Homöopathie (H. Kunze)
Homöopathie
– Gedanken für eine kritische Auseinandersetzung –
Herwig Kunze, Wien
Vorbemerkung
Warum, so mag sich mancher fragen, befassen wir uns mit diesem Thema Homöopathie derart ausführlich? Warum sind wir nicht einfach dankbar, daß es eine »natürliche« Behandlungsmethode gibt, ohne Schmerzen, ohne schädliche Nebenwirkungen, wie man sie bei vielen der üblichen Medikamente findet? Warum fragen wir nach Herkunft, Zusammenhängen, Hintergründen, wenn es doch offensichtlich wirkt? Sagt uns nicht die Schrift, daß wir alles mit Danksagung genießen sollen, ohne lang zu fragen, woher es kommt?
Zumindest drei Gründe waren ausschlaggebend, mich diesen Fragen zu stellen, mich mit der Problematik auseinanderzusetzen und auf die Schrift gegründete Antworten zu suchen.
1. Weil uns die Schrift lehrt, nicht alles, womit wir konfrontiert werden, einfach hinzunehmen (oder gar anzunehmen), sondern entsprechend unserem Wandel irn Lichte alles zu prüfen, was dem Herrn wohlgefällig ist und was nicht (Eph 5, 10).
2. Weil zahlreiche Anzeichen darauf hindeuten, daß uns eine solche Prüfung auf Tatsachen stoßen lassen wird, die mit wesentlichen Prinzipien der Heiligen Schrift nicht vereinbar sind.
3. Weil wir gerade am Beispiel Homöopathie erkennen können, wie sehr die Gemeinde Gottes in Gefahr ist, zeitgeistlichen Strömungen nachzugehen, sie unwidersprochen anzunehmen, ja diese sogar als Wille und Werk Gottes mißzuverstehen.
Ein weiterer Beweggrund ist auch meine persönliche Begegnung mit der Homöopathie, die zu einer Zeit stattfand, da ich, fern vom lebendigen Glauben an den Herrn Jesus Christus, tief in östliche Mystik und im Okkultismus verstrickt war. Neben meiner Beschäftigung mit Yoga, Pendel und Wünschelrute, Astrologie, Anthroposophie u. a.. stieß ich damals auch auf die Homöopathie, deren Geistesverwandtschaft zu diesen transzendenten »Wissenschaften« mich faszinierte. Ich begann mein Medizinstudium mit dem Ziel, einmal meine okkulten Fähigkeiten (z.B. Krankheitsdiagnose mittels Pendel) in Verbindung mit der Homöopathie zum »Wohle der Menschheit« einzusetzen.
Zwei Jahre später kam ich aber zum Glauben an Jesus Christus und brach mit all den Praktiken, derer ich mich bis dahin bediente. Da für mich damals die Zusammmenhänge zwischen Homöopathie und den anderen okkulten Wissenschaften ganz offensichtlich waren, beschäftigte ich mich auch nicht mehr weiter damit. Um so größer war dann meine Verwunderung, als ich feststellen mußte, daß diese Methode in christlichen Gemeinden keineswegs allgemein abgelehnt wurde, sondern daß sich viele ihrer mit Vorzug bedienten. Denn dies war der erste Anstoß für die vorliegende Arbeit, deren Ziel es ist, darzustellen, was Homöopathie wirklich ist (von vielen wird darunter ja einfach eine Art Kräutermedizin verstanden), d. h. auf welchem Prinzip sie aufgebaut ist, welchen Ursprung sie hat, und auf welchem geistigen Nährboden sie entstehen konnte.
Weiterhin ist die Frage wichtig, ob die Homöopathie heute ohne Beziehung zu ihrem Ursprung, d. h. auf rein wissenschaftlicher Ebene, angewendet und erklärt werden kann. Da christliche Homöopathen ihr Bekenntnis zur Homöopathie selbstverständlich auch zu rechtfertigen suchen, wird ihrer Argumentation auch besonders Raum gegeben. Schließlich soll das zusammengetragene Material im Lichte des Wortes Gottes betrachtet werden, das in allen Fragen unser wesentlichster und letztgültiger Maßstab ist.
1. Prinzipien der Homöopathie
Zunächst müssen wir festhalten, daß die Auffassungen über die Wirkungen der homöopathischen Heilmethode und über diejenigen der herkömmlichen allopathischen Behandlung vollkommen verschieden sind. Unter dem Begriff Allopathie (gr. »allos« = anders; »pathos« = Leid) wird eine Medizin verstanden, die Mittel gegen eine Krankheit, bzw. deren Verursacher oder deren Symptome anwenden, und zwar mit dem Ziel, diese zu beseitigen oder zumindest zu unterdrücken. Grundsätzlich bedient man sich dabei physiologischer, biochemischer und pharmakologischer Grundsätze, die zwar einer gewissen individuellen Schwankung unterworfen sind, im wesentlichen aber experimentell nachweisbar und reproduzierbar sein müssen.
Ganz anders verhält es sich mit der Homöopathie (gr. »homoios« = ähnlich). Dieser Begriff kommt von der Annahme, daß ein Stoff in homöopathischer Verdünnung dann eine Krankheit zu heilen vermag, wenn er die Symptome derselben Krankheit nach Gabe am Gesunden hervorruft. In der Homöopathie wird diese Annahme Ähnlichkeits- oder Simileprinzip genannt (lat. simila similibus curentur = Ähnliches soll mit Ähnlichem geheilt werden).
M. Dorcsi: »Das Ähnlichkeitsprinzip wurde in den Schritten aller Medizinkulturen von Tibet, China und Arabien bis zu Hippokrates und Paracelsus angeführt und angewandt. Das Verdienst Hahnemanns war es, dieses Heilprinzip 1796 neu zu entdecken und in den folgenden Jahren experimentell zu untermauern und auszubauen«. (Dr. M. Dorcsi ist Leiter der Wiener homöopathischen Schule.)
M. Dorcsi: »Das Heilmittel heilt um so sicherer, je näher die Ähnlichkeit zur Krankheit ist«. (M. Dorcsi: Prinzipien der Homöopathie, Österr. Ärztezeitung, 33/1978)
In welchem Licht diese »Entdeckung« Hahnemanns zu sehen ist, wird später, gemeinsam mit der Person Hahnemanns, Gegenstand näherer Betrachtung sein.
Wie wird nun diese homöopathische Arznei gewonnen? Zuerst stellt man aus der Ausgangssubstanz eine sogenannte Urtinktur her, die dann schrittweise verdünnt wird. Es handelt sich dabei aber nicht um eine gewöhnliche Vordünnung, sondern um eine stufenweise Potenzierung (Hahnemann bezeichnete es ursprünglich als Dynamisierung). Diese beiden Termini sollen ausdrücken, daß mit dieser Verdünnung nicht eine Abnahme, sondern eine Zunahme der Heilkraft einhergeht. Bei einer Potenzierung selbst wird z.B. 1Teil der Urtiriktur mit 9 (zw. 99; 49 999) Teilen des Lösungsmittels verschüttelt.
Der Verdünnungsgrad des Heilmittels wird mit den Buchstaben D (für Dezimalpotenzen, 1:10), C (für Centesimalpotenzen, 1:100) und LM (für Fünfzigtausenderpotenzen, 1:50 000) und der Zahl der Potenzierungsstufe angegeben, z. B.: Nux vomica D 12 (das entspricht etwa der Verteilung von 1 Tropfen auf 100 Millionen Liter). Erst durch die Potenzierung soll die eigentliche Heilkraft der Pflanzen, Minerale, Organpräparate etc. entfaltet werden.
S. Hahnemann: »Wenn man in einen großen See einen Tropfen Arznei fallen lasse, könne man nicht durch intensive Mischung eine Arznei daraus machen, die Arzneikraft geht darin bald zugrunde. Erst das starke Schütteln der Flüssigkeit und Reiben des Pulvers in kleinen Mengen entwickle die Arzneikräfte«.
H. Fritsche: »Stoffe, die bislang für arzneilich gleichgültig galten die Kieselsäure oder Lindenholzkohle oder die Sporen des Bärlapps -, entwickeln, wenn sie durch systematisches Verschütteln potenziert, höchste arzneiliche Wirksamkeit. … Stoffe sind es, die ehedem für den Arzt ein »Nichts« waren und die jetzt, indem Hahnemann sie – für das Verständnis des bloßen Theoretikers – tatsächlich in ein »Nichts« hineinpotenziert, ein »Etwas« werden. Der mephistophelische Intellekt redet immerfort vom Nichts, aber der Arzt antwortet mit seinem Kollegen Faust: ’In deinem Nichts hoff’ ich das All zu finden’«. (H.Fritsche, Hahnemann – Die Idee der Homöopathie, Suhrkamp Berlin, 1944)
In der homöopathischen Literatur wird immer wieder betont, daß erst das Verschütteln (bzw. das Verreiben) die eigentliche Heilkraft entfalte. Eine gleichstark verdünnte, aber nicht geschüttelte Substanz könne keinesfalls diese Heilwirkung erzielen, da hierbei nur der reine Stoffaspekt in Betracht käme, und dieser tritt ja mit zunehmender Potenzierung zurück. Spätestens ab der Potenz D 23 ist (entsprechend der Loschmidtschen Zahl NL = 6,023 x 10/hoch23; diese Zahl gibt die Anzahl von Molekülen in 1 Mol eines Stoffes an), statistisch gesehen, kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden. Tatsächlich muß aber die Wirkung des Arzneistoffes an sich schon bei wesentlich niedrigeren Verdünnungen aufhören. Wir haben es also bei den hochpotenzierten Arzneien ausschließlich mit Lösungsmittelmolekülen zu tun, die aber dennoch eine spezifische, der Ausgangssubstanz entsprechende Wirkung haben sollen.
Die Erklärungen für diesen Sachverhalt sind sehr weitgespannt. Hahnemann selbst betont in seinem »Organon der Heilkunst«, daß die Arzneisubstanz mittels immer höherer
»… Dynamisationen endlich ganz zu geistartiger Arzneikraft subtilisiert…« wird. Ab C 30 (eine von Hahnernann bevorzugte Potenz) ist »… die Materie so verringert, daß es einen Bruchteil gibt, der sich kaum mehr in Zahlen aussprechen lassen würde. Ungemein wahrscheinlich wird es hierdurch, daß die Materie mittels solcher Dynamisationen sich zuletzt gänzlich in ihr individuelles, geistartiges Wesen auflöse und daher in ihrem rohen Zustand eigentlich nur als aus diesem unentwickelten geistartigen Wesen bestehend betrachtet werden könne«.
Rudolf Tischner schreibt in seinem Buch »Das Werden der Homöopathie«: Die spiritualistische Ausdeutung durch die Hahnemannianer kann sich auf manche Aussprüche zur Krankheitslehre berufen, derzufolge die Wirkung der Mittel fast geistig sein soll und deshalb durch Potenzierung tunlichst von Materie befreit werden muß.«
Ähnliches ist bei Paul Hühnerfeld zu lesen:
»Je geringer die Dosis, um so größer die Wirkung – das war Hahnemanns Motiv. Die Potenzierung wurde zu einem magisch-alchimistischen Akt; der alte Hahnemann ließ seine Patienten nur noch an der Arznei riechen«.
Daraus wird ersichtlich, daß Hahnemann diese verborgene, geistartige Kraft wesentlich höher und wirkungsvoller einschätzte als die rein materielle Wirkung des Arzneimittels.
Prof. Dr. H. Ritter: »Die Kraft dieser Potenzen wird ganz von der Zahl der Schüttelschläge bestimmt. Bei einigen Schülern ging dieser, nüchterner Empirie abgewandte Wahn soweit, daß sie sich nicht mehr trauten, flüssige Arzneien bei Hausbesuchen mitzunehmen, da durch das Rütteln des Gefährtes diese Kraftzunahme gefährlich erhöht werde.«.
Adolf Voegeli: »Von der 10. Potenz an sind unsere Medikamente völlig frei von Molekülen der Ausgangssubstanz. Wir verwenden aber viel höhere Potenzen, die 200., die 1000., sogar die 10 000., die sämtlich molekülfrei sind, also keine substanzielle Wirkung mehr entfalten können. – Das homöopathische Heilmittel, nach Hahnemann zubereitet, wirkt demnach nicht durch eine Arzneisubstanz, sondem dadurch, daß ein uns in seinem Wesen unbekannter Umwandlungsprozeß stattgefunden haben muß, infolge des Reibens und Schüttelns. Es handelt sich dabei, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, um eine Umwandlung der Substanz in eine Energie, die nun in der Flüssigkeit durch Schütteln immer weiter verfeinert, ihrem Wesen nach aber nicht verändert wird, und die in der Flüssigkeit erhalten bleibt, wie weit man die Potenzierung auch treibt«. (A.Voegeli: Was ist Homöopathie?, Tagesanzeiger Nr. 17, 1976).
Die Wiener homöopathische Schule unter M. Dorcsi macht den Versuch, diese Effekte rein physikalisch zu erklären. Es handle sich um die Übertragung von Information von der Ausgangssubstanz auf das Lösungsmittel.
M. Dorcsi: »Bei der Verreibung oder Verschüttelung (beim Potenzieren) ist es möglich, daß die von den Oberflächen der Arzneistoffteilchen ausgehenden Energiefelder an der Oberfläche des Arzneiträgers (Milchzucker oder Alkohol-Wassergemisch) durch lockere absorptive Bindungen Umlagerungen induzieren, so daß an ihnen ein dem Arzneistoff gleiches oberflächenkomplementäres Relief zustande kommt; – dadurch würden die Lösungsmittel die Gestaltsqualität der betreffenden Arzneimittelteilchen kopieren, das neue Oberflächenmuster nicht nur annehmen, sondem vervielfacht wiedergeben können. Über die physikalischen Grundlagen der potenzierten Arznei hat sich ein Arbeitskreis ’Physik’ an der TU-Wien im Auftrag des Ludwig Boltzmann-Institutes für Homöopathie intensiv beschäftigt – mit dem vorläufigen Ergebnis, daß die derzeitigen Untersuchungsmöglichkeiten keinen ausreichenden Schluß auf die physikalische Wirkung der potenzierten Arznei zulassen«.
F A. Popp beginnt seinen Artikel »Homöopathie aus physikalischer Sicht«, der ein physikalisches Denkmodell darstellen soll, mit den Worten:
»Ohne Zweifel sind homöopathische Effekte, falls es sie überhaupt gibt, im Grenzbereich physikalischer Nachweisbarkeit angesiedelt«.
Popp geht (wie Dorcsi) davon aus, daß es sich bei der Potenzierung um Übertragung von Information handelt und meint, »… daß bestimmte Schwingungen von Wasserstoffbrücken in der Wassermatrix um geringfügig verschobene Ruhelagen stattfinden, die in ihrer Gesamtheit ein Muster ausbilden, das von der gelösten Substanz abhängig ist«.
Hier dürfen wir uns nicht blenden lassen von wissenschaftlich klingender Ausdrucksweise. Popp selbst weist darauf hin, daß seine Ausführungen nur ein Gedankenmodell darstellen, aber nicht als tatsächlicher Verhalt mißverstanden werden dürfen.
Er sagt: »Zum Schluß dieser Ausführungen soll nicht unerwähnt bleiben, daß diese Vorstellungen als Modell, als einfacher Denkansatz … aufzufassen sind. Der physikalische Nachweis homöopathischer Effekte (Potenzierung und Simileprinzip) wird nach diesen Überlegungen mit direkten Mitteln kaum möglich sein.«
In diesem Zusammenhang ist auch wichtig zu erwähnen, daß keiner der Autoren, die sich mit wissenschaftlichen Erklärungsversuchen beschäftigen, auf den Vorgang des Schüttelns (also warum überhaupt schütteln?) eingeht. Alle sind sich aber darin einig, daß es ohne Schütteln nicht geht. Manche sprechen von der Notwendigkeit einer innigen Vermischung. Dieser innige Kontakt zwischen Arzneimolekülen und Lösungsmittelteilchen findet aber aufgrund der Wärmebewegung auch ohne Schütteln statt. Ebenfalls offen bleibt die Frage nach den Verhältnissen im festen Medium (d. h. z. B. die Verreibung in Milchzucker), wo das oben erwähnte Gedankenmodell keine Anwendung mehr findet. Ich möchte aber an dieser Stelle auch erwähnen, daß die wissenschaftliche Unhaltbarkeit der Homöopathie keineswegs der wesentlichste Grund meiner ablehnenden Haltung ist, sie vervollständigt nur das Bild und soll aus diesem Grund angeführt werden.
Schließlich sei noch die Erklärung der anthroposophischen Medizin, die sich ja ebenfalls homöopathischer Mittel bedient, erwähnt. Jedes Lebewesen hat (nach anthroposophischer Anschauung) nicht nur einen materiellen, grobstofflichen Körper, sondern auch einen feinststofflichen, ätherischen, und dieser soll es sein, der in dem potenzierten Heilmittel erhalten bleibt und wirkt. Diese Vorstellung steht wahrscheinlich der Hahnemannschen am nächsten.
Die Tatsache, daß die Erklärungsversuche so weitgespannt sind, nämlich von einer rein okkulten, übersinnlichen bis hin zum Versuch einer physikalischen Deutung, zeigt, daß hier ein Dunkelfeld besteht, in das man alles hineinproduzieren kann, was einem zur Erklärung des Systems nützlich erscheint.
Die dritte Säule der Homöopathie, neben dem »Ähnlichkeitsprinzip« und dem »Potenzieren«, ist das »Arzneimittelbild« und die damit zusammenhängende »Typenlehre«. Der Patient wird einem sog. Typ zugeordnet, der einem bestimmten Arzneimittelbild entsprechen soll. Dies geschieht aufgrund einer ausführlichen Anamnese, d.h. einer detaillierten Erhebung der Krankheitsgeschichte sowie der charakterlichen Eigenschaften und psychischen Empfindungen. Dazu einige Zitate:
M. Stübler: »So wie ein Künstler durch das Portrait eines Menschen einen ganzheitlichen Eindruck hervorruft, indem wir den portraitierten Menschen erkennen, so soll das Arzneimittelbild im homöopathischen Arzt ein Innbild hervorrufen, welches er nach langer Zeit der Beobachtung und Tätigkeit in seinem Patienten an zahlreichen einzelnen Zeichen oder auch im ganzen wiederzuerkennen vermag.«
Hahnemann selbst schreibt in seiner Vorrede zur Pulsatilla-Prüfung (damit ist die Arzneimittelprüfung am gesunden Probanden gemeint):
»Am zweckmäßigsten ist die homöopathische Anwendung sowohl aller übrigen Arzneien, als insbesondere dieser, wenn nicht bloß die körperlichen Beschwerden von der Arznei den ähnlichen körperlichen Symptomen der Krankheit entsprechen, sondern wenn auch die der Arznei eigenen Geistes- und Gemütsveränderungen ähnliche in der zu heilenden Krankheit oder doch in dem Temperamente der zu heilenden Person antreffen. Es wird daher auch der arzneiliche Gebrauch der Pulsatilla um desto hilfreicher sein, wenn in Übeln, zu denen in Rücksicht der Körperzufälle dieses Kraut paßt, zugleich ein schüchternes, weinerliches, zu innerlicher Kränkung und stiller Ärgernis geneigtes, wenigstens mildes und nachgiebiges Gemüt im Kranken zugegen ist, zumal, wenn er in gesunden Tagen gutmütig und mild (auch wohl leichtsinnig und gutherzig schalkhaft) war. Vorzüglich passen daher langsame, phlegmatische Temperamente, dagegen am wenigstens Menschen von schneller Entschließung und rascher Beweglichkeit, wenn sie auch gutmütig zu sein scheinen.
Am besten ist’s, wenn auch untermischte Frostigkeit nicht fehlt, und Durstlosigkeit zugegen ist. Bei Frauenzimmern paßt sie vorzüglich dann, wenn ihre Monatszeit einige Tage über die rechte Zeit einzutreten pflegt; so auch besonders, wenn der Kranke abends lange liegen muß, ehe er in Schlaf geraten kann, und wo der Kranke sich abends am schlimmsten befindet. Sie dient in den Nachteilen vom Genuß des Schweinefleisches«.
Der Wiener Primarius Dr. M. Dorcsi in einem Zeitungsinterview auf die Frage, eines Reporters des »Kurier«: »Können Sie an einem Beispiei sagen, wie die Homöopathie vorgeht?«
Dorcsi: »Primär chronische Arthritis bei einem ’Schneewittchentyp’. Das ist ein zartes Mädchen mit schwarzem Haar und großen Augen, zarten Händen, friert und fröstelt überall. Sie ist geliebt, no, und dann bringt man’s um, legt’s in den Sarg dann wird’s wieder munter. Das ist ganz im Gegensatz zur primär chronischen Polyarthritis beim ’Rotkäppchentyp’. Die ist warm, rot, kräftig, vollblutig. Beide kriegen eine Säure, etwa Salizylsäure. Wie wirkt die? Es wird einem warm, man schwitzt – und zudem wirkt das Mittel auf das rheumatische Geschehen. Benzoesäure wirkt auch darauf, nur läßt sie frösteln. Aber der Homöopath behandelt ja nicht den Rheumatismus, sondern den Menschen mit seinem Rheumatismus…«
Kurier: »… und demzufolge bekommt Schneeewittchen Benzoesäure und Rotkäppchen Salicylsäure«. (Tageszeitung Kurier, 11.1. 1981, Wien)
Diese Zitate machen deutlich, daß es in hier das Mittel gegen Polyarthritis, Kopfschmerz etc. gibt, sondern nur das Mittel gegen die Polyarthritis des »Schneewittchentyps« etc. Da die Zuordnung zu einem Typenbild aufgrund einer Vielzahl physischer und psychischer Parameter erfolgt, erhebt sich hier die Frage nach der Objektivität einer solchen Zuordnung. Die Beurteilung charakterlicher Eigenschaften bzw. seelischer Zustände unterliegt weitgehend dem subjektiven Empfinden des behandelnden Arztes. Das legt die Vermutung nahe, daß ein bestimmter Patient von verschiedenen homöopathischen Ärzten unterschiedlich beurteilt und damit zugeordnet wird. Bei dem geforderten hohen Maß an Übereinstimmung zwischen Arzneimittelbild und Typenbild (d. h. zwischen dem für einen Patienten gewählten Typ und dem für ihn verwendeten Heilmittel) erscheint es nahezu unmöglich, »homöopathisch richtig« zu behandeln.
Schramm: »Das multifaktorielle Vorgehen der Homöopathie beinhaltet auch die Gefahr, manches in einen Fall hineindeuten zu können, ähnlich den Verhäftnissen bei der Psychoanalyse. Dazu muß auch die Subjektivität des Arztes bei der Interpretation und Bewertung von Symptomen gerechnet werden, die dann auf eine völlig fälsche Fährte der Arzneimittelwahl führen kann«.
H. Leers: »Das homöopathische Medikament mit der richtigen Wellenlänge ist dasjenige, das auf einen ganz bestimmten Menschen mit seiner einmaligen Veranlagung abgestimmt ist. Wenn es nicht hilft, war es vom Arzt falsch gewählt. Jedem Patienten sein eigenes Heilmittel. Mein Husten ist nicht dein Husten«.
Diese für die Homöopathie charakteristische Aussage möchte ich einer näheren Betrachtung unterziehen und dabei von dem erwähnten physikalischen Denkmodell ausgehen. Wenn es also eine Information in Form veränderter Schwingungen der Wasserstoffbrücken in der Arznei gäbe, müßte man daraus schließen, daß es im menschlichen Körper auf irgendeine Art Rezeptoren gäbe, die diese Information aufnehmen könnten. Solche Rezeptoren müßten, um die Information ablesen zu können, auf demselben Energieniveau wie dem des Heilmittels (d. h. im Bereich der veränderten Schwingungen der H-Brücken, welche ja ebenfalls rein hypothetisch sind) ansprechbar sein. Weiterhin müßten sie vom Krankheitsgeschehen sowie von charakterlichen und seelischen Gegebenheiten bzw. Veränderungen beeinflußbar sein. Aus dem Zitat von Adolf Voegeli
»Wichtig ist, daß, von seltenen Ausnahmen abgesehen, stets nur ein einziges Mittel aufs Mal gegeben werden darf, nämlich das jeweilen homöopathische, das heißt ähnliche. Wer mehr Mittel gleichzeitig gibt, kann nicht als echter Jünger Hahnemanns und der klassischen Homöopathie gelten. Denn jedes Mittel hat eine ganz spezifische Wirkung, die durch nichts gestört werden darf«
schließe ich, daß es im Organismus jeweils nur eine, der Krankheit entsprechende Rezeptorart geben könnte, die wiederum nur auf ein Heilmittel, nämlich das homöopathisch richtig gewählte, reagieren würde. Das würde bedeuten, daß es nur eine richtige Typenzuordnung und auch nur eine richtige Therapie geben würde. Da aber die Zuordnung zu einem Typ, wie schon erwähnt, nicht nach objektiven Kriterien erfolgen kann, sondern immer vom subjektiven Empfinden des Therapeuten abhängt. wird man bei (nach Voegeli) ca. 2000 zur Verfügung stehenden Mitteln, denen jeweils 500 – 2000 Symptome zugeordnet sind (das ergibt ca. 4 Mill. Symptomenkombinationen), leicht einsehen, daß eine aus homöopathischer Sicht korrekte Behandlung gar nicht möglich ist.
Wie so ein »Arzneimittelbild« und damit das »Typenbild« aufgebaut wird, sei am Beispiel des Eisens erläutert:
»Das reine, metallische Eisen ist ein silberweißes, zähes Metall, das bei Rotglut weich und damit schmiedbar wird… In der Erde stammt Eisen aus dem Erdkern, welcher sämtliche Metalle der Eisengruppe in Form von flüssigfesten Legierungen enthält … « (M.Stübler).
Weiter werden die Ergebnisse homöopathischer Arzneimittelprüfung am Gesunden den Erkenntnissen der Toxikologie (Lehre von den Vergiftungen) und der klinischen Pathologie (Lehre von den Krankheiten) gegenübergestellt. Aus all den Informationen, die man über das Eisen bekommen hat, wird nun folgendes Typenbild erstellt:
»Es paßt für Personen mit sanguinischem Temperament, launisch, zänkisch, vorn leisesten Widerspruch verärgert. Sie sind empfindlich gegen Geräusche, z. B. gegen das Rascheln von Papier. Oft sind es schwächliche Frauen mit blassen Lippen und Schleimhäuten, sie sehen glutrot aus bei leisesten Bewegungen oder Anstrengungen«.
Der Schluß, daß silberweißes Eisen, das bei Rotglut schmiedbar wird, besonders für zarte Frauen mit blassem (weißem) Gesicht paßt, ist symptomatisch für die Erstellung von homöopathischen Typenbildern. Man kann hier nicht von wissenschaftlichem Vorgehen sprechen.
Aus dem bisher Gesagten sehen wir, daß alle drei Säulen der Homöopathie, nämlich Ähnlichkeitsprinzip, Potenzierung und Arzneimittel- bzw. Typenbild, von wissenschaftlicher Seite her gesehen unhaltbar sind.
Um so interessanter wird für uns daher die Frage sein, auf welche Weise homöopathische Behandlungserfolge (die häufig rein subjektiv empfunden werden und sich einer exakten Nachprüfung entziehen) zustande kommen können. Eine genauere Betrachtung der Herkunft dieser Heilweise sowie deren vielfältige Verflechtung mit okkulten »Wissenschaften«, wird uns als Christen, sofern wir ehrliche Bereitschaft haben, »die Geister zu prüfen« (1. Joh. 4, 1), einigen Aufschluß geben.
2. Samuel Hahnemann (1755 – 1843) – Seine Lehre und sein Glaube
Die genauen Daten seiner Biographie brauchen uns hier nicht zu beschäftigen. Viel wichtiger ist es, klarzumachen, welche Geisteshaltung, welchen Glauben S. Hahnemann, der unumstrittene Begründer der Homöopathie, hatte, mit welchen Menschen er verkehrte und welche Einflüsse auf ihn wirkten, d. h. auf welchem Nährboden sich seine Lehre enwickelte. Mit 22 Jahren trat er in den Freimaurerorden ein, war in Leipzig Mitglied der Loge »Minerva zu den drei Palmen« und hat es, nach Prof. H. Ritter, angeblich früh zum »Meister vom Stuhl« gebracht.
Ritter schreibt weiter:
Er glaubte, im Sinne der Vorsehung zu handeln. Während seines ganzen Lebens war er ein gottgläubiger Mensch. Aber sein Glaube war eigener Art, bestimmt, wie sein ursprüngliches ärztliches Denken, von der Aufklärung und dem Freimaurertum. In diesem Geist sprach er von Gott als dem »Erhalter aller Dinge«, dem »höchsten Wesen«, der »allgültigen Gottheit«, dem »gütigen Erhalten und Erzieher des Menschengeschlechtes«. Es war eine Frömmigkeit ohne Gebet. Allein, von der christlichen Dreieinigkeit hielt er offensichtlich nichts. Er sprach vom ’Erzschwärmer Christus’, nicht ahnend, daß er hier in Leipzig schon auf dem Wege war, aus dem Wissenschaftler zu einem Erzschwärmer, zum Erzschwärmer des Simile, zu werden».
H. Fritsche zum gleichen Thema:
»Christ kann Hahnemann nicht sein, obwohl er fromm ist wie ein Pietist. Wo er hingegen als Erkennender ringt und um Erleuchtung bittet, gerät er in enge Geistesnachbarschaft mit dem Osten. Konfuzius ist ihm Vorbild. Er liest ihn während der Köthener Jahre mit tiefer Zustimmung. In einem seiner Briefe heißt es über diese Lektüre: ’Da ist göttliche Weisheit zu lesen, ohne Wunder, ohne Fabel und ohne Aberglauben. Es ist ein wichtiges Zeichen der Zeit, daß Konfucius bei uns nun kann gelesen werden. Ihn selber werde ich im Reiche der glücklichen Geister nun bald umarmen, den Wohltäter der Menschheit, der uns den geraden Weg zur Weisheit und zu Gott führt, sechseinhalbhundert Jahre vor dem Erzschwärmer.’
Der Erzschwärmer Jesus von Nazareth, der nicht Erleuchtete auf dem geraden Weg zur Weisheit führt, sondern mit Zöllnern und Sündern den schweren Weg zum Gottesreich auf Erden erkämpfen will, der nicht durch Erkenntnis zum Reiche der glücklichen Geister aufsteigen lehrt, sondern vom Kreuz her noch zu dem in Reue stöhnenden Schächer spricht, dieser das Dunkel der Welt auf sich nehmende Schmerzensmann ist dem Liebhaber der ätherischen Wahrheit anstößig«.
Ich möchte bereits hier darauf aufmerksam machen, von welch gotteslästerlichem Geist Hahnemann oftnsichtlich getrieben war. Jesu heilbringendes Wirken als Fabel und Aberglauben zu bezeichnen und ihm Konfuzius als den wahren Erlöser gegenüberzustellen, kann als nichts anderes verstanden werden, als ein satanischer Angriff gegen die Heilsbotschaft unseres Herrn Jesus Christus. Es wird wichtig sein, dies im Hinblick auf die von Hahnemann entwickelte Lehre im Auge zu behalten.
Auf die Idee des Simileprinzips kam Hahnemann durch einen Artikel von William Cullen (1710-1790) über die Vergiftungssymptome, die Chinarinde hervorufen kann, und sah darin eine Ähnlichkeit zu den Krankheitserscheinungen bei Malaria. Da man aber Chinin, das aus der Chinarinde gewonnen wird, als Therapeuticum gegen Malaria verwendet, schloß er daraus, es mit einem allgemeingültigen Prinzip zu tun zu haben, nämlich, daß arzneiliche Stoffe diejenigen Krankheiten zu heilen vermögen, deren Symptome sie beim Versuch am Gesunden hervorufen. Um dies zu beweisen, führte er eine Reihe von Selbstversuchen durch, bei denen er Chinin einnahm und darauf Fieber und Schüttelfrostanfälle bekam; darin sah er die Bestätigung seiner Annahme. In zweifacher Hinsicht war jedoch dieser Schluß falsch:
Erstens handelt es sich bei Cullens Beschreibung um reine Vergiftungssymptome (hervorgerufen durch Überdosierung) und nicht um eine allgemeine Reaktion von Gesunden auf Chinin. Hahnemann ging aber bei seinen Versuchen keireeswegs an die Intoxikationsgrenze heran, sondern er bekam seine Zustände nach normalen Gaben. Zweitens konnten diese Versuchsergebnisse in keinen späteren Prüfungen nachvollzogen werden, was den Schweizer Arzt Dr. S. Pfeifer zu folgendem Schluß veranlaßte:
»Diese Wirkungen ließen sich später in keinem Versuch am Gesunden nachvollziehen. Da Hahnemann als junger Mann in Siebenbürgen schon einmal Chinin genommen hatte, liegt die Vermutung nahe, daß es bei seinem Selbstversuch zu allergischen Erscheinungen kam, die typischerweise so verlaufen können, wie Hahnemann sie beschrieb. Von ihm wurden sie jedoch als Malariasymptome gedeutet«.
Offensichtlich beruhte schon der erste Schritt in Richtung Homöopathie auf einem Irrtum. Aus der heutigen Pharmakologie und Toxikologie wissen wir, daß eine derartige Verbindung zwischen Medikament, seinen Nebenwirkungen (bzw. toxischen Erscheinungen bei Überdosierung) und zu behandelnder Krankheit, wie sie Hahnemann herzustellen versuchte, nicht existiert. Hahnemann war aber von seiner Idee so sehr besessen, daß er jegliche Objektivierung und sachliches Vorgehen verließ und alle Ergebnisse seiner Versuche blindlings so zurechtbog, wie sie seinen Vorstellungen entsprachen.
Prof. Ritter:
»Im Banne seines Systems wich er immer häufiger von der exakten Beobachtung ab und führte auf das Mittel zurück, was wahrscheinlich nichts anderes als der unglückliche Ausgang einer mißglückten Behandlung war«.
Ritter schreibt über Hahnemanns Vorlesungen an der Universität, die schließlich nur noch von einem sehr engen Kreis von Anhängern besucht wurden:
»Aber allmählich weicht die Würde einem hemmungslosen Wüten gegen die herrschende Medizin. Dabei schießt er weit über das Geziemende und sachlich Gerechtfertigte hinaus«.
Mit welch zunehmendem Fanatismus er seine Lehre verfocht und auch gegen alle vorging, die nicht kompromißlos ihm nachfolgten, geht aus einem Brief an seinen Schüler W. E Wislicenus hervor:
»Die Konvertiten sind nur Zwittergeschöpfe, Amphibien, die meistens noch im Schlamm des allopathischen Sumpfes kriechen und nur selten das Haupt frei nach der äthedschen Wahrheit zu erheben wagen«.
Zur Hahnemannschen Symptomensammlung, die er nach unzähligen Versuchen an sich selbst und an Mitgliedern seiner Familie, später auch an seinen Patienten, erstellte und die auch heute noch unverändert Güttigkeit besitzt, sei noch folgendes bemerkt: Die potenzierten Heilmittel wurden damals mit normalem Wasser hergestellt; Hahnemann wußte nicht, daß dieses Wasser Spuren von Elementen, die er als Arzneien verwendete und potenzierte, enthält, d.h., daß diese spuren immer noch im Wasser vorhanden waren, auch vorhanden waren, auch wenn seine Ausgangssubstanz schön völlig herausvordünnt war. Diese Tatsache zeigt, daß Hahnemanns Symptomensammlungen schon aus theoretischen Gründen nicht richtig sein kann, da er zunehmend dazu überging, Arzneimittelprüfungen auch mit Hochpotenzen durchzuführen, Die Spurenelemente im Wasser wurden nämlich ebenfalls von Anfang an mitpotenziert und müßten daher auch (nach homöopathischer Denkweise) ihre Heilkraft entfaltet haben. Welches dieser Elemente hätte nun gewirkt? Auch die Frage, nach welchem dieser Stoffe sich die Schwingungen dert Wasserstoffbrücken ausgerichtet hätten, wird schwer zu beantworten sein.
Ritter: »Es läßt sich nicht umgehen, an dieser Stelle auf moderne Nachprüfungen homömathischer Arzneien im einfachen und doppelten Blindversuch hinzuweisen. Solche Versuche wurden von Paul Martini, Ferdinant Hoff und Rud. Pirtkien vorgenommen und brachten keine Bestätigung der alten Angaben. Es ging einwandfrei aus diesen Nachpfüfungen hervor, daß die alten Symptomensammlungen nicht den Wert besitzen, den man ihnen heute noch zuschreibt«.
Dennoch sagt aber z. B. M. Dorcsi: »Bei uns sind die Indikationen seit 180 Jahren unverändert güftig«.
Freimaurerei und Konfuzianismus waren aber keineswegs die einzigen Wurzeln des Hahnemannschen Denkens. Zurecht zitiert Dorcsi auch van Helmont und Paracelsus (Theophrastus Bombastus von Hohenheim 1493-1541) als Väter der Homöopathie. Was bei Dorcsi abschwächend gemeint ist, nämlich in dem Sinn, daß man diese Lehre nicht auf eine einzige Person, Hahnemann, zurückführen muß, unterstreicht in Wirklichkeit aber das Bild der okkulten Herkunft. Van Helmont (1579-1644) studierte Magie und Alchemie und schrieb 1621 über magnetische Heilung von Wunden:
»Mit Hilfe des Magneten könne man Krankheiten nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch von Mensch auf Tiere und Bäume übertragen«.
Über Paracelsus ist zu lesen:
»Paracelsus wird in der einschlägigen Literatur als ein exzentrischer Mystiker bezeichnet, in dessen teilweise okkult anmutendem Werk krauser Unsinn und tiefsinnige Einsicht seltsam verschmelzen. Er spiegelt in seinen Theorien die alte Magie der Astrologen und Alchimisten wider und verstrickt sich tief in Mystizismus. Er studierte alte Geheimbücher, arbeitete mit Geheimrezepten und lehrte den Einfluß der Gestirne auf Gesundheit und Krankheit des Menschen«.
Der Nervenarzt Dr. E. Trömmer schreibt ferner über ihn:
»Eine Theorie dieser mystisch magnetischen Einflüsse begründete der berühmte Theophrastus Bombastus von Hohenheim: Eine Mischung von Genie und Zauberkünstler. Nach ihm werden sowohl die Gestirne untereinander als auch die irdischen Wesen mit den Gestimen, besonders mit Sonne und Mond durch magnetische Kräfte verbunden. Speziell der Mensch hat zweierlei Magnetismus in sich, einen kranken und einen gesunden. Die Heilung geschieht dadurch, daß der Magnetismus eines Gesunden den des Kranken an sich zieht und paralysiert oder aufhebt«.
Dies führt uns direkt zur Lehre von Franz Anton Mesmer (1734 – 1815), die einen wesentlichen Einfluß auf Hahnemann ausübte. Mesmer glaubte, ein geheimnisvolles »Fluidum« entdeckt zu haben, das von jedem Magnet ausgeht und das man zur Heilung verwenden kann. Später meinte er, daß von seinem Körper ebenfalls diese Kraft ausgehe, und er bezeichnete sie als »Tierischen Magnetismus«. Ein Patient Mesmers berichtet seine Eindrücke während einer Behandlung:
»… andächtig schweigen die um den Zuber Versammelten, bis Mesmer selbst eintritt, einen eisernen Zauberstab in der Hand, in seidener Robe, und mit Würde von einem Kranken zum anderer schreitet, bald einen nach seinen Leiden fragt und ihn an der schmerzenden Stelle berührt, bald nur die Stirn des Patienten umstreicht und ihn fest anblickt. Gewöhnlich dauert es nicht lange, und die Kranken beginnen zu zittern, zu schwitzen (jeder weiß, was Tagesgespräch ist: daß eine Krise, heftige Zuckungen, Krämpfe und Ekstase, das Ziel der magnetischen Behandlung ist und die Heilung herbeiführt). Von einer der am Rande des Baquets vereinigten Hände springt die Erregung wie ein Funke auf den nächsten über. Immer mehr Kranke verfallen in Krämpfe, Schweiß bricht ihnen aus, sie beginnen grell zu lachen,. zu schreien, manche tanzen wie wild, andere wälzen sich“am Boden, manche schlafen ruhig und teilnahmslos, ein seliges Lächeln auf ihren Lippen« (W.Schmidbauer: Psychotherapie – Ihr Weg von der Magie zur Wissenschaft, dtv Nr. 1056, München,1975).
Ein erschütterndes Bild offensichtlicher Dämonie. Diese von Mesmer verkündete Magnettherapie, um deren wissenschaftlicher Anerkennung er kämpfte, gilt heute als Ursprung der Hypnosetherapie.
H. S. Glasscheib schreibt über die letzte Phase des Mesmerismus in Deutschland:
»Mit dem Nachfolger Friedrichs des Großen, seinem Neffen Friedrich Wilhelm II., hatte die Mystik den Thron bestiegen, Scharlatane, Schwindler, Obskuranten jeder Art waren obenauf und trieben ihr Unwesen. Am Hofe und in Schloß Tegel wurden spiritistische Sitzungen und Totenbeschwörungen veranstaltet. Eine Mätressenwirtschaft beherrschte das Land. Auf dem so gedüngten Boden entwickelte sich die dritte und letzte Phase des Mesmerismus, nämlich die preußisch deutsche. Sie ist von der Wiener und Pariser Phase dadurch unterschieden, daß die Errungenschaften des Okkultismus wie Hypnose, Hellseherei, Traumeingebung und Geisterbeschwörung hier in die Magnetotherapie aufgenommen sind«.
Hahnemann nahm von Anfang an Mesmers Gedanken begeistert auf und versuchte, sie in seine Praxis einzubeziehen. Dazu Prof. Ritter:
»Als Franz Anton Mesmer seinen tierischen Magnetismus verkündete und unter ungeheurem Zulauf in der Krankenbehandlung angewandt hatte, war Hahnemann nachhaltig davon beeindruckt. Nichts lag ihm darauf näher, als Prüfungen am Gesunden mit Anlegen des Magneten am Körper zu machen. Es kamen, nach Nord- und Südpol getrennt, Hunderte von Symptomen zustande, die in den 2. Band der Arzneimittellehre aufgenommen wurden. Damit wird deutlich, wie leicht es bei der Prüfung zu falschen Ergebnissen kommen kann, denn niemand wird heute behaupten, daß dieses Magnetanlegen solche Wirkung auf den Menschen hat«.
Auch aus der 5. Auflage des »Organon« geht hervor, daß Hahnemann sich mit zunehmendem Alter fast ausschließlich der Hochpotenzen bediente und auch die Arzneimittelprüfung mit Hochpotenzen durchführte (§128), was im klaren Widerspruch zu seinen früheren Ansichten steht und einen großen Teil seiner Symptomensammlung, aus schon erwähnten Gründen, von vornherein gegenstandslos macht. Außerdem widerspricht dieses Vorgehen der von Homöopathen immer wieder betonten Behauptung, Homöopathika hätten keinerlei Nebenwirkungen, bzw. würden einfach wirkungslos bleiben, wenn sie nicht richtig gewählt waren. Wenn die Homöopathie wirklich auf einem wissenschaftlichen Prinzip beruhen würde, müßte jeder Patient, dem ein nicht richtig gewähltes homöopathisches Medikament verabreicht wurde, jene Krankheitssymptome bekommen, die dieses Mittel »normalerweise« bei der Arzneimittelprüfung am Gesunden hervorzurufen pflegt. Julius Metzger, der entscheidend zur weiteren Verbreitung der Homöopathie in Deutschland beitrug, sagte, Hahnemann
»… verwendete bei seinen Prüfungen Hochpotenzen nur deshalb nicht, da er die Ungewißheit über die Echtheit der Prüfungsergebnisse nicht noch um einen weiteren Faktor erhöhen wollte« (G. Bayr, Arzneimittelprüfungen; aus: Homöopathie in der Diskussion, Kap. V).
Diese Betrachtung zur Person Hahnemanns, die uns in eine finstere Welt des Okkultismus geführt hat, sollte genügen, um in uns eine kritische und prüfende Haltung wachzurufen. Wir müssen uns auch darüber im klaren sein, daß die heute betriebene Homöopathie nicht losgelöst von ihrem Begründer denkbar ist, und selbst christliche Homöopathen scheuen sich nicht, die Verdienste Hahnemanns zu würdigen, ja sich sogar ehrfurchtsvoll vor diesem »großen Meister« der Heilkunst zu verneigen.
3. Homöopathie heute
Bevor wir uns die Lehre christlicher Homöopathen näher betrachten, wollen wir noch einen Blick darauf werfen, wie eng die Homöopathie auch heute noch mit aus christlicher Sicht abzulehnenden Geisteshaltungen verflochten ist, und wie sehr sie sich geradezu anbietet von verschiedenen, ihrem Wesen nach äußerst fragwürdigen Strömungen aufgegriffen zu werden. Ja, für manche wird sie sogar zur Ersatzreligion. Martin Stübler schreibt hierzu beispielsweise über die südamerikanische Homöopathie, in die, neben einem klaren Bekenntnis zu Hahnemann, auch viele Elemente aus den alten Medizinkulturen der Azteken und Inkas eingeflossen sind:
»Das homöopathische Similium vermag wieder die echte Beziehung zu den Dingen und dem Wesen der Welt, zu dem göttlichen Gesetz herzustellen. Auch hier begegnet uns ein religiöser Aspekt, welcher an die Vorgänge der Eucharistie erinnert. In dieses ebenso interessante wie explosive geistige Gebäude ist die denkerische Leistung der Tiefenpsychologie eingeschaltet. … Vorrangig bei der homöopathischen Arzneimittelwirkung erscheint die Wirkung auf die Tiefenperson. Etwas überspitzt läßt sich sagen, daß der tiefenpsychologische Konflikt der Person zu diagnostizieren und dann nach homöopathischer Art mit der Wirkung unserer Arzneimittel, im Sinne des Ähnlichkeitssatzes, zu konfrontieren ist. So begegnet der Patient sich selbst. Der Arzt bewirkt eine Transformation und stellt die Totalität wieder her. Nicht nur im Blick auf den Menschen, sonderre auch in der Auswahl seiner Arznei tritt der psychische Aspekt in den Vordergrund. … Im Süden des Kontinents ist die homöopathische Medizin ganz in die Nähe einer Weltanschauung, ja einer Kirche gelangt«.
Da zwischen Exponenten der österreichischen (M. Dorcsi) und der südamerikanischen (Pablo Paschero) homöopathischen Schule ein reger Gedankenaustausch besteht, haben diese Aussagen auch für uns Bedeutung.
In der Publikation »Homöopathie in der Diskussion« fällt eine Arbeit von Horst Flemming auf unter dem Titel »Die Wirksamkeit potenzierter Substanzen wissenschaftlich belegt«. Flemming betrachtet das Problem der Potenzierung und Potenzwirkung ganz im Lichte Steinerscher Philosophie. Er schließt seinen Artikel wie folgt:
»Für die Richtung, in der gesucht werden muß, kann folgender Hinweis Rudoff Steiners wegleitend sein: ’Das ist ja eigentlich dasjenige, was – ich möchte sagen – in den Verzweiflungen des modernen Ärztetums liegt, daß man in der modernen Medizin nicht mehr hinschaut auf dasjenige, was eigentlich dem Irdischen zugrunde liegt: auf das Außerirdische. Und daß man immer mehr zurechtkommen will mit demjenigen, was nur im Irdischen daliegt. Über das strebt das homöopathische System hinaus. … Aber ein wirklich günstiger Weg wird sich nur wieder öffnen, wenn man durch Geisteswissenschaft eindringt in den Zusammenhang zwischen dem Mineralischen und dem Außertellurischen, zwischen dem Pflanzlichen und dem Außertellurischen und dem Tierischen und dem Außertellurischen«.
Ein weiteres Faktum, das uns nachdenklich stimmen muß, ist die Behandlung seelischer und charakterlicher Beschwerden bzw. Mängel, mittels homöopathischer Arzneien. M. Dorcsi in einem Interview: »Oder einer Frau, deren Mann häufig zornig ist, sag‘ ich. Wenn er nervös ist – fünf Kugerln Nux vomica D30«.
In J. P. Gallavardins Buch »Die homöopathische Beeinflussung von Charakter, Trunksucht und Sexualtrieb« ist ähnliches zu lesen:
»Alte homöopathischen Ärzte wissen, daß bei einem Arzneimittelversuch am Gesunden nicht nur somatische, sondern auch psychische Symptome hervorgerufen werden. Durch die Verordnung der Arznei nach dem Similegesetz können die psychischen Symptome ebenso zum Verschwinden gebracht werden wie die somatischen«.
Er berichtet dazu aus seiner Praxis:
»Ein Mädchen von 22 Jahren war verschlossen, sehr erregbar und jähzornig, unintelligent, ungehorsam und faul.« (Nach mehreren Gaben von Calcarea carbonica C 2000 bzw. C 6000 schreibt er): »Am 10. 3. berichtete mir die Mutter, daß ihre Tochter, besonders seit der letzten Arnzeigabe intelligent, gehorsam und arbeitsfreudig geworden ist. Den Vater des jungen Mädchens heilte ich mit Nux vomica C 12 fast völlig von seiner Neigung zum Jähzorn, einen Bruder von sieben Jahren mit Causticum C 30 völlig von seiner Veranlagung zur Bösartigkeit und der Sucht, andere zu ärgern. Vor der Behandlung schlug er nach seiner Mutter, wenn sie ihn anzog, nachher nicht mehr«.
Auch die Tatsache, daß viele Heilpraktiker und homöopathische Ärzte neben der Homöopathie auch andere höchst fragwürdige Methoden anwenden, wie z. B. Irisdiagnose, Akupunktur, Pendeln und Wünschelrutengehen (besonders in der anthroposophischen Medizin werden die homöopathischen Mittel ausgependelt!), Reflexzonenmassage, Heilmagnetismus u. a. m., zeigt, in welch enger geistiger Nachbarschaft die Homöopathie zu diesen Praktiken steht. Gerade dieser Umstand muß für uns um so mehr Anlaß sein, die Argumentation christlicher Heilpraktiker und Ärzte, die sich der Homöopathie bedienen, kritisch im Lichte des Wortes Gottes zu prüfen.
4. Homöopathie – eine christliche Heilweise?
Der Grund für den Titel dieses vierten Abschnitts unserer Betrachtung ist ein Aufsatz von Gerhard Risch, einem christlichen Homöopathen, den er mit »Homöopathie – eine christliche Heilweise« überschrieben hat (allerdings ohne Fragezeichen), den ich später noch genauer betrachten möchte. Interessant für unsere Auseinandersetzung ist die jüngst erschienene »idea«-Dokumentation, zum Thema »Homöopathie – Heilen mit nichts?« An einigen Beispielen möchte ich aufzeigen, wie hier versucht wird, dem unvoreingenommenen Leser die Homöopathie sowie auch ihren Begründer Samuel Hahnemann in einem Licht der Wissenschaftlichkeit und des objektiven Vertrauens darzustellen, wobei auch offensichtliche Tatsachen, die auch den Autoren bekannt sein müßten, wie z. B. die okkulte Herkunft des S. Hahnemann, verschwiegen werden. Frank Lauermann schreibt darin u. a. über Hahnemann:
»Hahnemann war also sehr belesen, arbeitete als Übersetzer, kannte sich in der Chemie aus und hatte Medizin studiert, Von verschiedenen Seiten wird bezeugt, daß er ein versierter Mann war, geniale, originelle Einfälle hatte, alles hinterfragte und allem auf den Grund ging. Sein Wissensdurst war nie zu stillen…. Wohltuend hebt er sich mit seinen Ideen von der damaligen Medizin ab. … Hahnemann durchschaute das gefährliche Blendwerk der hochtrabendeii medizinischen Theorien seiner Zeit und versuchte, nur nach Beobachtung und Erfahrung zu heilen«.
Zweifellos hatte Hahnemann intellektuelle Fähigkeiten, aber sind »originelle Einfälle, Wissensdurst« etc. wirklich Eigenschaften, von denen sich ein prüfender Christ über Tatsachen hinwegtäuschen lassen soll, wie sie etwa in den angegebenen Zitaten angeführt sind?
Ein anderes Beispiel findet sich ebenfalls bei Lauermanns Artikel:
»… der Substanznachweis wurde am eindrucksvollsten mit Hilfe radioaktiver, homöopathisch potenzierter Elemente erbracht … Der Wirksamkeitsnachweis läßt sich in der Natur an vielen Phänomenen erbringen, denn dort rufen Stoffe in höchster Verdünnungen Wirkungen hervor. Eisen ist im Blut in einer D5 enthalten, Hormone wirken in der D6 – D8 und Enzyme sogar bis zur D20!«
Die Absicht, die hinter dieser Aussage und einigen weiteren Beispielen steht, ist, den Leser davon zu überzeugen, daß auch natürlicherweise homöopathische Verdünnungen im Organismus vorkommen. Dazu ist zu bemerken, daß z.B. »D6« nicht einfach Ausdruck einer Verdünnung eins zu einer Million ist, sondern eine homöopathische Verdünnung, d.h. eine durch stufenweise Verschüttelung oder Verreibung potenzierte Substanz. Solche Substanzen kommen aber im Organismus keineswegs vor. Wie jeder weiß, der sich mit Homöopathie befaßt, ist eines der wichtigsten Prinzipien der Homöopathie gerade dieses stufenweise Verschütteln. Eine Substanz, die zwar gleichstark verdünnt, aber nicht geschüttelt wurde, hat wie bereits erwähnt, nach homöopathischer Auffassung keine homöopathische Arzneikraft. Warum bezeichnet also Herr Lauermann Substanzverhältnisse im Organismus als homöopathische Potenzen? Eisen kommt im Blut keineswegs in einer D5 vor; auf ein gewisses Blutvolumen kommt wohl eine gewisse Menge Eisen, aber das ist keine homöopathische Potenz. Auch Hormone und Enzyme sind keine potenzierten Substanzen, sondern hochwirksame und hochspezifische Wirkstoffe, die zweifellos in sehr geringen Mengen wirksam sind. In welcher Dosis eine Substanz im Organismus wirksam ist, hängt von ihren pharmakodynamischen Eigenschaften ab, das hat mit homöopathischen Verdünnungen nichts zu tun. Lauermann gebraucht also Beispiele natürlicher Wirkstoffe, die überhaupt nichts mit den Prinzipien der Homöopathie zu tun haben (Potenzieren, Simileprinzip, Arzneimittelbild und Typenlehre), um durch einen (unzulässigen) Analogieschluß die Wirksamkeit homöopathischer Verdünnungen plausibel zu machen!
Unter dem Titel »Okkulte Praktiken in der Heilkunde« versucht Dieter A. Oesch (ebenfalls »idea«-Dokumentation) die Homöopathie aus dem Umfeld des Okkulten herauszuführen. In 6 Punkten werden Praktiken aufgezählt, die der Autor als okkult erkennt und damit ablehnt. Auffällig ist aber hier, daß Oesch sich zu keiner klaren Definition des Okkulten, zu keinen eindeutigen Kriterien der Prüfung durchringen kann. Lediglich allgemeine Formulierunger führt er an, wie z. B.:
»Wir wollen dem Wort Gottes vertrauen und auf seine Botschaft hören. Dann sind wir überzeugt, daß Gott uns genügend Hinweise gibt, damit der Gläubige herausfinden kann, ob er sündigt oder nicht, ob es eine Verführung des Teufels ist oder nicht. Der Rat eines Menschen kann gut sein, aber auch ein gewaltiger Irrtum ! … Ich frage mich also bei der Beurteilung menschlicher Lehren und Methoden – eben auch der Heilkunde -, ob sie Inhalte haben, die ich als Christ nicht akzeptieren kann, weil sie gegen Gottes Gebot sind und die Liebe zu Gott beseitigen, verdrängen wollen – dann sind es okkulte Praktiken«.
Wie unklar letztlich diese Formulierungen sind, wird deutlich, wenn man sieht, daß Oesch zwar Heilmagnetismus (Mesmerismus) und die anthroposophische Medizin R. Steiners als okkult ablehnt, die enge Beziehung und Wesensverwandtschaft zwischen diesen Methoden und der Homöopathie jedoch nicht sehen will. Die Ablehnung der anthroposophischen Medizin begründet Oesch folgendermaßen:
»Anthroposophische Medizin wird meist von Ärzten ausgeführt. Die Art und Weise, wie die Anhänger dieser Richtung ihren Gründer verehren – der auch Spiritist war -, ist Götzendienst. …Das pseudochristliche, verdreht angewandte Reden von Jesus ist eine Gotteslästerung«.
Nun muß man sich doch fragen, warum dieselben Kriterien, die hier für Rudolf Steiner gelten, nicht auch tür Samuel Hahnemann und seine Medizin gelten sollen? Auch sein Leben war durch und durch von einem okkultistischen Weltbild geprägt. Auch seine Äußerungen über Jesus Christus, den er als Erzschwärmer bezeichnete, waren durchaus gotteslästerlich. Wird hier nicht mit zweierlei Maß gemessen? Weiter argumentiert Oesch:
»Wer mit solchen Unterstellungen die chemische Medizin in ein gutes Licht rücken will, wie Homöopathie, Biochemie nach Schüssler, Akupunktur und Fußreflexzonenmassage seien okkult, weil sie einen okkulten Hintergrund hätten oder okkult belastete Entdecker hätten, der beleidigt geistlich die Brüder und Schwestern im Glauben, die seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt mit diesen Methoden behandelt werden oder selber behandeln.«
Hier scheinen mir die Akzente deutlich verschoben zu sein. Es zählt also nicht in erster Linie die Frage nach der Wahrheit, sondem die eigene Haltung wird durch die Haltung solcher gerechtfertigt, die dasselbe tun. Wenn wir wirklich aufrichtig nach der Wahrheit fragen, so müssen wir uns doch in erster Linie prüfen, ob wir mit unserem Tun den Herrn beleidigen. Er allein muß unser Maßstab sein, nicht die Geschwister, die der gleichen Ansicht sind wie wir. Der Tatsache, daß sich kürzlich um Oesch noch 13 weitere christliche Heilpraktiker zu einer Vereinigung zusammengeschlossen haben, die die oben genannten Methoden verteidigen, sei die Tatsache entgegengehalten, daß es ebensogut christliche Heilpraktiker gibt, die sie aus wissenschaftlichen und geistlichen Gründen ablehnen. Zum Beispiel lehnt der Heilpraktiker Karl Heinrich Däumer, Schwelm, folgende Methoden ab und praktiziert sie auch nicht: Irisdiagnose, Bioelektrische Funktionsdiagnose, Akupunktur, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Biochemie nach Schüßler, Hypnose und Psychotherapie. Ein anderer gläubiger Heilpraktiker berichtet, wie bei ihm schwere Störungen im nervlichen und physischen Bereich auftraten: Konzentrationsstörungen, innere Unruhe und Angstzustände, Schlaflosigkeit und Depressionen; schließlich noch Zwangszustände wie Mord und Lästergedanken. In seiner Not fiel ihm ein befreundeter Arzt ein, mit dem er in seiner Studienzeit in einer christlichen Gruppe längere Zeit zusammen war, und den er als Geschenk Gottes erlebte, da dieser sich in den letzten Jahren viel mit okkult bedingten Erkrankungen befaßt hatte. Dieser Heilpraktiker schrieb darüber an Samuel Pfeifer:
»… Auf seine Empfehlung hin las ich Ihr Buch »Gesundheit – um jeden Preis?«. Wie Schuppen fiel mir vieles von den Augen. Ich gewann geistliche Klarheit über Homöopathie, Akupunktur usw. und deren okkulten Hintergründe. Teilweise war ich entsetzt… Aus meiner heutigen Erkenntnis, die ich erst durch Gottes schwere Führung bekam, kann ich Ihnen nur für Ihr sehr aufschlußreiches und tiefgründiges Buch danken. Ich möchte aber auch Gott danken, daß er mir die Augen geöffnet hat!«
Nach einigen seelsorgerlichen Gesprächen mit Bekenntnis und Lossagung von den genannten okkulten Praktiken begann er, von den Zwängen und Störungen frei zu werden.
Hier wird deutlich, wie wir nicht umhin können, an eindeutigen Kriterien der Prüfung festzuhalten, statt uns auf einen mehr oder weniger großen oder prominenten Personenkreis zu berufen und einfach Aussage gegen Aussage zu stellen.
Homöopathie wird von vielen, vielleicht von den meisten christlichen Homöopathen sogar als »Werkzeug Gottes« dargestellt, was Grund genug für uns sein muß, uns die Argumentation dieser Ärzte und Heilpraktiker näher anzusehen. Die Behauptung, Homöopathie sei ein Werkzeug Gottes, wird häufig damit begründet, daß Homöopathen sich im allgemeinen viel Zeit für ihre Patienten nehmen und anhand einer sehr ausführlichen Anamnese (Aufnahme der Krankengeschichte) auch die Persönlichkeit des Patienten besser kennenlernen. Dies wiederum, so heißt es, ermögliche ihnen dann eventuell auch einen geistlichen Zugang zu dem Menschen. Man könne ihn mit dem Evangelium konfrontieren und so durch die Homöopathie Menschen zum Herrn führen. Mein Einwand: Sich Zeit zu nehmen für den Patienten und eine genaue Anamnese zu erstellen, sind zweifellos sehr positive Aspekte der Patientenbetreuung, aber sie haben nichts damit zu tun, welche Arzneimittel der Arzt dann, als Folge seiner umfangreichen Erhebungen, einsetzt. Wenn ein Homöopath auf diesem Weg einen Menschen zum Herrn führen konnte, so sicher deshalb, weil er sich Zeit für das persönliche Gespräch nahm, aber nicht deshalb, weil er ihn mit homöopathischen Mitteln behandelte. Wenn schon, so ist die ausführliche Anamnese ein »Werkzeug Gottes«, geeignet als Anknüpfungspunkt zur persönlichen Evangelisation, nicht aber die Homöopathie selbst.
Eine noch wesentlich weitergehende geistliche Deutung der Homöopathie als »von Gott kommend« versuchte G. Risch in seiner Arbeit »Homöopathie – eine christliche Heilweise«. Wir werden hier sehen, daß es nun gar nicht mehr in erster Linie um die Frage geht, ob potenzierte Heilmittel wirken können oder nicht, sondern um die Darstellung der Heilsbotschaft im Licht homöopathischer Denkweise, die ich, das sei schon hier bemerkt, als einen zentralen Angriff auf das Evangelium unseres Herrn Jesu werte. Ich möchte die Aufmerksamkeit des Lesers besonders darauf lenken, wie sehr hier versucht wird, Gottes Heilshandeln an uns Menschen einer von Samuel Hahnemann erfundenen und, meiner Ansicht nach, in Finsternis geborenen Weltanschauung zu unterwerfen.
»Jeder Christ wird nämlich, wenn er sich hinreichend sowohl mit der Bibel als auch mit der Homöotherapie beschäftigt, eine gewisse innere Verwandtschaft zwischen beiden feststellen. Und er wird darum – wenn er im Namen Jesu vor Menschen hintreten soll und ihnen neben der Botschaft von Ihm, dem sanftmütigen König und dem Hirten, der dem einzelnen Menschen nachging, auch körperliche Hilfe zuteil werden lasse möchte dankbar sein für eine Heilmethode, die sanft und auf den Menschen individuell zugeschnitten ist… . Sie ist aber in keiner Weise eine unseriöse Therapie, sondern richtet sich nach ganz strengen Regeln der Natur, deren Entdeckung das Verdienst Samuel Hahnemanns ist«.
Von Anfang an schärft Risch hier dem Leser ein, daß »jeder Christ«, wenn er sich nur ausreichend damit beschäftigt, diese »innere Verwandtschaft« zwischen Homöopathie und Evangelium erkennen wird. Der »sanftmütige König«, neben der sanften Medizin, das klingt wirklich einleuchtend, besonders wenn dazu noch betont wird, daß es eine seriöse Therapie ist, die »nach ganz strengen Regeln der Natur« ausgerichtet ist und noch dazu von Christen ausgeübt wird. Man zeihe mich hier nicht des Polemisierens, denn ich halte es für äußerst wichtig, auf diese offensichtlichen Verirrungen hinzuweisen. Es gibt keine »strengen Regeln der Natur«, auf denen die Homöopathie beruht, diese Aussage ist ganz einfach falsch. Nicht vertrauenswürdig ist es aber in der Tat, Schriftworte rücksichtslos für seine Zwecke zu mißbrauchen. Ich möchte dazu dem »sanftmütigen König« (Mt. 21, 5) den König aus Offb. 19, 15.16 gegenüberstellen: Und aus seinem Mund geht ein scharfes Schwert hervor, damit er mit ihm die Völker schlage; und er wird sie weiden mit eisernem Stab, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen. Und er trägt auf seinem Gewand und an seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren.« Hätten bei dieser Art der Schriftauslegung nicht die Allopathen auch das Recht, sich auf solche Bibelworte zu beziehen? Ich glaube, wir sollten uns sehr davor hüten, der Schrift auf diese Weise Gewalt anzutun.
Worauf G. Risch mit seiner homöopathischen Therapie zielt, möchte ich anhand einiger Zitate darstellen:
»Der Arzt hat das ,Similimum‘ zu suchen und zu finden wie sich die Homöopathen ausdrücken. Und dabei sollen vor allen Dingen die Geistes- und Gemütssymptome berücksichtigt werden, die ein Patient hervorbringt. Eine Krankheit kann nämlich auch den seelischen und geistigen Normalzustand eines Menschen verändern, und ebenso kann ein homöopathisches Mittel, das an gesunden Menschen geprüft wird, solche Veränderungen hervorrufen. Und gerade die Veränderungen in diesem Bereich sind für den Homöopathen das Wichtigste. An diesen Geistes und Gemütssymptomen gibt der erkrankte Mensch sozusagen Einblick in sein Zentrum, und wenn man mit der Arznei da hineintreffen kann, dann hat man ins Schwarze getroffen«
»Hahnemann, der sicher ein eigenwilliger, aber klarer Denker und Beobachter war, und der seine Entdeckung, die Homöopathie, selber als eine Gabe Gottes bezeichnete, hat natürlich auch eine ’Theorie’ über seine Heilweise aufgestellt. … Er schloß daraus, daß nur derjenige Mensch erkrankt, der schon vorher in seinem Lebenszentrum, in seiner ’Lebenskraft’ gestört war. Man mußte daher nicht die Erreger bekämpfen, sondern die gestörte Lebenskraft mit Hilfe seiner ’geistartigen Arznei’ wieder in Ordnung bringen … Nicht die äußeren Symptome sind für ihn die eigentliche Krankheit, sondern diese sind nur Folge und äußerer Ausdruck einer inneren Störung im Zentrum des Menschen, die man mit Hiffe des ’Similimum’ wieder ins Gleichgewicht bringen kann. . .. Erst wenn die homöopathische Arznei das Zentrum wieder ins Gleichgewicht gebracht hat, kann die Gesundung eintreten«.
Das Ziel homöopathischer Therapie ist es demnach also, das gestörte Zentrum des Menschen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Ursache dieser Störung ist, nach Risch, die Sünde:
»Die ,Krankheit zum Tode’, um deren Heilung es in der ganzen Bibel geht, wird dort durchgehend als ‚’Sünde’ bezeichnet. Und schon auf den ersten Seiten der Bibel wird die Sünde so definiert, wie Dr. Samuel Hahnemann die natürliche Krankheit begreift: Als Fehlfunktion des Zentrums des Menschen«.
Wenn man also diese Fehlfunktion des Zentrums mittels Homöopathie beseitigen kann, hat man ins Schwarze getroffen. Ist das nicht ein »anderes Evangelium« (vgl. Gal. 1, 6 8), das uns gepredigt wird, um mit etwas anderem als allein mit dem Wort Gottes das Zentrum des Menschen zu treffen? Soll hier nicht durch etwas anderes als allein durch Umkehr und Glaube des Sünders das gestörte Zentrum wieder ins Gleichgewicht gebracht werden? Dieses Bild des »anderen Evangeliums« wird noch unterstrichen, wenn man Rischs Ausführungen über Gottes Heilshandeln in der Bibel in Beziehung zur Homöopathie betrachtet:
»Und nun berichtet die Bibel nichts anderes als die Bemühungen Gottes, diese Krankheit seiner Menschheit zu heilen . … Es ist auffällig, daß Gott dabei zunächst hauptsächlich »allopathisch« handelt. Er setzt Gegensätze zur Sünde ein: Seinen Zorn und das Gesetz … Nur kommt es dadurch in keiner Weise zu einer Heilung,… Oder da wurden Gesetze und Gebote gegeben, mit deren Hilfe Sünde verhindert oder bestraft werden sollte. Immer war es dasselbe: Gegen die Sünde – oder richtiger gesagt: gegen die äußerlichen Folgen der inneren Störung ’Sünde’ – setzte Gott seinen Zorn oder drastisches Gesetz ein. Contraria contrariis! Nur an einer Stelle im Alten Testament – so weit ich weiß – gibt Gott ’homöopathische Anweisungen’ zur Heilung eines Schadens: Während der Wüsterwanderung wurde das Volk von giftigen Schlangen überfallen, und viele wurden durch deren Biß getötet. In der Not wandte sich Mose an Gott und bekam die eigenartige Anweisung, eine Schlange aus Bronze zu fertigen und sichtbar aufzuhängen. Jeder von den Giftschlangen Gebissene, der diese Bronzeschlange ansah, sollte geheilt werden. Und so geschah es. Hier haben wir es ohne Zweifel mit einem echten homöopathischen Gedanken zu tun«.
Aber auch damit ist es noch nicht genug; nun wird noch »Gottes wahrhaft homöopathisches Handeln« an den Menschen in Christus ausgebreitet. Er, der Schuldlose mußte dem Sünder ähnlich werden, mußte zum Fluch werden, damit die Verfluchten geheilt werden können. Dies, so meint Risch, wäre Gottes Ähnlichkeitsprinzip. Aber auch die homöpathische Verdünnung meint er in Christus gefunden zu haben:
»Und gleichzeitig wird betont, daß er in »menschlicher Gestalt«, als »Knecht«, also klein, arm und schwach und nicht in seiner herrlichen, himmlischen, mächtigen Gestalt gekommen ist. Da hätten wir die Dosierung! … Bei der göttlichen Homöotherapie gehören Ähnlichkeitsregeln und Dosierung unlöslich und ursächlich zusammen«.
Ich denke, hier muß einiges richtiggestellt werden: Die Behauptung, Gott habe im Alten Testament »allopathisch« gehandelt und Gegensätze, nämlich seinen Zorn und sein Gesetz, als Heilmittel gegen die Sünde seiner Menschheit einzusetzen versucht, und zwar ohne Erfolg, ist nicht nur falsch, sie ist auch durchaus blasphemisch. Gott hat niemals seinen Zorn oder das Gesetz als Heilmittel gegen die Sünde verwendet. Gottes Zorn entbrannte im Alten Testament gegen die Sünde, genauso wie er heute gegen die Sünde entbrennt und letztlich zum Gericht führen wird. Durch das Gesetz wird unsere Sünde offenbar! Römer 3,20. Blasphemisch finde ich die Behauptung: Nicht mehr der Mensch ist der Versager, der in seiner Sündhaftigkeit gescheitert ist, sondern Gott ist angeblich gescheitert an seinem Versuch, die Menschheit allopathisch zu heilen. Hätte Gott tatsächlich die homöopathische Idee in sein Schöpfungswerk integriert, müßte man Samuel Hahnemann wirklich für diese »Wiederentdeckung« dankbar sein. Warum sich Gott dabei aber eines Menschen bedient haben sollte, der sich tief in einer Geisteswelt verstrickt hat, die Gott ein Greuel ist, das wird jedem Christen unverständlich bleiben. »Welche Gemeinschaft hat Licht mit Finsternis?« (2. Kor. 6,14), so kann man hier mit Paulus nur fragen. Ich fürchte, daß wir, sofern wir solchen Lehren nachgehen, unter das Wort des Paulus an Timotheus fallen: »Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich Lehrer anhäufen werden, und sie werden sich zu den Fabeln hinwenden« (2. Tim. 4, 3.4). Um so mehr sollten wir uns da die Worte zu Herzen nehmen: »Du aber sei nüchtern in allem!« (2. Tim. 4, 5). Nüchternheit – das ist es, was hier not tut.
Wir sollten uns anrühren lassen von den Worten, die Gott durch Mose geredet hat: »Und du sollst gedenken, daß du ein Knecht gewesen bist im Lande Ägypten, und daß Jahwe, dein Gott dich erlöst hat« (5. Mo.15,15) – vielleicht würde uns das helfen, weniger neidisch nach den »Fleischtöpfen Ägyptens« zu blicken; denn gerade dieses Liebäugeln mit den Strömungen unserer Zeit ist es, was das Zeugnis der Gemeinde bedroht. Je mehr die Gemeinde sich dafür öffnet, am »Kuchen« der Welt mitzunaschen, desto mehr wird sie den brennenden Hunger und das Verlangen nach der »wahren Speise« verlieren und ihrem ganzen Wesen nach »lau« (Offb. 3, 16) werden. Unter »Kuchen der Welt« verstehe ich all jene Strömungen (Biowelle, Alternativ , Grün , Friedensbewegung u. a. m.) die der »Fürst dieser Welt« den Menschen anbietet, um sie von ihrer eigentlichen Not, ihrer unversöhnten Beziehung zu Gott, abzulenken. Wir dürfen uns nicht davon blenden lassen, daß das Anliegen solcher Bewegungen bisweilen an sich gut sein mag. Letztlich sind alle Bemühungen des Menschen, diese Welt noch zu retten oder zu verbessern, ohne Gott und ohne die Beugung unter das Kreuz Christi vergeblich.
In diesem Zusammenhang müssen wir auch die Homöopathie sehen. Sie erlebt jetzt ihre größte Renaissance auf dem Boden einer allgemeinen »zurück zur Natur« Bewegung. Leider wird diese Bewegung (wegen ihres positiven Scheins) auch von vielen Christen als eine allgemeine »zurück zu Gott« Bewegung mißverstanden. Ich möchte es noch einmal betonen: Sie ist genau das Gegenteil, nämlich das Angebot des Satans an die Menschen, nicht die wahre Ursache ihres Dilemmas erkennen zu müssen, sondern in dem »Gott Natur«, »Gott Gesundheit«, »Gott Friede« etc. Befriedigung zu finden. Wenn wir dieses Trugspiel des »Engels des Lichts« und seiner »Diener der Gerechtigkeit« (2. Kor 11, 14.15) durchschauen und richtig zu deuten wissen, sollte es keine Frage mehr sein, ob wir uns von diesen Dingen distanzieren sollen oder nicht. Wie traurig muß er sein, wenn wir um unserer leiblichen Gesundheit willen Wege beschreiten, die ihm nicht gefallen, und auf denen uns letztlich auch der Blick getrübt wird, Reines von Unreinem und Heiliges von Unheiligem zu unterscheiden.
Wie wir aus Gottes Anweisungen an sein Volk Israel erkennen können, möchte er keine Vermischung und Verschwägerung seines Volkes mit den anderen Völkern. Das bedeutet für uns, daß wir uns auch von allen Strömungen der »Welt« und von aller »Verschwägerung« mit einer fragwürdigen (okkulten) Geisteshaltung klar distanzieren sollen. Ich denke, daß wir diese Warnung Gottes ernst nehmen sollten.
Damit möchte ich diese Betrachtung über die Homöopathie abschließen. Ich habe die herzliche Bitte an den Leser, diese Dinge doch vor dem Herrn zu prüfen. Wir wollen aufschauen zu unserem Herrn Jesus Christus, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens, und in Demut bedenken, wieviel es ihn gekostet hat, uns zu erlösen, uns aus der Finsternis zu einem wunderbaren Licht zu berufen (1. Petr. 2,9), Da wollen wir auch Abstand nehmen von allem, was in diesem Lichte Gottes nicht bestehen kann.
Herwig Kunze, Wien
Die Hervorhebungen im Text wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Dezember 2007
www.horst-koch.de
info@horst-koch.de