Die Völker und die Wiederkunft Christi (Pache)
Fünfter Teil
Die Welt und die Wiederkunft Jesu Christi
– Aus dem Buch DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI, Seiten 103 bis 117 –
Eingestellt von Horst Koch, Herborn, im November 2023
1. Kapitel
Die Völker und die Endzeit
1. Die Entwicklung der Welt
Gleich nach dem Sündenfall trennte sich die Menschheit in zwei klar geschiedene Linien: in die Nachkommenschaft des Weibes und die der Schlange 1. Mose 3, 15.
Die Nachkommenschaft des Weibes sind Abel, Noah Abraham, das wahre Israel, dann vor allem Christus, der der Schlange den Kopf zertreten hat, und schließlich die Gemeinde.
Die Nachkommenschaft der Schlange sind Kain und nach ihm das Geschlecht der Sintflut, Babylon, Ägypten, Ninive, Rom, alle menschlichen Reiche und zuletzt der Antichrist.
Gott hatte die Menschheit in einen wunderbaren Garten gesetzt. Aber um nach seinem Verbrechen eine Zuflucht zu finden, baute Kain eine Stadt. 1. Mose 4, 17. Seine Nachkommen entwickelten rasch eine blühende Kultur, von der man erstaunliche Reste gefunden hat. Sie war aber so verderbt, dass sie Gott in der Sintflut vernichten musste. Bald danach gerieten auch die Nachkommen Noahs auf Abwege. Sie vermehrten sich und wurden stolz auf ihre Macht. Sie lehnten sich gegen den Befehl Gottes auf, sich über die Erde zu verbreiten, und machten sich an den Bau einer neuen Stadt, eines Turms, der Gott Trotz bieten sollte. Da zerstreute sie der Herr über die Erde hin und zerstörte die äußere Einheit der Rasse, in dem Er ihre Sprache verwirrte. 1. Mose 11, 4. 7-8. Dies hatte zwei wichtige Folgen:
1. Von nun an stellt Gott die Völker beiseite.
Er erweckt das Volk Israel, daß es dereinst der Welt das Heil bringe. Erst nach dem Kommen Jesu wendet sich Gott wieder den Völkern zu, um ihnen das Evangelium zu verkünden. ( z.B. Apg. 13, 45-47.) Zudem macht der Herr Ihr Volk zum ersten Volk der Erde. 5. Mose 26, 19; 28,1.
Wären die Juden treu geblieben, hätte der Herr durch sie Sein Reich hienieden aufgerichtet. Von Abraham bis zur Zerstörung Jerusalems und dem Verlust der jüdischen Unabhängigkeit stehen die Völker nicht mehr im Vordergrund der Weltbühne.
2. Beim Turmbau zu Babel verwirrt Gott die Sprachen der Menschen und bricht die Einheit der Rasse.
Diese Einheit wieder zu finden, ist fortab der Traum aller Reiche und aller menschlichen Organisationen. Zu diesem Zweck tragen Eroberer ihren Siegeszug weiter, bilden Pazifisten den Völkerbund, erfinden Gelehrte das Esperanto, suchen Religionen die „Ketzer“ durch Feuer und Schwert zu vertilgen, aber alles ist vergeblich.
Die verlorene Einheit wird nur auf zwei Wegen wiederhergestellt: Die wahre Einheit wird auf der geistlichen Ebene von allen Gliedern am Leibe Christi durch Sein am Kreuz vergossenes Blut und die Kraft des Heiligen Geistes geschaffen. Eph. 2, 13.18. Die falsche Einheit, eine äußere, zwangsmäßige, wird einmal in der Geschichte durch den Antichristen und den falschen Propheten geschaffen und auf dem politischen wie auf dem religiösen Gebiet allen aufgezwungen werden. Offb. 13, 7-8. Unterdessen gleiten, seit dem Turmbau zu Babel, die sich selbst überlassenen Völker immer weiter bergab. Sie sind stolz auf ihre Kultur, ihren Reichtum, ihre Macht. Aber sie entfernen sich immer weiter von Gott und versinken im Schlamm der Sünde. So wird das Böse immer mehr zunehmen. Die Kultur der Mechanik mag Fortschritte machen, die Wissenschaft neue Wunder entdecken, der Mensch immer gelehrter werden, aber die Bosheit, die Gottlosigkeit, die Unmoral werden unerhörte Ausmaße annehmen. Die dem Satan ausgelieferte Menschheit wird zeigen, wessen sie fähig ist. Das kündet der Apostel Paulus klar an, da er in den schon angeführten Stellen vom Endabfall redet. 2. Tim. 3, 1-5; 4,3-4. Wir haben in den letzten Jahren einen augenfälligen Beweis für die Wahrheit dieser Prophezeiungen erlebt.
Die Zukunft der Völker bietet also nichts erfreuliches, denn sie wird so sein, wie es ihr verstocktes Herz haben will. Sie ist das logische Ergebnis vom Weg, den jene seit dem Fall verfolgt haben. Der Herr aber wird verherrlicht werden, wenn Er die Sünder bestraft und aus Seiner Macht Gerechtigkeit und Frieden auf Erden aufgerichtet hat.
II. Die Zeit der Völker.
Nach dem Turmbau zu Babel hatte Gott das auserwählte Israel zum ersten Volk der Erde gemacht. Er hatte in Jerusalem Wohnung genommen, und von da aus regierte Er die Welt. Aber das Volk Seiner Wahl verwarf die Gottesherrschaft und fiel unter der Führung seiner Könige immer mehr von Ihm ab. Darum entzog ihm Gott Seine Gegenwart, machte seiner Unabhängigkeit ein Ende und ließ im Jahre 586 v. Ch. den Tempel und die Stadt Jerusalem durch Nebukadnezar zerstören. Fortan gab Er den heidnischen Völkern die Leitung der Weltgeschäfte hin und ließ sie das von Ihm zuvor erwählte und beschützte Palästina mit Füßen treten. Die Zeit zwischen der ersten Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar und seiner Wiederherstellung zu Beginn des Millenniums nennt Jesus selbst „die Zeit der Völker“:
„Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21, 24. Während dieser ganzen, langen Periode bleibt der Thron Davids unbesetzt. Sie geht zu Ende, wenn Jesus Christus, der Sohn Davids, Sein Reich endgültig aufrichtet. Als die Jünger Jesus fragten: „Herr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?“ (Apg. 1, 6), fragten sie da mit eigentlich, wann die Zeit der Heiden zu Ende wäre. Betrachten wir die Gesamtgeschichte der Völker, so können wir folgen de Tafel aufstellen:
1. Der Anfang der Völker: von Kain bis zum Turmbau zu Babel. 1. Mose 4, 11. Israel unterbricht die Geschichte der Völker.
2. Die Blütezeit der Völker: die vier Reiche des Daniel, von Babylon bis Rom, also etwa von 600 v. Ch. bis zur Wiederkunft des Herrn. Die Kirche Christi wird in die Zeit der Völker eingeschaltet.
3. Das Ende der Völker: die dreieinhalb Jahre der Herrschaft des Antichristen und das Gericht über Babylon, die große. Das Tausendjährige Reich setzt den Reichen der Völker ein Ende.
Sobald Israel bekehrt und in seine einstige Stellung wiedereingesetzt ist, beginnt eine völlig neue Periode: die des messianischen Reichs, das tausend Jahre auf Erden dauern soll. Wir werden noch sehen, daß dann auch die aus den Völkern, welche die große Trübsal überstanden haben, verwandelt sein werden. Die ganze Erde wird der Herrschaft Christi unterworfen sein. Statt der Gewalt und der Ungerechtigkeit werden die wiedergeborenen Völker erleben, was Friede, Gerechtigkeit und wahres Glück ist. Darum sehnen wir mit unserm ganzen Sein das Ende
der „Zeit der Völker“ herbei.
2. Kapitel
Die vier Weltreiche Daniels
Daniel, der von Nebukadnezar nach Babylon deportiert wurde, ist vornehmlich der Prophet der Völker. In der Gestalt des Bildes von Kap. 2 und der Tiere von Kap. 7 und 8 gibt er uns eine Schau der Weltgeschichte von seiner Zeit an bis zum Ende. Aus allen Reichen der Erde nennt er vier, die vom prophetischen Blickpunkt aus eine Hauptrolle spielen sollen. In dem Augenblick, da Gott die Unabhängigkeit Israels aufhob und die Weltregierung den Händen der Völker überließ, war es von höchstem Interesse, daß Er in großen Linien kundtue:
1) was die Völker unternehmen würden,
2) was aus Seinem Volk bis zur Aufrichtung des messianischen Reichs auf Erden werden sollte.
Das Interesse an diesen Weissagungen ist nicht kleiner geworden, im Gegenteil, beziehen sie sich doch vor allem auf die Endzeit. Viele Reiche der Geschichte hat Daniel garnicht erwähnt. Die Prophetie beschäftigt sich nur mit solchen, die in enger Beziehung zu Israel und dessen Land stehen, solange die Juden darin sind. Das erste von Daniel genannte Reich ist Babylon, das vierte dauert bis zur Errichtung des Reiches Christi.
Allerdings übergeht Daniel die Ära der Gemeinde, weil das AT noch nicht davon spricht (in der Tat wird die Gemeinde erst von Christus und Seinen Aposteln als Geheimnis offenbart, Eph 3, 3-6.8-11), und weil die Juden während
der Zeit fern von ihrem Land sind. Für die Dauer ihrer Zerstreuung über die Welt setzten die sie betreffenden Weissagungen gewissermaßen aus.
Die vier Reiche Daniels umfassen also den Zeitraum von Nebukadnezar bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 und dann die Jahre unmittelbar vor der glorreichen Wiederkunft Christi, wenn die Juden wieder in Jerusalem sein werden.
Eigentlich sind die Offenbarungen über die drei ersten Reiche bereits erfüllt. So interessiert uns vor allem das vierte, das bis zum Ende bestehen soll. Deshalb wollen wir es eingehender betrachten.
A. Das erste Weltreich: Babylon.
Die Beschreibung des ersten Reiches ist kurz und seine Identifizierung leicht. Der Kopf ist aus reinem Gold. Er stellt Nebukadnezar, den König der Könige, dar, dem Gott selbst die Macht gegeben hat. 2,32.37-38. Die vier Tiere in Kap. 7 stellen auch vier Könige oder Reiche dar, 7,2-7.23, dieselben wie die vier Teile des Bildes. Das erste Tier entspricht, wie das goldene Haupt, dem babylonischen Reich; es ist ein Löwe mit Adlersflügeln. Babylon steht in Daniels Vision an erster Stelle, weil es die Zeit der Völker einleitete, indem es die Unabhängigkeit Palästinas aufhob, Jerusalem und den Tempel zerstörte und das Volk Israel in die Gefangenschaft wegführte.
B. Das zweite Weltreich: Die Meder und Perser.
Von Daniel, wie aus der Weltgeschichte, hören wir, daß das Reich der Meder und Perser auf das babylonische folgte. 5, 28-31. Die Meder und Perser werden von Daniel auf verschiedene Art dargestellt: durch Brust und Arme des Bildes, durch den Bären und durch den Widder.
I. Welches sind die Merkmale dieses Reiches?
Brust und Arme bilden den zweiten Teil des Bildes. 2, 32.39. Der eine der beiden Arme scheint die Meder, die Gründer des Reiches, der andere die Perser, die es vergrößerten, darzustellen. In Kap. 7, 5 wird das zweite Tier mit einem Bären verglichen, dem Tier, das wohl schwerfällig, aber stark und zäh ist. . . .
II. Welche Beziehungen hatte dieses Reich zu Israel?
Es war Kores, der Mächtigste dieser Könige, der wahrscheinlich unter Daniels Einfluß als erster den gefangenen Juden den Befehl zur Rückkehr nach Palästina gab. 6,28 und Esra 1,1-3. Die späteren Könige, Darius und Artaxerxes, ließen den Tempel und Jerusalem wieder aufbauen. Esra 6, 14; Neh. 2, 3-6. Unter der Herrschaft der Perser kehrten die Juden also in ihr Land zurück und führten ihren Gottesdienst wieder ein; aber die Unabhängigkeit erlangten sie nicht.
C. Das dritte Weltreich: Griechenland.
Nach der Geschichte haben Alexander und das von ihm gegründete Reich der Griechen dem medo-persischen Reich ein Ende gemacht. Genau das hat lang zuvor der Prophet Daniel mit dem Bauch des Bildes (2, 32), dem geflügelten Parder (7,6) und dem Ziegenbock (8,5) vorausgezeigt.
I. Welches sind die Merkmale des griechischen Reiches?
Der Bauch und die ehernen Lenden machen den dritten Teil des Bildes aus. Daniel erklärt das wie folgt: „Es wird aufkommen das dritte Königreich, welches wird über alle Lande herrschen.“ 2, 32.39 . Seine Macht wird größer und seine Herrschaft ausgedehnter sein als die des zweiten Reichs. Wir werden das gleich feststellen. Das dritte Tier in Kapitel 7 war „gleich einem Parder, das hatte vier Flügel auf seinem Rücken; und dieses Tier hatte vier Köpfe, und ihm ward Gewalt gegeben.“ V. 6 . Halten wir hiervon zwei Angaben fest: Die Schnelligkeit der Eroberungen des dritten Reiches, dargestellt durch den flinken Parder und die Vogelschwingen; dazu die Spaltung des Reichs in vier Teile : das Tier hat vier Flügel und vier Köpfe. Kap. 8, 21 erklärt auch ausdrücklich, daß der Ziegenbock als Symbol für das Reich von Griechenland steht. Unter dem Ansturm des griechischen Reiches zerbrach das medo-persische buchstäblich, und nichts konnte den Vormarsch der Sieger mehr aufhalten. V. 5-7.
II. Was prophezeit Daniel von Alexander, dem Begründer des Reichs?
„ Und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen . . . Und der Ziegenbock ward sehr groß, und da er am stärksten geworden war, zerbrach das große Horn.“ V.5.8. „Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König“ (d.h. Alexander), sagt der Engel Gabriel. Nach dem letzten der gegen Griechenland kämpfenden
Perserkönige, heißt es in Kap. 11, „wird ein mächtiger König aufstehen und mit großer Macht herrschen, und was er will, wird er ausrichten. Und wenn er aufs Höchste gekommen ist, wird sein Reich zerbrechen und sich in die vier Winde des Himmels zerteilen, nicht auf seine Nachkommen.“ V. 3-4.
In buchstäblicher Erfüllung dieser Weissagungen hatte Alexander eine staunenerregende Laufbahn. Im Jahre 336 v. Ch. mit zwanzig Jahren auf den Thron von Mazedonien gelangt, machte er wirklich den Eindruck, als eile er über die ganze Erde, ohne sie zu berühren. 8, 5. Er zerschlug die Macht der Perser, eroberte Klein-Asien, Syrien, Tyrus und Sidon, Palästina, Ägypten, wo er Alexandria gründete, dann nahm er Mesopotamien, durchzog Persien und kam bis nach Indien. Dann, auf der Höhe seiner Macht, starb er plötzlich im Jahre 323, im Alter von 33 Jahren. Die Nachkommen, die er hinterließ, kamen tatsächlich nicht auf den Thron, sie starben eines gewaltsamen Todes.
III. Was erfahren wir über die Nachfolger Alexanders?
Dreimal verkündet Daniel, daß Alexander vier Nachfolger haben würde . . . Wieder müssen wir staunen, wie sich diese Prophezeiungen erfüllt haben: Nachdem sie seine Nachkommen umgebracht hatten, teilten sich tatsächlich vier Generäle Alexanders in seine Eroberungen: Ptolemäus nahm Ägypten, Palästina und Arabien; Seleukos Syrien, Babylonien und Persien; Lysimachus Thrazien und einen Teil von Kleinasien; Kassander Griechenland und Mazedonien. Natürlich verlor das so zerstückelte Reich an Macht, und keiner der Nachfolger Alexanders kam ihm gleich. Die beiden rivalisierenden Dynastien der Ptolemäer in Ägypten und der Seleukiden in Syrien lagen mehr als anderthalb Jahrhunderte fast ununterbrochen im Krieg miteinander. Palästina, als Durchgangsland und oft als Schlachtfeld dieser beiden Mächte, hatte viel darunter zu leiden. 11, 14.16.20 usw.
IV. Warum mißt die Weissagung dem syrischen König, Antiochus Epiphanes, solche Bedeutung bei?
Aus einem der vier Teile des griechischen Reiches wuchs ein kleines Horn, d. h. ein anfangs unbedeutender König. 8,9.23. Dieser König muß aus Syrien nördlich von Palästina sein (meist werden die Himmelsrichtungen von P. aus gesehen) . . . Er ist unklug und arglistig und tritt am Schluß des griechischen Reiches auf, d. h. kurz vor dessen Eroberung durch Rom. V. 23. In der Geschichte heißt dieser König Antiochus IV. Epiphanes (175-164 v.Chr.). Unter so vielen Eroberern erscheint er völlig bedeutungslos. Aber aus zwei Gründen hebt ihn Daniel hervor:
1. Antiochus Epiphanes verfolgte Israel aufs Furchtbarste. Nicht genug, daß er Palästina eroberte, er war auch der erste heidnische König, der den Gottesdienst der Juden ausmerzen und diese zum Götzendienst zwingen wollte. Er wagte sich sogar an Gott selbst heran, machte den Opfern im Tempel ein Ende und schändete diesen. Er suchte die Gesetzbücher zu vernichten, verbot die Beschneidung und marterte die Juden, die ihrem Gott treu bleiben wollten. Darauf bezieht sich Kap. 8,10-12.
„Antiochus Epiphanes hatte den Plan gefaßt in allen seinen Staaten (zu denen Palästina gehörte) den Kult des Olympischen Jupiter einzuführen; und da er sich selbst diesem Gott gleichsetzte, wollte er in Wirklichkeit sich selbst damit überall anbeten lassen. Er wollte alle anderen Kulte ausrotten Und machte sich an dieses Unternehmen mit einem fast an Wahnsinn grenzenden Eifer, der ihm den Spottnamen „Epimanes“ (der Narr) statt Epiphanes (der Glorreiche) eintrug. So schaffte er auch den Jehovakult in Jerusalem ab und setzte dafür den Götzendienst ein. Das war umso schlimmer, als es in Israel schon eine griechische Partei gab, die zum Heidentum neigte. 1. Mak. 4,7-15;
. . . Er läßt seine Wut an den Israeliten aus und bedient sich einiger Verräter unter ihnen, um sein teuflisches Werk zu vollführen. Er geht so weit, ein Mutterschwein auf dem Altar Gottes zu opfern, und richtet den Jupiterkult im Tempel ein. Daniel nennt dies „den Greuel der Verwüstung“. V. 31. Daraufhin erheben sich die Makkabäer und organisieren den Widerstand, ohne jedoch sofort entscheidende Siege zu erlangen. V. 32-35. (Es ist interessant, in den Apokryphen bei den Makkabäern die Berichte über die Ereignisse zu lesen, die Punkt für Punkt die Weissagungen Daniels erfüllten.) Vom Hochmutswahn fortgerissen, setzt sich Antiochus schließlich über Gott, V. 36-38, um nur die rohe Gewalt zu verehren. Da trifft ihn der göttliche Blitzstrahl, und er fällt. V. 45.
2. Antiochus ist ein Bild des Antichristen.
Durch seinen Kampf gegen Gott und die Gläubigen ist dieser kleine Syrerkönig ein Schattenbild vom letzten großen Feind des Glaubens. Die Stellen über Antiochus in Kap. 8 und 11 weisen ganz klar weit über ihn hinaus. Der Text selbst erklärt, daß ihr tieferer Sinn die Endzeit betrifft: „Merke auf“, sagt der Engel zu Daniel, „denn dies Gesicht gehört in die Zeit des Endes . . . Siehe, ich will dir sagen, wie es gehen wird zur Zeit des letzten Zorns, denn das Ende hat seine bestimmte Zeit . . .
„. . . Zur selben Zeit wird der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht, sich aufmachen. Denn es wird eine solche trübselige Zeit sein (die große Trübsal), wie sie nicht gewesen ist, seitdem Leute gewesen sind bis auf diese Zeit.“ 11,27.35.40; 12,1. Wir kommen auf den Inhalt der Kap. 8 und 11, der klar auf den Antichristen (das „kleine Horn“ des vierten Reichs, 7,7-8) geht, zurück, wenn wir diesen näher betrachten.
Schlußfolgerung.
Zunächst könnten diese genauen Einzelheiten der historischen Weissagungen abstoßend wirken. Und doch sind sie aus verschiedenen Gründen sehr wichtig. Sie sind einer der auffallendsten Beweise für die buchstäbliche Erfüllung der göttlichen Weissagungen und sind dadurch sogar eine Stärkung für unseren Glauben an die Heilige Schrift. Außerdem sind diese Stellen voller Lehren über die Hinfälligkeit irdischer Reiche und das Los, das ihrer wartet. Schließlich lenken sie unser inneres Auge auf die Endzeit, die den menschlichen Regierungen ein Ende setzen und Gottes Reich auf Erden bringen wird.
D. Das vierte Weltreich: Rom.
Das vierte Reich wird in Kap. 2 durch die Schenkel und die Füße des Bildes und in Kap. 7 durch das vierte Tier dargestellt.
I. Welche Bedeutung hat dieses vierte Reich?
Nach dem Raum, den dieses in Kap. 2 und 7 einnimmt, muß sie beträchtlich sein. Daniel widmet ihm mehr Verse als irgend einem der drei ersten Reiche. 2,33-35. 40-43; 7,7-8. 11.19-26. Die Rolle, zu der es berufen wird, bestätigt vollkommen das eben Gesagte.
II. Warum hält man das römische Weltreich für dieses vierte Reich?
In der Geschichte folgt Rom auf Griechenland. Nach Alexander und den vier Bruchteilen seines Reichs weist nur Rom die von Daniel an gegebenen Merkmale der außergewöhnlichen Macht und weltweiten Herrschaft auf. 2,40. Ziemlich bald spaltete es sich in zwei Teile (die zwei Schenkel des Bildes, 2,33), in das ost- und weströmische Reich. Aus seinem Schoß soll der künftige Führer, der Antichrist, kommen (von dem wir später sprechen werden), 7,23-25, und das Volk eben dieses Fürsten wird nach Daniel Stadt und Tempel von Jerusalem bald nach dem Tod des Messias zerstören. 9,26. Also handelt es sich um die Römer.
Die Offenbarung bestätigt diese Angaben. Das vierte Tier von Daniel taucht wieder im letzten Buch der Bibel auf als Symbol für den Antichristen und sein Reich. Es trägt die vereinten Züge der drei ersten Tiere, des Löwen, des Bären und des Parders. Offb. 13,2; Dan. 7,4-6. Es hat zehn Hörner und sieben Köpfe, Offb. 13,1. Die sieben Köpfe sind die sieben Hügel, auf denen Rom liegt, die große Stadt, die die Welt beherrscht zur Zeit, da Johannes schreibt. 17,7.9.18.
III. Welches ist das Hauptmerkmal des vierten Reichs?
Es ist seine brutale Gewalt. „Seine Schenkel waren Eisen, seine Füße waren eines Teils Eisen und eines Teils Ton.“ Dan. 2,33. „Und das vierte wird hart sein wie Eisen, denn gleichwie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, also wird es auch diese alle zermalmen und zerbrechen.“ V. 40. „Und siehe, das vierte Tier war greulich und schrecklich und sehr stark und hatte große, eiserne Zähne (fast wie eine Kriegsmaschine), fraß um sich und zermalmte, und das übrige zertrat’s mit seinen Füßen; es war auch viel anders denn die vorigen . . .“ 7, 7.
Dieselbe Beschreibung wird in V.19 wiederholt, und die Daniel gegebene Erklärung beginnt mit den Worten: „Das vierte Tier wird das vierte Reich auf Erden sein, welches wird gar anders sein denn alle Reiche; es wird alle Lande fressen, zertreten und zermalmen.“ V. 23. In der Tat dehnte Rom seine Vorherrschaft nicht nur wie seine Vorgänger auf den Osten, sondern auf alle Länder des Mittelmeerbeckens aus und sogar auf England , die Niederlande, Deutschland bis zur Elbe, den Balkan bis zur Donau und auf die Küsten des Schwarzen Meeres.
IV. Was bedeutet die Mischung des Tons mit dem Eisen?
Die Erklärung steht in Kap. 2 in den Versen 41-43. „Daß du aber gesehen hast die Füße eines Teils Ton und eines Teils Eisen: das wird ein zerteiltes Königreich sein . . . Es wird zum Teil ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und daß du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt: werden sie sich wohl nach Menschengeblüt unter einander vermengen, aber sie werden doch nicht aneinander halten, gleichwie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt.
Also ist das römische Reich zu Anfang mächtiger als nach der Teilung. Viele Ausleger haben im Eisen das diktatorische und im Ton das anarchistische Prinzip gesehen, die manchmal in einem Staat nebeneinander her gehen. Sicher ist, daß wir heute oft diese Mischung von Eisen und Ton finden, d.h. unter dem äußeren Schein höchster Macht die Ursache von Schwäche, ja, sogar von Zerfall.
V. Wie ist es zu verstehen, daß das römische Reich verschwunden ist und doch nach Daniel zur Zeit der Wiederkunft Christi da sein soll?
Bei dem Bild werden die Füße aus Eisen und Ton zermalmt von dem Stein „ohne Hände vom Berge herabgerissen“, dem Symbol für das Reich Gottes, das sich mit Macht auf Erden durchsetzt. 2, 34-35. 44-45. Wir wissen, daß Christus unter dem vierten Reich erschien, und daß das Christentum über das alte Rom triumphiert und sich über die ganze Welt ausgebreitet hat. Ab er es hat bei weitem nicht alle Menschen bekehrt und Gerechtigkeit und Frieden aufgerichtet. Es wird wohl nach Daniel erst die Wiederkunft Christi dem römischen Reich ein Ende machen. Wir sehen übrigens in Kap. 7, daß das vierte Reich und sein anmaßender Fürst noch zur Zeit des Gerichts bestehen werden, das die Wiederkunft des Menschensohns begleitet. V.7-8. 11.13-14.
Zweierlei muß also geklärt werden: Das längere Verschwinden des römischen Reichs, von dem man niemehr spricht, und sein Wiederauftauchen in neuer Gestalt am Zeitenende, während Daniel gar keine Lücke in dessen Bestand andeutet. Denken wir an das bereits Gesagte! Die Geschichte der Völker interessiert die Propheten nur von ihrer Beziehung zum Volke Gottes aus. Sobald Israel nicht mehr in Palästina ist (d.h. von 70 n.Chr. ab), gibt sich Daniel nicht mehr mit dem Schicksal des römischen Reiches ab. Eine Tatsache genügt ihm: Wenn Israel nach der langen Einschaltung der Gemeinde am Zeitenwende nach Palästina zurückkehrt, ist das römische Reich wieder da und zwar in neuer Gestalt. Darüber gibt uns die Offenbarung am meisten Aufschluß. Sie sagt von dem Tier mit den zehn Hörnern und den sieben Köpfen (dem Symbol zugleich für den Antichristen und sein Reich, s. oben): „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen, und ist nicht, und wird wiederkommen aus dem Abgrund und wird fahren in die Verdammnis, und es werden sich verwundern, die auf Erden wohnen . . . wenn sie sehen das Tier, daß es gewesen ist, und nicht ist, und da sein wird. Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil.“ 17, 8; 13,3. Was vom römischen Reich verschwunden ist, ist der Kopf, d. h. die einheitliche Regierung. Die Länder, die es umfaßte, lebten getrennt weiter. Der Augenblick scheint nun nahe, da sich ein Haupt erheben und sie zu einer Lebensgemeinschaft sammeln wird.
Es ist übrigens eine Tatsache, daß Rom in unserer Kultur in erstaunlicher Weise fortlebt. Von ihm hat unsere moderne Welt die lateinische Sprache in Justiz, Medizin und Wissenschaft; das römische Recht und dessen Bedeutung als Grundlage unserer Gesetzgebung; den römischen Begriff vom Staat, die Disziplin, die totale Unterwerfung des einzelnen unter die Gesamtheit; die Vergötterung des „ewigen Staats“ und seines Führers; die Organisation der römischen Kirche, ihre Riten und ihren Gebrauch der lateinischen Sprache; alles, was militärische Organisation und Sprache betrifft, wie die römischen Benennungen Kapitän, Major, General, Bataillon, Regiment, Armee, Infanterie, Artillerie, Kavallerie usw. (nach E. Sauer). Der Titel „Römischer Kaiser“ wurde bis 1806 vom Kaiser von Deutschland geführt. – Und das Wiedererstehen Roms hat mehr als einmal in den Köpfen gewisser Diktatoren gespukt. Napoleon hatte seine Adler, seine Legionen, seinen „König von Rom“ ; Mussolini seine Rutenbündel, seinen Kult vom Reich und vom „ewigen Rom“, sein „mare nostrum“. Das waren nur Stufen zu einer weit bedeutenderen Erfüllung der Weissagungen.
VII. Welche Beziehungen hat dieses Reich zu Israel?
Es sind die Römer, welche den Messias gekreuzigt, Stadt und Tempel von Jerusalem zerstört und die Juden über die ganze Welt zerstreut haben. Dan. 9, 26. Und ihr neu erstandenes Reich und ihr letztes Oberhaupt sollen die Israeliten verführen (9, 27) und sie dann in der großen Trübsal verfolgen, bis Gott zu deren Gunsten eingreift. 7, 21-22. Daß Daniel dieses Reich schrecklich und greulich nennt, ist verständlich. 7, 7.19.
VIII. Welches Ende erwartet das vierte Reich?
Über dieses Reich bricht das Gericht herein, das alle Reiche der Erde verdient haben. Der „Stein ohne Hände“ schlägt das Bild an seine Füße und zermalmt sie. Das ganze „wunderbare Bild“ stürzt ein, und der Wind verweht es, daß man es nirgends mehr finden kann. 2, 34-35. So wird auch das vierte Tier bei der großen Abrechnung getötet, sein Leib kommt um und wird ins Feuer geworfen. 7, 11. Das vierte Reich wird härter bestraft als die vorherigen, weil es weit mehr und schwerer gesündigt hat. Zudem besteht es bis zu dem Augenblick, da die Geduld Gottes zu Ende ist; so dient sein Strafgericht allen Menschen und Reichen zur Warnung.
Schlußfolgerung.
Bewundern wir doch wieder einmal die außerordentliche Genauigkeit der Weissagungen. Lassen wir uns füllen mit den Gedanken Gottes über unsere Welt, und halten wir stets ihr Endschicksal vor Augen! Und da das vierte Reich auf dem Boden unserer eigenen Länder neu erstehen soll, achten wir wohl auf alle Zeichen, die dieses große Ereignis einleiten! Das wird uns vor der Verführung bewahren, so daß wir unsere Häupter erheben können, weil unsere Erlösung naht.
Eingestellt von Horst Koch, im Herbst 2023.
Dieser „Völker“-Beitrag aus dem Buch DIE WIEDERKUNFT JESU von Rene Pache ist hier separat aufgeführt, um den ursprünglichen Text nicht zu groß werden zu lassen.