Lehren” oder “Schulen”, da die chinesische Sprache das Wort “Religion” nicht kennt.
Grundlegend für das therapeutische System der TCM ist die Vorstellung, daß Makrokosmos und Mikrokosmos durchzogen sind von der kosmischen Lebensenergie Qi und daß das gesamte Universum bestimmt ist von den polaren Kräften Yin und Yang. Krankheiten entstehen nach dieser Theorie, wenn das Gleichgewicht von Yin und Yang gestört ist, so daß die Lebens-Energie Qi nicht mehr ungehindert durch die Meridiane (Energiebahnen) fließen kann. Die Gesundheit kann nur durch die Harmonisierung von Yin und Yang wiedererlangt werden und zwar:
1. durch Medikamente, körperliche Übungen (Qi Gong, Tai Qi Quan), die richtige Atemtechnik und Meditation,
2. durch Einwirken auf die Energiebahnen des Körpers, in denen Qi fließt (Nadelung, Akupressur, Moxitherapie) und
3. durch Gestaltung der Umwelt (Feng Shui).
Da die kosmische Energie Qi, die Energiebahnen, Chakren (Energie Tore), Akupunkturpunkte, Yin und Yang mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar sind, handelt es sich bei der Traditionellen Chinesischen Medizin um einen Glauben: Fundament der TCM ist der Glaube an das Wirken kosmischer Kraft unter dem ewigen Prinzip des Tao, zahlreicher Gottheiten und Geister, vor allem der Ahnengeister, denen regelmäßig geopfert werden muß, um sie gnädig zu stimmen.
Qi als zentraler Begriff der TCM ist gleichzusetzen mit Universalkraft, Lebenshauch, Primär  oder Urenergie, Heil Energie, kosmischer Energie.
In ihrem Selbstverständnis ist die TCM eine Religion. Sie will nicht nur Krankheiten heilen, sondern religiöse Werte vermitteln: Friede, Ruhe, Harmonie, das Heil, d.h. die volle Gesundheit des Körpers und der Seele. “Gesund” sein heißt, “heil” zu sein; “heil” sein heißt, “eins” zu sein mit der kosmischen Energie Qi.
Die TCM ist mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar:
Der Irrglaube an die allgegenwärtige, unpersönliche kosmische Kraft tritt an gegen den personalen GOTT, den Schöpfer und HERRN des Kosmos, Himmels und der Erde, gegen den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Grundkonzept der TCM ist das Leben in Harmonie mit Yin und Yang.

Diese Zielvorstellung geht an dem einzigen Weg zu GOTT vorbei, an dem Erlöser JESUS CHRISTUS. An die Stelle Seines Erlösungswerkes tritt die Selbsterlösung durch die Anwendung chinesischer Therapien, an die Stelle von Sünde und Vergebung tritt der energetische Ausgleich mangelnder Harmonie mit Qi.
Erfolge der TCM müssen als Placebo Wirkung oder okkult erklärt werden.

Daß die TCM außer der Seele auch dem Körper Schaden zufügt, beweisen u.a. Untersuchungen des Medizinischen Labors Bremen.

Heilkräuter Rezepturen, die auch in Apotheken angeboten werden, sind belastet mit Cadmium, Thallium, Blei, mit Pestiziden, Schwermetallen und Schimmelpilzen.
Helmut Dietrich Koester, Umweltmediziner des Bremer Labors, stellt fest: “Die Pestizidwerte halte ich für bedenklich. Über die hohe Schwermetallbelastung bin ich erschrocken” (Greenpeace-Magazin, 4/04).

“Der Handel mit den Arzneimitteln neu auf den Markt drängender, nicht erfasster Therapierichtungen wie der chinesischen Medizin bedarf dringend der Kontrolle. Hier gibt es hohe Risiken durch Toxizität selbst in vermeintlich harmlosen Tees, oder es gibt Beimengungen von Pharmaka wie Cortison u.a. in derartigen Mitteln.

Man muß sich von dem Gedanken freimachen, daß auf dem Gebiet der Außenseitermedizin reine Idealisten eine naturgemäße, “sanfte” Medizin betreiben, vielmehr ist dies auch ein Tummelplatz geldgieriger Scharlatane, mit und ohne ärztliche Approbation, die die Patienten schamlos ausnehmen” (K. D. Bock und M. Anlauf, Am Ende des Weges: Magie als Kassenleistung? www.konsequente positivliste.de).

Die chinesische Medizin, die ausschließlich genuine pflanzliche, tierische und mineralische Substanzen zusammenstellt, unterscheidet bei der Rezeptherstellung vier Wirkweisen:
Der “Herrscher” ist das Hauptmedikament. Es bekämpft die eigentliche Krankheit   unterstützt vom “Minister”, vom “Assistenten” und dem “Gehilfen”.

Dem Analogiezauber entsprechend wird z.B. der gelbe Safran eingesetzt gegen Gelbsucht, der Leuchtkäfer gegen Augenleiden. Störungen der oberen Körperhälfte werden mit Medikamenten aus Knospen und Blüten behandelt, Krankheiten der unteren Körperhälfte mit Arzneien aus Wurzeln.

Geerntet werden die Pflanzen nachts bei Vollmond. Zubereitet werden sie in irdenen Gefäßen.
Während die Medikamente energetisch als sog. “innere Therapie” wirken, werden andere Verfahren als “äußere” Therapie eingesetzt:

Die Akupunktur soll das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und damit das ungehinderte Fließen des Qi wiederherstellen.

Die Kinesiologie geht davon aus, daß verspannte Muskeln ein Ungleichgewicht von Yin und Yang zeigen.

Die Moxibustion will die Harmonisierung durch Wärme bewirken.

Qi Gong, im 2. Jahrhundert nach CHRISTUS von dem chinesischen Arzt Hua Tuo entwickelt, soll Qi durch bestimmte körperliche Übungen aktivieren, durch bestimmte Vorstellungen durch den Körper leiten und so Blockaden lösen und energetische Mangelzustände beeinflussen.
Qi Gong Meister übertragen die Heil Energie auch aus der Ferne, wirken auf Gegenstände ein, sind fähig, massive Steine und dicke Stahlstangen mit ihren Händen zu zerbrechen und durch “Schleudern” ihrer Energie Feuer zu entzünden. Diese übermenschlichen Fähigkeiten werden auch bei Besessenen beobachtet.

T’ai Chi (T’aiji) bedeutet “Höchste Energie” und bezeichnet eine Kampfkunst bzw. Bewegungsmeditation, den Kampf mit einem imaginären Gegner (Schattenboxen).

Die im Zeitlupentempo ausgeführten Bewegungen (zwischen 30 bis 180) sind Angriffs , Rückzugs  oder Verteidigungsgebärden. Sie sollen die Lebensenergie Chi (Qui, Ki) anregen und Yang und Yin harmonisieren.

T’ai Chi gehört zur “Traditionellen Chinesischen Medizin” (TCM)
und wird in Deutschland seit etwa 25 Jahren in “Gesundheitszentren”, Fitness Centren und Volkshochschulen angeboten.
Chinesische T’ai Chi Lehrer schmücken sich häufig mit Dr. bzw. Professorentiteln, die aber keinen akademischen Grad bedeuten, sondern geschäftstüchtige Übertragungen chinesischer Ehrentitel sind.
Als therapeutische Methode   so die Werbung   könne T’ai Chi alle körperlichen und seelischen Krankheiten heilen. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht.

T’ai Chi Ch’uan, bedeutet “höchste Energie der Faust”. Diese Kampfkunst ist vergleichbar mit den fernöstlichen Nahkampf-Disziplinen Judo, Karate, Teakwondo oder auch Kung Fu (tödliche Fauststöße).

 

Transzendentale Meditation (TM)

Transzendentale Meditation, kurz TM, ist sowohl die Bezeichnung einer Psycho-Technik als auch der Sekte unter der Führung des indischen Gurus (göttlicher Meister) Maharishi (großer Weiser) Mahesh Yogi.

Daß es sich bei der TM um eine “Psychosekte” handelt, hat das Bundesverwaltungsgericht bereits 1989 entschieden….

In ihrer Werbung verspricht die TM Sekte “höhere Intelligenz, mehr Energie, mehr Kreativität und Produktivität, Steigerung der Abwehrkräfte und harmonische Persönlichkeitsentfaltung, die in einer natürlichen und leicht erlernbaren Technik” erreicht werden könnten. Dieser sog. “Maharishi Effekt” sei wissenschaftlich nachgewiesen.

In sieben Stufen soll der TM Schüler aufsteigen zum sog. “Siddhi Programm”, weiches “übernatürliche Kräfte” vermitteln könne: Die Schüler erlebten “einen Energiestrom, der durch den Körper geht, verbunden mit Licht und Glückseligkeit”. Sie könnten dann “auf der Luft gehen”, fliegen, “durch Wände schreiten” usw.
Die erste Stufe ist Vorstellung der TM, die zweite Stufe Einführung in die TM Technik, die dritte ein persönliches Gespräch mit dem TM Lehrer, die vierte das Einführungs-Ritual “Puja” mit der Übergabe des “Mantras”, die 5. bis 7 Stufe sind Überprüfungen des TM Schülers in autoritärem Stil.

Die als “wertneutrale Meditationstechnik” vorgestellte TM ist in Wahrheit Götzendienst. “Puja” ist Anbetung von Hindu Götzen   verbunden mit Opfergaben. Das zu meditierende “Mantra” ist ein Götzen Name, verbunden mit einer Verehrungsformel, z.B. “Shree Aing Nahma” = “Oh du wunderbarer Aing, vor dir verneige ich mich!”
Bei TM Schülern werden nicht selten Nervenstörungen, Ängste und Depressionen beobachtet, die von den TM Lehrern als vorübergehende Reaktion eines ungeübten Nervensystems verharmlost werden und deshalb unbehandelt bleiben. TM-Lehrer sind weder psychologisch noch psychiatrisch ausgebildet. Das festzustellen, hat das Oberverwaltungsgericht Münster ausdrücklich erlaubt.

1975 hat Maharishi Mahesh Yogi das “Zeitalter der Erleuchtung” ausgerufen und 1976 “die Weltregierung des Zeitalters der Erleuchtung” gegründet.

Seit 1994 tritt die TM Sekte als Naturgesetz Partei – Aufbruch zu neuem Bewußtsein bundesweit zu Wahlen an.

Yoga (Joga)

Das Wort Yoga kommt aus dem Sanskrit (altindische Gelehrtensprache) und bedeutet “Anjochung”, “Vereinigung”. Gemeint ist die mystische Vereinigung der menschlichen Seele mit einer Gottheit oder “Brahman”, das Erlöschen des individuellen Selbst (Atman) im unpersönlichen Ur Sein.
Yoga wurde von den Upanishaden (200 v. Chr.) entwickelt und hat seitdem zahlreiche Ausprägungen erfahren. Letztes Ziel ist ein veränderter Bewußtseinszustand, die Trance.
Die Einheit mit einer Gottheit (Krishna) oder “Brahman” erreicht der Yoga Aspirant in 8 Schritten:
1. Er verspricht, alle Leidenschaften auszulöschen.  –  Dazu dienen ein ritueller Ort, die rituelle Körperhaltung und die Einengung der Konzentration auf einen Punkt.
2. Er unterzieht sich strenger Selbstdisziplin in Stille, Studium und Gebet.
3. Er übt die rechte Körperhaltung und Atemtechnik: Lotussitz, bestimmte Hand , Finger , Augen  und Zungenhaltung u.a.
4. Er rezitiert und wiederholt die “heilige Silbe” OM (steht für Krishna).
5. Er zieht sich völlig aus der Welt der Sinne zurück.
6. Er übt sich in der völligen Entleerung seines Verstandes.
7. Er übt die Trance ein durch Identifikationsübungen, Deprivationsübungen (Zurückziehen aller Sinneswahrnehmungen), Visualisierungsübungen (Vorstellungen mit Wahrnehmungs – Charakter) u.a.
8. Er erreicht im Trancezustand die mystische Vereinigung mit der erwählten Gottheit oder Brahman.

Yoga ist vor allem eine ekstatische Meditations Technik der Selbsterlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, eine Todeskunst. Das Ziel ist der Tod des “Ich” im Nirvana.
In der “Bhagavad Gita”, dem bedeutendsten altindischen Text, werden die vier Hauptformen des Yoga vorgestellt:
Jana-Yoga (Weg der Erkenntnis), Bhakti-Yoga (Weg der Anbetung und Hingabe), Karma-Yoga (Weg des Handelns) und Raja-Yoga (der “Königsweg”, die Vereinigung aller Yoga Wege).
Alle vier Yoga Formen stellen Wege zur Erreichung des Zieles dar: Über spirituelle Transzendenz, liebevolle Hingabe an die Götter, soziale Pflichterfüllung und Meditation, aus dem Kreislauf der Wiedergeburten erlöst zu werden…

Der ausfühliche Joga – Artikel siehe unter www.horst-koch.de

 

Za – Zen   Meditation

Die Za Zen Meditation stammt aus dem chinesischen Ch’an-Buddhismus, der in Japan weiterentwickelt wurde. Zen ist eine Vermischung von Taoismus und Buddhismus.

Za Zen (japan.) bedeutet “Sitzen im Lotossitz”. Ziel der Za-Zen Meditation, eine der wichtigsten Zen Methoden, ist die Erlangung des “Satori”, der blitzartigen Erleuchtung, wie sie Buddha, dem Erleuchteten, zuteil geworden ist: Ein neues Bewußtsein und ein Zustand der absoluten Harmonie mit dem Kosmos. Endziel ist die Selbsterlösung. Meditation ist das Herzstück der buddhistischen Religion.

Bei der Za Zen Meditation sitzt der Meditierende mit kerzengerade aufgerichtetem Oberkörper im Lotossitz auf einem etwa 20 cm hohen Kissen am Boden, überkreuzt die Beine und legt die linke Hand in die rechte unterhalb des Bauchnabels. Seine Augen richtet er auf einen Punkt am Boden in etwa einem Meter Entfernung.
Neben der Einübung der “Seiza”, der richtigen Körperhaltung, fordert die Za Zen Meditation die Zen Atmung, eine rhythmische Bauchatmung, die   so lehren Zen Meister   “ein Gefühl unbegrenzter Freiheit erzeugen soll, um sich in den Weiten des Kosmos zu verlieren”.

Eingeübt wird ferner die “Meditation im Gehen”, das Kinshin.

Regelmäßige Übungen sind Pflicht. Sie können bis zu 18 Stunden täglich ausgedehnt und zur Sucht werden.
Der Leipziger Religionsphilosoph Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988) machte im Westen über seine “Initiatische Therapie” (eine Abfolge bestimmter Übungen) die Zen Meditation bekannt:

“Der Schüler des Zen beginnt den Tag mit Za Zen und beschließt ihn mit Za Zen. Und wann immer er einen Augenblick Zeit hat   und mehr und mehr findet er solche Augenblicke geht er in Za Zen. Und wenn er nachts aufwacht und nicht gleich wieder einschläft, richtet er sich auf, kreuzt die Beine und übt Za Zen. Kein Meditieren eines heiligen Wortes (Mantras) oder Bildes, einfach sitzen, mit dem ausdrücklichen Bemühen, sich aller Bilder und Gedanken zu entledigen, also möglichst im ,Nichts’ zu sitzen” (K. Dürckheim, Zen und Wir, S. 76).

Die “Entleerung für Buddha” ist Einübung von Trance-Zuständen der völligen Passivität. Trance aber öffnet satanischen Mächten das Tor zum Eintritt:

Das Erleuchtungserlebnis “Satori” wird als plötzliche Inbesitznahme beschrieben, die den Menschen “im tiefsten berührt und wandelt”.

Buddhisten, die zum Christentum konvertiert sind, geben aus diesem Grund die Zen-Meditation auf.

Als “ein in ganz Europa einzigartiges und geschätztes Zen-Zentrum” preist der Antonius Kalender 2005, das Jahrbuch des Franziskaner-Missions-Vereins, München, die Zen-Halle des Franziskaner Klosters in Dietfurt a.d. Altmühl, Oberpfalz, die 1980 im klassisch japanischen Stil mit Meditationsgarten erbaut wurde:

“Das Franziskanerkloster und sein Zen Meditationszentrum Zendo ist für jährlich 2000 Menschen ein geistliches ‘Biotop’, ein Ort, wo sie sich wohlfühlen, wo sie hinter Klostermauern seriöse Anleitungen bekommen für eine wirklich abenteuerliche Reise: der Reise zu sich selbst. Das Abenteuer heißt Za Zen und bedeutet ‘Sitzen im Schweigen’ ” (a.a.O. S. 30).

Za Zen, so wird betont, “ist nicht das Nachdenken über etwas. Es ist mehr ein Geschehenlassen, ein Zulassen, ein passives Sich Öffnen… Der Weg führt… hin zum eigenen Selbst” (ebda). Sechsmal täglich jeweils 20 Minuten werden Sitzen, Schweigen und die Zen Atmung eingeübt. “Dazwischen schreiten die Kursteilnehmer in Socken auf grobem Sand meditativ durch die Wandelgänge.”

Ziel der Zen Meditation ist “das Gegenwärtigwerden für die Gegenwart des Gegenwärtigen. Es geht um die Erfahrung des ‘Ich¬ bin da’… Im Zen nennt man diese Erfahrung ‘Satori’ oder Erleuchtung. Wir Christen sprechen von Gotteserfahrung… Es ist das Herz der christlichen Religion, ja es ist das Herz aller Religionen.”
Spätestens hier wird deutlich, daß das im Za Zen gesuchte “Absolute” nicht der persönliche, drei einige GOTT ist: “Wer meditiert, soll frei werden für die Erfahrung des Einen, des Absoluten.”

Der Versuch zahlreicher christlicher Bildungshäuser, die Za-Zen Meditation “in den christlichen Glauben einzubinden”, muß scheitern.

Konsequenterweise sind zu den Za Zen Kursen in Dietfurt und anderswo nicht nur Christen aller Konfessionen, sondern auch Anhänger antichristlicher Religionen eingeladen. Im Za Zen findet jeder seinen “Gott”, das unpersönliche “Ki”, “das Absolute”, was immer er auch glaubt.

Za Zen führt nicht zur Anbetung des wahren GOTTES, sondern in die unfruchtbare Einsamkeit des Ego (Ich) oder in die Abhängigkeit böser Geister, die in ein ungeheiligtes Leben eintreten:

“Ich merkte, daß einzelne Lehrsätze des Buddhismus nicht einfach in neue Grundlagen übernommen werden können. Sie lassen sich nicht von dem ganzen System loslösen… Sobald ich auch nur Teile der buddhistischen Lehre wieder annahm – auch wenn sie menschlich gesehen, gute Aspekte aufwiesen – verband ich mich damit erneut mit dem ganzen geistlichen Gebilde.

Erst jetzt erkannte ich das wahre Gesicht des Buddhismus. Er erscheint auf den ersten Blick in angenehmer Gestalt, etwa mit seiner Friedfertigkeit oder seinem hervorragenden moralischen Standard. Dann aber entpuppte er sich als schlechter Geist, der mich unmerklich für sich vereinnahmen und in die furchtbare, einsame Leere des Nirwana mitreißen will, in der es keine Beziehung zu einem persönlichen Gott gibt und in der jegliches Leben fehlt” (Martin Kamphuis, Ich war Buddhist, S.193).

Auch der bekannte Benediktiner und Zen Meister Pater Williges Jäger, früher in der Abtei Münsterschwarzach, ist mit seinem Versuch, Zen-Meditation zu verchristlichen, gescheitert. In Japan ließ er sich in den Rang eines “Inka Shomei” erheben. Rom erteilte ihm Rede  und Publikationsverbot, mit der Begründung, daß er sich von der Lehre der katholischen Kirche entfernt habe.

W. Jäger ignoriert dieses Verbot: Vor dem Commit Institut Deggendorf (Institut für Controlling- und Managementberatung) erklärte er (am 5.5.2003):
“Ich freue mich immer, wenn ich nicht in einer Kirche sprechen muß”. Der Horizont bei einem “nicht so christlich geprägten Publikum” sei meistens größer.

Die Antwort auf die essenzielle Frage nach dem “Warum?” habe er im Christentum nicht gefunden: “Dazu muß erst eine neue Bewußtseinsebene erreicht werden.”

Mit seinen Zuhörern praktizierte Jäger einen zehnminütigen “Ausflug in den transpersonalen Raum” (Augenzeugenbericht im Archiv der Vereinigung zum Schutz schwacher und hilfloser Menschen).
Versuche, die Za Zen Meditation aus dem buddhistischen Kontext zu lösen und zu verchristlichen, müssen deshalb mißlingen, weil die Zen Meditation ungegenständlich ist und einen neuen “Bewußtseinszustand” erstrebt, die christliche Meditation dagegen sich an der Hl. Schrift, dem Wort GOTTES orientiert.

Nach dem Selbstverständnis des Zen Buddhismus ist das eigene Herz Buddha oder die Leere:

“Die verblendete Welt weiß nicht, daß ihr eigenes Herz selbst der Buddha ist… Buddha ist nirgends als im eigenen Herzen” (Sh. Hisamatsu, Vom Wesen des Zen, S. 45).

Das Herz eines Christen aber hat keinen Raum für Buddha, weil es von GOTT ergriffen ist.

 

Esoterische Medizin im Urteil der Bibel

Esoterische Diagnose  und Heilverfahren lassen sich mit einem Leben nach den Weisungen GOTTES nicht vereinbaren. Sie sind heidnisch und anti christlich und stehen im Gegensatz zur “gesunden” Lehre des Evangeliums. Sie machen deshalb seelisch und oft auch körperlich krank.

Therapeuten, die sich als “sensitiv”, als “Medium” oder “Kanal”, als “Mittler” zwischen übersinnlichen Wesen und den Menschen verstehen, führen Hilfesuchende in die okkulte Welt der Dämonen, die sich häufig als”Lichtwesen” zu tarnen, in betörender Sprache der “Liebe und Güte” mitzuteilen und Gefühle des”Glücks, der Harmonie und des Friedens” zu vermitteln verstehen (z.B. bei der Handauflegung von Wunderheilern).

Die von “Heilern” herbeigerufenen und beschworenen “Geistwesen, Engel, Führer, Schwingungen, Energien oder Götter” haben mit den von GOTT erschaffenen “Angeli” (Engel), den guten Geistern, nichts zu tun.
Wenn “Heiler” Patienten anleiten, durch Rituale oder Gedankenkraft mit “höheren Wesenheiten” Kontakt aufzunehmen, bringen sie Hilfesuchende in den Wirkbereich böser Geister, der von GOTT abgefallenen Engel.
Die guten Geister (Engel) oder die Seelen Verstorbener entziehen sich der Beschwörung von Menschen. Sie lassen sich nicht von ihnen herbeirufen oder in ihren Dienst stellen.

Wenn sie erscheinen   und dafür gibt es Zeugnisse in der Bibel   dann nur im Auftrag GOTTES, als Seine Boten (Engel = Bote) und zu einer Zeit, die allein GOTT bestimmt.

Zahlreiche “Heiler” setzen an die Stelle von “gut” und “böse” die Begriffe “Erleuchtung” und “unvollkommene Erkenntnis”, die es zu überwinden gelte, um zu gesunden. Die Existenz des Bösen und der Sünde verwerfen sie als “gesundheitsschädlichen Aberglauben”. Sünde, der Ungehorsam gegen GOTT und Seine Gebote wird als nicht existent erklärt, und Schuldgefühle werden wegtherapiert. Wo es aber keine Sünde gibt, da gibt es keine Erlösung durch den Sohn GOTTES, da gibt es kein Gericht GOTTES und keine Hölle, die GOTTES Ferne.
Die Erlösung JESU CHRISTI wird durch “Selbsterlösung” ersetzt, dem einzigen Leben auf Erden wird mit der Irrlehre von der Wiedergeburt der Ernst der Bewährung genommen. Die Geschöpflichkeit und Abhängigkeit des Menschen von seinem Schöpfer wird ersetzt durch den Irrglauben an eine Selbstvergöttlichung: “Wir sind Götter”. Esoteriker setzen sich an die Stelle GOTTES.

“Erweiterung des Bewußtseins” und die Erfahrung der “Selbstüberschreitung”, der “Selbstverwirklichung” und “lch Entgrenzung” stehen im Mittelpunkt zahlreicher esoterischer Heilverfahren. Dazu gehören u.a. Trance Techniken wie Channeling und Geistheilung, Deute Techniken wie Pendeln und Wünschelrutengehen, Meditations  und Ekstase Techniken, Yoga, Transzendentale Meditation, Reiki, schamanische und spiritistische Praktiken.

Wenn esoterische Therapeuten von “Gott” sprechen, von der “göttlichen Kraft” des Menschen, die es zu entdecken gelte, füllen sie diese Begriffe mit anti christlichen Inhalten. Das “göttliche Leben”, das Esoteriker zu vermitteln beanspruchen, ist nicht das in der Taufe von GOTT geschenkte göttliche Leben, sondern “unpersönliche Energie”, “Lebensprinzip” oder “Heilgeist”. Die “göttliche Energie” wird irreführend auch “ChristusEnergie” genannt, die Energie des “universalen Christus”.

Dieser esoterische Christus ist nicht JESUS CHRISTUS, die 2. göttliche Person in der Dreieinigkeit, sondern Titel von Menschen, die ihre “innere Göttlichkeit” wahrgenommen und sich zum “universellen Meister” entwickelt haben. Der Messias JESUS CHRISTUS dagegen ist nach esoterischer Irrlehre einer von zahlreichen Manifestationen des “kosmischen Christus”.

Esoteriker verstehen den Kosmos als “Ozean aus Energie”, der als Ganzes oder als Beziehungs Netz gedeutet wird. Als Zukunft wird “die versöhnte göttliche Einheit” alles Seienden erträumt.

Esoterische Heiler stellen das ICH in den Mittelpunkt ihres Lebens. Der Christ dagegen öffnet sich dem DU: GOTT und den Mitmenschen in gehorsamer Erfüllung des von GOTT Gebotenen und in tätiger Nächstenliebe. Die Liebe des Esoterikers dagegen gilt sich selbst.

Nach der Offenbarung GOTTES steigt nicht der Mensch zu GOTT herauf durch irgendwelche Techniken oder “erweitertes Bewußtsein”, sondern GOTT neigt sich dem Menschen zu durch Sein Wort, das in der 2. göttlichen Person Fleisch wurde. Der Mensch kann sich GOTT nicht mit spirituellen Praktiken nähern. Er kann GOTT nicht zwingen   durch Handauflegung Wunder zu wirken, sondern GOTT beschenkt in freier Wahl Menschen mit Seiner Gnade und Seiner Gemeinschaft, wenn sie sich Seiner Führung anvertrauen, wenn sie auf jede “Ich-Sucht”, auf jede eitle “Über Heblichkeit” verzichten, wenn sie IHN lieben. Die Liebe zu GOTT aber beweist sich in der Erfüllung der Gebote GOTTES:
“Wer Mich liebt, hält Meine Gebote!” (Joh 14,15).

Nicht “Selbstvergöttlichung” ist das Lebensziel des Menschen, sondern die ewige Gemeinschaft mit GOTT.
Esoterische Heiler lehren das Vertrauen auf die eigene Kraft, auf die “Selbsterlösung”. Sie behaupten, “göttliche Heil Energie” zu aktivieren, zu entwickeln, zu übertragen, wann immer sie es wollen.

Der Versuch, “göttliche Macht” zu erlangen, zu sein wie GOTT, kostete schon die ersten Menschen das Paradies, die Gemeinschaft mit GOTT. Menschen können nicht wie GOTT sein. Sie sind Geschöpfe GOTTES und müssen diese ihre Geschöpflichkeit anerkennen, wenn sie nicht der Gemeinschaft mit GOTT verlustig gehen wollen, ihres ewigen Heils.

Esoterische Heiler lehren, daß Steine, Pflanzen, Tiere und die Planeten “beseelt” seien, sich gegenseitig beeinflussen würden und von Menschen mit Hilfe bestimmter Rituale und Praktiken in den Dienst genommen werden könnten.

Eine Unzahl von esoterischen Heilverfahren soll die Harmonie mit dem Kosmos und der Natur herstellen, um dadurch die Heilung von Krankheit und Leid zu bewirken.

Der Apostel Paulus warnt, die Hoffnung auf “kosmische Mächte” zu setzen:
“Seht zu, daß euch niemand betrügt durch Menschenweisheit und leeren Betrug, welche auf menschlicher Überlieferung und kosmischen Mächten beruhen und nicht auf CHRISTUS” (Kol 2,8f).

Paulus warnt vor den “kosmo kratorae” (kosmos = Welt und kratos = Macht, Kraft), weil sie satanische Mächte sind. Der “Fürst dieser Welt” ist der “Fürst des Kosmos”.

GOTT verbietet jede Kontaktaufnahme mit Satan und seinem Anhang, den Dämonen. Allein durch JESUS CHRISTUS ist das Heil zu finden. Nur in JESUS CHRISTUS kann der Mensch Zugang zur übersinnlichen Welt finden:
“Keiner kommt zum Vater als nur durch MICH!” (Joh 14,6).

GOTT läßt sich nicht durch Meditationstechniken, durch Mantras, Mandalas oder Formeln verfügbar machen, auch nicht durch eitle, selbsüchtige Gebete.

Zahlreiche esoterische Heilverfahren basieren auf weißer oder schwarzer Magie, die übermenschliche Fähigkeiten wecken will und einsetzt, um geistige Wesen dienstbar zu machen. Diese “Wesen” sind immer Satan und seine Daemonen, die ständig den Menschen umlauern, immer bereit, sich ihm zu nähern, um ihn in die GOTTES Ferne hinabzuziehen.

GOTT verbietet die Kontaktaufnahme mit Geistern oder Seelen verstorbener Menschen:
“Niemand finde sich, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei, Geheimkünste und Zauberei betreibt, niemand der Bannungen vornimmt, einen Totengeist oder Wahrsagegeist befragt oder Auskünfte bei den Toten sucht. Denn ein Greuel für den HERRN ist ein jeder, der solches tut!” (5 Mose 1,10f).

Ein Christ, der magische Heilverfahren an sich vollziehen läßt, sündigt schwer:
“Unheil wird dich treffen, das du nicht zu bannen vermagst. Dich wird treffen Verderben, eh du dich versiehst”(Jes47,11).

Sämtliche Heil-Praktiken, die Magie und Zauberei anwenden, mit denen geheime Mächte, Energien, Kräfte dienstbar gemacht werden sollen, verstoßen schwer gegen das 1. göttliche Gebot: “Du sollst keine Götzen anbeten!”

Das gilt vornehmlich für christliche Therapeuten und Wunderheiler, die esoterische Diagnose  und Heilverfahren mit seriösen verbinden. Vor ihnen warnt die Bibel:
“Es werden falsche Messiasse (Heilsbringer) und falsche Propheten auftreten und Zeichen und Wunder wirken (auch Krankenheilungen), um, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten in die Irre zu führen. Ihr aber seht euch vor!” (Mk 13,22f).

Der leidende Mensch hofft auf Gesundheit. Er wird angetrieben von dem Ruf und der sittlichen Pflicht, sich gesund zu erhalten. Der leidende Christ setzt seine Hoffnung auf GOTT. Er überschreitet aber die Hoffnung auf übernatürlich gewirkte Heilung, wenn er den natürlichen Weg über erfolgreiche schulmedizinische Therapien verweigert und sich stattdessen esoterischen Heilern anvertraut.

Wer einen “Rechtsanspruch” auf wunderbare Heilung zu haben glaubt, sündigt gegen GOTT durch Vermessenheit. Er setzt eine falsche Zuversicht auf die Hilfe GOTTES, vor allem dann, wenn er unbußfertig, d.h. ohne Reue über seine Sünden, GOTTES Barmherzigkeit herausfordert. Diese Vermessenheit ist “Sünde wider den HEILIGEN GEIST”.

Die Gnade GOTTES setzt die Mitwirkung des Menschen voraus. Ein Mensch, der versäumt zu tun, was er zu tun vermag und stattdessen alle Hilfe von GOTT erwartet, versucht GOTT. GOTT zu versuchen aber, ist schwere Sünde.

Die Barmherzigkeit GOTTES setzt voraus, daß der Mensch seine Geschöpflichkeit anerkennt, daß er bereit und willens ist, sich seinem Schöpfer zu unterwerfen, daß er sich bemüht, GOTT zu lieben. GOTT lieben aber heißt, Seine Gebote zu erfüllen:

“Wer MICH liebt, hält Meine Gebote”. Dieses ist das erste und größte Gebot. Ein zweites aber ist diesem gleich:
“Du sollst den Nächsten lieben, wie dich selbst!”

Nicht in schwelgerischen Gefühlen, die sich denen mitteilen, die bei Handauflegung von Spiritisten, Wunderheilern oder Charismatikern zu Boden stürzen, gewinnt der Mensch sein Heil, sondern in tätiger GOTTES  und Nächstenliebe.

Charismatiker, die den HEILIGEN GEIST als “Heilgeist” mißbrauchen und in ihren Dienst stellen, sündigen schwer wider IHN.

Vermessenheit ist infantil, weil sie der Wirklichkeit nicht gerecht wird. Vermessenes Hoffen ist eitle Selbstüberschätzung. Die Gebete der Vermessenen nehmen die Erfüllung ihrer Hoffnung auf Heilung vorweg; der demütig Bittende erwartet die Erfüllung seiner Hoffnung in tätiger Mitwirkung. Er respektiert GOTT als den Gerechten.

Christliche Hoffnung ist gebunden an die Furcht des HERRN, eine der sieben Gaben des HEILIGEN GEISTES. Diese Furcht ist sowohl Ehrfurcht vor GOTTES Größe und schließt deshalb jede Eitelkeit, jeden Stolz aus, als auch Furcht, schuldigwerden zu können, die Furcht vor der Trennung von GOTT, und schließt deshalb die immerwährende Bereitschaft zu Reue und Wiedergutmachung ein.

Der vermessen hoffende Mensch kennt diese Furcht nicht. Er wiegt sich selbstsicher im Hochmut, stellt sich höher, als er ist, strebt göttliche Macht an, ist selbst überheblich. Er maßt sich an, GOTT zwingen zu können, Seine Gnade mitzuteilen, wann immer der Mensch es will. Gnade aber ist ungeschuldetes Geschenk.
Nicht das irdische Wohlergehen ist das letzte Ziel GOTTES mit dem Menschen, sondern das ewige Heil, die ewige Gemeinschaft mit IHM.

Hochmut ist d a s Grundübel der Menschheitsgeschichte, die Ursünde der von GOTT abgefallenen Engel und Menschen.

Sehnsucht nach Genesung ist letztlich die Sehnsucht nach Erlösung, nach dem Heil. Das wissen esoterische Heiler zu nutzen, indem sie nicht nur körperliche Heilung versprechen, sondern zugleich das Heil. Diese ihre Zielsetzung macht die esoterische Medizin nicht nur unvereinbar mit der wissenschaftlichen Medizin, sondern zugleich mit der christlichen Heilslehre. Wer sich nicht mit den weltanschaulichen Hintergründen esoterischer Diagnosen und Therapien auseinandersetzt, wird esoterisch verführt und geprägt   ob er es will oder nicht.

 

Was ist Gesundheit?

“Nicht nur die Abwesenheit von Krankheit ist Gesundheit”, so definiert die Weltgesundheitsorganisation, sondern “ein Zustand des vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens”.

Für einen Christen kann das nicht alles sein. Aus biblischer Sicht ist der Mensch gesund, der “heil” ist und sich von GOTT immer wieder heilen läßt. Gesundheit ist Frieden mit GOTT.

Deshalb betet der Apostel Paulus:
“Der GOTT DES FRIEDENS heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unsere HERRN JESUS CHRISTUS” (1. Thess 5,23).

Viele körperliche Gebrechen sind selbst verschuldet:
Durch Süchte, falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, durch Aufsuchen von esoterischen Heilern und Verweigerung gebotener schulmedizinischer Behandlung z.B. Diese Leiden sind erworben durch Verstöße gegen das 5. Gebot: “Du sollst nicht töten!” Du sollst Dich nicht der Gefahr aussetzen, krank zu werden und krank zu bleiben, denn das ist Selbstmord in Raten.

Jeder ist verantwortlich vor GOTT auch für seine körperliche Gesundheit:
“Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des HEILIGEN GEISTES ist, der in euch wohnt, den ihr von GOTT habt? Wißt ihr nicht, daß ihr nicht euch selbst gehört? Verherrlicht GOTT in eurem Leibe!” (1. Kor 6,19f).

“So ertötet also Unzucht und Unreinigkeit, Leidenschaft und böse Lust, Habsucht… Ihr sollt das alles ablegen: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung, unehrbare Rede aus eurem Munde. Belügt einander nicht” (Kol 3,5f).

Die Mahnungen des Apostels Paulus werden durch medizinische Forschungen unserer Zeit bestätigt:
All diese Sünden gegen GOTT und den Mitmenschen machen krank. Sie erzeugen Herz Kreislauf Erkrankungen, Krebs, Aids, Stoffwechsel  oder Geschlechtskrankheiten u.a.

Die Gegenmittel sind:
“Herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Geduld. Ertragt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat… Über das alles aber habet die Liebe” (Kol 3,12f). Die Liebe zu GOTT in der Erfüllung Seiner Gebote und die Liebe zu den Mitmenschen.

Entnommen dem Buch von Frau Adelgund Mertensacker: IRRWEGE DES GLÜCKS – Esoterische Medizin von A bis Z

Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im April 2007 – info@horst-koch.de
Ergänzende Beiträge auf meiner Webseite www.horst-koch.de

WUNDERHEILUNGEN, von Pfr. Dr. Kurt Koch
ALTERNATIVMEDIZIN, von Frau Els Nannen, Holland
HEILUNGSDIENSTE, von Dipl.-Ing. Alexander Seibel

 




Eine dunkle u. eine helle Seite von Kraft?

Dave Hunt

 

Eine dunkle und eine helle Seite von Kraft?

Die wichtigste Grundlage des Okkultismus ist der Glaube, dass das Universum von einer unendlichen Macht durchdrungen ist und wer in die entsprechenden Geheimnisse eingeweiht ist, sich diese Kraft zu seinen eigenen Zwecken nutzbar machen könne. Wie diese Kraft zu beherrschen ist, variiert unter den einzelnen Schulen des Okkultismus. Bei manchen kommt es vor allem darauf an, mit Geistwesen oder bestimmten Tieren in Kontakt zu treten, die als Hüter dieser Kraft fungieren und sie über oder an diejenigen vermitteln, die ihre Diener werden. Bei anderen reagiert diese Kraft (von der man außerdem glaubt, sie sei eine Quelle alles Wissens – aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) auf bestimmte Rituale, Zeremonien oder geheime Techniken, die erlernt werden können und an jede neue Generation von Eingeweihten weitergegeben werden.

Die Vorstellung von einer unpersönlichen Kraft ist natürlich verlockend. Wie viel attraktiver ist es, durch Beherrschung dieser Kraft zu seinem eigenen Gott zu werden, als statt dessen einem persönlichen Schöpfer verantwortlich zu sein! Der persönliche Gott der Bibel verlangt Gehorsam – und Ungehorsam hat seine Konsequenzen. Vergebung muss auf gerechter Grundlage geschehen, d. h. die Strafe für die Sünde muss gezahlt werden. Eine Kraft hingegen weiß nichts von Moral, da sie unpersönlich ist; sie steht allen zur Verfügung, die die Gesetze oder Rituale befolgen, aufgrund derer sie funktioniert. Man muss kein gerechter oder religiöser Mensch sein, um die Elektrizität zu benutzen; ebenso verhält es sich mit dieser imaginären »Kraft«. Sie erhebt keinen höheren moralischen Anspruch als die Gravitation, doch vermutlich ist sie der Schlüssel zu aller Macht und allem Wissen.

Okkultisten jeder Couleur behaupten, es gäbe eine positive und eine negative Seite dieser »Kraft« – eine »helle« und eine »dunkle« Seite, wie Obi Wan in Krieg der Sterne sagt. In der Magie werden ganz ähnliche Begriffe gebraucht: »weiße« Magie und »schwarze« Magie. Und so ist es bei den Stammeskulten und -religionen von Eingeborenen rund um die Welt, in allen Kulturkreisen und zu allen Zeiten. Der berühmte Medizinmann der Lakota, Archie Fire Lame Deer (der vom Basketball-Trainer Phil Jackson und vielen anderen Prominenten hoch bewundert wird), sagt im Zitat am Anfang dieses Kapitels genau das.

Eine geheimnisvolle unsichtbare »Energiequelle«?

Dass es im Universum geheimnisvolle Kräfte gibt, kann wohl niemand bestreiten. Der Atomkern wird von einer Kraft zusammengehalten, die das menschliche Begreifen übersteigt, doch irgendwie liefert sie die Energie für die Elektronen in der Atomhülle. Das Universum steckt voller Geheimnisse, die für die Wissenschaft unerklärlich sind.

Obwohl wir wissen, dass es Gravitation und Elektrizität gibt und wir sie beobachten und messen und sogar zu unseren Zwecken nutzen können, weiß die Wissenschaft doch nicht, worin diese Kräfte eigentlich bestehen und wo sie herrühren. Die Wissenschaft sagt uns, dass alles aus Energie entstanden ist und dass Energie weder geschaffen noch vernichtet werden kann, doch die Wissenschaft kann uns nicht sagen, was Energie an sich ist, wie sie entstanden ist, was die Quelle ihrer Kraft ist oder warum sie bestimmten Gesetzen folgt. Der Physiker Lambert Dolphin schreibt:
Der Atomkern enthält positiv geladene und neutrale Teilchen … Die gegenseitige elektrostatische Abstoßung zwischen den gleichartigen positiven Protonen würde den Kern auseinander treiben …
Somit gibt es eine aktive, dem Universum auferlegte Kraft, die die Grundbausteine der materiellen Welt aktiv in jedem Augenblick zusammenhält, Tag für Tag, Jahrhundert um Jahrhundert.

In ähnlicher Weise wäre zu erwarten, dass die angeregten Elektronen, die den Kern umgeben, ihre gesamte Energie schnell verstrahlen und in den Kern stürzen, wenn es nicht eine unsichtbare Energiequelle gibt, die dem entgegenwirkt.

Was ist diese »unsichtbare Energiequelle«? Und welche »Intelligenz« steht dahinter? Offensichtlich hat keine Kraft irgendeine Intelligenz. Dass in der Natur mehrere Kräfte produktiv zusammenwirken, ist ein starker Hinweis auf eine unendliche Intelligenz hinter allen Dingen.

Die Tatsache, dass jede Kraft, sei es Gravitation oder Elektrizität, an bestimmte Gesetze gebunden ist (die wiederum alle miteinander kooperieren), ist ein hinreichender Beweis dafür, dass keine individuelle »Kraft« das Gesamtgeschehen beherrscht. Es ist eindeutig so, dass alle Kräfte einer vorrangigen Intelligenz unterworfen sind, die sie erschaffen hat. Ebenso wenig kann jemand die Behauptung aufrechterhalten, eine »Seite« der Kraft, entweder die »helle« oder die »dunkle«, sei stärker als die andere. Somit ist die Situation hoffnungslos, denn niemals wird eine der beiden Seiten triumphieren. »Gut« und »böse« wären so tatsächlich bedeutungslose Begriffe.

Ein grundsätzliches Problem: Macht korrumpiert

Wenn außerdem allen Dingen und allen Lebewesen eine okkulte Kraft innewohnt, wie Archie Fire Lame Deer es behauptet, dann würde dies in keiner Weise Friede und Einigkeit für die Menschheit bedeuten, sondern das völlige Gegenteil.
Wenn »Macht [Kraft] korrumpiert und absolute Macht absolut korrumpiert«, ist die Aussicht einer Menschheit, die eine unbegrenzte okkulte Macht entfaltet, eher erschreckend als ermutigend. Die Versuchung, nach immer größerer Macht zu streben, um den großen Wettstreit zu gewinnen, würde anscheinend bei jedem zu unausweichlicher Korruption führen, sogar bei denjenigen, die angeblich die »helle Seite der Kraft« gebrauchen.

Hier stehen wir vor einem grundsätzlichen Problem des Okkulten: unbegrenzte Macht, die von »weißen Magiern« zu »guten Zwecken« eingesetzt wird und zum »Bösen« von »schwarzen Magiern«. Doch wer soll »gut« und »böse« definieren? Wer die Kraft beherrscht, kann sie zu seinen eigenen Zwecken verwenden, für das, was er in seinem Leben erreichen will, entgegen den Wünschen und Zielen aller anderen. Wenn es keinen persönlichen Gott der Liebe, Heiligkeit, Gerechtigkeit und Autorität gibt, der sich in Verantwortung um das Universum kümmert, kann eine »Kraft« oder »Macht« der Erde niemals Frieden bringen. Gleiches müßte von der ganzen »Human-Potential«-Bewegung zugegeben werden. Macht führt nicht zum Frieden, sondern nur zu größeren Konflikten.

Die Bibel sagt, dass Gott ein persönliches Wesen von unendlicher Liebe, Weisheit und Macht ist, der den Menschen nach seinem eigenen moralischen und geistlichen Bild geschaffen hat und demgegenüber der Mensch verantwortlich ist. Im Gegensatz dazu bietet der Okkultismus das Versprechen, jeder könne zu gottähnlicher Macht gelangen und so sein eigener Gott werden. Einige Okkultisten glauben natürlich, sie müßten sich an diese Geistwesen wenden, die angeblich all diese Kräfte unter Kontrolle haben. Aus dieser Vorstellung entwickelten sich komplexe Regelwerke, wie man die Gunst der Götter erlangen kann und diese Regeln wurden in Form okkulter Rituale von Initiation zu Initiation weitergegeben.

Man kann leicht einsehen, dass die Lehre des Positiven Denkens in den Kreisen der Geschäftswelt, unter Akademikern und Psychologen ein Aufruf ist, sich an die »helle« Seite zu wenden und die »dunkle« Seite dieser Kraft zu meiden. Das gilt auch für das »Positive Denken« bzw. »Denken in Möglichkeiten«, das in der Christenheit von Norman Vincent Peale und seinem Hauptjünger Robert Schuller populär gemacht wurde. Und Gleiches gilt ebenso für das »Positive Bekenntnis« (das Aussprechen vom »Wort des Glaubens«) heutiger führender Charismatiker. Sie meinen, der Geist (oder die Zunge) jedes Menschen könne ein Kanal für diese Kraft werden, so dass alles, was man denkt oder laut ausspricht (»Positives« oder »Negatives«), geschehen wird.

Gott wegerklären

In gleicher Weise hat die Wissenschaft versucht, die Ordnung des Universums als Folge unpersönlicher Gesetze zu erklären. Doch es ist kein Naturgesetz bekannt, dem das Bewußtsein unterworfen wäre, und keine Gesetze der Physik können seine Existenz erklären. Um das Eingeständnis einer »Intelligenz« hinter der Natur zu umgehen, vermuten fundamentalistische Evolutionisten hypothetisch ein »organisierendes Prinzip«, das dem Atom eigen ist.

Organisation braucht intelligente Planung und Anweisung. Diesem »organisierenden Prinzip« werden alle Eigenschaften Gottes zugeschrieben, außer der Fähigkeit, die von ihm hervorgebrachten Geschöpfe gerecht zu richten. Diese Fähigkeit muss mit Vehemenz abgestritten werden, um ihren schrecklichen Konsequenzen zu entgehen. Tatsächlich wird diese unpersönliche Macht im Menschen personifiziert, wo sie geheimnisvoll verborgen wohnt als sein angeblich unendliches Potenzial.

In gleicher Weise bestehen viele moderne Theologen auf »Wahrheit« ohne göttliche Inspiration. Sie bestreiten, dass die Bibel Gottes unfehlbares Wort ist und versprechen sich dennoch Lektionen von ihr über die »Mythen«, die sie enthalten soll. »Mythen« zu verehren verlangt aber anscheinend eine weit größere Leichtgläubigkeit als der Glaube an die von Gott geoffenbarte Wahrheit. Der bekannte Mythologe Joseph Campbell sagte:
Der Mensch neigt dazu … Naturkräfte zu personifizieren. Unser westliches Denken sieht Gott als letztliche Quelle oder Ursache der Energien und Wunder des Universums an. Aber im orientalischen Denken – und auch im Denken der Naturvölker – sind die Götter zumeist vielmehr Manifestationen und Übermittler der Energie, die letztlich unpersönlich ist. Sie selbst sind nicht ihr Ursprung.
Der Gott ist der Kanal dieser Energie. Und die Kraft oder Qualität der vermittelten oder repräsentierten Energie bestimmt den Charakter und die Funktion des Gottes. Es gibt Götter der Gewalt, es gibt Götter des Mitleids … Personifizierungen der jeweiligen Energien …
Und dann fragen Sie: »Nun, es muss doch jemanden geben, der diese Energie erzeugt?« Warum müssen Sie diese Frage stellen? Warum kann das höchste Geheimnis nicht unpersönlich sein?

Die vier Lügen der Schlange

Das höchste Geheimnis kann nicht unpersönlich sein, weil etwas Unpersönliches nicht denken, planen, organisieren oder kreieren kann. Doch derartige Fähigkeiten sind absolut notwendig, um das Universum und insbesondere intelligentes Leben ins Dasein zu rufen. Nur persönliche Wesen können erkennen, dass es ein Geheimnis gibt, und keine unpersönliche »Kraft« könnte persönliche Wesen hervorbringen. Die »Neigung des Menschen« das Unbelebte zu personifizieren, ist nicht, wie Campbell behauptet, eine rein menschliche Angewohnheit des Aberglaubens oder Wunschdenkens. Tatsache ist, dass das rationale Denken eine rationale Erklärung für das Universum verlangt, und rationales Denken muss persönlich sein.

Darüber hinaus wird die Vorstellung einer Kraft mit heller und dunkler Seite dadurch entkräftet, dass die auf okkulte Weise empfangenen Offenbarungen, auf denen das Okkulte basiert, persönlicher Natur sind. Bei diesen manifestiert sich nicht nur eine bloße Kraft, sondern diese Kraft wird begleitet von einer in sich schlüssigen Philosophie, die unausweichlich mit vermittelt wird. Zudem kann diese Philosophie auf eine persönliche Quelle zurückgeführt werden: die Schlange bzw. Satan. Eines der verblüffendsten Phänomene, die jeder feststellt, der das Okkulte untersucht, ist die erstaunliche Entsprechung zwischen einerseits den Lügen, mit denen der Bibel zufolge die Schlange im Garten Eden Eva betrog (1Mo 3,1-5) und andererseits der einstimmigen Philosophie, die allem Okkultismus zu Grunde liegt. Dabei handelt es sich um die folgenden vier Punkte:

1.) Gott ist keine Person, sondern eine Kraft. Diese Aussage wird zwar nicht direkt getroffen, doch eigentlich steckt sie in jedem Satz, den Satan von sich gibt. »Hat Gott wirklich gesagt?«, so stellt er den Glauben an einen persönlichen Gott in Frage, der Adam und Eva das Essen von einem bestimmten Baum untersagte. Die Logik war unbestreitbar. Warum sollte die Frucht eines speziellen Baumes schädlich sein, wenn doch die Früchte aller anderen Bäume das Leben erhielten? Sie alle wuchsen auf demselben Boden. In allen Dingen war dieselbe Kraft – im Erdboden, in den Bäumen, in der Frucht und auch im Menschen selbst.

2.) Der Tod ist nicht real; wir sterben in Wirklichkeit nicht. Weil die Kraft in allen Dingen auch in uns wohnt, können wir nicht sterben; wir betreten nur einen »neuen Zyklus«. Diese Lüge wurde natürlich als Re¬inkarnationslehre im östlichen Mystizismus und als Geisterglaube im westlichen Mystizismus weiterentwickelt. Das ist die Botschaft, mit der alle so genannten »klinisch Toten« zurückkommen: Der Tod ist nicht real und es gibt nichts zu befürchten – kein Gericht, nur Liebe und Annahme und eine fortgesetzte, stets aufwärts strebende Evolution.

3.) Die Bestimmung des Menschen ist, einer der Götter zu werden. Wir evolvieren weiter zu immer höheren Wesen und werden schließlich den Gipfel der Evolution erreichen: die Gottheit.

4.) Das Geheimnis ist Erkenntnis von Gut (die »helle Seite« der Kraft) und Böse (die »dunkle Seite« der Kraft). Das war sicherlich das überzeu¬gende Argument, mit dem Satan Eva überredete, von der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Mit uns ist alles bestens, abgesehen von unserer Denkweise. Die Kraft ist bereits in uns, nur wissen wir es nicht und müssen noch »erleuchtet« werden.

Der Zusammenhang zwischen der Philosophie der Schlange und dem Okkulten ist leicht zu erkennen. Beispielsweise bietet die Ausgabe vom Januar 1931 der Zeitschrift The Occult Digest ein Buch an mit dem Titel Die Kraft der Schlange. Der Artikel verspricht 700 Seiten detaillierter Instruktionen für das Erreichen der »Schlangenkraft« mittels Kundalini Yoga zusammen mit »Fotos von Yoga-Haltungen … und einer Erklärung der Schlangenkraft«.
Dieselbe Ausgabe beinhaltet eine Werbung der Rosenkreuzer, die die Entwicklung eines »sechsten Sinnes« verspricht, »der Sie zum Meister Ihres Schicksals macht«. Ein anderer Artikel trägt die Überschrift »Ist der Tod notwendig?« und erklärt: »Jeder Denker stimmt zu, dass die alte Welt anscheinend am Rande einer ›mentalen‹ oder ›spirituellen‹ Entdeckung oder Erweckung steht, die womöglich ohne weiteres jede so genannte Tatsache bezüglich des Lebens und des Todes umstürzen kann.«

Die offensichtliche Parallele zur biblischen Geschichte aus dem Garten Eden ist sicher zumindest faszinierend. Dieselbe 1931er Ausgabe von Occult Digest enthielt Artikel über Reinkarnation und über den Empfang von Botschaften aus der Geisterwelt sowie Artikel, die versprachen, dass die Entwicklung dieser okkulten Kräfte zur Gottheit des Einzelnen führen würden – dasselbe Versprechen, mit dem die Schlange Eva verführte.
Die Geschichte vom Garten Eden ist kein Mythos, sie ist historische Wahrheit. Wie sonst wäre es zu erklären, dass seit dem Sündenfall Evas Nachkommen genau denselben Lügen leidenschaftlich und leichtgläubig nachgelaufen sind, mit der der Bibel zufolge auch Eva selbst von der Schlange getäuscht wurde? Genau diese Lügen sind es, die die Grundlage des Okkulten bilden.
 

»Recht« und »Unrecht«

Einige praktizierende Hexen behaupten, die von ihnen herangezogene Kraft könne nur auf wohltätige Weise gebraucht werden. Welche Kraft ziehen dann aber »schwarze Magier« heran? Außerdem schreibt diese Behauptung anscheinend einer unpersönlichen Kraft moralische Eigenschaften zu. Die trugschlüssige Vorstellung einer dem Kosmos innewohnenden Kraft mit einer »hellen« und einer »dunklen« Seite, die zu einer »weißen« und einer »schwarzen« Magie führen, hat viel Verwirrung gestiftet.

Das ganze Konzept einer »dunklen« und einer »hellen« Seite der Kraft entstammt dem fernöstlichen Mystizismus. Es findet sich im Hinduismus, in dem es keine Sünde gibt, kein Recht und Unrecht und in dem das Dharma jedes Menschen individuell ist. Es findet sich im Buddhismus und Taoismus im Glauben, es gäbe eine übersinnliche Kraft oder ein Chi, das durch yin/yang ausgedrückt wird, von denen keines dem anderen überlegen ist und keines richtig oder falsch ist, sondern beide in Harmonie zueinander stehen müssen.

Akupunktur beispielsweise ist der Versuch, yin und yang im Körper in Einklang zu bringen. William Devine, Vorsitzender der Kalifornischen Gesellschaft für Akupunktur, sagte:
So ist orientalische Medizin. Man bringt einen Patienten; fünf verschiedene Ärzte sehen sich ihn an und kommen zu fünf verschiedenen Diagnosen und keine davon ist falsch.

Den Aussagen von »Ramtha« zufolge (einem 30.000 Jahre alten Krieger, den J. Z. Knight channelt), können wir von der Vorstellung eines richtenden Gottes befreit werden, wenn wir verstehen, dass »es keine Sünde gibt und deshalb keinen Grund für Schuld«. Wenn natürlich niemand Unrecht hat, dann hat auch niemand Recht. Der ganze Gedanke, dass jemand den Anspruch stellt, Recht zu haben, ist in der amoralischen Gesellschaft von heute verdammungswürdig. In einer bekannten Talkshow beharrte Wade Davis darauf: »So etwas wie Recht oder Unrecht in Sachen Religion gibt es nicht … das ist es, woraus Kriege hervorgehen.« Doch Jesus Christus sagt: Wer ihn ablehnt, hat nicht nur Unrecht, sondern ist für ewig verloren. Zwischen Jesus Christus und der Welt des Okkulten muss eine klare Entscheidung getroffen werden.
 

Die vorgetäuschte Toleranz

Das Leugnen von Recht und Unrecht bringt die logische Konsequenz mit sich, dass jede Meinung in gleichem Maße gültig sein muss. Dieser Nonsens tarnt sich als Toleranz, ist aber in Wirklichkeit die schlimmste Form von Intoleranz, weil dadurch auf raffinierte Weise alle anderen Ansichten eliminiert werden. Ein anschauliches Beispiel ist jemand, der vorgibt, mit jedermann übereinzustimmen und darauf besteht, dass selbst die krassesten Unterschiede nur eine Frage der »Auslegung« sind. Diese angebliche Toleranz gegenüber anderen Ansichten entkräftet ironischerweise alle anderen Auffassungen – nicht durch einen Frontalangriff, aber durch die unhöfliche Weigerung, sie ernst zu nehmen. Ein Kontrahent, der eine andere Ansicht vertritt und bereit ist, über die strittigen Fragen zu diskutieren, ist höher zu achten als jemand, der angeblich alles tole¬riert und nichts ablehnt und den eigentlichen Unterschied zwischen zwei opponierenden Meinungen leugnet.
Für viele ist eine solche »Jeder-gewinnt«-Einstellung der einzig gangbare Weg und zum Schaden unserer Schüler hat sie auch an den öffentlichen Schulen Einzug gehalten. Aber wenn »Verlierer« aus unserem Wortschatz gestrichen wird, dann muss auch »Gewinner« weichen. Aus Ent¬täuschung über Psycho-Programme, die soziale Probleme lösen sollten, aber niemanden aufgrund seiner Fehler zur Verantwortung zogen, schrieb
T. H. Fitzgerald in einer Psychologie-Zeitschrift:
Bei AHP [Gesellschaft für humanistische Psychologie] habe ich immer noch den Eindruck … dass irgendwie jeder »aus seiner Perspektive« Recht hat, weil es keinen höchsten Gebieter geben kann. Dennis Jaffe schreibt … über die »Suche nach Vorzüglichkeit«, aber wenn es etwas Vorzügliches geben soll, dann muss es auch Unvorzügliches geben. Und was würden wir sagen, wenn wir es auf der Straße treffen …?

Sogar die Sprache der Diskussion über Moralfragen ist durch die psychologische Heuchelei und das Vokabular des positivistischen Scientismus verdorben worden.

Eines der bekanntesten Beispiele für diese absolute Intoleranz, die sich geschickt als völlige Toleranz tarnt, findet sich in der verbreiteten Floskel: »Wir sind alle auf verschiedenen Wegen zum selben Ziel.« Diese Äußerung hört sich zwar an wie Toleranz gegenüber falschen Vorstellungen, doch sie repräsentiert eindeutig die höchste Form von Intoleranz. Obschon »verschiedene Wege« großzügig toleriert werden, wird auf keinen Fall zugestanden, dass sie zu unterschiedlichen Zielen führen, denn jeder – egal auf welchem Weg er sich befindet – muss zum selben Ziel gelangen.

So räumt diese anscheinend tolerante Vorstellung von »verschiedenen Wegen« keine Möglichkeit eines anderen Zieles ein. Die Bibel sagt hingegen in wahrer Toleranz, dass es zwei Ziele gibt – Himmel und Hölle – und diese Ziele niemandem aufgezwungen werden. Jeder kann sich persönlich entscheiden. Wer in den Himmel gelangen möchte, hat jedoch nur einen Weg zur Wahl: durch Jesus Christus und seinen Tod und seine Auferstehung, sein Erlösungswerk für die Sündenschuld, die Gottes unendliche Gerechtigkeit einfordert.

 

Die erdrückende Umarmung

Genau durch die philosophische Spitzfindigkeit der »Alle-Wege«-Theorie ist der Hinduismus an seinen Ruf als tolerant gegenüber allen Religionen gelangt. Der Hinduismus akzeptiert tatsächlich alle anderen religiösen Überzeugungen, doch dabei werden diese alle durch eine »erdrückende Umarmung« in den Hinduismus absorbiert. Was immer der Hindu in seiner sprichwörtlichen Toleranz scheinbar akzeptiert, verliert seine frühere Identität und wird in eine hinduistische Gestalt umgeformt. Der Hinduismus hat beispielsweise keine Probleme damit, Jesus Christus anzunehmen. Bei 330 Millionen Göttern ändert es schließlich nichts, wenn man noch einen weiteren hinzufügt. Und so kann es unter Hindus zu Tausenden von scheinbaren Bekehrungen kommen, bis in der christlichen Missionsarbeit deutlich herausgestellt wird, was am Hinduismus falsch ist und die Einzigartigkeit Jesu verdeutlicht wird, die ihn von allen Hindugöttern unterscheidet.

Wenn dieser Unterschied nicht absolut deutlich gemacht wird, kön¬nen Hindus scheinbar »Jesus annehmen«, aber sie nehmen nicht den Jesus der Bibel an, den Jesus, der Gott ist und Mensch wurde und der einzig und allein »der Weg, die Wahrheit und das Leben« ist. Der »Jesus«, den ein Hindu annimmt, ist nichts weiter als ein Avatar unter Tausenden. So nimmt der Hinduismus dadurch, dass er »Jesus annimmt«, den Jesus der Bibel weg und ersetzt ihn durch seinen eigenen falschen Christus.

Eine solche Täuschung ist ein hauptsächliches Ziel von okkulten Wesen, die mit der Menschheit kommunizieren. Die Worte des »Jesus«, der Barbara Marx Hubbard ein »vollmächtiges Wiedergeburts-Erlebni« vemittelte, und des Jesus, der der Psychologin Helen Schucman Ein Kurs in Wundern diktierte, stellen eine sehr geschickte Perversion dessen dar, was der Jesus der Bibel zu sagen hat. Gleiches gilt für das Buch Urantia, das angeblich von einer »Kommission von 24 spirituellen Administratoren im Einklang mit einem Auftrag, der von hohen göttlichen Autoritäten (den ›Alten an Tagen‹) erteilt wurde« und die Bibel völlig verdreht, insbesondere im Hinblick auf Jesus Christus. Bei allen solchen Mitteilungen von »höheren Wesen« findet sich eine Umdeutung von Aussagen, die den historischen christlichen Glauben entkräftet und ihn durch ein hinduistisch-buddhistisches Pseudochristentum ersetzt, das dem Okkulten in die Hände spielt. Mit der zunehmenden Ausbreitung dieser Auffassung werden wir Zeugen der Vorbereitung der künftigen Weltreligion.

Diese vorgetäuschte Toleranz wird mitsamt ihrer Geringschätzung der Wahrheit vom heute bekanntesten Fernsehprediger Robert Schuller den Massen aufgetischt. In seiner scheinbaren Toleranz erklärt Schuller, dass »wir die gute Religion von der schlechten Religion daran unterscheiden können«, dass die gute »positiv« ist. Er hat die Religionsführer aufgerufen, »was immer ihre Theologie ist … ihren Glauben in positiven Begriffen auszudrücken … Führungspersonen aller Religionen [sollen] vereint alle Kräfte mobilisieren … um die positive Kraft [zu verkünden] … von religiösen Werten, die die Weltgemeinschaft aufbauen«.

Die Tatsache, dass die Lehren von Hinduismus, Buddhismus, Islam, Katholizismus und Evangelikalismus in so entscheidenden Punkten einander widersprechen,
ist offensichtlich nichts, worum man sich sorgen müßte, solange jeder Glaube »in positiven Begriffen« ausgedrückt wird. Alle Religionen, so denkt Schuller anscheinend, stellen ebenbürtig gültige Werte dar, »die die Weltgemeinschaft aufbauen«. Der Antichrist selbst hätte an einem solchen schwammigen New-Age-Trick nichts zu verbessern!

 

Okkultismus macht sich unter Evangelikalen breit

Die Invasion des Okkulten in die evangelikalen Gemeinden hinein ist eine der schockierendsten Tatsachen unserer Zeit. Das Streben nach Ökumene und der damit verbundene Versuch, eine Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch zu vermeiden und alle Auffassungen zu akzeptieren, ist dabei ein wesentlicher Faktor. Es sollte klar sein, dass die Idee der mentalen Kraft (die Vorstellung, positives oder negatives Denken würde eine eigene Realität erschaffen) nur eine andere Form von der »dunklen und hellen Seite der Kraft« sind. Einer der einflußreichsten Verfechter dieser Auffassung, der zudem einen großen Einfluß auf die evangelikale Christenheit ausübt, ist der bekannte und erfolgreiche Wall-Street-Manager Sir John Marks Templeton, Stifter des Templeton-Preises für den Fortschritt der Religionen.

Templeton
und seine neuheidnischen Ansichten wurden zuerst 1986 von Robert Schuller in die Christenheit eingeführt, der auch weiterhin für sie eintritt. Schullers Zeitschrift Possibilities (»Möglichkeiten«) plaziert Templeton auf sein Titelblatt und widmet sein Titelthema einem Interview mit Templeton. Darin gibt er seine von Einheit/Religiöse Wissenschaft/New Age geprägten Auffassungen zum Besten: »Ihre spirituellen Prinzipien haben Ihnen Wohlstand gebracht … materieller Erfolg kommt … wenn man mit dem Unendlichen in Einklang steht … Der Geist Christi wohnt in jedem Menschen, ob derjenige es weiß oder nicht … nichts existiert außer Gott.« Diese Irrlehren wurden von Schuller an ein riesiges Publikum von Lesern verbreitet.

Der pantheistische Glaube, dass »nichts existiert außer Gott«, ist die Grundlage der »Mind-Science«-Sekten. Er besagt Folgendes: »Gott ist alles und Gott ist gut; deshalb ist alles gut.« Somit existiert Schmerz, Krankheit und Tod gar nicht. Sie sind nur Projektionen des negativen Denkens derer, die sich vorstellen, so etwas zu erfahren. Um von dieser Täuschung befreit zu werden, muss man sein Denken vom Negativen (der »dunklen Seite«) zum Positiven (der »hellen Seite«) ändern. Das ist die Theorie hinter dem Buch Die Kraft positiven Denkens, dem Bestseller von Norman Vincent Peale, das die evangelikale Christenheit jahrelang stark beeinflußt hat.

Templeton ist Evolutionist, Pantheist, Universalist und Okkultist, der den Gott der Bibel und Christus als einzigen Erretter ablehnt und behauptet, Himmel und Hölle seien Bewußtseinszustände, die wir hier auf der Erde erschaffen, Wahrheit sei relativ und der christliche Glaube habe keine Bedeutung mehr. Doch in evangelikalen Kreisen steht dieser Mann in hohem Ansehen. Er war Mitglied im Gremium des Theologischen Se¬minars von Princeton und gehörte 15 Jahre lang dem Leitungsgremium der Amerikanischen Bibelgesellschaft an, obwohl er die Bibel als Gottes Wort ablehnt. Norman Vincent Peale bezeichnete Templeton als »den bedeutendsten Laien der christlichen Kirche unserer Zeit«.

Templetons Buch Discovering the Laws of Life (»Die Gesetze des Lebens entdecken«) aus dem Jahr 1994 ist reinster Okkultismus. Doch anstatt davor zu warnen, widmet Christianity Today diesem Buch die gesamte Rückseite seiner Ausgabe vom 24. April 1994 und hat sich bei seinen Lesern bis heute nicht dafür entschuldigt. Unter der Überschrift »Wird Millionen von Lesern inspirieren« enthielt diese Werbeanzeige die Empfehlung von fünf Prominenten, die im Klappentext des Buches genannt werden: Norman Vincent Peale (der auch das Vorwort schrieb), Robert Schuller, Billy Graham sowie zwei bekannte katholische New-Age-Vertreter. Hier einige beispielhafte Auszüge aus dem Buch:

»Hinter diesem Buch steht mein Glaube, dass die grundlegenden Prinzipien zur Führung eines »edlen Lebens« … aus allen religiösen Traditionen abgeleitet werden können – aus der jüdischen, muslimischen, hinduistischen, buddhistischen und anderen ebenso wie aus der christlichen …
Wir haben die Kraft, alles zu erschaffen, was wir in unserem Leben brauchen und diese Kraft in uns ist die Kraft des Geistes … Es gibt ein Gesetz des Lebens …: »Gedanken, die wir in unserem Geist hegen, werden sich in der äußeren Welt auf ihre eigene Weise reproduzieren …«

Astronauten sind in den Weltraum gereist … [und] haben keine Hinweise auf einen Himmel mitgebracht. Und wo Bohrungen in die Erde eindrangen, stießen sie nicht auf die Hölle, sondern auf Öl … spirituelle Theoretiker neigen dazu, [Himmel und Hölle] als Bewusstseinszustände aufzufassen …

Mit unseren Entscheidungen und Einstellungen schaffen wir uns un¬seren eigenen Himmel und unsere eigene Hölle hier auf der Erde … Der einzige Ort, wo wir den Himmel finden können, ist unser eigenes Herz … Unsere angeborene Güte ist ein essentielles Faktum unserer Existenz … Wenn wir diese Wahrheit erkennen, werden wir den Himmel auf Erden erleben … Wenn unser Handeln spontan aus der Güte unseres Wesens entspringt, finden wir Frieden in der Gegenwart Gottes in uns. Seien Sie ehrlich. Seien Sie wahrhaftig. Lieben Sie alle Teile Ihres Selbst … Die Gottheit in Ihnen … befindet sich auf dem Weg zur Vollkommenheit.

Die Empfehlung seitens Peale und Schuller, die beide jahrelang dieselbe okkulte Philosophie verbreitet haben, überrascht uns nicht. Aber dass Christianity Today, Chuck Colson, Billy Graham und Bill Bright ebenfalls Templeton anpreisen, ist ein schockierendes Indiz für die kompromittive Haltung unter führenden Evangelikalen.
 

Aufruf zur intellektuellen Redlichkeit

Jeder hat das Recht, Christus persönlich abzulehnen, aber es ist intellektuelle Unredlichkeit der schlimmsten Art, darauf zu bestehen, Jesu Lehren seien völlig kompatibel mit hinduistisch-buddhistischen pantheistischen Philosophien. Das muss so sein, folgert ein Autor, weil »alle New Ager, die ich getroffen habe, Jesus lieben und Buddha und Krishna und jeden, ungeachtet der Rasse oder Sprache oder religiösen Vorliebe«.

Die Vorstellung, eine überzeugungslose »Liebe« (die zu schwach zum Korrigieren anderer ist) würde irgendwie die Frage nach Wahrheit, Recht und Unrecht und nach gesunder Lehre überflüssig machen, ist ein grundlegender Irrtum. Echte Liebe korrigiert vielmehr diejenigen, die einem schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Irrtum zum Opfer gefallen sind.

Die okkulte Unterwanderung der abendländischen Gesellschaft ist eine direkte Folge der »wissenschaftlichen« Erosion des Glaubens an das transzendente Wesen Gottes. In der westlichen Welt praktizieren heute Mil¬lionen Transzendentale Meditation. Dabei ist die Bezeichnung transzendental ein einziger Schwindel. TM ist pantheistisch und leugnet somit einen transzendenten Gott. TM führt tief ins Innere, um das »wahre Selbst« zu finden. Unsere Gesellschaft ist geradezu selbst-besessen geworden, besessen von einem Selbst, das angeblich zur Gottheit evolvieren soll.
 

Eine wichtige Unterscheidung

Man glaubt, die »Kraft« sei der leitende Faktor hinter der Evolution. Wir haben gesehen, dass Evolution mathematisch unmöglich ist. Außerdem kann sie niemals das menschliche Bewußtsein erklären. Ein Gespür für moralische Verantwortung kann nicht in physiologischen Begriffen erklärt werden. Der Mensch kann nicht einfach Produkt evolutionärer Kräfte sein, die auf die Materie eingewirkt haben. In der Natur gibt es keine Ethik und keine Moral. »Gut« und »Böse« läßt sich nicht auf Galaxien oder Atome oder Naturkräfte wie Gravitation oder Elektrizität oder übersinnliche Kräfte (sofern es solche gibt) anwenden.

Eine Kraft mit hellen und dunklen Seiten
läßt keine Unterscheidung zwischen einem physikalischen und einem moralischen Gesetz zu. Doch eine solche Unterscheidung ist äußerst wichtig. Ein moralisches Gesetz kann nicht zum eigenen Nutzen verwendet werden, ein Naturgesetz hingegen sehr wohl. Moralische Gesetze können nicht als Quelle persönlicher Bevollmächtigung herangezogen werden, was in der New-Age-Bewegung das hauptsächliche Ziel ist. Allgemeingültige, für alle verbindliche moralische Gesetze können nur vom höchsten Gott des Supranaturahlen Monotheismus vorgeschrieben werden, der selbst und mit seinem eigenen Charakter den Maßstab für Gerechtigkeit, Liebe, Reinheit und Güte definiert.

Im Gegensatz zum östlichen Mystizismus lehrt der christliche Glaube,
dass die unendlich gerechten moralischen Gesetze Gottes verletzt wurden und dass der endliche Mensch die unendliche Schuld nicht bezahlen kann. Aufgrund seiner Rebellion verdient der Mensch die ewige Trennung vom Schöpfergott. Gott selbst könnte die von seiner Gerechtigkeit eingeforderte unendliche Schuld bezahlen, aber weil er keiner von uns ist, würde dies nicht geschehen. Deshalb wurde Gott in seiner unendlichen Liebe durch jungfräuliche Empfängnis Mensch, sodass er als Gott und Mensch in einer Person die volle Schuld bezahlen konnte, wie sein Gesetz sie einforderte. Dieses Werk vollbrachte er am Kreuz.

Der triumphierende Ruf Jesu unmittelbar vor seinem Tod – »es ist vollbracht« – ist im griechischen Grundtext ein zuschreibender Ausdruck (teleo, eine Schuld löschen). Die unendliche Strafe für die Sünde ist be¬zahlt. Der Bibel zufolge ist alles, was dem Menschen noch zu tun übrig bleibt, zu bekennen, dass er als Sünder verdient, was Christus an seiner Stelle erlitten hat und die Vergebung anzunehmen, die als Geschenk von Gottes Gnade und Liebe angeboten wird.

Das okkulte Evangelium ist dagegen von einer offensichtlichen Leere gekennzeichnet. Die einzige Errettung, die es anbietet, ist eine Kraft, um die Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen und die eigenen Wünsche zu erfüllen. Gerechtigkeit und Wahrheit fehlen gänzlich. Mit Yogaübungen oder sonstigen Bemühungen um einen höheren Bewusstseinszustand und Zugang zu dieser Kraft kann man noch nicht einmal eine Busfahrkarte bezahlen, geschweige denn die ewige Schuld der Sünde. Der Kraft in der hinduistischen, buddhistischen oder New-Age-Philosophie fehlt die gerechte Grundlage für die Vergebung, nach der sich jedes aufrichtige Herz sehnt. Sünde wird nicht anerkannt, und selbst wenn, dann gibt es weder einen Gott, gegen den gesündigt wurde, noch einen gerechten Weg für den Sünder zur Vergebung.

Die Antwort der okkulten Philosophie auf die tiefsten Sehnsüchte und Bedürfnisse des Menschen ist eine Lüge. Anstatt mit Liebe gefüllt zu werden, der größten Tugend und höchsten Erfahrung, läßt die okkulte Lehre uns mit einem Vakuum zurück. Die Kraft des okkulten Magiers aus Krieg der Sterne ist kein besserer »Gott« als die unpersönlichen Kräfte, die im materialistischen Universum des Atheisten am Werk sind. Sir Arthur Eddington argumentiert:
»Wenn aus dem Herz des Menschen, erstaunt über das Geheimnis der Existenz, der Schrei aufsteigt: »Was soll das alles?«, ist die Entgegnung … keine wahre Antwort: »Es geht um Atome und das Chaos; um ein Universum aus glühenden Kugeln, die auf die bevorstehende Verdammnis zurollen.«
 

 

Ein Konflikt zwischen Gott und Satan

In allen Einzelheiten stellt die Bibel den Einen vor, den sie als den wahren Gott bezeichnet, den Schöpfer des Universums. Sie spricht auch von Satan, dem Gegenspieler Gottes und des Menschen. Satan erscheint als Schlange, die Eva mit der Verheißung verführt, dass sie Unsterblichkeit und Göttlichkeit erlangen werde, wenn sie Gott ungehorsam ist und ihr folgt. Weil dieser Verführer zum Bösen der Drahtzieher hinter der falschen Religion dieser Welt ist, wird er der »Gott dieser Welt« genannt (2.Kor 4,4). In der ganzen Bibel ist er bekannt als »der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erd¬kreis verführt« (Offb 12,9).
Heute halten sich viele als zu gebildet, als dass sie die Geschichte vom Garten Eden wörtlich nehmen. Evas Gespräch mit einer sprechenden Schlange kennzeichnet die Geschichte gewiß als Mythos. Ein solcher Aberglaube kann nur primitiven Menschen zugemutet werden. Jeder Versuch, sie heute zu lehren, würde als Beleidigung des modernen Menschen aufgefaßt, so argumentiert man.

Doch gerade die Skeptiker, die zu intelligent sind zu glauben, dass Satan durch eine Schlange zu Eva sprach, empfehlen die Spiritualität amerikanischer Indianer. Sie haben anscheinend kein Problem zu glauben, dass indianische Medizinmänner zu allen Arten von Tieren reden und sich manchmal sogar in eine solche Kreatur verwandeln. Und versuchen nicht sogar einige unserer führenden Wissenschaftler, sich mit Schimpansen und sogar Delphinen zu unterhalten? Hören wir noch einmal auf Dr. John Lilly:
Delfine sind ein Beispiel für hohe fremde Intelligenz und dafür habe ich mit verschiedenen Leuten gekämpft, seit ich 1961 mein erstes Buch zu diesem Thema veröffentlichte: Mensch und Delphin. Aber jetzt kämpfe ich nicht mehr mit ihnen. Sie denken um; sie fangen an, kognitive Psychologie auf Delfine anzuwenden.

Die Sioux-Indianer, die Phil Jackson als seine Lehrer verehrt und deren Religion er angenommen hat, lehren, dass ihnen vor Jahrhunderten von einer hübschen Frau die »heilige Pfeife« gegeben wurde. Diese Frau be¬nutzte Schlangen für ihre Zauberei und verwandelte sich vor ihren Au¬gen in ein »junges rotbraunes Büffelkalb«, dann in einen »weißen Büffel«, dann in einen »schwarzen Büffel«, bevor sie schließlich verschwand. Schwarzer Elch erklärt, diese Geschichte »sollte nicht nur als ein Ereig¬nis in der Zeit verstanden werden, sondern auch als ewige Wahrheit«. Jackson, der den christlichen Glauben verwarf und zur amerikanischen Eingeborenen-Religion wechselte, hat anscheinend kein Problem damit, diese Geschichte als wörtliche Wahrheit anzunehmen.

Die Schlange und der Drache

Die Schlange und der Drache (die in der Bibel mit Satan identifiziert werden) sind die hauptsächlichen segenbringenden Gestalten sowohl in den Mythologien wie auch in fast allen Religionen. In der haitianischen Voodoo-Tradition beispielsweise ist die »große Schlange« die Quelle aller Weisheit und der Schöpfer des Universums, der den Regenbogen zur Frau nahm und aus dieser Verbindung Blut und alle Geschöpfe hervorbrachte. »Und dann, als letzte Gabe, lehrten sie die Menschen das Blut als Sakrament zu sich zu nehmen, auf dass sie zum Geist würden und die Weisheit der Schlange empfingen.«

Der Drache findet sich auf Tausenden von Tempeln in ganz Asien, während die Schlange die Religion von Indien beherrscht.
Im Hinduismus sind in den Haaren Shivas, eines der drei Hauptgötter, Schlangen eingeflochten. Yoga wird symbolisiert als ein aus Kobras zusammengefügtes Floß, und sein Ziel ist es, die Kundalini-Kraft zu erwecken, die sich zusammengerollt am unteren Ende der Wirbelsäule befindet. In den Tempeln im antiken Ägypten und Rom war der Körper des Gottes Serapis von den Windungen einer großen Schlange umwickelt. Zahlreiche weitere Beispiele könnten angeführt werden, von der gefiederten Schlange Quetzalcoatl, dem Retter-Gott der Mayas, bis zum alljährlichen Schlangentanz der Hopi-Indianer. Manly P. Hall, einer der besten Kenner des Okkulten (und selbst praktizierender Okkultist), schrieb:

»Schlangenverehrung ist in irgendeiner Form in allen Teilen der Welt zu finden. Die Schlangenhügel der nordamerikanischen Indianer; die in Felsen geritzten Schlangen Mittel- und Südamerikas; die verhüllte Kobra Indiens; Python, die große Schlange der Griechen; die heiligen Schlangen der Druiden; die Midgardschlange Skandinaviens; die Nagas von Burma, Siam und Kambodscha … die mythische Schlange des Orpheus; die Schlangen vom Orakel von Delphi … die heiligen Schlangen in den Tempeln Ägyptens; die Uraeus auf den Stirnen der Pharaonen und ihrer Priester – all diese zeugen von der universalen Verehrung der Schlange …
Die Schlange ist … Symbol und Prototyp des universalen Retters, der die Welt erlöst, indem er der Schöpfung die Erkenntnis seiner selbst verleiht … Sie wurde lange Zeit als Emblem der Unmoral betrachtet. Sie ist das Symbol der Reinkarnation …

In der griechischen Mythologie bildete eine um das orphische Ei gewundene Schlange das Symbol für den Kosmos. Ebenso waren in Delphi (jahrhundertelang Sitz des meistbesuchten und einflußreichsten Orakels der Antike, befragt von Machthabern so ferner Länder wie Nordafrika und Kleinasien) die drei Beine des oraklischen Dreifußes im inneren Heiligtum des Tempels mit Schlangen untereinander verknüpft. Oder denken wir als weiteres Beispiel an Äskulap, den griechischen und römischen Gott der Heilkunde, dessen Symbol ein von einer Schlange umwundener Stab ist, von dem das Symbol der heutigen Medizin, der Äskulapstab, abgeleitet wurde.

In seinen Tempeln wurde Äskulap aufgrund eines alten Mythos mit Schlangen verehrt. Dieser Mythos besagt, Äskulap habe aus dem Mund einer Schlange ein heilendes Kraut erhalten. Hier liegt eindeutig eine Pervertierung der Geschichte der Genesis vor: Die Schlange ist nicht der Verführer und Zerstörer, sondern der Retter der Menschheit, und tritt damit an die Stelle Christi. Bei Abschlußfeiern an medizinischen Hochschulen rund um die Welt, bei denen Gebete zum Gott der Bibel bzw. zu Jesus Christus nicht erlaubt sind, wiederholen die Graduierten heute immer noch beim Empfang ihres Doktortitels gemeinsam den hippokratischen Eid. Dieser beginnt mit den Worten: »Ich schwöre bei Apollo, bei Äskulap, bei Hygieia und Panakeia und bei allen Göttern und Göttinnen …«

In seinem Buch Halbzeit der Evolution stellt Ken Wilber heraus, dass die Schlange in Religionen in der ganzen Welt beständig als Symbol immer wiederkehrender Weisheit und ewigen Lebens dargestellt wurde. Zweifellos wird die Schlange, die einst zu Eva kam, überall mit dem Okkulten identifiziert und wird als Verkörperung der geheimnisvollen Kraft verehrt, die Okkultisten jeder Art gewinnen wollen. Die Bibel identifiziert hingegen die Schlange mit Satan und erklärt, dass diejenigen, die seine okkulten Kräfte suchen, schließlich feststellen werden, dass sie als seine Sklaven gefangen und ihre Seelen verloren sind.

Es scheint, dass die Ehre, die der Schlange in allen Kulturkreisen und Religionen erwiesen wird, eigentlich ein Zugeständnis ist, dass die »Kraft« hinter diesem Universum tatsächlich sehr persönlich ist. Sowohl die Bi¬bel als auch die Welt des Okkulten stimmen darin überein, dass es die Schlange wirklich gibt; uneins sind sie nur darin, ob sie des Menschen Freund oder Feind ist.

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Jüdischer Messianismus (Goldberg)

Ingo Goldberg

Der jüdische Messianismus

Hauptquelle für die Zerstörung der römisch-katholischen Kirche

 

A: Einleitung
B: Die jüdische Religion
I   Der Talmud
II  Die Kabbala

C: Der jüdische Messianismus
I    Die Erfüllung der theoretischen Kabbala
II  “Einheit der Menschheit”    
III  Der Weg zum jüdisch-messianischen Gottesreich

D: Das jüdisch-messianische Antlitz der postkonziliaren Kirche

 

Einleitung
Der Verfasser, Historiker und Forscher auf dem Gebiet ideengeschichtlicher Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf neuzeitliche politische und religiöse Entwicklungen, stellt eine Thematik in den Mittelpunkt seiner Überlegungen, die seiner Meinung nach von den Analysen der neuzeitlichen Geschichte katholischer Provenienz kaum beachtet wurden. Das mag mit der Schwierigkeit zusammenhängen, daß es sich hier um “Geheimlehren” handelt, die zumeist in einer “verhüllten” Sprache verfaßt sind. Die Entschlüsselung dieser “verhüllten” Symbolsprache verlangt einen geübten Umgang mit kabbalistischer und esoterischer Literatur, die nach Aussagen der Verfasser ohnehin meistens nur einen äußeren Bereich des “geheimen Wissens” mitteilen möchte. Trotzdem ist dieser Literatur wesentliches über die spirituellen Einflüsse der “geheimen Gesellschaften” auf die religiösen und politischen Entwicklungen der Neuzeit zu entnehmen.

Nach Meinung des Verfassers haben die nachlässige Wachsamkeit gegenüber diesen mit dem jüdischen Messianismus eng verbundenen “Geheimlehren” . . . zur fortschreitenden Krise und Zerstörung der römisch-katholischen Kirche geführt, wenn auch nicht zu deren vollständigen Überwindung. . . . 

 In gleicher Weise ist nicht nur der “diabolus”, sondern ein elitäres Instrumentarium von “Orden”, “Illuminaten” und “Magiern” für die heute zu beobachtende Zerstörung des Christentums mitverantwortlich zu machen. Diese Eliten, seien es Alchimisten, Rosenkreuzer, Freimaurer, Theosophen oder Anthroposophen, arbeiten sämtlich auf der Basis der jüdischen Geheimlehre der Kabbala.  . . .
Deshalb bezeichnen die “Magier” und “Avatare” (= hohe Eingeweihte), die sich der jüdischen Geheimlehre der Kabbala bedienen, selbst die Freimaurerei als
“diese von den Israeliten geschaffene Einrichtung” (Saint Yves d’Alveydre, Mission actuelle des Souverains, Paris 1882, S. 409).

Alle geheimen Gesellschaften, die von der Kabbala inspiriert sind, dienen als Handlanger jener Bestrebungen, die man als “Judaismus“, als „jüdischen Messianismus“ oder auch als die “heilige Wissenschaft des Monotheismus” (Josué Jéhouda) bezeichnet.

Es wehren sich viele Zeitgenossen gegen eine derart “monokausale” Verantwortung, die hier in den folgenden Seiten dem Judaismus als Hauptquelle für die Zerstörung der römisch-katholischen Kirche angelastet wird. Andere Verursacher, wie Protestantismus, moderne Philosophie oder neuere politische Entwicklungen, sei nach ihrer Meinung in gleicher Weise an der Krise der Kirche beteiligt.
Bernard Lazare schreibt über die Zeit, die der Reformation vorausgeht:
“Während dieser Jahre, die die Reformation ankündigen, wurde der Jude Erzieher und lehrte die Gelehrten Hebräisch; er weihte sie in die Geheimnisse der Kabbala ein, nachdem er ihnen die Tore zur arabischen Philosophie geöffnet hatte; er bewaffnete sie gegen den Katholizismus mit der gefürchteten Exegese, die die Rabbiner Jahrhunderte hindurch gepflegt und ausgebaut hatten, diese Exegese, deren sich der Protestantismus und später der Rationalismus zu bedienen wissen würden” (Lazare).

Jüdische Autoren haben in Bezug auf den Einfluß der rabbinistischen Exegese auf den Reformator Martin Luther keinen Zweifel, da sie darauf bestehen:

“…durch die Bibel besiegten Luther, Melanchthon und noch andere das Joch der römischen Theokratie und die dogmatische Tyrannei; sie besiegten sie auch durch die jüdische Exegese, die Nikolaus von Lyra in die christliche Welt übertragen hatte. Si Lyra non lyrasset, Lutherus non saltasset, sagte man, und Lyra war der Schüler der Juden; er war derart von ihrer exegetischen Wissenschaft durchdrungen, daß man ihn selber für einen Juden hielt” (Lazare).

Der jüdische Exeget Raschi von Troyes und der konvertierte Jude Nikolaus von Lyra stehen an der Wiege der Neuheiten Luthers in seiner Auslegung der Heiligen Schrift.

Die gesamte Reformation des 16. Jahrhunderts war nach Meinung jüdischer Schriftsteller ein religiöser Reinigungsvorgang, d.h. eine Reinigung vom katholischen Dogma, der ohne das subversive Element Israels nicht denkbar ist:
“Es ist der jüdische Geist, der mit dem Protestantismus triumphierte.
Die Reformation war unter gewissen Rücksichten eine Rückkehr zum alten Ebionismus des evangelischen Zeitalters. Ein großer Teil der protestantischen Sekten war halbjüdisch, später wurden von Protestanten antitrinitarische Lehren gepredigt, unter anderem von Michel Servet und von den beiden Socino von Siena” (Lazare).

“Die monotheistische Lehre Israels” ist “die direkte Quelle des gereinigten Christentums” (Jéhouda, Josué, La Vocation d’Israel, Boudry Neuchatel 1948, S. 154).

Bernard Lazare bestätigt ferner diesen Gedanken, indem er die jüdische Religion als eine dem Anthropomorphismus (Vermenschlichung des Göttlichen) und der Vergötterung der Helden feindlichen Positivismus bezeichnet, was nichts anderes heißt, als daß das Judentum die Gottheit Jesu Christi zu allen Zeiten abgelehnt hat und es nicht an Versuchen hat fehlen lassen, diesen “Irrglauben” mit eigener Anteilnahme zu beseitigen. Deshalb ist es aufschlussreich von einem jüdischen Schriftsteller selbst den judaisierenden bzw. reinigenden Einfluß des Judentums auf das Christentum zu vernehmen. Denn nach Lazare hat dieser “Positivismus” (= reinigende Effekt des Judentums) in einem Ausmaß die Jahrhunderte hindurch bestanden,
“daß man die Geschichte der jüdischen Strömung in der christlichen Kirche schreiben könnte, eine Geschichte, die vom anfänglichen Ebionismus bis zum Protestantismus verliefe und unter anderem bei den Unitariern und den Arianern Station machen würde(Lazare).

Auch im Bereich der neuzeitlichen Philosophie ist der Einfluß der kabbalistischen Lehren tiefgreifend. Selbst auf internationalen Kongressen wurde die Zugehörigkeit von René Descartes zu den Rosenkreuzern diskutiert (von René Persigout). Andere Philosophen, die für das moderne Denken grundlegend wurden, standen mit den jüdischen Geheimlehren in direktem Kontakt:

“Die Werke Spinozas bekunden eine tiefe Kenntnis der Kabbala” (Papus).

“Leibniz wurde durch Merkur van Helmont, den Sohn Johanns v. Helmont (1577-1644), des großen Kabbalisten und Alchemisten, in die Kabbala eingeweiht” (Papus).

Immanuel Kant war mit den Freimaurern Königsbergs eng befreundet. Die junge emanzipierte jüdische Intelligentsia saß dem berühmten Philosophen zu Füßen.

“Zum philosophischen Unterbau der freimaurerischen Ideologie hat Kant jedenfalls entscheidend beigetragen” (Freimaurerlexikon).

Das Entstehen der modernen Philosophie ist ohne den Einfluß der jüdischen Geheimlehre nicht zu denken. Dieselben Nachweise können für die politischen Entwicklungen in Europa seit der “Glorreichen Revolution” in England, und vor allem seit der Französischen Revolution erbracht werden. Die Verantwortlichkeit der Freimaurerlogen für das revolutionäre Geschehen in Frankreich dürfte für den einigermaßen interessierten Leser inzwischen sattsam bekannt sein. Die Bezeichnung “Jakobiner” für die damaligen Revolutionäre deutet nicht nur auf das Kloster St. Jacques als Pariser Versammlungsort hin, sondern auf den alttestamentlichen “Jakob”, der später “Israel” genannt wurde. Israel war nämlich der Nutznießer der Französischen Revolution:

“Die französische Revolution, welche die Beschlüsse der Philosophen ausgeführt hat, gibt den Juden das volle und umfassende Heimatrecht in Frankreich, und in der Folge in den Ländern des Kulturraums, in Italien, England, Holland, Dänemark, Serbien, Schweiz und Österreich. Die französische Revolution eröffnet dem Judaismus in allen Ländern, wo sie eindringt, vor allem in Frankreich, ein neues Zeitalter in einem doppelten Sinn, in einem materiellen und in einem moralischen” (Darmesteter).

“Und an dem anderen Ende der Kette der Zeiten steht Napoleon und eröffnet Israel von der Höhe der Revolution, diesem zweiten Sinai nach dem eigenen Worte Joseph Salvadors, den Weg der Macht, der unüberwindlichen Macht” (Izoulet)

“Napoleon wurde der Held und der Gott Israels, der erwartete Befreier, derjenige, dessen starke Hand die Pforten des Ghettos einriß. Er betrat alle Städte unter den Jubelrufen der Juden…” (Lazare).

Der Eroberungsfeldzug des Judaismus in der modernen Philosophie, Religion und Politik zeigt wiederum, daß die Wissenschaft der Kabbala Hauptquelle in den Umsturzbewegungen der Neuzeit ist. Der Satz eines ehemaligen Oberrabbiners aus Wien soll ein letztes Schlaglicht auf die dominierende Rolle des Judentums in der Neuzeit werfen:

“Es gibt überhaupt nichts Demokratisches, was nicht jüdisch wäre, weil der ganze Demokratismus aus jüdischen Quellen fließt”.
Daß es sich bei dieser jüdischen Einflußnahme tatsächlich um einen Eroberungskrieg handelt, wurde von jüdischer Seite nicht verschwiegen:
“Der Judaismus, der von seiner ersten Stunde an immer mit der vorherrschenden Religion im Krieg gestanden ist, sei es mit der des Baal, des Jupiter, oder des Christus…” (Darmesteter).

Welche historische Verantwortung der Jude durch seinen Kampf auf seinem Haupt versammelt, kann, um alle Ungerechtigkeit zu vermeiden, nur von einem Juden gebeichtet werden:

“Er (der Jude) ist der Lehrer der Ungläubigen; alle Revolten des Geistes kommen von ihm, sei es im Verborgenen oder unter offenem Himmel. Er ist am Werk im gewaltigen Atelier der Blasphemie des großen Kaiser Friedrich II. und der Fürsten von Schwaben und Aragon: er (der Jude) ist es, der all dieses mörderische Arsenal der Widerreden und der Ironie schmiedet, das er den Skeptikern der Renaissance und den Lebemännern des großen Jahrhunderts (der Aufklärung, Verf.) vermachte, und von dem der Sarkasmus eines Voltaire das letzte widerhallende Echo eines gemurmelten Wortes ist, das sechs Jahrhunderte zuvor im Schatten eines Ghettos gemurmelt oder noch viel früher zur Zeit des Celsus und Origenes, in der Frühzeit der christlichen Religion” (Darmesteter).

Die Jahrhunderte hallen wider von den zumeist im Geheimen gefochtenen Kämpfen des Judaismus gegen die Religion Christi. Im 20. Jahrhundert hat dieser Kampf eine neue und ganz eigene Qualität angenommen. Seit dem II. Vatikanischen Konzil scheint die römisch-katholische Kirche selbst zum Kampfplatz geworden zu sein, so daß ein Blick nach Rom die verschwommene Fratze des Judaismus zurückwirft. Das inhaltsschwere Wort des Kardinal Suenens vom 89′ der Kirche in Bezug auf das II. Vatikanum zeigt “in nuce” auf, was sich zwar seit langem vorbereitet hat, aber zwischen 1963 und 1965 durch das oberste Lehramt rechtskräftig wurde.
Die Französische Revolution hatte die Länder dem Judaismus geöffnet,
“indem sie die Barriere der Trennung zwischen dem Juden und dem Christen niedergerissen hat” (Darmesteter).

Das II. Vatikanum hat, wie Suenens bestätigt, dasselbe getan, indem es nicht auf der materiellen, sondern auf der geistigen Ebene die Barrieren niedergerissen und den geteilten Schleier im Tempel des Alten Bundes wieder aufgehoben hat, um ihn zu einer neuen Einheit zu weben.

Der innige Zusammenhang von der Zerstörung der römisch-katholischen Kirche und dem geplanten Endsieg Juda’s über die Völker, vor allem die Planungen des wie und die bereits erkennbaren Ausführungen in der postkonziliaren Kirche lassen sich aus einer ganzen Reihe von Publikationen herauslesen, in denen jüdische Schriftsteller den Schleier gelüftet haben. Dazu gehören neben anderen James Darmesteter (geb. 1849), dessen Vater die rabbinistische Literatur studiert hatte, Joseph Salvador (geb.1796), Sohn eines freidenkerischen jüdischen Arztes, Josué Jéhouda, der geistige Ziehsohn des Rabbiners Benamozegh, und auch Bernard Lazare, der in seinem Buch l’Antisémitisme (1894) das revolutionäre Potential des Judentums in den vergangenen zweitausend Jahren offengelegt hat. Dazu gehören aber ganz wesentlich die Vertreter der Tradition des französischen Rosenkreuzer-Ordens der “Elu Cohen”, der vom Hispano-Juden Martinès de Pasqually um 1754 begründet und in Frankreich sowie in den umliegenden Ländern verbreitet wurde. Seine Ideen wurden von seinen Adepten Louis-Claude de Saint-Martin, Eliphas Levi, Stanislas de Guaita, Joseph Péladan, Papus, Abbé Roca, Saint-Yves d’Alveydre, Jean Izoulet, Paul Vulliaud, Edouard Schuré, René Guenon, bis hinauf zum Zeitgenossen und Freimaurer Robert Amadou weitertradiert.

“In
‘la mission des Juifs’ (= die Sendung der Juden) wende ich mich an die Talmudisten und Kabbalisten …nicht als Fremder, sondern auch als einer von ihnen, der die mündliche Tradition besitzt, die von Moses selbst hinterlassen wurde” (d’Alveydre).

Wie am Beispiel Saint-Yves d’Alveydre’s zu sehen ist, bezeichnen sich die Kabbalisten, auch wenn sie nicht jüdischer Abstammung sind als “einer von ihnen”, d.h. von den Israeliten, der dieselben Ziele verfolgt. Sie sind Juden nicht nach Abstammung, sondern nach der geistigen und religiösen Gesinnung. Von großer Bedeutung für die Betrachtung der vor- und postkonziliaren revolutionären Impulse für eine “Kirche der Zukunft” ist auch das Schrifttum von Alfons Rosenberg, einem jüdischen Konvertiten, Kabbalisten und Ökumeniker, der 1902 in München geboren wurde und 1985 in Zürich verstarb. In den Werken des Publizisten und gesuchten Referenten der Nachkriegszeit ersteht die heuchlerische Dialektik der alten Pharisäer zu neuem Leben. Seine Hinwendung zum Christentum diente vor allem der Auflösung kirchlicher Strukturen und letztlich der Zerstörung der von Christus gestifteten Einrichtung.

B Die jüdische Religion

I Der Talmud

Im Gegensatz zu einem immer noch weit verbreiteten Irrtum, die jüdische Religion sei nach wie vor “mosaisch”, ist festzuhalten, daß der Pentateuch (= 5 Bücher des Moses) von den Rabbinern einer esoterischen Auslegung unterworfen wurde, die in den Geheimlehren des Talmud und der Kabbala ihren Niederschlag gefunden haben.

“Das Judentum ist nicht identisch mit der biblischen hebräischen Religion, denn es ruht auch auf dem Talmud” (Rabbiner Leo Trepp),

“und das Studium des Talmud, das ausschließliche, verpflichtende Studium, brachte ihn (den Juden) davon ab, aus der Bibel zu schöpfen; die Lehrer töteten die Propheten.” (Lazare).

Als Haupturheber dieser Lehren wird von den Rabbinern fälschlicherweise Moses genannt, auf den diese mündlichen Überlieferungen zurückzuführen seien. In Wahrheit ist dies nur ein Trick, um die esoterische Herkunft dieser Lehren zu verschleiern. Das esoterische Übergewicht im Talmud zeigt sich im talmudischen Traktat Sopherim XV. fol. 13b. Dort wird “die Hl. Schrift dem Wasser, die Mischnah dem Weine, die Gemara aber dem Würzweine verglichen” (Pranaitis).
Die Mischnah ist die Aufzeichnung des jüdischen mündlichen Gesetzes im 2. Jh. n. Chr. durch Rabbi Jehuda und damit Grundlage des Talmud. Die Gemara ist die Niederschrift der von Tag zu Tag anwachsenden Abhandlungen und Entscheidungen (Halachoth) der Lehrer über die Mischnah.

“Die Medrashim und die beiden (jerusalemitische, babylonische) Gemara, die den Talmud bilden, sind beinahe völlig kabbalistisch” (Papus),

“die Rabbis der Mischna und der Gemara haben ihren Talmud nach den Geheimnissen der Kabbala (des nistar) geordnet” (Sohar III. 244b; Rohling).

Das bedeutet, daß im Judentum die esoterische Auslegung der Hl. Schrift über den reinen Wortsinn triumphiert. Deshalb wird die Gemara dem Würzwein verglichen, dem mehr Geschmack eigen ist, als der Hl. Schrift selbst.

“Was die Gemará betrifft, so enthält dieselbe die Disputationen der jüdischen Gelehrten über die Mischnajóth, welche in dem gelobten Lande wie auch in Babylonien darüber gehalten sind und die getroffenen Entscheidungen. Darunter befinden sich viele törichte Fabeln, Lästerungen, falsche Auslegungen, Verkehrungen des Wortes Gottes, ja unverschämte grobe Lügen”
(Eisenmenger, J. A. Entdecktes Judentum, Dresden, 1893).

Der Talmud enthält also die “mündlich überlieferte Torah”, eine Interpretation des mosaischen Gesetzes, die esoterischen oder gnostischen Einflüssen unterlag, was vor allem durch die zahllosen widersinnigen und abergläubischen Fabeleien, die sich im Talmud finden, belegt wird. Außerdem ist in den talmudischen Schriften das Verhältnis des Judentums zu seinen umliegenden Völkern, vor allem zu Rom und zum Christentum, in geheimer Weise niedergelegt.

Die verdeckte rabbinische Lehre über die Christen kam durch zahlreiche Anzeigen jüdischer Konvertiten ans Tageslicht (z.B. durch Nicolaus Donin, Paulus Christianus, Geronimo de Santa Fé – ein bekehrter Rabbiner, Johannes Pfefferkorn). Dies veranlaßte die Päpste (Gregor IX., Innozenz IV., Clemens IV., Honorius IV., u.a.) oftmals, wie in diesem speziellen Fall,

“den Talmud, der von den Juden an die Stelle des alten Testamentes gesetzt werde, unzählige Irrtümer, schamlose und entsetzliche Lästerungen gegen Christus und seine heilige Mutter enthalte, sowie die schwersten Flüche und Verwünschungen gegen die Christen, der auch die Hauptursache ihres Unglaubens sei, mit allen Zusätzen und Erläuterungen im ganzen Königreiche konfiszieren zu lassen” (Clemens IV. an König Jakob v. Aragonien; zit. Pranaitis).

Noch Papst Leo XIII. hatte den Talmud auf dem Index mit Berufung auf Papst Clеmеns VIII. mit den Worten proskribiert,

“daß derlei gottlose talmudische, kabbalistische und andere Schandschriften verurteilt und verboten bleiben und für solche gehalten werden und daß erwähnter Erlaß über diese und ähnliche Bücher für immer und unverletzt eingehalten werde” (Pranaitis).

Am 28. 8. 1703 hatten, um nur einen Fall aufzugreifen, getaufte Juden im preußischen Königsberg angezeigt, daß in den Betstunden der Synagoge die Judenschaft betete:

“Wir knien, aber nicht vor dem gehenkten Jesu” (angezeigt vom Proselyt Wenzel).

Daraufhin wurde den Juden geboten, sich dieser Lästerung zu enthalten, und die Synagoge wurde unter Aufsicht gestellt. Es ist aber keineswegs so, daß diese Fakten einseitig von christlicher Seite oder von jüdischen Konvertiten erschlossen oder, wie von jüdischer Seite behauptet, erfunden wurden. Der jüdische Schriftsteller Shlomo Na’aman schreibt über einen Vorfahren von Moses Heß:
“Großvater Tebli-David wird es zeitlebens vermieden haben, an Kirchen vorbeizugehen, und wenn es unerläßlich war, die Formeln in seinen Bart gemurmelt haben, von denen Christen am besten nichts wußten”.

Auch Bernard Lazare macht keinen Hehl aus der Tatsache, daß die Christen für die Juden ein Gegenstand des Hasses sind, und der Talmudlehrer die Christen mit dеп feindlichen Völkern im Alten Bunde identifizierte:

“Er (der Jude) konnte folglich für den Christen keine allzu zarten Empfindungen hegen,
umso weniger, als alle Anstrengungen darauf gerichtet waren, das Judentum zu zerstören, diese Religion abzuschaffen, die von nun an die jüdische Heimat war. Der Goj der Makkabäer, der Minäer der (Talmud-) Lehrer wurde der Christ, und auf den Christen bezog man all die Worte des Hasses, des Zorns, der wütenden Verzweiflung, die sich in diesem Buch fanden. Für den Christen war der Jude das verworfene Wesen, aber für den Juden war der Christ der Goj, der abscheuliche Fremde, jener, der die Verunreinigungen nicht fürchtet, jener, der die auserwählte Nation mißhandelt, jener, unter dem Juda leidet. Dieses Wort Goj beinhaltet alle Wut, alle Verachtung, allen Haß des verfolgten Israel auf den Fremden, und diese Grausamkeit des Juden gegenüber dem Nicht-Juden ist einer der Punkte, die am besten zeigen, wie lebendig der Gedanke der Nationalität bei den Söhnen Jakobs war” (Lazare).

Was die Juden bei allem Lamentieren grundsätzlich zu erwähnen vergessen, ist ihre eigene Schuld an der Verwerfung ihres Messias – “Rex Judaeorum” – wie es am Kreuze geschrieben stand. Die Grausamkeit des Juden gegen den Christen entbehrt jeglicher Grundlage. Daher könnte nach Prof. Rohling, dem christlichen Orientalisten, erwägt man die Abscheulichkeiten und den unsinnigen jüdischen Christenhaß in den jüdischen Lehren, “die an und für sich nicht unvernünftige Idee” aufkommen, “daß ein Volk, welches eine Religion hat, wie sie der Talmudismus bietet, überhaupt zu vernichten oder zu verjagen, auf St. Helena oder in Cayenne einzuschließen wäre”. Diesem Gedanken würde nach Rohling aber der christliche Glaube entgegenstehen, daß es “Gottes positiver Wille” ist, der “die Zerstreuung jenes Volkes über die ganze Welt bestimmt hat, damit es ein stetes Zeugnis der Offenbarung sei Allen, die sehen – wollen”.
“Deshalb dachte man im Mittelalter auf kirchlicher Seite nie an Derartiges, man begnügte sich mit Ausnahmegesetzen…”. Diese Ausnahmegesetze bedeuten für Rohling “Christenschutz”, denn

“Es ist rabbinisches Axiom, das Leben des Nichtjuden sei in der Hand des Juden, umsomehr das Eigentum desselben” (nach Joseph Albo; zit. Rohling).

Die untergeordnete Stellung der Völker gegenüber dem Judentum und das Recht Israels auf die Güter dieser Welt hebt auch Bernard Lazare als die Lehre des Talmud hervor:

“In dem Augenblick, in dem die Schlange Eva versuchte, sagt der Talmud, verdarb sie sie mit ihrem Gift. Indem Israel die Offenbarung am Sinai empfing, befreite es sich von dem Übel; die anderen Nationen hingegen konnten nicht davon genesen. Auch wenn sie eine jede ihren Schutzengel und ihre schützenden Sternbilder haben, so ist doch Israel dem Auge Jehovahs selber unterstellt; es ist der bevorzugte Sohn des Ewigen, derjenige, der allein ein Anrecht auf seine Liebe, auf sein Wohlwollen, auf seinen besonderen Schutz hat, und die übrigen Menschen stehen unter den Hebräern; … In Wirklichkeit gehören die Güter, die den Nationen übertragen wurden, Israel, …” (Lazare).

Für Bernard Lazare l
iegen die tiefsten Gründe für den Antisemitismus im Glauben des Juden an seine Rasse:
“Er bewahrt seinen Nationalstolz, erbildet sich immer noch ein eine überlegene Persönlichkeit, ein anderes Wesen als jene zu sein, die ihn umgeben, und diese Überzeugung hindert ihn daran, sich zu assimilieren…”.
Die Wurzeln des Antisemitismus liegen folglich nicht in der Feindschaft der Völker, sondern in der Überheblichkeit, im Herrenmenschentum des Juden gegenüber den übrigen niederen Rassen. Angesichts dieses herrischen Anspruchs glaubte sich Rohling im Recht, das Denken des Mittelalters zu verteidigen und den “Christenschutz” zu fordern. Indes, und das ist heutzutage besonders zu betonen, eine Schädigung an Eigentum und Leben der Juden lehnte Rohling als unchristlich ab.
“Wir sind nicht Antisemiten, die den Juden schädigen, sein gerechtes Eigentum vernichten, sein Leben antasten wollen, aber wir wollen den Schutz der Christenheit durch heilsame Gesetze, welche den Semiten die Ausbeutung unseres Volkes abschneiden sollen” (Rohling).

II Die Kabbala

Die zweite Form der esoterischen Auslegung jüdischer Überlieferung geht ebenfalls bis zu den Anfängen der christlichen Zeitrechnung zurück, auch wenn das Wort “Kabbala“ (= von Mund zu Ohr, mündliche Überlieferung) erst im Mittelalter faßbar wird.

“Die gnostische Interpretation des Pentateuch trägt den Namen der “Kabbala” (Jéhouda).

Im Unterschied zum Talmud, der die vergangene und nationale Geschichte Israels interpretiert, betont die Kabbala den künftigen und universellen Aspekt der messianischen Weltgeltung Israels.

“Wenn der Pentateuch an seiner Oberfläche das historische Werden des jüdischen Volkes erzählt, indem er vor allem seinen nationalen Aspekt darstellt, verbindet die Kabbala diese nationale Geschichte mit dem Werden der universellen Geschichte. Der durch die Kabbala kommentierte Pentateuch löst mit seinem nationalen Aspekt die universelle Bedeutung des Schicksals des jüdischen Volkes ein, die es ins Zentrum der Geschichte setzt, deren Ziel messianisch ist” (Jéhouda).

Dies bedeutet, daß die Kabbala die geistige Basis abgibt, auf welcher die universelle Erfüllung der messianischen Verheißungen für das jüdische Volk Realität wird. Was diese zentrale Feststellung für Folgerungen in sich birgt, werden die folgenden Seiten ans Tageslicht bringen.

“So, wie wir sie heute besitzen, umfaßt die Kabbala zwei große Teile. Der erste bildet eine Art Schlüssel, der auf der hebräischen Sprache beruht und zu verschiedener Anwendung geeignet ist, der zweite gibt ein philosophisches System, das mit diesen sozusagen technischen Mitteln erbaut ist” (Papus).

Der erste Teil der Kabbala bildet den “Schlüssel”, die technische Seite, wodurch der zweite Teil errichtet werden kann. Das heißt, der erste Teil ist praktischer, der zweite theoretischer Natur. Der praktische Teil ermöglicht das “prophetische” Element einer “mystischen” Theologie, das den Juden den Anschein des fortgesetzten Prophetentums verleiht:

“…man muß die Arme zum Himmel erheben und im Unsichtbaren eine Offenbarung suchen, welche die des Moses und Jesu vervollständigt” (d’Alveydre).

“Wir sind die organischen Instrumente eines Telefons oder eines geistigen Telegraphen, deren sich der Himmel bedient, um seine Botschaften und seine Depeschen zur Erde zu senden” (Abbé Roca).

Nach den Aussagen der Kabbalisten gibt es nach wie vor einen ‘Draht zum Himmel’, ein ‘mystisches Prophetentum’, wodurch sich der Himmel den Kabbalisten bzw. den Israeliten offenbart, obwohl nach Aussagen der Kirchenväter das Prophetentum Israels erloschen ist:

“Gibt es aber keinen König, kein Gesicht mehr, ist vielmehr jetzt jegliche Prophetie besiegelt und Stadt und Tempel erobert, warum sind sie dann so gottlos und sündigen so schwer, daß sie trotz der Geschehnisse, die sie vor Augen sehen, den leugnen, der sie verwirklicht hat, Christum?” (St. Athanasius).

Wie ist es also möglich, wenn für Israel der Himmel verschlossen ist, daß dennoch nach Aussagen der Kabbalisten “Depeschen” vom Himmel zur Erde gelangen? Diese Möglichkeit eröffnet der “Schlüssel”, die praktische Kabbala, deren Herkunft nicht verheimlicht wird:
“Bei uns Juden-Christen (= gängiger Ausdruck für Kabbalisten oder Gnostiker) ist die chaldäo-ägyptische Kosmogonie des Moses der Schlußstein zur gesamten Wiederherstellung der Wahrheit” (d’Alveydre).

Der Hinweis auf die angeblichen chaldäo-ägyptischen Lehren des Moses (Moses steht in den Schriften der Kabbalisten symbolisch für den “Eingeweihten”) führt direkt zum Schlüssel der praktischen Kabbala. Denn bereits St. Athanasius sprach von den Ägyptern und Chaldäern, “die der Magie zugetan und außergewöhnlich abergläubisch und sittenroh sind”.

Die praktische Kabbala besteht demnach im wesentlichen aus Magie:
“Die Theorie der praktischen Kabbala schließt sich der allgemeinen Theorie der Magie an, d.h. sie lehrt die Einheit von Symbol und Idee in der Natur, im Menschen und im Universum. Mit und auf die Symbole wirken, heißt auf die Ideen und die rein geistigen Wesen (Engel) wirken; das ist das Prinzip aller mystischen Beschwörung” (Papus).

Was sich so harmlos anhört, ist eine Kontaktaufnahme mit der Dämonenwelt, mit deren Hilfe die theoretische Kabbala erarbeitet wird, welche das Judentum befähigt auf das messianische Ziel, die sogenannte “Wiederherstellung der Wahrheit” (d’Alveydre), zuzugehen.

“Der Besitz der kabbalistischen Schlüssel eröffnet jeder Religion, jeder Brüderschaft von Eingeweihten die Zukunft, den Erfolg, den Himmel“ (Papus).

Der Kabbalist und praktizierende jüdische Magier Abraham Yagel bestätigt, daß die späteren Kabbalisten im Judentum gezwungen waren, besondere Gebete und göttliche Namen zu gebrauchen, um die Engel herabzurufen, da Gott sie nicht mehr automatisch sandte, wie zur Zeit der früheren Visionäre. Manche der mittelalterlichen jüdischen Kabbalisten, wie Nachmanides, seien durch Elias selbst unterrichtet worden, Moses Cordovero sei von einem “himmlischen Lehrer” besucht worden, und Isaak Luria habe sein Wissen durch prophetische Inspiration erhalten. Die höchste Erkenntnis kommt, wie der Kabbalist Yagel glaubte, nur durch göttliche Offenbarung und durch die Vermittlung der Engel. Durch den Glauben an die Macht magischer Worte und Formeln war es möglich die Wirklichkeit zu verändern, die Natur zu beherrschen und sogar “menschliche Wesen zu schaffen” (gemeint ist damit die soziale Erlösung des Juden; s. Abschn. C, Kap. I), was durch die rabbinische Autorität zugelassen war.

So wurde die praktische Kabbala nicht nur die Grundlage für die theoretische Kabbala, sondern auch für eine ganze Reihe von okkulten und abergläubischen Praktiken, wie die Herstellung von Talismanen und Beschwörungsformeln.
“Es gibt keinen Rabbiner, so unwissend er auch sein mag, der nicht einige Brocken davon kennen würde, von dieser Kabbala, die sich auf Zaubertalismanen findet, auf den Pergamentamuletten der Juden usw.” (Papus).

Das zweibändige Werk über die Kabbala von Paul Vuillaud berichtet in einem eigenen Kapitel über die Bedeutung der okkulten Talismane in der jüdischen Religiosität. Diese bedauerliche Wahrheit zeigt, welch traurige Folgen die Verwerfung des Messias Jesus Christus für die Juden hatte, so daß diese sich bis zum heutigen Zeitpunkt an die Hilfe von Dämonen klammern, um ihre messianischen Ziele weiter zu verfolgen. Der Kontakt mit Palästina während der Kreuzzüge und die Anwesenheit der Juden im christlichen Abendland machte die jüdische Geheimlehre der Kabbala zur Grundlage der gesamten okkulten Szene in Europa, was die Kabbalisten nicht müde werden zu betonen:
“Die Kabbala ist der Schlüssel zu der okkulten Überlieferung des Abendlandes” (Papus).

III Die theoretische Kabbala

Die jüdisch-rabbinistische Lehren spalteten sich früh in die “Halacha” und in die “Haggada”. Während sich die erste mehr mit der praktischen Gesetzesübung befaßte, so lehnten sich an die Aussprüche der zweiten die philosophischen Richtungen im Judentum an.

“Von diesen (philosophischen) Richtungen kann die eine (Saadia, Maimonides) die scholastisch-philosophische, die andere (in den Werken der Kabbala niedergelegte) die orientalisch-theosophische genannt werden. Ohne uns hier auf eine Beurteilung dieser Richtungen einzulassen, muß es uns doch als ausgemacht erscheinen, daß da, wo es sich vorzüglich um Erkenntnis des ursprünglichen Geistes des Judentums handelt, weniger die erste…als vielmehr die zweite – die sogenannte mystisch-traditionelle, zum Teil wirklich auf ältere Traditionen fußende, jedenfalls aber mehr aus dem Innern des Judentums heraus sich entwickelnde, obschon auch von Ausschreitungen nicht ganz frei zu sprechende – Richtung ins Auge zu fassen sei” (D. H. Joel).

David Heimann Joel, dessen Vater Oberrabbiner und Gründer mehrerer höherer Talmudschulen gewesen war, bezeichnete die richtige Erkenntnis gerade dieser mystisch-traditionellen Richtung (der Kabbala) als unentbehrlich zur allgemeinen Beurteilung des Judentums und damit als wesentlichen Bestandteil. der jüdischen Religion. Die Kabbalisten nennen die theoretische Kabbala, insofern sie ein philosophisches System ist, die: Religionsphilosophie der Hebräer” (Papus).

Wie es bereits zuvor von d’Alveydre ausgesprochen wurde, dient die auf den chaldäo-ägyptischen Lehren basierende Kabbala der , “Wiederherstellung der Wahrheit”, was mit anderen Worten heißt, sie dient der “Gesamt- bzw. Endlösung des Problems Israel” (Jéhouda).

“Es gibt nur eine Streitfrage auf dieser Erde, und das ist die Streitfrage Israel” (Izoulet).

Die Grundlehre der theoretischen Kabbala ist die Lehre von der “Einheit”, entsprechend dem “Schema Israel” – “Höre Israel – dein Gott ist Einer”.

Die jüdische Religion versteht sich daher in erster Linie als “Monotheismus”:

“Der Monotheismus Israels offenbart die Lehre von der Rückbindung des Lebens des Individuums, des Volkes und der Menschheit an den einen und einzigen Gott” (Jéhouda).

Die Lehre Israels ist die “Quelle aller monotheistischen Konzeptionen” (Jéhouda) und zugleich die einzig wahre Form des Monotheismus, denn “Israel macht es den anderen monotheistischen Völkern möglich, sich zu einem immer reineren Monotheismus hinzuentwickeln” (Jéhouda).
Der Sinn des jüdischen Monotheismus ist, daß allein Israel über die wahre Vorstellung des Monotheismus verfügt und die eigentliche Berufung hat, in der Welt das “Gesetz” zu verkünden und das “Gottesreich” herbeizuführen.

“Der monotheistische Gedanke hat als Ziel die Einigung der Menschheit unter einem Gott und einem Gesetz” (Schuré).

“Die allgemeine Weltreligion der Menschheit, das ist die wirkliche Mission Israels, die mit Ausnahme seiner großen Propheten nur wenig Juden verstanden haben” (Schuré).

Alle anderen Religionen werden nur insofern am jüdischen Gottesreich teilhaftig werden, insofern sie sich dem jüdischen Monotheismus annähern. Für den katholischen Glauben würde das den Verzicht auf die Gottheit Jesu Christi und die gesamte geschichtliche Tradition bedeuten. Allein gestützt auf eine neue Interpretation des Evangeliums, auf eine “Neuevangelisierung” (Papus), auf eine “spirituelle Evolution des Christentums” (Jéhouda) im Sinne des jüdischen Monotheismus, werden die Christen nach der Vorstellung von Jéhouda, dem Kabbalisten, das Heil und den Frieden finden.

Wie bereits erwähnt, löst der durch die Kabbala kommentierte Pentateuch “die universelle Bedeutung des Schicksals des jüdischen Volkes ein, die es ins Zentrum der Geschichte setzt” (Jéhouda).
Israel und nicht das Christentum im Zentrum der Geschichte, das ist die wahre Doktrin des jüdischen Monotheismus. Es ist zutiefst jüdische Überzeugung, daß allein Israel es gelingen kann, der Welt eine einheitliche und universelle Lösung ihrer Probleme zu vermitteln:
“Es ist unmöglich, außerhalb des Monotheismus Israels, zu einer universalistischen Konzeption zu gelangen” (Jéhouda).

Deshalb ist in den Schriften der Kabbalisten im Hinblick auf ein künftiges Gottesreich die Berufung Israels die des “Trägers der Lehre von der geistigen Einheit” (Jéhouda). Es ist die “Auserwählung Israels, die besser als jede andere Lehre die letztliche Einheit unter allen Völkern garantiert” (Jéhouda).

Die theoretische Kabbala beinhaltet den Gedanken der exklusiven Auserwählung und Berufung Israels für eine universelle, weltumspannende Ordnung, die allein durch den Monotheismus auch zu einer spirituellen Einheit zu werden vermag.

 

C Der jüdische Messianismus

I Die Erfüllung der theoretischen Kabbala

Was im vorigen Kapitel bereits angesprochen wurde, daß die Kabbala vor allem die Lehre von Israel als “historischem Zentrum der Geschichte” in “Raum und Zeit” (Jéhouda), d.h. für die ganze Welt und für alle Zeiten, enthält, haben die kabbalistischen Schriftsteller niemals verheimlicht.
Demnach ist das Endergebnis der praktischen wie der theoretischen Kabbala die Wiederherstellung “dieses Gottesreiches, dieses Reiches von I-s-r-a-e-l” (Abbé Roca), wie auch andere Kabbalisten schreiben:

“Jawohl, durch die Stimme eines Moses und den Degen eines Josua hat Jehovah in früheren Zeiten ein Bündnis geschlossen und ihm die Herrschaft über die Erde versprochen” (Izoulet).

“Es ist schließlich wichtig für Israel seine große Mission wiederaufzunehmen, seinen eigenen Triumph vorzubereiten…” (d’Alveydre).

“um ohne Verzögerung am Wiederaufbau des geistigen Tempels von Jerusalem zu arbeiten, der von dem Feinden der Wahrheit zerstört worden ist” (Martinès de Pasqually).

“damit der Tag komme, an dem die Nachkommenschaft Abrahams, Erbe des Werkes des Ewigen, wieder in seinen ursprünglichen Zustand der Herrlichkeit versetzt und mit Pracht in seinen angestammten Ort und in seine Rechte eingesetzt werde” (Martinès de Pasqually).

“Ich antworte: Wenn Israel nach der Weltherrschaft trachtet, so ist dies sein gutes Recht” (Izoulet).

Die Übernahme der Weltherrschaft wird von den Juden als Recht betrachtet.

Der Exeget und Bultmann-Schüler Jacob Jervell arbeitete heraus, daß sich dieser Gedanken bereits in den spätjüdischen apokryphen Schriften, aus denen die Rabbiner dieses Gedankengut übernahmen, ausgesprochen findet. Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, die “imago Dei”, zeigt sich (nach der spätjüdischen Interpretation von Genesis 1, 26 ff.) einerseits in der Herrschaft über die Erde nach dem Grundsatz ‘so wie Gott im Himmel, so der Mensch auf der Erde’, andererseits in der dem Menschen gegebenen Möglichkeit nach dem Gesetz zu leben. Nach dem Gesetz leben kann aber nur Israel, dem das Gesetz auf dem Sinai gegeben wurde. Die Abstammung von Adam oder die Adamskindschaft geht durch den Empfang des Gesetzes, der Torah, auf Israel über, während Gott die Völker “für ein Nichts erklärt” (Esra 6, 56). Durch das Gesetz erbt Israel die Gottеbеnbildlichkеit, das eigentliche Menschentum und die Herrschaft über die Geschöpfe. Die Heiden gehören nicht zu den rechtmäßigen Herrschern der Welt.

“Israel hat Adams Weltherrschaft geerbt” (Jervell, Esra 6, 54 ff.).

Erst der Völkerapostel Paulus hat das falsche Denken des Spätjudentums korrigiert,
indem er bezeugt, daß den Heiden “der Kern des Gesetzes in ihr Herz geschrieben ist” (Röm. 2,15) und sie auch fähig waren, Gott “durch seine Werke mit dem Auge des Geistes” (Röm. 1, 20) wahrzunehmen.

Damit betont der Apostel implizit, daß die Heiden keinesfalls die Gottesebenbildlichkeit verloren hatten und die Juden im Unrecht waren, indem sie auf ihren Exklusivanspruch auf das eigentliche Menschsein und damit auf die Weltherrschaft als Erbe Adams pochten. Jener Satz, den Jervell als Quintessenz aus den apokryphen Schriften herausfilterte,

“Israel allein, als das gottebenbildliche Volk, ist der wahre und rechtmäßige Weltherrscher” (Jervell),

war eine falsche exegetische Auslegung des späten Judentums. Dennoch lebte diese Ansicht im rabbinischen Judentum fort und wurde auch von Bernard Lazare als bis zum heutigen Tage gültig bestätigt:

Als energisches, lebhaftes, unendlich stolzes Volk, das sich als über dem anderen Nationen stehend betrachtete, wollte das jüdische Volk eine Macht sein. Es hatte instinktiv Geschmack am Herrschen, weil es sich durch seinen Ursprung, seine Religion, die Qualität als auserwählte Rasse, die es sich zu allen Zeiten zugeschrieben hatte, über alle gestellt glaubte” (Lazare).

Der Ablauf der vergangenen Geschichte ist für den, der es zu sehen vermag, ein Kampf zwischen Judentum und Christentum um die Eroberung der Welt. Es ist gleichzeitig der Kampf zwischen den okkulten Mächten unter dem Fürsten dieser Welt, in dessen Reihen die Anhänger des jüdischen Messianismus die erste Schlachtordnung stellen, und der Kirche unter seinem Haupt Christus. In mehreren “Schlachten”, deren folgenschwersten die Reformation und die Französische Revolution gewesen sind, verlor das Christentum zunehmend an Terrain, weshalb Israel mit Recht bereits gegen Ende des 19. Jhdts. behaupten konnte, in seiner Art die Herrschaft über die Welt zu besitzen:

“Und so stürzt sich Israel, nachdem es (durch die Französische Revolution) in den Stand gesetzt worden ist, seine schlummernden Kräfte zu entfalten, heimlich darauf, den Einfluß und die Macht in Europa und Amerika zu gewinnen, und erhebt sich in weniger als einem Jahrhundert zu dem Übergewicht über die ganze Welt. . . Und so fühlt Israel selbst auf der Höhe seines Sieges über die ganze Welt, daß es wohl die Körper erobert hat, aber nicht die Seelen, und daß sein Übergewicht an der Oberfläche geblieben ist, und nicht mit dem Herzen zugestanden wurde. Durch die Presse und die Finanz beherrscht es die großen Gesinnungsströmungen und die großen intranationalen und internationalen Geschäftsunternehmungen und überwacht die Parlamente und Regierungen”(Izoulet).

Israel, im Besitz der materiellen Vorteile, erstrebt gleichermaßen die geistige Führung, weil es in seinen Augen dazu für “Raum und Zeit” bestimmt wurde:

“…während für mich der Mosaismus im Gegenteil zu allen Zeiten dazu bestimmt gewesen zu sein scheint, eines Tages die Religion der erwachsenen Menschheit zu werden” (Izoulet).

Israel ist nach Ansicht der Kabbalisten nicht nur mit göttlicher Legitimation zur Führung der Welt bestimmt, sondern für eine geistige Führung geradezu prädestiniert. Die Zerstreuung des Judentums über den Globus, seine Internationalität und Universalität, ergibt die ideale Basis, um die geistige Führung der Welt zu übernehmen, oder, mit einem anderen Ausdruck, die Stellung der kommenden Weltreligion schlechthin einzunehmen.

“Aber es gibt noch eine letzte oder vielmehr erste Religion, welche nichts Örtliches oder Begrenztes an sich hat, sondern überall gegenwärtig ist, eine internationale und interkontinentale Religion, mit einem Worte, eine Weltreligion. Und das ist der Mosaismus Israels” (Izoulet).

Die Kabbalisten heben besonders hervor, daß die materielle, d.h. politische Einigung nicht genügt, um das ersehnte messianische Ziel der Weltherrschaft zu erreichen. Die geistige, d.h. religiöse Einigung der Menschheit muß der politischen vorausgehen.

“Nun ist aber die weltliche Einigung auf dem Wege . . . Nun wohl, dann ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, daß die geistige Einigung ihr vorausgeht” (Izoulet).

Izoulet schrieb diesen Satz nach dem ersten Weltkrieg, als die Monarchien niedergerungen und der Völkerbund gegründet war. Die politische Einigung zeigte sich bereits am Horizont, während die geistige oder religiöse Einigung noch kaum wahrnehmbar war. Für die Aufrichtung des Gottesreiches wird nach Ansicht der Kabbalisten die religiöse Einigung jedoch zur unabdingbaren Voraussetzung, denn –

“Dann aber auch nur dann erscheint Israel am Horizonte der Zeitalter als das auserwählte Volk, als der sittliche und natürliche Einiger der Welt, als der Befrieder des Planeten, als der bewunderte und verehrte Chorführer der Menschheit” (Izoulet).

Sind die genannten Voraussetzungen erfüllt, kann Israel in den Jubel des Triumphes ausbrechen:
“In der Tat, nach fünf- oder sechstausend Jahren der Prüfungen ist der planetische Triumph ein vollkommener” (Izoulet.

II  “Einheit der Menschheit”

Um den dauerhaften universellen Frieden und damit das Gottesreich in der Welt zu verwirklichen, strebt Israel als messianisches Ziel an, seine völkische Einheit und durch die Internationalität seines Volkes die Einheit unter den Völkern herzustellen. Israel betrachtet es als ein göttliches Versprechen und gleichzeitig als seine Berufung, die “Einheit unter den Völkern wiederherzustelen” (Jéhouda).

“. . . es ist genaugenommen die Auserwählung Israels, die, mehr als jede andere Lehre, die letztendliche Einheit innerhalb aller Völker garantiert. Das ist genau der Sinn der Berufung Israels”(Jéhouda).

In dieser angeblichen Berufung liegt die geistige Wurzel der One-World- (Eine-Welt-) Ideologie, die schon von den Rosenkreuzern und Freimaurern vertreten wurde und heutzutage als allgemein anerkanntes sozio-politisches Ziel aller demokratisch regierten Staaten Geltung beansprucht.
Die Einheit der Völker muß, wie bereits angesprochen, sich zuerst geistig vollziehen. Diese geistige Einheit wird nach Meinung der Kabbalisten am besten durch die jüdische Lehre bzw. Religion garantiert.

“Der Monotheismus nähert durch eine geistige Synthese alle Menschen wie alle Völker einander an” (Jéhouda).

“Im Mosaismus können sich also alle Religionen wie an einem gemeinsamen Herde zusammenfinden” (Izoulet).

Die anderen Religionen müssen sich zur Religion Israels hinentwickeln, das heißt, sie müssen sich verändern.

“. . . Israel hat nichts dagegen, daß sich die anderen monotheistischen Völker zu einem immer mehr gereinigten Monotheismus hinentwickeln; zur Einheit im Menschen, die der Einheit unter den Völkern vorausgeht, als einzig dauerhaftem Pfand für einen universellen Frieden” (Jéhouda).

“Beachten Sie, ich wiederhole es, auf welcher Grundlage angemessenerweise die Fundamente der Religion der Zukunft gelegt werden, die nur eine Synthese aller gereinigten, angenäherten und in ihren Symbolen geeinigten Religionen sein kann” (Abbé Roca).

Diese Entwicklung und Veränderung der anderen Religionen und die damit verbundene Einheit mit der jüdischen Religion wird bewußt von den eingeweihten Kabbalisten und Logenmitgliedern (= judenchristliche Missionare, Zitat) herbeigeführt.

“Es wird eine Zeit kommen, wo neue judenchristliche Missionare eine vollkommene Gemeinschaft des Wissens und der Liebe mit allen anderen religiösen Zentren der Erde herstellen werden” (d’Alveydre).

Welchen Weg diese “Missionare” einschlagen würden, wurde bereits im ersten Viertel dieses Jahrhunderts von dem Kabbalisten Jean Izoulet so genau geschildert, daß wir ihm nur noch staunend zustimmen können. Izoulet schlug folgenden Weg vor:

1. Die Teilung des Völkerbundes:

“Man muß den Völkerbund in einen Kirchenbund und einen Staatenbund teilen” (Izoulet).

Das Ergebnis war die Gründung der “Vereinten Nationen” und des “Weltkirchenrates” nach dem Zweiten Weltkrieg. Ziel dieser internationalen Gemeinschaft sollte es sein, eine “planetische Front der Gläubigen” zu schaffen, “um zur gegebenen Zeit alle sittlichen und religiösen Kräfte des Planeten gegen die beiden Geiseln einsetzen zu können, die uns zu verschlingen drohen: Den Klassenhaß und den Rassenhaß (vor allem den Antisemitismus, Verf.), den Bürgerkrieg und den Außenkrieg, den Weltumsturz und den Weltüberfall” (Izoulet). Dies alles natürlich im Sinne Israels (=Weltdiktatur Israels).

2. Eine konkrete Vision von der Annäherung der Religionen:

“1. Man muß die verschiedenen protestantischen Bekenntnisse einander näherbringen, um den protestantischen Block zu schaffen.
2. Man muß, wenn möglich, die Protestanten und die Katholiken einander näherbringen, um den Block der Christenheit zu schaffen.
3. Man muß die drei Töchter der Bibel, d.h, die drei Religionen des Christus, Moses und Mohammed, einander näherbringen, um den nicht-heidnischen Block zu schaffen.
4. Man muß endlich die Nicht-Heidentümer Europa-Amerikas dem einfältigen, doch großartigen Heidentümern Asien-Afrikas näherbringen” (Izoulet).

Von diesen 4 Punkten war 1925, wie Izoulet schreibt, gerade der erste Punkt in seiner Entwicklung. Izoulet beweist damit, daß die gesamte ökumenische Bewegung im Dienst des jüdischen Mosaismus oder Messianismus steht. Die Kabbalisten waren sich darüber klar, daß die verschiedenen Religionen in einem gestuften Verfahren einander angenähert werden müssen und nicht sofort in einem Topf verschmolzen werden konnten.

“…alle Wahrheiten können in Einklang gebracht werden, indem sie sich hierarchisch anordnen und indem sie synthetisiert werden” (d’Alveydre).

Wichtigster Kern- und Knotenpunkt dieses Prozesses des Zueinanderfindens der Religionen ist für Izoulet die Übereinstimmung der “drei Töchter der Bibel” bzw. der drei “Schwesterreligionen”. Denn es ist Israel,

“das in sich die unauslöschliche Hoffnung auf die Wiederversöhnung zwischen Christen, Juden und Moslems trägt und durch die drei lebendigen Zweige des Monotheismus hindurch auf die Wiederversöhnung der gesamten Menschheitsfamilie” (Jéhouda).

Folglich liegen die ökumenischen Bestrebungen des 20. Jhdts. vor allem im Interesse Israels. Die Propagandisten der Ökumene innerhalb der Katholischen Kirche sind daher nichts anderes als “juden-christliche Missionare” im Dienste des jüdischen Gottesreiches. Obwohl sich Izoulet dessen bewußt ist, daß zwischen den drei Religionen Abgründe herrschen, glaubt er an die Überbrückung dieser Abgründe. Inwiefern?

“Durch jene religiöse Umwälzung des 20. Jh., durch jene Wandlung der Kirche…” (Izoulet)

Izoulet erwartet in diesem Jahrhundert eine Umwandlung der Kirche, die den Abgrund zwischen Israel und der Katholischen Kirche auffüllen und ein neues Verhältnis zwischen beiden Religionen herstellen wird. Dieses erneuerte Verhältnis würde nach seiner Auffassung auch das Verhältnis zu den Moslems entschärfen.

“Eine Umwälzung in den übersinnlichen Beziehungen der Christenheit zu Israel muß unbedingt tiefgehende Rückwirkungen auf die Beziehungen zwischen Israel und den Islam haben” (Izoulet).

Tatsächlich zeigte sich nach dem Umschwung der Beziehungen zwischen Rom und Jerusalem seit dem II. Vatikanischen Konzil eine zunehmende Friedensbereitschaft zwischen Moslems (Ägypten, Palästina, Jordanien) und Juden. Doch in erster Linie bleibt der Ausgleich zwischen dem Christentum und dem Judentum entscheidend für die Errichtung des jüdischen Gottesreiches und den jüdischen Traum einer “Synarchie”, einer “Zusammenherrschaft” aller Nationen und Religionen in drei Gremien, die Wirtschaft, Gesetz und Religion umfassen und den Weltenbau eines vollkommenen Reiches darstellen.

“Für unsere zwei Gemeinschaften, für Israel und für die Christenheit ist der Friede der Lehrämter, deren Wiederherstellung in einem Gremium, in derselben Staatsmacht, der Eckstein des grandiosen Bauwerks, der im Prinzip in den beiden Testamenten und in deren Verheißung eines möglichst vollkommenen Reiches verankert ist” (d’Alveydre).

Wie aber sollte es möglich werden, gegensätzliche Institutionen wie Judentum und Christentum in einem Gremium zu vereinen, um das “möglichst vollkommene Reich” der kabbalistischen Bauleute, den aus “menschlichen Einrichtungen” bestehenden “geistigen Tempel von Jerusalem” zu errichten, damit sich die Verheißung von der kabbalistisch verstandenen “Einheit der Lehrämter” d.h. vom jüdischen Gottesreich erfülle?

III Der Weg zum jüdisch-messianischen Gottesreich

Zerstörung des Christentums oder Umformung des Christentums sind nur zwei Sehweisen, die jedoch dasselbe meinen. Der Katholik nennt es Zerstörung, der Jude meinetwegen “Umformung”:

“Nach meiner Meinung ist die sich enthüllende Zerstörung des Christentums letztlich nur ihre völlige Transformation, ihre völlige Transfiguration und ihre völlige Metamorphose” (Izoulet).

Es wäre töricht zu meinen, der Jude könne sich mit dem weltumspannenden Einfluß der Katholischen Kirche abfinden. Dazu hat diese seiner Auffassung nach kein Recht. Allein, wenn sie sich “wandelt”, könne sie weiterhin eine geistige Rolle spielen.

“Zu glauben, daß Rom, die Stadt der sieben Hügel . . . und die Stadt des Vatikans, notwendigerweise für alle Zeiten der Sitz der höchsten geistigen Macht hier unten bleiben könnte und müßte, ist meines Erachtens eine große Selbsttäuschung. Erdkundlich könnte sie es wohl; aber übersinnlich betrachtet – außer im Falle einer vollständigen Umwandlung – nie” (Izoulet).

“wenn der christliche Glaube auch weiterhin die neue Weltkultur durchsäuern soll, dann muß die bisherige Struktur seiner Verfassung wesentlich geändert werden” (Rosenberg).

“Ich weiß aus gewisser Quelle, daß Rom trotz seiner bewundernswerten Größe eine usurpatorische Stadt ist, welche nicht das wahre Jerusalem ist. Für den universellen Ruhm Gottes, wie im positiven Interesse der Menschen, muß Rom durch die Vorsehung umgewandelt werden” (Salvador).

Izoulet hebt den großen Gegensatz zwischen Kirche und Judentum hervor, dessen Überbrückung nur durch die Wandlung der Kirche ermöglicht wird: “Zwischen uns und Israel handelt es sich nicht nur um gewöhnliche Gegensätze des allgemeinen Rechtes, von denen sich die Schreibfehden nähren: es handelt sich um den Gegensatz zweier Übersinnlichkeiten, zweier entgegengesetzter Auffassungen vom Leben und dem Schicksal. Um diesen Abgrund nun aber überbrücken zu können, bedarf es einer Nachprüfung der Wertstufen der Religionen, und einer Wandlung der Kirche –

Und diese Umgestaltung der Kirche, welche auf jeden Fall unvermeidlich ist, wird durch das Einschreiten der jüngsten und höchsten Wissenschaft bestimmt werden, nämlich der Soziologie. . .” (Izoulet).

Um den Abgrund zum Judentum zu überbrücken, soll die Kirche den Wandel zur Soziologie, d.h. zum Diesseitsdenken, zu den Bedürfnissen der Gesellschaft, zu den Menschenrechten und zur Demokratie vollziehen. Sie soll sich um die Probleme der Armut, der Überbevölkerung, der Alphabetisierung, der Umwelt, der Fremdenfeindlichkeit und andere diesseitige Nöte kümmern. Auf diese Weise kann die Kirche zur sozialen Einheit der Welt und damit insgeheim zur Erfüllung des jüdischen Gottesreiches beitragen. Denn dies ist der eigentliche Grund für den Wunsch Israels nach einer “Umwandlung” der Katholischen Kirche.  . . .

Kirche wandelt sich mit Inkaufnahme eines totalen Identitätsverlustes zu einer neuen weltlichen “Sozial-Institution”, in der sich auch das Papsttum neu definiert:
“Das oberste Bischofsamt muß und kann sich zum Wohl der Universellen Kirche, d.h. des gesamten Sozialwesens, erheben” (d’Alveydre).

Dieses neue soziale Verständnis des Papsttums wird die Voraussetzung sein, unter der sich das Gottesreich, oder die “Synarchie” heranbilden wird. Denn die jüdische Herrschaft wird sich “ex cathedra”, d.h. unter dem Schutz des obersten Pontifex, festigen.  . . .

“Laßt uns jetzt untersuchen, wie in Rom die Situation des Papstes ist, in welchem ich den möglichen obersten Kirchenfürsten verehre, der fähig ist die universelle Kirche ins Leben zu rufen, aber in dem auch die Nationen zurecht nicht mehr den klerikalen Cäsar der Reichstruppen des lateinischen Klerus anerkennen” (d’Alveydre).

Die Rolle des künftigen Papstes wird sich von seiner früheren deutlich unterscheiden. Nach der neuen Definition wird der Papst, statt einer partiellen und klerikalen Kirche, Oberhaupt einer wahrhaft universellen und weltumspannenden Kirche im kabbalistischen Sinne sein.
Die Kabbalisten waren sich sicher, daß die definitive Lösung ihrer Mission von einem oder mehreren Päpsten herbeigeführt werde, die in Übereinstimmung mit dem esoterischen Programm der Kabbalisten die Kirche im Sinne und zum Nutzen des jüdischen Gottesreiches umwandeln würden.

“Sie (die definitive Lösung, Verf.) wird nicht von einem Papst des Glaubens oder der Pistis bewerkstelligt, sondern von einem Papst der Gnosis oder der esoterischen Wissenschaft – nicht von einem zeitlichen Papst, sondern von einem geistigen Papst, – nicht von Petrus . . ., sondern von Johannes, dem Apostel der Freiheit und der Liebe” (Abbé Roca).  . . .

Diese “Umwandlung” der Kirche . . . wird für manche alle Anzeichen einer vollständigen Zerstörung aufweisen . . .” (d’Alveydre).

D’Alveydre charakterisiert exakt die neue, “transformierte” Kirche,  . . . aber ganz neue Eigenschaften aufweist: Sie ist nicht mehr missionarisch, sondern ökumenisch.  Sie sorgt sich nicht mehr um das persönliche Heil, sondern um das soziale. . . .

D’Alveydre spricht von der “Verwandlung (transfiguration) des Papsttums in ein oberstes ökumenisches und akademisches Pontifikat”. Die Kirche ist fortan “katholisch” in einem neuen universellen und ökumenischen Sinn. Als solche hat sie eine neue Aufgabenstellung, die Izoulet so bezeichnet:
“Die Kirche ist oder muß ein Organ nicht der Emigration nach außen, sondern des Kreuzzuges nach innen sein” (Izoulet)

Dies bedeutet, die Kirche soll künftig nicht mehr missionarisch nach außen Zuwachs haben, sondern einen Kreuzzug nach innen führen, um alle Widerstandsnester, die sich der “transformierten”, neuen, ökumenischen Kirche verschließen, niederzuknüppeln und in Schach zu halten.  . . .

IV Die Wesenseigenschaften des jüdischen Gottesreiches

Das jüdische Gottesreich besitzt im wesentlichen vier Eigenschaften. Es ist:

1. ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.

Frieden bedeutet im jüdisch-messianischen Sinn eine letztgültige Lösung der jüdischen Frage:
“Und, durch die geistige Entwicklung des Menschen, bereiten Israel und die Welt das Kommen des Einvernehmens und des Friedens unter allen Menschen – die messianische Zeit – also implizit die Lösung des jüdischen Problems” (Jéhouda).

Gerechtigkeit
meint alle jene Gesetze, die in Zukunft Israel in alle seine Rechte einsetzen werden:
“…alle Gesetze, die die Gesellschaften der Zukunft regieren werden, und die auf unserem Planeten das Gottesreich, dessen Ankunft uns der Messias angekündigt hat, verwirklichen werden, und das nichts anderes sein wird als das gesegnete Reich der Gerechtigkeit und der Wahrheit, diese Gesetze sind jene die durch Moses auf dem Sinai, durch Jesus Christus auf dem Kalvarienberg und durch unsere Väter, die Riesen von 89, auf jenem anderen Sinai und auf jenem anderen Kalvarienberg der glorreichen Französischen Revolution veröffentlicht wurden . . . ”  (Abbé Roca).

Eine wahre Interpretation für das, was während der Französischen und allen anderen Revolutionen einschließlich des II. Vatikanums geschehen ist, gibt uns Izoulet, wenn er sagt, daß der wahre Sinn der Revolutionen sei,
“die falschen Eliten hinauswerfen, die wahren Eliten auf den Thron heben” (Izoulet).
Izoulet hält nämlich nichts von der sogenannten “Gleichheit”, die nur solange strapaziert wurde, als das Judentum noch nicht mit allen Bürgerrechten ausgestattet war. In Wahrheit ist Izoulet ein “Aristophiler” (Freund der Aristokraten), denn für ihn gebührt den Juden Thron und Weltherrschaft.

2. ein soziales Reich.

Die Vollendung, welche die jüdische Religion seinem Gläubigen verspricht, ist eine diesseitige und soziale: nicht das Heil eines Einzelnen im Jenseits, sondern den Triumph Israels auf Erden. Dies bezeugen die Aussagen der Kabbalisten:
“Der Mosaismus ist seinem Wesen nach eine staatsbürgerliche Lehre, d.h. eine weltliche Lehre” (Izoulet).  . . .

“Die Politik ist also die wahre Religion, die allumfassende und ewige Religion, die einzige und alleinige Religion” (Izoulet).

“Für mich ist das Übernatürliche und das Heilige nichts anderes, als das vertiefte Natürliche und Weltliche” (Izoulet).

“Es ist seine Religion, seine rein staatsbürgerliche und wissenschaftliche Religion, welche Israel seine Überlegenheit über alle Völker der Erde gibt!” (Izoulet).  . . .

Der Judaismus ist seinem Wesen nach eine “Welt”- Religion, ein Diesseitsglaube, der alles, was er in seinen Bann zieht, “verweltlicht”, säkularisiert. Die Lehre eines Karl Marx war nichts anderes als der Versuch, jüdisch-messianische “Heilsvorstellung” in einem konkreten System Wirklichkeit werden zu lassen.

“Er (Karl Marx) war von diesem alten hebräischen Materialismus beseelt, der ewig von einem auf der Erde verwirklichten Paradies träumte und allezeit die entfernte und problematische Hoffnung auf ein Eden nach dem Tode verwarf . .  .” (Lazare).

Der Judaismus entlarvt sich damit als die Basis für den neuzeitlichen Aufstand gegen Gott, als die Basis für die Revolution der Welt, was Izoulet mit dem Wort “Umwälzung” übersetzt und welche er nach seiner tiefsten Bedeutung definiert:
“Ungeheure Umwälzung, weil ich damit die Religion des Himmels auf die Erde hernieder steigen lasse” (Izoulet)

Ein anderes Wort für das “Hernieder steigen lassen des Himmels auf die Erde” vermittelt uns der Romancier F. Dostojewski in seinem Hauptwerk Die Brüder Karamasow:
“Der Sozialismus ist nicht nur eine Arbeiterfrage, sondern hauptsächlich eine atheistische Frage,
die Frage der gegenwärtigen Inkarnation des Atheismus, die Frage des Turmes zu Babel, der gerade ohne Gott gebaut wird, nicht zur Erreichung des Himmels von der Erde aus, sondern zur Niederführung des Himmels auf die Erde”.

Sozialismus ist in seinem Wesensgehalt identisch mit der jüdischen Doktrin eines zu errichtenden sozialen Gottesreiches. Diese Übereinstimmung und den jüdischen Ursprung des historischen Sozialismus zu versichern, wurde einer niemals müde, der selbst jüdischer Abstammung war und daher die nötige Kompetenz beanspruchen konnte, Dr. Alfred Nossig:
“Es darf nicht übersehen werden, daß die Juden zu den Vätern und Wegbahnern des Sozialismus gehören, daß schon ihre Urahnen für diese Ideale gekämpft haben” (Nossig).  . . .

Die Errichtung des sozialen jüdischen Gottesreiches erfolgt in “Umwälzungen”, “Revolutionen”. “Weltrevolution” ist nichts anderes als, daß die ganze Welt durch Umwälzungen eine neue Ordnung, eine neue Religion, eine neue Regierung, neue Machtverhältnisse erhält, die nicht “von oben”, von Gott, legitimiert werden, sondern von Israel, als dem vermeintlich berufenen und auserwählten Volk.

“Wir erwarten den neuen Himmel und die neue Erde. Neue Himmel, d.h. eine neue religiöse Verteilung – neue Erde, d.h. eine neue soziale Organisation. Es ist eine ganze Welt von Grund auf zu schaffen, eine ganze Regierungsform zu organisieren . . .” (Abbé Roca).

Im anbrechenden jüdisch-sozialen Gottesreich wird der Himmel auf die Erde herabgeholt. Nun wird man auch besser verstehen, weshalb die Kabbalisten ein neues Christentum, eine neue Kirche und ein neues Papsttum planten, die sich künftig auf dem sozialen Feld zu bewähren hätten, wollten diese Institutionen auch im neuen Zeitalter weiterhin Gültigkeit beanspruchen. Auch wird jetzt verständlich, wie das Aussehen der “gereinigten” monotheistischen Religionen, von denen Jéhouda sprach, vorstellbar ist.  . . .

In diesem Sinne ist auch der Ökumenismus zwischen den Religionen nichts anderes als ein sozialer Friede, der jegliche Störung, d.h. jeden Proselytismus bzw. jede missionarische Tätigkeit ausschließt.
Dies meint auch d’Alveydre, wenn er in Bezug auf die Einigung der Religionen verkündet, daß dieser religiöse Friede in Iod-Hé-Vau-Hé (IHVH oder Jahwe) durch den sozialen Geist Jesu Christi” Wirklichkeit werden wird. IHVH ist das Kürzel für den jüdischen Messianismus und der “soziale Geist Jesu Christi”
Sinnbild für den neuen Weg, den das Christentum in der revolutionären Phase vor der Errichtung des Gottesreiches zu beschreiten hat. Die Verwandlung des Christentums und der Kirche in soziale oder sozialistische Institutionen, d.h. das Herniederziehen des Christentums auf die Ebene des Judentums, hat eine Schlüsselfunktion für die Entwicklung Israels zur geistigen Weltmacht.
Israel wird nach Meinung Izoulets nur dann an die Spitze der Vereinigung der drei Töchter der Bibel gelangen,
“wenn das Christentum, welches bis dahin nur nach dem himmlischen Leben trachtete, auf die Erde herniedersteigt und sich dazu bekehrt, dort das Reich Gottes zu suchen, wie es die jüdische Lehre vorschreibt” (Izoulet)

Israel wird nur durch die Zerstörung bzw. Umwandlung der Kirche hindurch seine messianischen Pläne verwirklichen können. Hier wird deutlich, welche Bedeutung dem II. Vatikanischen Konzil und der postkonziliaren Entwicklung zukommt.  . . .

3. ein künftiges Reich.

Es ist von nicht geringer Bedeutung, daß der Aspekt eines “zukünftigen” Gottesreiches in den kabbalistischen Schriften hervorgehoben wird.

“Indem sie in jeder Epoche die monotheistische Lehre erneuern, nähern die Juden immer mehr die gesamte Menschheit dem messianischen Zeitalter, zu dem hin uns die Vorsehung vorantreibt” (Jéhouda).

“Die Kabbala lehrt uns nach den von der Tradition gelieferten Regeln zu denken, dеп Blick fortwährend auf die Zukunft gerichtet” (Jéhouda).

Die Blickrichtung des Judentums auf das messianische Zeitalter ist starr nach vorne gerichtet, progressiv, in intensiver Erwartung. Je mehr sich jüdisch-messianischer Geist in der Welt durchsetzen wird, werden Geschichte, Tradition, Konservativismus, Fundamentalismus, Statik und Alter verpönt, – dagegen Dynamik, Jugend, Progressismus, Revolutionismus, Zukunftsforschung und neue Trends gefragt sein. Ein neues Denken wird alles aus der Perspektive der Zukunft, die allem Wandel aufgeschlossen ist, erörtern. Hier zeigt sich der diametrale Unterschied zum Christentum. Inwiefern nun die römisch-katholische Kirche seit dem Pontifikat Johannes XXIII. und dem II. Vatikanischen Konzil die Merkmale der von den Kabbalisten gewollten Umwandlung an sich trägt, zeigen die folgenden Kapitel auf.

D Das jüdisch – messianische Antlitz der postkonziliaren Kirche

I  Das ’89 der Kirche oder das Reich der Gerechtigkeit

Die das Wesen des II. Vatikanischen Konzils exakt zum Ausdruck bringende Kurzform vom 89′ der Kirche (Kardinal Suenens) zeigt an, daß dieses Konzil dasselbe Ziel verfolgte wie die Französischen Revolution. Es wollte wie die politische Revolution die “Barriere der Trennung zwischen Juden und Christen niederreißen” (Darmesteter), dem “Judaismus überall Zugang verschaffen” (Darmesteter) und “Israel den Weg der Macht bereiten” (Izoulet).
Dies war der eigentliche Sinn des Konzils und ebendies hat das Konzil auch erreicht bis hin zum Austausch der “Eliten”, der nach Izoulet die Revolutionen kennzeichnet.
Kann es reiner Zufall sein, daß mit Papst Paul VI. und Johannes Paul II. zwei jüdisch-stämmige Kleriker auf den Papstthron gelangten, die beide die Judaisierung des Glaubens, vor allem in der Form des Ökumenismus, in hohem Maße gefördert haben?
Oder faßt man die Kardinalserhebungen der letzten Jahre ins Auge. Da wird ein potentieller Irrlehrer wie Hans Urs von Balthasar oder ein Theologe wie Henri de Lubac, der den Unterschied zwischen Natur und Gnade in seiner Theologie verwischt, zum Kardinal kreiert. Dasselbe Fragezeichen läßt sich bei Yves Congar, dem französischen Förderer des Ökumenismus, anbringen, dessen Ernennung zum Kardinal im Monat November des Jahres 1994 bekannt gegeben wurde. Gleichzeitig werden Prälaten, Priester und Laien geächtet, die sich zum vorrevolutionären, d.h. vorkonziliaren Glauben bekennen. Ist dies nicht der Austausch der Eliten, von dem Izoulet spricht – die Bevorzugung der revolutionären Förderer der naturalistischen, ökumenistischen und sozialistischen Inhalte einer judaisierenden Theologie – die Verfolgung der Förderer der bisherigen Tradition der Kirche.

Es wäre jedoch völlig verfehlt, die Revolution in der Kirche mit dem II. Vatikanum beginnen zu lassen. Der Initiator des Konzils, der diese Revolution “von oben” her ermöglichte, war Papst Johannes XXIII. Mit seinem Zuruf an die Juden “Ich bin Joseph – Euer Bruder” und mit der Streichung des “treulos” aus den Karfreitagsbitten (‘pro pedis Judaeis’) hatte er ein Signal gesetzt, auf das hin der Kontakt zwischen der Kurie und dem Judentum auf höchster Ebene einsetzte. Durch diese Kontakte konnten führende Juden ihre Erwartungen in Bezug auf das kommende Konzil formulieren. Aus diesen Anfängen hat sich der jüdisch-katholische Dialog in Verbindungskomitees und Kommissionen institutionalisiert. In diesen Komitees treffen sich Christen und Juden auf gleicher Ebene und beraten künftige Entwicklungen innerhalb der Kirche.

Die projüdische Haltung Papst Johannes XXIII. machte deutlich, daß der oberste Pontifex die “Rechte des Menschen”, von denen er in seiner Enzyklika “Pacem in Terris” sprach, im Geiste der Französischen Revolution interpretierte.
Denn es war die “Erklärung der Menschenrechte”, die den Juden während der Französischen Revolution den Eintritt in die christliche Gesellschaft ermöglichte. Nun war durch einen Papst dasselbe für die religiöse Ebene ermöglicht worden, was zuvor auf der politischen geschah – die Verbrüderung mit den Juden. Nicht umsonst spielte Abbé Roca auf die wahre Bedeutung der “Erklärung der Menschenrechte” an, indem er erklärte, daß diese “auf jenem anderen Sinai und auf jenem anderen Kalvarienberg der glorreichen Französischen Revolution” veröffentlicht wurden.
Damit wollte er sagen, daß diese Menschenrechte eine “jüdisch-messianische” Bedeutung haben und das Judentum ihrer Bestimmung, über die Völker zu herrschen, näher brachten. Aus diesem Grund warnte der bekannte jüdische Konvertit Joseph Lémann eindringlich vor der “in den Logen der Geheimgesellschaften ausgearbeiteten” Erklärung der Menschenrechte, indem er schrieb:

“Man nehme sich in Acht: In der Annahme des Menschen und der Menschheit als Basis für ein Zusammentreffen mit dem Juden, begibt sich der Christ notwendigerweise herab, nicht aus Demut, sondern aus dem Vergessen seiner christlichen Würde; er degradiert sich, er begibt sich in einen minderwertigen Rang, um sich auf dem Niveau des Juden zu treffen, welcher im Gegenteil emporsteigt und erhöht wird. Ja, wir haben den Mut es zu sagen, von allen Verträgen und Tauschgeschäften mit den Hebräern, hat der Christ niemals etwas derartig Verendetes und Vernichtendes zustande gebracht. Es ist das Verlassen des Übernatürlichen, dieses nicht nur himmlischen, sondern auch irdischen Vorteils, der dem Christ zugute kommt und der seine Überlegenheit ausmacht; er verwarf die Perle des Evangeliums! . . .”

Diese im individuellen Bereich vernichtenden Folgen, sah Lémann auch für den sozialen Bereich:

“Durch diese Erklärung wird der Israelit . . . autorisiert sein, sich überall zu präsentieren, überall zu konkurrieren und zu intrigieren und um jeden Posten in der Gesellschaft zu wetteifern. Man kann ihm nichts mehr untersagen, ihm nichts mehr entziehen oder verwehren, was es auch sei. Wenn die Umstände oder der Ehrgeiz ihn in die Nähe des Thrones lenken und sogar auf die höchste Stufe, wer wird ihm den Zugang verwehren können?. . . und heute Bürger, werden sie morgen die Herren sein, ja, sie sind es schon.”

Die Kabbalisten haben die Befürchtung des konvertierten Juden bestätigt, indem sie durchblicken ließen, daß der revolutionäre Gleichmachungsprozeß die Aufgabe hat, das Christentum zu zerstören und die jüdische Herrschaft vorzubereiten:

“…nur ein Teil der Menschen wird erkennen, welche Bedeutung die kommende soziale Revolution in Gottes Plan hat, nämlich die unfruchtbaren Systeme (Christentum), deren Zeit vorbei ist, zu beseitigen, und die Welt durch einen großen Gleichmachungsprozeß für die (jüdische) Tausendjahrherrschaft der Gerechtigkeit vorzubereiten” (Russell).

Joseph Lémann bezeichnete daher die Menschenrechte zurecht als das “Trojanische Pferd” für die Französische Gesellschaft. In gleicher Weise kann man die Anerkennung der Menschenrechte durch Papst Johannes XXIII. als den Einlaß des Trojanischen Pferdes in die Stadt Gottes betrachten. Lémann brachte den treffenden Vergleich:
“In Jericho marschierten die Gottesrechte mit dem Klang der Posaunen vor Israel her; in Frankreich sind es die Menschenrechte mit der revolutionären Axt, die ihm den Weg ebneten”. In Rom war es Papst Johannes XXIII., der die Mauern zwischen Juden und Christen zum Einsturz und es zu jener Entwicklung brachte, die Juden und Christen in Kommissionen und Komitees an einen Tisch zusammenkommen ließ.

“Diese Entwicklung ist allerdings nicht denkbar ohne die Öffnung des kirchlichen Bewußtseins und Geistes für ein brüderliches Verhältnis durch Papst Johannes XXIII. (1958-63). Gerade das Erbe des jüdischerseits so geschätzten Papstes zu übernehmen, ist erklärtes Anliegen von Papst Johannes Paul II, der bald nach Antritt seines Pontifikates 1978 eigene Akzente setzte” (Rendtorff/Henrix).

Papst Paul VI. mißachtete ebenso die Mahnung Joseph Lémanns auf der Ebene des Menschen oder der Menschheit mit dem Judentum zusammenzuarbeiten:

“Daher wünschen wir allen Ernstes, daß die Weisungen des Vatikanischen Konzils so in die Praxis umgesetzt werden, daß Christen und Juden dank der Entwicklung eines besseren Verständnisses und eines tieferen Respekts untereinander imstande sind, für die Förderung des Friedens und des Wohlergehens der ganzen Menschheit zusammenzuarbeiten” (Paul VI. an das American Jewish Committee, 31.3. 1971).

Es ist deutlich geworden, daß sich innerhalb der Kirche dasselbe Geschehen auf religiöser Ebene wiederholt, was sich in Frankreich auf politischer ereignet hatte. Welche vernichtenden Folgen dies für die Kirche haben wird, deutet sich an in jenem Satz von Bernard Lazare, mit dem er auf die Konsequenzen einer Gleichstellung des Juden auf politischem Gebiet hingewiesen hat:
“An dem Tag, an dem der Jude eine (staats)bürgerliche Funktion bekleidete, war der christliche Staat dem Untergang geweiht” (Lazare).

Lazare bezeichnet den Juden als antiklerikal. Wird nicht auch die Kirche an dem Tag dem Untergang geweiht sein, da der Jude in den ökumenischen Komitees oder sogar innerhalb der Kirche (Österreicher, Baum, Lustiger, Montini, Wojtyła) eine Funktion bekleidet?

Wenn nach Lazare die liberalen Juden in der Politik  “. . .entchristlicht haben oder zumindest die Verbündeten jener waren, die zur Entchristlichung drängten”, so ist gleichfalls festzustellen, daß die Reformen der Kirche seit der Verbrüderung mit dem Judentum nichts als Apostasie und Entchristlichung hervorgerufen haben. Wer die innere Logik des jüdischen Messianismus begreift, wird sich über die Ergebnisse der brüderlichen Zusammenarbeit nicht wundern.
Reich der Gerechtigkeit als Kennzeichen des jüdischen Messianismus besagt, alles zu fördern, was vorteilhaft ist auf dem Weg zum jüdischen Gottesreich und alles zu fördern, was schädlich ist für das Konkurrenzunternehmen Christentum”.

Die mit Papst Johannes XXIII. beginnende Entwicklung der Verbrüderung von Juden und Christen war von den “Propheten” des jüdischen Messianismus seit langem vorauserwartet, denn Joseph Salvador schrieb 1880, daß zum künftigen Wiederaufbau des jüdischen Gottesreiches der Plan schon gefunden sei. Es ist nämlich Aufgabe des neuen Geistes im neuen Zeitalter “Rom das Jerusalem des Mittelalters, an seine Brust zu drücken; es ist seine Aufgabe es den Hügeln des Aventin und des Kapitol zu entreißen und es aus der Mitte Latiums in das Herz Palästinas zu verpflanzen” (Salvador).

Dieses an die Brust drücken, das Zeichen der Verbrüderung, sollte den jüdisch-messianischen Bestrebungen letztlich zum Ziel verhelfen. Auch Papst Paul VI., selbst jüdischer Abstammung, öffnete sich vorbehaltlos der jüdisch-christlichen Verbrüderung.
Am 24. 11. 1976 ließ er in einer Ansprache an den Zweig einer jüdischen Geheimgesellschaft, an die “Anti-Defamation League of B’nai B’rith”, folgenden Satz verlauten:
“Ja, der Gott der Gerechtigkeit und des Friedens, der Herr über das Leben, ist unser gemeinsamer Vater und der Ursprung unserer Verbrüderung“.

Ob dieser Gott der Gerechtigkeit und des Friedens etwa der Gott der Christen, oder nicht vielmehr der Urheber des jüdischen Gottesreiches ist, darf man sich mit Recht fragen. Der Papst wollte uns nicht im unklaren lassen und fuhr fort:
“Im Geiste der Propheten werden Juden und Christen bereitwillig zusammenarbeiten und sich auf allen Ebenen – auf der örtlichen, nationalen, internationalen – um soziale Gerechtigkeit und Frieden bemühen”.

Hier ist er wieder, der “auf die Erde herniedergelassene Himmel”, die soziale Gerechtigkeit. Der “Geist der Propheten”, der hinter dieser sozialen Gerechtigkeit steckt, ist schnell ausgemacht, wirft man einen Blick in die “Protokolle der Weisen von Zion”:

“Die Propheten haben uns gelehrt, daß wir (die Juden) von Gott selbst zur Herrschaft über die ganze Welt auserwählt wurden” (Die Geheimnisse der Weisen von Zion, Gottfried zur Beek, Charlottenburg,1919 S.18).

Wußte der Papst, daß er mit seinen Worten die Ideen des jüdischen Messianismus verkündete und sich damit auf den Boden der Revolution stellte?
Sein Nachfolger Papst Johannes Paul II. hatte in einer Ansprache an die “Anti-Defamation League of B’nai B’rith” vom 22. 3. 1984 denselben Gedanken noch einmal aufgegriffen:
“Und gewiß gründet die große Aufgabe, Gerechtigkeit und Frieden zu fördern – das Zeichen der messianischen Zeit in der jüdischen und christlichen Tradition – ihrerseits auf dem großen prophetischen Erbe”.

Die Vorstellung von Gerechtigkeit und Friede, die im Judentum und Christentum eine völlig verschiedene Bedeutung haben, werden vom Papst gleichgesetzt, als ob Natur und Übernatur, Diesseits und Jenseits nicht unterschieden werden müßten.
Bernard Lazare zeigt den wahren Hintergrund der “Zeichen der messianischen Zeit in der jüdischen Tradition” auf:
“sie (die Juden) träumten von dem Tag, der ihr erlittenes Unrecht und ihre Schmach rächen würde, von dem Tag, an dem der Böse (Christ) zu Boden geworfen und der Gerechte (Jude) erhöht würde: vom Tag des Messias. Das messianische Zeitalter sollte für alle diese Armen (Juden) das Zeitalter der Gerechtigkeit sein” (Lazare).

Die Erhöhung des Juden und das “zu Boden werfen” des Christen ist der eigentliche Inhalt des jüdisch-messianischen Zeitalters. Unter Gerechtigkeit versteht der Jude z.B., daß der Christ alles aus seiner Religion ausmerze, was ihn, den Juden in einem ungünstigen Licht erscheinen läßt. Deshalb wurde bereits während des Pontifikates Papst Johannes XXIII. von jüdischer Seite folgender Wunsch an den Papst herangetragen:
“Es handelt sich vor allem darum, die letzten Spuren des Antisemitismus aus der christlichen Lehre zu entfernen” (Jéhouda).

Wie der Jude unter christlicher Herrschaft die Stellen des Christenhasses aus dem Talmud zu entfernen hatte, so muß der Christ nun unter jüdischer Herrschaft die Anreize zum “Judenhaß” beseitigen. Diesem Wunsch war die ‘Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum’ getreu nachgekommen und veröffentlichte im Artikel 4 der Richtlinien und Hinweise für die Durchführung der Konzilserklärung “Nostra Aetate” vom 1. 12. 1974:

“Im Hinblick auf dieses Dokument mag hier die einfache Erklärung genügen, daß die geistlichen Bande und die historischen Beziehungen, die die Kirche mit dem Judentum verknüpfen, jede Form des Antisemitismus und der Diskriminierung als dem Geist des Christentums widerstreitend verurteilen…” (Richtlinien und Hinweise zu “Nostra Aetate”.

Die jüdischen Dialogpartner hatten ihre katholischen Brüder dadurch eingeschüchtert, daß sie behaupteten, die Kirche habe durch ihren 2000 Jahre währenden “Antijudaismus” die Grundlagen für die Judenverfolgung des Dritten Reiches geschaffen.
Die Verlogenheit und Verkehrtheit dieser Argumentation zeigt sich darin, daß gewisse Restriktionen, die die Juden zu ertragen hatten, auf ihren von Anfang an währenden Christenhaß zurückzuführen waren und zum Schutz der christlichen Gesellschaft dienten. Dieser jüdische Christenhaß war den frühen Christen keineswegs unbekannt.
Der Hl. Augustinus schrieb in seinem “Gottesstaat”, als er die Haltung des Philosophen Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.) zu den jüdischen Mysterien behandelte:
“Der Christen jedoch, die schon damals dem Juden äußerst verhaßt waren, wagte er (Seneca) weder in günstigem noch in ungünstigem Sinne zu gedenken…” (Hl. Augustinus).

Selbst Bernard Lazare gibt zu, daß im Frühchristentum
Juden die Christen vor die Gerichte schleppten und Juden sich bei der Hinrichtung des Hl. Bischofs Polykarp als die Eifrigsten erwiesen, den Scheiterhaufen für den Bischof aufzurichten. Nicht christlicher Judenhaß, sondern der prinzipielle jüdische Christenhaß war die Ursache für die Verteidigung der christlichen Gesellschaft und des historischen “Antijudaismus”. Diese Tatsache wurde im gesamten postkonziliaren Dialog verschwiegen.

Darüberhinaus ist zu bemerken, daß der Ausdruck “Antisemitismus” die ganze Thematik, die dahinter steht, in ein falsches Licht rückt, da es sich hier von christlicher Seite gesehen nicht um ein “rassisches”, sondern um ein doktrinäres Problem handelt. Man beabsichtigt die gefühlsmäßige Verknüpfung irgendeines Vorbehaltes gegen das Judentum mit der Judenverfolgung im Dritten Reich herzustellen. Wer den Herrschaftsanspruch des Judentums ablehnt, wird sofort auf die Ebene eines “Judenschlächters” versetzt. Ein genialer Schachzug! . . .

Unter dem Schlagwort vom “Antisemitismus” mit all den geistigen Barrieren, die mit diesem Wort aufgebaut wurden, erfolgt im christlichen Denken ein weitreichender Umbau, der vom Freispruch des jüdischen Volkes vom Gottesmord bis zu antitrinitarischen Tendenzen in Theologie und Liturgie reichen. Das Reich der Gerechtigkeit erfolgt durch “Umwälzungen” zugunsten des Juden, zum Nachteil des Christen.

Neben der Erhebung der Juden zu Brüdern, dem Abbruch der Barrieren und Vorurteile zwischen Juden und Christen (zugunsten der Juden) und der Verdammung der den Juden unangenehmen Details in der christlichen Lehre, ist noch eine Entwicklung hervorzuheben, die für das jüdische Reich der Gerechtigkeit von großer Bedeutsamkeit ist, die Rückkehr des Weltmittelpunktes nach Zion.
Salvador hatte es in Worte gefaßt:
Rom, das Jerusalem des Mittelalters müsse den Hügeln des Aventin und des Kapitol entrissen und in das Herz Palästinas verpflanzt werden. Die Kabbalisten hatten es immer gelehrt, daß im messianischen Zeitalter Jerusalem der Mittelpunkt der Welt sein werde:
“Jerusalem wird der Herrschersitz in der neuen Ordnung werden und die Stadt des großen Königs sein” (Russel).  . . .

Dieses neue Jerusalem sollte als Fundament “das Personelle und Materielle aller aktuellen Zweige der positiven Religion” (Salvador) umfassen. Der “Hausvater” im Herzen Palästinas “werde sein Haus vergrößern müssen” und die verschiedenen Zweige “empfangen und diese festlich empfangen” (Salvador). Der Hinweis auf dieses Jerusalem der vielen Religionen im Sinne Salvadors war ein immer wiederkehrendes Thema in den Reden Papst Johannes Pauls II:
“…möchte ich . . . alles, was in meiner Macht steht tun, daß die Stadt Jerusalem als harmonischer Mittelpunkt für die Anhänger der drei großenmonotheistischen Religionen, des Judentums, des Islams und des Christentums garantiert wird” (Johannes Paul II).  . . .

Ich denke an den Tag, an dem Juden, Christen und Muslime in Jerusalem miteinander den Friedensgruß austauschen können, den Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten an die Jünger gerichtet hat: “Friede sei mit euch! “(Johannes Paul. II).

Für Papst Johannes Paul II. ist Jerusalem das Zentrum des Monotheismus, der Einheit der Menschheit und des künftigen irdischen Friedensreiches. Die Übereinstimmung der päpstlichen Äußerungen mit den jüdisch-messianischen Zielsetzungen der Kabbalisten wirft die dringende Frage auf, ob hier nicht jene Voraussage Saint-Yves d’Alveydres zutrifft, der die Synarchie ‘ex cathedra’ unter dem Schutz des obersten Pontifikates, unter einem Papst der für alle Judenchristen zugänglich ist, Wirklichkeit werden sah.

Das jüdisch-messianische Reich der Gerechtigkeit, der Versuch des Judentums seine angestammten Rechte wieder zu erlangen, hat dank seiner “juden-christlícher Missionare” (d’Alveydre), als solche sich die Päpste seit Johannes XXIII. benommen haben, mächtig an Boden gewonnen und seine offensichtlichen Spuren in der postkonziliaren Kirche hinterlassen.
Anders als im Streben für ein Reich der Gerechtigkeit, d.h. nach dem jüdischen Weltherrschaftsanspruch, steht im Streben nach dem Reich des Friedens die Suche nach der Eìnheit der künftigen Welt im Vordergrund.

II Der Ökumenismus oder das Reich des Friedens

Ebenso wie die Französische Revolution oder das II. Vatikanische Konzil ist die Ökumenische Bewegung ein weiterer Schritt auf das jüdische Gottesreich zu. Die Ökumenische Bewegung selbst ist noch nicht das Gottesreich. Wer sich eine Vorstellung vom jüdischen Gottesreich machen möchte, sollte die “Utopien” eines Johann Valentin Andreae oder eines Francis Bacon lesen. Die Ökumenische Bewegung ist ein Weg, um, wie Izoulet sagte, die Welt zur geistigen Einheit zu führen.
Denn Israel ist dazu auserwählt, nachdem es bereits die Herrschaft über die materiellen Güter besitzt, auch als der “Befrieder des Planeten” (Izoulet), als die geistige Führungskraft der Menschheit aufzutreten. Die zur Erreichung dieses Zieles angewandte Taktik unterscheidet sich nicht von jener, die während der Französischen Revolution mit Erfolg getestet wurde. Statt der Bürger wurden diesmal die Religionen gleichgeschaltet. Durch diesen Gleichmachungsprozeß wurde das Christentum abgewertet und die übrigen Religionen, darunter das Judentum, aufgewertet. Nicht die bürgerliche Freiheit, sondern die religiöse, die “Religionsfreiheit” sollte die Basis für das Judentum abgeben, um zur geistigen Führungskraft in der Welt zu avancieren.
“Freiheit in der menschlichen Gesellschaft” forderte daher das II. Vatikanische Konzil für die Religionen:

“Diese Forderung nach Freiheit in der menschlichen Gesellschaft bezieht sich besonders auf die geistigen Werte des Menschen und am meisten auf das, was zur freien Übung der Religion in der Gesellschaft gehört” (Dignitatis Humanae).

Die Lehre der Religionsfreiheit des II. Vatikanischen Konzils wurde vor allem auf der Basis der Würde der menschlichen Person errichtet. Dies bedeutet erstens Verrat an der katholischen Wahrheit, ein Abrücken von der Offenbarung als Richtschnur und ein Herabsteigen von der Würde als Christ, wie Joseph Lémann sagen würde.
Joseph Lémann hatte ausdrücklich davor gewarnt, sich für ein Zusammentreffen mit dem Juden auf die Ebene des Menschen, der menschlichen Person oder der Menschheit zu begeben. Denn auf dieser Ebene muß der Christ feststellen, was sehr wenigen bekannt ist, daß der Jude von der Würde der menschlichen Person eine ganz eigene und egoistische Vorstellung besitzt.
Der Exeget Jacob Jervell zog das Fazit aus seinen Studien der rabbinischen Auslegung von Gen. 1, 26 ff. über die Gottebenbildlichkeit des Menschen:
“Die verschiedenen Auslegungen haben gemeinsam, daß Gottebenbildlichkeit nur in Israel zu f ïnden ist, weil Israel die Menschheit, der Israelit der Mensch schlechthin ist. Das Humanum wird also ganz von dem Gesetz und dem Israelgedanken bestimmt” (Jervell).

Auf der Basis der Gleichheit der Religionen wird es also von vornherein eine Religion geben, die, wie Orwell so schön sagte, “gleicher” als die anderen sein wird. . . .

Das werden sich die Juden nicht zweimal sagen lassen, ihre Fähigkeiten zur Herstellung der Neuen Weltordnung zu zeigen. Auch die Moslems möchten gerne ihre Fähigkeiten beweisen in der christlichen Gesellschaft mitzuregieren.
Man kann an diesem Beispiel sehen, welche verheerende Folgen die Erklärung der Religionsfreiheit in der christlichen Gesellschaft haben mußte, und welch ein Verrat mit dieser Erklärung begangen wurde.  . . .

Die verschiedenen Religionen sollten sich zu einer “Religion der Zukunft” umbilden, deren Fundamente, wie der Kabbalist Abbé Roca geschrieben hatte, allein “eine Synthese aller gereinigten, angenäherten und in ihren Symbolen geeinten Religionen sein kann”.

Die Kabbalisten haben dafür einen zweifachen Fahrplan entwickelt. Zuerst müssen sich die Religionen einer Reinigung, bzw. einer Umwandlung unterziehen.  . . . Ehe das Christentum nicht weitgehend zerstört ist, wird das jüdische Gottesreich nicht Wirklichkeit werden.

Der zweite Schritt in der kabbalistischen Planung besteht in der Annäherung der verschiedenen Religionen durch Blockbildungen, indem Protestanten untereinander, Katholiken und Protestanten, die monotheistischen Religionen untereinander und heidnische Religionen mit nicht-heidnischen auf gleicher Ebene in Kontakt treten und nach Formen der Einheit suchen.

Der Prozeß der Reinigung der Religionen vollzieht sich nicht selbstständig, sondern gerade im Dialog mit und in der Annäherung an die anderen Religionen. Mit der offiziellen Anerkennung des Ökumenismus in der Katholischen Kirche durch Papst Johannes XXIII. wurden sehr schnell die ersten Umwandlungen in der Zusammensetzung der kirchlichen Institutionen und in Bezug auf bisherige Lehrauffassungen deutlich. Nach d’Alveydre würde sich der orthodoxe Katholizismus sowie das oberste Pontifikat für alle Kulte und Rassen öffnen, um sie im sozialen Geist zu einen. Diese Öffnung vollzog sich mit der Einrichtung der verschiedenen Sekretariate, die sich um die Belange “für die Einheit der Christen” und “für die Nichtchristen” zu sorgen hatten.  . . .

Für Papst Johannes Paul II. stellte es kein theologisches Problem dar, von Judentum, Christentum und Islam als den drei Religionen zu sprechen, die “der Welt den Glauben an den einen, unaussprechlichen, uns ansprechenden Gott schenken durften und stellvertretend für die ganze Welt ihm dienen wollen” (17. 11.1980 an die Rabbinerkonferenz in Mainz).

Am 12.3. 1979 sprach derselbe Papst von den “drei monotheistischen Religionen” und am 20.4. 1984 von der “gemeinsamen monotheistischen Glaubensüberlieferung”. Inzwischen ist die Bedeutung des Blocks der monotheistischen Religionen in das Bewußtsein der Menschen eingedrungen, wie es sich Izoulet ausgedacht hatte.  . . .

Eine ganz wesentliche Umwandlung zeigte sich in der Absicht, wie den anderen Religionen zu begegnen sei. Die Absicht der “Mission” wich der Form des “Dialoges”.
Wie die Umkehrung von Neben- und Hauptzwecken in der neuen Auffassung von Mission den übernatürlichen Charakter der ‘Bekehrung zum wahren Glauben’ eliminierte, zeigt die “Magna Charta’ der postkonziliaren Missionstätigkeit “Dialog und Mission” von 1984. Es heißt darin zwar ausdrücklich, daß dieses Dokument “ein dem Evangelium entsprechendes Verhalten gegenüber dem Andersgläubigen fördern möchte”, und es wird betont, daß die Kirche ihrem Wesen nach “missionarisch” ist. Was aber dieses Papier unter dem katholisch klingenden Vokabular wirklich versteht, beweist die Umwandlung und Reinigung des postkonziliaren Missionsverständnisses. Hatte nicht Abbé Roca davon gesprochen, daß das reine Christentum der reine Sozialismus sei?
Anklänge dafür liefert uns “Dialog und Mission”, das
“das Eintreten für den Menschen, für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenrechte bezeichnet, auch die Änderung ungerechter sozialer Strukturen” (Dialog und Mission).

“Dazu kommt dann der konkrete Einsatz im Dienst am Menschen und alles Wirken für sozialen Fortschritt, auch der Kampf gegen die Armut und die Strukturen, die sie hervorrufen” (Dialog und Mission).

“Eine weitere Ebene bildet der Dialog der Werke und Zusammenarbeit für Zielsetzungen humanitären, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Charakters, die auf die Befreiung und Förderung des Menschen hinzielen. Das geschieht häufig in örtlichen, nationalen und internationalen Organisationen, wo Christen und Anhänger anderer Religionen gemeinsam die Probleme der Welt aufgreifen” (Dialog und Mission).

Die Form dieses missionarischen Verständnisses ist reichlich geprägt von dem Gedanken, daß das Christentum sich “dazu bekehrt, dort das Reich Gottes zu suchen, wie es die jüdische Lehre vorschreibt”, nämlich indem es “auf die Erde herniedersteigt” (Izoulet).

Die postkonziliare Mission verwirklicht sich laut “Dialog und Mission” in der folgenden Reihenfolge:

1. durch das Lebenszeugnis des Christen;
2. im sozialen Dienst am Menschen;
3. in Gebet und Kontemplation;
4. im Dialog mit den Andersgläubigen;
5. in der Verkündigung und Katechese.

Man vermißt eine klare Aussage zur Bekehrung der Andersgläubigen zum wahren Glauben, stattdessen wird fortwährend ein “vielschichtiges” Bild von Mission entworfen. Es ist eindeutig, daß durch diese Zergliederung eine Umschichtung der Missionszwecke vorgenommen wird. Soziales Engagement und Dialogbereitschaft nehmen einen beherrschenden Raum im neuen Missionsverständnis ein. Der sogenannte “Proselytismus”, die Bekehrung Andersgläubiger soll durch den Dialog ausgeschaltet werden, denn der Dialog setzt keine Wahrheit mehr voraus  . . .

Vergleicht man die oben aufgeführte Gliederung der Missionstätigkeit in fünf Punkten mit jener Definition, die der jüdische Kabbalist Rosenberg von Mission entwarf, so finden sich erstaunliche Übereinstimmungen:
“Mission heißt hier einfach ‘Beispiel geben’ durch tätige Liebe, durch die Wahrung des Friedens, . . . , durch Solidarität auch mit den Nichtchristen als Menschen . . . Jedoch wird jede Weise von Proselytenmacherei, von Überzeugenwollen ausgeschlossen sein” (Rosenberg).

Die Bekehrung der Ungläubigen, zuvor Hauptbestandteil der Mission, wird eliminiert. Anstatt diejenigen zu Christus zu führen, die von ihm entfernt sind, zeigt man sich solidarisch und beseitigt die Barrieren, die eine soziale Annäherung verhindern. Wie man die Barrieren bereits in seinem Kopf beseitigt, zeigen die Verkünder einer ‘neuen Theologie’. Die von Papst Johannes Paul II. vertretene Lehre von der Allerlösung nähert alle Menschen einander an, indem diese als bereits von Christus erlöst betrachtet werden:
Der Mensch . . . ist von Christus erlöst worden. Christus ist mit jedem Menschen, ohne Ausnahme, in irgendeiner Weise verbunden, auch wenn sich der Mensch dessen nicht bewußt: Christus, der für alle gestorben und auferstanden ist, schenkt dem Menschen – jedem einzelnen und allen zusammen – fortwährend Licht und Kraft durch seinen Geist, damit er seiner höchsten Berufung entsprechen kann” (Johannes Paul II.).

Diese Vorstellung von Erlösung trennt nicht mehr zwischen den Gaben, die dem Menschen auf Grund seiner Natur bzw. auf Grund der Gnade zukommen. Die die Natur überragende Größe der Gnadenordnung wird mißachtet. Die Gleichmachung der Natur- und Gnadenordnung entspricht der Gleichheit aller Religionen. Dieser theologische Ansatz des Papstes ist nicht gänzlich neu . . .

Für den Papst besteht bereits die Einheit der Gegensätze. Dies brachte er auch zum Ausdruck bei jenem internationalen Gebetstreffen für den Frieden am 27. 10. 1986 in Assisi, das am besten die Vorstellung von der “Religion der Zukunft” als einer “Synthese aller gereinigten, angenäherten und in ihren Symbolen geeinigten Religionen” (Abbé Roca) symbolisierte. Dieses Gebetstreffen für den Frieden war ein Meilenstein auf dem Weg zum Reich des Friedens nach der Vorstellung der kabbalistischen Lehre.

Nicht der Geist der Mission, der Heimführung in den Schafstall Christi war der Gedanke dieses Treffens, sondern die bezeugte Einheit unter den Religionen zur Erlangung des Weltfriedens.
Nicht Jesus Christus, der Friedensfürst, wurde um den Frieden angerufen, sondern zahllose Götzen. Natürlich wurde auch Christus angerufen, aber als einer unter vielen. Und gerade dies bezeugt den kabbalistischen Geist dieses Unternehmens des neuen Zeitalters . . .

Die Wege sind verschieden, die Schlußfolgerung ist eine. Die Religionen sind verschieden, das Ziel des Weltfriedens ist ein und dasselbe. In diesem Sinne ist das Treffen in Assisi ein Symbol des theosophischen Gedankens einer Einheit in Vielfalt und nicht ein christliches Zeichen der Einheit im wahren Glauben, aus dem einzig der wahre Friede hervorgehen kann. Diese theosophische Form der Einheit in Vielfalt wurde vom Papst ausdrücklich gutgeheißen, wie in der Grußadresse stand, die der Papst zum achten Gebetstreffen in Folge vom 7.9. 1994, das wiederum in Assisi stattfand, an den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen Edward I. Kardinal Cassidy sandte:

“Ich hatte damals diese Begegnung sehr herbeigewünscht. . . Jener Tag bleibt in die Geschichte unserer Zeit eingeschrieben, und wer teilgenommen hat wie einige der heute in Assisi Anwesenden, erinnert sich gewiß noch ergriffen an jenes Ereignis. Es konnte nicht isoliert bleiben. Diese Begegnung besaß eine aufbrechende geistliche Kraft: Sie war wie eine Quelle, zu der man zurückkehren mußte, um die Anregung zu festigen; eine Quelle, die fähig war, neue Energien für den Frieden hervorzurufen. Deswegen habe ich gewünscht, der “Geist von Assisi” möge nicht nur nicht erlöschen, sondern sich im Gegenteil in der Welt ausbreiten und überall neue Zeugen des Friedens und des Dialoges auf den Plan rufen” (Johannes Paul II).

Der Papst ist sich des neuen, außergewöhnlichen und revolutionären Weges bewußt, den die Kirche hier beschreitet, sonst müßte er der Gemeinschaft von St. Egidio, den Veranstaltern des Treffens, nicht für den “Mut” danken, den diese als “Vorkämpfer des Dialoges” beweisen. Denn diese machen nach den Worten des Papstes den “Geist”, den sie aufgreifen zum “Pilger auf den Wegen der Welt”. Es ist folglich ein “weltliches” Unternehmen, dem sich die Kirche verschrieben hat und der Papst weiß darum. Was ist dies aber anderes, als daß

“das Christentum, das bis dahin nur nach dem himmlischen Leben trachtete, auf die Erde herniedersteigt und sich dazu bekehrt, dort das Reich Gottes zu suchen, wie es die jüdische Lehre vorschreibt” (Izoulet).

Die jüdische Geheimgesellschaft B’nai B’rith hätte das Unternehmen Assisi nicht finanziert, wenn es nicht im Plan des jüdischen Friedensreiches gelegen wäre. Der “Geist von Assisi”, wie der Papst ihn versteht, entspricht exakt der jüdischen “One-World Doktrin”. Die Basis dieses “Geistes” ist das “gemeinsame Haus dieser Welt”, der “Wille zu gemeinsamem Vorgehen” auf dem Weg zum “neuen Jahrtausend”, einem “vom Frieden Gottes gezeichneten Morgenrot” (Johannes Paul II.).

Diese Welt fordert “Zeugen der weltweiten Solidarität über alle persönlichen Einzel- und Gruppeninteressen hinaus”. Wie steht es aber mit dem Einzelinteresse der Katholischen Kirche um die Bekehrung der Menschen zu Christus?
Dieses Einzelinteresse der Kirche, das oft mit dem Wort “Proselytismus” bezeichnet wird, hat in der großen Synthese, auf die die Welt zugeht, kein Recht mehr zu beanspruchen. Ein Beispiel dafür ist der Dialog zwischen Rom und der Orthodoxie, der vom 17. – 24. 6. 1993 in Balamand, Libanon, stattfand. Einige autokephale Kirchen hatten sich geweigert, sich am Dialog mit der römischen Kirche zu beteiligen, solange jenes Hindernis des “Einzelinteresses” bestehe. Dieses Hindernis wurde schließlich durch die internationale Kommission beseitigt,
“indem sie für die Zukunft jeden Proselytismus und jeden Expansionswillen der Katholiken zum Schaden der orthodoxen Kirche ausschließt” (Balamand).

Man beabsichtigte ausdrücklich “zukünftige Beziehungen zwischen den beiden Kirchen vorzubereiten, die nicht mehr von einer überholten Ekklesiologie der Rückkehr zur katholischen Kirche geprägt sind” (ebb.). Hatte doch bereits Papst Johannes Paul II. dem Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. versichert: “Wir verwerfen jede Form des Proselytismus, jedes Verhalten, welches ein Mangel an Respekt wäre oder so verstanden werden könne”.
Der Dialog eliminiert also den Gedanken der Mission, die Bekehrung des Ungläubigen. Am Horizont des Dialoges steht eben nicht das Heil der Seelen, sondern die Einheit im “gemeinsamen Haus dieser Welt” (Johannes Paul II).

Nach Abbé Roca wird sich die große Synthese unter den “gereinigten” Religionen vollziehen. Reinigung heißt, wie gesehen, Befreiung von egoistischen Sonderinteressen, welche die Basis des gemeinsamen Strebens aller Religionen verlassen. Der Dialog, dieses Trojanische Pferd im neuen Missionsverständnis, hat die ausgesprochene Funktion der Reinigung. Liest man die entsprechenden Passagen in der “katholischen” Charta der neuzeitlichen Mission, so kann man wahrhaftig von der “Selbstzerstörung der Kirche” sprechen.

“Bei diesem Austauschvorgang können sogar religiöse Erfahrungen und Ansichten gereinigt und bereichert werden” (Dialog und Mission).

“Der Dialog wird damit Quelle der Hoffnung und Werkzeug der Gemeinschaft in gegenseitiger Umformung” (Dialog und Mission).

Der Dialog ist also das Werkzeug jener “Umformung” der Katholischen Kirche, von der Izoulet sagte, daß sie im 20. Jh. eintreten werde, und die er nur als ein Synonym für die “Zerstörung” der Kirche betrachtete.
Die Päpste in diese allgemeine Verschwörung hineinverwickelt zu sehen, darf nicht erstaunen. Die Kabbalisten hatten die neue Funktion des Papsttums vorhergesehen. Wie einst die Monarchen von Gottes Gnaden, war auch das Papsttum ein ungeheures Hindernis für die Förderer des jüdischen Gottesreiches. Ohne das Einschleusen “judenchristlicher Missionare” (d’Alveydre) wäre den Feinden Gottes dieser Coup nicht gelungen.
Gab es nicht auch unter den Monarchen Preußens, Österreichs, unter dem Hochadel ganz Europas zahllose Logenmitglieder, ehe die “Monarchien von Gottes Gnaden” gestürzt wurden?
Weshalb sollte es so abwegig sein, selbst unter Päpsten ausführende Organe der geheimen Gesellschaften anzutreffen, ehe die antichristlichen Mächte versuchen werden, das Papsttum vollständig zu beseitigen. Die Päpste seit Johannes XXI. geben sich jedenfalls den Anschein, als handelten sie im Auftrage bzw. in Absprache mit den Feindes der Kirche, um die “Umwandlung” der Kirche zu beschleunigen. So ist dem juden-christlichen Missionar, Dialogisierer und eifrigen Reiniger der Kirche Gottes Papst Paul VI. die “gereinigte” Meßform von 1969 zu verdanken, worauf Jean Guitton dankenswerter Weise am 19. 12. 1993 in einem Radiointerview hingewiesen hat:

“Anders gesagt gibt es bei Paul VI. eine ökumenische Zielsetzung, das im traditionellen Sinn allzu Katholische in der Hl. Messe auszulöschen oder wenigstens abzumildern und die katholische Messe, ich wiederhole es, der kalvinistischen Messe anzunähern”.
(Paul VI)

Es ist nicht auszuschließen, daß die neue Form der Opferungsgebete jener Messe, die heute auf der ganzen Welt gelesen wird, einem jüdischen Speiseritus bei Tisch entnommen ist. Johannes Buxtorf führt in Kapitel XII “De Judaeorum in mensa moribus” seines Werkes “Synagoga Judaica” jüdische Gebete zur Segnung von Brot und Wein an, die mit den Opferungsgebeten des “Novus Ordo” beinahe identisch sind. Dieses Faktum entbehrte keinesfalls der Logik, da der neue Ritus vom Opfer zum “Mahl” gereinigt wurde. Von nichts anderem spricht auch der jüdische Ritus. Diese Reinigung der Religion ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Die Kirche soll sich auch an die anderen Religionen annähern, wie Abbé Roca schrieb,

“um die rassischen, sozialen und religiösen Unterschiede zu überwinden und sich gegenseitig zu bereichern” (Dialog und Mission)

Die Reinigung der Religion dient der Annäherung und die Annäherung der Reinigung der Religion. Der Dialog ist eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt, ein Strudel, der unfehlbar zum Untergang führt. Dennoch verspricht der Dialog Bereicherung:

“sollen sie (die Christen) lernen, was für Reichtümer der freigebige Gott unter den Völkern verteilt hat” (Dialog und Mission).

“Diese Art von Dialog führt zu gegenseitiger Bereicherung und fruchtbarer Zusammenarbeit bei der Förderung und Wahrung der höchsten geistigen Werte und Ideale des Menschen” (Dialog und Mission).

Es stellt sich die Frage, inwieweit Christen durch die “Reichtümer” anderer Religionen bereichert werden können? War Christus nicht auf die Erde gekommen, um das Gesetz zu vollenden? Natürlich, doch im Geiste des jüdischen Messianismus gibt es noch eine Bereicherung der christlichen Vollendung, die Konvergenz aller Religionen zu Einheit, Frieden und Gerechtigkeit. Welche Blüten diese Bereicherung hervorbringt, zeigt der multikulturelle Kulturaustausch im liturgischen Bereich. Am 1.2. 1986 ließ sich Papst Johannes Paul II. in Neu-Delhi von einer Inderin das Tilak-Zeichen der Anbeter Shivas (des Gottes der Zerstörung, wie sinnreich !) auf die Stirn malen. Dieser Akt des päpstlichen Vorbildes machte Schule. Sei es, daß das Zeichen des “Eingeweihten” oder das “Sakrament des Teufels” ihm sympathisch war, Bischof Dammertz aus Augsburg zeigte sich stolz und überglücklich mit dem roten Punkt auf der Stirn am 3. 10. 1993 in Sonthofen bei einer Feier im “Monat der Weltmission”. Daß diese Riten dazu beitragen, daß der Geist der Hirten des Christentums sich zusehends verfinstert, kann nur vermutet werden. Scharen von Christen begrüßten sich auf dem 4. Internationalen Missionsjugendfest vom 8. -10.7.1994 in Salzburg mit dem indischen Gruß “Namaste”, der besagt, “das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir” und tanzten mit dem Zeichen der “Eingeweihten” bemalt zur Meßfeier.
Möglich, daß dieser fröhliche Weg zur Vergöttlichung des eigenen Wesens angenehmer scheint, als der dornenvolle in der Nachfolge Jesu Christi. Als unbewußte Einführung von Christen in die Gnosis ist dieser Weg allemal für die Konstrukteure des neuen Zeitalters nützlich, denn die “Vergöttlichung des Selbst” war seit jeher das Ziel der “Mysterien”:

“Die Gnosis oder die rationelle Mystik aller Zeiten, ist die Kunst, Gott in sich zu finden durch Entwicklung der verborgenen Tiefen, der latenten Fähigkeiten des Bewußtseins” (Schuré).

Die Beschäftigung der jungen Christen auf dem Missionsfest mit Yoga oder dem Zeichnen eines Mandala kommt da gerade recht, um sie mit dem Reichtümern anderer Religionen zu beschenken. Diese Bereicherung des Katholizismus gereicht jedoch allenfalls zum Gaudium jener Geister der Unterwelt, die “glücklicherweise” von katholischen Theologen aus der Theologie hinweggereinigt wurden, vielleicht nur, um auf diese Weise als “multireligiöse Chimären fröhliche Urständ feiern zu können. Was von offiziellen Missionspapieren als Bereicherung angepriesen wurde, dient zu nichts anderem als zur “Apostasierung” der Christen. Die “transformierte” offizielle katholische Kirche ist selbstzerstörerisch programmiert. Durch ihre treue Nachfolge in den Spuren des jüdischen Messianismus zur Herstellung jenes Friedensreiches, das dem Judentum den Frieden, dem Christentum die Vernichtung bringen wird, arbeiten heute die offiziellen Vertreter Roms an der Zerstörung des übernatürlichen Heiles aller Christen, sowie gleichzeitig an der Konvergenz aller Religionen.

 

III Die Kirche der Zukunft oder das künftige Reich

Bereits in den spätjüdischen Apokryphen wird die zukünftige Welt Israel zugesprochen. In 4 Esra 7 erklärt ein Engel dem Esra,
“daß sowohl diese wie die künftige Welt um Israels willen geschaffen worden sind. Weil aber diese Welt dem Gericht verfallen ist, wird die zukünftige Israel als Ersatz geschenkt” (Jervell).

“Diese Welt ist dem Gericht verfallen und muß untergehen; doch wird Israel die neue, ewige und zukünftige Welt gegeben” (Jervell).

Die Kabbalisten unserer Zeit verstehen unter der Welt, die dem Gericht verfällt, die christliche Welt. Die christliche Ära geht unter großen Erschütterungen dem Ende entgegen, das jüdische Reich ersteht aus diesem Chaos wie der Phoenix aus der Asche. In wissender Vorausschau auf dieses Ereignis schrieb ein Kabbalist:

“Die Einführung des Reiches Gottes wird von so schrecklichen Ereignissen begleitet sein, daß die ganze Welt vor Furcht zittern und schließlich froh sein wird, den Gesalbten des Herrn, den König über die ganze Erde anzuerkennen . . . Das Gesetz Gottes, welches alsdann vom Berge Zion, dem Königreiche, ausgehen und als Gottes Wort allem Volke, von Jerusalem aus, der neuen Hauptstadt der Welt, durch die ’Fürsten auf Erden’ (Juden) verkündigt werden wird, gebietet sofort allem halt, was heute schon als schreiendes Unrecht anerkannt ist” (Russell).

Die Zukunft gehört Israel. Mit diesem Wissen vor Augen beschäftigte sich, noch ehe die religiöse Revolution innerhalb der Katholischen Kirche Wirklichkeit geworden war, Alfons Rosenberg, ein jüdischer Konvertit, Ökumeniker und Kabbalist, seit dem Jahr 1958 in seinen Büchern “Durchbruch zur Zukunft” und “Experiment Christentum” mit dem Menschen und dem Christentum im kommenden Wassermannzeitalter. Ehrlicherweise bekannte er, daß sein futuristischer Ansatz (“Der Christ erfährt die Gegenwart vom Blickpunkt der Zukunft her”) dem jüdischen Messianismus entnommen war:
“Erst durch die aus der Wurzel des jüdischen Messianismus erwachsene Erwartung des Eschaton ist die ‘Zukunft zum wahren Brennpunkt der Geschichte’ geworden” (Rosenberg).

Nach Rosenberg bedeutet für den heutigen Menschen “die Gegenwart nicht nur die Summe des Vergangenen, sondern eher die Vorstufe zur Zukunft”. Durch die Übernahme dieses Denkens “auf Zukunft hin” sollte sich der Christ vergangener Denkmuster entledigen und sich für neue Denkmuster öffnen.  . . .

Das künftige Christentum ist nach Rosenberg die wahre Weltrevolution, denn der Übertritt in ein neues Zeitalter wird zahlreiche revolutionäre Neubildungen zur Folge haben,
“wobei sich zuerst die Zersetzung, Verwesung und Zerstörung der bisher gültigen Formen bemerkbar macht. Die abbauenden bewirken die Enstaltung der bisher als ’Kirche’ verstandenen Christenheit, während die aufbauenden die Neugestaltung der künftigen vorantreiben” (Rosenberg).

Die Zerstörung der traditionellen Kirche und der gleichzeitige Aufbau einer neugestalteten kennzeichnen den Übergang, den das künftige Christentum zu vollziehen hat. Wie schon zuvor Izoulet, weist auch Rosenberg darauf hin, daß mit Zerstörung und Umwandlung der Kirche zwei verschiedene Worte für denselben Prozeß gebraucht werden, der in Zukunft das neue Christentum hervorbringen soll.

“Andererseits tritt die Kirche in dem Maß als sie aufhört zu sein, was sie gewesen, über die Schwelle der Zukunft” (Rosenberg).

Rosenberg vertritt die These der permanenten Revolution, “die Weltrevolution im 20. Jh. ist zu einem allgemeinen Zustand der Menschheit gewachsen”. Das Ziel der Geschichte wird verstanden als die “vollendete Menschwerdung des Menschen und die Welt in Gott“.
Was darunter zu verstehen ist, wird klar, bedenkt man die bereits besprochene jüdische Lehre vom “Humanum”. Demnach ist die “vollendete Menschwerdung des Menschen” die Wiederherstellung der Stellung Israels als die des wahren Menschen. Die Weltherrschaft des Juden versetzt ‘die Welt in Gott’. Das Schicksal des Christentums am Ende der Geschichte wird dagegen, wie bereits gesagt, vom Gericht bestimmt: “Was sich damals in Palästina unter dem Vorzeichen der Liebe und des Todes ereignete, soll sich am Ende der Geschichte universell erfüllen” (Rosenberg)
Das Christentum wird am Ende der Geschichte seinem Meister in den Tod folgen.

Die Kirche der Zukunft, wie sie der Kabbalist Rosenberg sieht, ist eine Kirche in Auflösung, die aber zu dem wird, was Christus eigentlich wollte, eine “reine” Kirche ohne allen weltlichen Überbau. Die Merkmale dieser künftigen Kirche nach Rosenberg sind:

Christus hat keine bestimmte Kirchenform empfohlen, noch ihr Dauer verheißen – der Glaube wird aus den historischen Formen freigesetzt
– die Botschaft wird ohne die nichtigen Gewänder der Dogmen der Theologie und Philosophie erfahren
– Dogmen und kirchliche Institutionen sind zeitbedingt und damit wandlungsfähig
– die künftige Kirche ist eine Bruder-Kirche, deren Funktionen keine Vorrechte einbringen
– sie ist enthierarchisiert und entsakralisiert
– sie wird Diaspora-Kirche und soziologisch als Sekte eingestuft
– die Kindertaufe wird unwichtig
– die Hl. Messe ist kein hochfeierlicher Kultakt, sondern ein Liebesmahl, das am besten in der Hausgemeinde in einfachen Riten abgehalten wird
– die Laienpredigt wird als charismatisches Amt des Verkünders eingeführt
– die Kommunionspendung in aufrechter Haltung in die Hand wird gewürdigt
– der sakrale Kirchenbau wird dem Mehrzweck-“Kirchenschuppen” weichen
– die offene Bezeugung des christlichen Glaubens wird unmöglich werden
– die Mission Andersgläubiger verschwindet
– Die kirchlichen Feste verlieren an Bedeutung (“das Pfingstfest ist eine einzige große Lüge”)
– der Pfarrer wird zum Laien und lebt als solcher.

Dies ist ein Beispiel, wie ein Kabbalist sich die Umformung der Kirche für die Zukunft vorstellt.
Bildlich am aussagekräftigsten für diesen Vorgang ist Rosenbergs Spruch vom in die “Verwesung übergehen” des “dogmatischen Jesus.”
Die Kirche wird entkirchlicht. Ihr übernatürlicher Charakter löst sich auf. Sie unterscheidet sich nicht mehr vom weltlichen Dasein. Viele Punkte, die Rosenberg aufzählt, haben sich postkonziliar verwirklicht:
die Laienkleidung des Priesters, die Vereinfachung der Riten, die fortschreitende Aufwertung der Hausgemeinde, die Diaspora-¬Kirche in einer verweltlichten Welt usw.
Die Absicht der Zerstörung des bisher gültigen Glaubens ist bei allen festzustellen, die sich einer Kirche der Zukunft verschrieben haben. Für den “Katholiken” Wilfried Daim in seinem Buch Kirche und Zukunft (1963) gibt es kaum etwas von der Liturgie bis zum Zölibat, was nicht abgeschafft, verändert und vereinfacht werden müßte. Hans Küng in seinen Wegzeichen in die Zukunft (1980) machte sich unter anderem stark für die Abschaffung des päpstlichen Primates und des Zölibates und befürwortete die Zulassung der Frauen zur Priesterweihe. Karl Rahner hält sich in seinem Artikel im Sammelband Zur Theologie der Zukunft (1971) vor allzu kühnen Änderungen zurück. Er versteht Zukunft ganz im Sinne Rosenbergs:
…der Sinn und die Bedeutung der Gegenwart ist begründet in der hoffenden Offenheit auf das Näherkommen der absoluten Zukunft” (Rahner).

“Das Christentum ist also die Religion des Werdens, der Geschichte, der Selbsttranszendenz, der Zukunft. Für es ist . . . alles nur verständlich vom Ausständigen her” (Karl Rahner).

Die Kirche der Offenheit und des Werdens bei Rahner ist identisch mit der Gemeinde Christi bei Rosenberg, von der es heißt: “Nur wo die Gemeinde Christi . . . ohne Stockung wandlungsfähig ist und bleibt, wird sie als offene Kirche auch den irdischen Existenzformen der Menschheit eingewirkt bleiben, nämlich der sich anbahnenden offenen Gesellschaft und dem Gang der offenen Geschichte”.

Die pluralistische ‘offene Gesellschaft’, über die schon der jüdische Hausphilosoph der Modernisten Henri Bergson zu Beginn unseres Jahrhunderts räsoniert hatte, wird zum Vorbild der werdenden Kirche erklärt. Papst Johannes XXIII. hatte mit seinem Aggiornamento die Annäherung an diese ‘offene Gesellschaft’ eingeleitet, und kein geringerer als Papst Johannes Paul II. wünscht sich ein offenes Christentum für das dritte Jahrtausend. Der Trend zum offenen Christentum, das nicht von der Tradition und aus der Vergangenheit her verstanden wird, sondern von utopischen und ideologischen Zukunftsentwürfen her, trägt den Stempel der Zerstörung und der Umwandlung. Dieser zerstörerische Faktor, der im Schrifttum Rosenbergs, Daims und Küngs ganz offen hervortritt, dringt in der postkonziliaren Kirche mehr und mehr durch, wie durch die Erfahrung ohne Schwierigkeit verifiziert werden kann.

Folgende Punkte, die Wilfried Daim 1963 im Sinne einer Kirche der Zukunft gefordert hatte, sind inzwischen ganz oder teilweise Realität geworden:
– Ein umfassendes Schuldbekenntnis des Papstes für die Untaten der Kirche
– Abschaffung der Tiara und sonstiger Zeichen päpstlicher Würden
– größere Mobilität des Bischofs von Rom
– Vereinfachung der Liturgie mit Landessprache
– Beseitigung der Kommuniongitter
– Abschaffung der Scholastik in der Theologie
– Abschaffung des Index
– Änderung der Missionspraxis.
Damit wären 50 % der Umwandlungsvorschläge Wilfried Daims in Erfüllung gegangen. Die Zerstörung der Katholischen Kirche ist in vollem Gange. Rosenberg nannte dies die Verwesung oder Enstaltung der bisher als ‘Kirche’ verstandenen Christenheit. Gleichzeitig neben diesem Abbau ist eine Neugestaltung der künftigen Christenheit festzustellen.

Karl Rahner ist sich mit Rosenberg und Daim sachlich einig, daß die christliche Gemeinde der Zukunft soziologisch eine andere Struktur haben wird. Die Kirche wird brüderlich sein, insofern sie ausersehen ist, die dritte Forderung der Französischen Revolution neben der emanzipatorischen “Freiheit” und der sozialistischen “Gleichheit”, nämlich die “Brüderlichkeit” zu verwirklichen.

“Reduktion des Vatertitels, wenn nicht überhaupt eine Ersetzung durch den Bruderbegriff, der für alle Christen in gleichem Maße signifikant sein müßte, wie für die französischen Revolutionäre das Wort Bürger oder für die sozialistischen Parteien das Wort Genosse” (Daim).

Die Zerstörung des spezifisch Katholischen in der Kirche und die Implantierung eines Geistes der universellen Brüderlichkeit hat ihren Grund in der Herauslösung aus ihrem “egoistischen” Wahrheitsanspruch und in der Hineinnahme der Christenheit in eine höhere Einheit, in die künftige “Einheit der Menschheit” oder in das künftige jüdische Gottesreich:
“Der Mensch von heute und erst recht der von morgen ist der Mensch einer planetarisch vereinheitlichten Geschichte, eines globalen Lebensraumes und damit der Abhängigkeit jedes von schlechthin allen. Die UNO ist dafür nur ein bescheidenes Indiz” (Karl Rahner).

“Es ist daher dringend zu wünschen, die VEREINTEN NATIONEN möchten immer mehr imstande sein, ihre Organisation und ihre Mittel der Weite und dem hohen Rang ihrer Aufgaben anzupassen . . . Und das um so mehr, weil die Menschen . . . sich immer mehr bewußt sind, daß sie als lebendige Glieder zur allgemeinen Menschheitsfamilie gehören” (Johannes XXIII).

Die führenden Theologen und Hierarchen der Katholischen Kirche lebten bereits in dem Bewußtsein der höheren Einheit der Menschheit, die alle Konfessionen und Nationen überschreitet. Sie übertrugen daher den Geist der universellen Brüderlichkeit auf die bisher von der kirchlichen Heilsanstalt Getrennten und erklärten sie zu “getrennten Brüdern”. Die daraus entstehenden Folgerungen wurden 1984 in “Dialog und Mission” und 1986 in Assisi gezogen, und sie werden in Zukunft immer radikaler gezogen werden, bis die Kirche ihre letzte Identität verloren hat, und an Stelle des alten messianischen Reiches der Kirche das neue messianische Gottesreich des jüdischen Monotheismus getreten sein wird.

IV Soziales Christentum oder das soziale Reich


Laut Abbé Roca ist das reine Christentum der reine Sozialismus.
Folglich muß eine Kirche, die sich seit dem Pontifikat Papst Johannes XXIII. zu einem “gereinigten Monotheismus” oder zu einem reinen Christentum hinentwickelt, die Anzeichen des Sozialismus an sich tragen.

Was bedeutet aber Sozialismus? Das wird uns der Frühsozialist und Freimaurer Henri de Saint-Simon erklären. Er war seit 1786 Logenmitglied in “L’Olympique de la Parfaite Estime”, “Orient de Paris”  und “Société Olympique”.
Bernard Lazare schreibt über Saint-Simon: “Sie (die Juden) stellten sich an die Seite des Philosophen des Bürgertums, an die Seite von Saint-Simon; sie arbeiteten für die Verbreitung und sogar für die Ausarbeitung seiner Lehre”.
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich Saint-Simons Sozialismus als Pseudonym für das jüdische Gottesreich. In seiner Darlegung über das wahre Christentum treten die Elemente des jüdischen Gottesreiches deutlich zutage.

1. das künftige Reich:
“. . . immer hat es (das wahre Christentum) verkündet, daß die große Zeit noch kommen wird, eine messianische Zeit, wo die Lehre der Religion in der denkbar allgemeinsten Fassung verkündet werden und gleicherweise die geistige und weltliche Gewalt beherrschen wird, und daß sodann das ganze Menschengeschlecht nur einer einzigen Religion, nur einer einzigen Organisation teilhaftig sein wird” (Saint-Simon).

2. das Reich des Friedens:

“Die neue christliche Organisation aber wird sowohl die weltlichen als auch die geistigen Einrichtungen auf das Prinzip gründen, daß alle Menschen einander als Brüder behandeln sollen” (Saint-Simon).

3. Das Reich der Gerechtigkeit:
“Die Religion hat die Aufgabe, die Gesellschaft dem großen Ziele einer möglichst raschen Verbesserung des Loses der ärmsten Klasse zuzulenken” (Saint-Simon).

Hier muß darauf hingewiesen werden, daß der Begriff der “ärmsten Klasse” einer doppelten Bedeutung unterliegt. Darunter ist in erster Linie das Judentum zu verstehen, worauf Bernard Lazare hinweist:
“Das messianische Zeitalter sollte für alle diese Armen (Israels, Verf.) das Zeitalter der Gerechtigkeit sein.” (Lazare).
Die “Armen” oder die “ärmste Klasse” bei Saint-Simon sind Decknamen für das Judentum. Seine sozialistische Philosophie, sowie seine Idee von der Religion, haben nur die Aufgabe, dem jüdischen Reich der Gerechtigkeit zu dienen.

4. das soziale Reich:
“Ich gebe zu, daß Gott den Menschen nur ein einziges Lebensprinzip übermittelt, und daß er ihnen eine solche Organisation ihres Gesellschaftslebens anbefohlen hat, daß ihr Dasein in sittlicher und leiblicher Hinsicht möglichst schnell und vollkommen gebessert werde” (Saint-Simon).

Erlösung spielt sich bei Saint-Simon im sozialen Bereich ab. Alles ist nur eine Frage der Organisation des Gesellschaftslebens. Mit dem Anwachsen der jüdischen Herrschaft im materiellen Bereich und den damit auf das soziale Leben sich verlagernden Schwerpunkten mußte sich auch die Katholische Kirche in zunehmendem Maße auseinandersetzen. Papst Leo XIII. (Rerum Novarum), Papst Pius XI. (Quadragesimo anno) und Papst Pius XII. verteidigten die christliche Gesellschaftslehre sowohl gegen den kapitalistischen Individualismus als auch gegen den Sozialismus durch ein Zeitalter, das vom Gewinnstreben nach den Gütern dieser Welt samt den damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Umwälzungen geprägt ist.

Erst mit dem Pontifikat Papst Johannes XXIII. erhielt die soziale Frage innerhalb der Kirche eine ganz entscheidende Wendung. Nicht nur durch die Anerkennung der neuzeitlichen Menschenrechte und der Vereinten Nationen öffnete dieser Papst die Kirche dem freimaurerischen Weltgeist. Er rückte die allgemeine “Menschheitsfamilie” in den Mittelpunkt seiner Betrachtung, als deren lebendige Glieder sich alle Menschen immer mehr bewußt werden müssten. Waren die Christen einst Glieder des Heiligen Römischen Reiches, später Glieder einer noch weitgehend christlichen Gesellschaft, so wurden sie nun im Sinne einer “offenen Christenheit” in die säkulare Welt integriert. Die Christen sollten dem neuen Ordnungsgefüge, das sich der ganzen Welt bemächtigte, dienstbar sein.
Der Papst forderte, der Einsatz der Christen für die innerweltlichen Angelegenheiten müsse “von Tag zu Tag größer und stärker werden” (Johannes XXIII. in Mater et Magistra). Die Verantwortung des Christen wurde durch diese neuen von einem Papst gesetzten Akzente von der “Reinigung seiner individuellen Seele” auf die “Reinigung von sozialen Übelständen” verlagert.

Johannes XXIII. war nicht von ungefähr der “Papst der Revolution”, der von den Feinden der Kirche, von Juden und Freimaurern, geliebt wurde, und den Wilfried Daim so sympathisch fand. Er war der Papst, der den orthodoxen Katholizismus “für alle Menschen dieser Erde, für all ihre Kulte, für all ihre Rassen” öffnete, “um sie im selben sozialen Geist zu einen” (d’Alveydre).
Von ihm erging der Aufruf zum sozialen Engagement. Seine Haltung läßt bereits die starken und revolutionären Impulse des “reinen Sozialismus” erahnen, die innerhalb der Kirche in der sogenannten “Theologie der Befreiung” entwickelt wurden. Es handelt sich bei dieser Theologie, ähnlich wie es schon bei den Strategen einer “Kirche der Zukunft” gesehen werden konnte, um eine Umwandlung der kirchlichen Strukturen im Hinblick auf das jüdische Gottesreich in einer geeinten Menschheit:

“In der Tat, Christsein bedeutet den Sinngehalt annehmen, den das Wort des Herrn und die Begegnung mit ihm dem geschichtlichen Werden der Menschheit auf ihrem Marsch in Richtung auf die volle Gemeinschaft geben, und diesen Sinngehalt solidarisch im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe leben” (Gutierrez).

Trotz dieser frommen Einkleidung ist gut erkennbar, daß Christsein bedeutet, den Wandel mitmachen, den die werdende Menschheit auf ihrem Weg zur vollen Einheit vollzieht. Auch bei Boff und Gutierrez gibt es vieles, was aus dem Katholizismus verschwinden soll, vor allem die Hierarchie und der Paternalismus. Im wesentlichen stimmen die revolutionären Konzepte der Befreiungstheologen mit denen des Kabbalisten Rosenberg überein. Die Formen der Umwandlung gleichen sich, erstrecken sich auf dieselben kirchlichen Bereiche. Es handelt sich immer wieder darum, wie Izoulet sagte, die Kirche auf die Erde herniedersteigen zu lassen:

“Die befreiende Evangelisierung und der pastorale Einsatz für die ganzheitliche menschliche Förderung und Befreiung aller aus der Perspektive der Unterdrückten haben dazu geführt, daß sich in der Kirche die politische Heiligkeit entwickelte” (Boff).

Die politische Heiligkeit ist die logische Folgerung aus der Anschauung, daß Gott die Organisation des Gesellschaftslebens als einziges Lebensprinzip übermittelt hat, wie Saint-Simon schrieb. Die Vollkommenheit einer politischen Heiligkeit erfordert eine politische Theologie, wie sie von J. B. Metz entwickelt wurde, für die die Kirche nichts anderes sein kann als eine “gesellschaftskritische Institution”. Im Zentrum des religiösen Interesses steht fortan die Gesellschaft und die Neu-Gestaltung dieser Gesellschaft. Das umgewandelte Christentum, das reine Christentum ist nichts anderes als der reine Sozialismus.

E. Schluß

Die verschiedenen Elemente, Gerechtigkeit, Frieden, Zukunft und Soziale Basis sind vier Aspekte des jüdischen Gottesreiches, das in einem künftigen Reich auf Erden Wirklichkeit werden soll, indem das vermeintlich von Gott verliehene Herrschaftsrecht und die Einheit zu Israel zurückkehren werden. Dieser Plan der Erösung des jüdischen Volkes, Inhalt des jüdischen Messianismus, wurde von den Kabbalisten, den Meistern der jüdischen Religionsphilosophie, mitgeteilt. Aus diesem Plan ist der Prozess der fortschreitenden Umwandlung und Vernichtung des Christentums und die Heraufführung des jüdischen Gottesreiches deutlich und ungeschminkt herauszulesen.

Die Umgestaltung des Christentums wird von den Kabbalisten durch eine Abwandlung des “Inkarnation” – Gedankens herbeigeführt,
d.h. durch die Integration der ‘Humanitas’ in die ‘Divinitas’. (“Reinkarnation”, “Reintegration”, “Regeneration”, Wiedergeburt = Renaissance, sind esoterische Begriffe, die von Kabbalisten häufig für den antichristlichen Prozeß der Wiederaufrichtung des jüdischen Gottesreiches gebraucht werden).

Analog der Menschwerdung Christi, der Verbindung von Menschheit und Gottheit und der dadurch bewirkten Herabkunft des Göttlichen auf die Erde, wird von den Kabbalisten die Menschheit, die Humanitas, der Humanismus in die göttliche Lehre der Bibel hineingemengt und dadurch, wie Izoulet sagte, der “Himmel auf die Erde herabgeholt”.

Diese Vermengung der “Humanitas” mit der “Divinitas” konnte z.B. am postkonziliaren Missionsbegriff betrachtet werden. Durch die Hineinmengung des “dialogischen” Prinzips in den biblischen Missionsbegriff wurde aus der göttlichen Anordnung der Bekehrung der Ungläubigen, ein Ort rein “humanitärer” Begegnung. Die kabbalistische Idee der “Inkarnation”, die Vermischung von Menschheit und Gottheit, bringt als Frucht das Gegenteil dessen hervor, was die Inkarnation des göttlichen Wortes in Jesus Christus hervorbrachte.

Christus brachte der Welt die Offenbarung Gottes, der jüdische Messias oder die kabbalistische Form der Inkarnation zerstört diese Offenbarung. Der jüdische Messias oder die kabbalistische Idee der Menschwerdung ist somit der “Antichristus” par excellence.

Neben dieser absteigenden Bewegung vom Himmel zur Erde durch die “Menschwerdung” (Humanisierung, Humanität), gibt es auch die aufsteigende von der Erde zum Himmel, die “Vergöttlichung” des Menschen.

Jesus Christus verhieß die Gotteskindschaft durch die Gnade, der jüdische Messianismus verheißt dem Juden die Rückkehr in seine vermeintliche Herrscherrolle über die gesamte Schöpfung. Diese doppelte Bewegung, die absteigende und die aufsteigende, wird im kabbalistischen Symbolismus durch das abwärts und das aufwärts gerichtete Dreieck ausgedrückt, das im Juden- oder Davidsstern (Hexagramm) ineinander verschlungen die Doppelbewegung des jüdischen Messianismus anzeigt.

Im freimaurerischen Symbolismus wird dasselbe zum Ausdruck gebracht, wenn es heißt, aus der Drei solle die Zwei und aus der Zwei die Eins gemacht werden. Aus der christlichen Offenbarung der Trinität solle die messianische Zweiheit aus “Humanitäs” und “Divinitas” und aus dieser der jüdische Monotheismus hergestellt werden.

Dieser Prozess von der Dreiheit über die Zweiheit zur jüdisch verstandenen Einheit vollzieht sich innerkirchlich seit dem Pontifikat Papst Johannes XXIII.

Seither trägt die Katholische Kirche auf ihrem Antlitz zunehmend die Gesichtszüge des jüdischen Gottesreiches. Auf allen Gebieten, von der Theologie bis zur Sakramentenspendung, von der Pastoral bis zur Politik, ist der Einfluß des jüdisch-messianischen Zweiheit, der Vermengung des Humanismus mit dem Göttlichen, spürbar geworden. Die Kirche befindet sich im Schlepptau eines neuen Denkmusters, das ihr ganzes Eigenleben, ihre ganze Identität umwandelt.

Wurde in den vergangenen Jahrhunderten der kirchliche Einfluß in der Welt zunehmend zurückgedrängt, so wird nun innerhalb der Kirche das spezifisch Katholische zunehmend eliminiert. Hinter all diesen antichristlichen Prozessen steckt ein denkender Geist, der Diabolus (= Umwälzer), und ein System, zu dessen Ausführung sich die geheimen Organisationen im Dienste der Kabbala verpflichtet haben.
Das Ziel ist die Herstellung des jüdischen “Monotheismus” die jüdische Weltherrschaft bzw. das anti-christliche Reich.
Die Aufdeckung der antichristlichen Machenschaften in dieser Schrift tragen weder antijudaistischen noch antisemitischen Charakter an sich, da hier der Autor “sine ira et studio” in der Mehrzahl jüdische Schriftsteller zu Wort kommen läßt. Der Vorwurf des Antisemitismus ist ohnehin dadurch ad absurdum geführt, daß jüdische Schriftsteller sich gegenseitig diesen Vorwurf anlasten, sobald es jemand wagt, das heutige Judentum in seiner Realität zu beschreiben. Was das Judentum in Wahrheit ist, sei kurz für jene geschildert, die sich über die heutige atheistische, materialistische und sich fortwährend wandelnde Welt nicht genug wundern können.
Die heutige Welt ist ein Spiegel der jüdischen Weltherrschaft, die mit dem Christentum gleichzeitig Moral, Natur und alle überkommenen Werte vernichtet.

Izoulet schreibt über Israel:
“Ganz Israel drängt sich in den Sinai mit seinen beiden, so genau übereinanderliegenden, und doch so ungeheuer gegensätzlichen Auftritten auf dem Gipfel und am Fuße des Berges, in der Höhe und in der Tiefe, zusammen.

1. Auf der Höhe ist Moses und unterhält sich mit Jehovah unter Donner und Blitz, und empfängt von ihm die zehn Gebote, die Gesetzestafeln;
2. In der Tiefe ist die Masse, und wälzt sich in der Anbetung des goldenen Kalbes!” (Izoulet).

Izoulet beschreibt damit das zeitgenössische Judentum, dessen Masse sich in der Anbetung des goldenen Kalbes wälzt, während wenige sich auf der prophetischen Höhe der Kabbala befinden.
Antisemitismus ist nach Izoulet die Haltung der Christenheit, die nur den Auftritt sehen will, der sich in der Tiefe abspielt.
Prosemitismus dagegen die Haltung der Christenheit, die im Auftritt auf der Höhe für die gesamte Menschheit das Traumbild der Erlösung (= jüdische Gottesreich, Verf.) erkennt.
In diesem Sinne hat auch Karl Marx, der “antisemitische” Jude, von der Höhe herab den Tanz seiner “Glaubensgenossen” sehr realistisch beschrieben:
“Das Geld ist der eifrige Gott Israels,
vor welchem kein anderer Gott bestehen darf. . . Der Gott der Juden hat sich verweltlicht, er ist zum Weltgott geworden. Der Wechsel ist der wirkliche Gott der Juden. Sein Gott ist nur der illusorische Wechsel” (Karl Marx: Zur Judenfrage).

Der materialistische Grundzug kommt in diesen Aussagen genügend zur Geltung. Dieser Geist ist es, der heutzutage Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und, wie auf den vergangenen Seiten gesehen, auch das Christentum kennzeichnet.
Gibt es Hindernisse, die der Ankunft des jüdischen Gottesreiches im Wege stehen? Die “Protokolle der Weisen von Zion” weisen darauf hin, daß für die Juden die katholische Geistlichkeit das einzige ernstzunehmende Hindernis bedeutet. Mit dem letzten Konzil und dank der konziliaren und postkonziliaren Päpste konnte dieses Hindernis beinahe vollständig beseitigt werden.

Bernard Lazare wußte von einem anderen Mittel:
“Als solidarische Körperschaft verfaßt, finden die Juden leichter ihren Ort in der gegenwärtigen erschlafften und zerstrittenen Gesellschaft. Würden die Millionen von Christen, von denen sie umgeben sind, gegenseitige Unterstützung anstelle des egoistischen Kampfes praktizieren, würde der Einfluß des Juden auf der Stelle vernichtet” (Lazare).

Die Einheit unter den Christen ist verschwunden, der Hirte geschlagen, die Herde zerstreut. Wenige sind es in der Tat, die am katholischen Gottesreich bauen. Voraussetzung und festes Fundament dafür ist jedoch der wahre katholische Glaube. Dieser wahre katholische Glaube ist die letzte Bastion, auf die sich die noch nicht “transformierten” Christen zurückgezogen haben.
Doch auch diese werden fortlaufend dezimiert, denn es gibt nicht wenige, die in ihrer Naivität jener Fahne hinterherlaufen, auf der das Wort “Neu-Evangelisierung” geschrieben steht. Dieser Begriff wurde bereits vom Kabbalisten Roca für den umgestalteten und sich fortwährend transformierenden Glauben verwendet.
Neu-Evangelisierung ist der Ausdruck für den Umbau oder die Umgestaltung des Glaubens in allen Ländern, sozusagen “Glasnost” und “Perestroika” im Raume des Christentums. Symbolischen Ausdruck hat dieses Faktum auf einem kleinen Büchlein gefunden, das den Titel “Beten für eine neue Evangelisation” trägt und mit einem Vorwort von Kardinal Tomko versehen ist. Auf dem Titelbild dieses Buches ist ein Kreuz dargestellt, das sich fortwährend transformiert, neue Formen annimmt, Formen, die aus der Gnosis bekannt sind. Für dieses Buch wird in einem Heft, der sich konservativ gebenden “Fatima-Aktion e.V.” geworben.
Neu-Evangelisation ist nur ein schöner Begriff, um jene Christen anzusprechen, die bisher auf dem revolutionären Weg nicht so recht mithalten konnten und in einem angeblich “falsch verstandenen Traditionsbegriff, wie Papst Johannes Paul II. sich ausdrückte, stecken geblieben sind. Weshalb nicht altvertraute Begriffe wie Missionierung und Bekehrung statt Neu-Evangelisierung für die Rechristianisierung Europas gebraucht werden, liegt auf der Hand.
“Neu-Evangelisierung” entspricht der Vision Alfons Rosenbergs, daß “neue Formen für die Verbreitung des Evangeliums geschaffen werden, die weit abliegen von dem, was man bisher unter Kirchen verstanden hat”.

Wer einen revolutionären Wortschatz gebraucht, wird zum Verkünder der Revolution.

Bibliographie:
–  St. Athanasius, Von der Menschwerdung des Logos, Bibl. der Kirchenväter, Kempten 1917.
–  St. Augustinus, Aurelius, De Civitate Dei, Bibl. d. Kirchenväter.
–  Beek, Gottfried zur, Die Geheimnisse der Weisen von Zion, Charlottenburg 1919.
– Boff, L., Und die Kirche ist Volk geworden, Düsseldorf 1987.
 –  Buxtorf, Johannes, Synagoga Judaica, Basel 1661.
– Daim, Wilfried, Rückkehr zur Brüderlichkeit, in: Daim, Heer, Knoll, Kirche und Zukunft, Wien 1963.
 – Darmesteter, James, Les Prophétes d’Israel, Paris 1931.
 – Dictionnaire de la Franc Maconnerie, Paris 1991.
 – Dostojewski, Fjodor, Die Brüder Karamasow, (Piper) München 1923.
 – Eisenmenger, J. A., Entdecktes Judentum, Dresden 1893.
– Gutierrez, G., Theologie der Befreiung, München 1973.
–  Izoulet, Jean, Paris, Hauptstadt der Religionen oder die Mission Israels, Leipzig 1931.
– Izoulet, Jean, La Métamorphose de l’Eglise, Paris 1928.
 –  Jéhouda, Josué, La Vocation d’Israel, Boudry Neuchatel 1948.
– Jéhouda, Josué, La Lecon de L’Histoire, Genf 1956.
– Jervell, Jacob, Imago Dei, Göttingen 1960.
– Joel, D. H., Die Religionsphilosophie des Sohar, Berlin 1918.
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– Lémann, Joseph, Les Juifs dans la Révolution francaise, Paris 1988.
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 – Rahner/Vorgrimler, Kleines Konzilskompendlum, Freiburg 1974.
 – Rahner, K., Das Christentum und der neue Mensch, in: Zur Theologie der Zukunft, München 1971.
 – Rendtorff/Henrix, Die Kirchen und das Judentum, München 1989.
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–  Schuré, Edouard, Die großen Eingeweihten, Leipzig 1925.

Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Januar 2007

Eine mir wichtige Anmerkung.

Als gläubiger Katholik hat Herr Goldberg die Bedrohung des Christenums durch die kabbalistischen Bewegungen vor allem in Bezug auf die röm.-kath. Kirche  herausgestellt. In der Tat sind aber alle Christusgläubigen betroffen, die weltweite Gemeinde Jesu Christ, eine Geistesgemeinschaft, die sich praktisch verborgen in allen chrislichen Kirchen befindet. Sie ist auch vergleichbar mit dem biblischen Begriff vom sog. gläubigen Überrest, von dem es in Matth. 16,18 heisst: ” Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden…” Es werden diejenigen sein, von denen es in Offb.20,4 heisst, daß sie das Malzeichen des Tieres (Antichristen) nicht angenommen haben…

Die christlichen Institutionen aber werden vergehen, von ihnen sagt Gottes Wort, dass es einen grossen Abfall vom wahren biblischen Glauben geben wird, – dazu gehört auch die römische Machtkirche als Organisation… 

Ebenso übersieht Herr Goldberg die Tatsache, dass es in der Bibel eine Fülle von Verheissungen für eine zukünftige weltweite geistig-geistliche Führungsrolle des jüdischen Volkes gibt, eine Erfüllung der Verheissung Gottes an Abraham und seinen Samen in 1. Mose 12. Allerdings bezieht sich diese Segensverheissung nur auf ein zukünftig geistlich erneuertes Volk Israel unter Akzeptanz und Führung ihres Messias Jesus Christus, – in voller Anerkennung des Wortes Gottes, der Bibel…

Das heutige Judentum steht allerdings nicht in dieser Verheissungs- und Segenslinie, da es den NEUEN BUND des Christus Jesus ablehnt. Nach den altestamentlichen  Propheten jedoch, wie in Sacharja Kap. 12-14, wird durch ein letztes Gerichtshandeln Gottes das Volk Israel endlich Busse für die Verwerfung des Messias tun und – als Ergänzung bzw. Fortsetzung der Kirche Christi – dadurch der ganzen Menschheit eine Epoche des Friedens eröffnen…, das sog. biblische Messianische Friedensreich…

Allerdings sind die heutigen jüdischen Weltmachtbestrebungen eine eigenmächtige und gottlose Vorwegnahme dieser Prophezeiungen Gottes. Mit dem heute so aktuellen Ziel einer Neuen Weltordnung sollen diese biblischen Friedensverheissungen eigenmächtig erfüllt werden, – ohne den Messias Jesus Christus -, weshalb die gegenwärtigen Bemühungen letztlich scheitern werden..

Horst Koch, Herborn, im Januar 2008

Siehe dazu folgende ergänzenden Beiträge:
1. Christus und die Welt des Antichristen  –  von Wolfgang Borowsky
2. Weltmacht Zionismus  –  Manfred Adler
3. Die Holocaust-Industrie  –  Norman Finkelstein
4. Israel und seine Tempel  –  Erich Sauer
5. Das Millenium  – Erich Sauer
6. Israels Abendrot  –  Jakob Parnes
7. Israel das Wunder  –  Kurt E. Koch
8. Israel und die Propheten – Richard Wurmbrand
9. Israel als Gottesbeweis  –  Adolf Köberle
10. Gottes Bund mit Abraham  –  David Jaffin
11. Die Völker in heilsgeschichtlicher Sich – Peter Beyerhaus
12. Gott, Menschheit und Ewigkeit – Erich Sauer
13. Der Triumph des Gekreuzigten – Erich Sauer

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