Heilung u. Befreiung (K.E.Koch)
Kurt E. Koch
HEILUNG UND BEFREIUNG
– Seelsorgerliche Hilfe für kranke, angefochtene und okkult belastete Menschen –
A. KLÄRUNG DER BEGRIFFE
I. Krankheit und Dämonie
II. Der Streit um die Zuständigkeit
III. Der Okkultismus
IV. Die Formen okkulter Betätigung
1. Das Wahrsagen
2. Die Magie
3. Der Spiritismus
V. Die Parapsychologie
Vl. Die okkulte Belastung
VII. Die Auswirkungen der okkulten Belastung
1. Störungen des Glaubenslebens
2. Charakterliche Verbiegungen
3. Seelische Störungen
4. Anfälligkeit für Geisteskrankheiten
5. Entwicklung medialer Fähigkeiten
B. BIBLISCHE HEILUNGEN
I. Die Bedeutung der Medizin
II. Die Hauptsache zuerst
III. Jesus, der Arzt der Unheilbaren
IV. Die Herrlichkeit der Leidenden
C. BIBLISCHE BEFREIUNG
A. KLÄRUNG DER BEGRIFFE
I. Krankheit und Dämonie
B 1 (Beispiele) In Brasilien kam anläßlich einer Vortragswoche ein 31jähriger Mann zu mir in die Aussprache. Er berichtete, daß er alle vier Wochen, und zwar periodisch nur in den Vollmondnächten, schwere Anfälle habe. Die Ärzte behandelten ihn auf Epilepsie, ohne den geringsten Heilerfolg zu erzielen. Was den Mann bedrückte, war nicht nur diese seltsame Erkrankung, sondern auch seine Unfähigkeit, zu glauben und zu beten. Die lange Unterredung brachte ans Licht, daß seine Großmutter und Mutter aktive und passive Besprecherinnen waren. Man nennt solche Zauberer in Südamerika »die Bruchos«. Vielleicht ist dieser Ausdruck eine Abwandlung des deutschen Wortes »Brauchen«. Es handelt sich hier um den Vorgang des magischen Besprechens. Die Nachforschung ergab, daß mein Berichterstatter als kleiner Junge bei einer Erkrankung »besprochen« worden war.
Das seelsorgerliche Gespräch führte dazu, daß dieser Brasilianer seine Sünden beichtete. Er sagte sich im Gebet von der Zauberei seiner Vorfahren los und erlebte durch Gottes Gnade das Wunder einer Heilung und Befreiung.
Ein solches Beispiel, das sich aus fünfzigjähriger Tätigkeit um Hunderte vermehren ließe, bietet viele Angriffsflächen. Viele Mediziner und moderne Theologen werden geradezu wütend, wenn man epileptische oder andere anfallsartige Zustände mit Zauberei in Beziehung setzt. Ein bekannter Psychiater sagte einmal: »Die Theologen sollen von solchen Erkrankungen die Finger lassen. Das ist Sache der Fachleute.«
Haben wir vor solchen Forderungen die Waffen zu strecken? Niemals! Zur Vermeidung von Mißverständnissen will ich ausdrücklich erklären, daß ich anerkenne, daß es ein medizinisches Krankheitsbild der Epilepsie gibt, das mit Zaubereisünden nichts zu tun hat. Wenn sich z.B. eine Epilepsie mit einer Sonde auf einer Gehirnpartie lokalisieren läßt, dann weist sich eine solche Epilepsie als medizinisches Faktum aus. Halten wir aber saubere Grenzen ein.
Vielen Gläubigen verursachte es schon einiges Kopfzerbrechen, daß Jesus im N.T. gewisse Kranke, die eine Art Epilepsie hatten, dämonisch belastet nannte. Die berühmten »Fachleute« der Gegenwart sagen dazu gewöhnlich: »Jesus war ein Kind seiner Zeit. Er wußte es nicht besser. Die Bibel ist kein medizinisches Lehrbuch. Wir wissen es heute besser.«
Dieser Weisheit beuge ich mich nicht. Jahrzehntelange Erfahrung in der Seelsorge zeigte mir auch andere Sachverhalte, die Jesus bis ins letzte hinein recht geben.
Zwei weitere Beispiele sollen das deutlich machen. Um der Übersichtlichkeit willen werden die Beispiele numeriert.
B 2 Bei einer meiner Vortragstouren durch Südamerika begleitete mich ein Pfarrer. Er berichtete mir ein eigenartiges Erlebnis. Eine Familie seines Bekanntenkreises hatte ein epileptisches Kind, das täglich mehrere Anfälle bekam. Bei der Begegnung mit dem Kind stellte der Pfarrer die Frage: »Wie heißt du mein Kind?« Wie staunte er, als das Kind mit einer unnatürlich tiefen Stimme antwortete: »Wir sind drei.« Die weitere Unterhaltung in dieser Familie zeigte dem Geistlichen, daß hier keine Epilepsie vorlag, sondern eine Kinderbesessenheit. Durch Befragen der Eltern kam er dieser Sache auf den Grund. Das Kind war bei einer Erkrankung durch Zauberei geheilt worden, bekam aber dann die Anfälle, die vom Arzt als Epilepsie diagnostiziert wurden.
Aus Erfahrung weiß ich, daß solche Formen der »Epilepsie« sich nicht mit irgendeiner medizinischen Therapie erfolgreich behandeln lassen, weil eine solche Behandlung einfach »artfremd« ist.
B 3 Ebenso aufschlußreich ist folgende seelsorgerliche Begegnung. Nach einem Vortrag kam ein junges Ehepaar und wünschte, den Weg zu Jesus gezeigt zu bekommen. Die junge Frau hatte seit Jahren epileptische Anfälle. Da trotz Behandlung keine Besserung eintrat, wurde sie in eine Universitätsklinik eingewiesen. Dort stellten sie eine sehr seltene Form der Epilepsie fest, die sogenannte myoklone Epilepsie. Weil es der einzige Fall der Klinik war, behandelte man sie kostenlos. Man probierte verschiedene Medikamente und Behandlungsarten an ihr aus. Von Zeit zu Zeit wurde sie wieder bestellt und jeweils kostenlos als »Versuchsobjekt« betreut. Eine Heilung trat nicht ein.
In der Seelsorge erzählte sie mir einen Sachverhalt, den sie den Ärzten verschwiegen hatte. Ihre Mutter hatte ihr eines Tages eingestanden, sie hätte sie in der Schwangerschaft durch Zauberei abtreiben wollen. Der Zauber war aber nicht stark genug. Natürlich wird jeder Arzt – er sei denn ein gläubiger und erfahrener Christ – den Zusammenhang zwischen der Zauberei und dieser Epilepsie als puren Aberglauben ablehnen. Dem Menschen, der nur rationale Zusammenhänge kennt und gelten läßt, sind solche Vermutungen ein Greuel. Und doch bestehen sie. Unser Verstand ist nicht der Schlüssel zu allen Geheimnissen der Schöpfung und des Menschenlebens.
Es gibt metaphysische und metarationale Tatbestände, die sich zwar nicht begreifen, aber erfahren lassen. Man könnte beinahe wie Dr. Lechler sagen: »Wenn eine Epilepsie sich mit Medikamenten heilen läßt, dann war es keine Dämonie. Wenn eine solche Erkrankung sich durch Gebet heilen läßt, dann war es keine Epilepsie.«
Bei Beispiel 1 und 2 liegt eine falsche Diagnose der Ärzte vor. Bei Beispiel 3 erfaßten die Ärzte auch nicht die Tiefe des Problems. Es ist uns damit auch eine Bestätigung gegeben, daß Jesus es mit dämonischen Formen der Epilepsie zu tun hatte. Das schließt natürlich nicht aus, daß es auch rein medizinische Fälle gibt, die keine Verquickung mit Zauberei haben.
Diese kurze Auseinandersetzung zeigt uns, daß wir den medizinischen und seelsorgerlichen Sachverhalt klar zu trennen haben, wenn nicht unheilvolle Fehlbehandlungen die Folgen sein sollen. Vergessen wir es nicht: Wir haben in diesem Buch ein spezielles Kapitel der biblischen Seelsorge vor uns und nicht ein Teilgebiet der Psychiatrie.
II. Der Streit um die Zuständigkeit
B 4 Es liegt einige Jahre zurück, da erhielt ich von einem Universitätsinstitut die Einladung, vor einem Gremium von Ärzten und Psychologen über das Problem der Besessenheit zu sprechen. Anschließend war eine sehr lebhafte Diskussion über einen von dem katholischen Pater vorgetragenen Besessenheitsfall. Die Symptome waren eindeutig biblisch und nicht medizinisch. Der Jesuitenpater Rodewyk hat inzwischen diesen Besessenheitsfall in einem Buch mit dem Titel »Dämonische Besessenheit heute« veröffentlicht. Er hat ähnliche Erfahrungen wie meine eigenen aufzuweisen. Bei dieser erwähnten Debatte mit den Medizinern kam es zu keiner Einigung. Als von seiten der anwesenden Theologen das Stichwort »Besessenheit« fiel, sprang ein Psychiater, Leiter einer Klinik, erregt auf und rief aus: »Besessenheit gibt es nicht, sondern höchstens einen Fall einer mir bisher unbekannten Hysterie.« Damit ist doch klar, welche Position die medizinische Wissenschaft einnimmt. Eine Besessenheit gibt es nicht – und hat es nicht zu geben. Das nennt sich wissenschaftliche Objektivität.
Man kann also bei der Behandlung der okkulten Belastungen von seiten der Psychiatrie keine Hilfestellung erwarten. Mehr Verständnis erlebte ich einmal in England.
B 5 Der in England geachtete Arzt und Prediger Dr. Martin Lloyd-Jones lud mich ein, vor Psychiatern über mein spezielles Erfahrungsgebiet zu berichten. Es waren nur christliche Psychiater zu diesem Vortrag eingeladen. In der Diskussion griffen mich zwei Psychiater an und erklärten, daß die biblischen Berichte von Besessenen überholt seien. Es handle sich um Geisteskranke, Hysteriker und Epileptiker. Also selbst in einem solchen Gremium die üblichen Zweifel und Umdeutungen. Plötzlich bekam ich aber Bundesgenossen. Ein Psychiater meldete sich zu Wort und erklärte, er wohne und arbeite im Gebiet von New Forest, in dem viel Magie getrieben würde. Die Patienten brächten dadurch auch andere Krankheitsbilder mit in die Sprechstunde. Er könne allein aus seiner Arbeit von elf Besessenheitsfällen berichten. Ein anderer Psychiater pflichtete seinem Kollegen bei und berichtete von drei bis fünf solcher Fälle. Damit war meine Verteidigung überflüssig.
Wie kommt es, daß die meisten Psychiater das Problem der Besessenheit ablehnen, und einige wenige wissen davon zu berichten? Das liegt allein an der inneren Einstellung und nicht an der Intelligenz. Der Ausdruck »christlicher Arzt« ist leider noch nicht eindeutig. Im biblischen Sinne bedeutet »Christ« ein vom Heiligen Geist wiedergeborener Mensch sein. Und solche Christen sind leider selten in der sogenannten »Christenheit«. Wer nicht wiedergeboren ist, der deutet dann eben den besessenen Gadarener in einen Hysteriker um. Und der Mann, der »vom Teufel gerissen« wurde, ist eben ein Epileptiker. Derartige Umdeutungen sind zwar sehr »wissenschaftlich« und gehen doch völlig daneben.
Von der Bibel her können wir uns nichts abmarkten lassen. Das Reich Gottes hat andere Gesetzmäßigkeiten. Der menschliche Geist hat schlechterdings keinen Zugang. Nur der Heilige Geist ermöglicht ein Erfassen des tieferen Welthintergrundes. Es ist kein hochtrabendes Bild, sondern Wahrheit: Der Heilige Geist hat im kleinen Finger mehr Weisheit als alle Weltweisen zusammengenommen.
Es ist äußerst wohltuend, hin und wieder Psychiatern zu begegnen, die einen geistlich klaren Blick haben. So erklärte eine gläubige Nervenärztin: »60 Prozent der Insassen meiner Anstalt sind nicht geisteskrank, sondern okkult belastet oder gar dämonisiert.« Ein englischer Psychiater äußerte: »Wenn ich den Patienten unserer Klinik die Vergebung der Sünden vermitteln könnte, dann könnten wir morgen die Hälfte entlassen.« Diese Aussagen bedeuten, daß mehr »Gemütskranke« und »Geisteskranke« an »Gott« krank sind, als in der Öffentlichkeit und bei unseren Medizinern bekannt ist. Wer diese Linien weiter auszieht, der muß anerkennen, daß viele sogenannte »Gemüts oder Geisteskranke« einen vollmächtigen Seelsorger nötig hätten und nicht einen rationalisierenden Mediziner.
Verwechslungen und falsche Diagnosen gibt es auf beiden Seiten. Aber Jesus hat keine falschen Diagnosen gestellt. Wer bei ihm in die Schule geht und von seinem Geist erfüllt wird, der darf ein Zipfelchen seines Gewandes erhaschen. Und daran kann man aber genesen wie das kranke Weib, das nur den Saum seines Gewandes berühren konnte und daran das Wunder ihres Lebens erfuhr.
Wir haben der medizinischen Wissenschaft ihr Recht zu lassen. Auch sie ist von Gott. Wir lassen uns aber auch nicht das Recht einer geistlichen Seelsorge nehmen. Jedes Gebiet hat seinen eigenen Aufgabenkreis. Und sehr oft ist es von Nutzen, wenn in Zweifelsfällen beide Hand in Hand arbeiten. Jeder soll dienen mit der Gabe, die er von Gott empfangen hat.
Ein Erlebnis in Frankreich wirft auf die Kompetenzfrage ein bezeichnendes Licht.
B 6 Bei einer Vortragswoche suchte mich ein Psychiater auf. Er war ein gläubiger Christ. Er berichtete mir aus seiner Praxis ein großartiges Ereignis. In einem der Großstadt nahe gelegenen Dorf verlor eine Frau ihren Verstand. Sie bekam Tobsuchtsanfälle, und ihre Angehörigen mußten sie bewachen. Der Dorfpfarrer wurde gerufen. Es war ein junger modernistischer Theologe, den ich gut kenne. Er hatte mich einmal bei einer Evangelisation schwer angegriffen. Dieser moderne Theologe riet der angefochtenen Familie, sie möchte sofort einen Psychiater rufen. Er nannte dabei den Namen des gläubigen Psychiaters. Der Arzt kam und gab der tobenden Patientin eine starke Beruhigungsspritze. Nachdem nach 20 Minuten noch keine Wirkung zu beobachten war, gab er eine zweite Injektion. Wieder keine Linderung. Im Verlauf von zwei Stunden erhielt die tobende junge Frau die vierfache Dosis, ohne daß sich ein Nachlassen der motorischen Aktivität bemerkbar machte. Da wandte sich der Arzt an den anwesenden Pfarrer und sagte: »Herr Pfarrer, ich habe mit dem >stärksten Geschütz< geschossen. Wir haben hier keinen Fall einer Geisteskrankheit, sondern einer Besessenheit. Jeder geisteskranke Patient spricht auf eine so starke Dosis Narkotikum an. Hier hilft keine Medizin. Hier muß gebetet werden.«
Das war aufrüttelnd, daß sich ein Theologe von einem Mediziner sagen lassen muß, daß es auch geistliche Zusammenhänge im Leben eines angefochtenen Menschen geben kann, die sich eben medizinisch nicht bewältigen lassen.
Dieser gläubige Psychiater aus Frankreich ist nicht der einzige aus seiner Berufsgruppe, der mit der Besessenheit, das heißt mit der Innewohnung böser Geister und Dämonen rechnet. In Deutschland stand Dr. Alfred Lechler auf dem gleichen Boden. In der Schweiz ist es der Arzt und Schriftsteller Dr. Paul Tournier, der zu dieser hervorragenden Ärztegruppe gehört. In den USA hat sich der Psychiater Dr. William S. Reed einen Namen gemacht. Dr. Reed macht aus seiner Überzeugung keinen Hehl. Er erklärte: »Viele psychischen und physischen Erkrankungen sind das Ergebnis dämonischer Angriffe. Wir müssen daher den Exorzismus (Austreibung böser Geister) in der modernen Medizin und Psychiatrie beachten.« Das ist ein tapferes Bekenntnis, mit dem sich Dr. Reed unter den »Nur-Rationalisten« viele Gegner geschaffen hat.
Nicht zuletzt darf auf dieser Ebene noch ein Mann aus einem ganz anderen Lager genannt werden. In Schweden hat ein spiritistischer Arzt, Dr. Wickland, durch sein Buch Aufsehen erregt. Um Mißverständnisse abzuwehren, muß ich betonen, daß ich den Spiritismus in jeder Form schärfstens ablehne. Doch manchmal findet man auch im feindlichen Lager ein Körnchen Wahrheit. Dr. Wickland versuchte nachzuweisen, daß einige Formen der Geisteskrankheiten eine Art Besessenheit darstellen.
Wer die Aussagen der gläubigen Psychiater und im letzten Fall dieses spiritistischen Arztes überdenkt, der ahnt vielleicht, warum wir gerade auf dem Gebiet der Psychiatrie noch in den Kinderschuhen stecken. Während die Innere Medizin und die Chirurgie unerhörte Erfolge zu verzeichnen hat, ist die Psychiatrie sozusagen über das ABC noch nicht hinausgekommen. Das hängt damit zusammen, daß eben das Gebiet der okkulten Mächte nicht ernst genommen, sondern wegerklärt wird. Ich wage dieses Aussage, auch wenn man mich des Rückfalls in mittelalterliche Vorstellungen bezichtigt.
III. Der Okkultismus
Der Begriff »okkult« steht zur Diskussion. Der Ausdruck kommt aus dem Lateinischen occultus und bedeutet: verborgen, geheim, dunkel, geheimnisvoll, hintergründig, abwegig, kultuswidrig. Man bezeichnet damit Vorgänge, die über den Bereich der fünf Sinne hinauszugehen scheinen oder tatsächlich hinausgehen.
Der Okkultismus ist eine jahrtausendelang geübte »Volkswissenschaft«. Meine in 40 Jahren zusammengetragene Materialsammlung aus über 120 Ländern zeigt zwei charakteristische Merkmale. Historisch gesehen sind die Spielregeln des Okkultismus in allen Epochen der Menschheitsgeschichte gleich geblieben. Vor 5000 Jahren wurde genauso gezaubert wie heute. Die zweite Beobachtung ist, daß unter allen Völkern, ganz gleich welcher Kulturstufe, das Modell, die Methode der Zauberei wiederum gleich ist. Die Formen wechseln. Der Kern bleibt gleich.
Es fehlt der Raum dafür, sonst könnte ich diese Aussage an Hunderten von Beispielen aus aller Welt zeigen. Nur ein Hinweis: Der Schamane Alualuk, auf dessen Spuren ich bei Barrow am nördlichen Eismeer geriet, treibt schwarze Magie nach den gleichen Regeln und mit den gleichen Kräften wie seine Kollegen im heißdampfenden Amazonas. Sie heißen dort in der grünen Hölle Kahontschi. Auf Jamaika sind es die Obiah, auf den Philippinen die Hilot, auf Bali die Dukun oder Bahan. Auf Hawaii nennen sich die Schwarzmagier Kahuna, auf den FidschiInseln Drunikau. Sie treiben alle das gleiche Handwerk, obwohl sie rassisch, sprachlich, geographisch, kulturgeschichtlich nichts miteinander zu tun haben. Unseren Ethnologen, Anthropologen und Psychologen gab diese Übereinstimmung schon manches Rätsel auf.
Es wurde darauf hingewiesen, daß es sich bei den magischen oder okkulten Kräften um eine Urveranlagung der ganzen Menschheit handle, die im Laufe der Jahrtausende verkümmert ist.
Prof. C. G. Jung (Zürich) sprach von Archetypen. Er meinte, daß hinter der Welt der Psyche mit ihren kausalen Zusammenhängen eine akausale Wirklichkeit liege, in der Raum und Zeit sich ausgleiche und das Gesetz von Ursache und Wirkung ein Ende finde.
Damit ist das Problem nur angedeutet, aber noch nicht behandelt. Offensichtlich zeigt sich als Erfahrungstatsache, daß das Denken der westlichen Welt und des Universitätsbetriebes der ganzen Welt ein rationales Gefüge hat, während in Asien, Afrika und weithin Südamerika ein mediales Weltbild die Vorstellung der einfachen Menschen beherrscht. Leider kann dieses Problem hier nicht ausgeführt werden, denn diese Abhandlung muß ein praktisches, seelsorgerlich anwendbares Buch bleiben.
Zeigen wir einmal an einem Beispiel des Missionsfeldes den Unterschied zwischen rationalem und medialern Geschehen. Erwähnt muß werden, daß alle in diesem Buch wiedergegebenen Beispiele entweder eigene Erlebnisse sind oder solche, die von Missionaren mir von ihrem Arbeitsgebiet berichtet worden sind.
B 7 Bei einem Besuch Nordthailands wurde mir von einem dort arbeitenden Missionar folgendes berichtet: Ein Kirchenältester seiner Missionsgemeinde bekam an der Hand eine Blutvergiftung. Im tropischen Klima entwickeln sich Infektionen sehr rasch. Ein dunkelroter, fast schwarzer Streifen zog sich an der Hand entlang zum Arm hinauf. Die nächste Arztstation war weit entfernt. So ließ der Christ es zu lange anstehen, bis er den Arzt aufsuchte. Bei der Untersuchung hatte der dunkle Streifen schon die Schulter erreicht. Der Arzt eröffnete dem erschrockenen Mann: »Sofort ins Hospital! Der Arm muß amputiert werden, sonst ist es morgen aus mit Ihnen.« Der Kirchenälteste wurde mit einem Jeep ins Hospital gebracht. Der Chirurg bestätigte die Diagnose: der Arm muß weg, wenn das Leben erhalten werden soll. Der arme Reisbauer antwortete dem Arzt: »Ich brauche doch den Arm. Wie soll ich ohne den Arm meine Reisfelder versorgen?« Im Herzen des bedrohten Mannes tobte ein fürchterlicher Kampf. Da erinnerte er sich eines alten Hinduzauberers, der in dem Ruf stand, schwierige Erkrankungen durch geheime Kräfte heilen zu können. Obwohl der Kirchenälteste von seinem Missionar wußte, daß ein Christ Zauberei nicht in Anspruch nehmen darf, trieb ihn die Verzweiflung zu dem unheimlichen Mann. Der Hinduzauberer war weder ein Schwindler noch Scharlatan, sondern besaß wirklich magische Kräfte. Er stoppte die Blutvergiftung. Der Arm blieb erhalten. Von dieser Zeit an kam der Kirchenälteste nicht mehr zu den Missionsgottesdiensten. Er fiel ins Heidentum zurück.
Ein solches Beispiel zeigt die rationalen und medialen Hilfsmöglichkeiten. Wo die Vernunft am Ende ist, weiß die Magie oft noch einen Ausweg. Die Auswirkungen sind aber offenkundig. Der Kirchenälteste büßte seine Verbindung mit Gott ein.
Es ist eine durch jahrelange Beobachtung erhärtete Tatsache, daß die Magie und überhaupt alle okkulten Praktiken den christlichen Glauben nicht aufkommen lassen oder ihn zerstören. Die Magie verträgt sich aber mit allen nichtchristlichen Religionen. Diese Beobachtung bedeutet nicht, daß die Magie stärker als der christliche Glaube ist. Nein, diese Tatsache zeigt nur, daß derjenige sich an den okkulten Mächten die Finger verbrennt, der sich gegen Gottes Gebot damit einläßt.
IV. Die Formen okkulter Betätigung
Aus den Tausenden von Beispielen, die ich gesammelt habe, schälen sich drei große Sachgebiete heraus: Wahrsagerei Magie Spiritismus. Jedes dieser Hauptgebiete gliedert sich in 20 bis 40 Untergebiete. Eine Darstellung erübrigt sich hier, weil es in meinen anderen Büchern schon geschehen ist. Es soll nur eine Übersicht gegeben werden.
1. Zur Wahrsagerei gehören:
a) Pendeln und Rutengehen (Radiästhesie).
b) Die Astrologie. Nebenformen sind Astromantik, die volkstümliche Horoskopie, die Kosmobiologie.
c) Die Handlesekunst wurde von den babylonischen Priestern aufgebracht.
d) Die Kartenlegerei zur Wahrsagerei begann bei den Römern mit Wachstäfelchen. Die Spielkarte aus Papier kam erst etwa 800 n. Chr. auf.
e) Das psychometrische Hellsehen begann auch in der Römerzeit und erhielt sich bis heute.
Vergessen wir nicht, daß es auf okkultem Gebiet viele Schwindler, Betrüger und Scharlatane gibt. Die echten Formen verhalten sich zu den unechten vielleicht wie 1 zu 10. Wir dürfen uns durch hervorragende Treffer nicht zu der Meinung verleiten lassen, als wäre die Wahrsagerei eine zuverlässige Angelegenheit.
B 8 Ein Beispiel soll die Problematik anreißen. Eine Zigeunerin las einem jungen Mann aus der Hand. Sie machte drei Aussagen: »Ihr Vater wird eine große Geldsumme gewinnen. Im 60. Jahr wird er sterben.« Als der junge Mann lachte und die Wahrheit der Prophezeiung bezweifelte, fügte sie hinzu: »Und Sie werden nur 27 Jahre alt.« Einige Jahre später erhielt dieser junge Mann die Nachricht, daß sein Vater 50 000 DM gewonnen hatte. Am 60. Geburtstag des Vaters traf dann ein Telegramm ein, daß der Vater an seinem Geburtstag tödlich verunglückt sei. Nun kam es der junge Mann mit der Angst zu tun, ob sich nicht auch seine Prophezeiung erfüllen würde.
Welche Probleme enthält dieses Erlebnis? Ist es nicht eine Barmherzigkeit Gottes, daß er uns die Zukunft verhüllt hat? Lebt der Mensch, der um seine Zukunft weiß, nicht dauernd in Angst? Wo hat die Zigeunerin diese zeitliche Vorschau her? Aus den Handlinien des Sohnes kann ja nicht der Tod des Vaters herausgelesen werden. Hier liegen doch Kontakte mit der Finsternis vor. Nicht zuletzt sagt die Heilige Schrift: »Wer sich zu den Wahrsagern wendet, ist mir ein Greuel.« Der junge Mann hat doch einen ungeheuren Preis bezahlt.
2. Zur Magie gehören:
Heilen und Krankmachen,
Liebes und Haßzauber,
Verfluchen und Fruchtbarkeitszauber,
Verfolgung und Abwehr,
Bannen und Lösen und Todeszauber.
Der Begriff Magie ist nicht einheitlich, darum sollen hier einige Abgrenzungen gegeben werden. – Es gibt eine Magie der Musik, eine Magie der Kunst, der Erotik, eine Magie des Sports, ja sogar eine Magie des religiösen Kultus. Um diese Magie im weitesten Sinn geht es hier nicht. Ferner sprechen wir von magischen Tricks, magischen Vereinigungen, magischen Veranstaltungen, magischen Ringen. Um solche Formen der Unterhaltung oder Geselligkeit geht es auch nicht.
Hier in dieser Abhandlung geht es nur um die uralte biblisch erwähnte Zauberei, um den Dämonenkult, um das Zusammenarbeiten mit den Mächten der Finsternis.
Zwei Beispiele führen in den Problemkreis ein.
B 9 Eine Magd bekam vom Sohn des Hofbesitzers ein uneheliches Kind. Sie verlangte, er solle sie heiraten. Er weigerte sich. Da verfluchte sie seine künftigen Kinder und schrie: »Wenn du heiratest und Kinder bekommst, dann soll dein erstes Kind ein Idiot sein und das zweite eines unnatürlichen Todes sterben.« Beides traf ein.
Zur Beruhigung ängstlicher Gemüter sei hinzugefügt. Wenn wir unter dem Schutz Jesu stehen, kann uns eine Verfluchung nichts anhaben. Im Gegenteil, ich habe Beispiele, daß Verfluchungen von Kindern Gottes auf den Fluchenden zurückfielen. – Es sei aber auch vermerkt, daß hinter Segenswünschen und Verfluchungen mehr steht als nur bloße Worte. Die Bibel und die Seelsorge zeigen uns das.
Das gräßlichste Gebiet der Magie ist der Todeszauber. Natürlich halten die Wissenschaftler das alles für Humbug. Es liegen mir aber genug Originalberichte von allen Kontinenten vor. Wenn Magier sich in echter Weise zu Christus bekehren, dann räumen sie in der Beichte mit ihrer Vergangenheit auf. Diese beichtenden Männer sagen dann die Wahrheit. Außerdem wissen auch die Missionare um diesen Tatbestand. Ich kenne die Todesmagie in zwei Anwendungen, die wir auch in göttlicher Form in der Bibel vorfinden. Petrus kündigte Ananias und Saphira im Auftrag Gottes den Tod an, und es traf ein. Jesus und zwei seiner Jünger weckten in der Kraft Gottes Tote auf.
Der Teufel versucht stets, Gott nachzuahmen. So traf ich die Todesmagie in diesen beiden Formen an: Töten oder Lebendigmachen durch magische Kraft. Da ich in meinen anderen Büchern vom magischen Töten schon viel geschrieben habe, soll hier das andere Beispiel folgen.
B 10 Der stärkste Zauberer, auf den ich je stieß, ist der schon erwähnte Schamane Alualuk von einem Eskimostamm, den ich am nördlichen Eismeer besuchte. Dieser Schamane hatte als Magier sogar die Kraft, gottlos verstorbene Tote wieder aufzuwecken. Einer von diesen Auferweckten lebte noch 10 Jahre. Dieser Schamane erlebte eine echte Bekehrung zu Christus und verlor damit seine magische Kraft. Auf die Frage: »In welcher Kraft konnten Sie solche Dinge vollbringen?« antwortete er: »Natürlich in der Kraft des Teufels.« Er gab auch zu, daß er über echte Christen keine Kraft besaß.
Bei all diesen Zeugnissen ehemaliger Zauberer kommt immer wieder die tröstliche Botschaft zum Vorschein. Jesus ist der Sieger. Wer ihm in echter Weise angehört, steht unter seinem Schutz und bleibt vor des Teufels Künsten bewahrt. Wenn sich aber ein Namenchrist leichtsinnig in solche Dinge einläßt, dann gerät er unter einen satanischen Bann.
3. Der Spiritismus (Totenkult, Geisterverkehr) ist das dritte Hauptgebiet des Okkultismus. Es ist unmöglich, hier auf alle Nebenformen dieses Dämonenkultes einzugehen. Am bekanntesten sind: Tischrücken, Gläseln, Trancereden, automatisches Schreiben, Exkursion der Seele, Materialisationen, Telekinese, Apporte, Levitationen, spiritistische Kulte und Kirchen, religiöser Spiritismus usw. Wer Erläuterungen dazu haben will, muß zu den Büchern greifen »Christus oder Satan« und »Seelsorge und Okkultismus«.
B 11 Bei meinen Vortragsreisen durch die USA stieß ich auf das Buch von Edgar Cayce »The Sleeping Prophet«. Es handelt sich um ein Taschenbuch, das eine millionenfache Auflage erlebt hat und zum Bestseller wurde. Edgar Cayce wurde durch seine Heilerfolge und durch seine zutreffenden Prophezeiungen berühmt. Leider werden auch viele Christen durch solche Erfolge getäuscht, weil sie nicht zwischen charismatischen und medialen Kräften unterscheiden können.
Wenn irgendein Amerikaner Heilung oder Hilfe brauchte, schrieb er dem »Propheten« einen Brief. Cayce konzentrierte sich auf den Brief und versetzte sich in Trance. In diesem Zustand erkannte er dann exakt die Krankheit des Bittstellers und konnte ihn gleichzeitig heilend beeinflussen. Genauso konnte er verlorene Gegenstände in dieser Weise auffinden oder auch Zukunftsprognosen geben, die eintrafen.
Weil er alle seine Hilfsaktionen in der Trance durchführte, nannte man ihn den »schlafenden Propheten«.
Im Grunde genommen stecken in dieser Bezeichnung zwei Fehler. Es handelt sich nicht um einen Schlaf, sondern um Trance. Der Unterschied ist schnell geklärt. Wenn er in Trance lag, konnte man ihn mit einer Nadel stechen. Er spürte es nicht. Ein Schläfer wäre durch diese Nadelstiche aufgewacht. Ferner ist er nicht ein Prophet, sondern ein Zauberer. Simon Magus und Elymas in der Apostelgeschichte waren Zauberer und keine Männer Gottes. Wir leben aber heute in einer so chaotischen Zeit, daß alle Begriffe verwechselt und dem Teufel noch Ehren erwiesen werden. Das Argument, Cayce habe vielen geholfen, stimmt nur zum Schein. Er hat viele belastet. Cayce war nur ein medial veranlagter Tranceheiler und Spiritist. Natürlich werden Heilerfolge nicht geleugnet. Die Bibel weiß auch von dämonischen Wundern (Matth. 24, 24; 2. Thess. 2, 9). Die Teilhilfe wird aber mit schweren Belastungen bezahlt.
B 12 Das zweite Beispiel erzähle ich viel lieber. Es ist die Geschichte eines meiner Freunde, der mir in London in einer schweren Diskussion half. Nach einem Vortrag wurde ich von einem anglikanischen Pfarrer angegriffen, der den Spiritualismus, den religiösen Spiritismus, verteidigen wollte. Da stand Mister A. Millen auf und erklärte: »Ich war viele Jahre lang ein spiritistisches Medium gewesen. Ich konnte in der Trance Krankheiten erkennen und heilen. Ich konnte mich dem Aussehen nach in andere Personen verwandeln (Transfiguration). Es geschah alles in der Kraft des Teufels, in dessen Klauen ich mich befand. Es setzte sich aber meine gläubige Frau und ein Gebetskreis für mich ein. Der Herr Jesus tat ein Wunder an mir. Ich wurde aus der Macht der Finsternis befreit.«
Wie war ich für dieses Zeugnis froh. Mister Millen rettete mich aus den schweren Angriffen. Es ist der Sieg des Evangeliums, daß hartgebundene Menschen frei werden können. Sonst hätte ich gar nicht den Mut, über diese schwere Seelsorge zu schreiben.
Der Spiritismus manipuliert mit vielen Kräften und Gesichtern. Die animistische Richtung spricht vom Aktivwerden unbewußter Seelenkräfte. Die spiritistische Richtung verläßt sich auf jenseitige »Operatore«, die »Geistfreunde«. Der verbrecherische Spiritismus, etwa der Macumbakult scheut in den brasilianischen Urwäldern vor keiner Untat zurück. Der soziale Spiritismus, etwa der Kardecschen Richtung, baut Asyle, Krankenhäuser, Schulen. Der religiöse Spiritismus – vielfach auch Spiritualismus genannt glaubt, die letzten und höchsten Offenbarungen Gottes zu haben. Zur letzten Form gehören z. B. die Jakob Lorber Bücher oder das Schrifttum der »Geistigen Loge«. Allen Formen gemeinsam ist aber der dämonische Hintergrund, wenn auch aus der einen Richtung gute Werke hervorgehen. Gott sagt in 5. Mose 18, 11: »Daß nicht jemand unter dir gefunden werde, der die Toten frage. Denn wer solches tut, ist mir ein Greuel.«
Damit sind nur einige Hinweise zu den drei Hauptgebieten des Okkultismus gegeben. Erwähnt wurde nicht das weitverzweigte Gebiet des Aberglaubens mit seinen Tausenden von Abarten. Zur Welt des echten christlichen Gottesglaubens hat der Teufel die Welt des Aberglaubens entwickelt. Die Civitas Dei, das Reich Gottes, hat als Front die Civitas Diaboli, das Reich Satans. Das ist nicht als Dualismus zu verstehen. Satan ist kein ebenbürtiger Rivale Gottes. Er liegt an der Kette Gottes und hat nur soviel Macht, wie ihm nach dem Plan Gottes eingeräumt ist. Er ist aber ein gefährlicher Feind. Ohne den Schutz Jesu und die Kraft seiner Erlösung käme kein Mensch durch diese Macht der Finsternis.
V. Die Parapsychologie
Der Ausdruck Parapsychologie sagt aus, daß diese neue Wissenschaft neben (para) die Psychologie gestellt werden soll. Dieses erwachende wissenschaftliche Interesse an den okkulten Erscheinungen führte 1882 in England zur Gründung der »Society for Psychical Research«. Wissenschaftliche Institute zur Erforschung der parapsychologischen Phänomene wurden gegründet: 1934 an der Duke Universität (USA, Prof. Rhine) und in Utrecht (Holland, Prof. Tenhaeff), 1954 in Freiburg (Deutschland, Prof. Bender), 1960 in Leningrad (Rußland, Prof. Wassiliew) und zuletzt 1964 in Santiago (Chile, Prof. Onetto).
Man hat mich schon manchmal gefragt, was ich von der parapsychologischen Wissenschaft halte. Die wissenschaftlich arbeitenden Parapsychologen beziehen alle Formen des Okkultismus in ihren Forschungsbereich ein. So machen sie z. B. viele spiritistische Sitzungen mit, um mit Medien zu experimentieren. In der Heiligen Schrift hat Gott gegen spiritistische Sitzungen ein Veto eingelegt. Die Wissenschaftler aber setzen sich darüber hinweg, weil sie mit spiritistischen Medien Experimente machen müssen. Gibt es für sie denn eine Sonderregelung? Bleiben sie von dem verschont, was Gott denen zugedacht hat, die in spiritistischen Zirkeln sitzen?
Das Problem wird noch komplizierter. Ich weiß aus meiner Vortragstätigkeit in England und in den USA, daß auch hochgestellte Geistliche im Vorstand der parapsychologischen Gesellschaften sind oder wenigstens deren Mitgliedschaft besitzen. Nur ein Beispiel dazu.
B 13 Ein hochgestellter Geistlicher in England ist Mitglied der Society for Psychical Research. Ein anglikanischer Pfarrer wandte sich wegen eines Spukhauses an diesen Herrn. Er erhielt als Rat, er möge ein spiritistisches Medium in das Spukhaus nehmen, um zu erfahren, was der Hintergrund des Spuks sei. Das Medium kam und brachte heraus, daß der frühere Hausbesitzer in dem Hause schlecht behandelt worden sei und sich darum nach seinem Tod noch herumtreibe, um die Bewohner zu ängstigen. Noch nicht genug damit. Ein andermal meldete der anglikanische Pfarrer diesem hohen Herrn, er sei persönlich von dunklen Mächten angegriffen worden. Daraufhin gab ihm der Geistliche weißmagische Regeln und Zaubersprüche, um einen Abwehrzauber durchzuführen. Mein Gewährsmann in dieser Sache ist der betreffende Anglikaner selbst.
Was geht hier vor?
1. Ein hochgestellter Geistlicher ist parapsychologisch stark interessiert und Mitglied dieser erwähnten Gesellschaft.
2. Dieser Theologe, der doch seine Bibel kennen müßte, rät einem Amtsbruder, ein spiritistisches Medium kommen zu lassen.
3. Dieser »Mann der Bibel« empfiehlt zur Abwehr von Anfechtungen die weiße Magie.
Dieses eine Beispiel soll ausreichen um die Problemlage zu kennzeichnen.
Was die parapsychologischen Experimente anrichten, konnte ich in der Seelsorge schon oft beobachten. Ein Beispiel dazu.
B 14 In den letzten Jahren wurde von seiten einiger Parapsychologen viel mit dem berühmten Hellseher Croiset aus Holland experimentiert. Croiset konnte schon oft der Polizei Hinweise geben, um Verbrechen aufzudecken, Leichen zu finden und mysteriöse Fälle zu klären. Ich habe schon mehrfach Menschen in der Seelsorge gehabt, die von Croiset hellseherische Hilfe in Anspruch genommen hatten. Sie erklärten, sie würden das nie wieder tun, weil sie seither seelisch und nervlich durcheinander und vor allem in ihrem Glaubensleben gestört worden seien. Natürlich wollen die Parapsychologen das nie wahrhaben.
Vielleicht darf an dieser Stelle ein einziges Problem angedeutet werden, das den Hintergrund der parapsychologischen Fragestellungen zeigt. Die Parapsychologie gruppiert alle okkulten Phänomene in zwei Bereiche: die Psi gamma Phänomene und die Psi kappa Phänomene. Psi ist die Abkürzung für parapsychologisch. Gamma steht für gignoskein = erkennen und kappa für kinein = bewegen. Es geht also um das Wissens- und Machtproblem auf außersinnlichen Wegen. Diese beiden Gebiete wurden von der Schlange im Paradies erwähnt. 1. Mose 3, 5 heißt es: Ihr werdet sein wie Gott und wissend. Macht und Wissen mit Hilfe der Schlange. Das war das Angebot Satans. Um Wissen und Macht geht es in allen okkulten Phänomenen, sei es Wahrsagerei, Magie oder Spiritismus.
Natürlich werden diese Sätze nicht vom »wissenschaftlichen« Standpunkt aus geschrieben, sondern von einer bibelgläubigen Haltung aus.
VI. Die okkulte Belastung
Es gibt viele Formen von Belastungen, die vom Mediziner sofort anerkannt werden. Die Kinder eines notorischen Trinkers sind gewöhnlich von der Sünde des Vaters »heimgesucht«. Manisch Depressive finden ihre schwermütige Veranlagung gewöhnlich bei ihren Nachkommen wieder. Geisteskranke mit einer unheilbaren Psychose sollten nicht heiraten. Wir haben das gute und böse Erbe der Vorfahren in unserem Blut. Ich verweise dabei auf das Buch von Professor Pfahler »Der Mensch und seine Vergangenheit«.
Auf dem Gebiet der okkulten Belastungen allerdings spricht man bei unseren Wissenschaftlern gegen eine Wand. Für unsere Psychiater, die keine wiedergeborenen Christen sind, existiert eine okkulte Belastung nicht. Sie sagen höchstens: »Ursache und Wirkung darf nicht verwechselt werden. Der abergläubische Mensch ist zu allen Verstiegenheiten fähig. Die Belastung war das erste, das okkulte Treiben das zweite.«
In meiner fünfzigjährigen Tätigkeit habe ich es mit rund 20.000 Menschen in Einzelaussprachen zu tun gehabt. Ich habe Tausende von Beispielen, bei denen eben das okkulte Treiben das erste war und die schweren Folgen die Auswirkung. Ich wunderte mich oft über unsere »Fachleute«, daß keine Argumente und Beweise sie aus ihrem apriorischen Dogmatismus herauszubringen vermochten.
Und die Wissenschaft sagt: »Existiert nicht.« Es wäre zum Verzweifeln, wenn man in der Seelsorge von einer solchen Borniertheit abhängig wäre. Es muß uns das aber nicht wundern! Jesus hat Aussätzige geheilt. Gottlose Mediziner und gottlose Theologen sagen: »Das gibt es nicht.« Jesus hat Tote auferweckt und ist selbst leiblich vom Tod auferstanden, und die gleichen Männer sagen: »Gibt es nicht! « Wenn es Jesus so erging, dann brauchen wir kleinen Nachfolger uns keinen Augenblick an dieser Kurzsichtigkeit aufhalten.
Vergessen wir es nicht! Die okkulte Belastung ist ein religiöser Begriff und kein medizinischer Terminus. Der Seelsorger ist zuständig, nicht der Mediziner. Es kann aber wie im Beispiel 6 der Fall eintreten, daß der gläubige Arzt der Seelsorger ist und nicht der Pfarrer. – Es ist in einem Abschnitt schon darauf hingewiesen worden, daß es gläubige Psychiater gibt, denen das Problem der okkulten Belastung geläufig ist. Es mag von Interesse sein, wenn ich noch zwei Beispiele hinzufüge.
B 15 Bei meiner Vortragstour in Neuseeland hörte ich viel Gutes von einem Psychiater in Hamilton. Sein Bruder ist Bischof, sein Vater Minister. Dieser Arzt erklärte, daß 50 Prozent der Neurotiker, die in den Kliniken in Hamilton zu betreuen sind, die Frucht der Maorizauberer seien. Die Maori sind die Urbevölkerung Neuseelands, in deren Reihen noch viele Zauberer anzutreffen sind.
B 16 Bei meinen Vorträgen in Suva auf den FidschiInseln kam ich mit einem dortigen Psychiater in Verbindung. Er erklärte, daß die Fidschizauberer, die Drunikau, dafür sorgten, daß die psychiatrische Klinik voll wird. Er gab mir einige Beispiele. Wenn ein Fidschizauberer einem Eingeborenen sagt: »Du stirbst bis zur nächsten Sonnenwende«, dann stirbt dieses Opfer. Weder die Familienangehörigen noch der Psychiater können dem Unglücklichen diesen Wahn ausreden.
B 17 Auf Bali ist der Prozentsatz noch höher. Ich hatte auf dieser Insel an fünf verschiedenen Plätzen Vorträge und konnte schauerliche Beispiele sammeln. In Denpasar erklärte ein Arzt: »Wir haben unter unseren Patienten 85 Prozent Neurotiker.« Das ist kein Wunder, denn auf Bali wird viel schwarze Magie getrieben. Nicht umsonst nennen die Missionare diese Insel die Teufelsinsel.
Mehrfach ist mir auf den Vortragsreisen in Fernost und im Pazifik von gebildeten Männern geklagt worden, daß die westlichen Wissenschaftler so überheblich sind und mediale Vorgänge wegerklären oder verharmlosen, ohne deren Hintergrund und Auswirkungen zu kennen.
Natürlich hat der Westen rühmliche Ausnahmen, wie schon einige Male anerkannt worden ist. Einer von ihnen ist der Psychiater Dr. Lechler, der 35 Jahre Chefarzt der größten Nervenheilanstalt Deutschlands war. Er arbeitete nicht nur als Arzt, sondern auch als ein geistlicher Seelsorger, der von vielen Menschen aufgesucht wurde. Von ihm stammt folgende Abstufung der okkulten Belastung:
1. Die einfache okkulte Belastung, die jahrelang verborgen sein kann, bis sie entdeckt wird.
2. Die Dämonisierung, die sofort auf jede geistliche Betreuung reagiert.
3. Die Umsessenheit. Der Mensch wird dabei von finsteren Mächten umlagert und dauernd kontrolliert.
4. Die Besessenheit. Der Mensch wird von unsauberen Geistern oder Dämonen bewohnt.
Diese vier Stufen bilden eine Einheit. Es sind nur verschiedene Stärkegrade. Wir müssen hier betonen, daß dieser Psychiater an eine Innewohnung von Dämonen im Menschen glaubt.
VII. Die Auswirkungen der okkulten Belastung
Was ist der letzte Hintergrund einer okkulten Belastung? Bei allen Zaubereisünden löst sich der Mensch von Gott und wendet sich zu den Abgöttern. Wer dem Teufel dient, erhält des Teufels Lohn. An vielen Stellen der Bibel wird deutlich, daß Zauberei eine Ursünde, entschlossener Abfall vom lebendigen Gott ist. Wir zitieren einige solcher Bibelworte: 2. Mose 7,11. – 2. Mose 22,19. – 3. Mose 19, 26-31. – 3. Mose 20,6 u.27. – 5. Mose 18, 914. – 1. Sam. 28. – 2. Kön. 21, 56. – Jer. 27, 910. – 1. Chron. 10, 1314. – Jes. 2, 6; 8; 19. – Sach. 10, 2. – Mal. 3, 5. – Apg. 8, 9. – Apg. 16, 16. – Apg. 19, 19. – Gal. 5, 19. – 2. Tim. 3, 8 – Offb. 21, 8. – Offb. 22, 15
Wer durch Zaubereisünden die Schwelle zum Satansreich übertreten hat, wird von den Mächten der Finsternis umgeben, ganz gleich, ob er sich bewußt oder unwissend in Zauberei eingelassen hat. Die Auswirkungen zeigen sich in fünf Bereichen:
1.Die entscheidende Belastung ist die Störung des Glaubenslebens. Hier tritt sofort die Frage auf, welches Glaubenslebens? Ist der Moslem, der Buddhist, der Hindu auch in seiner religiösen Haltung beeinträchtigt? Nein. Das ist das Eigenartige an der Zauberei. Das Christentum und teilweise das gottesfürchtige Judentum spielen eine Sonderrolle. Alle anderen Religionen gehen mit medialen Vorgängen konform. Der christliche Glaube allein steht scharf dagegen.
Wer in seinem Leben sich der Wahrsagerei, der Magie oder des Spiritismus bedient hat, hat es äußerst schwer, sich zu Christus zu bekehren. Er hat Mühe, zum Frieden und zur Heilsgewißheit durchzudringen. Und wenn er vorher schon Christ war, dann legt sich ein Rauhreif, ein Bann über sein Glaubensleben. Er verliert die Lust am Beten und Bibellesen, wird lau und träge. Andere entwickeln sich durch Zauberei zu pharisäischen, selbstgerechten, heuchlerischen Charakteren.
B 18 Ein Mann, der in seiner Jugend mehrmals besprochen worden war, heiratete ein gläubiges Mädchen. Er selber war ein Kirchgänger, ohne aber irgendeine Bindung an Gott zu haben. Die junge Frau spürte sehr rasch, daß ihr Mann weder vom gemeinsamen Gebet noch von der Nachfolge Jesu etwas wissen wollte. Sie bildete einen Gebetskreis und betete jahrelang für den Gatten. Bei einer Evangelisation wurde der Mann schließlich erweckt, und er kam zu mir zur seelsorgerlichen Aussprache. Von diesem Zeitpunkt an setzten furchtbare Kämpfe ein, die ihn fast zum Irrsinn trieben. Tag und Nacht kam er nicht zur Ruhe. Er machte einen Selbstmordversuch und nahm eine hohe Dosis Gift, die für drei Männer ausgereicht hätte. Er wurde gerettet und kam abermals zur Seelsorge. Dann sagte er: »Ich will doch mein Leben Jesus ausliefern, warum kann ich es nicht fassen?« Die Nachforschung ergab den Sachverhalt, daß er als Kind magisch behandelt worden war.
Dieses Beispiel zeigt auch die häufige Erfahrung, daß okkult belastete Menschen völlig in Ruhe gelassen werden, solange sie in der Welt stehen. Erst wenn sie sich bekehren wollen, dann geht der Tanz los. Es ist ein ganz einfaches Gesetz: der Teufel läßt jeden in Ruhe, solange er ihm dient. Erst wenn sein Opfer ihm aus der Schule laufen will, dann setzt die Gegenwehr ein. Manche solcher okkult Belasteten verlieren bei den einsetzenden Kämpfen nahezu den Verstand. Dann kommen natürlich die ungläubigen Angehörigen und eventuell der behandelnde Arzt und sagen: »Das kommt vom vielen Beten. Bleiben Sie einmal von der Kirche weg! Unterlassen Sie auch eine Zeitlang das Bibellesen.« Wie oft wurde mir von solchen Ratschlägen berichtet. Diese Ratgeber beweisen nur damit, daß sie von biblischen Gesetzmäßigkeiten nichts verstehen.
Jede Zauberei ist gleichsam ein Bündnis mit der Finsternis. Darum glaubt der Teufel, ein Recht an dem Menschen zu haben und setzt mit einer heftigen Abwehr ein, wenn ihm sein Opfer entrissen werden soll.
2. Eine okkulte Belastung wirkt sich auf den Charakter des Menschen aus. Durch Zauberei gezeichnete Belastete sind jähzornig, rachsüchtig, streitlustig und neigen zum Geiz und zur Herrschsucht. Es sind unverträgliche Naturen. Bei ihnen sind auch alle Leidenschaften überhöht. Sie neigen zur Trunksucht und zu sexuellen Entgleisungen. Hierher gehören auch manche Triebverbrecher. In der Lüneburger Heide in Deutschland zündete ein Bursche zehn Häuser an, ohne zu wissen, warum er es tat. Sein Großvater war ein Viehbesprecher und Krankheitsbanner. Natürlich fragt der Richter nicht nach solchen Dingen. Er kennt die Zusammenhänge nicht.
3. Ein starkes Merkmal okkulter Bindungen ist die Tatsache, daß Menschen bei ihrer Bekehrung plötzlich schwermütig werden. Dazu ein Beispiel.
B 19 Eine 21jährige junge Frau berichtete in der Seelsorge, daß sie zwei Jahre zuvor den Weg zu Christus gefunden habe. Seit ihrer Umkehr wird sie geplagt. Sie leidet unter Depressionen, Lebensunlust und Selbstmordgedanken. Zweimal unternahm sie sogar den Versuch, freiwillig aus dem Leben zu gehen. Alle diese Nöte traten erst auf, nachdem sie sich bekehrt hatte. Das Gespräch ergab, daß Großmutter und Mutter heute noch aktive Kartenlegerinnen sind.
Bei okkult Belasteten treten häufig seelische Störungen aller Art auf, wenn sie sich Christus ausliefern wollen. An dieser Stelle ist aber größte Vorsicht geboten. Depressionen, Neurosen, Gemütskrankheiten und Selbstmordgedanken können auch viele andere Ursachen haben.
Es gibt eine Gruppe von endogenen, das heißt anlagebedingten, vererbten Depressionen.
Es gibt auch eine Gruppe von exogenen, das heißt erworbenen, erlebnisbedingten Depressionen. Eine überstrenge gesetzliche Erziehung kann später zu Depressionen führen, wenn es sich um ein sensibles Kind handelt. Ein junges Mädchen, das ein uneheliches Kind erwartet, kann aus dem Schamgefühl und der Angst heraus Depressionen bekommen und einen Selbstmordversuch unternehmen.
Zu beachten ist vor allem, daß es auch eine Gruppe organisch bedingter Depressionen gibt. Gewisse Herzerkrankungen können zu Depressionen Anlaß geben. Eine Lebererkrankung kann als seelische Komponente auch seelische Störungen im Gefolge haben. Eine zu rapid vorgenommene Abmagerungskur kann eine Depression auslösen. Störungen der endokrinen Drüsentätigkeit wirken sich auch seelisch aus.
Man muß also vor dem Kurzschluß schärfstens warnen, daß Depressionen ein Symptom einer okkulten Belastung sind. Unter zwanzig Formen von seelischen Störungen ist die okkulte Belastung nur eine Ursache dazu. Unkenntnis und Kurzschlüssigkeit können hier zu einer verhängnisvollen Seelsorge führen.
Wer auf diesem Gebiet Seelsorge treibt, sollte auch Medizin studiert haben. Es gibt aber auch für Nichtmediziner Anhaltspunkte, daß er zu unterscheiden vermag. Okkult bedingte Depressionen treten gewöhnlich bei einer Bekehrung oder sonst bei geistlicher Betreuung und Beeinflussung auf. Wir nennen das in der Seelsorge bei okkult Belasteten das Phänomen der Resistenz. Man braucht aber ein ganzes Menschenleben, um alle Nuancen der Depressionen kennenzulernen, und man ist nie am Auslernen. Manchmal treten bei okkult Belasteten die Depressionen auch in der Verbindung mit Lästergedanken und dem Gefühl der Abscheu vor göttlichen Dingen auf. Aber auch Lästergedanken sind kein eindeutiges Zeichen, weil sie auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Bei Menschen mit einem sehr feinen Gewissen können z. B. Lästergedanken als Umkehrungsvorgang auftauchen. Wir können aber dieses psychologische Problem hier nicht erläutern.
Fassen wir kurz die vier Gruppen von Depressionen zusammen.
Es gibt anlagebedingte (durch Vererbung), erlebnisbedingte (durch schwere Erfahrungen), organisch bedingte (durch Erkrankungen) und okkult bedingte (durch Zauberei) Depressionen.
4. Jahrelange Erfahrung zeigt, daß Familien, in denen Zauberei getrieben wird, anfälliger sind für Geisteskrankheiten und Anomalitäten als andere Familien. Ein Beispiel dazu.
B 20 In Kanada kam eine Frau zu mir, die mir absurde Dinge erzählte. Sie erklärte, ihre Nachbarn hätten unterirdische Gänge unter ihr Haus gegraben, um sie zu belauschen. Ich bat sie: »Zeigen Sie mir diese Gänge.« Sie antwortete: »Da komme ich nicht heran. Sie sind unter dem Kellerboden und in den Wänden.« Die Frau beklagte sich weiter: »Sie schleifen mir nachts den Terrazzoboden ab. Er war ursprünglich 40 cm stark und jetzt nur noch 20 cm.« Ich wandte ein: »Dann rufen Sie doch die Polizei, wenn die Nachbarn nachts in Ihrem Haus den Fußboden abschleifen.« Sie erwiderte: »Die betäuben mich vorher, daß ich wie gelähmt bin.« Es ist nicht nötig, alle Phantastereien zu berichten. Jeder Psychiater kennt zu Hunderten solche Geschichten. Es handelt sich in diesem Fall um die unkorrigierbaren Wahnvorstellungen, wie wir sie bei der Paranoia und bei einigen Krankheitsbildern aus dem schizophrenen Formenkreis vorfinden. Beachtenswert ist, daß die Patientin sonst hochintelligent ist. Sie ist Lehrerin. Die Aussprache ergab, daß ihr Vater jahrelang das Tischrücken als Gesellschaftsspiel betrieben hatte.
Es ist keine Gehässigkeit, sondern nur schlichte Beobachtung, wenn ich sage, daß in Spiritistenfamilien viel mehr Geisteskrankheiten vorkommen als in anderen Familien. Das darf nicht falsch verstanden werden. Der Spiritismus ist in diesem Fall nicht als direkte Ursache der Geisteskrankheit anzusehen. Der Spiritismus schafft aber Belastungen, in deren Gefolge sich gern geistige Störungen zeigen. Der Geister und Dämonenkult des Spiritismus wirkt hier im geistigen Gefüge der menschlichen Struktur wie ein Katalysator.
5. Die Beschäftigung mit okkulten Dingen äußert sich ferner in der Entwicklung der medialen Fähigkeiten. Der Ausdruck medial ist schwer zu deuten. Er kommt philologisch aus dem Lateinischen: medium = das Mittel, die Mitte, die Mittlerrolle. Ein Medium kann zwischen unbekannten Kräften oder im Raum des Spiritismus zwischen unsichtbaren Wesen und uns lebenden Menschen vermitteln. Es wäre dringend nötig, in der westlichen Welt ein Buch über die Medialität zu schreiben. Was in der östlichen Welt zum ABC des Verständnisses gehört, wird in der westlichen Welt angezweifelt. In der östlichen Welt sind vielleicht 90 bis 95 Prozent der Menschen medial veranlagt; in der westlichen Welt vielleicht 5 Prozent oder weniger. Die mediale Veranlagung ist oft unbewußt. Sie kann aber an bestimmten Erlebnissen erkannt werden.
Medialität geht gewöhnlich in den Erbgang. Sie kann durch dreifache Art und Weise entstehen:
– durch Vererbung,
– durch magisches oder spiritistisches Experimentieren und
– durch Übertragung. – Eine kurze Erläuterung dazu. Wenn der Großvater ein Spiritist oder Magier war, dann sind seine Kinder, Enkel und manchmal Urenkel medial veranlagt. Wenn ein Nachkomme sich bekehrt, verschwindet die mediale Veranlagung manchmal, aber etwa bei der Hälfte der Fälle nicht. Ein Kind Gottes kann noch medial sein, ohne es zu wissen. Ein gläubiger Christ kann aber sehr rasch von einer solchen Medialität frei werden.
Schlimm ist es allerdings, wenn Jünger Jesu ihre Medialität eines Tages entdecken und dann annehmen, es seien charismatische Kräfte, durch den Heiligen Geist gegeben. Die beiden berühmtesten Beispiele dafür sind William Branham und Oral Roberts. Branham ist inzwischen durch einen Autounfall ums Leben gekommen. Er war hochmedial, ähnlich wie Oral Roberts. Es ist geradezu schrecklich, daß diese mediale Veranlagung als pneumatische Ausrüstung angesehen wird. Es liegen mir viele Details vor. Es würde aber den Rahmen des Buches sprengen, wenn ich sie berichten würde.
Medialität kann erworben werden. Wenn ein Mensch sich magisch heilen läßt, wird er gewöhnlich auch medial. Wer jahrelang mit Zauberbüchern arbeitet, wird bestimmt medial.
Medialität kann auch übertragen werden. Wenn ein starker Rutengänger oder Pendler die Hand eines nichtmedialen Menschen anfaßt und mit ihm zusammen die Rute oder den Pendel führt, dann wird der Nichtmediale dadurch gewöhnlich medial. Diese Übertragung ist aber leicht zu verhindern. Erstens läßt man sich nicht von einem medialen Praktiker führen. Ferner können mediale Kräfte durch Gebet blockiert werden.
Es gibt zehn bis zwölf verschiedene Formen der Medialität. Dazu gehören: Rutenfühligkeit und Pendelreaktion, Fähigkeit des Wahrtraums und das zweite Gesicht, Hellsehgaben, Hellfühligkeit, Trancefähigkeit, auch die Hypnosefähigkeit und Suggestion können medial unterbaut sein, und heilmagnetische Kräfte. Zur Medialität gehört auch die Telepathie. Auf diesem Gebiet habe ich unzählige Beispiele.
B 21 Zur Telepathie habe ich ein ausgezeichnetes Beispiel von meinem Freund, der Häuptling eines australischen Aboriginesstammes ist. Sein Vater und Großvater, die bei der Berichterstattung noch lebten, waren ebenfalls Häuptlinge. Diese Stammesführer haben die Kraft, durch Telepathie die Befehle an den ganzen Stamm hinauszugeben, obwohl der Stamm über 2000 km verstreut lebt. Diese Art der Verständigung gibt es auch z. B. bei den Lappländern. Was ich aber bei diesen Australiern zum ersten Mal hörte, ist die Tatsache, daß sie bestimmte Rufzeichen besitzen und verwenden. Der Häuptling kann jeden Stammesgenossen rufen und einen Auftrag durchgeben. Der Gerufene weiß dann auch sofort, von wem er »angezapft« wird. Der junge Häuptling wurde nun Christ, übrigens der erste Christ seines Stammes. Ich war wochenlang mit ihm zusammen. Er ist ein aufrichtiger, wahrheitsliebender Mensch. Ich fragte ihn: »Hast du bei deiner Bekehrung die telepathischen Fähigkeiten verloren?« Er antwortete: »Die Fähigkeit, alle Stammesgenossen zu rufen, habe ich eingebüßt. Aber mit meiner eigenen Familie kann ich noch telepathisch verkehren. Ich kann jederzeit von meinen Eltern und Geschwistern gerufen werden.« Meine zweite Frage war: »Welche Kraft steht hinter diesem telepathischen Verkehr?« Er antwortete: »Die große Telepathie über den ganzen Stamm ist dämonisch. Darum habe ich auch bei der Bekehrung diese Kraft verloren. Der Familienkontakt ist natürlich. Darum kann ich auch gerufen werden, wenn ich auf den Knien bin und bete.«
Es ist seltsam, daß die Lappen in Skandinavien, von denen ich in »Der Aberglaube« berichtete, genau die gleichen Fähigkeiten haben wie die australischen Urbewohner. Stammesmäßig haben sie nichts miteinander zu tun. Die Lappen sind ein weißer Stamm, die australischen Aborigines sind dunkelhäutig bis schwarz. Die Medialität, in diesem Fall die Telepathie, ist doch ein Urphänomen. Für den Christen ist das verständlich, weil er weiß, daß die gleichen Kräfte dahinterstehen.
Jahrzehntelange Beobachtung all der medialen Kräfte lassen den Schluß zu, daß diese Fähigkeiten das diabolische Gegenstück der Geistesgaben Gottes darstellen. Der Teufel versucht, Gott in allen Stücken nachzuahmen. Dieser Schluß ist auch deshalb berechtigt, weil sich mediale Kräfte durch Gebet überwinden und stoppen lassen. Im christlichen Leben ist der Besitz von medialen Kräften stets ein Hindernis für die Entfaltung eines gesunden Glaubens. Das Gräßlichste von allem ist die Tatsache, daß mediale Kräfte mit dem Etikett des Heiligen Geistes versehen werden. In vielen extremen Kreisen ist das der Fall.
VIII. Die mediale Heilpraxis
Nicht minder folgenschwer ist die Verwendung von medialen Kräften unter der Tarnung eines menschenfreundlichen oder sozialen Hilfswerkes. Wir haben diesen Fall bei den sogenannten geistigen Heilern. Fast jedes Land hat solche geistigen Heiler, die durchweg auf medialer Basis ihre Praktiken durchführen. Einige Beispiele dazu:
B 22 Auf den Philippinen nahm ich die Berichte eines »Astralchirurgen« auf. Nach dem Glauben der Spiritisten hat der Mensch nicht nur einen materiellen, sondern auch einen Astralleib. Der Filipino führt bei seinen Patienten Operationen an diesem Astralleib durch. Er gebraucht kein Skalpell, sondern manipuliert mit seinen Händen nur außerhalb des Körpers. Lassen wir uns von einem solchen Operationserfolg berichten.
Eine Frau, deren Gallensteine röntgenologisch erkannt worden waren, ließ sich von diesem Astralchirurgen behandeln. Hinterher zeigte das Röntgenbild, daß die Steine verschwunden waren. Wir hätten in diesem Fall eine Art spiritistischen Apports vor uns. Apporte bedeuten Auftauchen und Verschwinden von Gegenständen in geschlossenen Räumen. Es könnte auch ein Vorgang der Dematerialisation sein. Materie wird abgebaut und löst sich auf. Eine so leichte Operation wäre die Hoffnung aller »steinreichen« Patienten, wenn nicht ganz furchtbare Belastungen zurückbleiben würden. Die organische Hilfe wird mit schwersten seelischen Komplikationen bezahlt. Ich hatte einen Mann in meiner Seelsorge, der auf diese Weise operiert worden war. Er lief hinterher monatelang zum Psychotherapeuten, ohne die geringste Hilfe zu erfahren.
B 23 In Deutschland gibt es einen geistigen Heiler, Dr. Trampler. In der Seelsorge hörte ich manche Berichte von seinen ehemaligen Patienten. Er stellt sich in der Sprechstunde vor die Besucher, konzentriert sich einige Sekunden auf ihr Leiden und kann treffsichere Diagnosen geben. Dann setzt er seine geistigen Kräfte, die medialer Natur sind, ein und beeinflußt die Patienten. Er fragt sie dann: »Spüren Sie ein Wärmegefühl?«
Bei diesem Heilungsvorgang haben wir als Vorgang erstens die hellfühlende Diagnose und als Vorgang zwei die geistig-mediale Beeinflussung. Wie die Auswirkungen sind, zeigten mir seelsorgerliche Gespräche. Eine gläubige Frau, die betend in seinem Sprechzimmer saß, wurde von ihm weggeschickt mit dem Hinweis: »Ihnen kann ich nicht helfen.«
B 24 Bei meinen vielen Vortragstouren in England kam ich laufend auf die Spuren eines der gefährlichsten Heiler der westlichen Welt. Es ist Harry Edwards. Er hat Tausende in seinen Bann gezogen und sie durch seine spiritistischen Praktiken belastet, darum müssen wir uns ein wenig gründlicher mit ihm befassen. Die Angaben, die hier gebracht werden, stammen aus einem seiner Bücher.
Dieser Spiritist, der sich »spiritual healer« nennt, besuchte 1934 als 41 jähriger seine ersten spiritistischen Sitzungen. Gleichzeitig war er mit seiner Frau und einigen Freunden Teilnehmer spiritualistischer Gottesdienste, die es ja in England reichlich gibt. Bei den Seancen wurde ihm von einem Medium gesagt, daß einige jenseitige Geist-Führer mit ihm in Verbindung treten wollten. Zunächst verhielt er sich passiv. In einer der Sitzungen wurde er aber von einer inneren Macht erfüllt. Nach den Worten des Buches wurde bei diesem Vorgang seine Medialität entwickelt und eine »spirit possession«, eine Geisterbesessenheit vollzogen.
Von diesem Augenblick an war dieser Mann unter der Kontrolle der Geister. Er gab in den spiritualistischen Gottesdiensten eine Reihe von Trancebotschaften. Irgendeine Hinkehr zu Jesus Christus finden wir in diesem Buch nicht. In dieser Zeit setzte plötzlich die Fähigkeit ein, abwesende Kranke zu heilen. Wenn ihm der Name oder der Wohnort eines Kranken gesagt wurde, sah er plötzlich den Raum, in dem sich der Patient befand, und er vermochte ihn durch geistige Beeinflussung zu heilen.
Völlig aufschlußreich sind die Hinweise des Buches, daß diese heilende Kraft von den jenseitigen Geistfreunden stamme. Ausdrücklich wird erwähnt, daß diese Heilgabe nichts mit dem zu tun hat, was Jesus am Kreuz auf Golgatha getan hat. Wir sind sehr dankbar für diese Klarstellung. So wissen doch wenigstens alle, daß es sich um eine Heilungsbewegung handelt, die mit der Bibel und mit Christus nichts gemeinsam hat.
Zum Heilungsvorgang selbst sagt das Buch folgendes aus: »Er suchte die Trance, die dafür Voraussetzung war, daß eine Verbindung mit dem Geistfreund einsetzte. Dann wurde durch Betasten des Patienten der Krankheitsherd lokalisiert. Danach strömten durch die Hände des Heilmediums Kräfte auf den Patienten über, die als Wärmegefühl empfunden wurden.«
Außer der Heiltätigkeit nahm dieser erfolgreiche Heiler an Tausenden von spiritistischen Sitzungen aller Art teil: an Materialisationssitzungen, an Seancen, in denen Apporte gezeigt wurden und anderes mehr. Durch den dauernden Umgang mit Medien und der Zusammenarbeit mit ihnen stärkte sich von Jahr zu Jahr seine mediale Kraft. Sein Ruhm erscholl im ganzen Land, so daß sogar viele Ärzte und Pfarrer seine Hilfe in Anspruch nahmen. Außer der »absent healing« – Heilung auf Distanz – beherrscht dieser Spiritist die Astralwanderung, die Exkursion der Seele. Er sagt aus, daß er um Mitternacht, wenn seine Patienten sich in Ruhestellung befinden, sie besuche und günstig beeinflusse oder heile.
Die Bibel nennt den Spiritismus Dämonenkult und verbietet die Teilnahme an spiritistischen Sitzungen. Und hier hält sich solch ein Mann für eine Durchgangsstation der göttlichen Kraft. Es ist unbegreiflich, daß sogar Christen diesen Mann aufsuchen.
Natürlich kommen Heilungen vor, aber durch welche Kraft? Wir haben doch genug Stellen in der Heiligen Schrift, wo Zauberer auch Wunder taten. Denken wir nur an die ägyptischen Zauberer (2. Mose 7, 1012), die Mose nachahmten. Oder denken wir an die dämonischen Zeichen und Wunder in Matthäus 24, 24; Markus 13, 22; 2. Thessalonicher 2, 9; Offenbarung 13, 13 und 16, 14.
Alle Menschen, die auf diese Weise geheilt worden sind, sind glaubensmäßig blockiert. Sie stehen unter einem spiritistischen Bann.
B 25 Zur Beurteilung dieses gefährlichen Heilers kann folgende Erfahrung dienen. Ich hatte in der Kirche eines anglikanischen Pfarrers einen Vortrag. In der anschließenden Diskussion wurde ich von Spiritualisten sehr angegriffen. Sie erklärten, Jesus sei das beste Medium gewesen. Ich antwortete: »Das ist Blasphemie, Lästerung.« Auch ein anderer Besucher setzte mir hart zu und äußerte: »Die weiße Magie und der Spiritualismus sind berechtigt, weil sie Gutes tun.« Ferner seien auch die Erscheinungen von Mose und Elia auf dem Berg Tabor spiritualistische Vorgänge gewesen. Erst der Spiritualismus hätte das richtige Verständnis des Neuen Testamentes gebracht. Ich konnte mich kaum dieser Angreifer erwehren, weil sie mich nicht zu Wort kommen ließen.
Da bekam ich plötzlich Hilfe durch ein gläubiges Ehepaar. Sie erzählten öffentlich von ihrer Erfahrung mit Harry Edwards, dem englischen Spiritistenheiler. Sie berichteten: »Wir kauften dem Spiritualisten H. E. sein früheres Haus ab. Wir sind Christen. Wir wußten vorher nicht, wer H. E. ist. Kaum waren wir eingezogen, da beobachteten wir Spukerscheinungen, hörten unerklärliche Geräusche und wurden dauernd belästigt. Wir hielten es in diesem Hause nicht aus. Eines Tages bekamen wir Besuch von einem Mann aus Durban in Südafrika. Dieser Besucher sagte: >Ihr habt Geister hier. Das ist ja wunderbar. Ich möchte euch dieses Haus abkaufen.< Wir ertrugen die Gegenwart der Geister nicht mehr. Inzwischen ist H. E. ein berühmter Mann geworden. Selbst Professoren der Medizin schicken ihm unheilbare Fälle zu, aber wir haben aber den Hintergrund seiner Heiltätigkeit in unserem Haus erlebt.«
B 26 An dieser Stelle muß noch von einem anderen Heiler gesprochen werden. Es ist William Branham, der schon einmal wegen seiner medialen Kräfte genannt worden ist. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, daß man die Toten endgültig in Ruhe lassen soll. Branham ist aber geistig nicht tot. Seine Predigten werden von einem gewissen Prediger E. Frank regelmäßig versandt.
William Branham kann nicht auf eine Stufe mit dem englischen Spiritistenheiler gestellt werden, weil Branham auch eine biblische Verkündigung hatte, der englische Heiler aber nicht. Ich habe Branham selbst gehört. Seine Verkündigung war nicht uninteressant, neigte aber zu Verstiegenheiten. So hat er bei der Sündenfallgeschichte erzählt, Kain sei der Sohn der ehelichen Verbindung von Eva mit der Schlange gewesen. Erst Abel sei der Sohn Adams. Eine widerliche Spekulation, die mit der Bibel nicht bewiesen werden kann.
Im Blick auf die Heiltätigkeit hat Branham allerdings eine starke Ähnlichkeit mit dem englischen Geistheiler. Ich bringe nun einen Bericht, den ich einem früheren Übersetzer von Branham verdanke. Von diesem zuverlässigen Zeugen, der Christ und Verkündiger des Evangeliums ist, habe ich folgende Mitteilung:
Eines Abends beim Vortrag sagte Branham zu seinem Übersetzer: »Stellen Sie sich nicht zu meiner Rechten. Da steht mein Engel.« Der Übersetzer fragte naiv: »Wie sieht der Engel aus?« Branham beschrieb ihn als einen starken Mann mit schwarzen Haaren, der mit verschränkten Armen neben ihm stehe. Er müsse alles tun, was der Engel ihm auftrage.
Branham kam manchmal zu spät zum Vortrag. Der Übersetzer bat ihn: »Sie müssen früher kommen.« Branham erwiderte: »Ich kann erst gehen, wenn der Engel es sagt. Der Engel begleitet mich bei Tag und Nacht. Alles, was er anordnet, muß ich tun, sonst habe ich beim Sprechen keine Vollmacht. Ich kann auch im Privatleben nicht meine eigenen Entscheidungen treffen. Ich kann nur ausgehen, wenn der Engel es erlaubt. Ich kann nur Menschen empfangen, die der Engel zuläßt.« Der Übersetzer erzählte mir ferner, daß Branham beim Sprechen manchmal in Trance fiel. Wenn er gesprochen hatte, war er oft völlig ausgepumpt.
Wenn nach der Abendversammlung Menschen zur Heilung vortraten, dann bestimmte der Engel, wer eine Handauflegung erhalten sollte. Branham war nur der Sklave seines Engels.
Der Übersetzer fragte einmal Branham: »Glauben Sie, daß Ihre Heilkräfte Gaben des Heiligen Geistes sind?« Branham antwortete: »Nein, das macht mein Engel.« – Nach diesen Enthüllungen verließ der Übersetzer Branham. Er sagte mir: »Wenn ich vorher gewußt hätte, was hier gespielt wurde, hätte ich mich nie als Übersetzer bereit erklärt.«
Nun mögen schlichte Gemüter aus Branhams Verehrerkreis annehmen, daß das ein Engel Gottes gewesen ist. Das glaube ich nicht. Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, daß es kein Engel Gottes war. Biblisches Geschehen hat einen anderen Charakter. Diese Engelbegleitung und Engelvollmacht sieht aus wie bei allen Heilpraktiken in den spiritualistischen Kirchen Englands und Amerikas. Harry Edwards konnte auch erst heilen, wenn sein Geistfreund gegenwärtig war, nicht eher.
Wer aber meint, man tue Branham Unrecht, der lese einmal seine Bekehrungsgeschichte, die auch von solchen unbiblischen Engelvisionen durchsetzt ist. Nicht zuletzt verfüge ich über einige hundert Seiten eigenes Material zur Frage der Branham Beurteilung. Vielleicht kann ein weiteres Beispiel manchem die Augen öffnen.
B 27 Schon oft evangelisierte ich in Kirchen von Los Angeles. Nach einer solchen Versammlung kam eine Arztfrau zu mir und berichtete mir folgendes: Ihr Schwager ist Pastor, der sich aber stark in okkulte Dinge eingelassen hat. Er treibt Spiritismus, Magie und andere Dinge. Auch bei extremen Pfingstlern ist er zu Hause. Auf diesem Wege kam er auch zu Branham. Als Branham ihn bei der Vorstellung ansah, fügte er spontan zur Begrüßung hinzu: »Sie sehen ja aus wie mein Engel, der mir täglich erscheint.« Die Gläubigen aus der Umgebung dieses Spiritistenpastors fürchten diesen unheimlichen Mann. Seine sechs leiblichen Brüder verwehren ihm das Haus. Die Schwägerin, die erwähnte Arztfrau und meine Berichterstatterin, wies ihn auch ab. Da bekam sie am nächsten Tag acht Ekzeme. Sie macht den Spiritisten und Branhamfreund dafür verantwortlich, weil sie weiß, daß er sich darauf versteht, durch Magie andere krank zu machen und auch zu heilen. Auch dieses Beispiel wirft ein Schlaglicht auf die Überzeugung, daß es sich bei Branham um einen Spiritistenengel handelte und nicht um einen Engel Gottes. Damit stimmen viele andere Einzelheiten überein.
Wir leben in einer chaotischen Zeit. Wir eilen rapide dem Endstadium und der Wiederkunft Jesu zu. Die Macht der Finsternis macht sich so breit, daß selbst Gläubige nicht mehr klar sehen können. Vergessen wir nicht die Warnung des Apostels Paulus in 2. Korinther 11, 14: »Satan selbst verstellt sich zum Engel des Lichtes.« Darum verstellen sich auch seine Diener zu Predigern der Gerechtigkeit.
Mediales Geschehen hat nichts mit den Gaben und Früchten des Heiligen Geistes zu tun, auch wenn es sich unter frommer Tarnung ereignet.
Spiritisten in aller Welt benützen gewöhnlich folgenden Einwand: »Es gibt gute und böse Geister, und wir verkehren nur mit den guten und wehren die bösen ab. « Diese Aussage ist ein Widerspruch in sich selbst. Gute Geister kennen die Gebote Gottes und übertreten sie nicht. Sie wissen, daß Gott den Spiritismus als Dämonenkult verboten hat, darum lassen sich die guten Geister, die Engel Gottes, niemals mit Spiritisten und Spiritualisten ein. Engel Gottes gehorchen ihrem Herrn. Die Heilige Schrift (Hebr.1,14) sagt: »Sie sind ausgesandt zum Dienst derer, die ererben sollen die ewige Seligkeit.« Echte Engelerlebnisse haben einen anderen Charakter und Verlauf als die spiritistischen Geister und Engelgeschichten von Harry Edwards und William Branham.
Es gibt im deutschen Raum ein gutes Taschenbuch über Engel und Dämonen von Hermann Leitz, Freiburg. (Siehe www.horst-koch.de)
An dieser Stelle muß ich mich noch einer schmerzlichen Pflicht unterziehen, vor deren Erfüllung ich mich jahrelang gescheut habe. Ich tue es nur unter viel Gebet.
1966 war im Herbst in Berlin der Weltkongreß für Evangelisation. Rund 2000 Delegierte, Beobachter und Stabmitglieder aus aller Welt waren anwesend. Unter den Leitern einer Diskussionsgruppe war auch Oral Roberts. Billy Graham hatte diesen Mann auf der Plattform öffentlich begrüßt. Als Delegierter schrieb ich an das Komitee einen Brief und teilte mit, daß die Heilgaben Oral Roberts medialen und nicht charismatischen Charakter hätten.
Die Briefempfänger waren ärgerlich. Am nächsten Tag stellte Billy Graham noch einmal Oral Roberts auf dem Podium vor, legte seinen Arm um dessen Schulter und nannte ihn wieder seinen Bruder. Mich hat diese mangelnde Geisterunterscheidung von Billy Graham und seines Komitees jahrelang beschäftigt. Ich wagte diesen Vorgang nicht zu veröffentlichen, weil ich Billy Grahams Arbeit schätze. Um des großen Schadens willen, der in aller Welt durch Oral Roberts angerichtet wird, darf ich aber nicht mehr länger schweigen. Als Dr. Edman, der ehemalige Vizepräsident und Freund Billys, noch lebte, sprach ich mit ihm darüber. Er hatte ein offenes Ohr und Verständnis für meine Warnung. Ich sprach auch mit John Bolten, dem Schatzmeister vom GrahamTeam auf Schloß Mittersill. Ich hoffte, daß diese Männer aus dem engsten Freundeskreis von Billy mit ihm reden würden. Was dabei herauskam, weiß ich nicht. Ich lasse mich nicht in Gegensatz zu Billy Graham drängen. Er ist der Evangelist, der in der Gegenwart die meisten Hörer erreicht hat. Doch große Männer können auch fehlen. Es hat nicht jeder alle Gaben des Heiligen Geistes. Ich wünschte, daß Billy im Blick auf die unheilvolle Tätigkeit von Oral Roberts mehr die Gabe der Geisterunterscheidung besitzen würde. Damit, daß O. R. eine Universität baut und Millionen im Reiche Gottes sammelt, ist noch kein Beweis erbracht, daß seine Heiltätigkeit von Gott ist. Harry Edwards in England sammelt auch Millionen und ist Chef einer Organisation von 2000 Geistheilern und dennoch kein Mann Gottes, sondern ein Instrument spiritistischer Geister.
Die Kraftwirkungen, die von Oral Roberts ausgehen, haben medialen und nicht pneumatischen Charakter. Wahrscheinlich ist Oral Roberts sich dessen selbst nicht bewußt. Möglicherweise hat er diese medialen Kräfte von jenem alten Indianer, von dem er einst geheilt worden ist. Er sprach auf dem Berliner Kongreß davon.
Man hat mich gebeten, doch Beispiele über die Heiltätigkeit von Oral Roberts zu veröffentlichen.
B 28 Das furchtbarste Beispiel von Oral Roberts teilte mir ein gläubiger Pastor mit, der selbst vom Herrn gebraucht wird. Er war zusammen mit seinem ebenfalls gläubigen Schwiegervater in einer Versammlung von O. R. Er schrieb mir hinterher einen Brief und berichtete eine so schaurige Angelegenheit, daß ich nicht die Freiheit habe, das zu berichten. Ich will nur den Schluß des Briefes bringen: »Ich bin mir hierüber klar, daß auf alle Fälle viel Schwindel in diesem großspurigen Auftreten von O. R. vergraben liegt. Dem Herrn sei Dank, daß wir in gesundem Glauben nach der inneren Führung und in biblischer Haltung von Fall zu Fall Glaubensheilung erleben. Hier gibt es doch keine Schablone, wie es die »Divine healers« tun.
B 29 Bei meinen Vorträgen in Singapore berichtete mir ein gläubiger Missionar von der Heilungsversammlung von O. R. Er sagte einem jungen Mann zu: »Im Namen Jesu, du bist geheilt.« Hinterher stellte es sich heraus, daß er nicht geheilt war. Der Vater des jungen, ein etwas heißblütiger Malaie, zog mit einem Revolver los, um den »Lügenheiler« wie er ihn nannte zu erschießen. Der Heiler war aber schon außer Landes.
B 30 Aufschlußreich ist auch der Vorgang 1966 beim Weltkongreß in Berlin. Anwesend waren etwa 300 Delegierte, darunter auch der Evangelist Leo Janz, Pfarrer Pagel und ich selbst auch. Ich bin also Augen- und Ohrenzeuge. Roberts hatte die Leitung dieses Unterausschusses. Er sprach nur von Heilungen und hatte sonst keine biblische Botschaft. Ein anwesender Amerikaner, einer von den Nüchternen, fragte in der Diskussion: »O. R., haben Sie bei Ihrer Fernsehsendung Ihre Zuschauer gebeten, sie möchten während Ihrer Sendung ein Glas Wasser auf das Fernsehgerät stellen?« Oral Roberts antwortete mit »Ja«. »Haben Sie nach Beendigung der Sendung Ihre Zuschauer gebeten, das Wasser zu ihrer Heilung zu trinken?« O. R. antwortete in Gegenwart von 300 Menschen mit »Ja«. Das war ehrlich.
Was sind das aber für Heilmethoden? Manchmal werden bei solchen Heilungssendungen die Zuschauer auch gebeten, die eine Hand auf das Fernsehgerät zu legen und mit der freien Hand den anderen Zuschauer anzufassen oder im Kreis eine Kette zu bilden. Beim spiritistischen Tischrücken werden auch solche Ketten gebildet, um die mediale Kraft zum Fließen zu bringen.
Wo ist da das Klima des Neuen Testamentes. Das ist doch eine Atmosphäre, in der Suggestionen gezüchtet werden, religiöse Suggestionen, die hinterher als Glaubensheilungen ausgegeben werden. Sollte Jesus bei diesem Rummel zu finden sein?
B 31 Ein Evangelist aus der Gruppe der »Divine healers« sprach im Nordwesten von Australien zu den Aborigines. Einer der Buschmänner ist ein klarsehender Christ. Er hörte sich diese Botschaften einige Abende an. Dann rief er aus: »Herr Jesus, wo bist du? Ich kann dich nicht finden. Also habe ich hier in diesen Versammlungen nichts mehr zu suchen.« Und er verließ diese Veranstaltungen. Hier hat ein ungebildeter, einfacher Mann die Gabe der Geisterunterscheidung bekommen, die man oft bei großen Leuten vergeblich sucht.
B 32 Es gab in der Vergangenheit Männer Gottes, die im Blick auf mediale Kräfte eine bessere Unterscheidungsgabe besaßen, als es heute unsere großen Evangelisten haben. Ein solches Beispiel ist der Freund und Mitarbeiter von D. L. Moody, Henry Drummond. Drummond war vor seiner Bekehrung ein Mann gewesen, der starke mediale und suggestive Kräfte besessen hatte. Er war der Meinung, bei der Bekehrung würden solche ungöttlichen Gaben verschwinden. Wie staunte er aber, als er in der Zusammenarbeit mit Moody entdeckte, daß er seine früheren medialen Kräfte immer noch besaß. Er konnte zum Beispiel auf 80 km Entfernung Menschen hypnotisch beeinflussen. Er beobachtete, daß er die große Zuhörerschaft Moodys unter seinen hypnotischen Einfluß bekam. Er erkannte klar, daß diese Kräfte die Wirksamkeit des Heiligen Geistes nur hemmen würden, und so bat er den Herrn inständig, ihn von diesen Kräften zu lösen. Drummond erlebte eine ganze Befreiung.
Was wäre geschehen, wenn er diese Gefahr seiner Medialität nicht erkannt hätte? Sein ganzer Dienst und der von Moody wäre dadurch belastet worden. Dieses Beispiel zeigt uns, daß man trotz Bekehrung mediale Kräfte weiter mit sich schleppen kann. Die Männer Gottes im aktiven Dienst brauchen unbedingt die Gabe der Geisterunterscheidung, sonst gibt es fremde Beimengungen, die dem Reich Gottes schweren Schaden zufügen. Die Sünde der Söhne Aarons – Nadab und Abihu – wiederholt sich heute. Es wird fremdes Feuer vor den Herrn gebracht. – O Gott, sende dein Feuer und verzehre, was nicht zu deinem Licht gehört (3.Mose10).
IX. Die Besessenheit
Die medizinische Fragestellung braucht nicht mehr behandelt werden, da es in der Einleitung schon geschehen ist. Für den Psychiater, der kein gläubiger Christ ist, gibt es keine Besessenheit, sondern höchstens eine schwere Hysterie. Wir brauchen uns dabei nicht aufzuhalten. Besessenheit ist ein religiöses Phänomen und muß geistlich erkannt und beurteilt werden.
1. Merkmale der Besessenheit
Wer sich über die Besessenheit Gedanken machen will, soll zuerst einmal die Geschichte vom besessenen Gadarener lesen (Mark. 5). Es werden darin acht Merkmale der Besessenheit aufgezählt oder gezeigt.
Mark. 5, 2 Der Besessene hatte einen unreinen Geist. Das heißt in diesem Fall, er war von einer fremden Wesenheit bewohnt.
Mark. 5, 3 Der Besessene besaß ungewöhnliche Kräfte. Niemand konnte ihn binden.
Mark. 5, 4 Das dritte Merkmal ist der Paroxismus (anfallartige Zustände). Er riß Ketten ab und zerrieb seine Fesseln.
Mark. 5, 7 Das vierte Merkmal ist die Desintegrität, die innere Aufspaltung der Persönlichkeit. Er sucht Hilfe bei Jesus und fürchtet ihn zugleich.
Mark. 5, 7 Das fünfte Merkmal ist die Resistenz, der Widerstand gegen geistliche Dinge. In der Seelsorge zeigt sich dauernd die Abwehr und Abscheu gegen geistliche Beeinflussung.
Mark. 5, 7 Das sechste Merkmal ist die Hyperästhesie, die übersinnlichen Fähigkeiten. Der Gadarener war hellsichtig. Er wußte sofort, wer Jesus war.
Mark. 5, 9 Das siebente Merkmal ist die Variation, die Veränderung der Stimme. Eine Legion sprach aus dem Gadarener.
Mark. 5, 13 Das achte Merkmal ist die okkulte Übertragung. Die Dämonen fahren in die Säue.
Für das zweite, dritte und vierte Merkmal gibt es bei Geisteskranken ähnliche Krankheitssymptome. Ich sage ähnliche, aber nicht die gleichen. Die übrigen Merkmale finden sich in der psychiatrischen Klassik nicht. Kein Geisteskranker ist hellsichtig und kann verborgene Dinge aufdecken. Kein Geisteskranker spricht plötzlich mit anderer Stimme oder gar fremder Sprache, die er nicht gelernt hat. Es gab und gibt aber Besessene, die im Zustand ihres Anfalles plötzlich andere Sprachen benützen, die sie im Normalzustand nicht sprechen können.
Auch das Übertragungsphänomen gibt es in dieser Ausprägung nicht bei Geisteskranken, aber bei Besessenen. Ich will das durch Beispiele erklären.
B 33 Der verstorbene Friedrich Heitmüller, ein gesegneter Mann Gottes, erzählte mir einmal folgendes: Er war von einem gläubigen Bruder gebeten worden, ihn zu besuchen. Sein Sohn zeigte die Symptome der Besessenheit. Heitmüller nahm zwei Brüder mit sich, einen gläubigen Lehrer und dessen Sohn. Sie beteten mit dem Besessenen und geboten im Namen Jesu den Mächten, auszufahren. Der Besessene wurde frei, aber vom gleichen Augenblick an war der Sohn des anwesenden Lehrers besessen. Was war hier geschehen? Der Sohn des Lehrers war für gläubig gehalten worden, er war aber kein wiedergeborener Christ. Es hatte darum eine Übertragung stattgefunden.
Solche Übertragungen gibt es in der Psychiatrie nicht. Wir haben in der Psychiatrie zwar ähnliche Vorgänge, die aber dennoch einen völlig anderen Charakter zeigen.
Schon oft erlebte ich es auf meinen Reisen, daß Pflegepersonal von psychiatrischen Kliniken von der Pflege der Geisteskranken gemütskrank geworden ist, ja, sogar zwei bekannte Professoren für Psychiatrie, die ich kannte. Sie nahmen sich das Leben. Der eine war Professor S. in Heidelberg, der andere ein Amsterdamer Psychiater. Wo liegt nun der Unterschied?
Bei der Übertragung von Besessenheit wird der Besessene frei und eine anwesende Person, die nicht im Glauben steht, kann davon befallen werden.
Bei der Übertragung von Gemüts und Geisteskrankheiten bleibt der Geisteskranke krank und sein Pfleger wird es ebenfalls.
B 34 Zum Übertragungsproblem folgt nun ein selbsterlebtes Beispiel: Es liegt mehr als zehn Jahre zurück. An einem Ostermontag kam ein junger Mann zur Seelsorge. Ich wies ihm den Weg zu Jesus. Er konnte es aber nicht fassen. Als ich mit ihm betete, fiel der Mann zu Boden, und eine andere Stimme sprach ihm: »Dr. Koch, du hast vier Kinder. Gib mir eines deiner Kinder, dann lasse ich den da in Ruhe.« Die Stimme sprach also von dem jungen Mann in der dritten Person. Ich antwortete: »Meine Kinder stehen unter dem Schutz Jesu. Du kannst keines der Kinder haben. Geh dahin, wo Jesus dich hinschickt.« Dann bat die fremde Stimme: »Nebenan im Wirtshaus sitzt ein Betrunkener. Laß mich in denselben fahren, und ich verlasse diesen Burschen.« Wieder gab ich zur Antwort: »Du kannst nicht in jenen Betrunkenen fahren. Geh dahin, wohin Jesus dich schickt.« Danach fragte die Stimme ein drittes Mal: »Dann laß mich in die Schweine fahren.« Ich gab stets die gleiche Antwort: »Geh dahin, wohin dich Jesus sendet.« Als Seelsorger habe ich nie die Freiheit besessen, einen Dämon in den Abgrund zu senden. Das übersteigt meine Kompetenzen.
B 35 In der Schweiz berichtete mir ein gesegneter Evangelist, daß sein Vater in schwerer Zauberei steckte. Er war geradezu dämonisiert, wenn nicht gar besessen. Als er sich bei einem Hausbesuch eines Evangelisten bekehrte und den Herrn Jesus annahm, wurden plötzlich seine fünf Schweine im Stall irrsinnig. Sie rannten stundenlang schreiend im Kreis herum. Der Bauer konnte sie nicht beruhigen. Er mußte sie alle fünf erschießen. – Ich weiß, daß ein solches Beispiel bei unseren Rationalisten ein überhebliches Lächeln auslöst. Sollen sie es tun. Die Weisheit der Welt ist Torheit bei Gott. Und die Weisen erhascht er in ihrer Klugheit, sagt der Apostel Paulus in 1. Korinther 1, 1921.
Oft findet man in der katholischen Kirche mehr Verständnis für das Problem der Besessenheit als in der protestantischen Kirche. Diese Aussage bedeutet etwas, da ich kein Katholik bin. Im Rituale Romanum Tit. X (kath. liturgisches Buch) werden vier signa (Hinweise) der Besessenheit genannt:
a) Verständnis nicht erlernter Sprachen
b) Wissen um verborgene und entfernte Dinge.
c) Manifestation (Offenbarwerden) von übernatürlichen Kräften.
d) Aversion (Abneigung) gegen göttliche und kirchliche Dinge.
2. Wie erkennen wir eine Besessenheit?
Wie unterscheiden wir eine Geisteskrankheit von einer Dämonisierung oder gar Besessenheit? Es gehört tatsächlich zum Schwierigsten in der Seelsorge, solche Unterscheidungen und Abgrenzungen zu erkennen.
Der erste Rat ist immer: »Liefere dein Leben Jesus aus. Bitte um die Erleuchtung des Heiligen Geistes. Wenn möglich, lasse dir auch eine medizinische Ausbildung geben.« Wir müssen alle Hilfsmittel in Anspruch nehmen, die Gott uns gibt: unseren Verstand, die Erfahrung und vor allem ein wiedergeborenes, vom Heiligen Geist erfülltes Herz.
Kann auch der Nichtmediziner eine Besessenheit erkennen? Ja. Es gibt Merkmale, die bereits besprochen worden sind. Es soll aber noch einiges hinzugefügt werden. Es gibt zunächst einmal eine ganz einfache Faustregel. Die Menschen, die von sich sagen, sie seien besessen, sind es nicht. Die wirklich Besessenen wissen es nicht und sagen es nicht.
Es gibt aber auch eine durch plumpe oder auch schwarmgeistige Seelsorge aufsuggerierte Besessenheit. Es gibt extreme Kreise, vor allem in überspannten »Pfingstkreisen«, in denen suggestiv herbeigeführte Besessenheitsfälle geradezu hochgezüchtet werden. Vor solchen Kreisen ist zu warnen. Vor allem sollte niemals ein okkult Belasteter solchen Kreisen zur Betreuung übergeben werden. Das verschlimmert nur den Zustand dieses armen geplagten Menschen.
Man verstehe mich nicht falsch. Ich fand in gemäßigten und nüchternen Pfingstkreisen viele treue, opferbereite Kinder Gottes. In manchen Ländern sind diese gemäßigten Kreise die aktivsten Christen. Leider überwiegt aber die Zahl der übertriebenen und sogenannten »wilden« Pfingstler die biblisch ausgerichteten. Extreme religiöse Kreise sind Brutstätten für Neurosen und Depressionen aller Art. Wieviele Handauflegungen durch medial veranlagte Pfingstevangelisten haben die Belastung nicht ausgeräumt, sondern vermehrt und verstärkt. Einige Beispiele:
B 36 Eine gläubige Frau kam zu mir in die Seelsorge. Sie war seit Jahren gläubig. Da kam ein Pfingstevangelist in ihren Wohnort. Sie besuchte die Versammlungen. An einem Abend fragte der Redner, wer den Heiligen Geist empfangen wolle und forderte diejenigen auf, zurückzubleiben. Sie blieb zurück und erhielt eine Handauflegung. Von diesem Augenblick an konnte sie in fremden Zungen beten. Sie verlor aber dabei ihren Frieden und ihre Heilsgewißheit. In diesem Zustand kam sie zu mir. Sie spürte selbst, daß da etwas schiefgegangen sein mußte. Sie tat Buße und sagte sich im Namen Jesu von dieser Erfahrung los. Da verlor sie ihre Zungengabe und bekam den Frieden und Vergebungsgewißheit wieder zurück.
B 37 In Kalifornien es war in San Diego kam eine Frau in die Seelsorge. Sie war in eine »Pfingstevangelisation« geraten und dort bearbeitet worden. Man sagte ihr, sie müsse die Gabe des Zungenredens haben, sonst hätte sie nicht die Fülle des Heiligen Geistes. Sie erhielt eine Handauflegung und verlor dabei ihr Bewußtsein. Von diesem Zeitpunkt an besaß sie keinen Frieden mehr. Ihr Alltag war voll merkwürdiger Angriffe und Anfechtungen, so daß sie sich selbst sagte, daß das keine biblische Handauflegung gewesen sein konnte. Sie sagte sich davon los, besuchte nie mehr diesen »Pfingstkreis« und bekam ihre ursprüngliche Heilsgewißheit zurück.
B 38 Ein krankes gläubiges Mädchen kam in ein von einem Pfingstler geleitetes Erholungsheim. Sie ging in die Sprechstunde. Es wurde unter Handauflegung mit ihr gebetet. Es trat aber keine Heilung ein. Am nächsten Tag erhielt sie vom gleichen Prediger wieder eine Handauflegung. Als abermals keine Linderung und Besserung eintrat, sagte der Prediger zu ihr: »Du hast den Teufel. Du bist besessen.« Das Mädchen ging verzweifelt heim und hatte von da an die Vorstellung, sie sei besessen. Das war eine verantwortungslose, grauenvolle Seelsorge. Ich habe noch nie einem Menschen gesagt, er sei besessen, selbst wenn ich diesen Eindruck nach langer Zeit gewonnen hatte. Wir haben gar nicht den Auftrag, eine so schwerwiegende Diagnose einem Menschen zu sagen. Wir können höchstens einen Gebetskreis bilden und den Mitbetern sagen, es liegen Symptome einer Besessenheit vor. Aber auch das habe ich bisher nicht getan. Man kann auch für einen Menschen beten, ohne ein solches Urteil über ihn abzugeben. Fuhrwerken wir nicht so mit Geistern und Dämonen herum, als könnten wir das aus dem Ärmel schütteln. Jesus hat es das Leben gekostet, mit diesen Mächten fertig zu werden. Und wer sind wir elenden Menschen?
Hüten wir uns auch vor einer okkulten Kurzschlüssigkeit und okkulten Neurose. Wir brauchen nicht gleich die Zauberei und die Dämonen verantwortlich machen, wenn in unserem Leben einiges schiefgegangen ist. Lassen wir uns auch davor bewahren, anderen Menschen auf diesem Gebiet etwas anzuhängen, was nicht erwiesen ist. Es gibt viele natürliche Zusammenhänge, die nichts mit dem dämonischen Gebiet zu tun haben. Durch Sünde und unvergebene Schuld kann man genauso unter der Macht der Finsternis stehen wie durch Zauberei.
Nach diesem notwendigen Appell müssen wir das Gespräch über die Kennzeichen der echten Besessenheit weiterführen. In meiner Seelsorge mit Besessenen in aller Welt schälten sich immer vier Hauptkriterien heraus.
a) Das Resistenzphänomen. Was verstehen wir darunter. Wenn ich einen Geisteskranken vor mir habe und ich bete mit ihm, dann beruhigt er sich. Habe ich aber einen Besessenen vor mir und bete mit ihm, dann fängt er an zu toben. Er leistet Widerstand. Er flucht, er lästert, er droht, den Seelsorger zu schlagen, wenn er nicht aufhört. Er spuckt aus. Er zerreißt die Bibel oder wirft sie weit weg. Wenn der Seelsorger Amen sagt, dann entschuldigt er sich mit den Worten: »Ich wollte das gar nicht. Ich wurde dazu gezwungen.«
Geisteskranke und Besessene haben eine völlig verschiedene Verhaltensweise.
B 39 Ein junger Mann kam in die Seelsorge. Ich zeigte ihm den Weg zu Christus und betete mit ihm. Da sprang er auf und rannte dauernd mit dem Kopf zur Wand, als wollte er sich töten. Hinterher bat er um Entschuldigung und sagte: »Ich will das nicht tun. Es kam so über mich.« Bei der Aussprache kam dann heraus, daß er im Büro eines Astrologen gearbeitet hatte. Ich nahm zwei gläubige Brüder dazu. Wir geboten den Mächten. Der junge Mann durfte frei werden.
b) Besessene fallen bei Gebet gern in Trance. Der Teufel will es nicht zulassen, daß seine Opfer das Wort Gottes und das Gebet hören, darum nimmt er ihnen bei geistlicher Betreuung einfach das
Bewußtsein weg. Ein Geisteskranker reagiert nie in dieser Weise.
B 40 In Zürich brachte ein Prediger eine Frau in die Seelsorge. Als wir beteten, streckte die Frau die Zunge gegen uns heraus und lästerte. Wir merkten, daß sie nicht bei klaren Sinnen war. Als das Gebet beendet war, kam sie wieder zu sich und fragte: »Wo bin ich? Was ist mit mir los?« Sie hatte keine Erinnerung, was vor sich gegangen war.
B 41 Auf den Philippinen hatte ich einen Theologiestudenten in der Seelsorge. Als ich mit ihm betete und den Namen Jesu nannte, fiel er zu Boden. Eine andere Stimme schrie aus ihm: »Do not mention this name, do not mention lt. 1 cannot stand it.« (»Erwähne nicht diesen Namen, erwähne ihn nicht! Ich kann ihn nicht ertragen.«)
c) Besessene haben oft hellsichtige Fähigkeiten. Das kann sogar dem Seelsorger peinlich werden, weil es schon vorkam, daß Besessene verborgene Sünden ihrer Seelsorger aufdeckten. Ich war
selbst Zeuge eines solchen Vorganges.
B 42 In Frankreich hatte ich eine besessene Frau zu betreuen. Ich nahm zur Unterstützung vier weitere Brüder mit mir. Plötzlich, während wir mit der Frau beteten, sprang die Besessene auf, packte einen
der anwesenden Prediger an der Jacke und schrie: »Du Heuchler, bringe dein eigenes Leben erst in Ordnung, bevor du anderen helfen willst!«
d) Besessene sprechen manchmal in der Trance Fremdsprachen, die sie nicht gelernt haben. Das ist das stärkste Moment gegen die Theorie, diese Menschen wären nur Geisteskranke.
Geisteskranke können nicht Fremdsprachen sprechen, die sie nicht gelernt haben.
B 43 In Neuseeland erzählte mir ein englisch sprechender Mann, daß er bei einer spiritistischen Sitzung selbst gehört habe, daß das Medium plötzlich deutsch sprach, obwohl es selbst kein Deutsch versteht.
B 44 Das brasilianische Medium Mirabelli konnte in Trance 25 Fremdsprachen sprechen.
B 45 Mein besessen gewesener Filipino sprach in Gegenwart von einigen Dozenten eine Reihe von Fremdsprachen, die er nicht gelernt hatte.
Diese Beispiele sind zugleich eine Warnung für die, die so sehr das Zungenreden betonen. Es gibt genug Besessene, spiritistische Medien, Zauberpriester, die also auch in Fremdsprachen reden, nicht durch den Heiligen Geist, sondern durch dämonische Kräfte.
Noch ein entscheidender Hinweis. Wenn ein Seelsorger, der selbst nicht wiedergeboren ist, es mit einem Besessenen zu tun hat, dann zeigen sich diese Symptome nicht. Nur was aus einer geistlichen Haltung heraus geschieht, bringt diese armen Opfer Satans in Wut, das heißt die Mächte, die in den Opfern wohnen.
3. Können Gläubige Besessene werden?
Wir stehen damit vor einer heiß diskutierten Frage. An dieser Frage entstehen immer zwei Gruppen. Im englischen und amerikanischen Raum sagen die Gläubigen: »Es ist unmöglich, daß ein Gläubiger besessen werden kann.« Sie fügen erläuternd hinzu: »Der Heilige Geist und die Dämonen können nicht miteinander in der gleichen Person existieren.« Das ist biblisch gesehen richtig. Es gibt aber viele Missionare und erfahrene Seelsorger, die berichten: »Wir haben aus unserer Arbeit Fälle, daß Gläubige besessen wurden.« Das sind die beiden Gruppen, deren Ansichten manchmal hart aufeinanderstoßen.
Auf einem Missionsfeld in Afrika hörte ich, daß ein Missionar deshalb heimgeschickt worden ist, weil er an die Besessenheit von Gläubigen glaubte. Dann wieder begegnete mir in Afrika ein Missionar, der selber 18 Monate besessen gewesen war. Er war auch einer von denen gewesen, der die Besessenheit der Gläubigen ablehnte. Durch seine persönliche Erfahrung ist er von seiner ursprünglichen Meinung und Theologie kuriert.
Von Bedeutung war mir auch die mehrfache Begegnung mit Dr. Edman, dem früheren Kanzler vom Wheaton College in USA. Er erzählte mir Beispiele aus seiner früheren Missionstätigkeit in Südamerika. Er war davon überzeugt, daß Gläubige besessen werden können.
Aufschlußreich war mir ferner die Überzeugung von Dr. Evans. Ich bin ihm zuletzt 1962 begegnet. Dieser greise Gotteszeuge stammt noch aus der Erweckung von Wales. Er vertrat auch die Meinung, daß ungehorsame Gläubige besessen werden können. – Ich selbst habe auf meinen vielen Missionsreisen auch solche Erfahrungen gemacht.
Gibt es eine Lösung dieses Problems? Es muß uns doch zu denken geben, daß gläubige, wiedergeborene Menschen eine so ausgeprägte gegensätzliche Meinung vertreten. Es kann doch nur eine Wahrheit geben und nicht zwei. Das heißt also, daß eine der beiden Gruppen eine falsche Meinung hat. Oder beide haben recht und sehen nur nicht die Zusammenhänge auf höherer Ebene.
Eine Beobachtung konnte ich machen. Wer die starre Doktrin verficht, Gläubige werden von der Besessenheit verschont, hat gewöhnlich keine Erfahrung mit Besessenen. Wer auf Missionsfeldern arbeitet, auf denen es viele Besessene gibt, ist gewöhnlich der Meinung von Dr. Edman, von Dr. Evans und anderer gesegneter Missionare. Der Missionar, der ursprünglich selbst die starre Doktrin verfochten hatte, sagte nach seiner eigenen Besessenheitsperiode: »Gott hat mir eine Lektion erteilt und mich von meiner starren Meinung kuriert.«
Obwohl ich mehr auf der Seite von Dr. Edman und Dr. Evans stehe, meine ich, daß es eine Vereinigung der beiden Standpunkte gibt. Im Himmel wird es sie ohnehin geben. Ich berichte einige Beobachtungen, die es uns ermöglichen, auch den starren Standpunkt zu verstehen.
a) Niemand sieht in eines Menschen Herz. Vielleicht halten wir einen Menschen, möglicherweise sogar einen Reichgottesarbeiter, für wiedergeboren, und er ist es gar nicht.
b) Wir müssen auch den Unterschied zwischen Umsessenheit und Besessenheit beachten. Vielleicht sind Gläubige nur umsessen, das heißt von Dämonen umlagert, aber nicht besessen, nicht von Dämonen bewohnt.
c) Vielleicht läßt Gott bei einem Gläubigen, der stolz, hart und hochmütig ist, eine vorübergehende Besessenheitsperiode zu, um ihn zu kurieren. So war es bei dem Missionar, der mir seine Geschichte erzählt hat.
d) Ich fand selbst in meiner Arbeit, daß Gläubige, die von einer Besessenheit befallen werden, es nur vorübergehend sind, vielleicht ein oder zwei Jahre, und dann wieder frei werden. Ungläubige können ihr ganzes Leben besessen sein.
e) Möglicherweise können wir auch das Wort von Apostel Paulus in 1. Korinther 5, 5 anwenden. Ein Gläubiger kann zum Verderben des Fleisches dem Satan übergeben werden, aber sein Geist wird am Tage des Herrn gerettet.
f) Vergessen wir auch nicht, daß es Rückfälle im Glaubensleben gibt. Wir haben das im Neuen Testament bei Hymenäus, Alexander und Demas.
Die Seelsorge zeigt manchmal, daß besondere Besessenheitsfälle gerade bei Gläubigen sehr widerspruchsvoll verlaufen. Ich will zwei Beispiele dazu geben.
B 46 Vor Jahren wurde mir von einem Prediger eine besessene Frau gebracht. In ihren Besessenheitsanfällen konnte sie schrecklich fluchen und lästern. War der Anfall vorüber, dann konnte sie inbrünstig beten und hatte großen Frieden im Herrn. Es lag also die Tatsache vor, daß sie im Besessenheitsanfall vom Teufel regiert war und nach dem Anfall vom Heiligen Geist. Das sind Geheimnisse, die wir nicht mit einer starren Doktrin abtun können. Natürlich ist es der Wille Gottes, daß diese Zwiespältigkeit, dieses Doppelleben aufhört. Ich möchte aber allen, die in ihrem Denken so unbeugsam sind, solche armen geplagten Menschen zuführen und sagen: »Nun sammle deine Erfahrungen und hilf, daß dieses Menschenkind frei wird.«
B 47 Im letzten Jahrhundert lebte in Deutschland Pfarrer Blumhardt, der in Besessenheitsfragen ganz große Erfahrung besaß. Sein Seelsorgekind war die Gottliebin Dittus, deren Geschichte veröffentlicht ist. Bei dieser Frau wechselten auch die im vorangegangenen Beispiel geschilderten Zustände miteinander ab. Sie konnte toben und in den Zwischenpausen sich an Jesus klammern. Im Verlauf dieses Kampfes von Pfarrer Blumhardt kam heraus, daß in dem Haus der Gottliebin Dittus viel Zauberei getrieben worden war.
B 48 Es ist eine Erfahrung, daß Gläubige, die aus Zauberhäusern und aus Spiritistenhäusern stammen, viel eher zu einer Besessenheit neigen als andere Gläubige. Ich bin schon manchmal in solche Häuser und zu solchen Menschen gerufen worden.
Die furchtbarste Geschichte in dieser Hinsicht erlebte ich auf den Philippinen. Ein Theologiestudent, der ein Jahr zuvor gläubig geworden war, wurde besessen. Als ich mit ihm betete, schrie eine derbe Stimme aus ihm: »Er gehört uns. Seine ganze Familie gehört uns schon 300 Jahre!« Ich antwortete: »Nein, er gehört dem Herrn Jesus, dem er sich ausgeliefert hat.« Die Stimmen antworteten: »Nein, seine Vorfahren haben sich uns verschrieben. Wir haben das Recht auf ihn.« Die Unterredung mit dem unglücklichen Studenten ergab, daß alle seine Vorfahren Zauberei getrieben und teilweise auch Blutsverschreibungen an den Teufel durchgeführt hatten. Das war also der Grund, warum der Student trotz der Bekehrung besessen wurde.
Paulus sagt in 1. Korinther 15, 9: »Unser Wissen ist Stückwerk.« Die volle Wahrheit werden wir in der Ewigkeit finden. Weil wir das wissen, sollten wir aber nicht den Bruder verdammen, der in einigen Punkten anders denkt als wir. In der Besessenheitsfrage ist das ohnehin nicht nötig. Es gibt genug Gesichtspunkte, die es uns ermöglichen, den Standpunkt beider Gruppen zu begreifen. Es ist ein Unterschied zwischen der Besessenheit der Ungläubigen und der Gläubigen. Bei den Gläubigen ist ein solcher Besessenheitszustand vielleicht nur eine stärkste Form der Heimsuchung und der Anfechtung, die einmal vorübergehen wird. Aber leider gibt es solche Heimsuchungen.
B. BIBLISCHE HEILUNGEN
I. Die Bedeutung der Medizin
Wer über biblische Heilungen zu sprechen hat, darf die ärztliche Kunst nicht übergehen. Gott hat uns Verstandesgaben gegeben, die wir nach seinem Willen entfalten und anwenden sollen. Ich habe von der medizinischen Wissenschaft eine sehr hohe Meinung, denn sie steht im Dienst am Menschen. Es ist nicht erforderlich, auf die besonderen Verdienste dieser Wissenschaft hinzuweisen. Vor Jahren erregte beispielsweise die erste Herztransplantation durch Prof. Barnard weltweites Aufsehen. Wir leben inzwischen in einer Ära der Organverpflanzungen und des Organersatzes.
Ein kleiner Junge, dessen Herz zum Schlagen zu schwach ist, lebt schon einige Jahre mit einem elektrischen Pulsator, der mit Leukoplast auf die Brust geklebt ist. Das Gerät gibt dem Herzen dauernd Stromstöße, so daß es nicht aussetzt. Ein amerikanischer Arzt setzte einem Patienten eine Plastikpumpe ein, die das Herz ersetzen soll. Ein mir bekannter Deutscher, der im letzten Krieg seinen Arm verloren hat, reiste nach Moskau und ließ sich einen Arm ansetzen. Welche Wohltat für den Mann, der 25 Jahre auf fremde Hilfe angewiesen war und sich jetzt selbst wieder versorgen kann. Hände, Arme, Beine, Nieren, Herzen, Augen, ja sogar Leber und Lunge und anderes werden verpflanzt. Ein Segen Gottes für alle verkrüppelten Menschen. Wir müssen dem Schöpfer dankbar sein, daß er dem Menschen solche Gaben der Weisheit geschenkt hat.
Natürlich tauchen bei den Gläubigen verschiedene Fragen auf. Verändert sich nicht unser seelisches Gefüge, wenn wir zum Beispiel bei einer schweren Verletzung auf einmal einige Liter Blut von anderen Menschen erhalten. Es wies mich jemand auf die Bibelstelle hin: »Denn des Leibes Leben ist im Blut« (3. Mose 17, 11). Soviel ich orientiert bin, gibt es auch Bibelforscher, die aus diesem Grunde Bluttransfusionen ablehnen. Eine ähnliche Frage taucht bei einer Herzverpflanzung auf. Dr. Blaiberg ist gefragt worden, ob er sich in seinem Denken und Fühlen verändert hätte. Er antwortete: »Nein.« Die Ärzte haben allerdings bei verschiedenen Herzverpflanzungen die Beobachtung gemacht, daß manche Patienten sich seelisch veränderten. Sie führen das aber auf organische Ursachen zurück. Wir könnten die Reihe fortsetzen und sagen: »Der Mann mit dem russischen Arm aus Moskau weiß nicht, was dieser fremde Arm schon alles angerichtet hat. Vielleicht war es der Arm eines Mörders oder eines Folterknechtes, der Jünger Jesu im Gefängnis gequält hat.«
Mir sind alle solche Sorgen ängstlicher Gemüter bekannt. Ich würde sagen, wir dürfen als Christen aus allem ein Gebet machen. Ich würde mir auch einen fremden Arm annähen lassen, und ich hätte auch die Freiheit, vor meinem Tode zu bestimmen, daß die verwendbaren Teile meines Körpers nach meinem Tode anderen Menschen zugute kommen. Die Seele ist ja unabhängig von der Preisgabe einiger Körperteile. Es wäre mir geradezu eine Freude, wenn ich etwa einem Erblindeten ein Auge vermachen könnte. Gott ist ein barmherziger Gott, daß er die medizinische Wissenschaft so weit hat kommen lassen. Die Galater wären damals auch bereit gewesen, dem Apostel Paulus ein Auge zu vermachen (Gal. 4, 15), wenn es wie heute möglich gewesen wäre.
II. Die Hauptsache zuerst
Einer meiner langjährigen Freunde ist Hans Bruns. Er pflegte manchmal zu sagen: »Die Hauptsache ist, daß die Hauptsache die Hauptsache bleibt.« Man kann dieses Slogans schnell überdrüssig sein. Ist er deshalb etwa weniger wahr? Was ist die Hauptsache? Fast alle Menschen sagen: die Gesundheit. Daher auch die gedankenlose Redewendung bei einer Begrüßung: »Wie geht’s? Alles gesund?« »Ja.« »Nun, das ist die Hauptsache.« Nein, sie ist es nicht!
Wir leben in einer Zeit, da der Materialismus seine größten Triumphe feiert. Der Mensch opfert alles für seine Existenz. Er bringt jedes Opfer für seine Gesundheit – und vergißt dabei die Hauptsache: die Existenz vor Gott.
Die Geschichte vom Gichtbrüchigen in Markus 2 kann uns die rechte Ordnung beibringen. Jesus sagte dem kranken Mann zuerst: »Deine Sünden sind dir vergeben.« Erst dann rührte er ihn an und sprach: »Steh auf, nimm dein Bett und wandle!«
Vergebung der Schuld ist das Hauptproblem und nicht die Heilung. Den gleichen Tatbestand haben wir auch in Jakobus 5, 14. Dort wird zweimal von Heilung und Hilfe, aber auch zweimal von Vergebung der Sünde gesprochen.
Eine Heilbewegung, die nicht Bußbewegung ist, verläuft in unbiblischen Formen. Diese Gefahr bestand zuerst auch in der wundervollen Erweckungsbewegung auf der Insel Timor. Gott hat damals im Juli 1965 zur rechten Zeit den deutschen Missionar Detmar Scheunemann gesandt, den Gott gebrauchte, um die Heilungsbewegung in biblische Bahnen zu lenken.
Manchmal erteilt uns Gott selbst diese klare Lektion vom Übergewicht der Vergebung gegenüber der Heilung. Drei kurze Beispiele sollen es zeigen.
B 49 Eine Bauersfrau lag im Sterben. Sie begehrte einen Seelsorger, weil sie zu beichten wünschte. Sie besaß aber kein rechtes Vertrauen zu ihrem Dorfpfarrer, weil sie von ihm nicht den Eindruck hatte, als stände er selber richtig im Glauben. Da schenkte es Gott, daß ein gläubiger Mann in ihrer Gegend seinen Urlaub nahm. Sie ließ ihn kommen und legte eine zweistündige Beichte ab. Danach war sie bereit zu sterben. Doch es kam anders. Als jener gläubige Bruder wieder zum Hof kam, stand die Bäuerin im Hof und sah ihn strahlend an. Er traute seinen Augen nicht. Was war geschehen? Nach der Vergebung der Sünde hatte der Herr auch den kranken Leib angerührt und sie geheilt. Um Heilung war es aber bei der Beichte nicht gegangen.
B 50 In Südafrika suchte mich eine Frau auf. Sie erzählte, daß sie sterben müßte. Sie habe Krebs mit fortgeschrittenen Metastasen. Unter dem Eindruck des zu erwartenden Todes beichtete sie alle Sünden. Sie legte dann ihr Schicksal getrost in die Hände des Herrn. Sie war gar nicht gekommen, um für ihre Heilung beten zu lassen. Ich stand aber doch unter dem Eindruck, daß ich das tun sollte. Ich zog einen gläubigen Bruder hinzu, und wir beteten mit der Frau nach Jakobus 5,14. Danach reiste ich ab und hörte lange Zeit nichts mehr von dieser Frau. Nach eineinhalb Jahren schrieb mich der andere Bruder an und berichtete, daß jene Frau nicht gestorben sei, sondern vom Herrn angerührt worden wäre. Sie sei genesen. Also folgte auch hier nach der Sündenvergebung die Heilung! So hatte der Herr in diesen Fällen gehandelt. Ich besitze nicht die Gabe der Krankenheilung. Wenn in meinem Dienst gelegentlich solche Dinge sich ereignet haben, dann hat es der Herr von sich aus um jener leidenden Menschen willen getan zur Verherrlichung seines Namens.
B 51 Ein ganz neues Beispiel, das ich erst unmittelbar vor Niederschrift dieses Buches erfuhr, liegt auf der gleichen Ebene.
Vor etwa acht Jahren kam ein aktiver Besprecher zu mir in die Seelsorge. Er lag in der Sakristei einer Kirche auf den Knien, beichtete seine Sünden und bat Gott um Vergebung. Ich habe selten einen Mann so erschüttert und verzweifelt Gott anrufen hören. Er durfte damals bei dieser seelsorgerlichen Unterredung frei werden. Jetzt, ganz kurz vor der Niederschrift dieses Berichtes, suchte er mich auf. Nach diesen langen Jahren habe ich ihn nicht wiedererkannt. Er berichtete, daß er heute noch in der Nachfolge Jesu stehe. Er müsse mir aber noch einen anderen Teil seiner Geschichte erzählen. Als er damals zu mir gekommen war, litt er unter einer doppelseitigen Lungentuberkulose. Es war rapide mit ihm abwärtsgegangen. Nach einer Beichte und Umkehr war die tödliche Krankheit zum Stillstand gekommen. Dieser Heilerfolg hielt an. Jetzt erst nach so vielen Jahren durfte ich das erfahren. Preis dem Herrn, der barmherzig ist. Dieser Mann hatte mir damals gar nichts von seiner Krankheit gesagt. Er war um seiner furchtbaren Sünden willen gekommen. Der Herr vergab ihm – und heilte ihn.
Biblische Ordnung ist: das Heil der Seele geht über die Heilung des Leibes. Jesus sagte in der Bergpredigt: »Ärgert dich deine Hand, so haue sie ab. Ärgert dich dein Auge, so reiß es heraus!« Besser einarmig und einäugig ins Reich Gottes gehen, als mit gesundem Leib in die Hölle fahren. Wir können auch als Krüppel und als Unheilbare die Herrlichkeit Gottes in unserem Leben erfahren. Wir müssen nicht unter allen Umständen gesund sein. Die Nähe des Herrn, die Kraft seines Wortes, der Zuspruch des Heiligen Geistes ist mehr als die Gesundung des Leibes. Es geht um die Erfüllung des Willens Gottes in unserem Leben und nicht um die Erfüllung unserer Wünsche. Man kann auch als kranker Mensch mächtig von Gott gebraucht werden.
Sündenvergebung muß sein,
Krankenheilung kann sein.
III. Jesus, der Arzt der Unheilbaren
Alles, was in diesem Kapitel über biblische Heilungen geschrieben wird, hat nicht den Sinn, Sensationen um Heilungen aufzutischen, sondern den Herrn Jesus zu verherrlichen. Manchmal ist es besser, man gibt keine großen Berichte in der Öffentlichkeit, weil sonst das Handeln Gottes entweiht wird. In diesem vorliegenden Buch mußten aber, um das Volk Gottes zu warnen, so viele dämonische Dinge berichtet werden, so daß es unerläßlich ist, auch die positive Seite zu bringen. Sonst sieht es ja aus, als ob der Teufel das Feld beherrsche.
Wenn ich nicht um den Sieg Jesu wüßte, wäre dieses Buch überhaupt nicht geschrieben worden. Seit Jahren ist mir das Siegeslied von Pfarrer Blumhardt zur Parole geworden:
Daß Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht.
Sein wird die ganze Welt. Von diesem Triumph Jesu über alle Macht der Krankheit und der Finsternis zeugen die folgenden Beispiele. Sie stammen wiederum aus meinem eigenen Bekanntenkreis und von Missionsfeldern, die ich besuchen durfte.
B 52 Zuerst dieses Beispiel aus England. Es ist gut zu erfahren, daß dieses Land nicht nur eine Unmenge »Geistheiler« und unbiblische Extremisten besitzt, sondern auch nüchterne, treue Boten Jesu. Ein Baptistenprediger, Rev. S., hatte mich eingeladen, in seiner Kirche fünf Vorträge zu halten. Bei dem Aufenthalt in seinem Hause schilderte er mir die Krankengeschichte seiner Frau. Sie hatte sich zwei Jahre zuvor einer Krebsoperation unterziehen müssen. Der Krebs wucherte aber weiter. Die Metastasen zogen den Kopf hinauf und erfaßten den Kehlkopf. Die Stimmbänder versagten. Schließlich wurde das Gehirn betroffen. Die Patientin wurde daraufhin bewußtlos. Die Ärzte erklärten dem bestürzten Ehemann, es sei alles aussichtslos. Die Frau war bereits vier Wochen bewußtlos gewesen, da erlangte sie für einige Augenblicke die Besinnung. Sie bat ihren Mann, man möchte zwei Älteste von der Gemeinde rufen und mit ihr nach Jakobus 5 unter Handauflegung beten. Ihr Wunsch wurde erfüllt. Ihr Mann und die zwei Ältesten beteten mit ihr unter Handauflegung. Es trat sofort eine Änderung in ihrem Befinden ein. Sie behielt das Bewußtsein. Ihre Stimme kam wieder. Sie durfte genesen. Ich lernte die Frau kennen. Sie ist frisch, gesund und aktiv. Ihr Mann und die geheilte Frau haben mit den Pfingstgemeinden nichts zu tun. Hier hat der Herr Jesus seinen Namen verherrlicht. Jesus ist die große Chance, die wir haben.
B 53 In Nigeria war ich auf Stationen der Ibos, dem heutigen Biafra, und im Stamm der Izi. Ich erfuhr bei dieser Missionsreise von der wunderbaren Heilung eines eingeborenen Pastors. Er war lungenkrank gewesen und hatte auf den Tod darniedergelegen. Die Röntgenaufnahme zeigte, daß beide Lungenflügel voll mit Blut waren. Die Ärzte rechneten mit seinem Tod in zwei bis drei Tagen. Sie erklärten, dieser Mann ersticke in seinem eigenen Blut. Der Schwerkranke ließ den Missionar, meinen Berichterstatter, kommen und sagte ihm: »Ich stehe unter dem Eindruck, daß ich nicht sterben muß. Mir ist es, als ob es nur ein Angriff der finsteren Mächte sei. Bitte gebiete diesen Mächten.« Der Missionar zögerte, weil er den Ärzten mehr vertraute als dem einheimischen Bruder. Es widerstrebte ihm auch, im Fall einer schweren Erkrankung zu gebieten. Der Patient drängte ihn aber. Da ließ der Missionar sich nötigen. Er betete etwa in folgendem Sinn: »Herr Jesus, wenn dieser kranke Bruder recht hat und nur ein dämonischer Angriff vorliegt, dann befreie du ihn. Vergib mir, wenn ich töricht bete.« Dann gebot der Missionar den Mächten, obwohl er darüber Zweifel im Herzen hatte. Was geschah? Der Schwerkranke erbrach nach dem Gebet eine Unmenge Blut. Der Arzt wurde gerufen, der meinte, es sei das Ende. Der Kranke starb aber nicht, sondern genas. Einige Tage später wurde eine neue Röntgenaufnahme gemacht. Es war ein Wunder geschehen. Die riesigen Kavernen der Lunge waren geschlossen. Der Todeskandidat starb nicht, sondern war durch den Arm des Herrn geheilt.
Nachmachen dürfen wir das nicht. Wir können den Herrn nicht zwingen, daß er bei jedem Lungenkranken das gleiche tut. Er ist souverän. Er bestimmt, wen er heilen will, nicht wir. Vor allem dürfen wir aus diesem Sonderfall nicht das Recht ableiten, nun an Krankenbetten zu gebieten, wie es häufig durch Geschwister extremer Kreise geschieht.
B 54 Manchmal sind seelische Erkrankungen genauso kompliziert, ja oft noch schlimmer als organische Leiden. Darum wird hier noch ein Erlebnis aus Nigeria wiedergegeben. Eine Missionarin bekam eine religiöse Zwangsneurose. Wenn sie schlafen wollte, bekam sie von einer inneren Stimme den Befehl: »Stehe auf und bete!« Weil die Missionarin das für die Stimme des Herrn hielt, stand sie auf. Kaum hatte sie sich dann wieder zur Ruhe begeben, kam der neue Befehl: »Stehe auf und lies die Bibel!« Sie tat es. Die vielen Befehle, die folgten, ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Auch tagsüber wurde sie von den gleichen Zwangsvorstellungen und antrieben geplagt. Schließlich traten noch Lästergedanken auf. Schreckliche Verwünschungen und schmutzige Gedanken quälten sie. Missionare und Freunde besuchten sie und beteten für sie. Die Missionsärzte sprachen davon, daß die Kranke in eine Heilanstalt eingeliefert werden müßte. Einem der Missionare war der ganze Vorgang nicht geheuer. Er vermutete einen Angriff der Finsternis, und zwar deshalb, weil auf ihrem Missionsgebiet sehr viel Zauberei geübt wurde. Er wagte es aber nicht, der geplagten Frau so etwas zu sagen. Schließlich betete er: »Herr Jesus, ich weiß nicht genau, was mit dieser Schwester los ist. Du weißt es. Wenn sie von Dämonen geplagt ist, dann befreie sie.« Dann gebot er im Namen des Herrn. Die Frau geriet in Zuckungen und machte würgende Bewegungen, als müßte sie erbrechen. Danach wurde sie ruhig. Sie konnte in der folgenden Nacht zum ersten Mal ruhig ohne Störungen schlafen. Ihr alter Zustand mit Zwangsantrieben kam nie wieder. Sie war und blieb gesund.
Auch diese Heilung ist ein Geschenk des Herrn und darf nicht zur Schablone gemacht werden. Es gibt genug Zwangsneurosen, die nicht Ausdruck einer dämonischen Belastung sind. Lassen wir uns vor Kurzschlüssen bewahren. Um der Wahrheit willen muß ich aber bekennen, daß ich seit Jahren viele Zwangsneurosen im Gefolge von Zaubereisünden vorfand. Es müssen nicht immer eigene Zaubereisünden sein. Nein, es können auch Belastungen von den Vorfahren her sein oder, wie im vorliegenden Fall, eine heidnische Umgebung mit einer starken Verseuchung durch Magie.
Durch alle diese Beispiele geht der Ton des Sieges. Der Mann vom Kreuz ist jeder Situation gewachsen. Sein ist die Macht. Das soll uns Mut machen, es mit dem zu halten, dem der Vater im Himmel alles unter die Füße gegeben hat.
Weil das Heilungsgeschehen oft in unbiblische Bahnen einmündet, muß hier betont werden: das Bekenntnis und die Vergebung der Schuld ist in den meisten Fällen die Voraussetzung, daß der Herr an einem Kranken etwas tut. Es kommt selten vor, daß der Herr einen Ungläubigen anrührt. Und doch habe ich solche Beispiele.
B 55 Ein schwerkranker Moslem in Malaysia suchte Hilfe bei den Christen. Der Moslempriester hatte ihm nicht helfen können. Die Christen redeten mit ihm über Jesus. Dann beteten sie mit ihm. Der Herr erhörte das Gebet seiner Kinder. Der Moslem wurde geheilt. Die Christen suchten ihn dann auf und baten ihn: »Da nun Jesus dich geheilt hat, bitte, folge ihm nach.« Der Moslem antwortete: »Ich wollte nur gesund werden. Jesus kann ich nicht annehmen.« Die Folge war, daß die alte Erkrankung wiederkam. Ein zweites Mal wurde er nicht durch Gebet geheilt. Jesus läßt nicht mit sich spielen. Vergessen wir bei diesen Beispielen nicht, daß auf den Missionsfeldern noch ursprünglichere Verhältnisse herrschen als in der müde gewordenen alten Christenheit.
IV. Die Herrlichkeit der Leidenden
Leid und Krankheit stellen viele Klassen in Gottes Schule dar. Wir kennen:
1. Leid als Strafgericht! – Wer sich von Gottes Güte nicht leiten läßt, muß manchmal die Rute des Zornes spüren. Wer sich in der Arbeit und Hetze des Lebens verliert und keine Zeit für seine eigene Seele hat, wird manchmal vom Herrn in die Stille des Krankenzimmers geführt, um sich selbst und Gott zu finden.
2. Leid als Lehrstunde in Gottes Plan! – Der Selbstbewußte, der im Vollgefühl der eigenen Kraft durchs Leben stürmt und die Alltagsprobleme meistert, erhält gelegentlich ein Stoppschild vor die Nase gesetzt, damit er zur Besinnung kommt. Die Härte in der eigenen Natur und Unverständnis für Kranke wird vom Herrn gern dadurch korrigiert, daß seine Hand uns einfach zerbricht. Ich kenne einen alten Evangelisten, der in seinem Leben nie krank war. Er war dafür bekannt, daß er die Kranken barsch anfuhr. Gott warf ihn eines Tages mit einer Lawine zu Tal, um ihn Barmherzigkeit zu lehren.
3. Leid als Bewahrung! – Wie viele plötzliche Erkrankungen bergen einen geheimen Segen in sich. Nur der Herr weiß, welch größerem Unheil wir dadurch entgangen sind.
4. Leid als Ausreifungsprozeß! – Die Diamanten entstehen unter großem Druck. Und auch dann sind sie noch keine glitzernden Edelsteine. Sie werden von Meisterhand sorgfältig geschliffen, bis sie das kostbarste Juwel sind, für das wir sie kennen.
5. Leid als Schule der Heiligung!
B 56 Das Erschütterndste und Herrlichste zugleich erlebte ich an dem Krankenbett einer 78 jährigen Christin. Als junges Mädchen war sie verlobt. Sie war damals schon gläubig. Durch eine schwere, hoffnungslose Krankheit ans Bett gefesselt, ging ihre Verlobung in die Brüche.
Da sie nur wenige Jahre in ihrem Beruf tätig gewesen war, weigerte sich die Krankenversicherung sehr bald, für die Arztkosten aufzukommen. Dazu wurde ihr Zustand so schlimm, daß sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Niemand bezahlte ihre Rechnungen. Der Chefarzt und der Verwalter des Krankenhauses waren aber Menschen mit Herz und nicht sture Paragraphenreiter wie die Versicherung. Die Kranke wurde stillschweigend geduldet, obwohl niemand die Rechnungen zahlte. Wie lange wurde sie geduldet? Bei der Nennung der Zahl wird einem schwindlig. Vier Monate? Nein. Vier Jahre? Nein. Vierzig Jahre wurde sie in aller Ruhe als der große Sonderfall des Krankenhauses aus Barmherzigkeit durchgeschleppt. – Wie möchte ich diesen verantwortlichen Männern dafür danken.
Dann übernahm ein anderer Arzt die Leitung des Krankenhauses. Er stand vor der Kranken und begann zu rechnen: 365 Verpflegungstage im Jahr. Arzt und Laborrechnungen, Medikamente. Das ist ja niemand zuzumuten. »Haben Sie Verwandte?« fragte der neue Chefarzt. »Nein.« »Haben Sie Freunde?« »Ja.« »Nun, dann verständigen Sie Ihre Freunde, daß man Sie holt. Sie können nicht mehr hierbleiben.« – Es gab bei der Kranken eine lange, schlaflose und gebetsreiche Nacht. »Herr Jesus, ich habe nur dich. Hast du keinen Platz für mich? Kannst du mich nicht heimholen?«
Freunde holten sie. Wiederum ein großes Opfer der Nächstenliebe. Im Haus dieser gläubigen Familie besuchte ich die gelähmte Kranke. »Wie lange sind Sie jetzt krank?« wollte ich wissen. »54 Jahre.« Zur Zeit meines Besuches war es gerade die Zahl meines Alters.
Staunend saß ich an diesem Bett. Kein Wort der Klage! Ich hatte eine Beterin vor mir. Vom Leid gezeichnet und zugleich für die himmlische Herrlichkeit zubereitet! Die Herrlichkeit Gottes warf aber ihr Licht auf diese Seele, dieses Krankenstübchen voraus. Nie in meinem Leben habe ich ein solches Krankenlager gesehen. Ich war der Gesegnete. Sie trieb Seelsorge an mir. Wie verblaßt das Leben und das Werk eines Reichgottesarbeiters, dessen Alltag randvoll ausgefüllt ist, vor diesem schlichten Kind Gottes! Zur Zeit der Niederschrift dieses Buches war diese Glaubensschwester noch am Leben. Haben die Leser dieses Buches nicht einen Augenblick Zeit, um Gott für die eigene Gesundheit zu danken?
Nach menschlicher Meinung hat die Kranke am Leben vorbeigelebt: Verlust des Verlobten, Verlust der Gesundheit, Verlust der Existenz, Verlust der körperlichen Bewegungsfreiheit, jetzt nunmehr ein Menschenalter ans Bett gefesselt und doch liegt Herrlichkeit über diesem Leben, die Herrlichkeit des Mannes, der auf dem Weg nach Golgatha unter dem Kreuzesbalken zusammenbrach; die Herrlichkeit dessen, dem man Füße und Hände durchbohrte.
Strahlt dieses Leben der Herrlichkeit Jesu nicht mehr aus als hundert wunderbare Glaubensheilungen? Wieviel Segen Gottes verlieren wir, wieviel Herrlichkeit verpassen wir, wenn wir meinen, wir müßten alles wegbeten. Die Übereinstimmung mit dem Willen des Herrn ist mehr als das dauernde Anhalten um Heilung, obwohl wir das auch dürfen; denn Gott ist barmherzig.
C. BIBLISCHE BEFREIUNG
I. Voraussetzungen für die spezielle Seelsorge
1. Der Sieg des Namens Jesu
Es wäre völlig unmöglich, auf dem Gebiet der okkulten Belastungen Seelsorge zu treiben, wenn nicht diese dunklen Mächte durch Jesus am Kreuz entmachtet worden wären. Paulus triumphiert in Kolosser 2, 15: »Christus hat die Finsternismächte entlarvt. Er hat die Dämonen entmächtigt, und er zieht die Gewaltigen im Triumphzug hinter sich her.«
Dieser Tatsache gegenüber kann man eine dreifache Position beziehen.
a) Die einen schießen zu kurz und nehmen diesen Sieg Jesu nicht ernst. Sie sind gequält von Dämonenfurcht.
b) Die anderen schießen zu weit. Sie erklären: Christus hat diese Angelegenheit für uns erledigt. Darum geht uns das alles nichts mehr an. Und Millionen von Menschen liegen in ihren Banden und kommen nicht los. Wie falsch die zweite Gruppe liegt, zeigt sich an folgender Überlegung: Christus hat den Tod überwunden, also braucht niemand mehr sterben. Christus hat unsere Krankheit getragen, also gibt es keine Krankheit mehr. Mit solchen Doktrinen kommen wir nicht weiter. Diese Theologie liegt fast auf der gleichen Linie wie die andere: Ein Christ kann nicht mehr umsessen oder besessen sein.
c) Die dritte Gruppe weiß um den Sieg und realisiert ihn. Sie weiß aber auch um die erbitterten »Nachhutgefechte«, die Satan uns noch leistet. Der Christ muß in der biblischen Schußlinie liegen und kein zu kurzes noch zu langes Visier haben.
B 57 In Japan war ich Gast bei Dr. Eitel. Er hat früher in China gearbeitet. Eines Tages war er zu einer kranken Frau gerufen worden. Als er das Gehöft der betreffenden Familie betrat, war der Taopriester gerade dabei, ein Huhn zu schlachten, um mit dem Blut die bösen Geister zu vertreiben. Als Dr. Eitel in das Haus eintreten wollte, sprang ihm eine Frau mit aufgelöstem Haar und wirrem Gesichtsausdruck entgegen. Mit hervorquellenden Augen wollte sie ihn wie ein Raubtier anfallen. Dr. Eitel hatte keine Zeit mehr zum Beten. Er rief nur aus: »Jesus ist Sieger!« Die Angreiferin sackte zusammen und blieb am Boden liegen. Der Kampf war beendet. – Das ist der Sieg und die Kraft des Namens Jesu.
B 58 Eine Missionarin auf Neuguinea trat in einem ihr bisher unbekannten Dorf in ein großes Haus, das am Dorfeingang stand. Ohne es zu wissen, war sie bei dem Oberzauberer eingekehrt. Der Zauberer hockte am Boden und sah die Eintretende mit einem furchtbaren Blick an. Die Missionarin erkannte sofort die unheimlichen Mächte, die von diesem Mann ausgingen. Sie betete unablässig um den Schutz Jesu. Es war ein geistiges Duell. Schließlich konnte die Missionarin ausrufen: »Jesus ist Sieger!« Der Zauberer sackte zusammen und fiel flach auf den Boden. Der Kampf war beendet.
Jesu, hilf siegen, du Fürste des Lebens;
sieh, wie die Finsternis dringet herein;
wie sie ihr höllisches Heer nicht vergebens
mächtig aufführet, mir schädlich zu sein.
Satan, der sinnet auf allerhand Ränke,
wie er mich sichte, verstöre und kränke.
2. Auftrag und Ausrüstung zu diesem Dienst
Der Apostel Jakobus schreibt (3, 1): »Es unterwinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein.« Eine solche Aussage gilt noch mehr für das okkulte Gebiet. Es dränge sich niemand dazu. Es ist noch Zeit genug, wenn uns Gott solche Belastete vor die Türschwelle legt.
Für die Seelsorge an okkult Belasteten braucht man einen Auftrag und eine Ausrüstung.
B 59 Ein Bekannter von mir war ein gläubiger Arzt. Nachdem er mein Buch »Seelsorge und Okkultismus« gelesen hatte, meinte er, auf diesem Gebiet arbeiten zu müssen. Er trieb Seelsorge an Okkulten. Nach einem Jahr verlor er den Verstand und irrte als Geisteskranker in den Wäldern umher.
B 60 Bei einer meiner Vortragstouren in Japan erzählte mir Missionar Carroll von einem jungen Missionar. Der noch unerfahrene Mann betrat einen heidnischen Tempel. Er war der Meinung, er müsse die heidnische Atmosphäre des Tempels von den bösen Geistern reinigen. Er gebot im Namen Jesu. Darüber ist er zerbrochen. Die älteren Missionare mußten ihn in eine Heilanstalt verbringen.
B 61 Ein anderer, ebenfalls noch unerfahrener Missionar, mietete sich gegenüber einem Shintoschrein ein Häuschen. Er sah es als seine Aufgabe an, für alle zu beten, die den Shinto besuchten, um dort anzubeten. Darüber verlor der Missionar den Verstand. Er bekam Tobsuchtsanfälle und mußte in einer Zwangsjacke von Japan nach USA zurückgebracht werden.
Ohne Auftrag sollte man sich auf dem Gebiet des Dämonischen und Okkulten nicht zu weit hinauswagen. Es gibt gewisse Regeln, die beachtet werden sollten.
Menschen mit einem sehr sensiblen Nervensystem oder gar einer eigenen okkulten Belastung sollten nicht auf diesem Gebiet arbeiten. Junge Anfänger und Mädchen sollten sich zurückhalten. Es ist natürlich eine andere Sache, wenn keine erfahrenen Brüder da sind. In diesem Fall müssen eben auch Frauen und Mädchen an die Front.
Als Ausrüstung unbedingt erforderlich ist eine klare Bekehrung und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist und ein ausgedehntes Gebetsleben. Wir sollten auch dauernd den Herrn um eine geistliche Vollmacht bitten. In Lukas 9, 12 wird berichtet, wie der Herr Jesus seinen Jüngern eine dreifache Vollmacht erteilte. Darunter war die Vollmacht, die Dämonen auszutreiben. Der Seelsorger auf diesem Gebiet muß ein gesundes, nüchternes, biblisches Glaubensleben haben. Schwarmgeister, Extremisten, Zungenredner und okkulte Neurotiker sind auf diesem Gebiet ungeeignet. Natürlich wird eine solche Aussage Staub aufwirbeln. Warum soll sich aber die Wahrheit verbergen? Die Zungenredner der Gegenwart sind Menschen mit einem sensiblen Nervensystem, das für harte Kämpfe nicht geeignet ist. Der Wert einer medizinischen Ausbildung wurde schon betont.
II. Stationen der Beratung
In den folgenden Abschnitten wird ein systematischer Aufbau der Seelsorge an Okkulten gegeben. Man könnte dadurch zu dem Trugschluß verleitet werden, als handle es sich um ein System, eine Schablone, eine Methode. Nein, darum geht es nicht! Der Heilige Geist braucht keine Schablone. Er kann alle unsere Überlegungen wegfegen und in einem Augenblick direkt helfen. Ich war selbst Zeuge eines solchen Geschehens.
B 62 Als ich in Auckland (Neuseeland) arbeitete, suchte mich ein Missionar auf. Er fragte mich: »Kennen Sie mich?« Ich verneinte. Dann berichtete er: »Vor sechs Jahren waren Sie in Australien. Ich wollte Sie seelsorgerlich sprechen. Sie waren aber gerade dabei, für die Abreise die Koffer zu packen. Sie wollten zum Flugplatz. Beim Packen hörten Sie meine okkulte Geschichte. Sie hatten nur noch Zeit, mit mir zu beten. Seit diesem Augenblick bin ich frei.« Der Herr Jesus hat das getan, weil er sah, daß für eine lange Unterredung keine Zeit mehr war.
Denken wir also nicht, daß der Herr unsere oft umständliche Art der Seelsorge nötig hätte.
Langjährige Erfahrung in der Seelsorge zeigte mir aber, daß so rasche Befreiungen sehr selten sind. Darum müssen wir sorgsam auf alles achten, was die Heilige Schrift uns als Hilfe für die okkult Belasteten anbietet. Manchmal geht der Kampf um eine Befreiung nicht einige Minuten oder Stunden, sondern Jahre.
1. Nur Jesus ist der Befreiungsweg
B 63 Ein Student saß mit Depressionen und Lebensunlust vor mir. Ich versuchte, ihm den Weg zu Jesus zu zeigen. Er konnte und wollte diesen Weg nicht gehen. Darum war ihm auch mit seinen Depressionen nicht zu helfen.
Jesus sagt in Matthäus 11, 28: »Her zu mir, die ihr euch abquält und die ihr belastet seid!« Her zu mir! Wer diesem Ruf nicht Folge leistet, der kommt aus seinen okkulten Bindungen nicht heraus.
B 64 Nach einer Versammlung kam eine junge Frau in die Sakristei zur Seelsorge. Sie erklärte: »Ich habe diese Belastungen, von denen Sie sprachen. Helfen Sie mir heraus.« »Wie stehen Sie zu Jesus«, wollte ich wissen. Da wurde sie zornig und sagte: »Ich will gesund werden, lassen Sie mich mit Ihrem Jesus in Ruhe!« Sie verließ erregt die Sakristei. Es konnte ihr nicht geholfen werden.
Bei einer okkulten Belastung hilft keine Psychiatrie, keine Tiefenpsychologie, keine Psychotherapie. Es hilft kein autogenes Training, kein Meditieren noch Joga. Es hilft kein Buddhismus, kein Hinduismus, kein Islam. – Nur einer hilft: Jesus.
Wer nicht zu ihm kommen will, der geht traurig davon wie der reiche Jüngling, der den Schritt nicht wagen wollte. Die Apostelgeschichte sagt (4, 12): »Es ist in keinem anderen Heil. Es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen errettet werden als der Name Jesus.«
2. Alle Zaubergegenstände müssen vernichtet werden
Bei der großen Erweckung, die Paulus in Ephesus erlebte, brachten die Neubekehrten ihre okkulten Bücher zusammen und verbrannten sie (Apg. 19, 19).
Bei der Erweckung auf der indonesischen Insel Timor brachten die Bewohner haufenweise ihre Fetische und Zaubergegenstände zusammen und vernichteten sie. Zauberbücher und Zaubergegenstände sind ein verborgener Bann. Wer diesen Bann nicht zu lösen bereit ist, der kommt nicht aus dem Einfluß der finsteren Macht heraus.
B 65 Ein junger Mann wollte sich für Christus entscheiden und war bereit, seine spiritistischen Bücher zu verbrennen. Er kam nicht los. Die Brüder beteten immer wieder mit ihm. Er kam nicht frei. Da besuchten ihn zwei Brüder in seiner Wohnung. Sie entdeckten auf dem Bücherbrett noch einen Lederband mit Jakob Lorbers Schriften. Der junge Mann hing an diesem Lederband mit Goldschnitt und Goldprägung. Aber das war der Bann. Er gab ihn heraus und wurde frei.
Bei manchen Evangelisationen wurden mir Hirnmelsbriefe, Brandbriefe, Schutzbriefe, das 6./7. Buch Moses und andere ausgeliefert. Ich übergab diese Dinge dem Feuer. Es gibt naive Menschen, die an diesen Dingen hängen, weil darin Bibelsprüche vorkommen.
B 66 In Port Elizabeth (Südafrika) erzählte mir Pfarrer Petersen folgendes: »Ein Gemeindeglied liest die Bibel, betet, will Jesus nachfolgen, kann aber nicht durchdringen. Er hat Schriften von den Rosenkreuzern zu Hause, die er nicht herausgeben will. Sie sind das Hindernis für seine Entscheidung.«
B 67 Ein Mädchen aus Manchester wanderte nach Südafrika aus. Sie verlobte sich mit einem jungen Mann, der schwarze Magie treibt. Bei einem Urlaub in Manchester zeigten sich in ihrem Elternhaus merkwürdige Spukerscheinungen. Die Zimmer waren ohne Feuer voll Rauch. Oft war der penetrante Geruch von verwesenden Leichen in allen Räumen. Die geplagten Eltern und das Mädchen suchten einen anglikanischen Priester auf, um sich beraten zu lassen. Der Priester riet, alle Geschenke des Verlobten zu vernichten und dieses Verhältnis zu lösen. Es geschah. Der Spuk hörte damit auf. Allerdings hat die gläubige Mutter des Mädchens auch viel um Befreiung gebetet.
B 68 Ein Missionar betrat in Südafrika das Haus einer Hindufamilie. Die Tochter des Hauses wand sich wie eine Schlange auf dem Boden. Das Mädchen war nicht Herr über sich, und die Eltern hatten keine Gewalt über die Tochter. Der Missionar fragte: »Habt ihr Götzen im Haus, dann gebt sie heraus.« Es geschah. Der Missionar betete, und das geplagte Mädchen wurde frei.
Man kann manchmal bei der Bitte, Zaubergegenstände zu vernichten, auf großen Widerstand stoßen, wenn es sich um Kunstgegenstände von großem Wert handelt. Aber auch Edelsteingötzen, die vielleicht aus einem heidnischen Tempel stammen, müssen vernichtet werden, wenn der Besitzer nicht von seinen okkulten Bindungen frei werden kann.
Wir sind hier bei einem wichtigen Punkt. Es gibt Missionare, die aus Sammlerleidenschaft Teufelsmasken und andere rituelle Gegenstände auf den Missionsfeldern sammeln. Sie hängen diese Trophäen daheim auf und belasten damit ihr Haus und ihre Familie. Wenn man sie darauf aufmerksam macht, dann lachen sie einen aus. Ein Theologieprofessor in Südafrika nannte mich einen Hinterwäldler, als ich ihm sagte, er sollte seine gebrauchten Götzenfiguren aus dem Haus schaffen. Dieser Götze war Jahrzehnte bei heidnischen Riten benutzt worden. Das gibt Kristallisationspunkte für dämonische Mächte in den Häusern, wo sie als Kunstgegenstände aufgestellt werden. Der Geist Gottes wohnt nicht mit Götzen in einem »christlichen« Haus zusammen.
Wer nicht bereit ist, alle seine okkulten Bücher und Gegenstände aufzugeben, braucht keine Befreiung zu erwarten.
Ein ähnliches Problem ist, daß manchmal Magier und Spiritisten in einem kleinen Dorf sich einen Namen machen wollen, indem sie ihrer Dorfkirche einen Teppich, einen Behang oder gar einen Kelch stiften. Ich glaube nicht, daß wir solche Geschenke in der Kirche verwenden dürfen. So sprach ich einst in einer Kirche im Harz. Der Ortspfarrer zeigte mir den Kanzelbehang (Pendulum) und fügte hinzu: »Das ist das Geschenk einer berühmten Spiritistin, die im Selbstmord endete.« Ich antwortete: »Ich hätte nicht die Freiheit, von einer Kanzel zu predigen, die von Spiritisten geschmückt worden ist. Was hat Christus zu tun mit Belial?«
3. Mediale Kontakte sind zu lösen
Wir betreten damit ein kompliziertes Gebiet. Ein Beispiel wird es zeigen.
B 69 Ein junges Mädchen wurde bei einer Evangelisation geistlich erweckt. Sie wollte Christus nachfolgen. In der Seelsorge zeigte es sich, daß die eigene Mutter eine Kartenlegerin (Wahrsagerin) ist und dieses schauerliche Gewerbe ausübt. Für den Seelsorger entsteht nun die Frage, ob die Tochter unter diesen Umständen überhaupt zum Frieden und zur inneren Ruhe kommt. Das Problem liegt ja nicht darin, daß die Tochter das schreckliche Handwerk der Mutter verabscheut, sondern daß die Mächte, die in dem Haus wohnen, der Tochter, die Jesus nachfolgen will, das Leben zu Hölle machen. Wer keine Seelsorge auf diesem Gebiet hat, wird darum meinen Rat nicht verstehen. Ich sagte dem Mädchen, sie möchte irgendeine auswärtige Stellung annehmen, sich ein Zimmer suchen und möglichst wenig die eigene Mutter aufsuchen. Das Mädchen konnte diesen Rat nur schwer begreifen. Doch der Erfolg zeigte sich bald. Die Tochter betete für die Mutter und erlitt dabei jedesmal fürchterliche Angriffe. Das ist kein Wunder, weil die Finsternismächte zurückschlagen. Ich bat die Tochter daher, sie möchte zunächst einmal die Fürbitte für die Mutter sein lassen, bis sich ihr Glaubensleben gefestigt habe. Dann könne sie ja einen Gebetskreis bilden und sich für ihre Mutter einsetzen.
Manchmal gebe ich Kindern aus Häusern, wo aktive Zauberei getrieben wird, überhaupt den Rat, nicht für die Eltern, die aktive Magie betreiben, zu beten. Zunächst gilt von der Bibel her der Rat: »Eile, rette deine Seele!« Das ist kein frommer Egoismus. Ich kann ja ohnehin für andere geistlich nicht einstehen, wenn ich selbst nicht gerettet bin. Junge Seelsorger, die keine Erfahrung haben, verstehen solche Entscheidungen nicht, weil sie von den furchtbaren Angriffen der Finsternismacht kaum etwas wissen.
B 70 Ein Ehepaar in Wellington (Neuseeland) suchte mich auf und bat um meinen Rat. Dieses Paar hatte jahrelang spiritistische Sitzungen besucht. Es hatte sogar seine Kinder bei den Spiritisten taufen lassen. Nun wollten sie beide Jesus nachfolgen. Ich bat sie, diese spiritistischen Freunde aufzugeben und alle Gegenstände und Bücher, die aus dem spiritistischen Zirkel stammten, zu vernichten.
Wenn manchem Christen es noch einleuchtend ist, sich von spiritistischen Freunden zu lösen, so stößt man auf einem anderen Gebiet vielleicht auf größtes Unverständnis. Es gibt auch innerhalb extremer religiöser Gruppen mediale Bindungen und Kontakte, die zu lösen sind, wenn man innerlich zur Ruhe kommen will.
Nur mit größtem Widerstreben gehe ich an dieses Gebiet heran, obwohl ich in aller Welt viel Erfahrung darin sammelte. Zunächst ein Beispiel.
B 71 Bakth Singh ist einer der gesegnetsten Gottesmänner Indiens. Ich besuchte mit ihm zusammen eine Glaubenskonferenz. Als das Gebet freigegeben wurde, fing jemand in Zungen zu beten an. Ein Ausleger war nicht da. Schon das hätte nach 1. Korinther 14, 28 zum Schweigen führen sollen. Mir gefiel dieses seltsame Beten nicht. Hinterher fragte ich Bakth Singh: »Wie haben Sie das Zungenbeten aufgefaßt?« Er antwortete: »«Ich habe den Herrn gebeten, das Mädchen zu stoppen, weil ich unter dem Eindruck stand, es war nicht vom Heiligen Geist.«
B 72 Peter Oktavian ist der Evangelist, der von Gott in der indonesischen Erweckung mächtig gebraucht wurde. Wir arbeiteten in Stuttgart zusammen. Es waren an einem Abend in drei Räumen gegen 3000 Menschen anwesend. Oktavian rief am Schluß zu einer Entscheidung für Jesus auf. Er blieb ein oder zwei Minuten still. Da fing auf dem Podium ein Mann an, in Zungen zu sprechen. Ich war gespannt, wie Oktavian reagieren würde. Er sagte dann: »Ich bitte im Namen Jesu darum, daß dieser Mann schweigt.« Das war ein klares Wort. Hinterher fragte ich Oktavian: »Warum hast du den Mann gestoppt?« Er antwortete: »Es war mir klargeworden, daß das eine Störaktion des Feindes war.«
Das Sprachenreden war in der Korinthischen Gemeinde eine Geistesgabe. Schon damals aber hatte Paulus Not damit, weil viel Verwirrung in der Gemeinde entstanden war. Der Teufel versucht bekanntlich stets, Gott nachzuahmen.
Die sogenannte Zungenbewegung, die wir heute haben, weist sich auf allen Kontinenten durch ihre Begleiterscheinungen als eine psychische Epidemie, ja vielerorts als eine mediale Bewegung aus. Viele Kinder Gottes sind an dieser medialen Strömung geistlich zugrunde gegangen.
B 73 Bei meinen Vorträgen in Leicester und Umgebung (England) wurde mir von einem jungen Mann seine geistliche Geschichte erzählt, die ohne Namensnennung hier wiedergegeben werden darf. Zwei Jahre zuvor hatte er mit einem Freund vereinbart, sie wollten gemeinsam um die Gabe der Zunge beten, weil sie viele Freunde innerhalb der Zungenbewegung hatten. Sie beteten intensiv. Eines Tages kam etwas Heißes auf sie zu. Sie fühlten eine fremde Macht über sich kommen. Sie hielten das für den zweiten Segen und konnten von da an tatsächlich in einer fremden Sprache sprechen. Einige Wochen und Monate schwelgten sie in dieser Erfahrung. Dann kam die große Ernüchterung. Die »Gabe der Zunge« verschwand. Eine große Leere blieb zurück. Mein Berichterstatter bekannte: »Ich habe nicht nur die Gabe der Zunge verloren, sondern auch die Heilsgewißheit, die ich vorher gehabt habe. Auch die Lust zum Bibellesen und Beten war völlig verschwunden. Ich merkte selbst, daß da etwas verkehrt sein mußte. Darum sagte ich mich entschlossen von der Zungenerfahrung los, tat Buße, bat den Herrn um Vergebung und bekam wieder Frieden mit Gott.« Der andere junge Mann, der den gleichen Weg gegangen war, sagte sich nicht los. Er verlor alles und steht heute wieder in der Welt.
Das ist kein Einzelbeispiel, sondern steht für viele ähnliche. Die Zungenbewegung, die von Fanatisierten und Schwarmgeistern als neue Erweckung proklamiert wird, ist nur eine suggestive Strömung, von der man sich lossagen muß, wenn man nicht im Glaubensleben einen Irrweg gehen will.
Es muß uns doch zu denken geben, daß bekannte Männer Gottes, z. B. Finney, Wesley, Moody, Spurgeon, Hudson Taylor und Dr. Torrey nicht die Gabe der Zunge besaßen und vielfach eine ablehnende Haltung darin zeigten, ebenso wie Oswald Chambers.
1. Korinther 14 ist das ausführliche Kapitel über die Sprachengabe. Der Skopus, die Blickrichtung des ganzen Kapitels ist bereits in Vers 1 angegeben. Dort heißt es: »Strebet nach der Liebe. Fleißiget euch der geistlichen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen möget.« Die heutigen Zungenredner legen das ganze Kapitel so aus, als wäre das Zungenreden bzw Sprachenreden die Hauptsache dessen, was Paulus sagen will. Wer das Kapitel so auslegt, steht im schwarmgeistigen Lager und verdreht Gottes Wort. Paulus sagt nämlich, daß die Gabe der Weissagung über der Gabe der Sprachen steht. Ferner darf aber diese Gabe des Weissagens nicht mit Wahrsagen verwechselt werden. Das biblische »propheteuein«, die prophetische Gabe, ist eine vollmächtige Verkündigungsgabe und nicht das Prophezeien der Zukunft. – Vergessen wir nicht »Schwarmgeist ist kein Heiliger Geist.«
Wir werden mit den gewaltigen Wortverdrehungen nicht zu Ende kommen. Erst die Wiederkunft Jesu wird klarmachen, was vom Geiste Gottes war und was nicht.
4. Die Beichte
Wir kommen sofort wieder in klare biblische Luft, wenn wir aus den schwarmgeistigen Umtrieben herauskommen in den Bereich, wo es um Buße und Bekehrung geht, also um die Rettung des Menschen. Man atmet völlig auf, wenn man sich wieder in einer nüchternen Atmosphäre befindet.
In der allgemeinen Seelsorge gibt es Menschen, die eine Beichte unter vier Augen ablegen. Ich kenne auch solche, die nur vor Gott ihre Sünde bekannt haben. Es soll daraus kein Gesetz gemacht werden. Es gibt viele Möglichkeiten, wie der Herr einen Menschen zurechtbringt, obwohl ich nach Jakobus 5, 16 oft zu einer Privatbeichte rate.
Bei okkulten Belastungen liegt aber ein anderer Sachverhalt vor. Wie wir schon hörten, heißt okkult: verborgen, geheim. Das Gegenstück davon ist: offenbar werden, ins Licht kommen. Der Mensch mit seiner verborgenen Sünde wird offenbar in der Beichte, in der seelsorgerlichen Aussprache unter vier Augen.
Der okkult belastete Mensch sollte mit all seinen geheimen Dingen ans Licht kommen, damit dem Feind der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
B 74 In Suwa auf den FidschiInseln kam eine junge Frau zu mir und berichtete, daß sie bereits zwei Jahre lang Anfälle völliger Starrheit erlebe. Die Ärzte konnten keine Ursache feststellen. Ich sagte der jungen Frau, daß ich solche Dinge in Familien vorfand, wo Eltern oder Großeltern Spiritismus, Laienhypnose und andere okkulte Praktiken geübt haben. Ich fragte sie ferner, ob ihre Vorfahren solche Dinge getrieben hätten. Sie verneinte. Ich kam mit dieser Frau in der Seelsorge nicht weiter. Auf dem Heimweg erzählte sie der begleitenden Frau, sie habe als kleines Mädchen Tischrücken mitgemacht. Das ist tatsächlich der Grund für die trancehaften Starrheitsanfälle.
Die Beichte soll aber nicht nur die okkulten Dinge aufdecken, sondern sich auf das ganze Leben beziehen. Ein Beichtender darf niemals unter Zwang gesetzt werden. Was nicht aus eigenem Antrieb geschieht, hat keinen Wert.
5. Das Lossagegebet
Normalerweise folgt auf eine Beichte die Absolution, der Zuspruch der Vergebung. Von dieser Reihenfolge bin ich bei der Seelsorge an Okkulten abgekommen, weil ich gewöhnlich feststellte, daß die Belasteten die Vergebung gar nicht fassen konnten. Okkult Belastete können nicht glauben. Es liegt eine Barriere davor. Darum habe ich immer zuerst ein Lossagegebet mit den Opfern der Zaubereisünden gebetet.
Was verstehen wir unter einem Lossagegebet? Im ersten Jahrhundert wurden die erwachsenen Taufbewerber vor der Taufe gefragt: »Entsagst du dem Teufel und allen seinen Werken?« Der Taufbewerber antwortete: »Ich entsage dem Teufel und allen seinen Werken.« Danach wurde er getauft. In der lateinischen Sprache hieß dieses Gebet abrenuntiatio diaboli. Viele christliche Kirchen haben heute noch in der Taufliturgie oder in der Konfirmationsliturgie eine Lossageformel. Natürlich spielt eine »Formel« oder nur ein »liturgisches Stück« keine Rolle in geistlichen Zusammenhängen.
Bei der Seelsorge an Okkulten hat das Lossagegebet aber eine große Bedeutung. Warum? Jede Zaubereisünde ist ein Bündnis mit der Finsternis. Durch Zauberei geben wir dem Erzfeind ein Besitzrecht. Dieses Besitzrecht besteht auch, wenn die Eltern und Vorfahren Zauberei getrieben haben. Der Teufel kennt das erste Gebot »der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied«. Die Macht der Finsternis übt Besitzrechte aus, und der Nachkomme eines Zauberers weiß das gar nicht, weil er selbst vielleicht keine Zauberei getrieben hat. Bei der Bekehrung eines Menschen aus solchen Besitzverhältnissen meldet der Teufel seine Rechte an.
Von diesen Besitzrechten sagt man sich beim Lossagegebet juristisch offiziell los. Der anwesende Seelsorger oder gar einige Brüder sind Zeuge dieser Aufkündigung der Besitzrechte. Moderne Theologen lachen darüber, aber der Teufel nimmt es ernst. Daß er es ernst nimmt, ist hundertfältig zu beobachten.
Bei einer okkulten Belastung leichteren Grades kann der Beichtende leicht das Lossagegebet nachsprechen. Es kann etwa in die Form gefaßt werden: »Im Namen Jesu sage ich mich los von allen Werken der Finsternis, auch der Zauberei meiner Vorfahren, und ich verschreibe mich Jesus Christus, meinem Herrn und Heiland, für Zeit und Ewigkeit. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Dieses Gebet ist keine Formel. Es kann jederzeit auch anders formuliert werden.
Bei schweren Belastungen setzen beim Lossagegebet oft Komplikationen ein.
B 75 In der Schweiz kam der Sohn eines Kirchenpräsidenten zu mir in die Aussprache. Seine Belastung wurde schnell offenbar. Als ich ihn bat, mir ein Lossagegebet nachzusprechen, brachte er nicht einmal die Hände zum Gebet zusammen. Er konnte auch den Mund nicht mehr öffnen. Er knirschte mit den Zähnen und war unfähig, das Gebet mitzusprechen. Es lag hier also nicht nur eine gewöhnliche okkulte Belastung vor, sondern eine Dämonisierung.
Bei Umsessenheitsfällen oder gar bei Besessenheit fallen solche Opfer des Feindes dann gern in Trance. Oder sie schreien los: »Ich kann diesen Namen Jesus nicht aussprechen.« – Was ist da zu tun? Man kann im Namen Jesu gebieten oder noch einige Brüder als Gebetshilfe hinzuziehen.
In der Standardübersetzung der englischen Bibel, der King James Version, steht in 2. Korinther 4, 2 ein treffender Ausdruck für das Lossagegebet: »to renounce the hidden things.« Das heißt, sich lossagen von verborgenen Dingen.
Dieses Lossagen bringt oft eine überwältigende Auswirkung. In der Zeit der Niederschrift dieses Buches erreichte mich ein Brief, in dem unter anderen folgende Sätze stehen: »Als ich mich von der Kirchenbank erheben wollte, ging es nicht. Ich war wie festgebannt. Sie kamen dann zu mir, und ich kam irgendwie von der Bank los … In der Sakristei gingen Sie mit mir verschiedene Fragen durch. Ich mußte Ihnen dann kniend nachsprechen, was Sie mir vorsprachen. Ich tat es mit ganzem Herzen und war entlassen. Es sind nun zehn Jahre her. Nie mehr bin ich in den alten Fehler verfallen. Er war weg. Am anderen Tag war mir sehr seltsam. Mir war so leicht und frei. Ich meinte, ich könne fliegen, als seien Ketten von mir abgefallen. Es war etwas Wunderbares.«
Nicht jeder, der frei wird, hat solch starke Gefühle. Das Aufkündigen der Besitzrechte gilt auch ohne eine solche Gefühlsaufwallung.
Die Berichterstatterin hat ihren Glauben bewahrt. Sie durfte ihre Töchter und Schwiegersöhne zu Jesus führen. Die ganze Familie wurde umgewandelt. Die Mutter hatte den Anfang machen dürfen.
Wichtig ist das Lossagen bei Menschen, die aus heidnischen Stämmen kommen. So erzählte mir mein Freund Peter Jamieson, der Häuptling der Wongai: »Viele Bekehrte fallen zurück, weil sie sich nicht von den Zauberpraktiken des Stammes losgesagt haben.«
6. Die Vergebung der Sünden
Die Vergebung der Sünden gründet sich nicht auf irgendeine Leistung des Menschen, auch nicht auf den Vollzug der Beichte, sondern allein auf das vollbrachte Werk Jesu am Kreuz. Paulus bezeugt Epheser 1, 7: »An Jesus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.«
Der Segen der Beichte liegt in dem Wort 1. Johannes 1, 9: »So wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu, daß er uns die Sünde vergibt.«
Der Zuspruch der Vergebung, die sogenannte Absolution, gründet sich auf Jesu Wort Johannes 20, 23: »Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen.«
Natürlich gibt es auf diesem Gebiet Komplikationen. Es kann sein, daß ein Priester oder ein Pfarrer einem Beichtenden die Vergebung zuspricht, die er selbst nicht hat. Gilt auch in diesem Fall der Zuspruch der Vergebung? Ja! Wenn Gott warten wollte, bis er einen ganz würdigen Priester findet, dann gäbe es auf Erden keine Vergebung. – Natürlich sollte es die Regel sein, daß nur ein Mann Vergebung zuspricht, der sie selber durch Gottes Gnade besitzt.
Kann auch ein Bruder, der nicht im geistlichen Amt ist, den Zuspruch der Vergebung erteilen? Ja! Ein gläubiger Arzt oder ein gläubiger Straßenkehrer hat mehr biblisches Recht zur Erteilung der Absolution als ein ungläubiger Pfarrer.
Ein Beispiel, das mich sehr bewegt hat, soll berichtet werden.
B 76 1956 hatte ich in Paris an verschiedenen Kirchen und Seminaren Vorträge. Im Tabernacle von Pfarrer Blocher kam ein Student aus Haiti zur seelsorgerlichen Aussprache. Als kleiner Junge war er krank gewesen und wurde von seinen Eltern mehrmals zu magischen Heilern, den sogenannten Obiah, gebracht. Offiziell gehörten seine Eltern zur katholischen Kirchen, nahmen aber bei jeder Gelegenheit Zauberei in Anspruch. Das Leben des jungen Burschen war von dieser Zauberei überschattet. Er kam später nach Frankreich, um dort zu studieren. Seiner inneren Verfassung nach war er unglücklich und von Depressionen geplagt. In diesem Zustand war er zu mir gekommen. Er legte eine Generalbeichte ab. Ich holte dann noch Bruder Blocher und Nicole dazu. Wir beteten mit ihm.
Der Student sprach mir ein Lossagegebet nach. Dann verlor ich ihn zehn Jahre aus den Augen. Bei einem Kongreß in Berlin stand er plötzlich vor mir. Ich erkannte ihn nicht wieder. Er war inzwischen zu einem bekannten Prediger des Evangeliums in seinem Lande herangereift. Er berichtete mir, daß er damals in Paris frei geworden war.
Die Vergebung der Sünden und die Befreiung von dunklen Belastungen verändern ein ganzes Leben.
7. Das Lossprechen
Das Lossprechen ist ein anderer geistlicher Vorgang als der Zuspruch der Vergebung. Es gründet sich auf das Wort Jesu Matthäus 18, 18: »Was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.« Auf diesem Gebiet ist ein traditionelles Lossprechen, ein liturgisches Handeln unmöglich. Lossprechen ist ein charismatischer Akt. Dazu gehört die Gabe der Geisterunterscheidung. Dazu gehört geistliche Vollmacht und Führung durch den Herrn.
B 77 Vor einigen Jahren hatte ich an sechs englischen Bibelschulen Vorträge. Unter den Bibelschülern, die zur Aussprache kamen, war ein Seminarist, der schon mehrere Selbstmordversuche hinter sich hatte. Diese Sucht war erst mit seinem Eintritt in die Bibelschule aufgetreten, ein Zeichen dafür, daß Zauberei im Hintergrund lag. Gemütskranke, etwa Manisch-Depressive, haben ihre Anfälle unabhängig von ihrer religiösen Einstellung oder Betätigung. Okkult Belastete oder gar Dämonisierte bekommen ihre Anfälle erst, wenn sie Christus nachfolgen oder ihm dienen wollen. Ich bat den jungen Mann, in seiner Familie nachzuforschen, ob Zauberei getrieben wurde. Schon ein Telefonanruf genügte. Die Großmutter gestand, daß okkulte Dinge getrieben worden sind. Nach einer Beichte und einem Lossprechen im Namen Jesu durfte der junge Mann frei werden.
Das Lossprechen darf niemals schematisch geschehen. Ich übe es erst nach gründlicher Seelsorge aus und erst dann, wenn der Herr Jesus die Freiheit dazu schenkt. Vielleicht ist es nur bei 10 bis 20 Prozent der okkult Belasteten, bei denen ich es wage.
B 78 Einmal kam eine Krankenschwester zu mir. Sie wurde vom Teufel übel geplagt. Sie war als Kind von einem unheimlich starken Zauberer mehrfach behandelt worden. Sie litt »zum Steinerweichen«. So ließ ich mich aus Barmherzigkeit dazu verleiten, etwas verfrüht sie losszusprechen. Der Erfolg war, daß ich selbst nachts furchtbar von dunklen Mächten angegriffen worden bin. Mir war das eine Lektion, daß wir nicht zu früh handeln sollen. – Bei einem zu starken Einsatz für solche Menschen können auch Übertragungen eintreten. Es liegen mir viele dankbare Beispiele vor, daß Menschen nach der Beichte, nach dem Lossagegebet und nach dem Lossprechen eine ganze Entlastung und Befreiung erlebt haben. Das hat der Herr Jesus getan.
8. Der Gebetskreis
Die Seelsorge an okkult Belasteten ist Gemeinschaftsarbeit. Der einzelne Seelsorger ist viel zu schwach, all das auf sich zu nehmen, was auf ihn zukommt. Die Welt und Menschheit rast in eine dämonische Verfinsterung hinein. Die Belastungen der Menschen werden immer stärker, und die Zahl der Seelsorger wird immer kleiner. Manche Kirchen können nur noch die Hälfte ihrer Pfarrstellen besetzen. Dazu gibt das theologische Studium absolut keine Zurüstung für den seelsorgerlichen Dienst. Die wenigen Seelsorger, die da sind, werden von den mündlichen und schriftlichen Anfragen schier erdrückt.
Unsere Gemeinden, die Gebetszellen zur Aufnahme von belasteten Menschen haben sollten, sind geistlich nicht mündig. Man könnte eine verzweifelte Totenklage darüber anstimmen. Und doch wollen wir nicht dem Negativen den Raum lassen.
Der Gebetskreis hat seine biblische Begründung etwa in dem Wort Jesu in Matthäus 18, 19: »Wo zwei auf Erden eins werden, warum es ist, daß sie bitten, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.« Wie die Urgemeinde Gebetszellen gebildet hatte, wissen wir aus manchen Stellen.
Apostelgeschichte 12, 12: Das Haus der Maria, da viele beieinander waren und beteten.
Apostelgeschichte 4, 31: Da sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, und die wurden alle voll des Heiligen Geistes.
Okkult Belastete sind sehr bedroht, auch wenn sie frei geworden sind. Darum sollte für jeden Belasteten ein kleiner Kreis von Menschen gefunden werden, der solche Bedrohten aufnimmt. Es genügen zur Not zwei Menschen. Sie sollten wöchentlich mindestens zweimal oder dreimal vielleicht für eine Viertelstunde zusammenkommen, um für den Belasteten zu beten. Am besten wäre, der Belastete wäre dabei. Es ist nicht nötig, daß der Belastete vor diesen zwei oder drei Menschen eine Beichte ablegt. Das ist ja vor dem Seelsorger zuvor geschehen. Ein Beispiel:
B 79 In Cordoba (Argentinien) suchte eine kranke Frau einen Spiritisten auf und wurde von ihm geheilt. Der Spiritist hatte so starke mediale Kräfte, daß auch die Geheilte hinterher heilen konnte. Sie verdiente viel Geld damit. Eines Tages wurde sie von Professor Winter, mit dem ich befreundet bin, besucht. Dieser gläubige Arzt versteht viel vom Spiritismus, und er redete mit der Frau über den schädigenden Einfluß böser Geister. Die Spiritistin wurde von der Erkenntnis des Arztes beeindruckt. Beim nächsten Besuch kam die Spiritistin wider alles Erwarten zum Glauben an den Herrn Jesus. Von diesem Augenblick an rächten sich die bösen Geister. Die Frau sah selbst Frösche aus ihrem Munde springen. So war es auch bei Gottliebin Dittus unter Pfarrer Blumhardt. Nachts wurde das Bett der Frau geschüttelt. Sie wurde mit allen erdenklichen Schikanen geplagt. Prof. Winter sah die Notlage und bildete mit einigen Christen einen Gebetskreis, der treu für die Angefochtene betete. Die Frau wurde frei. Sie bewährt sich in der Nachfolge Jesu. Sie gibt alles, was sie erübrigen kann, in die Arbeit des Herrn. Prof. Winter erhält jeden Monat einen Scheck, denn er ist Chef eines Missionshospitals in Argentinien. Dieses Beispiel ist deshalb so wertvoll, weil es von einem urteilsfähigen Arzt erlebt und mir berichtet wurde. Ich hielt in seinem Hospital Cruz Blanca Esquil zwei Vorträge. Ohne den tragenden Gebetskreis wäre dieser Kampf um die spiritistisch belastete Frau erfolglos gewesen.
9. Beten und Fasten
Die Jünger kamen eines Tages enttäuscht zurück, weil sie einem besessenen Knaben nicht hatten helfen können. Sie fragten den Meister: »Warum hatten wir keine Kraft dazu?« Jesus antwortete: »Um eures Unglaubens willen. Diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten« (Matth. 17, 1421).
Das Fasten war im Alten und Neuen Testament bekannt und geübt. Daniel fastete und betete drei Wochen (Dan. 9, 3 und 10, 3). Jesus fastete 40 Tage in der Wüste.
Die katholische Kirche hat in späteren Jahrhunderten aus dem Fasten ein verdienstliches Werk gemacht. In der evangelischen Kirche heute ist das Fasten so gut wie unbekannt. Und doch hat es noch seine Bedeutung als Unterstützung des ernsthaften Betens.
B 80 Ein lutherischer Pfarrer bekam eine Frau in die Seelsorge, die jahrelang von den Psychiatern als schizophren diagnostiziert worden war. Da die Frau abends Fratzen vor ihrem Fenster sah und sich mit Selbstmordgedanken abquälte, kam der Pfarrer auf den Gedanken, es könne eine okkulte Belastung vorliegen. Er hatte mein Buch »Seelsorge und Okkultismus« gelesen, in dem unter anderem steht, daß bei Spiritisten im späten Alter gern das Fratzensehen auftaucht. So hatte er mit der geplagten Frau einige seelsorgerliche Unterredungen. Er bildete einen Gebetskreis, der sogar das Opfer brachte, unter Fasten so lange zu beten, bis bei der Frau eine Besserung eingetreten sei. Der Herr segnete diese Bereitschaft und Treue. Mit der belasteten Frau wurde es besser.
Vor einigen Jahren hatte ich die Gewohnheit, bei Evangelisationen jeweils einen Gebets und Fasttag einzulegen. Gewöhnlich machten einige Gläubige mit. So nahmen in Chur in der Methodistenkirche damals 54 Gemeindeglieder und Gläubige aus anderen Kirchen teil.
Im Rheinland hatte ich die große Freude, daß ein Gemeindepfarrer nach der Evangelisation diesen Gebets und Fasttag beibehielt. Er kommt in jedem Monat einmal mit gläubigen Gemeindegliedern zusammen. Sie führen diesen Tag nach meiner kleinen Schrift »Beten und Fasten« durch. Seit Jahren besteht in dieser Gemeinde diese gesegnete Sitte. Es nehmen gewöhnlich 20 bis 30 Menschen teil.
Manchmal werden in diesen Kreis ein oder zwei Belastete mit hineingenommen. Für diese angefochtenen Menschen wird dann gebetet, bis der Herr ihr Schreien erhört.
10. Unter dem Schutz des Blutes Jesu
Nichts fürchten die Dämonen mehr als den Namen Jesu und das Blut Jesu. Wer sich mit dämonisierten Menschen abzugeben hat, braucht einen speziellen Schutz, sonst kommt er nicht durch.
B 81 Ein Missionar hatte in Ostasien viel mit Besessenen zu tun. Ohne, daß er es merkte, wurde er beeinflußt. Es legten sich Schatten über seine Seele. Er daß er nicht mehr geriet allmählich in einen Zustand, beten konnte und auch die Freude an der Bibel verlor. In diesem Zustand kam er heim. Seine Angehörigen merkten seine Veränderung. Sie bildeten einen Gebetskreis, der durch einen anderen Reichgottesarbeiter verstärkt wurde. Nach Wochen durfte der Missionar wieder frei werden.
B 82 In keinem Land wurde mir die Bedrohung der Missionare so deutlich gezeigt wie in Japan. Von den über hundert Ländern, die ich besuchte, scheint mir Japan das schwierigste Missionsfeld zu sein. Ich hatte dort etwa 25 Missionare in der Seelsorge, die in Dinge geraten waren, deren sie daheim nicht fähig gewesen wären.
Wenn man in einer dämonisierten Umgebung zu arbeiten hat, braucht man die Fürbitte der Gläubigen und den Schutz Jesu. An dieser Stelle danke ich meinem Freundeskreis für alle Gebetshilfe. Ich bin durch meine Arbeit mit okkult Belasteten und mit Besessenen bis an den Rand meines körperlichen und seelischen Ruins geraten. Wenn der Herr Jesus nicht seine Hand über mich gehalten hätte, wäre ich zugrunde gegangen.
Doch wir stehen nicht auf verlorenem Posten. Wir haben eine Schutz und Trutzburg. In Sacharia 2, 9 heißt es: »Ich will, spricht der Herr, eine feurige Mauer umher sein und will mich herrlich darin erzeigen.« Die siegende Gemeinde, die das Reich der Herrlichkeit einmal einnehmen wird, bekommt das Zeugnis: »Sie haben Satan überwunden durch des Lammes Blut« (Offb. 12, 11).
Luther wurde im Traum vom Teufel übel geplagt. Der Teufel entfaltete eine lange Rolle und hielt ihm alle Sünden vor. Am Schluß fragte Luther: »Sind das alle?« »Nein«, schrie der Teufel und brachte noch eine zweite Rolle. Wieder ein langes Sündenregister! Und noch eine dritte Rolle! Dann hatte der Teufel nichts mehr. »Du hast etwas vergessen«, triumphierte Luther, »schreibe flugs darunter: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde«. Der Teufel stieß einen schrecklichen Fluch aus und entschwand. Das Blut Jesu hatte ihm das Konzept verdorben.
»Das Blut soll euer Zeichen sein«, hieß es in Ägypten (2. Mose 12, 13). Das Blut war das Zeichen der Verschonung, als der Würgengel vorüberging. Das Blut ist auch das Zeichen unserer Verschonung, wenn der Feind uns bedrängt. Das Blut Jesu ist unser Panier!
11. Gebieten im Namen Jesu
Es gibt Situationen, wo man in der Seelsorge mit dem Gebet allein nicht mehr durchkommt. Als Paulus in Philippi missionierte, wurde er von einer Wahrsagerin gestört. Schließlich ließ er sich das nicht mehr gefallen. Er rief ihr zu: »Im Namen Jesu gebiete ich dir, unreiner Geist, fahre aus!« Und er fuhr aus im gleichen Augenblick (Apg. 16, 1618).
Bei der Begegnung mit dem Zauberer Elymas bestand die gleiche Situation. Elymas widerstand der Botschaft des Apostels. Da bekam Paulus die innere Freiheit, ihm zu sagen: »Die Hand des Herrn kommt über dich. Du wirst blind sein.« Das war ein harter Kampf mit dem Sieg durch den Arm des Herrn.
B 83 Peter Oktavian, der indonesische Evangelist, wurde bei einer Evangelisation auf der Insel Sumbaja dauernd von einer Zauberin gestört. Da faßte er sie ins Auge und sagte: »Im Namen Jesu gebiete ich dir zu schweigen. Komm in die erste Reihe und höre aufmerksam der Botschaft zu.« Sie war augenblicklich still, kam nach vorn und hörte zu. – Genau wie das Lossprechen ist auch das Gebieten ein charismatischer Akt. Das kann niemals zur Formel werden.
B 84 Ein junger Grieche hatte das Verlangen, Gott näher zu kommen. So suchte er einen Popen der orthodoxen Kirche auf, um sich beraten zu lassen. Der Pope war Spiritist und lud den Studenten zu seinen spiritistischen Sitzungen in Saloniki ein. Von dieser Zeit an war es um den Seelenfrieden des jungen Menschen ganz geschehen. Es setzten Depressionen ein. In seiner Not ging er zu den Vorträgen eines evangelischen Predigers. Dort hörte er zum ersten Mal die Botschaft von Jesus. Das entsprach dem Suchen seines Herzens. Er suchte diesen evangelischen Seelsorger auf, obwohl er zur orthodoxen Kirche gehörte. Er beichtete, blieb aber plötzlich mit seiner Beichte hängen und brachte kein Wort mehr heraus. Der Prediger fragte ihn: »Wollen Sie etwas Schweres sagen und können nicht?« Der Student nickte. Dann gebot der Prediger im Namen Jesu den Mächten, den jungen Mann in Ruhe zu lassen. Die Beichte ging weiter. Es kamen alle spiritistischen Geschichten heraus. Der Student erlebte durch Christus eine völlige Befreiung.
Er war überglücklich. Seine Freude schlug um. Er wurde übermütig. Er sagte am Abend in seinem Zimmer: »Satan, nun kannst du mir nichts mehr anhaben. Ich nehme es mit dir auf.« In diesem Augenblick bekam er einen furchtbaren Schlag und war gelähmt. Weil er nicht zum Essen kam, sah man nach ihm und fand ihn gelähmt. Der Prediger erkannte abermals den Angriff der Finsternis und gebot wieder im Namen Jesu. Der Herr gab Gnade und löste ihn ein zweites Mal. Der Student beichtete seinen Leichtsinn und war nun vorsichtig geworden.
Der Name des Herrn ist eine Waffe, die der Erzfeind fürchtet. Diese Waffe will aber mit gereinigten Händen geführt werden.
12. Die Gnadenmittel
Fast in der ganzen Welt sieht es so aus, als ob die Gemeinde Jesu eine Versammlung »geistlich unterernährter« Christen sei. Es ist so wenig Überwinderkraft, so wenig sieghaftes Leben unter uns Gläubigen. Ich muß dabei an die eigene Brust schlagen. Woran liegt es?
Wir leben nicht aus seiner Fülle. Die ersten Christen konnten sagen: »Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade« Joh. 1, 16). Der Verfasser von Psalm 87, 7 wußte auch um dieses Geheimnis, als er bekannte: »Alle meine Quellen sind in dir.«
Wer nicht verdursten will, muß an die Quellen angeschlossen sein. Wer nicht verhungern will, muß Zugang zu den Vorratskammern haben. Wer geistlich existieren will, muß das Brot des Lebens täglich in Anspruch nehmen. Wer geistlich aufbauen will, muß die geistlichen Bausteine verwenden. Sie sind in Apostelgeschichte 2, 42 genannt: Apostellehre, Gemeinschaft der Gläubigen, Brotbrechen, Gebet.
B 85 Eines der größten Erlebnisse meines Lebens war die Aufnahme in die »Jesusfamilie« im Erweckungsgebiet von Indonesien. In dem Buch »Uns, Herr, wirst Du Frieden schaffen« habe ich davon berichtet. Schon bei Sonnenaufgang kommen auf Timor die benachbarten Familien zusammen. Man hört ihr wunderbares Singen. Sie teilen das Wort Gottes untereinander. Analphabeten sind unter ihnen, die nur die biblischen Texte hören, aber nicht lesen können. Sie halten morgens und abends Gemeinschaft. Hin und wieder brechen sie das Brot. Gebetsgemeinschaften halten sie, die dem Westen unbekannt sind. Nur noch in der koreanischen Erweckung gibt es solche Beispiele. Unter diesen Menschen stand ich unter einem offenen Himmel.
Wenn wir solche »Jesusfamilien« im Westen hätten, dann könnten alle freigewordenen Belasteten darin untergebracht werden. Diese geistliche Atmosphäre enthält eine ungeheure bewahrende Kraft.
Wenn ein Mensch von seinen okkulten Belastungen gelöst worden ist, dann muß er die vier geistlichen Elemente der Jüngerschaft Jesu treu in Anspruch nehmen: Wort Gottes, Gemeinschaft der Kinder Gottes, Brotbrechen, anhaltendes Gebet.
Dennoch brauchen wir nicht neidisch oder mutlos auf das Erweckungsgebiet zu blicken. Jesus ist derselbe im Erweckungsgebiet und bei uns. Seine Macht reicht auch für uns aus. Wir sehen das an einem Beispiel aus dem Westen.
B 86 Ein junges Mädchen, das ich sehr gut kenne, war jahrelang krank. Sie ging von einem Arzt zum anderen. Keine Hilfe! Da hörte ihre Familie von dem Wunderdoktor und geistigen Heiler Gröning. Der Vater brachte seine Tochter zu diesem Mann und setzte seine Hoffnung ganz auf diesen berühmten Heiler. Sie saßen im Wartezimmer. Die Tochter, die kurz zuvor den Herrn Jesus angenommen hatte, fühlte eine unheimliche Macht. Darum betete sie unablässig. Da trat Bruno Gröning in den Raum. Er stand vor ihr und fragte: »Glauben Sie, daß ich Sie gesund machen kann?« Sie antwortete: »Wenn Gott Ihnen die Kraft dazu gibt, ja.« Gröning erwiderte: »In Ihnen ist eine Macht, die meiner Kraft widersteht.« Also die überall bekannte Erfahrung, daß spiritistische Heiler und andere Geistheiler sofort blockiert sind, wenn jemand betet! Gröning verteilte an alle Staniolkugeln und Staniolblätter. Er gab Anweisung, dieses Staniol auf dem Körper zu tragen und nachts unter das Kopfkissen zu legen. Ferner waren Bilder von Gröning erhältlich, auf die man die Hand legen sollte. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Unruhe der Berichterstatterin sehr stark. Schließlich verbrannte sie im Gegensatz zum Willen des Vaters alles, was sie von Gröning besaß. Danach wurde sie ruhiger. Ihre geistliche Betreuung wurde dann vom »Missionstrupp Frohe Botschaft« (Wolfgang Heiner, Großalmerode) übernommen. Sie beichtete alles, was Gott ihr aufdeckte, bekannte auch die Gröninggeschichte. Der Seelsorger betete mit ihr ein Lossagegebet und sprach sie los. Seither ist aller Druck und alle Angst weg. Der Missionstrupp wurde für dieses Mädchen die »Jesusfamilie«, von der gesprochen worden ist.
13. Rückkehr der Dämonen
Es ist ein notvolles Kapitel, um das es hier geht. jeder treue Seelsorger wird dadurch selbst in die Buße hineingetrieben.
Jesus machte uns auf den Tatbestand der Rückkehr der bösen Geister aufmerksam in Lukas 11, 24: »Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausfährt, so durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er’s gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind denn er selbst, und wenn sie hineinkommen, wohnen sie da, und es wird hernach mit demselben Menschen ärger denn zuvor.«
Ich kenne aus der Seelsorge solche furchtbaren Geschichten. Doch bevor ich davon berichte, muß zuerst ein Mißverständnis abgewehrt werden. Gläubige, die auf diesem Gebiet Seelsorge treiben, werden herzlich gebeten, auf den Unterschied der folgenden Beispiele zu achten.
a) Die scheinbare Rückkehr der Dämonen
B 87 Ein epileptisches Mädchen kam in ihrer Jugend treu zum evangelischen Jugendkreis. Da ließ ihre Mutter sie besprechen. Die Epilepsie verschwand durch diese magische Heilung. Seit dieser Zeit kamen aber Mutter und Tochter nicht mehr unter Gottes Wort. Der Pfarrer ging den beiden nach und fragte nach dem Grund des Fernbleibens. Er erfuhr den Sachverhalt und hörte auch davon, daß der »Geistheiler« der Tochter ein Amulett mitgegeben hatte. Der Pfarrer bat um das Amulett und öffnete es. Darin war eine Teufelsverschreibung in dem Sinn, daß der Teufel das Mädchen heilen sollte und dafür ihre Seele haben könne. Beide Frauen erschraken furchtbar. Sie taten Buße. Das Amulett wurde verbrannt. Was geschah? Die alte Krankheit kam wieder. Die Frauen konnten aber nach der Buße und dem Lossagen wieder beten und kommen unter das Wort Gottes. Das ist keine Rückkehr von Dämonen, sondern gerade das Gegenteil. Die Rückkehr der alten Krankheit zeigt an, daß der okkulte Bann gebrochen ist.
Ganz zufrieden bin ich mit diesem Verlauf nicht. Warum hat der Pfarrer nunmehr nicht darum gebetet, daß der Herr das Mädchen anrührte und heilte? Wir stellen doch dem Herrn Jesus ein schlechtes Zeugnis aus, wenn wir nur zugeben, daß der Teufel heilen könne, aber Jesus nicht.
B 88 Einer meiner Freunde hat es besser gemacht. Bei einer meiner Evangelisationen, die von diesem Freund organisiert worden war, kam ein junger Mann in meine Seelsorge. Er war in seiner Kindheit bei einer Erkrankung von einem magisch arbeitenden Schäfer besprochen und geheilt worden. Er beichtete seine Sünden, sagte sich in meiner Gegenwart los und durfte frei werden und Vergebung finden. Nach Beendigung meiner Evangelisation reiste ich ab. Bei dem jungen Mann war inzwischen die alte Erkrankung wieder aufgetreten. Die Mutter kam dann ganz verärgert zu meinem Freund und beklagte sich über meine Seelsorge, weil sie nur dazu geführt habe, daß ihr Junge wieder unter der alten Krankheit leide. Mein Freund war aber glaubensstärker als der Seelsorger im vorangegangenen Beispiel. Er antwortete der Mutter: »Was der Teufel kann, kann der Herr Jesus noch tausendmal mehr. Wir wollen nun darum bitten, daß der Herr Jesus auf den Plan tritt und Ihren Sohn heilt.« Sie beteten zusammen, und der Junge wurde sofort wieder gesund.
Es ist ein Geschenk, wenn Gott einem solche Freunde zur Seite stellt, die in der geistlichen Linie mitmarschieren. Andere Organisatoren der Vorträge haben sich nicht so biblisch verhalten, sondern geschimpft und erklärt: »Das hat man davon, wenn man solche Männer ruft. Die bringen nur Unruhe in die Gemeinde und machen die Leute durcheinander.«
Das ist mir manches Mal passiert. Den Höhenweg des Glaubens können nicht alle gehen. Und in der Abwehr der dunklen Mächte sind viele Reichgottesarbeiter unerfahren und ohne Vollmacht. Mit dieser Feststellung will ich nicht sagen, daß ich Vollmacht hätte. Ich weiß um den Jammer und das Elend meines eigenen Herzens. Mein Trost ist aber, daß ich einen Herrn habe, der für die Elenden da ist. In diese Gruppe gehöre ich.
Das Verlangen der Elenden hörst du, Herr. Psalm 10, 17 Der Herr hilft den Elenden herrlich. Psalm 149, 4 Der Herr erbarmt sich seiner Elenden. Jesaja 49, 13 Die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein. Psalm 9, 19
b) Die echte Rückkehr der Dämonen
Die Erlebnisse auf diesem Gebiet offenbaren unsere ganze Hilflosigkeit. Wer im Ringen um dämonisch belastete Menschen steht, der weiß um seine eigene Ohnmacht und zugleich um die Macht, die von Jesus ausgeht.
B 89 Eine Frau war während des zweiten Weltkriegs mit einem Offizier befreundet. Sie nahmen beide eine Blutsverschreibung an den Teufel vor. Nach dem militärischen Zusammenbruch nahm sich der Offizier das Leben. Er erschien in Zukunft seiner ehemaligen Freundin und verlangte von ihr, sie solle auch diesen Schlußstrich ziehen. Sie weigerte sich. Die Frau suchte Hilfe bei Christen. Es wurde viel für sie gebetet. Sie beichtete und entschloß sich, jesus nachzufolgen. Von nun an wurden die Angriffe der finsteren Mächte schlimmer. Sie wurde Tag und Nacht gequält. Sie fand einen Seelsorger, der auf diesem Gebiet Erfahrung besitzt. Er sprach mit ihr ein Lossagegebet und sprach sie los. Es schien alles gut zu gehen. Sie hatte einige Monate Ruhe, konnte beten und glauben. Da setzten auf einmal die Angriffe wieder ein. Sie kam zu ihrem Seelsorger zurück, der dann sofort einen Gebetskreis für sie bildete. Nach der Rückkehr der Mächte war sogar der Kampf noch heftiger geworden als zuvor.
Die Rückkehr der finsteren Mächte wird vor allem dann beobachtet, wenn Menschen in einer christlichen Umgebung frei werden, dann aber in eine Atmosphäre der Zauberei zurückkehren müssen. Das ist häufig der Fall, wenn Menschen aus einem Spiritistenhaus kommen, sich in der Fremde bekehren und dann in ihr dämonisches Elternhaus zurückkehren müssen. Dazu ein Beispiel aus Holland:
B 90 Ein junge kam aus einem Elternhaus, in dem Zauberei getrieben wurde. In der neuen christlichen Umgebung traten bei ihm seltsame Störungen auf, die so merkwürdig waren, daß der Arzt an einen Tumor dachte. Bei der seelsorgerlichen Betreuung verschwanden aber die seltsamen Symptome. Der Junge wurde frei, ein Zeichen, daß es kein Tumor, sondern die dämonische Belastung seiner Eltern war. Als er dann in den Ferien einige Monate in sein Elternhaus zurückgekehrt war, kamen die alten Belastungen wieder. Der Kampf begann von neuem.
Menschen, die befreit worden sind, aber immer wieder in die magische oder spiritistische Umgebung zurückkehren müssen, kommen nie zur Ruhe. Ich gebe solchen jungen Leuten gewöhnlich den Rat: »Bleiben Sie von den Eltern oder von dem Onkel weg, wenn diese Menschen ihre Zauberei nicht aufgeben wollen.« Nicht immer wird ein solcher Rat verstanden. ja, man kann darüber beschimpft werden.
Wer nicht alles beachtet, was die Bibel uns zum Schutz sagt, der ist dauernd in der Gefahr, wieder unter den Einfluß der verjagten Geister zu geraten.
14. Die Waffenrüstung
Es gibt Kämpfe in der unsichtbaren Welt, von deren Existenz und Heftigkeit wir keine Ahnung haben. Die Bibel deutet diesen Sachverhalt manchmal an. So war über dem Leichnam von Mose in der unsichtbaren Welt ein Kampf entstanden Judas 9). In Daniel 10, 13 wird uns vom Kampf Michaels mit dem Engelsfürsten von Persien berichtet; übrigens ein Hinweis, daß es nicht nur für Menschen Schutzengel gibt, sondern möglicherweise auch für ganze Völker.
In Matthäus 4 wird uns von dem weltumspannenden Kampf Jesu mit Satan berichtet. Die Engel schauten zu und warteten darauf, dem Herrn jesus zu dienen und ihn zu stärken (Matth. 4, 11).
Es finden Schlachten in den Luftgebieten statt, die gelegentlich für Menschen, die in Anfechtung sind, transparent werden. Denken wir an die Angst des Knechtes von Elisa, der angesichts der Syrer ausrief: »O weh, was sollen wir tun?« Elisa sprach das klassische Wort: »Derer ist mehr, die bei uns sind, als derer, die bei ihnen sind« (2. Kön. 6, 16). Elisa betete. Da wurden seinem Knecht die Augen geöffnet. Rings um den Propheten waren viele feurige Rosse und Streitwagen.
Solche Kämpfe toben heute mehr denn je. Der Endkampf hat begonnen. In den Luftgebieten »hallt es wider vom Waffenlärm der bösen Geister«. Doch wir sind nicht preisgegeben.
Einer steht uns bei.
B 91 Peter Oktavian erzählte mir von einem Angriff vieler Mohammedaner auf der Insel Sumbaja (Indonesien). Seine Freunde machten ihn auf das Heranrücken einer großen Schar von feindlichen Moslems aufmerksam. Peter antwortete den Freunden: »Wir lassen uns nicht aufhalten. Derer ist mehr, die bei uns sind.«
Die Schar der Gläubigen erhielt dann unerwartet Hilfe durch einen hohen Offizier, der in Zivil unter den Zuhörern war. Der Herr hatte vorgesorgt.
B 92 Bei meiner Vortragsreise in Curitiba in Brasilien plante der Teufel Störaktionen, die ihm aber nicht gelangen. Es saßen drei Frauen mit schwersten okkulten Belastungen in der Kirche. Die erste Frau, die schon 30 Jahre einem christlichen Kreis angehörte, hatte dauernd den inneren Drang: »Schreie laut in die Kirche hinein: Das ist Lüge.« Die zweite Frau, Tochter einer Besprecherin, fiel während meines Vortrages in der Kirche in Trance. Die dritte Frau hörte während der Botschaft den Auftrag: »Lästere Gott! Fluche ihm!« Alle drei kamen nicht zum Ziel. Der Herr band sie. Ohne Störung konnte ich meinen Gottesdienst beenden. Die erste Frau hat das hinterher gebeichtet. Ohne mein Wissen war der Herr den Angriffen der unsichtbaren Welt entgegengetreten.
Wir brauchen aber in solchen Kämpfen unbedingt die Waffenrüstung, ohne die wir den Streit nicht bestehen. Paulus erwähnt in Epheser 6, 1617 den Schild des Glaubens, den Helm des Heils, das Schwert des Geistes. Wer nicht gewappnet ist, der wird eine Beute des Feindes.
Wie tragen wir den Schild des Glaubens? Mein Grundsatz beim Beten ist: Lieber von vornherein glauben und sich dann von Gott enttäuschen lassen das tritt dann aber nicht ein als nicht glauben und damit von vornherein Gott enttäuschen.
Wie schützen wir uns mit dem Helm des Heils? Satan flieht, wenn er uns beim Kreuze sieht. Wer die Position des Kreuzes verläßt, wird ein Opfer des Feindes, der das Kreuz umschleicht.
Wie führen wir das Schwert des Geistes? Ich streiche mir einzelne Bibelworte mit Farbstift an, lerne sie auswendig und wende sie tagsüber immer wieder an. Von Maria heißt es: »Sie bewegte diese Worte in ihrem Herzen.« Die Worte, die man im Herzen immer wieder umdreht, überdenkt, werden einem vom Heiligen Geist stets neu beleuchtet und zur Kraftquelle gemacht. Von Luther gibt es ein drastisches Wort. Er sagte: »Man muß Gott seine Verheißungen um die Ohren reiben, bis er uns hört.«
Wer aus einer okkulten Belastung losgekommen ist, muß sorgsam alles in Anspruch nehmen, was das Wort Gottes uns bietet.
B 93 Als die Spanier 1519 unter Ferdinand Cortez das Aztekenreich angriffen, waren die Azteken zuerst mutlos, weil ihre Pfeile an den Brustpanzern der Spanier abprallten. Da entdeckten sie, daß die Beine der Angreifer nicht mit Eisen gepanzert waren. Sie schossen dann nur noch auf die Beine und töteten sehr viele Spanier.
Der Teufel weiß um unsere verwundbaren Stellen. Wir müssen auf seine Tiefschüsse achten. Er greift an unserer schwächsten Stelle an: sei es Hochmut, Geld, Unreinheit, Trägheit, Zorn und anderes. Der Sieg fällt uns nicht leicht in den Schoß. Im Reich Gottes wird gekämpft. Wir schaffen es aber nicht in eigener Kraft, sondern durch ihn, dem alle Gewalt gegeben ist.
15. Verwirklichung des Sieges
Durch die Bibel geht nicht der Ton einer müden Resignation, sondern die Linien des Sieges. Paulus triumphiert in 1. Korinther 15, 57: »Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unseren Herrn Jesus Christus.« Paulus spricht in der Vergangenheitsform. Der Sieg ist ein Perfektum, eine vollzogene Tatsache.
Der eine große Sieg Jesu am Kreuz begründet unsere Siege in der Gegenwart. Die Seelsorge an okkult Belasteten und gar an Besessenen mag noch so schwer sein, noch so zermürbend, es bleibt dennoch die Tatsache des Sieges bestehen.
Wir bringen dazu ein biblisches Beispiel. In 2. Mose 14 steht die wunderbare Geschichte von der Bedrohung Israels durch die verfolgenden ägyptischen Streitkräfte. Das Volk war bestürzt, griff Mose an und klagte Gott an. Vor ihnen lag das Meer. Hinter ihnen die Streitwagen der Feinde. An ein Entkommen war nicht zu denken. Mose brachte die tödliche Bedrohung Israels im Gebet vor Gott. Und er muß nicht nur gebetet, sondern zu Gott geschrien haben. Also ein Gebet in höchster Not. Da antwortete der Herr (2. Mose 14, 15): »Was schreist du zu mir? Sage den Kindern Israel, daß sie ziehen!« – Der Sieg war schon bereitet, wenn auch die Kinder Israel nichts davon wußten.
Ich befand mich oft in aussichtslosen Lagen. Kein Ausweg mehr, kein Lichtblick mehr! Keine Hilfe mehr! »Was schreist du so, als ob es keinen Gott gäbe, der die Lösung vorbereitet hat?« Verwirkliche den Sieg und ehre damit den Herrn!
B 94 Zwanzigmal durchzog ich schon die afrikanischen Länder. Von vielen schweren Auseinandersetzungen zwischen der christlichen Botschaft und dem ungebrochenen Heidentum wurde mir berichtet. Im Kongo wurde ein Missionar jahrelang von einem Oberzauberer geplagt. In der Missionsgemeinde wurde viel dafür gebetet. Es reifte allmählich eine Entscheidung heran. An einem Sonntag versammelte der Missionar seine Gemeinde zu einer besonderen Gebetsversammlung in der Kirche. Der Oberzauberer hatte angedroht, daß er an diesem Tag einen furchtbaren Schlag gegen die Christen führen werde. Die Gemeinde war davon verständigt worden. Der Zauberer hatte seine Leute auf einem Hügel vereinigt. Ein schweres Gewitter zog auf. Da erfolgte nur ein einziger Blitzschlag. Kurz danach kam ein Bote mit der Meldung, daß der Oberzauberer davon erschlagen worden war. – Der Sieg war bereitet. Die Missionsgemeinde hatte einsteigen dürfen.
B 95 Ein junger Mann war bei mir in der Seelsorge. Als kleiner junge war er gegen eine Erkrankung besprochen worden. Als ich mit ihm betete, fing er an zu lästern und zu fluchen. Ich merkte, daß ich mit dem Gebet nicht weiterkam. Ich blickte im Geiste auf zum Herrn und gebot: »Im Namen Jesu gebiete ich dir zu schweigen.« Er schwieg augenblicklich und fing dann selbst an, den Herrn zu loben und zu preisen. Eine überraschende Wendung! Ein Sieg durch den erhöhten Herrn!
16. Die völlige Auslieferung
Bei dem schrecklichsten Besessenheitsfall, den ich in meiner Seelsorge je hatte, fragte ich die Stimmen, die aus dem Mann sprachen: »Warum laßt ihr ihn nicht in Ruhe?« Die Dämonen antworteten: »We possess him because he did not make a full surrender.« »Wir besitzen ihn, wir machen ihn besessen, weil er keine völlige Auslieferung an den Herrn vollzog.«
Das ist eine Warnung an die Gläubigen. Die finsteren Mächte nehmen die kleinste Handhabe wahr. Sie finden an irgendeiner Stelle, die nicht dem Herrn Jesus ausgeliefert ist, den Einstieg. Wenn ein Mensch von seinen okkulten Belastungen frei geworden ist, dann darf es dem Herrn gegenüber keine reservierten Gebiete geben. Die Gebiete, die dem Herrn vorenthalten sind, werden vom Feind besetzt.
Es ist ein Unterschied, ob wir die Haltung haben, daß wir bereit sind, alles im Sinne Jesu verwalten zu wollen, oder ob wir dem Herrn selbst die Verwaltung überlassen. Er erwartet von uns eine Kommandoübergabe. Er will Chef unserer Zeit sein, unserer Kraft, unseres Willens, unseres Vermögens, unserer Pläne, unserer Entschlüsse. – Jesus sagte (Matth. 11, 27): »Alles ist mir übergeben von meinem Vater.« Sind wir bei diesen »Übergebenen«?
Nur wenn ER der Herr ist, bleiben wir vor anderen Herren bewahrt.
B 96 Ein wunderbares Erlebnis eines meiner Freunde macht das deutlich. Dieser Freund arbeitete seit Jahren auch auf dem Gebiet der okkulten Belastungen. Er warnte in seinen Vorträgen immer vor Zauberei. Eines Tages kam der Anruf eines Arztes. Dieser Mann sagte ihm: »Ich habe magische Bücher und arbeite damit. Ich ärgerte mich über Ihre Warnungen. So wandte ich meine magischen Kräfte gegen Sie an. Sie funktionierten nicht. Sie sind von einer Macht umgeben und beschützt, die größer ist als meine. Nun muß ich die Konsequenzen ziehen.« – Die Konsequenzen waren schrecklich. Statt sich Jesus zuzuwenden, nahm sich der Arzt einen Tag nach diesem Gespräch das Leben.
Abgesehen von diesem furchtbaren Ende des Magiers halten wir das eine fest. Mein Freund spürte von den Angriffen dieses Zauberers nichts. Der Stärkere auf seiner Seite hatte seine Hand über ihn gehalten. Das ist eine frohmachende Botschaft in allen Kämpfen und Schwierigkeiten. Wir haben den Stärkeren auf unserer Seite. Der Apostel Johannes bezeugt (l. Joh. 4, 4): »Der in euch ist, ist größer als der in der Welt ist.«
Das biblische Klima
Mit diesen 16 Punkten haben wir verschiedene Stationen der Seelsorge an okkult Belasteten abgeschritten. Es ist keine Methode entwickelt worden. Es wurden keine Rezepte gegeben. Der souveräne Herr kann alle Stufen auf einmal überspringen, wie wir es bei dem Erlebnis B 95 gesehen haben. Gedacht war diese Darstellung nur als Waffenschmiede, in der alles für den Kampf bereitet wird. Es sind manche Hinweise gegeben worden, die in vieljähriger Erfahrung erprobt worden sind. Ein wichtiges Anliegen muß aber noch umrissen werden.
Besessenheitsgeschichten gibt es in allen Religionen, bei den heidnischen Naturreligionen und beim Islam, beim Buddhismus, beim Judentum und Christentum. Die Methoden der Austreibung sind genauso verschieden. Echte Befreiung und nicht nur »Positionsverlagerungen« gibt es nur durch Christus. Des Menschen Sohn hat die Macht (Mark. 2, 10).
Ein anderer Punkt ist wesentlich in dieser Betreuung und Fürsorge für den angefochtenen Menschen. Diese Seelsorge gedeiht nur im richtigen geistlichen Klima. Ein Mensch und seine Nöte ist niemals ein »Fall«, niemals eine »Sensation«, niemals »Objekt unserer Probierversuche«. Befreiungen werden nicht im unbilischen Lärm geschenkt wenn auch der Kampf mit den Besessenen oft dramatisch wird. Hüten wir uns vor aller Treiberei, vor allem Hochspielen eines Schaustückes. – Wir müssen gesund sein im Glauben Nüchtern in unserem Denken Klar und biblisch in unserer Haltung
III. Alles ist Ihm übergeben
Ein letzter Schwerpunkt soll herausgestellt werden. Wir leben in einer Zeit, deren Chaos und Verworrenheit kaum noch zu überbieten ist. Nur der Antichrist wird es noch toller treiben. Drehen wir einmal das Rampenlicht an. – In dem Senderaum des größten New Yorker Senders, der Long John Nebel Show, hatte ich einen Weltverbesserer als Gesprächspartner und leidenschaftlichen Gegner. Er widersprach meiner Konzeption von der aus den Fugen geratenen Weltordnung. Er meinte: »Das Leben ist so wunderbar. Die Welt ist so schön. Nur die Unheilspropheten verdüstern alles.« Am gleichen Tag, an dem er mir das sagte, wurde in New York eine Bande mit 3 kg LSD geschnappt. Diese Menge stellt einen Wert von 600 Millionen Mark dar. Sie reicht aus, um 30 Millionen Amerikaner für einige Stunden ins Traumland zu senden.
Seht, welch eine Welt!
Ein andermal, es war im Mai 1969, saß ich unter 50 Jugendlichen. Über ihrer Behausung – geschmückt mit Leninbild und kommunistischen Parolen – flatterte die rote Fahne. In der Stadt heißt dieses Lokal nur »Der rote Turm«. Eine erregte Diskussion kam auf. Die jungen Leute wußten alles besser. Eine Theologiestudentin gehört schon lange zu diesem Kreis. Sie hat schon das theologische Examen hinter sich. Sie gab den Wendepunkt in der Diskussion, indem sie erklärte: »Jesus war ein Homosexueller.« Ich sprang auf und rief: »Das ist Gotteslästerung. Hier kann ich nicht länger bleiben.« Als ich sofort den Raum verließ, rief noch ein junger Mann nach: »Und Maria war eine Hure!«
Seht, welch eine Theologie!
Noch ein drittes Szenenbild unserer Tage. In Nordkorea war es. Viele Christen waren schon seit Jahren nach Südkorea geflohen. Nicht alle Christen hatten die Chance, nach dem rettenden Süden zu entkommen. Deshalb hat Nordkorea viele Märtyrer. Einer der gräßlichsten Verfolgungsakte sei berichtet, damit wir für die verstümmelten Opfer beten. Zehnjährige Kinder wurden von politischen Häschern bei einer heimlich abgehaltenen Sonntagsschule entdeckt. Die kommunistischen Folterknechte bereiteten dieser Sonntagsschule ein entsetzliches Ende. Sie schlugen den Kindern die Eßstäbchen in die Ohren, zerstörten das Gehör und machten sie damit taub. Diese Kinder können nun nie mehr in ihrem Leben Gottes Wort hören.
Seht, welch eine Politik!
Es war ein hoher Beamter. Pilatus hieß er. Mit den einflußreichen jüdischen Führern wollte er gut Freund sein. Darum gab er gegen sein eigenes Wissen und Gewissen den Verachteten preis. Geschlagen wurde das Opfer. Dornen preßten sie ihm aufs Haupt. So führten ihn die Kriegsknechte heraus auf die Plattform. Und der stolze, feige Römer wurde ohne sein Wissen zum Prophet, als er sagte.
Seht, welch ein Mensch!
In der verrotteten Welt, in der satanisch inspirierten Theologie, in der dämonisierten Politik steht ein Mensch, der sich unter alles beugt, der alles trägt, der alles erträgt. Ein Mensch, anders als die anderen Menschen. – Ist er ein Mensch, der im Dunkel geendet hat? Ein Mensch, der mit seinen Ideen bankrott gemacht hat? Ein Mensch, der ein hoffnungsloser Phantast gewesen ist?
Nein, er ist ein Mensch ohnegleichen. Im Gewand der Niedrigsten ist er der Höchste. Im Gewand der Ohnmacht trägt er verborgen die höchste Machtfülle. Er ist der Mensch, Sohn Gottes zum Mensch geworden, der den Himmel verließ, um uns Menschen den Himmel zu öffnen.
Er beendet und erneuert die verkommene Welt. Er zerbricht die satanische Theologie, den falschen Propheten des Abgrundes. Er setzt dem politischen Untier sein Ziel. Ein Ende bereitet er auch der bis ins Mark verfaulten Zivilisation des Westens. Er tut’s, denn Gott hat ihm alles übergeben. Über der Endkatastrophe steht ER und seine Verheißung: Siehe, ich mache alles neu!
Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Mai 2008
Veröffentlichungen von Dr. Kurt E. Koch
Seelsorge und Okkultismus
Okkultes ABC
Weichenstellung
Wie findet manJesus
Die Geistesgaben
Heilung und Befreiung
Besessenheit und Exorzismus
Christus oder Satan (Wahrsagen, Magie, Spiritismus, Wider das 6./7. Buch Mose, Wunderheilungen)
Unser Leben nach dem Tode
Koreas Beter
Untergang der freien Welt
Tag X
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