Schöpfungsbericht (E.Sauer)
Erich Sauer
DER KÖNIG DER ERDE
Ein Zeugnis vom Adel des Menschen nach Bibel und Naturwissenschaft
– Auszug –
DIE REIHENFOLGE DER SCHÖPFUNGSWERKE IM EINZELNEN
1. Die Tatsache einer Weltschöpfung an sich.
»Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre.
Ihr Schall pflanzt Seinen Namen fort.
Ihn rühmt der Erdkreis, Ihn preisen die Meere:
Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort!« (Chr. F. Gellert).
Gott hat Himmel und Erde gemacht (1. Mo. 1, 1; Kol. 1, 16).
»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort…. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist« (Joh. 1, 1. 3).
Durch diese seine Botschaft von einer alleinigen Weltursache und einer Weltschöpfung aus Nichts durch den ewigen Gott steht der biblische Offenbarungsglaube und in Sonderheit der biblische Schöpfungsbericht unendlich erhaben über allen Weltentstehungslehren der heidnischen Umwelt mit ihren oft mythologischen Ausschmückungen und Überwucherungen.
a. Biblischer Schöpfungsglaube und babylonischer Weltenstehungsmythos.
Der höchststehende heidnische altorientalische »Schöpfungs«(?)mythos ist der babylonische. An jedem Neujahrstage wurde er in Babylon, dieser Zentralstadt der Kultur der alten Welt, in der öffentlichen, offiziellen Festliturgie feierlich zur Verlesung gebracht. Aber wie stellt er den Vorgang des Weltwerdens dar?
Er schildert die Weltenstehung als einen Kampf zwischen Marduk, dem Gott des Lichts, dem Stadtgott von Babel, mit einem finsteren, chaotischen Ungeheuer Tiamat. Er bewegt sich also von vornherein in einem grundsätzlichen Dualismus. Schließlich trägt Marduk den Sieg über Tiamat davon. Das Ungeheuer wird getötet. Seine Leiche wird in Stücke zerlegt, und aus den Stücken dieser Leiche wird die Welt aufgebaut.
So sieht dieser höchste Weltenstehungsmythos, den die alte Kulturwelt hervorgebracht hat, das »Schaffen« eigentlich nur als ein siegendes »Gestalten« an, als ein Niederringen bereits vorhandener, chaotischer Widerstände, nur als ein »Formen« eines schon vorher bestehenden, gegebenen Materials. Zu der Vorstellung einer Weltschöpfung aus Nichts durch einen alleinigen, allmächtigen Gott vermag sich das babylonische Denken nicht emporzuschwingen. Hier kann nur die Offenbarung Gottes selbst das wahre Licht schenken.
»Durch den Glauben erkennen wir, daß Gott die Welt aus Nicht-Erscheinendem (d. h. durch Sein Wort) gemacht hat« (Hebr. 11, 3). Zur Anerkenntnis eines Weltanfangs und einer Weltschöpfung ist Glaube an einen persönlichen, lebendigen, allmächtigen Gott erforderlich.
Auch modernes, rein naturwissenschaftliches Forschen vermag nicht, bis zu diesem ersten und letzten Welturgrund hindurchzugelangen.
Dennoch weiß auch der Glaube die Hinweise der Natur und Naturforschung zu würdigen. Auch wenn die Denkarbeit des menschlichen Geistes und die Zeichensprache der Natur die Wahrheit Gottes nicht zu »beweisen« vermögen, so können sie sie dennoch bezeugen.
Auch naturwissenschaftliches Denken unserer Gegenwart wendet sich gegen die atheistisch materialistische Behauptung einer Anfangslosigkeit und Ewigkeit von Welt und Materie. Wir nennen ein Doppeltes:
b. Urnebel, Masse und Weltanfang.
Bei aller Mannigfaltigkeit im einzelnen gehen doch alle neuzeitlichen Weltentstehungslehren von der Annahme eines viele tausend Grad heißen, glühenden Umebels aus. Dieser habe sich auf irgendeine Weise abgekühlt, zusammengezogen, sei in rotierende Bewegung geraten, und so seien aus dieser Urmasse, durch Schleuderkraft (Zentrifugalkraft) und Zusammenballung, allmählich die Weltkörper entstanden.
Aber gerade hier tauchen bedeutsame chemisch physikalische Probleme auf.
Nach der Dalton’schen Auffassung über die Gase gibt es keine Massenanziehung in ihnen, sondern, irn Gegenteil, nur wechselseitige Abstoßung ihrer Teile. Sie haben kein ursprüngliches Volumen, sondern suchen unaufhörlich, einen größeren Raum einzunehmen. Die ursprüngliche Nebelmasse müßte also gleichmäßig den ganzen Weltraum eingenommen haben.
Dazu kommt Folgendes: Es gibt wegen der extrem hohen Temperaturen überhaupt keine chemischen Verbindungen. Es sind nur noch Atome vorhanden, die sich nicht zu Molekülen verbinden.
Auch die Schwerkraft (Gravitation) konnte unmöglich in Tätigkeit treten, weil ja der flüchtige Stoff in vollkommener Gleichheit im ganzen Weltraum verteilt war.
Ebenso konnte die ursprüngliche Nebelmasse von sich aus gleichsam von »innen« her nicht zu einer ersten Bewegung gelangen. Denn, nach dem Trägheitsprinzip, bleibt jeder Körper solange in seinem Zustand (Ruhe bzw. Bewegung), bis eine außer ihm liegende Kraft auf ihn einwirkt. Wie aber sollte ein solcher Anstoß von »außen« her erfolgen können, da ja das ganze Weltall von dieser glühenden Nebelmasse erfüllt gewesen war und es folglich überhaupt gar kein »Außen« – wie ebenso auch kein eigentliches »Innen« gegeben hätte?
Eine Änderung dieses Zustandes wäre nur durch Eintreten einer Abkühlung möglich geworden. Aber von dieser hätte auch nicht die Rede sein können, da es ja überhaupt kein kälteres »Außen« gab, in das diese Urnebel Gasmasse ihre Wärme hätte ausstrahlen können, wobei sie sidi dann, durch Verminderung der Temperatur, zusammengezogen hätte! Der Urzustand hätte also ewig bestehen müssen. Man macht sich die Sache also doch wahrlich gar zu leicht, von einer Abkühlung der Urnebelmasse zu reden, ohne nachgewiesen zu haben, wohin diese ausstrahlende Wärme geströmt sein soll!
Wir sehen, ohne die Zuhilfenahme einer höheren Kraft, die etwas anderes ist als die Urnebelmasse selbst, kann die Entstehung der Welt nicht begriffen werden. Richtig sagt darum der Astronom Professor Johannes Riem: »Wir stellen fest, daf3 schon die reine Tatsache der Existenz des heutigen Kosmos ein unzweideutiges Gegenzeugnis gegen den Materialismus und ein unzweideutiges Zeugnis von der Schöpferkraft und Allmacht der höchsten kosmischen Intelligenz ist. Sonst befänden wir uns noch heute inmitten des alten Chaos.«
Wollten wir aber, wie viele es tun, versuchen, die Entstehung des Urnebels, aus dem unser jetziges Sonnensystem hervorgegangen sei, aus dem Zusammensturz zweier früherer Sonnen oder Sonnensysteme zu erklären, so kämen wir auch damit keinen Schritt vorwärts. Denn dann wäre es nunmehr unsere Aufgabe, die Entstehung dieser früheren Sonnen zu erklären. Das ganze Problem wäre also nur rückwärts verschoben, aber in keiner Weise gelöst.
Nein, begreiflich gemacht werden kann das Dasein eines geordneten Kosmos nur durch den Glauben an das Dasein und das schöpferische Wirken einer höheren, kosmischen Macht. Zugleich aber wird dies Ganze zu einem Zeugnis wider die Anfangslosigkeit der Materie und für die Tatsache eines Weltanfangs durch Weltschöpfung.
Wir stehen also vor einer unausweichlichen Wahl: entweder glauben wir an Gott, als den Schöpfer von Himmel und Erde, oder wir müssen auf alle Erklärung und alles Verständnis in diesen entscheidenden Fragen des Weltfundaments von vornherein verzichten.
c. Das Zeugnis der Radioaktivität wider eine Anfangslosigkeit und Ewigkeit von Welt und Materie.
Ein zweites Zeugnis der modernen Naturwissenschaft bezüglich eines Weltanfangs bietet der Zerfall radio aktiver Substanzen. Zugleich ist er ein Zeitmesser zur Altersbestimmung der Erdsdiiehten und der Erde selbst. Professor Karl Heim schreibt:
Wir haben innerhalb unseres Sonnensystems ein ziemlich sicheres Mittel, um das Alter von Weltkörpern festzustellen. Das ist der Radiumzerfall bei radioaktiven Substanzen, dessen Ablaufzeit meßbar ist. Man hat an Gesteinen, die radioaktive Substanzen enthalten, Untersuchungen angestellt über den bereits erfolgten Zerfall. Daraus konnte errechnet werden, vor wie langer Zeit das betreffende Gestein sich gebildet hat. Man spricht von »Gesteinsuhren« in den geologischen Schichten, die gleichförmig durch die Jahrmillionen der Erdgesdüchte ticken und an denen wir späten Wanderer auf dieser Erde sehen und ablesen können, wieviel Uhr es ist. An diesen »Uhren« sehen wir: Unsere Erde ist, nach den ältesten geologischen Schichten, etwa anderthalb Milliarden Jahre alt, wahrscheinlich noch älter, aber jedenfalls nicht mehr als das Dreifache davon.«
Ein Stoff ist radioaktiv, wenn er kleine Atompartikel abstößt, die dann mit sehr großer Geschwindigkeit wegfliegen. Radium und Uranium sind die in der allgemeinen Öffentlichkeit am meisten bekannten Substanzen dieser Art. Durch die Atombombe hat die gesamte Kulturmenschheit der Gegenwart von diesen radioaktiven Erscheinungen Kenntnis bekommen.
Da Uranium solche Atompartikel mit größter Geschwindigkeit abstößt, zerfällt es, bis es schließlich Blei geworden ist. Die Geschwindigkeit dieses Zerfallsprozesses ist bekannt. Sie ist immer die gleiche, welchen Temperaturen und Druckverhältnissen die Materie auch unterworfen sein mag. Man hat in Laboratorien radioaktive Substanzen Temperaturen und Druckverhältnissen ausgesetzt, die höher und größer sind als alle diejenigen, die man auf der Oberfläche unseres Planeten finden kann. Dabei hat sich herausgestellt, daß der Verfallsprozeß weder beschleunigt noch verzögert wurde. So können die Physiker, durch diese »Blei Methode«, an dem Grad des Zerfalls, das heißt, an dem Gehalt von Uranblei im Uranerz, sagen, wie alt ein Stück Uranium ist (So schreibt Dr. A. Neuberg in seinem Buch »Das neue WeltbiId der Physik.“ Göttingen 1941, S. 82: „Ein Gramm Uran zerfällt in 80 Millionen Jahren. Wenn sich also in 100 Gramm Uran ein Gramm Uranblei befindet, so wird das Gestein etwa 80 Millionen Jahre alt sein.“ Alle diese Zahlen aber können, trotz sorgfältigster Forschungen, durchaus noch nicht als völlig gesichert angesehen werden. Daher ist, in bezug auf alle Einzelangaben, größte Zurückhaltung erforderlich.)
In seinem Buch »The Christian View of Science and Scripture sucht Dr. B. Ramm dies durch folgenden Vergleich in volkstümlicher und vereinfachter Form dem Leser nahe zu bringen, dem die Methoden radioaktiver Messungen nicht bekannt sind.
Er weist auf eine Pendeluhr hin. Die Anzahl der Zentimeter, die die Gewichte nach unten gesunken sind, zeigt an, wie lange die Uhr seit ihrem Aufgezogensein schon geht.
Durch Abmessen am Zähler, wieviel Treibstoff noch im Tankbehälter eines Autos ist, der bei der Abfahrt ganz gefüllt worden war, gewinnt man eine Vorstellung, wieviele Kilometer man gefahren ist.
Die Resthöhe am Gewicht der Pendeluhr beziehungsweise der Restbestand des Treibstoffes im Autotank geben also eine entsprechende Möglichkeit, auf den Anfangspunkt der Uhrzeit beziehungsweise die Abfahrt des Autos zurückzuschließen.
In ähnlicher Weise läßt sich durch Feststellung des Atomgewichts und des Verhältnisses des vorhandenen Urans zu den Rückständen (Uranblei bzw. Helium) berechnen, wie lange der Zerfallsprozeß eines Stückes Uranium gedauert hat und wann sein zeitlicher Beginn war. Zugleich ist damit eine Möglichkeit gewonnen, das ungefähre Alter der betreffenden geologischen Schicht zu bestimmen, in der sich das Uranium gefunden hat (vgl. Prof. Dr. A. Titius, Natur und Gott. Göttingen 1931, S. 400).
Durch weitere Messungen, Überlegungen und Berechnungen gelangt man zu der Vorstellung eines Uranfangs aller Existenz, sowohl der irdischen wie auch der kosmischen. Ob dieser grundlegende Anfang zwei oder drei Milliarden Jahre zurückliegen mag, wie viele Physiker glauben, oder ob diese Zahlen wesentlich kleiner oder vielleicht gar noch größer sein mögen, ist in unserem Zusammenhang nicht von wesenhafter Bedeutung. Der Punkt, um den es sich hier handelt, ist die Tatsache, daß auch die moderne Forschung die Vorstellung eines Uranfangs des Universum fordert, sodaß also die Natur nicht ewig, sondern zeitlich ist und darum an einem bestimmten Zeitpunkt der Vergangenheit ihren Anfang gehabt haben muß.
Zu diesen physikalischen Beobachtungen kommen noch astronomische hinzu. Es ist festgestellt worden, daß die Spiralnebel, aus denen ja das Weltall besteht, mit der Geschwindigkeit des Lichtes, also 300 000 Kilometer in jeder Sekunde, sich immer weiter in die Ferne bewegen, sodaß der Radius des Weltalls mit Lichtgeschwindigkeit zunimmt. Die Spiralnebel mit ihren Millionen von Sonnen vollziehen also eine geradezu unbegreiflich schnelle Fluchtbewegung, sodaß sich das Weltall räumlich immer weiter ausdehnt. Der große englische Astronom Sir James Jeans, einer der größten Gelehrten des 20. Jahrhunderts, hat ein Buch über diese Tatsachen geschrieben unter dem Titel »The Expanding Universe« (deutsch wörtlich »Das sich ausdehnende Universum«). . . .
»Der kühne Traum der Philosophen, daß die Welt ewig sei, ist heute – schon rein naturwissenschaftlich gesehen – unwahrscheinlich geworden« (Prof. Karl Heim). Zugleich aber ist damit auch die Erwartung eines Weltendes gegeben. Das Weltall ist wie eine aufgezogene Uhr, die immer mehr abläuft und die, wenn sie sich selbst überlassen bliebe, eines Tages stillsteht.
Wir wiederholen: Wir sind weit davon entfernt, mit naturwissenschaftlichen Erwägungen die Aussagen der Bibel »beweisen« zu wollen. Dennoch mag es nützlich sein, eine solche grundsätzliche Übereinstimmung zwischen den Gedankengängen der modernen Physik und Geologie mit dem Fundamentalsatz der Bibel über einen Welt»anfang« (Joh. 1,1) und eine Weltschöpfung (1. Mose 1) nicht zu übersehen. Mögen auch die Zahlenangaben der Naturwissenschaft noch mancher Bestätigungen oder vielleicht sehr wesentlicher Berichtigungen bedürfen: Die Tatsache selber – ein Weltanfang an sich wird von beiden Seiten, Bibel und moderner Naturforschung – übereinstimmend bezeugt.
Als nächstfolgende Hauptübereinstimmung zwischen biblischer und naturwissenschaftlicher Weltentstehungslehre gilt den Vertretern der Periodenauffassung:
2. Der zunächst noch ungeformte Urzustand der Materie vor Beginn der weiterführenden, göttlichen Schöpferimpulse.
So sagt auch der biblische Bericht: »Die Erde war wüst und leer« (hebr. tohu wabohu), das heißt, »gestaltlos und gehaltlos«. Diesem entspricht auch das naturwissenschaftliche Denken. Bei aller Verschiedenheit in Einzelfragen ist die Annahme eines ungeformten, »gestaltlosen« Urnebels der gemeinsame Ausgangspunkt aller neuzeitlichen Weltentstehungslehren.
3. Die Erschaffung der Erde, des Lichts und der Pflanzenwelt (am Anfang, am ersten und dritten »Tage«) vor dem Werk des vierten »Tages« (betreffend Sonne, Mond und Sterne).
Über diese Reihenfolge ist nicht selten gespottet worden. Doch völlig zu Unrecht.
Die entscheidende Schlüsselfrage ist, nach der Periodenauffassung, wie das Werk des vierten Tages zu verstehen ist: War es die eigentliche Erschaffung der Gestirne selbst als Himmelskörper im Weltraum oder war es lediglich ihr erstes Hervortreten und Sichtbarwerden als Lichter für die Erde? Bringt also der Schöpfungsbericht, in allgemeinen Umrissen, die Entstehungsgeschichte des gesamten Weltalls oder beschränkt er sich abgesehen von Vers 1 nur auf die Geschichte der Erde? Ist er kosmologisch oder terrestrisch? Griech. kosmos, Welt; lat. terra, die Erde.
Beide Erklärungen sind von bedeutenden Schriftauslegern vertreten worden. In keinem Fall aber ergibt sich mit Notwendigkeit ein Widerspruch zwischen Bibel und Naturforschung. Spotten können über diese Reihenfolge nur solche, die über diese Fragen nicht ernst und gründlich genug nachgedacht haben.
Denn man kann doch mit Recht fragen: Sind überhaupt die Gestirne nach dem biblischen Bericht erst am vierten Tage geschaffen worden? Hat nicht der Schreiber selbst gleich zu Anfang – bereits in Vers 1, also schon vor der Lichtschöpfung des ersten Tages gesagt: »Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde«? Und bezeugt nicht das Buch Hiob, daß die himmlischen Sternen- und Engelheere schon vor der Zubereitung der Erde bestanden haben? Haben sie doch diese mit Jubel und Wonne entstehen sehen! »Worauf sind ihre (der Erde) Grundpfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, während die Morgensterne allesamt laut frohlockten und alle Gottessöhne jauchzten?« (Hiob 38, 4 7). Außerdem gebraucht der biblische Bericht in 1. Mose 1, 16 nicht das hebräische Wort bara, das ein Schaffen aus Nichts bedeutet, sondern das Zeitwort asah, das ein Zurechtbereiten aus schon bestehendem Stoff bezeichnet, – z. B. ein Schiff bauen (machen: 1. Mos. 8, 6), – und spricht er nicht lediglich davon, was diese Gestirne vom vierten Tage an für die Erde sein sollen: eben Lichter zur Beherrschung von Tag und Nacht?
Nach der Erstarrung der Erdoberfläche, also nach Abschluß des »Stern Zeitalters« der Erde, muß unser Erdball in den folgenden geologischen Perioden zunächst mit einer sehr dicken Wasserdampfatmosphäre umgeben gewesen sein. Die Hitze, die vom Erdinneren her zunächst immer wieder in besonderer Weise hervorbrach und die Erdoberfläche damals noch außerordentlich stark erwärmte, ließ viel Wasser auf der Erde verdunsten und »hüllte sie in eine dichte Nebelschicht ein, etwa wie in einer Waschküche« (Prof. Dr. H. Rohrbach). So waren die Gestirne zwar schon vorhanden, aber noch nicht als solche von der Erde aus klar erkennbar.
Dann könnte das Werk des vierten Tages einfach darin bestanden haben, daß die Gestirne durch Dünnerwerden und Aufklärung der Erdatmosphäre als einzelne Lichter am Firmament hervortraten.
Dann wäre von einer Entstehung der Erde vor der Sonne überhaupt nicht mehr die Rede. Auch wäre das Licht des ersten Tages in Wirklichkeit schon das Sonnenlicht gewesen, nur eben durch die dicke Dunst und Wolkendecke verhüllt. Zugleich würde es auch keinerlei Schwierigkeit bedeuten, daß die Entstehung der Pflanzenwelt schon am dritten Tage, also ebenfalls vor dem Werk des vierten Tages, genannt wird. Denn dann hätten ja die Pflanzen schon damals die für ihren Lebensprozeß notwendigen Lichtstrahlen empfangen, nur eben durch einen Wolkenschleier hindurch, wie dies in gewissem Maße – wenn auch bedeutend weniger – auch heute noch bei stark bedecktem Himmel geschieht.
In diesem Sinne erklärt auch die Stuttgarter Jubiläumsbibel: »Wenn erst am vierten Tage die Erschaffung der Gestirne erzählt wird, so soll damit nicht der zeitliche Hergang der Schöpfung des Alls berichtet werden; sondern die Gestirne bekamen erst jetzt ihre Bedeutung als Lichter für die Erde, während ihre Bedeutung und Stellung im Weltall garnicht erwähnt wird« (zu 1. Mose1, 15).
Nach dem Urteil anderer namhafter Schrifterklärer spricht aber der genaue Wortlaut des Textes von einem Handeln Gottes an den Himmelskörpern selber. Wohl hebt er die Beziehung von Sonne, Mond und Sternen zur Erde besonders hervor. »Gott setzte Lichter an der Ausdehnung des Himmels als Zeichen zur Beherrschung von Zeiten und Tagen und Jahren«, »zur Beherrschung des Tages und zur Beherrschung der Nacht«, »um auf der Erde zu leuchten«. Aber er sagt nicht, daß dies durch irgendein Handeln Gottes an der Erdatmosphäre vollzogen worden sei, sondern vielmehr: »Und Gott machte das große Licht (die Sonne) und das kleine Licht (den Mond) und die Sterne (V. 16). Folglich ist das Werk des vierten Tages nicht erdatmosphärisch, sondern astronomisch und kosmisch zu verstehen.
Der erste Vers des Schöpfungsberichts: »Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde« ist entweder Überschrift des Ganzen oder besagt die Erschaffung der noch ungeformten Materie und Grundstoffe oder, atom physikalisch ausgedrückt, des »Schwingungsfeldes« an sich, aus dem Gott dann, in der Folgezeit der Schöpfungsgesdüchte, Sonne, Mond und Sterne und die Erde, unter Seiner Leitung hervorgehen ließ.
In keinem Fall spricht Vers 1 von einer Entstehung der Himmels¬körper vor der Erde; denn er nennt die Himmel und die Erde gleichzeitig. »Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde«.
Was Hiob 38 betrifft, so ist das Gewicht dieser Stelle durchaus zu würdigen. Andererseits dürfen aus einer dichterischen Stelle nicht zu weitragende kosmologische Schlußfolgerungen gezogen werden. In jedem Fall spricht sie von einem Lobpreis und einer Anbetung des Schöpfers, was aber doch wohl nur von lebendigen, bewußten, geistigen Wesen ausgesagt werden kann. Darum muß mit den »jubelnden und jauchzenden Morgensternen und Gottessöhnen« die Engelwelt gemeint sein, die bei der Grundsteinlegung der Erde den Schöpfer pries. Die Engelwelt aber ist schon vor der Entstehung des materiellen Universums geschaffen worden.
Das Wort »Glanzstern« wird, ebenfalls in poetischer Rede, in Jesaja 14, 12 nicht astronomisch, sondern bildhaft auf ein geistiges, persönliches Wesen angewendet in diesem Fall auf den König von Babel, wie der Zusammenhang mit Jesaja 13, 1 beweist: »Ausspruch über Babel, welchen Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat.« Am Schluß des Buches der Offenbarung nennt sich der Herr selbst den »glänzenden Morgenstern« (Off. 22, 16). In Hiob 1, 6 und Hiob 2, 1 werden die Engel als »Söhne Gottes« bezeichnet.
Von einer Entstehung der Himmelskörper vor dem Erdball ist also in Hiob 38, 4 7 kaum die Rede.
Aber auch bei dieser Erklärung des vierten Schöpfungstages, als Zubereitung der Himmelskörper im Weltraum selbst, bietet die Reihenfolge der vorangegangenen Schöpfungswerke keine ernsthaften Schwierigkeiten.
a. Die Entstehung des Lichts vor der Zubereitung der Sonne. Nach den Weltentstehungslehren der Naturwissenschaft hat der »Urnebel«, aus dem sich dann später (!) die Sonnen und Sternsysteme entwickelt haben, die sehr hohe Temperatur von vielen tausend Grad Celsius gehabt. So muß also der ganze Baustoff des Weltalls bereits in seinem Anfangsstadium eine einzige, glühende, leuchtende Masse, ein großes, feuriges »Licht«, gewesen sein. Folglich gab es also »Licht«, auch nach den Lehren der modernsten Astrophysik, schon unübersehbare Zeiträume hindurch vor der eigentlichen Bildung von Sonne, Mond und Sternen.
»Der schlichte Mensch«, schreibt ein Naturwissenschaftler unserer Tage, »sieht in unserer Sonne die Quelle des Lichts, das unsere Erdwelt durchflutet. Von sich aus kann er unmöglich auf den Gedanken kommen, daß das Licht in der Natur nicht unbedingt von der Sonne abhängig sei. Dazu kommt, daß es im Orient keine eigentliche Dämmerung gibt. Vielmehr hebt dort die Tageshelle sofort mit Sonnenaufgang an und hört, ebenso plötzlich, mit Sonnenuntergang auf. Daher kann man sich dort eigentlich kaum eine andere Hauptlichtquelle denken als das unmittelbare Sonnenlicht. Und doch wird im Genesisbericht die Unabhängigkeit des Lichts von der Sonne vorausgesetzt!«
Nicht zu Unrecht fragt darum Dr. Boardman in seinem Buch »Creative Week« (Die Schöpfungswoche): »Inwiefern kann die Akademie der Wissenschaften Mose einen Mann der Unwissenheit nennen, weil er erklärte, das Licht habe schon vor der Sonne bestanden, während man gleichzeitig Laplace einen Wissenschaftler nennt, der doch genau dasselbe behauptet hat?«
Durch diese erstaunliche Übereinstimmung sah sich der französische Physiker Jean Baptiste Biot geradezu zu dem Ausspruch veranlaßt: »Entweder hatte Mose in den Wissenschaften eine ebenso tiefe Unterweisung wie diejenige unseres Jahrhunderts, oder er war inspiriert.«
b. Die Entstehung der Erde vor der Zubereitung der Sonne. Auch nach den astronomisch physikalischen Erklärungen, die das Sonnensystem aus dem Zerfall eines Spiralnebels hervorgehen lassen, ergibt sich die gleiche Reihenfolge. Denn wenn die Planeten aus dem feurigen Urnebel, im Verlauf seiner Umdrehung, herausgesprungen sind, so müssen sie, infolge ihrer verhältnismäßigen Kleinheit, in dem 273 Grad kalten Weltraum viel schneller erkaltet sein und sich viel rascher zusammengezogen und zu eigentlichen »Weltkörpern« geballt haben als die unvergleichlich größere Urmasse. Diese muß also noch lange Zeit hindurch als ein elliptisch geformtes, nebelsternartiges Gebilde bestanden haben, bis man sie recht eigentlich als »Weltkörper« und »Sonne« bezeichnen kann. Auch darf ja sowieso doch erst der nach Abstoßung aller Planeten übrig gebliebene Rest »Sonne« genannt werden.
So hat schon der Tübinger Geologieprofessor F. A. Quenstedt geradezu erklärt: »Wie wahr sagt doch Mose, daß die kleine Erde sich schon lange vor der viel größeren Sonne ballen mußte«
Und was schließlich die Entstehung der Pflanzenwelt vor der Entstehung der Sonne betrifft, so wäre, sowohl vom kosmologischen wie auch vom botanischen Standpunkt aus, zu sagen, daß auch hier keine wirklich ernsthafte Schwierigkeit besteht.
c. Die Erschaffung der Pflanzen (am dritten »Tage«) vor der Zubereitung der Sonne (am vierten »Tage«). Damit ist zugleich zum Ausdruck gebracht, daß das pflanzliche Leben nicht unbedingt gerade vom Sonnenlicht abhängig ist. Auch hierüber hat der Unglaube vielfach gespottet. Die Antwort der Periodenauffassung lautet: Die lebende, mit Blattgrün (Chlorophyll) ausgestattete Substanz der Pflanzen benötigt für den Ernährungsvorgang (die sogenannte »Assimilation«) zwar, außer der Kohlensäure der Luft, den jeweilig erforderlichen Salzen des Erdbodens und dem Wasser, auch das Mitwirken bestimmter Lichtstrahlen. Aber es wäre ein Fehlschluß, zu meinen, daß dies gerade unbedingt die Sonnenstrahlen sein müßten. Vielmehr weiß man heute durch bestimmte Experimente, daß es im Sonnenspektrum zahlreiche Strahlen gibt, die für den pflanzlichen Assimilationsprozeß völlig unwirksam sind. Erforderlich ist für diesen fast nur die Beleuchtung durch die roten, orangeroten und gelben Strahlen. Darum erklärt der Botaniker Professor Dennert: »Es würde für ihn also schon ein Licht genügen, das nur diese Strahlen enthielte. Daraus ergibt sich, daß es töricht und kurzsichtig ist, die Sonne als solche für die Pflanzen für unerläßlich zu halten … Es wäre vielmehr möglich gewesen, daß auch ein allgemeiner, lichtspendender, glühender Weltenstoff die Rolle der Sonne den Pflanzen gegenüber im Anfang übernommen hätte.« Und er fügt hinzu: »Jedenfalls ist es auch hier wiederum im höchsten Grad wunderbar, daß der Berichterstatter nicht den an sich viel naheliegenderen – weil eben volkstümlich verständlichen – Gedanken vertritt, daß erst die Sonne und dann die Pflanzen entstanden seien; sondern er bezeugt vielmehr die umgekehrte Reihenfolge, deren Möglichkeit vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus erst in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts erkannt wurde.«
4. Die Schöpfung der Pflanzen (am dritten »Tage« vor der Tierwelt (am fünften und sechsten »Tage«). Auch hierfür findet die Periodenauffassung volle geologische Bestätigung. Die untersten Gesteinsbildungen weisen allerdings keine fosssilen Pflanzenreste auf. Vielmehr treten letztere schon sofort vermischt mit tierischen Versteinerungen auf. Dadurch könnte im ersten Augenblick der Gedanke an eine gleichzeitige Entstehung auftauchen. Doch genügt eine kurze, ganz einfache Überlegung, um zu erkennen, daß dem nicht so gewesen sein kann, und zwar aus zwei Gründen:
Die Tiere brauchen zum Einatmen Sauerstoff, während sie Kohlenstoff ausatmen. Eine an Kohlenstoff überreiche Atmosphäre würde der Tierwelt keine Lebensmöglichkeit gewähren. Nach den Forschungen der Geologie (Erdgeschichte) muß aber die Luft der Erde anfangs sehr viel Kohlenstoff enthalten haben, war also für die Tierwelt ungeeignet. Die Pflanzen dagegen atmen Kohlenstoff ein und Sauerstoff aus, konnten also sehr wohl vor der Tierwelt da sein, noch ehe die Atmosphäre ihren Überreichtum an Kohlenstoff verloren hatte. So schreibt auch Professor A. Rendle Short: »Sauerstoff, sowohl in der Atmosphäre als auch aufgelöst in Wasser, ist für tierisches Leben erforderlich und wird normalerweise nur von der Tätigkeit des pflanzlichen Blattgrüns (Chlorophylls) abgeleitet.« So ist »Grund dafür vorhanden, zu glauben, daß tierisches Leben nicht möglich war, bevor es eine Pflanzenwelt gab, die die Atmosphäre hinreichend mit Sauerstoff versorgte.«
Der zweite Grund ergibt sich aus der Verdauungstätigkeit der Tiere. Die Pflanzen sind in der Lage, anorganischen Stoff (Mineralien) in sich aufzunehmen und ihn, mittels der Assimilation, in organischen umzuwandeln, zu Kohlehydraten, d. h. Zucker und Stärkemehl. Das Tier aber ist nur imstande, von organischer Nahrung zu leben, d. h. lebender oder solcher, die vorher gelebt hat. Folglich setzen die Tiere die Pflanzenwelt als schon vorher bestehend voraus. Tiere können nicht entstehen und leben, wenn nicht schon vorher Pflanzen da sind. So müssen auch die uralten laurentinischen Schichten, die heute ohne Versteinerungen sind, zu ihrer Zeit eine reine Pflanzenwelt enthalten haben, deren Spuren für uns allerdings verwischt sind und die deshalb nicht »versteinert« werden konnte, weil die einzelnen Pflanzen noch zu klein und zu zart gewesen waren. Auf diese Pflanzenwelt der vor kambrischen Zeit folgt dann zunächst im Kambrium die Zeit der wirbellosen Tiere.
Hierbei nennt der biblische Bericht vom dritten Schöpfungstage nicht so sehr die zarten Uranfänge der Pflanzenwelt, sondern zugleich ihre ersten großen, anschaulichen Formen, das heißt, nicht nur Gras und Kraut, sondern auch »fruchttragende Bäume« (1. Mose 1, 12).
Ein Ähnliches tut er in seiner Schilderung des fünften und sechsten Schöpfungstages, und zwar dort im Hinblick auf die Wassertiere (V. 20: »große Seeungeheuer«), die geflügelten Tiere und die Landtiere. Auch hier gibt er für beide »Tage« eine ausführlichere Aufzählung der Schöpfungswerke erst für die Zeit, in der das Tierreich bereits gewisse höhere, leicht erkennbare Formen erreicht hatte, die dann in grundsätzlicher, voller Ausbildung hervortraten, das heißt, als Knochenfische, Reptilien und Vögel bzw. (am 6. Tage) die Säugetiere. Auch diese Reihenfolge wird, im Sinn der Periodenauffassung, von der Versteinerungskunde voll bestätigt.
Die Pflanzenwelt besteht zeitlich vor der Tierwelt. Dies ist also in doppelter Hinsicht wahr: sowohl was die allerersten Anfänge als auch was die ersten erreichten Höhepunkte im Verlauf des Gesamtwerdegangs betrifft.
Die allerersten Anfänge der Pflanzenwelt bestanden, wie der Ernährungsvorgang bei Pflanze und Tier beweisen, schon vor den allerersten Anfängen der Tierwelt (im Präkambrium bzw. Kambrium). Und was die ersten höheren Vollausgestaltungen betrifft, so gilt die gleiche Reihenfolge.
Bei der Pflanzenwelt waren die ersten Höhepunkte bereits im Devon und Karbon (der Steinkohlenzeit) erreicht, also schon im erdgeschichtlichen »Altertum« (Paläozoikum). Die Tierwelt aber erreichte ihre ersten, höher entwickelten Formen erst im erdgeschichtlichen »Mittelalter« (Mesozoikum), vom Trias bis zum Tertiär.
Daß bei diesem Ganzen die Heilige Schrift nicht eine vollständige Aufzählung aller Einzelheiten gibt, sondern ihren Hauptnachdruck auf die geschichtlichen Höhepunkte, die wichtigsten Etappen und die am deutlichsten hervortretenden Lebeformen legt, ist in ihrem Wesen begründet. Denn die Bibel ist kein Lehrbuch der Geologie und Paläontologie, sondern, in ihrem eigentlichen Anliegen, geistliche Offenbarungsurkunde. Sie beschränkt sich darum in ihren Aussagen über die Natur durchaus auf das Grundsätzliche, Bedeutsamste und Notwendige. Darum nennt auch ihr Schöpfungsbericht die jeweiligen Schöpfungsordnungen in ihrer allgemeinen Reihenfolge erst dann, wenn sie in größeren, anschaulichen Formen vorhanden waren. Alles andere gilt nur als Einleitung und Vorbereitung und ist nicht Gegenstand ausführlicherer biblischer Belehrung. Dies ist das Gebiet und die Aufgabe der Naturwissenschaft. Überhaupt gilt ja auch sonst bei allem Werden des Lebens der Grundsatz: Gott zeigt Seine organischen Schöpfungen immer erst dann, wenn sie ein gewisses Stadium der Entwicklung erreicht haben.
5. Die Schöpfung der Wassertiere (am fünften »Tage«) vor den Landtieren (am sechsten »Tage«). Dies wird für die Periodenauffassung von der Versteinerungskunde ebenfalls bestätigt. In den allerältesten Schichten des geologischen »Altertums« (Paläozoikum) das heißt, im Kambrium, Silur und Devon finden sich fast nur Wassertiere. Das Silur bietet höchst wenige, das Devon fast gar keine Reste von Landtieren.
Erst im geologischen »Mittelalter« der Erde (Mesozoikum), nämlich in den obersten Triasformationen, finden sich zahlreiche, ausschließlich das Land bewohnende Tiere. Die eigentlich reiche Hauptentfaltung dieses großen Tierstammes, in Sonderheit der Säugetiere, erfolgt sogar erst noch viel später, im Tertiär. Weil aber nun der Schöpfungsbericht die jeweiligen Schöpfungsordnungen erst dann nennt, wenn sie in größeren, anschaulichen Formen vorhanden waren, muß auch die Schöpfung der Landtiere erst nach der Fisch und Vogelschöpfung genannt werden. Dies geschieht dann auch tatsächlich in der Schilderung des sechsten, letzten Schöpfungstages, und zwar dort in seinem ersten Hauptabschnitt.
6. Die Schöpfung »geflügelter Tiere« (am fünften »Tage«), vor den Landtieren (am sechsten »Tage«). Die eigentlichen »Vögel« erscheinen in den geologischen Felsenurkunden allerdings ziemlich spät, sogar erst nach den ersten Säugetieren, nämlich in der Kreide und besonders Tertiärzeit. Dennoch treten schon sehr lange vorher – bereits im uralten Silur die ersten »geflügelten Tiere« auf. Dies geschieht in der Form großer, fliegender Insekten. Tatsächlich gebraucht der biblische Text hier ein Wort (hebr. oph), dessen Begriffsumfang weit über die Spezialbedeutung »Vögel« hinausgeht. Es ist dasselbe Wort, das in 3. Mose 11, 20 23 und 5. Mose 14, 19 auf Insekten angewandt wird. So gibt auch das Hebräisch Aramäische Wörterbuch von Professor Gesenius Buhl für »oph« in 1. Mose 1, 21 die ganz allgemeine Übersetzung »geflügelte Tiere«. In gleichem Sinne bemerkt Professor Lange in seinem Bibelwerk zu dieser Stelle: »Wir fassen oph als allgemeinere Bezeichnung >Geflügeltes<, was auch von Insekten gilt.«
In der Tat gab es schon im Karbon geflügelte Tiere. Einige von ihnen waren sogar von erstaunlicher Größe, zum Beispiel, das bis zu 50 Zentimeter lange, fliegende Titanophasma Fayoli. Ja, der Steinkohlenwald besaß sogar bereits das größte aller fliegenden Insekten der ganzen Erdgeschichte. Es erreichte eine Flügelspannweite von 70 Zentimetern. So hat also die Schöpfung »geflügelter Tiere«, nach dem gemeinsamen Zeugnis von Genesis und Geologie, tatsächlich schon vor der Erschaffung der Land und Säugetiere stattgefunden.
7. Der Mensch als Abschluß des Ganzen. Auch nach dem Zeugnis der Erdgeschichte ist der Mensch das allerletzte Glied der Schöpfung. Seit dem Auftreten des Menschen sind wohl viele Arten von Tieren ausgestorben, deren Knochen sich mit Menschengebeinen zusammengefunden haben. Aber noch nie ist eine Art nachgewiesen worden, die sich seit dem Beginn der Entwicklung des Menschengeschlechts neugebildet hätte.
So ist die Erschaffung des Menschen eine Schöpfungstat Gottes auf breitester Grundlage. Die ganze irdische Schöpfung »erscheint als ein architektonischer Aufbau, der in Stufen immer höher emporsteigt. Zuerst kommen die Pflanzen, dann die Wassertiere und geflügelten Tiere, dann die Landtiere, und auf der höchsten Stufe steht der Mensch«. Der Mensch ist somit das letzte und oberste Glied des Ganzen und als solches der Zielpunkt der gesamten irdischen Kreatur.
Die allgemeine materielle, pflanzliche und tierische Schöpfung geht von Anbeginn bis auf Adam. Von Adam beginnt der geistige und geistliche Bau, der zugleich ein Schatten der zukünftigen Dinge ist bis auf Christus, den letzten Adam (1. Kor. 15, 45 50). Zwar wird die Weiterentwicklung durch die Sünde dann bis aufs tiefste erschüttert. Aber in Christus, dem letzten Adam, wird dennoch der ewige Sieg errungen.
So ist die irdische Schöpfung die Vorstufe der geistlichen, und die geistliche Schöpfung ist das Ziel und die Vollendung der irdischen. Der geistliche Bau der Gemeinde und die Neuschöpfung von Himmel und Erde wird den materiellen Bau der ganzen, bisherigen Schöpfung unendlich übertreffen.
Zusammenfassung
Hält man dies alles zusammen – und das obige ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus dem zu Gebote stehenden Riesenmaterial -, so erweist sich auch heute noch, im Licht der allerneuesten Forschung des zwanzigsten Jahrhundert, nach dem Urteil der Periodenauffassung, das Wort des großen französischen Mathematikers, Physikers und Elektrikers Ampère (gest. 1836) als zu Recht bestehend: »Die Reihenfolge, in welcher die organisch gebildeten Wesen auftreten, ist genau die Reihenfolge der Sechstagewerke, wie sie uns die Genesis darstellt.«
Für den Glauben aber ist dies zugleich ein Zeugnis von der göttlichen Inspiration. Die ganze biblische Schöpfungsgeschichte stellt sich ihm dar als ein gottgegebener Bericht über den Ursprung aller Dinge, der dem Menschen – der ja nicht dabei gewesen war – nur durch Offenbarung kundgetan werden konnte und wurde.
In gleicher Weise erklärt Prof. A. Rendle Short: »Diese Erwägungen bringen eine geradezu erstaunlich vollkommene Übereinstimmung zwischen dem Schöpfungsbericht und den Entdeckungen der modernen Naturwissenschaft ans Licht. Gerade in Anbetracht des wilden Rätselratens über den letzten Urgrund und Ursprung von Erde und Natur, wie es unter den anderen Völkern des Altertums geläufig war, steht die Genauigkeit von 1. Mose 1 in einsamer Großartigkeit da. Die Geologie ist eine junge Wissenschaft. Die Klassifikationen der Erdschichten sind nicht viel älter als einhundert Jahre. Wir können gewiß sein, daß der Verfasser des biblischen Schöpfungsberichts keine seiner Informationen vom Jagen nach Fossilien gewonnen hatte. Weder bloßes Raten noch eigene innere Schau hatten ihn die richtige Reihenfolge in der Anordnung der Schöpfungsereignisse gelehrt. Der Bericht trägt die Merkmale einer göttlichen Inspiration.«
Zugleich ist der Bericht sachlich und kurzgefaßt. In allem wird der Blick auf das Wesenhafte festgehalten, und auch dies wird nur in sehr summarischer Weise genannt. Auf naturwissenschaftliche Vollständigkeit wird nicht Wert gelegt und wäre auch in keiner Weise am Platze gewesen. Ebenso wird keine Aussage gemacht über die Art und Weise und die »Methoden« des göttlichen Schöpferhandelns. Darum berichten uns zwar Genesis und Geologie in großen Umrissen dieselbe Geschichte; aber ihre Wechselbeziehungen sind nur sehr allgemein.
Auch decken sich der zeitliche Rahmen der biblischen und der geologischen Geschichte nicht volltständig. Der geologische Zeitrahmen ist nicht so umfangreich wie der biblische. Denn die geologischen Dokumente des Lebendigen reichen nur zurück bis in das Präkambrium. Das heißt, im Sinn der Periodenauffassung, biblisch ausgedrückt: Die Geologie sieht nicht weiter zurück als bis in den dritten Schöpfungstag. Erst von da an beginnt ihre Zusammenschau und Parallelität mit dem Sechstagewerk. Für die vorangegangenen, allerfrühesten Entwicklungen – d. h. die Entstehung der Fixsternwelt, des Sonnensystems und für das Stern Zeitalter der Erde – lassen sich, naturwissensebaftlich, nur gewisse allgemeine Folgerungen aus physikalischen und astronomischen Beobachtungen ziehen.
Dabei bedient sich der biblische Schöpfungsbericht einer schlichten, allgemeinverständlichen, volkstümlichen Darstellungsweise, eben der allgemeinen Umgangssprache, also gleichsam einer »vor-naturwissenschaftlichen« Ausdrucksform. Modern naturwissenschaftliche Klassifikationen und Terminologien – die noch dazu, im Verlauf der Forschung, ja dauernd im Fluß sind und daher stets neuen Schwankungen unterliegen – durften hier von vornherein nicht in Anwendung gebracht werden. Dies wäre für die Form eines für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmten, noch dazu vor über dreitausend Jahren geschriebenen Berichts das denkbar Ungeeigneteste gewesen und zugleich ein Zeichen großer, pädagogischer Unweisheit. Gott aber ist allweise in all Seinen Methoden und vollkommen in all Seinem Tun.
So ist der ganze Bericht ein Ausdruck göttlicher Weisheit, Größe und Einfachheit. Er ist ein von Gott Selbst gegebener Abriß über den Schöpfungsvorgang, der uns in großen, knappen Grundzügen in Gottes gewaltige Werkstatt hineinschauen läßt. Er ist so kurz gefaßt, daß man ihn mit den Heeresberichten der Kriege verglichen hat, von denen es auch jedermann bekannt ist, daß hinter den wenigen, lapidaren Worten eine Fülle von Vorgängen und Ereignissen steht und von ihnen gemeint ist.
Der katholische Gelehrte Dr. Ludwig Zenitti sagt 1946 in der Zeitschrift »Begegnung« (Zeitschrift für Kultur und Geistesleben): »Der mosaische Bericht gibt also nicht die ganze, bisher erkannte Entwicklungsgeschichte der Erde in allen Einzelheiten wieder. Aber er gibt, in naturwissenschaftlich richtiger, zeitlicher Aufeinanderfolge, jene auffälligsten Abschnitte aus ihr, die als wesentlich erscheinen und für den einfachen Menschen wie auch für den Tiefersehenden immer die wesentlichen bleiben werden.«
Oder wie es Professor Karl Heim ausdrückt: »Für den Bibelleser ist das überraschend, daß der Bauplan der Schöpfung, den uns die paläontologische Forschung zeigt, in allen wesentlichen Grundzügen mit dem übereinstimmt, was im ersten Buch Mose vom dritten, fünften und sechsten Schöpfungstag gesagt ist.«
ZWEITER TEIL
VIERUNDZWANZIGSTUNDENTAGE ODER PERIODEN?
Die Frage, ob die »Tage« im biblischen Schöpfungsbericht buchstäbliche Vierundzwanzigstundentage oder Perioden gewesen seien, behandeln wir in zwei Abschnitten.
Zuerst gehen wir von der buchstäblichen Auffassung aus und nennen, bei der Aufzählung ihrer Hauptbegründungen, zugleich gewisse Antworten der Periodenauffassung.
Dann geben wir einige Gesichtspunkte der Periodenauffassung, die deren Vertreter als ihre Hauptbegründungen ansehen.
Auch hier bemühen wir uns einer neutralen Darstellungsweise. Durch Vergleich der beiderseitigen Argumente – deren Gewicht der einzelne verschieden bewerten mag – möge der nachdenkliche Leser zu einer eigenen Urteilsbildung gelangen.
I. Die sechs »Tage« als Vierundzwanzigstundentage
Die Vertreter der buchstäblichen Auffassung erklären:
1. Das hebräische Wort jom »Tag« kann wohl zuweilen einen längeren Zeitraum bedeuten (z. B. Jes. 61, 2; Joel 4, 18; Vgl. 2. Kor. 6, 2 u. a.); wenn es aber mit einem Zahlwort verbunden ist, bedeutet es im Alten Testament sonst stets einen Vierundzwanzigstundentag (1. Mose 7, 17 24 u. a.), und gerade mit einem Zahlwort ist es auch hier im Schöpfungsbericht verbunden (»erster«, »zweiter« … Tag).
Die Periodenauffassung erklärt, daß dieser Beweisgrund nicht ausreiche; denn warum sollte nicht auch einmal von »erster, zweiter, dritter … Periode« gesprochen werden können?
2. Die Teilung der Tage in »Abend und Morgen« ist ein Beweis, daß nur Vierundzwanzigstundentage gemeint sein können (vgl. Daniel 8, 14).
Darauf erwidert die Periodenauffassung, daß die im Alten Testament so oft vorkommende Verwendung des Wortes »Tag« im Sinn von »Periode« durchaus auch einen Gebrauch des Wortes »Abend« und »Morgen« in diesem weiteren Sinne zuläßt.
3. Bei einer Deutung von Tag = Periode ist schwer begreiflich, was dann die »Abend«perioden vorstellen sollen.
Darauf erwidert Professor Franz Delitzsch, daß auch bei der Periodenauffassung die Worte »Abend« und »Morgen« einen durchaus einleuchtenden Sinn ergeben: »Mit jedem Anheben göttlichen Schaffens wurde es Morgen; mit jedem Nachlassen göttlichen Schaffens wurde es Abend.« Ähnlich schreibt Professor Lange in seinem Bibelwerk: »Nach Analogie des ersten Tages ist der Abend die Zeit einer besonderen, chaotischen Gärung der Dinge, der Morgen die Zeit der ihr entsprechenden neuen, schönen, festlichen Weltbildung.« So auch Professor A. Rendle Short: »Wahrscheinlich ist der Ausdruck »Morgen und Abend« eine symbolische Aussage, daß es abwechselnd Perioden der Tätigkeit und der Ruhe auf Seiten des Schöpfers gegeben hat.«
Die Restitutionstheorie hat hiergegen eingewandt, diese Auslegung sei unmöglich, da doch im Schöpfungsbericht die Abende den Morgen vorausgingen. Die Antwort lautet: In Wirklichkeit gehen in 1. Mose 1 die Tage den Morgen voraus! Sonst dürfte es nicht heißen: »Und es ward (nicht: »war«!) Abend, und es ward Morgen.« Abend und Morgen können hier also nicht die Anfänge der beiden Tageshälften sein, sondern nur deren Schluß. So schon beim ersten Schöpfungstage. Der Sinn ist: Mit der Schöpfung des Lichts begann der erste Morgen, und dann »wurde« es Abend, und endlich, als es wieder Morgen «geworden« war, war ein Tag voll. Wir haben hier also nicht die gesetzlich priesterliche Rechnung, nach welcher der Tag mit Sonnenuntergang beginnt (vgl. Ps. 55, 18; Neh. 13, 18; 3. Mo. 23, 32; Dan. 8, 14), sondern eine vor und außergesetzliche von Morgen zu Morgen. So wie der erste »Tag« durch den Schöpfungsbefehl »Es werde Licht!« mit einem Morgen begann, so begann auch jeder folgende Tag mit einem Morgen und währte durch bis zum nächsten Morgen, das heißt, bis eine neue Schöpfungsperiode einsetzte.
4. Die Anordnung des siebenten Tages als des heiligen Tages (Sabbats) würde hinfällig, wenn man die »Tage« nicht als buchstäbliche Tage faßt.
Aber gerade hiergegen betont die Periodenauffassung, daß der siebente »Tag«, der dem Sechstagewerk folgt, als der »Ruhetag« Gottes, fraglos nicht als Vierundzwanzigstundentag, sondern als »Gottestag« verstanden werden müsse. Auch hält Gottes Ruhen von Seinem Schöpfungswerk immer noch an. Seit der Erschaffung des Menschen sind keine neuen Arten von Lebewesen entstanden.
Die Bedeutung des siebenten Tages als des Tages der Ruhe ist »gewiß diese, daß der Mensch Gottes letzte und größte Schöpfung war und daß seitdem keine weitere vollständig neue und verschiedenartige (tierische) Lebeform auf Erden aufgetreten ist« (Prof. A. Rendle Short).
Ferner beweise das Wort des Hebräerbriefes von der »Sabbatruhe« Gottes und der »Sabbatruhe«, die dem Volk Gottes aufbewahrt bleibt, daß mit dieser Sabbatruhe nicht ein Vierundzwanzigstundentag gemeint sein kann (Hebr. 4, 9. 10).
5. In der Gesetzgebung am Sinai wird die israelitische Woche durch den Hinweis auf die Schöpfungswoche begründet. »Sechs Tage sollst du arbeiten … ; aber der siebente Tag ist ein Ruhetag zu Ehren des Herrn. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde geschaffen; aber am siebenten Tage hat er geruht« (2. Mo. 20, 9 11). Hier beweist die parallele Gegenüberstellung, daß zum mindesten Mose und seine alttestamentlichen Leser, wie bei der israelitischen Woche, so auch bei den Schöpfungstagen nur an Vierundzwanzigstundentage gedacht haben können.
Die Periodenauffassung hält die Erklärung für völlig ausreichend, daß hier einfach zum Ausdruck gebracht werde, die menschliche Woche von sieben Tagen habe ihren Ursprung in der göttlichen Woche von sieben Schöpfungsepochen.
6. Der biblische Berichterstatter sieht eine besondere Verherrlichung Gottes darin, daß Gott für so gewaltige Werke nur je einen buchstäblichen Vierundzwanzigstundentag gebraucht habe. So mühelos schafft der Allmächtige!
Hierzu bemerkt die Periodenauffassung, daß diese Schlußfolgerung wohl im volkstümlichen Denken oft gezogen worden ist, daß es aber in der ganzen Heiligen Schrift selbst keinen einzigen Hinweis darauf gibt, daß gerade in der Schnelligkeit des göttlichen Schöpferhandelns eine besondere Verherrlichung Gottes gelegen habe. Auch Psalm 33, 9 bezeuge nur, daß es Gottes königliches und allmächtiges Wort war, durch das die Welt ins Dasein gerufen wurde. Über die Zeitdauer besagt auch dies Psalmwort nichts.
Zu beachten sei ferner, daß in der Bibel kein einziges Ereignis vom Zeitpunkt der Weltschöpfung selbst ab datiert wird.
In jedem Fall wäre es Torheit, zu sagen, eine Periodenauffassung des Sechstagewerkes streite mit dem Begriff und der Würde eines persönlichen Schöpfergottes. Denn wenn Gott auch mit einem Schlage die Welt in Vollendung hätte schaffen können, so vermindert es doch weder Seine Weisheit noch Seine Macht, wenn Er in Seinem Rate beschlossen hatte, dies nicht zu tun. Vielmehr ist eine von Gott gelenkte, stufenweise Aufwärtsführung des Schöpfungsverlaufs genauso der Herrlichkeit eines allmächtigen Schöpfers würdig wie eine in einem einzigen Augenblick vollendete Tat.
Auch eine Weltschöpfung in sechs buchstäblichen Tagen wäre ja nicht ein sofort fertiges Handeln Gottes gewesen, ohne Benutzung irgendeiner gewissen Zeitdauer, so unvergleichlich kürzer diese auch gewesen wäre. So beweist der Umstand, daß die Schrift von einem Sechstagewerk spricht, zur Genüge, daß Sich Gott bei der Weltbildung tatsächlich der Form voranschreitender Schöpferhandlungen bedient hat. Gerade diese letztere Tatsache veranlaßte den Naturforscher J. Reinke (Professor der Botanik in Kiel) 1908 zu dem Ausspruch, die biblische Schöpfungslehre sei »der wichtigste Fortschritt menschlicher Erkenntnis. Der Atheismus ist ein Rückfall in prämosaische Barbarei.«
Auch hat Gott sowieso ganz offensichtlich den Grundsatz der Entwicklung in die Schöpfung hineingelegt. Man müßte sonst die Entwicklung des Huhns aus dem Ei leugnen! Alle Einzellebewesen entstehen auf dem Wege des Voranschreitens von niederen zu höheren Formen, um zuletzt eine feststehende, höchste Stufe zu erreichen. So kann es auch bei der Gesamtlebewelt und ihren verschiedenen Lebearten, unter göttlicher Führung und durch eine Reihe immer weiterer, neu einsetzender, göttlicher Schöpferhandlungen, ein organisches, zweck und gesetzmäßiges, zielstrebiges Emporsteigen von niederen Stufen zu höheren gegeben haben. Ferner erklären die Vertreter der buchstäblichen Auffassung:
7. Die Einteilung des Schöpfungswerkes in sechs Tage (Perioden) ist bei der Periodenauffassung schwer erklärbar.
Dieser Einwand ist nicht ohne weiteres zu übersehen. Dennoch nennen wir einen Erklärungsversuch, den Prof. Dr. E. Hoppe in seinem Werk »Glauben und Wissen«, 1923, gibt. Nicht alle Vertreter der Periodenauffassung werden sämtlichen Einzelheiten dieses Erklärungsversuchs zustimmen. Auch wir haben im Hinblick auf gewisse Punkte manche unbeantwortete Fragen. Dennoch ist dieser Erklärungsversuch durchaus beachtenswert. Er fügt sich ein in beide Erklärungsweisen des mosaischen Berichts, sowohl die kosmologische, wie auch die rein terrestrische, d. h. ob das Werk des vierten Schöpfungstages astronomisch oder erd-atmosphärisch aufzufassen ist. Prof. Hoppe schreibt:
»Die erste Periode umfaßt die ganze Entwicklung des Kosmos aus der Materie durch Lichtätherschwingungen.
Die zweite Periode umfaßt die Entwicklung der Erde aus einem Nebelball zu einer festen Erde mit Atmosphärenhülle. Das ist wieder eine naturwissenschaftlich wohl abgegrenzte Periode.
Die dritte Epoche umfaßt dann die ganze vorkambrische, azoische Periode, wie sie geologisch bezeichnet wird, welche mit dem Auftreten des Pflanzenlebens abschließt.
Das vierte Tagewerk umschließt die Zeit, in welcher – wenn wir uns der Nebularhypothese bedienen – die Sonne, nach Absonderung der unteren Planeten, zu einer Kugel von der gegenwärtig vorhandenen Größe zusammengezogen war. Das ist wieder ein naturwissenschaftlich wohlumgrenzter Inhalt.
Endlich teilt der fünfte und sechste Tag die geologischen Formationen von der kambrischen Schicht bis zum Diluvium in zwei Abschnitte, deren Trennung etwa in der mesozoischen Periode mit dem Auftreten der ersten Beuteltiere gegeben wäre.
Natürlich sollen die Perioden nicht von gleicher Dauer sein, sondern es sind nur Zeitabschnitte für bestimmte Inhalte. Faßt man die Sache so auf, so ist dieser Bericht nicht etwa eine naturwissenschaftliche Lehre, aber doch so vernünftig, daß man nicht nur gegenwärtig, sondern für alle Zeiten damit völlig einverstanden sein kann.«
Nicht alle Vertreter der Periodenauffassung werden einer so genauen Einteilung folgen. Sie zeigt aber, daß es auch unter naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten möglich ist, für die Sechszahl von Schöpfungsperioden und ihre gegenseitige Abgrenzung ernsthaft gewisse Erklärungen zu suchen.
Zum Schluß muß noch bemerkt werden, daß die Erklärung der Schöpfungstage als buchstäblicher Vierundzwanzigstundentage, angesichts der geologischen Forschungen, nur im Zusammenhang mit der Restitutionsauffassung des Schöpfungsberichts aufrecht erhalten werden kann. Denn völlig unmöglich ist die »Sintfluttheorie«, die alle diese neu entdeckten Tatbestände der Erdgeschichte als Folgen der Sintflut darzustellen versucht.
Irgendwann aber müssen diese geologischen Entwicklungen, die nur Torheit und Unkenntnis grundsätzlich zu leugnen imstande sind, stattgefunden haben, wenn also nicht in den sechs Tagen, dann vor den sechs Tagen, in solchem Fall also zwischen 1. Mose 1, Vers 1 und Vers 2. Dann aber kann das Sechstagewerk nur eine »Wiederherstellung« der Erde gewesen sein, und die buchstäbliche Auffassung der Schöpfungstage steht und fällt mit der Anerkennung der Restitutionstheorie.
II. Die Unmöglichkeit der Sintfluttheorie
Völlig unmöglich ist der Versuch, die geologischen Tatbestände als Folgen der Sintflut aufzufassen. Drei Hauptgründe sprechen dagegen:
1. Es ist vom Gesichtspunkt der Erdgeschichte und Versteinerungskunde ganz ausgeschlossen, daß eine einmalige Flut von wenigen Wochen oder Monaten alle diese neuentdeckten Tatbestände bewirkt haben könnte. Das Studium der versteinerten Pflanzen und Tiere sowie die Untersuchung der Gesteinsschichten selbst haben zweifellos erwiesen, daß die Erde viele, unübersehbar lange Entwicklungsperioden durchgemacht haben muß, bis ihr das Wirken der Elemente Wasser, Luft und Feuer die gegenwärtige Gestalt gegeben haben. Nur Unkenntnis und Torheit sind imstande, diese Forschungen grundsätzlich zu verneinen.
Aus der fast zahllosen Reihe von Beweisen nennen wir nur folgendes. In seinem Buch »The Christian View of Science and Scripture« London 1955 (Die Schau des Christen über Wissenschaft und Bibel) schreibt Dr. B. Ramm: »Um 30 cm Kohle zu produzieren braucht es 30 Meter Humusboden … Im Yellowstone Park (U.S.A.) sind 600 Meter Erdschicht freigelegt worden, welche zeigen, daß achtzehn aufeinanderfolgende Wälder durch Lava vernichtet worden sind. Jeder einzelne Wald mußte sich entwickeln und wurde dann erst mit der Lavaschicht bedeckt. Ehe dann ein neuer Wald entstehen konnte, mußte die Lavaschicht verwittern, um den Humusboden zu bilden, in welchem wieder Bäume wachsen konnten. Die Anzahl der Jahre, die alles dies in sich schließt, ist weit größer, als die wenigen tausend Jahre, welche die Flut Geologen angeben könnten.«
2. Die Sintfluttheorie wird ferner auch schon durch die eine Tatsache widerlegt, daß sich noch nie zwischen den versteinerten Pflanzen und Tieren auch versteinerte Menschenreste gefunden haben. Daher muß jene Katastrophe bzw. müssen jene Katastrophen lange vor der Geschichte des Menschengeschlechts stattgefunden haben.
3. Vor allem aber würden, wenn eine einmalige Flut alles aufgewühlt und überschwemmt hätte, die versteinerten Pflanzen und Tierreste in völligstem, nur vom Schwergewicht bis zu gewissem Grade beeinflußten Durcheinander der Arten und Gattungen daliegen. In Wahrheit aber weisen sie eine stets den jeweilig übereinander liegenden Schichten entsprechende, genau geordnete stufenweise Steigerung ihrer Organisation auf.
In der ältesten Periode des »Altertums« der Erde, im Kambrium, stehen die wirbellosen Tiere im Vordergrund. In der nächsten Periode, dem Silur, erscheinen die Wirbeltiere und zwar in ihren niedrigsten Formen, den ersten Fischen. Dann, im Devon, werden die Fische zahlreicher. In der nun folgenden Steinkohlenzeit (im Karbon) treten die ersten Amphibien auf, im Trias – mit dem das »Mittelalter« der Erde beginnt – erscheinen die noch höher organisierten Reptilien, die mit den Sauriern des Jura eine gewaltige Entwicklung erlangen. Allmählich treten in der Folgezeit – in der »Neuzeit« der Erde, besonders im Tertiär – die beiden höchsten Klassen der Wirbeltiere in den Vordergrund, das heißt, die Säugetiere und Vögel. Schließlich erscheint der Mensch als der Beherrscher der Erde.
Zeigt dies alles nicht ganz offensichtlich eine allmählich ansteigende Vervollkommnung der Organisation innerhalb der aufeinanderfolgenden Erdschichten? Die untersten und ältesten Schichten enthalten einfachere Wesen. Die folgenden und höheren bergen, ansteigend, immer mannigfaltigere und zusammengesetztere Formen. je näher wir also der Gegenwart kommen, desto vollkommener und mannigfaltiger wird die Lebewelt. Zuletzt treten die hoch und höchstorganisierten Geschöpfe auf, so daß sich diese geradezu als Ziel und Ergebnis der früheren Perioden darstellen. Diese ganze, systematisch aufgebaute Aufwärts Stufenfolge in den geologischen Schichten zu erklären, ist die Sintfluttheorie in keiner Weise in der Lage.
III. Die sechs »Tage« als Perioden
Als Hauptgründe zu Gunsten der Periodenauffassung werden in der Regel die folgenden Gesichtspunkte geltend gemacht:
1. Die umfassendere Bedeutung des Wortes »Tag« an zahlreichen Stellen der Bibel. Man fragt: Haben wir den biblischen Text überhaupt richtig aufgefaßt? Ist es nicht ganz offenbar, daß an vielen Stellen, sowohl im Alten wie im Neuen Testament, das Wort »Tag« eine Periode bedeutet? So leben wir im Zeitalter der Gemeinde am »Tag des Heils«, der jetzt, seit Christi Kommen, schon fast zweitausend Jahre lang währt (2. Kor. 6, 2)! Vom »Tag des Herrn« reden die Propheten und meinen damit die ganze Endgeschichte, oft ein¬schließlich des Tausendjährigen Reichs (Joel 2, 1. 2; 4, 18; Hes. 13, 5 u.a.) Ja, der zweite Petrusbrief redet sogar vom »Tag der Ewigkeit«.
2. Göttliches Zeitmaß für göttliches Handeln. Man fragt ferner: Sind nicht die sechs Schöpfungstage »Gottestage« gewesen? Müssen sie darum nicht mit göttlichem Längenmaß gemessen werden? Bei Gott gilt eben nicht das rein menschliche Zeitmaß. Bei Ihm »ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag« (2. Petr. 3, 8; Ps. 90, 4).
3. Der Umstand, daß im Schöpfungsbericht von »Tagen« schon v o r der Bereitung der Sonne die Rede ist (erster, zweiter, dritter »Tag«). Manche Vertreter der Periodenauffassung haben geradezu die Frage gestellt: Wie kann man überhaupt dem biblischen Schreiber schon rein menschlich und logisch, zunächst abgesehen von aller Inspiration die Gedankenlosigkeit zutrauen, von »Tagen« als buchstäblichen Vierundzwanzigstundentagen zu reden (1 . 3 »Tag«) für die Zeit schon bevor die Sonne (am 4. Tage) zur Beherrschung von Tag und Nacht für die Erde bereitet wurde? Denn erst seit der Erschaffung der Sonne beziehungsweise dem Durchbruch des Sonnenlichts durch die Erdatmosphäre, seitdem diese dünner und entsprechend lichtdurchlässiger geworden war, konnte von rein buchstäblichen Vierundzwanzigstundentagen, das heißt, Sonnentagen geredet werden. So schreibt Professor Dennert: »Es erscheint mir unannehmbar, daß ein so scharfsinniger Kopf, wie es der Berichterstatter der Genesis offenbar war, nicht gemerkt haben sollte, daß er von einem »Tage« in unserem Sinne nicht reden durfte, ehe die Sonne da war, die doch auch nach alter Ansicht den Tag regiert.« Ebenso erklärt H. L. Strack: »Hieraus ergibt sich, daß die Deutung (24stündige) Erdentage nicht nur nicht nötig, sondern sogar unmöglich ist.« In gleichem Sinne nennt Prof. D. Otto Zödder die Fassung der »Tage« in 1. Mos. 1 als Vierundzwanzigstundentage geradezu eine »exegetische Unmöglichkeit«.
Diesem Argument der Periodenauffassung kann aber entgegengehalten werden, daß nach Hiob 38, 4 7 die Sonnen und Sternenwelt schon vor der Grundlegung der Erde erschaffen war, sodaß das »Licht« des ersten Schöpfungstages bereits das Sonnenlicht gewesen war und daß das Werk des vierten Schöpfungstages nicht in der eigentlichen Erschaffung der Himmelskörper bestanden habe, sondern in ihrer Sichtbarwerdung auf Erden durch Aufhellung und Dünnerwerden der Erdatmosphäre. Dann könnte es Morgen und Abend, Tag und Nacht auch schon in ganz buchstäblichem Sinne vor dem vierten Schöpfungstage gegeben haben. Nur wären dann eben vorher die Himmelskörper selber wegen der Wolkenschicht hier auf Erden nicht klar erkennbar gewesen.
Ein entscheidendes Hauptargument zu ihren Gunsten sieht die Periodenauffassung in der folgenden Tatsache:
4. Die auffallende Übereinstimmung der allgemeinen Reihenfolge der Schöpfungswerke von 1. Mose 1 mit derjenigen in den geologischen Schichten. Die geologischen Felsenurkunden und der biblische Schöpfungsbericht erzählen also einfach dieselbe Geschichte und laufen parallel. Dies findet noch eine weitere Bestätigung darin, daß, nach dem Zeugnis der Geologie, die vorangegangenen Perioden des Tertiär, ohne irgendeinen radikalen Bruch, in den gegenwärtigen Zustand der Erdgeschichte übergehen, das heißt, in Quartär, Diluvium, Eiszeiten, Alluvium und damit schließlich in die Zeit des Menschengeschlechts. Durch dies Ganze aber beweist diese Übereinstimmung in der Reihenfolge der Sechstagewerke mit der Geologie die Richtigkeit der Deutung der »Tage« als Perioden und wird zu einem Zeugnis wider die buchstäbliche Auffassung der Schöpfungstage als Vierundzwanzigstundentage. In gleicher Weise erklärt Professor Rendle Short: »Die erstaunliche Übereinstimmung der naturwissenschaftlichen Reihenfolge mit der biblischen Reihenfolge der Schöpfung scheint anzuzeigen, daß die biblischen »Tage« Perioden geologischer Zeit entsprechen.«
5. Die Neutralität des biblischen Textes in naturwissenschaftlichen Einzelfragen. Aus den Worten des Schöpfungsberichts: »Die Erde lasse Gras … Kraut … hervorsprossen. . . >nach seiner Art< … Gott schuf die Wassertiere . . . >nach ihrer Art< . . ., alles Geflügelte >nach seiner Art< . . ., die Landtiere … >nach ihrer Art<« (V. 11. 21. 25) haben Vertreter der buchstäblichen Auffassung der Tage als Vierundzwanzigstundentage einen Beweis für die »Konstanz« der Arten und einen Gegenbeweis gegen die Periodenauffassung gesehen. Darauf ist erwidert worden: Lassen nicht die Worte »Die Erde lasse hervorgehen« das Wie? dieser Entstehung der Lebewesen durchaus offen? Ist in ihnen nicht vielmehr einzig und allein die Tatsache ausgesprochen, daß alle lebendigen Wesen kraft göttlichen Worts entstanden sind? Läßt es der biblische Bericht dem Naturforscher nicht völlig frei, unter Anerkennung des Schöpfers, dem »Wie?« dieser Entstehung nachzusinnen? Und ist es nicht ebenso vereinbar mit dem biblischen Text, zu sagen, daß Gott in die einzelnen Formen der Lebewelt bei ihrer Erschaffung die Kraft hineingelegt habe, sich immer weiter zu entfalten und durch Umbildung der einfacheren Formen zu immer vollkommeneren emporzusteigen, und zwar »jedes nach seiner Art«? Aus diesem letzten Ausdruck eine naturwissenschaftliche Lehre über eine »Konstanz (Unveränderlichkeit) der Arten« herauszulesen, ist doch gewiß sehr gewagt! Genau derselbe Ausdruck steht im Grundtext in 3. Mose 11, 14 15. 19. 22. 29 und bedeutet dort ganz offensichtlich nichts anderes als »in allen ihren Varietäten«. Die Israeliten sollten unter anderem folgende Tiere nicht essen: den Adler … , den Geier. . ., den Falken »nach ihrer Art«, d. h. in allen ihren Varietäten. Über eine Veränderlichkeit oder Unveränderlichkeit (»Konstanz«) der Arten etwa der 790 000 heute lebenden und der noch dazuzurechnenden, ungezählten, ausgestorbenen Arten ist in diesem Ausdruck auch nicht das Allergeringste ausgesprochen, weder in bejahendem noch in verneinendem Sinne. Vielmehr ist der Text völlig neutral und besagt weder das eine noch das andere.
Abzulehnen ist in jedem Fall die Deszendenztheorie in ihrer Form der Theorie Charles Darwins (1809-1882), als ob der ganze Naturverlauf ziellos vom »Zufall« (chance) beherrscht gewesen sei und die einzelnen Lebearten (species) im »Kampf ums Dasein« (struggle for existence) durch »natürliche Auswahl und Zuchtlese« (natural selection) entstanden seien. Das Entscheidende ist der Glaube an eine göttliche Führung in der gesamten Naturgeschichte.
Zwar gibt es in der Natur zweifellos einen »Kampf ums Dasein«, in dem der Schwächere unterliegt und der Stärkere der Sieger ist. Auch gibt es eine Anpassung der Lebearten an ihre jeweilige Lebenssituation. Ebenso scheint es eine gewisse Vererbung neu erworbener Eigenschaften zu geben, sodaß man in gewissem Sinne mit Recht von einer teilweisen Weiterentwicklung und einem Übergehen niederer zu höheren Lebeformen sprechen kann. Völlig unbestreitbar ist auch der durch die Fossilien der jeweilig übereinander liegenden geologischen Felsenurkunden unzweideutig bezeugte Aufstieg des allgemeinen Pflanzen- und Tierlebens zu stets neuen, höheren Ausgestaltungen.
Aber ebenso ist es auch ersichtlich, daß der »Kampf ums Dasein« in dem weiten Ausmaß und der großen Bedeutung, wie Darwin ihn voraussetzt, in der Natur überhaupt nicht existiert. Er ist vornehmlich ein negatives, »ausjätendes« Prinzip, in dem manches, ja vieles, aber nicht alles, Schwächere untergeht, sodaß damit dem Stärkeren der Sieg und freie Bahn verschafft wird. Keineswegs ist er aber der große, positive Faktor in der Natur, der stets neue Formen hervorbringt. Überhaupt herrscht er nicht als das Entscheidende im gesamten Naturleben. Auch sind nicht wenige der schwachen, ja schwächsten Lebeformen von der ältesten, kambrischen Formation nicht ausgerottet worden, sondern leben fast unverändert (!) heute noch. Dahingegen sind hervorragend organisierte, ja starke und riesige Lebeformen, z. B. die Saurier der Jura- und Permzeit, trotz ihrer Überlegenheit und Kraft nicht übrig geblieben, sondern ausgestorben.
Auch ist manches höchst ausgebildete Organ körperlichen Lebens schon in den allerältesten Erdzeitaltern vorhanden gewesen, kann also überhaupt nicht als Ergebnis irgendeiner Art von Vererbung, Weiterentwicklung oder »Evolution« aufgefaßt werden. »Es ist sehr zu beachten, daß schon die ältesten uns bekannten Wirbeltiere wie ebenso die Fische des Silur Augen hatten, die soweit wir von ihren versteinerten Überresten urteilen können, den Augen der jetzt lebenden Fische gleichartig waren und in allem Wesentlichen auch den Augen der Säugetiere. Nichts deutet darauf hin, daß sich diese Augen aus irgend etwas Einfacherem heraus entwickelt hätten. Sie treten vielmehr gleich bei ihrem allerersten Erscheinen in absolut vollendetem Zustand auf den Schauplatz. Einige der ältesten Versteinerungen der Welt, eine Art der Tintenfische aus dem unteren Kambrium, hatte Facettenaugen genau wie unsere heutigen Insekten und unsere heutigen Krebs und Krustentiere. In einigen versteinerten Triboliten kann man sogar die Facetten zählen« (Prof. Rendle Short).
Außerdem muß festgestellt werden, daß es sich bei den oben genannten Vererbungen, Weiterentwicklungen und Übergängen von niederen in höhere Formen innerhalb der Grenzen der jeweiligen Familien, die Übergänge von niederen zu höheren Formen ermöglichen, nur um Kräfte handelt, die innerhalb ein und derselben Familie, Gattung und Ordnung sich auswirken.
Es besteht ein höchst auffälliges Fehlen an fossilem Beweismaterial zur Erklärung der Hervorbringung neuer Klassen und Ordnungen. Trotz größter Bemühungen und sorgfältigster Untersuchungen seitens darwinistischer Naturforscher ist es einfach bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, die fehlenden »Zwischenglieder« (Darwin: missing links) nachzuweisen.
Vielmehr erscheinen in diesen geologischen Schichten die eigentlichen Hauptarten und Hauptstämme in ihren Grundformen ganz plötzlich, ohne jede erkennbare, direkte, allmähliche, vollständige Überbrückung zu bereits vorher bestehenden Lebeformen, also ohne auch nur den geringsten Hinweis auf ihren Ursprung und ihre Herkunft. Der fossile Tatbestand der Geologie weist also auf eine Anzahl von Neuanfängen hin, nämlich jedesmal dann, wenn eine neue Ordnung oder Familie, die mit neuen Organen ausgestattet ist, plötzlich auftritt.
Zahlreiche Naturforscher suchen dies durch »Mutation« (»Erbsprung«, lat. mutare, verändern) zu erklären, wie diese tatsächlich auch heute noch im Naturleben zu beobachten ist. Zugleich darf aber auch nicht übersehen werden, daß wenn auch ein solcher »Erbsprung« zu einem Ausgangspunkt für höhere Lebeformen werden kann , er in den allermeisten Fällen eine Abwärtsentwicklung (Degeneration) bewirkt, während eine Aufwärtsbewegung durch Mutation nur die Ausnahme ist.
Darum ist, nach der Periodenauffassung, für den, der an den lebendigen Gott glaubt, die andere Erklärung zum mindesten ebenbürtig, ja, wohl noch vorzuziehen, daß Gott an solchen Wendepunkten der Naturgeschichte in wiederholtem Maße neue »Starts« vollzogen habe, das heißt, Neuanfänge von noch nicht dagewesenen Lebefor¬men durch spezielle einzelne göttliche Schöpferhandlungen.
Der biblische Schöpfungsbericht selbst gibt über diese Fragen keine näheren Einzelheiten. Sicher ist, daß die Naturforschung nicht von einem absoluten »Beweis« einer lückenlosen Evolution aller Formen aus einer gemeinsamen Urzelle sprechen kann. Dies mag ein naturphilosophischer »Glaube« vieler Naturforscher sein, ist aber kein eindeutig nachgewiesenes, unbezweifelbares naturwissenschaftliches »Ergebnis« und selbst dann stünde es, nach der Ansicht mancher Vertreter der Periodenauffassung, nicht unbedingt in unversöhnlichem Widerspruch zum biblischen Schöpfungsbericht, da dieser über solche Einzelfragen ja überhaupt schweige, sondern nur die Tatsache berichtet, »daß« alles von Gott durch Sein Wort geschaffen worden ist, aber keine Aussage über die Art und Weise mache, »wie« Gott dies getan hat.
In jedem Fall aber offenbart sich die Sinnlosigkeit des Darwinismus in seiner Behauptung, daß alles vom »Zufall« beherrscht gewesen wäre und auch heute noch sei. Als ob je eine Uhr ohne die planende Intelligenz des Uhrmachers, ein Dom durch zielloses Durcheinanderwürfeln von Steinbrocken, eine Symphonie, wie die Neunte Symphonie Beethovens, durch zufälliges Zusammenfallen von Tintenklecksen entstanden sei! Nein:
»Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild‘ gestalten.« (Schiller)
Ähnlich fragt Professor Rendle Short: »Ist es glaubhaft, daß ein blinder, nur vom Zufall beherrschter Naturprozeß, wie die >Natürliche Auslese< (Darwin: natural selection) es wäre, einen Geist hätte hervorbringen können wie einen Shakespeare oder einen Edison?«
Sir Arthur Keath, einer der hervorragendsten Anatomen Englands, der überall als Agnostiker angesehen worden ist, das heißt, als einer, der keine feste Ansicht über die weltanschaulichen Hintergründe für möglich hält, hat sogar einmal erklärt: »Ich würde ebenso leicht die Lehre der Dreieinigkeit glauben wie die Behauptung, daß lebendes, sich entwickelndes Protoplasma durch bloße Würfe des Zufalls jemals das menschliche Auge hätte ins Dasein bringen können.«
Zum Schluß sei noch bemerkt, daß Darwin selbst, trotz seiner Theorie im Gegensatz zu sehr vielen seiner Anhänger kein absoluter Gottesleugner gewesen ist. Dies beweisen seine Aussprüche: »Selbst zur Zeit meiner größten Schwankungen war ich nie ein Atheist in dem Sinne, daß ich das Dasein eines Gottes geleugnet hätte.« »Die Frage, ob ein Schöpfer der Welt existiert, ist von den größten Geistern, die je gelebt haben, bejaht worden.« »Ich nehme an, daß wahrscheinlich alle organischen Wesen, die jemals auf dieser Erde gelebt haben, von irgendeiner Urform abstammen, welcher das Leben zuerst vom Schöpfer eingehaucht worden ist.« Dabei handelt es sich bei ihm allerdings um einen Gottesbegriff im Sinn des »Deismus« also um einen Schöpfergott, jedoch ohne Eingreifen in die Natur und ohne Offenbarung.
6. Die geologischen Zahlenangaben. Die Jahrmillionen der Geologie muß man allerdings mit großer Zurückhaltung aufnehmen. Von Huene nennt für die noch versteinerungsfreien Urschichten (das »Azoikum«) 1900 Jahrmillionen. In Bezug auf das Gesamtalter des Erdballs schwanken die Zahlen zwischen 3 und 5 Milliarden Jahren.
Die Rechnung wäre gewiß richtig, wenn man nur beweisen könnte, daß das Fortschreiten der Entwicklungen zu allen Zeiten ein gleichmäßiges gewesen wäre. Die Schwierigkeit und Unzulänglichkeit bei all diesen Berechnungen ist aus naheliegenden Gründen aber immer die, daß aus den Beobachtungen einer sehr kurzen Zeit auf sehr lange Zeiträume geschlossen wird. Dies gilt auch bezüglich der Zahlenangaben, die aus dem radioaktiven Zerfall von Uranium in Uranblei errechnet werden, obwohl diese Messungen eine größere Zuverlässigkeit in Anspruch nehmen können als frühere Methoden.
Mit Recht schreibt Professor Rendle Short: »Schätzungen, die von der Dicke von Tropfsteinablagerungen oder Flußsandschichten abgeleitet werden, die oberhalb menschlicher Reste gelagert sind, machen keinen großen Eindruck auf uns. Denn die Schätzungen sind nur auf die Ablagerungsgeschwindigkeit der Gegenwart aufgebaut, während diese Geschwindigkeit in der Vergangenheit wahrscheinlich viel größer war. In der Periode der Eiszeit waren die Flußläufe geradezu enorm, und Sand und Kiesablagerungen müssen sich hundertmal so schnell aufgehäuft haben wie heutzutage. In einigen, Versteinerungen bildenden Brunnen wachsen die kalkhaltigen Ablagerungen außerordentlich schnell, und dies kann auch in manchen Höhlen der Vergangenheit so gewesen sein.
Dennoch ist, trotz all dieser Einschränkungen, die alte Meinung, die Erde sei ungefähr 6000 Jahre alt, völlig unhaltbar. Allein um eine dünne Schicht von nur zwei (!) Zentimetern Kohle zu liefern, wäre ein heutiger Buchenwald von einhundert Jahren erforderlich! Und wie dick sind die Steinkohlenschichten im Innern der Erde! Nach Prof. Bettex stellenweise über zwölf Meter dick! Und oft liegen verschiedene Steinkohlenflöze übereinander! Und dabei ist die Steinkohlenzeit ja nur eine der zahlreichen, geologischen Perioden. Wie unübersehbar lang müssen doch da die Entwicklungszeiten des Gesamtwerdegangs der Erdoberfläche gewesen sein! Dies ist in jedem Fall richtig, auch wenn wir genauere Zeitberechnungen im einzelnen mit Zuverlässigkeit nicht anstellen können.
7. Geologisches Erdalter und biblische Heilsgeschichte. Schließlich hat man bemerkt: Wie kann es überhaupt so lange Schöpfungsperioden gegeben haben, da doch die Dauer des gegenwärtigen Bestandes nur wenige Jahrtausende umspannt? Dann würde ja die ganze, geoffenbarte Heilsgeschichte der Bibel, die doch den eigentlichen Hauptinhalt der Heiligen Schrift ausmacht, dagegen ganz klein und unverhältnismäßig kurz erscheinen. Im Wesentlichen miteinander übereinstimmend, schätzen unsere heutigen Geologen das Gesamtalter der Erde auf ungefähr nicht unter 2850 Millionen Jahre. Hierin ist das Steinzeitalter der Erde miteingerechnet, das heißt, der Übergang der feuerflüssigen Erdoberfläche in die erste Erstarrungskruste. Nimmt man nun, mit dem Paläontologen Professor von Huene, diese Zeitspanne als die 24 Stunden eines Erdentages, so ergibt sich, wie jeder leicht nachrechnen kann, daß die ganze »lange« Zeit der uns genauer bekannten »Weltgeschichte« (d. h. die Zeit von 400 vor Chr. bis heute) sich zur Gesamtzeit der Erdgeschichte verhielte wie der 13. Teil einer einzigen Sekunde zu einem ganzen 24stündigen Tageslauf. Wir ständen also eine dreizehntel Sekunde Vor 24 Uhr! Allerdings sind die Zahlenangaben der Geologie nur mit größter Zurückhaltung aufzunehmen. Immerhin handelt es sich in jedem Fall um ungeheuer lange Zeiträume, gegen die die uns übersehbare Menschheits und Heilsgeschichte nur ein ganz winziger Bruchteil ist.
Darauf ist von Seiten der Periodenauffassung ungefähr folgendermaßen geantwortet worden: Allerdings ist die Zeit zwischen Menschenschöpfung und Weltvollendung nur ein kurzer, nur wenige Jahrtausende währender Zeitabschnitt. Aber es steht doch zu erwägen, daß dieser desgleichen nur erst eine Werde und Anfangszeit ist. Er ist eine Periode, die gewisse, durch die Sünde in die Schöpfung noch dazwischen hineingekommene Hemmungen zu überwinden hat. Er ist also gleichsam ein vollendender Abschluß der Schöpfungszeit! Der eigentliche Dauerzustand aber beginnt erst mit der Neuschöpfung und Verklärung von Himmel und Erde und wird dann allerdings auch die ganze Ewigkeit umspannen. Dieser Ewigkeit gegenüber werden jedoch auch die begrenzten Jahrmillionen der Schöpfungs- und Erlösungszeit geradezu zu einer Kleinigkeit zusammenschrumpfen. Auf diese Ewigkeit aber muß man das Augenmerk richten. Nur so kann man den rechten Maßstab für die Beurteilung dieser Verhältnisse gewinnen.
Dritter Teil
NICHT SCHÖPFUNGSBERICHT, SONDERN »WIEDERHERSTELLUNG« DER ERDE?
I. Das Sechstagewerk als Wiederherstellung der Erde
»Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« Durch das Schöpferwort des vollkommenen, lebendigen, all liebenden und allseligen Gottes wurde eine vollkommene Welt voll Leben und Licht, voll Freude und Glückseligkeit ins Dasein gerufen. »Aber es geschah das Unfaßbare. Ein gewaltiger Lichtfürst … verfinsterte sich. Zu Nacht wurde sein Reich und Gebiet, und aus dieser Nacht erscholl das erste Nein, dem Gott des Ja ins Gesicht geschleudert. Wohl blieben unzählige Engel und das große Himmelsheer im unendlichen Meer des göttlichen ja; doch verführte der nunmehr zum großen Drachen gewordene Satan die Legionen von Himmelsgeistern, die ihm untertan waren, und machte die einst liebte Erde zum finstern Chaos, wüst und leer.« So schreibt der bekannte Apologet Professor F. Bettex.
Der in Deutschland weit bekannte Evangelist General von Viebahn (gest. 1916) sagt: »Die Erde war wüst, leer und finster. Dies war die Folge der Empörung Satans. Der erste Schritt Gottes im Kampf wider Satan war: >Es werde Licht!<. . . jedenfalls hat eine große Katastrophe, die zwischen dem ersten und zweiten Vers der Bibel lag, die erste Schöpfung in ein Chaos verwandelt. Die Erde, aus Gottes Hand tadellos hervorgegangen, wurde durch Satans Empörung eine Wüste. … Es bedurfte einer Neuschöpfung, ehe der im Bilde Gottes erschaffene Mensch zum Herrscher auf der Erde eingesetzt wurde. Als sie geschehen war, sah Gott an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.«
Ebenso erklärt Dr. Freiherr von Huene, Professor für Paläontologie an der Universität Tübingen, 1947, »daß, als Gott im Anfang Himmel und Erde schuf, alles ohne Störung in Harmonie und Heiligkeit vor sich ging, und daß Gott dem Satan diese Welt zur Verwaltung übergab. Durch Satans Empörung wurde er, und somit sein ganzes Reich, unter Gottes Urteil gesetzt. Satan wollte sein wie Gott. Neid und Hochmut waren seine Sünden … In die Lücke zwischen 1. Mose 1, Vers 1 und Vers 2 gehört der Fall Satans mit all den Mächten, die zu ihm gehören.«
Dies sind die Grundgedanken der Restitutionsauffassung des Schöpfungsberichts. Ihr hält der katholische Gelehrte Ämilian Schöpfer (päpstlicher Hausprälat, weiland Professor am Collegium Romanum in Rom) entgegen, sie habe »weder im Text des Schöpfungsberichts noch sonst irgendwo in der Offenbarung irgendeinen Stützpunkt«. Lic. theol. Richard Krämer bekämpft sie geradezu als »fromme Spielerei«, als »Chaos von sensationserfüllten Behauptungen«, das schon in den gnostischen und manichäischen Systemen eine Rolle gespielt habe und auch in der Gegenwart besonders in den Kreisen immer wieder auflebe, »in welchen Geheimnistuerei Eindruck macht«. Wie ungerecht eine derartige Verurteilung ist, zeigt schon ein bloßer Hinweis auf die Vertreter dieser Auffassung. Dazu ist das Problem doch zu gewaltig, und die Vertreter dieser Erklärungsweise sind zu bedeutend, als daß man diese ganze Anschauung, selbst wenn man ihr nicht beitritt, einfach mit einem so wegwerfenden Machtspruch abtun könnte. Wenn diese auch in Einzelfragen zum Teil voneinander abweichen, so ist ihr gemeinsames Zeugnis in der Hauptfrage doch von beachtenswertem Gewicht.
Wir nennen in unserer Besprechung zuerst die wesentlichsten Be¬gründungen, die man zu Gunsten dieser Erklärungsweise geltend gemacht hat. Dann lassen wir die hauptsächlichen Einwände folgen, die dagegen erhoben worden sind. Durch sorgfältiges Vergleichen dieser Begründungen und Einwände möge sich der Leser sein eige¬nes Urteil bilden.
1. Weltschöpfung und Naturoffenbarung Gottes. Die Vertreter der Restitutionstheorie fragen: Ist alles freie Schaffen nicht stets ein Offenbaren? Muß darum die Weltschöpfung, ihrem innersten Wesen nach, nicht urspünglich eine Darlegung der Herrlichkeit des Schöpfergottes sein? Ist es nicht geradezu restlos undenkbar, daß je eine finstere, wüste und leere Welt in unmittelbarer Weise aus der Schöpferhand des Gottes des Lichtes, der Ordnung und der Lebensfülle hervorgegangen sein kann? Ein Gott, der nicht chaotisch denkt, schafft doch auch nichts Chaotisches! Darum kann doch ein Chaos, nach gottgegebener Anordnung, nicht vor dem Kosmos bestanden haben.
2. Die sprachliche Wortverbindung tohuwabohu. Die Restitutionstheorie betont: Zusammen kommt diese Wortverbindung nur noch an zwei anderen alttestamentlichen Stellen vor, und zwar beide Male, um damit ein Verderben zu bezeichnen, welches die Folge eines göttlichen Zorngerichts ist. So sagt Jesaja nach einer Beschreibung der schrecklichen Folgen des Falles Idumäas am Tage der Rache: »Und er (Gott) wird darüber ausspannen die Meßsehnur des tohu (= Verödung) und die Setzwaage des bohu (= Verwüstung).« Der Sinn ist: Dieselbe Sorgfalt, die ein Architekt mit Hilfe von Meßschnur und Setzwaage daran wendet, einen Bau zustande zu bringen, wird Gott daran setzen, das Verderben vollständig zu machen (Jes. 34, 11). Die zweite Stelle ist noch entscheidender. Dort beschreibt Jeremia die Verwüstung Judäas und Jerusalems nach ihrem Sturz und vergleicht sie, nach der Erklärung der Restitutionsauffassung, mit der voradamitischen Zerstörung. Er ruft aus: »Ich blicke die Erde an: ach sie ist tohu wa bohu, und zum Himmel empor: sein Licht ist verschwunden. Ich blicke die Berge an: ach, kein Mensch ist da, und alle Vögel des Himmels sind entflohen. Ich blicke umher: ach, das Fruchtgefilde ist zur Wüste geworden, und alle seine Städte sind zerstört nach dem Willen des Herrn infolge der Glut seines Zornes« (Jer. 4, 23. 27). Dies sind die beiden einzigen Stellen in der Heiligen Schrift, in denen – außer 1. Mos. 1, 2 die Wortverbindung tohu wa bohu vorkommt, und an diesen beiden Stellen hat sie den passivischen Sinn »Verwüstung« und »Ausleerung«. Hierin sieht die Restitutionsauffassung einen starken Beweis für die Berechtigung, anzunehmen, daß diese gleiche passivische Bedeutung auch an der dritten also sonst einzigen Stelle zum mindesten mitanklingt.
An einer weiteren Stelle spricht Jesaja von der Zerstörung Kanaans wegen der Sünden seiner Bewohner und sagt: »In Trümmern hegt die Stadt des >tohu<« (Jes. 24, 10), ein Ausdruck, der, mit Professor Menge und dem Hebräisch Aramäischen Wörterbuch von Professor Gesenius Buhl, als »die verödete Stadt« zu übersetzen ist.
3. Das Prophetenwort Jesaja 45, 18. Und sagt nicht die Schrift: »Denn so spricht der Herr, der die Himmel geschaffen. . ., der die Erde gebildet und sie gemacht hat. Er hat sie bereitet. Nicht als eine Öde (tohu) hat er sie geschaffen: um bewohnt zu werden, hat er sie gebildet«?!
4. Das Wort »hajetha« im Sinn von »ward, wurde«, statt »war«.
»Die Erde ward (wurde) wüste und leer«. Die Vertreter der Restitutionsauffassung weisen darauf hin, daß das hebräische Wort hajetha die Bedeutung »sie wurde« haben kann (wenn auch nicht muß). So z. B. in Ps. 118, 22: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden (hajetha).« »Von seiten Jehovas ist dies geschehen (geworden. hajetha)«.
5. Der Gebrauch der Zeitwörter »schaffen« und »machen« in 1.Mose 1. Die Restitutionsauffassung weist darauf hin, daß, abgesehen von Vers 11 das hebräische Wort bara »schaffen« sich nur zweimal im Schöpfungsbericht findet, und zwar bei der »Schaffung« des tierischen (V. 21) und des menschlichen Lebens (V. 26. 27). Sonst gebraucht der Schöpfungsbericht überall das Wort »machen« (asah), das ein »Bilden« und »Formen« aus schon bestehendem Material bedeute. Auch dies sei ein Beweis, daß es sich beim ersten Kapitel der Bibel nicht um die erstmalige Neuschöpfung, sondern die Neubildung der Erde nach ihrer Zerstörung handele.
6. Der Jubel der Engelwelt beim Beginn der Erdschöpfung. Und wie wäre es denkbar, so fragt man, daß bei der Grundlegung der Erdwelt die Himmelsheere jubelten und, voll Anbetung und Bewunderung der Schöpferherrlichkeit Gottes, frohlockten und jauchzten, wenn diese Erdschöpfung zunächt Formlosigkeit und Leere, Wüste und Wirrnis gewesen wäre? Bezeugt doch Gott Selbst solchen Jubelgesang der Engel gleich bei der Grundsteinlegung und Entstehung der irdischen Schöpfung, wenn Er im Buch Hiob die Frage an den Menschen stellt: »Wo warst du, als ich die Erde gründete? … Wer hat ihren Bauplan entworfen? … Wer hat ihren Eckstein gelegt, während die Morgensterne allesamt laut frohlockten und alle Gottessöhne (d. h. Engel) jauchzten?« (Hiob 38, 4 7).
7. Die Nicht-Einbeziehung der »Schöpfung von Himmel und Erde« (Vers 1) unter die Werke der sechs »Tage«. Von hier aus so erklärt man , und zwar von hier aus allein, werde es auch verständlich, warum der biblische Bericht, der doch keine Willkür und Zufälligkeit kennt, die Schöpfung von Himmel und Erde, die doch als die Grundlage alles Folgenden, eigentlich zunächst das Wichtigste wäre, nicht zu den Werken der sechs Tage rechnet, sondern sie diesen vorausgehen läßt. Stünde dagegen der zweite Vers »in so engem Zusammenhang mit dem ersten, wie man gewöhnlich annimmt, das heißt, würde er den Zustand beschreiben, in welchem Gott im Anfang die Erde und den Himmel geschaffen hat, so müßte dieses erste Werk notwendig unter den sechs Schöpfungstagen mitzählen. Es kann gar kein stichhaltiger Grund angegeben werden, warum es allein eine Ausnahme bilden soll. Dagegen erklärt sich dies von unserem Standpunkt aus ebenso leicht wie genügend«, sagt Dekan Keerl, einer der Hauptvertreter dieser Restitutionstheorie.
Dies Argument hat aber, nach der Ansicht der Periodenauffassung, kein großes Gewicht. Denn ist nicht der erste Vers »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde« einfach lediglich die Überschrift des Ganzen oder nur die Aussage über die Erschaffung der Grundstoffe, wohingegen der biblisdie Bericht der sechs »Tage« darstellen will, was Gott mit der Erde machte oder wie Er den Gesamtkosmos weiter voranführte?
II. Einwände und Fragen
1. Der unmittelbare Gesamteindruck des biblischen Berichts. Der Haupteinwand, den man gegen diese Erklärungsweise erhoben hat, ist der, daß von dem Auftreten einer dämonischen Gegenmacht und den damit für die Naturwelt verbundenen Folgen im Schöpfungsbericht selber doch garnichts zu erkennen sei. Vielmehr mache er auf jeden unbefangenen Leser durchaus den Eindruck, daß er ganz einfach den geradlinigen Entwicklungsgang des Schöpfungswerkes und nichts anderes berichten wolle. Daß die von Gott geschaffene Erde wüste und leer »wurde«, sagt er nicht, sondern nur, daß sie, in ihrem Anfangszustand wüste und leer, d. h. formlos und inhaltlos, »war«, als das Sechstagewerk mit der Lichtschöpfung einsetzte.
2. Weiterhin bringt auch schon die Verteilung der Ausführlichkeit beziehungsweise Kürze der Berichterstattung hier nicht wenige Bibelleser ernstlich ins Fragen. Denn ist es nicht höchst unwahrscheinlich, so sagt man, daß eine ursprüngliche Schöpfung, die als Hauptgrundlage aller Kreatur und als eine Welt wunderbarster Schönheit ins Dasein gerufen worden war, nur mit einem einzigen, noch dazu sehr kurzen Satz genannt und dann aus der Berichterstattung entlassen wird (nur Vers 1), wohingegen dann so viele nämlich 32 – Verse einem Werk gewidmet sein würden, das nur eine Wiederherstellung dieser ursprünglichen Schöpfung, also durchaus nicht die eigentliche Hauptsache gewesen wäre (Kap. 1, 3 bis Kap. 2, 3)?
3. Ein Bedenken entsteht für viele Schriftausleger auch durch das Schweigen der Bibel über eine solche Urkatastrophe und lange Zwischenzeit zwischen Vers 1 und Vers 2 des biblischen Berichts. Zwar hat man sie auf das Gesetz der »prophetischen Perspektive« hingewiesen, demzufolge verschiedentlich in der Weissagung zwei weitauseinanderliegende Ereignisse, wie zwei Gipfel irn Gebirge, zusammengeschaut werden, ohne die lange Zwischenzeit gleichsam das »Tal« zwischen diesen Bergen zu erwähnen, z. B. das erste und das zweite Kommen Jesu ohne die lange, nun schon Jahrhunderte währende Zeit der Gemeinde. So seien auch hier die ursprüngliche Erschaffung der Erde und ihre spätere Wiederherstellung zusammengeschaut, ohne Nennung der langen, geologischen Zwischenperiode. Die Frage aber ist, ob man diese beiden Gesichtspunkte in diesem Sinne überhaupt parallelisieren kann. Denn während, nach zahlreichen neutestamentlichen Weissagungen, ein zweites Konunen Jesu eindeutig bezeugt wird, ist eine »Wiederherstellung« der Erde nach ursprünglicher Zerstörung an keiner einzigen Stelle der Heiligen Schrift zweifelsfrei ausgesagt. Ist nicht darum dieser ganze Vergleich durchaus unzureichend begründet? Müßte man nicht aus anderen Schriftworten zuerst überhaupt zuverlässig wissen, ob es einen solchen zweiten »Gipfel« auch hier gibt, bevor man von einer Zwischenperiode reden und das Gesetz der prophetischen Perspektive hier anwenden könne?
4. Die folgende Frage ergibt sich aus der allgemeinen Hauptbedeutung der hebräischen Wörter tohu und bohu. Die Bezweifler der Restitutionsauffassung weisen darauf hin, daß diese Wörter zwar tatsächlich gelegentlich eine passivische Bedeutung im Sinn von »Verwüstung, Ausleerung« haben können, daß ihre eigentliche Hauptbedeutung an den allermeisten Stellen aber einfach »Formlosigkeit«, »Öde« und »Leerheit« ist, z. B. Hiob 26, 7: »Gott spannt den Norden der Erde aus über der Leere (d. h. dem leeren Raum: tohu)«. Jesaja 59, 4: »Man verläßt sich auf Trug und vertraut auf Nichtigkeit (Leerheit: tohu)«. Jesaja 40, 17: »Alle Nationen werden vor ihm (Gott) geachtet wie Nichtigkeit (tohu).«
Ist es aber nicht, so fragt man, gewagt, eine so wichtige Schriftauffassung mit einer ausnahmsweisen, seltenen Anwendung von Wörtern zu begründen, deren regelmäßiger Sprachgebrauch doch ein ganz anderer ist? Ist es darum nicht wohl ratsamer, die Wörter tohu und bohu in ihrem allgemein üblichen Sinne von »Formlosigkeit«, »Leerheit« aufzufassen, d. h. als einfache Schilderung der mit dem Schöpfungsanfang zusammenfallenden Urgestalt der Erde, als Charakterisierung des Nochnichtgeformtseins der zunächst noch »gehaltlosen und gestaltlosen« Masse vor Einsetzung der göttlichen Schöpferimpulse? Wäre es folglich nicht näherliegend, in Vers 1 die Erschaffung der Weltstoffe zu erblicken und in dem Werk der sechs Tage ihre Ausgestaltung, unter Leitung des göttlichen Schöpferwillens, zu einem irdischen Kosmos, in dem dann der Mensch schließlich auftreten und seine Aufgabe erfüllen konnte?
Dr. B. Ramm sagt: »Ein Marmorblock und eine zerschmetterte Statue sind beide formlos. Der erstere ist in einem Zustand, der noch einer Formung harrt, damit aus dieser Formlosigkeit das Bild der Gestalt hervortrete. Als Gott die Erde schuf, machte Er sie wie einen Marmorblock, aus dem Er die schöne Welt entstehen ließ«. Der Anfangszustand war zunächst die (von Ihm geschaffene) unentwickelte materielle Unterlage, die alle Fähigkeiten und Möglichkeiten für Licht und Leben in sich trug. Oder, wie Prof. Lange es ausdrückt»Das erste Wort (tohu) bezeichnet das Fehlen der Form, das zweite Wort (bohu) das Fehlen des Inhalts. Die Erde war zunächst unvollendet in der Ordnung und »leer« an Leben.«
5. Eine gleichartige Frage stellen die Vertreter der Periodenauffassung im Hinblick auf das hebräische Wort »hajetha« in 1. Mos. 1, 2. Es sei zwar richtig, daß dies Wort wohl gelegentlich die Bedeutung »wurde« haben könne, also gleichsam: »Die Erde >wurde< wüste und leer. Dies geschieht aber nur in seltenen Ausnahmefällen. – So z. B. in Ps. 118, 22: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Edcstein geworden (hajetha).“ „Von seiten Jehovas ist dies geschehen (geworden, hajetha)“. –
Seine eigentliche Bedeutung ist jedoch ganz einfach »war«. »Die Erde >war< wüste und leer«. Und es sei wenig überzeugend, wenn ein seltener Sprachgebrauch eines Wortes zur Begründung einer sonst in der Bibel nirgends klar bezeugten Lehre von so weit tragender Bedeutung herangezogen wird, wohingegen dasselbe Wort an Tausenden von Stellen der Heiligen Schrift die andere Bedeutung von einfach »war« hat. Ausnahmen sind eben niemals maßgebend für die Regeln.
6. Der Sprachgebrauch der hebräischen Wörter bara »schaffen« und asah »machen«. Zu der strengen Unterscheidung zwischen »schaffen« und »machen«, wie sie die Restitutionstheorie vollzieht, bemerkt die Periodenauffassung:
Das Wort bara »schaffen« bezieht sich zwar stets auf ein göttliches Handeln; aber dies ist nicht immer ein sofortiges, fertiges Hervorbringen aus Nichts, sondern nicht selten ein gottbewirktes Hervorbringen auf dem Wege eines geschichtlichen Werdegangs. Also sehr ähnlich wie asah »machen«.
So hat Gott das Volk Israel »geschaffen« (Jes. 43, 1. 15), was auf dem Werdegang der Geschichte vollzogen wurde (vor und nach Abraham und den Patriarchen bis zur Gesetzgebung am Sinai). Ebenso ist das Volk der Ammoniter in ihrem Lande »geschaffen« worden (Hes. 21, 35). So hat Gott den Einzelisraeliten »geschaffen«, was ebenfalls nicht eine Sofort Schöpfung aus Nichts war, sondern ein Hervorbringen auf dem Wege der Geschichte (seit Adam über Noah und Abraham bis zur Geburt des betreffenden: Jes. 43,7; Mal. 2, 10), desgleichen den Einzelmenschen allgemein (Jes. 54,16; Pred. 12, 1).
Andererseits kann das Wort »machen« (asah), das eine allgemeinere Bedeutung hat, auch auf die göttliche Weltschöpfungshandlung angewandt werden, also in ähnlichem Sinne wie bara »schaffen«. So hat Gott Himmel und Erde »gemacht« (1. Mo. 2, 2; 2. Mo. 20, 11). So hat Er Sonne und Mond »gemacht« (1. Mo. 1, 16). So hat Er die Tiere »gemacht« (l. Mose 3, 1). So hat Er den Menschen »gemacht« (1. Mo. 1, 26; 6, 6). So hat das von diesem Zeitwort asah abgeleitete Hauptwort oseh geradezu die Bedeutung »Schöpfer« (Hiob 35, 10; 4, 17; Jes. 17, 7; 27, 11).
In ein und demselben Satz 1. Mo. 5, 1 werden beide Wörter »schaffen« und »machen« einfach nebeneinander für die gleiche Handlung der Menschenschöpfung gebraucht: »An dem Tage, da Gott Adam >schuf<, >machte< er ihn im Gleichnis Gottes.« Ebenso in 1. Mo. 1, 26. 27: »Lasset uns Menschen >machen< … Da >schuf< Gott den Menschen.«
Der Sprachgebrauch dieser beiden Zeitwörter ist also übrigens wie ebenso im Deutschen nicht so streng geschieden, wie die Restitutionsauffassung voraussetzt. Dies kann jedes hebräische Wörterbuch zeigen, z. B. Prof. Gesenius Buhl, Hebräisch-Aramäisches Wörterbuch. Daher darf dieser Unterschied auch nicht überbetont werden. Die Restitutionsauffassung zieht aber aus einer so schmalen Basis gar zu weitreichende Folgerungen.
Auch passe das Wort »bilden«, »formen« durchaus in die Periodenauffassung hinein. Denn gerade sie spricht, nach der »Erschaffung« der Grundstoffe von Himmel und Erde (Vers 1), von einer »Weitergestaltung« und »Weiterbildung« im Schöpfungswerk.
Das Argument der Restitutionsauffassung aus dem Unterschied dieser beiden Wörter sei also weder eindeutig noch klar und keineswegs ein spezieller Beweis für die Restitutionstheorie.
7. Auch der Hinweis auf das Prophetenwort Jesaja 45, 18 gilt den Vertretern der Periodenauffassung als nicht stichhaltig: »So spricht der Herr, der die Himmel geschaffen hat, . . . der die Erde gebildet hat … Nicht zu einer Öde (tohu) hat er sie geschaffen. Um bewohnt zu werden, hat er sie gebildet.« Denn ganz offensichtlich rede, so betont man, diese Stelle nicht vom Anfangszustand, sondern vom Ziel der Erdschöpfung. Dies beweise der unmittelbare Zusammenhang, nämlich der parallel gegenübergestellte Satz: »Nein, um bewohnt zu werden, hat er sie gebildet.« Dies »um zu« weise aber auf das Ziel hin. Es dürfe darum nicht übersetzt werden: »Nicht als eine Öde (als ein tohu) hat er sie geschaffen« (vergl. Elb. Bibel), sondern: »Nicht zu einer Einöde (zu einem tohu) hat er sie geschaffen« (vergl. Menge Bibel). Oder, wie Luther richtig übersetzt: »Er hat sie nicht gemacht, daß sie leer soll sein, sondern er hat sie bereitet, daß man darauf wohnen soll.«
Daß dabei das Anfangsstadium eine Formlosigkeit und Gestaltlosigkeit ein tohu und bohu in aktivem Sinne gewesen sei, sei damit in keiner Weise verneint, sondern liege im Begriff eines Schöpfungswerdeganges begründet, der vom Geringeren zum Höheren voranschreitet. Das Argument der Restitutionstheorie aus dieser Jesaja Stelle gehe darum an dem eigentlichen Zusammenhang dieses Prophetenwortes vorbei.
8. Ferner hat man hervorgehoben: Selbst wenn die geologischen Schichten zwischen Vers 1 und 2 des mosaischen Berichts eingeschaltet werden könnten wozu es jedoch keine einzige, weder naturgeschichtliche noch biblische stichhaltige Begründung gäbe , so sei doch keine einzige Stelle in der ganzen Bibel vorhanden, die eine Verknüpfung des Falles Satans mit diesem vermuteten Zwischenraum zwischen den beiden ersten Versen der Heiligen Schrift vollziehe.
9. Weiterhin ist im Hinblick auf das Werk des vierten »Wiederherstellungs«tages gefragt worden: Sind denn auch die Sonne und der Mond und die Sterne zunächst zerstört worden, sodaß auch sie wieder neu hergestellt werden mußten?
Von besonderem Gewicht sind für die Vertreter der Periodenauffassung ihre folgenden Bedenken der Restitutionstheorie gegenüber.
Nach der Restitutionsauffassung war der Endzustand der Erde nach Ablauf der vorgeschichtlichen geologischen Perioden eine Zerstörung alles pflanzlichen und tierischen Lebens und sein Versinken in ein alles bedeckendes Wassergrab, also ein Tiefpunkt ganz besonderer Art in der Geschichte der Erdnatur. Die geologischen Schichten aber bezeugen genau das Gegenteil, nämlich ein systematisches, geradezu planmäßiges Aufwärtssteigen der Pflanzen und Tierwelt zu immer höheren Entwicklungsstadien, bis hin zu der Zeit unmittelbar vor dem besonderen Haupt-Höhepunkt der Erdgeschichte, dem Auftreten des Menschen. In den geologischen Schichten finden sich von unten nach oben also von den ältesten bis zu den neueren Sdüchten ansteigend zuerst wirbellose Tiere, dann Fische, Amphibien, Reptilien, Wirbeltiere (Säugetiere und Vögel), bis zuletzt der Mensch erscheint als der König der Erde.“ Die Restitutionstheorie ist, nach dem Urteil der Periodenauffassung, nicht in der Lage, diese systematisch geordnete Aufwärtsentwiddung in der Stufenfolge der Fossilien und ihren geologisch einwandfrei bewiesenen Zusammenhang mit der jetzigen Lebewelt einleuchtend zu erklären.
10. Nach der Restitutionstheorie in ihrer Verbindung mit der Deutung der sechs »Tage« als Vierundzwanzigstundentage und der seit dem irischen Erzbischof Ussher herkömmlichen, alttestamentlichen Chronologie müßte die Gesamterde am Ende der geologischen Perioden, kurz vor Adam und Eva, also um 4300 v. Chr., von Wasser völlig überflutet gewesen sein. Dann sei sie an einem einzigen Vierundzwanzigstundentag, nämlich dem zweiten Tag des »Wiederherstellungs«werkes, in der von da ab grundsätzlich bestehenden Verteilung von Land und Meer, aus dieser Überflutung wieder aufgetaucht.
Eine solche allgemeine Überflutung der Gesamterde, unmittelbar vor Beginn der Geschichte des Menschengeschlechts oder einige Jahrhunderte bzw. einige Jahrtausende vorher hat es aber, nach den geologischen Feststellungen, niemals gegeben. Nach der Geologie ist die Erde um 4300 v. Chr. keineswegs von Wasserfluten ganz zugedeckt gewesen, wie diese Auslegung von 1. Mos. 1, 2b (»Wasser«) es vermutet.
Anstatt also, wie sie glaubt, eine Versöhnung zwischen Geologie und Bibelauslegung zu bewirken – so sagen die Vertreter der Periodenauffassung -, steht die Restitutionstheorie, in dieser ihrer Form, in schärfstem Widerspruch zur Geologie und wird von deren Tatbeständen eindeutig widerlegt.
Dies wird nun in ganz besonderer Weise im Hinblick auf das Folgende betont.
11. Die außerordentliche Gleichheit bzw. Ähnlichkeit vieler jetziger Lebeformen mit den entsprechenden Lebeformen der Tertiär-, ja Kreide- und Jurazeit. Das Vorhandensein vieler unserer gegenwärtigen Pflanzen und Tiere kann zurückverfolgt werden bis in ferne, zum Teil sogar fernste geologische Zeitalter.
So sind sehr viele unserer heutigen Säugetiere, Reptilien und Amphibien in gleichen oder artverbundenen Formen schon unter den Versteinerungen aus der Zeit während bzw. vor der großen Eiszeit nachweisbar. Von den 400 Gattungen Land Säugetieren sind es 60 Prozent. Von den über 40 Gattungen Meeres Säugetieren sind es 75 Prozent. Der Nautilus, eine Art Tintenfisch, ist bereits in den uralten Felsen des Paläozoikums (Erd Altertums) festzustellen.
90 Prozent der Arten von Weichtieren (Mollusken) der späteren Tertiärformationen (z. B. Miozän) leben heute noch. Haie und andere Fische, die unseren gegenwärtigen gleichen, finden sich unter den Versteinerungen schon der Kreide und Jurazeit. In der noch viel älteren Steinkohlen Zeit (Karbon) gab es Spinnen und Skorpionen, ähnlich wie unsere heutigen. Ja, manche Fischarten und Muscheln (z. B. Lingula, Zungenmuscheln) existieren praktisch unverändert sogar schon vom Kambrium an bis heute, d. h. von den allerältesten Erdschichten an, die Versteinerungen enthalten.
Ähnlich verhält es sich mit der Pflanzenwelt.
Von 147 Pflanzenarten, wie sie sich bereits vor der Eiszeit finden, wachsen ungefähr ioo noch heute in Europa, z. B. Veilchen, Butterblume, Brombeere. Die in den oberen Schichten des Tertiär (Pliozän) gefundenen Pflanzen umfassen mehr als ‚3o Arten von Blütenpflanzen, wie sie noch heutzutage fast alle in England vorkommen. Ebenso gab es gewisse Arten von Pappel, Akazie und Weide, wie sie heute teils in Europa, teils in tropischen Ländern wachsen, schon am Ende der Tertiärzeit. Walnußbaum, Eiche, Platane und Ahorn gehen bis in die Kreidezeit zurück. ja, »am Ende der Kreidezeit hatte die Pflanzenwelt überhaupt schon das allgemeine Aussehen angenommen, das sie noch heutzutage hat« (Dr. Brude). Gewisse Farne, die mit den heutigen gleichartig sind, finden sich sogar unter den Versteinerun¬gen der noch viel älteren Steinkohlenzeit.
Dies alles beweist, daß es keinen so radikalen Bruch zwischen den geologischen Perioden und unserer Gegenwart gegeben hat, wie die Restitutionstheorie ihn voraussetzt, sondern daß die alten, erdgeschichtlichen Zeitabschnitte ohne Unterbrechung mit den neuen verbunden sind. So wird, nach dem Urteil der Periodenauffassung, die Restitutionstheorie durch die geologische Tatsache widerlegt, daß es keinen chaotischen Zustand zwischen der menschlichen Periode und der Tertiärzeit gegeben hat. Vielmehr ist der ganze Verlauf, von Anbeginn an, nur ein einziges, zusammenhängendes, großes System der Natur.
Wenn man dagegen – so betont die Periodenauffassung im Gegensatz zur Restitutionstheorie – die geologischen Perioden in oder vor das Tohuwabohu, d. h. in die Zeit vor dem Sechstagewerk, verlegen würde, so wäre es ja völlig unvermeidlich, den höchst unwahrscheinlichen Schluß zu ziehen, daß die mit den heutigen Arten wesensgleichen (!) Tier und Pflanzenarten der Tertiärzeit erst vernichtet und dann wieder neu geschaffen worden seien. Oder man müßte meinen, Gott habe, zur Zeit der Menschenschöpfung beim Beginn des Paradieses, durch einen besonderen Wunderakt den Tod erst aus dieser Tierwelt verbannt und die Tiere, z. B. besonders auch die Raubtiere, hinsichtlich ihrer Instinkte, ihrer Ernährungsweise und folglich ihres ganzen Körperbaues anatomisch physiologisch umgewandelt und habe dann diese selben (!) Tierarten wieder in ihren ursprünglichen Tertiär Zustand zurückverwandelt. Dies anzunehmen sagt die Periodenauffassung im Gegensatz zur Restitutionstheorie sei jedoch eine viel größere Schwierigkeit als den Zusammenhang des gegenwärtigen Tier und Pflanzenlebens mit dem versteinerten für das Richtige zu halten. Auch sagt die Bibel davon kein Wort. So sei es offenbar, daß die Restitutionstheorie mehr naturwissenschaftliche Schwierigkeiten schafft, als sie zu lösen versucht.
Für die Periodenauffassung selbst stellt sich die Geschichte der urzeitlichen Erde folglich als ein zusammenhängender Gesamtverlauf dar, in dem jedoch zwei Hauptzustände zu unterscheiden seien:
der ursprüngliche Zustand in den allerersten Urzeiten ohne Störung durch gottwidrige Gewalten, nämlich so, wie sie zunächst aus der Schöpferhand Gottes hervorgegangen war und sich dann weiter entwickeln sollte,
und der spätere Zustand mit Hemmungen und Störungen und göttlichen Gerichten, in den sie durch den Sündenfall von Geistmächten hineingeraten war, die zu ihr in besonderer Beziehung standen.
Das Sechstagewerk gehöre dann als unfaßbar langer Zeitraum, der zu der jetzigen Erdgestalt hinführe, vornehmlich in den zweiten Zustand hinein und decke sich im wesentlichen mit den geologischen Perioden.
Dabei aber scheine es, daß, unter Zulassung Gottes, die chaotisierten Mächte des Argen, durch dämonische Einwirkungen den göttlichen Schöpfungsakten entgegenarbeiteten, und dies könne erklären, warum Bastardbildungen, Schreckenstiere, gegenseitiges Morden, Krankheit und Tod bereits in jener urzeitlichen Lebewelt so verbreitet waren. So schreibt auch der Tübinger Geologieprofessor von Huene 1947: »Es ist etwas Neues dazugekommen, die Finsternis, die Nacht, die an der Zusammensetzung der … folgenden Schöpfungstage einen wesentlichen Anteil hat … Das Reich der Finsternis, des Fürsten dieser Welt, war nun mitbestimmend im Sechstagewerk der Schöpfung, nachdem der Anfang ein ganz anderer gewesen war. Im Sechstagewerk haben Licht und Finsternis ihren Anteil«.
Wie der Schöpfungszustand vor Eintritt des Bösen beschaffen gewesen war, vermag niemand zu sagen. Jedenfalls so erklärt die Periodenauffassung fehle hinreichende Begründung in der Schrift, von einer einst schon fertig gewesenen »Lichterde« (F. Bettex), einem ursprünglichen »Lichtreich« (Th. Haarbeck), einer »ersten Urschöpfung« oder »ersten Erde« (Jakob Kroeker) zu reden. Denn was bis dahin erreicht war, sei erst ein Anfangsstadium der Urentwicklung gewesen, und was dieses Anfangsstadium im einzelnen in sich schloß, ist keinem Menschen bekannt.
Sicher ist nur, daß die Urstörung durch den satanischen Sündenfall schon sehr früh im Verlauf dieser einen, großen zusammenhängenden Schöpfungsentwicklung eingetreten ist und zwar schon bevor die Schöpfung so weit gediehen war, organisches Leben zu tragen; denn dieses war ja, wie die Fossillen beweisen, schon in der ältesten Urzeit und von vornherein, dem Vergehen, also dem »Tode«, unterstellt.
Dies würde bedeuten, daß der Sündenfall Satans zwar nicht unbedingt zwischen dem ersten und dem zweiten Vers von 1. Mose 1 stattgefunden habe, so aber doch irgendwann und irgendwie in der Zwischenzeit zwischen dem ersten und dem elften Vers des biblischen Berichts, der ja von der Pflanzenschöpfung spricht. Den genauen Zeitpunkt kann niemand wissen.
Dennoch aber habe Gott, trotz dieser satanischen Querwirkungen und der damit verbundenen notwendigen Gerichte auf irgend eine Weise, die die Naturwissenschaft erforschen mag durch allmähliche Steigerung der Lebeformen die Schöpfungsgeschichte in planmäßiger Aufwärtsentwicklung weitergeführt und das Pflanzen und Tierleben bis zur jetzigen Lebewelt ansteigen lassen. Dies sei geschehen, unter göttlicher Leitung, teils durch Vererbung, Verzweigung und Abstammungszusammenhänge, teils durch wiederholte, neu eingreifende Schöpferakte. Dies letztere sei bewiesen durch die Tatsache, daß, trotz sorgfältigster geologischer Forschungen, keine Bindeglieder zwischen den Hauptarten der Lebewesen festzustellen sind (missing links). Zuletzt ist der Mensch, ohne Abstammungszusammenhang mit der allgemeinen Tierwelt, auf den Plan getreten, um von dem eigens für ihn angelegten Paradiesesgarten aus seine Laufbahn zu beginnen.
Und was die Raubtiere der Tertiärzeit betrifft, so glauben manche Vertreter der Periodenauffassung, daß diese Tierarten auch während der Paradieseszeit auf der außerparadiesischen Erde in ihrem bisherigen, z. T. wilden Zustand verblieben seien. Das Paradies selbst war zwar ein Sonderbezirk und als solcher eine Stätte von Frieden, Lebensfülle, Schönheit und Vollkommenheit. Es unterschied sich aber darin von dem Zustand der sonstigen irdischen Schöpfung. Denn wenn die Gesamterde eine Stätte des Lebens und absoluter Vollkommenheit gewesen wäre, so hätte es keines Paradiesesgartens bedurft. Die Tatsache aber, daß überhaupt ein Paradies geschaffen wurde, beweist, daß die Erde an sich nicht schon ohne weiteres ein geeigneter, voll würdiger Wohnplatz für den Menschen als den von Gott neu eingesetzten König der irdischen Schöpfung war. Damit aber wird schon die reine Tatsache der Pflanzung des Gartens Edens ein Beweis für die Unvollkommenheit der außerparadiesischen Erdwelt.
Und was die allgemeine Pflanzenwelt vor und nach dem menschlichen Sündenfall betrifft, so erklärt zwar der göttliche Fluch, daß der Acker »Dornen und Disteln« tragen solle. Aber mehr besagt er nicht. Weiter zu gehen, ist darum Willkür. Der biblische Text selbst sagt nicht mehr und nicht weniger, als daß in den vom Menschen bebauten Acker die schon sonst auf Erden vorhandenen Dornen und Disteln eindringen und seine Arbeit ungemein erschweren sollen. Professor Karl Heim schreibt: »Das Alte Testament … berichtet wohl von der satanischen Verführung, durch die die ersten Menschen in Sünde fielen, und von ihrer Austreibung aus dem Paradiese. Aber es weiß nichts von einer Verwandlung der ganzen Weltgestalt, die durch den Fall des Menschen herbeigeführt worden wäre.«
Aber heißt es nicht in der Schrift für den Abschluß des sechsten Tages und damit zugleich der Paradieseszeit: »Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut« (1.Mo.1,31)?
Diesen Einwand beantwortet die Periodenauffassung: Auch von der gegenwärtigen Zeit der Erde und ihrem jetzigen Zustand mit zwar sehr viel Schönheit und Lebensfülle in der Natur, aber auch mit so vielen Gewalten des Verderbens – Disharmonie und Zerstörung im pflanzlichen und tierischen Leben, Raubtiere in Luft, Feld und Wald – sagt die Schrift, indem sie von allem, durch die Sünde dazwischen und hineingekommenen Negativen absieht und den eigentlichen positiven Kern und das ursprüngliche Wesen der Schöpfung in den Mittelpunkt ihrer Schau rückt: »Herr, wie sind Deine Werke so groß und so viel! Du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll Deiner Güter!« (Ps.104,24).
»Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündet seiner Hände Werk« (Ps.19,2).
Solche Worte sind Aussagen über die Schöpferherrlichkeit Gottes allgemein und schließen das andere nicht aus. Sonst könnte auch die Heilige Schrift nicht von der Welt heute sagen: »Der Herr hat Wohlgefallen an seinen Werken« (Ps.104,31). Dabei ist sich derselbe (!) Psalmist im gleichen Psalm auch der anderen Seite bewußt: »Die jungen Löwen brüllen nach Raub« (Ps.104,21).
Ja, der 148. Psalm fordert nicht nur den Himmel und die Erde, Sonne, Mond und Sterne, zum Lobpreis Gottes auf, sondern sagt auch: »Lobet den Herrn von der Erde her, ihr Wasserungeheuer (!) und alle Tiefen! . . . Wildes (!) Getier und alles Vieh, kriechende Tiere und geflügeltes Gevögel: Lobet den Herrn!« (V. 1-10). Und Paulus bezeugt von der Offenbarung Gottes in der Natur, bei all ihrer gegenwärtigen, ihm ebenso wie auch uns bekannten Zwiespältigkeit: »Seine (Gottes) ewige Kraft und Göttlichkeit werden von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen« (Röm. 1, 20).
In diesem Rahmen der Natur hatte der Mensch ursprünglich von Gott die Aufgabe erhalten, vom Paradiesesgarten aus seine Herrschaft über die Erde auszudehnen und Paradiesesleben und Paradiesessegen überall hinzutragen und auszubreiten. Bei einer heiligen Durchführung dieses seines Herrscherberufs wäre es schließlich zu einer endgültigen Befreiung und Erlösung der ganzen irdischen Lebewelt gekommen, wie dies ja auch tatsächlich bei der Aufrichtung des sichtbaren Gottesreiches der Endzeit einst eintreten wird (Jes. 11, 6 8; Hos. 2, 20).
Da aber der Mensch gefallen ist, hat er zunächst seine Berufsbestimmung nicht erfüllt. So blieb das Verderben in der Tierwelt um des Menschen willen bestehen. Auch der »Acker«, das heißt, der vom Menschen bearbeitete Kulturboden, verblieb um des Menschen willen unter dem Fluch. Wenn darum die Schöpfung heute noch seufzt, weil sie der Knechtschaft der Nichtigkeit unterworfen ist, so geschieht dies um des Menschen willen. Darum kann die Erlösung der Schöpfung auch erst mit der Vollendung der Erlösungsgeschichte des Menschen eintreten, eben durch die »Teilnahme an der Freiheit, welche die Kinder Gottes im Stande der Verherrlichung besitzen werden« (Röm. 8, 21).
Der Vorteil dieser Gesamtauffassung ist – nach dem Urteil der Vertreter der Periodenauffassung -, daß sie dem Gesamteindruck des biblischen Schöpfungsberichts gerechter wird als die Restitutionstheorie. Auch stimme sie mit allen sprachlichen und exegetischen Texteinzelheiten überein und gehe nirgends über den eigentlichen Wortlaut der Schrift hinaus. Sie habe ferner den Vorteil, daß sie auch vom naturwissenschaftlichen Gesichtspunkt aus einleuchtender ist. Sie sei in Übereinstimmung mit dem Vorhandensein des urzeitlichen Todes in den geologischen Perioden wie auch mit der Tatsache des Zusammenhangs der Lebeformen der Urzeit mit der pflanzlichen und tierischen Lebewelt der Gegenwart, wie dieser durch die Fossilien klar bezeugt wird.
Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Oktober 2008
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