John Wimber (A.Seibel)
Alexander Seibel
Der Zickzackkurs von John Wimber
Wenn man den Weg von John Wimber etwas verfolgt, muß man feststellen, daß man ein ständiges Hin und Her beobachten kann. Aussagen werden widerrufen, mit neuer Kühnheit formuliert, abgeändert, theologisch schmackhafter verpackt usw. Als einer der bekanntesten Evangelikalen Englands, David Watson, an Krebs erkrankte, kam Wimber eigens angeflogen und verkündigte, wie Gott ihm gezeigt habe, Watson werde gesund. Als dann Watson doch starb, versuchte man „Schadensbegrenzung“ so gut es ging. Die Leichtgläubigkeit der Anhänger, besonders aber nicht nur aus dem charismatischen Umfeld, ermöglichte es ihm, ziemlich unbeschadet weiterzumachen. Dabei hätte man nach biblischen Test (5. Mose 18, 22) erkennen können könne, daß hier ein falscher Prophet agiert. Doch solche Aussagen galten als zu negativ bzw. lieblos.
Dann wurde die große Erweckung für England angekündigt, die ebenfalls ausblieb. Clifford Hill, der sich selber zur charismatischen Szene rechnet und an den Dienst der Geistesgaben glaubt, schreibt darüber: „Letzten Sommer (1990 Anm.) riet ich Wimber ab, im Oktober nach England zurückzukehren, weil soeben eingestanden wurde, daß 15 Bereiche des Irrtums in ihrem (Wimber und sein Team von Propheten, Anm.) Dienst vorlagen und dies brauchte Zeit, um aufgearbeitet zu werden… Dennoch war John Wimber entschieden, Versammlungen in England im Oktober zu leiten, weil Paul Cain, Bob Jones und andere geweissagt hatten, daß eine große Erweckung in diesem Monat ausbrechen werde. Ich hatte bereits erklärt, daß diese Prophezeiungen falsch sind und daß es keine Erweckung in England geben würde ohne Buße, aber Wimber glaubte ihnen so restlos, daß er seine Kinder und Enkelkinder von den USA mitbrachte, damit sie die erwartete Erweckung bezeugen könnten. Als nichts geschah in dieser Woche, in einem letzten Versuch, Gott zu überreden, die Flammen der Erweckung zu schicken, rief er am letzten Tag in London, in der letzten Versammlung zur Stille auf. Als der mächtig rauschende Wind sich nicht einstellte, beendete John Wimber die Versammlung eine halbe Stunde früher und kehrte nach Hause zurück, wobei er viele Leute enttäuscht und desillusioniert zurückließ (Prophecy Today, „Which Army?“ Volume 7, Jan./Febr. 91, S. 10).
Keith Parker ist ebenfalls ein unverdächtiger Zeuge, zählt doch auch er sich zum charismatischen Lager. Über das gleiche Ereignis berichtet er: „Auf der Rückseite von John Wimbers Magazin war eine Erklärung abgedruckt, die besagte, daß während einer bestimmten Zeit in England eine Erweckung ausbrechen würde, während sein Team in London arbeitete. Der Termin kam und ging. Es gab keine Erweckung. Anstatt zu bekennen, er habe das Volk Gottes verführt, leugnete er, daß diese Voraussage gemacht worden war oder daß wir falsch verstanden hätten, was dort geschrieben war. Danach gewann ich den Eindruck, daß Wimber und die ‚Propheten‘ sich selbst disqualifiziert hatten; und ich fühlte mich berechtigt, alles zu ignorieren, was aus dieser Quelle kam“ (Keith Parker, „Prophets – True or False? Signs and Wonders – Real or Bogus?“, Stellungnahme vom 22. Juli 1994, S. 2).
Doch nur wenige zogen diese Konsequenzen. Die meisten waren weiterhin von Wimbers Charme bezaubert und vergaßen darüber die biblischen Kriterien der Prüfung. Eine Generation, die immer mehr videotisiert und von daher emotionalisiert ist, sieht auch wenig Anlaß, anhand des Wortes zu prüfen. Persönliche, freundliche und positive Eindrücke zählen da mehr und sind offensichtlich gewichtiger. Zu Wimbers fragwürdigen Lehren bzw. Praktiken listet Dr. John D. Hannah u.a. auf: Er betet über Objekten, daß sie „geheilt“ (übernatürlich repariert) werden, z.B. Kühlschränken, Autos, Waschmaschinen etc. Er behauptet außerdem, daß Jesus Einblicke durch „Worte der Erkenntnis“ bekommen habe.
Auch ruft John Wimber den Heiligen Geist, um auf besondere Leute in einer Versammlung herabzukommen. (Dr. John D. Hannah, „The Signs and Wonders Movement, The Vineyard Movement or The Third Wave“, Lesson 30, S. 14).
Eine Zeitlang behauptete Wimber, um übernatürliche Manifestationen für jeden Christen schmackhaft zu machen: „Alles, was er (Jesus, Anm.) tat, können auch wir tun. Schließlich war Christus so begrenzt in seiner menschlichen Natur, daß er sich nicht viel von uns unterschied. Deshalb, wenn Er, mit der Hilfe des Geistes, mit einem Wort heilte, warum können wir nicht das gleiche tun?“ (Sword & Trowel“, 2. Nov. 1987, S. 30).
Als dann Dr. Jack Deere zu ihm stieß, der sich dann später (1992) wieder von der Vineyard-Bewegung distanzierte, wurde versucht, diese Zeichen- und Wunderansprüche, nun etwas biblischer, durch die Charismen von 1. Kor. 12 zu legitimieren. Setzt man sich mit Wimber an einen Tisch, scheint er einem bezüglich aller möglichen Bedenken und Anfragen recht zu geben. Clifford Hill schreibt: „Ich verbrachte mehrere Stunden in privater Besprechung mit John Wimber, Paul Cain und Mike Bickle nach ihren Versammlungen in Holy Trinity, Brompton. Nach diesem Treffen meinte ich, wir hätten eine Beziehung der Offenheit hergestellt und ich sagte dies auch öffentlich… Jedoch, all die Kommunikation seit diesem Treffen war einseitig. Es gab keine Antwort auf meine zahlreichen Briefe, Entwürfe oder Artikel, wo ich um ihren Kommentar vor einer Veröffentlichung anfragte. Ich schrieb John Wimber als er im Oktober in England war und faxte ihm anschließend eine Kopie davon nach Anaheim, USA, aber noch immer hat es keine Antwort gegeben. Viele Leute sagten mir, das freundliche Entgegenkommen von denen innerhalb dieser Bewegung sei nur deshalb, um mich dahin zu bringen, ihren Dienst bedingungslos zu unterstützen. Falls ich dazu nicht bereit wäre, wollten sie mit mir nichts mehr zu tun haben. Was soll ich nun denken?“ (Clifford Hill, ebenda).
Nun kann man sich freuen, wenn Menschen dazulernen und sich korrigieren lassen. Jeder aufrichtige Christ weiß von solchen Stationen in seinem Werdegang. Doch Wimber ist ein theologisches Chamäleon, das, um andere arglos zu stimmen, zu großen Anpassungen bereit ist. So sagte er in einem Interview mit idea Schweiz sogar:
„Ich bin Dispensationalist“ (idea Magazin Nr. 21/88, S. 4). – Unter Dispensationalismus ist zu verstehen, daß Gott zu verschiedenen Heilszeiten verschieden gehandelt hat und Zeichen und Wunder primär auf die Apostelzeit der Gemeinde beschränkt sind. – An seiner Grundeinstellung zur Durchsäuerung der Gemeinden mit der „Powerbotschaft“ (Vollmächtige Evangelisation bedeutet, daß auch heute noch sie von Zeichen und Wundern begleitet wird.) ändert sich jedoch herzlich wenig. Nun wird, obwohl Wegbereiter des „Toronto-Segens“, wieder einmal widerrufen, bzw. abgeändert. Er spricht sich gegen eine Überbewertung des „Toronto-Segens“ aus und erklärt sogar:
„Als falsch bezeichnete Wimber die zu starke Einbindung eines ‚prophetischen Dienstes‘ in seine Gemeindepraxis…Dennoch halte er nach wie vor Prophetien sowie ‚Zeichen und Wunder‘ für möglich. So habe Gott ihm gezeigt, daß er noch eine weltweite, geistliche Erneuerung miterleben werde“ (idea spektrum, 26/95, S. 11).
Wimbers Vorstellung von dieser endzeitlichen Erweckung greift wiederum Clifford Hill auf: „Gemäß John Wimber ist es eine Art von ‚Armee Joels‘, die allen Widerstand überwinden und die Nationen unterwerfen wird. Diese Lehre ist Teil dessen, was als ‚Herrschaftstheologie‘ bekannt ist…Es sollte offensichtlich sein, sogar für jene, die keine Ahnung von biblischer Exegese haben, daß dies eine Armee der Zerstörung ist“ (ebenda, S. 11). Man hat, bis in die Exegese hinein, das Gerichtshandeln Gottes mit Segen bzw. Erweckung verwechselt. Der „Toronto-Segen“ demonstriert dies auch praktisch mehr als deutlich. So ist Wimber ein warnendes Beispiel, nicht für den geraden Weg Gottes, sondern für einen Zickzackkurs, der dem Geist Gottes nicht entspricht. Man beruft sich auf Vollmacht und Geistesleitung bzw. besondere Geistesfülle, Eingebungen und Offenbarungen und wird trotzdem einmal so und dann wieder genau anders geführt.
D. R. McConnell als Fürsprecher und Teilhaber der Charismatischen Bewegung hat genau diesen Punkt angesprochen: „Die Hauptursache für diese notorischen Richtungsänderungen bei der Lehre ist nur allzu deutlich erkennbar. Von ihren Anfängen bis in die Gegenwart hat die Charismatische Bewegung eine fehlerhafte Offenbarungslehre vertreten. Wir Charismatiker haben uns zu wenig dem Prinzip verpflichtet, daß die Bibel der einzig unfehlbare Maßstab für Glaube und Praxis ist…
Solange wir uns nicht ernsthaft dem Prinzip verpflichten, daß Lehre und Praxis einer hermeneutisch sauberen Auslegung des Wortes Gottes entstammen muß, wird unsere Bewegung für eine endlose Serie prophetischer Offenbarer und ihren bizarren Lehren ein willfähriges Opfer sein“ („Ein anderes Evangelium“, Verlag C.M. Fliß, 1990, S. 237).
Dave Hunt schreibt in diesem Zusammenhang: „Die falschen Prophezeiungen und ‚Worte der Erkenntnis‘ bei denen, die mit Wimber und seinen Vineyard-Gemeinden verbunden sind würden Bände füllen“ (TBC, März 1997).John Wimber ist inzwischen gestorben. Doch ist zu befürchten, daß auch weiterhin alle theologischen und biblischen Ungereimtheiten bzw. Differenzen mit seinem nachwirkenden Charme zu kitten versucht wird.. Und dies ist es, was die Leute anspricht und hören wollen. Des Herrn Feststellung: „Du hast geprüft, die da sagen, sie sind Apostel und sind’s nicht und hast sie als Lügner erfunden“ (Offb. 2,2), ist da schon weniger gefragt.