Bachblüten (Hakius/Riemer)
Können Tröpfchen Seelen heilen?
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Bachblüten -Therapie nach Edward Bach
Von Bettina K. Hakius und Jochen Riemer
Es gibt wohl kaum eine Apotheke in Deutschland, die in den letzten Monaten nicht Bachblüten-Produkte auf Kundenwunsch importiert hat. Vor allem das Institut für Bach-Blütentherapie, Forschung und Lehre in Hamburg unter der Leitung der Lehrbeauftragten des Dr. Edward Bach Centre in England, Mechthild Scheffer, leistet der Bewegung großen Vorschub. Sie veröffentlichen weiterführende Literatur und Fragebögen, die helfen sollen, das richtige Präparat zur Selbstmedikation auszusuchen. Und wer fühlt sich nicht auch angesprochen bei Fragen wie „Bedauern Sie zur Zeit, daß heute vieles nicht mehr so wie früher ist?“ oder „Schwanken Sie in diesen Tagen zwischen zwei Entscheidungsmöglichkeiten hin und her?“ [ 1 ] Hält diese Therapieform ihr Versprechen, die Seele durch Blüten zu heilen?
1. Kurzdarstellung der Bachblüten-Therapie
In der Bachblüten-Therapie werden pflanzliche Wirkstoffe eingesetzt, um negative Gemütszustände günstig zu beeinflussen.
Die 38 ‚Wirkstoffe‘ sind wäßrige Auszüge von wildwachsenden nichtgiftigen Pflanzen. Sie wollen nicht physische Krankheiten behandeln, sondern krankheitsauslösende Gemütszustände therapieren und so die Entstehung von Krankheiten verhindern. Dabei wird vorausgesetzt, daß jedem Krankheitsausbruch eine seelische Disharmonie vorausgeht. Die Wirkung der Blüten liegt also im Bereich der ‚Charakterpflege‘, und das langfristige Ziel ist eine ‚Seelenreinheit‘, die sich in größtmöglicher Entfaltung und Stabilität der Persönlichkeit ausdrückt. In der Therapie ist jeder Seelennot (wie z.B. Ungeduld, Eifersucht, Kleinmütigkeit) eine bestimmte Blüte zugeordnet.
Ihre Wirkung ist naturwissenschaftlich nicht nachweisbar. In der erhältlichen Verdünnung sind keine mikroskopisch nachweisbaren Wirkstoffe mehr vorhanden.[ 2 ] – „Gesundheit ist da, wenn vollkommene Harmonie zwischen Seele, Geist und Körper herrscht“ (E.Bach)
2. Entstehung und Hintergründe der Bachblüten-Therapie
2.1. Biographische Daten zu Edward Bach (1886-1936
Der walisische Arzt Edward Bach war auf Bakteriologie spezialisiert, sein eigentliches Interesse galt aber dem psychischen Zustand seiner Patienten sowie psychosomatischen Zusammenhängen. 1930 gab Edward Bach seine gutgehende Londoner Praxis auf, um sich auf dem Lande der Suche nach natürlichen Heilmethoden zu widmen. Über verschiedene Vorstufen entwickelte er 1930-1936 seine Therapie und Konzepte.
2.2. Die Weltanschauung hinter der Bachblüten-Therapie
2. 2. 1. Gottesbild und Weltbild
Gott ist in uns selbst zu finden. Gleichzeitig zeigt er sich in der Einheit des ganzen Kosmos. Gut und Böse werden als ‚Ausprägungen desselben göttlichen Prinzips‘ bezeichnet. Dieser Ansatz klingt stark an die taoistische Lehre an. Tao ist die kosmische universelle Energie, welche zwei Gesichter hat: ein gutes und ein böses, auch unter Ying und Yang bekannt.
„Jede Heilung [durch Bachblüten] ist Zeichen für unsere Heilheit und Heiligkeit.“ (M. Scheffer)
Die Bachblüten-Therapie wendet sich gegen ein materialistisches Weltbild und kämpft gegen eine materialistische Medizin. Sie will die spirituelle Ebene in die Medizin einbeziehen. Es werden Anleihen bei verschiedensten esoterischen oder spirituellen Weltbildern gemacht; der Pantheismus ist die zugrundeliegende Philosophie.
2 .2. 2. Menschenbild
Der Mensch besteht aus seiner Seele, seiner Persönlichkeit und seinem Höheren Selbst. Aber auch Begriffe wie Fühl-Ich, Denk-Ich und Höheres Selbst versuchen den Menschen in seiner Ganzheit zu beschreiben. Die letztgenannten Kategorien erinnern stark an Sigmund Freuds Trichotomie von Es, Ich, Über-Ich. Diese drei Dimensionen sollen in Harmonie miteinander kommen.
Die Seele ist der göttliche Lebenskern, der „göttliche Funke“ in uns, der seine göttlichen Eigenschaften verwirklichen möchte. Die unsterbliche Seele des Menschen kennt den Auftrag des Menschen durch das höhere Selbst und will ihn ausleben. Die menschliche Persönlichkeit kennt diesen Auftrag noch nicht, solange keine umfassende Harmonie erreicht ist. Auch die Anthroposophie Rudolf Steiners betont, daß die menschlichen Gedanken Ausdruck eines höheren Weltganzen sind.
„In einer transpersonalen Aura drückt sich das Höhere Selbst aus, welches sich in mir entfalten möchte. Die Bachblüten werden in der Aura wirksam.“ (M. Scheffer) [ 4 ]
Auch Rudolf Steiner sprach von einer Aura. Die Begriffe „Aura“ und „Höheres Selbst“ sind wohl austauschbar. An diesem Beispiel zeigt sich, wie in der esoterischen Bewegung viele Ideen miteinander korrespondieren. Im New-Age wird immer von einem mehrfachen Selbst gesprochen. Scheffer nimmt in Weiterführung der Bachblüten-Therapie auch fernöstliches Gedankengut in ihr Menschenbild auf. Sie spricht z.B. von Chakra- Energiezentren[ 5 ] im Körper.
Bach definiert 38 Seelenzustände, die in ihrer Gesamtheit alle negativen Seelenkonzepte darstellen. Die eigentliche Ursache sieht er in Charakterschwächen, die sich für ihn in Stolz, Haß, Grausamkeit, Habgier, Unwissenheit, Unsicherheit und Egoismus ausdrücken.
2.2.3. Heilskonzept
Das Ziel ist, zur Vollkommenheit zu kommen – eins zu werden mit Gott und der Schöpfung. Diese Einheit beginnt in uns selbst. Unsere Schwingungen müssen in Harmonie mit dem kosmischen Energiefeld kommen. „Der göttliche Funke ist in uns! – Die Blütenessenzen helfen zur Rückverbindung zu unserem göttlichen Ursprung. Sie heilen nicht nur, sondern schenken auch Frieden, Hoffnung, Freude.“ (M. Scheffer)
2.2.4. Lebensführung und Ethik
Die Bachblüten-Therapie beruft sich auf zwei geistige Grundgesetze, die in allen Weltreligionen Gültigkeit haben sollen und somit synkretistischen Charakters sind.
1. Das Gesetz der Einheit, das besagt, daß alles Tun im Einklang mit dem größeren kosmischen Zusammenhang stehen soll.
2. Das Gesetz der inneren Führung, das bedeutet, dem höheren Selbst, der eigenen inneren Stimme, zu folgen. Es gibt keine autoritativen Normen. Selbstverantwortung und ethische Unabhängigkeit ist oberstes Gebot, außenliegende Zwänge bringen Disharmonie.
„Alles, was wir tun müssen ist, unsere Persönlichkeit zu wahren, unser eigenes Leben zu leben, der Kapitän unseres Schiffes zu sein und alles wird gut sein. […] Es ist die Einmischung anderer Menschen, die uns hindert, auf die Befehle unserer Seele zu lauschen, und so entsteht Disharmonie und Krankheit.“ (M. Scheffer) [ 7 ]
„Erkenne Dich Selbst ist die wichtigste Voraussetzung – Mit Bachblüten beschäftigen heißt mit sich Selbst beschäftigen.“ (G. Blome) [ 8 ] – „Alles, was wir tun, muß dem Interesse der großen Einheit dienen.“ (M. Scheffer) [ 9 ]
2.2.5. Gesundheit und Krankheit
Krankheit wird als Ergebnis von Konflikten zwischen dem Höheren Selbst und der eigenen Persönlichkeit gesehen. Sie ist das Korrektiv, das auf den Weg der Wahrheit und des Lichts zurückbringen soll und seelisches Wachstum sowie spirituelle Entfaltung fördern kann. Gesundheit ist erreichbar, wenn die innere Harmonie erlangt ist.
„Archetypische Seelenkonzepte wie Sanftmut und Stärke […] wollen sich bei uns realisieren. Wenn sie nicht verwirklicht werden, werden wir krank – erst seelisch, dann körperlich.“ (M. Scheffer)
3. Die Lehre der Bachblüten-Therapie
3.1. Herstellung
Die Blüten, die zur Herstellung verwendet werden, müssen folgende Kriterien erfüllen:
An sonnigen Tagen werden sie morgens vor 9 Uhr gepflückt; nur voll aufgeblühte Blüten sind erlaubt. Die Blüten dürfen nur von wildwachsenden Pflanzen stammen. Auch legte Bach die Orte genau fest, so daß England das Monopol zur Orginalherstellung hat.
Die Vorgehensweise bei der Herstellung wird in folgenden Schritten beschrieben: „Gesundheit ist erreichbar, wenn die innere Harmonie erlangt ist.“
Die Blüten werden in einer Glasschale mit frischem Quellwasser drei Stunden der Sonne ausgesetzt, solange, bis sie welk sind. Sobald die Blüten verwelkt sind, werden sie mit einem Zweig derselben Pflanze aus dem Wasser herausgefischt. Das Blütenwasser von Bäumen und Sträuchern wird 1/2 Stunden lang gekocht. Die so entstandene Flüssigkeit wird mit Cognac oder Brandy im Verhältnis 1:1 konserviert. Danach wird die Essenz mit Wasser im Verhältnis 1:240 verdünnt, ähnlich dem Potenzierungsverfahren in der Homöopathie. – (Die Wirkungsweise in der Homöopathie wird jedoch anders erklärt: sie beruht auf dem Ähnlichkeitsprinzip im Gegensatz zur Bachblütenessenz, die auf direktem Weg eingreift.)
3.2. Wirkung
Die Wirkung der Bachblüten beruht auf der Annahme, daß je eine Blüte auf einen spezifischen defizitären Seelenzustand des Menschen einwirken kann. Diese Zuordnungen beruhen auf Bach’s ‚intuitiven‘ Erkenntnissen, die er niemand vermitteln konnte und wollte.
Durch die Sonne werden kosmische Kräfte in Form von ‚vibrationellen, feinstofflichen Informationen‘ an die Blüten gebunden. Diese Informationen werden beim Einlegen der Blüten in eine mit frischem Quellwasser gefüllte Glasschale durch Sonneneinstrahlung auf das Wasser übertragen. Es entsteht eine Essenz, die nicht auf somatischer Ebene, sondern über feinere energetische Schwingungsebenen auf das Energiesystem des Menschen wirkt.
In den Essenzen der Pflanzen ist ein ‚geistiges Potential‘, auch ‚Energie‘ oder ‚Tugend‘ enthalten, das Heilung bewirkt. Die Essenz nimmt direkten Kontakt mit dem negativen menschlichen Seelenkonzept auf, und die Seele gibt über Info-Schwingungen dem ‚Höheren Selbst‘ Befehle zur Harmonisierung. Die Essenz harmonisiert also durch ihre stoffliche Schwingung die körperliche Schwingungsfrequenz. Dadurch werden die Selbstheilungskräfte des Menschen aktiviert. – „Heile dich selbst!“ (Der Kernsatz von E. Bach)
3.3. Ziele und Schritte in der Therapie
Zuerst wird der disharmonische Seelenzustand oder das negative Gefühlskonzept durch Fragebögen oder Intuition des ‚Arztes‘ herausgefunden. Nötige Eigenschaften des ‚Arztes‘ sind nach Bach menschliche Reife, Auffassungsgabe, Denk- und Erkenntnisfähigkeit, natürliches Einfühlungsvermögen und mitmenschliches Empfinden. Das dem ‚Patienten‘ vor Augen stehende Ziel ist die seelische Reinigung, Selbsterkenntnis, harmonische Entfaltung, größere Stabilität der Persönlichkeit und größere Resistenz gegenüber seelischen psychosomatischen Störungen. Dieses soll erreicht werden durch die Herstellung der Harmonie zwischen Mensch und kosmischem Energiefeld. – „Wenn die Seele geheilt ist, gesundet auch der Körper.“ (E.Bach)
4. Medizinische Beurteilung
4.1. Eigenanspruch
„Heile dich selbst!“
Bachblüten wollen nur Prophylaxe (Vorbeugung) gegen körperliche Leiden durch Stabilisierung des Seelenzustandes sein. Sie stellen eine Alternative zur herkömmlichen Schulmedizin dar. Bachblüten-Therapie wird jedoch nicht mit gleicher Ausschließlichkeit vertreten wie Homöopathie, die alle anderen Verfahren ablehnt, sondern will eine Ergänzung zur Medizin im Bereich der ‚Charakterpflege‘ oder ’seelische Gesundheitsvorsorge‘ sein.
Bachblüten-Mittel sind in der Bundesrepublik Deutschland bisher nicht als Arzneimittel zugelassen, die Behandlung und Medikation bezahlt der Kunde selbst. Ihr Verfahren gilt wissenschaftlich als nicht belegbar und ist umstritten. Bachblüten sind in der Apotheke frei erhältlich.
4.2. Gefahr
Es kann leicht zur Verzögerung bewährter medizinischer Maßnahmen in Diagnostik und Therapie kommen, da Klienten die Grenzen dieser Therapiemöglichkeit nicht erkennen; Verschleppung und Verschlimmerung von Krankheiten sind deshalb möglich, und ernste Erkrankungen werden unter Umständen zu spät behandelt.
Da Bachblüten ähnlich wie Psychopharmaka wirken können, warnen Mediziner vor einer Unterschätzung der Wirkung.
4.3. Wirkung der Essenz
Wissenschaftlich ist keine Wirkung nachweisbar, jedoch hoffen Anhänger, daß in wenigen Jahren mit naturwissenschaftlich anerkannten Methoden die Ursache der energetischen Veränderung mit ‚feinstofflichen Methoden‘ bewiesen werden kann. Es ist natürlich nicht auszuschließen, daß im Körper noch nicht entdeckte Mechanismen existieren, die auf hohe Verdünnungen stark reagieren – dies liegt aber bisher im Bereich der Spekulation (Problematik der Potenzierung). Außerdem wird die Wirkungsurache hochpotenzierter Medikamente von ihren Vertretern ohnehin nicht auf physiologischer Ebene erklärt, sondern auf Energie- und Schwingungsfelder zurückgeführt.
Die Existenz von ‚geistigem Potential‘, ‚Tugend‘ oder ‚Energie‘ in Pflanzen, die dann auf der ‚feinstofflichen Ebene‘ des menschlichen Körpers über ‚Schwingungsfrequenzen‘ wirken solle, bleibt ein hypothetisches Konstrukt, das eher an Magie und Esoterik als an empirisch nachweisbare Funktionsabläufe des menschlichen Körpers erinnert.
4.4. Therapie
Die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Person und seinen persönlichen Schwächen ist primär positiv zu sehen, denn Selbsterkenntnis kann der erste Schritt zur Besserung sein. Kommt dann noch die Kontaktaufnahme mit einem ‚Arzt‘ (Berater) hinzu, ist die Erfolgschance noch größer, da der ‚Patient‘ mit seinen Problemen die Grenze der Isolation durchbricht. Im Aussprechen des Problems liegt ein weiterer Schritt zur Problemlösung. Hier tritt auch schnell der Plazebo-Effekt ein, der durch die Zugabe der entsprechenden Tropfen gesteigert werden kann.
Zu würdigen ist Bach’s psychosomatischer Ansatz; er sieht den Menschen als Einheit von Leib und Seele. Dieser Ansatz wird in der heutigen Schulmedizin leider oft vergessen oder kommt zu kurz. Er wirkt sich natürlich positiv auf das Befinden des Patienten aus, da dieser sich mit seiner ganzen Person im Mittelpunkt der Therapie weiß und fühlt.
Heilung durch ‚harmonisierenden Schwingungseffekt‘?
Weiter soll als Therapieschritt durch den Aufbau einer Beziehung zwischen Mensch und Natur über den ‚harmonisierenden Schwingungseffekt‘ Heilung erzielt werden. Zwar stehen Natur und Mensch in Wechselbeziehung, doch fraglich bleibt der Ursache- Wirkungs- Zusammenhang der Essenzen mit dem menschlichen Körper bzw. seiner Psyche.
4.5. Erklärungsversuche für therapeutische Erfolge
4.5.1. Plazebo-Effekt
Daß vielen Menschen durch Bachblütenmittel geholfen wurde, ist nicht von der Hand zu weisen. Erklärung hierfür ist vor allem der Plazebo- Effekt. Der ‚Patient‘ wird mit seinen Angstzuständen ernst genommen und behandelt. Andere haben seine Not realisiert und reagieren darauf. Dies kann sich natürlich positiv auf das emotionale Empfinden des Konsumenten auswirken.
4.5.2. Selbsterkenntnis und therapeutisches Gespräch
Diese beiden Elemente machen einen Großteil der Wirkung aus. Weiß jemand, daß er zu unkontrollierten Zornesausbrüchen neigt und ganz bewußt etwas dagegen unternimmt, um aus diesem Verhaltensmuster auszubrechen, so hat er schon den Kreislauf aufgebrochen.
Ein Arzt oder Berater, der die von Bach für notwendig empfundenen Eigenschaften hat, wird durch seine gesunde menschliche Erkenntnis Hilfestellung geben können.
4.5.3. Spontanheilung
Nicht auszuschließen ist auch Spontanheilung, bei der aufgrund immunologischer, reparativer Potenz eine Besserung eintritt und negatives Empfinden plötzlich verschwindent.
4.5.4. Begrenzte Erkenntnis
Natürlich dürfen wir unsere jetzigen medizinisch- physikalischen Erkenntnismöglichkeiten nicht als Grenze für alles Mögliche definieren. Es muß offen bleiben, ob nicht doch uns unbekannte körperliche Mechanismen auf diese Essenzen reagieren können und auch im emotionalen Bereich ähnliche Wirkungen erzielen wie etwa Hormone.
4.5.5. Okkulte Mächte
Die Offenheit des Patienten kann auch vom Teufel gebraucht werden
Angedacht muß auch werden, ob sich nicht okkulte, satanische Mächte der Tropfen bemächtigen Die Offenheit, die ein Patient mit sich bringt, wenn er mit dem Kosmos eins werden will, könnte vom Teufel selbst gebraucht werden, um die Person in eine Abhängigkeit an übernatürliche Mächte und magisch-mystisches Denken zu ziehen.
5. Geistliche Beurteilung
5.1. Grundsätzliches
Einstiegsdroge für die Esoterik
Die Bachblüten-Therapie ist an eine Weltanschauung gebunden, die ein Heilskonzept mit religiösem Charakter vertritt. Sie tritt insofern in Konkurrenz zum biblischen Gott, als sie vorgibt, Lebenserfüllung und Harmonie zu ermöglichen. Der suchende Mensch wird von Gott weg auf sich selbst verwiesen. Die Bachblüten-Therapie kann leicht als Einstieg zu weitergehender Beschäftigung mit Esoterik dienen; so wird bei manchen Therapiesitzungen gependelt, um die richtige Blütenkombination herauszufinden. Die Bachblüten- Literatur verweist auf esoterische Veröffentlichungen und beschreibt die Therapie als Teil eines esoterischen Weltbildes.
„Zuerst unseren Lebenszweck herausfinden und dann die Schwierigkeiten lokalisieren die uns hindern – das sind unsere Schwächen und Mängel. Wir müssen für uns selbst herausfinden, an welcher Front wir besonders zu kämpfen haben und dann voll Dankbarkeit jene Blüte annehmen, die eigens dafür bestimmt ist, uns zum Sieg zu verhelfen. […] Wir sollten diese wundersamen Blüten des Feldes als Sakrament zu uns nehmen wie eine Gottesgabe, die uns in Zeiten der Not Linderung bringt.“ (M. Scheffer)
5.2. Detailkritik
5.2.1. Gottesbild und Weltbild
Daß der Mensch in die Natur eingebunden ist, steht außer Zweifel. Seine direkte oder indirekte Abhängigkeit zu kosmischen Energiefeldern ist jedoch nicht beweisbar. Dieser Gedanke findet zwar breiten Raum in der Astrologie (nach 5Mo 4,19 verboten) und jeglicher Art von esoterischen Strömungen, muß aber vom biblischen Weltbild her abgelehnt werden. Der Mensch ist nach der Bibel in die Beziehung zu Gott gestellt. Er kann sich Gott zwar entziehen, stellt sich damit aber gleichzeitig in den Wirkungskreis des Teufels (Jes 60,2; Eph 5,8).
In der Bachblüten-Therapie wird Gott nur als Kraft und höhere Macht bezeichnet. Gott offenbart sich aber in der Geschichte als eine Persönlichkeit mit konkretem Willen und aktivem Handeln. Er steht außerhalb des Menschen, unterscheidet sich in seinem Sein grundsätzlich von ihm.
5.2.2. Menschenbild
Gut erkannt hat Bach, daß Krankheiten ihre Ursache oft in Stolz, Haß oder Egoismus haben. Die von ihm gebrauchte Bezeichnung ‚Charakterschwäche‘ ist jedoch eine völlige Verharmlosung von Sünde, die eben nicht nur Krankheit, sondern den Tod zur Folge hat (Röm 6,23). Gott will nicht nur Seelenkosmetik betreiben, sondern uns ein neues Herz und einen neuen Geist schenken (Ps 51,12; Hes 11,19; 36,26).
Gott betreibt keine Seelenkosmetik, er schenkt einen neuen Geist.
Gott ist auf keinen Fall identisch mit dem ‚Selbst‘ eines Menschen. Die Göttlichkeit der menschlichen Seele ist eine Vorstellung des Pantheismus und steht diametral der von der Heiligen Schrift konstatierten Sündhaftigkeit des menschlichen Herzens gegenüber (1Mo 8,21; Mt 15,19).
Verständlich ist auch Bachs Kritik an dem rein somatischen und materialistischen Menschenbild der Schulmedizin. Allerdings versucht er, die unsichtbare und seelische Dimension des Menschen an Gott vorbei zu definieren und mit Inhalten zu füllen. Er verfehlt somit die geschöpfliche Realität und öffnet sich dem spirituellen Weltbild der Esoterik.
5.2.3. Heilskonzept
Bach war ehrlich genug um zuzugeben, daß der Mensch sich in einer Disharmonie befindet. Doch einen Zustand des völligen inneren Wohlbefindens werden wir auf Erden nie erreichen. Die Schöpfung, und wir als ein Teil von ihr, sind hier im Zustand des Seufzens und der Bedrängnis (Röm 8,18-25). Das menschliche Leben bewegt sich im Zustand der Hoffnung und der Erwartung auf eine neue Welt, in der unser defizitärer Status aufgehoben ist (1Thess 4,13ff; Offb 21,1ff). Die eschatologische Spannung des ’schon jetzt – aber noch nicht‘ bleibt erhalten (1Jo 3,2).
Der Trost, den die Präparate versprechen, ist eine traurige Alternative zu dem Trost, den uns Gott selbst durch seinen Heiligen Geist verheißen hat (2Kor 1,3-9).
Wenn Gott dem Menschen Heilung seiner Seele schenkt (Ps 103,3; Jes 53,5; 57,18ff; Hos 5,13), dann geschieht das immer durch Gotteserkenntnis (Hebr.: jadah), aus der heraus auch Selbsterkenntnis erwachsen kann. Autonom von Gott ist tiefe Selbsterkenntnis oder gar die Entwicklung von Selbstheilungskräften allerdings nicht möglich – nur Gott kann das menschliche Herz richtig erforschen (Ps 139,23; Jer 17,10).
5.2.4. Lebensführung und Ethik
Im Weltbild Bachs und seiner Schüler gibt es keinerlei absolut gültige Maßstäbe. Die Anthropozentrik führt in völlige Subjektivität und letztlich in Orientierungslosigkeit. Die Bibel verpflichtet dagegen zur Einhaltung göttlicher Maßstäbe. Das Zusammenleben der Menschen wird durch Gebote geregelt, durch den Dekalog oder auch durch Regeln für die Gemeinde (z.B. 1Kor 4-8). Jeder Mensch wird auch nach einem klaren Maßstab von Gott gerichtet werden (Röm 1,18- 2,16). Gottes Souveränität schließt eine subjektive menschliche Ethik aus.
Traurige Alternative: Trost durch Präparate!
Das Prinzip der Nichteinmischung steht der Verantwortung, die wir für unsere Mitchristen haben, diametral entgegen (Mt 18,15ff; 2Kor 1,5-11; Gal 6,1-5; Jak 5,19f). Gott möchte, daß wir Menschen uns gegenseitig ermahnen und zurechthelfen. Er hat uns nicht für das Alleinsein geschaffen und auch nicht dafür, daß jeder sich in Selbstbespiegelung und Tröpfchentherapie zurückzieht.
Auch die von Gott gebotene Verantwortung für die Welt (Jer 29,7) geht weit über das von Bach und Scheffer vertretene ‚Prinzip der Nichteinmischung‘ hinaus.
5.2.5. Gesundheit und Krankheit
Krankheit ist nicht nur negativ
Krankheit ist durch die Sünde in die Welt gekommen (1Mose 2,17; Röm 5,12). Sie gehört zur Realität irdischen Lebens und wird erst in der neuen Welt Gottes überwunden sein (Offb 21,4). Bach fordert zu Recht, hinter die rein somatische Sicht von Krankheit zurückzugehen und nach seelischen Ursachen zu suchen. Die endgültige Antwort auf die Ursache von Krankheiten ist bei ihm jedoch falsch, da er von kosmischer Disharmonie anstatt von Sünde spricht. Damit sind auch alle seine Schlußfolgerungen zur Überwindbarkeit von Krankheit hinfällig.
Nach der Bibel ist Krankheit auch nicht durchweg negativ. Sie kann zur Erkenntnis eigener Begrenztheit und neuem Vertrauen auf Gott führen (Hiob; 2Kor 12,9). Die Erneuerung der Seele durch den Glauben (2Kor 5,17) ist unabhängig von leiblichem Wohlbefinden.
Fazit
Die Bachblüten-Therapie ist abzulehnen. Ihr Ziel, die Seele zu heilen, steht in direkter Konkurrenz zu biblischem Glauben. Jede Anwendung der Bachblüten-Therapie, die sich an den Vorgaben der Therapie orientiert, bedeutet eine Beschäftigung mit der dahinterstehenden esoterischen Weltanschauung. Diese Weltanschauung ist aus biblischer Sicht klar abzulehnen und vor Aufnahme und Anwendung esoterischen Gedankenguts ist zu warnen.
Sollte jemand ohne Wissen um die Hintergründe und Ziele der Bachblüten-Therapie die Tropfen genommen haben, ist er nach Meinung der Autoren nicht gefährdet.
Da die Tropfen keine nachweisbare stoffliche Wirkung haben, kann von dem Stoff an sich auch keine Gefahr ausgehen. Eine spirituelle Wirkung des Präparates ohne Kenntnis der dahinterstehenden Philosophie nehmen die Autoren nicht an. Das hebt nicht die Ablehnung der Therapie auf, kann aber diejenigen beruhigen, die unwissend diese Tropfen verwendet haben. Jedem, der Bachblüten verwendet, sollte das überlegene Angebot Gottes, die Seele zu erneuern, bekannt gemacht werden.
Bettina K. Hakius (Jg. 70) und Jochen Riemer (Jg. 73) sind Absolventen der Freien Theologischen Akademie (FTA) Gießen.
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