Die Propheten kommen (W.Bühne)

Wolfgang Bühne

Die Propheten kommen

 

1. „Die Propheten kommen!“
„Prophetie über Deutschland“
Der „Prophet“ Kenneth Hagin
Der Prophet und prophetischer Dienst im Licht der Bibel
Die „Prophetenbewegung“ im Licht der Bibel

2. „Geistliche Kriegsführung“
Die Lehre von der „Geistlichen Kriegsführung“
Jesus-Märsche
Was lehrt die Bibel?  . . .

– Stark gekürzt von Horst Koch –

Einleitung

In diesem Buch geht es um die neuesten Lehren und Praktiken, die vor allem von Männern der „Dritten Welle“ vertreten werden und einen immer größer werdenden Einfluß auf solche Gruppen haben, die bisher zu den nichtcharismatischen Evangelikalen gezählt wurden.
Charismatiker haben ihre eigene Geschichte in drei große Perioden eingeteilt, die sie die „Drei Wellen des Heiligen Geistes“ nennen.



Als „erste Welle“ bezeichnet man die Pfingstbewegung, die etwa um die Jahrhundertwende begann und in aller Welt zur Bildung der Pfingstgemeinden führte, die heute zu den weltweit am schnellsten wachsenden Gemeinden gehören.



Die Charismatische Bewegung, die etwa 1960 begann, wird als die „zweite Welle“ bezeichnet. Sie hat nicht zum Ziel, neue Gemeinden zu gründen, sondern die bestehenden katholischen und protestantischen Kirchen und Freikirchen mit den sog. „Geisterfahrungen“ wie Geistestaufe, Zungenreden, Visionen, Heilungen usw. zu durchdringen. Diese Bewegung, die sich selbst als „Sauerteig der Kirche“ versteht, hat tatsächlich in wenigen Jahrzehnten große Teile der bestehenden Christenheit durchdrungen und hat wohl heute die meisten Anhänger innerhalb der röm.-kath. Kirche, in welcher die Charismatische Bewegung als „Brückenbauer der Konfessionen“ besonderes Wohlwollen und den Segen des Vatikan genießt.

Die „Dritte Welle“ ist relativ jung, etwa seit 1980, und hat eine besondere Zielsetzung: die bisher von den ersten beiden Wellen nicht erreichten Kirchen und Freikirchen mit den „Geisterfahrungen“ zu versorgen, wobei darauf geachtet wird, daß dies auf eine „nichtcharismatische“ und „nichtpfingstlerische“ Weise geschieht. . . .
Diese Bewegung wird auch „power evangelism“ genannt und lehrt, daß der Heilige Geist in unserer Zeit noch stärker jede Verkündigung mit Zeichen und Wundern begleiten wird . . .
Man redet davon, daß die größte Erweckung der Kirchengeschichte begonnen hat, welche die Kirche bisher erlebt hat. Während in den 80er Jahren vor allem Praktiken wie „Ruhen im Geist“, „Innere Heilung“, „Befreiungsdienst“ und „Heilungsdienst“ im Vordergrund standen, wurde 1991 verkündet, daß „Geistliche Kriegsführung“ das „Programm des Heiligen Geistes für die 90er Jahre“ sei. Damit eng verbunden ist die „Jesus-Marsch“-Bewegung und „Evangelisation 2000“. . .
Um diese neueren Entwicklungen geht es also, sie sollen kurz dargestellt und im Licht der Bibel beurteilt werden.

1. „Die Propheten kommen!“

John Wimber: „Gott ist im Augenblick dabei, das Amt des Propheten wieder einzuführen. In den kommenden Jahren wird der Prophet eine grundlegende Rolle in Beginn und Aufrechterhaltung der Erweckung spielen.“
Diese von John Wimber angekündigte Prophetenbewegung hat Ende der 80er Jahre in Kansas City/USA begonnen und bewegt seit 1990 auch die charismatische Szene in Deutschland. Nachdem in den 70er Jahren besonders das Zungenreden im Vordergrund stand, wurden in den 80er Jahren die Themen „Heilung“, „Ruhen im Geist“, „Befreiungsdienst“ usw. durch Männer wie John Wimber, C.P. Wagner, Reinhard Bonnke u.a. betont. Seit 1990 tritt nun die sog. „Prophetengabe“ in den Vordergrund.   . . .

So nahm das Thema „Prophetie“ einen großen Raum ein bei dem Gemeinde-Kongreß ’91 in Nürnberg. Unter der Leitung von F. Aschoff wurde ein Seminar zu diesem Thema durchgeführt, welches mit 675 Teilnehmern das bestbesuchte Seminar der Konferenz war. Einige Wochen vorher hatte ein Kongreß mit John Wimber und Mike Bickle in Bern stattgefunden, wo sich 3.700 Dauerteilnehmer zu einer Konferenz unter dem Thema „Erweckung“ einfanden. Auch hier lag der Schwerpunkt auf „Prophetie“. Ein Jahr später fand in Hamburg eine Konferenz mit John Wimber und seinen Mitarbeitern statt. Ebenfalls 1992 wurde wiederum im Nürnberger Messezentrum die Konferenz „Prophetischer Dienst und Gebet“ mit etwa 3000 Teilnehmern durchgeführt. Hier traten Paul Cain, Mike Bickle und Rick Joyner als die bekanntesten Repräsentanten der „Prophetenbewegung“ auf, hielten Vorträge zu diesem Thema und praktizierten „Prophetie“. Im September 1993 fand in Nürnberg der 2. Gemeinde-Kongreß statt . . . Bevor ich nun auf Einzelheiten eingehe, möchte ich kurz die Entwicklung der „Kansas-City-Propheten“ schildern und dabei besonders Paul Cain berücksichtigen, der wohl als der Patriarch der „Prophetenbewegung“ anzusehen ist.

Paul Cain:
Vor seiner Geburt im Jahr 1929, in einer Vorstadt von Dallas/USA, erkrankte seine Mutter an Tuberkulose und Krebs und wurde als unheilbar krank nach Hause geschickt. In ihrer Not versprach sie, ihr Kind Gott zu weihen und erlebte auf ihrem Sterbebett den „übernatürlichen Besuch eines göttlichen Engels“, der ihr die Zusage gab:
„Tochter, sei guten Mutes, denn du sollst leben und nicht sterben. Die Frucht deines Leibes wird ein Junge sein, den ich salben und ausrüsten will, daß er mein Evangelium wie der Apostel Paulus verkündigt; und sollst dein Kind Paul nennen.“
Es wird berichtet, daß darauf eine Heilung erfolgte und die Ärzte offen von einem Wunder sprachen. Im Alter von sieben Jahren erlebte Paul Cain seine Bekehrung und ein Jahr später, im Anschluß an einen Gottesdienstbesuch in der Baptistengemeinde, die er damals besuchte, hörte er angeblich zum ersten Mal, wie Gott ihn mit seinem Namen rief und mitteilte, daß er einmal großen Menschenmengen das Evangelium in Verbindung mit Heilungen verkündigen werde. Bereits als Kind begann Paul zu predigen und schon damals bekam er „präzise Offenbarungen“. Als er 14 Jahre alt war, betrieb er regelmäßige Radiosendungen und hielt Heilungsgottesdienste in einem kleinen Zelt ab. Es wird berichtet, daß Paul Cain als einer der ersten seine „Wundergottesdienste“ filmte und dann über das Fernsehen ausstrahlte. In den 50er Jahren hat er wohl auch in Verbindung mit William Branham gearbeitet, den er heute noch den „größten Propheten des 20. Jahrhunderts“ nennt, obwohl Branham die Trinität Gottes geleugnet und zudem gelehrt hat, daß zwar Abel von Adam, aber Kain am gleichen Tag vom Teufel gezeugt wurde und „dadurch die gesamte Menschheit verunreinigt worden ist“. Interessant ist, daß Paul Cains Leben und Dienst auffallend viele Parallelen mit William Branham hat. Weiter wird berichtet, Jesus sei ihm 1950 in Gestalt erschienen, während er in seinem Lincoln fuhr. Dort habe Jesus ihm gesagt, daß er eifersüchtig auf seine Braut sei und habe ihm befohlen, bis zum Ende seines Lebens ledig zu bleiben. Immanuel Malich berichtet von ihm, daß er 1957 im Rahmen einer Europareise auch Deutschland besuchte und in Karlsruhe jeden Abend vor ca. 30.000 Menschen predigte, wovon an einem Abend 1.500 Menschen ihr Leben Jesus Christus anvertraut hätten.

Im Anschluß an diese Reise habe Gott ihn dann aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit zurückgezogen und ihm eine Landgemeinde anvertraut. Gott habe ihm damals gesagt, daß er ihn beiseite nehmen würde, bis „eine neue Art von Männern Gottes auftreten werde“, die als „Joels Armee“ bezeichnet wurde. Damals hätte Paul Cain von Gott dieses Zeichen bekommen: Seine Mutter werde nicht sterben, bevor er dieser „neuen geistlichen Generation von geistlichen Leitern“ begegnet sei. (Seine Mutter feierte im Jahr 1990 ihren 105. Geburtstag!)
Weiter wird berichtet, daß Gott ihn vor einigen Jahren daran erinnert habe, daß der Ruf seines Lebens nicht vergessen sei und daß sich in den letzten Tagen vermehrt ein „starker, durch konkrete Offenbarungen gekennzeichneter Dienst entfalten wird“.

Neue Propheten würden die „Treuen im Lande“ ermutigen, „neue Weinschläuche“ für die bevorstehende Erweckung zu bilden und bereitzustellen. Außerdem habe Gott ihm gesagt, daß er einen evangelikalen Leiter finden solle, der ihm eine Plattform für seine Botschaft bereitstellen werde. Und an dieser Stelle wird es besonders interessant: Ende ’88, also ca. 30 Jahre nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit, suchte Paul Cain John Wimber in Anaheim zu einer Zeit auf, als sich die Vineyard-Bewegung von Wimber in einer verzweifelten Situation befand. Als Beweis für die Echtheit seiner Berufung kündigte er vor seinem Besuch an, am Tage seiner Ankunft werde ein Erdbeben im Umkreis der Anaheimer Vineyard-Gemeinschaft stattfinden und am Tag nach seiner Abreise werde irgendwo in der Welt ein größeres Erdbeben geschehen.
John Wimber äußerte dazu später wörtlich: „Paul reiste am 7. Dezember ab. Das Erdbeben in Armenien ereignete sich am 8. Dezember. Um 3.38 Uhr morgens, also am Ankunftstage Pauls, fand ein größeres Erdbeben statt… Ich schenkte ihm (Paul) meine volle Aufmerksamkeit.“

Diese Begegung führte dazu, daß John Wimber den Bußruf Cains, er (Wimber) solle nicht mehr länger niedrige moralische Standards innerhalb der Bewegung dulden, ernst nahm und andererseits fand Cain nun in Wimber den Mann, der ihm seine Plattform zum Dienst zur Verfügung stellte und ihn in kürzester Zeit weltweit bekannt machte. Im Februar ’90 prophezeite Paul Cain auf einer Konferenz in Anaheim vor etwa 9000 Zuhörern: „Der erste Schuß (der Erweckung) wird abgefeuert werden, wenn John (Wimber) das nächste Mal nach England kommt.“ Als er im Juli ’90 mit John Wimber in London war, gab er eine noch konkretere Prophezeiung ab: „So spricht der Herr: Die Erweckung wird in England im Oktober 1990 losgehen… Zeichen von Erweckung werden im Oktober 1990 sichtbar werden.“
Ende 1991 trennte sich allerdings Paul Cain von der Vineyard-Bewegung und stellte sich unter die Leitung von R.T. Kendal, Westminster Chapel, London. Voraufgegangen waren wohl einige Schwierigkeiten und Verwirrungen, die durch die Dienste von Bob Jones und John Paul Jackson entstanden waren. Auch John Wimber wurde etwas ernüchtert und erklärte seine Ankündigung einer Prophetenschule („Shilo-Projekt“) für voreilig und gab diesen Plan auf.

Von Paul Cain wird berichtet, daß er präzise Prophezeiungen ausspricht, oft auch über Personen, die er nicht kennt und denen er bisher nie begegnet ist. Wie er selbst berichtet, zieht er sich oft des Nachts in die Stille zurück, um von Gott „Offenbarungen“ und „Gesichte“ zu empfangen, die er dann bei nächster Gelegenheit den Betreffenden mitteilt. Während der Konferenz „Prophetischer Dienst und Gebet“ in Nürnberg ’92 war es so, daß er – wie er selbst berichtet – in den Abendveranstaltungen konkrete prophetische Botschaften an einzelne Personen weitergab, die er tagsüber „zu den Füßen Jesu“ empfangen habe. Beispiele dafür werde ich an anderer Stelle nennen.

Mike Bickle
Mike Bickle gehört zu der jüngeren Generation von „Propheten“. Im Gegensatz zu Paul Cain kommt er aus einem völlig unreligiösen Elternhaus – sein Vater war in den 50er Jahren Amateur-Box-Weltmeister. Mit 15 Jahren bekehrte sich Mike und als 20jähriger gründete er mit einigen charismatischen Lutheranern seine erste Gemeinde, obwohl er anfänglich einigen Geistesgaben gegenüber kritisch eingestellt war. Er berichtet von sich selbst, daß er acht bis zehn Jahre damit verbrachte, täglich fünf bis sieben Stunden das Wort Gottes zu studieren, er hielt sich für einen „Mann des geschriebenen Wortes“, der zunächst Schwierigkeiten hatte, ein gesprochenes „prophetisches“ Wort als gleichwertig zu akzeptieren. 1982 gründete Mike Bickle mit einigen anderen die Kansas City Fellowship, der schon bald Männer mit einem „prophetischen Dienst“ beitraten. Auch durch die Verbindung zu Paul Cain, der in dieser Gemeinde Dienste tat, wurde sie bald in den USA als eine „prophetische Gemeinde“ mit den „Kansas-City-Propheten“ bekannt, zu denen auch Bob Jones und John Paul Jackson gehörten. Mike Bickle berichtet, daß er im Jahr 1982 auch eine außergewöhnliche Heimsuchung Gottes erfahren habe, in welcher er unmißverständlich die Stimme Gottes gehört hätte:
„Ich, der Herr, will das Aussehen und das Verständnis des Christentums in einer Generation auf der ganzen Welt verändern.“
1988 begleitete Mike Bickle John Wimber auf einem Einsatz in Schottland und diese Bekanntschaft führte dazu, daß sich die unter heftige öffentliche Kritik geratene Kansas-City-Fellowship der Vineyard-Bewegung unter der Leitung von John Wimber anschloß.

Seitdem nennt sich diese Gemeinde Metro Vineyard Fellowship, zu deren Hauptveranstaltungen etwa 3.000 Besucher kommen. Mike Bickle ist durch die Zusammenarbeit mit Paul Cain und John Wimber inzwischen zu einem bekannten Konferenz-Redner geworden, der vor allem über Themen wie Gebet, Erweckung, geistlicher Kampf und prophetischer Dienst spricht. Bickle berichtet von sich, dreimal die Stimme Gottes akustisch im Wachzustand gehört und auch Heimsuchungen von Engeln erlebt zu haben. Auf dem Kongreß in Nürnberg ’93 spürte er während seines Seminars ein Brennen in der Magengegend und ein Heißwerden seiner Hände. Das war für ihn das Zeichen, daß der Heilige Geist nun als das Feuer Gottes unter den Seminarteilnehmern wirksam werde. Bei Mike Bickle fällt auf, daß seine Vorträge, trotz salopper Vortragsweise, wesentlich mehr Tiefgang haben, als man das bei Männern der Dritten Welle gewohnt ist. Seine starke Betonung von Heiligung wirkt sicher anziehend auf solche Zuhörer, die ansonsten von den oberflächlichen, showmäßigen Vorträgen anderer Redner eher abgestoßen werden. Ein kurzer Auszug aus seinem Einführungsvortrag am 3.9.92 in Nürnberg macht das deutlich:
„Ich glaube, daß wir der Kraft des Heiligen Geistes im weltweiten prophetischen Dienst gar nicht entgehen können. Die Gemeinde der Endzeit wird erfüllt sein von Träumen und Visionen, die mit dem geschriebenen Wort Gottes übereinstimmen. Wir weisen jede ‚Offenbarung‘ zurück, die das geschriebene Wort Gottes nicht ehrt, die Person Jesu Christi nicht groß macht und die Menschen nicht dazu anleitet, ein Leben des Glaubens und des Gehorsams zu führen und bereit zu sein, zu lernen und Korrektur anzunehmen…
Gott wird seinen Geist über alle Nationen ausgießen in einer Weise, wie es noch nie geschehen ist. Viele Christen wissen das schon, anderen ist es noch unbekannt… Viele aufrichtige Männer und Frauen Gottes stehen in der Versuchung, diesem Geschehen Widerstand entgegenzusetzen, weil sie es nicht verstehen. Ich kann das verstehen, denn ich habe einige Jahre in dem Teil des Leibes Christi gelebt, in dem diese Haltung vertreten wird. Ich weiß, daß viele von ihnen Jesus Christus ebenso lieben wie andere, die zu Konferenzen über Prophetie gehen. Sie haben ein ehrliches Herz, sie verstehen nur einige Dinge nicht…“

Rick Joyner
Rick Joyner ist in Deutschland neben seinen Vorträgen auf Konferenzen für Prophetie durch seine beiden Bücher „Die zwei Bäume im Paradies“ und „Die Engel, die Ernte und das Ende der Welt“ bekannt geworden. Nach eigenen Angaben kam er 1971 zum Glauben und erlebte in der folgenden Zeit, wie er in der Zukunft liegende Ereignisse zutreffend voraussehen konnte. Er schreibt von sich:
„Gelegentlich hatte ich die seherische Fähigkeit, Menschen anzuschauen und danach Einzelheiten über ihr Leben zu wissen – wie beispielsweise Probleme, die sie gerade hatten oder geistliche Berufungen, die es in ihrem Leben gab. Ich wußte, daß diese Fähigkeiten die biblischen Gaben des „Wortes der Erkenntnis“ und der „Prophetie“ waren.“
Nach einigen Jahren vollzeitigen Dienstes sei ihm bewußt geworden, daß seine Beziehung zum Herrn und auch sein Dienst oberflächlich geworden seien. So beschloß er 1980, so lange mit dem Dienst auszusetzen, bis in ihm eine „aufrichtige und reine Liebe zu Christus“ gewachsen sein würde. Da er von Beruf Pilot war, nahm er bei einer Fluggesellschaft eine Stelle als Flugzeugführer an, die ihm viel Zeit für Bibelstudium und Gebet ließ. Ab 1982 stieg er in ein Unternehmen ein und führte nach eigenen Worten einen „fleischlichen“ Lebensstil. 1987 habe ihn der Herr mit dem Hinweis in den Dienst zurückgerufen, daß er seine Berufung jemand anderem geben würde, wenn er dieses Mal nicht zurückkäme. Er nahm diesen Ruf an und ließ sich  als Redner in Gemeinden von ihm bekannten Pastoren einladen. Nachdem er zum ersten Mal wieder gepredigt hatte, habe er am anderen Morgen in seinem Büro „die ehrfurchtgebietende Gegenwart des Herrn“ gespürt. Er bekam eine prophetische Offenbarung über den gegenwärtigen Zustand der Gemeinde Jesu und die bevorstehenden Ereignisse. Diese Offenbarung beschreibt Joyner so:
„Ein Teil der Offenbarung kam in Form von offenen Visionen. Diese sind sichtbare äußerliche Visionen; es ist so, als ob man auf eine Kinoleinwand schaut.“
Weiter berichtet er, daß er plötzlich Einzelheiten über zukünftige Dinge wußte und Gott ihm gesagt habe, daß er in ihm an einem Tag das vollbringen könne, wozu er sich bei anderen vielleicht viele Jahre Zeit nehmen würde. Teilweise habe er „wortwörtliche Gespräche mit dem Herrn“ geführt und insgesamt drei Tage lang diese Offenbarungen bekommen. Rick Joyner hat diese Offenbarungen dann in dem Buch „Die Engel, die Ernte und das Ende der Welt“ veröffentlicht. Inzwischen ist Rick Joyner Pastor und Leiter des Morning-Star-Verlages in Charlotte, North Carolina (USA). Man sagt von ihm, daß sein prophetischer Dienst sich besonders auf nationale und internationale gesellschaftliche Entwicklungen bezieht. Tatsächlich hat er auch konkrete Offenbarungen über Deutschland und andere Länder der Welt veröffentlicht, auf die wir noch eingehen werden. Über Rick Joyner wird berichtet, daß sogar das „Wall Street Journal“ seine prophetischen Publikationen archiviert. Auch bei Rick Joyner fällt auf, daß er in seinen prophetischen Botschaften die Bibel – besonders das Alte Testament – sehr oft zitiert und auch Heiligung stark betont:
„Wir müssen zu unserer ersten Liebe zurückkehren und uns wieder radikal einem biblischen Christentum hinwenden.“
„Wir müssen vertrauter mit ihm werden und durch ihn auch miteinander. Geistlicher Stolz und die Erhöhung von Menschen, einzelnen Wahrheiten oder Werken werden der unerbittlichen Zucht des Herrn anheimfallen und bald als „unerlaubtes Feuer“ (vgl. 3. Mose 10,1) verstanden werden.“

Diese kurzen Auszüge zeigen, daß hier eine Sprache gesprochen wird, die von vielen bibeltreuen, konservativen Christen positiv und beruhigend empfunden wird. Es ist sehr gut möglich, daß gerade diese Männer der Dritten Welle in der Lage sind, die wenigen Evangelikalen, die bisher noch skeptisch und ablehnend waren, zu überzeugen.

Die „Prophetenbewegung“ und ihre Lehre über Prophetie
Da die „Prophetenbewegung“ noch recht jung ist, gibt es keine einheitliche, festgelegte Lehre darüber, was ein Prophet ist und was prophetisches Reden heute bedeutet. Daher beziehe ich mich vor allem auf Aufsätze von Fr. Aschoff und anderen Autoren, deren Beiträge in dem Werkstattheft „Prophetie“ veröffentlicht wurden, auf das „Kongreßmaterial“ zur Konferenz „Erweckung“ in Bern mit John Wimber, Paul Cain, John White und Mike Bickle und auf Niederschriften von Vorträgen, die Paul Cain, Mike Bickle und Rick Joyner in Deutschland gehalten haben. Inzwischen ist auch das erste ausführliche Werk zu diesem Thema von Wayne Grudem „Die Gabe der Prophetie“ mit einem Vorwort von Mike Bickle in deutscher Sprache erschienen, das sowohl von John Wimber als auch von F.F. Bruce empfohlen wird und als eine Art Standardwerk zum Thema „Prophetie“ gilt.

Zur Definition von Prophetie hat Fr. Aschoff eine grundlegende Aussage gemacht:
„Prophetie ist Aktualisierung und Konkretisierung des ewig wahren Gotteswortes in unsere Situation hinein.“
Mit diesem „ewig wahren Gotteswort“ ist allerdings nicht ausschließlich das geschriebene Wort Gottes gemeint, das wir als göttliche Autorität in Händen haben, sondern auch prophetisches Reden durch Inspiration. Man geht davon aus, daß wir auch heute noch Apostel und Propheten haben, die inspirierte Worte und Bilder weitergeben.
„Manchmal spricht Gott zu seinen Dienern mit hörbarer Stimme. Es handelt sich dann ganz eindeutig um ‚seine eigenen Worte‘, die mit 100%iger Genauigkeit weitergegeben werden können.“
„Wenn es stimmt, was im Epheserbrief steht, daß die Kirche auf Apostel und Propheten gegründet ist, dann muß das prophetische Element in unserer Kirche geweckt werden.“

So muß man auch die Aussage von Fr. Aschoff in Nürnberg verstehen: „Das prophetische Wort durch den Menschen hat eine größere Aktualität und Dringlichkeit als nur das geschriebene Wort.“

A. John Carr (Schottland), der ein Buch über die Notwendigkeit von Visionen und Offenbarungen geschrieben hat, zählt verschiedene Möglichkeiten auf, wie nach seiner Meinung Gott zu uns reden möchte:
„Gott hat viele Wege, um zu uns zu sprechen: entweder durch Sein geschriebenes Wort, gepredigt oder prophezeit, durch Zungenrede und ihre Auslegung, durch das Wort der Erkenntnis oder das Wort der Weisheit, oder durch Visionen, Träume, Offenbarungen, oder durch eine leise, kleine Stimme in uns…“

Fr. Aschoff schreibt von vier Ebenen prophetischen Redens:
1. Inspiration
2. Die prophetische Gabe
3. Der prophetische Dienst
4. Das prophetische Amt
Damit sollen Personen wie Jesaja, Jeremia usw. im AT und Agabus im NT betraut gewesen sein, aber auch heute sollen Menschen auf dieses Amt vorbereitet werden.
Auch Mike Bickle spricht von verschiedenen Ebenen des prophetischen Dienstes, z.B. von einer „Anfangsebene“, in welcher Menschen Eindrücke und Visionen bekommen, die noch nicht viel Offenbarung enthalten. Als nächste Stufe nennt er die „prophetische Begabung“, wo jemand „klare Träume und Visionen erhält, die schon ein bestimmtes Maß an Offenbarung beinhalten.“

Die dritte Stufe ist der Dienst eines Propheten, der ein hohes Maß an Klarheit in der Offenbarung, eine große Reife der Persönlichkeit und eine „langjährige Verantwortung im geschriebenen Wort Gottes“ voraussetzt.
„Der Dienst des Propheten hat eine viel größere Autorität der Offenbarung. Er teilt auf tiefere Weise die Geheimnisse des Herzens mit, als es die allgemeine Prophetie tut. Er gibt klare Wegweisung für eine Gemeinde, die Gott übernatürlich bestätigt. Es gibt eine Reife in dieser Offenbarung, die den ganzen Leib Christi korrigieren und ausrichten kann. Diese Art prophetisch begabter Menschen kann auch zu führenden Politikern mit Klarheit und Autorität sprechen. Bisher gibt es nur wenige, die das können.“
Die höchste Stufe wird von Bickle als „das Prophetenamt“ bezeichnet. Im Gegensatz zu Wayne Grudem, der deutlich ausführt, daß „jede Behauptung, neue Schriftworte, neue Worte von Gott erhalten zu haben, als falsch verworfen werden muß“ , sagt Bickle:
„…Gläubige, deren Dienst große Ähnlichkeit mit der Berufung der Propheten im Alten Testament hat. Ihr Dienst ist von Zeichen und Wundern begleitet, und sie sprechen immer mit 100%iger Sicherheit Worte von Gott aus.“

Woran erkennt man einen „Propheten“?
Mike Bickle hat die Erkennungsmerkmale eines Propheten so beschrieben:
Sie können auf Erfahrungen zurückblicken, die darauf hindeuten, daß sie direkt von Gott erwählt worden sind (Geburt durch ein Wunder, Besuch eines Engels usw.).
Sie haben sich im Dienst über mehrere Jahre bewährt. Sie haben unter Ablehnung und Unverständnis gelitten.
Sie empfangen einen beständigen Informationsfluß in Form von Offenbarungen – „mehr im Himmel daheim als auf der Erde“.

Ihre Worte haben große Autorität, da sie regelmäßig „Gottes eigene Worte“ prophezeien (d.h. sie sprechen 100%ig genaue prophetische Worte aus). 
Weitere Kennzeichen sind „Voraussage ‚ungeistlicher‘ Naturereignisse (z.B. klimatische Verhältnisse, internationale Politik)“ und Bestätigung der Prophezeiungen „durch das Eintreffen natürlicher Zeichen (z.B. Erdbeben, Stürme, Dürreperioden).“
So ist es auch verständlich, daß Mike Bickle den sogar von Pfingstlern teilweise sehr kritisch beurteilten William Branham als „Prophet“ anerkennt, seinen „außerordentlichen Erfolg und die Vollmacht bei seinen frühen Einsätzen“ rühmt und seine Biographie empfiehlt. 30 Auffällig ist, daß sowohl das Leben als auch Begabung und Dienst von William Branham und Paul Cain starke Parallelen aufweisen.

Die Praxis von „Prophetie“ in der „Prophetenbewegung“
Bei der Ausübung des prophetischen Dienstes wird von drei Bereichen gesprochen:
1. Offenbarung:
2. Auslegung:
3. Anwendung:
„Wem sagen wir die Offenbarung weiter, wann und warum? Die meisten Offenbarungen, die reife Propheten erhalten, werden nie öffentlich verkündet, sondern geistlichen Leitern in privaten Treffen mitgeteilt.“
Da in den vergangenen Jahren viel Durcheinander und Verwirrung durch „prophetisches Reden“ entstanden ist, legt man inzwischen großen Wert darauf, wegweisende, konkrete „Prophetien“ zuerst Ältesten der Gemeinden zur Prüfung vorzulegen und grundsätzlich diesen Dienst in Unterordnung unter die Ältesten der Gemeinden zu tun.
Man unterscheidet verschiedene Formen des prophetischen Redens: „Weissagung“, „Mahnrede“, „prophetisches Gebet“, „prophetisches Singen“, „persönliche Prophetie“, „prophetische Vision“, „prophetische Tat“, „Zukunftsprophetie“ und „prophetisch inspirierte Lehre“.

Einübung von „Prophetie“
In den Seminaren für „prophetisches Reden“ werden die Teilnehmer geschult, innere Bilder zu empfangen, diese Bilder richtig zu deuten und anzuwenden. So wurde z.B. in dem Seminar in Nürnberg ’93 im Übungsteil empfohlen, die Augen zu schließen und an Offbg. 4 zu denken. Mike Bickle betete dann: „Komm, Heiliger Geist, offenbare deine Gegenwart… ich bitte dich um Worte der Erkenntnis für Heilungen… setze Träume und Visionen frei… komm, Heiliger Geist, setze dein Feuer frei… mehr Kraft, Herr!“ Inzwischen spürte Bickle ein Brennen in der Magengegend und ein Heißwerden seiner Hände. Das war für ihn das Zeichen, daß nun der Heilige Geist als Feuer wirksam würde. Wer nun von den Teilnehmern ebenfalls ein Brennen spürte, sollte aufstehen, weil diese Personen nun eine besondere Wirkung des Heiligen Geistes erfahren würden. Dann gab er bekannt, daß der Heilige Geist nun stärker wirken und einige von Träumen heimgesucht würden. Mit denen, die inzwischen aufgestanden waren, betete man unter Handauflegung und in persönlichen Gesprächen wurden die empfangenen Bilder und Eindrücke ausgetauscht und ausgewertet.

Bereits vorher hatten die anwesenden „Propheten“ erklärt, wie der Heilige Geist durch Gefühle, körperliche Schmerzen und symbolische Bilder wie Pfeile, Netze, Schlüssel, Landkarten, „kirchliche Kragen“ (als Beweis für einen Mann Gottes!) usw. reden würde und wie diese Symbole zu deuten und anzuwenden seien. Schließlich demonstrierten sie ihre „prophetische“ Begabung auch öffentlich, indem Phil Elsten und John Paul Jackson nacheinander Personen aufforderten aufzustehen, über die sie ein „prophetisches Wort“ empfangen hatten. Phil Elsten forderte zuerst die Betreffenden auf, ihre Handflächen zu zeigen, weil Gott ihm oft durch diese aufgehobenen Handflächen prophetische Einblicke gäbe. Es folgten dann konkrete Aussagen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser Personen, die sich im Anschluß daran, nach einer kurzen Absprache mit dem Leitungsteam, öffentlich zu diesen Prophezeiungen äußern konnten. Ausnahmslos wurde die Richtigkeit der Aussagen bestätigt und mit dem Beifall der Seminarteilnehmer quittiert. Jackson prophezeite u.a. dem anwesenden Pastor H.C. Rust, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises „Gemeinde und Charisma“ im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), daß Gott ihn gebrauchen werde, in einem „apostolischen Dienst“ die Baptisten in ganz Deutschland zu beeinflussen, und daß er eine „neue Salbung zum Lehren“ und einen neuen Dienst in Frankreich bekommen werde.

Einige persönliche Gespräche, die ich mit diesen Personen führen konnte, zeigten mir, daß hier – soweit ich das beurteilen konnte – keine Manipulation im Spiel war und die konkreten Aussagen mit dem Leben und den Erfahrungen dieser Personen übereinstimmten. Sehr interessant war mir auch ein Gespräch mit einem leitenden Mitarbeiter von Campus für Christus, der mitverantwortlich für die Organisation des Kongresses war. Er erzählte mir, daß er mit einem der Propheten ein seelsorgerliches Gespräch verabredet hatte, um einige ihn bewegende Anliegen loszuwerden. Als diese Aussprache begann, fragte der „Prophet“, ob er einen zweiten „Propheten“ dazuziehen dürfe. Das wurde gerne erlaubt und so kam ein zweiter Prophet zu diesem Gespräch (wenn ich mich recht entsinne war es J.P. Jackson), welcher sinngemäß sagte: „Bevor du uns dein Herz ausschüttest, will ich dir sagen, was der Herr mir gezeigt hat.“ Und dann sprach dieser „Prophet“ genau die Fragen und Anliegen aus, mit denen der Bruder zu diesem Gespräch gekommen war, die er aber bisher noch nicht geäußert hatte.

Beispiele für persönliche „Prophetien“
Es folgen nun zwei typische Beispiele aus dem Dienst von Paul Cain, den er während der Konferenz „Prophetischer Dienst und Gebet“ in der Zeit vom 3.-6. September in der Nürnberger Frankenhalle getan hat. Diese etwas ausführlichen Berichte sind eindrückliche Beispiele dafür, daß hier Kräfte und Fähigkeiten wirksam werden, die übernatürlich sind.

„Prophetie“ für den Leiter eines Fürbitte-Dienstes (gemeint ist Berthold Becker, der Leiter des Dienstes „Fürbitte für Deutschland“)
„Ich hatte die Vision eines Mannes, eines Leiters, der hier sitzt. Sein Name ist Berthold, seine Frau heißt Barbara. Ich habe ein Wort vom Herrn für dich, Ap. 10,4: ‚Deine Gebete und deine Almosen sind vor Gott gekommen, und er hat ihrer gedacht.‘ Deine Gebete und die Gebete deiner Helfer – ich sehe einen deiner Helfer, der eine dunkel gefaßte Brille trägt, dunkles Haar und einen Bart hat – es gibt eine Salbung zwischen euch, ich glaube, sein Name ist Michael, ist das richtig? (Gemeint ist Michael Schiffmann, ein Mitarbeiter von Berthold Becker.) Wir kennen uns nicht, weil ich darauf geachtet habe, bestimmte Leute auf dieser Konferenz nicht zu treffen. Ich kann heute Abend mit Autorität sagen, daß der Herr zu dir spricht. Du und deine Frau haben die gleiche Salbung. Es ist eine Salbung von Weisheit wie bei den Männern Issaschars. Deine Gebetspartner werden wissen, was in Zukunft das Problem ist und ihr werdet entsprechend handeln. Gott wird dir eine verborgene Salbung geben, den Neonazismus und die Torheit, die in diesem großartigen Land umhergeht, niederzureißen; ebenso die Zauberei und das Böse, das zu den jungen Menschen kommt. Der Herr sagt, daß er in besonderer Weise mit dir ist. Und ich sehe ebenso deinen Dienst und den Dienst derer, die mit dir verbunden sind, mit einem Fuß auf London oder England und einem Fuß auf Deutschland. Ich weiß, daß Gott dies zu mir gesagt hat. Wenn du etwas damit anfangen kannst, gib ein Zeichen mit deiner Hand.“ . .


„Prophetie über Deutschland“
Zunächst eine Prophetie, von der Mike Bickle in Nürnberg ’92 berichtete. John Wimber, Paul Cain, Leonhard Ravenhill und weitere Propheten haben sie Anfang 1990 unabhängig voneinander bekommen. Diese Prophetie sei inzwischen von allen weltweit anerkannten Propheten bestätigt worden.

Die Prophetie beinhaltet folgendes:
Ausgehend von London und Berlin werde sich in England und Deutschland (in Wiederaufnahme der Reformation des 16. Jahrhunderts) eine zweite geistliche Reformation ausbreiten, die eine nie zuvor gekannte Kraft entfalten werde. Die christlichen Leiter in England und Deutschland sollten sich in großer Einmütigkeit zusammenfinden, die genannten Städte würden eine „Heimsuchung“ Gottes erleben. Gott habe einen Fuß auf London und den anderen auf Berlin gesetzt und diese beiden Nationen würden die Leiterschaft für die große kommende Erweckung hervorbringen. Diese und weitere Erweckungsvorgänge sollen das säkulare Verständnis vom Christentum radikal verändern. Auch die Ausdrucksform christlichen Lebens werde sich im Sinne urchristlichen Lebensstils (Ap. 2,42) wandeln.
Die erwähnten Prozesse sollen überraschend schnell kommen und begleitet sein von großen Konflikten im übernatürlichen Bereich und im politisch-gesellschaftlichen Leben. Der Kommunismus werde zu neuem Leben erwachen und sich mit dem Islam verbinden und das werde der Plan Satans zur Zerstörung Europas sein. Es werde viel Verwirrung, Verfolgung und auch Spaltungen unter den Christen geben. Im Gegenzug dazu werde sich aber die „zweite Reformation“ durch eine präzise Theologie, ein kraftvolles Zeugnis der Christen und eine große, leidenschaftliche Liebe für Jesus auszeichnen und stärker sein als alle antichristlichen Kräfte. Voraussetzung für diese Erweckung sei allerdings die Einheit der geistlichen Väter Englands und Deutschlands. Gott habe für die Endzeit eine siegreiche Gemeinde verheißen. Die 2000 Jahre der Kompromisse würden dann ein Ende haben. Deutschland werde ein „Ältester im weltweiten Leib Christi“ sein und in Deutschland wolle Gott eine „prophetische Kirche“ entstehen lassen. Auch einzelne Städte in Deutschland würden eine neue Bedeutung im Heilsplan Gottes bekommen. In Nürnberg, der Stätte der Reichsparteitage der Nazis, werde Gott „seine geistlichen Truppen aufmarschieren lassen“. Berlin werde das Zentrum einer neuen geistlichen Reformation werden. In den nächsten Jahren würden wir Zeugen davon, daß infolge dieser Erweckung etwa eine Milliarde Bekehrte auf der Erde seien, also 20% der Weltbevölkerung bekehrt sind. Das würde bedeuten, daß dann auf der Erde mehr Gläubige sind, als die Gesamtzahl all derer, die jetzt im Himmel sind.
Wie man die Zahl derer, die bereits im Himmel sind, errechnet hat, wurde allerdings nicht mitgeteilt.

Aus Rick Joyners Vision über Deutschland:
„Deutschland wird einen erneuten Blitzkrieg starten, doch diesmal wird die Armee, die loszieht, eine Armee des Heils sein, nicht der Zerstörung. Diese Armee wird wieder durch fast alle Nationen Europas ziehen, und sie wird unbesiegbarer sein als jede andere Armee, die durch Europa marschiert ist. Was Satan durch die zwei Weltkriege anrichten konnte, war ziemlich exakt eine ins Gegenteil verdrehte Kopie des Planes, den der Herr eigentlich für Deutschland gehabt hatte. Deutschland wird allen Orten, an denen es einstmals Zerstörung verursachte, Heilung, Wiederherstellung und Errettung bringen.“
„Deutschland wird Israel liebgewinnen und segnen, und Israel wird Deutschland liebgewinnen… In Deutschland wird in Kürze eine neue Reformation aufkommen, die sich gegen die antichristlichen Mächte stellen wird, welche sich gegenwärtig auf der ganzen Welt zusammenballen. Dort, wo der Geist des Antichristen durch Rassenhaß und Rebellion des Humanismus Finsternis, Tod und Zerstörung bringt, wird die deutsche Kirche und die deutsche Nation aufstehen und mit hellem Licht strahlen. Deutschland ist eine erwählte Nation…“

Rick Joyners Offenbarungen
Wie bereits schon erwähnt, hat Rick Joyner in seinem Buch „Die Engel, die Ernte und das Ende der Welt“ Offenbarungen veröffentlicht, die er teilweise nach eigener Aussage „wortwörtlichen Gesprächen mit dem Herrn“ entnommen hat. Zunächst zitiere ich einige Aussagen, die er zu der Entwicklung der Christenheit gemacht hat:
„Von jetzt an bis zum Ende aller Zeiten werden mehr Menschen Jesus kennenlernen, als dies von Pfingsten bis heute geschehen ist… Oft werden sich ganze Städte und manchmal auch ganze Nationen zum Herrn bekehren… mehr als eine Milliarde Menschen werden in aufrichtiger Hingabe den Namen des Herrn anrufen, und Gott wird ihnen eine wahre Bekehrung schenken.“
„Das Ausmaß dieser Ernte wird am Ende sogar die zuversichtlichsten Christen überwältigen. Gemeinden mit weniger als hundert Mitgliedern werden zu bestimmten Zeiten jede Woche tausend neubekehrte Gläubige aufnehmen… In vielen Regionen werden die beliebtesten Sportarten aufgegeben, da niemand mehr Interesse daran hat. Ganze Städte mit vielen tausend Einwohnern werden in die benachbarten Städte strömen, um diese zu evangelisieren.“

„Reporterteams werden den Aposteln auf Schritt und Tritt folgen, wie sie es auch bei Staatsmännern tun. Sie werden große Wunder aufzeichnen und diese mit spontaner Begeisterung im Fernsehen ausstrahlen… Große Städte werden Zeiten erleben, in denen es kein Verbrechen mehr gibt, da alle Einwohner Überführung durch den heiligen Geist erleben… In vielen Gegenden werden Pornographie, Prostitution, illegaler Drogenhandel, Abtreibung und Alkoholmißbrauch völlig aufhören… Ganze Nationen werden sich von Zeit zu Zeit gemeinsam dem Gebet und dem Fasten widmen.“

„Wunder, die sogar die aufsehenerregendsten Dinge in der Bibel noch übertreffen, werden bewirken, daß ganze Nationen sich zu Jesus bekehren. Staatsmänner von einigen der mächtigsten kommunistischen Länder werden öffentlich ihren Glauben an Jesus Christus bekennen… Auf manchen von ihnen wird bisweilen die sichtbare Herrlichkeit des Herrn ruhen, und diese Herrlichkeit wird jeden heilen, der damit in Berührung kommt… Das Erscheinen von Engeln wird so alltäglich sein, daß die Leute dies nicht mehr als ein bedeutsames Ereignis ansehen. Bei Versammlungen der Apostel und Ältesten wird der Herr selbst erscheinen und die Richtung weisen.“
„Jüngere Kinder werden Dämonen austreiben, Kranke heilen, Tote auferwecken und mit einem Wort tobende Sturmfluten zurückweisen. Manche werden sogar Herrschaft über ganze Krankenhäuser und Nervenanstalten ergreifen und jeden einzelnen der Patienten heilen, nur indem sie die Hände auf das Gebäude legen.“
„In Kürze wird Gott manchen so große Vollmacht und Autorität verleihen, wie er es noch nie zuvor getan hat.“
„Das prophetische Wort wird mit einer Reinheit und Genauigkeit gesandt, wie es in der Kirchengeschichte noch niemals zuvor geschehen ist. Große Konferenzen der Apostel und Ältesten werden abgehalten, ohne daß Einladungen verschickt oder mündlich geworben worden wäre.“
„Über einigen, durch die die Kraft des Herrn gerade fließt, wird für längere Zeit die sichtbare Herrlichkeit des Herrn erscheinen. Keine Seuche oder Krankheit, kein körperlicher Schaden, abgetrennte Gliedmaßen, Aids, Giftgas- oder Strahlungsschäden mit eingeschlossen, wird sich der Heilung und den Wundern, die die Heiligen in dieser Zeit wirken, widersetzen können… Apostel und Propheten werden aufstehen, um im Namen des Herrn Felder und Städte zu segnen und dadurch jede Spur von Strahlung von ihnen zu entfernen.“
„In den Anfangsstadien der Ernte werden eine große Anzahl von Zeugen Jehovas, Mormonen, Adventisten und Mitgliedern anderer Sekten, deren Lehre vermischt ist, gerettet. Die meisten von ihnen werden durch Liebe gewonnen, nicht durch Wahrheit.“
„Diese Ernte wird so großartig sein, daß niemand mehr auf die Urkirche zurückschaut, um sich zu orientieren… Von den Aposteln, die bald gesalbt werden, wird man sagen, daß sie eine auf den Kopf gestellte Welt wieder richtig herum gedreht haben. Nationen werden zittern, wenn sie nur ihre Namen hören, aber sie werden von ihnen auch Heilung empfangen.“

Interessant sind auch einige „Prophezeiungen“, die falsche Entwicklungen ankündigen:
„Es wird viele relativ kleine Einheitsbewegungen geben, die Zwietracht bewirken, aber auch eine große und bedeutende Bewegung, die sich am Ende zum ärgsten Verfolger der voranschreitenden Kirche entwickelt. Diese Bewegung wird aus Katholiken, Protestanten, Evangelikalen, Pfingstlern, Charismatikern und Christen der „Dritten Welle“ bestehen… diese Bewegung wird das wichtigste Werkzeug antichristlicher Kräfte sein, deren Bemühen sein wird, die Ernte zu verhindern.“
„Es kann sein, daß Menschen weltberühmt sind, viele Wunder tun und viele Dämonen austreiben, nur um dann vor den Herrn zu kommen und zu hören, daß er sie nie gekannt hat.“
„Pastoren und Leiter, die diesem Strom der Einheit weiterhin Widerstand leisten, werden abtreten müssen. Einige von ihnen, die heute in Leiterschaft stehen und diesem Wirken Gottes widerstehen, werden sich so verhärten, daß sie all diejenigen bekämpfen und verfolgen, die die Absichten des Herrn vollbringen.“

Abschließend noch einige Aussagen zu weltpolitischen und geographischen Veränderungen:
„Der Kommunismus… wird wieder in signifikanter Weise voranschreiten. Südkorea, die Philippinen, Süd- und Mittelamerika, einschließlich Mexiko, und fast ganz Afrika werden schließlich vom Kommunismus erfaßt werden.“
„Eines dieser Killerbeben wird mit solcher Wucht die Ostküste Amerikas treffen, daß man es noch an der Westküste spüren wird. Die Vernichtung, die dieses Beben verursacht, wird sich bis zum westlichen Mississippi hinziehen. Ein Erdbeben wird Florida zerstören und es vom Festland wegreißen… Eine große Nation Südeuropas wird bis auf ein paar kleine Inselchen einfach verschwinden… Die Krankheit Aids wird sich weiterverbreiten, bis sie zu einer der tödlichsten Krankheiten aller Zeiten geworden ist. Dieser Virus wird sich dahingehend verändern, daß er durch zufälligen Kontakt, Mücken und sogar Nahrungsmittel übertragen werden kann.“


Zusammenfassung:
Wenn wir die bisher genannten „Prophezeiungen“ auflisten, wurden u.a. folgende Dinge vorausgesagt:
Bill Clinton wird sich bekehren, eine göttliche Salbung bekommen und zum besten Präsidenten der USA seit Eisenhower werden.
Eine zweite Reformation wird stattfinden, die sich durch leidenschaftliche Liebe zu Jesus und eine präzise Theologie auszeichnet und die eine bisher nicht gekannte Kraft entwickelt.
Es wird die größte Erweckung aller Zeiten sein.
Diese Reformation wird von England und Deutschland ausgehen, die Städte London und Berlin werden darin eine besondere Rolle spielen. Berlin wird das Zentrum der neuen Reformation sein. Diese Erweckung hat bereits im Oktober 1990 in London begonnen.
Auch Nürnberg wird eine besondere Bedeutung im Heilsplan Gottes haben. In dieser Stadt wird Gott seine geistlichen Truppen aufmarschieren lassen.
Diese Truppen werden in einem Blitzkrieg Europa evangelisieren und Heil und Errettung bringen.
Deutschland und Israel werden durch gegenseitige Liebe und Segnung gekennzeichnet sein.
Weltweit werden Apostel und Propheten gesalbt werden.
Diese Apostel werden mit größerer Autorität auftreten als die Jünger Jesu. Sie werden derartige Heilungen vollbringen, daß sogar abgetrennte Gliedmaßen nachwachsen und Aids geheilt wird. Sie werden alle Spuren von Strahlungsschäden beseitigen.
Eine große Anzahl Zeugen Jehovas, Mormonen, Adventisten usw. werden zu Beginn der Erweckung zum Glauben kommen.
Mehr als eine Milliarde wiedergeborener Christen werden auf der Erde sein.
Unmoral wird im Umkreis der Apostel und Propheten verschwinden.
Ganze Nationen werden sich bekehren.
Engel-Erscheinungen werden alltäglich und Jesus-Erscheinungen gelegentlich sein.
Kinder werden Insassen von Krankenhäusern und Nervenheilanstalten heilen, indem sie ihre Hände auf die Gebäude legen. . . .

Nun, manche dieser teilweise konkreten Aussagen sind zum Teil überprüfbar. Die meisten haben allerdings den Nachteil, daß sie auch noch in zehn Jahren als in der Zukunft liegende Ereignisse interpretiert werden können. Die meisten dieser „Prophezeiungen“ sind einfach unbiblisch und zeigen, daß diese „Propheten“ unnüchtern sind, daß sie die endzeitlichen Aussagen der Bibel entweder nicht kennen, oder aber sie ignorieren oder falsch einordnen, als hätte das Tausendjährige Reich schon begonnen. In gegenwärtigen Entwicklungen jetzt schon Anfänge dieser prophezeiten Erweckung zu sehen ist ein trauriges Zeichen von Blindheit und Verwirrtheit. Der Verdacht drängt sich auf, daß diese Männer weder die Kirchengeschichte noch die Aussagen der Bibel zu diesem Thema kennen, wenn sie die weltweit zunehmende Verflachung, Verweltlichung, Unmoral und okkulten Praktiken unter Christen mit einer geistlichen Erweckung verwechseln. 


Der „Prophet“ Kenneth Hagin
Da Kenneth Hagin nicht zu der neuen „Prophetenbewegung“ gehört, sich selbst aber als „Prophet“ versteht und angeblich bereits schon vor Jahrzehnten „persönliche Offenbarungen vor dem Thron Gottes“ und durch Jesus-Erscheinungen bekommen hat, möchte ich ihn getrennt von den bisher genannten „Propheten“ kurz darstellen.
Kenneth Hagin wurde 1917 geboren und gilt als Gründer und Vater der „Glaubensbewegung“, oder „Wort des Glaubens“- Bewegung. Er hat inzwischen mehr als 126 Bücher und Schriften geschrieben, die mit einer Auflagenhöhe von 33 Millionen angegeben werden. Eine Anzahl dieser Schriften sind in viele Sprachen übersetzt worden, selbst in Rußland und weiteren Ost-Ländern sind sie weit verbreitet und auch in deutscher Sprache wurden sie veröffentlicht. Kenneth Hagin hat einen sehr großen Einfluß auf die Charismatische Bewegung.
Inzwischen sind auch weitere Männer seiner Bewegung international bekannt geworden: Kenneth Copeland, Fred Price, Charles Capps, John Osteen, Robert Tilton, Lester Sumrall, Don Gossett. In Deutschland wird sein Anliegen vom „Wort des Glaubens“- Zentrum Feldkirchen, bei München, unter der Leitung von John Angelina vertreten. Weitere bekannte Pastoren, die sein Anliegen verbreiten, sind Wolfhard Margies und Hartwig Henkel (beide von der Gemeinde „Auf dem Weg“, früher „Philadelphiagemeinde“, Berlin), Peter Wenz, sowie Prediger der „Zoe“ Vereinigung in der Schweiz und der „AGAPE“ – Gruppen in Österreich. Kenneth Hagin ist einer der bekanntesten Prediger des „Wohlstandsevangeliums“, der Krankenheilung durch Glauben und Bekennen und der sog. „Identifikationslehre“. Diese gotteslästerliche Lehre besagt, daß Christus die Versöhnung nicht am Kreuz, sondern in der Hölle vollbrachte. Dort habe Christus die „Natur Satans“ angenommen, damit wir die „Natur Gottes“ bekommen können. Drei Tage wäre Jesus dort von Dämonen gequält worden. Schließlich habe er in der Hölle seine Wiedergeburt erfahren und dem Satan ein Opfer gebracht, um uns loszukaufen.

K. Hagin berichtet, daß er acht Mal vor dem Thron Gottes erschienen sei und dort besondere Offenbarungen bekommen habe. Er ist ein treffendes Beispiel dafür, wie durch Berufung auf göttliche Offenbarung Irrlehren und okkulte Praktiken in die Christenheit und besonders in die Charismatische Bewegung Eingang gefunden haben. Er berichtet, wie er am 2.9.1950 um 20.30 während einer kurzen Gebetszeit die Stimme Gottes gehört habe: „Komm hier herauf!“ Es schien ihm, als würde er durch die Luft getragen, bis er an den Toren des Himmels stand. Schließlich sei ein Reiter gekommen, der ihm eine Schriftrolle gebracht habe mit den Worten: „Nimm und lies.“ Er habe dann folgende Worte gelesen:
„Alle Gaben des Geistes werden in diesen letzten Tagen noch einmal reichlich in der Gemeinde des Herrn wirksam sein. Die Gemeinde wird größere Dinge tun, als in der ersten Christengemeinde geschahen. Es werden größere Kräfte, Zeichen und Wunder geschehen und wirken, als die in der Apostelgeschichte berichteten. Wir kommen nun in die Zeit, in der Gott seine wunderwirkenden Kräfte noch einmal besonders kundtun will. Selbst viele Christen werden dieses gewaltige Wirken des Heiligen Geistes nicht akzeptieren und sich zurückziehen und deshalb nicht bereit sein, wenn Ich wiederkomme. Viele andere werden durch falsche Propheten und satanische Wunder verführt. Doch folge Mir, und du wirst nicht verführt werden. Ich sammle jetzt mein Volk und mache sie bereit, denn die Zeit ist kurz.“

Hagin berichtet, wie er sich anschließend lang ausgestreckt auf dem Fußboden wiederfand, „eingehüllt in die herrliche Gegenwart Gottes“. Danach wäre er wieder gemeinsam mit Jesus zum Thron Gottes geschwebt, wo er „sechs bis sieben Meter mit Jesus zusammen vom Thron entfernt“ 56 stehengeblieben sei. Dort habe er das erste Mal in die Augen Jesu geblickt.
„Dann sagte Jesus zu mir: ‚Strecke deine Hände aus.‘ Ich gehorchte. Auch er streckte seine Hände aus und legte sie auf meine Hände. In diesem Augenblick begannen meine Hände zu brennen, als lägen glühende Kohlen darin. Dann forderte Jesus mich auf, niederzuknien… Ich tat es. Er legte mir die Hände auf den Kopf und sagte, Er habe mir einen besonderen Dienst zum Heilen der Kranken gegeben. Nun begann er mich zu unterweisen, ich solle beim Beten den Kranken meine Hände rechts und links an den Körper legen. Würde ich bemerken, daß das Feuer, das jetzt in meinen Händen brannte, von einer Hand zur anderen sprang, so sei der Kranke von einem bösen Geist besessen, der die Krankheit verursachte. In diesem Falle sollte ich den oder die Dämonen in Jesu Namen austreiben, und sie würden gehen müssen. Wenn aber das Brennen bei mir nicht von einer Hand zur anderen springen würde, handele es sich um eine natürliche Krankheit. Ich solle dann in Jesu Namen mit den Kranken beten. Wenn der Kranke im Glauben die Heilung ergreifen würde, könnte ich spüren, wie das Feuer in meiner Hand in den Körper ginge, um dort Heilung zu bringen. Wenn ich dies spüren würde, so könnte ich wissen, daß der Kranke geheilt sei.“

Hagin berichtet weiter, daß er zu einem Zeitpunkt, als er wegen einer Armverletzung im Krankenhaus lag, von Jesus persönlich besucht worden sei. „Ich vermutete, es sei eine Krankenschwester, da die Person ganz in weiß gekleidet war. Doch dann erkannte ich Jesus. Mir war, als stünden meine Haare aufrecht…“

Er benutzt dieses geschilderte Erlebnis, um daran eine „offene Vision“ zu illustrieren:
„…weil sich der Mensch hierbei seiner äußeren Umgebung bewußt bleibt und auch seine physischen Sinne die Möglichkeit erhalten, in das Reich des Geistes hineinzuschauen und wahrzunehmen, was dort geschieht. Als Jesus mich, um ein Beispiel zu nennen, in dem Krankenhauszimmer besuchte, hörte ich mit meinen Ohren Seine Stimme, ich sah mit meinen normalen Augen, wie Er den Raum betrat und sah Ihn die ganze Zeit neben mir sitzen und hörte Ihn zu mir reden. Und während der ganzen Zeit nahm ich auch meine gesamte äußere Umgebung weiter wahr.“

In einer weiteren „offenen Vision“, die er angeblich im Februar 1959 hatte, beschreibt Hagin die Person, die er sah, näher und schildert, wie er weitere Einsicht über das Amt eines Propheten bekommen habe:
„Ich sah Ihn. Er trug ein weißes Gewand und römische Sandalen. (Jesus ist mir achtmal erschienen. Jedes andere Mal waren Seine Füße bloß, doch diesmal trug Er Sandalen; deshalb hatte ich seine Schritte gehört.) Es kam mir vor, als ob er etwa 1.80 m groß war und fast 80 kg wog…. Er erklärte mir, daß man, um im Amt eines Propheten zu stehen, in erster Linie ein Diener des Evangeliums ist, auf dessen Leben der Ruf Gottes zum Werk des Dienstes liegt. Zudem müssen mindestens zwei der drei Offenbarungsgaben – das Wort der Weisheit, das Wort der Erkenntnis und die Unterscheidung der Geister – und die Gabe der Weissagung in seinem Dienst wirksam sein… Dann sagte der Herr etwas, was nicht nur zu meinem, sondern auch zu deinem Nutzen ist: ‚Wenn du lernst, diesem inneren Zeugnis zu folgen, werde Ich dich reich machen. Ich werde dich in allen Angelegenheiten des Lebens führen, in geistlichen und auch in finanziellen…‘“

Seiner Autorität als „Prophet“ Gottes versucht er durch folgenden Bericht Nachdruck zu verleihen, welcher zugleich eine versteckte Drohung an alle Kritiker beinhaltet:
„Der Herr sagte zu mir: ‚Wenn du einem Menschen oder einer Gemeinde eine Botschaft weiterzugeben hast und sie wird nicht angenommen, bist du nicht mehr dafür verantwortlich. Alle, die nicht hören wollen, müssen die Folgen dann selbst tragen.‘ Nur zögernd berichte ich nachfolgendes Erlebnis, fühle aber doch, daß ich es mitteilen sollte. Ich hielt in einer Gemeinde eine Reihe Gottesdienste und mußte dem dortigen Pastor eine Botschaft vom Herrn ausrichten, die er nicht annahm. Weinend verließ ich nach der letzten Versammlung die Gemeinde. In der nächsten Gemeinde, in der ich Gottesdienste hielt, sagte ich dem Pastor: ‚Dieser Mann wird eines Tages tot auf seiner Kanzel umfallen.‘ Wenige Tage nachher geschah es. Genau 14 Tage, nachdem ich ihn nach dem letzten Gottesdienst weinend verlassen hatte, brach er tot auf der Kanzel zusammen.“


Der Prophet und prophetischer Dienst im Licht der Bibel

1. Der Prophet im Alten Testament
Aaron, der Bruder Moses, ist einer der ersten Männer der Bibel, die Propheten genannt werden. Der Auftrag, den er bekommt, macht deutlich, worin der Dienst eines Propheten besteht: Er ist ein „Verkündiger“ oder „Sprecher“ eines anderen. Aaron war der Prophet oder Sprecher Moses, während Mose der Prophet oder Sprecher Gottes war.
„Und du sollst zu ihm reden und die Worte in seinen Mund legen, und ich will mit deinem Mund und mit seinem Mund sein, und ich will euch lehren, was ihr tun sollt. Und er soll für dich zum Volk reden; und es wird geschehen, er wird dir zum Mund sein und du wirst ihm zum Gott sein.“ (2. Mose 4, 15-16)
„Und der Herr sprach zu Mose: Siehe, ich habe dich dem Pharao zum Gott gesetzt, und dein Bruder soll dein Prophet sein. Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde, und dein Bruder Aaron soll zu dem Pharao reden, daß er die Kinder Israel aus seinem Land ziehen lasse.“ (2. Mose 7,1)
Propheten Gottes waren verpflichtet, nichts anderes als nur die Worte Gottes weiterzugeben.
„…denn zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir gebieten werde, sollst du reden.“ (Jer. 1,7)
Zu den bekannten Propheten Gottes gehören Mose, Samuel, Nathan, Elia, Elisa, Micha, Jesaja, Jeremia, Jona usw. Sie hatten nicht in erster Linie zukünftige Ereignisse zu prophezeien, sondern dem Volk Gottes und Einzelnen ins Gewissen zu reden und sie vor Sünde und falschen Entscheidungen zu warnen. An einigen Stellen werden Propheten auch „Seher“ genannt (1. Sam. 9,9; 2. Chron. 9,22), was darauf deutet, daß sie nicht nur im Auftrag Gottes redeten, sondern auch Einsicht in kommende Gefahren und Ereignisse hatten. Manche Propheten hatten auch ausdrücklich den Dienst eines Wächters zu verrichten. Sie waren verpflichtet, Einzelne und auch das Volk allgemein vor drohenden Gefahren zu warnen.
„Menschensohn, ich habe dich dem Hause Israel zum Wächter gegeben, und du sollst das Wort aus meinem Mund hören und sie von mir verwarnen.“ (Hes. 3,17)
„Wenn ich zu dem Gesetzlosen spreche: Gesetzloser, du sollst gewißlich sterben! und du redest nicht, um den Gesetzlosen vor seinem Weg zu warnen, so wird er, der Gesetzlose, wegen seiner Ungerechtigkeit sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.“ (Hes. 33,8)
Als Wächter hatte der Prophet eine außerordentliche Verantwortung, weil ein oberflächlicher Dienst den Untergang des Volkes Gottes bedeuten konnte. Von einigen Propheten lesen wir, daß sie auch „Mann Gottes“ genannt wurden. So der namenlose Prophet in 1. Kön. 13, wie auch Mose, Elia und Elisa an verschiedenen Stellen.

Die Aufgabe eines Propheten im Alten Testament war also:
– an Gottes Stelle zu reden,
– einen Blick für kommende Gefahren und Ereignisse zu haben,
– ein Wächter zu sein, vor Feinden und Sünden jeder Art zu warnen.

Prophet zu sein war keine leichte Sache. Propheten hatten keine lange Lebenserwartung. Viele von ihnen wurden verfolgt, eingesperrt, man setzte ein Kopfgeld auf sie, manche wurden von den Führern des Volkes Gottes ermordet. Stephanus beendete vor dem Hohen Rat der Juden seine Predigt über die Geschichte Israels mit folgenden Worten:
„Welche der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher verkündeten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid.“ (Ap. 7,52)
Als Prophet Gottes mußte man mit Unverständnis und Haß der Menschen rechnen, mit Spott und Gelächter. Propheten waren oft einsame, deprimierte und am Leben verzweifelnde Männer. Jeremia verfluchte den Tag seiner Geburt, weil er mit dem Spott und Gelächter, mit dem das Volk Gottes seine Botschaft quittierte, nicht fertig wurde. (Jer. 20) Elia, dessen Todesurteil von der Königin Isebel ausgesprochen war, wurde lebensmüde und bat, daß er sterben dürfe. (1. Kön. 19) Wie Micha waren sie meist umgeben von einer Mehrzahl falscher Propheten, die sich oft große Mühe gaben, den Sprecher Gottes auf Einheitskurs zu bringen. Die Geschichte Michas (1. Kön.22) und auch des „Mannes Gottes“ in 1. Kön.13 sind aktuelle Illustrationen für die Versuchungen, Bestechungen und Bedrohungen, denen Propheten ausgesetzt sind.
Im Gegensatz zu den bezahlten und angestellten Propheten, die den Führern des Volkes Gottes nach dem Mund redeten und damals schon viel vom „positiven Denken“ und „positiven Bekennen“ verstanden, war das Kennzeichen eines echten Propheten, daß seine Botschaften in den meisten Fällen schmerzliche, unangenehme Warnungen beinhalteten. Deshalb hielt sich der gottlose König Ahab auch den Propheten Micha so weit wie möglich vom Leibe: „Ich hasse ihn, denn er weissagt nichts Gutes über mich, sondern nur Böses.“ (1. Kön. 22,8) Ganz anders wie die wohlversorgten Staatspropheten lebten die Propheten Gottes in großer Schlichtheit und manchmal in bitterer Armut. Ein kleines Obergemach, ein Bett, Stuhl, Tisch und Leuchter war z.B. die geeignete Ausstattung für den Propheten Elisa (2. Kön. 3,10) – von der wohlhabenden Sunamitin zur Verfügung gestellt. Keinem dieser Propheten wurde je von Gott verheißen: „Ich werde dich reich machen!“, wie der moderne „Prophet“ Kenneth Hagin behauptet.
Sie wußten um ihre große Verantwortung und hüteten sich, ein Wort im Namen des Herrn zu sagen, das Er ihnen nicht geboten hatte:
„Doch der Prophet, der sich vermessen wird, in meinem Namen ein Wort zu reden, das ich ihm nicht geboten habe zu reden, oder der im Namen anderer Götter reden wird: dieser Prophet soll sterben. Und wenn du in deinem Herzen sprichst: Wie sollen wir das Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat? Wenn der Prophet im Namen des Herrn redet und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das das Wort, welches der Herr nicht geredet hat; mit Vermessenheit hat der Prophet es geredet; du sollst dich nicht vor ihm fürchten.“ (5. Mose 18,20-22)

Die äußeren Merkmale der Propheten Gottes waren also:
– sie standen oft im Gegensatz zur öffentlichen Meinung,
– ihre Predigt war meist ein unbequemer Bußruf,
– sie wurden im allgemeinen vom Volk Gottes verachtet, gehaßt, getötet,
– sie lebten bescheiden, oft in Armut,
– sie orientierten sich allein am Wort Gottes,
– sie wußten um ihre große Verantwortung.

Die Kennzeichen der falschen Propheten
In Jeremia 23 wird ein treffendes, eindrückliches Bild von den falschen Propheten gemalt, das zu allen Zeiten der Beachtung wert ist.
– Sie täuschen vor, im Namen Gottes zu reden, weissagen aber durch den Baal (Vers 13+17),
– sie reden nicht die Worte des Herrn, sondern „das Gesicht ihres Herzens“ (Vers 16),
– sie reden „positiv“: „Es wird kein Unglück über euch kommen!“ (Vers 17),
– sie reden und weissagen ohne Auftrag (Vers 21),
– sie weissagen Lügen und berufen sich auf Träume (Vers 25),
– sie bringen Gott selbst und Sein Wort in Vergessenheit dadurch, daß sie ihre Träume erzählen (Vers 27),
– sie verführen das Volk Gottes mit angeberischer Prahlerei (Vers 32).

Das Urteil Gottes über diese Propheten: „Darum siehe, ich will an die Propheten, spricht der Herr, die einer vom anderen meine Worte stehlen. Siehe, ich will an die Propheten, spricht der Herr, die ihre Zungen nehmen und sprechen: Er hat geredet. Siehe, ich will an die, welche Lügenträume weissagen und sie erzählen und mein Volk irreführen mit ihrer Prahlerei. Ich aber, ich habe sie nicht gesandt und ihnen nichts befohlen.  Sie nützen diesem Volk gar nichts, spricht der Herr.“ (Vers 30-32) 


2. Die Propheten des Neuen Testamentes
Auch im Neuen Testament ist der Prophet ein Sprecher Gottes, der die Worte Gottes der Gemeinde mitteilt. Allerdings differenziert das NT zwischen den Propheten, die mit den Aposteln die Grundlage der Gemeinde gelegt haben und solchen Propheten, die in der Gemeinde einen prophetischen Dienst im Sinne von 1. Kor. 14 praktizieren. Die ersten möchte ich „einmalige“ Propheten nennen, die anderen „allgemeine“ Propheten. Eine ähnliche Unterscheidung müssen wir bekanntlich auch bei den Aposteln machen.

a) „Einmalige“ Propheten
Die Gemeinden zu Beginn der Apostelgeschichte hatten kein geschriebenes Testament in Händen wie wir. Teilweise im Judentum aufgewachsen, waren sie mit dem AT vertraut, standen jetzt aber in einer ganz neuen Situation. Der alte jüdische Gottesdienst war für sie nicht mehr gültig, sie hatten keinen sichtbaren Tempel, keinen Altar, keine Tieropfer mehr. Es gab keine Priesterklasse mehr, die sich auf die Abstammung von Aaron berufen konnte, keine Kleidungsvorschriften, keine Reinigungsvorschriften. Wie sollte jetzt ihr Gottesdienst aussehen? Welche Anweisungen gab es für sie? Gott gab ihnen die neue „Gottesdienstordnung“ durch die Apostel und Propheten. Sie waren die inspirierten und autorisierten Sprecher Gottes, die Seine Gedanken verbindlich für die Gemeinde aussprachen. Aus diesem Grund werden sie in der Auflistung der Gaben in 1. Kor. 12,28 und Eph. 4,11 jeweils als erste genannt. Ihre Briefe, die wir im NT finden, bildeten die Grundlage, auf welcher die Gemeinde aufgebaut wurde.
„ …aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in welchem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geiste.“ (Eph. 2, 20-22)
„ …in dem Geheimnis des Christus… wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist…“ (Eph. 3,5)
Zu diesen „einmaligen“ Propheten gehören die Schreiber des NT, die keine Apostel waren: Markus, Lukas, Jakobus und Judas.

b) „Allgemeine“ Propheten
Natürlich gab es in jeder der jungen Gemeinden damals auch Propheten, weil die Gemeinden darauf angewiesen waren, Gottes Absichten und Vorschriften durch den Mund Seiner Sprecher zu hören. Dazu gebrauchte Gott das „Wort der Erkenntnis“, das „Wort der Weisheit“ (1. Kor. 12,8) und Prophezeiungen. Bei brennenden Fragen konnte man damals keine Konkordanz aufschlagen und z.B. unter „Abendmahl“ alle Stellen des NT auf einen Blick vergleichen, die zu diesem Thema etwas zu sagen haben. Man mußte, wie im Fall der Korinther, die zunächst das Abendmahl mit einem Festgelage verwechselt hatten, dem Apostel Paulus einen Brief schreiben und ihn fragen. So kam der 1. Korintherbrief zustande, der für uns heute verbindliches, inspiriertes Wort Gottes ist und uns eine Menge zu diesem Thema zu sagen hat. Seitdem aber das NT vollendet war, haben wir nach seinem eigenen Zeugnis den ganzen Ratschluß Gottes in Händen. Es gibt keine neuen Offenbarungen mehr. Deswegen sind auch heute die Gaben der „Erkenntnis“ und „Weisheit“ im ursprünglichen Sinn nicht mehr nötig, während die Gläubigen der frühen Christenheit darauf angewiesen waren.
In der Apostelgeschichte lesen wir nur an wenigen Stellen von Propheten. In Ap. 11 werden Propheten aus Jerusalem erwähnt, welche die neu entstandene Gemeinde in Antiochien besuchten.
„Einer unter ihnen, Agabus, zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte, welche auch unter Klaudius eintrat.“ (Ap. 11,28)
Agabus wird noch einmal in Ap. 21, 10-11 erwähnt, wo er über Paulus prophezeit: „Dies sagt der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem also binden und in die Hände der Nationen überliefern.“
Das ist übrigens die einzige Schilderung einer situationsbezogenen Prophetie, die wir in der Apostelgeschichte und in den Briefen finden. Bemerkenswerterweise wird sie nicht eingeleitet mit den Worten: „So spricht der Herr…“, wie es im Alten Testament üblich war, sondern mit den Worten: „So spricht der Heilige Geist…“ Ansonsten werden namentlich noch Judas und Silas als Propheten bezeichnet (Ap. 15,32), von denen berichtet wird, daß sie die „Brüder mit vielen Worten“ ermunterten und stärkten. Auch in Ap. 13,1-3 werden einige Propheten aufgezählt, denen der Heilige Geist die Berufung von Barnabas und Saulus deutlich macht.

c) Falsche Propheten
Während das NT nur an wenigen Stellen den Dienst der „allgemeinen“ Propheten erwähnt, finden wir dagegen recht viele Warnungen vor falschen Propheten. Der Herr selbst hatte bereits in Matth. 24,11 +24 für die Endzeit vorausgesagt, daß „viele falsche Propheten aufstehen und viele verführen“ werden. Diese Propheten werden „große Zeichen und Wunder tun“ und versuchen, „wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.“
Paulus warnt nachdrücklich vor solchen, die etwas anderes verkündigen, als was er verkündigt hat:
„Aber wenn auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte außer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!“ (Gal. 1,8)
Der letzte Vers des NT und damit der ganzen Bibel beinhaltet eine ernste Warnung:
„Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind. Und wenn jemand von diesen Worten wegnimmt, so wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, wovon in diesem Buch geschrieben ist.“ (Offb. 22, 18-19)
Bereits zu Lebzeiten der Apostel traten in den Gemeinden falsche Apostel, Propheten und Lehrer auf, die einen „anderen Jesus“ predigten, „einen anderen Geist“ vermittelten und ein „anderes Evangelium“ verkündeten. (2. Kor. 11,4)
Kurz vor seinem Tod schreibt der alte Apostel Paulus seinen Abschiedsbrief an Timotheus. In den ergreifenden letzten Versen seines 2. Briefes ermahnt er ihn noch einmal mit großem Ernst und Nachdruck:
„Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der da richten wird Lebendige und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: Predige das Wort, halte darauf in gelegener und ungelegener Zeit; überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre. Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln sich hinwenden. Du aber sei nüchtern in allem…“ (2. Tim. 4,1-5)

Angesichts des kommenden Antichristen ermahnt auch der Apostel Johannes die Gläubigen, nicht nach neuen Offenbarungen Ausschau zu halten, sondern bei dem zu bleiben, was sie von Anfang an gehört hatten:
„Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet ihr auch in dem Sohn und in dem Vater bleiben.“ (1. Joh. 2,24)
„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“ (1. Joh. 4,1)

In der Endzeit der Gemeinde, in welcher nach den Aussagen des NT viele falsche Lehrer und Propheten auftreten werden, ist es wichtig, uns daran zu erinnern, daß wir den „einmal den Heiligen überlieferten Glauben“ (Judas 3) verteidigen. Wir finden in den Endzeitbriefen keine einzige Anweisung, nach neuen Offenbarungen des Geistes Ausschau zu halten, sondern die Ermahnung, das ein für allemal überlieferte Glaubensgut festzuhalten. Wenn daher heute von einer neuen und großen „Prophetenbewegung“ geredet wird und gewisse Propheten weltweit bekannt werden, sollten wir darin eine Erfüllung der Endzeitwarnungen des Herrn und Seiner Apostel sehen.

In den sieben Sendschreiben der Offenbarung bekommt die Gemeinde Philadelphia das größte Lob. Und diese Anerkennung steht im Gegensatz zu allen Prognosen moderner Propheten, die weissagen, daß die endzeitliche Gemeinde mehr Kraft und Autorität hat, als die urchristliche Gemeinde:
„…denn du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ (Offb. 3,8)
Hier lobt der Herr Eigenschaften, die in der heutigen Christenheit nicht hoch im Kurs stehen, die Er aber offensichtlich außerordentlich schätzt: Das Bewußtsein eigener Schwäche, die Treue zum Wort Gottes und das Bekenntnis zum Herrn als alleinige Autorität.
Es sollte zu denken geben, daß alle Sekten und Irrlehren durch Visionen und außerbiblische Offenbarungen entstanden sind. Ein Gang durch die Kirchengeschichte würde beweisen, welche verhängnisvolle Rolle „Propheten“ gespielt haben.

d) Prophetischer Dienst heute
Auch heute gibt es noch vereinzelt Männer in der Gemeinde, die ähnlich wie Agabus vor konkreten Gefahren warnen. Es gibt auch aus jüngerer Zeit Beispiele dafür, besonders aus Ländern, in welchen die Christen verfolgt wurden oder werden. Viel wichtiger aber ist für unsere Zeit ein „prophetischer Dienst“ im Sinne von 1. Kor. 14, der vor allem darin besteht, daß die Gläubigen auferbaut werden.
„Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ (1. Kor. 14,3)
Deswegen ist von allen Geistesgaben die richtig verstandene Gabe der „Weissagung“ für die Gemeinde von größter Wichtigkeit.
„Strebet nach der Liebe, eifert aber um die geistlichen Gaben, vielmehr aber, daß ihr weissaget.“ (1. Kor. 14,1)

Dieser Dienst bewirkt, daß selbst die „Ungläubigen oder Unkundigen“, die in die Gemeinde kommen, vom Geist Gottes überführt werden und erleben, wie das Verborgene ihrer Herzen offenbar wird. In unserer Zeit, wo wir als Christen vor vielen Gefahren stehen, wo Kompromißbereitschaft, Verweltlichung und Oberflächlichkeit die Gemeinden charakterisieren, ist ein solcher Dienst besonders nötig. Gott möchte, daß wir durch die Wortverkündigung in der Gemeinde persönlich auf unsere Situation angesprochen werden. Einige werden Trost brauchen, andere müssen ermahnt werden, wieder andere stehen vor einer Entscheidung und warten auf Wegweisung und Orientierung. Vielleicht lebt auch jemand in einer konkreten Sünde, von der niemand sonst etwas weiß. Der Heilige Geist möchte, daß seine Sünde offenbar wird. Sicher sind auch solche anwesend, die Ermutigung brauchen. Wie soll all diesen Nöten begegnet werden? Dadurch, daß Männer aufstehen, die, geleitet vom Heiligen Geist, und ohne die einzelnen Situationen genau zu kennen, die Bibel auslegen und so aktuell anwenden, daß jeder persönlich vom Heiligen Geist angesprochen und neu ausgerichtet wird. In den wenigsten Fällen wird ein solcher Dienst durch einen einzelnen Prediger getan werden können. Deshalb schreibt Paulus: „Propheten laßt zwei oder drei reden und die anderen laßt urteilen.“ (1. Kor. 14,29)
Hier wird der große Mangel der heutigen Gemeinden deutlich. In den meisten Gemeinden ist dadurch, daß ein Prediger für die Wortverkündigung zuständig ist, kein Raum für einen solchen Dienst. Die Predigten sind lange im Voraus eingeteilt und der Prediger steht vor der unlösbaren Aufgabe, allen Nöten und Bedürfnissen gerecht werden zu sollen. Für einen geistlichen Gebrauch der Geistesgaben ist in solchen Gemeinden kaum oder nur wenig Raum. Würde ein Bruder aufstehen und sagen: „Der Herr hat mir ein Wort aufs Herz gelegt“, dann wäre eine peinliche Situation vorprogrammiert, weil eine solche Spontanität nicht nach Plan ist. Wahrscheinlich würde der Prediger ihn etwas verlegen, aber freundlich darauf hinweisen, daß eine solche Einlage nicht der üblichen Gemeindetradition entspricht. Diese traditionellen Strukturen können dahin führen, daß der Geist Gottes nicht mehr die Möglichkeit hat, Weissagungen in der Gemeinde zu bewirken und die Gewissen der Gläubigen anzusprechen.
„Den Geist löschet nicht aus; Weissagungen verachtet nicht; prüfet aber alles, das Gute haltet fest.“ (1. Thess. 5,19-21)

Unbiblische Strukturen und Traditionen können also dahin führen, daß der Geist „ausgelöscht“ oder „unterdrückt“ wird. Eine Gemeinde, die sich an dem NT orientiert, wird daher immer für die Möglichkeit sorgen, daß neben bibelauslegenden Predigten Raum geschaffen wird für einen biblisch-prophetischen Dienst im Sinne von 1. Kor. 14. Ein solcher Dienst wird nicht darin bestehen, daß jemand mit erhobenen Händen und geschlossenen Augen auf irgendwelche Eingebungen wartet, die er dann mit den Worten „So spricht der Herr…“ einleitet, sondern mit der aufgeschlagenen Bibel in der Hand wird das geschriebene Wort Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes so aktuell in die Situation der Zuhörer gesprochen, daß sie persönlich angesprochen und berührt werden. Hier wird der Mangel vieler evangelikaler Gemeinden deutlich. Die unbiblische Praxis hat ein Vakuum geschaffen, das tragische Konsequenzen nach sich zieht. Die heutige Prophetenbewegung würde sicher nicht auf solch großes Interesse stoßen, wenn ein nüchterner, biblisch-prophetischer Dienst in unseren Gemeinden praktiziert würde.

Der bekannte Erweckungsprediger C.H. Spurgeon hat in seinen Predigten oft einen prophetischen Dienst getan. Hier eins von vielen Beispielen:
Am 23.7.1864 entschloß sich eine Frau, deren Mann regelmäßig zu den von ihr verachteten Predigten Spurgeons ging, aus Neugierde einen Gottesdienst im Tabernakel zu besuchen. Da sie nicht erkannt werden wollte, verkleidete sie sich und suchte Platz auf der obersten Empore. Als sie den Saal betrat, begann Spurgeon gerade den Bibeltext zu lesen, über den er predigen wollte. Er zeigte mit dem Finger in ihre Richtung und las:
„Komm herein, du Weib Jerobeams! Warum stellst du dich denn fremd? Ich aber bin mit harten Worten zu dir gesandt“. (1. Kön. 14,6)
Man kann sich vorstellen, wie diese Dame unter ihrem Schleier rot wurde, zumal Spurgeon im Lauf der Predigt sagte:
„Ich denke, es sind einige unter uns, deren Charakter und Verhalten ich so genau beschrieben habe, daß sie wissen, daß sie gemeint sind… Ich vermute nicht, daß sich heute abend hier jemand verkleidet hat, obwohl auch das vorkommen kann: Der Arbeiter, der Angst hat, ausgelacht zu werden, kommt vielleicht verkleidet hierher. Und vielleicht auch der Pfarrer, dessen Gewissen nicht ruhig wäre, wenn er hier gesehen würde. Ganz gleich, wer du auch bist, ob verkleidet oder nicht, all das nützt nichts, wo Gottes Evangelium gepredigt wird. Er erkennt dich schnell und findet das Denken und Trachten des Herzens heraus. Er wird dich finden, und wie sehr du dich auch verkleidest, er wird dir zeigen, wer du wirklich bist.“

Dieses Beispiel zeigt, wie ohne Spektakel und ohne das Wissen der zahlreichen Zuhörer ein prophetischer Dienst getan wurde, von dem Spurgeon selbst erst später erfuhr.

Die Prophetenbewegung im Licht der Bibel

Es ist für Außenstehende nicht leicht, die Prophetenbewegung gerecht zu beurteilen. Manche Verkündigungsinhalte dieser Männer sind biblisch und manche Betonungen, was Heiligung, Hingabe und Entschiedenheit betrifft, sogar notwendig und sehr zeitgemäß. Die Tatsache, daß Paul Cain Prophezeiungen ausgesprochen hat, die präzise eingetroffen sind und daß er in der Lage ist, detaillierte Offenbarungen über einzelne Menschen weiterzugeben, die er bisher nie gesehen hat, zeugt auf jeden Fall von einer übernatürlichen Begabung. Für seine Anhänger ist das ein Zeichen seiner göttlichen Berufung, mir scheint es eher eine mediale Fähigkeit zu sein, die an Hellseherei erinnert. 


1. Die Sicht von „Prophetie“ entspricht nicht der Lehre des NT
Abgesehen von Agabus finden wir in der Apostelgeschichte und in den Briefen kein Beispiel für Prophetie im Sinne der heutigen Prophetenbewegung. Im NT finden wir weder Beispiele noch Anweisungen für die Ausübung eines „prophetischen Dienstes“, wie er in dieser Bewegung üblich ist. Einleitende Worte, denen durch die Formulierung „So spricht der Herr…“ Autorität verliehen wird, finden wir wohl im AT, aber an keiner Stelle im NT. 


2. Das „Prophetenamt“ – eine zweite Offenbarungsquelle?
Wenn es tatsächlich so wäre, daß heutige Propheten 100%ige Worte Gottes aussprechen könnten, hätte das eine weitreichende Konsequenz: Dann wären diese Worte für uns absolut verbindlich und dem geschriebenen Wort Gottes gleichzusetzen. Ungehorsam diesen Propheten gegenüber würde gleichbedeutend sein mit Ungehorsam gegen Gott selbst! Eine solche Auffassung war in den vergangenen Jahrhunderten die Ursache für die Entstehung vieler Irrlehren und fast aller Sekten. Die Führer dieser Sekten haben sich auf Propheten, Prophetinnen oder Instanzen berufen, die für sich die gleiche Autorität beanspruchten wie die Bibel. Unsere Verantwortung ist es, das vollendete, geschriebene Wort Gottes auszulegen und auszuleben. Daher fallen alle neuen Offenbarungen unter das Urteil von Gal. 1,8 und Offb. 22,18 und sind deshalb als ein Produkt des „Engels des Lichts“ grundsätzlich abzulehnen.


3. Prophetie im Sinne der Prophetenbewegung verdrängt das Wort Gottes.
Auch wenn die heutigen Propheten ihre Bibeltreue und Bibelkenntnis sehr betonen und tatsächlich oft Bibelstellen zitieren, ändert das nichts an der Tatsache, daß durch ihren Dienst das geschriebene Wort Gottes an Aktualität verliert. Wenn auf Konferenzen und Seminaren ein Prophet seine Bilder und Eindrücke mit den Worten „So spricht der Herr…“, oder „Höret das Wort des Herrn…“ einleitet, wird er wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekommen als jemand, der eine Bibelarbeit hält. Der Prophet kann mit absoluter Stille und Spannung rechnen, während Bibelarbeiten nicht automatisch auf Interesse stoßen.
Ein Leserbrief in „idea“ auf meinen Kommentar zum Nürnberger Gemeindekongreß macht das deutlich:
„Das Hauptargument von Herrn Bühne, zur Zeit der Apostel habe man die Prophetie gebraucht, weil man ja die Bibel noch nicht hatte, kommt mir so vor, als ob meine Frau zu mir sagen würde: „Du brauchst von heute an nichts mehr zu sagen. Auf jeden Fall werde ich dir nicht mehr zuhören, denn ich habe ja die Briefe, die du mir vor Jahren einmal geschrieben hast…“

An dieser Argumentation wird deutlich, daß die Bibel gleichgesetzt wird mit alten, verstaubten Briefen, die in der Vergangenheit einmal wichtig waren. Das Wort Gottes wird bewertet wie Briefe, die Menschen einander schreiben. Offensichtlich räumt eine solche Auffassung dem gesprochenen „Wort Gottes“ mehr Aktualität und Autorität ein, als dem geschriebenen Wort Gottes, welches mit Briefen aus alten Zeiten verglichen wird. Daher wird diese Bewegung über kurz oder lang auch weitere Irrlehren hervorbringen, denen man nicht widersprechen wird, weil man sich nicht mehr dem geschriebenen Wort Gottes allein verpflichtet weiß, sondern sich den Worten falscher Propheten unterwirft. (2. Tim. 4,3) 


4. Exakt eingetroffene Prophezeiungen sind nicht unbedingt Beweis für eine göttliche Legitimation.
Eingetroffene Prophezeiungen, Zeichen und Wunder sind zwar Beweise übernatürlicher Kräfte, aber nicht grundsätzlich Wirkungen des Heiligen Geistes. Selbst in 5. Mose 13, 1-6 ist die Rede davon, daß Propheten Zeichen und Wunder tun können, die aber nicht durch Gott gewirkt sind, sondern Abfall von Gott zum Ziel haben. Von den Zauberern des Pharao bis zu den heutigen Schamanen, Wahrsagern und Geistheilern aller Religionen kann man sagen, daß viele von ihnen nachweislich Wunder getan und künftige Ereignisse vorausgesagt haben. Und doch war hier nicht der Geist Gottes, sondern okkulte Kräfte am Werk. Jesus Christus selbst hat für die Endzeit falsche Propheten angekündigt, welche „große Zeichen und Wunder tun“ (Matth. 24,24), in Seinem Namen weissagen, Dämonen austreiben und viele große Dinge tun. Aber der Herr wird zu ihnen sagen: „Ich habe euch niemals gekannt, weichet von mir, ihr Übeltäter!“ (Matth. 7,22)
Paulus spricht von der „Wirksamkeit des Satan, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge (2. Thess. 2,9), und in der Offenbarung wird ebenfalls der Antichrist als einer beschrieben, der „große Zeichen tut“ und damit die Menschen verführt (Offb. 13,14). Diese zahlreichen Warnungen sollten uns skeptisch machen, wenn jetzt in der Christenheit eine Bewegung an Zulauf gewinnt, die durch Zeichen und Wunder auf sich aufmerksam macht.

5. Eine „siegreiche Kirche“ und die „größte Erweckung aller Zeiten“ – was sagt die Bibel dazu?
Die Endzeitbriefe des NT vermitteln uns nicht den Eindruck einer kommenden Erweckung, sondern zeichnen das Bild eines allgemeinen Abfalls (2. Tim. 3+4; 2. Thess. 2; 2. Kor. 11; 2. Petr. 2; 1. Joh. 4). Ähnlich wie das Volk Gottes im AT in Babylon endete, wird auch die Christenheit in Babylon enden. (Offb. 17) Ganz sicher kann es zu allen Zeiten und an jedem Ort zu einer Erweckung kommen, wenn Christen kompromißlos und geisterfüllt nach dem Wort Gottes leben. Die vergangene und gegenwärtige Kirchengeschichte zeugt davon. Aber eine weltweite Erweckung ist uns nicht verheißen. Man kann nur von einer weltweit siegreichen Kirche träumen, wenn man Prophezeiungen des AT und Kapitel der Offenbarung, die für das Volk Israel gelten, auf die Gemeinde überträgt. Interessant ist, daß – so weit ich das verfolgen kann – alle Männer der Dritten Welle und der Prophetenbewegung den Dispensationalismus, aus dem sie teilweise kommen, ablehnen. Besonders deutlich wird das bei John Wimber, C.P. Wagner, Mike Bickle, Charles Kraft und Jack Deere. Unter Dispensationalismus versteht man die Teilung der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen in verschiedene Heilszeiten (Zeit ohne Gesetz, Zeit unter Gesetz, Zeit der Gemeinde, Zeit der Drangsal und Erweckung Israels, Tausendjähriges Reich, neuer Himmel und neue Erde), so wie es z.B. in der Scofield-Bibel gezeigt wird.


6. Die angeblich angebrochene Erweckung widerspricht der Alltagswirklichkeit.
Nur wenige Charismatiker haben wie Wolfram Kopfermann den Mut, zuzugeben, daß allen großartigen Prophezeiungen und Proklamationen zum Trotz von der bereits begonnenen „größten Erweckung aller Zeiten“ bisher kaum etwas zu sehen ist.
„Es geht mir nicht um begriffliche Streitigkeiten, sondern um schmerzhafte Ehrlichkeit. Solange wir den „Beweis des Geistes und der Kraft“ noch so wenig erbringen, gehe ich davon aus, daß wir weiter auf den ‚vollen Pfingstsegen‘ warten müssen.“
Ob bei Benny Hinn oder Reinhard Bonnke: die mit großen Hoffnungen und Erwartungen gekommenen Rollstuhlfahrer werden nach der Veranstaltung fast immer nur um eine Enttäuschung reicher nach Hause geschoben. Von Totenauferweckungen wird zwar hier und da geredet, aber sie sind nicht nachprüfbar, weil sie ausnahmslos in Ländern geschehen, die weit weg sind. Charismatiker werden ebenso krank wie Nichtcharismatiker und mein Eindruck, daß die psychischen Krankheiten gerade auch unter Charismatikern zunehmen, wird von vielen bestätigt, die jahrelang verantwortlich in dieser Bewegung mitgearbeitet haben. Zu denken geben sollte auch, daß bekannte „Propheten“ in den letzten Monaten wegen sexueller Vergehen angezeigt und zum Teil auch ausgeschlossen worden sind. Davon, daß im Umkreis der Propheten Unmoral verschwindet, ist jedenfalls bisher nicht viel zu sehen. Von Massenbekehrungen kann zumindest in Deutschland keine Rede sein und anstelle der kraftvollen Reformation, die wir in Deutschland erleben sollen, können wir eine Deformation der Evangelikalen beobachten, die sich immer mehr Rom und Genf annähern. In den letzten Monaten haben sich zahlreiche Charismatiker – teilweise in führenden Positionen – von dieser Bewegung getrennt, weil sie die Unaufrichtigkeit, die Art und Weise, wie um Geld gebettelt wird und die Widersprüche in Bekenntnis und Leben nicht länger ertragen konnten.

7. Die Kennzeichen der neuen Apostel und Propheten, sowie die angekündigten Wunder zeugen von einer ungesunden Selbsteinschätzung.
Ich bin davon überzeugt, daß zu dem Zeitpunkt, wo Christus auf dieser Erde regieren wird, alle Strahlungsschäden beseitigt sind und die Erde von den Folgen der Sünde befreit ist. Aber in unserer Zeit werden die Umweltschäden zunehmen und die atomare Verseuchung wird weiter fortschreiten. Hoffnungen zu wecken, daß amputierte Gliedmaßen nachwachsen, Tote auferweckt und Aidskranke geheilt werden, ist unverantwortlich. Es ist unfaßbar, daß solche unsinnigen Prognosen angenommen werden, obwohl die Propheten selbst Brillen- und Zahnersatzträger sind. Wir zweifeln nicht daran, daß Gott Wunder tun kann und Wunder tut. Doch nach den Aussagen der Bibel leben wir nicht in einer Zeit, die von göttlichen Zeichen und Wundern gekennzeichnet ist. Für die Endzeit der Christenheit werden uns vom NT „falsche Propheten“ verheißen, die „große Zeichen und Wunder tun“ (Matth. 24,11.24; vgl. auch 2. Thess. 2,9), um die Menschen zu verführen. Diese Warnungen der Bibel sollten uns allen „Propheten“ gegenüber kritisch machen, die Zeichen und Wunder prophezeien.

8. Einzelne Nationen und Städte haben in unserer Zeit keine heilsgeschichtliche Bedeutung.
Das mangelnde Verständnis darüber, was das wirkliche Wesen der neutestamentlichen Gemeinde ist, wird besonders deutlich, wenn davon geredet wird, daß ganze Städte und Nationen sich zu Gott bekehren werden und Deutschland eine Schlüsselrolle in der Erweckung spielen soll. Im Leib Christi ist kein Platz für irgendwelche nationalistischen Gedanken. Die Gemeinde Jesu besteht aus wiedergeborenen Menschen aller Rassen und Klassen. „Deutsche Christen“ hat es unter Hitler gegeben, aber niemals unter Jesus Christus. Daß Deutschland die „Leiterschaft“ in der kommenden Erweckung übernehmen soll, ist eine von der Bibel her unmöglich zu begründende Vorstellung – ganz abgesehen davon, daß die „deutschen Führer“ dieser Bewegung zum Teil keine klare Haltung in der Inspirationsfrage der Bibel haben. Fr. Aschoff z.B. schreibt offen von einem „Deuterojesaja“. Im Tausendjährigen Reich werden sich tatsächlich ganze Völker zu dem Gott Israels bekehren, wie es die AT-Propheten geweissagt haben. Aber diese Prophezeiungen auf unsere Zeit anzuwenden, zeugt von einem willkürlichen Umgang mit der Heiligen Schrift.

9. Die vorgestellte Praxis von Prophetie ist seelsorgerlich nicht zu verantworten.
Was ist mit dem kinderlosen Ehepaar, dem ein Kind prophezeit wurde, wenn es aber weiter kinderlos bleibt? Was ist mit dem Herausgeber einer charismatischen Zeitschrift, dem die Herausgabe in Fremdsprachen prophezeit wurde, wenn er auf die letzte deutsche Ausgabe schreiben muß „Dies könnte Ihre letzte Ausgabe sein!“ Was ist mit den vielen, denen im Namen Jesu Gesundheit zugesprochen wurde, die aber weiterhin krank sind? Was ist mit der Gemeinde, der zu einem bestimmten Termin eine „große Erweckung“ verheißen wird, die jedoch ausbleibt? Finden wir im NT Stellen, in denen Menschen vermehrte „Ehre und Salbung“ prophezeit wird?

Auf welche Irrwege kann ein Christ geraten, wenn ihm vor Tausenden gesagt wird: „Das ist ein Mann mit Autorität für die Völker.“ Als vor Jahren prophezeit wurde, daß die Russen Deutschland bis an den Rhein einnehmen würden, wechselten manche Christen dadurch verunsichert ihren Wohnplatz.
1980 prophezeite Volkhard Spitzer für das kommende Jahr ein gefülltes Olympiastadion für die „Berliner Bekenntnistage“. Der Heilige Geist sollte über Europa ausgegossen werden, die größte Luftbrücke der Weltgeschichte stattfinden. Das Stadion wurde nicht einmal zu einem Viertel gefüllt. Später wurde von Steven Lightle und Eberhard Mühlan prophezeit, daß die Juden in Rußland in einem großen „II. Exodus“ über Finnland und Deutschland nach Israel ausziehen würden. Sogar einzelne Städtenamen wie Berlin, Braunschweig und Helmstedt wurden in der Prophetie genannt. Busse, Wohnräume, Lebensmittel wurden besorgt, um diesen Auswanderern zu helfen. Sogar ein Buch ist darüber veröffentlicht worden. Was ist aus diesem Exodus geworden? Das sind nur einige wenige Beispiele von den vielen konkreten Prophezeiungen, die niemals eingetroffen sind.

Wie vielen ist unter einer angeblichen „Salbung des Geistes“ eine „Geistesgabe“ durch Handauflegung und Weissagung übertragen worden, die aber trotz aller prophetischen Worte nicht erkennbar wurde. Wie viele geistliche Schäden sind durch einen leichtfertigen und unverantwortlichen Umgang mit „prophetischen Worten“ entstanden, wie viele Depressionen und öffentliche Ärgernisse, die für Schlagzeilen in der säkularen Presse sorgten. (Ich erinnere hier nur an die Aussage von Oral Roberts im Frühjahr 1987, daß Gott ihm geoffenbart habe, er würde ihn sterben lassen, wenn nicht eine große Summe Geld bis Ende März 1987 durch Spenden eingegangen sei.)

10. Eine willkürliche Auslegung der Offenbarung ist die Ursache vieler Irrtümer
Wenn alle Prophezeiungen der Offenbarung und anderer prophetischer Bücher ohne den Zusammenhang zu beachten und ohne danach zu fragen, an wen welche Prophezeiungen gerichtet sind, auf die Gemeinde heute übertragen werden, kommt man zu folgenschweren Irrtümern. Zum Beispiel Offbg. 11,1-14 – wenn es auf unsere Zeit bezogen und Jerusalem als ein Bild für die Gemeinde ausgelegt wird, dann kann man tatsächlich für unsere Zeit Propheten erwarten, die größere Zeichen und Wunder tun, als die Propheten und Apostel in der Vergangenheit. Aber welche verheerenden Irrtümer durch diese willkürliche Deutung der Offenbarung entstanden sind, dürfte jedem Kenner der jüngeren Kirchengeschichte bekannt sein.
Als Beispiel nenne ich hier nur William Branham, der sich als der Vorläufer oder Elia des kommenden Messias verstand, von Tausenden so angesehen wurde und auf tragische Weise umkam. Seine Predigten wurden unter dem Titel „Das gesprochene Wort durch William Branham“ veröffentlicht. Es macht nachdenklich, daß ausgerechnet dieser Mann mit seinen offensichtlichen Irrlehren von Paul Cain, Mike Bickle und auch John Wimber als „Prophet mit außerordentlichem Erfolg“ (M. Bickle) und als „größter Prophet des 20. Jahrhunderts“ (P. Cain) hochgeachtet wird.  . . .

 

2.  „Geistliche Kriegsführung“

C. Peter Wagner:  „Mit dem Eintreten in die 90er Jahre empfinde ich und mit mir viele andere christliche Leiter, daß der Heilige Geist zu uns spricht: ‚Bereitet euch auf den Krieg vor.‘ Dieses Jahrzehnt wird vielleicht den intensivsten geistlichen Kampf der jüngsten Zeit sehen.“

John McFarlane:  „Bei einer Gebetskonferenz 1987 in Bonn hat Gott prophetisch geredet, daß er in der nächsten Zeit seinem Volk Strategien für seine Mission, Schlüssel für geistliche Siege geben werde.“

Berthold Becker:  „So haben wir zum Beispiel bei einer Gebetstagung in Frankfurt 1989 sowohl Honecker mit seiner Regierung abgesetzt und die Mauer eingerissen als auch Ceaucescu, den Tyrannen Rumäniens im Gebet abgesetzt. Wir waren uns eins, daß das exakt im Willen und der Salbung Gottes war, und alles geschah innerhalb von drei Monaten.“

Roger Forster: „Es ist ein Vorrecht, in diesen aufregenden Zeiten zu leben; Zeiten in denen Gottes Wahrheit wiederentdeckt wird… Von ganzem Herzen glaube ich, daß diese Wiederentdeckung bzw. neue Betonung von satanischen Geistern mit örtlich begrenzter Wirksamkeit mit Gottes Absicht und Plan verbunden ist, sein Volk zur vollen Erkenntnis seines Sohnes zu führen, so daß wir in das ganze Maß hineinwachsen, sowohl im Hinblick auf die Einnahme geographisch begrenzter Gebiete wie auch hinsichtlich der Kraft geistlichen Lebens.“

Larry Lea: „Um Menschen geht es uns hier überhaupt nicht, sondern um geistliche Kampfführung. Es geht uns hier um den Nahkampf gegen unsere geistlichen Feinde: den Teufel und seine Dämonen. Es geht uns darum, Autorität über böse Geister, Beherrscher der Finsternis, Gewalten und über die Starken zu nehmen, die dir alles Gute zu rauben versuchen, das Gott dir zugedacht hat.“

Wolfhard Margies: „Der Himmel tut, was wir tun, befehlen oder durch göttliche Kampfführung bewirken und nicht umgekehrt… Die Willensentscheidung wird zuerst auf der Erde von uns formuliert und vollzogen, und der Himmel zieht nach!“

Hartwig Henkel: „Diese Lehre über den geistlichen Krieg wird vom Heiligen Geist gerade jetzt wiederhergestellt. Unsere Autorität über den Feind wird zunehmend erkannt und ausgeübt. In wenigen Jahren werden sich die geistlichen Verhältnisse total verändert haben zugunsten einer Christenheit, die die Segnungen von Jesu Sieg über den Feind in überwältigender Weise erlebt. Die Lehre über den Kampf gegen Satans Mächte wird sich als ganz bedeutender Meilenstein zur Wiederherstellung der neutestamentlichen, herrlichen Gemeinde erweisen.“

Mit diesen Zitaten, die einen ersten Eindruck von „Geistlicher Kriegsführung“ geben, habe ich gleichzeitig einige der wichtigsten, auch in Deutschland durch Bücher, Konferenzen und Vorträge bekannten Vertreter dieser Praxis vorgestellt.
C.P. Wagner ist sicher der Pionier und Prophet dieser relativ jungen Theorie und Praxis. Er ist einer der beiden Väter der „Dritten Welle“ und der führende Kopf der Gemeindewachstums-Bewegung. Als Mitglied des internationalen Lausanner Komitees und Koordinator von „A.D. 2000“ hat Wagner beste internationale Beziehungen und hält in aller Welt Konferenzen ab, um sein Anliegen „Geistliche Kriegsführung“, das er als das „Programm des Heiligen Geistes für die 90er Jahre“ bezeichnet, bekannt zu machen. In deutscher Sprache sind bisher vier Bücher von ihm erschienen, die dieses Thema behandeln, weitere Bücher sind in Vorbereitung. Wagner berichtet, daß er 1985 zum ersten Mal durch den argentinischen Pastor Omar Cabrera „Geistliche Kriegsführung“ kennenlernte und daß dieses Thema auf dem Kongreß Lausanne II in Manila 1989 durch fünf Workshops zum Thema „territoriale Mächte“ Schlüsselleuten in aller Welt bekannt wurde. Männer wie Jack Hayford, Yonggi Cho, Omar Cabrera, Edgardo Silvoso, Tom White und auch C.P.Wagner selbst hätten in ihren Vorträgen dieses Thema behandelt. Wagner schreibt in Erinnerung an diesen Kongreß:
„Das Interesse an diesen Workshops übertraf unsere Erwartungen, und bevor wir Manila verließen, wurde in mir der Eindruck immer stärker, daß Gott mich berufen hatte, auf diesem Gebiet weitere Forschungsarbeit zu treiben.“

1990 fand in Pasadena/Kalifornien ein Treffen von Männern und Frauen statt, die bereits Erfahrung mit „Geistlicher Kriegsführung“ besaßen. Wagner war Koordinator dieses Treffens, an welchem Larry Lea, John Dawson, Jack Hayford, Charles Kraft und andere teilnahmen. Ein Jahr später war C.P. Wagner Hauptredner auf dem ersten Nürnberger Gemeindekongreß, wo er „Geistliche Kriegsführung“ erstmals in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit vorstellte und bekannt machte. Dort kündigte er als Koordinator von „A.D. 2000“ auch den „Tag, der die Welt verändert“, den 25.6.1994, an, an welchem in Verbindung mit Jesus-Märschen in aller Welt die satanischen Mächte gebunden und aus den himmlischen Örtern vertrieben werden sollten. Interessant ist, daß Wagner berichtet, daß zwei Romane einen wesentlichen Beitrag dazu geliefert haben, „Geistliche Kriegsführung“ vielen Christen bekannt zu machen:
„Zweifelsohne waren die beiden Romane von Frank E. Peretti ‚Die Finsternis der Welt‘ und ‚Licht in der Finsternis‘, der wichtigste Faktor, der unter amerikanischen Christen das große Interesse an der Thematik der strategischen geistlichen Kampfführung entflammen ließ.“

Inzwischen gibt es eine Anzahl Bücher in deutscher Sprache, die das Thema „Geistliche Kriegsführung“ behandeln und es ist erstaunlich, wie diese Theorien in kurzer Zeit sehr bekannt wurden. Durch Missionswerke wie z.B. „Jugend mit einer Mission“, „Operation Mobilisation“, „Campus für Christus“ und vor allem durch „Jesus-Marsch e.V.“ und „Fürbitte für Deutschland“ ist „Geistliche Kriegsführung“ eine Methode geworden, die nicht nur von Charismatikern, sondern auch von vielen Evangelikalen praktiziert wird. Interessant ist, daß ausgerechnet zwei bekannte Charismatiker aus Deutschland in ihren Büchern Stellung gegen diese Methode bezogen haben. Peter Kierner vom Charismatischen Zentrum München schrieb bereits 1991 das Buch „Engel des Lichts im 20. Jahrhundert – Gedanken zu biblischem Befreiungsdienst und geistlicher Kriegsführung“.
Im Frühjahr 1994 erschien das Buch von dem Hamburger Pastor Wolfram Kopfermann: „Macht ohne Auftrag – Warum ich mich nicht an der ‚geistlichen Kriegsführung‘ beteilige“.
Beide Autoren warnen ausdrücklich vor diesen Praktiken, stellen sie als biblisch unhaltbar dar und bezeichnen sie als ein „Krankheitsphänomen“ (so W. Kopfermann) der Charismatischen Bewegung. Kopfermann beendet seine Untersuchung mit folgenden unmißverständlichen Worten:
„Ich wünsche mir … daß viele Leser sich nach der Lektüre dieses Buches von der ‚Geistlichen Kriegsführung‘ verabschieden.“

Bezeichnend ist, daß von evangelikaler Seite bisher kaum eine warnende Stimme laut wurde, was beweist, daß man entweder aus Desinteresse oder Gleichgültigkeit die neuen geistlichen Strömungen nicht zur Kenntnis nimmt, oder aber gedankenlos alle neuen Modeerscheinungen akzeptiert.

Die Lehre von der „Geistlichen Kriegsführung“

1. „Territoriale Mächte bzw. Geister“
Auf den folgenden Seiten möchte ich zunächst kurz die Theorien über „Geistliche Kriegsführung“ darstellen, wie sie von den bekannten Führern dieser Bewegung gepredigt und publiziert werden. Eine Beurteilung dieser Lehren wird später erfolgen.
C.P. Wagner zitiert in seinem Buch „Der Kampf mit satanischen Engeln“ den Professor für Mission, Timothy M. Warner, der folgendes erklärt hat:
„Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß Satan tatsächlich jede geopolitische Einheit der Welt einem Dämon oder einem ganzen Korps von Dämonen überträgt und daß diese Dämonen zu den Gewalten und Mächten gehören, gegen die wir kämpfen.“
Möglicherweise ist der Begriff „territoriale Mächte“ ebenso wie „Dritte Welle“ eine Wortschöpfung C.P. Wagners. Satan wird als oberster General der Mächte der Finsternis bezeichnet, der sozusagen die Spitze der Pyramide einer hierarchischen Struktur von bösen Geistern bildet. Darunter befinden sich die „Herren“ und „Fürsten“, die über eine gewisse Unabhängigkeit verfügen und denen die „Mächte“ unterstellt sind, „möglicherweise in größerer Zahl und etwas weniger unabhängig und machtvoll“ wie die „Fürsten“. Im Rang „untergeordneter Offiziere“ werden die „Herrscher der Finsternis“ gesehen und die unterste Stufe bilden die „bösen Geister und Dämonen“. Als Beleg für diese Rangordnung zitiert man gewöhnlich Eph. 6,12:
„Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.“

2. Zuteilung von geographischen Gebieten
C.P. Wagner und seine Schüler stellen die Hypothese auf, daß innerhalb der satanischen Hierarchie Gebiete auf- und zugeteilt werden. Daher spricht man von „territorialen Dämonen“.
„Satan delegiert die Kontrolle über Nationen, Regierungen, Städte, Stämme, Völkergruppen, Wohnviertel und auch wichtige soziale Netze überall in der ganzen Welt an hochrangige Glieder der Hierarchie der bösen Geister.“
Diese Hypothese hat dazu geführt, daß viele Charismatiker davon überzeugt sind, daß für jedes Haus, jedes Kirchengebäude, jede Straße, Stadt, Bezirk und Nation territoriale Dämonen verschiedener Rangordnung zuständig sind. Daneben ist man der Überzeugung, daß andere Dämonen jeweils für Medien, Ideologien, falsche Lehren usw. zuständig sind. So erwähnt C.P. Wagner z.B. den ehemaligen US-Innenminister James Watt, welcher meint, daß „dem Weißen Haus ganz bestimmte finstere Engel zugewiesen sind. Welche Auswirkungen solche Einsichten für die soziale Gerechtigkeit, den Frieden und die Rechtssprechung, sowie auf die Evangelisation haben könnten, liegt auf der Hand.“
Als biblischer Beleg für diese Hypothese wird Daniel 10 zitiert, wo die Rede ist von dem „Fürst des Königreichs Persien“ und dem „Fürst des Königreichs Griechenland“ (Dan. 10, 13.20), die beide mit den Engeln Gottes im Kampf standen. Alle anderen Bibelstellen, die zitiert werden (5. Mose 32,8; Ps. 18, 29-43; Luk. 11,21-22 usw.), sagen nichts über „territoriale Dämonen“ aus.

3. Die Geister identifizieren
Um wirksam gegen die dämonischen Mächte kämpfen zu können, wird empfohlen, durch Gebet und Fasten zunächst einmal die Aufgaben und Namen der zuständigen Dämonen zu erfahren, um sie dann unschädlich machen zu können. Wagner führt dazu aus:
„Viele, die im Befreiungsdienst stehen, forschen zunächst nach den Namen der Dämonen und treiben sie dann persönlich im Namen Jesu aus. Als Jesus dem dämonisierten Gadarener zur Hilfe kam, fragte Er nach dem Namen des Geistes und fand heraus, daß er Legion hieß (siehe Mk. 5,9). Wenn diese Methode bei Dämonen angewandt wird, die einzelne Menschen quälen, dann könnte es berechtigt sein, dieselbe Vorgehensweise auch bei territorialen Geistern anzuwenden.“
An anderer Stelle schreibt Wagner:
„Ich habe bei einigen meiner Freunde, die einen vollmächtigen Befreiungsdienst haben, ein Muster festgestellt, nach dem sie oft vorgehen. Wenn sie beginnen, dann provozieren sie die Dämonen oft dazu, mit ihnen zu sprechen, weil sie deren Namen und Wirkungsweise herausbekommen wollen. Sie sind der Meinung, daß sie im Verlauf dieses offenen Aufeinandertreffens sicherer sagen können, ob sie den Kampf gewinnen und wann der Dämon tatsächlich gewichen ist.“

Von Rita Cabezas wird berichtet, ihr sei aufgrund von „Worten der Erkenntnis“ offenbart worden, daß „unter Satan sechs Weltmächte stehen, die Damian, Asmodeo, Menguelesh, Aros, Beelzebub und Nosferasteus heißen“. Diesen Mächten würden dann jeweils sechs weitere Herrscher unterstehen, die als Oktett über eine Nation herrschen. Jeder einzelne dieser Herrscher wäre dann für bestimmte Aktionsbereiche verantwortlich. So sei der für USA zuständige Herrscher „Anoritho“ z.B. für Ehebruch, Trunkenheit, Unzucht, Freßsucht, Gier, Homosexualität, Lesbianismus, Prostitution, Verführung, Sex und Laster zuständig. Don Sherman von „Jugend mit einer Mission“ sagt:
„Gott zeigt uns den einzelnen Geist, damit unsere Gebete genau sein können. Danach können wir die Macht dieser Geister im Namen Jesu brechen und dafür beten, daß der Heilige Geist kommt und die Situation heilt.“

Ed Murphy, der Vizepräsident und Direktor von „International Ministry Team of Overseas Crusades“ ist der Überzeugung, daß erfahrene Seelsorger in der Lage sind, Dämonen zu zwingen, die Wahrheit zu sagen:
„Wer Erfahrung im Befreiungsdienst hat, kann böse Geister dazu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Ich tue dies immer. Damit soll nicht gesagt werden, daß es weise ist, lange Gespräche zu führen. Wir fordern von ihnen nur die Informationen, die wir brauchen, um mit der Befreiung fortzufahren. Danach treiben wir sie aus an den Ort, wo Jesus sie hinschickt.“

Der Schwede Kjell Sjöberg, der zehn Jahre lang Leiter der „Fürbitte für Schweden“ war und seit 1983 in vielen Ländern unterwegs ist, um über Gebet und geistliche Kriegsführung zu lehren, ist der Überzeugung, daß es heute Menschen gibt, welche die Gabe der „geistlichen Spionage“ haben, einen „Jagdinstinkt“, der es ihnen ermöglicht, die Machenschaften des Feindes aufzuspüren und das Böse zu lokalisieren.
„In Brüssel verbrachten wir die ganze Konferenz in diesem Prozeß der Identifizierung. Wir suchten in der Stille vor dem Herrn, um herauszufinden, welche Mächte über Brüssel herrschen. Die Anwesenden schrieben Bibelverse, Visionen und Bilder und prophetische Worte auf. Als wir alle diese Informationen zusammentrugen, bekamen wir ein klares Bild von zwei feindlichen Mächten, gegen die wir zu kämpfen hatten: Mammon und die Hure, Materialismus und Sittenlosigkeit. Es geschah ‚zufällig‘, daß wir für jedes Gebiet, das wir im Gebet anzugreifen hatten, sieben Zeugnisse und Bestätigungen hatten, die alle übereinstimmten.“


4. Autorität gebrauchen
Weiter wird gelehrt, daß es nun auf die Initiative der Christen ankommt, ob Befreiung geschieht. Einige Männer wie Hartwig Henkel und Wolfhard Margies gehen sogar soweit zu sagen, daß der Himmel auf die Initiative der Erde angewiesen und Gott in seiner Allmacht eingeschränkt ist:
„Wie uns in Daniel 10 beschrieben wird, haben Satans Engelfürsten über einem Land die Kraft, einem geplanten Dienst Gottes auf der Erde zu widerstehen und ihn aufzuhalten. Das Gebet und Fasten Daniels war der entscheidende Faktor! Der Himmel ist auf die Initiative der Erde angewiesen! Die Entscheidung von Menschen wird vom Himmel anerkannt und vollzogen! (Matth. 18,18) Gottes Kraft hat also nicht wegen seiner Allmacht automatisch Freiheit, auf der Erde zu wirken, wie er will. Welch eine Beraubung und Lähmung hat doch seit Jahrhunderten am Leib Christi stattgefunden wegen dieser Lehre von der Souveränität Gottes! Der Geist des Kommunismus z.B. hat trotz seiner Irrationalität und Inkonsequenz einen solchen Siegeszug feiern und Millionen von Menschen knechten können, weil der Leib Christi seine Autorität nicht verstanden und genutzt hat… Nur wenige Jahre Gebetskampf brauchte es, bis ein mehr als europaweiter Zusammenbruch des Kommunismus übernatürlich erreicht wurde.“

Larry Lea, den C.P. Wagner seinen „guten Freund“ nennt und ihn zu den „erfahrendsten Kämpfern in Amerika“ zählt, ist inzwischen durch seine Vorträge und Bücher auch im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. Lea gibt den bereits schon zitierten Ratschlag:
„Gib dich nicht damit zufrieden, den Starken zu binden und dann einfach wegzugehen. Nimm Autorität über ihn… Um Menschen geht es uns hier überhaupt nicht, sondern um geistliche Kampfführung. Es geht uns hier um den Nahkampf gegen unsere geistlichen Feinde: den Teufel und seine Dämonen. Es geht uns darum, Autorität über böse Geister, Beherrscher der Finsternis, Gewalten und über die Starken zu nehmen, die dir alles Gute zu rauben versuchen, das Gott dir zugedacht hat.“
Die Grundlage für unsere angebliche Autorität über den Teufel sieht Larry Lea in seiner völlig unbiblischen Lehre über den „Blutaustausch“. Er empfiehlt seinen Lesern folgendes Gebet:
„Ich möchte, daß dein Blut durch mein Leben strömt und meine ganze alte genetische Struktur, alle meine früheren Sünden, meine bisherigen Krankheiten und meine ganze ‚alte Natur‘ reinigt. Ich möchte eine hundertprozentige Blutübertragung. Ich möchte, daß dein Blut durch meine Adern fließt. Ich möchte, daß mein Herz so wird wie dein Herz und dein Lebensblut durch mich pulsiert.“
„Nachdem du einmal dein adamitisches Blut durch einen Akt deines Willens und deines Glaubens gegen das Blut Jesu ausgetauscht hast, ist das Eigentumsrecht für dein Leben auf Jesus übertragen worden.“
„Das Blut gibt dir den geistlichen ‚genetischen Code‘, der dich zum Kämpfer Gottes werden läßt, der die Macht hat, den Feind zu besiegen und Frieden und Freiheit zu erleben!“

Hartwig Henkel lehrt ebenso wie Wolfhard Margies und andere Männer der „Wort-des-Glaubens“-Bewegung, daß unsere Autorität über Satan in dem „geistigen Tod“ Jesu begründet ist. Diese von E.W. Kenyon und K. Hagin zuerst entwickelte „Identifikationslehre“ besagt, daß Jesus angeblich nicht nur körperlich, sondern auch geistlich gestorben ist und der Geist Jesu nach seinem leiblichen Tod drei Tage lang im Hades von Dämonen gequält wurde und schließlich dem Satan ein Opfer gebracht, oder einen Preis für unsere Erlösung bezahlt hat.
„Diese gewaltige Kraft Gottes war notwendig, als Jesus von den Toten zurückgeholt werden sollte, weil Jesus nach dem Kreuzestod im Geist als Gefangener Satans in dessen Machtbereich war, als unser Stellvertreter.“
„Erst am Kreuz gab sich Jesus freiwillig in die Hand des Teufels… nach dem physischen Tode wurde Jesus im Geist in die Gewalt der Finsternis gebracht.“
Henkel spricht dann von der „geistlichen Erneuerung“, die Jesus bei der Auferweckung aus den Toten erfahren habe, andere Autoren reden davon, daß Jesus „in den Tiefen der Hölle wiedergeboren“ wurde und E.W. Kenyon scheut sich nicht zu sagen:
„Er (Jesus) ging in die Hölle als ein von Dämonen besessener, sterblicher Mensch und entstieg ihr als ein Wiedergeborener und Auferweckter.“

Auch W. Margies sieht in diesem „geistlichen Tod“ Jesu die Ursache für unsere Autorität über den Feind:
„Er (Jesus) war… für drei Tage unter der Herrschaft des Teufels, die er in all ihrer Grausamkeit, Bosheit und Demütigung ertragen mußte. Weil er nun diese Herrschaft ertragen hat, deswegen hat er uns in Gestalt dieses Preises die Autorität erworben, ab jetzt über den Teufel herrschen zu können.“

So kommt Margies in Anlehnung an Lukas 10,19 zu der Schlußfolgerung:
„Wir sind dem Satan und seinem Reich überlegen. Es ist nicht nur so, daß wir vor seinen Attacken geschützt sind, vielmehr haben wir aktive Vollmacht über ihn.“

Diese vermeintliche Vollmacht wird dazu eingesetzt, Satan und seine Dämonen zu „binden“.
„Der Kampf gegen geistlich-satanische Formationen in der Sphäre von Kulturen und Weltanschauungen, der eigentlich eine Auseinandersetzung mit Wahrheiten und Gedanken ist, obliegt völlig der Gemeinde Jesu und wird nicht für uns von Gott oder irgendeiner anderen göttlichen Instanz übernommen. Wenn wir nicht kämpfen, bleiben Positionen, die uns eigentlich gehören, dem Feind überlassen. Der Himmel tut, was wir tun, befehlen oder durch göttliche Kampfesführung bewirken, und nicht umgekehrt… Die Willensentscheidung wird zuerst auf der Erde von uns formuliert und vollzogen, und der Himmel zieht nach!“


5. Den Sieg des Herrn proklamieren und die Salbung freisetzen
In der Annahme, daß durch „offensives Gebet“ die Dämonen über Städte und Länder vertrieben oder gebunden worden sind, sind die Gebetskämpfer überzeugt, daß erst jetzt eine Freiheit und Offenheit für das Evangelium entsteht.
„Nachdem wir also den Gebetskampf ausgetragen haben, ist es das Normale, um die Ausgießung des Heiligen Geistes zu beten. Das Herrschen der bösen Geister muß durch das Herrschen der Heiligen abgelöst werden. Nachdem wir gegen den Starken Krieg geführt haben, beten wir, daß starke christliche Leiterschaft entsteht und den leergewordenen Platz einnimmt. Nachdem wir die Stellungen und Befestigungen des Feindes niedergerissen und zerstört haben, kommt die Zeit zu bauen und zu pflanzen.“

Mit dieser „geistlichen Landeinnahme“ ist bei vielen Männern der geistlichen Kriegsführung die Überzeugung verbunden, daß sie in der Lage sind, den Segen Gottes, oder sogar den Geist Gottes „freizusetzen“:
„Wir mobilisieren die Armee Gottes zum Kampf. Wir machen uns eins mit dem Herrn und seinen Engeln in einem koordinierten Angriff gegen die geistlichen Mächte, die die Völker gefangen halten. Dann, in der Autorität der völligen Einmütigkeit in dem Herrn (Matth. 18,18-20), werden wir den Segen Gottes über Europa freisetzen… Gott setzt jetzt Menschen, Geldmittel, Kraft und Weisheit frei, um ganze Städte für das Reich Gottes einzunehmen.“

Kjell Sjöberg hat in seinem Buch auch den Wortlaut seiner Proklamation in Bonn veröffentlicht:
„Der Herr hat verheißen, daß er einen Geist der Gnade und der Fürbitte ausgießen wird (Sach. 12,10). Diesen Geist des Gebets, der bereits über die Gruppen der messianischen Juden in Israel gekommen ist, setzte ich jetzt über das Volk Gottes in Deutschland frei. . . Ein Geist des Gebets über Deutschland führt dahin, daß Altäre des Gebets in den Städten entstehen, wo Christen in Einigkeit sich treffen und für ihre Stadt beten können. . . Der Herr brüllt wie ein Löwe. Warum brüllst du wie ein Löwe, Herr? Mein Geist brüllt um die Salbung Elias, daß sie ausgegossen wird auf Männer und Frauen in der Endzeit. Die Zeit ist für euch gekommen, im Geist und in der Kraft des Elias zu beten, und euch zusammenzutun, um den Weg für die Wiederkunft Jesu vorzubereiten. . . . Ich erkläre, daß die Zeit für euch gekommen ist, eure Plätze an Jesu Seite einzunehmen und mit ihm zu herrschen.“

 
Was lehrt die Bibel?

1. Werden in der Bibel „territoriale“ Dämonen erwähnt?
Ohne Frage wird aus Daniel 10 deutlich, daß es satanische Engel gibt, die für einen bestimmten Bereich zuständig sind. Diese gefallenen Engel werden „Fürst von Persien“ und „Fürst von Griechenland“ (Dan. 10,20) genannt. Im NT gibt es eine Anzahl Bibelstellen, in denen die Rede von „Engeln“, „Mächten“, „Gewalten“ und „Fürstentümern“ ist (vgl. Rö. 8,38; 1. Kor. 6,3; 15,24; Eph. 1,21; 3,10; 6,12; Kol. 1,16; 2,10). Einige dieser Verse reden von guten, andere auch von gefallenen Engeln. Manche dieser Stellen reden davon, daß Christus Herr ist über alle Fürstentümer und Gewalten und lassen offen, ob es sich um gute oder böse Engel und Fürstentümer handelt. Einzig aus Dan. 10 und evtl. Judas 9 können wir entnehmen, daß es Engel gibt, die für besondere Völker oder Territorien zuständig sind. Einzelheiten über diese Fürstentümer und Gewalten gibt uns die Bibel nicht bekannt. Doch gibt es Anzeichen dafür, daß es im Judentum zur Zeit der Apostel Gruppen gab, die besondere Lehren über Engel entwickelt hatten, von denen einige Christen negativ beeinflußt wurden (siehe Kol. 2,18). An keiner Stelle im NT werden Informationen über „territoriale“ Engel weitergegeben. Da, wo Gottes Wort gar keine oder keine konkreten Aussagen macht, sollten wir uns hüten, Lehren und Auffassungen zu entwickeln, die über das hinausgehen, was in der Bibel eindeutig geoffenbart ist. Man kann Wolfram Kopfermann nur zustimmen, wenn er zu dem Ergebnis kommt:
„In der Heiligen Schrift finden sich zwar Ansätze für die von C. Peter Wagner und anderen vertretene Lehre von territorialen Mächten. Diese Ansätze wurden dann aber von den Vertretern der Geistlichen Kriegsführung spekulativ ausgeweitet. Bereits darin liegt eine Gefährdung des evangelischen Schriftprinzips, weil eine solche Ausweitung nur mittels subjektiver Eindrücke möglich ist.“

2. Gibt es Anweisungen in der Bibel, Dämonen zu identifizieren und anzugreifen?
Ich habe keine einzige Stelle in der Bibel gefunden, die eine Aufforderung enthält, Namen von Dämonen zu erforschen und diese Dämonen zu attackieren.
Im Leben unseres Herrn gibt es eine Begebenheit, wo er den Namen eines Dämons erfragt (Luk. 8,30). Doch nirgends finden wir einen Befehl des Herrn oder der Apostel, in solcher Weise mit Dämonen umzugehen.
Die Apostel trieben Dämonen aus, doch diese Austreibungen waren Reaktionen auf satanische Angriffe oder Herausforderungen und niemals umgekehrt (vgl. Ap. 16, 16-18).
So ist auch die von den „Gebetskämpfern“ vielzitierte Stelle Eph. 6, 10-20 zu verstehen. Dort geht es um „widerstehen“ (Vers 13), „stehen“ (Vers 14), um das „auslöschen feuriger Pfeile“ (Vers 16). Alle aufgezählten Waffen werden als Verteidigungswaffen beschrieben. Es geht um Wahrheit, Gerechtigkeit, Glauben, eine evangelistische Lebenshaltung, Bibelkenntnis und Fürbitte. Nirgendwo ist hier die Rede vom „attackierenden Gebet“.
Die „Gebetskrieger“ benutzen Begriffe aus diesem Abschnitt, füllen sie willkürlich mit einem anderen Inhalt und entwickeln eine Lehre und Praxis, die im Gegensatz zu den Aussagen von Eph. 6,10-12 stehen.
Auch die Verse in 2. Kor. 10,3-6, wo Paulus von den gottgemäßen Waffen zur „Zerstörung von Festungen“ redet, geht es um eine Reaktion auf Lehren und Praktiken, die von „falschen Aposteln“ (2. Kor. 11,13) verbreitet wurden. Diesen „Superaposteln“ (2. Kor. 11,5) , deren Charakter Paulus in den weiteren Versen und Kapiteln beschreibt, stellt sich Paulus entgegen und entlarvt sie als machthungrige, skrupellose und geldgierige Betrüger.
2. Kor. 10 und 11 sind daher Belege dafür, daß unser geistlicher Kampf u.a. darin besteht, falschen Lehrern und Aposteln mit dem Wort Gottes entgegenzutreten und ihre falschen Lehren und Praktiken zu entlarven.

3. Haben wir Autorität über den Teufel?
Aufgrund der Worte Jesu an die Jünger „Siehe, ich gebe euch die Gewalt, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über die ganze Macht des Feindes, und nichts soll euch irgendwie beschädigen“ (Luk. 10,19) folgern viele Gebetskämpfer, daß wir als Christen heute in gleicher Weise Autorität über den Teufel ausüben können.
So schreibt Wolfhard Margies: „Wir sind dem Satan und seinem Reich überlegen… wir haben aktive Vollmacht über ihn.“ 47
Doch wer berechtigt uns, eine zeitlich begrenzte, ausdrücklich an die Apostel oder an die 70 Jünger gerichtete Verheißung nahtlos auf uns zu beziehen? Die Geschichte der Apostel zeigt, daß sich die Verheißung von Luk. 10,19 offensichtlich nicht uneingeschränkt auf die Zeit nach der Kreuzigung des Messias anwenden läßt. Der Apostel Paulus wurde von Satan gehindert, die Thessalonicher zu besuchen.
„Deshalb wollten wir zu euch kommen, (ich, Paulus, nämlich) einmal und zweimal, und der Satan hat uns verhindert.“ (1. Thess. 2,18)
Paulus mußte als Verkündiger des Evangeliums fliehen, er wurde versteckt, verhaftet, ausgepeitscht und forderte Timotheus auf, mit dem Evangelium „Trübsal“ zu leiden. (2. Tim. 4,5)
Allen, die gottselig leben wollen, verheißt Gottes Wort Verfolgung. (2. Tim. 3,12) Der Apostel Jakobus wurde von Herodes getötet. Stephanus wurde gesteinigt. Fehlte diesen Männern Gottes Einsicht in „Geistliche Kriegsführung“?
Im Gegensatz zu den Gebetskämpfern lehrt das NT, daß Satan der „Gott dieser Welt“ ist (2. Kor. 4,4) und das die „ganze Welt in dem Bösen liegt“. (1. Joh. 5,19)
Während Gebetskämpfer wie Annacondia und Cabrera Satan öffentlich verfluchen, wagte der Erzengel Michael kein „lästerndes Urteil“ über den Teufel zu fällen. (Judas 9) Satan hat sicherlich keine uneingeschränkte Autorität, aber Gott läßt es zu, daß der Teufel einige Christen aus Smyrna ins Gefängnis wirft. (Offb. 2,10)
Die Zeit, in welcher die Macht Satans endgültig gebrochen wird, liegt noch vor uns:
„Der Gott des Friedens wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten.“ (Röm. 16, 20)
In Offb. 20, 1-3 lesen wir, daß Satan vor Beginn des Tausendjährigen Reiches von einem Engel gebunden und für tausend Jahre in den Abgrund geworfen wird. Nach dieser Zeit wird er für eine kurze Zeit noch einmal die Menschen verführen können, bis er endgültig sein Gericht im Feuer- und Schwefelsee finden wird. (Offb. 20,7-10) Wenn wir uns einbilden, Vollmacht über den Teufel zu haben, erliegen wir einer tragischen Selbsttäuschung. Die Bibel und auch der Lebensalltag von Charismatikern zeigt, daß wir diese Vollmacht eben nicht haben und es wäre besser, diesen Tatbestand demütig anzuerkennen und „stark in der Gnade“ (2. Tim. 2,1) zu sein, als derart unnüchtern auf vermeintliche Autorität zu pochen.

4. Können wir Satan und seine Dämonen binden?
Die Vorstellung, daß wir Satan und seine Dämonen binden können, entbehrt jeder biblischen Grundlage. Selbst C.P. Wagner gibt zu:
„Aber was geschieht dann, wenn heutzutage Christen „Satan, ich binde dich“ befehlen? Wahrscheinlich nicht so viel, wie wir gerne hätten. Satan wird irgendwann in der Zukunft für 1000 Jahre gebunden werden, aber in Offb. 20, 1-2 steht, daß dies ein Engel tun wird. Von einem Menschen ist nicht die Rede.“

Dann aber kommt Wagner zu einer eigenartigen und für ihn typischen Folgerung:
„Auf der anderen Seite mag es ganz nützlich sein, wenn man „Ich binde dich, Satan!“ sagt, denn damit versichert man sich selbst und auch anderen auf unmißverständliche Weise, daß wir den Teufel nicht dulden, und daß wir ihn so weit wie irgendwie möglich lahmlegen.“
Auch hier wird deutlich, wie tragisch sich ein leichtfertiger Umgang mit der Heiligen Schrift auswirkt. Soll es einen psychologischen Effekt haben, wenn Christen sagen: „Satan, ich binde dich!“ – obwohl sie gleichzeitig wissen, daß dieser Befehl in den Wind geredet ist?

Um diese Praktiken biblisch zu rechtfertigen, beruft man sich immer wieder auf die Verheißung in Matth. 18,18:
„Wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und was irgend ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein.“
Doch diese Stelle steht eindeutig im Zusammenhang mit Gemeindezucht, wobei „binden“ bedeutet, an Sünde gebunden sein und Ausschluß aus der Gemeinde zur Folge hat und „lösen“ Vergebung, Befreiung und Wiederaufnahme in die Gemeinschaft beinhaltet. Davon zu reden, daß „der Himmel tut, was wir tun, befehlen oder durch göttliche Kampfführung bewirken“, stellt die Dinge auf den Kopf und zeigt, zu welch einer Anmaßung und Vermessenheit ein solches Denken führt.

Alle Autorität zum Binden und zum Lösen hängt damit zusammen, daß Christen „im Namen Jesu“ (Matth. 18,20) versammelt sind. Nur das, was dem Willen Gottes entspricht und daher im Namen Jesu getan wird, erfährt die Zustimmung und Anerkennung des Himmels. Gott wird sich niemals zu unbiblischen Aktionen und Beschlüssen bekennen, weil er sich nicht zum Diener der Ungerechtigkeit und Sünde machen kann.
Während der Jahrhunderte, in denen der Vatikan eine solche falsche Auffassung gelehrt und praktiziert hat, haben aufrichtige Protestanten diese Anmaßung oft unter Lebensgefahr gebrandmarkt. Es ist tragisch, daß dieser römische Sauerteig nun auch in evangelikale Kreise eindringt.
Schließlich sollte die Alltagswirklichkeit jeden aufrichtigen Gebetskämpfer davon überzeugen, daß irgend etwas an der Geistlichen Kriegsführung nicht stimmt. Tatsache ist, daß allem tausendfachen „Binden“ von territorialen Dämonen zum Trotz Unmoral, Krieg und Zerstörung weltweit zunimmt.
Auch nach dem 25.6.94, „dem Tag, der die Welt verändert“ (Jesus-Märsche in aller Welt), hat Korruption, Prostitution und Unmoral entgegen allen Prognosen der Gebetskämpfer in keiner Weise abgenommen. Im Gegenteil, der weltweite Abfall von biblischen Maßstäben wird weiter rapide zunehmen. Wir steuern nicht auf eine weltweite geistliche Erweckung, sondern auf einen weltweiten Abfall vom biblischen Christentum zu.

5. War Jesus nach seinem Tod auf Golgatha drei Tage unter der Herrschaft des Teufels?
Einige der Gebetskämpfer, die von der „Wort-des-Glaubens“-Bewegung geprägt sind, lehren, daß wir durch die angebliche Gefangenschaft Jesu unter der Macht Satans Autorität über den Teufel bekommen haben.
Diese Männer lehren, daß Jesus am Kreuz angeblich nur leiblich gestorben sei, der „geistliche Tod“ aber bereits vorher stattgefunden habe. Durch diesen „geistlichen Tod“ wäre Jesus in ein „dämonisches Wesen“ verwandelt worden und hätte die „Natur Satans“ angenommen. Daher habe die eigentliche Versöhnung oder der „Loskauf“ im Hades stattgefunden, in welchem „alle Dämonen der Hölle über ihn herfielen, um ihn zu vernichten“.
Dort sei dann dem Satan ein Lösegeld gezahlt worden, um die Rechtsansprüche des Teufels aufzuheben. Schließlich wurde Jesus angeblich „in den Tiefen der Hölle wiedergeboren“, damit wir die „Natur Gottes“ und damit auch Autorität über den Teufel bekommen können.
So schreibt z.B. Kenneth Hagin:
„Geistlicher Tod bedeutet, Satans Wesensart zu haben – genauso wie das Empfangen des Ewigen Lebens bedeutet, daß wir die Wesensart Gottes in uns haben.“

Auch W. Margies vertritt die Auffassung, daß die Erlösung mit dem Ruf Jesu „Es ist vollbracht!“ nicht abgeschlossen war:
„Er war, wie es das Schriftwort gemäß der Bedeutung der vom Heiligen Geist gewählten Worte bezeugt, für drei Tage unter der Herrschaft des Teufels, die er in all ihrer Grausamkeit, Bosheit und Demütigung ertragen mußte. Weil er nun diese Herrschaft ertragen hat, deswegen hat er uns in Gestalt dieses Preises die Autorität erworben, ab jetzt über den Teufel herrschen zu können.“

Diese sog. „Identifikationslehre“ ist sicher die schwerwiegendste Irrlehre, die in einigen Kreisen der Charismatischen Bewegung verbreitet wird. Gott sei Dank ist dieser Lehre auch innerhalb der Charismatischen Bewegung deutlich widersprochen worden (siehe D.R. McConnell: „Ein anderes Evangelium?“, Verlag C.M. Fliß).
Die letzten Worte Jesu am Kreuz: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist“ (Luk. 23,46) zeigen, daß die am Kreuz wegen unserer Sünden unterbrochene Gemeinschaft mit Gott nun wiederhergestellt war. Hätte Jesus – wie K. Hagin, K. Copeland, W. Margies, H. Henkel usw. behaupten – durch seinen angeblich „geistlichen Tod“ die „Natur Satans“ angenommen, um ein „dämonisches Wesen zu werden“, dann hätte er Gott niemals mit „Vater“ anreden können. Mit dem leiblichen Tod Jesu zerriß der Vorhang des Tempels, um symbolisch anzudeuten, daß der Weg zu Gott nun durch das sühnende Blut Jesu frei geworden war.

Folgende Verse machen deutlich, daß die Lehre von der „Versöhnung im Hades“ unbiblisch und häretisch ist:
„…denn auch Christus hat für euch gelitten… welcher selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat…“  (1. Petr. 2,21-24)
„Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“ (Hebr. 10,10)
„…denn es gefiel der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes…“ (Kol. 1,19-20)
„…wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen.“(Hebr. 9,14)
„…in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen…“(Eph. 1,7)
„Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst zum Lösegeld gab für alle…“(1. Tim. 2,5)
„…und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist; welchen Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an sein Blut…“ (Röm. 3,24-25)
Nirgendwo im NT steht, daß dem Satan ein Lösegeld gezahlt wurde oder daß Jesus nach seinem Tod von Dämonen gequält worden wäre. Gott hat als gerechter Richter Jesus als unseren Stellvertreter gerichtet, der auch in den Stunden der Finsternis am Kreuz, wo er „zur Sünde gemacht“ (2. Kor. 5,21) wurde, in sich selbst rein und heilig blieb. Es bleibt für uns ein Geheimnis, daß der Herr Jesus auch in seinem sühnenden Leiden wahrer Mensch und wahrer Gott blieb. Diese Lehre, daß Jesus nach seinem „geistlichen Tod“ ein „dämonisches Wesen“, von „Dämonen gequält“ und in der Hölle wiedergeboren wurde, um uns die Natur Gottes geben zu können, kann nur von jedem aufrichtigen Christ zutiefst verabscheut werden. Zu welchen Auswüchsen die falschen Lehren führen können, zeigt ein Zitat von Kenneth Copeland:
„Sie haben nicht einen Gott, der in ihnen lebt, nein, Sie selbst sind einer!“

Casey Treat geht in seiner Fehleinschätzung noch weiter:
„…Wenn Gott in den Spiegel sieht, dann sieht er mich! Wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich Gott… und weil ich eine genaue Kopie Gottes bin, werde ich auch handeln wie Gott!“
Diese Zitate machen deutlich, wie schnell evangelikale Prediger – durch diese falschen Lehren beeinflußt – in die Nähe von Pantheisten und New-Age-Anhängern geraten können. Es ist die alte Lüge Satans: „Ihr werdet sein wie Gott!“, die den Menschen groß und Gott klein machen möchte.

Seelsorgerliche Aspekte

1. Die Praxis der Geistlichen Kriegsführung führt zu einer überheblichen Selbsteinschätzung
Die Zitate und Beispiele von Larry Lea, Wolfhard Margies, Berthold Becker usw. zeigen, daß die Praxis der Geistlichen Kriegsführung eine ungeistliche und unnüchterne Selbsteinschätzung zur Folge hat. Die eingebildete Überzeugung, daß der Himmel angeblich das tut, was wir hier auf der Erde befehlen und daß die politischen und moralischen Umstände durch solche Befehle und Kampfgebete verändert werden, läßt sehr schnell ein Machtgefühl und ein Bewußtsein von Stärke wachsen, das einem Nachfolger Jesu nur zum Schaden sein kann. Wolfram Kopfermann hat diese Gefahr sehr genau erkannt und beschrieben:
„Wer Geistliche Kriegsführung betreibt, verläßt den Ort der Abhängigkeit und Schwäche (2. Kor. 12!), den Gott seiner Kirche, ihren Leitern und Gliedern zugewiesen hat. Er verläßt ihn auch dann, wenn er subjektiv frei von Stolz ist, ja vorher durch eine Phase „geistlichen Zerbruchs“ gegangen ist.“

Peter Kierner kommt zu folgender Überlegung:
„Warum findet die Aufforderung zur Geistlichen Kriegsführung so viele Anhänger, obwohl kein Auftrag vorliegt? Ich glaube, die Beantwortung dieser Frage hängt sehr stark mit dem Machtstreben des menschlichen Herzens zusammen. Es war von Anfang an dieser fleischliche Trieb des Herrschen-Wollens im Menschen… Nachdem wiedergeborene Gotteskinder in der Schrift aufgefordert werden, zu lieben, bis hin zur Feindesliebe, wird dem Herzen der Nährboden zum Herrschen entzogen. Nun ist ein Vakuum für diesen alten fleischlichen Trieb entstanden. Leider ist der Drang zum Herrschen, dieses Machtstreben, in vielen Gotteskindern noch nicht gestorben. Er hat sich deshalb in den Bereich des Unsichtbaren verlagert. Da die Bibel den Satan und die Dämonen als Feinde des Menschen bezeichnet, konzentriert sich das Herrschen auf diesen Bereich. Jetzt fängt man an, dieses Vakuum wieder zu befriedigen oder zu stillen. Das ist meiner Erkenntnis entsprechend der Grund für Geistliche Kriegsführung. In Wirklichkeit ist es aber ‚ungeistlicher Zeitvertreib‘. Viele wollen über Dämonen herrschen und sind nicht einmal fähig, ihrer eigenen Frau treu zu bleiben.“

2. Die Praxis von Geistlicher Kriegsführung verschiebt die biblischen Orientierungspunkte
Im NT werden wir immer wieder aufgefordert, auf Jesus Christus zu sehen (Hebr. 12,2) und über das nachzudenken, was „droben“ ist. (Kol. 3,2) Die Orientierung auf unseren Herrn hin vermittelt uns nicht nur einen geistlichen Maßstab für eine gesunde Selbsteinschätzung, sondern ermöglicht auch eine biblische und nüchterne Beurteilung von menschlichen „Größen“ im Reich Gottes. Das Anschauen des Herrn und seiner Herrlichkeit (2. Kor. 3,18) macht uns Ihm ähnlicher und sorgt auch dafür, daß wir Satan und seine Mächte weder über- noch unterbewerten. Immer dann, wenn unser Interesse und unsere Blicke von unserem
Herrn Jesus weg auf andere Personen, Mächte oder Dinge gerichtet werden, verlieren wir geistliche Kraft und erliegen einem Betrug. Wir sollten den Teufel nicht dadurch ehren, daß wir ihm mehr Beachtung schenken, als unbedingt nötig ist.

3. Die Praxis der Geistlichen Kampfführung führt zu einer gefährlichen Fehleinschätzung Satans
Als charismatischer Insider hat Peter Kierner hierzu Ausführungen gemacht, die jeder Gebetskämpfer ernst nehmen sollte:
„Wir sollten uns hüten, den Feind als schwach, hilflos und kraftlos darzustellen. Ich muß immer wieder feststellen, wie Satan mit lächerlichen und lästerlichen Worten bedacht wird und Christen den Bogen ihrer Autorität gegen den Teufel bei weitem überspannen… Ich kann Gotteskindern nur raten, alle lästerlichen Worte gegen den Satan aus ihrem Vokabular zu streichen. Der Teufel ist keine Witzfigur, die wir lächerlich machen dürfen. Er ist kein Löwe im Käfig. Satan hat auch kein ‚Gummigebiß‘, und er ist kein Wurm, den wir einfach zertreten können.“
Die Geschichte der sieben Söhne des Hohenpriesters Skevas, die in einer Haltung der Selbstüberschätzung meinten, Dämonen austreiben zu können, sollte allen leichtfertigen Gebetskämpfern zu denken geben: Diese sieben Beschwörer wurden von dem bösen Geist überwältigt, „so daß sie nackt und verwundet aus jenem Haus entflohen.“ (Ap. 19,16) Ein ähnliches Bild geben heute manche ehemaligen Gebetskämpfer ab, die in ihrer Einbildung, Autorität über den Teufel ausüben zu können, für öffentliche Ärgernisse und Schlagzeilen in der Presse gesorgt haben.  . . . .

Ausblick

Erstaunlicherweise gibt es völlig verschiedene Ergebnisse in bezug auf die Entwicklung der Evangelikalen und der Christenheit in den letzten Jahren.
C.P. Wagner und mit ihm viele Führer der Charismatischen Bewegung und der Dritten Welle sprechen von der „herrlichsten Zeit der Christenheit“, von der „größten Erweckung der Kirchengeschichte“, von der „besten Zeit mit Gott zu leben, die es je gegeben hat“. Andere können diese optimistische Sicht nicht teilen und sehen keinerlei Anlaß, in diese allgemeine Begeisterung miteinzustimmen.

Als Mose und Josua nach vierzig Tagen in der Gegenwart Gottes vom Berg Sinai hinunterstiegen, hörten sie das große Jubelgeschrei des Volkes Gottes unten im Tal. Der junge Josua schätzte dieses Jauchzen sehr positiv als Kriegsgeschrei ein. Der erfahrene Gottesmann Mose aber deutete diesen Lärm realistischer und erkannte den oberflächlichen Wechselgesang des Volkes, den sie beim Tanzen um das goldene Kalb angestimmt hatten.

Manche werden sich beim Überdenken der letzten Jahre schmerzlich an eine Stelle in Jeremia erinnern, wo dieser einsame, weinende Prophet kurz vor der Wegführung des Volkes in die babylonische Gefangenschaft den Zustand des Volkes Gottes kurz und treffend diagnostiziert:
„Entsetzliches und Schauderhaftes ist im Land geschehen: die Propheten weissagen falsch, und die Priester herrschen unter ihrer Leitung, und mein Volk liebt es so. Was werdet ihr aber tun am Ende von dem allen?“ (Jer. 5,30-31)
Wenn ich die Situation richtig einschätze, wird die röm.-kath. Kirche ihren Einfluß und ihre Macht mit Hilfe der meisten anderen christlichen Denominationen und vielleicht auch anderer Weltreligionen vergrößern. Wahrscheinlich werden viele Evangelikale an dieser Entwicklung teilhaben. Der einerseits sehr konservativ und orthodox auftretende und andererseits sehr liberale Marienverehrer Papst Johannes Paul II. sprach bereits davon, daß heute kaum noch ein Unterschied zwischen der Rechtfertigungslehre Luthers und der Rechtfertigungslehre der Katholischen Kirche bestünde und daß auch schon Überlegungen angestellt werden, „Ketzer“ wie z.B. den böhmischen Vorreformator Jan Hus, der 1415 in Konstanz verbrannt wurde, zu rehabilitieren. Mit solchen Verlautbarungen wird den Evangelikalen weiter Sand in die Augen gestreut und der Eindruck gefestigt, als habe sich der Katholizismus grundlegend verändert.

Extreme Charismatiker werden von einer Modeströmung in die andere fallen, um besondere „Geistausgießungen“ zu erleben und ihren Durst nach „geistlichen“ Erfahrungen zu stillen. Zur Zeit wird das „Trunkensein im Geist“ als besondere Segnung gepriesen, wo Leute im „Gottesdienst“ beginnen zu lachen, bis dahin, daß sie vor Lachen geschüttelt werden, auf den Boden fallen und über die Erde rollen, oder vor „Trunkenheit im Geist“ durch die Reihen torkeln. Das, was von dem Argentinier Claudio Freidzon auf der Pastorenkonferenz in der Berliner „Gemeinde auf dem Weg“ (Wolfhard Margies) und in der „Biblischen Glaubensgemeinde“ in Stuttgart (Peter Wenz) diesbezüglich in Szene gesetzt und als besondere „Salbung“ und Gegenwart Gottes bezeichnet wurde, war für mich das bisher Erschütterndste, was ich in der Charismatischen Bewegung beobachtet habe. Aber auch diese „Welle“ wird wahrscheinlich nur für eine Zeit die Leute begeistern, um für eine nächste „Welle“ Platz zu machen.

„Was werden wir tun… ?“

Die unbiblischen und gefährlichen Tendenzen in der Christenheit sollten allen, denen ein bibeltreues, erweckliches Christentum am Herzen liegt, nicht entmutigen oder lähmen, sondern eine Herausforderung sein, biblische Alternativen zu erkennen und zu praktizieren. Daher möchte ich die Themen dieses Buches noch einmal kurz aufgreifen und einige Gewissensfragen daran anknüpfen.  . . .  . . .

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Zeichen u. Wunder (Ebertshäuser)

 

Zeichen und Wunder in der Endzeit

Von Rudolf Ebertshäuser

Durch beinahe 1800 Jahre der Geschichte der Gemeinde hindurch war der überwiegende Teil der wahren Gläubigen der Überzeugung, daß die im NT berichteten Zeichen und Wunder auf die Apostelzeit beschränkt waren und nach dem Ratschluß Gottes danach nicht mehr auftraten. Die Pfingst- und Charismatische Bewegung dagegen verkündet als eine ihrer grundlegenden Lehren, es sei Gottes Plan und Wille, der Gemeinde der letzten Zeit die apostolischen Gaben und Kräfte, Zeichen und Wunder neu zu schenken.

Tatsächlich ereigneten sich immer wieder in der Geschichte dieser Bewegung Wunder und Zeichen, die als göttlich bezeichnet werden. Dabei spielen öffentliche Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen eine besondere Rolle. Die Wundertäter treten in der Überzeugung auf, sie erfüllten die Gebote, die der Herr Jesus Christus allen Gläubigen gegeben habe, und seien wahre biblische Nachfolger der Apostel und ersten Jünger. Sie sehen in den von ihnen gewirkten Wundern Offenbarungen besonderer Geisteskraft und göttlicher Vollmacht.

Durch die Charismatische Bewegung wurde die Lehre, daß Gott heute noch den Gläubigen den Auftrag gebe, Zeichen und Wunder zu wirken, weit in die evangelikale Christenheit hinein verbreitet. Insbesondere wird ihre Notwendigkeit für wirksame Evangelisation betont. Heute herrscht über diese Frage weithin Verwirrung und Unklarheit. Immer mehr Gläubige öffnen sich den charismatischen Lehren über Zeichen und Wunder und kommen zu der Überzeugung, die bibeltreuen Gläubigen der Vergangenheit hätten durch Unglauben Gottes Wirken entscheidend beschnitten und sich einer wichtigen Dimension des Zeugnisses der Gemeinde beraubt. Schließlich, so hört man immer wieder, steht es doch in der Bibel, daß wir Dämonen austreiben und Kranke heilen sollen!

Will Gott heute noch zeichenhafte Wunder wirken? Gehören Zeichen und Wunder tatsächlich zu Gottes Auftrag für die Gemeinde der Endzeit, oder hat Gott selbst sie aufhören lassen? Sind die Wunderzeichen der Pfingst- und Charismatischen Bewegung echt, oder handelt es sich um trügerische Fälschungen? Wir wollen untersuchen, welche Antworten die Heilige Schrift uns gibt.

1. Die charismatischen Lehren über Zeichen und Wunder

Die pfingstlich-charismatischen Lehransätze zum Thema Zeichen und Wunder gehen von zwei Grundvoraussetzungen aus:

1. Die Lehrer dieser Bewegung vertreten die Auffassung, daß Gott der Gemeinde nach Jahrhunderten der Untreue und des Kleinglaubens in der Endzeit eine große Geistesausgießung und Erweckung gebe. Ein Kennzeichen dieser Endzeiterweckung sei es, daß die apostolischen Zeichen und Wunder in noch größerer Kraftwirkung und Verbreitung auftreten würden wie zur Apostelzeit. Nach den charismatischen Lehren und prophetischen Botschaften werde Gott in der letzten Zeit durch wunderwirkende Apostel, Propheten, Evangelisten und einfache Gläubige Seine Herrlichkeit noch einmal in bisher nicht gekanntem Maß offenbaren. Unter Berufung auf Joh. 14,12 werden “größere Werke” erwartet, die allein vom Glauben der vollmächtigen Boten abhingen – Totenauferweckungen, Heilungswunder bis hin zum Nachwachsen amputierter Gliedmaßen, wunderbare Überwindung von Naturkräften usw.

Daß wir ein solches Handeln Gottes heute noch erwarten können, wird meist mit dem Wort begründet: “Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit” (Hebr. 13,8). Der Herr Jesus hat damals Kranke geheilt, Dämonen ausgetrieben und Wunder vollbracht, Er hat die Jünger dazu gebraucht, solche Wunder zu tun, und Er will das auch heute noch durch die Gläubigen tun – so lautet ein vielgehörtes Argument. Nur der Unglaube und die Untreue der Christen sei schuld, daß Gottes Wunderhandeln in der Geschichte der Gemeinde zurückgegangen sei.

2. Die charismatischen Lehrer gehen davon aus, daß der Auftrag des Herrn an Seine Jünger, Israel das Reich Gottes mit Zeichen und Wundern anzubieten, identisch sei mit dem Auftrag an Seine Gemeinde, das Evangelium aller Welt zu verkündigen. Weil der Herr den Jüngern gebot, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben, müssen das auch alle Gläubigen tun, denn die Jünger sind unser Vorbild – so etwa lautet die Argumentation. Dies scheint bekräftigt zu werden durch den Evangelisationsauftrag in Markus 16, der ebenfalls zur Begründung für die Behauptung angeführt wird, alle Gläubigen könnten und sollten Wunderzeichen tun, und wenn sie es nicht täten, dann fehle ihnen die “Kraftausrüstung” der “Geistestaufe” bzw. der Glaube.

“Nur durch Zeichen und Wunder erkennen die Ungläubigen die Realität Gottes und die Wahrheit Seines Evangeliums” – das ist ein häufiges Argument für “Zeichen und Wunder”, das insbesondere von John Wimber und anderen Vertretern der “Dritten Welle” zu einer populären Lehre, dem “Power Evangelism”, ausgebaut wurde.

Die Verkündigung des Evangeliums müsse von sichtbaren Machterweisen Gottes begleitet werden, von übernatürlichen Zeichen, durch die die Ungläubigen die Gegenwart Gottes erleben sollen. Auf diese Weise soll der rationalistische Widerstand des modernen Menschen gegen das Evangelium überwunden und der Missionsauftrag effektiver verwirklicht werden.3

Die Argumente der charismatischen Lehrer klingen auf den ersten Blick durchaus biblisch begründet und überzeugen deshalb viele, die noch kein tieferes und genaues Verständnis der Heiligen Schrift haben. Es erscheint durchaus einleuchtend, daß Gott, der ja ein Gott ist, der Wunder tut, auch heute noch Seine Kraft und Realität durch öffentliche Wunderzeichen offenbaren will. Es fasziniert manche Christen, wenn sie in der Charismatischen Bewegung übernatürliche Kraftwirkungen, Heilungen und Dämonenaustreibungen sehen, die anscheinend ein sichtbarer, greifbarer Beweis der Realität und des Wirkens Gottes sind. Wird dadurch nicht der Glaube gestärkt? Werden nicht die Ungläubigen tatsächlich von der Wahrheit des Evangeliums am besten überzeugt, indem man ihnen sichtbare Wunder vorführt?

Die Antwort auf diese Fragen finden wir, wenn wir die Aussagen der Bibel über Zeichen und Wunder im Zusammenhang studieren, anstatt nur einzelne Schriftworte als Beleg für eigene Überzeugungen anzuführen. Die ganze Schrift ist uns zur Unterweisung gegeben, und im Erforschen aller ihrer Aussagen zu einem Punkt wird erst ihre klare, vollständige Aussage offenbar.

2. Wesen und Zweck der biblischen Zeichen und Wunder

Zunächst müssen wir unser Thema näher eingrenzen. Wir wollen hier hauptsächlich die Rolle von Zeichen und zeichenhaften Wundern in Gottes Heilshandeln untersuchen. Gott ist ein Gott, der Wunder tut (Ps. 77,15); es gehört zum Wesen Gottes, daß Sein Handeln immer wieder die Begrenzungen und Gesetzmäßigkeiten des von Ihm geschaffenen Universums wie auch des menschlichen Verstandes überschreitet und dem Menschen als Wunder erscheint: “Denn groß bist du und tust Wunder, du bist Gott, du allein” (Ps. 86,10). Gott tut zu allen Zeiten Wunder; Er tut auch zu allen Zeiten Wunder im Leben der Gläubigen, obwohl diese oft verborgen sind und von Außenstehenden kaum wahrgenommen werden.

Hier soll es aber um die Frage gehen, ob Gott heute noch zeichenhafte, öffentliche, aufsehenerregende Wunder tut, solche Zeichen, wie sie im Leben des Herrn auf Erden und im Leben der Apostel offenbar wurden. Redet Gott auch heute noch durch Zeichen zu den Ungläubigen, um sie zum Glauben an Christus zu führen? Wohlgemerkt, es geht nicht darum, ob Gott noch so reden könnte – selbstverständlich kann Er das jederzeit, und diese Welt wird, wenn der Tag des Herrn über sie hereinbricht, noch gewaltige und furchterregende Wunderzeichen sehen, die Gottes Macht und Zorn auf eindrückliche Weise verkündigen. Die Frage lautet: Liegt es in Gottes Willen und souveränem Ratschluß, während des gesamten Heilszeitalters der Gemeinde, insbesondere am Ende dieses Zeitalters, durch Wunderzeichen zu reden? Auf diese Frage müssen wir in der Schrift eine klare Antwort finden.

a) Der göttliche Zweck der Zeichen und Wunder

Zuallererst müssen wir klären, wozu Zeichen und Wunder nach dem geoffenbarten Willen Gottes überhaupt dienen, weshalb Gott sie gegeben hat. Die Antwort auf diese Frage finden wir in einem Schlüsselvers, Hebr. 2,2-4:

“Denn wenn das durch Engel verkündete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung mißachten? Sie hat ja den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen und ist uns von denen bestätigt worden, die es gehört haben, wobei Gott zugleich Zeugnis gab durch Zeichen und Wunder und mancherlei Machttaten und Austeilungen [od. Zuteilungen] des Heiligen Geistes nach seinem Willen.”

Hier finden wir drei Begriffe, die immer wieder miteinander vorkommen und zusammengehören: Zeichen (sèmeia), Wunder (terata) und Machttaten (dynameis). (Vgl. zum Vorkommen Mt. 24,24; Mk. 13,22; Joh. 4,48; Apg. 2,19.22.43; 4,30; 5,12; 7,36; 14,3; 15,12; Rö. 15,19; 2. Kor. 12,12; 2. Thess. 2,9; Hebr. 2,4.)

Ein Zeichen (sèmeion) können wir als symbolischen Hinweis auf eine Person oder eine Botschaft oder eine geistliche Realität verstehen; in der Schrift bezeichnet es vorwiegend göttliche Wunderzeichen, gelegentlich aber auch andere zeichenhafte Handlungen oder Symbole (vgl. Rö. 4,11: das Zeichen der Beschneidung; 2. Thess. 3,17: Erkennungszeichen in Paulusbriefen). Ein Wunder (teras) ist nach der Bedeutung des griechischen Wortes ein göttliches Wunderzeichen, ein übernatürliches Geschehnis mit zeichenhafter Bedeutung. Eine Machttat (dynamis = Kraft, Macht, Krafterweis, Wundertat) bezeichnet ebenfalls ein wunderbares Wirken, wobei der Aspekt der offenbarwerdenden göttlichen Kraft im Vordergrund steht.

Die Zeichenwunder dienen als Zeugnis und Beglaubigung Gottes für Seine Botschaft

Durch diese göttlichen Kundgebungen, so offenbart uns Hebr. 2,4, legte Gott selbst mit Zeugnis ab und bekräftigte und beglaubigte, daß die Botschaft des Evangeliums, das Zeugnis Jesu Christi und Seiner Apostel göttlich und wahr ist. Obgleich nur für Menschen gilt: “Durch zweier oder dreier Zeugen Mund wird jede Sache festgestellt werden” (2. Kor. 13,1), gefiel es Gott, auch Seine Heilsbotschaft durch mehrere Zeugen bekräftigen zu lassen. Die Zeugen des Evangeliums waren Jesus Christus selbst, “der treue Zeuge” (Offb. 1,5) und die Apostel als die von Gott zuvor erwählten Zeugen (Apg. 10,41; vgl. Apg. 1,8 u. 1,22). Zu diesen beiden auserwählten Zeugen fügte Gott Sein übernatürliches Zeugnis hinzu.

*  Gott bestätigte durch die Zeichen und Wunder Jesus Christus als Seinen Sohn und den von Ihm gesandten Messias und Retter (vgl. u.a. Mt. 3,17; Mt. 17,5; Joh. 7,31; Joh. 10,25.37f.). Petrus sagt in seiner Pfingstpredigt über Christus: “einen Mann, der von Gott euch gegenüber beglaubigt wurde durch Kräfte und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, wie ihr auch selbst wißt” (Apg. 2,22 – revSchl).

*  Gott bestätigte durch Zeichen und Wunder die auserwählten Zeugen und Werkzeuge der neuen Offenbarung des Evangeliums der Gnade, die Apostel. Die Wunderzeichen, die sie taten, waren besondere “Zeichen des Apostels” (2. Kor. 12,12); sie dienten dazu, die apostolische Verkündigung und Lehroffenbarung zu beglaubigen (vgl. auch Apg. 2,43; Rö. 15,18f.).

*  Gott bestätigte Sein Wort, die Botschaft des Evangeliums, die Offenbarung des Christus in den Schriften der nt. Apostel und Propheten durch Zeichen und Wunder. Mk. 16,20 berichtet vom Verkündigungsdienst der Apostel: “Sie aber gingen hinaus und verkündigten überall; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Zeichen ” (revSchl). Gott drückte der neu geoffenbarten Botschaft des NT den Stempel Seiner Autorschaft auf. Zu diesem Zweck gab Er in den Gemeinden während der Zeit der Apostel auch Wunderkräfte, die durch andere Gläubige außer den Aposteln wirksam wurden (vgl. 1. Kor. 12,10).

Zeichen, Wunder und Machttaten dienten also einem ganz klaren Zweck: Sie sollten die neu geoffenbarte Botschaft des Evangeliums als von Gott gegeben bestätigen und die auserwählten Botschafter, den Messias selbst und Seine Apostel, in ihrer göttlichen Sendung beglaubigen. Die göttlichen Zeichen und Wunder sind kein Selbstzweck; sie dienen dazu, auf etwas anderes hinzuweisen, auf ewige, geistliche Wahrheiten.

Das gilt auch schon im Alten Testament: Die Offenbarung des Sinai-Bundes, der Weisung (thora) Gottes für das Volk Israel, wurde begleitet mit großen, erschütternden Zeichen, Wundern und Machttaten (2. Mose 19; vgl. Hebr. 12,18-29). Mose selbst, der auserwählte Gesandte Gottes, wurde ebenfalls mit Zeichen, Wundern und Machttaten vor dem ungläubigen, widerspenstigen Volk legitimiert (vgl. u.a. 2. Mo. 4,1-9; 2. Mo. 7,1-13; 4. Mo. 12,1-16; 4. Mo. 16; 4. Mo. 17,16-28).

b) Gott gibt nicht ständig Zeichen, sondern in Verbindung mit heilsgeschichtlichen Wendepunkten

Das Wort in Hebr. 2,4 enthält aber noch einen wichtigen Aufschluß über den Zweck von Wunderzeichen: Gott gab Zeugnis durch Zeichen, Wunder und Machttaten nach Seinem Willen, oder, wie man auch übersetzen könnte, nach Seinem Ermessen, entsprechend Seinem Ratschluß. Schon die Tatsache, daß der Schreiber des Hebräerbriefs diese Vorgänge als abgeschlossene Vergangenheit berichtet, zeigt, daß es nicht in Gottes Willen und Ratschluß liegt, beständig Wunderzeichen zu geben. Er gibt sie, wenn Er es für richtig hält, und Er hält sie zurück, wenn Er das für ratsam erachtet.

Obgleich es Gott, dem Allmächtigen, ein Kleines wäre, ständig Zeichen und Wunder zu tun, hat Er sich in Seiner Weisheit nur an einzelnen Wendepunkten Seines Heilshandelns mit den Menschen durch Zeichen und Wunder kundgetan. Gott war, ist und bleibt ewig derselbe in Seinem Wesen, aber Er offenbart sich den Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Er handelt mit ihnen nach Seinem Plan und Willen, so wie Er es für erforderlich hält. Deshalb ist die Unterscheidung der verschiedenen Heilszeiten und der unterschiedlichen Wege, wie Gott mit den Menschen handelt, so wichtig für ein klares, geistliches Verständnis der Heiligen Schrift.

Es ist gewiß wahr, daß Gott auch heute noch Wunder tut. Aber Gott tut nicht immer Zeichen – große, öffentliche Wundertaten, die Seine Macht vor den Ungläubigen offenbar machen. Weder Henoch noch Noah noch selbst Abraham taten Zeichen, obwohl sie persönlich Wunder erlebten. Nach ca. 2700 Jahren biblischer Zeitrechnung trat das erste Mal ein Gesandter Gottes auf, der Zeichen wirkte: Mose.

Zwischen der Offenbarung des Gesetzes und der Offenbarung der Botschaft der Propheten, die durch große Zeichen und Wunder von Elia und Elisa eingeleitet wird, geschahen in Israel nur wenige Zeichen und Wunder. Nicht einmal David, der Mann nach dem Herzen Gottes, tat Zeichen. Auch zwischen der Offenbarung der Botschaft der Propheten und dem Kommen des Messias liegen Jahrhunderte, in denen Gott keine Zeichen wirkte. Wir können also erkennen, daß zwar jedes Zeichen ein Wunder, eine übernatürliche Krafttat Gottes ist, aber nicht jedes Wunder Gottes ist ein Zeichen. Gott gibt Zeichen in der Heilsgeschichte immer dann, wenn Er eine neue Offenbarung Seines Heilshandelns verkünden läßt. Wenn die Botschaft offenbart ist, hören die bestätigenden Zeichen auf; Gott erwartet dann den Gehorsam der Glaubenden gegenüber dem geoffenbarten Wort (vgl. 5. Mo. 13,1).

Darin kommt die Weisheit Gottes zum Ausdruck, denn wenn Wunderzeichen ständig gegenwärtig wären und von allen Gläubigen getan würden, dann wären sie als Beglaubigung der auserwählten Träger der Heilsoffenbarung entwertet und nutzlos. Wer würde Paulus die Zeichen des Apostels als göttliche Bestätigung seiner Berufung abnehmen, wenn er jede Woche auf den Straßen seiner Stadt dieselben oder größere Wundertaten erlebte? Wenn die Wunder, die die neue Offenbarung des Christus im NT bestätigen sollten, inflationär über die Apostelzeit hinaus bestanden hätten, dann würde niemand sie als Beglaubigung einer besonderen Gottesoffenbarung ernst nehmen. Im Gegenteil, die Menschen hätten Grund, anzunehmen, daß die Worte der nachapostolischen Wundertäter mindestens genauso göttlich inspiriert und glaubwürdig seien wie die der Schrift selbst. Genau das will Gott jedoch nicht; deshalb machte Er die Grenze zwischen Seiner Schriftoffenbarung und allem menschlichen Reden im Namen Jesu Christi dadurch deutlich, daß Er die bestätigenden Zeichenwunder aufhören ließ, sobald die Schriftoffenbarung gegeben war.

3. Zeichen und Wunder im Neuen Testament

a) Die Zeichen des Messias an Sein Volk Israel

Wie steht es nun mit den Zeichen, die der Herr Jesus Christus tat? Ist Er nicht unser Vorbild? Hat Er nicht auch uns geboten, was Er den Jüngern in Mt. 10,7f. gebot: “Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus!” Das steht doch im Wort geschrieben! – Ja, aber wenn wir dieses Wort auf uns als Gläubige der Gemeindezeit beziehen wollten, dann müßten wir auch das Gebot beherzigen, das der Herr damit verband: “Geht nicht auf einen Weg der Nationen, und geht nicht in eine Stadt der Samariter; geht aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel” (Mt. 10,5f.).

Wieder werden wir durch dieses Wort auf die unerläßliche Unterscheidung verschiedener Heilszeiten und Heilskörperschaften im Plan und Handeln Gottes geführt. Die Vermischung und Gleichsetzung von Israel und der Gemeinde ist ein schwerwiegender Fehler und von jeher die Quelle von Irrlehren und gefährlichen Abwegen in der Gemeinde gewesen. Der “Durcheinanderwerfer” (gr. diabolos) hat solche Verwechslungen benutzt, um die Gemeinde zu verführen und von ihrem geraden Weg abzubringen.

Die Heilungen, Totenauferweckungen und Dämonenaustreibungen, die in den Evangelien von Jesus Christus selbst und Seinen Aposteln und weiteren Beauftragten (Lk. 10,1-12) berichtet werden, waren Zeichen Gottes an das Volk Israel, nicht an die Heiden. Sie waren die prophetisch vorhergesagten Zeichen des Messias, die Jesus Christus und Seine Botschaft vor Israel legitimieren sollten. Sie hatten damit wesensmäßig einen anderen Charakter als die Zeichen der Apostel, die nach Pfingsten geschahen. Dies zeigt sich deutlich etwa in Mt. 11,2-5; Johannes der Täufer ist in Zweifel geraten, ob Jesus Christus wirklich der Messias ist (er hatte wohl, wie die Jünger noch kurz vor Pfingsten, die Erwartung, der Messias werde Sein Reich unmittelbar aufrichten). Der Herr läßt ihm antworten: “Geht hin und verkündet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend, und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt.”

Der Herr verweist auf die Zeichen, die Er tut, und die Ihn vor jedem aufrichtigen Israeliten, der das Wort Gottes kennt, als den Messias ausweisen (vgl. Jes. 35,1-10; Jes. 29,18; Jes. 26,19). In dieser Weise faßten auch viele Juden diese Zeichen auf: “Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll” (Joh. 6,14). “Viele aber von der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat?” (Joh. 7,31).

Die symbolische Bedeutung der messianischen Zeichen für das Heil in Christus

Wenn wir uns die Zeichen des Messias näher ansehen, so erkennen wir, daß sie auch eine zutiefst symbolische Bedeutung hatten; sie wiesen auf die geistlichen Segnungen des kommenden Gottesreiches hin. Sind die Blinden, die sehend werden, nicht ein deutliches Bild für die neue Geburt, wenn die geistliche Blindheit von den Augen der Menschen genommen wird, und sie die Wahrheit erkennen – ebenso wie das Wunder, daß Taube hörend werden? Daß Aussätzige rein werden, welch ein sprechendes Bild von der Reinigung von den Sünden im Blut Jesu Christi! Daß die Lahmen gehen können – zeigt es uns nicht, wie die, die durch die Sünde und das Fleisch kraftlos waren (Rö. 5,6; Rö. 8,3f.), nunmehr in der Kraft des Geistes dem Herrn nachfolgen können?

Und die Auferweckung von Toten – wie eindrucksvoll weist sie auf das Wunder der Wiedergeburt hin, wenn solche, die in Sünden tot sind, mit dem Christus lebendig gemacht werden (Eph. 2,5)! Auch die Tatsache, daß es von Christus immer wieder heißt, “… er heilte alle Kranken”, ist ein zeichenhafter Vorgang, denn Krankheit ist als eine Folge der Sünde zugleich ein Bild für die Sünde, und so ist das heilende Handeln Jesu Christi ein Zeichen dafür, daß Er im Tausendjährigen Reich die Sünden des Volkes Israel wegnehmen wird und Reinigung und vollkommene Gerechtigkeit schenkt.

Daß die Austreibung von Dämonen ein Zeichen des Reiches Gottes ist, bezeugt der Herr selbst: “Wenn ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen” (Mt. 12,28). Es erinnert an die messianische Prophetie in Jes. 42,7: “(…) blinde Augen aufzutun, um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen und aus dem Gefängnis die, die in der Finsternis sitzen.” Alle diese Zeichen kündigten die Segnungen des Israel verheißenen Friedensreiches unmittelbar an.

Der Sohn Gottes, der Herr Jesus kam auf die Erde, in das Seinige, um Seinem Volk die Verheißung des Reiches anzubieten. Er und Seine Apostel verkündigten Israel, daß der Messias gekommen war und das Reich Gottes, so wie es Israel verheißen war, als ein irdisches, sichtbares Reich mit dem Christus als König Israels, nahe herbeigekommen war. Diese Botschaft an Israel wurde mit den messianischen Zeichen bekräftigt – doch das Volk glaubte ihr trotz der Zeichen nicht und verwarf den Messias, ja, brachte Ihn ans Kreuz.

Die Zeichen des Messias waren also eindeutig an Israel gerichtet und können nicht einfach auf die Gemeindezeit übertragen werden. Das zeigt auch der in Mt. 28,18-20 gegebene “Missionsbefehl” in bezug auf die Heiden, der sich auch auf das ganze Heilszeitalter der Gemeinde anwenden läßt: Im Gegensatz zu Mt. 10,5-8 ist hier nicht von Zeichen, von Dämonenaustreibungen oder Heilungen die Rede, sondern vom Glaubensgehorsam gegen das Wort Gottes. In der Heilszeit der Gemeinde gilt grundsätzlich: Gott läßt Sein Wort verkündigen, das Evangelium von Jesus Christus, und Er wirkt Gehorsam des Glaubens durch Sein Wort. Die Verkündigung des Evangeliums unter den Heiden, die der zukünftigen Heilskörperschaft der Gemeinde anvertraut wird, soll also nach dem Plan Gottes nicht beständig mit Zeichen und Wundern begleitet sein, wie dies bei der Verkündigung des Evangeliums vom Reich an Israel und in der ersten Apostelzeit auch unter den Heiden der Fall war.

Selbst in der Zeit der Apostel sehen wir in der Bibel nichts von vergleichbaren massiv und breit auftretenden Zeichen und Wundern unter den Heiden. Nirgends heißt es z.B. von den Aposteln: “Sie heilten alle Kranken”. Weder von Paulus noch von Barnabas, Timotheus oder Silas wird berichtet, daß sie überall in Asien und Griechenland umhergegangen seien, kranken Heiden die Hände aufgelegt und alle geheilt hätten. Wohl geschahen auch durch die Apostel und ihre Mitarbeiter unter den Heiden Zeichen und Wunder, die der Bekräftigung des Evangeliums und der Beglaubigung der Apostel dienten, aber sie hatten nicht den besonderen Charakter der messianischen Zeichen an Israel.

b) Die Zeichen der Apostel und der apostolischen Zeit

Auch nach der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn Jesus Christus berichtet die Apostelgeschichte von Wunderzeichen, die durch die Apostel (z.B. Apg. 2,43; 5,12) und einzelne andere Werkzeuge Gottes wie Stephanus (Apg. 6,8) und Philippus (Apg. 8,5ff.) geschehen. Waren diese Zeichen auf die Apostelzeit beschränkt, oder sollten sie nach Gottes Willen beständig bei der Gemeinde bleiben?

Der Verkündigungsauftrag an die Apostel in Markus 16

In Mk. 16,15-20 gibt der auferstandene Herr Seinen Aposteln den Auftrag, in die ganze Welt zu gehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen. Dieser Auftrag wird vielfach so verstanden, als gelte er der gesamten Gemeinde bis zur Entrückung. Eine genauere Betrachtung dieses Textes kann uns hier Klärung geben.

“(15) Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!
(16) Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
(17) Diese Zeichen aber werden die begleiten [od. denen folgen; parakoloutheò], die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden,
(18) Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.
(19) Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, aufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.
(20) Sie aber gingen hinaus und verkündigten überall; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden [od. mitfolgenden] Zeichen.” (revSch)

In Mk. 16,15-20 spricht der Herr ausdrücklich nur mit Seinen Aposteln, den Elfen. Er gibt ihnen (und nicht etwa der ganzen Gemeinde) den Auftrag, in die ganze Welt (nicht mehr nur nach Israel) zu gehen und das Evangelium der Gnade aller Schöpfung zu verkündigen. Dieser Auftrag des Herrn an die Apostel gilt in dieser Form nur für die Apostel selbst; er wurde noch in der Apostelzeit erfüllt. Das geht aus einem genauen Studium der Stelle selbst hervor und wird durch andere Aussagen der Bibel bestätigt.

1. In V. 20 wird die Erfüllung der Verheißung allein auf die Apostel bezogen und als abgeschlossen bezeugt. Auch in Hebr. 2,4 ist die von Zeichen begleitete apostolische Verkündigung (die, die es gehört haben und bestätigten, waren die Apostel) als abgeschlossener Vorgang berichtet.

2. Im Kolosserbrief macht Paulus zwei Feststellungen, die die Erfüllung dieses Auftrages durch die ersten Apostel bestätigen. Er spricht vom Evangelium, “(…) das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt [verbreitet] ist und Frucht bringt und wächst (…)” (Kol. 1,5f.), und er bezeugt, daß dieses Evangelium “in der ganzen Schöpfung unter dem Himmel gepredigt worden ist” (Kol. 1,23).

Das Wort Gottes greift hier die Worte des Herrn aus dem Apostelauftrag von Mk. 16,17 auf und bezeugt, daß der Auftrag zu Lebzeiten des Apostels Paulus erfüllt wurde: Das Evangelium wurde in der ganzen Welt verbreitet, und es wurde der ganzen Schöpfung gepredigt. Es ist offenkundig, daß beide Begriffe in einem allgemeinen Sinn verwendet werden; was der Herr damit genau gemeint hat, ist nicht völlig klar – aber Er sagt uns, daß die Apostel die Aufgabe in Seinem Sinn erfüllt haben.

Die Verheißung der apostolischen Wunderzeichen in Markus 16

Wenn der Auftrag des Herrn an die Apostel allein gerichtet war und von ihnen erfüllt und abgeschlossen wurde, dann gilt das auch für die mit diesem Auftrag verbundene Zeichenverheißung. Auch das wird durch eine genaue Betrachtung des Textes bestätigt. Der apostolische Verkündigungsdienst, so sagt der Herr in Markus 16, wird als Frucht Gläubiggewordene hervorbringen; doch nicht nur das; die durch die Verkündigung der Apostel Gläubiggewordenen werden auch durch Wunderzeichen begleitet werden (V. 17; im Gr. steht hier parakoloutheò; in V. 20 epakoloutheò; beides bedeutet “folgen, mitfolgen, begleiten”. Letzteres trifft den Sinn hier offenkundig am klarsten: die Zeichen traten nicht nach, sondern zusammen mit der Verkündigung auf).

Hiermit ist keinesfalls gesagt, daß alle Gläubiggewordenen selbst solche Wunderzeichen taten. Im Gegenteil muß jede verantwortliche Auslegung eine solche Deutung ausschließen, denn selbst in den Anfängen der Gemeinde blieben Wunderzeichen auf die Apostel und einige wenige Evangelisten und Träger von Wundergaben beschränkt. Wenn man wirklich behaupten wollte, daß diese Zeichen nach Gottes Willen von allen Gläubigen getan werden sollten, so wäre niemand außer den Aposteln wirklich gläubig gewesen – denn wenn man das Wort schon so auslegen will, dann müssen alle diese Zeichen allen Gläubigen “folgen” – auch das Gifttrinken und Schlangenaufheben! Vom Sinnzusammenhang her sind diese Wunderzeichen eine Begleiterscheinung des Verkündigungsdienstes der Apostel; die Apostelgeschichte bezeugt, daß sie (bis auf das Trinken von Gift) an den Aposteln erfüllt wurden.

In jedem Fall gilt der Auftrag und die Verheißung der Zeichen ausschließlich für die Apostelzeit. Die Zeichen sollten jene begleiten, die unmittelbar durch die apostolische Verkündigung gläubig geworden waren, nicht etwa spätere Generationen von Gläubigen. Das wird schon dadurch angedeutet, daß die zeitliche Ausdehnung “bis ans Ende der Weltzeit”, die im allgemeinen “Missionsbefehl” von Mt. 28,18 ausdrücklich festgehalten wird, in Markus 16 fehlt. Der Beweis findet sich V. 20, der die Erfüllung der Verheißung berichtet: “Jene aber gingen aus und predigten überall, während der Herr mitwirkte und das Wort durch die begleitenden Zeichen bestätigte.” Das bezieht sich eindeutig auf die Apostel und steht als abgeschlossener Vorgang in der Vergangenheit. Der Herr stellte sich zu ihrer Verkündigung, wie Er versprochen hatte, und bekräftigte ihre Botschaft. Dieses auf die Ohrenzeugen (die Apostel) beschränkte Zeugnis durch Zeichen wird auch in Hebr. 2,4 als abgeschlossen bezeichnet.

Die “Zeichen des Apostels” als besondere göttliche Autorisierung

Es gibt also nach der Schrift nicht nur Zeichen des Messias, sondern auch “Zeichen des Apostels” (2. Kor. 12,12). Sie bestätigen die göttliche Berufung und Autorität der Apostel Jesu Christi, die die Botschaft des Evangeliums, das Geheimnis Jesu Christi offenbarten und verkündigten. Diese Zeichen müssen notwendigerweise auf die Apostel selbst und ihre engsten Mitarbeiter im Dienst der Evangeliumsverkündigung beschränkt gewesen sein, sonst wären sie keine göttliche Bestätigung der apostolischen Berufung.

So heißt es in der Apostelgeschichte nirgends, daß alle Gläubigen Zeichen und Wunder getan hätten, sondern wir lesen: “(…) es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel” (Apg. 2,43; vgl. Apg. 5,12). Paulus bezeugt von sich, daß er das Evangelium “in der Kraft der Zeichen und Wunder” verkündigt hat (Rö. 15,19), und er schreibt den Korinthern: “Die Zeichen des Apostels sind ja unter euch vollbracht worden in allem Ausharren, in Zeichen und Wundern und Machttaten” (2. Kor. 12,12).

In der apostolischen Zeit, als die Offenbarung des Wortes Gottes noch nicht abgeschlossen war, gab Gott über den Kreis der Apostel hinaus Zeichen- und Wundergaben in Seiner Gemeinde. So lesen wir, daß Stephanus und Philippus große Zeichen und Wunder taten – das war allerdings in den ersten Anfängen der Gemeinde und nicht unter Heiden, sondern unter Juden und Samaritern. Aber auch in örtlichen Gemeinden wie Korinth gab es Gnadengaben zu Heilungen, Machttaten, wunderwirkenden Glauben und Sprachenreden (1. Korinther 12).

Es wird jedoch nirgends in der Bibel gesagt, daß diese Gaben breit für die Evangelisation oder “Gemeindewachstum” eingesetzt worden wären. Wenn Zeichen und Wunder Gottes Strategie für Evangelisation wären, so hätten sie in den apostolischen Belehrungen und Anweisungen an die Gemeinden ganz sicher einigen Raum eingenommen. Wenn der Apostel Paulus die Zeichen und Wunder bei seiner Evangeliumsverkündigung erwähnt, dann dienen sie dazu, die Göttlichkeit des von ihm verkündeten Wortes zu bestätigen und ihn selbst als Botschafter Gottes auszuweisen; nirgends ermutigt er die Gemeinden, auf dieselbe Weise das Evangelium zu verkünden.

In seinen Anweisungen an den Evangelisten Timotheus, der doch angehalten wird “Predige das Wort…” (2. Tim. 4,2) und “tue das Werk eines Evangelisten” (2. Tim. 4,5), ist nirgends von Zeichen und Wundern die Rede. Sie sollten die Neueinführung der Botschaft des Evangeliums autorisieren, nicht aber jede nachfolgende Verkündigung dieses Evangeliums an die Nationen.

So waren die übernatürlichen Zeichengaben in den Gemeinden auch nur in der Zeit der Apostel wirksam und hörten danach auf.4 Das lag nicht am Versagen der Gemeinde der nachapostolischen Zeit (obwohl sie tatsächlich versagt hat), sondern war in Gottes weisem Ratschluß begründet: Die Nationen sollten durch das Wort, durch das Wort vom Kreuz, durch die Verkündigung Jesu Christi als des gekreuzigten und auferstandenen Herrn überführt und zum Glaubensgehorsam gebracht werden – nicht durch beständig wiederholte Zeichen und Schauwunder.

 

4. Will Gott Zeichen und Wunder für die Evangeliumsverkündigung der Endzeit?

Könnte es dennoch sein, daß Gott Zeichen und Wunder in der Endzeit wirken will, um der Verkündigung des Evangeliums inmitten einer ungläubigen, verstockten Menschheit Nachdruck zu verleihen und die erhoffte große Erweckung auszulösen? Weshalb sollte die Gemeinde auf Wunderzeichen verzichten müssen, wenn sie doch viele Menschen zum Glauben führen könnten? – so mögen manche einwenden, die von der charismatischen Lehre fasziniert sind, Zeichen und Wunder seien Gottes Weg zum Durchbruch des Evangeliums heute. Wir müssen daher in der Bibel nachforschen, ob diese charismatische Lehre stimmt und welche Mittel Gott der Gemeinde gegeben hat, um das Evangelium zu verkündigen.

a) Bewirken Zeichen und Wunder echten Glauben?

Wenn wir die Behauptung verschiedener Charismatiker, Zeichen und Wunder seien wichtig, um den Rationalismus und Unglauben der modernen Menschen zu überwinden und echten, kraftvollen Glauben zu wecken, anhand der Bibel überprüfen, kommen wir zu interessanten Ergebnissen. Betrachten wir zunächst den Dienst unseres Herrn Jesus Christus. Er tat zahllose machtvolle und beeindruckende Zeichen und Wunder vor dem Volk Israel. Wirkten diese Taten Glauben in denen, die sie sahen? Besonders das Johannesevangelium gibt auf diese Frage Antwort.

Die Wirkung der Wunderzeichen bei der Speisung der 5000 (Johannes 6)

Modellhaft sehen wir am Beispiel der Speisung der 5000, was die Zeichen des Messias bei denen bewirkten, die sie sahen (Joh. 6,1-71). Auf die wunderbare Speisung reagierten die Menschen zunächst scheinbar positiv: “Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll” (Joh. 6,14). Ja, sie wollen ihn sogar zu ihrem König machen (V. 15). Aber ihnen ging es um das Irdische, nicht um die eigentliche Berufung des Messias, ewiges Leben zu geben. Das Gott wohlgefällige Werk ist, daß sie an Jesus, den Messias Israels glauben (V. 26-29). Gerade dieser Glaube fehlte ihnen trotz des Wunderzeichens, das sie gesehen hatten. Der Herr offenbart sich ihnen dann als das wahre Brot aus dem Himmel, als das Brot des Lebens – und die Juden murren über ihn und offenbaren ihren Unglauben (V. 30-46).

Nun sagt der Herr noch einmal deutlich, was er in V. 29 bereits angedeutet hat: Der wahre, errettende Glaube ist ein Werk des Vaters. Es ist Gnade Gottes, wenn die natürliche Blindheit und Verstocktheit des menschlichen Herzens aufgebrochen wird und der Heilige Geist das Evangelium in das Herz von Feinden Gottes einpflanzt, so daß sie glauben können. Dieser Glaube ist nicht von Zeichen und Wundern abhängig, sondern er wird durch das lebendige, kräftige Wort Gottes gewirkt, wie wir sehen werden. Zunächst führt der Herr die Bildrede vom Brot des Lebens so weiter, daß er zu der für jeden Juden höchst anstößigen, geistlich-sinnbildlich für die Teilhabe an seinem Sühnopfer zu verstehenden Feststellung kommt: “Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst” (V. 53).

Daraufhin murrten viele seiner Jünger, die bereits etwas länger zum Glauben gekommen waren und ihm nachfolgten, und wandten sich von ihm ab. Der Herr bezeugt auch ihnen, daß sie nicht wirklich geglaubt hatten, und zeigt, daß der Mensch von sich aus nicht zum rettenden Glauben fähig ist: “Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; aber es sind einige unter euch, die nicht glauben” (V. 63f.).

Der rettende Glaube wird durch das Wort Gottes, nicht durch Wunderzeichen gewirkt

Der wahre, rettende Glaube, den der Heilige Geist in den Herzen von Menschen wirkt, beruht nicht auf Zeichen und Sichtbarem, sondern auf dem ewigen Wort Jesu Christi, das wahrhaft Geist und Leben ist. Dieses Wort ist der wahrhaftige Same, durch den der Geist die neue Geburt und das ewige Leben in Menschen wirkt (1. Petr. 1,23-25). Der Herr fragt die Zwölf: “Wollt ihr etwa auch weggehen?” Petrus antwortet nicht: Wir haben so viele mächtige Wunderzeichen gesehen, für uns ist klar, daß du der Messias bist – seine Antwort lautet: “Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes bist” (V. 68f. – Sch). Der wahre Glaube kommt aus dem Wort Gottes. Er wird nicht aus Erlebnissen, Gefühlen oder Geschautem geboren, sondern aus der übernatürlichen Erkenntnis von der Wahrheit des Wortes Gottes, die der Heilige Geist in den Herzen der Gläubigen wirkt.

Glaube durch das Wort – Der Weg für die Evangelisation im Gemeindezeitalter

Der Weg, wie das Evangelium im Heilszeitalter der Gemeinde Glauben und Errettung bewirkt, wird in den Evangelien in verschiedenen Begebenheiten vorbildhaft angedeutet. Die Wahrheit der Schrift, daß Zeichen und Wunder es nicht vermögen, die steinernen Herzen natürlicher Menschen zum Glauben zu führen, sehen wir an den Reaktionen des Volkes Israel. Daß dagegen das geistliche, lebendige Wort der Wahrheit eben dieses Wunder auch ohne jedes Zeichen zu wirken vermag, wird interessanterweise oft an Heiden veranschaulicht.

Ein Beispiel ist die Begegnung am Jakobsbrunnen in Joh. 4,4-42. Der Herr trifft eine Samariterin, und Sein Wort überführt sie von ihren Sünden. Es geschieht kein einziges Wunderzeichen, aber die Frau bezeugt den Einwohnern ihrer Stadt: “Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: dieser ist doch nicht etwa der Christus?” (V. 29). Auf Bitten der Samariter bleibt der Herr zwei Tage bei ihnen, und es wird nicht ein einziges Wunderzeichen berichtet. Dagegen sagt die Bibel: “Und noch viel mehr Leute glaubten um seines Wortes willen, und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört [nicht gesehen!] und wissen, daß dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist” (V. 41f.). Diese verachteteten Halb-Heiden sind zum klaren, rettenden Glauben an das Wort des Christus durchgedrungen.

Hier haben wir ein Vorbild für die Evangelisation der Gemeinde unter den Heiden: Sie werden dem WORT glauben, ohne Zeichen und Wunder, die den Israeliten verheißen waren, und die sie verlangten (vgl. Mt. 12,38; 1. Kor. 1,22). Während der Herr Israel bezeugt: “Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so werdet ihr nicht glauben” (Joh. 4,48), bekennt er von dem heidnischen Hauptmann von Kapernaum, der sagte: “Sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund werden”: “Wahrlich, ich sage euch, selbst in Israel habe ich nicht so großen Glauben gefunden” (Mt. 8,5-13). Er schließt eine heilsgeschichtliche Prophetie an und sagt voraus, daß viele Heiden zum rettenden Glauben an das Evangelium kommen werden, während das ungläubige Israel beiseitegesetzt und verworfen wird (V. 12f.).

Der große Glaube des heidnischen Hauptmanns war der schlichte Glaube an das Wort des Christus, der keine Zeichen brauchte, weil er geistgewirkt war, und weil das innere Zeugnis des Geistes viel mächtiger wirkt als das äußere Zeugnis der Schauwunder. Auch als Jahre später ein anderer römischer Hauptmann als erster Heide bewußt in die Gemeinschaft der Gemeinde aufgenommen wird, tut der von Gott gesandte Apostel Petrus keinerlei Zeichen und Wunder, um den Glauben der Zuhörer zu stärken, sondern er verkündigt ihnen einfach das Wort des Evangeliums, und dieses Wort bewirkt in einem Augenblick das Wunder der Wiedergeburt – der Heilige Geist fällt auf alle, die das Wort hörten (Apg. 10,44).

Zeichen und Wunder können keinen rettenden Glauben hervorrufen

Die Bibel zeigt also, daß Zeichen und Wunder zwar die Botschaft Gottes und seine Botschafter beglaubigen können und dazu auch gegeben wurden, daß sie aber in keiner Weise wahren, rettenden Glauben in Menschen bewirken können. Das übernatürliche Gnadenwunder des rettenden Glaubens wird vielmehr durch den Heiligen Geist mit Hilfe des Wortes Gottes, des Evangeliums bewirkt, durch ein tiefes inneres Überführtwerden von der göttlichen Wahrheit, das keinerlei äußerer Zeichen bedarf (vgl. Rö. 10,8-13).

Diese Wahrheit wird übrigens bestätigt durch einen Blick ins Alte Testament: Alle gewaltigen Wunderzeichen, die Mose vor dem Pharao und den Ägyptern tat, bewirkten bei diesen keine Umkehr, sondern Verstockung. So furchterregend und beeindruckend die großen Zeichen und Wunder waren, die Gott bei der Verkündigung der Torah, der Weisung an Israel geschehen ließ, so schnell hatte das Volk diese Gottesoffenbarung vergessen und sich dem Götzendienst ergeben. Ob Gott nun Feuer vom Himmel fallen ließ, um den Aufruhr Korachs zu strafen, oder ob Er das Heilungswunder der ehernen Schlange geschehen ließ – das Volk Israel kam dadurch weder zur Umkehr noch zum Glauben.

Auch das so eindrückliche und wahrhaft wunderbare Zeichen, das Elia vor den versammelten Israeliten tat, als Feuer vom Himmel auf sein Opfer herabfiel, um es samt dem Altar zu verzehren, bewirkte nur einen kurzen Moment der Besinnung. Die Israeliten riefen zwar überwältigt aus: “Der HERR, er ist Gott!”, doch schon bald verfiel das Volk wieder in seinen üblen Götzendienst; das Wunder hatte keine wirkliche Umkehr bewirkt. Dagegen tat die heidnische Stadt Ninive Buße auf die schlichte Verkündigung des Jona hin, ohne jegliche Wunderzeichen.

Wunderzeichen in der Evangelisation der Apostelgeschichte

Auch ein Blick in die Apostelgeschichte bekräftigt das bisher Gesagte: In der Evangelisation der Heiden ließ Gott zwar ebenfalls zu Anfang zahlreiche Zeichen und Wunder geschehen zur Bestätigung der göttlichen Sendung von Paulus und Barnabas (vgl. Apg. 15,12), aber die Fälle, die beschrieben werden, stützen keinesfalls die Behauptung, Zeichen und Wunder würden echten Glauben bewirken.

Die wunderbare Heilung eines Gelähmten in Lystra (Apg. 14,8-20) hat nicht den Glauben der Zuschauer zur Folge, sondern Aberglauben: Paulus und Barnabas können mit Mühe verhindern, daß sie als Götter angebetet werden. Als Paulus den Wahrsagegeist der Magd in Philippi austreibt, kommt dadurch niemand zum Glauben, sondern es entsteht eine Verfolgung (Apg. 16,16-24 – hier handelt es sich ohnehin höchstwahrscheinlich nicht um ein Zeichen im eigentlichen Sinn).

Aus Ephesus wird zwar berichtet, daß Gott große Wunderwerke durch Paulus tat, die denen des Petrus (Apg. 5,12-16) stark ähneln und sicherlich die umstrittene Apostelschaft des Paulus bekräftigen sollten (Apg. 19,11f.). Aber nirgends wird berichtet, daß diese Wunder nun etwa eine breite Erweckung ausgelöst oder auch nur eine einzige Seele zur Errettung geführt hätten (ähnlich in Ikonium, Apg. 14,1-7). Dagegen wird in wichtigen Situationen der Evangeliumsverkündigung, wo jeder Anhänger des “Power Evangelism” Heilungen und Wunderzeichen erwartet hätte, wie z. B. bei der Predigt des Paulus in Athen, schlicht und klar das Wort verkündigt – ohne Zeichen und Wunder (Apg. 17,16-34; vgl. auch Apg. 13,42-52; 17,1-4).

Das Wort vom Kreuz braucht keine Zeichen, um die Herzen zu erreichen

Das Wort Gottes stützt also in keiner Weise die Theorie der “Power Evangelism”-Anhänger; es weist die Zeichen und Wunder als zeitlich auf die Apostelzeit begrenzte Bekräftigung Gottes für Seine neue Offenbarung aus, die mit dem Abschluß der Offenbarungen wegfällt, ohne daß dies den Siegeszug des Evangeliums durch die folgenden Jahrhunderte bis heute verhindert hätte.

Überall, wo das Wort Gottes von treuen Boten unter den Heiden verkündigt wurde, kamen zum Glauben, “so viele zum ewigen Leben verordnet waren” (vgl. Apg. 13,48). Es erwies sich immer wieder neu, daß das Evangelium, das Wort vom Kreuz, in Wahrheit Gottes Kraft zum Heil ist jedem, der glaubt (Rö. 1,16; 1. Kor. 1,18). Dieses lebendige, kräftige Wort hat keine begleitenden Schauwunder nötig, um neues Leben in verfinsterten Herzen zu zeugen. Die Kraft des Heiligen Geistes, die dieses viel größere Wunder tut, ist unsichtbar, wirkt im Unsichtbaren und richtet die Aufmerksamkeit der Menschen gerade nicht auf das Sichtbare, auf das Schauen, sondern auf die unsichtbare Wirklichkeit des lebendigen Gottes und Seines Christus in den Himmeln (vgl. 2. Kor. 4,18 u. 2. Kor. 5,7; Hebr. 11,1; 1. Petr. 1,8f.).

b) Das geoffenbarte Gotteswort und das Ende der Wunderzeichen

Wir sehen, daß Gott die Wunderzeichen von vorneherein nicht dazu gegeben hat, um den Widerstand der Menschen zu überwinden und ihr Herz für das Evangelium zu öffnen. Das ist nicht der Sinn der Wunderzeichen, und das haben sie auch nirgends bewirkt. Sie sollten die Botschaft und die Botschafter als von Gott gesandt ausweisen. Aber die Zeichen selbst bewirkten nicht rettenden Glauben, sondern das kräftige Wort vom Kreuz, die Inhalte der Evangeliumsbotschaft, die der Heilige Geist im ganzen Zeitalter der Gnade gebraucht, um Menschen von ihrer Sündhaftigkeit und Verlorenheit zu überführen und ihnen Jesus Christus als Herrn und Retter zu offenbaren. “Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort” (Rö. 10,17 – Elb).

Wer behauptet, die Evangeliumsverkündigung habe ständig Wunderzeichen nötig, um wirksam und durchschlagend zu sein, der verleugnet die Kraft von Gottes Wort und die gesamte Lehre, die die Schrift über die Wirksamkeit des Evangeliums gibt. Das Evangelium, und nicht ein Wunderzeichen, ist “Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt” (Rö. 1,16 – Sch; vgl. 1. Kor. 1,18). Die Verkündigung dieses Wortes in der Kraft des Geistes war das Mittel, durch das Gott über 1900 Jahre Seine Gemeinde herausgerufen und gebaut hat – ohne Wunderzeichen. Es war und ist lebendig und kräftig, es schneidet und dringt durch die Herzen der Menschen, und bei denen, die durch Gottes Gnade berufen sind, bewirkt es rettenden Glauben.

Als der Herr ankündigte, daß die Apostel nach Seiner Aufnahme in den Himmel größere Werke tun würden, als Er getan hatte (Joh. 14,12), da meinte Er nicht etwa größere Wundertaten. Tatsächlich vollbrachten die Apostel, soweit die Schrift uns berichtet, keine größeren Wundertaten als der Herr. Er meinte damit die Verkündigung des lebendigen Gotteswortes in der Kraft des Heiligen Geistes, die geistlich tote Menschen zur Neugeburt aus Gott bringt. Dieses geheimnisvolle und anbetungswürdige Wunder Gottes ist wahrhaft größer als alle Wunderzeichen – und der Herr hat es niemals in Seinem irdischen Dienst vollbracht, weil der Geist der Sohnschaft, der die Wiedergeburt bewirkt, erst nach Seiner Verherrlichung ausgegossen werden konnte. Als Petrus zu Pfingsten die Botschaft des auferstandenen Christus verkündigte und 3.000 Menschen gläubig wurden, erfüllte sich diese Verheißung des Herrn zum ersten Mal.

Die Zeugnisfunktion der apostolischen Zeichen aber ist in das geoffenbarte Wort Gottes mit hineingenommen. Gott hat einige der Wunderzeichen, die Er wirkte, um Seinen Sohn und die Apostel zu beglaubigen, in der Bibel aufschreiben lassen, so daß jeder, der das Wort Gottes liest und hört, erkennen kann, daß Jesus Christus wahrhaftig Gottes Sohn ist. Das sagt uns die Schrift selbst in Joh. 20,30f.: “Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.”

Diejenigen Zeichen, die die Botschaft und den Botschafter beglaubigen sollen, sind im Wort enthalten. Dieses Wort reicht nach seinem klaren Selbstzeugnis völlig aus, um Menschen zum Glauben an Christus zu führen. Gott will dazu keine neuen Zeichen geben; die Zeichen, die niedergeschrieben sind, erfüllen diesen Zweck vollkommen. Was tun wir, wenn wir Gottes Ratschluß und Offenbarung mißachten und uns nach Wunderzeichen ausstrecken, die letztlich von Gottes Wort ablenken und seine Kraft verleugnen?

c) Zeichen und Wunder in der Endzeit

Noch ein weiterer Gesichtspunkt fällt dem nüchternen Bibelleser auf: In den Aussagen der Bibel über die Endzeit, die Zeit kurz vor der Wiederkunft Jesu Christi, werden keine großangelegten und öffentlichen Kraftoffenbarungen Gottes durch Seine Gemeinde angekündigt, sondern vielmehr Niedergang (vgl. 2. Tim. 3,1-5; 4,3f.), Abfall (2. Thess. 2,3; 1. Tim. 4,1), Verführung (1. Tim. 4,1; 2. Thess. 2,11; 2. Tim. 3,13) und Verfolgung (2. Tim. 3,12; 2. Thess. 1,4). “Du hast eine kleine Kraft”, sagt der Herr zu Philadelphia, der Gemeinde der endzeitlichen Überwinder (Offb. 3,8). Sie sind nicht durch Wunderkräfte gekennzeichnet, sondern durch Heiligung im Wandel (Offb. 3,4), durch Treue in Verfolgungen (Offb. 2,10) und durch glaubenswache Bewahrung des Wortes Gottes vor aller Verführung (Offb. 3,8; vgl. Jud. 3).

Dagegen hören wir, daß der Widersacher in der letzten Zeit sein Werk der Lüge und Verführung immer wirkungsvoller und stärker betreiben wird. Hierzu finden sich grundlegende Aussagen in 2. Thess. 2,1-12. Paulus spricht von der Offenbarung des Antichristen, des “Menschen der Sünde”, der sich einmal in den Tempel Gottes setzen wird, und sich selbst als Gott erklärt (V. 3f. – Sch). Und wie weist sich der Antichrist als Gott aus? Seine Ankunft wird “gemäß der Wirksamkeit des Satans” erfolgen, “mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge” (V. 9f.).

Hier finden wir wieder die drei Begriffe dynameis, sèmeia und terata, wie in Hebr. 2,4. Doch mit einem wesentlichen Unterschied: Zu Anfang, in der Apostelzeit, war es Gott, der die Offenbarung Seiner Wahrheit durch göttliche Zeichen, Wunder und Machttaten bekräftigte. Am Ende dagegen ist es der Satan, der seine Verführung durch falsche, lügnerische Zeichen, Wunder und Machttaten bekräftigen wird!

Nun spricht die angeführte Stelle unmittelbar von der direkten Ankunft des Antichristen auf Erden, die zweifellos einen kaum vorstellbaren Gipfelpunkt der Verführungskünste Satans darstellen wird (vgl. dazu die Worte in Offb. 13,1-18). Aber der falsche Prophet, der wie der Antichrist selbst große Zeichen tut (Offb. 13,13) und die Geister von Dämonen, die ebenfalls Zeichen tun (Offb. 16,14) – alle diese antichristlichen Verführungsmächte kommen nicht aus heiterem Himmel.

Die Verführung wird vom Feind von langer Hand vorbereitet bis zu diesem schaurigen Höhepunkt hin. Das wird in der Bibel bezeugt; in 2. Thess. 2,7 erklärt Paulus: “Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an der Arbeit, nur muß der, welcher jetzt aufhält, erst aus dem Wege geschafft werden; und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden (…)” (Sch). Im Verborgenen sind die antichristlichen Verführungsmächte also schon seit der Apostelzeit wirksam; ihr Wirken steigert sich, je näher wir dem Ende kommen, wovon wir alle Zeugen sind.

Der Apostel Johannes warnt daher uns alle: “Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen” (1. Joh. 4,1). Der Geist des Antichrists ist in ihnen wirksam (V. 3); ja, Johannes nennt solche Verführer selbst “Antichristen”: “Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten; daher wissen wir, daß es die letzte Stunde ist” (1. Joh. 2,18).

Die letzte Zeit wird also gekennzeichnet sein von falschen Propheten, die große Zeichen und Wunder tun und viele verführen werden (Mt. 24,1-28; Mk. 13,22f.), von solchen, die einmal sagen werden: “Herr, Herr! Haben wir nicht (…) durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?” (Mt. 7,22). Die Mahnung des Herrn gilt indirekt auch uns allen: “Ihr aber sehet euch vor! Siehe, ich habe euch alles vorhergesagt” (Mk. 13,23 – Sch) – ein Wort, das wir gerade heute beherzigen sollten, wie auch das ernste Wort in V. 37: “Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!”
Gott ließ Seine echten Wunderzeichen mit Ende der apostolischen Offenbarung der Schrift aufhören, um die Einmaligkeit und göttliche Autorität des Wortes der Heiligen Schrift gegenüber allen anderen Worten zu sichern und die Grenze zwischen Gotteswort und Menschenwort zu befestigen. Der Satan jedoch führt in der Endzeit zunehmend falsche Zeichen und Wunder ein, um seine gefälschten Offenbarungen, seine Verführungsworte unter dem Deckmantel scheinbar göttlicher Beglaubigung in die Christenheit hineinzuschmuggeln.

Das echte Wort Gottes, das Wort der Wahrheit, braucht keine neuen Wunderzeichen zu seiner Beglaubigung mehr. Es hat seine Autorität und rettende Kraft auch ohne Zeichen zur Genüge bewiesen. Aber der Verführer, der angebliche göttliche Neuoffenbarungen, ein anderes Evangelium und einen anderen Jesus verkündigen läßt, rüstet seine Werkzeuge mit Wunderkräften aus, damit sie Zeichen und Wunder der Lüge tun, um viele in die Irre zu führen. Das ist die biblische Perspektive für die Zeichen und Wunder in der Endzeit.

5. Die Zeichen und Wunder der Charismatischen Bewegung

Wenn wir die “Zeichen und Wunder”, die in der Charismatischen Bewegung auftreten, nun im Licht des Wortes Gottes prüfen, erkennen wir, daß sie keine gottgewirkten Kundgebungen sind, sondern Zeichen und Wunder des Betruges, Teil einer raffinierten Verführung. Es sind Nachahmungen der apostolischen Wunderzeichen, die viele ungefestigte Christen täuschen können, aber ihr falsches, irrgeistiges Wesen kommt bei genauer Prüfung doch zutage.

Kennzeichen der gefälschten charismatischen Wunderzeichen

1. Die Zeichen und Wunder, die der Herr Jesus und seine Apostel taten, waren klare, machtvolle, unbestreitbare Wirkungen Gottes, die vor aller Augen geschahen und fast immer sofort und vollkommen in Erscheinung traten. Auch die schärfsten Gegner des Herrn konnten Seine Heilungen nicht bestreiten. Die falschen Zeichen heute sind dagegen schillernd, umstritten, oft nicht eindeutig beweisbar. Das gilt besonders von den zahlreichen und stark hervorgehobenen “Heilungswundern”. Sie betreffen meist funktionelle Störungen und psychosomatische Krankheiten; in vielen Fällen geschieht die Heilung nur teilweise, nicht auf Dauer bzw. nicht nachprüfbar.

Die charismatische “Wunderheilung” ist in der Regel auf Suggestion aufgebaut – die meisten “Heilungsgottesdienste” finden in einer sorgfältig manipulierten Atmosphäre statt, die auf einer medialen Gleichschaltung aller Beteiligten beruht. Bisweilen bekennen die “Heiler”, daß schon wenige Anwesende, die skeptisch sind, die “Kraft” blockieren können. Mit solchen Methoden erzielen auch weltliche Ärzte und Spiritisten “Erfolge” – der Herr Jesus aber vollbrachte seine Wunder in souveräner Autorität, angesichts zahlreicher ungläubig-ablehnender Zuschauer. Er war nicht von den Künsten einer “Lobpreisgruppe” abhängig. Die Heilungen, die Er wirkte, waren sofort und eindeutig wirksam und von allen überprüfbar und anerkannt.5

2. Ein großer, wohl der überwiegende Teil der heutigen “Zeichen und Wunder” geschehen vor Gläubigen und an Gläubigen (oder zumindest solchen, die sich zu Christus bekennen). Die biblischen Zeichen dagegen waren an Ungläubige gerichtet und wurden vor den Augen Ungläubiger ausgeführt – in Übereinstimmung mit der Funktion eines Zeichens. Nirgends in den Evangelien wird berichtet, daß der Herr Jesus einen Gläubigen geheilt hätte – von Dämonenaustreibungen an Gläubigen ganz zu schweigen. Die zeichenhaften Heilungen geschahen an Ungläubigen, ebenso wie auch Dämonenaustreibungen. Alle diese Zeichen hatten das Ziel, Ungläubigen sichtbare Beweise der Gottessohnschaft Jesu zu geben – die, die Seinem Wort bereits geglaubt hatten, hatten das innere Zeugnis dieser Gottessohnschaft und benötigten keine Zeichen.

Die falschen, verführerischen “Zeichen und Wunder” richten sich vorwiegend an Gläubige, weil der Satan sie durch große Schauwunder vom Wort Gottes und dem schlichten, einfältigen Glauben an Jesus Christus ablenken will, damit sie einem anderen Jesus anhängen und sich einem anderen Geist öffnen (vgl. 2. Kor. 11,1-4). So werden Gläubige verleitet, bei charismatischen “Heilern” Hilfe zu suchen, anstatt den biblisch gewiesenen Weg der Buße und des Gebets nach Jak. 5,13-16 zu gehen. Das ist Verführung, und die angebliche “Gabe der Heilung” ist eine dämonische Fälschung der ursprünglichen, echten “Gnadengaben der Heilungen”, die als Zeichengaben für Ungläubige in der apostolischen Zeit wirksam waren. Es mag sein, daß einige auf diese Weise “geheilt” werden – aber die Quelle dieser Heilung ist nicht Gott, sondern der Widersacher, und sie wird ebensowenig gute geistliche Früchte bringen wie die Heilung durch einen Geistheiler ohne “christliche” Tarnung.

Durch seine gefälschten Zeichen und Wunder will der Satan Gläubige dazu bringen, sich vom lauteren Glauben wegzuwenden, hin zu einem Schauen auf falsche Offenbarungen, vom geoffenbarten Wort zu den trügerischen “Kraftwirkungen” der dämonischen “Macht”, damit er mit seinem falschen Geist Einfluß auf sie nehmen kann und sie seinen betrügerischen Offenbarungen mehr vertrauen als dem Wort des Herrn. Von solchen Aktivitäten redet der Apostel Paulus: “Oh ihr unverständigen Galater! Wer hat euch verzaubert, daß ihr der Wahrheit nicht gehorcht, denen Jesus Christus als unter euch gekreuzigt vor die Augen gemalt worden war?” (Gal. 3,1 – revSch) und: “Wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. (…) Wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei” (Gal. 5,7-10 – revSch).

3. Auch die z. T. reißerisch zur Schau gestellten Wunder der pfingstlich-charismatischen “Evangelisten”, wie etwa Reinhard Bonnke, die an Ungläubigen und vor Ungläubigen geschehen, sind deshalb noch nicht echt. Nicht nur die Tatsache, daß die echten Zeichen nach Gottes Willen aufgehört haben, beweist das. Ihre Praxis weicht so deutlich von den in der Schrift bezeugten Wunderzeichen ab, daß dies alle einigermaßen klar sehenden Gläubigen Aufschluß über ihre Herkunft geben sollte.

Im “Heilungsdienst” dieser “Evangelisten” sind deutlich suggestiv-irrgeistige Elemente erkennbar: aufpeitschende, manipulative Parolen, massenhaftes Auf-den-Rücken-Fallen, Anwendung von Hellseherei bei Heilungen (“Wort der Erkenntnis”), angeblich göttliche “Kraftströme” und Wärmeempfindungen bei Heilungen, hysterisches Schreien, krampfartige Bewegungen und dämonische Aktivitäten. Der wache, geistlich nüchterne Gläubige kann erkennen, aus welcher Quelle diese “Heilungen” kommen; sie haben unübersehbare Ähnlichkeit mit spiritistischen Geistheilungen.

Die gefälschten Zeichen bekräftigen eine verführerische Botschaft

Ein Merkmal haben die falschen charismatischen Zeichen und Wunder mit den echten, biblischen gemeinsam: Auch sie dienen dazu, eine Botschaft und ihre Botschafter zu legitimieren. Doch die beunruhigende Wahrheit, die viele Christen nicht annehmen können, weil sie den Ernst der Endzeit nicht verstehen, ist: Diese irreführenden Zeichen und Wunder dienen der Bekräftigung eines anderen, eine gefälschten Evangeliums, dessen Konturen (Selbstverwirklichung, Power, Erfolg, Reichtum) immer deutlicher hervortreten.

Sie propagieren einen anderen Jesus als unseren gekreuzigten und auferstandenen Herrn, eine spiritistische Fälschung, die hinzielt auf die schließliche Offenbarung des Anti-Christus. Und sie dienen dazu, fleischliche, ungefestigte Gläubige zu öffnen für einen falschen, verführerischen Geist, den Geist des Antichristen, der sich fromm und christlich tarnt. Andererseits ziehen sie auch manche Menschen an, denen es um Kraft, um sensationelle Wunder an sich geht, wie einst Simon der Zauberer, und deren “Bekehrung” nicht auf dem wahren Wort Gottes, sondern auf verführerischen Zeichen beruht und ebenso trügerisch ist wie sie.

Wenn heute Heilungswunder so stark betont werden, dann sollten wir bedenken, daß einmal ein Heilungswunder die ganze Welt verführen und zur Satansanbetung bringen wird. Im Buch der Offenbarung lesen wir über das siebenköpfige Tier, das aus dem Meer stieg: “Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tod geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde staunte hinter dem Tier her. Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich?” (Offb. 13,3f.).

Die Vorläufer und Anfänge dieser antichristlichen Verführungszeichen und irreführenden Wunderkräfte sehen wir heute inmitten der Gemeinde aufkommen. Möge der Herr uns Gnade, Wachsamkeit und Lauterkeit des Herzens geben, daß wir den Betrug durchschauen und uns von der raffinierten Täuschung nicht blenden lassen! Auch heute noch ist gültig, was der Evangelist Wilhelm Busch, dessen Dienst ganz ohne “Zeichen und Wunder” vielen Menschen in Deutschland zum bleibenden Segen wurde, über den pfingstlerischen “Wunderheiler” Hermann Zaiß schrieb:

“Die gläubige Gemeinde hat in den letzten Jahrzehnten nie mehr eine solch schwere Bedrohung erfahren wie durch diese Pfingstbewegung. (…) Die Brüder haben damals in den Stürmen jener Zeit zweierlei gelernt:
1) Der Teufel kann sich verstellen in einen Engel des Lichts, wie die Bibel sagt. Es kann also geschehen, daß eine Bewegung den Namen ‘Jesus’ rühmt und doch einen ‘fremden’ Geist, ein ‘fremdes’ Feuer (3. Mose 10) hat.
2) Wunder beweisen nichts. Denn nach Offenbarung 13,13 tut auch der Geist aus dem Abgrund Wunder. (…)
Nun steht diese Bewegung wieder auf und bringt abermals Verwirrung unter die Gläubigen. Nein! Mit diesem Geist wollen wir nichts zu tun haben. (…) Unser Herz schreit nach einer Erweckung. Aber nicht auf diesem Weg der alten, wieder neu aufgelegten Pfingstbewegung. Nein! Auf diesem Wege nicht!”7

 
Anmerkungen

1    Über die biblische Rolle von Zeichen und Wundern sind einige sehr lesenswerte Schriften erschienen, die das Thema kurz und prägnant aus biblischer Sicht behandeln. Eine erste Einführung gibt die Broschüre von J. C. Whitcomb, Möchte Gott, daß Christen heute Wunder wirken? Ausführlicher ist das Buch von B. Peters, Zeichen und Wunder, das inzwischen in neuer Bearbeitung unter dem Titel Sollte Gott etwas unmöglich sein? erschienen ist. Wertvolle Einsichten vermittelt auch die Schrift von H. L. Heijkoop, Gebetsheilungen, Zungenreden, Zeichen und Wunder im Lichte der Schrift. Sie alle sowie auch das Buch von R. Mayhew, Divine Healing Today, gaben Anregungen für das folgende Kapitel.

2    Vgl. J. Wimber/K. Springer, Vollmächtige Evangelisation. Zeichen und Wunder heute. Speziell zu dieser Lehre vgl. W. Bühne, Dritte Welle … gesunder Aufbruch?

3    Vgl. Wimber/Springer, aaO, S. 45.

4    Vgl. hierzu den Anhang bei Whitcomb, S. 40-42, mit Zitaten von “Kirchenvätern” und frühen christlichen Autoren, die dies belegen. Vgl. auch MacArthur, Charismatic Chaos, S. 106-127 und Peters, Zeichen und Wunder, S. 46-50.

5    Hierzu hat MacArthur, Charismatic Chaos, S. 194-219 viele wichtige Beobachtungen aus dem charismatischen “Heilungsdienst” zusammengetragen und biblische Argumente angeführt. Wichtig auch A. Seibel, Die sanfte Verführung der Gemeinde, S. 49-82.

6    Vgl. auch hierzu MacArthur und Seibel, aaO. Es ist daher keineswegs ein Ausrutscher, wenn John Wimber in seinem Buch Vollmächtige Evangelisation (S. 147-171) unter der Überschrift “Zeichen und Wunder in der Kirchengeschichte” als Zeugen für göttliche Wunderzeichen u.a. nennt:
*  den “Kirchenvater” Tertullian, der sich der schwarmgeistigen Sekte der Montanisten anschloß;
*  den “Kirchenvater” Augustin, der mit der Aussage zitiert wird: “Die Wahrheit ist, daß auch heute noch im Namen Christi Wunder getan werden, manchmal durch seine Sakramente [!] und manchmal durch die Fürbitte bei den Reliquien der Heiligen [!!].” Hier wird bedenkenlos die bereits in die katholische Kirche eingedrungene fromme Magie der Sakramente und Reliquien als göttliches Heilungswunder ausgegeben.
*  die “Heilige” Colette von Corbi, die angeblich Tote auferweckt haben soll;
*  die “Heilige” Theresa von Avila, eine Mystikerin, die zahlreiche Erscheinungen (u.a. eines blutenden Christus), ekstatische Zustände und spiritistische Phänomene erlebte;
*  den Mystiker und fanatischen Christenverfolger Ignatius von Loyola, der, obwohl ihn Wimber unbefangen neben Luther stellt, überall die Wahrheit des Evangeliums und die wahren Gläubigen bekämpfte und die Ausbreitung der antichristlichen Finsternis der katholischen Irrlehre über ganze Landstriche, wie z. B. Österreich, auf dem Gewissen hat. Ignatius war aber auch “Charismatiker” von hohen Graden, der zahlreiche Visionen (oft von Maria!) und spiritistische Erscheinungen erlebte.
Daß Wimber unbekümmert die betrügerischen “Wunder” aus der katholischen Kirchengeschichte und die Erlebnisse okkult gesteuerter Mystiker als echt darstellt – er scheut sich nicht einmal, die dämonischen Marienwunder von Lourdes als göttlich zu bezeichnen! – beweist die irrgeistige Inspiration, der er selbst erlegen ist. In der Tat: Die betrügerischen Zeichen und Wunder der charismatischen Bewegung stehen ganz in der Tradition der verführerischen Wunder der katholischen Kirche – sie stammen aus derselben dämonischen Quelle. Auch sonst hat ja die Charismatische Bewegung einen eindeutigen Zug zur katholischen Kirche und zur “Ökumene”. Zur katholischen Mystik vgl. die wichtigen Ausführungen von R. Holzhauer, Erleuchtung aus dunklem Hintergrund, bes. H. 1 u. 2.

7    W. Busch, “Was halten Sie von Zaiß?”, in: Licht und Leben 2/1957, S. 30f. In diesem redaktionellen Artikel nahm der Schriftleiter Wilhelm Busch Stellung zu dem schwarmgeistigen “Heilungsevangelisten” und Begründer der “Ecclesia”-Gemeinden Hermann Zaiß, dessen Aktivitäten damals einige Gläubige faszinierten und verunsicherten, und der in manchem ein Vorläufer der “charismatischen Aufbrüche” in Deutschland war.

In schlichten, ernsten Worten warnt Wilhelm Busch vor diesem Mann: “Ja, nun muß ich reden, wenn ich nicht – wie die Bibel es nennt – ein ‘stummer Hund’ sein will. Es ist so schwer, zu warnen vor Menschen, die den Namen Jesus verkündigen. Aber es muß sein. Wenn heute eines meiner Kinder schwer krank wäre und würde mich bitten: ‘Laß mich doch in eine Versammlung von Zaiß gehen und dort Heilung suchen!’, dann würde ich dies Kind von ganzem Herzen, ja unter Tränen anflehen: ‘Geh nicht dorthin!'” Er schließt seinen Artikel mit den Worten: “Solange Hermann Zaiß auf seinem jetzigen Weg beharrt, können wir nur um des Gewissens willen warnen, mit der ganzen Leidenschaft unseres Herzens warnen vor Zaiß und seiner Bewegung.” Wie sehr unterscheiden sich die Worte dieses gereiften Dieners des Herrn in ihrem Ernst und ihrer Eindringlichkeit und Klarheit von der Stellung vieler heutiger “Evangelikaler”, die sich der Charismatischen Bewegung zunehmend öffnen und sich inzwischen weit von den biblischen Grundsätzen der “Berliner Erklärung” entfernt haben.

Einfügungen in eckigen Klammern [] stammen vom Verfasser. Die Abkürzungen hinter Bibelzitaten beziehen sich auf verschiedene Übersetzungen: Sch = Schlachter, revSch = revidierte schlachter 2000, Me = Menge, Lu12 = Luther 1912, Zü – Zürcher, EÜ = Einheitsübersetzung, Elb = nichrevidierte Elberfelder Bibel. Wo der Verfasser eine eigene Übersetzung angeführt hat, steht eÜ. Alle übrigen Bibelzitate sind der revidierten Elberfelder Bibel entnommen.

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Bearbeiteter Auszug aus dem Buch des Verfassers “Die Charismatische Bewegung im Licht der Bibel”,
Christliche Literatur-Verbreitung, Postfach 11 01 35, 33661 Bielefeld, 672 S., Gb., 1. Aufl. 1995.

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Moralrevolution (Huntemann)

Der Umsturz der Werte

Ursache und Zukunftsfolgen der Moralrevolution

Von Prof. Dr. Dr Georg Huntemann

 

Im Prozeß der Auflösung 

Es war einmal ein christliches Abendland. In diesem christlichen Abendland galten die in der Bibel geoffenbarten Gebote Gottes als absoluter Maßstab, als ein für die ganze Gesellschaft verpflichtendes Ethos. Dieses christliche Abendland war kein Ort moralischer Vollkommenheit. In diesem christlichen Abendland wurden grausame Kriege geführt, Menschen unterdrückt, ausgebeutet und verfolgt. In diesem christlichen Abendland wurde gegen die Gebote Gottes gelebt und gehandelt. Aber niemals, bis in die Neuzeit hinein und dann zunächst nur am Rande, in den Köpfen einiger revolutionärer Philosophen, wurde das biblische Ethos als solches in Frage gestellt.
Die Gebote Gottes waren nicht wegzudiskutierende Maßstäbe des Lebens,
sie stellten vielmehr ihrerseits das Tun und Treiben der Gesellschaft in Frage. Der unangefochtene Anspruch eines biblisch offenbarten Ethos, war eine Kraft, die aus jedem Dilemma wieder zur Verantwortung rief, die das Böse als Böses und Schuld als Schuld offenbarte.   . . .

Unsere gegenwärtige Situation ist die Auflösung dieser Werte nicht in dem Sinne, daß wir gegen das herkömmliche Ethos leben, sondern daß wir es grundsätzlich verneinen. Diese unheimliche, radikale Verneinung ist neu, wir sind ihre Zeugen . . .

Wo und wie zeigt sich der Zerfall der Werte?

Hierzu einige Beispiele:

Eine ausdrücklich unter Gottes Gebot gestellte Ordnung ist die Familie. Das fünfte Gebot »Du sollst Vater und Mutter ehren» schützt eine Lebensordnung, die nach biblischem Verständnis wichtiger ist als der Staat.  . . .

Vater und Mutter stehen in der unmittelbaren Verantwortung vor Gott für ihre Kinder. Aus dieser Verantwortung empfangen sie ihre Autorität, d. h. die Vollmacht, das Leben ihrer Kinder nach Gottes Gebot zu leiten. Diese gottesunmittelbare Autorität und Ordnung der Familie war seit je ein Bollwerk gegen die Verabsolutierung des Staates. Diese Autorität der Familie, ihre von Gott gesetzte Ordnung wird heute verneint. Abrahams und Noahs Autorität beruhte auf dem Vertrauen zur Autorität Gottes – deswegen konnte Noah die Sintflut überleben und Abraham der Urvater eines Gottesvolkes werden.  . . . Der Kampf gegen die Autorität der Familie verneint, daß überhaupt Autorität von Gott empfangen und vor Gott verantwortet werden soll.

Die Verneinung der Autorität der Familie ist aber auch die Verneinung der Freiheit der Familie, sie bedeutet die Auflösung der Familie. Der Familie übergeordnet wird heute die Gesellschaft. Eltern haben nicht mehr die „elterliche Gewalt” (Vollmacht im Sinne einer Gott gegenüber zu verantwortenden, weil von ihm empfangenen Autorität), sondern nur noch ein «Sorgerecht«, das sie in der Verantwortung nun nicht mehr gegenüber Gott, sondern gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen.

Das Wort Gott, Name oder Inhalt der Gebote, überhaupt ein absolutes Ethos, das man anerkennt, weil man es kennt, weil es in Worte gegeben ist, sind aus allen Texten, die heute Regeln menschlichen Zusammenlebens vorschreiben, verschwunden. Diese Gesellschaft verlangt gegen noch geltendes Recht, »daß die Eltern der einsichtsfähigen Kinder nach Möglichkeit Rücksicht nehmen und bei Maßnahmen im Rahmen des Sorgerechtes durch verständnisvolle Aussprache eine Einigung mit dem Kinde anstreben«. Was ist unter dieser «Einigung« zu verstehen? Auf alle Fälle müssen die Regeln dieser Einigung dem »sozialen und gesellschaftlichen Wandel« angepaßt sein. Diesem Zweck soll die Wissenschaft dienen.
Aber »da sich die gesellschaftliche Realität im Zeitablauf ständig wandelt und auch die politischen Maßnahmen Veränderungsprozessen unterliegen, kann dieser Erkenntnisprozeß zu keinem Zeitpunkt als abgeschlossen angesehen werden».

Was also in einer Familie verbindlich zu geschehen hat, sagt eine sich fortwährend ändernde Gesellschaft mit einer sich ebenfalls fortwährend ändernden Erkenntnis der Wissenschaft. Alles ist und bleibt für alle Zeiten im Fluß, heute so, morgen anders. Heute kann die geforderte Einigung mit dem Kinde darin bestehen, daß dem Kind Recht auf sexuelle Selbstverwirklichung mit Zurverfügungstellung des elterlichen Schlafzimmers eingeräumt wird, und morgen kann dieser Anspruch auf geschlechtliche Verwirklichung die Zulassung homosexueller Praktiken bedeuten, und übermorgen kann sie die Erfüllung des Anspruches auf geschlechtlichen Verkehr mit eigenen Eltern einfordern, denn Homophilie und Inzest (geschlechtlicher Verkehr mit Blutsverwandten) sind durchaus keine verurteilten Werte mehr in unserer gegenwärtigen Gesellschaft.

Man möchte hoffen und wünschen, daß solche Ansprüche auf Selbstverwirklichung doch wohl übertrieben sind und den Realitäten nicht entsprechen und auch nicht entsprechen werden. Die Realität ist aber nun einmal, daß ein vierzehnjähriger Schüler 1979 in Bonn anläßlich einer Feier zum »Jahre des Kindes«, in Gegenwart des damaligen Bundespräsidenten Scheel und der Ministerin Huber öffentlich folgende Forderung nach Selbstverwirklichung bekundete:
»Ich bin ein sexuelles Wesen und will diese Sexualität auch voll ausleben – mit Erwachsenen, mit Vierzehnjährigen, mit Sechzehnjährigen, mit Achtzehnjährigen, mit Jungen und Mädchen, mit Männern und mit Frauen; es ist egal, welches Geschlecht und wie alt. Liebe brauche ich mehr als alles andere, aber gerade Liebe bekomme ich keine, weil andere Sachen angeblich wichtiger sind – wie Schule, Lernen, Studieren, Geld verdienen. Deshalb darf ich meine Gefühle nicht ausleben, deshalb gibt es Gesetze, die mich zwingen, sechs Stunden am Tage irgendeinen Mist zu lernen; da mache ich nicht mehr mit, ich lerne nur noch die Sachen, die ich lernen will, ich werde nur noch nach meinen Gefühlen leben, ich werde versuchen, frei zu sein, und ihr werdet versuchen, frei zu sein, und ihr werdet versuchen, mich totzuschlagen, werdet mich auslachen und mich für verrückt erklären, nur um nicht über eure eigene Kaputtheit nachzudenken. Ich brauche euch nicht! Ich finde, in Familien ist es so gut wie unmöglich, daß die Kinder frei leben, und daß sie lernen, ihre Wünsche zu artikulieren und auszuleben. In der Familie lernt das Kind nur eins: Zu gehorchen und seine Wünsche zu unterdrücken. Das soll man aber nicht tun; nur wer sich einmal gegen seinen Vater wehrt, der gehorcht auch später vielleicht seinen Lehrern nicht und noch später seinem Chef nicht. Für solche Kinder gibt es dann die staatlichen Erziehungsheime. Diese Gefängnisse sind zur Zeit die einzige Alternative zur Familie. Auf die Idee, daß wir selbst am besten wissen, was gut für uns ist, kommt keiner. Entweder werden wir von unseren Eltern bevormundet oder vom Staat. Was wir wollen, ist scheinbar egal, wir sollen vergessen, was wir wollen.«
(Zitiert von Christa Meves in »Godesberger Resolution. Beiträge, Proteste«. Bremer Studienhefte, Bd. 4,1980, S. 10.)

Die Gesellschaft – wir werden noch auf die Bedeutung dieses neuen Abgottes zu sprechen kommen – ist allmächtig und allwissend. Sie selbst kennt keine abloluten Maßstäbe, da sie – wie selbst zugegeben wird – im ständigen Fluß der Veränderungen lebt und mit ihr Gut und Böse, Wahrheit und Lüge, Richtig und Falsch. Je weniger Autorität bei der Familie, umso mehr Macht hat die Gesellschaft. Alle Macht der Gesellschaft – das ist das äußere, sichtbare Kennzeichen einer Moralrevolution, die an jedem Verstoß gegen jedes einzelne der Zehn Gebote nachgewiesen werden kann.

Moralrevolution ist Entautorisierung des biblischen Gebotes zum Zwecke der Autorisierung des Kollektivs

Das Gebot »Du sollst nicht stehlen« schützt die von Gott gesetzte Ordnung des Eigentums. Eigentum ist nicht der Gesellschaft, sondern der Familie zugeordnet. Das biblische Gesetz schützt nicht nur das Eigentum, sondern in der mosaischen Ordnung des Sabbat und Jubeljahres soll jeder – auch wenn er sein Eigentum schuldhaft verloren hat – wieder zu seinem Eigentum kommen können. Die Verproletarisierung der Gesellschaft soll nicht sein. Gottes ist die Erde, er hat sie dem Menschen anvertraut – nicht der Gesellschaft, sondern dem einzelnen. Dieser soll zum Bilde Gottes geschaffen in freier, persönlicher Entfaltung seine schöpferischen Kräfte in dem ihm eigenen, d. h. ihm zugeeigneten Schöpfungsbereich, durch sein personales Tätigsein entfalten.

In einem gigantischen Prozeß technokratischer und gesellschaftlicher Revolution spielt sich ein ebenso gigantischer Prozeß der Enteignung des einzelnen ab. Wie weit im industriellen Mammutismus überhaupt noch Eigentum praktizierbar bleibt, ist eine Frage – ob wir aber Eigentum als Gottesgebot und damit als Ziel gesellschaftlichen Lebens trotz aller Widerstände technokratischer Lebensgestaltung bezeugen, zum Sinn und zur Aufgabe eines personalen und freiheitlichen Daseins erheben wollen, ist die andere Frage.

Diese Frage wurde in der Moralrevolution mit Nein beantwortet und praktiziert. Inflation und steuerliche Konfiskation, industrielle Expansion und Konzentration treiben die Enteignung des Lebens mit eskalierender Geschwindigkeit voran. Die Monopolstellung des Staates in Verwaltung, Bildung und Wirtschaft weitet sich immer mehr aus: Nur im Sozialismus vollendet sich die Demokratie – das ist das Grundpostulat der gesellschaftlichen Moralrevolution.

Die Fundamentaldemokratisierung der Wirtschaft hat die totale Disparatheit von Einzelverantwortung und Eigentum zum Ziel. Das Postulat Mitbestimmung erstreckt sich dabei nicht nur auf die wirtschaftliche Produktion (vgl. Herbert Marcuse »Repressive Toleranz», 1969, S. 121), sondern auch auf die geistige Tätigkeit, wenn die Aufhebung des Tendenzschutzes verlangt wird und Mitbestimmung in letzter Konsequenz die private Meinungsäußerung in Wort, Bild, Ton und Schrift aufheben will mit dem Ziel, daß eben nicht der einzelne, sondern nur das Kollektiv »schöpferisch» sein darf. In dieser letzten Konsequenz hätte die Sekretärin, die eine Doktorarbeit mit der Schreibmaschine schreibt, das Mitbestimmungsrecht über den geistigen Inhalt. Wissenschaftliche Arbeit soll der Gruppe zugeordnet werden. Das sind keine gegenstandslosen Ängste, sondern klipp und klar ausgesprochene Zielsetzungen politisch aktiver Sozialrevolutionäre. So schreibt Fritz Vilmar (in «Strategien der Demokratisierung», Bd. 1, 1973):

»Die Revolution hat schon begonnen. Orthodoxe Linke halten immer noch Ausschau nach Opas Revolution als einer, die hereinbrechen soll, wie ein grandioses Gewitter … Der vom autoritären Vater, Lehrer, Fernsehen und Pfarrer vorgeprägte Sechzehnjährige wird in der Disziplinierung und Leistungskontrolle des Kapitals, die in Gestalt seines Meisters oder Bürochefs ihm begegnet, keine besonders fragwürdige, gar menschenunwürdige Herrschaft empfinden.
Daher gilt auch umgekehrt: Bröckeln die autoritären Strukturen in Familie und Schule, Universität und Kirche, Verwaltung und Massenmedien ab, so wird die Aufrechterhaltung eben dieser Strukturen im Zentralsystem der profiterzeugenden Arbeitswelt immer schwieriger.«
Durch eine «multifrontale Transformationspraxis», d. h. durch die Praxis an vielen Fronten (Familie, Schule, Massenmedien, Arbeitswelt) soll die Revolution aller Lebensbereiche im Sinne einer Fundamentaldemokratisierung verwirklicht werden.

Anscheinend geht der Kampf gegen Profitsucht, Kapitalismus und Ausbeutung – im Kern aber wird die totale Vergesellschaftung jeden menschlichen Tätigseins gewollt und mit einer von der Mehrheit der Bevölkerung gar nicht verstandenen Strategie Zug um Zug verwirklicht:

»Du bist nichts, dein Volk ist alles« war ein Schlagwort des Nationalsozialismus.  –  Du bist nichts, die Gesellschaft ist alles, ist das Leitwort der modernen Moral-Gesellschaftsrevolution.

In der nationalsozialistischen Ideologie (erinnert sei an das Schlagwort »Gemeinnutz geht vor Eigennutz«) herrschte im Prinzip eine eigentumsfeindliche, die Gesellschaft (damals sagte man Nation) dem einzelnen überordnende totalitäre Tendenz. Der Antisemitismus stellte sich auch – nicht nur – als Feind des Kapitalismus dar, wobei mit dem Schlagwort »jüdischer Kapitalismus« Kapitalismus und Judentum miteinander identifiziert wurden. Wie sich diese grauenhafte Linie – dem einzelnen bewußt oder unbewußt – fortsetzt, zeigt ein Ausspruch der Terroristin Ulrike Meinhoff, die um die Wende der sechziger und siebziger Jahre ein neues, trauriges Kapitel deutscher Geschichte aufschlug:

»Dort sind sechs Millionen Juden für das, was sie waren, getötet und auf den Misthaufen geworfen worden: Geldjuden … Die Deutschen waren Antisemiten, darum unterstützen sie jetzt die RAF. Sie haben das noch nicht erkannt, weil sie vom Faschismus und vom Judenmord noch nicht losgesprochen worden sind. Und man hat ihnen noch nicht gesagt, daß der Antisemitismus in Wahrheit der Haß gegen den Kapitalismus ist« (Bei Bernhard Henry Levy, Das Testament Gottes. Der Mensch im Kampf gegen Gewalt und ldeologie, 1980, S. 22. Levy zitiert hier nach der Frankfurter Allgemeinen vom 15. Dezember 1972.)

An Beispielen aus den Schöpfungsordnungsbereichen Familie und Eigentum sind nun – aber auch wirklich nur beispielhaft – einige wertumstürzende Faktoren aufgezeigt worden. Die Beispiele zum Gebot »Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten«, könnten vor allem aus dem Bereich der Massenmedien entnommen werden, die Tag für Tag ein Bild über die Wirklichkeit aufrichten, das eben Wirklichkeit nicht übermittelt, sondern entstellt. In diesem Zusammenhang hat ein klassischer Vertreter der sogenannten moralrevolutionierenden kritischen Theorie, Herbert Marcuse (»Die Gesellschaftssicht des sowjetischen Marxismus«, 1957 deutsche Ausgabe 1974) die Theorie aufgestellt, daß die Lüge die Wahrheit des zukünftigen Sozialismus bewahren kann. Er verteidigt damit die Propaganda des Sowjetkommunismus und dessen Diskrepanz zwischen Illusion und Realität. Er meint, die Theorie dieses Kommunismus sei zwar unwissenschaftlich irrational und verlogen, aber die Illusion solle das Verhalten der Bürger anleiten, und die Lüge entfalte schließlich die Idee des Sozialismus. Die selektive Methode moderner Massenmedien, nämlich durch Tendenz geleitet, jeweils Ausschnitte aus Wirklichkeitsbereichen zu vermitteln, wird hiermit genauso gerechtfertigt wie die totale Ent- und Verstellung von Wirklichkeitsgehalten, wenn nur die Lüge den zukünftigen Sozialismus bewahrt.

Wird die ethische Ordnung einer Gesellschaft zerstört, dann wird über kurz oder lang die Rechtssprechung mit einer Veränderung des geschriebenen Rechtes folgen. Das ist die letzte und furchtbarste Konsequenz: Aus dem Rechtsstaat wird ein Unrechtsstaat. Dazu ein Beispiel, das für viele andere gelten kann. Der Strafrechtler Eberhard Schmidthäuser schrieb schon 1970 in seinem »Strafrecht allgemeiner Teil», 1970, S. 27, daß das Rechtsgut nicht als absolut gelte, sondern abhänge vom Urteil des Gemeinwesens: »Nur soweit etwas in einem Gemeinwesen für wertvoll erachtet, also als gut anerkannt wird und geistig lebendig ist, kann eine Mißachtung dieses Gutes und damit ein Verbrechen vorliegen.»

Entscheidend für die Beurteilung über Gut und Böse, Recht und Unrecht ist nicht eine absolute Moral: »Maßgebend ist also die allgemeine Moral, verstanden im Sinne derjenigen ethischen Werte, deren Anerkennung im Bereich unserer Kultur beim Erwachsenen regelmäßig vorausgesetzt werden darf. Wenn ein Verhalten nur innerhalb einer kleinen Gruppe aufgrund ihrer besonderen Gruppenmoral als verwerflich erlebt wird, so bleibt auch der Verbrechenscharakter des Verhaltens streng genommen auf diese Gruppe beschränkt. Die sogenannte pluralistische Gesellschaft, die eine Vielzahl unterschiedlicher Werthaltungen in sich aufnimmt, beruht auf wechselseitiger Toleranz. So darf auch die Verbrechenskennzeichnung nicht Ausdruck von Intoleranz sein.»

Strafrecht orientiert sich also nicht mehr nach dem offenbarten Gesetz Gottes oder nach dem als unwandelbar angesehenen Naturrecht des Menschen, sondern nach den wechselnden Verhaltensweisen eines sich wandelnden Kollektivs. Da die Gesellschaft permanent in einem tiefgreifenden Wandel ist, wächst die Unsicherheit und damit die Flut der Gesetze, die für eine jeweils neue Situation mit einer neuen Verordnung Regulative schaffen müssen. Die Inflation des Geldes meldet den steigenden Wertverlust des Geldes. Die Inflation der Gesetze meldet den Rechtsverlust einer Gesellschaft. Unsicherheit der Währung und Unsicherheit des Rechtes zeigen aber immer die Auflösung einer Gesellschaft. Gesetzesflut bedeutet Rechtsunsicherheit, weil die Unfähigkeit, Recht überhaupt einzusehen, zwangsläufig auswuchern muß.

Das Rechtsgefühl verkommt. Die Unbestimmtheit der zu erwartenden Gesetze, ihre Willkürlichkeit angesichts einer sich verändernden Gesellschaft produzieren Rechtsunsicherheit. Gleichzeitig aber wird jeder in dieser Gesellschaft schuldig. Weil er die Gesetze nicht mehr übersieht, muß jeder Bürger damit rechnen, gegen Gesetze, die er gar nicht kennt, permanent zu verstoßen. So wird jeder zu einem Angeklagten und die Gesellschaft zu einer Gesellschaft von Angeklagten. Angst, Unmündigkeit, schlechtes Gewissen, Furcht vor Funktionären und »Rechtsunlust» – diese Elemente betreiben die Auflösung eines Staatswesens, an dessen Ende nur die Diktatur – als Gipfel willkürlicher Machtausübung – die Funktionsfähigkeit eines Gemeinwesens «retten» kann.

Christliche Existenz gibt es schon heute nur noch in einer nach modernen Maßstäben zu beurteilenden Randgruppenmoral, denn wer – um nur ein Beispiel zu nennen – die Ehe als Gebot Gottes wertet und ihre Auflösung als Schuld, der setzt Schuldprinzip gegen Zerrüttungsprinzip – und moderne Rechtspflege hat ja gerade dieses Schuldprinzip durch das Zerrüttungsprinzip aufgehoben. Die Sprache des Rechts ist so sehr »christentumsverfremdend» geworden, daß beispielsweise Homosexualität nicht mehr in einen Zusammenhang gebracht wird mit »Schuld» oder «abnorm», »unmoralisch» oder »sittenwidrig», sondern einfach als »anderes Verhalten« eingestuft wird.

Am Ende einer solchen, biblisches Ethos zerstörenden Moralrevolution, steht schließlich das Verbot der Bibel, denn nach den Regeln einer »repressiven Toleranz« muß, was sich selbst absolut setzt, von einer werterelativierenden Gesellschaft als friedestörend verneint werden.

Die Doktrin der Moralrevolution

Die letzte Ursache der Auflösung des biblischen Ethos für unsere Gesellschaft liegt in der Gottesverlorenheit gegenwärtigen Menschseins. Glaube an Gott und Gottes Gebote sind untrennbar – es gibt kein Gebot ohne den Gebieter. Wir werden diesen unauflösbaren Zusammenhang, der nur von der Bibel her zu verstehen ist, noch weiter bedenken.

Zunächst müssen wir zur Kenntnis nehmen, daß die gegenwärtige Moralrevolution eine klare, begrifflich faßbare Doktrin hat. Die Revolution der Moral hat ihre Strategie und ihre Strategen – eine Armee von Professoren, Lehrern, Soziologen und Journalisten. Sie alle haben direkt oder indirekt ihre geistigen Väter in der sogenannten »kritischen Theorie«, die mit dem Schlagwort »Frankfurter Schule« – sei es zu Recht oder zu Unrecht – bekannt wurde und mit Namen wie Adorno, Horkheimer, Marcuse und Habermas verbunden ist. Diese sogenannte «Frankfurter Schule« oder »kritische Theorie» versteht sich nicht als ein Philosophenclub unter anderen, sondern als faß- und sichtbarer Gipfel eines Eisberges aus dem gewaltigen Untergrund des Umsturzes aller Werte.

Die Begriffswelt der kritischen Theorie, wie sie sich unter anderem in der Frankfurter Schule darstellt, ist mittlerweile schon so bekannt und regiert unsere Universitäten, Schulen und Massenmedien bereits in einem solchen Maße, daß eine zusammenfassende Darstellung dieser intellektuellen Repräsentation gegenwärtiger Moralrevolution genügt.

1. In der Absicht, über die Natur herrschend zu werden, ist der Mensch – so meint die kritische Theorie, selbst in Herrschaft hineingeraten. Herrschaftsdenken ist instrumentales, technokratisches Denken im Willen zur Macht. Durch diesen Willen zur Macht wurden Herrschaftsstrukturen geschaffen, in denen der Mensch über den Menschen herrscht. Die Geschichte ist – nach dem Verständnis dieser Philosophie – nach dem Verlust eines glücklichausgesöhnten Lebens mit der Natur zur Geschichte eines Irrweges der Macht geworden, der in den Gaskammern von Auschwitz sein vorläufiges Ende gefunden hat. Auch zweitausendjährige Geschichte christlichen Abendlandes sind zweitausend Jahre eines Herrschaftssystems innerhalb dieses beklemmenden Irrweges von der Steinschleuder bis zum Holocaust.

2. Jegliche Art von Herrschaft und damit auch jegliche Form von Autoritätsanspruch muß – so fordert die kritische Theorie – verneint werden. Das heteronome, etwa durch ein Gebot, durch ein »du sollst« an den Menschen herangetragenes Ethos, ist schon Herrschaftsanspruch und deswegen zu verneinen. Spontanes und kreatives, fröhliches und glückspendendes Denken und Fühlen, Seele, Trieb, Herz und Kopf sind durch die in Fleisch und Blut eingegangenen Herrschaftsstrukturen kaputt gemacht worden. Analytisches Denken und Sprechen, also daß es Subjekt und Objekt in einem Satz gibt, daß es Haupt- und Zeitwörter gibt, daß einige Worte groß und andere klein geschrieben werden, zeigt den Triumph von Herrschaftsstrukturen, die durch eine moderne Pädagogik (vgl. Ganzheitsmethode, Kleinschriftsystem usw. usw.) schnellstens überwunden werden müssen. Die »Beherrschung« der Sexualität, Gehorsam gegenüber Eltern, Scham, Ehrfurcht und Tabu sind Beispiele für – so meinen die Moralrevolutionäre – Unterdrückungsmechanismen in menschlicher Selbstverfremdung. Der archaische Urstand, der als Idylle einer Herrschaftslosigkeit verstanden wird, muß auch der Endzustand der Geschichte werden. Der Kampf gegen die Repression ist Kampf gegen Autorität und gegen die Unterdrückung der Lust. Autoritätslos und lustbetont soll der Mensch leben, um die Freiheit wiederzugewinnen, die er in einer Geschichte verloren hat, die durch sukzessive Unterdrückung und Verdrängung von Lust ihren traurigen Lauf nahm (Marcuse).

3. Auch Personsein, als Individuum leben, bedeutet durch Herrschaftsstruktur entstelltes, dem wirklichen Dasein entfremdetes Leben. Theodor W. Adorno fordert (in seiner «Negativen Dialektik« 1966, S. 272) die Auflösung des Subjektes, »die opferlose Nichtidentität«. Human sind Menschen nach seiner Meinung nur dort, »wo sie nicht als Person agieren und gar als solche sich setzen; das Diffuse der Natur, darin sie nicht Person sind, ähnelt der Lineatur eines intelligiblen Wesens, jenes Selbst, das vom Ich erlöst wäre … » Die «opferlose Nichtidentität» oder die repressionsfreie Identität meinen ein Leben, das frei wird von der Herrschaftsstruktur des Willens, der Triebunterdrückung, der Qual, anders sein zu wollen als die anderen, weil man eben «selbst» sein will.

Jürgen Habermas erwartet (in seiner «Rekonstruktion des historischen Materialismus« 1976) am Ende der Hochreligionen, zu denen für ihn natürlich auch das Christentum zählt, eine neue kollektive Identität: Nach der Auflösung herkömmlicher, herrschaftsstrukturierter Gruppen wie Familie, Staat, Nation wird der personfreie Mensch ganz in die Gruppe, also in das Kollektiv aufgehen. Die Identität hat dann in der Gruppe keine festen Inhalte mehr, Rollen und Normen sind beliebig austauschbar, die Hausfrau wird Kauffrau, der Kaufmann wird Hausmann, der Vater wird Mutter und die Mutter wird Vater – bis zu der Grenze, die die Natur selbst (wohl zum Ärger dieser Moralrevolutionäre) gesetzt hat. Das eigene, individuell geprägte Personsein wird aufgehoben, alles was der einzelne tun darf, sollen Funktionsbezüge der Gruppe sein. Ohne die Gruppe, die ihm austauschbare Funktionen zuweist, ist er nichts, in und mit der Gruppe ist er alles. Die gruppendynamischen Experimente, vor allem das in ihnen praktizierte Rollenspiel, sollen die Person »verflüssigen«, »entsteinern» und letztlich aufheben. Wenn ein Kind zum Beispiel Gott spielt, wird Gott eine darstellbare und austauschbare Funktion. Die Funktion Gott ist übernehmbar, Gott ist dann eine Funktion, aber Gott selbst als Gott, eben als der »ich bin, der ich bin» ist nicht mehr. Kinder haben wohl zu allen Zeiten sich durch Spiel in Rollen eingeübt – aber doch so, um in die Ordnung hineinzufinden, die ihnen als absolute Ordnungen vorgegeben waren. Die gruppendynamischen Experimente wollen aber die Austauschbarkeit der Rollen. Nicht das Personprägende, das sich Einfinden in eine ein für allemal gültige Lebensordnung ist entscheidend, sondern das Gegenteil soll bewirkt werden: Die totale Austauschbarkeit von Funktionen nicht nur im Spiel, sondern immer wieder, so oft und so viel es die Gruppe will.

In diesem Zusammenhang ist von der »Reziprozität der Rollen«, die Rede. Dieser Ausdruck meint, daß Gruppenerwartung und Rolle einander entsprechen müssen. Der einzelne verantwortet sich der Gruppe, sie überträgt ihm die immer neuen, jeweils nur «vorläufigen», immer wieder auszuwechselnden Verhaltensweisen. Dadurch bleibt ausgeschlossen, daß sich Individualität bildet. Die Identität des einzelnen mit sich selbst soll es nicht geben, sondern nur die Identität des einzelnen mit der Gruppe. Du bist nichts, die Gruppe (das Kollektiv) ist alles.

4. Herkömmliche Autorität soll zerstört werden – die neue Autorität ist die Gruppe oder das Kollektiv. Das Kollektiv setzt Ethos aus sich. Das Ethos entsteht erst durch die Diskussion in der Gruppe. Voraussetzung für diese Diskussion ist der herrschaftsfreie Raum. Diskutieren darf nur, der nicht unter einem »herrschaftslegitimierenden Weltbild», steht. Ein herrschaftslegitimierendes Weltbild hat aber nach Meinung der Sozialrevolutionäre der christliche Glaube. Wer Gott als den allmächtigen Vater, Schöpfer Himmels und der Erde bekennt, steht unter einem herrschaftslegitimierenden Weltbild, muß also außerhalb des Diskurs der Gruppe bleiben, die Ethos »macht«. Natürlich sind keinerlei ethische Maßstäbe erlaubt – wer an diesem Diskurs teilnimmt, darf »nichts mitbringen«. Herkömmliches Ethos muß an der Tür abgegeben werden, denn die Kriterien in der Unterscheidung zwischen Gut (gleich gesellschaftlich adäquat) und Böse (gleich gesellschaftsfeindlich) werden ja erst im Prozeß der Diskussion entfaltet. Es geht in diesem Diskurs der herrschaftsfreien Gruppe nicht um »die Idee der Wahrheit«, das wäre ja wieder Herrschaftsstruktur, sondern um den »Konsensus« (man spricht deswegen von einer Konsensusethik der kritischen Theorie) der Gruppe.
Der Konsensus ist die Einigung einer Gruppe durch Diskussion darüber, welche Verhaltensregeln für das Zusammenleben jeweils für eine bestimmte Zeit aufgestellt werden sollen. Denn auch die Gruppe kommt zu keinem endgültigen, sondern immer nur zu einem vorläufigen Ergebnis durch den jeweiligen Konsensus. Der Diskurs ist unendlich, er setzt immer wieder einen neuen Konsensus, der immer wieder in Frage gestellt wird und den immer wieder neuen Diskurs fordert. Die unendliche Diskussion in der Gruppe ist also der neue Gott, der neue Gebote gibt, der immer wieder andere Gott, der immer wieder andere Gebote setzt.

5. Das Absolute (wie in der Bibel offenbart) darf es also nicht geben – alles ist in einem stetigen Fluß. Aus biblischer Sicht ist das ein Rückfall in das Heidentum. Wechselhafte Schicksale und der Natur unterworfene Götter, die nach Paulus (1. Kor. 10) Nichtse im Sinne aggressiver Dämonen sind, die zerstören wollen was ist, kehren zurück! Die kritische Theorie verneint den Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, der unwandelbar ist, den Felsen Israels, der dem, was nicht ist, ruft, daß es sei. Durch die Strategie des «Konfliktes» und der »Hinterfragung« wird der Anspruch des Absoluten destruiert. Vor allem wird die Konfliktstrategie und Hinterfragung gegen ein sich absolut verstehendes Ordnungsethos eingesetzt. Durch die Hinterfragung soll herauskommen, daß alle absoluten Werte und Ordnungen durch Herrschaftswillen und Lustverdrängungen motiviert sind: Ehe und Familie sind motiviert durch den Machtwillen des Vaters, der Glaube an den gnädigen Gott im Zusammenhang mit Sündenbewußtsein ist motiviert durch den Ödipuskomplex.

Die Strategie der Hinterfragung darf nicht als eine Interview-Technik verkannt werden (die es übrigens auch gibt und die häufig genug – geschickt angewandt – politische und religiöse Positionen auf hintergründige Emotionen reduzieren will), sie ist die Art und Weise einer Darstellung von Überzeugungen in Massenmedien und Schulbüchern, durch die Werte wie Gott, Staat, Glaube, Familie, Kirche, Scham und alle Gebote in Frage gestellt werden dadurch, daß eben diese Werte (übrigens hier analog dem Marxismus) als jeweiliger Überbau gesellschaftlicher Verhältnisse, die grundsätzlich überholbar sein müssen, madig gemacht werden.

6. Die Konfliktstrategie ist das andere, ebenfalls strategische Element der Zerstörung herkömmlicher, biblisch bezeugter Ordnung. Die – nach der Meinung der kritischen Theorie  – durch herrschaftslegitimierende, repressive Weltbilder entstandenen Lebensordnungen wie Ehe, Familie, eigentumgorientierte Wirtschaft müssen in ihrem Konflikt mit dem eigentlichen, lustbetonten, sich nach Gruppengeborgenheit sehnenden Bedürfnissen aufgezeigt werden. Arbeitswelt, Ehe, Familie, Geschichte usw., also alle herkömrnlichen Werte und Ordnungen werden nur im Konflikt dargestellt. Die Welt überhaupt ist kaputt und muß als kaputte Welt vorgestellt werden. Es gibt keine glückliche Ehe, sondern nur die kaputte Ehe; es gibt keine Geborgenheit in der Familie, sondern es gibt nur Unterdrückung in der Familie, die unter dem Herrschaftswillen des Vaters dahinsiecht.

Der Massenmedienkonsument sieht also nur noch eine ruinierte, im zerstörerischen Konflikt aller Ordnungen sich dahinschleppende Umwelt. Der Konflikt soll die Ordnungen aber eben nicht als gestörte Ordnungen heilen, sondern als unmögliche Herrschaftsstrukturen verneinen. Abgesehen von dieser Konfliktstrategie als Darstellung in der Massenmedienpolitik werden Konflikte real in die Gesellschaft hineingetragen. Auch hier waltet die Leninsche Erkenntnis, daß der dialektische Widerspruch in einer Gesellschaft um jeden Preis in einen revolutionären Prozeß eingehen muß. Konflikte lösen einen dialektischen Prozeß aus, durch den bestehende Lebensordnungen kaputt gemacht werden.

Kleine Anlässe alltäglicher und zunächst völlig unkomplizierter Art werden zum Konflikt aufgebaut, wie der Streit um ein Schauspiel  oder Jugendhaus, um leerstehende Wohnungen, um Protest gegen einen politisch unbeliebten Redner. Der Konflikt schafft revolutionäres Bewußtsein, das zur Aktion gegen bestehende Autorität motivieren soll. Hinterfragung und Konflikt sind für die junge Generation schon so sehr zu einem Bestandteil ihres Lebensstiles geworden – sie sind bereits so sehr indoktriniert – daß sie gar nicht hören oder sehen können, ohne das Gehörte und Gesehene zu unterfragen und als Konflikt zu erleben. Der Konflikt wird schließlich in jede Lebenssituation hineinprojiziert. Selbstzerstörung als Klassenkampf in allen Bereichen unserer Gesellschaft ist in voller Entfaltung ohne daß die Strategie dieser Zerstörung in ihrer heimlich unheimlichen Untergründigkeit eingesehen und erkannt wird.

Ohne Gebieter kein Gebot

Wer heute als Funktionär Gesellschaft repräsentiert, eben Wirtschaft, Schule und Medien funktionieren läßt, hat keine Grundsätze und darf sie nicht haben, denn »Anpassung« und nicht »überzeugt sein«, lautet die Forderung der Gruppe. Nicht Charakter, sondern Charakterlosigkeit ist gefragt. Persönlichkeit kann eine Gruppe nicht ertragen, an die Stelle der Persönlichkeit tritt der Funktionär. Der »Funktionär« ist die passende und damit klassische Bezeichnung für die Wirklichkeit der gegenwärtig Herrschenden, weil sie ja Personalität aufgegeben haben und sich gern »verflüssigen« lassen, um sich ganz und gar der Gruppe einzufügen. Diese verflüssigten, damit austauschbaren und zu verfunktionierenden Gestalten sind die Herren unserer Zeit. Ohne die Gruppe, ohne Partei, Elternrat, Betriebsrat, Gewerkschaft – also ohne Verpolitisierung aller Lebensbereiche wären sie sinn  und arbeitslos. Sie sind pausenlos tätig – aber völlig unschöpferisch. Ihr Feind ist das Feste, Grundsätzliche und Unwandelbare. Sie betreiben den Weg des Uferlosen im Kollektivieren. Sie sind perfekt – und das ist ihr Sinn und Wert – im Herstellen des Konsensus einer Gruppe. Ihre Gabe, die sie so mächtig macht, ist ihre Fähigkeit, zu sensibilisieren, was die Gruppe will.

Das setzt totale Anpassungsfähigkeit mit der Bereitschaft, charakterlos zu agieren, voraus. Ihre totale, charakterlose und Werte abschwörende, in jedem Fall auch gewissenlose Anpassungsfähigkeit um jeden Preis, ihre Hingabe an jede Situation und jedes Verlangen der Gruppe kann als Kastration oder Prostitution der Personalität vom biblischen Personverständnis her beurteilt werden. Sie sind nie ansprechbar oder in Verantwortung zu nehmen, sie sind immer durch die Gruppe, mit der sie sich identifizieren, gedeckt. Sie selbst bleiben anonym und damit für Verantwortung unfaßbar. Das «Regime der Manager», in einem der großen, fast prophetischen Analysen unserer Zeit von J. Burnham 1948 vorausgesagt (»Das Regime der Manager«, 1948), strebt in lautloser Revolution seiner Totalität entgegen. Diese Revolution des Kollektivismus ist eine brutale Herausforderung des biblischen Personalismus. Person kommt von personare: durchrufen! Personsein lebt vom Anruf Gottes, von diesem einen, klaren Ruf, der nicht aus uns, sondern über uns kommt: »Höre Israel, der Herr unser Gott ist ein einziger Gott!« Person ist frei,-  weil Gott frei ist, ist alles erlaubt, nur der Wille Gottes regiert. Die Person ist nicht der Gruppe, der Natur, den Schicksalsmächten, den Göttern, den Halbgötter Diktatoren unterworfen. Der von Gott Angerufene ist nur ihm, seinem Gebot, seinem Anruf gegenüber verantwortlich.

Bernard Henry Levy (Das Testament Gottes. Der Mensch im Kampf gegen Gewalt und Ideologie) beschreibt den Einbruch dieses Rufes in die Welt des Heidentums durch die urchristliche Mission wie folgt:

»Massen von Gläubigen hatten plötzlich die alte Kreisbahn verlassen und stimmten nun den Siegesgesang einer von ihrer ontologischen und uralten Versklavung entbundenen Menschheit an. Auf einmal entsteht eine Welt voller heldenhafter Freiheiten, die die Kunde von der glorreichen und strahlenden Prophezeiung von einem Ende der Welt zum anderen verbreitet. Wenn Gott existiert, ist alles erlaubt, und so vor allem sich als Wesen aus Fleisch und Elend, doch auch mit dem Schmuck einer Geistigkeit, in den Mittelpunkt des Universums und seiner Gesetze zu setzen.
Die Fresken der Katakomben haben uns die Erinnerung an diese großen erstaunlichen Figuren bewahrt, die damals mit vor Entzückung geweiteten Augen aus den Tiefen der heidnischen Finsternis auftauchten.«

Heidentum bedeutet Unfreiheit, Diktatur des unwiderstehlichen und unbegreiflichen Schicksals, heißt unterworfen sein dem Kreislauf der Mächte der Natur, Verfallenheit an Todesmächte, Diktatur der Pharaonen und Cäsaren, die sich als Halbgötter nur auf sich berufen und verantwortungslos ihrer Willkür leben.

Das nachchristliche Heidentum will in diese anonyme, grauenhaftwillkürliche, gottverlassene Sklaverei zurückführen.

Nur biblische Offenbarung kann das Ungeheuerliche dieser in unserer Mitte aufsteigenden neuheidnischen Kollektivmenschheit aussagen. In der Offenbarung des Johannes (Kap. 13, Verse 1 5) heißt es:

»Und ich sah aus dem Meer ein Tier heraufkommen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Köpfen gotteslästerliche Namen. Und das Tier, das ich sah, war ähnlich einem Panther und seine Füße waren wie die eines Bären und sein Rachen wie der Rachen eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode getroffen, und seine Todeswunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah staunend dem Tier nach, und sie betete den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gegeben hatte und beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich, und wer vermag mit ihm Krieg zu führen?«

Ohne auf die einzelnen Aussagen dieses Gesichtes einzugehen, erkennen wir in diesem Ungeheuer, das alle grausamen Züge der vier Tiere der Vision Daniels (Daniel 7) in sich vereinigt, das wiedererstarkende, ins Ungeheuerliche sich steigernde nachchristliche Heidentum – eben das Tier, das (wie es in Offenb. 17, 8 beschrieben wird) »war und nicht ist und da sein wird».

Das Tier kommt aus der Tiefe. Aus dem Völkermeer steigt es langsam auf, es ist der sich allmählich zum Antichristentum steigernde Aufbruch des Kollektivs. Diese Macht wird von Paulus (2. Thess. 2, 3ff.) als »Sohn des Verderbens», gesehen, »der sich widersetzt und erhebt über alles, was Gott oder Heiligtum genannt wird, so daß er sich im Tempel Gottes setzt, in dem er von sich vorgibt, er sei Gott».

Tempel ist in der Redeweise des Apostels zumeist die Gemeinde Christi, so daß wir in einem vertiefenden und erweiterten Sinne erfahren, daß die Macht des Bösen auch in der Gemeinde Christi aufsteht – es geht um den Krieg mit den Heiligen! Über den Widerchristen schreibt der Apostel Johannes »Sie sind von uns ausgegangen, aber sie gehören nicht zu uns« (1. Joh. 2,19).

In diesen Aussagebereichen ist die gegenwärtige Moralrevolution in ihren zwei Wesenselementen angesprochen worden. Die sich absolut setzende Kollektivierung menschlicher Verhaltensweisen nach den zwingenden Regeln des Kollektivs und dann der schamlos lästernde Atheismus.

Der Tempel, die Gemeinde Gottes, wird umfunktioniert zum Kollektiv. Eine interpretierende Theologie wird Namen wie Gott, Christus und Heil stehen lassen – aber Gott ist dann jeweils – wie Paul Tillich es schon formulierte – in der Tiefe, Christus wird »Symbol« einer von der Herrschaftsstruktur befreiten Gesellschaft, seine Erlösung wird zum Klassenkampf und das Heil findet sich in der anonymen Geborgenheit des Kollektivs.

Das »Widersetzen«, und »Erheben« über alles – womit Paulus antichristliche Macht charakterisiert – stellt Ehrfurchtslosigkeit, Schamlosigkeit und Gewissenlosigkeit dar. Wenn sogenannte Verhaltensnormen im Diskurs erarbeitet werden, ist das Gewissen ein Feind dieses Trainings. Das Gewissen setzt allerdings nicht – wie der alte, bürgerliche Liberalismus meinte – Werte aus sich selbst, das Gewissen ist auch nicht eine Fundgrube für Werte in den Untergeschossen des menschlichen Herzens, sondern das Gewissen im Sinne der Bibel als Syneidesis ist ein Mitwissen mit dem Willen Gottes, durch Anhören des Wortes Gottes.

Gewissen ist Bund mit Gott unter dem Wort (1.Petr. 2, 21), Gewissen meldet den Ruf Gottes und läßt uns so seinen Willen erkennen. Nicht durch Diskurs, sondern durch Erkenntnis des Gotteswillens unter dem Wort und die Erfahrung dieses Willens Gottes im Gewissen wird Ethos, das Gott geboten hat, gelebt. In diesem Gewissen erfährt der Gläubige die unmittelbare Verantwortung vor Gott ohne menschliche Zwischengebote.

Im Gewissen wird das Wort und Gebot der Schrift zur persönlichen Aneignung. Hier empfangen wir die Gewissheit unseres Handelns, nicht in äußerer Befolgung toter Werke, nicht als äußere Gesetzlichkeit, sondern (Hebr. 9,14) »unser Gewissen reinigt von den toten Werken«! Und im Glauben haben wir ein »gutes Gewissen,« (1.Tim. 1, 19), weil das Vertrauen in die Versöhnung Christi die Befreiung von Schuld gibt. Schuld wird nicht wegerklärt oder verdrängt, sondern sie wird bekannt und vergeben. Vergebung bedeutet doch nicht so tun, »als ob nichts geschehen wäre« und als ob ein Gruppenbruder Jesu alles versteht und verzeiht! Versöhnung ist Versöhnung durch Christus – nicht die Wegerklärung des Bösen, sondern das Wegleiden am Kreuz. Die moderne Theologie, die den Versöhnungstod am Kreuz als Ausdruck zeitgebundener Opfervorstellungen relativiert und damit weginterpretiert, leugnet entweder die Gnade oder sie verneint die absolute und unbedingte Scheidung zwischen Gut und Böse, sie ist entweder gnaden- oder sittenlos.

Die Schuld vor aller anderen Schuld und das Unheil vor allem anderen Unheil ist, das Böse gut zu nennen: »Wehe denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis machen, die bitter zu süß und süß zu bitter machen» (Jes. 5, 20).   Adams Sünde war, daß er «erkennen», im hebräischen Sprachsinne bestimmen wollte, was gut oder böse ist. Menschliche Selbstsetzung des Ethos ist Ursünde gegen Gott. Ethos kann weder rational noch emotional gesetzt und begründet werden. Ethos ist unbegründbares Gebot Gottes, das nur im Gehorsam gelebt werden kann. Gebot und Glauben an den Gebieter sind untrennbar.

Die Scheidung zwischen Gut und Böse ist nicht Tun des Menschen, sondern Wort Gottes. »Der Weg Gottes zum Menschen, ein rohes Zerreißen des Himmels …«  »…von oben, aus der Mitte der Blitze, im dichten Gewölk kommt Jahweh im Exodus zu einem unbeweglichen, an die Grenzen der Berge gebundenen Volk.« (Levy a. a. O. 294.)

Der Gebieter gebietet. Er gebietet durch das Gesetz, dieses Gesetz ist der Bund mit denen, die es in ihrem Gewissen wahrnehmen. Bund schließen meint im hebräischen Sprachsinn auch »Bund brechen« in dem Sinne, daß, wer den Bund mit Gott eingeht, den Bund mit den Göttern bricht, »es ist der Bund über andere Bünde, eine zweite Arche, die an den Bögen festmacht, mit denen die Menschen spontan ihr höheres Dasein sichern» (Levy a. a. O. 296).

Es gibt keine Perspektive zum Nächsten ohne die Perspektive zum Himmel. Im biblischen Bund wird der Nächste nicht geliebt, weil er liebenswert und sympathisch ist, sondern weil Gott es gebietet, und Gott gebietet es, weil er den Menschen geschaffen hat. Nicht aneinander halten wir uns fest, sondern die Arche unseres Menschseins ist am Felsen Gottes festgebunden – dieser Bund rettet unser Leben. Durch Gottes Gebot ist »die Wahrheit nun einmal in zwei geteilt: Und nicht mehr zwischen rechts und links, der Rechten der Mörder und der Linken der Opfer zu unterscheiden, ist in diesem Sinne das größte Verbrechen der Ethik» (Levy a. a. O. 302). – Dieses Verbrechen gegen die Ethik begeht gegenwärtige Moralrevolution.

Was ist zu erwarten, was soll geschehen?

Der Sohn des Verderbens, der sich »erhebt über alles, was Gott und Heiligtum genannt wird« (2. Thess. 2) und das Tier aus dem Meer (Offenb. 13) sind endzeitliche Gestalten. Der Antichrist war immer, und das Tier gottverlorener heidnischer Macht war auch schon immer.

Aber die Entfaltung zur totalitären Macht wird erst in der Endzeit, vor der zweiten Ankunft Christi auf dieser Erde geschehen. Die Bibel kennt keinen ethischen Evolutionismus in dem Sinne, daß es ein sittliches Fortschreiten der Menschheit zu herrlichen Höhen der Vollkommenheit gäbe. Die moderne, erst in diesem Jahrhundert zur Entfaltung gekommene Verhaltensforschung, die an die Stelle des Ethos das gesellschaftlich zu regulierende wertneutrale Verhalten gesetzt hat, geht aber von diesem Evolutionskonzept aus: Eine fortschreitende, Staat, Wirtschaft, Familie und Schule integrierende Gesellschaft wird sich dem vollkommenen Zustand, eben einem alles integrierenden spannungslosen Kollektiv nähern. Nicht zuletzt auch aus diesem Optimismus versteht sich der Elan gegenwärtiger Moralrevolution.

Für die Bibel wird in endzeitlicher Geschichte keine Vollkommnung, sondern ein Zerfall des Ethos zu erwarten sein. Die Qualität der Auflösung biblischer Norm schlägt dann um in die Quantitäten aggressiver Feindlichkeit gegen das biblische Ethos und gegen christlichen Glauben überhaupt. Wenn keine tiefgreifende Umkehr zur biblischen Offenbarung geschieht, dann deuten alle Zeichen gegenwärtiger Moralrevolution darauf hin, daß wir in diese von der biblischen Prophetie verkündigten Phase der Endzeit bereits eingetreten sind. In der unter dem biblischen Wort lebenden christlichen Gemeinde wächst das Bewußtsein für diese endzeitliche Phase auf dem Wege des Gottesvolkes.

Diese Erkenntnis aber darf nicht zu einem quasi eschatologischen Pessimismus führen: Weil die Schatten der Endzeit auf unsere Gegenwart fallen, hätten wir nur noch still zu halten. Resignation in diesem Sinne ist unbiblisch, ganz und gar gegen das Vertrauen in Gottes Macht und gegen die Hoffnung, die nach der Aussage des Apostels eben nicht zuschanden wird. Resignation heißt mangelnde Zuversicht, ist Zeichen der Glaubenskrise.

Biblische Verkündigung braucht nicht die Bestätigung der Gesellschaft, um sich als »gesellschaftlich relevant« auszuweisen. Das Zeugnis der Bibel kann auch aus der Einsamkeit in die Welt tauber Ohren gesprochen werden.

Zu dem Propheten Ezechiel wurde gesagt:

»Zu den Kindern mit frechem Antlitz und verstockten Herzen will ich dich senden, und du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr! Mögen sie dann hören, oder mögen sie es lassen – denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht – sie sollen erkennen, daß ein Prophet unter ihnen aufgetreten ist. Du aber Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihren Worten, wenn Disteln und Dornen um dich sind und du unter Skorpionen wohnst. Fürchte dich nicht vor ihren Worten und erschrick nicht vor ihrem Angesicht; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht. Rede zu ihnen meine Worte, mögen sie nun hören oder mögen sie es lassen… (Ezechiel 2, 4 7.)

Gering unter Christen ist heute die Bereitschaft, die Herausforderung der Moralrevolution überhaupt zu sehen, noch geringer ist der Wille, auf die Herausforderung zu antworten! Auch sich selbst als gläubig verstehende Gemeinden beschreiten einen Rückzug aus den Problemen der Welt, der im Egoismus eines Religionskonsums seine erste und in der Feigheit zum Zeugnis seine zweite Ursache hat. Verkündigung und Kampf mit der Macht des Bösen sind einander zugeordnet. Wir können den Versuchten, Verlorenen und Angefochtenen nicht helfen, wenn wir ihre Herausforderung, mit der sie täglich in der uns umgebenden Welt indoktriniert und konfrontiert werden, nicht auch zu unserer Herausforderung machen.

«Das Wort ward Fleisch«, sagt der Prolog im Johannesevangelium und meint, daß Christus in die Herausforderung dieser Welt und damit auch in die Feindschaft dieser Welt eingegangen ist. Christus hat unsere Feindschaft gegen Gott durchlitten. Verkündigung in der Nachfolge Christi wird aber für die Gemeinde bedeuten, daß sie auch in die Herausforderung unserer Zeit – eben in das Fleisch eingeht, sie durchleidet und die biblische Antwort, eben das Licht in der Finsternis, das Heil in der Heillosigkeit  l e b t.

Evangelisation, die auf diese Weise die Herausforderung der Moralrevolution als ein zerstörendes, lebens- und menschenfeindliches Element gegenwärtigen Gotteshasses aufgreift, nenne ich Konfrontationsevangelisation. Sie ist für die Gemeinde Christi eine bis heute kaum oder gar nicht angenommene Aufgabe, aber ein Gebot der Stunde, weil wir der Welt das Evangelium schuldig sind.

Dabei müssen wir erkennen:

Die Moralrevolution macht deutlich, daß der Kampf zwischen Glaube und Unglaube der Kernprozeß hinter allen Umwälzungen gegenwärtiger Gesellschaftsveränderung ist. In diesem Prozeß gibt es keine Neutralität, sondern nur die Unterscheidung zwischen Gott und Göttern, Leben und Tod, Heil und Unheil, Christus und den Dämonen.

Leichte Kürzungen und die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Dezember 2007

info@horst-koch.de

 

 




Der Himmel (Gassmann)

Die himmlische Herrlichkeit und die Vollendung der Gläubigen

Von Dr. Lothar Gassmann

Einleitung
Was wissen wir denn eigentlich über den Himmel? Mancher wird Negativbegriffe anführen können, etwa dass es im Himmel kein Leid, keinen Schmerz, keinen Tod geben wird. Können wir mehr über den Himmel wissen?

Der Himmel ist die Dimension der Ewigkeit, die Dimension Gottes. Es ist schwer, mit unseren menschlichen Mitteln und Begriffen etwas darüber auszusagen. Und doch hat uns die Heilige Schrift einiges darüber offenbart, wie es einmal in der Herrlichkeit sein wird, wenn wir bei Gott dem Vater und dem Lamm, Seinem Sohn Jesus Christus, Der zu Seiner Rechten sitzt, sein werden.

Jesus Christus, unser Herr, kam selbst vom Himmel und kehrte wieder zum Himmel zurück. Er kennt die Herrlichkeit und kann sie uns offenbaren. Schon in Seinem irdischen Leben sagte Er: Wer Mich sieht, der sieht den Vater (Johannes 14,9). Wer Jesus sieht, der sieht Gott.

Jesus Christus, aber auch schon die Propheten des alten und neuen Bundes und die Apostel haben den Vater, haben Gott geoffenbart. Die Bibel ist voll von Hinweisen auf die wunderbare himmlische Herrlichkeit, die auf alle Gläubigen wartet, die Jesus Christus als ihren Herrn und Heiland angenommen haben.

Bevor ich näher auf einzelne Bereiche eingehe, möchte ich das Ziel unseres Christenlebens nennen. Das Ziel unseres Glaubenslebens ist, dass wir Gott schauen dürfen, wie Er ist, in Seiner Macht und Herrlichkeit, dass wir Ihn lieben und Ihm dienen dürfen. Und als zusätzliches Geschenk gibt uns Gott die ewige Seligkeit, Frieden und Freude in alle Ewigkeit.

Der Weg in die ewige Herrlichkeit ist einzigartig – und es gibt nur einen Weg: Der Herr Jesus hat gesagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch Mich. (Johannes 14, 6).

Dieser Weg führt über das Kreuz von Golgatha, indem Er dort stellvertretend für uns gestorben ist, um uns von unseren Sünden und von Tod und Teufel zu erlösen. Weil Jesus Christus die Versöhnung mit Gott für uns erworben hat, können wir das himmlische Ziel erreichen, wenn wir über unsere Sünden Buße tun, der durch Jesus geschenkten Versöhnung Glauben schenken und dem Herrn treu bleiben.

Das Thema „Die himmlische Herrlichkeit,“ ist genauso unendlich, wie Gott selbst und der Himmel ist. Einige Einblicke, die uns in der heiligen Schrift gegeben sind, möchte ich nun in aller Schwachheit und Unvollkommenheit, die uns Menschen anhaftet, versuchen zu betrachten. Das Thema übersteigt an für sich unser menschliches Fassungsvermögen. Anhand einiger zentraler Bibeltexte greife ich nachfolgend vier Themen auf:

1. Wir sollen nicht nach irdischen, sondern nach himmlischen Schätzen streben.
2. Wir können Anfechtungen und Leiden ertragen in Erwartung der himmlischen Herrlichkeit und Seligkeit.
3. Der himmlische Auferstehungsleib
4. Einblicke in den Himmel (insbesondere in der Johannesoffenbarung)

1. Wir sollen nicht nach irdischen, sondern nach himmlischen Schätzen streben

Betrachten wir zunächst Matthäus 6, 19 – 21: Jesus Christus spricht: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

Woran hängt unser Herz? Sind wir gebunden an die irdischen Dinge, an die Liebe zum Besitz, zu dem, was vergänglich ist, oder sehen wir über dies hinaus und trachten nach dem himmlischen Schatz? Diesen Schatz können wir nur erfassen im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. Sind unsere Herzen Herz als Christen schon nach dem Himmel ausgerichtet oder sind wir irdischen Dingen so verhaftet, so von ihnen gebunden, dass wir nicht froh dem Herrn begegnen könnten, wenn Er jetzt käme, uns zu entrücken?

Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Der Herr Jesus sagt auch: Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet (Matthäus 6, 25). Und in Matthäus 6, 32 + 33: Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater (Gott) weiß, dass ihr all dieses braucht. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, dann wird euch solches alles zufallen.

Wenn wir die Priorität richtig setzen, die richtige Perspektive haben, uns zuerst nach Gottes Reich ausstrecken und mit unserem ganzen Herzen in dieses Reich gelangen möchten, dann wird Gott uns auch das alles, was wir zum äußeren Leben brauchen, dazugeben. Viele Missionare haben das schon erlebt. Es wurden ihnen zur rechten Zeit auf wunderbare Weise die Gaben gegeben, die sie dringend benötigt hatten. Glaubensmissionen leben von diesem Vertrauen auf Gottes Fürsorge. Auch wenn rein menschlich keine Hilfe zu erwarten ist, hoffen sie auf das Handeln des Herrn.

Der Herr macht uns deutlich, dass wir als Christen zwar in der Welt, aber nicht von der Welt sind. Wir leben in dieser geschaffenen Welt, sollen uns aber von ihr nicht binden lassen. Wir sorgen zwar für das Irdische, sollen uns aber nicht ständig um das Irdische sorgen. Selbstverständlich sollen wir für unsere Familie haushalten und wirtschaften, aber nicht so, dass wir uns damit zersorgen und der Erhalt des täglichen Lebens unser einziger Lebensinhalt wird. Nein, das Reich Gottes soll in unserem Herzen des ersten Platz haben. Dies müssen wir uns immer wieder sagen und darauf hinleben.

Wir stehen ständig in der Gefahr, uns zu sehr in das Irdische hineinzuversenken, sei es in Arbeit, Beziehung oder Freizeit. Blicken wir aber zuerst auf Jesus und hat Er den ersten Platz in unserem Leben, so bekommen alle irdischen Dinge ihren richtigen Stellenwert und wir erkennen, dass die Freude am Herrn die wahre Freude ist. Wir müssen uns dann nicht damit zersorgen, ob gerade alle irdischen Bedürfnisse abgedeckt sind. Sorgen wir zuerst um die Sache des Herrn, so wird der Herr uns versorgen.

Dabei können und sollen wir uns dann auch um diejenigen Menschen kümmern, die viel ärmer sind als wir. In der Mission gehören Brot und Evangelium zusammen, aber das Evangelium ist das, was das ewige Leben schenkt. Der Herr Jesus sagt: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Worte, das aus Gottes Munde kommt (Matthäus 4,4).

Dies ist also der erste Aspekt: Nicht nach dem Irdischen, sondern nach dem Himmel streben.

2. Anfechtungen und Leiden ertragen in Erwartung der himmlischen Herrlichkeit und Seligkeit.

Schon die Christen im ersten Jahrhundert nach Christus mussten Verfolgung leiden. Der Brief des Apostels Petrus ist an die Fremdlinge in der Zerstreuung gerichtet. Er will unseren Blick in seinem Trostbrief nach oben, auf Jesus Christus, lenken.

Wir betrachten nun einen Abschnitt aus dem ersten Petrusbrief, Kapitel 1. In 1. Petrus 1, 3 lesen wir: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn, Jesus Christus, Der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Wir sind also wiedergeboren durch den Geist Gottes zu einer lebendigen Hoffnung. Wir leben nicht nur im Hier und Jetzt, sondern in der Hoffnung auf eine ewige Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit hat uns Gott erworben durch Jesu stellvertretenden Sühnetod am Kreuz von Golgatha für unsere Sünden und durch die Auferstehung Jesu von den Toten. Durch Seine Auferstehung läßt Jesus Christus uns teilhaben an Seiner Macht und Herrlichkeit, wenn wir an Ihn glauben und Er in unserem Herzen Wohnung genommen hat. Jesus Christus hat ja selbst in Seinem Erdenleben auch schon Tote auferweckt wie Lazarus, die Tochter des Jairus und den Jüngling von Nain. Diese Totenerweckungen, wenn sie auch machtvolle Wunderzeichen waren, haben für uns keine Heilsbedeutung. Nur Jesu Auferstehung schenkt uns die Verbindung mit Ihm, dem Erstling der neuen Schöpfung Gottes, wenn wir an Jesus Christus glauben.

Weiter heißt es in 1. Petrus 1, 4: … zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel. Dieser himmlische Schatz, dieses Erbe vergeht nicht, sondern bleibt den Gläubigen immer erhalten. Auch gibt es keine Erbstreitigkeiten, denn Gott teilt das Erbe, die Erlösung in der ewigen Herrlichkeit in Seiner Gerechtigkeit zu. Dieses Erbe ist unbefleckt und völlig rein, reingewaschen durch das Blut des Lammes auf Golgatha und es hat in alle Ewigkeit Bestand.

Wer empfängt dieses Erbe? Die Antwort steht in Vers 5 – 7: … für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, welche bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Darüber freut euch, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde als das vergängliche Gold, das durch Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.  

Petrus schreibt an die bedrängte Gemeinde in der Verfolgung, die wir in der Endzeit zunehmend erleben. Es gibt heute viele Brüder und Schwestern im Sudan und in anderen islamischen Ländern, die Verfolgung bis hin zum Martyrium erleiden müssen. Im reichen Westen sind wir ja mehr von der Verführung als von der Verfolgung bedroht. Aber auch uns kann Verfolgung drohen, wenn bestimmte Gesetze, z.B. in der Europäischen Verfassung, in Kraft treten und entsprechend gehandhabt werden, insbesondere das „Antidiskriminierungsgesetz“.

Dieses erschwert es, Sünde (wie z. B. Homosexualität) oder Irrlehre (z.B. in nichtchristlichen Religionen und Kulten) beim Namen zu nennen. So steht z. B. in der EU-Charta sinngemäß zu lesen: „Es ist verboten, Menschen mit anderer Religion und mit anderer sexueller Orientierung zu diskriminieren.“ So kann uns Christen unsere Haltung gegenüber Homosexualität als Diskriminierung ausgelegt werden, wenn wir uns z. B. auf Römer 1 berufen, wo gesagt wird, dass hierbei Frau mit Frau und Mann mit Mann Schande treiben.

Homosexualität ist für uns Christen ein seelsorgerliches Problem. Wir wollen dem Betroffenen in aller Liebe helfen, können aber nicht sagen, dass sie keine Sünde sei, wenn die Bibel dies doch ausdrücklich feststellt. Wird die Sünde namenlos gemacht, so verliert auch die Erlösung und in letzter Konsequenz auch die Mission ihre Bedeutung, da ja der Mensch dann angeblich keine Bekehrung mehr benötigt, wenn jedes Verhalten erlaubt und legitimiert ist. Die Aussage in der EU-Charta bezieht sich allerdings nicht nur auf Homosexualität, sondern auf jede sexuelle Orientierung, d. h. auch auf Sodomie und Polygamie und andere Perversionen. Hier wird die Wahrheit zu Boden gerissen.

Dies kann dazu führen, dass die Christen, die Sünde noch beim Namen nennen und dem Sünder zur Buße verhelfen wollen, in Bedrängnis geraten. Für diesen Vorgang gibt es noch viele weitere Beispiele, wie etwa die Vereinheitlichung der Menschheit und andere antichristliche Prozesse, die im Gange sind. Die Welt wächst immer mehr zusammen zu einem antichristlichen Reich mit einer die Wahrheit relativierenden Religions-Ökumene.

So kann die Verfolgung sehr schnell über uns hereinbrechen und doch sagt uns das Wort Gottes: Darüber freut euch, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen (1. Petrus 1,6).

Auf echte Christen kommen Anfechtungen, Versuchungen, Bedrängnisse aller Art zu – und zwar zu folgendem Zweck: … damit euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird (1. Petrus 1,7).

Gold geht durch eine Schmelze hindurch, in welcher es gereinigt und geläutert und so von der Schlacke befreit wird. Dies ist ein Beispiel für das Christenleben: Die Hitze der Verfolgung und Bedrängnis dient dazu, dass das Echte, das Gute bestehen bleibt und das Unechte, das Schlechte hinaus muß. So haben Christen im Ostblock es erlebt und bezeugen, dass Verfolgung die Gemeinden zusammenschweißt und die wahren Gläubigen zusammenrücken. Die Scheinheiligen aber fallen ab, wenn der Druck zu groß wird. So zeigt es sich dann auch, wer nur halbherzig in der Gemeinde dabei war und wer wirklich entschieden ist, dem Herrn auch in der Verfolgungszeit zu dienen.

Weiter heißt es in 1. Petrus 1,Vers 8: Ihr habt Ihn (Jesus Christus) nicht gesehen und habt Ihn doch lieb und nun glaubt ihr an Ihn, obwohl ihr Ihn nicht seht und freut euch mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, die ihr das Ziel eueres Glaubens davonbringt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Gemeint ist die Seligkeit unserer unsterblichen Seele. In Vers 12 lesen wir: … und selbst Engel hat es gelüstet, das zu schauen (was uns bereitet ist). Hier ist unsere himmlische Hoffnung gemeint.

Ich fasse die Gedanken dieses Abschnitts noch einmal zusammen: Es ist ein Erbe für uns vorbereitet, das nicht vergeht, – ein Erbe im Himmel – das Erbteil der gläubigen Gotteskinder. Jetzt – hier auf Erden – müssen wir durch Leiden, durch Läuterungen hindurch, welche dazu dienen , dass das Unechte abfällt und das, was echt ist und für den Herrn brennt, bestehen bleibt. Das Ziel ist, Jesus zu schauen und ewig bei Ihm zu sein.

3. Der himmlische Auferstehungsleib

Wie wird nach unserem irdischen Tod unser Auferstehungsleib beschaffen sein, wenn der Herr uns auferweckt? Auch darüber gibt uns die Bibel Auskunft. Der Herr Jesus selbst hatte einen Auferstehungsleib, der ganz anders beschaffen war als Sein irdischer Leib. Aus den Auferstehungsberichten geht hervor, dass Er in diesem Leibe die Naturgesetze durchbrechen konnte. Jesus Christus konnte zum Beispiel einfach im Raum bei den Jüngern erscheinen, ohne eine Tür zu öffnen.

Sein Auferstehungsleib war ganz anders als Sein irdischer Leib – und doch konnten die Jünger den Herrn an Seinen Nägelmalen und an Seinen Worten und Taten erkennen. So ist diese Auferstehung eine leibliche Auferstehung. Jesus hat ja auch in diesem Leibe bei den Jüngern Fisch gegessen. Als die Jünger Angst hatten, sie sähen einen Geist, sagte Jesus: Ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen und forderte sie auf, Ihn anzufassen, um sich davon zu überzeugen (Lukas 24, 39 ff.). Der ungläubige Thomas durfte Jesus berühren, seine Hände in Jesu Nägelmale legen und rief schließlich überwältigt aus: Mein Herr und mein Gott! (Johannes 20, 27 f.). Dieser Ausruf, den Jesus unwidersprochen so angenommen hatte, ist auch ein Beweis für Jesu Gottheit!

Betrachten wir nun die Verse 1. Korinther 15, 40 – 44: Es gibt himmlische Körper und irdische Körper. Aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen. Einen anderen Glanz hat die Sonne, einen anderen Glanz hat der Mond, einen anderen Glanz haben die Sterne, denn ein Stern übertrifft den anderen an Glanz. So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät (ausgesät, wie beim Ackerbau) verweslich und es wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.

Betrachten wir noch einmal den Vergleich zwischen irdischem und himmlischem Leib: Der irdische Leib hat das Kennzeichen der Verweslichkeit. Unsere äußere „Hülle“, wenn man es einmal so sagen will, unser Fleisch, hat keinen Bestand. Es verwest im Grab, die Knochen bleiben noch etwas länger erhalten, und verwittern dann aber auch. Und doch hat Gott auch unseren irdischen Leib wunderbar geschaffen. Ohne ihn  könnten wir uns auf der Erde gar nicht bewegen und begegnen. Betrachten wir die Wunderwerke wie z. B. unser Herz oder unser Gehirn, dann können wir nur staunen. Und doch wird dieser irdische Leib verwesen, vergehen, doch der himmlische Leib wird ewig bleiben.

Über das Wesen der Auferstehung wird ja viel diskutiert. Gemäß verschiedenen biblischen Aussagen gibt es nach unserem irdischen Tode zuerst einen Zwischenzustand, in welchem der Mensch auf den Jüngsten Tag wartet, nach welchem er dann mit dem himmlischen Leib überkleidet wird. Viele Ausleger sind der Meinung, dass wir gleich nach dem irdischen Tode mit einem himmlischen Leib überkleidet werden. Wenn wir aber z.B. die Begebenheit des reichen Mannes und des armen Lazarus in Lukas 16 betrachten, so sehen wir, dass hier deutlich von einem Zwischenzustand mit einer nicht näher definierten Daseinsform die Rede ist. Der reiche Mann leidet Schmerz und möchte seine noch auf der Erde lebenden Brüder warnen. Die Begebenheit hat sich also zeitlich vor dem Jüngsten Tage zugetragen, auf den beide, Lazarus und der reiche Mann noch warten. Die Begebenheit ereignete sich also noch in der Heilsgeschichte. Sie ist auch kein Gleichnis, wie immer wieder behauptet wird, da ein Eigenname (Lazarus) darin genannt wird, was in Gleichnissen nie vorkommt. Vielmehr erzählt Jesus hier eine Tatsache aus der jenseitigen Welt, in welche er als Gottes Sohn Einblick hat.

Vieles zu unserem Thema bleibt geheimnisvoll und schwer verständlich, aber es gibt in der Heiligen Schrift doch immerhin Andeutungen hierzu. Eine davon ist, dass unser Herrlichkeitsleib nicht verwest, er wird nicht verfaulen im Grab, sondern ewig bestehen.

Der irdische Leib ist ein Leib der Unehre, der himmlische Leib ein Leib der Herrlichkeit. Keine Flecken und Runzeln werden an ihm sein, kein Schmutz – auch keine Verdauungsvorgänge wie im Irdischen. Martin Luther hat einmal den Satz geprägt: „Ich bin nichts als ein stinkender, verfaulender Madensack.“ Mit dieser derben Sprache hat er seine irdische Vergänglichkeit bezeichnet. Der Auferstehungsleib hingegen wird herrlich sein.

Der irdische Leib ist ein Leib in der Schwachheit und der himmlische Leib ein Leib in der Kraft. Gemeint ist die Kraft Gottes, die darin unmittelbar wirkt. Ich beziehe mich hier natürlich auf den Leib der erlösten Menschen. Die Unerlösten werden auch weiterleben – und zwar in der Feuerhölle, der Gehenna, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht (Markus 9, 47 f.). Die Realität der ewigen Verdammnis ist sehr ernst zu nehmen. Im Gegensatz zur Liberalen Theologie und verschiedenen Sekten lehren wir kein Evangelium ohne Gesetz, keine Erlösung ohne Gericht und keinen Himmel ohne Hölle. Nein, im Gegenteil: Im Gegenüber zur schrecklichen Realität der ewigen Feuerhölle erstrahlt der Himmel Gottes erst recht in seinem unvergleichlichen Glanz! Wir dürfen und wir müssen zu Jesus kommen, wenn wir die himmlische Herrlichkeit einmal erleben wollen.

In dem himmlischen Leib wirkt die Kraft Gottes und er ist ein geistlicher, ein himmlischer Leib, aber doch auch ein Leib. Wir sind nicht nur Geist, wenn wir leiblich auferstehen, sondern haben Struktur – eben einen Leib. In diesem werden wir uns auch wiedererkennen. Es ist ein Leib ohne irdische Mängel und Begrenzungen, ohne unsere irdische Schwachheit. In dieser Vollendung tritt dann die Gottebenbildlichkeit, die wir in der Verbindung mit Jesus Christus haben, noch deutlicher hervor.

Hier möchte ich dringend vor jedem angeblichen „Kontakt“ mit Toten warnen. In 5 Mose 18, 9 ff. wird vor sämtlichen okkulten Praktiken (z.B. vor Astrologie, Magie, Zauberei, Wahrsagerei, Hellseherei, Spiritismus etc.) gewarnt, besonders auch vor Praktiken, die mit dem Totenreich zusammenhängen: Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, geben wird so sollst du nicht lernen die Gräuel (Abscheulichkeiten) dieser Völker zu tun. Dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer laufen läßt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt, oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei (Astrologie) vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem HERRN ein Gräuel. Wer dies tut, kann nicht zu Gott kommen, denn diese Dinge sind schwere Sünden vor Gott.

In Bezug auf den Ewigkeitsleib betrachten wir noch 1. Korinther 15, 54 – 57: Wenn aber dies Verwesliche (dieser irdische, vergängliche Leib) die Unverweslichkeit anziehen wird, und wenn dieses Sterbliche die Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, Der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.

So sind Tod, Hölle und Sünde durch Jesus Christus besiegt. Diese schrecklichen Zustände wird es in der Herrlichkeit für die Gläubigen nicht mehr geben. Ein Grund zu großer Freude!

In seinem Büchlein „Wie wird es im Himmel sein?“ führt William MacDonald Folgendes in Bezug auf den Herrlichkeitsleib der Gläubigen aus:

„Wir werden dort einen solchen Herrlichkeitsleib haben, wie ihn der Erlöser als Auferstandener hatte. Dieser Leib wird weder Flecken, Runzeln, Muttermale noch etwas dergleichen an sich haben. Kein Zeichen des Alterns, kein Gebrechen, nichts dergleichen wird zu ihm passen. Nur nie verblühende ewige Jugend, unermüdliche Frische von Gefühlen, die niemals abnehmen werden. Die Gemeinde wird dann heilig und untadelig sein. (Wie sehr freuen wir uns darauf, wenn es auch in der Gemeinde einst keine Spaltungen und Irrlehren mehr gibt!). Am Ende werden wir geheiligt sein. Unreine Gedanken, gemischte Gefühle und sündige Handlungen werden der Vergangenheit angehören. Nie mehr werden wir das Herz Christi durch unsere Tendenz zu Fehltritten bekümmern. Der Egoismus (auch eine große Not!) wird augenblicklich verschwunden sein. Unser Körper wird nicht mehr an Krankheiten zu leiden haben. Er wird nie mehr mit Bazillen, Viren, Infekten, bösartigen Geschwüren oder Herzkrankheiten zu kämpfen haben. Nie mehr Tabletten, Antibiotika, Röntgenstrahlen, intravenöse Injektionen, lebensverlängernde Behandlungen usw. Krankenhäuser braucht man nicht, Ärzte und Krankenschwestern werden überflüssig sein. Leiden werden der Vergangenheit angehören. Knochenbrüche, Arthritis, alles Ach und Weh wird nur noch in der Erinnerung existieren. Sorgen werden unbekannt sein. Es wird keine gebrochenen Herzen mehr geben. Der Erlöser wird alle Tränen abwischen.“

Dies ist die wunderbare Hoffnung, die wir schon heute aus dem Worte Gottes schöpfen dürfen.

5. Einblicke in den Himmel (insbesondere in der Johannesoffenbarung)

Einblicke in den Himmel wollen wir nicht aus Neugier, sondern in aller Kindlichkeit aus Vorfreude tun. Zu diesem Thema gibt es in der Bibel mancherlei Hinweise auch im Alten Testament, z.B. in 1. Mose 1, Hiob 1, in etlichen Psalmen, bei den Propheten, z. B. bei Jesaja im Kapitel 65 oder in Daniel 7, aber ich möchte mich nun auf die Johannesoffenbarung (die Offenbarung Jesu Christi an den Apostel Johannes) konzentrieren. Hierzu lesen wir zunächst Auszüge aus dem vierten Kapitel jenes Buches und dann aus weiteren Kapiteln. Nach den sieben Sendschreiben kommt im vierten Kapitel die großartige Szenerie zum Tragen, in welcher wir einen Einblick in den Himmel erhalten. Die Überschrift dazu lautet in der Lutherbibel: „Vor dem Thron Gottes“.

Offenbarung 4:
Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel. Und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf! Ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. Alsbald kam der Geist über mich und siehe, ein Thron war gesetzt im Himmel und auf dem Thron saß einer. Und der da saß, war anzusehen gleich wie der Stein Jaspis und Sarder und ein Regenbogen war um den Thron, anzusehen gleich wie ein Smaragd. – Der auf dem Thron sitzt, ist Gott der Vater. Gott wird hier mit Edelsteinen verglichen, ein Bild für seine Reinheit und Schönheit. Gott selber ist für keinen Menschen zu sehen, aber Johannes erhält hier eine Schau von Gottes Herrlichkeit. Der Regenbogen, das Zeichen des Bundes mit Noah, steht dafür, dass die Menschen wieder zu Gott kommen dürfen, dass Gott gnädig ist.

Und um den Thron waren 24 Throne. Und auf den Thronen saßen 24 Älteste mit weißen Kleidern angetan und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen. – Zu dieser Stelle wird viel gemutmaßt. Wenn ich Erläuterungen – nach bestem Wissen und Gewissen – dazu gebe, so müssen auch diese anhand der Heiligen Schrift nachgeprüft werden. Wir haben hier, das darf man nie vergessen, Einblicke, die geheimnisvoll sind. Hier sind 24 Älteste genannt. 24 ist zweimal 12. Die Zahl 12 spielt in der Bibel und besonders in der Offenbarung eine große Rolle. Die Zahl 12 steht für die Vollkommenheit. Die 24 Ältesten setzen sich zusammen aus den 12 Repräsentanten der zwölf Stämme Israels (Juda, Benjamin usw.) und den 12 Aposteln des neuen Bundes (Johannes, Matthäus usw.). Diese sitzen nun auf Thronen im engsten Kreis um Gott, welcher in der Mitte ist. Gott ist im Zentrum. Niemals nehmen Menschen den Platz Gottes ein, aber die 24 Ältesten sind gewürdigt, ganz nahe bei Gott zu sein. Die weißen Kleider drücken die Reinheit aus, welche erworben wurde durch das Blut des Lammes Jesus Christus. In Gottes Gegenwart und Licht können nur gereinigte Menschen sein. Die goldenen Kronen auf ihren Häuptern sind die Kronen der Überwinder, die durch Anfechtungen, Leid, Verfolgung und Prüfung gegangen sind. Es sind die, welche überwunden haben durch des Lammes Blut.

Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner. – Diese Ereignisse – Blitze, Stimmen und Donner – begleiten oft die gewaltigen Gotteserscheinungen, so auch schon am Berg Sinai im Alten Testament (2. Mose 19). Sie bekunden Gottes Gegenwart. Schon ein Gewitter ist ein gewaltiges Erlebnis. Vor dem Thron Gottes wird dieses unübertrefflich sein. Diese Erscheinungen stehen sicherlich auch mit dem Gerichtshandeln Gottes in der Offenbarung in engem Zusammenhang. Gott kündigt bereits hier Sein Gericht über die Sünde, über das Böse, über die antichristlichen Mächte der Endzeit (Offb 13 und 17 f.) an.

Und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron, welche sind die sieben Geister Gottes. – Hier begegnet uns die Vollzahl sieben. Auch sie symbolisiert wie die Zwölf Vollkommenheit. Die Sechs hingegen ist die Zahl des Menschen. So ist 666 die gesteigerte Zahl des anmaßenden Menschen und so auch die Zahl des Antichristen (Offb 13,18). Sechs, das ist sieben minus eins: der Mensch ohne Gott! Möglicherweise stehen die sieben Geister für Engelwesen oder als Ausprägung der Wirkungen des Heiligen Geistes.

Und vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall… – Im Tempel im Alten Bund gab es ein gläsernes Meer. Dies war ein Becken, mit Wasser gefüllt zum Zwecke der Reinigung. Wer zu Gott tritt, der muß erst gereinigt sein. Um vor Gottes Thron zu treten, muß man erst durch dieses Meer der Reinigung schreiten. Auch der Kristall symbolisiert diese Reinheit.

… und mitten am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten voll Augen vorne und hinten. – Bereits der Prophet Hesekiel im Alten Bund schaute vier Gestalten um Gottes Thron, welche allerdings je vier Gesichter haben (Hesekiel 1). Es sind Wesen, die in unmittelbarer Nähe Gottes sein dürfen. Hesekiel beschreibt sie folgendermaßen: Die erste Gestalt war gleich einem Löwen, die zweite gleich einem Stier, die dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. In der Kirchengeschichte hat man diese Stelle immer wieder symbolisch auf die vier Evangelisten bezogen, da sie den Herrn Jesus von vier verschiedenen Aspekten her verherrlicht haben. So wurde der Löwe Matthäus, der Stier Markus, der Mensch Lukas und der Adler Johannes zugeordnet. Aber sicherlich handelt es sich vom ursprünglichen Textzusammenhang her um Engelwesen.

Und eine jegliche der vier Gestalten hatte sechs Flügel und sie waren außen herum und inwendig voll Augen und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der HERR, der Allmächtige, Der da war und Der da ist, und Der da kommt. – Gott selbst spricht ja in 2. Mose 3 bei der Offenbarung am Dornbusch zu Mose: Ich bin, Der Ich bin; Ich werde sein, Der Ich sein werde. Der da ist, Der da war und Der da kommt: Gott ist allumfassend in Raum und Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit, A und O, Anfang und Ende; unbegreiflich groß. Er hat das Universum geschaffen. Es gibt unzählbare Galaxien. Schon unser Sonnensystem ist für uns überwältigend an Ausdehnung und Schönheit, und die Lichtpunkte, die wir nachts sehen, sind – bis auf die Planeten unseres Sonnensystems – Sterne von anderen Galaxien. Und unendlich majestätischer und unfaßbarer ist der Schöpfer der Welt!

Heilig, heilig, heilig ist Gott, der HERR: Dreimal heilig! Hier begegnet uns auch ein Hinweis auf die Dreieinigkeit: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Und wenn die Gestalten gaben Preis und Ehre und Dank Dem, Der da auf dem Thron saß, Der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, fielen die 24 Ältesten nieder vor Dem, Der auf dem Thron saß und beteten Den an, Der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit und legten ihre Kronen nieder vor dem Thron und sprachen: Herr unser Gott, Du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft. Denn Du hast alle Dinge geschaffen und durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. – Die Ältesten ehren Gott und nicht sich selbst, obgleich sie auch auf Thronen sitzen. Es sind Könige, die den höchsten König, den König aller Könige, ehren, die allen Ruhm an Ihn allein weitergeben. Die vier Gestalten preisen Gott, und die Ältesten fallen nieder. Ihre Throne stehen unter Gott und sie legen ihre Kronen Gott zu Füßen.

Welcher König auf Erden legt seine Krone vor einem anderen König nieder? In der Menschheitsgeschichte ist mir da kein Beispiel bekannt. Aber diese gekrönten Überwinder legen vor Gottes Thron ihre Kronen ab und sprechen das Lobpreisgebet: Du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Macht. Und warum?: Du hast alles geschaffen! Die Anbeter und uns! Kein Geschöpf hat sich selbst erschaffen. Durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. Das heißt: durch den Willen Gottes werden sie bis heute erhalten. Der Schöpfer ist auch der Erhalter allen Seins.

Und nun kommen wir zu der bewegendsten Stelle: Das Lamm allein ist würdig, die Siegel zu öffnen! Der Thronstaat Gottes ist nämlich nicht leer, er ist voller begnadeter Wesen. Und nun tritt ein Lamm auf. Es ist unscheinbar und steht da wie geschlachtet.

Offenbarung 5:
Und ich sah: Mitten zwischen den Thronen und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. Und Es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand Dessen, Der auf dem Thron saß. Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und 24 Ältesten nieder vor dem Lamm und ein jeglicher hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel, denn Du bist erwürgt und hast mit Deinem Blut für Gott erkauft Menschen aus allen Geschlechtern und Sprachen und Völkern und Nationen und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht und sie werden herrschen auf Erden.

Dieses Lamm kann niemand anderes sein als unser Herr und Heiland Jesus Christus. ER ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Gottes Lamm, wie schon Johannes, der Täufer von Jesus bezeugte, das sich für uns als Sühnopfer für unser Sünden gab. ER selbst war unschuldig und ging für uns an das Kreuz. Das Lamm gilt unter den Tieren als das geduldigste und wehrloseste Tier. Er wehrt sich nicht und schreit nicht, wenn es zur Schlachtbank geführt wird. Es vergießt lediglich Tränen. Genau so handelte Jesus Christus auf dem Weg nach Golgatha. In Gethsemane ergab Er Seinen Willen als Sohn in den Willen Gottes des Vaters. Seine Seele war betrübt bis in den Tod und Sein Schweiß rann wie Blutstropfen, aber um unserer Rettung und Seligkeit willen widerstrebte er dem Leidensweg nicht.

Lamm ist in Offenbarung 5 also eine Bezeichnung für den Sohn Gottes, obgleich ER im selben Kapitel auch als der Löwe von Juda bezeichnet wird. Durch Sein Opfer auf Golgatha hat Er die Vollmacht, das Buch mit den sieben Siegeln, den Gerichtssiegeln zu öffnen. Dieses zarte, wehrlos scheinende Lamm leitet die Gerichte über die Welt ein, die Es abgelehnt hat.

Wie wird dieses Lamm beschrieben? Es hat sieben Hörner. Diese Hörner sind Symbole Seiner Macht. Die sieben Augen sind Symbole Seiner Weisheit, Seines Allwissens, Seiner Allgegenwart. Die sieben Geister sind ein Ausdruck für den Heiligen Geist, den Jesus Christus denen schenkt, die Ihn aufnehmen. Geschlachtet wurde Jesus Christus, Gottes Lamm am Kreuz von Golgatha für die Sünde der Welt.

Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, Der auf dem Thron saß. Dies macht deutlich, dass Jesus Christus zur rechten Hand (zur Rechten) Gottes des Vaters sitzt, was Seinen Stand, Seine Gerechtigkeit und Heiligkeit ausdrückt. Gott, der Vater, wird hier symbolisch als Person dargestellt mit Händen und Füßen. Und als das Lamm das Buch nahm, fielen alle anderen Wesen anbetend nieder, nicht nur vor Gott, dem Vater, sondern auch vor dem Lamm.

Dann wird ein Lied angestimmt. Im Himmel wird auch Musik sein, welche allerdings unsere Vorstellungen übersteigt. Die Harfe wird als Instrument im Himmel immer wieder genannt. Die Nennung der Schalen voll Räucherwerk kann uns hier auf der Erde sehr trösten und ermutigen: Sie sind die Gebete der Heiligen. Heilig ist jeder, der zu Jesus Christus gehört, der ausgesondert ist für den HERRN.

Und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel. Allein Jesus Christus ist würdig, dies zu tun. Denn von Ihm ist gesagt: Du bist erwürgt und hast mit Deinem Blut für Gott erkauft Menschen aus allen Geschlechtern und Sprachen und Völkern und Nationen. Jesus Christus hat stellvertretend für uns den Sühnetod auf sich genommen. Durch Sein Opfer hat ER diese Würde vom Vater verliehen bekommen.

Hier kommt auch die Weltmission zur Vollendung: Aus Menschen in aller Welt setzt sich die Gemeinde im Himmel zusammen. Auch dies ist ein Geheimnis. Im Kapitel 6 in der Offenbarung wird auch noch einmal die unzählbar große Schar von Erlösten genannt. Es ist daher wichtig, dass alle Menschen auf der Erde das Evangelium hören. Aus diesem Grunde sind die Bibelübersetzungen so bedeutend, damit wirklich alle Sprachen erreicht werden.

Und Du hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht und sie werden herrschen auf Erden. Dies ist unsere höchste Bestimmung: in der herrlichen Vollendung Priester und Könige Gottes sein zu dürfen.

Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Gestalten und um die Ältesten her und ihre Zahl war viel tausend mal tausend (nun schaut Johannes die Engelwelt in einer gewaltigen Zahl) … und sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, Der auf dem Thron sitzt und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und die vier Gestalten sprachen: Amen. Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.

Hier lesen wir einen wunderbaren Lobpreis, welcher in der Musikgeschichte bis in die Gegenwart vielfach vertont wurde. Man hat versucht, mit menschlichen Melodien diesen himmlischen Lobpreis wiederzugeben. Das Lamm ist würdig!. Es gibt einfache und auch vielstimmige Vertonungen. Im Himmel in der Vollendung dürfen wir dann diesen Hymnus mit der großen Schar vor dem Thron Gottes singen.

Auch in Philipper 2 steht zu lesen, dass alle Kreatur ihre Knie beugen wird vor dem Herrn und bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. Viele, die es zu Lebzeiten versäumt haben, werden ihre Knie beugen müssen. Sie sind dann verloren, aber sie werden sehen, was sie versäumt haben, nämlich sich zu Jesus Christus zu bekehren, zu Ihm zu kommen und Ihn als ihren Heiland anzunehmen. Möge jeder, der dies liest, diese Entscheidung bei Lebzeiten treffen und sie nicht hinausschieben. Heute, wenn ihr Seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht! So mahnt uns Gottes Wort (Hebräer 3,15). Wir wissen nicht, wann der Herr uns abruft und wann unser letzter Tag anbricht.

Im Buch der Offenbarung sind viele solcher Lieder überliefert. So findet sich in Offenbarung 1, 6 f. der Hymnus: Dem Der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch Sein Blut und uns gemacht hat zu Königen und Priestern vor Gott, Seinem Vater. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.  

In Offenbarung 4, 8 ertönt der Lobpreis: Heilig, Heilig, Heilig Herr, Gott, Allmächtiger, Der da war und Der da ist und Der da kommt.

In Offenbarung 7 und 15 erklingen weitere Hymnen. Dabei wird übrigens deutlich, dass nicht nur Gott, der Vater, angebetet wird, sondern auch der Sohn, das Lamm. Manche Sekten behaupten, man dürfe nur den Vater und nicht den Sohn anbeten. Aber dies ist nicht wahr. Schon im Johannesevangelium sagt Jesus Christus: Was ihr den Vater bittet und zugleich: Was ihr Mich bittet … (Johannes 14, 13 f.). Also wir dürfen auch zu dem Sohn beten, zu dem Herrn Jesus Christus. Er ist der einzige Mittler zum Vater, der Sohn Gottes, wie es im 1. Timotheusbrief Kapitel 2 Vers 5 zu lesen steht. Kein Mensch, sondern nur Er allein ist der Mittler, wahrer Mensch und wahrer Gott.

Offenbarung 7
In Offenbarung 7 ist von 144.000 Menschen die Rede, die versiegelt werden aus den Stämmen Israels. Diese Stelle betrifft meiner Ansicht nach tatsächlich Israel, da die Stämme sogar namentlich aufgezählt werden. Man kann diese Stelle daher schlecht auf die Gemeinde anwenden oder geistlich umdeuten, wie es verschiedene Ausleger getan haben und tun. Ab Offenbarung 7, 9ff sind dann die Heiden-Nationen (im Unterschied zum nationalen Israel) genannt:

Danach sah ich und siehe, eine große Schar, welche niemand zählen konnte aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen, die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen und riefen mit großer Stimme und sprachen: Das Heil ist bei Dem, Der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und dem Lamm! Und alle Engel standen um den Thron und um die Ältesten und die vier Gestalten und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Und es hob der Ältesten einer an und sprach zu mir: Wer sind diese mit den weißen Kleidern angetan und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind’s, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel und Der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten. Es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgendeine Hitze, denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu dem lebendigen Wasserbrunnen und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.

Hier wird die Brautgemeinde nach ihrer Entrückung aus der Trübsal beschrieben. Sie ist gereinigt durch das Blut des Lammes und mit weißen Kleidern angetan. Sie steht vor dem Thron Gottes, und dies wird ein Gottesdienst sein ohne Mühsal und ohne Murren, sondern in Freudigkeit. Es wird nicht langweilig sein im Himmel, sondern viel Positives zu tun geben. Die Brautgemeinde wird Gott Tag und Nacht in Seinem Tempel dienen. Und es wird nichts Schöneres für uns geben als dieses. Dienen wird ja oft negativ aufgefaßt, aber der Gottesdienst beim HERRN erfüllt den Menschen.

Und Der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Was wird denen alles geschenkt, über denen Gott wohnt, den Überwindern, zu denen hoffentlich auch wir gehören: Es wird keinen Hunger und keinen Durst mehr geben, wenngleich es offen bleiben muß, ob es in der Ewigkeit noch Essen und Trinken gibt. Es ist in der Bibel vom großen Hochzeitsmahl die Rede. Es könnte auch im Himmel Früchte geben, wenngleich uns gewiß nicht irdischer Hunger und Durst quälen wird. Auch die Hitze der Sonne wird es nicht mehr geben. Denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen. Hier ist von den lebendigen Wasserbrunnen die Rede. Man mag dies bildhaft oder wörtlich verstehen, jede Art Durst, auch der der Seele wird gestillt werden. Gott wird unsere Bedürfnisse in einer guten Weise stillen, so dass es uns an nichts mangeln wird. Das Lamm Gottes, das für unsere Erlösung alles getan hat, wird uns weiden.

Auch wird es verschiedene Kronen geben. Im Anschluß an William Mc Donald zählen wir fünf verschiedene Kronen auf:

1. Die Krone der Freude. Es ist die Freude darüber, dass man in Treue Seelen gewonnen hat für den Herrn (1.Thessalonicher 2, 9). Die Bibel spricht diesbezüglich vom Preisgericht, in welchem die Werke der Gläubigen als Gold, Silber oder Heu und Stoppeln beurteilt werden. Das Preisgericht im Gegensatz zum Weltgericht beurteilt die Gläubigen, die nicht mehr verdammt, aber beurteilt werden.
2.     Die Krone der Gerechtigkeit für alle, die Jesu Erscheinen lieb gewonnen haben (2. Timotheus 4, 8).
3.     Die Krone des Lebens für erduldete Versuchungen (Jakobus 1, 12): Selig ist der Mann (der Mensch), der die Anfechtung überwindet.
4.     Dann erwähnt der Apostel Petrus im 1. Petrusbrief Kapitel 5 die Krone der Herrlichkeit für treue Hirten, die die Schafe Christi treu geweidet haben. Dies gilt auch für die Ältesten, die ihr Amt in einer guten und verantwortlichen Weise wahrgenommen haben.
5.     Eine besondere Krone für Märtyrer, für Blutzeugen, die treu waren bis in den Tod (Offenbarung 2, 10): Sei getreu bis an den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben. Vorher spricht der Herr vom Leiden, vom Gefängnis, das manche Gläubige erdulden müssen.

Diese Kronen sind Siegeskränze, Freudenkränze, die der Herr für uns bereithält.

Nun kommen wir zu dem Ausblick auf die völlige Vollendung, die in wunderbaren Worten vom Apostel Johannes in Offenbarung 21 beschrieben wird:

Offenbarung 21
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde vergingen und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet wie eine geschmückte Braut ihrem Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen und sie werden Sein Volk sein und Er Selbst Gott wird mit ihnen sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Denn das erste ist vergangen. Und Der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, Ich mache alles neu. Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss.

Hier ist von einem neuen Himmel und einer neuen Erde die Rede. Das bedeutet: Die jetzige Schöpfung wird völlig abgebrochen werden. Es wird nicht an sie angeknüpft, sondern sie wird völlig neu geschaffen werden. Siehe Ich mache alles neu!, spricht der HERR.

Sekten wie die Zeugen Jehovas sind ja der Ansicht, dass die Erde nur ein bisschen gereinigt wird. Nach der Schlacht von nach Harmagedon würden die meisten Menschen dann auf der gereinigten Erde leben. Nur einige Mitglieder ihrer eigenen Gruppierung (die fälschlich mit den 144.000 in Verbindung gebracht werden) würden mit Christus im Himmel regieren. Hierbei handelt es sich jedoch um eine völlige Verdrehung der biblischen Wahrheit. (Ausführlich habe ich dies in meinem umfangreichen Buch über die Zeugen Jehovas ausgeführt.) In 2. Petrus 3 steht demgegenüber deutlich zu lesen, dass die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Gott wird Himmel und Erde völlig neu erschaffen.

Denn der erste Himmel und die erste Erde vergingen, und das Meer ist nicht mehr. Wenn wir an das Tier aus dem Meer (Offenbarung 13) denken, den Antichristen, so kann hier mit dem Wort „Meer“ auch das Völkermeer gemeint sein, aus welchem die gottfeindlichen Mächte gekommen sind. Auch dieses wird es nicht mehr geben. Das Meer hat ja auch etwas Bedrohliches an sich, so kann man z. B. im Meer ertrinken. Nun aber sind Gottes Gerichte sowohl über die Welt wie auch über die gottfeindlichen Mächte vollzogen: Der Antichrist, der Teufel, der falsche Prophet, die Ungläubigen sind im Feuersee, in der Feuerhölle.
Schließlich erfolgt die Neuerschaffung des Kosmos: Der neue Himmel und die neue Erde, wobei die neue Erde aus dem Himmel, von oben, kommt. Man kann hier am besten von einem neuen Gesamtkosmos sprechen. Die neue Erde ist eine neue und keine erneuerte Erde, und auch das himmlische Jerusalem ist eine völlig neu erschaffene himmlische Stadt, die sich aus dem Reich Gottes herabsenkt.
Dies ist der Unterschied zum Turmbau von Babel in 1. Mose 11: Da wollten die Menschen einen Turm bauen, der bis zum Himmel reicht, nämlich von unten nach oben Dieses Streben von unten nach oben kennzeichnet das Wesen jeder Religion und ist das eigentliche Wesen der Sünde. Der christliche Glaube ist daher keine Religion, sondern Erleben der Gnade Gottes, die uns von oben her – von Gott – durch die geistliche Wiedergeburt erfasst (Johannes 3).

Ebenso wie das Gnadengeschenk von oben, so schickt Gott Sein neues Jerusalem von oben nach unten zu den Menschen. Dies ist das Wesen der Gnade, das Wesen Gottes: Nicht der Mensch erarbeitet sich das Reich Gottes, sondern Gott streckt Sich aus Liebe nach dem Menschen aus und sendet Sein neues Jerusalem.

Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet wie eine geschmückte Braut ihrem Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!
Wenn wir das Wort „Hütte“ hören, denken wir an die Stiftshütte im Alten Testament, die Gegenwart Gottes bei Seinem Volk! Nun ist Gottes Gegenwart ganz nah und direkt unter den Menschen! Gott wohnt nun direkt bei Seinem Volk in der Vollendung und Sein Volk darf direkt in Seiner Gegenwart sein. Und Er wird bei ihnen wohnen und sie werden Sein Volk sein und Er selbst Gott wird mit ihnen sein.
Und was tut der Herr, der liebende Gott? Er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn das erste ist vergangen. Alle Schwachheit, alle Vergänglichkeit, die dieser Schöpfung angehaftet hat, wird hinweggenommen sein. Ein herrlicher Ausblick! Ich mache alles neu, spricht der Herr.

Diese Offenbarung richtet sich auch gegen alle Ideologien der Weltverbesserung, die auf dieser vergänglichen Erde das Weltfriedensreich gründen wollen. Diese Idee entspringt dem Geist des Antichristen. So gibt es große Bestrebungen, schon heute und hier auf dieser Erde ein perfektes Friedensreich aufzubauen, was das Zusammenrücken der Menschheit zeigt. Dieses Einheitsreich wird auch eine Zeitlang halten, dann aber wird das Verderben über es kommen. Dieses Reich ist natürlich nicht das Reich Gottes, sondern dessen antichristliche Vorwegnahme. Dieses Geschehen zeichnet sich ab. Die Staaten rücken immer enger zusammen und werden eine Weltregierung einsetzen, eine Weltpolizei, einen Weltgerichtshof … Es ist die antichristliche Nachäffung dessen, was Gott hier in der Offenbarung verheißen hat.
Aber es gilt: Allein Gott der HERR macht alles neu – und nicht die Menschen aus ihrer eigenen Kraft heraus. Selbstverständlich sollen wir uns als Christen auch für den Frieden einsetzen, aber nicht in der übersteigerten Erwartung, ein einheitliches Weltfriedensreich aus eigener menschlicher Kraft zu erschaffen – dies wäre nur der neue Turmbau zu Babel, und der wird schließlich scheitern.

Und Er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird es alles ererben und Ich werde sein Gott sein und er wird Mein Sohn sein.
A und O – das sind der Anfangs- und der Endbuchstabe des griechischen Alphabets: Alpha und Omega. Anfang und Ende ist Gott und Jesus Christus, der Anfänger und Vollender des Glaubens und auch des Weltalls.

Das Wasser, das kostbare Lebenswasser, bekommt der Mensch, der es begehrt, umsonst, aus Gnade geschenkt. Es ist teuer erworben durch das Blut Jesu Christi, aber nur aus Gnaden erhältlich. Der Mensch kann dafür nichts geben, er kann es nur aus Gottes liebenden Händen empfangen. Wer überwindet, wird erben: Das heißt auch, wer sich nicht das Malzeichen des Tieres (666) aufprägen läßt, wer Jesus die Treue hält inmitten der Verfolgung und Bedrängnis durch den Antichristen und seine Vorläufer, besonders in der Zeit der großen Trübsal, aber auch während der ganzen Kirchengeschichte. Die Erben sind dann für immer Söhne bzw. Kinder Gottes.

Nun kommt eine Warnung in Vers 8: Der feigen Verleugner aber und Ungläubigen und Frevler und Totschläger und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.

Hier sind diejenigen geschildert, die nicht im Reich Gottes, im Himmel sein werden, sondern in der Feuerhölle. Und wer sind diese?: Die feigen Verleugner, die sich nicht zu Jesus Christus bekannt haben. Der Herr sagt: Wer nun Mich bekennt vor den Menschen, den will Ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer Mich aber verleugnet vor den Menschen, den will auch ich verleugnen vor meinem himmlischen Vater (Matthäus 10, 32 +33). Dies ist ein sehr hartes Wort, das uns vielleicht auch schockiert. Wir sollen aber wirklich nicht die Menschen fürchten, die nur den Leib töten können, sondern Gott in einer guten Weise fürchten, so dass wir uns ohne Menschenfurcht zu Ihm bekennen und Jesus Christus verkündigen.

Eine gute Möglichkeit, sich zum Herrn zu bekennen, ist das Verteilen von Traktaten. Die Nachteile, die wir durch dieses Bekennen vielleicht in Kauf nehmen müssen, sind nichts im Vergleich zur ewigen Verdammnis. Die feigen Verleugner werden nicht im Himmel sein, sondern in der Hölle; ebenso die Ungläubigen, die Jesus Christus abgelehnt haben; die Frevler, die Ihn verspottet und gelästert haben; die Götzendienst getrieben haben; die Totschläger und Mörder – alle die diese Gräuelsünden begangen haben und nicht davon umgekehrt sind. Mit Unzucht ist jede Art sexueller Unzucht gemeint: Ehebruch, Hurerei, sexuelle Perversionen und vieles andere.

Wenn der Mensch aber umkehrt – und dies ist das Wunderbare – dann gibt es für alle diese Sünden Vergebung. Niemand soll verzweifeln, der Böses getan hat und daher denkt, er dürfe nicht in den Himmel. Dafür ist ja der Herr Jesus Christus gestorben, damit wir unsere Schuld beim Ihm abgeben dürfen, denn Er hat sie ja für uns getragen und gesühnt. Dies ist keine billige Gnade, denn sie hat den Sohn Gottes das Leben gekostet. Wir sind erlöst durch das teure Blut Jesu Christi.

Zauberer, Okkultisten kommen auch nicht in den Himmel. Der Okkultismus nimmt ja überhand, und der Teufel, dem die Hölle bereitet ist, versucht noch viele Menschen mit sich ins Verderben zu reißen. Wer sich auf Okkultismus (Wahrsagerei, Pendeln, Horoskope, Tarock etc.) einlässt und verlässt, wird keinen Platz im Himmel haben (vgl. 5. Mose 18, 9 ff.).

Götzendiener sind die Anhänger heidnischer Religionen, auch solche, die sich selber vergotten, oder die irgendwelche Gegenstände statt Gott verehren. Diese werden auch in der Hölle sein.

Lügner, die auch verdammt sind, sind Menschen, die gewohnheitsmäßig ein Lügenleben führen. Auch wir sollten jede Lüge, die uns bewusst ist, unter das Blut Jesu bringen. Lüge ist vielleicht die häufigste Sünde von den genannten.

Der zweite Tod, der auf die Verdammten wartet, folgt dem ersten, dem irdischen Tod und ist die Verdammnis im Feuersee, die ewige Strafe.

Wir kommen nun wieder auf das himmlische Jerusalem zurück und dessen Beschreibung:

Es kam zu mir einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, voll der letzen sieben Plagen und redete mit mir und sprach: Komm ich will dir das Weib zeigen, die Braut des Lammes. Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem hernieder fahren aus dem Himmel von Gott.

Die Beschreibung, die nun folgt, müssen wir eventuell symbolisch verstehen. Sie ist angelehnt an die Bilder irdischer Edelsteine und Mauern, und stellt wiederum auch durch die Vollzahl 12 bzw. 12 x 12 = 144 ein Bild für Vollkommenheit dar. Eine wörtliche Bedeutung möchte ich aber nicht ausschließen:

Sie hatte die Herrlichkeit Gottes und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall.  Und sie hatte eine hohe und große Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren 12 Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel: von Morgen drei Tore, von Mitternacht drei Tore, von Mittag drei Tore, von abends drei Tore. – Dies sind die Tore, die Eingänge in die Stadt, die zwölf Stämme Israels, die Anfänge der Heilsgeschichte. Das Heil kommt von den Juden (Johannes 4,22). Jesus Christus war nach Seiner leiblichen Abstammung (Maria) ein Jude. In der Geschichte Israels wurde Sein Kommen vorbereitet. Er als der Sohn Gottes verkörpert und bringt das Heil.

Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes. So stehen die Tore für den alten Bund und die Grundsteine für den neuen Bund. Jesus Christus ist der Eckstein, der gelegt ist. Die Grundsteine, die zwölf Apostel, sind die, welche die Botschaft, das Evangelium von Jesus Christus in die ganze Welt hinausgetragen haben. Die Tore und die Grundsteine ergeben zusammen wieder 24, in Anlehnung an die 24 Ältesten, von denen wir bereits gehört haben.

Und der mit mir redete, hatte einen Meßstab, ein goldenes Rohr, dass er die Stadt messen sollte und ihre Tore und Mauer. Und die Stadt liegt viereckig und ihre Länge ist so groß wie die Breite (also ein Quadrat) und er maß die Stadt mit dem Rohr auf 12000 Feld Wegs (1200 Stadien = 2200 Km; größer als die Entfernung von Berlin nach Moskau). Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich (Die Stadt ist also ein Würfel und wird in Grafiken z. B. in Heilszeitkarten auch immer so dargestellt. Wieder ein Bild für Vollkommenheit). Und er maß ihre Mauer 144 Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte. Nach modernen Maßen 70 Meter Höhe. Dies ist schwer wörtlich zu nehmen, da die Höhe der Stadt schon mit 2200 Km angegeben worden ist. Diese Angabe ist meiner Ansicht nach ein Bild für eine vollkommene Mauer, durch die nichts Unreines in die Stadt hineinkommen kann.

Nun aber wird die Herrlichkeit dieser Mauer beschrieben: Ihre Mauer war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Golde gleich dem reinen Glase. Also nicht Gold, das undurchsichtig ist, sondern Gold, das rein ist wie Glas, vollkommen rein. Und die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelgestein. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Diese Edelsteine sind eine Wiederholung des Priesterschmucks aus dem alten Testament. Sie sind Symbole für die Reinheit der Priester, der Apostel, die Priester und Könige des Höchsten sind. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen (so herrlich wie eine Perle) und ein jegliches Tor war von einer einzigen Perle und die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie durchscheinendes Glas.

Nun kommt ein neuer Abschnitt, ein neuer Aspekt: Jeder jüdische Zuhörer wird sich fragen, wie es sich in dieser Stadt mit dem Tempel verhält, wo wohl das Allerheiligste, der Tempel ist. In Hesekiel 40-48 ist ja viel von dem Tempel in der zukünftigen Gottesstadt die Rede Dabei ist allerdings anzunehmen, dass der Tempel bei Hesekiel sich auf das Tausendjährige Reich (Offenbarung 20) bezieht, wohingegen diese Stelle in Offenbarung 21 auf die ewige Herrlichkeit nach dem Tausendjährigen Reich Bezug nimmt:

Und ich sah keinen Tempel darin, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm. In dieser vollkommenen Stadt herrscht die vollkommene Gottesgemeinschaft zwischen Gott und den erlösten Menschen, zwischen Gott und Seiner Gemeinde. Hier ist kein Tempel und kein Opfer mehr nötig. In Hebräer 9 steht, dass Jesus Christus ein für allemal das vollkommene Opfer für die Sünde der Welt dargebracht hat, nämlich: Sich Selbst am Kreuz von Golgatha.

Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Die kosmischen Lichtquellen des Weltalls Sonne und Mond sind nun auch überflüssig. In 1. Johannes 1 wird ausgeführt, dass Gott Licht ist, und dieses wunderbare Licht scheint nun den Erlösten.

Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht. Also nicht nur Israel, sondern die Geretteten aus allen Nationen werden nun in die Stadt hinzukommen. Die Tore sind die zwölf Stämme Israels, die Grundsteine die Apostel und die Völker werden nun hinzukommen, da Jesus Christus den Zugang ermöglicht. Er sendet Seine Jünger zu allen Völkern (Matthäus 28,18-20).

Und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. Eine große Pilgerschar wird zu dieser Stadt wandern. So wohnen außerhalb dieser Stadt die Völker, aber sie haben Zutritt zur Stadt.

Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tags, denn da wird keine Nacht sein. So ist in Jesaja 2 die Rede davon, dass die Völker zum Berge Zion pilgern werden, vielleicht schon im Tausendjährigen Reich, aber auch in der ewigen Herrlichkeit.

Und man wird die Pracht und die Herrlichkeit der Völker in sie bringen. Und es wird nicht hineingehen irgendein Unreines und nicht, der da Gräuel tut und Lüge, sondern allein diejenigen, die geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes. Weder aus dem heidnischen Umfeld noch aus dem Judentum wird etwas Unreines in die Stadt hineingehen dürfen, sondern nur wer durch das Blut Jesu gereinigt ist und im Lebensbuch des Lammes steht – die Kinder Gottes. Auch wird es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Heiden geben; man denke an Epheser 2 – der Zaun ist abgebrochen, die Feindschaft ist beendet. Christen aus Juden und Heiden werden in alle Ewigkeit die eine Schar der Überwinder bilden.

Offenbarung 22
Und er zeigte mir einen Strom des lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; auf beiden Seiten des Stromes mitten auf der Gasse ein Baum des Lebens, der trägt zwölfmal Früchte und bringt seine Früchte alle Monate und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. Und es wird nichts mehr unter dem Bann sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird darinnen sein und Seine Knechte werden Ihm dienen und sehen Sein Angesicht und Sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und es wird keine Nacht mehr sein und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott, der Herr wird sie erleuchten und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Nun wird der Lebensstrom erwähnt, der Strom des lebendigen Wassers, klar wie Kristall. Unendlich viel reiner als jedes Wasser, das wir heute kennen. Dieser Strom geht vom Throne Gottes und des Lammes aus. Wir sehen, dass Gott und das Lamm zusammengehören. Jesus Christus hat diese Heilung und Erlösung durch Sein Opfer am Kreuz erst ermöglicht, und Er ist Gott. Jesus Christus sagte: Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen (Johannes 7,38). Die Gläubigen sind mit diesem Wasser (ein Sinnbild für den Heiligen Geist) verbunden und können es hier auf Erden weiterreichen.
Und auf beiden Seiten des Stromes mitten auf der Gasse ein Baum des Lebens. Nun wird uns das Paradies, das vollendete Paradies geschildert. Die Heilsgeschichte, geschildert in der Heiligen Schrift vom Anfang zum Ende, ist abgeschlossen.

Im Paradies am Anfang der Bibel in 1. Mose 3 stehen zwei wichtige Bäume: Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, mit dem der Teufel den Menschen zum Sündenfall verführte, damit der Mensch angeblich wie Gott werden konnte. Dies führte zur Trennung zwischen Gott und dem Menschen. Daher wurde dem Menschen auch der Baum des Lebens verwehrt. Aber nun am Ende der Heilsgeschichte, da die Gläubigen durch das Blut des Lammes gereinigt sind, dürfen sie vom Baum des Lebens essen, nämlich die Frucht der Unsterblichkeit, die Frucht des ewigen Lebens. Dieser Baum bringt die Heilung der Völker und trägt zwölf Mal Früchte im Jahr. Auch hier begegnet uns wieder die Zahl der Vollkommenheit: eine vollkommene Frucht. Die Blätter dienen zur Heilung der Völker.

Und es wird nichts mehr unter dem Bann sein. Das heißt, es wird keinen Fluch mehr geben; keine Schlange, die den Menschen verführt; keinen Tod, keine Krankheit.

Und der Thron Gottes und des Lammes wird darinnen sein und Seine Knechte werden Ihm dienen. Freudigen priesterlichen Dienst wird es für die Erlösten geben am Throne Gottes.

Nun gelangen wir zum Ziel unseres Glaubens: … und sie werden sehen Sein Angesicht … das wunderbare Antlitz Jesu Christi, welcher für uns die Dornenkrone getragen hat und für uns gestorben ist. … und Sein Name wird an ihren Stirnen sein. Die Erlösten werden versiegelt sein mit dem Zeichen Gottes. Sie werden Sein Eigentum, Seine Geliebten Kinder bis in alle Ewigkeit sein. Keiner wird sie aus Gottes Hand mehr reißen können, keine Versuchung, kein Satan, kein Antichrist wird sie mehr angreifen. Endlich sind sie vollendet, endlich an Gottes Thron angekommen, endlich dürfen sie Gott schauen.

Nun ist erfüllt, was Jesus Christus in der Bergpredigt verheißen hat: Selig sind die, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen (Matthäus 5,8).

Die Offenbarung schließt damit, dass die Erlösten mit Gott regieren dürfen, mit Ihm herrschen werden; sie haben eine wunderbare Stellung.

Zusammenfassung und Schluß
Wie wird es im Himmel sein? Können wir etwas darüber sagen? In aller Demut und Vorfreude haben wir einige Kennzeichen der himmlischen Herrlichkeit zusammengestallt:
– Das Ziel lautet, daß wir Gott schauen, ihn lieben und ihm dienen dürfen(Offb 4).
– Als Lohn erwartet uns ewige Seligkeit, Freude und Friede (1. Petr 1,9; Offb 7,16)
– Der Weg zum Himmel führt allein über Jesus Christus, der für uns starb am Kreuz auf Golgatha (Joh 14,4; Apg 4,12; 1. Kor 3,11).
– Als Vorbereitung sollen wir trachten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit; dann wird uns alles andere aus Gnaden zufallen (Mt 6,33).
– Im Himmel wartet auf uns ein Erbe, das nicht vergeht (1. Petr 1,4).
– Wir werden Gott mit allen Engeln loben (Offb 4 f.).
– Wir werden einen neuen himmlischen Körper bekommen, der unverweslich, rein und voller Kraft ist (1. Kor 15,35 ff.).
– Wir werden reingewaschen sein durch das Blut Jesu Christi, des für uns geopferten Lammes, und weiße Kleider tragen (Offb 7,14).
– Hölle, Tod und Teufel können uns nicht mehr anfechten, auch nicht Krankheit und Leid, Hunger und Durst u.ä. (1. Kor 15,55-57; Offb 21,1 ff.).
– Der Himmel ist ein heiliger Ort, in den nichts Unreines hinein kann (Offb 21 f.).
– Feige Verleugner, Ungläubige, Frevler, Mörder, Unzüchtige, Okkultisten, Götzendiener, Lügner und alle anderen Sünder werden keinen Platz im Himmel haben – es sei denn, sie sind zu Jesus Christus umgekehrt und haben für ihre Schandtaten Buße getan (Offb 21,8).
– Für Gläubige aber gilt: Wir werden Könige und Priester Gottes sein (Offb 5,10).
– Wir werden Menschen aus allen Stämmen, Völkern, Sprachen und Nationen vor dem Thron Gottes treffen (Offb 7,8).
– Es wird für die Überwinder verschiedene Kronen geben: die Krone des Lebens für erduldete Versuchung (Jak 1,12), die Krone der Freude für Seelengewinner (1. Thess 2,9), die Krone der Gerechtigkeit für alle, die im Warten auf den HERRn standhaft geblieben sind (2. Tim 4,8) und die Krone der Treue für alle Blutzeugen Jesu Christi (Offb 2,10).
– Das neue Jerusalem, die Stadt aus dem Himmel, wird eine Schönheit und Reinheit besitzen, die mit menschlichen Worten nur angedeutet werden kann: reines Gold, Edelsteine, Perlentore, vollkommene Maße, Gott selbst ist ihr Licht (Offb 21 f.).

Treffend sagte der bekannte Erweckungsprediger Charles Haddon Spurgeon über die himmlische Herrlichkeit: “Die Straßen aus Gold werden uns wenig beeindrucken, und die Harfenklänge der Engel werden uns nur wenig erfreuen im Vergleich zu dem König in der Mitte des Thrones. Er ist es, der unsere Blicke und Gedanken an sich ziehen wird, der unsere Liebe entfachen und all unsere geheiligten Gefühle auf ein Höchstmaß unaufhörlicher Anbetung bringen wird. Wir werden Jesus sehen.”

Und Newton spricht von drei Wundern, wovon eines das größte ist: „Wenn ich in den Himmel komme, werde ich drei Wunder sehen: Das erste Wunder wird sein, viele Menschen zu sehen, die ich dort nicht erwartet habe. Das zweite Wunder wird sein, dass ich viele Menschen dort nicht sehen werde, von denen ich dachte, dass sie dort sein werden. Und das dritte und größte Wunder wird sein, dass ich selbst dort sein werde.“

ICH WERDE DORT SEIN ALLEIN AUS GNADEN – ERLÖST DURCH DAS BLUT DES LAMMES.

Wir beten: Lieber Herr Jesus Christus, wir danken Dir, dass Du uns erkauft hast mit Deinem teuren Blut am Kreuz auf Golgatha und wir danken Dir, dass dies das größte Wunder ist, wenn wir einmal bei Dir sein werden am Thron des Vaters und des Lammes. Schenke, Herr, dass viele es annehmen können im Glauben. Trage uns alle hindurch bis an unser Ende, dass wir Dir treu bleiben auch in antichristlicher Bedrängnis. Segne uns und lass uns Dir immer ähnlicher werden, dass wir Dir dienen dürfen bis zum Sieg In der ewigen himmlischen Herrlichkeit. Amen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Lothar Gassmann
Am Waldsaum 39
D-75175 Pforzheim

E-Mail: LOGASS1@t-online.de

Homepage: www.L-Gassmann.de

www.horst-koch.de
info@horst-koch.de

 

 




Östl. Mystizismus (Dave Hunt)

Dave Hunt

Der Einfluss des fernöstlichen Mystizismus

Im Jahr 1974 untersuchte das Stanford Research Institute eine Studie, wie der Mensch der westlichen Kultur bewusst in einen fernöstlichen Mystiker bzw. einen medial Begabten umgeformt werden kann. Das Projekt wurde von Willis W. Harman geleitet (dem späteren Direktor von Edgar Mitchells »Institut für noetische Wissenschaften«) und trug die Bezeichnung Veränderung von Menschenbildern. Die beteiligten Wissenschaftler glaubten aufrichtig, dass die Hinwendung zum fernöstlichen Mystizismus die einzige Hoffnung für ein Überleben des Menschen sei.

Die Aufgabe, die Öffentlichkeit zum Annehmen dieser neuen Direktive zu überzeugen, fiel einer nahe stehenden Bewunderin von Dr. Harman zu: Marilyn Ferguson. Sie erfüllte ihren Auftrag im Jahr 1980 mit der Veröffentlichung ihres bahnbrechenden Bestsellers Die sanfte Verschwörung. Darin schreibt sie:

Eine gewaltige, erschreckende und unwiderrufliche Verschiebung bricht über uns herein … ein neues Denken, eine Umkehrung des Bewusstseins bei einer bestimmten Anzahl von Personen, ein Netzwerk, das genügend Potenzial aufbringt, um in unserer Kultur eine radikale Veränderung herbeizuführen.

Dieses Netzwerk – die sanfte Verschwörung des Wassermann-Zeitalters – hat bereits Denkungsart, Herzen und Ressourcen einiger unserer fortschrittlichsten Denker erobert, einschließlich Nobelpreisträger, Philosophen, Staatsmänner, Prominenter … die auf eine andere Art von Gesellschaft hinarbeiten … Die [fernöstlich-mystischen] Techniken zur Erweiterung und Transformation des persönlichen Bewusstseins – einst Geheimnis einer Elite – bewirken nunmehr in jeder kulturellen Einrichtung eine massive Veränderung: in Medizin, Politik, Wirtschaft, Bildung, Religion und Familie.

Der fernöstliche Mystizismus hat jedes Gebiet der abendländischen Gesellschaft durchdrungen. Comichefte für Kinder, die einst Kurse in Bodybuilding von Charles Atlas anboten, werben nun für Kurse in Gedankenkraft, die beibringen, wie man das Denken anderer beherrschen kann. Filme und Serien wie Krieg der Sterne und Raumschiff Enterprise, Akte X, Dark Skies, Stargate, Poltergeist und Zeichentrickserien en masse (»Mutant Ninja Turtles«, »Power Rangers«, »Captain Future« etc.) haben den östlichen Mystizismus zur normalen Denkweise gemacht. Überall im Westen bieten Volkshochschulen und ähnliche Einrichtungen Kurse in Yoga usw. an, und auch kirchliche und christliche Einrichtungen aller Denominationen folgen diesem Trend. Palaniswami, der Herausgeber von Hinduism Today, äußerte, dass Yoga und andere Formen fernöstlicher Meditation »vor 30 Jahren zu speziell für den öffentlichen Markt waren, aber heute das heißeste Angebot im Regal sind«.

Universitäten und Volkshochschulen bieten heute Kurse an in Yoga-Psychologie, Metaphysik, Hatha-Yoga, Die Ursprünge der Salem-Hexerei, Eckankar, Tarotkarten, Entwicklung medialer Fähigkeiten und Techniken, Astrologie, Selbsterkenntnis durch Selbsthypnose und Ähnliches. Ein Artikel in der Washington Post über eine Realschule in Maryland trug den Titel »Meditation hält Einzug ins Klassenzimmer«, während die Seattle Times berichtete, dass Insassen im staatlichen Walla-Walla-Zuchthaus durch regelmäßige Übungen im Hatha-Yoga Stressbewältigung« lernen. Ein Autor US-weiter Zeitungsartikel schrieb: Anstatt Lieder zu singen, sitzt man in Amerikas ältester Schule für Theologie [Harvard Divinity School] im Lotussitz und singt »om«. Der [Schul-Termin-] Kalender erinnert die Studenten, dass der 20. März … »eine besondere Zeit ist, um auf den Buddha zu hören und über die Vervollkommnung der Erleuchtung zu meditieren …« Palmsonntag oder das Passahfest werden nicht einmal erwähnt, was die Bedeutungslosigkeit dieser Feste an einer Institution widerspiegelt, an der alles verehrt wird, nur nicht die abendländische Religion …Harvard … ist eine Eliteinstitution, an der die nächste Generation der höchsten Kirchenführung herangebildet wird. Ein Harvard-Abschluss ist eine Eintrittskarte zu den Machtpositionen im protestantischen Establishment …Würde der letzte graduierende Christ bitte die Bibeln einsammeln und das Licht ausschalten?

Die Evangelisten des östlichen Mystizismus

Wie ist es dazu gekommen, dass diese Transformation ein »christliches« Amerika ereilte? Die Drogenbewegung der 60er und 70er Jahre öffnete den Westen für das kosmische Evangelium der einfallenden fernöstlichen Gurus. Den meisten Europäern und Amerikanern fällt es schwer, diese Yogis, Swamis und Lamas als Missionare anzusehen, die uns für ihr mystisches Evangelium gewinnen wollen. Es überrascht sie, dass die größte Missionsgesellschaft der Welt keine christliche, sondern eine hinduistische ist – die indische Vishva Hindu Parishad (VHP).

Ja, eine Missionsgesellschaft. Vor fast 20 Jahren, im Januar 1979, erklärte ein Redner auf dem vom VHP gesponserten »Weltkongress für Hinduismus« in Allahabad, Indien (dieser Kongress wurde von etwa 60.000 Delegierten aus der ganzen Welt besucht): »Unsere Mission im Westen ist mit fantastischem Erfolg gekrönt worden. Der Hinduismus wird zur dominierenden Weltreligion und das Ende des Christentums ist nahe gekommen.« Jegliche christliche Missionsarbeit ist in Indien unter Hindus per Gesetz verboten, doch Hindus evangelisieren in aggressiver Weise den Westen, und das mit großem Erfolg. Zu den vordersten Zielen, die in der VHP-Konstitution aufgeführt sind, gehören u.a.:

Die Herausbildung einer missionarischen Struktur, sowohl von Laien wie Eingeweihten, [zum] Zweck der Ausbreitung eines dynamischen Hinduismus, der … verschiedene Religionen und Denominationen repräsentiert, einschließlich Buddhisten, Jainas, Sikhs, Lingajatas etc. und die Eröffnung, Verwaltung oder Förderung von Seminaren oder Zentren für die spirituellen Prinzipien und Praktiken des Hinduismus … in allen Teilen der Welt …

Interessanterweise führte bei dieser 1979er Hindu-Weltkonferenz der Dalai Lama den Vorsitz, der öffentlich für Toleranz unter allen Religionen eintritt. Hinduismus und Buddhismus infiltrieren unsere Gesellschaft, unsere Regierungen und sogar unsere Schulen und Universitäten, wohingegen der christliche Glaube als Religion verbannt wird.

Phil Jackson erntet Applaus, weil er die Zentrale der Chicago Bulls in eine religiöse Ausstellung von Fetischen und Totems verwandelt hat und seine ganze Mannschaft in fernöstlichen Mystizismus einführt. Newsweek bezeichnete Jackson wohlwollend als den Mann, »der die Chicago-Bulls mit Zen-Prinzipien zu drei NBA-Meisterschaftstiteln trainierte«. Der Artikel lobte Jackson in höchsten Tönen dafür, dass er »eine der eher entmutigenden Herausforderungen in der Geschichte der Religion« bewältigt habe. Hätte er seiner Mannschaft den christlichen Glauben indoktriniert, würde sich diese Darstellung sicherlich ganz anders anhören.

Von allen Gurus, die ins Abendland kamen, hat keiner mehr für die Begründung der Glaubwürdigkeit des östlichen Mystizismus getan wie Tenzin Gyatso, der Dalai Lama, im Exil lebendes spirituelles Haupt der tibetischen Gelugpa oder »Gelben Sekte« des Mahayana-Buddhismus. Er behauptet, die 14. Reinkarnation des ursprünglichen Dalai Lama zu sein, eines Gottes auf Erden, der die Macht hat, andere in ihre eigene Gottheit einzuführen. Das ist wiederum das fortdauernde okkulte Thema der Vergottung des Menschen, ein Widerhall der Schlangenlüge aus dem Garten Eden.

Im August 1996 ehrte eine Hollywood-Elite mit hochkarätigen Prominenten wie dem Schauspieler Richard Gere und dem MGM-Präsidenten Mike Marcus den Dalai Lama bei einem wohltätigen Bankett, dessen Einnahmen der Amerikanischen Himalaya-Stiftung zugute kommen sollte. Die tausend Gäste brachten etwa 650.000 Dollar zusammen. Harrison Ford stellte den selbst ernannten Gott vor. Natürlich war Shirley Mac-Laine mit von der Partie, ebenso wie Leonard Nimoy und viele andere wohlbekannte Persönlichkeiten. Ende 1996 waren zwei größere Filme über das Leben des Dalai Lama in Produktion.

Ein weltweiter Betrug

Als Teil der massivsten Missionsaktivität der Geschichte – die sich direkt gegen den christlichen Glauben richtet – wurde jeder Guru, der in den Westen kam (von Maharishi Mahesh Yogi über Bhagwan Shri Rajneesh bis Baba Muktananda), dorthin von seinem Guru ausgesandt mit dem besonderen Auftrag, Konvertiten für den hinduistisch-buddhistischen Glauben des Pantheismus zu gewinnen. Yogananda beispielsweise, der Gründer der Self-Realization Fellowship (SRF) und einer der Vorreiter dieser massiven Missionskampagne, weihte persönlich über 100.000 Jünger in das Kriya-Yoga ein. Maharishi hat Millionen in seine TM-Mischung des Yoga eingeführt. Doch die Missionare aus Fernost protestieren allesamt, dass sie nicht Religion, sondern Wissenschaft lehren: Yoga, Gesundheit und einen höheren Bewusstseinszustand.

Wir können keine berechtigte Anklage gegen solche vorbringen, die andere von dem überzeugen wollen, woran sie selbst aufrichtig als wichtige Wahrheit glauben. Sie sollten jedoch über ihr Produkt oder ihre Absicht keine Lügen verbreiten. Und das ist genau das, was die Gurus aus dem Osten getan haben. »Yoga« ist ein Wort aus dem Sanskrit, das »Joch« bedeutet, und sein Zweck ist, durch Selbsterkenntnis den Menschen mit der hinduistischen Vorstellung von Gott zusammenzujochen: das Erlangen der Erleuchtung und Erkenntnis, dass Atman, die individuelle Seele, identisch ist mit Brahman, der universellen Seele – d. h. dass das eigene Ich Gott ist. Doch Yoga-Lehrer schwören inständig, dass Yoga nichts mit Religion zu tun habe, obwohl es in Wirklichkeit das Herz des Hinduismus ist.

Die Größenordnung dieses Betrugs ist vergleichbar mit der Behauptung, der Papst sei nicht Haupt einer Kirche, sondern repräsentiere eine Gruppe nichtreligiöser Wissenschaftler. Bereits kurz nach Erlangung der Unabhängigkeit hat Indien ausländische Missionare verbannt. Währenddessen reisen Indiens Missionare durch die Welt und bekehren Millionen zum Hinduismus und Buddhismus und beteuern dabei zugleich ihre Toleranz gegenüber allen Religionen und leugnen die religiöse Natur ihrer eigenen Mission.

Abendländische Missionare, die mit dem Evangelium von Jesus Christus nach Afrika, China und Indien gegangen sind, wurden oftmals – und einige zweifellos berechtigt – dafür kritisiert, dass sie versuchten, außer dem Evangelium auch die abendländische Kultur aufzuprägen. Ein solches Ziel kann nicht gerechtfertigt werden. Die abendländische Kultur ist nicht der christliche Glaube. Fairerweise müssen wir jedoch fragen, warum buddhistische, hinduistische und muslimische Missionare so wenig kritisiert werden, die ihre Religion und Lebensweise einer ahnungslosen westlichen Welt aggressiv aufgestülpt haben.

Das Leben ist eine Illusion – bilde dir dein eigenes ein!

Ein beträchtlicher Anteil am Import des östlichen Mystizismus in den Katholizismus und ins Abendland ist dem jesuitischen Priester Pierre Teilhard de Chardin zuzuschreiben. Als junges Mädchen wurde die Psychologin Jean Houston (die Hillary Clinton in »Kontakt« mit der früheren First Lady Eleanor Roosevelt brachte) von Chardin intensiv beeinflusst. Houston behauptet, dass die von ihr gelehrten Imaginations-Aktivierungs-Techniken die Person für eine neue Realität öffnen. Im Widerhall auf Chardins östlichen Mystizismus behauptet sie, dass diese alternative Realität realer ist als die »kulturelle Trance«, die wir als »normales, waches Bewusstsein« kennen, »bei dem wir alle – mehr oder weniger – denselben Traum träumen und ihn ›Realität‹ nennen«.

Carl G. Jung schrieb Einleitungen für einige der ersten abendländischen Ausgaben von Büchern über Yoga und östlichen Mystizismus. In einer Widerspiegelung der hinduistischen Sicht, das Leben sei nur ein Traum, war Jung von Träumen und deren Deutung schier besessen. In einem Traum sah er sich selbst in Yoga-Meditation versunken als Darstellung seiner »unbewussten pränatalen Ganzheitlichkeit«. In einem Kommentar zu diesem Traum erklärte Jung:

Nach der Auffassung der »anderen Seite« [d. h. der kommunizierenden Leitgeister] ist unsere unbewusste Existenz die wirkliche und unsere bewusste Welt eine Art Illusion … die uns so lange als Wirklichkeit erscheint, wie wir darin leben. Es liegt auf der Hand, dass diese Umstände sehr stark an den orientalischen Begriff des Maya erinnern.

Jung behauptete, er habe mehrfach Mitteilungen »von der anderen Seite« erhalten. Die empfangenen Botschaften stimmten mit der breiten Mehrheit solcher Mitteilungen überein – was wiederum die gemeinsame Quelle und Identität außer Frage stellt. Ein ums andere Mal erhebt der fernöstliche Mystizismus seinen Schlangenkopf. Die Botschaft von Ramtha ist keine Ausnahme:
»Du bist Gott und kannst deshalb jede erwünschte Realität erschaffen; wenn nicht jetzt, dann in einer späteren Inkarnation.« Auch das ist die hinduistische Lehre, dass alles Maya ist – Illusion.

Houstons Ziel ist, uns von dieser allgemeinen Illusion zu befreien, sodass … wir eines Tages erstaunt zurückblicken werden auf diese armselige Welt des Bewusstseins, das wir einst gemeinsam hatten und für die eigentliche Welt hielten – unsere offiziell definierte und verteidigte »Wirklichkeit«.

Yoga wurde entwickelt, um dieser unwirklichen Welt von Zeit und Wahrnehmung zu entfliehen und Moksha zu erreichen, den Hindu-Himmel. Mit seinen Atemübungen und gymnastischen Körperhaltungen wird Yoga in der westlichen Welt zur Förderung von Gesundheit und besserem Wohlbefinden verbreitet – aber im Orient wird es als eine Art des Sterbens aufgefasst. Yogis behaupten, sie können fast ohne jede Sauerstoffzufuhr leben und stundenlang bewegungslos verharren, frei von der »Illusion« dieses Lebens.

Trug und Gefahr der Wissenschaft des Yoga

Wie ein klassischer Mumpitz wird uns eine der ältesten religiösen Praktiken der Welt als die »Wissenschaft des Yoga« angedreht. Der durchschnittliche Abendländer ist sich nicht im Klaren, dass Yoga in der Bhagavad Gita vom göttlichen Krishna als sicherer Weg zum Himmel eingeführt wurde oder dass Shiva (eine der gefürchtetsten Hindu-Gottheiten) als Yogeshwara angesprochen wird, als Meister des Yoga.

Dass Yoga purer Hinduismus ist, wird zumeist geleugnet. Der Mensch des Westens hört vielleicht hin und wieder von den Yoga-Sutras von Patanjali aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und meint, dieser Patanjali sei ein früher indischer Plato oder Einstein gewesen. Tatsächlich achten Hindus ihn als einen ihrer bedeutendsten Religionsführer. In der Meinung, Gesundheit zu erwerben, verstricken sich Millionen unwissentlich in Hinduismus. Yoga-Fans glauben in wissenschaftlichen Übungen unterwiesen zu werden, doch werden sie unbewusst in fernöstliche religiöse Lehren und Rituale eingeführt, die speziell dazu entwickelt wurden, um den Menschen für das Okkulte zu öffnen.

Hatha-Yoga, bekannt als körperliches Yoga, soll angeblich frei vom Mystizismus in anderen Formen sein. Das stimmt nicht. Yoga ist Yoga, und alle Körperhaltungen und Atemübungen sind speziell dafür gestaltet, an Brahman gebunden zu werden, dem universalen »Alles« des Hinduismus. Wenn man auf körperliches Wohlbefinden aus ist, sollte man sich an ein Programm halten, das zu diesem Zweck konzipiert ist und nicht an ein Programm, das zur Erlangung der Göttlichkeit gedacht ist. In einer der maßgeblichsten Schriften zum Hatha-Yoga, der Hathayoga-Pradipika aus dem 15. Jahrhundert, führt Svatmarama den Gott Shiva (im Hinduismus als »der Zerstörer« bekannt) als ersten Lehrer des Hatha-Yoga auf. Kein Wunder, dass Yoga so destruktiv sein kann!

Der durchschnittliche Yoga-Lehrer nimmt sich nichts von den vielen Warnungen an, die in vielen alten Schriften enthalten sind und die besagen, dass selbst »Hatha-Yoga ein gefährliches Instrument« ist. In einem ungewöhnlich offenen Interview im Yoga Journal warnt Ken Wilber (ein praktizierender Mystiker und Yoga-Fan, vielfach als heutiger »Einstein des Bewusstseins« bezeichnet), dass zu jeder Form fernöstlicher Meditation – selbst wenn »korrekt« ausgeführt – »eine ganze Serie von Toden und Reinkarnationen gehört; außergewöhnliche Konflikte und Belastungen … einige äußerst harte und furchterregende Zeiten«.

David Pursglove, Therapeut und transpersonaler Ratgeber mit 25-jähriger Erfahrung, listet einige der »transpersonalen Krisen« auf, die bei solchen Leuten üblich sind, die sich mit fernöstlicher Meditation einlassen:

Furchterregende ASW-Erlebnisse [außersinnliche Wahrnehmung] und andere parapsychologische Phänomene … [spontane] Erfahrungen außerhalb des Körpers oder exakte präkognitive »Szenen« … tiefschürfende psychologische Begegnungen des Todes und anschließender Reinkarnation … das Erwachen der Schlangenkraft (Kundalini) … Energie, die die Wirbelsäule hinaufströmt, Zittern, Krämpfe und manchmal heftige Schüttelanfälle und Verrenkungen …

»Derartige Erfahrungen«, gesteht eine New-Age-Zeitschrift, »sind bei denen üblich, die Yoga, [fernöstliche] Meditation und andere [heidnisch-] spirituelle Disziplinen praktizieren«. Diese Krisenzustände haben solche epidemieartigen Ausmaße angenommen, dass Professor Stanislav Grof (eine führende LSD-Kompetenz) und seine Frau Christina (eine Lehrerin für Hatha-Yoga) im Jahr 1980 das »Spirituelle Notfall-Netzwerk« (SEN) einrichteten. SEN koordiniert zahlreiche regionale Zentren in der ganzen Welt, an denen über 1.000 Profis beschäftigt sind, die sich »mit der Natur der ›spirituellen Erweckung‹ auskennen« und – so hofft man – solchen helfen können, die diese spirituellen Schrecknisse erleben.

Transzendentale Trickkunst

Transzendentale Meditation (TM), im Abendland eine der populärsten Formen des Yoga, ist ein treffendes Beispiel für die vorsätzliche Falschdarstellung, die so vieles in der heutigen New-Age-Szene charakterisiert. Wie bereits erwähnt, führte Maharishi Mahesh Yogi TM im Westen zunächst als religiöse Hindu-Praktik ein. Er lehrte frank und frei, der Zweck von TM sei die Erzeugung »einer legendären Substanz namens Soma im Körper des Meditierenden, sodass die Götter des Hindu-Pantheons genährt und erweckt werden können«. Doch als TM als religiöse Praktik aus Schulen und Regierung verbannt wurde, beseitigte Maharishi schleunigst jeden Bezug zur Religion und machte sich daran, TM als reine Wissenschaft darzustellen.

Eine derartig vorsätzliche Täuschung lässt tief auf Maharishis Integrität schließen. Nichts wurde geändert als nur der Name. Dieser Betrug wurde noch von den vielen Prominenten gefördert, die TM praktiziert und mit Begeisterung dafür geworben haben. Bob Koprinski, ein ehemaliger TM-Lehrer, erklärt:

1957 begannen sie [Maharishi] eine Organisation namens Spiritual Regeneration Movement … zu ausschließlich religiösen und pädagogischen Zwecken … 1974 dann änderte [er] die Namen aller Gesellschaften … [unter] einer Reihe neuer Verträge, in denen jede Erwähnung der Begriffe »spirituell« und »religiös« gestrichen wurde … um somit den Unterricht im Hinduismus zu legitimieren.
Beispielsweise bezeichnete Maharishi … Gott von da an als »den Vakuum-Zustand«. Diese Täuschung brachte er [TMlern] bei.

Anschließende Werbeaktionen erklärten unehrlicherweise, dass »TM keine Religion ist, keine Philosophie, kein Yoga … keine Änderung des Glaubens erfordert«. In Wirklichkeit trifft dies alles auf TM zu. Wie Kropinski berichtet, sagte Maharishi zu den Insidern:

Es macht nichts, wenn ihr beim Unterrichten die Leute belügt … [denn] TM ist die ultimative, absolute spirituelle Autorität auf dem Angesicht dieser Erde.
[TMler] sind die einzigen Lehrer und Träger echter spiritueller Tradition … Sie erhalten das Universum aufrecht. Durch das Soma-Opfer beherrschen sie die Götter.

Ehemalige TMler haben unzählige Prozessakten mit Schadensersatzklagen über Millionen von Dollar gefüllt, weil sie durch TM mit einem schweren Trauma geschädigt wurden. Kropinski (der einen solchen Prozess gewann) berichtet, dass bei vielen TMlern »als Ergebnis der TM-Praktik« heftige Schüttelanfälle, Halluzinationen, Mordimpulse und Selbstmordgedanken ausgelöst wurden. Bei Sitzungen für TM-Lehrerausbildung beklagten sich verzweifelte TMler über unkontrollierbare Wutanfälle mitten bei der Meditation, Zertrümmern von Möbeln, Angriffe auf Zimmergenossen und Selbstmordversuche. Einige haben Selbstmord begangen, andere sind wahnsinnig geworden.

R. D. Scott, ein ehemaliger TM-Lehrer, berichtet von zahlreichen »Manifestationen des Geistes« bei Meditierenden. Dazu gehörten u.a. »Visionen von schwebenden grünäugigen … Lichtwesen, die über dem Puja-Tisch [dem Altar des TM-Initiationsrituals] gleiteten«. Schaurige Wesen materialisierten sich von Zeit zu Zeit und starrten mit schrecklichen Blicken auf die Teilnehmer.

Scott weist die Behauptung zurück, dass es sich bei diesen Erfahrungen um bloße Halluzinationen handle, und stellt dabei heraus, dass oftmals mehr als nur eine Person »fürchterliche Prozessionen von Geistwesen gleichzeitig und ohne vorherige Ankündigung sahen«  Solche Vorkommnisse werden in den Werbeanzeigen und Broschüren, die für die angeblichen Vorzüge von TM und anderen Yoga-Arten werben, nicht erwähnt.

Brückenköpfe der okkulten Invasion

Die vielen Zentren und Einrichtungen, an denen Yoga und andere Formen fernöstlicher Meditation gelehrt werden, entwickeln sich zu Brennpunkten der okkulten Invasion. Gechannelte Botschaften beschreiben solche Zentren als »die ersten Brückenköpfe, die von den künftigen Mächten sichergestellt wurden … damit die Menschheit auf diese kollektive Erweckung vorbereitet wird.« Diese so genannte »Erweckung« zu einem »höheren Bewusstsein« ist in Wirklichkeit die Dämonisierung der Menschheit in Vorbereitung auf den Antichristen und seine Weltreligion. Für eine umfassendere Dokumentation dieser Tatsache verweisen wir auf das Buch The New Spirituality dieses Autors (im Deutschen bisher nicht erschienen).

Betrachten wir einmal den Fall von Maurice B. Cooke. Als angesehener Geschäftsmann aus Toronto wurde Cooke durch seine beiläufige Beschäftigung mit dem fernöstlich-mystischen Raja-Yoga zu einem der heute bekanntesten Channeler. Um zu lernen, sein bewusstes Denken »stillzulegen«, fing er an, telepathische Botschaften zu empfangen, die »von einer übernatürlichen Quelle diktiert wurden«, die sich selbst als Hilarion identifizierte. Yoga öffnete Cooke für den Bereich der Geister – genau dazu ist es ja konzipiert.

Die Häufigkeit solcher »Kontakte« mit Geistwesen nimmt stetig zu. Cooke war zwar nicht darauf aus, ein Channeler zu werden, doch Tausende anderer haben verschiedene Formen fernöstlichen Mystizismus allein mit der vorsätzlichen Absicht betrieben, Zugang zu dem zu bekommen, was sie für einen Dialog mit der Geisterwelt und mit vermeintlich höheren Wesen halten. Lyssa Royal erzählt ihre Geschichte:

Ich wurde formal von einem hoch angesehenen Channel in Los Angeles ausgebildet … 1986 traf ich bewusst die Entscheidung, meine Channeling-Fähigkeiten zu steigern, um die Qualität und Tiefe der Information zu erlangen, wie sie sich in unseren Büchern [»Das Prisma von Lyra«, Besucher von Innen »Vorbereitung auf den Kontakt«] darbietet.

Der Channeling-Prozess ist denkbar einfach. Ich versetze mich in einen [fernöstlichen] Meditationszustand … Ein anderes Bewusstsein (oder Wesen) verbindet sich … telepathisch mit meinem Gehirn und benutzt dieses dann als Übersetzungsinstrument …

Während der Trance werden die Wesen durch mich vom Autor Keith Priest bzw. von verschiedenen anderen Personen befragt, die dem privaten oder öffentlichen Treffen beiwohnen.

Die Botschaften, die auf diese Weise ständig von zahlreichen Channelern empfangen werden, sind in Tausenden von Büchern und Videos aufgezeichnet und beeinflussen das Denken einer ganzen Generation des Abendlandes. Die Mitteilungen, die Lyssa Royal von »mehreren Wesen, die zu unseren Forschungszwecken gechannelt werden«, empfängt, passen in das übliche Muster. Lyssa gesteht zwar, dass sie sich über die wahre Identität der Wesen nicht sicher ist, doch vertraut sie auf die Information, die sie übermitteln. Sie schreibt:

Für den Leser ist es in keiner Weise notwendig zu glauben, dass die Wesen die sind, für die sie sich ausgeben … Benutzen Sie das dargebotene Material zur Anregung Ihrer eigenen Suche nach Wahrheit. [Obwohl es stets eine Wiederholung der Lügen Satans ist!]

Ich bin oft gefragt worden, ob ich wirklich glaube, dass ich außerirdische Wesen channele. Darauf antworte ich, dass dies keine Frage des Glaubens oder Nichtglaubens ist. Es kommt vielmehr darauf an, wo die Information und der Prozess des Channeling in meinem Denken ansetzt … Je mehr ich sie [Sasha, eins von mehreren Wesen] channele, desto realer wird sie. Wenn sie auch lediglich das Produkt einer unentdeckten Fähigkeit des menschlichen Bewusstseins ist, so sehe ich meine Beziehung zu ihr immer noch als eine Gabe an. Sie hat mir Türen zum Universum geöffnet!

Es ist erstaunlich, dass Millionen ebenso intelligenter und gebildeter Abendländer sich so leicht überzeugen lassen, Informationen als »Wahrheit« anzunehmen, die von mysteriösen, nicht identifizierbaren Wesen übermittelt wird. Doch das ist ein weiterer Beweis für die Trefflichkeit des Berichts der Genesis über die Verführung Evas durch Satan und bestätigt die universale Anziehungskraft seiner Lügen.

Das Praktizieren von Yoga und anderen Formen fernöstlicher Meditation führt zu denselben erweiterten Bewusstseinszuständen wie die Verwendung von Drogen, Hypnose, Trommelschlägen, Tanzen, Visualisierung und andere schamanische Techniken, die heute im Westen so weit verbreitet sind. Die Tür zur dämonischen Verführung der Menschheit ist geöffnet. Unglaublich aber wahr – auch innerhalb der Christenheit wird Yoga in hohem Maße praktiziert und verbreitet. Robert Schuller drückte dem schon früh sein Siegel der Gutheißung auf:

Viele unterschiedliche Religionen wie auch verschiedene nichtreligiösen Psycho-Systeme … bedienen sich einer breiten Vielfalt von Methoden der Meditation. Bei allen Variationen … TM, Zen-Buddhismus oder Yoga … ist der Meditierende bestrebt, das bewusste Denken zu überwinden …
Es ist wichtig zu bedenken, dass Meditation in jeder Form die Anwendung von Gottes himmlischen Gesetzen durch menschliche Mittel ist …
Transzendentale Meditation oder TM … ist weder eine Religion noch ist sie notwendigerweise antichristlich.

Reinkarnation

Yoga wurde als Ausflucht vor endlosen Reinkarnationen entwickelt. Die Theorie der Reinkarnation wird von den verführerischen Geistern, die sich der Menschheit durch Channeling mitteilen, beständig gefördert. Im fernöstlichen Mystizismus sowie in der »Christlichen Wissenschaft« ist der Tod eine Illusion. Das Dasein folgt einem endlosen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt durch Reinkarnation. So etwas wie Auferstehung gibt es nicht, dafür jedoch eine unaufhörliche »Seelenwanderung« von einem Körper zum nächsten.

Reinkarnation ist im Westen mittlerweile eine weit verbreitete Überzeugung, die an die Stelle der biblischen Lehre getreten ist, dass »es einem Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht« (Hebr 9,27).
Im Orient wird jedoch Reinkarnation als Mittel der Bestrafung angesehen. Gandhi bezeichnete sie als »eine Last, die zu tragen zu schwer ist« – die Last, in dieses Leben des Leidens und der Enttäuschung zurückzukehren, um für immer am unendlichen »Rad der Reinkarnation« zu spinnen!

Man kann nicht an Reinkarnation und an Auferstehung zugleich glauben. Jede neue Reinkarnation lässt einen weiteren Körper im Grab zurück, der vom Tod ein für alle Mal besiegt ist. Im Gegensatz dazu verheißt die Bibel den vollständigen Sieg über den Tod durch Jesu Christi Opfertod und Auferstehung. Das tat Gott zum Zweck der Erlösung von der Sünde. Jesus Christus ist nicht reinkarniert, sondern auferstanden. Der Antichrist, der nicht am Kreuz gestorben ist, wird sich wahrscheinlich als die letzte Reinkarnation des »Christus-Geistes« ausgeben.

Wenn bekennende Christen versuchen, die antichristliche Lehre der Reinkarnation mit der Bibel in Einklang zu bringen und sogar meinen, sie im Wort Gottes wiederfinden zu können, lehnen sie sich damit erstaunlich weit aus dem Fenster. Man beruft sich dabei gern auf Elia, denn »Maleachi kündigt die Wiederkunft Elias an, und Jesus sagt, Johannes der Täufer sei der zurückgekehrte Elia«. Doch Elia ist nicht gestorben, sondern leibhaftig in den Himmel aufgenommen worden und erschien mit Mose bei der Verklärung Jesu (Mt 17,3); somit kann Johannes der Täufer mit seinem Körper keine Reinkarnation Elias sein. Johannes kam eindeutig »in dem Geist und der Kraft des Elia« (Lk 1,17) und nicht als Elia in Person.

Manche geben sich sogar als geistlich wiedergeborene Christen aus, obwohl sie Reinkarnation lehren. Der Reinkarnationist Herbert Bruce Puryear sagt: »Ich liebe Jesus und ich kenne ihn als meinen persönlichen Retter.« Doch gesteht er, dass »der Großteil der christlichen Theologie im Lichte dieser neuen Wahrheit neu überdacht und umgeschrieben werden muss«. Es überrascht nicht, dass Puryear im Gebet »das strahlende weiße Licht« erlebt hat, das im Okkulten so üblich ist.

Reinkarnation und wissenschaftliche Beweise

In der Tat sprechen einige wissenschaftliche Befunde für Reinkarnation. Da gibt es beispielsweise die Studien der klinischen Psychologin Helen Wambach. Per Hypnose führte sie Hunderte von Personen in ein »früheres Leben« zurück und stellte fest, dass sie zu 99 % exakte Beschreibungen des damaligen Lebens und der Umgebung liefern. Die Hypnose ist jedoch ein hochgradig beeinflussbarer Zustand, bei dem die betreffende Person vom Hypnotiseur gesteuert wird. Es ist völlig vernünftig anzunemen, dass auch ein Dämon sich dieses passiven Zustandes bedient und sein Wirken einfließen lässt. Hypnose ist eine der ältesten Okkultpraktiken. Wir können nur eindringlich davor warnen, sich je hypnotisieren zu lassen.

Ein weiterer angesehener Forscher auf diesem Gebiet ist der Psychiater Ian Stevenson. Er hat eine Reihe von Fällen kleiner Kinder untersucht, die spontan Erinnerungen aus früheren Leben artikulierten und bei diesem Phänomen derart viel Faktenmaterial lieferten, dass anscheinend keine andere Erklärung herhalten konnte als nur Reinkarnation. Auch hier kann natürlich wiederum ein Dämon solche »Erinnerungen« an frühere Orte und Ereignisse eingegeben haben.

Bei der wissenschaftlichen Auswertung der Daten wird jedoch die Möglichkeit eines dämonischen Einflusses noch nicht einmal näher in Betracht gezogen. Es gibt auch gar keine »wissenschaftliche« Methode, um festzustellen, ob ein Dämon am Werke ist oder nicht. Doch allein diese Möglichkeit reicht aus, um das zu entkräften, was uns einige wenige Beispiele von Reinkarnationisten weismachen wollen. Reinkarnation kann durch einfache Logik widerlegt werden; die Bibel hingegen, die der Reinkarnation widerspricht, ist in jedem Punkt absolut wahrhaftig (was an anderer Stelle hinlänglich gezeigt worden ist). Man kann nicht sowohl an die Bibel als auch gleichzeitig an Reinkarnation glauben. 

Unmoral und Sinn- und Hoffnungslosigkeit

Reinkarnation ist amoralisch, sinnlos und hoffnungslos. Sie ist amoralisch, weil sie das Böse fördert (wie an früherer Stelle aufgezeigt). Wenn ein Mann seine Frau schlägt, erfordert das Karma-Gesetz von Ursache und Wirkung, dass der in seinem nächsten Leben als eine Frau reinkarniert, die von ihrem Mann geschlagen wird. Dieser Mann wiederum muss in der nächsten Reinkarnation abermals als drangsalierte Frau leben und so weiter und so fort. Wer immer ein Verbrechen verübt, muss im nächsten Leben das Opfer derselben Untat werden, was wiederum ein weiteres Verbrechen mit vertauschten Rollen fordert, und so geht es bis in Ewigkeit weiter.

Reinkarnation ist außerdem sinnlos, weil sich weder jemand an die vielen vorherigen Leben erinnert, die er oder sie angeblich gelebt hat, noch an die Fehler und Lektionen, die daraus angeblich resultierten. Wozu dann überhaupt wieder und wieder leben, wenn dabei doch nur die Last des bösen Karma getragen wird, entsprechend den Missetaten, an die man sich weder erinnern noch sie korrigieren kann? Man argumentiert, solche Erinnerungen würden im Unterbewusstsein vorliegen und würden sich auf dieser unterbewussten Ebene auswirken. Wenn das stimmt, sollten wir Hinweise darauf feststellen können, dass die Menschheit allmählich moralische Fortschritte macht. Das ist offensichtlich nicht der Fall.

Die Evolution – der notwendige Partner der Reinkarnation – behauptet, der Mensch sei das Ergebnis Hunderttausender Jahre der langsamen Entwicklung zu einem Wesen immer höherer Ordnung. Die Bibel sagt jedoch, dass der Mensch zu einem immer unmoralischeren Verhalten verkommt und degeneriert. Man braucht nur einen Blick in die Tageszeitung und einige Geschichtsbücher werfen und man wird feststellen, welche dieser beiden gegensätzlichen Auffassungen der Realität entspricht.

Daraus folgt logischerweise, dass Reinkarnation hoffnungslos ist. Das in diesem Leben angesammelte Karma muss in einer künftigen Reinkarnation abgearbeitet werden. Dabei wird wieder neues Karma aufgehäuft, das in einem noch späteren Leben abgearbeitet werden muss und so geht es endlos weiter. Dieser Kreislauf bietet keinen Ausweg. Für eine Fluchtmöglichkeit durch Yoga gibt es weder eine Erklärung, wie diese Praktik dieses unabänderliche Gesetz des Karma außer Kraft setzen könnte, noch einen Beweis, dass jemand jemals einen solchen Ausweg erfolgreich eingeschlagen habe.

Und noch ein weiteres moralisches Dilemma stellt sich vor: Eigene Leiden können niemals vergangene Missetaten wieder gutmachen. Ebensowenig würde ein künftiges vollkommenes Leben (sofern dies möglich wäre) frühere Fehler begleichen. Auf irgendeine Weise muss die Schuld gezahlt werden, oder Gott selbst könnte uns nicht vergeben.

Allein im christlichen Glauben wird die Schuld für die Übertretung von Gottes Geboten von Gott bezahlt, der in Jesus Christus durch Jungfrauengeburt Mensch wurde. Er hat nie aufgehört, Gott zu sein, und wird niemals aufhören, Gott zu sein. Jesus Christus ist einzig und allein Gott und Mensch zugleich, der als vollkommen und sündlos für die Menschheit einstehen, die Schuld auf sich nehmen und diese vollständig bezahlen konnte. Nur auf dieser Grundlage kann Vergebung in gerechter Weise all denen angeboten werden, die umkehren und Christus als Retter annehmen.

Welch ein Unterschied besteht doch zwischen einem unpersönlichen Gesetz des Karma, das Böses und Leiden nur fördern kann, und dem persönlichen Gott! Der hat uns so sehr geliebt, dass er einer von uns wurde und die Schuld bezahlte, die wir verdienten. Nur dadurch kann Böses und Leiden endgültig besiegt werden! 

Das neue Allheilmittel: fernöstliche »Meditation«

Die Harvard Universität spielte lange Zeit eine führende Rolle bei der Förderung des Okkulten mittels übersinnlicher Forschung. Zu einem ihrer Projekte gehörten Experimente mit den übersinnlichen Fähigkeiten buddhistischer Mönche. Die Ergebnisse waren überzeugend. Beispielsweise wurde ein Filmteam von Harvard in arktischer Kleidung bei Temperaturen unter -18° Celsius an einem Kloster in über 5.000 Meter Höhe abgesetzt, um zehn Mönche zu begleiten. Diese Mönche trugen nur Sandalen und leichte Baumwoll-Gewänder. Bei einer Höhe von etwa 5.800 Metern angekommen legten die Mönche auf einem Felsvorsprung »ihre Sandalen ab und ließen sich in Hocke nieder … lehnten sich nach vorn, berührten mit den Köpfen den Boden und stülpten ihre leichten Baumwoll-Gewänder vorn über ihre Köpfe«. Harvard-Professor Herbert Benson berichtet:

>In dieser Position, sozusagen nackt, verbrachten sie die ganze Nacht mit der Übung einer besonderen Form von Tumo-Meditation namens Repeu … Während der frühen Morgenstunden wehte feiner Schnee über sie hinweg.

Kein normaler Mensch hätte diese Umstände ertragen können. Darin sind wir uns sicher. Doch die Mönche … verblieben einfach acht Stunden ununterbrochen ruhig in ihrer Meditationshaltung …

Schließlich … standen sie beim Ertönen eines kleinen Horns auf, schüttelten den Schnee von ihren Rücken, zogen ihre Sandalen an und zogen gelassen ihres Weges wieder den Berg hinab.<

Paramahansa Yogananda hat versucht, diese erstaunlichen Fähigkeiten bestimmter Mönche zu erklären: »Lord Krishna hat die heilige Wissenschaft aufgezeigt, mittels der der Yogi seinen Körper beherrschen und ihn willentlich in reine Energie umwandeln kann. Die Möglichkeit dieser Yoga-Fähigkeit übersteigt nicht das theoretische Verständnis moderner Wissenschaftler, der Pioniere des Atomzeitalters. Jegliche Materie ist erwiesenermaßen in Energie umsetzbar.«

In Wirklichkeit gibt es keinen Hinweis darauf, dass irgendeine atomare Umwandlung irgendeines Körperteils des Yogi stattfindet. Wäre das der Fall, bräuchten Yogis nicht regelmäßig zu essen, trinken und zu schlafen und könnten die Fähigkeiten eines Supermanns noch vervielfachen. Yogis haben definitiv ihre Grenzen weit unterhalb der Ebene von Atomenergie. Der Dämon, der von einem Menschen Besitz ergreift, ist offensichtlich auf das beschränkt, was er durch einen menschlichen Körper erreichen kann.

Die Wissenschaftler von Harvard und anderswo sammeln Faktenmaterial, das zeigt, dass irgendetwas Paranormales vor sich geht. Doch die Wissenschaft kann es nicht erklären, weil die Quelle hinter übersinnlicher Kraft nicht atomar, sondern dämonisch ist. Eine solche Quelle kann die Wissenschaft weder identifizieren noch auswerten. Fernöstlicher Meditation wird eine wundersame Kraft zugeschrieben, und so hat sie im Abendland zunehmend an Popularität gewonnen. Sie ist eine weitere Tür zum Okkulten.

Das »Wörtlein-wandle-dich«-Spiel

Es ist unbedingt notwendig, zwischen den weit auseinander klaffenden Bedeutungen zu unterscheiden, die das Wort »Meditation« im Abendland einerseits und im Orient andererseits hat. Im Abendland war Meditation stets gleichbedeutend mit Besinnung, Kontemplation und tiefem Nachdenken über eine Sache. Zur christlichen Meditation gehört die Suche nach tiefen Einsichten in Gottes Wort (Ps 1,2), Nachdenken über Gott selbst (Ps 63,6), Staunen über die Werke Gottes (Ps 77,12) und ein Besinnen auf unsere Verantwortung und unsere angemessene Reaktion gegenüber Gott (1Tim 4,15).

Im Gegensatz dazu zeichnet sich fernöstliche Meditation durch Einstellen alles Denkens und einer geistigen Entleerung aus. Sie ist ein Vorspiel der Besessenheit. Durch andauernd wiederholtes Aufsagen eines Wortes oder eine Phrase (ein Mantra) oder durch Konzentration auf eine Kerze oder auf den eigenen Atem, wird der Geist frei und man erlangt einen erweiterten Bewusstseinszustand. Ein Lehrer der östlichen Meditation versucht diesen erzielten Zustand als natürlich zu erklären:

»Wenn Ihnen [fernöstliche] Meditation neu ist, bedenken Sie, dass wir alle natürlicherweise meditieren. Wir machen gewöhnliche Erfahrungen … die uns regelmäßig in einen meditativen Zustand versetzen: Wir beobachten den Sonnenuntergang, hören eine entspannende Musik oder verweilen einfach am Ufer eines Gewässers.
Unser Denken verlangsamt sich, unser Körper entspannt sich und unser Bewusstsein verändert sich. Unser Gehirn wechselt in einen langsameren Frequenzbereich, der als Alpha-Zustand bekannt ist. Das ist alles – wir meditieren.«

Was er beschreibt, ist natürlich das Gegenteil der Kontemplation, die bisher im Abendland unter Meditation verstanden wurde. Doch der Westen hat den Köder geschluckt und so hat sich der Bedeutungswechsel tatsächlich vollzogen. Phil Jackson hat seine ganze Basketballmannschaft in fernöstliche Meditation geführt, eine Praktik, die er in seiner Collegezeit aufgegriffen hat. Er schreibt: »Als wir zum ersten Mal meditierten, dachte Michael [Jordan], ich würde schlechte Witze machen. Mitten bei der Sitzung blinzelte er durch ein Auge und blickte in unserem Raum umher, um zu sehen, ob seine Teamkameraden tatsächlich mitmachten. Zu seiner Überraschung war das bei vielen der Fall.« Jackson, der den christlichen Glauben ablehnt, erläutert, was er im fernöstlichen Mystizismus gefunden hat:

»Was mich am Zen so reizte, war seine Betonung der Reinigung des Geistes … Eines der grundlegendsten Werkzeuge dafür ist eine Form sitzender Meditation, bekannt als Zazen. Bei der Form von Zazen, die ich praktiziere, sitzt man auf einem Kissen, die Augen geöffnet, aber nach unten gerichtet und die Aufmerksamkeit auf den Atem fixiert … Mit der Zeit beruhigen sich die Gedanken … und man erlebt Augenblicke des bloßen Seins ohne dass das Denken in den Weg tritt … man hält seinen Geist offen und richtet ihn auf nichts.«

Der Buddhismus bot Jackson eine Ausflucht vor dem Gott der Bibel, den er einst als junger Bursche gefürchtet hatte und dem er gefallen wollte. John Daido Loori, Abt eines Zen-Bergklosters im US-Bundesstaat New York, sagt: »Buddhismus ist eine Religion ohne einen Gott oder (je nach der besonderen Schule) ein späteres Leben … [Buddhismus ist] die Suche nach dem Wesen des Selbst, die in der Erkenntnis endet, dass es kein Selbst gibt, dass alle Geschöpfe und Objekte Manifestationen derselben zugrunde liegenden Realität sind.«

Die Illusion eines Bewusstseins von Kosmos und Einheit

Das Gefühl, Bestandteil von etwas Allumfassenden im Universum zu sein, ist als Bewusstsein der »Einheit« oder des »Kosmos« bekannt. Es ist bei einem Drogenrausch üblich und besonders für solche attraktiv, die einen persönlichen Schöpfer ablehnen. Im Gegensatz zur Illusion eines mystischen Einsseins mit einem unpersönlichen Universum können Christen Gottes Liebe in einer persönlichen Beziehung zu ihm erfahren.

Der Astronaut Edgar Mitchell, der Kommandeur von Apollo 14, hatte diese mystische Erfahrung des kosmischen Bewusstseins auf seiner Rückreise vom Mond. Er war davon so tief getroffen, dass er das Raumfahrtprogramm in den Makrokosmos aufgab und sich in die Reise in den inneren Mikrokosmos vertiefte. Diese Erfahrung und Transformation in seinem Leben beschreibt er in seinem jüngsten Buch Wege ins Unerforschte – Die äußere und innere Reise eines Apollo-Astronauten:

»Erst als wir auf der Rückreise waren … und auf die Erde zurasten … fand ich Zeit, mich in der Schwerelosigkeit zu entspannen und über diesen blau funkelnden Heimatplaneten nachzudenken, der vor dem samtschwarzen Hintergrund prangte … Ich spürte ein überwältigendes Gefühl der universalen Verbundenheit … eine Ekstase der Einheit.

Es schien mir, dass die Moleküle meines Körpers und die Moleküle der Raumkapsel selbst lange zuvor im Schmelzofen eines der uralten Sterne fabriziert worden waren …

Wir brauchten etwas Neues in unserem Leben, revidierte Wahrnehmungen von Realität und Wahrheit. Unsere religiösen Überzeugungen waren in einer Krise – und sind es immer noch.«

Was haben die materiellen Moleküle des eigenen Körpers, einer Raumkapsel und der Sterne mit der Seele und dem Geist eines Menschen gemein? Wenn man nicht zwischen unbelebter Materie einerseits und dem Bewusstsein und der Persönlichkeit andererseits unterscheidet, ist das eine Illusion von kolossalen Ausmaßen.

Die Irrationalität von Mitchells Erfahrung wurde in seiner Freude übersehen, als er den hinduistischen Zustand des Savikalpa Samadhi erreicht hatte – »eine Erkenntnis der Einheit der Dinge, während man sie immer noch als getrennt wahrnimmt«. In der Christenheit erleben viele Menschen, wie wir noch sehen werden, ähnlich beeindruckende mystische Erfahrungen, die sie in okkulte Illusionen und Bindungen geführt haben.

Wie Phil Jackson ist auch Edgar Mitchell in einem frommen christlichen Elternhaus aufgewachsen. Jackson war Pfingstler, Mitchell konservativer Baptist. Beide haben den wahren christlichen Glauben nicht verstanden und somit nicht unbedingt die Wahrheit, sondern eher ihre eigenen Missverständnisse abgelehnt.

Fantasien aus dem »inneren Weltall«

Als er mit seiner Erfahrung des Samadhi frisch im Gedächtnis vom Mond zurückgekehrt war, gründete Mitchell das »Institut für noetische Wissenschaften«, das sich »dem Fortschritt des Verständnisses des Bewusstseins widmet«. Diese Organisation investiert, wie er sagt, »Hunderttausende von Dollar und viele Tausende Mitarbeiterstunden in die Erforschung der inneren Erfahrungen des Menschen«. Mitchell schreibt:

»Ich möchte gern mit einem Sprichwort schließen, welches diejenigen von Ihnen, die meine Vorträge kennen, bereits viele Male gehört haben. Es hilft mir die Vorstellung auszudrücken, der an diesem Punkt anscheinend unser Denken durchdringt … Das Sprichwort sagt, dass »Gott in den Mineralien schläft, in den Pflanzen erwacht, in den Tieren geht und im Menschen denkt«.

Es ist erstaunlich, dass jedermann an einen »Gott« glauben kann, der ursprünglich kein Bewusstsein hatte, aber in »Pflanzen« aufgewacht ist und schließlich im Menschen die Fähigkeit zu denken erlangte. Die menschlichen Gedanken, von grundsätzlichen Trivialitäten und belangloser Selbstsucht bis hin zu grandiosen Wahnvorstellungen und der monströsen Boshaftigkeit eines Himmlers und Hitlers, werfen nicht gerade ein gutes Licht auf Mitchells »Gott«!

Obgleich er einst ein bekennender Christ war, hat Mitchell mit dem Zuschreiben böser Gedanken und Lüste und Grausamkeiten zu seinem »Gott«, der »im Menschen denkt«, die Heiden übertroffen. Solcher Art ist die irreführende Kraft mystischer Erfahrungen, die das Fortschreiten der okkulten Invasion noch fördert.

Dieselbe Illusion finden wir in der Christenheit wieder. Denken wir nur an das Buch Joruney to Inner Space: Finding God in You (»Die Reise ins Innere: Gott in sich selbst finden«). Wurde es etwa von einem Guru aus Fernost geschrieben? Nein, von dem Pastor der First-Baptist-Church in Seattle. Doch mehr darüber an späterer Stelle.

Shaktipat und die Charismatiker

Professor Michael Ray von der Stanford Wirtschaftsschule kam zu einer neuen Sicht des menschlichen Potenzials und dessen Anwendung auf die Wirtschaftswelt, nachdem er von seinem Psychotherapeuten in das Siddah-Yoga von Swami Muktananda eingeführt wurde. Zu jener Zeit war der Swami (1982 verstorben) der Guru vieler führender Geschäftsleute und Hollywoodstars. Rays Leben wurde transformiert, als ein Assistent von Muktananda eine Pfauenfeder über Rays »drittes Auge« in der Mitte seiner Stirn strich. Ray sagt:

»Ich sah einen Blitzstrahl, wie eine Lichtpyramide. Ich hüpfte buchstäblich vom Boden und fing an zu zittern. Ich schrie. Ich spürte eine gewaltige Energie, Liebe und Freude.
Was ich erfahren hatte, so erfuhr ich später, war Shaktipat, eine spirituelle Erweckung von Kundalini-Energie in meinem Inneren [die Schlangenkraft, die zusammengerollt am unteren Ende der Wirbelsäule ruht und darauf wartet, in einem erweiterten Bewusstseinszustand freigesetzt zu werden) …«

Wie wir sehen werden, gleicht Rays Erlebnis den Erfahrungen Tausender Charismatiker, die überzeugt sind, bei einer »Wunderveranstaltung« mit John Wimber oder Benny Hinn oder in der früheren Vineyard-Gemeinde in Toronto oder vielleicht durch die weltweite »Erweckung«, die von der Gemeinde Gottes in Pensacola (Florida) ausgeht oder von sonst wo eine »besondere Berührung vom Heiligen Geist« empfangen zu haben. Die Übereinstimmung zwischen Shaktipat und dem, was protestantische wie katholische Charismatiker als »geschlagen im Geist« bezeichnen, ist einfach unbestreitbar.

Auf die Berührung durch den Evangelisten hin, gewöhnlich auf die Stirn, fällt die Person nach hinten in die Arme eines »Helfers«, der zum Auffangen bereitsteht. In diesem tranceartigen Zustand durchlebt die Person eine Vielfalt okkulter Erfahrungen, von Lichtblitzen bis zu einem Gefühl des Wohlbefindens und der Liebe, von unkontrolliertem Weinen oder Lachen und heftigen Schüttelanfällen bis zum »Zungenreden«.

Es war die Evangelistin und Heilerin Kathryn Kuhlman, die »geschlagen im Geist« in den 60er und 70er Jahren zu einem Inbegriff unter Charismatikern machte. Der Fernsehevangelist Benny Hinn behauptet, der Nachfolger Kuhlmans zu sein und »die Salbung« übernommen zu haben, die, wie er sagt, immer noch an ihrem Grab gegenwärtig ist.

Als ein weiteres Beispiel für die Parallele zwischen »geschlagen im Geist« und Shaktipat sehen wir uns den Fall von Gerald Jampolsky an. Seine Anwendung von Helen Schucmans Buch »Ein Kurs in Wundern« in seiner psychiatrischen Praxis und in seinen Büchern und Vorträgen hat ihn rund um die Welt bekannt gemacht. Jampolsky glaubt, er sei durch Shaktipat, ausgelöst von Muktananda, auf die Botschaft des »Kurses« vorbereitet worden:

»Es schien, als sei ich aus meinem Körper ausgetreten und sähe auf ihn herab. Ich sah Farben, deren Tiefe und Glanz alles überstieg, was ich mir jemals vorgestellt hatte.
Ich fing an, in Zungen zu reden. Ein wunderschöner Lichtstrahl fiel ins Zimmer und … ich wurde mit einem Gefühl der Liebe erfüllt, wie ich es zuvor nie gekannt habe.
Und als ich später anfing, den »Kurs« zu lesen, hörte ich eine innere Stimme, die sagte: >Arzt, heile dich selbst; das ist dein Weg nach Haus.< Dann erlebte ich ein vollkommenes Gefühl des Einsseins mit Gott und dem Universum.«

Infolge solcher mystischen Erlebnisse haben Ray und Jampolsky und tausend andere wie sie die Ansichten des östlichen Mystizismus übernommen. Wir befinden uns mitten in einer okkulten Invasion.

Östlicher Mystizismus und Ökumene

Viele Christen reden sich selbst ein, dass es wirklich eine Tugend sei, wenn man versucht, in jedem Menschen das Gute zu sehen und dass man damit die Liebe Jesu zeige. Ist schließlich die Liebe nicht die wichtigste Tugend (1Kor 13)? Doch ohne Wahrheit ist Liebe bedeutungslos. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass 71 % aller US-Amerikaner, 64 % der nach eigenen Angaben »Wiedergeborenen« und 40 % der bekennenden Evangelikalen nicht an eine absolute Wahrheit glauben, was den starken Einfluss des fernöstlichen Mystizismus verdeutlicht.

Dieses Verleugnen von Gottes Wahrheit wird in allen Botschaften aus dem Jenseits gefördert, sei es von angeblichen Geistwesen, Totengeistern, Aufgestiegenen Meistern, Außerirdischen, Christussen oder sonstigen Erscheinungen. Judith Skutch, die Herausgeberin von »Ein Kurs in Wundern«, bestätigt die Tatsache, dass »die gleiche immer wiederkehrende Philosophie oder uralte Weisheit« beständig durch »verschiedene Stimmen« ausgedrückt wird. Die Botschaft der 500.000 Worte in »Ein Kurs in Wundern« ist da keine Ausnahme. Dieser »Kurs« wurde einem atheistischen Psychologen von einem »Jesus« diktiert und verbreitet dasselbe Gedankengut des fernöstlichen Mystizismus wie es Edgar Mitchell auf seiner Mondreise empfing:

»Die Welt, die du schaffst … existiert nur im Geist ihres Schöpfers … indem du [dies] erkennst, kannst du die Herrschaft darüber erlangen … Das Einssein des Schöpfers und der Schöpfung ist deine Ganzheitlichkeit … deine unbegrenzte Kraft … es ist das, was du bist.
Gott würde niemals gegen dich entscheiden, denn sonst würde er sich gegen sich selbst entscheiden … Vergebung … entschuldigt keine Sünden … sondern sieht ein, dass es keine Sünde gab.
Jegliche Schuld ist einzig und allein eine Erfindung deines Geistes … wenn du das verstehst, bist du gerettet … wie einfach ist doch die Errettung! Sie ist lediglich ein Bekenntnis deiner wahren Identität.«

Die Lüge liegt so klar auf der Hand, dass es keiner weiteren Erklärung mehr bedarf. Jedes Kind weiß aufgrund seines Gewissens, dass es für sein Verhalten verantwortlich ist und dass es durch Sünde von Gott getrennt ist. Doch die Lüge ist so attraktiv, dass intelligente, erwachsene Menschen sie zu Millionen annehmen, da sie verzweifelt vor Gott und der Wahrheit zu fliehen versuchen.

Glaube an die exotischsten Fabeln

Es kann wohl kaum ein Zufall sein, dass »Ramtha«, der sich durch Channeling über J. Z. Knight mitteilt, genau dasselbe kosmische Evangelium aus dem Osten verkündet. Menschen, die die Bibel als »Mythos« verworfen haben, schlucken nun auf einmal die haarsträubendsten Fabeln – und die exotischste darunter ist die von Ramtha.

Ramtha hat angeblich vor 35.000 Jahren im sagenumwobenen antiken Atlantis gelebt und ist »in den siebten Himmel aufgestiegen, wo er mit Gott eins wurde … Jetzt gehört er zu einer ›unsichtbaren Bruderschaft‹ von Superwesen, die uns lieben und unsere Gebete hören.« Die führenden Wirtschaftsbosse der Welt glauben Napoleon Hills Geschichte von einem »Tempel der Weisheit«, der von einer Schule von Meistern auf der Astralebene geführt wird; warum sollte man dann nicht auch Ramthas Wahnsinn glauben? Und tatsächlich gehören zu den Anhängern von Ramtha einige der hellsten und gebildetsten Köpfe der USA.

Die Lehren von Ramtha haben sogar »Manager und Funktionäre des US-Luftfahrt-Amtes (FAA) beeinflusst, deren Entscheidungen und Urteile von größter Auswirkung auf die Behörde sind«. Ramthas Einfluss fand Eingang durch einen Stress-Management-Kurs für leitende FAA-Angestellte, der sich über mehrere Jahre erstreckte und die Steuerzahler 1,4 Millionen Dollar kostete. Das abstruse Trainingsprogramm, das zu gerichtlichen Klagen gegen die FAA führte, wurde von einem Psychologen aus Kalifornien durchgeführt, der verlässlichen Quellen zufolge ein Anhänger Ramthas ist und sogar mit diesem Wesen kommuniziert haben soll. Das amoralische Wesen des Programms und sein Verhältnis zur Ablehnung von Sünde und absoluter Wahrheit spiegelt Ramthas dreiste antichristliche Lehren wider, die zu weiten Teilen den »Kurs in Wundern« rezitieren und wie folgt zusammengefasst wurden:

»Gott ist weder gut noch schlecht … Er ist völlig ohne Moral und verurteilt nicht. Es gibt keine göttlichen Gebote. Das Dasein ist sein einziges Geschäft. Hölle und Teufel sind »widerliche Erfindungen« des Christentums, ein Produkt »eures hinterträchtigen Buches [die Bibel]«, welches Ramtha seinen Anhängern nicht zu lesen empfiehlt.
So etwas wie das Böse gibt es nicht. Was immer man tun kann, selbst Mord, ist nicht falsch … Der Ich Bin »hat nicht einmal die Fähigkeit, euch zu richten«. Es gibt keine Sündenvergebung, weil es keine Sünden gibt, die zu vergeben wären.
Alles Abscheuliche und Miserable, was ihr tut, »erweitert euer Verständnis. Wenn ihr irgendeine Sache tun möchtet, was es auch sei, es wäre nicht ratsam, gegen dieses Gefühl anzugehen.«
»Jeder … ob er am Verhungern ist oder verkrüppelt … hat sich zu dem Zweck für seine Erfahrung entschieden, um davon zu profitieren.« Warum sollte man den Holocaust verurteilen? Jeder ermordete Jude hat sich doch entschieden, umgebracht zu werden, und Hitler unterzog sich lediglich einer Lernerfahrung.«

Dass anscheinend gesunde und gebildete Leute sich zu Zehntausenden der Ramtha – Gefolgschaft anschließen (oder anderen Geisteroffenbarungen, bei denen dieselben Lügen gechannelt werden), lässt den Selbstmord der »Heaven’s-Gate«-Sektenmitglieder vergleichsweise rational erscheinen.

Indien, Tibet, Burma, Sri Lanka und andere Länder, in denen seit Jahrtausenden fernöstlicher Mystizismus praktiziert wird, gehören zu den ärmsten Ländern der Welt und zu den am meisten vom Aberglauben verblendeten. Doch die Abendländer, die die Bibel verworfen haben, suchen gerade bei den Ostreligionen nach Erleuchtung, die diese Länder in Elend und Armut gestürzt haben.  –  Wie verführerisch ist doch die okkulte Invasion!

Aus Dave Hunt: DIE OKKULTE INVASION

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Weiter ergänzende Beiträge von Dave Hunt:
1. Drogen, Fantasie und das Okkulte
2. Holistische Medizin
3. Psychologie und das Okkulte
4. Spiritistische Kommunikation und Besessenheit
5. Ökologie, Schamanismus, Wissenschaft und Christentum
6. Eine dunkle und eine helle Seite der Kraft?

 




Horst Koch Biographie

Biographie von Horst Koch, Herborn

Im Februar 1940 wurde ich in der Hugenottenstadt Bad Karlshafen geboren. Dort betrieben meine aus Herborn stammenden Eltern eine Bäckerei, bis mein Vater Ende 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Erst im Herbst 1946 wurde er wegen einer Erkrankung aus russischer Kriegsgefagenschaft im Ural entlassen.
Mit meiner Mutter verbrachte ich die Kriegsjahre in unserer Heimatstadt Herborn, am Fusse des Westerwalds. Wir wohnten bei verschiedenen Verwandten. 1947 erwarb mein Vater ein Haus und arbeitete wieder in seinem Beruf. 1955 machten die Eltern sich selbständig, und so war mein Berufsweg als Handwerker praktisch schon vorgegeben. Bis 1992 habe ich mit meiner Frau und zwei Söhnen die elternliche Bäckerei-Konditorei betrieben, dann noch einige Jahre in der Industrie „mein Geld verdient“, um nach 50 Jahren Arbeitsleben nun ab Februar 2005 in den sogenannten Ruhestand zu wechseln… Unser Sohn David (1967) arbeitet als Architekt, die beiden ursprünglichen Handwerker Michael (1963) und Silas (1971)  haben heute ein Fotostudio bzw. Silas eine Internetarbeit.

Meine Heimatstadt Herborn ist stark geprägt von der calvinistischen Reformation, die durch das Haus Oranien von Frankreich her an Einfluss gewann. Schon 1584 hat der Dillenburger Graf Johann VI. von Hessen-Nassau, – ein Bruder Wilhelms von Oranien, des Befreiers der Niederlande -, in Herborn eine Schule für calvinistische (reformierte) Theologie gegründet. Durch einige grosse Namen wie Johann Piscator, Caspar Olevian und Jan Amos Comenius erlangte Herborn sogar eine europäische Bedeutung. Eine der ersten Bibeln in deutscher Sprache, die Übersetzung von Johann Piscator, wurde schon ab ca. 1600 in Herborn gedruckt und fand internationale Verbreitung, vor allem mittels verschiedener Auswanderungswellen nach Amerika…

Es mag sein, dass von dieser Heimatgeschichte her erste unbewusste Eindrücke mein Interesse an Gottes Wort weckten. Besonders seit 1952 habe ich mich intensiv mit Gott und Seinem Wort beschäftigt, sicher vor allem eine Wirkung Seines Geistes. Seit dieser Zeit bin ich im Glauben an Christus nie wankend geworden, ein Grund zur Dankbarkeit. Somit erhielten die biblischen Begriffe Gnade und Nachfolge für mich eine ganz praktische Bedeutung…

Zeitlebens führte mich dieser Weg des Glaubens etappenweise zu der Beschäftigung mit jeweils unterschiedlichen Themen, wie Geistesgaben, Kommunismus, Israel, Islam, religiöse Verführung u. a. m. Dabei führten viele Begegnungen mit Männern Gottes zu einem Wachsen der Erkenntnis in Lebens- und Glaubensfragen…

Seit 1946 besuchte ich die Gottesdienste der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde (Offene Brüder) in Herborn. Dort lernte ich Leben und Theologie der sog. Brüderbewegung kennen, der sich mein Grossvater väterlicherseits schon um ca. 1900 angeschlossen hatte.
Durch meine Grosseltern mütterlicherseits kam ich ab 1952 mit Lehre und Praxis der Pfingstbewegung in Berührung, mit der ich mich dann intensiv auseinandersetzte, – und durch das Wiederaufflammen der alten „Pfingstfragen“ nun bis zum heutigen Tag…

Meine Frau, mit der ich seit 1963 verheiratet bin, kommt ursprünglich aus der römisch-katholischen Kirche. Somit habe ich Kenntnis und Respekt gegenüber dem Glauben und Leben vieler Katholiken…, musste mich aber zwangsläufig auch mit deren Dogmatik bzw Sonderlehren (Papsttum, Marienkult, Meßopfer) im vergleichenden Licht der Bibel auseinandersetzen…

1968 bereisten meine Frau und ich  – mit dem Schweizer Pastor Konrad Meyer – das erste Mal das Land Israel, danach noch vier Mal. Dabei entstanden etliche Freundschaften mit Israelis und vor allem mit messianischen Juden…

Diese jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Judentum, geschichtlich, politisch und bes. unter dem Aspekt der biblischen Prophetie, öffnete mir die Augen über eine allg. verborgene Seite des von Gott unter die Völker zerstreuten jüdischen Volkes, nämlich deren meist verborgenen Hass auf den von Gott gesandten Welterlöser Jesus Christus. Diese fast zweitausendjährige Auseinandersetzung zwischen Judentum und Christentum bestimmt weitgehend die schicksalhafte Entwicklung im sog. christlichen Abendland, und zwar besonders für Deutschland, dem Land der Reformation, … das dann in der Verführung durch das okkulte sog. „Dritte Reich“ und mit der Vernichtung von Millionen europäischer Juden seinen Niedergang erlebte… Diese praktische Erfüllung biblischer Prophetie vor unseren Augen muss jeden wachen Bürger aufschrecken, Juden wie Christen …

Gleichzeitig hatte ich viele Begegnungen mit Judenchristen – die erste war 1966 mit dem Budapester Pastor Andi Ungar –, Begegnungen, die immer eine Bereicherung waren…

1973 lernte ich den rumänischen Judenchristen Pfr. Richard Wurmbrand kennen, der mir zu einem Lehrer und Vorbild wurde, und mit dessen Werk und Familie ich bis zu seinem Heimgang in 2001 freundschaftlich verbunden war…

1972 begegnete ich Pfr. Dr. Kurt Koch, der durch seine Forschungsarbeit über den Okkultismus bekannt wurde. Mit Dr. Koch verband mich seitdem eine intensive Freundschaft bis zu seinem Heimgang in 1987. Deswegen sehe ich in der Aufklärung über den Okkultismus auch meine vorrangige Aufgabe.
Ebenso beschäftigte ich mich mit den Themen Mission und  Erweckung. 1979 besuchte ich die Missionstation Kwa Sizabantu in Südafrika zum ersten Mal, … – habe aber seit dem Jahre 2000 keine Verbindung mehr zu dieser Bewegung. Aufgeweckt durch einige persönliche Erfahrungen ergab sich in der Folge eine intensive Auseinandersetzung über das Problem endzeitlicher Verführung mit falschen Zeichen und Wundern … – wahrlich keine leichte Aufgabe.

Besondere Bedeutung erhält dieser biblische Auftrag ja durch die heute unüberschaubar gewordene sogenannte charismatische Bewegung. Hier erfüllen sich verstärkt vor unseren Augen die Warnungen aus Matthäus 7 und 24: Es werden falsche Propheten und falsche Christusse kommen, und werden viele verführen. Allerdings ist dies aber nur eine der endzeitlichen Bedrohungen der  Gemeinde Jesu.
In diesen schweren Fragen der Unterscheidung zwischen der biblischen Wahrheit und der schwärmerischen Verfälschung möchte ich besonders jungen Menschen eine Hilfe anbieten. Zumal die Erfahrungen und Erkenntnisse unserer Glaubensväter auf dem Büchermarkt kaum noch angeboten werden. Moderne erlebnisorientierte charismatische Literatur überschwemmt heute die Büchertische in den Gemeinden und Kirchen…

Alle mittels meiner Webseite angebotenen Beiträge sind von mir sorgfältig ausgewählt. Dennoch können einzelne Erkenntnisse und Gedankengänge der verschiedenen Autoren neu oder auch unterschiedlich sein, das lässt sich nicht vermeiden. Es sollte jedoch immer das Gesamtanliegen betrachtet werden, nämlich den heutigen agressiven antichristlichen Strömungen die entscheidende Antwort entgegenzusetzen: Zurück zu Gottes Wort!

Alles was wir über Gott und Jesus Christus wissen, hat seinen Ursprung in der Bibel. Sie ist das A und O eines gesunden Glaubens, und sie ist der entscheidende Schlüssel zum Verstehen des Weltgeschehens und die letztgültige Offenbarung bzw Antwort Gottes in den Fragen von Zeit und Ewigkeit.
Gerne können Sie mir schreiben.

Horst Koch, 35745 Herborn, Sonnenweg 11, im Mai 2005

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Charismatischer Okkultismus (D.Hunt)

Dave Hunt

Charismatischer und evangelikaler Okkultismus

Als Jesus von seinen Jüngern nach den Zeichen für das Bevorstehen seiner Wiederkunft und des Endes der Welt gefragt wurde, nannte er ihnen als erstes Zeichen religiöse Verführung: »Seht zu, daß euch nie­mand verführe!« (Mt 24,4). Seine Antwort war eine Warnung. Dann fuhr er fort und erklärte das Wesen der Verführung, wobei er das erste und wichtigste Zeichen dreimal wiederholte:

Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen … und viele falsche Pro­pheten werden aufstehen und werden viele verführen … Denn es wer­den falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auser­wählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt [euch ge­warnt] (Mt 24,5.11.24.25;

Offensichtlich warnt Christus nicht vor Atheisten oder hochrangigen Ungläubigen oder Führern einer opponierenden nichtchristlichen Reli­gion. Solche Frontalangriffe haben nichts Verführerisches an sich. Chris­tus warnt vielmehr vor einer Verführung, die völlig unterschwellig ge­schehen wird, weil sie von innerhalb der Christenheit ausgehen wird – und unter seinem Namen!

Verführung von innen

Auch Judas warnt uns: »Gewisse Menschen haben sich heimlich einge­schlichen« (Judas 4). Eingeschlichen wo hinein? Offensichtlich in die Ge­meinde. Dabei handelt es sich nicht um Satanisten oder offensichtliche Okkultisten, die heimtückisch in der Christenheit am Werk sind, sondern »christliche Führungspersonen«. Das wird aus Jesu Beschreibung klar:

Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? (Mt 7,22).

Diese Feinde, die sich Christus in seinem Namen widersetzen, sind ein­deutig Okkultisten. Da ist eine Macht am Werk, die nicht von Gott ist. Jesus beschreibt hier nicht bloße Trickkunst, wenngleich diese Männer nicht darüber stehen. Ihre Zeichen und Wunder sind so beeindruckend, daß selbst die Auserwählten in der Gefahr stehen, verführt zu werden. Außerdem überzeugt diese »Kraft« die falschen Propheten selbst, denn sie fragen in offensichtlichem Erstaunen: »Herr, haben wir nicht …?« Die Darstellung solcher Kraft ist es, die heute Menschen anzieht, die auf der Suche nach Erweckung sind.

Die Gier nach Gesundheit und Wohlstand und insbesondere göttliche Macht öffnet okkulten Bindungen Tür und Tor. Das ist ein Hauptpro­blem in der charismatischen Bewegung: ein Wunsch nach Macht und gleich­zeitig eine Verunglimpfung der biblischen Lehre. Daraus resultiert der Ver­lust gerade jener Richtlinien, die vor okkulten Gefahren schützen wür­den. Benny Hinn gibt zu, daß er, als er zum ersten Mal sah, welche Kraft sich durch Kathryn Kuhlman manifestierte, entschlossen war: »Das will ich auch haben … ich will … das mit jeder Faser meines Wesens.«

Denken wir an Benny Hinn, der im Fernsehsender TBN (zusammen mit Paul und Jan Crouch lauthals lachend) unter großer Belustigung er­zählte, wie einem Herrn das Toupet wegflog, als dieser »unter der Kraft« zu Boden fiel, nachdem Hinn seine Stirn berührt hatte. Der Mann rückte sein Haarteil wieder zurecht, ein wenig schief, stand auf, dann berührte Hinn ihn nochmals, nur um ihn hinfallen und das Toupet fliegen zu sehen. Das wiederholte sich fünfmal, wie Hinn mit verschmitztem Grinsen zu­gab. War da etwa  Gottes Kraft, der Heilige Geist am Werk? Sicher nicht! Aber welche Kraft warf den Mann dann immer wieder um? Was ist das für eine seltsame Kraft, die Hinn angeblich an den Gräbern von Kathryn Kuhlman und Aimee Semple McPherson empfangen hat? Dieser Frage müssen wir ernstlich nachgehen!

Eine falsche »Zeichen-und-Wunder«-Bewegung

Leider überzeugen die Hinns, Hagins, Copelands & Co. sich selbst und andere, die angeblich von ihnen gewirkten Wunder würden beweisen, daß sie zu Christus gehören. Kann es sein, daß einige der heutigen Charis­matiker zu denen gehören, die sagen werden: »Herr, Herr, haben wir nicht …« und denen der Herr antworten wird: »Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir …« (Mt 7,23)? Wenn nicht sie, wer dann? Jesus warnt in seinem Wort ganz klar vor einer falschen »Zeichen-und Wunder«-Bewegung in den letzten Tagen. Paulus ging weiter ins Detail:

Dies aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden … immer lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können. Auf die Weise aber, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch sie der Wahrheit, Menschen, verdorben in der Gesinnung, im Blick auf den Glauben unbewährt (2.Tim 3,1.7-8).

Jannes und Jambres waren Okkultisten – Magier am Hof des Pharao. Durch die Kraft Satans kopierten sie einige der Wunder, die Gott durch Mose und Aaron tat. Paulus erklärt, daß in den letzten Tagen der Wider­stand gegen die Wahrheit von denen ausgeht, die durch die Kraft Satans Wunder wirken, die wie Wunder Gottes aussehen, und die somit den Glau­ben pervertieren.

Viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen. Jesus beschreibt hier keine kleine Randerscheinung. Die falsche Erwe­ckung wird sich auf die ganze Welt erstrecken. Tatsächlich ist eine solche Bewegung im Gange und wächst mit der Unterstützung derer, die es ei­gentlich besser wissen müßten.

Bill Bright spricht und schreibt mit Begeisterung, wir stünden kurz vor der Erfahrung der »größten Erweckung der Kirchengeschichte«. Pat Ro­bertson stimmt zu und spricht von der »außergewöhnlichsten Zeit der Erweckung, die die Menschheit je gekannt hat«. Andere bringen ähnli­che Beschreibungen. Leider sind ihre hochgejubelten »Erweckungen« cha­rakterisiert von einer Vernachlässigung der gesunden Lehre und von To­leranz gegenüber falschen Propheten. Solch eine Leichtgläubigkeit und die Verwerfung biblischer Leitlinien öffnet dem Okkulten Tür und Tor.

Dutzendweise falsche Propheten

Satans Macht ist begrenzt. Jannes und Jambres konnten Gottes Wunder nur bis zu einem bestimmten Punkt kopieren. Wenn Satans Macht ver­sagt, bleibt der falsche Prophet sich selbst überlassen. Doch selbst wenn diesen Quacksalbern die offensichtlichsten Fehler unterlaufen, fahren ihre leichtgläubigen Anhänger fort, sie zu verehren und ihnen zu folgen.

Jeden Monat gehen Millionen von Rundbriefen an die Abonnenten zahlreicher Missionsdienste. Viele dieser Briefe sind per Computer ge­neriert, wobei der jeweilige Name des Empfängers an mehreren strategi­schen Stellen automatisch eingefügt wird, um dem Brief eine persönliche Note zu verleihen. In unseren Akten befinden sich Tausende von Rund­briefen von Fernsehevangelisten. Viele berichten, der Verfasser habe ei­nen Großteil der Nacht im Gebet gerade für diesen Empfänger verbracht; oder der Verfasser habe ein besonderes Wort vom Herrn für den Adres­saten empfangen usw. Derartige Behauptungen sind absolut unglaubwür­dig, es sei denn für die allernaivsten Fantasten. Es ist für einen einzelnen Menschen einfach unmöglich, für die vielen Tausend Empfänger in der Adressenliste persönlich zu beten, geschweige denn, um persönliche Nöte und Bitten zu wissen und individuelle Prophezeiungen für jeden Einzel­nen zu erhalten.

In einem Rundbrief an seinen Freundeskreis erklärte Oral Roberts: »… die Gabe der Prophezeiung kam über mich … und 33 Vorhersagen wurden mir über Sie zuteil [an dieser Stelle wurde der jeweilige Name des Empfängers vom Computer eingetragen].« Falsche Propheten rech­nen mit der Leichtgläubigkeit ihrer Anhänger. Zweifellos fühlten sich viele Empfänger dieses Briefes geschmeichelt, daß ein »Mann Gottes« 33 Prophezeiungen speziell für sie erhalten hatte – ohne zu wissen, daß der Brief in identischer Fassung ebenso an Hunderttausende andere Empfänger ging.

Täuscht Oral seinen Anhängern vorsätzlich etwas vor, um ein »Glaubens-Saatopfer« von ihnen zu erhalten, oder ist er wirklich in einem Wahn und meint, Offenbarungen von Gott zu empfangen? Das News-Sentinel veröffentlichte folgenden Brief an den Herausgeber:

Auf Drängen meiner unheilbar kranken Frau steckte ich Hunderte Dol­lar in Oral Roberts Imperium. Man hatte sie per Gehirnwäsche zu dem Glauben gebracht, daß Oral und Gott sie wiederherstellen würden …

Fast ein Jahr nach ihrem Tod kam ein Brief für sie an mit der Un­terschrift von Oral Roberts, mit dem er behauptete, er habe in der vorigen Nacht mit Gott gesprochen und Gott habe ihm versichert, daß meine Frau wieder gesund würde …

Das hat mich so sehr auf die Palme gebracht, daß ich den Brief umdrehte und sinngemäß schrieb, daß er ein Lügner ist, daß Gott ihm nie und nimmer so etwas gesagt hat; daß Gott weiß, daß meine Frau seit fast einem Jahr im Himmel ist … Ich erhielt keine Antwort.

Wann hören wir Leichtgläubigen endlich auf, Gelder an diese [so­undso] zu überweisen und ihre Cadillacs … zu finanzieren?

In Johannesburg (Südafrika) brach Anfang 1996 ein Mann während ei­ner Benny-Hinn-Erweckungsveranstaltung zusammen und wurde nach draußen getragen. Benny versicherte, der Herr habe ihm gesagt, daß der Mann gesund würde. Tatsächlich starb er aber im Krankenwagen auf dem Weg ins Krankenhaus. Beim Silvestergottesdienst Ende 1989 machte Benny Hinn in seiner Kirche in Orlando (Florida) eine Reihe falscher Prophezeiungen. Hier nur eine davon: »Der Herr hat mir gesagt, ich sol­le euch sagen … etwa 1994 oder spätestens 1995 wird Gott die homosexu­elle Gesellschaft Amerikas zunichte machen … Er wird sie mit Feuer vernichten.«

Das traf nicht ein. Doch Hinns Gefolgschaft wächst weiter.

Kenneth Copeland hat ebenfalls zahlreiche falsche Prophezeiungen von sich gegeben. Viele davon sind derart unerhört, daß nur Schwerst­verblendete sie ernst nehmen können. Auch hier nur ein Beispiel:

Mit Beginn des Januars [1976] werdet ihr mehr von der Ausgießung der Herrlichkeit Gottes sehen als je zuvor in der Weltgeschichte … amputierte Gliedmaßen werden durch die Kraft Gottes zurückgege­ben … Neue Augen, wo zuvor keine Augen waren … Gott wird veran­lassen, daß Ihr Pkw, den Sie mit einer Gallone 10 Meilen weit fahren, 70 Meilen mit einer Gallone fährt – derselbe alte Wagen!

Nichts davon traf ein. Israel sollte dem mosaischen Gesetz zufolge solche falschen Propheten steinigen, aber die christlichen Führer von heute über­schütten sie mit Ehre und ihre Anhänger hecheln nach dem nächsten »Wort des Herrn«. Pastor John Hinkle (bis dahin weitgehend unbekannt) sagte 1993 auf TBN, daß Gott ihm gesagt habe: »Am Donnerstag, dem 9. Juni [1994], werde ich das Böse aus dieser Erde ausreißen.« Das Böse ist kein Ding, das man »aus dieser Erde ausreißen« könnte; das Böse wohnt im Herzen des Menschen. Jesus sagte: »Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen« usw. (Mt 15,19). Der Antichrist, die wahre Ver­körperung des Bösen (2Thes 2,4-10), wird erst noch kommen, und sein Regiment durch die Macht Satans (Offb 13,2.4) wird die Kulmination alles Bösen in ungehindertem Zorn auf die Erde ergießen.

In völliger Mißachtung der Bibel und des gesunden Menschenverstan­des wurde Hinkles Prophezeiung vom Publikum mit Applaus begrüßt und von Paul Crouch und später von Pat Robertson begeistert im Fernsehen verbreitet. In mindestens drei Rundbriefen stellte sich Paul Crouch voll und ganz hinter diese lächerliche Prophezeiung. Angeblich haben die »Propheten« von JMEM (Jugend mit einer Mission) sie bestätigt. Der 9. Juni 1994 kam und verging und das Böse floriert weiter unvermindert auf der Erde. Doch Crouch behauptet unbeeindruckt, die Prophezeiung sei in Erfüllung gegangen – und er ist immer noch auf Sendung!

Der sehnliche Wunsch der Charismatiker, außerbiblische Offenbarun­gen zu empfangen, öffnet dem Okkulten Tür und Tor. Pat Robertson hat­te angeblich ein »Wort des Herrn« empfangen, er solle 1988 für die US-Präsidentschaftswahlen kandidieren. Als man ihn nach dieser »Offenba­rung« fragte, lautete seine schockierende Antwort:

Bob Slosser: »Wenn Gott Sie berufen hat, zu kandidieren, warum ha­ben Sie es dann nicht geschafft, als Kandidat der Republikaner nomi­niert zu werden?«

Pat Robertson: »Ich denke, wir können Jesus die gleiche Frage stel­len. Gott sandte ihn als Messias und König Israels; warum hat er dann rundum versagt und wurde gekreuzigt?«

Verführen und verführt werden

Wenn wir hier die nennen, die die Christenheit in Okkultismus führen oder geführt haben, wollen wir damit nicht sagen, daß sie das ihrerseits unbedingt absichtlich tun. Nur wenige, sogar unter Atheisten, lassen sich absichtlich auf Okkultismus ein. Sogar Luke Skywalker beabsichtigte in Krieg der Sterne nicht bewußt, sich auf irgendetwas Böses einzulassen. Er dachte, er nutze die »helle Seite« der Kraft. Doch bediente er sich nicht der Führung und Kraft des wahren Gottes, der dieses Universum erschaf­fen hat, sondern einer »Kraft«, hinter der sich nur Satan verbergen kann.

Drei Jahre lang warnte Paulus die Ältesten von Ephesus Nacht und Tag unter Tränen, daß sogar aus ihrer eigenen Mitte Männer aufstehen würden und »verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her« (Apg 20,28-31). Die Charismatische Bewegung ist insbesonde­re die Gefolgschaft von Männern und Frauen, die »verkehrte Dinge re­den« und Zeichen und Wunder verheißen, darunter Kenneth Hagin, Ken­neth und Gloria Copeland, Marilyn Hickey, Frederick K. C. Price, Oral Roberts, Pat Robertson, Benny Hinn, Yonggi Cho und andere.

Diese Führer glauben vielleicht aufrichtig, sie würden Christus die­nen, doch sie haben die Bibel verdreht. Sie legen Nachdruck auf die Kraft des Heiligen Geistes und erstreben diese ohne großartige Beachtung der Tatsache, daß er der Heilige Geist und der Geist der Wahrheit ist. Aber die okkulte Macht, die sich durch falsche Propheten manifestiert, bringt ihre Anhänger dazu, über all das hinwegzusehen.

Die Macht der Imagination

Das Schlüsselelement im Okkultismus ist Imagination. Diese erstaunli­che Fähigkeit, die Gott dem Menschen gegeben hat, kann zum Guten wie zum Schlechten gebraucht werden. Da leider das Herz des Menschen Sklave des Bösen ist, weil er gegen Gott rebelliert, führt seine Imaginati­on ihn oft in die Richtung, die von seinen eigennützigen Interessen vor­gegeben wird. Gottes Aussage ist unmißverständlich:

Da aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Er­den und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immer­dar … (1. Mo 6,5). … denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf … (1. Mo 8,21).

Das böse Volk, das meine Worte nicht hören will, sondern geht hin in der Verstocktheit seines Herzens … (Jer 13,10)

Alle Eltern wissen, daß man keinem Kind beibringen braucht, selbst­süchtig oder neidisch oder frech zu sein. Diese natürlichen Charakterzü­ge zeigen sich von allein, noch bevor das Kind aus den Windeln ist und lange bevor die Gesellschaft es beeinflussen konnte. Die Grenzsetzung durch die elterliche Zucht (die heute selten geworden ist), die Grenzset­zung durch das Gewissen, das Gott in uns gelegt hat, die Grenzsetzung durch das Wissen, daß andere negativ reagieren und die Grenzsetzung durch Lehrer, Freunde und die Regierung zielen alle darauf ab, das äu­ßere Böse irgendwie im Zaum zu halten.

Der Imagination sind jedoch keine Grenzen auferlegt, außer durch das Gewissen. Dort regiert das Selbst und an seinen Fantasien kann ein Mensch sich ungezügelt ergehen, und das in einem solchen Maße, daß man sich in der Realität dafür schämen würde. In der Imagination kann man den niedrigsten Leidenschaften freien Lauf lassen – und so kann man auch mit Leichtigkeit in die Welt des Okkulten einsteigen.

Das Fernsehen war der nächste Quantensprung nach dem Radio und half der Imagination des Menschen ein ums andere Mal auf die Sprünge, um das Begehren seines Herzens zu visualisieren. Durch das Fernsehen strömte eine derartige Flut von Lust und Bösartigkeit in die Häuser aller Welt, wie es in vergangenen Generation nicht vorstellbar gewesen wäre. Es gibt zwar einige gute und wertvolle Sendungen, doch diese stehen im Schatten einer überwältigenden Übermacht des Bösen. Videospiele wa­ren ein weiterer Quantensprung. Kinder und Jugendliche wurden unver­sehens über Stunden von Kämpfen, Morden, dämonischen Fratzen und okkulten Zauberkräften in Beschlag genommen. Die Imagination wurde für das Okkulte geöffnet. Zuletzt verschmelzen die Video- und die All­tagswelt zu einem verschwommenen Ganzen.

Und jetzt steht uns die neue Technik der virtuellen Realität bevor und wird die Imagination um einen weiteren Quantensprung vorantreiben. Virtuelle Realität ermöglicht es, auf »legale« Weise Böses aller Art zu praktizieren, in einer Umwelt, die von der Wahrnehmung her mit der realen Welt identisch ist. Man wird einen realistischen Urlaub erleben können, ohne sein Haus zu verlassen, oder Intimitäten mit einer hüb­schen Frau (oder einem smarten Mann) austauschen, ohne die stören­den Schranken des Gewissens oder Gesetzes, denn es ist ja nur Fantasie, keine echte Realität, sondern nur virtuelle Realität. Dieses Thema ver­dient allerdings ein ganzes weiteres Buch.

Die Imagination kann nicht zur Kontaktaufnahme mit Gott verwen­det werden, wie es jetzt von Calvin Miller,17 Richard Foster und anderen gelehrt wird. Sie ist vielmehr das Einfallstor des Okkulten. Die Imagina­tion ermöglicht hypnotische Zustände und bringt die falschen Erinne­rungen hervor, die so viele Leben ruinieren. Auf irgendeine Weise ist die Imagination auch der Kanal, den Erscheinungen und Visionen benutzen und sie öffnet Tür und Tor für unbegrenzte weitere Trugschlüsse. Auf­grund der starken Emotionalität, die einen Großteil des eifrigen Aus­streckens nach Zeichen und Wundern charakterisiert, nehmen in der cha­rismatischen Bewegung einige dieser Trugschlüsse überhand.

Ein bekannter Fall, der verdeutlicht, mit welcher Macht die Imagina­tion dem Okkulten Tür und Tor öffnet, war das Philip-Experiment. Es ist etliche Male rund um die Welt wiederholt worden. Mitglieder der kana­dischen »Toronto Society of Psychical Research« (»Gesellschaft für über­sinnliche Forschung«) erdachten sich die Geschichte eines »Geistes«, den sie Philip nannten. Dann versuchten sie zu glauben, daß »Philip« real sei und probierten, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Ein Wesen, das sich als Philip identifizierte, teilte sich ihnen durch Klopfen auf den Tisch mit, um den sie saßen. »Philip« korrigierte die Geschichte, die sie erfunden hatten und brachte den Tisch mit solcher Kraft zum Schweben, daß sie ihn nicht fest halten konnten und im Zimmer umherlaufen mußten, um am Tisch dran zu bleiben.

In der Bibel finden wir nirgends ein Beispiel dafür, daß Gott die Ima­gination von Menschen zu seinen Zwecken benutzt, sondern nur Beispie­le dafür, daß der Mensch durch seine Vorstellungen in die Irre geführt wird und daß sie seine Lüste schürt. Falsche Propheten meinen in ihrer Imagination, Gott würde zu ihnen sprechen, wenn es in Wirklichkeit doch nur die Täuschung ihres eigenen Herzens ist, die sie gerne wahrhaben möchten.

»Propheten« mit unverdienter Ehre

Die heutigen falschen Propheten prahlen mit ihrer Macht und verwen­den sie zur Bedrohung derer, von denen sie anhand des Wortes Gottes beurteilt werden. Um Korrektur zu umgehen, warnen sie ihre Kritiker: »Taste nicht den Gesalbten des Herrn an« und drohen, daß alle, die sie in Frage stellen, Gottes Gericht erleiden werden. Mit der Rückendeckung von Paul Crouch drohte Benny Hinn auf TBN, wenn Kritiker es wagten, »den Gesalbten des Herrn anzutasten« (damit meinte er sich selbst), wür­den ihre Kinder sterben. In einer der vielen Jesus-Visionen, die Ken­neth Hagin angeblich empfangen hat, wurde ihm gesagt (»Der Herr sag­te mir …«), daß es christliche Verkündiger gäbe, die ihn als Prophet ab­lehnten und infolgedessen »auf der Kanzel tot umfallen« würden. Nun sollten sie eigentlich wie die Fliegen umfallen, denn es gibt Tausende christlicher Verkündiger, die Hagins Botschaften ablehnen.

Diese verdrehte Schriftauslegung ist weit verbreitet, um führende Cha­rismatiker vor der Korrektur zu verteidigen, die sie so dringend nötig haben. Dieser Ausdruck findet sich in der Bibel zuerst bei Saul, der zwei­mal in Davids Hand war, wobei David von seinen Männern genötigt wur­de, Saul zu töten. Doch David weigerte sich und dachte: »Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen, denn er ist der Gesalbte des HERRN!« (1Sam 24,11; s.a. 26,9.16; 2Sam 1,14-16; Ps. 105,15).

»Den Gesalbten des Herrn antasten« bedeutet immer, den Gesalbten körperlich zu verletzen oder sogar zu töten. David wollte das nicht – son­dern tadelte Saul öffentlich vor seinen eigenen Männern und Sauls Ar­mee (1Sam 24,9-15), und so bereute Saul (Verse 16-21). Diesen Ausdruck sollte man nicht verwenden, um bei Führungspersonen Erhabenheit über jegliche Kritik zu garantieren.

Dieser Autor hat mit Verwunderung beobachtet, wie Paul Crouch im internationalen Fernsehen etwa zehn Minuten lang um sich schlug – ge­gen seine Lieblingsgegner: die »Ketzer-Jäger«. Er nannte sie »eine ver­dorbene Synedriums-Meute … verdammt und auf dem Weg zur Hölle … [keine] Vergebung für sie … Zur Hölle mit euch … Gott wird euch ab­knallen, wenn ich es nicht tue!« Ganz ähnlich erklärte John Kilpatrick, Leiter der Assembly of God in Brownsville, beim Sonntagsgottesdienst:

Ich möchte heute Morgen ein Wort an Hank Hanegraaff sagen … Sie können meinetwegen andere Leute kritisieren und andere Werke Gottes und andere Missionsdienste, aber von diesem hier lassen Sie lieber Ihre Finger…

Ich prophezeie Ihnen, wenn Sie damit nicht aufhören … wird der Heilige Geist Sie innerhalb von 90 Tagen niederstrecken. Ich habe gesagt, innerhalb 90 Tagen wird der Heilige Geist Sie niederstrecken und das sage ich als ein Mann Gottes … das hier ist ein Werk Gottes und Sie lassen es besser in Ruhe …

Mr. Hanegraaff und all ihr anderen Teufel, hört her … Ich sage dies als ein Mann Gottes, hinter diesem heiligen Tisch in dieser heiligen Umgebung einer großartigen Ausgießung des Heiligen Geistes … die­se Erweckung wird nicht nachlassen und diese Erweckung wird zu ei­nem nationalen Erwachen werden.

Einige Wochen bevor die prophezeiten 90 Tage verstrichen waren (5. Juli 1997) schickte Pastor Kilpatrick per Internet eine Entschuldigung an Hank. Er sagte, er sei im Fleisch gewesen, als er dieses Gerichtsurteil verkündete. Versuchen Sie sich einmal Jesaja oder Jeremia vorzustellen, die sagen: »Tschuldigung, aber ich war im Fleisch, als ich die Kapitel 3, 11 und 24 schrieb, deshalb seht sie als nichtig an.«

Die heute angesagte Erweckung wird von falschen Propheten ange­führt, die es wagen zu sagen, daß es für Propheten in ihrer Ausbildung berechtigt ist, Fehler zu begehen. Wenn aber jemand sagt: »So spricht der Herr« und dabei falsch liegt, ist das der Bibel zufolge kein bloßer Fehler, für den man sich entschuldigen kann, sondern Gotteslästerung! Bis zu seinem kürzlichen Tod lehrte John Wimber, wie man Zeichen und Wunder tun und wie man prophezeien kann und berechnete eine gehöri­ge Gebühr für den Besuch eines seiner Seminare. Die Vineyard-Jünger verwenden immer noch Techniken wie z. B. Handbewegungen in gerin­gem Abstand zum Körper einer Person, um bestimmte Punkte aufzuspü­ren, wo Gott am Werk ist, oder das geistige Entleeren und anschließende Aussprechen von jedem Gedanken, der gerade kommt. Doch gerade sol­che Techniken öffnen dem Okkulten Tür und Tor. Die biblischen Pro­pheten haben niemals Techniken erlernt.

Pat Robertson und CBN

Pat Robertson ist sowohl Südlicher (d. h. konservativer) Baptist als auch Charismatiker. Sein Biograf sagt: »Wenngleich die Südlichen Baptisten öffentlich den ›Charismatikern‹ nicht zustimmen, distanzieren sie sich nicht von Robertson. Adrian Rogers, Präsident der Konferenz Südlicher Baptisten, war sogar Sonderredner auf CBNs 25. Jahresfeier.« Pat star­tete den Sender mit 70 Dollar. Er erzählt die Wunder, die Gott getan hat, um ein christliches Fernseh-Imperium zu schaffen, einschließlich des Sen­ders Family Channel, und das mit Spenden von Zehntausenden christli­cher Gönner.

Man wundert sich nur, warum Pat und seine Familie schließlich diesen Familiensender aufgaben und ihn 1997 für 1,9 Milliarden Dollar an Rup­pert Murdochs »Fox network« verkauften. Haben die Christen ihr Geld gespendet, um Pats Familie reich zu machen und um einen Fernsehsen­der, der eigentlich das Evangelium verbreiten sollte, zuletzt in gottlose Hände zu geben? All die »Wunder« der großen Erfolgsstory von CBN, von denen Pat erzählt hat, haben nun einen hohlen Beiklang.

Pats Traum von CBN geht hauptsächlich auf eine falsche Prophezei­ung vom Mai 1968 zurück:

Es war in der Einweihungswoche unserer neuen Einrichtung in Ports­mouth … Ich hatte gerade eine kurze Ansprache gehalten über die herrliche Zukunft, die uns bei CBN bevorsteht, als urplötzlich Harald Bredesen, unser langjähriger gläubiger Freund, nach vorn kam, seine Hand auf meinen Kopf legte und ein Wort der Prophetie mit solcher Vollmacht sprach, daß ich es mein Lebtag nicht vergessen werde. Denn ich wußte, daß in diesem Augenblick Gott selbst zu uns spricht:

Deine Anfangszeit sieht in deinen Augen klein aus, in dem Licht, wohin ich dich gebracht habe … aber diese Zeit wird klein erschei­nen in dem Licht, wohin ich dich bringen werde … denn ich habe dich dazu auserwählt, die Wiederkunft meines Sohnes einzuleiten.

Eine geradezu elektrische Spannung schoß durch die Versammlung! Aus jeder Ecke des Saals ertönte brausender Beifall. Ich war absolut von Ehrfurcht ergriffen. In diesen letzten Tagen hatte Gott CBN einen Dienst Johannes des Täufers zugeteilt – den Weg zu bereiten für Jesu Wiederkunft!

Diese absurde Prophezeiung spielt ebenfalls eine Rolle in Pats Auffas­sung vom Reich Gottes und den letzten Tagen, worauf wir in einem spä­teren Kapitel zurückkommen werden. Diese Prophezeiung wurde natür­lich zu Spendenaufrufen herangezogen, mit Aussagen wie: »Die Zeit ist gekommen, um die Wiederkunft Jesu Christi einzuleiten! Und ich möch­te Sie einladen, teilzuhaben am größten geistlichen Durchbruch, den die Welt je gesehen hat – mit Ihrer Gabe, die Ihren Glauben erweitert. Und ich bitte Sie, heute so viel zu geben wie nie zuvor, um dem Herrn Jesus Christus den Weg zu bereiten.« Wer könnte sich einem solchen Aufruf verschließen? Das Überweisungs-Formular für die Gabe trug in fetten Großbuchstaben die Aufschrift: »Wegbereitung für die Wiederkunft des Herrn« und sagte im Einzelnen:

Jesus kommt wieder … und vielleicht schneller als wir denken! Und heute nötige ich Sie, bei der Einleitung der Wiederkunft des Herrn mitzuhelfen. Bitte antworten Sie sofort, indem Sie Ihre Gabe mit Ih­rer Antwortkarte noch heute übersenden.

Ja, Pat! Ich möchte bei der Einleitung der Ankunft Jesu mithelfen, indem ich Israel und die Welt auf Christi Wiederkunft auf die Erde vorbereite! [Das ist nicht die Entrückung]

Fast 30 Jahre später fragen wir aufrichtig: Was hat CBN getan, um »den größten geistlichen Durchbruch, den die Welt je gesehen hat« zu schaf­fen und »die Wiederkunft des Herrn einzuleiten«? Zusätzlich zu falschen Prophezeiungen hat es von Anfang an andere Formen des Okkultismus gegeben, wenn auch zweifellos unwissentlich. Robertson beschreibt die neuen Studios in Portsmouth, die am 3. Mai 1968 eingeweiht wurden:

Die wunderschöne Gebetskapelle wurde dem Gedächtnis an meine Mutter geweiht … [und] war mit ihrer symbolischen Bedeutung leben­dig. Alles in diesem Raum lenkte die Aufmerksamkeit himmelwärts. Ein handgeschnitztes Kreuz hing in der Mitte des Raumes über einem Block ungeschliffenen weißen Kristallgesteins.

Im New Age werden Kristalle als Fokus der universalen »Kraft« verwen­det. In der heidnischen Anbetung werden Steine seit Urzeiten eingesetzt. Warum sollten Christen sich um einen Stein zum Gebet versammeln? Und wie kann ein »ungeschliffener Kristall« die »Aufmerksamkeit him­melwärts lenken«? Pat ist uns einige Erklärungen schuldig.

Charismatische »Christliche Wissenschaft«

Darüber hinaus liest sich Pats Buch The Secret Kingdom (»Das geheime Königreich«), in dem er die Geheimnisse des Erfolges aufdeckt, mit de­nen CBN aufgebaut wurde, wie ein Handbuch des Okkultismus. Es ent­hält zwar viele anregende Geschichten von Wundern, die Gott im Leben von Menschen tat und von vielen, die zu Christus gefunden haben, doch gibt es darin auch schwerwiegende Probleme. Wir haben festgestellt, daß das Okkulte auf Gesetzen beruht, die die Kräfte lenken, die angeblich im Universum wohnen und denen auch die spirituelle Welt unterworfen ist. Dieselbe Lüge führt auch charismatische Kapazitäten und ihre Anhän­ger in die Irre.

Kenneth Hagin spricht von Gottes »Gesetz des Glaubens«. Yonggi Cho lehrt dasselbe und gibt zu, daß die »Gesetze der vierten Dimensi­on« Wunder für Okkultisten genau wie für Christen bewirken können. Er beschuldigt die Christen sogar, diese Gesetze nicht zu ihrem Erfolg ange­wendet zu haben, ganz im Gegenteil zu den Okkultisten. Pat nennt uns die acht »Gesetze des Reiches«. Wie Cho, Hagin und andere sieht auch Robertson diese Gesetze als für jeden anwendbar an, sogar für Gottlose. Damit sind wir zurück bei der Christlichen Wissenschaft und ihrer okkul­ten Verbindung! Pat erklärt:

Allmählich erkannte ich, daß es Prinzipien im Reich gibt … die in unserem Leben so gültig sind wie die Gesetze der Thermodynamik oder die Gesetze der Gravitation …

Wenn wir dieses Geheimnis einmal erkannt haben, wird uns aufs Neue klar, daß die Bibel kein unpraktisches Theologiebuch ist, son­dern vielmehr ein praktisches Buch des Lebens mit einem System des Denkens und Verhaltens, das uns Erfolg garantiert … Er sagte im Endeffekt: »Trachtet nach dem Reich, versteht, wie es funktioniert und dann werden – wie der Tag auf die Nacht folgt – … euch die Anzeichen des irdischen Erfolges folgen …«

Das waren solch universale Prinzipien, daß man sie besser als Ge­setze betrachtet, im selben Sinne wie die Naturgesetze von Gott be­gründet sind … Jesus … sagte geradeheraus: »Wenn du dies tust, wird jenes geschehen.« Wenn man sie anwendet, funktionieren die Prinzipi­en einfach …

Leider haben Leute wie Napoleon Hill, der Denke nach und werde reich schrieb, nur einen kleinen Teil der Wahrheiten des Reiches Got­tes entdeckt … Einige der metaphysischen Prinzipien des Reiches kön­nen, für sich genommen, zu fantastischen zeitlichen Segnungen führen.

Also funktioniert das Reich Gottes aufgrund von metaphysischen Prinzi­pien, die auch Napoleon Hill anwandte und die für jeden funktionieren! Die Bibel handelt nicht von Theologie (die Erkenntnis Gottes), was un­praktisch ist, sondern von Prinzipien und Gesetzen, die bei jedem funk­tionieren und jedem irdischen Erfolg einbringen! Die okkulte Formel funk­tioniert!

Die Bibel macht klar, daß man auf solche Weise keine automatische Antwort von Gott erhält, sondern vielmehr Satan sich die Hände reibt. Ja, Pat spricht manchmal davon, Gottes Willen zu erkennen und sich ihm zu unterwerfen. Doch sagt er, diese metaphysischen Prinzipien und Ge­setze würden auch für einen Napoleon Hill funktionieren, der Gott nicht kennt.

Pat zufolge ist eines der acht Gesetze, die das geheime Reich regieren, »das Gesetz der Wunder«. Einerseits gibt er zu, daß ein Wunder einen »Verstoß gegen die Naturgesetze« durch Gott darstellt. Doch behaup­tet er, daß es ein anderes Gesetz gäbe, das Gesetz der Wunder, über das Gott sich nicht hinwegsetzen kann, sondern dem er gehorchen muß, da­mit ein Wunder geschehen kann. Er sagt, die Kraft Gottes stünde uns zur Verfügung, »wenn wir die Regeln der Wunder kennen«. Pat sagt: »Das großartige [CBN-] Zentrum, das heute auf diesem Besitz steht, ist ein vielsagendes Zeugnis für die Kraft Gottes und die Wirksamkeit des Ge­setzes der Wunder.«

Oral Roberts und die Stadt des Glaubens

Pat Robertson behauptete, Gott habe ihn erwählt, die Wiederkunft sei­nes Sohnes vorzubereiten und so seine Gönner zu überreden, Geld zur Finanzierung dieses unglaublichen Projektes zu schicken. Oral Roberts behauptete, Jesus sei ihm erschienen und habe ihm gesagt, daß Gott ihn erwählt habe, das Heilmittel gegen Krebs zu entdecken. Diese »Offenba­rung« erhielt er während eines »siebenstündigen Gesprächs« zwischen Jesus und ihm. Er sah »einen 300 Meter großen Jesus … der ihm [Oral] sagte, er solle seine Hunderttausende ›Gebetspartner‹ bitten, jeweils 240 Dollar zu schicken, um das [medizinische] Zentrum [eine 60-stöckige Diagnoseklinik und ein 30-stöckiges Krankenhaus] fertig zu stellen, da­mit die Forscher dort Heilmittel gegen Krebs und ›andere gefürchtete Krankheiten‹ herausfinden«. Orals »Gebetspartner« finanzierten das mit mehr als 200 Millionen Dollar veranschlagte Projekt.

Daß es sich hier um eine falsche Vision und Prophezeiung handelte, ist jetzt durch die Geschichte erwiesen. Es gab keine Wunder, keine Hei­lung von Krebs, und das Krankenhaus, mit dessen Bau »Jesus« ihn beauf­tragt hatte, ging schon bald bankrott. In seiner Autobiografie versucht Oral es so darzustellen, daß es doch genau das war, was Gott geplant hatte und daß es überhaupt kein Versagen gab: »Es war Gottes Zeit, die Stadt des Glaubens und die medizinische … Schule zu schließen.« Die Medien ließen sich jedoch, anders als Roberts’ Anhängerschaft, nicht täu­schen:

Oral Roberts’ Traum von einem Hospital, das religiösen Glauben mit medizinischer Technik kombiniert, ist aus. Der Evangelist, der wegen unbezahlter Rechnungen verklagt ist, verkauft seinen Klinikkomplex »Stadt des Glaubens«, mit dessen Bau, wie er sagte, Gott ihn beauf­tragt habe. Er begann mit der Schließung des Komplexes – drei hoch­aufragende Gebäude – … im Jahr 1989 …

Das Krankenhaus mit 777 Betten, 1981 eröffnet, erreichte 1984 nur eine Spitzenbelegung von 148 Patienten.

Hatte Oral Halluzinationen, oder log er, als er von seinem siebenstündi­gen Gespräch mit einem 300 Meter großen Jesus sprach? Fest steht, daß Jesus Oral nicht erschien und ihn nicht beauftragt hat, ein Krankenhaus zu bauen, das nicht benötigt wurde und auch keine Wunder verheißen hat, die niemals geschehen sind! Doch Oral steht bei Millionen immer noch hoch im Kurs, einschließlich vieler Gemeindeleiter, insbesondere unter Charismatikern. 1989 wurde er von der Internationalen Organisa­tion christlicher Geschäftsleute mit dem Titel »Christliche Führungsper­son des Jahres« ausgezeichnet.

Die Geheimnisse des Erfolges, die Napoleon Hill aus der Geisterwelt empfing, sind von der charismatischen Bewegung und auch von einem erheblichen Teil der Evangelikalen mit offenen Armen aufgenommen worden. Das »höchste Geheimnis«, das Hill von dämonischen Wesen er­hielt, lautete: »Alles was der menschliche Geist glauben kann, kann der menschliche Geist erreichen.« Oral Roberts behauptet, daß Gott ihm grundsätzlich dasselbe Prinzip offenbart habe: »Was immer du dir vor­stellen und glauben kannst, das kannst du tun!«

Roberts bezieht sich, wie viele andere führende Charismatiker, ein­deutig auf das, was Hill als »die magische Kraft des Glaubens« bezeich­nete. Norman Vincent Peale nannte es die Kraft des positiven Denkens und Robert Schuller nennt es die Kraft des Denkens in Möglichkeiten.

Oral Roberts behauptet entdeckt zu haben, daß Kranke geheilt wer­den, wenn er sie mit seiner rechten Hand berührt, nicht aber mit seiner linken. Auch das ist Okkultismus – und in Wirklichkeit wurden nur weni­ge geheilt, wenn überhaupt welche. In der Bibel ist ein derartiges »Zei­chen« nirgends zu finden, doch ist es unter einer Anzahl von Okkultisten und falschen Propheten aufgetreten, wie z. B. William Branham, der sich selbst nie sicher war, ob es Gott oder Satan war, der ihm seine Kraft ver­lieh, der aber in seiner linken Hand »Gott spürte«. Roberts sagte:

Ich hörte Gott zu mir sagen, daß ich von nun an seine Gegenwart in meiner rechten Hand erfahren würde … Für eine große Zahl Kranker war Gottes Gegenwart in meiner rechten Hand sicherlich ein Zeichen, daß es einen Gott gibt und daß es seinem Wesen entspricht, zu heilen.

Wenn es auftrat, war es unverkennbar. Ich meine, es war da! Wenn es nicht da war, war ich so normal, daß jeder wußte, es war nicht da.

Geld, Geld, wer hat das Geld?

Geld spielt im Okkultismus eine große Rolle. Kenneth Copeland erklärt unverfroren, daß Gott ihn berufen habe, das unbiblische »Wohlstands­evangelium« zu verkünden. Marilyn Hickey, Autorin des Buches Gods Seven Keys to Make You Rich (»Gottes sieben Schlüssel, um dich reich zu machen«) ist Vorsitzende des Führungsgremiums der Oral Roberts Uni­versität. In Miracle of Seed Faith (»Das Wunder des gesäten Glaubens«) behauptet Oral, Gott habe ihm offenbart, dass das große Prinzip des Sä­ens und Erntens, das in der natürlichen Welt so deutlich ist, auch im geist­lichen Bereich gilt. Man kann eine Geldgabe in ein Missionswerk »pflan­zen« und Wunder »ernten«. Auf diese Behauptung hin sind Hunderte von Millionen Dollar von aufrichtigen, aber verführten Christen in die Missionswerke zahlreicher »Glaubenslehrer« geflossen und machten diese reich. Einfältige Seelen sind von der Verheißung eines »hundertfältigen Ertrages« verleitet worden.

Diese falsche Lehre zielt auf die Befriedigung des Begehrens nach Reichtum ab, eine der niedrigsten menschlichen Lüste. »Jesus war reich«, sagen Frederick Price und andere »Glaubenslehrer«, und deshalb müs­sen seine Nachfolger reich sein. Kenneth Hagin sagt, ein altes Auto an­stelle einer Nobelkarosse zu fahren sei nicht »demütig, sondern unwis­send«, was Gottes Gesetze des Wohlstands betrifft. Frederick Price stimmt zu: »Ich fahre einen Rolls Royce … und folge Jesu Fußstapfen.« Gloria Copeland schreibt: »Geben Sie [uns] 1.000 Dollar und empfangen Sie 100.000 Dollar … Markus 10,30 ist ein sehr gutes Geschäft.« Oral Roberts verheißt »Wohlstands-Wunder« für alle, die »die hundertfältige Vermehrung nutzen wollen«. Was ist da noch der Unterschied zum römisch-katholischen Verkauf von Ablässen? Beides ist lediglich eine ver­schiedene Form, »sich für Lohn dem Irrtum Balaams zu überliefern« (Jud 11). Wie unterscheidet sich Pat Robertsons Aussage, wenn Sie »Segen bekennen … und Erfolg, werden diese Dinge zu Ihnen kommen«, von John Marks Templetons Aussage: »Ihre spirituellen Prinzipien ziehen Wohlstand zu Ihnen an … materieller Erfolg … kommt … wenn Sie im Einklang mit dem Unendlichen sind …«?

Gloria Copeland berichtet uns, wie sie lernte, sich Autorität über Geld zu nehmen und dem Geld befahl, »in Jesu Namen« über sie zu kommen. Im Zitat zu Beginn dieses Kapitels sagt Robertson dasselbe. Ja, Pat sagt tatsächlich, Gebet »besteht nicht bloß aus der Bitte um das, was wir wünschen. Beten bedeutet im wahrsten Sinne unser Leben in völlige Übereinstimmung mit dem zu bringen, was Gott wünscht.« Und er weist hin auf Jeremias Warnung vor »den Propheten, die weissagen nach dem Gesicht ihres Herzens«. Solche Warnungen sind jedoch wie vereinzelte und widersprüchliche Einschübe in einem Buch, das in großem Umfang betont, wie man Vollmacht erlangt mittels automatischer »Prinzipien«, die für jeden verfügbar sind.

Patti Roberts, die geschiedene erste Ehefrau von Richard Roberts, berichtet: Als sie in ihre Flitterwochen aufbrechen wollten, nahm Oral sie und Richard in sein Büro. Er warnte sie, wenn sie jemals Orals Missi­onswerk verlassen würden, dann würden sie »bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen«. Sie spricht von zunehmender Desillusionierung, was zu Auseinandersetzungen mit Oral führte. Ihr schien es, daß »unse­re ganzen Anstrengungen sich nur um Spendenbeschaffung drehten … ausgeklügelte Techniken, wie man Jesus verkauft … damit noch mehr Menschen … [das Missionswerk] unterstützen«.

Diese Desillusionierung gipfelte in einer Krise, als Patti Al Bush an­rief, den langjährigen Vorsitzenden von »Oral Roberts Evangelikaler Ver­einigung«. Das Gespräch verlief ihren Erinnerungen zufolge etwa wie folgt:

Al, in den 40 Shows, die wir letztes Jahr gedreht haben, wie viel Mal haben wir den Leuten den Heilsplan gezeigt? Den Heilsplan? Meine Güte, Patti, das weiß ich nicht. Ich bin si­cher, wir müßten ihn mindestens einmal erklärt haben.

Und wie oft haben wir ihnen die Prinzipien des »gesäten Glaubens« präsentiert? Er lachte. Patti, du kennst die Antwort darauf. Wir erklären die Prin­zipien des gesäten Glaubens in jeder Show. Worauf willst du hinaus?

Al, in den Briefen, die du von Zuschauern bekommst, wie viele von ihnen meinten, daß sie sich vielleicht einen kleinen Platz im Reich Gottes erkauft haben, als sie Geld an Oral spendeten? Wie viele ha­ben vielleicht gedacht, daß sie damit Gottes Meinung über ihr ewiges Schicksal umstimmen könnten?

Lange sagte er nichts. Als er schließlich antwortete, senkte er seine Stimme und sagte nüchtern und ein wenig zögernd: Eine ganze Men­ge von ihnen, Patti.

Okkulte Geldbeschaffungs-Programme

Oral Roberts träumt fortwährend von neuen Programmen zur Beschaf­fung von Spendengeldern von seinen Gebetspartnern, von denen viele mit geringen Einkommen und unter Aufopferungen leben, um seinen ausschweifenden Lebensstil zu finanzieren. Bei einem Aufruf bat Oral »über 1 Million regelmäßiger Spender um jeweils 500 Dollar, um eine ›satanische Verschwörung‹ zu stoppen. ›Wegen der Feinde des Missions­werkes kann ich euch … dieses Problem nicht im Fernsehen erklären‹, hieß es in einem Bettelrundbrief.«

Einige von Orals genialen Spendenbeschaffungs-Tricks sind geradezu okkult. Beispielsweise schickte er zwei kleine »Wunderkerzen« – eine rote und eine grüne – an seine »Gebetspartner«, die diese bei einem »Wunderkerzen-Gottesdienst« einsetzen sollten. In den mit den Kerzen ver­schickten Anweisungen war zu lesen:

Ihr Wunderkerzenlicht-Gottesdienst ist für den 24. Dezember ange­setzt. Schicken Sie die rote Kerze heute an mich zurück. Behalten Sie die grüne Kerze und zünden Sie diese am 24. Dezember an, als Zei­chen unserer Zustimmung zu Ihrem Wunder.

Ich glaube, daß Gott ein Weihnachtswunder für Sie auf Lager hat!

Als ich die Worte Gott hat ein Weihnachtswunder für Sie auf Lager schrieb, erging durch mich ein gewaltiger Ausbruch des Heiligen Geis­tes für Sie hindurch. Ich glaube wirklich, daß Sie an der Schwelle ei­nes wahrhaft großartigen Weihnachtswunders stehen …!

Ich glaube wirklich, daß der Heilige Geist mir zeigt, daß ich einige ganz besondere Schritte für Sie unternehmen soll, und das ist der Grund, weshalb ich Ihnen zwei Wunder-Weihnachtskerzen schicke …

 Was ich fühle, wozu der Herr mich auffordert … könnte Ihnen ein unschätzbares Wunder von Gott einbringen. Er bat mich, eine Kerze anzuzünden und meinen Glauben daran anzufachen, welche Wunder Sie brauchen. Und ich werde es in Jesu Namen tun.

Ich habe sogar Richard gebeten mitzumachen … und so werden wir zusammen einen privaten, persönlichen Wunderkerzenlicht-Gottesdienst für Sie und Ihre benötigten Wunder abhalten. Wir werden zu­sammen eine Kerze anzünden (als unseren Wunder-Kontaktpunkt zu Ihnen) und unseren Glauben an Ihr Weihnachtswunder freisetzen.

Welche Gotteslästerung, für ihre okkulte Farce Gottes Führung zu bean­spruchen! Die rote Kerze sollte an Oral zurückgeschickt und die grüne behalten werden, um diese am Weihnachtsabend anzuzünden, wenn Oral und sein Sohn Richard die zurückerhaltene rote Kerze anzünden. Natür­lich folgte der unumgängliche Spendenaufruf, der so dargestellt wurde, als sei dies das Geheimmittel für Wunder:

Wenn Sie Ihren Wunderkerzen-Antrag und die rote Kerze an mich zurücksenden, fügen Sie bitte ein Wunder-Glaubens-Saatopfer bei – ein Weihnachtsgeschenk an das Werk Gottes … für Ihren Weihnachtswunder-Wunsch …

Ich zähle es als persönliches Privileg, Ihnen dienen zu dürfen und eine Kerze des Wunderglaubens anzuzünden (als unseren gemeinsa­men Kontaktpunkt, damit Ihr Wunsch erfüllt wird) …

Jetzt … beeilen Sie sich, mir Ihren Wunderkerzen-Antrag zurückzu­schicken – zusammen mit der roten Wunderkerze und dem besten Weih­nachtsgeschenk des Glaubens, das Ihnen zur Zeit möglich ist. Ich kann mir keine bessere Weise vorstellen, dieses Weihnachten zu feiern.

[Persönlicher Empfängername] – ich spreche wirklich aus meinem Herzen, wenn ich Ihnen sagte, daß ich nicht möchte, daß Sie diesen Wundertag verpassen! Mir fehlen die Worte, um angemessen zu be­schreiben, wie sehr ich die Gegenwart Gottes dabei spüre …

 [Persönlicher Empfängername] – ich möchte Sie noch einmal erin­nern, unverzüglich zu handeln. Wenn wir anfangen, am 24. Dezember die roten Kerzen anzuzünden, möchte ich, daß Ihre Kerze dabei ist – und ich möchte, daß Sie Ihr Weihnachtswunder empfangen (Hervorhe­bungen im Original).

Hat er überhaupt kein Gewissen? Das ist schiere Hexerei. Der Umschlag enthielt ein großes Poster, das Oral und Richard beim Anzünden roter Kerzen zeigte. Oral hielt dabei einen Bündel »Wunderanträge« in seiner Hand und Richard streckte seine Hände aus über einen Stapel solcher Blätter, beide Männer mit Minen großer Sorge und tiefer Ernsthaftigkeit.

Der Kontaktpunkt

Der Mensch hat es schon immer als hilfreich empfunden, etwas Greifba­res zu haben, woran er glaubt. Ein Zauberstab ist ein magisches Instru­ment, das anscheinend Wunder bewirkt. Als Hilfsmittel zur Weissagung läßt sich jeder Gegenstand verwenden, der zum Kontaktpunkt mit der spirituellen Welt wird. Fetische und Talismane und römisch-katholische Skapuliere, Kruzifixe, Medaillen und Bilder wie auch orthodoxe Ikonen spielen alle dieselbe Rolle.

Andere Weissagungsmittel sind Ouijaboards, Pendel, Wünschelruten, Kristallkugeln, Tarotkarten, Tierkreiszeichen usw. Diese Gegenstände bieten etwas Sichtbares, um bei denen eine Erwartung zu erzeugen, die daran glauben. Hexerei macht magische Getränke, Kerzen und andere greifbare Gegenstände nutzbar, als Brücke in die Geisterwelt. Alle diese Objekte funktionieren natürlich gemäß der Prinzipien, die Pat Robertson als die metaphysischen Gesetze des geheimen Königreiches bezeichnet.

Der »Kontaktpunkt« der Charismatiker gehört in dieselbe Kategorie okkulter Hilfsmittel. Oral Roberts hat ihn als seine »größte Entdeckung« bezeichnet. Im oben zitierten Spendenaufruf waren die Kerzen der »Kon­taktpunkt«. W. V. Grant hat einen Umriß seiner Füße verschickt, damit die Empfänger diesen als Kontaktpunkt verwenden und sich darauf stel­len. Oral hat mehrmals einen Umriß seiner Hand versandt, damit seine Anhänger ihre Hände als Kontaktpunkt darauf legen. Andere »Glaubens­heiler« haben ihre eigenen Varianten dieser Okkulttechnik – und bei Fern­sehübertragungen ist der Bildschirm an sich für den Zuschauer das zu berührende Objekt. In einem Spendenrundbrief schrieb Roberts:

Fangen Sie jetzt an: Nehmen Sie das beigefügte Kontaktpunkt-Erinnerungsposter und hängen Sie es … dort auf, wo es Ihnen unmöglich ist, es nicht täglich zu sehen. Legen Sie Ihre Hand auf meine und spre­chen sie laut: »Ich verbinde meinen Glauben mit Oral Roberts … Ich erwarte mein Wunder …«

Nehmen Sie Ihr Gebetsblatt und stellen Sie sicher … daß sich Ihre rechte Hand auf dem Gebetsblatt befindet … schreiben Sie dann Ihre Wünsche auf die Hand. Ich möchte Ihre Bitten am 28. Juli im Gebets­turm salben und werde meine Hand auf den Umriß Ihrer Hand legen und dabei diesen explosiven Glauben freisetzen, damit Ihnen ein Wunder zuteil wird!

Vergessen Sie nicht das Kästchen anzukreuzen, damit ich weiß, daß Sie ein Fläschchen Salböl bestellen … Wenn Sie es erhalten … wen­den Sie dieses Öl im Namen Jesu auf jeden Bereich an, in welchem Sie offene Wünsche haben … [Hervorhebungen im Original].

Dieser »Kontaktpunkt«-Irrglaube rührt von einem falschen Verständnis der Aussage Jesu her, wie sie die englische King-James-Bibel wiedergibt: »Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen, berührend etwas, was sie erbitten, so wird dies ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist« (Mt 18,19 nach King James). Der Ausdruck »berührend« wird so verstanden, daß zwei Parteien wortwörtlich einen gemeinsamen Gegenstand berühren müssen, um die Kraft Gottes zu aktivieren. Doch der alte englische Begriff »as touching«, wie er im Original der King-James-Bibel steht, hat nichts mit einem physischen »Berühren« zu tun. Das griechische Wort, das hier mit »berührend« übersetzt ist, lautet peri, was so viel heißt wie »betreffs, bezüglich, hinsichtlich« und wird in ande­ren Übersetzungen auch so wiedergegeben.

Schlichte Unwissenheit hat zu dem Trugschluß geführt, ein etwaiger »Kontaktpunkt« sei der Schlüssel zu Wundern. Glaubensheiler haben so Millionen ihrer Anhänger in eine weitere Form des Okkultismus geführt. John Goodwin, ehemaliger Vineyard-Pastor und enger Gefährte von John Wimber, schreibt:

Wimber sprach vom Gebrauch von Reliquien, um Menschen zu hei­len. Er glaubte, das sei berechtigt … Reliquien sind Dinge, die Heilige entweder berührt oder besessen haben, ihre Knochen, eine Haarlo­cke, Dinge, die von der heilenden Kraft des Heiligen durchdrungen sind, und wenn jemand in Kontakt mit dieser Reliquie kommt, wird er geheilt.

[Wimber] hat diesen Glauben gefördert. Er sagt: »Das läuft in der katholischen Kirche seit 1200 Jahren so … Wir Protestanten haben ein Problem damit … aber wir Heiler sollten kein Problem damit haben.«

 »Innere Heilung«

Die Regressionstherapie, die falsche Erinnerungen hervorbringt, wird innerhalb der Kirche von christlichen Psychologen praktiziert. Es gibt noch eine weitere Form desselben Irrglaubens namens »innere Heilung«. Sie wurde von Agnes Sanford in die Christenheit eingeführt, eine der bemerkenswertesten Okkultisten, die die Christenheit infiziert haben. Sie ist die »Mary Baker Eddy« der charismatischen Bewegung und ihre ok­kulten Lehren haben Scharen von Nichtcharismatikern beeinflußt. John Wimber war wesentlich an der Verbreitung ihrer Lehren beteiligt, eben­so wie andere Okkultisten wie z. B. Sanfords Pastor Morton Kelsey.

Die okkulte Technik der Visualisierung ist der Schlüssel zu innerer Heilung. Man visualisiert eine Situation aus der Vergangenheit, dann vi­sualisiert man, wie Jesus die Szenerie betritt und das Problem löst. Die­ser »Jesus« wird oft richtig lebendig und spricht als eigenständiges We­sen. Dabei wurde allerdings kein Kontakt zum Herrn Jesus Christus auf­genommen, sondern vielmehr zu einem maskierten Dämon.

Seit Sanfords Tod wurde die innere Heilung von denen fortgesetzt, die durch sie ausgebildet bzw. beeinflußt waren, wie z. B. Ruth Carter Stapleton, Rosalind Rinker, John und Paula Sandford, William Vaswig, Rita Bennett und anderen. Obschon die innere Heilung zunächst vorwiegend unter Charismatikern und in liberalen Kirchen verbreitet war, hat sie heute auch in evangelikalen Kreisen weite Verbreitung gefunden. Dort wird sie in raffinierterer Form praktiziert, und zwar von Psychologen wie David Seamands, H. Norman Wright und James G. Friesen sowie einer Reihe von Laientherapeuten wie z. B. Fred und Florence Littauer.

John und Paula Sandford bekennen, daß Agnes Sanford »für uns alle die Wegbereiterin war auf dem Gebiet der inneren Heilung … unsere erste eigene Lehrerin im Herrn, unsere Freundin und Ratgeberin«. Sie nennen sie »eine solide Kirchenfrau … [die] die ›Schule für Pastorale Fürsorge‹ gründete«. Zu denen, die von Sanford ausgebildet wurden, zählt auch der führende Katholik Francis MacNutt. Diese »Lehrerin« der heu­tigen inneren Heiler lehrte, daß

Gottes Liebe aus dem Bewußtsein des Menschen gelöscht wurde durch die negativen Gedankenvibrationen dieser sündigen … Welt … Des­halb senkte unser Herr … seine Gedanken-Vibrationen auf die Gedanken-Vibrationen der Menschheit … [und] reinigte die Gedanken-Vibrationen, die diesen Globus umgeben …

Da er also ein wirklicher Teil des kollektiven Unbewußten der Menschheit wurde, starb ein Teil der Menschheit mit ihm, als er am Kreuz starb … [und] eine unsichtbare und personalisierte Energie unserer Geister ist bereits mit ihm in die Himmel aufgestiegen …

Sein Blut, diese mystische Lebensessenz … verbleibt auf dieser Erde, in Plasmaform, vom Wind verweht … in alle Länder … und explodiert in einer Kettenreaktion spiritueller Kraft …

Wir lenken diesen großen Fluß von Leben in eine verschlossene Psyche … indem wir Sühne für die Sünden der Welt leisten oder für [eine] bestimmte [Person] … Und indem wir diese Person [per Visua­lisierung] zum Kreuz Christi bringen und dort für sie Vergebung, Hei­lung und Leben empfangen …

Ich habe gelernt, die sakramentale Methode mit der metaphysischen zu kombinieren …

Sanfords Bücher strotzen so von offensichtlichem Okkultismus, daß es schon eine Anklage gegen die ganze charismatische Bewegung ist, daß sie diese Bücher akzeptiert hat. Als ihr Okkultismus durch die Veröffent­lichung von Die Verführung der Christenheit aufgedeckt wurde, verteidig­ten führende Charismatiker Sanford noch und geißelten die Autoren da­für. John Sandford behauptete später, er habe einen Dämon aus Sanford ausgetrieben und sie zu Christus geführt – nachdem sie ihn und andere innere Heiler ausgebildet hatte!

Für Sanford war alles annehmbar, was befähigt, in den von ihr so be­zeichneten »Energiefluß« einzutreten, in diese »Hochspannung von Gottes Kreativität«. Sie behauptete, daß »wir ein Teil von Gott sind«  und bezeichnete Gott deshalb als »Ursprungsenergie« und Jesus als »diesen tiefgründigsten aller Psychiater«. Sie lehrte, man könne per Vi­sualisierung die Sünden einer anderen Person vergeben.

Richard Foster schrieb: »In meinem Verständnis des Wertes der Imagi­nation beim Gebet für andere war mir Agnes Sanford eine große Hilfe … Diesen Rat … des Gebetes mittels Imagination … [wobei man] sich die Heilung bildlich vorstellt … erhielt ich von Agnes Sanford.« Sie lehrte:

Bei der Heilung der Erinnerungen muß man an der Imagination des Bildes … dieses Menschen fest halten … [obwohl er böse ist, als] ein Heiliger Gottes und in der Imagination den dunklen und schreckli­chen Schatten seiner Natur umkehren in strahlende Tugenden und Quellen der Kraft.

Sie können wirklich auf diese Weise umgekehrt werden. Das ist Erlösung!

Foster bekennt sich zu Sanford und ihren Büchern und schreibt: »Ich habe sie [Sanford] als eine extrem weise und fähige Seelsorgerin entdeckt.« Doch lehrte sie offenen fernöstlichen Mystizismus und Okkul­tismus. Sie lehrt, daß es im Himmel Menschen gab, bevor sie auf die Erde kamen und dabei als Spur eine »Wolke der Herrlichkeit … [mit] einem unbewußten Gedächtnis hinterließen«. Die folgenden Auszüge aus Sanfords Büchern stehen als Anklage gegen ihre Verfechter:

Beim Zungenreden … kann es sein, daß das Unbewußte Kontakt auf­nimmt mit dem Unbewußten einer anderen lebenden Person … oder von jemanden, der früher gelebt hat oder von jemanden, der in Zu­kunft leben wird oder sogar von jemanden aus dem Himmel …

Ich kann nicht sagen, was mein Geist macht und wohin er sich be­gibt. Aber daß er wirklich umherreist und daß Gott wirklich durch meinen spirituellen Körper wirkt, selbst wenn mein Sinn sich dessen eigentlich nicht bewußt ist, wird immer offensichtlicher.

Deshalb lenken Sie einfach Ihre Gedanken auf mich oder auf je­manden anderen als einen menschlichen Kanal der Liebe Christi.

Auch Rebecca Brown lehrt, wenn man morgens erschöpft aufwacht, dann läge das daran, daß Gott unseren »Geistkörper« die ganze Nacht über für geistliche Kampfführung benutzt habe. Einen Großteil ihres Okkul­tismus lernte Sanford zweifellos von ihrem Pastor Morton T. Kelsey, der am C.-G.-Jung-Institut bei Zürich studierte und Jungianischer Psychologe wurde, genau wie Sanfords Sohn John Sanford, dessen zahlreiche Bü­cher weiterhin ähnliche Okkultpraktiken verbreiten. Kelseys Bücher sind äußerst populär und haben eine Menge Okkultismus in die Christenheit importiert.

Kelsey setzt schamanische Kräfte mit den Gaben des Heiligen Geistes gleich, glaubt, daß seine Mutter für ihn starb, »so wie unser Herr«, und erklärte, daß ein Schamane oder Hexer »jemand ist, in dem sich die Kraft Gottes konzentriert, die dadurch zu anderen ausströmen kann«. Kelsey schreibt:

An Psi [übersinnliche Kräfte] oder seinem Gebrauch … gibt es nichts wesentlich Böses … Psi-Erlebnisse … sind einfach natürliche Erfah­rungen der menschlichen Psyche …

Hellsehen, Telepathie, Präkognition, Psychokinese und Heilungen wurden bei vielen religiösen Führern und nahezu allen christlichen Heiligen beobachtet …

Meine Schüler fingen an die Rolle zu erkennen, die Jesus erfüllte, als sie Mircea Eliades »Schamanismus« und Carlos Castenadas »Rei­se nach Ixtlan« lasen [die schamanische Kräfte verherrlichen].

Die Verachtung der Lehre

Biblische Lehre ist ein Reservoir an Wahrheit und unser Schild gegen Verirrungen. Ein Kennzeichen der letzten Tage vor Jesu Wiederkunft ist die Weigerung, alles anhand der Bibel zu prüfen. John Wimber stützte sich auf Erfahrungen, und Erfahrungen sind es, die bei den gegenwärti­gen »Erweckungen« allem voran erstrebt werden. Niemand fährt zu ei­ner Toronto-Lach-Erweckung oder zur Erweckung von Pensacola, um biblische Auslegungen zu hören; vielmehr fährt man dorthin, um zu er­fahren, was als »eine frische Berührung des Heiligen Geistes« bezeichnet wird. Und wie kann man wissen, daß man eine solche Berührung emp­fangen hat? Nur durch Gefühle und körperliche Kennzeichen, oftmals von der groteskesten Art.

Die Lehre, die man bei solchen Treffen zu hören bekommt, ist häufig verwirrt und verdreht. In der Airport-Gemeinde in Toronto hörte dieser Autor eine Botschaft darüber, wie unpassend Jesus sich bei der Hochzeit zu Kana fühlte, wie ihm durch die Ermutigung seiner Mutter klar wurde, daß er ein Wunder tun könnte, wenn er nur wollte und welche Ermuti­gung das für uns wäre, die wir unter Gefühlen leiden, unpassend zu sein.

In der Brownsville Assembly of God in Pensacola beobachteten wir, wie ein Mann sich auf der Bühne wälzte und Steve Hill dem Publikum seine Irrlehre präsentierte: »Er gebiert, er gebiert euch spirituell … er stirbt, auf daß ihr Leben habt.« Kürzlich traf folgender Brief ein:

Mein Gemeindeleiter und einige andere Leute aus meiner Gemeinde gingen nach Pensacola und das Ergebnis war Spaltung und Durchein­ander in der Gemeinde. Der Gemeindeleiter sagt jetzt, auf die Lehre käme es nicht drauf an und konzentriert sich auf Manifestationen und Gaben des Geistes. Er ist völlig verändert und meidet die Gemeinde­glieder, die keine »Pensacola-Erfahrung« gemacht haben.

Okkultismus verteidigen

Einer der heutigen Helden unter den Charismatikern und Pfingstlern ist William de Arteaga, der für sein Buch Quenching the Spirit (»Auslöschung des Geistes«) geehrt wird, das die Gegenantwort auf Die Verführung der Christenheit ist. Arteagas weitläufige Akzeptanz unter Charismatikern wird auch dadurch nicht geschmälert, daß er okkulte Visualisierung, die Exis­tenz von Menschenseelen vor Erschaffung der Erde, Rückführungen in vergangene Leben unter Hypnose und Karma und Reinkarnation des fern­östlichen Mystizismus verteidigt.

Die grundlegende These von Quenching the Spirit ist lächerlich und ketzerisch zugleich: Gott würde der Christenheit angeblich neue Wahr­heiten geben, indem er sie zuerst Sekten und okkulten Gruppen offenba­re. Die Tatsache, daß unbiblische Praktiken wie Visualisierung, innere Heilung, positives Denken und positives Bekenntnis aus dem Okkulten stammen, steht daher wirklich in ihrer Gunst, denn das ist Gottes Wir­kungsweise! Charismatiker lieben dieses Buch, weil es gegen Die Verfüh­rung der Christenheit argumentiert, das ihre Irrtümer aufzeigt. Natürlich wird Arteagas Buch von nahezu jedem im charismatischen Lager wärms­tens empfohlen, von Jack Hayford bis Oral Roberts. C. P. Wagner, Profes­sor am Fuller-Seminar, bezeichnet es als »eine wertvolle Zusammenschau der Opposition gegen neue und ungewöhnliche Wirkungen des Heiligen Geistes, von Johannes Calvin bis Dave Hunt«.

De Arteaga bestätigt okkulte Psi-Techniken durch das Argument, die Quantenphysik beweise, daß sich eine »bewußte Beobachtung« auf sub­atomare Teilchen auswirkt. Das ist ein Mythos, der von New-Age-Physikern erfunden wurde. Wenn ein Objekt beobachtet werden soll, muß die­ses Objekt irgendeinem physikalischen Kontakt ausgesetzt sein. Üblicher­weise prallen Photonen (Lichtwellen) von dem Objekt ab und erzeugen ein Bild in Auge und Gehirn des Betrachters. Wenn Licht auf ein Auto fällt, wird dieses dadurch nicht bewegt. Wenn jedoch ein Photon auf ein subatomares Teilchen fällt, so daß es »beobachtbar« ist, verhält sich das, als wenn ein Auto auf ein anderes Auto prallt – es bewegt sich. Von daher wirkt sich Beobachtung (aber nicht der Geist des Beobachters) tatsäch­lich auf subatomare Teilchen aus.

Aus diesem falschen Verständnis der Quantenphysik schließt de Arte­aga, daß »der Geist durch Glauben in der Kraft Gottes handelt und Ber­ge versetzen kann«. Gottes Macht wird als eine Kraft gesehen, die von unserem Geist gesteuert wird, wenn wir den »spirituellen Gesetzen« ge­horchen. Dieses Prinzip, sagt de Arteaga, wurde vom »Logos« den meta­physischen Mysterienkulten und Sekten eröffnet und kam von dort in die Christenheit. In Wirklichkeit ist die Quelle dieses Gedankenguts Satan und die christlich getünchte »Science of Mind«, die de Arteaga propa­giert, ist reiner Okkultismus.

Die These von Quenching wurde vorher in de Arteagas Buch Past Life Visions (»Visionen des früheren Lebens«, 1983) dargestellt: »Der Heilige Geist wird in okkulte Gruppen fließen, wenn dieser Strom von rechts­gläubigen Christen blockiert wird«. Er preist Agnes Sanfords absolut ket­zerisches Buch The Healing Light an, verteidigt ihren Glauben an eine menschliche Existenz vor der Erschaffung der Erde, vertritt anscheinend die Evolution des Menschen von einer niederen Spezies; erklärt, »Geis­ter« seien »an die Erde gebundene Seelen«, die mit den Lebenden kom­munizieren können und behauptet, die Kirche solle den Toten Dienste erweisen. Er meint, Reinkarnation sei biblisch und sei sogar »von Jesus bestätigt« worden und ein solches Evangelium sei hilfreich für Indien, denn es erlaube »den Hindus … das Konzept von Karma und Reinkarna­tion beizubehalten«. Außerdem empfiehlt er Rückführung in frühere Leben als Standardmethode für spirituelle Heilung. Führende Charis­matiker trösten sich damit, von einem derartig schlimmen Irrlehrer un­terstützt zu werden!

Wie traurig muß ein solches Abweichen von der gesunden Lehre von Gottes Gnade den Einen machen, der sagte: »Die Wahrheit wird euch frei machen« (Joh 8,32). Und auf welche Bindungen haben sich viele in der Kirche eingelassen, weil es am richtigen Blick für die Wahrheit fehlt. Laßt uns nicht von denen irre machen, die »sich nebeneingeschlichen« haben!

Geistliche Kriegsführung und Erweckung

Auf der Lausanne-II-Konferenz in Manila 1989, die von 4000 führen­ den Evangelikalen aus aller Welt besucht wurde, gehörte »geistli­che Kriegsführung« zu den heißesten Eisen und ist in der heutigen Chris­tenheit der schallende Ruf. Im Radio und Fernsehen, in christlichen Bü­chern und Zeitschriften und von den bekanntesten Kanzeln wird uns ge­sagt, das Geheimnis zur Weltevangelisation und zu persönlichem Sieg und Wohlstand sei die Offensive gegen Satan und das »Binden« verschie­dener böser Geister, die diese Erde beherrschen. Sogar die Erscheinung von Medjugorje erklärte: »Durch Gebet und Fasten können Christen Krieg und sogar Naturkatastrophen beenden.«

Wenn das stimmt, dann kann man die Christen für alle Naturkatastro­phen und Kriege der Welt beschuldigen. Wenn das Böse diese Welt re­giert und Menschen in die Hölle kommen, liegt das daran, daß Christen nicht genug gebetet haben. Doch das ist weder logisch noch biblisch. Unabhängig vom Ausmaß des Betens und Fastens seitens der Christen muß jeder Mensch immer noch eine persönliche Entscheidung treffen, ob er Gott oder Satan folgen will, ob er dem Evangelium glauben und Gottes Vergebung empfangen oder Christus ablehnen und sein gerechtes Gericht erleiden will. Der Kampf zwischen Gott und Satan wird in jedem einzelnen Herzen ausgefochten.

Ja, Paulus schrieb: »Unser Kampf ist … gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis« (Eph 6,12). Aber was bedeutet das? Der Heilige Geist nötigt uns, »gegen die Listen des Teufels zu bestehen« und nicht, den Teufel anzugreifen. Gott verheißt, daß wir mit »dem Schild des Glaubens« »alle feurigen Pfeile« des Teu­fels auslöschen können, aber nicht dieses Feuer erwidern sollen. Glaube ist eine persönliche Sache und sein Schild schützt den einzelnen Gläubi­gen. Dieses Schild kann nicht über Ungläubige ausgebreitet werden. Hier geht es eindeutig um einen persönlichen Kampf gegen Listen – d. h. gegen die verführerischen Lügen und Lüste, die in Herz und Gedanken angrei­fen. Der einzelne Gläubige ist für einen solchen Widerstand gut gewapp­net. Und der Krieg wird gewonnen durch Glauben an die Wahrheit des Wortes Gottes, das ist das »Schwert des Geistes« (V. 17), mit dem wir »den guten Kampf des Glaubens kämpfen« (1.Tim 6,12).

Die Bibel sagt nichts davon, daß wir die Offensive gegen dämonische Festungen ergreifen sollten. Weder die Apostel noch die frühe Kirche ließen sich auf eine derartige Praxis ein. Als Paulus einen Dämon aus einer Magd austrieb, die einen Wahrsagergeist hatte (Apg 16,16), geschah das erst, als sie Paulus bereits »viele Tage« gefolgt war und er schließlich »unwillig« wurde, weil Satan fortwährend versuchte, Paulus’ Tätigkeit mit Wahrsagerei in Verbindung zu bringen. Paulus ist nicht umhergereist, um gegen Dämonen zu Felde zu ziehen – niemals. Die Einzelheiten der Apos­telgeschichte demonstrieren das Ausleben dessen, was Christus mit sei­nen Worten meinte:

Oder wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht vorher den Starken bindet?

Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein. Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Mt 12,29; 18,18; 28,18).

Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen (Joh 12,31-32).

Christus ist der Eine, der Satan – den Starken – gebunden hat. Und das tat er nicht durch seine Macht als Gott, sondern durch das Bezahlen un­serer Sündenschuld am Kreuz. Satan ist besiegt und Christus hat alle Macht. Doch auf dieser Erde geht es mit dem Bösen weiter, weil die Menschen Christus ablehnen und sich selbst und dem Satan folgen. Wir beten immer noch: »Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden« (Mt 6,10). Gottes Wille wird eindeutig noch nicht auf der ganzen Erde getan, sonst wäre er an allem Übel dieser Welt schuld. Und wir sollen das Böse nicht durch magisches Binden Satans bekämpfen (Satan ist bereits durch Christus gebunden worden), sondern mit Glauben und dem Evangelium der Errettung.

Die unbiblische »geistliche Kriegsführung« von heute

Ein Titelbild der Zeitschrift Charisma zeigte John Dawson von »Jugend mit einer Mission« mit diesem Zitat: »Der Krieg gegen böse spirituelle Kräfte, die unsere Städte beherrschen, kann ausgefochten und gewon­nen werden.« Laut C. P. Wagner ist Dawsons Buch Unsere Städte für Gott gewinnen »das wichtigste Buch zu diesem Thema, das je geschrieben wur­de«. Im Vorwort schreibt Pastor Jack Hayford: »Dies ist ein Buch der Einsicht des Heiligen Geistes … [in] die härtesten Probleme, denen wir uns heute auf diesem Planeten gegenüber sehen.«  Dawson selbst schreibt:

Die [dämonischen] Festungen, die unsere Stadtbevölkerungen binden, haben Macht, aber … wir können sie besiegen. Dieser Abschnitt stellt eine fünffache Methode vor, wie wir die Festungen unserer Stadt nie­derwerfen können.

Man wundert sich, warum Christus, die Apostel und die frühe Kirche niemals versucht haben, dämonische Festungen »niederzuwer­fen«. Dieses Fehlen eines biblischen Beispiels scheint den heutigen Ver­fechtern dieser attraktiven Zielsetzung keine Probleme zu machen. Die aufregende Aussicht auf einen Sieg durch »geistliche Kriegsführung« hat im Denken der Christen Feuer gefangen. Die Prinzipien von Dawsons Buch (und von vielen ähnlichen Büchern) sind während der acht Jahre seit seinem Erscheinen von vielen Gemeindeleitern, Gemeinden und ein­zelnen Gläubigen begeistert und erwartungsvoll praktiziert worden. Doch keine einzige Stadt irgendwo auf der Welt ist »für Gott eingenommen« worden. In Wirklichkeit hat das Böse noch zugenommen.

Das ist die schlichte Realität, trotz der vielen Seminare in Jack Hay­fords »Gemeinde auf dem Weg« in Südkalifornien (zu deren Referenten u.a. Bill und Vonette Bright, Yonggi Cho und Joy Dawson gehören) und anderswo, die die Teilnehmer ausbilden, ihre Städte für Gott einzuneh­men. Die Begeisterung an dieser Verirrung ist immer noch nicht abge­ebbt. Wir haben ein großes Anliegen dafür, daß das Evangelium die En­den der Welt erreicht, wie Christus es befohlen hat. Warum sollten wir uns dazu nicht an das biblische Programm halten, das die frühe Kirche mit großem Erfolg praktiziert hat? Warum neue Methoden und Konzep­te erfinden, die nur unnötig Kraft von Gottes biblischem Plan ablenken?

Die Titelstory der Zeitschrift Pentecostal Evangel vom 2. 4. 1995 (das offizielle Organ der »Assemblies of God«) trug die Überschrift: »Diese Stadt gehört Gott.« Das Foto von den fünf Gemeindeleitern war kom­mentiert: »Gemeindeleiter aus Detroit sichern sich ihr Anrecht auf ihre Stadt.« Gott die Ehre, daß Gemeinden in Aufruhr sind, um Detroit das Evangelium zu bringen, aber diese Stadt wird erst Gott gehören, wenn Jesu tausendjährige Herrschaft begonnen hat. Wer anders denkt, ist hin­ters Licht geführt.

1989 fingen über 1300 Gemeindeleiter aus vielen Denominationen an – angeführt von Lloyd Ogilvie und Jack Hayford –, sich vierteljährlich in der Hollywood Presbyterian Church zum Gebet zu treffen, um eine geist­liche Kriegsführung zur »Befreiung« von Los Angeles anzuzetteln. In den folgenden Jahren hat das Böse nur noch zugenommen. In der Bibel findet sich kein einziges Beispiel, das eine solche »Befreiung« rechtferti­gen würde. Ein Gemeindeleiter schrieb uns: »Wir kommen zusammen und fasten und beten und binden die Geister und sobald wir das Treffen verlassen, sind sie schon wieder auf freiem Fuß!« Einer der führenden Gemeindeleiter bei diesen Treffen mußte sein Amt wegen sexueller Ver­fehlungen aufgeben. Während sie gegen territoriale Geister um die Be­freiung von Los Angeles kämpften, verlor einer ihrer Führer den Krieg in seinem eigenen Herzen.

Wer ist schuld, dass wir es nicht früher wussten?

Diese Treffen, die Love LA genannt wurden, waren von Larry Lea inspi­riert, der erklärte: »Dies ist der Tag, an dem wir zu nichts Geringerem aufbrechen als zur militanten Kriegsführung im spirituellen Bereich … Dämonische Festungen, die das weite Gebiet von Los Angeles und unser Land gebunden halten, werden … niedergeworfen.« Charisma zeigte, wie Larry Lea, der »Apostel des Gebets«, im Kampfanzug nach 300.000 »Ge­betskämpfern« aufruft, die mit ihm zusammen Amerika für Gott einneh­men sollen. Doch Amerika und Los Angeles sinken moralisch immer tie­fer hinab.

C. P. Wagner schreibt in einem Buch über die geistliche Einnahme von Städten:

Dieses Buch deckt die Listen des Teufels auf und präsentiert die Ge­betsziele, die den Feind zwingen werden, Millionen unerretteter See­len freizulassen, die er jetzt gefangen hält. Ich bin begeistert, daß Gott uns ein wunderbares neues Werkzeug zur effektiven geistlichen Kriegs­führung gegeben hat!

Scheint es nicht widersinnig, sich eines »neuen Werkzeugs« zu rühmen, das schließlich »Millionen unerretteter Seelen freilassen« wird, wenn ein solches Werkzeug nicht in der Bibel erwähnt und Christus, den Aposteln und der Urkirche unbekannt ist? Warum hat der Heilige Geist diese ef­fektiven Methoden nicht früher offenbart? Können 19 Jahrhunderte lang Millionen in die Hölle gefahren sein, weil es an dieser neuartigen Tech­nik fehlte? Oder kann es sein, daß Wagner, Dawson, Lea, Hayford und andere Führungspersonen dieser neuen Bewegung sich selbst und ihren Anhängern etwas vorgaukeln?

Am 10. November 1989 erklangen im Sportstadion von Miami die Lie­der, Gebete und Siegesrufe von 10.000 begeisterten Christen. Ihnen war von Larry Lea ein »geistlicher Durchbruch« verheißen worden. Mit der Unterstützung von 430 Leitern von Ortsgemeinden, die eine wesentliche Einheit demonstrierten, identifizierte Lea spezifische Geister der Gewalt­tat, der Drogen, der Hexerei, der Habsucht usw., von denen Miami be­herrscht wird, und gelobte: »Diese Geister werden nicht über dieses Ge­biet herrschen.« Er erklärte, Gott habe ihm »den ›Starken‹ der Habsucht« gezeigt, der den Reichtum der Gottlosen zurückhält, Reichtum, der ei­gentlich den Christen gehört. »Wenn wir den Starken der Habsucht bin­den, wird der Reichtum der Nationen der Gemeinde« und einzelnen Chris­ten gegeben werden. Das begeisterte Publikum schwang zusammen mit Lea ein »imaginäres Schwert« und zerhackte diesen Dämon in Stücke.

Im Gebiet von Miami war seitdem jedoch kein meßbarer Rückgang in den Bereichen Gewalt, Drogen usw. zu verzeichnen, auch ist kein »Reich­tum der Gottlosen« an Christen transferiert worden. Ebenso wenig war in San Francisco ein etwaiger Rückgang auf dem Gebiet der Homosexualität meßbar, seitdem Lea vor einigen Jahren dort Christen dazu ge­bracht hatte, den Geist dieser Sünde zu binden.

Erfahrung produziert Theologie!

Wenn diese Vorstellungen nicht biblisch sind, warum werden dann so vie­le Christen davon irregeleitet? Sie folgen Menschen, ohne deren Lehren anhand des Wortes Gottes zu überprüfen. Was diese Führer sagen, ba­siert häufiger auf Erfahrung als auf der Schrift.

Charisma interviewte »ein Expertengremium« über »den Krieg der Gemeinde gegen die Mächte der Finsternis«. In ihren Antworten spielte die Bibel eine minimale Rolle, wohingegen Erfahrung und persönliche Auffassung dominierten. In einem seiner Hauptbücher zu diesem Thema trifft C. P. Wagner (einer der besten »Experten für geistliche Kriegsfüh­rung«) diese aufschlußreiche Aussage:

Eine fundamentale These wird bei dieser Diskussion entscheiden … ob wir mit einigen dieser neuen und bisweilen recht radikalen Vorstel­lungen klarkommen bezüglich geistlicher Kriegsführung auf strategi­schem Level, geistlichem Kartografieren, stellvertretende Buße und anderen derartigen Themen … [nämlich] die These, daß Dienstpraxis [Erfahrung] der Theologie vorangeht und diese produziert, und nicht umgekehrt.

Wagner nennt Wimber »meinen Lehrer«. Wimber sagte: »Wir katalogi­sieren alle unsere Erfahrungen, so daß wir eine Theologie entwickeln können.«  Was ist mit der Bibel geschehen? Don Lewis vom Regent Col­lege stellt berechtigterweise heraus, daß Wimbers Festhalten daran, daß »kritisches Denken abgelegt werden muß«, »nichts weniger als gefähr­lich ist«. Auf mehr als nur einer Vortragskassette hat dieser Autor Wim­ber sagen hören: »Wann werden wir eine Generation sehen, die nicht versucht, dieses Buch [die Bibel] zu verstehen und einfach daran glaubt?«

Doch man kann nicht glauben, was man nicht versteht. Die Bibel legt nicht Nachdruck auf Gefühle und Erfahrungen, sondern auf das Verste­hen (Jer 9,24; Mt 13,19; 1.Joh 5,20 u.v.a.).

Der oben zitierte Charisma-Artikel erwähnte »eine ausgewählte Grup­pe von Fürbittern [die Anfang 1990] in Südkalifornien zusammenkam, um sich über die Rolle des Gebets für den Sieg über territoriale Geister und für das Gewinnen der Verlorenen zu unterreden«. Zu dieser Gruppe gehörten »C. P. Wagner, John Dawson, Cindy Jacobs, Jack Hayford, Lar­ry Lea, Gwen Shaw, Dick Bernal, Tom White, Joy Dawson und Dick East­man«. (Weitere Mitglieder sind Es Murphy, Charles Craft und Frank Peretti.) Sie bildeten das »Netzwerk geistlicher Kriegsführung«, das eine bedeutende Rolle in der Gebetskette der AD 2000-Bewegung spielt. In Bezug auf diese »Experten aus vorderster Front in der Bewegung geistli­cher Kriegsführung« sagte Charisma:

Ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der geistlichen Kriegsführung sind nicht allein aus Bibelstudium hervorgegangen, sondern auch aus per­sönlichen Erfahrungen, die sie mit dem Herausfordern der Mächte der Finsternis gemacht haben.

Francis Frangipane, einer der »Experten«, meinte, das »Schwert des Geis­tes« habe zwei Schneiden: die Bibel einerseits und andererseits »das le­bendige Wort Gottes: was der Geist jetzt der Gemeinde sagt [d. h. durch neue Offenbarungen durch neue Propheten]«. Frangipane war zusam­men mit dem Gründer John Robert Stevens ein Apostel der »Church of the Living Word« (»Gemeinde des lebendigen Wortes«), die für ihre neuen Offenbarungen durch falsche Propheten und ihren dreisten Okkultismus und ihre Unmoral berüchtigt war. Frangipane hat seine Bedeutung für diese Sekte nie widerrufen und hier finden wir ihn in Charisma, wie er dieselben alten Irrtümer verbreitet. Natürlich haben »neue Offenbarun­gen« die charismatische Bewegung zu dem gemacht, was sie heute ist, und neue Offenbarungen sind grundlegend für die neue Lehre von geist­licher Kriegsführung und territorialen Geistern.

Die Beispiele für erfolgreiche geistliche Kriegsführung sind im Allge­meinen schwach. Cindy Jacobs berichtet von einer Hexe in Mar del Plata (Argentinien), die offenbar »tot umfiel – genau in dem Augenblick, als wir zu beten anfingen«. Aber was ist mit den Hunderten von anderen Hexen, die weiterleben? Das war keine Einnahme der Stadt für Gott. Sie greifen nach Strohhalmen der Erfahrung, während sie das Zeugnis der Bibel igno­rieren. Wagner versucht, Beispiele aus der Kirchengeschichte aufzuzei­gen, aber Beispiele aus der Bibel glänzen nur durch ihre Abwesenheit.

Da gab es, so Wagner, »Gregor den Wundertäter«, dessen Anwesen­heit (so die Überlieferung) ein Götzenbild in einem heidnischen Tempel niederstreckte. Doch – so geht die Geschichte weiter – auf die Bitte des heidnischen Priesters erteilte Gregor dem Dämon die Erlaubnis, wieder durch den Götzen zu wirken. Welch widersprüchlicher Mythos! Dann zitiert Wagner einen Historiker dahingehend, dies sei »die grobe Ver­fahrensweise mit Dämonen« gewesen, »sie demütigen, sie dazu bringen, zu jammern, um Gnade zu bitten und ihre Geheimnisse zu verraten«. Die­ses Verfahren würde Konvertierte in die Kirche ziehen. Demütigung und Dämonen zum Jammern bringen hört sich nicht gerade biblisch an –, zudem war es eine abgefallene Kirche, in die diese »Konvertiten« gezo­gen wurden. Denken wir an Augustinus, der sagte, diese Kirche sei ge­füllt mit »Menschen, die Amulette tragen … Kunden von Zauberern, Astrologen … [die] an heidnischen Feiertagen die Theater füllen«. Es hört sich an, als würde Satan als Letzter lachen.

Territoriale Geister?

Dawson schreibt: »Die Bibel identifiziert einen bösen Geist üblicherwei­se anhand seines Territoriums … z.B. ›der Fürst des Königreichs Persien‹ (Dan 10,13).« Üblicherweise? Das ist das einzige Beispiel, das Verfechter finden können, um die Idee der »territorialen Geister« zu rechtfertigen. Doch es paßt noch nicht einmal. Daniel betete nicht für Persien, sondern um prophetische Einsicht hinsichtlich der Endzeit. Diese Einsicht (die ihm durch Gabriel gegeben wurde) war es, was der »Fürst« verhinderte. Weder Daniel noch Gabriel haben diesen »Fürst« »gebunden«, noch gibt es irgendeinen Hinweis darauf, daß ein solches Binden zu einem geistli­chen Durchbruch für Persien geführt hätte. Kannten Daniel und Gabriel die neuen Strategien von heute einfach nicht und konnten sie sie deshalb nicht anwenden?

Wagner argumentiert: »Die Existenz, Identität und Aktivität territo­rialer Geister ist insbesondere denen wohlbekannt, die in der Dritten Welt leben oder diese häufig bereisen.« Das mag ihre Auffassung sein, aber wiederum gibt es keine biblische Grundlage dafür. Timothy M. Warner, Spezialist in »geistlicher Kriegsführung«, verläßt sich ebenfalls auf die Erfahrung anstatt auf die Bibel:

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß Satan tatsächlich einen Dä­mon oder ein Korps von Dämonen über jede geopolitische Region der Welt gestellt hat und daß sie zu den Gewalten und Mächten gehören, gegen die wir kämpfen. Ich selbst wurde zum ersten Mal damit durch einen Bericht über einen jungen Missionar, der in ein Indianerdorf in Kanada ging, konfrontiert [und nicht durch ein Bibelstudium] …

Wenn diese neue Lehre wahr ist, dann haben Paulus und die anderen Apostel (und Jesus selbst) es schlicht und einfach versäumt, die territo­rialen Geister ihrer Zeit zu binden. Wagner zitiert einen »Experten«, Kali sei »die Göttin der Finsternis, des Bösen und der Zerstörung … der die ganze Stadt Kalkutta geweiht ist«. Das bedeutet jedoch nicht, daß Kali gebunden werden und ganz Kalkutta befreit werden könnte. Ob man von dämonischer Bindung frei wird, ob durch einen Götzen repräsentiert oder nicht, hängt einzig und allein vom persönlichen Glauben an Jesus Chris­tus auf die Verkündigung des Evangeliums hin ab.

Millionen von Menschen, einschließlich von Heiden in tiefster dämo­nischer Finsternis und Bindung, sind zu Christus gekommen, ohne daß jemand irgendwelche Geister gebunden hätte. Das Video von New Tri­bes Mission Befreit von den Mächten der Finsternis dokumentiert die Bekehrung der Taliabo, Heiden auf einer fernen Insel in Indonesien, die in dämonischen Bindungen gehalten waren. Die Missionare praktizier­ten keinerlei Binden von Dämonen oder »geistliche Kriegsführung« der aktuell empfohlenen Art. Anstattdessen wurden die Taliabo durch die geradlinige Präsentation des Evangeliums bekehrt und vollständig befreit. Außerdem gingen die Missionare geradewegs in die Götzentempel und hielten dort ihre Zusammenkünfte ab, ohne den Dämonen irgendeine Aufmerksamkeit zu widmen!

Im Gegensatz dazu muß die Brownsville Assembly of God in Pensa­cola, die angeblich die größte Erweckung der Welt erlebt, ständig von Dämonen gereinigt werden. Diese Tatsache allein bringt diese »Erwe­ckung« in Mißkredit. Hier die Prozedur:

Wir wurden angewiesen, die Hände von zwei oder drei anderen zu ergreifen und uns durch den Saal zu bewegen und das Gebäude zu reinigen. Während der Erweckungsveranstaltungen kommen Verlore­ne zu Hunderten und dämonische Geister, die viele unterdrückt ha­ben, werden durch die Kraft Gottes ausgetrieben.

Diese Gebetskämpfer ergreifen die Initiative, bewegen sich in klei­nen Gruppen zu dritt oder viert durch den Saal und reinigen jeden Winkel des Hauses. Die beten über jedem Sitzplatz …

Neue »spirituelle Techniken«?

Wir haben gesehen, welcher Irrtum »Kontaktpunkte« sind und physische Machtobjekte wie Fetische, Heiligenbilder und Weihwasser. Derselbe Irr­tum unterliegt der Vorstellung territorialer Dämonen und dem Glauben, zum strategischen Beten müsse man sich an den Ort der Macht begeben (oder über jedem Sitzplatz beten). In ihrem Buch über solche Techniken schreiben Steve Hawthorne und Graham Kendrick: »Gebetsgehen ist Gebet vor Ort. Gebet vor Ort ist einfach das Gebet genau an den Orten, an denen Sie Ihre Gebetserhörung erwarten.« Wagner bestätigt das:

Die katholische Kirche verwendet Riten des Exorzismus, um Dämo­nen aus Gebäuden zu entfernen.

Am »Tag, der die Welt verändert« im Jahr 1993 beispielsweise re­krutierten und beschäftigten u.a. »JMEM« Gebetsreiseteams, die an die 24 Scheitelpunkte der Welt reisten (die nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten Punkte der sechs Kontinente), um zu be­ten, dass die Festungen über die Kontinente niedergerissen werden und Fülle des Reiches Gottes kommt.

Die Welt hat sich nicht verbessert – im Gegenteil. Zeit und Kosten für diese Reisen zu den angeblich strategischen Punkten waren vergeudet. Keine Festungen über Kontinente wurden niedergerissen. Der geistliche Zustand hat sich auf allen Kontinenten nur verschlimmert und wird sich weiter verschlechtern: »Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden« (2.Tim 3,13). Diese unbiblische »Kriegsführung« wird zum Götzen unter Christen, die ihre Zeit, Kraft und Ressourcen daran verschwenden. Charles Kraft sagt: »Ich denke, eine der Herausforderungen der 90er Jahre ist es, so stille wie möglich innerhalb der evangelikalen Christenheit zu arbeiten, um sie auf diese Gebiete zu bewegen.« Leider nehmen die Evan­gelikalen diesen Irrglauben immer mehr mit offenen Armen an.

Wagner überschreibt diesen Abschnitt in seinem Buch mit »Spirituelle Techniken für die 90er Jahre«. Und wieder sind wir mitten im Okkultis­mus. Gottes Macht hängt weder (wie bei okkulter Macht der Fall) von irgendwelchen »spirituellen Techniken« ab (von der Bibel her gibt es so etwas nicht), noch davon, wo gebetet wird. Wer hat entschieden, dass ein Gebet an diesen 24 Orten »strategisch« sei? Und was bedeutet das? Wo informiert die Bibel uns durch ein Beispiel oder eine Lehre, dass Gebet effektiver sei, wenn es »vor Ort« ausgeführt wird? Wenn man anfängt zu glauben, dass Techniken notwendig sind, um geistliche Kraft freizuset­zen, hat man okkulten Vorstellungen Tür und Tor geöffnet. Das unter­scheidet sich nicht vom Anzünden von Kerzen und vom Schlagen des Kreuzzeichens. Bei einem »Akademischen Symposium über Power Evan­gelism« am Fuller Theological Seminary bestätigte Wagner mit Hinweis auf einen britischen Psychiater einen okkulten Irrglauben:

Als Anglikaner steht er sehr wohl im Einklang mit der Kraft Gottes, die durch das Sakrament der Eucharistie übermittelt wird.

 Den Dämonen gibt man die Schuld am Unglauben und Ungehorsam der Menschen: Es ist nicht die Schuld derer, die Christus ablehnen, dass sie auf dem Weg zur Hölle sind, sondern die Schuld der Christen, die die territorialen Geister nicht gebunden haben oder nicht die richtige Ge­betstechnik angewendet haben! Von derselben Verirrung ist die heutige »Befreiungsszene« geprägt. Bei Bill wurde am Freitagabend der »Geist der Lust« ausgetrieben, und alles ging gut bis zum nächsten Mittwoch, als er wieder in Unzucht fiel. Offensichtlich war dieser »Geist der Lust« zu­rückgekehrt und muss wiederum ausgetrieben werden. Die eigene Ver­antwortung wird ausgeblendet.

John Avanzini (der Lieblings-Spendeneintreiber von TBN) machte im Fernsehen falsche Versprechungen, um die Leute zu Spenden für sein Missionswerk zu locken: »Wenn Sie mit mir dieses Seminar machen, ver­spreche ich Ihnen … wird die Macht des Geistes der Schulden in Ihrem Leben gebrochen werden … eine übernatürliche Macht, reich zu wer­den, wird in Ihre Hand gegeben.« Das ist das Gegenstück zur Lüge der christlichen Psychologie. Letztere macht frühere Traumata für Versagen verantwortlich, Ersteres schiebt die Verantwortung auf einen »Geist der Schulden«. Weder Eifer noch Geschick, noch Übung oder irgendeine andere praktische Lösung ist nötig. Man braucht nur einfach den »Geist der Schulden« zu tadeln und zu binden und das Geld wird fortan auf magische Weise in die Taschen fließen!

Implikationen für das Evangelium

C. P. Wagner und sein Kollege Charles Kraft sprechen von »autoritativem Gebet«. Anstatt zu beten: »Nicht mein Wille, sondern der deine gesche­he«, befiehlt diese Art von Gebet Gott, bestimmte Dinge zu tun. Satan und seine Untertanen empfangen ebenso Befehle, ihre Finger von einer Person oder einer Gemeinde oder einer Situation zu lassen. Doch Satan wurde unzählige Male von denen »getadelt« und »gebunden«, die mei­nen, diese Formel funktioniere, doch anscheinend führt Satan seine bö­sen Pläne weiter aus, unbeeindruckt von solchem Wagemut.

Welche Auswirkungen muss es auf den Glauben von Jugendlichen haben, wenn sie Woche für Woche erleben, wie ihre Gemeindeleiter Hei­lungen im Namen Jesu befehlen, aber es geschehen keine? Typisch ist Richard Roberts, der im Fernsehen mit seiner zweiten Frau dem Wort Gottes befiehlt, hinauszugehen und bei allen Zuschauern alle Krankhei­ten und finanziellen Probleme zu heilen. Niemand denkt wirklich, das würde so geschehen, und natürlich passiert auch nichts. Wie kann da je­mand bestreiten, dass etwas Grundlegendes falsch ist?

Es besteht eine offensichtliche Verbindung zwischen dem hier Aufge­zeigten und John Wimbers bekannter »Power Evangelism«-Theorie, die behauptet, »Zeichen und Wunder« würden Menschen veranlassen, an das Evangelium zu glauben. Wenn das wahr wäre, dann hätte sich ganz Israel bekehren müssen, als Christus auf der Erde war. Statt dessen lesen wir: »Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn« (Joh 12,37). Römer 1,16 versichert uns, dass »das Evangeli­um … ist … Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden«. Paulus erklärte: »Es hat Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten« (1.Kor 1,21). Ah ja, aber heute muss dem Evangelium durch »Zeichen und Wunder« nachgeholfen werden und Dämonen müssen ge­bunden werden. John Dawson schreibt: »Wir müssen den Feind [Satan] überwinden, bevor wir andere Methoden der Mission anwenden.« Erfah­rung ist an die Stelle von Wahrheit getreten.

Diese Lehre untergräbt das Evangelium. Denken wir an Jack Deere, der das Dallas Theological Seminary nach 12 Jahren Lehrtätigkeit ver­ließ, um der führende Theologe in Wimbers Vineyard-Bewegung zu wer­den. In Sydney wurde er bei einer Konferenz über geistliche Kriegsfüh­rung von Graham Banister interviewt. Diese Konferenz wurde von Wim­ber und seinem Team für 5.500 Gemeindeleiter durchgeführt (die je 150 Dollar Teilnahmegebühr zahlten). Petrus sagte zu Simon dem Zauberer, der für einen Kursus in Zeichen und Wundern Geld anbot: »Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, dass die Gabe Gottes durch Geld zu erlangen sei!« (Apg 8,20). Doch die Vineyard-Teams wer­den für ihren »Unterricht« in Zeichen und Wundern gut bezahlt. Banis­ter berichtete:

Nachdem ich mich vorgestellt hatte, sagte ich zu Dr. Jack Deere: »Könnten Sie mir sagen, warum Sie meinen, meine gestrige Erklärung des Evangeliums sei mangelhaft gewesen?«, worauf er antwortete: »Ich bin wirklich nicht besonders darauf vorbereitet, darüber zu sprechen.«

Ich war ein wenig überrascht … und dachte daran, dass er gerade einen Vortrag vor 5.500 Menschen gehalten hatte … [und] uns über die vielen antiken Sprachen berichtet hatte, die er erlernt hat, um die Bibel ganz zu verstehen. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mit solch beeindruckenden Referenzen es nötig hätte, sich extra auf ein freund­liches Gespräch über den Inhalt des Evangeliums vorzubereiten.

Dann fragte ich: »Nun, was denken Sie denn so geradewegs aus dem Kopf, was das Evangelium ist?« Jack Deere antwortete: »Ich bin nicht darauf vorbereitet, eine offizielle Erklärung darüber abzugeben.« So fragte ich: »Könnten Sie mir vielleicht inoffiziell sagen, was Ihrer Meinung nach das Evangelium ist?« Jack Deere antwortete: »Ich bin mir nicht sicher.«

Irgendwie irritiert sagte ich: »Das finde ich etwas überraschend – dass Sie sich nicht sicher sind, was das Evangelium ist.« Er antwortete: »Früher war ich genau wie Sie … und dachte, das Evangelium sei ein­fach Rechtfertigung durch Glauben.« Ich antwortete: »Sagen Sie, es ist mehr als das? … Was würden Sie hinzufügen?«

»Befreiung«, sagte er, »… Dinge wie Dämonen und Heilungen.« Ich sagte: »Würden Sie … die Austreibung von Dämonen und Heilun­gen als wesentlichen Teil des Evangeliums hinzufügen?« Er nickte. Ich fuhr fort: »… so wie John Wimber es gestern Abend gesagt hat …?« »Ja«, sagte er.

»Aber Sie sind sich nicht ganz sicher, was alles dazugehört?«, fragte ich. »Nein«, sagte er, »noch nicht.«

»Wäre es fair zu sagen«, fragte ich, »dass Sie in einem fließenden Zustand sind, seitdem Sie sich der Sache Wimbers angeschlossen ha­ben?« Er antwortete ohne zu zögern: »Wir sind immer in einem flie­ßenden Zustand – Sie sind es …«

»Aber in Bezug auf die Botschaft des Evangeliums?«, fragte ich … Immer noch erstaunt sagte ich: »Meinen Sie, Sie könnten nicht in den Pavillon dort drüben gehen und den Leuten das Evangelium sagen?« Er antwortete: »Nein – noch nicht.« Ich antwortete: »Wann meinen Sie, sind Sie soweit?« Und er sagte: »In vielleicht fünf Jahren, viel­leicht zehn …«.

Ich konnte es weiterhin nicht fassen, dass einer der führenden Köp­fe, wenn nicht der führende theologische Kopf der Zeichen-und-Wunder-Bewegung, nicht wusste, was das Evangelium ist!

John Wimber sagte am 25. Januar 1994 auf TBN, dass er dachte, ein Dä­mon in Hongkong habe ihm »chinesischen Krebs« auferlegt und gesagt, er werde daran sterben. Bei all dem Binden territorialer Geister in der ganzen Welt und Inanspruchnahme von Städten für Gott wurde irgend­wie dieser eine Dämon nicht durch die Experten geistlicher Kriegsfüh­rung geschlagen, und so erlag ihr »Mentor« der Krebskrankheit durch diesen Dämon im November 1997. Irgend etwas paßt da nicht!

Der Torontosegen

Rodney Howard-Browne, der sich selber der »Barkeeper des Heiligen Geistes« nennt, brachte die Lacherweckung von Südafrika nach Ameri­ka. Bei Howard-Brownes erstem Treffen in Benny Hinns Gemeinde schien Letzterer bestürzt zu sein über das unkontrollierbare Lachen, das das Gemeindehaus in eine tosende Irrenanstalt verwandelte. Doch Hinn er­klärte seiner Herde bald: »Das ist der Heilige Geist!«

Dieses neue Phänomen wurde als heiliges Lachen bekannt und ver­breitete sich überall, wohin Howard-Browne ging. Er kam zur Oral-Roberts-Universität und Oral bezeugte: »Am Ende seiner Botschaft bekam er den längsten Beifall in der Geschichte dieser Uni … er veränderte mein Leben und das Leben meines Sohnes.«  Die Lacherweckung zog jedoch die Aufmerksamkeit der Welt erst Mitte Januar 1994 auf sich, als sie in die Toronto-Vineyard-Gemeinde kam, deren Pastor John Arnott ist. Hier hörte man von denen, die diese »Segnung« bekommen hatten, nicht nur unkontrollierbares Lachen, sondern schreckliche tierähnliche Laute – und Schlimmeres.

In den folgenden Monaten kamen Zehntausende suchender Seelen aus aller Welt nach Toronto, um »es zu bekommen«. In England und Eu­ropa wurde Holy Trinity Brompton in London das Zentrum für das heili­ge Lachen. Ab Mitte 1996 ebbte die Popularität Torontos allmählich ab und zog nicht länger die Massen und Manifestationen an wie zu den al­ten Spitzenzeiten.

Ende 1995 wurde die Toronto-Vineyard-Gemeinde von John Wimber aus der Gemeinschaft der Vineyard-Gemeinden entfernt und zur Toron­to Airport Christian Fellowship (TACF). Diese Aktion wurde irrtümli­cherweise als Zeichen verstanden, dass Wimber reifer werde und einige der Exzesse verwerfe, die er einst so liebte. Doch im Gegenteil setzen viele Vineyard-Gemeinden ihre Aktivität im »heiligen Lachen« fort. Wim­ber hatte nichts gegen die tierischen Verhaltensweisen und Laute; sie gehörten von Anfang an zur Vineyard-Bewegung dazu. Wogegen er et­was hatte, war der Versuch seitens der TACF-Leitung, diese Manifesta­tionen von der Bibel her zu rechtfertigen, was Wimbers Meinung nach unnötig sei.

In Wirklichkeit war es Randy Clark, der Pastor der St.-Louis-Vineyard-Christian-Fellowship, der die Lacherweckung nach Toronto brach­te. Clark »bekam es« von Rodney Howard-Browne in der Kenneth-Hagin-Jr.-Rhema-Bible-Church in Tulsa und verbreitet diese Manifestatio­nen weiterhin weltweit. Außerdem wurde Clark von Howard-Browne an­gezogen, weil »zitternde, umfallende, lachende Menschen« ihn an etwas erinnerten, was er »Jahre zuvor in der Vineyard-Erweckung« gesehen hatte.   Als Redner auf der 25. Internationalen Lutherischen Konferenz zum Thema Heiliger Geist (in St. Paul, Minnesota, vom 6. bis 10. August 1997) wurde Clark in der Konferenzbroschüre beschrieben als derjenige, der »von Gott als Katalysator für die Ausgießung des Geistes in Toronto gebraucht« worden war.

Einige Besucher der Toronto-Gottesdienste sind derart »trunken«, dass sie nicht mehr nach Hause fahren können. Andere sind aufgrund ihres bizarren und unkontrollierbaren Verhaltens nicht mehr in der Lage, zur Heimreise ihr Flugzeug zu besteigen. Das verherrlicht den Herrn wohl kaum. Man versucht, diesen Wahnsinn zu rechtfertigen, indem man als Grundlage den zu Pfingsten an die Jünger gerichteten Vorwurf heran­zieht, betrunken zu sein. Das einzig Seltsame am Pfingstereignis war je­doch, dass die Jünger, obwohl »alle Galiläer«, von den Pilgern in Jerusa­lem jeweils »in ihrer eigenen Sprache gehört« wurden. Die Zuhörer konn­ten sich dies nicht anders erklären als durch die Behauptung »sie sind voll süßen Weines«, doch nicht, weil sie sich etwa wie Betrunkene be­nommen hätten (Apg 2,6-13).

John Goodwin war einige Jahre lang Pastor einer Vineyard-Gemeinde und Führer dieser Bewegung. Bevor er zu Christus fand, lebte er in der Musik- und Drogenszene Hollywoods und im fernöstlichen Mystizis­mus. Als er die Verbindung erkannte zwischen dem Okkultismus, den er vor seiner Bekehrung erlebt hatte, und den Phänomenen in der Vineyard-Bewegung, veranlaßte ihn das, die Vineyard-Gemeinden zu verlas­sen. Goodwin sagt mit tiefer Besorgnis und als Warnung:

An dem, was bei den Vineyards vor sich geht und in Toronto und Pen­sacola ist mehr dran, als zunächst ins Auge fällt. Es ist nicht nur eine Frage irgendeiner Häresie, einer falschen Lehre oder seltsamer Erfah­rungen. Wenn Sie sehen, wie Menschen wie ein Hund bellen, wie ein Löwe brüllen, sich auf dem Boden winden wie eine Schlange …

Haben Sie jemals gesehen, wie sich ein Mensch vor Ihren eigenen Augen in einen Affen verwandelt? Das wird Sie erschüttern!

Wir waren in London und John Wimber stand oben und lehrte … Ich bin oben auf der Empore … mit Blaine Cook … und Carl Tuttle … der jetzt Pastor der Vineyard-Gemeinde in Anaheim ist …

Aus dem Augenwinkel sah ich urplötzlich diese Gestalt von einem Sitz nach hinten springen, etwa anderthalb Meter über der Oberkante des Sitzes in einen Gang … und er begann, sich physisch in einen Af­fen zu verwandeln …

Sein Gesicht veränderte sich … Haben Sie diese unheimlichen Hor­rorfilme gesehen, wo ein Mensch sich plötzlich in einen Werwolf ver­wandelt? Genauso war das hier …! Seine Arme verlängerten sich, sei­ne Schultern verformten sich … sie wurden wie Affenschultern … die total dämonische Manifestation eines Affen!

Die Leute streckten ihre Hände nach ihm aus und sagten: »Herr, wir preisen das Werk deines Heiligen Geistes …« Ich wollte aus dem Saal laufen und ich war noch nicht mal beson­ders nah dran … Ich erwähne das nur, um Ihnen einen Eindruck zu geben … was wir bei dieser Gruppe geschehen sehen … [sind] absolut dämonische Ma­nifestationen. Und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich auf Se­minaren und Konferenzen war, wo so etwas geschah. Leute waren am Kreischen und Wimmern. Tierlaute? Vergessen Sie’s. Solche Tierlau­te haben Sie noch nie gehört …! Das sind übernatürliche Geräusche!

Sie lehren, dies seien Manifestationen des Heiligen Geistes im Le­ben des Menschen … Es gibt keinen biblischen Beleg für irgend etwas dergleichen.

Die Brownsville Assembly of God

Die Erweckung, die seit über zwei Jahren (seit dem 18. Juni 1995) in der Brownsville Assembly of God im Gange ist, hat sich weltweit ausgebrei­tet und ist weit größer und einflußreicher geworden als die Toronto-Lach-erweckung, von der sie ein Ableger ist. Ihr gingen zwei Jahre Beten und Fasten für Erweckung voraus, wobei spirituelles Kartografieren der Um­gegend eingesetzt wurde, um die »territorialen Geister« zu identifizieren und zu binden. Nun durchkämmen sie den Gemeinderaum vor jeder Ver­anstaltung, um Dämonen von jedem Sitz und aus jeder Ecke auszutrei­ben. Sie glauben, dass »geistliche Kriegsführung« für den weiteren Er­folg der Veranstaltungen eine wichtige Rolle spielt.

Wie schlimm, dass Paulus, der mit dem Evangelium »die ganze Welt auf den Kopf stellte« (Apg 17,6; AV), solche Prozeduren nicht für nötig achtete. Er lehrte jeden Sabbat in den Synagogen anhand der Schriften (Apg 17,2-3) und war täglich bei Diskussionen auf dem Marktplatz anzu­treffen sowie in Bildungszentren wie dem Areopag (Apg 17,17-34). Be­reits kurze Zeit nach seiner Bekehrung »predigte er in den Synagogen Jesus, dass dieser der Sohn Gottes ist«. Er »brachte die Juden … in Ver­wirrung, indem er bewies, dass dieser der Christus ist« und »stritt mit den Hellenisten«. Paulus verkündigte das Evangelium so vollmächtig, dass sie ihm entweder glauben oder ihn umbringen mussten – und sie ent­schieden sich für Letzteres (Apg 9,20-29).

Eines der Merkmale der so genannten Erweckung von heute ist das Fehlen einer sorgfältigen und klaren Artikulation des Evangeliums. Die­ser Autor traf sich mit Michael L. Brown, dem Theologen von Brownsvil­le, der die Brownsville Missions-Erweckungs-Schule leitet. Wir sagten Brown, dass wir sechs verschiedene Videoaufzeichnungen von Gottes­diensten in Brownsville gesehen haben und Hunderte von Menschen nach vorn gehen sahen, doch hatten wir aus dem Mund des Evangelisten Steve Hill nicht gehört, dass er das Evangelium deutlich präsentiert hätte. Die Leute kommen anscheinend aus aller Welt hierher, um »es zu bekom­men«, wie sie es in ihren Zeugnissen ausdrücken. Aber was wollen sie bekommen?

Da gab es Zuck- und Schüttelanfälle und Zusammenbrüche und ge­waltsame, unnatürliche Bewegungen, die der Körper normalerweise gar nicht aushalten könnte und die einem unvoreingenommenen Beobachter dämonisch vorkommen würden. Einige Leute mussten buchstäblich aus dem Taufbecken gezogen werden, um sie vor dem Ertrinken zu retten, während andere so heftig zitterten, dass mehrere Männer nötig waren, um sie zu bändigen. Was die Videos zeigten, mißachtete Paulus’ Ermahnung: »Alles aber geschehe anständig und in Ordnung« (1.Kor 14,40). Dann wa­ren da diese häretischen Aussagen wie z.B. die Bemerkungen des Evange­listen Steve Hill über einen jungen Mann, der sich auf der Bühne wälzte:

Gott hat es auf ihn gelegt … und ihn zu Boden fallen und »Geburts­schmerzen« erleben lassen … er gebiert euch spirituell … er stirbt für euch … er stirbt, auf dass ihr Leben habt.

Anstatt dass Brown unsere Beobachtungen ernst nahm, bestand er da­rauf, dass das Evangelium verkündet würde und dass unsere Videos eine Ausnahme sein müssten. Wir baten um Videos mit einer deutlicheren Präsentation des Evangeliums und er versprach, uns sofort welche zu schi­cken. Mehrere Monate vergingen. Er wurde erinnert, doch bis jetzt sind keine Videos bei uns eingetroffen.

Michael Brown hat ein Buch zur Verteidigung des Pensacola-Phänomens geschrieben, mit dem Untertitel Eine Antwort auf die Kritiker der Erweckung. Das Buch versäumt, die eigentlichen Probleme in Pensacola und deren unbestreitbare Verbindung mit Toronto ernst zu nehmen. Brown beschuldigt die Kritiker »desselben negativen, engstirnigen und haarspalterischen Geistes, der auch Jesus verwarf – der es versäumte, ihm verständnisvoll zuzuhören, nur in Ausschau nach Anklage und Wi­derlegung, in Mißachtung des Gesamttenors der biblischen Botschaft, und das im Namen der Treue zum Wort Gottes …« Das Gegenteil ist der Fall: Wir bezweifeln nicht die Aufrichtigkeit der Beteiligten und auch nicht, dass Seelen errettet und Leben verändert wurden. Doch gibt es dort Manifestationen, die nicht den Herrn verherrlichen und zum Teil sogar dämonisch zu sein scheinen. Diesen Problemen muss man sich ehr­licherweise stellen.

Erweckungs- und Herrschaftstheologie

Browns Buch wurde verlegt bei Destiny Image Publishers, ebenso wie ein neues Buch von Steve Hill und ein weiteres von Renee Deloriea, dem Herausgeber des Brownsville Revival Magazine. Der Prospekt vom Winter 1997 dieses Verlages war fast vollständig der Pensacola-Erweckung ge­widmet. Wir fragten Brown nach der Beziehung zwischen der Pensacola-Erweckung und diesem Verlag und erhielten keine zufriedenstellende Antwort. Wie die meisten Befürworter von »geistlicher Kriegsführung« vertritt und verbreitet Destiny Image die »Herrschaftstheologie« (engl. dominion theology). Diese Lehre besagt, dass Adam beim Sündenfall den Herrschaftsbereich, den Gott ihm zugeteilt hatte, an Satan verlor, und in Christus würde dieser Herrschaftsbereich wiederhergestellt. Deshalb soll­ten Christen die Herrschaft über Medien, Schulen und Regierungen er­streben und mit der Beherrschung der Erde das Reich Gottes errichten.

Natürlich soll diese Übernahme der Welt durch nichts anderes erzielt werden als durch geistliche Kriegsführung. Wenn die Christen alles unter Kontrolle haben, so diese Lehre, wird Christus zur Erde zurückkehren – allerdings nicht, um uns per Entrückung in den Himmel zu holen, sondern um über das Reich zu herrschen, das wir aufgerichtet haben. Gary D. Kinna­man, ein Führer in der Bewegung der geistlichen Kriegsführung, erklärt und verbreitet in seinem Buch Overcoming the Dominion of Darkness (»Den Machtbereich der Finsternis überwinden«) diese Lehre so:

Der Missionsbefehl [Mt 28,19-20] ist in Wirklichkeit … ein erneuter Auftrag, die Autorität des Königs in jedem Aspekt des Lebens zu re­präsentieren. Der Auftrag wurde zuerst in 1.Mose 1 erteilt … wir wur­den geschaffen, um zu herrschen …

Jesus kam, um den Befehl des Reiches wieder einzusetzen: »Macht euch die Erde untertan« (1Mo 1,28) … Er vernichtete die Grundlage des Reiches der Finsternis und machte es für das Volk Gottes wieder möglich, den Auftrag aus 1. Mose zu erfüllen und zu herrschen.

In Wirklichkeit erteilte Gott Adam die Herrschaft »über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!« (1Mo 1,26). Und diese Herrschaft hat der Mensch nicht eingebüßt: Wir reiten immer noch Pferde, essen Hähnchen und Rind und zerschlagen Mücken. Gott sagt nichts von einer Herrschaft über Medien und Schulen und Regierungen. Dieses unbiblische Ziel erstreben die Erweckungs- und Geistliche-Kriegsführungs-Bewegungen gemeinsam mit den Jesus-Märschen und Promise Keepers, insbesondere im Hinblick auf das Jahr 2000. Darüber mehr im nächsten Kapitel.

Und was ist mit Erweckung?

Die meisten Christen wird es schockieren, dass das beliebte englische Wort revival (»Erweckung«) in der King-James-Bibel nicht vorkommt (ebenso kommt »Erweckung« in der Elberfelder Bibel nicht vor). »Revi­ved« findet sich sechsmal, doch bezieht es sich stets auf das körperliche Wiederaufleben einer Einzelperson. »Revive« kommt achtmal vor, meis­tens in Bezug auf Israel. Nirgends in der ganzen Bibel findet sich auch nur ein Hinweis auf eine »geistliche Erweckung«, wie Christen es sich heute vorstellen. Kein einziger!

»Erweckung« klingt so biblisch, so geistlich und ist heute das meister­strebte Ziel unter Christen. Jeder denkt gern an die großen Erweckun­gen der Kirchengeschichte: unter Wesley, Whitefield, Edwards, Finney, Moody und anderen. Sicher muss es richtig sein, eine weitere solche »Heimsuchung des Heiligen Geistes« zu erwünschen. Ist das nicht die Hoffnung jedes gottesfürchtigen Gemeindeleiters für seine Gemeinde, für unser Land, für die ganze Welt? Und das soll es in der Bibel nicht geben? Unmöglich!

Berechtigte Fragen kommen auf. Zunächst gibt es eine Reihe von Aus­drücken, die keine biblische Grundlage haben (sie widersprechen sogar der biblischen Lehre), aber mit der Idee der Erweckung in Verbindung gebracht und ohne Hinterfragen akzeptiert werden. Beispielsweise erklärt John Kilpatrick, der Pastor der Pensacola-Gemeinde, mit großer Autori­tät: »Jeder Diener Gottes von heute braucht ein Gewand der 90er Jahre. Das Gewand der 80er funktioniert nicht mehr … Auch das Gewand von Anfang und Mitte der 90er funktioniert nicht mehr … Du brauchst ein frisches Gewand.«
Das klingt beeindruckend, aber was ist das für ein Gewand? Und wie wechselt man es? Diese Erklärung bleibt er uns schul­dig. Es ist einfach eine hingenommene Erweckungs-Terminologie.

Vermutlich hängt Kilpatricks »frisches Gewand« mit anderen Erwe­ckungsbegriffen zusammen wie z. B. »eine frische Heimsuchung des Geis­tes« und eine »frische Salbung«. Wenn der Gläubige Christus in sich hat (Röm 8,10-11; 2. Kor. 13,5; Kol. 1,27 u.a.) und den Heiligen Geist (Joh. 14,17; Röm 8,9; 1. Kor. 3,16 u.a.) und bleibend mit dem Heiligen Geist gesalbt ist (1.Joh. 2,27), und wenn Christus bei unseren Zusammenkünften stets im Mittelpunkt ist, wie er verheißen hat, was könnte dann »eine frische Heim­suchung des Geistes« oder eine »frische Salbung« bedeuten? Die Führer dieser gegenwärtigen Erweckung laden gewohnheitsmäßig den Heiligen Geist ein, anwesend zu sein und zu wirken. Aber er wohnt in uns und er ist anwesend und wirkt unter uns, wenn wir als Christen zusammenkom­men. Deshalb ist der Gedanke einer »Erweckung« als irgendeine beson­dere Salbung oder Heimsuchung des Heiligen Geistes nicht biblisch und könnte auf einen Irrweg führen, wie es bei der charismatischen Bewe­gung geschehen ist.

Wie würde man eine frische Heimsuchung oder Salbung oder ein fri­sches Gewand erkennen? Natürlich an ungewöhnlichen Manifestationen.

Von daher ist man von vornherein in einer Erwartungshaltung und schaut nach solchen Manifestationen aus. Dann werden diese schließlich zum Beweis, dass Gott am Wirken ist. Erweckung ist etwas Besonderes mit ein­zigartigen Zeichen. Wie wir oben gezeigt haben, kann man diesen Irrtum in Toronto und Pensacola feststellen. Ed Roebert, Pastor der 6.000 Glie­der zählenden Hatfield-Gemeinde in Pretoria (Südafrika), erklärt unmißverständlich:

Gott führt uns zur größten Ausgießung des Heiligen Geistes, die die Welt je erlebt hat. Ich glaube, dass Gott uns in das neue Jahrtausend führt und dass er das mit Zeichen und Wundern und himmlischen Machttaten tut. Davon werde ich mich nicht abbringen lassen.

Wenn Christus in uns und mit uns ist – was gewiß der Fall ist – da wir »erfüllt mit dem Geist« sind (Eph 5,18), was Paulus uns als ständige Er­fahrung verschreibt (und nicht als etwas Besonderes), dann sollten wir vollkommen glücklich, siegreich und Frucht bringend sein. Wenn das der Fall ist, was ist das dann für eine »Ausgießung des Heiligen Geistes«? Und wenn wir eine besondere »Ausgießung« brauchen, können wir dann nicht Gott die Schuld dafür geben, dass er sie uns bisher vorenthalten hat? Und wenn diese Ausgießung nur durch Beten und Fasten erreichbar ist, dann sind wir Schuld daran, dass Seelen zur Hölle fahren und Chris­ten in Sünde leben. Die Bibel empfiehlt Gebet und Fasten für besondere Bedürfnisse (Dan 9,3; Mt 17,21; 1.Kor 7,5), doch niemals für die Herbei­führung einer »frischen Ausgießung« der Erweckung mit speziellen Ma­nifestationen.

Wenn der Heilige Geist in uns und mit uns ist und so Sünder überführt und uns aus dem Wort Gottes unterweist, dann sollten wir damit zufrie­den sein und im Licht dieser Wahrheit leben. Es steht fest: Gottes Wort, »das Schwert des Geistes« (Eph 6,17; Hebr 4,12), ist das Mittel, mit dem Seelen überführt und gerettet werden. Gottes Wort reicht absolut aus, um uns vollkommen zu machen, wenn wir uns daran halten (2.Tim 3,15-17). Könnte es möglich sein, dass das Streben nach einer speziellen Salbung oder Ausgießung oder Erweckung uns von einem Leben in der Fülle des­sen abhält, was Gott uns bereits gegeben hat, und uns sogar eine Ent­schuldigung dafür bietet, dass wir es bisher versäumt haben, Gottes be­reitstehende Segnungen zu ergreifen und auszuleben?

Einige ernste Sorgen

Uns liegt es nicht am Herzen, Kritik zu üben, sondern sich vielmehr ernst­lich den Tatsachen und Gefahren zu stellen. Ob man nun glaubt, dass Erweckung biblisch ist oder nicht und welche Definition man für sich selbst bevorzugt, ist doch der persönliche Wunsch sicher der, dass Gott durch Erweckung verherrlicht wird, Christus bekannt gemacht wird als der, der er wirklich ist und seinem Wort gehorcht wird. Was ist, wenn das nicht der Fall ist? Was ist, wenn wir eine Erweckung falscher Lehren erle­ben? Ist das keine berechtigte Sorge? Vor 40 Jahren, lange bevor der Abfall seine heutigen Ausmaße erreicht hatte, warnte A. W. Tozer:

Wo immer Christen heute zusammenkommen, hört man mit Sicher­heit immer wieder das eine Wort: Erweckung.

In Predigten, Liedern und Gebeten erinnern wir den Herrn und einander unaufhörlich, dass wir zur Lösung all unserer geistlichen Pro­bleme eine »mächtige Erweckung, wie in alten Zeiten …« brauchen.

Die Brise der Erweckung bläst so stark, dass kaum jemand auftaucht, der genug Sorge oder Mut hat, um sich umzuwenden und gegen den Strom zu schwimmen, obwohl es gut möglich ist, dass die Wahrheit in dieser Richtung liegt …

Es ist meine ernsthafte Meinung, dass wir unter den gegenwärtigen Umständen überhaupt keine Erweckung wollen. Eine weitläufige Er­weckung unter dem Typus von Christentum, den wir heute in Amerika kennen, könnte sich als eine moralische Tragödie erweisen, von der wir uns nicht in 100 Jahren erholen.

Man könnte meinen, dass jene, die das wollen, was Tozer als »mächtige Erweckung, wie in alten Zeiten« bezeichnet, sich Sorgen machen über den Okkultismus, der heute mit offenen Armen angenommen wird, da­mit diese Erweckung herbeigeführt wird. Und die Erweckung, die sie ein­gebracht haben, ist sicherlich alles andere als das Christentum, das wir im Neuen Testament finden.

Für viele bedeutet Christentum »Zeichen und Wunder« oder »von der Macht umgeworfen sein« oder unkontrollierbares Lachen. Andere bie­ten ein Christentum, das so konzipiert ist, dass es attraktiv ist für weltlich Gesinnte und unanstößig für Sünder. Dazu gehören Gottesdienste und »christliche« Fernsehsendungen, die Hollywood in den Schatten stellen, oder auch die Begeisterung von 50.000 Männern, die in einem Fußball­stadion Jesus zujubeln. Für wieder andere ist Christsein das Streben nach Selbstwert und einem »positiven Selbstbild«, Durchforschung des Unterbewusstseins nach vergangenen Mißbräuchen, die gegenwärtigen Unglau­ben und Fleischlichkeit entschuldigen. Oder das stille, beständige Ge­spräch mit einem eingebildeten »visualisierten Jesus«. Eine »Erweckung« dieser Art von Christentum brauchen wir nicht. Was wir brauchen, sind hingegebene Jünger Jesu, die das Evangelium und die gesunde Lehre der Bibel ausleben und verkündigen, wodurch allein – und nicht durch Zei­chen und Wunder – dem wachsenden Abfall entgegengewirkt werden kann.

Wenn wir die heutige christliche Szene beobachten, erwächst eine weitere Sorge. Erweckung wird durch Emotionalisierung und Publicity künstlich aufgepumpt. In den meisten Gemeinden spielt das so genannte »Praise&Worship-Team« eine große Rolle. Auch in Toronto und Pensa­cola ist es ein wichtiger Bestandteil.40 Dieser Praise&Worship-Stil stammt zum Großteil aus der Vineyard-Bewegung und zeichnet sich aus durch oberflächliche Wiederholungen von Reimen und einem rockähnlichen Rhythmus. Dieser Autor hat sich mit tiefer Traurigkeit endlose Wieder­holungen angehört von »We love to worship You, we love to worship You« oder zur Abwechslung »We love to praise You, we love to praise You«. Doch enthalten solche wiederholten Phrasen weder Anbetung (»worship«) noch Lobpreis (»praise«).

Das ist so, als wären wir in die Liebe verliebt, als würden wir den Lob­preis loben und die Anbetung anbeten. Gefühle geraten in Wallung, aber diesen Gefühlen liegt kein Inhalt zugrunde – bloß grundlose Gefühle. Wahre Anbetung und Lobpreis erfordern eine Wertschätzung dessen, wer Jesus Christus ist und was er getan hat, was die alten Choräle mit einem tiefen Verständnis bieten. Den heutigen Kehrreimen fehlt dieser Tief­gang weitgehend.

Selbst wenn der Reim einen nennenswerten Inhalt hat, dominiert der rockige Rhythmus. In Pensacola und Toronto dauert ein solcher »Anbe­tungsteil« über eine Stunde. Das Publikum steht auf, klatscht, springt und tanzt und wird allmählich in emotionale Raserei geleitet, die weder zu echter Anbetung noch zu einem Verständnis des Wortes Gottes oder der Person Jesu führt.

Abgeguckt und nachgemacht

Wenn man einen Benny Hinn oder Rodney Howard-Browne am Werk sieht, stellt man fest, dass das Publikum sorgfältig auf das, was auf es zukommt, vorbereitet wird. Vier ehemalige Führungspersonen der neu­en Erweckung in England haben ein Buch geschrieben, das jeder Christ lesen sollte: The Signs and Wonders Movement – Exposed (»Die Zeichen-und-Wunder-Bewegung aufgedeckt«). Sie waren fähige Zeichen- und Wundertäter und jetzt erklären sie, dass alles eine Frage des Know how war. Das Buch listet »Vineyard-Tips für Führungspersonen« auf. Hier eine Kostprobe, die erheblichen Aufschluss darüber bietet, wie man eine Er­weckung bewirkt und genau dem Muster von Toronto und Pensacola ent­spricht:

Es ist gewöhnlich hilfreich, jedesmal mit Anbetung [singen, klatschen, tanzen usw.] zu beginnen, daran anschließend folgen persönliche Zeug­nisse von Menschen, die angerührt wurden. Direkt nach den Zeugnis­sen lade den Heiligen Geist ein, wieder auf diese Personen zu kom­men und ein weiteres Werk zu tun … Häufig fangen sie dann an, wie­der dieselben äußeren Manifestationen zu erfahren.

Wenn die Predigt beginnt, halte Ausschau nach … Manifestationen wie z. B. Weinen, Zittern, Lachen usw. … Ermutige die Menschen, sich nicht davor zu fürchten, was Gott tut …

Ein Großteil der heutigen »Befreiung« findet in der emotional aufgelade­nen Atmosphäre von Toronto und Pensacola und deren Ablegern statt. Pastor Don Matzat erinnert uns, dass ein skeptischer Student in den 1880er Jahren den Pariser Chefarzt Dr. Jean-Martin Charcot darauf aufmerksam machte, dass er »den ›hysterischen Anfall‹ eher erfunden als entdeckt habe«. Weil Patienten, die für Suggestion zugänglich waren, mit echten Epileptikern zusammen untergebracht wurden, bekamen auch sie offen­bar Anfälle. Bei diesen Erweckungen finden ganz ähnliche Verhaltens­übertragungen statt, wie jeder nüchterne Beobachter leicht feststellen kann.

Die emotionalen Manifestationen scheinen allesamt gegenseitig das nachzuahmen, was bei denen gesehen wird, »die es bekommen haben«. Während es definitiv eine Beziehung zwischen den typischen Verhaltens­weisen von Toronto und Pensacola gibt, unterscheiden sich doch beide in ihrem Stil. Es scheint, dass das Verhalten im jeweiligen lokalen Umfeld erlernt wird.

Das wirft eine weitere Sorge auf: Ein Großteil der heutigen Verkündi­gung des Evangeliums ist von emotionalen Appellen charakterisiert, eine »Entscheidung für Christus« zu treffen, ohne dass das Evangelium ver­ständlich erklärt wird! Millionen werden zu Christus gezogen aufgrund seiner gewinnenden Person oder seines bewundernswerten Charakters oder weil er »Leben verändert« oder Krankheiten heilt und Wohlstand bringt, doch an das eigentliche Evangelium haben sie noch gar nicht ge­glaubt. Somit sind sie leider gar nicht errettet. Wie oft sind wir Zeugen gewesen, wie die Massen mit psychischen und sogar hypnotischen Mit­teln manipuliert wurden, um »Entscheidungen« zu treffen. Niemand kann das besser als Steve Hill, der Evangelist von Pensacola. Er setzt jeden Trick ein, um die Leute nach vorn zu ziehen, und für alles muss irgendwie die Leitung des Heiligen Geistes herhalten. Derartige Manipulation war schon am berüchtigten 18. Juni 1995 offensichtlich. Fern von der angeb­lichen »spontanen Bewegung des Geistes« begann die »Erweckung« mit viel Überredungskunst und fleischlichen Bemühungen Hills und mit ver­gleichbar geringem Ergebnis.

Eine tiefe Sorge über Leiterschaft

Eine weiterer Grund zu tiefer Sorge sind die Verbindungen der Führer der heutigen Erweckung. Diese »Erweckungen« ziehen jedermann in glei­cher Manier zusammen wie beispielsweise die Promise Keepers. Katholi­ken, die das Evangelium nicht kennen und deren Kirche sich in Wirklich­keit dem Evangelium widersetzt, werden wie alle anderen »erweckt« und als »Brüder und Schwestern in Christus« angenommen. Ein Massenmisch­masch pilgert nach Toronto oder Pensacola oder sonstwo hin, wird »ge­segnet« und kehrt emotional aufgeladen heim, um in ihren eigenen Kir­chen fortzufahren.

Bill Bright behauptet, der Heilige Geist habe ihm offenbart, dass die Erweckung, die nun im Gange ist, »in der größten spirituellen Ernte der Geschichte resultieren«  werde. In seiner Ansprache in einer katholi­schen Kirche in Rom, als ihm der Templeton-Preis für den Fortschritt der Religionen verliehen wurde, versprach Bright, dass »der ganze Erlös [über eine Million Dollar] … in diesen von Gott inspirierten Zweck investiert wird … [nämlich] fasten und beten für eine weltweite spirituelle Erwe­ckung und die Vollendung des Missionsbefehls … zum Ende des Jahres 2000«.

Einen Gebets-und-Fasten-Feldzug für Erweckung, finanziert durch die Verleihung eines Preises für den Beitrag an der Herbeiführung einer neuen vereinten Weltreligion muss man jedoch stark in Frage stellen! Man braucht weder beten noch fasten, um zu erkennen, dass immer mehr Führungs­personen in den vordersten Reihen der Evangelikalen von Ökumenewahn und leichtfertiger Kompromissbereitschaft infiziert werden. Und es ist äußerst beunruhigend, dass die Anführer dieser Erweckungsbewegung zu diesem Abfall beitragen. Wir sollten den schmerzlichen Tatsachen ins Auge blicken.

Der Templeton-Preis für den Fortschritt der Religionen

Einer der antichristlichsten Gestalten, die je als christliche Führungsper­son akzeptiert wurden, ist der Multimillionär und Finanzmanager John Marks Templeton. Er ist so offensichtlich ein Okkultist, dass es erstaun­lich ist, wie er sich – wie der Judasbrief sagt – »nebeneingeschlichen« haben kann. Doch genau das ist der Fall. Templeton verleiht jährlich eine Auszeichnung für religiöse Errungenschaften, die höher dotiert ist als der Nobelpreis. Er erklärt den Grund:

Mikroben evolvierten langsam zu Würmern, Fischen, Reptilien und Säugetieren. Menschen erschienen erst vor 40.000 Jahren auf der Bild­fläche … Der menschliche Verstand hat ein solches Potenzial … dass niemand weiß, was als Nächstes passieren kann. Die Evolution be­schleunigt sich … Das traditionelle Judentum und Christentum verlie­ren ihren Einfluss auf die Information des zeitgemäßen Denkens …

Theologen … müssen anfangen, die unermesslichen und unsicht­baren Dimensionen unseres evolvierenden Universums zu erfor­schen … Der Hauptzweck der Templeton-Stiftung ist es, die Begeiste­rung für die Beschleunigung von Entdeckung und Fortschritt in spiri­tuellen Fragen zu fördern …

Die nächste Stufe menschlich-göttlichen Fortschritts auf der Evo­lutionsskala benötigt … geistige Talente … [die] eine Körperschaft der Erkenntnis über Gott entwickeln, die sich nicht auf antike Offenba­rungen oder Schriften stützt [wie die Bibel] … [sondern] die wissen­schaftlich ist … und nicht aufgrund von Spaltungen zwischen Religio­nen oder Kirchen oder antiken Schriften oder Liturgieformen ange­fochten wird …

Um einen Fortschritt dieser Art zu fördern, haben wir die Templeton-Stiftungs-Preise für den Fortschritt der Religionen eingeführt.

Templeton könnte gar nicht deutlicher ausdrücken, dass er hofft, die neue Weltreligion des Antichristen zu begründen, die alle Religionen vereinen wird! Zu diesem Zweck hat er ein Religions-Forschungszentrum namens »Humility Theology Information Center« (»Informationszentrum für Bescheidenheits-Theologie«)gegründet. Templeton zufolge ist »Fort­schritt« nötig, weil die Schriften der Welt (einschließlich der Bibel) von »Menschen geschrieben wurden … deren Denken durch Kosmos-Vorstellungen beschränkt waren, die lange überholt sind«. Außerdem über­liefert die Bibel angeblich die Worte Jesu nicht korrekt, weil die Schrei­ber nur das »aufschreiben konnten, was sie verstanden … [als] unwissen­de und primitive … Juden«.

Das Gegenteil ist der Fall: Paulus bekräftigte, dass jedes Wort in der Bibel »von Gott eingegeben ist« (2Tim 3,16). Petrus sagte von der Bibel: »Heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist« (2Petr 1,21). Der Psalmist sagt: »In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln« (Ps 119,89). Doch Templeton glaubt nichts davon.

Wenngleich Templeton alle Religionen ehrt, behält er sein größtes Lob den offensichtlichsten antichristlichen Sekten vor: Der »Unity School of Christianity« und der »Church of Religious Science«. Er empfiehlt sie, weil sie den Menschen als »einen sich ausdehnenden Gedanken im Den­ken Gottes« darstellen und weil sie einen »Fortschritt« in der Religion erstreben, denn »mit der Weiterentwicklung des Verstandes sterben die alten Formen [von Religion]«. Er schreibt:

Die lehrmäßigen Formulierungen des Christentums haben sich geän­dert und werden sich von Zeit zu Zeit ändern … Christen meinen, Gott sei vor 2000 Jahren in Jesus von Nazareth erschienen, um uns zu erretten und zu belehren. Aber wir sollten das nicht so verstehen … dass der Fortschritt aufgehört habe … dass Jesus das Ende der Verän­derung war … Die Behauptung, Gott könne sich selbst nicht wiede­rum auf eindeutige Weise offenbaren [durch andere Christusse] … scheint frevelhaft …

Im Einklang mit diesem Gedanken des »Fortschritts« der Religion meint Templeton: »Vielleicht ist Veränderung eine Eigenschaft Gottes.« Das gilt offenbar für seinen »Gott«, aber der Gott der Bibel sagt, dass bei Gott »keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten« (Jak 1,17). Templetons Gott ist eindeutig nicht der Gott der Bibel, sondern der Gott des Pantheismus:

Gott ist Milliarden von Sterne in der Milchstraße und er ist noch weit mehr … Zeit und Raum und Energie sind alles Bestandteile Gottes … Gott ist fünf Milliarden Menschen auf der Erde … Gott ist unzählige Milliarden von Wesen auf Planeten von Millionen anderer Sterne … Gott ist die einzige Realität … Gott ist alles, woraus Sie bestehen, und Sie sind ein kleiner Teil von ihm.

Der Weg der Bescheidenheit?

Die Auffassung, dass das Christentum der eine wahre Glaube und unver­änderlich ist, widerspricht dem, was Templeton den Weg der Bescheiden­heit (»The Humble Approach«) in Sachen Religion nennt. Er sagt, wenn Menschen eine »bescheidene Haltung einnehmen, heißen sie neue Ideen über den Geist willkommen, genau wie sie neue wissenschaftliche Ideen willkommen heißen … Bescheidenheit öffnet die Tür zum Reich des Geis­tes und zu Forschung und Fortschritt in der Religion« und »ist der Schlüssel zum Fortschritt«, denn sie verhindert die arrogante Vorstellung, dass irgendeine Religion die richtige sein könnte:

Die wahrhaft Bescheidenen sollten so tolerant sein, dass sie religiöse Anschauungen von jedem Ort im Universum willkommen heißen, der mit intelligentem Leben bevölkert ist. Suchende, die den Weg der Be­scheidenheit gehen … verwerfen niemals Vorstellungen anderer Na­tionen, Religionen oder Gebiete … der bescheidene Weg zur Theolo­gie geht weiter und evolviert unaufhörlich …

Der Kern wahrer Religion ist tatsächlich die Bereitschaft, in ande­ren Religionen Wahrheiten zu sehen. Die persischen Schriften behaup­ten: »Welchen Weg auch immer ich nehme, er führt mich zur Straße, die zu dir führt … Breit ist der Teppich, den Gott ausgerollt hat …«

Auch Christus sprach von einem breiten Weg; doch er hat ihn keineswegs empfohlen; er sagte vielmehr, dass dieser breite Weg zum Verderben führt (Mt 7,13). Doch Templeton erklärt: »Niemand soll sagen, Gott könne nur auf einem einzigen Weg erreicht werden. Einer solchen Ausschließ­lichkeit fehlt die Bescheidenheit … Neue, freiere und fle­xiblere Glaubensbekenntnisse müssen ausgedacht werden, damit die von Gott gegebene Geisteskraft und Imagination des Menschen helfen kön­nen, das Himmelreich zu bauen.« Templeton hat eindeutig Christus ab­gelehnt, der sagte: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich« (Joh 14,6).

Der Gedanke des »Fortschritts in Religion« an sich verleugnet das Evangelium Jesu Christi. Weder ist Christentum eine Religion noch ist es einer fortschreitenden Entwicklung unterworfen. Jesus Christus ist »der­selbe gestern, heute und in Ewigkeit« (Hebr 13,8). Christentum pflegt auch keine freundliche, ökumenische Beziehung zu den anderen Weltre­ligionen; vielmehr tritt sie ihnen als Erfindungen Satans gegenüber. Wir Christen sollen für den »ein für allemal den Heiligen überlieferten Glau­ben kämpfen« (Jud 3). Jeder wahre Christ sollte sich kompromisslos ge­gen Templetons neuheidnische Auffassungen und den von ihm verliehe­nen Preis aussprechen.

Offensichtlich wäre es unaufrichtig, den Templeton-Preis anzunehmen, wenn man nicht in völliger Übereinstimmung steht mit seinen Zielen und zugrunde liegenden Überzeugungen. Gerade die Annahme des Preises ist eine Bestätigung all dessen, was der Preis repräsentiert. Kein evange­likaler Preisträger kann sich mit Unwissenheit entschuldigen, denn Tem­pletons neuheidnische Ansichten werden seit vielen Jahren durch Publi­kationen weit verbreitet. Doch Billy Graham (1982), Charles Colson (1993) und Bill Bright (1996) haben diesen Preis angenommen und sich so mit hinduistischen, buddhistischen und muslimischen Empfängern verbun­den.

Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, Elia würde von den Prophe­ten des Baal mit einem Ökumenepreis ausgezeichnet oder Paulus von den heidnischen Priestern seiner Zeit! Doch ein Editorial im Moody-Magazin schrieb:
Trotz der Bedenken seiner Kritiker tat Charles Colson gut daran, sei­nen Preis anzunehmen und damit auch die Möglichkeiten zu ergrei­fen, die sich ihm dadurch bieten.

In einer Pressekonferenz am 17. Februar 1993 sagte Colson: »Ich ziehe den Hut vor Sir John, dafür dass er diesen Preis eingeführt hat und ihn auf so großzügige Weise verleiht …«
Seine Verleihungs-Ansprache fand am 2. September 1993 im Parlament der Weltreligionen in Chicago statt, dem Templeton als ein Hauptsponsor angehört. Dieses offiziell vom Par­lament angesetzte Ereignis musste an einen anderen Veranstaltungsort verlegt werden, um den Publikumsmassen gerecht zu werden. So konnte Colsons Büro irreführenderweise behaupten, es sei keine Veranstaltung des Parlaments der Weltreligionen gewesen, obwohl die Abgeordneten des Parlaments in ihrer jeweiligen Religionstracht mit Colson auf der Bühne saßen. Die Veranstaltung wurde eröffnet mit »einem Gebet ei­nes islamischen Theologen und beendet mit einer Meditation eines bud­dhistischen Mönches«.

Leider hat Colson dabei das Evangelium nicht klar verkündet. Glei­cherweise hat Bill Bright dies bei seiner Verleihungs-Ansprache in einer katholischen Kirche in Rom versäumt; mit seinem Lob für Templeton und dessen antichristlichen Preis hingegen geizte er nicht.
Bright sagte:
“Aufgrund des Wesens seiner Zielsetzung ist dieser angesehene Templeton-Preis für mich größer als jeder andere Preis, der zu irgendei­nem Zweck verliehen werden könnte. So bin ich tief betroffen und fühle mich äußerst geehrt, Empfänger dieses herausragenden Preises für das Jahr 1996 zu sein. Ich möchte Sir John Templeton dafür dan­ken und loben, dass er diesen Preis eingeführt hat.”

Der Krieg wird zwischen der Wahrheit Gottes und der Lüge Satans ge­führt. Er wird nicht durch das törichte Binden territorialer Geister aus­gefochten, sondern mit dem Wort Gottes. Jesus sagte, dass es die Wahr­heit seines Wortes ist, die Menschen befreit (Joh 8,30-31).
Leider bieten viel zu viele evangelikale Gemeinden ihren Gliedern zu wenig Hilfe, ins­besondere den Jugendlichen. Diese jungen Leute sind unter ihren Freun­den und Schulkollegen und durch die Medien täglich den Lügen Satans ausgesetzt, die ihnen auf verführerischste Weise präsentiert werden. Un­ter diesen Jugendlichen, die in evangelikalen Gemeinden aufwachsen, ist eine hohe Abfallrate vom christlichen Glauben zu verzeichnen, sobald sie das Elternhaus verlassen, studieren und in die Arbeitswelt einsteigen. Und wie könnte es ein echtes Aufleben des biblischen Christentums ge­ben, wenn die Führer der Erweckung selbst gewissenlose Kompromisse mit den Feinden Christi eingehen!

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Alarm um die Reformation (A.Omenzetter)

A. Omenzetter

Alarm um die evangelische Gemeinde der Reformation

 

Vorwort

Was mich zu dieser Schrift veranlaßt hat, ist die Sorge um die Verantwortung für die Menschen, die die Wahrheit liebhaben. Es ist noch gar nicht so lange her, daß viele Glaubensgenossen bittere Enttäuschungen erleben mußten. Sie sind das Opfer ihrer eigenen unklaren Haltung dem Wahrheitszeugnis der Schrift gegenüber geworden. Der Hang zum „imponierenden Großen” ist oft die Ursache der Vernebelung. – Heute drohen von einer anderen Seite größere Gefahren. Darum müssen wir warnen, solange dies noch möglich ist. Diese Möglichkeiten können uns bald genommen werden: „Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann!”

Der treue Herr aber, der die Herzen der Menschen wie Wasserbäche lenkt, möge seinen Segen auf diese Schrift legen. Er gebe Gnade, daß wahrheitsuchenden Seelen die Augen für unsere ernste Wirklichkeit geöffnet werden.

A. Omenzetter

Zur achten Auflage:

Seit dem Erscheinen der 2. Auflage 1967 bis heute erlebten wir, wie sich ev. Kirchen und Freikirchen an den Wagen Roms haben spannen lassen. Sie wurden in der Ökumene Wegbereiter für die Wiedervereinigung mit der päpstlichen Kirche Roms. Durch eine gemeinsame Bibelübersetzung, ein ökumenisches „Vaterunser” und ein „Glaubensbekenntnis” u. a. m. sollen die Bibelgläubigen irregeführt werden.

Wir dürfen heute weder der katholischen noch weniger der evangelischen Kirche Glauben schenken, daß die Macht des Papstes im Schwinden sei und die Kirche Roms einem neuen Frühling entgegengeht. Die Voraussetzung für eine Erneuerung könnte erst gegeben sein, wenn aus der katholischen Kirche verbannt sein würden:
1. Das antichristliche Papsttum,
2. der Totalitätsanspruch,
3. die lügenhafte Politik,
4. die Jesuiten,
5. die heidnischen Dogmen,
6. der Götzen- und Bilderkult,
7. der gottwidrige Messehandel und sonstiger Aberglaube.

– Solange auch nur ein Punkt nicht erfüllt ist, müssen wir Distanz halten und warnend unsere Stimmen erheben. – Für ein gottseliges Leben und Sterben genügen: Christus allein … (Apg. 4, 12) – Das Wort Gottes allein …!” (2 Petr. 1, 19) – Allein aus Gnaden! (Eph. 2, 5.)

Der Verfasser

 

Inhaltsverzeichnis

I.   Der römische Katholizismus und sein religiös-politischer Weltstaat
II.  Der Jesuitenorden oder der „Orden der Gesellschaft Jesu”
III. Der „Dialog” oder das „Gespräch” mit Rom
IV.  Roms Dialog mit der Welt
V.   Der Dialog mit dem Osten
VI. Die römisch-katholische „Liebe” und die römische ,,Religions- und Gewissensfreiheit”   
VII. Das Papsttum – seine Entstehung und seine Machtentfaltung in der Welt
VIII. Die Lehre der römischen Kirche und die Lehre der Heiligen Schrift

1.  Die Kirche
2.  Die Taufe
3.  Die Buße
4.  Christus oder Maria?   
5.  Der „unfehlbare Stellvertreter Christi”
6.  Verehrung und Anbetung der Heiligen
7.  Der katholische Reliquienkult
8.  Das Kreuz
9.  Der Bilderkult
10. Das Fegfeuer
11. Das Gebet
12. Der Beichtstuhl    

IX. Wahres Einswerden nach dem hohepriesterlichen Gebet Jesu
X.  Zweierlei Zusammenschlüsse
XI. Nachtrag

 

I. Der römische Katholizismus und sein religiös-politischer Weltstaat

Während meines Studiums auf St. Chrischona bei Basel hat einer unserer hochgeschätzten theologischen Lehrer im Unterricht den Satz geprägt: „Der Katholizismus ist die größte Sekte der Kirchengeschichte.” Über diese Worte dachte ich im Laufe der Jahre immer wieder nach.

In jener Zeit brachte eine Schweizer Zeitschrift einen religiösen Vortrag eines hohen katholischen Würdenträgers. Ein Satz machte mich in diesem Vortrag stutzig: „Wir werden das durch die Reformation ausgebrochene Stück Mauer wieder einfügen, auch wenn es durch Schwert und Feuer sein müßte.” Diese Worte klangen damals in meinem Herzen wie ein Warnruf vor kommenden Gefahren.

Vier Jahre später weilte ich in Leipzig zum weiteren Studium. Man schrieb das Jahr 1932. In einer Vorlesung wurde den Studenten folgendes gesagt: „Der Vatikan hat Gespräche mit der Sowjetunion geführt. Er ist seinerseits bereit, den Kommunismus anzuerkennen. Als Gegenleistung verlange der Papst ungehinderte Missionstätigkeit in der Sowjetunion. Zu diesem Zweck wurden 5000 jesuitische Missionare ausgebildet, die nach dem Vertrag eingesetzt werden sollten.” Über die Quelle dieser Nachricht sagte der Dozent nichts. Moskau lehnte aber das Ansuchen des Vatikans ab.

Viele meinen, wenn sie mit einzelnen Katholiken Verbindung halten, dem Katholizismus kennengelernt zu haben. Es besteht oft ein großer Unterschied zwischen Katholiken und Katholizismus. Derselbe Lehrer sagte uns Schülern: „Es gibt Katholiken, die trotz Maria und den Heiligen doch zu Christus gelangen.” Es ist wahr: Es gibt unter den Katholiken manche treue Gotteskinder, mit denen man auch die Knie beugen kann. Es sind jene aufrichtigen Seelen, die das wahre Heil von ganzem Herzen suchen. Sie erwarten es von Jesus Christus und nicht von der Kirche. Sie gleichen jenem Vogel, der von der giftigen Eibe die roten, ungiftigen Beeren holt, um sie als Nahrung zu verwenden.

Im Zweiten Vatikanischen Konzil konnte man immer wieder reformatorische Stimmen einzelner Bischöfe vernehmen. Das ist sehr erfreulich! Aber es zeugt poch lange nicht davon, daß sich im Katholizismus seit der Reformation etwas Grundmäßiges geändert hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur der alte Ballast ist beibehalten worden, sondern in der Nachreformationszeit sind neue widerbiblische Dogmen hinzugekommen:

1. Das Dogma der „unbefleckten Empfängnis” Marias.
2. Das Dogma von der „Unfehlbarkeit” des „Stellvertreters”.
3. In der neuesten Zeit das Dogma von „Marias leiblicher Himmelfahrt”.

Die Kirche Roms ist im Gegensatz zu der evangelischen Kirche eine geschlossene Einheit. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß diese Einheit auf Kosten der Wahrheit entstanden ist. Rom hat in seiner mehr als tausendjährigen Geschichte heidnisches und sektiererisches Gedankengut in sich aufgenommen, dieses mit biblischen Wahrheiten des Christentums vermischt, und damit eine einheitliche, straffe, sogenannte „unfehlbare Kirche” geschaffen, die sie, gleich dem Islam, mit Feuer und Schwert ausbreitete und verteidigte.

In der Kirche Roms ist Irrtum mit Wahrheit vermischt. Man spricht teilweise noch die Sprache der Bibel, hat aber deren Inhalt gefälscht. Man gebraucht biblische Ausdrücke, die aber eine andere Bedeutung haben. Rom hat das Gift der Spaltpilze in den eigenen Reihen nicht ausgeschieden, sondern in sich aufgenommen. Man hat nicht nach den Worten des Apostels Paulus gehandelt: „Tut von euch selbst hinaus, was böse ist” (1. Kor. 5, 13). Roms Einheit ist, von der Schrift aus gesehen, auf sandigem Fundament gebaut.

Der Katholizismus hat – trotz seiner straffen, zentralen Leitung – in den verschiedenen Ländern sein eigenes Gepräge. Er ist anders in den Ländern, wo er in „Reinkultur” auftritt, und anders dort, wo andere Konfessionen noch mit ihm zusammenleben. Die polnischen Katholiken sind in ihrer Mehrheit verschlossen, unduldsam, falsch und waren vollkommen priesterhörig. Evangelische, deutsche Katholiken, Juden und Orthodoxe lebten in einem guten Verhältnis miteinander. Vor den polnischen Katholiken hüteten sie sich alle. Ein Ausspruch lautete: „Vor dem freundlichsten Katholiken mußt du dich am meisten hüten!” Bilderkult, geweihte Talismane und finsterer Aberglaube waren religiös geprägt. – Ähnlich wird es wohl auch in anderen rein katholischen Ländern sein.

In Deutschland und in anderen von der Reformation durchdrungenen Ländern ist auch der Katholizismus befruchtet worden. In diesen Ländern hat er seine harte, unduldsame Prägung einigermaßen eingebüßt.

Der römische Katholizismus ist eine Macht, die das religiöse und auch das weltliche Prinzip in sich vereinigt. Ihr Staat ist der Vatikan. Ihr Haupt ist der in Fragen der Lehre „unfehlbare” Papst. Der rangälteste Kardinal krönt den Papst mit den Worten: „Empfange die mit drei Kronen geschmückte Tiara und wisse, daß du der Vater der Fürsten und Könige bist, du Lenker des Erdkreises, der Statthalter unseres Erlösers Jesus Christus, dem Ehre und Ruhm sei in Ewigkeit!”

Ihm zur Seite steht eine streng durchorganisierte Regentschaft in verschiedenen Rangordnungen, die sogenannte Hierarchie. Es sind in allem weltlichen und religiösen Wissen durchgebildete Würdenträger. Sie sind die Leiter der sogenannten Sekretariate, Nuntiaten, Kurien u. a. m. Diese Einrichtung hat eine innere und äußere Abteilung. Das uns bekannteste Sekretariat ist das 1960 geschaffene „Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen” unter der Leitung des Jesuitenkardinals Bea (gest. Nov. 1968). Seit April 1969 ist Kardinal Willebrands der Leiter.

Der Vatikan ist eine straffe, bis ins Detail durchdachte religiös-politische Staatsform. Im Organisatorischen übertrifft er noch bei weitem die Diktaturen. Er wird autoritär regiert und empfindet autoritär. Selbst für den Fachmann ist es schwer, sich in diesen weltlich-religiösen Staat mit seinen Orden, Kongregationen, Abteien, Tribunalen, Kommissionen usw. hineinzudenken. Sie sind in fast allen Staaten der Welt tätig und bei machen Staaten sogar aktiv an der Prägung der Staatsform beteiligt. Man kann wohl sagen: Der Vatikan ist der Staat im Staat.

Der Vatikanstaat ist unmeßbar reich. In vielen Staaten der Erde hat das kleine Reich des „Stellvertreters Christi“  große Reichtümer angehäuft. Allein an italienischen Wertpapieren hat der Vatikan 6,5 Milliarden DM angelegt. Er besitzt damit 15% aller italienischen Wertpapiere. Nach Angaben des italienischen Finanzministers Roberto Tremelloni flossen ihm im Jahre 1963 allein aus italienischem Aktienbesitz 22,5 Millionen DM Dividende zu. Das Vermögen des Vatikans, nur an Geldanlagen, wird auf ca. 23 Milliarden DM geschätzt. Sein Gesamtvermögen soll ca. 73 Milliarden DM betragen.

Ein gewaltiger Beamtenapparat ist bei der Arbeit, um eine große, einheitliche politisch-religiöse Weltkirche zu bauen, damit das Wort des Papstes Urban VIII. erfüllt wird: „Daß die Zahl der Auserwählten vollständig geworden und ein einziger Hirte (der Papst!) regiert und ein einziger Schafstall Christi (die römische Weltkirche!) geschaffen ist.”

Im August 1967 ist vom Papst Paul VI. die große Reform der Kurie, d. h. die Reform der römischen Behörde, angekündigt worden. Vier Jahre lang haben ausgesuchte Fachleute an der Reform der neuen Konstitution (Grundgesetz, Verfassung) gearbeitet. Nun liegt sie vor und trat am 1. Januar 1968 in Kraft.

Die Kurie ist die päpstliche Zentralbehörde im Vatikan. An erster Stelle steht der Kardinalstaatssekretär. Er ist nach der Reform zum zweiten Mann der Kirche Roms aufgerückt. Seine Stellung entspricht etwa der des weltlichen Außenministers. Dann folgt das dem Kardinalstaatssekretär unterstellte Kardinalskollegium, das in zwei Gruppen geteilt ist: Die in Rom residierenden Kurienkardinäle, die mit den Ministern eines weltlichen Staates verglichen werden können, und die Kardinäle verschiedener Länder. Die den Kurienkardinälen zugeordneten Ministerien führen die Bezeichnung Kongregationen. Neben diesen Kongregationen gibt es noch eine Reihe anderer päpstlicher Behörden, so u. a. die päpstliche Diplomatie. Diese ist die älteste und gewiefteste der ganzen Welt.

Es ist hier nicht der Ort, sich mit den verschiedenen Ressorts der Weltregierung Roms auseinanderzusetzen. Eins sei gesagt: Ein ungeheurer Mitarbeiterstab des Papstes, der in die Hunderttausende geht, ist in der ganzen Welt tätig, um das politisch-religiöse Weltreich zu bauen und zu festigen. Dieses weitverzweigte Organisationsnetz, mit Rom als Zentrum, sichert dem Papst in fast allen Staaten der Welt politische Einflußnahme und einen vorzüglichen Informationsdienst.

Die Reform der Konstitution über die Kurie hat eine weltweite Erneuerung der vatikanischen Zentralverwaltung mit sich gebracht. Das Kardinalskollegium wurde von 70 auf 120 Mitglieder vermehrt. Der Papst hat dadurch einen viel besseren Durchblick im politischen Weltgeschehen und jetzt viel größere Möglichkeiten, in die jeweilige Situation sofort eingreifen zu können.

Die Amtszeit sämtlicher Kongregationsmitglieder darf nicht mehr als fünf Jahre überschreiten, wenn sie nicht erneuert wird. Dadurch hat jetzt der Papst die Möglichkeit, alle alten Glieder dieser Weltbehörde durch jüngere Aktivisten zu ersetzen und, was nicht linientreu ist, auszuscheiden.

Zusammenfassend kann man wohl sagen: Die ganze Behörde des päpstlichen Weltstaates wird vergrößert, verjüngt, linientreu ausgerichtet, mit neuen Vollmachten ausgerüstet und straff unter das Primat, d. h. unter die päpstliche Zentralgewalt gestellt. Dem Papst ist durch die Kurienreform eine noch nie dagewesene Machtfülle des römisch-katholischen Weltstaates zuteil geworden.

Vorausblickend muß man hierzu sagen: Eine gigantische, herrschsüchtige, unduldsame, noch nie dagewesene politisch-religiöse Weltmacht, die vorgibt, die „alleinseligmachende Kirche der Welt” zu sein, wird auf uns zukommen. Wir werden uns mit ihr innerlich auseinandersetzen, Stellung beziehen und eine Entscheidung treffen müssen. Sie wird uns dazu herausfordern!

 

II. Der Jesuitenorden oder der „Orden der Gesellschaft Jesu”

Beim Aufbau dieser Weltkirche ist der Jesuitenorden oder, wie er auch genannt wird, „Orden der Gesellschaft Jesu“ maßgeblich beteiligt. Der Jesuitenorden ist eine straff organisierte, nach militärischen Prinzipien aufgebaute weltlich-religiöse Einheit. An seiner Spitze steht ihr General, dei sich mehr im Hintergrund hält und als „Schwarzer Papst“, wahrscheinlich im Unterschied zum „weißgekleideten’, gilt. Er wurde nur in wenig Ausnahmen zur Papst der römischen Kirche gewählt. Der Orden hat seine eigene Verfassung und hat sich ganz unter die Zentralgewalt des Papstes gestellt. Er trägt keine Ordenstracht.

Im Mai 1965 ist der neue „Schwarze Papst”, der Spanier Pedro Arrupe, zum Ordensgeneral der „Societas Jesu” gewählt worden. In einer Sonderaudienz unterstrich Papst Paul VI. den „unbedingten Gehorsam, den die Söhne des heiligen Ignatius dem Stuhle Petri schulden”.

Der Jesuitenorden ist eine unheimliche, untergründige Geheim- und Sicherheitspolizei im Dienste des päpstlichen Weltreiches. Gegründet wurde er 1534 vom Spanier Ignatius von Loyola als Abwehr gegen die Reformation. Es ist hier nicht der Ort, über die furchtbare Tätigkeit in der Vergangenheit des Ordens zu berichten. Man lese in der Kirchengeschichte nach! Nur soviel sei gesagt: Blut und Tränen sind in Strömen geflossen. Der Orden ist „satt geworden vom Blute der Heiligen“. Elend, Not, Schrecken und eine unsagbare Armut ist über die Gemeinde Jesu gekommen, deren einzige „Schuld“ war, daß sie von der Heiligen Schrift her ihrem Herrn und Heiland dienen wollte. Die Hölle feierte Triumphe! Diese Gesellschaft hat kein Recht, sich „Societas Jesu“ zu nennen. All ihr Tun war von der Dämonie inspiriert. Die Jesuiten waren, man sagt nicht zuviel, willige Handlanger des Teufels!

Oehninger schreibt hierzu: „Der Jesuitenorden ist ein wunderbares Gebilde der Vereinigung menschlicher Kräfte zu einem einzigen Zweck: Förderung des Katholizismus, Unterdrückung des Protestantismus. Unbedingter Gehorsam gegen die Oberen bildet den Grundgedanken, und eine streng militärische Verfassung macht eine einheitliche Durchführung der Pläne des Ordens möglich. Nie hat eine Verfassung besser verstanden, die Geister zu prüfen und jedes einzelne Glied an den Ort zu stellen und zu den Zwecken zu verwenden, zu denen es am geeignetesten war. Nie ist aber auch ein gegenseitiges Überwachungssystem so vollständig und konsequent durchgeführt worden. Der Orden hatte alles, was die Welt als Mittel darbietet, Wissenschaft, Kunst, weltliche Bildung, Politik, selbst Handel und Industrie, seinem Zweck dienstbar zu machen gewußt. Er riß den Jugendunterricht der höheren Stände an sich und erzog sich so treu ergebene und mächtige Gönner, wirkte durch Predigt und Seelsorge auf das Volk, drängte sich in alle Verhältnisse, in alle Geheimnisse.”

Die gefährlichsten Grundsätze ihrer Lehre (gesammelt von Escobar, einem spanischen jesuitischen Theologen, gest. 1669) sind

1. Der Zweck heiligt die Mittel.
2. Eine Handlung ist gerechtfertigt, wenn sich für deren Güte irgendein wahrscheinlicher Grund oder die Zustimmung eines angesehenen Theologen beibringen läßt (Probabilismus).
3. Wenn man bei einem Eide im stillen etwas hinzudenkt oder den Worten einen anderen Sinn unterlegt, so ist man nur in diesem Sinne verpflichtet (restrictio oder reservato mentalis).

Zum besseren Verständnis der Morallehre der Jesuiten bringe ich einige Beispiele

1. Zu dem Grundsatz: „Der Zweck heiligt die Mittel”:

a) Robert Bellarmin (gest. 1621), einer der gelehrtesten und scharfsinnigsten Jesuiten, lehrt: „Das (katholische) Volk kann sich des Königs, wenn er Ketzer (d. h. evangelisch) wird, auch wieder durch Absetzung, Verjagung, selbst Tötung entledigen.”

b) „Ketzer muß man töten, denn sie schaden ihren Nächsten mehr als irgendein Räuber oder Mörder, da sie ja die Seelen töten. Sie gründen neue Religionen, darum erfüllen sie den Staat mit Aufruhren. Ihre Hinrichtung bringt auch vielen Menschen Nutzen, wenn sie sehen werden, wie es den Ketzern ergeht. Sie werden sich hüten, so elend zu sterben und der künftigen Seligkeit verlustig zu gehen. Endlich ist es für den Ketzer eine Wohltat, wenn er früher aus dem Leben weggenommen wird: Er wird vor weiteren Irrtümern bewahrt, wird weniger Menschen verderben, und seine Verdammnis wird gemildert.”

c) Escobar lehrt: „Katholische Söhne können wegen Ketzerei ihre Eltern anklagen, wenn sie versuchen, sie vom katholischen Glauben abzuwenden, auch wenn sie wissen sollten, daß ihre Eltern dem Feuertod überliefert werden. Sie dürfen auch ihren Eltern die Nahrungsmittel verweigern, auch wenn die Eltern vor Hunger umkämen:’ (Flores theol. mor. Jes. Celle X873.)

d) Franciscus Amicus: „Einem Geistlichen oder Ordensmann ist es erlaubt, den Verleumder seiner Religion zu töten, wenn keine andere Art der Verteidigung vorhanden ist:’ Dazu wird poch gesagt: „Zur Verteidigung seiner Ehre darf man auch seinen Feind heimlicherweise töten, ohne sich eines verräterischen Meuchelmordes schuldig gemacht zu haben.’

2. Zu dem Grundsatz des Probabilismus:

Aus dem Jesuitenlehrbuch des 19. Jahrhunderts, J. D. Gury S. J. (gest. 1866)

a) Anja hat Ehebruch begangen. Auf das Drängen und Fragen ihres argwöhnenden Gatten antwortet sie das erstemal: „Ich habe die Ehe nicht gebrochen.” Nachdem sie Absolution empfangen hatte, antwortete sie zum zweiten Mal: „Ich bin solch eines Verbrechens nicht schuldig.” Als ihr Mann weiter in sie dringt, antwortet sie zum dritten Mal: „Ich habe keinen Ehebruch begangen”, gleichzeitig aber hat sie den Nebengedanken, „den ich dir gestehen müßte.” Frage: „Ist Anna zu verdammen?” Antwort: „Nein, in allen drei Fällen kann Anna von der Lüge freigesprochen werden:

1. Anna hat die Ehe nicht gebrochen, weil sie ja noch besteht.
2. Anna hätte mit einem Eid ihre Unschuld beteuern können, weil nach Buße und Absolution ihr Gewissen nicht mehr davon belastet war.
3. Die Frage des Ehemannes ist jetzt überflüssig geworden, so daß sie dieselbe auch verneinen darf.”

3. Geheimer Vorbehalt (restrictio oder reservato mentalis):

Der Jesuit Sanchez lehrt:

a) Zweideutigkeit und sich doppelsinniger Worte zu bedienen, ist erlaubt.

b) Um seine Tat bei einem Eid leugnen zu können, empfiehlt er folgendes: „Man sagt recht laut beim Schwur: ,Ich schwöre’ und setzt leise hinzu, ,daß ich sage’, und wieder laut, ,daß ich die Tat nicht begangen habe: – Damit beschwor ich: ,Ich sag nur so’, die Tat nicht begangen zu haben.”

c) Escobar sagt: „Ein Versprechen bindet nicht, wenn man nicht die Absicht hat, sich zu binden“ u. a. m. – Das war jesuitische „Morallehre”!

Oehninger fährt fort: „Es war natürlich, daß der Zorn der Völker und Staatsmänner, auch der Katholiken, sich gegen die Jesuiten entlud und vom Franziskanerpapst Clemens XIV. die Aufhebung forderte. Der Papst wußte wohl, daß er damit sein eigenes Todesurteil unterschreibe. Er starb ein Jahr nach der Aufhebung des Ordens (1773) – wie man allgemein glaubt – an Gift“.

Fünfunddreißig Jahre später stellte Papst Pius VII. den Jesuitenorden wieder her, damit „das Schiff Petri der kräftigen und erfahrenen Ruderer nicht länger entbehre”. Durch die Wiedereinführung des Jesuitenordens kam in der Kirche Roms der sog. Ultramontanismus auf, die streng päpstliche Gesinnung, die von „jenseits der Berge”, von Rom, alles als Gesetz und Recht annimmt: Freiheit dem Staat gegenüber; Herrschaft der Kirche über die Schulen; Volksbildung im römisch-katholischen Geist u. a. m. Der Einfluß dieser Richtung führte 1854 zu dem Dogma von der „unbefleckten Empfängnis Marias” und 1870 zur „Unfehlbarkeit des Papstes”.

Im Blick auf das oben Gesagte kann man heute sagen: In der Aktivität und im Ziel hat sich bei den Jesuiten nichts geändert. Im Gegenteil: Sie sind noch aktiver geworden! Ihr einziges großes Ziel ist noch immer, den Protestantismus zu unterdrücken, den Katholizismus zu fördern und die vereinigte Weltkirche unter der Führung des Papstes zu schaffen.

Die Taktik des Ordens hat sich seither gewandelt. Er ist im 20. Jahrhundert „humaner” geworden. Christus hat einmal vor den „Wölfen in Schafskleidern” gewarnt. Das trifft auch hier zu: Der Wolf hat sich jetzt den Schafspelz übergezogen und blökt mit der Stimme des Schafes. Die Situation ist heute viel gefährlicher als ehedem.

Wie hoch die Mitgliederzahl des Jesuitenordens ist, weiß man nicht genau. Offiziell werden 36.000 Mitglieder angegeben. Die Zahl dürfte jedoch höher liegen.

Der Orden hat innerhalb der Kirche Roms seine eigene Prägung. Besonders auffällig ist, daß die Jesuiten für ihre speziellen Aufgaben zur Förderung des Katholizismus und Unterdrückung des Protestantismus verschiedene Lehranstalten mit Hochschulcharakter schufen. Nur die fähigsten Schüler werden dafür ausgesucht. Man ist bestrebt, eine Auslese von guten Wissenschaftlern in kirchlichem und weltlichem Wissen heranzubilden. In den verschiedenen Lebensgebieten (Lehramt, Wirtschaft, Politik, Beamtentum, Industrie usw.) werden Katholiken eingeschleust. Der Orden verfügt heute über gute Fachkräfte in den verschiedensten Schlüsselstellungen des großen Privat- und Staatshaushaltes. Der Uneingeweihte sieht von der geheimen, untergründigen Tätigkeit der Jesuiten so gut wie nichts. Er merkt aber, wenn er ein Auge hat, die Auswirkungen.

Vor Pauschalurteilen müssen wir uns bei diesen Ausführungen hüten. Wir müssen uns aber immer wieder vor Augen halten, daß der Jesuitenorden eine verschworene, untergründige Einheit ist, der alle anderen Glaubenseinrichtungen mit jeglichen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ausrotten will, weil er für sich das alleinige Existenzrecht beansprucht.

Es ist z. B. kein Zufall, wenn in den Schlüsselstellungen der Regierung und des Beamtentums immer mehr Katholiken die Plätze einnehmen. – Wiederholt klagten mir evangelische Beamte ihr Leid, daß ihre katholischen Kollegen befördert werden, während sie, ohne Grund, oft benachteiligt wurden. – So gibt es z. B. katholische Unternehmen, die ihre Angestellten und ihre geschäftlichen Verbindungen nur nach rein katholischen Gesichtspunkten regeln.

Auch das Schulwesen wollen die Jesuiten beherrschen. Wenn es dem Papsttum nützt, respektieren sie weder den Willen der Eltern noch eine Regierungsentscheidung. Skrupellos berufen sie sich auf das 1933 mit Hitler geschlossene Reichskonkordat, oder sie drohen mit der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze. Ihr Grundsatz: „Der Zweck heiligt die Mittel” gilt für sie uneingeschränkt auch heute noch.

Selbst die so weitherzige, freie demokratische Schweiz mußte sich in den letzten Jahren allen Ernstes mit Jesuitenproblemen befassen. Der Jesuitenorden forderte die Aufhebung der Artikel 51 und 52 der eidgenössischen Bundesverfassung, nach denen die untergründige Tätigkeit der Jesuiten verboten war. Die „geheime Polizei“ des Papstes verlangte freie Entfaltungs- und Wirkungsmöglichkeiten in Kirchen und Schulen sowie den Bau von Ausbildungsstätten. Im Jahre 1971 haben die Jesuiten ihr Ziel erreicht: Das Verbot wurde aufgehoben. In Deutschland war der Orden bis 1917 verboten.

In der Eidgenossenschaft ist Rom auf dem Vormarsch. Noch vor zwei Jahrzehnten gab es dort eine starke evangelische Mehrheit. Heute versucht die katholische Kirche mit den verschiedensten Kombinationen die absolute Mehrheit zu erlangen.

Es ist traurig und tragisch zugleich, daß viele Evangelische jeden Köder, der ihnen von der Kirche Roms zugeworfen wird, anbeißen. Sie sehen in jedem spekulativen „Entgegenkommen“ Roms schon „Strömungen zum Evangelium“ hin. Dabei übersehen sie, daß in den meisten Fällen die sogenannten „Bibelbesprechungen, gemeinsamen Gottesdienste und Gebetsveranstaltungen” nur Mittel zum Zweck sind, die nach den berechneten Weisungen der Jesuiten mit Einverständnis der katholischen oberen Kirchenleitung veranstaltet werden.

Vor einigen Jahren war ich Gast einer Tagung in Zürich. Der Leiter des Evangelischen Presseverbandes der Schweiz hielt einen Vortrag über den Katholizismus. Unter anderem sagte er damals schon, daß das prozentuale Verhältnis 52 Prozent evangelisch bzw. andersgläubig und 48 Prozent katholisch sei. Um die absolute Mehrheit zu erlangen, versuchen die Jesuiten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln an ihr Ziel zu kommen.

Aber nicht nur in der Schweiz und in Deutschland, in Spanien und Italien wirken die Jesuiten. Ihr untergründiges Tätigkeitsfeld erstreckt sich über den ganzen Erdkreis. Sie sind in geheimer Tätigkeit in den Ostblockstaaten, sie wirken in Afrika und Asien, in Amerika und Australien. Sie versuchen Regierungen zu beeinflussen, zu stürzen oder Unzufriedenheit zu schüren. Sie respektieren weder die evangelischen Missionsfelder, die mit Blut und Trägen in langen Jahren aufgebaut wurden, noch nehmen sie Rücksicht auf die Missionare, die in schwerem, verantwortungsvollem Dienst für ihren Herrn stehen. Unermüdlich, beseelt von einer fanatischen Zähigkeit, in Groß- und Kleinarbeit, in der Wahl der Mittel nicht zimperlich, bauen und festigen sie das päpstliche Reich in der Welt.

Es müßte heute allen bekannt sein, daß Rom nur solche Ehen, die von einem katholischen Priester und nach katholischem Ritual geschlossen werden, als gültige Ehen anerkennt. Jede evangelisch getraute Mischehe ist nach katholischer Lehre ein Leben im Konkubinat, das heißt in „wilder Ehe“.

Mit dieser unbiblischen, verwerflichen Lehre, die bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht, versucht die katholische Kirche, evangelische Ehegatten und Kinder aus Mischehen zu erpressen und zu Übertritten zu bewegen. Ich kenne Familien, die jahrzehntelang im Frieden und Glück miteinander lebten, bis die jesuitischen Patres und die Priester sich in diese Ehen einmischten. Mit Versprechungen und mit Drohungen versuchten sie die Ehen zu sprengen.

Aus diesem Grunde weigert sich auch der Vatikan, im leidvollen Mischehenproblem nachzugeben. Wir dürfen allen diesbezüglichen Zugeständnissen keinen Glauben schenken, weil sie nur Scheinzugeständnisse sind. Rom ist nur dort zu Zugeständnissen bereit, wo der Endeffekt der Kirche Roms dient. Auch die im April 1966 ausgesprochene Aufhebung der Exkommunikation bei nichtkatholischen Mischehen ist ohne jegliche praktische Bedeutung. Auf einen Hinweis über die Bedeutungslosigkeit dieser Aufhebung antwortete Kardinal Bea: „Sie trägt nur experimentellen Charakter. Die einzige wirkliche Lösung ist die Einheit der Christen.“

Die Jesuiten haben diesbezüglich viel Herzeleid angerichtet. Sie vermitteln und fördern die Mischehe – hauptsächlich in Häusern des evangelischen Adels – oder sie zerstören sie, je nachdem es in ihren verwerflichen Plan paßt und sie es für die Kirche Roms für gut finden.

In Schweden gab es bis dahin kein Mischehenproblem. Der Jesuitenorden war dort noch bis vor zehn Jahren verboten. Nach der Aufhebung des Verbotes wird auch Schweden in absehbarer Zeit sein Mischehenproblem haben. – Ein Sohn Adenauers vermählte sich mit einer Tochter aus schwedischem Adel. – Im März 1967 stattete der lutherische schwedische König Gustav Adolf VI. mit seinem Außenminister Nilsson dem Papst einen Staatsbesuch ab.

Im Jahre 1963 hatte das holländische Königshaus sein schmerzliches Mischehenproblem: Die zweitälteste Tochter Irene heiratete den erzkatholischen spanischen Prinzen Hugo von Bourbon.

Ebenso ist in den USA die jüngste Tochter des Präsidenten, Lucy Baines Johnson, im Jahre 1966 zur römischen Kirche übergetreten. Sie heiratete einen katholischen Fliegeroffizier.

Auch im evangelisch-lutherischen Dänemark wird in Zukunft der Stellvertreter der lutherischen Königin ein Katholik sein. Der Prinzgemahl ist der französische Diplomat Graf Henri de Laborde de Monpezat. – Die Familienglieder des Grafen sind „praktizierende Katholiken“.

Nach dem dänischen Staatsgesetz darf aber nur ein Lutheraner König werden. Um diesem Gesetz Genüge zu tun, konvertierte der Königingemahl äußerlich zur evangelisch-lutherischen Kirche. Ein Staatsgesetz vermag aber kein katholisches Herz zu ändern. Rom hat jetzt seinen Vertreter auch im dänischen Königshaus. Die Mischehen sind bekanntlich die stärksten Befürworter der Wiedervereinigung.

Nach mehrmonatiger Beratung und Diskussion ging im November 1966 in Rom die 31. Generalkongregation (Hauptversammlung) des Jesuitenordens zu Ende. Bei diesen Beratungen ging es hauptsächlich um die Modernisierung des Ordens, das heißt um die Verbesserung des geheimen Wirkens dieser untergründigen Vereinigung. Wörtlich heißt es in dem Bericht: „Die 220 Delegierten aus allen Teilen der Welt wollen den Orden bei Beibehaltung seiner 400 Jahre alten Prinzipien durch gewisse neue organisatorische und strukturelle Veränderungen stärker an die Erfordernisse der heutigen Zeit anpassen.” Wir sehen: Die jesuitischen Grundsätze des Ordens bleiben bestehen, die Taktik dagegen soll geändert werden!

Verabschiedet wurde ein Dekret über den Ökumenismus. In diesem Dekret bekennt sich der Orden zu den „Fehlern“, die er wegen der Gegenreformation begangen hat. Fehlererkenntnis und Erkenntnis von Schuld sind zweierlei: Judas erkannte Fehler (Matth. 27, 3-5), Petrus erkannte Schuld! (Matth. 26, 75.) Der Orden unterstrich die Bereitschaft zu Gesprächen mit anderen Konfessionen. Solche Gespräche sollen ausschließlich der Wiedervereinigung mit der Kirche Roms dienen. Auch Bücher sollen auf Äußerungen durchgesehen werden, die für die „getrennten Brüder“ beleidigend sein könnten. Beleidigend für die Evangelischen sind nicht „beleidigende Äußerungen in den Büchern“. Beleidigend und sehr schmerzlich für sie ist, daß der Orden der Jesuiten heute noch an seinen „400 Jahre alten Grundsätzen”, die so viel Blut, Tränen und Herzeleid über die Gemeinde Jesu gebracht haben, festhält.

Wir merken nichts von Beugung und Buße vor dem lebendigen Gott und Herrn. Kein Bitten um Vergebung für die Blutschuld der Vergangenheit. Es wurden auch keine Zugeständnisse den evangelischen Christen gegenüber ausgesprochen, nach ihrem an die Heilige Schrift gebundenen Gewissen leben, handeln und wirken zu dürfen. Diese Kongregation stand ganz unter dem Motto der Gegenreformation.

Beim Nachdenken tut es einem tief im Herzen weh, daß diese fähigen Männer sich dem Dienste des Fürsten dieser Welt verschrieben haben, um das antichristliche Reich bauen zu helfen. Der Trost für die Gemeinde Jesu Christi ist, daß auch hier Jesus Christus das letzte Wort zu diesem verwerflichen, gottwidrigen Vorhaben sprechen wird.

Wo ein Mensch sich von der Schrift her nicht mehr korrigieren und strafen läßt, Sündenbegriffe nach eigenen Maßstäben aufstellt, hat er den Weg der Wahrheit schon verlassen und geht den Weg des Irrtums, der Finsternis und der Sünde. Für einen wahren Christen ist und leibt die Schrift alleiniger Maßstab seines Denkens, Wollens und Handelns.

Nur durch das Wort Gottes wird dem Menschen gezeigt, was Sünde ist. Nur dort kann er sein wahres Wesen erkennen. Wer eigene Sündenbegriffe produziert, der hat sich in den Bereich Satans begeben. Solch ein Mensch kann dann nicht mehr Reich Gottes und satanisches Reich unterscheiden. Er muß jetzt zwangsweise Gegner der wahren Gemeinde Jesu Christi werden, sie verfolgen und dann seine Handlungsweise in seiner Verblendung als „für seinen Gott getan“ hinstellen. – Diesem satanischen Irrgeist ist auch das Volk der Juden erlegen: Sie verfolgten die Propheten, kreuzigten Christus und steinigten seine Jünger und meinten, „sie täten einen Gottesdienst” (Joh. 8, 44 ff.).

Nur von dieser Warte aus können wir das antichristliche Tun und Handeln des Jesuitenordens verstehen. Das theologische Denken der Jesuiten über die Sünde akzeptiert der Teufel voll und ganz. Maßstab ist hier nicht mehr der Wille Gottes, der Wille der Heiligen Schrift, sondern der eigene, von der Sünde verfinsterte Wille. – Und nun hören wir, was ein Jesuit über den Sündenbegriff der Jesuiten sagt: „In der Anschauung der Jesuiten ist weder der Verstand noch die Begierlichkeit, noch das Fleisch, noch die Natur überhaupt Sünde. Sünde ist nur die gottwidrige Entscheidung des freien Willens. Der freie Mensch, der über seinen freien Willen und seine Gesinnung gebietet, ist damit auch Herr über seine Sittlichkeit und seine Sünde. Nicht sein Dasein, nicht sein Leib oder seine Seele, auch nicht seine Tat als solche macht ihn böse, sondern nur die Meinung und die Absicht seines Herzens, die böswillige, verkehrte, gottwidrige. Die Anschauung ist aber nicht bloß jesuitisch, sondern allgemein katholisch.” (Lippert SJ, Zur Psychologie des Jesuitenordens. – SJ heißt: Zum Jesuitenorden gehörig).

Eine Bekehrung hat demnach der Jesuit nicht nötig. Er ist von Natur aus gut. Er muß sich nur anstrengen, gut sein zu wollen. Was gut und böse ist, das bestimmt er selbst. Aus dieser verkehrten Haltung dem Worte gegenüber kann der Jesuit auch sagen: „Was der Kirche nützt, ist gut.“ Und: „Der Zweck heiligt die Mittel.“

Und wie steht der Orden zum Papst? Wir hören wieder die Stimme des Jesuiten: „Klar ist die Stellung der Gesellschaft Jesu zum Papste. Er ist das Haupt der katholischen Kirche. Die Logik katholischen Denkens fordert unerbittlich eine volle und unerbittliche Bejahung des Papsttums. Darum ist der Jesuitenorden in demselben Maße päpstlich, wie er katholisch ist. Der Orden will eine Truppe in der streitenden Kirche sein, ein Hilfskorps in ihrem Eroberungsheere. Und dieselben Notwendigkeiten einheitlicher wirksamer Praxis, welche die Gesellschaft Jesu zusammengeschlossen haben nach innen, welche alle ihre Kräfte zentralistisch verkettet haben, fordern auch ihre feste Einordnung in die kirchliche Leitung, eine Biegsamkeit und Fügsamkeit unter den Willen der päpstlichen Zentralgewalt, die etwas von der straffen, energischen Art eines Kriegsrechts an sich hat”.  Das sagt uns genug!

Derselbe Mann spricht weiter im Blick auf die Andersgläubigen: „Damit ist auch die Stellung der Jesuiten zu dem Andersgläubigen gegeben. Die Gesellschaft Jesu ist ein Orden der katholischen Kirche. Er muß darum auf ihrem Boden stehen, theoretisch und praktisch. Die Jesuiten müssen also jede andere Religionsform ablehne. Mit ganzer Kraft verkündigen sie das Recht der alleinseligmachenden Kirche. Sie können sich niemals dazu verstehen, daß die dogmatischen Differenzen in ihrer Tiefe und Weite verdeckt werden durch schwächliche und charakterlose Kompromisse.” – Ein Kommentar hierzu ist überflüssig!

Auch die evangelische Kirche hatte noch bis vor zwei Jahrzehnten eine klare Abwehrstellung der Kirche Roms gegenüber. Die Fronten waren klar. An den Reformationsfesten wurde dies eindeutig klar bezeugt. Heute bagatellisiert oder ignoriert man vielfach die abgrundtiefen Gegensätze beider Konfessionen. Zum Evangelischen Kirchentag in Köln 1965 lud man den Erzbischof von Paderborn, Dr. Lorenz Kardinal Jäger, zu einem Vortrag ein. – Auch andere katholische Würdenträger, so der Jesuitenpater Prof. Karl Rahner, nahmen an dem Evangelischen Kirchentag regen Anteil. Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Anton Roesen, grüßte dеп Evangelischen Kirchentag in „brüderlicher Verbundenheit und innerer Anteilnahme”. Ebenso waren auch auf dem Kirchentag 1967 in Hannover römische Vertreter anwesend.

Mit diesen Einladungen will der Kirchentag, nach den Worten des Generalsekretärs Dr. Hermann Walz, „einen Beitrag zur Klärung der Konfessionen leisten”. – Ich glaube, man kann dies billiger haben: Man vergleiche nur den evangelischen Katechismus mit dem katholischen und das evangelische Kirchengesangbuch mit dem „Magnifikat”. Ohne „Kirchentage” und ohne dogmatische Werke studieren zu müssen, tritt uns das „Verhältnis beider Konfessionen zueinander” dort sonnenklar hervor.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß, nach der Ansicht mancher evangelischer Theologen, die Wiedervereinigung zu langsam vor sich geht. Darum sucht man sie mit allen Mitteln zu forcieren. Man rief sogar die Gemeindeglieder der evangelischen Kirche auf, für das „Gelingen des Konzils“ zu beten! Man veranstaltete dazu gemeinsame „Gebetsgottesdienste“.

Zum erstenmal nach der Reformation referierte ein evangelischer Bischof, Hermann Kunst, am Katholikentag 1966 in Bamberg über das „evangelische Interesse am Konzil“ und die „neue geläuterte Verbundenheit mit den katholischen Christen“ u. a. m. Am Eucharistischen Weltkongreß (Feier zur Vertiefung des Meßopfers) 1968 in Kolumbien nahmen der Papst und der lutherische bayerische Landesbischof Dietzfelbinger, Vorsitzender der EKD, teil. Letzterer sprach in einem Hauptreferat über das „Gemeinsame, das die Christen über alle Differenzen hinweg verbindet“.

Noch vor dreieinhalb Jahrzehnten konnte ein Priester meines Heimatortes ein Trinkglas auf die Kanzel nehmen. Nach einer Hetzrede auf alles Protestantisch-Evangelische schleuderte er das Trinkglas mit den Worten: „So wie dieses Glas in Scherben zerbrechen wird, so wird auch alles Evangelische einmal zerbrechen“ von der Kanzel auf den Boden. Das Trinkglas aber fiel wunderbarerweise so auf den Kirchenboden, daß es unbeschädigt weiterrollte. Erschrocken starrte alles nach dem Glas. Der Priester stammelte nur: „Auch ein Glas muß richtig fallen, wenn es in Scherben gehen soll.“

Diese Begebenheit erzählten mir verschiedentlich mehrere katholische Bekannte, die Zeugen dieses Auftrittes waren. Das hat sie so beeindruckt, daß sie, fast entschuldigend, sagten: „Das hätte der Priester nicht tun sollen!“

Ja, damals waren die Fronten noch klar: Dort waren die Evangelischen, die sogenannten „Abtrünnigen, Häretiker und Sektierer“, und hier die „Alleinseligmachende!“

Heute merkt man ein Aufweichen der evangelischen Front. „Uns trennt ja nichts mehr,“ sagte mir vor einigen Jahren ein Jesuit. – Ich sagte: „Das ist ja fein, wenn uns nichts mehr trennt, dann werden Sie gewiß Protestant!“ – Darauf antwortete er: „Nein, niemals, Sie alle werden katholisch. Die Entwicklung zielt schon in diese Richtung hin!“

In der reformierten Schweiz ist der Aufweichungsprozeß auch schon stark vorangeschritten. Unlängst war ich Zeuge in einer reformierten Kirche, wo man die Kirchenglieder zu einem „Gespräch“ mit einem Pater eingeladen hatte. Obwohl die Pfarrer der reformierten Kirche wissen, daß es den Patres nicht um das Wahrheitszeugnis der Bibel geht, sondern daß sie eigens zu diesem Zweck propagandistisch und rhetorisch ausgebildete Funktionäre der Kirche Roms sind, lassen sie dieselben doch auf die zweifelnden und unbefestigten Glieder ihrer Gemeinde los und opfern sie denselben. Man kann hier nur bitten: Gebt doch nicht das Schwache preis, sondern „stärkt das, was sterben will” (Offb. 3, 2).

Am Wochenende darauf war ich wieder Zeuge bei einer 1000-Jahrfeier einer Schweizer reformierten Kirchengemeinde am Zürichsee. Weil diese Kirche vor der Reformation zu der Abtei Einsiedeln gehörte, lud man auch den Fürstabt von Einsiedeln zu dieser Feier ein. Auf einem mit Girlanden geschmückten Boot kam er mit seinem Gefolge über den Zürichsee. Mit Fanfarenklängen, Böllerschüssen und einer Musikkapelle wurde er empfangen. In einer Prozession marschierte die reformierte und katholische Geistlichkeit durch den Ort. In einer Rede betonte der Abt am Schluß „Unsere Generation ist glücklicher Erbe dieser mühsam erarbeiteten Toleranz. Aus diesem Grunde dürfen heute auch Reformierte und Katholiken zusammen in einer festlichen Gemeinde das Jubiläum feiern, mit dem festen und überzeugten Willen, darum, daß uns allen als Fernziel eine Einheit vor Auges schwebt, deren Umrisse wir schon heute zu sehen vermögen.

Wenn Gebeine empfinden und weinen könnten, hätten sich die Gebeine Ulrich Zwinglis im Grabe umgedreht, und aus seiner Gruft würde heute eine Quelle von Tränen fließen.

Das heutige Geschehen müßte einen tief traurig, ja unglücklich machen, wenn man nicht alles im prophetischen Licht sehen könnte. Der Vorläufer des Antichristen, Adolf Hitler, hatte drei von ihm ungewollte eschatologische Aufgaben zu erfüllen:

1. Aufrichtung des Staates Israel: Israel mußte wegen seiner Sündenschuld durch Gottes Gerichte hindurchgehen. Nach dem Gericht hat das Volk seine Heimat wiedergewonnen. – Die Gründung des Staates Israel ist eine Realität! Feinde Gottes mußten hier das Werkzeug sein! – Den Israelis wurde Sieg gegeben, damit der Weltenplan Gottes vollendet werde.

2. Hitlers zweite ungewollte große Aufgabe war: Den Grund für die eine große Weltkirche zu legen. Wir leben immer noch in den Wehen der Folgen des Zweiten Weltkriegs. Die Kirche Roms hat die Konjunktur ausgenützt. Sie ist überall im Vormarsch.

3. Seine dritte ungewollte eschatologische Aufgabe wird sich aus der zweiten ergeben:
Die Scheidung der Gemeinde Jesu aus der verweltlichten Kirche und die Sammlung derer, die nach dem Willen Gottes zusammengehören.

Der Nationalsozialismus übte seinerzeit den gleichen Druck sowohl auf Evangelische wie Katholische aus. Zwischen beiden Konfessionen entstand in jener Zeit, man möchte so sagen, eine Leidensgemeinschaft. In der Nachkriegszeit nahm der Katholizismus seine Chance wahr, und man gründete die gemeinsame Christlich Demokratische Union (CDU). Spottend sagte man damals: „Du mußt CDU rückwärts lesen, dann hast du die richtige Deutung: ,U-nd D-och C-entrum’ (Die Zentrumspartei war eine rein katholische Partei. Sie wurde 1870 gegründet und stand im Kampf gegen die Bismarkpolitik. Von 1917-1933 war sie maßgebende Regierungspartei. 1933 wurde sie aufgelöst).

Mit der Gründung der CDU begann der Aufweichungsprozeß der evangelischen Front. Freudig kamen vor einigen Jahren Brüder zu mir mit der Botschaft: „Im Katholizismus tut sich etwas! Unser Herr Dekan X hat gestern, am Reformationstag, freudig bewegt von der Kanzel gesagt: Seht nicht scheel auf unsere große Bruderkirche. Es bedarf nur noch einer ’kleinen Reformation’, und beide Kirchen sind wieder brüderlich vereinigt!” Ich fragte darauf die Brüder: „Wer, meint ihr wohl, wird diese ’kleine Reformation’ durchführen?” Sie antworteten: „Selbstverständlich der Papst!”

Ich mußte den Brüdern sagen, daß die katholische Kirche nicht ein Haar breit von ihren Dogmen abgeht. Rom erwartet von den „getrennten Brüdern“, daß sie sich zur römischen Kirche hin „reformieren“.

Papst Paul VI. hat das mit seinem einmaligen „Schuldbekenntnis“ klar zum Ausdruck gebracht:

„Falls irgendeine Schuld uns für diese Trennung zuzuschreiben wäre, so bitten wir demütig Gott um Verzeihung und bitten gleichfalls die Brüder um Vergebung, falls sie sich von uns verletzt fühlen sollten.

Dann fährt der Papst fort, aber nicht mehr mit einem falls:  „Und was uns angeht, sind wir bereit, die Beleidigungen zu verzeihen, die die katholische Kirche getroffen haben, und den Schmerz zu vergessen, der ihr in der langen Folge der Auseinandersetzungen und Trennungen zugefügt worden ist.“

Von evangelisch-kirchlicher Seite ist dieses „Schuldbekenntnis“ mit Befriedigung aufgenommen worden. Das ist kein biblisches Schuldbekenntnis! Das ist eine Herausforderung und Verurteilung aller Evangelischen! Es ist ein Versuch, eine Blutschuld, die Jahrhunderte auf Rom lastet, dem Protestantismus aufzuladen. Papst Paul VI. spricht so, als ob die Evangelischen Millionen von Katholiken gejagt, verfolgt, geschlagen, gehenkt, gefoltert, ertränkt, verbannt, verbrannt oder sonstwie getötet hätten – und nicht umgekehrt.

Es darf nicht verschwiegen werden, daß die Inquisitionsbehörde, als Teil des sogenannten „Sanktum Officium” in Rom, bis in die allerjüngste Zeit hinein ihren Fortbestand hatte. Sie war da, als Kardial Bea das „Sekretariat für die Einheit der Christen“ schuf. Sie hatte noch ihre stille Funktion, als der Papst evangelische „Beobachter“ zum Zweiten Vatikanischen Konzil nach Rom einlud. Diese Inquisitionsbehörde bestand auch noch, als der „Statthalter Christi“ sein „Schuldbekenntnis“ an die Evangelischen richtete. Sie wurde noch nicht aufgelöst, als bereits die ersten Kontaktgespräche zwischen den Leitern der EKD und der katholischen Kirche begonnen hatten. Bis in die letzten Jahre wurde dieses Inquisitionsamt immer wieder von neuem besetzt. Erst Ende 1966 wurde es, ohne amtliche Bekanntmachungen, ohne Pressemeldungen in aller Stille aufgehoben.

Man wundert sich, daß dieses Amt, das so viel Blutschuld auf sich geladen hat, bis in die allerletzte Zeit noch so funktionsfähig gehalten wurde und jetzt so stillschweigend untertauchen konnte. Rom propagiert sonst jedes kleinste Ereignis, jedes scheinbare Nachgeben mit einer übermäßigen Lautstärke und großem Pathos. Schuldbewußtsein oder Scham kann hier nicht vorliegen, sonst hätte man dieses „Blutamt“ schon längst aus der Welt geräumt. Man kann dieses stille Untertauchen nur so verstehen, daß die seit 1198 bestehende Behörde augenblicklich ein Hindernis zur Einholung der „getrennten Schäflein“ in den „einen großen Schafstall“ ist. Nach dem Vollzug der Wiedervereinigung kann dieses Amt wieder in aller Stille für die „unverbesserlichen, widerspenstigen Häretiker, Sektierer, Schismatiker und Ungläubigen“ eingesetzt werden.

Ströme unschuldigen Blutes sind während der Jahrhunderte geflossen. Dieses durch die Inquisition und Verfolgungen vergossene Blut schreit zum Himmel. Eine Verbindung mit Rom bedeutet gleichzeitig, dieses Schuldkonto, diese unvergebene Blutschuld mit zu übernehmen.

Kurienkardinal Bea warnt geradezu die Evangelischen zu glauben, daß es auf dem Gebiet der katholischen Dogmatik (Glaubenslehre) irgendwelche Kompromisse oder Revisionen geben kann.

Die Kirche Roms kann aus ihrem Truggebäude auch nicht das kleinste Steinchen herausnehmen, sonst kracht der ganze menschliche Bau in sich zusammen.

Die Schriftgelehrten Israels haben aus dem ewigen Gotteswort Alten Testamentes ihre „Mischna“ und „Gemara“, ihren „Talmud“ (Torah scheb al peh = mündliche Lehre, im Unterschied zur Heiligen Schrift) gemacht. Sie haben die lebendige Quelle des Wortes Gottes durch menschliche Spekulationen und Traditionen verschüttet. Es hieß nicht mehr: „So spricht Jahwe!”, sondern: „Rabbi Hillel, Rabbi Schamai, Rabbi Gamaliel haben gesagt!“ Als der Herr der Herrlichkeit, Jesus Christus, erschien, konnte man ihn nicht erkennen, weil man nicht im Wort Gottes gegründet war. Menschenworte waren an die Stelle des wahrhaften Gotteswortes getreten.

Die Kirche Roms hat das Verdienst, einen neutestamentlichen „Talmud“ geschaffen zu haben: Menschenworte, Worte der sogenannten „Heiligen“, Worte der Päpste sind an die Stelle des Wortes Gottes getreten. Wie bei Israel, wurde auch hier die sprudelnde Quelle der Worte Jesu und der Apostel durch Menschenweisheit verschüttet. Rom kennt kein Gnadenevangelium, keine biblische Wiedergeburt durch den Heiligen Geist, kein neues Leben in Christo Jesu, kein biblisches Nachjagen der Heiligung, ohne welche niemand den Herrn schauen kann. Rom lebt nicht aus dem Wort Gottes. Rom lebt aus dem neutestamentlichen Talmud, aus den Worten der Tradition.

Jeder bibelgläubige, wiedergeborene Christ weiß, daß Gott sein Reich nicht durch listige, fanatische Jesuiten noch durch hochtrabende Anhänger einer traditionsbewußten Mischreligion baut. Sein Reich wird auch nicht durch eine Hin-nach-Rom-Bewegung noch durch eine falsche Los-von-Rom-Gruppe gebaut. Reich Gottes entsteht nur durch aufrichtige, gedemütigte, geisterfüllte Persönlichkeiten, denen Jesus Christus ihr Lebenselement geworden ist.

 

III. Der „Dialog“ oder das „Gespräch“ mit Rom

Von seiten der Ökumene ist man bemüht, mit Rom in ein offenes Gespräch zu kommen, und zwar mit einem Rom, das ausdrücklich erklärt: „Es kann nicht die Rede davon sein, daß ein Konzil Kompromisse auf dem Gebiet des Dogmas, der katholischen Glaubenslehre, machen kann.”

Heute strebt die Kirche Roms nach einem Dialog mit den Weltreligionen. Die evangelische Kirche wünscht ein Gespräch mit der Kirche Roms. Manche Vertreter des Pietismus und der Freikirche berufen sich auf die Bibel und befürworten ihrerseits solche Dialoge.

Der Ausdruck „Dialog“ oder „Dialogizomaj“ ist griechischer Herkunft und heißt soviel wie: sich Gedanken machen, sich besprechen, gemeinsam untersuchen. So z. B. Markus 8, 16: „Die Jünger machten sich Gedanken, weil sie kein Brot mit sich genommen hatten.“ Oder: „Die Weingärtner überlegten miteinander: Das ist der Sohn!“ (Luk. 20, 14.)

Im modernen Sinn ist ein Dialog das vorsichtige Abtasten des Standpunktes seines Gegenüber bzw. seines Gegners und das Besprechen dieser Gegensätze. Es ist im übertragenen Sinn dasselbe, was die Diplomaten untereinander in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht tun.

Der Begriff „das Gespräch“ oder „der Dialog“ ist heute zum modernen christlichen Schlagwort geworden. In Der Zeuge vom Januar 1965 schreibt Rev. Elison: „Die Zahl derer, die statt der Mission ’das Gespräch’ befürworten, wächst ständig. Die Streitfrage ’Mission oder Gespräch’ ist nicht nur auf dem Gebiet der Judenmission ausgebrochen, sondern auch beim Christuszeugnis gegenüber dem Islam, dem Hinduismus und dem Buddhismus.“ – Elison stellt die Ursache fest und befürwortet seinerseits, anstatt „Judenmission“ „das Gespräch“, d. h. mit seinen Worten, die „vermittelnde Darstellung“ anzuwenden.

In absehbarer Zeit werden wir wohl nicht mehr Missionare, sondern „christlich-vermittelnde Gesprächsführer“ aussenden. Wir werden keine Missionsgebiete und Missionsstationen, sondern indische, afrikanische oder japanische „Dialogsgebiete“ und „Gesprächsstationen“ haben. Die Innere und Äußere Mission wird der „Innere und Äußere Dialog“ heißen. Die Stadtmission wird „Stadtgespräch“ genannt werden, und die Judenmission wird als „christlich-jüdischer Dialog“ bezeichnet werden können.

Was ist vom Wort Gottes her über den Begriff „Gespräch“ oder „Dialog“ zu sagen? Weder die Väter noch die Propheten im Alten Testament, noch Christus und die Apostel führten Dialoge, d. h. vermittelnde Gespräche, wo es um die Wahrheit des Wortes Gottes ging. Sie haben solche auch nirgends empfohlen! Die Männer des Alten Testaments waren Bevollmächtigte Gottes. Sie haben beileibe nicht bei ihrem gottlosen Gegenüber um eine „vermittelnde Darstellung“, d. h. um ein „Gespräch”, nachgesucht. Sie haben im Namen Gottes als Bevollmächtigte Jahwes gesprochen: „Koh amar Jahwe” – „Solches spricht Jahwe!” Im Namen des lebendigen Gottes haben sie Zeugnis von Gericht und Gnade gegeben.

Das Neue Testament spricht von martys und martyrein, d. h. vom Zeugen und Zeugnis ablegen oder bezeugen: „Ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg. 1, 8). – Es ist hier nicht der Ort, exegetisch diese Begriffe zu erläutern. In diesem Begriff ist das Wort „Märtyrer“ enthalten. Und das soll uns genug sein! Eine „vermittelnde Darstellung“ hat in diesem Begriff keinen Raum.

Als Missionar weiß ich wohl, daß man Andersgläubigen gegenüber sehr oft mit einem Gespräch beginnen wird. Auch der Apostel Paulus tat solches (Apg, 17, 22.). Jegliches Gespräch wird immer nur Einleitung zu einem Zeugnis sein.

Von manchen Theologen wird von einem „Dialog“ zwischen Jesus und Nikodemus gesprochen. Das ist falsch! Es war kein „vermittelndes, religiöses Gespräch“, das der Heiland mit Nikodemus führte. Das war Zeugnis!
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist … Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh. 3, 1-21).

In dem Augenblick aber, als Nikodemus vom Wahrheitszeugnis Jesu ergriffen wurde, ist auch er zum Zeugen für Jesus geworden (Joh. 7, 51). Am Grab Jesu legt Nikodemus ein ergreifendes, sichtbares Zeugnis vor aller Welt für seinen Herrn und Heiland ab (Joh. 19, 39).

Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusehen, was aus dem Dialog mit der Alleinseligmachenden herauskommen wird. – Mit Rom kann kein Gespräch geführt werden. Da kann man nur von Gericht und Gnade Zeugnis geben. Nicht „Beobachter“, sondern Zeugen, d. h. „Märtyrer“, kann der Herr heute überall gebrauchen. Das sind Männer, die mit der göttlichen Vollmacht ausgerüstet sind und die sagen können: „So spricht Jahwe und so bezeugen Christus und die Apostel!“

 

IV. Roms Dialog mit der Welt

Rom versucht nicht nur den Dialog mit den „getrennten Schafen“, um sie wieder in den „einen, wahren Schafstall“ mit dem von „Gott verordneten Hirten“ zu bringen. Rom versucht den Dialog mit der ganzen Welt. Im Zweiten Vatikanischen Konzil ist dieser Gedanke auch schon angeklungen.

Die beiden großen Reisen des Papstes Paul VI. ins Heilige Land und nach Indien wurden auch nach dieser Richtung hin gedeutet. Die Presse, der Funk und das Fernsehen haben sich an Propaganda für den Papst überboten. Hierzu nur eine Pressestimme von damals: „Papst Paul VI. hat durch die Pilgerfahrt ins Heilige Land ein Faktum gesetzt, das es in den letzten 2000 Jahren noch nicht gegeben hat. Der ungeheure Publizitätsapparat, der diese Pilgerfahrt zum Heiligen Grab begleitet hat, schuf dem Papst eine eigene Physiognomie. Er ist als eine eigene neue Persönlichkeit Hunderten von Millionen ins Bewußtsein gerückt. Das auf diese Weise gewonnene Massenprestige dürfte sich sehr bald in der engeren Interessensphäre des Vatikans auswirken. – Auf dieser ersten Pilgerfahrt in das Heilige Land hat Paul VI. eindrucksvoll bewiesen, daß ihn kein weltlicher Politiker in der Kunst der Reisediplomatie übertrifft” (Christ und Welt Nr. 2, 1964).

Eher als erwartet ist der Papst nach New York gereist und hat dort vor dem Forum der Vereinten Nationen gesprochen. Der Papst erhofft sich von dieser Reise für den Weltkatholizismus Bahnbrechendes. Hierzu schreibt Christ und Welt : „Der Papst ist durch die beiden erfolgreich verlaufenen Auslandsfahrten zweifellos ermutigt worden, auf diesem Weg weiterzuschreiten, und er hat offenbar auch ganz gewisse Vorstellungen davon, was er erreichen will. Schon nach der Rückkehr aus Palästina machte er im Januar 1964 vor dem beim Heiligen Stuhl akkreditierten diplomatischen Korps einige grundsätzliche Andeutungen über das Verhältnis des Papsttums zum pluralistischen (demokratischen) Gefüge der heutigen Völkerordnung.

Man kann zur folgenden Aussage kommen: Rom als Sitz des Papsttums ist der universelle Wächter der moralischen Grundsätze, die das Völkerleben regeln, und es leistet in dieser Funktion einen Dienst an der gesamten Menschheit, den Gläubigen und den Ungläubigen. Während die Vereinten Nationen den politischen, weltlichen Mittelpunkt der Völkergemeinschaft darstellen, soll Rom gewissermaßen der Altar bedeuten, auf dem der Pontifex Maximus (Pontifex Maximus hieß ursprünglich: Oberster der heidnischen römischen Gottkaiser) das ’heilige Feuer des Völkerfriedens’ hütet und wo der Stuhl Petri die höchste auf dieser Welt zu verwirklichende Berufungsinstanz des sonst nicht organisierten Weltgewissens und damit den moralischen Primat präsentiert. Die neue Aufgabe der päpstlichen Diplomatie ist es nun, dieser Doktrin, die in dem bisherigen Äußerungen Pauls VI. mehr skizziert als systematisch ausgeführt ist, allgemeine praktische Anerkennung zu verschaffen. Sie muß vor allem die nichtkatholische Welt davon überzeugen, daß die moralische Führungsrolle, die der Heilige Stihl erstrebt, für alle einen nützlichen und uneigennützigen Dienst darstellt.” – Soweit evangelischer Pressebericht in Christ und Welt Nr. 29, 1965.

Der Osservatore Romano (Vatikanblatt) schreibt hierzu: „Zum erstenmal setzt ein Papst seinen Fuß auf amerikanischen Boden. Zum erstenmal besucht ein Papst einen politisch so bedeutsamen Ort, wie es das Hauptquartier der Vereinten Nationen ist. Vor allem aber: Zum erstenmal in der fast 2000 jährigen Geschichte der Kirche spricht ein Papst direkt zu den qualifizierten Vertretern fast aller Völker der Welt… Der Besuch des Papstes bei den Vereinten Nationen werde jeden guten Willen zum Frieden mächtig ermutigen und erneut bezeugen, welche Hochschätzung und welche Bedeutung die katholische Kirche der UNO beimißt.”

Der Chefredakteur des Blattes stellt in einem Leitartikel fest: „Die Einladung Paul VI., die UNO zu besuchen und in der Vollversammlung zu sprechen, ehrt die internationale Organisation. Sie bezeugt mit diesem Akt, daß sie das geistige und moralische Lehramt an die Spitze der Problematik des Zusammenlebens der Völker stellt und erkennt dabei in bezeichnender Weise die Sendung des sichtbaren Oberhauptes der Kirche an.”

Der Zweck der Reise des Papstes in katholischer Sicht ist, „die verantwortlichen Politiker zu den hohen Prinzipien des Zusammenlebens zurückzurufen zum rechten individuellen und sozialen Gewissen“.

Nach Osservatore Romano ist die Reise Pauls VI. „die immer gleicht bleibende Sendung, die fortdauert, wie sie sich gestern in Jerusalem und in Bombay äußerte“.

Übеr die Ankunft des Papstes in New York berichtete die Presse der ganzen Welt. Balkenüberschriften wie: „Die Großen der Welt zu Füßen des Papstes“ waren nicht selten.

Begleitet wurde der Papst von sieben Kardinälen. Auf dem Flugplatz in New York wurde er vom Generalsekretär U Thant begrüßt.

Der Papst antwortete: „Von Rom, der Stadt des geistigen Friedens, bringe ich Wünsche in die Stadt des irdischen Friedens, New York.” Er erinnerte an Kolumbus, der das „Kreuz Christi in diese gesegnete Erde eingepflanzt habe”. – „Wir grüßen dich, Amerika. Der erste Papst, der den Fuß auf euer Land setzt, segnet euch mit ganzem Herzen”, rief er der wartenden Menge zu.

Eine unzählbare Menschenmenge säumte den 38 Kilometer langen Weg vom Flughafen in die Stadt in der Hoffnung, einen Blick auf den Papst werfen zu können. Über zehn Millionen Zuschauer sahen die Ankunft Pauls VI. in den USA und in Europa auf dem Bildschirm. – 18.000 Polizisten waren aufgeboten, um für die Sicherheit des Papstes und für Ordnung zu sorgen.

Durch einen Gang, der Staatsoberhäuptern vorbehalten ist, wurde Papst Paul in den Sitzungssaal der Vollversammlung geleitet. Als der Papst den Saal betrat und dort auf einem besonders für ihn aufgestellten Sessel Platz nahm, wurde er mit starkem Beifall begrüßt.

Schon lange vor Beginn der Vollversammlung waren die Plätze ausnahmslos besetzt. – Lediglich die albanische Delegation fehlte. Alle Außenminister waren anwesend. Vor der Weltelite sagte der Papst unter anderem:

„Die Völker wenden sich an die Vereinten Nationen als letzte Hoffnung für die Eintracht und dem Frieden: Und so wagen wir, zusammen mit unserem eigenen, ihren Tribut an Ehre und Hoffnung vor Sie zu bringen. Und deshalb ist dies für Sie ein großer Augenblick.

Das Gebäude, das Sie errichtet haben, darf niemals in Trümmer gehen, es muß vervollkommnet werden und den Forderungen, die die Geschichte der Welt stellen wird, angepaßt werden. Sie, die Sie das Glück und die Ehre haben, in dieser Versammlung der friedlichen Gemeinschaft zu tagen, hören Sie uns an: Dieses gegenseitige Vertrauen, das Ihnen eigen ist und das Ihnen erlaubt, gute und große Dinge zu tun, darf niemals angegriffen und verraten werden.

Unsere Botschaft erreicht ihren Höhepunkt: Niemals mehr Haß gegen die anderen. Niemals. Niemals mehr. Wenn Sie Brüder sein wollen, dann lassen Sie die Waffen aus Ihren Händen fallen. Man kann nicht lieben mit Angriffswaffen in dеп Händen.”

Im Baseball-Stadion, bei einer nächtlichen Meßfeier, an der 90.000 Menschen teilnahmen, erhob der Papst noch einmal seine Stimme zu einem Friedensappell.

Ja, zum erstenmal hat ein Papst in der Weltorganisation der Vereinten Nationen gesprochen. Er wird von den größten Politikern und Führern der Welt empfangen. Millionen und aber Millionen verehren ihn als den Heiligen Vater, den Stellvertreter Christi auf Erden, den unfehlbaren Bevollmächtigten Gottes, den Garanten des Friedens.

Sein Bild wird in die Paläste der Reichen und Vornehmen und auch in die Elendshütten der Schwarzen und Indianer hineingestrahlt. Dieses Bild spricht zu der Masse des Volkes Worte des Friedens, Worte von Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit auf Erden.

Die Großen und die Kleinen, die Reichen und die Armen, die Angesehenen und Entrechteten jubeln dem Bilde zu.

Des Papstes Bild erhebt die Hände und spricht den Segen über die Millionen, die ihn im Bilde sehen und reden hören. Diese Millionen fallen vor dem Bilde nieder und beten mit Inbrunst und Hingabe den Papst und sein Bild an.

Durch Funk und Presse kam die Nachricht: „Mrs. Michael Lanzisera aus New York, die bis zum Besuch des Heiligen Vaters in New York weitgehend gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt war, saß zu Hause vor dem Fernsehschirm und sah zu, wie der Papst im Yankee-Stadion eine Messe zelebrierte. Nachdem er auch die Fernsehzuschauer gesegnet hatte, fühlte Mrs. Lanzisera, daß sie ihren Rollstuhl verlassen und wieder laufen konnte.” – In der Presse wurde uns Mrs. Lanzisera gezeigt, wie sie glückstrahlend und bewundernd das Bild des Papstes in ihren Händen hält. Auch Zeichen und Wunder vermag das Bild des Papstes zu vollbringen! Wir werden aber in Zukunft noch größere Wunder erleben!

Die Propagandareise des Papstes Paul VI. war vor allem auch für das amerikanische Volk gedacht. Dieses Volk, das Glanz, Sensation und Flitter liebt und in dem Religion noch zum guten Ton gehört, fühlt sich heute, nach dem Besuch des Papstes, stark zur römischen Kirche hingezogen. Man kann es jetzt schon voraussehen, daß die Kirche Roms in den USA einen noch größeren Aufschwung erleben wird.

Völker und Regierungen werden in Zukunft mehr denn je ihre Blicke nach Rom richten. Der Papst wiederum wird sich in das politische Geschehen und in Grenzfragen anderer Staaten entscheidend einschalten. Katholische Bischöfe und die EKD wollen heute schon Deutschlands Grenzen, die erst einem Friedensvertrag vorbehalten sind, endgültig festlegen.

Der damalige amerikanische Präsident Johnson würdigte die Reise des Papstes als ein „Ereignis, das in der Geschichte einen besonderen Platz finden werde”.

Wir merken, daß auch diese Begebenheit antichristlichen Charakter trägt. Es ist der Endzeitgeist, der hier deutlich in Erscheinung tritt. Christus spricht von „falschen Propheten” (Zeugen) und „falschen Christussen“ (Erlöser), die in mancherlei Gestalt aufstehen werden, „um zu verführen in den Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten” (Matth. 24, 25).

Auch ein Johannes sieht in seiner Apokalypse als Einleitung zu dem großen Weltenringen den „weißen Reiter”, den Verführungs- und Lügengeist, mit seiner hinterhältigen Waffe aus Epheser 6, 16 b, um die „feurigen Pfeile“ abzuschießen. Der Geist der Wahrheit trägt jedoch das „Schwert des Geistes!” (Eph. 6, 17.)

„Und ich sah, daß das Lamm eines der sieben Siegel auftat, und ich hörte eine der vier Gestalten sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft und daß er siegte” (Offb. 6, 1. 2).

Wir sehen, daß auch das endzeitliches Geschehen ist! Hierzu muß man aber eine Warnung aussprechen: Wir müssen uns sehr hüten, die Endentwicklung programmmäßig bzw. fahrplanmäßig sich abwickelnd sehen zu wollen. Im Endgeschehen können sich die Ereignisse überstürzen (Matth. 24, 4-12). Die Personen können wechseln (1. Joh. 2, 18). Parallelerscheinungen können eintreffen (Matth. 24, 23 ff.).

Der Herr steht ganz zu seinem prophetischen Wort! Den Plan der Erfüllung, nämlich das Wer, Wie, Wo und Wann, bestimmt er allein. – Wir sollen und müssen, wachend und betend, die Zeichen der Zeit beobachten und prüfen und sie dann, von Fall zu Fall, biblisch, geistmäßig deuten (Luk. 12, 54-56).

Um den Dialog mit den Weltreligionen einzuleiten, wurde im Vatikan das „Sekretariat für die Nichtchristen” unter der Leitung von Kardinal Marela neu geschaffen.

Persönlichkeiten des japanischen Buddhismus, an ihrer Spitze der Rektor der Universität Komazawa, Professor Gyokusen Osaka, wurden am 27. Juni 1964 von Papst Paul VI. in besonderer Audienz empfangen. Die Gruppe wurde begleitet von Kardinal Marela.

Professor Osaka betonte in einer Grußadresse, das höchste Streben der Menschheit sei der Friede, den man mit Hilfe der Religion finden könne.

In seiner Antwort sagte der Papst: „Der Besuch der Buddhisten geht von dem Wunsch aus, den guten Willen unter den verschiedenen Religionen zu fördern und für den Frieden und den Wohlstand der Völker und Rassen zu arbeiten. Wir gehen mit Ihnen in dieser Zielsetzung vollkommen einig! Unser Gebet ist, wie auch das unseres Vorgängers, Papst Johannes XXIII., im Angesicht des Todes, das Gebet Christi beim letzten Abendmahl: Daß alle eins seien … vollkommen in der Einheit … damit die Welt erkenne, daß du, Vater, sie (die vereinte Welt!) geliebet hast!”

Das letzte Sekretariat, das von Papst Paul VI. im April 1965 errichtet wurde, ist das „Sekretariat für die Ungläubigen”. Seine Präsidentschaft wurde dem Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, anvertraut. Zum Sekretär wurde der Selesianerpater Wincenzo Miano ernannt.

Alle drei Sekretariate sollen einem einzigen Zweck dienen, alle Christen, alle Andersgläubigen und zuletzt auch alle Atheisten unter die Fühlung Roms zu bringen. Fürwahr, ein weltweiter Plan!

 

V. Der Dialog mit dem Osten

Wir erwähnten schon, daß der Dialog nicht nur mit den Weltreligionen angestrebt wird. Auch der Dialog mit dem Osten wird kommen. Das hat ran auch in der zweiten Konzilsperiode zur Sprache gebracht. Wenn auch das Konzil den Erfolg noch nicht zeitigen wird, so ist doch ein stilles, beharrliches Wirken des Vatikans nach dieser Richtung hin festzustellen. Die katholische Nachrichtenagentur schreibt zu diesem Punkt: „Die Kirche hat mit dem Konzil zunächst eine innerkatholische Selbstbesinnung angestrebt, ist zugleich aber in ein Gespräch mit der Welt eingetreten. Der Dialog erstreckt sich nicht allein auf die getrennten Brüder, sondern bezieht sich mit der Enzyklika ,Pacem in Terris’ (Friede auf Erden) auf alle Menschen guten Willens, die sich nicht nur bei dem Christen finden, sondern auch bei den Juden, dеп Mohammedanern, bei dеп Heiden, ja, auch bei den Atheisten. Der Empfang von Chruschtschows Schwiegersohn Adschubej durch den Papst – nicht vom Vatikan, sondern vom Kreml in die Wege geleitet – läßt deutlich erkennen, aus welch ungewöhnlich großem Gottvertrauen Johannes XXIII. handelte.”

Es war mehr als eiere diplomatische Geste, wenn Chruschtschow Papst Paul VI. herzliche Glückwünsche zur Papstwahl telegrafierte und der Papst wiederum dem sowjetischen Ministerpräsidenten einen „lebhaften und aufrichtigen Dank” übermitteln lief. (Dieser bereits aufgenommene Kontakt ist mit der Absetzung Chruschtschows vorübergehend unterbrochen worden.)

Dem Beobachter fiel auf, daß Papst Paul VI. zu den ersten Gratulanten gehörte, als ein sowjetischer Kosmonaut frei im Weltraum schwebte.

Im April 1966 ist nach längerer Pause wieder ein Vertreter Moskaus, der Augenminister Gromyko, vom Papst empfangen worden.

Moskaus Neuaufnahme freundschaftlicher Beziehungen zu Frankreich ist gleichzeitig eiere Neuorientierung zum Papsttum hin.

De Gaulle ist Juni 1966 nicht nur als Politiker, sondern auch als bewußter Katholik nach Moskau gereist. In Leningrad besuchte das Ehepaar de Gaulle die Messe in der dortigen katholischen Kirche. De Gaulles letztes großes Ziel war es, eis vereinigtes katholisches Europa zu schaffen, das vom „Atlantik bis zum Ural” reichen sollte.

Im November 1966 hat als erstes kommunistisches Land Jugoslawien die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan wieder aufgenommen. Die anderen autoritären Staaten werden nach und nach dem Beispiel folgen.

In Polen verhandelt seit längerer Zeit ein Vertreter des Vatikans, Msgr. Augustino Casaroli. Es geht um die Neuordnung der Diözesen im Oder-Neiße-Gebiet und um die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze. – Auch in anderen Ostblockstaaten verhandeln zur Zeit Diplomaten des Vatikans.

Zum erstenmal in der Geschichte hat ein Papst ein kommunistisches Staatsoberhaupt empfangen. Der sowjetische Staatspräsident Podgorny besuchte Ende Januar 1967 Papst Paul VI. zu einem besonderen Gespräch, das über eine Stunde dauerte. Einzelheiten dieser Verhandlung wurden nicht bekanntgegeben. Als Geschenk überreichte der „Heilige Vater“ seinem Gast eine wertvolle Faksimile-Ausgabe des „Codex-Atlanticus” von Leonardo da Vinci.

Unmittelbar vor Ausbruch des Nahost-Krieges, Ende Mai 1967, waren der französische Staatspräsident de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Kiesinger zu „Geheimbesprechungen” beim Papst. – Im September 1967, bei seiner Polenreise, hat der „päpstliche Beauftragte“ de Gaulle, der Freund Adenauers und Kiesingers, die polnisch-katholische Grenze an der Oder-Neiße als „endgültig und unantastbar” anerkannt.

Die wichtigsten Ereignisse der vatikanischen Außenpolitik bleiben vorerst immer geheim. Erst wenn die Entwicklung schon die nächste Stufe erreicht hat, erfährt man Einzelheiten über das Vorhergehende. So war es schon 1962 als Msgr. Willebrands, die rechte Hand des Kardinal Bea, in Moskau aufgetaucht war, um die Vertreter der russischen Orthodoxie als „Beobachter” zum Zweiten Vatikanischen Konzil einzuladen.

Ebenso still und unbemerkt vor der übrigen Welt disputierten im Jahre 1967 in Leningrad (Petersburg) römische und orthodoxe Kirchenführer. Diese Delegation wurde auch von Msgr. Willebrands geführt. In ihr befanden sich auch zwei Vertreter des von den Sowjets sehr gefürchteten Jesuitenordens.

Der Zweck dieser Zusammenkunft war nicht, wie Rom vorgab, „ihr Wissen um die orthodoxe Liturgie zu erweitern”. In diesem Gespräch ging es um höchst aktuelle kirchenpolitische Fragen. Vor allem wurde über die Gesichtspunkte der neuen päpstlichen Soziallehre diskutiert.

Der Sowjetpublizist Ardatowski schrieb in den russischen Zeitungen: „Diese päpstliche Enzyklika enthält die schärfsten Worte gegen den Kapitalismus, seitdem Jesus die Wucherer aus dem Tempel verjagte … ein großer Fortschritt in der sozialen Doktrin der katholischen Kirche und eine gute Diskussionsgrundlage …”

Im Abschlußkommuniqué wurde das Treffen als „nützlicher Beitrag zur tieferen Erkenntnis der beiderseitigen Traditionen und Lebensweisen” bezeichnet, die dazu dienen könne, „neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit der Christen im Dienst an der heutigen Welt zu finden”.

Seit Frühling 1968 weilten zwei russisch-orthodoxe Erzpriester, Raina und Roshkow, mehrere Monate als offizielle Vertreter des Moskauer Patriarchates im Vatikan. Sie kamen mit dem Einverständnis der sowjetischen Machthaber beileibe nicht, um „römische Dogmatik” zu studieren, sondern einzig und allein kirchenpolitische Verhandlungen zu führen.

Noch bis vor einem Jahrzehnt betrieb Rom eine streng feindliche Ostpolitik. Seit dem Streben Roms, Weltkirche zu werden, hat sich dort eine Wandlung vollzogen. Jugoslawien kann augenblicklich als das Musterbeispiel erfolgreicher „neuer Ostpolitik” des Vatikans gelten. Bald nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Vatikan erklärte der kroatische KP-Theoretiker Esad Cimic, daß man „in Jugoslawien die Religion nicht mehr länger als Hindernis für den Aufbau des Sozialismus ansehen könnte”. Die Zagreber Zeitung „Vjesnik” brachte wiederum folgende Neuigkeit der Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat: „Eine Gruppe katholischer Theologen und Marxisten haben sich in der Metropole zusammengesetzt, um eine ,neue fortschrittliche Ausgabe der Bibel’ zu schaffen, die sowohl von den vatikanischen Stellen approbiert als auch von Kommunisten akzeptiert werden könne.” – Wie diese „Bibel” aussehen wird, können wir uns gut vorstellen! – Inzwischen ist der erste Druck erschienen.

Bei einer „Ost-West-Begegnung” in den USA, Juni 1968, sagte Kardinal König, Wien, u. a.: „Der theoretische Dialog müsse praktische Folgen zeitigen. Sobald der Dialog geistige Resultate aufweist, müssen wir vom Gespräch in Aktion übergehen. – Das bedeutet eine Zusammenarbeit von Christen und Marxisten in Aufgaben, die für die Menschheit von großer Bedeutung sein können.“

Auch der SED-Chef Walter Ulbricht hat am 15. Februar 1968 im Ostberliner Friedrichstadt-Palast vor 3000 Ostberlinern wörtlich erklärt: „Falls der Heilige Stuhl den Wunsch haben sollte, mit der Regierung der DDR Beziehungen herzustellen und Vereinbarungen zu treffen – aber bitte – wir sind jederzeit dazu bereit.”

Wie sich auch das Los der CSSR und der anderen Satellitenstaaten Moskaus gestalten mag, die Geheimgespräche des Vatikans mit den jeweiligen Staatsführungen werden so oder so weitergeführt. – Unabhängig aber von dem Geschehen in den einzelnen Ostblockländern verhandeln ausgesuchte Diplomaten des Vatikans, wie wir oben gesehen haben, pauschal mit den Machthabern Moskaus. Moskau kann durch Waffengewalt seine Satelliten sich gefügig machen. Eine Macht aber, und das weiß die UdSSR genau, ist ihr überlegen – und das ist Rom! Hier hat eine ihr ähnliche diktatorische Ideologie als Religion seit vielen Jahrhunderten das Volk bereits geprägt.

Unzufriedenheit, Unruhe und Umstürze haben in den meisten Fällen ihre Quellgebiete. Sie werden geheim gelenkt und gesteuert von denen, die ihre Macht vergrößern wollen.

Mitte Juli 1970 war der SPD-Bundeskanzler Willy Brand heim Papst, um mit ihm den deutsch-sowjetischen Vertrag zu besprechen. Der Papst bejahte den Plan des Bundeskanzlers und sprach ihm „Mut” zu. Als „positives Ereignis von großer Bedeutung” hat der Vatikan den abgeschlossenen Vertrag gewertet.

Nach Kardinal Willebrands und dem Staatssekretär Casaroli weilte im August 1971 der Jesuiten-General Arrupe zu einem Besuch in der sowjetischen Hauptstadt. Er soll der Wegbereiter für einen Besuch des Papstes nach Moskau sein. – Nach Rom und Konstantinopel wird Moskau noch immer das „dritte Rom“ genannt.

Das waren einige sichtbare Erscheinungen der gegenwärtigen Geheimdiplomatie des Papsttums. Diese Fäden werden im geheimen weitergesponnen. Beiderseitige Staatsbesuche werden folgen! Es liegt im Bereich der Möglichkeit, daß wir in absehbarer Zeit vor weltweite vollendete Tatsachen gestellt werden könnten.

Im Jahre 1933 hielt ich in einer Kirche meiner Heimat einen Vortrag. Unter anderem wies ich auch auf die Bedrohung unserer evangelischen Kirche von Seiten Roms hin. 1938 kam ich wieder an den Ort zum Gottesdienst. Es entspann sich ein Gespräch. Man sagte mir: „Ihre Prophezeiung vor fünf Jahren hat sich als falsch erwiesen. Rom liegt, dank des Führers, zerschlagen am Boden.” Darauf sagte ich: „Rom wird stärker und mächtiger vom Staube aufstehen. Rom hat eine eschatologische Aufgabe zu erfüllen, und darum kann Rom zunächst nicht untergehen.”

In den nächsten Jahren will auch Rom das soziale Weltproblem in Angriff nehmen. Mit ganzem Ernst will es drangehen, eine katholische Weltarbeiterschaft ins Leben zu rufen, um mit ihr die sozialen Mißstände zu beseitigen. Damit soll auch das Wirtschaftsproblem geprüft und geregelt werden.

Papst Pius XII. sagte schon 1956, am Feiertag des 1. Mai: „Vielleicht seien die Arbeiter nicht mehr dem Tag fern, an dem sie die Führung in der Welt der Arbeit werden ausüben können. Warum sollte es nicht so sein? Die gesunde Lehre, die sie vertreten, die redliche Gesinnung, die sie beseelt, sind ebenso viele Rechtstitel, Führer der heutigen Arbeiterbewegung zu werden.”

Hierbei möchte ich noch einen Gedanken aussprechen, der mich innerlich schon lange bewegt, und zwar: Ob der Katholizismus und der Kommunismus sich zu einer politischen Zusammenarbeit finden könnten? Ich weiß, daß das bei vielen Widerspruch hervorrufen wird. Man wird mir entgegenhalten: Es sei unmöglich, den Kommunismus und den Katholizismus auf den gleichen Nenner zu bringen. Das Verhältnis ist wie Feuer und Wasser.

Ehe ich einen Vergleich bringe, möchte ich etwas über meine Person vorausschicken. Meine Wiege stand im zaristischen Rußland. Ich bin dort aufgewachsen und habe dort die Schule besucht. Die Revolution erlebte ich, als wir deutsches Besatzungsgebiet waren. Wir wurden dann Polen. Fast ein Jahrzehnt arbeitete ich als Judenmissionar unter kommunistischen Juden in der Nähe der sowjetischen Grenze. Im Krieg war ich vier Jahre Dolmetscher im Innern Rußlands, weil wir inzwischen deutsch wurden. Die Methoden der Kommunisten sind mir gut bekannt. Auch der römische Katholizismus ist mir nicht unbekannt, weil ich stets mit ihm Berührung hatte. Nur deshalb erlaube ich mir, einen Vergleich anzustellen. Es soll durchaus keine „Prophetie’ im weitläufigen Sinn sein.

Feuer und Wasser müssen nicht immer im Gegensatz zueinander stehen. Sie können auch einander ergänzen und zusammenwirken. Feuer und Wasser können sich auch im Dampf zu einer dynamischen Energiequelle entfalten.

Ich sehe im römischen Katholizismus und sowjetischen Kommunismus Zwillingsbrüder, die das gleiche Ziel verfolgen.

Jeder ist bemüht, eine neue Weltordnung zu schaffen. In dieser neuen Ordnung sollen alle teilhaben an den Segnungen und Errungenschaften. Beide wollen eine Menschheit im neuen Paradies, das sie schaffen werden, glücklich sehen. Einen Unterschied zwischen beiden findet man nur in ihren Weltanschauungen, die sie vertreten. Auch der Kommunismus ist seinem Wesen nach Religionsersatz.

Wir finden eine ganze Reihe von Parallelen zwischen römischem Katholizismus und sowjetischem Kommunismus:

a) Beide sind Vertreter totalitärer Systeme.
b) Beide trachten nach der Weltherrschaft.
c) Sie haben ihre „alleinseligmachende Kirche” (Kommunistische Einheitspartei).
d) Sie haben ihr „Papsttum” (Diktatur).
e) Sie haben ihre „Hierarchie” und ihre „Kurie” (die verschiedenen Funktionäre der KP und die Leiter des Sowjet-Staates).
f) Sie hatten ihre „Inquisitionsgerichte” (NKWD-Gerichte, die jederzeit wieder eingesetzt werden können).
g) Beide haben ihre „Index-Kongregation”, die über Presse und Literatur wacht.
h) Sie haben ihre „Jesuiten” (Sicherheitspolizei des Politbüros der sowj. KP und Agenten des Abwehrdienstes).
i) Sie haben ihre „Propagandazentrale”.
k) Bei beiden „heiligt der Zweck die Mittel” (was der Partei nützt, ist gut! Die Kirche und die Partei haben immer recht!)
l) Sie haben ihre gemeinsame „Beichte” (Selbstbezichtigung).
m) Sie sind unduldsam den Minderheiten gegenüber.
n) Beide haben ihr „Heiligtum” (Kreml).
o) Beide haben ihre „Heiligen”, die sie verehren (Karl Marx, Rosa Luxemburg, Lenin u. a. m.).
p) Beide pilgern zu den Gräbern ihrer „Heiligen” (Mausoleum in Moskau).
q) Beide sprechen den „Bann” über die Abweichler von der „Generallinie”.
r) Beide tragen bei Umzügen und Prozessionen ihre „Heiligenbilder”.
s) Beide schaffen den „totalen” neuen Menschen.
t) Beide versuchen sich dem Modernismus anzupassen.
u) Beide erstreben das „Paradies” auf Erden.

Ist der Gedanke so abwegig, daß beide Brüder im Dialog zueinanderfinden? Das kann die natürliche Folgerung in der Entwicklung dieser beiden Systeme sein. Einst hat der Vatikan auch den Anschluß an den gottlosen Nationalsozialismus angestrebt. Er ist aber von ihm abgewiesen worden. Es ist nicht unmöglich, daß beide Mächte im großen politischen Weltringen einander nötig haben werden. – Damit gewinnt Rom Macht auch über den Ostblock.

Obiger Vergleich mag für manche Leser hart klingen. Es geht hier aber nicht um den einzelnen Katholiken oder den einzelnen Kommunisten. Diese wissen in den meisten Fällen überhaupt nicht, was gespielt wird. Der Vergleich gilt dem vom Vatikan und Papst dirigierten religiös-politischen römischen Katholizismus und dem von Partei und Kreml geleiteten sowjetischen Kommunismus.

Wer einen Sinn für das Weltgeschehen hat, wird merken, wie starke politische Bewegungen unsere Welt erschüttern und formen.
Neue Mächte erheben ihre Häupter und ringen um die Weltherrschaft. China mit seiner Milliarde Einwohnern ist im Aufbruch und bedroht unseren alten Kontinent. Es ist ein Volk ohne Raum. Der erwachte Riese wetteifert mit den fortschrittlichen Nationen, um sie technisch und bildungsmäßig einzuholen. Innere Erschütterungen in Diktaturen dienen fast immer nur der Stärkung und der Zusammenfassung brachliegender Kräfte.

Den USA, die heute von Rom stark beeinflußt werden, gelang es nicht, dem vorwärtsdrängenden asiatischen Kommunismus einzudämmen und Südvietnam, das stark römisch-katholisch geprägt ist, zu stärken. Ideologien lassen sich nicht durch materielle Machtmittel bezwingen. – Der Papst wiederum tritt überall da, wo Unruhe ist, als Friedensmahner auf. Bei allen Friedensappellen stehen aber in dеп meisten Fällen Sonderinteressen des Vatikans getarnt im Vordergrund. Der „Stellvertreter“ will, wie Christus, als Friedensbringer in die Geschichte eingehen.

Eine andere geistige Macht, die beinahe eine halbe Milliarde zählt, ist im Ansturm, um Afrika unter den Banner des Halbmondes zu bringen. Sie will eine ganze Welt für den falschen Propheten erobern.

Seine Missionare werden in der berühmten Hochschule El Ahzar in Kairo ausgebildet und in viele Staaten der Welt gesandt. – Der Nahost-Krieg ist, genau gesehen, ein Religionskrieg.

Unsere alte Welt, das merken wir, liegt in Wehen. Alles Neue, auch das Antichristliche, wird nicht ohne Schmerzen geboren. Am Ende alles Kampfes und Ringens dieser antichristlichen Mächte entsteht eine neue, vereinigte Welt unter der Führung des „Antichristen” und des „falschen Propheten” in Person. Der wahre Christ sieht aber in diesem gottfeindlichen Ringen um die Weltmacht die Erfüllung der göttlichen Prophetie. Er weiß, daß diese antichristliche Weltherrschaft nur von kurzer Dauer sein wird. Den letzten Sieg haben nicht die antichristlichen Mächte, sondern der Sieger von Golgatha, der Herr der Herrlichkeit, Jesus Christus, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist.

Wie schon erwähnt wurde, wird Rom in der nächsten Zeit das soziale Weltproblem zu lösen versuchen. Weitschichtige soziale Probleme warten noch auf eine befriedigende Lösung: „Die Sozialfunktion des Eigentums, die Hebung des Proletariates zu wahrem menschlichem Leben, die Reform des Unternehmertums, die Neuverteilung des Einkommens, der gerechte Lohn, die Anerkennung der Gewerkschaften, das Eingreifen des Staates auf wirtschaftlichem Gebiet u. a. m.” Alle diese Probleme sollen im römisch-katholischen Geist geregelt werden.

Die erste diesbezügliche Enzyklika (päpstliches Rundschreiben) ist von Papst Paul VI. am 28. März 1967 im „Osservatore Romano” erschienen. Sie umfaßt 87 Artikel. In diesem Rundscheiben nimmt der Papst Stellung zu den verschiedenen denen Gebieten der sozialen Weltprobleme. Es würde zu weit führen, im einzelnen die wichtigsten Punkte zu behandeln. Soviel sei gesagt, daß sich die päpstliche Enzyklika in vielen Punkten mit der kommunistischen Ideologie deckt. Sie wurde auch von jener Seite stark beachtet und ihr zugestimmt. Das könnte der Auftakt zu Offenbarung 13, 16 sein.

 

VI. Die römisch-katholische „Liebe” und die römische „Religions- und Gewissensfreiheit”

Wir hörten in den letzten Jahren viel von „Liebe” reden, besonders von der Liebe zu den „getrennten Brüdern”. Rom ist eifrig bemüht, die Fassade seiner Kirche zu renovieren, um den getrennten Brüdern die Rückkehr zu erleichtern. Schon der äußere Anblick des Konzils sollte die suggestive Macht ausüben, alle getrennten Christen nach Rom zurückzuführen. Hierzu eine wichtige katholische Stimme:

„Wir werden das Antlitz der Kirche verjüngen und der Welt eine Kirche zeigen, die in ihrer ewigen Kraft dasteht und ihre Gesetzgebung den heutigen Verhältnissen angeglichen hat; das Leben und den Zusammenschluß der Kirche neu erstarken lassen, eine riesige Aufgabe erfüllen durch Ausscheiden all dessen, was den Fortschritt der Kirche hindern kann.

Das Konz wird bestimmt ein wunderbares Schauspiel der Wahrheit, der Einheit und der Liebe sein. Wir vertrauen darauf, daß das Erlebnis dieses Schauspiels für die von Rom getrennten Christen eine sanfte Aufforderung sein wird, die Einheit zu suchen und zu erlangen, die Christus in inbrünstigen Gebeten vom himmlischen Vater erflehte.

Die Kirche wird das Erneuerungswerk durchführen. Erst in einer späteren Zeit, nach Vollzug dieser Läuterung, wird sich die katholische Kirche den getrennten Brüdern vorstellen, um sie zur Rückkehr einzuladen in das Haus, in dem ihre Väter wohnten. In ihrem neuen Glanz wird sie sich unseren getrennten Brüdern gastlicher zeigen.

Wir werden die Kirche in ihrer ganzen Größe vorstellen und zu unseren getrennten Brüdern, den Orthodoxen, Protestanten usw., sprechen: Schaut, Brüder, das ist die Kirche Christi. Wir haben uns bemüht, ihr treu zu sein, und den Herrn um die Gnade gebeten, daß sie so sei und bleibe, wie er gewollt hat. Kommt und nehmt wieder euern Platz ein, der für viele unter euch der eurer Väter ist.”

Die Vereinigung soll nach katholischer Sicht in drei Etappen vor sich gehen:

Die erste Etappe: Die Annäherung. Sie ist psychologischen Charakters: Durch gegenseitige Besuche, Freundlichkeiten und Geschenke sollen die Wege vorbereitet werden. Diese zielen durch gegenseitige „Höflichkeit und Sympathie” auf Entspannung hin. Religiöse Fragen sollen noch nicht berührt werden.

Diese „psychologische Entspannung” soll die Wege zur zweiten Etappe bahnen. Diese ist theologischer Natur: Weitere Gespräche, Diskussionen, Vorträge, Begegnungen, Gedankenaustausch über Kontroversfragen, gemeinsame Gottesdienste usw. Den getrennten Brüdern sollen die Dogmen erläutert werden, an denen sie sich stoßen u. a. m. Mit anderen Worten: Die Wege, auf denen die getrennten Brüder zur Kirche Roms zurückpilgern wollen, sollen geebnet sein. Hier stehen wir heute!

Die dritte Etappe: Die letzte Etappe ist die Folgerung der zwei ersten: die volle Vereinigung mit der Kirche Roms!

Was uns befremden muß, ist, daß Begriffe wie Liebe, Freundlichkeit, Höflichkeit, Sympathie ganz programmäßig, auf Geheiß ausgeführt werden sollen. Wir merken: Dieses „Lieben” ist nicht eine innere Herzensstellung, ein inneres Müssen um Jesu willen, sondern Mittel zum Zweck: Man will damit die „getrennten Brüder”, die Orthodoxen, die Protestanten usw., nicht zu Christus, sondern in die alleinseligmachende Kirche Roms bringen.

Was uns noch mehr befremden muß, ist, daß diese „Liebe” in den verschiedenen Ländern, in den besonderen Fällen verschieden in der Auswirkung sein muß. Diese, ich möchte fast sagen „katholische Liebe” ist ganz anders zu den „getrennten Brüdern”, die aus den Evangelischen kommen und katholisch werden sollen. Sie verhält sich wiederum ganz anders zu den „getrennten Brüdern”, die aus der katholischen Kirche kommen und evangelisch geworden sind. Sie ist anders in der Schweiz und Deutschland und anders in Kolumbien und Spanien.

Ich bringe nun aus meinen Beobachtungen und Erfahrungen Beispiele aus jüngster Zeit:

Es nahte wieder das Weihnachtsfest. Diesmal hatte Papst Pius XII. eine herzerschütternde Weihnachtsbotschaft in die Welt gefunkt. Er sprach von Weihnachten, dem Fest der großen Liebe und des Friedens. Er forderte Menschen, Völker und Nationen auf, guten Willens zu sein, einander zu vergeben, zu lieben und im Frieden zu leben. Er wies auf Jesus hin, der den Frieden der Welt will usw. – Es waren gute Worte, die der Papst gesprochen hat.

Einige Tage später brachten christliche Blätter – die katholisch inspirierte Presse schwieg sich aus – die Nachricht, daß in Spanien am 2. Weihnachtsfeiertag eine evangelische Kirche gestürmt, demoliert und angezündet wurde. Ich war innerlich stark betroffen: Hatten diese Menschen die Friedensbotschaft des Papstes nicht gehört? Wird der Papst Halt gebieten und die Übeltäter strafen? – Es vergingen Tage und Wochen, aber nichts geschah. Beim Nachdenken wurde mir klar: Du hast wieder einmal evangelisch gedacht! – Wir dürfen nicht vergessen, daß die Jesuiten, die die Kirche stürmten, und der Papst römische Katholiken sind. Als treue Katholiken konnten sie nicht anders handeln!

Wie Professor Gutierrez Marin, Präsident der Evangelischen Kirche Spaniens, meldete, seien durch das Zweite Vatikanische Konzil gewisse günstige Auswirkungen für die Minderheitenkirchen in Lateinamerika und Spaniers zu verzeichnen. Man freut sich darüber und man gönnt den jahrzehntelang verfolgten Brüdern und Schwestern in diesen Ländern eine Ruhepause. Was einem bei dieser Freude traurig stimmt, ist, daß diese Vergünstigungen nicht aus einem inneren Trieb, aus einer inneren Überzeugung, aus einer inneren Herzensstellung kommen. Es ist einfach Beschluß oder Befehl: Jetzt handeln wir in diesem oder jenem Fall so und so. Es ist alles, wie in den autoritären Staaten, auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet. Heute kann man dulden und morgen wieder unterdrücken und verbieten, je nachdem es der mächtigen Kirche diente. (Im April 1967 sind wieder die Schreiben eines evangelischen Gotteshauses in Granada demoliert worden. Gleichzeitig wurden das Auto des Seelsorgers und ein Geschäft eines Evangelischen zerstört. Die Steine waren in Papier mit der Aufschrift „Ave Maria” (Gegrüßet seist du, Maria) eingewickelt).

Das zweite Beispiel: In einem katholischen Krankenhaus werden die dienenden Ordensschwestern als liebe, gütige und treue Schwestern sehr geschätzt. Man sagt, daß sie die evangelischen Glaubensgenossen beinahe noch zuvorkommender als die katholische Patienten behandeln. Es ist wahr, man merkt in der Behandlung keinen Unterschied zwischen evangelisch und katholisch.

In dieses Krankenhaus wurde eine junge, querschnittgelähmte Frau eingeliefert. Von zu Hause aus katholisch, war sie mit einem evangelischen Mann evangelisch getraut. Ihre einzige Tochter war evangelisch getauft. Auf einer Fahrt zu einer Konferenz hatte sie mit ihrem Mann einen Autounfall. Ihr Mann war tot und sie gelähmt.

Sie kam in jenes Krankenhaus und wurde gut gepflegt, so lange, bis die Schwestern erfuhren, daß sie früher katholisch war. Von da ab wurde sie vernachlässigt. Am Bett dieser Schwerkranken sprachen die Schwestern jetzt von dem „Fräulein”, das im „Ehebruch” lebte. Ihre Tochter wurde zum „unehelichen” Kind gestempelt. Viele schmerzhafte „Nadelstiche” mußte sie erdulden. Monatelang lag die Elende auf ihrem Krankenlager, bis der Rücken große, tiefe Wunden aufwies und sie dem Tode nahe war.

Dieser Zustand dauerte fast zwei Jahre, bis ein Angestellter ihrer Krankenkasse zu ihr kam. Als er von ihrem bedauernswerten Zustand erfuhr, bemühte er sich, daß sie in ein anderes Krankenhaus überführt wurde. Acht Monate lang mußte dort die Kranke auf dem Bauch liegen, bis die großen, tiefen Wunden wieder zugeheilt waren.

Das dritte Beispiel: Dieser Fall ereignete sich in einem anderen Krankenhaus mit katholischen Schwestern. Die Patientin war in ihrer Jugend katholisch und gehörte jetzt zu einer Evangelischen Freien Gemeinde. Aus der katholischen Kirche war sie noch nicht offiziell ausgetreten. Sie wurde in der Augenklinik auf einem Auge am Star operiert. Man behandelte sie wie alle anderen Patienten. Auf ihren Einweisungspapieren stand als Konfession: „Römisch-katholisch.”

Das ging so lange gut, bis die Schwestern sie eines Tages zum Kommunizieren aufforderten. Sie lehnte aber ab. Jetzt war für sie die Hölle los! Die Schwestern merkten, daß sie eine „Abtrünnige” gepflegt hatten. Obwohl sie noch nicht geheilt war und mit einer Pleuritis und infektiöser Augenentzündung, die sie sich im Krankenhaus zugezogen hatte, dalag, drängte man sie durch Verleumdung aus dem Krankenhaus hinaus. In einem evangelischen Krankenhaus fand sie Aufnahme und Heilung.

Wir wollen auf diese Schwestern keinen Stein werfen. Sie sind nicht schuld, daß sie diese Einstellung haben. Das ist katholische Glaubenslehre, „katholische Liebe“, jesuitische „Morallehre”. – Gott sei Dank, es gibt auch noch katholische Ordensschwestern mit einer biblischen, echten Liebe!

Es gab auch in der evangelischen Kirche manche Verirrungen und Fehltritte, wo man zur Selbsthilfe schritt und mit fleischlichen Mitteln kämpfte und bekämpfte. Vom Wort Gottes her hatte sie dazu keinerlei Berechtigung. Zu ihrer Entschuldigung kann man nur anführen, daß solche Handlungen spontan, zeitlich und regional begrenzt waren. Zur Ehre Gottes muß gesagt werden, daß sich die evangelische Kirche bei Fehltritten immer wieder gebeugt hat.

Anders ist es in der Kirche Roms. Da ist der Haß zum Glaubensbekenntnis, zum Programm erhoben worden. Wie Haß und Liebe miteinander harmonieren sollen, ist einem bibelgläubigen Christen fremd.

Wir hören fortwährend von der „großen Liebe” zu den getrennten Brüdern. Neben dieser Liebesbeteuerung steht der Haßgesang der Bulle „In coenia domini” des Dominikanerpapstes Pius V., die noch nicht aufgehoben ist, d. h. die noch bis zum heutigen Tag ihre volle Gültigkeit hat: „Wir stoßen aus und verdammen im Namen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und durch die Vollmacht des Apostels Petrus und Paulus und aus unserer eigenen Machtvollkommenheit alle Hussiten, Wiclifen, Lutheraner, Zwinglianer, Calvinisten, Hugenotten, Wiedertäufer, Trinitarier und alle vom christlichen Glauben Abgefallenen und alle anderen Ketzer, mögen sie wie immer heißen oder einer anderen Sekte angehören, auch alle, welche zu ihnen halten, ihnen Obdach bieten, sie unterstützen, überhaupt sich ihrer annehmen, und ihre Bücher, welche Ketzerei enthalten und von Glaubensdingen handeln, ohne unser und des Heiligen Stuhles Erlaubnis bewußt lesen oder aufbewahren, sie aus irgendeinem Grunde öffentlich oder heimlich drucken, mag ran das auf welche Weise immer tun und irgendeinem Vorwand vorschützen, ebenso alle Schismatiker und diejenigen, welche uns oder den, der eben gerade römischer Papst ist, in hartnäckiger Weise den Gehorsam verweigern.” – Damit sind auch wir alle „herzlich geliebten, getrennten evangelischen Brüder” gemeint.

Hierzu schreibt Walter Schäble: „Auch die 2500 Konzilsväter des Zweiten Vatikanischen Konzils sind nicht von den Bullen und Bekenntnissen Roms abgerückt. Sie mußten vielmehr am 11. Oktober 1962 feierlichst die Beschlüsse des Konzils von Trient (1545-1563) sowie das Unfehlbarkeitsdogma beschwören und bekunden, alle entgegenstehenden Lehren zu verdammen.” – „Liebe” und abgrundtiefer Haß stehen in der Kirche Roms wie Brüder nebeneinander und werden wie benötigt angewandt.

Ich weiß, es gibt in der katholischen Kirche poch Männer und Frauen mit einer bibelgläubigen Einstellung. Diese sind mit den oben erwähnten Handlungen nicht einverstanden. Das sind die einzelnen, die wenigen, die auch zur Herde Christi gehören. Ihnen gilt das Wort: „Glückselig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!”

Voraussehend kann man aber sagen: Es wird die Zeit kommen, daß auch sie sich von der großen Herde Roms werden scheiden müssen. Auch sie werden in die Leidensnacht hineingehen.

Und nun hören wir, was der Apostel Paulus in 2. Korinther 13 von der wahren Jesusliebe zu uns spricht. Ich übertrage absichtlich frei:

„Wenn ich mit prophetischer Zungensprache der Menschen und der göttlichen Sprache der Engel reden könnte und hätte der wahren Liebe Christi nicht, so wäre ich nichts weiter als eis Klang oder Schall, der von einer Glocke oder Zimbel kommt.

Und wenn ich die prophetische Gottesgabe besäße, um in die tiefsten Tiefen der Gottes- und Menschengeheimnisse einzudringen, und wenn ich einen so großen Glauben hätte, daß er Berge aus ihrer Befestigung wegbewegen könnte, wenn ich aber nicht von dei wahren Liebe Jesu entzündet bin, so bin ich nichts weiter als ein elendes, bedauernswertes Geschöpf.

Und wenn ich mein letztes Hemd von meinem Leibe und mein letztes Stück Brot dem Bedürftigen mitteilte, und wenn ich aus freier Entscheidung meinen Leib hingebe, um als Märtyrer verbrannt zu werden, wenn ich es aber nicht aus dem inneren Drang der Liebe für meinen Herrn und Heiland tue, so habe ich davon keinerlei Gewinn für die Ewigkeit.”

Eine von Jesus Christus entzündete Liebe kann den Gegenstand seiner Liebe nicht wählen. Wahre Liebe liebt, weil sie lieben muß! So wie das Licht der Sonne alles verklärt ипд erwärmt, so wird wahre Liebe Licht und Wärme auf alles, was ihr begegnet, ausstrahlen. – Was aus der Quelle Jesu Christi fliegt, ist lauter, klar und unvermischt.

Ganz ähnlich der „katholischen Liebe” ist das Schema der „Religions- und Gewissensfreiheit”. Wir erinnern uns noch gut, wie durch Presse und Funk die Nachricht weitergetragen wurde: „Niemand soll mehr für seine religiösen Überzeugungen auf dem Scheiterhaufen sterben, weder im wörtlichen noch übertragenen Sinn. Die Würde der menschlichen Person ist unantastbar und erstreckt sich auch auf das Gewissen des Menschen. Ob bei Glaubenden oder Irrenden, vor der Freiheit des menschlichen Gewissens müssen Staatsgewalt und Religionen sich beugen. Nur wo durch Fanatismus der Friede unter den Menschen gefährdet oder sittliche Gesetze zerstört werden, sollten der Religionsfreiheit Grenzen gezogen werden.” – Wìe sieht nun die Praxis dieser „Religions- und Gewissensfreiheit” aus?

Am Anfang der zweiten Hälfte des Zweiten Vatikanischen Konzils haben sich die Konzilsväter wieder mit dem Schema der „Religionsfreiheit und des Gewissens“ befaßt. Dieses „heiße Eisen” mußte vom Konzil aus dreierlei Gründen angefaßt werden:

1. Es stand nun fest, daß der Papst vor das Forum der Vereinten Nationen treten wird, um für dem Frieden und die Freiheit der Völker und Nationen einzutreten. Wie will man aber Freiheit für andere fordern, wenn ran selber dort, wo man die Macht hat, unterdrückt und verfolgt? Die katholische Presse schreibt hierzu: „Die Erklärung über die Religionsfreiheit soll dem Papst als Eintrittskarte beim Besuch der Vereinten Nationen dienen.”

2. Die römische Kirche wird ja selbst in den Ländern des Ostblocks unter Druck gesetzt. Eine ganze Reihe von Geistlichen schmachtet in den Gefängnissen oder lebt in Verbannung. Auch hierzu eis Wort der Presse: „Unmißverständlich angeklagt werden alle jene Staaten, in denen die Freiheit des Glaubens zwar auf dem Papier gesichert ist, in der Praxis aber nicht besteht, weil Gläubige oder Andersgläubige bitteren Bedrängnissen ausgesetzt sind.” – Auch dagegen maßte man zuvor etwas Positives bieten, ehe man fordern will.

3. Man möchte die Vergangenheit „ungeschehen” machen und den „getrennten Brüder” den Weg zurück neu bahnen. Auch dazu noch eine Pressestimme: „Die Religionsfreiheit ist in der Tat das ,ungewollte Kind der Glaubensspaltung’. Anfänglich wurden die Ketzer – auf beiden Seiten – verbrannt. Wenn jetzt gerade Kardinal Bea diese Erklärung abgefaßt hat, so deshalb, um den evangelischen Glaubensbrüdern den Wind aus den Segeln zu nehmen, denn viele werfen der katholischen Kirche vor, einer ,doppelten Moral’ zu huldigen.”

Tief beeindruckt waren die Konzilsväter über eine Erklärung des damals in seiner Heimat verfolgten und jetzt in Rom verstorbenen greisen Erzbischofs Beran aus Prag: „So scheint mir die katholische Kirche in meiner Heimat schmerzhaft Sühne für die Vergehen und die Sünden zu leisten, die in der Vergangenheit im Namen der Kirche gegen die Gewissensfreiheit begangen worden sind, wie es der Fall war bei der Verbrennung des Priesters Hus und bei der gewaltsamen Rückführung eines großen Teils des böhmischen Volkes zum katholischen Glauben nach dem Prinzip „cuius regio eius religio” (Wer regiert, bestimmt die Religion). Dieser Aufruf trug mit dazu bei, daß ein Wandel in der Haltung vieler Kоnzilsväter sich vollzog.

Die Gegner der Religions- und Gewissensfreiheit, hauptsächlich aus den Ländern mit katholischer Mehrheit, lehnten das Schema entschieden ab. Sie fürchten, wie sie sagten, daß diese Freiheit mehr Verwirrung als Klärung bringen würde. Sie werde verstanden werden als Freiheit von Religion und Gott, wie es in der Französischen Revolution und im Liberalismus geschehen war. Sie fragten: Wo sind die Grenzen dieser Religionsfreiheit? Öffnet eine solche Erklärung nicht den Hetzrednern der Sektenprediger (sprich: evangelische Prediger!) und den unglücklichem Kulten Tür und Tor? Sie bestritten, daß das Sekretariat für die Einheit der Christen zuständig sei, dieses Thema auszuarbeiten, denn dieses Schema gehe über das Verhältnis dei christlichen Kirchen hinaus.

Das Ergebnis der Abstimmung, beeinflußt durch Erzbischof Berans Erklärung, erbrachte eine überwältigende Mehrheit zur Annahme des Schemas: 1997 Konzilsväter antworteten mit Ja und 224 gaben ihre Neinstimmen ab. Die katholische Presse schrieb hierzu: „Ein Beweis, daß viele ,fortschrittliche’ Kоnzilsväter bereit sind, die Menschenwürde zu achten, indem sie Andersgläubigen die freie Ausübung ihrer Religion zugestehen.”

Als bibelgläubiger Christ hat man bei dieser Auseinandersetzung ein gewisses Unbehagen:

1. Schon der Gedanke, daß „christliche” Kоnzilsväter zusammentreten, um mit Ja- oder Neinstimmen sich für oder gegen ein Schema der Gewissens- und Religionsfreiheit zu entscheiden, ist etwas Unmögliches. So etwas könnte man sich in Moskau, Peking oder Prag vorstellen. Vom Wort Gottes her ist Gewissens- und Religionsfreiheit eine Selbstverständlichkeit. Gott zwingt niemanden. Der wahre Christ kann und darf, nicht mehr und nicht weniger, Zeuge für Christus in einer gewissens- und christuslosen oder auch sehr religiösen „christlichen” Welt sein. Alles andere überläßt er seinem Herrn und Meister, der ihn in den Dienst gerufen und dazu begnadet hat.

2. Wir fragen: Wer gibt denn der Kirche Roms die Macht und das Recht, die Schutzherrschaft über den christlichen Glauben zu übernehmen und die biblisch Gläubigen zu unterdrücken, zu verurteilen und zu verdammen? Diese diabolische Macht hat sie in der Vergangenheit und Gegenwart – dem Wort Gottes zuwider – raubmäßig und brutal an sich gerissen.

3. Es ist den meisten Konzilsvätern weniger darum zu tun, die Freiheit der Verkündigung des Evangeliums an allen Orten und ohne jegliche Einschränkung und Gewissenszwang zu garantieren, sondern die Religionsausübung in „religionsfeindlichen Staaten” sicherzustellen. Es ist hier mehr ein Fordern als ein Gebenwollen.

4. Das Schema über die Religions- und Gewissensfreiheit wurde mehrfach durchgearbeitet, verbessert, revidiert, abgestimmt, wieder revidiert, fast zwei Monate lang, bis alle Konzilsväter, die Befürworter und die Gegner, den Text billigen und unterschreiben konnten. Wir fragen: Ist es nicht wieder ein Wegnehmen mit der anderen Hand, was man mit der einen gibt? Man kann doch nicht gleichzeitig ja und nein sagen!

Das Gebot der Gewissens- und Religionsfreiheit ist von Christus und den Aposteln schon vor fast 2000 Jahren als fester Bestandteil des Christenglaubens und der Christenhoffnung niedergelegt worden. Es richtet sich an alle zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeborenen Christen. Dieses Gebot ist in den Verfolgungszeiten erprobt und für gut befunden und mit dem Blut der Märtyrer besiegelt worden.

Aus dem Grund lehnt die gläubige Christengemeinde die römische „Gewissens- und Religionsfreiheit” aufs entschiedenste ab. Rom hat kein Recht, die biblische Gläubigen zu unterdrücken und zu verfolgen. Und doch wird sich die Gemeinde der Gläubigen auf Leiden von sehen Roms einstellen müssen. Machtzunahme und Unduldsamkeit gehen bei Rom Hand in Hand. Der Herr bewahrt die Seinen nicht vor dem Leiden, sondern im Leiden (Offb. 2,10). Gerade im Leiden will der Herr die Seinen mit besonderen Gnadenmitteilungen segnen und sie mit göttlichen Kraftzuflüssen aus seinem Heiligtum stärken. Das Gebot der Religions- und Gewissensfreiheit wahrer Gotteskinder lautet demnach:

„Glückselig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr“ (Matth. 5,10).

„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind“ (Matth. 5,11).

„Seid niemand nichts schuldig, als daß ihr euch untereinander liebet” (Röm. 13, 8).

„Also bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen” (1. Kor. 13. 13).

Der wahre Christ hat nichts von der Welt zu fordern, sondern er hat der Welt zu geben. Er ist jedermanns Knecht, indem er der Welt mit dem Größten und Besten dient, und ist wiederum der freieste und froheste Mensch, weil er unabhängig von der Meinung der Welt ist. Sein Herr, dem er in Treue dient, hat für ihn die volle Verantwortung übernommen:

„Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib,
laß fahren dahin,
sie haben’s kein Gewinn.
Das Reich muß uns doch bleiben.”

Während man in Rom um die Religions- und Gewissensfreiheit kämpft und ringt – 60 Konzilsväter haben gesprochen -, kommt aus Spanien eine Nachricht: „Der Präsident der Kommission für die Verteidigung des evangelischen Glaubens in Spanien, Francisco Garcia Navarro, nannte die Schließung einer evangelischen Schule in der Provinz Saragossa einen bedauernswerten Rückschlag für die ökumenischen Beziehungen in Spanien. Die Schließung der Schule war von dem spanischen Erziehungsminister Manuel Lora Tamayo verfügt worden, der erklärt hat, die Tätigkeit der Schule verletze das 1953 zwischen dem Vatikan und Spanien geschlossene Konkordat.”

Leider war das Schema der „Religions- und Gewissensfreiheit von vornherein als „Propagandaballon” gedacht. Es war eine Irreführung aller fortschrittlich denkenden Menschen. Die einzelnen Kardinäle, die es noch ehrlich meinten, konnten sich nicht durchsetzen. Rom hat sich wieder eine „Hintertür“ offengelassen. Was auch immer Rom beschließt, ist unklar, ist vermischt, ist zweideutig und hinterhältig.

Nach dem Konzil waren Bestrebungen im Gange, den Protestanten Spaniens dieselben Rechte wie den Katholiken zuzugestehen. Beim Beginn diesbezüglicher Verhandlungen im Herbst 1966 schrieb ich damals folgendes:

„Wie sich das sogenannte ,Protestantenstatut’ für die 30.000 in Spanien in der Zerstreuung lebenden Protestanten auswirken wird, bleibt abzuwarten. Sie sind wie einige kleine Inseln inmitten von 99 Prozent traditionsbewußter Katholiken. Die Verfassung will ihnen das Recht zugestehen, alle Staatsämter, mit Ausnahme des Staatschefs, bekleiden zu dürfen. Ferner sollen sie von der Teilnahme am katholischen Religionsunterricht in der Schule, bei der Armee und in den Strafanstalten befreit werden. Sie sollen ihre eigenen Schulen und Gotteshäuser eröffnen dürfen u. a. m. Eine wichtige Einschränkung soll das Statut enthalten: Proselytenmacherei, d. h. Zeugnis für Christus nach außenhin, Mission, soll verboten sein.

Man könnte sich nur freuen, wenn man den leidgeprüften evangelischen Glaubensgenossen in Spanien dieselben Rechte wie den Katholiken zugestehen würde. Wenn man aber dieses sogenannte ,Protestantenstatut’ mit seinen Einschränkungen genauer betrachtet, so wird man an die ,Religionsfreiheit’ in den totalitären Staaten erinnert: Auch dort ist Religions- und Gewissensfreiheit auf dem Papier garantiert. Könnten wir uns aber in jenen Staaten einen Zeugen Jesu Christi in einer hohen Staatsstellung vorstellen? Wer öffentlich für Christus Zeugnis gibt, wird dort sofort als Staatsfeind Nr. 1 angesehen. Auch dort ist Proselytenmacherei streng verboten.

Die Einschränkung der Proselytenmacherei soll der katholischen Kirche und dem Staatsanwalt in Spanien das gesetzliche Recht geben, die zeugende Gemeinde als Gesetzesübertreter zu brandmarken und sie zu verurteilen. Das wird auch das Los der Gemeinde Jesu Christi im antichristlichen Reich sein.

Jede wahre Gemeinde des Heilands wird aber für ihren Herrn Zeugnis geben müssen. Darum wird auch die evangelische Gemeinde in Spanien, wenn sie wahre Gemeinde sein will, früher oder später mit den Staatsgesetzen in Konflikt kommen. Sie wird ,Kirche unter dem Kreuz’ bleiben. Wird sie aber, wie im Land der Reformation, zu einer Staatskirche werden wollen, mit dem wahren Zeugnis aufhören, mit Rom paktieren, mit der Kirche Roms gemeinsame Akademietagungen, Seminare und gemeinsame Gottesdienste veranstalten, wird sie noch einige Zeit in Ruhe und Frieden hinvegetieren dürfen. Damit hört sie aber auf, Gemeinde Jesu Christi zu sein. Darum gilt es abzuwarten, ob dieses neue Statut wirkliche Freiheit bringt und wie sich die Evangelischen Spaniens dazu stellen werden.”

Nach längeren Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der streng katholischen Richtung, hauptsächlich der Jesuiten, und den gemäßigteren Regierungsvertretern wurde Mitte Mai 1967 dieses sogenannte „Protestantenstatut” im Madrider Parlament endgültig verabschiedet. Es ist für die Evangelischen Spaniens eine große Enttäuschung, weil es für sie nur wenig fühlbare Erleichterungen bringt. Durch dieses Gesetz können sogar die freien Zugeständnisse von früher nicht mehr wirksam sein. Im ersten Artikel des Gesetzes wird wohl grundsätzlich „Religionsfreiheit” gewährt, dagegen wird in den anderen Bestimmungen diese gegebene Freiheit wieder eingeschränkt oder aufgehoben. So z. B. werden die evangelischen Glaubensgemeinschaften nicht als Kirchen, sondern nur als „Vereinigungen” anerkannt, das heißt, sie sind Vereine, die an das staatliche Vereinsrecht gebunden sind. Die traurige Wirklichkeit heißt demnach: Die Evangelischen Spaniens sind ein Verein in einer katholischen Diktatur, wo einzig und allein die „alleinseligmachende Kirche Roms“ anerkannt ist. Als staatlich genehmigter Verein sind die Evangelischen verpflichtet, ihre Mitgliederlisten und die Finanzen der katholisch-staatlichen Behörde offenzulegen und um Anerkennung nachzusuchen. Auch die evangelischen Pfarrer und Prediger sind in ihren Rechten den katholischen Geistlichen gegenüber stark eingeschränkt. Im Unterschied zu den katholischen Geistlichen werden sie gezwungen, Militärdienst abzuleisten. Nach dem neuen Recht können die evangelischen Soldaten, und damit auch die Pfarrer, künftig wieder zur römisch-katholischen Messe kommandiert werden u. a. m. Von einem echten Entgegenkommen und einer aufrichtigen Religions- und Gewissensfreiheit ist in diesem Statut keine Spur. Es herrscht auch hier der Geist der römisch-katholischen „Liebe” und der Geist der römischen „Religions- und Gewissensfreiheit.

Die spanische evangelische Kirche hat im Namen aller Protestanten Spaniens dem spanischen Justizministerium ihre Antwort auf dieses neue Protestantenstatut in einem Protestschreiben bereits mitgeteilt: Die evangelische Kirche Spaniens will lieber in der Illegalität mit all ihren Konsequenzen weiter bleiben, als sich in ein von evangelisch-feindlichen Staatsorganen kontrollierbares Vereinsregister eintragen zu lassen. Sie will kompromißlos den ihr von Gott gewiesenen Weg weitergehen. – Dieses Protestantenstatut wird viel Herzeleid über die Gemeinde Jesu in Spanien bringen. Eine evangelische Kirche in Bilbao wurde bereits geschlossen.

 

VII. Das Papsttum – seine Entstehung und seine Machtentfaltung in der Welt

Es sei mir ein Wort über die Geschichte der Päpste erlaubt. In der langen Reihe der Papstgeschichte finden wir einige Männer, die sich die Mühe gaben, ihr Leben vor Gott zu führen. Im großen ganzen ist aber die Geschichte des Papsttums der Vorreformationszeit eine nicht gerade rühmliche Angelegenheit. Es ist eine überaus traurige, unsaubere Sache, so daß man besser darüber schweigt. Die Reformation hatte auch noch das Gute, daß sie das Papsttum, was Sauberkeit und Moral betrifft, „reformiert” hat.

Der vorletzte Papst Johannes XXIII. wird oft als „evangelischer“ Papst bezeichnet. Hierzu muß man sagen, daß dieser Papst im tiefsten Grunde seines Herzens ein Feind aller Evangelischen war. In seinem geistlichen Tagebuch als Nuntius lehnt er alle nichtkatholischen Christen aufs schärfste ab.

Johannes XXIII. hat eine große Zeitenwende in der Kirchengeschichte eingeleitet: Er war der Papst, der die „getrennten Brüder“ einlud, in den Schoß der „alleinseligmachenden Kirche” zurückzukehren. Zu diesem Vorhaben hat er das Zweite Vatikanische Konzil einberufen. Die Evangelische Kirche Deutschlands hat dazu, zum erstenmal seit Luther, ihre Bereitschaft bekundet und ihre Mitarbeit zugesagt. Die ersten diesbezüglichen Kontaktgespräche haben zwischen den Vertretern beider Kirchen bereits begonnen.

Obwohl das Papsttum erst im 5. und 6. Jahrhundert entstanden ist, hat man an die Spitze aller Päpste als ersten Petrus und dann die Märtyrer der ersten Jahrhunderte gestellt. Wir fragen: Ist es nicht eine Geschichtsfälschung und eine Beleidigung Gottes, den treuen Jünger und Blutzeugen Jesu Christi als „ersten Papst” hinzustellen? Petrus selber würde sagen: Gott bewahre! Ich will mit diesem Geist nichts zu schaffen haben! Man studiere einmal das Leben des Petrus und die Petrusbriefe und vergleiche sie mit dem Papsttum! Man wird zugeben müssen, daß zwischen beiden keinerlei Berührungspunkte vorhanden sind. Petrus und Papsttum sind zwei verschiedene Welten. Es sind zwei ganz verschiedene Geister.

Über die Päpste des Mittelalters hat Gregorovius, der Historiker des mittelalterlichen Roms, folgendes gesagt: „Was sie aussprachen, war Weltgesetz. Auf ganze Völker legten sie mit ihrem Worte Verzweiflung und Todesstille. Sie breiteten über die Länder die Öde eines Friedhofs aus. Sie konnten Krieg und Frieden verkünden, Reiche stiften und zerstören… Ihr Alter hinderte sie nicht daran, daß sie, schwach und wehrlos wie sie waren, kriegerische Fürsten unterwarfen, sie absetzten und entthronten, daß sie Königen befahlen, barfuß im Kleide des armen Sünders vor der Tür zu stehen, wenn sie zürnten, und wenn sie freundlich waren, ihnen erlaubten, sie beim Mahle zu bedienen und den Steigbügel des Zelters (des Pferdes) zu halten … Dem menschlichen Denken befahlen sie Stillstand … Sie waren die Herren des Gemüts der Welt … Sie hatten Gewalt auch über die Zeit .. . Woher entsprang denn diese rätselhafte Gewalt eines schwachen und sterblichen Menschen, welche in der Geschichte nie zuvor erschienen war noch je wieder erscheinen wird?”

Gregorovius hat das Papsttum geschichtlich erforscht und kam zu diesem so traurigen Ergebnis. Wir fragen: Hat sich seither im Papsttum etwas gewandelt? Wer das Papsttum kennt, wird zugeben müssen, daß sich im Laufe der Zeit im wesentlichen nichts geändert hat. Nur die Reformation brachte für ein paar Jahrhunderte einen neuen Geistesfrühling für das Völkerleben. Neues geistliches Leben wurde geboren. Werke der diakonischen Liebe entstanden. Die Boten Jesu zogen in die Heidenwelt, um die Frohe Botschaft denen zu bringen, die in der „Nacht der Sünde und im Schatten des Todes” saßen: „Es war kein Preis zu teuer und war kein Weg zu schwer, hineinzustreun das Feuer, ins weite Völkermeer.” Diese Zeit geht jetzt ihrem Ende entgegen: „Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann!” Es geht wieder in dem geistlichen Winter hinein.

Wir müssen es erleben, wie das Papsttum nach Weltmacht, nach Weltanerkennung strebt. Die Befehle des Papstes sollen Weltgeltung erlangen, sollen wieder zur Norm werden. Das große Endziel des Papsttums ist, eine einheitliche, mächtige, religiös-politische Weltkirche zu schaffen, mit ihm, dem „Unfehlbaren”, an der Spitze.

Es ist hier nicht der Ort, sich mit den Worten Jesu, auf die sich das Papsttum beruft, breit auseinanderzusetzen. Kurz möchte ich nur auf folgendes hinweisen: Wer die Schrift kennt, weiß, daß das Leben des Petrus anders verlaufen ist als das der anderen Jünger. Ich sehe das Leben des Petrus in Verbindung mit Jesus in sechs Abschnitten ablaufen:

1. Abschnitt: Seine Berufung. Zweimal hat der Herr dem Petrus die Zusage gegeben, daß er ihn zum Bau seines Reiches gebrauchen will: Das erstemal am See Genezareth, als er ihn und seinen Bruder Andreas von den Netzen wegrief, um sie zu „Menschenfischern” zu machen. Das andere Mal bei dem großen Fischzug, als Petrus in der Erkenntnis seiner Unwürdigkeit vor des Meisters Füßen niedersinkt. Dort sagt ihm Jesus: „Fürchte dich nicht, Simon, denn von nun an wirst du Menschen fangen!” (Luk. 5,10).

2. Abschnitt: Petrus hat sich ganz zum Heiland bekannt (Matth. 16,16), deshalb bekennt sich auch Jesus zu ihm. Er überträgt ihm das Apostelamt und will ihn mit besonderen Vollmachten ausrüsten. Mit der neuen Bevollmächtigungen bekommt er auch einen neuen Namen: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben, und alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein“ (Matth 16,18-19). – Langenberg übersetzt den ersten Teil der Zusage des Herrn: „Du bist Petrus (petros = der zum Felsen Gehörende}, und auf diesen Felsen (petra = Christus) will ich meine Gemeinde bauen!”

3. Abschnitt: Des Petrus Fall. – Die Sünde eines Menschen hat nicht erst da begonnen, wo sie zum Vorschein kommt. Verborgen im Herzen hat sie als schleichendes Gift schon viel früher ihren Anfang genommen. Eines Tages wird sie als scheußliche Übertretung ins Licht gerückt. – Bei Petrus waren es die Selbstüberschätzung, der Richtgeist, das ungezügelte Temperament, die ihn zu Fall brachten. Seine Messiasvorstellung blieb, trotz der Belehrung des Meisters, unklar, nicht schriftgemäß. Deshalb war auch seine Königreichserwartung spekulativ-menschlich. Sein Denken blieb ichbezogen. Sein Messiasprogramm, sein Messiaskurs war bei ihm schon längst festgelegt. Von einem Leidens- bzw. Kreuzesweg will er nichts wissen, weil dieser nicht in sein Programm hineinpaßt: „Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an und sprach: Herr, schone dein, das widerfahre dir nur nicht” (Matth. 16, 22). – Das „proslambano = Beiseitenehmen” und das „epitiman = Anfahren, Tadeln, Schelten, Bestimmen” kommen nicht aus dem Herzen des Erbarmens und Mitleids, sondern aus egoistischen Trieben. Dadurch steht er unbewußt mit Satan im Bunde.

Bei diesem Auftritt hebt der Herr die besonderen Bevollmächtigungen, die er ihm gab, wieder auf. Mit ganzem Ernst muß der Herr dem Petrus sagen: Du bist jetzt nicht ein „zum Felsen Gehörender”, sondern du bist ein „Satanshöriger”! Jesus stößt ihn direkt von sich, als er ihm zuruft: „Hebe dich, Satan, von mir! Du bist mir ärgerlich. Du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist” (Matth. 16, 23).

Durch seine Selbstüberschätzung wird er auch zum Richter über seine Mitjünger. – Selbstüberschätzung und Richtgeist treten immer zusammen auf. Eins zeugt das andere. – Petrus ist blind für sich selbst: „Wenn sich auch alle an dir ärgern, ich aber niemals!” Damit behauptet er: Alle anderen sind dazu fähig, nur er allein nicht. Veranlaßt durch diese traurige Behauptung, weist ihn der Herr jetzt auf seinen tiefen Fall hin. Doch Petrus ist der Űberzeugung, sich selber besser zu kennen, als ihn Jesus kennt, darum fällt er seinem Meister ins Wort: „Und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich dich doch nicht verleugnen” (Matth.26, 32-35).

4. Abschnitt: Diese durch das Versagen des Petrus wieder abgenommene Bevollmächtigung gibt der Herr jetzt mit denselben Worten seiner ganzen Gemeinde: „Wahrlich, ich sage euch, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein” (Matth.18,18).

5. Abschnitt: Hier werden die geheimen, unbewußten Sünden des Petrus ins Licht gestellt. Der Herr muß dann und wann seine Gnadenhände von einem Menschen zurückziehen, damit er seinen wahren inneren Zustand erkennt. Auch ein Petrus mußte, um innerlich zurechtgebracht zu werden, seinen wahren Zustand im Lichte Jesu erkennen. – Korrektur ist nicht Gericht, sondern Gnade. Petrus wäre, gleichwie Judas, ins Bodenlose gestürzt, wenn die Hände seines Herrn ihn nicht gehalten hätten. Er darf nicht tiefer fallen, als in die Gnadenhände seines Heilands. Durch den Gnadenblick seines treuen Herrn werden in ihm echte Reue und Buße geweckt: „Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich” (Matth. 26,75). Als demütig Wartender steht er jetzt draußen, bis ihn sein Herr wieder hereinholt.

6. Abschnitt: Dieser spricht von der vergebenden, allumfassenden Gnade. Am Ostermorgen ist der Herr dem bekümmerten Petrus zuerst erschienen. Am See Genezareth wird er vom auferstandenen Herrn einer Herzensprüfung unterzogen. Dabei legt der Herr noch dreimal – entsprechend seiner dreimaligen Verleugnung – seinen Finger auf die wunde Herzensstelle: „Simon Jona, hast du mich lieber, denn mich diese haben? Simon Jona, hast du mich lieb, hast du mich lieb?” (Joh. 21,15-17). Nach bestandener Prüfung wird er mit dem alten Namen Simon, Jonas Sohn, wieder in die Jüngerschar aufgenommen. Das Ende ist wieder an den Anfang zurückgekehrt: „Der Herr sprach zu Simon: Von nun an wirst du Menschen fangen.” – „Spricht Jesus zum drittenmal zu ihm: Simon Jona, weide meine Schafe!” Das ist die letzte Anrede hier auf Erden, die der auferstandene Herr an Petrus gerichtet hat. Wie die anderen Jünger darf auch er jetzt Zeuge seines auferstandenen Herrn und Heilands sein. Sein künftiger Weg ist der seines Meisters: „Ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst” (Joh. 21,18.19). Sein weiterer Lebensweg wird jetzt vom vergebenden Gnadenlicht Jesu überstrahlt (1.Petr.3,13).

Wie wir auch die Worte des Herrn an Petrus auslegen, eins aber müssen wir alle, wenn wir ehrlich sein wollen, zugeben: Nirgends wird in den Evangelien von einer „alleinseligmachenden Kirche” oder von Christus und seinem „Stellvertreter”, oder von einem „unfehlbaren Papst”, der der „Nachfolger des Petrus” sein soll, oder von einem „Statthalter Christi auf Erden” gesprochen. Das machthungrige Papsttum hat sich erst im Laufe der Jahrhunderte zu dieser verweltlichten Mischkirche entwickelt.

Was uns auch das letzte Konzil bringen mag, eins weiß jeder gläubige Christ: Die Gegenreformation hat nicht aufgehört, wie manche evangelische Kirchenvertreter das so gleichgültig aussprechen, sondern sie hat in den letzten Jahren erst richtig begonnen. Die Lage ist viel gefährlicher geworden! Nur der im Wort Gottes Gegründete kann den getarnten Feind erkennen. Ihm ist auch jetzt der große Einbruch gelungen. Durch Roms Mitarbeit im Weltkirchenrat sind ihm neue, große Möglichkeiten der Gegenreformation sozusagen als „Blankoscheck” übergeben wordеn. Gleichzeitig bekam Rom auch „grünes Licht” zur Verwirklichung seiner im Plan schon fertigen „Weltkirche” unter der Führung des Papstes.

Es wurde berichtet: „Genf, den 18. Februar 1965. Kardinal August Bea, der Leiter des Vatikanischen Sekretariats für die Einheit der Christen, überbrachte das offizielle ,Ja’ der römisch-katholischen Kirche von dem vom Weltkirchenrat ausgegangenen Vorschlag, einen gemeinsamen Ausschuß zu bilden. Es wird die Möglichkeit des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen der römisch-katholischen und den im Weltkirchenrat vereinten anderen christlichen Kirchen geprüft.” – Die Weltkirchenkonferenz 1968 in Uppsala (Schweden) hat uns auch diesbezüglich manchen Aufschluß gebracht.

Nun hat sich die römisch-katholische Kirche und die andere Kirchen in Genf „im Bewußtsein ihrer gemeinsamen Grundlagen zur brüderlichen und christlichen Zusammenarbeit” gefunden. Das wurde als ein „Ereignis von historischer Bedeutung” angesehen. – Sind wir vielleicht der „Nacht, da niemand wirken kann”, schon näher, als wir es für wahrhaben wollen?

Der vom ökumenischen Rat der Kirchen und der röm.-kath. Kirche gebildete gemeinsame Arbeitsausschuß hielt seine erste Tagung vom 22. bis 24. Mai 1965 im Ökumenischen Institut Bossey bei Genf ab. Dr. Vissert’ Hooft und Bischof Willebrands (kath.) wurden zu Vorsitzenden gewählt. Hoofts Nachfolger ist der Amerikaner Eugen Carson Blake (Presbyt. Kirche). Vissert’ Hooft wurde zum Berater Blakes bestimmt. – Inzwischen haben Vissert’ Hooft und Kardinal Bea den „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels” erhalten, weil sie sich „um die Annäherung beider Konfessionen große Verdienste erworben haben”.

Offiziell ist Rom in die Ökumene noch nicht aufgenommen. Seine ökumenische Zusammenarbeit trägt bereits Früchte. Kardinal Bea konnte die ersten Pluspunkte für Rom buchen: Die „Evangelische Buchhandlung” soll verschwinden. An ihre Stelle soll die vereinigte „Christliche Buchhandlung” treten. Ich gebe hierzu den wörtlichen Bericht des „Der Gärtner” wieder:

In der Überschrift wird der Gärtnerleser gefragt: „Soll der Papst neben Martin Luther stehen …?”
„Die Vereinigung evangelischer und katholischer Buchhändler in der Bundesrepublik möchte in Zukunft gelegentlich gemeinsame Hauptversammlungen abhalten. Diese Absicht bekundeten Mitglieder beider Verbände auf dem IX. Arnoldshainer Buchhändlerseminar, das in diesem Jahr erstmals auf interkonfessioneller Ebene stattfand. Es ist ferner geplant, die Buchhändler beider Bekenntnisse auch in örtlichen Bereichen zusammenzuführen und weitere gemeinsame Freizeiten, in erster Linie für den Sortimenternachwuchs, zu veranstalten. Zur Zeit arbeitet ein vor Jahresfrist gebildeter interkonfessioneller Ausschuß einen Bücheranzeiger mit ökumenischen Titeln. Ob sich die evangelischen und katholischen Verleger künftig zu gemeinsamen Werbungen zur Förderung des christlichen Buches zusammenfinden sollen, wurde in Arnoldshain wenigstens als Möglichkeit erwogen. Beobachter bezeichnen das Treffen als in seinen weiterführenden Anregungen stark vos katholischer Seite geprägt.

So trat der Freiburger Verleger Dr. Hermann Herder ein für einen christlichen, von evangelisch-katholischer Zusammenarbeit geprägten Buchhandel. Ebenso notwendig sei heute, daß die konfessionellen Buchhandlungen sich des Buches in seiner Gesamtheit annähmen – und nicht ausschließlich der Werke mit christlichem Inhalt. Die Amtskirche, bat Herder, solle diese Sortimente als ,Partner in der Verkündigung’ ansehen.

Gleichfalls ein Vertreter des Herder-Verlages, Dr. Ludwig Muth, setzte sich ein für eine inter-konfessionelle Zusammenarbeit auch in den Fragen der Ausbildung. Weiter empfahl er einen Austausch der Werbemittel für die Schaufenster der Sortimente. ,Warum eigentlich soll in der Auslage der Papst nicht neben Martin Luther stehen?’

Von evangelischer Seite blies man in dasselbe Horn. ,Die Zeit der öffentlichen Zwiegespräche und Verbeugung der Konfessionen voreinander ist vorbei. Jetzt kommt die harte Arbeit’, erklärte der hessen-nassauische Kirchenpräsident und Vorsitzende des Evangelischen Bundes, Prof. D. Wolfgang Sucker, Darmstadt (gest. Dez. 1968). Im Verlauf seiner Bestandsaufnahme der interkonfessionellen Annäherung wandte sich Prof. Sucker entschieden gegen den gebräuchlich gewordenen Ausdruck ,Auseinandersetzung’ zwischen den Bekenntnissen. Nicht der kämpferische Disput, sondern ,Partnerschaft und Bruderschaft’ könnten die Christen auf den Weg zur Einheit voranführen.”

Dieser erstrebte Zusammenschluß der Buchhandlungen wurde heute schon stark vorangetrieben. Im Juni 1968 fand in Heilbronn die erste Sitzung dei ökumenischen Vereinigung der evangelischen und katholischen Buchhändler statt, die vier Tage dauerte. Buchhändler auch aus Österreich, Italien, Holland und der Schweiz nahmen daran teil. Auf dieser Tagung wurde beschlossen, daß die Buchhandlungen ihre bisherigen konfessionellen Bindungen aufgeben und zu „Stätten des Dialogs”, d. h. zu ökumenischen „Christlichen Buchhandlungen” werden sollen.

Man kann hier schon die Endentwicklung der sogenannten „Christlichen Buchhandlung“ klar sehen: Einige Zeit wird man in der ehemaligen „Evangelischen Buchhandlung“ den „Papst noch neben Luther“ stehen sehen. Ob man in der „Katholischen Buchhandlung” Luther neben dem Papst finden wird, ist mehr als fraglich. Nicht einmal seine Bibelübersetzung wird man dort dulden. Nach und nach wird Luther aus der vereinigten „Christlichen Buchhandlung” schwinden, und der Papst wird dort allein zu finden sein. – Es ist unwahrscheinlich, daß es Luther wie der Jungfrau von Orleans ergehen wird: 1431 wurde sie als „Ketzer“ verbrannt und 1920 „heilig” gesprochen. Anläßlich der 550. Jahrfeier „der Verbrennung von Hus in Konstanz haben sich allerdings namhafte katholische Theologen für eine „Urteilsrevision“ des böhmischen Reformators ausgesprochen, darunter auch der Schweizer Jesuitenpater Mario von Galli.

Auch für die „Ehrenrettung” D. Martin Luthers und für die Aufhebung des gegen ihn ausgesprochenen päpstlichen Bannes haben sich namhafte deutsche und holländische katholische Theologen eingesetzt, u. a. der Bonner Prälat Professor Dr. Hubert Jedin. Sie betonen einseitig das „Gemeinsame”, das sie mit Luther haben. Der Zweck dieses Einsatzes ist: „Damit sich die seit vier Jahrhunderten getrennten Wege beider Konfessionen wieder nähern.” – Hierauf bezüglich hat der Papst im Juli 1971mit einem Nein geantwortet. Seine Begründung ist, wie immer, zwiespältig.

Um evangelische und katholische Theologiestudenten einander näherzubringen, veranstaltet man gemeinsame Studententagungen. Auf dem Studententag vom 4.-10. Oktober 1965 in Göttingen wurde angeregt, auch künftig gemeinsame Vorlesungen und Seminare zu halten. Begründet wurde dieser Vorschlag, daß die wissenschaftliche Arbeit auch in der Theologie sich immer mehr aufgliedere in Fachgebiete. Dabei seien die Studenten beider Konfessionen gezwungen, die Forschungen der Lehrer beider Konfessionen zu vergleichen. Diese gemeinsamen Vorlesungen und Seminare sollten nicht, wie bisher, nur gelegentlich geübt, sondern zu einer festen Ordnung werden.

Auch das ist eine weitere Frucht des ökumenischen Zusammenschlusses mit Rom. Man kann jetzt schon voraussagen, daß diese Zusammenarbeit zu jener Gleichschaltung führen wird, wie wir sie in dem totalitären Systemen immer wieder erleben mußten. Da kann uns auch keine Versicherung Vissert’ Hoofts, die er auf der Tagung landeskirchlicher Referenten für ökumenische Fragen vom 25. – 28. Oktober 1965 in Genf gab, hinwegtäuschen: „Die da meinen, die ökumenische Bewegung helfe uns nur auf den Weg nach Rom, sehen die Dinge gewiß falsch. Daran zu denken, irgendwelche Einigungsgespräche zu diesem Zeiłpunkt zu führen, sei einfach unmöglich.” Hierzu muß man sagen: Wer mit Rom paktiert oder zusammenarbeitet, ganz gleich auf welchem Gebiet es sein mag, der wird immer der Unterlegene sein, der ist bereits Sklave Roms geworden.

Auch das „rote” Sachsen fängt an, dank dem Ökumenismus, „schwarz” zu werden. Gemeinsame Gottesdienste, zu denen die römisch-katholische und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Wiederitzsch bei Leipzig einladen, sind bereits zur Regel geworden. Die Pfarrer beider Gemeinden teilen sich die Predigt. Die Lieder werden so gewählt, daß sie in den Liederbüchern beider Gemeinden enthalten sind. Diese Gottesdienste werden von beiden Konfessionen rege besucht. – In der DDR gibt es z.Z. 1,6 Millionen römische Katholiken.

Ein Einzelfall? Geheime Mächte werden künftig in diese Richtung hin weiterwirken. Voraussehend wird man wohl sagen können, daß die Ostgebiete in Zukunft Missionsgebiet Roms werden. Der Kommunismus leistet hierzu die Vorarbeit. Wir werden der Wiedervereinigung erst dann näher kommen, wenn in der Wiege der Reformation der Protestantismus zerschlagen und Mitteldeutschland reif für Rom sein wird. –

Israel erwartete vom Papst die Wiederherstellung seiner geschändeten Ehre, die Rehabilitierung vom „Gottesmord”. Und nun ist Israel vom Konzil vom „Gottesmord” freigesprochen worden !

Hierzu muß man mit allem Nachdruck sagen: Weder der Papst noch ein Konzil haben das Recht noch die Macht, zu verdammen oder freizusprechen. Das steht allein der höchsten Autorität, dem Herrn aller Herren, dem König aller Könige und dem Richter aller Richter, zu. Israel ist und bleibt so lange im „Galuth” (Exil, Verbannung), wie es Gott gefällt. Der „Galuth” Israels ist nicht nur äußeres Schicksal, sondern auch innerer Zustand. Jeder Israeli, ob in der Zerstreuung oder im Land dei Väter, trägt den „Galuth” tief in seinem Herzen. Er begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Er geht abends mit ihm schlafen und steht morgens mit ihm auf.

Zur festgesetzten Gottesstunde – nicht eine Minute länger – kommt der Freispruch und die Befreiung vom „Gottesmord”. Der Prophet Sacharja (um 520 v. Chr.) sieht das herrliche Ereignis in seiner Prophetie, wenn er spricht: „So spricht Jahve: Aber über das Haus Davids und über die Bewohner Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und den Geist der Beugung – und werden auf mich (auf Jahve!) blicken, den sie (Jahve) durchbohrt haben, und werden um ihn eine Trauerklage halten, wie man einen einzigen Sohn betrauert, und leidtragen, wie man um einen erstgeborenen Sohn leidträgt” (Sach. 12,10). Das ist ewiggültiges Gotteswort! Israel hat mit der Verurteilung Jesu Christi Gott selber verurteilt und hat mit seiner Kreuzigung Gott selber getroffen. Das ist Schicksal und Tragik des Volkes Gottes, die eine fast zweitausend Jahre lange Verbannung ausgelöst haben. Daran ändert weder Papst noch Konzil etwas!

Auch der Apostel Paulus sieht das Morgenrot eines neuen anbrechenden Tages für Israel, wenn er spricht: „Denn wenn ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anders sein als Leben aus den Toten?” (Röm. 11,15.)

Israels Schicksal ist ein Geheimnis. Daß Israel im Endgeschehen eine Rolle spielen wird, sagt seine Prophetie. Es ist bereits im eschatologischen Ablauf dieses Zeitalters mit eingeschaltet und wird – vielleicht auch in Verbindung mit Rom – immer mehr daran teilnehmen müssen.

Wir haben vor etwa drei Jahrzehnten den Nationalsozialismus mit seinen furchtbaren Auswirkungen erlebt. Mir klingen heute noch die Worte vom „positiven Christentum”, vom „Allmächtigen“ und vom „gottgesandten Führer” in den Ohren. Die Masse des Volkes in Deutschland war einem suggestiven Rausch verfallen. Auch viele Christen sind vom Strome mitgerissen worden. Als Missionar unter Israel bekam ich diesen Umschwung in besonderer Weise zu spüren. Im Jahre 1945 gab es für unser Volk ein böses Erwachen !

Was in Deutschland nach 1933 geschah, ist ein aufgehobener Finger Gottes. Es ist ein Warnruf an alle Gläubigen, die damals so leichtgläubig und gedankenlos in das andere Lager hinüberwechselten. Ebenso ist dieses furchtbare Geschehen der Vergangenheit auch ein Ruf Gottes an unsere gläubige Jugend, die Geister zu prüfen. Der zweite Betrug wird ärger sein, als der erste war! Jetzt kommt er in einem ganz fromm getarnten Gewand! Darum lassen wir uns warnen!

 

VIII. Die Lehre der römischen Kirche und die Lehre der Heiligen Schrift

Zu diesem neuen Abschnitt sei ein Wort von Kardinal Bea vorausgeschickt: „Viele irren noch von der katholischen Wahrheit und wollen dem Hauch der göttlichen Gnade nicht nachgeben, weil nicht nur sie, sondern auch die Gläubigen Gott nicht eifrig genug darum bitten.”
Nach all dem, was gesagt wurde, könnte man mir antworten, daß ich in meinen Ausführungen zu einseitig, zu radikal, zu kompromißlos bin. Ich glaube, in bezug auf das biblische Wahrheitszeugnis nicht entschieden genug sein zu können. Kann und darf Wahrheit zweiseitig sein? Dürfen wir auf Kosten der biblischen Wahrheit zu Kompromissen bereit sein? Wir wollen allein Gott die Ehre geben und unvoreingenommen uns drei Fragen vorlegen:
1. Ist katholische Wahrheit, von der Bea oben spricht, auch biblische Wahrheit?
2. Was verbindet die bibelgläubige Gemeinde mit dem Papsttum?
3. Was trennt sie von der alleinseligmachenden Kirche Roms?
Von der Schrift her ist es unmöglich, Verbindungslinien mit der heutigen römischen Kirche zu finden. Wenn zwei Menschen zwei verschiedene Ziele haben, dann entfernen sie sich voneinander immer mehr, je näher sie ihrem Ziel kommen. Roms Ziel ist ein ganz anderes als das biblische Ziel der wahren Gemeinde Jesu Christi.

Was trennt uns von Rom ?

1. Die Kirche

Können wir als bibelgläubige Christen ein Ja zu der „alleinseligmachenden” Kirche Roms haben? Der Begriff Kirche bedeutet in der katholischen Glaubenslehre etwas ganz anderes als die neutestamentliche „Ekklesia”.
Im neutestamentlichen Sinn ist Kirche oder Gemeinde Jesu Christi die aus der Welt herausgerufene und auf Jesus Christus gegründete Schar. Nach dem Evangelium Johannes (17,19) ist sie die ihm vom Vater gegebene Jüngerschaft. Er hat sie mit seinem Blut erkauft und ist ihr Baumeister, Träger und Erhalter. Christus ist der Herr der Seinen! Er bereitet sie zu, um sie dem Vater darzustellen „herrlich, daß sie nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, daß sie heilig und unsträflich sei” (Eph. 5,27).

Gemeinde Jesu Christi ist nicht durch menschliche Macht oder Weisheit zusammengeführt, sondern erwachsen aus dem einen göttlichen Samen (Matth. 13,24). Die Bedeutung für ihre Um¬gebung ist durch das Gleichnis vom Leuchter oder Lichtträger veranschaulicht (Offb. 2,1). Eingegliedert in diese Gemeinde der Gläubigen wird man durch die „metanoia”, durch die Buße, durch die Sinnesänderung, durch das Umdenken. Oder durch die „teschubah”, durchs Umkehren, daß man die entgegengesetzte Richtung einschlägt. Das ist Werk des Heiligen Geistes an einem Menschen, der seine Schuld vor Gott erkennt, zugibt und bereut (1. Joh. 1,9). Durch den Glauben an seinen Herrn empfängt er in der Bekehrung das Zeugnis des Heiligen Geistes, daß er in Gnaden angenommen ist. Durch die Wiedergeburt ist er ein neuer Mensch in Christus Jesus geworden.
Die „Ekklesia“ ist zeugende Gemeinde, darum wird sie in dieser Welt immer in Erscheinung treten. Sie wird durch ihr Zeugnis von Jesus Christus Fernstehende zu sich einladen.

In katholischer Sicht ist, nach „Osservatore Romano”, „die Kirche Christi die von Christus begründete und mit Heilsmitteln versehene sichtbare Heilsgemeinschaft. Sie ist das heilige Zeichen der universalen und heilbringenden Einheit.
Sie ist der mystische Leib Christi, unter welchem Bilde wir ihr inneres Leben und die Verbundenheit der Glieder unter Christus als dem Haupt verstehen. – Zum Aufbau dieses Leibes hat Christus die verschiedenen Dienste verfügt.
Die Kirche Christi wird in ihrer irdischen Gestalt gezeigt als pilgernde Kirche. Als solche ist sie die eine, unter der Leitung des Papstes und der mit ihm verbundenen Bischöfe.”

2. Die Taufe

Und wie kommt man zu dieser Kirche? Der „Osservatore Romano“ sagt hierzu:
„Die gültig gespendete Taufe führt in ihrem Wesen bereits in die Kirche und gliedert ein in den ,mystischen Leib Christi’. Mit der Taufe strömt das göttliche Leben in die Seele, der neue Mensch entsteht, werden zahlreiche Neigungen eingegossen, die zu den Akten des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und anderen Heilsakten disponieren, bereiten. Auch wenn jemand nach Empfang der Taufe sich freiwillig von der katholischen Kirche trennt, bleibt er kraft des Sakraments auf die Kirche hingeordnet und ihr zugeneigt, so daß er – ob bewußt oder nicht – eine zumindest eiпschlußweise Sehnsucht, ihr zuzugehören, bewahrt.”

Hierzu muß man sagen: Ein großer Teil der Massenmörder vergangener Zeit, Hitler, Goebbels, Kaltenbrunner, Himmler und Genossen, die Verbrecher heutiger Tage in Zuchthäusern und Gefängnissen, sie haben meistens eine „gültig gespendete Taufe” empfangen. Sie alle bleiben kraft des Sakramentes zum „mystischen Leib Christi“ hingeordnet. Profaner geht es nicht mehr! Fürwahr, die Kirche Roms hat dadurch wie keine andere Kirche die besten Aussichten, Massen- bzw. Weltkirche zu werden! – Roms letztes Ziel ist: „der Zusammenschluß aller Getauften”

3. Die Buße

Wahres Sündenbewußtsein nach Römer 7, 4: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?” ist bei den sogenannten „guten Katholiken“ kaum zu finden. Sünde, ihrem Wesen nach, ist im Katholizismus ziemlich fremd. Darum kann auch keine wahre Виßе aufkommen. Katholische Buße ist „Büßung” einzelner Űbertretungen, besonders der kirchlichen Vorschriften.
Diese Bußübungen können verschiedener Art sein. So hat z. B. der Freiburger Erzbischof Schäufele in der Fastnachtszeit 1965 zu „Buße durch Verzicht” aufgerufen. Die Katholiken, die zum Bistum Freiburg gehören, sollten in dieser Fastnachtszeit auf Alkohol, Nikotin und Genußmittel verzichten. Dafür aber für das „Misereor” und die „Caritas” spenden.
Man kann Buße tun durch Verzicht und Geldspenden. Man „büßt”, wenn man seinem Leib durch allerlei Weise weh tut, so zum Beispiel durch Entziehung von Nahrung und Schlaf, seinen Leib kasteit, Erbsen oder Steinchen in die Schuhe legt und darauf geht, seinen Körper verwundet usw. – Eine beliebte „Bußübung” der Priester Polens bei sogenannten „kleinen Übertretungen” war, zwanzig und noch mehr „Vaterunser“ und dreißig und noch mehr „Ave Maria” beten zu lassen.
Woher diese Praktiken stammen, wissen wir. Schon die Baalspriester zu Elias Zeit ritzten ihre Leiber mit Pfriemen, um sich Gehör bei ihren Götzen zu verschaffen (1. Kön. 18,28).

4. Christus oder Maria?

Rom hat auch keinen biblischen Christus. Man spricht wohl viel von ihm und über ihn, aber er ist seines Inhalts beraubt worden. Er ist zu einer „Marionettenfigur’ geworden. Er ist nicht der Herr des Alltags, der das Leben eines Christenmenschen erneuert und ausfüllt, wie der Liederdichter sagt: „Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh, Ziel, das ich erstrebe: alles, Herr, bist du!”

Was ist Jesus für die Seinen?
Er ist die Tür zu den Schafen. Jesus spricht: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ich bin die Tür zu den Schafen; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden, der wird aus- und eingehen und wird Weide finden” (Joh. 10,9). Die katholische Kirche lehrt: Maria und die Kirche ist die Tür zu den Schafen. „Maria, Weg und Pforte des Himmels”, und: „Ohne Kirche kein Heil!”
Jesus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, denn durch mich.” – Paulus sagt: „Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus.” Der fromme Katholik betet: „O du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau, unsre Frau, unsre Mittlerin, unsre Fürsprecherin!” „Maria, du unsre Mittlerin, o Maria, dein Heilger Nam liegt uns im Sinn!”
Jesus sagt: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken” (Matth. 11, 28). Der Katholik muß beten: „Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt! Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas. Zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen. Wohlan denn, unsre Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen zu uns!” – Er muß bekennen: „Unser Heil ruht in Maria, weil sie die Mutter dessen ist, in dessen Namen uns das Heil gegeben ist, und weil diese Mutter mit Leib und Seele an dei Seite ihres verklärten Sohnes in der Herrlichkeit Gottes thront.”

Christus ist für den wahren Jesusjünger Trost und Helfer in der Todesstunde. Der Apostel Paulus sagt: „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn” (Phil. 1, 21). – Stephanus betet: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!” (Apg. 7, 58.) Der Katholik betet: „Maria, du Heil der Kranken, du Trost der Sterbenden, heilige Maria, meine Königin, deiner Obhut und deiner mütterlichen Barmherzigkeit empfehle ich in der Stunde meines Todes meine Seele und meinen Leib.”

“Jesus Christus ist zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren und sind ihm untertan die Engel, die Gewaltigen und die Kräfte” (1. Petr. 3, 22). Der römische Katholik muß bekennen: „Maria, du bist die Königin der Engel, der Patriarchen, der Propheten und Märtyrer!”
Nicht mehr Christus, sondern Maria ist die „Mittlerin aller Gnaden”, ist „Hoffnung und Trost in Bedrängnis”, ist „Zuflucht der Sünder”, ist „Schutz in der Not”. Sie ist der „Meerstern”, der durch die „Klippen und Wogen und Stürme sicher und glücklich an das herrliche Gestade der ewigen Heimat leuchtet“.
Durch das Ja der Maria ist das Nein der Eva aufgehoben worden! „Maria hat den Knoten des Ungehorsams der Eva durch ihren Gehorsam gelöst.”
Nicht durch Jesus, sondern durch Maria bekommt erst die Erlösertat von Golgatha ihren wahren Sinn. Sie hat nicht nur göttliches Leben empfangen, sondern sie ist berufen worden, ewiges Leben mitzuteilen: Sie ist Erlöserin und Miterlöserin einer von Gott abgefallenen Menschheit geworden.
Die Mutter Maria ist die Neugestalterin der gefallenen Schöpfung und die Vollenderin des ganzen Christus: „In Maria findet die Schöpfung ihre dienende Haltung zurück und nimmt teil an der einzigartigen Würde der Mutter und an der Bildung des ganzen Christus”
Durch ihr Ja ist sie die Mutter der Christenheit geworden. Unter dem Kreuz bei dem Sohn hat sie einer gefallenen Menschheit das Leben neu geschenkt: „Maria ist die Mutter der Christenheit, Mitgestalterin der neuen Christusbilder. Sie hat, wenn auch in abgeleiteter und uneigentlicher Weise, das Heil der Welt mitverdient, hat uns alle unter dem Kreuz in Schmerzen mitgeboren.”
Nicht Jesus, sondern Maria hat die Macht, die Herzen einer widerstrebenden Menschheit zu verwandeln. Sie ist die Gebieterin über das menschliche Herz und die Umgestalterin desselben: „Die Anziehungskraft der himmlischen Mutter wirkt geradezu unwiderstehlich, wenn sie ihre Verehrer retten will. Sie überwältigt und verwandelt die Herze. Von ihr gilt, was die Liturgie von der Gnade Gottes betet: ,Dränge unseren Willen, wenn er sich sträubt, in Gnaden hin zu dir. Du, Maria, hast alle Macht, die Herzen umzuwandeln.”

Nicht Jesus allein, sondern auch die „selige Mutter Maria“ kommt im Triumphe mit dem Sohne wieder. Sie nimmt an der Herrlichkeit des Gottessohnes teil und ist Mitherrscherin und Mitregentin. Der Heilsplan Gottes ist für Maria als himmlische Köni¬gin und Miterlöserin schon von Ewigkeit her festgelegt:
„Alles fügt sich in den zeitlichen Ablauf der Mysterien Marias, deren Einheit Gott von Ewigkeit her schaut. Jeder Abschnitt dieses Lebens bereitet das Kommende vor und erklärt das Vorhergehende: Die Verkündigung, die göttliche Mutterschaft erklärten die unbefleckte Empfängnis und bereiten ihre miterlösende Funktion am Fuße des Kreuzes vor. Das Kreuz bereitet die Herrlichkeit ihrer Aufnahme in den Himmel vor. Die Aufnahme in den Himmel zum verherrlichten Sohn bereitet das Austeilen der Gnade vor. Sie weilt im Himmel, um zu uns zurückzukommen, beladen mit Herrlichkeit und Segen, als verherrlichte Mutter an der Seite des triumphierenden Sohnes.” – „Die Erniedrigung in der Krippe bereitet nach Leiden und Tod die Auferstehung und die glorreiche Wiederkunft am Jüngsten Tage vor. Dann wird auch Maria da sein, die neue Eva bei dem neuen Adam, um mit ihm in die erneuerte Erde einzutreten.”

Maria ist die gekrönte Königin des Himmels und des Kosmos geworden: „Gegrüßet seist du, Königin, du aller Gnade Spenderin. O Mutter der Barmherzigkeit, du Lieb und Trost der Christenheit! Gegrüßet seist du, Königin, o Maria! Du aller Welt Herrscherin. Freuet euch, ihr Cherubim, lobsinget, ihr Seraphim. Preiset eure Königin!”

Wie konnte eine sogenannte „christliche” Kirche, die sich auf Christus und die Apostel beruft, zu solchen Verirrungen und dämonischen Lehren, zu solchem Aberglauben kommen? Die tiefste Ursache dieses Abfalles von der Wahrheit ist, daß sich die römische Kirche nicht dem Heiligen Geist, der von der Schrift her kommt, geöffnet hat. Sie hat sich dem spekulativen, mystisch-dämonischen Irrgeist aus dem eigenen Seelengrund, der vom Heidentum her befruchtet war, hingegeben.

Gerade im Seelengrund entfaltet die Dämonie ganz besonders ihre Wirksamkeit. Die menschliche Seele ist für satanisch-dämonische Inspiration und Infiltrationen besonders empfänglich. Ein Beweis sind die vielen leiblichen und geistigen Erkrankungen, die im Seelengrunde ihre Ursache haben. Man spricht auch von „seelischen” Erkrankungen.

Wo der mystische Irrgeist in Kirche oder Gemeinde Raum findet, dort wird alles wahrhaft geistliche Leben erstickt. Der Geist Christi wird gedämpft oder ganz ausgeschaltet. Der sich der Mystik hingebende Mensch verliert den Blick für die göttliche Wirklichkeit, für alles ewig Wahre, das durch den Heiligen Geist gewirkt wird. Er führt ein Eigenleben und hört auf, ein Segen zu sein.

Der spekulativ-mystisch Veranlagte hält sein aus der eigenen Seele geschöpftes Erleben als Weisheit von oben, als „göttliche Inspiration”. Seine „Anbeter”, auch die des verstorbenen Mystikers, legen ihm sein Erleben als „besondere Schau”, als „tiefere Erkenntnis der Geheimnisse Gottes und Christi” aus. Da es aber eine über das Wort Gottes hinausgehende „tiefere Erkenntnis” nicht gibt, muß alles spekulativ-mystische Erleben seelischen, oft sogar dämonischen Ursprungs sein.

In manchen christlichen Kreisen spricht man von einer „gesunden“ Mystik. Dazu muß man aber sagen, daß es eine gesunde Mystik ebensowenig gibt, wie es einen gesunden Kleinmut, eine gesunde Verzagtheit, eine gesunde Angst oder einen gesunden Kleinglauben gibt. Hier verwechselt ran Ursache und Wirkung! Nicht der sich der Versenkung, der Ekstase, der Askese, der Meditation spekulativ hingebende Mensch erreicht die tiefe Vereinigung mit Gott und Christus, sondern der allwissende Gott hört den ehrlichen Schrei des Herzens nach Befreiung, nach Erlösung. Gott sieht das Herz auch des Mystikers an! Er neigt sich zu ihm, er überführt ihn, er vergibt ihm die Sünden und macht aus ihm ein Gefäß zu seiner Ehre. – Er macht es mit ihm so, wie es Christus mit dem verzagten, ungläubigen Thomas gemacht hat.

Wenn das Glaubens- und Seelenleben des Mystikers ganz gesunden soll, muß er sich vom mystischen Geist scheiden und nicht mehr aus seinem von der Sünde anfechtbaren Seelengrund schöpfen. Wie jeder andere Mensch, so ist auch der Mystiker in Gefahr, wieder in sein altes Wesen zurückzufallen. Er muß als neuer Mensch seinen Nährboden in Christus haben und aus der Fülle der Gnade Christi leben.

Das Zeugnis des meditativ-mystisch veranlagten Zeugen Christi bedarf der fortwährenden Prüfung durch das Wort. Er muß sich ganz unter den „Gehorsams Christi” stellen und sich vom Wort her durchrichten lassen. So nur wird der aus der Gnadenquelle Jesu Christi schöpfende und sich Christus fortwährend hingebende, vom Heiligen Geist erfüllte mystisch Veranlagte immer mehr durchrichtet, durchreinigt, durchläutert und durchheiligt. Er wird dann, auch wenn seine seelisch-menschliche Veranlagung noch manchmal durchbrechen sollte, doch zu einem Segen für viele gesetzt (siehe Tersteegen u. a.).

Umgekehrt müssen wir sagen: Religiöse Mystiker, die im seelischen Zustand bleiben, die sich nicht den Durchrichtungsprozessen der Schrift stellen und deswegen kein neues Leben aus Christus empfangen können, gehen den seelisch-religiösen Irrweg, der in der Nacht der Sünde, in der Dämonie endet.

Die Kirche Roms ist dem meditativen, satanisch-mystischen Irrgeist erlegen! Man prüfte die Geister nicht nach dem Worte Gottes, sondern öffnete dem alles göttlichen Leben zerstörenden, dämonischen Geist Tür und Tor. Anstatt zu prüfen, zu bekämpfen, zu sichten und auszuscheiden, hat man den mystischen Geist zum Kult erhoben und hat seine verheerenden Auswirkungen zum Dogma erklärt. Heidnische Philosophie, heidnische Sitten und Gebräuche wie „Bilderkult”, „Reliquienkult”, „Zauberkult” mit menschlichen Totengebeinen, „Gebetsmühlen“ (Rosenkranz!), Kasteiungen, Amulette und anderen Aberglauben hat die Kirche Roms übernommen und in ein christliches Gewand gekleidet.

Einen besonderen Platz in der Kirche Roms nimmt, wie wir gesehen haben, der Marienkult ein. Nach katholischer Lehre ist Maria nicht nur die irdische Mutter Jesu, wie sie in der Schrift gezeigt wird, sondern sie ist „Gottesmutter”, „Gottesgebärerin”. Der Marienkult ist dem heidnischen Götzenkult entnommen, das heißt: Er ist dämonischen Ursprungs!

Hierzu schreibt Armin Hippel: „Der Fürst der Finsternis kleidet seine Geistesmächte in das Kleid des jeweiligen Zeitgeistes der Masse; sei es z. B. kanaanitischer Asthoretkult, sei es hellenistischer Artemiskult oder christlicher Marienkult. Eine gründliche Prüfung zeigt, daß die jeweilige Finsternismacht die gleiche geblieben ist. Sie hat nur ihr Kleid gewechselte!” – Die römische Kirche hat den mystisch-dämonischen Marienkult zum „Volksglauben” erhoben!

Hierzu müssen wir sagen, daß die römische Kirche nicht mehr christliche Kirche, das heißt Kirche Jesu Christi ist. Sie ist zu einer politisierenden, mystisch-marianisch-päpstlichen Kirche geworden.

Der „Osservatore Romano” bezeugt es, wenn er schreibt: „Seit ältester Zeit sahen die Väter und Lehrer der Kirche in der Heiligen Jungfrau schon gern die Vor- und Abgestalt, das hellste Siegeszeichen der Erlösung Christi, das vollkommenste Ideal der Fülle und Vollendung der Heiligkeit der Kirche. Maria ist das einzigartige Glied der Kirche und zugleich ihr Urbild, so daß in Maria ,ohne Makel und Runzel’ die ganze Kirche sich abzeichnet und einbeschlossen findet.”

Der römische Christus ist auch nicht der Christus der Bibel! Er ist von Rom seiner königlichen Herrlichkeit, seiner souveränen Allmacht entkleidet worden. Das Papsttum hat ihn degradiert! Die Kirche, Maria und die Heiligen sind an seine Stelle getreten! Die Kirche, mit ihrem Papst samt dem Klerus, „spendet, vergibt, segnet, hilft, teilt mit, befreit” usw., Maria und die Heiligen „erlösen, vertreten, vermitteln, trösten, bitten, heilen, spenden, erfüllen” usw.
Der römische Christus ist der „Märtyrer’ seiner eigenen Kirche geworden: Er wird täglich in der Messe für das bewußt in Sünden lebende Volk vom Priester in einer Liturgie „unblutig” geopfert. Der „verwandelte Leib”, die Hostie, hat jetzt die magische Wirkung erlangt, „Vergebung der Sünden” zu bewirken. Sie wird als „wahrer Leib Christi” wie eine Reliquie im Tabernakel (Gehäuse auf dem Altar) zur Anbetung aufgestellt und am Fronleichnamstag in feierlicher Prozession in der Monstranz (Schaubehälter für Hostie) als „wahrer Gott” durch die Straßen getragen.

Wie klar und nüchtern spricht doch das Gotteswort über die heiligen Dinge: „Dem erwürgten Gotteslamm gebührt allein die Ehre im Himmel und auf Erden! (Offb. 5, 12. 13.) „Christus ist durch sein eigenes Blut einmal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erfunden” (Hebr. 9, 12). „Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so mit Händen gemacht ist, sondern in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns; auch nicht, daß er sich oftmals opfere, sondern er ist einmal erschienen, durch sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben” (Hebr. 9, 24-26). Christus allein ist das Heil der Welt! (Apg. 4, 12).

Der wahre Christ nimmt beide sichtbaren Zeichen, Brot und Wein, als Gabe und Geschenk seines Herrn im Glauben, in Demut und dankbarer Hingabe zu sich: „So spricht Jesus Christus: Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.” Diese Gnadengaben, diese beiden sichtbaren Zeichen, die er im Glauben zu sich nimmt, sind ihm Realitäten, sind ihm sichtbares Gotteswort! Sie sind ihm eine Stärkung auf seinem Pilgrimsweg zur ewigen Heimat, eine Kraftquelle des neuen Lebens in Christus Jesus.

Beim Zweiten Vatikanischen Konzil gab es starke Kontroversen bezüglich der Mariologie. Es gab eine gemäßigtere Richtung unter den Kardinälen, die aus Furcht und Sorge zur Mäßigung rieten, „damit die Hindernisse für eine Verständigung mit den getrennten Brüdern nicht noch vergrößert würden”.

Der Kardinal Julius Döpfner, München, forderte, die „heilsmittlerische Stellung Mariens” nicht noch mehr zu verstärken. Der deutsche Kurienkardinal Bea wandte sich dagegen und unterstrich, den Begriff Mariens mit der höchsten Autorität des Konzils zu stützen. Um die getrennten Brüder nicht zu verärgern, prägte er den jesuitischen Satz: „Es wird nicht gesagt, daß die Mittlerschaft Maries nicht wahr sei, sie sei aber noch nicht so geklärt, um vom Konzil definiert werden zu können.”

Am klarsten hat der kanadische Kardinal Emile Leger das Mariendogma erörtert: „In der Marienverehrung seien immer noch unverantwortliche Übertreibungen im Schwange. Paulus hat ausdrücklich von Christus als dem einzigen Mittler gesprochen.” (Inzwischen hat der kanadische Kardinal aus Gewissensgründen alle seine hohen Ämter niedergelegt und ging als einfacher Priester zu dem Leprakranken nach Afrika).

Der polnische Kardial Wyszynski wollte die heilsmittlerische Stellung Mariens vom Konzil noch mehr aufgewertet haben. Das Konzil, das sich zu einer Sonderbesprechung über dieses Dogma zurückzog, befürwortete die schärfere Formulierung Mariens als Heilsmittlerin.

Rom denkt nicht im entferntesten daran, auch nur die kleinste Satzung seines traditionellen, widerbiblischen Marienkultes aufzugeben. Die Reise des Papstes Ende Juli 1967 nach der Türkei und sein Pilgern nach Ephesus auf den Hügel „Bülbül Dagh” zum Hause der Maria weisen auch nach dieser Richtung hin. – Ephesus gilt als der älteste Mittelpunkt des Marienkultes. Hier tagte 431 das dritte Ökumenische Konzil, auf dem das erste Mariendogma von der „Gottesgebärerin” ausgesprochen wurde. Nach einer kleinasiatischen Tradition soll Maria von diesem Hügel aus „in den Himmel” gefahren sein.

Als bibelgläubige Christen können wir weder zum Mariendogma noch zum abgöttischen Marienkult ja sagen. Uns ist Maria als irdische Mutter unseres Herrn und Heilands lieb und wert. Das heilige Gotteswort sagt uns, daß für unsere Seligkeit allein unser Erlöser Jesus Christus, der Sieger von Golgatha, zuständig ist.

5. Der „unfehlbare Stellvertreter Christi”

Vom Wort Gottes her werden wir zum Dogma der „Unfehlbarkeit” nie ja sagen können. Als Bibelleser wissen wir, daß zwischen Christus und diesem sogenannten Stellvertreter schon rein äußerlich ein Unterschied ist wie zwischen Tag und Nacht. Jesus, der König der Wahrheit, hatte nicht, „wo er sein Haupt hinlege”. „Er war arm um unsertwillen, damit wir durch seine Armut reich würden.” Er war verachtet, niedrig, sanftmütig und von Herzen demütig. Die sogenannten „Stellvertreter Christi“ strebten immer nach Ansehen, Pracht und politischer Macht.
Das Wort Gottes verbietet uns, den „Unfehlbaren” anzuerkennen, weil kein Erdgeborener, auch in seiner Erkenntnis, unfehlbar ist: „Unser Wissen ist Stückwerk, und unser Erkennen ist Stückwerk.” Und: „Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden. Da ist keiner, der gerecht sei, da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer” (Röm. 3, 12).

Auch Päpste fehlen und irren! Das beweist ja gerade ihre so tief traurige Geschichte und die vielen Widersprüche in ihrer Lehre. Der Heiland sagt zu seinen Jüngern: „Ihr sollt niemand Vater (d. h. Papst) heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist” (Matth. 23, 8.9).

Die Papsthymne lautet:
Wir haben einen in der Welt,
der liebt uns wie sein Leben.
Ein Hügel Roms trägt hoch sein Zelt,
der Herr hat ihn so hoch gestellt,
zu weisen und zu geben.
Du bist der Hirt, von Gott geweiht,
du bist ein Ruf durch alle Zeit,
und dich umleuchtet mächtig von fern
ewge Herrlichkeit des Herrn.
Du, Petrus, bist ein Herrenwort,
und nie wirst du vergehen.
Stürmt auch die Hölle immer fort,
du bist der Fels auf Gottes Wort,
und ewig wirst du stehen.
Du bist der Hirt, von Gott geweiht,
du bist ein Ruf durch alle Zeit,
und dich umleuchtet mächtig von fern
ewge Herrlichkeit des Herrn.

Wir wollen dem die Ehre geben, dem allein die Ehre gebührt: „Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob von Ewigkeit zu Ewigkeit!” (Offb. 5, 12).

6. Verehrung und Anbetung der Heiligen

Können wir als evangelische Christen die sogenannten Heiligen verehren und anbeten? Können wir sagen: „Heiliger Silvester, heiliger Nikolaus, heiliger Martinus, heilige Agatha, heilige Agnes usw., bittet für uns”?
Heilig im biblischen Sinn heißt nicht, eine besondere Frömmigkeitsstufe erreicht zu haben. Нeilig sein heißt: Ausgesondert werden zum besonderen Gebrauch, zum besonderen Dienst für den Herrn. Die verschiedenen Gefäße im Tempel, die Schalen, die Messer, der Leuchter, die Schaubrote, waren heilig. Das heißt: diese Gegenstände durften für profane, alltägliche Zwecke nicht verwendet werden. „Heilig für Jahve!” so lesen wir, das heißt für den Herrn geweiht, für seinen heiligen Dienst ausgesondert. Nach dem Neuen Testament sind Heilige die zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeborenen Gläubigen in Christus Jesus. Sie sind ausgesondert für Jesu Dienst!
Ein führender Katholik sagte mir mit ganzem Ernst: „Jesus, Maria und alle anderen Heiligen haben überschüssige gute Werke getan. Unsere heilige Kirche ist die Verwalterin dieser Werke, und sie kann sie dem mitteilen (wahrscheinlich auch gegen geldliche Bezahlung!), der sie benötigt.’ Was sagt uns hierzu das göttliche Wort? Christus: „Also auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren” (Luk. 17, 10). Paulus: Aus Gnaden bin ich, was ich bin (1. Kor. 15, 10) u.a.

7. Der katholische Reliquienkult

Können wir als evangelische Christen den katholischen Re¬liquienkult anerkennen? Da liegen in Domen, in Kirchen und Kapellen die Knochen der sogenannten Heiligen, die verschiede¬nen Stoffreste, die sogenannten Splitter des Kreuzes Christi und viele andere Gegenstände. Dem andächtig Gläubigen, dem Wallfahrer, sollen diese Dinge Sündenvergebung bewirken.
In den meisten Fällen weiß man überhaupt nicht, ob dieser Schädel oder jener Armknochen wirklich von dem angegebenen „Heiligen” stammt, weil derselbe Schädel und derselbe Armknochen in mehreren Kirchen zu finden ist. Übеr die Splitter des Kreuzes Christi sagt Spurgeon: „Wenn man alle Holzstücke, die vom Kreuze Christi sein sollen, aus den katholischen Kirchen sammeln würde, man bekäme eine ganze Schiffsladung voll.”
Zu diesen Dingen wallfahren und sie anbeten oder von ihnen einen besonderen Grad der Heiligkeit oder gar Sündenvergebung zu erwarten, ist vor Gott ein Greuel. Das Wort Gottes verbietet solches, weil es heidnisch ist. Für einen wahren Christen heißt es: „Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis machen, das unten auf Erden, noch oben im Himmel, oder im Wasser ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht” (2. Mose 20, 4).

Der katholische Priester sagt uns: „Wir beten weder Maria noch die Heiligen an, wir verehren sie nur.” Das ist leeres Geschwätz! Die kirchlichen Vorschriften und die Praxis beweisen das Gegenteil!
Jeden Monat versendet das Provinzhaus der Krankenschwestern in Hegne (Konstanz) einen von der Kirche genehmigten Bericht. Darin werden die Heilungen und Hilfeleistungen einer im Jahre 1973 verstorbenen und auf dem dortigen Klosterfriedhof beigesetzten Schwester Ulrika Nisch veröffentlicht. Für Schwester Ulrika wurde 1951 die „Seligsprechung” eingeleitet.

Der Bericht vom Januar 1967 mit dem Bild der Schwester Ulrika trägt die Überschrift: „Schwester Ulrika hilft!” Von der Menge der Gebetserhörungen bei Krankheiten, Wohnungs-, Schulprüfungs-, Erbschaftsangelegenheiten u. a. m. will ich nur die ersten vier bringen, um zu zeigen, wie Schwester Ulrika hilft:

1. „In der Nacht bekam ich an einem Finger der linken Hand eine leichte Schwellung und Rötung mit rasenden Schmerzen. Da ich vor Schmerzen keine Minute schlafen konnte und um die Gefährlichkeit der Sache wußte, betete ich ununterbrochen zu Schwester Ulrika; und siehe, morgens gegen halb fünf Uhr, hörten schlagartig die Schmerzen auf, und ich fiel in einen tiefen Schlaf. Die Rötung und die Schwellung waren am Morgen verschwunden, nach vier Tagen sah man nichts mehr. Schwester Ulrika hat geholfen. Dies Ihnen zu schreiben und das Grab der Schwester Ulrika zu besuchen, habe ich versprochen.”

2. „Unsere liebe Schwester Ulrika hat durch ihre Fürbitte geholfen. Ein Patient wurde schwer krank, immer hohes Fieber. Seine Frau klagte mir ihr Leid, der Arzt hegte wenig Hoffnung. Ich gab der Frau, obwohl Protestantin, das Bild der lieben Schwester Ulrika, damit sie es dem Kranken unter sein Kopfkissen lege, und forderte sie auf, mit mir zu beten. Nach drei Tagen ließ das Fieber nach. Der Mann kann wieder aufstehen und erholt sich immer mehr. Die Frau ist glücklich, und wir alle danken herzlich der lieben Schwester Ulrika.”

3. „Auf ungeklärte Weise gelangte mir beim Essen ein Fremdkörper in den Hals, der mir sehr große Schwierigkeiten und Schmerzen verursachte. Es gelang mir nicht, ihn zu entfernen. Beim Gurgeln und Ausspülen kam reichlich Blut. Ich konnte nichts schlucken, und nachts konnte ich wegen anhaltender Schmerzen nicht schlafen. In dieser Not wandte ich mich an Schwester Ulrika um Hilfe, daß ohne ärztliche Inanspruchnahme alles wieder gut werde. Langsam konnte ich wieder schlucken, doch die Schmerzen blieben. Da nahm ich vertrauensvoll das Bild von Schwester Ulrika in die Hand und bat flehentlich um Hilfe mit dem Ver¬sprechen der Veröffentlichung. Ich wurde in meinem Vertrauen nicht enttäuscht. Zum erstenmal konnte ich wieder schlafen und spürte keine Schmerzen mehr. Für die auffallende Hilfe herzlichen Dank!”

4. „Möchte hiermit meinen allerbesten Dank aussprechen. Schwester Ulrika hat mir bei meinem Fußleiden, das ich mir beim Ausgleiten zugezogen hatte, auffallend geholfen. Ich hatte rasende Schmerzen, ein Arzt war nicht sofort zur Stelle. Da legte ich mir ein Bildchen mit einem Leinenstückchen, das an die Ge¬beine der Dienerin Gottes gelegt war, auf. Nach einigen Stunden besserte sich der Zustand zusehends. Ich konnte bald schon wieder auf den Beinen stehen. Schwester Ulrika hat mir durch ihre Fürsprache bei Gott geholfen.”

Schwester Ulrika hilft? Wenn dieser heidnische Toten- und Reliquienkult nicht dämonisch-okkultistisch ist, so fragen wir, was ist dann überhaupt noch dämonisch? Das Bild der Schwester Ulrika ist dem Flugblatt mit Absicht beigegeben, damit andere noch zu diesem heidnischen Reliquienkult verführt werden sollen. Durch diesen Kult fließen den Kreuzschwestern in Hegne beträchtliche Geldmittel zu. Man kann wohl sagen: Armes, verführtes und betrogenes Volk, das von einer sogenannten „christlichen“ Kirche zum Satansdienst aufgefordert wird! Arme Kirche, die solche Mittel für ihre Existenz benötigt!

Dieser heidnische Zauberkult ist durchaus nicht eine Einzel¬erscheinung. Er wird von der gesamten römischen Kirche gepflegt und empfohlen und von der obersten Kirchenleitung anerkannt und befürwortet. – Über 100.000 Personen vom In- und Ausland haben bis dahin das Grab der Ulrika Nisch besucht und dort im Namen einer sogenannten „alleinseligmachenden Kirche” heidnischem Zauberkult gehuldigt.

8. Das Kreuz

Kardinal August Bea sagte in seiner Ansprache, als er das „Ja” zur Mitarbeit im Weltkirchenrat überbrachte: „Es gibt kein protestantisches Kreuz, kein orthodoxes, kein römisch-katholisches, es gibt nur das Kreuz Christi!” Wir könnten uns nur freuen, wenn das so wäre. Der gute Katholik hat ein Kreuz aus Holz, Stein oder Metall, das er verehrt, anbetet und küßt. Er hat ein Kreuz, das ihr Talisman ist oder auch geweiht als Amulett an seinem Hals trägt. Das Kreuz schlagen mit geweihtem Wasser kann vor Unfall bewahren oder auf andere Weise wunderwirkend sein. Die katholische Kirche hat Christus vom Kreuz abgesondert und hat einen eigenen Kreuzeskult geschaffen. Das Kreuz ist nicht mehr Symbol, sondern „Bildnis und Gleichnis”.

9. Der Bilderkult

Etwas Furchtbares, der Heiligen Schrift zuwider, ist der gewaltige Bilderdienst beziehungsweise Bilderkult in der Kirche Roms. In rein katholischen Ländern ist dieser Kult noch viel intensiver ausgeprägt als in Ländern mit gemischten Konfessionen. Da sind die Bilder und Statuen der verschiedenen „Heiligen”, die man für besondere Lebenslagen ausgewählt hat, um sie um Hilfe in der Not und um besonderen Segen zu bitten. Diese „Heiligenbilder” werden in Prozessionen herumgetragen, sie werden verehrt und angebetet.

Doch über allen Heiligenbildern ragt das Bild der „Unbefleckten, ohne Erbsünde Geborenen, der Mittlerin aller Gnaden’, das Marienbild. Jedes Land hat sein besonders geprägtes, wunderwirkendes Bild der Maria. Schon rein äußerlich unterscheiden sich die verschiedenen Bilder im Aussehen voneinander. So ist z. B. das wunderwirkende Bild der Madonna von Tschenstochau in Polen schwarz. Sie sind ohne und mit Kronen, die mit kostbaren Edelsteinen geziert sind. Millionen von Wallfahrern pilgern jährlich zu den wunderwirkenden Marienbildern von Lourdes in Frankreich und Fatima in Portugal, um dort Heilung für Geist, Seele und Leib zu erlangen.

Diese Wallfahrtsorte sind entstanden, weil in Lourdes in einer Grotte ein französisches Hirtenmädchen mit Namen Maria (heilige Bernadette) mehrere „Marienerscheinungen” erlebte. In Fatima hatten drei Kinder (Alter 7-10 Jahre) „Marienerscheinungen”. Man kann hierzu nur sagen: Wen Gott verderben will, den schlägt er mit Blindheit oder Dummheit!

Und nun eine Frage: Was halten wir von den Berichten der Wunderheilungen, die dort geschehen sein sollen? Mir erzählten Augenzeugen, katholische Männer, denen ich ein Urteil zutraue, von Menschen, die ihre langjährigen Krückstöcke vor der schwarzen Madonna weggeworfen haben und gesund heimkehrten. Bei der Muttergotteskapelle daselbst ist ein großer Raum, darin Tausende von Gegenständen aufbewahrt sind, die den Kranken bei ihrer Ankunft zur Fortbewegung dienten und bei der Heimkehr nicht mehr benötigt wurden.

Auf Grund langjähriger Beobachtung und Erfahrung muß ich sagen: Diese Heilungen sind echt! Man kann hier nicht von Suggestion und Autosuggestion sprechen. Eine andere Frage ist: Wer hat diese Heilungen bewirkt? Ein totes Bild gewiß nicht! Wenn aber der ganze Marienkult, dieser Menschenrausch ungöttlich, man muß hier sagen dämonisch ist, dann wissen wir, woher auch diese Heilungen herrühren. Am Ende dieses Äons wird Satan noch mit größeren Wundern auftreten: “Das Tier tut große Zeichen, daß es auch macht Feuer vom Himmel fallen auf die Erde vor den Menschen. Und die Bewohner der Erde machten dem Tier ein Bild, und es war ihm gegeben, daß es dem Bild des Tieres den Geist gab, daß des Tieres Bild redete” (Offb. 13, 11-15).

10. Das Fegfeuer

Wir fragen weiter: Können wir an die römische Lehre vom “Fegfeuer” glauben? Als bibelgläubige Christen nicht! Auf Grund des Schriftzeugnisses wissen wir wohl, daß es im jenseits Feuergerichte gibt. Wir haben viele Schriftstellen dafür (Luk. 16, 22 24; Judas 7; Offb. 21, 8 u. a. m.). Jesus spricht auch davon, daß das Strafmaß am jüngsten Gericht verschieden ausfallen wird (Luk. 10, 12 ff.). Die Schrift sagt auch von den “Erstlingen”, die auferstehen werden zuerst (1. Thess. 4, 16). Sie spricht aber mit keinem Wort, daß wir Lebenden Einfluß auf das Schicksal der Verstorbenen hätten und daß durch unsere Gebete das Los der Unseligen erleichtert würde.
Die römische Kirche stützt die Lehre vom Fegfeuer mit den alttestamentlichen Apokryphen. Viel Gotteslästerung ist mit dieser Lehre schon getrieben worden! Man denke nur an die Reformation! Die schriftwidrigen Verirrungen treten im Gebet, irn sogenannten “Liebesakt für die armen Seelen än Fegfeuer”, kraß zutage. Dort heißt es: “Himmlischer Vater, in Vereinigung mit den Verdiensten Jesu Christi und seiner himmlischen Mutter opfere ich dir für die armen Seelen im Fegfeuer bereitwillig alle Genugtuungswerke meines Lebens und auch alle jene guten Werke, die für mich selber nach meinem Tode verrichtet werden. Ich lege sie in die reinsten Hände der unbefleckten Jungfrau Maria, damit sie ihre eigenen Verdienste damit verbinde und sie jenen armen Seelen zuwende, die sie nach ihrer Weisheit und mütterlichen Liebe zuerst aus dem Fegfeuer befreien will. Nimm, o mein Gott, dieses Opfer gnädig an und laß mich dafür täglich in deiner Gnade wachsen. Amen.”

Dieses Gebet ist, vom biblischen Standpunkt aus gesehen, eine Herabwürdigung Jesu Christi. Es ist ein purer Handel, den man hier mit ewigen Dingen treibt: Man bezahlt zur Auslösung der im Fegfeuer schmachtenden Seelen mit den “guten Werken”, die man getan hat, die man noch tun wird und die man mir nach meinem Tod noch zuwendet. Mit anderen Worten: Ich bezahle heute mit dem Geld, von dem ich nicht weiß, ob ich es besitze, dann mit dem, das ich noch zu verdienen hoffe, und zuletzt mit dem, welches mir gute Freunde nach meinem Tod noch schenken werden. Das ist römische Werkgerechtigkeit in Reinkultur!

11. Das Gebet

Das Gebet ist in der Kirche Roms etwas ganz anderes als bei den Evangelischen. Beim bibelgläubigen Christen ist das Beten Herzensbedürfnis. Beten ist für ihn, Zwiesprache mit seinem Gott zu halten: “Alles in mir schweige und sich innigst vor ihm beuge.” Katholisches Beten ist das wiederholte Heruntersprechen kirchlich vorgeschriebener Gebetsformeln. Das tut man als Leistung für sich und andere, um Ablaß zu erlangen.

Ein wichtiges Gebetsmittel ist der Rosenkranz. Er besteht aus 15 “Vaterunser” und 50 “Ave Maria”. Durch das treue, wiederholte Durchbeten des Rosenkranzes unter Einhaltung anderer kirchlicher Vorschriften, regelmäßiges Kirchengehen und Kommunizieren, Beichte u. a. M., kann man einen „vollkommenen Ablaß“ erwirken. Dieser kann sich auch auf mehrere Jahre erstrecken. Ein vollkornmener Ablaß ist eine Nadilassung aller zeitlichen Sündenstrafen, die in dieser Welt oder im Fegfeuer noch abgebüßt werden sollten. Diese Gebete sind auch den “armen Seelen” (im Fegfeuer) zuwendbar.

Das ist nicht Beten im biblischen Sinn. Christus sagt: “Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden, denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen” (Matth. 6, 7). Katholisches Beten ist vor Gott ein Greuel! Als bibelgläubige Christen können und dürfen wir nicht Maria und die sogenannten Heiligen anrufen und uns vor Figuren aus Holz und Stein, vor Bildern, alten Knochen, Holzsplittern, Stoffetzen und dergleichen Dingen beugen, sie anbeten und von ihnen besondere göttliche Segnungen erwarten!

12. Der Beichtstuhl

In der Kirche Roms herrscht das System. Alles ist durchdacht und festgelegt. Auf jeden Zweifel der Lehre ist schon längst die Antwort gegeben. Ob die Antwort dem Zweifelnden einleuchtet oder nicht, er hat sich unter das System zu beugen, weil die Kirche in allen Fragen der Lehre “unfehlbar” ist. Jeder Zweifel gilt als Todsünde und muß im Beichtstuhl bekannt werden. Hier dringt der Priester oder Pater bis in das Detail, bis in die tiefsten Verborgenheiten des Herzens. Der Beichtende hat jede Frage des Geistlichen aufs gewissenhafteste zu beantworten. Jede Zurückhaltung oder ausweichende Antwort gilt wieder als Todsünde. Nach dieser “Gehirnwäsche” muß sich der “Sünder” rückhaltlos diesem System unterwerfen. Jetzt bekommt er mit dem Zeichen des Kreuzes die Absolution, d. h. die Vergebung seiner Sünden.

Der ehrlich Beichtende wird aber bald merken, daß er keinen inneren Frieden erhalten hat. Neue Zweifel über die Richtigkeit seiner Antworten dem Beichtvater gegenüber werden ihn beunruhigen. Dazu kommen noch die inneren neuen Anfechtungen und Danebenfälle. Minderwertigkeitskomplexe quälen ihn jetzt. Er begibt sich erneut zum Beichtstuhl, um sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, sein geplagtes Gewissen zu beruhigen. Ungewollt kommt er jetzt in den Teufelskreis: Ein innerer Zwang treibt ihn zum Beichtstuhl   unbefriedigter aber als vorher kehrt er zurück. Er ist jetzt ein armer Sklave des Beichtvaters und ein wehrloser Gefangener dieses teuflischen Systems geworden. Der Beichtstuhl war ihm nicht Hilfe, sondern Folterinstrument zu seinem Verderben.   Mir ist bis dahin noch kein katholischer Mensch begegnet, der freudig, innerlich frei, froh und zufrieden vom Beichtstuhl zurückgekehrt wäre!

Auf die Frauen hat es der im Zölibat (Ehelosigkeit) lebende Priester besonders abgesehen. Eine Frau ist zarter besaitet, hat ein ausgeprägteres Gefühlsleben und ist darum auch leidenschaftlicher als der Mann. Sie erliegt dem Priester viel eher als das männliche Geschlecht. Viele Geistliche richten an die Frau Fragen, die kein Ehemann zu stellen wagt, und die sie beantworten muß, um nicht der “Seligkeit verlustig zu gehen”. Dadurch bekommt der Priester oder Pater mehr Rechte an diese Frau als ihr Ehemann. Sie verfällt ihrem Beichtvater voll und ganz. Nur selten gelingt es einer Frau, diesem Teufelskreis zu entfliehen. In vielen Fällen wird sie fanatische Befürworterin dieses ausgeklügelten Systems.   Die Ewigkeit wird es einmal offenbaren, wieviel Schmutz, Schande und Gewissensqualen der Beichtstuhl bei Frauen angerichtet hat!   Auch der Beichtvater steht in fortwährender Gefahr, daß ein Funke des von ihm entfachten Feuers der Fleischesbegierde ihn selbst entzündet.

Es gibt viele ehrliche Priester der katholischen Kirche, die sich ernstlich bemühen, eine Beichte nach dem Willen Gottes abzunehmen. Die meisten von ihnen sehen auch die Schäden des Beichtstuhles und wissen um den Frevel, der mit der Ohrenbeichte getrieben wird. Aber als treu ergebene Diener der “alleinseligmachenden Kirche” schweigen sie zu diesen Sünden und werden dadurch an dem Unheil mitschuldig.

Pater Chiniquy (ein ehemaliger katholischer Pater) schreibt zu dem Thema “Beichtstuhl”: “Unter allen Frauen sind die Katholikinnen am meisten zu bedauern, weil sie im Beichtstuhl große Torturen zu erdulden haben, um dadurch den Zorn ihres Hostiengottes zu stillen.

Lasset uns darum beten und hoffen, dag der Tag kommen möge, da Gott sich über die dem Verderben anheimgefallene Welt erbarmen wird. Dann werden die Priester des Hostiengottes samt ihrem vorgetäuschten Zölibat und ihrer seelenverderbenden Ohrenbeichte und mit ihnen ihre Götzenbilder verschwinden. Babylon, die große Hure, wird fallen, und Himmel und Erde werden sich freuen.”
Man könnte noch weiterfahren und weitere Fragen stellen: “Können wir? Können wir?” Man könnte noch auf manche widerbiblischen Gebräuche über Ablaß, Weihwasser, geweihte Heiligenamulette, Messen, Letzte Ölung, geweihte Kerzen, über Feiertage und verschiedenen anderen Aberglauben der katholischen Kirche hinweisen. Doch damit will ich dieses Kapitel schließen und am Schluß noch einmal dieselbe Frage wie am Anfang stellen: “Können wir als bibelgläubige, evangelische Christen zur Kirche Roms gehören?” Ich gebe als Antwort: “Nein! Nein!” und noch einmal: “Nein!”

IX. Wahres Einswerden nach dem hohepriesterlichen Gebet Jesu

Uns wird erklärt, Christus habe gesagt: “Auf daß sie alle eins werden, damit die Welt erkenne, du habest mich gesandt.” Ja, das ist ein Vermächtnis unseres Herrn und Heilands! Aber: Hier unterschlägt und fälscht man etwas! Es müßte jedermann bekannt sein: Wenn man aus einem Testament die vom Erblasser festgelegten Verpflichtungen streicht und Worte ändert, ist man ein Fälscher des Testamentes. Man ist zum Betrüger geworden!
Das unverfälschte Vermächtnis Christi lautet: “Ich bitte aber nicht nur für die Jünger, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt” (Joh. 17, 20. 21). Aus diesen Worten geht klar hervor: Es kann nur zu diesem Einssein kommen, wenn die zwei oben genannten Bedingungen erfüllt sind: das Einssein im Vater und im Sohn: “Gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir!” Das ist ein Einssein in vollendeter göttlicher Harmonie.
Diese Einsgewordenen sind demnach die vom Heiligen Geist durch den Glauben gezeugten Glieder am Leibe des Herrn. Sie sind in Christus, d. h. Christus ist ihr Lebenselement geworden. Sie sind in ihm und schöpfen aus seiner Gnadenfülle Gnade um Gnade. Weil sie mit Christus und in Christus sind, sind sie auch mit dem Vater verbunden, wie der Sohn mit dem Vater verbunden ist.
Aber auch umgekehrt: Christus ist auch in ihnen! Durch den Glauben hat er Wohnung in ihnen genommen. Sie sind zum Tempel des Heiligen Geistes geworden. Er füllt ihr Leben ganz aus und segnet sie mit himmlischen Gütern: “Christus in uns, die Hoffnung unserer Herrlichkeit!” (Kol. 1, 27.)   Das ist wahre Einheit, von der jesus im hohepriesterlichen Gebet spricht.

Diese Einsgewordenen treten dann aus der Unsichtbarkeit in die Sichtbarkeit. Sie sind Zeugen dessen geworden, der sie “wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung”. Sie sind jetzt zur “Stadt auf dem Berge und zum Licht auf dem Leuchter” geworden: “Damit die Welt glaube, du, Vater, habest mich gesandt.”
Das ist “Ekklesia”, wahre Gemeinde Jesu Christi auf Erden!

In diesen herrlichen Worten wird weder vom Papst noch von einer alleinseligmachenden Kirche, noch von Maria, der Mittlerin aller Gnaden, noch von den Heiligen, noch von anderen Kirchendiensten etwas gesagt.   Um eins zu werden, wird auch nichts von der Einberufung eines Konzils, noch von einem “Sekretariat für die Einheit der Christen”, noch von einer Zusammenarbeit zwischen Rom und Weltkirchenrat noch von einem “Dialog” gesprochen.   Noch einmal: Einssein, d. h. Gemeinde Jesu Christi, ist dort, und nur dort, wo man wahrhaftig sagen kann: “Ich, Jesus, in ihnen und sie in mir!”

X. Zweierlei Zusammenschlüsse

Voraussehend muß man sagen: Unsere Zeit wird zwei wichtige Zusammenschlüsse erleben:

1. Der Zusammenschluß zu der einen großen Weltkirche, die ganz nach den weltlichen Prinzipien aufgebaut und durchorganisiert sein wird. Sie wird immer mächtiger und damit immer unduldsamer werden. Sie wird “zertreten”, was ihr nicht gehorsam sein wird.
Eng mit der Gründung der Weltkirche wird sich auch der zweite Zusammenschluß vollziehen:

Die Gemeinde Jesu Christi wird zusammengeführt. Es wird kein äußerer Zusammenschluß durch Aufrufe, Propaganda und Organisationen sein. Die Erfahrung lehrt, daß für andere solches überhaupt verboten sein wird.   Dieses Zueinanderrücken wird ganz in der Stille geschehen. Die in Christo sind und in denen Christus ist, die werden sich finden. Sie werden einander stärken auf dem leidvollen Weg, den sie jetzt zu gehen haben.
Ein freudiger Lichtblick für die Gemeinde Jesu ist, daß die römische Kirche jetzt Bibeln druckt und sie ihren Gliedern zum Lesen empfiehlt. Wenn diese Bibeln auch von der Zensur mit Anmerkungen versehen worden sind, die der katholischen Dogmatik angepaßt wurden, so wissen wir, daß der Geist Gottes keinerlei menschlichen “Zensur” unterworfen werden kann. “Er weht immer noch, wo er will!” – “Sein Wort ist Geist und Leben!”
Diese Regelung ist auch Mittel zum Zweck, damit die “getrennten Brüder” sehen sollen, auch Rom empfehle Gottes Wort. Doch wie es scheint, ist nicht in allen Ländern diese Regelung getroffen worden. Gerade jetzt kommen von Südamerika Nachrichten, daß die Priesterschaft einen Aufruf an die Katholiken erlassen hat, die gekauften Bibeln zu verbrennen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch in unseren Landen das Lesen der Bibel nur so lange gestattet sein wird, bis die “verlorenen Schäflein” wieder zurückgekehrt sein werden in den einen, großen, “alleinseligmachenden Schafstall Christi”. Bei aller Freude dürfen wir nicht vergessen, daß der Papst und seine Jesuiten zu der römischen Kirche gehören.

Welch ein Segen würde in eine Welt geflossen sein, wenn der Papst seine mit drei Kronen geschmückte Tiara dem zu Füßen gelegt hätte, der eine ganze Welt mit seinem heiligen und teuren Blut erkauft hat! Wenn er dem die Ehre gegeben hätte, dem alle Ehre im Himmel und auf Erden allein gebührt!

Es würde auch heute noch Freude im Himmel vor allen Engeln Gottes sein, wenn die ganze Hierarchie ihren Purpur und Glanz ausziehen und im “Sack und in der Asche” vor dem König aller Könige wahre Buße tun würde.
Diese Buße müßte dann in alle Klöster eindringen, alle Orden erfassen, ja sie müßte das ganze katholische Volk in Bewegung setzen.

Aber nicht nur die Kirche Roms sollte von dieser echten Bußgesinnung ergriffen sein. Sie müßte auch die evangelisch kirchlichen Konsistorien, die Landessynoden, die theologischen Fakultäten, die Predigerseminare, ja das ganze evangelische Volk ergreifen.

Unsere Zeit ist sehr ähnlich der Zeit der Verstockung Israels: “Und Jesus sah die Stadt an und weinte über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen” (Luk. 19, 41 44).
Nach dem Gericht der Verstockung sind auch bald die furchtbaren Strafgerichte Gottes über das Volk der Juden hereingebrochen. Auch unsere Zeit ist Gerichtszeit!

Solange der Herr uns noch Gnadenzeit schenkt, wollen wir ihn herzlich bitten, daß noch vielen Wahrheitssuchern in der katholischen Kirche die Augen für Jesus Christus, den alleinigen Herrn, geöffnet werden und sie Kraft bekommen, für ihren Herrn und Heiland Verfolgungen, Entbehrungen und Schmach auf sich zu nehmen.
Wir können das Weltgeschehen weder aufhalten noch in andere Bahnen lenken. Es muß alles seinem großen Erntetag entgegenreifen! Je lauter und frecher es in der christusfeindlichen Welt werden wird, um so stiller und einsamer wird es um die wahre Gemeinde Jesu sein.
Unsere Zeit trägt Endzeitcharakter. Was wir heute in dieser für die Gemeinde Jesu so ernsten Zeit nötig haben, ist die Gabe der Geisterunterscheidung. Dieselbe können wir nur im Wort und durch das Wort bekommen!

Mit ganzem Ernst ruft der Herr den Seinen zu: “Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten!” (Luk.  12, 35. 36.)

Dreierlei will der Herr mit diesem Aufruf den Seinen sagen:

1. “Lasset eure Lenden umgürtet sein!” Zerstreuet eure Sinne nicht ins Tausenderlei und seid nicht flatterhaft! Konzentriert euch auf das Eine, was not tut! Tut gewisse Tritte und lasset euch nicht verführen! Meidet alles, was euch von Christus abbringen kann, und seid stets wachsam im Ringen und Beten im Blick auf den kommenden Herrn!
2. “Lasset eure Lichter brennen!” Seid erfüllt mit dem Heiligen Geist, damit das Wesen Christi aus euch herausstrahle! Seid ein Segen für andere in einer dunklen Welt, und seid Zeugen deer Wahrheit für Christus! Seid einsame Rufer in der Nacht dieser Welt
3. “Und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten!” Als Wartende löset euch von allem, was euch noch in dieser Welt gebunden hält! Euer ganzes Sehnen, eure ganze Liebe konzentriere sich auf den kommenden Herrn! Bereitsein ist alles!

” Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird” (Matth. 24, 47).
“Was ich aber sage, das sage ich allen: Wachet!” (Offb. 22, 20.)

XI. Nachtrag

1. Abschluß und Ergebnisse des Konzils
Die vierte Konzilsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils ging im Dezember 1965 zu Ende. Damit fand auch der Abschluß des Konzils statt. Mit Recht fragt eine Christenheit nach den Ergebnissen des Konzils. Ist das wahr, was der 1967 verstorbene Bischof Dibelius am Reformationsfest 1965 im Blick auf das Konzil sagte: “Es hätte keine Reformation gegeben, wenn die katholische Kirche schon so gewesen wäre wie heute”? Damit wurde die Reformation Luthers und der anderen Reformatoren geschmälert. Solche Worte können Verwirrung und Unsicherheit in der Gemeinde der Gläubigen stiften.

Bischof Dibelius war sonst kein Mann unklarer Kompromisse. Er war eine markante Persönlichkeit der evangelischen Kirche. Seine Verkündigung war nicht vom Modernismus angekränkelt. Mit seiner ganzen Person setzte er sich auch für das Recht der Entrechteten und Unterdrückten ein. In diesem einen Punkt aber hat der alternde Bischof nicht mehr klar gesehen. Es war schon ein Fehler, daß er, als lutherischer Bischof, zum Papst gereist ist. Es heißt auch hier: “Meidet allen bösen Schein” (1. Thess. 5, 22).

Nur das Wort Gottes ist und bleibt für einen Christen Richtschnur und Orientierungskompaß in allen Fragen seines Glaubenslebens. Deshalb sind am Schluß des Konzils die Fragen berechtigt: Ist das Konzil wegweisend gewesen für das Glaubensleben der Christenheit? Ist das innere Leben einer Christenheit durch das Konzil vom Wort her befruchtet worden? Ist das Wort Gottes klarer auf den Leuchter gestellt worden? Ist Christus größer und herrlicher geworden? Erfahren die Christen in den katholischen Ländern, die nach dem Wort Gottes leben, handeln und von Christus zeugen wollen, die volle Unterstützung des Konzils?

Im Blick auf das zu Ende gegangene Konzil muß man aber sagen, daß keine dieser Fragen mit einem ja zu beantworten ist. Wer das Konzil vom Anfang bis zu seinem Schluß verfolgt hat und vom Konzil positive Früchte erwartete, der wird enttäuscht zugeben müssen, daß sich durch das Konzil im Katholizismus nichts Wesenhaftes geändert hat. Im tiefsten Grunde hat sich alles immer wieder um die eigene Achse gedreht: Es ging nur darum, die brüchige Fassade der innerlich morschen katholischen Kirche zu renovieren und zu modernisieren. Eine biblisch orientierte, geistmäßige innere Erneuerung wurde überhaupt nicht zur Diskussion gebracht.

Das einzige Bestreben des Konzils war, die Kirche Roms einer Welt, besonders den “getrennten Christen”, propagandistisch als die einzige, wahre christliche Kirche anzubieten. Die Machtstellung der Kirche und des Papsttums soll dadurch Weltgeltung erlangen. Wie weit dies gelungen ist, wird die Zukunft zeigen. Nach den Worten des Münchner Jesuiten und Konzilstheologen Karl Rahner war das Konzil erst der “Anfang des Anfangs”. Kardinal Döpfner sagte u. a. in der Pressekonferenz des Zweiten Deutschen Fernsehens vom 7. Dezember 1965 in Rom: Ich meine, das Papsttum wird in Zukunft nicht schwächer sein. Es wird gestärkt aus diesem Konzil hervorgehen, weil sich ja wesentlich seit dem Ersten Vatikanischen Konzil nichts geändert hat…”

In der ersten Hälfte des Konzils wurde verhandelt u. a. über die Sprache, die Liturgie, Hierarchie, Mysterium der Kirche, Vollmacht der Bischöfe, Mischehenrecht, Ökumenismus, über das Schema der “Seligen Jungfrau Maria” u. a. m. Das sind alles Fragen, die vom Wort Gottes her schon klar geregelt sind.
Die Eröffnungsrede des Papstes bei der letzten Konzilsperiode wirkte für viele Beobachter wie eine kalte Dusche: In dieser Rede hat der Papst den künftigen radikalen Kurs der Kirche Roms klar festgelegt. In diesem letzten Konzilsabschnitt verhandelte man über das sogenannte Schema 13: “Die Kirche in der Welt von heute.” Dieses Schema war sehr umstritten. 450 Bischöfe forderten vom Papst, den Kommunismus durch das Zweite Vatikanische Konzil ausdrücklich verurteilen zu lassen. Der Papst lehnte aber eine Verurteilung des Kommunismus ab. Als nächstes beriet man über das Schema der “Religionsfreiheit”. Auch über dieses Schema konnte man keine Einigkeit erzielen. Es wurde zur “Revision” weitergegeben.

 Kritik wurde auch über den Entwurf der “Reform des Ablaßwesens” geübt. Deutsche Bischöfe befürchten, daß sich die jetzige Fassung des Entwurfs schädlich für die künftige ökumenische Arbeit auswirken wird. Verabschiedet wurde auch mit großer Mehrheit das sogenannte “Judendekret”. Ferner wurde von den Konzilsvätern die “Offenbarungskonstitution” und das “Laienapostolat” gebilligt. Die “Offenbarungskonstitution” handelt von der Heiligen Schrift und von der Tradition: “Beide überlieferten die eine göttliche Offenbarung in verschiedenen Formen.”

Kurz vor dem Ende des Konzils ist von Papst Paul Vl. die Heiligsprechung für Papst Pius XII. und Johannes XXIII. angekündigt worden. Manche Bischöfe hatten auch da ihre Bedenken, “weil die Fehler Pius XII. noch allzu bekannt sind und Johannes XXIII. nicht lange genug tot sei usw.”. Alle Fragen des Konzils sind nicht nach biblischen Gesichtspunkten, sondern ausschließlich im “römischen Geist” geregelt worden.
Das Zweite Vatikanische Konzil ist nach über dreijähriger Dauer abgeschlossen worden. Auf dem Petersplatz von seinem Thron, der sogenannten Sedia Gestatoria, dem Tragsessel der römischen Gottkaiser, richtete der “Statthalter Christi auf Erden” sieben Botschaften an die regierenden Staatsoberhäupter der ganzen Welt. Die Kernworte dieser Botschaft lauteten unter anderen: “Die Kirche verlangt von euch nur die Freiheit, zu glauben, zu predigen und den Menschen ihre Botschaft des Lebens zu bringen. Kreuzigt Christus nicht aufs neue. Und uns, seine demütigen Diener, laßt uns überall ohne Behinderung die frohe Botschaft des Friedensevangeliums verkündigen!”

Gerade dieselben Bitten wie der Papst haben auch unsere evangelischen Brüder und Schwestern in Spanien, Italien, Kolumbien und anderen von Katholiken bzw. von Jesuiten regierten Ländern: Kreuzigt Christus nicht aufs neue wie zur Zeit der Inquisition. Gebt uns die Freiheit, zu glauben, zu predigen und ohne Behinderung den Menschen die wahre, biblische, frohrnachende Gnadenbotschaft von der allumfassenden Erlösung Jesu Christi zu bringen! Von der Schrift her hat sich im Katholizismus absolut nichts geändert. Das Lesen der Bibel hat man jetzt den Katholiken zum Schein erlaubt: Man ächtet, verfolgt und peinigt aber gleichzeitig die, die nach dem Wort Gottes leben und handeln wollen. Patres und andere leitende Persönlichkeiten der katholischen Kirche haben es besonders schwer, wenn sie zum lebendigen biblischen Glauben an Christus Jesus hindurchdringen. Manche werden mit List und Zwang an einen verborgenen Ort gebracht, dort mit Drogen (Spritzen) und anderen grausamen Mitteln (Gehirnwäsche!) behandelt. Diese bewirken eine Urteilslosigkeit, Willensschwäche, ja eine völlige Wesensveränderung.   Mir sind in der jüngsten Zeit zwei solche Fälle bekannt geworden.

2. Roms Propaganda nach dem Konzil

Das Rom nach dem Konzil ist dasselbe Rom wie vor dem Konzil. Geradezu mit einer Schlangenklugheit führt Rom heute die Gegenreformation!
Die römische Propagandamaschine läuft nach dem Konzil auf Hochtouren! Presse, Rundfunk und Fernsehen werden propagandistisch für die Kirche Roms ausgenützt. “Radio Vatikan” strahlt sein Programm ununterbrochen in fast zwei Dutzend Sprachen aus. Diese Propagandasendungen zur Verherrlichung des Papsttums sind einmalig!

Rom ist bestrebt, das große Gebiet der Nachrichtenmittel mehr und mehr unter seine Kontrolle zu bringen. Diese fortwährende Propaganda Roms hat das gesamte Pressewesen stark beeinflußt. Es ist heute schon unmöglich, einen aufklärenden Artikel gegen die Tätigkeit Roms in einer Zeitung unterzubringen. Auch die rein evangelische Presse weigert sich, auf die Gefahren hinzuweisen, die den Evangelischen von seiten Roms drohen. Sie fürchten den Vorwurf, ,unökumenisch” und “intolerant” eingestellt zu sein.

Im Mai 1967 empfing Papst Paul VI. anläßlich des von ihm eingeführten “Welttags der Massenmedien” in Rom 4000 Schriftsteller, Verleger, Journalisten, Musiker, Produzenten, Filmschauspieler, Kameraleute, Schallplattenhersteller und Schlagersänger. In einer Ansprache würdigte der Papst die Aufgaben und Pflichten all derer, die im Dienst staatlich gelenkter Massenmedien stehen. Eine noch größere Propaganda für die “alleinseligmachende Kirche Roms” müssen wir in den kommenden Zeiten erwarten. Damit wird der große Massenrausch einsetzen. Auch Freikirchen und Gemeinschaften werden davon nicht verschont bleiben! Es wird auch da zu einer klaren Scheidung kommen!   je lauter es aber um die Weltkirche werden wird, um so stiller wird es um die Gemeinde Jesu sein.

3. Die EKD nach dem Konzil

Am 16. April 1966 haben in Fulda die Leiter der EKD und die der römischen Kirche ihre ersten evangelisch katholischen Kontaktgespräche begonnen. Die Themen dieser ersten Begegnung sind Fragen der Mischehe, interkonfessionelle Begegnungen, gemeinsame Gottesdienste, gemeinsame Bibelübersetzung usw. Diese Gespräche werden sich längere Zeit hinziehen.

Einer der Wortführer in der Wiedervereinigungsfrage war unter anderen der hessen nassauische Kirchenpräsident Dr. Wolfgang Sucker. Sein Bestreben war, ein “evangelisches Konzil zu einem brüderlichen Dialog” zusammenzurufen. Auf diesem Konzil sollten die drei evangelischen Kirchen zu einer Einheit zusammengeschlossen werden. Das soll aber nur die Vorarbeit für die Wiedervereinigung mit der Kirche Roms sein.
Hier gilt auch das Jesuswort, das er vor seiner Kreuzigung ausgesprochen hat: “Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis” (Luk. 22, 53).
Ein Erlebnis aus der Kriegsgefangenschaft steht immer wieder vor mir: Im Lager schloß sich ein kleiner Kreis von Männern zu gemeinsamen Gottesdiensten zusammen. Unter ihnen war auch ein Dozent der Theologie. Dieser Mann sagte eines Tages zu uns: “Liebe Kameraden, die Zeit unserer Entlassung aus der Gefangenschaft rückt immer näher. Viele unter uns werden nach ihrer Heimkehr wieder in der Kirche wirken oder zumindest zu ihr gehören. Darum richte ich eine Frage an Sie: Wie stellen Sie sich jetzt in der Nachkriegszeit eine Erneuerung unserer evangelischen Kirche vor? Es würde mich freuen, wenn Sie mir beim nächsten Treffen eine Antwort geben könnten.”

Mich hat diese Frage damals innerlich stark bewegt. Bei der nächsten Zusammenkunft übergab ich dem Frager eine zwei Seiten lange, biblisch orientierte, klare schriftliche Antwort, wie ich mir die “Erneuerung” der Kirche denke. Meine Antwort war nicht nach seinem Sinn, das merkte ich aus seiner gereizten, barschen Antwort: “Sie haben mich völlig falsch verstanden! Meine Frage war: Wie können wir den Gottesdienst besser und schöner gestalten, die Liturgie, den Gesang, die Feiern usw. verschönern, so daß die Kirche heute für den fortschrittlichen Menschen wieder anziehend wirkt?”

Nach dem Versagen in der Vergangenheit hat der Herr der evangelischen Kirche aller Länder in der Nachkriegszeit noch einmal neue Gnade, neue große Möglichkeiten angeboten. Ich frage: Hat sie nicht dieses herrliche Gnadenangebot Gottes versäumt? Hat sie sich nicht, anstatt einer geistmäßigen, biblisch orientierten, inneren Erneuerung, mit der Erneuerung ihrer Fassade begnügt?

Mit tiefem Weh muß man heute erleben, wie sich die Seuche des antichristlichen Rationalismus im ganzen evangelischen Raum immer mehr ausbreitet, wie der moderne Liberalismus in den theologischen Kreisen immer tiefere Wurzeln schlägt. Ist das vielleicht die tiefste Ursache des Strafgerichtes Gottes, daß sich die Kirche der Reformation wieder mit dem antichristlich gesinnten Papsttum verbinden muß?

Fürwahr, die Wiedervereinigung mit der Kirche Roms wäre ein furchtbares Gottesgericht für die evangelische Gemeinde der Reformation!

Der Herr Christus warnte seine Jünger: “Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in den Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten. Viele werden kommen in meinem Namen und sagen: ’Ich bin Christus’ und werden viele verführen” (Matth. 24, 5 25).
Seit der Zeit Christi auf Erden sind wiederholt Männer aufgestanden, die um Anerkennung warben, indem sie vorgaben, gottgesandte Retter zu sein. Auch der Apostel Johannes warnte schon die gläubige Gemeinde seiner Zeit:
“Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, daß der Widerchrist kommt! So sind nun viele Widerchristen geworden; daher erkennen wir, daß die letzte Stunde ist” (1. Joh. 2, 18). Viele Antichristusse und falsche Messiasse versuchten immer wieder, das Gottesvolk zu verführen. Im Laufe der Jahrhunderte sind allein aus dem Judentum 28 falsche Messiasse aufgestanden.

Eine der größten Verführungen aller Zeiten erlebten wir erst vor drei Jahrzehnten. Erschüttert fragen wir uns heute, wie es möglich war, daß ein einfacher, sterblicher Mensch diese gewaltigen Menschenmassen in seinen Bann ziehen und verführen konnte. Er selber berief sich auf den “Allmächtigen”, auf die “Vorsehung”, die ihn zum Retter des deutschen Volkes bestimmt habe. Mit seinem Kommen wollte er die ganze Welt beglücken. Er beanspruchte für sich das Heil, das allein dem Herrn aller Herren gehörte. Die Masse des Volkes verehrte ihn abgöttisch und betete ihn an. Selbst in sogenannten christlichen Kreisen konnte man den Ausspruch hören: “Der zweite Christus ist vorn Tode erstanden!” Die Alten lehrten die jungen zu Tisch beten “Hände falten, Köpfchen senken, immer an den Führer denken. Unser Führer, unser Gott, gibt uns unser täglich Brot.”   Das war Antichristentum in Reinkultur!

Antichristentum ist immer da, wo ein sterblicher Mensch göttliche Verehrung, göttliche Anerkennung für sich beansprucht oder sie sich gefallen läßt. Das “anti” (griechisch) bedeutet “anstatt . . ., anstelle von … , anstelle für …”.
Der Antichrist ist demnach der, der an die Stelle Christi tritt oder an Christi Statt kommt, das heißt: “der andere Christus” oder der “Stellvertreter Christi”. Christus hat aber nur den Heiligen Geist als Stellvertreter (Joh. 16). Darum ist jeder andere “Stellvertreter” ein Gegenspieler, ein Widersacher, ein Feind Christi.
Auch das “Falschprophetentum” der Letztzeit (Offb. 13, 11ff.) ist Antichristentum, weil es von demselben antichristlichen Geist inspiriert ist.

Ist nicht das Erleben nach 1933 für die ganze Welt ein aufgehobener Finger Gottes?

Ist unsere Zeit nicht eine Wiederholung jenes Zeitabschnittes, nur mit dem Unterschied, daß diesmal der Träger des antichristlichen Weltgeistes eine sogenannte “christliche” Kirche ist?

Der Papst ist ein armer sterblicher Mensch wie alle Menschen. Dieser sterbliche Mensch hat sich, gegen das ausdrückliche Gebot der Heiligen Schrift, Namen zugelegt, die allein dem höchsten Gott und seinem Sohn, Jesus Christus, dem Herrn der Herrlichkeit, gebühren:
“Vater der Fürsten und Könige”, “Lenker des Erdkreises”, “Statthalter unseres Erlösers Jesus Christus”, “Heiliger Vater”, “Stellvertreter Gottes auf Erden”, “Unfehlbarer Stellvertreter Christi” u. a. m. Millionen und aber Millionen fallen vor ihm nieder und beten ihn und sein Bild an. Er aber segnet die Massen, die ihm huldigen, ihn göttlich verehren und ihn anbeten.

Als bibelgläubige Christen müssen wir nicht nur ein entschiedenes Nein zu diesem Geist sagen. Wir müssen die Geister immer wieder nach den ewigen Schriftwahrheiten prüfen! Deshalb dürfen wir uns keinerlei falschen Hoffnungen, keiner verführerischen Einheitsbestrebung und falschen Allianz hingeben.

Wo aber heute noch in göttlicher Vollmacht die frohe Botschaft von Jesus Christus, dem alleinigen Bringer unseres Heils, dem zur Rechten des Vaters sitzenden und mit Herrlichkeit und Macht wiederkommenden Herrn und Heiland in Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften verkündigt wird, da wollen wir uns freuen und Gott die Ehre geben. Wir scheiden uns innerlich, und wenn es sein muß auch äußerlich, von einer jeglichen Kirche oder Gemeinde, deren Zeugnis von Jesus Christus nicht mit der Heiligen Schrift übereinstimmt. Wir gehen kompromißlos den Weg der Einsamen, wo der Herr der Herrlichkeit verdunkelt, geschmälert, entehrt, vermenschlicht, das heißt gelästert wird. Der Apostel Paulus sagt: “So auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangeliurn verkündigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht!” (Gal. 1, 6 9.)

Der starke Ruf aller biblisch Gläubigen: “Kein anderes Evangelium!” darf heute nicht nur für die pseudowissenschaftlichen Bestrebungen einer entarteten modernen Theologie gelten.

Dieser Ruf gilt ebenso für alle schwarmgeistigen Auswüchse der Gegenwart und für jene heidnisch-christliche Mischreligion, die uns heute und morgen von der Kirche Rorns als “alleinseligmachend” propagandistisch angepriesen wird.

4. Die römische Kirche und die Kirchen der Reformation nach der Vollversammlung in Uppsala 1968

Das Vatikanblatt “Osservatore Romano” schrieb am 13. 9.1952 auf die Einladungen Roms zu den Weltkirchenkonferenzen folgendes:
“In Stockholm fehlte Christus! Der Konferenz fehlte der Stifter!   Man kann nur die Formulierung wiederholen, daß die abtrünnigen Kirchen zuerst Christus absetzen mußten. Das ist die Rache der Geschichte!   Man kann sich eben von Rom nicht trennen.”
Klingen diese Worte des päpstlichen Blattes nicht wie eine Prophetie? Zeigt nicht solche Formulierung den furchtbaren Abgrund der meisten Kirchen? Nach dieser Formulierung mußten zuerst die Kirchen der Ökumene christuslos, d. h. gottlos werden, um zu einer Verständigung untereinander und dann mit der antichristlichen Kirche Roms zu kommen.

Ein Wort sagt: “Je älter die Tochter wird   um so ähnlicher wird sie ihrer Mutter!” Wenn man heute die großen evangelischen Kirchen miteinander vergleicht, muß man feststellen, daß viele Kirchen der “Mutter” immer ähnlicher werden: Der gleiche antichristliche römische Geist durchsäuert fast alle Kirchen der Welt.
Freikirchliche Gemeinschaften, die bis dahin noch eine Sonderstellung hatten, sind heute zu “Kirchen” geworden und werden in den modernen, antichristlichen Sog mit hineingerissen.   In England z. B. steht deswegen die methodistische Kirche vor einer Spaltung.

Wer als “Beobachter von Ferne” den Gang der Weltkirchenkonferenz überblickte, der stand stark unter dem Eindruck: In Uppsala fehlte Christus! Der Weltkonferenz fehlte der Erlöser! Anwesend war dort eine zusammengewürfelte Schar von Delegierten verschiedener Kirchen der Welt, Journalisten, “Beobachter” und “jugendliche Hitzköpfe”. Die Gemeinde Jesu Christi, von Christus gezeugt und mit göttlicher Vollmacht ausgerüstet, fehlte in Uppsala. Fast alle Referate, die in den sechzehn Tagen gehalten wurden, waren kein biblisches Bekenntnis oder ein Zeugnis für den lebendigen Herrn und Heiland. Es hieß nicht: “Die Liebe Christi dringet uns also!” Der “soziale Christus”, d. h. die “Mitmenschlichkeit” bzw. der “helfende Mensch”, stand im Mittelpunkt dieser Versammlung.
Nur vereinzelte Warnblinker blitzten in dieser ökumenischen Nacht auf. So sprach u. a. der Delegierte der Pfingstbewegung, Christian Krust (Mülheim/Ruhr), unmißverständlich die Befürchtung aus, daß sich die ökumenische Bewegung zu einem “Machtfaktor” in der Welt entwickeln könnte. “Vernunftglaube” und “formales Lippenbekenntnis” ist für das Christsein nicht ausreichend.

Auch Rom wagte zum erstenrnal, 15 Beobachter nach Uppsala zu senden. Die Anwesenheit der Männer des Papstes war das Glanzstück dieser ökumenischen Versammlung. Darüber schreibt ein katholisches Kirchenblatt mit Begeisterung: “Die Hälfte der gesamten Christenheit hatte ihre Vertreter nach Uppsala zur ’Vierten Vollversammlung des Ökumenischen Rates’ gesandt. Von der anderen Hälfte   den Katholiken   waren nur 15 Beobachter erschienen. Aber das kam dennoch einer Sensation gleich …

Vor zwanzig Jahren waren es noch die feindlichen Brüder. Heute aber schickt selbst der Papst ein herzliches Grußschreiben und spricht vom ’Ausdruck des lebhaften Interesses, das Wir an der Vollversammlung nehmen’ und wünscht ihr den Segen des Herrn bei allem, was Sie tun, um die Sache der Einheit zu fördern’.”
Das ist die Tragik und der Schmerz der Geschichte: Zuerst mußten die meisten evangelischen Kirchen   und auch manche Freikirchen   den biblischen Christus verleugnen und die Reformation für nichtig erklären, um sich wieder mit der antichristlich gesinnten Kirche Roms zu verbinden.

Kurz vor der Vollversammlung in Uppsala hat Papst Paul VI. ein Bekenntnis ausgesprochen: “Das Credo (Glaubensbekenntnis) des Volkes Gottes.” In diesem Bekenntnis hat er die Forderung “nach dem einen Hirten (dem Papst!) und einer Herde” (der alleinseligmachenden Kirche!) gestellt.   Der Gesandte des Vatikans nach Uppsala, Jesuitenpaler Roberto Tucci, Chefredakteur der Zeitung “Civilta Cattolica”, sagte in seiner Rede in jesuitischer Zweideutigkeit dasselbe: “Auch für die römischen Katholiken ist die Einheit aller Christen nicht gleichbedeutend mit dem Sieg der einen Kirche über die andere,   sondern der Sieg Christi über die Spaltungen.”   Nach der römischen Dogmatik ist aber der Papst der “Stellvertreter Christi” auf Erden. Ohne jesuitische Verschlüsselung würden die letzten Worte des Paters demnach heißen: “sondern der Sieg des Stellvertreters Christi auf Erden über die Spaltungen”.   Anstatt nach dem wahren Sinn der letzten Worte des Jesuitenpaters zu fragen, ging seine Rede in einem brausenden Beifall unter. – Katholische Moraltheologen erlauben auch dem Priester, sich Zweideutigkeiten zu bedienen. Es ist deshalb bei Gesprächen größte Vorsicht geboten, weil das Gewissen des Priesters zwiespältig ist.

“Christ und Welt”, Nr. 30/68 schreibt zu der Rede des Paters: “Die erste Sensation war die Rede des römischen Paters vor dem Plenum. Nicht daß er einen Beitritt der katholischen Kirche für morgen oder übermorgen verhieß. Doch da er dieses Problem ohne Wenn und Aber offen anschnitt, verdeutlichte er den Delegierten, daß es kein Zurück, sondern nur ein Vorwärts gibt. Die katholische Kirche und die Nichtkatholiken waren sich noch nie so nahe gewesen. Es gibt keine theologischen Gründe prinzipieller Art mehr, die ein Zusammengehen ausschließen. Man kann es den Delegierten nicht verübeln, wenn ihre Gesichter strahlten. Nach zwanzigjährigem Bestehen scheinen die letzten Früchte der Ökumene zu reifen. Mit einer offiziellen Einladung zum Beitritt und die Forderung, ein allgemeines Konzil abzuhalten, anwortete die Versammlung auf diese historische Stunde.”
Man kann hier nur die Worte des gekreuzigten Erlösers nachsprechen: “Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!”

In Zukunft will man auch evangelisch-katholische Kirchentage abhalten. Ökumenische Gebetsgottesdienste, Jugendlager, die Zusammenarbeit auf sozialem Gebiet u. a. m. will man noch mehr intensivieren.
Vor mir liegt ein Programm eines Ökumenischen Gebetsgottesdienstes, der hier in einer evangelischen Kirche gehalten wurde. Der evangelische Pfarrer betete u. a. ein Bußgebet:
“Wir danken dir, Herr, für diesen Tag und für diese Stunde, weil du uns versammelt hast, dich zu preisen, Buße zu tun und in Hoffnung auf die sichtbare Einheit aller Christen zu warten.   Lasset uns also Buße tun und demütig bekennen, was wir gegen die Einheit der Kirche (durch die Reformation) gefehlt haben. Dein großes Werk der Einheit (der Kirche Roms) haben wir zerteilt. – Erbarme dich unser, o Herr!
In unserem Hochmut haben wir unsere Brüder in Christo (in der päpstlichen Kirche) nicht verstanden und oft danach getrachtet, überlegen zu sein über sie.   Erbarme dich unser, o Herr! Grenzen haben wir gezogen unter deinen Kindern und die Ausbreitung des Evangeliums in der ganzen Welt durch unsere Spaltungen gehindert. – Verbiete, Gott, Heiliger Geist, daß wir uns abfinden mit unserer Trennung (von der Alleinseligmachenden!).   Erbarme dich unser, o Herr!”

Wir können uns denken, daß bei diesem “Bußgebet das Herz des anwesenden Priesters gejubelt hat. Das ist der Superlativ der Kriecherei vor Rom! Man kann hier offen sagen, daß solch ein “Bußgebet” ein Fluch gegen Jesus Christus, ein Verrat der Reformation, eine Schmähung der Reformatoren und ein Verurteilen aller aufrichtigen, bibelgläubigen Christen ist.

Papst Paul führt heute Gespräche mit der ganzen Welt: Er wollte mit China verhandeln,   wurde aber dort abgewiesen …

Zur Zeit verhandelt der Vatikan mit Moskau als “Amtikapitalist” und “Freund der Arbeiterklasse”   obwohl er selber der größte Kapitalist der Welt ist . . . In den Ländern der Reformation sind die Jesuiten “treue Bibelfreunde”   wo sie aber die Herrschaft haben, hetzen sie die Polizei auf die Bibelboten und lassen sie verhaften … In den Ländern der Reformation spricht der Klerus vom “gleichen Recht aller Kirchen”   in Rom dagegen spricht der Papst vom “alleinigen Recht der alleinseligmachenden Kirche Roms” . . . In den evangelischen Ländern sind die katholischen Sender “evangelisch” ausgerichtet, um Verwirrung bei den Evangelischen zu stiften   in den rein katholischen Staaten werden schon die Anfänge einer evangelischen Gesinnung gehaßt und verfolgt … In den Ländern der Reformation schreiben führende Katholiken   darunter auch Jesuiten   für evangelische Leser Bücher und Schriften, die “antipäpstlich” und “prolutherisch” ausgerichtet sind   wo dagegen die Kirche Roms die Herrschaft hat, wird evangelisches Schriftturn eingezogen und die Verbreiter desselben verhaftet . . . Das ist Rom!
Es gibt heute in der katholischen Kirche eine kleine Schar wirklich gläubiger Christen, die Christus und sein Wort für ihr Leben erwählt haben.   Von “starken Strömungen zum Worte hin” ist nichts zu merken. Mit dem “Zölibat”, der “Antibaby Pillen Enzyklika” und dergleichen Dingen hat die bibelgläubige Gemeinde nichts zu tun. Diese “Enzyklika Humanae Vitae” zeigt uns nur die gewaltige Machtposition des Papsttums. Die sogenannten “guten Katholiken” benötigen solche elenden päpstlichen Krücken für ihr Glaubensleben. Der wahrhaft gläubige Christ lebt aus der Fülle des Wortes Gottes, in dem alle Lebensproblerne gelöst sind.

Es ist wahr: “Die römische Kirche und die Nichtkatholiken waren sich noch nie so nahe wie heute.” Wir können den Zerfall der Kirche der Reformation nicht mehr aufhalten. Rom hat die Weiche gestellt. Ein großer Teil der evangelischen Kirchen hat sich freiwillig auf dieses falsche Geleise begeben und jagt mit furchtbarer Geschwindigkeit ihrem Verderben entgegen.

Im Jahre 1956 wurde in Schweden und Norwegen das Verbot des Jesuitenordens aufgehoben. Seit dieser Zeit wird die Gegenreformation in den nordischen Staaten stark vorangetrieben. In Dänemark z. B. ist 1966, als erste Tat nach der Reformation, ein Jesuit zum Bischof geweiht worden.   Die evangelischen Länder des Nordens werden von Rom als finsteres Heidentum angesehen, das “missioniert” werden muß. Ein katholisches Missionsblatt in München (St. Anger), das sich zur Aufgabe gesetzt hat, den “finsteren Norden” zu missionieren, schreibt: “Unser Gebet ist, daß der Glaube an Gott und seine (katholische!) Offenbarung und die Sehnsucht nach der Wiedervereinigung auch im Norden wachse! Daß der ’eucharistische Herr’ (im Meßopfer!) dort wieder gegenwärtig werde, wo vor 400 Jahren das ewige Licht erloschen ist.”

Besonders Schweden, aber auch Norwegen, Finnland, Dänemark und Island werden planmäßig mit einem Netz von Kirchen, Kapellen, Schulen, Schwesternhäusern und anderen kath. Heimen überzogen.
Man müßte hierzu schweigen, wenn die Kirche Roms dieselben Rechte und Freiheiten auch den Evangelischen in katholischen Ländern zugestehen würde. Die Erfahrung aber lehrt: Wo der Katholizismus an Macht gewinnt, hört die vielgepriesene “ökumenische Freiheit” auf! Dort werden die Evangelischen höchstens noch geduldet!   Die Zahl der Katholiken in Schweden ist in den letzten sieben Jahren um 67 Prozent angestiegen.

Der Herr schenke der nordischen evangelischen Kirche wahre Beugung und Buße, aber auch offene Augen, um den Betrug Roms durchschauen zu können. Möge die Schrift “Alarm um die evangelische Gemeinde der Reformation” auch ein Warnruf an die Evangelischen des Nordens sein.

Eine Geistesgabe haben wir in dieser verführerischen Zeit besonders nötig: die Gabe der Geisterunterscheidung!
Diese können wir nur durch den Geist im Wort bekommen! Nach dieser wollen wir uns ausstrecken und den Herrn bitten: “Gib mir Augen, die was taugen. Rühre meine Augen an. Denn es ist die größte Plage, wenn am Tage man das Licht nicht sehen kann.”
Nur dem Treuen winken Kronen! Darum seid nüchtern und WACHET

Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Februar 2008

www.horst-koch.de
info@horst-koch.de

 

 

 

Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Februar 2008

info@horst-koch.de

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Eingeborene + Naturreligionen (Hunt)

Dave Hunt

Eingeborene und Naturreligionen

Einer der sichersten und verbreitetsten Wege in den Okkultismus ist die heutige »Zurück-zur-Natur«-Bewegung im Namen einer ökologischen Bewahrung unseres Planeten. Durch die Achtlosigkeit und Gier der Menschheit ist der Erde viel Schaden zugefügt worden. Während die Industrienationen ihren Teil der Schuld zu tragen haben, ist in den kommunistischen sowie in Entwicklungsländern der Dritten Welt mit die schlimmste Umweltverschmutzung und- zerstörung zu verzeichnen. Zudem sind Umweltverschmutzung (wie z. B. Vulkanausbrüche) und Umweltzerstörung (wie z. B. durch Braunfäule, Insektenplagen, durch Blitzschlag verursachte Waldbrände) integrale Bestandteile der Natur selbst.

Dennoch hat die populäre Illusion unangefochtene Akzeptanz erlangt, dass alles »Natürliche« auch segensreich sein muss. Anscheinend übersieht man dabei, dass zum Allernatürlichsten auch Krankheit, Leid, Tod und Naturkatastrophen gehören (Wirbelstürme, Erdbeben, Dürren, Überschwemmungen, um nur einige wenige zu nennen). In Wirklichkeit richten sich die verzweifelten Bemühungen der Menschen, sich davor zu schützen, gegen diese von der Natur immer wieder bewirkte Zerstörung. Dadurch hat die Menschheit überhaupt erst ihr jetziges Niveau der Zivilisation erlangt.

Nachdem die Menschheit jahrhundertelang gegen die oft feindlichen und tödlichen Naturkräfte gekämpft hat, scheint es mehr als ironisch, dass es jetzt eine verbreitete und wachsende Bewegung gibt, die zur Partnerschaft mit denselben Kräften aufruft. Derartige Ideen hören sich zwar attraktiv an, doch würden sie einem Treck von amerikanischen Pionieren, die im tiefen und unbezwingbaren Schnee der Sierra Nevada am Verhungern sind, keinen Trost bieten. Für solche Menschen (und andere Opfer von Wind, Eis und Sturm) könnte die Natur nicht grausamer, brutaler und unbarmherziger sein!

Ein Ruf zur Vernunft

Dem nicht natürlichen Akt der Vernunft, der sich gegen den natürlichen Lauf der Natur richtete, ist es zu verdanken, dass heute viele einst tödliche Krankheiten beherrscht werden können, dass die Sterblichkeitsrate bei Kindern erheblich gesenkt und die durchschnittliche Lebenserwartung beträchtlich gesteigert wurde. Die völlig unnatürliche Handlung einer Blinddarmoperation, einer Nierentransplantation oder der Entfernung eines Tumors hat unzählige Leben gerettet. Solche Tatsachen sollte man bei allem Drang zur Verehrung einer mythischen »Mutter Erde« nicht vergessen.

Erst ein unerbittlicher Kampf gegen die Natur hat die vielen Annehmlichkeiten und Vorzüge erlangt, die früher unbekannt waren und heute wie selbstverständlich hingenommen werden. Keines dieser Dinge ist ein Produkt der Natur. Es gibt nichts Natürliches an Computern, Fernsehen, Raumfahrt, Dämmen, Brücken, Büchern oder selbst solch grundlegenden Notwendigkeiten des Lebens wie Textilverarbeitung, Nahrungsmittelveredlung, pflügen, pflanzen, Unkraut jäten oder kochen. Warum dann der Ruf »zurück zur Natur«?

Außerdem war es die abendländische Wissenschaft, die der Menschheit diese Vorzüge eingebracht hat. Aus der pantheistischen Philosophie des Hinduismus oder aus dem orientalischen Mystizismus wären diese Errungenschaften niemals hervorgegangen. Ebenso wenig wäre die medizinische Wissenschaft aus dem Glauben der nordamerikanischen Indianer entstanden, den der Westen jetzt in seiner Suche nach »Einssein mit der Natur« mit offenen Armen aufgreift. Welche Ironie, dass heute Eingeborenenvölker als Vorbilder des Einklangs mit dem Universum verehrt werden, wo doch gerade diese Völker noch heute gleichgültige Geister gegen die Krankheiten zu Hilfe rufen, von denen sie im rauhen Reich der Natur geplagt werden (dabei handelt es sich um Krankheiten, die die moderne Medizin längst heilen kann)!

Damit soll nicht bestritten werden, dass Naturvölker einige Pflanzen und Wurzeln mit Heilwirkungen entdeckt haben oder dass wir etwas von ihnen lernen können. Ebenso wenig wollen wir abstreiten, dass die ökologische Zerstörung in einem unnötigen Ausmaß von der menschlichen Torheit und der Habgier »zivilisierter« Völker verursacht wurde. Dabei müssen die Vorwürfe gegen die Wissenschaft und Technik jedoch auf einer rationalen Grundlage erhoben werden. Von der Achtung und Bewahrung unserer Umwelt (zu der wir aufgerufen sind) bis zur Vergöttlichung der »Mutter Erde« ist es nur ein Quantensprung.

Selektive Bevorzugung

Wir dürfen auf keinen Fall die heute grassierenden Vorurteile gegenüber dem christlichen Glauben übersehen oder stillschweigend hinnehmen. Der biblische Glaube ist in unserer westlichen Gesellschaft zu einem Tabu geworden, während alles andere, einschließlich Hexerei und Voodoo, vorbehaltlos akzeptiert wird. Nicht nur in den USA erhebt sich überall Zeter und Mordio, um öffentliche Darstellungen des Kreuzes oder von Krippenszenen zu verbieten. Gleichzeitig sind Totem-Pfähle über jede vergleichbare Kritik oder Anklage erhaben. Sogar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der UNO hat ihre Gutheißung für eine Wiedererweckung von Hexerei erteilt, und das unter dem populären Euphemismus »traditionelle Medizin« oder »Naturheilverfahren«.

Alles, was irgendwie »Natur« oder »ursprünglich« ist, wird kritiklos angepriesen, und wehe denen, die sich die Kühnheit herausnehmen, irgendwelche Schattenseiten von Naturkulturen oder- religionen aufzuzeigen. Wir alle müssen es dem gleichtun, was Eingeborene von Afrika oder einer Insel im Südpazifik oder die eingeborenen nordamerikanischen Indianer glauben und praktizieren. Das ist die Schlagzeile, die in den Medien verkündet wird und praktisch unangefochten ihren Lauf nimmt.

Am Sonntagabend, dem 17. November 1996, strahlte ein beliebter Fernsehsender die Sendung »Amerikas geheimnisvolle Plätze« aus. Darin wurde Hexerei in Salem und dem frühen Neuengland, zusammen mit Voodoo in New Orleans als segensreich präsentiert. Der Sprecher für Voodoo sagte: »Wir sind Nachkommen der Sklaven, die aus Afrika hierher gebracht wurden und Voodoo mitbrachten.« Ziel des Voodoo sei es, so wurde erklärt, einfach den Geistern zu dienen und die Götter und Göttinnen zu verehren. Kein einziges Wort fiel über die Flüche, die die Bevölkerung dort terrorisieren, wo Voodoo praktiziert wird. Die Sendung zeigte positive Darstellungen des Schlangengottes. Eine Voodoo-Priesterin erklärte, sie sei das Äquivalent zum katholischen Priester oder zum jüdischen Rabbi. Solche irreführenden Aussagen lassen die Zuschauer fehlinformiert zurück – ja, in Wirklichkeit betrogen.

Heidnische Religionen werden in den USA sogar an öffentlichen Schulen eingeführt, trotz des Verbots des christlichen Schulgebets und jeder positiven Bezugnahme auf den christlichen Glauben. Diese Religionen werden natürlich als »Kultur« eingeordnet, was schlicht und einfach Lüge ist. Gleiches gilt für gesellschaftliche Aktionen. Denken wir beispielsweise an Carolee Nishi, »die Begründerin und freiwillige Leiterin eines einzigartigen Nachmittags-Programms für Schüler, das vom CVJM von Honolulu gesponsert wird und Kindern im Alter vom 4 – 14 Jahren die Kultur Hawaiis beibringt«. Das Wort Religion ist in der ganzseitigen Werbeanzeige über Nishi nicht zu finden. Statt dessen, so wird gesagt, unterrichtet sie »Hula-Tanzen … hawaiianische Geschichte und Kultur«. Okkultismus entzieht sich der Erwähnung.

Ungeachtet der »Trennung von Kirche und Staat«, die bei allem Christlichen so strikt angewendet wird, unterstützt sogar die US-Regierung die amerikanische Eingeborenen-Spiritualität. Der »National Park Service« fördert die animistische bzw. spiritistische Religion der Indianer – einschließlich der Anbetung von Naturgeistern –, während diese Organisation der Bibel die Schuld am Niedergang des Westens gibt! Gary Hathaway beispielsweise, ein leitender Verantwortlicher der »Lava Beds National Monuments«, schrieb in einem offiziellen Rundbrief, der 1993 an die Besucher des Nationalparks verteilt wurde:

»Die eingeborenen Amerikaner waren spirituell mit ihrem Land verbunden … [Die Weißen] nutzten die Ressourcen für ihre eigenen kommerziellen Zwecke, und so wurde die zeitlose Spiritualität des Landes gestört … Ihre spirituellen Ansichten, die im 1. Buch Mose geschrieben sind, riefen sie zur Beherrschung und Unterwerfung des Landes auf … weite Gebiete des Westens wurden zerstört.

Heute erfährt die Spiritualität des Landes an den Lava Beds eine Erweckung … überall am Nationaldenkmal kann man die Gegenwart der Geister spüren … man kann sie [sogar] sehen, wenn es ihnen gefällt, sich in ihrer sichtbaren Form zu zeigen …  Betreten Sie den Medizinkreis ehrfurchtsvoll, so wie Sie Ihre eigene Kirche betreten würden. Lassen Sie die Geister des Windes, der Felsen und der Tiere zu Ihnen reden …

Die Götter ändern sich

Westliche Naturfanatiker geben sich den Fetischen der amerikanischen Eingeborenen hin. Einige tragen diese okkulten Gegenstände (die von der Kraft der Geister erfüllt sein sollen) lediglich als Schmuck, doch Phil Jackson verehrt sie im „inneren Heiligtum“ der Chicago Bulls. Das ist die höchste Form der Verwerfung des christlichen Glaubens, in welchem seine Eltern ihn erziehen wollten, und gleichzeitig eine Auslieferung ans Heidentum. Ein Nachschlagewerk über Heidentum (dessen Autor kein Kritiker, sondern ein Sympathisant ist) erklärt den Ursprung der Kraft, von der Jackson und andere Fans von Eingeborenenamuletten und Talismane glauben, sie wohne in diesen von ihnen verehrten Gegenständen:

»Dr. Taylor hat aus aller Welt Musterbeispiele von so genanntem Fetischismus zusammengetragen. Fetischismus ist die Verehrung von sowohl belebten Objekten wie Bäumen, Fischen, Tieren wie auch unbelebten Gegenständen fast jeder denkbaren Art. Dazu gehören auch Steine. Man glaubt, in den Gegenständen wohne ein Geist. Taylor zeigt, dass Götzenbilder ursprünglich Fetische waren, denen man nach und nach eine äußere Form gab, je nach der Gestalt des Geistes oder Gottes, der angeblich darin wohnte …
Von der göttlichen Eigenschaft, die in den Bildnissen der Götter [oder Fetische] wohnt, wurde gelehrt … dass sie durch das Auflegen der Hände und durch magische Gesten übertragen werde … man schrieb ihr außergewöhnliche Heilkräfte zu.«

Eingeborene Amerikaner beten immer noch zu Bäumen und Felsen und anderen unbelebten Gegenständen. Das ist der Aberglaube des Animismus, gegen den jegliche Erfahrung und Logik lauthals protestiert. Phil Jackson schwärmt von Crazy Horse als großem, heiligem Mann. Schwarzer Elch behauptet: »Unser großer Häuptling und Priester Crazy Horse … empfing seine große Kraft hauptsächlich durch … Visionen des Felsens, des Schattens, des Dachses, eines tänzelnden Pferdes (von dem er seinen Namen erhielt) und auch von Wanbli Galeshka, dem Adler. Von jedem von ihnen empfing er viel Kraft und Heiligkeit.« Ein Gebet im Räucherwigwam ruft zu den Felsen:

»O, ihr alten Felsen, die ihr heilig seid, ihr habt weder Ohren noch Augen, doch ihr hört und seht alle Dinge. Durch eure Kraft ist dieser junge Mann rein geworden … würdig, um hinzugehen und eine Botschaft von Wakan-Tanka zu empfangen.«

Wie erstaunlich, dass Jackson und so viele andere mit ihm den Gott der Bibel verwerfen, der seine Existenz und Liebe doch so völlig erwiesen hat, und sich statt dessen heidnischem Götzendienst zuwenden! Wie erstaunlich, dass so viele, die in christlichen Elternhäusern aufgewachsen sind, das Heil in Christus ablehnen und statt dessen die abergläubische Hoffnung auf eine mysteriöse Kraft in Fetischen ergreifen! Das erinnert uns an Gottes Klage über sein Volk Israel:

»Hat irgendeine Nation die Götter vertauscht? – Und jene sind nicht einmal Götter! Aber mein Volk hat seine Herrlichkeit vertauscht gegen das, was nichts nützt.
Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, und schaudert, erstarrt völlig vor Schreck! spricht der HERR.
Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten« (Jer 2,11).

Diejenigen, die die Wunder Jesu ablehnen, obwohl sie in der Bibel von zuverlässigen Augenzeugen aufgezeichnet sind, nehmen nun bereitwillig die zweifelhaften Legenden und Mythen an, die von eingeborenen »heiligen« Männern und Frauen überliefert wurden. Schwarzer Elch berichtet, wie Langsamer Büffel in einer »Vision« seine Kraft von einem Büffel empfing:

»Ich sah ein großes Volk, das sein Lager zum Aufbruch abbaute … plötzlich war ich mitten unter ihnen … sie alle verwandelten sich in Büffel … Sie zeigten mir einen großen männlichen Büffel und sagten, er sei mein Großvater … ein junger Büffel … sei mein Vater, dann zeigten sie auf eine Büffelkuh … Es war meine Großmutter … eine jüngere Kuh … war meine Mutter. Sie sagten, mit dieser vierfachen Verwandtschaft solle ich zu meinem Volk zurückkehren und meine Leute das lehren, was ich dort gelehrt worden bin … Dann begann Langsamer Büffel, eines seiner heiligen Lieder zu singen: Dieses Volk ist heilig; Aus dem ganzen Universum kommen sie, um es zu sehen. Die weiße Büffelkuh-Frau erscheint und sitzt dort in heiliger Manier, Sie alle kommen, um sie zu sehen.«

Eine unbestreitbare gemeinsame »Kraftquelle«

Schamanen von den Eingeborenenvölkern Nord-, Mittel- und Südamerikas glauben, wie der Bericht von Langsamer Büffel zeigt, dass sie Kraft von Tieren und Vögeln empfangen. Manchmal machen sie die Erfahrung, sich selbst in eine dieser Kreaturen zu verwandeln, und die Krafttiere können sich ebenfalls in Menschen verwandeln. Der Biograf von Schwarzer Elch, Joseph Epes Brown, erläutert die Vergöttlichung des Selbst der eingeborenen Amerikaner – die Lüge von Eden:

Der Indianer identifiziert sich tatsächlich mit dem – oder wird zum – Wesensmerkmal oder Prinzip des Geschöpfs oder Gegenstandes, das ihm in einer Vision begegnet, sei es ein wildes Tier, ein Vogel, eines der Elemente oder wirklich jeder Aspekt der Schöpfung. Um zu erreichen, dass diese »Kraft« ihn niemals verlässt, trägt er stets einen materiellen Gegenstand bei sich, das das Tier oder das Objekt repräsentiert, von dem er seine »Kraft« empfangen hat.

Wenn er den mit Adlerfedern gefiederten Krieger-Kopfschmuck trägt, wird der Träger tatsächlich selbst zum Adler, was bedeutet, dass er selbst sich, sein wahres Selbst, mit Wakan-Tanka [dem großen Geist, den Wanbli Galeshka (der Adler) identifiziert.

Selbst Skeptiker, die sich rund um die Welt damit beschäftigt haben, erkennen hinter den heidnischen Religionen eine böswillige Kraft. Eine englische Zeitschrift erklärte in ihrer Rezension des Buches von Evans-Wentz: »Nachdem der Autor alle Befunde untersucht hat … kommt er zur Schlussfolgerung, dass es ein Residuum gibt, ein X, das nicht anders erklärbar ist als nur durch die Hypothese, dass … immaterielle Wesen tatsächlich existieren. Sie offenbaren sich immer wieder an bestimmten Orten Menschen, die eine bestimmte spirituelle Voraussetzung erfüllen, um sie wahrnehmen zu können …«

Heidentum ist sicherlich kein Unfall der menschlichen Fantasie, sondern eine gut durchdachte Erfindung einer zeitlosen Intelligenz, die schon immer weltweiten Zugang zur Menschheit hatte. Überall finden sich dieselben Praktiken. Selbst wenn die kulturellen Gepflogenheiten unterschiedlich sind und die Völker aufgrund natürlicher Barrieren wie Ozeane oder weite Landstrecken voneinander getrennt sind, bleiben doch dieselben okkulten Praktiken bestehen. Die Identität der Intelligenz hinter diesen Naturreligionen verrät sich durch das antichristliche Wesen des Heidentums.

In jedem Kulturkreis werden diejenigen, die ihr Leben dem Erlernen der Geheimnisse okkulter Kräfte widmen, als Priester, Hexen, Hexenmeister, Medizinmänner, Zauberer, Magier, Gurus und Meister verehrt. Alle sind sich so grundsätzlich ähnlich, dass sie von Anthropologen nun unter dem Begriff Schamanen zusammengefaßt werden, dem Titel, den der sibirische Tungu-Stamm seinen Medizinmännern verliehen hat. Sibirische Schamanen praktizieren dieselbe Zauberei, die Carlos Castaneda bezeichnet als »eine religiös-philosophische Erfahrung, die [in Amerika] lange florierte, bevor der Weiße diesen Kontinent betrat, und heute immer noch floriert«.

Die weltweite Einbeziehung von Tieren bei heidnischen Religionen bestätigt den biblischen Bericht von der Schlange, die als »kraftspendendes Tier« oder »Leitgeist« zu Eva sprach. Zudem erhalten Schamanen auf der ganzen Welt grundsätzlich dieselbe Information von ihren »Krafttieren« wie einst Eva von der Schlange. Ein einziger Unterschied besteht: Die Bibel weist diese Lehre als große Lüge Satans aus, während die Naturreligionen sie bereitwillig als Wahrheit annehmen. Die Kommentare des Anthropologen Michael Harner, eines weltweit führenden Kenners des Schamanismus und selbst praktizierenden Schamanen, sind äußerst aufschlußreich:

Die Verbundenheit zwischen den Menschen und der Tierwelt ist eine Grundlage des Schamanismus … Der Schamane muss einen bestimmten Hüter haben, um seine Aufgabe zu vollbringen … Der Schutzgeist wird von den eingeborenen Nordamerikanern manchmal als Krafttier bezeichnet …

Die Fähigkeit der Schutztiergeister, zu einem Menschen zu sprechen oder sich manchmal in Menschengestalt zu manifestieren, wird als ein Zeichen ihrer Kraft angesehen … Die Überzeugung der Schamanen, dass sie sich in die Gestalt ihres Schutztiergeistes oder Krafttieres verwandeln können, ist weit verbreitet und offensichtlich sehr alt …

Im Verlauf der Einweihung eines Schamanen des australischen Wi-radjeri-Stammes hatte dieser die nicht alltägliche Erfahrung, dass Federn aus seinen Armen wuchsen und zu Flügeln wurden. Dann wurde ihm das Fliegen beigebracht.

Eine Frage der Moral

Uns wird das Bild vermittelt, dass die Indianervölker angeblich ein idyllisches Leben in vollkommenem Einklang mit der Natur und miteinander lebten, bevor der böse Weiße dazukam; doch das ist nicht wahr.
Jungleman, einst fähiger Schamane bei den Yanoamö-Indianern am Amazonas, ist von solchen Lügen persönlich betroffen und klärt in seinem Buch Spirit of the Rainforest (»Geist des Regenwalds«) über die bittere Wahrheit auf, wie die Indianervölker einst lebten. Es ist eine Geschichte von ständiger sexueller Perversion und sexuellem Mißbrauch, von Kriegshetzerei, Brutalität, einem Leben in Angst und Schrecken vor menschlichen und übernatürlichen Feinden, von Flüchen, Leid und Tod. Es ist auch eine Geschichte der Befreiung durch Jesus Christus in ein gänzlich neues Leben des Friedens und der Freude und der Hoffnung auf die Ewigkeit.

Zwischen Tier und Mensch besteht eine Kluft der Moral, die durch keinen natürlichen Vorgang überbrückt werden kann. Der Historiker und Philosoph Herbert Schloßberg erinnert uns: »Tiere verhalten sich nicht moralisch oder unmoralisch, sie verhalten sich nur natürlich. Ein ethisches System, das besagt, der Mensch solle sein Verhalten auf die Natur begründen, rechtfertigt somit jegliches Verhalten, weil die Natur keine Ethik kennt.«
In völliger Übereinstimmung stellt der Nobelpreisträger Sir John Eccles heraus, dass jede Naturreligion notwendigerweise amoralisch sein muss:

Die Begriffe von Ungerechtigkeit, Unrecht und Perversion – sowie die Verpflichtungen, Ehre und Achtung zu erweisen und etwas zu erlauben – sind nur in einem moralischen Kontext und nur für moralische Wesen verständlich. In dem geistlosen, rein natürlichen Universum … gibt es weder Gerechtigkeit noch Gnade, weder Freiheit noch Fairness.

Wenn es in der NBA einen Basketballspieler gibt, von dem sogar die säkulare Presse bezeugt, dass ihm das grundlegendste moralische Verhalten fehlt, das man von einem Menschen erwarten kann, so ist das Dennis Rodman. Als Phil Jackson Rodman wegen der Möglichkeit fragte, zu den Chicago Bulls zu wechseln, behauptete Jackson, sein Geist habe sich mit Rodmans Geist verbunden, weil auch Rodman in der amerikanischen Eingeborenen-Spiritualität steckt. Jackson schreibt:

Er [Dennis] lächelte und schaute umher und begutachtete die Artefakte der amerikanischen Naturreligion an unseren Wänden und stellte mir Fragen darüber. Er sagte mir, er habe eine Halskette von einem Ponka-Indianer aus Oklahoma und zeigte mir sein Amulett. Lange Zeit saß ich mit Dennis schweigend da. Ich spürte seine Gegenwart … Auf nonverbale Weise hatten wir uns in unseren Herzen verbunden, nach der Weise des Geistes.

Die Immoralität und Grausamkeit von Naturvölkern wird nie erwähnt – nur ihre »Naturverbundenheit«. Phil Jackson filtert die üblen Praktiken der Naturreligionen heraus. Er berichtet, wie liebend gern sich »Lakota-Krieger in feindliche Lager schleichen und sich dann mit den Ponys auf und davon machen«. Es fehlt der geringste Hinweis darauf, dass dies Diebstahl ist oder dass sie auch Sklaven verschleppten. Ein paar Seiten weiter spricht er von dem hohen Wert, den er bei seiner Trainertätigkeit einem guten Charakter zumißt! Bei seinen wiederholten Schwärmereien für die Indianerkrieger vergißt Jackson zu erwähnen, dass sie schon seit Jahrhunderten, bevor die Weißen in ihren Kontinent einfielen, ihre Opfer skalpierten und folterten.

Jackson spricht hochachtungsvoll vom »Weg der Krieger«; der Untertitel seines Buches lautet: »Spirituelle Lektionen eines Hartholz-Kriegers«. An keiner Stelle erwähnt er das blutrünstige Wesen ihrer Kriegsführung und die brutale Behandlung ihrer Gefangenen und sogar ihrer eigenen Frauen. Diese Glorifizierung der amerikanischen Eingeborenenkultur ist der Kontext, in dem wir Jacksons Prahlerei bewerten müssen:
»Während der folgenden fünf Jahre integrierte ich die Lehren der Lakota in unser [Basketball-] Trainingsprogramm.«  In Wirklichkeit ist das eine arg verzerrte Sicht der Lehren und Praktiken der Indianer, die Jackson seiner Mannschaft und den vielen Lesern seines Buches untergeschoben hat.

Salonfähige Blindheit

Die im Westen gegenwärtige simplizistische Haltung des »Schwarz ist gut; weiß ist schlecht« ist eine Begleiterscheinung der gleicherweise modernen Blindheit. Sie leugnet die biblische Lehre, dass es keinen Unterschied zwischen den Menschenrassen gibt – dass alle Sünder sind, die alle Erlösung brauchen. Die Medien betonen immer wieder, dass der große Kampf zwischen Schwarz und Weiß stattfindet und dass es vor allem die Schuld der Weißen ist, dass die Schwarzen stets in Frieden lebten, bis der Weiße auf der Bildfläche erschien. Wahrheit ist jedoch, dass die Schwarzen sich dort bereits gegenseitig bekämpften, töteten und versklavten, lange bevor der Weiße überhaupt in Afrika ankam – und dies auch heute noch tun.

Erstaunlich, dass Louis Farrakhan einige Schwarze dazu überreden konnte, Muslime zu werden. Es waren die Muslime (Araber), die (aus ihrem reichhaltigen Markt an der westafrikanischen Küste) als Erste Sklaven nach Europa und Amerika brachten. Außerdem waren es die Schwarzen selbst, die ihre eigenen Leute gefangen nahmen und verkauften – natürlich Angehörige anderer Stämme. In ganz Afrika hatten die Stämme ihre Gebiete und kämpften ihre Kriege, wie auch heute noch der Fall. Für Afrikaner ist es vielleicht schwer zu schlucken, aber als die Kolonisten regierten, war mehr Frieden in Afrika als zuvor und auch mehr als danach, als die Afrikaner ihre Unabhängigkeit erlangten. Hier fehlt der Platz, um die jahrhundertelangen Konflikte zwischen den vielen Eingeborenenstämmen Afrikas aufzuzählen. Das Beispiel von nur zwei dieser Stämme, von denen heute viel in den Nachrichten zu hören ist, soll hier genügen.

Die Hutus und Tutsis bringen sich seit 400 Jahren gegenseitig um. Die Hutus waren die Ersten, die das als Ruanda und Burundi bekannte Gebiet bevölkerten, und kamen den Tutsis etwa 500 Jahre zuvor. Sie waren Bauern. Die Tutsis waren Viehzüchter und bildeten die ethnische Minderheit, hielten aber eine höhere Stellung in der Besatzungshierarchie ein, waren wohlhabender und wurden von den Kolonisten bevorzugt behandelt. Als Nachwirkung der Hutu-Aufstände des Jahres 1959 traten die Belgier jedoch Ruanda an die Hutus ab, die unverzüglich die Tutsis zu Zehntausenden massakrierten. In Burundi erlangten die Tutsis die Herrschaft und begannen die Hutus abzuschlachten. Das gegenwärtige Blutbad begann 1994:
Ruandische Hutus begannen zu randalieren und massakrierten zwischen 500.000 und 1 Million Tutsis. Die Ruandische Patriotische Front, eine in Uganda stationierte Exilarmee der Tutsis, schlug zurück und ergriff die Kontrolle über Ruanda. Zwei Millionen Hutus, von der Rache der Tutsis terrorisiert, flohen nach Tansania und Zaire … Schätzungen zufolge sind etwa eine Million vertriebene Hutus dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. Im schlimmsten Fall könnte das ganze Herz Afrikas implodieren und die 30 Millionen Menschen dieser Region … in einem Strudel der Gewalt verschlucken.

Aufruf zu aufrichtiger Bewertung

Gott sagt, dass »alle gesündigt haben und nicht die Herrlichkeit Gottes erlangen« (Röm 3,23). Es ist unaufrichtig, wenn man Naturvölker so behandelt, als wären sie gegen diesen Fluch gefeit. Denken wir an zwei junge Schwestern, Überlebende des Massakers beim Überfall auf den Oatman-Treck im Jahr 1851. Ihre Gefangennahme durch Apachen und ihr Verkauf in die Sklaverei an einen anderen Stamm ist im qualvollen Detail fest gehalten. Die zwei Mädchen verbrachten einige Jahre mit Sklavenarbeit bei ihren indianischen Peinigern. Die jüngere Schwester verhungerte. Am interessantesten ist die Reaktion der anderen »Sklavinnen« (indianischen Squaws), mit denen die Mädchen zusammenlebten. Die Frauen waren äußerst erstaunt, als sie erfuhren, wie zuvorkommend der weiße Mann mit seiner Frau umging. Sie hegten dann die vage Hoffnung, zu flüchten und vielleicht in einer so freundlichen Gesellschaft zu leben.

Oder wer könnte das grausige Massaker vergessen, das im US-Bundesstaat Washington auf der Marcus-Whitman-Missionsstation verübt wurde? Kein eigentlicher Anlaß bestand dazu; es spiegelt bloß den tragischen Aberglauben der Indianer wider, dass der Gott dieser freundlichen Missionare böswilligerweise den Tod einiger ihrer Stammesangehörigen verursacht habe. Eingeborene sind genauso sündig und verloren wie alle anderen Menschen auch. Wenn wir aufrichtig sind, können wir keinen einzigen Teil der Gesellschaft unserer gefallenen Welt für besser erklären.

Margaret Meads Buch Kindheit und Jugend in Samoa wurde in millionenfacher Auflage in vielen Sprachen verkauft und war jahrzehntelang ein anerkanntes Standardwerk in Anthropologie. Als »wissenschaftliche« Rechtfertigung spielte es eine Schlüsselrolle für die sexuelle Revolution, die die Welt von heute und einen Großteil der Christenheit pervertiert. Das Buch war jedoch ein Schwindel, mit dem die Autorin ihre eigene ehebrecherische und lesbische Lebensweise rechtfertigen wollte. Spätere Nachforschungen auf Samoa ergaben, dass Meads Darstellung einer idyllischen Naturgesellschaft ohne sexualmoralische Einschränkungen völlig falsch war. Die Tatsachen der samoanischen Gesellschaft entsprechen exakt dem Gegenteil, doch diese Lüge bietet weiterhin die »wissenschaftliche« Entschuldigung für weltweiten moralischen Verfall.

Auf den Inseln von Hawaii hat ein Aufleben der Religion der Eingeborenen, die als Wiederentdeckung einer verlorenen Tradition gefeiert wird, zu öffentlich praktizierter Hexerei geführt, die insgeheim unter einer dünnen Decke angeblichen Christentums fortbestanden hatte. Ein Anhänger dieser Religion, der in einem Interview zunächst offenherzig Rede und Antwort stand, hüllte sich plötzlich in Schweigen, als er nach dem derzeitigen Gebrauch von »bösen Flüchen« gefragt wurde. Nach einer langen, peinlichen Pause rief der Befragte aus:
»Ich kann nicht! Ich habe schreckliche Angst davor. Niemand spricht über die Religion. Auch heute noch werden Hawaiianer von anderen Hawaiianern zu Tode verflucht.«

Ein krasser Gegensatz

Trotz der Tatsachen, die das Gegenteil beweisen, werden die Eingeborenen-Religionen weiterhin bevorzugt behandelt, wird das Leid und Übel in ihren Gesellschaften weiterhin unehrlich vertuscht und wird das Christentum weiterhin verleumderisch angefeindet. Die Bibel wird von Kritikern peinlich genau seziert, um nur den kleinsten Fehler aufzuzeigen (und dieser Prüfung hat sie standgehalten, wie wir in dem Buch In Defense of the Faith gezeigt haben.  Wenn es jedoch um Natur- oder Eingeborenen- Religionen geht, ist jeder Mythos gut genug, so absurd er auch sein mag. Wahrheit und Glaubwürdigkeit sind irrelevant. Allein die Tatsache, dass eine Religion oder ein kultureller Brauch von Eingeborenen stammt, beantwortet alle Fragen.

Einige christliche Missionare haben fälschlicherweise das Christentum mit ihrem eigenen abendländischen Lebensstil gleichgesetzt und diesen Lebensstil anderen Kulturkreisen aufgezwängt. Andererseits hat das Heidentum Angst und Tod gebracht, während der wahre christliche Glaube Freiheit und Leben brachte. Ein Missionar schreibt von den Philippinen:

»Bevor wir zu diesen Menschen kamen … waren sie Animisten und die Geister, die sie anbeteten, hatten sie gewarnt, dass sie niemals erlauben würden, eine andere Religion in ihr Gebiet eindringen zu lassen. Wenn doch, würden ihre Kinder sterben, die Ernte ausfallen und andere Stämme würden Krieg gegen sie führen und sie besiegen.

Zu ihrer Religion gehörte … die Anbetung von Bäumen, Felsen und ihrer verstorbenen Ahnen, die als Mittler zwischen den Lebenden und den über sie herrschenden Geistern fungierten. Es versteht sich von selbst, dass sie in tiefer Finsternis lebten und immer wieder versuchten, die Beziehung zu den Geistern durch blutige Opfer aufrecht zu erhalten. Zu diesen Opfern zählten Hühner, Schweine und als höchstes Opfer für ein ganzes Dorf ein Menschenopfer … von ihren eigenen Kindern.

Gott sei gedankt – für die Higaonon hat sich vieles geändert, seitdem der Herr uns dort eine Tür aufgetan hat … um sein Wort an diese Menschen weiterzugeben … Als die Zeit gekommen war, dass wir ihre Sprache gut genug verstanden, fingen wir an, sie im Wort Gottes zu unterweisen … ausgehend vom 1. Buch Mose … es war faszinierend zu sehen, wie die Menschen ihre Sündhaftigkeit und ihre Unfähigkeit, mit ihren Sünden fertig zu werden, erkannten …

Innerhalb der nächsten paar Tage und Wochen sagten uns die meisten … dass sie verstanden haben … dass Jesus für ihre Sünde starb und dass sie ihm und seinem vergossenen Blut vertrauen, um errettet zu werden … Die ersten Gläubigen von ihnen hatten gleich das starke Anliegen, das ganze Volk der Higaonon zu erreichen und sandten ihre eigenen Missionare aus … So wurden in sieben weiteren Dörfern Menschen gläubig.«

Shoefoot, der sein Leben als Schamane bei den Yanoamö-Indianern Venezuelas verbrachte, deckt das Übel hinter den Eingeborenen-Religionen auf: »Schamanen sagen ihren Volksangehörigen oft, die Ursache für die Krankheit oder den Tod eines Verwandten sei ein böswilliger Geist, der von einem Nachbardorf geschickt wurde. Vergeltungskriege werden häufig mit Keulen und Pfeil und Bogen ausgefochten … die Leute haben Angst, sich aus ihrem Dorf zu wagen, selbst wenn sie nur jagen gehen oder Wasser vom Fluß holen möchten.«

Der ehemalige Schamane schreibt:

»Als die Jahre vergingen, lastete die Verantwortung des Schamanen immer schwerer auf mir. Ich war erschöpft. So viele waren krank und starben. Ich konnte sie nicht heilen, so sehr ich es auch versuchte. Mein Dorf war von so vielen Drohungen getroffen. Die Leute plünderten sich und brachten sich gegenseitig um. Ich konnte sie nicht schützen. Oft war Hungersnot.

Ich nahm mehr Ebene [eine halluzinogene Droge, die von den Yanoamö-Schamanen verwendet wird], um den Beistand der Geister zu erlangen … aber meine Geister ließen mich allein, mit nichts als nur Angst und Sorgen … Einige Männer [Schamanen] gingen in der Geisterwelt verloren, als sie die Drogen nahmen; viele liefen in den Dschungel und es wurde nie wieder etwas von ihnen gehört. Hin und wieder wurde einer von ihnen tot aufgefunden … Ich war für diesen Weg nicht stark genug.

Ein Besucher aus einem anderen Dorf erzählte mir von Fremden, Nabas, die gekommen waren und am Fluß lebten … die würden einen großen Geist kennen, der uns helfen könnte. Es war ein anderer Geist als der große Supergeist [ yai pata] der Yanoamö; er war freundlich und verlangte nicht Tod und Vernichtung. Ich machte mich auf zu diesen Naba und sie erzählten mir von ihrem Geist und seinen Wegen des Friedens … Bald darauf sagten mir meine Geister … dass sie mich töten würden … wenn ich sie verwerfe …

Ich hörte auf, Ebene zu nehmen und wandte mich an den Geist der Naba … Er war stärker als meine Waldgeister. Sie bekamen Angst und gingen fort … Anstatt mich zum Töten von Menschen oder zu Überfällen aufzufordern … sagte mir der neue Geist, die Kämpfe zu beenden, wann immer es mir möglich sei.

Ich wurde innerlich ruhig und die Angst verließ mich. Von da an haßte ich niemanden mehr und wünschte niemandem den Tod. Meine alten Geister waren stets glücklich, wenn jemand gestorben war, und sie hielten die Schamanen zum Anstacheln weiterer Gewalt an. Wir dachten, wir hätten Macht über diese Geister, aber in Wirklichkeit hatten sie die Macht über uns … Selbst wenn wir Schamanen sangen und Ebene nahmen und zufrieden aussahen, waren wir doch innerlich aufgewühlt, denn unsere Geister forderten uns ständig zu weiterem Töten auf. Einige Männer [Schamanen] verloren sämtliche Kontrolle und Sinne, als sie die Droge nahmen, und brachten sogar ihre eigenen Frauen und Kinder um.

Heute lebe ich nicht mehr in Angst … und ich habe mit den Menschen in den Nachbardörfern gesprochen; wir haben unsere Fehden beendet und mit dem Töten aufgehört … wir können uns nun der vermehrten Nahrungsaufzucht widmen und wir haben bessere Häuser, in denen wir mehr vor den Moskitos geschützt sind. Die Nabas sagten uns, dass Malaria von den Moskitos übertragen wird und nicht von bösen Schamanen herrührt, und so haben wir unseren Glauben geändert …

Unsere Bevölkerung von »Honigdorf« wächst, während viele andere an Zahl abnehmen. Der neue Geist hat mich von der Angst befreit, die ich bei all den Kriegen sooft hatte. Heute geht es meinem Volk besser und es lebt in Frieden.«

Ritualismus und Naturreligionen

Ein grundlegender Irrtum der Naturreligionen ist die Anbetung geschaffener Gegenstände und Geschöpfe anstelle von Gott, der sie erschaffen hat. Wenngleich diese Religionen oft anscheinend einen »großen Geist« hinter diesem allen verehren, ist dieser Gott doch nur die größte Macht in einem Göttertempel, der stets mit verschiedenen Aspekten der Schöpfung gleichgesetzt wird. Die Bibel (und auch der gesunde Menschenverstand) erklärt, dass das Universum von einem Schöpfer ins Dasein gerufen wurde und von diesem auch erhalten wird. Seine moralischen Gesetze sind in jedes Gewissen geschrieben, sodass wir alle wissen, dass wir vor diesem einen wahren Gott moralisch verantwortlich sind, dass wir seine Gesetze gebrochen haben und uns nun an ihn wenden müssen, um errettet zu werden. Die biblische Anklage könnte nicht deutlicher sein:

“Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart.
Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien; weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde.
Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes vom vergänglichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.
Darum hat Gott sie dahingegeben in den Begierden ihrer Herzen in die Unreinheit, ihre Leiber untereinander zu schänden, sie, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben statt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen” (Röm 1,18-25).

In allen heidnischen Naturreligionen wird eine Beziehung der Ursache und Wirkung vorausgesetzt, die zwischen Ritual bzw. Zeremonie einerseits und dem Erlangen von Macht zum Heilen oder zum Erteilen anderer Segnungen andererseits besteht. Die gesamte Grundidee heidnischer Rituale – die Riten von Schamanen und Hexen, das Anzünden von Kerzen, das Zubereiten von Wundergetränken – besteht darin, dass sie (bei korrekter Durchführung) eine Reaktion der Götter oder Geister hervorrufen sollen.

Genau wie die Gesetze der Wissenschaft eine automatische Reaktion nach der natürlichen Ordnung erfordern, so stellt man sich vor, dass auch Götter dazu gebracht werden können, auf bestimmte Weise zu reagieren. Das ist auch im Katholizismus und den orthodoxen Ostkirchen so. Um dies absolut unmißverständlich herauszustellen, verkündete das Konzil zu Trient (die höchste Autorität im Katholizismus):
Wer sagt, durch die Sakramente des Neuen Bundes werde die Gnade nicht kraft des vollzogenen Ritus mitgeteilt, sondern zur Erlangung der Gnade reiche der bloße Glaube an die göttliche Verheißung hin, der sei ausgeschlossen [anathema, d. h. verdammt].

Wie wir gesehen haben, erinnert dieses Prinzip der »Ursache und Wirkung« an christianisierte Wissenschaft, auf die es in der Bibel absolut keinen Hinweis gibt. Im Alten Testament gab es viele Opfer und Zeremonien, die Gott angeordnet hatte, doch an keiner Stelle wird der Eindruck vermittelt, dass irgendein Ritual oder Opfer an sich eine Wirkung erziele. Kein Gedanke wurde nahegelegt, dass Gott durch die vollzogene Handlung beeindruckt würde, geschweige denn dass sie aufgrund bestimmter geistlicher Gesetze eine automatische Reaktion Gottes hervorrufen würde. Im Gegenteil: Weil die Priester und das Volk nicht die richtige Herzenshaltung hatten, verwarf Gott die Opferrituale Israels, obwohl sie genau den Zeremonialvorschriften entsprachen, wie sie im Gesetz geschrieben waren:

Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer dienen? – spricht der HERR. Ich habe die Brandopfer von Widdern und das Fett der Mastkälber satt, und am Blut von Jungstieren, Lämmern und jungen Böcken habe ich kein Gefallen …
Bringt nicht länger nichtige Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Greuel … Und wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch. Auch wenn ihr noch so viel betet, höre ich nicht: eure Hände sind voll Blut.
Wascht euch, reinigt euch! Schafft mir eure bösen Taten aus den Augen, hört auf, Böses zu tun! Lernt Gutes tun, fragt nach dem Recht, weist den Unterdrücker zurecht! Schafft Recht der Waise, führt den Rechtsstreit der Witwe! (Jes 1,11-17).

Ritualismus: Wichtige Unterscheidungen

Dieser grundlegende Fehler des Heidentums wiederholt sich in jeglichem Ritualismus: der Glaube, dass bei Durchführung bestimmter Zeremonien göttliches Wohlwollen erlangt würde. Im Heidentum und in den Naturreligionen findet man solche Rituale überall: die Gewänder der Priester, das Schwingen von Weihrauchgefäßen, Zauber- und Beschwörungsformeln, die ausgeklügelten Zeremonien, mit deren Durchführung die Gunst der Götter erlangt werden soll. So finden wir es im Katholizismus wie auch in den orthodoxen Ostkirchen.

Als im 4. Jahrhundert unter dem Einfluß des römischen Kaisers Konstantin die römisch-katholische Kirche entstand, wurde der Katholizismus zu einer Mischung aus Heiden- und Christentum. Selbst der Kirchenvater Augustinus bezeugte:

Wer [in eine Kirche] hineinkommt, muss Trunkenbolde, Geizhälse, Schwindler, Spieler, Ehebrecher, Hurer, Träger von Amuletten, eifrige Schützlinge von Zauberern und Astrologen … sehen. Dieselben Mengen, die bei christlichen Festen in die Kirchen strömen, füllen an heidnischen Feiertagen ebenso die Theater.

In der Kirche und sogar unter den von Päpsten eingesetzten Königen und Kaisern gab es immer wieder solche, die die Bösartigkeit der alten Heidenkulte erkannten und sie verbaten. Kaiser Karl der Große verkündete: »Bezüglich Bäumen, Steinen und Quellen, wo bestimmte törichte Menschen Fackeln anzünden oder Aberglauben praktizieren, ordnen wir ernstlich an, dass diese allerübelste, für Gott abscheuliche Gewohnheit entfernt und vernichtet werden soll, wo immer man sie vorfindet.«

Gleichzeitig wurden jedoch ähnliche heidnische Praktiken »christianisiert« und in die Kirche aufgenommen, wo sie bis heute Bestandteil des Katholizismus und des ostkirchlichen Orthodoxismus sind. Oftmals werden Priesterschaft und Zeremonialgesetz Israels, die Gott im Alten Testament angeordnet hatte, als Rechtfertigung für den Sakramentalismus innerhalb der bekennenden Christenheit angeführt. Das Neue Testament verdeutlicht jedoch, dass die Erlösung in Christus die alttestamentliche Ordnung als veraltet erklärt hat.

Wir müssen eine wichtige Unterscheidung treffen zwischen den Ritualen heidnischer Religionen und dem Katholizismus einerseits (bei denen man annimmt, aufgrund von Sakramenten Gottes Gunst zu erlangen) sowie den spezifischen Zeremonien der jüdischen Priesterschaft andererseits. Letztere hatten symbolische Bedeutung und deuteten auf die Erlösung hin, die Jesus Christus einst ausführen würde. Alle alttestamentlichen Opfer sind Vorschattungen des Lammes Gottes, des wahren Opfers. Gott selbst kam als Mensch auf diese Erde, um sein Leben als Lösegeld für unsere Sünden zu geben:

Dieses [das alttestamentliche Heiligtum] ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit, nach dem sowohl Gaben als auch Schlachtopfer dargebracht werden, die im Gewissen den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst ausübt. Es sind nur – neben Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen – Satzungen des Fleisches, die bis zur Zeit einer richtigen Ordnung auferlegt sind.

Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter und ist durch das größere und vollkommenere Zelt – das nicht mit Händen gemacht, das heißt, nicht von dieser Schöpfung ist – und nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen und hat uns eine ewige Erlösung erworben (Hebr 9,9-12).

Der derzeitige Trend

Die heidnischen Vorstellungen, die sich gegen Gottes Erlösungsplan erheben, durchdringen heute die abendländische Gesellschaft und untergraben den einst so starken Einfluß der Bibel. Dabei ist es gerade dieser biblische Einfluß, dem die wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Errungenschaften des Abendlandes zum Großteil zu verdanken sind. Der daraus hervorgegangene Wohlstand steht in krassem Gegensatz zur erbärmlichen Armut der Dritten Welt, wo das Heidentum regiert, ebenso im Gegensatz zu kommunistischen Ländern, deren Religion der materialistische Atheismus war.

Technischer Fortschritt berührt jedoch nur das diesseitige Leben. Seit Anbeginn der Geschichte wurde die Menschheit von der Frage verfolgt, was jenseits dieses kurzen Aufenthalts auf der Erde kommt. An dieser Stelle setzt die Religion an: Sie bietet etwas, das über den Tod hinausgeht – die glücklichen Jagdgründe der amerikanischen Indianer, der himmlische Harem voller hübscher Jungfrauen bei den Muslimen … ein Land, wohin die Geister gehen, doch ein Land des Schattens und der Furcht. Ohne Auferstehung jedoch ist die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod vergeblich.

Weder Buddha noch Konfuzius, noch Mohammed, noch irgendein anderer Religionsführer stand von den Toten auf. Allein Christus kam aus dem Grab zurück, nachdem er sein Leben zur Rettung von Sündern hingegeben hatte. Die Apostel gaben ihr Leben hin, um diese frohe Botschaft der Erlösung, »das Evangelium der Gnade Gottes« (Apg 20,24) in die Welt hinauszutragen. Millionen von Märtyrer haben ihr Leben gelassen, um diese Botschaft rein zu erhalten. Heute wird diese Wahrheit verlästert – und das im Namen Christi! Mit dem freundlichen Akt eines Schuldbekenntnisses bekannte die Vereinigte Kirche Kanadas den ein¬geborenen nordamerikanischen Indianern: »Unser christliches Gottesbild ist entstellt und verwischt. Wir waren der Schönheit eurer Spiritualität gegenüber verschlossen. Bitte vergebt uns.«

Repräsentanten der römisch-katholischen und Lutherischen Kirche, der Episkopalkirche, der Amerikanischen Baptisten, der United Church of Christ, der United Methodist Church und der Presbyterianischen Kirche haben sich bei den amerikanischen Indianern für die Verkündigung des Evangeliums entschuldigt:

Liebe Brüder und Schwestern: Dies ist eine formelle Entschuldigung … für die Zerstörung der traditionellen spirituellen Bräuche der eingeborenen Amerikaner. Wir bitten euch um Vergebung und Segen. Die spirituelle Macht eurer Religion hätte uns ein großes Geschenk sein können.

Im selben Geist kam Mitte November 1996 die Christliche Weltversammlung von Naturvölkern in Rotorua (Neuseeland) zusammen. Richard Twiss, Vertreter der Lakota, sagte, dass Lebensweise und Kultur (Religion) »Gaben Gottes waren«. Twiss ist »ein Berater der Promise Keepers für Versöhnung zwischen den Rassen«. (Die Promise Keepers sind eine schnell wachsende christliche Männerbewegung.) Das Treffen nahm offenherzig Eingeborenen-Religionen an und rief dazu auf, einige ihrer Rituale in die Anbetung in christlichen Kirchen zu integrieren. Elijah Harper, ein kanadischer Politiker, der das Volk der Cree-Indianer vertritt, erklärte, dass »die spirituelle Erweckung der Welt von den Naturvölkern rund um den Globus ausgehen werde«.

Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, Jesus Christus würde sich dafür entschuldigen, dass er für die Sünden der Welt gestorben und der einzige Retter ist, oder der Apostel Paulus würde sich vor ehemaligen, zum christlichen Glauben bekehrten Juden, Griechen und Römern dafür entschuldigen, dass er sie für Christus gewonnen hat! Es steht zu viel auf dem Spiel – das ewige Schicksal von Menschenseelen –, als dass die Wahrheit kompromittiert werden könnte. Leider geht der Kompromiß – wie wir sehen werden – von den höchsten christlichen Führungsebenen selbst aus.

Jedem steht es frei, Christus anzunehmen oder abzulehnen. Aber es ist unehrlich, sich selbst Christ zu nennen und gleichzeitig die Lehre und das Werk Jesu Christi zu verfälschen. Ebenso müssen Natur- und Eingeborenen-Religionen aufrichtig auf ihr eigentliches Wesen geprüft werden, einschließlich der zugrunde liegenden Lehre und der daraus hervorgehenden Resultate.

 

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Gott spielen – Lust auf Macht (D.Hunt)

Dave Hunt

 

Gott spielen: die Lust auf Macht

Nichts wirkt auf ein Kind so anziehend wie Märchen über magische Mächte. Und wenn man auch aus seinen Kinderschuhen herauswächst, gibt man doch seine kindlichen Träume nicht gänzlich auf. Diese Träume haben einen Großteil der Motivation für Wissenschaft und Technik geliefert, von Alchimie bis hin zur Atomphysik und der ganzen Spannbreite dazwischen.

Die Ambitionen und Wünsche des Menschen sind unbegrenzt. Jene, die an Gott glauben, versuchen sich seine Macht als ihre eigene anzumaßen (wie Satan es tat) oder ihn dazu zu bringen, seine Macht zu ihren eigenen Gunsten einzusetzen (die selbstsüchtigen Motive hinter den meisten Gebeten). In den neuen spirituell-wissenschaftlichen Bewegungen ist der Glaube nicht ein Vertrauen auf und eine Unterwerfung unter den Schöpfergott, sondern »der Schlüssel zur inneren göttlichen Macht … das aktive Instrument, das jeden meiner Gedanken aufgreift und sie alle in der erfahrbaren Welt manifestiert« Die Geschäftswelt folgt den Rattenfängern des Erfolges, deren Seminare dieselben Psychotechniken für persönliche Machterlangung versprechen.

Harold Bloom, Autor von The American Religion, meint, dass »für den Amerikaner Gott nichts anderes ist als er selbst«. Die Lüge der Schlange aus Eden (das eigentliche Herzstück der okkulten Invasion), der Mensch könne selber ein Gott werden, regiert immer noch die Seele des Menschen. Und wie ließe sich besser unter Beweis stellen, dass der Mensch Gott ist, als durch Realisierung gottähnlicher, übersinnlicher Kräfte?

Der Glaube, dass einige begabte Einzelpersonen bereits derartige Kräfte beherrschen, sorgt dafür, dass Handleser, Medien und Gurus im Geschäft bleiben.

Psychology Today schrieb: »Dionne Warwicks ›Netz der Psychofreunde‹ verzeichnet monatlich 4 Millionen Telefon-Minuten á 3,99 US-Dollar und feierte im letzten Frühjahr [1996] seinen zehnmillionsten Anrufer.« Die Hoffnung auf magische Heilmittel nährt den alternativen Gesundheitstrend und führt dazu, dass Tausende, bei denen unheilbare Krankheiten diagnostiziert wurden, den »Wunderheilungen« nachjagen, die mit geheimnisvollen Produkten, fernen Klinken und Psychochirurgen erzielt werden sollen. Wie wir gesehen haben, posaunt niemand die Illusion unendlichen Potenzials überzeugender umher als Deepak Chopra. Sein monatliches Rundschreiben trägt den Titel »Unendliche Möglichkeiten für Körper, Geist und Seele«. Unendliche? Nur Gott ist unendlich. Also ist der Mensch Gott.

Ebenso wenig stirbt das inbrünstige Verlangen aus, dass diese grenzenlosen Kräfte zum Alltag des menschlichen Lebens gehören. Norman Vincent Peale behauptete, die Bevollmächtigung des Menschen könne realisiert werden, wenn man Gott als Energie visualisiert (»Gott ist Energie«, sagt Peale) und diese »Energie« einatmet. Wenn Gott die Energie ist, die diesem Universum zugrunde liegt, dann kann der Mensch sein eigener Gott werden, indem er diese Energie zu beherrschen lernt. Das ist genau das, was die Schlange zu Eva sagte.

David Spangler, Mitbegründer von Findhorn, erklärt ohne jeden Anflug von Ironie oder Scham: »Das Wesen, das den Menschen zum Erreichen dieses Punktes [der Gottheit] verhilft, ist Luzifer … der Engel der menschlichen Evolution.«

Weiterhin besteht diese illusorische Hoffnung, dass irgendwo in jedem von uns eine unendliche Kraft verborgen liegt. Diese Fantasie hat die New-Age-Bewegung hervorgebracht, die daran festhält, dass das menschliche Potenzial unbegrenzt ist – wenn wir nur der Bindung an das negative, fundamentalistische Denken entfliehen können, das uns davon abhält, diesen sagenhaften »höheren Bewusstseinszustand« zu erreichen, mit dem wir uns all unsere innewohnenden Kräfte nutzbar machen könnten. Der Dalai Lama meint dazu:

Vom buddhistischen Standpunkt aus betrachtet hat unser Bewusstsein das Potenzial, alles zu wissen. Aufgrund von Blockaden sind wir gegenwärtig nicht imstande, alles zu wissen. Doch durch die allmähliche Entfernung dieser Blockaden ist es letztlich möglich, alles zu wissen.

Das ist reinster Unsinn, den der Dalai Lama selbst nie aufzeigen konnte – obwohl er behauptet, Gott zu sein. Und doch glauben Millionen weiterhin an ihn.

Eine Schlüsselfrage

Die Wissenschaft hat von ihren Anfängen in Alchimie und Zauberei an nach unbegrenzter Macht gestrebt. Die Magie machte im Abendland Stück um Stück dem Materialismus Platz und die Wissenschaft versuchte erfolglos, die Menschheit vom Aberglauben zu befreien. 70 Jahre des aufgezwungenen Atheismus und Materialismus in der Sowjetunion schafften es nicht, den angeborenen Glauben an irgendetwas jenseits des Materiellen auszutilgen. Als der Eiserne Vorhang gefallen war, feierten die befreiten Bürger der exkommunistischen Länder Osteuropas unverzüglich eine spirituelle Orgie und öffneten sich jeder Sekte und Religion. Vormals undenkbare Sendungen wie »Gedanken zur Ewigkeit: Moralpredigt am Sonntag« wurden zu sofortigen Erfolgsschlagern im Sowjet-Fernsehen, ebenso wie Wahrsager und Heiler.

Die Wissenschaft ist nun zur Überzeugung zurückgekehrt, dass es ein immaterielles Universum gibt, ein Universum, das von Geistwesen bewohnt wird und Kräfte enthält, die unser Vorstellungsvermögen übersteigen. Die Erkundung dieser neuen Grenze wird allen Ernstes vorangetrieben von der übersinnlichen Forschung (Parapsychologie) an führenden Universitäten (Labor für Bewusstseinsforschung an der Universität von Nevada, Forschungslabor für technische Anomalitäten in Princeton usw.) und unabhängigen Labors wie z. B. SRI und das Institut für noetische Wissenschaften.

Man glaubt, Bewusstseinserweiterung sei die Tür zu diesem »anderen Universum« und der Schlüssel zur Entwicklung übersinnlicher Kräfte. Um diese Tür mit aller Gewalt durch Bewusstseinsforschung zu öffnen, hat die US-Regierung wieder Experimente mit psychedelischen Drogen wie LSD, MDMA (Ecstasy), DMT (eine Droge, die natürlichweise im menschlichen Gehirn vorkommt), Peyote (aus einer Kaktusblüte) und Psilocybin (aus den »heiligen Pilzen«). Der Arzt Larry Dossey, Autor des Buches Heilende Worte – die Kraft der Gebete und die Macht der Medizin, ist überzeugt: »Wenn die Geschichte des Bewusstseins im 20. Jahrhundert geschrieben wird, werden die gegenwärtigen Forschungen über die Macht des Geistes über die Materie den wichtigsten Wendepunkt markieren.«

»Die Macht des Geistes über die Materie« und »geistige Herrschaft« über den Geist anderer sind seit Jahrtausenden die Träume von Okkultisten. Die Wissenschaft unterstützt diese Möglichkeit nun offensichtlich. Psychology Today gibt zu, dass jetzt »offenbar der menschliche Wille ausreicht, um Maschinen zu steuern – sogar auf weite Entfernung, wo keine Einflussnahme möglich erscheint.« Dean Readin, Leiter der Bewusstseinsforschung in Nevada, behauptet: »Die Bewegung der Gedanken wirkt sich auf die Materie aus. Das beeinflusst alles, was man sich vorstellen kann, einschließlich den Geist selbst.«

Beeinflusst wirklich ein menschlicher Geist Materie oder den Geist anderer? Oder könnte es sich um einen nichtmenschlichen Geist handeln, womöglich eine dämonische Manifestation unter dem Deckmantel menschlichen Potenzials? Könnte alles nur ein Trick sein, der den Menschen überzeugen soll, dass Satans Angebot der Vergöttlichung die Wahrheit ist – um den Menschen letztlich zu versklaven?

Auf der Suche nach der inneren »Gotteskraft«

Eine der Anführerinnen der okkulten Invasion im Abendland war Alice A. Bailey. Bis zu ihrem Tod vor ca. 40 Jahren war sie der wichtigste »Channel« für Djwhal Khul, den tibetischen Meister, der ihr etwa 20 Bücher diktiert hat und dessen Lehren Robert Muller und viele weitere Führungspersonen anhängen. Erstaunlicherweise stellen Khuls Diktate durch Bailey eine exakte Vorlage der okkulten Invasion dar, wie sie sich tatsächlich vollzieht. Baileys Schriften wurden ursprünglich von der Lucifer Publishing Company herausgegeben, die jetzt als Lucis Trust bekannt ist und eng mit der UNO zusammenarbeitet. Ihr Rundbrief World Goodwill Newsletter erklärt:
»Die avantgardistische Psychologie bestätigt ein erstaunliches menschliches Potenzial, welches, wenn es gefördert wird, zu Bewusstseinszuständen führt, die seit eh und je als göttlich bezeichnet werden.«

Können diese Bewusstseinszustände dämonischen Wesen ermöglichen, die Kontrolle zu übernehmen und die Opfer zu täuschen? In Ignoranz dieser Möglichkeit erstrebt die Parapsychologie den wissenschaftlichen Nachweis einer göttlichen Macht des menschlichen Geistes, die auf übersinnliche Weise Krankheiten diagnostizieren und heilen kann, Computer versagen lässt, »sieht«, was an fernen, geheimen und verborgenen Orten geschieht und sogar materielle Gegenstände aus großer Distanz bewegt.

In den 30er Jahren fing J. B. Rhine, der Vater der amerikanischen Parapsychologie, mit der übersinnlichen Forschung an. Heute haben zahlreiche Laborexperimente (die rund um die Welt wiederholt wurden) nachgewiesen, dass Geist etwas vom organischen Gehirn Getrenntes ist und dass er scheinbar imstande ist, physikalische Kräfte und Gegenstände auf eine Weise zu beeinflussen, die nicht durch Naturgesetze erklärbar ist.

Wir haben beiläufig darauf hingewiesen, dass die USA und andere Regierungen eifrig die Entwicklung übersinnlicher Kräfte anstreben,
um sie zu Spionagezwecken, zur Verteidigung und sogar zur offensiven Militärmacht einzusetzen. Die volle Wahrheit über diese Programme bleibt ein streng gehütetes Geheimnis. David Morehouse, der an einem CIA-Programm beteiligt war, behauptet, dass er »acht Monate lang acht Stunden täglich darauf trainiert wurde … Raum und Zeit zu übersteigen, um entlegene Menschen, Orte und Dinge zu erreichen … um sich in der Zeit vorwärts und rückwärts zu bewegen … usw.« Psychology Today kommentierte:

»Obwohl die CIA behauptet, das Programm [Star Gate] aufgegeben zu haben … glauben Morehouse und seine Fernwahrnehmungs-Kollegen … dass die Regierung … Personen in »Fernbeeinflussung« trainiert, d. h. im Zugriff auf einen anderen menschlichen Geist, um diesem Schaden zuzufügen …
Morehouse sagt, dass im Golfkrieg Tele-Beeinflussung gegen Saddam Hussein eingesetzt wurde. »Später sah ich ihn in CNN, wie er die USA beschuldigte, ihn durch übersinnlich Begabte anzugreifen.«

Obwohl Skeptiker den löffelverbiegenden Telekinetiker Uri Geller als Schwindler bezeichnen, investieren SRI und andere Wissenschaftler viel Zeit und Mühe in die Untersuchung seiner Kräfte und sind zu dem Entschluss gekommen, dass irgendwelche unerklärlichen Mächte dabei am Werk sind.
»Unter den prüfenden Augen der Wissenschaftler hob er [mit seiner Geisteskraft] Videobänder in die Höhe, erhöhte die Masse von Gewichten und erzielte beim Würfeln bei 8 von 10 Versuchen die vorgegebene Zahl.« Schamanen und Medien würden sagen, dass derartige Mächte von Geistwesen stammen, sind sich aber nicht darin einig, was die Identität dieser Geister betrifft. Wie die meisten Menschen mit übernatürlichen Kräften glaubt Uri Geller, dass es sich um normale Kräfte des menschlichen Geistes handelt und dass »wir früher die volle Verfügung über unsere Geisteskraft hatten, aber … viele der einstigen Fähigkeiten vergessen haben.«

Hohn Randolph Price gründete die »Quartus-Stiftung für spirituelle Forschung«, die sich mit der »Göttlichkeit des Menschen« beschäftigt. Ohne mit der Wimper zu zucken nennt Price das erklärte Ziel der Stiftung:
»Kontinuierlich die Wahrheit zu dokumentieren, dass der Mensch ein spirituelles Wesen ist, das alle Kräfte des spirituellen Bereiches besitzt … Gott hat sich in Individuen manifestiert, und wenn der Mensch seine wahre Identität erkennt, wird er zu einem Meistergeist, der über die materielle Welt herrscht.«

Wieder »Gott« werden

Scientology lehrt, genau wie der Hinduismus, dass wir Götter sind, die vergessen haben, wer sie sind und es nötig haben, unsere magischen Kräfte aufs Neue zu entdecken. Gleiches gilt für Yoga: Dessen Ziel ist die »Selbstverwirklichung« – der Bewusstseinszustand, in welchem wir erkennen, dass wir Götter sind, die einfach ihre Identität vergessen haben. Wenn wir Götter sind, die vergessen haben, wer sie sind, wozu wäre es dann überhaupt nützlich, wenn wir uns an unsere wahre Identiät »erinnern«? Würden wir sie nicht aller Wahrscheinlichkeit nach wieder vergessen?

Als Shirley MacLaine auf dem Höhepunkt ihrer New-Age-Popularität war, erzählte sie ihren leichtgläubigen Anhängern in überfüllten Seminaren: »Erinnern Sie sich nur, dass Sie Gott sind, und verhalten Sie sich dementsprechend.« Der gesunde Menschenverstand erhebt sofort Protest: Bloße Menschen haben überhaupt nicht die Möglichkeit, sich wie Gott zu verhalten – und Shirley selbst war dazu nicht imstande. Wenn wir Gott sind, warum nehmen wir dann diese Rolle nicht bereits ein? Und warum sollte Gott es nötig haben, Geld für ein Seminar auszugeben, um herauszufinden, wer er ist? Würde er das nicht ebenso gut wissen, ohne dass es ihm gesagt wird? Die Lüge ist so ungemein absurd!

An das Ausmaß dieser unglaublichen Verblendung reicht nur der alles überragende Stolz heran, der sie vorantreibt und zum Glauben daran motiviert. Wir sind bereits auf den Psychiater M. Scott Peck eingegangen, seine angebliche Hinwendung zum Christentum und auf die Zustimmung und Anerkennung, die er unter führenden Evangelikalen findet, die es eigentlich besser wissen sollten. In seinen Interviews mit den Zeitschriften Playboy, Newsweek und New Age Journal und bei seinem Auftritt in der Oprah Winfrey Show hat Peck Aussagen getroffen, die sicherlich jedem angeblichen christlichen Glauben widersprechen. Außerdem verbreitet Peck die Lüge der Schlange:

»Einfach ausgedrückt ist unser Unbewusstes Gott. Gott in uns … Da das Unbewusste Gott ist … können wir ferner das Ziel des spirituellen Wachstums definieren als die Erlangung der Gottheit durch das unbewusste Selbst … völlig und gänzlich Gott zu werden … eine neue Lebensform Gottes …
Gott möchte, dass wir er selbst werden (oder sie selbst oder es selbst). Wir wachsen auf die Gottheit zu. Gott ist … die Quelle der Evolutionskraft und … das vorgegebene Ziel.«

In ähnlicher Weise erklärte Norman Vincent Peale, dass wir im Gebet nicht mit unserem Schöpfergott reden, sondern mit »dem großen Faktor in uns selbst, dem tiefen Unterbewusstsein«. Der Psychologe Carl Rogers nannte das Selbst den »inneren Gott« und sprach sich für die Anbetung an dessen Altar aus. Seitdem Satan mit dieser Fantasie Eva belogen hat, haben Geistwesen immer wieder versucht, sie erneut vorzubringen.
Sie ist das Herzstück von fernöstlicher Meditation und Mystizismus
. Alan Watts, ein ehemaliger Priester der Episkopalkirche und jetziger Zen-Buddhismus-Meister, meinte:

»Die Anziehungskraft des Zen ist, wie bei jeder anderen fernöstlichen Philosophie, dass es … eine ausgedehnte Region enthüllt … wo zumindest das Selbst nicht von Gott unterscheidbar ist.«

Ramtha erklärt: »Wir haben das Universum erschaffen. Wir haben die Sterne gemacht … [aber] nach Tausenden von Inkarnationen haben wir, die Götter des Lichts, vergessen, wer wir sind! Wir erinnern uns nicht mehr, dass wir das Universum erschaffen haben … Wir müssen aufhören, uns über Recht und Unrecht zu sorgen … und Gott lieben, wie wir uns selbst lieben … Wir haben die Macht, die Alterung umzukehren und in unseren jetzigen Körpern für immer zu leben … jede Krankheit zu heilen, sogar eine Gliedmaße nachwachsen zu lassen, wenn sie amputiert werden musste. Was hält uns davon ab? Es ist unser ›verändertes Ego‹, der ›Antichrist‹ in uns, der uns ständig sagt, dass wir nicht Gott seien.«
Aha, die Bibel wird also auf den Kopf gestellt!

Der »Gott«, der Neale Donald Walsch den aktuellen Bestseller Dialogue with God (»Dialog mit Gott«) diktierte, sagte, dass wir alle »bei der Geburt Götter und Göttinnen sind … Was ich bin, bist auch du …«
Die Dummheit und unverfrorene Gotteslästerung dieses »Dialogs« wird nur noch von den Egos übertroffen, die einen derartigen Wahnsinn bereitwillig glauben. Walsch, der »Gott«, der nicht weiß, dass er »Gott« ist, bekommt von »Gott« gesagt – wie merkwürdig! – dass es ihm viel Mühe abverlangen wird, zu erkennen, wer er wirklich ist:

»Eines sollte klar sein … [du musst] deinen ganzen Verstand, deinen ganzen Körper, deine ganze Seele dem Prozess der Erschaffung des Selbst im Bild und im Abdruck Gottes [widmen]. Das ist der Prozess der Selbstverwirklichung, über den fernöstliche Mystiker geschrieben haben.«

Rama, in den 80er Jahren einer der beliebtesten Gurus von Hollywood, lockte seine Anhänger mit dieser Absurdität: »Wenn du einen Fehler begangen hast, denke stets daran, dass du Gott bist. Gott macht keine Fehler. Gott macht nur Erfahrungen.« J. Z. Knight erklärt: »Gott ist in jeder einzelnen Person … jeder ist göttlich. Diese unglaubliche Erkenntnis schafft einen Menschen, der … entsprechend dem [lebt], wovon er fühlt, dass es richtig ist.«

Dass auch bekennende Evangelikale dieser Lüge Glauben geschenkt haben, ist traurig, aber wahr. Und diese leichtgläubige Akzeptanz breitet sich vor allem in der »Glaubens«-Bewegung und in charismatischen Kreisen aus.

»Ihr werdet Götter sein«

Wie Finis Dake in seinem Buch God’s Plan for Man (»Gottes Plan für den Menschen«) behauptet auch Benny Hinn, dass Adam und Eva Superwesen waren, die schneller und höher fliegen konnten als Vögel, sogar in den Weltraum, und besser schwimmen und tauchen konnten als die besten Fische: »Adam war … der erste Supermann … mit einem Gedanken war er auf dem Mond … er konnte tauchen, ohne in Atemnot zu geraten, und das Gleiche gilt für seine Frau … sie waren beide Superwesen.« Andere Führungspersonen des Positiven Denkens machen folgende denkwürdigen Aussagen:

»Der Mensch wurde von Gott dazu konzipiert oder erschaffen, um der Gott dieser Welt zu sein (Robert Tilton, Kenneth E. Hagin, Charles Capps).

»Sie haben dieselbe Fähigkeit [wie Gott], die in Ihnen liegt oder wohnt.« (Charles Capps).
»Wir alle verfügen über die Fähigkeiten Gottes« – »Wir sind in Gott; das macht uns zu enem Teil Gottes.« Kenneth Copeland).

»Gott hat uns … zur selben Klasse von Wesen gemacht, denen er selbst angehört … Gott hat etwas von sich selbst genommen … und es in den Menschen hineingelegt … Der Mensch war Herr. Der Mensch lebte unter denselben Umständen wie Gott … Das ist das Ende der Schwachheits-Botschaft!« (Kenneth E. Hagin).

»Wussten Sie schon, dass Gott es vom Beginn der Zeiten an im Sinn hatte, sich selbst zu reproduzieren …? Wer sind Sie? … der Ausdruck von allem, was Gott ist … Und wenn wir uns hier gegenüberstehen, Bruder, dann sehen Sie nicht Morris Cerullo an, sondern Gott!« (Morris Cerullo).

Der führende Satanist Michael Aquino
sagte in einer Fernsehsendung im Brustton der Überzeugung: »Wir sind nicht Diener irgendeines Gottes; wir sind unsere eigenen Götter!«

Mit zumindest teilweiser Zustimmung beharren Kenneth Copeland und Paul Crouch (wie Shirley Mac-Laine) im TBN-Fernsehen darauf, dass sie wirklich Götter sind. »Sie sind ein kleiner Gott«, verkünden Copeland und Hinn auf TBN. »Ich bin ein kleiner Gott!«, frohlockt Paul Crouch in einem internationalen Fernsehsender und verdammt alle »Ketzerjäger« zur Hölle, die sagen, diese Lehre sei nicht biblisch.

Rodney R. Romney, Pastor einer Baptistengemeinde, glaubt und lehrt fast das gesamte Spektrum des Okkultismus, das wir bisher beleuchtet haben. In seinem Buch Journey to Inner Space: Finding God-in-Us (»Reise in den inneren Kosmos: Gott in uns finden«) schreibt Romney: »Gott kennen, Gott lieben und Gott verstehen bedeutet letztlich die eigene Gottheit erkennen.«
Auch nachdem wir es in unserem Buch Die Verführung der Christenheit kritisch unter die Lupe genommen hatten, wurde es neu aufgelegt, samt aller unveränderten Irrlehren. In dem Teil des Buches, den er seinen Angaben zufolge »durch Zuhören von einer höheren Quelle empfing«, berichtet Romney diese »Worte von Gott«:
»Durch Gebet und Meditation vereint sich die individuelle Göttlichkeit Ihres Wesens mit der Allwissenheit und der Mikrokosmos wird eins mit dem Makrokosmos … dieser heilige Ort Ihrer inneren Erkennt¬nis … ist das Sprungbrett zu den Sternen.«

Die Lehre, der Mensch sei Gott, ein Gott oder Gott gleich und der Glaube sei eine Kraft, die gemäß bestimmter Gesetze wirke, unterscheidet sich nur geringfügig vom Atheismus. In beiden Fällen geht man davon aus, dass es im Universum kein Wesen über dem Menschen gibt. Gleiches wird im New Age angenommen.

Auch die Freimaurerei fördert in ihren geheimen Ritualen diese zentrale Lüge der Schlange. Rex R. Hutchens, Freimaurer des 33. Grades, sagt in seiner Erklärung des 18. Grades mit Genugtuung: »Die ältesten Mythologien sprechen von Menschen, die Götter schufen.« In der Vorlesung zum 23. Grad lobt Albert Pike Pythagoras, weil er »die Notwendigkeit [gelehrt hat], dass persönliche Heiligkeit den Menschen für seine Zulassung für die Gesellschaft der Götter qualifiziert«. Das Ritual zum 31. Grad bestimmt, ob es dem Kandidaten »gebührt, unter den Göttern zu wohnen«. Das Geleit des Kandidaten ist der ägyptische Gott Horus. Dessen Mutter Isis kommt als Erste zu Wort. Schließlich berichtet der Gott Thot, »dass eine Mehrheit den Mann für würdig erachtet, bei den Göttern zu wohnen«. Auch Osiris erteilt noch seine Zustimmung, indem er »das letzte Urteil liefert«.

Die Mormonen haben ihre eigene Variation dieses Themas: »Wie der Mensch heute ist, war Gott einst; wie Gott heute ist, kann der Mensch einst werden.«
Der »Gott« der Mormonen ist ein erhöhter Mensch, der – wie der Kandidat in der Freimaurerei – die Gottheit unter großer Anstrengung erreichte. Und jeder männliche Mormone hofft, dasselbe zu erlangen. 1974 erklärte der damalige Präsident der Mormonen, Spencer W. Kimball:
»In jedem von uns steckt das Potenzial, ein Gott zu werden … Der Mensch kann sich selbst transformieren … er hat den Samen der Gottheit in sich, der aufgehen kann. Er kann sich selbst an seinen eigenen Schnürsenkeln nach oben ziehen.«

 

Auf der Spur der Schlange

Die Grundlage des Okkultismus, Heidentums, Hinduismus und der New-Age-Bewegung ist das Versprechen der Schlange an Eva, dass sie wie Gott werden könne. Die Ausgabe von Januar 1931 der Zeitschrift The Occult Digest enthielt einen Artikel mit der Überschrift: »Das göttliche Selbst erwecken.« Den Lesern wurde versichert: »In Ihnen steckt alle Macht des Universums – alle Liebe, alle Weisheit, alles Leben.«

Die Zeitschrift bezeichnete diese Macht als »Schlangenkraft«, was sicherlich treffend ist.
Dieselbe Lüge durchzieht die Themen des größten Teils der Science Fiction. Gene Roddenberry, der mittlerweile verstorbene Schöpfer der Star-Trek-Filme und Enterprise-Serien, »wuchs in einem baptistischen Elternhaus auf … war bei einer christlich-baptistischen Jugendvereinigung … [aber] sprach negativ von allen Religionen, insbesondere vom christlichen Glauben«. Roddenberry war davon überzeugt, »dass die Menschheit ein Gott im Kindheitsstadium ist … [und] dass er selbst Gott sei«.

Nirgends wird die Lüge die Schlange offener gutgeheißen bzw. geehrt wie im Mormonentum. Der Mormonenführer Brigham Young verkündete am 8. Juni 1873 von der Kanzel des Mormonentempels in Salt Lake City: »Der Teufel sagte [Eva] die Wahrheit [über die Gottheit] … Ich gebe Mutter Eva keine Schuld. Um keinen Preis der Welt wünsche ich mir, dass sie nicht von der verbotenen Frucht gegessen hätte.«

In scheinbarer Übereinstimmung bezeichnet der Psychologe Rollo May Evas Sünde als felix culpa oder »glücklichen Sündenfall«.
Joseph Smith gründete seine Sekte auf das illusorische Ziel, Gottheit zu erlangen. Smith lehrte, dass Materie und Intelligenz schon immer existiert haben und der Aufstieg zur Gottheit sei schon immer erstrebt worden. Deshalb muss es im Mormonentum eine unendliche Zahl von Göttern geben, obwohl Mormonen behaupten, sie hätten es nur mit »dem Gott dieser Welt« zu tun – den die Bibel übrigens als Satan identifiziert (2.Kor 4,4).

Die geheimen Rituale in den Mormonentempeln sind für männliche Mormonen die ersten Schritte auf den Spuren ihrer Götter auf dem langen Weg zur »Erhöhung«.
Der kürzlich verstorbene Mormonen-Präsident Spencer W. Kimball sagte, Christus habe den Mormonen »einen Kodex von Gesetzen und Geboten gegeben, durch den wir Vollkommenheit und schließlich die Gottheit erlangen können«. Wie lange dauert dieses »schließlich«? Joseph Smith deutet an, dass es mehrere Zeitalter bedeuten kann:
»Wenn du eine Leiter erklimmst, musst du am unteren Ende beginnen und Schritt für Schritt höher steigen, bis du oben ankommst; und genauso verhält es sich mit den Prinzipien des Evangeliums: Du mußt mit dem Ersten beginnen und fortschreiten, bis du alle Prinzipien der Erhöhung [zur Gottheit] gelernt hast. Doch nachdem du durch das Tal [des Todes] gegangen bist, wird es lange Zeit brauchen, bis du alles gelernt hast.«

Das Mormonentum erfreut sich der Gutheißung Norman Vincent Peales, der 1980 auf der Feier zum 85. Geburtstag Präsident Kimballs eine programmatische Ansprache hielt. Er nannte die Mormonenführer »Männer Gottes … [die] Gottes Werk betreiben … an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen«. Weil Kimball »so tief spirituell« sei, bat Peale ihn: »Würden Sie mich bitte segnen?«

Vielleicht lobte Peale als Freimaurer des 33. Grades das Mormonentum so sehr, weil es so viel mit der Freimaurerei gemeinsam hat. Jeder US-Bundesstaat hat eine Oberste Großloge der Freimaurerei und die meisten Großlogen veröffentlichen einen Monitor zur Unterweisung der Mitglieder in den offiziellen Lehren und Praktiken. Folgendes war im Kentucky Monitor zu lesen:

»Die drei wirklich großen Rituale der Menschheit sind: das Prajapati-Ritual des antiken Hinduismus, die Messe der christlichen [römisch-katholischen] Kirche und der Dritte Grad der Maurerei. Zusammen bezeugen sie den tiefsten Einblick in die menschliche Seele: dass Gott Mensch wird, damit der Mensch Gott werde.«

 

Macht, Macht, wer hat die Macht?

Anstatt der Äonen der Anstrengung und Rituale, die den Mormonen auf seinem mühseligen Weg zur Gottheit erwarten, bietet Yoga die Selbstverwirklichung (die Erweckung der Kundalini-Schlangenkraft) bereits in diesem Leben. Parapsychologen hoffen im Labor zeigen zu können, dass die Kräfte der Gottheit bereits in uns allen wohnen und nur freigesetzt werden müssen. World Goodwill ist zuversichtlich, dass »wir uns erfahren können, wie wir wirklich sind … unser göttliches inneres Selbst … Wir müssen nur an die Göttlichkeit der Menschheit glauben.«

Der Experimental- und Parapsychologe Lawrence LeShan kam nach vielen Jahren sorgfältigen Studiums zu dem Schluss, dass übersinnliche Kräfte unter Laborbedingungen nachweisbar, aber nicht wissenschaftlich erklärbar sind.
Er schrieb: »Mit Fortschreiten unserer Erforschung … des Bewusstseins, stellen wir fest, dass die Methoden der Logik und Mathematik … hier nicht brauchbar sind. Sie können einfach nicht darauf angewendet werden«.

Sir Arthur Eddington stimmt dem zu. Dieser »größte unter den britischen Astronomen« sagte: »Die Naturgesetze lassen sich auf die unsichtbare Welt nicht anwenden … Alle Versuche, unter Beweis zu stellen, dass diese Kräfte aus dem menschlichen Verstand oder der Psyche hervorgehen, sind gescheitert.«  Kann das vielleicht daran liegen, dass sie nicht vom Menschen, sondern aus einer anderen Quelle stammen?

Es ist trostreich zu glauben, dass ein Gott der Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und unendlichen Weisheit und Macht das Universum unter seiner Obhut hat. Die Vorstellung hingegen, dass es Milliarden von egozentrischen Göttern gibt, von denen jeder über unendliche Macht verfügt, ist tatsächlich erschreckend. Die Hoffnung, das angebliche unbegrenzte menschliche Potenzial zu verwirklichen, ist für den Einzelnen aufregend, doch der Gedanke, dass auch jeder andere über dieselbe Macht verfügen kann, verwandelt den Traum in einen Alptraum. Das Leben würde zu einem entsetzlichen Kampf in einer Welt von miteinander wetteifernden Zauberern.

Denken wir an den Terror unter Angehörigen primitiver Kulturen, die tief im Schamanismus verstrickt sind. Solche gibt es heute nicht nur im Dschungel des Amazonas, sondern auch in »zivilisierten« Ländern wie z. B. Haiti, wo der Schrecken des Voodoo stets gegenwärtig ist, obwohl behauptet wird, er würde nur für gute Zwecke eingesetzt. Welch furchterregender Ort wäre diese Welt, wenn jeder Hans, Kurt und Walter und jede Petra und Ulrike unendliche Gotteskräfte hätten, die sie nach ihrem Belieben einsetzen könnten!

 

Wunderbare Wahrheit oder schrecklicher Trug?

Das Ziel der Parapsychologie ist es, zu beweisen, dass Menschen tatsächlich solche Kräfte haben – dass sie Götter sind, die mit ihrer Geisteskraft ihr eigenes Universum erschaffen. Jedes Kind weiß, dass das nicht stimmt. Wer spaziert im Sonnenschein, während seine Mitmenschen um ihn herum, die »negativ denken«, im Regen gehen? Wer fliegt in einem Flugzeug in Sicherheit weiter, während alle anderen Fluggäste samt Crew sich aufgrund ihrer »Imagination« verschworen haben, mit demselben Jet abzustürzen? Und wenn der Glaube eine ihm eigene Schöpferkraft hat, dann müssten die Patienten in den Heilanstalten Riesen des Glaubens sein. Sie glauben an ihre Einbildungen so stark, wie der menschliche Verstand irgend glauben kann, doch ihr Glaube schafft es nicht, die »alternative Realität« ihres Wahnzustandes zu materialisieren.

Die Menschheit ist weit entfernt von der mentalen Erschaffung einer Realität und kämpft doch darum, die unglaublichen Geheimnisse eines Universums zu entdecken, das so erhaben in seiner Größe und gleichzeitig doch bis ins kleinste Detail derart komplex ist. Somit spiegelt es die Genialität eines Schöpfers wider, dessen Gedanken und kreative Macht die Möglichkeiten des Menschen unendlich übersteigt. Wie kann es sein, dass wir Galaxien erschaffen haben, von denen wir gar nicht wissen, dass es sie gibt, und Schwarze Löcher und eine innere Tiefe von unzählbaren Atomen, die wir ebenso wenig kennen? Die einfache Wahrheit ist, dass natürliche Ereignisse einfach weiter ihren Lauf nehmen, gänzlich unabhängig von den Gedanken eines mickrigen Menschen. Etwas anderes zu denken ist eine solche Torheit, die nur Produkt einer Verblendung durch denselben blinden Stolz sein kann, der Luzifers wahnsinniges Ziel schürte: »Ich will mich dem Höchsten gleichmachen« (Jes 14,14).

In Kalkutta vegetieren Millionen von Bettlern in einem trostlosen Dasein und sterben auf den Straßen. Wie grausam ist es, ihnen zu sagen, dass ihre eiternden Wunden, ihr nagender Hunger und ihre Armut gar nicht wirklich existieren, sondern dass sie ihr Elend durch ihr eigenes »negatives Denken« geschaffen haben! Es gibt kein Leid, keine Krankheit, keinen Tod – man stellt sich nur vor, dass es dies alles gibt. Um die Alltagserfahrungen zu ändern, braucht man nur die Wahrnehmung die¬ser Erfahrungen zu ändern. Das ist sicherlich der grausamste Betrug aller Zeiten.

 

Gott auf unsere Ebene herabziehen

Die meisten Vertreter der Lehre, dass wir unsere eigene Realität erschaffen könnten, vermuten die Existenz eines »universalen Geistes« als Quelle unendlicher Macht und Erkenntnis. Seltsamerweise ist dieser unendliche Geist kein eigenständiger Geist, sondern spiegelt lediglich wider, was wir denken. Das Attraktivste an diesem »Geist« ist, dass er uns nicht für Sünde zur Verantwortung zieht. Niemand brachte diese Illusion klarer zum Ausdruck als Ernest Holmes, Gründer der »Church of Religious Science«:

»Durch Denken kann der Mensch alles sinnlich erfahren, was immer er wünscht …
Wir sind Partner des Unendlichen … eines »universalen schaffenden Geistes«, der die Eindrücke unserer Gedanken empfängt und dementsprechend handelt.
Aufgrund seines eigenen Wesens kann dieser [universale] Geist nicht ohne ein Bild aus den Gedanken [der Menschen] handeln.«

Alle »gechannelten Wesen« lehren, als wen sie sich auch ausgeben, dass wir mit unserem Denken unsere eigene Realität erschaffen. »Seth« (gechannelt durch Jane Roberts) erklärt beispielsweise: »Euch ist die Gabe der Götter gegeben; ihr erschafft eure eigene Realität entsprechend eurem Glauben.« Ramtha sagt uns: »Liebe dich selbst, du bist Gott … Wir erschaffen unsere eigene Realität, in deren Rahmen wir uns ausdrücken … und evolvieren.« Klimo erinnert uns wiederum, dass diese Sichtwiese »praktisch identisch ist mit … vielen anderen gechannelten Botschaften.«

Denken wir an die urgewaltige Spontaneität, mit der ein Blitz die Stromversorgung einer ganzen Stadt lahm legt, mit der ein Schneesturm Straßen und Flughäfen blockiert oder mit der ein Hurrican Häuser wie Pappschachteln zerlegt – all dies und noch mehr geschieht nicht nur ohne jede Hilfe des menschlichen Geistes, sondern auch trotz aller Flüche und allen positiven Denkens. Vergleichen wir dies nun mit den endlosen Stunden von Seminaren über Selbsthypnose und subliminaler Suggestion, über Meditation und Yoga, den endlosen wiederholten »positiven Bekenntnissen« und all den anderen Anstrengungen, die darauf abzielen, »eine neue Realität zu erschaffen« und doch so wenig Wirkung darin zeigen. Als bei einem der Seminare von Shirley MacLaine ein Kurzschluss einen Stromausfall verursachte, forderte sie ihr Publikum von etwa 1.000 Personen auf, durch konzentrierte Visualisierung das Problem zu lösen. Dieser Versuch, Shirleys Theorie in die Praxis umzusetzen und vorzuführen, scheiterte, und die Meute von Möchtegern-Göttern musste nach Hause gehen, unfähig, das Dunkel zu erhellen.

 

Mit Visualisierung Gott spielen

Wir haben Visualisierung als bedeutendste Okkulttechnik aufgezeigt, mit der man angeblich eine Realität erschaffen kann. Phil Jackson hat sie auf dem College gelernt und sie wurde zu einem höchst wichtigen Teil seiner eigenen »Spiritualität« wie auch der Techniken, die er den Chicago Bulls beibrachte.

Yonggi Cho lehrt, dass Gott das Universum erschuf, indem er es zuerst in seinen Gedanken visualisierte und es dann durch Gedankenkraft manifestierte. Mithilfe der Gesetze der »vierten Dimension« sollen wir, Cho zufolge, zu demselben imstande sein.

Cho vertritt nachdrücklich, man könne keinen Glauben haben, wenn man nicht das visualisiert, worum man betet. Durch Visualisierung würden wir das gewünschte Ziel oder Objekt Realität werden lassen. Wie wir jedoch bereits gesehen haben, können wir höchstens den groben Umriss einer Person oder eines Gegenstands visualisieren. Das tatsächliche Gefüge der Zellen und Atome übersteigt unser Vorstellungsvermögen. Unsere Visualisierung kann wohl kaum für die Erschaffung dessen verantwortlich sein, was wir nicht visualisieren können!

Bestimmte Formen der Visualisierung sind natürlich legitim, z.B. wenn ein Architekt die Struktur seines Entwurfs vorher visualisiert oder wenn sich ein Leser die Szenerie der Erzählung vorstellt, die er gerade liest. Den Bereich des Okkulten betritt man, wenn man Visualisierung zum Erschaffen von Realität gebraucht oder wenn man Kontakt zu Geistwesen aufnimmt. Dazu gehören auch die »christlichen« Versuche, Jesus bzw. Gott zu visualisieren.

Phil Jackson sagt, dass er vor einem Spiel üblicherweise während »45 Minuten Visualisierung zu Hause in seinem Kopf die Bilder der Spieler aufruft und versucht, ›sie im Licht zu umarmen‹ – um sich der pfingstli¬chen Terminologie zu bedienen, wie sie im New Age übernommen wurde«. Wiederum zeigt Phil seine Unkenntnis des christlichen Glaubens. Die Vorstellung des Umarmens in weißem Licht stammt weder aus der Bibel noch aus »pfingstlicher Terminologie«, sondern aus dem Okkultismus.

 

Ist das Universum ein Hologramm?

Die moderne Entwicklung der Holografie liefert eines der wichtigsten »wissenschaftlichen« Argumente zugunsten der Auffassung, dass wir unbegrenzte Wesen mit unbegrenzten Kräften sind. Ein Hologramm kann im freien Raum hängen und von allen Seiten betrachtet werden. Primitive Hologramme wurden in der Filmreihe Krieg der Sterne verwendet. Die bemerkenswerte Eigenschaft eines Hologramms ist, dass es in beliebig viele Fragmente zerlegt werden kann und doch jedes davon wieder das ganze Bild enthält.

Einige Theoretiker behaupten, die grundlegende Struktur des Universums und all seiner Bestandteile sei holografisch. Wenn das stimmt, ist jeder Mensch ein winziges holografisches Bild des Ganzen und enthält in sich alle Weisheit, Macht und Erkenntnis, die es jemals gab und geben wird. Deepak Chopra erklärt: »Wenn Sie sich selbst untersuchen, werden Sie feststellen, dass wir alle Hologramme sind – alles, was es in der Außenwelt gibt, gibt es auch in uns.« Aus einer Selbsterforschung geht sicherlich nicht hervor, dass wir alle das Universum in uns selbst enthalten. Im Gegenteil – ein wenig Nachdenken reicht schon aus, um sich darüber klar zu werden, dass diese Vorstellung eine Illusion ist.

Dessen ungeachtet wurde die Hologramm-Theorie von Topwissenschaftlern aufgegriffen wie Brian Josephson, einem Physik-Nobelpreisträger. Auf dieser Grundlage geht Josephson davon aus, dass das gesamte Universum – von der innersten Tiefe des Atoms bis zu den fernsten Galaxien des Kosmos – erklärbar und erforschbar ist, indem man durch Yoga sein inneres Selbst erforscht. An diesem Glauben hält er nun schon seit mehreren Jahren fest, aber wir warten immer noch auf einen Nachweis für seine Hypothese.

 

Und was ist mit »Ihr seid Götter«?

Was aber meinte Jesus dann, als er Psalm 82,6 zitierte, wo Gott sagt: »Ich sagte: Ihr seid Götter«? Weil Jesus die Schriftkenntnis der Pharisäer auf die Probe stellte, ließ er den folgenden Vers aus: »Doch wie ein Mensch werdet ihr sterben.« Das hört sich an, als bestünde ein Zusammenhang zwischen Gottsein und Tod. Wenn Jesus hier die Pharisäer erinnerte, dass Gott gesagt hatte, dass die Menschen bereits Götter sind, rief er sie da¬mit sicherlich nicht dazu auf, Götter zu werden. Wir müssen bis zum An¬fang zurückgehen, nach 1. Mose 3,22, um dort herauszufinden, wann und wo Gott die Menschen als Götter bezeichnete. In diesem Vers sagte Gott: »Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns.«

Es war nicht Gott, sondern Satan, der Eva mit der Aussicht auf Göttlichkeit verlockt hatte, und zwar nicht damit, dass sie Gott sein würde, sondern wie Gott. Aha, das ist also die Falle! Es gibt nur einen wahren Gott. Die Götter sind falsch. Sie wollen gern wie Gott sein, sie folgen Satan und haben seinem Versprechen von Göttlichkeit Glauben geschenkt. Diese dämonischen Wesen werden mit Götzendienst angebetet. Paulus schreibt, dass das »einem Götzen Geopferte … die Nationen … den Dämonen opfern und nicht Gott« (1.Kor 10,19-20;
Jedes Problem in der Welt von heute kann auf den Sündenfall in Eden zurückgeführt werden, mit dem die Menschheit zu einem Geschlecht von Möchtegern-Göttern wurde. Heute leben etwa 6 Milliarden Exemplare dieses Geschlechts auf der Erde, alle im Konflikt miteinander, alle auf der Suche nach der Macht, ihren eigenen Willen anderen aufzuzwingen. Solange wir nicht auf den Thron unserer »Gottheit« verzichten und durch das Kreuzesopfer Christi mit Gott versöhnt werden, bleiben wir unter Gottes Gericht, weil wir mit Satan und seiner Rebellion gemeinsame Sache machen. Gott warnt uns:
Aber der HERR [Jahwe] ist in Wahrheit Gott … Die Götter, die den Himmel und die Erde nicht gemacht haben, die werden von der Erde und unter diesem Himmel verschwinden.

Gott legt seinen Finger an die eine Wurzel jedes irdischen Problems: der rebellierende Mensch, der darauf aus ist, ein Gott zu sein und behauptet, er könne mit seinem Geist etwas erschaffen. Und Gott deckt diese Lüge ganz einfach auf: Offensichtlich sind nicht wir es, die Himmel und Erde erschaffen haben, sondern er. Der eine wahre Gott erklärt unmissverständlich, dass alle untergehen werden, die sich als Gott ausgeben, aber nicht den Himmel und die Erde erschaffen haben. Doch Paul Crouch erklärt:
Wenn wir nicht »kleine Götter« sind, werden wir uns bei euch dafür vor Zehntausend mal Zehntausend am gläsernen Meer [Offb 4,6; 5,11] entschuldigen.

 

Orthodoxes Christentum?

Wie auch im Katholizismus, besteht der Kern der Lehre der orthodoxen Ostkirchen in dem Aufruf, durch kirchliche Rituale und gute Werke zu Göttern zu werden. Der orthodoxe Theologe Daniel B. Clendenin erklärt, dass in der orthodoxen Theologie »Vergöttlichung … der letzte Zweck von Gottes Schöpfung ist«. Er zitiert orthodoxe Heilige, welche sagten, dass wir »durch Vereinigung mit Gott mittels des Glaubens zu Göttern werden«. Diese »Heiligen« erklären weiter, dass »die ›Wissenschaft der Stille‹, Kontemplation und die Verinnerlichung des Gebets durch ständige Anrufung des Namens Jesu ebenfalls von höchster Wichtigkeit sind [um Göttlichkeit zu erlangen]«. Außerdem müssen wir »treu die Sakramente empfangen«. Ferner »ist das Halten der Gebote Gottes unverzichtbar: ›Letzten Endes machen sie den Menschen zu Gott … die Vergöttlichung‹, zu der wir erschaffen sind«.

Vergöttlichung ist ein ausgedehnter Prozess, für den die Kirche und ihre Priesterschaft absolut unerlässlich sind. Errettung aus Gnade durch Glauben wird leidenschaftlich bekämpft. Papst Johannes Paul II. zeigt seine Übereinstimmung mit den orthodoxen Ostkirchen in diesem Punkt und erklärt in seinem gefeierten Buch Die Schwelle der Hoffnung überschreiten (das von Evangelikalen in höchsten Tönen gelobt wurde), dass »Heil und Vergöttlichung« des Menschen »der Endzweck seines Lebens« ist. »Der Mensch ›erschafft‹ mit Gott die Welt, der Mensch ›schafft‹ mit Gott sein persönliches Heil. Die Vergöttlichung des Menschen kommt von Gott.«
Die Studentenmission »Campus für Christus« hat Katholizismus und östliche Orthodoxie lange als wahres Christentum akzeptiert. Ein ehemaliger Mitarbeiter, der orthodoxer Priester wurde, bezeugt: »Während meiner 2½-jährigen Mitarbeit [in der Campus-Zentrale] … habe ich uneingeschränkt in der nahegelegenen griechisch-orthodoxen ›St.-Elias‹-Pfarrei mitgemacht … Campus hat mich zu meiner aktiven Beteiligung ermutigt.« Frank Schaeffer (Sohn von Francis und Edith Schaeffer) widmet die Geschichte seiner Konvertierung zur orthodoxen Kirche mehreren ehemaligen Campus-Mitarbeitern, die jetzt orthodoxe Priester sind und die ihn in die orthodoxe Kirche geführt haben.

Schaeffer stellt immer wieder heraus, dass er den evangelikalen Glau¬ben, in dem seine bekannten Eltern ihn erzogen, als falsche Religion ablehnen musste,
damit er den katholisch-orthodoxen Glauben annehmen konnte. Die biblische Lehre der Evangelikalen von der Wiedergeburt bezeichnet er jetzt als »bedeutungslose … magische, Wunderkugel-Instant-Lösung für Sünde«. Er schreibt, wir werden nicht gerettet durch »den Glauben, dass Christus am Kreuz für uns starb, [sondern] durch unser Ringen darum, wie Christus zu werden … Wir werden allmählich gerettet, und zwar in dem Maße, wie wir vergöttlicht werden«.

 

Unabhängigkeit und Macht aus der Hand vom »Gott dieser Welt«

Satans hauptsächliche Taktik in der Rebellion gegen Gott ist nicht die Förderung des Atheismus, sondern die Förderung einer falschen Religion. Wenn Satan prahlt: »Ich will mich dem Höchsten gleichmachen« (Jes 14,14), erkennt er damit die Existenz Gottes an, aber erhöht sich gleichzeitig selbst auf dieselbe Ebene. Satan ist tatsächlich »der Gott dieser Welt« geworden (2.Kor 4,4). Mit dem stolzen Köder von Macht und Erfolg bringt er weit mehr Seelen in die Verdammnis als durch einen Abweg in die Gosse. Er versuchte Eva nicht mit Alkohol oder Greueltaten, sondern mit der Aussicht, wie Gott zu werden. Satan beabsichtigt nicht zu beweisen, dass Christus niemals existiert habe. Sein Ziel ist es, seinen eigenen Mann, den Antichristen, dahin zu bringen, als Christus angebetet zu werden. Ein pervertiertes »Christentum« ist Satans höchstes Ziel.

Für uns ist es demütigend zuzugeben, dass wir Sünder sind, die auf das ewige Gericht Gottes zusteuern, völlig außer Stande und unwürdig, uns selbst zu erretten oder irgendetwas zum Verdienst unseres Seelenheils beizutragen. Wir müssen die Errettung als für uns kostenfreies Geschenk der Gnade Gottes annehmen. Das sagt das Evangelium. Für den Menschen ist das folgende Konzept jedoch weit attraktiver, das sich zahlreiche Gruppen angeeignet haben, die Millionen von Menschen als globale Bürger einer neuen Welt vernetzen wollen:
Wer nach einem Heiland Ausschau hält, kann einen solchen finden, wenn er in den Spiegel blickt. Steuern Sie Ihren Teil bei, helfen Sie anderen zu wachsen, indem Sie praktische Spiritualität vermitteln, und die anderen werden erkennen, dass der Heiland und Erlöser im Herzen jedes Menschen wohnt. Und wenn dann jeder Einzelne die Energiestrahlen freisetzt und auf den Flügeln der Liebe dahinschwebt, wird alles neu werden. Das ist der praktische Weg der Erlösung.

Die Worte Heiland und Erlöser sind dem christlichen Glauben entlehnt, doch ist ihnen eine Bedeutung verliehen worden, die dem biblischen Evangelium von Jesus Christus diametral entgegengesetzt ist. Margaret R. Stortz, praktizierende Science-of-Mind-Anhängerin, schreibt: »Die Aufgabe des Praktizierenden an denen, die sich kraftlos fühlen, ist … ihnen zur Erkenntnis ihrer eigenen Kraft zu verhelfen … und zu entdecken, dass ihnen wirklich gilt: ›Was du dir vornimmst, das wird dir gelingen …‹«

Der Prophet Jeremia verkündete jedoch: »Wer ist es, der da sprach, und es geschah, und der Herr hat es nicht geboten?« (Kla 3,37). Nirgends lehrt die Bibel, dass irgendein Mensch sich etwas vornehmen kann, was er sich wünscht, und durch Befolgen eines universalen Gesetzes, durch Positives Denken oder Aussprechen eines »positiven Bekenntnisses« den Wunsch Wirklichkeit werden lassen kann. Diese Illusion ist jedoch allen okkulten Systemen gemein und wird von den Hagins, Copelands, Chos und anderen Führern des »positiven Bekenntnisses« dogmatisch gelehrt.

»Ich möchte unabhängig sein von Menschen … und Umständen. Ich möchte, dass meine Wirklichkeit aus meinem Inneren orchestriert wird«, sagte Deepak Chopra. Doch selbst er, der Experte, der diese Illusion anderen lehrt, kann seine Theorien nicht zu seinem eigenen Nutzen zum Funktionieren bringen. Weit entfernt davon, seine eigene Wirklichkeit aus seinem Innern zu erschaffen, ist Chopra wie jeder andere auch von Problemen von außen bedroht, die ihn irritieren. Er zettelte eine 10-Millionen-Dollar-Klage gegen Parteien an, die sich seiner Behauptung nach verschworen hatten, ihn zu diffamieren. Später sagte er: »Vielleicht sollte ich aufgeklärt genug sein, um darüber zu stehen.«

 

Die Quelle der Kraft

Lawrence LeShan arbeitete »mit dem Medium Eileen Garrett und beobachtete sie wiederholte Male unter den sorgfältigsten wissenschaftlichen Bedingungen bei der Herbeiführung paranormaler Phänomene«. Er war von ihrer Echtheit überzeugt, aber er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte – und sie wusste es auch nicht.
Garrett unterzog sich wissenschaftlichen Tests in Paris und Rom, in Cambridge und Oxford, an der Columbia University und John Hopkins Medical School sowie bei J. B. Rhine und hoffte verzweifelt auf einen Beweis, dass es sich bei den Geistwesen, die sie in Trance steuerten, lediglich um Segmente ihrer eigenen Psyche handelt. Stattdessen wiesen alle Indizien darauf hin, dass es eigenständige, von ihr unabhängige Persönlichkeiten sind. LeShan sagte:
«Hier hatten wir es mit einer der herausragendsten übersinnlich Be¬gabten zu tun, die der Wissenschaft jemals bekannt war, eine zutiefst ernsthafte Frau, die die letzten 30 Jahre ihres Lebens ständig zu verstehen versuchte, was es mit ihrer medialen Fähigkeit auf sich hatte, eine Frau, die während dieser 30 Jahre mit jedem Wissenschaftler, der mit ihr arbeiten wollte, fast vollständig unter experimentellen Bedingungen arbeitete und die sagte, dass sie nicht wüsste, ob ihre paranormale Information von Totengeistern stammt oder auf Telepathie zurückgeht«.

Ira Progoff, der gefeierte Psychotherapeut (der wesentlich zur Entstehung des Buches God Calling beigetragen hat), machte mit Garrett zahlreiche Tests. Er unterzog sowohl »Uvani« als auch »Abdul Latif« – ihre beiden wichtigsten Kontrollgeister, die unter Hypnose Besitz von ihr ergriffen hatten und gegen ihren Willen weiterhin durch sie sprachen – einer Psychoanalyse und führte lange Dialoge mit zwei »Göttergestalten« durch, Tahoteh und Ramah, von denen Garrett ebenfalls besessen war. Progoff kam zu dem Schluss, dass er »das Gottesprinzip erreicht habe, das in uns allen ist«.

Eileen Garrett war von einer Reihe von Geistwesen besessen, die sogar ihre Stimmbänder benutzten, um in antiken Sprachen zu sprechen, die sie überhaupt nicht kannte. Aufgrund der von ihnen vorgebrachten Lügen glauben wir, dass sie Dämonen sind, genau wie alle anderen Wesen, die satanische Illusionen channeln. Der klassische Horrorfilm Der Exorzist basierte auf einer wahren Geschichte von dämonischer Beses¬senheit, die sich mittels eines Ouijaboards ereignete. J. B. Rhine hatte sich mit dieser Geschichte befasst und sie als das »beeindruckendste« Poltergeist-Phänomen erklärt, das er je erlebt habe. Dies ist jedoch eine Möglichkeit, derer sich die Parapsychologen keineswegs stellen wollen.

Die dämonischen Wesen, die durch das Angebot »übersinnlicher« Kraft die Herrschaft über die Menschheit erstreben, werden sich als alles Mögliche ausgeben, von Totengeistern über Aufgestiegene Meister bis hin zum Universalen Geist des eigenen »höheren Selbst«. Letztendlich wollen sie jedoch, dass jeder glaubt, dass es sich dabei um Mächte des menschlichen Geistes handelt. An früherer Stelle haben wir bereits die Qualen von Jimi Hendrix erwähnt und seine Ängste, dass er von einem Dämon besessen sei. Dennoch konnte er nicht der Lüge entkommen, dass es doch sein eigener Geist sei. Er sagte:
«Dinge wie Hexerei, die eine Form der Forschung ist, und Imagination sind vom Establishment verbannt und als böse bezeichnet worden. Das ist so, weil die Leute Angst haben, die volle Kraft des menschlichen Geistes herauzufinden.«

Natürlich stellt sich kein Parapsychologe vor, dass der menschliche Geist unendliche Kraft hat, wenn er für sich allein arbeitet. Es muss ein Zusammenwirken bestehen. Sogar LeShan oder Progoff würden zugeben, dass Garrett aus einem universalen Geist oder Bewusstsein schöpfen musste, wie Jung es vorgeschlagen hat, oder aus irgendeiner universalen Kraft. Worum handelt es sich dabei? Warum kann es nicht ein Dämon sein?
Die Manifestation übersinnlicher Kräfte hat selbst Atheisten zum Glauben an eine »höhere Macht« geführt oder an ein »universales Bewusstsein«, dessen Bestandteil der menschliche Geist ist bzw. womit er in Verbindung treten und es nach Bedarf anzapfen kann. Der Psychiater und Psychoforscher W. E. R. Mons bezeichnete es als »die übersinnliche Kraft«. Diese existiert, so glaubte er, jenseits des menschlichen Geistes, sei aber für den Geist verantwortlich. Mons war aber überzeugt, dass diese Kraft »nicht das himmlische Haupt der Kirche oder der Schöpfergott des Alten Testamentes ist … Nicht Gott hat den Menschen erschaffen, sondern die Menschheit Gott.«

Die übersinnlich Begabten und Parapsychologen haben eine Mischung aus erstaunlichem Erfolg und Versagen erzielt; sie bekommen die Kraft, nach der sie suchen, einfach nicht in den Griff. Offensichtlich wird übersinnliche Kraft niemals der Kontrolle der damit Begabten unterliegen, sondern wird von jemand anderem gesteuert. Aufgrund der überzeugenden Indizien glauben wir, dass dieser »andere« Satan ist und dass er pa¬ranormale Kraft allein zu dem Zweck erteilt, um seinen Plan voranzutreiben.

Für Satan ist es gleich, ob der Mensch glaubt, er habe diese Macht durch das Zusammenwirken mit einem universalen Geist oder mit anderen Geistwesen. Für ihn ist jede Theorie annehmbar, die den wahren Gott der Bibel verleugnet. Und ebenso ist es dem Menschen mit seiner Machtlust gleich, welche Erklärung richtig ist, solange er sich aufführen kann, als sei er Gott.

Aus DIE OKKULTE INVASION, Seite 337 – 357

Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Oktober 2006

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