Mohammed (Ibn Hischam)
IBN HISCHAM
Das Leben Mohammeds
nach Mohammed Ibn Ishaq
bearbeitet von Abd al-Malik Ibn Hischam
Erster Band
Der verfolgte Prophet in Mekka
– Von seiner Geburt bis zu seiner Auswanderung nach Medina –
Aus dem Arabischen übersetzt von Dr. Gustav Weil
Neu bearbeitete und ergänzte Auflage von Abd al-Masih
LICHT DES LEBENS • VILLACH • ÖSTERREICH
Eingestellt und leicht gekürzt von Horst Koch, Herborn. Im Oktober 2023. Einige Textbetonungen sind von mir.
Teil I Die Zeit der Unwissenheit
1. Die Vorfahren Mohammeds
2. Die Geburt Mohammeds und seine Kindheit
3. Mohammeds Heirat mit Khadidja,
Teil II Mohammed der verfolgte Prophet in Mekka
1. Mohammeds Prophetentum
2. Die Entstehung der islamischen Urgemeinde
3. Der Widerstand der Mekkaner
4. Die erste Auswanderung nach Abessinien
5. Der wachsende Boykott der Mekkaner
6. Die Vision Mohammeds von seiner Himmelfahrt
7. Die Loslösung Mohammeds von Mekka
Vorwort
Mohammed ist nach Jesus Christus die einflußreichste und bedeutendste Persönlichkeit der Weltgeschichte. Über 1 Milliarde Moslems, das sind über 20 Prozent der Weltbevölkerung, vertraut ihm und der von ihm gestifteten Religion. Der Islam schuf und prägte eine 1350 Jahre alte Kultur. Von Indonesien bis Marokko, von den Steppen Rußlands bis Kapstadt wird Mohammeds Name Tag für Tag 40 mal über die Dächer der Städte und Dörfer ausgerufen. Kein Mann wird von Millionen so fanatisch geliebt wie er.
Nur wenige Christen kennen das Leben Mohammeds genau. Deshalb bringen wir diese Biographie aufs neue in deutscher Sprache heraus. Ibn Ishaq, ein islamischer Gelehrter, begann etwa 90 Jahre nach dem Tod Mohammeds (gest. 632 n. Chr.) mit der Sammlung bekannter Geschichten und Legenden über den Propheten der Araber. Er kam jedoch schon bald mit den religionsgesetzlichen Autoritäten Medinas (Malik b. Anas) in Konflikt, verließ die Heimat und wanderte über Kairo nach Bagdad aus. Dort führte er unter dem Kalifen Mansur seine Forschungen weiter. Er starb im Jahre 767 n. Chr.
Ibn Ishaq hinterließ zwei umfangreiche Werke über das Leben Mohammeds, die von Ibn Hischam (gest. 834) zusammengefaßt und erheblich gekürzt wurden. Sein Werk ist bis heute eine unverzichtbare Quelle für jeden, der die überlieferten Berichte der Augenzeugen und Gefährten Mohammeds kennenlernen will.
Ibn Hischams grundlegendes Dokumentarwerk über das Leben Mohammeds wurde 1864 von Prof. Dr. Gustav Weil aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt. Wir haben seine Übersetzung überarbeitet und die Schreibweise der arabischen Begriffe und Namen modernisiert (mit Ausnahme der Namen Mohammed, Moslem usw.). Die Überarbeitung wurde nochmals mit dem arabischen Urtext verglichen und die Namen der Suren samt den Versnummern zu den vielen zitierten Qurantexten hinzugefügt. Die Zählung der Versnummern folgt der Einteilung der al-Azhar Universität in Kairo.
Da der umfangreiche Bericht über die Ereignisse im Leben Mohammeds auch im Zeitalter der Flugzeuge, Atombomben und des Fernsehens lesbar sein soll, haben wir die Einleitung mit den ermüdenden Genealogien wegfallen lassen. Das Buch beginnt daher mit den Berichten über Abd al-Muttalib, den Großvater Mohammeds. Mehrere arabische Gedichte und Trauergesänge, die in der deutschen Übersetzung Spannung und Klang verlieren würden, sowie Diskussionen über die grammatikalische Ableitung einzelner Begriffe, Legenden oder märchenhafte Geschichten wurden gestrichen, damit die Person Mohammeds mehr hervortritt und die wirklichen Ereignisse in seinem Leben deutlicher werden.
Die eingefügten Fußnoten enthalten Erläuterungen oder situationsbezogene Vergleiche zum Leben Jesu Christi und aus den Grundlagen seines Evangeliums. Damit wird Mohammed an Jesus gemessen und der Prophet der Moslems vor dem Hintergrund des Neuen Testaments dargestellt.
Der erste Band dokumentiert Mohammeds Jugendzeit und die zwölf Jahre seiner Verkündigung unter der wachsenden Verfolgung in Mekka.
Der zweite Band umfaßt Mohammeds Auswanderung nach Medina, den Aufbau des religiösen Stadtstaates, die 8 Kämpfe gegen die Kaufleute von Mekka und die Eroberung seiner Heimatstadt. Er beschreibt außerdem die Unterwerfung und Islamisierung der Arabischen Halbinsel bis zum Tod Mohammeds.
Der Begründer des Islam hinterließ hoch motivierte, kampferprobte Beduinentruppen unter zwei genialen Feldherren. In nur 100 Jahren eroberten ihre Heere die Länder vom Atlas bis zum Indus, ein Gebiet, das größere Flächen umfaßte, als Europa sie je besaß. In diesen Kernländern des Islam sind heute noch über 95 Prozent der Bevölkerung Moslems, unter denen Juden und Christen oft nur als Menschen zweiter Klasse geduldet werden.
Mit der Entdeckung des Erdöls in der Golfregion um 1930 und der Erhöhung der Ölpreise seit 1973 hat die Renaissance des Islam neuen Schwung bekommen.
Die Moslems haben sich die Islamisierung der ganzen Welt zum Ziel gesetzt, sei es durch Mission, Wirtschaftsmacht oder Heiligen Krieg. Vor allem aber breitet sich der Islam durch den starken Geburtenüberschuß aus. Dadurch werden sich die islamischen Völker in 27 Jahren verdoppeln und schneller als alle anderen Religionen und Bevölkerungsgruppen unserer Erde wachsen.
Es ist deshalb für den verantwortungsbewußten Christen unerläßlich, das Leben Mohammeds im Vergleich mit Jesus Christus zu studieren. Wir werden die Moslems und ihre Beweggründe nur dann verstehen, wenn wir Mohammed, seine Motive und Taten kennengelernt haben.
Abd al-Masih
TEIL I Die Zeit der Unwissenheit
1. Die Vorfahren Mohammeds
Abd al-Muttalib, der Großvater Mohammeds
Als einst Abd al-Muttalib b*. Haschim schlief, wurde ihm in einer Erscheinung befohlen, den Brunnen Zamzam wieder aufzugraben. Die Djurhumiden hatten ihn bei ihrer Auswanderung von Mekka verschüttet. * Übliche Abkürzung für „Ibn“ (Sohn des).
Dies war derselbe Brunnen, aus dem Allah einst Ismail hatte trinken lassen, als er noch klein war und Durst hatte. Seine Mutter hatte Wasser gesucht und keines gefunden. Sie stellte sich auf den Hügel Safa und betete um Wasser für Ismail. Auf dem Hügel Marwa bat sie nochmals um Wasser. Da sandte Allah den Engel Gabriel. Er drückte eine der Fersen Ismails in die Erde — und schon zeigte sich Wasser! Seine Mutter hörte Stimmen wilder Tiere. Sie war besorgt um ihren Sohn, lief zu ihm und fand ihn, wie er auf dem Gesicht lag, mit der Hand Wasser schöpfte und trank. Da reinigte sie die Quelle vom Sand*
(*Vgl. 1. Mose 21,9-21, Die Vertreibung Hagars und Imaels).
Der Streit um den Zamzambrunnen
Als eines Tages Abd al-Muttalib im Heiligtum schlief, hatte er eine Erscheinung und erhielt dabei die Weisung, den Zamzam aufzugraben. Er hat dies folgendermaßen erzählt: „Als ich einst an der Mauer des Heiligtums schlief, trat jemand zu mir und sagte: ‚Grabe Taiba (die Gute) auf!‘ Ich fragte: ,Was ist Taiba?‘ Hierauf verschwand die Erscheinung. Am folgenden Tage als ich wieder auf meiner Lagerstätte schlief, kam die Erscheinung von neuem und sagte: ‚Grabe Barra (die Reine) auf! Ich fragte: ,Was ist Barra?‘ Die Erscheinung verschwand wieder. Am dritten Tage begegnete sie mir nochmals mit den Worten: .Grabe al-Madhnuna (die Kostbare) auf!‘ Ich fragte: ‚Was ist Madhnuna?‘ Die Erscheinung entfernte sich wieder. Am vierten Tage erschien mir abermals jemand, der mir sagte: ‚Grabe Zamzam auf!‘ Ich fragte: ,Was ist Zamzam?‘ Mir wurde geantwortet: ,Die, welche nie ausgeschöpft und nie wasserarm wird, welche den geehrten Pilger tränkt. Sie liegt zwischen Unrat und Blut bei dem Gekrächze des starken Raben, bei dem Ameisennest!'“
Als somit der Zustand der Quelle und ihr Ort näher bezeichnet waren und Abd al-Muttalib keinen Zweifel mehr an der Wahrheit des Hinweises hegte, nahm er am nächsten Tage sein Hackeisen und fing an zu graben. Al-Harith — damals sein einziger Sohn — begleitete ihn. Als der Brunnen allmählich zum Vorschein kam, pries er Allah. Nun eilten auch die Quraischiten herbei. Sie merkten, daß sein Unternehmen geglückt war und sagten: „Dieser Brunnen gehört unserem Stammvater Ismail. Wir haben alte Rechte auf ihn. Du mußt uns einen Anteil daran geben.“ Abd al-Muttalib weigerte sich jedoch und entgegnete: „Er ist mir geschenkt worden! Er gehört mir allein!“ Sie erwiderten: „Gib uns unser Recht, oder wir verklagen dich!“
„Gut, wählt einen Schiedsrichter!“ Sie wählten eine Wahrsagerin aus dem Stamme Sa’d Hudsam, die auf den Höhen Syriens wohnte. Abd al-Muttalib ritt zu ihr. Einige Söhne Abd Manafs begleiteten ihn. Auch die Quraischiten schickten aus jedem Stamm Abgesandte. Als sie sich in der Wüste zwischen Hidjaz und Syrien befanden, in der es damals keine Wasserstellen gab, ging Abd al-Muttalib das Wasser aus. Er und seine Leute waren dem Verdursten nahe. Sie baten die Abgesandten der Quraischiten um Wasser. Diese verweigerten es ihnen jedoch und sagten: „Wir sind hier in der Wüste. Es könnte uns genauso ergehen wie euch.“
Abd al-Muttalib beriet mit seinen Leuten, was zu tun sei. Sie antworteten: „Du hast zu befehlen. Wir können dir nur gehorchen.“ Da sagte er: „Meine Meinung ist, daß ein jeder von uns, so lange er noch bei Kräften ist, sein Grab selbst aushebe. Immer, wenn einer von uns stirbt, werden die noch Lebenden ihn in sein Grab legen und bedecken, bis der Tod den Letzten von uns heimsucht. Es ist in der Tat besser, wenn wir statt der ganzen Karawane umkommen.“
Seine Gefährten stimmten ihm zu. Jeder grub sich sein Grab und wartete auf den Tod. Da sagte Abd al-Muttalib plötzlich: „Bei Allah, es ist doch eine Schwäche unsererseits, wenn wir uns tatenlos dem Tode ausliefern und nicht unser Leben zu retten suchen. Vielleicht zeigt uns Allah irgendwo Wasser. Brecht auf!“ Da brachen sie wieder auf, und die anderen Quraischiten sahen ihnen zu.
Abd al-Muttalib bestieg sein Kamel und ritt voran. Alsbald sprang unter den Hufen seines Kamels frisches Wasser hervor. Abd al-Muttalib und seine Gefährten priesen Allah, stiegen ab, tranken und füllten ihre Schläuche. Nun rief Abd al-Muttalib auch die übrigen Quraischiten zu der neuen Quelle und sagte: „Allah hat uns getränkt. Trinkt auch ihr und füllt eure Gefäße!“ Als sie es getan hatten, sagten sie: „Bei Allah, das Urteil ist schon gegen uns gefällt. Wir machen dir Zamzam nicht mehr streitig; denn der, welcher dir in dieser Wüste Wasser gegeben hat, hat dir auch Zamzam geschenkt. Fahre fort, die Pilger zu tränken.“ Abd al-Muttalib kehrte daraufhin nach Mekka zurück und die anderen mit ihm, ohne die Wahrsagerin aufgesucht zu haben.
Abd al-Muttalibs Gelübde
Es ist überliefert — doch Allah allein weiß, wie es sich wirklich verhielt—, daß Abd al-Muttalib beim Graben des Zamzambrunnens von den Quraischiten angefeindet wurde. Da tat erfolgendes Gelübde: Falls ihm zehn Söhne geboren werden sollten und sie ein Alter erreichen würden, in dem sie ihm beistehen könnten, wollte er einen von ihnen an der Kaaba Allah opfern. *
(* Dieser Brauch des Kinderopferns ist urheidnisch (vgl. Richter 11, 30-40).
Als dann in der Tat zehn Söhne herangewachsen waren und ihm Schutz bieten konnten, machte er sie mit seinem Gelübde bekannt und forderte sie auf, sich der Erfüllung zu unterwerfen. Sie waren dazu bereit und fragten, in welcher Weise dies geschehen solle. Da sagte er: „Jeder schreibe seinen Namen auf einen Pfeil und gebe ihn mir.“ Mit diesen Pfeilen ging er zum Götzen Hubal, der auf dem Brunnen im Innern der Kaaba aufgestellt war. Dort brachte man die Opfer für das Heiligtum dar. Hubal hatte sieben Pfeile. Jeder war mit einer Inschrift versehen. Auf einem Pfeil stand „Sühne“. War man uneinig, wer Sühne zu bezahlen hatte, so mußte derjenige es tun, für den dieser Pfeil gezogen wurde.
Auf dem zweiten Pfeil stand „ja“ und auf dem dritten „nein“. War man im Zweifel, ob man etwas tun oder unterlassen sollte, so entschied der mit „ja“ oder „nein“ gewählte Pfeil. Es gab auch einen Pfeil, auf dem „Wasser“ vermerkt war. Wurde er gezogen, so sollte man nach einer Quelle graben. Schließlich gab es da noch drei weitere Pfeile. Auf dem einen stand „von euch“, auf dem anderen „verbleibend“ und auf dem dritten „nicht von euch“. Wollten die Beduinen (Araber) eine Beschneidung vornehmen, eine Ehe schließen, einen Toten beerdigen oder zweifelten sie an der Herkunft eines Mannes, so führten sie ihn zu Hubal und brachten dem, der die Lose zog, hundert Dirham und ein Opferkamel. Sie sagten dann — wobei sie den Mann vor Hubal stellten — „Du, unser Gott, hier steht der Unbekannte, über den wir dies und jenes wissen möchten. Tue uns die Wahrheit über ihn kund!“
Nun ließen sie das Los ziehen. Kam dabei der Pfeil heraus, auf welchem „von euch“ stand, so wurde der Unbekannte als einer der Ihrigen betrachtet. Kam der Pfeil mit „nicht von euch“ heraus, so wurde er als Bundesgenosse angesehen. Kam aber der Pfeil mit dem Wort „verbleibend“ heraus, so hatte der Betreffende in seinem bisherigen Zustand, ohne Anspruch auf Verwandtschaft oder Bundesgenossenschaft, zu bleiben. In anderen Fällen, in denen eine Antwort mit „ja“ oder „nein“ erwartet wurde, pflegten sie, wenn sie gern so gehandelt hätten, der Pfeil aber mit „nein“ entschied, bis zum nächsten Jahr zu warten und dann die Pfeile aufs Neue ziehen zu lassen, um endlich in Übereinstimmung mit dem Los handeln zu können.
Abd al-Muttalib ging nun zu dem Wahrsager, der die Pfeile zog, und teilte ihm sein Gelübde mit. Jeder seiner Söhne hatte ihm einen Pfeil mit dem eigenen Namen darauf gegeben. Der Vater forderte nun den Mann auf, einen der Pfeile zu ziehen. Das Los traf Abd Allah, den Vater des Gesandten Allahs. Er war der Lieblingssohn Abd al-Muttalibs und obendrein der Jüngste. Als nun das Los Abd Allah getroffen hatte, nahm Abd al-Muttalib sein Schwert und ging mit Abd Allah zu den Götzen Isaf und Naila, um ihn dort zu opfern. Da stürzten die Quraischiten aus dem Rathaus und riefen: „Was willst du tun, Abd al-Muttalib?“ — „Ich will ihn mit dem Halsschnitt schlachten*!“
(* Vergleiche 1. Mose 22,1-19, Abraham und Isaak auf dem Berg Morija. Auch Isaak sollte geopfert werden).
Da antworteten seine Söhne und die übrigen Quraischiten: „Bei Allah, du schlachtest ihn nicht ohne Grund. Tust du es dennoch, so wird jeder seinen Sohn bringen, um ihn zu opfern. Wie aber sollen dann die Menschen bestehen?“ Auch al-Mughira b. Abd Allah, ein Onkel Abd Allahs sagte: „Bei Allah, du opferst ihn nicht, bis du uns einen ausreichenden Grund angibst. Lieber wollen wir ihn mit unserem Gut auslösen.“
Dann fuhren seine Söhne und die übrigen Quraischiten fort: „Tu‘ es nicht! Geh‘ mit ihm nach Hidjaz. Dort lebt eine Wahrsagerin, die einen ihr gehorsamen Geist hat. Befrage sie, dann wird deine Angelegenheit recht entschieden werden. Befiehlt sie dir, ihn zu opfern, so tu es. Sagt sie dir etwas anderes, wodurch dir und ihm geholfen wird, so folge ihr!“
Sie reisten also nach Medina und fanden die Wahrsagerin in Khaibar. Abd al-Muttalib teilte ihr sein Gelübde mit, die Entscheidung des Loses und seine Absicht, seinen Sohn zu opfern. Da befahl sie: „Verlaßt mich jetzt, bis mein Geist mich besucht und ich ihn fragen kann.“
Sie verließen sie, und Abd al-Muttalib betete zu Allah. Als sie am folgenden Morgen wieder zu ihr kamen, sagte sie: „Es ist mir Kunde geworden. Was ist bei euch die Sühne für einen Menschen?“ Sie antworteten: „Zehn Kamele“. Sie erwiderte: „Geht in eure Heimat zurück, stellt Abd Allah auf die eine und zehn Kamele auf die andere Seite und lost zwischen ihnen. Kommt der Pfeil mit den Kamelen heraus, so opfert sie statt seiner. Er ist dann gerettet und euer Herr befriedigt. Kommt aber der Pfeil mit Abd Allah heraus, so bringt noch zehn weitere Kamele und so fort, bis der Pfeil mit den Kamelen gezogen wird.“
Sie kehrten hierauf nach Mekka zurück und beschlossen, dieser Weisung zu folgen. Abd al-Muttalib betete wieder zu Allah vor Hubal, dann brachten sie Abd Allah und zehn Kamele herbei und losten. Als das Los Abd Allah traf, brachten sie zehn weitere Kamele. Aber das Los fiel immer auf Abd Allah, bis schließlich hundert Kamele auf der anderen Seite standen. Da kam der Pfeil mit den Kamelen heraus. Die Quraischiten und die übrigen Anwesenden stellten fest: „Nun ist die Sache entschieden, Abd al-Muttalib! Dein Herr ist befriedigt!“ Abd al-Muttalib soll aber, wie man hört, geschworen haben, nicht zu ruhen, bis noch dreimal gelost werde. Erst als das Los noch dreimal auf die Kamele fiel, wurden sie geschlachtet, und es stand jedem frei, davon zu nehmen, soviel er wollte.
2. Die Geburt Mohammeds und seine Kindheit
Wie der Vater Mohammeds heiratete
Abd al-Muttalib nahm die Hand Abd Allahs und kam mit ihm in der Nähe des Heiligtums an einer Frau von den Banu Asad b. Abd al-Uzza vorbei. Sie war die Schwester des Waraqa b. Naufal. Sie sah ihn an und fragte: „Wo willst du hin, Abd Allah?“ — „Ich gehe mit meinem Vater.“ — „Ich gebe dir so viele Kamele wie statt deiner geschlachtet worden sind, wenn du sogleich mit mir zusammenliegst.“ — „Ich kann meinen Vater jetzt nicht verlassen, noch etwas gegen seinen Willen tun.“ — Abd al-Muttalib ging dann mit seinem Sohn zu Wahb b. Abd Manaf, der damals sowohl wegen seines Ansehens als auch wegen seiner Abstammung der Herr der Banu Zuhra war. Dieser gab ihm seine Tochter Amina zur Frau. Sie war damals die vorzüglichste Frau unter den Quraisch infolge ihres Ranges und ihrer Abstammung. Ihre Mutter hieß Barra und war die Tochter des Abd al-Uzza. Barras Mutter hieß Umm Habib und war die Tochter des Asad b. Abd al-Uzza. Abd Allah heiratete sie alsbald, und sie wurde mit dem Gesandten Allahs schwanger. Dann verließ er sie, kehrte zu der Frau zurück, die sich ihm angeboten hatte und fragte sie: „Warum machst du mir heute nicht wieder den Vorschlag, den du mir gestern gemacht hast?“ Sie erwiderte: „Das Licht, das gestern an dir war, hat dich verlassen. Ich habe nichts mehr mit dir zu tun.“
Sie hatte nämlich von ihrem Bruder Waraqa b. Naufal gehört — dieser war Christ geworden und hatte die Schriften gelesen — daß aus diesem Geschlecht* ein Prophet aufstehen werde.
(* Nirgendwo in den 66 Schriften der Bibel ist davon die Rede, daß ein Prophet arabischer Abstammung aufstehen werde.)
Abu Ishaq b. Jasar berichtet ähnliches. Abd Allah sei zu der Frau gekommen, welche er neben Amina hatte und habe sie liebkosen wollen. Er hatte aber zuvor Erdarbeiten verrichtet und war noch beschmiert davon. Deshalb hatte sie ihn abgewiesen. Er verließ sie, wusch sich und wollte zu Amina gehen. Als er wieder an jener Frau vorüberkam, rief sie ihn zu sich. Er schenkte ihr jedoch kein Gehör, sondern begab sich zu Amina und schlief mit ihr. Da wurde sie mit Mohammed schwanger. Später suchte er jene Frau nochmals auf und fragte sie: „Hast du Lust*?“
(* Vergleiche 2. Mose 20,14, Das Verbot des Ehebruchs).
Sie erwiderte: „Nein; als du an mir vorüberkamst, war ein glänzender Punkt zwischen deinen Augen. Deshalb forderte ich dich auf, zu mir zu kommen. Du weigertest dich aber und gingst zu Amina. Nun ist der Glanz auf sie übergegangen.“
Andere behaupten, die Frau habe gesagt: „Als er vorüberging, war zwischen seinen Augen so etwas wie der weiße Stirnfleck einer Stute. Da lud ich ihn ein in der Hoffnung, dieses Zeichen werde auf mich übergehen. Er weigerte sich aber und schlief mit Amina, und sie wurde schwanger mit dem Gesandten Allahs. Dieser war der Beste seines Volkes in bezug auf Abstammung und Adel, sowohl väterlicher als auch mütterlicherseits*.“
(* Mohammed war von Geburt ein normaler Mensch. Sein Vater hieß Abd Allah und seine Mutter Amina. Beide waren in Mekka bekannt. Der Islam nimmt nicht für sich in Anspruch, Mohammed sei auf übernatürliche Weise gezeugt worden. Er war ein Mensch wie wir alle ohne göttliche Natur.
Die Bibel aber bezeugt vielfach, daß Christus wahrer Mensch und wahrer Gott ist (vgl. Mt. 1,20-21: die Erfüllung der Prophetie aus Jes. 7,14).
Der Quran bezeugt ebenfalls, daß Jesus von der Jungfrau Maria ohne Zutun eines Mannes geboren wurde (3,46-48; 19,17-34). Der Engel Gabriel habe den Heiligen Geist in die Jungfrau Maria geblasen (21,91; 66,12). Deshalb wird Christus im Quran „das Wort Gottes“ genannt (3,45; 4,171; 19,34).
Jesus wurde durch den Heiligen Geist in der Jungfrau Maria gezeugt. Der Unterschied zwischen der Person Mohammeds und der Person Jesu entspricht dem Unterschied zwischen der Geburt Mohammeds und der Geburt Jesu.)
Ereignisse während der Schwangerschaft Aminas
Es wird berichtet — nur Allah ist allwissend*— Amina, die Tochter Wahbs, habe erzählt: „Als ich mit dem Gesandten Allahs schwanger war, ist mir ein Geist erschienen, der mir gesagt hat: ,Du bist mit dem Herrn dieses Volkes schwanger. Sage bei seiner Geburt: Ich stelle ihn unter den Schutz des Einzigen, daß er ihn vor der Bosheit seiner Neider bewahre, und nenne ihn Mohammed**!'“
* Diese Redensart deutet an, daß der Verfasser sich über die Wahrheit oder Echtheit des von ihm überlieferten Textes nicht sicher ist.
** Vergleiche Matthäus 1,18-25 (Die Ankündigung der Geburt Jesu und Bestimmung seines Namens durch den Engel Gabriel). Siehe auch Lukas 1,26-38.
Die Bedeutung des Namens „Mohammed“ im Arabischen ist „der Hochgelobte“ oder „der Gepriesene.“
Sie soll auch während ihrer Schwangerschaft ein aus ihr strahlendes Licht bemerkt haben, bei welchem man (in 1 000 km Entfernung) die Schlösser von Bosra in Syrien (einer römischen Provinzstadt) sehen konnte*.
* Vergleiche Jesaja 60,1-3.
Noch während der Schwangerschaft Aminas starb Abd Allah, der Sohn Abd al-Muttalibs, der Vater des Gesandten Allahs*.
* Mohammed war bereits bei seiner Geburt Halbwaise.
Die Geburt und Ernährung des Gesandten Allahs
Der Gesandte Allahs wurde an einem Montag im „Jahr des Elefanten“ ‚geboren, als zwölf Nächte des Monats Rabia al-Auwal verflossen waren. Hassan b. Thabit berichtet: „Ich war ein Knabe von sieben oder acht Jahren und verstand recht gut, was ich hörte, als ein Jude von einem Gebäude in Jathrib (Medina) aus seine Volksgenossen zusammenrief. Als sie sich bei ihm versammelten, sagte er: .Heute nacht ist der Stern** aufgegangen, an dem Ahmad ***geboren worden ist.‘ Ich fragte Said b. Abd al-Rahman, wie alt Hassan gewesen sei, als Mohammed nach Medina kam. Er antwortete: .Sechzig Jahre alt'“. Da Mohammed damals dreiundfünfzig Jahre alt war, muß Hassan, als er diese Worte vernahm, ein siebenjähriger Knabe gewesen sein.
* Die Abessinier versuchten im Jahr 571 Mekka zu erobern. Da sie in ihrem Heer einige Elefanten mitführten, wurde dieses Jahr später bei den Arabern das „Jahr des Elefanten“ genannt. Die Bezeichnung der Jahre nach dem jeweils wichtigsten Ereignis, das in ihnen stattgefunden hat, war eine Art primitiver Kalender.
** Vergleiche Matthäus 2,1-12 (Die Weisen aus dem Morgenland und der Stern, der sie nach Bethlehem führte)
***Ahmad heißt „Hochgelobter“ und stellt eine andere Form des Namens Mohammed dar. Ahmad, der Hochgelobte, wird auf Grund von Sure 61,6 als der Name des im Evangelium verheissenen Parakleten (Tröster) verstanden.
Nachdem Mohammed geboren worden war, schickte seine Mutter zu Abd al-Muttalib und ließ ihn bitten, den Knaben anzusehen. Er kam und sie erzählte ihm, was sie zur Zeit der Schwangerschaft gesehen hatte, was ihr über ihn gesagt worden war und wie sie ihn nennen sollte. Man nimmt an, Abd al-Muttalib habe ihn gleich mitgenommen, zur Kaaba getragen, zu Allah gebetet und ihm für diese Gabe gedankt.
Dann brachte er ihn wieder zu seiner Mutter zurück und suchte eine Amme für ihn. Die Amme war eine Frau von den Banu Sa’d b. Bakr. Sie hieß Halimaund war die Tochter des Abu Dsuaib. Mohammeds Milchgeschwister waren Abd Allah b. al-Harith, Unaisa und Djudsama, die stets „al-Schaima“ genannt wurde. Sie alle waren leibliche Kinder der Halima.
Djahm b. Abi Djahm, ein Freigelassener des Harith b. Hatib al-Djumahi, hat berichtet, Halima, die Tochter Abu Dsuaibs von den Banu Sa’d, die Amme des Gesandten Allahs, habe erzählt: „Ich verließ meine Heimat mit meinem Gatten, einem Säugling und anderen Frauen von den Banu Sa’d, die auch Säuglinge suchten, in einem Hungerjahre, das uns nichts übrigließ. Ich ritt auf einer scheckigen Eselin, und wir hatten eine Kamelstute bei uns, die keinen Tropfen Milch gab. Wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen, denn der Kleine weinte vor Hunger. Weder ich noch unsere Kamelstute hatten Milch genug, um ihn zu stillen. Wir hofften aber auf irgendeine Hilfe. Ich ritt auf meiner Eselin und hielt die Karawane oft auf, weil die Eselin so schwach und elend war. Schließlich erreichten wir Mekka, um dort nach Säuglingen zu suchen. Der Gesandte Allahs wurde allen Frauen angeboten, doch keine wollte ihn nehmen, weil er ein Waisenkind war. Man erwartete Geschenke vom Vater des jeweiligen Säuglings und dachte, was würde wohl eine Mutter und ein Großvater geben können. Als aber bereits alle anderen Frauen Säuglinge gefunden hatten und wir wieder abreisen wollten, sagte ich zu meinem Gatten: ,Bei Allah, ich gehe nicht gern ohne einen Säugling mit meinen Gefährtinnen zurück. Ich werde dieses Waisenkind annehmen.‘ Er erwiderte: ,Es wird dir nichts schaden, wenn du ihn nimmst. Vielleicht wird uns Allah durch ihn segnen.‘ Ich nahm ihn also nur, weil ich keinen anderen Säugling gefunden hatte und brachte ihn zu meinem Reittier. Als ich ihn an meinen Busen legte, fand er soviel Milch, daß er satt wurde. Auch sein Milchbruder trank, bis er genug hatte. Dann schliefen beide ein. Zuvor hatten wir nie wegen des schreienden Säuglings schlafen können. Dann ging mein Gatte zur Kamelstute. Sie war von Milch angeschwollen, und er molk so viel, daß er und ich vollständig satt wurden und wir die angenehmste Nacht hatten. Am folgenden Morgen sagte mein Gatte zu mir: ‚Wisse, Halima, bei Allah, du hast ein gesegnetes Geschöpf mitgenommen.‘ Ich erwiderte: ,Bei Allah, ich hoffe es!‘ Dann reisten wir ab. Ich nahm ihn zu mir auf meine Eselin, die jetzt so schnell sprang, daß die Mitreisenden auf ihren Eseln nicht mehr Schritt halten konnten. Sie baten mich, auf sie zu warten und fragten mich, ob es nicht dieselbe Eselin sei, auf der ich gekommen sei. Als ich ihre Frage bejahte, antworteten sie: ,Bei Allah, mit ihr hat es eine besondere Bewandtnis.‘ Als wir in unsere Heimat im Lande der Banu Sa’d kamen, welches das unfruchtbarste aller Länder war, da kam mir doch des Abends mein Vieh wohlgenährt und Milch verheißend entgegen. Tatsächlich hatten wir Milch im Überfluß, während andere Leute keinen Tropfen melken konnten. Schließlich sagten einige zu ihren Hirten: ,Wehe euch! Laßt euer Vieh dort weiden, wo der Hirte der Tochter Abu Dsuaibs weiden läßt!‘ Aber dessen ungeachtet kehrte das meinige gesättigt und mit Milch gefüllt zurück, während das ihrige hungrig blieb und keinen Tropfen Milch gab. So fanden wir in allem Allahs Segen und Überfluß, bis zwei Jahre vorüber waren. Da entwöhnte ich den Knaben. Er war so kräftig herangewachsen wie kein anderer. Wir brachten ihn dann seiner Mutter, wünschten aber, daß er noch bei uns bleiben möchte wegen des Segens, der uns durch ihn zuteil geworden war. Ich sagte daher zu seiner Mutter: .Möchtest du doch dein Söhnchen noch bei uns lassen, bis er noch stärker wird; denn ich fürchte, die schlechte Luft Mekkas könnte ihm schaden.‘ Wir drangen dann so lange in sie, bis sie ihn uns wieder gab.
Einige Monate nach unserer Rückkehr — Mohammed war eben hinter unserem Hause mit seinem Bruder beim Vieh — kam der Bruder eilig zu uns und sagte: ,Zwei weißgekleidete Männer haben meinen Bruder, den Quraischiten, ergriffen und zu Boden gestreckt, ihm den Leib aufgeschnitten und darin herumgewühlt.‘ Ich lief mit seinem Vater zu ihm. Da wir ihn ganz entstellt fanden, nahten wir uns ihm und fragten, was ihm widerfahren sei.
Er antwortete: ,Zwei weißgekleidete Männer sind auf mich zugekommen, haben mich hingestreckt, meine Brust gespalten und etwas darin gesucht; ich weiß nicht was*.‘
*Sure al-lnschirah 94,1-3 (Die Reinigung Mohammeds durch zwei Engel).
Wir brachten ihn in unser Zelt, und sein Vater sagte zu mir: .Ich fürchte, dieser Knabe ist von bösen Geistern geplagt. Bringe ihn zu seiner Familie zurück, ehe es bekannt wird.‘
Wir reisten mit ihm zu seiner Mutter, und sie fragte: ,O Amme, was führt dich hierher? Du wünschtest doch so sehr, den Säugling länger zu behalten!‘ Ich antwortete: ,Allah hat meinen Sohn heranwachsen lassen. Ich habe das Meinige getan und fürchte, es möchte ihm ein Unglück widerfahren. Darum bringe ich ihn dir deinem Wunsche gemäß zurück.‘ Amina entgegnete: ,So verhält es sich nicht! Sage mir die Wahrheit!‘ Sie drang so lange in mich, bis ich ihr alles erzählt hatte. Da fragte sie: ‚Fürchtest du, er sei von einem bösen Geist besessen?‚ Als ich nickte, erwiderte sie: .Niemals, bei Allah! Satan findet keinen Zugang zu ihm; denn mein Söhnchen wird einst eine hohe Stellung einnehmen. Soll ich dir von ihm erzählen?‘ Als ich bejahte, fuhr sie fort: ‚Als ich schwanger wurde, sah ich ein Licht von mir ausstrahlen, so hell, daß es die fernen Schlösser von Bosra in Syrien beleuchtete. Meine Schwangerschaft war so leicht und angenehm, wie ich noch nie eine hatte. Als ich ihn gebar, streckte er die Hände auf den Boden und hob den Kopf gen Himmel. Doch laß ihn jetzt bei mir. Komm‘ gut heim!'“
Einige Gefährten des Gesandten Allahs hatten ihn einst gebeten, ihnen Auskunft über sich selbst zu geben. Daraufhin habe er gesagt: „Ich bin der, dem zu glauben mein Vater Ibrahim (Abraham) geboten hat, und derjenige, der von Isa (Jesus) vorhergesagt worden ist*. Meine Mutter hat, als sie schwanger wurde, ein Licht gesehen, das von ihr ausstrahlte und selbst die fernen Schlösser Syriens beleuchtete. Ich bin unter den Banu Sa’d b. Bakr gesäugt worden. Als ich einmal mit meinem Bruder hinter unserem Haus das Vieh hütete, kamen zwei weißgekleidete Männer auf uns zu. Sie hatten eine goldene Waschschüssel bei sich, die mit Schnee gefüllt war. Sie ergriffen mich und spalteten meine Brust. Dann nahmen sie das Herz heraus, spalteten es ebenfalls und entnahmen ihm einen schwarzen Klumpen. Diesen warfen sie weg**. Dann wuschen sie mein Herz und meinen Leib mit Schnee, bis sie rein waren. Schließlich sagte einer zum andern: ‚Wiege ihn gegen zehn von seinem Volke auf!‘ Er tat so, aber ich wog sie auf. Nun sagte er: `’Wiege ihn gegen hundert von seinem Volke‘; aber ich wog auch die hundert auf. Zuletzt sagte er: .Wiege ihn gegen tausend von seinem Volke auf, und als ich auch diese aufwog, sagte er: ,Laß ihn! Selbst dann, wenn du sein ganzes Volk in die eine Waagschale legst, wird er sie doch aufwiegen!'“
*Jesus hat viele falsche Propheten (vgl. Mt. 24,14-24) und falsche Messiasse vorausgesagt. Die Moslems nehmen irrtümlicherweise für sich in Anspruch, daß in der Bibel mehrere Voraussagen über das Kommen Mohammeds stehen (5. Mose 18,15 u. a.)
** Diese Geschichte beschreibt die Berufung und Reinigung Mohammeds zum Propheten. Seither heißt er Mustafa, der Gereinigte. Er war nicht rein in sich selbst. Sein Herz mußte gereinigt werden. Er empfing jedoch kein neues, geistliches Herz, wie Gott es in Hesekiel 36,26-27 verhieß. Das Herz Mohammeds blieb das alte.
Indirekt soll diese Geschichte die Reinigung Mohammeds von der Erbsünde bezeugen. Der Islam glaubt jedoch nicht an die Existenz einer Erbsünde (vgl. jedoch Röm. 5,12-21). Nichtsdestotrotz hat Mohammed sich als Sünder verstanden. Dreimal steht im Quran, daß er Allah um Vergebung seiner Sünden bitten mußte (Sure 33,38; 4035 und 47,19).
Jesus aber lebte ohne Sünde. Er war heilig wie Gott und frei von der Erbsünde. Er war durch den Heiligen Geist gezeugt worden. Sogar der Quran behauptet an keiner Stelle, daß Jesus gesündigt habe, während bei allen bedeutenden Propheten Sünden genannt werden. Der Quran und die islamische Tradition bestätigen vielmehr Jesu Sündlosigkeit auf verschiedene Weise (Sure 19,19)
Der Gesandte Allahs hat gesagt: „Es gibt keinen Propheten, der nicht zuvor ein Hirte gewesen ist.“ Und als man ihn fragte: „Und du?“ antwortete er: „Auch ich war einer.“ Ferner hat der Gesandte Allahs zu seinen Gefährten gesagt: „Ich bin der reinrassigste Araber unter euch*. Ich bin ein Quraischite und habe als Säugling unter den Banu Sa’d gelebt.“
* Araber (al-Arab) bedeutete in der arabischen Halbinsel nur die Nomaden, die Beduinenstämme, im Gegensatz zu den seßhaftgewordenen Stadt- und Dorfbewohnern. Diese verstanden sich nicht als Araber, sondern bezeichneten sich mit den Namen der konkurrierenden Sippen oder Stämme.
Mohammed verstand sich als Beduine. Er hat in seiner Jugend in der dürren Steppe Herden gehütet.
Manche behaupten — Allah allein weiß es — Halima habe den Gesandten Allahs auf dem Weg zu seiner Mutter auf der Höhe von Mekka im Menschengewühl verloren, und sie konnte ihn nicht wiederfinden. Sie ging zu Abd al-Muttalib und klagte es ihm. Dieser suchte das Heiligtum auf und betete zu Allah, er möge ihn ihm wieder zurückgeben. Es wird berichtet, Waraqa b. Naufal und ein anderer Quraischite hätten ihn auf der Höhe von Mekka gefunden und zu Abd al-Muttalib gebracht. Dieser nahm ihn auf die Schulter und umkreiste mit ihm das Heiligtum, indem er ihn Allahs Schutz empfahl und für ihn betete. Dann ließ er ihn wieder zu seiner Mutter bringen.
Ein Gelehrter (Traditionsträger) hat mir erzählt: „Halima wurde noch aus einem anderen Grunde, den sie seiner Mutter nicht angegeben hatte, bewogen, Mohammed zu ihr zurückzubringen. Als sie nämlich nach seiner Entwöhnung auf der Heimkehr von Mekka war, begegneten ihr einige Abessinier, die Christen waren. Sie betrachteten ihn von allen Seiten und fragten sie aus. Dann sagten sie: ‚Wir wollen diesen Knaben mit uns nehmen und unserem König bringen. Wir kennen die Zukunft dieses Knaben und wissen, daß er einst einen hohen Rang einnehmen wird.'“ Derjenige, der mir dies erzählt hat, setzte hinzu, sie hätten den Abessiniern nur mit großer Mühe entrinnen können.
Der Tod Aminas und Abd al-Muttalibs
Der Gesandte Allahs lebte unter Allahs Beistand und Schutz bei seiner Mutter und seinem Großvater, und Allah ließ ihn als eine schöne Pflanze aufwachsen, bis er durch seine Gnade das vorgesteckte Ziel erreichte. Als er sechs Jahre alt war, starb seine Mutter. Abd Allah b. Abi Bakr erzählt: „Die Mutter des Gesandten Allahs starb in Abwa zwischen Mekka und Medina, als er sechs Jahre alt war. Sie hatte mit ihm seine Verwandten, die Banu Adi b. al-Nadjdjar, besucht und starb auf der Rückkehr nach Mekka*.“
* Mohammed war bereits bei seiner Geburt Halbwaise und ab dem sechsten Lebensjahr Vollwaise. Niemand sorgte für ihn, wie eine Mutter für ihr Kind zu sorgen pflegt. Schon in den ersten Monaten seines Lebens wurde er zu einem Beduinenstamm gegeben, wo eine Amme ihn anstelle seiner Mutter stillte. Im Herzen Mohammeds blieb ständig eine Leere und ein Hunger nach Liebe.
Für Jesus hatte Gott, sein Vater, in Josef einen treuen Adoptivvater berufen, der für ihn sorgte. Seine Mutter blieb ihm auch in der Verfolgung treu und stand unter seinem Kreuz, als er starb.
Der Gesandte Allahs lebte dann bei seinem Großvater Abd al-Muttalib. Dieser hatte sein Bett in der Nähe der Kaaba aufgestellt. Seine Söhne saßen um das Bett herum und warteten, bis er kam; aber keiner setzte sich aus Ehrfurcht vor ihm auf das Bett. Einst kam auch der Gesandte Allahs — er war damals noch ein kleiner Knabe — und setzte sich auf das Bett. Da wollte ihn sein Onkel wegschieben, aber Abd al-Muttalib sagte: „Laßt meinen Sohn! Bei Allah, er wird einst einen hohen Rang einnehmen.“ Er ließ ihn dann bei sich sitzen und sich von ihm den Rücken streicheln. Was er auch tat, erfreute ihn. Als der Gesandte Allahs acht Jahre alt war, starb auch Abd al-Muttalib.
Als Abd al-Muttalib seinen Tod herannahen fühlte, ließ er seine sechs Töchter, Safija, Barra, Atiqa, Umm Hakim al-Baida, Umaima und Arwa, zusammenrufen und sagte zu ihnen: „Beweint mich, damit ich vor meinem Tode höre, was ihr über mich sagen wollt.“ Da dichtete seine Tochter Safija:
„Als des Nachts eine klagende Stimme schweres Unheil wegen eines Mannes verkündete, vergoß ich Tränen, die wie Perlen über meine Wangen herabrollten, über einen wahrhaft edlen Mann, der allen Sklaven entschieden überlegen ist; über den Freigiebigen, den mit hohen Tugenden Begabten; über einen vortrefflichen Vater, den Erben aller Güte; über den Treuen in seiner Heimat, der keine Anstrengung scheute, der fest stand und keiner Stütze bedurfte; der mächtig war, wohlgestaltet, von hoher Natur, der bei seinem Geschlechte Lob und Gehorsam fand, aus erhabenem, glänzendem, tugendhaftem Geschlecht; der den Menschen wie ein Regen in Hungerjahren Segen spendete, von edlen Ahnen, ohne Scharte; der dem Herrn und dem Sklaven teuer war; er war äußerst mild, Abkömmling gnädiger, freigebiger, edler Männer, stark wie Löwen.
Könnte ein Mann wegen alten Adels ewig leben — aber Fortdauer ist keines Menschen Los — so würde er bis zur letzten Nacht unvergänglich bleiben durch seinen hohen Ruhm und adlige Abstammung.“
Auch die übrigen Töchter beweinten ihren Vater noch zu Lebzeiten und dichteten über ihn ruhmreiche Verse, wobei jede versuchte, die andere zu überbieten. Auch Freunde des Sterbenden kamen herein, um ihn zu loben und zu rühmen.
Abd al-Muttalib, der schon nicht mehr sprechen konnte, gab durch Kopfnicken zu verstehen, daß er so betrauert werden wollte. Nach dem Tode Abd al-Muttalibs wurde sein Sohn al-Abbas Herr der Zamzamquelle. Er war es, der die Pilger von der Quelle trinken ließ, obgleich er damals noch ältere Brüder hatte. Er wurde vom Gesandten Allahs in seinen Rechten bestätigt. Sie sind seinem Geschlecht bis zu diesem Tage verblieben.
Mohammed bei Abu Talib
Nach dem Tode Abd al-Muttalibs kam der Gesandte Allahs zu seinem Onkel Abu Talib. So hatte es Abd al-Muttalib empfohlen. Sein Vater Abd Allah war nämlich ein Doppelbruder Abu Talibs. Ihre Mutter hieß Fatima. Sie war eine Tochter des Amr b. Aids. Abu Talib sorgte nach dem Tode seines Großvaters für den Gesandten Allahs und behielt ihn stets bei sich. Ein Wahrsager, der oft nach Mekka kam, prophezeite dem Jungen einen hohen Rang. Und zwar geschah dies so: Als Abu Talib mit einigen Jünglingen unterwegs war, erblickte der Wahrsager den Gesandten Allahs. Doch wurde seine Aufmerksamkeit durch etwas anderes von ihm abgezogen. Als er das erledigt hatte, fragte er wieder nach ihm und wollte, daß man ihn herbeihole. Da Abu Talib merkte, wie gierig der Wahrsager sich nach dem Jungen umsah, verbarg er ihn. Da sagte dieser: „Wehe euch! Bringt mir den Jungen wieder, den ich vorher gesehen habe, bei Allah, er wird einen hohen Stand einnehmen.“ Abu Talib ging aber mit ihm weg.
Später wollte Abu Talib mit einer Karawane zu einer Handelsreise nach Syrien aufbrechen. Er war eben im Begriff abzureisen, da schmiegte sich der Gesandte Allahs so zärtlich an ihn, daß er weich wurde und sagte: „Bei Allah, ich nehme ihn mit und trenne mich nie mehr von ihm!“ So oder ähnlich sprach er. Er reiste also mit ihm ab. Wie gewöhnlich stiegen sie in der Nähe einer Mönchsklause ab. Der Mönch hieß Buhaira (oder Bahira). Er kannte die Schriften und die Religion der Christen und wohnte seit eh und je in dieser Zelle. In ihr wurde ein Buch aufbewahrt, aus dem sich die Mönche belehren ließen. Es vererbte sich vom einen auf den andern. Sooft Abu Talib auch früher hier vorbeigekommen war, so hatte sie der Mönch doch nie angesprochen noch sich ihnen vorgestellt. Diesmal jedoch ließ er eine Mahlzeit bereiten, weil — wie es heißt — er von seiner Zelle aus sah, wie eine Wolke den Gesandten Allahs inmitten der Karawane beschattete und wie sie auch dem Baum Schatten spendete, unter dem er sich mit der Karawane niedergelassen hatte. Selbst die Zweige des Baumes neigten sich zum Gesandten Allahs herab, um ihn besser schützen zu können. Als die Mahlzeit zubereitet war, sandte Buhaira zur Karawane und ließ alle, jung und alt, Sklaven und Freie, zum Essen einladen.
Da sagte einer der Quraischiten: „Es ist auffallend, daß du uns zuvor nie solche Gastfreundschaft erwiesen hast. Weshalb gerade heute?“ Buhaira entgegnete: „Es ist so, wie du sagst, doch ihr seid heute meine Gäste. Ich will euch mit einem Mahle ehren, zu dem ihr alle eingeladen seid.“ Alle kamen auch zu ihm, nur der Gesandte Allahs blieb seiner Jugend wegen unter dem Baum im Lager zurück. Als Buhaira den, an welchem er gewisse Merkmale erkannt hatte, nicht unter den Gästen fand, sagte er: „Ihr Quraischiten, es darf keiner von euch im Lager zurückbleiben, der hier noch einen Platz hätte.“ Sie erwiderten: „Nur ein Knabe, der Jüngste der ganzen Karawane, ist im Lager zurückgeblieben.“ Er versetzte hierauf: „Rufet ihn. Er soll auch mit euch essen!“
Da rief einer der Quraischiten: „Bei Lat*und Uzza**, es ist nicht recht von uns, daß wir den Sohn Abd Allahs im Lager zurückgelassen haben!“ Er begab sich daher zu ihm, umarmte ihn und brachte ihn zu den anderen. Buhaira musterte ihn und suchte nach den Merkmalen, die er an seinem Körper zu finden hoffte. Als die Mahlzeit beendet war und die Gäste sich zerstreut hatten, stellte sich Buhaira vor ihn hin und beschwor ihn bei Lat und Uzza, ihm seine Fragen zu beantworten. Er beschwor ihn deshalb bei Lat und Uzza, weil die Quraischiten so zu tun pflegten.
*Al-Lat (die Frau Allahs) war die Stammesgöttin der Banu Thaqif, die auch al-Rabba (die Herrin) genannt wurde.
** Al-Uzza (die Tochter al-Lats) war die Stammesgöttin der Quraisch und der Kinana und stand außerhalb Mekkas. Die Statuen der beiden Göttinen wurden nach der Eroberung Mekkas zerstört.
Es heißt, Mohammed habe ihm gesagt: „Frage mich nicht bei Lat und Uzza, denn, bei Allah, nichts ist mir verhaßter als diese Götzen.“ Da sagte Buhaira: „Nun, so beschwöre ich dich bei Allah, mir meine Fragen zu beantworten.“ Mohammed erwiderte: „Frage, was dir gut dünkt!“ Da befragte er ihn über seinen Zustand im Schlaf, über seine äußere Beschaffenheit und andere Dinge. Der Gesandte Allahs gab ihm über alles Auskunft, und es stimmte mit dem überein, was Buhaira von ihm wußte. Dann betrachtete er seinen Rücken und fand zwischen seinen Schultern, an der Stelle, wo es beschrieben war, das Siegel des Prophetentums. Es sah wie das Mal von einem Schröpfkopfe aus. Sodann ging er zu Abu Talib und fragte ihn: „Wie ist dieser Knabe mit dir verwandt?“ Er entgegnete: „Er ist mein Sohn.“ — „Er ist nicht dein Sohn, dieser Knabe braucht keinen Vater mehr.“ — „Nun, er ist mein Neffe.“ — „Und sein Vater?“ — „Er ist während der Schwangerschaft seiner Mutter gestorben.“ — „Du hast die Wahrheit gesagt. Geh‘ jetzt mit dem Knaben nach Hause und verbirg ihn vor den Juden, denn, bei Allah, wenn sie ihn sehen und ihn erkennen wie ich, so werden sie ihm Böses antun. Dein Neffe wird einst einen hohen Rang einnehmen. Darum eile mit ihm in die Heimat zurück*!“
* Die Begegnung zwischen Buhaira und Mohammed wird von mehreren Islamisten als christliche Apologetik verworfen, die von den Moslems zur Erklärung des biblischen Wissens Mohammeds benützt wurde.
Abu Talib tat also, sobald er seine Geschäfte in Syrien abgewickelt hatte.
Der Gesandte Allahs wuchs heran, und Allah beschirmte und bewahrte ihn vor den Irrtümern des Heidentums, weil er ihn zu seinem Gesandten bestimmt hatte. So wurde er der hervorragendste Mann seines Volkes: an Ritterlichkeit, gutem Benehmen und edler Abstammung übertraf ihn keiner. Er war der angenehmste Nachbar, der Sanfteste, Wahrhaftigste und Treueste und hielt sich fern von allen häßlichen Eigenschaften, die den Mann erniedrigen. Er war erhaben darüber und vereinigte in sich so viele Tugenden, daß er unter seinem Volke „der Treue“ genannt wurde. Als „der Krieg des Frevels“ ausbrach, war Mohammed zwanzig Jahre alt. Der Krieg führte diesen Namen, weil dabei von den Kinana und Qais Ailan manches heilige Gebot übertreten wurde. Der Führer von Quraisch und Kinana war Harb b. Umaija b. Abd Schams. Am Anfang des Tages siegten die Qais, von Mittag an aber die Kinana.
3. Mohammeds Hochzeit mit Khadidja
Die Vorgeschichte
Als Mohammed fünfundzwanzig Jahre alt war, heiratete er Khadidja, die Tochter des Khuwailid b. Asad.
Khadidja war eine angesehene Unternehmerin. Sie ließ Männer mit ihrem Gut Handel treiben und gab ihnen einen Anteil am Gewinn. Als sie von der Treue, Wahrhaftigkeit und den guten Sitten Mohammeds hörte, sandte sie zu ihm und schlug ihm vor, in ihrem Auftrag nach Syrien zu reisen und dort mit ihrem Gut Handel zu treiben. Sie versprach, ihm mehr Waren als den anderen Kaufleuten zu geben. Mohammed ging auf ihren Vorschlag ein und reiste mit ihrem Gut in Begleitung eines Dieners von Khadidja, der Maisara hieß, nach Syrien.
Als er sich unter dem Schatten eines Baumes in der Nähe der Klause eines Priesters niedergelassen hatte, fragte jener Maisara, wer der Mann unter dem Baum sei. Maisara erwiderte: „Es ist ein Quraischite, ein Bewohner des heiligen Gebietes.“ Da sagte der Priester: „Derjenige, der zur Zeit unter diesem Baum sitzt, ist nichts als ein Prophet!“ Als Mohammed die mitgebrachten Waren verkauft und andere eingekauft hatte, kehrte er mit Maisara nach Mekka zurück. Maisara sah, so wird berichtet, während der Mittagshitze zwei Engel, die Mohammed, der auf seinem Kamel saß, Schatten spendeten. Als sie in Mekka angelangt waren, verkaufte Khadidja die Waren, die er mitgebracht hatte und fand ihr Gut verdoppelt. Auch erzählte ihr Maisara, was der Priester gesagt und wie er die schattenspendenden Engel gesehen hatte. Als Khadidja, eine verständige, edle und gute Frau, die Allah zu hoher Gnade bestimmt hatte, dies hörte, ließ sie — wie es behauptet wird — Mohammed rufen und sagte zu ihm: „Mein Vetter, ich möchte dich für mich haben wegen deiner Verwandtschaft mit mir, wegen deines Ansehens unter deinem Volke sowie wegen deiner Treue, Wahrhaftigkeit und guten Sitten.“ Zuletzt trug sie sich ihm als Gattin an *.
* Khadidja war etwa vierzig, Mohammed fünfundzwanzig Jahre alt, als sie heirateten. Khadidja war zuvor mit zwei anderen Männern verheiratet und hatte von beiden Männern Kinder, die sie mit in die Ehe brachte. Ihr erster Mann war verstorben; den zweiten hatte sie entlassen. Sie war eine starke Persönlichkeit und eine erfolgreiche Kauffrau und Unternehmerin.
An Khadidja wird deutlich, daß die Frau vor dem Islam in der Arabischen Halbinsel eine viel höhere Stellung inne hatte als die islamischen Gelehrten zugeben. Diese behaupten, daß erst der Islam der Frau ihre Würde gegeben habe. Das Gegenteil ist der Fall.
Solange Mohammed mit ihr verheiratet war, ging er keine weitere Ehe ein. Vielleicht sah und suchte Mohammed in Khadidja einen Ersatz für seine früh verlorene Mutter, da er als Vollwaise wenig Mutterliebe erfahren hatte. Mohammed hatte es fertiggebracht, seine Chefin zu heiraten. Dadurch wurde er reich, angesehen und wohnte im Zentrum Mekkas.
Jesus zog vor, nicht zu heiraten. Er wußte, daß er 30jährig als Lamm Gottes für die Sünde der Welt sterben würde. Er wollte keine unversorgte Familie zurücklassen und seine Kraft ganz der Erlösung der Menschen widmen.
Mohammeds Ehe und Kinder
Khadidja war damals die Angesehenste unter den Frauen Quraischs, sowohl durch ihre Abstammung als auch wegen ihres großen Reichtums. Jeder aus ihrem Volke begehrte sie. Sie war die Tochter des Khuwailid b. Asad, und ihre Mutter war Fatima, die Tochter des Zaid b. al-Assam.
Mohammed teilte Khadidjas Antrag seinen Onkeln mit. Sein Onkel Hamza b. Abd al-Muttalib ging mit ihm zu Khuwailid b. Asad und hielt für ihn um dessen Tochter an, und die Ehe wurde geschlossen. Als Morgengabe gab ihr Mohammed zwanzig junge Kamele. Sie war die erste Frau, die Mohammed heiratete. Bis zu ihrem Tode heiratete er keine zweite Frau. Sie war die Mutter aller seiner Kinder mit Ausnahme Ibrahims*. Sie gebar ihm al-Qasim, weshalb er selbst Abu al-Qasim genannt wurde, al-Taijib, Zainab, Ruqaija, Umm Kulthum und Fatima. Al-Qasim war der älteste seiner Söhne, dann kam al-Taijib, dann al-Tahir. Die älteste der Töchter war Ruqaija, dann Zainab, dann Umm Kulthum, dann Fatima. Die drei Söhne starben noch im Heidentum, die Töchter aber erreichten alle den Islam, bekannten sich zu ihm und wanderten mit ihrem Vater aus**
* Ibrahims Mutter war Maria, die Koptin. Abd Allah b. Wahb hat von Ibn Lahia erzählt, Maria, die Mutter Ibrahims, die Sklavin des Gesandten Allahs, welche ihm al-Muqauqas geschenkt hatte, stamme aus Hafr im Bezirk Ansina.
** Der Tod seiner drei Söhne war für Mohammed eine bittere Tragik. Er hatte keinen Erben. Im Orient werden solche Schicksalsschläge auf den Zorn Gottes zurückgeführt oder als Folge Schwarzer Magie angesehen. Mohammed war reich und angesehen, innerlich aber haltlos und fragend.
Khadidja, die Tochter Khuwailids, hatte ihrem Vetter Waraqa b. Naufal* erzählt, was ihr Maisara von den Worten des Priesters und von den Mohammed beschattenden Engeln mitgeteilt hatte. Waraqa, ein Christ, der die Schriften eingehend studiert hatte, antwortete ihr: „Wenn das wahr ist, so ist Mohammed der Prophet unseres Volkes; denn ich weiß, daß ein Prophet erwartet wird und daß jetzt die Zeit dazu gekommen ist.“ Er hatte schon lange darauf gewartet und stets gefragt: „Wie lange wird es noch dauern?“
* Waraqa b. Naufal war der Vorsteher einer kleinen christlichen Gemeinde in Mekka und hat wahrscheinlich an der Hochzeit Mohammeds mit Khadidja teilgenommen. Die islamischen Traditionen bestätigen, daß es vor dem Islam in Mekka eine christliche Gemeinde gab
TEIL II Der verfolgte Prophet in Mekka
1. Mohammeds Prophetentum
Wie Mohammed den Streit um den heiligen Stein schlichtete
Als Mohammed fünfunddreißig Jahre alt war, beschlossen die Quraischiten, die Kaaba wieder aufzubauen. Sie war nicht höher als ein Mann und bestand aus übereinandergeschichteten Steinen. Doch scheuten sie sich, sie einzureißen. Sie wollten die Wände hochziehen und bedecken; denn der Schatz, der in einem Brunnen im Innern der Kaaba verborgen lag, war gestohlen worden. Man hatte ihn bei Duwaik, einem Freigelassenen der Banu Mulaih, wieder gefunden. Man nimmt aber an, daß andere ihn gestohlen und bei Duwaik versteckt hatten. Kurz zuvor hatte ein Sturm das Schiff eines griechischen Kaufmanns an die Küste von Djidda geworfen, wo es zerbrach. Die Araber hatten sein Holz herbeigeschafft und wollten es zum Bau des Daches der Kaaba verwenden. Außerdem fand sich in Mekka ein Kopte*, der von Beruf Zimmermann war und ihnen das Holz für das Dach bearbeitete.
* Es war ein koptischer Christ, der das Dach der Kaaba in Mekka gezimmert hat! Die seßhaft gewordenen Beduinen waren der Zimmermannsarbeiten unkundig.
Im Brunnen der Kaaba, in den man täglich Speisen warf, wohnte eine Schlange. Sie lag gern auf der Mauer der Kaaba und sonnte sich. Man fürchtete sie sehr. Sobald sich jemand ihr näherte, erhob sie sich, zischte und sperrte den Schlund auf. Eines Tages, als sie sich wie gewöhnlich auf der Mauer der Kaaba sonnte, schickte Allah einen Vogel, der sie wegschleppte. Da sprachen die Quraisch: „Wir hoffen, daß Allah unsere Absicht billigt. Wir haben einen Zimmermann als Freund; wir haben Holz, und nun hat uns Allah auch vor der Schlange Ruhe verschafft.“
Die Quraisch teilten nun den Bau der Kaaba unter sich auf. Die Seite, an der sich die Tür befand, fiel den Söhnen Abd Manafs und Zuhra zu; der Teil zwischen dem schwarzen und dem jemenitischen Pfeiler den Banu Makhzum und anderen zu ihnen gehörenden Stämmen von Quraisch; der hintere Teil der Kaaba den Banu Djumah und Sahm, den Söhnen Amrs, die nördliche Mauer „der Hatim“, den Banu Abd al-Dar b. Qusai, den Banu Asad b. Abd al-Uzza und den Banu Adi b. Ka’b.
Aber immer noch scheuten sich die Männer, die Kaaba einzureißen. Da sagte al-Walid b. Mughira: „Ich will den Anfang machen!“ Er nahm seine Hacke, stellte sich vor die Kaaba und rief: „Allah, laß kein Unglück über uns kommen. Allah, wir wollen nur Gutes!“
Damit fing er an, die Mauer bei den beiden Pfeilern einzureißen. Die anderen warteten die ganze Nacht und sagten: „Wir wollen sehen, ob ihm ein Unglück widerfährt. Wenn ja, lassen wir es sein, wenn nicht, so billigt Allah unser Vorhaben.“
Am folgenden Morgen, als al-Walid mit dem Einreißen fortfuhr, folgten auch die andern seinem Beispiel. Als man auf die Grundsteine stieß, die noch von Ibrahim (Abraham) stammten*, waren sie mit einer grünlichen Farbe überzogen und hatten die Form eines Kamelhöckers. Sie waren fest übereinandergeschichtet. Ein Quraischite, der ebenfalls mit dem Einreißen beschäftigt war, hatte einen großen Hebel zwischen zwei Steine geschoben, um den einen zu lockern und herauszubrechen. Als der Stein zu wanken anfing, erbebte ganz Mekka. Man ließ daher die Grundsteine unverrückt, sie blieben an ihrem Ort.
*Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine Legende. Abraham war nie in Mekka.
In einem der Pfeiler fanden die Quraisch eine syrische Inschrift, die niemand entziffern konnte, bis sie ihnen ein Jude vorlas. Sie lautete: „Ich bin Allah, der Herr von Mekka. Ich habe diese Stadt an dem Tag geschaffen, als ich Himmel und Erde schuf, Sonne und Mond bildete und habe ihr sieben Engel als Schutz gegeben. Sie wird so lange bestehen wie die beiden Berge, die sie umgeben. Ihre Bewohner werden durch Wasser und Milch gesegnet.“
Laith b. Abi Sulaim behauptet, man habe vierzig Jahre vor der Sendung Mohammeds einen Stein in der Kaaba gefunden, auf welchem geschrieben war: „Wer Gutes sät, erntet Segen, wer Böses sät, erntet Reue. Wollt ihr für schlechte Handlungen mit Wohltaten belohnt werden? So wenig wie von Dornen Trauben gepflückt werden können*.“
* Vielleicht liegt hier ein abgewandeltes Wort Jesu vor (Matth. 7,16).
Die Quraischiten trugen nun die Steine zum Bau der Kaaba zusammen. Jeder Stamm arbeitete für sich. Sie bauten, bis sie an die Stelle des heiligen Steines kamen. Da entspann sich ein Streit. Jeder Stamm wollte die Ehre und das Vorrecht besitzen, ihn wieder einzulegen. Bald zerstritten sie sich, schlössen Bündnisse und bereiteten sich zum Kampf vor.
Die Banu Abd al-Dar brachten eine Pfanne mit Blut herbei und schlössen ein Bündnis mit den Banu Adi. Dabei schworen sie sich Treue bis zum Tod, indem sie ihre Hände in das Blut tauchten, das in der Pfanne war. Sie wurden daher „Blutlecker“ genannt. Dieser Streit dauerte vier oder fünf Tage. Dann versammelten sich alle in der Moschee und berieten miteinander. Datrat Abu Umaija b. al-Mughira hervor, der damals der Älteste unter den Quraisch war, und machte den Quraisch den Vorschlag, denjenigen als Schiedsrichter anzuerkennen, der zuerst in die Moschee treten würde.
Sie willigten ein, und der erste, der eintrat, war Mohammed. Als sie ihn sahen, riefen sie: „Der ist uns recht, er ist der Wahrhaftige.“
Sie trugen ihm die Streitsache vor. Da ließ er sich ein Tuch bringen und legte den Stein mitten darauf. Dann ließ er einen aus jedem Stamm das Tuch fassen, den Stein gemeinsam aufheben und bis an den Ort tragen, wo er eingefügt werden sollte. Er legte ihn dann selbst an seine alte Stelle, und der Bau konnte fortgesetzt werden *.
* Die vermittelnde Hilfe Mohammeds bei der Kaabaerneuerung in Mekka steht der Tempelreinigung Jesu gegenüber, der die Händler und Kaufleute aus dem Tempel in Jerusalem trieb, um ihn för die Anbetung Gottes zu reinigen (Joh. 2,13-22). Darüber hinaus verkündete Jesus, daß seine Feinde den Tempel abreißen, er ihn aber in drei Tagen wieder aufbauen werde (Mt. 26,61; 27,40). Er meinte damit seinen Tod und die Auferstehung seines Leibes, welcher der wahre Tempel Gottes ist.
Mohammed ließ den alten Tempelkult bestehen, befestigte den Schwarzen Stein in der Kaaba und integrierte die heidnische Pilgerfahrt in das Gesetz des Islam.
Jesus aber schuf mit seiner Gemeinde einen neuen Tempel, in dem Gottes Geist wohnt.
Mohammed tolerierte die Kaaba mit ihren Götzen solange, bis er die Stadt mit seinem Heer eroberte. Dann reinigte er den Tempelbesitz von seinen Götzen, ließ aber den schwarzen Stein in der Kaaba eingemauert und küßte ihn.
Zur Zeit Mohammeds war die Kaaba je achtzehn Ellen lang, breit und hoch. Sie war mit ägyptischer Leinwand und später mit gestreiftem Baumwollstoff bedeckt. Al-Hadjdjadj b. Jusuf war der erste, der sie mit Seidenstoff überspannte.
Vom Glauben an Djinn in Mekka
Die jüdischen Rabbiner, die christlichen Priester und die Wahrsager unter den Arabern hatten bereits zu ihrer Zeit von Mohammed gesprochen. Die Rabbiner verkündeten, was sie in ihren Schriften über ihn und seine Zeit gefunden hatten. Die Wahrsager gaben weiter, was böse Djinn*(Geister) von ihm verstohlenerweise gehört hatten, ehe Sterne auf sie geschleudert wurden (Sternschnuppen).
*Ibn Hischam bezeichnet hier die Djinn als „böse“ Geister, obwohl sie vorgaben, Geheimnisse über Mohammeds Sendung zu kennen.
Der Islam spricht von zwei verschiedenen Arten von Djinns, den bösen und den guten. Die letzteren hatten den Quran angenommen und waren Moslems geworden!
Die Wahrsager und Wahrsagerinnen verbreiteten mancherlei Andeutungen über Mohammeds Erscheinen, aber die Araber zeigten daran kein Interesse, bis das Gesagte sich bestätigte. Nun kamen sie zur Einsicht. Als dann die Ankunft des Gesandten Allahs nahe war, konnten die bösen Djinn nichts mehr erlauschen. Sie durften nicht mehr an ihre früheren Plätze zurückkehren, wo sie gelauscht hatten und deshalb Sterne auf sie herabgeschleudert worden waren. Daran merkten sie, daß nun eingetroffen sei, was Allah zuvor beschlossen hatte. Allah offenbarte seinem Propheten diese Geschichte der Djinn (Sure al-Djinn 72,1-3): „Sprich! Mir ist geoffenbart worden, daß einige Djinn gelauscht und gesagt haben, wir haben einen wunderbaren Quran (Vortrag) gehört, der zur Wahrheit leitet. Wir haben daran geglaubt. Wir werden unserm Herrn keinen Teilhaber zur Seite stellen, denn unser Herr, der Erhabene, ist allein allmächtig. Er hat weder eine Gattin noch ein Sohn*.“
* Eine andere Tradition verlegt diese Begegnung Mohammeds mit den Djinn in die Zeit nach seiner Abweisung von den Bewohnern Taifs.
Als die Djinn den Quran vernahmen, wußten sie, weshalb sie nicht mehr lauschen durften. Die Offenbarung sollte nicht durch verschiedenartige Nachrichten vom Himmel unverständlich und zweifelhaft gemacht werden. Nun glaubten auch die Djinn und predigten* ihren Gefährten: „Wir haben von einem Buch gehört, das nach Mose erschienen ist und das bestätigt, was ihm geoffenbart wurde. Es führt zur Wahrheit und weist den geraden Weg“ (al-Ahqaf 46,30).
* Die moslemischen Djinn erweisen sich als eifrige Missionare für die Ausbreitung des Islam.
Mohammed b. Muslim b. Schihab al-Zuhri hat es von Ali b. Husain b. Ali b. Abu Talib, der es wiederum von Ansar gehört hat. Mohammed habe sie gefragt: „Was denkt ihr über die geschleuderten Sterne?“ Sie antworteten: „Wir dachten, ein König sei gestorben oder auf den Thron erhoben worden, ein berühmtes Kind sei geboren oder gestorben.“ Da erwiderte Mohammed: „Das stimmt nicht, sondern Allah hat etwas über seine Geschöpfe verhängt. Das hörten die Träger des Thrones und priesen ihn. Die untergeordneten Engel folgten ihrem Beispiel. So breitete sich der Lobpreis bis in den untersten Himmel aus.“ Nun wollte einer vom andern wissen, weshalb sie Allah gepriesen hätten. Sie erhielten die Antwort: „Weil die Oberen ihn loben.“ Nun fragte man die Oberen bis hinauf zu den Trägern des Thrones. Wenn diese dann Allahs Beschluß mitteilten, so kam die Antwort wieder stufenweise herunter bis in den untersten Himmel. Hier lauschten die bösen Djinn und faßten manches verkehrt oder falsch auf. Diese gingen zu den Wahrsagern auf der Erde und führten sie teils in die Irre, teils sagten sie ihnen das Richtige. Die Wahrsager gaben es weiter und verbreiteten so manchen Irrtum und manche Wahrheit. Daraufhin hielt Allah die Djinn fern, indem er Sterne auf sie schleudern ließ. Auf diese Weise wurde die Wahrsagerei beendet*.
* Die Djinn werden als mediale Geister verstanden, die durch Menschen (Medien) reden. Bei den Quraischiten waren solche besessenen Medien bekannt. Okkulte Kontakte und Belastungen waren üblich und bestehen bis heute noch in islamischen Ländern.
Begegnungen mit Juden *
Salama b. Salama erzählte: „Ein Jude, der ein Schutzgenosse der Banu Abd al-Aschhal war, suchte diese eines Tages auf — ich war damals noch einer ihrer Jüngsten, trug ein Oberkleid und lag vor der Wohnung meiner Familie — und sprach von der Auferstehung, vom Gericht, von der Waage, vom Paradies und von der Hölle. Die Polytheisten und Götzendiener, die an keine Auferstehung glaubten, entgegneten ihm: .Glaubst du wirklich, daß die Menschen nach dem Tode wieder auf erweckt werden und in eine Welt kommen, in der es eine Hölle und ein Paradies gibt, und daß ihnen dann nach ihren Taten vergolten wird**?'“
* Zahlreiche Juden lebten seit ihrer Vertreibung im Jahre 70 n. Chr. durch die Römer im Hidjaz, dem Westteil der Arabischen Halbinsel. Sie glaubten an den einen Gott und besaßen eine ausgereifte Liturgie in ihren Gottesdiensten. Vor allem aber besaßen sie ein Buch, aus dem sie alle Details ihres Glaubens, ihres Gesetzes und ihrer Geschichte herauslesen konnten.
**Der Glaube an die Auferstehung der Toten, an das Paradies und die Hölle wurde von den Juden an Mohammed weitergegeben. Etwa 70 Prozent der Texte des Qurans enthalten verzerrt wiedergegebene Geschichten und Gesetze aus dem Alten Testament.
Er erwiderte: „Jawohl, bei dem, bei welchem man schwört“, und fügte den Wunsch hinzu, er wolle sich lieber in den größten geheizten und verschlossenen Ofen sperren lassen, wenn er dadurch vor dem ihm bestimmten Feuer der Hölle bewahrt werden könne.
Einige Jahre vor dem Islam hatte sich ein Jude aus Syrien namens Ibn al-Haijaban bei uns niedergelassen, der, bei Allah, der beste unter denen war, die das fünfmalige Gebet nicht verrichteten. Immer, wenn wir Regenmangel hatten, gingen wir zu ihm und baten ihn, von Allah Regen zu erflehen*. Erforderte uns dann stets auf, vorher Almosen zu geben, und wenn wir ihn fragten wieviel, antwortete er: „Ein Sa’a „Datteln oder zwei Mudd Gerste.“ Sobald wir diese Dinge herbeigebracht hatten, ging er mit uns aufs Feld und flehte Allah um Regen für uns an. Und, bei Allah, kaum hatte er sich erhoben, als eine Wolke vorüberzog, die ihr kostbares Naß über uns ausschüttete. Dies geschah häufiger. Als seine Todesstunde herannahte, fragte er seine Volksgenossen: „Weshalb habe ich nach eurer Meinung mein fruchtbares Land verlassen und bin in dieses karge Land eingewandert?“ Sie erwiderten: „Du weißt es besser!“ Da fuhr er fort: „Ich bin hierher gekommen, weil ich auf einen Propheten gewartet habe, dessen Zeit bald kommen wird, und in diesem Land wird er erscheinen. Ich habe auf sein Kommen gewartet, um ihm zu folgen. Nun ist seine Zeit nahe. Laßt euch nicht von anderen verleiten, denn er wird das Blut seiner Gegner vergießen und ihre Kinder gefangennehmen. Nichts kann euch gegen ihn schützen.“
* Regengebete sind in der islamischen Welt, besonders im Nahen Osten, auch heute noch eine weit verbreitete Praxis.
** Ein Sa’a ist ein Hohlmass, das vier Mudd aufnehmen konnte. Seine Grosse variierte in den verschiedenen Gebieten.
Als Mohammed später die Banu Quraiza belagerte, sagten jene Männer, die damals noch jung gewesen waren: „O ihr Söhne Quraizas! Bei Allah, das ist der Prophet, den euch Ibn al-Haijaban verheißen hat*!“ Jene aber entgegneten: „Er ist es nicht!“
* Das weitere Warten der Juden — auch nach Jesu Kommen — auf den Messias bzw. auf den Propheten, den Mose geweissagt hatte (5. Mose 18,15), brachte Mohammed auf die Idee, daß er selbst dieser verheißene Prophet sei. Dabei steht an der betreffenden Stelle ausdrücklich, der Messias werde aus dem Volk Israel stammen („aus dir und aus deinen Brüdern“).
Die Gottsucher (Hanifen)
Einst hatten sich die Quraisch auf einem ihrer Feste um einen ihrer Götzen versammelt, den sie verehrten, dem sie Opfer brachten, bei dem sie sich aufhielten und den sie bei Prozessionen mit sich führten. Es war an einem Festtag, den sie alljährlich feierten. Vier Männer jedoch hielten sich fern und schlössen insgeheim einen Freundschaftsbund miteinander. Es waren Waraqa b. Naufal, Ubaid Allah b. Djahsch, Uthman b. al-Huwairith und Zaid b. Amr. Einer sagte zum andern: „Wir wissen, bei Allah, daß unser Volk nicht den rechten Glauben hat. Sie haben die Religion ihres Vaters Abraham verfälscht. Wie sollen wir einen Stein umkreisen, der weder hört noch sieht, der weder nützen noch schaden kann? Wir suchen uns einen anderen Glauben. Der überlieferte taugt nichts.“ Sie zerstreuten sich hierauf in verschiedene Länder, um den wahren Glauben Abrahams zu erforschen*.
* Die Zweifel am Animismus und an versteinerten Seelen (Götzen) regten sich in Mekka schon vor Mohammed. Deshalb ist es ein fragwürdiger Kompromiß, daß Mohammed in die Liturgie der islamischen Pilgerfahrt das Umkreisen und Küssen des Schwarzen Steines wieder aufgenommen hat. Dies bedeutet einen Rückfall ins finsterste Heidentum.
Waraqa b. Naufal vertiefte sich in das Christentum und studierte die Bücher der Christen, bis er mit der Wissenschaft der Buchbesitzer vertraut war*.
* Waraqa b. Naufal war ein Neffe des Onkels von Khadidja, der Frau Mohammeds. Er war der Vorsteher einer kleinen christlichen Gemeinde in Mekka und hat zweifellos einen gewissen Einfluß auf Mohammed gehabt. Er soll versucht haben, die Schriften des Alten Testaments ins Arabische zu übersetzen.
Ubaid Allah b. Djahsch blieb bei seinen Zweifeln, bis er sich zum Islam bekehrte. Dann wanderte er mit seiner Frau Um Habiba, einer Tochter Abi Sufjans, nach Abessinien aus. Als sie dort lebten, bekehrte er sich zum Christentum und starb als Christ. Nachdem Ubaid Allah b. Djahsch Christ geworden war, sagte er zu seinen Gefährten, die mit ihm nach Abessinien ausgewandert waren: „Wir haben die Wahrheit klar erkannt. Ihr aber sucht sie noch und habt noch nichts gesehen.“ Er gebrauchte dabei einen Ausdruck, der verwendet wird, wenn ein junger Hund zum erstenmal die Augen öffnet und dabei noch nicht klar sieht. Später heiratete Mohammed die Witwe Ubaid Allahs*.
Dazu schickte er Amr b. Umaija al-Dhamri zu dem Fürsten von Abessinien und ließ um sie werben. Der Fürst nahm die Werbung gegen eine Morgengabe von 400 Dinaren an.
*Das Ringen um die Erkenntnis des wahren Gottes ging mitten durch die Reihen der Moslems hindurch. Sie hörten das deutliche Zeugnis eines der Ihrigen, der Christ geworden war. Vielleicht wollte Mohammed aus erster Hand die Beweggründe zum Übertritt eines Moslems zu den Christen kennenlernen, als er die Witwe des Konvertiten, Umm Habiba, eine Tochter Abu Sufjans, heiratete.
Uthman b. al-Huwairith kam zum Kaiser von Byzanz, wurde Christ und gelangte bei ihm zu hohem Ansehen*.
Am Hof des Kaisers von Byzanz dürften Spuren der Kenntnis Mohammeds und des Islam existiert haben. Uthman wird aus der Ferne die Entwicklung in Mekka und Medina verfolgt und seine Gönner unterrichtet haben.
Zaid b. Amr nahm weder das Judentum noch das Christentum an. Allerdings hat er den Glauben seines Volkes aufgegeben. Er hielt sich fern von jeglichem Götzendienst, vom Genuß toter Tiere sowie solcher, die Götzen geopfert wurden und vom Genuß von Blut. Auch verurteilte er den Brauch, Mädchen lebendig zu begraben *. Er sagte: „Ich bete den Herrn Abrahams an“, und tadelte laut die Fehler seines Volkes. Hischam b. Urwa hat mir von seinem Vater berichtet, der von seiner Mutter Asma, der Tochter Abu Bakrs gehört hat, wie sie sagte: „Ich habe Zaid b. Amr gesehen, wie er als Greis seinen Rücken an die Kaaba lehnte und sagte: Gemeinde Quraisch! Bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, außer mir ist keiner von euch im Glauben Abrahams.“ Dann fuhr er fort: „Allah, wüßte ich, in welcher Weise es dir am liebsten ist, angebetet zu werden, ich würde es tun; aber ich weiß es nicht. Dann fiel er anbetend auf seine Hände nieder.“
* Der Koranische Hinweis auf die Tötung von Mädchen als Kleinkinder findet sich in der Sure al-Takwir 81,8-9.
Zaid hat über seinen Abfall vom Glauben seines Volkes und über das, was er deshalb zu erdulden hatte, folgende Verse gedichtet:
„Soll ich an einen Gott glauben oder an tausend Götter? Dann wäre ja die Herrschaft geteilt. Ich habe der Lat und Uzza entsagt*. So handelt der Starke, der Ausdauernde. Ich glaube weder an Uzza noch an ihre beiden Töchter. Auch besuche ich die beiden Götzen der Söhne Amrs nicht. Ich glaube auch nicht an den Götzen Ghanm, der unser Herr war, als ich ins Jünglingsalter trat. Ich erstaunte — aber in der Nacht setzt uns manches in Staunen, was bei Tag der Sehende begreift —, daß Allah viele Männer vertilgt hat, die ruchlos waren und wie er fromme erhalten hat. Allah läßt Kinder groß und stark werden. Wenn ein Mann sich auch verfehlt, so kann er sich doch eines Tages bekehren, so wie ein vom Regen befeuchteter Zweig wieder aufblüht. Ich bete meinen Herrn, den Barmherzigen, an, damit er, der Erbarmer, mir meine Sünden vergebe. Bleibt in der Furcht vor Allah, eurem Herrn, dann geht ihr nicht zugrunde. Du wirst sehen wie Gärten den Frommen als Wohnung zugewiesen werden, den Ungläubigen aber brennendes Höllenfeuer. Schmach im Leben finden sie und nach dem Tode, was ihnen die Brust beengt.“
* Vergleiche die „satanischen Verse“ im Quran, nach denen Mohammed eine Zeitlang die Existenz einer Frau Allahs (al-Lat) und ihrer Töchter (Manat und al-Uzza) bejahte (Sure 22J2-53; 53,1923). Nach den Maßstäben der biblischen Prophetenprobe (vgl. 5. Mose 18,20) hätte Mohammed sterben müssen.
Er reiste dann ab, um den Glauben Abrahams zu suchen und befragte Mönche und Rabbiner. Er reiste durch Mesopotamien, kam nach Mossul** besuchte Syrien, bis er nach Maifa in der Provinz Balka kam, wo er einen Mönch fand, der, wie man annimmt, der gelehrteste Christ war. Erfragte ihn nach der wahren Religion, nach dem Glauben Abrahams. Der Mönch erwiderte: „Du suchst eine Religion, in welcher dich jetzt niemand mehr unterrichten kann, aber die Zeit ist nahe, da ein Prophet in dem Lande, aus dem du kommst, auftreten wird, der von Allah mit dem wahren Glauben Abrahams gesandt wird. Schließe dich ihm an, er wird bald auftreten, es ist an der Zeit.“ Zaid hatte sich mit dem Judentum und dem Christentum bekanntgemacht, aber keine von beiden Religionen hatte ihn befriedigt. Auf der Rückreise nach Mekka zog er durch das Land der Lakhmiten. Sie fielen über ihn her und ermordeten ihn*. *
* Bereits vor den Offenbarungen an Mohammed war in Mekka durch den Einfluß zahlreicher Juden und Christen bei manchen „Hanifen“ (Gottsuchern) die Überzeugung gewachsen, daß die Götter, Götzen und Statuen im Tempelbereich der Kaaba wertlos und tot seien.
** Eine nordirakische Stadt, die einst ein blühendes Zentrum der christlichen Aramäer darstellte.
Wie der Gesandte Allahs im Evangelium vorausgesagt sein soll
Isa b. Marjam* hatte sich in dem von Allah geoffenbarten Evangelium, nach der Abschrift, die der Jünger Johannes zu Lebzeiten Isas vom Evangelium angefertigt hatte, folgendes über Mohammed ausgesprochen: „Wer mich haßt, haßt den Herrn. Hätte ich nicht vor ihren Augen Werke getan, wie keiner vor mir, so wären sie unschuldig. Sie aber wurden undankbar und glaubten, sie müßten mich wie den Herrn selbst verehren. Das Wort, das im Gesetzbuch geschrieben ist, muß jedoch erfüllt werden, daß sie mich ohne Grund hassen**. Wäre Munhamanna***(d.h. im Syrischen Mohammed und im Griechischen Paraklet), den euch Allah vom Herrn und dem Geist der Heiligkeit senden wird**** schon hervorgetreten, so würde er Zeugnis für mich und für euch ablegen und ihr würdet es auch tun, denn ihr wart früher mit mir. Dies sage ich euch, damit ihr nicht zweifelt*****“.
* Isa b. Marjam ist die islamische Bezeichnung für Jesus den Sohn der Maria.
** Teile des Johannes-Evangeliums waren in Mekka zur Zeit Mohammeds bereits bekannt und in der Bevölkerung diskutiert worden (Joh. 15,23-27; 16,1).
*** „Munhamanna“ ist eine Übersetzung des griechischen Wortes „parakletos“ in die arabische Sprache. Es handelt sich jedoch dabei um einen Irrtum, weil das griechische Wort zwar mit arabischen Konsonanten richtig, jedoch mit falschen Vokalzeichen als „perikletos“ geschrieben wurde. „Parakletos“ heißt der Tröster und Beistand. „Perikletos“ aber heißt „der Gepriesene“, was der arabischen Bedeutung des Namens Mohammed entspricht. Deshalb behaupten die Moslems, Mohammed sei der Parakletos, der im Neuen Testament verheißene Tröster.
**** Die Personen der heiligen Dreieinigkeit werden an dieser Stelle noch gänzlich unreflektiert genannt: „Allah“, „der Herr“ und „der Geist der Heiligkeit“. In der Theologie des Islam aber werden sie strikt abgelehnt.
***** Mohammed hat die Verheißung Jesu Christi (Joh. 15,26), daß er den Tröstergeist senden werde, falsch verstanden und auf sich bezogen. Kein Moslem kann akzeptieren, daß Mohammed ein Gesandter Christi ist (Joh. 14,16-17 und 16,7-11)! Es ist bezeichnend, daß Ibn Hischam sich kurz vor dem Beginn der sogenannten Offenbarungen an Mohammed mit den meist unverstandenen Splittern des Evangeliums auseinandersetzt und damit indirekt die Aussage Ubaid Allahs bestätigt, der vom Islam zum Christentum in Abessinien übergetreten ist.
Als Mohammed vierzig Jahre alt war, sandte ihn Allah in die Welt — als eine Barmherzigkeit von ihm für die gesamte Menschheit *. Allah hatte schon in früheren Zeiten jedem seiner Propheten die Verpflichtung auferlegt, an Mohammed zu glauben, ihn als wahrhaftig zu erklären und ihm gegen seine Feinde beizustehen. Sie sollten dies allen verkünden, die an sie glaubten und sie für wahrhaftig hielten; und sie taten, wie ihnen befohlen war.
* Der betreffende Quranvers wird häufig auf den Quran selbst und nicht auf Mohammed bezogen (al-Nahl 16,89).
Die ersten Visionen Mohammeds
Urwa b. al-Zubair hat von Aischa folgendes gehört: „Als Allah Mohammed ehren und sich der Menschheit erbarmen wollte, ließ er sein Prophetentum damit beginnen, daß er Erscheinungen im Traume hatte wie die anbrechende Morgenröte. Allah gewährte ihm die Neigung zur Einsamkeit. So liebte Mohammed die Einsamkeit über alles.“
Wahb b. Kaisan erzählte, was Ubaid ihm gesagt hatte: „Mohammed brachte einen Monat auf Hira zu und speiste die Armen, die zu ihm kamen. Wenn der Monat zu Ende war, umkreiste er siebenmal die Kaaba oder so oft, wie es Allah gefiel. Dann erst begab er sich in sein Haus. Als das Jahr seiner Sendung kam, ging er wie gewöhnlich mit seiner Familie im Monat Ramadan nach Hira. In der Nacht, in der Allah seinen Diener mit seiner 58 Botschaft ehrte, erschien ihm der Engel Gabriel und brachte ihm den Befehl Allahs*.“
* In Galater 1,8-9 bezeichnet Paulus jeden Engel oder Geist, der nach der Offenbarung des Evangeliums durch Jesus Christus ein anderes Evangelium oder wieder eine Gesetzesreligion inspiriert, als verflucht. Es konnte deshalb nicht der Engel Gabriel sein, der Mohammed erschienen war. Aber genau dies behauptet der Islam!
Darüber hinaus wird der Engel Gabriel im Islam auch „ Geist der Heiligkeit“ genannt. Der koranische Heilige Geist ist also ein geschaffener Engel, niemals aber Gottes eigener Geist. Hier wird deutlich, daß im gesamten Islam und in allen Moslems kein Heiliger Geist wohnt und wirkt.
„Ich schlief“, erzählt Mohammed, „als er mir ein beschriebenes, seidenes Tuch brachte und sagte: ,Lies *!‘ Ich erwiderte: ,Ich kann nicht lesen**!‘ Da drückte er mich in das Tuch, daß ich glaubte, ich müßte sterben***. Dann ließ er mich los und forderte mich erneut auf: ,Lies!‘ Als ich wieder antwortete, ich könne nicht lesen, bedeckte er mich wieder mit dem Tuch, so daß ich beinahe den Geist aufgab. Dann ließ er mich frei und erneuerte seinen Befehl. Ich fragte nun aus Furcht, er werde mich wieder wie vorher behandeln, was ich lesen solle. Da sagte er: ,Lies im Namen deines Herrn, der den Menschen aus einem Blutklumpen**** erschaffen hat, lies, dein Herr ist der Barmherzige, der durch die Feder den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte‘ (al-Alaq 96,1-5). Ich rezitierte nun, und Gabriel verließ mich wieder. Danach erwachte ich, und es war, als stünden diese Worte in mein Herz eingeschrieben.
*Das Wort „ Quran “ („Rezitation “ oder „ das zu Lesende „) ist eine Ableitung vom Grundverb (qara’a) des Befehls: „Lies!“ oder „Rezitiere!“ (Iqra‘). Der Quran kann nicht nur gelesen oder vorgelesen, sondern auch von Analphabeten auswendig gelernt rezitiert werden. (Siehe auch Nöldeke T, Geschichte des Qurans, Bd. 1, S. 31-32, Nachdruck 1981 Hildesheim.)
**Mohammed war Analphabet. Er konnte weder lesen noch schreiben (Sure 7,157-158). Außerdem waren zu seiner Zeit das Alte und das Neue Testament noch nicht ins Arabische übersetzt. Mohammed hätte sie trotzdem jedoch nicht lesen können. Noch weniger war er in der Lage, die Bibel in ihren Ursprachen, dem Hebräischen (AT) und Griechischen (NT), zu lesen. Er hatte also keinen Zugang zu den Quellen der Wahrheit und war auf mündliche Überlieferungen angewiesen. Jesus konnte lesen und schreiben und rezitierte Texte der Thora und der Propheten (Luk. 4,17-20) in hebräischer Sprache. Darüberhinaus ist er Gottes Wort im Fleisch und die Wahrheit in Person.
*** Die Offenbarungen an Mohammed spielten sich in keiner befreienden und gesegneten Weise ab. Mohammed hatte jedesmal das Gefühl, daß er unter Schmerzen ersticken würde oder sterben müßte, wenn er die Offenbarungen von seinem Geist empfing.
****Gott hat den Menschen nicht aus einem geronnenen Blutklumpen erschaffen. Nicht das Blut war zuerst da, es hätte sonst höchstens Tierblut sein können. Gott schuf den Menschen durch sein Wort und formte ihn aus Erde als sein Ebenbild (1. Mose 1,26-27; 2,7; 3,19).
Ich trat aus der Höhle und stand auf der Mitte des Berges. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel, die mir zurief:,Mohammed! Du bist der Gesandte Allahs und ich bin Gabriel.‘ Ich hob mein Haupt gegen den Himmel empor, um nach dem Sprechenden zu sehen, und ich sah Gabriel in der Gestalt eines beflügelten Mannes. Seine Füße waren am Horizont und er rief: .Mohammed! Du bist der Gesandte Allahs und ich bin Gabriel.‘ Ich blieb stehen und schaute nach der Erscheinung und ging weder vorwärts noch rückwärts. Dann wandte ich mich von ihm ab, aber nach welcher Seite ich auch meine Blicke richten mochte, immer sah ich Gabriel vor mir. Ich blieb so stehen, ohne vorwärts und rückwärts zu gehen, bis Khadidja Leute schickte, um mich zu suchen. Sie gingen bis zur Höhe Mekkas und kehrten wieder zu ihrer Auftraggeberin zurück. Ich aber blieb stehen, bis der Engel wegging, dann kehrte ich zu meiner Familie zurück.
Als ich zu Khadidja kam, setzte ich mich auf ihren Schoß und drückte mich fest an sie. Sie fragte mich, wo ich war und sagte mir, sie habe Leute ausgeschickt, um mich zu suchen. Sie seien bis zur Höhe von Mekka gekommen und wieder umgekehrt. Als ich ihr erzählte, was ich gesehen hatte, sagte sie: .Freue dich, mein Vetter, und sei guten Muts bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist. Ich hoffe, du wirst der Prophet deines Volkes werden*.‘
* Khadidja glaubte als erste an Mohammed und ermunterte ihn zum Glauben an seine Sendung. Sie machte ihn seiner Berufung bewußt. Bei ihr suchte er Trost in engster Umarmung.
Sie stand dann auf, kleidete sich an und ging zu ihrem Vetter Waraqa b. Naufal, der Christ geworden war, die heiligen Schriften gelesen und manches von Juden und Christen gehört hatte. Sie erzählte ihm, was ich gesehen und gehört hatte. Da sprach Waraqa: .Heilig, heilig, heilig bei dem, in dessen Gewalt Waraqas Seele ist! Wenn du mir die Wahrheit berichtest, so ist der größte Namus*zu ihm gekommen, der auch Mose erschienen ist, dann ist er der Prophet dieser Nation. Sage ihm, er soll standhaft bleiben.'“
* Namus bedeutete bei den arabischen Christen soviel wie „Geheimnis“ oder „Gesetz“. Bei den Moslems aber war es eine Bezeichnungfür den „Engel Gabriel“.
Khadidja kehrte hierauf zu Mohammed zurück und erzählte ihm, was Waraqa gesagt hatte.
Als die Andachtszeit vorüber war, Mohammed sich auf dem Heimweg befand und wie gewöhnlich zuerst die Kaaba umkreiste, begegnete ihm Waraqa und sagte zu ihm: „Erzähle mir, was du gesehen und gehört hast.“ Als Mohammed es ihm erzählt hatte, sagte er: „Bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, du bist der Prophet dieser Nation. Der größte Namus, der Mose erschienen ist, ist auch zu dir gekommen. Man wird dich einen Lügner nennen, dich mißhandeln, verbannen und bekämpfen. Wenn ich jene Zeit erlebe, so werde ich Allah in einer Weise beistehen, daß er es mir anerkennen wird.“ Er neigte sich dann mit dem Haupte zu ihm und küßte ihn auf die Stirn, worauf Mohammed nach Hause ging*.
* Waraqa b. Naufal war zwar Vorsteher der christlichen Gemeinde in Mekka, besaß aber nicht die Unterscheidungsgabe und geistliche Reife, um festzustellen, welcher Geist tatsächlich durch Mohammed redete.
Wie Khadidja die Offenbarungen Mohammeds prüfte
Ismail b. Abi Hakim, ein Freigelassener der Familie Zubairs, hat mir erzählt, er habe von Khadidja folgendes gehört: „Ich sagte zu Mohammed: .Kannst du mich benachrichtigen, sobald dein Freund dir erscheint?‘ Er sagte: ,Ja.‘ Ich bat ihn, dies zu tun. Als nun Gabriel wieder erschien, benachrichtigte er mich. Ich sagte zu Mohammed: ,Setze dich auf meinen linken Schenkel!‘ Als er dies getan hatte, fragte ich: ,Siehst du ihn noch?‘ Er antwortete: ,Ja.‘ Da ließ ich ihn auf meinen rechten Schenkel sitzen und fragte ihn erneut, ob er ihn noch sehe. Als er meine Frage wieder bejahte, ließ ich ihn auf meinen Schoß sitzen und fragte nochmals, ob er ihn sehe. Als er es bestätigte, seufzte ich und warf meinen Schleier ab. Dann fragte ich ihn wieder, ob er ihn noch sehe, und ersagte: .Nein.‘ Da rief ich: .Freue dich, mein Vetter, und sei festen Mutes, bei Allah, es ist ein Engel und kein Satan!'“
Ibn Ishaq ergänzte: „Als ich diese Überlieferung dem Abd Allah b. Hassan mitteilte, sagte er: ,lch habe dieselbe Tradition von meiner Mutter Fatima, der Tochter Husains, im Namen Khadidjas gehört, nur hat nach dieser Überlieferung Khadidja den Propheten unter ihr Hemd genommen, worauf Gabriel verschwand*.'“
* Die Prüfung der Offenbarung durch Khadidja trägt allzu menschliche Züge. Sie hatte die Religion fleischlich und nicht geistlich verstanden.
Mohammed widersetzte sich dieser Art von Geisterunterscheidung durch eheliche Kontakte nicht. Das widerspricht der Prüfung der Geister im Neuen Testament völlig (vgl. 1. Joh. 4,1-3). Hier wird das niedrige Niveau der Gotteserkenntnis und Frömmigkeit in der Familie Mohammeds deutlich.
2. Die Entstehung der islamischen Urgemeinde
Die bevorzugte Stellung Khadidjas
Khadidja glaubte an Mohammed, hielt die Offenbarung für wahr und unterstützte ihren Ehemann in seinen Vorhaben. Sie war die erste, die an Allah, an seinen Gesandten und an die Offenbarung glaubte. Dadurch hat ihm Allah Trost geschickt, denn sooft er etwas Unangenehmes hörte, Widerreden erfuhr, man ihn der Lüge bezichtigte und er darüber betrübt war, tröstete ihn Allah durch sie. Immer, wenn er zu ihr heimkehrte, richtete sie ihn auf, versicherte ihn ihres Glaubens an ihn und stellte ihm das Gerede der Menschen als geringfügig dar.
Hischam b. Urwa hat mir von seinem Vater erzählt, der von Abd Allah b. Djafar b. Abi Talib gehört hat, Mohammed habe gesagt: „Mir ist befohlen worden, Khadidja zu verkünden, daß sie ein Haus aus Qassab erhalten wird, in dem kein Geräusch und keine Krankheit herrscht“ (Qassab ist eine ausgehöhlte Perle). Auch hat mir ein zuverlässiger Mann erzählt, Gabriel sei zu Mohammed gekommen und habe ihm gesagt: „Grüße Khadidja von ihrem Herrn!“ Als Mohammed ihr diesen Gruß überbrachte, sagte sie: „Allah ist das Heil, von ihm kommt das Heil und Heil über Gabriel*!“
* Khadidja war es, die Mohammed zu seinem Sendungsbewußtsein verhalf und ihn immer wieder ermutigte, an seine prophetische Berufung zu glauben. Es war eine Frau, die als erste an Allah und seinen Gesandten glaubte. Mit ihrem Eifer als Gattin stabilisierte sie ihren Mann und beeinflußte ihre Töchter, an seine Lehre zu glauben. Der Islam begann im Rahmen einer Familie, während Jesus seine Jünger aus dem Kreis der Bußfertigen um Johannes den Täufer berufen hatte (Joh. 1,35-51).
Als die Offenbarungen ausblieben
Als die Offenbarungen eine Zeitlang ausblieben, wurde Mohammed darüber sehr betrübt*.
*Die Offenbarungen blieben zweieinhalb Jahre lang aus. Das trieb Mohammed zur Verzweiflung und zu der Überzeugung, von Allah verlassen und verworfen zu sein. Er ging öfters zum Abgrund des Berges Hira in der Absicht, sich dort hinabzustürzen (Bukhari, Kitabu fada‘ il al-nabi).
Da überbrachte ihm Gabriel die Sure al-Duha 93,1-9, in der Allah, der ihm viel Gnade erwiesen hatte, schwor:
„Bei dem klaren Tag und der sinkenden Nacht! Dein Herr hat sich nicht von dir abgewandt und ist dir nicht abgeneigt, dein zukünftiges Leben wird besser als das gegenwärtige sein. Was ich bei deiner zukünftigen Rückkehr zu mir beschlossen habe, wird dir mehr wert sein, als die dir in diesem Leben vorausgeschickte Gnade. Dein Herr wird dir so viel geben, daß du zufrieden sein wirst (Sieg in diesem Leben und Lohn in der zukünftigen Welt). Fand er dich nicht als Waise und verschaffte dir Fürsorge? Fand er dich nicht im Irrtum gefangen, und leitete dich? Warst du nicht arm, und er machte dich reich?“
Allah erinnerte ihn mit diesen Worten, wie er angefangen hatte, sich ihm barmherzig zu erzeigen und wie er ihn durch seine Huld aus dem Waisenstand, aus Irrtum und Armut gezogen hatte.
Beginn der Verpflichtung zum Gebet
Dann wurde Mohammed das Gebet vorgeschrieben, und er betete. Zunächst wurde er gelehrt, wie die Gebetsabläufe praktisch durchzuführen seien. Später hat Allah das Gebet für jeden, der sich zu Hause aufhält, auf viermaliges Niederfallen erhöht. Für den Reisenden blieb es bei der ersten Bestimmung.
Als Mohammed vorgeschrieben wurde, wie und was er beten solle, geschah dies folgendermaßen: Gabriel kam auf der Höhe von Mekka zu ihm, drückte eine Ferse nach dem Tale zu in die Erde, und es sprudelte eine Quelle hervor. Da wusch sich Gabriel. Mohammed sah ihm zu, wie er sich vor dem Gebet reinigte. Dann folgte er seinem Beispiel*. Nun betete Gabriel, und Mohammed betete ihm die Worte nach. Als Gabriel sich entfernt hatte, ging Mohammed zu Khadidja und zeigte ihr, wie man sich vor dem Gebet waschen müsse. Dann betete er, wie Gabriel es ihm vorgemacht hatte, und sie betete ihm nach**.
* Jeder Moslem muß sich vor jedem offiziellen Gebet reinigen. Die Waschungen sind genau vorgeschrieben. Wer die Waschungen nicht in der rechten Reihenfolge erfüllt, dessen Gebet wird wertlos.
Die Waschungen im Islam verdeutlichen, daß der Moslem ein verborgenes Bewußtsein von Schuld und Sünde besitzt und ahnt, daß ohne Vergebung der Sünden ein Gebet von Gott nicht erhört werden kann. Wasser kann jedoch nicht von Sünden reinigen. Die islamischen Waschungen bleiben ein äußeres Symbol, das keine innere Realisierung kennt.
Die heutige Praxis des fünfmaligen Gebets kann aus dem Quran nicht abgeleitet werden. Diese Vorschriften beruhen auf mündlichen Traditionen Mohammeds.
**Das offizielle Gebet im Islam enthält kein freies Reden mit Gott, dem Vater, in Bitte und Fürbitte, Dank und Anbetung, sondern stellt eine buchstäblich vorgeschriebene, straff geordnete Liturgie zur Anbetung des großen, fernen, unbekannten Allah dar. Mohammed kannte kein geistliches Beten. Der Geist in ihm betete nicht. Der Engel Gabriel betete ihm vor und Mohammed sprach die Worte nach (Sure 1,1-7).
Gabriel hatte Mohammed die fünf Gebetszeiten vorgeschrieben: Das Mittagsgebet fand statt, sobald die Sonne anfing, sich nach Westen zu wenden. Das Nachmittagsgebet begann, sobald der Schatten ihm gleich war, das Abendgebet, als die Sonne unterging, und das letzte, das Nachtgebet, sobald die letzte Abendröte verschwunden war. Das Morgengebet wurde verrichtet, sobald die Morgenröte angebrochen war, das Mittagsgebet wieder, sobald der Schatten ihm gleich war, das Nachmittagsgebet, sobald der Schatten zweimal so groß war wie er. Das Abendgebet fand wie am vorhergehenden Tag statt, als die Sonne untergegangen war, das Nachtgebet, als das erste Drittel der Nacht vorüber war. Es folgte wieder das Morgengebet, sobald der Morgen anbrach, aber die Sonne noch nicht am Horizont zu sehen war*.
* Der Tag eines Moslems ist in die Anbetung Allahs eingebettet. Das islamische Gebet befestigt den Moslem in einer theozentrischen Kultur. 34 mal wirft sich ein Moslem in seinen fünf Gebetszeiten vor Allah zu Boden. Er ist deshalb nicht frei, sondern an Allah ausgeliefert, ein Moslem. Die fünf Gebetszeiten sind das Rückgrat des Islam. Der anbetende Moslem stellt den inkarnierten Islam dar.
Diese islamischen Gebete sind keine geistlichen, persönlichen Gebete als Antworten auf Gottes Wort, sondern bestehen aus vorgeschriebenen, festen Formulierungen, die Nachsprechen, Unterwerfung und Zucht verlangen. Diese gesetzliche Anbetung ist ein Gebet für Sklaven, nicht für freie Menschen, die Gott als ihren Vater ansprechen dürfen.
Dann sagte Gabriel zu Mohammed: „Die Zeit des Gebetes liegt zwischen der, in welcher du gestern und heute gebetet hast.“
Ali, der erste Gläubige unter den Männern
Die erste männliche Person, die an Mohammed glaubte, mit ihm betete und seine Offenbarungen für wahr hielt, war der zehnjährige Ali b. Abi Talib b. Abd al-Muttalib b. Haschim. Allah hatte ihm die Barmherzigkeit erwiesen, daß er schon vor dem Islam bei Mohammed lebte*.
* Ali war der Vetter Mohammeds, zugleich sein Pflegesohn und später sein Schwiegersohn, der Fatima, die Tochter Mohammeds, heiratete. Er wurde der vierte Kalif. Die Anhänger Alis und seine Verwandten hatten erwartet, daß er als der direkte Nachfolger Mohammeds gewählt würde. An der Streitfrage um Ali und seine Söhne Hassan und Hussein spaltete sich der Islam in Sunniten und Schiiten. Letztere betrachten ihn als ihren ersten Imam.
Es war ein Werk göttlicher Huld und Gnade gegenüber Ali, daß Quraisch einst von großer Unfruchtbarkeit heimgesucht wurde. Da aber Abu Talib eine große Familie hatte, sagte Mohammed zu seinem Onkel al-Abbas, dem reichsten Mann unter den Banu Haschim: „Du weißt, daß dein Bruder Abu Talib eine große Familie hat und daß alle unter dieser Dürre zu leiden haben. Darum laß uns zu ihm gehen und es ihm leichter machen, indem ich ihm einen Sohn abnehme und du einen.“ Al-Abbas war damit einverstanden. Er ging mit Mohammed zu Abu Talib. Sie sagten ihm, sie seien gekommen, ihm Erleichterung zu verschaffen, bis die Not nachlasse. Abu Talib erwiderte: „Wenn ihr mir Aqil laßt, so tut, was ihr wollt.“ Mohammed nahm Ali und drückte ihn an sich; al-Abbas tat das gleiche mit Djafar. Auf diese Weise kam Ali zu Mohammed. Er folgte ihm, glaubte an ihn und hielt ihn für wahrhaftig. Djafar aber blieb bei al-Abbas, bis er zum Islam übertrat und seines Onkels nicht mehr bedurfte.
Manche Gelehrte behaupten, Mohammed habe, sobald die Zeit zum Gebet kam, die Täler bei Mekka aufgesucht. Ali habe ihn — ohne daß sein Vater und seine Stammesgenossen etwas davon wußten — dabei begleitet und mit ihm gebetet. Abends kehrten sie gemeinsam zurück. Dies ging eine Weile so, bis sie eines Tages von Abu Talib beim Gebet überrascht wurden*. Da fragte dieser Mohammed: „Was ist das für eine Religion, an die du glaubst?“ Er antwortete: „Das ist die Religion Allahs, seiner Engel und seiner Gesandten. Es ist die Religion unseres Vaters Abraham, mit der mich Allah zu den Menschen geschickt hat. Du, mein Onkel, verdienst es am meisten, daß ich dir Belehrung zukommen lasse und dich zur Leitung aufrufe. Dir steht es am besten zu, meinem Ruf zu folgen und mir beizustehen.“ Abu Talib erwiderte: „Ich kann, teurer Neffe, den Glauben meiner Väter nicht verlassen, aber, bei Allah, solange ich lebe, soll dir nichts zuleide getan werden.“ Außerdem erzählt man, er habe Ali gefragt: „Was hast du für einen Glauben, mein Sohn?“ Ali habe geantwortet: „Ich glaube an den Gesandten Allahs, mein Vater, und halte seine Offenbarung für wahr. Ich bete mit ihm zu Allah und folge ihm.“ Man behauptet, Abu Talib habe darauf erwidert: „Er wird dich gewiß nur zum Guten anstiften. Schließe dich ihm ruhig an!“
*Als die Zahl der Moslems größer wurde und über den Rahmen der Familie Mohammeds hinauswuchs, trafen sie sich in einem einsamen Tal zum Gebet. Sie wagten anfangs nicht, ihre Gebete in der Öffentlichkeit auszuüben.
Von der Bekehrung Zaids, des zweiten Moslems
Danach bekehrte sich Zaid b. Haritha, der Freigelassene Mohammeds. Er war der erste erwachsene Mann, der sich bekehrte. Hakim b. Hizam b. Khuwailid hatte ihn als angehenden Jüngling aus Syrien mitgebracht. Als seine Tante Khadidja — damals schon die Gattin Mohammeds — ihn besuchte, schenkte er ihr einen Sklaven, den sie selbst auswählen konnte. Ihre Wahl fiel auf Zaid. Als Mohammed Zaid bei ihr sah, erbat er sich ihn von ihr. Sie schenkte ihn ihrem Gatten, und er gab ihm die Freiheit und adoptierte ihn als Sohn. Dies geschah bereits vor seiner Sendung. Später begegnete Haritha seinem Sohn Zaid bei Mohammed. Mohammed sagte zu Zaid: „Wenn du willst, bleibe bei mir, wenn nicht, so ziehe mit deinem Vater.“ Zaid zog vor, bei Mohammed zu bleiben. Als Allah Mohammed als Propheten sandte, glaubte er an ihn, wurde Moslem und betete mit ihm. Als Allah später anordnete: „Nennt die Adoptivsöhne nach ihren Vätern“, nannte er sich Zaid b. Haritha.
Die Bekehrung Abu Bakrs und sein Eifer
Danach bekehrte sich Abu Bakr b. Abi Quhafa, der eigentlich Atiq hieß. Sein Vater war Uthman. Der eigentliche Name Abu Bakrs war Abd Allah, während „Atiq“ nur sein Beiname war, den er wegen seines schönen, edlen Gesichts erhalten hatte. Als Abu Bakr Moslem wurde, bekannte er sich offen zum Islam und forderte auch andere auf, sich zu Allah und seinem Gesandten zu bekehren. Er war ein leutseliger, liebenswürdiger Mann, den jedermann gern hatte. Er war der Gelehrteste unter den Quraischiten und der Kundigste, was die Vorfahren der Quraischiten, ihre Schwächen und Vorzüge, betraf. Er war ein wohltätiger Kaufmann mit guten Sitten. Die Leute seines Stammes kamen häufig zu ihm, um ihre Angelegenheiten mit ihm zu beraten, weil er im Handel und in anderen Dingen bewandert war und sein Umgang jedem gefiel. Er rief alle zum Islam auf, welche ihm vertrauten und seine Gesellschaft suchten.
Durch Abu Bakrs Aufforderung wurde Uthman b. Affan bekehrt, ferner Zubair b. al-Auwam, Abd al-Rahman b. Auf und Sa’d b. Abi Waqqas und Talha b. Ubaid Allah. Als sie seinem Rufe folgten, ging er mit ihnen zu Mohammed. Sie bekannten sich zum Islam und beteten mit ihm. Mohammed soll gesagt haben: „Außer Abu Bakr’habe ich niemanden zum Islam aufgerufen, der nicht zuerst Bedenken, Zweifel und Einwände gehabt hätte. Abu Bakr warder einzige, der nichts einzuwenden hatte und keinerlei Bedenken vorbrachte.“ *
* Abu Bakr, der erfahrene Kaufmann, wird in seiner Gradlinigkeit manchmal mit Petrus verglichen. Er wurde nach dem Tod Mohammeds der Fels, auf dem sich die anderen Moslems aufbauten. Abu Bakr hat den Islam in seiner kritischsten Stunde zusammengehalten. Er war ein enger Vertrauter Mohammeds und einer seiner Schwiegerväter. Seine Tochter Aischa wurde die Lieblingsfrau Mohammeds. Sie war neunjährig mit ihm verheiratet worden. Als Mohammed starb war sie erst 18 Jahre alt.
Diese acht Männer sind allen anderen Gläubigen im Islam vorangegangen. Sie beteten, glaubten an Mohammed und an seine göttliche Offenbarung.
3. Der Widerstand der Mekkaner
Die Ausbreitung des Islam unter den Stammesgenossen
In der Folgezeit nahmen mehrere Männer und Frauen den Islam an. Man sprach nun in Mekka viel von der neuen Gruppe. Drei Jahre nach seiner Sendung erhielt Mohammed den Befehl von Allah, mit seiner Offenbarung an die Öffentlichkeit zu treten, die Leute mit ihr bekanntzumachen und sie zum Islam zu bekehren: „Tritt hervor mit dem, was dir aufgetragen worden ist und wende dich von den Götzendienern ab! Predige deinen Stammesgenossen und Verwandten und breite deine Flügel über die Gläubigen, die dir folgen… Sprich: Ich bin der wahre Prediger“ (al-Hidjr 15,94 und 89 mit al-Schuara 26,215).
In den Anfangszeiten des Islam stiegen die Gefährten Mohammeds in verborgene Schluchten und verheimlichten ihr Gebet vor ihrem Volk. Eines Tages, als Sa’d b. Abi Waqqas mit weiteren Gefährten Mohammeds in einer der Schluchten bei Mekka betete, erschienen mehrere Götzendiener, die sie tadelten und durch ihre Beleidigungen zum Kampf herausforderten. Sa’d b. Abi Waqqas verletzte damals einen der Götzendiener mit dem Kinnbacken eines Esels. Es war das erste Blut, das bei der Ausbreitung des Islam vergossen wurde.
Als Mohammed mit seiner Religion offen auftrat, hielt sich sein Volk nicht fern von ihm und widerstand ihm nicht, bis er über ihre Götter sprach und diese schmähte. Nun verleugneten sie ihn und feindeten ihn an mit Ausnahme derer, welche Allah durch den Islam bewahrt hatte. Diese aber waren in geringer Zahl und verachtet.
Mohammed unter dem Schutz Abu Talibs
In diesem Streit wurde Mohammed von seinem Onkel Abu Talib bemitleidet und beschützt. Mohammed befolgte den Befehl Allahs und ließ sich durch nichts abhalten, seinen Glauben zu verkünden. Als die Quraisch feststellen mußten, daß Mohammed in nichts nachgab, unbeirrt mit seinen Schmähreden gegen ihre Götter fortfuhr und Abu Talib ihm gewogen war, ihn nicht preisgab und für ihn einstand, begaben sich mehrere von ihren Angesehensten zu Abu Talib und sagten: „Dein Neffe, o Abu Talib, schmäht unsere Götter, lästert unseren Glauben, betört unsere Jugend und leitet unsere Väter in die Irre. Entweder du hältst ihn davon ab oder du gibst ihn uns preis, da du ja wie wir anderer Meinung bist als er, und wir werden dir Ruhe vor ihm schaffen*.“ Abu Talib jedoch richtete freundliche Worte an sie und widerlegte sie mit sanfter Rede, bis sie wieder gingen.
* Die Verschwörung gegen Mohammed begann schärfere Konturen anzunehmen. Sie glich in ihrer Radikalität der Konspiration der Pharisäer gegen Jesus und seine Jünger. Lediglich Abu Talib und Khadidja schützten ihren Verwandten in allen Verfolgungen.
Mohammed fuhr indessen fort, den Glauben an Allah zu verkünden und zum Islam aufzurufen. Die Spannungen zwischen ihm und den Quraisch wurden immer größer. Sie mieden und haßten Mohammed, sprachen viel von ihm und reizten einander zur Feindseligkeit gegen ihn auf. Dann begaben sie sich abermals zu Abu Talib und sagten: „Du bist ein geehrter und hochgestellter Mann unter uns. Wir haben dich schon einmal gebeten, dem Treiben deines Neffen gegen uns Einhalt zu gebieten. Du hast es aber nicht getan. Wir werden nun, bei Allah, nicht länger dulden, daß er unsere Väter schmäht, unsere Jugend betört und unsere Götter lästert. Entweder du hältst ihn von uns fern oder wir werden euch beide bekämpfen, bis ihr oder wir zugrunde gehen.“
Hierauf entfernten sie sich. Abu Talib war über die Spaltung seines Volkes sehr betrübt. Aber er konnte und wollte Mohammed nicht aufgeben und ausliefern. Abu Talib ging zu Mohammed, wiederholte ihm ihre Worte und sagte dann: „Schone mich und dich selbst und bürde mir nicht mehr auf, als ich tragen kann!“
Mohammed dachte, sein Onkel habe bereits den Entschluß gefaßt, ihm seinen Beistand zu entziehen und ihn auszuliefern, weil er sich zu schwach fühle, ihn zu beschützen. Er sagte daher: „Bei Allah, wenn sie die Sonne zu meiner Rechten und den Mond zu meiner Linken setzten und von mir forderten, meine Sache aufzugeben, bis sie Allah offenbar mache oder ich zugrunde gehe, so würde ich sie doch nicht aufgeben.“ Dann weinte *er und stand auf. Als er sich entfernen wollte, hielt ihn sein Onkel zurück und sagte: „Geh‘ und rede, was du willst. Ich werde dich, bei Allah, niemals ausliefern.“
* Die Evangelien berichten, daß Jesus mehrmals weinte (Luk. 19,41; Joh. 11,35). Nicht aus Mitleid mit sich selber, sondern über die Hartherzigkeit der Menschen, über die furchtbare Macht des Todes und aus Mitleid mit den Menschen im Blick auf das kommende Gericht Gottes.
Als die Quraisch merkten, daß Abu Talib dem Gesandten Allahs seinen Schutz auch weiterhin nicht entziehen und ihn nicht ausliefern wollte und daß er eher sich von ihnen lossagen und sie zu Feinden haben wollte, gingen sie zu ihm mit Umara b. al-Walid und sagten: „Hier ist Umara b. al-Walid, der wackerste und anmutigste Jüngling der Quraisch. Nimm ihn, benutze seinen Verstand und gebrauche ihn als Beistand und liefere uns deinen Neffen aus, der deinem und deiner Väter Glauben untreu geworden ist. Er hat deine Gemeinde verlassen und die Jugend betört, und wir werden ihn töten. Er ist doch nur ein Mann wie jeder andere auch.“
Abu Talib erwiderte: „Bei Allah, ihr mutet mir etwas Unwürdiges zu. Ihr wolltet mir euren Sohn geben, daß ich ihn ernähre, und ich soll euch meinen Sohn geben, daß ihr in tötet. Daraus kann, bei Allah, nie etwas werden!“
Da sagte al-Mut’im b. Adi: „Bei Allah, deine Stammesgenossen sind gerecht gegen dich und bemühen sich, dir Unangenehmes zu ersparen. Ich sehe aber, daß dir von allem nichts genehm ist, was sie dir anbieten.“ Abu Talib entgegnete: „Bei Allah, sie sind nicht gerecht gegen mich, aber du scheinst entschlossen, mich aufzugeben und es mit den anderen gegen mich zu halten. Tu“, was dir gut dünkt!“
Der Streit wurde immer heftiger. Man rüstete sich zum Kampf und zeigte sich feindselig gegeneinander. Jede Sippe versuchte, die Gefährten Mohammeds vom Glauben abzubringen. Einige von ihnen wurden mißhandelt.
Mohammed aber wurde von seinem Onkel Abu Talib gedeckt, der, als er das Vorgehen der Quraisch gegen die Gläubigen sah, die Banu Haschim und Muttalib aufforderte, ebenfalls Mohammed zu beschützen und für ihn einzustehen. Sie folgten seiner Aufforderung und schlössen sich ihm an*, mit Ausnahme Abu Lahabs, des verruchten Feindes Allahs.
* Das Gesetz der Sippe verpflichtete die Söhne Abd al-Muttalibs, Mohammed zu beschützen, auch wenn sie nicht an seine Sendung glaubten. Die arabische Sippenordnung hat den Islam gerettet.
Die Verleumdungskampagne der Quraisch gegen Mohammed
Einst versammelte sich eine Anzahl Quraischiten bei Walid b. al-Mughira. Er war ihr Ältester und sagte: „Die Festtage nahen; die Karawanen der Beduinen werden kommen. Sie haben schon von Mohammed gehört. Faßt also einen gemeinsamen Entschluß darüber, was von ihm zu halten ist. Oder soll einer den andern Lügen strafen und widerlegen? Verwickelt euch in keine Meinungsverschiedenheiten, damit keiner den anderen der Lüge bezichtigt.“ Da sagten sie: „Sprich du, Vater des Abd Schams. Wir wollen deiner Ansicht zustimmen.“ Er antwortete aber: „Sprecht ihr, ich will euch anhören!“
Da sprachen sie: „Wir wollen sagen, er sei ein Wahrsager {Kahin) *.“ Da erwiderte er: „Nein, bei Allah, er ist kein Wahrsager! Er murmelt und reimt nicht, wie sie es zu tun pflegen.“
„Nun“, sagten sie, „dann wollen wir ihn als Besessenen (Madjnun) ‚ausgeben.“ Walid entgegnete aber: „Er ist kein Besessener. Er ist nicht wie jene dem Ersticken nahe, flüstert nicht und redet nicht verrückt daher.“ Da meinten die Quraischiten:
*„Madjnun „: Sure 37,36; 44,14; 52,29; 68,2; 81,22.
„Nun, so nennen wir ihn einen Dichter {Sha’ir)*.“ Jener versetzte: „Er ist kein Dichter. Wir kennen alle Gedichte in den verschiedenen Versalien, aber seine Worte sind keine Gedichte.“
* „Sha’ir“: Sure 37,35; 52,30; 69,42.
„Nun“, argumentierten sie, „dann wollen wir sagen, er sei ein Zauberer (Sahir)*.“ Walid b. al-Mughira erwiderte: „Er ist kein Zauberer. Wir haben Zauberer bei ihrem Tun beobachtet. Er wispert nicht wie sie und macht keine Knoten wie sie.“
* „Sahir“: Sure 10,2; 15,15; 38,4 („Mashur“, die passive Wortform von „Sahir“: Sure 17$0; 25,9; 44,13; 8125).
Aus den Texten des Quran geht hervor, daß Mohammed den Einwohnern Mekkas als psychisch gestörte Person erschien, vor der sie sich, wie vor einem Verrückten oder Zauberer, fürchteten.
Da fragten sie: „Nun, Vater des Abd Schams, was sollen wir dann sagen?“ Er antwortete: „Bei Allah, seine Rede ist süß. Sein Stamm ist ausgezeichnet und seine Zweige sind ein Garten. Von all dem könnt ihr nichts sagen, ohne daß man sofort weiß, daß es falsch ist. Das beste ist noch, daß ihr sagt, er sei wie ein Zauberer; denn seine Rede ist ein Zauber, durch sie trennt er den Mann von seinem Vater, von seinem Bruder, von seiner Gattin und von seinem Geschlecht.“
Sie trennten sich nun, nachdem sie sich geeinigt hatten. Als die Festzeit kam, setzten sie sich an den Weg, wo die Pilger vorüber kamen, warnten jeden vor Mohammed und erklärten ihnen, daß er ein Zauberer sei. Sie sagten allen, denen sie begegneten, über Mohammed, was sie ausgemacht hatten. Auf diese Weise kehrten alle Beduinen von diesem Fest mit der Kenntnis von Mohammeds Prophetentum heim. Man sprach von ihm in ganz Arabien.
Als die Kunde von Mohammed sich immer mehr unter den Beduinen verbreitete und in alle Provinzen gelangte, sprach man auch in Medina über ihn. Kein arabischer Stamm wußte mehr von ihm als die Aus und Khazradj, die in Medina wohnten. Schon früher hatten sie durch jüdische Rabbiner, die als Schutzgenossen bei ihnen wohnten, von ihm gehört.
Was Mohammed noch von seinem Volk angetan worden ist
Die Quraisch wurden immer heftiger aufgrund der Unannehmlichkeiten, die sie sich wegen ihrer Feindschaft gegen Mohammed zuzogen. Sie stachelten die Verwegensten gegen ihn auf. Diese nannten ihn einen Lügner, mißhandelten ihn und schalten ihn öffentlich einen Zauberer, Dichter, Wahrsager und Besessenen.
Mohammed aber vollzog öffentlich Allahs Befehl, indem er laut sagte, was sie ungern hörten. Er schmähte ihren Glauben, verwarf ihre Götzen und sagte sich von ihnen, den Ungläubigen, los.
Sie sprachen: „Wir haben nie Ähnliches ertragen. Er nennt uns Toren, beschimpft unsere Väter, schmäht unseren Glauben, spaltet unser Volk und lästert unsere Götter. In der Tat, wir erleiden Schweres von ihm.“
Abd Allah b. Umar b. al-Aas erzählte: „Während sie so sprachen, erschien Mohammed selbst, umfaßte den Pfeiler des Heiligtums und ging dann, das Gebäude umkreisend, an ihnen vorüber. Ich merkte an seinem Gesicht, daß sie ihn beleidigt hatten. Ich machte dieselbe Beobachtung, als er zum zweiten und dritten Mal an ihnen vorübergegangen war. Dann blieb er stehen und sagte: ,Hört, ihr Gemeinde Quraisch, bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, ich komme zu euch mit dem Halsschnitt* (Schächten)!’*
* Diese Worte enthalten eine Drohung bzw. einen Fluch, mit dem Mohammed den Untergang der Quraischiten voraussagte. Die Absicht seiner Worte war Rache.
Jesus hat auch den Tempel zur Ehre seines Vaters gereinigt, eiferte jedoch nicht um die Wiederherstellung seiner eigenen Ehre. Er hat den Kaufleuten und Händlern nicht den Tod angedroht, sondern ihr Geld in den Staub geworfen und ihnen geboten, die Opfertiere wegzutragen.
Die Leute hörten dieses Wort, und es war einem jeden, als hätte sich ein Vogel auf seinem Haupt niedergelassen. Selbst der Schlimmste unter ihnen redete ihn nun mit den zärtlichsten Worten an und sagte: ,Geh, Abu al-Qasim, bei Allah, du bist kein Tor.‘ Daraufhin entfernte sich Mohammed. Am folgenden Tage waren sie wieder im Heiligtum versammelt. Ich befand mich bei ihnen und hörte, wie einer dem andern zuraunte: .Erinnert ihr euch, was ihr ihm und er euch angetan, so daß er euch zu hören gab, was euch nicht lieb ist, und doch habt ihr ihn gehen lassen?‘
Während sie so sprachen, kam auch Mohammed. Sie fielen wie ein Mann über ihn her, umzingelten ihn und fragten: ,Hast du tatsächlich unsere Götter und unseren Glauben geschmäht?‘ Er antwortete: ,Ja, das habe ich getan!‘ Da sah ich, wie einer ihn an der Stelle faßte, wo erden Mantel übereinandergeschlagen hatte. Abu Bakr stellte sich weinend vor ihn und sagte: .Wollt ihr einen Mann töten, der Allah seinen Herrn nennt?‘ Daraufhin entfernten sie sich. Das war etwas vom Gemeinsten, was sie Mohammed antaten.“
Umm Kulthum, die Tochter Abu Bakrs, läßt uns wissen, wie es weiterging: „Als mein Vater an jenem Tage nach Hause kam, war ein Teil seines Hauptes kahl, so sehr hatten sie ihm die Haare an Kopf und Bart herausgerissen.“
Ein Gelehrter berichtet dazu: „Eines Tages, als Mohammed ausging, nannte ihn jedermann, sowohl Freier als auch Sklave, einen Lügner und beleidigte ihn. Er ging wieder nach Hause und hüllte sich ein. Da sprach Allah zu ihm: ,O du Eingehüllter, steh‘ auf und predige!'“ (al-Muddaththir 74,1-2)
Die Bekehrung Hamzas
Abu Djahl ging bei Safaa an Mohammed vorüber und beschimpfte und beleidigte ihn wegen seiner neuen Religion und seiner sonstigen Verhältnisse. Mohammed entgegnete kein Wort. Eine Freigelassene des Abd Allah b. Djudan, die in ihrer Wohnung saß, hörte alles mit an. Abu Djahl begab sich alsdann zur Versammlung der Quraisch bei der Kaaba und setzte sich zu den andern. Nicht lange danach kehrte Hamza von der Jagd mit umgehängtem Bogen zurück. Er liebte die Jagd und war ein guter Jäger. Er pflegte, wenn er von der Jagd heimkam, nicht eher nach Hause zu gehen, bis er die Kaaba umkreist hatte. Wenn er dann an der Versammlung der Quraisch vorüberkam, blieb er stehen und grüßte und unterhielt sich mit ihnen. Erwar einer der stärksten und kräftigsten Männer unter den Quraisch.
Als er an der Frau vorüberkam — der Prophet war schon nach Hause gegangen — sagte sie zu ihm: „O Abu Umara, hättest du doch gesehen, wie soeben dein Neffe Mohammed von Abu al-Hakam b. Hischam behandelt worden ist! Letzterer ging hier an Mohammed vorbei und hat ihn geschmäht und beschimpft. Dann hat er sich entfernt, ohne daß Mohammed ein Wort erwidert hätte.“
Da Allah Hamza mit seiner Gnade segnen wollte, geriet dieser in Zorn. Er ging rasch weiter, ohne sich aufzuhalten und beschloß, Abu Djahl anzugreifen, falls er ihn treffen sollte. Als er zum Heiligtum kam, sah er ihn bei den anderen sitzen. Er trat auf ihn zu und versetzte ihm mit dem Bogen einen derben Schlag. Dann rief er: „Beschimpfst du ihn auch, wenn ich mich zu seinem Glauben bekenne und seine Worte zu den meinigen mache? Gib mir den Schlag zurück, wenn du es magst!“ Einige unter den Makhzumiten erhoben sich, um Abu Djahl beizustehen. Er entgegnete aber: „Laßt Abu Umara in Ruhe, denn, bei Allah, ich habe seinen Neffen arg beschimpft.“ Hamza blieb auch weiterhin Moslem und folgte in allem den Lehren Mohammeds. Die Quraisch sahen ein, daß Mohammed durch Hamza eine beachtliche Verstärkung erlangt hatte. Sie unterließen in Zukunft manche Kränkung, die sie ihm bisher zugefügt hatten*.
* Die islamische Gemeinde erstarkte immer mehr durch kampfwillige, starke Männer, vor denen jedermann Respekt hatte. Sie gewann das Wohlwollen und die Achtung der Bevölkerung nicht um ihrer Liebe und ihrer Opfer willen, wie es von der Urgemeinde der Christen berichtet wird (Apg. 2,47; 3,11; 5,12-16), sondern setzte sich mit wachsender Kampfkraft durch.
Wie Utba b. Rabia von Mohammed überzeugt wurde
Nachdem Hamza sich bekehrt und die Zahl der Anhänger Mohammeds zugenommen hatte, meldete sich Utba b. Rabia in der Versammlung der Quraisch zu Wort: „Soll ich nicht zu Mohammed gehen und ihm gewisse Vorschläge machen, die er vielleicht annimmt und uns dann mit seinem Glauben nicht länger belästigt?“ Die Quraischiten hießen ihn, zu ihm zu gehen, um mit ihm zu reden. Utba stand auf, ging zu Mohammed, der allein im Heiligtum saß, und sagte zu ihm: „Du weißt, mein Vetter, daß du in unserem Stamm einen beachtlichen Rang einnimmst. Nun aber bist du mit einer schweren Last gekommen, wodurch du den Stamm gespalten, uns als Toren verspottet, die Götter gelästert, die Religion geschmäht und die dahingeschiedenen Väter des Unglaubens bezichtigt hast. Höre mir zu. Ich will dir Vorschläge machen, die du dir überlegen solltest. Vielleicht erscheint dir der eine oder andere annehmbar.“ Mohammed antwortete: „Sprich, Abu al-Walid, ich will dich anhören.“
Da begann Utba: „Bezweckst du, mit deinem Vorhaben Geld zu gewinnen, so wollen wir so viel zusammenlegen, daß du der Reichste unter uns wirst; willst du aber Ehre erringen, so wollen wir dich zu unserem Ältesten erwählen. Somit kann nichts ohne dich beschlossen werden. Wir wollen dich sogar als unseren Fürsten anerkennen, wenn du es wünschst. Wenn dich ein Geist besucht, den du nicht abweisen kannst, so wollen wir dir einen Arzt beschaffen und unser Gut opfern, bis du geheilt bist; denn oft bemächtigt sich ein Geist eines Menschen, bis er geheilt wird*.“
* In dieser Versuchung wurden Mohammed Geld, Ehre, Macht und Heilung angeboten. Er hat alles abgelehnt und ist seiner Überzeugung und seinem Grundsatz treu geblieben.
Die Versuchung Jesu unterscheidet sich von der Versuchung Mohammeds in dem Maße, wie die Person Jesu größer als die Person Mohammeds ist (Mt. 4,1-11). Satan selbst versuchte Jesus und bot ihm allen Reichtum und alle Schätze dieser Welt an. Jesus lehnte jedoch dieses dämonische Angebot ab. Er wollte die Menschen nicht durch Reichtum oder Wunder für sich gewinnen, sondern sie durch seinen Sühnetod erlösen.
Als Utba so gesprochen hatte, entgegnete Mohammed: „Wenn du fertig bist, so höre auch mich an: ,lm Namen Allahs des barmherzigen Erbarmers. Ich habe eine Offenbarung vom barmherzigen Erbarmer erhalten, ein Buch, das in Verse eingeteilt ist, einen arabischen Quran für ein verständiges Volk, der gute Botschaft und Drohungen enthält. Aber die meisten wenden sich ab und hören nicht zu'“ (Sure Ha-Mim-Sadjda oder Fasalat 41,1-4). Mohammed fuhr dann fort, ihm eine Sure des Qurans vorzutragen, und Utba hörte ihm aufmerksam zu. Er stützte sich dabei auf seine Hände. Als Mohammed an die Stelle kam: „Fallet nieder vor Allah!“ (41,37), fiel Utba mit Mohammed nieder. Mohammed sagte ihm dann: „Du hast nun gehört, was du gehört hast. Du weißt jetzt, was du zu tun hast.“
Utba kehrte darauf zu seinen Freunden zurück. Da sagte einer zum andern: „Wir können bei Allah schwören, daß Utba mit ganz anderem Gesicht kommt, als er es beim Weggehen hatte.“ Nachdem er sich wieder zu ihnen gesetzt hatte, fragten sie ihn: „Was bringst du?“ Er antwortete: „Ich habe, bei Allah, Worte gehört, wie sie mir früher nie zu Ohren gekommen sind. Sie haben nichts mit Dichtung, Zauberei oder Wahrsagerei zu tun. Darum vertraut mir, folgt mir, und laßt Mohammed in Frieden. Die Worte, die ich von ihm gehört habe, werden tiefen Eindruck machen. Feinden ihn die Beduinen deshalb an, so habt ihr Ruhe vor ihm durch andere. Siegt er über sie, so ist seine Herrschaft auch eure Herrschaft, seine Macht eure Macht, und ihr werdet die glücklichsten Menschen durch ihn.“
Da riefen sie: „Bei Allah, er hat dich mit seiner Zunge verzaubert!“ Er erwiderte: „Dies ist meine Ansicht. Tut nun, was euch gut dünkt.“
Der Streit zwischen Mohammed und den Quraischiten spitzt sich zu
Der Islam breitete sich nun in Mekka auch unter den Familien und Sippen Quraischs aus. Die Quraischiten aber nahmen viele, über die sie Gewalt hatten, in Gewahrsam, und suchten, sie wieder vom Islam abtrünnig zu machen. Nach Sonnenuntergang versammelten sich eines Tages folgende Quraischiten an der Rückwand der Kaaba: Utba b. Rabia, Schaiba b. Rabia, Abu Sufjan b. Harb, al-Nadhr b. al-Harith b. Kaiada, ein Bruder der Banu Abd al-Dar, Abu al-Bakhtari b. Hischam, al-Aswad b. al-Muttalib b. Asad, Zama’a b. al-Aswad, al-Walid b. al-Mughira, Abu Djahl b. Hischam, Abd Allah b. Abi Umaija, al-As b. Wail, Nubaih und Munabbih, die Söhne des Hadjdjadj, die Sahmiten und Umaija b. Khalaf. Außerdem waren noch etliche von den Edelsten aus jeder Sippe dabei.
Man beschloß, nach Mohammed zu senden und mit ihm zu disputieren, um nachher entschuldigt zu sein. Als der Bote zu Mohammed kam, der ihn zu den Edlen Quraischs bringen sollte, folgte Mohammed sofort, denn er glaubte, sie wollten nun seine Worte beherzigen. Er forderte sie zur Bekehrung auf, denn ihr Widerstand tat ihm weh. Als er sich zu ihnen gesetzt hatte, wiederholten sie ihre früheren Anklagen und machten ihm dieselben Vorschläge, die ihm schon Utba unterbreitet hatte. Mohammed erwiderte: „Ich brauche keinen Arzt; auch versuche ich nicht, Geld, Ehre oder Macht zu erlangen. Allah hat mich als Gesandten geschickt und mir ein Buch geoffenbart und befohlen, euch gute Botschaft und Warnungen zu bringen. Ich habe die Botschaft meines Herrn zu euch gelangen lassen und euch treuen Rat erteilt. Nehmt ihr an, was ich euch gebracht habe, so ist es euer Glück in diesem und in jenem Leben. Verwerft ihr es, so gedulde ich mich, bis Allah zwischen mir und euch entscheiden wird.“
Da sagten sie zu Mohammed: „Willst du von allem, was wir dir angeboten haben, nichts annehmen, so weißt du, daß wir ein hartes Leben haben, da es uns mehr als andern an Wasser fehlt und unser Tal sehr eng ist. Bete daher zu deinem Herrn, der dich gesandt hat, er soll die Berge* die uns beengen, von uns entfernen, daß unser Land weiter werde, und soll es mit Flüssen segnen wie Syrien und Mesopotamien, auch soll er unsere verstorbenen Väter auferstehen lassen. Wir wollen sie dann fragen, ob du die Wahrheit sprichst oder lügst. Erklären sie dich für wahrhaftig und tust du, was wir von dir fordern, so glauben wir dir und erkennen daraus deinen hervorragenden Rang bei Allah und sehen dich als seinen Gesandten an.“
* Die Bewohner Mekkas mußten etwas von den Worten Jesu über einen bergeversetzenden Glauben gehört haben, sie und Mohammed verstanden jedoch die geistliche Bedeutung dieses Wortes nicht (Mt. 17,20; 21,21; Mk. 11,23).
Mohammed antwortete: „Ich habe euch gesagt, was mir Allah für euch aufgetragen hat. Nehmt ihr es an, so ist es euer Glück in diesem und in jenem Leben, wenn nicht, werde ich geduldig warten, bis Allah zwischen uns entscheidet.“ Sie sagten: „So lasse den Himmel stückweise auf uns herabfallen, wie, nach deiner Behauptung, Allah tut, wenn es ihm gefällt; sonst glauben wir nicht an dich.“ Mohammed erwiderte: „Das ist Allahs Sache. Sobald es ihm gefällt, wird er es tun.“ Sie entgegneten ihm: „O Mohammed, dein Herr weiß doch, daß wir hier bei dir sitzen und gewisse Forderungen an dich stellen. Warum kommt er nicht und sagt dir, wie du uns widerlegen sollst und was er tun wird, wenn wir dir kein Gehör schenken? Wir haben gehört, ein Mann in Jamama sei dein Lehrer. Er heißt Rahman, aber, bei Allah, wir werden nie an Rahman glauben. Wir haben nun das Unsrige getan, und wir werden dich mit deinen Bestrebungen nicht länger dulden, bis wir dich oder du uns vernichten wirst. Wir werden nicht an dich glauben, bis du uns Allah und die Engel herabbringst*.“
* Die Verschwörung der Mekkaner gegen Mohammed wuchs. Sie wollten ihn töten. Er konnte ihnen aber keine über den Tod hinausreichende Antwort geben.
Die Konspiration der Pharisäer gegen Jesus war so weit gediehen, daß sie seinen Tod planten (Mt. 12,14; 26,4; 27,1; Mk. 3,6; 15,1; Joh. 5,16). Er aber sagte zu ihnen: „Diesem ehebrecherischen 87 Geschlecht wird kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jona“ (Mt. 12,39-40; 16,4; Lk. 11,29;). Jesus hatte seinen Tod bejaht und ihn im Glauben an seine eigene Auferstehung in einen Sieg verwandelt. Mohammed konnte keine solche siegesgewissen Worte wagen, weil es im Islam keine Heilsgewißheit gibt. Mohammed liegt noch im Grab und ist nicht auferstanden. Jesus aber lebt!
Abu Djahls Mordanschlag auf Mohammed
Nachdem Mohammed sich entfernt hatte, sagte Abu Djahl: „Ihr seht, Mohammed will nichts anderes, als unseren Glauben schmähen, unsere Väter beschimpfen, uns für töricht erklären und unsere Götter lästern. Ich nehme daher Gott zum Zeugen, daß ich mich morgen mit einem Stein, der so schwer ist, daß ich ihn noch mit einer Hand tragen kann, zur Kaaba begebe. Wenn dann Mohammed beim Gebet niederfällt, zerschmettere ich ihm damit den Kopf. Ihr mögt mich dann beschützen oder den Söhnen Abd Manafs ausliefern, damit sie nach Belieben mit mir verfahren.“ Die Quraischiten antworteten hierauf: „Wirwerden dich nie ausliefern! Tu, was du willst!“
Am folgenden Tag nahm Abu Djahl einen schweren Stein und erwartete Mohammed im Heiligtum. Dieser kam des Morgens wie üblich und betete, wie er es stets in Mekka zu tun pflegte, mit dem Gesicht nach Syrien * gerichtet, zwischen dem Schwarzen Stein und dem südlichen Pfeiler, so daß sich die Kaaba zwischen ihm und Syrien befand. Alle Quraisch waren versammelt, um zu sehen, was Abu Djahl tun werde. Mohammed fiel nieder, Abu Djahl trat mit dem Stein auf ihn zu. Als er ihm aber nahe kam, wandte Abu Djahl sich plötzlich zur Flucht. Sein Gesicht war dabei ganz entstellt und voller Entsetzen. Seine Hand hielt zitternd den Stein, bis er ihn wegwarf. Die Quraisch traten ihm entgegen und fragten: „Was ist los?“ Er antwortete: „Ich wollte ausführen, was ich euch gestern mitgeteilt hatte. Als ich Mohammed aber nahe kam, sah ich ein Kamel zwischen ihm und mir mit einem Kopf und mit Zähnen, wie ich sie nie an einem Kamel gesehen hatte. Es machte Miene, mich aufzufressen **!“
* Mohammed betete zuerst in Richtung nach Jerusalem, wie es bei den Juden der arabischen Halbinsel der Brauch war. Jerusalem gehörte damals zur syrischen Provinz Ostroms.
** Der übernatürliche Schutz, den Mohammed erfuhr, war kein gnädiger Schutz durch einen heiligen Engel Gottes, sondern glich dem Dazwischentreten eines Dämons, der sich in tierischer Form mit einer gräßlichen Fratze zeigte.
Al-Nadhr b. al-Harith, der weitgereiste Widersacher Mohammeds
Nachdem Abu Djahl dies berichtet hatte, erhob sich al-Nadhr b. al-Harith und sprach: „ O ihr Quraischiten, bei Allah, es ist etwas über euch gekommen, das ihr mit List nicht abwenden könnt. Als Mohammed noch jung war, war er beliebt. Er galt unter euch als der Wahrhaftigste und Treueste, bis er älter wurde und über euch brachte, was ihr wohl wißt. Da nanntet ihr ihn einen Zauberer. Aber bei Allah, er ist kein Zauberer. Er bläst nicht und macht keine Knoten, wie die Zauberer zu tun pflegen. Ihr sagtet dann, er sei ein Wahrsager, aber er ist kein Wahrsager. Er reimt nicht wie sie und redet nicht irre. Ihr behauptetet hierauf, er sei ein Dichter. Aber er ist kein Dichter. Wir kennen die verschiedenen Versarten. Sie gleichen nicht seinen Reden. Ihr nanntet ihn besessen, aber, bei Allah, er murmelt nicht, er stöhnt nicht und rast nicht wie ein Besessener. Darum überlegt euch eure Sache, denn es ist euch etwas Schwieriges zugestoßen.“ Al-Nadhr war einer der bösartigsten Gegner Mohammeds unter den Quraisch, einer von denen, die ihn gekränkt und verhaßt gemacht hatten. Er hatte Hira besucht und dort die Geschichten des Rustems*und des Isfendiars* gehört. Wenn nun Mohammed in einer Gesellschaft zum Glauben an Allah ermahnte und sein Volk vor Allahs Strafe warnte, die früher bereits andere Völker getroffen hatte, ergriff er nach Mohammed das Wort und sagte: „Ich weiß schönere Geschichten als Mohammed.“ Er erzählte ihnen dann von den Königen der Perser und von Isfendiar und Rüstern. Auf Nadhr beziehen sich acht Verse des Qurans, etwa der Vers: „Wenn ihm unsre Verse vorgetragen werden, sagt er: ,Das sind Fabeln der Früheren'“ (al-Qalam 68,15).
* Rüstern und Isfendiar sind persische Könige, deren Heldentaten an den Lagerfeuern der Beduinen immer wieder erzählt wurden.
Wie die Quraisch die Rabbiner befragen ließen
Weil al-Nadhr die Botschaft Mohammeds unglaubwürdig machte, sandten ihn die Quraisch mit Uqba b. Abi Muait zu den Rabbinern nach Medina*. Sie sollten ihnen über Mohammed, seine Reden und Eigenheiten berichten und sie fragen, was sie von ihm hielten, zumal die Rabbiner zu den Buchbesitzern gehörten, Kenntnis der alten Bücher hatten und vieles von den Propheten wußten, wovon sie selbst keine Ahnung hatten. Sie reisten nach Medina und begaben sich zu den Rabbinern. Sie sprachen diese weisungsgemäß auf Mohammed an. Ihre Antwort lautete: „Richtet drei Fragen an ihn, die wir euch mitgeben wollen. Beantwortet er sie, so ist er ein gesandter Prophet, wenn nicht, so ist er ein Lügner. Achtet darauf, wie ihr gegen ihn verfahrt! Fragt ihn zuerst nach den Männern, die in früheren Zeiten dahingegangen sind. Es wird Wunderbares von ihnen berichtet. Fragt ihn femer nach dem Wanderer, der bis zum äußersten Osten und Westen der Erde gelangt ist, und endlich nach dem Geist. Gibt er euch Antwort, so folgt ihm, denn er ist ein Prophet. Gibt er euch keine Antwort, so ist er ein Lügner.“
* In Medina, dem ehemaligen Jathrib, gab es Stadtteile, in denen wohlhabende Juden wohnten. Unter ihnen lebten auch angesehene Rabbiner, die im ganzen Land als Gelehrte der Thora und der Kabbala bekannt waren.
Al-Nadhr und Ukba kehrten nach Mekka zurück und sagten den Quraisch: „Wir haben jetzt eine Möglichkeit zur Klärung der Angelegenheit erhalten“, und teilten ihnen die Fragen der Rabbiner und deren Worte mit. Dann gingen sie zu Mohammed und legten ihm die drei Fragen vor. Mohammed erwiderte mit Bestimmtheit: „Morgen werde ich euch die Antwort geben.“ Er wartete aber fünfzehn Nächte, ohne daß ihm eine Offenbarung gegeben wurde. Die Mekkaner versammelten sich schließlich und sagten: „Mohammed hat uns auf den folgenden Tag eine Antwort versprochen, und nun sind bereits fünfzehn Nächte vorüber.“ Mohammed selbst war sehr betrübt, weil die Offenbarung ausblieb und weil die Mekkaner ihn verhöhnten. Endlich sandte Allah Gabriel zu Mohammed. Der sagte zu Gabriel: „Du bist lange ausgeblieben. Ich habe Schlimmes befürchtet.“ Gabriel antwortete: „Wir können nur auf Allahs, deines Herrn Befehl zu dir herabkommen. Er hat zu gebieten über das, was in unseren Händen, was hinter uns und was dazwischen ist.“ Er sprach dann die Sure al-Kahf mit dem Lob Allahs und dem Prophetentum Mohammeds, das man ihm absprechen wollte: „Lob dem Herrn, der seinem Sklaven die Schrift offenbart hat!“ (al-Kahf 18,1) Sie diente als Bestätigung auf ihre Frage nach seinem Prophetentum. Außerdem sei es rechtens, „daß er mit großer Strafe von Allah drohe, mit baldiger Strafe in diesem Leben und schwerer Pein in jenem Leben“ (18,2). Richtig sei auch, „daß er den Gläubigen, die Gutes tun, einen schönen Lohn verkünde, in welchem sie immer verharren dürften“ (18,3), nämlich eine Wohnung in der Ewigkeit, in der sie unsterblich sind, denen, die an seine Offenbarung glauben, welche andere für Lügen halten, und die die ihnen befohlenen Werke vollbringen. „Des weiteren solle er diejenigen warnen, die behaupten, Allah habe ein Kind“ (18,4). Er meinte damit die Quraisch, die die Engel als Töchter Allahs anbeteten. „Sie hatten keine Kenntnis von Allah, ebensowenig wie ihre Väter, von denen sie sich nicht trennten und deren Religion sie nicht schmähen lassen wollten“ (18,5). Weiter fuhr Gabriel fort: „Du quälst dich aus Kummer über ihr Benehmen, wenn sie diese Offenbarung nicht glauben. Aber Allah sagt dir, du sollst dies nicht tun“ (al-Kahf 18,6).
„Als einst Männer sich in eine Höhle flüchteten und riefen: ,Herr! Schenke uns deine Barmherzigkeit und zeige uns das Rechte!‘ Da verschlossen wir (Allah) ihre Ohren jahrelang in jener Höhle. Dann weckten wir sie wieder auf, um zu sehen, ob einige die Dauer ihres Aufenthaltes ausrechnen konnten…Es waren Männer, die an Allah glaubten und denen wir unsre Leitung in vollem Maße zukommen ließen. Wir stärkten ihr Herz, als sie sich erhoben, und sagten: .Unser Herr ist der Herr des Himmels und der Erde, wir beten außer ihm keinen Gott an, sonst würden wir Unwahres reden‘. Unser Volk hat andere Götter außer Allah anerkannt. Haben sie triftige Gründe dafür? Wer ist ein größerer Übeltäter als derjenige, der über Allah Lügen erdichtet! Als ihr euch von euren Göttern lossagtet und von allem, was ihr außer Allah noch angebetet habt, da sagte einer zum anderen: .Flüchtet in die Höhle, Allah wird seine Gnade über euch ausbreiten und euch Erleichterung gewähren.‘ Du hättest sehen können, daß, wenn die Sonne aufging, sie sich in ihrer Höhle nach rechts gewendet hatten, und wenn sie unterging, nach links; dabei befanden sie sich in ihrer Mitte.
Das sind Zeichen Allahs: ,Wen Allah leitet, der wird geleitet; wen er irreführt, der findet keinen anderen Herrn, der ihn auf den rechten Weg führt* (al-Kahf 18,7 und al-Ghafir 40,33)‘.“
* Der Islam lehrt eine doppelte Prädestination zum Heil und zur Hölle (13,27; 14,4; 16,93; 35,8 u. 74,31). Ein Moslem hat wenig Freiheit zur eigenen Entscheidung. Der weitverbreitete Fatalismus und die Verantwortungslosigkeit im Islam finden hier ihre Begründung.
Jesus aber hat uns zur Freiheit der Kinder Gottes berufen, die mit ihrem eigenen Willen das für sie bereite Heil ablehnen oder annehmen können. Christus starb anstelle aller Menschen und erwartet den Glauben an ihn als Dank für seine Stellvertretung. Die Entscheidungsfreiheit der Christen adelt sie zur Verantwortlichkeit und Aktivität.
Die christliche Prädestination findet ihre Lösung in dem Wort des Apostel Paulus, daß wir „in Christus“ erwählt worden sind (Eph. 1,4). Alle Menschen sind nur wegen Jesus, ihrem Stellvertreter, erwählt. Wer an den glaubt (und mit ihm lebt) der ist gerecht (Römer 10,4).
Man meinte, die Männer in der Höhle seien wach, aber sie schliefen. Wir drehten sie bald nach rechts, bald nach links, und ihr Hund streckte seine Vorderfüße an der Tür aus (Sure al-Kahf 18, 10-19)…Sie sagten: „Es waren drei, und der vierte war ihr Hund. Andere behaupteten, es seien fünf, und der Hund sei der sechste gewesen. Wieder andere sagen, es seien sieben Männer gewesen und ihr Hund der achte. Allah kennt ihre Zahl, und nur wenige kennen sie. Laß dich nicht in einen Streit mit ihnen ein und fordere keine Auskunft von ihnen über sich; denn sie haben keine Kenntnis davon. Sage auch niemals: ,lch werde dies morgen tun‘, ohne hinzuzusetzen, ,so Allah will‘; gedenke deines Herrn, wenn du es vergessen hast und sprich: .Vielleicht wird mein Herr mich noch mehr in die Wahrheit leiten1″ (al-Kahf 18,22-24). „Wenn man dich etwas fragt, so sage nie, wie du es bisher getan hast: ,lch will es morgen tun‘, sondern behalte dir den Willen Allahs vor, erwähne ihn, wenn du es vergessen hast und sprich: .Vielleicht wird mein Herr mich leiten und belehren über das, was ihr mich fragt‘, denn du kannst nicht wissen, was ich tun will.‘ Die Männer blieben dreihundert Jahre in ihrer Höhle und dann noch weitere neun Jahre“ (al-Kahf 18,25).
In bezug auf ihre Frage über den Wanderer heißt es: „Sie werden dich fragen über den Zweigehörnten (Alexander der Große). Sprich! Ich will euch etwas über ihn vorlesen: Wir haben ihm Macht auf Erden und Zugang zu allem gegeben, und er ging seinen Weg (al-Kahf 18, 83-85).“ Von dem Zweigehörnten wird berichtet, Allah habe ihm mehr als jedem anderen Macht gegeben. Alle Wege wurden ihm geebnet, so daß er die ganze Erde von Osten bis Westen unterjochte, bis er dahin kam, wo es keine Menschen mehr gibt.
Ein in den persischen Traditionen bewanderter Mann hat mir berichtet: „Der Zweigehörnte war ein Ägypter und hieß Marzuban b. Marzuba und stammte von Junan, dem Sohne Jafeth b. Nuh her. Sein Name war Iskander. Er ist der Erbauer von Alexandrien.“
Thaur b. Jazid hat mir von Khalid b. Madan al-Kalai, einem Zeitgenossen Mohammeds, erzählt: „Mohammed wurde einst über den Zweigehörnten befragt, und er antwortete: Es war ein Engel, der die Erde von unten mit Stricken gemessen hat.“ Khalid berichtet ferner, Umar habe einst gehört, wie jemand den Zweigehörnten anrief. Da habe Mohammed gesagt: „Allah! Verzeihe! Ist es nicht genug, daß ihr Propheten anruft? Wollt ihr auch noch Engel anrufen?“
In bezug auf die Frage über den Geist heißt es: „Sie werden dich fragen über den Geist*, sprich, der Geist gehört zu den Dingen meines Herrn, euch ist nur wenig Kenntnis gegeben“ (al-lsra 17,85).
* Der Geist Gottes bzw. der Heilige Geist war bei den Juden in Medina und bei den Moslems in Mekka weitgehend unbekannt. Die Gemeinde Christi aber ist der Tempel des Heiligen Geistes und lebt in seiner Kraft (Joh. 3,34-36; Apg. 1,8; 2,1-4 und Röm. 5,5; 8,1-16 ebenso 1. Kor. 3,16; 6,19 und andere). Christen leben in der Kraft und unter der Führung des Heiligen Geistes. Ein Moslem trägt keinen Heiligen Geist und kein ewiges Leben in sich. Natürliche Frömmigkeit darf nicht mit geistlicher Wiedergeburt (vgl. Joh. 3,1-8) verwechselt werden.
Als Mohammed später nach Medina kam, fragten ihn die Rabbiner: „Meintest du uns oder deine Leute, als du sagtest: Euch ist wenig Kenntnis gegeben?“ Mohammed erwiderte: „Die einen wie die andern.“ Da sagten sie: „Hast du nicht in deiner Offenbarung gelesen, daß uns die Thora gegeben worden ist, in der alles erklärt ist?“ Mohammed antwortete: „Auch sie enthält in bezug auf die Erkenntnis Allahs nur wenig. Für euch aber genügt es, wenn ihr euch danach richtet.“ Über diesen Einwand der Rabbiner heißt es im Quran: „Wenn alle Bäume der Erde Federn wären und das Meer Tinte, und hinter demselben noch sieben Meere, so würden die Worte Allahs damit doch nicht erschöpft. Allah ist mächtig und weise“ (Luqman 31,27).
In bezug auf ihr ferneres Verlangen, daß er für sich Gärten, Paläste und Schätze erflehen solle und daß Allah einen Engel schicke, der für ihn zeuge und ihn verteidige, heißt es: „Sie sagen, was ist das für ein Gesandter, der Speisen ißt und auf den Märkten umhergeht. Käme doch ein Engel als Warner mit ihm herunter oder sendete ihm Allah einen Schatz oder einen Garten, von welchem ersieh ernähren könnte.“ Die Ruchlosen sagen: „Ihr folgt nur einem verzauberten Menschen! ,Sieh, mit was sie dich vergleichen und wie sie vom rechten Weg abirren. Gepriesen sei Allah, der, wenn er wollte, dir noch mehr als dieses in deinem Leben spenden könnte, Gärten, unter welchen Bäche fließen, und Paläste'“ (al-Furqan 25,7-10).
„Wir haben vor dir keinen Boten geschickt, der nicht Speisen gegessen hätte und auf die Märkte gegangen wäre. Wir haben einige von euch den andern zur Versuchung gesetzt, ob ihr wohl ausharret. Dein Herr sieht alles“ (al-Furqan 25,20).
Auf die Worte des Abd Allah b. Abi Umaija beziehen sich folgende Verse: „Sie sagen, wir glauben nicht an dich, bis du uns aus der Erde eine Quelle hervorsprudeln läßt oder bis vor dir Gärten entstehen mit Palmen und Reben, in deren Mitte Bäche entspringen, oder bis du, wie du vorausgesagt hast, Stücke vom Himmel auf uns herabstürzen läßt oder mit Allah und Scharen von Engeln daherkommst oder bis du ein geschmücktes Haus hast oder in den Himmel steigst. Aber auch dann glauben wir nicht, bis du uns ein Buch herabbringst, das wir lesen. Sprich! Gepriesen sei mein Herr! Ich bin nur ein Mensch, ein Bote“ (al-lsra 17,90-93).
Über ihre Aussage, daß ein Mann aus Jamama namens Rahman Mohammeds Lehrer sei, heißt es im Quran: „So haben wir dich zu einem Volk gesandt, wie es schon bei früheren Völkern vorgekommen ist, daß du ihnen vorliest, was wir dir geoffenbart haben, und sie leugnen den Rahman*. Sprich! Er ist mein Herr. Es gibt keinen Gott außer ihm. Auf ihn vertraue ich, und zu ihm kehrt alles zurück“ (al-Ra’d 13,30).
* „Rahman“ ist ein jemenitisches Wort und bedeutet die Personifizierung des Erbarmens. Dieser Begriff scheint in Mekka unbekannt gewesen zu sein, so daß er ein erklärendes Adjektiv benötigte. Dieses heißt „ rahim “ und wird als Synonym angesehen. Alle Suren beginnen außer einer mit der Formel „Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers“.
In bezug auf das Geld, das Mohammed angeboten wurde, heißt es: „Sprich! Ich verlange keinen Lohn von euch. Behaltet ihn! Allah wird mich belohnen. Er ist Zeuge aller Dinge“ (al-Saba‘ 34,47).
Als aber Mohammed ihre Frage beantwortet und seine Kenntnis des Verborgenen offengelegt und damit nachgewiesen hatte, daß er die Wahrheit spreche und wirklich ein Prophet sei, hielt sie der Neid davon ab, an ihn zu glauben und ihm zu folgen. Sie blieben widerspenstig gegen Allah, wandten sich mit geöffneten Augen von ihm ab und verharrten in ihrem Unglauben. Einer von ihnen sagte: „Hört diesen Quran gar nicht an. Setzt ihn herab. Vielleicht siegt ihr!“ (Ha-Mim-Sadjda 41,26)
Abu Djahl sagte eines Tages im Spott über Mohammed und seine Offenbarung: „O ihr Quraischiten! Mohammed behauptet, die Zahl der Diener Allahs, die euch in der Hölle peinigen und darin festhalten, sei neunzehn. Ihr aber seid der größte Stamm. Sollten wohl hundert Mann von euch nicht je einen dieser Sklaven überwältigen können?“
Da offenbarte Allah: „Wir haben nur Engel*zu Herren der Hölle gemacht und ihre Zahl als Versuchung für die Ungläubigen bestimmt“ (al-Muddaththir 74,31)*.
* Engel sind Diener Gottes, zum Schutz der Heiligen ausgesandt. Sie versuchen die Menschen nicht zur Sünde. Mohammed aber vermochte gefallene Engel bzw. Dämonen nicht von den Engeln Gottes zu unterscheiden. Wahrscheinlich ist er nie einem Herrlichkeitsengel Gottes begegnet, sondern nur mit Dämonen in Kontakt gekommen, die sich zwar als Engel ausgeben, aber in Wirklichkeit unreine Geister sind.
Nach diesen Auseinandersetzungen wandten sich die Quraischiten von Mohammed ab, sooft er laut aus dem Quran vorlesen wollte, und hörten ihm nicht mehr zu. Wenn einer trotzdem zuhören wollte während er betete, tat er dies insgeheim, aus Furcht vor den anderen, und wenn er sah, daß sie es doch merkten, so entfernte er sich, weil er befürchten mußte, von ihnen mißhandelt zu werden.
Abd Allah b. Abbas hat gesagt: „Der Vers .Sprich dein Gebet nicht zu laut und nicht zu leise, wähle die Mitte dazwischen‘ (al-lsra 17,110) sei in bezug auf diese Leute geoffenbart worden.“ Er sollte nämlich nicht zu laut beten, damit die Leute sich nicht von ihm abwenden, aber auch nicht zu leise, damit jene, die ihm unbemerkt zuhören wollten, ihn verstehen, manches auffassen und zu ihrem Nutzen anwenden könnten.
Widerstand in Mekka gegen das Rezitieren von Suren
Der erste, der nach Mohammed in Mekka den Quran laut rezitierte, war Abd Allah b. Mas’ud*. Die Gefährten Mohammeds waren nämlich eines Tages versammelt und sagten: „Bei Allah, die Quraisch haben noch nie gehört, wie ihnen der Quran laut vorgetragen wurde. Wer will es tun?“ — „Ich“, antwortete Abd Allah b. Mas’ud. Da sagten sie: „Wir fürchten die Quraisch. Wir müssen einen Mann haben, der einem Geschlecht angehört, das ihn schützt, wenn die Quraisch gegen ihn vorgehen.“ Abd Allah entgegnete: „Laßt mich, Allah wird mich schützen!“ Am nächsten Morgen ging er in das Heiligtum, als die Quraisch versammelt waren, und sagte mit lauter Stimme: „Im Namen Allahs des barmherzigen Erbarmers, der den Quran gelehrt hat“ (al-Rahman 55,2). Die Quraisch horchten auf und sagten: „Der Sohn der Mutter eines Sklaven rezitiert laut eine Offenbarung Mohammeds.“ Sie standen auf und schlugen ihm ins Gesicht. Er aber ließ sich nicht beirren, sondern las noch eine Weile vor und ging dann wiederzu seinen Gefährten. Sie entdeckten die Spuren der Schläge in seinem Gesicht und riefen: „Das haben wir befürchtet!“ Er aber erwiderte: „Die Feinde Allahs sind mir nie verächtlicher erschienen als jetzt. Wenn ihr wollt, werde ich ihnen morgen wieder Suren rezitieren.“ Sie aber antworteten: „Es ist genug, du hast sie hören lassen, was ihnen verhaßt ist.“
* Abd Allah b. Mas‘ ud war einer der schreibgewandten Begleiter Mohammeds, der seine sogenannten Offenbarungen niederschrieb.
Wie die Quraischiten auf Mohammeds Vorlesungen reagierten
Sobald Mohammed den Quran rezitierte und die Quraischiten ermahnte, an Allah zu glauben, sagten sie spottend: „Unser Herz ist eingehüllt in einer Hülle und bleibt unzugänglich für deine Ermahnungen. Unsere Ohren sind taub für deine Klugheit. Wir hören nicht, was du sagst. Zwischen uns und dir hängt ein Vorhang, der uns scheidet. Handle du nach deiner Überzeugung, wir handeln nach der unsrigen. Wir wollen nichts von dir lernen.“ Auf diese Reden hin offenbarte ihm Allah: „Wenn du den Quran vorliest, lassen wir zwischen dir und denen, die nicht an ein Jenseits glauben, einen Vorhang herabfallen. Wenn du im Quran Allah als den Einzigen erwähnst, wenden sie sich um und laufen davon“ (al-lsra 17,46). Wie können sie begreifen, was du von Allahs Einheit sagst, wenn ich eine Hülle um ihr Herz gelegt, ihre Ohren taub gemacht und einen Vorhang zwischen dir und ihnen herabhängen lasse? „Wir wissen, was sie hören wollen, wenn sie dir zuhören und was sie einander zuflüstern und wie die Ruchlosen sagen: ,lhr folgt nur einem verzauberten Menschen'“ (al-lsra 17,101). Sieh, mit wem sie dich vergleichen, wie sie irren und den rechten Weg nicht finden. Sie spotten: „Wenn wir Knochen und Staub sind — sollen wir dann als neue Geschöpfe wieder auferstehen?“ Sprich: „Seid Eisen oder Stein oder etwas anderes Geschaffenes, das euch groß scheint.“ Sie fragen dann: „Wer bringt uns ins Leben zurück?“ Antworte: „Derjenige, der euch zum ersten Mal geschaffen hat“ (al-lsra 17,49-51).
Kampf gegen die Gefährten Mohammeds
Die Quraisch bekämpften die gläubigen Gefährten Mohammeds. Jeder Stamm erhob sich gegen die schwachen Moslems, die unter ihnen wohnten. Die Moslems wurden eingesperrt, geschlagen, mußten Hunger und Durst leiden und wurden gefesselt der Sonne ausgesetzt. Manche fielen wieder vom Glauben ab, um so den vielen Mißhandlungen zu entgehen. Andere stärkte Allah, daß sie ihnen trotzten. Bilal b. Rabah, dessen Mutter Hamama hieß, ein später von Abu Bakr Freigelassener, gehörte damals einem der Söhne Djumahs. Er war einer der wahren Gläubigen. Umaija b. Khalaf führte ihn in der Mittagshitze in das Tal bei Mekka, warf ihn auf den Rücken, legte ihm einen schweren Stein auf die Brust und rief: „So lasse ich dich sterben, wenn du nicht von Mohammed abfällst und Lat und Uzza anbetest.“ Bilal schrie aber immerzu: „Einer, einer!“ Hischam b. Urwa hat von seinem Vater Bilal erzählt: „Während er so gepeinigt wurde, kam Waraqa b. Naufal vorüber, und als jener, .einer, einer!‘ rief, sagte Waraqa: ,Ja, bei Allah, Bilal, einer, einer!‘ Dann wandte er sich an Umaija und seine Helfer von den Banu Djumah und sagte: ,Bei Allah, wenn ihr ihn tötet, werde ich an seinem Grab beten‘.“ Eines Tages, als sie ihn erneut mißhandelten, kam Abu Bakr vorüber, dessen Haus im Viertel der Banu Djumah stand und sagte zu Umaija: „Fürchtest du nicht Allahs Strafe wegen der Mißhandlung dieses Armen? Wie lange noch?“ Er antwortete: „Du hast ihn verdorben, befreie du ihn aus seinem Elend!“ — „Das will ich tun“, antwortete Abu Bakr, „ich will dir für ihn einen schwarzen Sklaven geben, der stärker ist als er und fester an deinem Glauben hängt.“ Umaija willigte ein. Abu Bakr schenkte Bilal die Freiheit und mit ihm noch sechs weiteren Sklaven*. Es waren: Amir b. Fuhaira, der den Kampf von Badr und Uhud mitfocht und während der Schlacht am Brunnen Mauna als Märtyrer starb; dann Umm Ubais und Zinnira. Zinnira wurde blind, als Abu Bakr ihr die Freiheit schenkte. Die Quraisch sagten daraufhin: „Lat und Uzza haben sie blind gemacht.“ Sie rief jedoch: „Sie lügen, bei dem Haus Allahs, Lat und Uzza können weder schaden noch nützen!“ Und Allah schenkte ihr das Augenlicht wieder. Ferner befreite er die Nahdija und ihre Tochter. Sie gehörten einer Frau von den Banu Abd al-Dar. Abu Bakr kam an ihnen vorüber, als ihre Herrin sie mit Mehl wegschickte und schwur, sie werde sie nie freilassen. Da sagte Abu Bakr: „Ist das erlaubt?“ Sie antwortete: „Es ist erlaubt, du hast sie verführt, jetzt befreie sie auch.“ Er fragte dann nach dem Preis und schenkte ihnen die Freiheit. Abu Bakr sagte zu ihnen, sie könnten jetzt das Mehl der Frau zurückbringen. Da fragten sie: „Sollen wir nicht erst die Arbeit vollenden und es hernach zurückbringen?“ Er antwortete: „Auch das könnt ihr tun, wenn ihr wollt.“ Dann kam er an einer Sklavin der Banu Muammal, eines Zweiges der Banu Adi b. Ka’b, vorüber, die gläubig war und die Umar, der damals noch ungläubig war, fortwährend schlug, um sie wieder vom Islam abzubringen, bis er müde war. Er sagte ihr noch, daß er nur aus Müdigkeit aufhöre, sie zu prügeln. Sie erwiderte: „Das hat Allah dir angetan.“ Abu Bakr kaufte sie und schenkte ihr ebenfalls die Freiheit. Mohammed b. Abd Allah b. Abi Atiq hat mir von Amir b. Abd Allah b. Zubair erzählt, der es von einem seiner Verwandten gehört hat: Abu Quhafa sagte einst zu Abu Bakr: „Mein Sohn, ich sehe, daß du immer schwache Sklaven loskaufst. Kaufe doch lieber kräftige Männer frei, die dich beschützen und dir beistehen können.“ Abu Bakr erwiderte: „Ich suche bei dem, was ich tue, Allahs Wohlgefallen.“
* Die Anhängerschaft des Islam in Mekka setzte sich zu einem beachtlichen Teil aus Sklaven zusammen, die in diesem Leben keine Hoffnung mehr hatten. Sie hatten in den Verheißungen Mohammeds über die materiellen Freuden des Paradieses eine Hoffnung gefunden und deshalb den Islam angenommen. Viele von den gläubigen Sklaven wurden später freigekauft. So vermehrte sich die Zahl der Moslems schnell.
Die Banu Makhzum führten Ammar b. Jasir mit seinen Eltern, welche zum Islam übergetreten waren, in der prallen Mittagshitze auf den heißen Boden Mekkas. Da kam Mohammed vorüber. Er soll gesagt haben: „Geduld, Geschlecht Jasirs! Euch ist das Paradies verheißen.“ Ammars Mutter wurde getötet, weil sie nicht vom Islam abließ*.
*Die Zahl der Märtyrer für den Islam in Mekka wuchs.
Es war der ruchlose Abu Djahl, der die Quraisch gegen die Gläubigen aufhetzte. Wenn er hörte, daß ein starker, angesehener Mann zum Islam übergetreten war, so wies er ihn zurecht und beschämte ihn, indem er zu ihm sagte: „Du hast den Glauben deines Vaters verlassen, der besser war als du. Wir werden dich für geistesgestört und schwachköpfig erklären und deinen guten Ruf schmälern.“ War der Bekehrte ein Kaufmann, so sagte er zu ihm: „Bei Allah, wir werden deine Waren nicht mehr kaufen und dich zugrunde richten.“ War es ein Armer und Schwacher, so schlug er ihn und hetzte andere gegen ihn auf. Hakim b. Djubair berichtet: „Die Götzendiener schlugen die Gefährten Mohammeds, ließen sie Hunger und Durst leiden, bis sie vor Schwäche nicht mehr aufrecht sitzen konnten und endlich der Verführung erlagen und Lat und Uzza als Götter anerkannten. Sogar einen Käfer am Wege mußten sie als Gott anbeten, um ihre schwere Pein loszuwerden.“
4. Die erste Auswanderung nach Abessinien
Die erste Flucht einiger Moslems
Als Mohammed erkannte, in welcher Not sich seine Gefährten befanden, während er selbst durch Allahs und seines Onkels Schutz unbelästigt blieb, sagte er zu ihnen: „Wie wäre es, wenn ihr nach Abessinien’auswandern würdet? Dort regiert ein König, der kein Unrecht duldet. Es ist ein Land, in dem Aufrichtigkeit herrscht und in dem ihr bleiben könnt, bis Allah euch aus eurem jetzigen Zustand befreit.“
*Mohammed, der unter dem Sippenschutz Abu Talibs lebte, riet den sozial schlecht gestellten Moslems, in das christliche Abessinien auszuwandern. Die Christen dort gewährten den Moslems Asyl und retteten den Islam vor dem Untergang. Mohammed und die Moslems wußten, daß bei den Christen Aufrichtigkeit herrschte und Unrecht nicht geduldet wurde.
Aus Furcht vor Versuchung und um ihren Glauben zu retten, begannen die Gefährten Mohammeds, nach Abessinien auszuwandern. Es war die erste Auswanderung der Gläubigen.
Die Gesamtzahl der Auswanderer, ohne die kleinen Kinder, die mitgenommen oder in Abessinien geboren wurden, belief sich auf 83 Personen, wenn Ammar b. Jasir, bei dem es zweifelhaft ist, ob er dabei war, mitgerechnet wird.
Als die Moslems in Abessinien Sicherheit gefunden hatten und ohne Furcht Allah anbeten durften, weil der Nadjaschi ihnen lobenswerten Schutz gewährte, dichtete Abd Allah b. al-Harith b. Oais folgende Verse:
„Benachrichtige von mir, wandernder Reiter, jeden, der Allah und den Glauben erhofft, jeden Diener des Herrn, der in Mekka der Verführung und der Gewalt ausgesetzt ist: Wir haben gefunden, daß Allahs Land geräumig ist und daß es gegen Erniedrigung, Schmach und Schande Schutz bietet. Verharret nicht in Erniedrigung in diesem Leben, in Beschämung nach dem Tode und in Sünden, bei denen es keine Sicherheit gibt. Wir sind dem Gesandten Allahs gefolgt, sie aber haben das Wort des Propheten verworfen und sind in der Waagschale hoch hinaufgestiegen. Strafe, o Allah, die Übeltäter, lasse sie nicht aufkommen und mir Gewalt antun.“
Der Auslieferungsantrag der Quraischiten
Als die Quraisch erfuhren, daß die Gefährten Mohammeds in Abessinien Ruhe und Sicherheit sowie feste Wohnplätze gefunden hatten, beschlossen sie, aus ihrer Mitte zwei tüchtige Männer zum Nadjaschi zu schicken. Sie sollten ihn bewegen, die Moslems wieder aus dem Lande zu treiben. Die Gesandten waren Abd Allah b. Abi Rabia und Amr b. al-Aas b. Wail. Man gab ihnen reichlich Geschenke für den Nadjaschi und die Patrizier mit.
Die Auswanderer (Asylanten) erzählten: „Als wir nach Abessinien kamen, gewährte uns der Nadjaschi den besten Schutz. Wir konnten in Sicherheit unserem Glauben anhängen und Allah anbeten. Niemand tat uns etwas zuleide, noch bekamen wir irgendwelche Unannehmlichkeiten. Als die Quraisch dies vernahmen, beschlossen sie, zwei tüchtige Männer zum Nadjaschi zu senden, die die besten Waren Mekkas als Geschenke bei sich hatten. Das Kostbarste darunter war Leder, mit dem man den Herrscher und seine Obersten reichlich beschenken wollte. Abd Allah b. Abi Rabia und Amr b. al-Aas erhielten den Auftrag, zuerst den Patriziern ihre Geschenke zu überreichen und dann erst beim Nadjaschi vorzusprechen und ihm die für ihn bestimmten Gaben zu überreichen. Sie sollten ihn dann ersuchen, ihnen die Moslems ohne vorherige Anhörung auszuliefern.
Die Gesandten kamen in Abessinien an, wo sie den besten Aufenthalt bei dem hilfsbereiten Gastfreund gefunden hatten. Sie beschenkten alsbald, noch ehe sie den Nadjaschi gesprochen hatten, alle Patrizier und sagten zu ihnen: ,Es haben sich in das Land eures Königs junge, törichte Leute geflüchtet, die den Glauben ihrer Väter verlassen haben, aber euren Glauben nicht annehmen, die einen neuen Glauben gebracht haben, der uns und euch nicht bekannt ist. Darum schicken uns die Edelsten unseres Volkes zum König, um sie zurückzubringen. Wenn wir daher mit dem König darüber verhandeln, so ratet ihm, sie uns auszuliefern, ohne zu ihnen zu sprechen; denn ihr Volk kennt sie besser und weiß, was tadelnswert an ihnen ist.‘
Als die Patrizier sich mit ihnen einverstanden erklärt hatten, überreichten die Gesandten ihre Geschenke dem Nadjaschi. Nachdem er sie angenommen hatte, wiederholten sie vor ihm, was sie den Patriziern gesagt hatten und baten ihn im Namen der Edelsten ihres Volkes — darunter auch Väter und Onkel der Ausgewanderten — sie auszuliefern. Die Patrizier, die den König umgaben, stimmten ihnen bei und sagten: „Gewiß kennen ihre Leute sie besser und wissen, worin sie sich vergangen haben. Darum liefere sie aus. Laß sie mit den Gesandten wieder zu den Ihrigen zurückkehren.“ Die Gesandten fürchteten nichts mehr, als daß der Nadjaschi mit den Moslems sprechen würde.
Der Nadjaschi geriet in Zorn und rief: „Bei Allah, ich werde Leute, die in mein Land gekommen sind und meinen Schutz jedem anderen vorgezogen haben, nicht ausliefern, bis ich sie über das, was die Gesandten behaupten, verhört habe. Verhält es sich nach deren Aussage, so liefere ich sie aus und schicke sie zu ihrem Volk zurück, wenn nicht, so schütze ich sie und gestatte ihnen, hierzu wohnen, solange es ihnen beliebt.“
Der Nadjaschi befragt die Auswanderer*
Nun wurde ein Bote zu den Gefährten Mohammeds geschickt, um sie zu rufen. Als der Bote zu ihnen kam, versammelten sie sich, und einer fragte den anderen: „Was wirst du dem König sagen, wenn du vor ihm erscheinst?“ Sie antworteten: „Wir werden sagen, was wir wissen und was uns der Prophet anbefohlen hat, es entstehe daraus, was da wolle.“
* Die Anhörung der moslemischen Auswanderer gilt als die erste öffentliche christlich-islamische Disputation.
Als sie vor den Nadjaschi kamen, der auch seine Bischöfe mit ihren Büchern um sich versammelt hatte, fragte er sie: „Was ist das für eine Religion, um deretwillen ihr euch von eurem Volke getrennt habt und die euch abhält, meinen oder irgendeinen anderen Glauben anzunehmen?“ Dja’far, der Sohn Abu Talibs, antwortete hierauf: „O König, wir waren in Unwissenheit, beteten Götzen an und aßen totes Vieh. Wir begingen obszöne Dinge, verletzten die Verwandtenliebe und die Gastfreundschaft. Der Starke verzehrte den Schwachen, bis uns Allah einen Gesandten aus unserer Mitte schickte, dessen Abstammung, Wahrheitsliebe, Treue und Keuschheit wir kennen. Er forderte uns auf, Allah allein anzubeten und uns abzuwenden von Steinen und anderen Götzen, die wir und unsere Väter außer Allah noch angebetet hatten. Er befahl uns ferner, aufrichtig in unseren Worten zu sein, Treue zu bewahren, die Verwandten zu lieben und den Gast zu schützen, abzulassen von Verbotenem, kein Blut zu genießen, keine Schändlichkeiten zu begehen, nicht zu lügen, das Gut der Waisen nicht zu verzehren und tugendhafte Frauen nicht zu verleumden. Er hat uns befohlen, Allah ohne Genossen anzubeten, Almosen zu geben und zu fasten.“
Nachdem Dja’far noch andere Gebote des Islam aufgezählt hatte, fuhr er fort: „Wir hielten Mohammed für wahrhaftig und glaubten an ihn und folgten dem, was er uns als göttliche Offenbarung gebracht hat. Wir beten Allah allein an, ohne Genossen, entsagen dem, was er uns verboten und sahen als erlaubt an, was er uns erlaubt hatte. Da wurde unser Volk feindselig gegen uns und mißhandelte uns und suchte uns von unserem Glauben abtrünnig zu machen und uns zur Verehrung der Götzen zurückzuführen. Wir sollten die früheren Abscheulichkeiten wieder für erlaubt halten. Als sie Gewalt anwendeten, uns durch ihre Übeltaten in die Enge trieben und uns von unserem Glauben losreißen wollten, wanderten wir nach deinem Lande aus, zogen deinen Schutz jedem anderen vor und hofften, daß wir bei dir, o König, kein Unrecht zu dulden haben würden.“
Der Nadjaschi fragte ihn hierauf, ob er etwas von dieser göttlichen Offenbarung bei sich habe.
Als er bejahte, forderte er ihn auf, es ihm vorzulesen. Dja’far las ihm den Anfang der 19. Sure Marjam (Maria) vor. Da weinte der Nadjaschi so sehr, daß sein Bart naß wurde. Auch die Patrizier benetzten ihre Bücher mit ihren Tränen, als sie hörten, was er ihnen vorlas. Dann sagte der Nadjaschi: „Dieses und das, was Moses geoffenbart hat, kommt aus derselben Quelle. Geht! Ich bin weit davon entfernt, sie euch auszuliefern.“
Was die Auswanderer dem Nadjaschi über Isa gesagt haben
Als die Gesandten den Nadjaschi verlassen hatten, sagte Amr b. al-Aas: „Bei Allah, ich werde ihm morgen Dinge von ihnen berichten, durch die ihre grünen Pflanzen entwurzelt werden.“ Abd Allah b. Abi Rabia, der andere Gesandte, meinte: „Tu es nicht, wenn sie uns auch widersprechen, so sind sie doch unsere Verwandten.“Amr erwiderte aber: „Bei Allah, ich werde dem König sagen, daß sie Isa (Jesus), den Sohn der Maria, für einen Sklaven halten.“
Am anderen Morgen begab sich Amr erneut zum Nadjaschi und sagte: „O König! Sie führen schlimme Reden gegen Christus. Schicke nach ihnen und frage sie, was sie von ihm sagen.“ Der Nadjaschi ließ sie holen, um sie über Christus zu befragen.
„Dies war“, so erzählte Umm Salama weiter, „das Gefährlichste, was uns je widerfahren ist. Die Auswanderer versammelten sich, und einer sagte zum andern: ,Was wollen wir von Isa sagen, wenn wir über ihn befragt werden?‘ Sie beschlossen das zu sagen, was Allah geoffenbart und was Mohammed über ihn erklärt hatte. Es möge daraus folgen, was da wolle. Als sie nun zum Nadjaschi kamen und er sie fragte, was sie von Isa hielten*, sagte Dja’far: Wir bekennen von ihm, was unser Prophet uns geoffenbart hat: ,Er ist ein Sklave Allahs, sein Gesandter, sein Geist und sein Wort, das er der Jungfrau Maria eingegeben hat‘ (al-Nisa 4,171).
* Die islamischen Asylanten betonten in der für sie gefährlichen Situation die positiven Elemente des christlichen Glaubens im Quran, verschwiegen aber ihre Leugnung der Gottessohnschaft Jesu und seiner Kreuzigung. So erschienen sie dem Nadjaschi als eine christliche Sekte, nicht aber als eine antichristliche Bewegung (Sure 19,17-35; 3,34-59).
Der Nadjaschi hob ein Stück Holz von der Erde auf und sagte: ‚Jesus, der Sohn Marias, ist nicht um dieses Stück Holz mehr als das, was du von ihm gesagt hast.‘ Die Patrizier, die um ihren König herumstanden, murmelten etwas. Er aber fuhr fort: ‚Murmelt nur!‘ — ‚Bei Allah‘, sagte er dann zu den Ausgewanderten, ‚geht nur, ihr seid sicher in meinem Land. Wer euch beleidigt, soll bestraft werden! Wer euch beleidigt, soll bestraft werden!‘ wiederholte er. ‚Nicht um einen Berg Goldes möchte ich einem von euch etwas zuleide tun. Gebt den Gesandten ihre Geschenke zurück! Ich brauche sie nicht! Ich habe Allah nicht bestochen, als er mir mein Reich zurückgab; wie sollte ich mich gegen ihn bestechen lassen?‘ Er hat den Gesandten kein Gehör geschenkt.
‚Warum sollte ich gegen Allah ihrem Willen folgen?‘
Die Gesandten zogen beschämt und ohne etwas erreicht zu haben ab.
Wir blieben bei dem Nadjaschi in bester Ruhe und unter bestem Schutz. Während wir in seinem Lande lebten, zettelte ein Abessinier einen Aufstand gegen den Nadjaschi an. Dies versetzte uns in größte Erregung. Wir befürchteten, der Nadjaschi könnte unterliegen und sein Widersacher unser Recht nicht so anerkennen wie er. Als der Nadjaschi gegen die Rebellen auszog und nur noch der Nil die feindlichen Heere trennte, sagten die Gefährten des Propheten:,Wer wird den Kampf beobachten und uns Nachricht über seinen Ausgang bringen?‘ Al-Zubair b. al-Auwam, einer der Jüngsten, meldete sich. Sie waren damit einverstanden und bliesen einen Schlauch für ihn auf. Er hing ihn um seine Brust und schwamm darauf, bis er in die Gegend kam, in der die Schlacht stattfand. Wir aber beteten zu Allah, er möge dem Nadjaschi den Sieg geben und seine Herrschaft festigen.
Während wir der Dinge harrten, die kommen sollten, kehrte al-Zubair zurück, winkte mit seinem Gewand und rief: ,Gute Botschaft! Der Nadjaschi hat gesiegt!‘ Allah hatte seine Feinde vertilgt. Bei Allah, wir haben noch nie eine größere Freude erlebt als damals.
Der Nadjaschi kehrte siegreich zurück, denn Allah hatte seine Feinde zugrunde gerichtet und seine Macht gefestigt, so daß ganz Abessinien sich um ihn scharte. Wir aber hatten bei ihm den angenehmsten Aufenthalt, bis wir zu Mohammed nach Mekka zurückkehrten.“
Die Empörung der Abessinier gegen den Nadjaschi
Dja’far b. Mohammed hat mir von seinem Vater erzählt: „Eines Tages aber rotteten sich die Abessinier zusammen und warfen dem Nadjaschi vor: ,Du hast dich von unserem Glauben losgesagt*!‘ Der Nadjaschi sandte zu Dja’far und seinen Genossen, rüstete ihnen ein Schiff aus und ließ ihnen ausrichten: .Geht auf das Schiff, und wenn ich in die Flucht geschlagen werde, so flieht, wohin es euch beliebt. Siege ich aber, so bleibt!‘ Er schrieb dann auf ein Stück Papier: ,lch bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Allah, daß Mohammed sein Sklave und Gesandter ist, daß Jesus sein Sklave und sein Gesandter ist, sein Geist und sein Wort, das er Maria eingehaucht hat.‘ Er steckte dann diese Zeilen in die rechte Seite seines Oberkleides und zog den Abessiniern entgegen, die sich in Reihen zur Schlacht aufgestellt hatten. Er rief: ,O ihr Abessinier, habe ich nicht das höchste Recht, über euch zu regieren?‘ Sie antworteten: ,Ja.‘ Dann fragte er: ,Wie habt ihr meinen Lebenswandel gefunden?‘ Sie antworteten: ,So gut wie möglich.‘ — ,Was wollt ihr also?‘ — ,Du hast unseren Glauben verlassen und Jesus einen Sklaven genannt.‘ — ,Und was glaubt ihr von Jesus?‘ — ,Wir sagen, er ist Gottes Sohn.‘
* Der Glaube, daß Jesus nur ein Sklave Gottes war, widersprach der Auffassung der Kopten, die damals als Monophysiten die Gottheit Christi stärker herausstellten als seine Menschheit. So wirken sich die Glaubensauseinandersetzungen zwischen Arius und Athanasius und ihren Nachfolgern bis nach Abessinien hinein aus und zeigen, aufweiche Seite sich Mohammed und die Moslems geschlagen haben. Der Islam wird bisweilen als eine arianische Sekte angesehen.
Der Nadjaschi legte seine Hand auf die Brust und sagte: ,lch bekenne, daß Isa, der Sohn Marjams, nichts anderes als dies war.‘ Er meinte damit was in der Schrift, auf welche er seine Hand gelegt hatte, geschrieben stand. Die Abessinier gaben sich mit diesen Worten zufrieden und gingen auseinander.“
Als der Nadjaschi starb, verrichtete Mohammed das rituelle Bestattungsgebet (in Mekka) für ihn und flehte Allah um Gnade für ihn an.
5. Der wachsende Boykott der Mekkaner
Die Bekehrung Umars b. al-Khattab
Als Amr b. al-Aas und Abd Allah b. Abi Rabia unverrichteter Dinge aus Abessinien zurückgekehrt waren und auch Hamza und Umar b. al-Khattab sich zum Islam bekehrt hatten — letzterer war ein kräftiger Mann, gegen den niemand im Kampf anzutreten wagte — fühlten sich die Gefährten Mohammeds stark genug, um es mit den Quraisch aufzunehmen.
Abd Allah b. Mas’ud berichtete: „Bis zur Bekehrung Umars konnten wir nicht bei der Kaaba beten. Als Umar* zum Islam übertrat, bekämpfte er die Quraisch, bis er bei der Kaaba beten konnte und wir mit ihm.“ Umars Bekehrung fand nach der Auswanderung der Gefährten Mohammeds statt.
* Umar, der spätere zweite Kalif, war ein belesener Mann und glich in seiner Dynamik dem Apostel Paulus. Umar trug den Islam nach dem Tod Mohammeds mit seinen Armeen tief nach Nordafrika und Mittelasien hinein. Er hat Jerusalem erobert und die Zentren der Christenheit dem Islam unterworfen. Er war der Völkermissionar der Moslems, siegte jedoch nicht mit dem Wort, sondern mit dem Schwert!
Abd al-Rahman b. al-Harith erzählt (der es von seiner Mutter, der Tochter Abi Hathma, gehört hat): „Bei Allah, wir wollten nach Abessinien auswandern. Amir war ausgegangen, um etwas zu besorgen, als Umarb. al-Khattab, der damals noch Götzendiener war und uns oft beleidigt und gekränkt hatte, herbeikam, vor mir stehen blieb und sagte: ,lhr wollt abreisen, Mutter Abd Allahs!‘ Ich antwortete: ,Ja, wir wollen in das Land Allahs ziehen, bis uns Allah hilft. Denn ihr habt uns Gewalt angetan und Kränkungen zugefügt.‘ Er sagte:,Allah sei mit euch!‘ und ging weiter. Ich bemerkte eine Rührung in seinen Mienen, wie ich sie nie zuvor an ihm gesehen hatte. Er schien betrübt über unsere Auswanderung. Als Amir mit dem, was er besorgt hatte, zurückkam, sprach ich ihn an: .Hättest du doch eben Umar gesehen, wie er so gerührt und so traurig um unsertwillen aussah.‘ Da erwiderte er: .Hoffst du etwa, er werde sich bekehren?‘ Ich antwortete: ,Ja.‘ Er entgegnete: ,Der, den du eben gesehen, wird sich nicht früher bekehren als die Esel al-Khattabs.‘ Er zweifelte nämlich an seiner Bekehrung, weil er ihn stets derb und verstockt gegen den Glauben gefunden hatte.“
Umars Bekehrung fand wie folgt statt: Seine Schwester Fatima, Gattin des Said b. Zaid b. Amr b. Nufail, war mit ihrem Mann zum Islam übergetreten, aber heimlich aus Furcht vor Umar. Auch Nuaim b. Abd Allah al-Nahham, von den Banu Adi b. Ka’b, hatte sich zum Islam bekehrt, aber aus Furcht vor seinem Geschlecht, zu dem auch Umar gehörte, seinen Glauben geheimgehalten. Khabbab b. al-Arat kam zu Umars Schwester, um sie den Quran zu lehren. Eines Tages ging Umar mit umgürtetem Schwert aus, um sich zu Mohammed zu begeben, der etwa vierzig Personen beiderlei Geschlechts in einem Hause bei Safa um sich versammelt hatte. Unter ihnen waren auch sein Onkel Hamza, Abu Bakr, Ali und andere, die bei ihm in Mekka geblieben und nicht ausgewandert waren.
Nuaim b. Abd Allah begegnete Umar und fragte ihn, wohin er wolle. Er antwortete: „Ich will den abtrünnigen Mohammed töten, der die Quraisch gespalten, sie für Toren erklärt, ihren Glauben geschmäht und ihre Götter gelästert hat.“ Da sagte Nuaim: „Bei Allah, Umar, du stürzest dich ins Verderben. Glaubst du, die Söhne Abd Manafs werden dich auf der Erde umherwandeln lassen, wenn du Mohammed erschlagen hast? Weshalb gehst du nicht lieber zu deiner eigenen Familie zurück und ordnest ihre Angelegenheiten?“ Umar entgegnete: „Wen meinst du mit .meiner Familie‘?“ Nuaim antwortete: „Deinen Schwager und Vetter Said b. Amr und deine Schwester Fatima. Sie sind, bei Allah, zum Islam übergetreten und folgen Mohammed. Beschäftige dich zunächst mit ihnen!“ Umar kehrte hierauf um und begab sich in die Wohnung seines Schwagers, in der Khabbab b. al-Arat sich mit einem Heft befand, auf dem die 20. Sure Ta-ha’geschrieben war, die er sie lehrte. Als sie Umars Stimme hörten, zog sich Khabbab zurück und Fatima verbarg das Heft in ihrem Gewand. Umar aber hatte, als er sich dem Hause näherte, gehört, wie Khabbab ihnen vorgelesen hatte. Sobald er eintrat, sagte er: „Was habe ich für ein Gemurmel gehört?“ Sie sagten: „Du hast nichts gehört.“
* Einige Suren fangen mit Buchstaben an, deren Bedeutung selbst dem Moslem unbekannt ist.
Er entgegnete: „Sicherlich! Auch habe ich, bei Allah, gehört, ihr folgt dem Glauben Mohammeds.“ Er schlug hierauf seinen Schwager ins Gesicht, und als seine Schwester dazwischentrat, um ihn abzuhalten, schlug er auch sie und verwundete sie. Hierauf gestanden beide: „Nun ja, wir sind Moslems geworden. Wir glauben an Allah und seinen Gesandten. Tu nun, was dir gut dünkt!“
Als Umar seine Schwester bluten sah, bereute er, was er getan hatte und erschrak darüber. Er sagte zu ihr: „Gib mir das Heft, aus welchem ich euch habe lesen hören. Ich will sehen, was euch Mohammed gebracht hat.“ — Umar war nämlich des Schreibens kundig. Fatima erwiderte: „Wir fürchten, du möchtest es beschädigen.“ Er versicherte aber: „Fürchte nichts!“ und schwur bei seinen Göttern, daß er es ihr wieder zurückgeben wolle, sobald er es gelesen habe.
Aufgrund dieser Worte hoffte sie auf seine Bekehrung. Sie sagte daher zu ihm: „Du bist als Götzendiener unrein. Diese Schrift darf nur ein Reiner berühren.“ Da stand Umar auf und wusch sich. Nun gab sie ihm das Heft, in dem die Sure Ta-ha stand. Als er den Anfang gelesen hatte, rief er aus: „Wie schön und erhaben sind diese Worte!“ Als Khabbab dies hörte, betrat er ebenfalls den Raum und sagte: „Bei Allah, Umar, ich hoffe, daß Allah dich durch das Gebet seines Propheten auserkoren hat. Ich habe nämlich gestern gehört, wie er gebetet hat: .Allah, stärke den Islam durch Abu al-Hakam b. Hischam oder durch Umar b. alKhattab.‘ Nun, Umar, wende dich zu Allah!“ Umar erwiderte: „So führe mich zu Mohammed, daß ich mich vor ihm bekehre.“ Khabbab sagte: „Er ist mit einigen Gefährten in einem Hause bei Safa.“
Umar befestigte sein Schwert an der Seite, ging zu jenem Haus und klopfte an die Tür. Einer der Gefährten Mohammeds schaute durch die Spalten der Tür. Als er Umar mit seinem Schwert an der Seite sah, lief er erschrocken zu Mohammed und meldete es ihm. Da sagte Hamza b. Abd al-Muttalib: „Laß ihn eintreten. Hat er Gutes im Sinn, so vergelten wir es ihm. Kommt er mit bösen Absichten, köpfen wir ihn mit seinem eigenen Schwert.“ Mohammed ließ ihn eintreten, stand auf und ging ihm in das Vorzimmer entgegen, faßte ihn am Gürtel oder am Kragen, zog ihn zu sich heran und fragte: „Was bringt dich hierher, Sohn Khattabs? Bei Allah, ich glaube, du wirst nicht ruhen, bis Allah ein Ungemach über dich herabschickt.“ Umar sagte: „Gesandter Allahs, ich bin gekommen, um zu bekennen, daß ich an Allah glaube und an seinen Gesandten und an das, was er von Allah geoffenbart hat.“ Mohammed rief: „Allah ist größer!“ Alle im Hause Versammelten erkannten daraus, daß Umar Moslem geworden war.
Die Gefährten Mohammeds gingen dann auseinander und fühlten sich gestärkt durch die Bekehrung Umars und Hamzas. Sie wußten, daß diese beiden Mohammed schützen und ihnen gegen ihre Feinde Recht verschaffen würden.
Die Beständigkeit Umars im islamischen Glauben
Nafi, ein Freigelassener des Abd Allah b. Umar, hat mir von Ibn Umar erzählt: „Nachdem Umar zum Islam übergetreten war, fragte er: .Welcher Quraischite kennt die Überlieferung am besten?‘ Als man ihm Djamil b. Ma’mar al-Djumahi nannte, ging er des Morgens zu ihm, und ich“, so erzählt Ibn Umar, „folgte ihm, um zu sehen, was er tun werde. Ich war ein Knabe, der wohl begriff, was er sah. Als er zu Djamil kam, sagte er: .Weißt du, daß ich Moslem geworden bin und nun dem Glauben Mohammeds anhänge?‘ Djamil antwortete nichts, sondern schnürte seinen Obermantel zu und ging zum Heiligtum, wo die Quraischiten versammelt waren. Auch ich folgte ihm mit meinem Vater. Hier rief er mit lauter Stimme: .Der Sohn al-Khattabs ist abtrünnig geworden!‘ Umar rief aber hinter ihm her: ,Er lügt, ich bin Moslem geworden und bekenne, daß es keinen Gott gibt au ßer Allah und daß Mohammed sein Sklave und sein Gesandter ist.‘
Die Quraisch fielen über ihn her und schlugen sich gegenseitig, bis die Sonne senkrecht über ihren Häuptern stand. Dann ließ sich Umar erschöpft nieder. Die Quraisch stellten sich um ihn herum, und er sagte: ,Tut, was euch gutdünkt, aber, bei Allah, wären wir dreihundert Mann stark, so würden wir so lange kämpfen, bis ihr uns oder wir euch den Platz räumen müßtet.‘ Während sie so stritten, kam ein alter Quraischite in einem Oberkleid von jemenitischem Stoff und einem farbigen Unterkleid, und als er vor ihnen stand, fragte er, was es gäbe. Man antwortete ihm, Umar sei abtrünnig geworden. Da sagte er: ,Nun, laßt ihn! Er hat für sich einen Glauben gewählt, was wollt ihr? Denkt ihr vielleicht, die Banu Adi b. Ka’b werden euch ihren Feind preisgeben? Und, bei Allah, sie waren wie ein Kleid, das ihm ausgezogen wurde.'“
Abd al-Rahman b. al-Harith hat mir von einer Gattin oder von einem anderen aus der Familie Umars berichtet, Umar habe gesagt: „In der Nacht meiner Bekehrung dachte ich nach, wer wohl der erbittertste Gegner Mohammeds sein könnte und beschloß, zu ihm zu gehen, um ihm zu sagen, daß ich Moslem geworden sei. Ich fand, daß es Abu Djahl war und ging daher am folgenden Morgen zu seinem Haus und klopfte an die Tür.
Abu Djahl kam heraus und rief: .Willkommen, mein Neffe! Was führt dich her?‘ Ich antwortete: ,lch bin gekommen, um dir zu sagen, daß ich an Allah glaube und an Mohammed, seinen Gesandten, und daß ich seine Offenbarung für wahr halte.‘ Da schlug er mir die Tür vor der Nase zu und sagte:,Allah beschäme dich und deine Nachricht!'“
In der Schlucht Abu Talibs
Als die Quraisch sahen, daß die Gefährten Mohammeds Ruhe, Sicherheit und Schutz bei dem Nadjaschi gefunden hatten, daß Umar zum Islam übergetreten war und Hamza es ebenfalls mit Mohammed hielt, ja daß der Islam sich allmählich unter vielen Stämmen ausbreitete, traten sie zusammen und beschlossen, ein Schriftstück aufzusetzen, in welchem sie sich verpflichteten, mit den Banu Haschim und Muttalib keine Ehe einzugehen und keinerlei Handel mit ihnen zu treiben. Diese Abmachung wurde zur Bekräftigung ihres Bündnisses im Innern der Kaaba angebracht.
Daraufhin zogen sich die Banu Haschim und Muttalib in die Schlucht Abu Talibs zurück. Nur Abu Lahab b. Abd al-Uzza b. Abd al-Muttalib trennte sich von den Söhnen Haschims und hielt es mit den Quraischiten. Husain b. Abd Allah erzählt: „Als Abu Lahab sein Geschlecht verließ und Genosse der Quraischiten wurde, begegnete er Hind, der Tochter des Utba b. Rabia, und sagte zu ihr: ,Nun, Tochter Utbas, bin ich nicht der Lat und Uzza beigestanden und habe ich mich nicht von denen losgesagt, die ihnen entgegen sind?‘ Sie antwortete: .Freilich, Vater Utbas, Allah wird es dir lohnen.‘ Ferner habe Abu Lahab unter anderem gesagt: .Mohammed verheißt Dinge nach dem Tode, an deren Bestehen, wie mir scheint, er selbst nicht glaubt. Was wird er mir in die Hand geben?‘ Er blies dann in seine Hände und sprach: .Verderben über euch! Ich sehe nichts von dem, was Mohammed sagt.‘ Da offenbarte Allah: ‚Mögen beide Hände Abu Lahabs verdorren!'“ (Lahab 111,1).
Zwei oder drei Jahre lebten die Moslems in dieser Schlucht in großer Not, denn ihre Freunde unter den Quraisch konnten ihnen nur heimlich etwas zutragen. Einst begegnete Abu Djahl dem Hakim b. Hizam b. Khuwailid und seinem Diener, der Getreide trug. Hakim wollte es seiner Tante Khadidja, Tochter des Khuwailid, welche mit Mohammed, ihrem Gatten, in der Schlucht lebte, bringen. Abu Djahl hielt ihn fest und schrie: „Willst du den Söhnen Haschims Nahrung bringen? Bei Allah, du und deine Lebensmittel, ihr geht keinen Schritt weiter, sondern folgt mir bis nach Mekka, wo ich euch zuschanden machen werde.“
Da trat Abu al-Bakhtari b. Haschim hinzu und fragte: „Was habt ihr?“ Abu Djahl erwiderte: „Er will den Banu Haschim Lebensmittel bringen.“ Da sagte Abu al-Bakhtari: „Es sind Lebensmittel, die seine Tante bei ihm untergestellt hatte und die sie jetzt zurückverlangt. Willst du ihn hindern, ihr ihre eigenen Lebensmittel zu bringen? Laß den Mann in Ruhe!“ Abu Djahl weigerte sich jedoch, so daß sie aneinandergerieten. Abu al-Bakhtari hob den Kinnbacken eines Kamels auf und verletzte Abu Djahl damit. Außerdem versetzte er ihm heftige Fußtritte. Hamza, der in der Nähe stand, sah alles mit an. Das war den Streitenden unangenehm. Mohammed und seine Gefährten könnten dies erfahren und Schadenfreude darüber empfinden.
Abu Lahab und seine Frau Umm Djamil
Während Allah Mohammed gegen die Quraisch schützte und die Banu Haschim und Banu Muttalib sowie sein Onkel diese hinderten, ihm Gewalt anzutun, verleumdeten und verspotteten ihn die Quraisch und feindeten ihn an. Da erschienen im Quran Offenbarungen gegen die Quraisch und gegen die, welche sich im Widerstand gegen Mohammed besonders hervortaten. Ein Teil wird mit Namen genannt und der andere Teil in die Gesamtheit der Ungläubigen eingeschlossen. Zu den ersteren gehört Abu Lahab, der Onkel Mohammeds, und seine Gattin Umm Djamil, Tochter des Harb, die Holzträgerin. Man nannte sie deshalb so, weil sie dorniges Holz auf den Weg Mohammeds legte. Darum heißt es im Quran: „Mögen die Hände Abu Lahabs verdorren und er selbst verderben. Nichts nützt ihm das Vermögen, das er sich erworben. Er wird in einem hellflammenden Feuer verbrannt und seiner Frau, der Holzträgerin, wird ein Strick von Hanf um den Hals gebunden werden*“ (Lahab 111,1-5).
*Die Fluch- und Rachesure Mohammeds über seinen Onkel Lahab und dessen Frau ist ein Beispiel für den Geist des Islam, der Feinde nicht segnet, sondern verflucht, der Widersacher nicht liebt, sondern haßt (Sure 111,1-5).
Jesus hat das Gegenteil gelehrt: „Liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen, tut wohl denen, die euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel“ (Mt 5,44; Luk. 23,34).
Als Umm Djamil die auf sie und ihren Gatten sich beziehende Offenbarung vernahm, soll sie mit einem großen Stein in der Hand auf Mohammed zugegangen sein, der mit Abu Bakr bei der Kaaba saß. Als sie dann vor ihnen stand, nahm ihr Allah das Augenlicht, so daß sie Mohammed nicht sehen konnte. Sie fragte Abu Bakr: „Wo ist dein Freund? Ich habe gehört, er tadelt mich. Bei Allah, wenn ich ihn treffe, schlage ich ihm diesen Stein auf den Mund!“ Als sie sich entfernt hatte, sagte Abu Bakr zu Mohammed: „Glaubst du, sie hat dich gesehen?“ Mohammed erwiderte: „Sie hat mich nicht gesehen. Allah hat mich für sie unsichtbar gemacht.“
Das Verbot, die Götter zu lästern
Abu Djahl begegnete einst, wie mir erzählt wurde, dem Gesandten Allahs und sagte zu ihm: „Höre endlich auf, unsere Götter zu lästern, oder wir lästern den Gott, den du anbetest.“ Da offenbarte Allah: „Lästere die Götter nicht, die sie anbeten, sonst lästern sie Allah in ihrer Unwissenheit“ (al-An’am 6,108). Mohammed hörte sogleich auf, ihre Götter zu lästern, forderte aber jedermann auf, an Allah zu glauben*.
* Hier begegnen wir der diplomatischen Klugheit Mohammeds: Er verschwieg die negative Seite der Wahrheit, um dafür in der Lage zu sein, die positive Seite seiner Botschaft ungehindert ausbreiten zu können.
Wer Brennmaterial in der Hölle sein wird
Al-Nadhr b. al-Harith pflegte stets, sobald Mohammed in einer Versammlung den Quran vorlas und die Quraisch aufforderte, an Allah zu glauben, und sie vor dem Schicksal früherer Völker warnte, ihnen von dem starken Rüstern und von Isfendiar, den Königen der Perser, zu erzählen. Er ergänzte dann: „Bei Allah, Mohammeds Erzählungen sind nicht schöner als die meinigen. Sie sind auch nur aus alten Büchern abgeschrieben wie die meinigen.“
Da offenbarte Allah: „Sie behaupten, es seien die Schriften der Vorfahren, die er abgeschrieben oder die man ihm morgens und abends diktiert habe. Sprich: Derjenige, der die Geheimnisse des Himmels und der Erde kennt, hat sie geoffenbart. Er war gnädig und barmherzig (al-Furqan 25,5-6). Wehe dem Lügner und Übeltäter, der Allahs Verse hört, die du vorliest, und sich dann hochmütig abwendet, so, als hätte er nichts gehört; verkündige ihm schwere Pein! (al-Djathija 45,6-8) In ihrem Lügen sagen sie, es gäbe einen Sohn Gottes*. Sie sind Lügner! (Saffat37,151 u. 152)“
*Der theologische Kampf der Moslems mit den Christen spitzte sich im Zuge von Mohammeds wachsender Ablehnung der Vielgötterei immer mehr zu. Mohammed bezeichnete die Christen als Lügner, weil sie an den Sohn Gottes glaubten. Später verfluchte er sie in seinem Zorn (Sure 3,61; 9,29-30).
Mohammed saß eines Tages mit Walid b. al-Mughira und anderen Quraisch im Bereich der Kaaba. Da kam al-Nadhr b. al-Harith und setzte sich zu ihnen. Mohammed sprach eine Weile, und al-Nadhr widersprach ihm. Endlich brachte ihn Mohammed zum Schweigen und las folgenden Quranvers: „Ihr und alles, was ihr außer Allah anbetet, wird Brennmaterial in der Hölle werden, in die ihr hinabfahrt. Wären es Götter, so würden sie nicht in die Hölle fahren. Alle bleiben ewig darin. Sie stöhnen darin, werden aber nicht gehört“ (al-Anbija 21,100).
Als Mohammed sich bereits erhoben hatte, kam Abd Allah b. al-Ziba’ri, der Sahmite, und setzte sich zu den andern. Da sagte al-Walid b. al-Mughira zu ihm: „Kaum hatte sich al-Nadhr zu uns gesetzt, da hat Mohammed behauptet, daß wir, und was wir außer Allah anbeten, Brennstoff der Hölle werden.“ Da entgegnete Abd Allah: „Bei Allah, wenn ich ihn treffe, werde ich mit ihm disputieren. Fragt ihn, ob tatsächlich alles, was außer Allah angebetet wird, in die Hölle kommt samt dem, der es angebetet hat. Wir beten ja die Engel an, die Juden Esra* und die Christen Jesus.“ Al-Walid und den andern gefiel die Rede Abd Allahs. Sie waren froh, daß er Beweise gegen Mohammeds Behauptung aufgestellt hatte. Als Abd Allahs Worte Mohammed zu Ohren kamen, antwortete er: „Nur diejenigen, die außer Allah angebetet sein wollen, werden mit denen, die sie angebetet haben, verbrannt**. Die Quraisch aber beten Satane (Tawagit) und Götzen an, die von ihnen angebetet sein wollen.“ Damals offenbarte ihm Allah: „Diejenigen, denen wir früher Gutes erwiesen haben, bleiben fern von der Hölle und hören nicht ihr Getöse. Sie bleiben ewig in dem, was sie gewünscht haben“ (al-Anbija 21,102), zum Beispiel Jesus, Esra, die Rabbiner und Priester, die im Gehorsam gegen Allah dahingeschieden sind.
*
* Die Juden haben zeitweise Esra so hoch verehrt, daß Außenstehende dies als Anbetung mißverstanden.
** Die Anbetung Christi (Offbg. 5,12) stellt für Moslems einen Greuel dar. Die angedrohte Höllenstrafe im ewigen Feuer umfaßt nach islamischen Denken auch alle Christen, die Jesus anbeten.
Was ihre Behauptung anbetrifft, daß sie Engel anbeten, die Töchter Allahs seien, heißt es: „Sie sagen, der Barmherzige habe Kinder. Gepriesen sei er! Sie sind nur Sklaven, denen er seine Gnade geschenkt hat. Sie greifen ihm mit keinem Worte vor und handeln nur nach seinem Befehl“ (al-Anbija 21,26).
In bezug auf Jesus erfolgte die Antwort: „Er ist nur ein Sklave, gegen den wir gütig waren und den wir den Söhnen Israels als Vorbild aufgestellt haben. Er ist ein Zeichen für die Stunde. Zweifelt nicht daran! Folgt mir, dies ist der gerade Weg“ (al-Zukhruf 43,59-61). Die Wunder, die ich durch ihn vollbringen ließ, wie die Wiederbelebung der Toten und die Heilung der Kranken, ist Beweis genug für die Stunde * Darum zweifelt nicht!
* Christus und seine Wunder gelten im Islam als Zeichen für das kommende Gericht Allahs!
Von der Auferweckung der Toten
Ubai b. Khalaf und Uqba b. Abi Muit waren enge Freunde. Eines Tages hörte Ubai, daß Uqba sich zu Mohammed gesetzt und ihm zugehört habe. Er ging daher zu ihm und sagte: „Ich habe gehört, du hast Mohammed aufgesucht und ihm zugehört. Wenn dies wahr ist, so schwöre ich, daß ich dich nicht mehr sehen will und nicht mehr mit dir sprechen werde, bis du zu ihm gehst und ihm ins Gesicht spuckst.“ Uqba — Allah verfluche ihn! — der Feind Allahs, tat dies. Daraufhin offenbarte der erhabene Allah: „Eines Tages wird der Ruchlose sich in die Hände beißen und sagen: Hätte ich doch den Weg des Gesandten gewählt!“ (al-Furqan 25,27).
Ubai ging einst mit einem alten Knochen zu Mohammed und fragte ihn, ob er wirklich glaube, daß dieser Knochen auferweckt würde. Er zerbröckelte ihn dabei mit der Hand und blies den Staub in den Wind. Mohammed antwortete: „Jawohl, diesen Knochen und dich selbst — wenn du einmal im selben Zustand sein wirst — wird Allah auferwecken und dich in die Hölle bringen.
Disput zwischen Mohammed und den Götzendienern Quraischs
Als Mohammed einst die Kaaba umkreiste, traten ihm al-Aswad b. al-Muttalib, Walid b. al-Mughira, Umaija b. Khalaf und al-Aas b. Wail, angesehene Männer der Quraisch, in den Weg und sagten: „Wohlan, Mohammed, wir wollen deinen Gott anbeten. Bete du dafür auch unsere Götter an, so daß wir alle gemeinsam beten. Ist das, was du anbetest, besser, so haben wir unseren Anteil daran. Ist das, was wir anbeten, besser, so erhältst du ebenfalls Anteil daran.“ Da offenbarte Allah: „Sprich: O ihr Ungläubigen! Ich bete nicht an, was ihr anbetet“ (al-Kafirun 109,1 u. 2).
Der Baum Zaqqum
Als im Quran vom Baume Zaqqum die Rede war, um die Ungläubigen zu bedrohen, sagte Abu Djahl: „Wißt ihr Quraisch, was der Zaqqumbaum ist, mit dem euch Mohammed bedroht? Das sind die Datteln Medinas mit Butter. Bei Allah, wenn wir solche Zaqqum bekommen können, wollen wir sie uns schmecken lassen.“ Da offenbarte Allah: „Der Baum Zaqqum ist die Speise des Übeltäters, sie kocht im Leib wie geschmolzenes Metall, wie siedendes Wasser“ (al-Dukhan 44,43-50). Abu Djahls Behauptung ist falsch.
Von Ihn Umm Maktum, dem Blinden
Als einst Mohammed in einem Gespräch Walid b. al-Mughira für den Islam zu gewinnen suchte, kam der blinde Ibn Umm Maktum hinzu. Auch er sprach zu Mohammed und bat ihn, aus dem Quran vorzulesen. Mohammed aber waren die Fragen des Blinden lästig, weil er sich lieber mit Walid beschäftigt hätte, dessen Bekehrung er sehnlichst wünschte. Als der Blinde immer mehr hören wollte, wandte sich Mohammed ungehalten von ihm ab und ließ ihn stehen*.
* Jesus dagegen ließ die Massen stehen, wandte sich dem Blinden zu und öffnete ihm die Augen durch sein allmächtiges Wort (Mk. 10,46-52). Mohammed hatte keine heilende Kraft. Er suchte die Starken für sich und den Islam zu gewinnen, aber nicht die Schwachen und Kranken. Er ließ den Blinden stehen, um mit den Einflußreichen zu reden. Jesus jedoch kam mit Willen zu den Armen, Elenden, Kranken, Schwachen und Sündern, um ihnen zu helfen (Mt. 11,25-30).
In Sure Abasa 80,1-11 lesen wir, daß Allah Mohammed wegen seinem Verhalten dem Blinden gegenüber tadelte!
Von denen, die aus Abessinien zurückgekehrt sind
Die nach Abessinien ausgewanderten Gefährten Mohammeds vernahmen einst das Gerücht, die Mekkaner hätten sich zum Islam bekehrt. Sie kehrten daher zurück. Erst als sie in die Nähe von Mekka kamen, hörten sie, daß es ein falsches Gerücht gewesen war. Sie konnten daher nur heimlich nach Mekka hineingehen. Einige blieben in der Stadt bis zur Auswanderung 129 Mohammeds nach Medina und kämpften bei Badr und Uhud an seiner Seite. Andere wurden zurückgehalten, so daß ihnen Badr und andere Schlachten entgingen. Wieder andere starben in Mekka. Insgesamt waren es 33 Männer, die aus Abessinien zurückkehrten*.
*Ibn Hischam verschweigt, daß Mohammed während des wachsenden Boykotts der Mekkaner eine schwache Minute hatte und neben Allah al-Lat, Uzza und Manat als weibliche Gottheiten anerkannte, ja ihre Existenz durch eine göttliche Offenbarung legitimierte (Sure 53,19-21; 22$2-53). Später hat Mohammed diese Verse als Einflüsterung Satans abgelehnt. Die „ satanische Verse “ aber blieben ein Bestandteil des Korans bis heute.
Als die Asylanten in Abessinien hörten, daß Mohammed eine begrenzte Vielgötterei zuließ, brachen sie ihren Aufenthalt im fremden Land ab und wollten wieder nach Mekka zurückkehren. Als sie jedoch zu Hause ankamen, hatte Mohammed den Kompromiß mit seinen Feinden als falsche Offenbarung widerrufen. Er habe die Einflüsterung Satans nicht von der Stimme des wahren Gottes unterscheiden können. Diese Aussage Mohammeds legt die Frage nahe, ob nicht noch weitere Verse im Quran satanischen Ursprungs sind.
Von Uthmans Mut
Salih b. Ibrahim b. Abd al-Rahman b. Auf hat mir von einem, dem es Uthman selbst erzählt hat, berichtet: „Uthman b. Maz’un sah, wie die Gefährten Mohammeds litten, während er selbst unter dem Schutz Walids ausgehen konnte, wann er wollte. Da sagte er: ,Bei Allah, es tut mir im Herzen weh, daß ich durch den Schutz eines Götzendieners in Sicherheit lebe, während meine Gefährten 130 und Glaubensgenossen wegen ihres Glaubens an Allah von allerlei Leiden und Kränkungen heimgesucht werden.‘ Er ging deshalb zu Walid und sprach: ,Dein Schutz hat sich bewährt. Ich aber verzichte in Zukunft darauf.‘ Al-Walid fragte: .Weshalb, mein Neffe? Hat dich einer von meinem Geschlecht beleidigt?‘ Er antwortete: ,Nein, aber ich begnüge mich mit dem Schutz Allahs und bedarf keines weiteren Schutzes.‘ Da erwiderte Walid: ,So geh mit mir zur Kaaba und sage dich öffentlich von meinem Schütze los, wie ich ihn dir auch öffentlich gewährt habe.‘ Hierauf gingen sie zusammen zum Heiligtum, und Walid sagte: ,Uthman ist gekommen, um auf meinen Schutz zu verzichten.‘ Uthman setzte hinzu: ,Es ist wahr, ich habe ihn als einen treuen und edlen Beschützer gefunden, aber ich will außer Allah keinen Beschützer mehr haben, deshalb entbinde ich ihn von seiner Verpflichtung.'“
Eines Tages rezitierte Labid b. Rabia b. Malik b. Dja’far b. Kilab in einer Gesellschaft von Quraischiten einige Verse. Als er sagte: „Alles außer Allah ist eitel“, fügte Uthman, der auch zugegen war, hinzu: „Du hast wahr gesprochen!“ Labid fuhr fort: „Alles Angenehme muß einst aufhören!“ Uthman erwiderte: „Du lügst, das Angenehme des Paradieses wird nie aufhören!“ Da sagte Labid: „O ihr Quraischiten! Bei Allah, niemand aus eurer Gesellschaft ist bisher beleidigt worden. Seit wann darf dies geschehen?“ Einer der Leute antwortete: „Nimm’s dir nicht zu Herzen, was dieser Mann sagt. Er ist einer der Toren, die sich von unserem Glauben losgesagt haben.“ Uthman seinerseits wollte auch nicht schweigen, bis sie in Streit gerieten und der Mann ihm auf das Auge schlug, so daß es grün und blau wurde. Als Walid, der in der Nähe war, dies sah, bemerkte er: „Bei Allah, mein Neffe, dein Auge hätte verschont bleiben können. Du hast bisher unter meinem sicheren Schutz gelebt.“ Uthman erwiderte: „Nein, bei Allah, mein anderes Auge sehnt sich nach dem, was das eine für Allahs Sache getroffen hat. Ich bin unter dem Schutz dessen, der stärker und mächtiger ist als du, Vater des Abd Schams.“ Walid sagte: „Wohlan, mein Neffe, wenn du willst, stelle ich dich wieder unter meinen Schutz.“ Uthman wollte davon aber nichts mehr wissen.
Von Abu Salama und seinem Schutz
Abu Ishaq b. Jasar hat mir von Salama b. Umar b. Abi Salama erzählt: „Als Abu Salama sich unter den Schutz Abu Talibs stellte, gingen Männer von den Banu Makhzum zu Abu Talib und sprachen: ,Du hast schon deinen Brudersohn gegen uns in Schutz genommen. Was brauchst du noch einen der unsrigen zu beschützen?‘ Abu Talib antwortete: ,Er hat sich unter meinen Schutz begeben und ist der Sohn meiner Schwester. Wenn ich meinen Schwestersohn nicht beschütze, so könnte ich auch meinen Brudersohn nicht beschützen.‘ Da erhob sich Abu Lahab und sagte: ,Bei Allah, ihr habt diesem Greis schon viel angetan. Ihr fallt stets über ihn her, weil er Leuten aus seinem Geschlecht Schutz gewährt. Laßt ihn entweder in Ruhe, oder laßt es uns in allem mit ihm halten, bis er sein Ziel erreicht.‘ Sie erwiderten: ,Wir wollen nichts mehr tun, was dir mißfällt, Vater Utbas.‘ Er war nämlich ihr Freund und Beistand gegen Mohammed, und dabei blieb es auch.“
Von Abu Bakr
Wie mir Muhammed b. Muslim erzählt hat, der es von Aischa gehört hatte, bat Abu Bakr, der Wahrhaftige, Mohammed um die Erlaubnis, auswandern zu dürfen, als er in Mekka vielen Beleidigungen ausgesetzt war und die Quraisch sich gegen Mohammed und seine Gefährten verbündet hatten. Mohammed erlaubte es, und er wanderte aus. Als er aber eine oder zwei Tagereisen zurückgelegt hatte, begegnete er Ibn al-Dughunna, einem Bruder der Banu al-Harith b. Abd Manat b. Kinana, der damals Herr der Ahabisch war. Dieser fragte Abu Bakr, wo er hin wolle. Er antwortete: „Mein Volk hat mich vertrieben, indem es mich beleidigt und bedrängt.“ — „Und weshalb?“ fragte Ibn al-Dughunna, „bist du doch die Zierde deines Geschlechts, ein Helfer bei Unglücksfällen. Du bist wohltätig und bringst Verlorenes zurück. Kehre um, ich beschütze dich!“ Abu Bakr kehrte mit ihm nach Mekka zurück, und Ibn al-Dughunna erklärte den Quraischiten, daß er Abu Bakr beschütze und ihm niemand etwas zuleide tun dürfe. Daraufhin ließen sie von ihm ab.
„Abu Bakr“, so erzählte Aischa weiter, „hatte einen Betplatz vor der Tür seiner Wohnung, unter den Banu Djumah. Er war ein gefühlvoller Mann, der durch seine Quranrezitationen andere zu Tränen rührte. Junge Leute, Sklaven und Frauen blieben stehen und bewunderten ihn. Deswegen begaben sich einige Quraischiten zu Ibn al-Dughunna und beklagten sich: ,Du beschützt doch diesen Mann nicht, damit er uns kränken kann? Wenn er betet und den Quran zitiert, wird er gerührt. Außerdem ist er ein Mann von einnehmendem Äußeren. Wir fürchten daher, er möchte unsere Frauen, Kinder und Schwachköpfe verführen. Geh zu ihm und befiehl ihm, sich in sein Haus zurückzuziehen. Da mag er tun, was er will.'“
Ibn al-Dughunna ging zu Abu Bakr und sprach: „Ich habe dir nicht meinen Schutz gewährt, damit du deine Leute kränkst. Sie fühlen sich belästigt, weil du vor deinem Haus betest. Darum zieh‘ dich in dein Haus zurück und tu darin, was du willst!“ Abu Bakr erwiderte: „Oder ich entsage deinem Schutz und begnüge mich mit dem Schütze Allahs.“ — „Nun“, erwiderte Ibn al-Dughunna, „so bestätige mir dies.“ Darauf sagte Abu Bakr: „Ich entbinde dich von deiner Schutzverpflichtung.“ Ibn al-Dughunna zeigte dies den Quraischiten an und überließ es ihnen, was sie gegen Abu Bakr unternehmen wollten.
Wie die Ächtung der Banu Haschim und Muttalib aufgehoben wurde
Die Banu Haschim und Muttalib hatten sich in die Schlucht zurückgezogen, nachdem die Quraisch sie geächtet hatten. Doch taten sich einige Quraischiten zusammen, um die Ächtung wieder aufzuheben. Der Eifrigste war Hischam b. Amr b. Rabia, denn er war mütterlicherseits ein Brudersohn des Nadhla b. Haschim und fühlte sich daher zu den Banu Haschim hingezogen. Auch genoß er großes Ansehen unter seinen Leuten. Wie ich gehört habe, kam er eines Nachts an den Eingang der Schlucht, in der die Banu Haschim und Muttalib lebten. Er hatte ein mit Lebensmitteln beladenes Kamel bei sich, nahm ihm den Zaum ab, versetzte ihm einen Hieb und trieb es in die Schlucht. Ein andermal belud er das Kamel mit Stoffen und tat dasselbe. Hischam begab sich zu Zuhair b. Abi Umaija, dessen Mutter Atika, eine Tochter Abd al-Muttalibs war und sagte: „Gefällt es dir, daß du dich nach Herzenslust nährst und kleidest und Ehen schließt, während deine Onkel mütterlicherseits, wie du wohl weißt, nichts kaufen und verkaufen können und keine Ehen schließen dürfen? Bei Allah, wären sie die Onkel des Abi al-Hakam b. Hischam und du hättest von ihm verlangt, was er dir zugemutet hat, er würde dir nie nachgegeben haben.“ Zuhair erwiderte: „Wehe dir, Hischam, was kann ich als einzelner tun? Fände ich einen zweiten, so würde ich die Ächtung rückgängig zu machen suchen.“ Hischam erwiderte: „Du hast in mir einen zweiten Mann gefunden!“ Da sagte Zuhair: „Suche uns noch einen dritten!“ Hischam begab sich zu Mut’im b. Adi und sprach: „Ist es dir recht, daß zwei Zweige der Söhne Abd Manafs vor deinen Augen zugrunde gehen? Bist du mit den Quraischiten darin einer Meinung? Bei Allah, wenn ihr ihnen dieses einräumt, so wirst du bald erfahren müssen, was sie gegen euch selbst vermögen.“ Mut’im erwiderte: „Was soll ich tun? Ich bin nur ein Mann.“ Da entgegnete Hischam: „Ich habe einen zweiten gefunden.“ — „Wen?“—„Mich selbst.“—„So suche noch einen dritten!“—„Das ist bereits geschehen!“ — „Wer ist es?“ — „Zuhair b. Abi Umaija.“ — „So suche noch einen vierten!“ Hischam begab sich zu Abu al-Bakhtari und sagte zu ihm dasselbe wie zu Mut’im. Jener fragte: „Wird mich noch jemand in dieser Sache unterstützen?“ Hischam nannte ihm Zuhair, Mut’im und sich selbst. Da sagte jener: „Suche noch einen fünften!“ Da ging Hischam zu Zama b. al-Aswad und sprach mit ihm über die Verwandten und die Rechte der Geächteten. Zama fragte: „Wer ist noch einverstanden mit dem, was du mir vorschlägst?“ Hischam nannte ihm die übrigen, und sie verabredeten eine nächtliche Zusammenkunft auf dem vorspringenden Teil von Hadjun, einer Anhöhe bei Mekka. Dort verpflichteten sie sich gegenseitig, alles aufzubieten, um die Ächtung rückgängig zu machen. Zuhair erbot sich, den Antrag zu stellen.
Am folgenden Morgen, als die Quraisch sich wie gewöhnlich versammelten, erschien Zuhair in einem weiten Gewand und umkreiste die Kaaba siebenmal. Dann wandte er sich an die Versammelten: „Ihr Bewohner Mekkas, ist es recht, wenn wir uns gut nähren und kleiden, während die Banu Haschim zugrunde gehen und wir jeden Umgang mit ihnen meiden? Bei Allah, ich werde nicht ruhen, bis diese ungerechte Vereinbarung, die unseren Stamm spaltet, zerrissen wird.“
Abu Djahl, der auf der einen Seite des Heiligtums saß, erwiderte: „Du lügst, die Ächtung wird nicht aufgehoben.“ Da sagte Zama b. al-Aswad: „Du bist, bei Allah, ein größerer Lügner. Wir waren nicht damit einverstanden, als diese Abmachung aufgeschrieben wurde.“ Abu al-Bakhtari entgegnete: „Zama hat recht, wir sind nicht damit einverstanden und bestätigen die Ächtung nicht.“ Al-Mut’im fügte hinzu: „Ihr beiden habt die Wahrheit gesprochen. Wer etwas anderes sagt, hat gelogen. Wir sagen uns vor Allah von der Ächtung los und von dem, was in dem Schriftstück festgelegt ist.“
Als Hischam das bekräftigte, rief Abu Djahl: „Die Sache ist in der Nacht, in welcher an einem anderen Ort Rat gehalten wurde, abgemacht worden.“ Daraufhin erhob sich al-Mut’im, um das Blatt zu zerreißen, doch der Wurm hatte es bereits zernagt. Nur noch die Worte „In deinem Namen, Allah“ waren lesbar. Schreiber des Blattes war Mansur b. Ikrima, dessen Hand, wie behauptet wird, später verdorrt ist.
Wie Mohammed Rukana bekehrte
Abu Ishaq b. Jasar hat mir erzählt: Rukana b. Abd Jazid, der stärkste Mann unter den Quraischiten, befand sich eines Tages allein mit Mohammed in einer Schlucht bei Mekka. Mohammed sprach: „Fürchtest du Allah nicht, Rukana, und folgst meinem Rufe nicht?“ Er antwortete: „Wüßte ich, daß du die Wahrheit sagst, so würde ich dir folgen.“ Mohammed entgegnete: „Wirst du, wenn ich dich zu Boden werfe, glauben, daß ich die Wahrheit sage?“ — „Ja.“ — „So steh auf und laß uns miteinander ringen!“ Rukana erhob sich, um mit Mohammed zu ringen. Mohammed versetzte ihm einen Schlag, so daß er ohnmächtig zu Boden fiel. Rukana wollte aber den Kampf wieder aufnehmen, doch Mohammed warf ihn abermals zu Boden. Da sagte Rukana: „Bei Allah, das ist wunderbar, wie kannst du mich zu Boden werfen?“ Mohammed erwiderte: „Wenn du Allah fürchtest und meinen Glauben annimmst, werde ich dir noch ein größeres Wunder zeigen.“ — „Welches?“ — „Ich werde den Baum, den du dort siehst, herbeirufen, und er wird zu mir kommen.“ Auf Verlangen Rukanas rief Mohammed den Baum, und er kam und blieb vor ihm stehen, bis er ihn wieder an seine Stelle zurückgehen hieß, was er dann auch tat. Rukana kehrte zu seinen Leuten zurück und sagte: „O ihr Söhne Abd Manafs, ihr könnt mit eurem Freund alle Bewohner der Erde verzaubern, denn, bei Allah, ich habe nie einen größeren Zauberer gesehen.“ Er erzählte ihnen dann, was Mohammed getan und was er selbst gesehen hatte *.
* Sollte diese Geschichte wahr sein, so stellt sich die Frage, ob Mohammed nicht doch ein Zauberer war und über dämonische Kräfte verfügte.
Ankunft einer Abordnung von Christen aus Abessinien
Zu Mohammed kamen, als er noch in Mekka war, etwa zwanzig Christen, nachdem sie in Äthiopien Berichte von ihm gehört hatten. Sie fanden ihn in der Anbetungsstätte, setzten sich zu ihm, sprachen ihn an und stellten ihm Fragen, während die Männer von Quraisch an ihren Treffpunkten bei der Kaaba standen. Nachdem sie den Gesandten Allahs nach allem gefragt hatten, was sie von ihm wissen wollten, rief er sie zur Unterwerfung unter Allah und rezitierte vor ihnen einige Qurantexte. Als sie den Quran hörten, wurden ihre Augen von Tränen feucht. Sie nahmen sogleich Allah an, glaubten an ihn, vertrauten seiner Wirklichkeit und erfuhren, was von ihm in ihrem Buch geschrieben stand. Sie hatten Mohammed kaum verlassen, da trat ihnen Abu Djahl b. Hischam mit einigen Männern von Quraisch in den Weg und sagte zu ihnen: „Gott vereitle eure Abordnung! Die Leute eurer Religion, zu denen ihr gehört, haben euch geschickt, damit ihr ihnen Nachrichten von diesem Mann (Mohammed) bringt. Ihr aber habt euch zu ihm gesetzt und sogleich eure Religion verlassen, ohne euch mit ihm richtig vertraut gemacht zu haben. Eine dümmere Abordnung hatten wir noch nie gesehen!“
Andere sagten: „Die Abordnung kam aus dem Wadi Nadjran (im Nordjemen). Gott weiß, um wen es sich in Wirklichkeit handelte!“ Über diese Abordnung wurden folgende Verse herabgesandt: „Diejenigen, denen wir die Schrift früher schon gegeben haben, sie glauben daran; und wenn sie ihnen vorgetragen wird, dann sprechen sie: Wir glauben daran. Wahrlich, das ist die Wahrheit von unserem Herrn. Wirklich, wir waren schon früher Moslems* (an Gott Ausgelieferte)“ (al-Qasas 28,53).
*Die missionarische Aktivität der islamischen Asylanten in Abessinien hatte Nachwirkungen. Einige Christen wollten den Islam prüfen und besuchten Mohammed, um ihn kennenzulernen. Es gibt immer gutmütige und oberflächliche Christen, die religiöse Halbwahrheiten und eindrückliche Frömmigkeitsformen als Grundlage eines rechten Glaubens ansehen. Das Evangelium aber lehrt uns, daß selbst die tiefste Religiosität keinen Menschen rettet. Allein das Blut des gekreuzigten Gottessohnes schafft jene Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (vgl. Röm. 1,17). Alle anderen Religionen eröffnen keinen Weg zu Gott. Sie bleiben im Irrtum der Selbsterlösung und in ihrer Gesetzlichkeit gefangen.
„Sollte Allah gerade diese begnadet haben…“
Einst saß Mohammed bei der Kaaba, umgeben von den Geringgeachteten unter seinen Genossen, u. a. Khabbab, Ammar, Abu Fukaiha Jasar, ein Freigelassener des Safwan b. Umaija b. Muharrith und Suhaib. Da sprachen die Quraischiten spöttisch untereinander: „Das sind also seine Gefährten, wie ihr seht. Sollte Allah gerade diese aus unserer Mitte durch Leitung und Erkenntnis der Wahrheit begnadet haben? Wäre tatsächlich etwas Gutes an Mohammeds Offenbarung, so wären uns diese Leute nicht zuvorgekommen. Allah hätte sie nicht vor uns ausgezeichnet.“
Da offenbarte Allah: „Verstoße nicht diejenigen, die ihren Herrn morgens und abends anbeten, die sein Wohlgefallen suchen. Du gehörst zu den Übeltätern, wenn du sie zurückweist“ (al-An’am 6,52).
Mohammed und der Christ Djabr
Wie mir berichtet wurde, saß Mohammed oft bei Marwa (in der Nähe von Mekka) vor der Bude eines jungen Christen, der Djabr* hieß und Sklave der Banu al-Hadhrami war. Es hieß daher, Djabr habe Mohammed vieles von dem gelehrt, was dieser später offenbart habe. Da erschien der Quranvers: „Wir wissen, daß sie sagen, ein Mensch lehre ihn, aber die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist fremd, während dies klares Arabisch ist“ (al-Nahl 16,103).
* Der Sklave Djabr ist einer der namentlich bekannten Christen, bei denen Mohammed stundenlang in einer Gemischtwarenhandlung saß, um Belehrung von ihm über das Evangelium zu erfragen. Die Mohammed feindlich gesinnten Mekkaner spotteten und nannten Djabr den „Heiligen Geist“ Mohammeds, der ihn inspiriere und von dem er Teile seiner Offenbarungen empfange.
Wie die Sure al-Kauthar geoffenbart worden ist
Wie mir berichtet worden ist, sagte al-Aas b. Wail der Sahmite, wenn von Mohammed die Rede war: „Laßt ihn! Er hat keine Nachkommen! In ein paar Jahren wird sein Andenken erlöschen, und ihr habt Ruhe vor ihm.“ Darauf offenbarte Allah: „Wir haben dir al-Kauthar* gegeben, welcher besser ist als diese Erde samt allem, was darauf ist“ (al-Kauthar 108,1).
* Al-Kauthar heißt „das Große, Erhabene und Zahlreiche“. AlKauthar ist auch der Name eines Paradiesflusses der mehrere Nebenflüße haben soll. Sein Wasser schmecke süß wie Honig und sein Flußbett sei mit Edelsteinen ausgelegt.
6. Die Vision Mohammeds von seiner Himmelfahrt
Mohammeds nächtliche Wanderung und Himmelfahrtsvision
Mohammed wurde von der Anbetungsstätte in Mekka zum Tempel in Jerusalem getragen, als der Islam sich schon unter den Quraischiten und anderen Stämmen Mekkas ausgebreitet hatte. Über diese Reise gibt es Überlieferungen von Abd Allah b. Mas’ud, von Abu Said al-Khudri, von Aischa, der Gattin Mohammeds, von Muawia b. Abi Sufjan, von Hassan b. Abi al-Hassan al-Basri, von Ibn Schihab al-Zuhri, von Qatada, von anderen Traditionsträgern und von Umm Hani, der Tochter Abu Talibs. Wir haben hier zusammengefaßt, was die verschiedenen Männer und Frauen darüber berichtet haben.
Diese Reise stellte eine Versuchung und Prüfung der Moslems auf Befehl Allahs, des Erhabenen und Mächtigen, dar. Sie bedeutete eine Belehrung für Verständige, eine Leitung, Gnade und Befestigung für die Gläubigen. Allahs Befehl war geschehen. Mohammed mußte aufbrechen, „damit Allah ihm von seinen Wundern zeige“ (al-lsra 17,1), so viel er wollte, und Mohammed einen Blick auf seine Macht und Herrschaft werfe, kraft derer er tut, was ihm gefällt.
Abd
Allah b. Mas’ud erzählt: „Man führte Mohammed den Buraq*vor, jenes Wundertier, das schon andere Propheten vor ihm getragen hatte und das seine Hufe so weit auseinandersetzt, wie das Auge reicht. Sein Freund (Gabriel) hob ihn hinauf und begleitete ihn. Mohammed sah die Wunder zwischen Himmel und Erde. Schließlich kam er nach Jerusalem. Hier begegnete er Abraham, Moses, Christus und anderen Propheten, die sich um seinetwillen einfanden, und er betete mit ihnen**.
*Buraq heißt „der Blitzschnelle Glänzende “ und bedeutet im Islam ein weißes Reittier, das die Propheten bestiegen (Sure 17,1). Es soll größer als ein Esel und kleiner als ein Maultier sein und zwei Flügel haben. Als Mohammed bei seiner Himmelfahrt dieses Wundertier bestieg, war er von Gabriel und Michael begleitet (Ali Mansuru’s Nasif: Scharhu kitabi’t-tadj).
** Abraham, Mose und Christus sind im Islam die wichtigsten Propheten in der Zeit vor Mohammed. Indem Jesus im Zusammenhang mit Abraham, Mose und Mohammed erwähnt wird, wird er auf das Niveau der übrigen Propheten degradiert.
In Wirklichkeit sind Mose und Elia dem Herrn Jesus auf dem Berg der Verklärung erschienen. Die beiden Vertreter des Alten Bundes haben Jesus auf seinem Weg zum Kreuz bestärkt, damit er die Versöhnung der Welt vollende (Mt. 17,3-4; Mk. 9,4-5; Luk. 9,30-31). Mohammed selbst wurde nie verklärt, sondern blieb auch während seiner Vision bzw. seines Nachttraums ein normaler Mensch.
Man brachte ihm drei Gefäße. Das eine enthielt Milch, das andere Wein und das dritte Wasser. Mohammed hörte, während die Gefäße vor ihm aufgestellt wurden, eine Stimme, die ihm zurief: „Wenn du das Wassergefäß nimmst, wirst du und dein Volk ertränkt. Greifst du nach dem Wein, so wirst du und dein Volk dem Irrtum verfallen. Ziehst du aber die Milch vor, so wirst du und dein Volk recht geleitet.“
„Ich nahm daher“, erzählt Mohammed selbst, „das Milchgefäß und trank daraus, und Gabriel sagte zu mir: Du wirst recht geleitet und dein Volk mit dir, o Mohammed!“
Al-Hassan hat mir erzählt, Mohammed habe einst gesagt: „Während ich im Heiligtum schlief, kam Gabriel und stieß mich mit dem Fuß. Ich setzte mich aufrecht, sah aber nichts. Ich legte mich daher wieder auf mein Lager zurück. Abermals stieß mich Gabriel mit seinem Fuß. Da erhob ich mich. Als ich aber nichts sah, legte ich mich wieder nieder. Er stieß mich zum dritten Mal, und als ich mich aufrecht setzte, faßte er meinen Arm. Ich stand auf, und er führte mich an die Tür der Anbetungsstätte. Da stand ein weißes Tier, der Größe nach zwischen einem Maulesel und einem Esel. Es hatte zwei Flügel an den Hüften, unter welchen die Hinterfüße hervortraten, während seine Vorderbeine so weit reichten, wie das Auge sehen konnte. Gabriel hob mich hinauf und begleitete mich. Er blieb stets an meiner Seite.“
Von Qatada ist mir berichtet worden, Mohammed habe erzählt: „Als ich mich dem Tier näherte, um es zu besteigen, wurde es bockig. Da legte ihm Gabriel seine Hand auf die Mähne und sagte: ,Schämst du dich nicht, Buraq? Bei Allah, es hat dich bisher kein edlerer Sklave Allahs bestiegen als Mohammed.‘ Buraq schämte sich derart, daß er ganz mit Schweiß bedeckt wurde. Er blieb dann ruhig stehen, bis ich ihn bestiegen hatte.“
Al-Hassan berichtet: „Mohammed reiste in Begleitung Gabriels nach Jerusalem. Dort fand er Abraham, Moses, Christus und andere Propheten. Mohammed ging auf sie zu und betete mit ihnen. Dann brachte man ihm zwei Gefäße. In dem einen war Wein und im andern Milch. Mohammed nahm das Gefäß mit Milch und trank daraus. Den Wein ließ er unberührt. Da sagte ihm Gabriel: Du bist von deiner Erschaffung an recht geleitet, dein Volk ist recht geleitet, und der Wein ist euch verboten.“
Mohammed kehrte dann nach Mekka zurück und erzählte am folgenden Morgen den Quraischiten seine Erlebnisse. Die meisten Leute sagten: „Das ist doch, bei Allah, eine klare Sache! Mohammed will in einer Nacht die Reise nach Syrien hin und zurück gemacht haben, während eine Karawane zwei Monate dazu braucht.“
Viele Moslems fielen wieder vom Islam ab. Andere kamen zu Abu Bakr und fragten: „Was hältst du von deinem Freund, der behauptet, diese Nacht in Jerusalem gewesen zu sein? Er habe dort gebetet und sei wieder zurückgekehrt.“ Abu Bakr antwortete: „Ihr dichtet ihm Lügen an.“ Da entgegneten sie: „Er ist im Bereich der Kaaba und erzählt selbst davon.“ Abu Bakr erwiderte: „Bei Allah, wenn er es selbst sagt, so ist es auch wahr, und was ist so Unglaubliches daran? Glaube ich doch, wenn er mir sagt, die Offenbarung komme vom Himmel zur Erde herab in einer Stunde des Tages oder der Nacht. Und dies bedeutet doch noch viel mehr als das, was euch so wunderbar erscheint.“
Er begab sich dann zu Mohammed und fragte: „Hast du, o Prophet Allahs, diesen Leuten gesagt, du seist in Jerusalem gewesen?“ Er antwortete: „Ja.“ Da sagte Abu Bakr: „Beschreibe mir die Stadt. Ich bin schon dort gewesen.“ Mohammed fing dann an, Jerusalem zu beschreiben, und sooft er Einzelheiten eines Stadtteils geschildert hatte, rief Abu Bakr: „Du hast wahr gesprochen! Ich bezeuge, daß du ein Gesandter Allahs bist.“ Als er geendet hatte, sagte er zu Abu Bakr: „Du, Abu Bakr, bist der Wahrhaftige.“ Von diesem Tage an wurde er „der Wahrhaftige“ genannt.
Hassan berichtet ferner: „Gegen diejenigen, welche wegen dieses Vorfalls vom Islam abfielen, offenbarte Allah: ,Wir haben das Gesicht, das wir dir gezeigt haben, nur zur Versuchung für die Menschen gemacht, ebenso den im Quran verfluchten Baum. Wir warnen sie, aber das macht sie nur noch widerspenstiger'“ (al-lsra 17,60).
Einer aus der Familie Abu Bakrs hat mir erzählt, Aischa habe gesagt: „Mohammeds Körper wurde nicht vermißt, sondern Allah ließ seinen Geist reisen.“ Jaqub b. Utba b. al-Mughira b. al Akhnas hat mir berichtet, Muawia b. Abi Sufjan habe, wenn man ihn über Mohammeds nächtliche Reise befragte, geantwortet: „Es war eine wahre Vision von Allah.“
Al-Zuhri berichtet nach dem, was er von Said b. al-Musaijab gehört hat: „Mohammed hat seine Gefährten Abraham, Moses und Christus beschrieben, nachdem er sie in dieser Nacht gesehen hatte. Von Abraham sagte er: ,lch habe nie jemanden gesehen, der mir selbst ähnlicher wäre oder dem ich ähnlicher wäre. Moses war ein Mann von großer Statur, beweglich, mit krausem Haar und gebogener Nase, als wäre er vom Stamme Schanua.‘
Christus habe weiss-rötlich ausgesehen, von mittlerer Größe, mit wallendem Haar, strahlendem Gesicht, als käme er aus einem Bad. Man hatte den Eindruck, es tropfe Wasser von seinem Kopf, was aber nicht der Fall ist*.“
* Mohammed schien etwas von der Taufe Jesu durch Johannes im Jordan gehört zu haben.
Wahrscheinlich hatte Jesus eine hellbraune Haut. Wenn er anders als die übrigen Juden ausgesehen hätte, wäre er als Bastard verschrien und abgelehnt worden.
Beschreibung Mohammeds
Umar, ein Freigelassener des Ghufra, hat von Ibrahim b. Mohammed b. Ali b. Abu Talib berichtet, Ali habe folgende Schilderung von Mohammed gegeben: „Er war weder zu lang noch zu kurz, von mittlerer Statur. Sein Haar war nicht zu kraus, nicht zu wallend. Sein Gesicht war nicht zu voll und nicht zu fleischig. Es war weiß mit Röte gemischt. Er hatte schwarze Augen, lange Augenwimpern, einen starken Kopf und feste Schulterknochen, wenig feine Haare an der Brust, volle Hände und Füße. Wenn er ging, setzte er die Füße nicht fest auf, als ob er sich auf abschüssigem Boden bewegte; wenn er sich umdrehte, tat er es ganz. Er ging so leicht, als schwebe er auf dem Wasser, und wenn er nach einer Seite hinüberblickte, drehte er sich um. Zwischen seinen Schultern war das Siegel des Prophetentums*. Seine Hände waren die freigiebigsten aller Menschen. Seine Brust war die mutigste. Seine Zunge war die wahrhaftigste **. Er war der Treueste gegen seine Schützlinge, der Sanfteste und Angenehmste im Umgang. Wer ihn plötzlich sah, war von Ehrfurcht erfüllt. Wer ihm näherkam, liebte ihn. Wer ihn beschrieb, mußte sagen: Ich habe vor und nach ihm nicht seinesgleichen gesehen.“
* Das Siegel des Prophetentums findet verschiedene Auslegungen in bezug auf Form und Farbe. Gelegentlich wird ein Muttermal als ein Siegel angesehen.
** Mohammed erlaubte den Männern die Lüge legal im Krieg, zur Versöhnung zweier Feinde, den eigenen Frauen gegenüber und den Frauen ihren Männern gegenüber (Al-Tirmidhi, Kitab al-birr, 26; Musnad Ahmad b. Hanbai, 3,457).
Von der Himmelfahrt und den Wundern, die Mohammed dabei gesehen hat
Ein zuverlässiger Mann hat mir von Abu Said al-Khudri berichtet, er habe gehört, wie Mohammed erzählte: „Als ich in Jerusalem alles Nötige vollendet hatte, brachte man mir eine Leiter. Nie hatte ich etwas Schöneres gesehen. Es ist die, nach welcher die Toten bei der Auferstehung ihre Blicke richten. Mein Freund (Gabriel) ließ mich hinaufsteigen, bis wir an eines der Himmelstore kamen, welches das Tor der Wache hieß. Hier stand ein Engel, der Ismail hieß. Er hatte über 12 000 Engel zu gebieten, denen wieder je 12 000 Engel untergeordnet waren.“
Mohammed sagte: „Als ich in den untersten Himmel kam, begegneten mir alle Engel mit lachendem, heiterem Gesicht und wünschten mir Glück. Nur ein Engel wünschte mir Glück, ohne daß er lachte oder vergnügt aussah. Ich fragte daher Gabriel, warum gerade dieser Engel kein heiteres, lachendes Gesicht zeige wie die anderen. Gabriel antwortete: ,Er würde dir entgegenlachen, wenn er es je vor einem anderen getan hätte oder tun würde. Aber dieser Engel lacht nie. Es ist Malik, der Herr der Hölle.‘ Da sagte ich zu Gabriel, der an diesem Ort nach Allahs Willen zu gebieten hatte und dem man vertrauen konnte: .Willst du ihm nicht befehlen, mir das Feuer der Hölle zu zeigen?‘ Er sagte zu und erteilte Malik den entsprechenden Befehl. Dieser hob den Deckel beiseite, und das Feuer tobte und stieg in die Höhe, so daß ich glaubte, es würde alles verzehren, was ich vor mir sah. Ich bat daher Gabriel ihm zu befehlen, es wieder zurückzudrängen. Gabriel tat dies und Malik rief: .Weiche zurück!‘ Da kehrte das Feuer dahin zurück, wo es hergekommen war, und mir erschien es, als wenn plötzlich ein Schatten auf alles gefallen wäre. Dann schob Malik den Deckel wieder darüber.“
Nach Abu Saids Bericht hat Mohammed gesagt: „Als ich in den untersten Himmel kam, sah ich einen Mann sitzen, dem die Seelen der Menschen vorgestellt wurden. Er freute sich mit den einen und sagte: .Gute Seele, aus gutem Körper herausgekommen.‘ Bei anderen machte er ein finsteres Gesicht und rief: ,Pfui, häßliche Seele, aus häßlichem Körper herausgekommen.‘ Ich fragte Gabriel: ,Wer ist dieser Mann?‘ Er antwortete: .Dieser ist dein Vater Adam *, dem die Seelen seiner Nachkommen vorgestellt werden. Er freut sich mit den Gläubigen und sagt: „Gute Seele aus gutem Körper.“ Bei den Ungläubigen wird er betrübt und mit Abscheu erfüllt und sagt: „Häßliche Seele aus häßlichem Körper.'“
*Nach islamischer Auffassung gehört Adam zu den Gläubigen und war bereits ein Moslem. Diese Auffassung der Moslems beruht auf einer Überlieferung von Mohammed, was in den Köpfen der späteren Generationen Verwirrung hervorrief. Daher gibt es eine Unzahl von erdichteten Überlieferungen, die von einer Huldigung Adams an Mohammed sprechen (siehe al-Mawahib al-ladunniyya).
Dann sah ich Männer mit Kamellippen, welche Stücke von Feuer in der Hand hatten, so groß, daß sie die ganze Hand ausfüllten. Dieses Feuer warfen sie in ihren Mund, und es kam hinten wieder heraus. Ich fragte Gabriel:,Was sind das für Leute?‘ Er antwortete: ,Es sind Menschen, welche das Gut der Waisen ungerechterweise verzehrt haben.‘
Dann sah ich Männer mit Bäuchen, wie ich sie nie gesehen. Sie krochen auf ihren Bäuchen wie durstige Kamele. Dann traten sie auf ihnen herum, so daß sie sich nicht mehr von der Stelle 148 bewegen konnten. Ich fragte Gabriel: ,Wer sind diese?‘ Er antwortete: .Dies sind Wucherer.‘
Dann sah ich Männer, die gutes, fettes Fleisch vor sich liegen hatten und daneben schlechtes, stinkendes, die aber doch von dem verdorbenen aßen und das gute liegen ließen. Ich fragte Gabriel, was das für Leute wären. Er antwortete: ,Es sind solche, welche die Frauen, die ihnen Allah erlaubt hat, verlassen und sich denen zuwenden, die ihnen Allah verboten hat.‘
Dann sah ich Frauen, die an ihren Brüsten aufgehängt waren. Ich fragte Gabriel: ,Wer sind diese?‘ Er antwortete: ,Es sind solche, die ihren Männern fremde Kinder untergeschoben haben. Allahs Zorn ist heftig gegen eine Frau, die einem Geschlechte jemanden zuführt, der nicht zu ihm gehört, der dann dessen Güter verzehrt und die Scham aufdeckt.'“
Nach Abu Said al-Khudri fuhr Mohammed fort: „Gabriel ließ mich dann in den zweiten Himmel steigen. Hier sah ich die beiden Vettern*, Christus und Johannes.
* Mohammed wird von Christen erfahren haben, daß Johannes der Täufer und Jesus ferne Verwandte waren (Luk. 1,36).
Indem er Jesus mit Johannes in den zweiten Himmel einstufte, stellte er ihn unter Mose und Abraham. Ja, sogar noch unter Joseph, Henoch und Aaron. Er wollte ihn unter allen Umständen herabsetzen und Adam ähnlich machen (Sure Al Imran 3,59).
Dann kam ich in den dritten Himmel. Da war ein Mann, der wie ein Vollmond aussah. Als ich nach seinem Namen fragte, sagte mir Gabriel: ,Es ist dein Bruder Josef, der Sohn Jakobs.’
Er brachte mich dann in den vierten Himmel. Da sah ich wieder einen Mann, welchen Gabriel Idris (Henoch, den unsterblichen Propheten) nannte und sagte darauf: ,Wir haben ihm einen hohen Platz angewiesen‘ (Marjam 19,57).
Er führte mich dann in den fünften Himmel. Da war ein Greis mit weißem Haupthaar und einem langen, weißen Bart. Ich habe nie einen schöneren Greis gesehen. Ich fragte nach seinem Namen und Gabriel sagte mir, es ist Harun (Aaron), der Sohn Imrans, der Beliebte unter seinem Volk.
Im sechsten Himmel, den ich hierauf bestieg, sah ich einen großen Mann mit gebogener Nase, als wäre er vom Stamm Schanua. Ich fragte Gabriel: ,Wer ist dieser Mann?‘ Er antwortete: ,Es ist dein Bruder Moses, der Sohn Imrans.‘
Er ließ mich dann in den siebten Himmel steigen. Da saß ein Mann, der mir sehr ähnlich sah, auf einem Thron vor dem Tor des Paradieses, durch das jeden Tag 70 000 Engel eingehen, die bis zum Tage der Auferstehung nicht wieder herauskommen. Ich fragte Gabriel: ,Wer ist dieser Mann?‘ Er antwortete: ,Es ist dein Vater Abraham.‘
Dann führte er mich in das Paradies. Da sah ich ein schwarzes Mädchen (Sklavin, Dienerin), das mir wohlgefiel. Ich fragte, wem es angehöre*. Es antwortete: ,Zaid b. Haritha‘, und ich brachte Zaid diese frohe Botschaft.“
* Es ist interessant, daß Mohammed diesmal nicht direkt nach der Person, sondern nach deren „Besitzer“ fragte, da es sich um eine Frau handelte! Zaid, der Adoptivsohn Mohammeds, war der erste erwachsene Mann, der den Islam angenommen hatte.
Später hat Mohammed seine Frau Zainab bint Djahsh beim Baden überrascht und sie auf Grund einer speziellen Offenbarung geheiratet, nachdem Zaid sich von ihr geschieden hatte (Sure al-Ahzab 33, 35 u. 37 u. 50).
Nach der Überlieferung des Abd Allah b. Mas’ud wurde Gabriel an jedem Himmelstor, in das er eingelassen werden wollte, gefragt, wer bei ihm sei. Als er Mohammeds Namen nannte, fragte man, ob er bereits als Prophet gesandt worden sei, und sobald er diese Frage bejahte, wurde gerufen: „Allah grüße ihn von seinem Freunde und von seinem Bruder!“
Nachdem er zum siebten Himmel gelangt war, führte ihn Gabriel zu seinem Herrn*, und er schrieb ihm für jeden Tag fünfzig Gebetsgänge vor**.
* Der Quran und der Hadith beschreiben Allah selbst nie in einer Vision. Sie kennen keine Herrlichkeitserscheinungen des Herrn und wissen nichts von den Cherubim. Mohammed brach nicht entsetzt vor der Heiligkeit Gottes zusammen. Das sind Hinweise darauf, daß er Gott in Wirklichkeit nie gesehen hat, sondern durch einen Traum getäuscht und genarrt wurde. Der Islam erlaubt keine Beschreibung Allahs, weil er unbeschreiblich sei. Niemand wisse, wer er ist und wie er aussieht. Der Mensch im Islam ist kein Ebenbild Gottes, sondern Allahs Sklave. Allah bleibt der ferne, große, unbekannte Gott, den keiner erreichen oder verstehen kann.
In der Bibel jedoch werden mehrere Visionen des heiligen und herrlichen Gottes berichtet. Wer ihn sah, war tief erschüttert und fiel wie tot zu Boden (Jes. 6,1-8; Hes. 1,4-2,1; Apg. 9,4; Off. 1,17; 4,1-3 und 5,6-8).
**Die Frucht der angeblichen Begegnung Mohammeds mit Allah war keine Heilsgnade. Sie bewirkte auch keine Erschütterung oder Buße in Mohammed, noch folgte ihr eine Warnung vor Gottes Gericht. Die Vision intensivierte lediglich die gesetzliche Grundhaltung Mohammeds und forderte vermehrte Anbetung. Das zeigt, daß Allah zuerst ein Gesetzgeber und ein anzubetender Richter ist, jedoch kein liebender Vater noch ein sich selbst opfernder Retter wie Jesus.
„Als ich“, so erzählt Mohammed weiter, „auf dem Rückweg wieder an Moses, eurem guten Herrn, vorüberkam, fragte er mich, wieviele Gebete mir vorgeschrieben worden seien. Ich antwortete: .Fünfzig pro Tag.‘ Da sagte er: ,So viele Gebetsrunden sind mühsam, und dein Volk ist schwach. Geh zu deinem Herrn zurück und bitte ihn, daß er es dir und deinem Volk leichter mache.‘ Ich folgte diesem Rat, und es wurden mir zehn abgenommen.
Moses fand aber vierzig noch zu viel und riet mir, um weitere Erleichterung zu bitten, und es wurden mir abermals zehn abgenommen.
Moses fand es jedoch immer noch zu viel. Ich kehrte so oft wieder zurück, bis mir endlich nur noch fünf Gebetsgänge für jeden Tag auferlegt wurden*.
* Der Bericht vom Mittleramt Mohammeds stellt eine islamische Reflektion der Fürbitte Abrahams für die Bewohner der Städte Sodom und Gomorra dar (1. Mose 18,16-33). Während Abraham jedoch um die Rettung der Verdorbenen bat und dabei die kleinste Zahl der Gerechten als Voraussetzung für die Begnadigung der Städte erbat, ging es bei Mohammed nicht um Heil oder Rettung seiner Gemeinde, sondern um eine Erleichterung der Gesetzespflichten für den Moslem. Nicht die Begnadigung der Sünder, sondern ein Kompromiß in der Gesetzgebung als bequemere Anbetung bei vollem Lohnausgleich war das Ergebnis der Vermittlung Mohammeds. Sonst kam nichts bei der Vision von seiner Himmelsreise heraus.
Als Moses auch jetzt noch mich zur Rückkehr bewegen wollte, sagte ich: ,lch habe nun schon so oft um Erleichterung gebeten, daß ich mich schäme, es nochmals zu tun. Wer dieses fünfmalige Gebet in Glauben und Erwartung des Lohnes täglich verrichtet, erhält den Lohn von fünfzig Gebeten, wie sie ursprünglich vorgeschrieben waren.'“
* Die sogenannte Himmelsreise Mohammeds (al-mi‘ radj) ist ein bei den islamischen Theologen äußerst umstrittenes Thema. Die einen sind der Meinung, daß Mohammed diese Reise leiblich unternommen habe. Die anderen stützen sich auf eine Überlieferung von Aischa und sind der Auffassung, daß die Reise nur ein Traum Mohammeds war und Mohammed sich in Jerusalem im Geist befunden habe.
Wie Allah die Spötter unschädlich machte
Mohammed ermahnte trotz allen Spottes, aller Beleidigungen und obgleich man ihn einen Lügner nannte, beharrlich sein Volk in Erwartung des Gotteslohnes. Wie mir Said b. Rumman von Urwa b. al-Zubair erzählt hat, waren fünf mächtige und angesehene Männer die ärgsten Spötter: al-Aswad b. al-Muttalib von den Banu Asad. Wie ich gehört habe, soll Mohammed, als er von seinen spöttischen und beleidigenden Reden Kunde erhielt, gebetet haben: „Allah! Mache ihn blind und töte seinen Sohn*!“
* Der Fluch Mohammeds atmet den Geist der Rache, der im Islam immer wieder durchbricht. Jesus dagegen heilte die Blinden und warnte die Spötter. Hier wird der grundverschiedene Geist im Evangelium und im Quran sichtbar.
Jazid b. Rumman hat mir von Urwa b. al-Zubair erzählt: „Gabriel kam zu Mohammed, als die Spötter die Anbetungsstätte umkreisten. Mohammed erhob sich und stellte sich neben ihn. Als al-Aswad b. al-Muttalib vorüber kam, warf Gabriel ihm ein grünes Blatt ins Gesicht, und er wurde blind *.
* Der Engel Gabriel manifestiert sich im Islam als Gerichtsengel und Gehilfe Mohammeds, um dessen Racheabsichten auszuführen. Gabriel ist hier kein Gnadenbote Gottes, der segnet und rettet. Welch eine Verzerrung! Mohammed hatte keine Ahnung von der geistlichen Hoheit und Erhabenheit der Engel Gottes.
Dann kam al-Aswad b. Abd Jaghuth vorüber. Da deutete er (Gabriel) auf dessen Leib, und er wurde wassersüchtig und starb an dieser Krankheit.
Dann kam al-Walid b. al-Mughira vorüber. Gabriel zeigte auf die Narbe einer alten Wunde an der Ferse, die er vor Jahren erhalten hatte. Da verschlimmerte sich das Übel, und er starb daran. Hierauf kam al-Aas b. Wail vorüber. Gabriel deutete auf die Sohle seines Fußes. Bald danach ritt er auf einem Esel nach Taif. Der Esel legte sich auf dorniges Gesträuch, und es ging ein Dorn in die Fußsohle al-Aas, und er starb daran. Endlich kam al-Harith b. Tulatila vorüber, und Gabriel zeigte auf seinen Kopf, der an der betreffenden Stelle zu eitern anfing, bis er starb*.“
* Solche Berichte lassen auf Schwarze Magie schließen, ebenso wie die Aufforderung zum Gebetsduell in der Sure al-Imran 3,61, in der Mohammed den Fluch Allahs auf die Christen legen wollte, weil sie den Islam nicht akzeptierten. Jesus aber gebot seinen Jüngern ihren Feinden alle ihre Sünden zu vergeben, sie zu segnen und ihnen wohlzutun (Mt. 6,14 u. 15). Der Segen Christi ist stärker als der Fluch Allahs (Joh. 16,33; Röm. 8,31-39).
Abu Talibs und Khadidjas Tod
Die Männer, die Mohammed in seinem Hause quälten, waren Abu Lahab, al-Hakam b. Abi al-Aas, Uqba b. Abi Muit, Adi b. Hamra al-Thaqafi und Ibn al-Asda al-Hudhali. Sie waren seine Nachbarn.
Von diesen Männern hat sich allein al-Hakam später zum Islam bekehrt. Wie mir erzählt worden ist, warf der eine den Uterus (Gebärmutter) eines Schafes auf ihn, während er betete, der andere warf einen Uterus in den Topf, in dem für ihn gekocht wurde. Zuletzt betete Mohammed, um sicher zu sein, in einem Zimmer. Wie mir Umar b. Abd Allah berichtet hat, pflegte Mohammed solchen Unrat auf einem Stück Holz vor die Tür zu tragen und zu rufen: „O, ihr Söhne Abd Manafs! Welche Nachbarschaft genieße ich!“ Damit warf er den Unrat auf den Weg.
Dann starben Abu Talib und Khadidja im selben Jahr*. Dadurch wurde Mohammed von großem Unglück heimgesucht, denn Khadidja war ihm eine treue Stütze im Islam, bei der er Beruhigung fand, und Abu Talib hatte ihn gegen seine Stammesgenossen verteidigt und beschützt. Beide starben drei Jahre vor der Auswanderung nach Medina.
*Bis zu Abu Talibs und Khadidjas Tod war Mohammed—und damit der ganze Islam—von der Macht der Sippe und ihrer Verpflichtung, Mohammed zu schützen, erhalten und getragen worden. Als die Träger dieses Sippenschutzes im gleichen Jahr starben, wurde 155 Mohammed schutzlos und vogelfrei. Der Islam war im Schutz der arabischen Sippe gewachsen und erstarkt.
Jesus aber hatte keine Sippe, die ihn schützte. Seine Brüder trennten sich frühzeitig von ihm. Jesus wurde ein Flüchtling und wich mehrere Male ins Ausland (Phönizien und die 10 Städte) aus, bis er sich entschlossen und mit Willen auf den Weg nach Jerusalem machte, um dort als Lamm Gottes für alle Menschen zu sterben (Mt. 12,46-50; Joh. 7,3-10).
Nach dem Tode Abu Talibs mißhandelten die Quraischiten Mohammed in einer Weise, wie sie es zu Abu Talibs Zeiten nie gewagt hätten. Einer ging sogar so weit, daß er ihm Staub auf den Kopf streute. Mohammed ging in seine Wohnung und hatte noch den Staub im Haar. Eine seiner Töchter wusch ihm weinend den Kopf, er aber sagte: „Weine nicht, mein Töchterchen, Allah wird deinen Vater beschützen.“ Zwischendurch sagte er: „Solange Abu Talib lebte, konnten mir die Quraisch nichts antun.“
7. Die Loslösung Mohammeds von Mekka
Wie Mohammed bei den Thaqifiten Beistand suchte
Nach dem Tode Abu Talibs häuften sich die Kränkungen, die Mohammed von den Quraisch ertragen mußte. Er ging daher nach Taif „und bat die Thaqifiten, ihm beizustehen und ihn gegen seine Stammesgenossen zu schützen. Auch hoffte er, sie würden es annehmen, was er von Allah empfangen hatte.
* Taif ist eine Stadt am großen Grabenbruch und liegt einem Adlernest gleich hoch über Mekka (etwa 2000 Meter über dem Meeresspiegel).
Als Mohammed nach Taif kam, begab er sich zu den Edelsten der Thaqifiten. Es waren drei Brüder: Abd Jaleil, Mas’ud und Habib, Söhne des Amr b. Umair. Einer von ihnen hatte eine Frau von den Quraischiten, aus dem Geschlecht der Banu Djumah. Er setzte sich zu ihnen, forderte sie auf, an Allah zu glauben, dem Islam beizustehen und ihn gegen sein Volk zu beschützen. Da sagte der eine, der das Gewand der Kaaba zerriß: „Wenn Allah dich gesandt hat?!“ Der andere sagte: „Hat Allah keinen anderen Gesandten finden können als dich?“ Der dritte sagte: „Bei Allah, ich spreche nicht mir dir, denn bist du, wie du behauptest, von Allah gesandt, so bist du zu gefährlich, als daß ich dir widersprechen könnte. Lügst du aber, so mag ich nicht mit dir reden.“ Mohammed erhob sich hierauf, enttäuscht von den Thaqifiten. Wie mir berichtet worden ist, soll er ihnen gesagt haben: „Wenn ihr so unehrerbietig gegen mich verfahrt, so haltet es wenigstens geheim.“ Erwünschte, daß seine Leute nichts davon erfuhren und dadurch nicht noch mehr gegen ihn aufgestachelt würden.
Die Thaqifiten entsprachen aber nicht dem Wunsche Mohammeds, sondern hetzten ihre Toren und Sklaven gegen ihn. Diese schmähten ihn und schrien ihn an. Bald sammelte sich eine Menschenmenge um ihn. Mohammed war genötigt, in einen Garten zu fliehen, der Utba und Schaiba b. Rabia gehörte. Beide befanden sich gerade dort. Seine Verfolger zogen sich deshalb zurück, und Mohammed setzte sich in den Schatten eines Weinstocks. Die Söhne Rabias blickten zu ihm hinüber und beobachteten ihn.
Der Christ Addas anerkennt Mohammed als Propheten
Als Utba und Schaiba, die Söhne Rabias, sahen, was Mohammed widerfahren war, regte sich ihr Mitleid. Sie riefen einen christlichen Diener namens Addas und gaben ihm folgenden Auftrag: „Schneide eine Traube von diesem Weinstock, lege sie auf eine Platte und bringe sie dem Mann dort und sage ihm, er möge sie essen.“ Addas tat, was ihm befohlen worden war. Als Mohammed seine Hand danach ausstreckte, sprach er: „Im Namen Allahs“, dann erst aß er. Addas sah ihn an und sagte: „Bei Allah, solche Worte habe ich nie von den Bewohnern dieser Stadt gehört.“ Mohammed fragte: „Woher bist du? Welchem Glauben gehörst du an?“ Er antwortete: „Ich bin ein Christ aus Ninive.“ Mohammed fragte weiter: „Aus der Stadt des frommen Junus b. Matta* ?“ Addas erwiderte: „Woher weißt du etwas von Junus b. Matta?“ Mohammed antwortete: „Er war mein Bruder; denn er war ein Prophet, und ich bin auch ein Prophet.“ Addas neigte sich zu Mohammed hinab und küßte ihm das Haupt, die Hände und die Füße. Die Söhne Rabias aber sagten einer zum anderen: „Diesen Jungen hat er verführt.“ Als er wieder zu ihnen kam, riefen sie: „Wehe dir! Warum hast du diesem Mann das Haupt, die Hände und die Füße geküßt?“ Er antwortete: „Mein Herr, es gibt auf der Welt keinen besseren Dienst oder nichts besseres als das, was ich eben getan habe. Er hat mir etwas gesagt, was nur ein Prophet wissen kann.“ Sie entgegneten: „Wehe dir! Addas, laß dich durch ihn nicht von deiner Religion abtrünnig machen; sie ist besser als die seinige!“
*Junus Ibn Matta ist der arabische Name für den Propheten Jona.
Von den Djinn, die gläubig wurden
Nachdem der Prophet an den Thaqifiten verzweifelt war, verließ er Taif, um wieder nach Mekka zurückzukehren. Auf seinem Rückweg kam er durch Nakhia und verrichtete dort mitten in der Nacht sein Gebet. Dabei kam eine Anzahl Geister (Djinn) an ihm vorüber und hörte ihm zu. (Dieses Ereignis wird zweimal im Quran erwähnt: al-Ahqaf 46,29; al-Djinn 72,1.) Es waren sieben Djinn aus Nasibin, die ihm zuhörten. Als Mohammed sein Gebet vollendet hatte, kehrten sie zu den Ihrigen zurück und predigten ihnen, denn sie waren gläubig geworden und hatten angenommen, was sie über den Islam gehört hatten.
Allah offenbarte Mohammed diese Begebenheit in folgendem Vers: „Wir haben dir eine Anzahl Djinn zugewandt *“.. .Sprich: „Mir ist geoffenbart worden, eine Anzahl Djinn hat mir zugehört**.“
*Al-Ahqaf 46,29-32: Was ist das für ein Gott der seinem Propheten Dämonen als Gehilfen zuleitet. Das war nicht der wahre Gott, der dies tat!
** Al-Djinn 72,1-15: Die Djinngeister bezeichnen sich im Quran als Moslems. Sie besaßen nicht das Recht, den Himmel zu betreten und mußten draußen bleiben. Sie versicherten jedoch Mohammed, daß sie ihm helfen würden, den Islam auszubreiten und die Menschen in ihren Einflußbereichen aufzufordern, den Islam anzunehmen. Moslems sind nach dem Quran nicht nur Menschen, sondern auch Geister, die mithelfen, den Islam auszubreiten. Die Öffnung der Stadt Jathrib (Medina) könnte als eine Folgewirkung für die Begegnung Mohammeds mit den Djinn angesehen werden.
Mohammed verkündigt den Beduinenstämmen den Islam
Mohammed kehrte nach Mekka zurück. Seine Stammesgenossen widersprachen ihm noch mehr als früher, mit Ausnahme von einigen Schwächlingen, die an ihn glaubten. An den Festtagen aberzeigte sich Mohammed den Beduinen aus den Stämmen und forderte sie auf, an Allah zu glauben. Er verkündigte ihnen, daß er ein von Allah gesandter Prophet sei und verlangte, daß sie ihn für wahrhaftig hielten und beschützten, damit er ihnen erklären könne, wozu ihn Allah gesandt habe.
Husain b. Abd Allah hat mir berichtet, er habe gehört, wie sein Vater dem Rabia b. Ibad folgendes erzählt habe: „Ich war als Knabe mit meinem Vater in Mina, als Mohammed vor den Lagerplätzen der arabischen Stämme stand und ihnen zurief: ,O ihr Söhne so und so! Allah sendet mich zu euch und befiehlt euch, ihn anzubeten, ihm keine Genossen zur Seite zu stellen und abzuschaffen, was ihr außer ihm anbetet und ihm gleichstellt. Ihr sollt an mich glauben, mich für wahrhaftig halten und beschützen, damit ich euch Allahs Offenbarung erkläre.‘ Hinter Mohammed stand ein sauber und listig aussehender Mann mit zwei Locken in einem Gewand aus Aden. Sobald Mohammed zu sprechen aufhörte, sagte er: ,O ihr Söhne, dieser Mann fordert euch auf, Lat und Uzza und eure Verbündeten unter den Djinn von den Banu Malik b. Ukaisch aufzugeben und euch von dem, was er erdichtet hat. irreführen zu lassen. Folgt ihm nicht und hört nicht auf ihn!’
Ich fragte meinen Vater: ,Wer ist der Mann, der Mohammed folgt und seiner Rede widerspricht?‘ Er antwortete: ,Das ist sein Onkel Abu Lahab.'“
Der Anfang des Islam in Jathrib*
Als Allah dem Islam zum Sieg verhelfen, seinen Propheten verherrlichen und sein Versprechen erfüllen wollte, ging Mohammed wie gewöhnlich zur Zeit des Pilgerfestes zu den Beduinenstämmen und stellte sich ihnen als Prophet vor. Auf der Aqaba** begegnete er einer Anzahl Khazradjiten, durch die Allah Gutes bezweckte. Asim b. Umar b. Qatada hat mir von Scheichs seines Volkes erzählt: „Mohammed fragte die Khazradj, denen er begegnete: ,Wer seid ihr?‘ Sie antworteten: ,Wir sind Khazradjiten.‘ Da fragte Mohammed weiter: ,Seid ihr die Freunde der Juden?‘ Sie sagten: ,Ja.‘ Er lud sie ein, sich zu ihm zu setzen, trug ihnen die Lehre des Islam vor und rezitierte vor ihnen Suren aus dem Quran. Es gehört zu Allahs Werken, daß die Juden, die Männer der Schrift und der Gesetzeswissenschaft, die unter den Khazradj, den Götzendienern, wohnten, und von ihnen unterdrückt wurden, oft bei Streitigkeiten darauf hinwiesen, daß die Zeit nahe sei, in der ein neuer Prophet aufstehen werde. Sie drohten ihnen: ,Wir werden ihm folgen und mit seiner Hilfe euch Götzendiener wie Aad und Iram vertilgen.‘ Als nun Mohammed diese Leute aufforderte, an Allah zu glauben, sagte einer zum andern: .Vielleicht ist dies der neue Prophet, mit welchem die Juden uns bedroht haben. Darum laßt uns ihm zuvorkommen!‘ So kam es, daß sie Mohammed Gehör schenkten, an ihn glaubten und sich zum Islam bekehrten. Sie sagten auch zu Mohammed: ,Wir stammen aus einem Volk, unter dem viel Bosheit und Feindschaft herrscht. Vielleicht wird Allah uns durch dich einig machen. Wir werden unsere Stammesgenossen zu dem Glauben auffordern, zu dem wir uns nun bekennen, und wenn Allah uns alle um dich vereint, so gibt es keinen stärkeren Mann mehr als dich.‘ Hierauf kehrten sie als Gläubige in ihre Heimat zurück. Wie mir erzählt worden ist, waren es sechs Khazradjiten. Als diese Männer nach Medina kamen, sprachen sie mit ihren Stammesgenossen über Mohammed und forderten sie zum Islam auf. Bald war in jedem Haus von dem Gesandten Allahs die Rede.“
* Jathrib wurde später Medina genannt, was „die Stadt“ bedeutet, die Mohammed Zuflucht gewährte. Dort wurde der Islam zum erstenmal voll realisiert, weil Mohammed hier einen religiösen Stadtstaat aufbauen konnte.
** Al-Aqaba ist der Name eines Hügels außerhalb Mekkas.
Von der ersten Zusammenkunft auf al-Aqaba
Im Jahr darauf kamen zwölf Ansar*zum Pilgerfest. Sie begegneten Mohammed auf der Anhöhe. Dies nennt man die erste Zusammenkunft auf al-Aqaba. Sie huldigten Mohammed nach der Weise der Frauen **; denn der heilige Krieg war damals noch nicht vorgeschrieben.
*Ansar (wörtlich: „die Helfer“) sind gläubige Moslems aus Medina, die der Sache Allahs zum Sieg verhelfen. Sie stammten aus den Stämmen der Aus und Khazradj.
** Die Huldigung nach der Weise der Frauen bedeutet: Sie verpflichteten sich, Allah keinen Teilhaber zur Seite zu stellen, waren aber zu keinem Kriegsdienst verpflichtet.
Ubada b. al-Samit hat mitgeteilt: „Ich zählte zu denen, die bei der ersten Zusammenkunft auf al-Aqaba zugegen waren. Wir waren zwölf und huldigten Mohammed nach der Weise der Frauen, ehe der Krieg vorgeschrieben war. Wir verpflichteten uns, Allah keinen Genossen zu geben, nicht zu stehlen, keine Unzucht zu treiben, unsere Kinder nicht zu töten, nichts Falsches zu erdichten und Mohammed in allem Guten gehorsam zu sein. .Erfüllt ihr dies,‘ sagte er, ,so kommt ihr ins Paradies. Übertretet ihr etwas davon, so ist es Allahs Sache, ob er euch straft oder verzeiht.““
* Jesus hat von Gott die Vollmacht erhalten, den Menschen auf Erden die Sünden zu vergeben (Matth. 9,6). Jesus gab seinen Jüngern diese Vollmacht weiter, geleitet vom Heiligen Geist Sünden zu vergeben (Joh. 20, 21-23).
Mohammed hatte keine Vollmacht, Sünden zu vergeben. Er hatte für sich selbst keine Gewißheit der Sündenvergebung. So hat auch kein Moslem eine Gewißheit, ob ihm seine Sünden vergeben worden sind.
Nur bei Jesus und durch das Wort seiner Jünger gibt es volle Vergebung aller Sünden. Wer ihm vertraut, wird gerettet.
Ubada b. al-Samit erzählt, Mohammed habe des weiteren bei der Huldigung gesagt: „Wenn ihr etwas übertretet und in dieser Welt dafür bestraft werdet, so ist dadurch die Sünde gesühnt. Bleibt die Sünde aber bis zum Tage der Auferstehung verborgen, so ist es Allahs Sache, euch zu strafen oder zu begnadigen.
Als die Leute wieder abreisten, ließ Mohammed Mus’ab b. Umair mit ihnen ziehen, um sie den Quran und den Islam zu lehren und sie im Glauben zu unterrichten. Mus’ab wurde in Medina „Lesemeister*“ genannt. Er wohnte bei Asad b. Zurara. Mus’ab hat ihnen vorgebetet, weil die Aus und Khazradj**es ablehnten, daß einer von ihnen den andern vorbete.
* Er war von Mohammed beauftragt worden den neugewonnenen Moslems das Lesen, Auswendiglernen und Rezitieren des Korans beizubringen.
** Die Stämme Aus und Khazradj waren zwei verfeindete, seßhaft gewordene Beduinenstämme, die von der jüdischen Oberschicht in der Stadt Jathrib beherrscht und gegeneinander ausgespielt wurden.
Die Bekehrung zweier Stammesfürsten in Jathrib
As’ad b. Zurara begleitete Mus’ab b. Umair in das Lager der Banu Abd al-Aschhal und der Banu Zafar. So kamen sie auch in einen der Gärten der Banu Zafar und setzten sich an einen Brunnen, der Mark genannt wurde. Dort versammelten sich viele Gläubige um sie. Als Sa’d b. Muads und Usaid b. Hudhair, welche die Herren ihres Volkes und noch Götzendiener waren, von den beiden hörten, sagte Sa’d zu Usaid: „Verflucht! Geh zu den beiden Männern, die zu uns gekommen sind, um unsere Schwachen zu betören. Weise sie ab und gestatte ihnen nicht, in unsere Wohnung zu kommen. Wäre As’ad nicht mit mir verwandt, wie du wohl weißt, ich würde dich mit diesem Auftrag verschonen. Aber er ist der Sohn meiner Tante, und ich kann ihm nicht entgegentreten.“ Usaid nahm sein Schwert und ging auf die beiden zu.
Als As’ad ihn sah, flüsterte er zu Mus’ab: „Dieser Mann ist der Herr seines Stammes. Er kommt auf dich zu. Bleibe Allah treu!“ Mus’ab erwiderte: „Wenn er sich setzt, werde ich mit ihm reden.“ Usaid blieb vor ihnen stehen, schimpfte und rief: „Was bringt euch hierher, um unsere Schwachköpfe zu betören? Wenn euch euer Leben lieb ist, so verlaßt uns!“ Mus’ab erwiderte: „Setze dich und höre mich an. Gefällt dir meine Rede, so nimm sie an, wenn nicht, so soll dir weiter nichts Unangenehmes zu Ohren kommen.“ Usaid sagte: „Dein Vorschlag ist gut“, steckte sein Schwert in den Boden und setzte sich. Mus’ab sprach mit ihm vom Islam und las ihm aus dem Quran vor. Als Mus’ab geendet hatte, sagte Usaid: „Wie schön und lieblich sind diese Worte! Wie kann man dieser Religion beitreten?“ Sie sagten: „Du mußt dich waschen* und dich und deine Kleider reinigen. Dann mußt du das Bekenntnis des Islam ablegen und beten.“
* Die Waschungen vor jedem Gebet zeigen immer wieder das tiefe Bedürfnis nach Reinigung im Islam. Aber Wasser reinigt nur das Äußere. Das Innere, Herz und Gewissen, bleibt im Islam unrein.
Usaid tat, wie ihm geheißen worden war. Dann sagte er: „Außer mir gibt es noch einen Mann, wenn dieser euch folgt, dann bleibt kein einziger von seinem Volk zurück. Ich will ihn euch sogleich schicken. Es ist Sa’d b. Muads.“ Er nahm sein Schwert und ging zu Sa’d. Dieser saß unter den Räten seines Volkes. Sobald Sa’d ihn kommen sah, rief er: „Ich schwöre bei Allah, Usaid hat jetzt ein anderes Gesicht, als bei seinem Weggehen.“ Als er schließlich herangekommen war, sagte Sa’d: „Was hast du getan?“ Er antwortete: „Ich habe mich mit den beiden Männern unterhalten und, bei Allah, nichts Schlimmes an ihnen gefunden. Ich habe ihnen verboten, länger zu verweilen, und sie haben sich meinem Verbote gefügt. Aber ich habe gehört, daß die Banu Haritha ausgezogen sind, um As’ad b. Zurara zu töten. Sie wissen, daß er dein Vetter ist und wollen ihren Schutzvertrag mit dir brechen.“
Sa’d geriet hierüber in Zorn, sprang auf, riß das Schwert aus der Hand Usaids und rief: „Bei Allah, du hast nichts Gutes gestiftet!“ Als er aber zu den beiden Männern kam und sie in Ruhe und Sicherheit fand, merkte er, daß Usaid ihn nur veranlassen wollte, die beiden anzuhören. Er begann zu schimpfen und sagte zu As’ad: „Bei Allah, wären wir beide nicht verwandt, du hättest es nicht gewagt, von uns so etwas zu verlangen. Bringst du uns in unser eigenes Haus, was wir für abscheulich halten?“
Mus’ab, den As’ad bereits darauf hingewiesen hatte, wie wichtig es sei, diesen führenden Mann für den Islam zu gewinnen, sagte zu Sa’d: „Setze dich und höre mich an! Findest du Wohlgefallen an dem, was ich dir sage, so nimm es an, wenn nicht, so befreien wir dich von dem, was dir unangenehm ist.“
Sa’d sagte: „Du hast recht.“ Er steckte sein Schwert in den Boden und setzte sich. Mus’ab machte ihn nun mit dem Islam bekannt und las ihm aus dem Quran vor. Beide erzählten, sie hätten ihm den Islam angesehen, noch ehe er sprach; denn sein Gesicht sei freundlich und leuchtend*. Er fragte dann, was man tun müsse, um diesem Glauben beizutreten. Sie ließen ihn dasselbe tun wie Usaid. Er nahm dann sein Schwert und ging mit Usaid wieder zu den Räten seines Volkes zurück. Sobald sie Sa’d kommen sahen, schworen sie bei Allah, er komme mit einem anderen Gesicht zurück als dem, mit dem er sie verlassen hatte. Als er vor seinen Räten stand, sagte er: „Ihr Söhne Abd al-Aschhals, welche Stellung nehme ich unter euch ein?“ Sie antworteten: „Du bist unser Herr. Du bist der Zärtlichste, der Verständigste und der Beglückendste unter uns.“—„Nun“, sagte er, „ich gelobe, kein Wort mehr mit euren Männern oder Frauen zu reden, bis ihr an Allah und seinen Gesandten glaubt!“ So kam es, daß in dem Lager der Banu al-Aschhal kein Mann und keine Frau übrig blieb, die sich nicht dem Islam zugewandt hätten.
Mus’ab kehrte dann mit As’ad in dessen Wohnung zurück und blieb bei ihm. Er predigte den Islam, bis kein Haus der Ansar übrig blieb, in welchem nicht gläubige Männer und Frauen waren. Eine Ausnahme bildeten nur die Banu Umaija b. Zaid, Khatma, Wail und Wakif, die von Aus b. Haritha abstammen. Unter ihnen lebte nämlich der Dichter Abu Qais b. al-Aslat, der Saifi hieß und als ihr Führer galt, dem alle gehorchten. Er hielt sie vom Islam zurück. Doch nach der Auswanderung Mohammeds aus Mekka und nach den Treffen (Schlachten) von Badr (624 n. Chr.), Uhud (625 n. Chr.) und Khandaq (627 n. Chr.) bekehrten auch sie sich zum Islam.
Von der zweiten Zusammenkunft auf al-Aqaba
Mus’ab b. Umair kehrte dann mit andern Männern aus Jathrib, teils Moslems, teils Ungläubigen, zum Pilgerfest nach Mekka zurück. Als Allah in seiner Gnade dem Propheten beistehen, den Islam und seine Bekenner verherrlichen und den Götzendienst und seine Anhänger demütigen wollte, verabredeten sie eine weitere Zusammenkunft mit Mohammed am mittleren Tag der Taschrik (am zweiten nach dem Feste). Abd Allah b. Ka’b, einer der gelehrtesten Ansar, erzählte, sein Vater Ka’b, der selbst bei dieser Zusammenkunft auf al-Aqaba dabei war und Mohammed dort huldigte, habe ihm gesagt: „Wir zogen mit anderen ungläubigen Pilgern unseres Volkes aus, beteten und unterrichteten uns in Glaubensfragen. Mit uns war al-Bara b. Marur, unser Herr und Vorgesetzter. Als wir Jathrib verließen, um die Reise anzutreten, sagte al-Bara: ,lch habe einen Plan entworfen, weiß aber nicht, ob ihr ihn gutheißen werdet.‘ Als wir fragten, was es sei, fuhr er fort: .Meine Meinung ist, wir sollten uns diesem Gebäude‘ — er meinte die Kaaba — ,beim Gebet zuwenden.‘ Wir sagten: ,Bei Allah, wir haben gehört, Mohammed wende sich beim Gebet nach Syrien*. Wir werden ihm nicht zuwiderhandeln.‘ Er entgegnete: ,Ich aber werde nach der Kaaba hin beten.‘ Wir beharrten jedoch bei unserer Ansicht und beteten nach Syrien gerichtet, während er, trotz unseres Tadels, bis zu unserer Ankunft in Mekka sich stets beim Gebet der Kaaba zuwandte. Als wir nach Mekka kamen, sagte er zu mir: ,Laß uns zu Mohammed gehen, um ihn zu fragen, denn durch euren Widerspruch sind mir einige Zweifel gekommen.‘ Wir fragten nun nach Mohammed, den wir zuvor nie gesehen hatten und darum auch nicht von Angesicht kannten. Ein Mekkaner, dem wir begegneten, fragte uns, ob wir Abbas kennen würden, und als wir diese Frage bejahten — Abbas war oft des Handels wegen nach Medina gekommen—, antwortete er: ,Wenn ihr in die Anbetungsstätte kommt, so findet ihr Mohammed an der Seite seines Onkels Abbas sitzen.‘
*Die Gebetsrichtung „nach Syrien “ weist daraufhin, daß Mohammed zu Beginn seines Wirkens sich in Richtung Jerusalem niederwarf. Er leitete alle Moslems an, in derselben Richtung wie die Juden zu beten und hoffte durch diese Anpassung, die Juden in seiner Stadt für sich und den Islam zu gewinnen.
Wir gingen in das Heiligtum, setzten uns zu Mohammed und grüßten ihn. Er fragte Abbas, ob er diese beiden Männer kenne. Dieser antwortete: ,Ja, der eine ist Bara b. Marur, der Herr seines Volkes, und der andere ist Ka’b b. Malik.‘ — ,Bei Allah‘, erzählt Ka’b weiter, ,ich vergesse nie, wie Mohammed dann fragte: Ist er der Dichter? Und Abbas antwortete: Ja.“
Al-Bara trug nun Mohammed seinen Streit mit seinen Gefährten wegen der Gebetsrichtung vor und fragte ihn nach seiner Ansicht. Mohammed antwortete: „Du hattest früher die rechte Richtung, wärest du nur dabei geblieben!“
Al-Bara nahm hierauf die Richtung Mohammeds an und betete mit uns mit dem Gesicht gegen Syrien gewendet. Seine Familie behauptet zwar, er habe bis zu seinem Tode sich nach der Kaaba gewendet; das ist aber nicht so; wir wissen es besser.
Ka’b erzählte dann weiter: „Wir gingen nun zum Pilgerfest und verabredeten mit Mohammed eine Zusammenkunft auf den zweiten Tag nach dem Fest. Abends vor dem zweiten Tag begaben wir uns zu unseren Leuten. Bei uns war auch Abd Allah b. Amr, einer unserer Obersten. Diesem teilten wir uns mit, obgleich wir vor den anderen Ungläubigen unser Treffen geheimhielten: ,Du bist einer unserer Herren und Edlen, o Abu Djabir! Wir möchten nicht, daß du so bleibst und dereinst Brennmaterial der Hölle werdest.‘ Wir forderten ihn auf, zum Islam überzutreten und setzten ihn von unserer Zusammenkunft mit Mohammed in Kenntnis. Er nahm den Islam an, war mit uns auf al-Aqaba und wurde einer unserer Vorgesetzten. Wir schliefen nun, bis ein Drittel der Nacht vorüber war. Dann verließen wir die Karawane und schlichen zur Schlucht bei al-Aqaba. Wir waren 73 Männer und zwei Frauen, nämlich Nusaiba, die Mutter Umaras, die Tochter Ka’bs, und Asma, die Mutter Manis. Als wir eine Weile in der Schlucht gewartet hatten, kam Mohammed mit seinem Onkel al-Abbas, der zwar damals noch Heide war, aber doch dabei sein wollte, um für seinen Neffen ein rechtsgültiges Bündnis zu schließen. Als sich alle gesetzt hatten, ergriff Abbas das Wort. Er sagte: ,lhr Khazradjiten wißt, daß Mohammed zu uns gehört. Wir haben ihn gegen diejenigen im Volk geschützt, die meine Ansicht über ihn teilen. Er lebt in Kraft unter seinem Volke und in Schutz in seiner Heimat. Dessenungeachtet möchte er sich zu euch begeben* und sich euch anschließen. Glaubt ihr, daß ihr erfüllen könnt, was ihr ihm versprecht und daß ihr ihn gegen seine Feinde beschützen werdet, so übernehmt die Bürde, die ihr euch aufgeladen habt. Glaubt ihr aber, daß ihr ihn täuschen und ausliefern werdet, so laßt ihn hier; denn er ist in seiner Heimat stark und geschützt.‘
* Nachdem Khadidja und Abu Talib gestorben waren und Mohammed nirgendwoher einen zuverlässigen Schutz hatte, bereitete er seine Auswanderung systematisch vor. Er floh nicht ohne Sicherung, sondern plante und bereitete durch Verträge mit den verantwortlichen Moslems in Jathrib die Auswanderung der Moslems aus Mekka vor. Die Verträge sollten auf der Basis der rechtlichen Bindung einer Blutsbruderschaft stattfinden.
Wir antworteten:, Wir haben deine Worte vernommen. Mohammed mag sagen, wozu wir uns ihm und Allah gegenüber verpflichten sollen.‘ Mohammed hielt eine Rede an uns, rief uns zu Allah auf, rezitierte Suren aus dem Quran und erweckte in uns die Liebe zum Islam. Dann sagte er: .Schwört mir, daß ihr mich vor allem bewahren werdet, wovor ihr auch eure Frauen und Kinder bewahrt!‘ Al-Bara b. Marur ergriff seine Hand und sagte: .Jawohl, bei dem, der dich als Propheten mit der Wahrheit gesandt hat, wir werden dich wie unsere eigenen Leiber beschützen. Empfange unsere Huldigung, o Gesandter Allahs! Bei Allah, wir sind Söhne des Krieges und Männer der Waffen, die wir von unseren Vorfahren geerbt haben.’
Während al-Bara sprach, unterbrach ihn Abu al-Haitham b. al-Tihan und sagte: ‚Gesandter Allahs, es bestehen Bande zwischen uns und anderen‘ — er meinte damit die Juden — ,die wir nun zerreißen werden. Tun wir dies und Allah verschafft dir Sieg, wirst du uns dann verlassen und in deine Heimat zurückkehren?‘ Mohammed antwortete: .Euer Blut ist mein Blut. Was ihr vergießt, vergieße auch ich. Ihr gehört zu mir und ich zu euch. Ich bekriege, wen ihr bekriegt, und schließe Frieden, mit wem ihr Frieden schließt.'“
Ka’b erzählt ferner: „Mohammed habe sie aufgefordert, ihm zwölf Vorgesetzte*zu benennen, die ihre Angelegenheiten leiten sollten. Sie wählten neun Khazradjiten und drei Ausiten.“
*Die Zahl „12″ entsprach den zwölf Stämmen Israels und den zwölf Jüngern Christi. Mohammed schloß seinen Bund nicht mit den Moslems zu Mekka, sondern nur mit den Helfern aus Medina. Seine Bünde waren Schutzbünde zwischen Menschen — ohne Gott als Bundespartner. Sie hatten keinen Versöhnungscharakter und keinen Ewigkeitswert.
Als Jesus den neuen Bund mit seinen 11 Aposteln schloß — der zwölfte war weggegangen, um ihn zu verraten—nahm er unter den Zeichen des Brotes und des Weines Wohnung in seinen Jüngern, reinigte und heiligte sie und machte sie zu königlichen Priestern, die seiner Gemeinde dienen sollten (Matth. 26,26-29; 1. Petr. 2,9-10; Offbg. 7,5-6). Der neue Bund, den Jesus stiftete, hatte kein politisches Reich zum Ziel, das mit Steuern und Waffen erkämpft wurde. Jesus beabsichtigte ein geistliches Reich, das auf Wahrheit und Liebe, Freude und Friede, Selbstverleugnung und Opfer aufgebaut ist. Der Bund Mohammeds mit den zwölf Führern von Medina lieferte die Basis für sein späteres politisches Wirken und für die kriegerische Ausbreitung des Islam.
Abd Allah b. Abi Bakr hat mir erzählt, Mohammed habe zu den Häuptern gesagt: „Ihr seid die Sachwalter eures Volkes, wie es die Jünger Christi waren, und ich bin der Sachwalter meines Volkes*.“
* Mohammed bezeichnete die Moslems als sein Volk, nachdem die Bewohner Mekkas ihn verworfen hatten.
Als die Leute sich vereinigten, Mohammed zu huldigen, sagte al-Abbas b. Ubada b. Nadhla al-Ansari: „Wißt ihr auch, ihr Khazradjiten, womit oder worauf ihr diesem Mann huldigt?“ Sie antworteten: „Ja!“ — „Ihr verpflichtet euch“, fuhr er fort, „alle Stämme zu bekriegen. Glaubt ihr, daß, wenn eure Güter zugrunde gehen und eure Edlen getötet werden, ihr ihn ausliefert, so ladet ihr euch Schmach in diesem und jenem Leben auf. Glaubt ihr aber, daß ihr bei dem, wozu er euch aufgerufen hat, beharren werdet, wenn auch euer Gut und das Leben eurer Edlen verlorengeht, so nehmt ihn auf, es wird euch in diesem und jenem Leben Glück bringen.“ Sie sagten: „Wir nehmen ihn auf, mag auch unser Gut zugrunde gehen und mögen unsere besten Männer getötet werden*!“ Sie fragten dann Mohammed, welchen Lohn sie für ihre Treue erhalten würden. Er antwortete: „Das Paradies.“ Da riefen sie: „Strecke deine Hand aus!“ Er streckte seine Hand aus, und sie huldigten ihm.
* Mit diesen Verordnungen war der Heilige Krieg und die Bereitschaft zum Martyrium vorprogrammiert. Mohammed versprach ihnen im Falle des Todes die Entrückung ins Paradies mit allen seinen materiellen Freuden. Nur die im Heiligen Krieg Gefallenen gelten im Islam als gerechtfertigt, während alle anderen Moslems in einem Zwischenzustand auf den Tag des Gerichtes warten.
Allen voran hatte al-Bara b. Marur Mohammeds Hand zur Huldigung ergriffen. Nach der Huldigung schrie der Teufel mit durchdringender Stimme vom Gipfel al-Aqaba herunter: „O ihr Bewohner der Djabadjib (des Lagers) — diese Ortschaft liegt bei Mina — wollt ihr den Tadelnswerten und die Abtrünnigen mit ihm zusammen aufnehmen? Schon haben sie sich vereinigt, um euch zu bekriegen.“ Da entgegnete Mohammed: „Dies ist der Satan der Anhöhe, es ist der Sohn des Azjabs. Hörst du, Feind Allahs? Aber bei Allah, ich werde mit dir fertig!“ Mohammed forderte sie dann auf, wieder zu ihrer Karawane zurückzukehren. Al-Abbas b. Ubada sagte hierauf: „Bei Allah, der dich mit der Wahrheit gesandt hat: wenn du willst, so fallen wir morgen mit unseren Schwertern über die Leute in Mina her.“ Mohammed antwortete: „Das ist uns nicht vorgeschrieben. Kehrt zu eurer Karawane zurück!“ Sie kehrten zurück und schliefen in ihrem Lager bis zum Morgen.
Wie die Quraisch zu den Ansar kamen
Am folgenden Morgen, so erzählt Ka’b b. Malik weiter, kamen die angesehensten Männer der Quraisch zu uns und sagten: „Wir haben gehört, ihr Khazradjiten seid zu dem Mann aus unserer Stadt gekommen, wollt ihn von uns wegnehmen und ihm schwören, uns zu bekriegen. Bei Allah, gegen keinen arabischen Stamm möchten wir weniger gern Krieg führen als gegen euch.“ Da erhoben sich mehrere Ungläubige aus unserem Stamm und schworen bei Allah, daß dem nicht so sei, daß sie nichts davon wüßten. — Sie haben wahr gesprochen, denn sie wußten in der Tat nichts davon. — Wir aber sahen einer den andern an. Dann standen die Leute auf. Unter ihnen war al-Harith b. Hischam, welcher ein Paar neue Sandalen trug. Ich sagte, als wollte ich den Leuten in dem, was sie behaupteten, beistimmen: „O Abu Djabir, du bist doch einer unserer Herren, warum trägst du nicht auch Sandalen, wie jener Quraischite?“ Al-Harith hörte diese Worte, zog alsbald seine Sandalen aus, warf sie mir zu und sagte: „Bei Allah, du ziehst sie an.“ Da sagte Abu Djabir: „Laß ab! Bei Allah, du hast den Mann beschämt, gib ihm seine Sandalen zurück.“ Ich erwiderte: „Bei Allah, ich gebe sie ihm nicht zurück. Es ist, bei Allah, ein rechtes Omen; wenn das Omen wahr ist, so werde ich ihm einst sein Gut abnehmen.“
Wie Sa’d gefangen und befreit wurde
Die Pilger brachen von Mina auf, und die Leute forschten der Begebenheit nach und fanden, daß es so war. Sie zogen daher aus, um die Karawane aus Jathrib aufzusuchen und holten die beiden Häupter Sa’d b. Ubada und Mundhsir b. Amr in Adsakhir ein. Mundhsir konnte allerdings nicht ergriffen werden, aber Sa’d wurde festgenommen. Man band ihm mit einem Kamelriemen die Hände auf den Rücken, führte ihn nach Mekka, schlug ihn und zerrte an seinem starken Haar. „Während ich so in ihren Händen war“, erzählt Sa’d, „kam eine Anzahl Quraischiten herbei. Unter ihnen war ein weißer, schlanker, zierlicher und anmutiger Mann. Ich dachte, wenn von einem dieser Leute etwas Gutes zu erwarten ist, dann von diesem.
Als er mir aber näher kam, erhob er seine Hand und versetzte mir einen heftigen Schlag. Ich dachte, bei Allah, nun ist nichts Gutes mehr von ihnen zu hoffen. Ich bin in ihrer Gewalt, sie werden mich mißhandeln. Einer der Männer hatte jedoch Mitleid mit mir und fragte: .Besteht keine Schutzverpflichtung oder ein Bündnis zwischen dir und einem Quraischiten?‘ Ich antwortete: .Wohl habe ich einst in meiner Heimat die Leute, die für Djubair b. Mut’im b. Adi Handel trieben, beschützt und gegen diejenigen verteidigt, die ihnen Gewalt antun wollten; desgleichen die Leute des Harith b. Harb b. Umaija.‘ Da sagte er: ,So nenne diese beiden Männer und erzähle, was zwischen dir und ihnen vorgefallen ist.‘ Ich tat dies, und der Mann ging alsbald zu den beiden Männern, welche im Heiligtum bei der Kaaba saßen, und sagte: ,Ein Mann von den Khazradj wird im Tal geschlagen. Er hat euch angerufen und gesagt, es bestehe ein Schutzverhältnis zwischen euch und ihm.‘ Sie fragten: ,Wie heißt der Mann?‘ Er antwortete: ,Sa’d b. Ubada.‘ Sie sagten: ,Er hat wahr gesprochen. Bei Allah, er hat unsere Kaufleute in seiner Heimat vor Gewalt beschützt.‘ Sie kamen herbei und befreiten Sa’d, und er zog weiter. Der Mann, welcher Sa’d geschlagen hatte, war Suhail b. Amr, einer der Banu Amir b. Luai.“
Die Geschichte eines Götzen
Als sie nach Jathrib kamen, bekannten sie sich offen zum Islam. Doch waren unter ihren Stämmen noch einige Scheichs übrig, die in ihrer Abgötterei verharrten. Unter ihnen war Amr b. al-Djamuh b. Zaid b. Haram, dessen Sohn Sa’d auf al-Aqaba Mohammed gehuldigt hatte. Amr war einer der ersten und angesehensten unter den Banu Salama. Er hatte in seinem Haus einen Götzen aus Holz namens Manat* den er, wie es andere vornehme Leute zu tun pflegten, als Gott verehrte und regelmäßig putzte und reinigte. Als nun mehrere junge Männer von den Banu Salama, darunter sein Sohn Muads und Muads b. Djabal, sich zum Islam bekehrt hatten, schleppten sie in der Nacht Amrs Götzen fort und warfen ihn mit dem Kopf vornüber in eine Abfallgrube der Banu Salama. Als Amr des Morgens aufstand, rief er: „Wehe euch! Wer ist heute nacht über unsern Gott gekommen?“ Er machte sich dann auf und suchte ihn. Als er ihn fand, wusch er ihn, reinigte ihn und rieb ihn mit wohlriechenden Salben ein. Dann sagte er: „Bei Allah, wenn ich wüßte, wer dies getan hat, ich würde ihn zuschanden machen.“ In der folgenden Nacht wiederholten die Gläubigen dasselbe mit dem Götzen, und Amr reinigte ihn wieder. Als sich dieser Vorgang aber mehrmals wiederholte, nahm Amr ein Schwert und hing es dem Götzen um den Hals. Nachdem er ihn erneut gereinigt hatte, sagte er: „Bei Allah, ich weiß nicht, wer so übel mit dir verfährt. Bist du etwas wert, so verteidige dich selbst! Hier hast du ein Schwert!“ Als Amr in der folgenden Nacht schlief, kamen die Gläubigen wieder, nahmen dem Götzen das Schwert vom Hals, banden ihm stattdessen einen toten Hund mit einem Strick um und warfen ihn in einen Brunnen der Banu Salama, in dem sich Unrat befand. Als Amr ihn am folgenden Morgen in solchem Zustand fand, ließ er sich von den Gläubigen seines Volkes bereden, den Islam anzunehmen, und er wurde durch Allahs Gnade ein guter Moslem.
* Al-Manat war der Name einer Göttin in einem Heiligtum der Aus und Khazradj. Es lag an der Küste in einer Ortschaft namens Qudaif nahe dem Berg Muschallal. Al-Manat war eines der drei wichtigsten Idole der vorislamischen Araber neben al-Lat und al-Uzza, die zusammen in der Kaaba verehrt wurden.
Nach seiner Bekehrung dichtete er folgende Verse:
„Bei Allah, wärest du ein Gott, so lägest du nicht mit einem toten Hund am Hals mitten in einer Grube. Pfui über den, der dir wie einem Gott dient. Wir haben dich jetzt entlarvt und werden nicht länger mehr getäuscht. Preis dem erhabenen Herrn, dem Gnadenspender, dem Versorger, dem Richter des Glaubens. Er hat mich erlöst, ehe ich dem Dunkel des Grabes verpfändet wurde.“
Der Schwur auf der Anhöhe
Als Allah Mohammed erlaubt hatte, gegen die Ungläubigen Krieg zu führen, verband er die letzte Huldigung mit der Verpflichtung, für ihn zu kämpfen. Das war bei der ersten Huldigung nicht der Fall gewesen, weil Allah damals den Krieg noch nicht erlaubt hatte. Bei der letzten Huldigung mußten sie schwören, die Schwarzen und die Roten *zu bekriegen und für ihn und den Herrn zu kämpfen. Als Lohn für ihre Treue wurde ihnen das Paradies verheißen. Ubada b. al-Samit, einer der zwölf Häupter, sagte: „Wir haben Mohammed den Kriegseid geleistet.“
* „Die Schwarzen und die Roten“ war ein Ausdruck (per merismum) für alle Arten von Menschen, womit Mohammed wahrscheinlich alle Beduinen und die seßhaften Stämme gemeint hat.
Ubada war einer der Zwölf gewesen, die sich bei der ersten Huldigung auf der Anhöhe eingefunden hatten. Diese geschah nach der Weise der Frauen. Die schworen Mohammed Gehorsam und Verehrung in Not und Wohlstand, in Freud und Leid; niemandem streitig zu machen, was ihm gehört; überall die Wahrheit im Namen Allahs zu sagen und keinen Tadel zu fürchten.
Mohammed erhält den Befehl, Krieg zu führen
Vor der zweiten Huldigung auf al-Aqaba hatte Mohammed von Allah keine Erlaubnis erhalten, Krieg zu führen und Blut zu vergießen. Er sollte nur zu Allah aufrufen, alle Beleidigungen mit Geduld ertragen und den Unwissenden verzeihen. Die Quraischiten mißhandelten seine Anhänger, um sie von ihrem Glauben abzubringen, und verbannten sie aus ihrer Heimat. Sie wurden entweder vom Glauben abtrünnig oder von ihnen gepeinigt und genötigt, nach Abessinien, nach Jathrib oder in andere Länder zu fliehen. Als nun die Quraischiten sich von Allah abwandten, also die von Allah ihnen zugedachte Gnade zurückwiesen, den Propheten einen Lügner nannten und die, welche Allah allein anbeteten und an Mohammed glaubten, peinigten und verbannten, da erlaubte Allah Mohammed Krieg zu führen* und sich gegen die, welche den Seinigen Gewalt antaten, zu verteidigen. Wie mir von Urwa b. Zubair und anderen berichtet worden ist, waren folgende Verse die ersten, in denen ihm der Krieg gegen die, welche gegen die Gläubigen Gewalt gebrauchten, erlaubt wurde: „Es ist denen, welchen Gewalt angetan wird, erlaubt zu kämpfen. Allah hat die Macht, ihnen Sieg zu verschaffen“ (al-Hadj 22,39), das heißt, ich habe ihnen erlaubt, Krieg zu führen, weil ihnen Unrecht**angetan worden ist und sie nichts anderes getan haben, als Allah anzubeten, das Gebet zu verrichten, Almosen zu geben, Gutes zu empfehlen und vom Schlechten abzuhalten. Nachher wurde geoffenbart: „Bekämpft sie, bis keine Verführung (zum Abfall vom Islam) mehr stattfindet***“ (al-Baqara 2,193), das heißt, bis die Moslems nicht mehr von ihrem Glauben abtrünnig gemacht wer179 den…„und der Glaube allein Allah dargebracht wird“ (al-Anfal 8,39
*Mit der Übersiedlung Mohammeds nach Medina begann ein neuer Abschnitt in der Entwicklung des Islam. Der Religionsstaat war geschaffen worden. Er fußte auf dem Gesetz des Heiligen Krieges, der verschiedene Entwicklungsstufen aufweist:
• Stufe 1: Das öffentliche Gebet und das oft wiederholte Glaubensbekenntnis des Islam.
• Stufe 2: Geduldiges Ertragen des Spotts und der Verhöhnung.
• Stufe 3: Verbale Verteidigung des Glaubens und vehemente Wortkriege bei zahlenmässigem Erstarken der Moslems. • Stufe 4: Die Auswanderung und Flucht verfolgter Gläubiger ist so lange denkbar, bis der Islam die Macht und Mehrheit gewonnen hat.
• Stufe 5: Bei zahlenmäßiger Überlegenheit wird Kriegsbereitschaft, Opfersinn und Rüstung erwartet.
• Stufe 6: Der Heilige Krieg bedeutet Verteidigung bei Angriffen.
• Stufe 7: Der Verteidigung kann der Überfall aus dem Hinterhalt auf feindliche Karawanen und schwächere Gruppen folgen.
• Stufe 8: Zum Heiligen Krieg gehört die Geiselnahme von Feinden und ihre Auslieferung erst nach der Zahlung von hohen Lösegeldern.
• Stufe 9: Der strategisch geplante Angriff zur Unterwerfung der näheren Umgebung.
• Stufe 10: Die weltweite Kriegserklärung gegen alle Ungläubigen. Die Erde wurde dazu in ein Haus des Islam und in ein Haus des Krieges aufgeteilt. „Bekämpft sie, bis keine Versuchung (zum Aufruhr und Abfall vom Islam) mehr existiert und die Religion Allahs (der Islam) alle umfasst“ (al-Baqara 2,193).
**Khomeini sagte: „Es ist besser Unrecht zu tun, als Unrecht zu leiden.“ Jesus aber zog es vor, Unrecht zu leiden, statt Unrecht zu tun (Luk. 23,34).
*** Der Heilige Krieg wird so lange andauern, wie noch Ungläubige auf dieser Welt leben. Der Kampf mit der Waffe ist Teil der islamischen Mission. Islam heißt Unterwerfung unter Allah und seinen Gesandten —freiwillig oder gezwungen!
Als Mohammed die Erlaubnis erhielt, Krieg zu führen und der Stamm der Hilfsgenossen ihm schwor, den Islam anzunehmen und ihm und seinen gläubigen Anhängern beizustehen, befahl er seinen Gefährten, sowohl denen, die schon ausgewandert waren als auch denen, die bei ihm in Mekka geblieben waren, sich nach Jathrib zu begeben und sich dort ihren Brüdern von den Ansar anzuschließen. Er sagte: „Allah hat euch Brüder* und einen sicheren Aufenthaltsort gegeben.“ Sie zogen nun truppenweise ab. Mohammed selbst blieb aber noch in Mekka und wartete, bis ihm Allah erlauben werde, auch nach Jathrib auszuwandern.
* Der Islam versteht sich als Bruderschaft, die besonders dann zum Tragen kommt, wenn ein Moslem von einem Nichtmoslem bedrängt oder angegriffen wird. Dann eilen alle Moslems ihm zu Hilfe.
Die Auswanderung der letzten Gefährten
Mit den letzten wanderte auch Umar b. al-Khattab aus und Aijasch b. Abi Rabia, der Makhzumite. Abd Allah b. Umar berichtet, sein Vater habe ihm erzählt:
„Als wir auswandern wollten, verabredeten wir—Aijasch b. Abi Rabia, Hischam b. al-Aas und ich — uns in Tanadhib an einem der Teiche der Banu Ghifar, oberhalb Sarif, zu treffen. Für den Fall, daß einer von uns ausbleiben sollte, machten wir untereinander aus, ohne ihn die Reise anzutreten. Aijasch und ich trafen in Tanadhib ein, Hischam wurde zurückgehalten und zum Abfall vom Islam gebracht. Als wir nach Jathrib kamen, stiegen wir bei den Banu Amr b. Auf in Kuba ab.
Abu Djahl b. Hischam und al-Harith b. Hischam, die Vettern und Brüder Aijaschs mütterlicherseits, kamen dann, als Mohammed noch in Mekka war, nach Jathrib und sagten zu Aijasch, seine Mutter habe ein Gelübde getan, keinen Kamm auf ihren Kopf zu bringen und keinen Schutz gegen die Sonne zu suchen, bis sie ihn wiedersehe. Er möge daher Mitleid mit ihr haben. Ich sagte ihm: ,O Aijasch, bei Allah, die Leute wollen dich nur von deinem Glauben abtrünnig machen. Sei auf der Hut! Wenn deine Mutter von Ungeziefer geplagt wird, so wird sie sich schon kämmen, und wenn die Hitze Mekkas sie plagt, wird sie Schatten aufsuchen.‘ Aijasch sagte: ,lch will nur verhüten, daß meine Mutter ihren Eid bricht und auch das Geld mitnimmt, das ich noch in Mekka habe.‘ Ich erwiderte: ,Du weißt, daß ich einer der reichsten Quraischiten bin. Ich gebe dir die Hälfte meines Vermögens, geh nicht mit ihnen!‘ Als aber Aijasch darauf bestand, nach Mekka zurückzukehren, sagte ich: ,Wenn du schon dich nicht abhalten läßt, so nimm wenigstens mein Kamel und setze dich darauf, es ist ein edles, folgsames Tier. Schöpfst du Verdacht gegen die Leute, so rette dich auf ihm!‘ Aijasch reiste mit ihnen auf Umars Kamel ab. Unterwegs sagte Abu Djahl: ,Bei Allah, mein Vetter, ich finde, daß mein Kamel einen so schweren Gang hat, daß ich gern hinter dir auf dem deinigen sitzen würde.‘ Aijasch gestattete es ihm und ließ sein Kamel niederknien. Die anderen taten das gleiche, um Abu Djahl auf Umars Kamel zu bringen. Als sie aber abgestiegen waren, fielen sie über Aijasch her, fesselten ihn, führten ihn nach Mekka und nötigten ihn, vom Islam abzufallen. Sie brachten ihn bei hellem Tage gefesselt nach Mekka und sagten: ,O ihr Bewohner Mekkas, verfahrt mit euren Toren, wie wir mit dem unsrigen hier verfahren sind!'“
Umar soll später folgendes erzählt haben: „Allah nimmt von dem, der vom Islam abfällt, keine Gegenleistung, keine Sühne und keine Buße an, auch nicht von solchen, die Allah erkannt haben und wegen eines Unglücks, das sie getroffen hat, wieder zum Unglauben zurückkehren*.“ Die Abtrünnigen mußten sich dies selbst auch sagen.
* Die gnadenlose Härte des Islam gegen alle abgefallenen Moslems wurde immer deutlicher sichtbar. Sie haben keine Möglichkeit zur Buße, außer wenn sie wieder Moslems werden. Wenn sie in ihrem Abfall vom Islam beharren, sollen sie in dieser Welt gepeinigt und getötet werden und in der anderen im Feuer schmoren. Abfall vom Islam kann von Allah und den Moslems nie vergeben werden (al-Baqara 2,217; al-Maida 5,54; Mohammed 47,25). Der Islam kennt keine Religionsfreiheit und widerstrebt den allgemeinen Menschenrechten.
Als Umar mit seiner Familie und seinen Stammesgenossen nach Medina kam, stieg er bei Rifa’a b. Abd al-Mundhsir in Kuba ab.
Mit ihm waren: sein Bruder Zaid, ferner Amr und Abd Allah, die Söhne des Suraqa und Khunais b. Khudsafa, der Sahmite, der Gatte seiner Tochter Hafsa, die später Mohammed heiratete, Said b. Zaid b. Amr, Waqid b. Abd Allah, der Tamimite, ein Schutzgenosse, Khaula und Malik, die Söhne des Abi Khaula, auch Schutz genossen, und die vier Söhne des Bukair: Ijas, Aqil, Amir und Khalid, ihre Schutzgenossen, von den Banu Sa’d b. Laith. Auch Aijasch war mit Umar bei Rifa abgestiegen, als er nach Jathrib kam.
Ihnen folgten weitere Auswanderer: Talha b. Ubaid Allah b. Uthman und Suhaib b. Sinan stiegen bei Khubaib b. Isaf, einem Bruder der Banu al-Harith b. Khazradj, in Sunh ab. Nach anderen stieg Talha bei As’ad b. Zurara, einem Bruder der Banu alNadjdjar, ab.
Als Suhaib auswandern wollte, sagten ihm die Ungläubigen Mekkas: „Du bist als armer Bettler zu uns gekommen und bei uns reich geworden und hast mancherlei erworben. Und jetzt willst du mit deinem Vermögen von uns wegziehen? Bei Allah, das darf nicht sein!“
Da sagte Suhaib: „Wollt ihr mich ziehen lassen, wenn ich euch mein Vermögen überlasse?“ Sie sagten: „Ja.“ Da schenkte er ihnen, was er besaß. Als Mohammed dies hörte, sagte er: „Suhaib hat einen guten Handel gemacht! Suhaib hat gewonnen!“
Mohammed blieb in Mekka, nachdem seine Gefährten schon ausgewandert waren, bis Allah ihm die Erlaubnis zur Auswanderung gab. Außer denen, welche mit Gewalt zurückgehalten wurden oder wieder abtrünnig gemacht worden waren, blieben nur Ali und Abu Bakr bei ihm in Mekka. Dieser bat häufig um die Erlaubnis auszuwandern. Mohammed sagte ihm aber: „Eile nicht, vielleicht gibt dir Allah einen Gefährten.“ Und jener hoffte, Mohammed werde dieser Gefährte sein.
Die Häupter der Quraisch beschließen den Tod Mohammeds
Die Quraisch erkannten bald, daß Mohammed Anhänger außerhalb ihres Stammes in fremdem Gebiet gewonnen hatte. Bei diesen fanden seine Freunde, die ausgewandert waren, Schutz und Zuflucht. Nun fürchteten sie, Mohammed könnte sich zu ihnen begeben und Krieg gegen sie führen. Sie kamen daher im Rathaus, im Hause des Qusai b. Kilab, zusammen, in dem alle Beschlüsse gefaßt wurden, und berieten, was zu tun sei; denn sie begannen sich nun vor Mohammed zu fürchten*.
* Mohammed war kein Mann des Friedens. Er heilte niemand und versöhnte seine Nachfolger nicht mit Gott. Er drohte seinen Feinden mit Vernichtung (Halsschnitt, Schächten), verfluchte sie im Namen Allahs und schadete ihnen mit Hilfe seines Racheengels, der sich Gabriel nannte, aber nicht Gabriel war.
Die Quraisch kamen am festgesetzten Tag zur Beratung über Mohammed zusammen. Dieser Tag hieß Tag der Zahma (Beschwerlichkeit) . Da kam Iblis (der Teufel) in der Gestalt eines alten Mannes in einem abgetragenen Oberkleid herbei und stellte sich an die Tür des Rathauses. Als die Quraisch fragten, wer er sei, antwortete er: „Ein alter Mann aus Nadjd, der erfahren hat, was ihr verabreden wollt und jetzt hier erschienen ist, um eure Worte zu vernehmen und euch vielleicht wohlgemeinten Rat erteilen kann.“ Sie sagten „gut“ und ließen ihn eintreten.
Hier waren die edelsten Quraisch vereinigt. Einer sagte zum anderen: „Ihr habt gesehen, wohin die Sache dieses Mannes gelangt ist. Bei Allah, wir sind nicht sicher, daß er nicht mit seinen Anhängern aus fremden Stämmen uns überfallen wird. Darum einigt euch auf eine Maßnahme gegen ihn!“ Nach einiger Beratung sagte einer: „Werft ihn in Ketten und sperrt ihn ein. Dann wartet, bis es ihm ergeht wie andern (vorislamischen) Dichtern vor ihm, Nabigha, Zuhair und anderen, die in ähnlicher Weise umgekommen sind.“ Darauf sagte der Greis aus Nadjd: „Das ist kein guter Rat. Bei Allah, wenn ihr ihn einsperrt, so wird die Sache durch die Tür, hinter welcher ihr ihn eingeschlossen habt, zu seinen Gefährten gelangen. Sie könnten euch leicht überfallen und ihn aus euren Händen befreien, dann durch ihn an Zahl zunehmen und euch überwinden. Darum schafft einen besseren Rat!“
Nach abermaliger Beratung sagte einer: „Wir wollen ihn aus unserer Mitte verstoßen*und aus unserem Lande verbannen. Ist er ferne von uns, so mag er hingehen, wo er will, wir aber haben Ruhe vor ihm und ordnen unsere Angelegenheiten und stellen die Eintracht wieder her.“ Der Alte aus Nadjd aber entgegnete: „Auch dieser Rat taugt nichts. Habt ihr nicht seine schönen Reden und seine süße Sprache vernommen und gesehen, wie er damit die Herzen der Männer gewinnt? Bei Allah, tut ihr dies, so stehe ich nicht dafür, daß er nicht bei einem Beduinenstamm sich niederläßt und ihn durch seine Reden gewinnt, bis er ihm folgt. Dann zieht er gegen euch und bezwingt euch, nimmt euch die Herrschaft ab und verfährt mit euch, wie es ihm gut dünkt. Drum schafft einen anderen Rat!“
* Jesus war vom Hohen Rat aus der Volksgemeinschaft des Alten Bundes ausgeschlossen worden. Die Juden verdächtigten ihn, ein Volksverführer und Lästerer zu sein, der den sofortigen Tod verdiene. Bei Jesus hatte jedoch nie die Gefahr eines bewaffneten Aufruhrs bestanden. Er war der Friedefürst und der wahre Friedenstifter.
Da sagte Abu Djahl: „Bei Allah, mir fällt etwas ein, auf das noch keiner von euch gekommen ist.“ Als sie fragten, was es wäre, sagte er: „Meine Ansicht ist, daß wir aus jedem Stamm einen jungen, kräftigen, angesehenen Mann von guter Familie wählen und jedem ein scharfes Schwert übergeben. Sie sollen wie ein Mann über ihn herfallen und ihn erschlagen*. Dann haben wir Ruhe vor ihm. Tun sie dies, so ist sein Blut auf sämtliche Stämme verteilt. Die Söhne Abd al-Dars können nicht ihr ganzes Volk bekriegen. Sie werden sich mit einem Sühnegeld zufriedengeben, das wir ihnen bezahlen wollen.“ Da sagte der Greis aus Nadjd: „Der Rat dieses Mannes ist der einzige gute Rat.“ Die Versammlung war damit einverstanden und ging auseinander.
*Die Juden beschlossen ebenfalls, Jesus zu töten, sobald sich eine Möglichkeit dazu ergab. Er wurde beobachtet und bespitzelt. Sie hoben Steine auf, um ihn zu steinigen. Er aber ging mitten durch sie hindurch. Seine Stunde war noch nicht gekommen (Joh. 8,59; 10,39).
Mohammed verläßt seine Wohnung
Da kam Gabriel zu Mohammed und sagte: „Bringe diese Nacht nicht in dem Bett zu, in dem du gewöhnlich schläfst.“ Als ein Drittel der Nacht vorüber war, sammelten sich die Quraisch vor seiner Tür und warteten, bis er eingeschlafen wäre, um über ihn herzufallen.
Als Mohammed dies bemerkte, sagte er zu Ali: „Schlafe auf meinem Bett und hülle dich in meinen grünen Obermantel aus Hadramaut*“ — in diesem pflegte Mohammed zu schlafen — „sie werden dir nichts zuleide tun**.“
* Eine Landschaft in Südarabien.
** Mohammed veranlasste seinen Neffen und Adoptivsohn Ali, seine Feinde zu täuschen. Er setzte ihn — in der Nacht und ohne Beleuchtung — der Lebensgefahr aus, um sich selbst zu retten.
Jesus dagegen stellte sich in der Nacht seinen Feinden und sagte: „Wenn ihr mich sucht, so laßt diese gehen!“ (Joh. 18,8). Er war bereit, selbst zu leiden und zu sterben, um seine Nachfolger nicht in Gefahr zu bringen.
Jazid Ibn Zijad hat mir von Mohammed Ibn Ka’b aus dem Stamme Quraiza berichtet: „Als die Quraisch vor Mohammeds Tür standen, sagte Abu Djahl, der sich auch unter ihnen befand: .Mohammed glaubt, daß, wenn ihr ihm folgt, ihr Herren der Araber und der anderen — der „übrigen“ Welt — werdet, daß ihr nach dem Tode wieder aufersteht und Gärten bekommt, wie die am Jordanfluß. Wenn ihr ihm aber nicht folgt, so wird er euch niedermachen. Nach eurem Tode werdet ihr aber auferweckt und in der Hölle verbrannt.‘ Datrat Mohammed heraus, nahm eine Handvoll Erde, streute sie über ihr Haupt und sagte zu Abu Djahl: ,Ja, dies habe ich gesagt, und du bist einerder Letzteren.‘ Allah nahm ihnen allen die Sehkraft, so daß sie Mohammed nicht erkannten (Ya-sin 36,9).
Schließlich kam jemand, der nicht zu ihnen gehörte und fragte sie, auf wen sie warteten. Sie antworteten: ,Auf Mohammed.‘ Da sagte jener: .Allah möge euch enttäuschen! Mohammed ist längst zu euch herausgekommen, hat euch allen Erde auf das Haupt gestreut und ist seines Weges gegangen. Seht ihr nicht, was auf euch liegt?‘ Da griff jeder nach seinem Haupt und fand Erde darauf. Sie betraten dann das Haus, fanden Ali auf dem Bett in Mohammeds Mantel gehüllt und sagten: ,Bei Allah, hier schläft Mohammed in seinen Mantel gehüllt,‘ und sie blieben in dieser Meinung bis zum Morgen. Als Ali endlich vom Bett aufstand, sagten sie: ,Der Mann, der uns ansprach, hat doch die Wahrheit gesagt!'“
Hierauf erlaubte Allah Mohammed die Auswanderung*. Abu Bakr, der ein reicher Mann war, hatte sich zwei Kamele gekauft, die er in seinem Hause fütterte, um sie für diesen Ernstfall bereitzuhalten.
* Allah ermöglichte es Mohammed zu fliehen, um sein politisches Reich in Medina aufzubauen. Im Islam gibt es keinen Mittler zwischen Gott und Menschen, kein stellvertretendes Opfer, keine Versöhnung und keine Ausgießung des Heiligen Geistes als Folge dieses Opfers. Das Ziel der Religion Mohammeds bleibt der islamische Staat, nicht die geistliche Erneuerung der Menschen. Deshalb starb Mohammed auch nicht für seine Nachfolger. Jesus aber opferte sich selbst auf Golgatha, damit wir ewiges Leben empfangen konnten.
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