Wahrsagen (K.E.Koch)
Dr. Kurt E. Koch
WAHRSAGEN
Die Mantik aus der Sicht der Seelsorge
Das Wahrsagen ist seit Jahrtausenden ein Bastard des Heidentums, aus Angst, Neugierde und Aberglauben geboren. Das Wahrsagen in der Gegenwart ist ein vielgestaltiges volkskundliches, psychologisches und theologisches Problem. Der Ausgangspunkt dieser Ausführungen ist die Seelsorge des evangelischen Theologen. Der evangelistische Dienst bietet immer neues Erfahrungsmaterial. Meine Kartei der okkulten Fälle ist schon auf über zwanzigtausend Beispiele angewachsen. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen werden in diesem Buch vermieden. Wer solche wünscht, findet sie in meinem Werk Seelsorge und Okkultismus. Hier werden vorwiegend Beispiele aus erster Hand dargeboten, um dem Leser zur eigenen Urteilsbildung zu helfen. Das Beichtgeheimnis ist nicht verletzt, da die Genehmigungen zur Veröffentlichung ohne Namensnennung vorliegen. Es werden folgende Teilgebiete der Wahrsagerei dargestellt:
1. Die Astrologie
2. Das Handlinienlesen
3. Das Kartenlegen
4. Rute und Pendel
5. Die Spiegelmantik
6. Die Psychometrie
7. Die Stellung der Bibel
8. Die Befreiung aus okkulter Belastung
1. Die Astrologie
Unter Astrologie im engeren Sinn versteht man die Deutung des menschlichen Schicksals aus der Stellung der Sterne im Augenblick der Geburt. Wie weit dieser uralte Brauch auch heute noch in das Volksleben hineingreift, hat vor einigen Jahren das psychologische Institut für Demoskopie in Allensbach am Bodensee nachgewiesen. Sie führten bei zweitausend Menschen aller Berufsgruppen eine sogenannte Querschnittsbefragung durch. Sinn dieser Umfrage war die Feststellung, wieviel Menschen sich schon mit der Astrologie, wenn auch nur in der einfachsten Form des Horoskoplesens befaßt hatten. Das Ergebnis war verblüffend. 63 Prozent der Befragten erklärten, daß sie Horoskope lesen und teilweise auch beachten würden.
Solche Querschnittsbefragungen geben im Allgemeinen ein gutes Bild von der Einstellung des Volkes. Das einzige Argument, das gegen dieses Ergebnis einzuwenden ist, besteht darin, daß diese Befragung kurz nach dem Kriege war. In Katastrophenzeiten schwillt die trübe Flut der Wahrsagerei immer mehr an als in normalen Zeiten. Zur Zeit würde kaum dieser unwahrscheinlich hohe Prozentsatz herauskommen. Selbst wenn aber nur die Hälfte oder nur ein Drittel unseres Volkes Horoskope liest, so ist das ein Alarmzustand.
Noch beunruhigender als diese erste Feststellung ist ein anderer Tatbestand. Bei einer Vortragswoche in einer westdeutschen Großstadt berichtete man mir von einem christlich eingestellten Psychotherapeuten, der seine Patienten mit Hilfe der Astrologie berät.
Um nicht irgendeinem Gerücht zum Opfer zu fallen, rief ich kurzerhand diesen seltsamen Christen an und fragte, ob das stimme, daß er seinen Kunden das Horoskop stelle. Er bejahte diese Frage. Auf meine Bitte hin war er auch zu einer Aussprache bereit. Da dieser Mann, der den Doktortitel einer deutschen Universität hat, so großzügig war, die Genehmigung für eine Veröffentlichung unseres Gespräches zu geben, so darf hier davon berichtet werden.
Ich bringe damit Beispiele, die der Reihe nach beziffert werden.
B (Beispiele) 1 Eine junge Frau suchte diesen Seelsorger auf und klagte über ihre unglückliche Ehe. Er bat sie, ihm ihr Geburtsdatum zu geben und in einigen Tagen wiederzukommen. Nach vier Tagen war das Horoskop fertig. Als die Kundin wieder erschien, hörte sie zu ihrem großen Erstaunen und Entsetzen folgendes: „Sie selber sind für die Spannungen in Ihrer Ehe verantwortlich, nicht Ihr Ehemann. Sie haben nach Ihrem Horoskop seit vier Jahren ein ehebrecherisches Verhältnis mit einem Offizier der Bundeswehr. Die Erneuerung Ihrer Ehe muß also von Ihnen ausgehen.” Die Frau erblaßte und gab keine Widerrede. Sie erschien nie wieder in der Sprechstunde dieses seltsamen Seelsorgers.
B 2 Dieser astrologisch geschulte Eheberater und Seelsorger berichtete mir dann noch von einem anderen Fall aus seiner Arbeit. Er war eines Tages in eine Gesellschaft eingeladen. Ein bekannter Geschäftsmann machte sich an ihn heran und bat ihn: “Herr Doktor, ich weiß, daß Sie ein vielbeschäftigter Mann sind. Ich wagte es nicht, in Ihre Sprechstunde zu kommen. Wären Sie aber nicht bereit, mein Horoskop zu deuten. Ich ließ mir das Horoskop von einem Astrologen ausarbeiten. Mir geht es nur darum, daß Sie es auswerten. Der Psychotherapeut machte gute Miene zum bösen Spiel. Er setzte sich mit dem Geschäftsmann in eine Nische und blickte in das Horoskop. Dann gab er seinem Partner folgende Auskunft: “Sie sind verheiratet und haben vier Kinder. Ihre Ehe ist aber nicht glücklich. Die Bedrohung kommt von Ihrer Seite. Sie haben eine bisexuelle Veranlagung. Sie unterhalten gleichzeitig Beziehungen zu jungen Männern. Wenn Sie diese männlichen Freundschaften nicht sofort aufgeben, sitzen Sie in zwei Jahren im Gefängnis.” Auch in diesem Fall bestritt der Beratene nicht den Tatbestand.
Als ich dem Psychotherapeuten gegenüber meine Bedenken anmeldete, ob eine solche Beratung vertretbar sei, verteidigte er sich mit dem Hinweis: „In beiden Fällen habe ich die Ursachen einer unglücklichen Ehe aufgedeckt. Ferner forderte ich beide Ratsuchenden auf, die außerehelichen geschlechtlichen Beziehungen aufzugeben. In diesem Fall steht doch das Horoskop im Dienst der Moral und der menschlichen Anständigkeit.“
Auf Grund meiner langjährigen Erfahrung wies ich dann diesen seltsamen Seelsorger auf die Gefahren der Horoskopstellerei besonders im Blick auf das Glaubens- und Seelenleben des Menschen hin. Er verschloß sich aber restlos meinen Darlegungen. Nachdem wir nun mit diesen beiden Beispielen eine Menge Fragen aufzureißen haben, muß das Problem der Sterndeuterei ganz kurz in Geschichte und Gegenwart entfaltet werden.
Zur Geschichte der Astrologie
Die ersten Spuren der Sterndeuterei finden wir bei den Sumerern und Akkadern, Völkerschaften, die 3000 Jahre vor Christus gelebt haben. Nach ihnen wurden dann die Chaldäer für die Entwicklung der Sternkunde und Sterndeuterei bekannt. Bei den Babyloniern war die Astrologie die Wissenschaft der Priester, die für das Königshaus oder für die Priesterschaft selbst die Horoskope stellten. Da man die Astrologie auch im mexikanischen Kulturraum entdeckte, glaubt man heute in Kreisen der Astrologen, daß es sich bei dieser “Wissenschaft” um eine allgemeine Grundwahrheit in dem Verhältnis Kosmos und Mensch handle. Man erklärte deshalb, die Astrologie, vielmehr die sogenannten astrologischen Häuser, gehörten zu den Archetypen. Dieser von Professor Carl Gustav Jung geprägte Ausdruck bedeutet, daß es im Menschen anlagebedingte Urelemente der ganzen Menschheitsgeschichte gäbe. Zu diesen Urelementen gehörten auch die Beziehungen zwischen den Planeten und der Entwicklung des Menschen. Die wissenschaftliche Untersuchung dieses Problems würde den Rahmen dieses Kapitels sprengen.
Von den Babyloniern mündete die astrologische Bewegung in die Vorstellungswelt der Griechen und Römer. Der römische Dichter Ennius erklärte spottend: „Die Horoskope kosten eine Drachme und sind eine Drachme zu teuer.”
In der alten Kirche war es Kirchenvater Augustinus, der einen klaren Blick und einen kühlen Kopf behielt. Er nannte die Astrologie die hirnverbrannteste Betörung seiner Zeit.
Europa wurde im Mittelalter von dieser astrologischen Flut überströmt. Der Staufenkaiser Friedrich II. geriet besonders unter ihren Einfluß. An den Universitäten fand die Astrologie einen solchen Eingang, daß besondere Lehrstühle dafür errichtet wurden. Bekannt ist, daß Philipp Melanchthon mit dieser zwielichtigen Wissenschaft liebäugelte, während Luther sie eine schäbige Kunst nannte.
B 3 Aus der Reformationszeit wird uns berichtet, daß ein Astrologe Stöffler sich unsterblich blamierte. Er sagte für das Jahr 1524 eine Sintflut voraus. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine große Angst. Niemand wollte mehr arbeiten. Die Felder wurden nicht mehr bestellt. Es folgte darum im nächsten Winter eine große Hungersnot, die mit zu den Wirren des Bauernkrieges beitrugen. Die Reichen ließen sich Schiffe bauen oder zogen sich auf hohe Berge zurück. Auch der Kurfürst von Brandenburg, der sonst so nüchtern war, machte Anstalten zu seiner Errettung. Als die vorhergesagte Flut ausblieb, mußte Stöffler flüchten, sonst wäre er gehängt worden.
B 4 Selbst der große Physiker, Mathematiker und Astronom Johannes Kepler war nicht frei von den Auswüchsen der Astrologie. Ein bekanntes Beispiel ist seine Prophezeiung, daß der General Wallenstein im siebzigsten Lebensjahr eines friedlichen Todes sterben würde. Wallenstein wurde jedoch im fünfzigsten Lebensjahr umgebracht.
Kepler betrieb die Astrologie nur aus Brotsorgen. Er schrieb: “Die Astrologie ist mir eine unerträgliche aber notwendige Sklaverei. Um mein Jahresgehalt, meinen Titel und meinen Wohnsitz zu erhalten, muß ich der Unwissenden Neugier zu Willen sein.” Weiter schrieb er: “Die Astronomie (Sternkunde) ist die weise Mutter, die Astrologie (Sterndeuterei) ist die törichte Tochter, die sich an jeden, der sie bezahlt, verkauft, damit sie mit ihrem Hurenlohn ihre weise Mutter unterstützen kann.”
Seit der Aufklärung, etwa um die Mitte des 18. Jahrhunderts, trennten sich die Astronomie und die Astrologie endgültig. In den Augen der Astronomen war die Astrologie eine Pseudowissenschaft, eine Verquickung von halbwissenschaftlichen Kenntnissen mit abergläubischen Vorstellungen.
Das 20. Jahrhundert brachte durch die beiden Weltkriege ein Anschwellen der Horoskopseuche. Für Hitler wurden schon 1930 Horoskope gestellt, die sehr widersprechend waren. Ab 1933 sollte sein Einfluß nachlassen. Die Wahrheit dieser Prophezeiung haben wir ja erlebt. Jener Astrologe hat sich um 12 Jahre verrechnet. Es waren aber verhängnisvolle 12 Jahre.
Rudolf Heß war durch das Horoskop prophezeit worden, er wäre durch das Schicksal bestimmt, zwischen Deutschland und England eine Versöhnung zustande zu bringen. Das war für den abergläubischen Heß der Anlaß, daß er nach England flog. Die Wahrheit dieser Prophezeiung ist also ebenso offenkundig wie Hitlers Horoskop.
Runden wir nun diesen kleinen sporadischen Überblick ab mit einigen Notizen aus der Gegenwart.
B 5 Vor einigen Jahren nahm ich an einer Konferenz teil, die Theologen und Journalisten zu einem fruchtbaren Gespräch vereinigte. Im Verlauf der Tagung baten die Theologen die Zeitungsmänner, sie möchten doch von dem Unfug abrücken, in den Zeitungen die Horoskope zu bringen. Darauf meldeten sich verschiedene Redakteure, die erklärten, sie würden mit den Horoskopen dem Wunsch der Abonnenten entgegenkommen. Die Zeitung, die auf die Horoskope verzichtet, würde viele Kunden verlieren. Im Anschluß an dieses Gespräch meldete sich dann der Chefredakteur einer großen deutschen Zeitung zu Wort und gab ein humorvolles Erlebnis zum besten. Er erzählte:
„An einem Freitag kam das Wochenhoroskop unseres Astrologen zu spät für die Samstagnummer. Wir konnten es uns nicht leisten, unsere horoskopsüchtigen Abonnenten zu enttäuschen. Darum holte ich kurzerhand aus der Mottenkiste ein altes Horoskop. Unglücklicherweise war es dem Tierkreiszeichen nach ein falsches. Ich merkte den Irrtum zunächst nicht, da ich von der Astrologie nichts verstehe. Seltsamerweise merkten es unsere Leser aber auch nicht. Immerhin ist das ein positives Argument für unsere Fachastrologen. Würden sie nämlich die Zeitungshoroskope ernst nehmen und lesen, hätten sie ja den Irrtum sofort bemerkt. Als es mit meinem Schwindel so gut ging, kam ich auf den Gedanken, mir in Zukunft das Honorar für die Wochenhoroskope zu sparen. Dreiundzwanzigmal wurden dann in der Folgezeit falsche Horoskope eingesetzt, bis schließlich doch ein Leser auf die falschen Tierkreiszeichen aufmerksam wurde.”
Das war der Bericht des Chefredakteurs, der schmunzelnd hinzufügte: “Aber die dreiundzwanzigmal haben die Horoskope ja auch gestimmt; denn es kommt ja nur darauf an, was die abergläubischen Menschen von heute glauben.”
Mit diesem Urteil, daß die leichte Suggerierbarkeit des abergläubischen Menschen ein ernstes Problem der Gegenwart darstellt, hat dieser Zeitungsmann einen Teil des Wahrsageproblems richtig erfaßt.
Zur Kritik der Astrologie
Das erste Argument, das vom christlichen Standpunkt aus zu erwähnen ist, ist der Ursprung der Astrologie im Heidentum. Jahrtausende vor Christus ging man von einer dem Kosmos und der Menschheit gegebenen Weltharmonie aus. Der Makrokosmos, die Sternenwelt über uns und der Mikrokosmos, das menschliche Leben, bilden eine Einheit. Sie sind aufeinander abgestimmt. Die Planeten lösen in der Entwicklung des Menschen Tendenzen und Neigungen aus. Der Mensch wird gesteuert von den oberen Gewalten. Diese Aussagen entsprechen sogar einer milden Auffassung. Fanatische Astrologen erklärten zu allen Zeiten, der Mensch wäre in seinem Schicksal nicht nur beeinflußt, sondern bestimmt, festgelegt, determiniert.
Mit dieser Bezogenheit des Menschen zu den Planeten ist aber noch nicht alles gesagt. Die Heiden setzten die Planeten Gottheiten gleich, von denen sie sich geführt oder bedroht sahen. Es liegt also der Astrologie ein Polytheismus, eine Vielgötterei zugrunde.
Von astronomischer Seite, also von der wissenschaftlichen Sternkunde her, werden noch viel mehr Argumente gegen die Astrologie angeführt. Man weist hier darauf hin, daß die alten Spielregeln der Sterndeuterei sich bis heute erhalten haben, obwohl weitere Planeten entdeckt worden sind. 1781 erkannte man den Uranus, 1839 den Neptun und 1932 den Pluto.
Als weiteres Argument bringen unsere wissenschaftlichen Astronomen den Hinweis, daß den heutigen Astrologen jegliche Vergleichsmöglichkeit fehlt. Die Tatsache, daß unsere Erdachse in 26 000 Jahren einen Kegelmantel beschreibt und dadurch die sogenannte präcession, das Vorrücken des Frühlingspunktes, bedingt, zeigt, daß sich mindestens in 26 000 Jahren dem irdischen Beobachter nicht die gleichen Konstellationen (Stellung der Gestirne) bieten. Wenn wir dann ferner die Bedingungen des weltbekannten englischen Astronomen Hoyle zur Grundlage machen, daß der uns sichtbare Sternenhimmel innerhalb von 200 Millionen Jahren am Welthorizont aufgeht und niedergeht, so würden uns auch für 200 Millionen Jahre die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Ich weiß natürlich, daß diese astronomischen Hinweise dem Astrologen nichts bedeuten.
Ein weithin bekannter Erforscher der Astrologie Abbé Moritz Warburg erklärte ironisch: „Astrologen sind eben unblamierbar.”
Eine weitere wissenschaftliche Unmöglichkeit ist die Strahlentheorie der Astrologen. Schicksalsentscheidend sollen die Sternstrahlen sein, die das Kind im Augenblick seiner Geburt, genauer gesagt, im Augenblick seiner Abnabelung treffen. In dieser Aussage liegen mehrere willkürliche Annahmen. Unsere Erde wird vorwiegend von Licht- und Höhenstrahlen erreicht. Beide Strahlungsarten kommen aber nicht von den Planeten, die ja kein eigenes Licht haben. Licht kommt von den Lichtquellen, den Fixsternen. Die Höhenstrahlen kommen von der Milchstraße.
Unsere Biologen machen dann einen anderen Einwand. Das menschliche Schicksal soll im Augenblick der Abnabelung bestimmt sein. Wenn also Arzt oder Hebamme bei der Geburt zögern, oder wenn die Hebamme infolge Glatteis nicht rasch genug zur Stelle ist und die Abnabelung vornehmen kann, dann hat das Kind ein anderes Schicksal. Darüber hinaus fragen unsere Erbforscher: “Wie kommt es dann, daß bei den 240 Kindern, die in jedem Augenblick in der weiten Welt geboren werden, nur ein Albert Einstein dabei ist?”
Nicht zuletzt haben auch die Religionswissenschaftler und Volkskundler das Wort. Sie sagen: „Was soll dieser merkwürdige Namenszauber?” Man gab dem einen Planeten den Namen Mars. Dieser Planet soll darum kriegerisch machen. Die Venus gebe ihren Kindern ein liebreizendes Aussehen und Benehmen. Pluto, der Höllenhund, mache finster und unheimlich. Welchen Einfluß hätten dann die Planeten, wenn man ihnen ganz andere Namen gegeben hätte? Diese Zuerteilung menschlicher Eigenschaften entspricht dem uralten heidnischen Analogiezauber. Dieser heidnische Namenszauber machte selbst vor dem berühmten Abendmahlsbild eines Leonardo da Vinci nicht halt. Er setzte auf seinem weltberühmten Gemälde unter die Apostelfiguren die zwölf Tierkreiszeichen. Also huldigte dieser große Künstler auch der Astrologie.
Selbstverständlich werden trotz der Kritik an der Horoskopseuche die interplanetarischen Beziehungen nicht bestritten. Viele Naturphänomene wie Ebbe, Flut, Spring- und Nippfluten, dazu verschiedene nervöse Reizzustände haben ihre Ursache in der interplanetarischen Anziehung. Das heißt aber für uns Christen nicht, daß diese Naturphänomene unsere letzte geistige Ausrichtung sein müssen. Wir haben es in letzter Sicht nicht mit der Schöpfung, sondern mit dem Schöpfer zu tun.
In der Gegenwart haben wir drei Formen der Astrologie: eine sogenannte wissenschaftliche Form, dann die volkstümliche Sonnenstandhoroskopie und zuletzt eine vermittelnde Richtung, die sogenannte Kosmobiologie, die ihren Sitz in Aalen hat. Ein Horoskop – wir verstehen darunter eine Schicksalsdeutung aus der Stellung der Gestirne – heißt bei der Kosmobiologie Kosmobiogramm. Diese noch junge Halbwissenschaft will einerseits die Erbanlagen des Menschen, andererseits die Stellung der Sterne bei der Geburt berücksichtigen. Damit ist der Verschiedenheit der unter dem gleichen Stern geborenen Menschen Rechnung getragen.
In unseren Tagen sind es nicht nur die bibelgläubigen Christen und Evangelisten, die gegen die Astrologie zu Felde ziehen, nein auch im Bereich der Medizin und der Psychologie beginnt man auf die Schäden der Astrologie aufmerksam zu werden. So schrieb der Chefarzt Dr. Schrank aus Wiesbaden über die Psychologie des Aberglaubens: “Wie gefährlich sich die Astrologie auswirkt, beweist die Tatsache, daß bei sensiblen Menschen schwere seelische Schäden, Lebensangst, Verzweiflung, Zerrüttung beobachtet werden. Die Astrologie lähmt die Initiative und Urteilskraft. Sie verdummt und verflacht, sie uniformiert die Persönlichkeit für eine plattgeistige Untergrundbewegung.”
Sollten wir noch Zweifel darüber haben, was die Astrologie in Wirklichkeit ist, dann werden uns die letzten Bedenken genommen, wenn wir auf den führenden Astrologen Werle hören, der selbst die Astrologie als Mantik bezeichnet. Das Wort Mantik kommt aus dem griechischen Mantis der Seher oder Manteuomai, wahrsagen. Es ist besser, wenn das ein Astrologe selbst sagt, daß Astrologie Wahrsagerei ist. Dann bleibt uns dieses Urteil erspart.
Die Astrologie aus der Sicht der Bibel
Es ist bereits gesagt worden, daß im Heidentum eine Gleichsetzung der Planeten mit Gottheiten durchgeführt wurde. Wir wissen das aus der Religionsgeschichte, aber auch aus der heidnischen Umwelt Israels. Wer ein Schriftzeugnis sucht, der findet es in 5. Mos. 17,3-5: „Wenn einer hingeht und dient anderen Göttern und betet sie an, es sei Sonne oder Mond oder allerlei Heer des Himmels, was ich nicht geboten habe, so sollst du den Mann oder das Weib ausführen, die solches Übel getan haben, zu deinem Tor und sollst sie zu Tode steinigen.”
Selbstverständlich wird uns ein Astrologe des 20. Jahrhunderts sagen: „Das gilt uns nicht. Wir beten die Gestirne nicht an.” Freilich trauen wir einem geistig denkenden Menschen unserer Zeit keinen solch plumpen Polytheismus zu. Im Prinzip ist aber der Planetenglaube des Altertums und der Determinismus (Vorbestimmung durch die Sterne) der heutigen Astrologie gleich.
Wer aber darüber noch Zweifel haben sollte, der höre auf den Propheten Jesaja, der im Kapitel 47, 13-14 sagt: „Laß hertreten und dir helfen die Meister des Himmelslaufs und die Sterngucker, die nach den Monaten rechnen, was über dich kommen werde. Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt; sie können ihr Leben nicht erretten vor der Flamme.”
Als ich vor einiger Zeit einem christlich eingestellten Astrologen diese Stelle zeigte, meinte er: „Das gilt uns nicht. Das war nur für das Volk Israel geschrieben.” Das ist eine bequem zurechtgezimmerte Ausrede. Dann gilt uns der Römerbrief auch nicht, denn er ist an die Römer geschrieben. Damit können wir die Verbindlichkeit der ganzen Heiligen Schrift abtun.
Dem bibelgläubigen Christen, der sich der Autorität der ganzen Heiligen Schrift unterstellt hat, gilt, was Paulus in 2.Tim. 3,16 schreibt: „Die ganze Schrift, von Gott eingegeben, dient uns.” Zinzendorfs Position ist auch die unsere:
Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,
Worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist’s nicht um tausend Welten,
Aber um dein Wort zu tun.
Gott hat schon seit Jahrtausenden zur Astrologie jeder Schattierung ein unmißverständliches Nein gesagt. Dieses Nein kann auch nicht durch kompromißbereite Schultheologen umgedeutet werden. Gottes Ja ist Ja, Gottes Nein ist Nein.
Die gesamte Stellung der Heiligen Schrift zeigt, daß die Männer Gottes in der Astrologie eine Übertretung des ersten Gebotes sahen: “Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.” Die Astrologie in ihrer letzten Zuspitzung setzt die erschaffene Welt absolut. Das Geschöpf wird gegen den Schöpfer ausgespielt. Und das ist Gotteslästerung. Der Mensch, und sei es ein Christ, der sich ein Horoskop stellen läßt, macht sich dieser Gotteslästerung schuldig. Wenn er nicht darüber ernsthaft Buße tut und sich davon lossagt, steht er unter dem Gericht.
Die Astrologie aus der Sicht der Seelsorge
In all den bisherigen Ausführungen wurde mit keinem Wort erwähnt, ob es sich bei den Horoskopen um Schwindel, Suggestionen oder reine Fehldeutungen handelt.
Bei keinem Gebiet der Wahrsagerei dürfen wir uns zu dem Kurzschluß verleiten lassen, als wäre alles Humbug und plumpe Irreführung. Wenn auch der größte Teil der Prognosen unwahr sind oder nur durch eine Suggestion ihre Erfüllung finden, so gibt es auch echte Fälle, die sehr verblüffend sind. Wir haben diesen Tatbestand bereits in den Beispielen 1 und 2 gesehen. Es soll noch ein weiteres Beispiel folgen.
B 6 Ein evangelischer Pfarrer, der gleich mir im Kampf gegen den Aberglauben steht, kam auf den Gedanken, seiner Gemeinde einen Beweis für die Unhaltbarkeit der Astrologie zu bringen. Er ließ sich für ein beträchtliches Honorar ein ausführliches Horoskop ausarbeiten und gab seiner Gemeinde das Horoskop bekannt. Nun glaubte er, er als Pfarrer und Christ wäre gegen die Erfüllung des Horoskops gefeit. Wie staunte er aber, daß alle im Horoskop gegebenen Prophezeiungen eintrafen. Er konnte sich das nicht erklären. Es waren auch Einzelheiten darunter, objektive Ereignisse, die sich nicht durch Suggestion erklären ließen. Schließlich bekam es dieser Pfarrer mit der Angst zu tun. Von Jahr zu Jahr erfüllte sich die vom Astrologen gegebene Prognose. Acht Jahre lang beobachtete er diese Entwicklung mit steigender Besorgnis. Zuletzt mußte er erkennen, daß er einen falschen Weg gegangen war. Wir haben als Christen nicht das Recht, in guter Absicht okkulte Experimente zu machen. Dieser Pfarrer tat Buße wegen seines Experimentes. Er bekannte auch vor der Gemeinde, daß es ein falscher Weg war. Von diesem Zeitpunkt an hörte die Erfüllung weiterer Einzelheiten seines Horoskops auf. Ohne es zu wissen, hatte sich dieser gläubige Pfarrer in den Bereich dämonischer Mächte begeben und hatte sich daran die Finger verbrannt. Seine echte Buße räumte mit diesen dunklen Gewalten in seinem Leben auf.
Die Seelsorge zeigte mir in mannigfacher Weise, wie sehr auch solche, die sich Christen nennen, sich durch astrologische Beratungen leiten lassen. So haben mir zwei Gemeindehelferinnen berichtet, daß sie bei einer zu erwartenden Verlobung von der Auskunft eines Astrologen abhängig waren. Weil ihr Geburtshoroskop mit dem des Bräutigams nicht harmonierte, unterblieb die Heirat.
Andere Berichte zeigten mir, daß manchmal Firmenchefs bei neu einzustellenden Mitarbeitern Horoskope ausarbeiten lassen. Das gleiche Verfahren wird auch geübt bei dem Zusammenschluß mit einem Kompagnon. Nicht zuletzt hat es zu allen Zeiten auch Politiker und Staatsmänner gegeben, die vor einer großen politischen oder militärischen Entscheidung das Horoskop stellen ließen. So sagte man Hitler nach, er hätte Guderian mit seinen Panzern nicht Moskau einnehmen lassen, weil ihn die Astrologen vor dem Schicksal Napoleons gewarnt hatten. Nun, er ist diesem Schicksal doch nicht entgangen!
Wenn ich aus der Heiligen Schrift nichts über die Ablehnung der Astrologie wüßte, so würden mir die Erfahrungen der Seelsorge genügen, um diese Bewegung als ein Gemisch von Scharlatanerie und Aberglauben, halbwissenschaftlichen Wahrheiten und Dämonie abzulehnen. Wer seinem Horoskop verfällt, verliert die Freiheit seiner Entscheidungen. Er büßt im Blick auf die Zukunft seine Entschlußkraft ein. Die Horoskope werden mit dem inneren Frieden bezahlt. Die Ratlosigkeit, die durch ein Horoskop ihr Ende finden soll, führt in Knechtschaft. Wer auf diesem Weg Führung und Hilfe sucht, verfällt unheimlichen Mächten.
Und doch ist das nicht alles, was im Blick auf Astrologie zu sagen ist. Mit Verbotstafeln baut man kein neues Leben auf. Hinter der Astrologie steht wie bei der ganzen Wahrsagerei die Vertrauensfrage. Von welchen Mächten lasse ich mich bestimmen? Wer soll mein Ratgeber sein? In welchem Kraftfeld will ich mein Leben führen? Wer zu dieser Entscheidungsfrage durchgestoßen ist, der höre das Wort des Herrn:
„Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst.
Ich will dich mit meinen Augen leiten“ Psalm 32, 8.
Es stellt sich uns hier einer vor, der aussagt, daß er unser Leben in seine Hand nehmen will. Wer steht hinter diesem Ich? Es ist der, der Himmel und Erde, der die Gestirne über uns und unser kleines Leben in seiner Hand hält.
Ein französischer Künstler gab zu dieser Vertrauensfrage, um die es uns geht, eine wunderbare Antwort. Er schuf eine Plastik, eine nach oben geöffnete Hand. In der Hand liegt eine Lehmkugel. Auf der Kugel krabbeln zwei kleine Menschen. Darunter schrieb der Künstler: La main de Dieu – die Hand Gottes. Das ist das Glaubensbekenntnis eines wortkargen Künstlers: in Seiner Hand die Welt, in Seiner Hand unsere Erde, in Seiner Hand die ganze Menschheit, in Seiner Hand mein kleines Schicksal. Das ist die Antwort des Christen gegen alle Wahrsagerei, gegen jede Astrologie.
Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben. Diese Hand ist stark genug, mich durch alle Fährlichkeit des Lebens durchzutragen. Diese Hand verliert nie ihre Kraft und Allmacht. Jesus gab es seinen Jüngern als unumstößlichen Trost: „Niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Joh. 10, 28).
Er wird dich nicht versäumen,
Er weiß die rechte Zeit,
Wie auch die Wasser schäumen
In wilder Mächtigkeit.
Wenn gleich vor Gischt verschwänden
Das Leben und die Welt,
Er hat dich doch in Händen,
Der alle Himmel hält.
2. Das Handlinienlesen
Um Verwechslungen zu vermeiden, müssen einige Begriffe geklärt werden. Es geht in diesem Abschnitt um die Chiromantie, das Wahrsagen aus den Handlinien. Nicht zur Darstellung kommt die Chirologie, die wissenschaftliche Handform-und Handliniendeutung. Ferner steht nicht zur Diskussion die Graphologie, die Deutung der Handschrift.
Das Handlinienlesen läßt sich bis zu den älteren Babyloniern zurückverfolgen. Frühzeitig mischte sich astrologisches Ideengut in die Handleserei. Neben den vier Hauptlinien (Herz-, Kopf-, Schicksals- und Lebenslinie) ist die Handfläche in sieben Planetenberge eingeteilt. Vom Zeigefinger zum kleinen Finger sind es: Merkurberg, Apolloberg, Saturnberg, Jupiterberg. Unter dem Daumen ist der Venusberg, unter dem kleinen Finger der Marsberg und Mondberg.
Eine Beispielreihe soll wiederum in die seelsorgerliche Fragestellung einführen. Wenn eingangs erwähnt wurde, daß begriffsmäßig Chiromantie, Chirologie und Graphologie auseinanderzuhalten sind, so tritt in der Praxis oft eine verhängnisvolle Vermischung ein. Zunächst ein Beispiel dieser Art.
B 7 Ein junges Mädchen suchte einen Graphologen auf und ließ sich die Handschrift und die Handlinien deuten. In dem ausgestellten Gutachten stand, daß sie im 30. Lebensjahr ermordet werden würde. Daraufhin erklärte das Mädchen ihren Angehörigen: “Wenn ich so früh sterben soll, dann will ich mein Leben in vollen Zügen genießen.” Sie wurde zur regelrechten Hure und Abtreiberin. Im 24. Lebensjahr erkrankte sie infolge ihres ausschweifenden Lebens und starb an einer colitis ulcerosa. Der Arzt konstatierte selbst, daß sie sich mit ihrem liederlichen Lebenswandel ruiniert hätte. Bemerkenswert ist noch, daß sich bei dem Mädchen nach der Beratung des Graphologen mediale Fähigkeiten eingestellt hatten. Sie konnte pendeln und mit der Rute gehen.
Dieses Beispiel zeigt zuerst, daß dieser Graphologe ein okkulter Handwerker war. Er mißbrauchte die Graphologie zu Wahrsagezwecken. Ferner wird hier die häufigste Form der Handleserei und der Wahrsagerei sichtbar. Es gibt viele Wahrsageformen, die suggestiven Charakter haben. Der durch Wahrsagung beratene Mensch führt bewußt oder unbewußt die Erfüllung herbei. Hier wiederholt sich, was bei dem psychologischen Prozeß der Kartenlegerei noch gesagt werden wird. In seelsorgerlicher Hinsicht wird hier die häufig gemachte Beobachtung deutlich, daß der Mensch durch die Wahrsagerei sittlich enthemmt wird. Christliche Erziehung, Tradition und Sitte haben in unser aller Leben schützende Dämme aufgeworfen. Auch der christusferne Mensch lebt unbewußt in den Ordnungen der christlichen Welt, auch wenn er im Stillen sich dagegen auflehnt. Die Inanspruchnahme okkulter Kräfte reißt diese Dämme nieder. Dunkle, trübe Fluten strömen offenkundig in das preisgegebene Leben ein. In unserem Fall gewinnt bei dem Mädchen das Triebleben die Oberhand. Sie geht daran zugrunde. Der Okkultismus leistet allen Süchten und Entgleisungen Vorschub. Der okkult beratene Mensch wird in vielen Fällen jähzornig, haltlos gegenüber Alkohol, Nikotin und gibt sich einem ausschweifenden Leben hin.
Die Folgen der Wahrsagesuggestionen werden an weiteren Beispielen sichtbar.
B 8 Eine junge Frau ließ sich durch Handlesen wahrsagen. Der Mantiker (Wahrsager) erklärte ihr, sie würde im 40. Lebensjahr krebskrank werden und sterben. Tatsächlich magerte die Frau unter dieser Suggestion vor dem 40. Lebensjahr ab und lebt seither in dem Wahn, sie würde krebskrank werden. Sie verlor schon insgesamt 30 Pfund Gewicht und wiegt jetzt nur noch 84 Pfund.
B 9 Einer meiner Studienfreunde hatte seine Cousine als Hausgehilfin im Pfarrhaus. Eines Tages tauchte eine Zigeunerin an der Tür auf, um Haushaltswaren zu verkaufen. Da die Preise alle überhöht waren, weigerte sich das Mädchen, ihr etwas abzunehmen. Daraufhin griff die Zigeunerin nach der Hand des Mädchens, um ihr wahrzusagen. Das Mädchen wollte die Hand zurückziehen, da wandte die raffinierte Frau einen psychologischen Trick an. Sie sagte rasch: “0, wie interessant! Sie werden in zwei Jahren heiraten.” Welches Mädchen hört nicht, wenn ihm das Heiraten versprochen wird! Willig ließ sie der Zigeunerin die Hand. Diese fuhr in ihrer Prophezeiung fort: “Es werden mehrere Bewerber kommen. Den größten werden Sie heiraten. Im ersten Ehejahr werden Sie Mutter. Allerdings bricht Ihre Lebenslinie jäh ab. Sie werden im ersten Kindbett sterben.”
Bevor der Bericht weitergeführt wird, soll zuerst der Charakter dieser Wahrsagung kurz angedeutet werden. Es gehörte gewiß keine prophetische Gabe dazu, dem bildhübschen Mädchen zu prophezeien, daß sie heiraten würde. Ferner braucht man kein Prophet zu sein, um ihr dann zu sagen, daß sie im ersten Ehejahr Mutter werden wurde. Der dunkle Schluß mit der Todesankündigung war gewiß nur ein Racheakt der Zigeunerin, weil ihr nichts abgekauft worden war. Es liegt also auch hier nur eine unechte Wahrsagung, eine primitive Suggestionswahrsagung vor. Wie wirkte sich diese Prophezeiung nun aus?
Tatsächlich stellten sich in den folgenden zwei Jahren mehrere Bewerber ein. Das Mädchen stand bereits unter Einfluß der Prophezeiung. Sie heiratete den größten. Im ersten Jahr fühlte sie sich Mutter werden. Je näher die Stunde der Entbindung kam, desto größer wurde ihre Angst. Sie kämpfte mit der dunklen Prophezeiung. Ihre Angehörigen und vor allem ihr Mann versuchten, ihr den Unsinn auszureden. Es gelang ihnen nicht. Die junge Frau war in ihrem Gottesglauben nicht so gefestigt, daß sie ein richtiges Gegengewicht zu dem Aberglauben hätte entfalten können. Die Niederkunft ging normal vonstatten. Einige Tage später bekam sie hohes Fieber. Der Hausarzt erklärte, es wäre überhaupt kein organischer Grund für das Fieber vorhanden. Drei Wochen nach der Entbindung umnachtete sich ihr Geist. Sie wurde noch in die psychiatrische Klinik eingeliefert und starb nach drei Tagen.
Nur wer die Psychologie des Wahrsagens nicht kennt, wird hier von einer echten Prophezeiung sprechen. Es liegt hier höchstwahrscheinlich eine Suggestion vor. Wir wissen von unseren Missionsfeldern, daß eingeborene Heiden von den Prophezeiungen ihrer Medizinmänner und Zauberpriester total abhängig sind. Wenn ein Stammeszauberer einem Stammesmitglied einen Todestermin voraussagt, dann trifft die Voraussage prompt ein. Man spricht hier von der psychologischen Erscheinung der Thanatomanie, der Todessucht. Es gibt einen Suggestionstod, und zwar nicht nur bei den Primitiven, sondern auch bei uns zivilisierten Europäern. – Die Amerikaner haben sogar an Verbrechern diesbezügliche Experimente gemacht, die positiv verlaufen sind. Einem zum Tode Verurteilten wurden die Augen verbunden. Man erklärte ihm dann, er würde dadurch hingerichtet werden, daß man ihm die Hauptschlagader am Hals öffnen würde. In einer Minute wäre er tot. Man ritzte ihm leicht die Haut am Hals an, öffnete gleichzeitig einen in der Nähe befindlichen Wasserhahn. Der Verbrecher spürte den Schnitt und hörte das Plätschern des Wassers. In einer Minute verlor er das Bewußtsein. Der Trick war gelungen.
Im Blick auf den Wahrsagegehalt und die Formen der Prophezeiungen unterscheidet Prof. Zucker in seiner „Psychologie des Aberglaubens“ den magischen und den mystischen Aberglauben und als dritte Form das Ahnen. Der magische Aberglaube ist aktiv. Er setzt suggestive und zauberische Kräfte ein. Er greift bestimmend und gestaltend in das Leben des Ratsuchenden ein. Die bisherigen Beispiele liegen fast alle auf dieser Ebene. Der mystische Aberglaube hat einfühlenden, angleichenden Charakter. Er arbeitet intuitiv, meditierend, vortastend. Zu ihm gehören auch die Fähigkeiten der Kombination, des Anzapfens, des Anpassens, der Assimilation. Ist der Grundsatz des magischen Aberglaubens: das Ich meistert die Welt, so gilt beim mystischen Aberglauben: das Ich geht in der Welt auf. In der Praxis des Anzapfens werden grundsätzlich zwei Arten unterschieden. Man sagt, die zeitliche Vorausschau habe zwei Möglichkeiten. Entweder wird der Mensch, der seine ganze Zukunft in Rudimenten (Spuren, Ansatzpunkten) in sich tragen soll, angezapft. Oder es wird ein plantragendes Subjekt, ein Weltbewußtsein angenommen, das alle Schicksalspläne der Menschen in sich tragen soll. Das ist etwa die Meinung von Prof. Osty, E. von Hartmann, Prof. Driesch. Dieses plantragende Subjekt könnte von Medien angezapft werden. Beiden Anschauungen liegt ein gewisser Determinismus (Vorherbestimmung) zu Grunde.
Vom biblischen Standpunkt aus sind beide Wahrsagetechniken nicht annehmbar. In die dritte Gruppe des Ahnens gehören die unbewußt aufsteigenden Ahnungen, die Vorgefühle, Wahrträume, Erlebnisse des zweiten Gesichtes, Phänomene des Hellsehens und Hellfühlens, kurz alle Auswirkungen medialer Fähigkeiten. Wer ein gutes Beispiel dieser Art nachlesen will, orientiere sich an dem „Diamantenbeispiel“ aus Seelsorge und Okkultismus. Ich will es hier nicht wiederholen, um in den verschiedenen Veröffentlichungen keine Überschneidungen hervorzurufen.
Wichtiger als alle wissenschaftlichen Unterscheidungen, so interessant sie sein mögen, sind die seelsorgerlichen Belange. Es soll dem seelisch kranken Menschen geholfen werden, dessen Krankheitsbild nicht in die psychiatrische Klassik paßt. Um die Folgen der Handleserei zu zeigen, werden hier noch zwei Beispiele angefügt.
B 10 Eine Wahrsagerin lehnt alles Göttliche strikt ab. Ein gläubiges Mädchen kam eines Tages in einem Haus mit ihr zusammen. Als sie von ihrem merkwürdigen Wahrsagegewerbe erfuhr, streckte sie ihr scherzhafterweise die Hand hin. Sie hielt ja alles für blanken Unsinn. Die Frau las ihr aus den Handlinien. Das Mädchen lachte übermütig und konnte sich eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen. Hinterher wurde das christliche Mädchen schwermütig und konnte nicht mehr glauben. Auch bei den Kindern der Handleserin zeigten sich die typischen Folgen. Sie wurden alle nervenkrank und gehen böse Wege schlimmer Entgleisung. Also zeigt sich auch hier die typische Charakteristik der Folgen: Depressionen und Enthemmung.
B 11 Ein Mann betrieb jahrelang aktiv das Handlinienlesen. Ferner übte er die Tätigkeit eines Heilmagnetiseurs aus. Im Lauf der Jahre spürte er selbst den unheilvollen Einfluß seines zweifelhaften Gewerbes. Er wollte sich Christus und dem Wort Gottes zuwenden. Monatelang zwang er sich zum Bibellesen, obwohl er einen starken inneren Widerstand verspürte. Jedesmal, wenn er mit göttlichen Dingen in Berührung kam, empfand er eine merkwürdige Abwehr und einen starken Druck.
In diesem Beispiel zeigt sich ein neues Moment. Wahrsagerei entwickelt das Phänomen der Resistenz, die innere Abwehr gegen alles Göttliche. Wenn wahrsagebelastete Menschen zu Christus kommen wollen, können sie nicht glauben. Es stellen sich heftige, unheimliche Abwehrkräfte ein, die von einer Entscheidung für Christus zurückhalten wollen. Wer von der Wahrsagerei verseucht und „schutzgeimpft” ist, ist nahezu immun gegen den Heiligen Geist. Solche Menschen haben es sehr schwer, sich Christus zuzuwenden.
3. Das Kartenlegen
Geschichtlich läßt sich das Kartenlegen über viele Jahrhunderte nachweisen. Die Römer besaßen bereits ein System von Täfelchen, auf denen Symbole aufgezeichnet waren. Im 8. Jahrhundert kamen dann die Karten auf. Die Technik der Wahrsagerei mit Karten ist ziemlich einfach. Den einzelnen Karten wird eine bestimmte Bedeutung zugemessen, z. B. Herz 7: Liebeskarte, Herz 10: Wunscherfüllung, Pik 10: Glückskarte. Bei 32 Spielkarten gibt es dann Tausende von Kombinationen. Lernen wir nun die Hauptprobleme der Kartenlegerei an Hand von Beispielen kennen.
B 12 Ein Evangelist der Deutschen Zeltmission hielt im Zelt einen Vortrag gegen das Wahrsagen und das Kartenlegen. Hinterher stellte der anwesende Dekan den Evangelisten zur Rede und erklärte ihm: “Was wollen Sie eigentlich mit Ihrem Protest gegen das Kartenlegen? Ich schlage ja selbst die Karten. Das ist doch ein harmloses Gesellschaftsspiel.” – Zu diesem Beispiel aus deutschem Raum ein ähnliches aus der Schweiz.
B 13 Ein Schweizer Gemeindepfarrer veranstaltete einen Bazar. Es wurden verschiedene Märchenbuden im Gemeindehaus aufgebaut. Eine Bude trug die Überschrift “Zur Wahrsagerin”. Für 20 Rappen konnten die Kinder in dieses Abteil der Wahrsagerin eintreten und sich wahrsagen lassen. Ein Kirchenältester empörte sich gegen diesen Unfug und hielt es dem Pfarrer vor. Der Ortsgeistliche erklärte: “Das ist doch harmloser Scherz.” Ein Junge, der die kirchliche Wahrsagebude betrat, erhielt die Auskunft: “Du wirst die nächste Woche vom Fahrrad stürzen.” Einige Tage später erfolgte tatsächlich dieser Sturz. Der Junge brach sich dabei ein Bein. Ein Mädchen erhielt von der Kartenlegerin die Wahrsagung: “Der Lehrer mag dich nicht.” Von dieser Zeit an litt das Mädchen sehr unter dieser angeblichen Abneigung des Lehrers.
Diese beiden ersten Beispiele zeigen den Tatbestand, daß die Kartenlegerei keine Verharmlosung erträgt. Die beiden Kinder waren bereits das Opfer einer Suggestion. Die beiden Geistlichen waren das Opfer der rationalistischen Humbugtheorie ihrer Universitätsbildung, die auf dem Gebiet der Magie (Beherrschung der Materie durch den Geist oder Seele) und Mantik (Wahrsagekunst) eine verhängnisvolle Lücke aufweist.
Soweit es sich bei der Kartenlegerei nicht nur um üble Geldmacherei handelt, sondern paranormale (ungewöhnliche) Fähigkeiten mitschwingen, spielt die Telepathie (Gedankenlesen, Gedankenanzapfen) und die unterbewußte Kommunikation (Mitteilung, Verbindung) eine Rolle. Ein Beispiel soll den Sachverhalt klären.
B 14 Eine Sechzehnjährige suchte die Kartenlegerin auf. Sie wollte wissen, wie lange sie noch warten müßte, bis der heißersehnte Freund auftauchen würde. Die Kartenlegerin sah sie scharf an und sagte: „Ihr Bruder hatte vor einem Jahr einen schweren Motorradunfall. Stimmt das?” „Ja.” “Ihre Mutter ist herzkrank. Stimmt das?” „Ja.” „Sie leben zur Zeit im Streit mit dem Vater. Stimmt das?” „Ja, woher wissen Sie das alles.” „Aus den Karten.” In Wirklichkeit besaß aber die Kartenlegerin die seltene Fähigkeit der Telepathie und las daher diese Aussagen dem Mädchen ab. Die junge Kundin schenkte auf Grund dieser Erklärungen der Kartenlegerin volles Vertrauen. Nunmehr machte die Wahrsagerin Angaben im Blick auf die Zukunft. Das Mädchen glaubte den zweideutigen Aussagen und stellte sich innerlich darauf ein. Sie erlag in ihrem Aberglauben einem Erfüllungszwang. Hier ging es auch nach dem Bibelwort: “Euch geschehe nach eurem Glauben.” Die richtig gewahrsagte Vergangenheit löste den psychologischen Prozeß der unbewußt bewirkten Erfüllung aus.
Eine weitere Form der Kartenlegerei beruht auf echten medialen Fähigkeiten. Das Wort medial kommt vom lateinischen medium, das Mittel. Man bezeichnet mit medial die schwer zu beschreibenden geheimnisvollen Fähigkeiten mancher Menschen, Vorgänge auszulösen oder zu erfassen, die über den Bereich der fünf Sinne hinauszugehen scheinen. Lassen wir eine medial veranlagte Kartenlegerin selbst zu Wort kommen.
B 15 Eine Kartenlegerin erklärte auf Befragen, sie wäre im Augenblick des Wahrsagens von einer fremden Macht beherrscht. Ein fremder Geist würde über sie kommen. Sie müßte dann Dinge aussagen, die sie selbst nicht wüßte. Das Gefühl würde sie beherrschen, als ob sie im Moment des Wahrsagens besessen wäre. Hinterher wäre sie wieder völlig normal.
Mit diesem Beispiel sind wir in der Nähe des Erlebnisses aus Apostelgeschichte 16, 16-18. Paulus missionierte in Philippi. Eine Wahrsagerin kreuzte seinen Weg. Sie rief täglich in die Straßen, in die Volksmenge hinein: „Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Allerhöchsten, die euch den Weg der Seligkeit verkündigen.” Hätte sich Paulus über diese Zustimmung nicht freuen müssen? Warum wehrte er dieser Frau? Der Apostel sah sofort, daß hier Wahrsagekräfte, die von unten stammten, vorlagen. Er trat im Namen Jesu der Frau entgegen und gebot: „Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, daß du von ihr ausfahrest.”
Die Wahrsagerin wurde augenblicklich von ihrer Wahrsagefähigkeit gelöst. Dieser Zwischenfall der jungen Europamission ist sehr ertragreich. Zunächst ersehen wir daraus, daß es echte Wahrsagekräfte gibt und nicht alles Humbug und Schwindel ist. Die Wahrsagerin sagte echte Tatbestände aus. Die Frau bezog ihre Erkenntnisse von außermenschlichen Intelligenzen, von dämonischen Mächten. Ferner wird deutlich, daß die Wahrsagerei auch fromme Inhalte verkündigt. Nur zu oft wird das dunkle, dämonische Treiben solcher Leute mit christlichen Verbrämungen getarnt. Der Apostel durchschaute sofort die Herkunft dieser Wahrsagefähigkeit. Er besaß die Gabe der Geisterprüfung und Geisterunterscheidung. Auch offenbarte sich unmittelbar seine geistliche Vollmacht in seinem missionarischen Dienst. Der Name Jesus ist allen dunklen Machenschaften der Finsterniswelt gewachsen. Der ganze Sieg des Evangeliums über die dämonisch verhaftete Heidenwelt leuchtete auf. Im Namen Jesu sprangen die Bande und Ketten entzwei. Das arme gequälte Menschenkind wurde frei. – Der vielfache Tatbestand dieser Geschichte tritt in vielen Abwandlungen bei der Wahrsagerei immer wieder zutage.
In seelsorgerlicher Hinsicht interessieren nicht die wissenschaftlichen Streitfragen, sondern die Folgen der Wahrsagerei und ihre Überwindung. Einige Beispiele sollen das deutlich machen.
B 16 Eine Studentin berichtete in der Aussprache von verschiedenen seelischen Störungen. Sie hätte Examensangst, Lähmungserscheinungen, keine Kraft zum konzentrierten Arbeiten. Sie erweckte den Eindruck, als ob ihre geistigen und psychischen Fähigkeiten gespalten wären. Auf Befragen gab sie zu, daß sie öfters Kartenlegerinnen zu Rate gezogen hatte. Auch ihre Vorfahren waren wahrsagehörig.
B 17 Ein christlicher Akademiker war Kartenleger und übte das nicht nur für sich und seine Familie, sondern auch zur Beratung seiner Gemeindeglieder jahrelang aus. Nach seinem Tod wurde seine Frau hemmungslos gegenüber dem Alkohol. Sie entwickelte sich zu einer notorischen Trinkerin. Sie vertrank die ganze Pension. In ihrem Haus fand sich stets eine ganze Batterie Flaschen. Zu diesem Übel befaßte sich die Ehefrau und ihre Tochter mit der weißen Magie und setzte damit die okkulte Tradition ihres Mannes fort. Die Tochter trat in die Fußstapfen ihrer Eltern. Sie war ebenfalls in das abergläubische Brauchtum der Mutter verstrickt. Als sie 17 Jahre alt war, umnachtete sich ihr Geist. Sie kam ins Irrenhaus. Magie und Aberglauben hatten diese ganze Familie zerstört
B 18 Ein gläubiger, junger Mann berichtete mir aus seiner Soldatenzeit. Er war als Unteroffizier bei einer Einheit, in der ein Feldwebel allen Unteroffizieren die Karten legte. Der gläubige Unteroffizier verbat sich zuerst diese Wahrsagerei. Schließlich gab er dem Vorgesetzten nach. Der Kartenleger prophezeite ihm, er würde am nächsten Tag eine Trauerbotschaft erhalten. Ferner hätte er in einigen Tagen eine Geldsendung zu erwarten. Tatsächlich erreichte ihn am nächsten Tag die Nachricht, daß sein Onkel gestorben war. Fünf Tage später kam auch die angekündigte Geldsendung. Die Eltern hatten sonst nie die Gepflogenheit, ihrem Sohn Geld zu überweisen. Diese Geldsendung war eine einmalige Angelegenheit. Nach dieser Beratung durch den Kartenleger stellten sich bei dem gläubigen Unteroffizier Depressionen ein. Sein Gebetsleben war gestört. Er suchte einen gläubigen Mann zur seelsorgerlichen Hilfe auf. Nach dessen Gebet unter Handauflegung waren die schweren Gemütszustände völlig verschwunden.
In dieser Beispielreihe liegt eine Reihe von Problemen. Der einfachste Fragenkomplex sind die psychologischen oder parapsychologischen Fragestellungen (Parapsychologie = Wissenschaft von den ungewöhnlichen Randerscheinungen des Lebens). Besaß der Feldwebel wirkliche Wahrsagefähigkeiten? In dem vorliegenden B 18 ist das nicht ersichtlich. Der Unteroffizier kann von der schweren Krankheit des Onkels gewußt haben. Ferner spielte er vielleicht mit dem Gedanken, seine Eltern könnten anläßlich der kurz zuvor erfolgten Beförderung ihm eine Gratulationsgabe überweisen. Der Feldwebel brauchte dann nur mit Hilfe eines feinen Fingerspitzengefühls oder auf Grund eines telepathischen Einfühlungsvermögens dem Unteroffizier diesen Tatbestand abgezapft haben. Eine echte Vorschau scheint keineswegs vorzuliegen.
Der zweite Fragenkreis hat medizinischen Charakter. Sind die Störungen durch die Wahrsagerei verursacht oder ausgelöst worden? Lag nicht vielmehr eine latente (verborgene) Gemütserkrankung oder sogar Geisteskrankheit vor, deren Ausbruch zeitlich mit der Wahrsagerei zusammenfällt? Wird das zeitliche Zusammentreffen (die Koinzidenz) nicht irrtümlich als Kausalität (Ursächlichkeit) gewertet? Wird also nicht Ursache und Wirkung verwechselt? Das sind die Einwände, die stets von der Psychiatrie (Wissenschaft von den Geistes- und Gemütskrankheiten) her erhoben werden.
Hinter diesen medizinischen Einwänden liegen gewichtige biblisch theologische Probleme. Es wird von der Medizin weithin und auch von vielen Theologen bestritten, daß okkulte Vorgänge seelische, nervöse Störungen und Schädigungen des Glaubenslebens hervorrufen können. Noch eine Stufe weiter zurück liegt das Problem, ob es außermenschliche, dämonische Mächte gibt, die in ihrer Wirksamkeit in das Menschenleben hineinragen.
Die Psychiater fassen in diesem Zusammenhang die Berichte des Neuen Testaments von den Besessenen fast durchweg als schwere Hysteriefälle auf. Viele Theologen lassen sich von dieser Auffassung ins Schlepptau nehmen und sprechen bei der Besessenheit von einer Krankheit, von einem Defekt. Zunächst sind es die Theologen, welche mit den rationalistischen Eierschalen ihrer liberalen Theologie noch nicht fertig geworden sind, vorneweg alle Anhänger der Bultmannschen Theologie. Sie gehen am wahren Sachverhalt der biblischen Berichte glatt vorbei. Sie besitzen kein Aufnahmeorgan für biblisches Geschehen. Die geistige Hurerei mit den philosophischen Strömungen der Vergangenheit oder Gegenwart hat sie abgestumpft gegen das Pneuma, den Heiligen Geist. …
Grundsätzlich wird im Neuen Testament ein Defekt, eine Krankheit geheilt, aber Besessenen wird im Namen Jesu geboten. Die Wahrsagerin in Philippi hatte keinen Defekt, sondern einen dämonischen Abgrundsgeist. Darum heilte Paulus sie nicht durch Handauflegung und Gebet, sondern er gebot im Namen Jesu den unreinen Geistern auszufahren. An der Therapie, die Jesus und die Apostel übten, wird ersichtlich, um was für Schädigungen es sich bei den Patienten handelte. Den leiblich Kranken wurde Handauflegung unter Gebet geschenkt, den unreinen Geistern und Dämonen wurde die Vollmacht des Austreibungswortes entgegengesetzt.
Wenn wir nun zu den medizinischen Ausgangsfragen zurückkehren, so muß von der Heiligen Schrift her eine Distanz zur Psychiatrie aufgerichtet werden. Es wird selbstverständlich der Medizin zugestanden, daß viele Geisteskrankheiten einen magischen Faktor oder Komplex haben. Das wird bei vielen Gesprächen mit Schizophrenen deutlich, die oft behaupten, sie wären magisch verfolgt oder verhext. Mit dieser Beobachtung darf aber nicht die andere Tatsache entkräftet werden, daß in vielen Fällen die Magie das Primäre ist und die seelischen Störungen die Auswirkungen und Folgen sind. 3000 sorgfältig eruierte (geprüfte) Fälle sind ein ins Gewicht fallendes Beweismaterial. Außerdem kennen unsere Parapsychologen, z. B. Prof. Dr. Bender von der Freiburger Universität, Krankheiten, die nach okkulter Betätigung entstanden sind. Es sei nur die mediumistische Psychose erwähnt. Die Seelsorge zeigt eindeutig, daß die Beschäftigung mit dem Spiritismus, mit der Magie oder mit der Wahrsagerei Störungen hervorruft, die sich oft medizinisch nachweisen lassen. In fast jedem Fall aber zeigen sich Schädigungen des Glaubenslebens. Diese Beobachtung weist darauf hin, daß bei der Entstehung solcher Schädigungen in erster Linie biblische Sachverhalte zugrunde liegen. Für ihre Behandlung ist zunächst der theologische Seelsorger, falls er ein bibelgläubiger Christ ist, zuständig und außerdem der gläubige Psychiater.
4. Rute und Pendel
Wie viele okkulte Praktiken versucht auch die Pendelpraxis wissenschaftlich hoffähig zu werden. Man entwickelte die Radiästhesie, die Strahlenkunde und behauptet, daß alle Materie strahlt. Der Rutengänger oder Pendler wäre imstande, sich auf diese Strahlen einzufühlen. Die wissenschaftliche Seite dieses Problems wird in “Seelsorge und Okkultismus” ab Seite 101 abgehandelt. In diesem Buch geht es um seelsorgerlich praktische Fragen. Um Unkundige nicht zu verwirren, sei gesagt, daß mit Rute oder Pendel die gleichen Vorgänge erfaßt werden. Das Pendel soll lediglich der feinere Indikator (Anzeiger) sein. Um ein objektives Urteil zu ermöglichen, sollen zuerst Beispiele folgen, bei denen anscheinend keine Störungen als Folgen nachgewiesen werden können.
Es gibt Ärzte, Pfarrer, Missionare, Ingenieure, die von der Brauchbarkeit und Exaktheit der Pendelmutungen (Ergebnisse mit Rute und Pendel) überzeugt sind. Sie erklären, daß sie außer einer gewissen Schwächung der Nervenkraft keine nachteiligen Folgen spüren.
B 19 Ein 28-jähriger Mann nahm sich das Leben. Da man den Leichnam nicht fand, wurde er von der Polizei gesucht. Sein Schwager zog einen Pendler zu Rate. Der Pendler bat um einen Gegenstand des Toten. Man brachte ihm die Socken des Vermißten. Der Pendler legte die Socken auf den Boden und lief dann mit einer Metallrute im Rechteck um die Socken. Dann gab der Pendler richtig die Personalien des Toten an. Er sagte Name, Geburtsdatum und die Stelle, an welcher der Tote liegen sollte. Der Pendler machte dann zusätzlich eine Probe seiner eigenen Angaben, holte eine Landkarte und pendelte noch einmal nach dem Ort des Toten. Das Pendel bestätigte die Angaben der Rute. Der Schwager ging mit der Polizei an den angegebenen Ort und fand den Toten tatsächlich an der vom Pendler angegebenen Stelle. In einem kleinen Schuppen im Wald hatte der Selbstmörder sich erschossen.
B 20 Ein Arzt aus dem Elsaß ist Rutengänger. Er hält diese Fähigkeit für eine Gabe Gottes. Bemerkenswert ist jedoch seine Nervosität und seine Abwehr gegen das Göttliche.
B 21 Ein Postbeamter besitzt die Fähigkeit, mit Rute oder Pendel Wasseradern zu suchen und auch die Lage der Postkabel mit dem Pendel exakt anzugeben. Er spricht davon, daß sich bei ihm nach dem Rutengehen kleine Müdigkeitserscheinungen zeigen.
B 22 Ein Arzt baute sich ein Wohnhaus. Er hätte in seinem Garten gern einen Brunnen angelegt. Ein Freund von ihm, ein evangelischer Pfarrer, hörte von diesem Wunsch. Er ließ sich von dem Arzt einen Grundriß von Haus und Garten geben. Dann nahm er das Pendel und stellte auf dem Grundriß fest, wo Wasser zu finden wäre. Seine Angaben stimmten. Beim Nachgraben fand man an der bezeichneten Stelle Wasser.
B 23 Ein Missionar besitzt die Fähigkeit, vom 2. Stock eines Hauses aus mit dem Pendel festzustellen, ob unten eine männliche oder weibliche Person den 1. Stock betreten hat. Er kann ferner von oben durch den Fußboden feststellen, ob etwa die weibliche Person unten ein Kind erwartet und welches Geschlecht das Kind haben wird. Er führte im Beisein von Freunden viele derartige Experimente durch, die zum vollen Erfolg wurden. In der gleichen Weise kann er auch auf Friedhöfen angeben, ob eine männliche oder weibliche Person unter dem Grabstein liegt. Selbstverständlich stellt er sich hinter den Stein, so daß er die Namen nicht lesen kann.
B 24 Bei meiner zweiten Missionsreise in den fernen Osten hörte ich von der Tätigkeit einer Missionarin. Sie ist mir als Glied einer deutschen Missionsgesellschaft sehr gut bekannt. Diese Frau, die viele Jahre in China arbeitete, kann mit dem Pendel nahezu alle unbekannten Fragen klären. Sie stellt zum Beispiel auf eine Entfernung von vierzig Kilometern fest, wann eine Missionarin ein Kind erwartet. Sie kann diesen Tatbestand diesen Missionarsfrauen zu einem Zeitpunkt mitteilen, an dem noch nichts in der Öffentlichkeit bekannt ist. Sie gibt gleichzeitig an, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden wird. Ihre Prognosen stimmten in allen Fällen. Nach diesen Fähigkeiten befragt, gab diese pendelnde Missionarin zur Antwort, sie könnte sich auf die Strahlungen der schwangeren Frau einstellen.
B 25 Ein Heilsarmeeoffizier führte seit Jahren eine Pendelpraxis durch. Als im Krieg sein Sohn vermißt war, pendelte er über seinem Foto, um festzustellen, ob der Sohn noch lebte. Als ihm in der Nachkriegszeit ein Koffer gestohlen wurde, pendelte er nach dem Aufbewahrungsort des gestohlenen Koffers. Tatsächlich gab ihm der Pendelausschlag den richtigen Ort an. Auf meine Frage, ob er irgendwelche nachteiligen Folgen seiner Pendelei spüre, verneinte dieser Reichgottesarbeiter. Er erklärte, er fühle keine Schädigung des Glaubenslebens.
Die flüchtige Ausbeute dieser Beispiele liefert schon einige Anhaltspunkte für die Beurteilung. Zunächst wird deutlich, daß man mit der Humbugtheorie nicht durchkommt. Es gibt Rutengänger und Pendler, die exakte Angaben machen können, wenn auch viele Geologen und andere Wissenschaftler leidenschaftlich dagegen wettern. Natürlich darf nicht übersehen werden, daß es viele Pendelangaben gibt, die nur ein ganz verworrenes, konfuses Zeug darstellen, mit dem nichts anzufangen ist. Ferner geht aus den wenigen Beispielen hervor, daß die Rutengängerei und Pendelei ein stark umstrittenes Gebiet ist. Hier werden Ärzte, Pfarrer, Missionare, Beamte genannt, die mit dem Pendel arbeiten. Wer hat nun recht? Die fanatischen Befürworter oder die leidenschaftlichen Bekämpfer? Falsch ist folgendes Argument: Wenn Pfarrer und andere Reichgottesarbeiter mit dem Pendel arbeiten, dann muß das doch eine harmlose Angelegenheit sein. Wir können ja auch nicht sagen, der Ehebruch ist erlaubt, weil ein Missionar die Ehe gebrochen hat. Wiederum anfechtbar ist folgende Begründung: Wenn manche Reichgottesarbeiter bei der Pendelei keine nachteiligen Folgen spüren, dann wäre eine andersliegende Beobachtung gegenstandslos. Ich kenne zwar Fälle, bei denen anscheinend das Wassersuchen mit der Rute ohne Folgen für den Träger dieser Gabe geblieben ist. Es darf aber nicht verschwiegen werden, daß die Folgen auch latent (verborgen) bleiben können. Bei manchen Menschen zeigt sich der Pferdefuß erst auf dem Sterbebett oder schon vorher, wenn sie zu Christus kommen wollen. Wir müssen uns auch von der Vorstellung befreien lassen, als wäre jeder ein wiedergeborener Christ, der das Wort Gottes verkündigt. Das Wort der Heiligen Schrift gilt auch heute noch: „Sie predigen, und ich habe sie nicht gesandt” (Römer 10,15). Ein pendelnder Pfarrer kann genauso belastet sein wie ein Angehöriger einer anderen Berufsgruppe. So beobachtete ich durch viele Seelsorgefälle, daß von dem katholischen Pfarrer Emmenegger, der seine Patienten bependelte, vielfach schwere Belastungen auf seine Kunden übergehen. Vor einiger Zeit wurde auch ein evangelischer Pendelpfarrer wegen schwerer Mißgriffe bei einer Pendelbehandlung angezeigt und gerichtlich verurteilt.
Eine verhängnisvolle Verwechslung ist die Vorstellung, als wäre die Pendelei eine Gabe Gottes. Nicht nur der erwähnte Elsäßer Arzt ist dieser Meinung, sondern auch manche Pfarrer. Wie steht es nun damit? Die Überprüfung vieler Familiengeschichten zeigte, daß die Rutenfühligkeit, Pendelreaktion, Heilmagnetismus, Hellsehen, Hellfühlen, Fähigkeit des zweiten Gesichtes und Wahrträume bei solchen Menschen auftreten, in deren Vorfahrenreihe aktive magische Besprecher oder aktive Spiritisten sind. Diese ungewöhnlichen menschlichen Fähigkeiten sind also keine Geistesgaben (charismata), auch noch nicht einmal neutrale Naturgaben, sondern mediale Gaben. Es gibt viele Menschen, die solche medialen Kräfte besitzen, ohne es zu wissen. Manchmal werden sie durch Zufall entdeckt. Es tritt mitunter auch der kuriose Fall ein, daß solche Besitzer medialer Kräfte gläubig werden und zu Christus kommen. Plötzlich entdecken sie in der Nachfolge Jesu ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten und sind dann der Meinung, es handle sich um Geistesgaben. Das ist natürlich eine Täuschung. Man macht in der Seelsorge folgende Beobachtung: Manchmal verschwinden bei der Bekehrung eines Menschen die medialen Kräfte. Oft werden sie aber auch in das neue Leben mitgeschleppt. Wenn ein Jünger Jesu ernstlich um die Befreiung von diesen Gaben bittet, dann wird sie ihm geschenkt. Vielen Christen sind diese Gaben lästig. Markus Hauser erklärte, seine Hellseherei wäre ihm eine Plage und keine Gabe. Auf keinen Fall dürfen diese medialen Fähigkeiten als Geistesgaben angesehen werden. Mediale Fähigkeiten werden auch nicht durch die Bekehrung geheiligt. Was im Satansdienst der Vorfahren erworben wurde, wird vom Heiligen Geist nicht übernommen und sanktioniert. (Apg. 16, 16 f.)
Der Zusammenhang zwischen Pendelei und medialen Kräften soll an zwei Beispielen deutlich werden.
B 26 Ein junger Mann ließ sich von einem Naturheilkundigen, der auch pendelte und das magische Besprechen übte, gegen ein Leiden behandeln. Nach der Behandlung stellten sich bei dem Patienten selbst mediale Fähigkeiten ein. Er konnte plötzlich hellsehen und entwickelte die Fähigkeit der Fernbeeinflussung.
B 27 Eine Frau ließ nach dem Krieg über dem Photo des vermißten Mannes pendeln. Hinterher stellten sich hellseherische Eigenschaften ein. Sie bekam somnambulistische Erlebnisse. Sie konnte ihre Seele gleichsam über große Entfernungen aussenden. Ihre seelische Not brachte sie in die seelsorgerliche Aussprache. Nach einer Beichte und der Auslieferung ihres Lebens an Christus waren diese medialen Fähigkeiten wieder verschwunden.
Es gibt bewußte und unbewußte Übertragungen von medialen Kräften. Bei der Behandlung durch hochmediale Okkultisten wird der behandelte Patient selbst leicht medial. Wir haben hier das dämonische Gegenstück zu der Handauflegung der Jünger Jesu in der Apostelgeschichte. Durch Handauflegung der Apostel empfingen viele Christen die Gabe des Heiligen Geistes. (Apg. 8,17; 19,6.) Es gibt auch bewußte Übertragungen bei Rutengängern und Pendlern. Schon manche berichteten mir in der Seelsorge, sie hätten ihre Rutenfühligkeit dadurch erhalten, daß ein starker Rutengänger ihnen beim Wassersuchen die Hand gehalten hatte. Dann wäre plötzlich auch bei ihnen ein Rutenausschlag erfolgt. Diese mediale Fühligkeit blieb auch hinterher bestehen.
Zu der Auseinandersetzung zwischen den medialen Fähigkeiten und den geistlichen, biblischen Kräften folgen hier einige Beispiele, die besser als alle Theorie Einblick in die spannungsgeladene Problematik geben.
B 28 Eine Frau mit einem organischen Leiden ging zu einem Pendeldoktor, um sich untersuchen zu lassen. Die Diagnose und die Bestimmung des Medikamentes wurde mit dem Pendel gestellt. Die Frau, die eine christliche Einstellung besaß, fühlte hinterher unheimliche Kräfte auf sich zukommen. Diese merkwürdigen Anfechtungen dauerten einige Monate. Im Verlauf dieser seltsamen Angstgefühle kam sie zur seelsorgerlichen Aussprache.
B 29 Ein Mädchen hatte von Kind auf die Fähigkeit des zweiten Gesichtes. Sie sah öfter Wiedergänger. Gegen göttliche Dinge war sie stark ablehnend. Bei einer Evangelisation kam sie zum Glauben an Christus und verlor von dieser Zeit an die Resistenz (Widerstand) gegen alles Göttliche. Bei einer Erkrankung ging sie ahnungslos zu einem Pendler. Sofort waren ihre seelischen Störungen und ihr Widerstand gegen Gottes Wort und Gebet wieder da.
Dieses Beispiel bestätigt folgenden Sachverhalt. Es wurde oben schon gesagt, daß auch die Fähigkeit des zweiten Gesichtes zu den magischen Spätwirkungen okkulter Betätigung der Vorfahren gehört. Ein Begleitsymptom dieser magischen Spätwirkungen ist oft auch die Resistenz gegen alles Göttliche. Das Mädchen in B 29 hatte beide Symptome. Nach ihrer Hinkehr zu Christus verschwand die mediale Belastung. Nach ihrer Pendelbehandlung trat beides wieder auf. Auch hier wird also der mediale Charakter der Pendelei sichtbar. – Das Merkmal der Resistenz als Begleitsymptom soll noch durch weitere Beispiele deutlich gemacht werden.
B 30 Eine Frau suchte bei einer Erkrankung Hilfe bei einem weithin bekannten Pendler. Sie dachte sich nichts Unrechtes dabei und hatte bis dahin auch nichts Nachteiliges über die Pendeldiagnose gehört. Im Wartezimmer des Pendeldoktors wurde sie innerlich unruhig. Diese Unruhe steigerte sich noch bei der Behandlung selbst. Sie nahm die vom Pendler herausgependelten Medikamente. Der Grad ihrer seelischen Störung wurde dabei immer größer. Sie konnte nicht mehr beten, gewann eine Abneigung gegen das Wort Gottes und empfand immer intensiver einen Widerwillen gegen alles Göttliche. Ohne daß ihr jemand einen entsprechenden Rat gab, warf sie schließlich aus eigenem Antrieb die Medikamente weg. Dann erst kam sie zur seelsorgerlichen Aussprache und fragte mich, wie ich über die Pendeldiagnose und Pendelbestimmung der Medikamente denke.
B 31 Ein Pendler suchte meinen seelsorgerlichen Rat. Er bekannte ganz offen, daß das Pendeln ihn sehr anstrenge und seine Nervenkraft aufbrauchen würde. Er spezialisierte sich vor allem darauf, die Lebensmittel auf deren Verträglichkeit hin abzupendeln. Er erklärte, der weiße Zucker würde bei ihm negativ wirken, der Rohrzucker positiv. Honig nach Erhitzung auf 60 Grad ebenfalls positiv. Bei der jahrelangen Pendelpraxis beobachtete er an sich selbst seelische Veränderungen. Er büßte seine Energie und Entschlußkraft ein. Es entwickelte sich bei ihm eine unheimliche Sensibilität. Nervenzucken und eine Föhn- und Wasserempfindlichkeit stellten sich ein. Versuchte er die Bibel zu lesen, dann kam ihm das Gefühl des Ekels und ein großer Abscheu. Gegen Christus und auch gegen die Kruzifixe empfand er einen heftigen Widerwillen. Da er selbst beobachtete, daß diese seelischen religiösen Störungen mit seiner Pendelpraxis zusammenhingen, nahm er seelsorgerliche Hilfe in Anspruch und war bereit, sein Leben unter Christus zu stellen.
An diesen beiden Beispielen zeigt sich, daß sowohl die pendelbehandelte Frau als auch der aktive Pendler durch ein gesundes Gefühl und eine klare Beobachtungsgabe an sich selbst auf die Schädlichkeit der Pendelpraxis aufmerksam wurden. Sie kamen zur Ablehnung der Pendelei, ehe sie einen diesbezüglichen seelsorgerlichen Rat erhalten hatten.
Die Gegensätzlichkeit der medialen Pendelei und der geistlichen Gebetsvollmacht soll an vier Beispielen geklärt werden.
B 32 Ein bekannter Rutengänger wurde eines Tages von einem Professor der Medizin gebeten, er möchte doch die verschiedenen Häuser der Klinik mit der Rute abgehen und Reaktionen der Rute feststellen. Der Grund zu dieser Bitte des Professors war die Beobachtung, daß ein Haus der Klinik eine besonders hohe Todesziffer hatte. Wenn Schwerkranke in dieses Haus gelegt wurden, verschlimmerte sich meistens ihr Zustand. Der Professor sagte aber von dieser Beobachtung dem Rutengänger nichts. Er wollte ein unbeeinflußtes Ergebnis haben. Der Rutengänger ging die verschiedenen Häuser durch und stellte tatsächlich in dem „Totenhaus“ stärkere Impulse fest. Der Professor, der nicht an das Rutenphänomen glaubte, ließ, um das Experiment zu vervollständigen, in dem betreffenden Haus Abschirmgeräte einbauen. Der Erfolg war verblüffend. Die Todesziffer ging sofort zurück. Um nicht durch diese Maßnahme bei seinen Kollegen ins Gerede zu kommen, schweigt dieser Professor im allgemeinen über dieses durchgeführte Experiment.
Dieser Rutengänger besaß außer der Rutenfühligkeit noch die Gabe des Hellsehens. Er kann jederzeit angeben, wo sich seine Angehörigen befinden. Er wird auch von Versicherungsgesellschaften und Häusermaklern zur Bestimmung der Bodenbeschaffenheit, von Bauplätzen und Häusern herangeholt. Im Verlauf seiner Tätigkeit erklärte dieser Rutengänger und Hellseher, er könnte nicht mehr beten. Eine innere Macht würde ihn daran hindern.
B 33 Ein gläubiger Parkbesitzer wollte in seinem Garten eine Quelle suchen lassen. Ein Rutengänger hatte an zwei Stellen des Parkes Ausschläge. Es wurde danach ohne Erfolg gegraben. Der Rutengänger erklärte daraufhin: „Das ist mir noch nicht passiert.” Der Parkbesitzer anwortete: „Ich habe darum gebetet, da mir nicht klar war, ob ich als Christ einen Rutengänger rufen darf.” Daraufhin äußerte der Rutengänger: „Ach, deshalb; dann klappt es natürlich nicht!“
B 34 Ein Pendler bespricht Warzen, Hühneraugen, Kröpfe, Hautausschläge und dergleichen. Ferner experimentiert er auf dem Gebiet des magischen Todeszaubers. Er behauptet auch, er könne Menschen krank und gesund machen. Eine gläubige Frau, die von seiner Magie nichts wußte und ihn nur für einen Naturheilkundigen hielt, kam zu ihm in die Sprechstunde. Sie betete innerlich im Wartezimmer. Plötzlich redete er sie an: „Sie können nach Hause gehen, Ihnen kann ich nicht helfen.” Trotzdem hatte diese Frau von dieser Stunde an Anfechtungen. Schwermut und Selbstmordgedanken plagten sie. Ihr Ehemann, der keine klare Stellung zu Christus hat, ließ sich vom gleichen Pendler magisch helfen. Die Kinder, die ihm nach dieser Behandlung von seiner Frau geboren wurden, sind belastet. Merkwürdig ist, daß dieser Pendler von einem Arzt schwierige Patienten zugeschickt bekommt.
B 35 Bei einer Evangelisation in Süddeutschland suchte mich ein gläubiger Christ auf. Er gab mir die Genehmigung, den folgenden Bericht zu veröffentlichen. Als junger Mann entdeckte dieser Berichterstatter, daß die Rute bei ihm ausschlug. Durch Vergleich mit den Ergebnissen anderer Rutengänger sah er auch, daß er in exakter Weise die Lage und Tiefe der Quellen angeben konnte. Schnell sprach sich seine Fähigkeit herum. Er wurde nicht nur von Bauern, sondern auch von Industriellen geholt, um Wasser zu suchen. Die Fabrikanten, die durch seine zutreffenden Angaben sich die Kosten für kostspielige Wasserbohrungen ersparten, zahlten ihm gute Honorare. Soweit ging die Sache klar. Der junge Rutengänger gewann einen dankbaren Kundenkreis. Nach diesen jahrelangen Erfahrungen trat etwas Neues in das Leben dieses Rutengängers. Er erlebte bei einer Evangelisation seine Bekehrung. Durch Gottes Gnade durfte er Christus finden. Da er sich bei seiner Rutenfühligkeit nichts dachte, suchte er weiterhin Wasser. Nun aber stellte er auf einmal merkwürdige Dinge an sich selbst fest. Jedesmal, wenn er Wasser gesucht hatte, konnte er etwa zwei Tage lang nicht mehr beten und die Bibel lesen. Nur beim Lesen der Bibel – nicht beim Lesen der Zeitung – flimmerten ihm die Augen. Beim Beten war ihm sofort die Konzentration weg. Zwei Tage lang fühlte er einen starken Unfrieden. Durch längere Beobachtung stellte er einen Zusammenhang zwischen seinem Wassersuchen und den Störungen seines Glaubenslebens fest. Diese Erfahrung führten diesen gläubigen Bruder zu mir in die Seelsorge. Er sagte von sich aus: “Meine Fähigkeit, mit der Rute Wasser zu suchen, lähmt jedesmal für einige Zeit mein geistliches Leben. Ich muß es aufstecken, so sehr mich auch meine alten Kunden plagen und mir hohe Summen bieten.” – Das ist der Bericht eines stark medialen Rutengängers. Zu erwähnen ist, daß er keine Honorare verlangte. Seine dankbaren Kunden hatten ihm von sich aus viel Geld gegeben.
Diese vier Beispiele zeigen, daß die Rutengängerei die Gebetsfreudigkeit lähmte. Andererseits machte das Gebet des gläubigen Christen in B 33 das Wassersuchen unmöglich. Die betende Frau im Wartezimmer legte die Aktivität des magischen Pendlers lahm. In B 35 sahen wir, daß der Rutengänger nach seiner Bekehrung selbst merkte, daß seine mediale Tätigkeit die Nachfolge Jesu empfindlich störte. Pneuma (Heiliger Geist) und Medialität (Anwendung okkulter Kräfte) schließen sich gegenseitig aus.
Den Folgen der Pendelei sei ein besonderer Abschnitt gewidmet. Es handelt sich hier nicht um Schädigungen des Glaubenslebens, sondern um medizinisch nachweisbare Störungen.
B 36 Ein junger Mann, der arbeitslos wurde, ließ sich von einem Pendler freie Stellen herauspendeln. Mit Hilfe dieses Mannes bekam er an einem Tag fünf Offerten. Er erhielt sofort eine Stelle, mußte sie nach einigen Tagen aber wieder aufgeben, da er gemütskrank wurde. Einige Monate war er in einer Nervenheilanstalt untergebracht. Nach der eingetretenen Besserung wandte er sich an Mönche, die ihn wieder durch das Pendel berieten. Schließlich ließ er sich noch durch einen Besprecher beraten. Der Erfolg war, daß er einige Tage danach Tobsuchtsanfälle bekam und erneut in die Nervenheilanstalt eingeliefert wurde.
B 37 Ein junger Mann mit Bronchialasthma ließ sich von einem Pendler behandeln. Der Pendler stellte mit dem Pendel die Diagnose und auch das richtige Medikament fest. Außer dieser Pendelpraxis übte er noch das magische Besprechen. Bei dem jungen Mann mit Bronchialasthma wandte er einen magischen Spruch aus dem 6./7. Buch Mose an. Dann klebte er bei dem Patienten an verschiedenen Körperstellen Pflaster auf. Die Hansaplastpflaster waren mit einer Salbe bestrichen. Nach einigen Tagen hatte sich unter diesen Pflastern tatsächlich Eiter gebildet. Der Eiter floß ab, aber eine Heilung des Bronchialasthmas war dadurch nicht erreicht. Der junge Mann bekam aber von dieser Zeit an nervöse und geistige Störungen. Er spürte ein Nachlassen seines Gedächtnisses, konnte sich als Student nicht mehr richtig konzentrieren und spürte eine Benommenheit des Kopfes. Diese Störungen veranlaßten ihn, zur seelsorgerlichen Aussprache zu kommen.
B 38 Der Prediger einer evangelischen Gemeinschaft pendelte nach Wasser und Erzen. Er stellte auch Krankheiten und die Zuträglichkeit der Medikamente mit dem Pendel fest. Ein Schweizer Universitätsprofessor untersuchte seine Fähigkeiten. In Gegenwart seiner Assistenzärzte und der Studenten stellte er dem Pendler 20 Patienten vor. Der Pendler konnte mit seinem Pendel bei allen 20 Kranken richtige Diagnosen stellen. Auch dieser Prediger blieb von den Auswirkungen der Pendelei nicht verschont. Seine Frau verunglückte tödlich. Alle seine Kinder starben eines unnatürlichen Todes. Er selbst befindet sich seit drei Jahren im Irrenhaus.
B 39 Ein Pfarrer in Mitteldeutschland bependelte Krankheiten und Medikamente. Er unternahm auch Fernheilungen. Kranke schickten ihm ihre Fotos, die er bependelte. Anschließend stellte er die zur Krankheit passenden Medikamente fest. Eine gläubige Christin sandte ihm ebenfalls ihr Foto ein, um sich von ihm behandeln zu lassen. Sie erhielt die Diagnose und Medikamente. Hinterher wurde sie wahnsinnig und kam ins Irrenhaus. Ihre Angehörigen meldeten es der Kirchenbehörde. Der Pfarrer wurde dann zur Rechenschaft gezogen.
Diese vier Beispiele aus der Seelsorge zeigen die hundertfach beobachtete Tatsache, daß mit der Pendeltherapie Erleichterungen und gewisse Heilungen im organischen Bereich erzielt werden. Diese Entspannungen im organischen Sektor werden aber weitgehend mit Störungen im seelischen Bereich bezahlt. Selbst dem Prediger, der aktiver Pendler war, blieb das nicht erspart. Der Grad der seelischen Erkrankungen ist in der Weise verschieden, daß der aktive Pendler kompliziertere Erkrankungen als Folgeerscheinungen seiner medialen Betätigung erlebt als der passiv Pendelbehandelte. Der okkulte Charakter der Pendelei wird in vielen Fällen daran sichtbar, daß die Pendler oft noch andere okkulte Praktiken wie magisches Besprechen, Spiritismus, Hellsehen, Heilmagnetismus usw. ausüben. Die Pendelei befindet sich da in guter Gesellschaft. Gleich und Gleich gesellt sich gern.
Vor Jahren hatte ich die Gelegenheit, als stiller Beobachter und Kritiker an einer Pendlertagung an der Evang. Akademie in Tutzing teilzunehmen. Die Konferenz wurde von einem Theologen geleitet. Etwa 60 Pendler und Rutengänger aus verschiedenen Teilen Europas waren erschienen. Die Pendler unterschieden ein sogenanntes physikalisches und ein mentales Pendeln. Physikalisch nannten sie die Form, bei der die Pendler oder Rutengänger über ein Stück Land schreiten und nach Bodenschätzen suchen. Mental nannten sie das Pendeln, wenn z. B. nur über einer Landkarte gependelt wurde. Das Abgehen der freien Natur ist beim mentalen Pendeln nicht erforderlich. Ein Schweizer Pendler sagte z.B., er könnte auf einer Landkarte feststellen, wo es in der Umgebung von Tokio (Japan) Wasser gäbe. Die Landkarte ist in diesem Fall eine geistige Brücke, das Kontaktmittel für derartige Feststellungen.
Mit dem mentalen Pendeln werden natürlich nicht nur Bodenschätze gesucht, sondern alle Fragen beantwortet, die ein Ratsuchender stellen mag. So haben sich schon viele Ehemänner durch das Bependeln des Fotos ihrer Ehefrau sagen lassen, ob ihnen die Frau treu geblieben ist oder nicht.
Der Abschluß und Höhepunkt dieser Pendlertagung war, daß der leitende Theologe unter dem großen Hallo aller anwesenden Pendler meine Kritik zurückwies und jede Form des Pendelns und Rutengehens anerkannte.
Grund für diese Anerkennung durch den Theologen war eine merkwürdige Auslegung des ersten Glaubensartikels. Was diesem Theologen jedoch abgeht, ist die ausgiebige Erfahrung über die Auswirkungen des Rutengehens und Pendelns. Nur durch logisches und theologisches Nachdenken läßt sich die Frage der Radiästhesie nicht klären. Wenn ein grober Vergleich gewagt werden darf: die Auferstehung Jesu kann nicht durch theologisches Nachdenken erkannt, sondern muß glaubensmäßig erlebt werden. So können auch alle charismatischen und medialen Funktionen nicht durch logische Schlußfolgerungen erhärtet werden. Diesem Irrtum ist der Tagungsleiter zum Schaden des Volkes Gottes verfallen.
Ein zweiter Kurzschluß liegt dieser seltsamen Beurteilung der Radiästhesie zugrunde. Man kann nicht aus dem ersten Glaubensartikel die Berechtigung der medialen Kräfte nachweisen. Der Kosmos, die Natur sind in den Sündenfall der Menschheit hineingezogen. Damit sind auch die unmittelbaren Kräfte, die im Paradies noch vorhanden waren, nicht in ihrer Ursprünglichkeit erhalten geblieben.
Zuletzt muß auch noch darauf hingewiesen werden, daß wir den ersten Glaubensartikel nur vom zweiten und dritten Artikel her verstehen können. Die isolierte Betrachtung führt zu Entgleisungen, wie es tatsächlich geschehen ist. Diese sogenannte “Naturfühligkeit” ist eine Naturschwärmerei. Schwärmerei aber stammt nicht aus dem Heiligen Geist. Das haben uns die Sekten gründlich gelehrt. Man kann aus jedem isolierten Glaubensartikel heraus eine Schwärmerei entwickeln. Aus dem ersten Artikel eine Naturmystik, aus dem zweiten Artikel eine Jesusmystik, aus dem dritten Artikel die sattsam bekannte Schwarmgeisterei. Mystik und Fanatismus aber haben nichts mit dem Weg der Bibel zu tun.
5. Die Spiegelmantik
Es gibt okkulte Lehrbücher über die Spiegelmagie und die Spiegelmantik. Der Spiegelmagier will mit Hilfe eines magischen Spiegels Fernbehandlungen, Heilungen, Verfolgungszauber, Abwehrzauber, Liebeszauber und andere magische Praktiken durchführen. Der Spiegelmantiker will mit Hilfe des Spiegels verborgene Sachen auffinden, Verbrechen aufdecken, schwierige Krankheiten erkennen, physikalische Vorgänge im Kosmos erfassen und anderes mehr. Als okkultes Handwerkszeug kommt dabei nicht nur der magische Spiegel in Frage, sondern auch die Glaskugel, Bergkristall und andere spiegelnde Gegenstände. Selbst der Wasserspiegel wird von manchen in dieser Weise benützt.
Geschichtlich gesehen läßt sich das Spiegelsehen oder das Kristallsehen Jahrhunderte zurückverfolgen. Selbst im Märchen mit dem Spieglein an der Wand findet sich dieses Motiv. Auch in der Mystik hat das Spiegelsehen seinen Platz. Jakob Böhme soll seine besten Gedanken beim Meditieren mit der Schusterkugel gewonnen haben. Psychologisch gesehen mag das Spiegelstarren eine Hilfe zur Autosuggestion oder Autohypnose und zur Auslösung unterbewußter Vorgänge sein. Das ist ein Hinweis, daß bei dieser Form der Wahrsagerei vor allem unterbewußte Kräfte in Aktion treten. Da diese unterbewußten Kräfte sich aber weithin der Kontrolle des Oberbewußtseins entziehen, können sie auch Eingangstür für außermenschliche Mächte sein. Nicht umsonst sagt Paulus, daß wir es nicht nur mit Fleisch und Blut zu tun haben, sondern mit den bösen Geistern unter dem Himmel (Eph. 6, 12). Einige Beispiele führen in diese Form der Wahrsagerei ein.
B 40 Der „Tannenfelser“, ein Großbauer mit dieser Hofbezeichnung, besaß viele Schafe. Eines Tages waren einige verschwunden und nicht mehr aufzufinden. Der Bub sprang zum Wunderdoktor, der mit seinem Spiegel alle Geheimnisse lösen und klären konnte, und bat um Rat. Der Kristallseher ging in seine Kammer und verweilte geraume Zeit darin. Schließlich kam er wieder zum Vorschein und gab folgende Auskunft: “Gehst das Tannenfelser Loch hinauf bis zum ersten Weg. Dann biegst rechts ein und steigst stracks den Berg hinauf. Auf dem höchsten Gipfel liegt ein großer Stein. Neben diesem Stein liegen die gesuchten Schafe.” Der Bub befolgte den Rat und fand seine Tiere.
B 41 Ein Bauer aus dem Kappler Tal kommt zum Kristallseher und jammert: “Heute nacht ist mir eine Kuh gestohlen worden. Kannst du mir sagen, wo sie ist?” Der Spiegelmantiker geht in seine Kammer und konzentriert sich auf seinen Spiegel. Endlich kommt er heraus und erklärt: “Deine Kuh steht im Hofe vom Holzerjörg, und zwar in der Scheune, versteckt hinter einigen Strohballen. Nimm drei bis vier Leute mit und einen Landjäger. Hälftig geht ihr in die Wohnung und die andere Hälfte gleich in die Scheuer.” Der Bestohlene befolgte diesen Rat und fand seine Kuh.
B 42 Einem unchristlichen Mann brannte eines nachts die Garage samt seinem Wagen ab. Da er Brandstiftung vermutete, benachrichtigte er die Polizei. Die polizeilichen Ermittlungen brachten keinen Erfolg. Um den Täter festzustellen, suchte er einen Mann auf, der die Spiegelmantik beherrschte. Der Hellseher zog sich etwa 20 Minuten in sein Kabinett zurück. Dann trat er aus seiner halbverdunkelten Kammer heraus und hielt dem Ratsuchenden seinen magischen Spiegel hin und sagte: “Das ist der Täter.” Der Angeredete erblickte in dem Spiegel einen ehemaligen Schulfreund und rief entsetzt aus: “Das ist nicht möglich. Wir stehen sehr gut miteinander.” Der Hellseher erklärte: “Der Spiegel lügt nicht!” Beim Weggehen sagte der Hellseher noch ganz beiläufig: “Du wirst übrigens bald sterben.” Der verdutzte Mann suchte nun doch seinen Schulkameraden auf, blickte ihm in die Augen und fragte ihn: “Hast du etwas mit meinem Garagenbrand zu tun gehabt?” Der Schulkamerad war ganz verwirrt und legte tatsächlich ein Geständnis über seine Brandstiftung ab. Auf die Frage nach dem Motiv gab der Brandstifter zu, er wäre auf seine geschäftlichen Erfolge neidisch gewesen, da er selbst in beruflichen Dingen immer wieder Rückschläge hatte. Der Brandstifter bat nun den Geschädigten, er möchte doch über den Vorfall schweigen, er wollte ihm die Garage und den Wagen ersetzen, was er auch in Kürze tat.
Ungefähr vier Wochen nach der Unterredung mit dem Hellseher stieß der Brandgeschädigte in der Nacht einen furchtbaren Schrei aus. Seine Frau wurde über diesem Schrei wach, machte Licht und beobachtete, daß ihr Mann sich unter fürchterlichen Krämpfen wand. Sie holte sofort den Arzt, der den Schwerkranken in eine Universitätsklinik überwies. Von dem nächtlichen Erlebnis an war er bewußtlos und mußte zehn Tage lang künstlich ernährt werden. In dieser Zeit der Bewußtlosigkeit setzte sich eine kirchliche Gemeinschaft täglich in der Fürbitte für ihn ein. Schließlich kam der Patient wieder zur klaren Besinnung und berichtete, was er in diesen zehn Tagen alles erlebt hatte. Als er zu Beginn dieser seltsamen Erkrankung nachts aufwachte, sah er im Traum oder Halbschlaf scheußliche, teuflische Gestalten auf sich zukommen, die ihn zu einer Höllenfahrt mitrissen. Bei diesem merkwürdigen Erlebnis stand alle Schuld seines Lebens vor seinen Augen. Er erkannte ferner die einzelnen Vorgänge der Brandstiftung, auch die Beratung beim Hellseher wurde noch einmal lebendig. Die schwarzen Kerle, die ihn in ihren finsteren Abgrund rissen, erklärten ihm, das Maß seiner Sünden wäre voll, und er müßte jetzt dafür gekreuzigt werden. Er erlebte eine entsetzliche, qualvolle Kreuzigung. Nach furchtbaren Mißhandlungen der ihm endlos dauernden Qualen waren die schwarzen Gestalten wieder verschwunden. Es wurde wieder lichter um ihn. Er kam zum Bewußtsein. Vom Arzt erfuhr er später, daß er zehn Tage lang bewußtlos war. Nach diesem schrecklichen Erlebnis war der Brandgeschädigte in seinem ganzen Wesen wie umgewandelt. Der unkirchliche Mann, der vorher vom Wort Gottes nichts wissen wollte, besuchte von da an treu die Gottesdienste und auch die Bibelstunden der Gemeinschaft. Er war sogar so eifrig, daß er am Sonntag sein Auto mit Nachbarn vollud und sie zur Bibelstunde fuhr.
Neben allen verworrenen, unsicheren Angaben vieler Spiegelwahrsager zeigen diese drei Beispiele die brauchbaren Ergebnisse dieser Spiegelauskunft. Bei den beiden ersten Fällen war es mir nicht gelungen, die Auswirkungen der Spiegelberatung zu verfolgen. Beim dritten Beispiel sind die seelischen Folgen wieder eindeutig. Vermutlich ist der Brandgeschädigte einer Tiefenwachsuggestion zum Opfer gefallen, als der Wahrsager so beiläufig erklärte: “Im übrigen wirst du bald sterben.” Der Brandgeschädigte war von der Enthüllung, daß sein Schulfreund der Täter wäre, sehr erregt. Seine Gedanken konzentrierten sich auf den Täter und die schmähliche Geschichte. In diesem Augenblick war sein Oberbewußtsein abgelenkt und sein Unterbewußtsein offen. Das war für den Spiegelberater der günstigste Augenblick, seine Suggestion anzubringen, die dann das Unterbewußtsein erreichte. Die Erkrankung ist vermutlich die Auswirkung dieser Tiefenwachsuggestion. Es handelt sich hier also nicht um eine echte Vorschau. Es war also, um die Terminologie von Prof. Zucker zu gebrauchen, kein mystischer oder ahnender Wahrsageakt, sondern ein magischer, ein beeinflussender Wahrsageakt. Dem Seelsorger genügen solche Beispiele, um vor jeder Form der Wahrsagerei zu warnen.
6. Die Psychometrie
Das Wort Psychometrie bedeutet soviel wie “die Seele messen”. Der Begriff wurde erstmals von dem amerikanischen Professor Buchanan gebraucht. Es ist außerordentlich schwer, das Wesen der Psychometrie darzustellen. Am besten führen einige Beispiele in die Materie ein.
B 43 Ein junger Mann, der bei mir zur seelsorgerlichen Aussprache war, besitzt die seltsame Fähigkeit, mit Hilfe eines Gegenstandes die Personalien der betreffenden Person und deren Eigenheiten anzugeben. Ein Einzelfall soll wiedergegeben werden. Er erhielt eines Tages von seinem Hausarzt, der ihn überprüfen wollte, einige handgeschriebene Zeilen. Der Arzt gab nicht an, von wem die Schriftprobe stammte. Der junge Mann konzentrierte sich auf die Zeilen und machte dann exakte Angaben über die Schreiberin, ihren Wohnort, ihre Familienverhältnisse, ihre Krankheiten und anderes mehr. Der Arzt mußte die Wahrheit der Angaben bestätigen.
In diesem Beispiel taucht lediglich die Frage auf, ob es sich nicht einfach um Telepathie handelte. Vielleicht hat der junge Hellseher nicht die Angaben der Schriftprobe, sondern dem Arzt entnommen. Dieses Argument kann höchstens auf einen Teil der Angaben zutreffen. Es wurden auch Dinge gesagt, die der Arzt nicht wußte, aber bei seiner Nachprüfung stimmten.
B 44 Bei Evangelisationen in der Schweiz stieß ich in der Seelsorge auf einen Hellfühler, der psychometrisch arbeitet und hundertprozentige Angaben machen kann. Legt man ihm den Gegenstand eines ihm unbekannten Patienten, z. B. ein Taschentuch vor, dann kann er die Krankheit des betreffenden Menschen nennen. Ein Professor aus Zürich überprüfte diese Fähigkeit und stellte die Zuverlässigkeit der Angaben fest. Es sind mir mehrere psychometrische Kunststücke dieses Hellfühlers bekannt. Er kann auf die gleiche Weise angeben, an welcher Krankheit Menschen verstorben sind. – Ein weiteres psychometrisches Beispiel wird in “Seelsorge und Okkultismus” auf Seite 90 berichtet. Auch B 19 dieses Buches liegt auf dieser Ebene.
Die schwierige Frage ist, wie dieses psychometrische Hellsehen zustande kommt. Einige Parapsychologen wie Richet, Geley, Osty, Price, Gumppenberg, Gatterer meinen, der Mensch würde seine Kleidung und alle Gebrauchsgegenstände imprägnieren. Der psychometrische Hellseher hätte die Fähigkeit, diese geist-seelischen Eindrücke zu erfassen und zu deuten. Sehr zweifelhaft wird diese Erklärung, wenn man bedenkt, daß die psychometrischen Hellseher mit Hilfe eines Gegenstandes nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft der betreffenden Person angeben können. Ohne Zweifel befinden wir uns hier auf dem Gebiet des medialen Wahrsagens. Diese Vermutung wird bestätigt, wenn man das Schicksal der Psychometriker überprüft. In der Seelsorge bekam ich die Möglichkeit, die psychometrischen Praktiken zu untersuchen. Der Hellseher in B 43 z. B. wollte zu Christus kommen. In diesem Augenblick entwickelte sich bei ihm das Phänomen einer ausgeprägten Resistenz. Der Widerstand gegen das Göttliche wurde so gewaltig, daß ihm die Gedankenkonzentration im Augenblick des Betens schwand. Hinterher war er geistig wieder völlig klar. Er war nicht einmal imstande, ein vorgesprochenes Gebet nachzubeten, obwohl er ein intelligenter Mensch ist und beten möchte. Jeder Zuspruch des Wortes Gottes prallte ab. Beim Beten wurde es ihm immer schwarz vor den Augen. Hinterher stellte ich fest, daß dieser Psychometriker auch das gefährliche Zauberbuch 6./7. Buch Mose im Gebrauch hatte. Auch dieser Umstand ist wieder für die Medialität der Psychometrie bezeichnend: die Psychometrie in der Gesellschaft der schwarzen Magie.
Eigentlich wären noch verschiedene Wahrsageformen zu behandeln, z. B. das Wahrsagen auf Grund der Exkursion der Seele. Hierher gehören auch die vielen Spekulationen im Bereich der Christlichen Wissenschaft, der Theosophie und Anthroposophie. In meinem Buch Seelsorge und Okkultismus sind rund zwanzig Wahrsageformen aufgezählt. Die Wahrsagetechnik ändert sich oft, gleich bleiben der Geist und die Kraft, die dahinterstehen.
7. Die Stellung der Bibel
Die Heilige Schrift ist in ihrem Urteil, das heißt in ihrer Ablehnung einheitlich. In keiner Epoche des Volkes Israel wurden die Wahrsager anerkannt. Von der Frühgeschichte an bis in die Zeit Jesu und bis zur Niederschrift der neutestamentlichen Bücher wurde die Wahrsagerei in jeder Form verworfen. Hier einige Beispiele:
3. Mose 20, 6: Wenn eine Seele sich zu den Wahrsagern und Zeichendeutern (Astrologen) wenden wird, so will ich mein Antlitz wider dieselbe Seele setzen und will sie aus ihrem Volk ausrotten.
3. Mose 20, 27: Wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichendeuter sein wird, die sollen des Todes sterben. Man soll sie steinigen.
5. Mose 18, 10-12: Daß nicht jemand unter dir gefunden werde, der sei ein Wahrsager, oder ein Tagewähler oder der auf Vogelgeschrei achte oder ein Zauberer oder Beschwörer oder Zeichendeuter oder der die Toten frage. Denn wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel.
Was in der mosaischen Zeit galt, bestand auch in der Königs- und Prophetenzeit.
1. Chron. 10, 13: Also starb Saul in seiner Missetat, auch daß er die Wahrsagerin fragte.
Sach. 10, 2: Die Wahrsager sehen Lüge und reden vergebliche Träume.
Weitere Stellen sind: 1.Sam. 28, 6-21; Jes. 8, 19; 44, 25; Jer. 29, 8; Hes. 21, 26; Micha 3, 6-7. Die neutestamentliche Stelle Apg. 16, 16-18 wurde schon besprochen.
Wir halten an allen diesen Stellen fest, daß die Wahrsagerei sowohl in wissenschaftlicher als auch in primitiver Form unter dem Gericht Gottes steht. Gott hat sie dahingegeben. Das ist der letzte Grund, warum bei den vielen Wahrsageformen so viele schwere Schädigungen an Leib und Seele auftreten. Es sollen diese Folgen einmal kurz zusammengefaßt werden. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, daß die Zusammenstellung der Folgen nur die Angabe von Häufigkeitserscheinungen darstellen. Es handelt sich nicht um eine einfache Kausalität (Ursächlichkeit). Es zeigen sich bei wahrsageverseuchten und okkult behafteten Menschen in großer Häufigkeit:
In religiöser Hinsicht beim atheistischen Typ Widerstand gegen alles Göttliche, Verstockung, Zweifelsucht, Lästersucht, Unfähigkeit zum Glauben und Beten. Beim “frommen” Typ zeigen sich Selbstgerechtigkeit, geistlicher Hochmut, Pharisäismus, Heuchelei, Unempfindlichkeit gegen das Wirken des Heiligen Geistes.
In charakterlicher Hinsicht finden sich abnormale Leidenschaftlichkeit, Hang zu Süchten, Haltlosigkeit (Nikotin, Alkohol, sexuelle Entgleisungen), Jähzorn, Geiz, Klatschsucht, Egoismus, Fluchgeist usw.
In medizinischer Hinsicht finden sich in wahrsagebelasteten Familien in merkwürdiger Häufung nervöse Störungen, psychopathische und hysterische Erscheinungsbilder, Veitstanz, Lähmungserscheinungen, Fallsucht, Mißgeburten, Taubstummheit, mediumistische Psychosen, Neigung zu Gemüts- und Geisteskrankheiten usw. (“Seelsorge und Okkultismus” S. 203).
Um ganz primitive Mißverständnisse abzuwehren, sei hier vermerkt, daß die beiden Begriffe Wahrsagen und Weissagen nicht verwechselt werden dürfen. Das Weissagen geschieht von oben, Wahrsagen stammt von unten. Weissagen erfolgt aus der Inspiration des Heiligen Geistes, Wahrsagen ist dämonische, satanische Inspiration. Die Wahrsagerin in Philippi hatte einen Abgrundsgeist. Der Prophet Agabus in Apg. 21,10 bekam seine Weisung vom Heiligen Geist. Wir müssen unbedingt auf eine reinliche Scheidung der Begriffe bedacht sein.
8. Die Befreiung
Es gibt eine Befreiung aus dem Bann und von den Folgen der Wahrsagerei. Die Begegnung des Apostels Paulus mit der Wahrsagerin in Philippi führte zu der völligen und augenblicklichen Befreiung der Frau. Der Name Jesus übte diese Gewalt gegen die dunklen Abgrundsgeister aus. Der Sieg Jesu am Kreuz auf Golgatha ist das Mahnmal, daß die Gewalt der Finsternis und der Höllenmächte gebrochen ist. Die Behandlung der wahrsagebehafteten Menschen ist daher nicht in erster Linie eine Aufgabe des Psychiaters, der nur für die rein medizinischen Belange zuständig ist, sondern Sache des christlichen Seelsorgers. Grundsätzlich ist eine Befreiung nur über Christus möglich. Der Mensch, der mit Wahrsagenöten belastet ist, muß daher zu Christus kommen. Auf dem Weg dazu ist eine Generalbeichte unumgänglich. Die Beichte ist in der Bibel eine freiwillige Angelegenheit. Wir evangelischen Christen verwerfen jeden Zwang. Ich fand aber in der Seelsorge noch keinen, der bei okkulter Belastung ohne diese Hilfe der Beichte frei geworden wäre. Ausführliche seelsorgerliche Anweisungen finden sich im Teil Spiritismus. Es sollen hier lediglich zur Aufmunterung einige Befreiungsbeispiele wiedergegeben werden.
B 45 Ein Mädchen aus einem pietistischen Elternhaus arbeitete in einem großen Werk. In ihrer Abteilung war eine Frau, die allen Mädchen des Betriebes die Karten legte. Das christliche Mädchen zögerte sehr lange, sich die Karten legen zu lassen, weil sie von ihrer Mutter von Kind auf davor gewarnt worden war. Schließlich siegte die Neugierde. Sie suchte die Kartenlegerin auf. Die Karten wurden gemischt und auf dem Tisch ausgelegt. Plötzlich sagte die Kartenlegerin ganz unvermittelt zu dem Mädchen: “Ihnen kann ich die Karten nicht legen.”
B 46 Eine junge Frau ließ sich magisch gegen eine organische Erkrankung behandeln. Der Heilpraktiker pendelte ihr die Medikamente heraus. Eines Tages erklärte ihr der Magier, sie würde einige Jahre später eine Lähmung bekommen. Nach fünf Jahren stellten sich bei der Frau tatsächlich Lähmungserscheinungen auf der rechten Körperseite ein. Der Arm und teilweise das Bein wurden gefühllos und unbeweglich. Gleichzeitig konnte sie nicht mehr beten und die Bibel lesen. Eine unheimliche Angst bemächtigte sich ihrer. Nach einer Generalbeichte betete ich mit der Frau unter Handauflegung nach Jakobus 5, 14. Die Lähmung war von diesem Zeitpunkt an weg.
B 47 Eine Frau war oft bei der Wahrsagerin. Auch zog sie mehrmals einen Pendler zu Rate. Von dieser Zeit an erlebte sie in ihrem Haus merkwürdige Spukphänomene. Sie hörte Kratz- und Klopfgeräusche und beobachtete schattenartige Spukgestalten. Über diesen Beobachtungen geriet sie in Angst. Sie nahm seelsorgerliche Hilfe in Anspruch und ließ sich den Weg zu Christus zeigen. Nach ihrer Hinkehr zu Christus blieben diese Spukphänomene im Haus weg.
Diese drei ersten Beispiele zeigen die Macht des Christusglaubens. Das Mädchen aus dem gläubigen Hause war von den Gebeten ihrer Angehörigen umringt. Man erlebt solche Dinge eigentlich oft, daß Menschen, für die viel gebetet wird, im Augenblick einer Gefahr beschützt werden. Die magische Kraft der Okkultistin wurde plötzlich lahmgelegt. Das zweite Beispiel zeigt wiederum die suggestive Kraft der Wahrsagerei. Die Hinkehr zu Christus löste die Frau aus dem suggestiven Bann. Im dritten Beispiel ist nicht ersichtlich, ob die Frau tatsächlich echte, objektive Spukerlebnisse hatte, oder ob es nur eine Erkrankung (Halluzination) war. Auf jeden Fall wurde sie durch die Hinkehr zu Christus frei von den merkwürdigen Störungen. – Es folgen nun zwei Befreiungsbeispiele der beiden stärksten Pendler, die ich je kennenlernte.
B 48 Ein Arzt entdeckte an sich die Fähigkeit des Pendelns. Er stellte achttägige Experimente an. Wenn ein neuer Patient das Sprechzimmer betrat, bot er ihm zunächst einen Stuhl an. Er begab sich daraufhin in das anstoßende Zimmer und pendelte auf einem Alphabet Vornamen, Zunamen und Krankheit heraus. Das Resultat stimmte haargenau mit der danach vorgenommenen Untersuchung überein. Diese Erfolge ermutigten den Arzt zu weiteren Versuchen. Als eine Krankenschwester von seinem Filialort anrief und neue Patienten meldete, übte er das gleiche Verfahren. Auf dem Alphabet pendelte er Vornamen, Zunamen, Krankheit und Alter der ihm noch unbekannten Patienten heraus. Das Ergebnis stimmte hinterher mit der Wirklichkeit überein. Diese überraschenden Erfolge ermutigten ihn zu immer schwierigeren Experimenten. Wenn er etwa Abfahrtszeit oder Ankunftszeit eines Zuges wissen wollte, so gab das Pendel bereitwilligst exakte Auskunft. Er konnte auch mit Hilfe des Pendels auf einem Foto mit einem Gruppenbild Namen, Alter, Familienverhältnisse und dergleichen feststellen. Dem Pendler boten sich alle wahrsagerischen und hellseherischen Chancen.
Der Arzt beobachtete bei diesen Experimenten an sich selbst psychische Veränderungen. Er wurde haltlos auf sexuellem Gebiet, auch gegenüber Alkohol und Nikotin. Er geriet leicht in Jähzorn und kannte sich selbst nicht mehr. Bereits nach den achttägigen Pendelexperimenten hatte er das Gefühl und die Angst, wahnsinnig zu werden. Er hörte mit der Pendelei auf und versuchte, in seinem inneren Durcheinander den Weg zu Christus zu finden. Es ist ihm eine ganze Befreiung aus diesen Pendelmächten geschenkt worden. Dieser Arzt ist heute der Meinung, daß die Pendelreaktion auf dämonischen Kräften beruht, weil sich bei ihm nicht nur auf psychischem Gebiet, sondern auch in seiner religiösen Haltung charakteristische Folgen zeigten.
B 49 Bei einer Evangelistenkonferenz in der Schweiz lernte ich einen Evangelisten kennen, dessen Lebensgeschichte ein Triumph der Gnade Gottes ist. Als junger Mann von seiner Braut hintergangen, wandte er sich an einen Wahrsager. Da alle Aussagen des Wahrsagers eintrafen, erlernte er aus Neugierde selbst diese Kunst. Er fing das Pendeln an und überprüfte auf diese Weise die Nahrungsmittel. Bald wandte er sich einträglicheren Experimenten zu. Er pendelte die Konkurrenzpreise aus und hatte damit Erfolg. Wenn er hinterher die Preistabellen der Konkurrenzfirmen in die Hände bekam, stimmten sie mit seinen Ergebnissen überein. Nachts beeinflußte er seine Kunden mit dem magischen Spiegel und erzwang dadurch ihre Bestellungen. Schließlich ging er auch auf Krankenbehandlung über. Er stellte treffsichere Diagnosen und fand die geeigneten Medikamente heraus. Er konnte auch durch magisches Besprechen Zahnschmerzen heilen, Blut stillen, Rheuma vertreiben, Fernbehandlungen durchführen und anderes mehr. Wenn der Lageort verschwundener Gegenstände festgestellt werden sollte, so wußte das Pendel stets Rat. Kurz zwei Fälle.
Eines Tages stürzte eine Verkehrsmaschine in den Bergen ab. Die Regierung setzte nach erfolglosem Suchen eine Prämie aus. Er nahm den Atlas und das Pendel und stellte als Absturzstelle den Fuß des Piz Duan fest. Er meldete sein Ergebnis. Man ging auf sein Experiment nicht ein, und doch fand man später an der bezeichneten Stelle die Trümmer des Flugzeuges. Einmal wurde im Wallis ein abgestürzter Skifahrer gesucht. Mit Hilfe des Pendels und der Landkarte fand er schnell den Vermißten. Höhepunkt dieser Pendelexperimente waren die zeitlichen Voraussagen. Als 1938 der Sudetengau Deutschland einverleibt wurde, fragte er das Pendel, ob und wann es Krieg geben würde. Das Pendel schlug auf September 39 aus. Diese zeitliche Vorschau traf ein. Wie viele Pendler, so glaubte auch er, diese Gabe von Gott empfangen zu haben. Im übrigen hielt er diese Pendelei für eine neue Wissenschaft.
Eines Tages wurde ihm ein christliches Büchlein in die Hand gedrückt. Sein Blick fiel auf die Stelle 5. Mose 18, 10-12: “Wer solches tut, ist dem Herrn ein Greuel”. Wie vom Blitz getroffen erschrak er über dieses Wort. Er geriet in große innere Not, warf seine Pendelliteratur und Zauberbücher weg und rang um Befreiung. Jetzt erst merkte er, wem er gedient hatte. In einer Broschüre schrieb er: “Der Teufel, der durch mein Tun ein Anrecht auf meine Seele hatte, schlug und quälte mich unaufhörlich.” Es kam bei ihm zu einem gänzlichen inneren Bankrott. Monatelang kämpfte und rang er um Befreiung. Ein Gebetskreis setzte sich für ihn in der Fürbitte ein. 15 Monate lang ging es bei ihm auf und ab. Stunden der Freude und des Glaubens wechselten mit Stunden der Schwermut. Er kam immer noch nicht los von seiner Magie, weil er nicht alles in dieser Hinsicht aufgegeben hatte. Er hielt die Pendelei immer noch für eine Wissenschaft. Endlich wurde es ihm geschenkt, auch mit dem Pendel zu brechen. Mit einem Male wich aller Druck, und ein großer Friede zog in sein Leben ein. Er fand die Gewißheit der Vergebung aller Schuld. Jesus Christus wurde der Mittelpunkt seines Lebens. Seither dient er treu seinem Herrn. Bei einer meiner Evangelisationen in Zürich hielt er den Schlußvortrag mit dem Thema: Vom Zauberer zum Evangelisten.
Das ganze Kapitel wird abgeschlossen mit einem Beispiel, das den Segen aufklärender Literatur zeigt.
B 50 Ein junger Mann aus christlichem Kreis lernte das Pendeln. Er hielt das für eine neue Wissenschaft. Er verlobte sich mit einem gläubigen Mädchen, das ihn auf die Gefahr des Pendelns aufmerksam machte. Sie schenkte ihm das Buch von Modersohn „Im Banne des Teufels”. Er erkannte den Hintergrund seiner Pendelei und versuchte loszukommen. Alle Bemühungen waren erfolglos. In seiner Wohnung zeigten sich Spukphänomene. Seine Braut bildete einen kleinen Gebetskreis, der sich in der Fürbitte für ihn einsetzte. Ein Jahr lang dauerte der Kampf, bis er durch Christus völlig frei wurde. – Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.
Damit haben wir die Hauptformen der Wahrsagerei durchgekämmt. Es bleibt noch eine letzte Klärung offen:
Um was geht es bei der Wahrsagerei?
Die dunkle Zunft der Wahrsager und ihr verderbliches Treiben ist eine Anklage gegen uns, die wir uns Christen nennen. Diese Anklage kann sich indirekt zum Segen auswirken. Was haben wir neu zu lernen?
Erstens, daß wir dem Vater im Himmel neu vertrauen, der weiß, was wir bedürfen, ehe wir ihn bitten. Er erfüllt seine Verheißung an uns: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, ich bin dein Gott. Ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit” (Jes. 41,10).
Zweitens darf es uns geschenkt werden, daß wir im Licht Jesu wandeln. Er sagt uns: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben” (Joh. 8,12). Überflutet von seinem Licht, flieht das Ungeziefer unter den aufgedeckten Steinen. Und Wahrsagerei ist das Geschmeiß der Hölle. Vor dem Licht Jesu, dessen Augen wie Feuerflammen sind, verkriecht sich dieses dunkle Gewürm.
Drittens ruft die Wahrsagerei unter uns Christen nach einer neuen Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Charismatiker der Hölle gibt es zu Tausenden. Geisterfüllte und Kraftausgerüstete der Höhe aber sind so selten geworden. Nicht ekstatische Erlebnisse, nicht schwarmgeistige Exzesse sind die biblische Antwort gegen die trübe mediale Flut unserer Tage, sondern Christen, die sich im Innersten zerbrechen lassen und sich neu dem dreimal heiligen Gott ausliefern. „Werdet voll Heiligen Geistes!“ (Eph. 5,18) Das ist die Antwort, die ein großer Charismatiker der Bibel uns gegeben hat.
Die letzte Front der Bibel gegen alle Wahrsagerei heißt: Nicht Belial – sondern Christus!
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