Die Wunder des R. Bonnke (A.Seibel)
Die Wunder des Reinhard Bonnke
von Alexander Seibel
In seinem Buch „Herr heile mich“ zitiert der ehemalige Allianzvorsitzende Dr. Fritz Laubach auch eine „Weissagung“ von Reinhard Bonnke beim Beginn der Feuer-Konferenz 1987. Die Erweckung, die Europa erreicht, wird eine Erweckung mit Zeichen und Wundern sein. Wir werden kilometerlange Schlangen von Krankenwagen haben, die die hoffnungslos Kranken hierher bringen, und sie werden leer zurückfahren. In Jesu Namen! Halleluja! …Wunder und Zeichen am laufenden Meter. Der ehemalige Allianzvorsitzende sagt deutlich, wie es sich hier um eine Falschprophetie handelt.
Was ist nun von den Wundern, Heilungen und sogar der Totenauferweckung zu halten, die im Namen dieses Pfingstevangelisten immer mehr propagiert werden?
Es ist schon etliche Jahre her, dass Helmut Weidemann, Prediger einer Freien Evangelischen Gemeinde, Auskunft von Bonnke, bzw. seinem Missionswerk CfaN (Christus für alle Nationen) wollte, wegen einer angeblichen Heilung, die in der Zeitschrift Charisma von 1988 groß propagiert worden war. Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd. Die „geheilte“ Person antwortete nicht und die üblichen Ausflüchte und Ausreden seitens des Missionswerkes nahm der Pastor nicht gutgläubig zur Kenntnis.
Darauf schrieb der damalige Chefsekretär von CfaN, Rolf Cilwik, im Zusammenhang mit den öffentlichen „Wunderheilungen“ bei der Feuer-Konferenz erstaunlich selbstkritisch zurück: Die bezeugten Heilungen sind Spontanzeugnisse, für die CfaN nicht verantwortlich zeichnet, sondern die betreffenden Personen. In Afrika war eine Mitarbeiterin nur zum Zwecke beschäftigt, diesen Zeugnissen nachzugehen, sie zu prüfen und sie aufzulisten. Das war mühsam und im Nachhinein müssen wir sagen, die Ergebnisse (Menschen, die dadurch zum Glauben kommen) stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand. Es mag ein Hinweis sein, daß „Golgatha“ wichtiger als Heilung ist .
Die Antwort des Pastors lautete u.a.: Auf der Feuer-Konferenz in Frankfurt war ich selbst und erlebte, wie von Reinhard Bonnke nicht wenige deutsche Personen mit großen Halleluja-Rufen als gerade geheilt der Menschenmenge vorgestellt wurden. Aber in Ihrer Zeitschrift ist trotz Ihres Versprechens nicht einmal ein einziger von Ärzten attestierter Heilungsbericht einer Person aus der BRD erschienen. Wie soll das noch mit dem Wahrheitsgebot vereinbart werden können?
In ihrem Brief schreiben Sie, daß das wohl ein Hinweis darauf sei, daß „Golgatha“ wichtiger als „Heilung“ sei. Das glaube ich alle Mal auch. Aber warum spricht R. Bonnke mehr von Zeichen und Wundern als von Golgatha? Vier Video-Kassetten habe ich von Ihrem Missionswerk, aber auf allen nimmt die ‚Heilung’ und der damit verbunden Rummel (es tut mir wirklich in der Seele weh, daß man das nicht anders bezeichnen kann) mindestens 90 % des Inhalts ein? Will man die angeblichen ‚Wunder’ nachprüfen, dann ist plötzlich Ihr Auftrag die Verkündigung, obwohl Sie in Ihrer Werbung zu den Veranstaltungen ständig von „Evangelisation mit Zeichen und Wundern“ sprechen? Was für eine Verdrehung biblischer Prioritäten, verbunden mit „Heilungsberichten“ die meist keine sind! Ich glaube wirklich an die Macht und Kraft Gottes, auch hinsichtlich körperlicher Heilungen, aber so geht es nicht!
Dies ist nun eine Beobachtung, die man leider immer wieder im Zusammenhang mit diesen Wundergeschichten zur Kenntnis nehmen muß: Unwahrhaftigkeit.
So berichtet die von seriösen Mitgliedern der Pfingstbewegung in England herausgegebene Zeitschrift Contending Earnestly for The Faith (Für den Glauben kämpfen), ein Magazin also, das durchaus keine Vorurteile gegenüber gewissen Charismen hegt, folgendes:
Bei dem Feldzug Bonnkes in Nigeria wurden 78 Heilungswunder auf der Plattform ausgerufen, aber dafür wurde danach kein Beweis vorgefunden. Bonnke verfluchte Krebskrankheiten im Namen Jesu und behauptete, daß solche, die blind waren, sehen konnten. In dem Programm schwenkte dann die Fernsehkamera auf den Bereich unterhalb der Bühne, wo Leute aus der Menge dafür ausgewählt wurden, wer auf die Bühne kommen sollte, um ein Zeugnis einer Heilung abzugeben. Es gab eindeutigen Beweis von Betrug, nachdem die meisten potentiellen Teilnehmer von der Bühne abgehalten wurden. Eine Person, die zwecks Zeugnis ausgewählt wurde, behauptete blind gewesen zu sein und könne nun sehen, aber es konnte dann gezeigt werden, wie der Betreffende auch schon zuvor sehen konnte. Der Heilige Geist ist eben kein Showgeist und schon gar nicht ist er verfügbar. Als man Jesus zum König machen, Ihn sozusagen auf das Podest stellen wollte, zog Er sich zurück (Joh. 6,15). Es steht nicht in der Macht des Menschen, Zeichen und Wunder anzukündigen, so als ob der Geist Gottes uns gehorchen müsste. Eigentlich sollte man dies nicht besonders betonen müssen, doch gerade im Dienst und Wirken Reinhard Bonnkes kann man beobachten, wie er sich immer mehr Autorität anmaßt und ganz offensichtlich biblische Grenzen überschreitet.
So erklärte unser Heilungsevangelist, wie Gott ihm gesagt haben soll: Meine Worte sind in deinem Mund genauso mächtig wie Meine Worte in Meinem eigenen Mund. Bei der Feuer-Konferenz 1987 in Frankfurt brüllte er gleich siebenmal hintereinander ins Mikrophon: I release the fire of the Holy Ghost, (Ich setze das Feuer des Heiligen Geistes frei). Das aber ist das Wesen der Magie, der Wunsch über Gott verfügen zu können.
Gott gibt den Geist bekanntlich denen, die ihm gehorchen (Apg. 5,32), nicht denen, die ihm befehlen. So machte der Gründer einer Bibelschule folgende bemerkenswerte Aussage: Der Heilige Geist ist die herrlichste Gabe an die Gemeinde, wenn sie gehorcht und die gefährlichste, wenn sie versucht, ihn zu manipulieren. Hier kann man gar nicht mehr von Manipulation reden, sondern offener Anmaßung. Es passt jedenfalls so ein Verhalten voll in unser magisches Zeitalter.
Gibt es Suggestivheilungen?
Wie sind nun diese vielen Berichte über Heilungen zu erklären? In diesem Zusammenhang hat ein gewisser André Kole interessante Hinweise geliefert. Er ist ein Trickkünstler oder Illusionist, wie man im Englischen sagt. Da er auch gläubig ist, hat er oft die Behauptungen der Heilungsevangelisten untersucht. So stellt er zunächst fest, dass es psychosomatische und organische Erkrankungen gibt. Zu den Eigenschaften von psychosomatischen oder funktionalen und organischen Krankheiten erklärt er: Krankheiten können in zwei Typen eingeteilt werden: funktional und organisch…
Eine funktionale Krankheit ist eine Krankheit, die auf eine veränderte Funktion eines Körperorgans oder eines Gewebes zurückgeht, ohne dass das Gewebe beschädigt ist.
Eine organische Krankheit geht auf eine sichtbare Veränderung in einem Organ oder Gewebe zurück. Insofern läst sich bei der Behandlung von funktionalen Krankheiten wie z.B. Bluthochdruck, Drogensucht, Rückenschmerzen oder den meisten Fällen von Kopfschmerzen kein sichtbarer Gewebeschaden aufzeigen, aber das Organ oder das Gewebe hat eine Funktionsstörung.
Im Gegensatz dazu liegt bei organischen Krankheiten wie z.B. Knochenbrüche, Lähmungen aufgrund von durchtrennten Nerven, angeborenen Missbildungen… eine eindeutige und aufzeigbare Beschädigung von Gewebe vor.
Wie André Kole weiter ausführt, können funktionale Krankheiten von praktisch jedem geheilt werden, der die Techniken der Glaubensheilung praktiziert. Diese sind im Prinzip weltweit anwendbar, seien es Schamanen, Psycho-Heiler, Medizinmänner, Magier, New-Ager usw. Glaubensheilungen kann praktisch jeder vollbringen.
Göttliche Heilung, an die wir auch glauben, ist allerdings weder mach- noch manipulierbar. Darüber hinaus kann bei einer hochgradig sensationellen und emotionsgeladenen Atmosphäre einer Glaubensheilungs-Veranstaltung das Gehirn zu vermehrter Endorphin-Ausschüttung ins Nervensystem stimuliert werden… Das ist der Grund, weshalb die Leute aufrichtig sagen können: „Der Schmerz ist weg“, und ernsthaft glauben, sie seien geheilt – bis schließlich der Effekt einige Stunden später nachlässt.
Bemerkenswert ist auch André Koles abschließende Feststellung im Zusammenhang mit Benny Hinn, dem derzeit weltweit populärsten Heilungsevangelisten, ein Mann, der auch durch Bonnke in Deutschland zuerst, nämlich 1987 in Frankfurt, bekannt gemacht wurde:
Benny versprach immer wieder, mit mir zusammenzuarbeiten und mir und der Welt zu beweisen, dass bei seinen Wunderfeldzügen Tag für Tag Hunderte von übernatürlichen, organischen Heilungswundern stattfinden. Er sagte mir aufrichtig zu, dass er mir unverzüglich dokumentierte Beispielfälle zuschicken werde. Nach einiger Zeit sagte ich: „Benny, ich will nicht unhöflich sein, aber ich denke, ich sollte erwähnen, dass seit 35 Jahren jeder christliche Glaubensheiler, mit dem ich gesprochen habe, mir dieselben Versprechungen gemacht hat wie du, und ich habe niemals wieder von ihnen gehört.“
Benny antwortete: „Du wirst von mir hören. Ich werde dich unverzüglich mit den entsprechenden Namen versorgen…“ – André Kole hörte nichts mehr von Benny Hinn.
Vergleichbar damit sind auch andere Zeugnisse von Bonnkes Wirken. So berichtet ein Augenzeuge von einer Großevangelisation in Kananga, Zaire, 1994: „Es war eine sehr populäre und gut besuchte Kampagne. Sie war sehr lebendig und die Menschen spürten große Freude… Aber die Leute schienen taub zu sein in Bezug auf das Evangelium, weil sie nur am Materiellen, den Wundern und Heilungen interessiert waren, die geschehen sollten. Meiner Beobachtung nach kamen die meisten Menschen nicht, um der Evangelisation zuzuhören, sondern um die Wunder und Heilungen zu sehen, die ihnen im Überfluß versprochen worden waren… Das Ende eines jeden Tages war dem langerwarteten Moment der Wunder, Heilungen und Zeugnisse reserviert. Während des Gebetes sollten alle, die gebrechlich, hinkend oder blind waren oder sich sonst irgendwie krank fühlten ihre Hand (bzw. Hände) auf den betroffenen Körperteil legen, um Heilung zu erfahren. Wenn es irgendwelche dauerhaften Bekehrungen und Heilungen gegeben hat durch dieses Ereignis, werden wir es durch die Umfrage erfahren. Mir selbst ist jedoch kein einziger Fall bekannt.“
Ein paar Absätze weiter heißt es: „Alle, die den Heiligen Geist empfangen wollten, sollten die Hand heben, während der Evangelist um die Ausgießung des Heiligen Geistes betete. Das heißt, er legte ihnen die Hände auf, um die Geistesgaben zu übertragen. Diejenigen, die das wünschten, sagte er auch wie sie im „heiligen Geist beten sollten“, in Zungen. Alle, die das lernen wollten, sollten sich konzentrieren und solange Halleluja schreien, bis sie merkten, daß sie vom Geist ergriffen wurden und in Zungen redeten. Von diesem Tag war gesagt worden, daß die große Ausgießung des Heiligen Geistes stattfinden sollte und Gott große Zeichen und Wunder tun würde. Wie groß war deshalb meine Enttäuschung und mein Ekel… Obwohl sie populär war, scheint es mir eher eine Kampagne gewesen zu sein, deren Ernte in Parasiten bestand. Das Auflegen seiner Hände auf die kranke Stelle des Körpers, um Heilung zu erfahren, ist die typische Technik der Geistheiler und ist eine übliche Praxis im Mesmerismus.„
Über den „Mähdrescher“ Bonnke schrieb „Focus“ u.a.:
„Jeder soll seine Hand auf seine kaputte Körperseite legen und die andere Richtung Himmel strecken. Viele zucken, als wäre ein Presslufthammer in sie gefahren. Bonnke babbelt in etwa: (dann kommt Zungenrede, Anm.). Mehrere Minuten dauert die Orgie, bei der 200 000 Männer, Frauen und Kinder wie gackerndes Federvieh auftreten. Man wird an die Klage des Apostels Paulus erinnert: ‚Die Leute denken, ihr seid von Sinnen‘ (1. Kor. 14,23).“
Meiner Frau und mir wurde auf Madagaskar von einer Christin berichtet, wie nach Bonnkes Feldzug, der wiederum mit einer Überfülle von Heilungen einhergehen sollte, viele frustriert und enttäuscht zurückblieben, weil sich die Heilungen nicht ereigneten bzw. als unecht herausstellten. Ähnliches wurde mir in Kiew, Hyderabad und anderen Orte der Erde berichtet. Erst große Begeisterung, danach jede Menge enttäuschte Hoffnungen. Darüber wird gewöhnlich vornehm der Mantel des Schweigens gebreitet. Doch es gibt nicht nur enttäuschte Hoffnungen, sondern schlimmere Folgen.
Üblich für Reinhard Bonnke und praktisch alle Heilungsevangelisten ist eine ebenso wahllose wie schnelle Handauflegung.
Die Hand ist praktisch das Medium, durch welches die Kraft übertragen wird. Die Warnung der Schrift, „die Hände nicht zu schnell aufzulegen“ (1. Tim. 5,22), hat man schon längst großzügig übersehen bzw. uminterpretiert. Als Folge von solchen unbiblischen Handauflegungen stellen sich manchmal Depressionen und schwere psychosomatische Probleme ein. Denn von diesen Heilern geht eine Macht aus.
So schrieb mir in einem privaten Brief eine Schwester, wie Bonnke ihr in Karlsruhe die Hände aufgelegt hatte. Seit dieser Zeit hat sie mit Anfechtungen zu kämpfen.
Ein ehemaliges Mitglied der BGG (Biblische Glaubens-Gemeinde Stuttgart) berichtet: Unter Handauflegung von R.. Bonnke wurde ich wie von einem Blitz getroffen nach hinten auf einen harten Steinboden geschleudert, wobei jedes körperliche Gefühl verschwunden war. Verletzt wurde ich bei diesem Sturz nicht.
Gewöhnlich stürzen Bonnkes Zuhörer bei diesen Geistmanifestationen auf den Rücken.
Auch das ist das Kennzeichen der falschen Propheten (Jes. 28,13). Doch dies alles ist nur die Spitze des Eisbergs. Ein Evangelist aus Süddeutschland erzählte mir, wie ein junges Mädchen von Bonnke bei einer seiner Veranstaltungen geheilt wurde. Eine Woche danach war sie in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie.
Demut oder Größenwahn
Sein Verhalten erinnert stark an den Zauberer Simon, der ebenfalls über den heiligen Geist verfügen wollte, am besten durch willkürliche Handauflegung (Apg. 8,19).
Reinhard Bonnke passt nahtlos in unser Gefälle von Magie und Zauberei, zu einer Generation, für die Harry Potter zur Kultfigur geworden ist. Je mehr diese Strömungen sich ausbreiten, desto „erfolgreicher“ wird dieser „Freisetzer“ des heiligen Geistes sein. Auch der Zauberer Simon gab bekanntlich vor, etwas Großes zu sein (Apg. 8,9).
Für Paulus entsprach die Vorstellung, den Heiligen Geist anders als durch den Glauben an Jesus zu empfangen, dem Wesen der Zauberei bzw. Hexerei (Gal 3,1-2).
Dementsprechend sind auch Bonnkes Erfolgsmeldungen. So habe ihm Gott angeblich gezeigt, wie er nicht mehr „Menschen-, sondern Völkerfischer“ ist.
Auch findet er im evangelikalen Bereich immer mehr Anklang und war der Starredner bei der Feier anläßlich des 50jährigen Bestehens des Bundes der Freikirchlichen Pfingstgemeinden im vergangenen Jahr. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit erklärte er, wie sich bei ihm 1 Million Menschen bekehrt haben.
In Bonnkes Missionsnachrichten kann man regelmäßig Bilder von riesigen Menschenmassen bestaunen. Groß, größer am größten lautet die Devise. „Größtes transportables Zelt der Welt! Größte Evangelisation aller Zeiten! Größte Ansammlung von Menschen in der Missionsgeschichte!“ So oder so ähnlich lauten die Schlagzeilen dieses neuzeitlichen „Superapostels“, des „Mähdreschers Gottes“, wie er auch genannt wird.
Zwar wird er geflissentlich behaupten, er tue alles nur zur Ehre Gottes, doch sein Verhalten spricht viel deutlicher als seine „demütigen“ Worte. Es hat dieses Gebaren viel mehr mit Größenwahn bzw. fast krankhafter Geltungssucht, um nicht zu sagen mit dem Psychogramm eines Hysterikers, denn mit der Demut eines Nachfolgers Christi (Phil. 2,3) zu tun.
So trug die Einladung zur Feuer-Konferenz in Frankfurt 1987 die „bescheidene“ Überschrift: „Auftakt zur größten Ausgießung des Heiligen Geistes in Europa“. Der Kommentar eines freikirchlichen Pastors: Das ist Gotteslästerung.
In Anbetracht der Tatsache, daß der wahre Gradmesser für geistliche Kraft nicht in der Dimension der übernatürlichen Zeichen und Wunder, sondern im moralischen, ethischen Bereich liegt, muß man sich fragen, welch eine Erweckung da in den letzten 15 Jahren stattgefunden hat?
Insider nennen die neunziger Jahre das Jahrzehnt der Homosexuellen.
Scheidung ist inzwischen nicht nur ein Problem für die Welt, sondern auch immer mehr für die Christenheit geworden. Gerade die gegenwärtige Regierung dokumentiert den moralischen Bankrott dieser Generation eindrücklicher denn je.
Was ist dies eigentlich für eine Erweckung?
Welcher Geist hat da zu Reinhard Bonnke gesprochen? Er erklärte öffentlich im Zusammenhang mit dieser Einladung zur Feuer-Konferenz:
Ich sehe diese Konferenz als ein Feuerleuchten Gottes, als ein Signal für ganz Europa an. Der Herr ganz konkret zu mir gesprochen, und ich schließe nicht einmal mehr den Einsatz unseres afrikanischen Großzeltes aus.
Welcher Herr hat da geredet?
Nach all diesen Beobachtungen und weil sich die vielen Weissagungen von der großen Erweckung nicht erfüllt haben, wie zum Teil nun auch in Deutschland von den eigenen Leuten eingestanden wird, komme ich immer mehr zu der Überzeugung, wie diese „geistesmächtigen“ Strömungen eine Neuauflage von 1. Kön. 22,23 sind.
„Der Herr hat einen Lügengeist in den Mund aller deiner Propheten gegeben“.
Dies ist der wahre Geist der heutigen „vollmächtigen“ Propheten, Apostel und Superapostel.
Es steht ja tatsächlich eine Geistesmacht hinter ihnen, wie es auch das Neue Testament für die Zeit vor Jesu zweitem Kommen voraussagt (2. Thess. 2,11).
Es würde auch erklären, warum in diesen „charismatischen“ Kreisen (allerdings nicht nur dort) so viel Übertreibung, Wunschdenken, Unwahrhaftigkeit und zum Teil bewußte Lüge akzeptiert und praktiziert wird. Auch werden Versprechungen und Behauptungen gemacht, die entweder nicht nachzuprüfen sind oder sich gar nicht erfüllen können.
In einer ZDF- Dokumentation vom 24. Juli 2002 über Reinhard Bonnke konnte man hören und sehen, wie er beispielsweise erklärte: „Alle Augenleiden werden geheilt“ oder You shall prosper (Ihr sollt wohlhabend werden). Dementsprechend bemerkte ein Reporter: Bescheidenheit ist seine Sache nicht.
Wie kann man bei einer Menge von Tausenden oder gar Zehntausenden solche Sätze hinausbrüllen?
Dies ist nicht mehr die Torheit des Kreuzes und die Wahrhaftigkeit eines Dieners Christi, sondern ein anderes Evangelium, garniert mit verlockenden Verheißungen.
Man übersieht dabei völlig, daß gerade ein Kennzechen der falschen Propheten in der Zeit vor der Wiederkunft Christi ihre großen Erfolge sein werden.
Der Herr Jesus sagt in seiner berühmten Ölbergrede nicht, „sie werden wenige oder einige in die Irre führen“, sondern „sie werden viele verführen“ (Mt. 24,11).
In der Bergpredigt heißt es: „Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Mt. 7,22-23).
Wenn Erfolg der Maßstab für göttliches Handeln wird, dann waren Jeremia und Hesekiel die größten Versager. Jeremia mußte sagen „und ich habe zu euch nun dreiundzwanzig Jahre lang immer wieder gepredigt, aber ihr habt nie hören wollen“ (Kap. 25,3b).
Die biblische Beurteilung
Bonnke hat verblüffende Ähnlichkeit mit den von Paulus ironisch titulierten „Superaposteln“( 2. Kor. 11,5 und 12,11).
Ab 2. Kor. 10 setzt sich Paulus mit Leuten auseinander, deren hervorstechendes Merkmal darin bestand, dass sie ungeheuer ruhmsüchtig waren (2. Kor. 10,18; 11,18-19) und auch prahlten, dem Apostel gleich zu sein (2. Kor. 11,12).
Durch diese Leute begann offensichtlich die große Erweckung und sie rühmten sich fremder Arbeit (2. Kor. 10,13-15). Sie warfen Paulus vor, fleischlich zu sein (2. Kor. 10,2), weil er offensichtlich sich nicht rühmte und auch nicht Zeichen und Wunder in den Mittelpunkt stellte. Deswegen behaupteten einige sogar, er sei gar kein echter Apostel. Ein solcher müsse mehr „Vollmacht“ haben. Paulus muß deswegen erklären, wie des „Apostels Zeichen unter ihnen geschehen sind“ (2. Kor. 12,12).
Er weist darauf hin, wie er sogar im Paradies war, doch es töricht ist, solche Erlebnisse oder Offenbarungen an die große Glocke zu hängen (2. Kor. 12,7-11).
Weil diese „Superapostel“ ständig ihre große Vollmacht und Kraft im Munde führten, rühmt sich Paulus ganz im Gegensatz dazu seiner Schwachheit (2. Kor. 12,5 u. 9) und belegt seine Apostelschaft mit der Fülle seiner Leiden (2. Kor. 11,22-33).
Darüber wird bei dem triumphalistischen Ansatz dieser besonderen Apostel damals wie heute gewöhnlich geschwiegen, bzw. Schwachheit, Leiden oder auch Krankheit als fleischlich eingestuft.
Man setzt sich heute problemlos in eins mit den biblischen Aposteln (2. Kor. 11,12). Paulus sagt dann ungeschminkt, wie diese besonderen Apostel mit ihrem großen Mundwerk einen anderen Jesus predigen, einen fremden Geist vermitteln (2. Kor. 11,4) und nennt sie falsche Apostel und arglistige Arbeiter (2. Kor. 11,13). Er muß den Korinthern vorwerfen, wie sie einen fremden Geist gerne ertragen (2. Kor. 11,4) und sich von Narren, die sie ebenso gerne ertragen, knechten lassen (2. Kor. 11,19-20).
Genauso sieht es heute aus, so dass man fast mit Salomon sagen muß, „nichts Neues unter der Sonne“.
Der triumphalistische Ansatz hinterlässt eine dementsprechende Spur der Verwüstung und Zerstörung. So gab es bei Bonnkes geplanter Evangelisation statt einer Erweckung in der nordnigerianischen Stadt Kano Hunderte von Toten. Groß wurde angekündigt „Kano für Jesus“. Dieser Sieges-Triumphalismus in einer Stadt mit Moslemmehrheit fordert die Mohammedaner natürlich zum „Dschihad“ heraus. Ergebnis: Kirchen wurden niedergebrannt, Bonnke musste mit Nigerias Luftwaffe ausgeflogen werden. Sprach man zunächst nur von Dutzenden von Toten, hieß es in den späteren Meldungen vom Oktober 1991, dass es 300 Tote gegeben hatte.
Wegen zunehmender Verwirrung, Irrlehren und lügenhaft aufgebauschten Wundern und Heilungsberichten innerhalb der charismatischen vielfältigen Strömungen, haben sich in England seriöse Mitglieder der Pfingstgemeinde zusammengefunden und in einer Zeitschrift eine Art Wächteramt wahrgenommen. „Contending Earnestly for The Faith“ (Für den Glauben kämpfen) heißt Ihr Magazin, in dem manche Fehlentwicklung mutig beim Namen genannt wird, wie oben schon erwähnt wurde.
In der Juni-Ausgabe 2001 ist ein Bericht über die angeblichen Heilungswunder von Benny Hinn und Reinhard Bonnke.
Nochmals, die Autoren dieser Zeitschrift sind Leute, für die es an der Existenz der Geistesgaben heute keinen Zweifel gibt. Es handelt sich also nicht um etwa konservative Evangelikale, denen man irgendwelche anticharismatischen Vorurteile unterstellen könnte.
Nachdem in ernüchternder Ehrlichkeit die skrupellosen Geldeintreibungsmethoden von Benny Hinn kritisiert werden, heißt es weiter: Am ersten Abend des Feldzugs mit Reinhard Bonnke, wurden 15 Leute zu Tode getrampelt, als sie versuchten, das Gelände zu verlassen. Und der Alptraum ging weiter. Am zweiten Abend trug ein erschütterter Vater eines der Opfer – sein totes Kind – zu der Veranstaltung in dem Glauben, Bonnke werde es wieder lebendig machen. Aber bevor er die Bühne erreichen konnte, wurde er abgewiesen. Immer noch überzeugt, legte er den Leichnam des Kindes auf die Motorhaube von Bonnkes Mercedes in der Hoffnung auf ein Wunder.
Die Bibel erwähnt Zeichen und Wunder in den Abschnitten, die das 2. Kommen unseres Herrn Jesus beleuchten, ausnahmslos in Verbindung mit Verführung (2. Thess. 2,9-11; Mt. 24,24; Offb. 13,13).
Anhänger dieser „vollmächtigen“ Evangelisation zitieren gewöhnlich die Apostelgeschichte, die jedoch den Beginn der Gemeinde schildert. In den Parusiepassagen aber, also jene Kapitel, welche die Zeit vor der Wiederkunft Jesu beschreiben, wird uns berichtet, wie diese übernatürlichen Manifestationen ein wirksames Mittel zur Irreführung der Gläubigen sein werden.
Das Ende der Tage wird also nicht nur eine zunehmende Auflösung der Ordnungen Gottes und Gesetzlosigkeit bezeugen, sondern eine eschatologische Überhandnahme von Zeichen und Wundern. In dieses Gefälle der Schrift passt nun Reinhard Bonnke nahtlos mit seinen lügenhaften Zeichen und Wundern. Es sind die wirksamen Mächte der Verführung, denen er aufgesessen ist (2. Thess. 2,9-11).
Missionieren mit einem lebenden „Toten“?
Noch bizarrer ist sein jüngster „Evangelisationsfeldzug“ mit einem lebenden „Toten“. Die Auferweckung eines Pastors einer Pfingstgemeinde im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, Nigeria, erregte ziemliches Aufsehen. Sie soll im Umfeld eines Gottesdienstes mit Reinhard Bonnke geschehen sein.
Bonnkes Missionswerk Christus für alle Nationen verbreitet darüber ein Video mit dem Titel „Vom Tod zurück ins Leben“, das die Ereignisse dokumentiert. So soll Daniel Ekechukwu, wie der Pastor heißt, am 30. November 2001 angeblich wegen eines Autounfalls gestorben sein. Seine schwangere Frau Nneka ist schockiert, doch sie erinnert sich dann an eine Stelle aus dem Hebräerbrief:
„Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung zurückerhalten“ (Kap. 11, 35).
Sie fühlt: Dieses Wort sollte auch ihr gelten. Es gelingt ihr am Sonntag, 2. Dezember, den Toten im Sarg zu einem Gottesdienst mit Reinhard Bonnke nach Onitsha zu überführen, obwohl der Totenschein schon ausgestellt ist. Das Wunder geschieht. Daniel Ekechukwu wird wieder lebendig.
In dem Video wird eine Verbindung zu der biblischen Geschichte von dem reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16,19-31) hergestellt. Ganz im Gegensatz zu der Aussage in diesem Abschnitt wird erklärt, die Bitte des reichen Mannes sei nun doch noch erfüllt worden, die Auferweckung Daniel Ekechukwus sei Gottes „letzte Warnung an diese Generation“.
Noch verwirrender wird die Geschichte, wenn man erfährt, dass dieser Pfingstpastor gar nicht erlöst war. Ein Engel soll dem Verstorbenen offenbart haben, dass er gar nicht gerettet ist und zu Daniel gesagt haben: Wenn Gott nicht beschlossen hätte, dich zurück zur Erde zu schicken, kämst du zu den Leuten in Hölle. Bonnke berichtete dies selbst bei einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBN, wo er Pat Robertson von dieser „Totenauferweckung“ erzählte. Darauf hat Pat Robertson erschrocken geantwortet: Aber der Kerl war doch ein Pastor, nicht wahr?
Darauf Bonnke: Er war ein Mann, der nicht richtig gelebt hat. Pat Robertson: Dann war er ein Schwindler. Reinhard Bonnke: Er lebte nicht richtig. Jetzt lebt er richtig.
Hier wird es offensichtlich, daß sich die Bitte des reichen Mannes gar nicht erfüllt hat. Der Reiche bat ja darum, daß jemand aus der himmlischen Welt (Abrahams Schoß) auf die Erde zwecks Warnung zurückkehren möge (Vers 27). Lazarus war ja im Frieden Gottes entschlafen.
Pastor Ekechukwu war erstens angeblich gar nicht erlöst und wird dementsprechend aus der Hölle zurückgeschickt. Es handelt sich hier also nicht um eine himmlische Mitteilung, sondern buchstäblich um eine Botschaft bzw. einen Gesandten aus dem Abgrund.
Der reiche Mann in der Geschichte im Lukasevangelium befindet sich ja wörtlich im Hades (Luk. 16,23). Gemäß Offb. 6,8 wird nun dieses Totenreich vor der Wiederkunft Jesu weltweit losgelassen. Die Vorschattungen kann man immer deutlicher wahrnehmen. So wie eine biblische Erweckung das Reich Gottes ausbreitet, sehen wir heute, wie der „Hades“, gemeint ist das Reich der Finsternis und des Todes (Offb. 20,14), über die Okkulterweckung unserer letzten Tage immer mehr um sich greift.
Parallel dazu wachsen die Vorschläge, wie sie schon in Luk. 16 nachzulesen sind. Nachdem die Bibel die Betonung auf das Wort legt, „Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören“ (Vers 29), kommt das Nein aus dem Totenreich. „Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun“ (Vers 30). Mit anderen Worten, der reiche Mann möchte ja mit dem Auge missionieren, wenn die Menschen sehen, wie Tote lebendig, Lahme und Aussätzige geheilt usw. werden, dann kommt die große Erweckung,. Dann werden die Menschen in Scharen Buße tun. In Wirklichkeit ist es ein Vorschlag, ein Gruß, ein „Evangelium“ aus dem Totenreich. Gerade dieses Ansinnen wird durch Abrahams Antwort zurückgewiesen. „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde“ (Vers 31).
Hier kann man nun zusammenfassen, was von diesem Ereignis im besonderen und von Bonnkes Dienst im allgemeinen zu halten ist. Es ist ein Gruß aus dem Totenreich, eine „Gute Nachricht“ aus dem Abgrund, garniert mit vielen biblischen Begriffen. Diese Macht des Hades ist es auch, die sich hinter diesem „Völkerfischer“ verbirgt. Gäbe es keine Okkulterweckung, Bonnke würde so gut wie keine Heilungswunder vorweisen können, abgesehen davon, dass seine propagierten Sensationen gewöhnlich mehr seinem Wunschdenken denn der Wirklichkeit entsprechen. Er ist ein Gericht Gottes über eine gerichtsreife, laodizäische Christenheit (1. Petr. 4,17). Deswegen entsteht im Gefolge dieses „Mähdreschers“ Gottes eine Spur der Verwirrung, Enttäuschungen und leider auch buchstäblich Toten.
Allerdings muß um der Fairness willen gesagt werden, dass Bonnke eine ausgezeichnete Predigtgabe besitzt und manchmal das Evangelium sehr deutlich bis eindrücklich verkündigt. Gott ist souverän und es gibt tatsächlich Leute, die durch diesen Mann zum Glauben gekommen sind. Es wäre Unsinn, dies abzustreiten. Doch spätestens, wenn er zu seinen Heilungen und Demonstrationen der „Geistesausgießung“ aufruft, wird er zum Magier bzw. Medizinmann. Durch seine Fähigkeiten, ähnlich wie ein Hypnotiseur, die Massen mitzureißen, kommt es zu großen Begeisterungen und euphorischen Erwartungen, spektakulären „Heilungen“ und danach folgt wie auf eine Droge bzw. einen Rausch die große Ernüchterung. Es ist wie die Feststellung von Watchman Nee über den damaligen Einbruch der Pfingstbewegung in die chinesische Erweckung: Wenn wir auf diese Zeit zurückblicken, stellen wir fest, daß der Gewinn gering, der Verlust aber sehr groß war. Der Herr Jesus seufzte: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des Propheten Jona“ (Mt. 12,39).
Keine Generation ist derart arg und ehebrecherisch geworden, wie diese gegenwärtige. Kein Wunder, dass sie nach Zeichen verlangt und betrogen werden will. Kein Wunder, dass Bonnke so erfolgreich ist.
Alexander Seibel
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